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San  Francisco,  California 
2008 


DIE    HERAUSGEBER 

Percy  Ernst  Schramm  ist  1894  in 
Hamburg  geboren,  seit  1929  ordent= 
licher  Professor  der  Geschichte  an  der 
Universitat  Gottingen,  Mitglied  der 
Akademien  von  Gottingen,  Wien, 
Stockholm  und  der  Mediaeval  Aca= 
demy  of  America,  Kanzler  des  Or= 
dens  „Pour  le  Merite"  der  Wissen= 
schaften  und  Kiinste,  fiihrte  1943/45 
das  Kriegstagebuch  des  OKW. 

Andreas  Hillgruber  ist  1925  gebo= 
ren.  Dr.  phil.,  Oberstudiendirektor, 
Lehrbeauftragter  an  der  Universitat 
Marburg/Lahn. 

Walther  Hubatsch  ist  1915  geboren. 
Dr.  phil.,  ordentlicher  Professor  fur 
mittlere  und  neuere  Geschichte  an  der 
Universitat  Bonn.  Ordentliches  Mit= 
glied  des  J.  G.  Herder=Forschungsrates 
in  Marburg,  der  Kgl.  Schwedischen 
Monumenta=Kommission,  korresp. 
Mitglied  des  Baltischen  Forschungs= 
instituts,  Bonn,  1943/44  ini  WFStab 
tatig. 

Hans=Adolf  Jacobsen  ist  1925  ge= 
boren.  Dr.  phil.,  Direktor  des  For^ 
schungsinstituts  der  Deutschen  Ge= 
sellschaft  f iir  Auswartige  Politik  e.  V., 
Bonn;  Wissenschaftlicher  Mitarbeiter 
an  mehreren  Instituten. 

Alle  drei  Mitarbeiter  sind  Schiiler 
von  Prof.  Dr.  P.  E.  Schramm. 


\ 


Kriegstagebuch 

des  Oberkommandos  der  Wehrmacht 
(Wehrmachtfiihrungsstab) 


1940-1945 

Gefiihrt  von  Helmuth  Greiner  t  und 
Percy  Ernst  Schramm 


Im  Auftrag  des  Arbeitskreises  fiir  Wehrforschung 
herausgegeben  von 

PERCY  ERNST  SCHRAMM 

Es  wurden  bearbeitet  von 

Hans-Adolf  Jacobsen  •  Band  I:  1940/41 

Andreas  Hillgruber  •  Band  II :  1942 

Walther  Hubatsch  •  Band  III:  1943 

Percy  Ernst  Schramm  •  Band  IV:  1944/45 


Bernard  &  Graefe  Verlag  fiir  Wehrwesen  •  Frankfurt  am  Main 


Kriegstagebuch 

des  Oberkommandos  der  Wehrmacht 
(Wehrmachtfiihrungsstab) 


7      .J       . 


Band  II;        ^,Pf  eg  Wl\    j 
1.  Januar  1942  -  31.  Dezember  1942 


^'Vl'i    < 


Zusammengestellt  und  erlautert  von 
ANDREAS  HILLGRUBER 


Erster  Halbband 


1963 


Bernard  &  Graefe  Verlag  fiir  Wehrwesen  •  Frankfurt  am  Main 


f  l7 ¥  R  A^R  Y  } 

I   JJUN2  8  1974       i 

J  UNIVERSITY  OF  THE  PACIFIC  { 

282412 


Gesamtumfang:  XII  +  IV+  1465  Seiten  und  2  Ausschlagkarten 

1.  Halbband:  XII  +  780  Seiten;  2.  Halbband :  IV  +  685  Seiten 

Alle  Rechte  vom  Verleger  vorbehalten 

(c)  Bernard  &  Graefe  Verlag  fiir  Wehrwesen  •  Frankfurt  am  Main  1963 

Satz  und  Druck :  C.  Winter,  Darmstadt 

Buchbinderarbeit :  C.  Fikentscher,  Darmstadt 

Printed  in  Germany 


Vorwort 

Das  Original  des  von  Helmuth  Greiner  gefUhrten  Kriegstagebuches  des 
Wehrmachtfiihrungsstabes  1942  mu6  als  verloren  betrachtet  werden.  Trotz  in= 
tensiver  Nachforschungen  in  Archiven  der  Bundesrepublik  Deutschland  und  der 
USA  haben  sich  keine  Teile  davon  ausfindig  machen  lassen. 

Das  Bestreben,  der  kriegsgeschichtlichen  Forschung  auch  fiir  das  Jahr  1942 
aufschlufireiches  Quellenmaterial  aus  dem  Bereidi  der  deutschen  Obersten 
Wehrmachtfiihrung  vorzulegen  und  zwischen  den  erhaltenen  Teilen  des  Kriegs= 
tagebuches  aus  den  Jahren  1940/41  und  1943—45  eine  Briicke  zu  schlagen, 
fiihrte  dazu,  eine  Rekonstruktion  des  Kriegstagebuches  des  Wehrmachtfiih= 
rungsstabes  1942  aus  den  geretteten  Unterlagen  zu  versuchen.  Die  sachliche 
Notwendigkeit  hierzu  ergab  sich  aus  der  Tatsache,  dafi  das  Jahr  1942  die 
deutsche  Wehrmachtfiihrung  auf  alien  Kriegsschauplatzen  (Ostfront,  Mittel= 
meerraum— Nordafrika,  Seekrieg  im  Atlantik  und  im  nordlichen  Eismeer,  Luft= 
krieg)  vor  bedeutende  Entscheidungen  stellte,  die  —  dies  gilt  insbesondere  fiir 
die  zweite  Jahreshalfte  —  grundlegend  fiir  den  weiteren  Verlauf  und  den  Aus= 
gang  des  Krieges  in  Europa  wurden. 

Fur  die  Zeit  vom  12.  August  bis  31.  Dezember  1942  sind  die  taglichen  hand= 
schriftlichen  Aufzeichnungen  Helmuth  Greiners,  nach  denen  er  das  Kriegstage= 
buch  diktierte,  liickenlos  erhalten  geblieben  (heute  im  Nachlafi  Greiner  im 
Bundesarchiv=Militararchiv  Koblenz,  Nachlafi  Nr.  20)  ^  Zusammen  mit  nadi= 
traglichen  Erlauterungen  des  damaligen  Stellv.  Chefs  des  Wehrmachtfiihrungs= 
stabes.  General  d.  Artl.  a.  D.  Walter  Warlimont,  bilden  sie  einen  sicheren 
Grundstock  fiir  diesen  Zeitabschnitt.  Da  auch  die  taglich  zusammengestellten 
Lageberichte  des  OKH  (Generalstab  des  Heeres/Operationsabteilung)  fiir  die 
Zeit  vom  1.  Mai  bis  31.  Dezember  1942  und  die  taglichen  Meldungen  des  Luft= 
waffenfiihrungsstabes  an  die  Seekriegsleitung  fur  die  Zeit  vom  1.  Juli  bis 
31,  Dezember  1942  (abgesehen  von  wenigen  Tagen)  in  den  z.  Z.  im  Archiv  der 
britischen  Admiralitat  in  London  befindlichen  Akten  der  deutschen  Seekriegs= 
leitung  voUstandig  erhalten  sind  und  durch  die  wochentlichen  Sonderorientie= 
rungen  des  Wehrmachtfiihrungsstabes  (26.  Juni  1942  bis  6.  Januar  1943)  hin= 

1  Einen  Teil  seiner  Aufzeichnungen  veroffentlichte  Helmuth  Greiner  in  iiberar= 
beiteter  Form  im  Anhang  seines  Werkes  „Die  Oberste  Wehrmachtfiihrung  1939 
bis  1943",  Limes  Verlag  Wiesbaden  1951,  S.  395—432. 


sichtlich  des  See=  und  Luftkrieges  sowie  ab  i.  November  1942  bis  zum  Jahres= 
ende  durch  Beitrage  der  Organisationsabteilung  des  Generalstabes  des  Heeres 
erganzt  werden  konnten,  diirfte  fiir  die  zweite  Jahreshalfte  1942  das  Ziel  der 
Rekonstruktion  des  Kriegstagebuches  des  Wehrmachtfiihrungsstabes  so  weit 
wie  irgend  moglich  erreicht  worden  sein. 

Fiir  die  Zeit  vom  1.  April  bis  30.  Juni  1942  fand  sich  in  den  fiir  den  Niirn= 
berger  Hauptprozefi  1945/46  bereitgestellten  Dokumentenmaterialien  der  be= 
treffende  Abschnitt  des  Kriegstagebuches  der  von  dem  damaligen  Obersten 
d.  G.  Scherjf  geleiteten  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW^.  Da  dieser 
Teil  vom  Chef  des  Wehrmachtfiihrungsstabes,  General  Jodl,  durchgesehen 
wurde  und  in  ihm  wiederholt  auf  das  Kriegstagebuch  des  Wehrmachtfiihrungs= 
stabes  Bezug  genommen  wird,  konnte  er  als  willkommener  Ersatz  fiir  das 
zweite  Quartal  in  den  Band  aufgenommen  werden. 

Am  ungiinstigsten  liegen  die  Quellenverhaltnisse  fiir  das  erste  Quartal.  Die 
Lageberichte  des  OKH  (Generalstab  des  Heeres/Operationsabteilung)  sind  nur 
fiir  die  Zeit  vom  1.  Januar  bis  6.  Februar  1942  vorhanden.  Um  die  Liicke  vom 
7.  Februar  bis  31.  Marz  notdiirftig  zu  iiberbriicken,  wurden  aus  dem  person= 
lichen  Tagebuch  des  Chefs  des  Generalstabes  des  Heeres,  Generaloberst  Haider, 
die  Lagenotizen  mit  aufgenommen^.  Sie  ermoglichen  wenigstens  einen  Einblick 
in  die  taglichen  Veranderungen  an  der  Ostfront  in  diesen  Wochen  als  Voraus= 
setzung  fiir  die  im  Kriegstagebuch  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des 
OKW  ab  1.  April  1942  verzeichneten  Erorterungen  und  Entscheidungen  der 
Obersten  Wehrmachtfiihrung. 

Alle  in  diesem  Band  veroffentlichten  Quellenmaterialien  sind  ohne  spatere 
Zusatze  oder  Streichungen  wiedergegeben.  Einzelne— wenige  — Liicken  ergaben 
sich  aus  der  Beschaffenheit  der  Vorlagen.  Erlauterungen  und  Zusatze  des 
Bearbeiters  sind  diu-ch  eckige  Klammern  oder  in  Kursivdruck  als  FuJSnoten  deut= 
lich  gekennzeichnet.  Die  Transskription  slawischer  oder  arabischer  Ortsnamen 
entspricht  der  jeweiligen  Vorlage;  nur  offenkundige  Fehler  wurden  beseitigt. 

Um  dem  Benutzer  des  Bandes  den  Zugang  zu  erleichtern  und  die  —  aus  den 
tageweise  zusammengestellten,  Wesentliches  und  Unwichtiges  nebeneinander 
registrierenden  Notizen  nicht  immer  klar  erkennbaren  —  Zusammenhange  des 
Geschehens  deutlich  zu  machen,  wurde  dem  rekonstruierten  Kriegstagebuch 
(Teil  B  des  Bandes)  eine  umfangreichere  Einfiihrung  „Das  Kriegsjahr  1942,  ein 
militarpolitisch=operativer  Uberblick  aus  dem  Blickwinkel  der  deutschen  Ober= 
sten  Fiihrung"  (Teil  A  des  Bandes)  vorausgeschickt,  zu  der  liber  das  in  diesem 
Band  veroffentlichte  dokumentarische  Material  hinaus  zahlreiche  unveroffent= 


Als  NiirnbergsDok.  Nr.  PS=i8o7.  Fotokopien  des  128  Blatt  umfassenden  Doku= 

ments  verdanke  ich  dem  Institut  fiir  Zeitgeschichte  Miinchen. 

Die  vollstandige  kommentierte  Veroffentlichung  des  Tagebuches  befindet  sidi  in 

Vorbereitung:  Generaloberst  Haider,  Kriegstagebuch,  Bd.  Ill  (22.  6, 1941  —  24.  9. 

1942).  Bearbeitet  von  Hans=Adolf  Jacobsen.  W.  Kohlhammer  Verlag  Stuttgart 

1964. 


VI 


lichte  Quellen  aus  den  Akten  des  OKW,  OKH  (besonders  fiir  den  Ostfeldzug), 
der  Seekriegsleihing  und  des  Auswartigen  Amtes  herangezogen  wurden,  zumal 
in  den  „Dokumenten=Anhang''  (Teil  C  dieses  Bandes)  nur  eine  verhaltnismafiig 
knappe  Auswahl  von  wichtigen  bisher  ungedruckten  Quellen  zur  deutschen 
Kriegfiihrung  1942  im  Wortlaut  aufgenommen  werden  konnte.  Diese  Einfiih= 
rung  ist  keine  kriegsgeschichtliche  Darstellung  des  Jahres  1942,  sondern  gibt 
einen  Uberblick  iiber  den  Kriegsverlauf  in  diesem  Jahr  vom  Standort  der  deut= 
schen  Obersten  Fiihrung.  Zusammen  mit  der  „Chronik  1942'',  die  eine  Zu= 
sammenstellung  der  wichtigsten  Ereignisse  auf  alien  Kriegsschauplatzen  auf 
Grund  des  neuesten  Standes  der  Forschung  —  auch  auf  dem  im  rekonstruierten 
Kriegstagebuch  und  in  der  Einfiihrung  nur  ungeniigend  beriicksichtigten  Schau= 
platz  im  Pazifik  und  in  Ostasien  — ,  also  Kriegsgeschichte  in  knappster  Form, 
bietet,  steckt  sie  den  grofien  Rahmen  ab,  in  dem  die  Einzelheiten  der  taglichen 
Aufzeichnungen  ihren  Platz  finden.  Kriegsgliederungen  des  deutschen  Heeres 
und  der  Verbiindeten,  eine  Ubersicht  iiber  die  Dienststellenbesetzung  der  wich= 
tigsten  deutschen  und  verbiindeten  Kommandobehorden  sowie  ein  Verzeichnis 
der  1942  verwandten  Decknamen  fiir  Operationen  und  Hauptquartiere  (Teil  D 
des  Bandes)  dienen  gleichfalls  der  Erleichterung  bei  der  Benutzung. 

Die  Zusammenstellung  des  Bandes  ware  ohne  die  grofiziigige  Hilfsbereit= 
schaft  verschiedener  Institute  und  einer  Reihe  von  Einzelpersonlichkeiten,  die 
erganzendes  Quellenmaterial  beisteuerten  oder  die  Verbindung  zu  auslandischen 
Archiven  und  Instituten  kniipften  und  von  dort  wertvoUes  Material  vermittel= 
ten,  nicht  moglich  gewesen.  Mein  aufrichtiger  Dank  gilt  dem  Bundesarchiv= 
Militararchiv  Koblenz,  besonders  den  Herren  Oberst  i.  G.  a.  D.  Teske,  Dr. 
Tessin  und  Bertram,  und  dem  Institut  fiir  Zeitgeschichte  Miinchen,  besonders 
Herm  Dr.  Krausnick.  Fiir  Auskiinfte  gebiihrt  auch  dem  Militargeschichtlichen 
Forschungsamt  Freiburg  i.  Br.  (Herm  Oberst  i.  G.  Dr.  Hans  Meier=Welcker) 
und  dem  Staatlichen  Archivlager  Gottingen  Abt.  Zeitgeschichte  (Herrn  Dr. 
Hans=Giinther  Seraphim)  Dank. 

Besonderen  Dank  fiir  ihre  tatkraftige  Unterstiitzung  bei  der  Beschaffung  des 
Dokumenten=Materials  sowie  weiterer  fiir  die  Einfiihrung  verwerteter  Unter= 
lagen  schulde  ich  Herrn  Professor  Dr.  Charles  Bur  dick  (USA),  Herrn  Gro6ad= 
miral  a.  D.  Karl  Donitz,  Herm  General  d.  Inf.  a.  D.  Dr.  Waldemar  Erfurth, 
Herrn  Generaloberst  a.  D.  Franz  Haider,  Herrn  Professor  Dr.  Walther  Hm= 
batsch,  Herrn  Generalmajor  a.  D.  Alfred  Philippi  und  Herrn  General  d.  Artl. 
a.  D.  Walter  Warlimont  sowie  meinen  Freunden  Dr.  Gerhard  Hummelchen,  Dr. 
Hans=Adolf  Jacobsen  und  Dr.  Jiirgen  Rohwer.  Frau  Evi  Rohwer  und  Dr.  G. 
Hiimmelchen  danke  ich  herzlich  fiir  die  Mithilfe  beim  Korrekturlesen. 

Dankbar  verbunden  bin  ich  dem  Herausgeber,  Herm  Professor  Dr.  Percy 
Ernst  Schramm,  der  das  miihevoUe  Zusammenfiigen  der  einzelnen  Telle  dieses 
Bandes  mit  vielfaltigem  Rat  und  steter  Forderung  begleitete. 

Marburg  a.  d.  Lahn,  1.  August  1963  Andreas  Hillgruber 

VII 


INHALT 


A.  EINFUHRUNG 

Das  Kriegsjahr  1942,  ein  militarpolitisch=operativer  Oberblick  aus  dem  Blick= 
winkel  der  deutschen  Obersten  Fuhrxmg 

I.  Die  strategischen  Grundlagen  fiir  1942 3 

II.  Die  deutsdie  Oberste  Fiihrung  1942 8 

III.  Deutsdiland  und  seine  Verbiindeten 13 

1.  Japan 13 

2.  Italien 20 

3.  Rumanien,  Ungarn,  Bulgarien,  Slowakei,  Kroatien 27 

4.  Finnland 36 

IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 38 

1.  Die  Situation  im  Winter  1941/42 38 

2.  Planung  und  Vorkampfe  zur  Offensive  1942 46 

3.  Der  Sommerfeldzug  nadi  Stalingrad  und  zum  Kaukasus 50 

4.  Die  Kampfe  im  mittleren  und  nordlidien  Absdinitt  der  Ostfront 

(April  bis  November  1942) 72 

Aushlick:  Grundsatzliche  Festlegungen  von  August  bis  Ende  1942  ...  68 

5.  Die  Lage  an  der  finnischen  Front 79 

6.  Die  Abwehr  der  sowjetisdien  Offensive  ab  19. 11. 1942 82 

7.  Die  Situation  um  die  Jahreswende  1942/43 90 

V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 95 

1.  Die  Situation  an  der  Jahreswende  1941/42  und  die 

deutsch=italienische  Offensive  ab  21. 1. 1942 95 

2.  Die  Plane  zur  Kriegfiihrung  im  Sommer  1942 100 

3.  Die  deutsdi=italienische  Offensive  von  El  Gazala  bis  El  Alamein 

(Mai  bis  Juli  1942) 104 

4.  Die  Abwehr  der  britisdien  Offensive  in  Agypten  ab  23. 10. 1942    .     .     .  109 

5.  Die  Gegenmafinahmen  gegen  die  alliierte  Landung  in  Marokko 

und  Algerien 114 

6.  Die  Lage  im  Mittelmeerraum  an  der  Jahreswende  1942/43 121 

IX 


VI.  Verteidigungsmafinahmen  im  Norden  und  Westen  Europas 122 

1.  Norwegen  —  Danemark 122 

2.  Niederlande  —  Belgien  —  Frankreich 126 

VII.  Der  Kampf  gegen  die  Aufstandsbewegungen  in  Siidosteuropa    ....  136 

1.  Die  Tschetniks  des  Generals  Draza  Mihajlovic 136 

2.  Der  Kampf  gegen  die  kommunistischen  Partisanen  Titos 139 

3.  Die  Widerstandsgruppen  in  Griechenland 140 

VIII.  Der    Seekrieg 143 

1.  Die  „SchIacht  im  Atlantik"  (U=Boot=Kriegfuhrung) 143 

2.  Der  Einsatz  deutscher  Oberwasserstreitkrafte 155 

IX.  Der  Luftkrieg 162 

1.  Die  Abwehr  der  alliierten  Luftoffensive  gegen  das  Reich  und  die 

besetzten  Westgebiete 163 

2.  Der  offensive  Einsatz  der  deutschen  Luftwaffe 166 

X.  Riistung  und  Wehrwirtschaft  Deutschlands  im  Jahre  1942 169 

XI.  Die  Bilanz  des  Jahres  1942 174 


B.  KRIEGSTAGEBUCH  1942 

Das  erste  Quartal  (1.  Januar  bis  31.  Marz  1942) 

Januar  1942 181 

Februar  1942 276 

Marz  1942 302 

Das  zweite  Quartal  (1.  April  bis  30.  Juni  1942) 

April  1942 313 

Mai    1942 331 

Juni  1942 

Das  dritte  Quartal  (1.  Juli  bis  30.  September  1942) 

Juli  1942 465 

August  1942       542 

September  1942 66^ 

Das  vierte  Quartal  (1.  Oktober  bis  31.  Dezember  1942) 

Oktober  1942 781 

November  1942 885 

Dezember  1942 1060 

Anhang:  Ausziige  aus  den  Sonderorientierungen  des  OKW/WFStabes 

vom  25.  6. 1942  bis  6. 1. 1943,  den  See=  und  Luftkrieg  betreffend  .     .     1212 

X 


CDOKUMENTEN-ANHANG 
ZUM  KRIEGSTAGEBUCH  1942 

Vorhemerkung 1261 

1.  OKW=Weisung  vom  14.  Dezember  1941  betr.  Kiistenverteidigung      .     .     .  1262 

2.  Fiihrerbefehl  vom  8.  Januar  1942  betr.  Verteidigung  aller  Stellungen 
(Auszug) 1264 

3.  Fiihrerbefehl  vom  10.  Januar  1942  betr.  Riistung  1942 1265 

4.  Auszug  aus  dem  KTB  des  B.d.U.  vom  11.  Januar  1942 1267 

5.  Fiihrerbefehl  an  die  H.Gr.  Mitte  vom  15.  Januar  1942  zum  Riickzug 

auf  die  „Winterstellung" 126S 

6.  Fiihrerbefehl  vom  1.  April  1942  betr.  weitere  Kampf f iihrung  der  H.Gr.  Mitte  1270 

7.  OKW=Verfiigung  vom  15.  April  1942  betr.  Befehlsbefugnisse  an  den  Kiisten  1271 

8.  Auszug  aus  dem  KTB  des  B.d.U.  vom  15.  April  1942 1272 

9.  Beurteilung  der  Gesamtfeindlage  an  der  Ostfront  durch  die  Abt.  Fremde 
Heere  Ost  des  Gen.St.d.H.  vom  1.  Mai  1942 1275 

10.  Befehl  des  Oberkommandos  der  H.Gr.  Mitte  fiir  die  Tauschung  „Kremr' 

vom  29.  Mai  1942 1276 

11.  Auszug  aus  dem  KTB  des  B.d.U.  vom  21.  Juni  1942 1277 

12.  Mitteilung  des  OKW/WFStabes  an  den  OB  West  vom  4.  Juli  1942  betr. 
Voraussetzungen  fiir  einen  deutschen  Einmarsch  in  Spanien 1280 

13.  Fiihrerbefehl  vom  9.  Juli  1942  betr.  Verlegung  von  Waffen=SS=Verbanden 

in  den  Bereich  des  OB  West 1280 

14.  Fiihrerbefehl  vom  13.  Juil  1942  betr.  Fortsetzung  der  Operationen 

der  H.Gr.n  A  und  B 1282 

15.  Kurze  Beurteilung  der  Feindlage  an  der  Ostfront  vom  15.  Juli  1942  .     .     .  1283 

16.  Richtlinien  des  Fiihrers  vom  17.  Juli  1942  fiir  die  Fortfiihrung  der 
Operationen  der  H.Gr.n  A  und  B 1284 

17.  Fernschreiben  des  OKH/Gen.St.d.H.  an  die  H.Gr.n  A  und  B  vom  31.  Juli  1942 
betr.  Fortfiihrung  der  Operationen 1285 

18.  Weisung  des  OB  der  H.Gr.  Mitte  vom  8.  August  1942  fur  das  Unternehmen 
„Wirbelwind"       1286 

19.  Aufzeichnung  des  Botschaftsrats  Hilger  vom  8.  August  1942  iiber  Verneh= 
mungen  von  kriegsgefangenen  sowjetischen  Offizieren,  u.  a. 

General    Wlassow 1287 

20.  Briefwechsel  zwischen  dem  Chef  der  Op.Abt.  des  Gen.St.d.H.,  Gen.Major 
Heusinger,  und  dem  Chef  des  Gen.St.  der  11.  Armee,  Gen.Major  Schulz, 

vom  2.77.  September  1942  iiber  das  Unternehmen  „Nordlicht" 1290 

21.  Fiihrerbefehl  vom  8.  September  1942  iiber  „Grundsatzliche  Aufgaben  der 
Verteidigung"       1292 

22.  Fiihrerbefehl  an  die  H.Gr.  A  vom  10.  September  1942  iiber  die  Fortsetzung 

der    Operationen 1297 

23.  Fiihrerbefehl  vom  13.  September  1942  betr.  Fortfiihrung  der  Operationen 

der  H.Gr.  B  im  Gro6raum  Stalingrad 1298 

24.  Fiihrerbefehl  vom  13.  September  1942  betr.  Ablosung  abgekampfter  Divi= 
sionen  aus  dem  Osten 1298 

25.  Auszug  aus  dem  KTB  des  B.d.U.  vom  2.  Oktober  1942 1300 

26.  Operationsbefehl  Nr.  1  vom  14.  Oktober  1942  betr.  weitere  Kampffiihrung 

im  Osten 1301 

27.  Beurteilung  der  Feindlage  vor  der  H.Gr.  Mitte  vom  6.  November  1942 

durch  die  Abt.  Fremde  Heere  Ost  des  Gen.St.d.H 1305 

XI 


28.  Kurze  Beurteilung  der  Feindlage  vom  12.  November  1942  durch 

Abt.  Fremde  Heere  Ost  des  Gen.St.d.H 1306 

29.  Fiihrerbefehl  vom  17.  November  1942  betr.  Fortfiihrung  der  Eroberung 
Stalingrads  durch  die  6.  Armee 1307 

30.  Beurteilung  der  U=Boot=Lage  durch  den  B.d.U.  vom  18.  November  1942  .     .  1307 

31.  Aufzeichnung  des  Reichsministers  Speer  liber  die  Fiihrerbesprechung 

vom  22.  November  1942 1310 

32.  Lagebeurteilung  des  B.d.U.  vom  19.  Dezember  1942 1313 

33.  OKW=Weisung  an  das  Geb.AOK  20  vom  29.  November  1942  betr. 
Verstarkung  des  finnischen  Kampfraumes 1315 

34.  Fiihrerbefehl  vom  27.  Dezember  1942  fiir  die  weitere  Kampf fuhrung 

auf  dem  Siidfliigel  der  Ostfront 1316 

35.  Operationsbefehl  Nr.  2^  vom  28.  Dezember  1942  betr.  weitere  Kampffiihrung 

auf  dem  Siidfliigel  der  Ostfront 1318 

36.  Erganzung  zum  Operationsbefehl  Nr.  2  vom  31.  Dezember  1942  ....  1319 

37.  Ubersicht  iiber  den  Frontflugzeugbestand  vom  3.  Januar  1942 1320 

38.  Luftwaffeneinsatz  wahrend  der  Sommeroffensive  1942 1321 

39.  Deutsche  Flugzeugverluste  1942 1322 

D.  ANHANGE 

1.  Auflosung  militarischer  und  anderer  Abkiirzungen 1325 

2.  Militarische  Decknamen  fiir  Operationsplane  und  Hauptquartiere    .     .     .     1339 

3.  Dienststellenbesetzung  der  wichtigsten  deutschen  und  verbiindeten 
Kommandobehorden  1942 ^344 

4.  Die  Gliederung  des  deutschen  Heeres  1942 1353 

5.  Chronik  vom  1. 1.— 31. 12. 1942,  zusammengestellt  von  Andreas  Hillgruber 
und  Gerhard  Hiimmelchen 1401 

6.  Register  (Personennamen) 1448 

7.  Karten 
Kriegsschauplatz  „Osten" 
Kriegsschauplatz  „Mittelmeerraum" 
Kriegsschauplatz  „Westen"  s.  Karte  1  in  Bd.  IV/2 
Kriegsschauplatz  „Norden"  s.  Karte  5  in  Bd.  IV/2 
Kriegsschauplatz  „Siidosten"  s.  Karte  3  in  Bd.  IV/2 

Beriditigungen 

Nachstehende  Unstimmigkeiten  sind  zu  berichtigen: 

Seite  4  Zeile  18  von  oben  lies:  konnten  (statt  konnte). 

Seite  42  Zeile  13  von  u^ten  lies:  Brockdorff=Ahlefeldt  (statt  =Ahlefeld). 

Seite  81  Anm.  3  Zeile  2  von  unten  lies:  sul  (statt  rul). 

Seite  88  Anm.  6  lies:  Aufz.  zum  KTB  des  WFStabes,  21.12.1942  (statt  Tgb.  Engel, 

21. 12. 1942). 

Seite  134  Zeile  4  von  oben  lies:  sollte  (statt  soil  ten). 

Seite  136  Zeile  9  von  unten  lies:  fiihrten  (statt  fiihrte). 

Seite  153  Anm.  6  Zeile  2  lies:  Novemberergebnis  (statt  Norwegenergebnis). 

Seite  161  Zeile  18  von  oben  lies:  ...  lag  (trotz. . .  [statt:  .  . .  (lag  trotz. .  .]. 

Seite  1336  Zeile  15  von  oben  lies:  SS=FHA  =  SS=Fiihrungshauptamt  (statt:  =mann). 

XII 


A.  Einfiihrung 


gouirfijL....- . 


Einfiihrung 

Das  Kriegsjahr  1942,  ein  militarpolitisch=operativer  Oberblick 
aus  dem  Blickwinkel  der  deutschen  Obersten  Fiihrung 


I.  Die  strategischen  Grundlagen  fiir  1942 

Die  Lage  um  die  Jahreswende  1941/42  war  durdi  drei  Ereignisse  gekenn= 
zeichnet,  die  den  bisher  im  wesentlichen  noch  europaischen  Krieg  zum  Welt= 
krieg  ausweiteten  und  ihm  damit  gerade  auch  von  der  Warte  der  deutschen 
Obersten  Fiihrung  vollig  neue  Dimensionen  gaben: 

1.  das  Scheitern  der  deutschen  Offensive  an  der  Ostfront,  sichtbar  geworden 
durch  die  Krise  vor  Moskau  im  Dezember  1941.  Sie  bedeutete  mehr  als  einen 
operativen  Riickschlag,  der  durch  eine  Wiederaufnahme  der  Offensivhand= 
lungen  1942  hatte  tiberwunden  werden  konnen.  Das  Scheitern  des  „Bhtz= 
krieges''  gegen  die  Sowjetunion  stellte  vielmehr  den  Zusammenbruch  des  deut= 
schen  Kriegsplanes  selbst  dar,  wie  er  sich  im  Herbst  1940  teils  aus  der  realen 
Situation  des  Reiches  im  Kriege,  teils  aus  freien  Entscheidungen  Hitlers  ergeben 
hatte.  Das  strategische  Ziel,  Sowjetrufiland  noch  vor  der  Ausschaltung  Grofi= 
britanniens  in  einem  schnellen  Feldzug  niederzuwerfen,  ehe  der  fiir  1942, 
spatestens  1943  erwartete  Kriegseintritt  der  USA  Wirkhchkeit  wurde  und  da= 
mit  der  Zweifrontenkrieg  „in  seiner  schwersten  Form^''  eintrat,  war  nicht 
erreicht  worden. 

2.  der  fiir  die  deutsche  Fiihrung  iiberraschende  Kriegseintritt  Japans  mit  dem 
anschliefienden  Siegeszug  in  Siidostasien  und  im  Westpazifik.  Er  eroffnete 
Moglichkeiten  einer  Koalitionskriegftihrung.  Auch  iiberschattete  er  die  Winter* 
krise  an  der  Ostfront. 

Beides  zusammen  erf  orderte  eine  Neukonzeption  des  deutschen  Kriegsplanes. 
Sie  wurde  vollends  unumganglich  durdi  das  dritte  mit  dem  zweiten  verbundene 
Ereignis : 

3.  die  Kriegserklarung  Hitlers  an  die  USA  am  11. 12. 1941.  Sie  mufite  zu= 
nachst  fiir  die  Seekriegfuhrung,  dann  aber  fur  die  deutsche  strategische  Ge= 

1  Walter  Warlimont,  Im  Hauptquartier  der  deutschen  Wehrmacht  1939—1945. 
Grundlagen— Formen—Gestalten.  Frankfurt  a.  M.  (Bernard  &  Graefe  Verlag  fur 
Wehrwesen)  1962,  S.  217. 


A.  Einfiihrung 

samtplanung  iiberhaupt  von  entscheidender  Bedeutung  werden;  denn  schon 
bei  Jahresbeginn  1942  war  deutlich  zu  erkennen,  dafi  die  amerikanische  Fuh= 
rung  trotz  aller  Niederlagen  im  Pazifik  und  in  Siidostasien  entschlossen  war, 
ihr  strategisches  Schwergewicht  nach  Europa/Afrika  zu  verlegen  („Germany 

first"). 

Zu  einer  somit  unumganglichen  Neukonzeption  des  deutschen  Kriegsplanes 
hat  sich  Hitler  indessen  nicht  aufgerafft.  Es  drangt  sich  dabei  dem  historischen 
Betrachter  der  Eindruck  auf,  als  habe  er  sich  vor  einer  Aufgabe  gesehen,  die 
fiir  ihn  zu  den  „Problemen  der  Zukunft''  gehorte,  die  er  „nicht  zu  Ende''  zu 
denken  wagte^;  hatte  ihn  doch  ein  „Zu=Ende=Denken''  zum  Eingestandnis  der 
Aussichtslosigkeit  der  deutschen  Situation  gegeniiber  der  nun  geschlossenen 
Koalition  der  Weltmachte  in  West  und  Ost  fiihren  miissen. 

Wenn  man  die  spateren  Aufierungen  des  Chefs  des  Wehrmachtfuhrungs= 
stabes,  Generaloberst  Jodl,  fiir  zuverlassig  ansieht,  so  scheinen  sowohl  Hitler 
als  auch  sein  erster  operativer  Berater  aus  ihrer  Kenntnis  der  Gesamtlage 
damals  durchaus  die  Hoffnungslosigkeit  gesehen  zu  haben.  So  erklarte  Jodl 
am  13.  5. 1945  riickblickend :  „Seit  Frlihjahr  42  wufite  ich,  dafi  wir  den  Krieg 
nicht  gewinnen  konnte^/'  Zwei  Tage  spater  fafite  der  Kriegstagebuchfiihrer 
die  Ausfiihrungen  Jodls  noch  deutlicher  zusammen:  „Im  besonderen  wurde 
dem  Fiihrer  und  auch  dem  Generalobersten  klar,  als  die  Katastrophe  des  VVin= 
ters  41/42  hereinbrach  . . .,  dafi  von  diesem  Kulminationspunkt  des  beginnen= 
den  Jahres  1942  an  kein  Sieg  mehr  errungen  werden  konnte^/'  Vor  den  Konse= 
quenzen  dieser  klaren  Erkenntnis  wichen  jedoch  Hitler  und  Jodl  aus. 

So  stand  das  Jahr  1942  „im  Zeichen  des  Trotzes^'',  kam  es  zu  einer  Kette 
von  „improvisierteijL  Entschliissen®'",  die  allesamt  nicht  der  voUig  veranderten 
strategischen  Gesamtsituation  Rechnung  trugen.  Zu  ihnen  gehort  von  Hitler 
aus  betrachtet  auch  die  in  diesem  Jahr  noch  verstarkte  Konzentration  der  Be= 
f  ehlsorganisation  der  Wehrmacht  auf  seine  Person  sowie  die  Ubersteigerung  der 
nationalsozialistischen  Gewaltherrschaft  im  deutschbeherrschten  Europa  ins= 
gesamt,  die  1942  eintrat. 

Auf  strategischem  Gebiet  blieb  Hitler  auch  unter  den  veranderten  Verhalt= 
nissen  bei  seinem  Entschlufi,  zunachst  die  Sowjetunion  als  militarischen  Faktor 
auszuschalten.  „Zuversicht  und  Wille,  die  Initiative  im  Osten,  spatestens  bei 
Wintersende,  wiederzugewinnen'',  zeigte  Hitler  —  nach  aufien  —  den  ganzen 

i  In  Ankniipfung  an  die  zur  Deutung  Hitlers  und  seiner  Handlungsweise  wesent= 
lidie  Aufierung  Hitlers  gegeniiber  Grofiadmiral  Raeder  am  23. 5. 1939.  Vgl. 
hierzu  IMT,  Bd.  XIV,  S.  341  und  Kriegstagebuch  des  Oberkommandos  der  Wehr= 
macht  (Wehrmachtfiihrungsstab),  Bd.  IV,  S.  ^^  mit  der  Interpretation  durch 
Percy  Ernst  Schramm. 

3  Kriegstagebuch  des  Oberkommandos  der  Wehrmacht  (Wehrmachtfiihrungsstab), 
Bd.  IV,  S.  1501. 

4  Ebda.,  S.  1503. 

5  Bodo  Scheurig,  Vor  zwanzig  Jahren:  Einkesselung  bei  Stalingrad,  in:  Frank= 
furter  Allgemeine  Zeitung  1962,  Nr.  286  (8.12.1962). 

6  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  217.  , 


I.  Die  strategischen  Grundlagen  fiir  1942 

Winter  iiber.  In  seiner  Rede  zum  Heldengedenktag  in  Berlin  am  15.  3. 1942 
verkiindete  er,  dafi  „die  bolschewistischen  Horden,  die  den  deutschen  und  ver= 
biindeten  Soldaten  in  diesem  Winter  nicht  zu  besiegen  vermochten,  .  .  .  von 
uns  in  dem  kommenden  Sommer  bis  zur  Vernichtung  geschlagen  sein  (wer= 
den)^''.  AUerdings  —  so  erklarte  er  bereits  am  3.1.1942  dem  japanischen 
Botschafter  Oshima  —  „beabsichtige  (er)  vorlaufig  in  der  Mitte  der  Front  keine 
Angriffsoperationen  mehr  zu  fiihren.  Sein  Ziel  sei  die  Offensive  an  der  Sud= 
front.''  Er  sei  „entschlossen  .  . .,  die  Offensive  in  Richtung  des  Kaukasus  wieder 
aufzunehmen,  sobald  das  Wetter  glinstig  wiirde.  Diese  Stofirichtung  sei  die 
wichtigste;  man  miisse  an  das  01  und  an  Iran  und  den  Irak  herankommen. 
Wenn  man  erst  einmal  dort  stiinde,  so  hoffe  er,  dafi  man  auch  der  Freiheits= 
bewegung  der  arabischen  Welt  zum  Durchbruch  verhelfen  konne.  Natiirlich 
wiirde  er  aufierdem  alles  daran  setzen,  Moskau  und  Leningrad  zu  vernichten^''. 
Damit  waren  wesentliche  Leitmotive  fur  das  ganze  Jahr  1942  angeschlagen. 

Andere  strategische  Moglichkeiten,  als  im  Osten  wieder  offensiv  zu  werden, 
wurden  von  Hitler  nicht  in  Erwagung  gezogen  und  auch  nicht  vom  Wehr= 
machtfiihrungsstab  —  nicht  einmal  in  Studien  —  untersucht.  Demgegeniiber 
entwickelte  die  deutsche  Seekriegsleitung  in  einer  umfangreichen  „Betrachtung 
zur  Lage''  vom  20.  2. 1942  ^  sowie  in  wiederholten  Vorstofien  des  Oberbef ehls= 
habers  der  Kriegsmarine,  Grofiadmiral  Raeder,  in  seinen  Vortragen  vor  Hitler 
—  ankniipfend  an  die  Gedanken  der  Seekriegsleitung  zur  Kriegfiihrung  in  den 
Jahren  1940/41,  aber  entsprechend  der  neuen  Situation  abgewandelt  —  eine 
eigene  strategische  Gesamtkonzeption,  die,  im  Ziele  Hitlers  Gedanken  durch= 
aus  nahe  kommend,  auch  auf  den  Nahen  und  Mittleren  Osten  gerichtet  war, 
jedoch  einen  anderen  Weg  hierfiir  vorschlug,  namlich  im  Mittelmeerraum  ihren 
Hauptansatzpunkt  hatte,  dabei  einen  Vorstofi  in  den  Kaukasus  von  Norden 
allenfalls  als  Nebenoperation  gelten  lassen  wollte  imd  —  entscheidend  —  den 
Zusammenhang  zwischen  der  deutschen  und  japanischen  Kriegfiihrung  mit 
dem  Ziel  einer  Koalitionskriegfiihrung  der  „Dreierpaktmachte"  als  Chance  des 
Jahres  1942  erfafite. 

Am  13.  2. 1942  erklarte  Raeder  vor  Hitler:  „Suez=  und  Basrah=Position  sind 
die  Westpfeiler  der  britischen  Herrschaft  im  indischen  Raum.  Gelingt  es,  diese 
Positionen  durch  gemeinsamen  Druck  (der)  Achsenmachte  zum  Einsturz  zu 
bringen,  so  mussen  die  strategischen  Folgen  fiir  das  britische  Reich  vernichtend 
sein.  (Ein)  baldiger  deutsch=italienischer  Stofi  gegen  (die)  britische  Schliissel= 

7  Wortlaut  der  Rede  Hitlers  am  15.3.1942  in:  Archiv  der  Gegenwart  XII  (1942), 
S.  5430. 

8  Auszug  aus  der  Aufzeichnung  iiber  die  Unterredung  Hitler— Oshima  vom  3. 1. 
1942,  abgedruckt  bei  Hans=Adolf  Jacobsen,  1939/1945.  Der  Zweite  Weltkrieg 
in  Chronik  und  Dokumenten,  5.  Auflage,  Darmstadt  (Wehr  und  Wissen  Verlags= 
gesellschaft)  1961,  S.  288  ff. 

9  Lagebetrachtung  der  Seekriegsleitung  vom  20.  2. 1942  (Anlage  zu  B  Nr.  1.  Ski.  lb 
507/42  g.Kdos.  Chefs.),  Fotokopie  aus  dem  Bundesarchiv=Militararchiv  Koblenz, 
Kio. 


A.  Einfiihrung 

stellung  Suez  ware  strategisch  gesehen  daher  von  allergrofiter  Bedeutung  [vol= 
lige  Bereinigung  Mittelmeerlage,  Mossulolquellen  (!!),  Riickwirkung  auf  (die) 
Haltung  der  Tiirkei,  Naher  Orient,  arabische  und  indische  Bewegung,  Ruck= 
wirkung  auf  Ostfront,  Kaukasus].  (Die)  Englander  selbst  sehen  nach  (den) 
vorliegenden  Nachrichten  (die)  gegenwartige  Bedrohung  im  agyptischen  Raum 
als  aufierst  stark  an  und  befiirchten  (die)  Herstellung  (einer)  strategischen  Ver= 
bindung  der  deutsch=italienischen  mit  (der)  japanischen  Kampffiihrung.  (Die) 
Japaner  streben  in  Erkenntnis  entscheidender  Bedeutung  aufrichtig  (die)  Her= 
stellung  (der)  Verbindung  auf  (dem)  See=  und  Luftweg  mit  Deutschland  an^." 
In  der  Betrachtung  der  Lage  vom  20.  2.  wurde  die  Alternative  klar  ausge= 
sprochen^*:  „  Von  den  beiden  strategischen  VormarschstraiSen  gegen  die  britische 
Stellung  im  Vorderen  Orient  fiihrt  die  eine  durch  SiidruEland  liber  den  Kau= 
kasus  nach  Iran,  die  zweite  iiber  das  Mittelmeer  durch  Nordafrika  nach  Agyp= 
ten/Suez.  Beide  Wege  unterliegen  grofien  Nachschub=  und  Gelandeschwierig= 
keiten.  Bei  der  gegenwartigen  Schwache  der  englischen  Stellung  am  Suezkanal 
besteht  kaum  ein  Zweifel,  dafi  das  strategische  Ziel  ,Suez'  schneller  erkampft 
werden  konnte  als  der  Weg  iiber  den  Kaukasus  . .  .  Auf  Grund  dieser  Fest= 
stellungen  kommt  die  Seekriegsleitung  bei  ihren  Oberlegungen  zu  dem  Er= 
gebnis,  dajS  der  Stofi  gegen  Suez/Agypten  iiber  kurz  oder  lang  gefiihrt  werden 
mujl^,  um  das  Ziel  der  Sicherung  des  europaischen  Lebensraumes  zu  erreichen. 
Strategisch  am  giinstigsten  ware  eine  sofort^,  moglichst  aber  noch  vor^  der 
Regenperiode  dieses  Jahres  durchzufiihrende  Offensive  in  Richtung  Suez  unter 
Ausnutzung  der  augenblicklich  giinstigen  Feindlage  und  unter  vollem  Einsatz 
der  italienischen  Flotte.  Der  Einsatz  nur  weniger  Divisionen  wiirde  jetzt  und  in 
naher  Zukunft  zur  Durchfiihrung  des  Stofies  gegen  Suez  geniigen,  ihr  Fehlen 
an  anderer  Stelle  wiirde  im  Wechselspiel  der  strategischen  Auswirkungen  durch 
den  erreichten  Erfolg  dieser  Operation  vielfach  ausgeglichen  . . .  Stellt  sich  die 
Durchfiihrung  der  Suez=Operation  noch  im  Friihjahr  1942  krafte=  und  tonnage= 
mafiig  als  unmoglich  heraus,  so  ergibt  sich  dennoch  die  strategische  Forderung, 
schon  jetzt  mit  alien  Kraften  den  Stofi  gegen  Agypten  vorzubereiten  und,  so= 
bald  wie  moglich,  noch  in  diesem  Jahr  zur  Durchfiihrung  zu  bringen.  Die  Zu= 
riickstellung  aller  anderen  Operationsziele  im  Osten  bis  auf  die  Kaukasus= 
operation  und  die  Wegnahme  von  Murmansk  ist  durch  das  strategische  Ziel 

1  Der  Oberbefehlshaber  der  Kriegsmarine  und  Chef  der  Seekriegsleitung  Nr.  1. 
Ski.  lb  383/42  g.Kdos.  Chefs.  (Fotokopie).  Vgl.:  Lagevortrage  des  Oberbefehls= 
habers  der  Kriegsmarine  vor  Hitler  1939—1945.  Erlautert  von  Friedrich  Ruge, 
Jiirgen  Rohwer  und  Gerhard  Hiimmelchen  (in  Vorbereitung),  im  folgenden  zit.: 
Lagevortrage  des  Ob.d.M. 

la  Lagebetrachtung  der  Ski.  vom  20.  2. 1942  „Welche  strategischen  Forderungen  er= 
geben  sidi  aus  der  gegenwartigen  Lage  fiir  die  weitere  Kriegfiihrung  der  Dreier= 
paktmachte?"  (Anlage  zu  B.  Nr.  1  Ski.  lb  507/42  g.Kdos.  Chefs.  —  Fotokopie 
aus  dem  Bundesarchiv=Militararchiv  Koblenz). 

2  Im  Original  unterstridien. 

3  Im  Original  unterstrichen. 

4  Im  Original  unterstridien.  ■'-■>  ■-<■ 


I.  Die  strategischen  Grundlagen  fiir  1942 

Suez  gerechtfertigt  .  .  ."  Es  ergebe  sich  „die  geschichtliche  Gelegenheit'',  „mit 
verhaltnismafiig  geringen  Kraften  in  absehbarer  Zeit  im  Zusammenwirken 
mit  Japan  den  Einsturz  der  gesamten  britischen  SchlUsselstellung  im  Vorderen 
Orient  herbeizufiihren''. 

Das  „Schlul3wort''  lautete:  „Die  wichtigste  strategische  Forderung  ist  die 
Olgewinnung.  Die  fiir  die  weitere  Kriegsentwicklung  bedeutsamste  strategische 
Schliisselstellung  ist  Suez.  Die  Seekriegsleitung  ist  davon  iiberzeugt,  dafi  eine 
baldige  erfolgreiche  Offensive  gegen  die  britische  Hauptschlagader,  den  Suez= 
kanal,  und  die  spatere  Herstellung  einer  Seeverbindung  mit  Japan  eine  ver= 
nichtende  Auswirkung  fiir  die  angelsachsische  Kriegf iihrimg  hat  und  damit  von 
kriegsentscheidender  Bedeutung  ist/' 

Drangte  so  die  Seekriegsleitung  auf  eine  deutsch=japanische  Operation  gegen 
den  Nahen  und  Mittleren  Osten  sowie  in  den  Indischen  Ozean,  so  ware  der 
Chef  des  Generalstabes  des  Heeres,  Generaloberst  Haider,  der  —  die  Sorgen 
und  Note  des  Ostheeres  vor  Augen  —  den  Gedanken  der  Seekriegsleitung  mit 
aufierster  Skepsis  gegeniiberstand,  am  liebsten  1942  im  Osten  endgiiltig  zur 
Defensive  iibergegangen^.  Aber  abgesehen  davon,  dafi  Hitler  eine  solche 
Losung  nicht  akzeptiert  hatte,  schien  sie  Haider  auch  vom  rein  militarischen 
Standpunkt  problematisch :  „Lassen  wir  den  Russen  zu  Atem  kommen  und 
nimmt  die  Bedrohung  durch  Amerika  zu,  dann  geben  wir  die  Initiative  an  die 
Feinde  ab  und  werden  sie  nie  wieder  gewinnen.  So  bleibt  uns  nichts  anderes 
iibrig,  als  noch  einmal  den  Versuch  zu  wagen,  trotz  aller  Bedenken®/'  Es  blieb, 
wenn  auch  aus  unterschiedlichen  Motiven,  in  Ubereinstimmung  mit  Hitler 
sowohl  fiir  den  Chef  des  Generalstabes  des  Heeres  wie  fiir  den  Chef  des 
Wehrmachtfiihrungsstabes  „das  Ziel  des  Kriegsplanes  fiir  das  Jahr  1942  nach 
alter  strategischer  Regel  .  .  .,  mit  dem  einen  Gegner  in  irgendeiner  Form  fertig 
zu  werden,  ehe  der  andere  seine  ganze  Kraft  entfalten  konnte^/' 

Entsprechend  der  Zielsetzung,  die  Entscheidung  im  Osten,  d.  h.  mit  dem  Heer 
zu  Lande,  zu  suchen,  wurden  mit  dem  Befehl  Hitlers  vom  10. 1. 1942  neue 
Richtlinien  fiir  die  Riistung  herausgegeben.  Darin  hiefi  es  grundlegend:  „Die 
Zielsetzung  auf  weite  Sicht  bleibt  unverandert  der  Ausbau  der  Luftwaffe  und 
Kriegsmarine  zum  Kampf  gegen  die  angelsachsischen  Machte . . .  Die  Krieg= 
fiihrung  im  Jahre  1942  verbietet  jedoch  bis  auf  weiteres  ein  Absinken  der 
Riistung  des  Heeres  zugunsten  dieser  Zielsetzung.  Das  Heer  ist  vielmehr  fiir 
die  im  Jahre  1942  gestellten  Kriegsaufgaben  erneut  zu  verstarken  und  zu 
bevorraten.  Die  Mittel  der  Riistung  sind  daher  zunachst  bevorzugt  den  ge= 
steigerten  Bedurfnissen  des  Heeres  dienstbar  zu  machen®/' 

5  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  239. 

6  Adolf  Heusinger,  Befehl  im  Widerstreit.  Schicksalsstunden  der  deutschen  Armee 
1923—1945,  Tiibingen  und  Stuttgart  (Rainer  Wunderlich  Verlag  Hermann  Leins) 
1950,  S.  186.  Zitiert  auch  bei  Warlimont,  a.  a.  O.  S.  239. 

7  Warlimont,  a.  a.  O.,  5.  239. 

8  Der  Fuhrer  und  Oberste  Befehlshaber  der  Wehrmacht  Nr.  1/42  g.K.  OKW/WFSt/ 
Org.  —  WiRii  Amt,  10.1.1942  (Dokumenten=Anhang  Nr.  3). 


A.  Einfiihrung 

Obwohl  mit  der  Entscheidung  Hitlers  der  strategische  Schwerpunkt  fiir  1942 
eindeutig  auf  den  Osten  gelegt  war,  blieb  die  Seekriegsleitung  bei  ihrer  Lage= 
beurteilung.  Sie  sah  zudem  mit  Recht,  insbesondere  in  der  U=Boot=Kriegfiih= 
rung,  im  Kampf  gegen  die  angelsachsischen  Machte,  vor  allem  die  noch  kriegs= 
unerfahrenen  USA,  gerade  fiir  1942  grofie  Chancen.  Zu  einer  sinnvollen  Zu= 
sammenfiigung  der  strategischen  Gedanken  der  Seekriegsleitung  mit  den 
Vorstellungen  und  Absichten  Hitlers  und  des  Wehrmachtfiihrungsstabes  ist  es 
nie  gekommen.  Das  Nebeneinander  von  See=  und  Landkrieg  blieb  vielmehr  fiir 
das  ganze  Jahr  1942  bezeichnend.  Nur  so  ist  die  „ausdriickliche  Zustimmung'' 
Hitlers  zu  der  Interpretation  der  Kriegslage  durch  Groliadmiral  Raeder  am 
26.  8. 1942,  die  in  einer  einfachen  Kombination  der  beiden  Ziele  bestand,  zu 
verstehen.  Er  sah  sie  „nach  wie  vor  bestimmt:  a)  durch  vordringliche  akute 
Bekampfung  Rufilands  zur  Schaffung  eines  moglichst  blockadefesten,  nach 
aulien  sicher  zu  verteidigenden  Lebensraums,  von  dem  aus  der  Krieg  noch 
Jahre  weitergefiihrt  werden  kann;  b)  durch  fiir  Ausgang  und  Dauer  des 
Krieges  bestimmenden  Kampf  gegen  die  angelsachsischen  Seemachte,  der  Eng= 
land  und  USA  friedensbereit  zu  machen  imstande  ist®/'  Auch  nach  den  die 
aufiere  Wende  des  Krieges  markierenden  Ereignissen  des  November  1942 
(Ruckzug  der  Armee  Rommels  aus  Agypten,  alliierte  Landung  in  Franzosisch= 
Nordwestafrika  und  Einschliefiung  der  6.  deutschen  Armee  in  Stalingrad)  blieb 
Hitler  bei  seiner  trotzigen  Grundhaltung,  die  seine  Strategie  das  ganze  Jahr 
uber  bestimmt  hatte:  „Das  Ziel  des  Ostfeldzuges  sei  nach  wie  vor'"  —  so  er= 
klarte  er  am  18. 12.  dem  italienischen  Aufienminister  Graf  Ciano,  der  im 
Auftrage  Mussolinis  politische  Moglichkeiten  zur  Beendigung  des  Krieges 
sondieren  soUte  —  „a.  den  bolschewistischen  K0I06  zu  schlagen  und  ihn  zu 
hindern,  gegen  Europa  vorzugehen,  und  2.  im  Osten  Lebensraum  zu  gewinnen, 
um  auf  die  Dauer  die  Emahrungs=  imd  Rohstoffbasen  (Kohle,  Eisen,  Mangan, 
Petroleum),  die  Europa  notig  habe,  sicherzustellen^" 

II.  Die  deutsche  Oberste  Fiihrung  1942 

Um  die  Jahreswende  1941/42  traten  im  Zusammenhang  mit  der  grolien  Krise 
an  der  Ostf ront  wesentliche  Veranderungen  in  der  deutschen  Obersten  Fiihrung 
ein.  Die  wichtigste  war  die  Obernahme  des  Oberbefehls  iiber  das  Heer  durch 
Hitler  personlich.  Seit  dem  19. 12. 1941,  dem  Tage  der  Verabschiedung  des 
Generalfeldmarschalls  v.  Brauchitsch,  war  er  nicht  mehr  nur  Oberbefehlshaber 
der  Wehrmacht  (Ob.d.W.),  sondern  zugleich  Oberbefehlshaber  des  Heeres 
(Ob.d.H.).  Die  Fiihrungsstabe  des  OKW  und  des  OKH  waren  nunmehr  beide 

9     Der  Oberbefehlshaber  der  Kriegsmarine  B.  Nr.  1.  Ski.  lb  1663/42  g.Kdos.  Chefs. 

vom  29.8.1942  (Fotokopie).  Vgl.  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O. 
1     Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Ciano  vom 

18. 12. 1942,  Politisches   Archiv  des   Auswartigen   Amtes  Bonn,  Aufz.   Fiih.   45 

(RAM=Film  20/580—626,  7/243—235). 


II.  Die  deutsche  Oberste  Fiihrung  1942 

unmittelbar  von  Hitler  abhangig,  ohne  dafi  es  zu  einer  angesichts  der  Aus= 
weitung  des  europaischen  Krieges  zum  Weltkrieg  notwendigen  sinnvollen 
Verschmelzung  der  Stabe  zu  einer  strategisch=militarpoIitischen  Zentralinstanz 
kam^.  Vielmehr  wurde  der  Generalstab  des  Heeres  (Chef  des  Generalstabes 
des  Heeres  weiterhin  Generaloberst  Haider)  ausschliefilich  auf  die  Fuhrungs= 
aufgaben  im  Osten  (ohne  Finnland)  mit  den  drei  (ab  7.  7. 1942  vier,  ab  27. 11. 
1942  ftinf)  Heeresgruppen  beschrankt,  wahrend  das  OKW/WFStab  zunachst 
weiterhin  fiir  die  Gesamtfiihrung  verantwortlich  blieb,  zugleich  aber  die  im 
Laufe  des  Jahres  1941  nacheinander  eingetretene  unmittelbare  Unterstellung 
der  iibrigen  Kriegsschauplatze  unter  seine  Leitung  (Nordfinnland,  Norwegen 
[bereits  seit  der  Planung  und  Durchfiihrung  des  Unternehmens  „Weserubung'' 
1940],  Westen  [Niederlande,  Belgien,  Nord=  und  Westfrankreich],  Mittel= 
meerraum/Nordafrika  [de  iure  unter  der  Oberleitung  des  Comando  Supremo] 
und  Siidosten  [Griechenland/Kreta,  Jugoslawien])  endgiiltig  wurde.  Der  Chef 
des  WFStabes,  General  d.  Artl.  Jodl,  blieb  also  weiterhin  der  erste  operative 
Berater  Hitlers  fiir  die  Gesamtkriegfiihrung^. 

Allerdings  ist  es  dem  WFStab  niemals  —  auch  nicht  unter  den  Notwendig= 
keiten  der  voUig  veranderten  Kriegslage  seit  der  Jahreswende  1941/42  —  ge= 
lungen,  eine  im  Sinne  einer  einheitlichen  strategischen  Planung  unumgangliche 
Ein=  und  Unterordnung  der  Oberkommandos  bzw.  Fiihrungsstabe  von  Kriegs= 
marine  und  Luftwaffe  zu  erreichen.  Der  Ob.d.M.,  Grofiadmiral  Raeder,  und  der 
Ob.d.L.,  Reichsmarschall  Goring,  letzterer  infolge  seiner  Sonderstellung  in 
Staat  und  Partei  ohnehin  nicht  gewillt,  sich  anderen  militarischen  Instanzen 
unterzuordnen,  beharrten  auf  ihrer  Eigenstellung  und  trugen  Hitler  in  unter= 
schiedlichen  Abstanden  ihre  Lagebeurteilung  nicht  nur  iiber  ihren  Wehrmacht= 
teil,  sondem  auch  zur  strategischen  Gesamtsituation  vor  und  erhielten  von  ihm 
ihre  Weisungen^. 

Marine  und  Luftwaffe  behielten  also  neben  dem  WFStab  ihre  unmittelbare 
Abhangigkeit  von  Hitler  bei.  Praktisch  bedeutete  dies,  da  Hitler  viel  weniger 
in  die  Belange  dieser  beiden  Wehrmachtteile  als  in  die  des  Heeres  eingriff,  eine 
weitgehende  Selbstandigkeit  im  Planen  und  Handeln,  die  bei  der  Marine  bis 
zum  Entwurf  eigener  strategischer  Gesamtkonzeptionen  in  Denkschriften  und 
Lagebetrachtungen  ging*. 

Die  Arbeitsweise  der  deutschen  Obersten  Wehrmachtfiihrung  und  ihr  Wan= 

1  Hierzu:  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  227  ff.;  Generalfeldmarschall  Keitel  Verbrecher 
oder  Offizier?  Erinnerungen,  Briefe,  Dokumente  des  Chefs  OKW,  hrsg.  von  Wal= 

'  '   ter  Gorlitz,  Gottingen  (Musterschmidt=Verlag)  1961,8.  317  ff.  (kiinftig  zit.:  Keitel). 

2  Den  anders  lautenden  Aussagen  Jodls  im  IMT=Proze6  (IMT,  Bd.  XV,  S.  407)  tritt 
Warlimont  mit  Recht  entgegen  (a.  a.  O.,  S.  232). 

3  Aus  den  Aufzeichnungen  zum  KTB  WFStab,  die  nur  sporadisch  Mitteilungen 
iiber  die  Luftwaffe  und  Kriegsmarine  enthalten,  lafit  sich  diese  Feststellung  von 
der  negativen  Seite  her  gut  belegen. 

4  Vgl.  die  grofien  Denkschriften  und  Lagebetrachtungen  der  Seekriegsleitung.  Fiir 
die  Luftwaffe  lafit  sich  diese  Feststellung  weniger  gut  untermauern,  da  umfang= 
reicheres  Quellenmaterial  fehlt. 


A.  Einfiihrung 

del  im  Jahre  1942  lassen  sich  am  besten  aus  dem  Ablauf  der  taglichen  Lage= 
besprechungen  im  Fiihrerhauptquartier  vor  Hitler  ablesen.  Mit  der  Ubernahme 
des  Oberbefehls  iiber  das  Heer  traten  gegeniiber  dem  bisherigen  Verfahren 
erste  Anderungen  ein.  Wie  bisher  iibermittelte  der  Generalstab  des  Heeres  in 
den  friihen  Morgenstunden  die  Lagemeldungen  von  der  Ostfront  an  den  WF= 
Stab.  Sie  wurden  dort  mit  den  Meldungen  von  den  iibrigen  Kriegsschauplatzen 
und  der  beiden  anderen  Wehrmachtteile  zusammengestellt,  in  einer  Lagebe= 
sprechung  im  WFStab  unter  Leitung  des  Stellv.  Chefs  des  WFStabes,  General= 
leutnant  Warlimont,  gegen  11  Uhr  erortert  und  vom  Chef  WFStab  als  Unter= 
lage  flir  seinen  Lagevortrag  vor  Hitler  (Mittagslage)  mitgenommen^.  Jodl  be= 
schrankte  sich  dabei  hinsichtlich  der  Ostfront  auf  eine  Darstellung  in  groben 
Ziigen  (auf  einer  Karte  1  : 1  Million).  Nach  Abschlufi  dieses  ersten  Teils  der 
„Lage''  trug  dann  seit  der  Entlassung  des  Gen.Feldmarschalls  v.  Brauchitsch 
(19. 12. 1941)  der  Chef  des  Generalstabes  des  Heeres,  Generaloberst  Haider, 
der  immer  erst  nach  Beendigung  des  Vortrags  Jodls  hinzugezogen  wurde,  iiber 
die  Lage  im  Osten  im  einzelnen  vor  (an  Hand  grofier  Karten  im  Mafistab 
1  :  3ooooo).Diese  taglichen Mittagslagebesprechungen  zogen  sich  iiber  mehrere 
Stunden  hin.  Die  im  allgemeinen  weniger  bedeutsamen  Abendlagebespre= 
chungen  f  anden  —  im  Gegensatz  zu  dem  relativ  umf  angreichen  Teilnehmerkreis 
an  den  Mittagslagen^  —  nur  im  kleinen  Rahmen  statt. 

Wahrend  iiber  die  laufenden  Ereignisse  des  See=  und  Luftkrieges  im  Rahmen 
der  Mittagslagebesprechimgen  von  den  Leitern  der  Abteilungen  Op/M  bzw. 
Op/L  des  WFStabes  vorgetragen  wurde,  kamen  die  wesentlichen  Probleme 
dieser  beiden  Wehrmachtteile  in  den  besonderen  Besprechungen  des  Oberbe= 
fehlshabers  der  Kriegsmarine  und  des  Oberbefehlshabers  der  Luftwaffe  mit 
Hitler  zur  Sprache^,  wenn  nicht  Goring  selbst  bei  den  Mittagslagebesprechun= 
gen  zugegen  war,  was  in  unterschiedlicher  Haufigkeit  der  Fall  war. 

Das  „ Fiihrerhauptquartier''  —  unter  dieser  Sammelbezeichnung  wurden  die 
engere  Umgebung  Hitlers  und  der,  auch  raumlich  von  ihr  getrennte,  weitere 
Kreis,  zu  dem  vor  allem  der  WFStab  sowie  das  Fiihrerbegleitbataillon  gehorten, 
zusammengefafit  —  befand  sich  seit  dem  24.  6. 1941  im  Lager  „Wolfsschanze'' 
im  Forst  Gorlitz  ostwarts  Rastenburg  (Ostpreufien).  OKH  und  Luftwaffen= 
flihrung  hatten  ihre  Feldquartiere  ebenfalls  in  OstpreuiSen  (Nahe  Angerburg 
bzw.  Rominten),  wahrend  das  OKM  in  Berlin  blieb.  In  der  Zeit  vom  16.  7. 
bis  1. 11. 1942  war  das  „Fuhrerhauptquartier''  als  ganzes  in  das  Lager  „Wer= 
wolf,  15  km  nordostwarts  Winniza,  verlegt.  Hitler  selbst,  z.  T.  mit  seinem 
engeren  Stab,  hielt  sich  im  Jahre  1942  —  abgesehen  von  kiirzeren  Besuchen  in 

5  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  231  ff . 

6  Uber  den  Teilnehmerkreis  im  einzelnen:  Helmut  Heiber,  Hitlers  Lagebesprechun= 
gen.  Die  Protokollfragmente  seiner  militarischen  Konferenzen  1942—1945,  Stutt= 
gart  (Deutsche  Verlags=Anstalt)  1962  (Quellen  und  Darstellungen  zur  Zeitge= 
schichte,  Bd.  10),  S.  13. 

7  Vgl.  die  vollstandig  erhaltenen  Niederschriften  iiber  die  Besprechungen  des  Ober= 
befehlshabers  der  Kriegsmarine  vor  Hitler  (Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O.). 

10 


II.  Die  deutsche  Oberste  Fiihrung  1942 

Berlin  und  in  Miinchen  sowie  werdgen  Besuchen  in  den  Hauptquartieren  der 
Heeresgruppen  im  Osten®  —  im  Friihjahr  mehrere  Wochen  lang  sowie  noch 
einmal  etwa  10  Tage  im  November  auf  dem  Berghof  bei  Berchtesgaden  auf, 
wobei  die  Trennung  von  seinen  Arbeitsstaben  jedesmal  besondere  Probleme 
aufwarf. 

Teilweise  im  Zusammenhang  mit  der  Ubernahme  des  Oberbefehls  iiber  das 
Heer  durch  Hitler,  teilweise  auch  unabhangig  davon  traten  im  OKW  und 
WFStab  um  die  Jahreswende  1941/42  in  organisatorischer  und  personeller 
Hinsicht  Veranderungen  ein,  von  denen  hier  nur  die  wichtigsten  erwahnt 
werden  konnen.  Zwecks  Koordinierung  der  Belange  des  Heeres  mit  denen  der 
anderen  Wehrmachtteile  und  zur  Wahrnehmung  der  Riistungsinteressen  des 
Heeres  wurde  am  15. 1. 1942  die  Stelle  eines  „Chefs  des  Heeresstabes  beim 
Chef  OKW  geschaffen  und  mit  General  d.  Inf.  Buhle  besetzt,  der  es  verstand, 
„an  Keitel  vorbei  schnell  ein  unmittelbares  Verhaltnis  zu  Hitler  zu  gewinnen®''. 
Alle  Aufgaben  des  Oberbefehlshabers  des  Heeres  aufier  denen  der  operativen 
Fiihrung  und  der  Personalfragen,  an  denen  Hitler  allein  interessiert  war,  als 
er  sich  am  19. 12. 1941  selbst  an  die  Stelle  v.  Brauchitschs  setzte,  iibertrug  er 
dem  Chef  OKW,  Gen.Feldmarschall  Keitel,  ohne  dafi  seine  Kompetenzen  je= 
mals  klar  abgegrenzt  worden  waren^ 

Nach  dem  Tode  des  Reichsministers  fiir  Bewaffnung  und  Munition  Fritz 
Todt  am  8.  2. 1942  iibernahm  Albert  Speer  dieses  Amt,  das  1942  eine  zentrale 
Bedeutung  gewann.  Unter  ihm  begann  angesichts  der  veranderten  Kriegslage 
die  grolie  Anstrengung  der  deutschen  Riistungsindustrie,  die  Kriegsproduktion 
auf  ein  Hochstmafi  zu  steigern  und  in  einen  —  in  Anbetracht  der  industriellen 
Kapazitaten  der  Gegner  allerdings  aussichtslosen  —  Riistungswettlauf  einzu= 
treten  („Ara  Speer'')  ^.  Organisatorisch  fiihrte  dies  im  Zuge  der  Konzentration 
aller  Riistungsdienststellen  im  Ministerium  Speer  am  11.  5. 1942  zur  Eingliede= 
rung  der  Riistungsinspektionen  des  Wirtschafts=  und  Riistungsamtes  im  OKW 
(General  d.  Inf.  Thomas)  in  das  Reichsministerium  fiir  Bewaffnung  und  Muni= 
tion,  wahrend  das  verkleinerte  „Wehrwirtschaftsamt''  im  OKW  verblieb. 

Mit  Wirkung  vom  1. 1. 1942  trat  auch  eine  Neuordnung  im  WFStab  selbst 
in  Kraft,  ohne  dafi  sich  an  dessen  Stellung  und  Arbeitsweise  etwas  anderte. 
Der  Chef  der  bisherigen,  jetzt  aufgelosten  „Abteilung  Landesverteidigung'', 
Generalleutnant  Warlimont,  erhielt  die  Dienstbezeichnung  „Stellv.  Chef  WF= 
Stab''.  Die  ihm  unterstellten  drei  Arbeitsgruppen  fiir  Operationen  sowie  die  fiir 
organisatorische  und  Quartiermeisteraufgaben  wurden  zu  „Abteilungen"  er= 

8  Die  Aufenthaltsorte  Hitlers  sind  in  den  Tagesnotizen  des  KTB  jeweils  angegeben, 
sofern  es  sich  nidit  um  „Wolfssdianze"  bzw.  „Werwolf"  handelt. 

9  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  245. 

1  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  228;  Keitel,  a.  a.  O.,  5.  287  f.  Hier  auch  iiber  die  daraus 
resultierenden  Spannungen  des  Chef  OKW  mit  dem  Chef  des  Generalstabes  des 
Heeres  und  dem  Chef  HRiist  und  BdE. 

2  Die  deutsche  Industrie  im  Kriege  1939—1945,  hrsg.  vom  Deutschen  Institut  fiir 
Wirtschaftsforschung  Berlin=Dahlem,  Berlin  (Duncker  &  Humblot)  1954,  S.  39  ff. 

II 


A.  Einfiihrung 

hoben^.  Personell  am  bedeutendsten  war  die  von  Hitler  veranlaEte  Ablosung 
des  Obersten  d.G.  v.  LoJSberg  und  seine  Ersetzung  durch  Oberst  i.G.  Frhr.  v. 
Buttlar=Brandenfels  als  Leiter  der  Abt.  Op/H  Mitte  Januar  1942  4.  Die  Warli= 
mont  unmittelbar  unterstehenden  fiinf  Abteilungen  des  WFStabes  wurden  als 
„engerer  WFStab"  oder  vom  Chef  WFStab  selbst  als  „Arbeitsstab  Jodr'  be= 
zeichnet.  Umfangmafiig  blieb  er  nach  wie  vor  sehr  begrenzt.  Die  Gesamtzahl 
von  hochstens  20  Offizieren  macht  dies  im  Vergleich  zu  den  grofien  Zentral= 
staben  der  drei  Wehrmachtteile  deutlich.  / 

In  der  seit  dem  19. 12. 1941  bestehenden  Abgrenzung  der  Aufgabenbereiche 
zwischen  dem  WFStab  und  dem  Generalstab  des  Heeres,  wie  es  insbesondere 
im  Ablauf  der  Lagebesprechungen  vor  Hitler  zum  Ausdruck  kam,  trat  im 
Oktober  1942  eine  einschneidende  Veranderung  ein^.  Zu  der  sich  seit  Juli/ 
August  abzeichnenden  Krise  in  der  Zusammenarbeit  zwischen  Hitler  und 
Haider,  die  schliefilich  am  24.  9. 1942  zu  dessen  Entlassung  fiihrte,  kam  eine 
abrupt  ausbrechende  ernste  Vertrauenskrise  zwischen  Hitler  und  dem  Chef 
WFStab,  General  d.  Artl.  Jodl,  hinzu,  die  sich  aus  der  Entsendung  Jodls  zur 
H.Gr.  A  in  den  Kaukasus  und  der  Stellungnahme  des  Chefs  WFStab  zu= 
gunsten  des  Oberbefehlshabers  der  H.Gr.,  Gen.Feldmarschall  List,  und  damit 
gegen  Hitlers  Auffassung  der  Lage  am  8.  9. 1942  entwickelte.  Hitler  entUefi 
daraufhin  nicht  nur  am  9.  9.  List  und  iibernahm  selbst  die  Fiihrung  der  H.Gr. 
A  (von  „Werwolf''  aus  mit  dem  Stab  der  H.Gr.  in  Stalino,  ab  18.  9.  in 
Woroschilowsk  als  „Meldekopf  und  Befehlsiibermittlungsstelle''^),  sondern 
gab  auch  seine  Absicht  zu  erkennen,  den  Chef  OKW,  Gen.Feldmarschall  Keitel, 
und  den  Chef  WFStab,  General  Jodl,  zu  denen  er  auch  die  „gesellschaftlichen 
Beziehungen''  (gemeinsames  Mittagessen)  abbrach,  durch  Gen.Feldmarschall 
Kesselring  bzw.  General  d.  Pz.Tr.  Paulus  zu  ersetzen.  Er  verwirklichte  diese 
Absicht  zwar  nicht,  da  die  als  Voraussetzung  hierfiir  betrachtete  Einnahme 
von  Stalingrad  und  die  damit  mogUche  Ablosimg  von  Paulus  als  OB  der 
6.  Armee  nicht  eintrat,  doch  war  Jodl  von  da  ab  bis  Ende  Januar  1943  „persona 
minus  grata''  und  konnte  auch  in  den  folgenden  Jahren  nie  mehr  das  unein= 
geschrankte  Vertrauen  Hitlers  —  soweit  man  davon  bei  ihm  iiberhaupt  sprechen 
kann  —  zuriickgewinnen. 

Die  Entlassung  Haiders  imd  seine  Ersetzung  durch  General  d.  Inf.  Zeitzler, 
den  bisherigen  Chef  des  Generalstabes  des  OB  West,  also  einen  mit  den  Fiih= 

3  Vgl.  Organisationsskizze  des  WFStabes  bei  Fritz  Frhr.  v.  Siegler,  Die  hoheren 
Dienststellen  der  deutschen  Wehrmacht  1933—1943,  Miinchen  (Institut  fur  Zeit= 
geschichte)  1933,  S.  150  und  Kriegstagebuch  des  Oberkommandos  der  Wehrmacht 
(Wehrmachtfiihrungsstab),  Bd.  IV,  S.  1759;  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  229  ff. 

4  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  231;  Bernhard  v.  Loliberg,  Im  Wehrmachtfiihrungsstab. 
Hamburg  1949. 

5  Hierfiir  und  fiir  das  Folgende  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  267  ff.;  Generaloberst  Hal= 
der,  Kriegstagebuch,  Bd.  Ill  (in  Vorbereitung) ;  Keitel,  a.  a.  O.,  S.  303  ff.;  Heiber, 
a.  a.  O.,  S.  11  ff.;  Notizen  zum  KTB  WFStab  vom  8.9.1942. 

6  Notizen  zum  KTB  WFStab,  9.  9. 1942  (Helmuth  Greiner,  Die  Oberste  Wehrmacht= 
fiihrung  1959—1943,  Wiesbaden  [Limes  Verlag]  1951,  S.  410). 

12 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

rungsproblemen  auf  dem  Ostkriegsschauplatz  bisher  nicht  vertrauten  General, 
fiihrte  im  Zusammenhang  mit  der  Vertrauenskrise  zwischen  Hitler  und  dem 
Chef  WFStab  dann  zu  einer  grundlegenden  Neuregelung  hinsichtlich  seiner 
Stellung  und  des  Aufgabenbereichs  seines  Stabes.  Aus  dem  zunachst  von 
Hitler  und  seiner  engeren  Umgebung  bezeugten  allgemeinen  WohlwoUen 
gegeniiber  Zeitzler  und  der  geschwachten  Position  Jodls  ergab  sich  fiir  den 
neuen  Chef  des  Generalstabes  des  Heeres  die  Moglichkeit,  die  „Doppelgleisig= 
keit  der  Fiihrung  im  Osten''  zu  beenden.  Diese  erfolgreichen  Bemiihungen 
Zeitzlers,  die  alleinige  Verantwortung  fiir  die  Ostfront  zu  iibernehmen  und  den 
WFStab  auszuschalten,  f  anden  in  der  ab  Oktober  1942  giiltigen  neuen  Reihen= 
folge  der  Vortrage  bei  der  Mittagslage  ihre  Auswirkung^.  Von  nun  an  eroffnete 
der  Chef  des  Generalstabes  des  Heeres  die  Reihe  der  Vortrage  mit  seinem 
Bericht  iiber  die  Ostfront.  Danach  erst  behandelte  Jodl  die  iibrigen  Kriegs= 
schauplatze,  fiir  die  der  WFStab  ausschliefilich  verantwortlich  blieb  („OKW= 
Kriegsschauplatze)''^.  Die  Vortrage  Jodls  iiber  die  Ostfront,  die  die  Gesamt= 
verantwortung  des  WFStabes  sichtbar  zum  Ausdruck  gebracht  hatten,  waren 
weggefallen.  Von  alien  Entschliissen,  alien  Planungen  und  Voriiberlegungen 
hinsichtlich  des  ostlichen  Kriegsschauplatzes,  auch  solchen,  die  fiir  andere 
Kriegsschauplatze  und  die  Gesamtkriegfiihrung  von  grofiter  Bedeutung  waren, 
sah  sich  der  WFStab  von  nun  an  ausgeschaltet.  Der  Chef  WFStab,  General 
Jodl,  fand  sich  trotz  aller  Vorstellungen  seines  Stellvertreters,  Generalleutnant 
Warlimont,  mit  dieser  Entwicklung  —  angesichts  seiner  erschiitterten  Stellung 
bei  Hitler  mehr  oder  minder  zwangslaufig  —  ab.  Damit  zerfiel  die  deutsche 
Oberste  Wehrmachtfiihrung  auf  dem  Gebiet  der  Landkriegfiihrung  endgiiltig 
in  zwei  nebeneinander  arbeitende  Stabe.  Nur  Hitler  selbst  reprasentierte  noch 
die  Einheit  der  deutschen  Kriegfiihrung.  Es  ist  daher  kein  Zuf all,  da&  die  letzte 
vom  WFStab  noch  verfafite  Gesamtbeurteilung  der  Lage,  die  die  Ostfront  mit 
einschlofi,  von  Oktober  1942  stammt.  Von  Ende  1942  ist  eine  solche  oder  gar 
ein  deutscher  Kriegsplan  iiber  geringe  Ansatze  hinaus  nicht  mehr  zustande 
gekommen^. 

III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 
1.  Japan 

Mit  dem  fiir  die  deutsche  Oberste  Fiihrung  hinsichtlich  des  Zeitpunktes,  der 
StojSrichtung  und  der  strategischen  Planung  unbekannten  und  unerwarteten 
Kriegseintritt  Japans  am  y./3, 12. 1941  ergab  sich  die  Notwendigkeit  zur 
Koalitionskriegf iihrung,  zur  Koordinierung  der  Kriegfiihrung  der  beiden  Machte, 
und  damit  zum  ersten  Male  seit  1939  zugleich  Problematik  und  Chance  einer 
Strategie  und  Kriegfiihrung  im  „globalen'"   Rahmen.   AUerdings  waren  die 

7  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  272. 

8  Vgl.  die  Notizen  zum  KTB  WFStab  vom  10.— 13.  10. 1942. 

9  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  289. 


15 


A.  Einfiihrung 

Voraussetzungen  hierfiir  trotz  aller  Biindnisverpflichtungen  im  Dreimachtepakt 
vom  27.  9. 1940  mit  dem  improvisierten  „Deutsch=italienisch=japanischen  Ab= 
kommen  iiber  die  gemeinsame  Kriegfiihrung''  vom  11. 12. 1941  noch  keines= 
wegs  gelegt.  Wie  schon  der  vorausgehende  „Antikominternpakt''  vom  25. 11. 
1936  blieb  der  „Dreimachtepakt''  mit  dem  spateren  Zusatzabkommen  im 
Propagandistisch=Deklamatorischen  stecken. 

Wohl  erklarte  Hitler  am  3. 1. 1942  dem  japanischen  Botschafter  Oshima: 
„Wir  alle  und  auch  Japan  stiinden  in  einem  gemeinsamen  Kampf  auf  Leben 
und  Tod,  und  es  sei  daher  von  grofiter  Wichtigkeit,  dafi  wir  unsere  milita= 
rischen  Erfahrungen  gegenseitig  austauschten/'  Auch  hob  er  dabei  besonders 
hervor,  „daJS  es  wohl  zum  ersten  Mai  in  der  Geschichte  sei,  dafi  zwei  so  ge= 
waltige  Militarmachte,  die  voneinander  weit  entfernt  lagen,  gemeinsam  im 
Kampfe  stiinden.  Diese  Position  gabe  die  Moglichkeit,  bei  genauer  Abstim= 
mung  der  militarischen  Operationen  eine  Hebelwirkung  in  der  KriegfUhrung 
zu  erzeugen,  die  gewaltige  Riickwirkungen  auf  den  Feind  haben  miisse,  da 
dieser  gezwungen  wiirde,  seine  Schwerpunkte  immer  wieder  zu  verlagern  und 
auf  diese  Weise  seine  Krafte  hoffnungslos  zu  verzetteln.  Er  glaube  nicht,  dafi 
die  Vereinigten  Staaten  noch  Mut  hatten,  Angriffsoperationen  im  ostasiatischen 
Raum  zu  fiihren/'  Wortlich  fuhr  er  fort:  „Wenn  England  Indien  verliert,  stlirzt 
eine  Welt  ein.  Indien  ist  der  Kern  des  englischen  Empire/'  Zusammenfassend 
meinte  Hitler:  „Es  sei  notwendig,  dafi  Deutschland  und  Japan  iiber  die  gemein= 
samen  Plane  fiir  1942/43  berieten.  Die  beiden  Verbiindeten  diirften  unter 
keinen  Umstanden  auf  halbem  Wege  aufhoren/'  Er  sei  der  Auffassung,  „daJS 
man  England  vernichten  kann.  Wie  man  die  USA  besiege,  wisse  er  noch 
nicht  ^/'  ihii'iiift<hn.'i'shnr>\ 

Verglichen  mit  dem  klar  erkannten  Ziel  wirkten  die  am  18. 1. 1942  in  Berlin 
vom  Chef  OKW  und  den  BevoUmachtigten  der  italienischen  und  japanischen 
Stabschefs  unterzeichneten  „Militarischen  Vereinbarungen  zwischen  Deutsch= 
land,  Italien  und  Japan^''  jedoch  alles  andere  als  iiberzeugend.  Sie  waren  ohne 
Mitwirkung  des  WFStabes  ausgearbeitet  worden,  der  demnach  hier  zu  einer 
der  bedeutsamsten  Aufgaben  seines  Arbeitsbereichs  liberhaupt  nicht  heran= 
gezogen  wurde.  In  den  von  der  Militarkommission  der  Dreierpaktmachte  aus= 
gearbeiteten  Vereinbarungen  wurden  als  wichtigstes  Operationszonen  fiir  die 
beiderseitigen  Streitkrafte  festgelegt.  Dies  schien  mehr  auf  eine  Trennung  als 
auf  eine  Zusammenarbeit  in  der  Kriegfiihrung  hinzudeuten.  Auf  japanischen 
Vorschlag  sollte  der  yo.  Grad  ostlicher  Lange  im  Indischen  Ozean  die  Opera= 
tionsgrenze  bilden. 


Auszug  aus  der  Aufzeichnung  iiber  die  Unterredung  Hitler=Oshima  vom  3. 1. 
1942,  abgedruckt  bei  Hans=Adolf  Jacobsen,  1959/1945,  a.  a.  O.,  S.  288  ff. 
Militarische  Vereinbarungen  zwischen  Deutschland,  Italien  und  Japan  vom  18.  1. 
1942,  abgedruckt  bei  Jacobsen,  a.  a.  O.,  S.  291—93.  Das  Abkommen  wurde  japa= 
nischerseits  von  Admiral  Naokuni  Nomura,  italienischerseits  von  General  Marras 
unterzeichnet. 


M 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

Hinsichtlich  des  „allgemeinen  Operationsplans''  war  fiir  Japan  u.  a.  vorge= 
sehen,  dafi  es  „die  Vernichtung  der  nordamerikanischen  iind  englischen  Land=, 
See=  und  Luftstreitkrafte  im  Pazifik  und  im  Indischen  Ozean  anstreben  (sollte), 
um  sich  die  Seeherrschaft  im  westlichen  Pazifik  zu  sichern.  Wenn  die  nord= 
amerikanische  und  die  englische  Kriegsflotte  sich  grofitenteils  im  Atlantik  kon» 
zentrieren,  wird  Japan  im  ganzen  Gebiet  des  Fazifiks  und  des  Indischen  Ozeans 
seinen  Handelskrieg  verstarken  und  aufierdem  einen  Teil  seiner  Marinestreit= 
krafte  nach  dem  Atlantik  entsenden  und  dort  mit  der  deutschen  und  italie= 
nischen  Kriegsmarine  unmittelbar  zusammenarbeiten/' 

Deutschland  und  Italien  erklarten,  dafi  sie  „wichtige  Stiitzpunkte  Englands 
und  der  Vereinigten  Staaten  im  Nahen  Osten  und  im  Mittleren  Osten,  im 
Mittelmeer  und  im  Atlantik  vernichten,  deren  dortige  Gebiete  angreifen  und 
besetzen  (wollten).  Sie  werden  die  Vernichtung  der  englischen  und  nord= 
amerikanischen  Land=,  See=  und  Luftstreitkrafte  im  Atlantik  und  im  Mittel= 
meer  und  die  Zerstorung  des  feindlichen  Handels  anstreben.  Wenn  die  eng= 
lische  und  nordamerikanische  Kriegsflotte  sich  grofitenteils  im  Pazifik  konzen= 
trieren,  werden  Deutschland  und  Italien  einen  Teil  ihrer  Marinestreitkrafte 
nach  dem  Pazifik  entsenden  und  dort  mit  der  japanischen  Marine  unmittelbar 
zusammenarbeiten.'' 

Ein  Zusammenwirken  im  Rahmen  des  Handelskrieges,  hinsichtlich  des  Aus= 
tausches  von  Informationen  und  der  militarischen  Nachrichteniibermittlung 
sowie  die  Herstellung  einer  —  nie  erreichten  —  Luftverbindung  zwischen  den 
Verbiindeten  waren  ebenfalls  vorgesehen.  Abgesehen  von  der  Abgrenzung  der 
Operationsraume  war  das  ganze  Abkommen  in  so  allgemeinen  Wendungen 
gehalten,  dafi  schon  vom  Wortlaut  her  nicht  viel  zu  erwarten  war.  Ein  fiir  alle 
vorgesehenen  Aufgaben  gebildeter  gemischter  Ausschufi  ist  praktisch  niemals 
zur  Auswirkung  gelangt,  „weil  es  viele  Geheimnisse  und  nur  wenige  gemein= 
same  Probleme  fiir  Japan,  Deutschland  und  Italien  gab^''. 

Lediglich  auf  Grund  direkter  Kontakte  einzelner  Mitglieder  des  Ausschusses 
gelang  es  dort,  wo  es  beide  Seiten  anstrebten,  im  Gesprach  zu  bleiben.  Dies  gait 
vor  allem  fiir  den  Marinebereich,  in  dem  es  der  deutschen  Seekriegsleitung  auf 
Grund  ihrer  strategischen  Konzeption  sehr  auf  die  Zusammenarbeit  mit  Japan 
ankam.  Bei  den  wenigen  Begegnungen  zwischen  japanischen  Offizieren  und 
Vertretern  des  WFStabes  kam  es  hingegen  nur  zu  sehr  allgemeinen  Aus= 
sprachen  mit  General  Jodl,  wahrend  „den  Sperrkreis  II,  die  eigentliche  mili= 
tarische  Arbeitsstelle  des  Hauptquartiers,  . . .  kein  japanischer  Offizier  je  be= 
treten  hat^''.  Von  Jodl  erfuhren  General  Banzai  und  Admiral  Nomura,  die 
japanischen  Vertreter  im  gemischten  Ausschufi,  am  23.  2. 1942,  da6  die  allge= 

3  AufzeidKnungen  des  Admirals  N.  Nomura,  1942/43  Leiter  der  japanisdien  Dele= 
gation  der  Militarkommission  des  Dreimachtepaktes  in  Berlin  (Masch.=Ms.  im 
Besitz  von  Dr.  Jiirgen  Rohwer,  dem  Verfasser  freundlichst  zu  Verfiigung  gestellt, 
kiinftig  zit.:  Nomura),  S.  3. 

4  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  224. 

15 


A.  Einfiihrung 

meine  Lage  Deutschland  dazu  zwinge,  das  Schwergewicht  zunachst  auf  den 
Kampf  gegen  die  Sowjetunion  zu  legen.  Hinsichtlich  eines  Vormarsches  in  den 
Nahen  und  Mittleren  Osten  werde  eine  Operation  geplant,  die  iiber  den 
Kaukasus  nach  Iran  fiihre.  Operationen  aus  dem  Mittelmeer  heraus  wiirden 
fiir  schwierig  erachtet^. 

Im  Gegensatz  zum  Chef  WFStab,  der  in  Obereinstimmung  mit  Hitler  den 
Schwerpunkt  fiir  das  Jahr  1942  eindeutig  im  Osten  sah  und  lediglich  im  Zu= 
sammenhang  damit  eine  Offensive  iiber  den  Kaukasus  hinweg  nach  Iran  in 
Erwagung  zog,  stellte  der  Chef  des  Stabes  der  Seekriegsleitung,  Vizeadmiral 
Fricke,  entsprechend  der  eigenen  strategischen  Konzeption  der  Ski.  und  in 
Obereinstimmung  mit  den  —  wenn  audi  sehr  allgemein  gehaltenen  —  Grund= 
gedanken  des  deutsch=italienisch=japanischen  Abkommens  vom  18.1.1942,  ein 
konzentrisches  deutsch=japanisches  Vorgehen  aus  dem  Mittelmeerraum  und 
aus  dem  Indischen  Ozean  in  den  Nahen  und  Mittleren  Osten,  die  Schliissel= 
position  des  britischen  „Empire'',  in  den  Gesprachen  mit  Nomura  immer 
wieder  in  den  Mittelpunkt.  Die  Dreierpaktmachte,  so  erklarte  Fricke  am  27.  3. 
1942  Nomura,  sollten  Agypten,  das  Suez=Gebiet  und  den  Nahen  und  Mittleren 
Osten  erobern,  ehe  die  feindliche  Abwehrkraft  zu  stark  werde.  Voraussetzung 
fiir  das  Gelingen  einer  solchen  konzentrischen  Operation  sei,  dafi  der  alliierte 
Nachschub  im  Indischen  Ozean  unterbrochen  werde.  Fricke  machte  in  diesem 
Zusammenhang  den  fiir  die  ganze  weitere  Entwicklung  des  deutsch=japanischen 
Verhaltnisses  bedeutsamen  Vorschlag,  die  japanische  Kriegsmarine  soUte  in 
Verbindung  mit  dem  deutschen  und  italienischen  Vormarsch  in  Nordafrika 
in  Richtung  Suez=Kanal  eine  Operation  an  der  Ostkiiste  Afrikas  zur  Unter= 
bindung  des  dort  entlanglaufenden  britischen  Nachschubs  unternehmen,  also 
iiber  den  jo.  Grad  hinaus  nach  Westen  vorstofien^. 

Die  japanische  Reaktion  auf  diesen  Vorschlag  war  zuriickhaltend.  Am  3.  4. 
traf  die  Nachricht  aus  Tokio  ein,  dali  Japan  beabsichtige,  zwei  Hilfskreuzer 
und  einige  U=Kreuzer  von  Mitte  Mai  bis  Mitte  Juli  im  Arabischen  Meer  und 
vor  der  Ostkiiste  Afrikas  operieren  zu  lassen.  Dieses  nur  geringe  Entgegen= 
kommen  gegeniiber  den  deutschen  Wiinschen  wurde  damit  begriindet,  dafi 
der  Schwerpunkt  des  Einsatzes  der  japanischen  Marine  im  Pazifik  gegen  die 
USA  liegen  miisse. 

Als  dann  nach  dem  Fall  von  Tobruk  (20./21.  6.)  der  stiirmische  deutsch= 
italienische  Vormarsch  nach  Agypten  hinein  begann,  drangte  Fricke  am  22.  6. 
erneut  auf  eine  grofiere  japanische  Operation  im  Indischen  Ozean.  Die  aus= 
weichende  Antwort  aus  Tokio  vom  27.  6.  lautete,  dali  Japan  die  Operations= 
zeit  der  in  das  Arabische  Meer  und  an  die  afrikanische  Ostkiiste  entsandten 
Hilfskreuzer  und  U=Boote  bis  Ende  1942  verlangem  werde.  Immerhin  liefien 

5  Nomura,  a.  a.  O.,  S.  9.  Jodl  hielt  —  wie  Hitler  —  eine  Operation  zur  Eroberung 
von  Malta  fiir  schwierig.  Am  6.  3. 1943  erfuhr  Nomura  in  Rom,  dafi  italienisdie 
Vorbereitungen  zur  Eroberung  von  Malta  im  Gange  seien  (s.  unten  S.  100  f.). 

6  Nomura,  a.  a.  O.,  S.  12/13.  >.  .^  .«  ... 

16 


III.  Deutschland  und  seine  Verbundeten 

weitere  japanische  Mitteilungen  vom  4.,  10.  und  25.  7.  auf  deutscher  Seite 
wieder  die  Hoffnung  auf  groEere  japanische  Untemehmen  aufleben.  Dann 
aber  blieben  die  Kontakte  zwischen  den  Marinestellen  in  Berlin  und  Tokio 
zwei  Monate  lang  vollig  unterbrochen. 

Wahrenddessen  konnte  der  britisch=amerikanische  Nachschub  ungestort 
nach  Agypten  gelangen.  Die  deutsche  Offensive  in  Nordafrika  war  bereits 
am  30.  6.  vor  El  Alamein  zum  Stehen  gekommen,  und  der  ununterbrochene 
Antransport  von  alliierten  Kraften  nach  Agypten  schuf  schliefilich  jenes  er= 
driickende  Ubergewicht,  dem  die  deutsch=italienische  Panzerarmee  in  der 
Schlacht  bei  El  Alamein  (ab  23. 10.)  erlag.  Schon  am  7.  9.  hatte  daher  eine 
neue  Unterredimg  zwischen  Fricke  und  Nomura  mit  wechselseitigen  Vorwiirfen 
geendet.  Erst  ein  Telegramm  aus  Tokio  vom  5. 10.  brachte  eine  Teilerklarung 
fiir  das  japanische  Verhalten.  Daraus  ging  hervor,  dali  die  japanische  Marine 
ein  grofieres  Unternehmen  im  Indischen  Ozean  vorbereitet  hatte,  ihren  Plan 
aber  nach  der  amerikanischen  Landung  auf  der  Salomonen=Insel  Guadalcanal 
(7.  8. 1942)  und  den  sich  daran  anschlieiienden  krafteverzehrenden  Opera= 
tionen  in  diesem  Raum^  hatte  aufgeben  miissen.  Uber  die  schwere,  fiir  den 
weiteren  Verlauf  des  Pazifik=Krieges  entscheidende  Niederlage  in  der  Schlacht 
bei  der  Midway=Insel  (4.  6. 1942)  und  ihre  Riickwirkung  auf  die  japanische 
Strategie  erfuhren  die  japanischen  Vertreter  in  Berlin  und  die  deutsche  Fiih= 
rung  nichts^. 

Letztlich  war  es  der  Zwang  zum  Ubergang  in  die  allgemeine  strategische 
Defensive,  der  die  japanische  Marine  von  grofieren  Operationen  im  Indischen 
Ozean  Abstand  nehmen  lieli.  Damit  verstarkte  sich  zugleich  die  ohnehin  vor= 
handene  Tendenz  der  japanischen  Fiihrung,  den  deutschen  Bundesgenossen 
iiber  die  eigenen  Operationsplanungen  und  Verluste  im  unklaren  zu  lassen. 
So  erklart  sich  die  heftige  Reaktion  Hitlers  gegeniiber  den  Japanern  in  der 
Lagebesprechung  am  5.  3. 1943®  lucht  zuletzt  aus  den  Erfahrungen  des  Jahres 
1942. 

Wie  ernst  die  Alliierten  die  Situation  im  Friihjahr  1942  im  Indischen  Ozean 
betrachteten,  geht  deutlich  aus  der  Lagebeurteilung  des  amerikanischen  Ge= 
neralstabschefs.  General  Marshall,  hervor,  in  der  er  darauf  hinwies,  dafi  „eine 
Ausdehnung  der  japanischen  Seeherrschaft  in  den  westlichen  Indischen  Ozean 
katastrophale  Folgen  fiir  die  alliierte  Position  im  Mittleren  Osten  hatte: 

7  Die  wichtigsten  Zahlen  und  Daten  in  der  Chronik,  Teil  D  5. 

8  Soweit  nach  Nomura,  a.  a.  O.,  S.  14  ff.  Das  Ausmafi  der  japanischen  Niederlage 
bei  Midway  wurde  von  der  japanischen  Marine  auch  der  eigenen  Armee,  ja  selbst 
dem  Premierminister  Tojo  gegeniiber  geheim  gehalten  (Mamoru  Shigemitsu,  Die 
Schicksalsjahre  Japans.  Vom  Ersten  bis  zum  Ende  des  Zweiten  Weltkrieges  1920 
bis  1945.  Denkwurdigkeiten  des  letzten  japanischen  Aufienministers  im  Zweiten 
Weltkrieg,  Frankfurt  a.  M.  [Alfred  Metzner  Verlag]  1959,  S.  282). 

9  Heiber,  a.  a.  O.,  S.  169:  „Man  darf  nichts  darauf  geben,  was  die  Japaner  sagen. 
Ich  glaube  kein  Wort  davon  . . .  Sie  liigen  einem  die  Hudce  voll,  und  ihre  ganzen 
Darstellungen  sind  auch  alle  auf  etwas  berechnet,  was  sich  hinterher  als  Tau= 
schung  erweist." 


17 


A.  Einfiihrung 

1.  wiirden  die  Alliierten  nicht  mehr  in  der  Lage  sein,  ihre  Streitkrafte  im 
Mittleren  Osten  zu  versorgen,  und  die  Deutschen  wiirden  den  Zugang 
zum  Ol  und  zu  den  anderen  Hilfsquellen  dieses  Raumes  und  einen  Weg 
nach  dem  Fernen  Osten  gewinnen; 

2.  wiirde  der  Verlust  des  Ols  von  Abadan  nicht  wieder  wettzumachen  sein; 

3.  wiirde  die  wichtigste,  siidliche  Nachschubroute  zur  Sowjetunion  unter= 
brochen;  und 

4.  wiirde  die  Tiirkei  eine  leichte  Beute  der  Deutschen  werden  und  diese 
damit  einen  Zugang  fiir  ihre  Streitkrafte  ins  Schwarze  Meer  gewinnen 
und  damit  die  sowjetische  Stellung  am  Kaukasus  zum  Einsturz  bringen^/' 

Blieb  so  die  deutsch=japanische  Zusammenarbeit  auf  militarischem  Gebiet 
in  den  Anfangen  stecken,  so  kam  es  auch  auf  politischem  und  wirtschaftUchem 
Gebiet  zu  keiner  Koordination  der  Interessen.  Die  Tatsache,  dafi  Japan  gegen= 
liber  der  Sowjetunion  am  NeutraUtatsvertrag  vom  13.  4. 1941  festhielt,  wurde 
von  Hitler  zwar  in  seiner  Unterredung  mit  Botschafter  Oshima  am  3. 1. 1942 
akzeptiert:  „Das  Wichtigste  sei,  daf?  Japan  den  angelsachsischen  Machten  nicht 
unterUege.  Es  diirfe  unter  keinen  Umstanden  seine  Krafte  friihzeitig  zer= 
splittern.  Auch  fiir  uns  sei  England  der  Hauptfeind.  Den  Russen  wiirden  wir 
sicher  nicht  unterliegen^/'  Aber  Ribbentrop,  der  sich  —  eigenen  entsprechenden 
„Anregungen''  von  1941  folgend  —  schon  in  dieses  Gesprach  mit  der  Bemer= 
kung  eingeschaltet  hatte,  „da6  Japan  vielleicht  im  Mai  in  der  Lage  sein  wiirde, 
Rutland  anzugreifen",  wiederholte  im  Juli  seinen  Vorschlag,  Japan  soUe  mili= 
tarische  Operationen  gegen  die  Sowjetunion  eroffnen^.  Er  wurde  ebenso  ab= 
gelehnt  wie  der  „Hinweis''  des  deutschen  Botschafters  in  Tokio  gegeniiber 
dem  japanischen  Aufienminister  Togo  vom  29.  4. 1942,  „bei  der  schwierigen 
Lage  der  Sowjetunion  hflbe  ein  Vorstofi  gegen  Wladiwostok  und  den  Baikal= 
See  entscheidende  Bedeutung,  da  er  zur  voUigen  Liquidierung  der  Sowjetunion 
flihren  konne^''. 

Hitler  selbst  hielt  indessen  an  seinem  Standpunkt  fest.  Am  29.  4.  erklarte 
er  in  der  Unterredung  mit  Mussolini,  dafi  „ein  Konflikt  zwischen  Japan  und 
Rutland"'  nicht  im  Interesse  der  Achse  liege.  Sowohl  er  als  auch  Mussolini 
„stellten  sich  auf  den  Standpunkt,  dafi  zum  mindesten  im  Augenblick  die 
energische  Bekampfung  der  Angelsachsen  durch  Japan  dessen  vordringliche 
Aufgabe  sei,  von  deren  Durchfiihrung  es  sich  nicht  durch  ein  Unternehmen 
gegen  Sowjetrufiland  ablenken  lassen  diirfe.  . .  Man  diirfe  nicht  zu  viel  von 
(Japan)  verlangen  und  durch  Schaffung  einer  weiteren  russischen  Front  seine 
Krafte  iiberspannen.  Aufierdem  wiirde  durch  einen  japanisch=russischen  Kon= 

1  Zitiert  nach:  Jiirgen  Rohwer,  Die  See=Luftschlacht  bei  Midway  1942,  in:  Entschei= 
dungsschlachten  des  Zweiten  Weltkrieges,  hrsg.  von  H.=A.  Jacobsen  und  J.  Roh= 
wer,  Frankfurt  a.  M.  (Bernard  &  Graefe  Verlag  fiir  Wehrwesen)  i960,  S.  194. 

2  Auszug  aus  der  Aufzeichnung  iiber  die  Unterredung  Hitler— Oshima  vom  3. 1. 
1942,  abgedruckt  bei  Jacobsen,  a.  a.  O.,  S.  290. 

3  Ebda.,  S.  290. 

4  KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW,  29.  4. 1942. 

18 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

flikt  auch  keine  unmittelbare  Entlastung  an  der  deutsch=russischen  Front  ein= 
treten.  Die  Divisionen,  die  Rufiland  in  Sibirien  zur  Deckung  gegen  Japan 
stationiert  hatte,  wiirden  auch  bei  Nichtausbruch  eines  Konflikts  dort  ver= 
bleiben,  da  die  Verbindung  zur  europaischen  Front  viel  zu  lang  sei.  Ebenso 
wiirde  bei  Ausbruch  eines  japanisch=russischen  Konflikts  aus  demselben 
Grunde  kein  Abzug  von  Truppen  von  der  europaischen  Front  erfolgen*"*/' 

Auch  nach  Beginn  der  sowjetischen  Grofioffensive  am  19. 11. 1942  und  der 
EinschUefiung  der  6.  Armee  in  Stalingrad  bheb  Hitler  bei  dieser  Haltung.  Am 
4. 12.  erklarte  Jodl  General  Banzai,  dafi  die  japanische  Neutralitat  gegeniiber 
der  Sowjetunion  die  deutsche  Zustimmung  finde.  Nur  wenn  sich  eine  gemein= 
same  amerikanisch=britisch=sowjetische  Aktion  gegen  Japan  abzeichne,  soUe 
Japan  praventiv  gegen  die  Sowjetunion  handeln^. 

Auf  der  japanischen  Seite  unterblieb  ein  im  Anschlufi  an  den  abgelehnten 
Ribbentrop=Vorschlag  vom  Juli  erwogener  diplomatischer  Schritt  des  Au6en= 
ministers  Togo,  einen  Sonderfrieden  zwischen  Deutschland  imd  der  Sowjet= 
union  auf  dem  Wege  iiber  Mussolini  anzuregen,  nachdem  Togo  am  1.  9. 1942 
aus  anderen  Griinden  zuriickgetreten  und  durch  Tani  abgelost  worden  war. 
Inoffizielle  Fiihler  des  japanischen  Generalstabes  in  der  gleichen  Richtung  im 
Marz  und  Juni,  die  bis  zu  einem  Gesprach  zwischen  Ribbentrop  und  Bot= 
schafter  Oshima  am  2.  9.  iiber  dieses  Thema  fiihrten,  wurden  angesichts  der 
schroffen  Ablehnung  durch  den  Reichsaufienminister  nicht  weiterverfolgt.  Am 
6.  9.  zog  der  japanische  Generalstab  seine  Anregung  wieder  zuriick^. 

Die  wirtschaftliche  Zusammenarbeit  zwischen  Deutschland  und  Japan  —  sie 
kann  hier  nur  knapp  angedeutet  werden  —  war  durch  die  Trennung  der  Macht= 
spharen  an  sich  schon  aufierordentlich  begrenzt.  Hinzu  kamen  noch  Span= 
nungen  mancherlei  Art.  So  konnte  den  japanischen  Forderungen  nach  Waffen= 
lieferungen  sowie  Ausriistungen  fiir  die  Kriegsindustrie  angesichts  der  eigenen 
Zwangslage  und  den  Wiinschen  der  europaischen  Verbiindeten  nur  in  ge= 
ringem  Umfang  entsprochen  werden,  so  dafi  nicht  einmal  alle  aus  der  See= 
kriegslage  sich  ergebenden  Moglichkeiten  ausgenutzt  werden  konnten.  An= 
dererseits  war  die  japanische  Wirtschaftspolitik  in  den  eroberten  siidostasia= 
tischen  Gebieten  in  sehr  eng  gefaiitem  Sinne  ausschliefilich  auf  das  eigene 
Interesse  ausgerichtet.  Das  fuhrte  soweit,  dali  die  Kautschukexportpreise  ver= 
doppelt  und  iiberhaupt  die  Lieferung  wertvoller  Rohstoffe  aus  Siidostasien 
auch  an  verbundete  Staaten  gedrosselt  wurden.  Gerade  an  Naturkautschuk  war 
aber  Deutschland  fiir  seine  Buna=Erzeugung  besonders  interessiert.  Da  in= 
dessen  die  Verbindungsmoglichkeiten  auf  dem  Seewege  immer  schlechter  wur= 


5  Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Mussolini 
vom  29.  4. 1942  (Politisches  Archiv  des  Ausw.  Amies  Bonn,  Aufz.  Fiih.  15,  RAM= 
Film  1/65—95,  18/314—344). 

6  Nomura,  a.  a.  O.,  S.  24. 

7  Erneute  japanische  Initiative  in  dieser  Richtung  im  April/Mai  1943  durch  den 
neuen  Aufienminister  Shigemitsu. 

19 


A.  Einfiihrung 

den,  konnten  —  unter  normaleren  Verhaltnissen  unvermeidliche  —  grofiere 
Auseinandersetzungen  vermieden  werden. 

In  der  Zeit  vom  21.  8. 1941  bis  7.  2. 1943  liefen  insgesamt  27  Schiffe  mit 
Lieferungen  von  Ostasien  in  den  deutschen  Machtbereich  in  Europa  aus.  Von 
diesen  erreichten  13  ihre  Zielhafen,  10  wurden  vom  Gegner  versenkt,  4  kehr= 
ten  um.  Von  den  deutsch=besetzten  Gebieten  Europas  liefen  von  September 
1941  bis  April  1943  insgesamt  26  Schiffe  nach  Ostasien  aus.  Von  diesen  trafen 
17  in  japanischen  Hafen  ein,  4  wurden  versenkt,  5  kehrten  um^.  Danach 
konnten  die  kleinen  Mengen  der  allernotwendigsten  Rohstoffe  nur  noch  durch 
U=Boote  aus  Ostasien  nach  Westfrankreich  transportiert  werden. 


2.1talien 

Die  urspriinglich  sehr  hohe  Meinung  Hitlers  von  der  Bundesgenossenschaft 
des  faschistischen  Italien  war  zu  Beginn  des  Jahres  1942  nach  der  Enthiillung 
der  militarischen  Schwachen  seit  den  Niederlagen  in  Griechenland  und  Nord= 
afrika  (1940)  und  dem  Verlust  Ostafrikas  (1941)  langst  einer  unUberwind= 
lichen  Skepsis  hinsichtlich  der  Leistungen  der  italienischen  Wehrmacht  ge= 
wichen.  Seit  dem  italienischen  Hilferuf  vom  Dezember  1940  imd  den  Verein= 
barungen  zwischen  Hitler  und  Mussolini  vom  18.— 20. 1. 1941®  war  an  die 
Stelle  des  urspriinglichen  „Parallelkrieges''  Italiens  im  Mittelmeer  und  in  den 
Kolonien  in  Afrika  eine  immer  starkere  Abhangigkeit  Italiens  von  seinem 
militarisch  starkeren  Partner  getreten,  ohne  dalB  dies  in  der  Befehlsorganisation 
im  Mittelmeerraum  nach  aufien  hin  in  Erscheinung  getreten  ware.  Nominell 
und  in  mancher  Hinsicht  auch  faktisch  behielten  Mussolini  und  das  Comando 
Supremo  bis  zum  Sturz  des  Duce  (25.  7. 1943)  den  Oberbefehl.  Dennoch 
war  der  EinflujS  der  deutschen  Kriegfiihrung  im  Mittelmeerraum  seit  der  Er= 
nennung  des  Gen.Feldmarschalls  Kesselring  zum  OB  Slid  (25. 11. 1941)  im= 
mer  starker  geworden.  Indessen  bewirkte  gerade  dies  das  Fortleben  des 
„Parallelkriegsgedankens''  bei  der  italienischen  Fiihrung  (zum  besonderen 
Problem  Malta  s.  unten  S.  100). 

Unter  diesen  Voraussetzungen  bezeichnete  Hitler  im  Gesprach  mit  Goebbels 
am  20.  3. 1942  Mussolini  als  „den  einzigen  Garanten  fiir  das  deutsch=italieni= 
sche  Zusammengehen. .  .  Wenn  es  hier  und  da  im  deutsch=italienischen  Zu= 
sammengehen  noch  hapert,  so  liegt  das  nicht  an  Mussolini,  sondern  an  dem 
Mangel  militarischer  Eigenschaften  beim  italienischen  Volk  selbst^"'.  Einen 
Monat  vorher  hatte  er  geaulEert:  „Der  wirkliche  Faschismus  ist  deutschfreund= 
lich.  Aber  voUkommen  feindlich  steht  der  germanischen  Welt  der  italienische 
Hofkliingel  gegeniiber.  In  Florenz  hat  mir  der  Duce  gesagt:  Meine  Soldaten 

8  Theo  Michaux,  Rohstoffe  aus  Ostasien,  in:  Wehrwissensdiaftlidie  Rundschau  5 
(1935),  S.  485  ff.  Dort  nahere  Einzelheiten. 

9  Greiner,  a.  a.  O.,  S.  200  ff.;  KTB  OKW  (WFStab),  Bd.  I. 

a     Louis  P.  Lochner,  Goebbels  Tagebiicher  1942/43,  Ziirich  1948,  S.  131. 

20 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

sind  anstandige,  brave  Leute,  meinen  Offizieren  kann  idi  nidit  vertrauen! . . . 
Eine  positive  Auslese  wird  so  lange  nicht  stattfinden,  als  diese  Mafia  der  Ober= 
welt  nicht  beseitigt  wird.  .  .  Es  wird  in  Italien  nicht  besser  werden,  solange 
sie  nicht  einen  sauberen  Fiihrerstaat  hinkriegen^/' 

Obwohl  die  wachsenden  Schwierigkeiten  einen  moglichst  haufigen  Kontakt 
der  beiden  Staatsfiihrer  und  „Feldherren''  erfordert  hatten,  kam  es  im  Jahre 
1942  nur  zu  einer  einzigen  Begegnung  zwischen  Hitler  und  Mussolini,  und 
zwar  am  29./30.  4.  in  SchlolB  Klefiheim  bei  Salzburg.  Dieses  Treffen  diente 
neben  der  Absprache  iiber  die  geplanten  Operationen  im  Mittelmeerraum 
einer  allgemeinen  Aussprache,  in  der  die  Abstimmung  der  deutschen  imd 
italienischen  Politik  gegeniiber  der  Tiirkei  und  den  arabischen  Landern,  die 
bei  Gelingen  der  Offensive  von  grofier  Bedeutung  war,  den  breitesten  Raum 
einnahm.  „Die  Tiirkei''  —  so  fiihrte  Hitler  am  29.  4.  aus^  —  „bewege  sich  lang= 
sam,  aber  sicher  auf  die  Achse  zu.  Dabei  sei  der  Russenhafi  der  Tlirken  dieser 
Entwicklung  besonders  forderlich. .  .  Besonders  beunruhigt  seien  die  Tiirken 
. . .  wegen  der  russischen  Aspirationen  auf  die  Dardanellen. .  .  Auf  eine  Frage 
des  Duce  nach  den  Forderungen  der  Tiirkei  erwiderte  der  Fiihrer,  dafi  er  auf 
inoffiziellem  Wege  Kenntnis  von  den  tiirkischen  Wiinschen  erhalten  hatte, 
die  sich  im  wesentlichen  nach  den  Eisenbahnen  ausrichteten,  d.  h.  Gebiets= 
korrekturen  bei  Adrianopel  und  langs  der  Bagdadbahn.  AulBerdem  mochten 
die  Tiirken  Rutland  moglichst  weit  von  ihrem  eigenen  Gebiet  entf  emt  haben. . . 
Der  Duce  bemerkte  dazu,  dafi  Italien  keine  Forderungen  an  die  Tiirkei  hatte, 
dafi  es  im  Gegenteil  beabsichtige,  eine  innerhalb  der  tiirkischen  Hoheits= 
gewasser  liegende  Insel  Castel  Rosso  als  Zeichen  seiner  Freundschaft  zur 
Tiirkei  abzugeben.'' 

Zur  Frage  nach  einer  gemeinsamen  „Indien=  und  Arabien=Erklarung''  der 
Dreierpaktmachte  erklarte  Hitler,  „dafi  seine  Stellungnahme  dazu  durch  die 
Erinnerung  an  den  Weltkrieg  bestimmt  sei. . .  Wenn  jetzt  eine  Indien=  und 
Arabien=Erklarung  von  den  Dreierpaktmachten  abgegeben  wiirde,  so  konne 
dies  leicht  dazu  fUhren,  dafi  der  Widerstandswille  Englands  durch  die  aus 
einer  derartigen  Erklarung  abzuleitende  Bedrohung  des  gesamten  englischen 
Weltreichs  erheblich  gestarkt  wiirde. . .  Andererseits  konnte  eine  Indien=  und 
Arabien=Erklarung  allerdings  auch  geeignet  sein,  England  den  letzten  Stofi 
zu  versetzen  und  zum  Nachgeben  zu  veranlassen."  Dies  sei  die  Auffassung 
Ribbentrops. 

Nach  Hitlers  Ansicht  hing  die  Frage,  ob  und  wann  es  sinnvoU  sei,  eine 
Indien=  und  Arabien=Erklarung  abzugeben,  von  der  weiteren  militarischen 
Entwicklung  ab.  Eine  solche  Erklarung  „konnte  militarisch  wirksam  erst  unter= 
stiitzt  werden,  wenn  die  Truppen  der  Achsenmachte  siidlich  des  Kaukasus 

2  Ebda. 

3  Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Mussolini 
vom  29.  4. 1942  (Politisches  Archiv  des  Auswartigen  Amts  Bonn,  Aufz.  Fuh.  15, 
RAM=Film  1/65—95,  18/314—344). 

21 


A.  Einfiihrung 

stiinden.  Ein  auf  Grund  dieser  Erklarung  in  den  arabischen  Gebieten  aus= 
brechender  Aufstand  konnte  dann  militarisch  niitzlich  sein  und  militarisch 
unterstiitzt  werden.  Wenn  hingegen  die  Erklarung  Arabien  gegeniiber  jetzt 
gleich  abgegeben  wiirde,  so  bestiinden  zwei  Moglichkeiten :  Entweder  nahmen 
die  Araber  keine  Kenntnis  von  ihr.  Dann  sei  eine  solche  Erklarung  fUr  die 
Achse  wertlos  . .  .  Die  andere  MoglicKkeit  sei,  dafi  die  Araber  von  dieser  Er= 
klarung  Kenntnis  nahmen  und  einen  Aufstand  begonnen,  der  unter  den 
jetzigen  Umstanden  von  den  Englandern  niedergeschlagen  wiirde,  wobei  sich 
diese  der  aktivsten  Exponenten  der  achsenfreundlichen  Araberpolitik  bemach= 
tigen  und  dadurch  den  Achseninteressen  in  Arabien  erheblichen  Schaden  zu= 
fiigen  wiirden/' 

Deutlich  kam  ein  latenter  Interessengegensatz  zu  Japan  im  indischen  Raum 
zum  Ausdruck.  Hitler  meinte,  dafi  „Japan  wohl  vor  Indien  eine  gewisse  Scheu 
habe,  da  die  Eroberung  Indiens  ein  gewaltiges  Unternehmen  sei  und  die  Ge= 
fahr  bestehe,  dajS  sich  auch  Sowjetrufiland  gegen  Indien  wenden  wiirde''. 
Ribbentrop  wies  darauf  hin,  „da6  Japan  schon  vor  langerer  Zeit  den  Vorschlag 
einer  gemeinsamen  Erklarung  gemacht  habe  und  vielleicht  argwohnisch  werden 
konnte,  wenn  mit  der  Antwort  der  Achsenmachte  gezogert  werde.  Denn  nach 
wie  vor  bestehe  Japans  einzige  Befiirchtung  darin,  dafi  die  Achse  sich  mit 
England  doch  noch  irgendwie  einigen  konne/'  Hitler  entschied  mit  Zustim= 
mung  Mussolinis,  die  Beantwortung  dilatorisch  zu  halten,  „schlie61ich  hatten 
die  Japaner  auch  die  Achsenmachte  des  ofteren  langere  Zeit  warten  lassen", 
doch  erhielt  Ribbentrop  die  Genehmigung  zur  miindlichen  Besprechung  mit 
Oshima. 

Zu  einer  deutschen  und  italienischen  Indien=  und  Arabien=Erklarung  kam 
es  angesichts  der  weiteren  militarischen  Entwicklung  nicht.  Nur  eine  Agypten= 
Erklarung  wurde  am  3.  7. 1942  abgegeben  (s.  unten  S.  107).  Jedoch  wurde  der 
kurz  vor  dem  deutschen  Angriff  auf  die  Sowjetunion  (22.  6. 1941)  aus  Indien 
via  Moskau  nach  Deutschland  gelangte  indische  Nationalistenfiihrer  Subhas 
Chandra  Bose,  der  seit  Februar  1942  eine  propagandistische  Tatigkeit  iiber 
deutsche  Rundfunkstationen  nach  Indien  hinein  entfaltete,  am  29.  5. 1942  von 
Hitler  in  Berlin  empfangen.  Bose  erklarte  dabei^,  „es  sei  jetzt  der  Zeitpunkt 
gekommen,  die  militarische  Zusammenarbeit  mit  der  japanischen  Wehrmacht 
aufzunehmen.  Indien  lege  jedoch  grofien  Wert  darauf,  mit  Deutschland  und 
Italien  die  engsten  Verbindungen  herzustellen  und  sich  die  Sympathie  und 
Hilfe  dieser  Lander  zu  sichern,  da  es  nicht  allein  auf  Japan  angewiesen  sein 
mochte/'  Hitler  erwiderte,  „er  kenne  Japans  Ziel  nicht.  Er  wisse  nicht,  ob  es 
den  Japanern  wichtiger  erschiene,  zunachst  ihre  Flanke  vor  der  Bedrohung 
durch  Tschiang  Kai=shek  zu  befreien  und  mit  diesem  eine  Zusammenarbeit 
aufzunehmen  oder  ob  sie  sich  zuerst  nach  Australien  oder  nach  Indien  wenden 

4  Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Bose  vom 
27.  (tatsachlidi:  29.)  5.  1942  (Politisches  Archiv  des  Auswartigen  Amts  Bonn, 
Aufz.  Fiih.  24,  RAM=Film  20/568—577). 

22 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

woUten.  Die  Vernichtung  der  Herrschaft  in  Ostasien  wiirde  moglicherweise 
zu  einem  Zusammenbruch  des  britischen  Weltreiches  fiihren.  Dieser  Zusam= 
menbruch  wiirde  natiirlich  fiir  Deutschland  eine  grofie  Entlastung  bedeuten 
und  ihm  Blut  ersparen/' 

„Unter  den  augenblicklich  herrschenden  Umstanden  . . .  konne  er  Bose  nur 
raten,  sich  zu  den  Japanern  zu  begeben,  um  von  den  Grenzen  Indiens  aus  den 
revolutionaren  Kampf  in  das  Land  selbst  hineinzutragen.  Als  alter  Revo= 
lutionar  konne  er  Bose  nur  den  Rat  geben,  die  Chance  einer  inneren  Revo= 
lution  in  Indien  in  einem  Augenblick  auszunutzen,  wo  der  Feinddruck  von 
aulien  einsetze.  .  .  Ob  die  Japaner  diesen  Druck  tatsachlich  ausiiben  wollten, 
wisse  er  nicht.  Positiv  hatten  sie  Deutschland  dariiber  nichts  gesagt/'  Ab= 
schlieEend  bat  Bose  „erneut  um  die  moralische  und  diplomatische  Unter= 
stiitzung  Indiens  durch  Deutschland,  damit  es  nicht  allein  auf  Japan  angewie= 
sen  sei''.  Die  Abreise  Boses  aus  dem  deutschen  Machtbereich  zogerte  sich 
jedoch  noch  bis  zum  Friihjahr  1943  hinaus. 

Zu  einer  griindlichen  Erorterung  der  deutsch=italienischen  Biindnisproble= 
matik  kam  es  bei  dem  Treffen  Hitler— Mussolini  am  29./30.  4.  sowenig  wie 
bei  friiheren  Begegnungen.  Auch  die  Vereinbarungen,  die  schlielilich  iiber  die 
Reihenfolge  der  Operationen  im  Mittelmeerraum  getroffen  wurden,  stellten 
nur  eine  oberflachliche  Einigung  dar  (s.  unten  S.  102). 

Kann  dennoch  die  Zusammenarbeit  zwischen  den  beiden  Achsenpartnern 
im  Mittelmeerraum  fiir  das  Jahr  1942  trotz  mancherlei  Vorbehalte  noch  als 
befriedigend  angesehen  werden,  da  die  latenten  Spannungen  nicht  offen  aus= 
brachen,  so  gilt  dies  keinesfalls  mehr  fiir  den  siidosteuropaischen  Besatzungs= 
bereich.  Hier  entwickelten  sich  1942  offene  Konflikte  zwischen  deutschen  und 
italienischen  Kommandobehorden  im  jugoslawischen  Raum,  die  weit  iiber 
lokale  militarische  Streitfalle  hinausgingen,  vielmehr  ins  Grundsatzliche  ziel= 
ten  und  bereits  das  Auseinanderbrechen  des  Bundnisses,  wie  es  im  Sommer 
1943  auf  „hochster  Ebene''  eintrat,  praludierten.  Es  ging  dabei  vor  allem  um 
die  Haltung,  die  das  Oberkommando  der  italienischen  2.  Armee,  das  in  Dal= 
matien  und  im  italienisch  besetzten  Teil  Kroatiens  befehlsfiihrend  war,  gegen= 
iiber  den  nationalistischen  Aufstandischen,  den  Tschetniks  des  Generals  Mihaj= 
lovic,  einnahm.  Insbesondere  der  Oberbefehlshaber  der  Armee,  General 
Roatta,  war  Hitler  im  hochsten  Grade  suspekt.  Bereits  im  Februar  1942, 
kurz  nach  der  Befehlsiibemahme  durch  den  General,  nannte  er  ihn  einen 
„Spitzel"5. 

Entscheidend  wurde  der  Entschlufi  Roattas  Mitte  1942,  Teile  der  Tschetniks 
in  der  Herzegowina  und  in  Montenegro  sowie  in  Westdalmatien  und  in  West= 
bosnien  in  italienische  Hilfsdienste  zu  nehmen,  war  doch  die  Vernichtung  der 
Tschetniks  noch  im  April  1942  das  Ziel  einer  im  Marz  in  Abazzia  durch  die 
Oberkommandos   vereinbarten  deutsch=kroatisch=italienischen  Operation  ge= 

5     Nach  Heiber,  a.  a.  O.,  S.  223,  Anm.  4. 

25 


A.  Einfiihrung 

wesen,  die  bereits  im  wesentlichen  infolge  der  „Zuruckhaltung''  der  2.  italieni= 
schen  Armee  fehlgeschlagen  war  (s.  unten  S.  139).  Die  vordergriindige  Absicht 
bei  dieser  die  beiden  Bundesgenossen,  besonders  audi  die  Kroaten,  erbittern= 
den  Mafinahme  war,  dafi  Roatta  fiir  seine  Armee  einen  sicheren  Schutz  gegen= 
iiber  den  Partisanen  Titos  gewinnen  wollte,  den  ihm  die  Tschetniks,  seit  No= 
vember  1941  die  Biirgerkriegsgegner  der  kommunistischen  Partisanenbewe= 
gung,  zu  bieten  schienen,  obwohl  die  italienische  2.  Armee,  die  iiber  7  Divi= 
sionen  sowie  1  Alpini=  und  1  Bersaglieri=Regiment  verfiigte  (insgesamt  ca. 
60  000  Mann)  —  verglichen  mit  den  schwachen  deutschen  Kraften  in  Kroatien 
im  Friihjahr  1942  (lediglich  ca.  10  000  Mann)®  also  relativ  stark  — ,  die  Siche= 
rimg  ihres  Besatzungsraumes  nach  deutscher  Auffassung  bei  entsprechendem 
Willen  auch  allein  hatte  gewahrleisten  konnen.  Hintergriindig  verfolgte  Roatta 
dabei  wohl  weitergehende  Plane,  die  auf  einen  Frontwechsel  Italiens  hinzielten. 

Im  November  1942  zog  das  italienische  Oberkommando  seine  Truppen  ein= 
schliefilich  der  unterstellten  Tschetniks  aus  den  umkampften  Gebieten  in  den 
Bergen  ganz  zuriick  und  beschrankte  sich  auf  die  Kontrolle  der  Kiiste  und 
der  grofien  Stadte.  Die  —  nach  Versuchen  diplomatischer  Ausdrucksweise  — 
deutliche  Sprache  Hitlers  gegeniiber  dem  italienischen  Aufienminister  Graf 
Ciano  am  18. 12. 1942,  „es  bleibe  . . .  nichts  iibrig,  als  alle  Cetnici  restlos  aus= 
zurotten  und  gegen  die  Banden  mit  brutalsten  Mitteln  vorzugehen'',  anderte 
an  der  italienischen  Haltung  nichts.  Die  damit  und  durch  die  allgemeine  Ver= 
starkung  der  Tito=Partisanen  notwendig  gewordene  Verlegung  starkerer  deut= 
scher  Krafte  nach  Kroatien,  die  Ende  1942  eingeleitet  wurde,  um  dieser  Gefahr 
in  einem  Grofiunternehmen  Herr  zu  werden,  fiihrte  dann  zu  verscharften 
Konflikten  mit  der  italienischen  Wehrmachtfiihrung  im  Friihjahr  1943^. 

Besondere  Probleme  warf  auch  die  italienische  Beteiligung  am  Ostfeldzug 
auf.  Nachdem  Mussolini  bereits  im  Juli  1941  das  italienische  Expeditionskorps 
(XXXV.  A.K.)  entsandt  hatte  (4  Divisionen),  bot  er  im  Oktober  1941  als  Kom= 
pensation  fiir  die  geplante  Verlegung  der  Luftflotte  2  (Gen.Feldmarschall  Kes= 
selring)  nach  Sizilien  die  Uberfiihrung  weiterer  20  Divisionen  an  die  Ostfront 
fiir  den  Feldzug  1942  an.  Tatsachlich  trafen  im  Mai/Juni  1942  immerhin  wei= 
tere  8  Divisionen,  darunter  das  Alpini=Korps  (mit  3  Elite=Divisionen),  an  der 
siidlichen  Ostfront  ein.  Sie  wurden  zusammen  mit  dem  „Expeditionskorps''  zur 
8.  italienischen  Armee  (OB  Gen.Oberst  Gariboldi)  zusammengefafit,  die  am 
13.  8.  einen  Frontabschnitt  am  Don  zwischen  der  6.  deutschen  und  der  2.  unga= 
rischen  Armee  iibemahm.  Sie  erlitt  bereits  in  der  Zeit  vom  15.— 25.  8.  einen 
ersten  schweren  Riickschlag,  als  es  den  Sowjets  gelang,  einen  tiefen  Briicken= 
kopf  siidlich  des  Flusses  imRaume  von  Serafimowitsch  zu  bilden,der  nicht  mehr 
bereinigt  werden  konnte  und  spater  den  Ausgangspunkt  fiir  die  sowjetische 

6  Vgl.  hierzu:  F.  Dragojlov,  Der  Krieg  1941—1945  auf  dem  Gebiete  des  Unab= 
hangigen  Staates  Kroatien,  in:  Allgem.  Schweiz.  Militar=Zeitsdirift  122  (1956), 
S.352ff. 

7  Vgl.  KTB  OKW  (WFStab),  Bd.  Ill,  5. 122  ff. 

24 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

Offensive  am  19. 11.  bildete  (s.  unten  S.  82  ff.).  Die  italienische  8.  Armee  erlitt 
bei  der  zweiten  sowjetischen  Offensive  am  Don  (16. 12.)  eine  vernichtende 
Niederlage  (s.  unten  S.  8y).  Ihre  Trummer  muliten  Anfang  1943  aus  der  Front 
gezogen  werden. 

Die  militarische  Schwache  Italiens  sowie  die  militarpolitischen  Absichten  der 
italienischen  Wehrmachtfiihrung  im  Herbst  1942  —  noch  vor  dem  Umschwung 
im  Mittelmeerraum  Anfang  November  —  lassen  sich  gut  aus  einer  Meldung  des 
Deutschen  Generals  im  Hauptquartier  der  italienischen  Wehrmacht,  General 
d.  Inf.  V.  Rintelen,  an  den  WFStab  vom  5.9.  ablesen^:  Rintelen  berichtete 
darin  uber  eine  Unterredung  mit  dem  Chef  des  Comando  Supremo,  Marschall 
Graf  Cavallero,  vom  Vortage,  in  der  dieser  erklart  hatte,  „dafi  er  es  fiir  zweck= 
maliig  halte,  dafi  das  OKW  eine  allgemeine  Weisung  fiir  die  Absichten  fiir 
das  Jahr  1943  herausgebe,  damit  die  italienische  Wehrmacht  sich  auf  die  ihr 
vom  OKW  zugedachten  Aufgaben  vorbereiten  konne.  Diese  Vorbereitung 
wiirde  in  erster  Linie  in  der  Verbesserung  der  Ausstattung  und  Ausriistung 
der  Divisionen  bestehen.  Z.  Zt.  verfiige  Italien  iiber  20  Divisionen,  die  feld= 
mafiig  ausgeriistet  seien,  davon  9  in  Rufiland  und  11  in  Afrika. . .  Aber  auch 
bei  diesen  genannten  Divisionen  konne  man  nicht  von  einer  wirklich  modernen 
Ausriistung  sprechen.  Der  Duce  habe  die  Forderung  aufgestellt,  daiS  bis  zum 
nachsten  Friihjahr  33  Divisionen  modern  ausgestattet  wiirden.  Er,  Marschall 
Cavallero,  hoffe,  wenigstens  30  Divisionen  so  ausstatten  zu  konnen.  Hierfur 
kamen  in  erster  Linie  die  an  der  Westalpengrenze  stehenden  Divisionen  in 
Frage,  denn  diese  miifiten  fiir  den  Fall  eines  Einsatzes  gegen  Frankreich  mog= 
lichst  gut  ausgestattet  sein,  da  aus  psychologischen  Griinden  zu  erwarten  sei, 
dafi  die  Franzosen  bei  einer  Besetzung  Restfrankreichs  sich  ganz  besonders 
stark  gegen  die  Italiener  verteidigen  wiirden.  Sollte  ein  derartiger  Einsatz  nicht 
notwendig  werden,  so  stehen  diese  Divisionen  fiir  andere  Aufgaben  zur  Ver= 
fiigung."'  Vergegenwartigt  man  sich,  dafi  am  Ende  des  Jahres  die  einzigen 
einigermafien  kampffahigen  italienischen  Divisionen  in  Nordafrika  und  an 
der  Ostfront  zerschlagen  waren,  so  wird  deutlich,  dafi  die  italienische  Wehr= 
machtfiihrung  in  das  neue  Jahr  mit  den  allergroliten  Sorgen  ging. 

Mussolini  versuchte  auf  seine  Weise,  die  Konsequenzen  aus  der  seit  No= 
vember  1942  veranderten  Kriegslage  zu  Ziehen.  Am  1. 12.  aufierte  er  gegen= 
iiber  Goring  bei  dessen  Besuch  in  Rom,  „dali  auf  eine  oder  die  andere  Weise 
das  Kapitel  des  Krieges  gegen  RulBland,  der  keinen  Zweck  mehr  hat,  abge= 
schlossen  werden  miisse'',  um  Krafte  fiir  den  Kampf  gegen  die  Anglo=Ameri= 
kaner  im  Westen  und  im  Mittelmeerraum  zu  gewinnen®.  Diesen  Gedanken 

8  Fernsdireiben  des  Deutsdien  Generals  im  Hauptquartier  der  italien.  Wehrmadit 
an  OKW/WFStab  vom  5.  9. 1942  (Fotokopie  von  US=Mikrofilm,  von  Hans=Adolf 
Jacobsen  dem  Verf.  freundlichst  zur  Verfiigung  gestellt). 

9  Zitiert  nach  Walter  Warlimont,  Die  Entscheidung  im  Mittelmeer  1942,  in:  Ent= 
scheidungsschladiten  des  Zweiten  Weltkrieges,  hrsg.  von  Hans=Adolf  Jacobsen 
und  Jiirgen  Rohwer,  Frankfurt  a.  M.  (Bernard  &  Graefe  Verlag  fiir  Wehrwesen) 
i960,  S.  268  (kiinftig  zit.:  Warlimont  II). 

25 


A.  Einfiihrung 

versuchte  Aufienminister  Graf  Ciano,  der  am  18./19. 12.  im  FHQu  „Wolfs= 
schanze''  weilte.  Hitler  in  einer  auf  dessen  Mentalitat  zugeschnittenen  Weise 
nahe  zu  bringen:  „Der  Duce  stehe  auf  dem  Standpunkt,  dafi  die  Englander 
und  Amerikaner  im  Jahre  1943  Unternehmungen  grofien  Stils  in  Nordafrika, 
in  Siidost=Europa  und  in  Westeuropa  durchfiihren  wiirden.  Unter  diesen  Um= 
standen  frage  sich  der  Duce,  ob  es  zur  Vermeidung  eines  Zweifrontenkrieges 
nicht  moglich  sei,  mit  Rutland  eine  politische  Regelung  zu  finden,  Als  Ideal= 
losung  erscheine  ihm  ein  neuer  ,Brest=Litowsk=Friede',  wenn  er  sich  auch 
dariiber  klar  sei,  dafi  es  aufierordentlich  schwer  sein  diirfte,  mit  Rufiland  zu 
einer  solchen  Einigung  zu  gelangen.  SoUte  sich  eine  derartige  Regelimg  als  zu 
schwierig  erweisen,  ware  es  nach  Ansicht  des  Duce  angebracht,  eine  Stellung 
in  Rutland  zu  beziehen,  die  es  der  Achse  gestatte,  baldmoglichst  grofiere 
Truppenmengen  vom  Osten  nach  dem  Westen  zu  verlegen.  Ciano  betonte, 
dali  es  sich  bei  diesen  Erwagungen  des  Duce  um  Hypothesen  handele,  die 
noch  in  keiner  Weise  eine  konkrete  Gestalt  angenommen  hatten.  Der  Duce 
glaube,  dafi  man  sich  moglicherweise  Japans  bedienen  konne,  um  die  Mog= 
lichkeit  einer  politischen  Losung  mit  RuJSland  zu  priifen.  Hierbei  miifite  die 
russische  Dynamik  in  eine  andere  Richtung  —  nach  Zentralasien  —  gelenkt 
werden^/' 

Hitler  antwortete,  „dafi  er  die  vom  Duce  aufgeworfene  grundsatzliche  Frage 
einst  genau  so  angesehen  habe  wie  dieser.  Im  Winter  1940/41  habe  er  daher 
auch  versucht,  die  russischen  Aspirationen  auf  einen  anderen  Weg  zu  lenken, 
wie  iiberhaupt  seinerzeit  die  Zusammenarbeit  mit  Rutland  keine  Liebesehe, 
sondern  eine  Vernunftsregelung  sein  sollte,  um  der  russischen  Dynamik  eine 
andere  Richtung  zu  geben.  Auch  der  Besuch  Molotows  in  Berlin  ^  habe  dem 
gleichen  Zweck  gedient  .  . .  Der  Fiihrer  erklarte  fortfahrend,  dalB  die  Russen 
deutscherseits  auf  Indien  hingewiesen  worden  seien,  aber  auch  hierauf  nicht 
reagiert  hatten,  weil  sie  wohl  glaubten,  dafi,  wenn  Europa  erst  einmal  von 
ihnen  iiberrannt  worden  sei,  ihnen  Indien  als  reife  Frucht  zufallen  wiirde. 
Damals  jedenfalls  seien  alle  Bemiihungen  Deutschlands  voUig  negativ  ver= 
laufen.  Solle  man  diese  Bemiihungen  jetzt  wieder  aufnehmen?  Vor  einiger 
Zeit  sei  auch  von  Japan  die  Frage  aufgeworfen  worden^,  ob  nicht  mit  den 
Russen  eine  Einigung  auf  tragbarer  Basis  moglich  sei.  Er  habe  sofort  ge= 
zweifelt,  ob  die  Russen  selbst  ernsthaft  hinter  derartigen  Erwagungen 
stUnden.  . . 

Heute  sei  die  Lage  so,  daj8,  wenn  die  Russen  etwa  durch  einen  Waffenstill= 
stand  ein  halbes  Jahr  zur  Reorganisation  ihrer  Krafte  erhielten,  an  der  Ost= 
front  eine  neue  russischen  Macht  erstehen  wiirde,  gegen  die  dann  Deutschland 

1  Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Ciano  am 
18. 12. 1942  (Politisdies  Archiv  des  Auswartigen  Amts  Bonn,  Aufz.  Fiih.  45,  RAM= 
Film  20/580—626,  7/243—235). 

2  12./13.  11.  1940. 

3  S.  oben  S.  19. 

26 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

wieder  vorgehen  miifite.  Aufierdem  gebe  es  keine  Linie,  auf  die  sich  Deutsch= 
land  und  Rufiland  mit  Riicksicht  auf  die  Erfordernisse  ihrer  Ernahrungs=  und 
Rohstoffversorgung  einigen  konnten/' 

Mussolinis  Erwagungen  wurden  also  ohne  nahere  Priifung  von  Hitler  ver= 
worfen.  Nur  die  allgemeine  —  teils  physisch  und  psychisch,  teils  in  der  Er= 
kenntnis  der  eigenen  Isolierung  begriindete  —  Resignation  Mussolinis  ver= 
hinderte,  dafi  er  aus  dieser  offenen  Diskrepanz  des  Kriegsziels  der  Verbun= 
deten  an  der  Jahreswende  1942/43  Konsequenzen  zog. 


3.  Rumanien,  Ungarn,  Bulgarien,  Slowakei,  Kroatien 

Rumdnien,  das  unter  der  Staatsfiihrung  Marschall  Antonescus  vom  ersten 
Tage  (22.  6. 1941)  am  Ostfeldzug  mit  starken  Kraften  teilgenommen,  sich 
jedoch  nach  den  verlustreichen  Kampfen  um  Odessa  am  weiteren  Vormarsch, 
vor  allem  auf  der  Krim,  nur  noch  mit  wenigen  Verbanden  beteiligt  hatte  (bis 
Ende  1941  40  000  Tote  und  100  000  Verwundete)  ^,  wurde  nach  ersten  Zusagen 
Antonescus  bereits  im  Oktober  1941  bei  einem  Besuch  des  Chefs  OKW, 
Gen.Feldmarschall  Keitel,  in  Bukarest  im  Januar  1942  dazu  aufgerufen,  sich 
am  Feldzug  1942  wieder  mit  voUen  Kraften  zu  beteiligen^.  Der  rumanische 
Staatsfiihrer  sagte  unter  der  Bedingung  zu,  dafi  auch  Ungarn,  das  sich  1941 
nur  mit  wenigen  Divisionen  beteiligt  und  sich  seit  Ende  des  Jahres  praktisch 
ganz  von  der  Ostfront  zuriickgezogen  hatte  ^  zu  entsprechenden  Anstrengun= 
gen  aufgefordert  wiirde.  Ende  Januar  1942  unterzeichnete  Keitel  in  Budapest 
und  Bukarest  dann  Abkommen  hieriiber^.  Rumanien  sagte  darin  zu,  seinen 
Einsatz  wieder  auf  die  Hohe  des  Sommers  1941  zu  steigern  (d.  h.  bis  zu  26  Di= 
visionen)  und  die  neuen  Verbande  in  drei  Etappen  wahrend  des  Sommers 
1942  an  die  Front  zu  entsenden.  Deutschland  verpflichtete  sich,  die  Ausriistung 
der  Divisionen  auf  der  Basis  von  Kriegskrediten  durchzufiihren  und  Ver= 
sorgung  und  Nachschub  wahrend  des  Fronteinsatzes  zu  iibernehmen.  In  dem 
Abkommen  mit  dem  Chef  des  ungarischen  Generalstabes,  Generaloberst 
V.  Szombathelyi,  wurde  iiber  die  Erweiterung  der  ungarischen  Besatzungs= 
gruppe  im  riickwartigen  Gebiet  hinaus  die  Entsendung  einer  geschlossenen 
ungarischen  Armee  mit  9  leichten  Divisionen  und  einem  mot,  Korps  in  Starke 

4  Einzelheiten  bei:  Andreas  Hillgruber,  Hitler,  Konig  Carol  und  Marschall  Anto= 
nescu.  Die  deutsch=rumanischen  Beziehungen  1938—1944,  Wiesbaden  (Franz 
Steiner  Verlag  GmbH)  1954,  S.  134  ff. 

5  Dies  und  das  Folgende  in  Anlehnung  an:  Andreas  Hillgruber,  Der  Einbau  der 
verbiindeten  Armeen  in  die  Ostfront  1941—1944,  in:  Wehrwissensdiaftlidie  Rund= 
schau  10  (i960),  S,  659  ff. 

6  Einzelheiten  hierzu  bei :  C.  A.  Macartney,  October  Fifteenth.  A  History  of  Mo= 
dern  Hungary,  Second  Edition,  Edinburgh  1961,  vol.  II;  Andreas  Hillgruber, 
Deutschland  und  Ungarn  1933—1944.  Ein  Oberblick  iiber  die  politischen  und  mili= 
tarischen  Beziehungen  im  Rahmen  der  europaischen  Politik,  in:  Wehrwissen= 
schaftliche  Rundschau  9  (1959),  S.  663  ff. 

7  Keitel,  a.  a.  O.,  S.  299  f . 

27 


A.  Einfiihrung 

von  200  000  Mann  vereinbart.  Auch  diese  Verbande  sollten  an  der  Front  von 
deutscher  Seite  mit  Wajtfen  und  Ausriistung  versehen  werden. 

Mochte  die  rumanische  Zusage  auf  Grund  der  Uberzeugung  Antonescus 
von  den  deutschen  Siegesaussichten  verstandlich  sein,  obwohl  der  Einsatz  der 
rumanischen  Armeen  am  Don  und  im  Kaukasus  spater  zu  einem  Hauptansatz= 
punkt  der  inner=rumanischen  Kritik  am  Staatsfiihrer  werden  soUte,  so  wirkt 
die  ungarische  Zusage  auf  den  historischen  Betrachter  noch  iiberraschender. 
Sie  wird  nur  annahernd  erklarlich  durch  das  gerade  im  Winter  1941/42  be= 
sonders  angespannte  rumanisch=ungarische  Verhaltnis,  das  bei  beiden  Lan= 
dern  stets  den  Zentralpunkt  der  gesamten  Aufienpolitik  bildete.  Die  ungarische 
Staatsfiihrung  fiirchtete,  dafi  ein  Abseitsstehen  Ungarns  beim  Feldzug  1942 
zu  einer  voUen  Unterstiitzung  Rumaniens  durch  Deutschland  im  Streit  um 
Siebenbiirgen  fiihren  wiirde.  Andererseits  glaubte  Reichsverweser  v.  Horthy, 
der  seit  September  1941  hinsichtlich  eines  deutschen  Sieges  iiber  die  Sowjet= 
union  skeptisch  geworden  war,  es  sich  in  Anbetracht  der  Gesamtsituation  noch 
nicht  leisten  zu  konnen,  durch  eine  Absage  schon  jetzt  die  deutsche  Fiihrung 
offen  herauszufordern,  zumal  er  gerade  mit  der  Berufung  seines  Vertrauten 
Nikolaus  v.  Kallay  zum  Ministerprasidenten  (10.  3. 1942)  anstelle  des  auf  den 
deutschen  Kurs  festgelegten  v.  Bardossy  eine  erste  Voraussetzung  dafiir  schuf, 
vorsichtige  Kontakte  mit  den  Westalliierten  aufzunehmen. 

Die  Spannungen  zwischen  Ungarn  und  Rumanien  kamen  auch  beim  Besuch 
Marschall  Antonescus  im  FHQu  „Wolfsschanze''  am  11.  2. 1942  —  dem  ein= 
zigen  Treffen  mit  Hitler  im  Jahre  1942  —  zum  Ausdruck.  „Die  Kundgebungen, 
die  im  Januar  in  Budapest  stattgefunden  batten'' ^  so  erklarte  er  gegeniiber 
Hitler  mit  Anspielung  auf  Aulierungen  Ribbentrops  wahrend  dessen  Besuch 
in  der  ungarischen  Hauptstadt  vom  6.— 10. 1. 1942,  „waren  in  Bukarest  wie 
eine  Bombe  eingeschlagen,  besonders  der  Hinweis  auf  die  Erklarung  (v.  Rib= 
bentrops),  wonach  alle  Krafte  der  Achse,  d.  h.  einschliefilich  der  Rumanen, 
gegen  England  und  Amerika  und  fiir  die  Revision  der  Vertrage  und  der  Gren= 
zen  kampften.  Aufierdem  habe  man  in  Budapest  erklart,  Deutschland  sei 
gliicklich,  daJS  Ungarn  Gerechtigkeit  widerfahren  sei,  und  habe  erneut  auf  die 
Miinchener  Erklarung  hingewiesen.  Diese  Erklarungen,  so  fuhr  Antonescu 
in  ziemlicher  Erregung  fort,  hatten  eine  Explosion  bei  der  Opposition  in  Ru= 
manien  hervorgerufen,  die  dem  Volk  gegeniiber  erklart  habe,  dafi  Marschall 
Antonescu  ein  Verrater  an  Rumanien  sei,  wenn  er  fiir  die  Revision  der  Gren= 
zen  im  Sinne  der  Achse  eintrete.  Unter  dieser  Parole  hatten  sich  die  Liberalen, 
die  Maniu=Leute  und  die  Kommunisten  zusammengefunden. 

„Antonescu  betonte,  dafi  er  im  Gegensatz  zu  den  Ungarn  nie  von  den  Er= 
klarungen  offentlich  Gebrauch  gemacht  hatte,  die  ihm  gegeniiber  bei  seinen 
offiziellen  Besuchen  vom  Fiihrer  und  Reichsaufienminister  abgegeben  worden 

8  Aufzeidinung  des  Gesandten  Sdimidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Antonescu 
vom  11.  2. 1942  (Politisdies  Archiv  des  Auswartigen  Amtes  Bonn,  Aufz.  Fiih.  4 
RAM=FiIm  4/363—387,  2/155—164). 

28 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

seien.  So  habe  er  niemals  offentlich  davon  gesprochen,  dafi  der  Fiihrer  ihm 
in  Wien®  gesagt  habe,  die  letzte  Seite  der  Geschichte  Rumaniens  sei  noch  nicht 
geschrieben.  Ebensowenig  habe  er  sich  des  Trinkspruchs  des  Reichsaulien= 
ministers  auf  „la  grande  Roumanie''^  fiir  politische  Zwecke  bedient,  weil  er 
wisse,  dafi  durch  Indiskretionen  dieser  Art  Verwicklungen  entstehen  konnten, 
die  der  gemeinsamen  Kriegsanstrengung  und  der  harmonischen  Zusammen= 
arbeit  abtraglich  sein  wiirden.  Das  rumanische  Volk  wisse  also  nicht,  was  man 
ihm  in  Rom  und  Berlin  iiber  die  zukiinftige  Stellung  Rumaniens  gesagt  habe, 
und  sei  daher  umso  empfindlicher  gegeniiber  den  bekannten  ungarischen 
Aufierungen/'  Hitler  stimmte  insoweit  zu,  als  er  erklarte,  „es  diirfe  nicht  an= 
gehen,  dafi  sich  ein  Land  schone  und  nur  die  anderen  die  Opfer  brachten.  Es 
sei  sein  Ziel,  Ungarn  zu  zwingen,  auch  seinerseits  Opfer  zu  bringen  und  nicht 
faul  im  Kampf  abseits  zu  stehen." 

Ztrai  Feldzug  1942  gegen  die  Sowjetunion  fiihrte  Hitler  aus^,  dafi  „die 
Operationen  gegen  die  Russen  .  .  .  mit  dem  Ziel  der  endgiiltigen  Zerschlagung 
der  russischen  Macht  gefiihrt  werden''  soUten.  „Es  wiirde  sich  nicht  nur  darum 
handeln,  Gebiete  zu  besetzen,  sondem  vor  alien  Dingen  darauf  ankommen, 
die  letzten  russischen  Verbande  zu  zertriimmern  und  zu  entwaffnen/'  „Auf 
den  Einwurf  Antonescus,  er  hoffe  doch,  dafi  man  bis  zum  nachsten  Winter 
gesiegt  haben  wiirde'',  erwiderte  Hitler,  „dafi  er  sich  jedenfalls  auf  alle  Mog= 
lichkeiten,  auch  die  eines  neuen  Winterfeldzugs,  vorbereite'' ^. 

Hitlers  Mifitrauen  gegen  die  eigenen  Verbiindeten  war  inzwischen  trotz 
seiner  Bemiihungen  um  ihren  verstarkten  Einsatz  so  weit  gewachsen,  dafi  er 
am  1.  4. 1942  befahl,  in  den  Vorbesprechungen  mit  den  Verbiindeten  aufierste 
Vorsicht  walten  zu  lassen  und  die  Ziele  der  Operationen  nicht  zu  nennen"*. 
Zugleich  betonte  er  allerdings  die  Notwendigkeit,  die  verbiindeten  Lander  in 
der  Ofifentlichkeit  auf  das  schonendste  zu  behandeln.  Um  das  Prestige  seiner 
Bundesgenossen  zu  starken,  fallte  er  daher  am  15.  4.^  eine  sich  spater  ver= 
hangnisvoll  auswirkende  Entscheidung :  die  Truppen  der  Verbiindeten  soUten 
moglichst  im  Armeerahmen  oder  in  geschlossenen  Korps  eingesetzt  werden. 
Eine  Vermischung  mit  deutschen  Truppen  und  die  Unterstellung  einzelner 
Divisionen  unter  deutsche  Fiihrung  habe  zu  unterbleiben.  Schon  in  der  Wei= 

9  Es  handelt  sich  um  das  erste  Treffen  Hitler— Antonescu  am  22. 11. 1940  in  Berlin. 
Vgl.  Documents  on  German  Foreign  Policy,  London  1961,  Vol.  XI,  S.  662—70. 

1  In  der  Aufzeichnung  Schmidts  ist  an  dieser  Stelle  folgende  Fufinote  angefiigt: 
„Dieser  Ausdruck  kann  Grofirumanien  oder  nur  grofies  Rumanien  bedeuten.  In 
Anlehnung  an  den  damaligen  Trinkspruch  des  RAM  habe  ich  ihn  dem  Fiihrer  in  der 
zweiten  Fassung  iibersetzt,  der  Antonescu  darauf  sofort  erwiderte,  dafi  ein  grofies 
Rumanien  (d.  h.  mit  Einschlufi  Transnistriens  im  Osten.  D.  Verf.)  ja  tatsachlich 
im  Entstehen  sei." 

2  Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Antonescu 
(s.  Anm.  8,  S.  28). 

3  Ebda. 

4  KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW,  1.  4. 1942. 

5  KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW,  15.  4. 1942. 

29 


A.  Einfuhrung 

sung  Nr.  41  vom  5.  4. 1942®  hatte  er  festgelegt,  dafi  im  Hinblick  auf  die  Un= 
moglichkeit,  Ungarn  und  Rumanen  nebeneinander  zu  verwenden,  am  weitesten 
nordlich  die  Ungarn,  „demnachst  die  Italiener  und  am  weitesten  siidostwarts 
die  Rumanen  eingesetzt  werden''. 

Da  die  verbiindeten  Verbande  nicht  zeitgerecht  eintreffen  konnten  (aufier 
der  ungarischen  2.  Armee)  und  ihr  Kampfwert  wahrend  der  Offensive  pro= 
blematisch  schien  (obwohl  grundsatzlich  bekannt  war,  dafi  Italiener  und  Ru= 
manen  eher  noch  im  Angriff  als  in  der  Verteidigung  im  Osten  zu  verwenden 
waren),  nahmen  an  der  am  28.  6.  beginnenden  grofien  Sommeroffensive  nur 
wenige  ungarische  und  rumaiusche  Divisionen  teil.  Auf  der  Krim  waren  zuvor 
rumanische  Verbande  in  den  monatelangen  Kampfen  um  Sewastopol,  im 
Partisaneneinsatz  im  Jaila=Gebirge,  bei  der  Wiedereroberung  der  Halbinsel 
Kertsch  (ab  10.  5. 1942)  und  der  schliefilichen  Erstiirmung  der  Festung  Se= 
wastopol  (7.  6.-4.  7. 1942)  an  mehr  oder  minder  bedeutsamen  Abschnitten 
an  den  Kampfen  beteiligt.  Rumanische  Truppen  nahmen  auch  am  Vor= 
marsch  in  den  Kaukasus  (3.  rumanische  Armee)  und  beim  Ubersetzen  iiber 
die  Strafie  von  Kertsch  (Unternehmen  „Blucher  IF')  teil.  Inzwischen  hatten  die 
vollstandig  versammelten  2.  ungarische  Armee  und  8.  italienische  Armee  am 
Don  Verteidigungsabschnitte  zwischen  der  2.  deutschen  Armee  im  Raum  von 
Woronesch  und  der  6.  deutschen  Armee  im  Raum  von  Stalingrad  ubernommen. 

Schon  am  1.  6.  hatte  Hitler  wahrend  seines  Besuchs  im  HQu.  der  H.Gr.  Slid 
in  Poltawa  geaufiert,  dafi  nach  Abschlufi  des  Vormarsches  zum  Don  und  zur 
Wolga  bei  Stalingrad  beiderseits  dieser  Stadt  eine  im  wesentlichen  aus  ruma= 
nischen  Kraften  bestehende  H.Gr.  unter  Marschall  Antonescu  gebildet  werden 
soUte.  Dieser  Gedanke  wurde  Anfang  Juli  dem  rumanischen  Staatsfiihrer  nahe 
gebracht  und  f  and  seine  Zustimmung,  obwohl  er  damit  sein  Prestige  mit  einer 
militarischen  Aufgabe  verband,  deren  Erfolg  oder  Mifierfolg  noch  nicht  zu 
iibersehen  war.  Indessen  gelangte  der  Plan  iiberhaupt  nicht  voll  zur  Geltung, 
wenn  auch  bereits  am  5. 10.  der  Chef  der  deutschen  Heeresmission  in  Ru= 
manien,  Generalmajor  Hauffe,  der  als  stellv.  Chef  des  Generalstabes  neben 
dem  rumanischen  Chef  des  Generalstabes  General  Steflea  bei  der  H.Gr.  Anto= 
nescu  vorgesehen  war,  dem  Marschall  iiber  seinen  zukiinftigen  Frontabschnitt 
und  seine  Probleme  Vortrag  gehalten  hatte.  Antonescu  lehnte  die  Befehls= 
iibernahme  ab,  solange  die  von  der  Kaukasusfront  an  den  Donabschnitt  zwi= 
schen  der  italienischen  8.  Armee  und  der  deutschen  6.  Armee  verlegte  3.  ru= 
manische  Armee  und  die  auf  dem  Seeweg  nach  Rostow  geschaffte  und  sich  im 
Raum  siidlich  Stalingrad  versammelnde  4.  rumanische  Armee  noch  nicht  ge= 
schlossen  in  ihren  Abschnitten  standen.  Da  zwar  am  10. 10.  die  3.  rumanische 
Armee  an  der  gefahrdetsten  Stelle  vor  den  sowjetischen  Donbriickenkopfen 


6  Walther  Hubatsdi,  Hitlers  Weisungen  fiir  die  Kriegfiihrung  1939—1945.  Doku= 
mente  des  Oberkommandos  der  Wehrmacht,  Frankfurt  a.  M.  (Bernard  &  Graefe 
Verlag  fiir  Wehrwesen)  1962,  S.  183  ff.  (kiinftig  zit,:  Hubatsch). 

30 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

ihren  Abschnitt  iibernahm,  sich  jedoch  die  Befehlsiibernahme  der  4.  ruma= 
nischen  Armee  bis  zum  22. 11.  hinauszogerte,  wurde  schlieiilich  der  ganze 
Plan  einer  H.Gr.  Antonescu  hinfallig,  da  sich  Hitler  zu  diesem  Zeitpunkt 
bereits  angesichts  des  sowjetischen  Durchbruchs  durch  beide  rumanischen 
Frontabschnitte  zum  Einsatz  des  H.Gr.Kdo.s  Don  unter  Gen.Feldmarschall 
V.  Manstein  an  dieser  entscheidenden  Front  entschlossen  hatte  (s.  unten  S.  86  f.). 
Vor  Beginn  der  sowjetischen  Offensive  am  19. 11. 1942  hatten  an  der  Don= 
front  die  rumanische  3.  Armee  mit  ihren  8  rumanischen  Divisionen  einen 
Abschnitt  von  150  km  inne,  pro  Division  also  19  km,  die  italienische  8.  Armee 
mit  ihren  8  italienischen  und  1  deutschen  Division  230  km,  pro  Division  also 
25  km,  die  2.  ungarische  Armee  mit  ihren  9  ungarischen  und  1  deutschen  Di= 
vision  160  km,  pro  Division  also  16  km^.  Das  schienen,  verglichen  mit  den 
Abschnittsbreiten,  die  die  deutschen  Divisionen  damals  vielfach  schon  hatten, 
nicht  iibermafiig  breite  Streifen.  Auch  war  die  deutsche  Fiihrung  bestrebt, 
moglichst  alien  Verbiindeten  gleich  grofie  oder  ahnliche  Abschnitte  zuzuwei= 
sen,  um  die  ohnehin  vorhandenen  Eifersiichteleien  untereinander  und  gegen= 
liber  den  deutschen  Nachbararmeen  nicht  noch  zu  verstarken.  Dennoch  waren 
die  Abschnitte  fiir  die  Verbiindeten  zu  grofi,  zumal  wenn  ihre  mangelhafte, 
z.  T.  katastrophale  Ausstattung  beriicksichtigt  wird,  ganz  abgesehen  von  den 
anderen  Fiihrungsgrundsatzen  imd  der  anderen  Verteidigungsmentalitat  der 
Verbiindeten.  Um  einen  gewissen  deutschen  EinfluS  auf  die  Fiihrung  der  Ver= 
biindeten  geltend  zu  machen  —  die  verbiindeten  Armeeoberkommandos  waren 
innerhalb  der  Weisungen  der  H.Gr.  an  sich  frei  in  ihren  Entschliissen  — , 
wurden  die  „Deutschen  Verbindungskommandos''  (DVK)  verstarkt.  Von  den 
Verbiindeten  wurden  die  DVKs  mit  wachsendem  Mifitrauen  beobachtet,  vor 
allem  die  Tatsache,  daJ8  sie  iiber  eigene  Nachrichtenverbindungen  verfiigten. 
Um  ihren  Einflufi  zu  verstarken,  wurden  die  Verbindungsstellen  bei  den  AOKs 
von  hoheren  deutschen  Dienstgraden  besetzt,  die  DVKs  beim  italienischen 
AOK  8  und  beim  ungarischen  AOK  2  in  „Deutscher  General  beim  italienischen 
AOK  8  bzw.  ungarischen  AOK  2''  umbenannt  und  mit  deutschen  Generalen 
besetzt,  die  durch  ihre  Auslandserfahrungen  besonders  fiir  diese  Aufgaben  ge= 
eignet  waren.  Besondere  Befiirchtungen  wurden  von  deutscher  Seite  hinsichtlich 
der  Nahtstellen  zwischen  den  verbiindeten  Armeen  gehegt.  Daher  wurden 
deutsche  Eingreifreserven  moglichst  hinter  die  Nahte  geschoben.  Jedoch  griffen 
die  Sowjets  am  19. 11.  (3.  rumanische  Armee),  20. 11.  (4.  rumanische  Armee 
bzw.  VI.  rum.  A.K.)  und  16. 12.  (8.  italienische  Armee),  ebenso  am  14. 1. 1943 
bei  der  2.  ungarischen  Armee  jeweils  das  Zentrum  der  verbiindeten  Fronten  an, 
well  sie  sich  angesichts  der  Schwache  der  verbiindeten  Armeen  offensichtlidi 
hier  den  grofiten  Erfolg  versprachen. 


Joadiim  Sdiwatio  Gesterding,  Probleme  der  Naht.  Eine  Studie  iiber  die  Koordi= 
nierung  benadibarter  Verbande,  Frankfurt  a.  M.  (Verlag  E.  S.  Mittler  &  Sohn) 
1959  (Beiheft  10  der  Wehrwissenschaftlichen  Rundschau),  S.  63. 

31 


A.  Einfiihrung 

Die  Griinde  fiir  den  raschen  Zusammenbruch  aller  vier  verbiindeten  Armeen, 
der  fiir  den  gesamten  Siidflugel  der  Ostfront  in  Verbindung  mit  der  Einschlie= 
fiung  der  6.  deutschen  Armee  in  Stalingrad  katastrophale  Auswirkungen  hatte 
(s.  unten  S.  91  ff .),  lagen  ortlich  in  Munitionsmangel,  Fehlen  von  Pak  und  Pan= 
zem,  Ausstattung  der  Verbiindeten  (besonders  der  Rum^nen)  mit  Beutewaffen 
und  =ausriistung,  fehlendem  Stellungsbau,  unglticklicher  Aufstellung  der  Ver= 
bande  und  der  Eingreifreserven,  ungeniigender  Ausbildung  der  Verbiindeten 
fiir  die  Verteidigung  an  der  Ostfront,  lagen  im  grofien  aber  an  der  verfehlten 
exzentrischen  Gesamtkonzeption  des  Feldzuges  1942  und  an  der  Unmoglichkeit 
fiir  die  deutsche  Riistungsindustrie,  neben  dem  standig  steigenden  Bedarf  aller 
deutschen  Wehrmachtteile  auch  noch  die  Verbiindeten  mit  hochwertigen  Waf= 
fen  und  guter  Ausrtistung  zu  versorgen. 

Bulgarien  nahm  innerhalb  des  Kreises  der  mit  Deutschland  verbiindeten 
Staaten  eine  Sonderstellung  ein.  Wohl  hatte  es  —  wie  Ungarn  und  Rumanien 
—  am  12. 12. 1941  unter  deutsch=italienischem  Druck  unter  Hinweis  auf  die 
Verpflichtungen  aus  dem  Dreimachtepakt  den  USA  den  Krieg  erklart,  zugleich 
auch  an  Grofibritannien,  das  seinerseits  auf  sowjetisches  Drangen  Ungarn,  Ru= 
manien  sovvie  Finnland  am  6. 12. 1941  den  Krieg  erklart  hatte. 

Jedoch  hatte  sich  Hitler  mit  der  Nichtbeteiligung  Bulgariens  am  Kampf  gegen 
die  Sowjetunion,  auf  der  Konig  Boris  III.  im  Hinblick  auf  die  pro=russischen 
Traditionen  Bulgariens  bestand,  abgefunden  und  der  bulgarischen  Armee  die 
Aufgabe  zugewiesen,  die  Sicherung  der  Flanke  im  Siidosten  gegeniiber  der 
Tiirkei  aufrechtzuerhalten.  Aufierdem  hatte  Bulgarien  iiber  die  annektierten 
Gebiete  im  Nordosten  Griechenlands  und  in  Siidjugoslawien  hinaus  Besat= 
zungstruppen  nach  Serbien  entsandt,  die  damit  die  deutschen  Besatzungskrafte 
entlasteten.  Hitler  wies  daher  das  Drangen  des  rumanischen  Staatsfiihrers  Mar= 
schall  Antonescu  bei  seinem  Besuch  am  11.  2. 1942  ab,  auf  Bulgarien  einen 
Druck  auszuiiben,  damit  es  sich  ebenfalls  durch  Entsendung  von  Divisionen 
am  Ostfeldzug  beteilige. 

Der  Anteil  der  Slowakei  im  Osten  war  1942,  aufierlich  betrachtet,  der  gleiche 
wie  im  Vorjahr.  Neben  schwachen  Fliegerverbanden  standen  zwei  Divisionen, 
1  mot.  („schnelle")  und  1  Sich.=Division,  im  sudlichen  Teil  der  Ostfront  im  Ein= 
satz.  Doch  wirkte  sich  der  propagandistische  Einflufi  des  grofien  slawischen 
„Brudervolkes''  immer  starker  aus,  so  dafi  die  Divisionen  1943  aus  der  Front 
gezogen  werden  mufiten^.  )..'.i.  .e. 

Der  am  starksten  mit  inneren  Problemen  belastete  Verbiindete  war  und 
blieb  Kroatien,  nominell  Konigreich,  f aktisch  unter  der  Herrschaft  des  Ustascha= 
Fiihrers,  des  „Poglavnik'',  Ante  Pavelic.  Der  „Unabhangige  Staat  Kroatien'', 
der  wahrend  des  jugoslawischen  Zusammenbruchs  am  10.  4. 1941  gebildet  wor= 

8     Vgl.  Kriegstagebuch  des  Oberkommandos  der  Wehrmacht  (Wehrmaditfiihrungs= 
stab),  Bd.  Ill,  S.  1059  ff.  (6.  Sept.  1943). 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

den  war,  lag  nicht  nur  im  Spannungsfeld  zwischen  den  „Achsen"=Partnern 
Deutschland  und  Italien,  das  im  Sinne  seiner  „mare=nostro"=Politik  Kroatien 
fast  ganz  von  der  Adria  abgedrangt  und  sich  damit  die  Kroaten  zum  Feind 
gemacht  hatte  —  das  Land  war  zudem  in  eine  nordliche  deutsche  und  eine  sud= 
liche  italienische  Besatzungszone  geteilt  — ,  sondem  Kroatien  selbst  hatte  sich 
im  Rausche  der  „Bef  reiung''  durch  die  Annexion  Bosniens  imd  der  Herzegowina 
(Grenze  an  der  Drina)  mit  nationalen  und  religiosen  Problemen  (Pravoslawen) 
belastet,  die  die  Ustascha=Fiihrung  unter  Pavelic  mit  Terror  losen  zu  konnen 
vermeinte,  dabei  jedoch  nur  der  serbisch=nationalistischen  Aufstandsbewegung 
des  Generals  Mihajlovic  und  der  kommunistischen  Partisanenorganisation 
Titos  immer  neuen  Auftrieb  gab. 

Der  seit  Juni  1941  in  Gang  befindliche,  auf  zwei  Jahre  veranschlagte  Aufbau 
der  kroatischen  Wehrmacht  („Domobranen'"=Armee)  von  5  aktiven  Divisionen 
lief  mit  der  Aufstellung  einer  Waffen=SS=ahnlichen  Parteimiliz,  der  Ustascha, 
parallel,  die  Ende  1941  eine  Starke  von  rd.  10  000  Mann  erreicht  hatte.  Der  an= 
gesichts  der  inneren  und  aufieren  Spannungen  mehrfach  abgeanderte  Aufbau 
der  Armee  fiihrte  schliefilich  zu  5  Gebirgsbrigaden,  die  1942  fiir  einen  begrenz= 
ten  Einsatz  im  Lande  zur  Verfiigung  standen.  Das  369.  verst.  kroat.  Lehr=Rgt. 
sowie  1  Jagd=  und  1  Bomberstaffel  nahmen  am  Feldzug  1942  im  Osten  teil. 
Das  Rgt.  teilte  das  Schicksal  der  6.  deutschen  Armee  im  Kessel  von  Stalingrad. 
Eine  weitere  Entsendung  kroatischer  Einheiten  an  die  Ostfront  unterblieb,  weil 
die  Bekampfung  der  immer  mehr  um  sich  greifenden  Aufstandsbewegung  in 
Kroatien  (s.  unten  S.  139)  eine  Konzentration  der  Krafte  im  Lande  erforderte. 
Dem  verstarkten  Kampf  gegen  die  Partisanen  sollte  auch  die  ab  September 
1942  auf  dem  Truppeniibungsplatz  Dollersheim  aufgestellte,  Ende  Dezember 
1942  zum  Einsatz  nach  Kroatien  gelangende  erste  deutsch=kroatische  „Legions= 
division",  die  369.  (kroat.)  Inf.Div.,  dienen,  die  sich  aus  deutschen  Offizieren, 
Unteroffizieren  und  Spezialisten  sowie  aus  Kroatien  stammenden  Rekruten 
zusammensetzte  ^. 

In  dem  durch  innere  Krisen  noch  zusatzlich  erschiitterten  Staatsgebilde  —  am 
6. 10. 1942  wurde  der  bisher  engste  Mitarbeiter  des  „Poglavnik",  der  Ober= 
befehlshaber  der  kroatischen  Wehrmacht,  Marschall  Kvaternik,  von  Pavelic 
entlassen  —  gelang  es  der  Staatsfiihrung  nicht  (von  deren  Methoden  sich  im 
iibrigen  der  „Deutsche  General  in  Agram'',  General  Glaise  von  Horstenau  ein= 
deutig  distanzierte:  er  machte  das  FHQu  standig  auf  die  Problematik  einer 
Unter stiitzung  dieses  Regimes  aufmerksam),  die  Aufstandsbewegimg  allein 
unter  KontroUe  zu  bringen,  so  dal3  ab  Herbst  1942  zunehmend  deutsche  Krafte 
nach  Kroatien  entsandt  werden  mufiten. 

In  der  Unterredung  zwischen  Hitler  und  Pavelic  am  23.  9. 1942  im  FHQu 
„Werwolf''  kamen  die  Probleme  Kroatiens  offen  zur  Sprache.  Zugleich  kam 

9  Franz  Schraml,  Kriegsschauplatz  Kroatien.  Die  deutsch=kroatischen  Legionsdivi= 
sionen  —  369.,  373.,  392.  Inf.Div.  (kroat.)  —  ihre  Ausbildungs=  und  Ersatzforma= 
tionen.  Neckargemiind  (Kurt  Vowinckel  Verlag)  1962,  S.  29  ff. 

33 


A.  Einfiihrung 

die  verworrene  Situation  des  Landes  zwischen  Deutschland  und  Italien  deutlich 
zum  Ausdruck^  Hitler  begann  „mit  einem  Hinweis  auf  das  deutsche  Interesse 
an  der  Herstellung  der  Ruhe  und  Ordnung  in  Kroatien.  Das  Reich  sei  nicht 
politisch,  wohl  aber  zur  Zeit  verkehrsmafiig  interessiert.  Es  wolle  den  Abtrans= 
port  des  Bauxits  sowie  der  Erzeugnisse  der  Olgebiete  gesichert  sehen  und 
dariiberhinaus  seine  entscheidenden  Transitinteressen  gewahrt  wissen.  Hier 
handele  es  sich  hauptsachlich  um  die  Front  in  Nordafrika,  die  auf  den  Wegen 
liber  Athen  und  Saloniki  und  weiter  iiber  die  Suda=Bucht  auf  Kreta  ihren 
Nachschub  erhielte.  Wenn  der  Verkehr  auf  den  kroatischen  Eisenbahnen,  die 
ein  wesentliches  Glied  dieser  Nachschublinien  seien,  ausfiele,  sei  es  infolge 
permanenter  kleinerer  Storungen,  sei  es  durch  Zerstorung  von  grofien  Ob= 
jekten  wie  Briicken  und  dergleichen,  so  wiirde  dadurch  die  gemeinsame  Krieg= 
fiihrung  Deutschlands  und  seiner  Verbiindeten  auf  das  schwerste  bedroht 
werden.  Dies  sei  den  Englandern  bekannt,  und  daher  taten  sie  aucVi  auf  dem 
Balkan  alles,  um  von  dort  aus  der  Versorgung  Nordafrikas  Schwierigkeiten 
zu  bereiten.  Fiir  den  Fall  einer  Storung  der  kroatischen  Eisenbahn  kamen  die 
ungarischen  Bahnen  nicht  als  Ersatz  in  Frage,  da  sie  fiir  Petroleum=Transporte 
weitgehend  gebraucht  wiirden,  wahrend  Italien  auch  kroatische  Bahnen  fiir 
seine  Olversorgung  benotige. 

„Aufier  dem  rein  verkehrsmafiigen  Interesse  habe  Deutschland  jedoch  auch 
noch  ein  allgemeines  Interesse  an  der  Festigung  des  Regimes  in  Kroatien. 
Wenn  dieses  Regime  standig  labil  bliebe  und  nicht  konsolidiert  wiirde,  so  be= 
stande  die  Gefahr,  dafi  eines  Tages  doch  wieder  jugoslawische  Zielsetzungen 
entstehen  konnten  und  von  jugendlichen  serbischen  Fanatikern  vorwarts  ge= 
trieben  wiirden/' 

Auf  die  Frage  Hitlers,  wie  Pavelic  sich  die  Niederschlagung  der  Aufstan= 
dischen  vorstelle,  erwiderte  der  „Poglavnik'',  „da6  Kroatien  die  Aufstellung 
von  Brigaden  vorbereite  und  im  iibrigen  auf  italienische  Mitwirkung  bei  der 
Niederwerfung  def  Aufstandischen  rechne.Die  Italienerwiesenjedochdarauf  hin, 
dali  sie  nicht  sehr  stark  seien  ^.  Auf  eine  Zwischenfrage  des  Fiihrers  erklarte  der 
Poglavnik,  dafi  die  Italiener  etwa  loo  Bataillone  zur  Verfiigung  hatten. 

„Als  General  Glaise  v.  Horstenau  dazu  erklarte,  dafi  zu  den  italienischen 
Formationen  noch  gewisse  Cetnici=Truppen,  die  von  den  Italienern  bewaffnet 
worden  seien,  hinzugerechnet  werden  miifiten,  bemerkte  der  Fiihrer,  dafi  ihm 
die  Forderung  der  Cetnici  gefahrlich  erscheine,  da  diese  serbischen  Patrioten 
letzten  Endes  den  grofi=serbischen  Gedanken  vertraten.  Man  zoge  sich  damit 
eine  Schlange  grofi,  die,  wenn  sie  auch  jetzt  noch  klein  sei,  eines  Tages  doch 
gefahrlich  werden  konne/' 

1  Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Pavelic  vom 
23.  9. 1942  (Politisches  Archiv  des  Auswartigen  Amtes  Bonn,  Aufz.  Fiih.  36,  RAM= 
Film  2/226—246). 

2  Die  2.  italienische  Armee  umfafite  7  Divisionen  sowie  Sonderverbande  in  Starke 
von  ca.  60000  Mann. 

34 


III.  Deutschland  und  seine  Verbundeten 

„DaQ  Deutschland  die  militarische  Fiihrung  in  Kroatien  bei  der  Niederschla= 
gung  der  Aufstandischen  innehaben  soUe,  sei  ihm  (dem  Fiihrer)  fast  etwas  un= 
angenehm,  denn  dadurch  gelange  Deutschland  in  Zonen,  die  es  nichts  an= 
gingen^.  Aufierdem  wUrde  es  bestimmt  auf  die  Dauer  weniger  Truppen  in 
Kroatien  unterhalten  als  der  Poglavnik,  d.  h.  nicht  mehr  als  vier  Divisionen 
zuziiglich  der  SS=Verbande.  Demgegeniiber  besitze  Kroatien  24  Bataillone  und 
konne  daher  fragen,  warum  es  nicht  selbst  die  Fiihrung  erhielte.  Italien  unter= 
halte  100  Bataillone  und  konne  auch  seinerseits  diese  Frage  stellen.  Er  (der 
Fiihrer)  erwidere  darauf,  dafi  Deutschland  sich  keineswegs  zur  militarischen 
Fiihrung  drange,  es  wiirde  sich  am  liebsten  schon  militarisch  ganz  aus  Kroatien 
zuruckziehen  und  lediglich  noch  Bahnpersonal  zur  Sicherung  seiner  Durch= 
transporte  im  Lande  belassen. 

„Der  Poglavnik  erwiderte,  dafi  bis  jetzt  alle  Aktionen  unter  deutscher  Fiih= 
rung  gestanden  hatten.  Es  bestehe  dariiber  auch  fiir  die  Zukunft  keinerlei  Zwei= 
fel.  Kroatien  selbst  konne  nicht  daran  denken,  diese  Fiihrung  zu  ubernehmen, 
da  es  nur  eine  improvisierte  Armee  besitze.  Vor  allem  fehle  ihm  ein  Offizier= 
korps.  Die  Offiziere  der  k.u.k.  Armee  seien  zu  alt.  Die  Offiziere  der  serbischen 
Armee  seien  zu  schlecht  ausgebildet  und  hatten  keine  Disziplin.  Im  Kampf 
gegen  Partisanen  sei  aber  gerade  Disziplin  in  besonders  hohem  Mafie  er= 
forderlich.'' 

Der  anwesende  deutsche  Gesandte  in  Agram  Kasche  machte  darauf  aufmerk= 
sam,  daS  die  Aufstandsbewegung  die  Bauxit=Transporte  zu  dem  an  der  Adria= 
kiiste  gelegenen  Einschiffungshafen  gefahrde.  Pavelic  erklarte  dazu,  „er  habe 
zur  Niederschlagung  dieses  Aufstandes  Ustaschas  nach  Siiden  schicken  wollen, 
habe  jedoch  erst  bei  Italien  deswegen  anfragen  lassen.''  Zu  dem  Verlauf  dieser 
Verhandlungen  erganzte  Kasche,  dali  die  ItaUener  „zunachst  alles  zugesagt 
hatten,  dafi  es  jedoch  nicht  zur  Durchfiihrung  des  Zugesagten  gekommen  sei''. 
Ribbentrop  erklarte  schliefilich,  „die  ganze  Angelegenheit  miisse  an  den  Duce 
herangetragen  werden.  Es  miisse  verlangt  werden,  dafi  der  kroatische  Raum 
gegen  die  Cetniki  geschiitzt  werde.''  Abschliefiend  meinte  Hitler,  es  lage  „auch 
im  italienischen  Interesse,  wenn  der  kroatische  Raum  befriedet  und  der  Poglav= 
nik  gestarkt  wiirde.  Denn  wenn  das  Chaos  in  Kroatien  ausbrache,  wiirde  es 
nicht  vor  den  italienischen  Stacheldrahten  Halt  machen.  Das  kroatische  Element 
konne  man  sich  insgesamt  zum  Freund  oder  zum  Feind  machen.  Er  zoge  es  vor, 
die  Kroaten  zu  Freunden  zu  haben,  da  andernfalls  die  gesamte  Lage  auf  dem 
Balkan  bis  nach  Griechenland  wieder  ins  Rutschen  kame.''  Da  das  von  Hitler 
hier  noch  angenommene  italienische  Interesse  nicht  vorhanden  war  bzw.  sich 
bereits  anders  orientierte,  trat  das  von  Hitler  zum  Schlufi  Festgestellte  ein:  die 
gesamte  Lage  auf  dem  Balkan  kam  um  die  Jahreswende  1942/43  wieder  „ins 
Rutschen'';  Siidosteuropa  wurde  ein  Kriegsschauplatz,  der  standig  mehr  deut= 
sche  Krafte  band. 

3     Vgl.  hierzu  oben  S.  23  f.,  auf  der  die  italienische  Politik  dargestellt  wird. 

35 


A.  Einfuhrung 

4.  Finnland 

Das  Steckenbleiben  der  deutschen  Offensive  im  Bereich  der  H.Gr.  Nord  vor 
Leningrad  und  der  Riickzug  von  Tichwin  iiber  den  Wolchow  (Dezember  1941), 
vor  allem  aber  der  Gesamteindruck  der  veranderten  strategischen  Lage  um  die 
Jahreswende  1941/42  lieJSen  die  finnische  Staatsfiihrung  und  den  Oberbefehls= 
haber,  Marschall  Mannerheim,  zu  einer  sehr  niichternen  Beurteilung  der  finni= 
schen  Moglichkeiten  zuriickkehren.  Finnland  war  am  26.  6. 1941  als  „Waffen= 
bruder''  an  der  Seite  Deutschlands  in  den  Kampf  gegen  die  Sowjetunion  ein= 
getreten,  um  den  ungiinstigen  Ausgang  des  finnisch=sowjetischen  Winter= 
krieges  1939/40  zu  korrigieren.  Es  hatte  sich  daher  auch  im  Juni  1941  bereit 
gefunden,  den  Norden  seines  Staatsgebiets  den  deutschen  Kraften  des  AOK 
Norwegen,  die  auf  Murmansk  und  die  Murman=Bahn  vorstofien  sollten,  zur 
Verfiigung  zu  stellen.  Finnland  hatte  jedoch  ein  Biindnis  mit  Deutschland  ab= 
gelehnt,  da  es  bestrebt  war,  seine  traditionell  guten  Beziehungen  zu  den  West= 
machten  aufrechtzuerhalten.  Obwohl  das  finnische  Oberkommando  im  Sep= 
tember  1941  den  Vormarsch  an  der  Karelischen  Landenge  in  der  Nahe  der 
Grenze  von  1939  angehalten,  d.  h.  aus  politischen  Erwagungen  eine  Beteiligung 
an  der  Einschlieliung  Leningrads  zusammen  mit  der  deutschen  H.Gr.  Nord  ab= 
gelehnt  hatte,  und  die  finnische  Armee  auch  an  den  iibrigen  Fronten  Anfang 
November  iiberall  zur  Verteidigung  iibergegangen  war,  konnte  die  finnische 
Regierung  durch  dieses  Verhalten  die  aiif  sowjetisches  Drangen  abgegebene 
britische  Kriegserklarung  am  6. 12. 1941  nicht  verhindern.  Jedoch  blieben  die 
diplomatischen  Beziehungen  zu  den  USA  auch  nach  dem  amerikanischen 
Kriegseintritt  bestehen.  Das  Bestreben  der  finnischen  Regierung,  diesen  Kon= 
takt  unter  keinen  Umstanden  zu  gefahrden,  bestimmte  neben  der  Entwicklung 
der  militarischen  Lage  an  der  Ostfront,  insbesondere  im  Bereich  der  H.Gr. 
Nord,  die  finnische  Stellungnahme  zu  deutschen  militarischen  Planen  im  Hohen 
Norden  im  Jahre  1942.  „Nur  ein  auJSergewohnlicher  deutscher  Erfolg  hatte  zum 
Jahresende  1941  vermocht,  die  finnische  Regierung  und  den  Marschall  zu  be= 
wegen,  mehr  einzusetzen,  als  fiir  die  reine  Verteidigung  des  Landes  not= 
wendig  war^.'^ 

Das  Jahr  1942  begann  mit  der  Ablehnung  der  urspriinglich  zugesagten  finni= 
schen  Beteiligung  an  dem  fiir  Marz  geplanten  gemeinsamen  Vorstofi  auf  die 
Murman=Bahn.  Sie  wurde  nun  —  und  das  blieb  Leitmotiv  fiir  alle  folgenden 
ahnlichen  deutschen  Anregungen  —  vom  vorherigen  Fall  Leningrads  abhangig 
gemacht,  der  allein  mit  deutschen  Kraften  erreicht  werden  mufite.  Das  Be= 
streben  Mannerheims,  eine  klare  Trennung  der  finnischen  und  der  deutschen 
Verantwortung  an  der  langgestreckten  Front  vom  Swir  bis  zur  Eismeerkiiste 
zu  erreichen,  hatte  nach  langen  Bemiihungen  um  einen  Austausch  der  deutschen 
und  finnischen  Verbande,  die  dem  „Waffenbruder''  unterstellt  worden  waren, 

4     Ernst  Klink,  Deutsch=finnische  Waffenbriiderschaft  1941—1944,  in:  Wehrwissen= 
sdiaftliche  Rundschau  8  (1958),  S.  389  ff. 

36 


III.  Deutschland  und  seine  Verbiindeten 

am  3.  7. 1942  Erfolg.  Von  da  an  gab  es  eine  klare,  ausschliefilich  deutsche  Ver= 
antwortung  fiir  den  „Hohen  Norden''  an  der  Fischer=Halbinsel,  an  der  Liza= 
Front,  in  den  Abschnitten  westlich  Kandalakscha  bis  nordlich  Uhtua  (Gebirgs= 
AOK  20  unter  Generaloberst  Dietl),  bereits  seit  Beginn  des  Ostfeldzuges 
„OKW=Kriegsschauplatz''  (s.  unten  S.  79),  iind  der  rein  finnischen  Front  an  der 
Karelischen  Landenge,  am  Swir  und  in  Ostkarelien  imter  der  Befehlsfuhrung 
des  finnischen  Oberkommandos  (Marschall  Mannerheim). 

Die  „Einfrierung''  der  Fronten  konnte  weder  durch  den  harmonisch  ver= 
laufenen  Besuch  Hitlers  im  finnischen  Hauptquartier  anlalilich  des  j^.  Geburts= 
tages  von  Mannerheim  am  4.  6.  noch  durch  dessen  Gegenbesuch  im  FHQu 
„Wolfsschanze''  am  27.  6.  aufgelockert  werden.  Dies  schien  auch  zunachst  von 
deutscher  Seite  gar  nicht  angestrebt  zu  werden;  denn  auf  die  Frage  General 
Erfurths,  des  Kommandeurs  des  „Verbindimgsstabes  Nord''  im  finnischen  HQu 
in  Mikkeli,  an  Jodl  am  27.  6.,  was  das  OKW  von  den  Finnen  1942  erwarte, 
lautete  dessen  Antwort:  „Nichts  Besonderes^''.  Erst  als  das  Geb.=AOK  20  den 
Plan  einer  Aufnahme  der  Offensive  gegen  die  Murman=Bahn  fiir  den  Herbst 
1942  wieder  aufgriff  und  dieser  dem  Chef  WFStab  unterbreitete  Vorschlag  in 
der  „Fiihrer=Weisung''  Nr.  44  vom  21.  7. 1942  seinen  Niederschlag  fand®, 
wurde  eine  Beteiligung  der  Finnen  an  dieser  Offensiv=Operation  durch  einen 
Vorstoli  auf  Belomorsk  (Sorokka)  fiir  „wiinschenswert''  angesehen,  obwohl 
Erfurth  friihzeitig  auf  die  finnische  Haltung  (zunachst  als  Vorbedingung  Er= 
oberung  von  Leningrad  durch  die  H.Gr.  Nord)  aufmerksam  gemacht  hatte.  Die 
diplomatisch  verhiillte,  sogar  mit  neuen  militarischen  Vorbehalten  (deutscher 
Vorstofi  iiber  den  Wolchow)  verkniipfte  finnische  Antwort  auf  die  deutsche 
Anfrage  lief  praktisch  auf  eine  deutliche  Ablehnung  hinaus  (der  deutschen 
Seite  endgiiltig  durch  die  Mission  der  Generale  Talvela  und  Heinrichs  im 
FHQu  vom  24.-26.  8.  mitgeteilt).  Daraufhin  wurde  die  geplante  Operation 
gegen  die  Murman=Bahn  von  den  Deutschen  am  30.  8.  verschoben,  Finnland 
allerdings  gleichzeitig  um  eine  Unterstiitzung  der  fiir  den  14.  9.  in  Aussicht  ge= 
nommenen  Operation  „Nordlicht''  (d.  h.  der  engen  Einschliefiung  Leningrads 
durch  die  11.  deutsche  Armee)  gebeten.  Dies  stand  zu  der  grundsatzlichen  fin= 
nischen  Haltung  in  so  krassem  Widerspruch,  dal3  mit  einer  Zustimmung  ernst= 
haft  kaum  gerechnet  werden  konnte.  Da  das  Unternehmen  ohnehin  auf gegeben 
werden  muiite  (s.  unten  S.  78),  blieb  der  deutsch=finnischen  „Waffenbriider= 
schaft''  eine  moglicherweise  ernste  Belastung  erspart. 

Das  Jahr  1942  endete  im  Bereich  Finnland  mit  dem  endgiiltigen  Ubergang 
zur  Defensive,  auch  hinsichtlich  der  deutschen  strategischen  Planungen.  Die 
hierfiir  grundlegende  OKW=Weisung  vom  29.11.1942^  schlofi  mit  den  fiir 

5  Tagebuch  des  Generals  d.  Inf.  Erfurth,  27.  6. 1942;  dem  Verfasser  freundlidist  zur 
Verfiigung  gestellt. 

6  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  194  ff. 

7  OKW/WFStab/Op.Nr.  551940/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  29. 11. 1942  (Tgb.  Erfurth, 
5.12.1942). 

57 


A.  Einfiihrung 

eine  militarische  Weisung  ungewohnlichen  Satzen :  „Deutschland,  Finnland  und 
Rumanien  sind  auf  Tod  und  Gedeihen  im  Kampf  gegen  Rutland  verschworen. 
Sie  werden  zusammen  siegen  oder  untergehen.  Fiir  sie  gibt  es  keine  politischen 
Schleichwege.  Wir  haben  die  Blutlast  dieses  Jahres  getragen  und  werden  sie 
weiter  tragen  und  damit  beitragen,  dafi  Finnland  seine  beschrankte  Kraft 
schonen  und  erhalten  kann/' 

Dennoch  zog  die  finnische  Staatsfiihrung  aus  dem  katastrophalen  Ausgang 
des  deutschen  Feldzuges  1942  politische  Konsequenzen,  als  sie  sich  am  3.  2. 
1943  in  einer  Aussprache  zwischen  Staatsprasident,  Regierungschef,  Aul2en= 
minister  und  Marschall  dariiber  klar  wurde,  „da6  der  Krieg  einen  definitiven 
Wendepunkt  erhalten  habe  und  dafi  es  fiir  Finnland  gait,  bei  der  ersten  mog= 
lichen  Gelegenheit  einen  Weg  aus  dem  Krieg  zu  finden/'  Gleichzeitig  wurde 
allerdings  festgestellt,  „da6  die  Macht  Deutschlands  (Finnland)  vorlaufig  noch 
hinderte,  diesen  Beschluli  in  die  Tat  umzusetzen®". 

IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

1.  Die  Situation  im  Winter  1941/42 

Die  Jahreswende  1941/42  sah  das  deutsche  Ostheer  in  der  grofiten  Krise 
seit  Beginn  des  Feldzuges  gegen  die  Sowjetunion  (22.  6. 1941),  brachte  die 
deutsche  Oberste  FUhrung  in  die  schwerste  Krise  seit  Beginn  des  Krieges  1939 
iiberhaupt.  Am  1. 1. 1942  standen  sich  12  deutsche  Armeen  (in  drei  H.Gr.n)  mit 
135  Divisionen  sowie  6  Divisionen  und  5  Brigaden  der  Verbiindeten  und  328 
sowjetische  Divisionen^  in  einem  erbitterten  Ringen  bei  anhaltender  Winter= 
kalte  an  der  weitverzweigten  Front  von  der  Krim  bis  in  den  Raum  um  Lenin= 
grad  mit  Schwerpunkt  im  Bereich  der  H.Gr.  Mitte  gegeniiber^.  In  einer  Reihe 
von  Befehlen  forderte  Hitler,  seit  19. 12. 1941  nun  auch  Ob.  d.  H.,  das  deutsche 
Ostheer  zum  „fanatischen  Widerstand"  in  den  einmal  erreichten  Stellungen 
auf  3.  Am  28. 12.  liefi  er  durch  den  Chef  OKW  einen  weiteren  Befehl  heraus= 
geben^:  .  ^mmu 

8     Zitiert  nach  Klink,  a.  a.  O.,  S.  405  (auf  Grund  der  Erinnerungen  Mannerheims). 

1  Alfred  Philippi  und  Ferdinand  Heim,  Der  Feldzug  gegen  Sowjetrufiland  1941  bis 
1945.  Ein  operativer  Oberblick,  Stuttgart  (W.  Kohlhammer  Verlag)  1962,  S.  109. 
Die  deutsche  Luftwaffe  besa6  zu  diesem  Zeitpunkt  an  der  Ostfront  rd.  1500  ein= 
satzbereite  Flugzeuge.  Die  Zahl  der  sowjetischen  Flugzeuge  wurde  mit  1200  an= 
genommen.  —  Fiir  das  gesamte  Kapitel  iiber  den  ostlichen  Kriegsschauplatz  1942 
vgl.  auch  die  auf  deutschem  Quellenmaterial  basierende  Studie  von  George 
E.  Blau,  The  German  Campaign  in  Russia  —  Planning  and  Operations  (1940—1942), 
Washington  1955,  S.  101  ff. 

2  Bei  der  Errechnung  der  sowjetischen  Starke  werden  jeweils  zwei  Brigaden  als  eine 
Division  gezahlt. 

3  Vor  allem:  Der  Fiihrer  und  Oberste  Befehlshaber  der  Wehrmacht  Nr.  442182  g. 
Kdos.  Chefs.  WFStab/Abt.  L  (I/Op)  vom  16.12.1941;  OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt. 
Nr.  1736/41  g.  Kdos.  Chefs,  vom  18. 12. 1941. 

4  OKW/WFStab/Op  (H)  Nr.  442277/41  g.  Kdos.  Chefs,  vom  28. 12. 1941,  gez.  Keitel. 

38 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

„Der  Fiihrer  hat  zur  Kampffiihrung  im  Osten  befohlen: 

1.  In  der  Verteidigung  ist  um  jeden  Fufibreit  Boden  mit  letztem  Einsatz  zu  kamp= 
fen.  Nur  so  werden  dem  Feind  schwere,  blutige  Verluste  beigebracht,  seine  Moral 
geschwacht  und  die  ungebrochene  Uberlegenheit  des  deutschen  Soldaten  zur  Geltung 
gebracht. 

Kampfloses  Preisgeben  auch  nur  behelfsmafiig  ausgebauter  Stellungen  fiihrt  bei 
der  gegenwartigen  Wetterlage  zu  unersetzlichen  Verlusten  an  Material  und  Mu= 
nition,  setzt  somit  die  eigene  Kampfkraft  zunehmend  herab  und  gibt  dem  Feinde 
erhohte  Handlungsfreiheit. 

Die  Abwehrkraft  mufi  insbesondere  durch  stiitzpunktartigen  Ausbau  aller  Ort= 
schaften  und  Gehofte  und  grofitmogliche  Tiefengliederung  auf  ein  Hochstmafi  ge= 
steigert  werden.  Jede  Truppe,  gleichgiiltig  welcher  Waffengattung,  einschlieClich 
Versorgungstruppen,  ist  verpflichtet,  die  so  ausgebauten  Unterkiinfte  mit  alien  Mit= 
teln  bis  zum  letzten  zu  halten.  Dem  Feind  wird  hierdurch  der  Zutritt  zu  den  Ort= 
schaften  verweigert.  Er  wird  gezwungen,  sich  im  Freien  der  Kalte  voU  auszusetzen, 
wird  von  den  Strafien  und  damit  der  Versorgung  abgeschnitten  und  somit  am 
ehesten  zum  Erliegen  kommen. 

Neben  dem  Gegenangriff  aus  Stellungen  und  Stutzpunkten  kommt  dem  flankie= 
renden  Einsatz  von  Eingreiftruppen  entscheidende  Bedeutung  zu  . . . 

2.  Fiir  die  Luftwaffe  kommt  es  bei  erkannten  feindlichen  Aufmarschbewegungen 
darauf  an,  neben  der  laufenden  Eisenbahnbekampfung  durch  starke  Kampfflieger= 
verbande  weit  hinter  der  russischen  Front  Bahnhofe  und  ihre  Anlagen,  Unterkiinfte 
und  Versorgungslager  unter  zusammengefafitem  Einsatz  nachhaltig  zu  zerstoren  und 
damit  unter  den  winterlichen  Verhaltnissen  den  Aufmarsch  ganz  oder  teilweise  zu 
zerschlagen. 

3.  Im  mittleren  Teil  der  Ostfront  ist  der  Aufbau  einer  riickwartigen  Stellung  (der 
sog.  „Winterstellung".  D.  Verf.)  einzuleiten.  Der  Frontverlauf  ist  durch  den  Chef  des 
Generalstabes  des  Heeres  derart  vorzusehen,  dafi  er  mit  einer  wesentlichen  Front= 
verkiirzung  unter  Ausnutzung  kraftesparender  Abschnitte  der  Schutz  aller  fiir  die 
weitere  Kampffiihrung  und  Versorgung  wichtigen  Anlagen  gesichert  ist  . . ." 

Neben  seinen  sich  im  Laufe  der  folgenden  Wochen  steigernden  Eingriffen 
in  die  operative  Fiihrung  an  einzelnen  Frontabschnitten  versuchte  Hitler,  durch 
Personalveranderungen  in  den  entscheidenden  Kommandostellen  der  Krise 
Herr  zu  werden.  Die  wichtigsten  Veranderungen  traten  dabei  im  Bereich  der 
H.Gr.  Mitte  (HQu.  in  Smolensk)  ein,  die  im  Zentrum  der  sowjetischen  Gegen= 
offensive  lag.  Ihren  Oberbefehl  iibernahm  anstelle  des  Gen.Feldmarschalls  v. 
Bock  am  20. 12. 1941  Gen.Feldmarschall  v.  Kluge.  Gen.Oberst  Guderian,  der 
OB  der  2.  Panzerarmee,  wurde  am  25. 12.  nach  Konflikt  mit  diesem  abgelost 
und  durch  General  d.  Pz.=Tr.  Schmidt  ersetzt.  Abgelost  wurden  auch  der  Kdr. 
General  des  VI.  A.K.  (im  Bereich  der  9.  Armee)  im  Raume  von  Stariza,  General 
d.  Pi.  Forster,  und  schliefilich  am  8. 1. 1942  Gen.Oberst  Hoepner,  der  OB  der 
4.  Panzerarmee,  den  Hitler  aus  der  Wehrmacht  ausstiefi,  well  er  aus  eigener 
Verantwortung  seiner  bedrangten  Armee  den  Befehl  zum  Riickzug  auf  die 
„Winterstellung''  gegeben  hatte^^.  An  seine  Stelle  trat  General  Ruoff. 

4a  Vgl,  hierzu:  Walter  Chales  de  Beaulieu,  Sturm  bis  vor  Moskaus  Toren.  Der 
Einsatz  der  Panzergruppe  4.  In:  Wehrwissenschaftliche  Rundschau  6  (1956), 
S.  349  ff.  und  S.  423  ff. 

39 


A.  Einfiihrung 

Uber  zwei  Monate  lang  wehrte  sich  die  H.Gr.  „verzweifelt  gegen  die  Zer= 
triimmerimg  ihrer  iiber  looo  km  gespannten  Front  und  die  fortschreitende 
Einkreisung,  die  der  Gegner  unter  frontalem  Druck  und  doppelseitiger  Um= 
fassung  zu  erzwingen  versuchte.  Von  Siiden  her  iiber  den  Einbruchsraum  von 
Suchinitschi,  in  der  Mitte  im  geraden  Stofi  nach  Westen  und  von  Norden  an 
Rshew  vorbei  in  den  Riicken  der  Heeresgruppe  erstrebte  er  deren  Zusammen= 
drangung  im  Gebiet  um  Wjasma.  20  russische  Armeen  mit  mehr  als  190  Ver= 
banden  (gleich  165  Divisionen)  standen  Anfang  Januar  im  Angriff  gegen  die 
abgekampften  68  Divisionen  der  deutschen  Mitte.  Die  Krise  trieb  bis  Mitte 
Februar  dem  Hohepunkt  zu^/' 

An  drei  Stellen  kam  es  vor  allem  zu  tiefen  Einbriichen  in  die  stiitzpunkt= 
artige  Front  der  H.Gr.^:  zwischen  der  2.  Panzerarmee  und  der  4.  Armee,  zwi= 
schen  der  4.  Armee  und  der  4.  Panzerarmee  und  —  seit  Beginn  der  sowjetischen 
GrojSoffensive  aus  dem  Raum  Ostaschkow  im  Waldai=Gebiet  am  9. 1.  —  an  der 
Naht  zur  H.Gr.  Nord.  Hier  drangen  die  sowjetischen  Angriff sspitzen  iiber 
Toropez  bis  nach  Cholm  (seit  22. 1.  eingeschlossen),  Welikije  Luki,  Welish  und 
Demidoff  weit  in  den  Riicken  der  im  Raum  um  Rshew  haltenden  9.  Armee  vor, 
deren  OB,  Gen.Oberst  Straufi,  am  16. 1.  von  Hitler  durch  General  d.  Pz.Tr. 
Model  ersetzt  wurde.  „Die  inneren  Fliigel  der  H.Gr.n  Mitte  und  Nord  hingen 
in  der  Luft^" 

Erst  am  15. 1.  genehmigte  Hitler  nach  langen  Auseinandersetzungen  mit  dem 
Oberkommando  der  H.Gr.  Mitte  den  Riickzug  auf  die  „Winterstellung''.  Noch 
am  8. 1.  hatte  er  befohlen^: 

„Das  Ziel  der  russischen  Kampfftihrung  ist  es,  durch  Einzelangriffe  die  deutsche 
Front  als  solche  ins  Wanken  zu  bringen.  Der  Gegner  rechnet  dabei  auf  eine  operative 
Empfindlichkeit  unserer  Kriegfiihrung,  an  der  er,  wie  die  Erfahrung  es  bewiesen  hat, 
selbst  nicht  leidet  . .  .  Damit  wird  dieser  Kampf  in  erster  Linie  durch  die  Nerven= 
Starke,  vor  allem  der  Fiihrung,  entschieden.  Der  Russe  hat  diese  Nervenkraft  unter 
Beweis  gestellt.  Es  ist  unsere  Pflicht,  ihm  auch  auf  diesem  Gebiet  unter  keinen  Um= 
standen  unterlegen  zu  sein.  Jeder  Gedanke,  die  russische  Angriffskraft  durch  einen 
freiwilligen  Riickzug  auch  auf  nur  kurze  Zeit  ausschalten  zu  konnen,  beruht  auf 
einem  Trugschlufi  . .  . 

Die  theoretische  Verkiirzung  der  Front,  die  durch  eine  solche  Zuriicknahme  erzielt 
werden  kann,  wird  . . .  meist  vollstandig  aufgehoben  durch  die  Schwachung  der  damit 
verbundenen  Kampfkraft  der  aus  ihrer  Stellung  herausgerissenen  Verbande.  Es  ist 
daher  leichter,  mit  geringsten  Kraften  eine  irgendwie  ausgebaute  langere  Stellung 


5  Philippi— Heim,  a.  a.  O.,  S.  109. 

6  Einzelheiten  bei  Rudolf  Hofmann,  Die  Schlacht  von  Moskau  1941,  in:  Entschei= 
dungsschlachten  des  Zweiten  Weltkrieges,  hrsg.  von  Hans=AdoIf  Jacobsen  und 
Jiirgen  Rohwer,  Frankfurt  a.  M.  (Bernard  &  Graefe  Verlag  fiir  Wehrwesen)  i960, 
S.  1.39  ff.;  Philippi— Heim,  a,  a.  O.,  S.  107  ff. 

7  Philippi— Heim,  a.  a.  O.,  S.  111;  K.  Leppa,  Generalfeldmarschall  Walter  Model. 
Von  Genthin  bis  vor  Moskaus  Tore,  Niirnberg  o.  J.  (1962). 

8  Der  Fiihrer  und  Oberste  Befehlshaber  der  Wehrmacht  Nr.  420013/42  Gen.St.d.H./ 
Op.Abt.  g.  Kdos.  Chefs,  vom  8. 1. 1942,  gez.  Adolf  Hitler. 

40 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

zu  halten  als  in  einer  verkiirzten,  aber  nicht  ausgebauten  Linie  mit  starkeren  Kraf ten 
Widerstand  zu  leisten.  Frostschaden  und  blutige  Verluste  werden  in  diesem  Fall 
grofier  sein  als  bei  der  Verteidigung  einer  —  wenn  auch  langeren  —  dafiir  aber 
wenigstens  primitiv  ausgebauten  Stellung." 

Am  15. 1.  gab  Hitler  dann  endlich  nadi®: 

„Nadidem  es  nicht  gelungen  ist,  die  nordlich  Medyn  und  westlich  Rshew  entstan= 
denen  Liicken  in  der  Front  zu  schliefien,  erteile  ich  dem  Oberbefehlshaber  der  Heeres= 
gruppe  Mitte  auf  Grund  seines  Antrages  die  Ermachtigung,  die  Front  der  4.  Armee, 
4.  Panzerarmee  und  3.  Panzerarmee  in  die  Linie  ostwarts  Juchnow  —  ostwarts 
Gshatsk  —  ostwarts  Subzoff  —  nordlich  Rshew  zuriickzunehmen.  Bestimmend  fiir  die 
Festlegung  im  einzelnen  ist  die  Forderung,  daS  die  Strafie  Juchnow— Gshatsk— Sub= 
zoff— Rshew  als  Querverbindung  hinter  der  Front  der  feindlichen  Einwirkung  ent= 
zogen  bleibt. 

In  der  vorgenannten  Linie  ist  das  Vorgehen  des  Feindes  endgiiltig  zum  Stehen 
zu  bringen.  Sie  ist  zu  halten  .  . ." 

Abschlie6end  stellte  Hitler  fest:  „Es  ist  das  erste  Mai,  dafi  in  diesem  Krieg  von 
mir  der  Befehl  zum  Zuriicknehmen  eines  grofieren  Frontabschnitts  gegeben  wird. 
Ich  erwarte,  da6  dieses  Zuriickgehen  sich  in  einer  Form  vollzieht,  die  des  deutschen 
Heeres  wiirdig  ist.  Das  Uberlegenheitsgefiihl  der  Truppe  iiber  den  Gegner  und  der 
fanatische  Wille,  ihm  den  grofitmoglichen  Schaden  zuzufiigen,  mu6  auch  die  Riick= 
wartsbewegung  beherrschen.'' 

Bine  wesentliche  Erleichterung  der  Lage  an  der  Front  der  H.Gr.  Mitte  trat 
erst  ein,  als  es  am  3.  2.  gelang,  die  4.  Armee  und  die  4.  Panzerarmee  wieder  zu 
vereinigen  (an  der  Strafie  Juchnow— Gshatsk),  und  als  es  der  9.  Armee  unter 
der  tatkraftigen  Fiihrung  Models  gliickte,  7  sowjetische  Divisionen  westlich 
Rshew  einzuschliefien  und  im  Laufe  der  nachsten  14  Tage  aufzureiben.  Das  am 
1.  2.  aus  der  verkiirzten  Front  gezogene  Pz=AOK  3  hatte  inzwischen  die  Siche= 
rung  an  den  Randern  des  sowjetischen  Einbruchsraums  um  Toropez  uber= 
nommen. 

Trotzdem  blieben  die  riickwartigen  Verbindungen  der  H.Gr.  Mitte  von 
den  durchgebrochenen  sowjetischen  Verbande,  die  noch  durch  Fallschirmver= 
bande  verstarkt  wurden,  monatelang  bedroht,  bis  die  wichtigsten  Gefahren= 
herde  im  Friihsommer  durch  eine  Reihe  von  Unternehmen  ausgeschaltet  wer= 
den  konnten  (s.  unten  S.  74).  Auch  an  der  Front  kam  es  noch  wiederholt  zu 
gespannten  Situationen.  Nachdem  die  sowjetische  Winteroffensive  im  Bereich 
der  H.Gr.  Mitte  Ende  Februar/Anfang  Marz  im  grofien  unter  deutsche  Kon= 
trolle  gekommen  war,  genehmigte  Hitler  den  Antrag  des  H.Gr.Kdos.,  die 
Front  von  Juchnow  bis  zur  Bahn  Wjasma— Kaluga  hinter  die  Ugra  zuriickzu= 
nehmen,  um  Reserven  zu  gewinnen.  Hitler  erklarte  dabei  dem  OB  der 
4.  Armee,  General  Heinrici,  „da6  er  bewulit  starrkopfig  auf  dem  Halten  jedes 
Fufibreits  Boden  bestanden  habe,  um  ein  Riickwartsgleiten  des  Ostheeres  zu 

9     Der    Fiihrer    und    Oberbefehlshaber    des    Heeres    Gen.St.d.H./Op.Abt.    (I)    Nr. 
420021/42  g,  Kdos.  Chefs,  vom  15. 1. 1942,  gez.  Adolf  Hitler. 

41 


A.  Einfiihrung 

verhindern.  Jetzt  komme  es  auf  lo  km  vorwarts  oder  riickwarts  nicht  mehr 
an^"' 

Im  ganzen  behauptete  sich  die  H.Gr.  Mitte  zu  Beginn  der  Fruhjahrsschlamm= 
periode  auf  der  durch  die  „Winterstellung''  vorgezeichneten  Linie.  Aber  zu  den 
800  km  dieser  Linie  waren  600  km  weiterer  Front  zum  Schutz  der  Flanken 
und  des  Riickens  hinzugekommen,  abgesehen  von  den  Partisanengebieten,  die 
noch  zusatzliche  Krafte  banden.  Den  ganzen  Marz  iiber  entwickelten  sich  bei= 
spielsweise  Kampfe  um  den  Strafienknotenpunkt  Jelnja,  den  Hitler  aus  „au6en= 
politischen  Griinden''  unbedingt  zu  halten  befahP. 

Gegeniiber  den  iiber  das  Schicksal  der  gesamten  Ostfront  entscheidenden 
Vorgangen  im  Bereich  der  Hr.Gr.  Mitte  traten  die  Geschehnisse  an  den  Fronten 
der  beiden  anderen  H.Gr.n  an  Bedeutung  zuriick,  obwohl  es  auch  hier  zu  Ent= 
scheidungen  kam,  die  z.  T.  bis  weit  iiber  den  Winter  1941/42  gewichtig  blieben. 

An  der  rd.  600  km  langen  Front  der  H.Gr.  Nord  (Gen.Feldmarschall  Ritter 
V.  Leeb,  HQu.  in  Pleskau)  standen  an  der  Jahreswende  1941/42  31  meist  ab= 
gekampfte  deutsche  Divisionen  (einschlieiilich  der  spanischen  „Blauen  Di= 
vision'')  86  sowjetischen  Verbanden  {=75  Divisionen)  gegeniiber.  Am  25. 12. 
1941  war  der  Riickzug  der  16.  Armee  von  dem  mifigliickten  Unternehmen  Tich= 
win  iiber  den  Wolchow  abgeschlossen.  Die  Krise  begann  hier  mit  der  sowjeti= 
schen  Doppeloffensive  gegen  den  schwachen  Siidfliigel  der  16.  Armee  im  Raum 
unmittelbar  siidlich  des  Ilmensees  und  aus  dem  Raum  Ostaschkow,  als  deren 
Ziel  sich  die  Einkreisung  des  II.  A.K.  (General  Graf  Brockdorff=Ahlefeld)  im 
Raum  westlich  des  Waldai=Gebiets  abzeichnete.  Den  Antrag  des  OB  der  H.Gr. 
vom  12. 1.,  die  Front  von  hier  auf  den  Lowat  zuriickzunehmen,  lehnte  Hitler 
ab.  Stattdessen  befahl  er  die  Verteidigung  des  Raumes  um  Demjansk,  selbst 
wenn  die  Verbindung  zum  X.  A.K.  bei  Staraja  Russa  abreifien  sollte.  Da 
V.  Leeb  daraufhin  seine  Entlassung  erbat,  berief  Hitler  am  17. 1.  an  seine  Stelle 
Gen.Oberst  v.  Kiichler,  dessen  18.  Armee  General  Lindemann  iibernahm. 

Am  8.  2.  schlofi  sich  der  Ring  um  das  II.  A.K.  westlich  Demjansk  endgiiltig. 
Es  begann  die  Luftversorgung  der  „Festung  Demjansk'',  in  der  sich  rd.  95  000 
Mann  und  20000  Pferde  der  6  Divisionen  des  verstarkten  Korps  befanden. 
Die  Luftversorgung  (taglicher  Bedarf  300  t)  gelang  tatsachlich,  wenn  auch  unter 
erheblichen  Verlusten  an  Transportmaschinen  (s.  unten  S.  167)  ^.  Drei  Monate 
lang  waren  die  deutschen  Krafte  um  Demjansk  auf  die  Luftversorgung  ange= 

1  KTB  des  AOK  4,  2.  3. 1942. 

2  Hitler  kniipfte  dabei  gedanklich  an  die  voriibergehende  Aufgabe  des  Jelnja= 
Bogens  im  August  1941  an,  die  von  sowjetischer  Seite  propagandistisdi  ausge= 
spielt  worden  war.  Der  Name  Jelnja  war  daher  auch  in  den  westlichen  Landern 
ein  Begriff. 

3  Einzelheiten  iiber  die  Vorgange  um  Demjansk  bei  Werner  Haupt,  Demjansk  1942. 
Ein  Bollwerk  im  Osten,  Bad  Nauheim  (Podzun=Verlag)  1961,  und  Edgar  Rohricht, 
Probleme  der  Kesselschlacht,  dargestellt  an  Einkreisungs=Operationen  im  Zweiten 
Weltkrieg,  Karlsruhe  (Condor=Verlag)  1958,  S.  i3iff.      j  .^o^.. 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

wiesen.  „Obwohl  taglich  100  bis  150  Flugzeuge,  im  zwei=  und  dreimaligen 
Einflug,  zum  Einsatz  kamen,  entstanden  zeitweise  ernste  Versorgungsschwie= 
rigkeiten,  so  dafi  bei  der  stark  beanspruchten  Truppe  Zeichen  von  Unterernah= 
rung  auftraten.  Auch  der  Verschufi,  insbesondere  an  Artilleriemunition,  mufite 
gedrosselt  werden,  n\it  der  Folge  erhohter  Verluste.  Selbst  nachdem  die  Her= 
stellung  der  Landverbindung  (28.  4. 1942)  gegliickt  war,  mufite  einige  Monate 
lang  noch  immer  ein  wesentlicher  Teil  des  Nachschubs  auf  dem  Luftwege  er= 
folgen.  Die  zu  iiberwindenden  Entfernungen  von  yoo  bis  900  km  beanspruch= 
ten  die  Lufttransportverbande  erheblich.  Auch  entstanden  zahlreiche  Ausfalle, 
da  ausreichender  Jagdschutz  selten  zu  Verfiigung  stand*/'  Dennoch  wurde 
das  Halten  von  Demjansk  mit  Hilfe  der  Luftversorgung  von  Hitler  ausschlie6= 
lich  als  positive  Erfahrung  gewertet:  die  Erinnerung  an  den  vermeintlichen 
Erfolg  trug  bei  ihm  am  24.725.  11.  wesentlich  zu  dem  verhangnisvoUen  Ent= 
sdilufi  bei,  die  6.  Armee  im  Raum  von  Stalingrad  auch  nach  ihrer  Einschliefiung 
stehen  (s.  unten  S.  86)  und  durch  die  Luft  versorgen  zu  lassen. 

Am  13. 1.  begann  an  der  Naht  zwischen  16.  und  18.  Armee  am  Wolchow 
eine  weitere  sowjetische  Offensive,  die  das  Ziel  hatte,  iiber  den  zugefrorenen 
Wolchow  hinweg  von  Siidosten  her  die  von  den  Landverbindungen  abge= 
schnittene  und  nur  iiber  den  Ladoga=See  versorgte  Stadt  Leningrad  zu  ent= 
setzen.  Es  gelang  den  Sowjets,  Ende  Januar  bis  zur  Bahnlinie  Nowgorod— 
Leningrad  vorzustofien,  doch  konnte  der  Durchbruchskeil  von  den  deutschen 
Kraften  schliefilich  abgeriegelt  werden.  Um  ihren  Verbanden  den  weiteren 
Weg  zu  bahnen,  stielien  andere  sowjetische  Krafte  aus  dem  Raum  von  Po= 
gostje  ab  28. 1.  nach  Siiden  vor  und  erzielten  einen  tiefen  Einbruch,  jedoch 
konnten  die  Verbande  der  18.  Armee  eine  Verbindung  zwischen  diesen  beiden 
sowjetischen  Keilen  verhindern,  obwohl  die  Anstrengungen  der  Sowjets,  doch 
noch  zum  Ziele  zu  kommen,  wahrend  des  ganzen  Februar  wiederholt  wurden. 

Unter  Konzentration  aller  verfiigbaren  Krafte  der  Luftflotte  1  (250  Kampf= 
flugzeuge)  begann  dann  am  15.  3.  entlang  des  Wolchow  eine  deutsche  Ope= 
ration  (Unternehmen  „Raubtier'')  mit  dem  Ziel,  die  riickwartigen  Verbin= 
dimgen  des  sowjetischen  Wolchow=Keils  abzuschneiden.  Dies  gelang  am  19.  3. 
voriibergehend;  doch  wurde  der  schmale  deutsche  Riegel  am  27.  3.  wieder  von 
den  Sowjets  gesprengt,  nachdem  auf  Befehl  Hitlers  sogleich  nach  dem  Ge= 
lingen  von  „Raubtier"  alle  Luftwaffenkrafte  in  den  Raum  von  Staraja  Russa 
verlegt  worden  waren,  aus  dem  am  21.  3.  der  Angriff  der  Gruppe  v.  Seydlitz 
(3  Divisionen)  in  Richtung  auf  den  30  km  entfernten  Kessel  von  Demjansk 
begonnen  hatte  (Unternehmen  „Briickenschlag'').  Nachdem  dieses  Ziel  unter 
grofiten  Schwierigkeiten  am  28.  4.  erreicht  war  und  mit  einem  schmalen 
Schlauch  die  Verbindung  zum  IL  A.K.  geoffnet  war,  beantragte  Gen.Oberst 
V.  Kiichler  am  4.  5.  vergeblich,  diese  Krafte  nunmehr  auf  den  Lowat  zuriick= 
zunehmen,  um  Krafte  zu  gewinnen.  Das  seit  dem  22.  1.  eingeschlossene  Cholm 

4     Rohricht,  a.  a.  O.,  S  .  140/41. 

43 


A.  Einfiihrung 

(rd.  3500  Mann),  das  ebenfalls  durch  die  Luft  versorgt  worden  war,  konnte 
am  ^.  ^.  entsetzt  werden.  Dadurch  dafi  Hitler  die  vorgeschobenen  Frontbogen 
stehen  liefi,  so  dafi  alle  Verbande  an  der  langgestreckten  Front  gebunden 
blieben,  beschrankte  sich  der  Erfolg  dieser  Unternehmen  auf  eine  giinstige 
Auswirkung  auf  die  Kampfmoral.  Der  operativen  Beweglichkeit  der  schwa= 
chen  H.Gr.  Nord  kamen  sie  nicht  zugute. 

Die  Winterkampfe  im  Bereich  der  H.Gr.  Nord  fanden  ihren  Abschluii  mit 
der  Besetzung  der  Inseln  Suursaari  (Hogland)  und  Tytarsaari  am  27.  3.  bzw. 
1.  4.  durch  die  Finnen.  Letztere  wurde  auf  deren  Wunsch  am  4.  4.  von  der 
18.  Armee  iibernommen,  am  14.  4.  der  Kriegsmarine  iiberlassen.  Schliefilich 
fiihrte  die  Luftflotte  1  vom  4.  4.  bis  30.  4.  mehrere  schwere  Schlage  gegen  die 
sowjetische  Ostseeflotte  in  Kronstadt  und  Leningrad  (Unternehmen  „Eisstoii" 
und  „Gotz  V.  Berlichingen'").  Das  Ziel,  die  schweren  Einheiten  der  sowjetischen 
Ostseeflotte  zu  vernichten,  wurde  dabei  nicht  erreicht,  jedoch  waren  sie  vorerst 
nicht  mehr  einsatzfahig.  1942  sind  auiier  einzelnen  sowjetischen  U=Booten 
keine  sowjetischen  Kriegsschiffe  aus  der  ostHchen  Ecke  des  Finnischen  Meer= 
busens  in  die  freie  Ostsee  gelangt^.  Dadurch  dal3  dieser  Raum  einschhelilich 
einiger  Inseln  in  sowjetischer  Hand  verblieb,  wurden  aber  deutsche  und  fin= 
nische  Krafte  gebunden,  blieb  ein  Gefahrenherd  bestehen. 

Die  H.Gr.  Siid,  die  abgesehen  von  der  Verteidigung  der  Krim  den  Front= 
abschnitt  von  Taganrog  am  Asowschen  Meer  bis  in  den  Raum  ostwarts  Kursk 
zu  halten  hatte,  verfiigte  an  der  Jahreswende  1941/42  iiber  37  deutsche  Di= 
visionen  sowie  5  Divisionen  und  5  Brigaden  der  Verbiindeten  (Italiener,  Ru= 
manen,  Slowaken,  Ungarn).  Ihnen  standen  12  sowjetische  Armeen  mit  rd. 
95  Verbanden  {=  Sy  Divisionen)  gegeniiber^.  Seit  dem  1. 12. 1941  befehligte 
Gen.Feldmarschall  v.  Reichenau  (HQu.  in  Poltawa)  die  H.Gr.,  zunachst  in 
Personalunion  mit  dem  Oberbefehl  iiber  die  6.  Armee,  die  er  am  5. 1. 1942 
dem  bisherigen  Oberquartiermeister  I  im  Generalstab  des  Heeres,  General 
d.  Pz.Tr.  Paulus,  iibergab.  v.  Reichenau  verstarb  plotzlich  am  17. 1. 1942.  Am 
folgenden  Tage  ernannte  Hitler  Gen.Feldmarschall  v.  Bock  zum  OB  der  H.Gr. 

Die  Situation  der  H.Gr.  Siid  war  im  Vergleich  zur  H.Gr.  Nord  hinsichtlich 
ihrer  Seeflanke  voUig  anders.  Wahrend  die  Ostsee  mit  Ausnahme  der  Ost= 

5  Zu  den  Angriffen  auf  die  sowjetische  Ostseeflotte:  Gerhard  Hiimmelchen,  Unter= 
nehmen  „Eissto6",  der  Angriff  der  Luftflotte  1  gegen  die  russische  Eismeerflotte 
im  April  1942,  in:  Marine=Rundschau  56  (1959),  S.  226 — 32;  zu  den  sowjetisdien 
U=Booten:  Jiirgen  Rohwer,  Die  sowjetische  U=Bootwaffe  in  der  Ostsee  1939  bis 
1945,  in:  Wehrwissenschaftliche  Rundschau  6  (1956),  S.  556—60.  1942  versenkten 
sowjetische  U=Boote  in  der  Ostsee  25  Schiffe  mit  ^0670  BRT  und  beschadigten 
7  weitere  mit  30831  BRT.  10  sowjetische  U=Boote  wurden  von  der  deutsch=fin= 
nischen  Abwehr  versenkt,  mindestens  7  beschadigt.  Neueste  Veroffentlichung : 
V.  F.  Tribuc,  Die  U=Bootoffensive  der  Baltischen  Rotbannerflotte  in  der  Ostsee 
1942  (mit  Anmerkungen  von  Jiirgen  Rohwer),  in:  Marine=Rundschau  60  (1963), 
S.  81—107. 

6  Philippi— Heim,  a.  a.  O.,  S.  114.  Die  Luftflotte  4,  die  die  H.Gr.  Siid  unterstiitzte, 
verfiigte  noch  iiber  310  einsatzbereite  Flugzeuge  (ca.  450  sowjetische  Flugzeuge 
wurden  fiir  die  Gegenseite  angenommen). 

44 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

ecke  des  Finnischen  Meerbusens  um  Kronstadt/Leningrad  von  der  deutschen 
Kriegsmarine  beherrscht  wurde,  konnte  der  sowjetischen  Schwarzmeerflotte 
mit  den  wenigen  kleineren  Einheiten  der  rumanischen  Kriegsmarine  nichts 
Ernsthaftes  zur  See  entgegengestellt  werden.  Nach  der  gelungenen  Raumung 
von  Odessa  (16. 10. 1941)  stiitzte  sich  die  sowjetische  Schwarzmeerflotte  auf 
den  Kriegshafen  von  Sewastopol  und  die  Hafen  an  der  Ostkiiste  des  Schwar= 
zen  Meeres  am  Kaukasus.  Zusammen  mit  den  Kraften  der  sowjetischen  Kau= 
kasus=Armee  stellte  die  Schwarzmeerflotte  demnach  eine  dauernde  latente 
Bedrohung  der  deutsch=rumanischen  Krafte  der  H.Gr.  Slid  in  den  von  ihr 
besetzten  Kiisten  dar.  Der  Versuch,  noch  vor  Jahreswechsel  wenigstens  die  von 
Sewastopol  ausgehenden  Gefahren  durch  eine  Eroberxmg  der  Festung  zu  ban= 
nen,  scheiterte.  Der  auf  Grund  der  „Fuhrer=Weisung''  Nr.  39  vom  8. 12. 1941^ 
am  17. 12.  begonnene  Angriff  der  11.  Armee  (Gen.Oberst  v.  Manstein)  auf 
Sewastopol  mulite  am  31. 12.  eingestellt  werden,  nachdem  starke  sowjetische 
Krafte  am  26. 12.  bei  Kertsch  und  am  29. 12.  in  Feodosia  gelandet  waren,  die 
den  Riicken  der  auf  Sewastopol  konzentrierten  11.  deutschen  Armee  auf  der 
Krim  bedrohten.  Wohl  gelang  es,  im  Gegenschlag  am  18. 1. 1942  Feodosia 
wieder  einzunehmen  und  eine  Front  an  der  schmalsten  Stelle  des  Zugangs 
zur  Halbinsel  Kertsch  aufzubauen,  doch  waren  damit  auf  der  Krim  zwei  Fron= 
ten  entstanden,  deren  Halten  gegeniiber  den  wiederholten  Offensiv=Versuchen 
der  Sowjets  (Februar  bis  April)  nur  unter  grofiten  Anstrengimgen  gelang^. 
Erst  eine  Zufuhr  neuer  Krafte  machte  im  Laufe  des  Friihsommers  eine  Bereini= 
gung  der  Lage  durch  die  Eroberung  der  ganzen  Krim  moglich. 

Eine  voriibergehende  Einschliefiung  von  Obojan  zwischen  Kursk  und  Char= 
kow  Anfang  Januar  blieb  Episode.  Doch  dann  begann  am  18. 1.  eine  groli= 
angelegte  sowjetische  Offensive  iiber  den  Donez  beiderseits  Isjum,  die  in 
wenigen  Tagen  die  Front  der  17.  Armee  (Gen.Oberst  Hoth)  eindriickte  und 
am  23. 1.  mit  der  Einnahme  des  Hauptversorgungslagers  dieser  Armee,  Bar= 
wenkowa,  eine  schwere  Krise  heraufbeschwor.  Um  sie  zu  meistern  und  Krafte 
von  der  relativ  ruhigen  Mius=Front  schneller  heranzuholen,  wurden  die  17.  Ar= 
mee  und  die  1.  Panzer=Armee  am  28. 1.  zur  „Armeegruppe  v.  Kleist''  zu= 
sammengefafit.  Sie  erhielt  den  Auftrag,  die  sowjetische  Offensive  im  Gegen= 
stoii  aufzufangen.  Es  gelang  zwar  in  der  ersten  Halfte  des  Februar,  den  bis 
zu  120  km  tiefen  Einbruchsraum  zu  umranden,  doch  war  eine  offensive  Be= 
reinigung  des  grofien  Frontvorsprungs  nach  Siidwesten  vor  Einsetzen  der 
Schlammperiode  nicht  mehr  moglich,  zumal  am  7.  3.  eine  neue  sowjetische 
Offensive  gegen  die  6.  Armee  ostwarts  Charkow  losbrach,  die  erst  Ende  Marz 
vor  den  Toren  der  Stadt  aufgef angen  werden  konnte.  Als  zu  diesem  Zeitpunkt 
die  Schlammperiode  begann,  trat  an  der  von  den  Sowjets  erreichten  —  mehr= 
fach,  besonders   aber  siidlich  Charkow,   stark  ausgebuchteten  —  Linie  eine 

7  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  171  ff. 

8  Einzelheiten  bei  Erich  v.  Manstein,  Verlorene  Siege,  Bonn  (Athenaum=Verlag) 
1955,  S.  24off.;  fiir  das  Folgende:  Philippi— Heim,  a.  a.  O.,  S.  ii4ff. 

45 


A.  Einfiihrung  )  vjU  Ml 

Kampfpause  ein.  Diese  wurde  von  den  Sowjets  zur  Konzentration  starker 
Krafte  benutzt,  die  nach  Eintreten  der  Trockenperiode  aus  dem  Einbrudisraum 
siidlich  Charkow  weiter  nach  Westen  vorstoJSen  sollten. 

Am  30.  3.,  nach  Abschluli  der  Winterkampfe,  befand  sich  das  deutsche 
Ostheer  in  einem  abgekampften  Zustand.  Von  162  Inf.Divisionen  waren  nur 
8  vol!  einsatzbereit,  d.  h.  auch  zu  Angriffsoperationen  befahigt,  3  voll  einsatz= 
bereit  nach  Gewahrung  einer  Ruhepause;  47  waren  fiir  begrenzte  Angriffs= 
unternehmen  geeignet.  73  waren  voll  fiir  Verteidigungsaufgaben,  29  nur  be= 
grenzt  hierfiir  bereit;  2  Divisionen  waren  iiberhaupt  nicht  einsatzfahig.  Die 
16  Panzer=Divisionen  besafien  insgesamt  noch  140  einsatzfahige  Panzer,  d.  h. 
weniger  als  die  normale  Ausstattung  einer  Panzer=Division,  Die  deutschen 
Gesamtverluste  im  Ostfeldzug  erreichten  bis  zum  30.  4.  eine  Hohe  von 
1 167  835  Mann  (d.  h.  etwa  ein  Drittel  des  am  22.  6. 1941  angetretenen  Ost= 
heeres).  Die  durch  die  Schlammperiode  erzwungene  mehrwochige  Kampfpause 
war  fiir  das  deutsche  Ostheer  nach  den  verhehrenden  Ausfallen  der  Winter= 
schlachten  unbedingt  erforderlich.  Die  notwendige  Auffrischung  und  die  Zu= 
fiihrung  von  Reserven  sowie  die  Konzentration  frischer  Verbande  fiir  die 
neuen  Operationen  konnten  erst  jetzt  vorgenommen  werden.  So  war  an  eine 
Wiederaufnahme  der  deutschen  Offensive,  von  allem  anderen  abgesehen,  allein 
schon  aus  diesen  Griinden  vor  Mitte  Juni  nicht  zu  denken. 


2.  Planung  und  Vorkampfe  zur  Offensive  1942 

Nachdem  Mitte  Februar  die  groJSte  Krise  iiberwunden  war,  stellte  der 
Generalstab  des  Heeres  erste  Uberlegungen  hinsichtlich  der  Kampffiihrung 
nach  Abschlufi  des  Winters  an.  Am  12.  2. 1942  erliefi  die  Op.Abt.  des  Gen.St. 
d.H.  hierzu  eine  Weisung^  in  der  die  H.Gr.  Siid  aufgefordert  wurde,  Angriffs= 
vorbereitungen  fiir  die  Gewinnung  der  Halbinsel  Kertsch,  zur  Eroberung  der 
Festung  Sewastopol  und  zur  Abschniirung  des  Frontbogens  siidwestlich  Isjum 
im  Raum  von  Charkow  zu  treffen.  Die  H.Gr.  Mitte  sollte  einen  Vorstofi  aus 
dem  Raum  von  Rshew  in  Richtung  Ostaschkow  zur  Wiederherstellung  der 
Verbindung  mit  der  H.Gr.  Nord  in  der  Gegend  von  Demjansk  vorbereiten, 
im  iibrigen  eine  Verkiirzung  ihrer  iiberdehnten  Front  anstreben,  wahrend 
die  H.Gr.  Nord  ihre  Stellungen  halten  und  die  Bereinigung  des  Briickenkopfs 
Oranienbaum  vorbereiten  sollte.  Ersatz  in  einer  Gesamtstarke  von  rd.  500  000 
Mann  wurde  angekiindigt. 

Die  von  Hitler  geforderte  Sommeroffensive  1942  war  zum  ersten  Mai  am 
28.  3.  Gegenstand  einer  Besprechung  im  FHQu^  bei  der  der  Chef  des  General= 

9     Die  Weisung  ist  im  Wortlaut  nicht  greifbar.  Nur  Zusammenfassungen  befinden 

sidi  in  den  verschiedenen  Studien. 
1     Generaloberst  Haider,  Kriegstagebuch,  a.  a.  O.,  Bd.  Ill,  28.  3. 1942:  „Besprechung 

beim  Fiihrer  iiber  GroSe  Lage.  Vortrag  Aufmarsdi  ,Siegfried'.  Einverstanden!" 

Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  241/42. 

46 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

stabes  des  Heeres,  Generaloberst  Haider,  Hitler  die  Aufmarschabsichten  des 
Heeres  darlegte,  so  wie  sie  sich  in  den  Grundziigen  aus  den  ihm  miindlich 
erteilten  Anweisungen  ergeben  hatten,  Sie  wurden  von  Hitler  gebilligt.  Der 
Chef  des  WFStabes,  General  Jodl,  beauftragte  daraufhin  seinen  Stab,  „die 
Absichten  des  Heeres  .  . .  nach  iiblicher  Art  in  einer  OKW=Weisung  zusam= 
menzufassen''^.  Bei  der  Vorlage  des  Entwurfs  durch  Jodl  am  4.4.  erklarte 
Hitler,  er  werde  „die  Weisung  selbst  durcharbeiten".  Im  KTB  der  Kriegsge= 
schichtlichen  Abteilung  des  OKW  (Oberst  d.G.  Scherff)  heifit  es  dann  am  5.  4.: 
„Der  Fiihrer  hat  den  Entwurf  zur  Weisung  41  stark  durchkorrigiert  und  mit 
wesentlichen  von  ihm  selbst  verfafiten  Teilen  versehen.  .  .  Hauptsachlich  der 
Teil,  der  die  Hauptoperation  betrifft,  ist  vom  Fiihrer  neu  gefajSt  worden^/' 
Die  fiir  die  Sommeroffensive  grundlegende  Weisung  Nr.  41*  kann  demnach 
als  im  wesentlichen  von  Hitler  selbst  stammend  bezeichnet  werden. 
Uber  die  bei  der  Offensive  verfolgten  Absichten  heifit  es: 

„Das  Ziel  ist,  die  den  Sowjets  nodi  verbliebene  lebendige  Kraft  endgiiltig  zu 
verniditen  und  ihnen  die  kriegswirtschaftlichen  Kraftquellen  so  weit  als  moglidi  zu 
entziehen.  Hierzu  werden  alle  verfiigbaren  Krafte  der  deutschen  Wehrmacht  und 
die  der  Verbiindeten  herangezogen.  Dabei  mu6  aber  gewahrleistet  sein,  dafi  die 
besetzten  Gebiete  im  Westen  und  Norden  Europas,  insbesondere  die  Kiisten,  unter 
alien  Umstanden  gesichert  bleiben. . . 

Unter  Festhalten  an  den  urspriinglichen  Grundziigen  des  Ostfeldzuges  kommt 
es  darauf  an,  bei  Verhalten  der  Heeresmitte,  im  Norden  Leningrad  zu  Fall  zu 
bringen  und  die  Landverbindung  mit  den  Finnen  herzustellen,  auf  dem  Siidfliigel 
der  Heeresfront  aber  den  Durdibruch  in  den  Kaukasusraum  zu  erzwingen. 

Dieses  Ziel  ist  in  Anbetradit  der  Absdilufilage  nadi  der  Winterschlacht,  der 
verfiigbaren  Krafte  und  Mittel  und  der  Transportverhaltnisse  nur  abschnittweise 
zu  erreidien. 

Daher  sind  zunachst  alle  greif baren  Krafte  zu  der  Hauptoperation  im  Siidabsdinitt 
zu  vereinigen  mit  dem  Ziel,  den  Feind  vorwarts  des  Don  zu  vernichten,  um  sodann 
die  Dlgebiete  im  kaukasischen  Raum  und  den  Ubergang  iiber  den  Kaukasus  selbst 
zu  gewinnen. 

Die  endgiiltige  AbschnUrung  von  Leningrad  und  die  Wegnahme  des  Ingerman= 
landes  bleibt  vorbehalten,  sobald  die  Entwicklung  der  Lage  im  Einschliefiungsraum 
oder  das  Freiwerden  sonstiger  Krafte  es  ermoglichen."  Als  vorbereitende  Opera= 
tionen  werden  aufgefiihrt,  „auf  der  Krim  die  Halbinsel  Kertsch  zu  saubern  und 
Sewastopol  zuFall  zu  bringen".  „ImSiidraum  ist  der  beiderseits  Isjum  eingebrodie 
Feind  im  Zuge  des  Donez  abzuschneiden  und  zu  vernichten." 

Fiir  die  Hauptoperation,  deren  Deckname  ^Siegfried"  in  „Blau"  abgeandert  wurde, 
legte  Hitler  im  einzelnen  fest:  „Ihr  Ziel  ist  es  . . .  zur  Einnahme  der  Kaukasusfront 
die  russischen  Krafte,  die  sich  im  Raume  von  Woronesch  nach  Siiden,  westlich  bzw. 
nordlich  des  Dons  befinden,  entscheidend  zu  schlagen  und  zu  vernichten.  Aus  Griin= 
den  des  Eintreffens  der  hierzu  verfiigbaren  Verbande  kann  diese  Operation  nur  in 
einer  Reihe  von  nacheinander  folgenden,  aber  untereinander  im  Zusammenhang 

2  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  243. 

3  KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW,  5.  4. 1942. 

4  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  183  ff . 


47 


A.  Einfiihrung 

stehenden  bzw.  sich  erganzenden  Angriffen  durchgefiihrt  werden.  Sie  sind  daher 
von  Norden  nach  Siiden  zeitlich  so  aufeinander  abzustimmen,  da6  aufierdem  in 
jedem  einzelnen  dieser  Angriffe  ein  Hochstmafi  der  Konzentration  sowohl  von 
Heeres=  als  auch  besonders  von  Luftstreitkraften  an  den  entscheidenden  Stellen 
sichergestellt  werden  kann.  Bei  der  zur  Geniige  erwiesenen  Unempfindlichkeit  des 
Russen  gegeniiber  operativen  Einschliefiungen  ist  entscheidender  Wert  —  ahnlich 
wie  in  der  Doppelschlacht  von  Wjasma=Briansk  —  darauf  zu  legen,  die  einzelnen 
Durchbriiche  in  die  Gestalt  enger  Umklammerungen  zu  bringen. . ." 

„Die  Einleitung  der  Gesamtoperation  hat  mit  einem  umfassenden  Angriff  bzw. 
Durchbruch  aus  dem  Raum  siidlich  Orel  in  Richtung  auf  Woronesch  zu  beginnen. 
Von  den  beiden  zur  Umklammerung  angesetzten  Panzer=  und  mot.Verbanden  hat 
der  nordliche  starker  zu  sein  als  der  siidliche.  Das  Ziel  dieses  Durchbruchs  ist  die 
Besetzung  von  Woronesch  selbst.  Wahrend  es  nun  die  Aufgabe  eines  Teiles  der 
Infanterie=Divisionen  ist,  zwischen  dem  Ausgangspunkt  des  Angriffs  von  Orel  in 
Richtung  auf  Woronesch  sofort  eine  starke  Verteidigungsfront  aufzubauen,  haben 
die  Panzer=  und  mot.Verbande  den  Auftrag,  von  Woronesch  aus  mit  ihrer  linken 
Flanke,  angelehnt  an  den  Don,  nach  Siiden  den  Angriff  fortzusetzen  zur  Unter= 
stiitzung  eines  zweiten  Durchbruchs,  der  etwa  aus  dem  allgemeinen  Raum  von 
Charkow  nach  Osten  hin  gefiihrt  werden  soil.  Auch  hier  ist  es  primar  das  Ziel,  nicht 
die  russische  Front  als  solche  einzudriicken,  sondern  im  Zusammenwirken  mit  den 
den  Don  abwarts  vorstofienden  mot.Verbanden  die  russischen  Krafte  zu  vernichten. 
Der  dritte  Angriff  dieser  Operationen  ist  so  zu  fiihren,  dafi  die  den  Don  abwarts 
vorsto6enden  Verbande  sich  im  Raum  um  Stalingrad  mit  jenen  Kraften  vereinigen, 
die  aus  dem  Raum  Taganrog— Artemowsk  zwischen  dem  Unterlauf  des  Don  und 
Woroschilowgrad  iiber  den  Donez  nach  Osten  vorstofien.  Diese  sollen  abschliefiend 
die  Verbindung  mit  der  gegen  Stalingrad  vorriickenden  Panzer=Armee  finden. 

SoUten  sich  im  Zuge  dieser  Operationen,  besonders  durch  die  Inbesitznahme 
unversehrter  Briicken,  die  Aussichten  bieten,  Briickenkopfe  ostwarts  bzw.  siidlich 
des  Don  zu  bilden,  so  sind  solche  Moglichkeiten  wahrzunehmen.  Auf  jeden  Fall 
mufi  versucht  werden,  Stalingrad  selbst  zu  erreichen  oder  es  zumindest  so  unter 
die  Wirkung  unserer  schweren  Waffen  zu  bringen,  dafi  es  als  weiteres  Rustungs= 
und  Verkehrszentrum  ausfallt.  Besonders  erwiinscht  ware  es,  wenn  es  gelange, 
entweder  unversehrte  Briicken  sei  es  in  Rostow  selbst  oder  sonst  gesicherte  Briicken= 
kopfe  siidlich  des  Dons  zu  gewinnen  fiir  die  weitere  Fortfiihrung  der  fiir  spater 
beabsichtigten  Operationen. 

Um  zu  verhindern,  dali  wesentliche  Telle  der  nordlich  des  Dons  befindlichen 
russischen  Krafte  iiber  den  Strom  nach  Siiden  entweichen,  ist  es  wichtig,  da6  die 
aus  dem  Raum  Taganrog  nach  Osten  vorgehende  Kraftegruppe  eine  Verstarkung 
ihres  rechten  Fliigels  durch  die  Zufiihrung  von  Panzer=  und  schnellen  Truppen 
erhalt,  die  —  wenn  notwendig  —  auch  durch  improvisierte  Verbande  zu  bilden  sind. 

Entsprechend  dem  Fortschreiten  dieser  Angriffe  mufi  nicht  nur  auf  starke  Siche= 
rung  der  Nordostflanke  der  Angriffsoperationen  Bedacht  genommen,  sondern  auch 
der  Ausbau  der  Stellungen  in  Anlehnung  an  den  Don  sofort  begonnen  werden. 
Dabei  ist  auf  starkste  Panzerabwehr  entscheidender  Wert  zu  legen.  Die  Stellungen 
sind  von  vornherein  auch  im  Hinblick  auf  ihre  etwaige  Ausnutzung  im  Winter 
festzulegen  und  dafiir  mit  alien  Mitteln  vorzubereiten. 

Zur  Besetzung  der  sich  im  Laufe  dieser  Operation  mehr  und  mehr  verlangernden 
Donfront  werden  in  erster  Linie  Verbande  der  Verbiindeten  mit  der  Mafigabe 
herangezogen,  dafi  deutsche  Truppen  als  starke  Stiitze  zwischen  Orel  und  dem 
Don  sowie  an  der  Stalingrader  Landenge  einzusetzen  sind,  im  iibrigen  aber  ein= 
zelne  deutsche  Divisionen  hinter  der  Donfront  als  Eingreifreserven  verfiigbar 
bleiben. . ." 

48 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

Diese  „Fuhrer=Weisung''  wird  hier  deshalb  so  ausfiihrlich  zitiert,  well  sie 
einmal  die  komplizierte,  stark  in  den  Einzelheiten  festgelegte  Planung  Hitlers 
deutlich  macht  (abgesehen  von  seinem  umstandlichen  Stil,  der  die  „nichtmili= 
tarische''  Herkunft  der  wichtigsten  Passagen  erkennen  lafit),  vor  allem  aber, 
weil  der  tatsachliche  Verlauf  der  Operationen,  der  wesentliche  Abweichungen 
brachte,  immer  mit  Blick  auf  die  Weisung  gesehen  werden  mufi. 

Der  Verlegung  des  Schwerpunktes  auf  den  Siiden  der  Front  war  wesentlich 
durch  wehrwirtschaftliche  (Gewinnung  des  Kaukasusols)  sowie  politische  Ober= 
legungen  (Abschniirung  der  Sowjetunion  von  ihren  Verbiindeten)  bestimmt^^. 
Dafi  die  so  angelegte  Operation  nicht  nur  viele  Risiken  in  sich  selbst  barg, 
sondern  auch  fiir  die  stehenbleibende  mittlere  und  nordliche  Ostfront  Ge= 
fahren  enthielt,  wurde  von  Jodl  durchaus  erkannt.  Besonders  fiir  die  H.Gr. 
Mitte  schien  ihm  ein  groJSes  Risiko  zu  bestehen,  „falls  der  Russe  einen  ent= 
schlossenen  Vorstofi  auf  Smolensk  unternehmen''  wiirde,  worauf  er  am  10.  5. 
hinwies:  „Es  erschien  ihm  jedoch  fraglich,  ob  der  Russe  hierfiir  geniigend 
Krafte  und  Wagemut  besitze.  Der  Fiihrer  sei  mit  ihm  der  Ansicht,  dafi  infolge 
der  deutschen  Siidoperation  die  russischen  Krafte  ebenfalls  automatisch  (!) 
nach  dem  Siiden  abgezogen  werden  wiirden^."  Abgesehen  von  dieser  Au6e= 
rung  Jodls  sind  aus  der  Obersten  Wehrmachtf lihrung  keine  zeitgenossischen  kri- 
tischen  Bemerkungen  zu  der  Planung  fiir  die  Sommeroffensive  1942  iiberliefert, 
wenn  man  von  Haiders  Grundauffassung  absieht,  die  schon  dargelegt  wurde. 

Fiir  das  Unternehmen  „Blau''  wurden  im  Mai/Juni  insgesamt  zusatzlich 
41  Divisionen  in  den  Bereich  der  H.Gr.  Slid  verlegt,  darunter  21  verbiindete 
Divisionen.  Sie  trafen  in  drei  Staffeln  ein.  Insgesamt  soUten  6^—6j  Divisionen 
an  der  Hauptoperation  beteiligt  werden.  Die  Zahl  der  verbiindeten  Divisionen 
stieg  iibrigens  im  Verlauf  des  Sommers  und  Herbstes  nach  Zufiihrung  wei= 
terer,  vor  allem  rumanischer,  Verbande  schliefilich  auf  insgesamt  52. 

Inzwischen  waren  die  vorausgehenden  Teiloperationen  vorbereitet  worden. 
Auf  Antrag  des  OB  der  11.  Armee,  Gen.Oberst  v.  Manstein,  wurde  der  Termin 
fiir  den  Angriff  auf  die  Halbinsel  Kertsch  von  Hitler  zunachst  auf  den  5., 
schliefilich  auf  den  2>.i^.  festgelegt.  Die  hierfiir  auf  der  Krim  konzentrierten 
Luftwaffenverbande  sollten  unmittelbar  nach  Beendigung  dieses  Unternehmens 
(„Trappenjagd'')  zu  der  fur  den  17.  5.  geplanten  Operation  der  Armeegruppe 
V.  Kleist  und  der  6.  Armee  zur  Abschniirung  des  Frontvorsprungs  siidwestlich 
Isjum  (Unternehmen  „Fridericus''  I)  nach  Norden  verlegt  werden. 

Die  planmafiig  verlauf ende  Offensive  der  11.  Armee  an  der  Kertschfront 
endete  am  'L'^.'^.  mit  der  Einnahme  von  Stadt  und  Hafen  Kertsch  (170  000 
sowjetische  Gefangene,  1100  Geschiitze,  250  Panzer,  323  Flugzeuge  zerstort 
oder  erbeutet;  eigene  Verluste  7588  Mann).  Drei  Tage  zuvor  waren  jedoch 

4a  Bei  Hitler  schwang  zweifellos  audi  noch  der  Gedanke  einer  grofien  Zangen= 
operation  (vom  Kaukasusraum  und  Mittelmeer— Nordafrika  in  Richtung  Naher 
Osten)  mit.  Vgl.  hierzu  S.  98. 

5     KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW,  10.  5. 1942. 

49 


A.  Einfiihrung 

die  Sowjets,  dem  Unternehmen  „Fridericus''  I  zuvorkommend,  am  12.  5.  zu 
einer  Grofioffensive  aus  dem  Frontvorsprung  von  Isjum  in  Richtung  Charkow 
sowie  nach  Westen  und  Siidwesten  angetreten.  „In  dieser  kritischen  Situation 
zauderte  der  Feldmarschall  v.  Bock,  an  dem  vorbereiteten  Unternehmen  auf 
Isjum  festzuhalten,  zumal  infolge  der  Bildung  der  6.  Armee  der  nordliche 
Zangenarm  ausfiel.  Doch  setzten  sein  Generalstab  und  das  OKH  durch,  sich 
nicht  in  die  Abhangigkeit  vom  feindlichen  Willen  zu  begeben,  sondern  die 
Gunst  des  Augenblicks  zu  niitzen,  in  dem  der  in  die  Tiefe  strebende  Feind  am 
Donez  die  groEte  Blofie  bot^/'  So  trat  die  Armeegruppe  v.  Kleist  am  17.  5. 
planmafiig  an,  iiberrannte  den  vollig  iiberraschten  Gegner  und  stellte  am  22.  5. 
die  Verbindung  zur  6.  Armee  her.  Am  28.  5.  war  der  Kessel  zerschlagen 
(239  000  sowjetische  Gefangene,  1240  Panzer,  2000  Geschiitze  zerstort  oder 
erbeutet;  eigene  Verluste  rd.  20  000  Mann). 

Bereits  am  24.  5.  hatte  Hitler  den  7.  6.  als  Beginn  des  Angriffs  auf  die 
Festung  Sewastopol  festgesetzt  (Unternehmen  „Storfang'').  Bei  einem  Besuch 
im  HQu.  der  H.Gr.  Siid  in  Poltawa  am  1.  6.  legte  er  als  weitere  Termine  fiir 
Voroperationen  den  Angriff  auf  Woltschansk  (Unternehmen  „Wilhelm'') 
ebenfalls  auf  den  7.  6.  und  den  Vorstofi  auf  Kupjansk  (Unternehmen  „Fri= 
dericus''  II)  auf  den  12.  6.  fest.  Die  Hauptoperation  soUte  am  20.  6.  folgen. 

Wahrend  der  Angriff  auf  die  Festung  Sewastopol  am  7.  6.  planmafiig  be= 
ginnen  konnte  und  nach  wochenlangen  schweren  Kampfen  mit  der  Einnahme 
von  Stadt  und  Hafen  am  1.  7.  und  der  Kapitulation  der  Reste  der  sowjetischen 
Sewastopol=Armee  auf  der  Halbinsel  Chersones  am  4.  7.  endete  (95  000  so= 
wjetische  Gefangene,  467  Geschiitze  zerstort  oder  erbeutet;  eigene  Verluste 
24  000  Mann)  ^,  verzogerten  sich  die  iibrigen  Operationen.  Der  VorstoS  auf 
Woltschansk  konnte  erst  in  der  Zeit  vom  10.— 15.  6.,  die  Kupjansk=Operation 
erst  vom  22.-26.  6.  durchgefiihrt  werden.  Wegen  der  Verzogerung  in  der  Kon= 
zentration  der  notwendigen  starken  Luftwaffenverbande,  aber  auch  wegen 
tagelanger  wolkenbruchartiger  Regenfalle  mufite  die  Hauptoperation  schlieii= 
lich  bis  zum  28.  6.  hinausgeschoben  werden.  Sie  begann  also  noch  6  Tage 
spater  als  die  Offensive  des  Jahres  1941. 


3.  Der  Sommerfeldzug  nach  Stalingrad  und  zum  Kaukasus 

Bevor  der  Ablauf  des  Sommerfeldzuges  1942  vom  Standpunkt  der  deutschen 
Obersten  Fiihrung  in  grofien  Ziigen  skizziert  wird,  gilt  es,  den  Blick  auf  zwei 
grundlegende  Lagebeurteilungen  zu  werfen,  die  —  neben  der  „Fuhrer=Wei= 
sung''  Nr.  41  —  bei  der  Betrachtung  der  folgenden  Einzelheiten  stets  gegen= 
wartig  bleiben  sollten.  Es  handelt  sich  einmal  um  die  mit  dem  Datum  des 
6.  6. 1942  versehene  Zusammenstellung  des  WFStabes  iiber  die  „Wehrkraft 

6  Philippi— Heim,  a.  a.  O.,  S.  123. 

7  Zu  den  Einzelheiten:  Manstein,  a.  a.  O.,  S.  261  ff. 

50 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

ig42''^,  zum  anderen  um  die  „Gedanken  iiber  die  vermutliche  Kampfkraft 
der  sowjetrussischen  Armee  bei  Winterbeginn  ig42"^  der  Abteilung  „Fremde 
Heere  Ost"  des  Generalstabes  des  Heeres  vom  28.  6. 1942,  also  dem  Tag  des 
Beginns  der  grofien  Sommeroffensive. 

In  der  vom  Stellv.  Chef  des  WFStabes,  Generalleutnant  Warlimont,  unter= 
zeichneten  Zusammenstellung  heifit  es  einleitend: 

^Organisation  und  Sdilagkraft  der  Wehrmacht  fiir  die  Aufgaben  des  Sommers 
1942  werden  durch  die  im  Juli  1941  eingeleitete  Verlagerung  des  Riistungssdiwer= 
punktes  auf  Luftwaffe  und  Marine  in  ihrer  Zielsetzung  zugunsten  der  Kriegfiihrung 
gegen  die  angelsachsischen  Machte  bestimmt. 

Die  Entwicklung  der  Lage  im  Osten  bis  zum  Spatherbst  1941  liefi  jedodi  klar 
erkennen,  dali  die  Voraussetzungen  fiir  die  Zusammenfassung  der  Krafte  gegen 
den  englisdi=amerikanisdien  Gegner  erst  durch  einen  1942  erneut  gegen  die  UdSSR 
zu  fiihrenden  Entscheidungsschlag  zu  schaffen  seien.  Hierfiir  wurde  eine  erneute 
Umstellung  der  Riistung  fiir  die  Auffrischung  und  Verstarkung  insbesondere  des 
Heeres  notig.  Diese  im  Dezember^  eingeleitete  Umstellung  der  Riistung  kann  sidi 
nicht  mehr  voU  vor  Beginn  der  Operationen  des  Jahres  1942  fiir  das  Heer  aus= 
wirken.  Aufierdem  wurde  die  Durchfiihrung  der  personellen  und  materiellen  Ver= 
starkung  entscheidend  beeinflufit  durch: 

die  Dauer  des  Krafte  und  Material  verzehrenden  Winterkrieges  im  Osten,  die 
Harte  des  Winters  mit  ihrer  Auswirkung  auf  Produktion  und  Verkehr,  die  zu= 
nehmende  Anspannung  der  Grundstoff=  und  Rohstofflage  und  den  —  sich  gegen= 
seitig  wieder  beeinflussenden  —  Menschenmangel  in  der  Kriegswirtschaft  und  im 
Ersatzwesen." 

Die  Gesamtkopf Starke  der  Wehrmacht  betrug  am  4.  4. 1942  8,672  Millionen 
Mann.  „Obwohl  dem  Ostheer  in  der  Zeit  vom  22.  6. 1941  bis  1.  5. 1942 
1  Million  Mann  als  Ersatz  zugefiihrt  wurden  .  .  . ,  wird  das  Ostheer  am  1.  5. 
1942  voraussichtlich  625  000  Fehlstellen  gehabt  haben;  sie  entf alien  im  we= 
sentlichen  auf  die  fechtende  Truppe.  Es  verfiigen  die  Verbande  der  H.Gr.  Siid 
iiber  etwa  ^o  Vo,  der  H.Gr.n.  Mitte  und  Nord  iiber  etwa  35  "/o  ihrer  urspriing= 
lichen  infanteristischen  Kampfkraft.  Bis  Operationsbeginn  ist  mit  Auffiillung 
der  Divisionen  der  H.Gr.  Siid  auf  voile  Starke,  bis  August  1942  mit  Aufful= 
lung  der  Divisionen  der  H.Gr.n  Mitte  und  Nord  (je  Div.  nur  6  Btl.e)  auf  55V0 
ihrer  urspriinglichen  infanteristischen  Kampfstarke  zu  rechnen.''  Stichwort= 
artig  zusammengefalit  stellte  sich  die  Lage  im  weiteren  so  dar^:  „Panzer= 
divisionen  der  H.Gr.n  Mitte  und  Nord  werden  nur  iiber  je  1  Pz.Abt.  (d.  h. 
rd.  40—50  Panzer)  verfiigen;  im  August  1942  mui2  mit  Spannungen  auf  dem 

8  OKW/WFStab  „Wehrkraft  der  Wehrmacht  im  Friihjahr  1942''  vom  6.  6. 1942,  gez. 
Warlimont.  Abgedruckt  bei  Jacobsen,  a.  a.  O.,  S.  309—553. 

9  Abt.  Fremde  Heere  Ost  (la)  Nr.  5289/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  28.  6. 1942  „Ge= 
danken  iiber  die  vermutliche  Kampfkraft  der  sowjetrussischen  Armee  bei  Winter= 
beginn  1942". 

1  Tatsachlich  erst  mit  Befehl  „Der  Fiihrer  und  Oberste  Befehlshaber  der  Wehr= 
macht  Nr.  1/1942  g.K.  OKW/WFStab/Org.=WiRuAmt",  10. 1. 1942  (Dokumenten= 
Anhang  Nr.  5). 

2  Nach  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  251. 

51 


A.  Einf  iihrung 

Munitionsgebiet  gerechnet  werden,  die  sich  auf  die  Fiihrung  auswirken  kon= 
nen;  Aushilfen  aus  Bestanden  des  OB  West;  Bewegungsfahigkeit  durch  die 
hohen  Ausfalle  an  Kfz.  und  Pferden,  die  nicht  gedeckt  werden  konnen,  we= 
sentlich  beeintrachtigt;  EntmotorisierungsmajSnahmen  nicht  zu  umgehen;  in 
der  Heimat  z.  Z.  keine  Reserven  mehr.  Luftwaffe :  Zahlen  der  einsatzbereiten 
Flugzeuge  im  Durchschnitt  auf  ^0—60  ^/o  des  Standes  vom  1.  Mai  1941  ab= 
gesunken.  Bei  der  Flakartillerie  stark  erhohte  Bestande,  aber  Mangel  an  Per= 
sonal.  Ersatzlage:  Die  Einstellung  des  Geburtsjahrganges  1925  in  die  Wehr= 
macht  im  April  1942  bedeutet  einen  zeitlichen  Vorgriff  von  1V2  Jahren/'  Die 
Zusammenstellung  kam  zu  dem  Schluli,  „da6  die  Wehrkraft  der  Wehrmacht, 
bedingt  durch  die  Unmoglichkeit  einer  vollen  personellen  und  materiellen 
Auffrischung  im  ganzen  gesehen  geringer  ist  als  im  Friihjahr  1941''. 

Die  Krafteverteilung  des  deutschen  Feldheeres,  das  am  1.  7. 1942  eine  Ge= 
samtstarke  von  3,950  Millionen  Mann  hatte,  sah  zu  dieser  Zeit  wie  folgt  aus^: 
Ostfront  2,635  Millionen  Mann,  besetzte  Ostgebiete  212000  Mann,  Finnland 
150  000  Mann,  Norwegen  166  000  Mann,  Frankreich  520  000  Mann,  Italien 
und  Afrika  ^^  000  Mann,  Balkan  80  000  Mann,  sonstige  besetzte  Gebiete  und 
Reichsgebiet  130  000  Mann. 

In  den  „Gedanken''  der  Abt.  Fremde  Heere  Ost  vom  28.  6. 1942  wird  als 
Grundlage  der  Uberlegungen  vorausgeschickt,  „a)  dafi  das  operative  Ziel  des 
Sommerfeldzuges  zwar  im  grofien  erreicht  wird,  jedoch  nicht  zur  voUigen 
Vernichtung  des  Gegners  vor  der  H.Gr.  Slid  fiihrt;  b)  dafi  die  H.Gr.n  Mitte 
und  Nord  weitreichende  Operationen  durchzufiihren  nicht  in  der  Lage  sind...; 
c)  dafi  in  der  Sowjetunion  eine  kriegsentscheidende  politische  oder  wirtschaft= 
liche  Wendung  im  laufenden  Sommer  1942  nicht  eintritt/'  Von  der  angenom= 
menen  Gesamtstarke  der  Roten  Armee  von  375  Schiitzen=Verbanden,  26  Kav.= 
Divisionen  und  68  Panzerverbanden  werden  als  vor  der  H.Gr.  Slid  befindlich 
rd.  160  Verbande  betrachtet.  Durch  Zufiihrung  von  Reserven  konne  sich  diese 
Zahl  bis  zu  200  erhohen. 

„Wenn  der  Gegner  nicht  den  an  sich  moglichen  und  fiir  uns  aufierst  ungiinstigen, 
jedoch  nach  den  vorliegenden  Anzeichen  bisher  nicht  sehr  wahrscheinlichen  Ent* 
schlu6  fafit,  sich  unter  hinhaltender  Kampffiihrung  mit  der  Masse  seiner  Krafte 
hinter  die  Wolga  abzusetzen,  so  miissen  die  in  letzter  Zeit  erkennbaren  Auflocke^ 
rungen  dahin  gedeutet  werden,  dafi  der  Gegner  sich  in  Erwartung  eines  deutschen 
Angriffs  mehr  und  mehr  nach  der  Tiefe  gliedert . .  .  Wenn  man  ein  derartiges  Feind' 
verhalten  in  Rechnung  stellt,  welches  im  Hinblick  auf  die  auf  der  Feindseite  ein= 
getretene  Abkehr  von  derTaktik  eines  unwirtschaftlichen,  riicksichtslosen  Menschen= 
und  Materialeinsatzes  nicht  unwahrscheinlich  ist,  dann  erscheint  es  nicht  vollig 
sicher,  dafi  die  deutschen  Teiloperationen  zur  Vernichtung  der  feindlichen  Gesamt= 
krafte  von  H.Gr.  Siid  in  einem  Ausma6  fiihren  werden,  wie  es  in  den  Kessel= 
schlachten  des  vergangenen  Jahres  der  Fall  gewesen  ist.  Es  erscheint  nicht  ausge* 
schlossen,  daj8  es  dem  Gegner  gelingt,  sich  mit  einem  betrachtlichen  Teil  seiner 
Krafte  der  Vernichtung  zu  entziehen." 

3  Gen.St.d.H./Organisationsabteilung  (I)  Nr.  908/42  g.Kdos.  Chefs  vom  8.  8. 1942. 
52 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

Im  folgenden  wird  eine  Vernichtimg  von  schatzungsweise  rd.  100  Feindver= 
banden  in  Rechnung  gestellt  (d.  h.  ca.  700  000  bis  800  000  Mann)  —  eine 
tatsachlich  wahrend  des  Feldzuges  nicht  erreichte  Zahl.  Fiir  den  Winter  1942/43 
werden  Neuaufstellungen  von  etwa  40  Verbanden  fiir  moglich  gehalten. 

„Der  Russe  diirfte  demnach  bei  Winterbeginn  an  der  Gesamtfront  noch 
iiber  eine  zahlenmafiige  Kampfkraft  von  etwa  350  Schiitzendivisionen  und 
einer  entsprechenden  Zahl  sonstiger  Verbande  verfiigen.  Die  personelle 
Kampfkraft  der  Roten  Armee  wird  deninach  im  Jahre  1942  vermutlich  nicht 
so  entscheidend  geschwdcht,  dap  ein  militarischer  Zusammenbruch  wahrschein= 
lich  ist*." 

Dementsprechend  heifit  es  in  der  Zusammenfassung,  „  dafi  auch  bei  erfolg= 
reicher  Durchfiihrung  der  Operation  ,Blau'  mit  der  Moglichkeit  gerechnet 
werden  mufi,  dafi  der  russische  Widerstandswille  noch  ungebrochen  bleibt. 
Die  personelle  und  materielle  Schwachung  wird  voraussichtlich  nicht  so  stark 
sein,  dali  mit  einem  rein  passiven  Verhalten  wahrend  des  kommenden  Winters 
zu  rechnen  ist.  .  .  Da  ferner  die  voraussichtlich  eintretenden  Gebietsverluste 
sich  in  der  Ernahrungswirtschaft  und  Industrie  erst  im  nachsten  Jahr  fiihlbar 
auswirken  werden,  muli  damit  gerechnet  werden,  dafi  die  russische  Fiihrung 
ahnlich  wie  im  vorigen  Jahr,  jedoch  in  erheblich  eingeschranktem  Umfang 
versuchen  wird,  das  deutsche  Heer  durch  geeignete  Winter  op  erationen  per= 
sonell  und  materiell  so  zu  schwachen,  dajl  eine  dritte  groj^e  Sommer offensive 
nicht  mehr  moglich  ist^.  Es  ergibt  sich  daher  die  Notwendigkeit,  auch  unserer= 
seits  mit  allem  Nachdruck  den  Winterfeldzug  vorzubereiten/'  Dazu  wird  u.  a. 
vorgeschlagen :  „Vorbereitung  und  Ausbau  einer  ,Winterstellung',  ,zeitge= 
rechte  Einstellung  grofierer  Operationen  vor  Eintritt  des  Frostes',  ,erforder= 
lichenfalls  Zuriicknahme  weit  vorgeprellter  Stofigruppen  in  fiir  Verteidigung 
gUnstiges  Gelande  vor  Eintritt  des  Winters.  . ." 

Damit  war  die  ganze  kommende  Problematik  bereits  bei  Beginn  des  Feld= 
zuges  klar  erkannt,  ohne  dafi  diese  Beurteilung  durch  die  Abt.  Fremde  Heere 
Ost  des  Generalstabes  des  Heeres  Hitlers  Einschatzung  der  Lage  auch  nur  in 
Teilen  bestimmt  hatte.  Lediglich  die  Annahme,  dafi  das  Jahr  1942  trotz  seiner 
offentlichen  Voraussage  am  15.  3. 1942  wohl  doch  noch  nicht  den  voUstandigen 
Zusammenbruch  des  sowjetischen  Heeres  bringen  werde,  teilte  auch  Hitler, 
wie  seine  Weisung  Nr.  41  erkennen  lafit. 

Grundlage  fiir  den  Ablauf  der  Operation  sollte  die  auf  der  Basis  der„FUhrer= 
Weisung'"  Nr.  41  erstellte  „Weisung  Nr.  1''  des  Oberkommandos  der  HGr. 
Slid  vom  30.  4. 1942®  sein.  Sie  wurde  noch  vor  und  kurz  nach  Beginn  des  von 
Hitler  urspriinglich  fiir  den  15.  6.  vorgesehenen,  dann  auf  den  20.  festgelegten 
und  schlielilich  auf  den  28.  6.  verschobenen  Angriffs  mehrfach  abgeandert. 
Die  wichtigste  Abanderung  betraf  die  11.  Armee.  Da  die  Festung  Sewastopol 

4  Im  Original  unterstridien. 

5  Im  Original  unterstrichen. 

6  Philippi— Heim,  a.  a.  O.,  S.  131  ff. 

53 


A.  Einfiihrung 

bei  Offensivbeginn  noch  nicht  eingenommen  war,  stand  diese  Armee,  die  un= 
mittelbar  nordlich  des  Asowschen  Meeres  am  Siidfliigel  der  H.Gr.  eingeschoben 
und  in  der  3.  Operationsphase  beim  Vorstofi  in  Richtung  Stalingrad  eingesetzt 
werden  soUte,  nicht  zur  Verfiigung.  Hitler  entschied  daher  am  3.  7.,  wahrend 
schon  die  1.  Operationsphase  lief,  dafi  die  Armee  auf  der  Krim  zu  belassen 
und  spater  iiber  die  Strafie  von  Kertsch  in  den  Kaukasus  vorzuziehen  sei^. 
Die  11.  Arme  fehlte  also  als  Kraftezuschufi  fiir  die  3.  Operationsphase  in 
Richtung  Stalingrad,  die  zu  diesem  Zeitpunkt  immer  noch  in  der  ursprung= 
lichen  Form  vorgesehen  war. 

Schliefilich  wurde  als  weitere  Abanderung  der  Auf marschraum  der  i.  Panzer= 
armee  Anfang  Juli  aus  der  Gegend  nordwestlich  Isjum  in  den  Raum  Artem= 
owsk— Slawjansk  siidlich  des  Donez  verlegt. 

Die  deutschen  Krafte,  die  der  H.Gr.  Siid  fiir  die  Operation  zur  Verfiigung 
gestellt  wurden,  erreichten  nur  etwa  yo  Vo  ( =  60  Divisionen)  dessen,  was  das 
Oberkommando  der  H.Gr.  in  seiner  eigenen  Denkschrift  vom  19.  2. 1942  als 
notwendig  erachtet  hatte.  Die  gewiinschte  Gesamtzahl  wurde  zwar  erzielt, 
aber  30  Vo  davon  waren  verbiindete  Verbande  (25  Divisionen  und  Brigaden). 
Die  Gesamthohe  der  fiir  die  Offensive  eingesetzten  Krafte  war  nicht  starker 
als  die  von  70  deutschen  Divisionen  einzuschatzen. 

Von  den  die  H.Gr.  sehr  belastenden  Transport=  und  Versorgungsproblemen^^ 
sei  hier  nur  die  Tatsache  verzeichnet,  dajS  lediglich  drei  einigermalBen  leistungs= 
fahige  Eisenbahnlinien  vorhanden  waren  (Dnjepropetrowsk— Donezbecken, 
Kiew— Charkow,  Brjansk— Orel).  Fiir  den  Offensivaufmarsch  war  man  daher 
stark  auf  mot.Transportmittel  angewiesen.  Der  Generalquartiermeister  stellte 
der  „Befehlsstelle  Siid/GenQu''  10  000  t  Grofitransportraum  zur  Verfiigung. 

Die  deutsche  Sommeroffensive  1942  begann  am  28.  6.,  2.15  Uhr,  mit  dem 
Angriff  der  Armeegruppe  v.  Weichs  (2.  Armee,  4.  Panzerarmee,  2.  ungarische 
Armee)  mit  Unterstiitzung  des  VIII.  FUeger=Korps  der  Luftflotte  4  (Gen.Oberst 
Frhr.  v.  Richthofen)  aus  dem  Raum  ostwarts  Kursk  in  Richtung  Don.  Am  30. 6. 
folgte  die  6.  Armee  (Gen.  d.  Pz.Tr.  Paulus),  unterstiitzt  durch  das  IV.  Fheger= 
Korps  der  Luftflotte  4,  aus  dem  Raum  ostwarts  Charkow  mit  Stofi  nach  Nord= 
ost.  Die  Armeegruppe  v.  Weichs  erreichte  am  3.  7.  den  Don  bei  Woronesch. 
Am  gleichen  Tage  schlofi  sich  der  Ring  der  beiden  StolBkeile  um  die  westlich 
des  Oskol  zusammengedrangte  sowjetische  Gruppe. 

Am  Abend  des  2.  7.  hatte  der  Chef  des  Generalstabes  des  Heeres,  General= 
oberst  Haider,  Gen.Feldmarschall  v.  Bock  fernmiindlich  mitgeteilt,  dafi  Hitler 


7  Am  11.  7. 1942  in  der  „Fiihrer=Weisung"  Nr.  43  im  einzelnen  festgelegt  (Hu= 
batsch,  a.  a.  O.,  S.  192  ff.). 

7a  Grundlegend  fiir  die  Versorgung  der  Angriff soperation  „Blau''  die  Anordnungen 
des  OKH  vom  22.  4. 1942,  (OKH/Gen.St.d.H./Gen.Qu./Abt.  H/Vers./Qu.  1  Nr.  1/ 
01744/42  g.Kdos.,  gez.  Haider),  abgedruckt  in:  W.  Keilig,  Das  Deutsche  Heer 
1939—1945  (Verlag  Hans  Henning  Podzun  Bad  Nauheim),  1963,  205/1942,  Bl.  3  ff. 

54 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

auf  die  Wegnahme  der  Stadt  Woronesch  ostwarts  des  Don  keinen  entschei= 
denden  Wert  mehr  lege.  Am  3.  7.  erschien  Hitler  personlich  im  H.Qu.  der 
H.Gr.  in  Poltawa  und  stellte  es  v.  Bock  nochmals  frei,  von  diesem  Ziel  ab= 
zuweichen.  Einen  bindenden  Befehl  gab  er  jedoch  nicht.  v.  Bock  glaubte  daher, 
sich  die  Chance,  „Woronesch  schnell  und  leicht  in  die  Hand  zu  nehmen  und 
solange  zu  halten,  bis  die  befohlenen  Zerstorungen  durchgefiihrt  waren''^ 
nicht  entgehen  lassen  zu  diirfen.  Nachdem  sich  der  sowjetische  Widerstand 
versteift  hatte,  verbot  Hitler  am  ^.j.  ausdriicklich  den  Angriff  auf  die  Stadt 
und  befahl,  die  24.  Pz.Div.  und  die  Div.  „Grofideutschland''  beschleunigt 
herauszuziehen.  v.  Bock  liefi  jedoch  am  7.  7.  den  von  den  Sowjets  geraumten 
Hauptteil  der  Stadt  Woronesch  besetzen.  Wahrend  die  Masse  der  4.  Panzer= 
armee  auf  diese  Weise  relativ  lange  im  Raum  Woronesch  gebunden  blieb, 
setzten  die  mot.Verbande  der  6.  Armee  (d.  h.  ihr  einziges  Panzerkorps,  das 
XXXX.  Pz.Korps)  am  6.  und  7.  7.  zur  Verfolgung  donabwarts  an. 

Der  1.  Operationsabschnitt  konnte  am  8.  7.  als  beendet  betrachtet  werden. 
Die  Armeegruppe  v.  Weichs  meldete  rd.  28  000  Gefangene,  die  6.  Armee  rd. 
^^  000.  Die  in  der  Weisung  Nr.  41  befohlenen  engen  Einschliefiungen  hatten 
kein  iiberzeugendes  Ergebnis  gebracht.  Die  Masse  der  sowjetischen  Verbande 
war  entkommen. 

Fiir  die  Fortfiihrung  der  Operationen  gab  das  OKH  am  6.  7.  eine  Weisung^, 
deren  wichtigste  Abschnitte  folgendermafien  lauten: 

„Das  entscheidende  Ziel  fiir  die  nadisten  Operationen  ist,  die  westlidi  der  Linie 
Lissitsdiansk  und  der  Kalitwa=Miindung  stehenden  Feindkrafte  am  Entweichen 
nach  Osten  zu  verhindern  und  zu  verniditen.  Die  Erfiillung  dieser  Aufgabe  sdiafft 
die  Voraussetzung  fiir  das  weitere  rasche  Vorstofien  in  Richtung  unterer  Don.  Ihr 
sind  daher  alle  anderen  nicht  diesem  Ziel  dienenden  Aufgaben  unterzuordnen. 
Jeder  Tag,  zu  dem  dieses  Ziel  friiher  erreidit  wird,  ist  mit  Riicksicht  auf  die  Weite 
der  diesjahrigen  Operationsziele  von  unersetzbarem  Wert.  Fiir  die  Durchfiihrung 
gilt  folgendes:  a)  Die  Masse  der  schnellen  Verbande  und  moglichst  viele  Infan= 
terie=Divisionen  der  6.  Armee  sowie  die  unverziiglich  herauszuziehenden  Verbande 
der  4.  Panzerarmee  sind  so  rasch  wie  irgend  moglich  von  der  Tichaja  Sosna  unter 
sdiarfem  Vortreiben  des  linken  Fliigels  iiber  die  Kalitwa  auf  das  Hohengelande 
siidlidi  Midiailowka  vorzutreiben.  b)  Die  1.  Panzerarmee  greift,  sobald  die  Bereit= 
stellung  der  Krafte  es  irgend  erlaubt,  beiderseits  Lissitschansk  in  Richtung  Wys= 
sotschinoff  an,  um  siidlich  der  Hohen  von  Michailowka  ein  Entweichen  des  Gegners 
iiber  den  Aidar  zu  verhindern.  .  ." 

Bereits  am  5.  7.  hatte  Hitler  durch  das  OKW  die  Befehlsiibergabe  des  siid= 
lichen  Teils  der  Heeresgruppenfront  von  der  H.Gr.  Slid  an  das  neue  H.Gr.= 
Kdo  A  (Gen.Feldmarschall  List)  f estgelegt.  Sie  sollte  ab  7. 7.,  0.00  Uhr,  den  Be= 
fehl  iiber  die  11.  Armee,  die  17.  Armee,  das  italienische  AOK  8  und,  ab= 


8  Tgb.  Bock,  3.7.1942  (Bundesarchiv/Militararchiv  Koblenz,  Nachlafi  v.  Bock). 

9  Fernspruch   OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.    (IS)    Nr.   420470/42   g.Kdos.   Chefs,   vom 
6.  7. 1942,  gez.  Haider. 

55 


A.  Einf  iihrung 

weichend  von  der  bisherigen  Planung,  audi  iiber  die  i.  Panzerarmee  uber= 
nehmen.  Gleichzeitig  sollte  die  H.Gr.  Slid  die  neue  Bezeichnung  H.Gr.  B  er= 
halten.  Ein  weiterer  Befehl  verfiigte  den  Aufmarsch  der  i.  Panzerarmee  im 
Raum  Artemowsk,  so  dafi  sie  ab  ii.  7.  iiber  den  Donez  angreifen  konnte.  Da= 
bei  hatte  sie  „entweder  mit  Schwerpunkt  iiber  Starobelsk  in  Richtung  auf  das 
beherrschende  Hohengelande  von  Wyssotschinoff  die  Vereinigung  mit  der 
4.  Panzerarmee  zu  suchen  oder  nach  Erzwingung  des  Aidar=Uberganges  unter 
Sicherung  der  siidlichen  Flanke  am  Donez  in  ostwartiger  Richtung  vorzusto= 
fien''.  Hitler  wollte  sich  offenbar  dadurch,  dafi  er  die  1.  Panzerarmee  schon  jetzt 
der  H.Gr.  A.  unterstellte  und  damit  die  Operationsfiihrung  auf  beide  H.Gr.= 
Kdo.s  libertrug,  seinen  Einflufi  auf  die  von  der  H.Gr.  Siid  (B)  einheitlich  ein= 
geleitete  Einschliefiungsoperation  wahren,  deren  siidlichen  Zangenarm  nun  die 
1.  Panzerarmee  bildete.  Der  OB  der  H.Gr.  Siid  (B),  Gen.Feldmarschall  v.  Bock, 
der  fiir  den  2.  Operationsabschnitt  eine  einheitliche  Fiihrung  der  drei  beteilig= 
ten  Armeen  durch  sein  H.Gr.Kdo.  fiir  richtig  hielt,  drang  mit  seinen  Gegenvor= 
stellungen  nicht  durch. 

Am  7.  7.  forderte  ein  neuer  Befehl  des  OKH  bereits  das  Antreten  der  1.  Pan= 
zerarmee  am  9. 7.  friih.  Die  Tage  zwischen  dem  9.  und  13. 7.  standen 
daher  im  Zeichen  allgemeiner  Verfolgung  zwischen  Donez  und  Don.  Das 
OKH  befahl,  das  XXXX.  Pz.=Korps  mit  Schwerpunkt  nach  Siiden  auf  Mille= 
rowo— Kamensk  (Donez)  anzusetzen.  Die  zur  „Armeegruppe  Ruoff"  erweiterte 
17.  Armee  stiefi  wahrenddessen  im  Norden  des  Donezbeckens  dem  langsam 
nach  Osten  weichenden  Gegner  nach.  Nur  der  Siidfliigel  der  Mius=Front  ver= 
harrte  noch  in  der  alten  Stellung. 

In  diesem  Augenblick  erfolgreicher,  aber  immerhin  doch  gerade  erst  einge= 
leiteter  Operationen  im  Osten  befiirchtete  Hitler  eine  mogliche  Reaktion  der 
Westalliierten  auf  Grund  sowjetischen  Drucks  an  der  Kanalkiiste,  nachdem  er 
schon  seit  Ende  Juni  Besorgnisse  gezeigt  hatte.  In  einem  Befehl  vom  9.  7.^ 
fiihrte  er  daher  aus :  „Die  schnellen  und  grol?en  Erf olge  im  Osten  konnen  Eng= 
land  vor  die  Alternative  stellen,  entweder  sof ort  eine  Grolilandung  zur  Bildung 
einer  zweiten  Front  zu  unternehmen  oder  Sowjet=Ru61and  als  politischen  und 
militarischen  Faktor  zu  verlieren.  Es  ist  daher  mit  hoher  Wahrscheinlichkeit 
damit  zu  rechnen,  dal?  feindliche  Landungen  im  Bereich  des  OB  West  in  Klirze 
stattfinden  .  . .  Als  besonders  gefahrdet  sind  anzusehen:  in  erster  Linie  die 
Kanalkiiste,  der  Bereich  Dieppe— Le  Havre  und  die  Normandie,  da  diese  Ab= 
schnitte  von  der  feindlichen  Luftwaffe  mit  Jagdschutz  erreicht  werden  konnen 
und  innerhalb  der  Reichweiten  eines  grofien  Teiles  der  Ubersetzmittel  liegen . . . 

„Ich  befehle  hiernach  die  sofortige  Durchf iihrung  folgender  Mafinahmen: 

...  1.  SS=Div.=Reidi  ist  mit  den  fertiggewordenen  Teilen,  ohne  jeweils  die  Beendi= 
gung  der  Auf  stellung  verstarkter  Regimenter  und  die  Erreidiung  voller  Beweglichkeit 
abzuwarten,  dem  OB  West  zuzufiihren  ...  2.  Die  SS=Leibstandarte  ,Adolf  Hitler'  ist 

1  OKW/WFStab  Nr.  551213/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  9.  7. 1942,  gez.  Adolf  Hitler. 
56 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

sofort  nach  dem  Westen  abzutransportieren.  3.  SS=Gen.Kdo.  (mot)  ist  nach  beschleu= 
nigtem  Abschlufi  der  Aufstellung  dem  OB  West  zuzufiihren.  Zusammenfassen  aller 
im  Westen  befindlidien  SS=Verbande,  moglichst  auch  der  Brigade  ,Goring'  unter 
diesem  Gen.Kdo.  ist  vorzusehen.  4.  Die  befohlene  Verlegung  eines  Regiments  der 
23.  I.D.  nach  Danemark  wird  zunachst  zuriidkgestellt  ...  3  ,Walkiire=ir=Verbande 
sind  sofort  aufzustellen  und  nach  kurzem  Zusammentreten  der  Truppenteile  auf  den 
vorgesehenen  Ubungsplatzen  des  Heimatkriegsgebietes  beschleunigt  dem  OB  West 
zuzufiihren  .  . .  Ich  werde  mich  im  Falle  einer  feindlichen  Landung  selbst  nach  dem 
Westen  begeben  und  von  dort  aus  die  Fiihrung  wahrnehmen." 

Am  23.  7.  befahl  Hitler  gegen  den  Widerstand  Jodls  und  Haiders  auch  noch, 
die  Division  „GroJSdeutschland''  im  Angriff  anzuhalten  und  fiir  den  Abtrans= 
port  nach  dem  Westen  vorzubereiten^. 

In  den  Ablauf  der  Operationen  auf  dem  Siidfliigel  der  Ostfront  griff  indessen 
Hitler  in  immer  schnellerer  Folge  ein.  Nach  einer  Weisung  des  OKH  vom  11.  7. 
abends  sollte  der  zusammenwirkende  Ansatz  der  inneren  Fliigel  der  H.Gr.n 
A  und  B  auf  Kamensk  zur  Vernichtung  des  Gegners  nordlich  des  Donez  fiihren. 
Die  H.Gr.  B  hatte  auf  ihrem  rechten  Fliigel  die  4.  Panzerarmee  in  Richtung 
Donez=Miindung  vorzufiihren  mit  Schwerpunkt  auf  Kamensk.  Hier  sollte  ihr 
die  1.  Panzerarmee  die  Hand  reichen.  Siidlich  des  Donez,  vy^o  der  Nordfliigel 
der  Armeegruppe  Ruoff  frontal  nach  Osten  angriff,  hatte  sich  die  „Gruppe 
Kirchner"  (LVII.  Pz.=Korps  und  XXXXIX.  Geb.=Korps)  bereitzuhalten,  auf  Be= 
fehl  des  OKH  zu  dem  geplanten  Stofi  auf  Rostow  anzutreten.  Die  6.  Armee 
hatte  die  ganze  Operation  im  Bereich  des  mittleren  Don  laufend  nach  Norden 
und  Osten  abzudecken  und  die  Voraussetzungen  fiir  das  spatere  Vorgehen 
in  Richtung  Stalingrad  zu  schaffen. 

Die  Hoffnung,  starkere  Telle  des  Gegners  im  Raum  Millerowo  und  siidlich 
zu  fassen,  schwand  jedoch  am  13.  7.  immer  mehr.  Die  H.Gr.  B  meldete  am 
Vormittag  dieses  Tages,  „dafi  sich  der  Feind  vor  der  4.  Panzerarmee  und  vor 
dem  Nordfliigel  der  H.Gr.  A  weiterhin  mit  Teilen  nach  Osten  und  Siidosten 
durchschlage  und  sich  neuerdings  sogar  mit  starken  Teilen  nach  Siiden  absetze. 
Der  OB  der  H.Gr.  B,  Gen.Feldmarschall  v.  Bock,  vertrat  die  Auffassung,  „da6 
die  Vernichtung  wesentlicher  Feindkrafte  nicht  mehr  in  einer  Operation  er= 
reicht  werden  konnte,  die  in  der  Mitte  stark  und  auf  den  Flugeln  schwach  sei 
sowie  mit  der  Hauptstofirichtung  iiber  Millerowo  mitten  in  den  Feind  hinein= 
fiihrte''.  Der  Schwerpunkt  der  4.  Panzerarmee  musse  daher  unter  Sicherung  des 
Ruckens  und  der  Ostflanke  iiber  den  Raum  von  Morozowski  auf  den  Don 
oberhalb  der  Donezmiindung  gefiihrt  werden. 

Diese  Meldung  des  Gen.Feldmarschalls  v.  Bock,  die  eine  deutliche  Kritik  an 
den  Mafinahmen  der  Obersten  Fuhrung  enthielt,  stand  in  der  Lagebespre= 
chung  im  FHQu  am  13. 7.  zur  Erorterung.  Hitler  aufierte  hochsten  Un= 
willen  iiber  die  Verzogerung  beim  Nachfiihren  der  schnellen  Verbande  der 

2     „Fiihrer= Weisung"  Nr.  45  vom  23.  7. 1942  (Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  196  ff.). 

57 


A.  Einfiihrung 

4.  Panzerarmee  aus  dem  Raum  Woronesch.  Dies  wurde  der  Anlafi  fiir  seinen 
Entschlufi,  Gen.Feldmarschall  v.  Bock  als  OB  der  H.Gr.  B  durch  Gen.Oberst 
Frhr.  v.  Weichs  zu  ersetzen  und  als  Ob.  d.  H.  die  Haupt=Operationen  nunmehr 
ganz  in  die  eigene  Hand  zu  nehmen,  Dementsprechend  befahl  er  in  seiner  Wei= 
sung  vom  13.  7.^  es  komme  darauf  an,  „den  Riickzug  des  Feindes  nach  Osten 
und  sein  Ausweichen  iiber  den  Don  nach  Siiden  zu  verhindern. 

„Dazu  ist  notwendig,  zunachst  mit  schnellen  Verbanden,  ansdiliefiend  mit  Infan= 
terie  so  rasch  wie  moglich  von  Norden  her  bis  zur  Donezmiindung  durchzustofien 
und  die  Don=Ubergange  bei  Konstantinowskaja  und  Zymljanskaja  —  dieser  beson= 
ders  wichtig  —  in  die  Hand  zu  nehmen,  um  hierdurdi  und  im  ansd\lie6enden  weite= 
ren  Sto6  Richtung  Rostow  moglichst  beiderseits  des  Don  ein  Abfliefien  des  Feindes 
in  den  Bereidi  des  unteren  Don  zu  verhindern  sowie  die  Bahnlinie  Salsk— Stalingrad 
zu  unterbredien. 

Oberkommando  der  Heeresgruppe  A  iibernimmt  die  einheitlidie  Fiihrung  dieser 
Operation  nach  meinen  Weisungen^,  Oberkommando  der  Heeresgruppe  B  deckt 
diese  Operation  im  Bereich  des  mittleren  Don  und  zwischen  Woronesdi  und  der 
Grenze  zur  H.Gr.  Mitte. 

Dem  Oberkommando  der  H.Gr.  A  wird  mit  sofortiger  Wirkung  unterstellt  und 
durch  Oberkommando  der  H.Gr.  B  mit  aller  moglichen  Beschleunigung  zugefiihrt: 
4.  Panzerarmee  mit  samtlidien  schnellen  Verbanden  . .  .■" 

Das  Oberkommando  der  H.Gr.  A  wehrte  sich  vergeblich  gegen  den  Zwang, 
mit  dem  Eindrehen  von  zwei  Panzerarmeen  nach  Siidwesten  in  Richtung 
Rostow  von  der  grofien  Linie  des  Operationsplans  abzuweichen.  Hitler  blieb 
bei  seinem  EntschlulB,  der  vor  allem  aus  dem  Bestreben,  doch  noch  moglichst 
Starke  Telle  des  Gegners  zu  fassen,  zu  erklaren  ist. 

Die  Gefangenenzahlen  des  Kessels  von  Millerowo  enttauschten  jedoch:  das 
XXXX.  Pz.Korps  meldete  rd.  14000  Gefangene^.  Die  Gesamtzahl  der  seit  Ope= 
rationsbeginn  angef  allenen  Gef  angenen  erhohte  sich  damit  auf  rd.  100  000.  Mit 
der  Einnahme  von  Millerowo  am  15.  7.  konnte  die  2.  Phase  der  Operationen 
als  abgeschlossen  gelten. 

Am  17.  7.  trafen  Vorausabteilungen  der  4.  Panzerarmee  am  Don  bei  Zyml= 
janskaja  ein,  wahrend  die  allein  im  Don=Bogen  nach  Osten  vorgehende  6.  Ar= 
mee  den  oberen  Tschir  erreichte.  Verlafiliche  Agentenmeldungen  wiesen  seit 
dem  15.  7.  auf  energische  Mafinahmen  der  sowjetischen  Fiihrung  zum  Schutze 
von  Stalingrad  hin.  Luftaufklarung  ergab  die  Zufiihrung  von  Kraften  aus  dem 
Raume  von  Stalingrad  in  den  grofien  Don=Bogen  ostwarts  des  Tschir.  Diese 
Bewegungen  wurden  als  vorsorgliche  Sicherung  des  westlichen  Vorfeldes  von 
Stalingrad  gewertet. 

In  der  Lagebesprechung  am  17.  7.  —  der  ersten  im  FHQu  „WerwolP,  in  das 
Hitler  mit  seiner  Begleitung  und  dem  WFStab  am  16.  7.  iibergesiedelt  war, 

3  Fernschreiben  OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.   (I)  Nr.  420558/42  g.Kdos.  ChefS.  vom 
13.  7. 1942,  23.30  Uhr,  gez.  Adolf  Hitler. 

4  Vom  Verf.  hervorgehoben. 

5  Weitere  Einzelangaben  liegen  nicht  vor. 

58 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

wahrend  das  OKH  in  Winniza  Quartier  nahm  —  kam  es  zu  einer  lebhaften 
Auseinandersetzung  zwischen  Hitler  und  dem  Chef  des  Generalstabes  des  Hee= 
res,  Generaloberst  Haider,  iiber  die  Fortfiihrung  der  Operationen.  Die  Ent= 
scheidungen  Hitlers  fanden  in  einer  Weisimg  des  OKW/WFStabes  vom  18.  7.® 
eine  Zusammenfassung: 

„Erstes  und  wichtigstes  Ziel  ist  es,  die  vor  der  H.Gr.  A  zusammengedrangten 
Krafte  der  Armeen  Timoschenkos  im  Raum  zwisdien  Don  und  Donez  zu  vernidriten. 
Um  das  Entweidien  iiber  den  Don  nadi  Siiden  zu  verhindern,  haben,  wie  sdion  be= 
fohlen,  Starke  schnelle  Verbande  des  Ostfliigels  moglichst  zahlreiche  Briickenkopfe 
iiber  den  Donez  zu  gewinnen  und  in  Richtung  auf  Rostow  vorzustofien.  Zu  dem 
gleichen  Zweck  ist  aus  der  Front  nordlich  Taganrog  eine  Stofigruppe  von  Westen 
ebenfalls  auf  Rostow  anzusetzen,  um  damit  den  Ring  um  die  im  Donezbogen  stehen= 
den  feindlichen  Armeen  zu  schliefien. 

Zum  Einbruch  in  den  Kaukasus  mu6  der  Don  an  mehreren  Stellen  iiberwunden 
werden;  das  wird  —  wenn  der  Feind  erst  eine  Donverteidigung  aufgebaut  hat  — 
schwieriger  sein  als  jetzt.  Durch  das  XXXXVIII.  Pz.=Korps  mu6  daher  der  Versuch 
unternommen  werden,  wenigstens  Briickenkopfe  iiber  den  Don  zu  gewinnen  und  zu 
behaupten.  Jede  Moglichkeit,  durdi  vorgeworfene  Teilkrafte  Briicken  der  Bahnlinie 
Salsk— Stalingrad  zu  sprengen,  ist  auszuntitzen  .  . . 

Zur  Abdeckung  dieser  Hauptoperation  nadi  Osten  ist  es  erforderlidi,  die  Sidie= 
rungen  am  Don  durdi  zilgige  Seitwartsverschiebung  der  hierfiir  eingesetzten  Krafte 
zu  verlangern  und  moglidist  bald  die  Landbriicke  zwischen  Don  und  Wolga  zu  ge= 
winnen  und  Stalingrad  zu  nehmen.  Gelingt  das  in  einem  iiberraschenden  Vorsto6 
nicht,  so  bleibt  es  das  wichtigste  Ziel,  siidlich  Stalingrad  die  Wolga  zu  gewinnen 
und  derart  zu  beherrschen,  dafi  jeder  Schiffsverkehr  auf  der  Wolga  vom  und  zum 
Kaspischen  Meer  unterbunden  wird  . .  . 

Der  schnelle  Ablauf  der  Operationen  nordlich  des  Don  wird  dazu  fiihren,  da6  von 
dem  Unternehmen  ,Bliicher''  in  dem  bisher  geplanten  Ausma6  abgesehen  werden 
kann.  Die  Vorbereitungen  sind  nunmehr  lediglich  darauf  abzustellen,  dafi  etwa  eine 
deutsche  Jager=Division  und  zwei  rumanische  Gebirgs=Divisionen  iibersetzen,  sobald 
die  iiber  den  Don  nach  Siiden  vorgehenden  eigenen  Krafte  den  Obergang  geoffnet 
haben. 

Sobald  der  Ubergang  iiber  den  Don  und  der  Einbruch  in  das  Kaukasusgebiet  von 
Norden  her  erzwungen  ist,  sind  die  durch  den  Verzicht  auf  das  Unternehmen  ,Bliicher' 
freiwerdenden  Krafte  der  11.  Armee  der  H.Gr.  Nord  zuzufiihren,  um  Leningrad  zu 
nehmen,  dadurch  die  finnischen  Divisionen  auf  der  Karelischen  Landenge  freizu= 
machen  und  die  Landverbindung  mit  Finnland  herzustellen  .  .  .■" 

Mit  diesen  Richtlinien  war  der  in  der  „Fiihrer=Weisung''  Nr.  41  niedergelegte 
Plan  des  etappenweisen  Ablaufs  der  Operationsphasen  der  Sommeroffensive, 
der  schon  vorher  mehrfach  abgeandert  worden  war,  voUig  beiseite  geschoben. 
Vor  allem  aber  war  das  Nacheinander  von  Offensive  im  Siiden  und  Eroberung 
Leningrads  im  Norden  zugunsten  eines  Nebeneinander  aufgegeben.  Aus  der 

6  OKW/WFStab/Op.  Nr.  551/61/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  18.  7. 1942  an  OKH/Gen.St. 
d.H./Op.Abt.,  gez.  Adolf  Hitler. 

7  Uberfiihrung  der  11.  Armee  iiber  die  Strafie  von  Kertsch  nach  Taman,  vorge= 
sehen   in   der   „Fiihrer=Weisung"   Nr.    43    vom   11. 7. 1942    (Hubatsch,   a.  a.  O., 

S.  i92ff.). 

59 


A.  Einfiihrung 

vorgefaliten  Meinung,  die  Rote  Armee  sei  bereits  entscheidend  getroffen,  und 
einem  inneren  Zwang  zur  Eile  f  olgend,  wollte  Hitler  nunmehr  alle  Operations= 
ziele  auf  einmal  erreichen.  Dies  kam  in  der  „Fuhrer=Weisung''  Nr.  45  dann 
voUends  zum  Ausdruck  (s.  unten  S.  60/61). 

Dabei  lag  zu  dieser  Zeit  bereits  eine  Abwehrmeldung  vor,  die  die  sowjeti= 
schen  Absichten  klar  widerspiegelte :  „Militarrat  in  Moskau,  unter  anderen  an= 
wesend  Molotow,  Woroschilow  und  der  englische,  amerikanische  und  chine= 
sische  Attache,  in  der  Nacht  zum  13.  7.  beendet.  Schaposchnikow  erklarte  Riick= 
zug  bis  zur  Wolga,  so  dafi  die  Deutschen  den  Winter  an  der  Wolga  verbringen 
miissen.  Beim  Riickzug  soil  alles  vernichtet  und  samtliche  Industrie  nach  dem 
Ural  und  Sibirien  evakuiert  werden.  An  zwei  Stellen  sollen  Angriffe  versucht 
werden,  einmal  nordlich  Orel,  zum  anderen  nordlich  Woronesch  .  .  .  Stalingrad, 
Noworossijsk  und  der  Kaukasus  sollen  gehalten  werden^^/' 

Am  23.  7.  fiel  Rostow  am  Don  nach  hartem  Kampf,  am  folgenden  Tage  wur= 
den  Briickenkopfe  am  Siidufer  des  Flusses  gebildet.  Bedeutende  Gefangenen= 
zahlen  gab  es  nicht.  Vielmehr  hatte  der  Ansatz  der  Armeegruppe  Ruoff,  der 
1.  Panzerarmee  und  von  Teilen  der  4.  Panzerarmee  auf  das  Punktziel  Rostow 
nur  dazu  gefiihrt,  dafi  eine  unausbleibliche  Zusammenballung  von  Kraften 
eintrat,  deren  Entwirrung  Tage  in  Anspruch  nahm. 

Am  25.  7.  erreichten  Angriffsspitzen  der  6.  Armee  den  Don  nordwestlich 
Kalatsch.  Damit  war  der  Don  von  Woronesch  bis  zur  Miindung  von  deutschen 
Kraften  erreicht.  Nur  noch  in  der  Schleife  von  Kremskaja  und  im  Raum  um 
Kalatsch  hielten  sich  noch  sowjetische  Verbande  am  westlichen  Don=Ufer.  Zu 
dieser  Zeit  gait  bereits  die  „ViXhrer=V\I eisung"  Nr.  45^  fur  die  Fortsetzung  der 
Operation  „Braunschweig"  (Deckname  fiir  „Blau''  seit  30.  6.).  Sie  hatte  Hitler 
am  23.  7.  gegen  die  Auffassung  des  Chefs  des  Generalstabes  des  Heeres  er= 
lassen.  In  ihr  hieli  es  einleitend: 

„h\  einem  Feldzug  von  wenig  mehr  als  drei  Wodien  sind  die  von  mir  dem  Siid= 
fliigel  der  Ostfront  gesteckten  weiten  Ziele  im  wesentlichen  erreicht  worden.  Nur 
schwacheren  feindlichen  Kraften  der  Armeen  Timosdienkos  ist  es  gelungen,  sich  der 
Umfassung  zu  entziehen  und  das  siidliche  Donufer  zu  erreichen.  Mit  ihrer  Ver= 
starkung  aus  dem  Kaukasus  ist  zu  rechnen.  Die  Versammlung  einer  weiteren  feind= 
lichen  Kraftegruppe  im  Raum  um  Stalingrad,  das  der  Gegner  voraussichtlich  zah 
verteidigen  wird,  ist  im  Gauge  .  . . 

Die  nachste  Aufgabe  der  H.Gr.  A  ist  es,  nunmehr  die  iiber  den  Don  entkommenen 
feindlichen  Krafte  im  Raum  siidlich  und  siidostwarts  Rostow  einzuschliefien  und  zu 
vernichten.  Hierzu  sind  starke  schnelle  Verbande  aus  den  Briickenkopfen,  die  im 
Raum  Konstantinowskaja— Zymljanskaja  zu  bilden  sind,  in  allgemein  siidwestlicher 
Richtung  . . .  anzusetzen  . . .  Daneben  bleibt  der  Auftrag  bestehen,  die  Bahnlinie 
Tichorezk— Stalingrad  mit  vorgeworfenen  Teilen  zu  unterbrechen  . .  . 

Nach  Vernichtung  der  feindlichen  Kraftegruppe  siidlich  des  Don  ist  es  die  wich= 
tigste  Aufgabe  der  H.Gr.  A,  die  gesamte  Ostkiiste  des  Schwarzen  Meeres  in  Besitz 

7a  Vgl.  Dokumenten=Anhang  Nr.  15. 

8     „Fiihrer=Weisung"  Nr.  45  vom  23.  7. 1942  (Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  196  ff.). 

60 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

zu  nehmen  und  damit  die  Schwarzmeerhafen  und  die  feindlidhie  Sdiwarzmeerflotte 
auszuschalten  . .  . 

Zugleich  ist  mit  einer  im  wesentlichen  aus  schnellen  Verbanden  zu  bildenden 
Kraftegruppe  unter  Aufbau  eines  Flankenschutzes  nach  Osten  der  Raum  um  Grosnij 
zu  gewinnen  und  mit  Teilkraften  die  Ossetische  und  Grusinische  Heerstrafie  mog= 
lichst  auf  den  Pafihohen  zu  sperren.  Anschliefiend  ist  im  Vorstofi  entlang  des  Kas= 
pischen  Meeres  der  Raum  um  Baku  in  Besitz  zu  nehmen  . .  . 

Der  H.Gr.  B  fallt  —  wie  bereits  befohlen  —  die  Aufgabe  zu,  neben  dem  Aufbau 
der  Donverteidigung  im  VorstoE  gegen  Stalingrad  die  dort  im  Aufbau  befindliche 
feindliche  Kraftegruppe  zu  zerschlagen,  die  Stadt  selbst  zu  besetzen  und  die  Land= 
briicke  zwischen  Don  und  VVolga  sowie  den  Strom  selbst  zu  sperren.  Im  Anschlufi 
hieran  sind  schnelle  Verbande  entlang  der  Wolga  anzusetzen  mit  dem  Auftrag,  bis 
nach  Astrachan  vorzustofien  und  dort  gleichfalis  den  Hauptarm  der  Wolga  zu  sper= 
ren  .  . . 

Die  H.Gr.  Nord  bereitet  die  Wegnahme  von  Leningrad  bis  Anfang  September 
vor  . .  .  Hierzu  sind  ihr  5  Divisionen  der  11.  Armee  neben  der  schweren  und  schwer= 
sten  Artillerie  sowie  die  notigen  sonstigen  Heerestruppen  zuzufiihren.  2  deutsche 
und  2  rumanische  Divisionen  sind  vorlaufig  auf  der  Krim  zu  belassen  . . ." 

Damit  wurden  der  3.  und  der  4.  Operationsabschnitt  des  Unternehmens 
„Blau''— ^Braunschweig'"  von  Hitler  endgiiltig  zusammengezogen  und  der  Vor= 
stoli  nach  Stalingrad  und  der  Vormarsch  zum  Kaukasus,  statt  wie  vorgesehen 
hintereinander  in  zwei  Ziigen,  parallel  in  exzentrischer  Operation  eingeleitet. 
Waren  nunmehr  3  der  insgesamt  4  deutschen  Armeen  (namlich  17.  Armee, 
1.  und  4.  Panzerarmee)  fiir  das  Kaukasus=Unternehmen  angesetzt  und  nur  eine 
(die  6.  Armee)  fiir  die  Stalingrad=Operation,  so  anderte  die  Weisung  Hitlers 
vom  31.  7.  dies  nochmals.  In  der  Lagebesprechung  in  „Werwolf''  am  30.  7. 
aufierte  Jodl,  dali  „das  Schicksal  des  Kaukasus  bei  Stalingrad  entschieden"" 
werde.  Daher  sei  eine  „Abgabe  von  Kraften  der  H.Gr.  A  zu  B  . .  .  notwendig, 
und  zwar  siidlich  des  Don®''.  In  der  Weisung  vom  31.7.®^  wurde  dementspre= 
chend  mit  Wirkung  vom  1.  8.  der  Ubertritt  der  4.  Panzerarmee  zur  H.Gr.  B 
angeordnet.  Hinsichtlich  der  Operationsfiihrung  hieJS  es: 

„Mit  Durchsdineiden  der  Bahnverbindung  zwischen  dem  Kaukasus  und  Stalin= 
grad  ist  die  Front  des  Gegners  siidlich  des  Don  zerrissen.  Vor  H.Gr.  A  wird  er  unser 
Vordringen  gegen  und  iiber  den  Kaukasus  zu  verhindern  suchen;  nennenswerte 
Verstarkungen  aus  dem  Inneren  Ru61ands  werden  ihm  hierfiir  nicht  zur  Verfiigung 
stehen.  Vor  H.Gr.  B  ist  damit  zu  rechnen,  dafi  der  Feind  alle  irgendwie  verfiigbaren 
Krafte  auf  Stalingrad  heranfiihrt,  um  sich  die  Lebensader  Wolga  zu  erhalten. 

Nachste  und  wichtigste  Aufgabe  der  H.Gr.  A  ist  die  schnelle  Inbesitznahme  der 
Schwarzmeer=Kiiste,  um  damit  die  feindliche  Flotte  auszuschalten  und  die  Ver= 
sorgung  der  eigenen  Krafte  iiber  See  fiir  die  weiteren  Operationen  sicherzustellen  . . . 
Aufgabe  der  H.Gr.  B  bleibt  unverandert  .  . ." 

Damit  zerflatterte  die  deutsche  Offensive  1942  in  zwei  grofie  Stolirichtungen : 
Stalingrad  und  Kaukasus,  auf  die  jeweils  2  Armeen  angesetzt  waren,  deren 


9     Generaloberst  Haider,  Kriegstagebuch,  a.  a.  O.,  Bd.  Ill,  30.  7. 1942. 
9a  Wortlaut  im  Dokumenten=Anhang  Nr.  17. 


61 


A.  Einfiihrung 

Operationen  sich  immer  mehr  voneinander  entfernten.  In  der  Kalmiickensteppe 
entstand  eine  Liicke,  die  nur  durch  die  beweglichen  Krafte  der  16.  Inf.Div. 
(mot.)  notdiirftig  gesichert  wurde.  Die  H.Gr.  A  naherte  sich  bei  ihrem  Vor= 
marsch  dem  westlichen  Kaukasus.  Am  5.  8.  wies  das  H.Gr.=Kdo  das  —  noch 
bis  zum  24.  8.  auf  der  Krim  befehlsfiihrende  —  AOK  11  an,  die  Vorbereitungen 
eines  Ubergangs  schwacherer  Krafte  (Unternehmen  „Bliicher  IF')  iiber  die 
Strafie  von  Kertsch  nach  Taman  abzuschliefien.  Am  10.  8.  fiel  Krasnodar  in  die 
Hand  der  Armeegruppe  Ruoff,  am  9.  8.  Maikop  mit  seinem  kleinen  Olgebiet 
und  —  im  Vorstofi  nach  Siidosten  —  Pjatigorsk  in  die  der  1.  Panzerarmee.  In 
einer  Weisung  vom  9.  8.  regelte  das  H.Gr.Kdo  A  den  weiteren  Ansatz  seiner 
Krafte.  Es  gedachte,  als  nachsten  Schritt  mit  der  Armeegruppe  Ruoff  in  einem 
neuen  Ansatz  seiner  Krafte  die  Gewinnung  der  Schwarzmeerkiiste  bis  Batum 
anzustreben  und  sie  mit  Teilen  zum  Stofi  siidlich  des  Kaukasus  in  Richtung 
auf  Tiflis  vorzufiihren,  die  zusammengefafite  1.  Panzerarmee  nordlich  des  Ge= 
birges  nach  Siidosten  operieren  zu  lassen. 

Im  einzelnen  sollte  die  3.  rumanische  Armee  unter  der  Armeegruppe  Ruoff 
die  Taman=HalbinseI  von  riickwarts  offnen.  Das  LVII.  Pz.=Korps  und  XXXXIV. 
A.K.  hatten,  iiber  das  Gebirge  vorstofiend,  die  Kiistenstrafie  bei  Tuapse  und 
Adier  zu  gewinnen,  um  dann  auf  Batum  vorzustofien.  Das  V.  A.K.  sollte  ihnen 
spater  nach  der  Einnahme  von  Noworossijsk  und  Anapa  iiber  Tuapse  nach= 
gefiihrt  werden.  Das  XXXXIX.  Gebirgs=Korps  sollte  mit  einer  deutschen  und 
einer  rumanischen  Geb.Div.  westlich  des  Elbrus  iiber  den  Kaukasus  vorstofien 
und  gegebenenfalls  auf  Tiflis  vorgehen.  Die  1.  Panzerarmee  erhielt  den  Auf= 
trag,  das  XXXX.  Pz.Korps  (3.  und  23.  Pz.Div.)  iiber  Grosnij— Machatsch  Kala 
auf  Baku  vorzutreiben  und  mit  einer  deutschen  Geb.Div.  die  Passe  im  Zuge 
der  Ossetischen  und  Grusinischen  Heerstrafie  zu  gewinnen,  um  die  Division 
dann  weiter  auf  Tiflis  vorzufiihren.  Das  LII.  A.K.  hatte  zunachst  weiterhin  die 
Nordflanke  der  H.Gr.  zu  sichern  und  war  spater  zur  Sicherung  am  Kaspischen 
Meer  bei  Machatsch  Kala  vorgesehen. 

Diese  weitreichenden  Zielsetzungen  fiigten  sich  in  den  Rahmen  der  „Fiih= 
rer= Weisung''  Nr.  45  ein,  entsprachen  jedoch  keinesfalls  den  vorhandenen 
Kraften  bei  der  gewaltigen  Ausdehnung  des  vor  der  H.Gr.  A  liegenden  Rau= 
mes.  Schon  Mitte  August  gerieten  die  Operationen  voriibergehend,  Ende 
August  endgiiltig  ins  Stocken. 

Eingriffe  Hitlers  kamen  hinzu.  Entgegen  dem  von  der  H.Gr.  A  geplanten 
Ansatz  befahl  er  bereits  am  12.  8.,  die  beiden  deutschen  Geb.Div.en  (1.  und 
4.  Geb.Div.)  unter  dem  XXXXIX.  Geb.Korps  (General  d.  Geb.Tr.  Konrad) 
westlich  des  Elbrus  zusammenzufassen  und  nur  die  2.  rum.  Geb.Div.  ostlich 
des  Elbrus  iiber  die  Ossetische  und  Grusinische  Heerstrafie  vorzuschieben. 

Vom  15.— 17.  8.  erreichten  Vorausabteilungen  der  1.  Geb.Div.  die  Siidwest= 
auslaufer  des  Elbrus  mit  dem  Kluchor=Pafi.  Dann  verhielten  die  z.  T.  bis  weit 
uber  die  Kammpasse  vorgestofienen  Spitzen  des  Geb.Korps,  die  4.  Geb.Div. 
vor  Suchum  nur  etwa  30  km.  Um  die  schwierige  Frage  einer  Fortfiihrung  der 

62 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

weiteren  Kampffiihrung  zu  erortern,  begab  sich  der  OB  der  H.Gr.  A,  Gen.= 
Feldmarschall  List,  am  31.  8.  ins  FHQu.  In  einer  Unterredung  mit  Hitler  unter 
vier  Augen  aufierte  dieser,  riickblickend  ware  ihm  der  Einsatz  des  Geb.Korps 
an  der  Strafie  nach  Tuapse  lieber  gewesen.  In  der  anschliefienden  Lagebespre= 
chung  stellte  man  fest,  dafi  eine  Umgruppierung  des  Geb.Korps  jetzt  zu  zeit= 
raubend  sei,  aufierdem  sah  man  die  Lage  bei  der  4.  Geb.Div.  vor  Suchum  fiir 
einen  Durchstofi  zur  Kiiste  als  giinstig  an.  So  erklarte  sich  Hitler  damit  ein= 
verstanden,  dafi  der  allgemeine  Angriff  der  H.Gr.  unter  Zusammenfassung  der 
Krafte  an  drei  Stellen:  bei  Noworossijsk,  an  der  Strafie  nach  Tuapse  und  bei 
der  4.  Geb.Div.  in  Richtung  Suchum  fortzusetzen  sei. 

Das  Oberkommando  der  H.Gr.  A  meldete  daraufhin  am  5.  9.  dem  OKH 
seinen  neuen  Angriff splan :  nach  der  Wegnahme  von  Noworossijsk  soUe  un= 
verziiglich  zum  Angriff  auf  Tuapse  umgruppiert  werden.  Am  6.  9.  verstandigte 
das  Oberkommando  der  H.Gr.  jedoch  die  Operationsabteilung  des  General= 
stabes  des  Heeres  fernmiindlich,  dali  Gen.Feldmarschall  List  und  der  Kdr.  Ge= 
neral  des  Geb.Korps,  General  d.  Geb.Tr.  Konrad,  den  weiteren  Angriff  der 
4.  Geb.Div.  in  Richtung  Suchum  auf  Gudauti  nicht  verantworten  konnten.  Zu 
diesem  Zeitpunkt  mufiten  namlich  gerade  die  bis  zum  Bsyb=Tal  vorgedrunge= 
nen  Telle  der  4.  Geb.Div.  an  den  Adsapsh=Pali  zuriickgenommen  werden, 
um  sie  bei  dem  zunehmenden  Druck  des  Gegners  einer  Umgehung  zu  ent= 
Ziehen. 

Um  seine  Bedenken  gegen  den  befohlenen  Ansatz  des  Geb.Korps  der  ober= 
sten  Fiihrung  nochmals  iiberzeugend  nahe  zu  bringen,  lud  Gen.Feldmarschall 
List  den  Chef  WFStab,  General  Jodl,  zu  einer  Aussprache  ins  HQu.  der  H.Gr. 
in  Stalino  ein.  Die  Besprechung  fand  am  7.  9.  in  Anwesenheit  von  General 
Konrad  statt.  Jodl  schlofi  sich  dabei  der  Auffassung  Lists  und  Konrads  an, 
dafi  der  Vorstofi  auf  Gudauti  nicht  mehr  zu  verantworten  sei.  Die  Griinde  hier= 
fiir  waren:  die  groJSen  Gelandeschwierigkeiten  fiir  den  Angriff,  der  nur  iiber 
einen  Gebirgspfad  gefiihrt  werden  konnte,  die  Versorgungsschwierigkeiten 
iiber  eine  Luftlinie  von  60—70  km  mit  Tragtieren,  die  fiir  einen  Versorgungs= 
weg  jeweils  etwa  6  Tage  benotigten  —  aufierdem  fehlten  1900  Tragtiere  — ,  die 
Gefahr,  da6  bei  Hochwasser  zahlreiche  Briicken  zerstort  wurden,  die  Unsicher= 
heit,  ob  der  Angriff  auf  Tuapse  rechtzeitig  gelingen  wiirde  und  ob  darauf  der 
weitere  Stoli  entlang  der  Kiiste  zur  Vereinigung  mit  den  Kraften  des  Geb.Korps 
noch  vor  Einbruch  des  Winters  wiirde  gefiihrt  werden  konnen,  schliefilich  die 
Moglichkeit  einer  hilflosen  Isolierung  der  bis  an  die  Kiiste  durchgebrochenen 
Krafte  gegeniiber  einem  iiberlegenen  Feind,  der  giinstige  Versorgungsgrund= 
lagen  hatte  und  in  der  Luff  und  von  See  her  unterstiitzt  wurde.  Jodl  soUte 
daher  Hitler  vorschlagen,  auf  diesen  Angriff  zu  verzichten,  die  Krafte  des 
Geb.Korps  auf  die  Passe  des  Hauptkammes  zuriickzunehmen  und  eine  der 
beiden  Geb.Div.en  fiir  den  Stofi  auf  Tuapse  frei  zu  machen. 

Der  Vortrag  Jodls  vor  Hitler  am  8.  9.  fiihrte  dann  zu  jener  den  Anlafi  bald 
weit  hinter  sich  lassenden  Vertrauenskrise  zwischen  diesem  und  dem  Chef 

63 


A.  Einfiihrung 

WFStab,  deren  Bedeutung  fiir  die  Geschichte  der  deutschen  Obersten  Wehr= 
machtfiihrung  bereits  dargelegt  wurde  (s.  oben  S.  12  f .)  ^ 

Hitler  entschied  am  9.  9.,  anstelle  des  Gen.Feldmarschalls  List  selbst  die 
Fuhrung  der  H.Gr.  A  zu  ubernehmen.  Der  Chef  des  Generalstabes  der  H.Gr., 
Generalleutnant  v.  Greiffenberg,  sollte  mit  dem  Stab  als  „Meldekop£  und  Be= 
fehlsiibermittlungsstelle''  in  Stalino  bleiben.  In  der  Sache  entschied  Hitler  ge= 
nau  so,  wie  Jodl  es  vorgeschlagen  hatte:  Der  Vorstofi  der  4.  Geb.Div.  an  die 
Kiiste  sollte  entfallen,  starke  Krafte  des  Geb.Korps  soUten  dafiir  der  Tuapser 
Angriffsgruppe  zugefiihrt  werden. 

Nachdem  am  1./2.  9.  das  Ubersetzen  fiber  die  Strafie  von  Kertsch  gelungen, 
die  Tamanhalbinsel  besetzt,  Noworossijsk  am  6.  9.  erobert  und  die  1.  Panzer= 
armee  bei  ihrem  Vorstofi  nach  Siidosten  am  Terek=Bogen  und  im  Raum  Mosdok 
zum  Stehen  gekommen  war,  trat  iiberall  eine  Operationspause  ein.  Die  nach 
der  Umgruppierung  gebildete  Angriffsgruppe  Tuapse  konnte  erst  am  23.  9. 
mit  ihrem  Angriff  an  der  PajSstraEe  in  schwierigstem  Gelande  beginnen.  Jedoch 
die  Kraft  der  zahlenmafiig  bereits  schwachen  Truppen  verbrauchte  sich  rasch. 
Schwere  Waffen  und  Artillerie  konnten  nicht  geniigend  zur  Wirkung  gebracht 
werden.  Die  Versorgung  mulite  mit  Tragem  und  Tragtierkolonnen  iiber  immer 
langere  Strecken  nach  vorn  gebracht  werden.  Futter  fiir  Pferde  und  Tragtiere 
fehlte,  Gewitter  von  tropischer  Gewalt  mit  wolkenbruchartigen  Regengiissen 
fiillten  sonst  trockene  Taler  in  kiirzester  Zeit  mit  Wasser,  das  ebenso  schnell 
wieder  abflofi.  Auf  den  Bergen  aber  herrschte  Wassermangel. 

Am  12. 10.  meldete  die  Armeegruppe  Ruoff,  dafi  fur  die  Fortfiihrung  des 
Angriff s  neue  Krafte  erforderlich  seien,  die  Ausfalle  betriigen  rund  ^oooo 
Mann.  Schliefilich  konnte  am  16. 10.  der  ostwarts  der  Strafie  nach  Siiden  vor= 
getriebene  Stolikeil  des  XXXXIV.  A.K.  und  der  Geb.Div.  Lanz  Schaumjan 
nehmen.  Auch  dieser  Angriff  vermochte  indessen  nicht,  den  Durchbruch  zu  er= 
zwingen.  Nur  noch  20  km  vor  dem  Ziel  Tuapse  erstarrte  Ende  Oktober  die 
Front. 

Hitler  hatte  unmittelbar  nach  der  Befehlsiibernahme  iiber  die  H.Gr.  A 
am  10.  9.2  den  schwachen  Kraften  der  H.Gr.  fiir  den  Rest  des  Jahres  1942 
weite,  unerreichbare  Ziele  gesteckt:  ,,17.  Armee  hat  nach  Gewinnen  von 
Shaumjan  unverzuglich  auf  Tuapse  weiterzustofien,  um  Schwarzmeer=Kiiste  zu 
gewinnen,  um  dadurch  Voraussetzung  fiir  Freikampfen  des  Gebietes  zwischen 
Noworossijsk  und  Tuapse  zu  schaffen  und  fur  weiteren  Stofi  entlang  Kiiste  auf 
Suchum.  Es  ist  beabsichtigt,  1.  Panzerarmee  je  nach  Entwicklung  der  Lage  bei 
Stalingrad  gegen  Monatsende  1—2  schnelle  Verbande  der  H.Gr.  B  zuzufiihren, 
um  damit  die  Moglichkeit  zu  schaffen,  unter  Sperrung  der  Heerstrafien  das 
Gebiet  um  Grosnij  zu  nehmen  und  weiter  in  Richtung  Machatsch  Kala 
vorzustofien.'' 


1  Aufzeidinungen  zum  KTB  WFStabes  vom  8.  und  9.  9. 1942. 

2  KTB  der  H.Gr.  A,  10.  9. 1942. 


H 


IV.  Der  ostliche  Kriegssdiauplatz  1942 

Ohne  dafi  die  beiden  Voraussetzungen  erfiillt  waren  und  wohl  audi  selbst 
ohne  grofie  Hoffnung  —  hatte  Hitler  die  Dlraffinerien  von  Grosnij  doch  am 
10.  und  12. 10.  von  der  Luftwaffe  angreifen  lassen  und  damit  zu  erkennen 
gegeben,  dafi  dieses  Gebiet  1942  nicht  mehr  erreicht  wiirde  — ,  liefi  er 
schlieJSlich  am  25. 10.  den  Angriff  der  1.  Panzer armee  in  Riditung  Heerstrafien 
und  Ordshonikidse  beginnen.  Die  Oberraschung  gelang:  Naltschik  wurde  am 
26. 10.  genommen,  eine  Gruppe  von  4  sowjetisdien  Divisionen  eingeschlossen 
(7000  Gefangene).  Am  1. 11.  erreichten  die  beiden  vorstofienden  Panzer= 
divisionen  in  breiter  Front  den  Ardon  und  den  Eingang  zur  Ossetischen  Heer= 
strafie  bei  Alagir.  Am  5. 11.  gelangte  die  13.  Pz.Div.  bis  5  km  an  Ordshonikidse 
heran.  Dann  aber  setzten  sowjetische  Gegenangriffe  ein.  Die  Division  wurde 
abgeschnitten.  Schliefilich  befahl  die  1.  Panzerarmee  gegen  den  Widerstand 
Hitlers  den  Ausbruch,  der  in  der  Nacht  vom  11./12. 11.  gelang.  Damit  war  der 
letzte  Versuch,  im  Kaukasus  noch  eine  Entscheidung  zu  deutschen  Gunsten 
zu  erzwingen,  gescheitert.  Zu  dieser  Zeit  standen  an  der  langgestreckten  Front 
der  H.Gr.  15  deutschen,  1  slowakischen  und  6  rumanisdien  Divisionen  72 
sowjetisdhie  Verbande  und  Teile  von  8  weiteren  gegeniiber. 

Verglichen  mit  den  standigen  Eingriffen  in  die  Operationsfiihrung  der 
H.Gr.  A,  als  deren  OB  er  fungierte,  hat  sich  Hitler  lange  Zeit  in  die  Fiihrung 
der  H.Gr.  B,  die  in  Richtung  Stalingrad  operierte,  relativ  wenig  eingeschaltet. 
Es  geniigt  daher,  hier  einige  wenige  aufiere  Daten  festzuhalten.  Unter  dem 
Drangen  des  OKH  auf  einen  moglichst  friihen  Termin  trat  die  6.  Armee  am 

7.  8.  zum  Angriff  auf  die  sowjetische  Front  westlich  Kalatsch  an  und  zerschlug 
in  einer  bis  zum  11.  8.  dauernden  Kesselschlacht  wesentliche  Teile  der  1.  so= 
wjetischen  Panzerarmee  und  der  62.  Armee  {^y  000  Gefangene;  1000  Panzer, 
750  Geschiitze  zerstort  oder  erbeutet).  Bis  zum  15.  8.  wurde  auch  die  noch  von 
denSowjets  gehaltene  Flufischleife  vonSirotinskaja  besetzt  (13  000  Gefangene), 
wahrend  ein  Briickenkopf  siidlich  Kremenskaja  von  den  Sowjets  gehalten  wer= 
den  konnte.  Am  22.  8.  mufite  vor  sowjetischem  Druck  die  Front  auch  bei 
Sirotinskaja  wieder  auf  eine  Sehnenstellung  Sirotinskaja=Kletskaja  zuriick= 
genommen  werden  (iiber  die  Bildung  des  sowjetischen  Briickenkopf  es  bei  der 

8.  italienischen  Armee  im  Raum  von  Serafimowitsch  s.  oben  S.  24). 

Am  23.  8.  stiefi  der  Nordfliigel  der  6.  Armee  (XIV.  Pz.Korps)  aus  dem  Don= 
bruckenkopf  Wertjachi  bis  an  die  Wolga  nordostwarts  Orlowka  durch,  Stalin= 
grad  war  damit  von  Norden  abgeriegelt.  Es  dauerte  indessen  noch  bis  zum 
4.  9.,  ehe  die  sich  von  Siidwesten  herankampfende  4.  Panzerarmee  in  die  siid= 
westlichen  Auslaufer  der  Stadt  vordringen  konnte.  Am  13.  9.  begann  der 
systematische  Angriff  auf  Stalingrad^,  seit  16.  9.  imter  alleiniger  Fiihrung  des 
Armeeoberkommandos  6.  Als  es  am  20.  9.  melden  mufite,  dafi,  wenn  nicht 
weitere  Krafte  zugefiihrt  wiirden,  „der  Angriff  versande'',  waren  die  wesent= 

3     OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.  (IS/B)  Nr.  420710/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  13.9.1942, 
gez.  Adolf  Hitler. 

65 


A.  Einfiihrung 

lichsten  Telle  der  Stadt  in  ihrer  Hand,  doch  klammerte  slch  die  62.  sowjetische 
Armee  an  die  ihr  verbllebenen  Bezirke. 

Bereits  am  12.  9.  hatten  der  OB  der  H.Gr.  B,  Gen.Oberst  Frhr.  v.  Weichs, 
und  der  OB  der  6.  Armee,  Gen.  d.  Pz.Tr.  Paulus,  Hitler  Im  FHQu  „Werwolf '" 
auf  dieBedrohungderFlanken  der  in  Stalingrad  kampfenden  6.  Armee  aufmerk= 
sam  gemacht,  jedoch  im  ganzen  ein  positives  Bild  der  Lage  gezeichnet.  Auf 
Grund  ihrer  Vortrage  befahl  Hitler  am  13.  9.:  „Von  H.Gr.  B  ist  die  ,mittlere 
Losung'  fiir  den  Frontverlauf  nordlich  Stalingrad  vorzubereiten^. . .  Gleich= 
zeitig  ist  der  beabsichtlgte  Vorstofi  auf  Astrachan  im  Sinne  der  bisher  gegebe= 
nen  Weisung  vorzubereiten. . .  Die  offensive  Bereinlgung  der  Lage  an  der 
Trennungslinle  zwischen  6.  Armee  und  itallenlscher  8.  Armee  ^  kann  dem= 
gegeniiber  zuriicktreten^. . . 

Die  Schwere  der  Kampfe  in  Stalingrad  lafit  sich  am  deutlichsten  an  den 
blutigen  Verlusten  ablesen:  allein  vom  21.  8.  bis  16. 10.  betrugen  sle  bei  der 
6.  Armee  1068  Offiziere  und  38  943  Mann. 

Das  Oberkommando  der  H.Gr.  B  hielt,  solange  es  irgend  vertretbar  war, 
daran  fest,  dafi  Stalingrad  und  das  dortige  Wolga=Ufer  in  Besltz  genommen 
werden  miifiten.  Das  ausgedehnte  Gebiet  der  Stadt  bot  immerhin  auch  im  zer= 
storten  Zustande  der  Truppe  im  Winter  mehr  Schutz  als  die  karglich  besiedelte 
Steppenlandschaft  zwischen  Wolga  und  Don,  in  der  kein  Material  fiir  den 
Stellungsbau  aufzutreiben  war.  Doch  wurde  bereits  Ende  September  deutlich, 
dafi  die  vollstandige  Einnahme  der  Stadt  mit  den  vorhandenen  Kraften  nicht 
zu  erreichen  sein  wiirde.  Das  Oberkommando  der  H.Gr.  warnte  daher  Anfang 
Oktober,  den  krafteverzehrenden  Angrlff  in  Stalingrad  fortzusetzen.  Es  schlug 
vor,  den  auf  Stalingrad  vorspringenden  Frontbogen  aufzugeben  und  auf  die 
kiirzeste  Llnie  zwischen  dem  Wolga=Knie  bei  Beketowka  und  dem  Don  etwa 
in  Gegend  Kachalinskaja  zuriickzunehmen.  Nur  dadurch  sei  ein  Minimum  an 
Reserven  zu  gewinnen.  Obwohl  der  neue  Chef  des  Generalstabes  des  Heeres, 

4  D.  h.  Vorschieben  der  Front  zwisdien  Don  und  Wolga  nadi  Norden. 

5  Bildung  eines  sowjetischen  Briickenkopfes  siidlich  des  Don  im  Raum  Kletskaja— 
Serafimowitsch  unter  Zuriickdrangen  der  8.  italienisdien  Armee  vom  21.— 25.  8. 
1942,  s.  oben  S.  24. 

6  Dementsprechend  gab  die  H.Gr.  B  am  15.  9. 1942  eine  Weisung  fiir  die  Kampf= 
f  iihrung : 

„i.  Nach  Inbesitznahme  von  Stalingrad  hat  6.  Armee  so  friihzeitig  wie  moglich 
und  mit  moglichst  starken  Kraften  zwisdien  Wolga  und  Don  nach  Norden  an= 
zugreifen  mit  dem  Ziel,  die  vor  XIV.  Pz.Korps  und  VIII.  A.K.  stehenden  Feind= 
krafte  zu  schlagen,  moglidist  zu  verniditen  und  eine  Winterstellung  in  allge= 
meiner  Linie  Jersowka— Panyshino  zu  gewinnen  (,Herbstzeitlose'). 

2.  Die  befohlene  offensive  Bereinlgung  der  Lage  an  der  Naht  6./italienische 
8.  Armee  ist  demgegeniiber  zurlickzustellen.  Die  hierfiir  vorgesehenen  22.  Pz.Div. 
und  115.  Inf.Div.  stehen  zunachst  fiir  die  .  .  .  Aufgabe  zwischen  Wolga  und  Don 
zur  Verfiigung  (,Wintermarchen') . 

3.  Es  kann  in  Frage  kommen,  da6  vor  ,Herbstzeitlose'  das  XXXXVIII.  Pz.Korps 
und  IV.  A.K.  die  Vernichtung  der  im  Raum  Krasnoarmeisk— Beketowka  stehen= 
den  Feindgruppe  durchzufiihren  haben.  Hierzu  wiirde  XXXXVIII.  Pz.Korps  wie= 
der  vorubergehend  der  4.  Pz.Armee  unterstellt  werden  (,Herbstlaub').'' 

66 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

General  d.  Inf.  Zeitzler,  zustimmte,  wurde  der  Antrag  von  Hitler  abgelehnt. 
Er  bestand  auf  der  vollstandigen  Einnahme  der  Stadt,  auf  die  er  sich  in  seiner 
Rede  am  30.  9.  propagandistisch  festgelegt  hatte.  Das  Oberkommando  der 
H.Gr.  gab  daher  weisungsgemafi  am  6. 10.  den  Bef ehl  heraus :  „Die  Lage  vor 
Stalingrad,  dessen  voUige  Inbesitznahme  der  Fiihrer  erneut  als  wichtigste  Auf= 
gabe  der  H.Gr.  bezeichnet,  erfordert  die  Zusammenfassung  aller  verfiigbaren 
Krafte.  Vor  dieser  Notwendigkeit  miissen  alle  anderen  Belange  zuriicktreten.'' 

Die  sich  standig  versteifende  Haltung  Hitlers  lafit  sich  aus  den  Aufzeich= 
nungen  des  „Adjutanten  des  Heeres  beim  Fiihrer'',  Major  i.  G.  Gerhard  EngeF, 
gut  ersehen.  Uber  die  Lagebesprechung  am  2. 10.  notierte  er:  „Zeitzler  und 
auch  Jodl  regen  an,  Einnahme  der  Stadt  in  zweiter  Linie  zu  erwagen,  um  Krafte 
frei  zu  bekommen;  Hinweis  auf  verlustreiche  Hauserkampfe.  Fiihrer  lehnt 
schroff  ab  und  betont  das  erste  Mai,  dajS  Einnahme  von  Stalingrad  nicht  nur 
aus  operativen  Griinden,  sondern  auch  aus  psychologischen  Griinden  dringend 
notwendig  sei,  fiir  Weltoffentlichkeit  und  Stimmung  der  Verbiindeten.''  Am 
folgenden  Tag  liejS  sich  Hitler  auf  die  erneut  von  Zeitzler  aufgeworfene  Frage, 
ob  der  Angriff  auf  die  Stadt  nicht  eingestellt  werden  solle,  um  Krafte  fiir  die 
H.Gr.  A  freizubekommen,  zu  der  Bemerkung  hinreifien,  „das  seien  die  typi= 
schen  Halbheiten,  die  er  vom  Heer  kenne''.  Stalingrad  miisse  „herausgebro= 
chen''  werden,  so  erklarte  er  am  10. 10.,  „damit  der  Kommunismus  seines 
Heiligtums  beraubt''  werde. 

Um  die  6.  Armee  noch  starker  auf  Stalingrad  zu  konzentrieren,  wurde  am 
gleichen  Tage  die  rumanische  3.  Armee  in  die  Front  am  Don  zwischen  der 
6.  deutschen  und  der  8.  italienischen  Armee  eingeschoben.  Sie  iibernahm  damit 
den  bisher  von  den  Itahenern  verteidigten  Abschnitt  vor  dem  sowjetischen 
Briickenkopf  von  Serafimowitsch,  den  Hitler  im  Gegensatz  zu  dem  weiter 
westlich  anschliefienden  Abschnitt,  den  die  italienische  8.  Armee  behielt,  fiir 
weniger  gefahrdet  hielt,  obwohl  Antonescu,  der  anfangs  iiberhaupt  nicht  den 
Abschnitt  iibernehmen  wollte,  bevor  die  Front  am  Don  selbst  verlief,  es  nicht 
versaumt  hatte.  Hitler  auf  die  bedrohliche  Lage  seiner  Truppen  hinzuweisen, 
und  im  Einvernehmen  mit  der  H.Gr.  B  Abhilfe  gefordert  hatte.  Hitler  nahm 
seit  dem  16.  8.  an,  dafi  die  Sowjets  in  Wiederholung  des  bolschewistischen  An= 
griffs  von  1920  iiber  den  mittleren  Don  in  Richtung  Rostow  angreifen  wiirden. 
Daher  legte  er  die  starksten  der  vorhandenen  deutschen  Eingreifreserven  hin= 
ter  die  italienische  Front.  Lediglich  das  schwache  XXXXVIII.  Pz.Korps  (Gen.Lt. 
Heim)  mit  einer  deutschen  und  einer  rumanischen  Pz.Div.  wurde  als  Eingreif= 
verband  hinter  die  3.  rumanische  Armee  geschoben. 

An  eine  sowjetische  Grofioffensive  glaubte  er  nicht.  Am  7. 11.  widersprach 
er  in  der  Lagebesprechung  Zeitzler,  als  dieser  auf  ihre  Moglichkeit  hinwies :  es 


Personliches  Tagebuch  des  Gen.Lt.  a.  D.  Engel,  1942  ^Adjutant  des  Heeres  beim 
Fiihrer",  dem  Verf.  in  Ausziigen  von  Dr.  Hans=Adolf  Jacobsen  freundlichst  zur 
Verfiigung  gestellt  (kiinftig  zit.:  Tagebuch  Engel). 

67 


A.  Einfiihrung 

sei  damit  zu  rechnen,  dafi  die  ^Russen  im  grofien  Donbogen  und  ostwarts 
Rostow  Truppen  zusammenzogen;  dies  deute  auf  Offensivabsichten  hin''.  Hit= 
ler  entgegnete,  „daran  glaube  er  vorlaufig  nicht,  es  sei  seine  alte  Erfahrung, 
dafi  der  Generalstab  den  Gegner  grundsatzlich  iiberschatze.  Polen  und  Frank= 
reidi  seien  in  diesem  Zusammenhang  eine  einzige  Blamage  gewesen^. . ." 

Am  17. 11  schliefilich,  zwei  Tage  vor  Beginn  der  entscheidenden  sowjetischen 
Offensive  am  Don,  gab  Hitler  der  6.  Armee  folgenden  Befehl:  „Die  Schwierig= 
keiten  des  Kampfes  um  Stalingrad  und  die  gesunkenen  Gefechtsstarken  sind 
mir  bekannt.  Die  Schwierigkeiten  fiir  den  Russen  sind  jetzt  aber  bei  dem  Eis= 
gang  auf  der  Wolga  noch  grofier.  Wenn  wir  diese  Zeitspanne  ausniitzen, 
sparen  wir  uns  spater  viel  Blut.  Ich  erwarte  deshalb,  dafi  die  Fiihrung  nochmals 
mit  aller  wiederholt  erwiesenen  Energie  und  die  Truppe  nochmals  mit  dem 
oft  gezeigten  Schneid  alles  einsetzen,  um  wenigstens  bei  der  Geschiitzfabrik 
und  beim  Metallurgischen  Werk  bis  zur  Wolga  durchzustofien  und  diese  Stadt= 
telle  zu  nehmen.  Luftwaffe  und  Artillerie  miissen  alles  tun,  was  in  ihren  Kraf= 
ten  steht,  diesen  Angriff  vorzubereiten  und  zu  unterstiitzen/'  —  Als  einzige 
Verstarkungen  fiir  die  H.Gr.  B  wurden  fiir  die  Zeit  bis  Anfang  Dezember  die 
Uberfiihrung  der  6.  Pz.Div.  und  von  2  Inf.Divisionen  aus  Frankreich  ange= 
kiindigt. 

Ausblidc:  Grandsatzlidie  Festlegungen  von  August  bis  Ende  1942 

Welche  Absichten  hatte  nun  Hitler  allgemein  fiir  den  kommenden  Winter 
1942/43  entwickelt,  nachdem,  spatestens  im  September,  offenkundig  war  — 
die  grofie  Fiihrungskrise  in  diesem  Monat  deutet  darauf  hin,  dafi  es  Hitler 
selbst  zu  Bewufitsein  kam  — ,  dalE  die  fiir  die  Offensive  1942  gesteckten  Opera= 
tionsziele  nicht  erreicht  wurden?  Schon  am  9.  8.  hatte  der  Chef  des  General= 
stabes  des  Heeres,  Generaloberst  Haider,  in  einer  Weisung  vorsorglich,  jedoch 
hinsichtlich  der  Linienfiihrung  im  Rahmen  der  „Fuhrerweisung''  Nr.  45  blei= 
bend,  fiir  den  „Ausbau  der  VJinterstellungen"  angeordnet^: 

„Auf  versdiiedene  an  OKH  gelangte  Anfragen  iiber  den  beabsiditigten  Verlauf 
und  den  Ausbau  der  Winterstellungen  vvird  zur  Beseitigung  etwa  bei  einzelnen 
Dienststellen  nodi  bestehender  Unklarheiten  angeordnet:  Es  sind  als  Winterstel= 
lungen  vorzusehen  und  auszubauen: 

1.  Im  Bereich  der  Heeresgruppe  A  die  nach  Abschlufi  der  Operation  ,Edelwei6'"a 
erreidite  Linie. 

2.  Im  Bereich  der  Heeresgruppe  B  die  nach  Abschlufi  der  Operation  ,Fischreiher' *b 
erreichte  Linie  und  im  Anschlufi  daran  die  Don=Linie   im  Bereich  der  6.  Armee, 

8  Tagebuch  Engel,  7. 11. 1942. 

9  OKH/Gen.St.d.H./Opt.Abt.    (la)   Nr.  420  587/42  g.Kdos.   Chefs,  vom  9.  8.  1942 
gez.  Haider. 

9a  D.  h.  nach  Gewinnung  des  Raumes  von  Baku  und  Besetzung  der  nordlich  an= 

schliefienden  Kiiste  des  Kaspischen  Meeres, 
9b  D.  h.   nach   Gewinnung   Astrachans   und   Besetzung   der  Wolga=Linie   zwischen 

Astrachan  und  Stalingrad. 

68 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

italienischen  8.  Armee  und  ungarischen  2.  Armee   sowie   die   derzeitige  Front   der 
2.  Armee. 

3.  Im  Bereich  der  Heeresgruppe  Mitte  die  Front  der  2.  Panzeramee  bis  siidlidi 
Bjelew,  im  Anschlufi  daran  die  nach  Abschlufi  von  ,Wirbelwind'  neu  gewonnene 
Linie  bis  in  das  Gebiet  von  Juchnow,  sodann  die  derzeitige  nach  Norden  an= 
schliefiende  Front  der  4.  Armee,  der  3.  Panzerarmee^  und  die  Front  der  9.  Armee 
bis  in  das  Gebiet  nordlich  Rshew  in  ihrem  bisherigen  Verlauf  nach  Bereinigung  des 
Feindeinbruchs  auf  der  Ostfront  und  im  Gebiet  um  Rshew.  Die  Winterstellung  am 
Westfliigel  der  9.  Armee  und  im  Bereich  der  LIX.  A.K.^  wird  erst  nach  Durchfiihrung 
des  Angriffs  auf  Ostaschkow  festgelegt  werden  konnen. 

4.  Im  Bereich  der  H.Gr.  Nord  siidlich  des  Ilmensees  im  Verlauf  der  nach  Abschlufi 
des  Unternehmens  auf  Ostaschkow  und  von  ,Schlingpflanze'  neugewonnenen  Front; 
nordlich  des  Ilmensees  die  Wolchow=Front  bis  zum  Briickenkopf  Kirishi  und  im 
Anschlufi  daran  zunachst  die  derzeitige  Front  zwischen  dem  Wolchow=  und  Ladoga= 
See.  Die  Fiihrung  der  Winterstellung  im  Bereich  von  Leningrad  und  im  Gebiet  von 
Oranienbaum  wird  von  dem  Ergebnis  der  Kampfe  um  Leningrad  abhangig  bleiben. 

5.  Der  friihzeitige  und  laufehde  Ausbau  der  derzeitigen  Frontlinie  iiberall  dort, 
wo  sie  z.  Z.  als  bereits  feststehend  angenommen  werden  kann,  ist  unter  Einsatz 
aller  verfiigbaren  Krafte  und  Mittel  weiterzutreiben  und  in  der  erforderlichen  Tiefe 
sicherzustellen.  Neben  diesem  Ausbau  kommt  in  zweiter  Linie  der  Schaffung  6rt= 
licher  Riegelstellungen  in  besonders  gefahrdeten  Abschnitten  und  zum  Schutz  der 
wichtigsten  Bahnlinien  erhohte  Bedeutung  zu.  In  den  Frontabschnitten,  die  erst  im 
Laufe  des  Herbstes  durch  Angriffshandlungen  neu  gewonnen  werden  sollen,  sind 
zeitgerecht  die  fiir  einen  raschen  Ausbau  erforderlichen  Krafte  und  ausreichendes 
Stellungsbaumaterial  bereitzustellen,  damit  nach  Erreichen  der  neuen  Frontlinie  der 
Ausbau  in  der  kurzen,  noch  bis  zum  Winter  verfiigbaren  Zeit  beschleunigt  durch= 
gefiihrt  werden  kann. . ." 

Auf  dem  Hohepunkt  der  Fiihrungskrise  am  8.  9.  unterzeichnete  Hitler  dann 
einen  langen  Befehl^  in  dem  er  sich  eingehend  liber  „grundsatzliche  Aufgahen 
der  V erteidigung"  aufierte,  die  fiir  „die  weiteren  Abwehrkampfe  mafigebend'' 
sein  sollten: 

„Der  Sinn  der  Verteidigung  einer  Stellung  ist  nicht,  den  Angriff  des  Gegners 
in  einer  mehr  oder  minder  grofien  Einbuchtung  zum  Stehen  zu  bringen,  sondern 
seine  Angriffskraft  durch  Zusammenfassung  aller  geeigneten  Waffen,  wenn  moglich 
schon  vor  dem  Antreten,  auf  alle  Falle  aber  im  Verlauf  des  Abwehrkampfes  so  zu 
zerschlagen,  daS  bei  Schlul?  des  Kampf es  die  urspriingliche  HKL  im  eigenen  Besitz  ist. 
Es  gibt  keinen  Zweifel,  dafi  von  diesem  obersten  Grundsatz  der  Verteidigung  an 
verschiedenen  Stellen  abgegangen  und  Gelande  ohne  unbedingt  zwingende  Not= 
wendigkeit  preisgegeben  worden  ist.  Ob  dabei  der  Gedanke  ma6gebend  war,  die 
Truppe  einer  augenblicklich  schweren  Belastung  zu  entziehen,  dali  es  bei  der  Weite 
des  russischen  Raumes  auf  einige  Kilometer  nicht  ankomme,  oder  dafi  man  glaubte, 
weiter  riickwarts  bessere  Bedingungen  des  Kampfes  finden  zu  konnen,  mag  dahin= 

1  Die  3.  Pz. Armee  hatte  am  1.  5. 1942  den  Abschnitt  der  4.  Pz.Armee,  die  nach  dem 
siidlichen  Abschnitt  der  Ostfront  zur  Vorbereitung  der  Sommeroffensive  verlegt 
wurde,  iibernommen. 

2  Das  LIX.  A.K.  hatte  am  1. 5. 1942  den  Abschnitt  der  3.  Pz.Armee  im  Raume 
Welikije  Luki— Welish— Demidoff  iibernommen. 

3  Der  Fiihrer/OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.  (I)  Nr.  11154/42  g.Kdos.  vom  8.9.1942, 
gez.  Adolf  Hitler. 

69 


A.  Einf  iihrung 

gestellt  bleiben.  Alle  diese  Gedanken  sind  aber  fast  stets  grundsatzlich  falsch. . . 
Es  entsteht  . .  .  die  Gefahr,  dafi  durch  die  Preisgabe  zunachst  kleiner  Gelandeteile 
sehr  bald  auch  Nachbarabschnitte  in  Mitleidenschaft  gezogen  werden,  dafi  dadurch 
aus  einem  zunachst  kleinen  Einbruch  des  Gegners  oft  sehr  schwerwiegende  Folgen 
fiir  ganze  Frontabschnitte  eintreten,  ja  sie  konnen  am  Ende  die  Stellung  ganzer 
Armeen  oder  sogar  Heeresgruppen  zum  Wanken  bringen  oder  zumindest  schwer 
belasten.  Vor  allem  aber  mu6  ein  solches  Verfahren  auf  die  Dauer  den  Willen  der 
Truppe  zum  aufiersten  Widerstand  immer  mehr  untergraben  und  mithin  die  solda= 
tische  Moral  erschiittern.  .  .  Die  HKL  ist  die  Linie,  die  unter  alien  Umstanden  zu 
halten  ist.  Sie  muf^  daher  nach  Abschluji  jeden  Kampfes  wieder  im  eigenen  Besitz 
sein.  Line  Truppe,  die  diese  Forderung  nicht  erfiillt,  muf^  dies  als  eine  Schande 
betrachten^. .  . 

Die  Entwicklung  der  Lage  an  der  Ostfront  zwingt  mich  immer  ofter,  im  einzelnen 
einzugreifen,  um  rechtzeitig  erfolgreiche  Mafinahmen  durch  die  Oberste  Fiihrung 
sicherzustellen.  Diese  Entwicklung  in  der  Fiihrung  ist  die  gleiche,  wie  sie  im  Welt= 
krieg  von  1916  an  notwendig  wurde  und  damals  allein  das  Halten  der  Front  im 
Westen  ermoglichte.  Ich  mu6  daher  verlangen,  dafi  bei  grofieren  Angriffshandlungen 
des  Gegners  an  festen  Fronten  mir  sofort  mit  dem  nachsten  Kurierflugzeug  iiber 
den  Generalstab  des  Heeres  eine  Karte  von  1  :  100  000  oder  1  :  80,  50  oder  25  000 
mit  genauen  Einzeichnungen  iiber  Frontverlauf,  Gliederung  der  Truppe,  insbeson= 
dere  auch  iiber  Artillerie,  und  zwar  bewegliche  und  unbewegliche,  iiber  alle  ein= 
gesetzten  Beutewaffen  und  die  Munitionierung  iibersandt  werden. . . 

Sogenannte  operative  Ausweichbewegungen,  wenn  sie  nicht  in  eine  lange  vor= 
bereitete  bessere  riickwartige  Stellung  fiihren,  andern  an  der  Gesamtlage  nicht  nur 
nichts,  sondern  sie  verschlechtern  sie  nur,  denn  die  Krafte  des  Feindes  werden  da= 
durch  nicht  vermindert,  die  eigenen  nicht  vermehrt,  aber  der  zu  haltende  Front= 
abschnitt  durch  die  Ausbuchtung  zwangslaufig  vergrofiert. . . 

Grundsatzlich  .  . .  hat  kein  Heeresgruppenfiihrer  oder  gar  Armeefiihrer  Uberhaupt 
das  Recht,  von  sich  aus  eine  sogenannte  taktische  Ausweichbewegung  vorzunehmen 
ohne  meine  ausdruckliche  Genehmigung^. . . 

Es  sind  leider  in  diesem  Krieg  im  Osten,  ohne  dafi  sich  die  Lage  der  eigenen 
Verbande  verbesserte,  ja  im  Gegenteil  nur  zwangslaufig  verschlechtern  mufite,  Ge= 
biete  preisgegeben  worden,  die  oft  ein  Mehrfaches  von  dem  umfassen,  was  im  Welt= 
krieg  der  Gegner  nur  nach  drei  Monaten  Grofikampf  erobern  konnte.  Ich  mufi 
dabei  hier  einfiigen,  dafi  trotz  aller  Erwahnungen  von  weltkriegahnlichen  Hand= 
lungen  an  der  Ostfront  bisher  noch  an  keiner  Stelle  weder  von  uns  noch  von  den 
Russen  ein  Munitionsaufwand  erfolgt  ist,  der  auch  nur  annahernd  dem  entspricht, 
was  den  grol3en  Abwehrschlachten  des  Weltkrieges  den  einmaligen  Charakter  in  der 
Kriegsgeschichte  gibt.  Damit  heiCt  die  Parole  fiir  die  Verteidigungsfront:  Graben 
und  immer  wieder  graben,  und  zwar  besonders,  solange  der  Boden  noch  weich  ist. 
Dann  werden  sich  die  Krisen  des  letzten  Winters  nicht  mehr  wiederholen.  . ." 

Im  „Operationshefehl  Nr.  1''  vom  14.10.1942®  hiefi  es  schliefilich: 

„Der  diesjahrige  Sommer=  und  Herbstfeldzug  ist,  mit  Ausnahme  der  im  Flu6 
befindlichen  Operationen  und  einzelner  noch  beabsichtigter  ortlicher  Angriffshand= 
lungen,  zum  Abschlufi  gebracht. . .  Vor  uns  steht  der  Winterfeldzug.  In  ihm  hat  die 
Ostfront  die  Aufgabe  . .  .,  die   erreichten  Linien  gegen  jeden  Durchbruchsversuch 

4  Im  Original  unterstrichen. 

5  Im  Original  unterstrichen. 

6  Der  Fuhrer/OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.    (I)    Nr.  420817/42   g.Kdos.    Chefs,   vom 
14. 10. 1942,  gez.  Adolf  Hitler. 

70 


IV.  Der  ostlidie  Kriegssdiauplatz  1942 

des  Feindes  unbedingt  zu  halten  und  dadurch  die  Fortsetzung  unserer  Offensive  ig43 
zur  endgiiltigen  Vernichtung  unseres  gefahrlichsten  Gegners"^  zu  ermoglichen. . . 

Der  Russe  selbst  ist  durch  die  letzten  Kampfe  sehr  geschwacht  und  wird  im 
Winter  1942/43  nicht  mehr  die  Krafte  wie  im  vorhergehenden  aufbringen^.  Strenger 
und  schwerer  kann  dieser  Winter  jedenfalls  nicht  warden.  . .  Als  grundlegende  For= 
derungen  gelten: 

1.  Die  Winterstellung  ist  auf  jeden  Fall  zu  halten. 

2.  Es  wird  iiberall  eine  aktive  Verteidigung  gefiihrt,  die  den  Feind  nidit  zur  Ruhe 
kommen  lafit  und  ihn  iiber  unsere  eigenen  Absichten  tauscht. 

3.  Bei  feindlichen  Angriffen  gibt  es  kein  Ausweichen  oder  keine  operativen 
Riickwartsbewegungen. 

4.  Drtliche  Einbriiche  sind  sofort  durch  Gegenstofi  oder  Gegenangriff  zu  be= 
reinigen. 

Grolie  Einbriiche  sind  zu  lokalisieren,  die  stehengebliebenen  Telle  der  eigenen 
Front  aber  sind  als  Eckpfeiler  unbedingt  zu  halten,  um  die  Gegenmafinahmen  zu 
erleichtern. 

6.  Abgeschnittene  oder  eingeschlossene  Telle  haben  sich  so  lange  zu  verteidigen, 
bis  sie  entsetzt  werden. 

Fiir  die  bedingungslose  Durchfiihrung  dieser  Forderungen  haften  mir  die  Kom= 
mandeure. 

Im  einzelnen  befehle  ich:  ... 

Die  endgiiltige  Winterstellung  verlauft  in  der  Linie: 

a)  H.Gr.  B :  Jaschkul  —  entlang  der  Hohenstuf e  nach  Norden  bis  an  die  Wolga  — 
Stalingrad  —  derzeitige  Front  der  6.  Armee  —  8.  italienische  —  2.  ungarische  und 
2.  Armee. 

b)  H.Gr.  Mitte:  Derzeitige  Front  der  2.  Pz.=,  4.,  3.  Pz.=  und  9.  Armee  sowie  des 
LIX.  A.K. 

c)  H.Gr.  Nord  und  AOK  11 :  Derzeitige  Front  (einschliefilich  des  durch  ,Winkelried' 
und  die  Bereinigung  bei  Pustynja  noch  zu  gewinnenden  Gelandes)  bis  zum 
Ladoga=See  —  derzeitige  Leningrad=Front,  unbeschadet  der  weiteren  Absicht 
,Nordlicht'. 

An  Stellen,  an  denen  noch  ortliche  Stellungsverbesserungen  nach  vorwarts  geplant 
sind,  ist  trotzdem  die  derzeitige  Stellung  auszubauen.  Sie  dient  hier  dann  spater 
als  willkommene  Riickhaltstellung. 

H.Gr.  A  erhalt  Sonderbefehl. .  ." 

In  einer  „i.  Erganzung  zum  Operationsbefehl  Nr.  1"  vom  23. 10.  fugte 
Zeitzler  im  Namen  Hitlers  noch  hinzu:  „Der  Russe  ist  z.  Z.  wohl  kaum  in  der 
Lage,  eine  grofie  Offensive  mit  weitraumigem  Ziel  zu  beginnen. 

Dagegen  hat  er  verschiedene  Verbande  wieder  aufgefrischt,  seine  letzten 
Materials  und  Menschenreserven  bis  einschl.  Jahrgang  25  hineingetan,  sie  kurz 
ausgebildet  und  an  einigen  Stellen  der  Front  zu  Angriff  sabsichten  bereitgestellt 
bzw.  ist  er  in  der  Bereitstellung  begriffen. 

Mit  diesen  Verbanden  wird  er,  sobald  es  die  Wetterlage  erlaubt  —  unter 
Umstanden  auch  bei  ungiinstiger  Wetterlage  —  an  Stellen,  wo  wir  selbst  nicht 
im  Angriff  sind,  angreifen.  Er  nimmt  an,  dafi  wir  diese  Defensivfronten  ge= 
schwacht  und  dort  wenig  oder  gar  keine  Reserven  haben. 

7  Vom  Verf.  hervorgehoben. 

8  Im  Original  unterstrichen. 

71 


A.  Einfiihrung 

Es  ist  anzunehmen,  dalB  er  scharf  zusammengefafit,  tief  gegliedert  angreift 
und  hierbei  planmafiig  seinen  Feuerschutz  von  Abschnitt  zu  Abschnitt  auf= 
baut.  Er  wird  sicher  viel  Stalinorgeln  und  auch  Panzer  schwerpunktmafiig  ein= 
setzen.  Auch  liegt  die  Moglichkeit  nahe,  dafi  er  —  wenn  er  sonst  nichts  erreicht 
—  audi  Gas  einsetzt. 

Das  einzige  Mittel  gegen  dieseVeindtaktik  ist  hartnackigsteVerteidigung  der 
in  Stellung  befindlichen  Truppe  bis  zur  letzten  Munition  und  sofortiger  Gegen= 
stop  der  nahe  aufzustellenden  ortlichen  Reserven^  . .  ." 

Eine  ,,2.  Erganzung  zum  Operationsbefehl  Nr.  -l"  vom  25. 11.^  zog  dann 
bereits  aus  der  sowjetischen  Offensive  beiderseits  Stalingrad  und  der  Ein= 
schliefiung  der  6.  Armee  erste  Konsequenzen;  doch  vermeinte  der  „im  Auf= 
trage  des  Fiihrers''  unterzeichnende  Chef  des  Generalstabes,  in  den  „ersten 
Erfahrungen  bei  Feindangriffen''  eine  „eindringliche  Bestatigung"  der  im 
Operationsbefehl  selbst  und  in  der  „i.  Erganzung"'  gegebenen  Richtlinien  fest= 
stellen  zu  konnen. 


4.  Die  Kampfe  im  mittleren  und  nordlidien  Abschnitt  der  Ostfront 
(April  bis  November  1942) 

Anfang  April  1942  behauptete  sich  die  H.Gr.  Mitte  (Gen.Feldmarschall 
V.  Kluge),  H.Qu.  in  Smolensk,  in  einem  weitgespannten  Bogen  von  rd.  900  km 
Lange  auf  der  Linie  siidostwarts  Orel  —  westlich  Kirow  —  ostwarts  Gshatsk  — 
Bogen  um  Rshew  —  Demidoff  —  Welish  —  Welikije  Luki.  Die  Gesamtfront  der 
Armee  betrug  jedoch  1500  km,  da  die  5  Armeen  der  H.Gr.  gezwungen  waren, 
in  ihrem  Riicken  Partisanengruppen  und  aus  den  Herbst=  und  Winterkampfen 
zuriickgebliebene  versprengte  sowjetische  Verbande  in  den  undurchdringlichen 
Waldgebieten  abzuriegeln.  Im  Riicken  der  2.  Panzerarmee  lag  in  der  grofien 
Waldzone  um  Brjansk  die  Hochburg  der  Partisanen;  hinter  der  Front  der 
4.  Armee  und  der  4.  Pz.Armee  hielt  sich  unter  General  Below  eine  starke 
Gruppe,  die  auf  die  Rollbahn  Smolensk— Wjasma  driickte.  Im  Riicken  der 
9.  Armee  kampfte  die  sowjetische  33.  Armee  und  das  XI.  Kav.Korps  im  Raum 
ostwarts  Bjeloj.  Schliefilich  gab  es  auch  hinter  der  sehr  locker  gefiigten  Front 
der  3.  Pz.Armee  Partisanengebiete. 

Mitte  April  erhielt  die  H.Gr.  Mitte  eine  OKH=Weisung,  in  der  ihr  als  Auf= 
gabe  zugewiesen  wurde,  mit  den  ihr  noch  verbleibenden  Kraften  die  gegen= 
wartige  Front  zu  halten,  das  riickwartige  Gebiet  vom  Feind  zu  saubern,  die 
stark  vermischten  Verbande  neu  zu  ordnen,  sie  in  oder  riickwarts  der  Front 


9     Im  Original  unterstrichen. 

1  „i.  Erganzung  zum  Operationsbefehl  Nr.  1"  vom  23. 10. 1942  OKH/Chef  des 
Generalstabes  des  Heeres/Op.Abt.  (I)  Nr.  42  858/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  23. 10. 
1942;  „2.  Erganzung  zum  Operationsbefehl  Nr.  1"  vom  25.  11.  1942  OKH/ 
Gen.St.d.H./  Op.Abt.  (I)  Nr.  420  966/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  25. 11. 1942. 

72 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

aufzufrischen  und  endlich  wieder  Reserven  zu  bilden.  Da  das  Pz.AOK  4  am 
1.  5. 1942  aus  der  Front  gezogen  wurde  (s.  oben  S.  54),  iibernahm  seinen  Ab= 
schnitt  das  Pz.AOK  3,  wahrend  dessen  Abschnitt  zwischen  Demidoff  und  der 
Naht  zur  H.Gr.  Nord  das  der  H.Gr.  direkt  unterstellte  LIX.  A.K.  erhielt. 

Am  31.  3.  hatte  Hitler  auf  Vorschlag  des  OB  der  H.Gr.  den  seit  der  OKH= 
Weisung  vom  12.  2. 1942  (s.  oben  S.  46)  im  Vordergrund  der  Uberlegungen 
stehenden  Plan  eines  Angriffes  der  9.  Armee  aus  dem  Raum  von  Rshew  auf 
Ostaschkow  (Untemehmen  „Derfflinger'0  vorerst  zuriickgestellt.  Doch  kam 
er  auf  diesen  Plan  im  Laufe  der  nachsten  Monate  immer  wieder  zuriick,  wobei 
er  ihm  zur  Begriindung  dafiir  diente,  den  vom  OB  der  H.Gr.  Mitte  vorge= 
schlagenen  Riickzug  aus  dem  Bogen  von  Rshew  und  die  vom  OB  der  H.Gr. 
Nord  beantragte  Raumung  des  Raumes  von  Demjansk  abzulehnen. 

Als  vordringliche  Aufgabe  erhielt  die  H.Gr.  Mitte  am  31.  3.  von  Hitler  den 
Auftrag,  durch  einen  Vorstofi  des  westlichen  Fliigels  der  9.  Armee  aus  dem 
Raum  Rshew  auf  Nelidowo  den  bedrohten  Eckpfeiler  Bjeloj  zu  entlasten  (Un= 
ternehmen  „Nordpor');  doch  mufite  der  fiir  den  18.4.  vorgesehene  Angriff 
immer  wieder  hinausgeschoben  und  schliefilich  auch  von  Hitler  in  der  beab= 
sichtigten  Form  fallen  gelassen  werden  (19.  5.). 

Inzwischen  waren  die  Planungen  fiir  die  deutsche  Sommeroffensive  im 
Siiden  weit  fortgeschritten  (s.  oben  S.  47  ff.).  Da  Hitler  iiberzeugt  war,  damit  die 
ganze  sowjetische  Front  ins  Wanken  zu  bringen,  forderte  er  Vorbereitungen, 
um  auch  einem  vor  der  H.Gr.  Mitte  weichenden  Gegner  rasch  nachstolien  zu 
konnen.  Der  Generalstab  des  Heeres,  der  die  Erfolgsmoglichkeiten  der  kom= 
menden  Offensive  wesentlich  niichtemer  beurteilte,  machte  die  Hitler  vor= 
schwebende  Idee  zur  Grundlage  einer  grofiangelegten  Tauschung,  um  die 
Aufmerksamkeit  des  Gegners  vom  Siidabschnitt  abzulenken.  Es  erging  daher 
schon  Mitte  Mai  an  die  H.Gr.  Mitte  ein  Befehl,  bei  alien  Armeen  angriffsfahige 
schnelle  Kampfgruppen  zu  bilden,  die  sprungbereit  sein  soUten,  dem  weichen= 
den  Gegner  unverziiglich  nachzustolien.  Aufierdem  erhielt  die  H.Gr.  eine  Wei= 
sung,  die  fiir  die  Tauschung  erforderliche  operative  Grundlage  in  Form  der 
Vorbereitung  einer  angeblich  beabsichtigten  Operation  zur  Einschliefiung  Mos= 
kaus  zu  schaffen.  Die  Tauschung  sollte  wenige  Tage  vor  dem  Beginn  der 
Operation  „Blau''  anlaufen.  Dazu  entwarf  die  H.Gr.  am  29.  5.  einen  Opera= 
tionsplan  unter  dem  unmiliverstandlichen  Decknamen  „KTemV'^,  der  eine 
Offensive  der  erheblich  verstarkten  drei  siidlichen  Armeen  vorsah.  Die  bis  ins 
Einzelne  gehenden  MaiSnahmen  wurden  in  ihrem  zeitlichen  Ablauf  auf  den 
schliefilich  fiir  den  28. 6.  festgelegten  Beginn  der  Operation  „Blau''  abgestimmt. 

Der  erste  Wehrmachtbericht  (1.  7.),  der  den  Beginn  der  deutschen  Sommer= 
offensive  verkiindete,  sprach  daher  ausdriicklich  davon,  dali  die  deutschen 
Truppen  „im  siidlichen  und  mittleren  Abschnitt  der  Ostfront  zum  Angriff 

2     Heeresgruppenkommando  Mitte  la  Nr.  4350/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  29.5.1942: 
„Befehl  fiir   den  Angriff  auf  Moskau"    („Kremr'),  vgl.   Dokumenten=Anhang 

Nr.  10. 


73 


A.  Einfiihrung 

angetreten''  seien.  Welche  Wirkung  die  Tauschung  effektiv  gehabt  hat,  ist 
nicht  mit  Sicherheit  festzustellen.  Immerhin  glaubte  man  auf  deutscher  Seite 
aus  der  am  30.  7.  beginnenden  sowjetischen  GrojSoffensive  bei  Rshew  den 
Schlufi  Ziehen  zu  konnen,  die  Tauschung  habe  wenigstens  dazu  gefiihrt,  dafi 
Starke  sowjetische  Krafte  vor  der  H.Gr.  Mitte  verbheben  seien,  die  zur  Ab= 
wehr  der  deutschen  Sommeroifensive  im  Siiden  fehlten. 

Als  dringendste  Aufgabe  sah  die  H.Gr.  selbst  die  Sicherung  ihrer  riickwar= 
tigen  Verbindungen  an.  Zu  diesem  Zweck  begann  Ende  Mai  eine  Reihe  von 
Unternehmen  mit  dem  Ziel,  die  starksten  sowjetischen  Gruppen  hinter  der 
Front  einzuschliejSen  und  aufzureiben.  Vom  24.-27.  5.  wurde  ein  Kessel  hinter 
der  Front  der  4.  Armee  siidlich  Wjasma  gebildet  (Unternehmen  „Hannover  V), 
dem  sich  ein  Stofi  an  den  oberen  Dnjepr  anschlofi  (3.— 11.  6.,  Unternehmen 
„Hannover  IF'),  da  erhebliche  Teile  der  Gruppe  Below  bei  „Hannover  V  nicht 
gefaiSt  worden  waren.  Doch  auch  bei  „Hannover  IV  gelang  es  wiederum  einer 
mehrere  tausend  Mann  umfassenden  sowjetischen  Gruppe,  am  9.  6.  in  die 
Walder  siidlich  Jelnja  durchzubrechen.  Erst  am  21.  6.  konnte  „Hannover  IV 
als  im  ganzen  erfolgreich  abgeschlossen  gelten.  Der  Riicken  der  4.  Armee  war 
weitgehend  freigekampft  (10  000  Gefangene,  250  Geschiitze  erbeutet  oder  zer= 
stort),  wenn  sich  auch  immer  wieder  neue  Partisanengruppen  bildeten.  Eine 
Reihe  von  Unternehmen  der  2.  Panzerarmee  richtete  sich  gegen  die  ausgedehn= 
ten  Partisanengebiete  im  Raum  Brjansk  (Unternehmen  „Vogelsang''  5.-9.  7., 
anschUefiend  „Griinspecht''  ,Mitte  Juli'  und  „Klette"). 

Von  operativer  Bedeutung  war  schlieiilich  das  auf  Hitlers  Drangen  auf  den 
2.  7.  festgelegte  Unternehmen  „Seydlitz''  der  9.  Armee,  das  zur  Einschliefiung 
und  Vernichtung  starker  sowjetischer  Krafte  im  Raum  zwischen  Rshew  und 
Bjeloj  fiihrte  (Abschlufi:  12.  7.,  50000  Gefangene,  ^00  Geschiitze  erbeutet  oder 
zerstort).  Durch  die  damit  erreichte  Frontbegradigung  wurde  die  Gesamtfront 
der  H.Gr.  um  200  km  kiirzer. 

Im  Zusammenhang  mit  der  deutschen  Offensive  im  Siidabschnitt  der  Ost= 
front  stand  eine  iiberraschende  5=Tage=Offensive  der  Sowjets  gegen  die  Nord= 
front  der  2.  Panzerarmee,  die  am  5.  7.  gegen  die  Stellungen  bei  Bolchow  und 
Shisdra  begann,  jedoch  nach  vergeblichen  Durchbruchsversuchen  wieder  ab= 
gebrochen  wurde.  Dieser  sowjetische  Offensivversuch  kreuzte  sich  mit  Uber= 
legungen  Hitlers  und  der  H.Gr.=Fiihrung,  eine  Operation  (Unternehmen  „Or= 
kan'')  durchzufiihren,  deren  Ziel  es  sein  sollte,  mit  den  drei  siidlichen  Armeen 
der  H.Gr.  die  seit  Januar  1942  bestehende  tiefe  Einbuchtung  der  deutschen 
Front  im  Dreieck  Bjelew— Kirow— Juchnow  zu  beseitigen  und  eine  Dauerstellung 
auf  der  kurzen  Oka=Shanja=Linie  zu  gewinnen.  Aus  Kraftemangel  entschied 
sich  jedoch  Hitler  am  9.  7.  fiir  eine  kleinere  Variante,  das  Unternehmen  „Wir= 
belwind'',  bei  dem  das  Ziel  kiirzer  gesteckt  war  und  nur  die  4.  Armee  und  die 
2.  Panzerarmee  beteiligt  sein  soUten.  Als  Angriffstermin  fiir  letztere  wurde 
der  7.  8.,  fiir  die  4.  Armee  der  9.  8.  bestimmt.  Nachdem  durch  „Wirbelwind'' 
eine  erhebliche  Frontverkiirzung  im  Raum  Suchinitschi  erreicht  war,  sollten 

74 


IV.  Der  ostliche  Kriegssdiauplatz  1942 

dann  die  freiwerdenden  Krafte  mit  dazu  dienen,  den  Angriffsstofi  der  9.  Armee 
auf  Ostaschkow  („Derfflinger")  doch  nodi  zu  fuhren. 

Ehe  es  jedoch  zum  Beginn  von  „Wirbelwind''  kam,  hatten  die  Sowjets  am 
30.  7.  mit  ihrer  Grofioffensive  an  der  Nordfront,  am  4.  8.  an  der  Ostfront  des 
von  der  9.  Armee  gehaltenen  Rshew=Bogens  begonnen.  Sie  war  der  Beginn 
einer  Kette  von  sowjetischen  Angriffsschlagen,  die  das  Geschehen  an  der  Front 
der  H.Gr.  Mitte  bis  in  den  September  hinein  bestimmten.  Da  sich  die  H.Gr. 
genotigt  sah,  die  fiir  „Wirbelwind''  hinter  der  4.  Armee  versammelten  Re= 
serven  in  die  Schlacht  bei  der  9.  Armee  zu  werfen,  mufite  sich  Hitler  dazu  ent= 
schlielien,  auf  „Wirbelwind''  in  der  geplanten  Form  zu  verzichten.  Doch  be= 
stand  er  in  einer  Besprechung  mit  Gen.Feldmarschall  v.  Kluge  in  „WerwolP 
am  7.  8.  auf  dem  baldigen  Angriff  der  2.  Panzerarmee  mit  dem  Ziel,  den  Suchi= 
nitschi=Bogen  abzuschneiden,  wobei  die  4.  Armee  durch  einen  kurzen  Vorstofi 
auf  Mosalsk  ihre  Aufgabe  erleichtern  soUte.  Die  9.  und  3.  Panzerarmee  sollten 
ihre  Fronten  mit  eigenen  Kraften  halten,  die  9.  Armee  sogar  die  Vorberei= 
tungen  fiir  „Derff linger''  weiter  betreiben.  Gen.Feldmarschall  v.  Kluge  gab 
diese  Entscheidung  Hitlers  den  Armeen  mit  einer  Weisung  vom  8.  8.  bekannt, 
die  die  Oberspanntheit  der  Zielsetzung  der  Obersten  Fiihrung  deutlich  ers 
kennen  liefi^^. 

Die  kleine  Operation  „Wirbelwind"  begann  schliefilich  am  11.  8.,  blieb  je= 
doch  schon  nach  wenigen  Tagen  (14.  8.)  endgiiltig  stecken,  obwohl  fiir  diesen 
Angriff  iiber  400  deutsche  Panzer  vereinigt  worden  waren.  Am  Tage  davor 
(13.  8.)  waren  die  Sowjets  nun  auch  an  der  Front  der  3.  Panzerarmee  zum  An= 
griff  angetreten  und  hatten  im  ersten  Ansturm  einen  tiefen  Einbruch  in  die 
deutsche  Front  erzielt.  Wahrenddessen  entstand  bei  der  9.  Armee  im  Rshew= 
Bogen  seit  dem  12.  8.  eine  schwere  Krise.  Als  Hitler  auch  in  dieser  Situation 
nicht  bereit  war,  „Wirbelwind"  einzustellen,  meldete  Gen.Feldmarschall 
V.  Kluge  am  Abend  des  14.  8.  ^  die  Stellungen  der  3.  Panzerarmee  und  der 
9.  Armee  seien  mit  den  ihm  zur  Verfiigung  stehenden  Mitteln  nicht  mehr  zu 
halten.  Die  dramatisch  geschilderte  Situation  veranlafite  Hitler,  der  Rshew  aus 
Prestigegriinden  imbedingt  halten  wollte,  die  Div.  „Gro6deutschland",  die  nach 
dem  Westen  abtransportiert  werden  soUte  (s.  oben  S.  ^y),  und  die  72.  Inf.Div. 
der  11.  Armee,  die  sich  auf  dem  Transport  an  die  Front  vor  Leningrad  befand, 
in  den  Bereich  der  H.Gr.  Mitte  abzudrehen.  Aufierdem  stellte  er  eine  Verstar= 
kung  der  Luftwaffenverbande  in  Aussicht.  Erst  am  22.  8.  entschlofi  er  sich 
endlich,  das  festgef ahrene  Unternehmen  „Wirbelwind"  aufzugeben  (14  000 
Gefangene,  350  Geschiitze,  480  Panzer  erbeutet  oder  abgeschossen). 

Da  sich  die  Lage  im  Rshew=Bogen  weiter  zuspitzte,  beantragte  v.  Kluge  bei 
einem  erneuten  Besuch  in  „Werwolf"  am  1.  9.,  die  Front  der  3.  Panzerarmee 
und  der  9.  Armee  auf  eine  Sehnenstellung  zuriickzunehmen.  Dies  lehnte  Hit= 


2a  Vgl.  Dokumenten=Anhang  Nr.  18. 
3     Aufz.  zum  KTB  WFStab,  14.  8. 1942. 


75 


A.  Einfiihrung 

ler  strikt  ab;  doch  gab  er  am  9.  9.  endlich  die  Div.  „Gro6deutschland''  zum 
Einsatz  fiir  einen  Gegenstofi  siidostwarts  Rshew  frei.  Erst  Ende  September 
klangen  die  sovvjetischen  Angriffe  ab,  ohne  dafi  ein  grofierer  Riickzug  not= 
wendig  geworden  ware;  die  Krise  war,  wenn  auch  unter  schweren  Verlusten, 
iiberstanden. 

Bei  der  seit  Oktober  in  der  Abt.  Fremde  Heere  Ost  im  Generalstab  des 
Heeres  erorterten  Frage  nach  den  sowjetischen  Absichten  fiir  den  kommenden 
Winter  schwankte  man  auf  Grund  der  vermuteten  Krafteverteilung  des  Geg= 
ners,  ob  sich  der  Schwerpunkt  gegen  die  H.Gr.  Mitte  oder  —  was  erst  in  zwei= 
ter  Linie  erwartet  wurde  —  gegen  die  deutsche  Front  im  Raum  von  Stalingrad 
richten  werde.  Fiir  die  erstere  Annahme  schien  auch  die  im  Generalstab  des 
Heeres  angestellte  Beurteilung  der  strategischen  Moglichkeiten  zu  sprechen, 
dali  ein  entscheidender  Erfolg  gegen  die  H.Gr.  Mitte  dem  Gegner  den  Weg 
in  die  nahe  gelegenen  Baltischen  Lander  und  damit  die  riickwartigen  Land= 
verbindungen  der  H.Gr.  Nord  offnen  wiirde.  Dadurch  wiirde  sich  ihm  die 
Aussidit  auf  eine  raschere  und  viel  tiefer  greifende  operative  Wirkung  an= 
bahnen  als  bei  einem  Angriff  gegen  den  weit  nach  Osten  vorgestaffelten 
Siidfliigel  der  deutschen  Ostfront.  Das  feindliche  Kraftebild  vor  der  H.Gr. 
Mitte  Anfang  November  schien  diese  Auffassung  zu  bestatigen.  Auf  Grund 
dieser  Krafteverteilung  vermutete  der  Generalstab  des  Heeres  daher  eine 
Fortsetzung  der  sowjetischen  Anstrengungen  des  Winters  1941/42,  durch  eine 
Doppelumfassung  aus  dem  Raum  von  Suchinitschi  und  von  Toropez  mit  dem 
gemeinsamen  Ziel  Smolensk  den  Block  der  H.Gr.  Mitte  zum  Einsturz  zu 
bringen.  Wiederum  war  mit  einer  grofien  sowjetischen  Uberlegenheit  zu 
rechnen.  114  sowjetische  Verbande  waren  in  Front  festgestellt,  ebenso  viele 
wurden  in  Reserve  vermutet.  Demgegeniiber  verfiigte  die  H.Gr.  Mitte  in  ihrer 
weitgespannten  Front  bei  Beginn  der  fiir  Mitte  November  erwarteten  sowje= 
tischen  Offensive  insgesamt  nur  iiber  "jo  Divisionen  (davon  10  als  Reserve). 

Wahrend  sich  die  H.Gr.  Mitte  durch  Bildung  von  Reserven  auf  die  sowje= 
tische  Winteroffensive  einstellte,  wollte  Hitler  einen  Angriffsschlag  aus  dem 
Raum  von  Welikije  Luki  in  Richtung  Toropez  vorbereiten,  um  dem  Gegner 
zuvorzukommen.  Zu  diesem  Zweck  wurde  das  dem  OKH  direkt  unterstehende 
AOK  11  am  30. 10.  aus  dem  Raum  um  Leningrad  nach  Witebsk  verlegt.  An 
dem  geplanten  Unternehmen  („Taubenschlag'')  soUte  sich  neben  den  der 
11.  Armee  unterstellten  Kraften  im  Raum  Welikije  Luki  auch  die  9.  Armee 
(Stoli  auf  Nelidowo)  beteiligen.  Doch  kam  es  hierzu  nicht  mehr,  da  das 
AOK  11  (Gen.Feldmarschall  v.  Manstein)  nach  dem  sowjetischen  Durchbruch 
durch  die  rumanischen  Armeen  beiderseits  Stalingrad  am  21. 11.  als  H.Gr.= 
Kdo.  Don  in  den  Siidabschnitt  verlegt  wurde.  Gleichzeitig  wurden  zwei  Pan= 
zerdivisionen  (11.  und  19.  Pz.Div.)  aus  dem  Bereich  der  H.Gr.  Mitte  in  den 
Siiden  abtransportiert.  Statt  der  geplanten  Offensive  auf  Toropez  fand  eine 
grofiangelegte  Funk=  und  Marschtauschung  statt.  Die  H.Gr.  Mitte  erhielt  den 
Befehl  zur  Verteidigung  aller  ihrer  Stellungen  angesichts  der  bevorstehenden 

76 


IV.  Der  ostliche  Kriegssdiauplatz  1942 

sowjetischen  Winteroffensive,  auf  die  sie  —  besser  als  die  H.Gr.  B  —  vorbereitet 
war,  zumal  ihr  relativ  starke  Reserven  zur  Verfiigung  standen. 

Bei  der  H.Gr.  Nord  (Gen.Oberst  v.  Kiichler)  hatte  sich  nach  Herstellung 
der  Verbindung  mit  der  „Festung  Demjansk''  (28.  4.,  s.  oben  S.  43)  der 
Schwerpunkt  der  Anstrengungen  auf  deutscher  Seite  auf  den  sowjetischen 
Einbruchsraum  westlich  des  Wolchow  verlagert,  wo  es  darauf  ankam,  den 
seit  27.  3.  wieder  geoffneten  Kessel  erneut  zu  schliefien  und  aufzureiben. 
Nachdem  am  21.  5.  erstmals  Ramungsbewegungen  der  Sowjets  aus  dem  Kessel 
nach  Osten  festgestellt  worden  waren,  trat  die  18.  Armee  am  folgenden  Tage 
zur  Verengung  des  Einbruchraumes  von  alien  Seiten  an.  In  der  Nacht  vom 
30./31.  5.  wurde  westlich  des  Wolchow  die  Verbindung  der  sowjetischen  Trup= 
pen  nach  Osten  erneut  abgeschnitten,  die  von  diesen  nur  noch  einmal  am 
21.  6.  fiir  wenige  Stunden  gesprengt  werden  konnte.  Nach  letzten  vergeblichen 
Ausbruchsversuchen  war  die  Schlacht  am  28. 6.  erfolgreich  abgeschlossen 
(32  000  Gefangene,  649  Geschutze  und  171  Panzer  erbeutet  oder  zerstort). 
Der  OB  der  20.  sowjetischen  Stofiarmee,  Generalleutnant  Wlassow^,  der  sich 
noch  einige  Zeit  versteckt  hielt,  fiel  am  12.  7.  in  deutsche  Hand. 

Am  21.  6.  befahl  die  18.  Armee  die  Vorbereitung  des  Angriffs  auf  den 
sowjetischen  Briickenkopf  Oranienbaum  (Unternehmen  „Bettelstab'')/  der 
schon  in  der  OKH=Weisung  vom  12.  2. 1942  als  vordringlich  betrachtet  wor= 
den  war  (s.  oben  S.  46).  Als  friihest  moglichen  Angriffstermin  sah  die  Armee 
den  6.  9.  an.  AUe  Vorbereitungen  hierfiir  wurden  jedoch  eingestellt,  als  der 
H.Gr.  Nord  am  19.  7.  vom  Generalstab  des  Heeres  mitgeteilt  wurde ^,  dafi 
„z.  Z.  Erwagungen  .  .  .  schwebten,  statt  des  Angriffs  gegen  die  Kronstadter= 
Bucht=Front  einen  Angriff  gegen  Leningrad  zu  fuhren  mit  dem  Ziel,  die 
Stadt  zu  nehmen,  die  Verbindimg  mit  den  Finnen  nordlich  Leningrad  her= 
zustellen  und  dadurch  die  russische  Ostseeflotte  auszuschalten''.  (Auch  das 
von  der  H.Gr.  geplante  Unternehmen  „Moorbrand'',  die  Beseitigung  des  Ein= 
bruchsraumes  von  Pogostje,  wurde  von  Hitler  am  8.8.  zugunsten  der  Konzen= 
tration  auf  den  Angriff  gegen  Leningrad  zuriickgestellt.)  Schon  am  18.  7.  war 
von  Hitler  mit  dem  Verzicht  auf  das  Unternehmen  „Bliicher'',  den  Ubergang 
der  11.  Armee  iiber  die  Stralie  von  Kertsch,  der  Gedanke  verkniipft  worden, 
diese  Armee  zur  H.Gr.  Nord  zu  iiberfiihren,  um  „Leningrad  zu  nehmen,  da= 
durch  die  finnischen  Divisionen  auf  der  KareHschen  Landenge  freizumachen 
und  die  Landverbindung  mit  Finnland  herzustellen"' ®.  Bereits  am  26.  5.  hatte 
er  der  H.Gr.  Nord  befohlen,  „die  Evakuierung  Leningrads  mit  alien  Mitteln, 

4  Uber  Wlassows  Rolle  1942  vgl.  Alexander  Dallin,  Deutsche  Herrschaft  in  Ru6= 
land  1941—1945.  Eine  Studie  iiber  Besatzungspolitik,  Diisseldorf  (Droste  Verlag) 
1958,  S.  567  ff .  —  Vgl.  auch  die  Aufzeichnung  des  Botschaftsrats  Hilger  vom 
8.  8. 1942  iiber  die  Vernehmung  Wlassows  im  Dokumenten=Anhang  Nr.  19. 

5  OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.  (IN)  Nr.  420510/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  19.7.1942, 
gez.  Haider. 

6  OKW/WFStab/Op.  Nr.  551/61/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  18.  7.  1942,  gez.  Adolf 
Hitler. 

77 


A.  Einf  iihrung 

insbesondere  durch  die  Luftwaffe,  zu  bekampfen'',  nachdem  auf  Grund  eines 
mitgehorten  Funkspruchs  angenommen  wurde,  dafi  die  Raumung  der  Stadt 
von  Zivilisten  in  Transporten  iiber  den  Ladoga=See  bevorstehe^. 

Nachdem  Hitler  Planung  und  Vorbereitung  des  Unternehmens  „Nordlicht'' 
zunachst  in  die  Hand  der  H.Gr.  Nord  (Gen.Feldmarschall  v.  Kiichler)  und  der 
18.  Armee  (Generaloberst  Lindemann)  gelegt  hatte,  entschied  er  am  21.  8. 
plotzlich,  das  AOK  11  (Gen.Feldmarschall  v.  Manstein)  mit  der  eigentlichen 
Fiihrung  zu  beauftragen.  Am  23.  8.  erhielt  v.  Manstein  in  „Werwolf''  von 
ihm  die  entsprechenden  Richtlinien:  „Der  Fiihrer  stellt  voran,  dafi  das  Unter= 
nehmen  ,Nordlicht'  nur  Mittel  zu  dem  Zweck  sei,  die  Ostsee  freizumachen 
und  die  Karelische  Landenge  zu  besetzen. . .  Der  Angriffsplan  der  H.Gr.  Nord 
wird  Gen.Feldmarschall  v.  Manstein  nur  in  grolien  Ziigen  mitgeteilt,  ihm  im 
iibrigen  voile  Freiheit  gelassen.  Der  Auftrag  lautet:  Tempo  1:  Leningrad  ab= 
schliefien  und  Verbindung  mit  den  Finnen  suchen.  Tempo  2:  Leningrad  be= 
setzen  und  dem  Erdboden  gleichmachen^.""  Als  vorlaufiger  Termin  wurde  der 
14.  9.  vorgesehen. 

Noch  ehe  die  Verbande  der  11.  Armee  vor  Leningrad  vollstandig  versam= 
melt  waren,  begann  am  27.  8.  ein  sowjetischer  Angriff  gegen  die  Ostfront  des 
„Flaschenhalses'',  des  diinnen  deutsch=besetzten  Schlauches  siidlich  Schliissel= 
burg,  der  die  H.Gr.  Nord  zwang,  alle  verfiigbaren  Krafte  in  den  Einbruchs= 
raum  zu  verlegen.  Da  nach  Auffassung  Hitlers  „die  ergriffenen  Mafinahmen 
ein  Bild  willenloser  Fiihrung  zeigten^"',  entschied  er  am  4.  9.,  dafi  „Gen.Feld= 
marschall  v.  Manstein  mit  den  ihm  zur  Verfugung  stehenden  Kraften  ein= 
schliefilich  der  Heerestruppen  sofort  unter  Ausschaltung  der  H.Gr.  Nord  den 
Nordabschnitt  der  18.  Armee  iibernehmen'"  solle.  Schon  am  1.  9.  hatte  sich 
Hitler  dazu  entschlielBen  miissen,  „Nordlicht''  erst  nach  Bereinigung  des  Ein= 
bruchs  siidlich  des  Ladoga=Sees  zu  beginnen.  Wegen  der  Fortdauer  der  Schlacht 
—  sie  konnte  erst  nach  Einleitung  des  deutschen  Gegenangriffs  am  21.  9.  unter 
Verbrauch  der  fiir  den  Angriff  auf  Leningrad  vorgesehenen  Krafte  der  11.  Ar= 
mee,  einschlielElich  der  schweren  Artillerie,  am  2. 10.  erfolgreich  abgeschlossen 
werden  —  mulBte  der  Termin  fur  „Nordlicht''  immer  weiter  hinausgeschoben 
werden.  Am  1. 10.  erwog  Hitler  selbst,  „Nordlicht''  vorerst  zuruckzustellen 
und  zuerst  die  Lage  bei  Pogostje  („Moorbrand'')  zu  bereinigen,  um  Krafte 
zu  gewinnen.  SchliefiHch  erging  am  20. 10.  ein  OKH=Befehl,  anstelle  von 
„NordHcht''  „die  HKL  durch  starke  Stoiitruppunternehmen  weiter  an  Lenin= 
grad  heranzuschieben''.  Als  Hitler  am  30. 10.  das  AOK  11  nach  Witebsk 
verlegte  (s.  S.  ^6),  war  das  Unternehmen  „Nordlicht''  praktisch  aufgegeben. 

Auch  die  H.Gr.  Nord  sah  sich  —  wie  die  H.Gr.  Mitte  —  einer  trotz  standig 
wiederholter  eigener  Angriffsunternehmen  wachsenden  Partisanengefahr  in 
ihrem  Riicken  ausgesetzt.  Hitler  glaubte  sich  daher  genotigt,  das  Problem  grund= 

7  KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abt.  des  OKW,  26.  5. 1942. 

8  Aufz.  zum  KTB  WFStab,  23.  8. 1942. 

9  Aufz.  KTB  WFStab,  4.  9. 1942. 

7^ 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

satzlich  anzupacken.  Am  18.  8. 1942  erlieJS  er  mit  der  „Weisung  Nr.  46"  ^ 
„Richtlinien  fiir  die  verstarkte  Bekampfung  des  Bandenunwesens  im  Osten'', 
die  mit  der  bezeichnenden  Einleitung  begann:  „Das  Bandenunwesen  im  Osten 
hat  in  den  letzten  Monaten  einen  nicht  mehr  ertraglichen  Umfang  angenom= 
men  und  droht  zu  einer  ernsten  Gefahr  fiir  die  Versorgung  der  Front  und  die 
wirtschaftliche  Ausniitzung  des  Landes  zu  werden.  Bis  zum  Beginn  des  Win= 
ters  miissen  diese  Banden  im  wesentlichen  ausgerottet  und  damit  der  Osten 
hinter  der  Front  befriedet  werden,  um  entscheidende  Nachteile  fiir  die  Kampf= 
fiihrung  der  Wehrmacht  im  Winter  zu  vermeiden/'  Hierbei  wurde  festgelegt, 
dali  in  Zukunft  der  Reichsfiihrer=S5  „allein  verantwortlich  fiir  die  Banden= 
bekampfung  in  den  Reichskommissariaten''  (Ostland  und  Ukraine)  sein  sollte, 
wahrend  der  Chef  des  Generalstabes  des  Heeres  weiterhin  im  Operations= 
gebiet  die  Verantwortung  hierfiir  tragen  sollte.  Eine  umfangreiche  111  Punkte 
umfassende  „Kampfanweisung  fiir  die  Bandenbekampfung  im  Osten''  vom 
11. 11. 1942  trat  am  1. 12.  in  Kraft 2.  Die  Erfolge  bUeben  auch  danach  begrenzt. 
Mitte  1943  wurde  die  Zahl  der  hinter  den  H.Gr.n  Nord  und  Mitte  operierenden 
Partisanen  bereits  auf  600  000  Mann  geschatzt^. 


5.  Die  Lage  an  der  finnisdien  Front 

Nordfinnland  war,  wie  schon  erwahnt  (s.  oben  S.  37),  seit  1941  „OKW= 
Kriegsschauplatz''.  Wahrend  des  Feldzuges  von  1941  hatte  Generaloberst 
V.  Falkenhorst  (AOK  Norwegen)  von  seiner  „Befehlsstelle  Finnland"  in  Ro= 
vaniemi  aus  die  Operationen  an  der  Eismeerfront  und  im  Abschnitt  Salla 
geleitet^^.  Da  er  am  28. 12. 1941  auf  Befehl  Hitlers  (der  auf  Grund  allgemeiner 
Uberlegungen  und  unter  dem  Eindruck  britischer  „Kommando"=Untemehmen 
auf  norwegischen  Inseln  mit  einer  akuten  Bedrohung  Norwegens  durch  eine 
britische  Invasion  rechnete,  s.  unten  S.  123  f .),  in  sein  H.Qu.  in  Oslo  zuriick= 
kehren  mufite,  wurde  am  14. 1. 1942  das  neue  AOK  Lappland  gebildet,  dessen 
Fiihrung  der  bisherige  Kdr.General  des  am  Eismeer  und  an  der  Liza=Front 
stehenden  Geb.Korps  Norwegen,  General  d.  Geb.Tr.  Dietl,  iibernahm.  Zu 
seinem  Befehlsbereich  gehorte  bis  zum  3.  7. 1942  auch  der  Abschnitt  des  fin= 
nischen  III.  A.K.  in  Mittelfinnland,  wahrend  die  nach  Siiden  anschliefiende 
Front  in  Ostkarelien,  am  Swir  und  an  der  Karelischen  Landenge  unter  der 

1  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  201  ff. 

2  Ausziige  daraus  bei  Hanns  v.  Krannhals,  Der  Warsdiauer  Aufstand  1944,  Frank= 
furt  a.  M.  (Bernard  &  Graefe  Verlag  fiir  Wehrwesen)  1962,  S.  340—44.  Uber  die 
Diskussion  innerhalb  der  Obersten  Wehrmachtfiihrung  iiber  die  „Kainpfanwei= 
sung"  s.  Fragment  der  Lagebesprechung  bei  Hitler  am  1. 12. 1942:  Heiber,  a.a.  O., 
S.  6^  £f.  mit  den  Fufinoten  S.  68/69. 

3  Vgl.  die  Ubersichtskarte  (Stand  1.  7. 1943)  in:  E.  M,  Howell,  The  Soviet  Partisan 
Movement  1941—1944,  Washington  1956,  S.  161. 

3a  Fiir  das  Folgende  vgl.  auch  die  auf  Grund  deutschen  Quellenmaterials  erstellte 
detaillierte  Darstellung  von  Earl  F.  Ziemke,  The  German  Northern  Theater  of 
Operations  1940—1945,  Washington  1959,  S.  211  ff. 

79 


A.  Einfiihrung 

Leitung  des  finnischen  Generalstabes  und  des  Oberbefehlshabers,  Marschall 
Mannerheim,  H.Qu.  in  Mikkeli,  stand. 

Die  sowjetische  Friihjahrsoffensive  gegen  die  Front  des  AOK  Lappland 
(24.  4.-23.  5.  im  Abschnitt  des  finnischen  III.  A.K.  ostwarts  Kestenga— Louhi; 
27.  4.— 14.  5.  an  der  Liza= Front)  ^  endete  mit  klaren  deutsch=finnischen  Ab= 
wehrerfolgen.  Am  16.  5.  erlieii  der  WFStab  eine  „Weisung  fiir  die  weitere 
Kampffiihrung  des  AOK  Lappland^'',  in  der  die  Eroberung  der  Fischer=Halb= 
insel  (Untemehmen  „Wiesengrund'')  fiir  den  Spatsommer  1942  oder  den 
Winter  1942/43  vorgesehen  wurde.  In  der  Aussprache  zwischen  Hitler  und 
Dietl  am  4. 6.  anlafilich  des  Besuches  Hitlers  bei  Marschall  Mannerheim  machte 
Dietl  darauf  aufmerksam,  dali  die  deutschen  Krafte  fiir  ein  solches  Unter= 
nehmen  nicht  ausreichten.  Stattdessen  regte  er  im  Gesprach  mit  Jodl  am  13.  7. 
eine  Wiederaufnahme  des  schon  seit  Herbst  1941  geplanten  doppelten  An= 
griffs  gegen  die  Murman=Bahn  an  (deutscher  Vorstofi  nach  Kandalakscha, 
finnischer  Stofi  auf  Belomorsk/Soroka).  In  der  ,Juhrer=W eisung"  Nr.  44  vom 
21.  7. 1942®  wurde  dieser  Gedanke  aufgenommen: 


„Es  kommt  nunmehr  darauf  an,  audi  die  nordliche  Versorgungslinie  abzusdinei= 
den,  die  Sowjetrufiland  mit  den  angelsachsisdien  Maditen  verbindet.  Dies  ist  in 
erster  Linie  die  Murman=Bahn,  auf  der  die  Materiallieferungen  aus  Amerika  und 
England  in  der  iiberwiegenden  Menge  in  den  Wintermonaten  zugefiihrt  worden 
sind.  Die  Bedeutung  dieser  Versorgungslinie  wird  sich  erneut  steigern,  wenn  Jahres= 
zeit  und  Witterung  einen  erfolgreichen  Einsatz  gegen  die  Geleitziige  im  Norden 
aussdiliefien. 

Hierzu  bereitet  Geb.=AOK  20',  entsprediend  seinem  Vorsdilag,  im  Einvernehmen 
mit  Luftflotte  5  fiir  den  Herbst  dieses  Jahres  einen  Angriff  zur  Gewinnung  der 
Murman=Bahn  bei  Kandalakscha  vor. 

Dabei  kann  damit  gerechnet  werden,  dafi 

a)  spatestens  im  September  Leningrad  genommen  wird  und  hierdurch  finnisdie 
Krafte  freigemacht  werden, 

b)  bis  Ende  September  die  5.  Geb.Div.^  nach  Finnland  zugefiihrt  sein  wird.  . . 

Es  ist  wiinschenswert,  mit  dem  Angriff  des  Geb.=AOK  20  ein  Vorgehen  der  Finnen 
gegen  Belomorsk  zu  verbinden. . . 

Die  wichtigste  Aufgabe  des  Geb.=AOK  20  bleibt  (indessen)  der  unbedingte  Schutz 
der  finnischen  Nickelerzeugung.  Es  mu6  erneut  und  mit  allem  Ernst  darauf  hin= 
gewiesen  werden,  dafi  der  Ausfall  der  Nickellieferungen  Finnlands  an  Deutschland 
dieses  jeder  Moglichkeit  berauben  wiirde,  hochwertige  Stable,  in  erster  Linie  fiir 
die  Flugzeug=  und  U=Boot=Motorenfertigung,  herzustellen.  Das  kann  zu  entschei= 
denden  Folgen  fiir  den  Ausgang  des  Krieges  fiihren.  Geb.=AOK  20  mu6  demnach 
jederzeit  in  der  Lage  sein,  dem  Geb.=Korps  Norwegen  die  fiir  die  Erfiillung  seiner 
Aufgaben  notwendigen  Reserven  zuzufiihren. . . 

4  Deutsch=finnische  Gesamtverluste  im  Bereich  des  finnischen  III.  A.K.  2500  Mann, 
an  der  Liza=Front  3200  Mann. 

5  OKW/WFStab/Op.  Nr.  55798/42g.Kdos.  Chefs,  vom  16.  5. 1942. 

6  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  194  ff. 

7  Am  22.  6. 1942  wurde  das  AOK  Lappland  in  Geb.=AOK  20  umbenannt. 

8  Die  5.  Geb.Div.  befand  sich  im  Bereich  der  H.Gr.  Nord  und  verblieb  schliefilich 
auch  dort. 

So 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

Das  Unternehmen  ,Wiesengrund'  unterbleibt  in  diesem  Jahre.  Die  Vorberei= 
tungen  sind  jedoch  so  weiter  zu  treffen  und  zu  verstarken,  dafi  im  Friihjahr  1943 
die  Durchfiihrung  mit  beschrankter  Anlaufzeit  (8  Wochen)  moglich  ist.  Besonderer 
Wert  ist  auf  Ausbau  und  Verstarkung  der  Luft=  und  Versorgungsbasis  zu  legen, 
da  diese  die  Grundlage  sowohl  fiir  die  Durchfuhrung  von  ,Wiesengrund'  wie  auch 
fiir  die  Abvvehr  eines  feindlichen  Grofiangriffs  im  Nordraum  ist." 

Da  die  finnische  Unterstiitzung  fiir  das  Unternehmen  gegen  die  Murman= 
Bahn  („Lachsfang'')  an  unerfiillbare  Vorbedingungen  gekniipft  wurde  (s.  oben 
S.  37),  muiite  es  am  5.  9.  fiir  1942,  am  30. 10.  schliefilich  auch  fiir  den  Winter 
1942/43  und  damit  endgiiltig  abgesagt  werden.  Die  Umstellung  auf  die  stra= 
tegische  Defensive  im  Nordraum^  fiihrte  im  Dezember  1942  zu  dem  Befehl 
Hitlers,  die  20.  Gebirgsarmee  auf  insgesamt  172  200  Mann  zu  verstarken  (am 
1.  7.  150  000  Mann). 

Neben  diesen  nicht  zur  Auswirkung  gelangten  Offensivplanungen  spielte 
der  vom  Geb.=AOK  20  gehaltene  Raum  als  Basis  der  Luftflotte  5  (Gen.Oberst 
Stumpff)  im  Jahre  1942  eine  bedeutende  RoUe.  Am  14.  3. 1942  hatte  Hitler 
der  Kriegsmarine  und  Luftwaffe  eine  intensive  Bekampfung  der  alliierten  Ge= 
leitziige  nach  Murmansk  und  Archangelsk  zwischen  der  Baren=Insel  und  der 
Murman=Kiiste  befohlen.  Den  Vorschlag  der  Luftflotte  5,  zur  Erleichterung 
dieser  Aufgabe  die  Insel  Spitzbergen  zu  besetzen,  lehnte  er  schliefilich  aus 
Kraftemangel  am  22.  3. 1942  ab^  Am  16.  5. 1942  kam  er  selbst  noch  einmal 
auf  diese  Ervvagung  zuriick  und  beauftragte  Goring  mit  der  Durchfiihrung 
entsprechender  Erkundigungen,  die  dann  jedoch  negativ  ausliefen. 

Die  Starke  der  Luftflotte  5,  die  im  Februar  1942  90  Kampfflugzeuge,  30 
Stuka  und  15  Torpedoflugzeuge  umfalit  hatte,  wurde  im  Sommer  erheblich 
erhoht.  Ihr  Einsatz  trug  wesentlich  zu  den  schweren  Verlusten  der  alliierten 
Konvois  PQ  13/QP  9  vom  27.— 31.  3.,  PQ  15/QP  11  vom  26.  4.-7.  5.,  PQ  16/ 
QP  12  vom  25.— 30.  5.  und  vor  allem  PQ  17  vom  4.— 10.  7.,  schhejglich  noch 
PQ  18  vom  13.— 18.  9. 1942  bei^. 

An  der  finnischen  Front  (Karelische  Landenge,  Swir,  Ostkarelien)  kam  es 
seit  Abklingen  der  sowjetischen  Friihjahrsoffensive  (11.— 21.  4.)  am  Swir  —  wie 
an  den  Landfronten  im  Bereich  des  Gebirgs=AOK  20  —  das  ganze  weitere 
Jahr  iiber  nur  zu  ortlichen  Kampfen^. 

9  Vgl.  hierzu  OKW/WFStab/Op.  Nr.  551 940/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  29. 11. 1942 
(Tgb.  Erfurth,  5. 12. 1942). 

1  OFW/WFStab/Op.  Nr.  ^3  518/42,  Vortragsnotiz  vom  13.  3. 1942;  OKW/WFStab/ 
Op.  (M)  Nr.  ^^  537/42  betr.  Spitzbergen  vom  22.  3. 1942. 

2  Zusammenstellung  der  Erfolge  in  der  Chronik,  Teil  D  5. 

3  Um  den  sowjetischen  Nachschub  nach  Leningrad  zu  unterbinden,  wurde  der 
Einsatz  deutscher  und  italienischer  Schnellboote  sowie  deutscher  Siebel=Fahren 
auf  dem  Ladoga=See  vorbereitet,  ab  1.  7.  bzw.  1.  8.  bis  6. 11. 1942  mit  begrenzten 
Erfolgen  auch  durchgefiihrt.  Vgl.  hierzu  Waldemar  Erfurth,  Der  finnische  Krieg 
1941—1944,  Wiesbaden  (Limes  Verlag)  1950,  S.  108  f .  und  S.  128  f .,  und  L.  F.  Lu= 
pinacci,  Attivita  della  Marina  in  Mar  Nero  e  rul  Lago  Ladoga  (La  Marina 
Italiana  nella  seconda  guerra  mondiale,  Bd.  11),  Rom  1962. 

81 


A.  Einfiihrung 

6.  Die  Abwehr  der  sowjetisdien  Offensive  ab  19. 11. 1942 

An  den  Entscheidungen,  die  die  deutsche  Oberste  Fiihrung  seit  November 
1942  treffen  muiSte,  war  der  WFStab  nur  nach  der  einen  Seite  hin  beteiligt. 
Er  konzentrierte  sich  entsprechend  seines  seit  Oktober  1942  eingeschrankten 
Aufgabenbereichs  auf  die  Vorgange  auf  den  „OKW=Kriegsschauplatzen'',  von 
denen  der  Mittelmeerraum  seit  Beginn  der  Offensive  der  8.  britisdien  Armee 
in  Agypten  (23. 10.)  und  der  Landung  der  Alliierten  in  Franzosisch=Nordwest= 
afrika  (8. 11.)  seine  ganze  Aufmerksamkeit  beanspruchte.  An  den  Entschei= 
dungen,  die  nach  Beginn  der  sowjetisdien  Grofioffensive  beiderseits  Stalingrad 
(19./20. 11.)  auf  dem  ostlichen  Kriegsschauplatz  notwendig  wurden,  war  er 
nicht  beteiligt.  Lediglich  der  Chef  WFStab,  General  Jodl,  selbst  aufierte  in 
den  Lagebesprechungen  seine  Auffassung  zu  den  erorterten  Problemen,  ohne 
dafi  diese  seine  Aulierungen  in  Anbetracht  seiner  geminderten  Stellung  bei 
Hitler  besonderes  Gewicht  besafien^.  Der  folgende  Abrifi^  beschrankt  sich  auch 
aus  diesem  Grunde  bewufit  auf  die  zwei  Zeitraume,  in  der  es  in  der  Obersten 
Fiihrung  um  die  Grundentscheidungen  ging:  vom  19.— 25. 11.,  als  die  Frage, 
ob  der  6.  Armee  der  Riickzug  aus  Stalingrad  freigegeben  oder  ob  die  Armee 
auf  die  Verteidigung  an  der  Wolga  festgelegt  werden  soUte,  zur  Diskussion 
stand,  und  vom  19.— 25. 12.,  als  die  letzte  Moglichkeit,  der  Armee  den  Aus= 
bruch  nach  Siidwesten  zur  4.  Panzerarmee  zu  befehlen,  ungenutzt  blieb. 

Als  die  sowjetische  Offensive  am  19. 11.  die  Front  der  3.  rumanischen  Armee 
am  Don  und  am  folgenden  Tage  die  des  VI.  rumanischen  A.K.  siidlich  Stalin= 
grad  aufrifi,  befand  sich  Hitler  mit  seiner  engeren  militarischen  Begleitung, 
zu  der  auch  der  fiir  den  ostlichen  Kriegsschauplatz  verantwortliche  Chef  des 
Generalstabes,  General  d.  Inf.  Zeitzler,  gehorte,  noch  auf  dem  Berghof  bei 
Berchtesgaden.  Dieser  stand  also  mit  der  Op.Abt.  des  Generalstabes  des  Hee= 
res,  bei  der  die  Meldungen  von  der  Ostfront  eingingen  und  die  im  H.Qu.  OKH 
in  Ostpreufien  geblieben  war,  nur  in  fernmiindlicher  Verbindung.  Erst  am 
23. 11.,  als  die  sowjetischen  Offensivzangen  sich  bereits  bei  Kalatsch  hinter 
der  6.  Armee  geschlossen  hatten,  traf  Hitler  mit  seiner  Begleitung  wieder  in 
der  ,,Wolfsschanze''  ein. 


4  Vgl.  hierzu  audi  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  294  f. 

5  Eine  kriegsgeschichtliche  Darstellung  der  Schlacht  um  Stalingrad,  selbst  in  grofien 
Ziigen,  ist  im  Rahmen  dieses  Uberblicks  nicht  moglich.  Es  kommt  hier  lediglich 
darauf  an,  die  Haltung  der  Obersten  Fiihrung  zu  beleuchten.  Neben  den  Dar= 
stellungen  von  Doerr  und  Gorlitz  (in:  Entscheidungsschlachten  des  Zweiten 
Weltkrieges,  a.  a.  O.,  S.  273  ff.),  den  Memoiren  Mansteins  und  dem  Nachlafi 
Paulus'  sind  vor  allem  die  Studien  von  Ferdinand  Helm  „StaIingrad",  in:  Philippi 
— Heim,  a.  a.  O.,  S.  177—200,  und  Hans=Adolf  Jacobsen  „Zur  Schlacht  von  Stalin= 
grad  — -  20  Jahre  danach",  in:  Allgemeine  Schweizerische  Militarzeitschrift  2/1963 
grundlegend  und  vom  Verf.  herangezogen  worden.  Vgl.  auch  die  eigene  knappe 
Darstellung  aus  dem  Blickwinkel  der  Obersten  Wehrmachtf iihrung :  Andreas 
Hillgruber,  So  opferte  Hitler  die  6.  deutsche  Armee  in  Stalingrad,  in:  Miinchner 
Merkur,  25. 1. 1963,  S.  10, 

82 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

Die  wichtigsten  der  in  den  Lagebesprechungen  vorgebrachten  Argumente 
und  die  Atmosphare,  aus  der  heraus  die  schwerwiegenden  Entscheidungen 
getroffen  wurden,  spiegeln  sich  in  den  personlichen  Notizen  des  „Adjutanten 
des  Heeres  beim  Fiihrer'',  Major  i.  G.  Engel^  so  gut  wider,  dafi  sie  —  zumal 
offizielle  Aufzeichnungen  weitgehend  fehlen  —  hier  in  den  wichtigsten  Aus= 
ziigen  wiedergegeben  werden.  Ober  die  Lagebesprechung  am  19.  11.  notierte 
Engel:  „Schlechte  Abendlage,  offensichtlich  bei  Rumanen  Katastrophe,  noch 
kein  klares  Bild.  Generaloberst  v.  Weichs  spricht  selbst  mit  Fiihrer  und  fordert 
Freiheit  fiir  General  Heim  (XXXXVIII.  Pz.Korps) ;  diese  wird  auch  zunachst 
erteilt,  (dann)  aber  widerrufen. . .  Abends  kommen  laufend  widersprechende 
Nachrichten. . .  Zeitzler  sieht  nicht  klar  und  schlagt  Fiihrer  vor.  General  Heim 
vor  allem  zusammenzuhalten  und  erst  dann  freizugeben,  wenn  Lage  klar; 
daher  Anhalten  des  Pz.Korps.  Ich  selbst  trage  Fiihrer  noch  vor,  dafi  Rumanen 
nur  mit  tschechischen,  franzosischen  und  ganz  wenigen  Panzern  III  und  IV 
alter  Bauart  bewaffnet  seien.  v.  Weichs  meldet  noch  in  der  Nacht,  dafi  General 
Heim  hinter  den  Kurtlak=Abschnitt  zur  Verfugung  der  Heeresgruppe  zuriick= 
geht.'' 

20.11.:  „Eine  typische  Lagebesprechung.  Restloses  Durcheinander  wegen 
der  Rumanen,  alles  klammert  sich  an  Heim.  Fiihrer  ist  selbst  iiber  das,  was 
zu  tun,  vollig  unsicher.  Auffassungen  gehen  auseinander,  aber  auch  OKH 
macht  keine  prazisen  Vorschlage.  Vorschlag  Jodls,  v.  Weichs  die  Entscheidung 
zu  iiberlassen,  wird  abgelehnt.  XXXXVIII.  Pz.Korps  soil  alles  machen,  6.  Ar= 
mee  helfen  und  dann  wieder  nach  Nordwesten,  Lage  nach  links  festigen  und 
bereinigen.  Schlimm  ist,  dafi  man  gar  nicht  weifi,  wo  im  Augenblick  Heim 
ist. . ."  Dennoch  liefi  Hitler  das  XXXXVIII.  Pz.Korps  an  diesem  Tage  erneut 
nach  Norden  antreten,  da  er  die  Lage  im  Nordraum  mit  dem  Gegenangriff 
des  linken  Fliigels  der  6.  Armee  moglichst  wieder  bereinigen  wollte. 

21.11.:  „Immer  neue  Hiobsbotschaften;  nun  auch  siidlich  Stalingrad  eben= 
falls  Krise  bei  den  Rumanen.  Jodl  schlagt  vor,  Wolgafront  bei  AOK  6  vollig 
zu  entblofien,  da  nunmehr  dort  kaum  noch  Angriffsgefahr  und  Stiitzung  des 
Siidabschnitts,  anderenfalls  Einschlieliung  von  Stalingrad  nur  noch  Frage  von 
Stunden.  Fiihrer  sagt  nein,  mit  den  bekannten  Argumenten;  damit  andere 
man  die  Lage  nicht,  und  dem  Russen  bliebe  das  nicht  verborgen.  Als  Meister 
im  Hauserkampf  ginge  dann  auch  das  Gelande  in  Stalingrad  wieder  verloren. 
Immer  wieder  Fiihrer:  ,Ganz  gleich,  was  kame,  das  miissen  wir  auf  alle  Falle 
halten.' " 

In  der  Nacht  vpm  z-l.Izz.  11.  befahl  Hitler  in  einem  Funkspruch  an  die 
6.  Armee  Gegenangriffe  gegen  die  Sowjets  an  ihrem  linken  FliigeF: 

6  Tagebudiaufzeichnungen  des  Generalleutnants  a.  D.  Gerhard  Engel,  1942  „Ad= 
jutant  des  Heeres  beim  Fiihrer'',  dem  Verf.  von  Hans=Adolf  Jacobsen  freund= 
lichst  zur  Verfiigung  gestellt. 

7  Funksprudi  H.Gr.  B  an  AOK  6,  22. 11. 1942,  0.30  Uhr,  eingetroffen  um  7.50  Uhr 
(„Der  Fiihrer  hat  befohlen"). 

83 


A.  Einfiihrung 

„Die  auf  dem  Westufer  des  Don  bei  Golubinka  und  westlich  Kalatsch  be= 
findlichen  und  eintreffenden  Telle  der  6.  Armee  haben  durch  Angrijff  in  nord= 
westlicher  Richtung  zunachst  die  Linie  Werchnaja— Businowka— Dobrinskaja 
zu  gewinnen  und  damit  die  Verbindung  zwischen  den  bei  Werchnjaja  Bu= 
sinowka  stehenden  Teilen  und  dem  rechten  Fliigel  der  Sicherungslinie  des 
Koriick  herzustellen.  Das  XI.  A.K.  hat  seine  Stellungen  in  der  jetzigen  Linie 
zwischen  Logowskij  bis  siidHch  Orechowskij  auf  jeden  Fall  zu  halten. . ." 

Uber  die  folgenden  Tage  einschlielilich  der  entscheidenden  Nacht  vom  23./ 
24. 11.,  in  der  es  um  die  Frage  ging,  ob  der  seit  22. 11.  eingeschlossenen 
6.  Armee  der  Befehl  zum  Durchbruch  nach  Siidwesten  und  zum  Anschlufi  an 
die  4.  Panzerarmee  erteilt  werden  soUte,  sind  fiir  den  Bereich  der  Obersten 
Wehrmachtfiihrung  aufier  wenigen  Befehlen  keine  Quellen  vorhanden.  In 
der  Nacht  vom  22.723. 11.  erging  der  bekannte  Funkspruch  Hitlers  an  den 
OB  der  6.  Armee®:  „Die  6.  Armee  ist  voriibergehend  eingeschlossen.  Ich  kenne 
die  6.  Armee  und  ihren  Oberbefehlshaber  und  weifi,  dafi  sie  sich  in  dieser 
Lage  tapfer  halten  werden.  Die  6.  Armee  muli  wissen,  dafi  ich  alles  tue,  ihr 
zu  helfen  und  sie  zu  entsetzen.  Ich  werde  ihr  rechtzeitig  meine  Befehle  geben.'" 

Nachdem  die  Lagebeurteilungen  des  Chefs  der  Luftflotte  4,  Gen.Oberst 
V.  Richthofen,  und  des  Kdr.Generals  des  VIII.  Flieger=Korps,  Generalleutnant 
Fiebig,  „die  dem  AOK  6  wie  auch  ihren  Luftwaffenvorgesetzten  gegeniiber 
einhellig  die  Meinung  vertraten,  dafi  die  Luftversorgung  einer  ganzen  Armee 
im  Winter  unmoglich  sei^'',  im  FHQu  eingetroffen  waren,  sandte  Paulus  in 
der  Nacht  vom  23-/24. 11.  den  —  gleichfalls  bekannten  —  Appell  an  Hitler^, 
dessen  Kernsatze  lauteten:  „Die  Schliefiung  des  Kessels  im  Siidwesten  und 
Westen  ist  nicht  gegliickt.  Bevorstehende  Feinddurchbriiche  zeichnen  sich  hier 
ab.  Munition  und  Betriebsstoff  gehen  zu  Ende.  Zahlreiche  Batterien  und  Pan= 
zerabwehrwaffen  haben  sich  verschossen.  Eine  rechtzeitige,  ausreichende  Ver= 
sorgung  ist  ausgeschlossen.  Die  Armee  geht  in  kiirzester  Zeit  der  Vernichtung 
entgegen,  wenn  nicht  unter  Zusammenfassung  aller  Krafte  der  von  Siiden 
und  Westen  angreifende  Feind  vernichtend  geschlagen  wird.  Hierzu  ist  die 
Herausnahme  aller  Divisionen  aus  Stalingrad  und  starker  Krafte  aus  der 
Nordfront  erforderlich.  Unabwendbare  Folge  mul3  dann  Durchbruch  nach  Siid= 
westen  sein,  da  Ost=  und  Nordfront  bei  derartiger  Schwachung  nicht  mehr  zu 
halten." 

Vorausgegangen  war  am  21. 11.  mittags  ein  „Fiihrerentsdieid" :  „6.  Armee  halt 

trotz  Gefahr  voriibergehender  Einsdiliefiung.  Befehlsiibernahme  iiber  IV.  A.K. 

und  Reste  ruman.  VI.  A.K.  vorbereiten.  Bahnlinie  moglichst  lange  offen  halten. 

Uber  Luftversorgung  folgt  Befehl."  (Funkspruch  der  H.Gr.  B  an  AOK  6,  21. 11. 

1942,  15.25  Uhr). 
S     Fiihrer=Funkspruch  Nr.  1368  an  AOK  6,  22. 11. 1942,  22.00  Uhr  (OKH/Gen.St.d.H./ 

Op.Abt.  Nr.  420951/42  g.Kdos.  Chefs.). 
9     Philippi— Heim,  a.  a.  O.,  5. 182, 
1     Funkspruch  AOK  6  an  OKH,  23. 11.,  abgegangen  21.30  Uhr,  Durchgabe  an  OKH 

23.45  Uhr;  mufi  demnach  in  den  ersten  Stunden  des  24. 11.  Hitler  vorgelegen 

haben. 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

Dieser  Appell  vermochte  Hitlers  Entscheidung,  die  6.  Armee  an  der  Wolga 
stehen  zu  lassen,  ebenso  wenig  zu  beeinflussen,  wie  es  die  Unterstiitzung 
durch  den  OB  der  H.Gr.  B,  Generaloberst  v.  Weichs,  und  die  Vorstellungen 
des  Chefs  des  Generalstabes  des  Heeres  trotz  voriibergehenden  eigenen,  bei 
ihm  typischen  Schwankens  es  vermochten.  Die  einzelnen  Vorgange  im  FHQu 
in  der  Nacht  vom  23.724. 11.  sind  mangels  zeitgenossischer  Quellen  nicht  mehr 
zu  rekonstruieren.  Ohne  Zweifel  hat  aber  der  Ob.d.L.,  Goring,  durch  seine 
Versicherung,  die  auf  400  000  Mann  geschatzte  6.  Armee  2,  wie  im  vergangenen 
Winter  die  „Festung  Demjansk'',  auf  dem  Luftwege  zu  versorgen.  Hitlers  Hal= 
tung  erhartet.  Der  „Fiihrerentscheid''  vom  24. 11.  (abgegangen  5.40  Uhr,  bei 
AOK  6  8.38  Uhr  auf genommen)  ^  legte  die  Armee  dementsprechend  fest.  Die 
Grundentscheidung  war  gefallen. 

Die  Aufzeichnungen  Engels  liber  die  Mittagslagebesprechung  vom  24. 11., 
die  erste  wieder  in  „Wolfschanze'',  —  also  nach  Absendung  des  „Fiihrer= 
entscheides  vom  24. 11.  friih  —  zeigen,  dafi  die  Auseinandersetzungen  dessen 
ungeachtet  weitergingen:  „Gro6e  Diskussion  iiber  Funkspruch  General  Pau= 
lus:  Antrag,  gesamte  Nordfront  zuriickzunehmen,  da  inzwischen  Lage  unhalt= 
bar.  Paulus  schreibt,  dafi  er  Aufbau  Siidfront  und  Halten  Nordfront  nicht 
konne.  Fiihrer  lehnt  Vorschlag  kraf^  ab^,  obwohl  Zeitzler  ihn  befiirwortet. 
Begriindung  ist,  dafi  dann  alles  in  Bewegung  komme,  man  wisse  ja,  wie  das 
aussahe.  Zeitzler  betont  aber  eindeutig,  dafi  nunmehr  die,  wenn  auch  hoffent= 
lich  voriibergehende,  Einschliefiung  der  6.  Armee  Tatsache  werde.  Fiihrer  sagt 
Priifung  zu,  weitere  Verbande  aus  dem  Westen  heranzuholen,  und  betont 
immer  wieder,  dafi  Stalingrad  auf  keinen  Fall  aufgegeben  werden  diirfe,  setzt 
grofie  Hoffnung  auf  Hoth^,  dem  er  zutraut,  im  Donbogen  die  Lage  zu 
meistern.  .  . 

„Lagevortrag  wird  immer  unruhiger.  Schuld  ist  voUig  ungeklart^.  .  .  Immer 
wieder  gehen  Befehle  vom  Fiihrer  unmittelbar  und  iiber  OKH  iiber  Ver= 
wendung  XXXXVIII.  Pz.Korps  heraus,  von  dem  man  immer  noch  nicht  weifi, 
was  es  macht  und  wo  es  ist.  Letzte  Meldung  Heim  war,  dafi  er  durchbrechen 
mufi,  und  zwar  nach  Siiden,  da  Igel  unhaltbar^.  .  /'  Der  fernmiindliche  Vor= 
schlag  des  Chefs  des  Generalstabes  der  H.Gr.  B,  Generalieutnant  v.  Sodenstern, 
„Heim  Handlungsfreiheit  zu  geben,  nur  er  allein  konne  noch  eigene  Kampf= 
kraft  und  die  der  Rumanen  beurteilen",  „wird  von  Fiihrer  krajS  abgelehnt. 
Harte  Worte  iiber  Heim;  nach  Auffassung  Fiihrers  voUig  ungeeignet  fiir 
Korpsfiihrung.  Es  ist  eine  grauenhafte  Stimmung. . .'' 

2  Aufz.  zum  KTB  des  WFStabes,  28. 11. 1942. 

3  Funkspruch  OKH  an  AOK  6,  24. 11. 1942,  abgegangen  5.40  Uhr  (taktische  Uhr= 
zeit),  angekommen  8.38  Uhr, 

4  Vom  Verfasser  hervorgehoben. 

5  OB  der  4.  Panzerarmee. 

6  Gemeint  ist  die  Frage,  wer  fiir  den  Durchbruch  der  Sowjets  am  19. 11.  und  den 
verfehlten  Einsatz  des  XXXXVIII.  Pz.Korps  verantwortlich  sei. 

7  Hierzu  Philippi— Heim,  a.  a.  O.,  S.  183. 

S5 


A.  Einf  iihrung  f 

Schlielilich  schaltete  sich  am  26. 11.  der  mit  dem  Oberbefehl  iiber  die  H.Gr. 
Don  beauftragte  Gen.Feldmarschall  v.  Manstein  noch  vor  der  Befehlsuber= 
nahme  in  die  Auseinandersetzung  ein:  „Lange  Diskussion  iiber  Beurteilung 
(der  Lage)  durch  v.  Manstein.  Vorschlag  Zuriicknahme  6.  Armee;  Erwagungen, 
ob  weiter  siidlich  Stalingrad  stehende  Krafte^  weit  zuriickzunehmen  seien, 
vielleicht  sogar  bis  zum  Dnjepr,  um  Reserven  zu  horten,  um  dann  erneut 
Flankenoperation  von  Norden  nach  Siiden  zum  Meer  anzusetzen,  wird  be= 
sprochen,  von  Zeitzler  sachlich,  aber  ohne  Stellungnahme  vorgetragen.  Fiihrer 
ist  und  bleibt  ruhig,  lehnt  aber  alles  ab.  Griinde:  alles  wiirde  als  Schwache 
ausgelegt,  lebenswichtige  Gebiete  erneut  verloren,  unmogliche  Auswirkungen 
auf  Verbiindete,  Zeitverlust,  da  man  nicht  wisse,  was  im  Westen,  Afrika  oder 
wo  anders  passiere.  v.  Manstein  habe  gute  operative  Gedanken,  sie  seien  aber 
angesichts  der  Gesamtlage  graue  Theorie.  Sowie  die  anderen  OB's  merkten, 
dafi  man  Krafte  sammle,  schreie  jeder  nach  altem  Rezept.  Zeitzler  bittet  zum 
Schlufi,  6.  Armee  notigenfalls  Handlungsfreiheit  zu  geben,  was  Fiihrer  krafi 
ablehnt.  Nur  Entsatz  kame  in  Frage,  dazu  sei  Masse  4.  Panzerarmee  vor= 
handen/' 

Zur  Frage  der  Luftversorgung  finden  sich  bei  Engel  unter  dem  25. 11.  erst= 
mals  Notizen^:  „Gro6e  Besprechung  iiber  Luftversorgung  Stalingrad.  Goring 
verpflichtet  sich  fiir  Versorgung  der  Armee;  man  konne  500  t  im  Durchschnitt 
einfliegen,  alles  wurde  zusammengezogen,  sogar  die  Ju  90  aus  dem  Luftver= 
kehr.  Zeitzler  hat  Bedenken,  glaubt,  dafi  500  t  nicht  ausreichen,  macht  auf 
Wetterlage,  Verluste  aufmerksam,  aber  Reichsmarschall  macht  sich  ungeheuer 
stark,  es  wurde  bei  jeder  Wetterlage  geflogen.  Demjansk  und  andere  Falle 
hatten  bewiesen,  dafi  man  so  etwas  konne.  Wir  sind  entsetzt  iiber  so  viel 
Optimismus,  den  auch  Generalstabsoffiziere  der  Luftwaffe  nicht  teilen.  Fiihrer 
begeistert  iiber  Reichsmarschall;  der  schaffe  das  wie  in  friiheren  Zeiten,  dort 
sei  nicht  der  Kleinmut  wie  bei  vielen  Stellen  des  Heeres.'' 

Am  26. 11.  unternahm  der  1.  Generalstabsoffizier  der  Luftwaffe  beim  Chef 
WFStab,  Oberstlt.  d.G.  Christian,  beim  Lagevortrag  den  letzten  Versuch,  die 
Unmoglichkeit  einer  Luftversorgung  der  6.  Armee  Hitler  vor  Augen  zu  fiihren 
und  damit  seine  Entscheidung  umzustofien:  „Grolie  Stunde  von  Christian. 
Dieser  tragt  in  Gegenwart  von  Jodl  erneut  Bedenken  gegen  Zusage  von 
Reichsmarschall  vor;  die  versprochene  Versorgung  sei  in  der  Form  unmoglich, 
seiner  Auffassung  nach  konne  man  bei  gunstiger  Wetterlage  im  Hochstfalle 
mit  100—150  t  je  Tag  im  Durchschnitt  rechnen.  Fiihrer  widerspricht,  nachdem 
er  sich  Christian  in  Ruhe  angehort  hat.  Alles  sei  nur  eine  Frage  der  Zeit,  das 
werde  ein  besonders  befahigter  Organisator  machen  mit  riicksichtslosen  Voll= 
machten,  wenn  es  sein  mufi,  auch  gegen  Generale,  die  der  Luftversorgung 
Schwierigkeiten  machten  (v.  Manstein,  v.  Richthofen)."" 

8  Gemeint  ist  offensichtlich  die  H.Gr.  A  im  Kaukasus.  v.  Manstein  erwahnt  diesen 
Vorsdilag  in  seinen  Memoiren  nidit. 

9  Tgb.  Engel,  25. 11. 1942. 

86 


IV.  Der  ostlidie  Kriegsschauplatz  1942 

Am  27. 11.  ubernahm  Gen.Feldmarschall  v.  Manstein  den  Oberbefehl  iiber 
die  H.Gr.  Don,  zu  der  neben  der  6.  Armee  die  4.  Panzerarmee  und  die  Reste 
der  3.  und  4.  rumanischen  Armee  gehorten,  mit  dem  Auftrag,  „die  feindlichen 
Angriffe  zum  Stehen  zu  bringen  und  die  vor  Beginn  des  Angriff s  innegehabten 
Stellungen  wiederzugewinnen^''.  Auf  den  befohlenen  „Befreiungsangri£f"  der 
Armeegruppe  Hoth  (4.  Panzerarmee,  4.  rumanische  Armee)  konzentrierte  sich 
die  Hoffnung  der  deutschen  Obersten  Fiihrung.  Der  urspriinglich  fiir  den  3. 12. 
vorgesehene  Angriffsbeginn  (aus  dem  Raum  Kotelnikowo  in  Richtung  Nord= 
ost  auf  Stalingrad)  mulite  wegen  der  Verzogerung  im  Antransport  der  Panzer= 
divisionen  (6.  und  23.  Pz.Div.  unter  dem  LVII.  Pz.Korps)  zunachst  auf  den 
8.,  schlieJSlich  auf  den  12. 12.  verschoben  werden.  Der  mit  232  Panzern  begon= 
nene  Angriff,  an  dem  an  der  Flanke  audi  rumanische  Divisionen  teilnahmen, 
gelangte  dann  bis  zum  18. 12.  in  den  Raum  zwischen  Aksai  und  Mischkowa, 
rd.  60  km  siidwestlich  Stalingrad.  Obwohl  noch  eine  dritte  Panzerdivision  (die 
17.  Pz.Div.)  zum  Einsatz  gelangte,  wurde  an  diesem  Tage  deutlich,  dafi  ein 
weiteres  Vordringen  der  schwachen  Krafte  angesichts  des  verstarkten  sowjeti= 
schen  Widerstandes  nicht  mehr  moglich  war.  Noch  verhangnisvoller  war,  dafi 
der  neuen  sowjetischen  Offensive  am  Don  gegen  die  Front  der  8.  italienischen 
Armee  (ab  16. 12.)  inzwischen  ein  voUer  Durchbruch  gelungen  war.  Hitler 
befahl  daher  an  diesem  Tage  „die  Zuriicknahme  der  Front  an  beiden  (Durch= 
bruchs=)Stellen  in  eine  Sehnenstellung,  weil  sein  Grundsatz,  die  vorderste 
Linie  unbedingt  zu  halten,  hier  angesichts  des  Zuriickstromens  der  Italiener 
nicht  anwendbar  sei-''. 

Uber  die  Lagebesprechung  dieses  Tages  notierte  Engel:  „Neue  grofie  Un= 
ruhe  bei  der  Lage.  LVII.  Pz.Korps  kommt  nicht  vorwarts.  Russe  wirft  ihm 
neue  Krafte  entgegen,  alles  sieht  nach  Abwehr  aus.  Da  andere  Krafte  nicht 
zur  Verfiigung  stehen,  bedeutet  das,  dafi  Entsatzversuch  ^0—60  km  vor  der 
Front  der  6.  Armee  zum  Stehen  kommt.  Noch  schlechter  bei  H.Gr.  B.  Italiener 
sind  offensichtlich  durchstofien,  auch  Rumanen  bei  Armeeabteilung  Hollidt^. 
Abends :  v.  Manstein  beantragt  erneut  Ausbruch  6.  Armee,  nur  so  sei  noch 
Verbindung  nach  Stalingrad  und  somit  Masse  der  Armee  zu  retten.  Stimmung 
ist  gedriickt.  Fiihrer  hat  erneut  Ausbruch  abgelehnt,  obwohl  es  Zeitzler  sehr 
dringlich  gemacht  hat.  Wiitender  Anruf  von  Busse^  und  auch  v.  Mansteins, 
da  alle  im  Anrollen  befindlichen  Krafte  Heeresgruppe  B  zugefiihrt  werden,  um 
in  das  Loch  der  Italiener  geworfen  zu  werden.'' 

19. 12.:  „Erregte  Aussprache,  da  v.  Manstein  wieder  Ausbruch  von  Armee 
beantragt.  Fiihrer  ist  unerbittlich  immer  mit  den  gleichen  Argumenten,  glaubt 

1  So  der  Wortlaut  des  Auftrages  vom  21. 11. 1942,  als  der  voile  Ernst  der  Lage 
noch  nicht  ganz  zu  iiberschauen  war. 

2  Aufz.  zum  KTB  des  WFStabes,  18. 12. 1942. 

3  Die  3.  rumanische  Armee  wurde  am  27. 12. 1942  in  Armeeabt.  HoUidt  um= 
benannt;  davor  handelte  es  sich  um  das  verst.  XVII.  A.K.  unter  dem  nur  noch 
formellen  Oberbefehl  der  3.  rumanischen  Armee. 

4  la  des  H.Cr.Kdo.s  Don. 

87 


A.  Einfuhrung 

nicht  an  Rettung  der  Armee.  Hat  durch  Schmundt  auf  irgendeinem  Wege  er= 
fahren,  dali  auch  AOK  6  Ausbruch  in  augenblicklicher  Lage  fiir  unmoglich 
halte.  V.  Manstein  meldet,  dali  ohne  Zutun  der  6.  Armee  mit  eigenen  Kraften 
der  Entsatz  unmoglich  sei/' 

Dennoch  scheint  Hitler  voriibergehend  geschwankt  zu  haben,  ob  er  der 
6.  Armee  nicht  doch  den  Befehl  zum  Durchbruch  geben  solle;  denn  in  den 
Auf zeichnungen  zum  KTB  des  WFStabes  heifit  es  am  20.  12.  ^ :  „Der  Fiihrer 
hat  den  Gedanken,  Stalingrad  aufzugeben,  fallen  lassen;  die  6.  Armee  kann 
in  Anbetracht  ihres  gegenwartigen  Zustandes  bei  einem  Durchbruch  hochstens 
30  km  vorwartskommen,  daher  darf  sie  nicht  vorzeitig  antreten.  Der  Fiihrer 
halt  andererseits  daran  fest,  dali  die  Verbindung  mit  der  6.  Armee  hergestellt 
und  solange  aufrechterhalten  wird,  dafi  deren  vollstandiger  Abbau  erfolgen 
kann." 

Am  21.  12.  kommt  es  beim  Lagevortrag  „auf  Grund  einer  Meldung  des 
Gen.Feldmarschalls  v.  Manstein,  dali  die  4,  Armee  iiber  den  erreichten  Ab= 
schnitt  (Aksai)  nicht  mehr  hinauskommen  und  die  6.  Armee  nicht  mehr  als 
hochstens  30  km  vordringen  konne,  zu  einer  langen  Aussprache  zwischen  dem 
Fiihrer  und  den  Chefs  der  Generalstabe  des  Heeres  und  der  Luftwaffe  iiber 
die  Lage  im  Sliden  der  Ostfront.  Wie  bisher  werden  keine  ganzen  Entschliisse 
gefalite." 

VoUends  erschiitternd  liest  sich  dann  der  Eintrag  Engels  iiber  den  22.  12. : 
„Tiefste  Depression  bei  uns.  Fast  alle''  hatten  gehofft,  dali  Paulus  bei  allem 
Risiko  nunmehr  selbstandig  ausbrechen  wiirde.  Mit  Masse  ware  er  durch= 
gekommen,  wenn  auch  unter  grofien  materiellen  Verlusten.  Heute  abend 
sprach  Jodl  sehr  ernst,  und  man  merkte,  dali  auch  er  mit  diesem  selbstandigen 
Entschlufi  fest  gerechnet  hatte,  desgl.  auch  bestimmt  Chef  des  Generalstabes 
(des  Heeres)  und  die  Heeresgruppe.  Niemand  weili,  wie  es  mit  Stalingrad 
weitergehen  soil.  Fiihrer  ist  sehr  schweigsam  und  aulier  der  Lage  und  den 
Vortragen  fast  nie  zu  sehen.  Am  meisten  bekiimmert  uns,  dali  offensichtlich 
im  Kessel  selbst  Uneinigkeit  herrscht  und  der  OB  (Paulus)  nicht  weifi,  was 
er  machen  soil.  Hinzu  kommt,  dali  Luftversorgung  immer  schlechter  wird.'' 

Schon  am  23.  12.  naherten  sich  die  vom  Don  durch  die  Front  der  italie= 
nischen  8.  Armee  vorstolienden  sowjetischen  Panzerspitzen  den  fiir  die  Ver= 
sorgung  Stalingrads  entscheidenden  Flughafen  Morozowski  und  Tanzinskaja. 
Am  25.  12.  fiel  letzterer  in  ihre  Hand.  Gleichzeitig  wurde  die  4.  rumanische 
Armee  in  der  rechten  Flanke  der  4.  Panzerarmee  durchbrochen.  In  dieser  kri= 
tischen  Situation  forderte  Manstein,  ihm  Divisionen  von  der  Kaukasus=Front 
zur  Verfiigung  zu  stellen,  „da  die  6.  Armee,  die  z.  Z.  feindliche  Krafte  in  ho= 
hem  Malie  bindet,  unter  keinen  Umstanden  im  Stich  gelassen  werden  darf. 


5  Aufz.  zum  KTB  des  WFStabes,  20. 12. 1942. 

6  Tgb.  Engel,  21. 12. 1942. 

7  Im  Original  unterstrichen. 


88 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

Diesen  Vorschlag  lehnte  Hitler  am  27.12.  ab®:  „Der  Gedanke,  die  noch  bei 
der  1.  Panzerarmee  (im  Kaukasus=Raum)  befindlichen  beiden  Panzer=Divi= 
sionen,  die  zusammen  nur  iiber  ^S  Panzer  verfiigen,  zur  4.  Panzerarmee  heran= 
zufiihren,  ist  undurchfiihrbar.  Ohne  diese  beiden  schnellen  Verbande  kann 
die  1.  Panzerarmee  weder  ihre  Stellungen  halten  noch  sich  vom  Gegner  ab= 
setzen,  der  sie  dann  mit  seinen  schnellen  Verbanden  iiberholt  oder  durch= 
stofit.  .  ." 

In  der  unmittelbar  folgenden  „Weisung  fiir  die  weitere  Kampffiihrung 
auf  dem  Siidfliigel  der  Ostfront"'  vom  27. 12.  fiihrte  Hitler  im  einzelnen  aus®: 

„Aussdilaggebend  fiir  alle  Mafinahmen  und  grundlegend  fiir  die  Kampffiihrung 
der  nadisten  Zeit  mu6  die  Befreiung  der  6.  Armee  bleiben.  Die  H.Gr.  Don  mu6  sich 
deshalb  fiir  den  Ansatz  der  hierfiir  bestimmten  Teile  und  fiir  die  laufende  Versor= 
gung  der  6.  Armee  die  bestmoglichen  Voraussetzungen  erhalten.  Die  H.Gr.  B  mu6 
deshalb  verhindern,  dal?  die  Nordflanke  der  H.Gr.  Don  noch  langer  wird  und  der 
Riicken  der  H.Gr.  Don  gefahrdet  wird.  Die  H.Gr.  A^  mu6  die  durch  Rostow  gehende 
Bahnlinie  von  ihrem  Nachschub  zugunsten  der  H.Gr.  Don  entlasten  und  diesen  auf 
den  Umschlag  iiber  die  Kertsch=Enge  verlegen. 

Die  H.Gr.  A  hat  in  den  jetzigen  Stellungen  alle  Angriffe  des  Gegners  abzu= 
weisen. . . 

H.Gr.  Don  hat  das  Gebiet  um  Kotelnikowo  auf  jeden  Fall  als  Ausgangsbasis 
fiir  das  Antreten  zur  Befreiung  der  6.  Armee  zu  halten. . . 

Nordlich  des  Don  kommt  es  darauf  an,  sich  die  Flugplatze  Morozowski  und 
Tazinskaja  zu  erhalten  bzw.  wiederzugewinnen.  . . 

Die  H.Gr.  B  hat  die  allgemeine  Linie  Kalitwa  nordwestl.  Tazinskaja— Millerowo— 
Katemirowka— Don  zu  halten  bzw.  wiederzugewinnen. . . 

Zur  Stiitzung  der  ungarischen  2.  Armee  sind  alle  irgendwie  erdenklichen  MaC= 
nahmen  zu  treffen,  um  zu  verhindern,  dafi  der  Feind  seinen  Einbruch  nach  Norden 
erweitert  und  in  den  Besitz  der  Bahn  Rossosch— Swoboda  kommt. . ." 

Jedoch  gab  Hitler  am  Tage  darauf  dem  Drangen  des  Chefs  des  General= 
stabes  des  Heeres,  General  Zeitzler,  endlich  nach  und  lieli  sich  die  Zuriick= 
nahme  der  H.Gr.  A  aus  dem  Kaukasus  abringen.  Im  „Operationsbefehl  Nr.  2" 
vom  28. 12."^  hiefi  es  daher: 

„Mein  Bestreben  bleibt  nach  wie  vor,  die  6.  Armee  in  ihrer  Festung  zu  erhalten 
und  die  Voraussetzung  fiir  ihre  Befreiung  zu  schaffen.  Trotzdem  mu6  vermieden 
werden,  dafi  durch  Zuriickgehen  verbiindeter  Truppen  oder  durch  Eindriicken  schwa= 
cher  eigener  Teile  oder  durch  ortlich  gebildete  starke  Feindiiberlegenheit  neue  Kessel 
entstehen.  Au6erdem  soil  durch  bewegliche  Kampffiihrung  dem  Russen  an  einzelnen 

8  Fernschreiben  OKH  an  H.Gr.  Don  vom  27. 12. 1942,  5.00  Uhr  (OKH/Gen.St.d.H./ 
Op.Abt.  (I  S/B)  Nr.  421  033/42  g.Kdos.  Chefs.). 

9  Fernschreiben  OKH  an  H.Gr.  Don  vom  27. 12. 1942,  3.00  Uhr  (OKH/Gen.St.d.H./ 
Op.Abt.  (I  S/B)  Nr.  42  103/42  g.Kdos.  Chefs.),  gez.  Adolf  Hitler. 

1  Hitler  hatte  am  22. 11. 1942  die  Fiihrung  der  H.Gr.  A  wieder  abgegeben  und 
Generaloberst  v.  Kleist,  bisher  OB  der  1.  Panzerarmee,  zum  OB  der  H.Gr.  A 
ernannt. 

2  Fernspruch  OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.  Nr.  4  210  442/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  28. 12. 
1942  „Operationsbefehl  Nr.  2",  gez.  Adolf  Hitler. 

89 


A.  Einf  iihrung 

Stellen  die  Initiative  entrissen  werden  und  die  Uberlegenheit  der  deutschen  Fiih= 
rung  wieder  zur  Geltung  kommen. 
Ich  befehle  deshalb : 

1.  Die  H.Gr.  A  wird  unter  Beibehalt  und  besonderer  Verstarkung  ihrer  Kusten= 
und  Gebirgsfront  schrittweise  Zug  um  Zug  in  mehreren  Abschnitten  in  eine  ver= 
ktirzte  Stellung  Mostowoje— Armawir  —  ostwarts  Salsk  zuriickgenommen.  Erster 
Abschnitt  ist  die  Solka=Kuma=Stellung.  Beim  Zuriicknehmen  sind  die  beweglichen 
Krafte  (15.  und  3.  Pz.Div.)  auf  den  Nordfliigel  zu  verschieben,  um  Umfassungen 
zuvorzukommen  und  unsererseits  den  Feind  beweglich  anzupacken. 

2.  Die  HGr.  Don  hat  nach  wie  vor  die  Pflicht,  alles  zu  tun,  um  die  Voraus= 
setzungen  fiir  die  Befreiung  der  6.  Armee  zu  erhalten.  Sie  darf  deshalb  ihre  Ver= 
bande  nur  dann  nach  Westen  zuriicknehmen,  wenn  es  unbedingt  notwendig  ist 
und  auch  dann  nur  in  standigem  Kampf,  um  dem  Feind  moglichst  grofie  Verluste 
beizubringen  und  um  Raum  und  Zeit  fiir  den  Aufmarsch  der  anrollenden  Verstar= 
kungen  zu  erhalten  bzw.  zu  schaffen. . ." 

In  einer  Erganzung  zu  diesem  Operationsbefehl  vom  31.  12.^  wurde  noch 
im  einzelnen  die  Uberfiihrung  von  Kraften  (aus  dem  Westen  Leibstandarte 
SS=„  Adolf  Hitler",  „SS=Reich",  „SS=Totenkopf=Division",  von  der  H.Gr.  Mitte 
Div.  „Gro6deutschland'')  befohlen:  „Um  die  Befreiung  der  6.  Armee  durch= 
fiihren  zu  konnen,  wird  eine  starke  Kraftegruppe  Mitte  Februar  im  Gebiet 
siidostwarts  Charkow  versammelt  werden. .  .  (Es)  ist  beabsichtigt,  ab  Mitte 
Februar  je  nach  Wetterlage  mit  der  Panzergruppe  und  weiteren  aus  der 
H.Gr.  A  und  Don  zu  gewinnenden  schnellen  Verbanden  voraussichtlich  nord= 
lich  des  Don  in  Richtung  Stalingrad  zur  Befreiung  der  6.  Armee  anzutreten. . ." 

Ob  Hitler  tatsachlich  zu  diesem  Zeitpunkt  noch  an  die  Moglichkeit  eines  Ent= 
satzes  der  6.  Armee  ernsthaft  „glaubte'',  wird  sich  mit  Sicherheit  —  zumal  bei 
der  Psyche  Hitlers  —  nie  klaren  lassen.  Noch  am  28. 12.  hatte  er  in  der  Lage= 
besprechung  gegeniiber  dem  Vortrag  Christians,  dafi  v.  Manstein  die  Luftver= 
sorgung  nicht  fiir  ausreichend  und  damit  fiir  undurchfiihrbar  halte,  entgegnet, 
„daJS  dies  nur  eine  Frage  der  Rationalisierung  sei  . . .  Man  soil  Exportkaufleute 
dahin  setzen  und  keine  schimmerlosen  Biiro=  oder  Generalstabsoffiziere.  Kon= 
zentrate  mufiten  hinein.  Die  gabe  es,  und  er  wiirde  sich  jetzt  personlich  darum 
kummern*/' 

7.  Die  Situation  um  die  Jahreswende  1942/43 

Das  Bild  der  katastrophalen  Entwicklung  am  Siidabschnitt  der  Ostfront,  wie 
es  sich  nicht  nur  aus  der  Einschlieliung  der  6.  Armee,  sondern  auch  aus  der 
hochsten  Gefahrdung  der  H.Gr.  A  im  Kaukasus  und  dem  Ausfall  der  drei  ver= 
bundeten  Armeen,  der  ein  riesiges,  nur  notdiirftig  abgesichertes  Loch  zwischen 
der  4.  Panzerarmee  und  dem  noch  haltenden  Alpini=Korps  am  Nordfliigel  der 
8.  italienischen  Armee  am  mittleren  Don  hatte  entstehen  lassen,  bis  zum  Jah= 

3  Fernspruch  OKH  an  H.Gr.  Don  „Erganzung  zum  Operationsbefehl  Nr.  2."  vom 
31.  12.  1942  (OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.  (I  S/B)  Nr.  421 052/42),  aufgenommen 
1. 1. 1943,  4.10  Uhr. 

4  Tgb.  Engel,  28. 12. 1942. 

90 


IV.  Der  ostlidie  Kriegsschauplatz  1942 

resende  ergeben  hatte,  bedarf  einer  Erganziing  durch  eine  kurze  Sdiilderung 
der  Situation  an  den  Fronten  der  H.Gr.n  Mitte  und  Nord.  Wie  schon  erwahnt 
(s.  oben  S.  j6),  hatte  die  Oberste  Fiihrung  auf  Grund  der  Nachrichten  iiber  den 
sowjetischen  Aufmarsch  und  die  Krafteverteilung  der  Roten  Armee  Anfang 
November  den  Eindruck  gewonnen,  dafi  die  Hauptgefahr  der  H.Gr.  Mitte, 
genauer  bezeichnet:  der  9.  Armee,  im  Bogen  um  Rshew  drohe.  Auf  eine  Ab= 
wehr  der  sowjetischen  Winteroffensive  in  diesem  Abschnitt  hatten  sich  daher 
Fiihrung  und  Truppe  eingestellt.  Wenn  auch  der  geplante  eigene  Praventivangriff 
auf  Toropez  nicht  mehr  zustande  kam  (s.  oben  S.  'j^),  gelang  es,  die  am  24. 11. 
mit  voller  Wucht  in  doppelter  Zielrichtung  (Herausbrechen  des  „Blocks"  der 
9.  Armee  und  Vorstofi  an  der  Naht  zur  H.Gr.  Nord  nach  Westen)  einsetzende 
sowjetische  Winteroffensive  abzuschlagen,  obwohl  die  Sowjets  in  diese  Offen= 
sive  mehr  Krafte  warfen  als  in  die  Schlacht  um  Stalingrad.  Mitte  Dezember 
konnte  die  angestrebte  doppelseitige  Umfassung  der  9.  Armee  als  gescheitert 
betrachtet  werden.  Lediglich  der  an  der  Naht  zur  H.Gr.  Nord  nach  Westen 
zielende  Stofi  hatte  erst  nach  der  Einschliefiung  Welikije  Lukis  westhch  davon 
zum  Stehen  gebracht  werden  konnen,  Der  von  Hitler  aus  Prestigegriinden  zum 
„Festen  Platz''  erklarte  Ort,  seit  25. 11.  von  alien  Landverbindungen  abge= 
schnitten,  sollte  von  aulien  entsetzt  werden.  Doch  ehe  sich  der  deutsche  An= 
griffskeil  unter  schwierigsten  Bedingungen  bis  zur  Stadt  durchgekampft  hatte, 
war  die  Besatzung  (anfangs  fast  7000  Mann)  am  15. 1. 1943  der  sowjetischen 
Obermacht  erlegen^. 

An  der  Front  der  H.Gr.  Nord  konnten  die  sowjetischen  Angriffe  gegen  die 
Landbriicke  zum  Demjansk=Vor sprung  ebenfalls  abgeschlagen  werden.  Diese 
erfolgreiche  Abwehr  der  sowjetischen  Winteroffensive  an  einem  ihrer  Schwer= 
pimkte  gehort  mit  zum  Verstandnis  der  Situation  an  der  Ostfront  um  die 
Jahreswende  1942/43.  Sie  erklart  die  im  Ostheer  und  seiner  Fiihrung  ver= 
breitete  Zuversicht,  dafi  es  gelingen  werde,  auch  die  Lage  am  siidlichen  Ab= 
schnitt  wieder  zu  stabilisieren. 

Abgesehen  von  den  militarischen  Auswirkungen  hatte  das  Geschehen  an  der 
Ostfront  seit  dem  19. 11.  auch  schwerwiegende  politische  Folgen  fiir  das  Ver= 
haltnis  zu  den  Verbiindeten,  zunachst  (bis  Ende  1942)  zu  Rumanien  und 
Italien.  Insbesondere  das  deutsch=rumanische  Verhaltnis  erfuhr  eine  schwere 
Belastungsprobe.  Das  erschiitterte  Vertrauen  der  Rimianen  zur  deutschen  Fiih= 
rung  kam  am  scharf sten  in  dem  leidenschafthchen  Brief  Marschall  Antonescus 
an  Gen.Feldmarschall  v.  Manstein  vom  9. 12.  zum  Ausdruck*^.  Nadi  der  Auf= 
zahlung  einer  langen  Reihe  von  Vorwiirfen,  zielten  die  folgenden  Abschnitte 
ins  Grundsatzliche:  Die  Ehre  konne  nicht  „mit  Fiifien  getreten  werden,  beson= 
ders  gegeniiber  einem  Soldaten,  der  sich,  ohne  so  bewaffnet,  ausgebildet  und 


5  Vgl.  KTB  OKW  (WFStab),  Bd.  Ill,  S.  47. 

6  Brief  Marschall  Antonescus  an  Gen.Feldmarschall  v.  Manstein  vom  9.12.1942 
(10  Schreibmasch.=Seiten,  Fotokopie). 

91 


A.  Einfiihrung 

organisiert  zu  sein,  wie  es  Ihre  Soldaten  sind,  bis  jetzt  geschlagen  hat,  wie  er 
sich  eben  geschlagen  hat,  und  der  sich  mit  unverganglichem  Ruhm  bedeckt 
hat  . . . 

„Wenn  im  selben  Kampf  rumanische  Verbande  deutsdien  Einheiten  Luftstreit= 
krafte  und  das  modernste  Artilleriematerial  zur  Verfiigung  stellen,  obwohl  ihre 
Ausstattung  sdiwacher  als  die  deutsdie  ist  und  obwohl  sie  in  der  gleidien  Kampf= 
handlung  gleich  wichtige  Aufgaben  haben; 

wenn  rumanische  Verbande  durdi  ihren  Einsatz  bei  Feodosia  unter  sdivversten  Ver= 
lusten  das  Absetzen  der  46.  Inf.Div.  bei  Kertsch  ermoglichen'; 

wenn  andere  4  rumanische  Verbande  bei  30  Grad  Kalte  300  km  zu  Fu6  zuriicklegen, 
was  Erfrierungen  von  30^/0  der  Leute  und  Sterben  von  40%  der  Artl.=Zugpferde 
zur  Folge  hatte,  um  die  Liicke  am  Donez  auszuf iillen  ^,  die  deutschen  Linien  iiber= 
schreiten  und  ohne  Geschiitze  30  km  tief  in  den  Feind  dringen; 

wenn  es  anderen  rumanischen  Verbanden,  die  ihrem  Bestimmungsort  zueilten,  auf 
ihrem  Weg  aufgehalten  und  in  den  Kampf  geworfen  worden  sind,  gelingt,  den 
Feind,  der  die  deutsche  Front  durchbrochen  hatte,  aufzuhalten  und  die  Liicke  zu 
schlie6en  (19.  Inf.Div.  ostlich  von  Noworossijsk)^; 

wenn  andere  4  rumanische  Verbande  zugleich  mit  der  4.  und  1.  deutschen  Panzer= 
armee  den  Donez  und  Don  iiberschreiten  und  in  ununterbrochenen  Kampfen  und 
Tag=  und  Nachtmarschen  von  800  km  gleichzeitig  mit  den  deutschen  Panzerarmeen 
in  der  Verfolgung  des  Feindes  die  Wolga  erreichen; 

wenn  die  Akten  aller  Einheiten  und  Verbande  einer  Armee  unzahlige  offizielle 
Schreiben  und  Tagesbefehle  enthalten,  in  denen  die  Haltung  der  rumanischen  Sol= 
daten,  Offiziere  und  Stabe  gelobt  und  ihre  Tapferkeit  hervorgehoben  wird; 
wenn  dieselbe  Armee  iiber  loomal  in  den  Berichten  aus  dem  FHQu  genannt  ist; 
wenn  eine  Armee  in  einer  einzigen  Schlacht  von  160000  Kampfern  80000  verliert 
(von  denen  die  Russen  nur  37  000  Gef  angene  angeben)  *,  dann  konnen  diese  Kampf  er 
nicht  alle  als  fahnenfliichtig  bezeichnet  werden;  wie  auch  die  deutschen  Verbande 
nicht  als  fahnenfliichtig  bezeichnet  wurden,  die  vorigen  Winter  am  Donez  ihr  ganzes 
motorisiertes  Material  im  Stich  gelassen  haben,  als  sie  gezwungen  waren,  100  km 
auszuweichen^; 

wenn  in  demselben  Kampf  3  Generale  einer  Armee  sich  nicht  ergeben,  sondern 
fallen,  Seite  an  Seite  mit  ihren  letzten  Kampfern,  die  weder  iiber  Munition  noch  iiber 
Nahrung  mehr  verfiigten,  und  wenn  ein  vierter  General  im  selben  Kampf  zugleich 
mit  dem  letzten  Mann  der  Nachhut  fallt,  von  einem  aus  einem  Panzerwagen  abge= 
feuerten  Geschofi  mitten  in  die  Brust  getroffen; 

wenn  in  der  3.  Armee  Divisionen  waren,  die  im  Nahkampf  2  von  3  Regiments= 
kommandeuren,  5  von  7  Bataillonskommandeuren,  2  von  6  Artl=Abt.=Komman= 
deuren  und  samtliche  Komp.=  und  Battr.Fuhrer  verloren  haben; 
wenn  der  Artl.=Kommandeur  einer  Brigade  sich  zu  der  Batterie  begibt,  in  der  sein 
Sohn  kampft,  zusammen  mit  ihm  die  letzten  Geschosse  abfeuert  und  sich  dann, 
zugleich  mit  ihm,  selbst  das  Leben  nimmt,  wenn  der  Kommandeur  eines  schweren 
Artl.Regiments  im  Bajonettkampf  fallt; 

7  Ende  Dez.  1941  nach  der  sowjetischen  Landung  in  Feodosia  (29. 12). 

8  Nach  dem  sowjetischen  Einbruch  bei  der  17.  Armee  ab  18. 1. 1942. 

9  September  1942. 

1  Gemeint  ist  die  3.  rumanische  Armee,  gegen  die  sich  die  sowjetische  Offensive 
ab  19. 11. 1942  richtete. 

2  Der  tiefe  sowjetische  Einbruch  im  Raum  Isjum  ab  18. 1. 1942  bei  der  17.  Armee. 

92 


IV.  Der  ostliche  Kriegsschauplatz  1942 

wenn  ein  Bataillonskommandeur  nach  5  Tagen  ununterbrochener  Kampfe  ohne  Ver= 
pflegung  und  Munition,  ohne  sich  eine  Sekunde  zu  bedenken,  mit  seinen  erschopften 
Mannern  das  Flugzeugmaterial  und  die  deutschen  Flieger  von  Oblinskaja  vor  Ver= 
nichtung  bewahrt; 

wenn  bei  der  2.  Geb.Div.  die  durch  schwere  Kampfe  erschopften  Leute  in  einen 
solchen  Zustand  von  Ermiidung  gerieten,  dafi  sie  nicht  einmal  das  Gewehr  ab= 
driicken  konnten; 

v^enn  der  Fiihrer  die  rumanische  Armee  durch  Verleihung  der  hochsten  Auszeich= 
nungen  ehrte  und  wenn  unter  Ihren  Verbiindeten  wir  den  ersten  Eichenlaubtrager^ 
und  den  ersten  mit  dem  Ritterkreuz  ausgezeichneten  Stabsoffizier  haben; 
dann  kann  diese  Armee  nicht  als  eine  Armee  von  Fliichtlingen  behandelt  werden, 
konnen  ihre  Soldaten  nicht  als  nichtsnutzige  Menschen  ohne  Urteil  und  Verant= 
wortung  von  jedem  deutschen  Offizier  oder  Soldat  erschossen  werden  .  .  ."  „Uber 
unsere  tapferen  Truppen  kann  nicht  jeder  nach  seinem  Gutdiinken  verfiigen,  wie  er 
auch  nicht  iiber  Ihre  verfiigen  kann.  Die  Konstitution  meines  Landes  verbietet  dies, 
so  wie  es  auch  Ihre  Verfassung  und  die  Ehre  Ihres  Reiches  verbieten.  Ich  fiihie  mich 
verpflichtet,  Sie  im  voraus  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dafi,  wenn  diese  Haltung 
und  diese  Vorkommnisse  nicht  aufhoren,  ich  die  Lage  unserer  Truppen  im  Rahmen 
Ihrer  Front  zu  iiberpriifen  haben  werde  . . ." 

Das  hiernach  auf  s  auJSerste  gespannte  deutsch=rumanische  Verhaltnis  konnte 
erst  in  einer  auf  Veranlassung  Hitlers  erfolgenden  griindlichen  Unterrichtung 
Antonescus  iiber  alle  Einzelheiten  durch  den  Chef  der  deutschen  Heeresmis= 
sion  in  Bukarest,  Generalmajor  Hauffe,  am  28. 12.  einigermafien  vorder= 
grundig  bereinigt  werden.  Antonescu  erklarte  schliefilich  —  seiner  Grunduber= 
zeugung  entsprechend  — ,  „dafi  er  trotz  des  Rtickschlages  den  Kampf  nicht 
aufgebe  und  eine  neue  Armee  aufstellen  werde,  wofiir  ihm  allerdings  das  er= 
forderliche  Material  gegeben  werden  miisse.  Er  werde  das  Schiff  Europa  nicht 
verlassen.  In  Rumanien  seien  sich  fast  alle  iiber  die  Notwendigkeit  des  Kamp= 
fes  gegen  Sowjet=Ru61and  klar^.''  Was  er  Hitler  nicht  mitteilte,  war  seine  aus 
der  Katastrophe  bei  Stalingrad  gewonnene  Erkenntnis,  dafi  die  Kraft  Deutsch= 
lands  nicht  ausreichte,  um  die  Sowjetunion  militarisch  niederzuringen,  und  dafi 
er  daher  den  Versuch  unternehmen  miisse,  mit  den  westlichen  Alliierten  Kon= 
takt  aufzunehmen,  um  von  dieser  Seite  einen  Schutz  Rumaniens  gegentiber  der 
vordringenden  Sowjetunion  zu  finden.  Rumanien  betrat  also  um  die  Jahres= 
wende  1942/43  den  gleichen  Weg,  den  der  ungarische  Reichsverweser  v. 
Horthy  bereits  im  vorausgegangenen  Winter  fiir  unumganglich  erachtet  hatte 
und  auf  dem  er  iiber  den  neuen  Ministerprasidenten  v.  Kallay^  bereits  die 
ersten  Schritte  getan  hatte.  Nur  dadurch,  dafi  fiir  diese  Zielsetzung  bei  der 

3  General  Lascar,  von  dem  man  annahm,  er  sei  gefallen,  der  jedoch  in  sowjetische 
Gefangenschaft  geriet,  erhielt  am  29. 11. 1942  das  „Eichenlaub". 

4  Fernschreiben  des  Chefs  der  Deutschen  Heeresmission  in  Bukarest,  Generalmajor 
Hauffe,  an  OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.  und  OKW/Abt.  Ausl.  (Admiral  Burkner) 
vom  28. 12. 1942. 

5  V.  Kallay  besuchte  Hitler  am  7.  6. 1942  in  „Wolfsschanze",  wobei  er  ihn  der 
„vollen  Loyalitat  Ungarns"  auf  alien  Gebieten  versicherte.  Von  den  Kontakten 
Kallays  zu  den  Westmachten  erfuhr  Hitler  im  Winter  1942/43. 

93 


A.  Einfiihrung 

scheinbar  fest  gefiigten  „grofien  Koalition''  der  Alliierten  in  Ost  und  West  die 
Voraussetzungen  f ehlten,  anderte  sich  —  au6erlich  betrachtet  —  an  der  weiteren 
Zugehorigkeit  Rumaniens  und  Ungarns  zum  Lager  der  „Achsenmachte''  nichts. 
Zu  ahnlichen  Spannungen  wie  im  deutsch=rumanischen  Verhaltnis  kam  es 
im  Dezember  1942  —  allerdings  nur  auf  militarischer  Ebene  —  zwischen  den 
deutschen  und  italienischen  Kommandostellen  an  der  Ostfront,  nachdem  ab 
16. 12.  die  italienische  8.  Armee  vor  der  sowjetischen  „Dampfwalze''  auseinan= 
derbrach.  Am  19. 12.  meldete  der  „Deutsche  General  beim  Oberkommando 
der  italienischen  8.  Armee'',  Generalleutnant  v.  Tippelskirch,  an  das  OKH,  er 
habe  dem  OB  der  Armee,  Generaloberst  Gariboldi,  gegeniiber  folgende  Aus= 
fiihrungen  gemacht®: 

„Die  H.Gr.  hat  aus  den  verschiedenen  Luft=  und  Erdbeobachtungen  den  Eindrudc, 
dafi  die  italienische  Armee,  vor  allem  auch  riickwartige  Teile  in  bedrohten  Orten, 
die  sie  verteidigen  sollen,  sich  in  voller  Flucht  befinden.  Ich  bin  beauftragt,  Eure  Ex= 
zellenz  noch  einmal  mit  aufierster  Dringlichkeit  darauf  hinzuweisen,  dafi  eine  all= 
gemeine  Flucht  der  ital.  Armee  mit  den  scharfsten  Mitteln  zu  verhindern  ist  . .  .  Ich 
stande  nach  den  bisherigen  Eindriicken  vor  der  Frage,  dem  Fiihrer  zu  melden,  dafi 
die  ital.  Armee  nicht  mehr  kampfe,  sondern  wegginge,  eine  Meldung,  die  ich  der 
Ehre  der  Armee  ersparen  wolle. 

Gen.Oberst  Gariboldi  versicherte  noch  einmal,  dafi  er  alles  in  seiner  Madit  Ste= 
hende  tun  wiirde  und  getan  habe  . . .  Meine  Drohung  mit  der  Meldung  an  den 
Fiihrer  nahm  er  ohne  Entgegnung  entgegen." 

Uber  den  Zusammenbruch  der  italienischen  8.  Armee  kam  es  am  5. 1. 1943 
zu  einer  Aussprache  zwischen  v.  Tippelskirch  und  dem  „Italienischen  General 
im  FHQu'',  General  Marras^.  Dieser  fiihrte  die  Katastrophe  der  Armee  auf 
„zu  breite  Frontabschnitte,  mangelnde  moderne  Bewaffnung,  zu  geringe  Re= 
serven''  zuriick.  „Im  iibrigen  hatten  die  ital.  Truppen  6  Tage  tapfer  gekampft, 
bis  ihre  Kraft  erschopft  gewesen  sei.  Dies  sei  nicht  geniigend  gewUrdigt 
worden. 

„Tippelskirdi  liefi  General  Marras  keinen  Zweifel  dariiber,  da6  die  Mifierfolge 
nach  seiner  Auffassung  auf  schwere  Mangel  in  der  Ausbildung,  der  taktischen  Ver= 
wendung  der  schweren  Waffen  und  der  Artillerie,  die  geringe  taktische  Schulung  des 
Offizierkorps  und  auch  das  teilweise  vollige  Fehlen  oder  sehr  friihe  Einstellen  jeden 
Widerstandes  zuriickzufiihren  seien.  Die  ital.  Armee  kampfe  zu  teuer.  Sie  habe 
nahezu  alle  Reserven  in  den  ersten  Tagen  der  kleinen  russischen  Angriffe  durch 
meist  mit  Bravour,  aber  unter  hohen  Verlusten  gefiihrte  Gegenstofie  verbraucht  . . . 
General  Marras  sprach  dann  iiber  die  Verwendungsmoglichkeiten  der  sich  sammeln= 
den  Reste  der  zerschlagenen  Divisionen.  Er,  wie  auch  die  Armee,  traut  diesen  Ver= 
banden  nicht  mehr  viel  zu.  Er  glaubt  nicht,  daii  sie  aus  Italien  brauchbar  ausge= 
stattet  werden  konnen.  Er  hielt  es  auch  fiir  ausgeschlossen,  dafi  sie  mit  einer  schlech= 
teren  als  der  deutschen  Bewaffnung  iiberhaupt  noch  einmal  an  den  Feind  zu  bringen 


6  Deutscher  General  beim  ital.  AOK  8  an  OKH  (Nr.  464/42  g.Kdos.),  19. 12. 1942. 

7  Deutscher  General  beim  ital.  AOK  8  an  OKH  (Nr.  6/45  g.Kdos.),  5. 1. 1943. 

94 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

seien.  Auf  Tippelskirchs  Andeutung,  doch  zunachst  wenigstens  verstarkte  Regi= 
menter  aufzustellen  und  sie  vielleicht  im  Rahmen  deutscher  Divisionen  zu  verwen= 
den,  ging  er  kaum  ein. 

Man  konne  es  dem  italienischen  Volk  nicht  zumuten,  nachdem  es  jetzt  je  6  Divi= 
sionen  in  Nordafrika  und  hier  verloren  habe^  weitere  Soldaten  ohne  eine  erst= 
klassige  Bewaffnung  einzusetzen  . . ." 

Der  Ausfall  der  Verbiindeten  —  der  Zusammenbruch  der  2.  ungarischen 
Armee  folgte  ab  13.1.1943^  —  in  einer  Starke  von  weit  iiber  einer  halben 
Million  Mann  bedeutete  fiir  das  ohnehin  vollig  iiberanstrengte  und  durch  die 
gescheiterte  Offensive  1942  in  seiner  Substanz  erheblich  geschwachte  deutsche 
Ostheer^  dafi  es  im  Jahre  1943  allein  dem  sowjetischen  Ansturm  gegeniiber= 
stand.  Das  voile  Ausmafi  der  katastrophalen  Wendung  des  Krieges  ab  No= 
vember  1942  wird  jedoch  erst  richtig  erfafit,  wenn  die  Vorgange  im  Mittel= 
meerraum,  die  Niederlage  der  deutsch=italienischen  Panzerarmee  bei  El  Ala= 
mein  und  die  Landung  der  AUiierten  in  Franzosisch=Nordwestafrika,  sowie  die 
Entwicklung  der  „Schlacht  im  Atlantik''  einbezogen  werden.  In  Jodls  Worten 
aus  der  Riickschau  vom  Mai  1945  ausgedriickt  heilit  dies^:  „Der  Kulmina= 
tionspunkt  war  iiber schritten/'  „Der  erneute,  anfangs  erfolgreiche  Versuch  des 
Sommers  42,  das  Schicksal  zu  wenden",  war  gescheitert. 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraimi 

1.  Die  Situation  an  der  Jahreswende  1941/42 
und  die  deutsdi-italienisdie  Offensive  ab  21. 1. 1942 

Auf  dem  Mittelmeerkriegsschauplatz  lag  die  Fiihrung  der  „Achsen''=Streit= 
krafte  seit  Kriegsbeginn  (10.  6. 1940)  bei  Italien,  das  auch  nach  den  ersten 
grolien  Riickschlagen  im  Winter  1940/41  und  der  Uberfiihrung  deutscher  Hee= 
res=  und  Luftwaffenverbande,  d.  h.  der  offiziellen  Aufgabe  des  „Parallelkrie= 
ges''  (18—20. 1. 1941)/  weiterhin  den  Oberbefehl  behielt.  Konig  Viktor  Ema= 
nuel  III.  hatte  Mussolini  beim  Kriegseintritt  Italiens  mit  der  politischen  und 
militarischen  Fiihrung  des  Krieges  beauftragt.  Der  Duce  war  also  der  vom 
Konig  eingesetzte  Oberbefehlshaber  der  italienischen  Wehrmacht.  Sein  Fiih= 
rungsinstrument,  das  Comando  Supremo,  unterstand  dem  Chef  des  italie= 
nischen  Wehrmachtgeneralstabes,  seit  dem  Riicktritt  Marschall  Badoglios  am 

8  S.  oben  die  Ubersicht  Cavalleros  iiber  die  italienischen  Divisionen  S.  25. 

9  Vgl.  KTB  OKW/WFStab,  Bd.  Ill,  S.  37  ff . 

1  Nach  der  statistischen  Obersicht  des  OKH/Gen.St.d.H./Org.Abt.  erlitt  das  deut= 
sche  Ostheer  f olgende  monatlichen  Gesamtverluste  (Tote,  Vermilite,  abbef orderte 
Verwundete  und  Kranke):  Januar  1942:  214900,  Februar  1942:  173100,  Marz 
1942:  167900,  April  1942:  108450,  Mai  1942:  134230,  Juni  1942:  126050,  Juli 
1942:  156600,  August  1942:  256100,  September  1942:  185000,  Oktober  1942: 
130100,  November  1942:  128000,  Dezember  1942:  147590. 

2  KTB  OKW/WFStab,  Bd.  IV,  S.  1503,  Ausfuhrungen  Jodls  am  15.  5. 1945. 

95 


A.  Einfiihrung 

6. 12. 1940  Generaloberst  (ab  22. 6. 1942  Marschall  von  Italien)  Graf  Cavallero. 
Den  Oberbefehl  in  Nordafrika  hatte  der  Generalgouverneur  von  Libyen,  Gene= 
raloberst  Bastico  (ab  22.  6. 1942  Marschall  von  Italien),  inne.  Ihm  unterstand 
auch  die  deutsch=italienische  Panzer=Gruppe  Afrika  unter  Generaloberst  Rom= 
mel,  die  am  22. 1. 1942  in  „Panzer=Armee  Afrika''  umbenannt  wurde. 

Diese  an  sich  klaren  Unterstellungsverhaltnisse  wurden  jedoch  einmal  durch 
die  Personlichkeit  Rommels  kompliziert,  die  sich  nur  schwer  mit  der  Unter= 
stellung  unter  Bastico  abfinden  konnte,  zum  anderen  durch  das  mit  jedem 
militarischen  Riickschlag  im  Mittelmeerraum  wachsende  Bestreben  Hitlers, 
sich  liber  das  OKW/WFStab  und  den  „Deutschen  General  im  HQu.  der  italie= 
nischen  Wehrmacht'',  General  v.  Rintelen,  durch  Beeinflussung  Mussolinis  in 
die  operative  Fiihrung  einzuschalten. 

Die  mit  der  erfolgreichen  britischen  Offensive  in  der  Cyrenaika  ab  18. 11. 
1941  und  der  —  von  den  auf  Malta  stationierten  britischen  See=  und  Luftstreit= 
kraften  wesentlich  mit  bewirkten  —  Drosselung  des  Nachschubweges  von 
Italien  nach  Tripolis  eingetretene  Krise  veranlafite  Hitler,  die  seit  der  OKW= 
Weisung  vom  29. 10. 1941  vorbereitete  Verstarkung  der  deutschen  Krafte  im 
Mittelmeerraum  zu  verwirklichen.  Schon  in  dieser  Weisung  hatte  er  gefordert, 
„als  Grundlage  fiir  den  weiteren  Ausbau  der  eigenen  Mittelmeerstellung  ein 
Kraftzentrum  der  Achsenmachte  im  mittleren  Mittelmeer  zu  schaffen''.  In  der 
„Fuhrer= Weisung''  Nr.  38  vom  2. 12. 1941^  befahl  er  —  nach  der  am  13.  9. 1941 
eingeleiteten  UberfUhrung  von  6,  spater  weiteren  15  deutschen  U=Booten  ins 
Mittelmeer  —  „nach  Einvernehmen  mit  dem  Duce,  dafi  Telle  der  im  Osten  frei 
gewordenen  Verbande  der  deutschen  Luftwaffe  in  Starke  etwa  eines  Flieger= 
korps  und  der  erforderlichen  Luftverteidigungskrafte  in  den  siiditalienischen 
und  nordafrikanischen  Raum  zu  iiberfiihren"  seien. 

„Neben  der  unmittelbaren  Auswirkung  auf  die  Kriegfiihrung  im  Mittelmeer  und 
Nordafrika  soil  dadurch  eine  wesentliche  Einflu6nahme  auf  die  gesamte  weitere 
Entwicklung  im  Mittelmeerraum  angestrebt  werden. 

Mit  der  Fiihrung  der  fiir  diese  Aufgabe  einzusetzenden  Gesamtkrafte  beauftrage 
ich  den  Gen.Feldmarschall  Kesselring  unter  gleichzeitiger  Ernennung  zum  Ober= 
befehlshaber  Sud  (OB  Sud). 

Seine  Aufgaben  sind: 

Erzwingen  der  Luft=  und  Seeherrschaft  im  Raum  zwischen  Siiditalien  und  Nord= 
afrika  zur  Herstellung  gesicherter  Verbindungswege  nadi  Libyen  und  der  Cyrenaika, 
hierzu  insbesondere  Niederhaltung  Maltas^, 

Zusammenwirken  mit  den  in  Nordafrika  eingesetzten  deutschen  und  verbiindeten 
Kraften, 

Unterbindung  des  feindlichen  Verkehrs  durch  das  Mittelmeer  sowie  der  englischen 
Versorgung  von  Tobruk  und  Malta  in  enger  Zusammenarbeit  mit  den  dafiir  ver= 
fiigbaren  deutschen  und  italienischen  Seestreitkraften. 


1  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  169  ff. 

2  Vom  Verf.  hervorgehoben. 

96 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

Der  OB  Siid  untersteht  dem  Duce  und  erhalt  iiber  das  Comando  Supremo 
dessen  Richtlinien  fiir  die  Aufgaben  im  grofien.  In  alien  luftwaffeneigenen  Ange= 
legenheiten  verkehrt  der  Ob.  d.  L.  mit  dem  OB  Siid  unmittelbar,  in  wesentlichen 
Fragen  unter  gleichzeitiger  Unterrichtung  des  Oberkommandos  der  Wehrmacht. 

Dem  OB  sind  unterstellt:  samtliche  im  Mittelmeerraum  und  Nordafrika 
eingesetzten  Krafte  der  deutschen  Luftwaffe,  die  seitens  der  italienischen  WehrmadKt 
zur  Durchfiihrung  seiner  Aufgaben  zur  Verfiigung  gestellten  Flieger=  und  Flak= 
verbande. 

Die  im  mittleren  Mittelmeergebiet  eingesetzten  deutschen  Seestreitkrafte  bleiben 
dem  Ob.  d.  M.  unterstellt  . .  ." 

Die  hiermit  vorgesehene  Unterstellung  gewisser  italienischer  Streitkrafte 
unter  den  Befehl  Kesselrings  unterblieb  jedoch  auf  Grund  einer  Vereinbarung 
zwischen  ihm  und  Graf  Cavallero,  der  zusicherte,  dafi  „kein  Befehl  des  Co= 
mando  Supremo  iiber  Malinahmen  auf  dem  Kriegsschauplatz  Italien— Afrika 
ohne  (Kesselrings)  Mitwirkung  oder  Gegenzeichnung  ergehen  wiirde'"^. 

Die  Uberfiihrung  starker  deutscher  Luftstreitkrafte  und  U=Boote,  ihre  uber= 
raschenden  Erfolge  gegen  Malta  ^  und  die  britische  Mittelmeerflotte  zusammen 
mit  dem  Einsatz  italienischer  Kleinkampfmittel  gegen  zwei  britische  Schlacht= 
schiffe  im  Hafen  von  Alexandria  und  —  entscheidend  —  die  nach  dem  Kriegs= 
eintritt  Japans  und  dem  Beginn  seines  Siegeszuges  in  Siidostasien  ent= 
standene  Notwendigkeit,  britische  Krafte  auf  diesen  neuen  Kriegsschauplatz 
zu  verlegen,  fiihrten  binnen  weniger  Wochen  zu  einem  voUigen  Wandel  in  der 
Lage  im  Mittelmeerraum. 

Um  die  Jahreswende  1941/42  waren  fiir  einige  Zeit  samtliche  schweren 
Einheiten  der  britischen  Flotte  im  Mittelmeer  ausgefallen  (entweder  abge= 
zogen  oder  ausgeschaltet).  Die  unmittelbare  Folge  davon  war  eine  erhebliche 
Entlastung  des  Nachschubverkehrs  Italien— Nordafrika.  Waren  im  November 
1941  von  46  aus  italienischen  Hafen  ausgelaufenen  Transportern  12  durch  bri= 
tische  See=  und  Luftstreitkrafte  vernichtet  worden  (54990  BRT  von  164876 
BRT),  so  waren  es  im  Dezember  1941  von  30  noch  8,  im  Januar  1942  von  35 
nur  noch  2,  im  Februar  1942  von  33  3  und  im  Marz  1942  von  37  2.  Im  Rah= 
men  dieser  Gesamtsituation  verloren  der  bis  13. 1. 1942  noch  fortgesetzte  bri= 
tische  Vormarsch  in  der  Cyrenaika,  vor  dem  sich  die  Pz.=Gruppe  Afrika  auf  die 
Marada— Marsa=el=Brega— Linie  (Siidostrand  der  Grofien  Syrte)  zuriickzog,  sowie 
das  Erloschen  des  deutsch=italienischen  Widerstandes  im  Raume  Sollum= 
Halfaya=Pa6  am  17. 1.  an  strategischer  Bedeutung.  Wahrend  der  Kampfe  in 
Nordafrika  seit  dem  18. 11.  hatten  die  deutschen  Verbande  der  Pz.=Gruppe 
etwa  33''/o,  die  italienischen  etwa  40V0  ihres  Mannschaftsbestandes  verloren. 
Nun  gelang  es,  die  Liicken  bald  wieder  zu  schliefien,  und  auch  die  Betriebs= 

3  Albert  Kesselring,  Soldat  bis  zum  letzten  Tage,  Bonn  (Athenaum=Verlag)  1953, 
S.  140. 

4  Die  Luftflotte  2  (Gen.Feldmarsdiall  Kesselring)  (am  10. 1. 1942  iiber  500  deutsdie 
Flugzeuge,  dazu  etwa  200  italienische  Flugzeuge),  die  auch  das  X.  Flieger=Korps 
aus  Griechenland/Kreta  mit  Masse  nach  Sizilien  zuriickverlegt  hatte,  fiihrte  ab 
22. 12. 1941  verstarkte  Angriffe  gegen  Malta. 

97 


A.  Einfiihrung 

stofflage,  stets  das  entscheidende  Problem  in  Nordafrika,  erlaubte  wieder 
weitraumigere  eigene  Operationen. 

So  entschlofi  sich  Rommel  am  21. 1.  zu  einem  Vorstofi  aus  der  eben  erst  er= 
reichten  Stellung  am  Siidostrand  der  Syrte,  aus  dem  sich  in  wenigen  Tagen  — 
ahnlich  wie  Anfang  April  1941  —  ein  stiirmischer  Vormarsch  entwickelte.  Mit 
dem  Angriff  wurden  sowohl  das  OKW  als  auch  das  Comando  Supremo  vor 
vollendete  Tatsachen  gestellt.  Sie  waren  nicht  einmal  von  Rommels  neuem 
Aufbruch  unterrichtet  worden. 

Die  deutsche  Oberste  Flihrung  war  in  dieser  Zeit  ganz  auf  die  Uberwindung 
der  schweren  Krise  an  der  Ostfront  konzentriert.  Wohl  hatte  Hitler  in  seinem 
Brief  vom  29. 12. 1941  an  Mussolini^  noch  die  Hoffnung  ausgesprochen,  dafi 
der  japanische  Kriegseintritt  dazu  beitragen  werde,  auch  auf  dem  Schauplatz 
im  Mittelmeer  „das  Schicksal  zu  bezwingen  und  die  Lage  wiederherzustellen''. 
Jedoch  wollte  er  die  nachsten  Aufgaben  nur  noch  darin  sehen,  mit  Hilfe  der 
deutschen  U=Boote  und  Luftstreitkrafte  „dieses  Meer  endgiiltig  fiir  die  Eng= 
lander  zu  sperren''  und  dabei  Malta  auszuschalten.  Erst  abschliefiend  war  er 
andeutungsweise  auf  die  friiheren  grofien  Plane  (Entwurf  der  „Fiihrer=Wei= 
sung''  Nr.  32  vom  11.  6. 1941,  in  der  eine  Zangenbewegung  gegen  den  Suez= 
kanal  und  die  britische  Stellung  im  Nahen  Osten  erwogen  worden  war)  zu= 
riickgekommen,  wenn  er  schrieb,  dafi  „wir  in  erstaunlich  kurzer  Zeit  einen 
Szenenwechsel  haben  konnen'',  wenn  noch  Verstarkungen  an  Panzern  und 
mot.  Waffen  fiir  die  Truppen  in  Nordafrika  hinzukamen. 

Demgegeniiber  stellte  Mussolini  in  seinem  Neujahrsbrief  an  Hitler  die  nach= 
driickliche  Forderung,  dafi  die  Achsenmachte,  um  die  Nachschublage  dauerhaft 
zu  bessern  und  ebenso  den  unertraglich  hohen  Olverbrauch  der  fiir  die  Ge= 
leite  eingesetzten  grolien  Zahl  von  Kriegsschiffen  einzuschranken,  sich  endlich 
durch  Abkommen  mit  Vichy  oder  Gewalt  den  Zugang  zu  den  tunesischen 
Hafen  erzwingen  miifiten.  Wahrend  sich  ohne  den  Weg  iiber  Tunis  „nunmehr 
die  Nahrung  des  einfachen  Widerstandes  in  Tripolitanien''  verbiete,  wiirde 
durch  „die  vollige  Benutzung  der  tunesischen  Stiitzpunkte ...  die  strategische 
Lage  der  Achse''  eine  Umkehrung  erfahren.  Der  feindliche  Verkehr  konnte 
„buchstablich  gedrosselt''  werden.  „Die  Folgen  davon  waren  unermefilich; 
ebenso  unermefilich  waren  die  Folgen  des  Verlustes  von  Tripolitanien  .  . . 
Ober  die  tunesischen  Stiitzpunkte  konnen  wir  alle  notwendigen  Krafte  nach 
Afrika  bringen,  um  den  Marsch  nach  Agypten  wieder  aufzunehmen.'' 

Auf  den  deutschen  Hinweis,  dafi  ein  solcher  Griff  nach  Tunis  „nur  die  Tren= 
nung  des  franzosischen  Kolonialreiches  von  Vichy  beschleunigen  wiirde''®, 
liefi  Mussolini  diese  Forderung  wieder  fallen.  Wenn  er  das  notwendige  Heizol 
fiir  die  Geleite  erhalte,  so  sei  er  bereit,  wie  er  wahrend  des  Besuches  von  Go= 

5  Diese  und  die  f olgenden  Zitate  aus  Briefen  Hitlers  oder  Mussolinis  sowie  sonstigen 
Dokumenten  des  Mittelmeerkapitels  aus  Quellenmaterial  im  Privatbesitz  von 
General  d.  Artl.  a.  D.  Warlimont,  dem  Verf.  freundlichst  zur  Verfiigung  gestellt. 

6  Galeazzo  Ciano,  Tagebuch  1939—1943,  deutsche  Ausgabe,  Bern  1947,  S.  378. 

98 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

ring  in  Rom  vom  28. 1.— 2.  2.  erklarte,  „auf  die  Hilfe  Frankreichs  zu  ver= 
zichten''.  Gleichzeitig  vertrat  er  die  Auffassung,  die  inzwischen  verbesserte 
Nachschublage  sei  noch  „nicht  ausreichend,  wenn  eine  grofie  Aktion  gegen 
England  unternommen  werden  soUe^'.  Dazu  miisse,  gerade  wenn  man  auf  den 
Seeweg  iiber  Tunis  verzichte,  zunachst  „Malta  entweder  neutralisiert  oder 
erobert  werden'':  Moglichkeiten,  die  „schon  in  Italien  studiert  worden"  seien. 

In  den  Erwagungen,  Richtlinien  und  Einwanden,  mit  denen  Mussolini  und 
das  Comando  Supremo  den  Vorstofi  Rommels  ab  21. 1.  begleiteten,  kam  eine 
noch  erheblich  grofiere  Vorsicht  zum  Ausdruck.  Hatte  Mussolini  noch  am  20. 
1.,  einen  Tag  vor  Angriffsbeginn,  sogar  Cavallero  gedrangt,  die  Front  bis  in 
die  Gegend  von  Homs  zuriickzunehmen  und  damit  die  ganze  Breite  der  Syrte= 
Wiiste  zwischen  die  deutsch=italienischen  und  die  britischen  Krafte  zu  legen^, 
so  woUte  er  in  den  am  23. 1.  erlassenen  Richtlinien  Rommel  nur  eine  sehr  be= 
schrankte  Bewegungsfreiheit  zugestehen.  Es  konne  sich  nur  darum  handeln, 
dem  Gegner  durch  begrenzte  Vorstofie  in  das  Vorfeld  der  Verteidigungszone 
moglichst  hohe  Verluste  zuzufiigen.  Die  Masse  der  Krafte  miisse  bis  auf 
weiteres  in  der  Marada— Marsa=el=Brega— Linie  verbleiben. 

Wahrend  Mussolini  jedoch  dann  bald  geneigt  schien,  Rommel  eine  grofiere 
taktische  Freiheit  zuzugestehen,  wurde  in  dem  Meinungsaustausch  mit  dem 
Comando  Supremo  und  mit  Bastico  immer  mehr  der  Gedanke  in  den  Vorder= 
grund  geriickt,  dafi  die  Verteidigung  von  Tripolis  das  Hauptziel  des  Kampfes 
in  Nordafrika  sei  und  bleiben  miisse. 

Diese  Aufgabe  stand  auch  an  der  Spitze  der  neuen  Richtlinien  des  Comando 
Supremo  vom  11.  2.,  nachdem  sich  Rommel  gegeniiber  alien  Widerstanden 
durchgesetzt,  aber  sein  Vorgehen  am  5.  2.  westlich  Ain  el  Gazala  eingestellt 
hatte,  da  ihm  die  allein  verfiigbaren  Krafte  —  2  italienische  Korps  durften  iiber 
Agedabia  hinaus  nicht  folgen  —  fiir  einen  Angriff  gegen  die  befestigten  briti= 
schen  Stellungen  in  dem  Raum  westlich  Tobruk  nicht  mehr  ausreichend  schie= 
nen.  Erst  an  zweiter  Stelle  der  Richtlinien  nahm  das  Comando  Supremo,  ob= 
wohl  immer  noch  unter  starken  Vorbehalten,  den  Gedanken  auf,  die  erreichten 
Linien  zugleich  als  Ausgangsstellung  fiir  einen  spateren  Angriff  auf  Tobruk 
auszubauen. 

Unter  dem  Einflufi  Rommels,  der  nunmehr  auch  in  starkerem  Mafie  um  die 
Unterstiitzung  seiner  Absichten  durch  den  WFStab  bemiiht  war,  wuchsen  die 
Offensivplane  in  den  nachsten  Wochen  allmahlich  wieder  in  den  grofieren  Rah= 
men  hinein.  Als  ihr  Ziel  wurde  schon  am  18.  3.  iiber  Tobruk  hinaus  die  Linie 
Bardia=Sollum  in  Aussicht  genommen.  Im  Zuge  dieser  Vorbereitungen  gelang 
es  Rommel  Anfang  April,  nachdem  die  beiden  italienischen  Korps  ihm  wieder 
unterstellt  worden  waren,  die  Stellungen  seiner  Panzer=Armee  noch  ein  Stiidc 
weiter  nach  Osten  zu  verschieben. 

Sie  befanden  sich  nunmehr  unmittelbar  westlich  Ain  el  Gazala. 

7     Ciano,  a.  a.  O.,  5.  396. 

99 


A.  Einfiihrung 

2.  Die  Plane  zur  Kriegfiihrung  im  Sommer  1942 

Die  „Niederhaltung''  oder  „Neutralisierung''  Maltas  war  das  wesentliche 
Ziel  bei  der  Entsendung  der  Luftflotte  2  in  das  Mittelmeer  gewesen  (s.  oben 
S.  96).  Wahrend  Hitler  auch  in  den  folgenden  Monaten  an  dieser  relativ  be= 
grenzten  Zielsetzung  festhielt,  wurde  auf  italienischer  Seite  dariiberhinaus  die 
Eroberung  der  Insel,  zunachst  in  Operationsstudien  (Januar  1942),  ins  Auge 
gefalBt.  Von  deutscher  Seite  ging  man  auf  diese  Absichten  vorerst  nicht  ein. 
Hitler  diirfte  auf  Grund  seiner  allgemeinen  Einschatzung  der  Italiener  (s.  oben 
S.  20)  der  Uberzeugung  gewesen  sein,  dafi  sie,  selbst  bei  einer  Luftwaffen= 
unterstiitzung  durch  die  Luftflotte  2,  zu  einer  Eroberung  der  britischen  Festung 
nicht  fahig  seien.  Eine  Abstellung  weiterer  deutscher  Krafte  fiir  den  Mittel= 
meerraum,  der  fiir  ihn  Nebenkriegsschauplatz  blieb  (s.  oben  S.  4ff.),lag  fiir  ihn 
aufierhalb  seiner  Oberlegungen.  Da  eine  klare  deutsche  Stellungnahme  aus= 
blieb  —  moglicherweise  soUte  die  italienische  Empfindlichkeit  geschont  wer= 
den  — ,  lief  der  offiziell  im  Januar  1941  beendete  „Parallelkrieg"  zumindest  hin= 
sichtlich  der  Planungen  noch  im  Jahre  1942  weiter. 

Bei  den  Besprechungen  zwischen  dem  Comando  Supremo  und  dem  OB  Siid 
in  Rom  vom  8.  2.  bis  11.  4.^  schalten  sich  als  wesentlichste  Ergebnisse  heraus, 
dafi  Cavallero  entschlossen  war,  den  italienischen  Charakter  des  geplanten  Un= 
ternehmens  zu  wahren,  und  die  Vorbereitungen  bis  Ende  Juli  oder  August 
beenden  zu  konnen  glaubte.  Neben  der  Luft=  und  Seeherrschaft  sah  er  als  Vor= 
bedingung  an,  dafi  der  geplante  Angriff  der  Armee  Rommel  in  der  Cyrenaika 
gleichzeitig  gefiihrt  werde.  An  Kraften  fiir  die  Inbesitznahme  von  Malta  wur= 
den  von  den  Italienern  23  Bataillone,  darunter  1  Fallschirmjager=Div.,  vorge= 
sehen.  Kesselrings  wiederholte  Hinweise,  die  Insel  unter  Ausnutzung  der  Wir= 
kungen  des  Luftbombardements  im  Handstreich  zu  nehmen,  lehnte  Cavallero 
hauptsachlich  mit  der  Begriindung  ab,  dafi  die  im  Kampf  noch  nicht  erprobten 
italienischen  Fallschirmjager  dieser  Aufgabe  nicht  gewachsen  seien.  Aufierdem 
fehlten  bis  auf  weiteres  die  Seetransportmittel,  um  die  Insel  nach  ihrer  In= 
besitznahme  auch  zu  halten.  Am  12.  4.  wurde  fiir  die  weitere  Vorbereitung 
der  geplanten  Landung  ein  besonderer  Stab  gebildet,  dessen  Leitung  General 
Gandin  vom  Comando  Supremo  iibernahm^. 

Am  2.  4.  begann  nach  mehr  als  dreimonatigen  vorausgegangenen  Angriffen 
zum  Niederhalten  der  Insel  die  deutsch=italienische  Luftoffensive  gegen  Malta 
unter  dem  Oberbefehl  des  Luftflottenkommandos  2^  Ihre  Ziele  lagen  ganz  im 
Bereich  des  Luft=  und  Seekriegs:  Zerschlagen  der  britischen  Luftstreitkrafte  und 


8  Ugo  Cavallero,  Diario,  Rom  1948,  Notizen  vom  8.,  22.,  24.  2.,  16.,  17.,  21.,  23.  3. 
und  11.  4. 1942. 

9  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  12.  4. 1942. 

1     Die  Luftflotte  2  erreichte  etwa  Mitte  April  ihre  grofite  Starke.  Ab  Mitte  Mai 
mufite  sie  mit  Abgaben  fiir  die  Ostfront  rechnen. 

100 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

ihrer  Einrichtungen,  in  zweiter  Linie  Aufiergefechtsetzen  der  Hafenanlagen 
tind  der  dort  liegenden  Einheiten  der  britischen  Flotte. 

Nachdem  sich  binnen  kurzem  grofie  Erfolge  abzeichneten  und  die  Einwir= 
kung  Maltas  auf  den  Seeverkehr  zwischen  Italien  und  Tripolis  auf  ein  Min= 
destmafi  absank,  fanden  die  Absichten  des  Comando  Supremo  zur  Wegnahme 
der  Insel  am  13.  4.  auch  Hitlers  grimdsatzliche  Zustimmung^.  In  Anwesenheit 
Kesselrings  faiSte  er  am  18.  4.  den  Entschlufi,  fiir  den  Angriff  auf  Malta  „deut= 
sche  Fallschirmjager  und  deutsches  Gerat  zur  Verfiigung""  zu  stellen^.  Ein= 
schrankend  betonte  er  jedoch  ausdriicklich  „die  Abhangigkeit  aller  Entschlie= 
fiungen  von  etwaigen  Angriffsunternehmungen  der  Englander  gegen  Nor= 
wegen  und  das  besetzte  Frankreich,  da  in  diesem  Falle  Telle  der  Luftflotte  2 
dort  eingesetzt  werden  miifiten''^. 

Mit  der  Abstellung  von  zwei  deutschen  Generalstabsoffizieren  in  den  italie= 
nischen  Sonderstab  zur  Vorbereitung  der  Eroberung  Maltas  wurde  anschlie= 
fiend  zum  ersten  Mai  im  Verlauf  des  fast  zweijahrigen  Koalitionskrieges  der 
„Achsenmachte''  ein  gemeinsamer  Operationsstab  gebildet. 

Am  21.  4.  folgten  auch  die  ersten  Befehle  Hitlers  fiir  eine  Unterstiitzung  des 
Landungsangriffs  durch  deutsche  Truppen^. 

Die  zukiinftige  Kriegfiihrung  im  Mittelmeerraum  war  auch  das  Hauptthema 
des  Treffens  zwischen  Hitler  und  Mussolini  in  Schlofi  Klefiheim  bei  Salzburg 
am  29730.4.1942^.  In  der  Besprechung  am  30.4.'^  in  Anwesenheit  Keitels, 
Kesselrings,  Jodls,  v.  Rintelens  und  des  Chefs  des  Comando  Supremo,  Gene= 
raloberst  Cavallero,  betonte  Hitler,  „daE  ein  derartiges  Unternehmen  (wie  die 
Eroberung  Maltas)  aufierordentlich  sorgfaltig  vorbereitet  werden  miisse,  da  es 
bei  Fehlschlagen  nicht  wiederholt  werden  konne.  Er  sagte  auf  eine  Anfrage 
Cavalleros  eine  grojSziigige  deutsche  Beteiligung  durch  Bereitstellung  von  Fall= 
schirmbataillonen,  einer  Lufttransportflotte  sowie  unter  anderem  auch  von 
Prahmen  fiir  die  Landung  von  Tanks  und  die  weitere  Beteiligimg  der  dort 
stationierten  Luftstreitkrafte  zu.  Diese  Zusage  gelte  jedoch  nicht  fiir  den  Fall 
einer  grofien  Angriffshandlung  der  Englander  im  Westen,  da  samtliche  deut= 
schen  Streitkrafte  dann  dort  eingesetzt  werden  miifiten  .  .  .  Als  Vorbereitungs= 
zeit  wurden  sechs  Wochen  angesetzt,  so  dali  der  Angriff  auf  die  Insel  in  der 
zweiten  Neumondsperiode  nach  der  Salzburger  Zusammenkunft  stattfinden 

2  KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW,  13.  und  15.  4. 1942. 

3  Ebda.,  18.  4. 1942. 

4  Diese  Einschrankung  ist  bei  Cavallero,  a,  a.  O.,  Notizen  vom  21. 4. 1942  und 
Ciano,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  22.  4. 1942,  in  denen  sidi  die  Mitteilungen  KesseU 
rings  widerspiegeln,  nidit  enthalten. 

5  KTB  der  Kriegsgesdiichtlichen  Abteilung  des  OKW,  21.  4. 1942;  Cavallero,  No= 
tizen  vom  21.  4. 1942. 

6  Zum  politischen  Themenkreis,  besonders  hinsiditlidi  der  Arabien=  und  Indien= 
politik,  s.  oben  S.  21  f . 

7  Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Mussolini 
vom  30.  4. 1942  (Politisches  Archiv  des  Auswartigen  Amts  Bonn,  Aufz.  Fiih  17 
RAM=Film  1/101—103,  18/306—308). 


A.  Einfiihrung 

wiirde  . . .  Konkrete  Plane  iiber  ein  Vorgehen  gegen  Agypten  wurden  . .  .  nicht 
erortert.  Es  wurde  lediglich  das  Vorstofien  bis  zum  Suezkanal  als  erstrebens= 
wertes  Zukunjftsziel  hingestellt/' 

Man  einigte  sich  schliefilich  dahingehend,  „da6  zunachst  die  Panzerarmee 
Afrika  Ende  Mai  angreifen  und  moglichst  Tobruk  nehmen  solle,  dann  aber 
an  der  agyptischen  Grenze  Halt  machen  miisse,  damit  spatestens  mit  dem  Juli= 
vollmond  das  Unternehmen  ,Herkules'  —  die  Wegnahme  Maltas  —  durchge= 
fiihrt  werden  konne"'^. 

Doch  verdeckte  diese  Formel  nur  notdiirftig  die  unterschiedliche  Zielsetzung 
und  Erwartung,  die  beide  Seiten  an  diese  Planung  kniipf ten.  Blieb  namlich  Hit= 
lers  Augenmerk  doch  auf  Agypten  gerichtet,  das  er  am  21. 4.  fiir  „revolutions= 
reif'  erklart  hatte^  so  waren  die  Italiener  vorlaufig  nur  auf  die  naheren  Ziele 
bedacht  und  woUten  iiber  die  Linie  Solium— Half aya=Pa6  selbst  bei  giinstigstem 
Ablauf  keinesfalls  hinausgehen.  Bei  den  Verhandlungen  mufite  man  davon 
ausgehen,  dajS  die  beiden  Vorhaben  (Eroberung  Maltas  und  begrenzte  Offen= 
sive  in  Nordafrika)  nur  nacheinander,  nicht  nebeneinander  stattfinden  konn= 
ten,  da  die  Luftstreitkrafte  der  „Achsenmachte''  fiir  die  gleichzeitige  Durch= 
fiihrung  nicht  ausreichten.  Auf  dieser  Grundlage  hatte  sich  Cavallero  zunachst 
dafiir  eingesetzt,  „daJS  die  Eroberung  von  Malta  als  das  wichtigste  Erfordernis 
fiir  die  weitere  Kriegfiihrung  in  Afrika  zeitlich  an  erster  Stelle  stehen  miisse''. 
Kesselring,  der  Rommels  Standpunkt  mit  vertrat,  wiinschte  auch,  Malta  solle 
moglichst  vor  Beginn  des  Angriffs  in  der  Cyrenaika  genommen  werden.  Falls 
dies  jedoch  bis  zum  1. 6.  nicht  durchfiihrbar  sei,  miisse  der  Angriff  der  deutsch= 
italienischen  Panzerarmee  vorangehen.  Anderenfalls  wiirden  die  Briten  ihre 
Offensivvorbereitungen  abschliefien  und  aller  Voraussicht  nach  ihrerseits  ge= 
gen  die  deutsch=italienische  Armee  in  Nordafrika  vorgehen,  sobald  eine  Ent= 
lastung  von  Malta  ihnen  das  fiir  geboten  erscheinen  liefie.  Damit  aber  wiirden 
die  eigenen  Angriffsvorbereitungen  zunichte  gemacht  und  ein  Vorgehen  gegen 
Tobruk  und  Agypten  auf  unabsehbare  Zeit  hinausgeschoben.  Diese  Argu= 
mentation  gab  den  Ausschlag  fiir  die  erwahnte  Vereinbarung. 

Dementsprechend  bestimmte  die  OKW=Weisung  vom  4.  5. 1942  s  dafi  „die 
Offensive  in  Nordafrika  Ende  Mai,  spatestens  Anfang  Juni  durchzufiihren'' 
sei  (Unternehmen  „Theseus").  „Operation  ,Herkules'  wird  auf  Mitte  Juli, 
spatestens  auf  Mitte  August  verschoben. .  ."  „In  Erweiterung  friiherer  Plane 
hat  der  Fiihrer  bestimmt,  erheblich  starkere  Krafte  fiir  die  Operation  ,Her= 
kules'  einzusetzen.  .  /'  Danach  waren  nunmehr  „in  Siiditalien  . . .  zu  einem 
vom  OB  Siid  zu  bestimmenden  Zeitpunkt  bereitzustellen :  alle  einsatzbereiten 
Teile  der  7.  Flieger=Division2,  Pionierkrafte  in  Starke  etwa  eines  Bataillons, 

8  Enno  v.  Rintelen,  Mussolini  als  Bundesgenosse,  Tiibingen  1951,  S.  166. 

9  Kriegstagebuch  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW,  21.  4. 1942. 
a     OKW/WFStab/Op.  Nr.  5579/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  4.  5. 1942,  gez.  Keitel. 

2     Die  Luftwaffe  hatte  im  Juni  1942  folgende  Mafinahmen  und  Starke  der  zur  Er= 
oberung   Maltas   bestimmten   Krafte   vorgesehen:   Vorbereitung   und   Fiihrung: 

102 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

12  verst.  Panzer  IV  . .  .,  alle  verfugbaren  schweren  russischen  Beutepanzer 
(mindestens  lo  Stiick)/'  Der  benotigte  Lufttransportraum  und  ein  moglichst 
hoher  Bestand  an  Marine=Fahrprahmen  soUten  spater  hinzutreten.  Die  Luft* 
streitkrafte  miiliten  „im  Mittelmeerraum  in  einem  Umfang  erhalten  bleiben, 
der  zusammen  mit  der  italienischen  Luftwaffe  die  Luftiiberlegenheit  bei  der 
Durchfiihrung  der  Operation  sicherstellt''. 

Waren  nach  dieser  Weisung  die  zusatzlichen  deutschen  Leistungen  fiir  die 
bevorstehenden  Aufgaben  an  sich  schon  aulierst  gering  —  dem  historischen 
Betrachter  mu6  standig  vor  Augen  bleiben,  dafi  die  Gesamtstarke  der  deut= 
schen  Krafte  im  ganzen  Mittelmeergebiet  auf  dem  Hohepunkt  des  Sommer= 
feldzuges  1942  am  1.  7.  nur  55  000  Mann  betrug  — ,  so  mufite  nach  der  letzten 
Anordnung  fiir  die  Luftwaffe  sogar  mit  einer  Herabsetzung  der  Starke  zu= 
gunsten  der  Ostoffensive  gerechnet  werden.  Dabei  stellte  es  das  OKW  —  nach 
der  iiblichen,  zuriickhaltenden  Art  der  Befehlserteilung  an  den  Ob.d.L.  (s. 
oben  S.  9)  —  noch  in  dessen  Belieben,  wieviele  Verbande  er  gegebenenfalls 
abziehen  woUe. 

Einen  Tag  nach  dem  OKW  und  ganz  unabhangig  von  ihm  erliefi  auch  das 
Comando  Supremo  am  5.  5.  seine  Weisung  fiir  die  Panzerarmee  Afrika.  Darin 
wurden  in  vorsichtiger,  stufenweiser  Steigerung  als  Ziele  des  Angriffs  be= 
zeichnet,  den  Gegner  westlich  Tobruk  zu  schlagen,  sodann  unter  giinstigen 
Verhaltnissen  Tobruk  im  abgekiirzten  Verfahren  zu  nehmen  und  nur  bei 
Erfiillung  dieser  „kategorischen''  Voraussetzung  bis  zur  Linie  Solium— Halfaya 
vorzustofien.  Diese  Grenze  diirfe  keinesfalls  iiberschritten  werden.  Sollte  die 
Einnahme  von  Tobruk  nicht  gelingen,  so  sei  die  Front  nicht  iiber  Ain  el  Gazala 
hinaus  zu  verschieben.  Der  Beginn  des  Angriffs  wurde  auf  Ende  Mai  fest= 
gelegt  in  der  Erwartimg,  dafi  die  notwendigen  Erganzungen  und  Verstar= 
kungen  bis  dahin  eingetroffen  sein  wUrden.  Ausdriicklich  wurde  auch  be= 
stimmt,  daii  die  Operationen  nicht  langer  als  bis  zum  20.  6.  dauern  sollten, 
da  dann  die  Luft=  und  Seestreitkrafte  fiir  andere  Zwecke,  d.  h.  die  Eroberung 
Maltas,  benotigt  wiirden. 

Im  Mai  gelang  es,  die  Transporte  iiber  See  zur  Auffiillung  der  Angriffs= 
verbande  der  Panzerarmee  und  zu  ihrer  Versorgung  ohne  wesentliche  Be= 
hinderung  durchzufiihren.  Es  wurden  damit  allerdings  nur  ein  dem  Gegner 
einigermafien  ebenbiirtiges  Krafteverhaltnis  und  eine  fiir  ein  schnelles  Durch= 
schlagen  des  Angriffs  ausreichende  Versorgung  erreicht.  Zur  Anlage  grofierer 

Gen.Kdo.  XI.  Flieger=Korps  (General  d.  Fl.  Student);  deutsche  Fallschirmtruppen : 
5  Jager  Rgt.er,  1  Artl.Rgt.,  1  Fla.Rgt.,  1  Pz.=Gruppe,  1  MG=Btl.,  1  Pi=Btl., 
1—2  Minenwerfer=Battr.n;  2—3  Transport=Gruppen  He  111,  7—8  Transports 
gruppen  Ju  52;  italienische  Truppen:  1  Fallsch.Jg.Brig.,  (?)  Transportgruppen 
(Savoias);  Versammlungsraum:  Neapel— Kalabrien  (Italiener),  Sizilien— Ost=  und 
Siiditalien  (Deutsdie);  Dauer  der  Versammlung:  32—35  Tage  (wegen  Transports 
sdiwierigkeiten  im  Raum  siidl.  Neapel  und  iiber  die  StraJSe  von  Messina);  Flug* 
platze  bei  Neapel  (gut  und  ausreidiend),  in  Kalabrien  (nur  2,  davon  1  unbraudi= 
bar),  auf  Sizilien  (gro6e  Zahl,  aber  schon  stark  belegt). 

103 


A.  Einfiihrung 

Nachschublager,  wie  sie  das  Comando  Supremo  seit  langem  geplant  hatte, 
kam  es  nicht.  ;r;j.?£»'}?ioij:; 

Wahrend  Hitler  dem  Angriff  in  der  Cyrenaika  mit  grofien  Erwartungen 
entgegen  sah,  aufierte  er  sich  am  20.  5.  „erneut  sehr  skeptisch''  zu  dem  Ge= 
lingen  der  Eroberung  Maltas^.  Wenn  ausreichende  deutsche  Krafte  zur  Ver= 
fiigimg  stiinden,  „wiirde  er  die  Lage  anders  beurteilen"'.  Ahnlich  wie  schon 
Cavallero  betonte  er,  dafi  es  sich  nicht  nur  darum  handle,  die  Inselfestung 
zu  erobern,  sondern  sie  auch  zu  halten.  Dazu  aber  seien  die  Italiener  „nach 
alien  geschichtlichen  Erfahrungen  .  .  .  nicht  in  der  Lage''.  In  der  Lagebespre= 
chung  vom  21.  5.  erklarte  Hitler  schliefilich,  falls  die  Wegnahme  von  Tobruk 
gelinge,  konne  man  auf  die  Eroberung  Maltas  verzichten,  da  dann  die  Ver= 
bindung  iiber  Kreta  nach  Tobruk  geleitet  werden  konne.  Das  Unternehmen 
„Herkules''  sei  daher  bis  auf  weiteres  „nur  noch  geistig  vorzubereiten^''. 

Diesen  Standpunkt,  der  von  den  Vereinbarungen  mit  Mussolini  vom  30.  4. 
klar  abwich,  bekraftigte  er  in  den  folgenden  Wochen  wiederholt.  So  erklarte 
er  etwa  in  der  Besprechung  mit  dem  Ob.d.M.,  Grofiadmiral  Raeder,  am  15.  6., 
dafi  er  die  Wichtigkeit  der  Wegnahme  von  Malta  zwar  anerkenne,  „wahrend 
der  Ostoffensive  jedoch  die  Durchfiihrung,  zumal  durch  Italien,  nicht  fiir 
moglich"  halte^.  Die  „Luftwaffe  kann  dann  keinerlei  Transportflugzeuge  stel= 
len''.  „Ist  Malta  einmal  durch  die  dauernden  Luftangriffe  und  vollige  Ab= 
schniirung  ganz  ausgeblutet,  so  konnte  der  Angriff  in  Frage  kommen.'' 

Auf  italienischer  Seite  gingen  wahrenddessen  die  Vorbereitungen  mit  dem 
Ziel,  die  voile  Bereitschaft  zur  Landimgsoperation  so  schnell  wie  moglich  her= 
zustellen,  den  ganzen  Mai  liber  unverandert  weiter. 

Die  am  2.  4.  begonnene  Luftoffensive  gegen  Malta  lief  am  10.  5.  aus.  Wenn 
auch  weitere  Luftangriffe  in  geringerer  Starke  folgten,  so  gewann  die  britische 
Inselfestung  doch  eine  Atempause,  die  zum  intensiven  weiteren  Ausbau  der 
Verteidigungsanlagen  bzw.  der  Wiederherrichtung  der  zerstorten  militarischen 
Einrichtungen  genutzt  wurde. 


3.  Die  deutsdi-italienisdie  Off^sive  von  El  Gazala  bis  El  Alamein 
(Mai  bis  Juli  1942) 

Die  am  2.6J2.J.  5.  beginnende  Offensive  der  deutsch=italienischen  Panzer= 
armee  Af rika  unter  Rommels  Fiihrung,  die  der  beabsichtigten  britischen  Off en= 
sive  nur  imi  wenige  Tage  zuvorkam,  schien  sich  nach  einem  gegliickten  Anlauf 
vor  dem  zah  verteidigten  Stiitzpunkt  Bir  Hacheim  festzulaufen.  Am  7.  6.  mel= 
dete  der  italienische  OB,  Generaloberst  Bastico,  der  im  Gegensatz  zu  Rommel 

3  KTB  der  Kriegsgesdiiditlidien  Abteilung  des  OKW,  20.  5. 1942. 

4  Ebda.,  21.  5. 1942. 

5  Niedersdirift  iiber  den  Vortrag  des  Ob.d.M.  vor  Hitler  vom  15.  6. 1942  (Der 
Oberbefehlshaber  der  Kriegsmarine  Nr.  1.  Ski.  lb  1162/42  g.Kdos.  Chefs,  vom 
17.6.1942,  in:  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O.). 

104 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

an  eine  baldige  Einnahme  des  Stiitzpunktes  nicht  mehr  glauben  wollte,  die 
Offensive  soUe  nach  der  Einnahme  der  britischen  Ain=el=Gazala=Verteidi= 
gungslinie  eingestellt  werden.  Zugleich  beantragte  er  jedoch,  den  in  der  Wei= 
sung  vom  ^.  ^.  gesetzten  Schlufitermin  vom  20.  6.  um  einige  Tage  hinauszu= 
schieben.  Der  Chef  des  Comando  Supremo,  Generaloberst  Cavallero,  ge= 
nehmigte  dies  fiir  die  Dauer  von  4—5  Tagen.  Gegeniiber  Kesselring  aufierte 
er  allerdings  am  10.  6.,  dafi  somit  der  geplante  Angriff  gegen  Malta  eine  Ver= 
schiebung  um  drei  Wochen  erfahre,  wenn  der  Plan  nicht  iiberhaupt  mit  dem 
Auftreten  britischer  Verstarkungen  auf  der  Insel  und  einer  noch  langeren 
Dauer  der  Kampf e  in  der  Cyrenaika  hinfallig  werde^. 

Am  folgenden  Tage  fiel  jedoch  Bir  Hacheim  (11.  6.),  und  nach  erneuten 
schweren  Kampfen  um  den  Stiitzpunkt  Knightbridge  stiefien  die  Verbande 
der  Panzerarmee  ziigig  nach  Osten  vor,  schlossen  Tobruk  ein  und  nahmen  die 
Festung  am  20. 6.  im  Handstreich.  Mit  dem  Einverstandnis  Basticos  vom  21. 6., 
den  Vormarsch  bis  zur  Linie  Solium— Halfaya  fortzusetzen,  und  mit  der  Wei= 
sung,  dafi  die  deutsch=italienische  Panzerarmee  sich  dort  zur  Verteidigung  ein= 
richten  solle,  schien  die  Offensive  ihren  planmafiigen  Abschluli  zu  finden,  wenn 
man  die  Weisungen  des  Comando  Supremo  zur  Grundlage  der  Beurteilung 
nimmt. 

In  einem  von  Cavallero  am  20.  6.  entworfenen  Brief  Mussolinis  an  Hitler 
vom  21.  6.  wurde  daher  der  Angriff  auf  Malta  als  nachstes  Ziel  klar  heraus= 
gestellt.  Nach  dem  Siege  in  der  Luft,  zur  See  und  zu  Lande  gehe  es  nun  darum, 
die  Erfolge  zu  festigen.  Der  Kernpunkt  sei  dabei  die  Eroberung  Maltas.  Schon 
wiirde  die  Verbindung  nach  Libyen  erneut  gefahrdet  durdi  die  zahlreichen 
britischen  Jager,  die  inzwischen  von  Flugzeugtragern  aus  wieder  auf  die  Insel 
gelangen  konnten.  Ohne  alsbaldige  Besetzung  werde  Malta  daher  auch  des= 
wegen  in  Kiirze  wieder  aufleben,  well  die  italienische  Flotte,  nachdem  sie  in 
der  soeben  erfolgreich  beendeten  Seeschlacht  im  Mittelmeer  zwei  grofie  Geleit= 
ziige  am  Durchbruch  nach  der  Insel  gehindert  habe^  iiber  keine  Olvorrate 
mehr  verfiige,  um  ein  weiteres  Mai  auszulaufen.  Nur  U=Boote  und  Flugzeuge 
konnten  neuen  britischen  Versuchen  zur  Versorgung  der  Insel  noch  entgegen= 
gestellt  werden,  reichten  jedoch  fiir  diese  Aufgabe  nicht  aus.  Im  iibrigen  seien 
grofiere  Lieferungen  von  Heizol  auch  zu  der  Eroberung  von  Malta  notwendig, 
und  zwar  40  000  t  fiir  das  Unternehmen  selbst  und  weitere  30  000  t  als  Re= 
serve.  Nach  Wegnahme  der  Insel  werde  der  Olbedarf  der  Flotte  stark  nach= 
lassen,  wie  auch  die  Luftwaffe  dann  ihre  voile  Operationsfreiheit  wiederge= 
winnen  werde.  Der  beste,  aber  auch  der  letzte  Zeitpunkt  fiir  die  Landungs= 
operation,  deren  Vorbereitungen  Mussolini  als  weit  fortgeschritten  bezeichnete, 
sei  der  August.  Anderenfalls  miisse  man  bis  zum  nachsten  Friihjahr  warten. 

6  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  10.  6. 1942. 

7  Gemeint  ist  die  britische  Doppel=Konvoi=Operation  („Harpoon''  und  ^Vigorous") 
vom  12.— 16.  6.  von  Gibraltar  und  Alexandria  zur  Versorgung  Maltas.  Von  den 
17  Transportem  erreichten  nur  2  Malta.  , 

105 


A.  Einfiihrung 

Am  gleichen  21.  6.  ersuchte  Rommel  den  „Deutschen  General  beim  Ober= 
kommando  der  italienischen  Wehrmacht'',  General  v.  Rintelen,  im  Einver= 
nehmen  mit  dem  OKW  und  dem  Comando  Supremo  die  Zustimmung  Musso= 
linis  einzuholen,  um  die  Verfolgung  des  geschlagenen  Gegners  nach  Agypten 
hinein  ohne  Verzug  fortzusetzen.  Auch  Generaloberst  Bastico  mufi  spatestens 
zu  diesem  Zeitpunkt  von  Rommel  iiber  seine  Absicht  unterrichtet  worden  sein, 
war  jedoch  nicht  gewillt,  die  geltenden  Weisungen  zu  andern. 

Das  Bestreben  Rommels,  den  Erfolg  auszunutzen  und  —  ohne  auf  die  ur= 
spriinglichen  Plane  Riicksicht  zu  nehmen  —  die  geschlagene  britische  8.  Armee 
nach  Agypten  hinein  zu  verfolgen,  traf  sich  mit  entsprechenden  Gedanken 
Hitlers.  In  seiner  am  22.  6.  durch  Fernschreiben  iibermittelten  Antwort  an 
Mussolini  forderte  er  diesen  auf,  sich  seinem  Standpunkt  anzuschliefien.  „Ein 
geschichtlicher  Wendepunkt  sei  erreicht,  der  von  entscheidender  Bedeutung 
fiir  den  Ausgang  des  Krieges  sein''  konne.  Die  britische  8.  Armee  sei  „prak= 
tisch  vernichtet''.  Die  „schnellste  und  vollstandigste  Ausnutzung''  dieser 
Lage,  die  „sich  auf  keinen  Fall  ein  zweites  Mai  auf  dem  gleichen  Kriegsschau= 
platz  ergeben''  werde,  verlange  „die  pausenlose  Verfolgung  ...  bis  zur  voll= 
standigen  Vernichtung  der  britischen  Truppen'',  ehe  durch  Herankommen 
neuer  Reserven  „eine  Anderung  . . .  zu  unseren  Ungimsten''  eintrete.  „Dies= 
mar'  konne  „Agypten  . .  .  England  entrissen  werden",  wahrend  die  Eroberung 
von  Sewastopol  gleichzeitig  den  Weg  frei  mache,  um  auch  iiber  den  Kaukasus 
hinweg  „zum  Fall  der  gesamten  ostlichen  Konstruktion  des  englischen  Em= 
pires"  vorzustofien.  „Die  Gottin  des  Schlachtenglucks  nahert  sich  den  Fiihrern 
nur  einmal.  Wer  sie  in  einem  solchen  Augenblick  nicht  festhalt,  wird  sie  sehr 
oft  nicht  wieder  erreichen  konnen®." 

Ohne  eine  Weisung  des  Comando  Supremo  abzuwarten,  gab  Rommel 
wahrenddessen  bereits  am  22.  6.  friih  den  Befehl,  die  Verfolgung  der  britischen 
8.  Armee  auf  Sidi  Barani  (90  km  ostlich  der  libysch=agyptischen  Grenze) 
fortzusetzen*. 

Unter  dem  Eindruck  von  Hitlers  Schreiben  und  der  offensichtlich  so  giin= 
stigen  Situation  auf  dem  nordafrikanischen  Kriegsschauplatz  anderte  das 
Comando  Supremo  am  23.  6.  seine  Haltung  und  gab  dem  weiteren  Vorgehen 
der  deutsch=italienischen  Panzerarmee  seine  Zustimmung.  Mit  dem  schnellen 
Fortschreiten  der  Offensive  steigerte  sich  die  Zielsetzung.  Am  26.  6.  befahl 
das  Comando  Supremo,  als  vorlaufiges  Ziel  und  als  Basis  fiir  weitere  Opera= 
tionen  die  Linie  Arabischer  Golf— Kattara=Senke  zu  erreichen  (also  etwa  die 
El=Alameiri=Linie).  Am  27.  6.  folgte  eine  Weisung,  in  der  iiber  die  Einnahme 
von  Kairo  und  die  vorlaufige  Abschliefiung  von  Alexandria  hinaus  der  Suez= 
Kanal  als  Endziel  festgelegt  war.  Zugleich  wurde  die  Landung  auf  Malta  auf 


8  Warlimont  II,  a.  a.  O.,  5.  243. 

9  Rommel  wurde  am  21.  6.  zum  Gen.Feldmarsdiall  befordert.  Am  22.  6.  warden 
daher  auch  Cavallero  und  Bastico  zu  Marschallen  von  Italien  befordert. 

106 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

September  versdioben.  AUein  der  OB  Siid,  Gen.Feldmarschall  Kesselring, 
brachte  am  25.  6.  in  einer  Aussprache  mit  Cavallero  und  Bastico  nach  wie  vor 
Bedenken  gegen  einen  Vormarsch  nach  Agypten  vor.  Er  zeigte  vor  allem 
grofite  Besorgnis  hinsichtlich  der  Nachschublage.  Auch  konnten  den  600  bri= 
tisdien  Flugzeugen  im  Delta=Gebiet  nur  60—70  deutsche  und  italienische  Jager 
entgegengestellt  werden. 

Am  30.  6.  kam  der  stiirmische  Vormarsch  der  deutsch=italienischen  Panzer= 
armee  vor  El  Alamein  zum  Stehen.  Die  erschopfte  Armee  besafi  nur  noch 
^^  Panzer,  15  Panzerspahwagen,  jy  Geschiitze,  6^  Pak.  Bei  den  drei  deutschen 
Divisionen,  die  die  Angriffspitze  bildeten,  betrug  die  Kampfstarke  nur  noch 
etwas  iiber  2000  Mann  Infanterie.  Nach  vergeblichen  Versuchen,  die  britische 
Stellung  zwischen  der  Kuste  und  der  Kattara=Senke  zu  durchbrechen,  sah  sich 
Rommel  am  3.  7.  gezwungen,  den  Kampf  abzubrechen. 

An  diesem  Tage  gaben  die  Reichsregierung  und  die  italienische  Regierung 
eine  offentliche  Erklarung  ab,  in  der  sie  „feierlich  ihre  feste  Absicht  (bekraf= 
tigten),  die  Unabhangigkeit  Agyptens  und  die  Souveranitat  Agyptens  zu  ach= 
ten  und  sicherzustellen.  Die  Streitkrafte  der  Achse  betreten  Agypten  nicht  als 
Feindesland,  sondern  mit  dem  Ziel,  die  Englander  aus  dem  agyptischen  Terri= 
toriimi  zu  vertreiben  und  die  militarischen  Operationen  gegen  England  fort= 
zusetzen,  die  den  Nahen  Osten  von  der  britischen  Herrschaft  befreien  sollen/' 
Um  dieses  politisch=propagandistische  Ziel  zu  unterstreichen,  hatte  der  deut= 
sche  Wehrmachtbericht  am  2.  7.  entgegen  den  Tatsachen  gemeldet,  daii  „deut= 
sche  und  italienische  Divisionen,  unterstiitzt  durch  starke  Sturzkampf  verbande, 
nach  erbittertem  Kampf  die  El=Alamein=Stellung  durchbrochen  (hatten).  Sie 
verfolgen  die  geschlagenen  britischen  Krafte,  die  sich  auf  das  Nil=Delta  zu= 
riickziehen^'' 

Rommel,  der  angesichts  der  veranderten  Lage  die  Absicht  geaufiert  hatte, 
auf  die  agyptisch=libysche  Grenze  zuriickzugehen,  fand  sich  schliefilich  am 
23.  7.  nach  erneuten  Zusicherungen  auf  anlaufende  Verstarkungen  damit  ab, 
in  der  Stellung  westlich  El  Alamein  zu  verbleiben.  Diese  Verstarkungen  konn= 
ten  wegen  fehlender  anderer  Moglichkeiten  nur  von  den  fiir  das  Unternehmen 
„Herkules''  vorgesehenen  und  hierfiir  bereitgestellten  Verbanden  entnommen 
werden.  Comando  Supremo  und  OKW  gaben  hierzu  Mitte  Juli  entsprechende 
Befehle.  Cavallero  hatte  sogar  schon  am  7.  7.  den  Operationsstab  Malta  an= 
gewiesen,  anstelle  der  gegen  die  Inselfestung  gerichteten  Plane  einen  Uber= 
gang  nach  Tunis  vorzubereiten.  Dagegen  erhob  General  v.  Rintelen  im  Auf= 
trage  des  OKW  am  20.  7.  Bedenken.  Ein  italienisches  Vorgehen  gegen  Tu= 


OKW=Bericht,  2.  7. 1942.  Am  15.  7.  empfing  Hitler  in  „Wolfsschanze"  den  nach 
Deutschland  gefluditeten  ehemaligen  irakischen  Ministerprasidenten  Ali  el  Gai= 
lani,  der  im  Mai  1941  den  gescheiterten  Aufstand  gegen  die  britischen  Streit= 
krafte  im  Irak  geleitet  hatte.  Er  wirkte  —  ebenso  wie  der  Mufti  von  Jerusalem, 
Husseini  —  von  Deutschland  aus  iiber  Rundfunkstationen  propagandistisch  in 
den  Nahen  Osten  hinein. 


107 


A.  Einfiihrung 

nesien  miisse  den  Abfall  von  ganz  Franzosisch=Nordafrika  zu  de  Gaulle  zur 
Folge  haben. 

Nachdem  am  27.  7.  britische  Gegenangriffe  an  der  El=Alamein=Front  an  der 
erfolgreichen  deutsch=italienischen  Abwehr  gescheitert  waren,  wurde  die  Si= 
tuation  in  Nordafrika  wieder  giinstiger  beurteilt.  Das  Comando  Supremo, 
das  sich  am  12.  8.  die  deutsch=italienische  Panzerarmee  unmittelbar  unterstellte 
(also  Bastico  auf  den  Oberbefehl  in  Libyen  beschrankte),  und  der  OB  Slid 
forderten  nunmehr  in  Sorge  vor  dem  standigen  Anwachsen  der  britischen 
Krafte,  die  ununterbrochen  Nachschub  auf  der  Route  um  das  Kap  der  Guten 
Holfnung  erhielten  (s.  oben  S.  17),  eine  schnelle  Wiederaufnahme  der  Offen= 
sive.  Die  Weisung  des  Comando  Supremo  vom  17.  8.  sah  dementsprechend 
als  nachstes  Operationsziel  vor,  die  britischen  Krafte  westlich  des  Deltas  zu 
schlagen,  Alexandria  zu  gewinnen  und,  gestiitzt  auf  diesen  Hafen,  weiter  auf 
Kairo  und  den  Suez=Kanal  vorzugehen.  Hitler  indessen  verzichtete  darauf, 
Rommel  zu  drangen  und  in  seine  Entscheidungen  einzugreifen. 

Gegen  seine  eigene  bessere  Uberzeugung  befahl  Rommel  schlieiBlich  fiir  den 
30.  8.  abends  den  neuen  Angriff,  ohne  iiber  die  von  ihm  selbst  als  unerlafilich 
angesehenen  Mittel  zu  verfiigen.  Die  Offensive  scheiterte  daher  bereits  am 
1.  9.  an  der  heftigen  britischen  Gegenwehr,  vor  allem  in  der  Luft.  Am  3.  9. 
nahm  Rommel  die  Armee  in  ihre  Ausgangsstellungen  zuriick.  An  eine  Wieder= 
aufnahme  des  Angriffs  war  fiir  absehbare  Zeit  nicht  zu  denken.  Der  Ernst 
der  Situation  ergab  sich  aus  der  Feststellung  Cavalleros  vom  6.  9.,  dafi  jetzt 
die  „Neutralisierung''  Maltas  „das  Problem  auf  Leben  oder  Tod""  sei.  „Wenn 
Malta  nicht  neutralisiert  wird,  verlieren  wir  alles/'  „Um  zum  Nil  zu  gelangen, 
mlissen  wir  vorgehen;  um  vorzugehen,  brauchen  wir  Transporte;  und  um 
Transporte  zu  haben,  mufi  Malta  neutralisiert  werden^/' 

Nachdem  die  Moglichkeit,  Malta  zu  erobern,  mit  der  Abgabe  der  hierfiir 
bereitgestellten  Krafte  nach  Nordafrika  endgiiltig  dahingeschwunden  war  — ob 
dies  unter  den  gegebenen  Voraussetzungen  bei  beiden  Seiten  (deutschen  wie 
italienischen)  „greifbare''  Moglichkeit  war,  bleibe  hier  unerortert  — ,  versuchte 
der  OB  Slid,  durch  eine  letzte  starkere  Luftoffensive  gegen  die  Insel  ab  10. 10. 
wenigstens  eine  wirksame  „Neutralisierung''  zu  erreichen.  Doch  mufiten  die 
Angriffe  nach  wenigen  Tagen  infolge  der  schweren  eigenen  Verluste  auf 
Drangen  Gorings  und  Befehl  Hitlers  wieder  eingestellt  werden.  Am  20. 11. 
erklarte  schlielilich  Hitler  in  der  Lagebesprechung^,  dafi  seiner  Ansicht  nach 
die  Wegnahme  solcher  befestigter  Inseln  iiberhaupt  „unmoglich''  sei:  in  sei= 
nem  Munde  ein  seltenes  Eingestiindnis. 

Schon  seit  September  war  die  Insel  Kreta  starker  in  den  Brennpunkt  seiner 
Sorgen  geriickt.  Urspriinglich  war  sie  im  Zusammenhang  mit  den  Planungen 
im  Mittelmerraum  als  vorgeschobenes  Sprungbrett  der  Luftwaffe  gegen  Agyp= 

2  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  6.  und  8.  9. 1942. 

3  Aufz.  zum  KTB  WFStab,  20. 11. 1942. 

108 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

ten  vorgesehen.  Doch  wechselte  sie  schon  im  Spatsommer  in  eine  strategische 
DefensivroUe  hiniiber.  Weder  als  Stiitzpunkt  der  Luftwaffe  noch  als  Riickhalt 
fiir  die  Seeverbindungen  nach  Nordafrika  brachte  der  Besitz  der  Insel  im 
iibrigen  einen  wesentlich  anderen  Vorteil  als  den,  dafi  ihre  Nutzung  dem  Geg= 
ner  versagt  blieb.  Hitler  hielt  indessen  trotz  aller  Erfahrungen  an  seiner  An= 
sicht  von  der  „beherrschenden  Bedeutung  .  .  .  der  Insel  fiir  das  ostliche  Mittel= 
meer  und  fiir  den  Kampf  in  Agypten"'  fest.  Schon  in  der  „Fiihrer=Weisung'' 
Nr.  45  vom  23.  7. 1942"*  hatte  er  die  Verlegung  einer  der  besten  deutschen 
Divisionen  (22.  Inf.Div.)  nach  Kreta  verfiigt.  Ihren  Weitertransport  zur  Ver= 
starkung  der  Panzerarmee  Rommels  nach  Afrika  zog  er  nur  voriibergehend 
in  Erwagung.  In  einer  Weisung  vom  14.  9. 1942^  stellte  er  Kreta  geradezu 
in  das  Zentrum  seiner  Besorgnisse  hinsichtlich  des  Mittelmeerkriegsschau= 
platzes,  Auch  Mussolini  hatte  er  schon  am  4.  8.  in  einem  Brief  aufgefordert, 
„fiir  alle  Falle  eine  Verstarkung  nach  Kreta  (zu)  schicken''.  Der  Ob.d.M. 
vertrat  am  26.  8.  Hitler  gegeniiber  sogar  die  Meinung,  dafi  Kreta  seiner  Be= 
deutung  wegen  „in  Krieg  und  Frieden''  in  deutscher  Hand  bleiben  miisse®. 
Schliefilich  unterstellte  Hitler  mit  Weisung  vom  13. 10. 1942^  ebenso  wie  alle 
von  deutschen  Truppen  besetzten  Kiisten  im  Mittelmeer  und  in  der  Agais  der 
einheitlichen  Befehlsgewalt  des  OB  Siid  zwecks  „Vorbereitung  und  Durch= 
fiihrung  der  Verteidigung''.  Die  Befugnisse  des  W.B.  Siidost  (s.  unten  S.  142) 
wurden  auf  diese  Weise  eingeschrankt.  Doch  wurde  diese  komplizierte  Lo= 
sung,  die  sich  nicht  bewahrte,  mit  der  „Fiihrer= Weisung''  Nr.  47  vom  28. 12. 
1942^  wieder  aufgehoben  (s.  unten  S.  142  f.). 


4.  Die  Abwehr  der  britisdien  Offensive  in  Xgypten  ab  23. 10. 1942 

Die  Sorgen  der  deutschen  Obersten  Fiihrung  um  die  Entwicklung  der  all= 
gemeinen  Lage  im  Mittelmeerraum  —  trotz  der  Zuversicht  Rommels,  die  in= 
zwischen  stark  ausgebaute  und  verminte  El=Alamein=Stellung  zu  halten  — 
spiegeln  sich  in  einigen  Notizen  im  KTB  des  WFStabes  deutlich  wieder.  Sie 
bezogen  sich  weniger  auf  die  Front  in  Agypten,  kreisten  vielmehr  um  die 
angesichts  des  gespannten  italienisch=franzosischen  Verhaltnisses  und  der 
zwielichtigen  RoUe  Vichys  in  Nordwestafrika  politisch  und  militarpolitisch 
labilen  Verhaltnisse  im  westlichen  Mittelmeerraum.  Beim  Lagevortrag  am 
15. 10.  kamen  „die  sich  mehrenden  Nachrichten  iiber  beabsichtigte  und  be= 

4  Hubatsdi,  a.  a.  O.,  S.  199. 

5  Der  Fiihrer  OKW/WFStab/Op.  Nr.  003142/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  14.  9.  1942, 
gez.  Adolf  Hitler. 

6  Niederschrift  iiber  den  Vortrag  des  Ob.d.M.  vor  Hitler  vom  26. 8. 1942  (Der 
Oberbefehlshaber  der  Kriegsmarine  B  Nr.  1.  Ski.  lb  Nr.  1663/42  g.Kdos.  Chefs, 
vom  29.8.42,  in:  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O.). 

7  Der  Fiihrer  OK W/WFS tab/Op. Nr.  551  743/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  13.  10.  1942, 
gez.  Adolf  Hitler. 

8  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  209ff. 

109 


A.  Einfiihrung 

vorstehende  angelsachsische  Truppenlandungen  in  Westafrika  zur  Sprache. 
Den  Vorschlag  des  Chefs  WFStabes,  der  franzosischen  Regierung  zu  gestatten, 
ihre  Krafte  in  Nordafrika  aus  dem  Mutterland  zu  verstarken,  um  sie  zur 
Abwehr  etwaiger  angelsachsischer  Landungsversuche  zu  befahigen,  lehnt  der 
Fiihrer  mit  Riicksicht  auf  die  Italiener  ab,  die  jeder  Verstarkung  der  franzosi= 
schen  Truppen  in  Nordafrika  mit  aufierstem  Mifitrauen  gegeniiberstehen®/' 

General  v.  Rintelen  legte  am  21. 10.  auf  Weisung  des  OKW  dem  Comando  Su= 
premo  noch  einmal  nahe,  nidit  praventiv  nadi  Tunis  hiniiberzugehen,  sondern  mit 
Riicksicht  auf  Vichy  erst  nach  einer  etwaigen  Landung  der  AHiierten,  die  weniger 
in  Algerien  und  Tunesien  als  vielmehr  in  Dakar  oder  in  Marokko  vermutet  wurde. 
In  seinem  Brief  an  Mussolini  vom  gleichen  Tage  zog  Hitler  sogar  nur  eine  alliierte 
Landung  in  Norwegen  oder  in  Westeuropa  in  Betracht.  Andererseits  kam  der 
WFStab  bei  seiner  in  den  letzten  Oktobertagen  aufgestellten  „Ubersicht  iiber  die 
Gesamtlage  im  Herbst  1942^  nach  Abwagung  allgemeiner  militarpolitischer  und 
strategischer  Uberlegungen  zu  dem  Ergebnis,  dafi  Franzosisch=Nordafrika  den  gun= 
stigsten  Ansatzpunkt  fiir  ein  Vorgehen  der  AHiierten  gegen  die  „Achsenmachte" 
bieten  miisse.  Allerdings  wurde  als  Zeitpunkt  hierfiir  das  Frtihjahr  1943  angesehen. 

Auch  nach  Beginn  der  Offensive  der  britischen  8.  Armee  gegen  die  El=Alamein=Front 
der  deutsch=italienischen  Panzerarmee  am  23. 10. 1942  sah  Hitler  am  25. 10.  „die  gro6te 
Gefahr  im  westlichen  Mittelmeerraum".  Dabei  liefi  er  sich  „eingehend  iiber  die 
Verteidigungsmoglichkeiten  von  Korsika  berichten"  und  erwog  sogar  „eine  Be= 
setzung  der  Insel  durch  italienische  Streitkrafte".  Den  vollen  Ernst  der  Lage  an 
der  agyptischen  Front  scheint  auch  das  Comando  Supremo  erst  durch  den  Bericht 
Gen.Feldmarschall  Rommels  vom  30. 10.  erkannt  zu  haben.  Nachdem  die  Nach= 
richten  bis  dahin  einen  Abwehrerfolg  hatten  erwarten  lassen,  gipfelte  Rommels 
Meldung  an  diesem  Tage  darin,  dafi  bei  weiterem  Anhalten  des  iiberwaltigenden 
britischen  Materialeinsatzes,  auch  nur  noch  zwei  bis  drei  Tage  lang,  der  Widerstand 
der  Panzerarmee  zum  Erliegen  kommen  miisse.  Da  keine  Reserven  zur  Verfiigung 
stiinden,  sei  der  Weg  nach  Westen  fiir  den  Gegner  dann  frei.  Da  es  aber  unmoglich 
schien,  die  in  erster  Linie  dringend  benotigte  Munition  zu  iiberfiihren,  um  den 
Kampf  fortzusetzen,  auch  nicht  geniigend  Treibstoff  vorhanden  war,  um  die  Schlacht 
abzubrechen  und  kampfkraftig  den  Riickzug  anzutreten,  sah  Cavallero  nur  die 
Losung,  die  Front  bei  El  Alamein  auf  Biegen  oder  Brechen  zu  halten. 

Am  2. 11.  erneuerte  er  den  Befehl  an  Rommel,  die  Stellung  bei  El  Alamein, 
„koste  es,  was  es  wolle'',  zu  halten.  Auch  in  einem  von  Jodl  abgefafiten  Tele= 
gramm  Hitlers  vom  gleichen  Tage  wurde  der  Feldmarschall  zum  bedingungs= 
losen  Ausharren  auf gef ordert :  „Ihrer  Truppe  konnen  Sie  keinen  anderen  Weg 
zeigen  als  zu  siegen  oder  zu  sterben^/' 

Wahrscheinlich  ohne  Kenntnis  dieses  Befehls,  aber  aus  eigener  Verantwor= 
tung  iiber  die  Weisungen  des  Comando  Supremo  und  des  ihm  ohnehin  be= 
kannten  Willens  Hitlers  hinweggehend,  ordnete  Rommel  am  Abend  des  2. 11. 
den  Ruckzug  seiner  Panzerarmee  an.  In  seiner  Meldung  an  das  OKW/WFStab 
teilte  er  seine  Absicht  mit,  „die  italienischen  Infanterie=Divisionen  in  der  kom= 

9    Aufz.  zum  KTB  des  WFStabes,  15. 10. 1942. 

1  Zu  dieser  Obersicht  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  279/80. 

2  Erwin  Rommel,  Krieg  ohne  Ha6,  Heidenheim  1950,  S.  268   (zuverlassig  rekon* 
struierter  Wortlaut  des  Telegramms). 

lid 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

menden  Nacht  vom  Gegner  zu  losen  und  in  die  Fuka=Stellung  zuriickzufiihren. 
Die  schnellen  Verbande  wiirden  diesen  Riickzug  decken  und  dann  ebenfalls 
in  die  Fuka=Stellung  ausweichen/'  Diese  Meldung  wurde  Hitler  am  spaten 
Abend  des  2. 11.  noch  vorgelegt.  Er  nahm  mit  Sicherheit  an,  dafi  Rommel  auf 
Grund  seines  inzwischen  eingetroffenen  Appells  diese  Absicht  nicht  ausfiihren 
wiirde.  Die  am  3. 11.  kurz  nach  3  Uhr  beim  WFStab  eingehende  „Tages= 
abschlufimeldung'"  bestatigte  jedoch,  dafi  die  geplanten  Bewegungen  am  2. 11. 
abends  eingeleitet  worden  waren.  Die  Tatsache,  dafi  der  diensttuende  Offizier 
im  WFStab  es  unterliefi,  seine  Vorgesetzten  und  auch  Hitler  noch  in  der  Nacht 
vom  Beginn  des  Rlickzuges  zu  benachrichtigen  —  er  glaubte  gegeniiber  der  vor= 
angegangenen  Abendmeldung  der  Panzerarmee  keine  wesentliche  Verande= 
rung  f estzustellen  — ,  fiihrte  zu  drakonischen  Mafinahmen  Hitlers  an  den  seiner 
Ansicht  nach  „schuldigen''  Offizieren  des  WFStabes.  Unter  scharfen  Vor= 
wiirfen  gegen  den  Chef  OKW  verfiigte  er,  den  Offizier  vom  Dienst,  einen 
Major  d.  Res.,  den  er  zunachst  in  dem  Argwohn,  es  lage  ein  abgekartetes 
Spiel  vor,  mit  sofortiger  Erschiefiung  bedroht  hatte,  in  den  Mannschaftsstand 
und  in  ein  Bewahrungsbataillon  zu  versetzen  —  eine  Mafinahme,  die  spater 
durch  Fiirsprache  Schmundts  gemildert  wurde  —  und  den  Stellv.  Chef  WFStab, 
Generalleutnant  Warlimont,  seiner  Dienststelle  zu  entheben.  In  der  Sache  fand 
sich  Hitler  jedoch  mit  dem  EntschlulB  Rommels  ab  in  der  Annahme,  dafi  nun= 
mehr  die  Fuka=Stellung  gehalten  werde. 

Rommel  seinerseits  meldete  nach  Eingang  des  Appells  Hitlers  am  3. 11. 
gegen  10  Uhr  den  bis  gegen  8  Uhr  erreichten  Stand  der  nunmehr  angehaltenen 
Bewegungen.  Hier  verharrte  er,  bis  er  sich  am  4. 11.,  15.30  Uhr,  angesichts  der 
hereinbrechenden  Katastrophe  doch  zum  weiteren  Riickzug  aus  eigener  Ver= 
antwortung  entschlo6.  Der  ins  FHQu  entsandte  Oberleutnant  d.  Res.  Berndt, 
im  Zivilberuf  Ministerialdirektor  im  Reichspropagandaministerium,  setzte 
Hitler  auseinander,  „da6  infolge  des  iiberwaltigenden  Materialeinsatzes  der 
britischen  8.  Armee  die  Fuka=Stellung  und  auch  die  Marsa=Matruk=Stellung 
wohl  nicht  zu  halten  seien,  dafi  . .  .  Rommel  aber  hoffe,  wenigstens  die  Stel= 
lung  an  der  libysch=agyptischen  Grenze  halten  zu  konnen''. 

Auch  mit  dieser  Stellungnahme  fand  sich  Hitler  ab,  ja  er  billigte  riick= 
blickend  sogar  Rommels  Entschlufi  zum  Riickzug.  Er  verband  damit  die  Hoff= 
nung,  dafi  der  Riickzug,  wie  es  auch  das  Comando  Supremo  inzwischen  be= 
fohlen  hatte,  tatsachlich  in  der  Sollum=Halfaya=Linie  enden  werde.  Nach  der 
alliierten  Landung  in  Algerien  und  Marokko  (s.  imten  S.  116  ff.),  von  der  Rom= 
mel  in  seinem  Gef  echtswagen  in  der  Nahe  von  Solium  erf  uhr,  f  anden  sich  Hitler 
und  Mussolini  dann  mit  einem  —  ohnehin  unvermeidlichen  —  weiteren  Riick= 
zug  bis  zur  Marada— Marsa=el=Brega— Linie  ab,  die  die  Panzerarmee  am  20. 11. 
erreichte  und  in  der  sie  gemafi  den  Befehlen  des  Comando  Supremo  endgiiltig 
zum  Stehen  kommen  sollte^.  Da  die  grundlegenden  Kampf verhaltnisse  sich 

3     Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  20. 11. 1942. 

Ill 


A.  Einfiihrung 

aber  nicht  anderten,  forderte  Rommel  bereits  am  23.  ii.  mit  Zustimmimg 
Basticos,  dem  er  in  Libyen  wieder  unterstellt  war,  auch  die  Grofie  Syrte  zwi= 
schen  sich  und  die  Verfolger  zu  legen  und  auf  Buerat  zuriickzugehen.  Selbst 
ein  solcher  weiterer  Riickzug  konne  indessen  nur  dazu  dienen,  „die  Schlacht 
fiir  14  Tage  hinauszuschieben'"  und  „das  Leben  zu  verlangern"'.  Erst  bei  die= 
sem  Anlafi  und  nur  gegeniiber  Bastico  sprach  Rommel  schliefilich  offen  aus, 
dafi  auch  Tripolis  und  damit  die  ganze  italienische  Kolonie  nicht  mehr  zu 
halten  seien,  das  heifie,  dafi  die  Achsenmachte  sich  darauf  einrichten  miifiten, 
ganz  Afrika  endgiiltig  aufzugeben^. 

Demgegeniiber  hatte  Hitler  in  seinem  Brief  an  Mussolini  vom  20. 11.  seine 
Grundauffassung  in  die  Worte  zusammengefafit,  dafi  er  „zu  den  Mannern 
gehore,  die,  wenn  sie  Schlage  erhalten,  .  .  .  immer  entschlossener  werden'', 
und  dafi  er  nur  den  „einen  Gedanken  kenne,  .  .  .  zu  kampfen''.  Auf  seine 
militarische  Fiihrung  iibertragen  bedeutete  dies:  das  Verlorene  moglichst 
wiederzugewinnen  und  an  keiner  Stelle  freiwillig  etwas  aufzugeben.  In  dieser 
Trotzhaltung  versuchte  er,  die  sich  ihm  aufdrangende  Einsicht,  endgiiltig  in 
die  strategische  Defensive  gedrangt  zu  sein,  beiseite  zu  schieben. 

Am  29. 11.  entwickelte  Jodl  Leitsatze  an  seinen  Stab  fiir  eine  neue  Beur= 
teilung  der  deutschen  Gesamtlage.  An  ihre  Spitze  stellte  er  die  Forderung: 
„Nordafrika  mufi  als  Vorfeld  von  Europa  unbedingt  gehalten  werden/'  Geht 
es  „doch  verloren''  (in  Hinsicht  auf  die  ungesicherte  Transportlage),  „so  ist 
ein  angelsachsischer  Angriff  gegen  den  Siidosten  Europas  iiber  den  Dode= 
kanes,  Kreta  und  den  Peloponnes  zu  erwarten.  Daher  mufi  der  Balkan  be= 
friedet  imd  gesichert  werden/'  Im  Westen  und  Norden  sei  in  naher  Zukunft 
mit  grofieren  Unternehmungen  kaum  zu  rechnen;  dagegen  miifiten  „im  Osten 
endlich  feste  Fronten  geschaffen  werden,  um  im  nachsten  Friihjahr  wenigstens 
an  einer  Stelle  zur  Offensive  iibergehen  zu  konnen^/' 

Das  Festhalten  der  nordafrikanischen  Position,  insbesondere  von  Tunesien 
als  der  entscheidenden  Schliisselstellung  im  Mittelmeerraum  und  gleichzeitig 
als  Schutzschild  fiir  Italien,  war  auch  die  Grundforderung  in  der  Lagebeurtei= 
lung  des  Ob.d.M.  vom  19. 11.  Wollte  Jodl  in  seinen  Richtlinien  als  „Voraus= 
setzung  dazu  .  . .  das  rasche  Ingangbringen  der  Seetransporte"'  ansehen,  so 
erklarte  die  Ski.,  dafi  dies  in  Anbetracht  der  kurzen  Versorgungslinien  iiber 
See  „eine  leichte  Aufgabe''  sein  werde.  Auch  Goring  meinte  am  1. 12.  in  Rom, 
„nach  Tunis  ist  es  ein  Panthersprung^''. 

Angesichts  dieser  illusionaren  Lagebeurteilung  der  deutschen  Obersten  Fiih= 
rung  konnte  Rommel  bei  seinem  iiberraschend  angekiindigten  Besuch  im 
FHQu  am  28. 11.  nicht  mit  seinem  Grundgedanken,  Nordafrika  aufzugeben, 
zu  Worte  kommen.  Hitler,  der  wie  meistens  das  Gesprach  sofort  an  sich  zog, 
erklarte,  dafi  der  Nachschub  fiir  die  Panzerarmee  iiber  Tunis  in  Kiirze  alien 

4  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  23. 11. 1942. 

5  Warlimont,  a.  a.  O.,  5.  293. 

6  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  1. 12. 1942. 

3.12 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

Forderungen  gerecht  werden  wiirde.  Jedem  Gedanken  an  eine  Aufgabe  Nord= 
afrikas  setzte  er  den  —  seiner  Auffassung  nach  mit  Rucksicht  auf  Italien  auch 
politisch  unbedingt  notwendigen  —  Willen  entgegen,  den  Kern  des  italienischen 
Kolonialreiches  um  Tripolis  unter  alien  Umstanden  zu  halten.  Um  das  seit 
dem  Riickzug  von  El  Alamein  und  den  schweren  italienischen  Verlusten  (die 
noch  durch  Rommels  Riickzugtaktik  vergrofiert  worden  waren)  angespannte 
Verhaltnis  zwischen  den  Biindnispartnern  zu  entscharfen,  wurde  Goring  als 
Begleitung  Rommels  mit  nach  Rom  zu  Mussolini  entsandt.  Zu  Gorings  Uber= 
raschung  glaubte  Mussolini,  in  einer  politischen  Losung  (Separatfrieden  mit 
Rufiland)  einen  Ausweg  aus  der  Krise  zu  sehen,  in  der  sich  die  „Achsen= 
machte''  seit  Anfang  November  befanden  (s.  oben  S.  25).  Demgegeniiber 
besafi  Goring  nur  einen  militarischen  und  propagandistischen  Auftrag.  Seine 
Feststellung,  dafi  es  in  Nordafrika  nicht  zwei,  sondern  nur  einen  Kriegsschau= 
platz  gebe,  blieb  praktisch  ohne  Konsequenzen.  Insbesondere  wurde  ein  ein= 
heitlicher  Operationsauftrag  seitens  des  befehlsfiihrenden  Comando  Supremo 
vorerst  nicht  erteilt,  obwohl  Hitler  selbst  am  18. 12.  gegeniiber  Cavallero  noch 
einmal  ausdriicklich  bestatigte:  „dieser  Kriegsschauplatz  ist  italienisch^".  Nach 
wie  vor  galten  vielmehr  nur  die  groben  Richtlinien,  dal?  die  Panzerarmee 
Rommels  moglichst  weit  ostwarts  in  Tripolitanien  endgiiltig  zum  Stehen  kom= 
men  soUte,  wahrend  die  im  Aufbau  befindliche  Tunis=Armee^^  sich  im  Zuge 
ihrer  weiteren  Verstarkung  erst  durch  Ausdehnung  nach  Westen  und  Siiden 
den  notwendigsten  Bewegungsraum  zu  erkampfen  hatte. 

Die  Frage,  ob  sich  die  Panzerarmee  in  der  Marada— Marsa=el=Brega— Stellung 
oder  erst  in  der  Buerat=Linie  zur  Verteidigung  setzen  soUe,  fiihrte  Anfang 
Dezember  zu  einer  merkwiirdigen  Frontenbildung,  in  der  Mussolini  sich  auf 
die  Seite  Rommels  stellte  und  auf  rechtzeitiges  weiteres  Absetzen  drangte, 
wahrend  Hitler  und  Cavallero  —  aus  unterschiedlichen  Griinden  —  es  als 
„schweren  Fehler"'  ansehen  woUten,  wenn  die  Stellung  am  Siidostrand  der 
Grofien  Syrte  „ohne  Not''  aufgegeben  werde®. 

Mit  Beginn  des  Angriffs  der  britischen  8.  Armee  gegen  die  Marsa=el=Brega= 
Stellung  am  11. 12.  loste  sich  die  Frage  ohne  weiteres  Eingreifen  der  obersten 
Fiihrungsstellen  auf,  indem  Rommel  im  Rahmen  seiner  VoUmachten  selb= 
standig  die  Bewegungen  zum  Absetzen  in  die  Buerat=Stellung  im  richtigen 
Augenblick  einleitete.  Am  gleichen  11. 12.  erliefi  das  Comando  Supremo  aber 
auch  schon  eine  Weisung  an  Marschall  Bastico,  er  soUe,  um  auf  die  „aufiersten 
Moglichkeiten''  vorbereitet  zu  sein,  die  alte  franzosische  Verteidigimgszone 
in  Siidtunesien  im  Raum  Gabes— Mareth  mit  Front  nach  Osten  zur  Verteidi= 
gung  einrichten. 

7  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  18. 12. 1942. 

8  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  11. 12. 1942;  Fragment  der  Lagebesprediung 
vom  12.11.1942:  Heiber,  a.  a.  O.,  S.  103  ff.  Hitler  hielt  Rommel  zugute,  da6  er 
durch  den  vielen  Umgang  mit  Italienern  „die  Nerven  verloren"  habe. 

7a  Vgl.  S.ii8ff. 

113 


A.  Einfiihrung 

In  den  letzten  Tagen  des  Jahres  schob  sich  die  britische  8.  Armee,  ohne 
durch  die  Schwierigkeiten  der  Grofien  Syrte  wesentlich  aufgehalten  zu  wer= 
den,  bereits  an  die  Buerat=Stellung  heran.  Erneut  liefi  Rommel  vorsorglich 
erkennen,  dafi  er  sich  mit  den  ihm  verfiigbaren  Kraften  bei  dem  unzulang= 
lichen  Nachschub  und  der  Gefahr  sudlicher  Umgehung  zu  einer  nachhaltigen 
Verteidigung  auch  dieser  Stellung  viel  zu  schwach  fiihle.  Gleichzeitig  fiigte  er 
hinzu,  dafi  ein  rechtzeitiger  weiterer  Riickzug  ihn  in  die  Lage  versetzen  werde, 
sich  alsbald  mit  den  deutsch=italienischen  Truppen  in  Tunesien  zu  vereinigen, 
wo  es  noch  operative  Moglichkeiten  gebe. 

Wahrend  sich  Cavallero  aus  Griinden  von  Zeitgewinn  und  Raumerhaltung 
noch  immer  widersetzte,  mogen  Rommels  Vorschlage  bei  Mussolini  den  ent= 
scheidenden  Anstofi  gegeben  haben,um  in  den  Tagen  der  Jahreswende  1942/43 
mit  der  bisherigen  Fiihrungsart  von  Stellung  zu  Stellung  zu  brechen  und 
Rommel  bis  zur  Siidgrenze  von  Tunesien  freie  Hand  zu  geben.  Einschrankend 
war  mit  der  neuen  Weisung,  der  auch  das  OKW  zustimmte,  die  Auflage  ver= 
bunden,  den  Riickzug  nur  unter  Einhaltung  gewisser  Fristen  fortzusetzen; 
andererseits  hiei?  es  ausdriicklich,  dafi  jede  Gefahr  einer  Vernichtung  der 
Armee  ausgeschlossen  sein  miisse. 

Mit  dieser  Entscheidung  hatte  Rommel  praktisch  seine  Uberzeugung  durch= 
gesetzt,  dafi  die  Panzerarmee  nur  noch  im  Verein  mit  den  in  Tunesien  befind= 
lichen  deutsch=italienischen  Kraften  ihre  Operationsfreiheit  wiedergewinnen 
konne. 


5.  Die  GegenmaSnahmen  gegen  die  alliierte  Landung  in  Marokko  und  Algerien 

Die  Lagebeurteilung  der  deutschen  Obersten  Fiihrung  hinsichtlich  des  west= 
lichen  Mittelmeerraumes  in  den  letzten  Tagen  vor  der  alliierten  Landung  in 
Marokko  und  Algerien  in  der  Nacht  vom  'j.l^.  11. 1942  lafit  sich  wie  folgt 
zusammenfassen^:  Am  31.10.  wurde  das  Einlaufen  von  21  Frachtern  und 
Transportern  in  den  Hafen  von  Gibraltar  von  der  geheimen  deutschen  Beob= 
achtungsstelle  in  Algeciras  gemeldet.  „Nahm  man  zunachst  bei  beiden  ober= 
sten  Fiihrungsstellen  der  Achse  den  Anlauf  eines  neuen  Geleitzug=Unterneh= 
mens  zur  Versorgung  von  Malta  an,  so  anderte  sich  diese  Meinung  im  deut= 
schen  Hauptquartier  auch  nicht,  als  in  den  nachsten,  durch  die  Vorgange  bei 
El  Alamein  hochst  bewegten  Tagen  einwandfreie  Nachrichten  folgten,  dafi 
erhebliche  Seestreitkrafte  bei  Gibraltar  sammelten,  und  kurz  darauf,  dafi 
Starke  gemischte  Schiffsverbande  in  das  Mittelmeer  ausgelaufen  seien.  Wahr= 
scheinlich  unter  dem  Einflufi  von  Hitlers  Eingreifen  kam  aber  auch  an  ma6= 
geblicher  Stelle  in  Rom  erst  am  4. 11.  der  Gedanke  auf,  dafi  sich  schon  hier 
und  jetzt  eine  unmittelbar  bevorstehende  Landeoperation  gegen  Franzosisch= 
Nordafrika  ankiindigte.  Nach  weiteren  Beobachtungen  bis  zum  6. 11.  bekannte 

9     Warlimont  II,  a.  a.  O.,  S.  261/62. 

114 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

sich  auch  Mussolini  zu  dieser  Ansicht,  mufite  aber  erfahren,  dafi  Hitler  ihm 
immer  noch  nicht  folgen  woUte.  Korsika  oder  Sardinien,  so  liefi  der  deutsche 
Oberbefehlshaber  seine  Ansichten  durch  Goring  iiber  Fernsprecher  am  6.  ii. 
an  Kesselring  iibermitteln,  vielleicht  auch  Derna  und  Tripolis  —  also  Kusten= 
platze  weit  jenseits  der  StralEe  von  Sizilien  —  wiirden,  wenn  iiberhaupt  eine 
Landeoperation  in  Betracht  komme,  ihre  wahrscheinlichen  Ziele  sein.  Dagegen 
scheide  Franzosisch=Nordafrika,  das  Kesselring  iibereinstimmend  mit  den 
Italienern  an  erster  Stelle  nannte,  aus.  Ganz  ahnlicher  Meinung  war  auch  die 
deutsche  Seekriegsleitung,  die  in  erster  Linie  auf  Landeabsichten  in  Tripoli= 
tanien,  in  zweiter  in  Italien  oder  auf  den  italienischen  Inseln  und  erst  an  letz= 
ter  Stelle  in  Franz6sisch=Nordafrika  schlie6en  wollte.  Daneben  blieb  die  Ver= 
mutung  eines  Geleitzugunternehmens  nach  Malta  trotz  inzwischen  gezahlter 
190  Schiffseinheiten  noch  weiter  im  Spiel.  Bis  zum  7. 11.  mittags  war  dann 
Hitler,  wenn  auch  ohne  erkennbare  Griinde,  zu  der  Annahme  gelangt,  dafi 
,ein  grofies  Landungsunternehmen  von  etwa  4—5  Divisionen  bei  Tripolis  oder 
Bengasi  beabsichtigt'  sei.  General  v.  Rintelen  mufite  sich  darauf  dem  Auftrag 
unterziehen,  das  Comando  Supremo  aufzufordern,  in  diesen  beiden  Orten 
,alles  . .  .  zur  ortlichen  Verteidigung  einzurichten  einschliefilich  Barrikaden'! 

„Inzwischen  liefen  auch  erste  Gegenmafinahmen  auf  See  an.  Waren  die  gro= 
fien  Geleitziige  auf  ihrem  Wege  durch  den  Atlantik  aus  Mangel  an  weit= 
reichender  Luftaufklarung  und  wegen  Inanspruchnahme  der  in  ihrem  Gebiet 
stehenden  U=Boote  mit  der  Bekampfung  eines  Sierra=Leone=Konvois  nicht 
gesichtet  worden,  so  blieben  jetzt  nur  in  aller  Eile  die  wenigen  deutschen  und 
italienischen  U=Boote  (im  westlichen  Mittelmeer)  gegen  die  feindliche  Armada 
anzusetzen.  Die  italienische  Flotte  konnte  wegen  der  anhaltenden  Bindung 
ihrer  leichten  Seestreitkrafte  im  Geleitdienst  nach  Nordafrika,  aber  auch  wie= 
derum  wegen  der  unzulanglichen  Versorgung  mit  Heizol  und  aus  Mangel  an 
begleitenden  Luftstreitkraften  nicht  auslaufen.  Sie  ,in  diesem  historischen 
Augenblick'  durch  einen  Tagesbefehl  Mussolinis,  wie  Hitler  bei  dem  erwahn= 
ten  Ferngesprach  Goring  des  weiteren  sagen  liefi,  zu  hochster  Leistung  an= 
zuspornen,  . . .  mufite  ins  Leere  fallen.  Aber  auch  die  deutsche  Luftflotte  2 
war  mit  starken  Kraften  in  der  ostlichen  Wiiste  zur  Unterstiitzung  Rommels 
gebunden.  Gegeniiber  Goring  und  dessen  geradezu  beschworendem  Verlangen, 
den  Verbanden  das  Letzte  abzufordem,  um  die  alliierten  Geleitziige,  in  erster 
Linie  Flugzeugtrager,  ,ununterbrochen  bei  Tag  und  Nacht  anzugreifen  und  zu 
vernichten',  liefi  Kesselrings  Antwort  aber  auch  keinen  Zweifel,  dalE  seine 
Flieger  erst  im  Umkreis  der  Strafie  von  Sizilien  wirksam  eingreifen  konnten. 
Verstarkungen  blieben  ihm  auch  in  dieser  Stunde  versagt.'' 

Trotz  seiner  Ansicht,  da&  Franzosisch=Nordafrika  nicht  gefahrdet  sei,  hatte 
das  OKW  am  7. 11.  vorsorglich  eine  erhohte  Bereitschaft  fiir  die  seit  langem 
vorbereiteten  Mafinahmen  angeordnet  (s.  unten  S.  132  f .),  die  Riickwirkungen 
eines  feindlichen  Einbruchs  in  den  Mittelmeerraum  auf  das  franzosische  Mut= 
terland  unterbinden  soUten:  namlich  einen  Einmarsch  in  den  unbesetzten  Teil 


1:13 


A.  Einf  iihrung 

Frankreichs  und  eine  Besetzung  Korsikas.  Sie  soUten  vor  allem  dazu  dienen, 
einen  Obergang  von  Teilen  der  franzosischen  Flotte  nach  Afrika  zu  verhin= 
dern.  Vollig  ungeschiitzt,  ja  geradezu  unbeachtet  blieb  dagegen  Franzosisch= 
Nordafrika  selbst.  Nicht  einmal  Fiihlung  auf  diplomatischem  Wege  zur  Vichy= 
Regiening  wurde  gesucht.  Vorbereitungen  zu  gemeinsamer  Abwehr  waren  seit 
Jahresfrist  unterblieben.  Wahrend  man  sich  auf  deutscher  Seite  entgegen  alien 
friiheren  Ansichten  (1940/41)  nunmehr  plotzlich  auf  den  Abwehrwillen  der 
franzosischen  Kolonialarmee  verlassen  zu  konnen  glaubte,  bewahrten  die 
Italiener  ihr  gewohntes  Mifitrauen,  wollten  aber  die  ihnen  zufallende  Be= 
setzung  Korsikas  immerhin  noch  von  dem  franzosischen  Verhalten  gegeniiber 
einer  etwaigen  Landung  der  Alliierten  in  Nordafrika  abhangig  machen^. 

Die  Nachricht  von  der  alliierten  Landung  in  Marokko  und  Algerien  erreichte 
Hitler  wahrend  eines  Aufenthaltes  auf  einem  Bahnhof  in  Thiiringen  in  der 
Nacht  vom  /./S.  11.  Er  befand  sich  gerade  mit  seiner  engsten  Begleitung  auf 
der  Fahrt  vom  FHQu  „Wolfsschanze''  nach  Miinchen,  wo  er  am  Abend  des 
8. 11.  seine  traditionelle  Rede  vor  den  „Alten  Kampfern''  seiner  Partei  hielt. 
In  einer  kurzen  Besprechung  mit  seinen  militarischen  Beratern  wurden  Uber= 
legungen,  ob  man  Afrika  unter  diesen  neuen  Bedingungen  nicht  aufgeben 
soUe^,  beiseite  geschoben.  Denn:  „ Afrika  aufzugeben  bedeutete  nicht  nur  den 
ganzlichen  Verlust  der  deutsch=italienischen  Panzerarmee,  sondern  aufierdem, 
dafi  die  Alliierten  dort  kampflos  eine  zusammenhangende  zweite  Front  er= 
richten  wiirden,  verbunden  mit  einem  Prestigeverlust  imsererseits,  der  nicht 
zu  unterschatzen  war.  Die  strategischen  Vorteile  einer  voUigen  Beherrschung 
des  Mittelmeerkriegsschauplatzes  wiirden  damit  um  die  Wende  des  Jahres 
1942/43  an  die  Alliierten  iibergegangen  sein;  die  moralische  Widerstandskraft 
des  italienischen  Volkes  ware  bis  ins  Mark  erschiittert  und  den  Alliierten  alle 
Freiheit  zur  weiteren  strategischen  Initiative  iiberlassen  worden^/' 

Indessen  waren  die  politischen  Hoffnungen  Hitlers  und  seiner  Umgebung, 
an  die  sie  sich  unter  dem  Eindruck  der  ersten  Uberraschung  klammerten,  sehr 
fragwiirdig.  Hitler  traute  den  franzosischen  Kraften  in  Nordafrika  nicht  nur 
die  Fahigkeit,  sondern  auch  den  Willen  zum  Widerstand  gegen  die  Alliierten 
zu.  Im  Gegensatz  zu  der  Gleichgiiltigkeit,  die  die  deutsche  Seite  den  letzten 
Vorschlagen  Marschall  Retains  hinsichtlich  einer  Verstarkung  der  Abwehr= 
bereitschaft  Franzosisch=Nordafrikas  in  den  vorausgegangenen  Wochen  ent= 
gegengebracht  hatte,  vertraute  man  in  dieser  Stunde  der  Gefahr  auf  die  weit 
zuriickliegenden  Zusicherungen  der  Vichy=Regierung,  die  Kolonien  gegen  je= 
den  Angreifer  zu  verteidigen.  Im  Namen  Hitlers  erging  sogar  eine  Anfrage 
nach  Vichy,  ob  Frankreich  bereit  sei,  „mit  Deutschland  gegen  die  Englander 

1  Cavallero,  a.  a.  O.,  7. 11. 1942. 

2  Zusammenfassung  der  Besprechung  durch  den  Adjutanten  Jodls  aus  dem  Jahre 
1945,  dem  Verf.  durch  General  d.  Artl.  a.  D.  Warlimont  zuganglich  gemacht. 

3  Fiir  eine  Aufgabe  Afrikas  trat  innerhalb  des  WFStabes  vor  allem  der  Leiter  der 
Abt.  Op/H,  Oberst  d.  G.  Frhr.  v.  Buttlar=Brandenfels,  ein. 

116 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

und  Amerikaner  zu  kampfen''.  Wenn  die  franzosische  Regierung  diesen  bei= 
den  Machten  den  Krieg  erklaren  wiirde,  sei  Deutschland  bereit,  „mit  ihr  durch 
dick  und  diinn  zu  gehen^''  (S.  unten  S.  133). 

Uber  die  Vorgange  in  Marokko  und  Algerien  in  den  Tagen  vom  8.— 11. 11. 
war  die  Oberste  Fiihrung  nur  sehr  ungenau  informiert,  wie  die  Notizen  zum 
KTB  des  WFStabes  erkennen  lassen.  Die  italienische  Regierung  (Aulienmini= 
ster  Graf  Ciano)  wurde  am  Morgen  des  8. 11.  von  Ribbentrop  iiber  die  neue 
Situation  unterrichtet.  Auf  die  Frage  nach  den  italienischen  Absiditen  war 
Ciano  nicht  in  der  Lage,  „eine  erschopfende  Antwort  zu  geben^".  Cavallero 
verzeichnete  in  seinem  Tagebuch,  dafi  der  von  Ribbentrop  ausgesprochene 
Vorschlag,  in  Tunis  zu  landen,  aus  Mangel  an  Schiffen  und  Fahrzeugen  un= 
durchfiihrbar  sei.  Erst  nach  einer  Aussprache  mit  Kesselring  driickte  er  die 
Erkenntnis  aus:  „Unser  Eingreifen  in  Tunis  ist  das  einzige  Mittel,  um  Tri= 
politanien  noch  zu  retten^/' 

Aus  der  gleichen  Erkenntnis  forderte  das  OKW  —  Hitler  hatte,  um  die  Ar= 
beitsfahigkeit  des  WFStabes  zu  erhohen,  den  am  3. 11.  abgelosten  Stellv. 
Chef,  Gen.Lt.  Warlimont,  wieder  in  sein  Amt  eingesetzt  —  in  der  folgenden 
Nacht  (8.79. 11.)  ultimativ  die  Zustimmung  der  franzosischen  Regierung  zur 
Uberfiihrung  deutscher  Truppen  nach  Tunesien.  Die  zur  Besetzung  Rest= 
Frankreichs  und  Korsikas  bereitgestellten  Verbande  sollten  fiir  alle  Falle  —  so 
wurde  durch  OKW  und  Comando  Supremo  befohlen  —  bis  in  ihre  Absprung= 
raume  vorgefiihrt  werden. 

Noch  aber  bestand  bei  der  deutschen  und  italienischen  Obersten  Fiihrung 
eine  begrenzte  Hoffnung,  dafi  es  trotz  der  zweijahrigen  deutschen  „Sieger= 
politik''  gegeniiber  Frankreich  (s.  unten  S.  131  f.)  gelingen  konne,  zu  einem 
Biindnis  oder  einer  Zusammenarbeit  mit  der  Vichy=Regierung  zu  kommen,  zu 
der  sich  auch  Mussolini  bereit  erklarte.  Cavallero  driickte  dies  so  aus:  „Die 
franzosische  Flotte  in  Toulon  kann  in  einer  Stunde  auslaufen.  Ich  kann  es 
nicht  erhoffen  —  aber  wenn  diese  mit  uns  geht,  ist  der  Krieg  gewonnen*^/' 

Wahrend  sich  der  franzosische  Ministerprasident  Laval  auf  Einladung  Hit= 
lers  am  Abend  des  9. 11.  zu  Besprechungen  mit  ihm  und  Graf  Ciano  nach 
Miinchen  begab,  landeten  am  gleichen  Tage  (9. 11.)  die  ersten  deutschen  Trup= 
pen  auf  dem  Flugplatz  El  Aouina  bei  Tunis.  (Am  10. 11.  folgte  die  Inbesitz= 
nahme  des  Flugplatzes  von  Sidi  Ahmed  bei  Bizerta;  zwei  Tage  spater  trafen 
die  ersten  Seetransporte  in  Tunis  ein.) 

Hitlers  Haltung  war  indessen  wahrend  des  9. 11.  umgeschlagen.  Bereits  in 
den  Gesprachen  mit  Graf  Ciano  am  Abend  des  9. 11.  zeigte  er  die  Entschlos= 
senheit,  „au6erste  Entscheidungen  zu  treffen,  ehe  es  zu  spat''  sei.  Neuere 

4  Otto  Abetz,  Das  Offene  Problem.  Ein  Riickblick  auf  zwei  Jahrzehnte  deutscher 
Frankreichpolitik,  Koln  (Greven  Verlag)  1951,  S.  246. 

5  Ciano,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  8. 11. 1942. 

6  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  8. 11. 1942. 

7  Ebda. 

117 


A.  Einfiihrung 

Nachrichten  iiber  das  Verhalten  eines  Teils  der  franzosischen  Streitkrafte  in 
Algerien  sowie  die  zwielichtige  Haltung  des  Admirals  Darlan,  des  zufallig 
am  Landungstermin  in  Algier  anwesenden  Stellvertreters  Petains  und  Ober= 
befehlshabers  der  franzosischen  Wehrmacht  —  er  hatte  bereits  am  Nachmittag 
des  8. 11.  in  Algier=Stadt  den  Widerstand  gegen  die  Amerikaner  einstellen 
lassen  — ,  und  das  Bekanntwerden  des  Eintreffens  des  aus  Siidfrankreich  mit 
einem  US=U=Boot  entkommenen  Generals  Giraud  (s.  unten  S.  132)  nach  Nord= 
afrika  hatten  diesen  schnellen  Wandel  in  der  Haltung  Hitlers  herbeigefiihrt. 
Er  war  zwar  noch  bereit,  den  erst  in  der  Nacht  eintreffenden  Laval  anzuhoren; 
„aber  was  dieser  auch  sagen  mag^''.  Hitlers  Entscheidungen  lagen  fest:  vollige 
Besetzung  Frankreichs,  Landung  in  Korsika,  Aufbau  eines  Briickenkopfes  in 
Tunesien.  Unter  diesen  Voraussetzungen  blieb  die  Unterredung  zwischen  Hit= 
ler  und  Laval  ergebnislos.  Von  Hitlers  Entscheidung  vom  10. 11.  abends,  am 
friihen  Morgen  des  nachsten  Tages  mit  dem  deutschen  und  italienischen  Ein= 
marsch  in  die  unbesetzte  Zone  Frankreichs  zu  beginnen,  erfuhr  Laval  erst 
kurz  vor  seiner  Riickreise  am  11. 11.  friih.  Schon  am  Mittag  des  10. 11.  hatte 
Admiral  Darlan  —  auf  Grund  eines  Geheimtelegramms  von  Petain  —  einen 
allgemeinen  Waffenstillstand  mit  dem  Oberbefehlshaber  der  alliierten  In= 
vasionstruppen.  General  Eisenhower,  abgeschlossen,  dem  sich  alle  nochWider= 
stand  leistenden  franzosischen  Befehlshaber  (zuletzt  am  23. 11.  auch  das  ab= 
seits  liegende  Franzosisch=Westafrika)  anschlossen.  Ganz  Franzosisch=Afrika 
mit  Ausnahme  von  Tunesien  war  damit  in  der  Hand  der  Alliierten. 

Der  OB  Siid,  Gen.Feldmarschall  Kesselring,  erhielt  vom  OKW  am  Abend 
des  10. 11.  die  Weisung,  in  Tunesien  „im  Wettlauf  mit  den  Amerikanern  den 
Briickenkopf  zu  bilden'".  Alle  Transportmittel,  insbesondere  auch  die  in  den 
franzosischen  Hafen  zu  gewinnenden  (iiber  600  000  BRT),  soUten  genutzt 
werden,  um  die  beiden  nordafrikanischen  Fronten  in  hochstmoglichem  Mafie 
mit  Truppen  und  Nachschub  auszustatten.  Das  Comando  Supremo  fand  sich 
stillschweigend  damit  ab,  daJS  Tunesien  vorerst  als  vorwiegend  deutscher 
Kriegsschauplatz  betrachtet  wurde,  und  war  damit  einverstanden,  dafi  der 
dort  befehlsfiihrende  OB  Siid  als  Beauftragter  des  OKW,  allerdings  in  enger 
Verbindung  mit  der  italienischen  Wehrmachtfiihrung,  vorging.  Dazu  trug  die 
Einsicht  in  den  Ernst  der  Lage  wesentlich  bei.  Cavallero  notierte  am  15. 11.  in 
sein  Tagebuch:  „Die  wichtigste  Aufgabe  ist  Tunis.  Wenn  wir  Libyen  verlieren, 
konnen  wir  noch  handeln;  verlieren  wir  Tunis,  dann  sind  wir  am  Ende^.'' 

Der  Einmarsch  in  Siidfrankreich  und  die  Besetzung  von  Korsika  am  11.  und 
12. 11.  vollzogen  sich  planmafiig  ohne  franzosischen  Widerstand,  wenn  auch 
unter  Protest  von  Marschall  Petain,  der  sich  gegen  diesen  Bruch  des  deutsch= 
franzosischen  Waffenstillstandes  vom  22.  6. 1940  und  des  italienisch=franzo= 
sischen  Waffenstillstandes  vom  24.  6. 1940  verwahrte.  Ausgenommen  von  der 

8  Ciano,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  9. 11. 1942. 

9  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  15. 11. 1942, 

118 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 

Besetzung  blieben  aufier  dem  provisorischen  Regierungssitz  Vichy  Stadt  und 
Kriegshafen  von  Toulon,  in  dem  sich  das  Gros  der  franzosischen  Mittelmeer= 
flotte  befand.  Jedoch  schon  am  16. 11.  fiihrte  Hitlers  „starkstes  Miiitrauen'' 
gegen  das  Ehrenwort  des  franzosischen  Admirals  in  Toulon  dazu,  dafi  Vor= 
bereitungen  zu  einem  iiberraschenden  Zugriff  gegen  die  franzosische  Flotte 
getroffen  wurden.  In  den  folgenden  Tagen  verdichteten  sich  die  Nachrichten 
iiber  eine  angeblich  zunehmende  Unsicherheit  in  der  Haltung  der  franzo= 
sischen  Marine  so  weit,  dafi  Hitler  darin  eine  „akute  Gefahr''  erkennen  wollte 
und  den  willkommenen  Anlafi  gegeben  sah,  um  endgiiltig  den  Zugriff  auf  die 
franzosische  Flotte  und  gleichzeitig  die  Entwaffnung  der  franzosischen  Heeres= 
und  Luftwaffenstreitkrafte,  die  sog.  „ Waff enstillstandsarmee'' (100  000  Mann), 
anzuordnen.  Wahrend  sich  die  Kriegsschiffe  in  Toulon  zum  grofiten  Teil  noch 
selbst  versenken  konnten,  als  die  iiberfallartige  Besetzung  am  27. 11.  erfolgte, 
verliefen  die  sonstigen  Mafinahmen  ohne  grofiere  Zwischenfalle.  Das  „Ziel 
der  Operation . . .,  die  Widerstandskrafte  des  unbesetzten  Frankreich  zu  bre= 
chen'',  war  damit  vorerst  erreicht,  die  weitere  Absicht,  „durch  Abriegelung 
der  Flottenstiitzpunkte  —  insbesondere  Toulon  —  .  . .  das  Ubergehen  der  fran= 
zosischen  Heimatflotte  .  . .  zum  Feind  zu  verhindern'',  noch  erheblich  iiber= 
schritten.  Gleichzeitig  zerbrach  aber  auch  die  letzte  Aussicht,  die  Frankreich 
bis  dahin  noch  verbliebene  militarische  Macht  im  weiteren  Verlauf  des  Krieges 
den  „Achsenmachten''  nutzbar  zu  machen. 

Ztun  einstweiligen  Abschlufi  der  Besetzung  Rest=Frankreichs  erlieli  das 
OKW  am  4. 12. 1942  die  „Vorlaufigen  Richtlinien  fiir  die  Vorbereitung  der 
Verteidigung  der  Mittelmeerkiiste  des  franzosischen  Mutterlandes''.  Darin 
wurde  im  Einverstandnis  mit  dem  Comando  Supremo  die  italienische  4.  Armee 
unter  General  Vercellino  dem  OB  West  „einsatzma6ig  unterstellt''  und  ihr  Ab= 
schnitt  bis  an  das  Ostufer  der  Rhone  unter  Ausschlufi  des  Miindungsgebiets 
ausgedehnt.  Nur  drei  deutsche  Divisionen  ( Armeegruppe  Felber)  sollten,  unter= 
stiitzt  durch  Kiistenartillerie,  die  Sicherung  des  anschliefienden  Abschnitts 
westlich  der  Rhone  bis  zu  den  Pyrenaen  iibernehmen. 

In  Tunesien,  wo  die  auf  dem  Luft=  und  Seewege  iiberfiihrten  deutschen  und 
italienischen  Krafte  am  15. 11.  unter  dem  Befehl  des  Kdr.  Generals  des  XC. 
AK.,  General  d.  Pz.Tr.  Nehring,  zusammengefafit  wurden,  kam  es  am  17.  ii- 
zur  ersten  Gefechtsberiihrung  mit  den  seit  der  Landung  in  Bone  und  Bougie 
am  11.  und  12. 11.  nach  Osten  vordringenden  alliierten  Angriffsspitzen  etwa 
60  km  westlich  Bizerta.  Der  Versuch  vorgeprellter  britischer  Panzergruppen, 
die  am  27. 11.  den  Flugplatz  Djedeida  zwischen  Bizerta  und  Tunis  besetzten, 
im  Handstreich  bis  zur  tunesischen  Ostkiiste  vorzustofien,  ehe  sich  eine  deutsch= 
italienische  Bruckenkopf=Front  gebildet  hatte,  scheiterte.  Sie  wurden  am  4. 12. 
in  einer  Panzerschlacht  bei  Tebourba  geschlagen  und  mufiten  sich  zuriickziehen. 
Die  Situation  festigte  sich,  nachdem  die  franzosische  Besatzung  von  Bizerta 
und  der  Kiistenbefestigungen  (rd.  12  000  Mann)  am  7. 12.  kapitulierte.  Bis 
Ende  Dezember  1942  waren  etwa  66000  Mann  deutscher  und  italienischer 

119 


A.  Einfiihrung 

Truppen  in  Tunesien  eingetroffen,  330  Panzer  und  360  Geschiitze  dorthin 
iiberfiihrt. 

Am  3. 12.  hatte  Hitler  Gen.Oberst  v.  Arnim  zum  OB  der  in  Bildung  begrif= 
fenen  5.  Panzerarmee  in  Tunesien  ernannt.  Dabei  erorterte  er  mit  ihm  den 
Gedanken,  im  Anschlufi  an  eine  Festigung  der  Lage  nach  Westen  offensiv  zu 
werden.  Als  Ziel  gab  er  an,  die  gelandeten  alliierten  Truppen  in  Algerien 
und  danach  dann  auch  in  Marokko  von  einem  Hafen  zum  anderen  zuriick= 
zudrangen  und  schliefilich  ins  Meer  zu  werfen.  Diese  Vision  entwickelte  Hitler 
auch  gegeniiber  dem  italienischen  Aulienminister  Graf  Ciano  bei  dessen  Be= 
such  im  FHQu  „Wolfsschanze''  am  18./19. 12. 1942.  Als  einzigen  Grund  fiir 
die  Krise  im  Mittelmeerraum  bezeichnete  er  die  Transportschwierigkeiten.  Kei= 
nesfalls  wiirde  das  Fehlen  von  Truppen  oder  Material  dabei  eine  Rolle  spielen. 
Vier  deutsche  Divisionen  stiinden  bereit  und  wiirden  entsandt,  sobald  die 
Transportwege  gesichert  seien.  „Zusammen  mit  den  schon  in  Tunesien  und 
Libyen  vorhandenen  deutschen  und  italienischen  Kraften''  wiirde  damit  eine 
Gesamtzahl  von  400000  Mann  erreicht,  deren  Unterhalt  allerdings  „Trans= 
porte  von  riesigen  Ausmafien"'  erfordere.  „Die  Losung  dieses  Problems  ist  von 
hochster  Bedeutung  fiir  die  Ziele  des  Krieges  selbst,  und  man  darf  nicht  vor 
der  Moglichkeit  zuriickschrecken,  Schiffseinheiten  zu  verheren;  denn  entweder 
wird  der  Krieg  gewonnen  und  die  Schiffe  leicht  ersetzt;  oder  der  Krieg  wird 
verloren,  und  dann  braucht  man  sich  keine  Illusionen  iiber  das  zu  machen,  was 
das  Los  der  Marine  ware,  auch  wenn  sie  wahrend  der  Kampfhandlungen  vor= 
sichtig  geschont  worden  ware*/' 

Demgegeniiber  wies  Cavallero  auf  die  Luftiiberlegenheit  der  Alliierten  als 
entscheidendes  Problem  hin.  Zugleich  erganzte  er  Mussolinis  Instruktionen, 
nach  denen  „ohne  stabile  LuJFtiiberlegenheit ...  die  Lage  in  Nordafrika  unsicher 
und  am  Ende  unhaltbar  werden''  miisse,  noch  durch  die  eigene  Bemerkung,  dali 
die  Versammlung  starker  eigener  Luftstreitkrafte  in  dem  Dreieck  Tunis— Si= 
zilien— Sardinien  ein  „Frage  auf  Leben  und  Tod"  sei^.  Hitler  appellierte  also  an 
die  italienische  Flotte,  Cavallero  hoffte  auf  die  deutsche  Luftwaffe. 

Diese  Unterredung  zwischen  Hitler,  Graf  Ciano  und  Graf  Cavallero  zeigt 
deutlich,  bis  zu  welchem  Grade  wechselseitige  Illusionen  auch  noch  Ende  1942 
die  Vorstellungen  der  beiden  Biindnispartner  voneinander  auf  dem  Mittel= 
meerkriegsschauplatz  bestimmten.  Beide  Seiten  verharrten  —  nach  voriiberge= 
hender  klarerer  Einsicht  in  die  fiir  die  eigene  Sache  katastrophale  Wende  An= 
fang  November  —  in  erschreckender  Realitatsblindheit  in  triigerischen  Vor= 
stellungen  iiber  die  eigene  Situation  und  die  noch  in  ihr  enthaltenen  Moglich= 
keiten. 


1  Cavallero,  a.  a.  O.,  Notizen  vom  19. 12. 1942. 

2  Ebda. 


120 


V.  Der  Kampf  im  Mittelmeerraum 
6.  Die  Lage  im  Mittelmeerraum  an  der  Jahreswende  1942/43 

Wohl  auf  keinem  Kriegsschauplatz  in  Europa  unterschied  sich  die  Situation 
Ende  1942  so  grundlegend  von  der  zu  Jahresanfang  wie  im  Mittelmeerraum. 
An  die  Stelle  verlockender  Moglichkeiten,  die  sich  infolge  des  Ausfalls  der 
britischen  Mittelmeerflotte  und  der  Konzentration  der  britischen  Krafte  auf 
die  Abwehr  der  japanischen  Sturmflut  in  Siidostasien  fiir  die  Kriegfiihrung 
der  „Achsenmachte"  im  Mittelmeerraum  um  die  Jahreswende  1941/42  ergeben 
hatten,  war  nach  einer  Kette  wechselvoller  Geschehnisse  mit  der  alliierten 
Grofilandung  in  Franzosisch=Nordafrika  und  dem  erzwungenen  Riickzug  der 
Armee  Rommels  aus  Agypten  ein  radikaler  Umschwimg  eingetreten.  Wohl 
war  es  den  „Achsenmachten''  gelungen,  durch  die  Besetzung  Rest=Frankreichs 
und  vor  allem  die  Bildung  des  Briickenkopfes  in  Tunesien  zunachst  eine  Aus= 
weitung  der  Gefahren  auf  den  Kernraum,  den  engeren  Umkreis  Italiens  im 
zentralen  Mittelmeer,  zu  verhindern.  Aber  das  Ende  in  Nordafrika  und  damit 
das  unaufhaltsame  Heranrlicken  dieser  Gefahr  waren  bei  realistischer  Ein= 
schatzung  der  alliierten  See=  und  Luftiiberlegenheit  vorauszusehen. 

Zwei  Ereignisse  markieren  den  Wandel  am  deutlichsten :  Am  19.12.1941 
drangen  drei  italienische  Torpedoreiter=Teams  in  den  Ankerplatz  der  britischen 
Mittelmeerflotte  im  Kriegshafen  von  Alexandria  ein  und  setzten  die  Schlacht= 
schiffe  „Valiant''  und  „Queen  Elizabeth"'  fiir  Monate  aufier  Gefecht.  Am  4. 12. 
1942  richtete  sich  ein  erster  schwerer  amerikanischer  Luftangriff  auf  den  ita= 
lienischen  Kriegshafen  von  Neapel,  und  die  italienische  Flotte,  trotz  Schwierig= 
keiten  in  der  Heizolversorgung  bisher  als  „fleet  in  being''  immer  noch  von  ab= 
stofiender  Wirkung  fiir  alle  alliierten  Planungen,  sah  sich  nun  gezwungen,  sich 
mit  ihren  Schlachtschiffen  nach  La  Spezia,  mit  ihren  Schweren  Kreuzern  nach 
Maddalena  auf  Sardinien  zuriickzuziehen  und  damit  dem  Gegner  sichtbar  die 
Herrschaft  im  mittleren  Mittelmeer  abzutreten. 

Am  28. 12.  sah  sich  Hitler  genotigt,  in  seiner  Weisung  Nr.  47^  aus  der  ver= 
anderten  Situation  und  ihrer  Ausstrahlung  in  den  Siidostraum  Folgerungen  zu 
Ziehen :  „Die  Lage  im  Mittelmeerraum"  —  so  f iihrte  er  einleitend  aus  —  „macht 
in  absehbarer  Zeit  einen  Angriff  auf  Kreta,  die  deutschen  und  italienischen 
Stiitzpunkte  in  der  Agais  und  die  Balkanhalbinsel  moglich  . .  .  Die  verstarkte 
Einflufinahme  der  angelsachsischen  Machte  auf  die  Haltung  der  Tiirkei  fordert 
auch  in  dieser  Richtung  erhohte  Aufmerksamkeit." 

Riickblickend  auf  die  Situation  im  Winter  1942/43  erklarte  Hitler  Anfang 
Juli  1943  unmittelbar  vor  Beginn  des  Untemehmens  „Zitadelle",  des  letzten 
deutschen  Offensivversuchs  an  der  Ostfront,  in  einer  Ansprache  vor  den  fUh= 
renden  Generalen:  „Durch  die  Besetzung  Tunesiens  ist  es  gelungen,  die  Inva= 
sion  von  Europa  iiber  ein  halbes  Jahr  hinauszuschieben.  Noch  wichtiger  aber  ist 
der  Umstand,  dafi  dadurch  Italien  bei  der  ,Achse'  geblieben  ist. 

3     Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  209/10. 

121 


A.  Einfiihrung 

„ Anderenf alls  ware  Italien  mit  Sicherheit  von  der , Achse'  abgef alien.  Die  Alli= 
ierten  hatten  ohne  jeden  Widerstand  zu  einem  Zeitpunkt  in  Italien  landen  und 
iiber  den  Brenner  vorstoJSen  konnen,  wo  infolge  des  russischen  Durchbruchs 
bei  Stalingrad  Deutschland  auch  nicht  einen  Mann  verfiigbar  gehabt  hatte,  um 
ihnen  entgegenzutreten.  Das  hatte  zwangslaufig  zum  schnellen  Verlust  des 
Krieges  gefiihrt^/' 

Diese  Erklarung  Hitlers  iibergeht  —  abgesehen  von  der  Zweckbestimmtheit 
bei  seinen  Aufierungen  iiberhaupt,  die  man  in  Rechnung  stellen  mufi  —  einen 
wesentlichen  Faktor  fiir  die  Verzogerung  im  Ablauf  des  Kriegsgeschehens :  die 
vorsichtig  begrenzten  Absichten  des  Gegners,  sein  methodisches  Vorgehen, 
durch  das  er  es  versaumte,  in  kiihnen  Spriingen  das  zu  erreichen,  was  moglich 
war:  den  Zusammenbruch  Italiens  schon  im  Winter  1942/43. 


VI.  Die  Verteidigungsmafinahmen  im  Norden  und  Westen  Europas 

1.  Nonvegen  —  Danemark 

Bereits  in  der  OKW=Weisung  vom  14. 12. 1941  iiber  den  „Ausbau  der  Kii= 
stenverteidigung'' ^  hatte  Hitler  der  Sicherung  Norwegens,  das  wegen  seiner 
Lage  und  seiner  wehrwirtschaftlichen  Bedeutung  (Narvik  als  Ausfuhrhafen  des 
fiir  Deutschland  lebenswichtigen  Schwedenerzes)  eine  strategische  Schliissel= 
stellung  innehatte,  besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt:  „Unabhangig  von 
den  bereits  friiher  getroffenen  Anordnungen''  —  so  hiefi  es  —  „steht  Norwegen 
in  der  ersten  Dringlichkeit,  da  hier  die  geographischen  und  klimatischen  Ge= 
gebenheiten  sowie  die  Verkehrsverhaltnisse  den  Einsatz  beweglicher  Reserven 
und  die  Zufiihrung  von  Verstarkungen  erschweren  und  auch  den  Einsatz  star= 
ker  Luftstreitkrafte  zur  Bekampfung  des  Feindes  an  und  vor  der  Kiiste  nur  be= 
schrankt  zulassen.  Zudem  bieten  die  weit  ins  Land  reichenden  Fjorde,  die  be= 
sonders  im  Norden  wichtige  Verkehrsverbindungen  schneiden,  sowie  die  ab= 
seits  gelegenen,  aber  wichtigen  kiistennahen  Objekte  standigen  Anreiz  zu  Un= 
ternehmungen. 

„Neben  dieses  verstarkte  Bediirf nis  einer  unbedingt  sidieren  Landungsabwehr  tritt 
das  Erfordernis,  den  Kiistenverkehr  durdi  Abschirmung  der  Sdiaren=Fahrwasser 
nach  See  zu  und  durch  immer  engere  Verdichtung  der  schiitzenden  Zufluchtshafen 
standig  besser  zu  sichern.  Eine  langere,  durch  den  zur  See  iiberlegenen  Feind  er= 
zwungene  Unterbrechung  des  Seeverkehrs  an  der  Kiiste  wiirde  in  Norwegen  z.  Z. 
die  schwersten  Folgen  haben.  Aus  diesen  Griinden  ist  neben  dem  reinen  Verteidi= 
gungsausbau  in  Norwegen  die  Verbesserung  der  Landverbindungen  in  gleicher 
Dringlichkeit  zu  fordern." 

4  Nach  unveroffentlichten  Aufzeichnungen  eines  Teilnehmers,  abgedruckt  bei  War= 
limont,  a.  a.  O.,  S.  320,  und  Alfred  Cause,  Der  Feldzug  in  Nordafrika  1943,  in: 
Wehrwissenschaftliche  Rundschau  12  (1962),  S.  728. 

1  OKW/WFStab/Abt.  L  (I  Op)  Nr.  003  022/42  g.Kdos.  vom  14. 12. 1941,  gez.  Keitel 
(„Der  Fiihrer  hat  befohlen"). 

122 


VI,  Die  Verteidigungsmalinahmen  im  Norden  und  Westen  Europas 

Das  Ganze  soUte  unter  folgendem  Leitziel  geschehen:  „Die  von  uns  be= 
herrschten  Eismeer=,  Nordsee=  und  Atlantik=Kustenbereiche  sind  im  Endziel  zu 
einem  ,neuen  Westwall'  auszubauen,  um  dann  bei  moglichst  geringem  Einsatz 
standig  festgelegter  Feldtruppen  mit  Sicherheit  jedes  feindliche  Landungs= 
unternehmen  auch  starkster  Krafte  abwehren  zu  konnen/' 

Landungen  britischer  „Kommandos''  auf  West  Vagoy  (Lofoten)  und  Maloy 
(siidlich  Drontheim)  am  27. 12. 1941  verstarkten  Hitlers  Befiirchtungen,  dafi 
Norwegen  das  Ziel  einer  britischen  Invasion  sein  konnte,  die  zugleich  als  Ent= 
lastung  der  Sowjets  dem  Aufbau  einer  „Zweiten  Front''  dienen  wiirde.  Er  be= 
fahl  daher  am  28. 12.  die  Riickkehr  des  OB  des  AOK  Norwegen,  Generaloberst 
V.  Falkenhorst,  von  Rovaniemi  nach  Oslo,  damit  sich  dieser  ganz  auf  die  Ab= 
wehraufgaben  in  Norwegen  konzentrieren  konne  (s.  oben  S.  79).  Ihm  wurde 
zu  diesem  Zweck  eine  Verstarkung  von  12000  Mann  Ersatz,  20  Festungs=Ba= 
taillonen  (18000  Mann)  und  die  Zufiihrung  der  3.  Geb.Div.  fiir  das  Friihjahr 
zugesagt.  Gleichzeitig  wurde  die  Aufstellung  einer  Panzer=Einheit  als  operative 
Reserve  (=  die  spatere  25.  Pz.Div.)  befohlen^. 

In  der  Besprechung  mit  dem  Ob.  d.  M.,  Groliadmiral  Raeder,  am  12. 1. 1942 
forderte  Hitler  dann,  eine  starke  deutsche  Kampfgruppe  schwerer  Seestreit= 
krafte  im  norwegischen  Raum  zu  versammlen,  da  er  „auf  Grund  vorliegender 
Nachrichten  und  auf  Grund  zunehmender  Verschlechterung  der  schwedischen 
Haltung  eine  britisch^=russische  Grofiaktion  im  norwegischen  Raum"  be= 
fiirchtete.  „Er  ist  der  Auffassung,  dafi  an  der  norwegischen  Kliste  eine  starke 
Kampfgruppe  aus  Schlachtschiffen  und  Kreuzern,  praktisch  die  ganze  deutsche 
Flotte,  in  Zusammenarbeit  mit  der  deutschen  Luftwaffe  entscheidend  zur  Si= 
cherung  des  norwegischen  Raumes  beitragen  kann.  Daher  wiinscht  er  unter 
alien  Umstanden  die  Verlegung  des  Schwergewichts  der  deutschen  Seestreit= 
krafte  in  diesem  Raum'*/' 

In  der  Besprechung  mit  dem  Chef  des  Stabes  der  Seekriegsleitung,  Vizead= 
miral  Fricke,  am  22. 1.  zeigte  sich  Hitler  noch  starker  von  Befiirchtungen  hin= 
sichtlich  Norwegens  bestimmt^:  „Fiir  Fiihrer  besteht  auf  Grund  neuester  Nach= 
richten  vollige  Sicherheit"  —  so  meldete  Fricke  Grofiadmiral  Raeder  — ,  „dafi 
England=USA  mit  alien  Mitteln  Kriegsablauf  durch  Angriff  in  Nordnorwegen 
entscheidend  beeinflussen  wollen. 

„Wahrscheinlidi  in  Kiirze  Besetzung  grofierer  Zahl  von  Platzen  an  der  Kiiste  von 
Drontheim  bis  Kirkenes,  im  Friihjahr  angriffsweises  Vorgehen  mit  Unterstiitzung 

2  OKW/WFStab/Op.  Nr.  00  226/42  „Kampfanweisung  fiir  die  Verteidigung  Nor= 
wegens"  vom  27. 1. 1942. 

3  Im  Original  irrtiimlich  „norwegisch". 

4  Niederschrift  iiber  den  Vortrag  des  Ob.d.M.  bei  Hitler  am  12. 1. 1942  (Ober= 
kommando  der  Kriegsmarine  —  Seekriegsleitung  1.  Ski.  lb  145/42  g.Kdos.  Chefs., 
in:  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O.). 

5  Vorlaufige  Meldung  des  Chefs  des  Stabes  der  Ski.,  Vizeadmiral  Fricke,  iiber  die 
Besprechung  bei  Hitler  am  22.1.1942  (g.Kdos.),  in:  Lagevortrage  des  Ob.d.M., 
a.  a.  O. 


123 


A.  Einfiihrung 

Schwedens,  dem  hierfiir  Narvik  und  Erzvorkommen  bei  Petsamo  zugesichert  wur= 
den.  An  Finnland  Garantie  fiir  Selbstandigkeit  in  friiheren  Grenzen. 

Fiir  Schwedens  Bereitwilligkeit  liegen  dem  Fiihrer  Beweise  vor,  daher  Absicht: 

a)  Vorhaben  Englands/USA  und  Schwedens  Haltung  in  der  Weltpresse  heraus= 
zustellen, 

b)  Generalfeldmarschall  Kesselring  als  Oberbefehlshaber  Norwegen  einzusetzen. 
Die  Beherrschung  schwedischen  Raumes  durch  angelsachsische  Streitkrafte  wird 

allmahlich  jede  Bewegungsfreiheit  in  der  Ostsee  ausschliefien.  Kame  es  zu  diesem 
Zustand  und  befanden  sich  dann  noch  irgendwelche  Teile  der  Marine  in  der  Ost= 
see,  wiirden  sie  riicksichtslos  desarmiert,  wobei  die  Schlachtschiffe  die  einzige  ins  Ge= 
wicht  fallende  Nickelquelle  darstellen. 

Fiihrer  ist  sich  klar,  dafi  Norwegen  ,Schicksalszone'  dieses  Krieges  ist,  verlangt 
daher  unbedingtes  Eingehen  auf  seine  Befehle  und  Wiinsche  fiir  die  Sicherung 
dieses  Raumes  .  .  . 

Fiihrer  will,  dafi  auch  Marine  auj^erste^  Anstrengungen  macht,  um  englische  An= 
griffsabsichten  noch  im  Keim  zu  ersticken,  bei  Anlaufen  der  Operationen,  zumal  bei 
Nichtflugwetter;  eine  ausreichende  Aufklarung  und  Sicherung  auf  den  Anmarsch= 
wegen  nach  Norwegen  zu  iibernehmen  und  in  der  Abwehr  des  gelandeten  Gegners 
mit  alien  zur  Verfiigung  stehenden  Streitkraften  unter  volliger  Aufgabe  jeglicher 
sonstiger  Kriegfiihrung  —  aufier  dem,  was  im  Mittelmeer  ist  —  sich  einzusetzen." 


In  Ausfiihrung  dieser  Befehle  traf  das  neue  deutsche  Schlachtschiff  „Tirpitz" 
am  16. 1.  in  Drontheim  ein.  Die  Schweren  Kreuzer  „Prinz  Eugen^'  (eben  erst 
im  Zuge  des  Unternehmens  „Cerberus''  (s.  unten  S.  155  f.)  aus  Brest  in  der  Elb= 
miindung  eingetroffen)  und  „AdmiraI  Scheer''  folgten  am  23.  2.,  doch  mufite 
„Prinz  Eugen'^  der  durch  einen  Torpedotreff er  eines  britischen  U=Bootes  schwer 
beschadigt  worden  war,  gleich  wieder  zur  Reparatur  nach  Deutschland  zuruck= 
kehren.  Im  Marz  und  April  trafen  die  Schweren  Kreuzer  „Admiral  Hipper"' 
und  „Lutzow''  in  norwegischen  Gewassern  ein,  so  dafi  im  Mai  eine  starke 
Kampfgruppe  (1  Schlachtschiff,  3  Schwere  Kreuzer,  8  Zerstorer,  4  Torpedo= 
boote  uund  20  U=Boote)  an  der  norwegischen  Kiiste  im  Raum  zwischen  Dront= 
heim  und  Kirkenes  zusammengezogen  war. 

Anfang  Februar  hatte  Hitler  Gen.Feldmarschall  List  beauftragt,  die  Ver= 
teidigung  Finnlands  und  Norwegens  zu  inspizieren  mit  der  Vollmacht,  die  ihm 
notwendig  erscheinenden  Mafinahmen  bei  Heer,  Marine,  Luftwaffe  und  den 
deutschen  Zivilbehorden  in  Norwegen  zu  befehlen.  List  ordnete  in  Ausfuh= 
rung  seines  Auftrages  u.  a.  an:  den  Aufbau  zusatzlicher  Verteidigungsstellun= 
gen  an  der  Kiiste  und  im  Innern  des  Landes,  die  Verstarkung  der  Kusten= 
artillerie,  die  Verbesserung  der  Strafienverhaltnisse  und  die  Schaffung  von 
Divisionskommandos  zur  einheitlichen  Fiihrung  der  Raume  von  Alta,  Tromso 
und  Stavanger^.  Die  Befehlsbefugnisse  an  den  Kiisten  wurden  einheitlich  in 
der  „Fiihrer=Weisung''  Nr.  40  vom  23.  3. 1942®  geregelt. 

6  Im  Original  unterstrichen. 

7  Bericht  des  Gen.Feldmarschalls  List  vom  5.  4. 1942   (OKH/Gen.St.d.H./Org.Abt. 
Nr.  1584/42  g.Kdos.). 

8  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  176  ff , 

124 


VI.  Die  Verteidigungsmafinahmen  im  Norden  und  Westen  Europas 

An  Heereskraften  befanden  sich  Ende  April  in  Norwegen:  5  Inf.Divisionen, 
2  Sich.Divisionen  und  die  im  Laufe  des  April  eingetroffene  3.  Geb.Div.  Die 
Verstarkungen,  20  Fest.Bataillone,  waren  in  die  Divisionen  eingegliedert,  die 
25.  Pz.DiVo  im  Aufbau  begriffen,  die  Luftwaffenkrafte  in  drei  Fliegerdivisionen 
zusammengefalit.  »V' mob  brm  jrjgawiol 

Im  Juni  befahl  Hitler  dem  Reichsminister  Speer  den  Ausbau  der  Mittel=  mit 
Nordnorvvegen  bis  zur  finnischen  Grenze  bei  Kirkenes  verbindenden  Reichs= 
strafie  ^o  in  eine  „Allwetter''=Stra6e  sowie  den  Bau  einer  Bahn  Mo— Fauske— 
Narvik— Kirkenes. 

Im  Bereich  des  AOK  Norwegen  herrschte  das  ganze  Jahr  iiber  wiederholt 
Alarmzustand,  da  bei  jedem  nach  Murmansk/ Archangelsk  laufenden  alliierten 
Geleitzug  befiirchtet  wurde,  er  sei  die  gegen  Norwegen  gerichtete  Invasions= 
Armada. 

Im  deutsch=norwegischen  Verhaltnis  unter  dem  seit  April  1940  herrschenden 
Besatzungsregime  traten  1942  wesentliche  Veranderungen  ein.  Am  1.  2. 1942 
wurde  Vidkun  Quisling,  der  bisher  aus  der  norwegischen  Verwaltung  ausge= 
schaltet  geblieben  war,  als  norwegischer  Ministerprasident  eingesetzt,  doch  be= 
hielt  der  Reichskommissar  Terboven  die  oberste  Exekutivgewalt  in  Handen. 
Am  5. 10. 1942  erklarte  Terboven,  ohne  Quisling  zu  befragen,  auf  Grund  von 
Sabotageakten  im  Bereich  von  Drontheim  den  Ausnahmezustand  und  liefi  Ver= 
haftungen  und  Exekutionen  durchfiihren.  Diese  Terrormafinahme  liefi  nicht 
nur  die  ohnehin  geringen  Kollaborationschancen  weiter  dahinschwinden,  son= 
dern  erhohten  die  allgemeine  Ablehnung  der  Norweger  gegeniiber  Quisling  und 
das  Mifitrauen  und  die  Erbitterung  gegen  Terboven  und  den  Wehrmachtbe= 
fehlshaber.  Zugleich  kamen  die  Spannungen  zwischen  Terboven  und  dem 
Kommandierenden  Admiral  Norwegen,  Generaladmiral  Boehm,  der  Quisling 
gegen  Terboven  unterstiitzte  und  dabei  von  Grofiadmiral  Raeder  gedeckt 
wurde,  offen  zum  Ausbruch.  Raeder  drangte  Hitler  zu  einem  deutsch=norwegi= 
schen  Friedensvertrag,  von  dem  er  sich  grofiere  Ruhe  und  Sicherheit  im  Lande 
und  fiir  die  Kiistenverteidigung  versprach,  und  beantragte,  Terboven  zu  ent= 
lassen  und  Boehm  zum  Wehrmachtbefehlshaber  Norwegen  zu  ernennen.  Hitler 
entschied  jedoch  Ende  Oktober  gegen  Raeder.  Fiir  die  Dauer  des  Krieges  lehnte 
er  hier  wie  iiberall  jede  Sonderfriedensregelung  ab,  um  freie  Hand  fiir  die  Zu= 
kunft  zu  behalten. 

Wahrend  somit  die  innere  Lage  Norwegens  weiterhin  durch  das  gespannte 
Verhaltnis  zwischen  Bevolkerung  und  Besatzungsmacht  und  der  verschiedenen 
deutschen  Dienststellen  untereinander  gekennzeichnet  blieb,  gait  Danemark 
aus  der  Sicht  der  deutschen  Obersten  Fiihrung  das  ganze  Jahr  1942  sowohl  hin= 
sichtlich  seiner  inneren  Verhaltnisse  (abgesehen  von  den  Ende  1942  erst  be= 
ginnenden  Spannungen  zum  ReichsbevoUmachtigten  im  Zuge  der  deutschen 
Bemiihungen,  auch  Danemark  in  die  „Endlosung"  der  Judenfrage  einzube= 
Ziehen)  als  auch  hinsichtlich  einer  Bedrohimg  von  aufien  —  abgesehen  von 

125 


A.  Einfiihrung 

gewissen  Befiirchtungen  wegen  einer  alliierten  Aktion  gegen  Nordjiitland 
im  Mai/Juni  —  als  weitgehend  gesichert.  In  der  OKW=Weisung  vom  14. 12. 
1941  iiber  den  Aufbau  der  Kiistenverteidigung^  waren  die  west=  und  nord= 
jiitische  Kiiste,  „die  einer  Landung  wenig  giinstig  sind"',  auch  erst  an  dritter 
Stelle  nach  Norwegen  und  dem  Westen  aufgefiihrt. 

Die  mehrfach  umgebildete  danische  Regierung  (nach  dem  Tode  Staunings 
am  3.  5. 1942  zunachst  unter  Buhl,  ab  10. 11.  unter  dem  bisherigen  Au6en= 
minister  Scavenius)  amtierte  unter  der  deutschen  Besatzung  in  weitgehender 
innenpoHtischer  Selbstandigkeit,  auch  nachdem  am  6. 11.  der  bisherige  Bevoll= 
machtigte  des  Reiches,  der  Beruf  sdiplomat  v.  Renthe=Fink,  durch  den  SS=Grup= 
penfiihrer  Dr.  Best  abgelost  wurde.  Eine  deutsche  Zivilverwaltung  im  Lande 
gab  es  nicht. 

2.  Niederlande  —  Belgien  —  Frankreidi 

Der  „OKW=Kriegsschauplatz''  „Westen'',  d.  h.  an  der  Jahreswende  1941/42 
der  belgische  und  der  nord=  und  westfranzosische  Kiistenraum,  noch  nicht  die 
Niederlande,  war  mit  der  OKW=Weisung  vom  14. 12. 1941^  hinter  Norwegen 
in  die  zweite  Dringlichkeitsstufe  hinsichtlich  des  Aufbaus  der  Kiistenverteidi= 
gung  geriickt.  Dies  bezog  sich  auf  die  „franzosisch=belgische  Kiiste  einschlie6= 
lich  der  vorgelagerten  Inseln,  besonders  die  Telle  am  mittleren  Kanal  von  der 
Schelde  bis  westlich  der  Seine=Miindung  und  am  Atlantik  siidlich  Brest  und 
von  Quiberon  bis  zur  Gironde,  wo  die  geographischen  Verhaltnisse  einer  Lan= 
dung  giinstig  sind. 

„Nachstwichtig  (sei)  die  Schaffung  von  Verteidigungsanlagen  in  den  vorsprin= 
genden  Teilen  der  Normandie  und  Bretagne,  die  zwar  seemannisch  schwierig 
sind,  jedoch  landoperativ  und  wegen  der  dort  liegenden  wichtigen  und  grofien 
Hafen  zu  Briickenkopfbildungen  anreizen.  Bereits  befohlene  Mafinahmen  fiir 
die  britischen  Kanalinseln  werden  durch  diesen  Befehl  nicht  beriihrt  .  .  ."  Die 
hollandische  Kiiste  wurde  erst  in  der  dritten  Dringlichkeitsstufe  gefiihrt. 

Verantwortlich  fiir  die  Verteidigung  dieses  Raumes  (seit  der  „Fiihrer=Wei= 
sung"'  Nr.  40  vom  23.  3. 1942 ^  einschliefilich  der  Niederlande)  war  der  „Ober= 
befehlshaber  West''  (OB  West),  zugleich  OB  der  H.Gr.  D,  bis  15.  3. 1942  Gen.= 
Feldmarschall  v.  Witzleben,  danach  Gen.Feldmarschall  v.  Rundstedt,  der  die 
Verteidigungsbereitschaft  in  seinem  Befehlsbereich  durch  „Zusatze  des  OB 
West 3''  zur  „Fiihrer=Weisung''  Nr.  40  regelte. 

Starker  in  den  Vordergrimd  der  Befiirchtungen  hinsichtlich  —  zunachst  be= 
grenzter  —  alliierter  Unternehmen  riickte  der  Westen  erst  nach  dem  Abzug 
der  schweren  deutschen  Seestreitkrafte  aus  Brest  am  12. /13.  2. 1942  (Unter= 

9    Vgl.  Anm.  1. 

1  OKW/WFStab/Abt.  L  (I  Op)  Nr.  00  3055/42  g.Kdos.  vom  14. 12. 1941,  gez.  Keitel 
(„Der  Fiihrer  hat  befohlen"). 

2  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  176  ff. 

3  Friedrich  Ruge,  Rommel  und  die  Invasion,  Stuttgart  (K.  F.  Koehler  Verlag)  1959, 
S.  254ff.        i-         :;j_„-,    :.  .      ,^. -..;.. -,..._.: 


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tl6 


VI.  Die  Verteidigungsma6nahmen  im  Norden  und  Westen  Europas 

nehmen  „Cerberus'',  s.  unten  S.  156)  und  dem  britischen  „Kommando"=Unter= 
nehmen  gegen  St.  Nazaire  am  28.  3. 1942,  das  die  Zerstoning  des  Schleusen= 
tors  des  fiir  das  Schlachtschiff  „Tirpitz''  geeigneten  grofien  Docks  und  daruber= 
hinaus  die  Zerstdrung  aller  erreichbaren  kleineren  Schleusen  zum  Ziel  hatte^^. 
Nach  Ausfiihrungen  des  Ob.d.M.  vor  Hitler  am  13.  4.  mufiten  die  zunehmende 
Angriffsstarke  des  Gegners,  die  Schwachung  des  Heeres  und  der  Luftwaffe 
im  Westen  infolge  der  Ostlage  und  der  Abzug  fast  aller  Seestreitkrafte  nach 
Norwegen  die  Briten  geradezu  zu  Unternehmen  herausfordern,  da  auf  deut= 
scher  Seite  „keinerlei  abstoSende  Wirkung''  mehr  vorhanden  war. 

Nach  Beginn  der  deutschen  Sommeroffensive  im  Osten  (28.  6.)  steigerten 
sich  die  Besorgnisse  Hitlers,  dal?  der  Gegner  im  Westen  eine  Landung  ver= 
suchen  werde,  zumal  von  britischer  und  amerikanischer  Seite  im  Zusammen= 
hang  mit  den  Besuchen  Molotows  in  London  und  Washington  (Mai/Juni  1942) 
Andeutungen  iiber  die  baldige  Errichtung  einer  „Zweiten  Front''  zur  Ent= 
lastung  der  Sowjets  gemacht  wurden.  Einen  Hohepunkt  fanden  solche  Be= 
furchtungen  Hitlers  in  seinem  Befehl  vom  9.  7.  (s.  oben  S.  ^6  f.),  in  dem  er  die 
sofortige  Oberfiihrung  der  „Leibstandarte  SS  Adolf  Hitler''  nach  dem  Westen 
anordnete  und  die  Verlegung  weiterer  SS=Verbande  in  den  Bereich  des  OB 
West  ankiindigte.  In  der  „Fuhrer=Weisung"  Nr.  45  vom  23.7.1942''  wurde 
noch  zusatzlich  das  Herausziehen  der  Div.  „GrojSdeutschland"  aus  der  Front 
und  die  Vorbereitung  ihres  Abtransports  nach  dem  Westen  verfiigt. 

Erst  die  erfolgreiche  Abwehr  des  britisch=kanadischen  Landungsversuchs 
bei  Dieppe  am  19.  8.,  bei  dem  es  gelang,  mit  den  ortlichen  Kraften  den  ge= 
landeten  Gegner  unter  hohen  Verlusten  zum  raschen  Riickzug  zu  veranlassen 
(britisch=kanadische  Verluste:  1179  Tote,  2190  Gefangene;  deutsche  Verluste: 
311  Tote  und  Vermifite),  fiihrte  bei  Hitler  zu  einer  ruhigeren  Beurteilung  der 
Situation.  Uber  dieses  Unternehmen  aufierte  er  sich  in  der  Lagebesprechung 
am  21.  8.  folgendermafien^:  „Stalin  habe  offenbar  bei  seinen  kiirzlichen  Be= 
sprechungen  mit  Churchill  in  Moskau  (12.— 15.  8. 1942)  einen  ganz  starken 
Druck  auf  letzteren  hinsichtlich  der  sofortigen  Errichtung  einer  ,Zweiten  Front' 
ausgeiibt.  Daher  habe  Churchill  unmittelbar  nach  seiner  Riickkehr  nach  Eng= 
land  das  sehr  unvorbereitete  Unternehmen  durchfiihren  lassen.  Das  britische 
Ziel  sei  anscheinend  gewesen,  Dieppe  zu  nehmen,  um  dann  entweder  nach 
Norden  gegen  den  Riicken  der  deutschen  Kanalbefestigungen  oder  nach  Sud= 
westen  gegen  Le  Havre  vorzugehen."  Er  mafi  damit  dem  von  vornherein  be= 
grenzten  Test=Untemehmen  eine  viel  zu  grofie  Bedeutung  bei^^. 

Kraftemafiig  war  der  Kriegsschauplatz  „Westen"  damals  relativ  gut  aus= 

3a  Einzelheiten  iiber  das  Unternehmen  gegen  St.  Nazaire  in:  C.  E.  L.  Phillips,  Im 
Schatten  der  „Tirpitz",  Preetz/Holst.  1962  (376  S.). 

4  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  197. 

5  Aufz.  zum  KTB  WFStab,  21.  8. 1942. 

5a  Uber  Verlauf  und  Absichten  beim  brit.=kanad.  Landungsversudi  vgl.  die  audi 
das  verfiigbare  deutsche  Quellenmaterial  auswertende  Darstellung  von  Jacques 
Mordal,  Les  Canadiens  a  Dieppe.  Paris  1962. 

127 


A.  Einf iihrung  '  •' 

gestattet.  Es  standen  zu  dieser  Zeit  im  Bereich  des  OB  West  22  Inf.=Divisionen 
an  der  Kiistenfront  am  Kanal  und  am  Atlantik,  ein  Grofiteil  davon  „ostver= 
vvendungsfahige''  Divisionen.  7  Panzer=  und  mot.  Divisionen  „bester  Klasse'' 
bildeten  die  Eingreifreserve.  Insgesamt  befanden  sich  schon  am  1.  7.,  also  noch 
vor  der  Verlegung  der  SS=Verbande,  520000  Mann  im  Westen. 

Das  Untemehmen  Dieppe  war  fiir  Hitler  der  Anlafi,  am  25.  8.  den  „Aufbau= 
Befehr'  iiber  die  Errichtung  des  „Atlantik=Walls''  herauszugeben,  auf  dessen 
Bedeutung  er  am  29.  9.  die  Befehlshaber  im  Bereich  des  OB  West  in  einer 
Rede  eindringlich  hinwies.  Dennoch  gelang  es  infolge  von  Personal=  und 
Materialmangel  1942  nicht,  die  Forderung  nach  „westwallartigem''  Aufbau 
zu  erfiillen^.  Vor  allem  belastete  der  grolBe  Betonbedarf  fiir  den  Bau  der 
U=Boot=Bunker  in  den  Stiitzpunkten  am  Atlantik  das  Voranschreiten  des  all= 
gemeinen  Aufbaus.  So  kam  der  OB  West  bei  einer  Lagebeurteilung  am  25. 10. 
1943,  auf  1942  riickblickend,  zu  dem  Ergebnis:  „Der  westwallartige  Ausbau 
der  artilleristischen  Verteidigungsfront  (der  Marine)  ist  .  . .  nicht  in  dem  vom 
FUhrer  geplanten  und  beabsichtigten  Sinne  vorangeschritten  und  liegt  hinter 
dem  gegenwartigen  Stand  des  Verteidigungsausbaues  des  Heeres  zuriick'^/' 

Die  Schlagkraft  des  Westheeres,  die  1942  als  relativ  hoch  angesehen  werden 
konnte,  schrtimpfte  seit  dem  Winter  1942/43,  als  auf  Grund  der  Weisung 
Hitlers  vom  13.9.1942®  „zur  Wiederherstellung  der  Kampfkraft  des  Ost= 
heeres  . .  .  eine  Ablosung  der  am  meisten  abgekampften  Verbande  erforder= 
lich"  wurde.  „Aus  dem  Osten  sind''  --  so  hiefi  es  darin  —  „insgesamt  15  In= 
fanteriedivisionen  und  6  Personaleinheiten  fiir  schnelle  Verbande  nach  dem 
Westen  zu  verlegen  und  dort  aufzufrischen,  davon  bis  Ende  1942  mindestens 
8  Infanteriedivisionen,  die  am  meisten  gelitten  haben,  und  die  6  Personal= 
einheiten  fiir  schnelle  Verbande.''  Dafiir  waren  ab  Januar  1943  8  schnelle 
Verbande  „aus  dem  Westen  nach  dem  Osten  —  tropenfahig  an  die  Kaukasus= 
front  —  zu  iiberfiihren.  Gleichzeitig  beginnend,  sind  die  restlichen  abgekampf= 
ten  Infanteriedivisionen  aus  dem  Osten  in  den  Westen  zu  verlegen  und  dort 
aufzufrischen.''  Weiter  hiefi  es  sogar:  „Im  AnschlulB  an  die  schnellen  Verbande 
...  ist  vorgesehen,  dafi  dann  noch  15  voU  einsatzfahige  Infanteriedivisionen 
. . .  aus  dem  Westen  im  Hochstleitungsf ahrplan  zum  Offensiv=Aufmarsch  in 
den  Osten  verlegt  werden."  i  h^S. 

Dennoch  sollte  —  theoretisch  —  „wahrend  des  oben  bef ohlenen  Abtransports 
nach  dem  Osten  ...  die  Starke  der  dem  OB  West  unterstehenden  Verbande 
erhalten  bleiben.  Es  ist  daher  durch  alle  geeigneten  Mafinahmen  —  rechtzeitige 
vorherige  Bereitstellung  des  fiir  die  Auffrischung  der  Ostdivisionen  erforder= 
lichen  Personals  und  Materials  usw.  —  sicherzustellen,  dafi  durch  den  Ab= 

6  Aus  der  Beurteilung  der  Lage  OB  West  vom  25. 10. 1943   (Der  OB  West  I  a 
Nr.  550/43  g.Kdos.  Chefs.),  in:  Jacobsen,  a.  a.  O.,  S.  424. 

7  Ebda. 

8  Der  Fiihrer  OKW/WFStab/Nr.  515  591/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  13.  9. 1942,  gez. 
Adolf  Hitler. 

128 


VI.  Die  Verteidigungsmafinahmen  im  Norden  und  Westen  Europas 

transport  von  8  schnellen  und  15  Infanteriedivisionen  ab  Januar  1943  keine 
Schwachung  der  Kampfkraft  im  Westen  eintritt/'  Tatsachlich  verlor  das  West= 
heer  seine  operativen  Reserven  und  seine  schlagkraftigsten  Infanterie=Divi= 
sionen. 

Vorgange  im  Zusammenhang  mit  dem  Unternehmen  Dieppe  sowie  bei  bri= 
tischen  „Kommando''=Unternehmen  auf  Inseln  vor  der  franzosischen  Kiiste 
waren  fiir  Hitler  der  Anlafi  zu  dem  beriichtigten  „Kommando=Befehr'  vom 
18. 10. 1942^,  zu  dessen  Begriindung  Hitler  —  selbst  den  Wortlaut  bestimmend 
—  einleitend  erklarte: 

„Schon  seit  langerer  Zeit  bedienen  sidi  unsere  Gegner  in  ihrer  Kriegfuhrung 
Methoden,  die  aufierhalb  der  internationalen  Abmachungen  von  Genf  stehen. 
Besonders  brutal  und  hinterhaltig  benehmen  sich  die  Angehorigen  der  sog.  Kom= 
mandos,  die  sidi  selbst,  wie  feststeht,  teilweise  sogar  aus  Kreisen  von  in  Feind= 
landern  freigelassenen  kriminellen  Verbrechern  rekrutieren,  Aus  erbeuteten  Be= 
fehlen  geht  hervor,  dafi  sie  beauftragt  sind,  nicht  nur  Gefangene  zu  fesseln,  son= 
dern  auch  wehrlose  Gefangene  zu  toten  im  Moment,  in  dem  sie  glauben,  dafi  diese 
bei  der  weiteren  Verfolgung  ihrer  Zvvecke  als  Gefangene  einen  Ballast  darstellen 
oder  sonst  ein  Hindernis  sein  konnten.  Es  sind  endlich  Befehle  gefunden  worden, 
in  denen  grundsatzlich  die  Totung  der  Gefangenen  verlangt  worden  ist. 

Aus  diesem  Anlafi  wurde  in  einem  Zusatz  zum  Wehrmachtbericht  vom  7. 10. 
1942  bereits  angekiindigt,  dafi  in  Zukunft  Deutschland  gegeniiber  diesen  Sabotages 
trupps  der  Briten  und  ihrer  Helfershelfer  zum  gleichen  Verfahren  greifen  wird, 
das  heifit:  dafi  sie  durch  die  deutschen  Truppen,  wo  immer  sie  auch  auftreten, 
riidcsidhtlos  im  Kampf  niedergemadit  werden.  Ich  befehle  daher: 

Von  jetzt  ab  sind  alle  bei  sogenannten  Kommandounternehmungen  in  Europa 
oder  in  Afrika  von  deutschen  Truppen  gestellte  Gegner,  auch  wenn  es  sich  au6er= 
lich  um  Soldaten  in  Uniform  oder  Zerstorertrupps  mit  und  ohne  Waffen  handelt, 
im  Kampf  oder  auf  der  Flucht  bis  auf  den  letzten  Mann  niederzumachen. . .  Ge= 
langen  einzelne  Angehorige  derartiger  Kommandos  als  Agenten,  Saboteure  usw. 
auf  einem  anderen  Wege  —  z.  B.  durch  die  Polizei  in  den  von  uns  besetzten  Lan= 
dern  —  der  Wehrmacht  in  die  Hande,  so  sind  sie  unverziiglich  dem  SD  zu  iiber= 
geben. . ." 

In  einer  Erlauterung  hierzu  fiihrte  Hitler  noch  aus :  „Im  gesamten  Ostgebiet 
ist . . .  der  Krieg  gegen  die  Partisanen  ein  Kampf  der  restlosen  Ausrottung  des 
einen  oder  anderen  Teils. 

„Sowie  diese  Erkenntnis  Gemeingut  einer  Truppe  geworden  ist,  wird  sie  regel= 
mafiig  mit  diesen  Erscheinungen  in  kurzer  Zeit  fertig,  im  anderen  Falle  ist  ihrem 
Einsatz  kein  durchschlagender  Erfolg  beschieden,  Er  wird  damit  zwecklos. 

Wenn  auch  unter  anderen  Bezeichnungen  haben  England  und  Amerika  sich  zu 
einer  gleichen  Kriegfuhrung  entschlossen.  Wenn  der  Russe  auf  dem  Landwege 
versucht,  Partisanentrupps  hinter  unsere  Front  zu  bringen,  und  nur  ausnahmsweise 
den  Lufttransport  zum  Absetzen  von  Mannschaften  und  fiir  den  Abwurf  von  Ver= 
pflegung  verwendet,  dann  wird  in  England  und  Amerika  diese  Kriegfiihrung  in 
erster  Linie  durch  das  Anlandsetzen  von  Sabotagetrupps  von  U=Booten  aus  oder 

9    Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  206  ff. 

129 


A.  Einfiihrung  ^m/ififiSi:, 

mittels  Schlauchbooten  oder  durch  Fallschirmagenten  gefiihrt.  Im  Wesen  aber  unter= 
sdieidet  sich  diese  Kriegfuhrung  in  nichts  von  der  russischen  Partisanen=Tatig= 


Wahrend  die  Aufgaben  des  OB  West  operativer  Art  waren,  der  Ver= 
teidigung  der  besetzten  Westgebiete  nach  aufien  dienten,  waren  deutsche 
Militarbefehlshaber  in  den  besetzten  Westgebieten  die  Inhaber  der  vollziehen= 
den  Gewalt,  in  Belgien  und  Nordfrankreich  (d.  h.  den  Departements  Nord  und 
Pas  de  Calais)  General  d.  Inf.  v.  Falkenhausen,  im  iibrigen  besetzten  franzo= 
sischen  Gebiet  der  Militarbefehlshaber  Frankreich,  bis  13.  2. 1942  General  d. 
Inf.  Otto  V.  Stiilpnagel,  danach  sein  Vetter  General  d.  Inf.  Karl=Heinrich  v. 
Stiilpnagel.  In  den  Niederlanden  hatte  eine  deutsche  Zivilverwaltung  unter 
dem  Reichskommissar  Seyj3=lnquart  die  Exekutivgewalt  inne,  wahrend  der 
„Wehrmachtbefehlshaber'',  General  d.  Flieger  Christiansen,  nur  fiir  die  terri= 
torialen  militarischen  deutschen  Belange  zustandig  war.  Mit  dem  Befehl  iiber 
die  Einsetzung  eines  „Hoheren  SS=  und  Polizeifiihrers  im  Bereich  des  Militar= 
befehlshabers  Frankreich  (HSSPF)''  vom  9.  3. 1942  ^  trat  Mitte  1942  eine  we= 
sentliche  Veranderung  ein,  die  ganz  Frankreich  betraf .  Das  Amt  iibernahm  SS= 
Brigadefiihrer  Oberg.  Mit  Schreiben  vom  28.  5. 1942  unterrichtete  der  Militar= 
befehlshaber  die  franzosische  Regierung  in  Vichy  dariiber,  „dal3  fiir  das  be= 
setzte  franzosische  Gebiet  ein  Hoherer  SS=  und  Polizeifiihrer  eingesetzt  wor= 
den  ist,  der  vom  1.  6. 1942  ab  fiir  alle  polizeilichen  Aufgabenbereiche  alle 
Rechte  der  besetzenden  Macht  ausUben  wird".  Damit  ging  die  Exekutivgewalt 
von  der  Wehrmacht  auf  den  SS=Bereich  iiber.  Diese  Veranderung  hing  sowohl 
mit  der  standigen  Erweiterung  der  Machtbefugnisse  des  Reichsfiihrers  SS  im 
gesamten  deutschbeherrschten  Europa  als  auch  mit  der  Entwicklung  der  Lage 
im  besetzten  Frankreich  zusammen. 

Die  seit  Oktober  1941  einsetzende  Serie  von  Attentaten  auf  Wehrmachtan= 
gehorige  und  von  Sabotageakten  hatte  ein  immer  grofieres  Ausmafi  angenom= 
men.  Obwohl  von  einem  geschlossenen  militarahnlichen  Auftreten  von  \Mider= 
standsgruppen  —  trotz  der  ab  17.  4. 1942  regelmafiig  erscheinenden  „milita= 
rischen''  Communiques  der  illegal  publizierten  kommunistischen  Zeitung  „Hu= 
manite''  —  fiir  1942  noch  nicht  gesprochen  werden  kann^,  lag  doch  eine  ernst= 
hafte  Bedrohung  der  Sicherheit  der  deutschen  Wehrmacht  im  besetzten  Gebiet 
vor.  Im  Januar  1942  war  die  Zahl  der  Falle  von  Eisenbahnsabotage  und  Ober= 


Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  208.  u  > 

OKW/WFStab/Qu.=Verw.  Nr.  383/42  g.Kdos.  Chefs.  „Befehl  iiber  die  Einsetzung 
eines  ,Hoheren  SS=  und  Polizeifiihrers'  im  Bereich  des  Militarbefehlshabers 
Frankreich"  (HSSPF),  gez.  Adolf  Hitler.  Hierfiir  und  fiir  das  Folgende:  Hans 
Luther,  Der  franzosische  Widerstand  gegen  die  deutsche  Besatzungsmacht  und 
seine  Bekampfung.  Tiibingen  (Institut  fiir  Besatzungsfragen)  1957. 
Erst  im  Sommer  1943  traten  erste  truppenahnlich  organisierte  Widerstands^ 
verbande  auf.  .:lu^_  .J..  ,.U  .:.  .-  .rL  ,.-. 


130 


VI.  Die  Verteidigungsmafinahmen  im  Norden  und  Westen  Europas 

fallen  auf  einzelne  Soldaten  auf  79  gestiegen^.  Bis  Herbst  1942  gelang  es  nun, 
etwa  90^/0  aller  Falle  aufzuklaren  und  durch  drakonische  Mafinahmen  (Geisel= 
erschiefiungen,  Bekanntmachung  Himmlers  an  die  franzosische  Bevolkerung 
vom  12.  7. 1942,  die  die  ErschielEung  der  mannlichen  Angehorigen  der  Atten= 
tater  und  Saboteure  androhte)  voriibergehend  Scheinruhe  und  =sicherheit  im 
besetzten  franzosischen  Gebiet  herzustellen.  Die  ab  Oktober  1942  beginnende 
Zwangseinziehung  franzosischer  Arbeitskrafte  zur  Dienstleistung  in  der  deut= 
schen  Riistungsindustrie  (s.  unten  S.  133)  fiihrte  dann  zu  einer  Verstarkung  der 
sich  jetzt  sammelnden  und  vereinigenden  franzosischen  Widerstandsbewegung, 
die  sich  ab  November  1942  in  den  neu  besetzten  Teilen  Frankreichs  unter 
giinstigeren  Voraussetzungen  militarahnlich  formieren  konnte,  da  mangels 
Kraften  grofie  Telle  (vor  allem  im  Central=Massiv  und  den  Alpen)  praktisch 
von  deutschen  Truppen  unbelegt  blieben. 

Das  deutsche  Verhaltnis  zur  franzosischen  Regierung  in  Vichy  und  damit 
zu  den  unbesetzten  Teilen  Frankreichs  sowie  den  Kolonialgebieten  wurde  zu 
Beginn  des  Jahres  1942  formell  immer  noch  durch  den  deutsch=franzosischen 
Waffenstillstand  vom  22.  6. 1940  und  den  italienisch=franzosischen  Waifen= 
stillstand  vom  24. 6. 1940  bestimmt.  In  Franzosisch=Afrika  sahen  sich  die 
„Achsenmachte"  trotz  der  dort  nach  dem  Waffenstillstand  eingesetzten  Kon= 
trollkommissionen  einem  mehr  oder  minder  verschlossenen  Gebiet  gegeniiber. 
Anzeichen  iiber  das  zunehmende  Eindringen  des  Einflusses  der  Westalliierten, 
insbesondere  der  Amerikaner,  durch  ihre  zahlreichen  dorthin  und  auch  nach 
Tanger  entsandten  konsularischen  Beamten  —  den  Englandern  waren  diese 
offiziellen  Moglichkeiten  seit  dem  Abbrudi  der  diplomatischen  Beziehungen 
zwischen  Vidiy  und  Grofibritannien  am  4.  7. 1940  verschlossen  — ,  wurden  bei 
der  deutschen  Obersten  Fiihrung  vermerkt,  ohne  dafi  man  dieser  Tatigkeit 
wirksam  entgegenzuarbeiten  vermochte. 

Der  WFStab,  die  Deutsche  Waffenstillstandskommission,  die  Seekriegs= 
leitung  und  der  deutsche  Botschafter  in  Paris  Otto  Abetz  strebten  aus  ver= 
schiedenen  Motiven  eine  deutsch=franzosische  militarische  Zusammenarbeit 
an;  von  ihr  konnte  1942  im  wesentlichen  nur  noch  hinsichtlich  der  beider= 
seitigen  Marinestellen  an  Land  die  Rede  sein.  Die  Hauptursache  fur  die 
seit  Ende  1940  immer  negativer  verlaufene  Entwicklung  lag  in  der  Grundein* 
stellung  Hitlers  zu  Frankreich  und  seiner  harten  „Siegerpolitik'',  die  jeden  An« 
satz  zu  einer  den  Namen  verdienenden  „Kollaboration"  zerstorte.  Hitler  lehnte 
jegliche  Zugestandnisse  an  Frankreich  ab,  obwohl  er  von  der  Seekriegsleitung, 
dem  WFStab  und  Botschafter  Abetz  immer  wieder  dazu  gedrangt  wurde. 
Treffend  interpretierte  Goring  im  August  1942  die  Einstellung  der  Obersten 
Fiihrung  zur  Frankreich  dahingehend,  dafi  es  als  erobertes  Gebiet  zu  behan= 
deln  sei  und  dafi  die  KoUaboration  allein  darin  zu  bestehen  habe,  dafi  die 


Ab  Februar  1942  fehlen  die  entsprechenden  Unterlagen  des  Militarbefehlshabers 
Frankreich. 


131 


A.  Einfiihrung 

Franzosen  an  Deutschland  zu  liefern  hatten,  „bis  sie  selbst  nicht  mehr 
konnten'". 

Auch  die  Wiederberufung  Pierre  Lavals,  des  Exponenten  der  „Politik  von 
Montoire''  vom  Oktober  1940,  durch  den  Staatschef  Marschall  Petain  am  18.  4. 
und  seine  Ernennung  zum  Regierungschef  mit  weitreichenden  Vollmachten 
fiihrten  zu  keiner  Anderung  der  Einstellung  Hitlers  zu  Frankreich.  Eine  diesem 
zur  Kenntnis  gelangte  Denkschrift  des  Staatsministers  Benoist=Mechin  schien 
ihm  die  Bestatigung  fiir  die  Richtigkeit  seines  Militrauens  zu  sein.  In  der  Un= 
terredung  mit  Mussolini  am  29.4.1942^  erklarte  er,  dafi  darin  „klipp  und 
klar  zum  Ausdruck  gebracht  worden  sei,  dafi,  wenn  Frankreich  wieder  zur 
Macht  kommen  wolle,  es  Waffen  haben  miisse  und  dafi  der  einzige  Weg  dazu 
iiber  Laval  und  die  ,collaboration'  fiihre''. 

Hitlers  Mifitrauen  wurde  erneut  verstarkt  durch  die  Flucht  des  im  Mai  1940 
in  deutsche  Kriegsgefangenschaft  geratenen  Generals  Giraud,  dem  es  am  17.  4. 
gelang,  von  der  Festung  Konigstein  in  Sachsen  zu  entfliehen  und  die  unbe= 
setzte  Zone  Frankreichs  zu  erreichen,  Versuche  des  Botschafters  Abetz,  Giraud 
zur  freiwilligen  Riickkehr  nach  Deutschland  zu  veranlassen  und  damit  Hitlers 
Einstellung  zu  beeinflussen,  scheiterten. 

Unter  diesen  Voraussetzungen  war  auch  das  Ziel  der  neuen  Regierung  Laval, 
mit  Hitler  zu  einer  Zusammenarbeit  auf  politischem,  wirtschaftlichem  und  —  in 
begrenztem  Mafie  —  auch  militarischem  Gebiet  zu  kommen,  illusorisch.  Ent= 
sprechende  Bemiihungen  fiihrten  nur  dazu,  dafi  die  Beziehungen  zwischen  der 
Vichy=Regierung  und  den  USA  sich  verschlechterten  (Abberufung  des  Bot= 
schafters  Leahy  aus  Vichy)  und  die  amerikanische  Regierung  das  Festsetzen 
britischer  Streitkrafte  im  Hafen  von  Diego  Suarez  auf  Madagaskar  {3—7.  5. 
1942)  gut  hiefi. 

Am  29.  5.  unterzeichnete  Hitler  die  Weisung  Nr.  42^,  die  Richtlinien  fiir 
eine  Besetzung  Restfrankreichs  enthielt: 

„Die  Entwicklung  der  Lage  im  unbesetzten  Frankreich  oder  in  den  Besitzungen 
in  Nordafrika  kann  es  auch  in  Zukunft'  erforderlich  machen,  das  gesamte  franzo= 
sische  Gebiet  zu  besetzen  .  .  .  Ziel  der  Operation  ist  es,  die  Widerstandskraft  des  un= 
besetzten  Frankreich  zu  brechen  und  das  Land  zu  besetzen.  Dabei  kommt  es  fur  die 
deutschen  Krafte  darauf  an,  unter  Aufrechterhaltung  des  Kiistenschutzes  mit  schnell 
zu  bildenden,  moglichst  beweglichen  Kraftegruppen  die  fiir  die  Verteidigung  wich= 
tigen  Objekte  iiberraschend  in  Besitz  zu  nehmen  und  hierdurch  die  franzosischen 
Widerstandsmoglichkeiten  auszuschalten.  Raschem  Zugriff  auf  die  franzosischen 
grofieren    Standorte,   Eisenbahnknotenpunkte,    Stockierungslager,    Munitions=    und 


5  Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  die  Unterredung  Hitler— Mussolini 
am  29.  4. 1942  (Politisches  Archiv  des  Auswartigen  Amtes  Bonn,  Aufz.  Fiih.  15 
RAM=Film  1/65—95  u.  18/314—344). 

6  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  189  ff. 

7  Bezugnehmend  auf  die  Weisungen  betr.  „Attila"  und  „Isabella"  von  1940/41, 
die  erst  jetzt  aufier  Kraft  gesetzt  wurden. 

132 


VI.  Die  Verteidigungsmafinahmen  im  Norden  und  Westen  Europas 

Waffenlager,  Flugplatze  und  den  Regierungssitz  Vichy  kommt  hierbei  besondere 
Bedeutung  zu. 

Aufgabe  der  Italiener  wird  es  sein,  —  neben  Korsika  —  die  franzosische  Mittel= 
meerkiiste  zu  besetzen  und  durch  Abriegelung  der  FlottenstUtzpunkte  —  insbeson= 
dere  Toulon  —  von  See  her  ein  Obergehen  der  franzosischen  Heimatflotte  und  der 
in  den  Mittelmeerhafen  Hegenden  Handelsschiffe  zum  Feind  zu  verhindern.  Sie  sind 
dabei  durch  die  im  Mittelmeer  befindlichen  deutschen  See=  und  Luftstreitkrafte  zu 
unterstiitzen.  Ferner  werden  die  Italiener,  falls  es  die  Lage  erfordert,  sich  gegen 
Tunesien  zu  wenden  haben.  Die  Bildung  einer  Kampfgruppe  fiir  diesen  Zweck  ist 
im  Gange  .  .  ." 

Wenn  auch  die  Weisung  in  dieser  Form  nicht  verwirklicht  wurde,  so  spiegelt 
sie  doch  genau  Hitlers  Einstellung  zu  Frankreich  wieder. 

Der  deutsche  Druck,  der  standig  auf  der  Vichy=Regierung  lastete,  machte  die 
ohnehin  problematische  Souveranitat  Frankreichs  im  uiibesetzten  Gebiet  in  den 
folgenden  Monaten  in  dreifacher  Hinsicht  illusorisch:  in  der  erzwungenen  Zu= 
sammenarbeit  der  franzosischen  Polizei  der  unbesetzten  Zone  mit  dem  SD 
im  besetzten  Gebiet  bei  der  Bekampfung  der  gegen  die  Wehrmacht  gerichteten 
Terror=  und  Sabotagetatigkeit  der  Widerstandsbewegung,  in  den  Zugestand= 
nissen  hinsichtlich  der  Judenpolitik  (Auslieferung  von  rd.  loooo  nichtfranzo= 
sischen,  darunter  zahlreichen  deutschen  Juden  an  den  SD)  und  in  der  Zwangs= 
iiberfiihrung  franzosischer  Arbeiter  ins  Reich. 

Der  von  Hitler  am  28.  3. 1942  zum  GeneralbevoUmachtigten  fiir  den  Arbeits= 
einsatz  (GBA)  ernannte  Gauleiter  Sauckel  forderte  im  Mai  1942  die  franzo= 
sische  Regierung  ultimativ  auf,  in  kurzer  Frist  350000  Arbeiter  nach  Deutsch= 
land  zu  stellen.  Laval  erzielte  in  harten  Verhandlungen  mit  Sauckel  schliefilich 
einen  Kompromifi,  die  Einfiihrung  der  sog.  „Releve",  wonach  fiir  je  drei  frei= 
willig  nach  Deutschland  verpflichtete  Facharbeiter  als  „Ablosung''  je  ein 
Kriegsgefangener  nach  Frankreich  entlassen  werden  sollte.  Es  stellte  sich  aller= 
dings  bald  heraus,  dafi  die  franzosische  Regierung  auch  mit  diesem  Mittel  nidit 
die  geforderte  Zahl  von  Freiwilligen  erreichen  konnte.  Schlielilich  folgte  Ende 
August  ein  neues  Ultimatum  Sauckels.  Laval  sah  nun  keine  andere  Moglichkeit 
mehr,  die  Zwangsaushebung  von  Arbeitern  im  besetzten  Gebiet  durch  die 
Besatzungsbehorden  zu  verhindern,  als  den  Erlafi  eines  Arbeitsdienstpflicht= 
gesetzes  durch  die  franzosische  Regierung  (4.  9.),  die  damit  die  Durchfiihrung 
selbst  in  der  Hand  zu  behalten  hoffte. 

So  befanden  sich  die  deutsch=franzosischen  Beziehungen  —  trotz  emeuter 
Anfragen  Retains  und  Lavals  mit  dem  Ziel,  nach  der  am  10.  9.  eingeleiteten 
Besetzung  ganz  Madagaskars  durch  die  Briten  zu  einer  begrenzten  deutsch= 
franzosischen  Zusammenarbeit  in  der  Verteidigung  des  noch  verbliebenen  afri= 
kanischen  Kolonialreiches  zu  kommen,  die  ohne  Antwort  blieben  —  bereits  in 
einer  Sackgasse,  als  die  alliierte  Grofilandung  in  Marokko  und  Algerien  am 
8. 11.  begann.  Sie  loste  das  improvisierte  „gro6zugige"  Biindnisangebot  Hitlers 
an  die  Vichy=Regierung  aus  (s.  oben  S.  117).  Die  Zuriickhaltung  der  franzo= 
sischen  Regierung  und  die  Nachrichten  liber  das  Verhalten  des  Admirals  Dar= 

133 


A.  Einfuhrung  / 

Ian  in  Algier  geniigten  indessen,  um  Hitler  zwei  Tage  spater  sogleich  wieder  in 
die  alte  Linie  seiner  Frankreich=Politik  einschwenken  zu  lassen. 

Der  Einmarsch  der  deutschen  Truppen  in  die  unbesetzte  Zone  Frankreichs 
am  11. 11.  sollten  formell  nicht  die  Waffenstillstandsvertrage  von  Com= 
piegne  und  Rom  beriihren:  Die  „Souveranitat''  der  franzosisdien  Re= 
gierxmg,  die  Flotte  und  die  „Waffenstillstandsarmee''  sollten  unangetastet 
bleiben;  die  Territorialgewalt  des  Militarbefehlshabers  Frankreich  wurde  nicht 
auf  die  bisher  unbesetzte  Zone  ausgedehnt,  sondern  die  Dienststelle  eines 
„Kommandanten  des  Heeresgebiets  Siidfrankreich"  (KHS)  eingerichtet,  der 
dem  OB  West  unterstand,  der  seinerseits  wieder  bei  der  Vichy=Regierung 
durch  den  „Deutschen  General  des  OB  West  in  Vichy'',  Generalleutnant  Frhr. 
von  Neubronn,  vertreten  wurde.  Doch  waren  faktisch  die  Waffenstillstands= 
vertrage  in  allem  Wesentlichen  aufgehoben. 

Das  gait  in  erhohtem  Mafie  fiir  die  Zeit  nach  dem  27. 11.,  als  Toulon  besetzt 
und  die  „Walfenstillstandsarmee''  von  deutschen  und  italienischen  Kraften 
entwaffnet  worden  waren.  Versuche,  mit  den  franzosischen  Heeres=  und  Ma= 
rineverbanden  in  Tunesien  zusammenzuarbeiten,  scheiterten  ebenfalls  am 
wechselseitigen  Mifitrauen  und  endeten  mit  dem  Ubertritt  der  franzosischen 
Division  in  Tunesien  auf  die  Seite  der  AUiierten  (16. 11.)  und  mit  der  Kapitu= 
lation  der  franzosischen  Besatzung  von  Bizerta  (7. 12.).  Jedoch  wurde  auch 
nach  diesen  Ereignissen  keine  deutsche  Militarverwaltung  in  Siidf rankreich  ein= 
gerichtet,  sondern  die  franzosische  Zivilverwaltung  und  die  franzosische  Polizei 
fungierten  unter  deutscher  Oberaufsicht  weiter.  Auch  die  Waffenstillstands= 
kommissionen  setzten  auf  ausdriicklichen  Befehl  Hitlers  ihre  Tatigkeit  fort. 

Die  von  Retain  mit  neuen  Vollmachten  ausgestattete  Regierung  Laval  sah 
jedoch  nunmehr  ihre  Auf gabe  nur  noch  darin,  durch  geschicktes  Taktieren  mog= 
lichst  viele  Vorteile  aus  der  an  sich  verzweif elten  Situation  ihres  Landes  heraus= 
zuholen  und  eine  reine  deutsche  Besatzungsherrschaft  zu  verhindern.  Diese 
neue  Tendenz,  die  Hitler  sogleich  erkannte,  verstarkte  sein  MilBtrauen  jetzt 
auch  gegen  diesen  Exponenten  der  KoUaboration  so,  dafi  er  ihn  nie  mehr 
ohne  die  Anwesenheit  des  italienischen  Aufienministers  Graf  Ciano  empf  angen 
woUte,  um  jede  Moglichkeit  eines  Ausspielens  des  deutschen  und  des  italie= 
nischen  Achsen=Partners  gegeneinander  durch  Laval  auszuschliefien.  Unter 
diesen  Voraussetzungen  blieb  das  Gesprach  zwischen  Hitler  und  Laval  in  An= 
wesenheit  Cianos  am  19. 12.  ohne  jedes  Resultat. 

Ganz  Frankreich  war  seit  Ende  November  1942  faktisch  ein  von  Deutsch= 
land  beherrschtes  Land^^.  Seit  demAbbruch  der  diplomatischen  Beziehungen  zu 
den  USA  am  8. 11.  blieben  nur  noch  die  diplomatischen  Vertreter  der  mit 
Deutschland  verbiindeten  Lander  sowie  des  Vatikans  und  der  Schweiz  in  Vichy 
zuriick. 

7a  Zum  Gesamtkomplex  der  deutsdi=franz6sischen  Beziehungen  1942  grundlegend: 
Eberhard  Jad<el,  Die  deutsch=franzosischen  Beziehungen  1940—1942.  Habili= 
tationsschrift  Kiel  1961.  :,,..-  „  .  ._    .  .^ 


VI.  Die  Verteidigungsmafinahmen  im  Norden  und  Westen  Europas 

Mit  der  alliierten  Landung  in  Franzosisch=Nordafrika  war  auch  die  Iberische 
Halbinsel  wieder  stark  in  den  Blickpunkt  der  deutschen  Obersten  Fiihrung  ge= 
riickt.  Bereits  Ende  April  1942  hatten  Befiirchhingen  Hitlers  iiber  „englisch= 
amerikanische  Landungsmoglichkeiten  in  Franzosisch=Marokko,  Spanisch=Ma= 
rokko  und  auf  der  Iberischen  Halbinsel"^  Uberlegungen  ausgelost,  die  in  den 
am  29.  5.  — unter  Aufierkraftsetzung  der  1940  bzw.  1941  erlassenen  Weisungen 
fiir  „Attila"  (Besetzung  Restfrankreichs)  und  „Isabella''  (Vorbereitungen  zur 
Sicherungder  spanischen  und  portugiesischenWestkiiste)— neugefa6ten„Richt= 
linien  fiir  die  Operationen  gegen  Restfrankreich  bzw.  die  Iberische  Halbinsel'' 
(„Fuhrer=Weisung''  Nr.  42®)  ihren  Niederschlag  fanden.  Als  erstes  Ziel  von 
Gegenmalinahmen  gegen  einen  „feindlichen  Zugriff  auf  die  Iberische  Halb= 
inser'  (Deckname  „Ilona'')  sollten  „durch  Inbesitznahme  der  Siidausgange  der 
Pyrenaen  die  Voraussetzungen  fiir  spatere  Operationen  geschaffen  werden.  Einer 
Bedrohung  der  strategisch  wichtigen  franzosischen  Atlantikkiiste  von  Spanien'' 
—  so  hiefi  es  —  „ist  durch  Sicherung  der  an  der  spanischen  Nordkiiste  gelegenen 
Hafen  zuvorzukommen.  Verhandlungen  und  Vorbesprechungen  mit  den  Spa= 
niern  und  anderen  aufierdeutschen  Stellen  iiber  diese  Absichten  sind  verboten." 

Der  letzte  Passus  deutete  darauf  hin,  dajS  das  deutsche  Verhaltnis  zu  Spanien 
sich  seit  dem  entscheidenden  Gesprach  zwischen  Hitler  und  Franco  am  23. 10. 
i94onicht  verbessert  hatte^^.  Wohl  blieb  die  in  das  deutsche  Heer  eingegliederte 
spanische  „Blaue  Division''  (250.  Inf.Div.)  das  ganze  Jahr  1942  iiber  im  Ein= 
satz  an  der  Ostfront  (H.Gr.  Nord),  auch  erklarte  der  spanische  Aufienminister 
Serrano  Suner  noch  am  22.  4. 1942,  dafi  Spanien  nicht  „neutral",  sondern 
„nichtkriegfiihrend"  sei,  doch  machte  die  Ablosung  des  als  deutschfreundlich 
geltenden  Aufienministers  Suner  und  seine  Ersetzung  durch  General  Jordana 
am  3.  9. 1942  deutlich,  dafi  Franco  auf  den  Kurs  einer  korrekten  Neutralitats= 
politik  zuriicklenkte.  Nach  der  alliierten  Grofilandung  in  Marokko  und  Alge= 
rien  war  vollends  klar,  dali  Franco  strikte  Neutralitat  wahren  mufite  (18. 11. 
Teilmobilmachung  „zur  Sicherung  unserer  Integritat"),  wollte  er  sein  Land 
nicht  schwersten  Risiken  aussetzen.  Dafi  unter  den  gegebenen  Umstanden  eine 
spanische  Neutralitat  auch  dem  deutschen  Interesse  noch  am  ehesten  entsprach, 
wurde  von  Hitler  am  20. 11.  zugegeben. 

Da  sich  jedoch  seine  Befiirchtungen,  dafi  die  nachste  Operation  der  Alliierten 
moglicherweise  gegen  die  Iberische  Halbinsel  gerichtet  sei,  in  den  folgenden 
Wochen  verstarkten,  wurden  die  Vorbereitungen  fiir  das  seit  7. 10.  in  „Gi= 
sela"  umbenannte  Unternehmen  zur  Sicherung  der  Pyrenaenausgange  und  der 

8  KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  im  OKW,  25.  4. 1942.  Fiir  das  Folgende 
vgl.  die  detaillierte  Studie  von  Charles  Burdick,  Planungen  fiir  das  Einriicken 
deutscher  Krafte  in  Spanien  in  den  Jahren  1942 — 1943.  Die  Unternehmen  „Ilona" 
und  „Gisela",  in:  Wehrwissenschaftliche  Rundschau  13   (1963),  S.  164— 178. 

9  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  189  ff . 

9a  Ober  Bemiihungen  des  Geheimdienstes  des  SD  1942,  Franco  zu  stiirzen  und 
durch  einen  auf  den  deutschen  Kurs  festgelegten  Vertreter  der  Falange  zu  er= 
setzen,  vgl.  „Der  Spiegel",  Nr.  18/1963,  S.  71  ff. 

135 


A.  Einf iihrung  r  mkfnft^ 

nordspanischen  Hafen  weiter  vorangetrieben^.  Ihr  Wert  wurde  von  Hitler 
indessen  gegeniiber  der  Situation  von  Ende  Mai  1942  jetzt  nur  noch  darin  ge= 
sehen,  die  Spanier  selbst  auf  diese  Weise  dahin  zu  bringen,  „energisch  Wider= 
stand  zu  leisten''^.  Mit  besonderer  Eile  wurden  die  fiir  diese  Aufgabe  vorge= 
sehenen  Krafte  nach  Abschlufi  der  Besetzung  Restfrankreichs  wieder  in  ihren 
friiheren  Versammlungsraumen  bereitgestellt.  Da  sie  aber  weder  nach  der  Zahl 
noch  nach  der  Art  fiir  eine  so  weittragende  Operation  ausreichten  und  Teile  als= 
bald  nach  dem  Osten  iiberfiihrt  wurden  (s.  oben  S.  128  f .),  im  iibrigen  auch  das 
Verhalten  der  Spanier  gegeniiber  einem  deutschen  Einmarsch  weiterhin  unge=» 
klart  blieb,  waren  die  Aussichten  fiir  ein  Gelingen  des  Unternehmens  hochst 
fragwiirdig.  Dennoch  lief  en  die  Planungen  bis  in  das  Friihjahr  1943  weiter. 
Voraussetzung  fiir  die  Aktion  sollte  allerdings  sein,  dafi  die  Spanier  deutsche 
Hilfe  anforderten.  Die  Vorbereitungen  fiir  „Gisela''  traten  schlielilich  in  den 
Hintergrund,  als  deutlich  wurde,  dafi  die  Alliierten  ihren  Vorstofi  in  das 
mittlere  Mittelmeer  (Tunesien— Sizilien)  fortzusetzen  gedachten. 


VII.  Der  Kampf  gegen  die  Aufstandsbewegungen  in  Siidosteuropa 

1.  Die  Tsdbetniks  des  Generals  Draza  Mihajlovic 

Die  Spannungen,  verursacht  durch  die  zwischen  Deutschland,  Italien,  Ungarn 
und  Bulgarien  ausgehandelte  Aufteilung  Jugoslawiens  und  Griechenlands  in 
Besatzungszonen,  die  politische  Zerschlagung  Jugoslawiens  und  durch  die  un= 
terschiedliche  Besatzungspolitik  sowie  durch  die  Bildung  des  einerseits  (an  der 
dalmatinischen  Kiiste)  beschnittenen,  andererseits  (Bosnien  und  Herzegowina) 
ungebuhrlich  ausgeweiteten  „Unabhangigen  Staates  Kroatien'',  —  verbunden  mit 
der  zwangslaufig  nur  sehr  lockeren  Besetzung  dieser  Raume  durch  deutsche 
Truppen  nach  Abschlufi  des  Balkanfeldzuges  im  April/Mai  1941  hatten  viel= 
fache  Folgen.  Bei  dem  Freiheitswillen  der  verschiedenen  Nationalitaten  und 
den  vorhandenen  Traditionen  der  Dorfwehren  als  Selbstschutzorganisation 
angesichts  der  jahrhundertelangen  Rechtsunsicherheit  unter  der  tiirkischen 
Herrschaft  fiihrte  sie  unter  so  gxinstigen  psychologischen,  sozialen  und  natio= 
nalen  Bedingungen  geradezu  zu  Widerstands=  und  Aufstandsbewegungen 
gegen  die  Besatzungsmachte  sowie  gegen  die  neu  eingesetzten  Regierungen 
(Kroatien,  Montenegro).  Nachdem  zunachst  seit  Mai  1941  die  serbisch=nationa= 
listische  Widerstandsorganisation  des  jugoslawischen  Obersten  i.G.  Draza 
Mihajlovic  in  Serbien  hervorgetreten  war,  hatte  sich  seit  Juli  1941  daneben 
eine  kommunistische  Partisanenorganisation  unter  Josip  Broz=Tito  —  beide  zu= 
nachst  mit  Schwerpunkt  im  siidserbischen  Raum  —  gebildet.  Die  deutsche  Be= 
satzungsmacht  versuchte  ihrer  durch  drakonische  Mafinahmen  (OKW=Befehl 


1  Aufz.  zum  KTB  WFStab,  29. 11. 1942. 

2  Vgl.  KTB  OKW/WFStab,  Bd.  Ill,  S.  111. 


t36 


VII.  Der  Kampf  gegen  die  Aufstandsbewegungen  in  Siidosteuropa 

vom  16.  9. 1941)  Herr  zu  werden.  Dennoch  gelang  es  den  Partisanen  und 
Tschetniks,  sich  im  siidserbischen  Raum  um  die  Stadt  Uzice  in  einem  relativ 
grofien  Gebiet  festzusetzen,  aus  dem  sie  erst  Ende  November  1941  durch  eine 
deutsche  militarische  Operation^  vertrieben  werden  konnten. 

Fiir  den  ganzen  weiteren  militarischen  Verlauf  und  den  politischen  Ausgang 
des  Krieges  im  jugoslawischen  Raum  wurde  bedeutsam,  dafi  —  nach  anf anglicher 
Zusammenarbeit  und  nach  vergeblichen  Versuchen,  zu  einer  Verschmelzung 
beider  Widerstandsorganisationen  unter  einheitlicher  Fiihrung  zu  gelangen  — 
am  2. 11. 1941  die  Spannungen  zwischen  Tschetniks  und  Tito=Partisanen  in 
einen  offenen  Konflikt  iibergingen,  der  zu  einem  jahrelangen  blutigen  Ringen 
der  beiden  Widerstandsbewegungen  untereinander  fiihrte.  Dadurch  hatte  sich 
fiir  die  schwachen  deutschen  Besatzungskrafte  eine  Moglichkeit  ergeben  kon= 
nen,  mit  der  einen  Seite  zu  mehr  oder  minder  dauerhaften  Stillhalteabkom^ 
men,  u.  U.  sogar  zu  weitreichenderen  Vereinbarungen  zu  kommen;  denn 
Mihajlovic  hatte  bereits  am  15. 11. 1941  einem  deutschen  Abwehroffizier  er= 
klart,  dafi  er  nicht  so  sehr  ein  „englischer  Mann''  sei,  wie  die  Deutschen  an= 
nahmen,  dafi  es  vielmehr  sein  Hauptziel  sei,  „die  Substanz  des  (serbischen) 
Volkes  vor  der  Vernichtung  zu  retten''^.  Wenn  die  sich  hier  bietende  Chance 
auf  deutscher  Seite  1942  nicht  erfafit  wurde,  so  deshalb,  weil  Hitler  entgegen 
dem  Rat  des  Deutschen  Generals  in  Agram,  General  Glaise  v.  Horstenau,  den 
Ustaschen  des  „Poglavnik''  weiterhin  freie  Hand  zum  Vernichtungskampf  ge= 
gen  die  Pravoslawen  in  Bosnien  und  in  der  Herzegowina  gewahrte. 

Dabei  hatte  eine  Weisung  des  Chefs  OKW  vom  15. 12. 1941^  die  Aufgabe, 
im  Siidostraum  schnellstens  Ruhe  und  Ordnung  wiederherzustellen,  um  alle 
deutschen  Krafte  im  Osten  konzentrieren  zu  konnen,  deutlich  ausgesprochen, 
allerdings  die  psychologisch  und  politisch  verfehlte  Schlufifolgerung  daraus 
gezogen,  statt  deutschen  italienische  und  bulgarische  Besatzungskrafte  in 
weitere,  bisher  deutschbesetzte  Gebiete  heranzuf iihren : 

„Die  Lage  im  Osten  erfordert  es,  alle  verfiigbaren  deutschen  Krafte  diesem 
Kriegsschauplatz  in  absehbarer  Zeit  wieder  zuzufiihren.  Um  trotzdem  die  im  Rah= 
men  der  Gesamtlage  dringend  erforderliche  Ruhe  auf  dem  Balkan  sidierzustellen, 
sind  in  erheblich  vermehrtem  Umfange  Truppen  verbiindeter  Staaten  zur  restlosen 
Beseitigung  der  Unruhen  heranzuziehen.  In  erster  Linie  kommen  hierfiir  bulgarische 
Krafte  fiir  Serbien  und  die  2.  italienische  Armee  fiir  Kroatien  in  Betracht. 

Ausgenommen  von  der  Besetzung  durch  fremde  Truppen  sollen  die  Industrie= 
gebiete  bleiben,  die  von  kriegswichtiger  Bedeutung  fiir  die  deutsche  Versorgung 
sind. 

Im  Endziel  sollen  nicht  mehr  als  2  deutsche  Sich.Divisionen  zur  Sicherung  der  fiir 
uns  bedeutsamen  Gebiete  verbleiben  . . . 


Nach  der  offiziellen  jugoslawisch=kommunistischen  Zahlung,  die  insgesamt  bis 
zum  Sommer  1944  7  deutsche  Offensiven  auffiihrt,  war  dies  die  1.  Offensive. 
Josef  Matl,  in:   Das  Dritte  Reich  und  Europa.   Bericht  iiber   die  Tagung  des 
Instituts  fiir  Zeitgeschichte  in  Tutzing  Mai  1956.  Miinchen  1957,  S.  158. 
Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  175. 

137 


A.  Einfuhrung 

Die  Fiihrung  (der  Operationen)  wird  in  Kroatien  der  2.  italienischen  Armee 
zufallen. 

Es  kann  nicht  mehr  verantwortet  werden,  dafi  6  deutsche  Divisionen  im  serbisch= 
kroatischen  Raum  gebunden  bleiben,  obwohl  bulgarische  und  italienische  Krafte 
in  reichem  Ma6e  zur  Verfiigung  stehen. 

Wenn  nicht  in  kurzester  Zeit  die  Aufstandsgebiete  in  Kroatien  ausgebrannt  wer= 
den,  wird  es  im  Friihjahr  notwendig  sein,  einen  Feldzug  zu  fiihren." 

Letzteres  sollte,  wenn  auch  noch  einstweilen  in  relativ  begrenztem  Mafie, 
der  Fall  werden.  Zu  einer  einheitlichen  Operationsfiihrung  kam  es  dagegen  nie. 

Die  Hauptkrafte  der  —  bis  Mitte  1942  gegeniiber  den  Partisanen  Titos 
zahlenmafiig  starkeren  —  Tschetniks  des  Generals  Mihajlovic  (die  allerdings, 
da  nicht  so  straff  organisiert  wie  die  kommunistischen  Partisanen,  nie  unbe= 
dingt  seinen  Befehlen  gehorchten  und  daher  nicht  so  geschlossen  operierten) 
hatten  sich  nach  der  Raumung  von  Foca  durch  die  Italiener  am  4.75. 12. 1941  in 
diesem  Gebiet  festgesetzt  und  ihren  Einflufibereich  gleichzeitig  auch  auf  einige 
bosnische  Bezirke  zwischen  Drina  und  Bosna  ausgedehnt. 

Sie  betrachteten  diesen  Raum  als  „befreites"  jugoslawisches  Territorium.  Am 
13. 1. 1942  wurde  Mihajlovic  als  Kriegsminister  in  die  in  London  residierende 
koniglich=jugoslawische  Exilregierung  aufgenommen  und  damit  offiziell  als  bri= 
tischer  Bundesgenosse  anerkannt.  Wahrenddessen  konzentrierte  Tito  seine  Krafte 
in  Nordmontenegro  (Gebiet  um  den  Berg  Durmitor)  und  proklamierte  am  8.  2. 1942 
den  Anschlufi  seines  „Staates"  als  „Bundesrepublik''  an  die  UdSSR. 

jb  f;i  brij.f  jf; 

An  verfUgbaren  deutschen  Kraften  standen  zu  diesem  Zeitpunkt  in  der 
deutschen  Zone  Kroatiens  nur  eine  Division  (118.  Inf.Div.)  in  Serajewo  und 
Banja  Luka  zur  Verfiigung,  ferner  6,  spater  9  Landwehrbataillone  zur  Siche= 
rung  der  Bahnen  Agram— Belgrad  und  Brod— Serajewo  (insgesamt  rd.  10000 
Mann),  wahrend  sich  in  der  italienischen  Zone  des  Landes  die  2.  italienische 
Armee  mit  7  Divisionen  sowie  Sonderverbanden  in  Starke  von  rd.  60  000 
Mann  befand.  Kroatischerseits  waren  rd.  44000  Mann  (34000  Mann  Domo= 
branen  und  10000  Ustaschen,  s.  oben  S.  33)  verfiigbar.  Um  die  aus  Serbien 
entwichenen  Tschetniks  und  Partisanen  moglichst  rasch  zu  fassen,  unternah= 
men  die  Truppen  des  auch  in  der  deutschen  Zone  Kroatiens  befehlsfiihrenden 
„Bevollm.  Kdr.  Generals  in  Serbien'',  General  d.  Artl.  Bader,  Anfang  Januar 
mit  einer  Division  von  Serajewo  und  einer  Division  von  Zvornik  aus  einen 
Vorstoli  nach  Ostbosnien.  Dabei  wurden  sie  von  der  „Schwarzen  Legion''  der 
Ustascha  unterstiitzt.  Nachdem  die  vorgetriebenen  Spitzen  beider  deutschen 
Divisionen  sich  halbwegs  zwischen  den  Stadten  die  Hand  gereicht  hatten, 
wurde  das  Unternehmen  in  der  zweiten  Januarhalfte  abgebrochen^.  Wahrend 
es  Tito  gelungen  war,  mit  seinen  Kraften  nach  Siiden  auszuweichen,  versuchte 
man  deutscherseits,  mit  den  Tschetniks  durch  Verhandlungen  zu  einer  Losung 
zu  gelangen.  Auf  eine  kroatische  Intervention  bei  General  Bader  wurden  die 

4     Die  sog.  2.  Offensive  in  jugoslawisch=kommunistischer  ZMhlung.  ' 

138 


VII.  Der  Kampf  gegen  die  Aufstandsbewegungen  in  Sudosteuropa 

Gesprache  jedoch  am  2.  2.  wieder  eingestellt.  Damit  war  der  Faden  zu  Mi= 
hajlovic  vorerst  (fiir  1942)  abgerissen.  Im  Laufe  der  folgenden  Monate  ver= 
loren  die  Tschetniks  immer  mehr  an  Anhang,  die  Organisation  selbst  an  Zu= 
sammenhalt.  Die  westlichen  Teile  traten  unter  den  Schutz  der  2.  italienischen 
Armee  und  wurden  von  dieser  ab  Mitte  1942  als  Hilfskrafte  gegen  die  Par* 
tisanen  Titos  verwandt  (s.  oben  S.  23  f.). 

2.  Der  Kampf  gegen  die  kommunistisdien  Partisanen  Titos 

Die  deutsche  Hauptsorge  im  jugoslawischen  Raum  wurde  seit  Friihjahr  1942 
die  Partis anenbewegung  Titos.  Man  hoffte,  sie  durch  eine  Kette  von  Einzel= 
unternehmen  und  eine  grofie  konzentrisch  gefiihrte  Operation  gegen  das  Zen= 
trum  in  Nordmontenegro  niederzuschlagen.  Nachdem  die  Petrova  Gora  sud= 
lich  Karlovac  —  im  wesentlichen  durch  kroatische  Krafte  —  „gesaubert''  war 
(Marz  1942),  verabredeten  die  in  Kroatien  befehlsfiihrenden  deutschen,  ita= 
lienischen  und  kroatischen  Kommandostellen  in  Abazzia  fiir  Anfang  April 
eine  Offensive  gegen  Titos  Hauptkrafte  im  Raum  um  Foca.  Wahrend  die 
deutschen  und  kroatischen  Krafte  unter  dem  „Kdr.  General  und  Befehlshaber 
Serbien"',  Gen.  d.  Artl.  Bader,  nach  Bereitstellung  im  Raum  nordlich  Foca  Mitte 
April,  wenn  auch  mit  Verspatung,  ihren  Vorstofi  begannen,  riickten  die  Ita= 
liener  von  Westen  nur  zogernd  vor  und  erreichten  nicht  einmal  die  eigentliche 
Ausgangsposition.  Tito  konnte  seine  Partisanen  nach  Siiden  und  Siidwesten 
zuriickziehen.  Ende  April  wurde  die  deutsch=kroatische  Operation^  resultatlos 
abgebrochen.  Foca  selbst  blieb  nur  kurze  Zeit  besetzt,  dann  zogen  sich  die 
deutsch=kroatischen  Krafte  Mitte  Mai  wieder  auf  ihre  Ausgangspositionen 
zuriick.  Tito  konnte  im  Mai  und  Juni  die  Aufstellung  seiner  5  „Proletarier''= 
Brigaden  ungestort  beenden  und  gewann  damit  12—13  ^^^  Mann  operativer 
Truppen.  Sie  sicherten  ihm  zugleich  die  Uberlegenheit  gegeniiber  den  weniger 
beweglichen  Tschetniks.  Mit  diesen  Verbanden  begann  Tito  am  24.  6.  eine 
Offensive,  die  ihn  iiber  120  km  bis  nach  Westbosnien  fiihrte.  Am  8.  7.  fiel 
Konjic,  am  24.  8.  Mrkonjic  Grad,  am  25.  9.  Jajce  imd  am  5. 11.  Bihac  in  seine 
Hand.  Er  gewann  damit  einen  gro6en  Raum,  in  dem  er  Ende  1942  nach  jugo= 
slawisch=kommunistischen  Quellen  9  Divisionen,  36  selbstandige  Brigaden 
und  weitere  Einheiten  in  einer  Gesamtstarke  von  150  000  Kampf ern  auf gestellt 
hatte.  Mag  diese  Zahl  auch  iibertrieben  sein,  so  waren  die  Partisanen  Titos 
doch  Ende  1942  zu  einem  operativen  Problem  fiir  die  deutsche  Oberste  Wehr= 
machtflihrung  geworden®,  das  sie  in  einer  neuen  Offensive  mit  starkeren 
Kraften  (Unternehmen  „Weili'')  losen  woUte.  Gleichzeitig  meldete  Tito  mit 
dem  am  26. 11. 1942  in  Bihac  geschaffenen  „Antifaschistischen  Rat  der  Na= 

5  Die  sog.  3.  Offensive  in  jugoslawisdi=kommunistischer  Zahlung. 

6  Vgl.  Bd.III  des  KTB/OKW  (WFStab),  S.63ff.  betr.  das  seit  22.12.1942  vor= 
bereitete,  ab  15. 1. 1943  durdigefiihrte  deutsch=italienische  Unternehmen  „Wei6" 
(=  sog.  4.  Offensive  in  jugoslawisch=kommunistischer  Zahlung). 

139 


A.  Einfiihrung 

tionalen  Befreiung  Jugoslawiens"'  (AVNOJ)  einen  politischen  Fuhrungsan= 
spruch  in  Jugoslawien  an. 

Neben  den  Versuchen,  die  Hauptmacht  der  Partisanen  im  April  zu  zerschla= 
gen,  stand  wahrend  des  Sommers  und  Herbstes  eine  ganze  Reihe  kleinerer 
Untemehmen  gegen  Partisanengruppen  auf  kroatischem  Boden.  Serbien  blieb 
hingegen  1942  ruhig.  Aus  den  Unternehmen  heben  sich  heraus:  die  Einnahme 
von  Prijedor  am  10.  6. 1942  durch  die  714.  Inf.Div.  (in  dieser  Stadt  batten  die 
Partisanen  seit  dem  16.  5.  ein  Scbreckensregiment  gefiihrt);  das  erste  grofiere 
gemeinsame  deutscb=kroatische  Unternehmen  gegen  Kozara  Ende  Juni/An= 
fang  Juli,  an  dem  die  714.  Inf.Div.  sowie  3  kroatische  Geb.Brigaden,  1  Usta= 
scha=Btl.  sowie  Teile  der  aus  Serbien  herangeholten  720.  Inf.Div.  beteiligt 
waren;  Kampfe  zunachst  gegen  Tschetniks,  dann  Partisanen  im  Becken  von 
Gospic  und  im  Lika=Gebirge  sowie  siidlich  der  Sawe  im  Raum  von  Karlovac 
(ab  Ende  Juni). 

Auf  Antrag  Pavelics  bei  Hitler  wahrend  seines  Besuches  im  FHQu  am  23.  9. 
1942  (s.  oben  S.  33  ff.)  wurde  ein  besonderer,  vom  „Kdr.  General  und  Befehls= 
haber  Serbien"  unabhangiger  „Befehlshaber  der  deutschen  Truppen  in  Kroa= 
tien"  (Generalleutnant  Liiters)  eingesetzt,  dem  auEer  den  deutschen  Kraften 
in  Kroatien  auch  samtliche  kroatischen  Domobranen=  und  Ustascha=Einheiten  in 
der  deutschen  Besatzungszone  unterstellt  wurden,  nachdem  bereits  seit  Januar 
1942  die  kroatischen  Verbande  in  operativer  Hinsicht  von  Fall  zu  Fall  bei  den 
verschiedenen  Unternehmungen  den  befehlsfiihrenden  deutschen  Komman= 
deuren  zugewiesen  worden  waren.  Seit  dieser  Neuregelung^^  unterstanden  nun= 
mehr  sowohl  der  „Befehlshaber  der  deutschen  Truppen  in  Kroatien"'  als  auch 
der  „Kdr.  General  und  Befehlshaber  in  Serbien''  gleichberechtigt  dem  „Wehr= 
machtbefehlshaber  Siidost"  (W.B.  Siidost)  (H.Qu.  in  Saloniki),  bis  31.  7. 1942 
General  d.  Pi.  Kuntze,  ab  1.  8. 1942  Generaloberst  Lohr,  dessen  Dienststelle 
am  1. 1. 1943  in  OB  Siidost  (H.Gr.  E)  umbenannt  wurde. 

3.  Die  Wlderstandsgruppen  in  Griedienland 

Im  Gegensatz  zu  Jugoslawien  war  Griechenland  nach  der  Niederlage  und 
Besetzung  vom  April/Mai  1941  als  einheithcher  Staat  mit  eigener,  von  den 
Besatzungsmachten  eingesetzter  Regierung  erhalten  geblieben;  doch  war  das 
Land  —  abgesehen  von  den  von  Bulgarien  besetzten  und  annektierten  Teilen 
Thraziens  —  in  einen  grolien  italienischen  und  einen  auf  bestimmte  strategisch 
bedeutsame  Platze  beschrankten  deutschen  Besatzungsraum  geteilt.  Unter  dem 
sowohl  fiir  die  deutschbesetzten  Teile  Jugoslawiens  als  auch  Griechenlands 
operativ  verantwortHchen,  dem  OKW  unterstellten  W.B.  Siidost  waren  der 
„Befehlshaber  Saloniki=Agais"  (General  v.  Krenzki)  fiir  die  nordlichen 
deutschbesetzten  Landesteile,  der  „Befehlshaber  Siidgriechenland"  (General  d.  FI. 

6a  Befehlsiibernahme  am  15. 11. 1942.  :    -'j;^   . 

140 


VII.  Der  Kampf  gegen  die  Aufstandsbewegungen  in  Sudosteuropa 

Felmy,  ab  September  1942  Generalleutnant  Wilhelm  Speidel)  fiir  Athen= 
Piraus  und  die  deutschbesetzten  Inseln  in  der  Agais  eingesetzt.  Eine  Sonder= 
stellung  nahm  Kreta  ein,  das  —  in  territorialer  Hinsicht  gegeniiber  dem  W.B. 
Siidost  selbstandig  —  einem  eigenen  „Kommandanten  der  Festung  Kreta" 
(General  Andrae,  ab  August  General  Brauer)  unterstand. 

Griechische  Widerstandsbewegungen  spielten  erst  ab  Spatsommer  eine  — 
militarisch  zunachst  kaum  in  Erscheinung  tretende  —  RoUe^.  Die  verschiedenen 
politischen  Gruppen  wurden  erst  durch  britische  Offiziere  ab  Oktober  1942  als 
GueriIla=Truppen  fiir  den  Kampf  gegen  die  Besatzungsmachte  formiert.  Ihre 
erste  bedeutende  Aktion  stand  im  Zusammenhang  mit  der  Offensive  der 
8.  britischen  Armee  an  der  El=Alamein= Front  ab  23. 10. 1942.  Sie  sollte  mit 
der  Zerstorung  der  Gorgopotamos=Eisenbahnbrucke  (25. 11.)  auf  der  wich= 
tigen  Nord=Sud=Strecke  Saloniki— Athen  den  deutschen  Nachschub  nach  Nord= 
afrika  treffen,  von  dem  die  Briten  irrtiimlich  annahmen,  dafi  er  damals  noch 
zu  80^/0  iiber  Griechenland  lief.  (Dabei  war  zu  diesem  Zeitpunkt  die  Armee 
Rommel  schon  bis  zur  Marada— Marsa=el=Brega— Linie  zuriickgewichen.)  Dies 
blieb  die  einzige  Aktion,  bei  der  die  sich  in  den  folgenden  Jahren  erbittert 
bekampfenden  EDES=  und  ELAS=Verbande  unter  dem  Kommando  des  Ge= 
nerals  Zervas  zusammen  operierten. 

Die  Gefahr,  die  von  den  griechischen  Widerstandsgruppen  1942  ausging, 
lag  also  weniger  in  einer  unmittelbaren  militarischen  Auswirkung  als  in  der 
latenten  Bedrohung,  die  diese  Krafte  in  den  einer  Finanz=,  Wirtschafts=  und 
Hungerkatastrophe  mit  uniibersehbaren  Folgen  zutreibenden  Verhaltnissen  im 
ganzen  Lande  darstellten.  Erst  die  Entsendung  des  Gesandten  Neubacher  als 
„Sonderbeauftragter  des  Reiches  fiir  wirtschaftliche  und  finanzielle  Fragen  in 
Griechenland''  am  16. 10. 1942  ^  der  zusammen  mit  dem  italienischen  Bank= 
fachmann  d'Argostino  eine  Reihe  von  Sanierungsmafinahmen  ergriff,  fiihrte 
zusammen  mit  einer  Hilfsaktion  des„InternationalenRotenKreuzes''®^  zu  einer 
Besserung  der  Lage  und  bewahrte  das  Land  vor  einem  Absinken  ins  Chaos. 
Auch  die  Neubildung  der  griechischen  Regierung  unter  Professor  Logotheto= 
poulis  nach  dem  Rucktritt  des  Ministerprasidenten  General  Tsolakoglu,  der 
seit  der  Kapitulation  Griechenlands  amtiert  hatte,  wirkte  sich  giinstig  aus. 
Die  Befugnisse  der  Regierung  blieben  jedoch  neben  denen  des  Bevollmachtigten 
des  Reiches  fur  Griechenland,  des  Gesandten  Altenburg,  und  des  italienischen 
Bevollmachtigten  gering. 

Lag  bis  zum  November  1942  eine  Bedrohung  fiir  die  Herrschaft  der  „ Achsen= 
machte''  iiber  den  Siidosten  Europas  ausschliefilich  in  den  Gefahren  aus  dem 

7  Vgl,  hierzu  C.  M.  Woodhouse,  Zur  Geschichte  der  Resistance  in  Griechenland, 
in:  Vierteljahrshefte  fiir  Zeitgeschichte  6  (1958),  S.  i44ff. 

8  Einzelheiten  bei  Hermann  Neubacher,  Sonderauftrag  Siidost  1940—1945.  Bericht 
eines  fliegenden  Diplomaten.  Gottingen   (Musterschmidt=Verlag)   1956,  S.  72  ff. 

8a  Vgl.  hierzu  Conrad  Roediger,  Die  intemationale  Hilfsaktion  fiir  die  Bevolkerung 
Griechenlands  im  Zweiten  Weltkrieg,  in:  Vierteljahrshefte  fiir  Zeitgeschichte  11 

(1963),  s.  49-71. 


141 


A.  Einfiihrung 

Innern  der  Lander  Jugoslawien  und  —  in  begrenzterem  Mafie  —  Griechenland, 
so  riickte  seit  dem  endgiiltigen  Umschwung  der  militarischen  Situation  im 
Mittelmeerraum  im  Herbst  1942  die  Bedrohung  von  aufien,  die  Moglichkeit 
einer  alliierten  Invasion,  in  den  Vordergrund  der  Sorgen  auf  deutscher  Seite. 
Nachdem  Hitler  bereits  in  den  OKW=Weisungen  vom  14.  9.  und  13. 10. 1942 
(s.  oben  S.  109)  Verstarkungen  fiir  Kreta  und  eine  Vereinheitlichung  der  Be= 
fehlsfiihrung  hinsichtlich  der  Verteidigung  der  Kiisten  (einschliefilich  der  Agais 
und  Kretas)  unter  dem  OB  Siid  angeordnet  hatte,  gab  er  mit  der  „Fiihrer= 
Weisung"  Nr.  47  vom  28. 11. 1942^  eine  Neufassung  der  Befehlsbefugnisse 
zwecks  Erweiterung  und  Vereinheitlichung  der  Verteidigungsvorbereitungen 
fiir  den  gesamten  Siidostraum,  nun  unter  dem  W.B.  Siidost  (OB  Siidost),  her= 
aus,  „da  die  Lage  im  Mittelmeerraum  ...  in  absehbarer  Zeit  einen  Angriff 
auf  Kreta,  die  deutschen  und  italienischen  Stiitzpunkte  in  der  Agais  und  die 
Balkanhalbinsel  moglich''  mache.  Dabei  miisse  „damit  gerechnet  werden,  dafi 
dieser  Angriff  durch  Aufstandsbewegungen  in  den  westlichen  Balkanlandern 
unterstiitzt  wird'': 

„Auf  Grund  dieser  Lage  und  der  Entwicklung  in  Nordafrika  iibertrage  ich  die 
Verteidigung  des  Siidostraums  einschliefilich  der  ihm  vorgelagerten  Inseln  dem 
Wehrmachtbefehlshaber  Siidost,  der  mir  als  ,OB  Siidost'  (H.Gr.  E)  unmittelbar 
unterstellt  ist. . . 

Die  Heereskrafte  der  Verbiindeten  werden,  soweit  erforderlidi,  erst  im  Falle 
eines  feindlichen  Angriffs  dem  OB  Siidost  taktisdi  unmittelbar  unterstellt  werden. . . 

Fiir  die  Vorbereitung  eines  solchen  Abwehrkampfes  fallen  dem  OB  Siidost  fol= 
gende  Aufgaben  zu: 

1.  Vorbereitung  der  Verteidigung  an  den  Kiisten  mit  Sdiwerpunkten  im  Dode= 
kanes,  Kreta  und  Peloponnes,  die  festungsmafiig  auszubauen  sind  (Ausnahme  My= 
tilene  und  Chios). 

2.  Endgiiltige  Befriedung  des  Hinterlandes  und  Vernichtung  der  Aufstandischen 
und  Banden  aller  Art  in  Verbindung  mit  der  italienischen  2.  Armee^. 

3.  Vorbereitungen  aller  Mafinahmen,  die  im  Falle  eines  feindlichen  Angriffs  mit 
Hilfe  oder  Billigung  der  Turkei  gegen  den  Balkan  erforderlich  werden,  im  Einver= 
nehmen  mit  dem  bulgarisdien  Oberkommando. . ." 

Mit  dieser  Weisung  war  eine  einheitliche  Fiihrung  der  Verteidigung  des 
Siidostens,  soweit  es  sich  um  deutsche  Krafte  handelte,  sichergestellt.  Offen 
blieb  die  Frage,  ob  die  geforderte  Zusammenarbeit  mit  den  Verbiindeten  noch 
zu  erreichen  war.  Schon  die  Eingliederung  der  drei  italienischen  Armeen  (2., 
9.  und  11.  Armee)  liefi  grofite  Schwierigkeiten  erwarten.  Ob  eine  Verstandi= 
gung  mit  Bulgarien  angesichts  der  inneren  Schwache  des  Landes  imd  der 
wendigen  Politik  des  Zaren  Boris  IIL  im  Emstfalle  moglich  war,  mufite  die 
Zukunft  zeigen.  Entscheidend  schien  jedoch  die  Frage,  ob  es  moglich  sein 
wiirde,   die   verschiedenen  Aufstandsbewegungen  im  jugoslawischen  Raum 


9    Hubatsdi,  a.  a.  O.,  S.  209ff.  mi  ,s'*i 

1     Vom  Verf.  hervorgehoben. 


142 


VIII.  Der  Seekrieg 

niederzuwerfen,  ehe  die  Bedrohung  Siidosteuropas  von  aufien  akut  wurde. 
Dabei  mufite  sich  zugleich  zeigen,  ob  es  nach  den  Erfahrungen  von  1942  noch 
moglich  war,  mit  den  Italienern  auf  diesem  Kriegsschauplatz  zu  einer  gemein= 
samen  Operationsfiihrung  zu  kommen.  Die  Notwendigkeit  einer  neuen  ent= 
scheidungsuchenden  Unternehmung  gegen  die  beiden  Aufstandsbewegungen 
in  Jugoslawien  zwang  die  italienische  FUhrung  zu  einem  militarischen  und 
politischen  „Offenbarungseid''. 


VIII.  Der  Seekrieg 

1.  Die  „SdiIadit  im  Atlantik"  (U-Boot-Kriegfuhning) 

So  entscheidend  sich  der  Kriegseintritt  der  USA  (7./11. 12. 1941)  im  grofien 
strategischen  Rahmen  —  vor  allem  auf  die  Dauer  gesehen  —  zuungunsten 
Deutschlands  und  seiner  Verbiindeten  auswirken  mufite,  von  der  deutschen 
Seekriegsleitung  und  vom  Befehlshaber  der  U=Boote  (B.d.U.)  wurde  er  zu= 
nachst  in  operativer  Hinsicht  geradezu  als  Erleichterung  fiir  die  eigene  Krieg= 
fiihrung,  vor  allem  den  U=Boot=Krieg,  angesehen.  Denn  Hitler  hatte  audi  dann 
noch,  zuletzt  in  der  Besprechung  mit  dem  Ob.d.M.  am  17.  9. 1941,  an  seinem 
Befehl  festgehalten,  dali  jeder  zum  offenen  Krieg  fuhrende  Zwischenfall  mit 
den  USA  unbedingt  vermieden  werden  miisse,  als  mit  Roosevelts  „Schiefi= 
befehl"  (11.  9. 1941)  die  amerikanische  Neutralitat  endgUltig  hinfallig  wurde. 
Bei  einer  Fortfiihrung  des  U=Boot=Krieges  gegen  die  britischen  Zufahrtswege 
im  Atlantik  waren  solche  Zwischenfalle  unvermeidlich.  Daher  bedeutete  der 
einschrankende  Befehl  Hitlers  praktisch,  dafi  der  U=Boot=Krieg  im  Atlantik 
seit  Oktober  1941  zum  Erliegen  kam  (Versenkungen  im  gesamten  Atlantik 
im  Oktober  1941  4,  im  November  2,  im  Dezember  1  Schiff). 

Da  Hitler  durch  den  japanischen  Angriff  gegen  Pearl  Harbor  selbst  iiber= 
rascht  war^  unterblieben  auch  vorbereitende  Mafinahmen  fiir  den  Fall  eines 
doch  eintretenden  offenen  Krieges  mit  den  USA,  so  dafi  iiberraschende  Schlage 
—  im  Stile  von  Hitlers  sonstigen  Kriegseroffnungen  —  in  diesem  Falle  aus= 
blieben.  Erst  am  9. 12.  hob  Hitler  alle  Einschrankungen  fiir  den  U=Boot=Krieg 
auf.  So  dauerte  es  Wochen,  bis  die  verfiigbaren  U=Boote  in  ihre  neuen  Ein= 
satzraume  an  der  amerikanischen  Ostkiiste  gelangen  konnten.  :rA 

Am  1. 1. 1942  betrug  die  Gesamtzahl  der  deutschen  Front=U=Boote  —  gegen= 
iiber  den  vom  B.d.U.,  Admiral  Donitz,  fiir  einen  durchschlagenden  Erfolg  fiir 
notwendig  gehaltenen  300  Booten  —  nur  91.  Von  diesen  waren  23  („der  lei= 
stungsfahigste  Teil  der  U=Bootwaffe")  im  Mittelmeer,  3  weitere  soUten  ihnen 
auf  Befehl  der  Ski.  noch  folgen;  6  waren  westlich  Gibraltar  und  4  Boote  in 
norwegischen  Gewassern  aufgestellt.  Von  den  fiir  den  Tonnagekrieg  verblei= 
benden  ^^  Booten  befanden  sich  60  ®/o  in  den  Hafen  zur  Reparatur.  Ledighch 
22  Boote  waren  im  Atlantik  in  See,  davon  etwa  die  Halfte  auf  Hin=  und  Riick= 
marsch.  „Nur  10  bis  12  U=Boote  gleichzeitig  oder  rund  12  Vo  der  vorhandenen 

143 


A.  Einfiihrung 

Front=U=Boote  standen  also  zu  Beginn  des  Jahres  1942,  nach  2V4  Jahren  Krieg, 
fiir  .  . .  den  Tonnagekrieg  zur  Verfiigung^/' 

Fiir  den  ersten  Einsatz  an  der  amerikanischen  Ostkiiste  (Unternehmen 
„Paukenschlag")  waren  zunachst  nur  5  U=Boote  verfiigbar,  die  ab  13. 1. 1942 
den  noch  unter  Friedensbedingungen  laufenden  Schiffsverkehr  an  der  ameri= 
kanischen  Kiiste  angreifen  und  grofie  Versenkungserfolge  erzielen  konnten. 
Die  Gesamtversenkungsziffern  der  U=Boote  stiegen  daher  von  102  000  BRT 
im  Dezember  1941  ruckartig  auf  276  000  BRT  im  Januar,  auf  412  000  BRT  im 
Februar  und  446  000  BRT  im  Marz  1942  an. 

Entgegen  dem  Bestreben  des  B.d.U.,  moglichst  alle  verfiigbaren  Front=Boote 
im  Tonnagekrieg  im  Westatlantik  einzusetzen,  verfiigte  Hitler  im  Zusammen= 
hang  mit  seinen  Befiirchtungen  hinsichtlich  einer  britischen  Landung  in  Nor= 
wegen  im  Januar/Februar  (s.  oben  S.  123  f .)  die  Verlegung  von  insgesamt  20 
Booten  in  die  norwegischen  Gewasser.  Zusammen  mit  den  im  Mittelmeer 
operierenden  U=Booten  waren  Ende  Marz  von  den  vorhandenen  115  Front= 
booten  39  (d.  h.  etwa  ein  Drittel)  dem  Tonnagekrieg  im  Atlantik  entzogen. 
Nach  Abklingen  der  grofiten  Befiirchtungen  Hitlers  hinsichtlich  Norwegens 
wurde  die  Aufgabe  der  im  norwegischen  Raum  bereitgestellten  U=Boote  am 
12. 3. 1942  von  „Sicherung  Norwegens''  in  „Unterbindung  der  feindlichen 
Zufuhren  nach  Murmansk  und  Archangelsk"  abgeandert. 

Neu  an  die  Front  kamen  in  den  Monaten  Januar  bis  Marz  1942  monatlich 
durchschnittlich  13,  von  April  bis  Juni  durchschnittlich  10  Boote  (statt  der  vom 
B.d.U.  erwarteten  20).  Von  diesen  69  Booten  wurden  26  in  den  norwegischen 
Raum  abgestellt,  2  ins  Mittelmeer  entsandt.  Im  Atlantik  waren  im  gleichen 
Zeitraum  12  U=Boote  verloren  gegangen.  Die  absolute  Zunahme  fiir  den 
Hauptkriegsschauplatz  der  U=Boote  im  Atlantik  betrug  demnach  29  Boote. 

Die  Erfolgschancen  fiir  den  deutschen  U=Boot=Krieg  an  der  amerikanischen 
Ostkiiste  hielten  unerwartet  lange  an,  da  die  amerikanische  Abwehr  langer 
als  vermutet  brauchte,  bis  sie  sich  auf  die  Kriegsverhaltnisse  einstellte.  Erst 
Ende  April  gingen  die  Amerikaner  dazu  iiber,  den  Schiffsverkehr  an  der  Kiiste 
in  Konvois  zusammenzufassen.  Daher  mufite  sich  der  B.d.U.  am  23.  5. 1942 
entschliefien,  die  U=Boote  aus  dem  immittelbaren  Kiistenvorfeld  zuriick= 
zunehmen.  Das  Absinken  der  Versenkungszahlen  an  der  amerikanischen  Ost= 
kiiste  im  Mai  und  Juni  wurde  aber  durch  besonders  groiie  Erfolge  in  der  Kari= 
bischen  See,  im  Golf  von  Mexiko  und  im  Gebiet  der  Antillen  ausgeglichen. 
Erst  im  Juli  wurde  das  Konvoi=System  auch  in  diese  Raume  ausgedehnt. 
Damit  hatte  die  —  gemessen  an  den  absoluten  Versenkungsziffern  erfolgreich= 

1  Hierfiir  und  fiir  den  ganzen  Abschnitt  grundlegend:  Jiirgen  Rohwer,  Der  U=Boot= 
krieg  und  sein  Zusammenbruch  1943,  in:  Entscheidungsschlachten  des  Zweiten 
Weltkrieges,  a.  a.  O.,  5.  327ff.;  Karl  Donitz,  10  Jahre  und  zwanzig  Tage,  Bonn 
(Athenaum=Verlag)  1958,  S.  igaff.;  die  Versenkungsangaben  nach  dem  neuesten 
Stand  der  Forschung  in:  Jiirgen  Rohwer,  U=Boote.  Eine  Chronik  in  Bildern, 
Oldenburg/Hamburg  (Gerhard  Stalling  Verlag)  1962,  S.  93  ff.  Zitat  aus  Donitz, 
a.  a.  O.,  S.  197.  ..J.    - ..  -„..„    -._- 

144 


VIII.  Der  Seekrieg 

ste  —  Zeit  des  U=Boot=Krieges  (4.  Phase  der  „Schlacht  im  Atlantik'')  ein  Ende 
gefunden.  Die  im  ersten  Halbjahri942  eingetretenen  Schiff sraumverluste  waren 
riesig:  neben  den  deutschen  U=Boot=Erfolgen  im  Westatlantik  (iiber  2  Mil= 
lionen  BRT)  miissen  die  Ausfalle  bei  der  Besetzung  Siidostasiens  durch  Japan 
(445  000  BRT),  durch  japanische  Handelskriegsunternehmen  (519  000  BRT), 
durch  deutsche  Handelsstorer  (139  000  BRT),  durch  den  Seekrieg  im  Mittel= 
meer  (115000  BRT),  durch  deutsche  See=  und  Luftangriffe  auf  die  aUiierten 
Murmansk/ Archangelsk=Geleitzuge  (307  000  BRT)  und  durch  den  Minenkrieg 
in  den  englischen  Kiistengewassern  (185  000  BRT)  hinzugerechnet  werden.  Die 
Verluste  liefien  fiir  die  AUiierten  die  Schiff sraumf rage  zum  „ Problem  Nr.  1'' 
werden,  das  ihren  strategischen  Zielsetzungen  im  Jahre  1942  trotz  aller  sonst 
bestehenden  Moghchkeiten  deutliche  Grenzen  setzte. 

Am  14.  5. 1942  hielt  der  B.d.U.  in  Gegenwart  des  Ob.d.M.  Hitler  Vortrag 
liber  den  U=Boot=Krieg.  Hierbei  fiihrte  Admiral  Donitz  aus^: 

„U=Boot=Krieg  ist  Kampf  gegen  die  feindliche  Handelstonnage.  Amerikanisdie 
und  englisdie  Tonnage  wird  einheitlich  gesteuert,  ist  also  als  ein  Ganzes  anzusehen. 
Es  ist  also  richtig,  dort  zu  versenken,  wo  moglichst  viel  und  billig,  d.  h.  mit  ge= 
ringen  Verlusten,  versenkt  werden  kann.  Nicht  etwa  das  Bestreben  haben,  in  einem 
bestimmten  Seegebiet  zu  versenken  bei  Inkaufnahme  von  geringerer  Versenkungs= 
hohe.  Dieser  Satz  gilt,  falls  nicht  gleichzeitig  hierbei  andere  militarische  Ziele  eine 
Rolle  spielen,  wie  z.  B.  Entlastung  des  Heeres  bei  Bekampfung  der  Murmansk= 
Geleitziige.  Bei  der  Entscheidung  eines  entsprechenden  U=Boot=Einsatzes  darf  jedoch 
die  Frage  des  okonomischen  Einsatzes  der  Boote  ebenfalls  nicht  aus  dem  Auge 
gelassen  werden. . . 

Ich  halte  das  Wettrennen  zwischen  dem  feindlichen  Schiffsneubau  und  den 
U=Bootsversenkungen  in  keinerWeise  fur  hojfnungslos^.  Das  amerikanische Schiff s= 
neubauprogramm  fiir  die  Zeit  von  Herbst  1939  bis  Ende  1943  umfa6t  2239  Schiffe 
mit  16,8  Mill.  BRT.  Davon  sind  bis  zum  31.12.1941  fertiggestellt:  191  Schiffe  mit 
etwa  1,5  Mill.  BRT.  Hiernach  mufi  der  Amerikaner  zur  Erfiillung  seines  Baupro= 
gramms  in  den  Jahren  1942/43  noch  fertigstellen:  2098  Schiffe  mit  etwa  13,3  Mill. 
BRT.  Rechnet  man,  dafi  er  hiervon  1942  6,5  Mill.  BRT  und  1943  S,j  Mill.  BRT 
bauen  kann,  und  zahlt  man  hierzu  das  Bauvermogen  Englands  und  des  Imperiums, 
das  jahrlidi  1,6  Mill.  BRT  betragt,  hinzu,  so  kommt  man  fiir  das  Jahr  1942  auf 
etwa  8,2  Mill.  BRT,  im  Jahre  1943  auf  etwa  10,4  Mill.  BRT,  die  die  Feindmachte 
bauen  konnten.  Das  wiirde  heifien,  dafi  wir  im  Jahre  1942  monatlich  etwa  700  000 
BRT  versenken  miissen,  um  den  Neubau  auszugleichen,  und  alles,  was  dariiber  isl, 
erst  Abnahme  der  Feindtonnage  bedeutet.  Diese  700  000  Tonnen  versenken  wir 
aber  bereits  jetzt,  wir,  d.  h.  Deutschland,  Italien  und  Japan,  U=Boote,  Luftwaffe, 
Uberseeschiffe,  Minen.  Es  findet  also  unter  alien  Umstanden  bereits  jetzt  eine  ab= 
solute  Abnahme  der  feindlichen  Tonnage  statt.  Diese  genannten  Bauzahlen  sind 
aufierdem  die  Hochstzahlen,  die  von  der  feindlichen  Propaganda  als  Ziel  ihrer 
Bauabsicht  je  genannt  worden  sind.  Unsere  Fachleute  zweifeln,  ob  sie  erreicht  wer» 
den  konnen,  und  rechnen  fiir  das  Jahr  1942  nur  mit  der  Baumoglidikeit  der  Feind= 
machte  mit  etwa  5  Mill.  BRT;  dann  ist  lediglich  die  Versenkung  von  4—500  000  Ton= 

2  Befehlshaber  der  Unterseeboote  Nr.  289/42  Adj.  g.Kdos.  Chefs.  Vortrag  des  B.d.U. 
vor  Hitler  am  14.5.1942  (in:  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O.). 

3  Vom  Verf.  hervorgehoben. 

145 


A.  Einfuhrung 

nen  im  Monat  erforderlich,  um  auf  Null  zu  kommen.  Alles  andere  zehrt  bereits 
von  der  Tonnage. 

Der  B.d.U.  selbst  rechnet  sicherheitshalber  mit  der  hochsten  Zahl  der  feindlichen 
Baukapazitat  und  kann  daher  nur  immer  wieder  betonen,  dafi  es  darauf  ankommt, 
moglichst  bald  zu  versenken,  moglichst  bald  mit  moglichst  vielen  U=Booten,  die 
sich  tatsachlich  in  See,  in  der  Operation  befinden,  den  Gegner  zu  schadigen.  Was 
heute  versenkt  wird,  ist  wirkungsvoller,  als  was  erst  etwa  im  Jahre  1943  versenkt 
wird. .  /' 

Wahrend  Donitz  fiir  1942  einen  alliierten  Gesamtschiffsneubau  von  8,09 
Mill.  BRT  fiir  moglich  gehalten  hatte,  schatzte  die  Ski.  diese  Hohe  auf  7  Mill. 
BRT.  (Tatsachlich  erreicht  wurden  von  den  Alliierten  7,09  Mill.  BRT.)  Die 
tatsachlichen  alliierten  Gesamtverluste  1942  betrugen  7,  'jo6  Mill.  BRT,  davon 
durch  U=Boote  6,25  Mill.  BRT.  Das  von  Donitz  gesteckte  Ziel  konnte  also  fiir 
1942  als  erreicht  angesehen  werden,  doch  war  sein  Hinweis  auf  1943  in  dem 
Vortrag  vor  Hitler  bereits  ein  Zeichen  dafiir,  dafi  ihm  die  Erreichung  des  glei= 
chen  Ziels  im  folgenden  Jahr  bei  dem  erhohten  Schiffsneubau  der  Alliierten 
(von  ihm  fiir  moglich  gehalten:  10,3  Mill.  BRT,  tatsachlich  erreicht  14,39  Mill. 
BRT)  nicht  mehr  so  sicher  erschien. 

Indessen  gab  das  Ansteigen  der  U=Boot=Erfolge  in  der  im  August  1942 
beginnenden  5.  Phase  der  „Schlacht  im  Atlantik'*''  vorerst  zu  noch  grofieren 
Hoffnungen  und  Erwartungen  Anlafi,  zumal  die  Zahl  der  an  die  Front  gehen= 
den  U=Boote  von  Juli  bis  September  monathch  30  Boote  betrug.  „Dieser  Zu= 
wachs  erlaubte  es  der  U=Bootfuhrung,  mit  zwei  U=Bootgruppen  den  Geleit= 
zugkampf  gegen  die  Amerika=England=Geleitziige  aufzunehmen  und  gleich= 
zeitig  andere  U=Boote  je  nach  Lage  und  in  iiberraschendem  Wechsel  in  loh= 
nende  entferntere  Operationsgebiete  zu  entsenden^.''  Am  19.  7.  hatte  Donitz 
den  Schwerpunkt  der  U=Bootkriegfiihrung  wieder  auf  die  nordatlantischen 
Geleitzugrouten  verlegt. 

Im  August  1942  erreichten  die  Versenkungen  die  Gesamthohe  von  518  000 
BRT.  Im  September  wurden  von  deutschen  U=Booten  473  000  BRT  versenkt, 
im  Oktober  ^2>^  000  BRT  und  im  November  —  die  monatliche  Hochstzahl  des 
ganzen  Krieges  —  743  000  BRT.  Die  Masse  der  Erfolge  wurde  dabei  in  den 
grofien  Geleitzugsschlachten  im  Atlantik  erzielt. 

In  dieser  Atmosphare  der  grolien  Hoffnungen  und  Erwartungen  kam  es 
zu  der  —  trotz  realistischen  Einschlagen  —  im  ganzen  zu  optimistischen  Lage= 
betrachtung  der  Ski.  vom  20. 10.  iiber  den  „Stand  und  die  Aussichten  des 
U=Boot=Krieges^''  als  Anhang  einer  umfangreichen  allgemeinen  strategischen 
Lagebetrachtung  der  Ski.  Zur  Feindlage  hieli  es  dabei: 

„Der  Feind  ist  z.  Z.  damit  beschaftigt,  seinen  Seeverkehr,  auf  dessen  Aufrecht= 
erhaltung  er  zur  Fortsetzung  des  Krieges  angewiesen  und  der  die  Voraussetzung 

4  Hieriiber  besonders  Rohwer,  a.  a.  O.,  S.  346  ff. 

5  Donitz,  a.  a.  O.,  S.  255. 

6  Gedruckt  bei  Jacobsen,  a.  a.  O.,  S.  341—50. 

146 


VIII.  Der  Seekrieg 

fiir  jedes  offensive  Vorgehen  gegen  die  Dreierpaktmachte  ist,  nach  den  inzwischen 
gewonnenen  Erfahrungen  zu  sichem. . . 

Es  entspricht  englischem  traditionellen,  in  Fragen  der  Seekriegsfiihrung  geschul= 
ten  und  erprobten  Denken  und  Verfahren,  neben  . . .  defensiven  Mafinahmen  die 
Gefahr  fur  die  Seeverbindungen  auch  offensiv  an  der  Wurzel  (,in  the  crigon')  zu 
bekampfen  (Kopenhagen ',  Tarent^  Mers  el  Kebir*,  Dakar  ^  . . .)."  Nach  Aufzahlung 
verschiedener  britischer  Mafinahmen  wird  darauf  hingewiesen,  dafi  „damit  gerech= 
net  werden  (musse),  dafi  versucht  wird,  die  U=Boot=Stutzpunkte  am  Atlantik  durch 
eine  Invasion  im  Rahmen  der  Errichtung  einer  Zweiten  Front  in  Westeuropa  oder 
einer  Teilaktion  auszuschalten". 

„Der  dem  Feind  verfiigbare  Schiffsraum  hat  sich  bisher  laufend  verringert.  Trotz 
vermehrter  Schiffsneubauten  besitzen  die  Gegnermachte  am  i.  g.  1942  nur  noch  rd. 
30  Mill.  BRT  an  Schiffen  iiber  1000  BRT. .  ."  Nach  Abzug  der  fiir  den  Kiistenverkehr 
und  rein  militarische  Zwecke  benotigten  Schiffe  ergebe  sich,  dafi  „den  Feindmachten 
fiir  die  wirtschaftlichen  und  militarischen  Transportaufgaben  im  englischen  Welt= 
reich  und  den  amerikanischen  Landern  einschliefilich  Mittel=  und  Siidamerika  am 
1.  9. 1942  noch  insgesamt  22  Millionen  BRT  zur  Verfiigung"  stiinden. 

1943  miisse  „mit  einer  monatlichen  Neubaufertigung  von  rd.  900  000  BRT  ge= 
rechnet  werden,  Diese  Zahlen  bilden  das  Ergebnis  einer  gewissenhaften  Priifung 
der  dem  Gegner  theoretisch  verfiigbaren  Baukapazitat.  Ob  sie  praktisch  erreicht 
werden,  ist  ungewii3. . .  Trotzdem  sollte  vorausgesetzt  werden,  dafi  der  Feind  die 
Schwierigkeiten  iiberwinden  und  seine  Planung  im  wesentlichen  ausfiihren  kann, 
solange  sich  das  Gegenteil  nicht  stichhaltig  beweisen  lafit."  Fiir  die  eigene  Lage 
ergebe  sich  daraus  und  aus  den  Erfahrungen  des  bisherigen  Kriegsverlaufs  die 
Folgerung,  „dafi  kein  Zweifel  dariiber  bestiinde,  dafi  das  Anpacken  der  verwund= 
barsten  Stelle  der  feindlichen  Kriegfiihrung,  der  Seewege,  durch  an  Zahl  und 
Kampfkraft  gleichwertige  Uberwasserstreitkrafte  binnen  kurzer  Zeit  die  Lage  fiir 
England  kritisch  gestaltet  hatte.  . .  Wenn  zeitlich  anschliefiend  an  den  Verlust  der 
,Bismarck'ia  die  Tatigkeit  der  Flottenstreitkrafte  im  Handelskrieg  infolge  ihrer 
zahlenmafiigen  Schwache  und  der  Abwehrmafinahmen  des  Gegners  zuriickging,  so 
mufite  als  Ausgleich  der  U=Boot=Krieg  als  nunmehriges  Hauptmittel  der  Seekrieg= 
fiihrung  immer  mehr  in  den  Vordergrund  treten. 

Die  Verlegung  des  materiellen  und  personellen  Schwerpunktes  der  Marine= 
riistung  auf  die  Bereitstellung  von  U=Booten  bringt  dabei  zwangslaufig  mit  sich, 
da6  das  Obergewicht  der  feindlichen  Uberwasserstreitkrafte  steigt.  Die  bisher  er= 
zielten  Ergebnisse  des  Handelskrieges  beweisen  andererseits,  dafi  das  Verfahren 
der  Vernichtung  der  Handelsschiffe  richtig  war.  Wie  bereits  ausgefiihrt,  darf  sich 
das  U=Boot  nur  in  bestimmten  Sonderfallen  die  feindlichen  Seestreitkrafte  zum 
Ziel  nehmen;  sein  immer  wieder  zu  suchendes  Hauptziel  ist,  mit  den  iibrigen  See= 
kriegsmitteln  zusammen,  soweit  die  Lage  deren  Einsatz  zulafit,  die  Schwache  des 
Feindes  zu  treffen." 


7  Beschiefiung  Kopenhagens  und  erzwungene  Auslieferung  der  danischen  Flotte 
an  Grolibritannien  1807. 

8  Angriff  britischer  Tragerflugzeuge  auf  die  italienische  Flotte  in  Tarent  am  11./ 
12. 11. 1940,  bei  dem  drei  italienische  Schlachtschiffe  fiir  mehrere  Monate  aufier 
Gefecht  gesetzt  wurden, 

9  Oberfall  der  britischen  Gibraltarflotte  auf  Telle  der  abgeriisteten  franzosischen 
Mittelmeerflotte  im  Hafen  von  Mers  el  Kebir  bei  Oran  am  3.  7. 1940. 

1     Angriff  britischer  Seestreitkrafte  gegen  den  Hafen  von  Dakar  und  das   dort 

liegende  franzosische  Schlachtschiff  „Richelieu"  am  23.-25.  9. 1940. 
la  Am  27.  5. 1941. 

147 


A.  Einfiihrung 

Ziir  gegenwartigen  U=Boots=Lage  wurden  f olgende  Zahlenangaben  gemacht : 
„Am  30.  9. 1942  sind  vorhanden:  199  Frontboote,  112  Erprobung  und  Aus= 
bildung,  ^6  Schulen  =  367  U=Boote.  Bisherige  Verluste  seit  Kriegsbeginn  bis 
1.9.1942:  105  Boote,  d.  h.  monatlicher  Durchschnitt  an  verlorenen  Booten: 
2,9.  Monatliche  Verhaltniszahl  der  Verluste  zur  Zahl  der  eingesetzten  Boote: 
4,9  «/o . .  . 

Die  augenblicklichen  Operationsgebiete  sind: 


Operationsgebiete: 

Eingesetzt  auf  Operation 

Nordmeer 

rund  10 

Nordatlantik 

„      30 

Amerika=Kiiste 

5 

Westindien/Karibisches  Meer 

5 

Mittelatlantik/Westafrika 

//      10 

Siidatlantik/Siidafrika 

5 

Mittelmeer 

5 

Insgesamt  z.  Z.  laufend  in  den  Operationsgebieten  70  Boote,  zusatzlich  auf 
An=  und  Riickmarsch  ca.  45  Boote.'' 

Zur  „Fiihrung  des  U=Boot=Krieges''  wird  festgestellt,  dafi  „dieser  gegen= 
wartig  fast  ausschliefilich  als  ,Tonnagekrieg'  gefiihrt  (werde)  nach  dem  Grund= 
satz  ,Versenken,  einerlei  wo  und  ob  beladen  oder  unbeladen^\ 

Mit  dieser  Art  der  Kriegfiihrung  sind  seit  Kriegsbeginn,  besonders  aber 
im  Jahre  1942,  grofie  Erfolge  errungen  worden.  Die  von  den  Dreierpaktmach= 
ten  gemeinsam  1942  erzielten  Versenkungen  iiberstiegen  die  gegnerischen  Ge= 
samtneubauten  monatlich  im  Durchschnitt  um  400  000  BRT  (Tonnage= 
schwund). .  . 

An  den  deutschen  Erfolgen  in  diesem  Zeitabschnitt  haben  die  einzelnen 
Kampfmittel  folgenden  Anteil: 

U=Boote  yS  ^/o,  Luftwaffe  14  ^/o,  Uberwasserstreitkrafte  5  ^/o,  Minen  3  ^/o. 
Das  U=Boot  ist  demnach  1942  in  steigendem  Mafie  der  Haupttrager  des  Han= 
delskrieges  gewesen.  Dies  wird  aller  Voraussicht  nach  auch  in  Zukunft  so 
sein. . . 

Eine  Gegeniiberstellung  der  Neubauziffern  und  Versenkungen  fiir  den  Mo= 
nat  September  1942  zeigt,  dafi  der  Feind  im  Begriff  ist,  mit  den  Neubauziffern 
die  Versenkungsziffern  zu  erreichen  bzw.  zum  mindesten  den  bisherigen  Ton= 
nageschwund  herabzumindern.''  Insgesamt  872  127  BRT  versenkten  Schiffs= 
raums  stunden  Neubauten  von  850  000  BRT  gegeniiber. 

„Diese  Entwidclung  zeigt,  dafi  tatsachlich  eine  gewisse  Grundlage  fiir  die  Hoff= 
nung  unserer  Gegner  auf  Besserung  der  Schiffsraumlage  gegeben  ist,  wenn  das 

2     Im  Original  unterstrichen. 
148 


VIII.  Der  Seekrieg 

Bautempo  gesteigert  oder  —  bei  geringeren  Versenkungen  —  auf  dieser  Hohe 
gehalten  werden  kann. 

Fiir  uns  kommt  es  also  darauf  an,  den  feindlichen  Plan,  durch  seine  Mafinahmen 
der  U=Bootsbekampfung  und  des  Schiff sneubaues  die  Bewegungs=  und  Versenkungs« 
freiheit  wiederzugewinnen,  zunichte  zu  machen.  Dieses  Ziel  kann  dadurch  erreicht 
werden,  dafi  die  Gesamtversenkungen  so  hoch  wie  irgend  moglidh  gehalten  werden, 
damit  der  Handelskrieg  seine  bisherige  ausschlaggebende  Bedeutung  erhalt. 

Der  hohe  Anteil  der  U=Boote  an  seinen  Erfolgen  mu6  dazu  fiihren,  da6  alle 
Mafinahmen,  die  der  Forderung  des  U=Boot=Krieges  dienen,  mit  hochstem  Nach= 
druck  weiterbetrieben  werden  und  den  unbedingten  Vorrang  bekommen  vor  Ma6« 
nahmen  von  weniger  entscheidender  Bedeutung.  . ." 

Die  Zusammenfassung  lautet:  „Die  Offensive  gegen  die  angelsachsischen  Gegner 
ist  z.  Z.  nur  durch  den  Seekrieg  moglich.  Das  scharfste  Schwert  der  Seekriegs= 
fiihrung  Deutschlands  ist  das  U=Boot. 

Alle  MaCnahmen,  die  dieses  Schwert  scharf  erhalten,  sind  vordringlich;  ihre 
Vernachlassigung  beeintrachtigt  die  Wirkung  unseres  besten  Kriegsmaterials. 

Noch  kein  geschichtlicher  Krieg  ist  durch  Einsatz  eines  Kriegsmittels  gewonnen 
worden.  Es  ist  vielmehr  notwendig,  alle  Kriegsmittel  gegen  die  verwundbare  Stelle 
des  Feindes  zur  Wirkung  zu  bringen. 

Der  Einsatz  der  Uberwasserstreitkrafte,  soweit  ihn  die  Lage  zulafit,  und  der 
Einsatz  der  Luftwaffe  fiir  die  Zwecke  des  Seekrieges  mufi  den  Kampf  des  U=Bootes 
erganzen  und  unterstiitzen. 

Der  Gegner  kennt  seine  Schwache,  die  darin  liegt,  dafi  er  zwar  genug  erzeugen, 
aber  nicht  genug  transportieren  kann,  und  miiht  sich  mit  alien  Kraften,  sie  zu 
liberwinden. 

Der  Kriegsmarine  war  und  ist  es  in  diesem  Krieg  nicht  vergonnt,  den  Feind 
mit  der  ganzen  Kraft  der  Seemacht  an  seinen  Seeverbindungen  zu  treffen,  ihn 
durch  ihre  Unterbindung  niederzuschlagen  und  den  Krieg  dadurch  schnell  zu  be= 
enden.  Es  besteht  aber  die  Aussicht,  daf?  die  seeabhangigen  Angelsachsen,  wenn 
alle  Mittel  des  Kampfes,  der  Technik,  der  Uberraschung  und  der  List  angewandt 
werden,  aus  ihrer  beengten  Lage  nicht  wieder  hochkommen  und  durch  fortgesetzte 
zermiirbende  Schlage  niedergekampft  werden." 

Die  Ski.  verkniipfte  diese  Lagebetrachtung  zum  U=Boot=Krieg  mit  ihrer 
strategischen  Gesamtbeurteilung,  indem  sie  feststellte^: 

„Die  Achillesferse  unserer  Feinde  ist  das  Seetransportproblem :  Sie  haben 
bzw.  erzeugen  genug,  konnen  aber  fiir  Kriegfiihrung,  Wirtschaft  und  Er= 
nahrung  nicht  genug  transportieren.  Gegen  diese  Schwache  mufi  der  Zufuhr= 
krieg  mit  alien  Mittein  weitergetrieben  werden.  Keine  Mal?nahme  oder  Mog= 
lichkeit  darf  ungenutzt  bleiben  oder  geschwacht  werden,  die  seiner  Fort= 
fuhrung  dienlich  ist. 

Der  Vorstofi  gegen  den  Nahen  Osten  mit  dem  Ziel,  die  Verbindung  mit 
unserem  japanischen  Bundesgenossen  herzustellen,  sprengt  endlich  die  geg= 
nerische  Einkreisung  endgiiltig,  zerstort  das  feindliche  strategische  Gebaude 
und  vernichtet  die  angelsachsische  Hoffnung,  den  Krieg  zu  gewinnen." 

Als  Folgerungen  hieraus  entwickelte  die  Ski.: 

3     Lagebeurteilung  der  Ski.  vom  zo.  lo.  1942   (Fotokopie  aus  dem  Bundesardiiv/ 
Militararchiv  Koblenz). 

149 


A.  Einf  iihrung 

„a)  Starkung  des  U=Boot=Krieges  als  Haupttrager  des  Zufuhrkrieges  mit  alien 
verfiigbaren  Kraften  und  Mitteln,  damit  der  Feind  keine  Luft  bekommt  und  die 
schon  jetzt  bestehenden  Tonnageschwierigkeiten  erhalten  und  noch  verscharft  wer= 
den.  Der  Einsatz  und  der  steigende  Erfolg  der  Anstrengungen  des  Gegners  er= 
fordert  Anstrengungen  unsererseits.  Nur  dann  besteht  die  Aussicht,  den  Wettlauf 
Versenkungen  =  Neubau  zu  gewinnen. 

Wenn  audi  bei  gewissenhafter  Priifung  aller  Unterlagen  damit  gerechnet  werden 
muJS,  dafi  die  Angelsachsen  eine  jahrliche  Neubauziffer  von  lo  oder  mehr  Mill. 
BRT  erreichen,  so  steht  auf  unserer  Seite  dem  gegeniiber:  Die  jetzigen  Versenkungs= 
ziffern  bringen  dem  Feind  auch  bei  solchen  Schiffbauleistungen  noch  keine  Ent= 
lastung. 

Es  ist  fraglich,  ob  er  eine  so  hohe  industrielle  Fertigung  auf  die  Dauer  aufrecht 
erhalten  kann. 

Die  Bemannung  der  Sdhiffe  wird  ohne  Zweifel  besonders  bei  Spezialpersonal 
(Kapitane,  Ingenieure)  auf  die  Dauer  Schwierigkeiten  madKen  . .  . 

b)  Weiterfiihren  des  Handelskrieges  mit  Uberwasserstreitkraften,  soweit  es  die 
Lage  zulafit. 

c)  Einsatz  freiwerdender  Luftstreitkrafte  gegen  die  feindlichen  Seeverbindungen 
und  Hafen  anstelle  von  Zielen,  in  denen  die  Schwache  des  Gegners  nicht  getroffen 
wird. 

d)  Offensives  Anpacken  der  Zufuhr  nach  Nordrufiland  mit  alien  verfugbaren 
Seestreitkraften. 

e)  Vorbereiten  der  Offensive  in  den  agyptischen  Raum  zum  Gewinn  der  see= 
strategisch  entscheidenden,  weil  ftir  die  angelsachsische  Maditstellung  im  Mittleren 
Osten  todlich  wirkenden  Besetzung  von  Suez. 

f)  Abstimmen  aller  Kriegsmafinahmen  der  Dreierpaktmachte  auf  das  gemeinsame 
strategische  Ziel;  Durchfiihren  aller  moglichen  Hilfsmafinahmen  fiir  die  japanische 
Kriegf iihrung,  Herbeifiihren  des  Ansatzes  der  japanischen  Seemacht  im  Indischen 
Ozean.  Die  gegenseitige  Unterrichtung  iiber  die  Absichten  und  die  Gleichschaltung 
in  der  Ausfiihrung,  d.  h.  also  die  Koalitionskriegfiihrung  wird  uns  einen  umso  gr6= 
fieren  Vorteil  bringen,  je  grofier  die  Interessengegensatze  auf  der  Seite  unserer 
Gegner  sind." 


Mit  der  alliierten  Landung  in  Franzosisch=Nordafrika  am  8.  ii.  1942  ergab 
sich  auch  fiir  den  U=Boot=Krieg  eine  einerseits  z.  T.  zunachst  giinstige,  anderer= 
seits  —  vor  allem  auf  die  Dauer  —  erheblich  nachteilige  Verschiebung.  Giinstig 
war,  da6  die  alliierten  Sicherungen  der  nach  England  laufenden  Geleitziige  vor= 
iibergehend  erheblich  geschwacht  wurden,  so  dafi  sich  fiir  den  U=Boot=Krieg 
auf  den  Amerika=England=Routen  grolie  Erfolgschancen  eroffneten.  Sie  konn= 
ten  jedoch  nur  z.  T.  genutzt  werden,  da  die  Ski.  wesentliche  Telle  der  im  At= 
lantik  eingesetzten  U=Boote  in  den  Raum  um  Gibraltar  verlegte  mit  dem  Ziel, 
sie  gegen  die  aUiierte  Invasionsflotte  vor  der  algerischen  und  marokkanischen 
Kiiste  einzusetzen.  Die  geringen  hier  erzielten  Erfolge  standen  jedoch  in  kei= 
nem  Verhaltnis  zu  den  erlittenen  Verlusten,  so  dafi  der  B.  d.  U.  schon  bald  auf 
eine  Riickverlegung  der  Boote  in  den  Atlantik  drangte.  Erst  am  23. 12. 1942  ge= 
nehmigte  jedoch  die  Ski.  die  Aufhebung  der  Bindung  der  U=Boote  an  den  Gi= 
braltar=Raum. 

Die  Verwirrung,  die  die  aUiierte  Landung  in  Franzosisch=Nordafrika  bei  der 

150 


VIII.  Der  Seekrieg 

Ski.  ausloste,  kam  in  ihrer  Lagebetrachtung  vom  8.  ii.  abends  deutlich  zum 
Ausdruck : 

„Dem  Gegner  ist  eine  im  grofiten  Mafistab  vorbereitete  und  durdigefuhrte  Lan= 
dungsaktion  gelungen.  Obwohl  die  Absidit  der  Landung  und  der  Anmarsdiweg  des 
Gegners  mehr  als  48  Stunden  lang  einwandfrei  feststand,  war  es  den  eigenen  Kraf= 
ten  nicht  moglich,  gegen  die  in  verhaltnismafiig  engem  Seegebiet  sidti  bewegenden 
aufierordentlidi  zahlreichen  feindlichen  Einheiten  Erfolge  zu  erzielen  oder  gar  die 
Landung  selbst  von  See  her  und  aus  der  Luft  zu  storen.  Audi  der  Anmarsdi  der 
starken  und  zahlreichen  Konvois  auf  die  Gibraltarenge  zu  im  Atlantik  blieb  uns 
verborgen.  . . 

DaJS  eine  Landungsoperation  an  den  Mittelmeerkiisten  und  an  der  westnord= 
afrikanischen  Kiiste  im  Bereich  der  feindlichen  Planung  lag,  ist  seit  Monaten  auf 
zahlreichen  Nachrichtenkanalen  zu  unserer  Kenntnis  gelangt.  Da  aber  gleichzeitig 
entsprechende  Planungen  in  anderen  Gebieten,  Norwegen,  Kanal,  Frankreich,  mit 
der  gleichen  Bestimmtheit  gemeldet  wurden,  erreichte  der  Gegner  wahrscheinlich 
bewufit,  dali  keiner  dieser  Nachrichtenkomplexe  so  bestimmt  gewertet  wurde,  wie 
es  fiir  die  Vorbereitung  einer  langfristigen  Abwehr  der  feindlichen  Operationen  er= 
forderlich  gewesen  ware.  In  diesem  Nachrichtenkampf  haben  wir  eine  Partie  ver= 
loren  .  . . 

Dafi  die  Abwehr  gegen  die  feindlichen  Geleitzugverbande  bei  ihrem  Vormarsch 
im  Mittelmeer  und  eine  wirksame  Storung  der  Landungen  mifigliickten,  liegt,  so= 
weit  die  Sachlage  bisher  zu  iibersehen  ist,  in  erster  Linie  daran,  da6  auf  unserer 
Seite  mit  einer  Landung  an  den  franzosischen  Afrikakiisten  nicht  gerechnet  wurde. 
Der  Schwerpunkt  unserer  Abwehrmafinahmen  lag  in  dem  mittleren  Mittelmeer  zum 
Schutze  der  tripolitanischen  und  italienischen  Kiisten.  Auch  der  grofiere  Teil  der 
U=Boote  war  zu  weit  ostlich  angesetzt,  um  noch  eingreifen  zu  konnen.  Diese  irr= 
tiimliche  Beurteilung  geht  gleichfalls  auf  das  Konto  einer  unzureichenden  Unter= 
richtung  hinsichtlich  der  politischen  Seite  der  Probleme,  insbesondere  hinsichtlich  des 
Spiels,  das  ohne  Zweifel  schon  seit  langem  von  den  Angelsachsen  mit  den  Fran= 
zosen  gespielt  wurde  . .  ." 

In  seinem  Vortrag  vor  Hitler  am  19. 11.  fiihrte  der  Ob.  d.  M.  iiber  den  U= 
Boot=Krieg,  dessen  vielseitige  Aufgaben  zu  diesem  Zeitpunkt  damit  gut  zu= 
tage  traten,  aus*: 

„Im  Nordmeer  soil  (die)  Zahl  von  23  U=Booten  erhalten  bleiben;  im  Mittel= 
meer  befindliche  Zahl  von  24  Booten,  von  denen  inzwischen  5  verloren  gingen, 
wird  ebenfalls  erhalten;  wegen  der  starken  Abwehr  und  Luftiiberwachung  sind 
z.  Z.  noch  ^—6  Boote  im  Operationsgebiet  westliches  Mittelmeer.  Es  ist  beab= 
sichtigt,  diese  Zahl  beizubehalten  und  nach  Moglichkeit  einige  Boote  dariiber= 
hinaus  in  Bereitschaft  zu  legen. 

„Im  Atlantik  sind  ^y  Boote  und  2  U=Tanker  im  Operationsgebiet,  33  auf  An= 
und  Riickmarsch,  3  Boote  operieren  noch  am  Kap  (s.  unten  S.  154  f .),  4  im  Golf 
von  Guinea— Freetown,  7  bei  Trinidad.  Das  Gros  der  Boote  (25)  steht  westlich 


4  Der  Oberbefehlshaber  der  Kriegsmarine  B.  Nr.  1  Ski.  lb  2261/42  g.Kdos.  Chefs, 
vom  21.11.1942,  Vortrag  des  Ob.d.M.  vor  Hitler  am  19.11.1942  (in:  Lage= 
vortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  C). 

151 


A.  Einfiihrung 

Gibraltar  zum  Angriff  auf  den  feindlichen  Nachschub  ins  Mittelmeer.  Eine 
Gruppe  von  14  Booten,  die  sich  hauptsachlich  aus  Booten  erganzt,  die  aus  der 
Heimat  kommen,  steht  im  Nordatlantik;  der  Kampf  gegen  die  Nordatlantik= 
geleitziige  ist  z.  Z.  besonders  erfolgreich  wegen  der  schwachen  feindlichen  Si= 
cherung.  Es  ist  vorgesehen,  dali  zunachst  eine  Gruppe  von  12  Booten  gegen  den 
Nachschub  zwischen  Azoren  und  Iberische  Halbinsel  —  Gibraltarstrafie  einge= 
setzt  bleibt,  die  dariiberhinaus  verfiigbaren  Boote  im  Nordatlantik  und  den 
bisherigen  Jagdgebieten,  um  den  Schwachezustand  der  feindlichen  Sicherung 
zum  Erzielen  von  Versenkungserfolgen  auszunutzen." 

Hitler  stimmte  „der  Auffassung  betr.  Besetzung  des  Mittelmeers  und  des 
Raumes  westlich  Gibraltar  zu,  teilte  die  Ansicht,  dafi  im  Atlantik  die  guten 
Aussichten,  die  die  Verringerung  der  Sicherung  bietet,  auszunutzen  sind,  und 
wiinschte  vor  allem  Vorgehen  gegen  den  von  Siidafrika  nach  Agypten  und 
dem  Mittleren  Osten  gehenden  Verkehr  zur  Entlastung  unserer  Afrikatruppen 
und  des  spateren  Vorgehens  nach  dem  Nahen  Osten.  Eine  sofortige  Verstar= 
kung  der  Norwegenboote  (miisse)  im  Falle  einer  Landung  in  Norwegen  . . . 
aufierdem  moglich  sein/'  Grofiadmiral  Raeder  erklarte  hierzu,  „da6  dies  durch 
Abdrehen  der  aus  der  Heimat  auslaufenden  Boote  und  durch  Abziehen  von 
Booten  aus  dem  Nordatlantik  jederzeit  moglich  sein  werde''. 

Hitler  wiinschte  ferner  den  „Bau  von  Transport=U=Booten,  da  er  nach  (der) 
Ubernahme  von  Island  durch  die  Amerikaner  den  Gedanken  einer  plotzlichen 
Besetzung  von  Island  und  Schaffung  einer  Luftbasis  dort  wieder  aufgenom= 
men  habe''. 

Gegeniiber  diesen  weitgespannten  Zielen  und  Erwagungen  Hitlers  beurteilte 
der  B.  d.  U.,  Admiral  Donitz,  die  Situation  am  30. 11. 1942  wesentlich  nuch= 
terner^: 

„Die  U=Bootserfolge  im  November  werden  eine  ganz  besondere  Hohe  erreichen . . . 
Es  kommt  darauf  an,  dieses  Ergebnis  richtig  zu  sehen  . . .  (Die  Versenkungszahlen) 
miissen  wie  folgt  beurteilt  werden: 

a)  Gut  ^U  der  Versenkungen  sind  im  freien  Atlantik  erzielt,  dabei  im  Nord= 
atlantik  weit  iiberwiegend  zu  Beginn  des  Monats  vor  Beginn  der  Afrika=Opera= 
tionen.  Spater  haben  die  Erfolge  dort  nach  Abzug  der  Boote  nach  Gibraltar  im 
wesentlichen  aufgehort.  Wie  bereits  gemeldet,  sind  die  Anfangserfolge  im  Atlantik 
nach  Ansicht  des  B.  d.  U.  stark  mitbedingt  durch  geringe  Abwehr  im  Zusammen= 
hang  mit  den  afrikanischen  Landungen  . . . 

b)  Die  Erfolge  im  Einsatz  gegen  feindliche  Zufuhren  nach  Afrika  westlich  Gibral= 
tar— Marokko  und  im  Mittelmeer  machen  nur  Vs  des  Gesamtergebnisses  aus.  Sie 
sind  nur  unter  den  verhaltnismafiig  besonders  giinstigen  Umstanden  des  Anlaufens 
der  feindlichen  Landungen  erzielt  worden  und  mufiten  mit  schweren  Verlusten,  nam= 
lich  1  Boot  auf  etwa  20000  BRT  ohne  Beriicksichtigung  eines  noch  weit  hoheren 
Anteils  schwer  beschadigter  Boote,  bezahlt  werden  . . . 

c)  Das  Ergebnis  im  Nordmeer  ist  zahlenmafiig  belanglos. 

Die  Aussichten  fiir  den  Dezember  sind  ungiinstig.  Er  wird  gegeniiber  dem  Re= 

5     Auszug  aus  dem  KTB  des  B.d.U.  vom  30. 11. 1942,  dem  Verf.  von  Grofiadmiral 
a.  D.  Donitz  —  wofiir  Dank  ausgesprochen  sei  —  zur  Verfiigung  gestellt. 

152 


VIII.  Der  Seekrieg 

kordmonat  November  voraussichtlich  das  geringste  Ergebnis  der  letzten  Monate 
bringen,  denn 

a)  die  giinstigen  Verhaltnisse  im  Atlantik  konnen  wegen  des  Abzugs  von  Booten 
ins  Mittelmeer  und  zur  wenig  aussichtsreichen  Bekampfung  der  Zufuhren  nach 
Gibraltar— Marokko  nicht  ausgenutzt  werden. 

b)  Im  Kapstadtgebiet  bleiben  nur  2  Boote,  die  sich  vermutlich  im  Laufe  des  Mo= 
nats  verschiefien  werden. 

c)  Die  Abwehrverhaltnisse  vor  Gibraltar  haben  trotz  zahestem  Einsatz  dazu  ge= 
zwungen,  die  Zufuhren  dorthin  in  abgesetzteren  Raumen  zu  bekampfen,  da  vor 
Gibraltar  nur  noch  Verluste  ohne  entsprechende  Erfolgsmoglichkeiten  zu  erwarten 
sind  . . . 

d)  Im  Mittelmeer  sind  nach  Aufhoren  des  ersten  grofien  Zufuhrstromes  erheblich 
weniger  Ziele  zu  erwarten;  die  Zahl  der  eingesetzten  Boote  wird  die  im  November 
hochstens  bis  zur  Halfte  erreichen,  die  Abwehr  wird  gleich  bleiben. 

Zusammenfassend  ist  festzustellen: 

a)  An  den  Erfolgen  des  November  hat  der  Einsatz  gegen  die  afrikanischen  Zu= 
fuhren  keinen  wesentlichen  Anteil.  Die  Aussichten  dieses  Einsatzes  sind  gering  .  . . 

b)  Nach  dem  Rekordmonat  November  mu6  der  Dezember  ein  erhebliches  Ab= 
sinken  bringen". 

U=Bootsfiihrung  und  U=Boote  sind  bereit  und  erzogen,  unter  hartesten  Bedin= 
gungen  zu  kampfen.  Der  B.  d.  U.  ist  aber  der  Ansicht,  daS  die  Fiihrung  sich  dabei 
ein  klares  Bild  machen  mufi,  wie  bei  diesem  Kampf  das  Verhaltnis  zwischen  Erfolg 
und  Verlust  tatsachlich  steht  ..." 

Die  Entscheidung  in  der  5.,  der  entscheidenden  Phase  der  „Schlacht  im  At= 
lantik''  und  damit  iiber  Erfolg  oder  Mifierfolg  des  deutschen  Tonnagekrieges 
iiberhaupt  war  noch  nicht  gefallen,  stand  aber  bevor,  als  das  Jahr  1942  zu 
Ende  ging.  Insgesamt  hatten  die  deutschen  U=Boote  in  diesem  Jahr  etwa  1160 
Schiffe  mit  rd.  6,25  Mill.  BRT  versenkt.  Die  Verlustquote  der  in  See  stehenden 
U=Boote  war  von  monatlich  11,4^/0  im  Jahre  1941  auf  3,9^0  im  ersten  Halb= 
jahr  1942  abgesunken,  dann  wieder  auf  8,9^/0  gestiegen.  Ausschlaggebend 
fiir  Erfolg  oder  Mifierfolg  des  U=Bootkrieges  war  die  Spanne  zwischen  Ver= 
senkungen  und  alliierten  Neubauten.  „Bis  zum  April  1942  wurde  die  Differenz 
immer  grojSer,  veringerte  sich  jedoch  dann  trotz  aufierordentlicher  Erfolge  der 
deutschen  U=Boote  im  Jahre  1942  bis  Jahresende.  Der  ungeheure  Ausstofi  der 
amerikanischen  Schiffswerften  brachte  es  mit  sich,  dali  von  da  ab  die  Neu= 
bauten  die  Versenkungen  zu  iibersteigen  begannen^/' 

Neben  der  zentralen  Bedeutung  der  „Schlacht  im  Atlantik"  traten  die 
iibrigen  Ereignisse  des  U=Bootkrieges  1942  zuriick.  Lediglich  die  Operation  an 
der  brasilianischen  Kiiste  und  der  Vorstoli  einer  U=Boot=Gruppe  in  den  Raum 
von  Kapstadt  verdienen  in  diesem  Uberblick  aus  dem  Blickwinkel  der  deutschen 
Obersten  Fiihrung  Beriicksichtigung. 

Dem  Kriegseintritt  der  USA  hatten  sidi  die  meisten  mittelamerikanischen 

6  Tatsachlich  erreidit  wurde  die  Versenkung  von  316  000  BRT,  also  rund  die  Halfte 
des  Norvegenergebnisses. 

7  Gerhard  Hiimmeldien,  Handelsstorer.  Handelskrieg  deutscher  Uberwasserstreit= 
krafte  im  Zweiten  Weltkrieg,  Miindien  (Mercator  Verlag)  i960,  S.  466. 

153 


A.  Einfiihrung 

Staaten  angeschlossen  (zuletzt  Mexiko  am  30.  5. 1942).  Dagegen  hatten  Ar= 
gentinien  und  Chile  ihre  Neutralitat  bewahrt  und  Brasilien  sowie  die  iibrigen 
sUdamerikanischen  Staaten  sich  mit  dem  Abbruch  der  diplomatischen  Bezie= 
hungen  zu  den  Dreierpaktstaaten  (Brasilien  am  22. 1. 1942)  begniigt.  Dennoch 
stellte  Brasilien  im  Laufe  des  Friihjahrs  1942  nicht  nur  Basen  fiir  die  ameri= 
kanischen  See=  und  Luftstreitkrafte  auf  seinem  Territorium  zur  VerfUgung, 
sondern  bewaffnete  auch  seine  Handelsschiffe.  Als  daher  am  28.  5.  bekannt 
wurde,  „brasilianische  Flugzeuge  hatten  deutsche  U=Boote  mit  Bomben  an= 
gegriffen,  beantragte  die  Ski.  am  folgenden  Tage  beim  OKW  die  Freigabe  des 
vollen  Waffeneinsatzes  gegen  alle  brasilianischen  Schiffe.  Gleichzeitig  beauf= 
tragte  sie  den  B.  d.  U.,  fiir  den  Fall  einer  brasilianischen  Kriegserklarung  eine 
Studie  liber  einen  iiberraschenden  U=Bootangriff  gegen  die  brasilianische  Kiiste 
auszuarbeiten.  Hitler  wollte  jedoch  nicht  auf  diesen  Fall  warten  und  dann  aus 
der  Nachhand  operieren  miissen,  sondern  seinerseits  dem  Kriegszustand  mit 
einem  massiven  U=Bootangriff  eroffnen.  Daraufhin  arbeitete  der  B.  d.  U.  einen 
Plan  aus,  der  zum  Ziel  hatte,  mit  einer  Gruppe  von  10  U=Booten  und  1  U= 
Tanker  zwischen  den  3.  und  8.  8. 1942  schlagartig  in  die  Hafen  von  Santos, 
Rio  de  Janeiro,  Bahia  und  Recife  einzudringen,  die  dort  liegenden  Schiffe  zu 
vernichten  und  nach  der  Verminung  der  Hafen  vor  der  Kiiste  Handelskrieg  zu 
fiihren,  um  in  diesem  stark  befahrenen,  bisher  unberiihrten  und  daher  ab= 
wehrschwachen  Gebiet  einen  moglichst  grofien  Tonnageerfolg  zu  erzielen, 
der  allein  ihm  eine  solche  Operation  zu  rechtfertigen  schien.  Der  Plan  wurde 
von  Hitler  am  17.  6.  genehmigt,  doch  erhob  das  Auswartige  Amt  wegen  der 
befiirchteten  Reaktion  der  iibrigen,  noch  neutralen  Staaten  Siidamerikas  da= 
gegen  Einspruch,  und  Hitler  zog  seine  Genehmigung  am  29.  6.  zuriick.  Die 
bereits  ausgelaufenen  U=Boote  wurden  zur  Karibik  umgeleitet. 

„Als  nun  aber  im  Laufe  des  Juli  wiederholt  U=Boote  Angriffe  brasiUanischer 
Flugzeuge  meldeten  und  weitere  Nachrichten  iiber  die  Bewaffnung  brasilia= 
nischer  Schiffe  eingingen,  erhielt  U  ^oy  als  ,Repressalie'  am  7.  8.  ,freies  Ma= 
nover'  an  der  brasilianischen  Kiiste,  wo  es  am  15.— 19.  8.  sechs  Schiffe  ver= 
senkte®/'  Dies  war  fiir  Brasilien  der  AnlaJS,  am  23.  8.  mit  einer  Kriegserkla= 
rung  an  Deutschland  zu  antworten.  Das  Ereignis  fiel  weniger  militarisch  ins 
Gewicht  —  erst  1944  gelangten  brasilianische  Verbande  in  Italien  an  die 
Front  — ,  als  dafi  die  Begleitumstande  dem  ohnehin  erschiitterten  deutschen 
AnseheninSiidamerikaSchaden  zufiigten  und  dem  immer  schwacherwerdenden 
Bestreben  der  iibrigen  siidamerikanischen  Staaten,  sich  aus  dem  Krieg  heraus= 
zuhalten,  entgegenwirkten. 

Auf  einen  seit  August  1942  erwogenen  Einsatz  von  U=Booten  auf  der  fiir 
die  Versorgung  der  britischen  8.  Armee  in  Agypten  lebenswichtigen  Kap=Route 
legte  besonders  die  Ski.  aus  ihrer  strategischen  Grundkonzeption  grofien 
Wert,  wahrend  der  auf  den  Tonnagekrieg  im  Atlantik  konzentrierte  B.  d.  U. 

8     Rohwer,  a.  a.  O.,  S.  351/52. 

154 


VIII.  Der  Seekrieg 

diese  erneute  Zersplitterung  seiner  Krafte  ablehnte.  Die  Oberste  Wehrmacht= 
fiihrung  und  die  Ski.  sahen  jedoch  mit  wachsender  Besorgnis,  dali  seit  dem 
Abzug  der  im  Juni  in  der  Mozambique=Stra6e  operierenden  4  japanischen  U= 
Kreuzer  (bis  10.  7.  Versenkung  von  104  000  BRT)  der  alliierte  Nachschub  nach 
Agypten  ohne  jede  Storung  verlief®.  So  wurde  schliefilich  entschieden,  eine 
Gruppe  von  4  deutschen  U=Booten,  dann  noch  einmal  3  Booten  in  das  See= 
gebiet  um  Kapstadt  zu  entsenden.  Sie  versenkten  dort  im  Oktober  161 000  BRT 
und  im  November  1942  118000  BRT  alliierten  Schiffsraums.  Auf  einen  Ein= 
satz  deutscher  U=Boote  im  Indischen  Ozean  wurde  fiir  1942  verzichtet. 

2.  Der  Einsatz  deutscher  Cberwasserstreitkrafte 

Im  Gegensatz  zu  den  grofien  Erfolgen,  die  der  U=Bootkrieg  brachte,  war  der 
Einsatz  der  deutschen  Uberwasserstreitkrafte  1942  durch  Riickziige  und  Ruck= 
schlage  gekennzeichnet,  die  in  entscheidendem  Mafie  durch  das  alliierte  Uber= 
gewicht  begriindet  waren,  z.  T.  allerdings  auch  aus  Fiihrungsentschliissen  Hitlers 
und  der  Ski.  herriihrten.  Das  Jahr  begann  mit  der  Auseinandersetzung  um  die 
Verlegung  der  Schlachtschiffe  „Scharnhorst''  und  „Gneisenau''  sowie  des 
Schweren  Kreuzers  „Prinz  Eugen'',  der  „Brest=Kampfgruppe'',  aus  dem  west= 
franzosischen  Hafen  in  den  norwegischen  Raum,  den  Hitler  als  durch  eine 
britische  Invasion  gefahrdet  ansah  (s.  oben  S.  123  f.).  Grofiadmiral  Raeder  wider= 
setzte  sich  diesem  Plan  zunachst,  so  dafi  Hitler  drohte,  „die  Schiffe  in  Brest 
aufier  Dienst  stellen  und  die  Geschiitze  von  Bord  nehmen^"'  zu  lassen,  wenn 
der  Ob.  d.  M.  auf  seinem  Standpunkt  beharre. 

Am  12.1.1942  erklarte  daraufhin  Raeder  gegeniiber  Hitler ^r 

„Die  Frage  des  Kanalmarsches  der  Brest=Gruppe  ist  von  alien  beteiligten  Stellen 
unter  dem  starken  Eindrudc  der  Auffassung  des  Fiihrers  gepriift  (worden),  da6  die 
deutsche  Flotte  unter  alien  Umstanden  die  Aufgabe  der  Verteidigung  der  norwe= 
gischen  Kiiste  und  Hafen  zu  erfiillen  hat  und  dafiir  voll  einzusetzen  ist  .  . .  Da  Sie, 
mein  Fiihrer,  midi  haben  wissen  lassen,  dali  Sie  an  der  Riickfiihrung  der  sdiweren 
Sdiiffe  in  die  Heimat  festhalten,  so  schlage  idi  vor,  da6  Vizeadmiral  Ciliax  Einzel= 
heiten  der  Vorbereitungen  und  der  Durdifiihrung,  ansdiliefiend  Kommodore  Ruge 
die  Notwendigkeiten  der  Sidierung,  des  Minensudiens  usw.  vorgetragen,  damit 
danadi  Sie,  mein  Fiihrer,  die  endgiiltige  Entsdieidung  treffen  konnen." 

9  Am  17.11.1942  stellte  der  Ob.d.M.  in  seinem  Vortrag  vor  Hitler  fest:  „Japan 
hat  im  Indisdien  Ozean  zur  Zeit  nur  5  U=Boote  und  4  Hilfskreuzer;  da  es  seine 
Krafte  fiir  den  Kampf  bei  den  Salomonen  zu  benotigen  glaubt,  hat  es  sidi  am 
7. 11. 1942  auf  die  Vertragsgrenze  70  Grad  Ost  zuriid<gezogen  und  tragt  daher 
bedauerlicherweise  trotz  klarer  Einsicht  beziiglich  der  Lage  zur  Zeit  kaum  zur 
Schwachung  des  Gegners  und  seiner  Transporte  im  westlichen  Indischen  Ozean 
bei." 

1  Erich  Raeder,  Mein  Leben,  Bd.  II:  Von  1935  bis  Spandau  1955,  Tiibingen  (Verlag 
Fritz  Schlichtenmayer)  1957,  S.  274. 

2  Oberkommando  der  Kriegsmarine  —  Seekriegsleitung,  1.  Ski.  lb  145/42  g.Kdos. 
Chefs  „Niederschrift  iiber  den  Vortrag  des  Ob.d.M.  beim  Fiihrer  am  12. 1. 1942" 
(in:  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O.). 

-^-55 


A.  Einfiihrung 

Hitler  stellte  dazu  fest:  „Das  Geschwader  hat  in  Brest  in  erster  Linie  (die) 
willkommene  Wirkung  der  Bindung  von  feindlichen  Luftstreitkraften,  die  so= 
mit  von  Angriffen  auf  das  deutsche  Heimatgebiet  abgehalten  werden.  Diese 
Wirkung  besteht  nur  so  lange,  wie  der  Gegner  glaubt,  angreifen  zu  miissen, 
weil  die  Schiffe  unbeschadigt  sind.  Eine  Bindung  von  Seestreitkraften  von 
Brest  aus  ist  nicht  starker  vorhanden,  als  wenn  die  Schiffe  in  Norwegen  liegen. 
Falls  (er)  die  Moglichkeit  sahe,  dafi  die  Schiffe  4  bis  5  Monate  unbeschadigt 
bleiben  und  dann  auf  Grund  einer  neuen  Feindlage  zu  Atlantikoperationen 
kommen  konnten,  wiirde  er  den  Verbleib  in  Brest  in  Betracht  Ziehen.  Da  dies 
nach  (seiner)  Auffassung  jedoch  nicht  in  Rechnung  zu  stellen  ist,  will  er  die 
Schiffe  unter  alien  Umstanden  von  Brest  wegholen,  um  sie  nicht  taglich  Zu= 
fallstreffern  auszusetzen."  Damit  war  die  Grundentscheidung  gef alien. 

Hinsichtlich  des  notwendigen  Durchbruchs  der  Brest=Gruppe  durch  den  Ka= 
nal,  zu  dem  sich  Hitler  entschlossen  hatte,  fafite  er  die  ihm  vorgetragenen 
Argumente  wie  folgt  zusammen:  „Auslaufen  bei  Tage  geht  nicht  wegen  Not= 
wendigkeit  Uberraschung.  Hieraus  ergibt  sich  zwangslaufig  Passieren  der 
Dover=Enge  bei  Tage.  (Er)  traut  Englander  das  Fassen  und  Durchfiihren  blitz= 
artiger  Entschlusse  nach  seinen  bisherigen  Erfahrungen  nicht  zu.  Er  glaubt 
deshalb,  dali  die  Verlegung  von  Luftkampf=  und  Jagdkraften  in  den  Sudost= 
raum  Englands  zum  Angriff  auf  die  Schiffe  in  der  Dover=Enge  nicht  so  schlag= 
artig  erfolgen  wird,  wie  dieses  von  Ski.  und  B.d.S.  angenommen  wird.  (Er) 
argumentiert  in  Darstellung  gleicher  Lage  mit  umgekehrten  Vorzeichen,  d.  h. 
iiberraschender  Meldung  von  Auftreten  englischer  Schlachtschiffe  bei  der 
Themsemiindung  mit  Kurs  auf  die  Dover=Enge.  Dieser  Auffassung  nach  wiir= 
den  auch  wir  kaum  in  der  Lage  sein,  schnell  und  planmaliig  Luft=,  Kampf= 
und  Jagdkrafte  heranzuziehen. 

„Er  vergleicht  die  Lage  der  Brest=Gruppe  mit  der  eines  Krebskranken,  wel= 
cher  ohne  Operation  bestimmt  kaputt  geht,  wahrend  eine  Operation,  die  zwar 
eine  ,Ro6=Kur'  ist,  gewisse  Aussichten  auf  Rettung  des  Patienten  hat.  Daher 
mu6  die  Operation  des  Kanalmarsches  durchgefiihrt  werden.'' 

Der  gelungene  Durchbruch  der  Kampfgruppe  durch  den  Kanal  am  11./ 
12.  2. 1942  (Unternehmen  „Cerberus'')  stellte  dann  zwar  einen  „taktischen 
Erfolg"  dar,  doch  war  der  Abzug  der  Gruppe  aus  Brest,  d.  h.  „aus  einer  be= 
herrschenden  Stellung  in  der  Flanke''  der  Amerika=England=Geleitzugsstrecke, 
eine  „strategische  Niederlage^''.  Er  „bedeutete  praktisch  den  endgiiltigen  Ver= 
zicht  auf  den  Einsatz  schwerer  Einheiten  auf  den  Ozeanen  in  einer  Zeit  aufier= 
ster  Anspannung  der  britischen  Kriegsflotte'*''. 


S.  W.  Roskill,  Royal  Navy.  Britische  Seekriegsgesdiichte  1939—1945.  Oldenburg/ 
Hamburg  (Gerhard  Stalling  Verlag)  1961,  S.  184;  Einzelheiten  zum  Unternehmen 
„Cerberus"  bei:  Gerhard  Bidlingmaier,  Unternehmen  „Cerberus"  —  Der  Kanal= 
durchbrudi,  in:  Marine=Rundschau  1/1962. 
Hiimmelchen,  a.  a.  O.,  S.  424. 


156 


VIII.  Der  Seekrieg 

Die  Konzentration  der  schweren  deutschen  Seestreitkrafte  in  Mittel=  und 
Nordnorwegen  (s.  oben  S.  124)  diente  neben  der  Abschreckung  des  Gegners 
vor  etwaigen  Landungsplanen  vor  allem  der  Storung  der  nach  Murmansk  und 
Archangelsk  laufenden  Geleite.  Fiir  den  Einsatz  der  schweren  deutschen  See= 
streitkrafte  hierauf  gewann  die  erste  vom  5—13.  3. 1942  unternommene,  er= 
gebnislos  verlaufene  Operation  des  Schlachtschiffes  „Tirpitz''  gegen  das  alh^ 
ierte  Geleitzugspaar  PQ  12  und  QP  8  eine  besondere  Bedeutung.  In  seinem 
Vortrag  vor  Hitler  am  12.  3.  erklarte  hierzu  der  Ob.d.M.^: 

„Nordmeer=Vorsto6  ,Tirpitz'  ausgelost  durch  Flugzeugsiditmeldung  iiber  Geleit= 
zug  bei  Jan  Mayen  (15  Sdiiffe  auf  Marsdi  nach  Rufiland).  In  soldien  Fallen  nadi 
Ansicht  Ski.  Ansatz  verfiigbarer  Kampfgruppe  unbedingt  erforderlich  in  Erfullung 
Aufgabe  Unterbindung  Feindzufuhr  nach  Rufiland  und  Verhinderung  feindlicher 
Landungsaktion.  —  Geleitzug  von  ,Tirpitz'  nicht  erfafit,  offenbar  vom  Gegner  bei 
Feststellung  deutscher  Luftaufklarung  abgedreht.  Mit  Riicksicht  auf  Auslaufen  ,Tir= 
pitz'  schwere  feindliche  Kampfgruppe  mit  Trager  in  See.  Trotz  schneidiger  Tor= 
pedoflugzeugangriffe  kein  gegnerischer  Erfolg,  was  neben  geschicktem  Abwehr= 
manover  in  erster  Linie  grofiem  Gliicksfall  zu  verdanken. 

Folgerung  aus  Unternehmung:  Verlauf  zeigt  Schwache  eigener  Seekriegslage  im 
Nordraum.  Gegner  reagiert  auf  jeden  deutschen  Vorsto6  mit  Ansatz  starker  Kampf= 
gruppen  und  vor  allem  Einsatz  Flugzeugtrager,  die  als  gefahrlichste  Gegner  eigener 
schwerer  Schiffe  angesehen  werden  miissen.  Bezeichnend  fiir  eigene  aufierst  schwache 
Abwehrposition  ist,  dafi  Gegner  in  unmittelbares  Kiistenvorfeld  Nordraum  vor= 
zusto6en  wagt,  ohne  von  deutscher  Luftwaffe  vernichtend  zerschlagen  zu  werden. 
Eigene  Sicherungsstreitkrafte  (Zerstorer,  T=Boote)  zahlenmafiig  zu  gering,  dafi 
Schiffe  bei  Luftangriffen  und  Feindberiihrungen  stets  in  aufierste  Bedrangnis  kom= 
men  miissen. 

Folgerung: 

a)  Unbedingte  Voraussetzung  erfolgreicher  eigener  Vorstofie  im  Nordmeer  ist  in 
Ermangelung  Flugzeugtrager  Unterstiitzung  durch  starke  eigene  Luftstreitkrafte 
aus  dem  Norwegenraum  (Aufklarung,  selbst  auf  Kosten  der  Atlantikluftstreitkraf te, 
Kampf einsatz,  Torpedoflugzeuge). 

b)  Jede  Operation  im  Nordmeer  bedeutet  angesichts  geschlossener  feindlicher 
Reaktion  vollen  Einsatz  unserer  Seestreitkrafte,  dies  besonders  solange  feindliche 
Flugzeugtrager  vorhanden. 

c)  Daher  vorerst  Zuriickhaltung  eigener  Seestreitkrafte  im  Hinblick  auf  Erhal= 
tung  Einsatzbereitschaft  zur  Abwehr  feindlicher  Landungsaktionen  geboten.  Ansatz 
nur  bei  einwandfreier  Aufklarung,  eindeutig  gemeldeten  Feindobjekten  und  aus= 
reichender  Unterstiitzung  durch  Luftwaffe. 

d)  Von  Luftwaffe  mujS  kategorisch  der  laufende  Ansatz  gegen  die  feindlichen 
Flugzeugtrager  gefordert  werden.  Ihre  Vernichtung  auf  See  und  in  den  feindlichen 
Stiitzpunkten  mu6  oberstes  Ziel  des  Seekrieges  der  Luftwaffe  im  Nordraum  sein. 
Die  Ausschaltung  der  feindlichen  1  tugzeugtrager  bedeutet  grundlegende  Verbesse= 
rung  eigener  Operationsmoglichkeiten. 

e)  Der  beschleunigte  Weiterbau  unseres  Flugzeugtragers  mulS  gefordert  werden. 
Dazu  gehort  auch  die  Bereitstellung  ausreichender  Tragerflugzeuge." 

5  Der  Oberbefehlshaber  der  Kriegsmarine  und  Chef  der  Ski.  B.  Nr.  1.  Ski.  lb 
588/42  g.Kdos.  Chefs  vom  14.  3. 1942,  Vortrag  des  Ob.d.M.  vor  Hitler  am  12.  3. 
1942  (in:  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O.);  Unterstrichenes  Kursiv. 


A.  Einfiihrung 

Hitler  nahm  dazu  zunachst  nur  allgemein  Stellung:  „Die  baldige  Bildung  einer 
deutschen  Kampfgruppe  ,Tirpitz/Scharnhorst',  i  Flugzeugtrager,  2  Schwere  Kreuzer, 
12—14  Zerstorer  mu6  mit  alien  Mitteln  angestrebt  werden.  Sie  stellt  eine  schwere 
Bedrohung  des  Gegners  im  Nordraum  dar  und  ist  zu  grofien  operativen  Auswir= 
kungen  und  Erfolgen  befahigt/' 


Die  nachstf olgenden  der  alliierten  Konvois  im  Nordmeer  wurden  ausschlie6= 
lich  von  leichten  deutschen  Seestreitkraften  (Zerstorern,  T=Booten  und  U=Boo= 
ten)  sowie  von  den  Verbanden  der  Luftflotte  5  angegriffen.  Erst  zur  Bekamp= 
fung  des  am  27.  6.  in  See  gehenden  Konvois  PQ  17  soUten  die  schweren 
deutschen  Seestreitkrafte  wieder  eingesetzt  werden  (Unternehmen  „Rossel= 
sprung'').  Auf  eine  Nachricht  vom  Auslaufen  der  „Tirpitz''  aus  Drontheim 
—  sie  sollte  zunachst  zu  den  Schweren  Kreuzern  „Admiral  Hipper''  und  „Ad= 
miral  Scheer"  in  den  Alta= Fjord  stofien  —  lieiS  die  britische  Admiralitat  die 
Starke  Deckungs=  und  Fernsicherungsgruppe  abdrehen.  Der  grofite  Teil  der 
Schiffe  des  Konvois  wurde  daraufhin  (4.— 10.  7.)  eine  Beute  der  deutschen 
U=Boote  und  der  Fliegerverbande  der  Luftflotte  5  (Gesamtverluste  24  Schiffe 
mit  144  000  BRT). 

Hitler  hatte  den  Einsatz  der  schweren  Seestreitkrafte  gegen  PQ  17  nur 
unter  Vorbehalten  gebilligt.  Am  15.  6.  hatte  er  sich  zu  dem  Vortrag  des 
Ob.d.M.  iiber  die  geplante  Operation  wie  folgt  geaufiert^: 

Er  sehe  eine  „gro6e  Gefahrdung  der  schweren  Schiffe  durch  Flugzeugtrager. 
Ihr  Standort  muii  vor  dem  Angriff  festgestellt  sein,  und  sie  miissen  vorher 
durch  eigene  Flugzeuge  unschadlich  gemacht  sein  (Ju  8S)/'  Auf  Antrag  Rae= 
ders  genehmigte  er  schliefilich:  „Eigene  Seestreitkrafte  diirfen  rechtzeitig  auf 
die  Absprungplatze  im  Norden  (d.  h.  den  Alta=Fjord)  hinaufgezogen  werden. 
Dort  ist  Befehl  zum  Angriff  abzuwarten;  Einverstandnis  des  Fiihrers  ist  dazu 
einzuholen."  Da  die  britische  Admiralitat  den  Konvoi  seinem  Schicksal  uber= 
liefi,  brauchte  Hitler  den  ihm  so  bedenklich  erscheinenden  Einsatzbefehl  gar 
nicht  erst  zu  erteilen.  Die  „Tirpitz",  die  am  5.  7.  fiir  kurze  Zeit  den  Alta=Fjord 
verliefi,  kehrte  noch  am  gleichen  Tage  ohne  Feindberiihrung  wieder  dorthin 
zuriick.  Fiir  die  nachsten  drei  Monate  stellten  die  Alliierten  ihren  Geleitzug= 
verkehr  in  die  nordrussischen  Hafen  ein.  Am  26. 8.  fiihrte  Raeder  daher  unter 
Zustimmung  Hitlers  in  der  Lagebesprechung  aus^,  er  habe  „nunmehr  (die) 
Auffassung  gewonnen,  dafi  PQ  18  nicht  gelaufen  ist,  so  dafi  angenommen 
werden  kann,  dajS  vollige  Vernichtung  des  PQ  17  durch  U=Boote  und  Luft= 
streitkrafte  (den)  Gegner  zu  voriibergehender  Aufgabe  dieses  Nachschub= 
weges  oder  grundlegender  Anderung  des  Nachschubverfahrens  veranlafit  hat. 

6  Der  Oberbefehlshaber  der  Kriegsmarine  Nr.  1.  Ski.  lb  1162/42  g.Kdos.  Chefs, 
vom  17.  6. 1942,  Vortrag  des  Ob.d.M.  vor  Hitler  am  15.  6. 1942  (in:  Lagevortrage 
des  Ob.d.M.,  a.  a.  O.);  Unterstrichenes  Kursiv. 

7  Der  Oberbefehlshaber  der  Kriegsmarine  B.  Nr.  1.  Ski.  lb  1663/42  g.Kdos.  Chefs, 
vom  29.  8. 1942,  Vortrag  des  Ob.d.M.  vor  Hitler  am  26.  8. 1942  (in:  Lagevortrage 
des  Ob.d.M.,  a.  a.  O.). 


VIII.  Der  Seekrieg 

Nachschub  nach  nordrussischen  Hafen  bleibt  nach  wie  vor  entscheidend  auch 
im  Gesamtkrieg  Angelsachsen,  die  russische  Krafte  erhalten  miissen,  um 
Deutschland  weiterhin  zu  binden.  Mit  Weiterfuhren  Nachschubs  nach  Nord= 
rufiland  bleibt  also  zu  rechnen.  Ski.  beabsichtigt  deshalb,  Einsatz  U=Boote 
unverandert  beizubehalten.  Desgleichen  ist  vorgesehen,  auch  weiterhin  Haupt= 
teil  Kernflotte  in  Nord=Norwegen  zu  halten.  Grund  hierftir  sind  aufier  mog= 
licher  Bekampfung  Geleitziige  nach  wie  vor  drohende  Landungsabsichten  un= 
serer  Gegner,  zu  deren  Abwehr  Flotte  nur  in  norwegischen  Gewassern 
Aussicht  auf  Erfolg  bietet.  Aufierdem  im  Rahmen  Gesamtkriegfiihrung  Dreier= 
paktmachte  gerade  nach  grolien  Verlusten  englisch=amerikanischer  Seestreit= 
krafte  im  Mittelmeer  und  Pazifik  Bindung  englischer  home=fleet  durch  deut= 
sche  fleet  in  being  besonders  wichtig.  Dieser  Tatsache  wird  auch  von  den 
Japanern  Bedeutung  beigemessen."' 

Als  am  2.  9.  der  Konvoi  PQ  18  Loch  Ewe  zur  Fahrt  nach  Archangelsk  ver= 
lieli,  konzentrierte  die  Ski.  wieder  eine  schwere  Kampfgruppe  (mit  „Admiral 
Scheer'',  „Admiral  Hipper''  imd  dem  inzwischen  gleichfalls  nach  Norwegen 
verlegten  leichten  Kreuzer  „Koln")  im  Alta=Fjord;  doch  untersagte  Hitler  jedes 
Risiko.  So  unterblieb  ein  Vorstofi.  Lediglich  U=Boote,  Bomber  und  Torpedoflug= 
zeuge  nahmen  den  Kampf  auf  und  versenkten  aus  dem  Geleitzug  10  Schiffe  mit 
53  000  BRT.  Die  deutschen  Luftwaffenverbande  erlitten  dabei  schwere  Verluste. 

Das  fiir  die  schweren  deutschen  Seestreitkrafte  an  Enttauschungen  so  reiche 
Jahr  endete  mit  dem  mifigliickten  Angriff  auf  den  alliierten  Geleitzug  JW  51  B 
(Unternehmen  „Regenbogen''),  den  die  Kampfgruppe  aus  „Admiral  Hipper'', 
„Liitzow"  und  6  Zerstorern  unter  der  Fiihrung  von  Vizeadmiral  Kummetz  am 
31.12.  in  der  Nahe  der  Bareninsel  unternahm.  Die  in  alien  Operationsbefehlen 
fiir  die  schweren  Einheiten  enthaltene  Forderung,  „grofie  Erfolge  anzustreben", 
aber  „kein  Risiko  einzugehen",  verhinderte  hier  wie  in  fast  alien  sonstigen 
Fallen  die  vollige  Ausnutzung  des  Kampfwertes  der  Schiffe.  Allerdings  trugen 
zu  diesem  Milierfolg  auch  schwere  taktische  Fehler  bei.  Das  mifilungene  Unter= 
nehmen,  auf  das  Hitler  grofie  Erwartungen  gesetzt  hatte,  war  fiir  ihn  Anlafi 
—  obwohl  er  selbst  durch  seine  Weisungen  zu  dem  unbefriedigenden  Ausgang 
beigetragen  hatte  — ,  die  Aufierdienststellung  der  grolien  Schiffe  zu  fordern, 
der  „gleichen  Schiffe,  deren  Anwesenheit  in  Norwegen  er  noch  kurz  vorher 
fiir  unbedingt  notwendig  gehalten  hatte ^". 

Die  unberechtigten  Vorwiirfe  Hitlers  gegeniiber  der  Kriegsmarine  losten 
dann  das  Riicktrittsgesuch  des  Ob.d.M.,  Groliadmiral  Raeder,  vom  6. 1. 1943 
aus.  Am  30. 1. 1943  wurde  der  B.d.U.,  Admiral  Donitz,  unter  Beforderung 
zum  Grofiadmiral  zum  neuen  Ob.d.M.  ernannt. 

Zum  Handelskrieg  auf  den  Ozeanen  wurde  im  Jahre  1942  von  den  schweren 
deutschen  Seestreitkraften  nur  „Admiral  Scheer"  zu  einem  Sonderunterneh= 

8     Hiimmeldien,  a.  a.  O.,  S.  424. 

159 


A.  Einfiihrung 

men  in  der  Kara=See  (16.— 30.  8.)  eingesetzt,  in  dessen  Verlauf  es  auch  zur 
BeschieiSung  von  Port  Dickson  an  der  Jenissei=Mundung  kam  (Unternehmen 
„Wunderland").  Den  Vorschlag  des  Ob.d.M.  am  26.  8.,  „ Admiral  Scheer''  ab 
November  1942  in  den  Siidatlantik  zur  Handelskriegfiihrung  zu  entsenden, 
da  die  „praktischen  Erfolgsaussichten'"  und  die  „politischen  und  psychologi= 
schen  Wirkungen'',  besonders  in  Siidamerika,  sehr  grofi  seien  und  Schwierig= 
keiten  lediglich  „im  Durchbruch  aus  den  heimischen  Gewassern  in  den  At= 
lantik"  lagen,  lehnte  Hitler  ab,  Er  „fiihrte  des  langeren  aus,  warum  er  alle 
verwendungsbereiten  grofieren  SchifiFe  auch  bis  auf  weiteres  im  Nordraum 
operationsbereit  haben  mochte  (abstofiende  Wirkung  gegen  Landungsabsich= 
ten;  im  Winter  wenig  Luftaufklarung;  liickenhafte  Verteidigung  der  Kiiste 
durch  Befestigung  usw.)''. 

1942  war  auch  das  letzte  Jahr,  in  dem  deutsche  Hilfskreuzer,  zunachst  noch 
mit  groliem  Erfolg,  auf  alien  Weltmeeren  operierten.  Im  Januar  war  „Thor'' 
aus  Bordeaux  ausgelaufen,  im  Marz  „Micher';  im  Mai  war  „Stier''  in  den 
Atlantik  gegangen.  Wahrend  die  beiden  letzteren  ausschliefilich  im  Sudatlan= 
tik  tatig  waren,  wechselte  „Thor''  von  den  Gewassern  in  der  Antarktis  in 
den  Indischen  Ozean  hiniiber.  Insgesamt  wurden  von  ihnen  im  ersten  Halb= 
jahr  1942  17  Handelsschiffe  mit  108  000  BRT  versenkt.  Gefechte  mit  alliierten 
Seestreitkraften  fanden  nicht  statt. 

In  der  zweiten  Jahreshalfte  kam  der  Kampf  der  deutschen  Hilfskreuzer 
auf  den  Weltmeeren  indessen  praktisch  zum  Erliegen.  Am  27.  9.  wurde  „Stier'' 
im  Siidatlantik  versenkt,  am  30. 11.  vernichtete  ein  Brand  „Thor"  im  Hafen 
von  Yokohama.  Der  neu  auslaufende  Hilfskreuzer  „Komet"  wurde  beim 
Durchbruch  aus  dem  Kanal  am  14. 10.  vor  Kap  de  la  Hague  versenkt.  Nur 
„Micher'  befand  sich  auf  See  und  lief  am  10.  2. 1943  in  Batavia  und  damit 
in  den  japanischen  Machtbereich  ein.  1942  waren  insgesamt  29  Schiffe  mit 
184  000  BRT  von  deutschen  Hilf  skreuzern  versenkt  worden.  Sie  hatten  die 
Alliierten  „in  einer  Zeit  zu  Suchaktionen  (im  Atlantischen  und  Indischen 
Ozean)  gezwungen,  in  der  die  amerikanische  Flotte  im  Pazifik  und  die  bri= 
tische  im  Mittelmeer  und  in  Ostasien  stark  in  Anspruch  genommen  wurde. 
Die  Unmoglichkeit  jedoch,  bei  dem  zu  dieser  Zeit  bereits  erreichten  Entwick= 
limgsstand  des  feindlichen  RADAR  mit  Handelsstorern  noch  unbemerkt  durch 
die  Danemarkstrafie  in  den  Atlantik  zu  kommen,  und  die  standig  starker 
werdende  Uberwachung  besonders  der  hoUandischen,  belgischen  und  franzo= 
sischen  Westkiiste  durch  britische  See=  und  Luftstreitkrafte  nach  dem  Gelingen 
des  Unternehmens  ,Cerberus'  zwangen  zur  Aufgabe  dieser  Art  der  Handels= 
kriegfuhrung.  Die  Zeit  der  Hilfskreuzer  war  endgiiltig  vorbei®.'' 

In  den  osteuropaischen  Gewassern  waren  leichte  deutsche  Seestreitkrafte 
1942  in  der  Ostsee,  dem  grofien  Ubungsfeld  der  U=Boote,  zusammen  mit  den 
finnischen  Seestreitkraften  zur  Sicherung  der  Transportverbindungen  und  zur 

9    Hiimmelchen,  a.  a.  O.,  S.  425. 

160 


VIII.  Der  Seekrieg 

Abschirmung  des  Ostzipfels  des  Finnischen  Meerbusens  gegeniiber  der  em= 
geschlossenen  sowjetischen  Ostseeflotte,  ferner  auf  dem  Ladoga=See  (deutsche 
und  italienische  Schnellboote,  Untemehmen  „Klabautermann'',  s.  oben  S.  81) 
sowie  im  Schwarzen  Meer  eingesetzt.  Die  Uberfiihrung  leichter  deutscher  und 
italienischer  Seestreitkrafte  (S=,  R=,  ab  Herbst  1942  auch  deutscher  U=Boote, 
ferner  MFP)  ins  Schwarze  Meer  diente  der  Entlastung  der  schwachen  ruma= 
nischen  Kriegsmarine  und  sollte  dazu  beitragen,  den  Nachschub  fur  den  Sud= 
fliigel  der  Ostfront  auf  dem  Seeweg  zu  sichern.  Nach  dem  Vordringen  in  den 
Westkaukasus  und  der  Besetzung  von  Noworossijsk  (das  als  Basis  selbst  nicht 
benutzt  werden  konnte,  da  die  Front  am  Ostrand  der  Stadt  verlief)  konnte 
der  Nachschubverkehr  iiber  das  Asowsche  Meer  und  die  Strafie  von  Kertsch 
aufgenommen  werden.  Von  den  3  im  Herbst  liberfiihrten  deutschen  U=Booten 
stand  indessen  erst  eins  im  Dezember  vor  Tuapse,  so  dafi  die  geplante  stan= 
dige  Abschirmung  und  Beobachtung  der  in  den  Hafen  an  der  Ostkiiste  des 
Schwarzen  Meeres  liegenden,  zahlenmafiig  den  deutschen  und  verbiindeten 
Seestreitkraften  im  Schwarzen  Meer  weit  iiberlegenen  sowjetischen  Schwarz= 
meerflotte  erst  1943  in  voUem  Ausmafi  einsetzen  konnte. 

Im  Mittelmeer  (lag  trotz  des  sehr  erfolgreichen  Einsatzes  der  deutschen 
U=Boote)  das  Schwergewidit  zur  See  innerhalb  der  „Achsenmachte"  bei  der 
italienischen  Kriegsmarine,  die  beim  Schutz  der  Geleite  nach  Nordafrika  be= 
achtliche  Leistungen  voUbrachte,  jedoch  mit  ihren  schweren  Einheiten  unter 
erhebhchem  Heizolmangel  litt  und  daher  zunehmend  nur  noch  als  „fleet  in 
being''  wirkte.  Bei  der  Besetzung  der  siidfranzosischen  Hafen  am  11./12. 11. 
1942  fiel  knapp  700  000  BRT  Handelsschiffsraum  in  deutsche  Hand,  von  dem 
die  Vichy=Regierung  nach  „Verhandlungen''  645  000  BRT  als  „franzosischen 
Beitrag  zur  Reichsverteidigung''  zur  Verfiigung  stellte^  Dieser  Gewinn  ent= 
lastete  wesentlich  das  Transportproblem  im  Mittelmeerraum  fiir  die  „Achsen"= 
Machte.  Die  Schiffe  wurden  fiir  den  Nachschub  nach  Afrika  sowie  fiir  die 
Aufrechterhaltung  der  See=Verbindung  nach  Kreta  und  den  Inseln  der  Agais 
verwandt. 

Dafi  mit  der  alliierten  Landung  in  Franzosisch=Nordafrika  ein  entscheiden= 
der  Einschnitt  im  Verlauf  des  Krieges  eingetreten  war,  wurde  von  der  Ski. 
klar  erkannt.  In  der  Lagebetrachtung  vom  1. 12. 1942  bemiihte  sie  sich,  die 
Folgerungen  daraus  zu  Ziehen  ^r 

„Durch  die  Initiative  der  Angelsachsen  stehen  die  Dreierpaktmachte  mehr 
noch  als  bisher  auch  zur  erfolgreichen  Verteidigung  ihrer  Lebensraume  Pro= 
blemen  des  Seekrieges  gegeniiber,  weil  dem  Feind  das  Herantragen  seiner 
militarischen  Kraft  nur  auf  dem  Seeewege  moglich  ist. 

„Deutschland  und  Japan  sind  zwar  vorlaufig  in  ihren  Raumen  zur  Defensive 
gezwungen.  In  der  Seekriegfiihrung  aber  konnen  und  miissen  sie  offensiv 

1  Heiber,  a.  a.  O.,  S.  108. 

2  Lagebetrachtung  der  Ski.   vom  1. 12. 1942    (Fotokopie   aus  dem  Bundesardiiv= 
Militararchiv  Koblenz). 

161 


A.  Einfiihrung 

tatig  sein.  Im  Seekrieg  treten  deshalb  schon  jetzt  die  Probleme  des  Koalitions= 
krieges  in  Erscheinung  mit  der  Gefahr,  dafi  die  einzelnen  Koalitionspartner 
Ereignisse  und  Erfordernisse  des  Krieges  ausschliefilich  nach  den  Gegeben= 
heiten  ihres  eigenen  Kriegsschauplatzes  sehen  und  beurteilen.  .  .  Der  strate= 
gische  Gleichklang  ist  (aber)  eine  Voraussetzung  erfolgreicher  Koalitions= 
kriege.  Die  Koalitionsstrategie  des  Seekrieges  steht  dabei  fiir  die  Dreierpakt= 
machte  in  der  augenblicklichen  Lage  im  Vordergrund.  . . 

„Die  strategische  Lage  und  die  Brennstoffnot  beschranken  ...  die  (deutsche) 
Kernflotte  auf  die  Defensivaufgabe  der  Verteidigung  der  norwegischen  Kiiste, 
gelegentliche  Unternehmungen  gegen  den  angelsachsischen  Nachschub  nach 
Nordrufiland  hauptsachlich  mit  leichten  Seestreitkraften  und  das  Ausiiben 
eines  strategischen  Drucks  auf  den  Feind,  der  zur  Bereithaltung  kampfkraf= 
tiger  Flottenteile  in  Nordengland  und  Island,  zur  dauernden  Oberwachung 
des  Island=Defilees  und  zur  starken  Sicherung  der  Rufilandgeleitziige  ge= 
zwungen  wird.  Eine  gewisse  Entlastung  wird  durch  unsere  ,fleet  in  being' 
damit  auch  fiir  Japan  erreicht.  .  .  Die  Anspannung  der  Krafte  der  Dreierpakt= 
machte  in  ihren  geweiteten  Raumen  ist  so  gestiegen,  dafi  auf  absehbare  Zeit 
offensive  Operationen,  die  zur  Zusammenarbeit  der  verbiindeten  Land=  und 
Luftmacht  fiihren  oder  die  Verbindung  zwischen  Europa  und  Ostasien  herbei= 
fiihren  konnten,  nicht  moglich  erscheinen.  Im  Gegenteil:  Europa  sowie  Japan 
kampfen  um  die  Verteidigung  ihrer  Lebensraume  unter  Einsatz  aller  verfug= 
baren  Reserven.  Auch  die  Bekampfung  weiterer  angelsachsischer  Versuche 
zum  Gewinn  neuer  strategischer  Ausgangsstellungen  kann,  solange  Rutland 
und  China  nicht  ausgeschaltet  sind,  nur  defensiv  erfolgen.''  Ubrig  blieb  allein: 
„Die  Vernichtung  des  feindlichen  Schiffsraums  mit  dem  Ziel,  den  Gegner  an 
der  Entfaltung  seiner  militarischen  und  wirtschaftlichen  Kraft  zu  hindern,  ist 
und  bleibt  deshalb  der  entscheidende  Beitrag  der  verbiindeten  Kriegsmarinen 
zum  Sieg." 

IX.  Der  Luftkrieg 

Da  in  den  vorhandenen  Teilen  und  Ersatzteilen  des  KTB  WFStabes  1942 
nur  sehr  sporadische  Notizen  zur  Luftkriegfiihrung  enthalten  sind  und  auch 
sonst  keine  Quellen  aus  dem  Luftwaffenfiihrungsstab  oder  hoheren  Luft= 
waffenstaben  zur  Verfiigung  stehen,  handelt  es  sich  im  folgenden  um  einen 
summarischen  Uberblick^,  der  lediglich  dazu  dienen  soil,  diesen  Teil  der  Krieg= 
fiihrung  mit  in  den  allgemeinen  Oberblick  iiber  das  Kriegsjahr  aus  dem  Blick= 
winkel  der  deutschen  Obersten  Fiihrung  einzubeziehen.  Die  strategische  Pla= 
ntmg  der  Luftwaffenfiihrung  oder  die  Haltung  des  Ob.d.L.  sowie  seines  Fiih= 
rungsstabes  konnen  dagegen  nicht  naher  charakterisiert  und  geschildert  werden. 

1  Vgl.  auch:  Herhudt  von  Rohden,  Die  Luftverteidigung  des  Deutschen  Reiches  im 
Weltkrieg  1939—1945  und  ihre  Lehren.  Ein  strategischer  Oberblick,  in:  Allgem. 
Schweizer.  Militarzeitschrift  117  (1951),  5.  7-^7  (i.  und  S.  888ff. 

162 


IX.  Der  Luftkrieg 

1.  Die  Abwehr  der  alliierten  Luftoffensive  gegen  das  Reidi 
und  die  besetzten  Westgebiete 

Der  alliierte  Luftkrieg  gegen  das  deutsche  Reichsgebiet  wurde  im  Jahre  1942 
—  abgesehen  von  bedeutungslosen  nachtlichen  Storfliigen  kleiner  Gruppen 
sowjetischer  Flugzeuge  nach  Berlin  und  Einzelangriffen  auf  Orte  Ost=  und 
Westpreufiens  sowie  des  Generalgouvernements  (August— September  1942)  — 
ausschliefilich  von  der  britischen  LuftwaJFfe  gefiihrt.  Die  im  Sommer  1942  nach 
Grofibritannien  verlegte  8.  US=Luftflotte  (USAAF),  deren  Oberbefehl  am 
18.  6. 1942  Generalmajor  Spaatz  iibernahm,  beschrankte  sich  auf  Einfliige  in 
die  besetzten  Westgebiete  (s.  unten  S.  165). 

Bis  zum  28.  3. 1942  vollzogen  sich  die  britischen  Angriffe  auf  das  Reichs= 
gebiet  in  der  1941  iiblich  gewesenen  Weise:  „Einzelflugzeuge,  Staff eln  und 
kleine  Verbande  griffen  unter  dem  Schutze  der  Nacht,  mondhelle  Nachte  be= 
vorzugend,  vorwiegend  Stadte  in  den  bisherigen  Angriff sraumen  an^^''  (Emden, 
Hamburg,  Bremen,  Miinster,  Koln,  Aachen,  Kiel,  Wilhelmshaven  [25.-28.  2. 
1942  im  Zusammenhang  mit  der  Riickkehr  der  Brest=Kampfgruppe  der  Kriegs= 
marine]  und  Orte  im  Ruhrgebiet,  vor  allem  Essen).  Auch  der  Nordostsee= 
kanal  war  ein  bevorzugtes,  jedoch  nicht  ernstlich  gefahrdetes  Ziel.  Im  Januar 
waren  es  12  Einfliige,  im  Februar  11  und  im  Marz  15.  Den  deutschen  Abwehr= 
kraften  unter  dem  „Luftwaffenbefehlshaber  Mitte'',  Generaloberst  Weise,  ge= 
lang  es,  je  Einflug  etwa  2—6  Bomber  abzuschiefien.  Den  Hauptanteil  an  den 
Abschiissen  hatte  neben  der  Flak  die  Nachtjagd,  die  sich  damals  gerade  zu 
entwickeln  begann.  Die  ortlichen  Feuerloschkrafte  konnten  im  allgemeinen 
der  entstehenden  Brande  Herr  werden.:fpi  Vvdu^iji^K^    id  n')bt/ 

Einen  entscheidenden  Einschnitt  bildete  der  britische  Luftangriff  auf  Liibeck 
in  der  Nacht  vom  28-/29.  3. 1942.  Er  stellte  den  ersten  Schlag  einer  Serie  von 
„Terrorangriffen''  (area  bombing)  dar,  die  der  am  23.  2. 1942  zum  Befehls= 
haber  des  britischen  „Bomber  Command''  ernannte  Luftmarschall  Harris  auf 
Beschlufi  des  britischen  Kriegskabinetts  einleitete.  Dabei  wurden  auch  die 
Verbande  des  „Coastal  Command"  und  des  neugegriindeten  „Army  Coopera= 
tion  Command"  mit  eingesetzt,  um  durch  konzentrierten  Einsatz  auf  dicht= 
besiedelte  Wohnviertel  der  deutschen  Stadte  die  Kriegsmoral  der  Zivilbevol= 
kerung  und  die  —  wie  man  meinte  —  bereits  aufierst  angespannte  deutsche 
Kriegsproduktion  direkt  oder  indirekt  schwer  zu  treffen.  Den  Angriff  auf 
Liibeck,  der  die  Vernichtung  der  Altstadt,  vor  allem  durch  Brandbomben, 
bewirkte,  auch  einige  Riistungswerke  traf  und  320  Tote  und  ^^^  Verletzte 
forderte,  fiihrten  insgesamt  234  britische  Bombenflugzeuge. 

aa  Hans  Rumpf,  Der  hochrote  Hahn,  Darmstadt  (Verlag  E.  5.  Mittler  &  Sohn)  1952,^ 
S.  74,  fiir  das  Folgende:  Georg  W.  Feuchter,  Der  Luftkrieg.  Frankfurt  a.  M.— Bonn 
(Athenaum=Verlag)  1962,  2.  Auflage,  S.  212  ff.;  vor  allem  C.  Webster  und 
N.  Frankland,  The  Strategic  Air  Offensive  against  Germany  1939—1945,  Vol.  I, 
London  (H.  M.  Stationery  Office)  1961. 

165 


A.  Einf  iihrung 

Der  nachste  —  in  vier  hintereinander  folgenden  Nachten  durchgefiihrte 
(23.-28.  4.)  —  Angriff  traf  Rostock,  in  dem  60  ^/o  der  bebauten  Altstadtflache 
ausbrannte  (204  Tote,  89  Verletzte).  Die  von  Hitler  befohlenen  „Vergeltungs= 
angriffe''  der  schwachen  Krafte  der  Lujftflotte  3  (Gen.Feldmarschall  Sperrle) 
gegen  britische  Stadte  (s.  unten  S.  168)  blieben  „Nadelstiche'',  die  lediglich  in 
der  deutschen  Propaganda  als  gleichwertige  Schlage  dargestellt  wurden. 

Wahrend  in  den  folgenden  Wochen  „normale''  Luftangriffe  (vor  allem  auf 
Hamburg  [3.74.  5.],  Stuttgart  [4.-7.  5.],  Warnemiinde  [18./19.  5.]  und  Mann= 
heim  [19./20.  5.])  folgten,  brachte  der  „iooo=Bomber= Angriff''  auf  Koln  in 
der  Nacht  vom  30./31.  5.  1942  einen  ersten  Hohepunkt  der  Terrorangriffs= 
Serie.  1047  britische  Bomber  warfen  1455  t  Bombenlast  auf  die  Innenstadt  von 
Koln,  wobei  20  ^/o  der  Baulichkeiten  der  Innenstadt  getroffen  wurden.  3300 
Gebaude  wurden  vollig  zerstort,  7200  beschadigt.  460  Tote  und  45000  Ob= 
dachlose  waren  die  Opfer.  Den  deutschen  Abwehrkraften  gelang  der  Abschufi 
von  40  Bombern;  45  weitere  wurden  so  schwer  beschadigt,  dafi  12  davon  bei 
der  Landung  zu  Bruch  gingen.  Bei  der  Berichterstattung  der  Luftwaffenfiihrung 
zu  diesem  britischen  Luftangriff  erf  afiten  Hitler  zum  ersten  Male  ernste  Zweif  el 
an  den  ihm  iibermittelten  „Sieges''=Meldungen  der  Luftwaffe.  In  der  Lage= 
besprechung  am  31.  5.  erklarte  er:  „Ich  kapituliere  nie  vor  einer  harten  Wirk= 
lichkeit,  aber  ich  mufi  klar  sehen,  um  die  richtigen  Folgerungen  Ziehen  zu 
konnen^.'' 

Die  nachsten  „iooo=Bomber= Angriff e''  richteten  sich  gegen  Essen  (1./2.  6., 
936  beteiligte  Bomber,  31  deutsche  Abschlisse)  und  Bremen  (25.726.  6. 1942, 
1006  beteiligte  Bomber,  49  deutsche  Abschlisse).  Von  Grofiangriffen  ahnlichen 
Ausmafies  wurden  bis  September  1942  (als  die  Serie  abklang)  noch  Wilhelms= 
haven,  Mainz,  Kassel  und  Diisseldorf  betroffen.  Schwere  Zerstorungen  er= 
litten  auch  Hamburg,  Osnabriick,  Miinchen,  Duisburg,  Oberhausen,  Kiel, 
Saarbriicken,  Miinster,  Stuttgart,  Emden  und  Karlsruhe.  Bei  dem  Angriff  auf 
Hamburg  am  26.  7.  wurden  die  Feuerloschkrafte  der  Stadt  zum  ersten  Male 
nicht  mehr  allein  der  Brande  Herr.  Die  britischen  Verluste  betrugen  bei  den 
Groliangriffen  etwa  4  ^7o,  bei  den  mittleren  6  bis  10  ®/o  der  eingesetzten  Flug= 
zeuge.  Ein  besonders  geschultes  „Lancaster''=Geschwader  unternahm  ab  17.  4. 
1942  erstmals  auch  einzelne  Tagesangriffe  auf  deutsche  Stadte.  Von  diesen 
waren  die  Angriffe  auf  die  MAN=Werke  in  Augsburg  (17.  4.)  (12  eingesetzte 
Bomber,  davon  7  abgeschossen)  und  auf  Industrieziele  in  Danzig  (11.  7.)  (44 
eingesetzte  Bomber,  von  denen  nur  V3  ihr  Ziel  fand,  2  abgeschossen,  8  be= 
schadigt)  die  wichtigsten,  wenn  sie  auch  den  Angreifern  nur  sehr  begrenzte 
Erfolge  brachten.  Tagesangriffe  kleiner  „Moskito''=Bomberverbande  (seit  Au= 
gust  1942)  machten  eine  neue  Stufe  im  deutschen  Warnsystem  notwendig 
(„offentliche  Luftwarnung'').  Neue  Angriff smethoden  („Pfadfinder''=Verfah= 
ren)  bei  den  Nachtangriffen  traten  hinzu,  um  die  kommenden  grofien  Ge= 

2    Kriegstagebuch  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW,  31.  5.  42. 
164 


IX.  Der  Luftkrieg 

fahren  erkennen  zu  lassen.  Noch  bedeutungsvoUer,  well  damit  die  technische 
Oberlegenheit  der  Gegenseite  in  eklatanter  Weise  demonstriert  wurde,  war 
die  Anwendung  eines  Richtstrahlsystems  in  der  Nacht  zum  21. 12.  beim  An= 
griff  auf  die  Krupp=Werke  in  Essen,  die  bisher  trotz  zahlreicher  Angriffe  auf 
die  Stadt  noch  nicht  getroffen  worden  waren. 

Das  Ziel  der  britischen  Luftoffensive  1942  jedoch  wurde  nicht  erreicht.  We= 
der  gelang  es,  die  Kampfmoral  der  Bevolkerung  in  den  angegriffenen  Stadten 
ernsthaft  zu  erschiittern,  noch  brachte  sie  die  erhoffte  Auswirkung  auf  die 
deutsche  Produktion.  Die  Angriffe  fiihrten  vielmehr  dazu,  dafi  die  Verlegung 
der  kriegswichtigen  Industrie  in  bombensichere,  zumeist  unterirdische  Anlagen 
so  rechtzeitig  eingeleitet  werden  konnte,  dafi  die  Mitte  1943  einsetzende  mas= 
sive  alliierte  Luftoffensive  auf  die  deutschen  Stadte  nicht  mehr  die  kriegs= 
wichtige  Industrie  ernsthaft  traf. 

Insgesamt  untemahm  die  britische  Luftwaffe  1942  rund  1000  Angriffe  auf 
das  Reichsgebiet,  darunter  17  schwere  mit  einer  Abwurfmenge  iiber  500  t. 
Insgesamt  wurde  in  diesem  Jahr  eine  Bombenlast  von  53  y^^  t  auf  Deutsch= 
land  abgeworfen  (demgegeniiber  3200  t  deutsche  Bombenlast  auf  britisdies 
Gebiet);  1941  waren  es  35509  t  britische  Bombenlast  gegeniiber  21858  t 
deutscher  gewesen. 

In  den  besetzten  Westgebieten  unternahm  die  britische  Luftwaffe  fast  nur 
Tagesangriffe  auf  kriegswichtige  Ziele.  Lediglich  die  Renault=Werke  bei  Paris 
wurden  in  der  Nacht  (273.  3. 1942)  von  220  britischen  Bombern  angegriffen. 
„Moskito''=Bomber  fiihrten  am  25.  9.  einen  Angriff  auf  Oslo  durch. 

Die  8.  USAAF  eroffnete  ihren  Einsatz  in  Westeuropa  am  4.  7.  mit  dem 
Angriff  eines  kleinen,  durch  Jagdverbande  stark  gesicherten  Verbandes  „Hie= 
gender  Festungen''  auf  deutsche  Flugplatze  in  den  Niederlanden.  Es  folgte  der 
Angriff  eines  groi2eren  Verbandes  auf  einen  Bahnhof  bei  Rouen  am  17.  8., 
der  von  500  alliierten  Jagern  gesicherte  Angriff  eines  grol3en  Verbandes  auf 
Eisenbahnziele  bei  Amiens  am  20.  8.  und  Luftangriffe  auf  Lille  und  Romilly 
am  20. 12. 1942. 

Bedeutender  waren  1942  die  Angriffe  amerikanischer  Luftwaffenverbande 
im  Mittelmeerraum,  die  —  abgesehen  von  den  Einsatzen  an  den  Fronten  — 
die  strategischen  Angriffe  der  RAF  auf  italienische  Industriestadte,  voran 
Turin,  Genua  und  Mailand,  seit  November  1942  verstarkten.  Grofite  Auswir= 
kungen  hatte  der  Luftangriff  auf  Neapel  am  4. 12.,  der  die  italienische  Flotte 
zur  Raumung  dieses  Kriegshafens  veranlalEte  (s.  oben  S.  121).  Dagegen  schei= 
terte  der  erste  Versuch  amerikanischer  Bomber,  die  Olfelder  von  Ploesti  zu 
erreichen  und  damit  die  deutsche  Treibstoffversorgung  aus  Rumanien  zu  tref= 
fen,  am  12.  6.  schon  im  Anflug.  Vor  dem  1.  8. 1943  wurde  daher  kein  weiterer 
Versuch  unternommen. 

Im  ganzen  gesehen  lag  die  Initiative  im  Luftkrieg  im  Westen  das  ganze 
Jahr  iiber  auf  britischer  Seite.  Im  Mittelmeer  verlor  die  deutsche  Luftwaffe  ihre 
Oberlegenheit  im  Raum  Sizilien— Malta— Libyen  im  September/Oktober.  Ab 

165 


A.  Einfiihrung     ' 

November  1942  bestimmte  auch  hier  die  britisch=amerikanische  Luftwaffe  mit 
ihrer  zahlenmafiigen  Uberlegenheit  das  Feld. 


2.  Der  offensive  Einsatz  der  deutsdien  Luftwaffe 

Der  eindeutige  Schwerpunkt  der  deutschen  Luftwaffe  lag  das  ganze  Jahr 
1942  iiber  auf  dem  ostlichen  Kriegsschauplatz.  An  zweiter  Stelle  folgte  der 
Mittelmeerraum  (Sizilien— Afrika),  und  erst  danach  kam  der  Westen.  Der 
Osten  hatte  bei  alien  Planungen  und  Entscheidungen  der  Obersten  Fiihrung 
stets  den  Vorrang.  So  wurden  zu  Beginn  der  Sommeroffensive  im  siidlichen 
Teil  der  Ostfront  Verbande  aus  dem  Mittelmeerraum  nach  dem  Osten  ab= 
gezogen  (s.  oben  S.  103).  Nur  in  Falle  einer  alliierten  Grofilandung  sollte  der 
Westen  (zunachst  aus  dem  Mittelmeerraum)  Verstarkungen  erhalten. 

Im  Osten  besafi  die  deutsche  Luftwaffe  1942  noch  an  alien  Fronten  ihre 
1941  gewonnene  Uberlegenheit  iiber  ihren  sowjetischen  Gegner  in  der  Luft, 
obwohl  der  Bestand  der  deutschen  Krafte  gegeniiber  dem  Kriegsbeginn  (22.  6. 
1941)  erhebhch  zuriickgegangen  war.  Gegeniiber  rd.  2700  Flugzeugen  im  Juni 
1941  gab  es  am  1. 1. 1942  nur  noch  rd.  1500  deutsche  Flugzeuge  an  der  Ost= 
front  (aufier  dem  finnischen  Raum)^.  Bis  Mitte  Marz  sank  ihre  Starke  nach 
der  schweren  Winterabwehrschlacht  sogar  auf  rd.  650.  Doch  konnte  sie  bis 
zum  Beginn  der  Sommeroffensive  (28.  6. 1942)  wieder  auf  rd.  2000  erhoht 
werden.  Die  Zahl  blieb  dann  —  Verluste  und  Ersatz  glichen  sich  einigermaJSen 
aus  —  bis  Ende  November  etwa  gleich  hoch  (17.  8.  rd.  1190,  29. 11.  rd.  1120 
einsatzfahige  Flugzeuge)^. 

Innerhalb  der  Ostfront  lag  der  Schwerpunkt  seit  dem  Friihjahr  im  Siiden 
bei  der  Luftflotte  4  (Gen.Oberst  Lohr,  ab  24. 6. 1942  Gen.Oberst  Frhr.  v.  Richt= 
hofen),  die  mit  dem  VIIL  FUeger=Korps  bei  der  Eroberung  der  Festung  Sewa= 
stopol  mitwirkte,  dann  die  Offensive  der  H.Gr.  B  in  Richtung  Wolga  begleitete 
und  schhefilich  das  monatelange  Ringen  der  6.  Armee  um  Stalingrad  unter 
groEten  Verlusten  unterstiitzte,  wahrend  die  Verbande  des  IV.  FUeger=Korps 
den  Vorstofi  der  H.Gr.  A  in  den  Kaukasus  begleitete. 

Relativ  stark  waren  ab  Anfang  August  1942  auch  die  Verbande  des  Luft= 
waffen=Kommandos  Ost  (Gen.Oberst  Ritter  von  Greim),  das  die  H.Gr.  Mitte 
bei  ihren  schweren  Abwehrkampfen  unterstiitzte.  Dagegen  reichten  die  Krafte 
der  Luftflotte  1  (Gen.Oberst  Keller)  nur  zu  Einsatzen  an  den  jeweiligen 
Schwerpunkten  der  H.Gr.  Nord. 

Mit  diesen  Bemerkungen  ist  schon  angedeutet,  dafi  die  Hauptaufgabe  der 
Luftwaffenverbande  im  Osten  1942  in  der  taktischen  Unterstiitzung  des  Hee= 


3  Philippi— Helm,  a.  a.  O.,  S.  109.  —  Die  deutsche  Luftiiberlegenheit  in  der  Mitte 
des  Jahres  kommt  am  deutlichsten  in  der  Luftwaffenlage  am  29.  7. 1942  zum 
Ausdruck  (vgl.  Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe,  29.7.1942). 

4  Aufz.  zum  KTB  des  WFStabes  vom  17.8.  und  29.11.1942.  ...,^j. .  jJv.J 

%66 


IX.  Der  Luftkrieg 

res  lag.  Die  Haupteinsatzraume  ergaben  sich  aus  den  Angriffsoperationen, 
aus  den  Absichten  der  Obersten  Fiihrung  und  aus  den  Notwendigkeiten  der 
Abwehr  der  sowjetischen  GrojSangriffe.  Die  standigen  Einsatze  zehrten  an 
der  Substanz  der  deutschen  Lujftwaffe,  besonders  in  personeller  Hinsicht. 
Opferreidi  war  die  Luftversorgung  von  Demjansk  (Januar  bis  September 
1942),  die  zum  Verlust  von  265  Transportflugzeugen  (387  Mann  fliegendes 
Personal)  fiihrte,  und  von  Stalingrad,  die  in  der  Zeit  vom  24. 11. 1942  bis 
31. 1. 1943  einen  Gesamtverlust  von  488  Flugzeugen  (etwa  1000  Mann  flie= 
gender  Besatzungen)  forderte. 

Gegeniiber  diesen  Aufgaben  fielen  die  strategischen  Einsatze  an  der  Ost= 
front  kaum  ins  Gewicht.  Erwahnenswert  sind  die  beiden  letzten  schwachen 
Angriffe  auf  Moskau  (2. 1.  und  5.  4.),  Angriffe  auf  Gorki  und  Rybinsk,  ein= 
zelne  Vorstofie  gegen  die  sowjetischen  Hafen  an  der  Ostkiiste  des  Schwarzen 
Meeres  (16.  7.  auf  Poti),  ein  Angriff  auf  Astrachan  (9.  9.)  sowie  die  beiden 
Angriffe  auf  die  Olfelder  von  Grosnij  (10. 10.  und  12./13. 10.),  nachdem  die 
Hoffnung,  dies  Gebiet  noch  1942  zu  erreichen,  dahingeschwunden  war. 

Die  recht  schwache  Luftflotte  5  (Gen.Oberst  Stumpff)^^  in  Nordnorwegen/ 
Nordfinnland  fiihrte  neben  den  Angriffen  auf  den  Konvoiverkehr  England- 
Murmansk/ Archangelsk  (s.  oben  S.  81)  das  ganze  Jahr  liber  Angriffe  auf 
die  Murmanbahn,  ab  Marz  auf  Murmansk  selbst,  im  August— September 
auch  auf  Archangelsk. 

Im  Mittelmeerraum  lag  die  Hauptaufgabe  der  Luftflotte  2  (Gen.Feldmar= 
schall  Kesselring)  mit  den  Verbanden  des  II.  und  X.  Flieger=Korps  in  der 
Sicherung  der  deutschen  Luftiiberlegenheit  im  mittleren  Mittelmeer,  d.  h.  vor 
allem  der  Niederhaltimg  Maltas  (s.  oben  S.  96  ff.),  mit  den  Verbanden  des 
„Fliegerfiihrers  Afrika''  in  der  Unterstiitzung  der  deutsch=italienischen  Panzer= 
armee  Afrika.  Hinzu  trat  ab  September  der  verstarkte  Schutz  Kretas  und  der 
Agais  durch  das  X.  Flieger=Korps.  Die  verhaltnismafiig  schwachen  Krafte  des 
„Fliegerfuhrers  Afrika''  hatten,  besonders  nach  Erreichen  der  El=Alamein= 
Stellung  (30. 6.),  einen  schweren  Stand  gegeniiber  den  sich  laufend  ver= 
starkenden  britischen  Kraften  im  Nildelta,  zu  denen  noch  Einheiten  der 
9.  USAAF  traten.  So  konnten  sie  neben  der  laufenden  taktischen  Unter= 
stiitzung  der  Panzerarmee  nur  wenige  strategische  Fliige  unternehmen,  einige 
Angriffe  gegen  Alexandria  und  die  Hafen  am  Suez=Kanal  (vor  allem  am 
4'/5-  7-)/  daneben  Sicherungsunternehmen  in  der  lybisch=agyptischen  Wiiste, 
so  einen  Angriff  auf  die  von  den  Briten  besetzte  Oase  Kufra  am  25.  9. 

Verglichen  mit  den  Verbanden  der  Luftflotte  2  im  Mittelmeerraum  miissen 


4a  Die  Luftflotte  5,  faktisdi  nie  mehr  als  ein  Fliegerkorps,  hatte  in  ihren  besten 
Zeiten  K.G.  26  und  K.G.  30  als  Hauptverbande,  daneben  zur  Unterstiitzung  des 
Heeres  I./St.G.  5.  Am  20.  6. 1942  verfiigte  sie  iiber  98  Ju  88  und  He  111  sowie 
42  Ju  87;  davon  waren  69  bzw.  36  einsatzbereit;  am  20.  7. 1942:  146  Ju  88,  Ju  87 
und  He  111,  davon  insgesamt  101  einsatzbereit;  am  20.12.1942:  nur  noch 
27  Ju  88,  davon  19  einsatzbereit,  und  52  Ju  87,  davon  40  einsatzbereit. 


167 


A.  Einfiihrung 

die  der  Luftflotte  3  (Gen.Feldmarschall  Sperrle)  1942  zur  Verfiigung  stehenden 
Krafte  als  gering  bezeichnet  werden.  Sie  waren  daher  nur,  wenn  sie  wie  bei 
der  Abschirmung  des  Untemehmens  „Cerberus''  (s.  oben  S.  156)  schwerpunkt= 
mafiig  zusammengefafit  waren,  zu  groJSeren  Einsatzen  fahig. 

Da  sie  wiederholt  zugimsten  des  Ostens  geschwacht  wurden,  waren  sie,  als 
die  britische  Luftoffensive  gegen  die  deutschen  Stadte  mit  dem  Angriff  auf 
Liibeck  {zS.lzg.  3.)  begann,  nur  in  der  Lage,  mit  schwachen  Kraften  „Ver= 
geltungs''=Angriffe  zu  fiihren.  So  wurde  der  erste  „Vergeltungs''= Angriff,  der 
iiberhaupt  erst  einen  Monat  danach  moglich  wurde,  am  25.726.  4.  auf  Exeter 
von  nur  25  deutschen  Kampfflugzeugen  gefiihrt,  also  etwa  einem  Zehntel  der 
gegen  Liibeck  eingesetzten  britischen  Bomber.  Die  weiteren  „Vergeltungs''= 
Angriffe  wurden  daher  auch  gegen  wenig  verteidigte  britische  Stadte  gefiihrt 
(„Baedecker''=Angriffe),  so  auf  Bath  (26.-27.  4.),  Norwich  {zj.lzS.  4.,  29./ 
30.  4.)  und  die  Erzbischofsstadte  York  (28./29.  4.)  und  Canterbury  (31.  5./1.  6., 
2.73.  6.,  6.I7.  6.  noch  einmal  am  31.  io.7i.  11.)  als  „Antwort''  auf  die  Bom= 
bardierung  Kolns.  Nicht  mehr  als  „Nadelstiche''  waren  auch  die  „regularen'' 
Angriffe  gegen  britische  Hafenstadte  imd  militarische  Anlagen,  vor  allem  in 
Siid=  und  Siidostengland.  Die  Zahl  der  eingesetzten  deutschen  Flugzeuge  stieg 
bis  zu  100  an;  durchschnittlich  handelte  es  sich  bei  den  grofieren  Angriff  en 
um  60— yo.  Verglichen  mit  der  britischen  auf  deutsche  Stadte  abgeworfenen 
Bombenlast  war  es  im  ganzen  noch  nicht  einmal  ein  Zehntel  (s.  oben  S.  165). 

Das  ganze  Ausmafi  des  Krafteverschleifies  der  deutschen  Luftwaffe  im 
Jahre  1942  wird  aus  der  Zusammenstellung  der  Flugzeugverluste  deutlich. 
Am  3.1.1942  betrug  der  Istbestand  der  Luftwaffe^  rund  6100  Flugzeuge, 
darunter  1776  Kampfflugzeuge,  407  Stuka,  1524  Jagd=,  317  Nachtjagdflug= 
zeuge.  Die  Gesamtverluste  (Totalverluste  und  nicht  reparaturfahige  Bescha= 
digungen)  in  diesem  Jahr  erreichten  die  Hohe  von  9602  Flugzeugen,  zu  denen 
noch  3373  reparaturfahige  Beschadigungen  hinzukamen^.  Das  heifit,  das 
1^72fache  des  Bestandes  von  Jahresbeginn  war  vernichtet.  Diese  Verluste 
wurden  zwar  zahlenmafiig  durch  den  Neubau,  monatlich  anfangs  von  durch= 
schnittlich  1000,  am  Jahresende  bereits  1600  Flugzeugen  —  1942  wurden  ins= 
gesamt  15  409  Flugzeuge  gebaut,  davon  4337  Kampfflugzeuge,  5515  Jagd=, 
1249  Schlachtflugzeuge^  —  wieder  ausgeglichen,  ja  der  Bestand  im  ganzen 
wesentlich  erhoht.  Doch  die  erfahrenen  Flugzeugbesatzungen  konnten  durch 
den  neu  ausgebildeten  Ersatz  nur  unzureichend  ersetzt  werden.  Hinzu  kam 
—  neben  beginnendem  Treibstoffmangel  (Flugbenzin)  —  als  Ursache  fiir  die 
sich  trotz  zahlenmafiigen  Zuwachses  ankiindigende  grofie  Krise  der  deutschen 
Luftwaffe  die  Fehlplanung  hinzu.  Das  ganze  Jahr  1942  iiber  lag  der  Schwer= 
punkt  der  Flugzeugproduktion  wie  bisher  eindeutig  bei  den  Angriff  sflugzeugen 

5  Nach  einer  Ubersicht  des   Gen.St.d.Lw.   Qu.   6.  Abt.  Nr.  4713/43   g.Kdos.   vom 
17.  6. 1943. 

6  Zusammenstellung  des  OKL/6.  Abt.  vom  17.  6. 1945. 

7  Vgl.  hierzu  Heiber,  a.  a.  O.,  S.  139,  Anm.  1. 

168 


X.  Rustung  und  Wehrwirtschaft  Deutschlands  im  Jahre  1942 

(wichtigstes  Baumuster  Ju  88,  in  weitem  Abstand  He  111).  Diese  Zunahme 
der  Kampfflugzeugproduktion  wurde  bis  Februar  1943  fortgesetzt®,  erst  da= 
nach  begann  die  rasche  Steigerung  des  Ausstofies  von  Verteidigungsflugzeu= 
gen.  Die  „praktisch  gleichbleibende  und  sich  damit  in  der  Relation  zu  den 
standigen  Fort=  und  Neuentwicklungen  auf  der  Feindseite  laufend  verschledi= 
ternde  Qualitat  der  deutschen  Flugzeugmuster''  stellte  schliefilich  „den  wohl 
primaren  Faktor"  fiir  den  sich  anbahnenden  Niedergang  der  deutschen  Luft= 
waffe  dar^. 


X.  Riistung  und  Wehrwirtschaft  Deutschlands  im  Jahre  1942 

Grundlegend  fur  die  Umstellung  der  deutschen  Riistung  im  Winter  1941/42 
wurde  der  Befehl  Hitlers  vom  10. 1. 1942  S  der  zwar  das  RUstungsprogramm 
vom  14.  7. 1941,  als  dessen  Schwerpunkt  der  „Ausbau  der  Luftwaffe  und  der 
Kriegsmarine  zum  Kampf  gegen  die  angelsachsischen  Machte''  vorgesehen 
war,  „auf  weite  Sicht''  unverandert  lassen  wollte,  jedoch,  „da  die  Kriegfiihrung 
im  Jahre  1942  ...  bis  auf  weiteres  ein  Absinken  der  Riistung  des  Heeres 
zugunsten  dieser  Zielsetzung''  verbot,  festlegte,  dafi  „die  Mittel  der  Riistung 
.  . .  zunachst  den  gesteigerten  Bediirfnissen  des  Heeres  dienstbar  zu  machen'' 
seien. 

„Der  notwendige  weitere  Ausgleich  zwischen  den  Forderungen  der  Kriegfiihrung 
und  den  durdi  die  Rohstofflage  gebundenen  Moglichkeiten  mu6  gefunden  werden 
durdk: 

a)  vermehrte  eindeutige  Schwerpunktbildung  innerhalb  der  Riistung  der  Wehr= 
machtteile  auf  die  fiir  die  Kriegfiihrung  aussdilaggebenden  Fertigungen; 

b)  Einstellung  der  Fertigungsprogramme  auf  Uberwindung  der  Engpasse  durch 
Ersatzstoffe,  Ausweichkonstruktionen  und  ermafiigte  Anspriiche.  Dabei  ist  davon 
auszugehen,  dafi  Rohstoffe  iiber  den  bisher  zugewiesenen  bzw.  fiir  die  Zuweisung 
beabsichtigten  Rahmen  hinaus  nicht  zur  Verfiigung  stehen. 

c)  Abstimmung  und  Typisierung  der  Geratefertigung  auf  die  Engpasse  der  Ein= 
zel=  und  Ersatzteile; 

d)  Neufestsetzung  und  grofitmogliche  Begrenzung  der  Bevorratung  nach  den 
bisherigen  Kriegserfahrungen; 

e)  vermehrte  Verwendung  von  Beute  (Gerat,  Munition  und  Ausriistung),  be 
senders  audi  in  der  gesamten  Kiistenverteidigung." 

Fiir  das  Heer  wurde  im  einzelnen  bestimmt: 

„Die  Einsatzbereitschaft  des  Heeres  in  dem  vom  Oberkommando  des  Hee= 
res  vorgesehenen  und  von  mir  genehmigten  Umfang  mui2  bis  1.  5. 1942  mit 
dem  notwendigen  Nachschub  fiir  mindestens  4  Monate  sichergestellt  sein. .  . 

Neben  der  1.  Ausstattung  ist  eine  Bevorratung  an  Munition  in  der  Hohe 

8  Die  deutsdie  Industrie  im  Kriege,  a.  a.  O.,  S.  77. 

9  Heiber,  a.  a.  O.,  S.  139. 

1     Der  Fiihrer  und  Oberste  Befehlshaber  der  Wehrmadit  Nr.  1/42  g.Kdos.  OKW/ 
WFStab/Org.  —  WiRii  Amt  vom  10. 1. 1942. 

169 


A.  Einfiihrung 

des  sechsfachen  Monatsverbraiiches  auf  der  Grundlage  des  Ostfeldzuges  (Ver= 
brauch  August  1941)  wenigstens  bei  den  Hauptwaffen  zu  erreichen,  abgestellt 
auf  das  Wajffensoll  des  Feldheeres  vom  1.  5. 1942. 

Der  Umbau  des  Heeres  unter  Schwerpunktverlagerung  auf  die  Schnellen 
Truppen  ist  iiber  den  1.  5. 1942  hinaus  im  Rahmen  der  gegebenen  Moglich= 
keiten  fortzufiihren/' 

Zur  Waffen=SS  hiefi  es  bemerkenswerterweise :  „Neuaufstellungen  unter 
Beanspruchung  zusatzlichen  deutschen  Gerats  entfallen/'  Doch  hielt  sich  Hit= 
ler  selbst  nicht  daran,  als  er  bereits  im  Friihjahr  1942  die  Aufstellung  eines 
(ersten)  SS=Korps  befahl. 

Hinsichtlich  der  Kriegsmarine  wurde  festgelegt:  „Im  Rahmen  der  zur  Ver= 
fiigung  stehenden  Rohstoffe  liegt  der  Schwerpunkt  der  Riistung  in  der  Kon= 
zentrierung  auf  Bau  und  Unterhaltung  der  U=Boot=Waffe.  Daneben  bleiben 
die  Erhaltung  des  Geleitdienstes  und  die  Sicherung  Norwegens  sowie  des 
Kiistenvorfeldes  wichtig. . ." 

Fiir  die  Luftwaffe  gait:  „Das  Flugzeugbeschaffungsprogramm  21/2  und  das 
Flakprogramm  sind  im  Rahmen  der  Rohstoffzuteilung  durchzufiihren;  eine 
Kiirzung  des  Flakprogramms  bedarf  meiner  Zustimmung. 

„Eine  voriibergehende  Drosselung  der  Fertigung  von  Munition  und  Bomben 
auf  alien  hinreichend  bevorrateten  Gebieten  mu6  in  Kauf  genommen  werden, 
solange  Umstellung  auf  Ersatzstoffe  fur  mangelnde  NE=Metalle  die  Produk= 
tionsleistung  hemmt. 

„Den  Abgleich  zwischen  dem  Ersatzbedarf  der  Wehrmacht  und  dem  Krafte= 
bedarf  der  Wirtschaft  trifft  der  Chef  des  Oberkommandos  der  Wehrmacht  im 
Benehmen  mit  dem  Reichsminister  fiir  Bewaffnung  und  Munition  und  den 
iibrigen  beteiligten  Obersten  Reichsbehorden. 

„Die  Organisationsabsichten  und  der  Ersatzbedarf  der  Wehrmachtteile  sind 
auf  den  Produktionsanfall  abzustimmen/' 

Wie  wirkte  sich  diese  Abanderung  des  Riistungsprogramms  in  der  Wirklich= 
keit  aus?  Wir  besitzen  fiir  das  erste  halbe  Jahr  1942  hierfiir  eine  Obersicht  in 
der  Aufzeichnung  des  WFStabes  vom  6.6.1942  „Wehrkraft  1942'' 2.  Aus  ihr 
seien  im  folgenden  die  wichtigsten  Feststellungen  angefiihrt: 

„Die  Umstellung  der  Riistung  zugunsten  des  Heeres  hat  infolge  des  uner= 
wartet  hohen  Verbrauchs  an  Waffen  und  Munition  im  Winterfeldzug  gegen 
Sowjetrufiland  zu  einer  liickenlosen  Ausriistung  der  Verbande  und  der  gefor= 
derten  Bevorratung  (bei  Munition  6  Monate)  noch  nicht  fiihren  konnen  .  .  . 

Die  Fertigung  von  Panzerkampfwagen  wird  bis  zum  Beginn  der  Opera= 
tionen  die  bisherigen  Verluste  gegeniiber  dem  Bestand  vom  22.  6. 1941  nicht 
ganz  ausgleichen  konnen.  Die  Monatsdurchschnittsfertigung  bis  Herbst  1942 
wird  bei  430  Panzern  (II,  III,  IV,  Sturmgeschiitze)  liegen.'' 

Gegeniiber  3600  Panzern  im  Juni  1941  verfiigte  das  Ostheer  im  Juni  1942 

2     Abgedruckt  bei  Jacobsen,  a.  a.  O.,  S.  309—333. 
170 


X.  Riistung  und  Wehrwirtschaft  Deutschlands  im  Jahre  1942 

iiber  3300  Panzer.  Die  Jahresproduktion  an  Panzern  erreichte  1942  die  Hohe 
von  3600  leichten,  ^600  mittelschweren  und  100  schweren  Panzern  („Tiger'' 
und  „Panther'')2^. 

„Das  Starke  Absinken  der  Munitionsbestande  durch  den  hohen  Verbrauch 
an  der  Ostfront  wird  durch  die  mit  besonderem  Nachdruck  betriebene  Fer= 
tigung  —  Konzentration  auf  die  Mangelgebiete  wie  leichte  und  schwere  Feld= 
haubitzen,  Granatwerfer  —  aufgefangen  .  .  .  Verbesserung  der  Munitionslage 
Ost  durch  Kontingentierung  und  Riickgriff  auf  Westbestande  ist  veranlafit. 

Die  grofien  Liicken  an  Kraftfahrzeugen  konnen  durch  Neu=Fertigung  nicht 
geschlossen  werden.  Verstarkung  der  Reparatur  in  den  riickwartigen  Gebieten 
ist  erfolgt.  Hierzu  erforderliche  Maschinen  und  Ersatzteile  belasten  die  Neu= 
anfertigung/' 

Die  Situation  bei  der  Kriegsmarine  zeichnete  sich  nach  einer  Stellungnahme 
der  Ski.  zu  dem  betreff enden  Abschnitt  der  Ausarbeitung  des  WFStabes  so  ab : 
„Die  fiir  den  Ausbau  der  Flotte  notwendigen  Kapazitaten  sind  zwar  werft= 
mafiig  vorhanden,  durch  immer  mehr  steigernde  Arbeitsschwierigkeiten  ist  je= 
doch  die  Leistungsfahigkeit  so  stark  abgesunken,  dafi  die  Reparaturen  fast  die 
doppelte  Zeit  benotigen  als  sonst.  Mangel  an  Arbeitern  zwingt  zum  Riickgriff 
auf  den  Neubau  (auch  U=Boote),  der  dadurch  ungiinstig  beeinfluJSt  wird.'' 

Zur  Luftwaffe  hiefi  es  in  der  Ubersicht  des  WFStabes :  „Die  Forderungen  im 
Flugzeugprogramm  liegen  immer  noch  weit  iiber  den  voraussichtlichen  monat= 
lichen  Durchschnittsfertigungen  . .  .  Mit  Liicken  in  der  vollen  Ausriistung  der 
Muster  und  damit  einer  Beeintrachtigung  der  vollen  Einsatzbereitschaft  mufi 
gerechnet  werden  .  . . 

Die  Fertigimg  im  Flakprogramm  liegt  immer  nodi  weit  unter  den  monat= 
lichen  Forderungen.  Der  vom  Fiihrer  geforderte  Ausstofi  von  8,8  cm=  und 
10,5  cm=Flak  ist  noch  nicht  erreicht.  Hier  werden  die  Forderungen  voraussicht= 
lich  erst  Ende  1943  erfiillt  werden  konnen  . .  /' 

Zur  Lage  des  Arbeitseinsatzes  in  der  Riistungsindustrie  wurde  festgestellt, 
dafi  von  den  522000  in  den  Monaten  Januar  bis  Marz  zur  Wehrmacht  Ein= 
berufenen  234000  aus  den  Riistungsbetrieben  kamen.  „Trotzdem  konnte  der 
Stand  der  beschaftigten  Personen  in  der  Fertigung  Heer  noch  gesteigert  wer= 
den,  wahrend  er  in  der  Fertigung  fiir  die  Luftwaffe  und  Marine  um  17  000  bzw. 
29  000  Mann  gesunken  ist  . .  . 

Bei  der  Beurteilung  der  Leistungsfahigkeit  muii  allerdings  beachtet  werden, 
dafi  die  Zuweisung  von  Arbeitskraften  in  grofierem  Mafie  in  Auslandem 
und  Kriegsgefangenen  bestand,  deren  Arbeitsleistung  noch  nicht  den  gleichen 
Stand  der  abgezogenen  Krafte  erreicht  hat.  Ferner  wird  die  Leistungsfahigkeit 
der  Arbeitskrafte  durch  gewisse  Ermiidungserscheinungen,  die  auf  Ernahrung, 


2a  Hitler  bestimmte  im  Juli  1942  als  monatliches  Produktionsziel  eine  Fertigung 
von  1450  Panzern. 

171 


A.  Einfiihrung 

FliegerangrijBFe  und  auch  Uberbeanspruchung  zuriickzufiihren  sind.  Zugefuhrt 
wurden  der  Riistungswirtschaft  392 100  Arbeitskrafte  in  den  Monaten  Januar 
bis  Marz  . . ." 

Insgesamt  erreichte  die  Beschaftigung  von  Kriegsgefangenen  und  auslan= 
dischen  Arbeitern  in  Deutschland  nach  Beginn  der  rigorosen  Mafinahmen  des 
von  Hitler  am  28.  3. 1942  eingesetzten  „Generalbevollmachtigten  fUr  den  Ar= 
beitseinsatz''  (GBA),  Gauleiter  Sauckel,  1942  die  Hohe  von  4,2  Millionen. 

So  kam  die  Ubersicht  des  WFStabes  zu  dem  Schlufi,  „da6  z.  Z.  die  perso= 
nelle  Lage  in  der  Riistungsindustrie  zwar  angespannt  ist.  Bei  giinstigem  Ver= 
lauf  der  zukiinftigen  Operationen,  die  keinen  neuen  Eingriff  in  den  Bestand 
der  Belegschaften  nach  sich  ziehen,  und  bei  rechtzeitigem  Einsatz  der  vorge= 
sehenen  ^00000  russischen  Zivilarbeiter  werden  jedoch  keine  nachhaltigen 
Ausfalle  in  der  Riistungsfertigung  eintreten." 

Wahrend  uber„Kohle  und  Energie'' relativ  giinstige  Feststellungen  getroffen 
werden  konnten,  wurde  mit  dem  Problemkomplexen  „Mineraldl"  und  „Eisen 
und  Metalle"  auf  die  grofiten  Schwierigkeiten  hingewiesen:  „Die  Mineralolver= 
sorgung  wird  im  laufenden  Jahr  eine  der  schwachsten  Stellen  der  Wehrkraft 
sein  . . .  Der  Mangel  an  Mineralol  oiler  Art  ist  so  grojJ,  daji  die  Operations^ 
freiheit  aller  drei  Wehrmachtteile  beeintrachtigt  und  die  Riistungswirtschaft  in 
Mitleidenschaft  gezogen  wird^. 

Die  im  vorigen  Jahr  noch  vorhandenen  Vorrate  sind  in  ganz  Europa  auf  ein 
Minimum  gesunken,  so  daJS  wir  nur  noch  aus  der  Erzeugung  leben.  Eine  leichte 
Besserung  kann  gegen  Ende  des  Jahres  mit  Anlauf  neuer  Hydrierwerke  er= 
wartet  werden,  die  jedoch  keine  entscheidende  Anderung  der  Lage  bedeuten 
wird." 

„Den  grofiten  Engpafi  in  der  Riistungsfertigung  bilden  die  Metalle.  Die  Ver= 
sorgung  wird  sich  gerade  bei  den  wichtigsten  Metallen,  insbesondere  bei  Kup= 
fer,  im  Laufe  des  Jahres  sehr  erheblich  verschlechtern  .  .  .  Selbst  wenn  es  ge= 
lingen  wird,  in  weitestgehendem  Umfang  Metalle  einzusparen,  so  mufi  doch 
mit  Schwierigkeiten  in  der  Riistungserzeugung  gerechnet  werden,  und  zwar 
gerade  bei  der  Schwerpunktfertigung  an  Panzerwagen,  Flugzeugen,  U=Booten, 
Kraftfahrzeugen  und  Nachrichtengerat.  Die  Verschlechterung  der  Metall=Lage 
wird  sich  1942,  besonders  im  Sommer,  fiir  die  Schlagkraft  der  Wehrmacht  noch 
nicht  auswirken.  Auch  bei  Eisen  und  Stahl  sind  erhebliche  Schwierigkeiten  zu 
erwarten,  da  die  Anforderungen  fiir  Munition  standig  im  Ansteigen  begriffen 
sind.''  „Auf  chemischem  Gebiet,  einschliefilich  der  Pulver=  und  Sprengstoffher= 
stellung,  sind  entscheidende  Schwierigkeiten  trotz  Versorgungsspannungen  auf 
zahlreichen  Einzelgebieten  zunachst  nicht  zu  erwarten  . . .  Die  Lage  in  der 
Kautschukversorgung  kann  als  entspannt  betrachtet  werden,  da  standig  stei= 
gende  Massen  an  Buna  zur  Verfiigung  stehen  und  im  vermehrten  Umfang  Na= 

3     Vom  Verf.  hervorgehoben. 

172 


X.  Riistung  und  Wehrwirtsdiaft  Deutschlands  im  Jahre  1942 

tur=Kautschuk  aus  Obersee  (Blockadebrecher)  eingefiihrt  wird.  Sie  bleibt  jedoch 
trotzdem  noch  unsicher,  solange  die  Buna=Erzeugung  zunachst  noch  auf  nur 
zwei  Werke  konzentriert  ist/' 

Zu  einem  „sich  immer  starker  auswirkenden  Engpafi''  entwickelte  sidi  auch 
das  Verkehrswesen.  „Den  fortgesetzt  steigenden  Transportanfordeningen 
steht  ein  standiges  Absinken  des  Leistungsvermogens  der  Verkehrsmittel  ge= 
geniiber  .  . . 

Die  hauptsachlichen  Griinde  fiir  den  Rtickgang  sind  abgesehen  von  den 
Witterungseinfliissen:  die  aulBerordentliche  Ausdehnung  des  zu  versorgenden 
Raumes,  die  Zusammenballung  des  Verkehrs  in  verkehrstechnisch  wenig  er= 
schlossenen  Raumen,  hohe  Abgabe  von  Lokomotiven  und  Wagen  nach  dem 
Osten,  hoher  Ausfall  durch  Winters chaden,  unzureichende  Neufertigung  aus 
der  Industrie/' 

Um  die  zahlreichen  „Engpasse''  zu  iiberwinden,  konnte  nur  in  begrenztem 
MaEe  auf  die  Hilfsquellen  der  verbiindeten  europaischen  oder  der  neutralen 
Lander  zuriickgegriffen  werden:  „Wichtig  sind  fiir  die  Lieferungen  der  Nor= 
dischen  Staaten  vor  allem  die  Eisenerz=  und  Pyrit=Lieferungen  Schwedens  und 
die  Nickel=  und  Kupfer=Lieferungen  Finnlands.  Eine  besonders  wertvoUe  Unter= 
stiitzung  gewahrt  Portugal  durch  die  Abgabe  von  Wolfram  sowie  Japan  durch 
die  Lieferung  von  Rohkautschuk,  von  denen  1942  bisher  rund  21000  t  nach 
Deutschland  gelangt  sind  und  weitere  10—15  ^^^  *  erwartet  werden." 

Erst  aus  der  hier  skizzierten  Situation  der  deutschen  Riistung  und  Wehr= 
wirtschaft  werden  manche  strategischen  Entscheidungen  und  operativen  Ent= 
schliisse  der  deutschen  Obersten  Fiihrung  verstandlich.  Um  nur  die  wichtigsten 
zu  nennen:  die  trotz  steigender  synthetischer  Treibstoffherstellung  im  Reich 
und  den  umf angreichen  rumanischen  MineraloUief erungen  voUig  unzureichende 
deutsche  Treibstoffversorgung  war  fiir  Hitler  ein  Hauptgrund  fiir  das  —  nicht 
erreichte  —  Operationsziel  der  deutschen  Sommeroffensive  1942,  die  Olquellen 
des  Kaukasus.  Der  Versuch,  die  an  den  Don  vorgeschobene  Front  zu  halten, 
diente  nicht  zuletzt  der  Absicht,  die  gerade  angelaufene  Produktion  im  Donez= 
Industrierevier  zu  schiitzen,  ohne  die  Hitler,  wie  er  am  4.  3.  1943  erklarte, 
„nicht  weiter  Krieg  fiihren  konne''^.  Die  Festlegung  von  150000  Mann  (zum 
grofien  Teil  Elitetruppen)  in  Lappland  diente  dem  Zweck  der  Abschirmung  des 
Nickelgebiets  in  Nordfinnland  und  trug  wie  die  Besetzung  Nordnorwegens  da= 
zu  bei,  dafi  die  Eisenerzlieferungen  aus  Nordschweden  reibungslos  verliefen. 
Die  Notwendigkeit,  der  Aufstandsbewegungen  im  jugoslawischen  Raum  Herr 
zu  werden,  ergab  sich  mit  aus  dem  Zwang,  das  wichtige  bosnische  Bergbau= 
gebiet  (Bauxit=Lagerstatten),  das  z.  T.  in  der  italienischen  Besatzungszone 
Kroatiens  lag  (Mostar)  imd  daher  besonders  gefahrdet  war,  ungestort  fiir  die 
deutsche  Kriegswirtschaft  arbeiten  zu  lassen. 

4     KTB  OKW/WFStab,  Aufzeichnungen  Greiners  (Greiner,  a.  a.  O.,  S.  437). 

173 


A.  Einfiihrung 

Fiir  Ende  1942  steht  keine  vergleichbare  Dbersicht  iiber  die  deutsche  Ru= 
stung  und  Wehrwirtschaft  zur  Verfugung.  Die  Situation  diirfte  bis  dahin  in 
den  Grundziigen  unverandert  geblieben  sein,  da  einerseits  die  Operationsziele 
nirgends  erreicht  wurden,  andererseits  das  Riistungsprogramm  im  grofien  bis 
Jahresende  nicht  geandert  wurde.  Aus  den  Niederlagen  und  Verlusten  seit  No= 
vember  1942  wurde  erst  Anfang  1943  die  Konsequenz  gezogen:  eine  allge= 
meine  Verlagerung  des  Schwerpunkts  in  der  Produktion  von  den  Angrif¥s=  auf 
die  Verteidigungswaffen. 

Die  Entwicklung  von  in  die  Zukunft  weisenden  Waff  en  kiindigte  sich  1942  ge= 
rade  erst  an.  Am  5. 6. 1942  wurde  dem  Technischen  Amt  der  Luftwaffe  das  Muster 
Fi  103  („Kirschkern''),  spater  „V  -l"  genannt,  angeboten.Es  wurde  Herbst  1943, 
ehe  mit  der  Serienfertigung  begonnen  werden  konnte.  Eine  erste  Fiiissigkeits= 
rakete  der  Heeresversuchsanstalt  Peenemiinde  „A  4''  (Aggregat  4)  wurde  ver= 
suchsweise  am  3. 10. 1942  abgeschossen.  Erst  im  Juli  1943  riickte  dieses  Projekt 
jedoch  an  die  Spitze  der  Dringlichkeitsliste^.  Fiir  die  ersten  vorbereitenden 
Arbeiten  zum  Bau  einer  deutschen  Atombombe  wurde  schliejSlich  die  Ent= 
scheidung  der  Obersten  Fiihrung  vom  August  1942  bestimmend,  da  nach  der 
Erklarung  der  beteiligten  Forscher,  dafi  in  den  nachsten  zwei  Jahren  mit  einer 
Fertigstellung  nicht  gerechnet  werden  konne,  die  Weiterentwicklung  stark  ein= 
geschrankt  wurde  ^^. 

Die  grofien  Materialverluste  seit  November  1942  erhohten  die  schon  Mitte 
1942  deutlich  sichtbaren  Spannungen  in  der  deutschen  Wehrwirtschaft  und  Rii= 
stung  in  starkem  Mafie.  Sie  konnten  zwar  durch  die  Anstrengungen  der  Ru= 
stungsindustrie  in  der  nun  erst  richtig  zur  Auswirkung  gelangenden  „Ara 
Speer''  zahlenmaiSig  nicht  nur  ausgeglichen  werden,  sondern  die  deutsche  Rii= 
stungsproduktion  erfuhr  in  den  folgenden  Jahren  bis  Herbst  1944  auf  vielen 
Gebieten  eine  gewaltige  Steigerung.  Jedoch  geriet  sie  trotz  hochster  Anspan= 
nung  der  Krafte  im  Vergleich  zu  dem  voll  angelaufenen  Riistungsprogramm 
der  Gegner,  voran  der  USA,  angesichts  der  hier  vorhandenen  Moglichkeiten 
unvermeidbar  in  ein  aussichtsloses  Hintertreffen^. 


XI.  Die  Bilanz  des  Jahres  1942 

Versucht  man  die  Ergebnisse  des  Jahres  1942  aus  dem  Blickwinkel  der  deut= 
schen  Obersten  Fiihrung  zusammenzufassen,  so  mufi  als  grundlegend  fiir  den 
Fortgang  des  Krieges  festgestellt  werden,  dali  es  nicht  gelang,  mit  dem  ver= 

5  Ober  Einzelheiten  der  Waffenentwicklung  vgl.  Rudolf  Lusar,  Die  deutschen 
Waffen  und  Geheimwaffen  im  Zweiten  Weltkrieg  und  ihre  Weiterentwicklung, 
4.  Auflage,  Munchen  1962,  und  Fritz  Hahn,  Deutsche  Geheimwaffen  1939—1945. 
Flugzeugbewaffnungen,  Heidenheim  1963.  Zusammenfassung  der  wesentlichsten 
Fakten  in  Ploetz,  Geschichte  des  Zweiten  Weltkrieges,  2.  Teil:  Die  Kriegsmittel, 
Wiirzburg  i960,  zu  Deutschland  1942 :  S.  170 — 79, 

5a  Vgl.  KTB  OKW/WFStab,  Bd.  IV,  S.  27. 

6  Vgl.  hierzu:  Die  deutsche  Industrie  im  Kriege,  a.  a.  O.,  S.  84ff. 

%7A 


XI.  Die  Bilanz  des  Jahres  1942 

biindeten  Japan  zu  einer  Koalitionskriegfiihrung  zu  kommen,  eine  Koordinie= 
rung  der  strategischen  Planung  und  operativen  Zielsetzung  zu  erreichen.  Kon= 
kret  heifit  dies,  dafi  eine  Verbindung  zwischen  dem  deutschen  Machtbereich  in 
Europa=Nordafrika  und  dem  von  Japan  in  seinem  Siegeszug  in  den  ersten  Mo= 
naten  des  Jahres  eroberten  Raum  in  Siidostasien  durch  Fehlen  eines  planvoUen 
Zusammenwirkens  in  der  Operationsf iihrung  nicht  zustande  kam.  Die  Tatsache, 
dafi  der  deutsche  und  der  japanische  Machtbereich  getrennt  bUeben,  ermoglichte 
es  den  Alliierten,  ihre  Krafte  schwerpunktmafiig  zusammenzufassen  und  ihre 
Gegner  nacheinander  niederzuringen. 

Allerdings  ist  dieses  sich  dem  historischen  Betrachter  als  wichtigste  Aufgabe 
der  Dreierpaktmachte  fiir  1942  aufdrangende  Ziel  einer  Abstimmung  der  deut= 
schen  und  japanischen  Kriegfiihrung  damals  nur  von  wenigen  Mannern  in  den 
Fiihrungsspitzen  der  beiden  Verbiindeten  klar  erkannt  und  angestrebt  worden. 
Zu  ihnen  gehorte  auf  deutscher  Seite  der  Ob.d.M.,  GroJSadmiral  Raeder,  der 
Hitler  immer  wieder,  wenn  auch  vergeblich,  auf  diese  —  im  Grunde  einzige  — 
„Chance''  des  Jahres  1942  hinwies.  Die  deutsche  Oberste  Fiihrung  hingegen 
(d.  h.  fiir  1942  mehr  noch  als  fiir  die  vergangenen  Jahre:  Hitler)  hatte  sich  ein 
anderes  Ziel  gesteckt:  die  Sowjetunion  in  einem  zweiten  Feldzug  wenn  nicht 
voUig  zu  schlagen,  so  doch  durch  Abschneiden  von  ihren  Verbindungen  zu  den 
Alliierten  im  Siiden  (Wolga,  Kaukasus)  und  Norden  (Eismeerkiiste,  Murman= 
Bahn,  damit  verkniipft:  Eroberung  Leningrads)  als  erstrangigen  militarischen 
Faktor  fiir  diesen  Krieg  auszuschalten.  Bei  Hitler  verbanden  sich  in  dieser  Ziel= 
setzung,  auf  die  er  sich  ohne  Abwagen  von  Alternativlosungen  im  Winter 
1941/42  versteifte,  weiterwirkende  ideologische  Momente  aus  der  Vergangen= 
heit  mit  wehr=  und  riistungswirtschaftlichen  Notwendigkeiten  (voran:  Ge= 
winnung  der  Olquellen  des  Kaukasusraumes).  Auch  dieses  Ziel  wurde  nicht 
erreicht,  konnte  nicht  erreicht  werden  mit  den  vorhandenen  begrenzten  Kraften 
unter  Nichtachtung  von  Raum  und  Zeit  und  den  MogUchkeiten  des  Gegners. 

Im  November  1942  war  die  letzte  „Chance'',  d.  h.  die  nach  dem  Kriegseintritt 
der  USA  durch  die  japanischen  Schlage  und  die  ohnehin  notwendige  amerika= 
nische  Anlaufzeit  noch  erwirkte  Zeitspanne,  voruber.  Die  Gegner  aus  West 
und  Ost  ergriffen  im  Mittelmeerraum  und  an  der  Ostfront  die  Initiative  und 
setzten  sich  in  die  Ausgangspositionen  zum  Sturm  auf  Hitlers  improvisierte 
„Festung''  Europa.  Im  Raum  um  Stalingrad  und  in  Nordafrika  bahnten  sich 
Katastrophen  bisher  nicht  gekannten  Ausmafies  an.  Die  aufiere  Kriegswende 
war  —  trotz  aller  deutschen  Abwehrerfolge  im  einzelnen,  trotz  noch  nicht  ent= 
schiedenen  Ausganges  der  „Schlacht  im  Atlantik''  und  trotz  aller  noch  mog= 
Uchen  Steigerung  der  deutschen  Rustungsproduktion  —  sichtbar  eingetreten, 
und  auch  Hitler  war  sich  dessen  bewufit,  im  Grunde  bereits  seit  dem  Winter 
1941/42. 

Indessen:  Hitler  reagierte  auf  diese  Einsicht  in  seiner  Weise.  Entschlossen, 
„niemals  zu  kapitulieren"',  konzentrierte  er  die  Macht  in  seinem  Herrschafts= 
bereich  noch  starker  als  bisher  auf  seine  Person.  Die  Ubernahme  des  Ober= 


175 


A.  Einfiihrung 

befehls  iiber  das  Heer  am  19. 12. 1941,  die  Selbsternennung  zum  Obersten  Ge= 
richtsherrn  in  Deutschland  am  26.  4. 1942  und  die  endgiiltige  Aufspaltung  der 
Fiihrungsstabe  (WFStab  fxir  die  nordlichen,  westlichen,  siidlichen  und  siidost= 
lichen  Kriegsschauplatze,  Generalstab  des  Heeres  fiir  den  Osten)  im  Oktober 
1942,  so  dafi  nur  er  allein  das  Ganze  iiberschaute,  waren  dabei  die  wichtigsten 
Etappen. 

Zum  Verstandnis  des  Jahres  1942  gehort  jedoch  noch  hinzu,  dajS  dieses  dem 
Historiker  heute  so  klar  erkennbare  Bild  der  wirklichen  Lage  an  der  Jahres= 
wende  zu  1943  damals  dem  Blick  des  vom  nationalsozialistischen  Nachrichten= 
monopol  propagandistisch  beherrschten  deutschen  Volkes  zugunsten  eines  ge= 
farbten  und  gefalschten  Bildes  entzogen  war.  Auch  die  fiihrenden  Vertreter 
der  Wehrmacht  kannten  bestenfalls  Teile  davon.  Obwohl  Ende  1942  bereits 
sechs  Wochen  vergangen  waren,  seit  die  6.  Armee  im  Raum  um  Stalingrad  vom 
Gegner  umfafit  war,  und  die  eingeschlossenen  Verbande  nach  Scheitern  des 
Entsatzversuchs  dem  sicheren  Untergang  entgegengingen,  hatte  der  „Wehr= 
maditbericht''  bis  zimi  Jahresende  noch  nicht  einmal  andeutungsweise  dariiber 
verlautet^,  so  wie  auch  das  Ausmafi  der  Winterkatastrophe  1941/42  verborgen 
geblieben  und  die  damaligen  kargen,  nichtssagenden  Meldungen  iiber  die 
Ostfront  mit  den  propagandistisch  iibersteigerten  Berichten  vom  Siegeszug  der 
Japaner  in  Siidostasien  iibertont  worden  waren.  Wohl  war  in  der  deutschen 
Dffentlichkeit  Ende  1942  bekannt,  dafi  die  Alliierten  in  Franzosisch=Nordafrika 
gelandet  und  dafi  die  Armee  Rommel  in  Libyen  auf  dem  Ruckzug  waren,  doch 
erschien  die  Erklarung  dieser  Riickschlage  mit  dem  „Verrat''  der  franzosischen 
Generale  und  Admirale  relativ  plausibel.  Zudem  gab  die  gegliickte  Bildung  des 
Briickenkopfes  in  Tunesien  zusammen  mit  der  Besetzung  Siidfrankreichs  und 
Korsikas  (die  in  der  propagandistischen  Version  angeblich  das  eigentliche  Ziel 
der  Alliierten  bei  ihrer  Operation  vom  November  1942  gewesen  waren)  dieMog= 
lichkeit,  das  Ganze  als  Abwehrerfolg  und  wirksamen  Gegenschlag  hinzustellen. 
Die  Verscharfung  des  „Grundsatzhchen  Befehls''  vom  11. 1. 1940  iiber  die  Ge= 
heimhaltung  durch  einen  neuen  Befehl  vom  12.  7. 1942  ^  tat  ein  Ubriges,  um 
auch  das  hohe  Offizierkorps  iiber  die  Gesamtlage  im  Dunkeln  zu  halten. 

Bevolkerung  und  Wehrmacht  konnten  von  Hitler  Ende  1942  mit  den  weit= 
gehend  ungebrochenen  „Endsieg''=Erwartungen  weiter  Teile  noch  als  sicher  in 
der  Hand  seines  Systems  betrachtet  werden. 

Dafi  die  Vorstellungen  eines  „Endsieges''  nicht  nur  durch  die  im  Aufieren 
eingetretene  Kriegswende,  durch  die  1942  erkennbar  werdende,  dabei  erst  in 
der  Entfaltung  begriffene  Starke  der  Gegner,  sondem  auch  durch  die  „innere" 
Geschichte  Deutschlands  gerade  in  diesem  Jahre  1942  „fragwiirdig''  waren,  ist 
heute  offenkundig.  Es  war  nicht  nur  das  Miliverhaltnis  von  allgemeiner  poli= 

1  Vgl.  hierzu:  Erich  Murawski,  Der  deutsche  Wehrmachtbericht.  Ein  Beitrag  zur 
Untersuchung  der  geistigen  Kriegfiihrung.  Boppard  a.  Rh.  (Harald  Boldt  Verlag) 
1962,  S.  746  ff . 

2  Der  Fiihrer  OKW/WFStab/Op.  Nr.  002  252/42  g.Kdos.  vom  12.  7. 1942. 

176 


XI.  Die  Bilanz  des  Jahres  1942 

tischer  Zielsetzung  und  verfiigbaren  wehrwirtschaftlichen  und  militarischen 
Mittein,  das  die  Aussichtslosigkeit  des  gesteckten  Zieles  erkennen  laEt,  sondern 
durch  die  extreme  Ausf ormung  der  nationalsozialistischen  „Europa''=Politik,  die 
brutale  Besatzungspolitik  im  Osten,  die  eingeleitete  „Endlosung''  der  Judenf rage 
im  ganzen  deutschen  Machtbereich,  den  innerhalb  und  aufierhalb  der  Reichs= 
grenzen  verscharf ten  Terror  (z.  B.  Lidice)  und  die  Ausdehnung  des  SS=Bereiches 
(auch  gegeniiber  der  Wehrmacht:  Erweiterung  der  Waffen=SS,  Einrichtung  der 
Hdheren  SS=  und  Polizeifiihrer,  Ubemahme  der  Partisanenbekampfung  au6er= 
halb  des  engeren  Operationsbereichs),  die  1942  gesteigert  fortgefiihrt  wurde, 
forderten  Hitler  und  sein  Regime  alle  politischen  und  sittlichen  Krafte  inner= 
halb  und  aufierhalb  seines  europaischen  Machtbereichs  heraus,  die  sich  im 
Widerstand  gegen  ihn  vereinigten.  Dieser  Zusammenhang  konnte  nicht  Gegen= 
stand  einer  strategischen  und  operativen  Betrachtung  aus  dem  Blickwinkel  der 
deutschen  Obersten  Fiihrimg  iiber  das  Jahr  1942  sein,  sollte  aber  am  Schlufi 
doch  bei  der  historischen  Einordnung  und  Beurteilung  des  Ganzen  als  ent= 
scheidendes  Moment  hervorgehoben  werden. 


177 


B.  Kriegstagebuch  1942 


"~  V-  -  "T 


4:^. 


g£|:vo^.::.ir 


Das  erste  Quartal 
(l.Januar  bis  31.Marz  1942) 

1.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH* 
Osten^ 

H.Gr.  sad: 

11.  Armee:  Auf  dem  Nordfliigel  der  Sewastopol=Front  kam  der  eigene  An= 
griff  bis  an  ausgebaute  fdl.  Bunkerstellungen  heran.  Russ.  Gegenangriffe  wur= 
den  iiberall  abgewiesen,  Feindansammlungen  und  Bewegungen  durch  eigene 
Artl.  bekampft. 

Im  Raum  um  Feodosia  blieb  ein  Feindangriff  ostw.  Stary  Krym  erfolglos,  im 
Gegenstofi  wurde  die  Gegend  3  km  nordostw.  Stary  Krym  erreicht.  Weitere 

1  Das  Kriegstagebuch  des  WFStabes  des  I.  Quartals  1942  muji  als  verloren  ange= 
sehen  werden.  Als  Ersatz  werden  fur  die  Zeit  vom  1.  Januar  bis  zum  6.  Februar 
1942  die  Lageberichte  des  Oberkommandos  des  Heeres,  hrsg.  von  OKH/Gen.St.d. 
H./Op.Abt.  (HI)  g.Kdos.,  betreffend  die  Ostfront  (einschl.  Finnland)  und  Nor= 
wegen,  abgedruckt.  Fotokopien  hiervon  befinden  sich  im  Bundesarchiv=Militar= 
archiv  Koblenz  (H  80—4/j).  Die  Lage  in  Nordafrika  ergibt  sich  aus  den  TagesmeU 
dungen  der  Panzergruppe,  ab  22.  Januar  1942  Panzer=Armee  Afrika,  entnommen 
der  Zusammenstellung  „Schlachtbericht  der  Panzerarmee  Afrika",  18.  November 
1941  —  6.  Februar  1942,  Oberkommando  der  Panzerarmee  Afrika  Abt.  la  Nr.  1500I 
42  g.Kdos.,  Febr.  1942  (Fotokopien  im  Bundesarchiv=Militdrarchiv  Koblenz). 
FUr  die  Zeit  vom  7.  Februar  bis  51.  Marz  1942,  fiir  die  die  Lageberichte  der  Wehr= 
machtteile  —  aufler  Kriegsmarine  —  vollig  fehlen,  wurden  als  Ersatz  Auszuge  aus 
dem  Tagebuch  des  Chefs  des  Generalstabes  des  Heeres,  Generaloberst  Haider, 
die  die  Heereslage  betreffen,  aufgenommen. 

Die  Lageberichte  des  OKH  waren  jeweils  um  ij.oo  Uhr  des  betreffenden  Tages 

abgeschlossen.  Die  Tagesmeldungen  Afrika  wurden  am  Vorabend  des  Tages  ab- 

gefaflt,  unter  dem  sie  hier  aufgefiihrt  sind. 

Luftlage=Meldungen  in  der  Form,  wie  sie  fiir  die  Zeit  vom  1.  7.— 31. 12. 1942  vor= 

liegen  (s.  1.  7.  1942),  haben  sich  fiir  die  Zeit  vom  1. 1.  —  30.  6.  1942  nicht  auffinden 

lassen.  Zur  Marine=Lage  wird  auf  die  „Niederschriften  iiber  die  Besprediungen 

des  Ob.d.M.  beim  Fiihrer"  verwiesen  (s.  EinfUhrung,  S.  6,  Anm.  1). 

Zus'dtze  des  Bearbeiters,  die  insbesondere  auf  Dokumente  im  Anhang  verweisen, 

sind  durch  eckige  Klammern  gekennzeichnet. 

2  tlber  die  Lage  am  1.  Januar  1942  notierte  Generaloberst  Haider  in  sein  Tage= 
buch:  „Neu:  a)  Angriff  gegen  Nordfliigel  6.  Armee  und  offensichtlicher  Kraft= 
anlauf  des  Feindes  auch  gegen  iibrige  Front  6.  Armee.  b)  Beginnender  Gro^an= 
Z^^ff  i^gsn  Tigoda=Ecke  der  H.Gr.  Nord.  Von  den  alten  DrucJcstellen  ist  fest= 

181 


B.  Kriegstagebuch 

eigene  Krafte  halten  in  der  Linie  Islam  Terek  —  ostw.  Set  Asan  ostw.  Wladis= 
lawowka. 

Im  Armeebereich  starker  Frost  und  Schneefall  bei  triibem  Wetter. 

1.  Pz.Armee:  Am  Nordfliigel  wurden  mehrere  Angriffe  schwacherer  Feind= 
krafte  gegen  St.  Foschtschowka  und  siidl.  abgewiesen.  An  der  iibrigen  Front 
der  Armee  beiderseitige  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit.  Die  fdl.  Luftwaffe  war 
reger  als  bisher. 

17.  Armee:  Im  Abschnitt  nordl.  St.  Losktowka  wurden  mehrere  Feindvor= 
stolie  zuriickgeschlagen.  An  der  iibrigen  Front  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit. 

6.  Armee:  Die  Abwehrkampfe  gegen  einen  nachtlichen  Angriff  des  Gegners 
bei  Chotomlja  sind  noch  im  Gange.  Ostw.  Jakowlowo  wurde  der  Gegner  nach 
Osten  geworfen  und  der  Raum  vom  Feind  gesaubert.  Feindansammlungen 
nordl.  St.  Sashnoje  lassen  dort  weitere  Angriffe  erwarten.  Die  HKL  zwischen 
St.  Eslenishino  und  Prochorowka  ist  fest  in  eigener  Hand.  Im  gesamten  Bereich 
der  H.Gr.  herrscht  Frostwetter,  teilweise  bis  zu  23  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Mine: 

2.  Armee:  Siidl.  Bogdanowka  drang  der  Gegner  nicht  weiter  nach  Westen 
vor.  Westl.  Tim  wurden  fdl.  Kolonnen  im  Zuruckgehen  nach  dem  Osten 
beobachtet,  anscheinend  in  Auswirkung  der  erfolgreichen  Abwehrkampfe  der 
letzten  Tage.  Russ.  Angriffe  bis  zu  Btl.=Starke  gegen  die  Front  7  km  ostw. 
Schtschigry  blieben  erfolglos. 

An  der  Tim  — Sosna=Front  wurden  iiberall  fdl.  Erkundungsvorstolie  abge= 
wiesen.  Der  Feinddruck  nordl.  und  nordostw.  Droskowo  hielt  an,  doch  konnten 
alle  Feindangriffe  zerschlagen  werden.  Nordwestl.  Droskowo  kam  der  eigene 
Angriff  beiderseits  Senowjewka  gegen  zahen  Gegner  weiter  vorwarts.  Senow= 
jewka  wird  gegen  heftige  Feindangriffe  gehalten.  Nordl.  Trudki  und  siidwestl. 
Nowosil  konnten  fdl.  Angriffe  gleichfalls  keinen  Boden  gewinnen. 

2.  Pz.Armee:  Ostw.  Mzensk  wurde  ein  fdl.  Erkundungsvorstofi,  westl.  Go= 
roditschtsche  ein  fdl.  Angriff  in  Btl.=Starke  zuriickgewiesen.  Im  Gegenangriff 
konnte  die  eigene  Linie  bis  20  km  ostnordostw.  Bolchow  vorgetragen  werden. 
Der  Angriff  gegen  den  im  Oka=Bogen  stehenden  starken  Feind  ist  noch  im 
Gange.  Nordl.  davon  griff  der  Russe  wahrend  der  Nacht  den  eigenen  Br.=Kopf 
iiber  die  Oka  westl.  Budogowischtschi  an.  Die  Kampfe  sind  noch  im  Gange. 
Wahrend  westl.  Semenowskaja  iiber  die  Oka  vorgedrungener  Feind  auf  das 
Ostufer  zuriickgeworfen  werden  konnte,  erzielte  ein  weiterer  Angriff  von  Nor= 
den  einen  Einbruch  und  konnte  in  Bjelew  eindringen.  Nach  schweren  Kampfen 

zustellen:  Krim=Lage  gespannt  und  ohne  neue  Krafte  schwer  zu  bereinigen.  Sud= 
fliigel  Mitte  erneut  durch  Angriff  bedrangt.  Oka=Lucke  beginnt  sich  zu  umranden. 
4.  Armee  verschiedentlich  unter  schwerem  Druck.  5.  und  4.  Pz.Gr.  weisen  Feind= 
angriff  ab.  9.  Armee  beiderseits  des  zerstorten  Stariza  durchbrochen,  kampft  um 
ihren  Zusammenhalt." 

Vgl.  auch  den  grundlegenden  OKW=BefehlNr.  4422yy/4i  g.Kdos.  Chefs.  WFSt/Op. 
(H)  vom  28.  12. 194^  (zit.  in  der  Einfuhrung,  S.  }8  f.). 

182 


1.  Januar  1942 

mufite  die  Stadt  aufgegeben  und  die  eigene  vordere  Linie  hinter  den  Wyra=Ab= 
schnitt  zuriickgenommen  werden. 

4.  Armee:  Eine  rote  Division  griff  von  Siiden  und  Osten  Suchinitschi  an.  Die 
Kampfe  sind  noch  im  Gange.  Ein  aus  Juchnow  nach  Siidosten  vorgetragener 
eigener  Angriff  konnte  bis  3  km  nordl.  Ostapowa  Raum  gewinnen.  Nordl. 
Kaluga  blieben  fdl.  Angriffe  gegen  die  eigene  Westfront  und  die  Ostfront  bei 
Tichonowa  Pustyn  und  Goronak  ohne  Erfolg.  Die  HKL  verlauft  an  der  Bahn 
Bjedschino— Malojaroslawez.  Nordl.  Malojaroslawez  gelang  es  dem  Feind,  die 
Strafie  nach  Borowsk  zu  erreichen  und  zu  sperren.  Weitere  Feindteile  konnten 
sich  Borowsk  von  Nordosten  nahern. 

Pz.Gr.  4:  Beiderseits  der  Autobahn  wurden  Angriff e  von  zwei  rotenBtl.en  so= 
wie  zahlreiche  Erkundungsvorstofie  an  der  iibrigen  Front  abgewiesen.  Auch  im 
Abschnitt  beiderseits  Busa  war  die  fdl.  Erkundungstatigkeit  rege.  Vorstofie 
wurden  jedoch  iiberall  zuriickgeschlagen.  Beiderseits  Ostaschewo  setzte  der 
Gegner  seine  bisherigen  heftigen  Angriffe,  nachdem  der  Tag  ruhig  verlaufen 
war,  in  der  Nacht  mit  schwacheren  Kraften  fort.  Dagegen  hielt  der  Feinddruck 
nordnordwestl.  Wolokolamsk  in  derselben  Starke  an. 

Pz.Gr.  3  wehrte  siidwestl.  Oschosikimo  mehrere  Feindangriffe  erfolgreich  ab. 

Das  XXXXI.  A.K.  vernichtete  hierbei  den  1000.  Pz.Kampfwagen  (1  52=t)  seit 
Beginn  des  Ostfeldzuges. 

9.  Armee:  Am  rechten  Fliigel  wurden  mehrere  russ.  Angriffe  erfolgreich  ab= 
geschlagen  und  bei  einem  Gegenstofi  17  Feind=MG's  erbeutet.  Nordl.  Steponino 
und  nordwestl.  Babysino  gelangen  dem  Gegner  kleinere  Einbriiche,  die  abge= 
riegelt  wurden.  Siidostw.  Darjino  konnte  der  Gegner  weiter  nach  Siiden  vor= 
dringen. 

Eigene  Krafte  halten  ostw.  Malegino.  Das  Wetter  im  Siidteil  des  H.Gr.=Be= 
reiches  war  klar,  im  Nordteil  diesig.  Die  Temperaturen  schwanken  zwischen 
25  und  31  Grad  Kalte.  Der  Strafienzustand  hat  sich  nicht  verandert. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Am  Siidostrand  des  Ilmen=Sees  wurden  schwachere  Feindkrafte 
im  Miindungsgebiet  des  Lowat  gemeldet.  Gegenmafinahmen  sind  im  Gange. 

An  der  Wolchow=Front  wurde  siidl.  Schewelewo  der  Vorstofi  eines  Feind=Btl. 
abgeschlagen.  Die  Kampfe  sind  z.  T.  noch  im  Gange.  Die  Sauberimg  des  Hin= 
tergelandes  wurde  fortgesetzt.  Der  eigene  Angriff  nordwestl.  Sawisha  zur  Ab= 
schniirung  der  dort  befindlichen  Feindteile  ist  im  Gange.  Der  Feind  erlitt  hohe 
Verluste. 

i5.  Armee:  Angriffe  auf  den  eigenen  Br.=Kopf  ostw.  Salzy  wurden  abge= 
schlagen.  Nordl.  B.  Ostrow  ist  ein  Gegenangriff  zur  Bereinigung  eines  ortlichen 
Einbruchs  im  Gang.  Weitere  Angriffe  nordwestl.  davon  sowie  fdl.  Stofitrupp= 
unternehmen  an  der  Newa=Front  wurden  gleichfalls  zuriickgeschlagen.  Artl. 
bekampfte  Riistungs=  und  Versorgungsbetriebe  in  Leningrad. 

Im  H.Gr.=Bereich  herrschen  16  bis  20  Grad  Kalte. 

183 


B.  Kriegstagebuch 

Finnisdie  Front  (i.  i.) 

Karelische  Armee:  Nordwestl.  Osclita  konnten  ortliche  Angriffe  weitere  Frontver= 
besserungen  erzielen.  Bei  Wonshosero  wurde  der  Feind  zuriickgeschlagen.  Er  grabt 
sich  ein. 

Die  fdl.  Luftwaffe  griff  besonders  an  der  Swir=Front  an,  Bei  Temperaturen  von 
15—20  Grad  Kalte  fiel  stellenweise  Schnee. 

AOK  Norioegen:  Der  Gegenangriff  der  Siidgruppe  des  III.  finn.  A.K.  ist  im  Fort= 
schreiten.  Feindangriffe  gegen  das  XXXVI.  Geb.Korps  sowie  gegen  das  Geb.Korps 
Norwegen  blieben  ohne  Erfolg. 

Temperaturen  von  15—55  Grad  Kalte. 


Afrika  (31. 12.)      .'rii,no\  •■ 

1.  Feind  an  Agedabia=Front  setzte  sich  mit  Masse  im  Raum  Saunnu— Antelat 
ab.  Poln.Brigade  wurde  dagegen  in  Raum  Beda  Fomm  und  sudlich  naher  an  die 
Agedabia=SteIIung  herangefiihrt.  Luftaufklarung  stellte  Zufiihrung  von  Verstar= 
kungen  iiber  Gazala  auf  Mechili  fest. 

2.  Panzergruppe  trieb  31. 12.  verstarkte  bewaffnete  Aufklarung  vor  Agedabia= 
Front  Richtung  Saunnu  —  Antelat  vor.  Luftwaffe  griff  zuruckgehenden  Feind  mit 
grofiem  Erfolg  an.  Sie  vernichtete  aufierdem  einen  sudlich  Agheila  nach  Westen 
vorstoEenden  mit  Artl.  ausgestatteten  Spahtrupp. 

3.  Nach  dreistundiger  starkster  Artl.=Vorbereitung  griff  Feind  unterstiitzt  durch 
Luft=  und  Seestreitkrafte  (5  Kreuzer,  2  Torpedoboote)  31. 12.  morgens  mit  Panzern 
Festung  Bardia  an.  Ihm  gelang  breiter  Einbruch  in  die  Siidfront  des  Festungsbe= 
reiches.  Eigene  Luftunterstutzung  war  aus  Wettergriinden  leider  nicht  moglich.  Da 
Gegenangriff  bisher  noch  keinen  Erfolg  hatte,  mu6  auf  Grund  der  geringen  Ab= 
wehrkraft  der  allein  auf  sich  gestellten  Festung  mit  ihrem  baldigen  Fall  gerechnet 
werden. 

4.  Absicht  fiir  1. 1.  42: 

Fortsetzung  der  bewaffneten  Aufklarung  vor  der  Agedabia=Stellung  Richtung 
Saunnu  — Antelat  unter  Einsatz  des  italienischen  mot.Korps  und  einer  deutschen 
Kampfgruppe. 

5.  In  der  Zeit  vom  21.— 31. 12.  41  wurden  130  Pz.Kampf=  und  40  Pz.Spahwagen 
vernichtet.  In  dem  gleichen  Zeitraum  wurden  17  Flugzeuge  abgeschossen.  Damit  sind 
in  der  Zeit  vom  19, 11.— 21. 12. 1941  insgesamt  vernichtet  bzw.  abgeschossen  worden: 
1246  Pz.Kampf=  und  Spahwagen  sowie  271  Flugzeuge. 


!  2.Januarl942 

Lagebericht  OKH 
Osten^ 

H.Gr.  Sud: 

II.  Armee:  Der  eigene  Angriff  an  der  Sewastopol=Front  ist  voriibergehend 
eingestellt.  Starkere  Gegenangriffe  des  Feindes  gegen  den  linken  Fliigel  der 
Angriffsfront  wurden  in  zahen,  den  ganzen  Tag  andauernden  Kampfen  unter 
starken  Verlusten  fiir  den  Gegner  abgeschlagen. 

1     Notizen  Haider  zur  Lage  am  2.  Januar  1942: 

„Ein  Tag  wilder  Kampfe.  Wahrend  sich  auf  der  Krim  ein  voruhergehender  Stopp 
des  Feindes  unter  der  Einwirkung  der  Luftwaffe  ergibt  und  in  der  Siidhalfte  der 

t84 


2.  Januar  1942 

An  der  Front  bei  Feodosia  im  allgemeinen  keine  Veranderung  der  Lage.  Die 
von  Kertsch  ausgewichenen  Krafte  haben  sich  zur  Verteidigung  in  der  Linie 
westl.  und  siidl.  Set  Asan— Kiiste  (9  km  siidwestl.  Arabat)  eingerichtet.  Der 
Feind  hat  seinen  Angriff  zunachst  nicht  fortgesetzt,  sondern  verstarkt  seine 
Stellungen  im  Landekopf  Feodosia  und  sichert  sich  den  Besitz  des  Zugangs  zur 
Landenge  Kertsch. 

Trotz  schwieriger  Wetterbedingungen  unterstiitzte  das  IV.  Fl.=Korps  die  Ar= 
mee  in  rollendem  Einsatz  gegen  Hafen  und  Seegebiet  Feodosia  und  gegen  Kfz.= 
Ansammlungen  und  Truppenteile  des  Gegners,  hierbei  wurden  ein  6—Sooo= 
Tonner  versenkt  sowie  ein  kleines  und  zwei  mittlere  Schiffe  (dabei  vermutUch 
1  Kriegsschiif)  beschadigt.  imi  ^ffb-^/r 

Wechselnd  bewolktes  Wetter  mit  anhaltendem  Frost. 

I.  Pz.Armee:  Auf  dem  Nordfliigel  wurden  schwachere  Feindangriffe  in  Ge= 
gend  St.  Foschtschowka  abgeschlagen.  Ein  nachtUcher  Vorstoli  iiber  das  Eis 
ostw.  Taganrog  bUeb  ebenfalls  erfolglos.  An  der  gesamten  iibrigen  Front  der 
Armee  halt  das  Storungsfeuer  der  fdl.  Artl.  und  Gr.Wf.  weiterhin  an. 

Zahlreiche  LuftangrifiFe  mit  Bomben  und  Bordwaffen  im  gesamten  Armee= 
gebiet,  vor  allem  auf  dem  Stid=  und  Nordfliigel. 

Klares,  sonniges  Wetter,  bis  minus  16  Grad  Kalte.  Vereiste  Strafien  mit 
stellenweisen  Schneeverwehungen,  die  die  Bewegungen  stark  behindern. 

ly.  Armee:  Ein  fdl.  Angriff  in  Starke  von  2  Btl.en  wurde  bei  der  Armee= 
mitte  in  Gegend  10  km  siidostw.  Bogoroditschno  unter  hohen  Verlusten  fiir 
den  Gegner  abgeschlagen.  An  der  iibrigen  Front  der  Armee  nur  Spahtrupp* 


Ostfront  trotz  recht  erheblicher  Kdmpfe  am  Nordfliigel  der  6.  und  am  Sudflugel 

der  2.  Armee  im  wesentlichen  eine  operativ  wirkende  Gefahr  nicht  zu  bestehen 

scheint  und  audi  an  der  Oka=Liicke,  an  welche  der  Feind  stUrkere  Krafte  nach=> 

fUhrt,  eine  gewisse  Umrandung  sich  zu  zeigen  beginnt,  sind  bei  4.  Armee  und 

9.  Armee  schwere  Krisen  entstanden. 

DerDurchbrudi  nordlidi  Malojaroslawez  reifit  die  Front  auseinander,  ohne  daji  im 

Augenblick  zu  ersehen  ist,  wie  sie  wieder  geschlossen  werden  kann.  Bei  9.  Armee 

ist  von  Stariza  her  die  Front  durchbrochen.  Hier  ist  anscheinend  ein  FUhrungs= 

durcheinander  entstanden,  bei  dem  eine  riickwartige  „K=Bergstellung" ,  die  gar 

nicht  besteht,  eine  verheerende  Rolle  gespielt  zu  haben  scheint.  Die  Front  ist 

zuriickgenommen  und  anscheinend  schon  wieder  durchbrochen. 

Diese  Lagen  fUhren  zur  Forderung  des  Fm.  v.  Kluge  auf  Zuriicknehmen  der  an= 

schliefieriden  Fronten.  Sehr  erregte  Auseinandersetzungen  mit  dem  FUhrer,  der 

aber  auf  seiner  Auffassung  beharrt.  Die  Front  wird  also  stehen  bleiben  ohne 

Riicksicfit  auf  die  Folgen. 

Die  bei  9.  Armee  eingetretenen  Zuriickverlegungen   entgegen  dem  Willen  der 

Obersten  FUhrung  geben  bei  der  Morgenbesprechung  Anlajl  zu  tobenden  Szenen, 

in  denen  dem  OKH  vorgeworfen  wird,  die  Armee  parlamentarisiert  zu  haben 

und  nicht  straff  zu  fUhren.  Diese  mit  vollig  unhaltbaren  AnwUrfen  versehenen 

AusfUhrungen  nehmen  die  Zeit  weg  und  untergraben  die  gedeihliche  Zusammen^ 

arbeit. 

Anschlieflend  Gesprach  mit  den  Heeresgruppenchefs,  um  sie  ins  Bild  zu  setzen 

liber  die  Gedankenbildungen  an  oberster  Stelle. 

Mehrfach  Gesprach  mit  v.  Kluge,  der  nicht  mehr  ein  noch  aus  weifl  und  von 

Vertrauenskrisis  spricht."  f:;..,'   .<  ir:y/r.'.nvi>.  ^     • 

185 


B.  Kriegstagebuch 

tatigkeit  und  Art.=Storungsfeuer.  Vereinzelte  fdl.  Fliegerangriffe,  starke  fdl. 
Jagdabwehr  gegen  eigene  Luftaufklarung. 

Klares  Frostwetter  mit  17  Grad  Kalte. 

6.  Armee:  Auf  rechtem  Armeefliigel  fdl.  Spahtrupptatigkeit.  Westl.  St. 
Bulselowka  griff  ein  fdl.  Panzerzug  in  den  Kampf  ein.  Bei  Chotomlja  griff  der 
Feind  erneut  an,  wurde  im  schweren  Nahkampf  geworfen  und  zog  sich  vor 
dem  eigenen  GegenstojS  nach  Osten  zuriick. 

Die  siidl.  Prochorowka  vorgedrungene  Feindgruppe  wurde  iiber  die  Bahn= 
linie  Bjelgorod— Kursk  nach  Osten  zuriickgedrangt.  Hier  griff  der  Gegner  heute 
Nacht  nach  Art.=Vorbereitung  erneut  an.  Die  nordl.  davon  iiber  die  Seimisa 
angreifende  Feindgruppe  erreichte  mit  vordersten  Teilen  den  Abschnitt  siid= 
siidwestl.  Dmitrijewskoje.  St.  Rshawa  wird  noch  gehalten.  Nordwestl.  des 
Bahnhofes  haben  Teile  des  Feindes  Iselezkoje  erreicht.  Auch  auf  dem  Nord= 
fliigel  der  Armee  bei  Bogdanowka  griff  der  Gegner  an. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Armee:  Der  erwartete  neue  Feindangriff  auf  der  Naht  zur  6.  Armee  hat 
im  Raum  siidwestl.  Tim  zu  Einbriichen  gefiihrt.  Westl.  Tim  wurde  ein  starker 
Feindangriff  durch  Einsatz  mit  Sturmgeschlitzen  zum  Stehen  gebracht.  Ein 
Einbruch  nordwestl.  der  Stadt  konnte  durch  Einsatz  letzter  Reserven  und  Pan= 
zer  nach  Siiden  abgeriegelt  werden.  Mehrere  Feindangriffe  gegen  die  Front 
nordl.  davon  wurden  erfolgreich  abgewiesen.  Ein  russ.  Entlastungsangriff  mit 
Panzer=Unterstutzung  nordostw.  Broskowo  bUeb  erfolglos.  Hier  gewann  der 
eigene  Panzer=Vorstofi  nach  Norden  und  Nordosten  gut  Boden.  Eine  Feind= 
Battr.  wurde  erbeutet  imd  der  Durchbruch  15  km  nordwestl.  Droskowo  einge= 
schlossener  Feindteile  nach  Osten  verhindert.  Es  gelang,  die  Verbindung  zu 
dem  siidl.  Trudki  ebenfalls  nach  Osten  angreifenden  eigenen  Fliigel  herzustel= 
len  und  die  Liicke  hier  zu  schliefien.  Abwehrkampfe  gegen  siidwestl.  Nowosil 
erneut  angreifenden  Feind  waren  noch  im  Gange.  Bedecktes  Wetter  mit 
—  22  Grad  tiefste  Temperatur. 

2.  Pz. Armee:  Im  rechten  Armeegebiet  lebhafte  beiderseitige  Artl.=  und  Spah= 
trupptatigkeit.  Eigene  Art.  bekampfte  wirkungsvoll  fdl.  Bereitstellungen. 

Der  eigene  Angriff  bei  Bolchow  gewann  gut  nach  Osten  Boden.  20  km  nord= 
ostw.  der  Stadt  halt  der  Feind  noch  auf  dem  Westufer  der  Oka.  Er  hatte  hohe 
blutige  Verluste.  Ein  Gegenangriff  wurde  abgeschlagen  und  1  Battr.  erbeutet. 
Siidl.  und  siidostw.  Bjelew  dauern  die  schweren  Abwehrkampfe  gegen  einen 
starken  Feindangriff  noch  an.  In  der  Westflanke  der  Armee  wurden  bisher 
keine  Feindkrafte  festgestellt.  Eine  eigene  Kampfgruppe  kampfte  die  vom  Geg= 
ner  gesperrte  Bahnlinie  20  km  siidwestl.  Suchinitschi  frei. 

Bedecktes  Wetter,  15  Grad  Kalte. 

4.  Armee:  Starke  Feindangriffe  auf  Suchinitschi  wurden  unter  hohen  Ver= 
lusten  fiir  den  Gegner  durch  gut  liegendes  Art.=Feuer  und  unter  Mitwirkung 
der  Luftwaffe  abgewehrt.  Bei  Mosalsk  fiihlte  der  Feind  mit  Reiter=  und  Ski= 

186 


2.  Januar  1942 

Spahtrupps  vor.  Ein  eigener  Panzervorstoli  drang  bis  in  Gegend  15  km  sudl. 
Juchnow.  Bei  Wschiwka  sind  eigene  Krafte  im  Vorgehen  nach  Siidwesten.  Fdl. 
Angriffe  gegen  die  Front  bei  Kaluga  wurden  abgewehrt  und  ein  Einbruch  im 
Gegenstofi  bereinigt. 

Nordl.  Kaluga  und  beiderseits  der  Rollbahn  fiihlte  der  Gegner  gegen  die 
Front  vor.  Seine  Ang-riffe  wurden  im  allgemeinen  abgewiesen,  jedoch  drang  er 
von  Nor  den  in  Malojaroslawez  ein.  Die  eigenen  Krafte  reichen  nicht  aus,  um 
die  Stadt  wiederzunehmen. 

Ein  Feindangriff  auf  Jermolino  wurde  abgeschlagen,  nordwestl.  davon  drang 
der  Feind  durch  und  drang  von  Siiden  in  Borowsk  ein.  Die  Stadt  wird  gehalten. 
Nordl.  Jermolino  sind  die  Kampfe  mit  eingebrochenem  Feind  noch  im  Gange. 

Zeitweise  sonniges  Wetter,  25—30  Grad  Kalte. 

4.  Pz.Armee:  Vor  rechtem  Armeefliigel  und  vor  der  Mitte  lebhaftes  Art.= 
Storungsfeuer  und  Spahtrupptatigkeit.  Schwachere  ortliche  Angriffe  und  Er= 
kundungsvorstofie  wurden  abgeschlagen.  Der  starke  Feinddruck  gegen  die 
Front  bei  Wolokolamsk  halt  weiterhin  an.  Erneute  Feindangriffe  dort  wurden 
abgewehrt. 

Bei  der  3.  Pz.Armee  wurden  Feindangriffe  in  Btl.=Starke  abgewiesen.  Hier 
sind  vor  Front  neue  Feindverbande  festgestellt. 

Leicht  bewolktes  Wetter.  Starker  Frost  minus  30  Grad. 

9.  Armee:  Mehrfache  Feindvorstofie  am  rechten  Armeefliigel  wurden  erfolg= 
reich  abgewehrt.  Bei  Gorodischtsche  wurde  die  eigene  Front  ortlich  zuriick= 
genommen. 

Bei  Stariza  stehen  die  eigenen  Krafte  in  harten  Abwehrkampfen  gegen  den 
stark  nachdrangenden  Feind  im  Waldgelande  siidostw.  der  Stadt. 

Mologino  wurde  im  schwerem  Kampf  gegen  starke  Angriffe  gehalten.  Von 
Rshew  herangefiihrte  Krafte  sichern  siidl.  der  Stadt.  Die  hier  gerissene  Liicke 
kann  vorlaufig  nur  durch  Spahtrupps  iiberwacht  werden.  Die  Verteidigung  ist 
westl.  Mologino,  in  Gegend  Jekimowo  und  siidostw.  und  ostw.  Borisowo  auf= 
gebaut.  Fdl.  Angriffe  gegen  den  linken  Armeefliigel  wurden  abgewiesen. 

Bedecktes  Wetter,  28  Grad  Kalte.  (J   i- 

H.Gr.  Nordl 

16.  Armee:  Siidl.  des  Ilmen=Sees  rege  beiderseitige  Spahtrupptatigkeit.  Fdl. 
Angriffe  bei  Schewelowo  wurden  abgeschlagen.  2  Einbruchsstellen  nordl.  Lesna 
am  Nordfliigel  der  Armee  sind  trotz  starker  Feindangriffe  mit  Panzer=Unter= 
stiitzung  unter  Einsatz  aller  ortlichen  Reserven  abgeriegelt. 

18.  Armee:  Siidl.  der  Tschogoda=Miindung  iiber  die  Bahnlinie  nach  Westen 
vorgestofiene  Feindteile  konnten  zuriickgeworfen  und  die  Einbruchsstellen  ab= 
geriegelt  werden.  Die  nordl.  der  Tschogoda=Miindung  durchbrochene  HKL  am 
Wolchow  wurde  wiedergewonnen.  Abgeschnittene  Feindgruppen  befinden  sich 
noch  westl.  des  Flusses.  Die  Schliefiung  der  Einbruchsstelle  nordl.  B.  Ostrow  ist 
noch  nicht  gelungen.  An  der  iibrigen  Armeefront  wurden  mehrere  ortliche  An= 

187 


B.  Kriegstagebuch 

griffe  in  Gegend  St.  Maluksa  und  Stofitrupp=Unternehmungen  an  der  Lenin= 
grader  Front  abgewiesen. 

Rege  fdl.  Fliegertatigkeit  an  der  Leningrader  Front  und  iiber  dem  Ladoga= 
See.  Verkehr  mit  Transportmasdiinen  zwischen  Leningrad  und  Kronstadt. 
Bombenangriffe  bei  Peterhof.        mlhM 

Im  Bereich  der  H.Gr.  klares  Wetter,  bei  16.  Armee  bis  minus  35  Grad,  bei 
18.  Armee  durchschnittlich  27  Grad  Kalte. 


Finnisdie  Front  (2. 1.) 

Im  finnischen  Meerbusen  wurde  die  Insel  Semeri  (50  km  siidostw.  Kotka)  von 
finnischen  Truppen  besetzt. 

Karelische  Armee:  In  der  nordostw.  Onega=Budi:t  besetzte  der  Feind  eine  Insel 
westl.  Tsdielmuska  und  wurde  unter  Verlust  zahlreicher  Gefallener  wieder  ver= 
trieben. 

An  den  iibrigen  Fronten  keine  besonderen  Ereignisse. 

Beiderseitiges  Art.=Storungsfeuer,  ortliche  Angriffe  wurden  abgewiesen. 

AOK  Norwegen:  Bei  Uhtua  und  vor  dem  Geb.Korps  wurden  fdl.  Angriffe  abge= 
schlagen.  Lebhafte  Fliegertatigkeit  bei  Geb.Korps  mit  Bombenwurf  auf  Kirkenes. 

Bedecktes  Wetter,  Schneefalle,  minus  15  Grad. 


Afrika  (1. 1.) 

1.  Gegner  hat  sich  nicht  weiter  abgesetzt.  Nach  Horchaufklarung  ist  mit  Zufiih= 
rung  neuer  Krafte  zu  rechnen.  —  Ital.  mot.  Korps  und  deutsdie  mot.  Kampfgruppe 
gewannen  Raum  23  km  nordostwarts  Agedabia  gegen  auf  Hohen  35  km  nordost= 
warts  Agedabia  sichemde  Feindgruppe.  —  Vor  Agedabia=Front  und  in  deren  Siid= 
flanke  beiderseitige  Aufklarungstatigkeit. 

2.  Die  geringen  Gefeditsstarken  und  die  unzureidiende  Bewaffnung  der  ital. 
Divisionen  sowie  die  sidi  aus  der  Lage  der  Feldflugplatze  ergebende  besdirankte 
Einsatzmoglichkeit  der  Luftwaffe  zwingen  dazu,  die  Front  Zug  um  Zug  in  die 
Marada=el=Agheila=Stellung  zuriidczunehmen.  Diese  Bewegung  ist  dadurch  be= 
sonders  schwierig,  dafi  sie  wegen  des  sonst  sdiwer  gangbaren  Gelandes  auf  einer 
Strafie  erfolgen  mu6.  Sie  soil  daher  moglichst  nicht  unter  Feinddrudc  durchgefiihrt 
werden.  Deshalb  wird  sie  in  Nadit  1./2. 1. 42  mit  der  Zurxid<nahme  einer  der 
an  der  Agedabia=Front  eingesetzten  Divisionen  in  den  Raum  siidlich  el  Agheila 
eingeleitet. 

3.  Der  Einbruch  in  die  Siidfront  der  Festung  Bardia  konnte  durch  Gegenangriff 
abgeriegelt  werden.  Die  Abwehrfront  hielt  auch  dem  am  1. 1.  42  bei  Tagesanbrudi 
unter  starker  Artillerie=  imd  Panzerunterstiitzung  fortgesetzten  feindlidien  Angriff 
stand.  Hierbei  wurden  3  Panzer=  und  3  Pz.Spahwagen  abgeschossen  sowie  iiber  50 
~  zum  Teil  polnische  —  Gefangene  eingebracht.  Im  Verlauf  der  rollenden  starken 
Luftangriffe  wurde  deutsches  Lazarett  getroffen, 

Eigene  Luftunterstiitzung  konnte  aus  Wettergriinden  audi  am  1. 1.  42  nidit  er= 
folgen.  Am  2. 1.  42  ist  mit  nodi  starkerem  Angriff  zu  rechnen,  da  der  Feind  neue 
Krafte  durch  die  Einbruchsstelle  nachgezogen  hat. 


188 


3-  Januar  1942 

S.Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid: 

11.  Armee:  An  der  Front  vor  Sewastopol  keine  Veranderungen.  Sudwestl. 
Feodosia  wurde  Otusy  von  eigenen  Kraften  besetzt.  Aufier  beiderseitiger 
Spahtrupptatigkeit  keine  besonderen  Ereignisse. 

1.  Pz. Armee:  Am  Siidfliigel  blieb  ein  feindl.  Angriff  in  Btl.=Starke  bei  Sam= 
bok  ohne  Erfolg.  Starkes  feindl.  Feuer  schw.  Inf.=WafiFen  und  Artl.  lag  auf 
dem  Nordteil  der  Armeefront.  In  dem  anderen  Abschnitt  Storungsfeuer. 

17.  Armee:  Im  Siidabschnitt  wurden  feindl.  Spahtruppunternehmen  abge= 
wiesen.  Stellenweise  Stolitrupp=  und  Spahtrupptatigkeit  sowie  ortl.  Artl.= 
Storungsfeuer  an  der  iibrigen  Armeefront. 

6.  Armee:  Am  Siidfliigel  wurden  einzelne  Feindangriffe  abgewehrt.  Beider= 
seits  Woltschansk  rege  eigene  und  feindl.  Spahtrupptatigkeit.  3  km  siidostw. 
und  6  km  siidl.  St.  Belenichino  nahmen  eigene  Krafte  mehrere  Ortschaften. 
Feindl.  Gegenangriffe  wurden  abgewehrt,  die  Kampfe  sind  noch  im  Gange. 
Bei  und  siidl.  Dmitrijewskoje  und  bei  Prochorowka  blieben  Feindangriffe  er= 
folglos.  Gegen  Feind,  der  von  Nordosten  in  Richtung  Obojan  vorging,  ist  ein 
eigener  Gegenangriff  im  Gange.  Am  Nordfliigel  der  Armee  wurden  weitere 
Feindangriffe  iiberall  abgewehrt. 

Im  gesamten  Bereich  der  H.Gr.  nahm  der  Frost  zu.  Bei  1.  Pz.Armee  herrschte 
Schneesturm.  Der  gesamte  Verkehr  wird  durch  Sdineeverwehungen  erschwert. 

H.Gr.Mitte^: 

2.  Armee:  Siidwestl.,  westl.  und  nordwestl.  Tim  setzte  der  Russe  seine 
heftigen  Angriffe  mit  zusammengefafiten  Kraften  fort.  Die  Angriffe  wurden 
von  Panzem  unterstiitzt,  audi  Kav.  war  eingesetzt.  Trotzdem  gelang  es,  alle 
diese  Angriffe  aufzuhalten.  Der  Gegenstoli  eigener  Panzer  ist  eingeleitet.  Die 

1     Notizen  Haiders: 

„Die  Lage  bei  H.Gr.  Mitte  hat  sich  durch  den  tiefen  Einbruch  zwischen  Malo- 
jaroslawez  und  Borowsk  sehr  erschwert.  Dariiber  grojie  Aufregung  bei  Kiibler 
(OB  der  4.  Armee)  und  v.  Kluge,  der  Zuriicknehmen  der  nordlich  anschlief^enden 
Fronten  fordert. 

Wieder  eine  dramatisdie  Szene  beim  Fiihrer,  in  der  er  den  Mut  der  Generate 
bezweifelt,  harte  Entscheidungen  zu  trejfen.  Tatsdchlich  handelt  es  sich  darum, 
dajl  die  Truppe  bei  Kaltegraden  Uber  30  Grad  einfach  nicht  mehr  halt. 
Der  Fiihrer  entscheidet:  Erst  ist  die  LUcke  aus  den  Nachbarbereichen  heraus  zu 
scklie^en,  dann  kann  von  Zuriicknehmen  die  Rede  sein.  Entscheidung  will  er 
aber  in  jedem  Falle  selbst  trejfen.  An  den  iibrigen  Fronten  leidlich  Ruhe.  Bei 
6.  Armee  ist  man  anscheinend  mit  den  ortlichen  Einbriichen  fertig  geworden. 
2.  und  2.  PzArmee  scheinen  zu  stehen.  Um  den  Sack  des  Oka=Dur(kbruchs  sam= 
meln  sich  einige  Truppen,  aber  der  Feind  ist  hier  allmahlich  audi  aufgesMossen 
und  wird  in  den  nachsten  Tagen  sich  noch  unbequem  fUhlbar  machen.  Bei  9.  Ar= 
mee  ist  die  Lage  teilweise  nodi  recht  unklar.  Ortlidie  EinbrUdie  in  die  zuriidc* 
gesetzte  Linie." 

189 


B.  Kriegstagebuch 

Kampfe  dauern  noch  an.  Siidl.  Slamowka  und  westl.  Livvny  blieben  feindl. 
Angriffe  in  Btl.=Starke,  die  von  Artl.  unterstiitzt  waren,  erfolglos.  Eigene 
Krafte  stieiien  im  Gegenangriff  bis  6  km  siidostw.  Trudki  vor.  Siidwestl. 
Nowosil  setzte  der  Feind  seine  Angriffe  fort. 

2.  Pz.Armee:  Am  Siidfliigel,  besonders  bei  Gorodischtsche,  lebhafte  beider= 
seitige  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit.  Gegen  die  Oka=Front  nordostw.  Fat= 
newa  fiihrte  der  Feind  mehrere  Angriffe,  die  durch  zahlreiche  schwere  Waffen, 
Artl.  und  Panzer  unterstiitzt  waren.  Die  Angriffe  brachen  unter  hohen  Feind= 
verlusten  im  eigenen  Abwehrfeuer  zusammen.  Feindl.  Vorstolie  siidostw.  und 
nordostw.  N.  Dolzy  wurden  abgewiesen.  An  der  Nordfront  der  Armee  wurde 
ein  feindl.  Angriff  siidl.  Bjelew  abgewiesen. 

4.  Armee:  Angriffe  von  Westen  auf  Suchinitschi  wurden  von  den  dort  hal= 
tenden  eigenen  Kraften  abgeschlagen^.  Nordl.  der  Stadt  halt  der  Russe  den 
Bahnhof  besetzt.  Der  eigene  Angriff  aus  Juchnow  in  siidl.  Richtung  gewann 
bis  zur  Linie  Sulichowo— Ostapowa  Boden.  Nordl.  Subowo  wurden  Feind= 
vorstolie  abgewiesen.  Nordwestl.  Kaluga  wurden  russ.  Angriffe  an  der  Siid= 
west=  und  Ostfront  zerschlagen.  Siidl.  Djedschino  brachen  russ.  Angriffe  vor 
der  eigenen  Front  zusammen.  Ostw.  Rjabzewa  wurden  Feindansammlungen 
vor  der  Front  festgestellt  und  bekampft,  nordl.  davon  mehrere  Angriffe  ab= 
geschlagen.  Beiderseits  der  Rollbahn  bei  Malojaroslawez  wurden  in  schweren 
Kampfen  heftige  Angriffe  starker  russ.  Krafte  zuriickgeschlagen.  Ein  Einbruch 
nordl.  der  Strafie  wird  bereinigt. 

4.  Pz.Armee:  In  Borowsk  sind  Kampfe  mit  dem  vom  Siiden  und  Siidwesten 
eingedrungenen  Gegner  im  Gange.  Siidl.  Naro  Fominsk  blieben  feindl.  Vor= 
stolBe  bei  schweren  Verlusten  fiir  den  Gegner  erfolglos.  Feindl.  Bereitstellun= 
gen  wurden  durch  eigene  Artl.  zerschlagen.  Im  Raume  um  Rusa  verstarkte 
sich  die  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit.  Beiderseits  Ostaschewo  wurden  feindl. 
Angriffe  in  Btl.=Starke  abgewehrt.  Erkannte  Feindansammlungen  bekampfte 
die  eigene  Artl.  wirksam.  Nordl.  und  siidl.  Wolokolamsk  hielten  die  durch 
Panzer  unterstiitzten  Angriffe  starker  Feindkrafte  an.  AUe  Angriffe  wurden 
abgeschlagen. 

3.  Pz.Armee:  Westl.  Oschoikino  konnte  ein  feindl.  Vorstoli  mit  einzelnen 
Panzern  an  unserer  Front  abgeschlagen  werden. 

9.  Armee:  Der  Feinddruck  vor  dem  rechten  Fliigel  verstarkte  sich.  Gstw. 
und  westl.  Gorodischtsche  konnten  starkere  Feindkrafte  mit  Panzern  zuriick= 
geschlagen,  ein  ortlicher  Einbruch  abgeriegelt  werden.  4  Feindpanzer  wurden 
vernichtet.  Bei  Bjagulino  konnten  Feindteile  auf  das  Westufer  der  Wolga  vor= 
stofien,  wahrend  westl.  Kalodino  2  angreifende  russ.  Kp.en  zuriickgeschlagen 
wurden.  Beiderseits  der  Strafie  Stariza— Rshew  und  8  km  siidwestl.  Nowoje 
stehen  eigene  Krafte  in  hartem  Abwehrkampf.   Die   starken   Feindangriffe 

2     In  Suchinitschi  waren  seit  5.  Januar  1942  rd.  4000  Mann,  Teile  der  216.  Inf.Div. 
unter  Ceneralmajor  Frhr.  von  und  zu  Gilsa,  eingeschlossen  (Gruppe  Gilsa). 

%90 


3.  Januar  1942 

konnten  bisher  im  wesentlichen  abgewiesen  werden.  In  Mologino  haltende 
eigene  Sicherungen  mufiten  den  Ort  vor  iiberlegenem  Feindangriff  raumen. 
AUe  iibrigen  Angriffe  gegen  die  Front  westl.  der  Stadt  blieben  jedoch  erfolglos. 
3  russ.  Btl.e,  die  am  B.Koscha=Abschnitt  angriffen,  wurden  unter  hohen  Ver= 
lusten  zuriickgeschlagen. 

Wetter  im  Siiden  des  H.Gr.=Bereichs  triibe  bei  28  Grad  Kalte,  im  Nordteil 
klar.  Tiefste  Temperaturen  bei  9.  Armee  bis  40  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Nordl.  des  Ilmensees  brach  der  Feind  westl.  B.  Ljuban  mit 
schwacheren  Teilen  durch  die  eigene  Abriegelung  nach  Westen.  Der  Gegen= 
angriff  ist  im  Gange.  Weitere  Feindvorstofie  sowie  3  nachtl.  Angriffe  gegen 
die  Front  ostw.  Lesna  wurden  abgewehrt. 

i5.  Armee:  Am  rechten  Flxigel  gelang  dem  Feind  siidl.  der  Tigoda=Miindung 
ein  kleiner  Einbruch  iiber  den  Bahndamm.  Der  Gegenangriff  ist  eingeleitet. 
Ostw.  St.  Maluksa  sickerten  schwacherer  Feindkrafte  nach  Siiden  durch  die 
eigenen  Linien.  Z.  Z.  wird  die  entstandene  Liicke  geschlossen.  Nordwestl. 
Ledwa  griff  der  Feind  heftig  an.  AuiSer  hohen  blutigen  Verlusten  erzielte  er 
keine  Erfolge.  An  der  Front  vor  Leningrad  greift  der  Gegner  seit  den  friihen 
Morgenstunden  beiderseits  der  Bahn  Kolpino— Tosno  an. 

Die  Temperaturen  im  H.Gr.=Bereich  schwanken  zwischen  20  und  42  Grad 
Kalte. 


Finnisdie  Front  (3. 1.) 

Im  Finn.  Meerbusen  wurden  2  weitere  Insein  als  feindfrei  festgestellt. 

Karelische  Armee:  Vor  iiberlegenen  Feindangriffen  mufite  der  Bahnhof  Wonsho= 
sero  aufgegeben  werden.  Stellenweise  fallt  Schnee  bei  10  bis  15  Grad  Kalte. 

AOK  Norzvegen:  XXXVI.  GebAK.  und  Geb.Korps  Norwegen  wehrten  Angriffe 
in  Btl.=Starke  ab.  Bei  bedecktem  Himmel  fallt  Schnee.  Stellenweise  herrscht  Schnee= 
Sturm.  Die  Versorgungswege  des  Geb.Korps  sind  verweht.  10  Grad  Kalte. 

Afrika  (2. 1.) 

1.  Feind  nahm  mit  Aufklarungskraften  und  kleineren  gemischten  Kampfgruppen 
verstarkte  Fiihlung.  Seine  Kraftegruppierung  im  gro6en  blieb  unverandert.  — 

Ital.  mot.Korps  und  deutsdie  mot.Kampfgruppe  wiesen  durch  Pz.Spahwagen  und 
Artillerie  unterstUtzte  Infanterieangriffe  gegen  Hohen  25  km  nordostwarts  Age= 
dabia  ab.  —  D.A.K.  zersprengte  gegen  seine  Front  und  Flanke  vorgehende  starkere 
feindliche  Panzerspahtrupps  mit  Artillerie.  Vor  Agedabia=Front  beiderseitige  Auf= 
klarungstatigkeit. 

2.  Emeuter  iiberlegener,  mit  starker  Artillerie=  und  Panzerunterstiitzung  gef{ihr= 
ter  feindlicher  Angriff  gegen  Festung  Bardia  durchbrach  in  Nacht  1./2. 1.  42  Mitte 
der  siidlichen  Abwehrfront.  Dabei  fielen  letzte  geringe  Munitions=  und  Verpfle= 
gungsbestande  in  Feindeshand.  Da  weiterer  Widerstand  unnotige  Aufopferung 
deutscher  und  italienischer  Soldaten  bedeutet  hatte,  entsandte  Kommandeur  des 
Abschnittes  Bardia,  Generalmajor  Schmitt,  wie  gemeldet,  Parlamentar  zwecks  Uber= 
gabe.  Nach  H.=Meldungen  setzte  Feind  bedingungslose  Kapitulation  durch.  Durch 

191 


B.  Kriegstagebuch 

den  heldenhaften  Widerstand  der  ganz  auf  sich  allein  gestellten  Besatzung  von 
Bardia  sind  bis  jetzt  starke  feindliche  Erd=  und  Luftstreitkrafte  gebunden  worden. 

Mit  Abschnitt  Halfaya  seit  2. 1.  friih  keine  Funkverbindung.  Nach  H.=Meldung 
ist  dort  der  Kampf  im  Gange.  Dortige  Verpflegungsbestande  reicben  bis  10. 1.  42. 
Zufiihrung  von  Nacbscbub  auf  See=  und  Luftweg  nach  Einnahme  der  Festung  Bardia 
besonders  schwierig.  Daher  ist  mit  langerem  Durchhalten  dieses  Abschnittes  nicht 
zu  rechnen. 

3.  Absicht  fiir  3. 1.  42: 

Zuriicknahme  einer  weiteren  ital.  Inf.Div.  aus  der  Agedabia=  in  die  Marada=el= 
Agheila=Stellung. 

4.Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid: 

II.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  schiebt  sich  der  Feind  ortlich  an  unsere 
HKL  vor  und  hat  in  einigen  Abschnitten  seine  Aufklarungstatigkeit  verstarkt. 
Fdl.  Bewegungen  und  Batterien  wurden  durch  eigene  Artl.  bekampft.  An  der 
Abwehrfront  bei  Feodosia  keine  Veranderung  der  Lage.  Die  Luftwaffe  be= 
kampfte  im  Raum  Feodosia  Erdziele  und  warf  im  Hafengebiet  einen  4—6000 
Tonner  in  Brand. 

1.  Pz. Armee:  An  der  gesamten  Front  Artl.=Storungsfeuer  und  Spahtrupp= 
tatigkeit.  Keine  grofieren  Kampfhandlungen. 

17.  Armee:  Fdl.  Spahtrupptatigkeit  vor  der  Front  der  Armee  und  ortl.  Artl.= 
Storungsfeuer.  Sonst  keine  besonderen  Ereignisse. 

6.  Armee:  Am  Sudfliigel  und  vor  der  Mitte  der  Armee  keine  besonderen 
Kampfhandlungen.  Bei  Prochorowka  wurden  neue  Angriffsvorbereitungen  des 
Gegners  erkannt.  Die  bei  St.  Rshawa  eingeschlossenen  eigenen  Krafte  haben 
sidi  wegen  Verpflegungsmangels  in  der  letzten  Nacht  auf  Dmitrijewskoje 
zuriickgezogen.  Obojan  griff  der  Feind  von  Suden,  Osten  und  Nordosten  wie= 
derum  mehrfach  erfolglos  an.  Die  Verbindung  zwischen  J...ewkowo^  und 
Obojan  ist  unterbrochen.  Auf  dem  Nordfliigel  keine  Veranderung  der  Lage. 

Wetter:  Auf  der  Krim  klar,  sehr  starker  Frost.  Bei  heftigem  Nordwind  im 
Bereich  der  1.  Pz.Armee  fielen  die  Temperaturen  bis  zu  —  40  Grad.  Der  eisige 
Sturm  mit  Schneetreiben  fiihrte  zu  zahlreichen  Erfrierungen  und  machte  die 
Wege  durch  Verwehungen  unbefahrbar.  Auch  bei  17.  und  6.  Armee  herrschten 
28  bis  42  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Armee:  Auf  dem  Siidfliigel  der  Armee  halten  trotz  der  starken  Kalte  die 
iiberlegenen  fdl.  Angriffe  ununterbrochen  an.  Im  vorbildlichen  Einsatz  wird 
die  eigene  Stellung  gehalten  und  auch  starke  von  Panzern  unterstiitzte  An= 
griffe  entlang  und  nordl.  der  Strafie  von  Tim  unter  hohen  blutigen  Verlusten 

1     Ortsname  auf  Fotokopie  nicht  vollstandig  zu  entziffern. 
192 


4-  Januar  1942 

fiir  den  Feind  abgeschlagen.  Der  Gegner  verstarkt  sich  laufend.  Seit  1. 1.  hat 
eine  Division  allein  10  Feindpanzer  abgeschossen  und  4  beschadigt.  In  der 
Armeemitte  ist  die  Lage  im  allgemeinen  ruhig.  Beiderseitige  Spahtrupptatigkeit. 

10  km  siidwestl.  Nowosil  wird  weiterhin  erbittert  um  eine  Ortschaft  ge= 
kampft,  wohin  der  Gegner  weitere  Verstarkungen  heranfiihrt. 

2.  Pz.Armee:  Im  rechten  Armeeabschnitt  nimmt  die  fdl.  ArtI.=Tatigkeit  zu, 
mehrere  starke  Spahtrupps  wurden  abgewiesen  und  eigene  Gefechtsvorposten 
im  Abschnitt  Troizkoje  vor  starkem  Feinddruck  zuriickgenommen. 

Starke  Angriffe  gegen  die  Oka=Stellung  wurden  erfolgreich  abgeschlagen, 
und  der  eigene  Br.=Kopf  20  km  nordostw.  Bolchow  konnte  nach  Siiden  er= 
weitert  werden. 

Vor  dem  Nordfliigel  verstarkt  sich  der  Gegner  weiter  im  Raum  um  Bjelew. 

4.  Armee:  Um  Suchinitschi  und  Meschtschowsk  keine  besonderen  Kampf= 
handlungen.  Es  gelang,  die  Verbindung  mit  diesen  beiden  Kampfgruppen  und 
zwischen  der  Kampfgruppe  Mosalsk  und  den  eigenen  Kraften  bei  Bulischowo 
herzustellen, 

Nordl.  Kaluga  wurden  starke  Feindangriffe  nach  wechselvollen  Kampfen, 
siidl.  und  nordl.  Djedschino  schwachere  Feindvorstofie  bzw.  von  Panzern 
unterstiitzte  Angriffe  abgewehrt.  Beiderseits  der  Rollbahn  halt  der  iiber= 
legene  Feinddruck  an  und  zwang  zur  Zuriicknahme  der  eigenen  Linie  bis  in 
Gegend  8  km  westl.  Malojaroslawez.  Die  Nordflanke  der  Armee  wird  stiitz= 
punktartig  gegen  angreifende  Schneeschuh=  und  Schlittenverbande  gehalten. 

4.  Pz.Armee:  Es  gelang  dem  Gegner,  in  den  Siidteil  von  Borowsk  einzu= 
dringen.  Hierhin  fiihrt  er  weitere  Verstarkungen  heran.  Eine  schwache  Feind= 
gruppe  stofit  westl.  der  Stadt  in  nordl.  Richtung  vor.  Eigene  Krafte  halten 
die  Linie  Nordrand  Borowsk  —  9  km  nordostw.  davon.  Feindangriffe  im  Ab= 
schnitt  Naro  Fominsk  wurden  abgewiesen  und  nordl.  Rusa  liber  den  Flufi 
nach  starker  Artl.=Vorbereitung  vorgedrungener  Gegner  im  Gegenstofi  zuriick= 
geworfen.  Die  Stellung  bei  Wolokolamsk  wurde  gegen  starke,  mit  Artl.  und 
Panzern  unterstiitzte  Angriffe  gehalten. 

Bei  3.  Pz.Armee  lebhafte  Art.=  und  Spahtrupptatigkeit. 

9.  Armee:  Im  rechten  Armeeabschnitt  griff  der  Russe  mit  iiberlegenen  Kraf= 
ten,  von  Artl.  und  Panzern  unterstiitzt,  erneut  an.  In  hartesten  Kampfen  bei 
40  Grad  Kalte  konnte  er  zum  Stehen  gebracht  werden.  Eingedrungener  Feind 
wurde  im  Gegenstofi  zuriickgeworfen  und  der  Gegner  trotz  starker  Erschop= 
fung  der  Truppe  in  erbitterten  Kampfen  abgeschlagen.  Ansammlungen  lassen 
jedoch  weitere  Angriffe  des  Feindes  erwarten. 

In  der  Armeemitte  ging  nach  heftigen  Angriffen  und  harten  Kampfen  Molo= 
gino  verloren.  Die  Truppe  hatte  sich  verschossen.  Der  Feinddruck  gegen  die 
StraEe  Rshew— Jelzy  halt  weiterhin  an. 

Auf  linkem  Armeefliigel  im  allgemeinen  keine  grofieren  Kampfhandlungen. 
Ein  Angriff  in  Rgt.=Starke  wurde  abgewiesen. 

Wetter:  ImBereich  der Heeresgruppe  zum  grofitenTeil  klar,bis  zu  40°  Kalte. 

195 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Siidl.  des  Ilmen=Sees  keine  besonderen  Ereignisse.  Nordl.  des 
Ilmen=Sees  wurden  mehrere  fdl.  Vorstofie  in  Gegend  nordl.  Lesna  abgewiesen. 

18.  Armee:  Im  allgemeinen  ruhiger  Tagesverlauf.  Einzelne  Feindvorstofie 
wurden  abgewiesen  und  fast  100  Gefangene  eingebracht.  Artl.  beschofi  kriegs= 
wichtige  Ziele  in  Kolpino. 

Wetter:  Geschlossene  Wolkendecke,  mafiige  Sicht.  Bei  16.  Armee  durch= 
schnittlich  20  Grad  und  bei  18.  Armee  17  Grad  Kalte. 


Finnisdie  Front  (4. 1.) 

Im  Finnisdien  Meerbusen  besetzte  der  Feind  gegen  schwadie  finn.  Sidierung 
Suursaari. 

Karelisdie  Armee:  Am  linken  Fliigel  der  Swir— Onega=Front  wurde  ein  Feind» 
angriff  abgewiesen.  Der  finn.  Angriff  bei  Wonshosero  gewinnt  Boden. 

AOK  Norivegen:  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Teilweise  Schneesturm. 


Afrika  (3. 1.) 

1.  An  Agedabia=Front  starkere  beiderseitige  Aufklarungstatigkeit.  —  Feind 
fiihrte  22.  Garde=Brigade  im  Raum  siidlidi  und  westlich  Saunnu  vor.  Poln.  Brigade 
und  Teile  7.  Schtz.Brigade  stehen  im  Raum  siidwestlidi  Antelat  und  nordlich  Age= 
dabia.  4. 1.  wird  Versudi  starkerer  Aufklarungskrafte,  aus  Raum  Haseiat— Giof  el 
Matar  gegen  Via  Balbia  siidlich  Agedabia  vorzustofien,  erwartet. 

2.  Mit  Halfaya=Front  Funkverbindung  wieder  hergestellt.  Auf  ihren  Stiitzpunkten 
lag  am  2. 1.  sehr  starkes  feindliches  Artilleriefeuer.  Drei  eigene  Flugzeuge  griffen 
Obersollum  an.  Ein  feindliches  Flugzeug  wurde  durdi  Flak  abgesdiossen. 

3.  Absicht  fur  4.1.42: 

Zuriidcnahme  der  beiden  letzten  ital.  Inf.Div.en  aus  der  Agedabia=Front  in  die 
Marada=el=Agheila=5tellung  unter  Sidierung  durch  das  inzwischen  in  Agedabia= 
stellung  eingeriickte  ital.  mot.Korps  und  Masse  90.  lei.Div. 

4.  Versorgungslage: 

a)  Betriebsstoff:  Bei  der  Truppe  2  V.S.,  in  Tripolis  bzw.  im  Vorrollen  weitere 
6  V.S. 

b)  Munition:  Bei  der  Truppe  ein  Drittel  Ausstattung,  schwere  Artillerie  eine 
Ausstattung.  In  Tripolis  bzw.  im  Vorrollen  voraussichtlich  bis  Ende  Januar  aus= 
reichende  Munitionsmengen,  ausgenommen  die  gesondert  gemeldete  Mangelmuni= 
tion,  deren  baldiger  Nachschub  dringend  erforderlich  ist. 

c)  Verpflegung  bis  25. 1.  42  vorhanden. 


5.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Bei  Eupatoria  untemahm  der  Feind  einen  Landungsversuch.  Die 
Abwehrkampfe  sind  im  Gange.  Die  dort  befindliche  Eingreifgruppe  von  Bod= 
din  ist  eingesetzt.  An  der  Front  vor  Sewastopol  ereignete  sich  nichts  Beson= 

194 


5.  Januar  1942 

deres.  Nordwestl.  Feodosia  wurde  ein  Feindangriff  bei  Set  Asan  durch  einen 
eigenen  Gegenstoli  zuriickgeschlagen.  Weitere  Feindvorstofie  blieben  ebenfalls 
erfolglos.  Siidl.  Set  Asan  wurden  2  Feindpanzer  abgeschossen. 

1.  Pz.Armee:  An  einzelnen  Stellen  der  Front  beiderseitiges  Artl.=Storungs= 
feuer  und  Stofitrupptatigkeit.  Am  Nordfliigel  verstarkte  der  Feind  seine  Auf= 
klarungstatigkeit  nordwestl.  St.  Krindatschewka. 

ly.  Armee:  Bei  St.  Debalzewo  und  nordwestl.  wurden  mehrere  Feindvor= 
stofie  zuriickgeschlagen.  An  der  Front  nordl.  St.  Loskutewka  bekampfte  eigene 
Artl.  erkannte  Feindbewegungen. 

6.  Armee:  Im  Raume  Prochorowka— Dmitri jewskoje  finden  erbitterte Kampf e 
um  einzelne  Ortschaften,  die  als  Stiitzpunkte  dienen,  statt. 

Russ.  Angriffe  gegen  Obojan  blieben  samtlich  erfolglos;  jedoch  gelang 
es  dem  Gegner,  die  Strafie  Bjelgorod— Kursk  sudl.  und  nordl.  Obojan  zu 
sperren. 

Im  gesamten  Bereich  der  H.Gr.  herrscht  starker  Frost.  Neue  Schneever= 
wehungen  erschweren  die  Versorgungsbewegungen. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Armee:  Der  Feind  griff  in  den  Morgenstunden  des  4. 1.,  unterstiitzt  durch 
zahlreiche,  meist  schwere  Panzer  beiderseits  der  Strafie  Tim— Kursk  an  und 

konnte  die  Gegend  3  km  westl.  N.  O ^  erreichen.  Dort  konnte  der  Feind= 

angriff  zum  Stehen  gebracht  werden. 

Siidwestl.  Jewlanowa  greift  der  Feind  seit  den  friihen  Morgenstunden  des 
5. 1.  an.  Westl.  Nowosil  schofi  feindl.  Art.  Storungsfeuer  auf  die  eigenen 
Stellungen. 

Weiter  nordl.  wurden  mehrere  fdl.  Erkundungsvorstofie  abgewiesen  und  ein 
eigenes  Stofitruppunternehmen  erfolgreich  durchgefiihrt. 

2.  Pz.Armee:  Bei  Poshegino  sowie  beiderseits  und  ostw.  Mzensk  wurden 
russ.  Angriffe  bis  zu  Btl.=Starke  abgewiesen.  Nordwestl.  Gorodischtsche  er= 
zielte  ein  eigener  Angriff  ortliche  Erfolge  gegen  zahen  Feindwiderstand.  An 
der  Front  sUdostw.  Bjelew  brach  ein  russ.  Angriff  zusammen. 

4.  Armee:  Der  Feinddruck  gegen  Suchinitschi  verstarkte  sich.  In  schweren 
Kampfen  schlugen  jedoch  die  dort  eingesetzten  eigenen  Krafte  bisher  alle  An= 
griffe  ab.  Die  Strafie  nach  Meschtschowsk  ist  9  km  siidlich  Meschtschowsk 
vom  Feind  unterbrochen  worden.  Ein  starker  russ.  Angriff  aus  siidostw.  Rich= 
tung  auf  diese  Stadt  konnte  bisher  abgewiesen  werden.  Auch  Subowo  wurde 
gegen  fdl.  Vorstofie  erfolgreich  verteidigt.  Nordwestl.  Kaluga  mufiten  siid= 
ostw.  Wschiwka  2  eigene  Stiitzpunkte  infolge  starker  Feindangriffe  aufge= 
geben  werden.  Angriffe  auf  die  Siidostfront  wurden  iiberall  abgewiesen. 
Nordostw.  Sljodnowo  wurde  ein  Feindvorstofi  in  schweren  Kampfen  abge= 
wiesen  und  bei  Djedschino  ein  Einbruch  abgeriegelt;  der  Gegenstofi  ist  im 

1     Ortsname  auf  der  Fotokopie  nicht  zu  entziffern. 

195 


B.  Kriegstagebuch 

Gange.  Nordostw.  St.  Sushodrow  vordringender  Feind  wurde  im  Gegenstofi 
geworfen  und  westl.  Kliny  ein  Angriff  mit  Panzern  abgeschlagen.  2  Feind= 
panzer  wurden  hierbei  vernichtet.  Siidwestl.  Malojaroslawez  wurden  Feind= 
ansammlungen  festgestellt.  Fdl.  Erkundungsvorstofie  gegen  unsere  Stellungen 
wurden  abgewiesen. 

Die  Tatigkeit  der  fdl.  Luftwaffe  war  besonders  im  Raum  um  Malojaroslawez 
rege. 

4.  Pz.Armee:  Im  Raum  beiderseits  Borowsk  halt  der  Feinddruck  von  Siiden 
weiterhin  an.  Vereinzelte  russ.  Angriffe  blieben  erfolglos.  6  km  nordl.  St.  Jer= 
molino  brachte  ein  eigener  Gegenangriff  den  russ.  Kraften  erhebliche  Verluste 
bei.  An  der  RoUbahn  und  bei  St.  Tutschkowo  verstarkte  die  fdl.  Artl.  ihr 
Feuer.  Feindangriffe  mit  starker  Artl.=Unterstutzung  gegen  die  Rusa=Front 
wurden  abgewiesen. 

Russ.  Fliegerkampfkrafte  flogen  zahlreiche  Bomben=  und  Tiefangriffe  be= 
sonders  im  Raum  westl.  Naro  Fominsk  und  an  der  RoUbahn  sowie  bei  St. 
Futschkowo. 

9.  Armee:  Nordwestl.  Wolokolamsk  erzielten  starke  Feindangriffe  mit  Pan= 
zern  einen  ortlichen  Einbruch,  der  abgeriegelt  wurde. 

3.  Pz.Armee  konnte  nach  langen  Kampfen  am  Nordfliigel  ^  einen  russ. 

Angriff  mit  starker  Artl.=Unterstiitzung  unter  hohen  Verlusten  fiir  den  Feind 

abweisen ^   wurden   mehrere   Feindangriffe   abgewehrt.   Westl ^ 

fand  ein  eigener  Angriff  nach  Norden  anscheinend  nur  geringen  Widerstand. 
An  der  Front  nordwestl.  Rshew  fiihrte  der  Gegner  weitere  Krafte  heran  und 
unternahm  mehrere  starke  Angriffe,  die  unter  blutigen  Verlusten  fiir  ihn  im 
eigenen  Abwehrfeuer  zusammenbrachen.  6  km  nordwestl.  Kolodino  wurden 
in  das  Waldgebiet  eingedrungene  Feindteile  geworfen.  Nach  schweren  Kamp= 
fen  konnte  der  Gegner  Salkowo  und  Sybino  nehmen  und  bis  6  km  ostw. 
Bachumtowo  nach  Siiden  vordringen.  Dort  wurde  sein  Angriff  zum  Stehen 
gebracht.  Alle  verfiigbaren  Krafte  stehen  in  der  neuen  HKL  nordwestl.  Rshew. 
Die  heftigen  Feindangriffe  nordwestl.  Ramonja  und  siidwestl.  Kortscholowo 
hielten  in  unverminderter  Starke  an.  Der  Gegner  setzte  erstmals  hier  starkere 
Artl.  ein.  Im  siidl.  H.Gr.=Bereich  herrschten  30—35  Grad  Kalte.  Bei  4.  Armee 
—  40  Grad,  bei  4.  Pz.Armee  und  9.  Armee  sind  die  Temperaturen  auf  15—20 
Grad  Kalte  zuriickgegangen.  Der  Wegezustand  ist  iiberall  unverandert. 

H.Cr.  Nord: 

16.  Armee:  An  der  Wolchow=Front  bei  Pereschki  erlitt  der  Feind  bei  einem 
Angriff,  der  von  uns  abgeschlagen  wurde,  erhebliche  blutige  Verluste.  Der 
Versuch  des  Gegners,  an  seiner  alten  Einbruchsstelle  siidwestl.  Sawisha  mit 
Teilen  nach  Siiden  vorzudringen,  wurde  vereitelt.  Die  fdl.  Spahtrupptatigkeit 
war  besonders  lebhaft  am  Briickenkopf  Grusino. 

2     Auf  Fotokopie  nicht  zu  entziffern. 

196 


5-  Januar  1942 

18.  Armee:  Siidl.  der  Tschogoda=Mundung  ist  die  Bereinigung  der  Ein= 
bruchsstelle  noch  im  Gange.  Fdl.  Annaherungsversuche  gegen  den  Brucken= 
kopf  nordostw.  Salzy  wurden  abgewiesen.  Siidl.  Bagolmik  wurden  mehrere 
russ.  Angriffe  zuriickgeschlagen. 

Ostw.  St.  Maluksa  fiihrte  der  Feind  zahlreiche  Vorstofie,  die  z.  T.  erst  im 
Nahkampf  abgewehrt  werden  konnten.  An  der  Front  vor  Leningrad  wurden 
mehrere  Angriffe  an  der  Bahn  Kolydno— Tosno,  bei  Peterhof  ein  weiterer 
Angriff  abgeschlagen. 

Bei  7—15  Grad  Kalte  fallt  stellenweise  Schnee. 

Starke  Schneeverwehungen  erschweren  den  Verkehr. 


Finnisdie  Front  (5. 1.) 

Karelische  Armee:  Der  Versuch  schwacherer  russ.  Krafte,  westl.  Lodojnoje  Pole 
den  Swir  zu  iibersdkreiten,  wurde  verhindert. 

An  der  iibrigen  Front  Artl.=  und  Gr,=Wf .=Feuer.  Angriffe  bei  Powenez,  am  Wodlo= 
See  und  bei  Wonshosero  bis  zu  Btl.=Starke  werden  z.  Z.  abgewiesen.  Der  Feind 
sdieint  Verstarkungen  herangezogen  zu  haben. 

Bei  5—8  Grad  Kalte  Schneefalle. 

AOK  Norwegen:  Die  Spahtrupptatigkeit  an  der  Murmansk=Front  war  lebhaft. 
Zahlreidie  Feindflugzeuge  warfen  nachts  Bomben. 

Triibes,  windiges  Wetter  bei  12—19  Grad  Kalte. 


Afrika  (4. 1.) 

1.  Feindliche  Krafte  im  Raum  Giof  el  Matar— Haseiat  wurden  wirksam  durdi 
Luftwaffe  bekampft.  Gegner  ging  daher  nur  mit  Teilen  iiber  Haseiat  nach  Westen 
vor. 

Im  iibrigen  fiihlte  Feind  mit  starkeren  Kraften  gegen  Agedabia=Front  vor.  Flug= 
platz  Agedabia  mufite  infolge  starken  feindlichen  Artl.=Storungsfeuers  geraumt 
werden.  Feindlicher  Angriff  gegen  Agedabia=Front  am  5. 1.  ist  moglidi. 

2.  Auf  den  Stiitzpunkten  der  Halfaya=Front  lag  audi  am  4. 1.  heftiges  feindliches 
Artilleriefeuer. 

3.  Riickfiihrung  der  ital.  Inf.Div.en  in  die  Marada=el=Agheila=Stellung  wurde  plan= 
mafiig  beendet. 

4.  Absicht  fiir  5. 1.  42  und  folgende  Tage: 

a)  Ab  5. 1.  abends  abschnittsweise  Zuriicknahme  von  ital.  mot.Korps,  90.  lei. 
Afrika=Div.  und  D.A.K.  in  die  Marada=el=Agheila=Stellung  unter  nachhaltiger 
Sperrung  des  Raumes  um  Agedabia,  der  Via  Balbia  usw. 

b)  Einrichten  zur  Verteidigung  in  der  Marada=el=Agheila=Stellung  in  folgender 
Gliederung: 

Abschnitt  Alem  Mgaad:  Ital.  mot.Korps,  gleichzeitig  fiir  beweglichen  Einsatz 
vorgesehen. 

Abschnitt  Maaten  Giofer:  Ital.  X.  A.K.  (2  Div.en). 

Abschnitt  B,  es  Suera:  Ital.  XXI.  A.K.  (3  Div.en,  davon  Sabrata  neu  unterstellt). 

z.  V.  der  Panzergruppe:  D.A.K.  im  Raum  siidlich  el  Agheila  und  90.  lei.Afrika= 
Div,  im  Raum  westlich  el  Agheila. 


197 


B.  Kriegstagebudi 

6.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid: 

11.  Armee:  Gegen  den  unter  starkem  Schutz  von  Kriegsschiffen  und  mit 
Hilfe  von  Stadtpartisanen  in  Eupatoria  mit  2  Btl.en  gelandeten  Gegner  wurde 
in  behelfsmaliigem  mot.  Marsch  die  Kampfgruppe  Oberst  Miiller  heran= 
gefiihrt. 

Im  Angriff  gegen  hartnackigen  Feindwiderstand  wurde  der  f eindliche  Lande= 
kopf  von  O  und  NO  eingeengt,  nach  zahem  Hauserkampf  der  Bahnhof  ge= 
nommen  und  an  den  Nordrand  der  Stadt  vorgestofien.  Die  Verbindung  zur 
Kampfgruppe  der  Orts=Kdtr.  im  Westteil  der  Stadt  konnte  noch  nicht  her= 
gestellt  werden. 

An  der  Sewastopol=Front  fiihlt  der  Feind  vorsichtig  gegen  die  HKL  vor. 
Ein  Erkundungsvorstofi  in  Kp.=Starke  wurde  abgewiesen  und  lebhaf ter  Schiff s= 
verkehr  im  Hafen  durch  Artillerie  bekampft. 

Verschiebungen  zur  SchlielBung  der  eigenen  Front  nordwestl.  Feodosia  wur= 
den  ohne  Storungen  durch  den  Feind  durchgefiihrt.  Ein  Feindvorstofi  bei  Set 
Asan  wurde  abgewiesen.  Ein  Transporter  im  Hafen  von  Feodosia  von  etwa 
4  ooo  t  wurde  durch  Stuka=Volltreffer  in  Brand  geworfen. 

1.  Pz. Armee:  Gestern  scholi  an  der  Front  der  Armee  die  f eindliche  Artillerie 
nur  schwaches  ortliches  Storungsfeuer.  Eigene  Artillerie  bekampfte  wirkungs= 
vol!  Feindziele  und  zerschlug  feindl.  Ansammlungen. 

ly.  Armee:  Beiderseitige  Spahtrupptatigkeit  und  ortl.  Artl.=Storungsfeuer. 
Erkannte  Feindansammlungen  vor  dem  Frontabschnitt  nordostw.  St.  Debal= 
zewo  wurden  wirksam  durch  eigene  Artl.  bekampft. 

6.  Armee:  Feindangriffe  gegen  den  Briickenkopf  Bjelgorod  mit  Schwerpunkt 
bei  Meloschewo  (?)  und  Angriffe  im  Abschnitt  nordl.  St.  Sustnoje  (?)  wurden 
abgewiesen.  Im  Raum  Prochorowka— Dmitri jewskoje  dauern  die  Kampfe  um 
die  Ortschaften  noch  an.  Die  in  Obojan  eingeschlossenen  eigenen  Krafte  wur= 
den  von  SO,  NO  und  N  angegriffen.  Im  Raum  siidl.  der  Stadt  ist  die  Lage 
nodi  ungeklart.  Die  neu  herangefiihrte  62. 1.D.  hat  mit  vordersten  Teilen  den 
Psel  (?)  bei  Bogorodishoje  (?)  und  nordwestl.  erreicht. 

Wetter:  Steigende  Temperaturen,  im  Siiden  bis  minus  15  Grad,  im  mittleren 
und  Nordabschnitt  bis  minus  20  Grad.  Schneeverwehungen. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Armee:  Am  rechten  Armeefliigel  hat  der  Feind  seine  Angriffe  zunachst 
nicht  fortgesetzt.  Es  besteht  der  Eindruck,  dafi  er  abgekampfte  Telle  ablost 
und  umgruppiert  hat.  Gegen  Abend  griff  der  Gegner  sudwestl.  Tim  erneut 
mit  starkeren  Kraften  an.  Die  Abwehrkampfe  sind  noch  im  Gange.  An  der 
iibrigen  Armeefront  Spahtrupptatigkeit.  Ein  Angriff  nordl.  Trudki  wurde 
abgewiesen.  Vor  linkem  Armeeabschnitt  sind  bisher  3  ^80  Minen  verlegt.  Die 

198 


6.  Januar  1942 

Tatigkeit  der  feindl.  Luftwaffe  hat  in  den  letzten  Tagen  zugenommen.  Sie 
griff  bis  zu  lomal  am  Tage  mit  Bomben  iind  Bordwaffen  an. 

2.  Pz.Armee:  Auf  dem  SiidflUgel  rege  eigene  Spahtrupptatigkeit.  Feindl. 
Kolonnen,  Lkw  und  Pz.Spahwagen  am  Abschnitt  von  Bjelew  wurden  durdi 
eigene  Artl.  wirkungsvoll  bekampft.  Ein  ortl.  eigener  VorstolE  hat  den  Gegner 
aus  einer  Ortschaft  geworfen  und  diese  abgebrannt. 

Die  Kampfe  bei  Duminitschi  dauern  an.  Im  Raum  Ksyn— Lewat  besteht 
keine  Feindberiihrung. 

4.  Armee:  Die  Kampfe  bei  Suchinitschi  dauern  in  unverminderter  Heftigkeit 
an.  Gegen  die  Besatzung  von  Meschtschowsk  griff  der  Feind  gestern  friih  in 
Div.=Starke  an  und  brach  am  Nachmittag  in  den  Nordteil  der  Stadt  ein.  Nordl. 
Mosalsk  ist  die  feindl.  Kav.  nach  Westen  vorgedrungen.  Feindliche  Angriffe 
bei  Subowo,  im  Abschnitt  von  Kaluga  und  siidl.  Djedschino  wurden  abge= 
wiesen  und  feindl.  Bereitstellungen  zerschlagen.  Nordl.  Djedschino  wird  die 
eigene  Front  in  die  Linie  Djedschino— 15  km  nordostw.  Medyn  zuriickgenommen. 
Der  Feind  ist  in  das  Waldgebiet  15  km  westl.  Malojaroslawez  vorgedrungen. 

Sehr  Starke  fdl.  Fliegertatigkeit  mit  zahlreichen  Bomben=  und  Tiefflieger= 
angriffen  russ.  Jager. 

4.  Pz.Armee:  Feindl.  Erkundungsvorstofie  westl.  und  nordl.  Borowsk  sowie 
gegen  die  Front  siidl,  Naro  Feminsk  wurden  abgewiesen.  Das  Heranfiihren 
von  Verstarkungen  an  die  Einbruchsstelle  von  Borowsk  verlauft  planmafiig. 
Feindl.  Erkundungsvorstofie  gegen  die  iibrige  Armeefront  wurden  abgewiesen. 
Bei  Rusa  griff  der  Gegner  in  Kp.=Starke,  dicht  nordl.  davon  mit  Ski=Truppen 
in  Btl.=Starke  erfolglos  an.  Starke  feindl.  Fliegertatigkeit. 

9.  Armee:  Bei  Wolokolamsk  griff  der  Russe  mit  schweren  Panzem  gegen 
einen  Ort  an,  setzte  die  Besatzung  aufier  Gefecht  und  zog  dann  erst  Infan= 
terie  nach.  2  weitere  Angriffe  in  diesem  Abschnitt  wurden  abgewiesen,  5  T  34 
mit  in  die  HKL  vorgezogenen  le.F.H.  abgeschossen.  Die  Russen  hatten  in  den 
beiden  letzten  Tagen  hohe  blutige  Verluste. 

Bei  3.  Pz.Armee  Spahtrupptatigkeit  und  Artl.=Storungsfeuer.  Ein  Sto6trupp= 
unternehmen  der  1.  Pz.Div.  iiberraschte  den  Feind  und  ergab  125  tote  Russen 
und  50  Gefangene.  3  Bunker  wurden  gesprengt  und  eine  Ortschaft  abgebrannt. 
Schwachere  Feindangriffe  gegen  den  Abschnitt  Gorodischtsche— Mischina  wur= 
den  abgewiesen. 

20  km  nordostw.  Rshew  wurden  der  Gegner  aus  dem  Waldgelande  gewor= 
fen  und  die  angestrebte  HKL  erreicht.  .  .  .^  tote  Russen  und  an  Beute  3 
Geschiitze,  1  Pak  und  4  s.M.G.  wurden  bisher  gezahlt.  In  Richtung  Rshew 
griff  der  Feind  erneut  an,  durchstieli  schwache  Sicherungen  und  fiihlt  bis  in 
Gegend  9  km  siidwestl.  Rshew  mit  einzelnen  Panzem  vor.  Vorbereitungen  zur 
Verteidigung  der  Stadt  sind  getroffen.  Angriffe  gegen  den  linken  Armeefliigel 
wurden  erfolgreich  abgeschlagen. 

1     Auf  Fotokopie  nidit  zu  entziffern. 

199 


B.  Kriegstagebuch 

Wetter:  Bedeckt,  stellenweise  Schneefall,  Temperatur  minus  lo  bis  minus 
15  Grad.  StraEen  stellenweise  verweht. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Aufier  beiderseitiger  Spahtrupptatigkeit  und  Artl.=Storungsfeuer 
keine  wesentlichen  Kampfhandlungen. 

18.  Armee:  Die  Kampfe  an  der  Einbruchsstelle  nordwestl.  Moljewskaja 
sind  infolge  mehrfacher  Feindangriffe  noch  nicht  geschlossen. 

Feindl.  Bereitstellungen  am  Ostufer  des  Wolchow  wurden  durch  Artl.  zer= 
schlagen  und  im  Abschnitt  Salzy  und  westl.  davon  Feindangriffe  unter  hohen 
blutigen  Verlusten  fiir  den  Gegner  abgeschlagen.  Durch  die  HKL  durchge= 
sickerte  Feindteile  beteiligen  sich  an  den  Kampfen.  An  der  Newa=  und  an  der 
Leningrader  Front  zum  Teil  lebhafte  Feuertatigkeit  feindl.  Stofitrupps  wurden 
abgewiesen.  In  Leningrad  wurden  mil.  Ziele  mit  Artl.  bekampft. 

Wetter:  Wesentlicher  Kalteriickgang,  tags  um  null  Grad,  nachts  etwa  5  Grad 
Kalte.  Schneefalle,  teilweise  Schneeverwehungen,  Schneehohe  bei  16.  Armee 
50—70  cm,  bei  18.  Armee  durchschnittlich  50  cm. 


Finnisdie  Front  (6. 1.) 

Siidostarmee:  Keine  Meldungen. 

Karelische  Armee:  Feindl.  Angriffe  iiber  den  Stalin=Kanal  und  iiber  den  Chishe= 
sero=See  im  Abschnitt  nordwestl.  Wonshosero  hatten  keinen  Erfolg.  Bei  Welikaja 
Cuba  wurde  eine  Feindkp.  eingeschlossen  und  in  diesen  Kampfen  7  Feindpanzer 
vernichtet. 

AOK  Norwegen:  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit, 

VJetter:  Finnland  null  bis  15  Grad  Kalte,  A  . .  .  .^  20  Grad,  leichter  Schneefall, 
Geb.Korps  minus  5  Grad. 

Afrika  (5. 1.) 

1.  Feind  ging  am  5. 1.  mit  starkeren  Teilen  in  Richtung  West  und  Siidwest  nicht 
weiter  vor.  — 

An  Agedabia=Front  feindliche  Aufklarungstatigkeit  und  Artl.=Storungsfeuer. 

2.  An  Halfaya=Front  am  4. 1.  aufier  starkem  zusammengefafiten  Artl.=Feuer  rol= 
lende  Luftangriffe  auf  Stiitzpunkte  Halfaya  und  Cirener. 

3.  Mit  der  abschnittweisen  Zuriicknahme  der  mot.  Verbande  in  die  Marada= 
el=Agheila=Stellung  wurde  5. 1.  abends  ohne  Feinddruck  begonnen.  Im  Raum  um 
Agedabia  wurden  nachhaltige  Sperrungen  durchgefiihrt. 

4.  ^^.  Schiffsstaffel  mit  Munition,  Betriebsstoff,  Verpflegung  sowie  54  Ersatz= 
panzern  und  19  Spahwagen  und  einer  grofieren  Anzahl  Panzerabwehrgeschiitzen 
5. 1.  in  Tripolis  eingelaufen. 


2     Auf  Fotokopie  nicht  zu  entzijfern. 


200 


7.  Januar  1942 

7.  Januar  1942 
Lagebericht  OKH 
Osten^ 

H.Gr.  Siid: 

11.  Armee:  In  Eupatoria  drangte  die  dort  eingesetzte  Kampfgruppe  Miiller 
den  Feind  weiter  zuriick.  Feindreste  verteidigten  verzweifelt  den  letzten  Hau= 
serblock  im  Siidteil  der  Stadt.  Weitere  russ.  Krafte  wurden  nicht  gelandet.  An 
der  Sewastopol=Front  wurden  russ.  Angriffe  nordostw.  Balaklawa  zuruckge= 
schlagen.  Eigene  Artl.  bekampfte  Feindbewegungen  und  Bereitstellungen  so= 
wie  Schiffsverkehr  im  Hafen  von  Sewastopol.  An  der  Siidostkiiste  westl.  Sudak 
gelandeter  Feind  in  Starke  von  etwa  100  Mann  wurde  vernichtet  oder  zer= 
sprengt.  Nordlich  Feodosia  blieben  Angriffe  des  Russen  gegen  die  eigenen 
Krafte  nordl.  der  Bahn  Wladislawowka— Dshankoj  ohne  Erfolg.  Der  Feind  liefi 
hier  220  Tote  und  mehrere  schwere  Inf.=Waffen  zuriick. 

I.  Pz. Armee:  An  einzelnen  Stellen  der  Front  Storungsfeuer  russ.  Artl.  und 
Granatwerfer  sowie  Spahtrupptatigkeit  gemeldet.  Ein  Angriff  westl.  St.  Kridst= 
schewka  wurde  abgewiesen. 

:!•/.  Armee:  An  der  gesamten  Armeefront  ortliches  Storungsfeuer  fdl.  Artl. 

Nordwestl.  der ^  Miindung  und  ostw.  Isjum  wurde  lebhafterer  Feind= 

verkehr  als  an  den  Vortagen  festgestellt. 

6.  Armee:  Nordwestl.  Emleselewka  (?)  verstarkte  die  fdl.  Artl.  ihre  Feuer= 
tatigkeit.  Ein  von  Siidosten  gegen  den  Briickenkopf  Bjelgorod  gefiihrter  Feind= 
angriff  in  Div.=Starke  wurde  erfolgreich  abgewehrt.  Der  Gegner  erlitt  hierbei 
Verluste  in  Hohe  von  430  Toten  und  125  Gefangenen.  Ein  russ.  Angriff  gegen 
Prochorowka  ist  noch  im  Gange.  Eigene  Krafte  erreichten  im  Vorgehen  von 
Siiden  gegen  Obojan  den  Raum  4  km  siidl.  Obojan. 

Teilweise  liegt  die ^  noch  unter  dem  Feuer  fdl.  Panzer. 

Ein  eigener  Angriff ^  gegen  russ.  Krafte,  die  siidl.  Bogdanowka 

nach  Westen  vorgehen,  ist  im  Gange. 

Im  gesamten  Bereich  der  H.Gr.  beginnt  Tauwetter  bei  Tagestemperaturen 
um  o  Grad. 


Notizen  Haiders: 

„Fortschritte  des  Feindes  in  Gegend  Suchinitschi,  das  eingesdilossen  ist,  und 

nordlich. 

Die  Lage  dieses  Durchbruchbogens  wird  immer  unbequemer.  H.Gr.  Mitte  mu^ 

entschlossener   aus    der   feststehenden    Front    siidlich    des    Durchbruchs    Krafte 

herausziehen  und  gegen  die  Flanke  des  Durchbruchs  von  Siiden  her  ansetzen. 

Am  SiidflUgel  der  Panzergruppe  4  sind  feindlicher  Angriff  und  unser  Angriff  auf= 

einandergestoflen.  Ergebnis  noch  unklar.  g.  Armee  ist  westlich  Rshew  heute  noch 

leidlich    durchgekommen.    Morgen    soil   Einbruch    von    beiden    Seiten    angefaflt 

werden.  Ostwarts  Rshew  steht  offenbar  starker  Angriff  bevor,  dabei  neue  Krafte. 

Im    Norden    soil    nach    Uberlaufernachrichten    Angriff    auf    Tschudowo    bevor= 

stehen.  Krafteverschiebungen  Uber  den  See  nach  der  Ladoga=Front." 

Auf  Fotokopie  nicht  zu  entziffern.  ,..'.:. 


201 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Armee:  Am  Siidfliigel  wurden  Telle  der  Armee  In  Zusammenarbeit  mlt 
6.  Armee  gegen  den  westl.  Bogdanowka  vordrlngenden  Feind  angesetzt.  An= 
grlffe  nordl.  der  Strafie  Tim— Kursk,  in  deren  Verlauf  Felndtelle  in  die  HKL 
eindringen  konnten,  wurden  im  Gegenstofi  geworfen.  Teilweise  hat  der  Geg= 
ner  seine  Angriffe  an  verschiedenen  Stellen  in  der  letzten  Nacht  wieder  auf= 
genommen. 

Basher  wurden  samtliche  Angriffe  abgewiesen. 

An  der  Front  westl.  Dolgoje  und  Jewlanowa  fdl,  Spahtrupp=  und  Artl.= 
Tatigkeit. 

2.  Pz. Armee:  An  der  Front  ostw.  Mzensk  wurden  fdl.  Sto6truppunterneh= 
men  abgewiesen.  Eigene  Artl.  bekampfte  Bereitstellungen  nordl.  Troiskoje. 
Siidl.  und  westl.  Bjelew  schofi  fdl.  Artl.  vereinzelt  Stortmgsfeuer.  Im  Raume 
um  Tschernyschino  stellte  eigene  Aufklarung  eine  starkere  Partisanengruppe 
fest.  Zwei  Angriffe  und  mehrere  Vorstofie  langs  der  Bahn  auf  Dubrowka 
wurden  von  eigenen  Sicherungen  zuriickgeschlagen. 

4.  Armee:  Siidostw.  Mosalsk  vorgehender  Feind  stiel?  bis  in  Gegend  5  km 
siidostw.  der  Stadt  vor.  Nordl.  des  Ortes  gewannen  eigene  Krafte  im  Stofi 
nach  Norden  die  Linie  Tscherten  und  siidostw.  davon  gegen  zahen  Feind= 
widerstand.  Aus  Richtung  Juchnow  angreifende  eigene  Krafte  erreichten  die 
Gegend  5  km  sUdwestl.  Sulichowo.  Die  Kampfe  sind  noch  im  Gange.  Nord= 
westl.  Kaluga  bekampfte  eigene  Artl.  Feindansammlungen  bei  Asenjewa  und 
vorstofiende  einzelne  Feindpanzer,  die  die  Hauser  in  der  HKL  in  Brand  zu 
schieiien  versuchten.  Ostw.  Sljodnowo  wurden  ortliche  Feindeinbriiche  in 
Gegenstofien  bereinigt  und  eine  fdl.  Ski=Abteilung  zerschlagen.  Ein  Angriff 
auf  St.  Sushodrow  blieb  im  eigenen  Abwehrfeuer  liegen.  Auf  der  Rollbahn 
westl.  Malojaroslawez  wurden  von  3  vorstofienden  Feindpanzern  2  vernichtet. 
Im  Angriff  in  nordostw.  Richtung  erreichten  eigene  Krafte  den  Raum  17  km 
nordostw.  Medyn. 

4.  Pz. Armee:  In  der  Sudflanke  konnte  der  Gegner  bis  Kremenskoje  vor= 
dringen.  Eine  dagegen  angesetzte  eigene  Angriffsgruppe  gewann  die  Gegend 
12  km  ostw.  Powlischtschowa  und  3  km  siidostw.  Wyschgorod.  Die  Kampfe 
sind  noch  im  Gange.  Aus  Borowsk  heraus  gefiihrte  starkere  russ.  Angriffe 
blieben  erfolglos.  Angriffe  des  Russen  in  Kp.=Starke  an  der  Rollbahn  und  an 
der  Rusa=Front,  z.  T.  von  starker  Artl.  imterstiitzt,  wurden  zuriickgeschlagen. 
Auch  bei  Spasnoje  wurden  mehrere,  durch  Panzer  unterstiitzte  Angriffe  des 
Gegners  abgewiesen. 

9.  Armee:  Siidl.  Wolokolamsk  mufite  der  Russe  bei  einem  erfolglosen  An= 
griff  2  Panzer  und  zahlreiche  Tote  zuriicklassen.  Feindbewegungen  und  An= 
sammlungen  nordl.  der  Stadt  wurden  durch  das  zusammengefafite  Feuer 
eigener  schwerer  Waff  en  zerschlagen.  Die  3.  Pz.  Armee  schlug  bei  Iropolez 
einen  schwacheren  Feindvorstofi,  bei  Kusjajewa  2  Angriffe  in  Btl.=Starke  zu= 
riick. 


202 


7-  Januar  1942 

Auf  dem  Frontabschnitt  westl.  Gorodischtsche  lag  starkes  ArtL=Feuer; 
Feindbewegungen  mit  Traktoren  und  Schlitten  vor  der  Front  wurden  wirksam 
bekampft.  Bei  Mischina  und  ostw.  wurden  mehrere  fdl.  Angriffe  mit  Panzem 
im  Gegenstofi  zuriickgeschlagen.  Westl.  Bjagulino  unternahm  der  Russe  meh= 
rereVorstofie  in  Kp.=Starke.  Sie  blieben  alle  erfolglos.  Ostw.  St.  Korenitschino 
wurde  der  Angriff  zweier  roter  Btl.e  abgeschlagen.  Eigene  Artl.  bekampfte 
Feindansammlungen  an  der  Strafie  Rshew— Molegino.  Zwei  Feindvorstofie  an 
dieser  Strafie  wurden  in  der  letzten  Nacht  zuriickgeschlagen.  Ein  eigenes  von 
Rshew  nach  Westen  angreifendes  Btl.  drang  bis  3  km  nordostw.  Mushi= 
schtschewo  vor.  Nach  hartem  Kampf  besetzte  eine  eigene  Angriffsgruppe  5  km 
nordostw.  Hay  beherrschende  Hohen. 

Russ.  Entlastungsvorstofie  3  km  westl.  Berisowo  wurden  unter  hohen  Feind= 
verlusten  zuriickgeschlagen. 

Temperaturen  im  Siidteil  des  H.Gr.=Bereiches  5  Grad  Kalte,  die  nach  Norden 
bis  zu  15  Grad  sanken.  Bei  bedecktem  Himmel  leichte  Schneefalle,  teilweise 
Schneetreiben.  Durch  Glatteis  und  Schneeverwehungen  verschlechterte  sich  der 
Stralienzustand. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  An  der  Wolchow=Front  bei  Pereschki  wurde  der  Feind  im  Gegen= 
stoli  zuriickgeworfen.  Westl.  B.  Ljuban  erlitt  der  Feind  bei  Angriffsversuchen 
erhebliche  Verluste. 

i5.  Armee:  Nordl.  Salzy  blieben  mehrere  Feindangriffe  in  Kp.=Starke  erfolg= 
los.  Feindteile,  die  das  Westufer  des  Wolchow  erreicht  hatten,  wurden  vernich= 
tet.  Nordwestl.  B.  Ostrow  fiihrte  der  Feind  ununterbrochene  heftige  Angriffe 
gegen  unsere  Stellungen,  die  alle  abgewehrt  wurden.  Bei  Lodwa  setzte  der 
Feind  im  Laufe  des  ganzen  Tages  in  unverminderter  Starke  seine  durch  Panzer 
unterstiitzten  Angriffe  fort. 

In  erbitterten  Kampf  en  konnte  er  jedoch  zuriickgeschlagen  werden.  Zwei 
seiner  Panzer  wurden  vernichtet.  Fdl.  Artl.  schofi  aus  Petersburg  und  Kron= 
stadt  auf  die  eigenen  Stellungen.  Eigene  Artl.  bekampfte  kriegswichtige  Ziele 
in  Petersburg. 

An  einzelnen  Stellen  leichter  Schneefall,  5  bis  8  Grad  Kalte. 

Finnisdie  Front  (7. 1.) 

Karelische  Armee:  Drtliche  Versuche  des  Russen,  den  Swir  zu  iiberschreiten, 
scheiterten. 

Am  Westufer  der  Powenezkaja=Bucht  konnten  Teile  von  2  angreifenden  roten 
Btl.en  Puis  fassen.  Gegenangriffe  sind  eingeleitet.  Beiderseits  Wonshosero  wur= 
den  die  Angriffe  von  etwa  3  Feindbtl.en  abgewiesen,  z.  T.  sind  die  Kampfe  noch  im 
Gange. 

Die  Temperaturen  schwanken  zwischen  3  und  23  Grad  Kalte.  An  einzelnen  Stellen 
fallt  Schnee. 

AOK  Norwegen:  Keine  besonderen  Ereignisse.  Kalte  bis  zu  2"5  Grad. 

203 


B.  Kriegstagebuch 

Afrika  (6.  i.) 

1.  Feindlage  im  grofien  unverandert. 

Bei  Agedabia  wegen  starken  Sandsturmes  keine  Feindberiihrung.  —  Die  bei 
Bardia  eingesetzten  feindlichen  Krafte  wurden  nach  Horchmeldung  anscheinend  zum 
Angriff  gegen  Halfaya=Front  neu  gruppiert. 

2.  Die  Zuriicknahme  der  mot.Korps  und  90.  lei.Div.  in  den  zunachst  vorgesehenen 
Raum  siidwestlich  Agedabia  wurde  in  Nacht  5-/6.  1.  planmafiig  durchgefiihrt.  Das 
Herauslosen  aus  der  Agedabia=Front  vom  Gegner  anscheinend  nicht  bemerkt. 

3.  Von  der  Halfaya=Front  liegen  trotz  wiederholter  Funkanfragen  keine  neuen 
Meldungen  vor. 

4.  Vom  Sonderverband  288  (Gesamtstarke  2  400  Mann)  wurden  bisher  360  Mann, 
von  Fallschirm=Lehrtruppe  XI.  Fliegerkorps  (Gesamtstarke  1700  Mann)  700  Mann 
auf  dem  Luftwege  nach  Bengasi  bzw.  Tripolis  iiberfiihrt.  Alle  Kfz.  dieser  beiden 
Verbande  sind  noch  in  Europa. 

3.  Zufiihrung  von  Betriebsstoff  aus  Tunis  ist  angelaufen.  Er  ist  wegen  zu  ge= 
ringer  Oktanzahl  fiir  Panzer  nicht  verwendbar. 


8.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten^ 

H.Gr.  Sud: 

Das  fdl.  Landeunternehmen  in  Eupatoria  ist  endgiiltig  abgeschlagen  und  die 
Kiistenverteidigung  neu  eingerichtet.  Die  Sauberung  des  Ortes  von  Feind= 
resten  ist  noch  im  Gange.  Bisher  wurden  etwa  1200  am  Kampf  beteiligte  Zi= 
vilisten  standrechtlich  erschossen. 

An  der  Sewastopol=Front  wurden  bei  lebhafter  fdl.  Artl.=Tatigkeit  Angriffe 
des  Gegners  abgeschlagen  und  ein  ortUcher  Einbruch  in  eine  vorgeschobene 

1     Notizen  Haiders: 

„Sehr  ernster  Tag:   Der  Durchbruch  bei  Suchinitsdii  beginnt  durch  sein  Vor= 

dringen  nach  Westen  fiir  Kluge  unertraglich  zu  werden.  Daher  Drangen  auf 

Zuriicknehmen   der  Front  4.  Armee,  um  Krafte  zur  Stdrkung  seiner  Rollbahn 

frei  zu  bekommen. 

Schon   am   Morgen   Aussprache   hieriiber   mit  Kluge.   Beim   FUhrer   beginnt   in 

dieser  Frage  wieder  das  Tauziehen.  Kein  Entschlufi,  aber  grofie  Energie  in  der 

Anwendung  kleiner  Hilfsmittel  zur  Deckung  der  Rollbahn. 

Schlieftlich  Aussprache  des  FUhrers  mit  Kluge,  die  zu  keinem  Endergebnis  fiihrt. 

Nachmittag  drangt  Kluge  erneut  auf  Bewegungsfreiheit  mit  4.  Armee,  um  sich 

absetzen  zu  konnen.  Ich  spreche  mit  dem  FUhrer  iiber  diese  Frage.  Er  will  mit 

Kluge  selbst  sprechen. 

Ergebnis: 

H.Gr.  wird  ermachtigt,  sich  schrittweise  abzusetzen,  um  Krafte  zum  Schutz  der 

Rollbahn  freizumachen.  Dabei  meldet  Kluge,  dajl  Hoepner  (OB  der  4.  Pz. Armee) 

selbstandig   Befehl   zum   Zuriickgehen   gegeben   habe,   ohne   H.Gr.   Absicht   zu 

melden.  Der  FUhrer  verfiigt  sofort  seine  „Ausstoflung  aus  dem  Heere"  mit  alien 

rechtlichen  Folgenl  —  Bei  Rshew  Ruhe.  Feind  schliefit  auf  und  stellt  sich  bereit. 

—  Bei  Heeresgruppe  Nord  hat  der  Grojiangriff  am  Wolchow  begonnen.  Vorstoji 

sudlich  llmensee." 

Vgl.  Fiihrerbefehl  OKH/Op.Abt.  I  Nr.  420  013/42  vom  8.  Januar  1942,  im  Doku= 

menten=Anhang  Nr.  2. 

204 


8.  Januar  1942 

Stellung  zuriickgeworfen.  Eigene  Artl.  bekampfte  fdl.  Bewegungen,  Bttr.=Stel= 
lungen  und  Schiffsverkehr  im  Hafen  von  Sewastopol. 

An  der  Front  bei  Feodosia  griff  der  Russe  erstmalig  mit  planmaJSiger  Artl.= 
Unterstiitzung,  vor  allem  in  Richtung  Star.  Krym,  an.  Der  Feind  wurde  z.  T. 
im  Nahkampf  unter  fiihlbaren  eigenen  Verlusten  zuriickgeschlagen. 

1.  Pz.Armee:  An  der  ganzen  Armeefront  rege  eigene  Spahtrupptatigkeit 
und  fdl.  Artl.=Storungsfeuer,  besonders  auf  dem  linken  Fliigel.  Eigene  Artl. 
bekampfte  vor  allem  in  der  Gegend  Dmitrijewka  fdl.  Ansammlungen  und  Be= 
wegungen,  ein  Spahtrupp  der  100.  le.Div.  sprengte  ostw.  des  Mius  7  Feind= 
unterstande. 

ly.  Armee:  Mehrfach  wiederholte  fdl.  Angriffe  gegen  unsere  Front  westl. 
Kadijewka  und  nordl.  St.  Myrkowo  scheiterten  oder  wurden  im  Gegenstofi  ver= 
lustreich  fiir  den  Gegner  abgeschlagen.  Im  mittleren  Armeeabschnitt  regere 
fdl.  Fliegertatigkeit. 

6.  Armee:  Luft=  und  Erdaufklarung  vor  rechtem  Armeefliigel  ergaben  das 
Heranfiihren  starkerer  Feindkrafte. 

Auch  vor  Bjelgorod  sind  neue  Bereitstellungen  gegen  den  Siidteil  des  Bruk= 
kenkopfes  erkannt.  Die  in  mehreren  Wellen  vorgetragenen  Angriffe  des  Fein= 
des  auf  R  . .  .  .oje^  sind  unter  Mitwirkung  des  IV.  Fl.Korps  samtlich  abge= 
schlagen  worden.  Der  Feind  verlor  in  den  letzten  Tagen  schatzungsweise  990 
Tote  und  Verwundete.  Die  Winterstellungen  sind  hier  iiberall  wieder  in 
eigenem  Besitz. 

10  km  nordostw.  Bjelgorod  wurden  2  fdl.  Btl.e  nach  Osten  zuriickgeworfen. 

Nordwestl.  Prochorowka  keine  Veranderungen  der  Lage.  Eigener  Angriff 
nach  Norden  erreichte  die  Strafie  St.  Jelnikowo— Obojan  westl.  Dmitrijewskoje. 
Von  Norden  stieli  ein  Btl.  auf  Obojan  durch.  Das  Freikampfen  der  Strafien  an 
die  Stadt  gegen  Feindpanzer  ist  noch  im  Gange. 

Wetter:  Auf  der  Krim  Regen,  wechselnd  bewolkt.  Im  iibrigen  Bereich  der 
H.Gr.  ansteigende  Temperaturen  zwischen  —3  und  +3  Grad.  Ortlich  leichte 
Schneefalle. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Armee:  Die  Durchbruchsliicke  nordostw.  Obojan  ist  noch  nicht  geschlos= 
sen.  Der  Feind  geht  in  Richtung  auf  Kursk  vor.  Eigene  Krafte  riegeln  bei  St. 
Solnjewo.  Westl.  Bogdanowka  gewann  der  Angriff  einer  Kampfgruppe  mit 
Panzern  gut  Boden  und  zersprengte  eine  Feindkolonne.  Fdl.  Angriffe  in  Btl.= 
Starke  nordwestl.  Tim  wurden  abgewiesen. 

Vor  der  Armeemitte  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  sowie  lebhafter  Schlitten= 
imd  Lkw=Verkehr  des  Gegners  auf  Jewlanowa  von  Nordosten.  Auch  siidl. 
Nowosil  wurde  lebhafter  Kolonnenverkehr  beobachtet.  Vorstofie  in  Kp.= 
Starke  gegen  den  Nordfliigel  der  Armee  wurden  abgewiesen. 

2     Auf  Fotokopie  nicht  zu  entziffern. 

205 


B.  Kriegstagebuch 

2.  Pz.Armee:  Im  rechten  Abschnitt  beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatig= 
keit.  An  der  Bjelew=Front  hat  sich  der  Feind  welter  verstarkt.  Angriffe  bis  zur 
Btl.=Starke  wurden  z.  T.  im  Gegenstoli  abgewiesen.  In  der  Westflanke  traten 
mehrfach  Partisanengruppen  auf.  Reger  Feindverkehr  im  Raum  siidwestl.  Ko= 
selsk.  Der  Zulauf  der  208.  I.D.  in  den  Raum  um  Shisdra  verlauft  planmafiig. 

4.  Armee:  Aus  Suchinitschi  keine  Meldung,  Der  Feind  geht  siidwestl.  der 
Stadt  nach  Westen  und  Nordwesten  vor.  Mosalsk  mufite  vor  iiberlegenem 
Feindangriff  von  mindestens  2  Div.en  auf gegeben  werden,  schwache  Teile  halten 
noch  im  Ort.  6  km  nordwestl.  und  6  km  nordl.  Mosalsk  wird  eine  neue  Linie 
zur  Verteidigung  vorbereitet.  Der  Feinddruck  westl.  Tsch ..  danowa^  halt  weiter 
an.  Luftaufklarung  ergab  Verstarkungen.  Ortliche  Feindvorstofie  gegen  die 

Front  siidl ^  und  beiderseits ino^  wurden  abgewehrt,  fdl.  Bereit= 

stellungen  mit  Panzern  durch  Artl.  zerschlagen.  Der  anhaltende  Feinddruck 
gegen  die  283.  I.D.  nordostw.  Rystsewo  fiihrte  zu  erheblichen  eigenen  Ver= 
lusten.  In  der  alten  Moskauer  Schutzstellung  vor  der  eigenen  Front  verstarkt 
sich  der  Feind.  Ansammlungen  wurden  durch  Artl.=Feuer  bekampft. 

4.  Pz.Armee:  Fdl.  Angriffe  an  der  Einbruchsstelle  westl.  Borowsk  mit  neu 
herangefiihrten  Teilen  und  Vorstofie  um  Borowsk  wurden  erfolgreich,  jedoch 
z.  T.  unter  erheblichen  eigenen  Verlusten  abgewiesen.  Mehrfache  Vorstofie 
gegen  die  Moskwa=Front  blieben  gleichfalls  erfolglos.  Ein  schwacherer  Ein= 
bruch  wurde  bereinigt.  An  der  iibrigen  Armeefront  ArtL=Storungsfeuer,  auch 
mit  schweren  Kalibern,  und  Erkundungsvorstofie.  Sehr  rege  fdl.  Flieger= 
tatigkeit. 

9.  Armee:  Bei  Wolokolamsk  wiederholte  der  Russe  seine  Angriffe  mit  Un= 
terstiitzung  einiger  Panzer.  Es  gelang,  ihn  nach  voriibergehendem  Einbruch  in 
die  HKL  unter  erheblichen  eigenen  Verlusten  abzuschlagen. 

Bei  3.  Pz.Armee  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit.  Fdl.  Vorstofie  bei  Mischina 
blieben  erfolglos.  Mehrfache  Angriffe  in  Btl.=Starke  westl.  der  Wolga  wurden 
abgewiesen.  Durch  die  HKL  der  Front  nordl.  Rshew  gewann  der  Feind  weiter 
nach  Nordwesten  Boden  und  erreichte  die  Gegend  18  km  westnordwestl. 
Rshew.  Nordostw.  Jelzy  wurde  ein  starker  Angriff  in  schwerem  Kampf  abge= 
schlagen.  Die  Luftwaffe  griff  beiderseits  mehrfach  in  die  Erdkampfe  ein. 

Wetter:  Bedecktes,  z.  T.  stiirmisches  Wetter  mit  Schneetreiben  und  Tempe= 
raturen  von  —8  bis  —15  Grad. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Keine  besonderen  Kampf handlungen.  Feindvorstofie  wurden 
ortlich  abgewiesen  und  Bereitstellungen  durch  Artl.=Feuer  zerschlagen. 

18.  Arme:  In  die  Einbruchsstelle  siidl.  der  Tigoda=Miindung  fiihrte  der  Geg= 

ner  Verstarkungen  heran  und  erzielte  einen  ortlichen  Einbruch  siidl ^ 

Westl.  Salzy  gewann  der  eigene  Angriff  die  HKL  wieder  zuriick  und  stellte 
die  Verbindung  innerhalb  der  eigenen  Front  wieder  her.  Ein  Angriff  bei  Lodwa 
wurde  abgewehrt. 

206 


g.  Januar  1942 

Lebhafter  Kfz.=Verkehr  wurde  auf  dem  Ladoga=See  beobachtet  und  ein  An= 
griff  an  der  Leningrad=Front  abgewehrt.  Ortlich  beiderseitige  starke  Artl.= 
Tatigkeit. 

Wetter:  10—15  Grad  Kalte,  geringer  Schneefall,  teilweise  Schneetreiben  iind 
Sdineeverwehungen.  Schneehohe  40  cm. 

Finnisdie  Front  (8. 1.) 

Siidostarmee:  Stellenweise  heftiges  Storungsfeuer,  fdl.  Spahtrupps  wurden  ab» 
gewiesen. 

Karelisdie  Armee:  Im  Totoy  Gora  wurden  Feindteile  eingesdilossen.  Ein  Angriff 
der  Russen  konnte  an  der  Westkiiste  der  Powenezkaja=Bucht  ortlich  vordringen. 
5  km  nordl.  Powenez  iibersdiritt  der  Gegner  den  Stalin=Kanal.  Die  Angriffe  wurden 
zum  Stehen  gebracht.  Gegenangriff  und  Vernichtung  des  Feindes  ist  im  Gange. 
Mehrere  Angriffe  am  Ostteil  des  Chishesero=See  blieben  ebenfalls  erfolglos.  In 
Welikaja  Guba  sdieiterten  Ausbrudisversuche  des  dort  eingeschlossenen  Gegners. 
12  bis  35  Grad  Kalte,  stellenweise  Sdineefalle.  Der  Ladoga=See  ist  zugefroren. 

AOK  Norwegen:  Keine  besonderen  Ereignisse.  10  bis  35  Grad  Kalte. 


Afrika  (7. 1.) 

1.  Feind  trat  erst  in  Vormittagsstunden  des  7. 1.  Vormarsdi  in  Riditung  auf  die 
geraumte  Agedabia=Stellung  an.  — 

Hordiaufklarung  stellte  Heranfiihrung  neuer  Verstarkungen  von  der  Bardia= 
Front  fest. 

2.  Nachhut  wird  in  Nacht  y./8.  1.  aus  bisherigen  Stellungen  hart  siidwestlidi 
Agedabia  auf  neue  Stellungen  25  km  siidwestlich  Agedabia  zuriickgenommen.  — 

DAK  und  mot.Korps  verbleiben  8. 1.  im  bisherigen  Raum  unter  verstarkter  Auf= 
klarung  nach  Osten  und  Nordosten. 

Ausbau  der  Abschnitte  Maaten  Giofer  und  B.  es  Suera  durch  X.  und  XXI.  AK 
wird  fortgesetzt. 

3.  Auf  den  Stiitzpunkten  der  Halfaya=Front  lag  auch  am  5.  und  6. 1.  starkes 
zusammengefafites  Artilleriefeuer.  Besonders  auf  Stiitzpunkt  Halfaya  erfolgten 
rollende  feindliche  Luftangriffe. 

4.  7. 1.  friih  feindlicher  Luftangriff  auf  Hafen  Tripolis.  Kein  Schaden. 

[In  der  Nacht  vom  7. 1 8.  Januar  britische  Luftangriffe  auf  Brest  und  St.  Nazaire.] 


9.  Januar  1942 

Lageberidit  OKH 
Osten^ 

H.Gr.  sad: 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  bekampften  eigene  schwere  Waffen 
feindl.  Feldstellungen  und  Lkw=Verkehr  im  Hafen  von  Balaklawa.  Im  Siid= 


1     Notizen  Haiders: 

„Die  Lage  reift  zur  graven  Entsdieidung  heran: 

In  der  Durchbruckslucke  von  Sudiinitsdhi  drangt  der  Feind  weiter  nach  W  vor. 

207 


B.  Kriegstagebuch 

teil  der  Front  vor  Feodosia  nahmen  russ.  Krafte  eine  Ortschaft  4  km  ostw. 
Otusy. 

1.  Pz.Armee:  Spahtrupps  sprengten  ostw.  des  Mius  vor  der  Armeemitte 
f eindl.  Unterstande.  Der  Feind  griff  in  der  Nacht  westl.  Jelisawestowskij  an.  Die 
Kampfe  dauern  noch  an.  Siidl.  davon  wurden  2  Angriffe  in  Kp.=Starke  abge= 
schlagen.  An  der  iibrigen  Front  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 

ly.  Armee:  An  der  gesamten  Armeefront  f eindl.  Sto6=  und  Spahtrupptatig= 
keit,  stellenweise  schofi  russ.  Artl.  Storungsfeuer. 

6.  Armee:  Im  Laufe  des  Tages  und  wahrend  der  Nacht  wurden  mehrere 
Angriffe  auf  Obojan  aus  nordl.  und  nordostw.  Richtung,  z.  T.  in  zahen  Hauser= 
kampfen  abgewehrt.  Die  Kampfe  sind  noch  im  Gange.  Westl.  Dmitrijewskoje 
iiberschritten  eigene  Krafte  die  Strafie  Wonjutschij— Obojan  in  nordostw.  Rich= 
tung. 

Auf  der  Halbinsel  Krim  Nebel  und  Regen.  Im  iibrigen  Bereich  der  H.Gr. 
nahm  der  Frost  zu,  11  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Mine: 

2.  Armee:  Die  Bereinigung  der  Lage  bei  Bogdanowka  ist  noch  im  Gange.  Der 
Angriff  zur  SchliejSung  der  Liicke  nordl.  St.  Solzsewo  gewann  nach  Siiden  gut 
Boden.  Bei  Roshdestwenskoje  blieben  fdl.  Angriffe  erfolglos.  Eigene  Artl. 
bekampfte  Feindansammlungen.  Am  Nordfliigel  der  Armee  wurde  ein  Feind= 
angriff  siidwestl.  Nowosil  abgeschlagen,  ein  weiterer  russ.  Angriff  ist  noch  im 
Gange. 

2.  Pz.Armee:  Das  Herauslosen  der  18.  Pz.Div.  verlauft  planmafiig.  Bei 
Mzensk  eingedrungener  schwacherer  Gegner  wurde  zurlickgeworfen.  Eigene 
Artl.  bekampfte  mit  guter  Wirkung  Feindbewegungen  und  Artl=Stellungen. 
Ostw.  Fstnowo  griff  Feind  in  Starke  von  2  Kp.n  an.  An  der  Nordfront  der 
Armee  griff  der  Gegner  an  mehreren  Stellen  erfolglos  an.  Vorstofie  aus  dem 
Waldgebiet  nordwestl.  Oserno  wurden  von  eigenen  Sicherungen  abgeschlagen. 
Der  Feinddruck  gegen  Shisdra  verstarkte  sich  weiterhin.  Heftige  Feindangriffe 
gegen  St.  Sishewo  wurden  erfolgreich  abgewehrt. 


Nur  schwache  Telle  konnen  ihm  entgegengeworfen  werden.  Der  Ausweitung 
nach  SW  und  NW  wird  einigermaflen,  wenn  audi  miihsam,  gegengehalten. 
Westlich  Rshew  ist  Abfangen  feindlichen  Durchbruchs  nicht  gelungen.  Er  hat 
sich  erweitert  und  hat  Aussicht,  zu  einer  entscheidenden  Handlung  zu  werden. 
Wir  haben  keine  Gegenmittel  greifbar.  Siidlich  Ostaschkow  werfen  2  feindliche 
Div.en  unsere  schwachen  Sicherungen  zuriick,  so  daji  auch  hier  ein  Einbruch 
entsteht. 

Bei  Heeresgruppe  Nord  Einbruch  bei  Staraja  Russa,  der  wohl  ahgefangen  wer= 
den  wird,  und  abgewiesener  Angriff  an  der  Wolchow front.  Hier  und  an  der 
Ladogafront  scheint  der  Hauptangriff  erst  bevorzustehen. 

Mehrfach  Gesprdche  mit  v,  Kluge,  Jodl:  GrofJe  Entscheidung  Uber  RUckverlegung 
der  Front  ist  nun  notwendig.  Fuhrer  kann  sich  noch  nicht  entscheiden  und  will 
mit  Kluge  selbst  sprechen.  Daher  leider  wieder  Vertagung  dieser  brennenden 
Frage  und  Verlust  wertvoller  Zeit."  k.  u^j-s 


208 


9.  Januar  1942 

4.  Armee:  Feindangriffe  aus  siidostw.  Richtung  gegen  Suchinitschi  blieben 
erfolglos.  Russ.  Vorstofie  gegen  Sicherungen  und  die  HKL  nordl.  Tschenmo= 
danowo— Asenjewo  sowie  Angriffe  siidl.  und  nordl.  Gorensk  wurden  abge= 
schlagen.  Wiederholte  russ.  Angriffe  in  Rgt.=Starke  siidl.  Djedschino  konnten 
abgewehrt  werden.  Weiter  nordl.  wurde  ein  russ.  Einbruch  nordostw.  Rjabsowa 
abgeriegelt.  Feindteile  wurden  in  einem  Ort  3,5  km  nordl.  Medyn  festgestellt. 

4.  Pz. Armee:  Der  Feinddruck  gegen  den  Siidfliigel  hielt  in  unverminderter 
Starke  an.  Wyschgorod  muiSte  nach  heftigen  Kampfen  geraumt  werden.  Feind= 
vorstofie  an  der  Moskwa  wurden  abgewehrt,  siidl.  davon  ein  ortl.  Einbruch 
abgeriegelt.  Russ.  Vorstofie  gegen  die  Front  ostw.  und  beiderseits  der  Rusa 
wurden  zuriickgeschlagen,  Feindansammlungen  vor  der  Front  durch  ArtI.=Feuer 
wirksam  bekampft. 

9.  Armee:  Siidwestl.  Wolokolamsk  lag  starkeres  russ.  Artl.=Feuer  auf  den 
eigenen  Stellungen.  Angriffe  schwacherer  russ.  Krafte  wurden  in  der  Nacht 
zum  9. 1.  zuriickgeschlagen. 

Im  Abschnitt  der  3.  Pz. Armee  beschofi  eigene  Artl.  feindl.  Kolonnenver= 
kehr  und  Skitruppen  vor  der  Front.  Schwache  Feindvorstofie  blieben  erfolg= 
los.  An  der  iibrigen  Front  feindl.  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  An  der  Front 
zwischen  Gorodischtsche  und  Mischina  wurden  Angriffe  bis  zu  Btl.=Starke  ab= 
geschlagen.  Eigene  Artl.  zerschlug  Feindansammlungen  und  Feindbewegungen 
vor  der  Front.  Westl.  Kolodino  fiihrte  der  Feind  gegen  die  Gesamt=Nordost= 
front  stellenweise  bis  Mitternacht  Angriffe  in  Btl.=Starke,  die  samtlich  abge= 
wiesen  wurden.  Nordwestl.  Rshew  schlugen  die  dort  eingesetzten  eigenen  Krafte 
mehrere  Feindangriffe  unter  blutigen  Verlusten  fur  den  Gegner  zuriick  imd  ver= 
nichteten  durchgesickerte  Feindteile.  Der  Angriff  zur  Schliefiung  der  Liicke  konnte 
in  ostw.  Richtung  bis  4  km  siidsiidwestl.  Bachumtowo  Boden  gewirmen.  Nord= 
ostw.  Jelzy  wurden  mehrere  heftige  Angriffe  der  Russen  zuriickgeschlagen. 

Im  siidl.  Bereich  der  H.Gr.  war  das  Wetter  triibe  bei  zunehmendem  Frost. 
Stellenweise  Schneefalle  imd  Schneetreiben.  Bei  4.  Armee  klares  Wetter. 
Weiter  nordl.  wieder  bewolkter  Himmel  bei  Frost  bis  zu  15  Grad  Kalte. 
Schneeverwehungen  behinderten  stellenweise  stark  den  Verkehr. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Am  Ostufer  des  Seliger=Sees  wurde  starker  feindl.  Kfz.=Verkehr 
festgestellt.  Nordl.  Lytschkowo  eingedrungener  Feind  konnte  im  Gegenangriff 
geworfen  werden.  Siidl.  des  Ilmensees  gelang  es  dem  Russen,  etwa  in  Starke 
einer  Div.  bis  hart  nordlich  Staraja  Russa  vorzudringen^^.  Der  Angriff  konnte 
zum  Stehen  gebracht  werden.  Der  eigene  Gegenangriff  ist  eingeleitet.  Westl. 
B.  Ljuban  wurde  ein  russ.  Angriff  mit  Panzerunterstiitzung  abgewiesen.  Schwa= 
chere  Feindteile  konnten  siidwestl.  Leswa  in  die  HKL  eindringen.  Die  Kampfe 
sind  noch  im  Gange. 

la  Beginn  der  sowjetisdien  Offensive  siidlich  des  Ilmensees. 

209 


B.  Kriegstagebuch 

18.  Armee:  Bei  St.  Tigoda  wurde  ein  Angriff  des  Russen  abgewiesen.  Feind= 
ansammlungen  siidl.  des  Briickenkopfes  Salzy  konnten  wirksam  bekampft 
werden.  Der  Angriff  von  2  Feindkp.n  nordwestl.  B.  Ostrow  wurde  abgeschla= 
gen.  Auch  hier  konnte  die  eigene  Artl.  neue  russ.  Bereitstellungen  unter 
wirkungsvoUes  Feuer  nehmen.  Feindangriffe  mit  Panzerunterstiitzung  bei 
Lodwa  blieben  erfolglos.  Eigene  schwere  Artl.  bekampfte  weiterhin  wehr= 
wichtige  Ziele  in  Leningrad. 

Bei  10  bis  18  Grad  Kalte  herrscht  stellenweise  Sdineetreiben,  das  starke 
Verwehimgen  verursachte.  Schneehohe  siidl.  des  Ilmensees  50  cm. 

Finnisdie  Front  (9. 1.) 

Karelische  Armee:  Nordwestl.  Oschta  gewann  ein  ortl.  Angriff  gut  Boden.  30 
Feindbunker  wurden  genommen.  Der  Feind  verlor  dagegen  bei  2  Angriffen  in  Btl.= 
Starke  etwa  400  Mann  und  3  Panzer.  Siidwestl.  Powenez  schreitet  die  Bereinigung 

der  Landzungen  fort ^  tote  Russen  —  auch  Frauen  —  wurden  gezahlt.  Ein  er= 

neuter  Angriff  eines  Feindbtl.  nordl.  Powenez  wurde  abgeschlagen.  Siidostw.  Masel= 
skaja  blieben  mehrere  Feindangriffe  gleichfalls  erfolglos. 

Die  Temperaturen  schwanken  zwischen  15  und  25  Grad  Kalte.  Bei  AOK  Nor= 
wegen  stellenweise  Schneesturm  bei  Frost  bis  zu  20  Grad. 

Afrika  (8. 1.) 

1.  Feind  fiihlte,  durch  Verminungen  stark  aufgehalten,  nur  mit  Aufklarungs= 
kraften  gegen  Nachhutstellungen  25  km  siidwestlidi  Agedabia  vor. 

Nach  Horchaufklarung  wird  Gegner  am  9. 1.  mit  Teilen  in  Uadi  el  Faregh  auf 
Mn.  Bettafal  vorgehen.  Horchaufklarung  stellte  ferner  Heranfiihrung  von  Stab 
1.  Pz.Div.  mit  2.  Pz.Brigade  und  1.  Schtz.Brigade  nach  Gegend  Msus  fest. 

2.  Zuriicknahme  der  Nachhut  auf  Stellungen  25  km  siidwestlich  Agedabia  wurde 
in  Nacht  y./S.  1.  planmafiig  durchgefiihrt. 

Absicht  fiir  9.1.:  Wie  bisher. 

3.  An  Halfaya=Front  starkes  feindliches  Artilleriefeuer.  Letzte  eigene  Brunnen 
hierdurch  zerstort.  Zufiihrung  von  ausreichenden  Trinkwassermengen  wahrschein» 
lich  nicht  moglich. 


10.  Januar  1942 
Lagebericht  OKH 
Osten^ 

H.Cr.  sad: 

11.  Armee:  Vor  der  Sewastopol=Front  nur  geringe  Inf.=,  lebhafte  Artl.= 
Kampftatigkeit.  Ein  FeindvorstoJS  wahrend  der  Nacht  mit  starker  Flak=Feuer= 
und  Artl.=Unterstiitzung  gegen  die  Nordostfront  wurde  abgewiesen.  Starke 

2     Auf  der  Fotokopie  nidit  zu  entziffern. 

1     Notizen  Haiders: 

„lnfolge  sehr  ungunstiger  Wetterlage  verhaltnismajlig  ruhiger  Tag.  An  der 
Einhruchsstelle  siidl.  Kaluga  scheint  sich  eine  Schwerpunktbildung  in  Richtung 
Brjansk  anzudeuten.  Das  Absetzen  vom  Feind  bei  4.  und  4.  Pz.Armee  ist  an= 
scheinend  glatt  erfolgt.  Nordlich  Medyn  ist  die  Lage  unklar. 

210 


10.  Januar  1942 

Schiff sbelegungen  in  der  Bucht  von  Sewastopol.  Vor  Feodosia  f iihrte  der  Feind 
nach  Abwehr  eines  Angriffs  in  Starke  einer  Div.  nur  schwachere  erfolglose 
Vorstofie. 

Auf  der  Arabeskaja=Landzunge  wurde  nur  noch  schwacher  Feind  ohne  MG 
und  Geschiitze  festgestellt. 

1.  Pz.Armee:  Auf  dem  Sudfliigel  der  Armee  lebte  die  Inf.=Feuertatigkeit 
stellenweise  auf.  Erkannte  Feindziele  wurden  wirkungsvoU  an  mehreren  Stel= 
len  durdi  eigne  Artl.  bekampft.  Am  Nordfliigel  wurden  in  der  Nacht  vom 
8./g.  1.  Feindangriffe  gegen  die  Front  siidwestl.  Jelisatowskije,  teilweise  im 
Nahkampf,  verlustreich  fur  den  Gegner  abgeschlagen.  Gestern  nur  stellenweise 
lebhaftes  Artl.=Storungsfeuer  und  beiderseitige  Spahtrupptatigkeit.  In  der 
letzten  Nacht  drang  ein  eigener  StoJStrupp  in  das  vom  Feind  stiitzpunktartig 
ausgebaute  Mstwojewkurgan  ein  und  kehrte  ohne  eigene  Verluste  zuriick. 

17.  Armee:  Fdl.  Stofi=  und  Spahtrupptatigkeit  und  ortliches  Storungsfeuer, 
sonst  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

6.  Armee:  Schwachere  Feindvorstofie  auf  dem  Siidfliigel  wurden  abgewiesen. 
Die  Kampfe  bei  und  ostw.  Obojan  dauern  noch  an.  Die  auf  St.  Rshawa  vor= 
gestofiene  Komp.  der  Gruppe  Dostler  mufite  vor  iiberlegenem  Feindangriff 
nach  Siiden  ausweichen. 

Der  linke  Fliigel  der  Gruppe  stieE  bis  zur  Bahnlinie  6  km  nordl.  Dmitri= 
jewskoje  vor.  Gruppe  Keuling  nahm  im  Angriff  gegen  iiberlegenen  Feind  den 
Ort  Kuliga  5  km  nordl.  Obojan. 

Wetter:  Auf  der  Krim  strichweise  Regen,  sehr  mild.  Im  Ubrigen  Bereich  der 
H.Gr.  Tauwetter,  Temperaturen  von  o  bis  +3  Grad,  stellenweise  Regen. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Armee:  Schwacher  Feind  sperrt  die  Strafie  Kursk— Obojan  etwa  8  km 
nordwestl.  Obojan.  2  Feind=Komp.n  mit  Panzern  sind  bis  an  den  Polnaja=Ab= 
schnitt  25  km  siidostw.  Kursk  vorgestofien.  Hier  sichern  eigene  schwache  Telle. 
Der  Vorstofi  eines  Btl.  der  88. 1.D.  im  Seim=Tal  gewinnt  gut  nach  Siidosten 
Boden,  ein  Ort  6  km  siidostw.  Schumakowo  wurde  genommen  imd  gegen  fdl. 
Angriffe  von  Osten  gehalten.  Zu  der  bei  Solzsewo  haltenden  Gruppe  besteht 
z.  Z.  keine  Verbindung. 

Schwache  Erkundungsvorstofie  des  Gegners  gegen  die  Front  westl.  Tim 
wurden  abgewiesen. 

Westlich  Rshew  ist  der  Feind  anscheinend  nur  mit  starker  Aufkldrung  nach 

Siiden  vorgegangen.  Die  Alarmmeldung  am  WestflUgel  XXIII,  AK.  scheint  sich 

nicht  voll  zu  beioahrheiten. 

Bei   16.  Armee   Angriff   Uber   die   Waldai=Seenplatte   gegen    unsere   sckioachen 

Krafte.  Anscheinend  kommt  noch  mehr  nach. 

Bei  Staraja  Russa  ist  die  Lage  noch  gespannt.  tlbrige  Front  der  Heeresgruppe 

Nord  ruhig. 

Fm.  V.  Kluge  konnte  wegen  des  Wetters  nicht  zum  Fiihrer  fliegen.  Daher  ent= 

scheidende  Aussprache  Uber  die  Weiterfiihrung  der  Kampfe  auf  11.  i.  vertagt." 


B.  Kriegstagebuch 

Vor  der  Armeemitte  wurde  ein  eigenes  Stofitruppunternehmen  erfolgreich 
durchgefiihrt.  Spahtrupps  stellten  samtliche  Orte  in  2—3  km  Entfernung  vor 
der  eigenen  HKL  feindbesetzt  fest. 

Am  Nordfliigel  beiderseitige  Aufklarungstatigkeit.  Der  Angriff  eines  fdl. 
Btl.  westl.  Nowosil  wurde  abgewehrt. 

2.  Pz.Armee:  In  gesamter  Front  beiderseitige  Artl.=Tatigkeit  und  stellenweise 
Raketengeschiitzfeuer.  Marsche  und  Ablosungen  verlaufen  planmafiig.  Ein  An= 
griff  im  Abschnitt  Troiskoje  wurde  abgewehrt.  ' 

Am  Nordfliigel  sind  weitere  fdl.  Marschkolonnen  in  westl.  und  siidwestl. 
Richtung  festgestellt.  Eigene  Kampfgruppen  besetzten  Orte  7  km  siidostw.  und 

12  km  nordwestl lizy^.  Ein  Btl.  der  4.  Pz.Div.  ist  auf  Schlitten  im  Marsch 

von  Bolchow  nach  Ksyn,  ein  mot.  Btl.  iiber  Orel  nach  Brjansk.  Schtschigry 
an  der  Rollbahn  Brjansk— Kaluga  wurde  genommen.  Die  Kampfe  um  Shisdra 
dauern  weiter  an.  Fdl.  Angriffe  auf  Shisdra  wurden  abgewehrt.  Eine  Feind= 
kolonne  ist  im  Marsch  auf  die  Seenenge  bei  St.  Ljudinowo,  wo  zwei  eigene 
Komp.n  halten. 

4.  Armee:  Von  der  Kampfgruppe  Suchinitschi  liegen  keine  neuen  Meldungen 
vor.  Bei  und  nordl.  Postushnje  (?)  stehen  schwache  eigene  Sicherungen.  Ein 
Pz.Btl.  hat  im  Vorgehen  entlang  der  Eisenbahn  .  .  .  .2— Suchinitschi  St.  Barja= 
dinskaja  erreicht.  Vorderste  Teile  des  Feindes  stehen  9  km  siidostw.  Femino, 
ein  Angriff  zweier  fdl.  Rgt.er  gegen  die  Front  nordostw.  Rowna  wurde  nach 
voriibergehendem  Einbruch  im  GegenstoE  zuriickgeworfen.  Von  Kaluga  nach 
Westen  sind  fdl.  Bewegungen  festgestellt.  Vor  der  Front  nordwestl.  Asenjewo 
trat  erstmalig  fdl.  Artl.  auf.  Die  Ostfront  der  Armee  wird  planmafiig  zuriick= 
genommen.  Der  Feind  folgte  den  Absetzbewegungen  im  allgemeinen  nur 
zogernd  und  drangte  nur  am  Nordfliigel  mit  Artl.=Unterstutzung  starker  nach. 

4.  Pz.Armee:  Der  Feinddruck  gegen  die  Siidfront  der  Armee  halt  weiter 
an.  Feindbewegungen  nach  Westen  auf  dem  Siidufer  der  Protwa.  Nach  harten 
Kampfen  gelang  es,  einen  Ort  15  km  siidwestl.  Were] a  zu  nehmen. 

Das  Absetzen  der  Div.  an  der  Ostfront  verlauft  planmafiig.  Nur  an  der 
Autobahn  nach  Wjasma  drangt  der  Feind  starker  nach.  Nordl.  Rusa  lebhaftere 
Artl.=Tatigkeit,  starkere  Feindansammlungen  und  mot.  Verkehr,  am  Nord= 
fliigel  nur  kleinere  Erkundungsvorstofie  und  Artl.=Storungsfeuer. 

9.  Armee:  Im  Abschnitt  Wolokolamsk  wurden  2  Feindangriffe  abgewehrt 
und  Bereitstellungen  zerschlagen. 

Vor  3.  Pz.Armee  Artl.=Storungsfeuer.  Bei  einem  Stofitruppunternehmen 
wurden  10  Bunker  zerstort  und  der  Gegenangriff  abgewiesen.  Fdl.  Angriffe 
gegen  die  Nordfront  der  Armee  bei  zunehmender  fdl.  Artl.=Tatigkeit  gegen  die 
Divisionen  nordostw.  Rshew  wurden  abgewiesen. 

Die  SS=Kav.Brig.  stand  in  schwerem  Kampf  20  km  nordwestl.  Rshew.  Nach 
dreistiindigem  Kampf  mit  2  russ.  Ski=Btl.en  mufite  ein  Ort  aufgegeben  werden. 

2     Auf  der  Fotokopie  nicht  zu  entziffern. 
212 


lo.  Januar  1942 

Eine  Schwadron  wurde  aufgerieben.  Um  einer  doppelseitigen  Umfassung  uber= 
legener  Feindkrafte  zu  entgehen,  wurde  die  Brigade  auf  Druschkowa  zuruck= 
genommen. 

Auf  linkem  Armeefltigel  wurde  ein  Angriff  im  Abschnitt  Jelzy  abgewiesen. 
Feindangriffe  westl.  des  Wolgo=Sees  brachen  in  die  schwach  besetzte  Siche= 
rungslinie  ein. 

Wetter:  meist  bewolkt,  teilweise  Schneefall,  bei  AOK  4  abends  Schnee= 
Sturm,  Temperatur  um  minus  10  Grad.  Strafien  teilweise  stark  verweht. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Am  Siidfliigel  stehen  eigene  Krafte  in  schwerem  Abwehrkampf 
gegen  starke  Feindangriffe  2^.  Ortliche  Angriff e  gegen  die  Front  siidostw.  des 
Ilmensees  wurden  abgewiesen.  Vor  dem  Feindangriff  iiber  den  unteren  Lowat 
wurde  die  eigene  Front  auf  Staraja  Rtissa  zuriickgedrangt.         •■-  >   »"'  > 

Wswod  wurde  gehalten.  Eigene  Reserven  wurden  herangezogen.  Nordl. 
des  Ilmensees  wurde  ein  Feindangriff  gegen  den  Abschnitt  ostw.  Petrowskoje 
abgewehrt. 

18.  Armee:  Gegen  den  sudl.  der  Tigoda=MUndung  eingedrungenen  Feind 
sind  die  Kampfe  noch  im  Gange.  Mehrere  noch  mit  Panzerunterstiitzung  ge= 
fiihrte  Angriffe  bei  Lodwa  wurden  abgeschlagen.  An  der  Leningrader  Front 
Sto6trupp=  und  Artl.=Tatigkeit. 

Finnisdie  Front  (10. 1.) 

Sudostfront:  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit  (z.  T.  aud^  schw.  Kalibers). 

Karelische  Armee:  Fdl.  Angriffe  an  der  Swir=Onega=Front  wurden  blutig  ab= 
geschlagen.  2  neue  Angriffe  gegen  die  Landzunge  siidwestl.  Powenez  scheiterten 
unter  hohen  Verlusten  fiir  den  Gegner.  Der  eigene  Gegenangriff  ostw.  Chishesero 
gewann  nach  Abwehr  des  Gegners  gut  Boden.  Der  Russe  hatte  starke  Verluste. 

AOK  Norwegen:  Keine  besonderen  Ereignisse. 

Afrika  (9. 1.) 

1.  Feindvorgehen  durch  zahlreiche  Verminungen  weiterhin  verzogert.  Rege  feind- 
liche  Aufklarungstatigkeit  vor  Maaten  Giofer—B.=es=Suera— Abschnitt.  Luftaufkla= 
rung  stellte  im  Raum  Msus  und  Antelat  groSere  Kfz.Ansammlungen  fest. 

2.  Absicht  fiir  10. 1.  42: 

a)  In  Nacht  9./10. 1.  Zuriicknahme  DAK  und  ital.  mot.Korps  zunachst  in  den 
Raum  ostwarts  und  siidostwarts  el  Agheila. 

b)  Verzogerung  feindlichen  Vorgehens  aus  Richtung  Agedabia  durch  ein  ver= 
starktes  Rgt.  90.  lei.Div.  aus  Stellungen  nordostwarts  Marsa  el  Brega. 

3.  Fiihrungsabteilung  der  Panzergruppe  wurde  9. 1.  in  Gegend  10  km  westlich 
el  Agheila  verlegt. 

[Der  Fiihrer  erlafit  eine  grundlegende  Weisung  fiir  die  RUstung  1942^.] 

2a  Beginn  der  sowjetischen  Offensive  an  der  Naht  der  H.Cr.n  Nord  und  Mitte 

im  Raume  westlich  Ostaschkow. 
5     Nr.  1/42  g.Kdos.  OKW/WFSt/Org.=WiRu  Ami  vom  10.  Januar  1942,  im  Dokw 

menten=Anhang  Nr.  5. 

213 


B.  Kriegstagebuch 

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Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  wurden  Vorstofie  gegen  vorgescho= 
bene  Stellung  nordwestl.  Kamyschly  abgewiesen.  Versuche  des  Feindes,  Minen= 
felder  zu  raumen,  wurden  vereitelt. 

An  der  Feodosia=Front  nur  vereinzelte  Feindvorstofie  in  geringer  Starke, 
die  abgewiesen  wurden. 

1.  Pz.Armee:  Am  Siidfliigel  der  Armee  stellenweise  lebhaftere  Feuertatig= 
keit.  Sonst  im  gesamten  Armeebereich  nur  normale  beiderseitige  Spahtrupp= 
und  Artl.=Tatigkeit. 

17.  Armee:  Fdl.  Stofi=  und  Spahtrupptatigkeit  tmd  fdl.  Artl.=Storungsfeuer 
wie  an  den  Vortagen.  Feind,  der  sich  westl.  des  Donez  in  einer  Ortschaft  siidl. 
Isjum  festgesetzt  hatte,  wurde  durch  eigenen  StoEtrupp  iiber  den  Donez  zu= 
riickgeworfen. 

6.  Armee:  Vor  Siidabschnitt  und  Mitte  der  Armee  ruhiger  Verlauf  des  Ta= 
ges.  Am  linken  Armeeflugel  gewann  der  Angriff  der  Gruppe  Dostler  in  nord= 
ostw.  Richtung  bis  zu  6  km  Boden.  Ein  fdl.  Gegenangriff  mit  Panzern  wurde 
bei  Dmitri] ewskoje  abgewiesen.  Die  von  Westen  zur  Schliefiung  der  Liicke 
angreifende  Gruppe  Keuling  erreichte  die  Linie  dicht  westl.  St.  Kriwoswo  (?) 
—  6  km  nordlich  davon. 

Wetter:  Im  gesamten  Bereich  der  H.Gr.  Tauwetter  bei  Temperaturen  bis  zu 
+  4  Grad.  Strafien  meist  aufgeweicht  und  nur  schlecht  befahrbar. 

H.Gr.Mitte^: 

Am  rechten  Armeeflugel  wurden  mehrere  aus  der  Liicke  zur  6.  Armee  von 
Siiden  und  Siidwesten  gefiihrte  Angriffe  mit  Panzern  abgewehrt.  Ein  eigener 
Vorstoli  neuer,  von  Kursk  herangekommener  Telle  entlang  der  Bahn  von 
Kursk  nach  Siidosten  blieb  gegeniiber  eingegrabenem  Feind  etwa  15  km  ostw. 
Ljubishnoje  liegen.  Ein  nordl.  der  Strafie  Tim— Kursk  bei  Skolja  Pleta  gefiihr= 
ter  eigener  Panzervorstofi  zur  Sauberung  des  Gelandes  erbrachte  26  Ge= 
fangene  und  126  tote  Russen. 

Gegen  die  Mitte  und  den  nordl.  Armeeabschnitt  erfolgten  vereinzelte  An= 
griffe  bis  zu  Btl.=Starke,  die  unter  meist  hohen  blutigen  Verlusten  flir  den 
Russen  abgeschlagen  wurden.  Ein  siidwestl.  Nowosil  gefiihrter  Angriff  des 
Feindes  in  Rgt.=Starke  blieb  ebenfalls  ohne  Erfolg. 

1     Notizen  Haiders: 

„Den  ganzen  Tag  iiber  beim  Fiihrer  zusammen  mit  Fm.  v.  Kluge.  Der  Fiihrer 

halt  an  seinem  Befehl,  jeden  Schritt  Bodens  zu  verteidigen,  jest. 

Sehr  unerwunschte  weitere  Entwicklung  der  Lage  im  Einbruchsbereich  Suchini= 
.-,;  tschi  und  westlich  Rshew.  Die  Lage  beginnt  gefahrlidi  zu  werden. 

Riickkehr  vom  Fiihrer  1.00  Uhr  morgens." 

214 


11.  Januar  1942 

2.  Pz.Armee:  Siidostw.  Mzensk  in  die  HKL  eingedrungener  Feind  konnte 
im  Gegenstofi  geworfen  werden.  Im  iibrigen  fanden  am  Suscha=Abschnitt  und 
Oka=Abschnitt  keine  besonderen  Kampfhandlungen  statt.  In  der  Nordflanke 
griff  der  Feind  aus  Gegend  Osowno  mehrmals  in  siidl.  und  siidostw.  Richtung 
an.  Er  wurde  unter  blutigen  Verlusten  abgewiesen.  Der  Bahnhof  ostw.  Shisdra 
wurde  wie  bereits  am  Vortage  wiederum  heftig  angegriffen,  alle  Angriffe 
konnten  abgewiesen  werden. 

4.  Armee:  Lage  bei  Suchinitschi  unverandert. 

Im  riickw.  Armeegebiet  sind  Feindkrafte  in  Pesotschnaja  eingedrungen  und 
haben  den  Bahnhof  besetzt.  Mafinahmen  zur  verstarkten  Sicherung  der  Eisen= 
bahnlinie  sind  eingeleitet.  Der  aus  Gegend  Subowo  beabsichtigte  eigene  An= 
griff  mufite  infolge  der  hohen  Schneelage  und  starken  Schneetreibens  aufge= 
schoben  werden.  Der  linke  Armeefltigel  hat  sich  in  die  neue  Verteidigungs= 
hnie  abgesetzt.  Neue  HKL:  Siidfliigel  bis  zur  Ugra  wie  bisher  —  Verlauf  der 
Ugra  bis  4  km  siidostw.  Rschdostwo  —  7  km  siidwestl.  Sljodnowo— Maksuzy 
—  6  km  ostw.  Medyn  —  5  km  nordl.  Medyn.  Das  Absetzen  erfolgte  teilweise 
unbemerkt  vom  Gegner,  teilweise  jedoch  drangte  der  Gegner  nach,  konnte 
aber  iiberall  abgewiesen  werden.  Bin  eigener  Angriff  am  Nordfliigel  nordl. 
Medyn  blieb  infolge  hohen  Schnees  (fast  1,50  m)  und  starken  Abwehrfeuers 
des  Gegners  liegen. 

4.  Pz.Armee:  Der  Feinddruck  gegen  den  Siidfliigel  hielt  in  unverminderter 
Starke  an.  2  Feindangriffe  in  Btl.=Starke  wurden  unter  blutigen  Verlusten  fiir 
den  Gegner  abgewiesen.  Uber  die  Moskwa  vorgedrungener  Feind  im  mittleren 
Armeeabschnitt  wurde  zuriickgeworfen,  ein  ortlicher  Einbruch  in  Gegend 
nordl.  Makeicha  wurde  abgeriegelt.  Bereinigung  des  Einbruchs  ist  im  Gange. 
Im  Nordabschnitt  der  Armee  nur  schwachere  feindliche  Erkundungsvor= 
stofie. 

9.  Armee:  Nach  starker  Artl.=Vorbereitung  griff  en  starkere  Feindkrafte  seit 
den  friihen  Morgenstunden  in  mehreren  Wellen  die  Front  bei  Wolokolamsk 
an.  Alle  Angriffe,  die  teilweise  mit  Panzern  unterstiitzt  waren,  konnten  unter 
hohen  Feindverlusten  abgewehrt  werden.  2  Feindpanzer  (T  34)  wurden  ab= 
geschossen. 

Bei  3.  Pz.Armee  einzelne  Feindvorstofie  mit  Artl.=Unterstiitzung,  die  abge= 
wiesen  wurden. 

Im  rechten  Abschnitt  der  Nordfront  der  Armee  wurden  starkere  bis  zu  gmal 
wiederholte  Angriffe  des  Feindes  mit  Panzerunterstiitzung  abgewehrt,  5  Feind= 
panzer,  darunter  ein  58  t,  wurden  vernichtet.  Waldgebiete  hinter  der  Front 
wurden  von  durchgesickerten  Feindteilen  gesaubert. 

Gegen  den  Abschnitt  nordl.  Rshew  gerichtete  Feindangriffe  blieben  bei  ho= 
hen  blutigen  Feindverlusten  ohne  Erfolg.  Am  linken  Armeefliigel  wurde  die 
Front  am  Wolgo=See  gehalten, 

Wetter:  Im  siidl.  Heeresgruppenbereich  Schneefalle,  Temperaturen  um 
o  Grad.  Bei  4.  Armee  und  4.  Pz.Armee  starker  Schneesturm  mit  Temperaturen 

215 


B.  Kriegstagebuch 

zwischen  minus  lo  und  minus  15  Grad.  Starke  Schneeverwehungen  machen 
Kfz.=Verkehr  aufierordentlich  schwierig,  teilweise  unmoglich. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Die  Feindangriffe  gegen  den  Siidfliigel  der  Armee  hielten  an; 
sie  konnten  im  allgemeinen  in  harten  Abwehrkampfen  unter  hohen  Feind= 
verlusten  abgewiesen  werden.  An  der  Einbruchsstelle  bei  Staraja  Russa  wird 
die  HKL  in  schweren  Abwehrkampfen  gegen  zahlenmafiig  iiberlegenen  Feind 
gehalten.  Der  Stiitzpunkt  Wswod  am  Siidrand  des  Ilmensees  halt  sich  Vv7eiter= 
hin.  Eine  Ski=Komp.  der  250.  span.  I.D.  gelangte  16.30  Uhr  auf  dem  Ilmensee 
in  Sichtnahe  des  Siidostuf  ers  und  will  Verbindung  mit  dem  Stiitzpunkt  Wswod 
aufnehmen.  Am  Wolchow=Abschnitt  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

18.  Armee:  Am  rechten  Armeefliigel  nordl.  Tigoda=Miindung  gelang  dem 
Feind  ein  Einbruch  in  die  HKL.  Gegenstofi  ist  im  Gange.  Die  Lage  hinter  der 
HKL  bei  Larisnow  Ostrow  wurde  im  allgemeinen  bereinigt. 

An  der  Leningrader  Front  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit.  Militarisch  wich= 
tige  Objekte  in  Leningrad  wurden  mit  Artl.  bekampft. 

Wetter:  25  bis  35  Grad  Kalte,  mafiige  Sicht. 


Finnisdie  Front  (11. 1.) 

Siidostarmee:  An  der  KareliscKen  Enge  ArtI.=Storungsfeuer,  teilweise  auch  . .  .^ 

Karelisdie  Armee:  Schwachere  Angriffe  des  Gegners  an  der  Swir=Onega=Front. 

Auf  den  Halbinseln  siidl.  Powenez  halten  sidi  nodi  Feindreste,  deren  Vernidi= 
tung  im  Gange  ist.  Ein  Feindangriff  nordostw.  Powenez  wurde  abgewiesen.  Sau= 
berung  des  Hintergelandes  von  zerstreuten  Feindteilen  ist  im  Gange. 

AOK  Norioegen:  Keine  besonderen  Ereignisse. 


Afrika  (10. 1.) 

1.  Feindlage  im  grolien  unverandert.  Luftaufklarung  stellte  Heranfiihren  von  Ver= 
starkungen  aus  Gegend  Msus  in  den  Raum  Giof  el  Matar— el  Haseiat— Antelat  fest. 

Vor  der  Front  der  Abschnitte  Maaten  Giofer  und  B.  es  Suera  rege  feindliche 
Aufklarungstatigkeit. 

2.  Zuriicknahme  DAK  und  italienisches  mot.Korps  in  den  Raum  ostwarts  und 
siidostwarts  el  Agheila  wurde  in  Nacht  9./10. 1.  planmafiig  durchgefiihrt.  Die  etwa 
12  km  ostwarts  Marsa  el  Brega  stehende  deutsche  Nachhut  hatte  10. 1.  keine  Feind= 
beriihrung.  Vor  der  Front  der  Stellungen  wurden  die  Verminungen  fortgesetzt. 

3.  An  der  Halfaya=Front  beiderseitige  Spahtrupptatigkeit.  Feindliche  leichte  See= 
streitkrafte  belegten  Stiitzpunkte  Halfaya  mit  Storungsfeuer. 

[In  der  Nacht  vom  lo./ii.  Januar  deutsche  Luftangriffe  auf  Liverpool  und 
Merseyside.  Seekrieg:  Beurteilung  der  Lage  an  der  amerikan.  Ostkuste  durch 
den  B.d.U.K] 

2  Auf  der  Fotokopie  nicht  zu  entziffern. 

3  Vg/.  Auszug  aus  dem  KTB  des  B.d.U.  vom  11. 1.  42,  im  Dokumenten=Anhang 
Nr,4-  -;;..-_:. 

216 


12.  Januar  1942 

12.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Zum  Abschlufi  der  Kampfe  bei  Eupatoria  meldet  die  Armee, 
dal2  die  Vernichtung  des  am  5. 1.  gelandeten  Feindes  nach  Niederbrennen  und 
Sprengen  der  Hauser  in  3tagigem  harten  Ringen  gelang.  Der  Gegner  verlor 
203  Gefangene,  600  Gefallene,  1  Pz.Spahwagen,  6  Pak  und  12  Gr.Wf.  Neben 
kleinen  Landebooten  wurden  1  Minensucher  und  2  S=Boote  versenkt.  1  300 
Partisanen  wurden  erschossen.  Ein  Feindvorstofi  an  der  Nordostfront  von 
Sewastopol  wurde  durch  Art.=Feuer  zerschlagen,  ein  weiterer  nachts  von  den 
Rumanen  abgewiesen.  Ostw.  Balaklawa  erfolgloser  Angriff  1  fdl.  Btl.s,  bei 
Feodosia  keine  Veranderung  der  Lage. 

Durch  Vereisung  in  der  Gebirgsgegend  infolge  der  Schlechtwetterlage  ist 
eine  weitere  Erschwerung  der  Marschbewegungen  eingetreten. 

1.  Pz. Armee:  An  gesamter  Front  hielt  ortliche  schwache  Artl.=Tatigkeit  des 
Gegners  an.  Am  Nordfliigel  rege  beiderseitige  Spahtrupptatigkeit.  Eigene  Artl. 
bekampfte  wirksam  den  Gegner. 

ly.  Armee:  Geringe  Spahtrupptatigkeit  und  ortliches  Artl.=Storungsfeuer. 

6.  Armee:  An  der  Ostfront  der  Armee  Spahtrupptatigkeit,  sonst  keine  be= 
sonderen  Kampfhandlungen.  Am  Nordfliigel  sind  ostw.  Dmitrijewskoje  Ab= 
wehrkampfe  gegen  starken  Feindangriff  im  Gange.  Die  Angriffe  der  Gruppen 
Dostler  und  NeuUng  zur  Schlieliung  der  Liicke  wurden  erfolgreich  fortgesetzt, 
sie  konnten  in  harten  Kampfen  Boden  gewinnen.  Der  Feind  greift  dagegen 
von  Norden  her  den  linken  Fliigel  an. 

Wetter:  Auf  der  Krim  Nebel,  Temperaturen  um  o  Grad.  Im  iibrigen  Bereich 
der  H.Gr.  leichter  Frost  bis  —  6  Grad,  Himmel  bedeckt.  Strafien  stellenweise 
vereist,  mafiig  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Armee:  Die  sich  von  St.  Solzsewo  zuriickkampfende  Kampfgruppe 
drangte  den  Gegner  nach  Siidwesten  ab  und  schlug  sich  bis  in  Gegend  Lju= 
biskoje  durch.  Der  Feinddruck  gegen  den  Seim  bei  Schumakowo  verstarkt 
sich. 

Ein  fdl.  Angriff  mit  Panzer=Unterstiitzimg  bei  Bogdanowka  und  ein  Angriff 
nordl.  der  Strafie  Tim— Kursk  scheiterten  unter  hohen  blutigen  Verlusten  fiir 
den  Gegner.  Weitere  Angriffe  der  Russen  an  mehreren  Stellen  gegen  die  Mitte 
und  linken  Abschnitt  wurden  abgewiesen. 

2.  Pz.Armee:  An  der  Ostfront  nur  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  und  ein 
erfolgloser  fdl.  ErkundungsvorstoIB. 

Gegen  die  Westfront  des  Nordfliigels  griff  der  Feind  mit  starkeren  Kraften 
an  mehreren  Stellen  an  und  wurde  abgeschlagen.  Ostw.  Shisdra  wurde  bei 
St.  Siksewo  die  Verbindung  zwischen  den  Kampfgruppen  Greling  und  Cuno 

217 


B.  Kriegstagebuch 

hergestellt.  Gegen  die  Seen=Enge  bei  Ljudinowo  fiihrt  der  Feind  von  Nord= 
osten  Verstarkungen  heran. 

4.  Armee:  Lage  um  Suchinitschi  unverandert.  Der  Gegner  hat  Posetschnaja 
besetzt  und  stofit  von  dort  nach  Norden  vor.  Entlang  der  Bahn  Suchinitschi— 
Smolensk  ist  er  bis  St.  Barjatinskaja  vorgedrungen.  6  km  westl.  davon  stehen 
eigene  Sicherungen.  20  km  nordostw.  Femina  bis  in  Nahe  der  Rollbahn  vor= 
gedrungener  Gegner  wird  zuriickgedrangt.  Ostw.  Juchnow  drangen  Feindteile 
bis  3  km  siidl.  Krjukowo  vor. 

Westl.  Wschiwka  ist  seit  den  friihen  Morgenstunden  ein  eigener  Angriff 
nach  Siidwesten  im  Gange,  bisher  wurden  3  Ortschaften  genommen. 

Das  Absetzen  an  der  Ostfront  verUef  planmajSig  mit  nur  unbedeutendem 
Gerateverlust  trotz  der  Schneewehen.  Nachdrangender  Feind  wurde  abgewie= 
sen.  Auch  die  Zuriicknahme  des  Nordfliigels  bis  beiderseits  Medyn  verlief 
planmafiig.  Eine  Ortschaft  3  km  nordl.  der  Stadt  verteidigt  der  Russe  hart= 
nackig  gegen  eigenen  Vorstofi  und  verstarkt  sich  dort. 

4.  Pz. Armee:  Der  Feind  driickt  weiterhin  gegen  den  Siidfliigel  und  stiefi 
entlang  der  Protwa  bis  6  km  siidl.  Wereja  vor.  Seine  Angriffe  wurden  abge= 
wehrt  bzw.  zum  Stehen  gebracht.  Das  Absetzen  an  der  Siidostfront  verlauft 
planmafiig.  Vorfiihlender  Feind  wurde  von  den  Nachtruppen  abgewiesen.  Bei 
Smolenskoje  eingedrungener  Feind  ist  im  Gegenangriff  zuriickgeworfen. 
Feindvorstofie  in  Kp.=  bis  Btl.=Starke  an  der  iibrigen  Armeefront  wurden  ab= 
gewiesen. 

9.  Armee:  Vor  starkem  Angriff  iiberlegener  Feindkrafte,  die  von  starker 
Artl.  und  schweren  Panzern  unterstiitzt  waren,  mufite  die  HKL  nordwestl. 
Wolokolamsk  2  km  zuriickgenommen  werden.  Hier  wurden  unter  Einsatz 
aller  Reserven  weitere  Angriffe  abgewiesen. 

3.  Pz. Armee:  AulBer  einem  Erkundungsvorstoli  des  Gegners  nur  Artl.= 
Storungsfeuer.  An  der  Front  nordostw.  Rshew  konnte  zur  Verbesserung  der 
Stellung  die  HKL  an  einigen  Stellen  vorverlegt  werden.  Angriffe  nordwestl. 
der  Stadt  wurden  abgewiesen.  Westl.  und  siidwestl.  Rshew  verstarkt  sich  der 
Feind  weiter  und  hat  Ortschaften  im  Raum  20  km  siidwestl.  der  Stadt  besetzt. 
Ein  Vorstofi  der  SS=Kav.Brig.  konnte  die  Liicke  etwas  verengen. 

Siidl.  des  Wolgo=Sees  werden  die  Stellungen  in  schwerem  Kampf  gegen 
iiberlegenen  Feind  gehalten. 

Wetter:  Vorwiegend  klar  im  Siidabschnitt  bis  15  Grad,  im  Nordabschnitt 
20—25  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Nord': 

16.  Armee:  Der  Feind  setzte  seine  Angriffe  an  der  ganzen  Seenfront  fort, 
nahm  Peno  sowie  mehrere  sich  bis  zum  Letzten  wehrende  Stiitzpunkte,  stiefi 

1     Notizen  Haiders: 

„Bei  Heeresgruppe  Nord:  Am  Siidfliigel  erheblicher  Druck  infolge  Angriff s  von 
Teilen  von  4  Verbdnden  Uber  die  gefrorenen  Seen  auf  123. 1.D. 

216 


12.  Januar  1942 

nordl.  des  Swatoje=Sees  durch  und  drang  mit  Teilen  bis  in  Gegend  15  km 
siidostw.  Molwotizy  vor.  Eigene  verfiigbare  Reserven  werden  herangefiihrt. 

Ein  ortlicher  Einbruch  in  Gegend  St.  Lytschkowo  ist  bereinigt.  Alle  Angriffe 
gegen  die  Front  bei  Staraja  Russa  sind  bisher  abgewiesen.  Ebenso  halt  sich 
weiterhin  der  Stiitzpunkt  Wswod.  Die  span.  Ski=Kp.  konnte  wegen  einer  brei= 
ten  Eisspalte  Wswod  nicht  erreichen.  Verstarkungen  werden  planmaliig  heran= 
gefiihrt.  Nordl.  des  Ilmensees  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 

18.  Armee:  Ein  ortlicher  Einbruch  siidl.  Salzy  wurde  im  Gegenstofi  bereinigt. 
Fdl.  Vorstofie  gegen  die  Nordostfront  und  Angriffe  bei  Lowda  sind  abgewehrt. 
An  der  iibrigen  Front  Artl.=Tatigkeit. 

Wetter:  Grofitenteils  Nebel,  —  25  Grad. 


Finnische  Front  (12. 1.) 

Sudost= Armee:  Erfolglose  Feindvorstofie  und  beiderseitiges  Storungsfeuer  (beim 
Feind  auch  mit  schweren  Kalibern)  auf  der  Karel.  Enge. 

Karelische  Armee:  Der  in  Totoy  Cora  eingeschlossene  Feind  ist  vernichtet  (500 
tote  Russen),  150  Bunker  wurden  genommen.  Durch  Angriffe  iiber  den  Onega=See 
gelang  es  dem  Feind,  eine  Insel  teilweise  zu  besetzen.  Gegenmaf3nahmen  zur  Be= 
reinigung  der  Halbinsel  siidwestl.  Powenez  schreiten  fort.  Siidl.  Chishesero  wurde 
der  Feind  weiter  zuriickgedrangt.  Fdl.  Angriffe  bei  Welikaja  scheiterten  unter  blu= 
tigen  Verlusten. 

An  der  iibrigen  Front  beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 

AOK  Norwegen:  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 


Afrika  (11. 1.) 

1.  Feind  fiihlte  am  11. 1.  42  mit  verstarkter  Aufklarung  gegen  unsere  Front  vor. 
Schwerpunkt  der  bewaffneten  Aufklarung  beiderseits  Uadi  el  Faregh.  Fiir  12. 1.  ist 
mit  weiterer  Verstarkung  dieser  bewaffneten  Aufklarung  zu  rechnen. 

Feindliche  Kraftegliederung  im  grofien  unverandert. 

2.  Halfaya=Front:  Am  10.1.  wurden  bei  Cirener  einige  englische  Gefangene  ge= 
macht.  Feindtatigkeit  war  an  diesem  Tage  wegen  schlechter  Witterung  beschrankt. 
Seit  Tagesanbruch  des  11. 1.  starker  feindlicher  Angriff  gegen  Stiitzpunkt  Nieder= 
solium  im  Gange. 

[Vortrag  des  Ob.d.M.  beim  Fuhrer^.] 


V.  Leeb  denkt  sofort  an  Ausweichen.  Fiihrer  lehnt  ah.  RUcksprache  Fiihrer—Leeb. 

Fiir  morgen  wird  v.  Leeb  zur  Aussprache  herangeholt. 

Lage  Staraja  Russa  stabilisiert.  Wird  anschliejiend  bereinigt  werden. 

Vor  Wolchoio=Front  Ruhe  vor  dem  Sturm. 

Mitte:  Verhdltnismajiig  ruhig.  Feind  scheint  aufzusckliejien.  Auswirkungen  der 

SchneestUrme  der  letzten  Tage  machen  sich  auch  bei  ihm  geltend. 

Slid:   Reichenau  wehrt  sich   gegen   tlbernahme  2.  Armee.   Umsonst!   Mm/?   aus 

1.  Pz.Armee  2  Div.en  freimachen." 

Vgl.  die  Niederschrift  iiber  diesen  Vortrag  Nr.  1.  Ski.  lb  145/42  g.Kdos.  Chefs. 

in:  Lagevortrdge  des  Ob.d.M.,  a.a.O. 

219 


B.  Kriegstagebuch 

13.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.Sud': 

i±.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  schanzt  der  Gegner.  Eigene  Artl.  be= 
kampfte  Feindbewegungen  hinter  der  Front,  Schiffsverkehr  im  Hafen  und  fdl. 
Flugplatze.  Nordwestl.  Feodosia  wies  die  Gruppe  Hitzfeld  einen  Angriff  in 
Starke  von  1—2  russ.  Btl.en  ab. 

1.  Fz. Armee:  Vor  der  Armeemitte  sprengte  ein  eigener  Spahtrupp  10  russ. 
Erdbunker  und  erbeutete  4  Granatwerfer.  Im  iibrigen  an  der  Front  Artl.=  und 
Spahtrupptatigkeit. 

:Ly.  Armee:  Am  Siidfliigel  wurden  2  fdl.  Stofitrupps  abgewiesen.  Der  Feind 
machte  ortliche  Spahtruppunternehmen. 

6.  Armee:  Am  Siidfliigel  wurde  ein  fdl.  Vorstofi  nordl.  St.  Sawinzy  abge= 
wiesen.  Im  Nordabschnitt  wurde  der  Gegner  bei  Dmitrijewskoje  nach  tage= 
langen  Kampfen  geschlagen.  Der  eigene  Angriff  ostw.  und  beiderseits  Obojan 
gewann  gegen  nachlassenden  Feindwiderstand  in  nordostw.  Richtung  Boden. 
Der  Feind  setzte  sich  nach  Osten  ab. 

Auf  der  Krim  Regenwetter  mit  Nebel.  Im  iibrigen  Bereich  der  Heeresgruppe 
herrschen  Temperaturen  bis  10  Grad  Kalte,  stellenweise  Nebel  und  Schneefall. 


Notizen  Haiders: 

„Ein  besonders  schwerer  Tag. 

H.Gr.  Slid:  bereinigt  allmahlich  den  Einbruch  am  Nordflugel.  Sie  erwartet  im 

iibrigen  feindlichen  Angriff. 

H.Gr.  Mitte:  Mehrfach  verzioeifelte  Anrufe  des  OB  der  Heeresgruppe.  Wahrend 

der  Sack  von  Suchinitschi  im  SUden  allmahlich  sich  zu  umranden  beginnt,  ist 

4.  Armee  anscheinend  nicht  in  der  Lage,  den  gegen  die  „Rollbahn"  von  SUden 

her  an  2  Stellen  erfolgenden  Druck  abzufangen.  Die  Rollbahn  ist  unterbrochen. 

Die  Folgen  fUr  Versorgung  der  4.  Armee  sind  noch  nicht  zu  iibersehen.  Die 

Kampfe  um  Medyn  haben  sick  so  zugespitzt,  dafJ  v.  Kluge  verlangt,  die  Stadt 

aufgeben  zu  diirfen.  Widerwillig  gibt  der  Fiihrer  nach. 

Die   LUcke   nordlich   Medyn   ist   nach    wie   vor    besorgniserregend.    Bei   V.  AK. 

schwere  Einbriiche.  Bei  Rshew  ist  der  Feind  mit  starken  Kraften  durch  die  LUcke 

zwischen  VI.  und  XXlll.  AK.  nach  SUden  gezogen  und  druckt  auf  Bahn  Rshew— 

Sytschewka.  Um  den  Bahnhof  von  letzterem  Ort  loird  gekampft.  Damit  ist  die 

einzige  Moglichkeit  der  Versorgung  der  9.  Armee  und  der  Panzerarmee  3  unter= 

brochen.  Die  Folgen  sind  nicht  abzusehen. 

Nachmittags  meldet  v.  Kluge,  dafl  AOK  9  dem  XXlll.  AK.  den  Befehl  zum  Zu= 

rUckgehen  gegeben  habe.  Damit  wird  die  Lage  der  Heeresgruppe  noch  weiter 

erschwert. 

H.Gr,  Nord:  Aussprache  zwischen  Fm.  v.  Leeb  und  dem  Fuhrer.  Es  kommt  keine 

Einigung  zustande.  Der  Fuhrer  bleibt  auf  seiner  im  Befehl  erhaltenen  Forderung 

bestehen,  dajl  die  Front  an  den  Waldai=Hdhen  halten  mUsse.  v.  Leeb  erklart, 

er  konne  das  zwar  versuchen,  es  werde  aber  nicht  gelingen,  da  ausreichende 

Kr'dfte  nicht  herangefUhrt  werden  konnten! 

(Nachste  herankommende  Div.   ist  218.,  deren   1.  Regiment  an   den   Wolchow 

mufl,  wahrend  die  Ubrigen   Teile  nur  in  ganz  langsamem   Tempo   ab  28.   ds. 

Monats  herangefUhrt  werden  konnen.)" 


220 


13.  Januar  1942 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Armee:  Der  eigene  Angriff  aus  Ljubizkoje  nach  Osten  gewann  bis  4  km 
siidwestl.  Schumakowo  Boden.  Siidostw.  Schumakowo  scheiterte  ein  fdl.  Pan= 
zerangriff.  Bei  Roshdestwenskoje  wurden  mehrere  fdl.  Angriffe  abgewehrt 
und  ein  russ.  32  t=Panzer  hierbei  vernichtet. 

Schwachere  Feindangriffe  gegen  die  Front  beiderseits  Nowosil  blieben  er= 
folglos. 

2.  Pz. Armee:  Gegen  die  eigenen  Stellungen  der  Ost=  und  Nordfront  schofi 
fdl.  Artillerie  Storungsfeuer.  Ostw.  und  siidl.  Oserno  konnten  Angriffe  gegen 
die  Nordwestflanke  der  Armee  erfolgreich  abgewehrt  werden. 

4.  Armee:  Bei  Ljudkowo  konnten  Feindteile  die  Rollbahn  erreichen.  Der 
Gegenangriff  ist  angesetzt.  Mehrere  fdl.  Angriffe  auf  Subowo  wurden  ab= 
geschlagen.  Weitere  Angriffe  sind  noch  im  Gange.  10  km  ostw.  Pareslizy  griff 
der  Feind,  durch  Artl.  und  Raketengeschiitze  unterstiitzt,  an.  Die  Kampfe  sind 
noch  im  Gange.  Die  Armee  nahm  die  Ostfront  in  der  Nacht  zum  13. 1.  in  die 
Linie  Ugra— Bachverlauf  nach  Norden  —  ostw.  Kondrowo  —  Medyn  zuriick. 
Nordwestl.  Medyn  wurden  mehrere  Feindangriffe  abgeschlagen  und  Borodina 
sowie  mehrere  Orte  westl.  Medyn  genommen. 

Die  fdl.  Luftwaffe  bombardierte  St.  Mjetlewskaja. 

4.  Pz. Armee:  Der  Feinddruck  gegen  die  Siidfront  hielt  an.  Bei  Wysesbte 
konnte  der  Gegner  einen  geringen  Gelandegewinn  erzielen.  Ein  fdl.  Einbruch 
nordwestl.  Sizbuchowo  wurde  durch  Gegenangriff  bereinigt.  Siidl.  der  Roll= 
bahn  gingen  eigene  Nachhuten  vor  starkem  Feinddruck  auf  die  HKL  zuriick. 
Im  Gegenstofi  warfen  eigene  Krafte  Gegner,  der  westl.  St.  Tutschkowo  angriff, 
zuriick  und  erbeuteten  dabei  die  fdl.  Waffen  und  Ski=Ausriistungen.  Nordl. 
Rusa  blieben  schwachere  russ.  Angriffe  erfolglos.  Beiderseits  Ostschewo  fiihrte 
der  Gegner  stellenweise  Erkundungsvorstofie,  die  durch  starkes  Artl.=  imd 
Raketengeschiitzfeuer  unterstiitzt  waren. 

9.  Armee:  Nordwestl.  Wolokolamsk  setzte  der  Russe  seine  heftigen  An= 
griffe  unter  starkem  Panzereinsatz  fort.  Es  gelang  ihm  ein  Einbruch,  der  zu= 
nachst  beiderseits  Iljinakoje  abgeriegelt  werden  konnte. 

3.  Pz. Armee  fiihrte  die  Ablosung  der  7.  Pz.Div.  aus  der  Front  durch.  Westl. 
Kolodino  scheiterten  fdl.  Angriffe  unter  hohen  Feindverlusten.  Westl.  der 
Strafie  Mologino— Rshew  erlitt  der  Feind  ebenfalls  hohe  blutige  Verluste  bei 
seinen  erfolglosen  Angriffen.  Siidwestl.  Rshew  und  nordwestl.  Sytschewka 
f uhlte  der  Feind  mehrf ach  mit  Spahtrupps  vor.  Vor  iiberlegenem  Gegner 
mulite  Nikitje  nach  heftigen  Kampfen  aufgegeben  werden.  Am  linken  Fliigel 
der  Armee  konnten  weitere  starke  Feindangriffe  iiber  den  Wolgo=See  abge= 
wehrt  werden. 

Im  siidlichen  Bereich  der  Heeresgruppe  triibes  Wetter  mit  Temperaturen  bis 
zu  30  Grad  Kalte.  Im  iibrigen  Bereich  klares  Wetter  bei  gleichen  Tempera= 
turen. 

Der  Wegezustand  ist  unverandert. 


221 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Am  Siidfliigel  wird  die  Enge  ostw.  Runa  gehalten.  Das  Zuriick= 
gehen  in  die  neue  HKL  (Nordspitze  Stersh=See— Polja— Twerdowa)  verlauft 
planmaJSig.  Der  Feind  verhielt  sich  ruhig.  AmWelje=See  wurden  Feindvorstofie 
abgewehrt.  Der  Gegner  erlitt  hierbei  hohe  Verluste.  Nordwestl.  St.  Lytsch= 
kowo  ist  die  gesamte  HKL  wieder  in  eigener  Hand.  Auf  den  eigenen  Stellun= 

gen  am 2=Abschnitt  und  auf  dem  Raum  um  Staraja  Russa  lag  erhebliches 

russ.  Artl.=Feuer.  Der  Feind  griff  laufend  mit  starken  Kraften  die  Front  bei 
und  ostw.  Staraja  Russa  an.  Die  Angriffe  wurden  alle  abgewehrt.  Nordwestl. 
der  Stadt  wurde  eine  Ortschaft  erobert  und  zahlreiche  MG  hierbei  erbeutet. 
Nordl.  des  Ilmensees  an  der  Front  keine  besonderen  Ereignisse. 

Russ.  Flieger  griffen  Staraja  Russa  mehrfach  an. 

18.  Armee:  Bei  Lodwa  und  nordwestl.  davon  wurden  teilweise  mit  Panzem 
unterstiitzte  Feindangriffe  abgeschlagen.  2  Feindpanzer  wurden  dabei  ver= 
nichtet.  Ein  eigener  Stofitrupp  vernichtete  im  Newa=Briickenkopf  6  fdl.  Kampf= 
stande.  An  der  Front  bei  Pulkowo  konnte  ein  weiterer  eigener  StoEtrupp  19 
grolie  Feindbunker  zerstoren.  An  der  Front  ostw.  Veremina  lebhafte  russ. 
Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Eigene  Gefechtsvorposten  wurden  angegriffen. 
Bei  25  bis  30  Grad  Kiilte  teilweise  leichter  Schneefall.  Schneehohe  bei  18.  Ar= 
mee  etwa  43  cm. 


Finnisdie  Front  (13. 1.) 

Die  Vernichtung  der  auf  der  Onega=See=Insel  eingebrochenen  200  Russen  steht 
bevor.  Die  Landzunge  siidwestl.  Powenez  wurde  genommen.  Die  Bereinigung  bei 
Welikaja  Cuba  und  siidostw.  davon  wird  erfolgreich  fortgesetzt. 

Die  Temperaturen  schwanken  zwischen  15  und  35  Grad  Kalte. 


Afrika  (12. 1.) 

1.  Feind  setzte  am  12.1.  verstarkte  Aufklarungstatigkeit  vor  ganzer  Front  fort. 
Masse  7.  Schtz.Brigade  und  22.  Garde=Brigade  mit  etwa  2  Pz.Komp.n  erreidite  mit 
Anfangen  Linie  10  km  westlich  Mn.  Bettafal  —  20  km  ostwarts  Marsa  el  Brega.  — 
Das  Vorgehen  des  Gegners  wurde  durdi  Luftwaffe  und  Artilleriefeuer  wirksam 
bekampft  und  verzogert. 

Am  13. 1.  ist  Fortsetzung  des  Feindvorgehens  zu  erwarten.  Es  ist  moglidi,  dafi 
der  Gegner  nordlidi  des  Uadi  el  Faregh  Richtung  West  angreifen  wird. 

2.  Half aya=Front :  Dem  Feind  gelang  es  nadi  wiederholten  Angriffen,  sich  in  den 
Besitz  einiger  Widerstandsnester  von  Niedersollum  zu  setzen.  An  alien  anderen 
Stellen  des  Abschnittes  Halfaya  wurde  der  Feindangriff  abgeschlagen. 

3.  Absicht  fiir  13. 1.  42: 

a)  Zuriicknahme  der  ostwarts  Marsa  el  Brega  stehenden  deutschen  Nachhut  in 
Nacht  12./13. 1.  als  bewegliche  Reserve  hinter  den  Nordteil  der  Front. 

b)  Bereitstellung  des  DAK  fiir  etwaigen  Gegenangriff  im  Raum  etwa  35  km 
siidwestlich  Marsa  el  Brega. 


2     Auf  der  Fotokopie  nicht  zu  eniziffern. 


14-  Januar  1942 

14.  Januar  1942 
Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.Sud': 

11.  Armee:  Am  Siidfliigel  der  Sewastopol=Front  wurde  ein  Feindangriff  in 
Btl.=Starke  abgeschlagen.  Sonst  nur  geringe  fdl.  Gefeditstatigkeit  mit  stellen= 
weise  etwas  lebhafterem  Artl.=Feuer.  Vor  Feodosia  bekampfte  Artl.  starkere 
Feindbewegungen.  In  der  Nacht  griff  der  Gegner  mit  schwacheren  Kraften 
siidwestl.  Set  Asan  an.  Im  Hafen  Feodosia  sind  5  Handelsschiffe  und  mehrere 
kleinere  Boote  sowie  Ausladungen  festgestellt. 

1.  Pz. Armee:  Nach  lebhafter  beiderseitiger  Feuertatigkeit  verstarkte  sich  das 
fdl.  Feuer  im  Siidabschnitt  gegen  Abend.  Wahrend  der  Nacht  griff  der  Gegner 
an  mehreren  Stellen  erfolglos  an  und  nahm  Taganrog  unter  Artl.=Feuer,  dabei 
wurde  die  Kiiste  mit  starken  Scheinwerfern  abgeleuchtet. 

Fdl.  Spahtrupps  auf  dem  Nordfliigel  wurden  gefangen  genommen  oder 
aufgerieben. 

±y.  Armee:  Siidl.  St.  Sawinzy,  am  Nordfliigel  der  Armee,  ist  der  Gegner  bei 
einem  Angriff  mit  etwa  2—3  Btl.en  in  einen  Ort  eingedrungen.  Die  Kampfe 
sind  noch  im  Gange. 

An  der  iibrigen  Front  der  Armee  beiderseitige  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatig= 
keit. 

6.  Armee:  Auf  dem  Siidfliigel  mufiten  eigene  Gefechtsvorposten  vor  uber= 
legenem  Feindangriff  2  Orte  in  Gegend  St.  Sawinzy  raumen.  Vorstofie  gegen 
die  HKL  nordl.  davon  wurden  abgewiesen. 

Die  an  der  Bahnlinie  bis  3  km  siidl.  St.  Rshawa  vorgestofienen  eigenen 
Kraf te  wurden  durch  fdl.  Inf.  und  Panzer  von  Norden  angegriffen.  Die  Kampfe 
sind  noch  im  Gange.  Feindangriff e  in  die  Ostflanke  der  Kampfgruppe  9  km 
westl.  St.  Rshawa  wurden  abgewiesen.  In  den  Westteil  von  Iseleskoje  sind 
eigene  Krafte  eingednmgen. 

Wetter:  Temperaturen  o  bis  +  5  Grad,  zeitweise  Regen  und  Schneetreiben. 
Besonders  auf  der  Krim  schwierige  Wegeverhaltnisse. 


Notizen  Haiders: 

„Lage  siidostioarts  Kursk  macht  langsam  Fortschritte.  Im  Suchinitschi=Sack  keine 

grojien  Ereignisse.  Feind  fiihrt  anscheinend  Krafte  nach.  Nordlich  Medyn  er= 

staunlicherioeise  noch  kein  Feinddruck. 

Schwere  und  erfolgreiche  Angriffe  des  Feindes  bei  Wolokolamsk.  Lage  siidwestl. 

Rshew  wird  immer  gefdhrlicher.  5—4  Div.en  des  Feindes  bereits  in  unserem 

RUdken.  XXUI.  AK.  muji  zuriick genommen  werden.  Lage  im  Waldai=Gebiet  sehr 

gespannt. 

Die  Gesamtlage  ist  so  nicht  mehr  haltbar. 

Meldung  v.   Kluge,  daji   er  zuriickgehen  muji,  wenn   er  sich   bei  Rshew  frei= 

kampfen  will.  Der  Fiihrer  sieht  zwar  Notwendigkeit  des  Zuriickverlegens  ein, 

gibt  aber  keine  Entscheidung.  Diese  Art  des  FUhrens  fiihrt  zur  Vernichtung  des 

Heeres." 


223 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr,  Mitte: 

2.  Armee:  Auf  dem  Siidfliigel  der  Armee  dauern  die  harten  Kampfe  gegen 
die  Durchbruchsversuche  des  Gegners  auf  Kursk  an.  Die  Verbindung  mit  der 
eingeschlossenen  Kampfgruppe  siidostw.  Schumakowo  ist  wiederhergestellt. 
Gegen  die  Front  nordostw.  Tim  griff  der  Feind  nach  den  schweren  Verlusten 
der  letzten  Tage  nicht  mehr  an.  15  km  siidwestl.  Tim  wurde  1  feindl.  Btl.  ver= 
nichtet.  An  der  iibrigen  Armeefront  wurde  der  Angriff  eines  fdl.  Btl.s  bei 
Roshdestwenskoje  abgewehrt,  sonst  nur  Artl.=Storungsfeuer. 

2.  Pz. Armee:  Ortliche  Feindvorstofie  gegen  die  Ostfront  blieben  erfolglos. 
An  der  Nordfront  wurde  ein  Ort  bei  Peshtjakowo  vom  Feind  gesaubert,  im 
iibrigen  schlossen  hier  und  im  Abschnitt  von  Shisdra  die  Verbande  weiter 
nach  Norden  auf. 

4.  Armee:  Von  der  Kampfgruppe  bei  Suchinitschi  keine  neuen  Meldungen. 
Bei  und  westl.  Filipowka  drang  der  Feind  weiter  nach  Westen  vor.  Bei  Ljud= 
kowo  bis  auf  die  RoUbahn  vorgedrungener  Feind  wurde  angegriffen  und  in 
harten  Kampfen  zuriickgeworfen.  Der  Gegner  leistet  iiberall  zahen  Wider= 
stand.  Feindangriffe  siidwestl.  und  nordostw.  Ostapowo  wurden  abgeschlagen. 
Der  eigene  Angriff  gegen  den  Raum  von  Tschamodanowo  drang  bis  zum  Ugra= 
Bogen  siidl.  Pljuskowo  und  bis  3  km  ostw.  PorosUzy  vor.  Angriffe  gegen  die 
Front  nordl.  Asenjewa  wurden  abgewiesen.  Das  Absetzen  an  der  Ostfront 
verlauft  planmafiig.  Nachdrangender  Gegner  wurde  abgewehrt  und  in  harten 
Kampfen  bei  Makowzy  zuriickgedrangt.  Ein  Feindangriff  gegen  den  Ostrand 
von  Medyn  ist  unter  Einsatz  aller  Krafte  abgeschlagen.  Auf  der  RoUbahn 
wurden  3  Panzer  abgeschossen.  Fdl.  Art.=Feuer,  auch  schwerer  Kaliber,  liegt 
auf  Medyn. 

4.  Pz. Armee:  Gegen  den  Siidfliigel  der  Armee  setzte  der  Gegner  seine  An= 
griffe  erfolglos  fort.  Trotz  der  schweren  Kampfe  konnte  nach  Siiden  gering 
Boden  gewonnen  werden.         .isb  nl  ..nofeoiv/ajadfc 

Der  Feinddruck  gegen  die  Ostfront  halt  weiterhin  an.  Seine  Vorstolie  konn= 
ten  im  allgemeinen  von  den  Nachtruppen  abgewehrt  werden.  Bei  Sinbuschewo 
gelang  dem  Gegner  ein  Einbruch.  Im  Hnken  Armeeabschnitt  Spahtrupp=  und 
Artl.=Tatigkeit. 

9.  Armee,  3.  Pz. Armee:  Mit  letzten  Kraften  und  mit  Unterstiitzung  der 
Nachbar=Verbande  gelang  es  dem  V.  A.K.,  einen  russ.  Durchbruch  in  Richtung 
Gory  zu  verhindern.  Gegen  die  starken  Inf.=Angriffe,  unterstiitzt  von  zahl= 
reichen  Panzern,  konnten  die  schwachen  eigenen  Krafte  nordl.  der  Bahn  Wolo= 
kolamsk— Subzoff  die  HKL  nicht  halten.  Iljinakoje  ging  verloren.  Auch  nord= 
ostw.  davon  verstarkt  sich  der  Feinddruck. 

Feindangriffe  gegen  den  Abschnitt  Gorodischtsche— Mischina  wurden  ab= 
gewehrt. 

Von  der  iibrigen  Front  der  9.  Armee  liegen  keine  neuen  Meldungen  vor. 

Wetter:  Klar,  starker  Frost.  Temperaturen  tags  bis  zu  —  32  Grad,  nachts 
im  mittleren  Abschnitt  bis  zu  —  42  Grad.  Im  Siidabschnitt  abends  stiirmisch. 

224 


15'  Januar  1942 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Die  Meldungen  iiber  die  Lage  am  Siidfliigel  der  Armee  sind 
unvoUstandig.  Angriffe  gegen  Staraja  Russa  konnten  abgewiesen  werden. 
Boglowo  wurde  besetzt. 

Fdl.  Angriffe  gegen  die  Front  nordl.  des  Ilmensees  wurden  im  allgemeinen 
abgeschlagen^.  Die  Bereinigung  eines  ortlichen  Einbruchs  in  Gegend  Muraw= 
jewkijekas.  ist  im  Gange. 

18.  Armee:  Angriffe  gegen  die  Nordostfront  der  Armee  wurden  abgeschla= 
gen  imd  ortlich  eingebrochener  Gegner  im  Gegenstoi?  zuriickgeworfen.  An 
der  Front  vor  Leningrad  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Wetter:  Wechselnde  Bewolkung,  mafiige  Sicht,  durchschnittl.  —  25  Grad. 


Finnisdie  Front  (14. 1.) 

Der  auf  die  Onega=Insel  eingedrungene  Feind  ist  vertrieben.  Siidl.  des  Chishe= 
sero=See  versuchten  die  Russen,  die  von  den  Finnen  eingeschlossenen  Teile  zu  ent= 
setzen.  Die  Kampfe  sind  noch  im  Gange.  An  den  iibrigen  Fronten  wurden  ortliche 
Feindangriffe  und  fdl.  Stofitruppunternehmungen  abgeschlagen. 

Beim  AOK  Norwegen  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 


Afrika  (13. 1.) 

1.  Im  Laufe  des  13. 1.  schlofi  Feind  in  siidwestlicher  Richtung  auf.  Schwerpunkt 
der  Kraftegruppierung  ist  Richtung  B.  es  Suera  und  siidlich  zu  erwarten.  Siidlidi 
Uadi  el  Faregh  bisher  nur  Aufklarungseinheiten  festgestellt.  Ab  14. 1.  mittags  ist 
feindlicher  Angriff  gegen  Front  zwischen  Uadi  el  Faregh  und  Kiiste  moglich. 

2.  Halfaya=Front:  Feind  setzte  am  13. 1.,  unterstiitzt  von  Luftwaffe  und  Seestreit= 
kraften,  dabei  ein  Schlachtschiff,  seine  heftigen  Angriffe  gegen  NiedersoUum  fort. 
Nach  hartem  Kampf  ging  NiedersoUum  bis  auf  wenige  Stiitzpunkte  verloren.  An 
der  iibrigen  Halfaya=Front  Artillerietatigkeit. 

3.  Zuriicknahme  der  ostwarts  Marsa  el  Brega  stehenden  deutsdien  Nachhut  hinter 
Nordteil  der  Front  wurde  in  den  ersten  Morgenstunden  des  13. 1.  planmafiig  durdi= 
gefiihrt.  —  DAK  beendete  13. 1.  vormittags  Bereitstellung  zum  etwaigen  Gegenan= 
griff  im  Raum  nordlich  und  nordostwarts  Maaten  Belcleibat.  An  der  Front  nur 
beiderseitige  Aufklarungs=  und  Artillerietatigkeit.  —  Ausbau  der  Stiitzpunkte  und 
Verminung  wurden  fortgesetzt. 


15.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud^: 

11.  Armee:  An  der  Front  vor  Sewastopol  wurden  mehrere  Feind vorstofie 
in  Kp.=Starke  abgewehrt. 

2     Beginn  der  sowjetischen  Offensive  iiber  den  Wolckow. 
1     Notizen  Haiders: 

„An  der  Siidfront  ist  der  Angriff  auf  Feodosia  angetreten.  Outer  Anfangserfolg. 

Am  NordflUgel  6.  Armee  fortschreitende  Bereinigung.  —  Im  Sack  von  Sudiinitschi 

225 


B.  Kriegstagebuch 

An  der  Feodosia=Front  wurde  ein  Partisaneniiberfall  nordostw.  Sudak  ver= 
eitelt. 

1.  Pz.Armee:  Am  Sudflugel  blieb  ein  feindl.  Angriff  in  Btl.=Starke,  der  durch 
Artl.  und  schwere  Waff  en  gut  unterstiitzt  war,  erfolglos.  An  der  iibrigen  Front 
hielt  die  beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  an. 

17.  Armee:  Auf  dem  Nordfliigel  erreichten  eigene  Krafte  im  Angriff  die  Ge= 
gend  15  km  ostw.  Gusarowka.  Die  Kampfe  dauern  noch  an.  Vor  der  iibrigen 
Front  der  Armee  weiterhin  Artl.=Storungsfeuer  und  Spahtrupptatigkeit. 

6.  Armee:  Erneute  Feindangriffe  bei  Borschtschewoje  und  bei  Wolochow  Jar 
in  Starke  von  mehreren  Kp.n  wurden  zuriickgeschlagen.  Der  Feind  im  Gegen= 
stofi  unter  hohen  blutigen  Verlusten  auf  Brigadirowka  zuriickgeworfen.  Im 
nordl.  Abschnitt  wurden  Feindangriffe  ostw.  Iseleskoje  abgewehrt.  Der  eigene 
Angriff  nach  Nordosten  gewann  bis  zu  6  km  Boden. 

Im  gesamten  Bereich  der  H.Gr.  herrscht  Frost  bis  zu  3  Grad  Kalte.  Bei 
6.  Armee  leichte  Schneefalle  gemeldet. 

H.Gr.  Mine: 

2.  Armee:  Am  Siidfliigel  hielten  die  Kampfe  sUdwestl.  Schumakowo  in  tm= 
verminderter  Heftigkeit  an.  Bei  Reshdestwenskoje  eingedrungener  Feind 
wurde  mit  hohen  blutigen  Verlusten  flir  ihn  geworfen.  Den  nordl.  Teil  der 
Armeefront  griff  der  Feind  nordl.  Sologoschtsch  an.  Die  Kampfe  sind  noch 
nicht  abgeschlossen. 

2.  Pz.Armee:  Sudostw.  Mzensk  waren  eigene  Stofitruppunternehmen  er= 
folgreich.  Am  Bahnhof  Siksewo  wurde  ein  Feindangriff  in  Btl.=Starke  zurUck= 
geschlagen.  Ein  eigener  Vorstofi  erreichte  das  Gelande  2,5  km  nordl.  des  Bahn= 
hofs.  Die  Kampfe  sind  noch  im  Gange. 

4.  Armee:  Von  der  Gruppe  Suchinitschi  konnten  mehrere  Feindvorstofie  bis 
zu  Btl.=Starke  abgeschlagen  werden.  Feindl.  Angriffe  von  Siiden  auf  St. 
Sanosnaja  sind  seit  Mitternacht  im  Gange.  Angriffe  in  Batl.=Starke  gegen  die 
RoUbahn  siidl.  Ljudkowo  blieben  erfolglos.  Das  Ugra=Knie  nordostw.  Tsche= 
medanowo  wurde  in  schwerem  Angriff  vom  Feinde  freigekampft.  Ostw.  Po= 
roslizy  wurde  geringer  Gelandegewinn  erzielt.  Das  Absetzen  der  Ostfront  der 
Armee  erfolgte  planmafiig^.  Der  Feind  folgte  dichtauf.  Angriffe  beiderseits  der 

verst'drkt  sich  der  Feind.  Hauptdruck  nach  Norden.  Nordlich  Medyn  Liicke  noch 
nicht  geschlossen. 

Feinddruck  gegen  siidl.  FlUgel  4.  Pz.Armee.  Weiterer  Angriff  Wolokolamsk. 
Feind  verschiebt  weitere  Krafte  durch  die  LUcke  Rshexv  nach  Siiden.  XXIII.  AK. 
im  Druck  vor  allem  an  seinem  Westfliigel.  —  Einbruch  am  Siidfliigel  16.  Armee. 
Geringe  Fortschritte  bei  Staraja  Russa.  Nicht  unbedenkliche  Einbriiche  an  der 
Wolchow front.  Im  iibrigen  bei  H.Cr.Nord  Ruhe. 

V.  Leeb  (OB  der  H.Gr.  Nord)  bittet  um  Ablosung.  —  Straufi  (OB  der  9.  Armee) 
kann  nicht  mehr,  —  v.  Reichenau  (OB  der  H.Gr.  SUd)  Schlaganfall." 
2     Vgl.  hierzu  den  Befehl  Hitlers  zum  Riickzug  in  die  „Winterstellung" :  Der  Fiihrer 
und  Ob.d.H./Gen.St.d.H./Op.Abt.  (T)  Nr.  420  021/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  15.  /«- 
nuar  1942,  im  Dokumenten^Anhang  Nr.  ^. 

226 


15-  Januar  1942 

Rollbahn  bei  Medyn  konnten  zuriickgeschlagen  werden.  2  russ.  T  34  wurden 
dabei  vemiditet. 

4.  Pz.Armee:  An  der  Siidfront  traf  der  eigene  Angriff  auf  einen  russ.  Ge= 
genangriff  mit  Panzern.  Die  Kampfe  blieben  fiir  den  Feind  erfolglos.  Er  ver= 
lor  einen  34=t=Panzer.  Westl.  Smolenskoje  eingedrungener  Gegner  wurde  im 
Gegenstofi  geworfen.  Erneute  Angriffe  gegen  Simbuchowo  sind  im  Gange.  Alle 
Angriffe  des  an  der  Ostfront  liberall  nachdrangenden  Gegners  wurden  abge= 
schlagen.  Feindl.  Vorstofie  beiderseits  Rusa  und  bei  Ostaschewo  blieben  gleich= 
falls  erfolglos.  In  den  iibrigen  Abschnitten  schofi  die  feindl.  Art.=Storungs= 
feuer,  stellenweise  auch  mit  schwerem  Kaliber. 

9.  Armee:  —  5.  Pz.Armee:  Westl.  Wolokolamsk  griff  der  Gegner  erneut  mit 
starkeren  Kraften,  die  durch  Panzer  unterstiitzt  waren,  an.  Der  Angriff  konnte 
in  der  Linie  Timoschewo  —  10  km  westl.  Timoschewo  —  3  km  westl.  Gory  — 
nordl.  Gory  —  3  km  westl.  Iljinskoje  abgeriegelt  werden.  Siidostw.  Jaropolez 
wurde  Feind,  der  mit  Unterstiitzung  von  Panzern  angriff,  zuriickgeschlagen. 
An  der  Front  siidl.  Oschelkano— Mischina  blieben  vereinzelte  russ.  Vorstofie 
erfolglos.  Westl.  Kalodino  konnten  iiberlegene  Feindkrafte  in  die  eigene  Stel= 
lung  eindringen.  Der  Gegenangriff  ist  im  Gange.  Feindangriffe  bei  St.  Koro= 
mitschino  und  siidwestl.  Rshew  konnten  unter  hohen  russ.  Verlusten  abge= 
schlagen  werden.  Z.  T.  sind  die  Kampfe  noch  im  Gange.  Nordwestl.  davon 
gelang  es  dem  Gegner,  bis  Sushedol  und  westl.  vorzudringen.  Die  eigene  HKL 
verlauft  von  Sukenzewo  —  12  km  westl.  Suchedol  —  auf  Jelzy. 

Das  Wetter  im  Bereich  der  H.Gr.  ist  bei  leichten  Schneefallen  triibe.  Die 
Verwehungen  im  Siiden  nahmen  zu. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Am  Siidfliigel  nahm  der  Feinddruck  im  Raum  siidostw.  Mol= 
wotizy  zu.  Russ.  Vorstofie  gegen  Dalja  wurden  abgewiesen.  Der  Gegner  ver= 
sucht,  zwischen  den  eigenen  Stiitzpunkten  mit  Stofitrupps  durchzusickern.  Die 
HKL  nordwestl.  Lytschkowo  konnte  wiederhergestellt  werden.  Mehrere  Feind= 
vorstofie  ostw.  Jurjewo  wurden  abgewiesen.  Weitere  zahlreiche  Feindvor= 
stofie  gegen  die  Front  beiderseits  Staraja  Russa  wurden  in  schweren  Kampfen 
abgeschlagen.  Fdl.  Artl.  belegte  Staraja  Russa  mit  heftigem  Storungsfeuer.  An 
der  Wolchow=Front  konnte  der  Feind  bei  Dubowizy  in  die  eigene  Linie  ein= 
dringen.  Nordl.  Murawjewkijekas.  versuchte  der  Feind,  seine  gestrigen  Erfolge 
zu  erweitem.  Die  Kampfe  sind  noch  im  Gange.  An  der  iibrigen  Front  wurden 
weitere  Angriffe  abgewehrt. 

18.  Armee:  Siidl.  St.  Tigoda  blieb  ein  feindl.  Angriff  erfolglos.  Weitere  Be= 
reitstellungen  des  Gegners  wurden  zerschlagen.  An  der  Nordostfront  ver= 
starkte  der  Gegner  seine  Spahtrupptatigkeit  und  setzte  seine  Angriffe  an  den 
bisherigen  Stellen  mit  starker  Artl.=Unterstiitzung  fest.  Er  kormte  sich  z.  T. 
zwischen  den  eigenen  Stutzpunkten  festsetzen.  Alle  Angriffe  wurden  jedoch 
abgewiesen.  Im  Newa=Br.=Kopf  vernichtete  ein  eigener  Stofitrupp  20  Feind= 

227 


B.  Kriegstagebuch 

bunker,  weitere  8  russ.  Bunker  wurden  durch  eigene  erfolgreich  durchgefiihrte 
Sprengung  zerstort.  Westl.  Veremina  konnten  5  russ.  Angriffe  in  Kp.=Starke 
abgeschlagen  werden. 

Tagesdurchschnittstemperatur  im  Bereich  der  H.Gr.  schwankte  zwischen  25 
und  30  Grad  Kalte. 


Finnisdie  Front  (15. 1.) 

An  der  Front  beiderseits  Wonshosero  wurden  ortl.  Erfolge  erzielt.  In  diesem 
Abschnitt  verlor  der  Feind  in  der  Zeit  vom  1.— 9. 1.  172  Gefangene  und  5390  Tote. 

Temperaturen  bis  25  Grad  Kalte. 


Afrika  (14. 1.) 

1.  Feind  scKlofi  nordlich  Uadi  el  Faregh  weiter  nach  Siidwesten  auf.  Aufier  reger 
Gefechtsaufklarung  nur  geringe  Artillerietatigkeit.  Siidlich  des  Uadi  el  Faregh  auf 
Mn.  Burruei  vorgehende  feindlidie  Aufklarungsabteilung  wurde  durdi  wiederholte 
Luftangriffe  zum  Halten  gebracht. 

2.  Halfaya=Front:  Starkes  Artilleriefeuer  und  wiederholte  Luftangriffe  mit  Schwer= 
punkt  gegen  Halfaya.  Wasserversorgung  durch  Angriff  gegen  eigene  Brunnen  sehr 
ersdiwert.  12.  und  13. 1.  wurden  durch  Artilleriebeschufi  9  eigene  Geschiitze  zerstort. 

3.  Deutscher  Sperrverband  (etwa  3  Kompanien)  wurde  nach  Marada  verlegt. 

[In  der  Nacht  vom  14./!^.  Januar  britische  Luftangriffe  auf  Hamburg  und 
Emden]. 

16.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud': 

11.  Armee:  Fdl.  Kriegsschiffe  beschossen  die  Kiistenstrafie  westl.  Saki  und 
Eupatoria.  Sie  wurden  durch  schwere  Flak  bzw.  durch  Kiistenbatterien  zum  Ab= 
drehen  gezwungen. 

An  der  Sewastopol=Front  wurden  ein  Angriff  und  mehrere  nachtliche  Vor= 
stofie  abgewiesen.  Eigene  Artl.  bekampfte  fdl.  Lkw.=Verkehr  und  Schiffsziele 
vor  Sewastopol.  Bei  einem  Untemehmen  gegen  ein  Partisanenlager  wurden  12 
Hiitten  zerstort  und  Waffen  erbeutet. 

Der  Angriff  gegen  Feodosia  gewann  nach  Uberrennen  der  Gefechtsvorposten 
gegen  zah  kampfenden  Feind  iiberall  gut  Boden.  Heftige  Gegenangriffe,  z.  T. 

1     Notizen  Haiders: 

„Fortschreiten    der    Feindbewegungen    in    die    Durchbruchsliicken    Suchinitschi, 

nordlich  Medyn,  westlich  Rshew  und  westlich  Ostaschkow. 

Schwere  Kdmpfe  bei  Wolokolamsk  und  an  der  Wolchoio=Front,  wo  der  feindliche 

Angriff  merkwiirdig  schmal  bleibt. 

Auf    der    Krim    Fortschritte    des    Gegenangriffs    bei    Feodosia.    Bei    H.Gr.  Siid 

schlieflt  der  Feind  anscheinend  zum  Angriff  auf  zwischen  IV.  AK.  und  Gegend 

^i^  nordlich  Charkow."  o 

228 


i6.  Januar  1942 

mit  Panzerunterstiitzung,  wurden  zuriickgeschlagen.  Wahrend  die  Kampfe  um 
einzelne  Ortschaften  im  Hintergelande  noch  im  Gange  sind,  gelang  es  noch 
gestern  abend,  die  Hohe  nordl.  Petrowka  (6  km  nordwestl.  Feodosia)  zu 
nehmen. 

Der  Feind  hatte  schwere  Verluste,  im  Nahkampf  wurden  2  Batterien  ge= 
nommen  sowie  16  Panzer  zerstort.  IV.  Fl.=Korps  unterstiitzte  den  Angriff  er= 
folgreich,  vor  allem  durch  Bekampfung  von  Panzern  und  Batteriestellungen. 

1.  Pz.Armee:  An  gesamter  Front  beiderseitige  Artl.=  und  ortliche  Spahtrupp= 
tatigkeit.  Eigene  Artl.  zersprengte  vor  rechtem  Armeeabschnitt  durch  Voll= 
treffer  2  russ.  Scharfschiitzen=Bunker  und  brachte  eine  Feind=Batterie  zum 
Schweigen. 

17.  Armee:  Ein  fdl.  Angriff  in  Btl.=Starke  gegen  Sicherungen  im  Walde 
15  km  nordwestl.  Isjum  wurde  abgewiesen.  Nach  weiteren  erfolglosen  An= 
griffen  gegen  einen  Ort  3  km  siidl.  St.  Sawinzy  griff  der  Gegner  dort  gestern 
Nachmittag  nicht  mehr  an.  Anscheinend  wirkte  sich  ein  eigener  Vorstofi  am 
Siidfliigel  der  6.  Armee  hierher  aus.  Wahrend  der  Nacht  erfolgreiche  eigene 
Stofitruppunternehmen  siidl.  Jama  und  Abwehr  eines  Feindvorstofies  gegen 
St.  Jama.  Lebhafte  fdl.  Spahtrupptatigkeit  an  der  Donez=Front. 

Rege  fdl.  Fliegertatigkeit. 

6.  Armee:  Gegen  den  am  Siidfliigel  der  Armee  bei  St.  Sawinzy  iiber  den 
Donez  vorgedrungenen  Feind  ist  siidl.  des  Flusses  ein  eigener  Vorstofi  im 
Gange.  Eigene  Stukas  griffen  Feindansammlungen  bei  Sawinzy  erfolgreich  an. 
2  Feindangriffe  westl.  Belszelowka  wurden  abgewiesen. 

Am  Nordfliigel  der  Armee  unvermindert  starke  Feindbesetzung  mit  Pan= 
zern  und  mehreren  Batterien  um  Rshawa,  die  von  eigenen  Stukas  mehrmals 
angegriffen  wurden.  Gruppe  Neuling  nahm  im  Angriff  Jekaterinowka  (6  km 
nordwestl.  Rschawa)  und  S.  Tscheremoschnoje.  Der  Gegner  wich  nach  Nord= 
osten  aus. 

2.  Armee  (der  H.Gr.  Siid  neu  unterstellt) :  Mehrere  Feindangriffe  gegen  den 
Siidfliigel  der  Armee  wurden  abgeschlagen  und  Bereitstellungen  mit  Artl.  be= 
kampft.  Der  Druck  iiberlegenen  Gegners  mit  schweren  Panzern  am  Seim  halt 
weiterhin  an.  An  der  Ostfront  der  Armee  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 
Im  Raum  von  Kursk  sehr  rege  fdl.  Fliegertatigkeit  mit  zahlreichen  Bomben= 
und  Tieffliegerangriffen.  j^rn^mr' 

Wetter:  Auf  der  Krim  heiter.  Tagsiiber  Temp,  iiber  o  Grad.  Im  Raum  um 
Taganrog  Tauwetter.  Im  Nordteil  der  1.  Pz.Armee  leichter  Frost  mit  Temp, 
von  +  1  bis  —  4  Grad.  Im  iibrigen  Bereich  der  H.Gr.  klar,  bis  4  Grad  Kalte,  bei 
AOK.  2  bis  - 17  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz.Armee:  Westl.  Nowosil  wurde  fdl.  Kolonnenverkehr  bekampft  und 
Erkundungsvorstofie  bei  Wjashk  abgewiesen.  Gewaltsame  Aufklarung  siid= 
ostw.  und  ostw.  Mzensk  traf  auf  Feind  in  Feldstellungen.  An  der  Nordfront 

229 


B.  Kriegstagebuch 

wurde  beiWesnizy  der  Angriff  eines  fdl.  Btl.s  abgewiesen  und  ostw.  Ljudinowo 
ein  Ort  genommen. 

4.  Armee:  Bei  Woskrosenskoje  und  nordl.  konnte  der  sich  verstarkende 
Feind  erfolgreich  abgewehrt  werden.  Fdl.  Vorstofie  gegen  die  Rollbahn  ostw. 
Ljudkowo  blieben  ebenfalls  erfolglos.  Ein  eigener  Angriff  ostw.  Juchnow 
drang  bis  in  Gegend  14  km  ostw.  der  Stadt  vor.  Feindangriffe  gegen  die  Front 
nordostw.  Tschemadanowo  wurden  teils  zuriickgeschlagen,  teils  mufite  die 
HKL  ortlich  3  km  zuriickgenommen  werden.  Nordwestl.  Asenjewo  scheiterte 
ein  Feindangriff  mit  Panzern  nach  schwerem  Kampf.  An  der  Ostfront  blieben 
Feindvorstofie  bis  zu  Btl.=Starke  im  eigenen  Abwehrfeuer  liegen.  Bereitstel= 
lungen  des  Gegners  wurden  zerschlagen. 

4.  Pz. Armee:  Nach  Heranfiihren  weiterer  Krafte  griff  der  Gegner  am  Siid= 
fliigel  erneut  mit  starken  Kraften  an.  Bis  Were] a  vorgedrungene  Feindteile 
wtirden  im  nachtlichen  Gegenstoli  zuriickgeworf en.  Vorstofie  gegen  Sinbuchowo 
und  Angriffe  mit  Schwerpunkt  an  der  Autobahn  wurden  blutig  abgeschlagen. 
Das  Absetzen  verlauft  planmafiig.  Siidl.  Rusa  drangt  der  Gegner  scharf  nach. 
Mehrere  Angriffe  mit  Panzern  an  der  Armeegrenze  wurden  abgewiesen. 

9.  Armee:  Auch  gestern  fiihrte  der  Russe  starke  Angriffe  gegen  das  V.  AK. 
Unter  erneutem  Einsatz  zahlreicher  Panzer  gelangen  ihm  einzelne  Einbriiche, 
die  abgeriegelt  werden  konnten.  Die  Absetzbewegungen  der  3.  Pz.= Armee  sind 
planmafiig  angelaufen.  Ein  im  Abschnitt  ostw.  Pumino  zur  Bereinigung  eines 
Angriffs  eingesetzter  Gegenangriff  blieb  trotz  Einsatz  aller  Reserven  ohne 
Erfolg.  Die  Einbruchss telle  ist  abgeriegelt. 

Zahlreiche  Feindangriffe  gegen  die  Front  nordwestl.,  westl.  und  siidl.  Rshew 
sind  bisher  alle,  z.  T.  unter  empfindlichen  eigenen  Verlusten,  abgewiesen. 

Bei  linkem  Armeefliigel  ist  der  Einbruch  10  km  ostw.  Krasnaja  Gorka  durch 
Gegenangriff  bereinigt.  Mehrere  Angriffe  im  Abschnitt  Selisharewo  blieben  er= 
folglos.  Bei  St.  Ochwat  dauert  der  harte  Abwehrkampf  an. 

Wetter:  Bedeckt,  Temperaturen  zwischen  —10  Grad  und  —15  Grad,  Schnee= 
falle,  Wegezustand  verschlechtert. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Ostw.  Molwotizy  wird  die  HKL  gegen  starke  Feindangriffe  ge= 
halten.  Umfassende  Angriffe  wurde  abgewiesen.  Bei  Rushnaja  Belotudsa  ver= 
starkt  sich  der  Feind.  Westl.  Staraja  Russa  wurden  eigene  Angriffserfolge  er= 
zielt.  Der  Stiitzpunkt  Wswod  wehrte  iiberlegenen  Angriff  mit  Panzern  ab.  Ein 
span.  Ski=Spahtrupp  drang  bis  auf  5  km  an  den  Stiitzpunkt  vor  und  beobach= 
tete  gute  Wirkung  eigener  Bombenangriffe. 

Durch  Storchlandung  ist  ein  Truppenarzt  nach  Wswod  gebracht  worden. 
2   Schwerverwundete  wurden  zuriickgenommen. 

Nordl.  des  Ilmen=Sees  gelang  es  dem  Feind,  die  Einbruchsstellen  nordl. 
Murawjewkijekas.  und  bei  Jamno  zu  erweitern.  Weitere  ortliche  Angriffe  an 
der  Wolchow=Front  wurden  abgewehrt. 

230 


17.  Januar  1942 

18.  Armee:  Ortliche  Angriffe  des  Gegners,  die  z.  T.  durch  starkes  Artl.= 
Feuer  unterstiitzt  waren,  an  der  Nordostfront  blieben  erfolglos.  An  der  Lenin= 
grader  Front  wurden  Angriffsvorbereitungen  erkannt. 

Wetter:  Durchschnittl.  10—15  Grad  Kalte,  bei  AOK  18  leichter  Schneefall, 
Schneehohe  42  cm. 


Finnisdie  Front  (16. 1.) 

Meldungen  liegen  nidit  vor. 

AOK  Lappland  und  AOK  Norwegen: 

Au6er  Spahtrupptatigkeit  keine  besonderen  Ereignisse. 


Afrika  (15. 1.) 

1.  Feindgruppierung  im  grofien  unverandert.  Gegner  fiihrt  ansdieinend  Bevor= 
ratung  durch.  —  An  ganzer  Front  heftige  Aufklarungstatigkeit  und  sdiwadies  Ar= 
tilleriefeuer  auf  Stiitzpunkte.  Der  siidlich  des  Uadi  el  Faregh  auf  Mn.  Burruei  vor= 
gehenden  feindlichen  Aufklarungseinheit  wurden  Verstarkungen  zugefiihrt.  Dieser 
Gegner  wurde  auch  am  15. 1.  erfolgreidi  durdi  die  Luftwaffe  angegriffen.  Weiterer 
Feind  —  ansdieinend  ebenfalls  Aufklarungskrafte  —  ging  aus  Gegend  Gr.  es  Sahabi 
Riditung  Westen  vor. 

2.  Halfaya:  Fortdauer  des  Artilleriefeuers  durdi  Land=  und  Seestreitkrafte  sowie 
Anhalten  der  Luftangriffe.  —  Trotz  grofiter  Anstrengungen  konnte  die  nur  noch 
auf  dem  Luftweg  mogliche  Versorgung  bisher  nicht  in  ausreichendem  Mafie  durch= 
gefiihrt  werden.  —  Kommandeur  Div.  Savona  meldet,  die  unaufhorlidien  Angriffe 
und  die  mangelhaf te  Verpflegung  hatten  bereits  zu  einem  gewissen  Kraf teverf all  der 
Truppe  gefiihrt.  Bei  einzelnen  Soldaten  seien  Wahnsinnserscheinungen  aufgetreten. 
Eine  geniigende  Pflege  der  Verwundeten  und  Kranken  sei  nicht  mehr  moglich. 

3.  Fallschirm=Lehrtruppe  XI.  Fliegerkorps  iibernahm  bisherige  Stellungen  des 
italienischen  mot.  Korps  westlich  Maaten  Belcleibat.  Italienisches  mot.  Korps  wurde 
fiir  bewegliche  Verwendung  im  Raum  westnordwestlich  Maaten  Belcleibat  bereit= 
gestellt. 

[In  der  Nacht  vom  i^./i6.  Januar  hritische  Luftangriffe  auf  Hamburg  und 
Emden]. 


17.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud^: 

II.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  griff  der  Feind  die  eigenen  Stellungen 
bei  Punkt  364  heftig  an.  Der  eingebrochene  Feind  wurde  iiberall  zuriickgewor= 
fen,  KKL  ist  in  eigener  Hand.  An  der  SUdkiiste  der  Krim  landete  der  Feind  bei 


X     Notizen  Haiders: 

„Verhaltnismaj^ig  ruhiger  Tag  ohne  neue  Alarmmeldungen.  Der  Feind  scheint 
Schwierigkeiten  im  Nachfiihren  neuer  Verbande  in  die  Einbruchsstellen  zu  haben 

231 


B.  Kriegstagebuch 

Sudak  1  Btl.  und  versuchte  nach  Taraktasch  vorzustofien.  Die  Kampfe  um 
Taraktasch  sind  noch  im  Gange.  An  der  Feodosia=Front  konnte  der  eigene  An= 
griff  weiter  gut  Boden  gewinnen.  Die  vordersten  Teile  drangen  bis  zur  Linie 
Beibusa— Wladislawowka  vor. 

In  den  schweren  Kampfen  des  15.  und  16. 1.  wurden  1300  Gefangene  ge= 
macht,  22  Geschiitze  erbeutet  und  18  Panzer  vernichtet.  Aufierdem  erlitt  der 
Feind  hohe  blutige  Verluste. 

1.  Pz.Armee:  Vor  einzelnen  Stellen  der  Front  sdioQ  die  fdl.  Artl  Storungs= 
feuer.  Gegeniiber  dem  Nordfliigel  der  Armee  wurde  1  fdl.  Ski=Btl.  erkannt. 

17.  Armee:  Bei  und  siidl.  Isjum  wurden  Feindvorstofie  abgewehrt.  AmNord= 
fliigel  setzte  der  Gegner  seine  Angriffe  5  km  siidl.  St.  Sawinzy  fort,  er  wurde 
abgewiesen. 

6.  Armee:  10  km  westl.  St.  Sawinzy  ist  der  Kampf  um  Ortschaften  noch  im 
Gange.  Am  Nordfliigel  der  Armee  gewann  die  beiderseits  der  Strafie  Obojan— 
Tim  nach  Nordosten  angreifende  eigene  Kampfgruppe  9  km  an  Boden. 

2.  Armee:  Am  Siidflligel  verhielt  sich  der  Feind  ruhig.  Ein  eigener  Stofitrupp 
brachte  dem  Feinde  Verluste  in  Hohe  von  100  Toten  und  40  Gefangenen  bei. 
Vor  der  iibrigen  Front  der  Armee  wird  beiderseitiges  Artl.=Storungsfeuer  ge= 
meldet.  Mehrere  eigene  Spahtrupp=  und  Stofitruppuntemehmungen  waren 
erfolgreich. 

Auf  der  Krim  stellenweise  Nebel  bei  Temperaturen  liber  o  Grad.  Im  iibrigen 
Bereich  der  H.Gr.  herrscht  Frost  bis  zu  minus  20  Grad. 

H.Gr.  Mine: 

2.  Pz.Armee:  An  der  Ostfront  der  Armee  aufier  geringer  beiderseitiger  Art.= 
und  Spahtrupptatigkeit  nichts  Besonderes.  Bei  Bjelew  wurden  weitere  Feind= 
bewegungen  in  westl.  Richtung  erkannt.  Siidostw.  Ukelizy  gewannen  eigene 
Krafte  gegen  zah  kampfenden  Feind  im  Angriff  5  km  Boden  nach  Westen. 
Ostw.  Wesnizy  sind  Kampfe  mit  von  Norden  angreifenden  Feindteilen  im 
Gange.  Beiderseits  Shisdra  wurden  dem  Feind  in  erfolgreichen  Vorstofien  Ver= 
luste  beigebracht. 

4.  Armee:  Die  Kampfgruppe  Suchinitschi  wurde  mehrere  Male  von  fdl.  Bom= 
bern  angegriffen.  Siidl.  Filipowka  griff  der  Feind  einen  eigenen  StUtzpunkt 
erneut  ohne  Erfolg  an.  Der  Feinddruck  siidl.  Dolgoje  verstarkt  sich.  Gegen  die 
Ugra=Front  nordostw.  Tschemodanowo  griff  der  Feind  erfolglos  an. 

Schwachere  FeindvorstolBe  an  der  Ostfront  der  Armee  wurden  abgewiesen, 
z.  T.  sind  die  Kampfe  noch  im  Gange.  Im  Raume  um  Makowzy  wurden  star= 
kere  Feindansammlungen  erkannt.  Angriffe  langs  der  RoUbahn  aus  Richtung 
Medyn  wurden  erfolgreich  abgewiesen. 

4.  Pz.Armee:  Schwachere  Feindteile,  die  an  der  Siidfront  einzusickern  ver= 

(Versorgung,  Eisenbahnlage).  —  Unsere  Eisenbahn  ist  geradezu  katastrophal 
und  gefahrdet  Vorbereitung  des  Angriffs  Rshezo. .  .  Besuch  Model,  der  9.  Armee 
ubernimmt." 


232 


I/.  Januar  1942 

suchten,  wurden  zuriickgeschlagen.  Starkeren  Feindkraften  gelang  es,  im 
Protwa=Tal  vorzudringen  und  Were]  a  zu  nehmen.  Sie  wurden  wieder  aus  der 
Stadt  herausgeworfen.  Die  eigenen  Absetzbewegungen  verlaufen  iiberall  plan= 
mafiig.  Einzelne  nachdrangende  Feindgruppen  wurden  abgewiesen. 

9.  Armee  —  3.  Pz.Armee:  Starken  russ.  Kraften  gelang  es,  langs  der  Bahn 
westl.  Gory  in  Richtung  St.  Knjashi  Gory  mit  Panzern,  Kav.  und  Ski=Truppen 
vorzudringen,  sie  konnten  jedoch  zum  Stehen  gebracht  werden.  Den  Absetzbe= 
wegungen  der  iibrigen  Teile  der  3.  Pz.Armee  folgte  der  Feind  nur  zogemd. 

An  der  Front  um  Rshew  blieben  Feindangriffe  in  Btl.=Starke  iiberall  erfolg= 
los.  Auch  an  der  Siidwestfront  von  Sytschewka  wurde  ein  starkerer  russ.  An= 
griff  abgeschlagen.  An  der  Ostfront  des  XXIII.  AK.  wurden  schwere  Angriffe 
abgewiesen.  Siidl.  Selisharewo  wurden  die  Absetzbewegungen  nach  Siiden  ein= 
geleitet. 

Wetter:  Bei  bedecktem  Himmel  und  leichten  Schneef alien  schwanken  die 
Temperaturen  zwischen  —10  und  —20  Grad.  Der  Straiienzustand  verschlech= 
terte  sich  durch  die  Schneefalle. 

H.Cr.  Nord: 

16.  Armee:  Am  Siidfliigel  sind  Abwehrkampfe  gegen  nachdrangenden  Feind 
7  km  westl.  Apolez  im  Gange.  An  der  Molwotizy=Front  entspannte  sich  die 
Lage  etwas.  Ein  Feindangriff  in  Btl.=Starke  siidsiidwestl.  Molwotizy  wurde  ab= 
gewiesen.  Eigene  Art.  bekampfte  Feindansammlungen  westl.  der  Nordspitze 
des  Seliger=Sees  mit  guter  Wirkung.  An  der  Nordostfront  der  Armee  wurden 
kleinere  Feindeinbriiche  bereinigt.  Das  starke  fdl.  Storungsfeuer  auf  Staraja 
Russa  hielt  an.  Nordwestl.  der  Stadt  ist  die  Rollbahn  fest  in  eigener  Hand. 
Nordl.  des  Ilmen=Sees  konnte  verhindert  werden,  dafi  der  Feind  seine  Ein= 
bruchsstellen  erweiterte.  An  der  Wolchow=Front  siidl.  und  nordl.  Grusino 
wurden  eingedrungene  Feindteile  im  Gegenstofi  geworfen,  russ.  Bereitstel= 
lungen  zerschlagen  und  ein  Angriff  abgewiesen. 

18.  Armee:  Ein  fdl.  Angriff  von  Zidan  gegen  den  Briickenkopf  Salzy  blieb 
erfolglos.  Siidostw.  Maluksa  gelang  es  dem  Gegner,  mit  11  Panzern  und  In= 
f anterie  den  Bahndamm  in  200  m  Breite  zu  besetzen,  eigene  Gegenangriffe  sind 
im  Gange.  Bei  der  Abwehr  mehrerer  Feindangriffe,  die  im  Laufe  des  Tages 
gefiihrt  wurden,  erlitt  der  Feind  schwere  blutige  Verluste.  4  russ.  Panzer  wur= 
den  vernichtet. 

An  der  Front  vor  Leningrad  sprengte  ein  eigener  Stofitrupp  15  Bunker  oder 
Kampfstande  ostw.  Pulkowo. 


Finnisdie  Front  (17. 1.) 

Karelische  Armee:  Siidl.  Wonshosero  wurden  erneute  Feindangriffe  abgewiesen. 
Von  den  iibrigen  Fronten  wird  Art.=  und  Spahtrupptatigkeit  gemeldet. 

Temperaturen  bis  25  Grad  Kalte. 

Bei  AOK  Lappland  keine  besonderen  Ereignisse.  20—30  Grad  Frost. 


233 


B.  Kriegstagebuch 

Afrika  (16. 1.)  '  "• 

1.  Luftaufklarung  konnte  wegen  Sandsturm  nicht  geflogen  werden.  Nach  Horch= 
aufklarung  je  eine  Kampfgruppe  200.  Garde=Brigade  10  km  nordostwarts  B.  es 
Suera,  hart  nordlich  B.  el  Ginn  und  5  km  siidlich  Bu  Grada. 

An  ganzer  Front  nur  schwache  Spahtrupptatigkeit. 

2.  An  der  Halfaya=Front  ununterbrochene  feindlidKe  Artl.=  und  Lufttatigkeit. 
Starkere  Bewegungen  von  Panzern  und  Infanterie  vor  der  gesamten  Front  lassen 
auf  einen  baldigen  Angriff  schliefien.  —  Weitere  Brunnen  wurden  zerstort.  Ober= 
befehlshaber  Slid  teilte  mit,  dalB  ab  16. 1.  Versorgung  auf  dem  Luftweg  weiter 
verstarkt  wird. 

3.  O.Qu.  Abteilung  des  Kdos,  der  Panzergruppe  wird  voriibergehend  nach  Tri= 
polis  verlegt. 


18.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud^: 

11.  Armee:  An  der  Front  von  Sewastopol  wurde  ein  Angriff  des  Feindes 
an  der  Nordostfront  abgeschlagen.  Weitere  wiederholte  feindl.  Angriffsver= 
suche  auch  an  anderen  Frontabschnitten  blieben  ebenfalls  erfolglos.  Sie  wur= 
den  entweder  bereits  in  der  Bereitstellung  zerschlagen  oder  in  heftigen  Nah= 
kampfen  abgewehrt.  Gegen  den  bei  Sudak  gelandeten  Feind  wurde  der  An= 
griff  fortgesetzt  und  Taraktasch  genommen.  Eine  nach  Osten  abgedrehte 
Feindgruppe  (etwa  400  Mann)  wurde  vor  einer  rum.  Sperrstellung  siidwestl. 
Otusy  abgeschlagen.  —  Im  Angriff  auf  Feodosia  wurde  nach  hartem  Kampf  der 
Feindwiderstand  gebrochen  und  der  Nordwestrand  der  Stadt  erreicht.  Feind= 
teile  werden  auf  engem  Raum  um  Feodosia  eingeschlossen  und  z.  T.  auf  die 
Halbinsel  siidl.  der  Stadt  abgedrangt.  Nach  Nordosten  ausweichender  Feind 
wurde  von  Artl.=  und  Fliegerkampfkraften  wirkungsvoll  bekampft.  St.  Sarygol 
ist  durch  kiihnen  Vorstofi  genommen  und  damit  die  Riickzugstrafie  fiir  den 
Feind  gesperrt.  Feindl.  Gegenangriffe  mit  Panzern  gegen  die  Angriffsfront  bei 

1     Notizen  Haiders: 

„Bei  Feodosia  gute  Fortschritte.  Angriff  gegen  linken  Flugel  17.  und  gegen 
6.  Armee  hat  begonnen,  audi  bei  Bjelgorod.  2.  PzArmee  macht  erfreuliche  Fort= 
schritte  in  Richtung  Suchinitsdii. 

Bei  4.  Armee  Schwierigkeiten  durch  Schneefall  in  der  Bewegung  der  Truppen. 
Der  Feind  faflt  um  den  NordflUgel  in  Richtung  Juchnow  herum.  4.  PzArmee  hat 
nun  Heranfiihren  von  6  Rgt.ern  in  die  Liicke  von  Norden  her  eingeleitet. 
Gegen  Ostfront,  vor  allem  V.  AK.,  dr'dngt  der  Feind  weiter  nach.  VJestlidi  und 
siidwestl.  Rshew  schiebt  der  Feind  weitere  Krafte  vor. 

Liicke  Ostaschkow=Cholm  nimmt  unbequeme  Formen  an.  Der  Feind  driickt  nach 
SUden  und  Westen.  Anfange  unserer  Krafte  kommen  zunachst  auf  Cholm  heran. 
Bei  Nord  hat  v.  Kiichler  das  Kommando  ubernommen.  Hasse  Chef.  v.  Leeb  und 
Brennecke  treten  ab.  Bei  Staraja  Russa  wird  nur  geflickt.  Die  Lage  bessert  sich 
nicht.  Auch  an  der  Wolchow front  ist  die  Lage  sehr  gespannt.  tlbrige  Front  ruhig. 
Mittag  beim  Fiihrer.  Fm.  v.  Bock  ist  anwesend  und  wird  in  seine  Aufgabe  (als 
neuer  OB  der  H.Gr.  Siid)  eingewiesen." 

234 


i8.  Januar  1942 

Wladislawowka  und  siidl.  scheiterten  unter  blutigen  Verlusten  fiir  den  Gegner. 
Bisher  sind  etwa  1600  Gefangene  und  die  Beute  von  2  Langrohrgeschiitzen, 
4  12,2  cm  und  11  j,6  cm  Geschiitzen  sowie  7  Inf.=Geschutze  gemeldet.  46 
Panzer  wurden  vemichtet  und  5  Flugzeuge  durch  die  Truppe  abgeschossen. 

1.  Pz.Armee:  Am  SUdfliigel  Feueriiberfalle  zusammengefafiter  Granat=Wer= 
fer.  Eigene  Artl.  bekampfte  wirkungsvoU  erkannte  Feindziele. 

Artl.  der  slowakischen  Div.  zersprengte  feindl.  Ansammlungen. 

ly.  Armee:  Am  Nordfliigel  wurde  ein  feindl.  Angriff  10  km  nordnordwestl. 
Isjum  abgeschlagen.  Salimanjo  (2,5  km  siidl.  St.  Sawinzy)  wurde  nach  funf= 
tagigem  schweren  Kampf  gegen  dauernde  Angriffe  5  verschiedener  russ.  Rgt.er 
geraimit.  Nach  Gewinnen  der  beherrschenden  Hohen  hatte  der  Gegner  plan= 
mafiig  den  gesamten  Ort  in  Brand  geschossen  und  zerstort.  Die  Russen  hatten 
in  diesen  5  Tagen  schwerste  Verluste. 

6.  Armee:  Am  SUdfliigel  ist  der  Angriff  siidl.  des  Donez  bis  10  km  ostw. 
Gusarewka  vorgedrungen  und  hat  Gegner  in  Starke  von  1  Btl.  zuriickge= 
worfen. 

Der  Angriff  auf  dem  Nordfliigel  machte  weiterhin  gute  Fortschritte.  Die 
Angriff sspitzen  erreichten  die  Gegend  nordl.  St.  Rshawa,  3  km  siidl.  St. 
Solzsewo  und  6  km  siidwestl.  St.  Solzsewo. 

2.  Armee:  Gruppe  Breith  nahm  im  Angriff  Schumakowo  und  einen  Ort  hart 
siidostw.  davon.  2  russ.  32=t=Panzer  wurden  abgeschossen  und  iiber  200  Ge= 
fangene  eingebracht.  Die  Artl.  bekampfte  wirkungsvoU  feindl.  Bewegungen 
vor  der  Front.  Rege  feindl.  Fliegertatigkeit. 

Vor  dem  Nordabschnitt  haben  die  feindl.  Spahtrupp=  und  Aufkl.=Tatigkeit 
sowie  der  Schlitten=  und  Lkw.=Verkehr  zugenommen. 

Wetter:  Auf  der  Krim  Frost  und  stellenweiser  Schneefall.  Im  iibrigen  Be= 
reich  der  H.Gr.  zunehmende  Kalte  bis  —16  Grad,  bei  2.  Armee  —25  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz.Armee:  Am  rechten  Fliigel  starkere  feindl.  Artl.=Tatigkeit.  Rege  feindl. 
Fliegertatigkeit  im  Raum  um  Mzensk.  An  der  Nordfront  starke  Feindbewe= 
gungen  durch  Bjelew.  Ein  feindl.  Angriff  wurde  abgewiesen  und  3  km  siid= 
ostw.  Osemo  ein  Ort  genommen.  Der  feindl.  Gegenangriff  mit  Panzern  blieb 
erfolglos.  Ebenso  wurden  feindl.  Angriffe  im  Abschnitt  Maleschewo— Wesnizy 
abgewiesen.  Feindl.  Ortschaften  12  km  nordostw.  Shisdra  und  5  km  nordl. 
Ostynia  sowie  Ljudinowo  wurden  im  Angriff  genommen.  Bei  Ostynia  ein  fdl. 
Btl.  durch  eigene  Panzer  aufgerieben. 

4.  Armee:  Auf  Suchinitschi  feindl.  Bombenangriffe.  An  der  Front  ostw. 
der  Rollbahn  gewannen  eigene  Vorstofie  Boden,  feindl.  wurden  abgewiesen. 
Der  Feind  driickt  besonders  in  Gegend  Ljudkowo.  Feindansammlungen  10  km 
siidl.  Juchnow.  An  der  Ugra=  und  Ostfront  wurden  ortliche  Vorstofie  abge= 
wiesen  und  Einbruch  siidl.  Medyn  bereinigt.  Die  Absetzbewegungen  verlaufen 
planmafiig. 

235 


B.  Kriegstagebuch 

4.  Pz.Armee:  Der  Feinddruck  gegen  den  Siidfliigel  halt  weiterhin  an.  Vor= 
stofie  und  nachtl.  Angriffe  siidl.  Were]  a  wurden  abgewiesen,  jedoch  konnte 
die  Feindgruppe  siidl.  der  Stadt  noch  nicht  beseitigt  werden.  Feindangriffe  an 
der  Autobahn  und  Poststrafie  scheiterten.  Das  Absetzen  verlauft  planmafiig. 
Der  Gegner  schofi  sein  iibliches  Storungsfeuer  auf  das  bereits  geraumte 
Rusa. 

9.  Armee:  Bei  3  Pz.Armee  fiihrte  der  Feind  wiederum  heftige,  von  Panzern 
unterstiitzte  Angriffe  gegen  das  V.  AK.  Das  Korps  hatte  erneut  empfindliche 
Verluste.  Den  Russen  gelang  ein  ortl.  Einbruch,  4  Feindpanzer  wurden  abge= 
schossen.  Feindl.  Angriffe  nordl.  davon,  z.  T.  durch  Panzer  unterstiitzt,  wurden 
abgeschlagen  und  das  Absetzen  in  die  neue  Widerstandslinie  durchgefiihrt. 
Breitere  Angriffe  des  Gegners  gegen  die  Nordfront  bis  zu  Rgt.=Starke  sowie 
gegen  die  Nordwest=  und  Westfront  bei  Rshew  wurden  ebenfalls  abgewiesen. 
Einige  Vorstofie  gegen  sich  zah  verteidigenden  Feind  gewannen  gut  Boden. 
Siidwestl.  Sytschewka  floh  der  Feind  und  \ie&  450  Tote  zuriick.  Hier  griff  die 
Luftwaffe  wirksam  in  den  Erdkampf  ein.  Am  linken  Armeefliigel  verlaufen 
die  Absetzbewegungen  planmafiig.  Feindl.  Angriffe  wurden  erfolgreich  ab= 
gewehrt. 

Wetter:  Bedeckt,  stellenweise  Schneefall,  15—20  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Am  Siidfliigel  verteidigt  sich  eine  Rgt.=Gruppe  ostw.  Cholm. 
Der  Feinddruck  sudl.  des  Ilmen=Sees  halt  an.  Vorstofie  und  Angriffe  des  Geg= 
ners  in  alien  Abschnitten  wurden  abgewehrt  und  ein  Einbruch  im  Gegenstofi 
bereinigt.  Stiitzpunkt  Wswod  halt  unverandert.  Nordl.  des  Ilmen=Sees  gelang 
es  dem  Feind,  die  Einbruch sstellen  westl.  Dubowizy  zu  erweitern.  Hart  ostw. 
der  RoUbahn  wurde  er  zum  Stehen  gebracht.  Mehrere  Angriffe  gegen  den 
linken  Armeeabschnitt  wurden  abgewiesen. 

18.  Armee:  Angriffe  der  Russen  gegen  die  Nordostfront  in  Gegend  sud= 
westl.  Bogolnik  und  Maluksa  wurden  zuruckgewiesen  und  feindl.  Bereitstel= 
lungen  zerschlagen.  An  der  Newa=Leningrader=Front  Artl.=  und  Spahtrupp= 
tatigkeit. 

Wetter:  Leichte  Schneefalle,  minus  15  bis  minus  2.0  Grad. 


Finnisdie  Front  (18. 1.) 

Beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 

Keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Der  Feind  befestigt  das  Ostufer  des  Onega= 
Flusses.  Auf  der  Landzunge  siidwestl.  Powenez  wurden  bis  zum  11. 1,  1443  tote 
Russen  und  107  Gefangene  gezahlt. 

[Das  OKW/WFSt  befiehlt  die  Bevorratung  der  deutschen  Truppen  in  Lapp^ 
land  auf  9  Monate]. 

256 


19-  Januar  1942 

Afrika  (17. 1.) 

1.  Feindlage  im  groi3en  unverandert.  An  der  ganzen  Front  beiderseitige  Auf» 
klarungstatigkeit.  Im  Nordabschnitt  geringes  feindliches  Artilleriefeuer.  Schwer* 
punkt  der  feindlichen  Aufklarung  richtete  sich  gegen  Raum  siidlich  Maaten  Giofer. 
Die  in  Gegend  Mn.  Burruei  befindlichen  Aufklarungskrafte  wurden  audi  heute 
durch  die  Luftwaffe  angegriffen. 

2.  Halfaya=Front:  Kommandant  des  Abschnittes  Halfaya  (Generalleutnant  De 
Georgis)  meldet  17. 1.  friih,  da  auch  in  der  vergangenen  Nacht  keine  Verpflegung 
eingetroffen  sei,  habe  er  einen  Parlamentar  zu  Ubergabeverhandlungen  entsenden 
miissen.  Die  Feindseligkeiten  seien  mit  Beginn  der  Verhandlungen  eingestellt  wor= 
den.  Alle  schweren  Waffen  seien  durch  die  eigene  Truppe  unbrauchbar  gemacht 
worden.  —  Seit  13.00  Uhr  besteht  keine  Funkverbindung  mehr  zum  Abschnitt. 

Englischer  Nachrichtendienst  meldet,  Abschnitt  Halfaya  habe  kapituliert. 

3.  Einsatzbereite  deutsche  Pz.Spahwagen  23.  Einsatzbereite  deutsche  Pz.Kampf= 
wagen  84,  dabei  24  am  5. 1.  eingetroffene  Ersatzpanzer.  In  den  nachsten  Tagen  ist 
mit  der  Herstellung  der  Einsatzbereitschaft  einer  grofieren  Anzahl  von  in  Werka 
statten  befindlichen  Panzern  zu  rechnen.  —  Das  Eintreffen  der  Masse  der  Ersatz= 
panzer  (32)  verzogert  sich  infolge  fabrikatorischer  Mangel  im  Laufwerk,  die  den 
zeitweisen  Ausfall  beinahe  der  Halfte  der  Panzer  wahrend  der  Anfahrt  von  Tripolis 
zur  Folge  hatten.  Aufierdem  fehlten  der  Mehrzahl  der  Panzer  eine  Anzahl  zur  Her= 
stellung  der  Gefechtsbereitschaft  erforderlicher  Ausriistungsgegenstande.  Eingehen= 
der  Bericht  folgt  nach  Abschlufi  der  Untersuchung.  — 

Einsatzbereite  itaiienische  Panzer  M:  89. 


19.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Siid^i 

i.±.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  wurden  2  Vorstofie  in  Kp.=Starke 
abgewiesen. 

Siidl.  Taraktasch  verstarkte  sich  der  Feindwiderstand  vor  der  eigenen  An= 
griffsgruppe. 

Feodosia  wurde  nach  hartnackigem  Hauserkampf  endgiiltig  genommen.  Auch 
siidwestl.  der  Stadt  ist  die  Sauberung  abgeschlossen.  Weiter  nordl.  wurde  der 

1     Notizen  Haiders: 

„Der  Angriff  auf  der  Krim  schreitet  gut  vorwarts.  An  der  Nordfront  der  ij.  Ar= 

mee  und  an  einigen  Stellen  der  6.  Armee  ist  der  Groflangriff,  der  in  der  Voraus= 

sage  an  den  Namen  Charkow  gebunden  war,  entbrannt.  Schwierigste  Stelle  an 

der  Naht  iyJ6.  Armee.  Es  wird  schwere  Tage  gehen,  his  diese  Spannung  uher= 

wunden  ist.  Auch  am  Sudteil  der  2.  Armee  ist  ein  grower  Einbruch  erfolgt,  gegen 

den  augenblicklich  keine  Krafte  zur  Hand  sind.  Eine  operative  Gefahr  sehe  ich 

hierin  nicht. 

2.  Panzerarmee  macht  weitere  Fortschritte  in  Richtung  Suchinitschi.  Im  Ubrigen 

hat  sich  im  Suchinitschi=Bogen  nicht  viel  gedndert.  Offenbar  hat  der  Feind  hier 

mit  der  Versammlung  starkerer  Krafte  ernste  Sdiwierigkeiten. 

Die   Riickverlegung   der   Ostfront   der  Heeresgruppe  Mitte   schreitet  fort.   Die 

Schliejiung  der  LUdce  Medyn  ist  nodi  nicht  voll  gelungen,  scheint  aber  auf  gutem 

Wege  zu  sein. 

Bei  Rshew  auffallende  Zuriickhaltung  des  Feindes. 

237 


B.  Kriegstagebuch 

Feind  bis  4  km  sudwestl.  Kamyschly  zuriickgeworfen.  Bisher  wurden  iiber  4600 
Gefangene  gemacht,  13  Panzer,  38  Geschiitze,  24  Pak,  63  Granatwerfer,  100 
MG  sowie  zahlreiche  Kfz.  und  besp.  Fahrzeuge  erbeutet  oder  vernichtet. 

1.  Pz.Armee:  Der  Gegner  griff  im  Lauf  des  Tages  die  gesamte  Front  an 
zahlreichen  Stellen  mit  Unterstiitzung  von  Artl.  und  schweren  Waffen  an.  Der 
Schwerpunkt  der  Angriffe  lag  auf  dem  Nordfliigel  der  Armee.  Samtliche  An= 
griffe  konnten  abgeschlagen  werden. 

17.  Armee:  Wahrend  des  ganzen  Tages  griff  der  Feind  mit  Schwerpunkt 
zwischen  Bogoroditschno  und  Isjum  sowie  am  Nordfliigel  der  Armee  an.  AUe 
Angriffe  wurden  z.  T.  unter  hohen  Feindverlusten  abgewehrt.  Einbriiche  an 
einzelnen  Stellen  werden  z.  Z.  in  Gegenstofien  bereinigt.  Die  Kampfe  sind 
noch  im  Gange. 

6.  Armee:  Auf  der  gesamten  Armeefront  griff  der  Feind  gleichfalls  mit 
starkeren  Kraften  an.  Am  Siidfliigel  und  westl.  Woltschansk  blieben  alle  russ. 
Angriffe  erfolglos.  Nordl.  Bjelgorod  konnten  Feindteile  bis  6  km  nordostw. 
Jakowlowo  vordringen.  Am  Nordfliigel  der  Armee  gewann  die  eigene  An= 
griffsgruppe  weiter  Boden  nach  Nordosten. 

2.  Armee:  Am  Siidfliigel  wurden  Angriffe  siidostw.  Schumakowo  abge= 
wiesen.  Siidwestl.  Dolgoje  gelang  dem  Feind  ein  ortlicher  Einbruch.  Durch 
eigenen  Gegenangriff  wurden  Telle  des  Feindes  geworfen.  Die  Kampfhand= 
lungen  dauern  noch  an.  Nordwestl.  Dolgoje  und  bei  Jewlanowa  konnten  wei= 
tere  Feindangriffe  abgewiesen  werden.  Im  gesamten  Bereich  der  H.Gr.  herrscht 
starker  Frost  bis  zu  21  Grad. 

H.Gr.Mitte: 

2.  Pz.Armee:  An  der  Ost=  und  Nordfront  fanden  keine  besonderen  Kampf= 
handlungen  statt.  In  der  Nordwestflanke  blieben  fdl.  Angriffe,  die  z.  T.  von 
Panzern  unter stiitzt  waren,  siidwestl.  Posnjakowo  und  bei  Melachowo  ohne 
Erfolg.  Bei  Wesnizy  sind  die  Kampfe  noch  im  Gange.  Der  Angriff  in  Richtung 
Suchinitschi  gewann  am  rechten  Fliigel  bis  St.  Paliki  und  ostw.  davon  Boden. 
Dort  keine  Feindberiihrung.  Am  linken  Fliigel  wurde  der  Raum  siidl.  Maklaki 
gewonnen,  Ljudinowo  nach  hartem  Hauserkampf  besetzt.  Zahlreiche  Waffen 
und  Gerat  des  Feindes  wurden  hier  erbeutet.  17  Geschiitze,  3  I.G.e  und  15  Pak 
sind  bisher  gemeldet. 


In  Richtung  Toropez  und  Cholm  ist  eine  recht  unangenehme  Liicke  durch  das 
rasche  Zuriickgleiten  der  hier  stehenden  Krafte  entstanden.  Der  Feind  dr'dngt 
im  ganzen  mit  etioa  4  Div.en  in  diesem  graven  Raum  nach.  Eine  operative  Ge= 
fahr  ist  es  nidit,  aher  es  zieht  wieder  Krafte  von  anderen  Stellen  ab  und  muji 
schliejilich  mit  einer  weitraumigen  Bewegung  bereinigt  werden. 
Bei  Staraja  Russa  immer  noch  Kampf.  Ich  rege  Bereinigung  von  Osten  her  an. 
Am  Wolchow  sehr  schwerer  Kampf  im  Bereich  16.  Armee.  Weitere  Abriegelung 
gelungen.  Weiter  nordlich  im  Bereich  18.  Armee  scheinen  nun  audi  groflere 
Angriffe  beginnen  zu  wollen.  Ladogafront  noch  ruhig.  Sie  wird  aber  auch  noch 
lebendig  werden." 


238 


19-  Januar  1942 

4.  Armee:  Bei  Suchinitschi  ist  die  Lage  unverandert.  In  den  spaten  Abend= 
stunden  griff  der  Feind  bei  St.  Schepetowa  an,  Bei  Ljudkowo  schob  sich  der 
Gegner  dichter  an  die  eigenen  Rollbahnsicherungen  heran.  Weiter  nordostw. 
wurden  eigene  Sicherungskrafte  gegen  etwa  300  fdl.  Fallschirmjager  angesetzt. 
Subowo  wurde  planmafiig  geraumt.  Vorstofie  gegen  die  eigene  Front  in  der 
Linie  Sulichowo— Tschemodanowo  wurden  abgewehrt.  An  der  Ostfront  wur= 
den  mehrere  Angriffe  zuriickgeschlagen  und  ein  in  die  HKL  eingebrochenes 
Btl.  vernichtet. 

Die  Absetzbewegungen  verliefen  bisher  planmafiig. 

Die  fdl.  Fliegertatigkeit  war  wahrend  der  Nacht  sehr  rege. 

4.  Pz. Armee:  Angriffe  gegen  den  Siidfliigel  wurden  in  schweren  Kampfen 
abgeschlagen.  Feindvorstofie,  die  von  Artl.  und  Raketengeschiitzen  unterstiitzt 
waren,  konnten  beiderseits  der  Autobahn  abgewehrt  werden.  Westl.  Wasju= 
kowo  wurden  dem  Gegner  bei  der  Abwehr  seiner  Angriffe  erhebliche  Verluste 
beigebracht.  Bei  Aschtscherino  wurde  ein  fdl.  Einbruch  im  Gegenstofi  bereinigt, 
westl.  Ostaschewo  ein  fdl.  Angriff  abgeschlagen. 

9.  Armee:  Der  starke  Feinddruck  gegen  den  Siidfliigel  hielt  an.  AUe  Aus= 
weichbewegungen  verliefen  planmafiig.  An  der  Front  um  Rshew  konnten 
starke  Feindangriffe  von  Westen  und  Siidwesten  mit  Schwerpunkt  an  der 
Eisenbahn  Olenino— Rshew  in  schweren  Kampfen  abgewiesen  werden.  Hef= 
tige  Angriff e  bei  Okowzy  und  westl.  davon  blieben  gleichfalls  erfolglos.  Im 
Bereich  der  H.Gr.  teilweise  heiteres,  teilweise  triibes  Wetter.  Die  Tempera= 
turen  schwanken  zwischen  10  und  25  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Am  Siidfliigel  wurde  ein  starker  Partisanenangriff  gegen  Cholm 
sowie  ein  Feindvorstoli  mit  Panzern  gegen  Molwotizy  abgewiesen.  Nordwestl. 
Lytschkowo  und  westl.  Ruskaja  Belotniza  blieben  erneute  Feindangriffe  er= 
folglos.  Ostwarts  Jurjewo  wurde  ein  eigenes  Stofitruppunternehmen  erfolg= 
reich  durchgefiihrt.  Ein  eigenes  Jagdkommando  zerstorte  Fernsprechleitungen 
im  fdl.  Hintergelande.  Staraja  Russa  griff  der  Russe  aus  nordostw.  Richtung 
erfolglos  an.  An  der  Wolchow=Front  ist  ein  Feindangriff  nordl.  Murawjewkije= 
Kaserone  noch  im  Gange. 

Westl.  Dubowizy  verstarkt  sich  der  Feind. 

18.  Armee:  Am  rechten  Fliigel  der  Nordostfront  der  Armee  lebhaftes  fdl. 
Artl.=  und  Granatwerfer=Feuer.  Versuche  des  Feindes,  in  kleinen  Truppen  den 
Bahndamm  zu  iiberschreiten,  wurden  verhindert.  Ostw.  St.  Maluksa  konnte 
die  HKL  nach  schweren  Kampfen  gegen  angreifenden  starken  Feind  mit  Artl.=, 
Panzer=  und  Fliegerunterstiitzung  behauptet  werden.  6  schwere  und  uber= 
schwere  Feindpanzer  wurden  vernichtet.  Auch  bei  Chandrowa  wurde  ein  russ. 
Angriff  zuriickgewiesen.  Eigene  Artl.  bekampfte  kriegswichtige  Ziele  in  Lenin= 
grad. 

Im  Bereich  der  16.  Armee  20—30  Grad  Kalte,  bei  18.  Armee  14  Grad  Kalte. 

239 


B.  Kriegstagebuch 

Finnisdie  Front  (19. 1.) 

Karelische  Armee:  Bei  der  Vernichtung  von  russ.  Kraften  siidl.  Wonshesero 
konnten  5  Pak,  15  M.G.,  viele  Handwaffen  und  mehrere  Fahrzeuge  erbeutet  werden. 
Die  Temp,  schwanken  zwischen  15  und  30  Grad  Kalte. 

AOK  Norwegen:  Bei  Geb.Korps  Norwegen  und  im  Raum  um  Petsamo  flogen 
fdl.  Bomber  zahlreiche  Angriffe. 


Afrika  (18. 1.) 

Armee=Befehl  fur  den  Angriff: 

1.  Feind  vor  der  Front  ist  zur  Zeit  an  Kraften  unterlegen.  Er  grabt  sich  ein  und 
wartet  anscheinend  die  Heranfiihrung  weiterer  Krafte  ab,  ehe  er  angreift.  Das  Ein= 
treffen  neuer  erheblicher  Verstarkungen  ist  im  Laufe  der  nachsten  8—14  Tage  zu 
erwarten.  Trotzdem  mufi  auch  mit  der  Moglichkeit  eines  baldigen  Angriffs  ge= 
rechnet  werden.  —  Einzelheiten  iiber  Feindlage  siehe  Feindnachrichtenblatt,  das  den 
Korps  usw.  im  Laufe  des  19. 1.  zugestellt  werden  wird. 

2.  Panzergruppe  Afrika  wird  unter  Ausnutzung  der  zur  Zeit  bestehenden  Krafte= 
iiberlegenheit  mit  starken  Teilen  zum  Gegenangriff  antreten,  um  zunachst  den  im 
Raum  Uadi  el  Faregh— Mn.  Bettafal— Rta.  el  Gtafia— Melah  en  Nogra  befindlichen 
Gegner  durch  konzentrischen  Angriff  einzuschliefien  und  zu  vernichten. 

3.  Der  Gegenangriff  wird  im  Laufe  der  nachsten  Tage  erfolgen.  Angriff  stag  = 
x=Tag,  Angriffszeit  =  y=Zeit.  x=Tag  und  y=Zeit  werden  zeitgerecht  befohlen. .  . 

Tagesmeldung: 

1.  Feind  schloi?  vor  mittlerem  Frontabschnitt  in  sudwestlicher  Richtung  weiter  auf. 
Luftaufklarung  stellte  im  Raum  Mn.  el  Mensci  —  Rta.  el  Gtafia  —  M.  Bettafal  gr6= 
fiere  Ansammlungen  von  Fahrzeugen,  darunter  Pz.Kampfwagen,  fest. 

Vor  Siidabschnitt  weiterhin  rege  feindliche  Aufklarungstatigkeit. 

2.  Im  Abschnitt  B.  es  Suera  wurden  bei  Spahtruppunternehmungen  eine  Anzahl 
von  Gefangenen  eingebracht.  —  Der  Ausbau  der  Stiitzpunkte  und  die  Verminung 
wurden  planmafiig  fortgesetzt. 

20.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud^: 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  verhielt  der  Gegner  sich  ruhig.  Bei 
Sudak  halt  sich  der  Feind  noch  siidlich  Taraktasch  und  westl.  Otusy.  Gegen= 
angriffe  wurden  abgewehrt. 

Der  Angriff  an  der  Ostfront  brach  am  rechten  Fliigel  Feindwiderstand  bei 
Kamyschly  und  gewarm  die  Hohen  nordostw.  davon.  Vor  der  Mitte  wurde  der 
Feindstiitzpunkt  Wladislawowka  genommen.  Es  gelang  den  deutsch=rumani= 

1     Notizen  Haiders: 

„Die  Angriffe  gegen  H.Gr.  Siid  (±7.  Armee)  fiihren  zu  teilweise  recht  spannenden 
Lagen.  Vor  allem  die  feindlidien  Tanks  finden  bei  uns  kein  Gegengewicht.  Am 
Nordflugel  6.  Armee  beruhigt  sich  die  Lage  allmahlich.  Bei  2.  Armee  schwerer 
Einbruch  feindlicher  Carde=Kav.Korps,  gegen  den  erst  am  23.  i.  ausreichende 
Majinahmen  werden  ergriffen  werden  konnen. 
Mitte:  Allmahlidier  RUckbau  der  Front  Im  Suchinitschi=Bogen  Ruhe.  Bei  Medyn 


240 


20.  Januar  1942 

schen  Kraften,  bis  in  die  Linie  10  km  nordostw.  Wladislawowka  —  3  km  nord= 
ostw.  Korpatsch  vorzudringen.  Bisher  wurden  3000  Gefangene  eingebracht 
und  an  Beute  13  Panzer,  4  Pak,  6^  Granatwerfer  imd  iiber  100  MGs  gezahlt. 
4  Flugzeuge  wurden  durch  Infanterie  abgeschossen  und  6  einsatzbereite  Rata 
erbeutet. 

Vor  Sewastopol  und  an  der  Ostfront  starke  fdl.  Fliegertatigkeit  mit  zahl= 
reichen  Bomben=  und  Tiefangriffen. 

1.  Pz.Armee:  Im  rechten  Armeeabschnitt  beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupp= 
tatigkeit.  Besonders  starkes  Feindfeuer,  fast  ausschliefilich  schwerer  Kaliber, 
lag  am  Siidfliigel.  Durch  schneidige  Stofitruppunternehmen  der  Slowaken  wur= 
den  dem  Feind  blutige  Verluste  beigebracht.  \t!  •  /.  :u::  - 

Gegen  den  linken  Armeeabschnitt  setzte  der  Gegner  seine  Angriffe  in 
Kp.=  bis  Btl.=Starke  fort,  die  durch  zahlreiche  schwere  Waffen  und  durch 
Artillerie  unterstiitzt  waren.  Unter  blutigen  Verlusten  fiir  den  Russen  wurden 
alle  Angriffe,  zum  Teil  im  Gegenstofi,  abgeschlagen, 

Feindliche  Jagd=  und  Kampfflugzeuge  flogen  zahlreiche  Angriffe  mit  Bom= 
ben  und  Bordwaffen. 

ly.  Armee:  Gegen  die  Ostfront  der  Armee  gefiihrte  Angriffe  in  Kp.=  und 
Btl.=Starke  wurden  unter  hohen  Feindverlusten  abgewiesen.  Die  Kampfe  dau= 
erten  z.  T.  bis  in  den  spaten  Abend  an.  Feindansammlungen  und  Bereitstel= 
lungen  wurden  wirksam  durch  die  Artillerie  bekampft.  Angriffe  von  2  fdl. 
Schtz.Div.en  und  einer  Pz.Brig.  drangen  auf  das  Hohengelande  siidwestl. 
St.  Jamo  vor.  An  der  Donezfront  setzte  der  Feind  seine  Angriffe  iiberall  bis 
in  die  Dunkelheit  fort.  Aus  Golaja  Dolina  wurde  er  im  Gegenstofi  geworfen. 
Gegen  siidl.  Isjum  vorgestofienen  Feind  wird  beiderseits  Dolgonskoje  und 
siidlich  der  Stadt  gehalten.  Am  Nordfliigel  der  Armee  werden  gegen  die  an= 
dauernden  Angriffe  der  West=  und  Nordwestteil  von  Isjum  sowie  mehrere 
Stiitzpunkte  nordl.  davon  gehalten.  Vor  der  gesamten  Donezfront  hatte  der 
Russe  hohe  Verluste. 

6.  Armee:  Auf  dem  Siidflugel  gelang  es  der  Angriffsgruppe  siidl.  des  Do= 
nez,  in  Gusarowka  einzubrechen.  Gegen  die  Front  siidlich  Borschtschewoje 
versuchte  der  Feind  erfolglos,  in  Rgt.=Starke,  unterstiitzt  durch  Panzer, 
mehrere  Battr.n  und  Salvengeschiitze,  durchzubrechen.  Angriffe  mehrerer 
Kp.en  entlang  der  Bahn  westl.  St.  Bulszelowka  wurden  abgewiesen.  Die  fdl. 
Artl.  feuert  hier  unter  sehr  starkem  Munitionseinsatz. 

Auf  dem  Nordfliigel  wurden  fdl.  Angriffe  in  Gegend  St.  Rshawa  und 
nordl.  davon  abgewiesen.  Der  Feind  kampfte  auch  hier  mit  starken  Kraften 
noch  wahrend  der  Nacht. 

immer  nodi  keine  Bereinigung.  Bei  Rshew  fuhrt  der  Feind  weitere  Krafte  nadi 

Siiden.  Spannungen  bei  Sytschewka. 

Grenz=Liid<.e :  Toropez  verloren.  Feind  greift  Cholm  an. 

Nord:  Lage  scheint  heute  stahilisiert  zu  sein.  Weitere  Angriffe  aus  der  Ladoga^ 

front  stehen  bevor." 

241 


B.  Kriegstagebuch 

2.  Armee:  Auf  dem  Sudfliigel  wurden  in  der  Liicke  2  Ortschaften  in  Ge= 
gend  12  km  ostw.  Andre]  ewka  ohne  Feindwiderstand  besetzt.  Nach  Abwehr 
aller  fdl.  Angriffe  ist  die  Lage  bei  Schumakowo  uberall  wiederhergestellt. 
Fdl.  Angriffe  gegen  die  Ostfront  wurden  im  allgemeinen  abgewehrt.  Einge= 
brochener  Feind  hatte  durch  eigene  Gegenangriffe  schwere  Verluste.  Siidl. 
W.  Samareika  ist  die  Lage  noch  ungeklart.  Vordringen  des  Gegners  dort 
iiber  den  Bachlauf  nach  Siidwesten  wurde  verhindert.  Feindangriffe  auf  dem 
Nordfliigel  wurden  abgeschlagen. 

Wetter:  Zunahme  des  Frostes  bis  —20  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  An  der  Ostfront  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  An  der 
Nordfront  drang  der  Feind  von  Wesnizy  nach  Siidosten  vor.  Gegenangriff 
einer  Rgt.=Gruppe  ist  eingeleitet.  In  Fortsetzung  des  Angriffs  von  Shisdra 
wurde  ein  Ort  20  km  ostw.  der  Stadt  genommen.  Davon  die  vordersten  Teile 
erreichten  St.  Paliki  und  Slobodka. 

4.  Armee:  Der  Druck  des  Feindes  gegen  die  Rollbahn  ostw.  Dolgoje  halt 
an.  Fdl.  Angriffe  wurden  abgewiesen.  Bei  Fljuskowo  wurde  die  Ugra  im  An= 
griff  nach  Siidwesten  iiberschritten.  Feindvorstofie  an  der  Siidostfront  wur= 
den  abgewehrt.  Das  Ausweichen  der  Div.en  an  der  Ostfront  verlauft  plan= 
mafiig.  Am  Nordfliigel  der  Armee  fiihlte  der  Gegner  in  die  Nordwestflanke 
bis  in  Gegend  20  km  nordnordostw.  Juchnow  vor.  Eigene  Krafte  stellen  sich 
zum  Gegenangriff  nach  Norden  bereit. 

4.  Pz. Armee:  Der  Feinddruck  siidwestl.  Doreja  halt  an.  Fdl.  Angriffe  siidl. 
der  Autobahn,  beiderseits  der  Poststrafie  und  auf  dem  linken  Armeefliigel 
wurden  abgewiesen  oder  voriibergehende  Einbriiche  im  Gegenangriff  be= 
reinigt.  Eigene  Artl.  bekampfte  wirksam  fdl.  Ansammlungen.  Die  Ausweich= 
bewegungen  verlaufen  auf  der  ganzen  Armeefront  planmajSig,  der  Gegner 
driickt  stark  auf  die  Nachtruppen  am  linken  Armeefliigel. 

Bei  3.  Pz. Armee  wurden  erneute  starke  Feindangriffe  gegen  das  V.  AK  ab= 
geschlagen.  Das  Absetzen  der  Divisionen  verlauft  iiber  all  planmafiig.  Nur  im 
Abschnitt  von  Rasenja  drangt  der  Gegner  stark  nach. 

9.  Armee:  Das  am  rechten  Armeefliigel  befohlene  Absetzen  verlief  plan= 
mafiig.  Feindvorstofie  wurden  von  den  Nachtruppen  abgewiesen.  Angriffe 
gegen  die  Nordfront  scheiterten  an  mehreren  Stellen.  Der  Gegner  verstarkt 
sich  anscheinend  nordlich  Rshew.  Siidwestlich  der  Stadt  wurden  voriiber= 
gehend  verlorengegangene  Ortschaften  im  Gegenangriff  wieder  genommen. 
Angriffe  gegen  Sytschewka  wurden,  z.  T.  im  Gegenstofi,  zuriickgeworfen. 
10  km  nordl.  der  Stadt  sprengte  der  Feind  die  Bahnlinie.  Auf  linkem  Armee= 
fliigel  wurden  starkere  Feindangriffe  erfolgreich  abgewehrt. 

Wiederholte  Angriffe  auf  Toropez  waren  erfolglos.  Zwei  Feindpanzer  wur= 
den  vemichtet. 

Wetter:  Stellenweise  leichter  Schneefall,  15—20  Grad  Kalte. 

242 


20.  Januar  1942 

H.Cr.  Nord: 

16.  Armee:  Cholm  wird  gegen  vorfiihlenden  Feind  gehalten.  Der  Feind= 
druck  im  Abschnitt  Molwotizy  nahm  zu.  Sudostw.  der  Stadt  vorgestofiene 
Feindkrafte  hatten  schwere  Verluste.  Fdl.  Angriffe  am  Welje=See  wurden  ab= 
geschlagen.  Bei  Staraja  Russa  weiterhin  starkes  ArtL=Feuer.  Wsvvod  halt  sich 
weiter  trotz  fdl.  Angriffe  mit  Panzern  und  Beschu6  mit  Brand=  und  Spreng= 
munition.  Die  Rollbahn  siidostw.  Staraja  Russa  ist  freigekampft.  Nordl.  des 
Ilmen=Sees  gelang  es  nach  harten  Kampfen,  die  Rollbahn  zu  saubern  und  eine 
iiber  die  Bahn  nach  Westen  vorgedrungene  Feindgruppe  nach  Osten  zuriick= 
zuwerfen.  Jammo  wurde  nach  mehrfachen  Angriffen  in  Rgt.=Starke  aufgege= 
ben,  Starke  Angriffe  siidwestl.  Solischtschenskije  sind  abgeschlagen. 

18.  Armee:  An  der  Wolchow=  und  Nordostfront  Spahtrupp=  und  stellen= 
weise  heftige  Art.=Tatigkeit.  Ein  eigener  Gegenangriff  bei  Maluksa  fiigte  dem 
Feind  hohe  blutige  Verluste  und  Einbufie  zahlreicher  schwerer  Waffen  zu.  An 
der  Front  vor  Leningrad  schanzt  der  Gegner  und  schiebt  schwere  Waffen  nach 
vorn.  Rege  Art.=Tatigkeit  auf  dem  Kiistengebiet.  Eigene  schw.  Artl.  bekampfte 
6  kriegswichtige  Fabriken  in  Leningrad. 

Wetter:  15—20  Grad  Kalte. 


Finnisdie  Front  (20. 1.) 

An  alien  Fronten  beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Der  Angriff  der 
Finnen  in  Richtung  Norchaja  Naselga  schreitet  fort. 

Bei  AOK  Lappland  und  AOK  Norwegen  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Lebhafte  fdl.  Fliegertatigkeit  beim  Geb.=Korps.  In  Siidfinnland  15—20  Grad 
Kalte,  in  Nordfinnland  25—40  Grad  Kalte. 


Afrika  (19. 1.) 

1.  Feind  fiihrte  starkere  Gefechtsaufklarung  siidlich  B.  es  Suera  und  unter  Ein= 
satz  von  Pz.Kampfwagen  ostwarts  B.  el  Ginn  durch.  An  ganzer  Front  geringe  Artl.= 
Tatigkeit.  Beiderseits  Via  Balbia  5  Bttr.n  erkannt.  1.  Pz.Div.  schlofi  auch  am  19. 1. 
in  allgemein  siidwestlicher  Richtung  weiter  auf.  Hierbei  nach  H=Aufklarung  1.  Schtz. 
Brigade  anscheinend  zwischen  7.  und  200.  Schtz.Brigade  in  Gegend  ostwarts  B.  es 
Suera  eingeschoben.  Luftaufklarung  stellte  aufier  den  bei  Mn.Burruei  befindlichen 
Aufklarungseinheiten  keine  weiteren  Feindkrafte  siidlich  Uadi  el  Faregh  fest. 

2.  Aufier  geringer  Spahtrupp=  und  Artillerietatigkeit  verlief  der  Tag  vor  ganzer 
Front  ruhig. 

3.  Einsatzbereite  Panzer: 

a)  DAK  97,  ab  20. 1.  voraussichtlich  111,  im  Anrollen  zur  Front  weitere  28, 

b)  italienisches  mot.Korps:  89. 


243 


B.  Kriegstagebuch 

21.Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  sad: 

II.  Armee:  In  der  Front  vor  Sewastopol  keine  Veranderungen.  Nordlich 
Sudak  und  vvestl.  Otusy  leistete  der  Feind  weiter  zahen  Widerstand.  Die 
eigenen  Angriffe  sind  noch  im  Gange.  An  der  Ostfront  blieben  alle  fdl.  Ge= 
genangriffe  erfolglos. 

1.  Pz. Armee:  Die  Einzelangriffe  des  Gegners  gegen  Armeemitte  und  Nord= 
fliigel  wurden  alle  abgeschlagen.  An  der  iibrigen  Front  der  Armee  Feuer= 
tatigkeit  fdl.  Artl.  und  Granatwerfer. 

17.  Armee:  Wahrend  der  Gegner  an  der  Ostfront  Fesselungsangriffe  fiihrte, 
setzte  er  die  Angriffe  starkerer  Krafte  gegen  die  Donezfront  und  die  dort 
haltenden  eigenen  Stiitzpunkte  fest.  Der  Schwerpunkt  seiner  Angriffe  lag 
westlich  des  Achmut,  siidl.  und  siidwestl.  Isjum  und  siidl.  Gusarowka.  Die 
Angriffe  an  der  Ostfront  und  gegen  die  eigenen  Stiitzpunkte  der  Donezfront 
konnten  abgeschlagen  werden.  Eigene  Krafte,  die  siidl.  Isjum  eingeschlossen 
wurden,  schlugen  sich  nach  Westen  durch.  Die  fdl.  Angriffe  hielten  auch  wah= 
rend  der  Nacht  an. 

6.  Armee:  Der  Feind  setzte  seine  Angriffe  gegen  den  Siidfiiigel  fort.  Die 
Abwehrkampfe  sind  noch  im  Gange.  Wahrend  der  Nacht  liefi  der  Feinddruck 
nach.  Angriffe  auf  den  Raum  ostw.  St.  Grakowo  wurden  durch  das  eigene 
Abwehrfeuer  zerschlagen.  Bei  St.  Belenichinow  wurde  der  Gegner,  der  mit 
starken  und  frischen  Kraften  einbrechen  wollte,  niedergekampft.  Er  erlitt  da= 
bei  Verluste  in  Hohe  von  1100  Toten,  230  Gefangenen,  14  Geschiitzen  30  MG.s 
und  5  Pak.  Am  Nordfliigel  der  Armee  konnte  siidwestlich  St.  Solzewo  ein  fdl. 
Btl.  vernichtet  werden. 

2.  Armee:  Der  Angriff  des  Siidfliigels  gewann  3  km  Boden  nach  Siiden.  Fdl. 
Gegenangriffe  blieben  erfolglos.  WestUch  Dolgoje  erreichten  vordringende 
Feind  telle  die  Gegend  8  km  ostw.  Roshdestwenskoje,  dort  werden  sie  z.  Z. 
aufgehalten.  Westlich  Jewlanowo  wurden  alle  Feindangriffe  bis  zu  Rgt.= 
Starke  abgewiesen. 

Im  Bereich  der  H.Gr.  hielt  der  Frost  an.  20  Grad  Kalte.  Auf  der  Krim  fallt 
Schnee. 

In  der  Schlacht  um  Feodosia  wurden  10  60^  Gef angene  und  6  700  tote  Rus= 
sen  gezahlt,  123  Geschiitze,  54  Pak,  8^  Panzer,  332  MG,  81  Granatwerfer, 
16  Zg.Kw.,  6  unversehrte  Rata=Jagdflugzeuge  und  6800  Gewehre  erbeutet 
oder  vernichtet. 

Insgesamt  12  Feindflugzeuge  wurden  durch  Inf.  abgeschossen. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  In  der  Nordwest=  und  Westflanke  wurden  mehrere  Feind= 
angriffe  in  schweren  Kampfen  abgewiesen.  Die  Angriffsgruppe  erreichte  am 

244 


21.  Januar  1942 

rechten  Fliigel  den  Raum  5  km  siidostw.  Dubrowka,  mit  linkem  Fliigel  den 
Ort  7  km  ostw.  Maklaki. 

4.  Armee:  Gegen  fdl.  Ski=Truppen  siidwestlich  Mokroje  ist  der  Gegen= 
angriff  im  Gange.  Nordlich  Woskressenskoje  sowie  an  der  Rollbahn  wurden 
vereinzelte  russ.  Stofitruppunternehmen  abgewiesen.  Ein  Angriff  von  Siiden 
aus  Richtung  Glotowa  wurde  in  der  Linie  Gorochowka— Sulichowo  —  6  km 
westl.  Ostapowa  zum  Stehen  gebracht.  5  Feindpanzer  wurden  dabei  vernichtet. 
An  der  Ostfront  wurde  ein  Angriff  ostw.  Pokrow  abgeschlagen.  Nordlich  da= 
von  Feindansammlungen  wirksam  bekampft.  Die  Absetzbewegungen  der  Ar= 
mee  verliefen  planmafiig.  Siidwestlich  Koschnjaki  wurde  der  eigene  Angriff 
nach  Nordwesten  fortgesetzt. 

4.  Pz. Armee:  Trotz  schwieriger  Wegeverhaltnisse  verliefen  die  Ausweich= 
bewegungen  planmafiig.  Der  Gegner  drangte  an  der  Autobahn  nach,  wurde 
jedoch  von  eigenen  Nachtruppen  zuriickgeschlagen.  Nordlich  der  Autobahn 
folgte  er  nur  zogernd,  wahrend  er  westlich  Wasjukewo  mit  Panzern  nachstiefi. 

5.  Pz. Armee:  setzte  sich  ohne  Zwischenfalle  in  die  Linie  Jakelowo— Spas= 
Wilki— Malinki  ab.  Wahrend  der  Feind  am  Siidfliigel  nur  schwach  nach= 
drangte,  griff  er  nordwestlich  Nikolskoje,  durch  Panzer  unterstiitzt,  mehrfach 
an,  er  wurde  jedoch  iiberall  abgewiesen. 

9.  Armee:  An  der  Nordostfront  blieben  fdl.  Angriff e,  die  von  sehr  starkem 
Artl.=  und  Granatwerferfeuer  unterstiitzt  waren,  ohne  jeden  Erfolg.  Siidwest= 
lich  Rshew  wurden  einzelne  Vorstofie  des  Gegners  an  der  Bahn  von  Olenino 
zuriickgeschlagen.  Russische  Angriffe  gegen  die  Nordfront  von  Sytschewka 
in  Btl.=Starke  wurden  zum  Stehen  gebracht.  Ein  eigener  Angriff  nach  Norden 
wurde  angesetzt. 

Die  Besatzung  von  Olenino  schlug  mehrere  Angriffe  zuriick.  Beiderseits 
der  Strafie  von  Selisharewo  nach  Siiden  war  der  Feinddruck  gering.  Dagegen 
drangt  der  Russe  starker  bei  Dunswa  nach.  Toropez  mufite  vor  iiberlegenen 
Feindkraften  geraumt  werden,  die  eigenen  Krafte  weichen  entlang  der  Bahn 
kampfend  nach  Wei.  Luki  aus. 

Im  sudlichen  Bereich  der  H.Gr.  bedecktes,  weiter  nordlich  klares  Frostwetter 
bei  Temperaturen  zwischen  —  30  und  —  38  Grad.  Die  geraumten  Wege  sind 
gut  befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Angriffe  von  Osten  und  Norden  gegen  Cholm  konnten  ab= 
gewehrt  werden.  Das  fdl.  Artl.=Feuer  hielt  auch  wahrend  der  Nacht  an.  Siid= 
westlich  Molwotizy  schlugen  eigene  Krafte  einen  Feindangriff  unter  hohen 
Feindverlusten  ab.  Auch  bei  Wetslino  blieb  ein  Angriff  erfolglos.  Ostwarts 
Jurjewo  werden  Feindangriffe  z.  Z.  abgewehrt.  Siidostw.  Staraja  Russa  brach 
ein  fdl.  Angriff  vor  unserer  HKL  zusammen.  Ein  Angriff  gegen  den  Nord= 
abschnitt  der  Stellung  ist  noch  im  Gange.  Der  Stiitzpunkt  Wswod  hielt  trotz 
mehrfacher  Feindangriffe  weiterhin. 

245 


B.  Kriegstagebuch 

An  der  Wolchow=Front  wurden  Angriffe  gegen  die  RoUbahn  bei  Petrowskoje 
und  Mjasnoj  Bor  abgewiesen.  Der  Gegner  konnte  zwei  Ortschaften  siidlich 
Jasno  nehmen.  Kolosno  mufite  gleichfalls  aufgegeben  werden. 

18.  Armee:  An  der  Front  vor  Leningrad  wurde  ein  eigenes  Stofitruppunter= 
nehmen  erfolgreich  durchgefiihrt. 

Im  Bereich  der  16.  Armee  35  Grad,  bei  18.  Armee  30  Grad  Kalte. 


Finnisdie  Front  (21. 1.) 

Karelische  Armee:  Siidostw.  Wonshosero  wurde  ein  Feindangriff  zuriickgeschla= 
gen.  An  den  iibrigen  Fronten  beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Tempera= 
turen  schwanken  zwischen  15  und  35  Grad  Kalte. 

AOK  Lappland:  In  alien  Abschnitten  Spahtrupptatigkeit  auf  beiden  Seiten.  Trii= 
bes  Wetter  bei  19  Grad  Kalte. 


Afrika  (20. 1.) 

1.  Voraussichtliche  feindliche  Kraftegruppierung  vor  der  Marada=Marsa=el=Brega= 
Stellung  am  20. 1.  abends:  Im  Raum  westlich  allgemeiner  Linie  Mn.  Bettafal— B. 
Bilal— Melah  en  Nogra  Masse  7.  Schtz.Brigade,  1.  Schtz.Brigade  und  200.  Garde= 
Brigade.  Masse  2.  Pz.Brigade  wahrscheinlidi  noch  im  Raum  nordlidi  Mn.  Mensci. 
Schwadiere  Telle  des  Gegners,  wahrsdieinlidi  Aufklarungskrafte,  im  Vorgehen 
siidlich  des  Uadi  el  Faregh  gegen  Abschnitt  Maaten  Giofer.  —  Mit  feindlichem  An= 
griff  zwischen  Uadi  el  Faregh  und  Kiiste  mufi  ab  21. 1.  gerechnet  werden. 

2.  Panzergruppe  Afrika  kommt  dem  feindlichen  Angriff  unter  Ausnutzung  der  zur 
Zeit  bestehenden  Krafteiiberlegenheit  zuvor.  Sie  tritt  am  21. 1.  8.30  Uhr  mit  DAK 
rechts  aus  Raum  nordlich  Maaten  Belcleibat  und  italienischem  mot.Korps,  Teilen  90. 
lei.Div.  und  einer  weiteren  deutschen  Kampfgruppe  links  aus  Raum  siidlich  Marsa 
el  Brega  zum  konzentrischen  Angriff  gegen  den  vor  der  Front  stehenden  Feind  an. 

3.  In  der  Zeit  vom  1.— 20. 1.  42  wurden  31  Pz.Kampf=  und  Spahwagen  vernichtet. 
In  dem  gleichen  Zeitraum  wurden  32  Flugzeuge  abgeschossen. 


22.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  wurden  feindl.  Angriffe  gegen  die 
Front  nordostw.  der  Stadt  abgeschlagen.  Bei  Sudak  halt  der  Gegner  beider= 
seits  Taraktasch  in  unverminderter  Starke.  Vor  Angriff  der  Kampfgruppe 
Otusy  wich  der  Feind  nach  Siidwesten  aus. 

An  der  Ostfront  verhielt  sich  der  Gegner  bei  starker  Besetzung  seiner  Stel= 
lungen  ruhig.  Ein  nachtlicher  Vorstofi  wurde  abgewiesen.  Nachts  lebhafte  fdl. 
Spahtrupptatigkeit.  Vor  Uskjut  wurde  ein  feindl.  Kan.=Boot  durch  rum.  Sich= 
Krafte  zum  Abdrehen  gezwungen. 

i.Pz. Armee:  Auf  dem  Nordfliigel  der  Armee  wurden  Angriffe  und  Vor= 
stofie  des  Gegners  in  Kp.=  bis  Btl.=Starke  gegen  den  Abschnitt  Dmitrijewka-^ 

24^ 


22.  Januar  1942 

St.  Feschtschewka  abgewiesen  und  erkannte  Bereitstellungen  durch  Artl.=Feuer 
zerschlagen. 

17.  Armee:  AUe  gegen  die  Stiitzpunkte  der  Donez=  und  Ostfront  im  Laufe 
des  21. 1.  gefiihrten  iiberlegenen  Feindangriffe  wurden  unter  hohen  Verlusten 
fiir  den  Gegner  erfolgreich  abgewiesen.  Auch  gestern  unterstiitzten  die  Ver= 
bande  des  Nahkampffiihrers  Nord  wirksam  in  zahlreichen  Angrijffen  den 
schweren  Abwehrkampf  der  Div.en. 

Im  rechten  Armeeabschnitt  richteten  sich  die  feindl.  Angriffe  mit  starker 
Artl.=Unterstiitzung  und  stellenweise  einzelnen  Panzern  vor  allem  gegen  die 
Front  westl.  Armenskoje  und  siidl.  St.  Jama.  Gruppe  v.  Witzleben  vernichtete 
im  Gegenangriff  ein  feindl.  Btl.,  3  Pz.  und  4  Pak  und  nahm  eine  Ortschaft 
6  km  siidostw.  Rai  Aleksandrowka. 

Auch  im  linken  Armeeabschnitt  hatte  der  Gegner  schwere  Verluste.  Er  ist 
iiberall  nach  heifiem  Ringen  abgeschlagen.  Nur  auf  dem  linken  Fliigel  mufite 
die  Div.  nach  verlustreichen  Kampfen  in  die  Aufnahmestellung  bei  Mstscheb= 
jelowa  zuriickgenommen  werden. 

6.  Armee:  Die  Kampfe  gegen  iiberlegenen  Feind  um  den  Ort  Busarowka 
dauern  an.  Die  Frontverkiirzung  ostw.  Balakleja  ist  planmafiig  durchgefuhrt. 
Feindl.  Angriffe,  unterstiitzt  durch  einen  Pz.Zug,  gegen  die  Front  westl. 
St.  Bulszelowka  wurden  abgewiesen.  Siidl.  St.  Belenichinow  wurde  durch  eige= 
nen  Angriff  ein  feindl.  Btl.  nach  Siiden  geworfen. 

2.  Armee:  Wahrend  der  Feind  sich  auf  dem  Westufer  des  Seim  ruhig  ver= 
hielt,  griff  er  ostw.  des  Flusses  mit  schwacheren  Kraften  erfolglos  an.  Durch 
die  Liicke  westl.  Dolgoje  fiihrte  der  Gegner  weiter  Truppen  aller  Waff  en  nach. 
Gestern  nachmittag  hatte  er  im  Vorgehen  nach  Westen  die  Gegend  von  Kos= 
sorsha  erreicht.  Feindl.  Angriffe  bis  zu  Btl.=Starke  nordl.  der  Durchbruchsliicke, 
z.  T.  von  einzelnen  Pz.n  unterstiitzt,  wurden  abgewiesen. 

Wetter:  Verscharfter  Frost  bis  32  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz.Armee:  An  der  Ostfront  wurde  ein  feindl.  Vorstofi  gegen  den  Siid= 
fliigel  abgewehrt.  Eigene  Vorstofie  im  Abschnitt  Mzensk  fiihrten  zur  Zer= 
storung  von  13  ausgebauten  Kampfstanden.  Feindvorstofie  im  Abschnitt 
Oserno  blieben  erfolglos.  Sudostw.  Melechowa  drang  der  Feind  weiter  im 
Waldgelande  nach  Siidwesten  vor. 

Im  Angriff  auf  Suchinitschi  wurde  St.  Duminitschi,  Bryn  Sawod  und  die 
Gegend  3  km  ostw.  Poljany  erreicht. 

4.  Armee:  Siidostw.  Spas  Demenskoje  wurden  FeindvorstojSe  abgewehrt. 
Der  Feind  siidl.  der  RoUbahn  scheint  sich  weiter  zu  verstarken.  Ein  heftiger 
Angriff  ostw.  Sulichowo  blieb  im  Schnee  und  dem  eigenen  Abwehrfeuer 
liegen.  An  der  Ostfront  wurde  unter  Einsatz  letzter  Reserven  in  verlustreichen 
Kampfen  in  Kostino  eingebrochener  Gegner  zuriickgeworfen.  Feindvorstofie 
gegen  die  Nordfront  abgewiesen. 

247 


B.  Kriegstagebuch 

4.  Pz.Armee:  Die  Absetzbewegungen  verlaufen  unter  groiSen  Wegeschwie= 
rigkeiten  planmafiig.  FeindvorstoJSe  wurden  von  den  Nachtruppen  abgewiesen. 

3.  Pz.Armee:  Am  rechten  Fliigel  drangt  der  Feind  scharf  mit  Pz.n  nach  und 
verstarkt  sich  laufend.  Feindangriffe  mit  einzelnen  Pz.n  gegen  die  Front  sud= 
ostw.  Spas  Wilki  wurden  abgewiesen.  Auch  auf  linkem  Fliigel  driickt  der  Geg= 
ner  mit  iiberlegenen  Kraften  nach. 

9.  Armee:  Nordwestl.  der  Wolga  wurden  11  Feindangriffe  unter  hohen  Ver= 
lusten  fiir  den  Russen  abgewiesen,  ortl.  Einbriiche  bereinigt.  Angriffe  des 
Gegners  gegen  die  Siidwestfront  von  Rshew  blieben  erfolglos,  wahrend  der 
eigene  Angriff  von  Sytschewka  nach  Norden  trotz  feindl.  Gegenangriffe  gut 
Boden  gewann. 

Am  linken  Armeefliigel  wurden  Feindvorstofie  von  Osten  gegen  St.  Olenino 
und  gegen  die  Nordfront  abgeschlagen.  Westl.  Toropez  setzte  der  Feind  seine 
Angriffe  nicht  fort,  nahm  aber  St.  Terepa. 

Wetter:  Meist  klar,  bis  zu  42  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Feindangriffe  gegen  Cholm  wurden  abgewiesen,  Partisanen  aus 
dem  Westteil  des  Ortes  zuriickgeworfen.  Bei  Molwotizy  durch  Einsatz  eigener 
Luftwaffe  leichte  Entspannung.  Angriffe  wurden  blutig  abgeschlagen.  Nord= 
ostw.  St.  Pola  wurde  eine  Feindgruppe  vemichtet  und  ein  Angriff  siidl.  des 
Bf .  von  Westen  abgewiesen.  Bei  Staraja  Russa  Artl.=Storungsfeuer.  Stutzpunkt 
Wswod  wurde  nach  erfolgreicher  Abwehr  eines  Angriffs  in  Btl.=Starke,  bei 
dem  4  Feindpanzer  vernichtet  wurden,  unter  Mitnahme  aller  Verwundeter  auf= 
gegeben. 

Nordl.  des  Ilmensees  wurden  ein  Vorstofi  gegen  die  Spanier  und  Angriffe 
zur  Erweiterung  der  Einbriiche  an  der  RoUbahn  abgeschlagen.  Die  Rollbahn 
wird  gehalten.  Einzelne  Feindteile  iiberschritten  die  Strafie  Spaskaja  Polist— 
Selischtschenskije  Kas  nach  Norden.  Sie  konnten  aber  im  eigenen  Gegenangriff 
bis  auf  3,5  km  an  den  Wolchow  zuriickgeworfen  werden.  Feindangriffe  nord= 
westl.  Grusino  und  bei  Lesna  scheiterten  unter  blutigen  Verlusten. 

i5.  Armee:  Weitere  Angriffe  des  Feindes  siidl.  der  Tschogoda,  siidostw. 
Maluksa  und  bei  Kolpino  (vor  Leningrad)  wurden  z.  T.  im  Nahkampf  blutig 
abgeschlagen.  AUein  siidostw.  Maluksa  verlor  der  Feind  vom  16.  bis  20. 1. 
(gezahlt)  1900  Tote  und  14  Panzer. 

An  den  iibrigen  Fronten  z.  T.  lebhafte  Artl.=Tatigkeit.  Feindl.  Bereitstel= 
lungen  wurden  zerschlagen  und  mit  schwerer  Artl.  Werften  und  eine  Flug= 
zeugzubehorfabrik  in  Leningrad  bekampft. 

Wetter:  Bei  AOK  16  35  Grad,  bei  AOK  18  30  Grad  Kalte. 

Finnisdie  Front  (22. 1.) 

An  alien  Fronten  Artl.=St6rungsfeuer  und  stellenweise  lebhafte  Spahtrupptatig= 
keit.  Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

248 


23.  Januar  1942 

In  Siidfinnland  leichte  Schneefalle,  15  bis  30  Grad  Kalte.  In  Nordfinnland  bedeckt, 
15  bis  20  Grad  Kalte. 


Afrika  (21. 1.) 

1.  Feind  entzog  sich  fluchtartig  dem  konzentrischen  Angriff  und  wich  zunachst 
auf  Linie  Mn.  Mensci— Rta.  el  Gtafia  aus.  Daher  gelang  es  ihm.  Masse  der  Krafte 
trotz  gegliickter  Uberraschung  der  Umklammerung  zu  entziehen.  Luftaufklarung 
konnte  bei  den  im  Raum  el  Haseiat— Agedabia— Mn.  Mensci  befindlichen  weiteren 
Feindkraften  bis  zum  Abend  des  heutigen  Tages  Riickwartsbewegungen  noch  nicht 
erkennen.  Trotzdem  mu6  mit  nachtlichem  Absetzen  des  Gegners  in  nordostwartiger 
Richtung  gerechnet  werden. 

2.  Die  deutschen  und  italienischen  mot.  und  Panzerverbande  gewannen  in  ziigi^ 
gem  Vorgehen  bis  zum  Abend  des  21. 1.  allgemeine  Linie  Mn.  el  Gefera— B.  Bilal— 
Melah  en  Nogra.  —  Luftwaffe  grift^  21, 1.  friih  britische  hohere  Stabe  sowie  ferner 
in  roUendem  Einsatz  mit  gutem  Erfolg  grofiere  Feindansammlungen  im  Uadi  el 
Faregh  an. 

3.  Absicht  fiir  22. 1.  42: 

Fortsetzung  des  Vorgehens  der  Panzer=  und  mot.Verbande  nach  Nordosten,  um 
den  Feind  von  seinen  iiber  Agedabia  laufenden  riickwartigen  Verbindungen  ab= 
zudrangen. 

[In  der  Nacht  vom  21./ 22.  Januar  britischer  Luftangriff  auf  Bremen  undEmden. 
Besprechung  des  Chefs  des  Stabes  der  Ski.,  Vizeadmiral  Fricke,  beim  Fuhrer^.] 


23.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

KGr.  sad: 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  bekampfte  eigene  ArtL,  zusammen 
mit  schweren  Waffen,  fdl.  Stellungen,  Bewegungen  sowie  Stadt  und  Hafen. 
Nordostw.  Sudak  stiefi  die  eigene  Angriff sgruppe  bei  Kosy  auf  erneuten 
Feindwiderstand.  An  der  Ostfront  ist  ein  fdl.  Angriff  siidl.  Akmansj  noch 
im  Gange. 

I.  Pz. Armee:  Vor  der  Front  ortl.  Artl.=  und  Granatwerfer=Feuer. 

ly.  Armee:  An  der  Ostfront  konnten  alle  ortlichen  Angriff e  des  Gegners 
abgewiesen  werden.  Die  Bereinigung  eines  Einbruchs  siidl.  Glashiitte  ist  noch 
im  Gange.  An  der  Nordostfront  wurden  fdl.  Angriff e  nordostw.  St.  Luskutowo 
bei  Raj  Aleksandrowka  und  nordostw.  Slawjansk  abgewiesen.  Wegen  Ver= 
sorgungsschwierigkeiten  muliten  die  Stiitzpunkte  nordl.  St.  Rapnaja,  Bogoro= 
ditschno  und  Golaja  Dolina  aufgegeben  werden.  Nordostw.  Barwenkowa 
wurde  starkerer  Feind  festgestellt.  2  fdl.  Angriffe  mit  Panzern  gegen  Met= 
schebjelowo  und  Dmitrijewka  sind  im  Gange. 

6.  Armee:  Am  Siidfliigel  mufite  Gusarowka  vor  iiberlegenen  Feindkraften 

1     Vgl.  die  „Vorlaufige  Meldung"  hieriiber  in  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O. 

249 


B.  Kriegstagebuch 

aufgegeben  werden.  Westl.  des  Ortes  warf  ein  eigener  Angriff  den  Gegner 
zuriick.  Ein  Feindangriff  auf  Balakleja  wurde  abgewiesen.  3  weitere  fdl.  An= 
griffe  werden  z.  Z.  beiderseits  der  Bahn  gefiihrt.  Aufierdem  ist  ein  fdl.  Angriff 
gegen  Woloshow  Jar  im  Gange.  Nordostw.  Bjelgorod  wurde  der  Feind  aus 
Melochowo  zuriickgeworfen.  Die  Angriffsgruppe  am  Nordfliigel  der  Armee 
konnte  in  erbitterten  Kampfen  in  die  Ortschaft  Solzsewo  (7  km  siidwestl. 
St.  Solzsewo)  eindringen. 

2.  Armee:  In  Auswirkung  des  Angriff s  der  6.  Armee  weicht  der  Feind  vor 
dem  Siidfliigel  auf  das  Westufer  des  Seim  aus.  Der  eigene  Angriff  des  Siid= 
fliigels  gewann  jedoch  nur  sehr  wenig  Boden.  Angriffe  von  Norden  und  Nord= 
westen  gegen  Olchowatka  und  Olchowstoje  wurden  abgeschlagen.  Im  Bachtal 
siidostw.  Kossorsha  starke  Feindbesetzung  festgestellt.  Beiderseits  Jewlanowa 
verstarkte  sich  der  Feind  weiterhin.  15  km  nordwestl.  Jewlanowa  konnte  ein= 
gedrungener  Feind  auf  das  Ostufer  des  Tim  zuriickgeworfen  werden. 

Im  gesamten  Bereich  der  H.Gr.  herrscht  sehr  starker  Frost  bis  zu  41  Grad 
Kalte. 

H.Gr.Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Feindvorstofie  westl.  Nowosil  blieben  erfolglos.  Siidl.  Troiz= 
koje  ist  ein  fdl.  Angriff  im  Gange.  An  der  Nordwestfront  wurden  mehrere 
russ.  Vorstofie  abgewiesen.  15  km  nordwestl.  Bolchow  greift  der  Gegner  in 
siidostw.  Richtung  an.  Eigene  Krafte  halten  im  Anschlufi  an  die  Nordwestfront 
der  Armee  beiderseits  Melochowa  —  6  km  nordostw.  Klem.  Der  Angriff  auf 
Suchinitschi  wurde  am  rechten  Fliigel  bis  Duminitschi  und  ostw.,  am  linken 
Fliigel  bis  2  km  westl.  Papkowo  imd  Chuldnowo  vorgetragen.  Ein  Feindangriff 
auf  Slobodka,  in  die  Flanke  der  Angriffsgruppe,  blieb  erfolglos. 

4.  Armee:  An  der  RoUbahn  und  an  der  Front  siidl.  Juchnow  konnten  alle 
Feindangriffe  abgewiesen  werden.  Nordl.  Ostapowa  sind  noch  harte  Kampfe 
zur  Abriegelung  ortl.  eingebrochenen  Gegners  im  Gange.  Siidl.  und  nordl. 
der  Ugra  wurden  an  der  Siidostfront  mehrere  russ.  Vorstofie  unter  schweren 
Feind verlusten  abgewehrt.  Der  eigene  Angriff  in  Richtung  Koschnjaki  kam 
gegen  fdl.  Gegenangriff  nur  bis  1,5  km  ostw.  St.  Koschnjaki  und  siidwestl. 
vor.  Am  linken  Fliigel  der  Angriffsgruppe  wurde  Scheleki  genommen. 

4.  Pz. Armee:  Der  Siidfliigel  gewann  im  Angriff  nach  Siiden  den  Raum  4  km 
nordl.  Schanskij  Sawed  und  siidwestl.  Die  Ausweichbewegimgen  an  der  ubri= 
gen  Front  verliefen  planmafiig.  Eigene  Nachtruppen  konnten  mehrere  durch 
Panzer  unterstiitzte  Angriffe  beiderseits  der  Autobahn  zuruckschlagen.  Fdl. 
Vorstofie  nordl.  der  Autobahn  wurden  im  Gegenstofi  zuriickgewiesen. 

3.  Pz. Armee:  Westl.  Jaksalowa  und  nordostw.  Demisewo  fuhrte  der  Gegner 
wiederholte  Angriffe  mit  Pz.=Unterstiitzung,  die  in  schweren  Kampfen  ab= 
geschlagen  wurden.  Die  fdl.  Angriffe  sind  z.  T.  noch  im  Gange.  Auch  westl. 
Nikolskaja  Pustyn  greift  der  Gegner  mit  iiberlegenen  Kraften  und  Panzern  an. 

9.  Armee:  Fdl.  Angriffe  beiderseits  der  Wolga  gegen  die  Nordostfront  wur= 

250 


23.  Januar  1942 

den  zerschlagen.  Nordwestl.  Rshew  gelang  es,  den  Gegner  durch  den  eigenen 
Angriff  zu  iiberraschen  und  bis  in  Hohe  von  Bachmustowo  vorzustofien.  Der 
Gegner  verier  30  Geschiitze,  5  Pak  und  mehrere  schwere  Inf.=Waf¥en.  Er 
erlitt  hohe  blutige  Verluste.  Angriffe  entlang  der  Bahn  blieben  flir  den  Russen 
erfolglos.  Nordwestl.  Sytschewka  wurden  2  Angriffe  abgeschlagen.  Ein  Angriff 
ist  noch  im  Gange.  Der  Angriff  des  XXIII.  A.K.  nach  Osten  gewann  iiber 
Trutschkowa  Boden  gegen  sich  zah  verteidigenden  Feind.  Ost.  Welikije  Luki 
verstarkt  sich  der  Feinddruck. 

Bei  bedecktem  Himmel  im  Bereich  der  4.  Armee  leichte  Schneefalle,  im  siidl. 
H.Gr.=Bereich  —44  Grad.  Nach  Norden  zu  nimmt  der  Frost  bis  zu  —25 
Grad  ab. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Russ.  Angriffe  gegen  Cholm  wurden  abgewehrt,  der  Versuch 
versprengter  Feindgruppen,  St.  Pola  zu  nehmen,  vereitelt.  Siidwestl.  St.  Par= 
fino  wurde  die  Verbindung  mit  den  Teilen  bei  Staraja  Russa  hergestellt.  Meh= 
rere  Angriffe  von  Norden  und  Nordosten  gegen  Staraja  Russa  und  die  Gegend 
nordwestl.  davon  wurden  abgewehrt.  An  der  Wolchow=Front  kampften  sich 
siidl.  Jamno  die  eigenen  Telle  nach  Westen  bis  an  die  RoUbahn  zuriick.  An= 
griffe  bei  Solitschtschenskija  Kas.  imd  bei  Lesna  wurden  abgewehrt. 

18.  Armee:  Angriffe  gegen  St.  Tigoda  und  nordostw.  davon  wurden  durch 
das  eigene  Abwehrfeuer  zerschlagen.  An  der  Nordostfront  blieb  die  eigene 
HKL  ostw.  Maluksa  und  bei  Lodwa  trotz  starker  fdl.  Angriffe  fest  in  eigener 
Hand. 

Im  Bereich  der  16.  Armee  30  Grad  Kalte,  stellenweise  Schneefall.  Bei  18.  Ar= 
mee  15  Grad  Kalte,  leichter  Schneefall  und  48  cm  Schneehohe. 

Finnisdie  Front  (23. 1.) 

Karelische  Armee:  Bei  der  Sauberung  des  Gelandes  westl.  Wonshesero  wurde  eine 
erhebliche  Beute  an  Waffen  und  Gerat  eingebracht.  1861  tote  Russen  sind  gezahlt 
worden.  Westl.  Maselskaja  wurden  russ.  Angriffe  abgewehrt.  Die  Temperaturen 
schwanken  zwisdien  —  7  und  15  Grad  Kalte. 

AOK  Lappland:  In  alien  Abschnitten  rege  Aufkl.=  und  Feuertatigkeit.  Bei  ab= 
nehmendem  Frost  leichte  Schneefalle. 


Afrika  (22. 1.) 

1.  Feind  stellte  sich  auch  am  22. 1.  nicht  zum  Kampf  und  ging  fluchtartig  allge= 
meine  Richtung  Msus— Soluch  zuriick.  Nach  Horchaufklarung  soil  4.  ind.  Div.  zum 
Schutz  von  Bengasi  nach  Siiden  vorgeworfen  werden. 

2.  Verfolgung  des  Feindes  wurde  am  22. 1.  fortgesetzt.  Um  10.00  Uhr  wurde  nach 
kurzem  Kampf  Agedabia  und  gegen  13.00  Uhr  Saunnu  und  Antelat  genommen.  — 
Luftwaffe  griff  in  rollendem  Einsatz  zuriickgehende  Feindkolonnen  im  Raum  siid= 
ostwarts  Agedabia  erfolgreich  an. 

3.  Absicht  fiir  23. 1.: 

Uberholende  Verfolgung  zunachst  mit  Teilen  aus  Raum  Saunnu  Richtung  Mn.  el 

251 


B.  Kriegstagebuch 

Gara,  wahrend  Masse  der  Panzer=  und  mot.Verbande  sich  in  Raum  nordostwarts 
Agedabia  bereithalt,  um  je  nach  Lage  entweder  nach  Siidosten  zur  Verfolgung 
anzutreten  oder  in  allgemeiner  Richtung  el  Abiar— Bengasi  vorzugehen.  —  Beginn 
des  kraftverlasteten  Nachfiihrens  der  ital.  Inf.Divisionen  in  den  Raum  von 
Agedabia. 

4.  Nach  bisher  vorliegenden  Meldungen  wurden  am  21. 1.  vernichtet  oder  er= 
beutet:  26  Kampf=  und  Pz.Spahwagen 

47  Geschiitze 
iiber  100  Kfz, 

5.  Fiihrungsabteilung  der  Panzerarmee  Agedabia. 

[Durch  Verfugung  OKH  wurde  die  Panzer gruppe  Afrika  am  22.  1.  ig42  in 
Panzerarmee  umbenannt.] 


24.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.Sud': 

II.  Armee:  Siidostw.  Balaklawa  wurde  1  fdl.  Landungsversuch  schwacherer 
Krafte  vereitelt.  Im  Angriff  auf  Sudak  wurde  die  Hohe  nordwestlich  Tarak= 
tasch  genommen.  Die  Kampfgruppe  Otusy  stiefi  dem  Feind,  der  sich  absetzte, 
bis  3  km  westl.  Kosy  nach.  Mehrere  Angriffe  gegen  die  Mitte  der  Ostfront 
wurden  abgeschlagen. 

I.  Pz. Armee:  Am  Nordfliigel  blieben  mehrere  russ.  AngriJFfe  in  Btl.=Starke 
bei  St.  Feschtschowka  ohne  Erfolg. 

17.  Armee:  An  der  Ostfront  wurden  wiederholte  Vorstofie  siidl.  Glashiitte 
zuriickgeschlagen.  In  Raj  Aleksandrowka  und  ostw.  davon  wurden  Angriffe 


Notizen  Haiders: 

„Bei  Slid  Angriff  auf  Krim  zunachst  eingestellt.  Bei  17.  Armee  groj^e  Schweinerei. 

Front  in  dreitagigen  Kdmpfen  an  zwei  Stellen  durchbrochen  (Isjum  und  an  der 

Grenze  zur  6.  Armee).  Diese  beiden  Durchbruchsstellen  sind  zu  einem  grofien 

Einbruch  vereinigt.  Feind  bedroht  die  Eisenbahnverbindungen  zwischen  1.  Pan= 

zerarmee  und  ly.  Armee.  6.  Armee  und  1.  Pz.Armee  helfen  bis  zum  auflersten  Ri= 

siko  fUr  eigene  Sicherheit.  Es  wird  recht  spannungsreiche  Tage  geben,  bis  diese 

Angelegenheit  abgefangen  ist.  Ich  glaube,  voir  werden  es  schaffen. 

Der  Kavallerieeinbruch  bei  Kursk  scheint  eingedammt  zu  sein.  Siidlich  Suchi= 

nitschi  Spannung   durch   Feindangriff  von   Westen   her  gegen   LIU.  A.K.   Dicht 

westlich  davon  greifen  wir  nach  Norden  an  und  befreiten  Suchinitschi!  Siidlich 

Juchnow  zunehmender  Feinddruck.  Nordwestlich  Medyn  ist  die  LUcke  immer 

noch  nicht  geschlossen.  Die  angesetzten  Krafte  scheinen  zu  schwach  zu  sein. 

Die  Briicke  bei  Rshew,  die  gestern  geschlagen  wurde,  ist  heute  verbreitert,  aber 

bei  Sytschewka  ist  starker  Feind  sehr  tatig. 

In  der  Lucke  zwischen  Mitte  und  Nord  ist  grojier  Zustand.  Hier  sind  zwei  feind= 

liche  ,Stofigruppen'  mit  etwa  einem  Dutzend  Div.en  durchgebrodien  und  nehmen 

Richtung  Siiden.  Immer  noch  besser  wie  Norden,  denn  hier  stojien  sie  in  der 

Richtung,  wo  bei  uns  Krafte  nachkommen.  Im  anderen  Falle  ware  Leningrad 

nicht  zu  halten. 

Bei  Heeresgruppe  Nord  harte  Kampfe.  Keine  wesentliche  V er'dnderung." 


252 


24-  Januar  1942 

des  sich  laufend  verstarkenden  Gegners  in  erbitterten  Ortskampfen  abge= 
schlagen.  Auch  bei  St.  Raynaja  und  ostwarts  konnten  die  fdl.  Angriffe  zuriick= 
geschlagen  werden.  Die  Krafte  in  Bogoroditschno  und  Golaja  Belina  wurden 
nach  Siiden  zuriickgenommen.  Der  Gegner  erlitt  an  der  gesamten  Front  sehr 
hohe  Verluste.  Losowaja  wird  zu  einem  starken  Verteidigungsstiitzpunkt 
ausgebaut.  Fdl.  Kavallerie  ging  westl.  Isjum  iiber  Issenjka  und  Dmitrijewka 
nach  Westen  vor. 

6.  Armee:  Am  Siidfliigel  besetzte  der  Feind  Michailowskoje  und  drangte  in 
Richtung  Ansejewka  nach.  Der  Feind  griff  wahrend  des  ganzen  Tags  Balakleja 
von  Osten  und  Siidosten  an.  Am  Nordfliigel  wurde  die  Verbindung  sUdl. 
Schumakowo  mit  2.  Armee  auf  dem  Westufer  des  Seim  hergestellt. 

2.  Armee:  Am  Siidfliigel  wurde  das  Westufer  des  Seim  vom  Feinde  ge= 
saubert.  Bei  Schumakowo  und  siidlich  ist  das  Ostufer  in  eigener  Hand.  Die 
westlidi  Bolgoje  vordringenden  fdl.  Kav.=Teile  befinden  sich  mit  Masse  im 
Raume  siidostw.  Kesseraba.  Der  eigene  Angriff  aus  Richtung  Olchowatka 
gegen  diesen  Feind  gewann  trotz  vieler  russ.  Gegenstofie  weiter  Boden  nach 
Nordosten.  15  km  nordwestl.  Jewlanowa  mufite  eine  Ortschaft  vor  iiberlegenen 
Feindkraften  aufgegeben  werden. 

Im  Bereich  der  H.Gr.  hielt  der  Frost  bis  zu  35  Grad  Kalte  an. 

H.Cr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Mehrere  Feindangriffe  bei  Wjashi  wurden  abgewiesen.  Au= 
fierdem  blieben  wiederholte  russ.  Angriffe  siidl.  Troizkoje  erfolglos.  An  der 
Nordwestfront  halten  eigene  Telle  die  Linie  Botowo— Aleschnja,  konnten  je= 
doch  nicht  verhindern,  dafi  fdl.  Kav.  bis  zur  Strafie  Bolchow— Karatschew  vor= 
fiihlte.  Ostwarts  Kzyn  griff  der  Feind  mehrere  Male  an.  Der  Resseta=Ab= 
schnitt  zwischen  Kzyn  und  Milojewa  wurde  von  uns  besetzt.  Der  Angriff  auf 
Suchinitschi  konnte  bis  Papkowo  vorgetragen  werden.  Russ.  Gegenangriffe 
auf  Chludnowa  und  siidwestl.  davon  wurden  abgeschlagen. 

4.  Armee:  Gegen  die  eigenen  Sicherungen  westlich  Filipowka  fiihrte  der  Geg= 
ner  einige  erfolglose  Vorstolie.  Siidostw.  Juchnow  drang  der  Gegner  in  eine 
Ortschaft  innerhalb  der  eigenen  Linien  ein  und  konnte  in  schweren  Kampfen 
nach  Siiden  zuriickgedrangt  werden.  Westlich  Juchnow  konnte  der  Gegner 
Ryljaki  nehmen,  der  Gegenangriff  ist  im  Gange.  Am  Siidteil  der  Ostfront  der 
Armee  wurden  dem  Gegner  bei  der  Abwehr  seiner  wiederholten  Angriffe  er= 
hebliche  Verluste  beigebracht.  Die  fdl.  NachschubstralBe  nordl.  Bardukowo 
wurde  durch  eigene  Krafte  voriibergehend  unterbrochen,  eine  Briicke  gesprengt 
und  ein  Ort  vermint.  Am  Westfliigel  wurde  ein  Ort  5  km  siidlich  Iswolsk  von 
uns  genommen. 

4.  Pz. Armee:  Die  Absetzbewegungen  verlaufen  planmaliig.  Der  Feind  folgt 
mit  starkeren  Teilen  nur  beiderseits  der  RoUbahn,  der  Eisenbahn  und  nordlich 
davon.  Der  Angriff  des  SiidflUgels  der  Armee  kam  wegen  schwieriger  Wege= 
verhaltnisse  nur  langsam  weiter  vor. 

253 


B.  Kriegstagebuch 

3.  Pz.Armee:  Eigene  vorgeschobene  Stellungen  siidwestl.  Ishewlowa  wurden 
vom  Feinde  erfolglos  angegriffen.  Westlich  Spas  Wilki  und  siidl.  griff  der 
Feind  mit  Pz.=Unterstutzung  die  eigenen  vorgeschobenen  Stellungen  und  Gef  .= 
Vorposten  an.  Ein  Ort  wurde  von  uns  geraumt,  die  iibrigen  Angriffe  iiberall 
abgeschlagen. 

9.  Armee:  FeindvorstoEe  gegen  die  Nordostfront  fiihrten  zu  einem  ortlichen 
Einbruch,  der  bereinigt  wurde.  Nordwestlich  Rshew  wurde  die  Front  siidlich 
Bachnutowo  durch  den  schneidigen  Vorstofi  der  2./Sturm=Gesch.Abt.  189  unter 
Fiihrung  von  Oberlt.  v.  Malachewski  wieder  geschlossen,  Feindangriffe  nord= 
lich  und  siidlich  davon  abgewehrt.  Feind,  der  sich  von  Olenino  nach  Nordosten 
absetzte,  wurde  von  eigenen  Kav.=Teilen  verfolgt.  Zur  Bereinigung  der  Lage 
bei  St.  Nelidowo,  das  von  300—400  Mann  angegriffen  wurde,  ist  ein  eigenes 
Rgt.  angesetzt.  An  der  Front  nordwestlich  Sytschewka  wurden  Feindangriffe, 
die  z.  T.  von  Pz.  unterstiitzt  waren,  abgewiesen.  Nordostw.  Welikije  Luki 
wurde  eine  starkere  Partisanengruppe  gemeldet.  Eigene  Telle  haben  Welish 
erreicht.  Bei  bedecktem  Himmel  herrschen  Temperaturen  bis  25  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Am  Stadtrand  von  Cholm  wurden  heftige  Angriffe  von  Siiden, 
Osten  und  Norden  abgewehrt.  Siidwestlich  Cholm  angreifende  eigene  Krafte 
konnten  die  Verbindung  mit  der  Besatzung  der  Stadt  noch  nicht  herstellen. 
Ein  Feindangriff  westl.  der  Nordspitze  des  Seeliger=Sees  wurde  abgeschlagen. 
Angriffe  gegen  die  Front  nordlich  Presljanka  wurden  zuriickgeschlagen.  Ein 
ortlicher  Einbruch  wurde  im  Gegenangriff  bereinigt. 

An  der  Wolchow=Front  konnte  der  Feind  mehrere  Stutzpunkte  und  Njasnoj 
Bor  nehmen  und  mit  Teilen  iiber  die  Rollbahn  nach  Westen  vorstofien. 

18.  Armee:  Bei  Spaskaja  Polist  und  ostw.  davon  wurden  fdl.  Angriffe  ab= 
gewiesen.  Schwachere  Feindangriffe  gegen  die  Nordostfront  bei  Lodwa  wur= 
den  abgewiesen.  Vorstofie  siidl.  Kolpino  an  der  Front  von  Leningrad  wurden 
vor  der  eigenen  HKL  zerschlagen. 

Das  Wetter  war  bei  38  Grad  Kalte  klar.  Am  Nachmittag  geringer  Schneefall. 


Finnisdie  Front  (24. 1.) 

Keine  besonderen  Ereignisse. 

Temperaturen  schwanken  zwisdien  20  und  30  Grad  Kalte. 

Afrika  (23. 1.) 

Weisung  des  Comando  Supremo  an  Panzer  armee  Afrika: 

Von:  Comando  Supremo  23.1.42 

An:     Panzerarmee  Afrika 

Riditlinien  des  Duce. 

Die  Kriegfiihrung  in  Tripolitanien  ist  von  der  Lage  im  Mittelmeer  abhangig.  Es 
ist  vorauszusehen,  dafi  sich  infolge  des  Mangels  an  Nafta  der  Geleitzugverkehr  von 

254 


24-  Januar  1942 

Mitte  Februar  an  verlangsamt  und  vielleicht  sogar  unterbrochen  wird.  Es  ist  sogar 
vorauszusehen,  dafi  das  Wirksamwerden  des  verstarkten  Kampfes  gegen  Malta 
den  bereits  angelaufenen  Verkehr  von  Einzelschiffen  auf  der  westlichen  Strafie  sehr 
erleichtern  wird.  Indessen  wird  es  mit  diesen  Mitteln  schwerlich  gelingen,  den 
normalen  Nachschub  fiir  die  Kolonie  sicherzustellen :  es  wird  ausgeschlossen  sein, 
neue  Truppen  und  neue  Kampfmittel  zu  iiberfiihren. 

Folgende  Moglichkeiten  miissen  aufierdem  in  Betracht  gezogen  werden: 

a)  Landungsunternehmen  britischer  oder  De  Gaulle=Truppen  an  der  libyschen 
Kiiste  und  in  Tunesien; 

b)  Vormarsch  feindlicher  Krafte  durch  die  libysche  Sahara. 

Deshalb  ist  es  wenigstens  zur  Uberwindung  der  Transportkrise  notwendig,  die 
Krafte  an  der  Ostfront  zusammenzuhalten,  um  die  Wiederauffrischung  vollends 
durchzufiihren  und  sie  nicht  einem  neuen  Krafteverbrauch  auszusetzen,  da  es  nicht 
moglich  sein  wird,  sie  ein  anderes  Mai  aufzufrischen.  Es  ist  notwendig,  mit  den 
vorhandenen  Kraften  und  Versorgungsgiitern  in  Voraussicht  einer  Krisenperiode 
sparsam  umzugehen. 

Unter  Beriicksichtigung  des  oben  Gesagten  hat  der  Duce  bis  auf  weiteres  be= 
f  ohlen : 

1.  Unsere  Verteidigungsstellung  gegen  Osten  ist  die  Linie  Marsa=el=Brega— 
Marada;  Marada  ist  zu  verstarken. 

2.  Die  allgemeine  Lage  im  Mittelmeer  gestattet  es  zur  Zeit  nicht,  an  eine  Vor= 
verlegung  unserer  Stellungen  zu  denken. 

3.  In  der  unter  Ziff.  1  erwahnten  Verteidigungsstellung  sind  es  die  Infanterie= 
Einheiten,  die  die  Verteidigungskraft  sicherstellen;  Aufgabe  der  mot.Verbande  ist 
die  bewegliche  Kampffiihrung  im  Rahmen  des  unter  4.  gegebenen  Kampfauftrages. 

4.  Um  unserer  Verteidigung  den  Charakter  ausgesprochener  Aktivitat  zu  geben 
und  um  die  Angriffsvorbereitungen  des  Feindes  zu  storen,  konnen  die  beweglichen 
Krafte,  wenn  die  Gelegenheit  sich  bietet,  Angriffsoperationen  mit  begrenztem  Ziel 
durchfiihren,  um  den  Feind  zu  schlagen,  wenn  er  sich  auf  hierzu  giinstige  Ent= 
fernung  stellt.  Bei  dieser  Aufgabe  wird  die  Luftwaffe  in  besonderer  Weise  mit= 
wirken  miissen. 

5.  Die  Infanterie=Einheiten  diirfen  nicht  aus  der  Verteidigungsstellung  heraus= 
gezogen  werden,  sondern  haben  hier  ihre  vollige  Auffrischung  abzuwarten. 

Der  Duce  behalt  sich  vor,  diese  Richtlinien  entsprechend  einer  veranderten 
allgemeinen  Lage  abzuandem. 

Im  Auftrage  des  Duce 

Der  Chef  des  Wehrmachtgeneralstabes 

gez.  Ugo  Cavallero 

Tagesmeldung: 

1.  Am  23. 1.  wurde  Zuriickgehen  starkerer  Feindkrafte  —  Telle  2.  Pz.Brigade, 
1.  Schtz.Brigade  und  200.  Gardebrigade  —  nach  Norden  und  Nordosten  durch  Vor= 
legen  der  deutsch=italienischen  Panzer=  und  mot.Verbande  in  allgemeiner  Linie 
Agedabia— siidlich  Antelat— Saunnu— Mn.  el  Grara  verhindert.  Ausbruchsversuche 
des  Gegners  wurden  unter  erheblichen  Feindverlusten  abgewehrt.  Hierbei  wurden 
eine  grofiere  Anzahl  Panzerkampf=  und  Spahwagen  vernichtet,  zahlreiche  Kfz.  er= 
beutet.  Einzelheiten  noch  nicht  bekannt.  Ferner  wurden  allein  von  Heeresverbanden 
11  Flugzeuge  abgeschossen  bzw.  am  Boden  zerstort. 

2.  Absicht  fiir  24. 1.  42: 

Konzentrischer  Angriff  der  Panzer=  und  mot.Verbande  zur  Vernichtung  der  im 
Raum  ost=  und  siidwarts  Agedabia  befindlichen  Feindkrafte  unter  entsprechender 
Sicherung  nach  Norden. 

255 


B.  Kriegstagebudi 

25.Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud'i 

II.  Armee:  Der  Westteil  Taraktasch  wurde  nach  mehrstiindigem  Hauser= 
kampf  genommen.  An  der  Ostfront  wurde  ein  Feindvorstofi  mit  einzelnen 
Panzern  abgewehrt. 

1.  Pz. Armee:  An  der  ganzen  Front  der  Pz.Armee  geringe  Artl.=  und  Spah= 
trupptatigkeit. 

ly.  Armee:  An  der  Ostfront  blieben  heftige  Feindangriffe  siidlich  Glash 
und  westl.  St.  Nyrkowo  ohne  Erfolg.  Bei  Raj  Alexandrowka  nordl.  St.  Rapnaja 
und  bei  Christischtsche  wurden  fdl.  Angriffe,  die  z.  T.  von  Panzern  unterstiitzt 
waren,  abgeschlagen.  Barwenkowa  und  ein  Stiitzpunkt  ostw.  davon  gingen 
nach  konzentrischem  Angriff  iiberlegener  russ.  Krafte  verloren.  Russ.  Angriffe 
mit  Panzern  gegen  Losowaja  und  die  Bahn  nordl.  davon  wurden  abgeschlagen. 

6.  Armee:  In  heldenmiitigem  Kampf  wurden  die  erneut  gefiihrten  konzen= 
trischen  Angriffe  gegen  Balakleja,  bei  denen  starke  Panzerkrafte  eingesetzt 
waren,  abgewiesen.  Gegenangriff  gegen  Feindkrafte,  die  in  Aleksejewskoje 
eindrangen,  ist  im  Gange.  Bei  Michailowskoje  sind  starkere  russ.  Krafte  fest= 
gestellt  worden.  Angriffe  gegen  die  Ostfront  bei  Wolochow  Jar  und  nordlich 
in  Btl.=Starke  wurden  abgewiesen.  Bei  Bjelgorod  und  siidl.  versuchte  der  Feind, 
durch  Angriff  in  breiter  Front  das  Herausziehen  eigener  Krafte  zu  verhindern. 
Er  wurde  nach  Osten  zuriickgeworfen.  Am  Ostufer  des  Seim  wurde  der  Feind 
ostw.  St.  Solzsewo  nach  Osten  geworfen. 

2.  Armee:  Eigene  Artl.  zersprengte  Gegner,  der  nordlich  Sokolja  Pleta  in 
Richtung  Schtschigry  vorgehen  wollte.  Der  eigene  Angriff  auf  Stakanowo 
konnte  nur  bis  zwei  km  siidwestl.  dieses  Ortes  vorgetragen  werden.  15  km 
siidwestl.  Jewlanowa  konnte  der  Feind  4  km  nach  Westen  vordringen,  dann 
wurde  sein  Angriff  zum  Stehen  gebracht. 

Wetter:  Im  gesamten  Bereich  der  H.Gr.  herrsdite  klares  Frostwetter  bei 
Temperaturen  bis  28  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz.Armee:  Siidwestl.  Bjelew  wurden  feindl.  Erkimdungsvorstofie  und  An= 
griffe  gegen  die  Nordfront  in  schweren  Kampfen  abgewiesen.  Weitere  An= 
griffe  an  der  Nordwestfront  wurden  alle  abgewehrt.  Westl.  der  Resseta  nah= 
men  nach  Norden  vorstofiende  eigene  Panzertruppen  Moilowa.  Im  Angriff 
von  Siiden  auf  Suchinitschi  wurde  Usty  erreicht  und  genommen.  Im  Angriff 
von  Siidwesten  auf  Suchinitschi  konnte  die  Verbindung  mit  der  bisher  ein= 
geschlossenen  Besatzung  der  Stadt  hergestellt  werden.  Angriffe  bei  Chludnowa 
und  Slobodka  gegen  den  Nordfliigel  der  Angriffsgruppe  wurden  abgeschlagen. 

1    Notizen  Haiders: 

„Lage:  Im  wesentlichen  unverdndert.  Sehr  hohe  Kaltegrade." 

256 


25-  Januar  1942 

4.  Armee:  Erneute  feindl.  Angriffe  gegen  die  Front  westl.  Filipowka  gegen 
die  RoUbahnsicherungen  und  die  eigenen  Krafte  bei  Tscherten  wurden  alle 
abgeschlagen.  8  km  westl.  Juchnow  wurden  durchgesickerte  feindl.  Krafte 
vernichtet.  Bei  Gorochowka  wurden  weitere  Feindgruppen  nach  Siiden  gewor= 
fen  und  nordostw.  Sulichowo  Angriffe  durch  zusammengefafites  Artl.=Feuer 
zum  Stehen  gebracht.  Gegen  Abend  wiederholte  der  Feind  seine  Angriffe  ge= 
gen  Gorochowka.  An  der  Siidost=  und  Ostfront  der  Armee  wurden  mehrere 
Feindvorstofie  zuriickgeschlagen.  Der  Nordteil  von  Bordukowo  mufite  auf= 
gegeben  werden.  Feindvorstofie  siidl.  Iswolsk  blieben  ohne  Erfolg. 

4.  Pz. Armee:  Der  SiidflUgel  ist  im  weiteren  Angriff  nach  Siiden  beiSchanskij 
Sawod  begriffen.  Der  eigene  Angriff  an  der  Stralie  von  Gshatsk  nach  Juchnow 
konnte  die  Eisenbahnlinie  in  siidl.  Richtung  iiberschreiten.  Die  Absetzbewe= 
gungen  an  der  Ostfront  verliefen  planmaliig.  An  der  Rollbahn  nachstoliender 
Feind  wurde  abgewehrt. 

5.  Pz. Armee:  Gegen  die  eigenen  Nachtruppen  vor  Siidfliigel  und  Armee= 
mitte  gefiihrte  Feindangriffe  mit  einzelnen  Panzern  wurden  abgeschlagen.  In 
schweren  Kampfen  wurden  dem  Gegner  hohe  Verluste  zugefiigt. 

9.  Armee:  An  der  Nordostfront  wurden  die  Endstellungen  in  der  Linie  Pero= 
polje  Gorodischtsche— Stalypino— Panino  eingenommen.  Feind  folgt  nur  mit 
schwacheren  Kraften.  Nordwestl.  Rshew  wurde  die  hergestellte  Verbindung 
durch  Einnahme  weiterer  Orte  westl.  Musischtschewo  erweitert.  Der  Feind 
griff  in  der  letzten  Nacht  die  neue  Front  erstmalig  von  Siiden  an.  Angriffe 
gegen  die  Front  nordl.  Pysyhi  und  ostw.  wurden  zuriickgeschlagen.  Der  West= 
fliigel  der  Armee  setzte  sich  in  die  Linie  10  km  ostw.  Pysyhi  —  7  km  west= 
siidwestl.  Pysyhi— Sely  ab.  St.  Nelidowo  wurde  heftig  angegriffen.  Die  Front 
vor  Sytschewka  wurde  gegen  russ.  Angriffe  aus  der  nordwestl.  Richtung  ge= 
halten. 

Am  22.  und  23. 1.  wurden  erbeutet  oder  vernichtet: 

32  Geschiitze,  34  Pak,  4  Panzer,  1  Pz.Spahwagen,  80  Lkw.,  23  Granatwerfer, 
zahlreiche  schwere  Inf.Waffen. 

Im  gesamten  H.Gr.=Bereich  klares  Wetter  mit  starkem  Frost.  3.  Pz.Armee 
meldet  bis  zu  50  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  In  harten  Kampfen  behaupteten  eigene  Krafte  den  Stadtteil 
Cholm  ostw.  des  Lowat  gegen  hef tige  Angriffe.  Die  von  Siidwesten  angreifende 
Gruppe  drang  bis  3  km  siidwestl.  der  Stadt  vor,  konnte  jedoch  die  Verbindung 
zur  Besatzung  noch  nicht  herstellen.  Ostw.  Gusnowa  wurden  feindl.  Angriffe 
abgewiesen.  Der  eigene  Angriff  nordwestl.  Staraja  Russa  konnte  bis  iiber  den 
Tuleblja  vorgetragen  werden.  An  der  Wolchow=Front  wurden  Angriffe  gegen 
die  Rollbahn  siidwestl.  Jamno  abgewehrt. 

18.  Armee:  Westl.  und  nordwestl.  Selischtschenskije  Kas.  konnten  Angriffe 
aus  ostw.  Richtung  zuriickgeschlagen  werden.  Siidl.  der  Tschogoda=Miindung 

257 


B.  Kriegstagebuch 

verstarkte  sich  die  Feindtatigkeit.  Eigene  Artl.  bekampfte  den  Riistungsbetrieb 
Bolschewik  in  Leningrad.  Explosionen  iind  Brande  wurden  beobachtet. 

Im  Bereich  der  H.Gr.  wurden  180  Gefangene  eingebracht. 

Bei  scharfem  Ostwind  und  zeitweisem  Schneefall  schwankten  die  Tempera= 
turen  zwischen  25  und  35  Grad  Kalte. 


Finnisdie  Front  (25. 1.) 

Karelische  Armee:  Obergangsversudie  iiber  den  Swir  wurden  abgewehrt.  Des= 
gleidien  wurden  Vorstofie  des  Feindes  bei  Wonshesero  und  am  Ostsee=Wei6meer= 
Kanal  abgewiesen. 

Kalte  bis  zu  35  Grad. 

AOK  Lappland:  XXXVI.  Geb.Korps  und  Geb.Korps  Norwegen  wiesen  einige 
schwache  russ.  Vorsto6e  ab. 

Wediselnd  bewolktes  Wetter,  Temperaturen  zwisdien  — 12  und  —  30  Grad  wurden 
gemeldet. 

Afrika  (24. 1.) 

1.  Konzentrischer  Angriff  gegen  den  im  Raum  ostnordostwarts  Agedabia  befind= 
lichen  Feind  24. 1.  fiihrte  zu  voUem  Erfolg.  Es  wurden  vernichtet  bzw.  erbeutet:  117 
Pz.Kampf=  und  Spahwagen,  33  Geschiitze  und  eine  grofie  Anzahl  von  Lkw.  Rund 
1000  Gefangene  wurden  eingebracht.  Somit  hat  der  Feind  in  den  Kampfen  vom 
21.— 24.  1.  insgesamt  143  Pz.Kampf=  und  Spahwagen  sowie  80  Geschiitze  verloren. 
Von  der  Erdtruppe  wurden  14  Flugzeuge  abgeschossen  bzw.  zerstort.  — 

Die  stark  angeschlagene  1.  Pz.Div.  ging  in  den  Raum  Msus  und  siidwestlich 
zuriick. 

2.  Absicht  fiir  25. 1.  42: 

Verstarkte  bewaffnete  Aufklarung  gegen  Feind  im  Raum  um  Msus. 


26.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.Sud': 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  wurde  ein  Angriff  in  Kp.=Starke  westl. 
Schuli  abgeschlagen.  Im  Hafen  wurde  lebhafter  Schiffsverkehr  festgestellt. 
Siidl.  Taraktasch  konnte  die  Verbindung  zwischen  den  Angriffsgruppen  durch 
Vorstofi  der  Gruppe  Otusy  nach  Westen  hergestellt  werden.  Am  Siidfliigel  der 
Ostfront  blieb  ein  Feindangriff  erfolglos.  Herangefiihrte  russ.  Verstarkungen 
wurden  wirksam  von  eigener  Artl.  bekampft. 

1.  Pz. Armee:  Vor  dem  Siidfliigel  der  Front  trat  ein  fdl.  Pz.Zug  auf.  Bei  St. 
Tegschtschewka  wurden  mehrere  fdl.  Angriffe  abgewehrt.  Der  Gegner  erlitt 
hierbei  schwere  blutige  Verluste.  Eigene  Artl.  konnte  vor  der  gesamten  Front 
der  Pz.Armee  Feindziele  mit  guter  Wirkung  bekampfen. 

1     NoHzen  Haiders: 

„Lage  bei  Siid  entwickelt  sich   bei  17.  Armee  immer  unhequemer.   Der  Feind 
kommt  iiber  Isjum  mit  immer  starkerer  Kavallerie.  Ob  weitere  Angriffsrich= 

258 


26.  Januar  1942 

ij.  Armee:  Siidl.  Clash  blieb  ein  starkeres  fdl.  Stofitruppunternehmen  vor 
der  eigenen  Front  liegen.  Feindverstarkungen  vor  der  eigenen  Front  nordl.  Raj 
Aleksandrowka  und  nordl.  Slawjansk  wurden  mit  guter  Wirkung  bekampft. 
Die  eigenen  Krafte  im  Raum  um  St.  Gusarewka  mufiten  aus  VersorgungsgrUn= 
den  nach  Westen  genommen  werden.  Ein  AngriJEf  in  Btl.=Starke  auf  Christi= 
schtsche  .wurde  abgeschlagen.  Der  Angriff  eines  russ.  Rgt.s  mit  einzelnen  Pan= 
zern  15  km  ostw.  Aleksandrowka  wird  z.  Z.  abgewehrt.  Auch  bei  Losowaja 
und  nordl.  blieben  fdl.  Angriffe  vor  den  eigenen  Sicherungslinien  liegen. 

6.  Armee:  Am  Siidfliigel  warf  eine  eigene  Angriffsgruppe  den  Feind  bei 
Aleksekowskoje  nach  Osten  zuriick  und  wies  einen  Feindangriff  auf  St.  Lidia= 
tschewo  ab.  Ein  erneuter  Angriff  ist  dort  im  Gange.  Ostw.  Aleksekowskoje 
fuhlte  der  Feind  nur  mit  Aufklarung  vor.  Die  eigenen  Krafte  setzten  sich  vor 
umfassendem  Feindangriff  in  der  letzten  Nacht  auf  W.  Bereka  ab.  Gegen  Bala= 
kleja  griff  der  Feind  erneut  in  erheblicher  Starke  von  Siiden  und  Osten  an  und 
wurde  unter  erheblichen  Verlusten  flir  ihn  abgewiesen.  Bisher  hat  er  die  An= 
griffe  wahrscheinlich  auf  Grund  der  bisherigen  MiJSerfolge  nicht  wiederholt. 

An  der  Front  westl.  Brigadirowka  blieben  wiederholte  russ.  Angriffe  in  Kp.= 
Starke  bis  Btl.=Starke  ohne  Erfolg. 

2.  Armee:  Siidostwarts  Schumakowo  wurde  der  Feind  in  ostwartiger  Rich= 
tung  vertrieben.  Gegen  zahen  Feindwiderstand  gelang  es  der  eigenen  Angriffs= 
gruppe,  in  Stekanowo  einzudringen  und  damit  die  Durchbruchsliicke  weiter  zu 
verengen.  Der  Versuch  fdl.  Kavallerie  in  Schtschigry  einzudringen,  wurde  ver= 
eitelt. 

Nordwestlich  Jawlonowa  erlitt  der  Feind  hohe  Verluste  bei  seinen  mit  star= 
ken  Kraften  gefiihrten,  aber  erfolglosen  Angriffen. 

Der  Frost  bis  zu  minus  35  Grad  hat  angehalten. 

H.Gr.  Mine: 

2.  Pz. Armee:  Westlich  Bjelew  und  sudlich  Oserno  wurde  je  ein  Feindangriff 
abgewiesen.  15  km  nordwestlich  Bolchow  bUeben  mehrere  Feindvorstofie  ohne 


Erfolg.  bjL  >}  • 

Im  Angriff  von  Siiden  nahm  eine  eigene  Kampfgruppe  Kuswinke  und  einen 
Ort  nordhch  davon.  Im  Angriff  von  Siiden  auf  Suchinitschi  wurde  der  Raum 
3  km  nordlich  Usty  von  eigenen  Kraften  genommen.  Im  Raum  westlich  Suchi= 

tung  SVJ  oder  S,  ist  noch  nicht  abzusehen.  Moglichkeit,  dafi  der  Feind  auch  von 

Osten  her  ly.  Armee  noch  angreift,  ist  nicht  ausgeschlossen. 

Auf  der  iibrigen  Front  keine  wesentlich  neuen  Entwicklungen. 

Zum  Angriff  gegen  die  neugebildete  Front  westlich  Rshew  scheint  der  Feind 

nur  unter  AOK  50  neue  Krafte  einsetzen  zu  wollen.  Abwarten! 

In  der  Lucke  zwischen  Mitte  und  Nord  ist  der  Feind  bis  zur  Linie  Welikije  Luki 

—  nordostwdrts  Iljino  vorgedrungen. 

Bei  Nord  konnten   die  feindlichen  Angriffe  keinen  weiteren  Erfolg  erringen. 

Baldiger  Angriff  an  der  Ladogafront  wahrscheinlich! 

Transportlage,  fiir  die  nunmehr  der  Reichsverkehrsminister  verantwortlich  ist, 

hat  sich  zu  einer  Katastrophe  entwickeltl" 


259 


B.  Kriegstagebuch 

nitschi  wurden  heftige  russ.  Angriffe,  die  von  Panzern  unterstiitzt  waren,  er= 
folgreich  abgewiesen. 

4.  Armee:  An  der  Siidostfront  griff  der  Feind  gegen  die  Rollbahn  zwischen 
Ljudkowo  und  15  km  siidostw.  Juchnow  von  Siiden  an  und  wurde  abge= 
schlagen. 

Auch  an  der  Siidostfront  nordlich  der  Ugra  erzielte  der  Feind  trotz  wieder= 
holter  heftiger  Angriffe  keine  Erfolge.  Bordukowo  mufite  vor  iiberlegenem 
Feind  geraumt  werden.  Ein  Ort  4  km  nordwestlich  Bordukowo  wurde  von  eige= 
nen  Kraften  genommen.  Nach  hartem  Kampf  drangen  eigene  Truppen  in  den 
Ostteil  Koschnjaki  ein.  Der  Angriff  gegen  den  Westteil  des  Ortes  ist  noch  im 
Gange;  der  linke  Fliigel  der  Armee  stiefi  bis  5  km  siidlich  Iswolsk  vor.  Die  Ver= 
bindung  zwischen  4.  und  4.  Pz. Armee  wurde  durch  Spahtrupps  an  der  Strafie 
westlich  Iswolsk  aufgenommen. 

4.  Pz. Armee:  Die  nach  Siiden  angreifenden  eigenen  Pz.=Krafte  wiesen  einen 
starkeren  russ.  Angriff  langs  der  Bahn  von  Koschnjaki  nordostw.  Weskresensk 
ab.  Beiderseits  Schanskij  Sawed  sind  fdl.  Gegenangriffe  noch  im  Gange.  Ge= 
gen  die  Ostfront  der  Armee  fiihlte  der  Gegner  mit  starken  Spahtrupps  und 
einzelnen  Panzern  vor.  Eigene  Artl.  bekampfte  wirksam  fdl.  Ansammlungen 
und  Bewegungen. 

3.  Pz. Armee:  Der  Gegner  fiihlte  bisher  mit  starkeren  Kraften  nur  gegen  die 
eigenen  Gef.=Vorposten  vor.  Vor  der  Armeemitte  beschofi  eigene  Artl.  Feind= 
ansammlungen  und  Artl.=Stellungen.  Am  Nordfliigel  schlugen  Nachtruppen 
wiederholte  russ.  Angriffe  in  Btl.=Starke  ab. 

9.  Armee:  Bei  Pogoroloje  wurden  Feindangriffe  bis  zu  Rgt.=Starke  erfolg= 
reich  abgewehrt.  Nordwestl.  Rshew  wurden  dem  Feind  bei  der  Abwehr  seiner 
dauernden  starken  Angriffe  erhebliche  blutige  Verluste  beigebracht.  Eigene 
Stofitrupps  drangen  in  dem  stark  feindbesetzten  und  befestigten  Waldgelande 
in  nordwestl.  Richtung  bis  an  die  Wolga  vor.  Starke  Feindansammlungen  siid= 
westl.  Rshew  wurden  von  eigener  Artl.  mit  guter  Wirkung  bekampft.  An  der 
Front  nordwestlich  Sytschewka  blieben  fdl.  Angriffe  erfolglos.  Am  linken  Flii= 
gel  der  Armee  besetzte  der  Feind  Iljino. 

Frost  bis  zu  —40  Grad.  Klarer  Himmel. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Feindangriffe  auf  Cholm  von  Siidosten  und  Nordwesten  blieben 
ohne  Erf olg.  Die  Verbindung  zwischen  der  angreifenden  eigenen  Kampf gruppe 
sudwestl.  Cholm  und  der  Besatzung  der  Stadt  ist  hergestellt. 

An  der  Nordostfront  gelang  dem  Gegner  ein  Einbruch  nordostw.  Klewitschi, 
der  abgeriegelt  wurde.  Starkere  Feindkrafte  konnten  bis  in  den  Raum  siidl. 
Presljanka  vordringen  Bei  den  Angriff  en  auf  St.  Pola  hat  der  Feind  in  den  letz= 
ten  Tagen  205  Tote  und  7  MG.s  verloren,  an  der  Wolchow=Front  wurde  ein 
russ.  Angriff  gegen  die  Rollbahn  nordwestl.  Petrowskes  nach  harten  Kampfen 
abgeschlagen. 

260 


2/.  Januar  1942 

18.  Armee:  Feindangriffe  bei  St.  Polist  und  siidl.  davon  wurden  gleichfalls 
abgeschlagen.  Nordwestl.  Selischtschenskije  Kas.  mufite  ein  Ort  nach  erbit= 
tertem  Nahkampf  vor  iiberlegenen  Kraften  des  Russen  aufgegeben  werden. 
An  der  Nordostfront  blieben  Feindvorstolie  ostw.  St.  Maluruk  ohne  Erfolg. 
Westl.  Worenewo  und  am  fdl.  Newa=Br.=Kopf  war  das  fdl.  Art.=Feuer  sehr 
heftig.  Am  linken  Fliigel  der  Armee  wurde  ein  fdl.  Vorstofi  bereits  im  An= 
treten  durch  unser  Feuer  zerschlagen. 

Bei  eisigem  Wind  herrschen  30—35  Grad  Kalte. 


Finnische  Front  (26. 1.) 

Karelische  Armee:  Vor  der  Mitte  der  Swir=Front  und  nordostw.  Medweshja  Gora 
konnten  fdl.  Angriffe  und  Unternehmungen  zersdilagen  werden.  Es  herrsdit  Frost= 
wetter  bis  zu  35  Grad  Kalte. 

AOK  Lappland  meldet  klares  Wetter  mit  Temperaturen  bis  zu  42  Grad. 


Afrika  (25. 1.) 

1.  Panzerarmee  fiigte  25. 1.  der  in  den  Raum  Msus  und  siidlich  ausgewichenen 
stark  angeschlagenen  1.  Pz.Div.  durch  Nachstofien  mit  Masse  DAK  und  einer 
deutsch=italienischen  Kampfgruppe  in  heftigem  Kampf  erneut  schwere  Verluste  zu, 
Nach  bisher  vorliegenden  Meldungen  wurden  am  25.1.  zerstort  oder  erbeutet:  96 
Pz.=Kampf=  und  Spahwagen  (darunter  einige  amerikanische  Modelle,  Baujahr  41), 
38  Geschiitze,  eine  grofiere  Anzahl  von  Kfz,,  13  Flugzeuge,  erhebliche  Munitions= 
bestande  und  anderes  Kriegsmaterial.  —  Feind  wich  fluchtartig  nach  Norden  und 
Nordosten  aus. 

2.  Einsatzmoglichkeiten  der  in  den  Vortagen  besonders  erfolgreich  wirkenden 
deutsch=italienischen  Luftwaffe  wurden  am  25. 1.  durch  Sandsturm  stark  behindert. 

3.  Absicht  fiir  26.1.42:  Sicherung  des  Raumes  um  Msus  durch  mot.Verbande 
und  Bergung  der  Beute. 

4.  Eigene  Verluste  wahrend  der  jetzigen  Operationen  aufiergewohnlich  gering. 

[Bildung  des  Sonderkommandos  „Dora"  zur  Durchfuhrung  von  Sonder= 
aufgaben  im  nord=  und  mitfelafrikanischen  Raum  (vgl.  21. 1.  1943,  Bd.  Ill, 
S-  57)]- 


27.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  Sud^i 

II.  Armee:  Nordl.  Sudak  konnte  ein  Feindvorstol?  gegen  die  Hohen  bei 
Taraktasch  abgesdilagen  werden.  Vor  der  Sewastopol=  und  an  der  Ostfront 
fdl.  Artl.=Storungsfeuer  gemeldet. 


1     Notizen  Haiders: 

„Lage  hringt  keine  wesentlichen  Veranderungen  des  Gesamtbildes:  Durdibruch 

261 


B.  Kriegstagebuch 

1.  Pz.Armee:  Am  Nordfliigel  blieb  ein  fdl.  Angriff  in  Starke  von  2  Komp.en 
vor  unserer  HKL  8  km  nordwestl.  St.  Feschtschewka  liegen.  Von  einzelnen 
Stellen  wird  beiderseitige  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit  gemeldet. 

17.  Armee:  Beiderseits  St.  Kamyschewacha  fiihrte  der  Gegner  Fesselungs= 
angriffe.  Der  Feind  erreichte  den  Raum  siidwestl.  Aleksandrowka  mit  Teilen. 
Die  Feindangriffe  aus  ostw.  Richtung  gegen  Losowaja  und  St.  Punjutino  hiel= 
ten  an. 

6.  Armee:  Westl.  Balakleja  wurden  heftige  Feindangriffe  abgeschlagen.  An 
der  librigen  Front  der  Armee  keine  besonderen  Ereignisse. 

2.  Armee:  7  km  siidl.  Schtschigry  blieb  ein  Feindangriff  erfolglos.  Bei  Star= 
kanowo  griff  der  Gegner  die  eigenen  Angriffsspitzen  mit  iiberlegenen  Kraften 
umfassend  an  und  zwang  sie  zur  voriibergehenden  Zuriicknahme  auf  Olcho= 
watka.  Siidwestl.  davon  gewannen  eigene  Teile  bis  12  km  nordwestl.  Schtschi= 
gry  und  Worobjewka  Boden  nach  Nordosten.  Nordwestl.  Jewlanowa  wurde 
Feind,  der  voriibergehend  eingebrochen  war,  wieder  herausgeworfen. 

Auf  der  Krim  herrschen  Temp,  um  o  Grad,  es  fallt  Regen  und  Schnee.  Im 
iibrigen  Bereich  der  H.Gr.  halt  der  scharfe  Frost  mit  Temp,  bis  zu  35  Grad  an. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz.Armee:  Fdl.  Artl.  schofi  Storungsfeuer  auf  den  Siidteil  der  Ostfront. 
Vor  der  Nordwestfront  wurde  das  Gelande  vermint  imd  Ukolsizy  feindbesetzt 
festgestellt.  Nordwestl.  und  westl.  Bolchow  wurden  starkere  Feindangriffe  er= 
folgreich  abgewehrt.  Im  Angriff  von  Siiden  auf  Suchinitschi  wurde  der  Raum 
5  km  nordl.  Usty  gewonnen,  aus  Suchinitschi  heraus  ein  Ort  5  km  siidwestl. 
der  Stadt  genommen.  2  Feindpanzer  wurden  vernichtet.  Die  fdl.  Luftwaffe  war 
besonders  im  Raum  iiber  Bolchow  auch  wahrend  der  ganzen  Nacht  sehr  rege. 

4.  Armee:  Der  Feinddruck  gegen  die  Rollbahn  siidwestl.  Juchnow  hielt  wei= 
ter  an.  Eine  schwache  Feindgruppe  konnte  nach  Norden  iiber  die  Rollbahn  vor= 
dringen.  Am  Siidteil  der  Ostfront  der  Armee  wurden  mehrere  Feindvorstofie 
abgewiesen.  Der  Russe  schiefit  mit  Artl.  und  schweren  Inf.=Waffen  auf  die 
Orte  in  und  hinter  der  eigenen  HKL.  Beiderseits  Medyn  bekampfte  eigene  Artl. 
Feindbewegungen. 


bei  ly.  Armee  scheint  sich  gegen  Westflugel  1.7.  Armee  zu  richten  und  mit  Teilen 
auch  gegen  SiidflUgel  6.  Armee.  Maftnahmen  H.Gr.  uoerden  erst  Anfang  Februar 
wirksam  werden.  Weitere  Krafte  benotigt. 

Bei  Mitte  wird  zunachst  Bereinigung  der  Feindgruppe  westlich  LII.  A.K.  not= 
wendig  sein,  ehe  man  iiber  Suchinitschi  nach  N  weiter  angreifen  kann.  Bereini= 
gung  der  Liicke  zwischen  4.  Armee  und  4.  Panzerarmee  macht  noch  immer 
Schwierigkeiten.  Feind,  der  durch  unseren  Angriff  bei  Rshew  abgeschnitten  ist, 
und  Stojiarmeen  5  und  4  fangen  an,  im  Raume  nordlich  der  Strafe  Smolensk— 
Wjasma  fUhlbar  zu  werden.  Schutz  dieser  Strajle  und  Gegenma^nahmen  sind 
eingeleitet. 

Bei  Nord  ortliche  Erfolge  des  Feindes  am  Wolchow,  jedoch  nur  taktischer  Art. 
Angriff sbeginn  im  Ladogaraum." 


2.6Z 


27-  Januar  1942 

4.  Pz.Armee:  Am  Siidfliigel  konnten  die  eigenen  Krafte  gegen  schwacheren 
Gegner  wegen  schwierigster  Wegeverhaltnisse  nur  wenig  Boden  gewinnen. 
Fdl.  Gegenangriffe  westl.  Schumskij  Sawod  blieben  erfolglos.  An  der  gesamten 
Ostfront  der  Armee  nichts  Besonderes  aufier  der  Abwehr  einzelner  Erkun= 
dungsvorstofie. 

5.  Pz.Armee:  Vor  Siidabschnitt  und  Mitte  wurden  Feindvorstofie  erfolgreich 
abgewiesen. 

9.  Armee:  Ein  ortl.  Einbruch  an  der  Nordostfront  wurde  bereinigt.  Mehrere 
Feindangriffe  in  Btl.=Starke  wurden  westl.  Iwankowa  abgewiesen.  Nordl. 
Rshew  bei  Buchumtowo  und  westl.  blieben  starke,  von  Artl.  unterstutzte  fdl. 
Angriffe  erfolglos.  Westl.  Sytschewka  gewannen  eigene  Angriffe  gegen  stark 
feindbesetzte  Ortschaf ten  Boden  nach  Westen.  An  der  Nordfront  wurden  2  An= 
griffe  ostw.  Pyshi  abgeschlagen.  St.  Nelidowo  wurde  vor  iiberlegenen  Feind= 
kraften  geraumt,  eigene  Krafte  halten  bei  Femkino.  Feindangriffe  auf  Kresty 
wahrend  des  Tages  und  in  der  Nacht  wurden  abgeschlagen. 

Bei  bedecktem  Himmel  herrscht  Frost  bis  zu  30  Grad. 

H.Cr.  Nord: 

16.  Armee:  Erneute  Angriffe  auf  Cholm  von  Siidosten  und  Osten  wurden 
abgewehrt.  Gegen  die  Front  bei  Molwotizy  mit  Schwerpunkt  nordostw  Mol= 
wotizy  gefiihrte  Feindangriffe  blieben  erfolglos.  An  der  Nordostfront  wurden 
westl.  des  Welje=Sees  Angriffe  abgeschlagen  und  ortlich  eingebrochener  Geg= 
ner  zuriickgeworfen.  Feindangriffe  westl.  St.  Boglowo,  siidostw.  und  siidl.  Sta= 
raja  Russa  wurden  iiberall  abgeschlagen.  An  der  Wolchow=Front  wurden  siidl. 
Jasno  fdl.  Angriffe  durch  das  zusammengefafite  eigene  Abwehrfeuer  zer= 
schlagen. 

Seit  Einbruch  der  Dunkelheit  flogen  fdl.  Bomber  in  der  letzten  Nacht  zahl= 
reiche  Angriffe  auf  Staraja  Russa  imd  Jubowzy. 

18.  Armee:  Am  Siidfliigel  wurde  durch  eigenen  Angriff  aus  Spaskaja  Polist 
nach  Siiden  die  Verbindung  an  der  Rollbahn  wiederhergestellt.  Angriffe  gegen 
die  Front  siidl.  und  nordl.  Grusino  wurden  iiberall  abgewiesen.  Siidostw.  St. 
Maluksa  wurde  ein  Angriff  abgewehrt. 

Auch  im  Bereich  der  18.  Armee  war  die  fdl.  Luftwaffe  wahrend  der  letzten 
Nacht  sehr  rege. 

Im  Bereich  der  H.Gr.  herrscht  Frostwetter  bei  Temp,  von  20—30  Grad 
Kalte. 


Finnisdie  Front  (27. 1.) 

AOK  Lappland:  Die  beiderseitige  Spahtrupptatigkeit  war  in  alien  Absdmitten 
lebhaft.  Versuche  fdl.  Stofitrupps,  Sprengungen  an  der  Bahn  Salla— Alakurtti  durch= 
zufiihren,  wurden  vereitelt.  Es  werden  Kaltgrade  bis  zu  minus  35  Grad  gemeldet. 


263 


B.  Kriegstagebuch 

Afrika  (26. 1.) 

Armee=Befehl  fur  den  Angriff  am  28. 1.  42: 

1.  Feind:  Die  am  25. 1.  bei  und  sudlich  Msus  geschlagene  englische  1.  Pz.Div.  ist 
mit  ihren  Resten  anscheinend  nach  Norden  bis  zur  Linie  el  Charruba— el  Abiar  aus= 
gewidien.  In  dieser  Linie  stehen  Sicherungen  der  siidlich  Barce  liegenden  5.  ind.  Bri= 
gade  (Starke  2  Btle.,  1  Art.Rgt.).  Die  siidlich  Bengasi  befindliche  7.  ind.  Brigade 
(4  Btl.e,  1  PzAbt  (Inf.=Tank),  (2-3  Artl.Rgt.er),  2  AufkLAbt.en,  2  PzJager=Abt.en) 
hat  in  Linie  Sceleidima— Soluch— Ghemines  bewegliche  Kampfgruppen  vorgeschoben. 

Nach  Luftaufklarung  werden  Verstarkungen  der  Cyrenaika  zugefiihrt.  Horchauf= 
klarung  meldet  am  25. 1.  erstmalig  Auftreten  1.  lei.  franz.  Div.  in  Gegend  westlich 
lich  Derna.  In  Gegend  Mechili  nur  schwache  Feindgruppe  festgestellt.  Nach  einem 
abgehorten  Funkspruch  ist  ein  feindlicher  Vorstofi  aus  Gegend  Bengasi  in  siidost= 
wartiger  Richtung  fiir  den  Fall  weiteren  deutschen  Vorgehens  Richtung  Mechili  beab= 
sichtigt. 

Andererseits  ist  innerhalb  britischer  Stabe  auf  Grund  der  letzten  Niederlage  er= 
hebliche  Unstimmigkeit  iiber  Fortfiihrung  der  Operationen  zu  erkennen.  Daher  ist 
auch  eine  Raumung  des  Gebietes  von  Bengasi  in  den  nachsten  Tagen  nicht  ausge= 
schlossen. 

2.  Panzerarmee  Afrika  greift  am  28. 1.  mit  Tagesanbruch  den  im  Raum  und  siid= 
lich  Bengasi  stehenden  Feind  iiberraschend  an  und  vernichtet  ihn.  Es  ist  ferner  beab= 
sichtigt,  falls  durch  Handstreich  moglich,  Bengasi  zu  nehmen  und  die  gesamten  dort 
befindlichen  Vorrate  in  den  Raum  von  Agedabia  zuriickzufiihren. 

Tagesmeldung  26.  i.  42: 

1.  Die  am  25. 1.  bei  und  siidlich  von  Msus  geschlagene  englische  1.  Pz.Div.  ist  mit 
Resten  anscheinend  nach  Norden  iiber  Linie  el  Charruba— el  Abiar  ausgewichen.  Si= 
cherungen  der  siidlich  Barce  gelegenen  5.  ind.  Brigade  wurden  in  diese  Linie  vor= 
geschoben.  Nach  Luftaufklarung  werden  der  Cyrenaika  Verstarkungen  zugefiihrt. 

Horchaufklarung  stellte  am  25. 1.  erstmalig  Auftreten  1.  lei.  franz.  Div.  in  Gegend 
westlich  Derna  fest.  Im  iibrigen  Aufklarung  durch  Sandsturm  stark  behindert. 

2.  Tag  verlief  ruhig.  Nach  bisherigen  Zahlungen  wurden  in  den  Kampfen  vom 
21.  bis  25. 1.  42  erbeutet  bzw.  vernichtet: 

283  Pz.=Kampf=  und  Spahwagen  sowie  sonstige  gepanzerte  Fahrzeuge  (darunter 
Modelle  kanadischer  Herkunft,  Dezember  1941  gefertigt),  127  Geschiitze  (einschl. 
Pak),  583  Kfz.,  28  Flugzeuge,  groliere  Betriebsstoff=  und  Verpflegungsbestande  so= 
wie  Werkstatten,  Ersatzteillager  und  sonstiges  Kriegsmaterial. 

Die  Masse  der  Kfz.  wurde  im  Kampf  oder  vorher  durch  den  Gegner  zerstort.  In 
den  vorstehend  genannten  Zahlen  sind  die  Vernichtungserfolge  der  Luftwaffe  nicht 
enthalten. 

28.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid': 

II.  Armee:  Vor  Sewastopol  wurde  der  Angriff  eines  fdl.  Btl.s  gegen  die  Ru= 
manen  im  Abwehrfeuer  zerschlagen.  Die  fdl.  Feuertatigkeit  und  der  Einsatz 


Notizen  Haiders: 

„Keine  wesentlidien  Veriinderungen  der  Lage.  v.  Bock  unterstellt  das  AOK  17, 

das  abgekampft  zu  sein  scheint,  dem  Pz.=AOK  i  und  bildet  unter  dem  Kom= 


m 


28.  Januar  1942 

der  Luftwaffe  hatten  gestern  nachmittag  zugenommen.  Eigene  Artillerie  be= 
kampfte  wirkungsvoll  Feindbewegungen,  Bereitstellungen  und  Schiffsverkehr 
im  Hafen. 

Bei  Sudak  wurde  nach  Abwehr  eines  Angriffs  in  Gegend  Taraktasch  der 
Feind  nach  Siiden  zuriickgeworfen,  Sudak  genommen,  die  Kiiste  erreicht  und 
der  Feindwiderstand  siidostw.  der  Stadt  gebrochen.  Nur  einzelne  Feindreste 
leisten  noch  erbitterten  Widerstand. 

An  der  Ostfront  wurden  mehrere  Feindangriffe,  z.  T.  mit  einzelnen  Panzern, 
unter  hohen  Verlusten  fiir  den  Gegner  zuriickgeschlagen.  Feindliche  Artl.=Ta= 
tigkeit  und  Fliegereinsatz  waren  bei  alien  Angriffen  stark. 

1.  Pz.Armee:  Im  rechten  und  mittleren  Armeeabschnitt  wurden  ortliche 
Feindangriffe  blutig  abgeschlagen  und  fdl.  Bereitstellungen  durch  zusammen= 
gefalites  Feuer  zersprengt.  Durch  eigene  Stofitruppunternehmen  verlor  der 
Gegner  125  Tote  und  zahlreiche  Inf.=Waffen. 

Vor  dem  linken  Armeefliigel  wurden  weiterhin  Bewegungen  fdl.  Kolonnen 
beobachtet  und  wirksam  bekampft. 

17.  Armee:  An  der  Ostfront  keine  wesentlichen  Kampfhandlungen.  In  Ge= 
gend  siidostw.  .  .  .^  Aleksandrowka  wurde  zaher  Feindwiderstand  gebrochen 
und  nach  Abwehr  von  3  fdl.  Gegenstofien  im  Angriff  Boden  gewonnen.  4  Feind= 
panzer  wurden  abgeschossen,  2  Geschiitze  erbeutet,  4  Pak  vernichtet  sowie  350 
tote  Russen  gezahlt.  Wiederholte  Feindangriffe  in  Gegend  siidostw.  St.  Rapnaja 
wurden  unter  hohen  Feindverlusten  im  Gegenstofi  abgeschlagen.  Die  Nord= 
westfront  der  Armee  wird  mit  zahlreichen  Kraftegruppen  siidostw.  Barwen= 
kowa  gehalten. 

6.  Armee:  Mehrere  Feind vorstolie  gegen  den  Siidfliigel  der  Armee  im  Ab= 
schnitt  W.  Bereka— Balakleja  wurden  abgewiesen.  An  der  Ostfront  nur  Spah= 
trupptatigkeit. 

2.  Armee:  Siidostw.  Schtschigry  fiihrte  der  Gegner  einen  erfolglosen  Angriff 
in  Kp.=Starke.  Die  Gruppe  Breith  drang  im  Angriff  nach  Nordosten  in  01cho= 
watka  ein,  wo  noch  um  die  Hauser  gekampft  wird.  Fdl.  Kavallerie  wurde  unter 
schweren  Verlusten  nach  Norden  und  Osten  geworfen.  Eigene  Panzer  stiefien 
in  der  Verfolgung  bis  6  km  siidostw.  Smejnez  vor.  Der  Feind  verlor  iiber 
100  Gefangene,  1  Pz.  T  34,  1  leichten  Pz.,  zahlreiche  Schlitten,  Pferde  und 
5  Pak;  ein  weiterer  leichter  Pz.  wurde  abgeschossen.  Der  in  Gegend  Stakanowo 


mandierenden  General  III.  mot.A.K.  eine  Gruppe  Mackensen  am  linken  Fliigel 

der  ij.  Armee. 

Weiteres  Vorgehen  der  3.  und  4.  Stojiarmee  in  Gegend  Welish.  Bei  Nord  feind" 

liche  Fortschritte  am  Wolchow,  Angriffe  an  der  Ladogafront  abgewiesen. 

Auseinandersetzung  iiber  Halten  oder  Rdumen  Sudiinitschi.  Fiihrer  will  halten, 

bis  Ergebnis  des  Angriff s  Medyn  klar  ist.  Gesprach  mit  Schmidt,  OB  2.  Pz.Armee. 

Tatsachlidi  wollte  man  Sudiinitschi  wieder  preisgeben.  Gegenbefehl  ergangen, 

hoffentlich  nicht  zu  spat!'' 

Auf  Fotokopie  nicht  zu  entziffern. 

265 


B.  Kriegstagebuch 

stehende  Feind  konnte  seine  Angriffe  nicht  mehr  fortsetzen.  Am  linken  Fliigel 
beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 

Wetter:  Auf  der  Krim  Tauwetter  und  Regen.  Im  iibrigen  Bereich  der  Heeres= 
gruppe  geringe  Temp.=Steigerung.  Schneestiirme  und  Verwehungen  erschweren 
alle  Bewegungen, 

H.Gr.Mitte: 

2.  Pz.Armee:  Fdl.  Erkundungsvorstolie  in  Gegend  Gorodischtscho  sowie 
Angriffe  auf  dem  Nordfliigel  wurden  abgeschlagen.  In  diesen  Kampfen  wur= 
den  2  Pak  und  14  M.G.  erbeutet.  In  der  Westflanke  verstarkt  sich  der  Gegner 
und  fiihrte  15  km  westnordwestl.  Bolchow  einen  erfolglosen  Angriff;  der 
eigene  Angriff  von  K...mizko^  drang  3—4  km  nach  Westen  vor.  Auf  linkem 
Fliigel  wurde  im  Angriff  nach  Norden  die  Gegend  5  km  nordl.  Usty  erreicht. 
Die  Sauberung  des  Gelandes  um  Suchinitschi  und  der  Abtransport  unserer 
Verwundeten  aus  der  Stadt  schreitet  fort.  Feindangriffe  gegen  Chludnowa  von 
Westen  her  scheiterten. 

4.  Armee:  Die  Vernichtung  des  bis  an  und  iiber  die  Rollbahn  ostw.  der 
Popolta  vorgedrungenen  Feindes  durch  neu  herangefiihrte  Telle  ist  im  Gange. 
Auch  nordwestl.  Gorochowka  wurde  die  Rollbahn  angegriffen,  im  eigenen 
Angriff  wurden  das  Waldgelande  siidostw.  des  Ortes  gesaubert  und  zwei  Orte 
nordwestl.  Gorochowka  in  schwerem  Kampf  genommen.  An  der  Ost=  und 
Nordfront  der  Armee  beiderseitige  Artl.=Tatigkeit  und  ortl.  Spahtruppunter= 
nehmen. 

4.  Pz.Armee:  Am  Siidfliigel  rege  fdl.  Spahtrupptatigkeit. 

An  der  Ostfront  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  An  der  Autobahn 
nach  Wjasma  schiebt  sich  der  Gegner  dicht  an  die  eigene  HKL  heran.  Im 
Hintergelande  ist  die  Bekampfung  fdl.  Kav.=Teile  an  der  Autobahn  Wjasma— 
Smolensk  sowie  von  fdl.  Fallschirmjagern  in  Gegend  westl.  St.  Isdeschkowo 
im  Gange. 

5.  Pz.Armee:  Fdl.  Ansammlungen  wurden  erfolgreich  bekampft  und  russ. 
Angriffe  gegen  die  Front  ostw.  Krutaja  und  siidwestl.  Kutschina  unter  hohen 
Verlusten  fiir  den  Gegner  abgeschlagen. 

9.  Armee:  Am  rechten  Fliigel  griff  der  Gegner  wiederholt  in  Btl.=Starke  an, 
wurde  jedoch  unter  blutigen  Verlusten  nach  voriibergehend  ortlichen  Ein= 
briichen  zuriickgeschlagen.  Auf  der  Nordfront  wurden  mehrere  Angriffe  gegen 
die  gesamte  Front  mit  Schwerpunkt  gegen  die  Riegelstellung  abgeschlagen. 
Eigene  Artl.  und  die  Luftwaffe  bekampften  erfolgreich  Feindansammlungen 
siidl.  Bochwatowo.  Am  linken  Armeefliigel  wurde  ein  russ.  Angriff  in  Gegend 
Sukonsewo  abgewehrt.  Bei  Besobrasewo  drang  der  Gegner  bis  6  km  westl. 
des  Ortes  vor.  Der  im  Raum  siidwestl.  Rshew  abgeschnittene  Feind  wird 
wahrscheinlich  aus  der  Luft  versorgt.  Der  eigene  Angriff,  unterstiitzt  durch 

3     Auf  Fotokopie  nicht  zu  entziffern. 
266 


28.  Januar  1942 

Panzer   und    die    Luftwaffe,    gewann   nach    Siidwesten    gut    Boden.    5    Orte 
12—15  ki^  siidwestl.  Sytschewka  wurden  genommen. 

Wetter:  Scharfer  Ostwind,  Temp,  zwischen  23  und  33  Grad. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Nach  harten  Kampfen  ist  die  Vereinigung  der  Angriffsgruppe 
mit  der  Besatzung  von  Cholm  erzwungen.  Siidwestl.  und  nordwestl.  Molwo= 
tizy  wurden  feindbesetzte  Orte  und  Waldlager  vernichtet.  Fdl.  Vorstofie  gegen 
die  Front  siidl.  Pelnowo  und  westl.  Dubrowka  sowie  mehrere  starke  Angriffe 
gegen  B.  Sachod  wurden  abgeschlagen.  Nordostw.  davon  halt  eine  eigene 
Kraftegruppe  in  zaher  Abwehr.  An  der  Staraja  Russa=Front  verstarkte  fdl. 
Artl.=Tatigkeit. 

Angriffe  in  Gegend  Jurjewo  wurden  abgewehrt.  Nordl.  des  Ilmen=Sees 
griff  der  Feind  siidwestl.  Jasno  mehrmals  erfolglos  an. 

18.  Armee:  Neue  starke  Feindangriffe  bei  Spaskaja  Polist  wurden  abge= 
wehrt.  Auch  gegen  die  Riegelstellung  nordwestl.  Selischtschenskije  griff  der 
Feind  erneut  mit  Panzern  an.  An  der  Nordostfront  griff  der  Gegner  10  km 
siidostw.  Maluksa  mit  starker  Artl.=,  Pz.=  und  Fliegerunterstiitzung  an  und 
wurde  in  harten  Kampfen  abgeschlagen. 

Vor  Leningrad  und  Oranienbaum  verlief  der  Tag  ruhig. 

Wetter:  20—28  Grad  Kalte.  Teilweise  bedeckt. 


Finnische  Front  (28. 1.) 

An  alien  Fronten  beiderseitige  Spahtrupp=  und  ortliche  ArtI.=Tatigkeit.  Ein  Feind= 
angriff  westl.  Wonshesero=See  wurde  abgewehrt. 

In  Siidfinnland  bis  —  35  Grad.  In  Nordfinnland  15—30  Grad  Kalte. 


Afrika  (27. 1.) 

1.  Nach  Hordiaufklarung  befindet  sidi  die  bisher  in  Gegend  Derna  und  westlich 
liegende  11.  ind.  Brig,  ab  26. 1.  abends  im  Raum  Maraua— d'Annunzio  und  sudlich. 
Sonst  Feindgruppierung  wie  am  Vortag. 

2.  Aufier  geringer  beiderseitiger  Spahtrupptatigkeit  im  Raum  nordlich  und  nord= 
westlich  Msus  keine  Feindberiihrung.  Masse  der  Truppe  versorgte  sich  und  setzte 
auch  am  heutigen  Tage  Bergung  der  Beute  fort. 

3.  Absicht  fiir  28. 1.  42: 

Verstarkte  bewaffnete  Aufklarung  gegen  Feind  im  Raum  um  und  siidlich  Bengasi. 

[Unterredung  Reichsmarschall  Gorings  mit  dem  Duce  in  Rom.] 


267 


B.  Kriegstagebuch 

29.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
[Fuhrer  in  Berlin.] 

Osten 

H.Gr.Sud': 

11.  Armee:  Im  ganzen  Armeebereich  auf  Grund  der  Schlechtwetterlage  nur 
geringe  Kampftatigkeit.  Die  im  Raum  Sudak  versprengten  Feindgruppen  wur= 
den  vernichtet. 

Armeegruppe  v.  Kleist:  Aus  der  i.  Pz. Armee  wurde  die  Armeegruppe  Kleist 
gebildet  und  die  17.  Armee  ihr  unterstellt. 

An  der  Mius=Front  fiihrte  Feind  einzelne  Angriffe  in  Kp.=  bis  Btl.=Starke, 
die  iiberall  abgewiesen  wurden.  Auf  dem  Nordfliigel  der  Armeegruppe,  bei 
17.  Armee,  lielB  der  Feinddruck  infolge  eigener  Gegenstofie  ostw.  Rei  Alek= 
sandrowka  nach.  Westl.  Slawjansk  wurde  Tscherkaskaja  durch  eigenen  Angriff 
vom  Gegner  gesaubert  und  dadurch  die  Annaherung  des  Feindes  Richtung 
Slawjansk  verhindert. 

An  der  Westfront  der  17.  Armee  verstarkte  sich  der  Feinddruck  auf  War= 
warowka  und  Gegend  siidwestl.  davon. 

6.  Armee:  An  der  Siidfront  der  Armee  konnten  mehrfache  Angriffe  auf 
W.  Bereka  abgewiesen  werden.  Vor  dem  Abschnitt  Balakleja  hat  sich  der 
Gegner  durch  Heranfiihren  neuer  Krafte  verstarkt.  Ein  Feindvorstofi  auf 
St.  Schabelinka  bUeb  erfolglos. 

An  der  Ostfront  der  Armee  nur  Spahtrupptatigkeit. 

2.  Armee:  Im  Siidabschnitt  der  Front  Ruhe.  Die  Liicke  westl.  Dolgoje 
konnte,  da  starke  Schneeverwehungen  Bewegungen  verhindern,  noch  nicht 
geschlossen  werden.  Im  Abschnitt  siidl.  Droskowo  ging  eine  Ortschaft  gegen 
iiberlegenen  Feinddruck  verloren.  Der  Ort  Guschinka  (20  km  ostw.  Achtyrka) 
wurde  von  iiberlegenem  Feind  konzentrisch  angegriffen  und  die  haltende 
Kompanie  eingeschlossen. 

Am  Nordfliigel  der  Armee  nur  geringe  eigene  Stofitrupptatigkeit. 

Wetter:  Auf  der  Krim  Schneetreiben  bei  Temperaturen  um  o  Grad,  im 
iibrigen  Bereich  der  H.Gr.  Schneefall  und  Sturm.  Starke  Schneeverwehungen. 
Temp,  bis  — 12  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz.  Armee:  An  der  Ostfront  der  Armee  aufier  Abwehr  eines  Feindvorstofies 
in  Gegend  nordl.  Mzensk  keine  besonderen  Kampf handlungen.  In  der  West= 
flanke  der  Armee  konnte  der  eigene  Angriff  teilweise  gut  Boden  gewinnen. 

1    Notizen  Haiders: 

„In  der  Lage  keine  grundsatzlichen  Veranderungen.  Das  Ringen  an  der  gesamten 
Front  geht  weiter.  Sehr  viel  Schnee!  Auf  der  Krim  Moglichkeit  baldigen  Feind= 
angrijfs." 

268 


29-  Januar  1942 

Einige  Ortschaften  wurden  genommen.  Ebenso  konnte  der  Angriff  entlang  der 
Stralie  Chwestowitschi— Suchinitschi  nach  Norden  Fortschritte  erzielen. 

Der  Verwundetentransport  aus  Suchinitschi  verlauft  weiterhin  planmaliig. 
Ein  Angriff  des  Feindes  siidlich  Suchinitschi  wurde  abgewiesen. 

4.  Armee:  Ostwarts  Ljudkowo  hat  sich  der  Feinddruck  verstarkt,  die  Roll= 
bahn  ist  in  Gegend  Glagolnja  von  starkerem  Feind  gesperrt.  Gegenmafinahmen 
sind  im  Gange.  Ein  siidostw.  der  RoUbahn  gegen  die  Siidflanke  der  Armee 
gerichteter  Feindangriff  blieb  erfolglos.  An  der  Ostfront  der  Armee  sind 
starkere  Feindansammlungen  beobachtet  worden. 

Angriffe  des  Feindes  nordwestl.  Juchnow  sind  z.  Z.  noch  im  Gange.  Die 
Strafie  Juchnow— Wjasma  ist  in  Gegend  40  km  nordwestl.  Juchnow  durch  eine 
Feindgruppe  gesperrt. 

4.  Pz. Armee:  Der  eigene  Angriff  des  Siidfliigels  der  Armee,  um  die  Liicke  zur 
4.  Armee  zu  schUefien,  konnte  nach  Siiden  Boden  gewinnen.  Angriff spitze  steht 
hart  nordl.  Weskresensk. 

An  der  Ostfront  der  Armee  wurde  bei  Zujetki  in  die  HKL  eingedrungener 
Feind  im  Gegenstoi?  geworfen  und  vernichtet.  SiidHch  der  Autobahn  gefiihrte 
Feindangriffe  wurden  abgeschlagen. 

Die  Bereinigung  der  Lage  an  der  Rollbahn  westl.  Wjasma  wird  durch 
Schneeverwehungen  und  ungangbares  Gelande  beiderseits  der  Autobahn  sehr 
erschwert. 

5.  Pz. Armee:  Im  Siid=  und  Nordabschnitt  der  Armee  nur  Artl.=Storungs= 
feuer.  Im  mittleren  Abschnitt  wurden  mehrere  Angriffe  des  Gegners  abge= 
schlagen.  Gegen  in  die  HKL  eingesickerten  Feind  sind  Gegenmafinahmen  im 
Gange. 

9.  Armee:  An  Ost=  und  Nordfront  der  Armee  blieben  vereinzelte  Feind= 
angriffe  erfolglos.  Nordwestl.  Rshew  waren  die  Angriffe  des  Gegners  schwa= 
cher  als  am  Vortage  und  konnten  abgewiesen  werden.  Am  linken  Armee= 
fliigel  konnte  der  eigene  Angriff  entlang  der  Bahn  Olenino— Rshew  und  siid= 
lich  davon  nach  Osten  Boden  gewinnen.  Ebenso  war  der  Angriff  siidl.  Rshew 
und  westl.  Sytschewka  nach  Westen  gegen  den  abgeschnittenen  Feind  er= 
folgreich. 

Wetter:  Starker  Wind,  teilweise  Schneestiirme.  Temperaturen  um  —  25Grad. 
Strafien  teilweise  stark  verweht. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Die  Nachschubstrafie  Fedborosje— Cholm  wurde  freigekampft. 
Lage  bei  Cholm  unverandert.  Sonst  im  siidlichen  Frontabschnitt  beiderseitige 
Spah=  und  Stofitrupptatigkeit. 

Die  Kampfe  siidlich  Staraja  Russa  entlang  der  Strafie  nach  Cholm  dauern 
an.  Die  Strafie  wurde  freigekampft. 

Nordlich  des  Ilmen=Sees  konnten  die  Feindangriffe  gegen  Ortschaften  an 
der  Rollbahn  unter  heftigen  Kampfen  zuriickgeschlagen  werden. 

269 


B.  Kriegstagebuch 

i5.  Armee:  Im  Siidabschnitt  der  Front  Fortdauer  der  Kampfe  um  die  Ort= 
schaften  an  der  Rollbahn. 

An  der  Nordostfront  wiederholte  der  Gegner  seine  starken  Angriffe  in 
Gegend  St.  Maluksa.  Die  Angriffe  wurden  im  allgemeinen  abgewiesen.  Be= 
reinigung  einzelner  ortlicher  Durchbriiche  ist  noch  im  Gange. 

An  der  Leningrader  Front  beiderseitige  Feuertatigkeit  und  erfolgreiche 
Durchfiihrung  eigener  Stofitruppunternehmen. 

Wetter:  Vereinzelte  Schneefalle,  20—30  Grad  Kalte. 

Finnisdie  Front  (29. 1.) 

An  alien  Fronten  beiderseitige  Spahtnipp=  und  ortliche  Artl.=Tatigkeit. 
Temperaturen  um  —  20  Grad. 


Afrika  (28. 1.) 

1.  Im  Zuge  der  bewaffneten  Aufklarung  gegen  den  Raum  um  und  sudlicK  Bengasi 
trieb  eine  Kampfgruppe  bei  Sceleidima  haltende  Feindkrafte  zuriick,  eine  andere 
Kampfgruppe,  aus  Msus  in  nordvvestlicher  Richtung  vorgehend,  drang  bis  in  die 
Gegend  15  km  ostwarts  Bengasi  vor.  Bei  Soluch  und  Ghemines  noch  Feindkrafte 
festgestellt.  Feindlicher  Aufklarungsvorstofi  aus  nordostwartiger  Richtung  auf  Rast= 
raum  DAK  nordostwarts  Msus  wurde  abgewiesen. 

2.  Absicht  fiir  29. 1.  42: 

Fortsetzung  der  bewaffneten  Aufklarung  im  Raum  um  Bengasi. 

[In  der  Nacht  vom  zS.hg.  Januar  britischer  Luftangriff  auf  Munster.] 


[Fiihrer  in  Berlin^.] 


30.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 


Osten 

H.Gr.  Sud^: 

II.  Armee:  Vor  Sewastopol  bekampfte  eigene  Artl.  wirksam  Feindansamm= 
lungen,  Battr.=Stellungen  und  Unterkiinfte.  Ein  Angriff  in  Kp.=Starke  gegen 

1  Rede  Hitlers  im  Berliner  Sportpalast  zum  9.  Jahrestag  der  „Machtergreifung". 

2  Notizen  Haiders: 

„ln  der  Lage  audi  heute  wieder  keine  grundsdtzliche  Veranderung:  Auf  dem 
Schlachtfeld  der  nj.  Armee  fiihrt  der  Feind  von  NO  her  einige  Krafte  nach. 
Unsere  Krafte  schlieflen  zum  Gegenangriff  auf. 
Bei  H.Gr.  Mitte  Hauptspannungspunkte: 

1.  Durch  die  Medyner  Lucke  auf  Wjasma  marschierende  Krafte. 

2.  Ortlicher  Einbruch  bei  2ig.  Div. 

5.  Starke  Angriffe  von  Norden  gegen  Riegel  von  Rshew. 

4.  Weiteres  Vordringen  der  4.  Stojiarmee  auf  Welish. 

Bei  H.Gr.  Nord  sehr  gespannte  Lage  am  Wolchow.  Abwehrerfolg  an  der  Ladoga= 

front." 

270 


30'  Januar  1942 

die  Nordostfront  wurde  abgeschlagen.  Partisanenbekampfung  bei  Bachtschis= 
saraj.  Sudak  wurde  von  See  her  mit  etwa  ^0—60  Schuii  mittleren  Kalibers 
beschossen.  An  der  Ostfront  beiderseitiges  Artl.=Storungsfeuer  und  Bekamp= 
fung  von  feindl.  Bewegungen.  Im  mittleren  Abschnitt  blieben  ein  Feindvor= 
stofi  in  Kp.=Starke  im  eigenen  Artl.=Feuer  liegen. 

Armeegruppe  von  Kleist:  An  der  Ostfront  der  17.  Armee  beiderseitige  Spah= 
trupp=  und  ArtL=Tatigkeit.  Feindbewegungen  im  Raum  von  St.  Feschtschewka 
und  Einschiefien  feindl.  Artl.  westl.  Avannenskoje. 

An  der  Nordfront  starkeres  Artl.=Feuer  im  Abschnitt  St.  Jama  und  Abwehr 
mehrerer  Feindvorstofie  in  Btl.=Starke  siidostw.  Rei  Aleksandrowka.  In  Ge= 
gend  10  km  westl.  Slawjansk  wurden  feindl.  Angriffe  von  Norden  und  Nord= 
westen  unter  schweren  Verlusten  fiir  die  Russen  abgewiesen. 

Feindangriffe  in  Div.=Starke  in  Gegend  Warwarowka  und  Debropolje  wur= 
den  z.  T.  im  Gegenstofi  abgewehrt.  Ein  schwacherer  Angriff  gegen  die  Front 
nordostw.  Jujewka  war  erfolglos. 

6.  Armee:  Auf  dem  Siidfliigel  wurden  bei  W.  Bereka  aus  den  Kampfen  vom 
24.-29. 1.  8^0  gefallene  Russen  gezahlt.  Die  gestrigen  starken  Angriffe  des 
Feindes  dort  scheiterten  unter  hohen  Verlusten.  2  Panzer  wurden  vernichtet 
und  B.  Byschkin  im  harten  Kampf  genommen.  Ostw.  davon  bis  Balakleja 
fiihrte  der  Feind  mehrere  erfolglose  Einzelangriffe  und  schob  sich  wieder  star= 
ker  an  die  eigene  Kraftegruppe  heran.  An  der  Ostfront  ruhiger  Verlauf  des 
Tages. 

2.  Armee:  Ein  feindl.  Angriff  aus  Richtung  Tim  entlang  der  Strafie  nach 
Schtschigry  wurde  blutig  abgeschlagen.  An  der  Einbruchsstelle  drang  in  Gegend 
Stakanowo  der  Stofi  zweier  Rgt.er  bis  an  die  Artl.=Stellungen  vor,  wurde  jedoch 
im  Gegenstofi  mit  Pz.=Unterstiitzung  unter  hohen  Feindverlusten  zurxickge= 
schlagen.  Ein  Stolitrupp  stellte  in  Roshdestwenskoje  die  Verbindung  zu  den 
Sicherungen  des  Nachbarkorps  her.  An  der  Ostfront  gelang  es  dem  Gegner 
nach  hartem  Kampf,  mit  iiberlegenen  Kraften  und  Unterstiitzung  von  Salven= 
geschiitzen  einen  Ort  9  km  westl.  Schabanowo  zu  nehmen.  Starke  Partisanen= 
banden  vor  allem  in  Gegend  westl.  Gluchow  storen  den  Nachschubverkehr 
und  haben  die  Eisenbahn  Pirogefka— Gluchow  unterbrochen. 

Wetter:  Auf  der  Krim  leichter  Frost.  Im  iibrigen  Bereich  der  H.Gruppe 
weiterhin  Schneefall  und  Oststurm,  bis  12  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz.Armee:  An  der  Ostfront  wurden  ein  Vorstofi  am  rechten  Fliigel  und 
2  Nachtangriffe  gegen  den  Frontabschnitt  nordostw.  Fatnewa  abgewiesen. 
Auch  bei  Betowo  bUeben  feindl.  Angriffe  erfolglos.  Im  eigenen  Angriff  nordl. 
Kusminke  und  Uskoje  gelang  es,  nach  wechselvollen  Kampfen  und  Abwehr 
heftiger  Gegenangriffe  mehrere  Ortschaften  zu  nehmen.  Suchinitschi  wurde 
nach  Zerstorung  der  Bahn  und  aller  sonst  wichtigen  Anlagen  geraumt.  Westl. 
der  Stadt  wurden  Feindangriffe  von  Norden  abgewehrt. 

271 


B.  Kriegstagebuch 

4.  Armee:  Der  Feinddruck  gegen  die  Rollbahn  ostw.  der  Popolta  und  15  km 
siidwestl.  Juchnow  halt  an.  Der  Verkehr  ist  jedoch  nur  zeitweise  gestort. 
Feindl.  Angriffe  mit  Panzem  siidostw.  Gorochowka  wurden  im  allgemeinen 
bis  aujF  einen  ortl.  Einbruch  abgewiesen.  Nachtliche  Vorstofie  des  Gegners 
waren  erfolglos.  Feindangriffe  gegen  die  Ostfront  wurden  z.  T.  im  Gegenstofi 
abgewehrt.  Die  Ausweichbewegungen  verlaufen  planmaJSig.  An  der  Rollbahn 
drangt  der  Gegner  stark  nach.  Der  eigene  Angriff  nach  Norden  gewann  gegen 
die  stiitzpunktartig  mit  Schneebunkern  ausgebauten  Feindstellungen  nur  we= 
nig  Boden. 

4.  Pz. Armee:  Auf  dem  SUdflugel  dringt  der  Angriff  nach  Siiden  unter 
schwierigsten  Witterungs=  und  Wegeverhaltnissen  nur  langsam  vor.  Durch 
meterhohen  Schnee  mufi  sich  die  Angriffsgruppe  teilweise  vorschaufeln. 

An  der  Ostfront  wurden  einzelne  Vorstofie  abgewiesen  und  Ansammlungen 
wirksam  durch  Artl.  bekampft. 

In  Gegend  25  km  westl.  Wjasma  sind  Kampfe  mit  feindl.  Falls chirmtruppen 
und  Partisanen  im  Gange. 

5.  Panzer= Armee:  Vor  der  gesamten  Front  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit. 
Bereitstellungen  wurden  wirksam  bekampft.  Ein  mit  Panzern  unterstUtzter 
Feindvorstofi  ist  abgewiesen. 

9.  Armee:  Auf  rechtem  Fliigel  dauern  die  Kampfe  gegen  ortl.  eingebrochenen 
Gegner  an.  Angriffe  des  Gegners  gegen  die  Nordfront,  z.  T.  von  starker  Artl. 
unterstiitzt,  wurden  erfolgreich  abgewehrt.  Der  abgeschnittene  Feind  sudwest= 
lich  Rshew  wurde  in  hartnackigen  Kampfen  nach  Westen  geworfen  und  meh= 
rere  Ortschaften  besetzt. 

Die  Kampfe  bei  Bjeloj  und  bei  Welish  sind  noch  nicht  abgeschlossen. 

Wetter:  Stellenweise  starker  Schneesturm  mit  erheblichen  Schneeverwehun= 
gen,  der  den  Versorgungsverkehr  auch  mit  Schlitten  hemmt.  Mehrere  Eisen= 
bahnziige  sind  steckengeblieben,  Bewegungen  mit  Kfz.,  Pz.n  und  Artl.  un= 
moglich. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Feindangriffe  z.  T.  mit  Pz.n  gegen  Cholm  wurden  blutig  abge= 
schlagen.  Westl.  Molwotizy  drangte  der  Gegner  eigene  Sicherungen  zuriick, 
wahrend  nordostw.  des  Ortes  schwachere  Angriffe  abgeschlagen  wurden. 

Fortgesetzte  Angriffe  in  Gegend  Jurjewo  scheiterten  unter  hohen  Feind= 
verlusten.  Das  feindl.  Artl.=Feuer  auf  Staraja  Russa  halt  an.  Nordwestl.  der 
Stadt  wurde  ein  Angriff  abgewehrt.  Nordlich  des  Ilmen=Sees  wurden  mehrere 
Starke  Angriffe  bis  zu  Rgt.=Starke  gegen  Ortschaften  an  der  Rollbahn  abge= 
schlagen.  Durchgestofiene  Feindteile  nahmen  Finew  Lug. 

i5.  Armee:  Starke  anhaltende  Angriffe  mit  Pz.=Unterstutzung  gegen  Spa= 
skaja  Polist  und  gegen  die  Riegelstellung  sowie  Vorstofie  bei  Semmaja  Kerest 
und  bei  Wdiske  wurden  abgewiesen.  Emeute  Angriffe  an  der  Nordostfront 
siidostw.  S.    Maluksa  und  nordwestl.  Leda  waren  erfolglos. 

272. 


31.  Januar  1942 

An  der  Front  von  Leningrad  und  Oranienbaum  Artl.=  und  Spahtrupptatig= 
keit. 

Wetter:  10—20  Grad  Kalte,  Schneefalle,  beginnende  Schneeverwehungen. 

Finnisdie  Front  (30. 1.) 

An  alien  Fronten  beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Ortlidie  Vorstofie 
des  Gegners  wurden  abgewiesen. 

Afrika  (29. 1.) 

1.  Durch  den  Vorsto6  der  Kampfgruppe  Marcks  auf  Bengasi  und  durch  den  des 
ital.  mot.Korps  iiber  Sceleidima— Soluch  auf  Ghemines  wurden  starke  Telle  der 
4.  ind.  Div.  geschlagen  und  versprengt.*  Einzelnen  Feindgruppen  gelang  es,  nach 
Nordost  und  Osten  zu  entweichen.  Nach  Luft=  und  Horchaufklarung  besteht  der 
Eindruck,  da6  die  bisher  im  Raum  ostwarts  el  Charruba  angenommenen  Reste  der 
1.  Pz.Div.  sich  auf  Mechili  zuriickgezogen  haben.  11.  ind.  Brigade  befindet  sich  noch 
in  Gegend  ostwarts  Barce. 

2.  Zur  Einnahme  von  Bengasi  (siehe  Meldung  an  OKH  Gen.St.d.H./OpAbt.  vom 
29.1.  13.50  Uhr)  werden  folgende  Einzelheiten  gemeldet:  Im  Nachtmarsch  unter 
schwierigsten  Gelande=  und  Wetterverhaltnissen  aus  dem  Raum  um  Msus  vor= 
gefiihrte  deutsch=italienisdie  Kampfgruppe  unter  personlidier  Fiihrung  des  Ober= 
befehlshabers  stieS  bis  28. 1.  abends  iiber  Regima— Benina  bis  zum  Nordrand  von 
Bengasi  vor.  Gleichzeitig  wurde  Via  Balbia  nordostwarts  Bengasi  bei  Coefia  ge= 
sperrt.  Feindliche  Ausbruchsversuche  aus  Bengasi  nach  Osten  in  Nacht  28./29. 1. 
abgewiesen.  Am  29.  morgens  Bengasi  genommen.  Bisher  iiber  1000  Gefangene.  Die 
riesige,  im  einzelnen  noch  nicht  zu  iibersehende  Beute  besteht  in  erster  Linie  aus 
etwa  500  Kfz.,  einer  grofieren  Anzahl  von  Geschiitzen  auf  Sfl.,  sehr  gro6en  Aus= 
riistungs=  und  Munitionsbestanden  sowie  erheblichen  Verpflegungsvorraten.  Die 
einriickenden  Truppen  wurden  von  der  italienischen  und  arabischen  Bevolkerung 
begeistert  begrufit.  Mot.Korps,  vor  dem  der  Gegner  in  der  letzten  Nacht  nach  Nord= 
osten  auswich,  erreichte  gegen  Abend  mit  Pz.Div.  „Ariete"  Bengasi,  wahrend 
„Trieste"  in  Gegend  Ghemines  und  ostwarts  sichert.  DAK  verblieb  bis  auf  zur 
Sperrung  der  Hohenstufe  in  dem  Raum  nordlich  Sceleidima  entsandte  Telle  mit 
Masse  zur  Sicherung  und  weiteren  Sichtung  der  bisherigen  Beute  im  Raum  um 
Msus.  „Sabrata"  und  90.  lei.Div.  besetzten  Stellungen  beiderseits  Antelat  bzw.  west= 
lich  Antelat,  wahrend  X.  und  XXI.  A.K.,  dem  Wunsch  des  Duce  entsprechend,  in  der 
Marada=Marsa=el=Brega=Stellung  verblieben  sind. 

3.  Eigene  Verluste  vom  27.-29. 1.  ganz  gering. 


31.  Januar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.Sud': 

11.  Armee:  Vor  Sewastopol  und  an  der  Ostfront  geringe  fdl.  Artl.=Tatigkeit 
und  Abwehr  schwacher  Feindvorstoi^e. 

1     Notizen  Haiders: 

„Wegen  durchioegs  sdineereichem  Wetter  keine  wesentliche  Veriinderung  der 
Lage.  Versammlung  zum  Gegenangriff  bei  Siid  sdireitet  fort. 

^7'5 


B.  Kriegstagebuch 

Armeegruppe  von  Kleist:  An  der  Mius=Front  Abwehr  einiger  gewaltsamer 
Erkundungen  des  Gegners. 

Am  linken  Fliigel  der  Mius=Front,  insbesondere  bei  ital.  Exped.=Korps, 
starkere  fdl.  Angriffe,  die  in  erbitterten  Kampfen  verlustreich  ftir  den  Gegner 
abgewiesen  wurden. 

An  der  Ostfront  der  17.  Armee  nur  Stofi=  und  Spahtrupp=Tatigkeit  und 
normales  Artl.=Feuer.  An  der  Einbruchsstelle  des  Gegners  bei  Rai  Aleksan= 
drowka  und  an  der  Westflanke  der  Armee  hielten  schwere  Feindangriffe  den 
ganzen  Tag  iiber  an.  Alle  Angriffe,  deren  Hauptziel  die  Orte  Tscherkaskaja 
und  Warwarewka  waren,  konnten  unter  hohen  blutigen  Verlusten  fiir  den 
Feind  abgewiesen  werden.  Erneut  im  Nachtangriff  in  Tscherkaskaja  einge= 
drungener  Feind  wurde  im  Gegenstofi  geworfen.  Die  Besatzung  von  Warwa= 
rewka  wurde  gegen  sich  standig  verstarkenden  Feind  wegen  Munitions= 
mangels  wahrend  der  Nacht  aus  der  Ortschaft  herausgedriickt. 

6.  Armee:  Am  Siidfliigel  der  Armee  wurde  in  eigenem  Angriif  Jefremowka 
genommen,  der  westl.  W.  Bereka  auftretende  Feind  wurde  durch  eigene  Stofi= 
truppunternehmungen  vertrieben.  Starke  Angriffe  des  Feindes  zwischen  W. 
Bereka  und  Balakleja,  die  mit  neu  herangefUhrten  Kraften,  teils  mit  Panzern, 
gefiihrt  wurden,  konnten  in  harten  Kampfen  abgewiesen  werden. 

An  der  Ostfront  der  Armee  nur  ortliche  Stofitruppunternehmungen. 

2.  Armee:  Siidabschnitt  der  Armee  Ruhe.  An  der  Einbruchsstelle  westl.  Dol= 
goje  trat  eigene  Angriffsgruppe  mit  dem  Ziel  der  Wiedergewinnung  der  alten 
HKL  am  Tim=Flufi  zum  Angriff  an.  In  kiihnem  Angriff  wurden  Stakanowo  und 
ein  Ort  siidwestl.  davon  genommen.  Verbindung  mit  den  nordl.  der  Einbruchs= 
stelle  haltenden  Teilen  wurde  aufgenommen. 

Am  Nordfliigel  der  Armee  aufier  einigen  erfolgreichen  eigenen  Sto6trupp= 
unternehmungen  keine  besonderen  Ereignisse. 

Wetter:  Auf  der  Krim  Schneefall  und  Frost.  Im  iibrigen  Bereich  der  H.Gr. 
Temperaturen  bis  — 14  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz.Armee:  An  der  Ostfront  der  Armee  aufier  Feindangriffen  nordl 
Mzensk,  die  abgewiesen  wurden,  nur  beiderseitige  Spahtrupptatigkeit  und 
Storungsfeuer.  An  der  Westflanke  der  Armee  konnte  nach  4stiindigem  schwe= 

Bei  Mitte  ist  Lage  4.  Armee  nach  loie  vor  gespannt.  An  derRollbahnvonJuchnow 

weitere  ernste  Kdmpfe. 

Durch  die  LUcke  zwischen  4.  und  4.  Pz.Armee  werden  weitere  feindliche  Kr'dfte 

nach  Westen  vorgefuhrt.  Das  Schliejien  der  Lucke  ist  auf  5.  2.  verschoben.  Dabei 

sollen  von  Norden  weitere  Krafte,  darunter  10.  Pz.Div.,  eingesetzt  werden. 

Feindliche   Luftlandungen  gehen   weiter.   Strajle   und  Bahn   Smolensk— Wjasma 

immer  nodi  nicht  frei.  Zustand  der  Truppe  4.  Armee  ernst!  Versorgungsschwie= 

rigkeiten. 

Feindliche  4.  Stojiarmee  schreitet  nur  langsam  vorwdrts. 

Bei  Nord  Lage  am  Wolchow  weiter  gespannt.  Gegenangriff  wird  morgen  fort= 

gesetzt." 

^74 


31.  Januar  1942 

ren  Ortskampf  eine  Ortschaft  20  km  westl.  Bolchow  von  eigenen  Truppen  ge= 
nommen  werden.  Die  auf  der  Strafie  Chwastowitschi— Suchinitschi  angreifende 
eigene  Kampfgruppe  erreichte  mit  Angriffsspitze  Gegend  10  km  nordwestl. 
Moilowa.  Die  siidwestl.  Suchinitschi  stehenden  Krafte  wiesen  starke  Feind= 
angriffe  mit  Pz.=Unterstiitzung  ab.  4  Feind=Panzer  wurden  abgeschossen. 

4.  Armee:  In  der  tiefen  Siidflanke  der  Armee  halt  der  Druck  des  Feindes 
auf  die  Rollbahn  an.  Siidwestl.  Glagolnja  wurden  eigene  Sicherungen  von 
Feindteilen  durchbrochen.  Durch  Vorstofi  des  Feindes  westlich  Gorochowka 
wurde  die  Rollbahn  vorubergehend  gesperrt. 

An  der  Ostfront  der  Armee  folgte  Feind  den  Nachtruppen  auf  ganzer  Front. 
An  der  HKL  Lage  ruhig. 

Am  Nordfliigel  der  Armee  wurden  mehrere  aufeinanderfolgende  Angriffe 
des  Feindes  abgewiesen.  Eine  Ortschaft  ging  vor  stark  iiberlegenem  Feinde 
verloren. 

4.  Pz. Armee:  Am  Sudfliigel  konnte  der  Angriff  zur  Schliefiung  der  Liicke 
gegen  die  4.  Armee  nur  wenig  Boden  gewinnen.  Feind  hat  sich  in  der  Liicke 
weiterhin  verstarkt.  An  der  Ostfront  der  Armee  wurde  ein  Feind=Angriff  in 
Gegend  der  Autobahn  zerschlagen.  Bei  geringen  eigenen  Verlusten  blieben  iiber 
100  tote  Russen  auf  dem  Kampffeld  liegen,  der  Rest  ging  fluchtartig  zuriick. 

9.  Armee:  Im  Siidabschnitt  der  Ostfront  Abwehr  einiger  schwacherer  Feind= 
angriffe.  Es  gelang,  die  westl.  Pogoreloje  bestehende  ortliche  Einbruchsstelle 
zu  verengen.  In  der  Nordflanke  der  Armee,  nordwestl.  Rshew,  setzte  der  Geg= 
ner  seine  starken  Angriffe  fort.  Nach  Niederwalzen  von  3  eigenen  M.G.=Stel= 
lungen  gelang  ihm  ein  ortlicher  Einbruch,  dessen  Abriegelung  im  Gange  ist. 
Von  24  angreifenden  Pz.n  wurden  11  vemichtet.  Siidlich  Rshew  ist  der  Angriff 
gegen  den  abgeschnittenen  Gegner  noch  im  Gange.  Trotz  heftigen  Feindwider= 
standes  konnten  einige  Ortschaften  genommen  werden.  Starker  Schneesturm 
und  verwehte  Strafien  machen  Angriffsbewegungen  beinahe  unmoglich. 

In  der  tiefen  offenen  Nordflanke  wurden  Welish  und  die  von  Welikije  Luki 
nach  Osten  vorgehende  eigene  Kampfgruppe  von  schwacheren  Feindkraften 
angegriffen.  Zum  Schutze  dieses  Fliigels  der  H.Gr.  wird  die  3.  Pz. Armee  zwi= 
schen  9.  Armee  und  H.Gr.  Nord  eingesetzt.  Befehlsiibernahme  1.  2.,  12.00  Uhr. 

Wetter:  Schneefalle,  Temperaturen  um  — 15  Grad.  Starke  Schneever= 
wehungen. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  An  der  Front  siidl.  des  Ilmen=Sees  herrschte  am  siidlichen  Siche= 
rungsabschnitt  um  Molwotizy  starke  fdl.  Spahtrupptatigkeit.  Schwachere  An= 
griffe  an  der  Siidostfront  wurden  abgewehrt.  Am  Lowat  gelang  es  dem  Feind, 
siidl.  der  Bahnlinie  einige  Ortschaften  zu  nehmen.  An  der  Einbruchsstelle 
nordl.  des  Ilmen=Sees  setzte  der  Feind  seine  Angriffe  gegen  Ortschaften  an  der 
Rollbahn  fort.  Der  iiber  die  Rollbahn  durchgebrochene  Feind  driickt  weiter 
nach  Westen  vor. 


275 


B.  Kriegstagebuch 

18.  Armee:  Der  in  der  tiefen  Siidflanke  aus  der  Einbruchsstelle  der  16.  Ar= 
mee  nach  Nordwesten  vorgehende  Gegner  wurde  abgewehrt.  Eigener  Angriff 
entlang  der  Rollbahn  nach  Siiden  konnte,  von  der  Luftwaffe  wirksam  unter= 
stiitzt,  ortlich  Boden  gewinnen. 

Im  Nordostabschnitt  fiihrte  der  Gegner  wiederum  in  Gegend  Maluksa  und 
Lodwa  starkere  Angriffe,  die  im  wesentlichen  abgewehrt  werden  konnten. 

An  der  Leningrader  und  Oranienbaumer  Front  nur  geringe  beiderseitige 
Stofitrupptatigkeit. 


Finnisdie  Front  (31. 1.) 

An  alien  Fronten  aufier  iiblichem  Storungsfeuer  und  ArtI.=Tatigkeit  keine  be= 
sonderen  Ereignisse. 


Afrika  (30. 1.) 

1.  Feind  setzte  sidi  ansdieinend  welter  nach  Osten  ab. 

2.  Tag  verlief  ruhig.  In  ostwartiger  Richtung  angesetzte  Aufklarungskrafte  be= 
setzten  el  Abiar.  'i^u-x  / 

3.  Absidit  fiir  31. 1.  42:  '^v,.',;  , 
Gewaltsame  Aufklarung  Riditung  Maraua.  . 


1.  Februar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud^:  -w  n.\H  rr>bf«ii^i<j.ac  ^£  noV 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  rege  fdl.  Artl.=Tatigkeit,  aiich  mit 
schweren  Kalibern.  Nachtliche  Spahtrupps  wurden  abgewiesen.  Eigene  Artl. 
bekampfte  Schanzarbeiten,  Unterkiinfte  und  Hafenanlagen  von  Sewastopol 
und  Balaklawa. 

An  der  Osttront  wurden  schwache  Feindvorstofie  abgewehrt.  Beiderseitige 
Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  i  -^^^.-aib  ssiirrbrj  muX  .nstiiigggn;. 

Armeegruppe  von  Kleist:  An  der  Mius=Front  ortliche  Kampfhandlungen 
imd  beiderseitige  Artl.=Tatigkeit,  besonders  bei  Taganrog.  Gegen  die  Italiener 
griff  der  Feind  nach  den  fiir  ihn  sehr  verlustreichen  Kampfen  gestem  nicht  an. 
Nordwestlich  Armanskoje  griff  der  Gegner  mit  Pz.Unterstiitzung  an  und 
wurde  im  wesentlichen  abgeschlagen.  Die  Kampfe  mit  ortlich  durchgebroche= 
nem  Gegner  sind  noch  im  Gange.  Ein  Teil  des  Gegners  wurde  vernichtet. 

Auch  erneute,  bei  Rai  Aleksandrowka  und  nordl.  S.  Rzysnaja  gefiihrte 
schwere   Feindangriffe   scheiterten  unter  hohen  blutigen  Verlusten  fiir  den 

X     Notizen  Haiders: 

„In  der  Lage  sind  keine  wesentlichen  Veranderungen  eingetreten.  Eisenbahnlage 
leicht  gebessert.  Der  OB  Nord  legt  eine  ernst  gehaltene  Beurteilung  der  Lage 


270 


1.  Februar  1942 

Gegner.  10  km  westl.  Slawjansk  sind  die  heftigen  Kampfe  noch  im  Gange. 
Allein  in  einer  Hausergruppe  wurden  300  tote  Russen  gezahlt.  Trotz  schlech* 
tester  Wetterverhaltnisse  ist  die  eigene  Stofigruppe  in  Richtung  Aleksan= 
drowka  unter  dem  Einsatz  von  Arbeitsgruppen  von  10000  Zivilisten  ange= 
treten.  Unter  grofien  korperlichen  Anstrengungen  wurden  die  ersten  fdl.  Po= 
stierungen  in  die  Flucht  geschlagen  und  Kriworoshje  und  mit  der  Westgruppe 
Petropawlowka  genommen.  Am  linken  Fliigel  vorgedrungene  Feindteile  wur= 
den  im  Gegenstofi  zuriickgeworfen. 

6.  Armee:  Auf  dem  Siidfliigel  stellte  die  von  Krasnograd  vorgehende 
deutsch=rumanische  Gruppe  in  Gegend  nordwestl.  Jefromowka  die  Verbindimg 
zum  rechten  Armeefliigel  her.  In  Gegend  W.  Bereka  steht  noch  starker  Feind. 
12  km  siidostw.  B.  Byschkin  angreifender  Feind  wurde  im  Gegenstofi  ge= 
worfen. 

An  der  Ostfront  keine  fdl.  Angriffstatigkeit. 

2.  Armee:  Infolge  der  anhaltenden  starken  Schneestiirme  konnte  der  be= 
absichtigte  Angriif  der  Gruppe  Breith  nicht  weitergefiihrt  werden. 

Aufier  ortlichen  Erkundungsvorstolien  verhielt  sich  der  Feind  an  der  gesam= 
ten  Front  ruhig. 

Wetter:  Auf  der  Krim  Tauwetter  und  Nebel.  Im  iibrigen  Bereich  anhalten= 
des  Schneetreiben  bei  heftigen  Oststiirmen  mit  12  Grad  Kalte. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Aufier  erfolglosen  Nachtangriffen  in  Gegend  Mzensk  an  der 
Ostfront  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Angriffe  gegen  die  Nordwest= 
front  scheiterten  unter  hohen  personellen  und  materiellen  Verlusten  fUr  den 
Gegner.  Trotz  auJSerst  schwieriger  Wegeverhaltnisse  infolge  der  Schneeverwe= 
hungen  gewann  der  eigene  Angriff  bei  Uskoje  4—6  km  Boden  nach  Norden. 
An  der  Front  siidwestl.  Suchinitschi  wurden  mehrere  Feindangriffe,  z.  T.  im 
Gegenstofi  nach  harten  Kampfen,  abgewiesen. 

4.  Armee:  Die  Kampfe  siidl.  der  RoUbahn  bei  Gorochowka  dauern  an.  Zwei 
russ.  Panzer  wurden  abgeschossen.  Angriffe  des  Gegners  entlang  der  RoUbahn 
von  Medyn  wurden  im  wesentlichen  abgewiesen.  An  einer  ortlichen  Einbruchs= 
stelle  wird  noch  gekampft.  An  der  Nordfront  gewinnt  der  eigene  Angriff  in 
schwerem  Kampf  gegen  iiberlegenen  Feind  mit  Panzern  nur  langsam  Boden. 

4.  Pz. Armee:  Vorstofie  der  Div.en  am  Siidfliigel  stiefien  auf  starken  Feind= 
widerstand.  An  der  Ostfront  im  allgemeinen  nur  Artl.=  und  Spahtrupptatig= 
keit.  Mehrere  russ.  Angriffe  mit  starker  Artl.=Unterstiitzung  und  mit  Luftw.= 
Einsatz  gegen  die  Front  ostw.  Schochowa  wurden  abgewehrt.  Die  Sauberung 
des  Gelandes  nordwestl.  Oreschki  wurde  fortgefiihrt.  Der  Feind  setzt  weiter 
Fallschirmtruppen  ab. 

9.  Armee:  An  der  Ostfront  dauern  die  Kampfe  in  Gegend  Pogoreloje  Goro= 
dischtsche  an.  An  der  Nordfront  wurden  gestern  im  Verlauf  der  Abwehr 
mehrerer  Feindangriffe  in  Gegend  siidl.  Rachmutowo  7  Feindpanzer  abge= 

277 


B.  Kriegstagebuch 

schossen.  Audi  am  linken  Armeefliigel  blieben  Angriffe  des  Gegners  erfolglos. 
Der  eigene  Angriff  an  der  Westfront  siidl.  Rshew  wurde  bei  schwierigsten 
Wegeverhaltnissen  gegen  zah  Widerstand  leistenden  Feind  fortgesetzt.  Nikitje 
wurde  genommen  und  nach  Westen  an  der  Angriffsfront  bis  zu  6  km  Boden 
gewonnen. 

Bjeloj  und  Welish  hielten  gegen  heftige  Feindangriffe,  der  Gegner  hatte 
hohe  blutige  Verluste.  Auch  bei  und  ostw.  VVelikije  Luki  scheiterten  mehrere 
heftige  Angriffe  der  Russen. 

Wetter:  Schneestiirme,  15  Grad  Kalte,  zunehmende  Schneehohe  und  starke 
Verwehungen  erschweren  alle  Bewegungen,  auch  mit  Schlitten. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Die  Kampfe  bei  Cholm  und  hart  siidwestl.  davon  dauern  an. 
Alle  Angriffe  auf  die  Stadt  wurden  abgeschlagen.  An  der  Front  siidl.  des 
Ilmen=Sees  griff  der  Feind  nur  ostw.  Jurjewo  mehrmals  erfolglos  an.  Im  Hin= 
tergelande  wird  in  Gegend  Ramuschewo  gekampft.  Bei  Staraja  Russa  Artl.= 
Storungsfeuer. 

Nordl.  des  Ilmen=Sees  wurden  alle  Angriffe  siidl.  Mjasnoje  Bor  abgewiesen. 

Nach  Westen  vorgedrungene  Feindteile  driicken  gegen  Gusi. 

i5.  Armee:  Feindangriffe  auf  Tscherwinskaja  Luka,  Kriwilo  und  siidl.  Sen= 
naja  Kenest  wurden  abgewehrt.  Der  Angriff  zur  Schliefiung  der  Liicke  zur 
16.  Armee  gewann  gegen  zah  kampfenden,  stark  iiberlegenen  Feind  nur  lang= 
sam  Boden.  Drei  eigene  Panzer  brachen  zur  eigenen  Kraftegruppe  5  km  siidl. 
Spaskaja  Polist  durch.  An  der  Nordfront  ist  nach  harten  Kampfen  die  Ein= 
bruchsstelle  10  km  sUdostw.  St.  Maluksa  geschlossen.  An  der  Leningrader 
Front  wurde  die  Beschiefiung  von  kriegswichtigen  Zielen  der  Stadt  fortgesetzt. 
Beiderseitige  Stofitrupptatigkeit. 


Finnisdie  Front  (1.  2.) 

An   alien   Fronten   beiderseitige    Spahtrupptatigkeit    und   Artl.=Tatigkeit.    Keine 
besonderen  Kampfhandlungen. 


Afrika  (31. 1.) 

1.  Feind  raumt  ansdieinend  unter  dem  Schutze  starker  Nachhutstellungen  plan= 
mafiig  Cyrenaika. 

2.  Die  Armee  fiihlte  am  31. 1.  mit  kleineren  Kampfgruppen  von  Siidwesten  und 
Westen  auf  Maraua  vor.  Wahrend  es  von  Siidwesten  vorgehenden  deutscKen  Trup= 
pen  gelang,  feindlichen  Widerstand  bei  el  Charruba  (etwa  110  km  ostwarts  Bengasi) 
verhaltnismafiig  rasch  zu  brechen,  behauptete  sich  bei  Maraua  stehender  Feind 
gegeniiber  anderen  deutschen  Kraften  in  hartnackigem  Widerstand  bis  zum  Abend. 
—  In  den  Kampfen  des  31. 1.  wurden  11  Panzer,  eine  Sfl.  und  eine  Anzahl  Kfz. 
erbeutet  bzw.  verniditet.  Uber  100  Gefangene  wurden  eingebracht. 

3.  Absidit  fiir  1.  2.  42: 

Fortsetzung  der  bewaffneten  Aufklarung  zunadist  im  Raum  von  Maraua. 

278 


2.  Februar  1942 

4.  In  der  Zeit  vom  21.  bis  31. 1,  wurden  rund  3  000  Gefangene  eingebracht. 

5.  Armee=Gefechtsstand:  Bengasi. 

[In  der  Nacht  vom  31.  Januar/i.  Februar  britische  Luftangriffe  auf  die  Hafen- 

anlagen  von  Le  Havre,  Brest  und  St.  Nazaire. 

Einsetzung  einer  norwegischen  Regierung  unter  Vidkun  Quisling  in  Oslo.] 


2.  Februar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.Siid': 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  bekampfte  eigene  Artl.  wirkungsvoU 
Feindbewegungen,  Feldstellungen  und  Unterkiinfte.  An  der  Ostfront  Artl.= 
Tatigkeit.  3  fdl.  Angriffe  wurden  abgewiesen. 

Armee gruppe  von  Kleist:  Am  rechten  Fliigel  der  Mius=Front  wurden  Feind= 
angriffe  durch  Gegenstofi  abgeschlagen.  Siidl.  Popasnaja  wurde  bis  in  die 
Nacht  hinein  gekampft.  Im  Gegenstoli  wurde  Feind,  der  bis  siidl.  Popasnaja 
vorgedrungen  war,  zuruckgeworfen.  Weitere  fdl.  Vorstofie  bei  Rai  Aleksan= 
drowka  scheiterten.  Die  Kampfe  10  km  westl.  Slawjansk  sind  noch  im  Gange. 
Gegner,  der  westl.  Tscherkaskaja  nach  Siiden  vorgedrungen  war,  wurde  durch 
eigenen  Angriff  zuruckgeworfen.  Ohne  Riicksicht  auf  die  aufierordentlichen 
Wetter=  und  Gelandeschwierigkeiten  setzte  die  eigene  Stoligruppe  den  An= 
griff  von  Kriworoshje  nach  Norden  fort.  Starker  Feind  wurde  zerschlagen  und 
z.  T.  nach  Norden  zuruckgeworfen.     -uxta^^//  !Ji»b  rrKie.l 

6.  Armee:  Bei  Werch.  Bereka  und  bei  Werch.  Byschkin  dauern  die  Kampfe 
an.  Starkere  Angriffe  des  Gegners  bei  Werch.  Byschkin  wurden  abgewiesen. 
Am  Siidfliigel  der  Ostfront  heftige  Kampfe.  Nordostw.  Bjelgorod  2  erfolglose 
Feindangriffe.  Sonst  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 

2.  Armee:  Lage  vor  gesamter  Armeefront  infolge  voUig  zugewehter  Stralien 
und  Wege  unverandert. 

Wetter:  Auf  der  Krim  Nebel  und  Regen.  Im  iibrigen  Bereich  der  Heeres= 
gruppe  Temp,  bis  —12  Grad.  Meterhohe  Schneeverwehungen. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  An  der  Ostfront  ruhiger  Verlauf  des  Tages.  An  der  Nordwest= 
front  wurden  mehrere  Feindvorstofie  abgewiesen.  Der  eigene  Angriff  gewann 
weiterhin  Boden  nordl.  Uskoje.  Dabei  wurde  ein  russ.  Kav.  Rgt.  zersprengt. 

1     Notizen  Haiders: 

„Der  Einsatz  der  H.Gr.  Slid  beginnt  wirksam  zu  werden,  wenn  audi  infolge  des 
Schneewetters  zunachst  nur  langsam. 

Bei  Mitte  bekommen  die  MajJnahmen  zum  Ansatz  des  Angriffs  gegen  die  Me= 
dyner  Liicke  allmahlich  Form.  Morgen  soil  der  Angriff  gefuhrt  werden.  Die  hinter 

279 


B.  Kriegstagebuch 

An  der  Front  siidwestl.  Suchinitschi  wurden  Feindangriffe  und  Vorstofie  ab= 
gewiesen. 

4.  Armee:  An  der  Rollbahn  siidwestl.  Glagolnja  wurde  Feind  durch  Artl.= 
Feuer  bekampft  und  nach  Siiden  abgedrangt.  Nordwestl.  Gorochowka  ist  die 
Rollbahn  noch  zeitweise  durch  fdl.  Inf.=Feuer  gesperrt.  Ein  voriibergehender 
Einbruch  ist  bereinigt.  Russ.  Angriffe  nordl.  Rubichino  wurden  abgewiesen, 
ein  Ort  in  Besitz  genommen.  Ein  erneuter  Feindangriff  ist  im  Gange. 

4.  Pz. Armee:  An  der  Ostfront  wurde  westl.  Jurmanowa  ein  Feind=Vorsto6 
zuriickgeschlagen.  Ein  weiterer  Feindangriff  an  der  Front  ostw.  Chachowa 
wurde  abgewehrt,  fdl.  Ansammlungen  durch  Artl.  zerschlagen.  Nachtliche  fdl. 
Angriffe  an  der  gleichen  Frontstelle  blieben  erfolglos.  Am  linken  Fliigel  der 
Ostfront  geringes  Artl.=  und  Granatwerfer=Storungsfeuer.  Eigene  Sto6trupp= 
unternehmen  brachten  eine  Anzahl  Gefangene  ein.  In  Gegend  9  km  siidostw. 
Wjasma  wurde  ein  fdl.  Angriff  in  Kp.=Starke  abgewiesen.  i 

9.  Armee:  In  Gegend  Pogoreloje  Gorodischtsche  erneute  Angriffe  des  Geg= 
ners,  die  im  wesentlichen  abgewiesen  wurden.  Vernichtung  von  durchgebro= 
chenen  Feindteilen  ist  eingeleitet.  In  Gegend  siidl.  Rachmutowo  wurden  schwa= 
chere  Angriffe  des  Gegners  zuriickgeschlagen. 

Weitere  russ.  Angriffe  gegen  die  Mitte  und  den  linken  Fliigel  der  Nordfront 
blieben  ohne  Erfolg.  15  km  nordwestl.  und  18  km  nordnordwestl.  Sytschewka 
wurden  im  Angriff  nach  Westen  weitere  Orte  genommen.  Um  Bjeloj  nur 
geringe  Feindtatigkeit.  Fdl.  Angriffe  auf  Welish  und  Gegend  von  Welikije 
Luki  von  Nordwesten  wurden  abgewiesen. 

Wetter:  Starker  Wind,  Schneeverwehungen,  bis  15  Grad  Kalte.  Anhaltende 
Schneeverwehungen  haben  den  Wegezustand  weiterhin  verschlechtert.  .v 

H.Gr.Nord:  /7  ;•:  ' 

16.  Armee:  Eingebrochener  Feind  im  Ostteil  wurde  zuruckgeworfen,  die 
HKL  wiederhergestellt.  Westl.  Molwotizy  starkere  fdl.  Stoiitrupptatigkeit.  Die 
Angriffe  an  der  Front  nordl.  des  Ilmen=Sees  in  Gegend  Mjasnoj  Bor  dauern  an. 

18.  Armee:  Weiterhin  Feinddruck  nordl.  Spaskaja  Polist;  Angriffe  wurden 
abgewiesen.  Bei  Tscherwinskaja  Luka  wurden  wiederholte  Feindangriffe  ab= 
gewehrt,  ebenso  Angriffe  gegen  Grusino  und  siidl.  Lesno  abgeschlagen.  Meh= 
rere  Angriffe  an  der  Front  siidostw.  St.  Maluksa  blieben  fiir  den  Feind  er= 
folglos.  Siidl.  Leningrad  wurde  ein  schwacherer  Angriff  des  Gegners  abgewie= 


der  Front  durchgesickerten  Telle  des  Feindes  werden  nun  von  5.  Pz.Div.  ange= 
griffen.  Die  sich  durch  diese  Kampfe  hinter  der  Front  ergebenden  Bilder  sind 
grotesk  und  zeigen,  dajl  dieser  Krieg  zu  entarten  heginnt  in  eine  Priigelei,  die 
sich  von  alien  bisherigen  Formen  des  Krieges  loslost.  Dazu  gehort  auch  das 
sinnlose  Entsenden  von  einer  Mehrzahl  von  Div.en  in  die  tiefe  Flanke  der 
Heeresgruppe  Mitte  aus  Richtung  Ostaschkow.  Sie  ist  operativ  sinnlos  und  wird 
nur  dazu  fUhren,  daji  ein  Teil  unserer  Krafte  voriibergehend  gebunden  wird, 
wird  aber  keine  Entscheidung  bringen." 


260 


2.  Februar  1942 

sen.  Schwere  Artl.  bekampfte  Industriewerke  in  Leningrad.  An  der  iibrigen 
Nordfront  allgemein  ruhiger  Verlauf  des  Tages. 
Wetter:  Schneefall.  Bis  15  Grad  Kalte. 

[Der  Chef  OKW  genehmigt  die  vom  Chef  der  D.H.M.  in  Rumanien  vor= 
gelegte  Dienstanweisung  fUr  den  Chef  des  Verhindungsstahes  der  Deutschen 
Wehrmacht  in  Transnistrien.] 

Finnisdie  Front  (2.  2.) 

Beiderseitige  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit.  Feindangriff  iiber  den  Wodla=See 
wurde  abgewiesen.  Sonst  keine  besonderen  Ereignisse. 

Afrika  (1.  2.) 

1.  Feind  setzte  am  1.  2.  Raumung  der  Cyrenaika  fort.  Er  versudite,  unser  Vor= 
gehen  durch  zahlreiche  Strafiensprengungen  und  Verminungen  aufzuhalten. 

2.  Nach  Uberwindung  hartnackigen  Widerstandes  bei  Maraua  stiefien  die  deut= 
sdien  Kampfgruppen  weiter  nach  Osten  vor  und  gewannen  bis  zum  Abend  Gegend 
siidwestlich  Cirene. 

3.  Absidit  fiir  2.  2.  42:  ,  j  , 
Fortsetzung  der  bewaffneten  Aufklarung  in  Riditung  Berta. 

Von:  Dtsch.  Gen.  b.  H.Qu.  d.  Ital.  Wehrm.  1.  2.  42 

An:    Panzerarmee  Afrika  la  22.00  Uhr 

Generaloberst  Cavallero  hat  am  1.  2.  folgendes  Telegramm  an  General  Bastico 
gesandt: 

Nadistehend  iibermittle  idi  die  Weisungen  des  Duce  fiir  die  Fortfiihrung  der 
Operationen : 

Grundlage  aller  operativen  Plane  fiir  die  Kampffiihrung  bleibt  die  Aufgabe, 
jederzeit  mit  den  deutsdi=italienischen  Truppen  in  Libyen  die  Verteidigung  von 
Tripolitanien  sidierzustellen.  Von  diesem  Gesiditspunkt  aus  hat  der  Einsatz  der 
Verbande  zu  erfolgen.  Im  einzelnen: 

1.  Die  Verteidigung  im  Raume  Agedabia— el  Agheila— Marada  mit  Inf  .Div.en  wird 
beibehalten.  Ebenso  wird  an  der  bisherigen  Verteidigungsfront  Marada— el  Agheila 
festgehalten. 

2.  Eine  Vorverlegung  von  einigen  grofieren  Inf.Verbanden  aus  dem  Raum  um 
el  Agheila  bis  in  die  Gegend  von  Agedabia  und  Antelat  (aufier  der  sdion  vor= 
gezogenen  Div.  „Sabrata")  wird  gestattet,  wobei  jedodi  trotzdem  die  Auffrisdiung 
dieser  Einheiten  gewahrleistet  sein  muli.  Vorhandensein  ausreidiender  Transports 
mittel  ist  Voraussetzung.  Eine  Div.  kann  diese  Bewegung  sofort  durchfiihren.  Die 
in  Ziff.  1  genannte  Verteidigungslinie  mu6  jedoch  besetzt  bleiben  von  mindestens 
zwei  Divisionen  (nidit  eingerechnet  die  Besetzung  von  Marada  und  gegebenenfalls 
Gialo).  Die  in  der  Verteidigungsstellung  bei  el  Agheila  verbleibenden  Divisionen 
miissen  dort  aufgefiillt  werden. 

3.  Nadi  diesen  Bewegungen  ist  unter  dem  Schutz  der  vorverlegten  Inf.Divisionen 
eine  vorgeschobene  Versorgungsbasis  einzurichten  fiir  die  Versorgung  in  der  west= 
lichen  Cyrenaika  bis  zum  Zeitpunkt,  zu  dem  der  Hafen  von  Bengasi  ausgenutzt  wer= 
den  kann. 

4.  Die  Inbesitznahme  der  westlichen  Cyrenaika  hat  den  Zweck,  Bengasi  zu  schiit= 
zen,  und  bleibt  Aufgabe  von  standig  oder  fiir  diesen  Zweck  mot.  Verbanden,  um 
keinesfalls  an  ein  bestimmtes  Gelande  gebunden  zu  sein. 

281 


B.  Kriegstagebuch 

5.  Die  zur  Sicherung  von  Bengasi  eingesetzten  Truppen  werden  unterstiitzt  durch 
die  Panzereinheiten,  deren  Bewegungsfreiheit  verbleibt  unter  Beachtung  der  in 
Ziffer  1—4  erlassenen  Weisungen. 

6.  Zur  Ausniitzung  der  durch  die  augenblickliche  Lage  gegebenen  Moglichkeiten 
konnen  die  Panzereinheiten  weitgehend  Operationsfreiheit  erhalten,  um  in  der  mitt= 
leren  Cyrenaika  noch  dem  Feind  Verluste  zuzufiigen  und  Material  zu  erbeuten. 
Nach  Ausfiihrung  dieser  Operation  sind  die  dabei  beteiligten  Krafte  gemafi  den 
oben  angefiihrten  Weisungen  wieder  zu  versammeln. 

7.  Es  wird  eingehend  darauf  hingewiesen,  dafi  die  Versorgung  iiber  See  aulierst 
schwierig  ist  und  bleiben  wird,  besonders  auf  Grund  der  fast  volligen  Erschopfung 
der  Heizolvorrate. 

8.  Enge  Zusammenarbeit  mit  der  Luftwaffe  fiir  jede  mogliche  Entwicklung  der 
Lage  ist  vorzusehen. 

9.  Generaloberst  Rommel  wird  gebeten,  dem  italienischen  Oberkommando  Nord= 

afrika  seine  Absichten  auf  Grund  dieser  Weisungen  zu  melden,  besonders  hinsicht= 

lich  des  Einsatzes  der  Verbande  gemafi  Ziffer  6.  „ 

gez.  Cavallero 

3.  Februar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.Sud': 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  hat  sich  die  feindl.  Feuertatigkeit  ver= 
starkt.  Bin  Nachtangriff  zweier  Feindbtl.e  wurde  im  eigenen  Artl.=Feuer  abge= 
wehrt  und  eine  Bereitstellung  vor  den  Rumanen  zerschlagen. 

An  der  Ostfront  wurden  feindl.  Stofitruppunternehmungen  abgewehrt.  Vor 
der  Mitte  des  Abschnittes  ist  erstmalig  westl.  des  Pz.=Grabens  feindl.  Artl. 
leichten  und  mittleren  Kalibers  aufgetreten. 

Armeegruppe  von  Kleist:  An  der  gesamten  Ostfront  beiderseitige  Spah= 
trupp=  und  Artl.=Tatigkeit.  Einzelne  schwachere  Angriffe  in  Gegend  Foscht= 
schewka  wurden  abgewehrt. 

An  der  Ostfront  der  17.  Armee  erneuerte  der  Feind  infolge  seiner  blutigen 
Verluste  an  den  Vortagen  die  Angriffe  nicht.  Der  eigene  Gegenangriff  10  km 
westl.  Slawjansk  fiihrte  zu  einem  vollen  Erfolg.  Feind  in  Starke  von  2  Rgt.ern 
wurde  geworfen  und  zum  grofien  Teil  vernichtet.  Feindvorstofie  gegen  unsere 
Kraftegruppen  in  Gegend  Tscherkaskaja  scheiterten  unter  hohen  blutigen 
Verlusten.  In  Gegend  15  km  siidwestl.  Gruskaja  vorgedrungener  Feind  wurde 
im  Gegenstofi  geworfen. 

StoEgruppe  Hube  setzte  unter  weiterhin  schwierigsten  Wetterverhaltnissen 

1     NoHzen  Haiders: 

„Lucke  westlich  Medyn  bei  H.Gr.  Mitte  geschlossen.  Bei  Staraja  Russa  anschei- 
nend  weitere  Fortschritte  und  Verstarkung  des  Feindes.  Dagegen  gute  eigene 
Fliegerwirkung.  Am  Wolchow  ortliche  Feindfortschritte.  Im  Ubrigen  keine  grund^ 
satzliche  Veranderung  der  Lage. 

Besprechung:  Fuhrer  —  Generaloberst  Busch  (OB  der  16.  Armee),  um  Unstimmig= 
keiten  zwischen  ihm  und  v.  KUdhler  zu  bereinigen.  Nachmittags  lange  Bespre- 
chung zwischen  Busch  und  mir."  /  c^/u^iii^j-:^-..  »r^  /».=.  • 

282 


3.  Februar  1942 

den  Angriff  fort  und  warf  den  Feind  mit  Panzern  in  lang  andauernden  Kamp= 
fen  nach  Norden  zuriick.  Westl.  davon  drang  die  Angriffsgruppe  Kolermann 
bis  6  km  siidl.  Aleksandropol  vor.  Bei  Sokolje  driickt  der  Feind  gegen  die 
eigenen  Sicherungen. 

6.  Armee:  Durch  die  am  Siidfliigel  im  Angriff  erzielte  Fiihlung  zwischen  un= 
seren  Angriffsgruppen  westl.  Jefremowka  ist  der  Versuch  des  Feindes,  mit 
Kav.  umfassend  gegen  Charkow  vorzugehen,  gescheitert.  Ebenso  wurde  die 
Absicht  des  Gegners,  siidl.  Balakleja  mit  starken  Kraften  nach  Norden  durch= 
zubrechen,  in  mehrtagigen  harten  Kampfen  vereitelt.  AUe  Angriffe  gegen  B. 
Byschkin  und  Balakleja  blieben  erfolglos.  Mehrere  sdiwachere  Angriffe,  an= 
scheinend  Aufkl.=  und  Fesselungsvorstofie,  gegen  die  Front  nordl.  Bjelgorod 
wurden  abgewehrt. 

2.  Armee:  Keine  Veranderung  der  Lage. 

Wetter:  Auf  Krim  Nebel  und  Tauwetter.  Bei  Armeegruppe  v.  Kleist  starker 
Ostwind,  —7  Grad,  AOK  6  Schneesturm,  —16  Grad,  AOK  2  um  —12  Grad. 

H.Gr.  Mate: 

2.  Pz. Armee:  An  der  Ostfront  wurden  Feindbewegungen  durch  Artl.  be= 
kampft  und  ein  Angriff  in  Starke  von  500—600  Mann  in  Gegend  Troizkoje 
unter  erheblichen  Verlusten  fiir  den  Gegner  abgewiesen.  Von  starkem  Artl.= 
Feuer  unterstUtzte  Vorstofie  gegen  die  Nordfront  scheiterten  nach  harten 
Kampfen.  In  einen  Ort  ostw.  Ukolyzi  eingedrungener  Feind  wurde  im  Gegen= 
stofi  vernichtet.  Angriffe  mit  Panzern  entlang  der  Strafie  Melschowa— Bolchow 
wurden  zuriickgeschlagen,  ebenso  ein  Feindangriff  bei  Krasnikowo.  Im  Angriff 
von  Siiden  wurde  nach  zahem  Kampf  die  Gegend  sUdostw.  Klen  erreicht.  Im 
Raum  westl.  Kzyn  heftige  Kampfe  mit  Partisanen.  Siidl.  Schlutnow  dauern 
die  Abwehrkampfe  gegen  erneute  Feindangriffe  an. 

4.  Armee:  Der  Verkehr  auf  der  RoUbahn  wird  zeitweise  durch  feindl.  Artl.= 
Storungsfeuer  und  ortl.  Feindeinwirkung  gestort.  Heranfiihren  eigener  Krafte 
zur  Bereinigung  der  Lage  nordwestl.  Gorochowka  ist  im  Gange. 

An  der  Nordfront  drang  der  eigene  Angriff  gegen  starken  Feindwiderstand 
etwa  3—4  km  nach  Norden  vor  und  nahm  einige  Orte.  Die  Liicke  zur  4.  Pz.= 
Armee  ist  nahezu  geschlossen. 

4.  Pz. Armee:  An  der  Siidfront  ortl.  Feindvorstolie  und  rege  Spahtrupp= 
tatigkeit.  Der  Gegner  westl.  Woskresensk  wurde  von  der  eigenen  Luftwaffe 
wirksam  angegriffen. 

An  der  Ostfront  bekampfte  eigene  Artl.  feindl.  Ansammlungen.  Mehrere 
Angriffe  ostw.  Schachowa  wurden  unter  blutigen  Verlusten  fiir  den  Russen 
abgewiesen. 

Siidostw.  Wjasma  schreitet  trotz  starker  Schneeverwehungen  und  hart= 
nackigem  Feindwiderstand  die  Vemichtung  der  Feindteile  im  Hintergelande 
fort.  Die  Sauberung  der  Autobahn  Wjasma— Smolensk  ist  im  Gange.  Siidwestl. 
St.  Isdaschkowo  wurde  eine  Fallschirmjagergruppe  zersprengt. 

283 


B.  Kriegstagebuch 

9.  Armee:  An  der  Ostfront  wurden  Angriffe  in  Gegend  siidwestl.  Kutschina 
blutig  abgeschlagen  und  ein  voriibergehender  Einbruch  im  Gegenstofi  be= 
reinigt. 

Auf  der  Nordfront  griff  der  Gegner  wahrend  der  Nacht  gegen  die  Front 
nordostw.  Rshew  und  gestern  bei  Bachuntowo  heftig  an.  Nach  harten  Kampfen 
wurde  der  Gegner  im  wesentlichen  zuriickgeschlagen.  Ortl.  Bereinigung  ist 
noch  im  Gange.  Ein  eigener  Angriff  in  Gegend  westl.  Rshew  gewann  gegen 
starken  Feind  mit  Artl.  und  Salvengeschiitzen  3—4  km  Boden.  Mehrere  Orte 
wurden  genommen.  Der  Feind  verlor  450  Tote,  1  10,5  cm  Geschiitz,  2  y,6  cm 
Geschiitze,  7  Pak  und  mehrere  MG.  In  Fortsetzung  des  Angriffes  an  der  West= 
front  wurde  Karkowo  genommen.  Siidl.  davon  gewann  der  Angriff  auf  tief 
verschneiten  und  verminten  Waldwegen  bei  Mangel  an  Betriebsstoff  und  Artl.= 
Munition  wenig  Boden. 

Auf  linkem  Armeefliigel  wurden  siidostw.  Sukonzewo  mehrere  Angriffe  ab= 
gewiesen.  Westl.  des  Ortes  wird  noch  gekampft. 

Im  Angriff  nach  Siiden  gegen  sich  zah  verteidigenden  Gegner  wurde  die  Linie 
6  km  nordostw.  Djadino  —  4  km  nordl.  St.  Tschertolino  erreicht. 

3.  Pz. Armee:  Angriff e  in  Btl.=Starke  bei  Demidoff  wurden  gegen  sich  ver= 
starkenden  Gegner  abgewehrt.  An  Strafie  Surash— Witebsk  und  in  Gegend 
15  km  nordnordostw.  Witebsk  wird  gekampft.  Die  Partisanentatigkeit  nimmt 
weiter  zu. 

Wetter:  Im  Siidteil  der  H.Gr.  klar,  im  Nordteil  bewolkt.  15—20  Grad  Kalte. 
Bei  Pz.AOK  2  wurden  im  Januar  an  Gefangenen  und  Beute  eingebracht: 
502  Gefangene, 
5  800  Feind=Tote  (in  der  Masse  gezahlt), 
224  Partisanen, 
5  Kommissare, 
15  Panzer, 
72  Geschiitze, 
61  Pak, 
5  Fla=MG.s, 
394  Granatwerfer, 

4  Flugzeuge,  davon  2  noch  betriebsbereit. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Die  Kampfe  zur  Sicherung  der  Nachschubstralie  siidwestl.  Cholm 
schreiten  erfolgreich  fort.  An  der  Front  siidl.  des  Ilmen=Sees  und  bei  Staraja 
Russa  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Uber  die  Strafie  Staraja  Russa— 
Demjansk  stiefi  der  Feind  nach  Siidwesten  bis  in  Gegend  nordl.  Welipoje  Selo 
vor. 

Nordl.  des  Ilmen=Sees  wurden  wahrend  des  ganzen  Tages  heftige  Angriffe 
8  km  nordostw.  Podboresje  und  mit  Panzerunterstiitzung  westl.  davon  ab= 
gewehrt. 

284 


4-  Februar  1942 

18.  Armee:  Die  Abwehrkampfe  am  rechten  Armeefliigel  dauern  unvermin= 
dert  an.  Der  eigene  Angriff  nach  Siiden  erreichte  ohne  Feindberiihrung  die  Ge» 
gend  5  km  siidwestl.  Spaskaja  Polist.  Sehr  starke  Angriffe  mit  Panzerunter* 
stiitzung  gegen  diesen  Ort  wurden  abgeschlagen. 

An  der  Nordostfront  sdieiterten  erneut  mehrere  Angriffe  der  Russen  in 
Gegend  10  km  siidostw.  St.  Maluksa. 

An  der  Front  vor  Leningrad  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Finnisdie  Front  (3.  2.) 

Beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 
10—30  Grad  Kalte. 

Afrika  (2.  2.) 

1.  Feind  ging  am  2.  2.  mit  11.  ind.  Brigade,  von  de  Martino  gedrangt,  Richtung 
Derna  zuriick. 

Die  weiter  siidlidi  auf  Martuba  ausweichende  5.  ind.  Brig,  wurde  2.  2.  nadimittags 
von  deutschen  Kampfgruppen  westlich  Gasr  el  Carmusa  (20  km  siidwestlich  Derna) 
angegriffen.  Hierbei  wurden  200  Gefangene  gemacht,  8  Geschiitze,  mehrere  Sfl.  und 
zahlreiches  anderes  Kriegsmaterial  erbeutet. 

1.  Pz.Div.  anscheinend  weiterhin  in  Gegend  Mechili.  Horchaufklarung  stellte  Zu= 
fiihrung  einer  Brigade  der  1.  siidafrik.  Div.  und  der  150.  Brig,  (bisher  Marsa  Matruk) 
in  den  Raum  westlich  Tobruk  fest. 

2.  Fliegerfiihrer  hat  Masse  seiner  Verbande  nadi  Bengasi,  eine  Nahkampfgruppe 
nach  Maraua  verlegt. 

3.  Fiir  3.  2.  friih  ist  Inbesitznahme  der  anscheinend  nur  noch  von  Nachtruppen  ge= 
haltenen  Oase  Gialo  durch  schwache  deutsche  Krafte  vorgesehen. 


4.  Februar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.Sud^: 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  Abwehr  schwacher  Feindangriffe.  Be= 
reitstellungsraume,  Unterkiinfte  und  Eisenbahnverkehr  wurden  durch  Artl.= 
und  schwere  Inf.=Waffen  bekampft. 

An  der  Ostfront  beiderseitige  Spahtrupptatigkeit  und  Artl.=St6rungsfeuer. 

Armeegruppe  von  Kleist:  An  der  Ost=  und  Nordostfront  wurden  fdl.  Vor= 
stofie  erfolgreich  abgewehrt.  An  der  Ostfront  der  17.  Armee  keine  Angriffs= 
tatigkeit  des  Gegners.  Feindbewegungen  an  der  Nordwestfront  wurden  durch 
eigene  Artl.  bekampft.  Ein  Feindangriff  auf  einenOrt5kmwestl.Tscherkaskoje 
und  einen  Ort  6  km  siidl.  davon  ist  noch  im  Gange.  Feind,  der  in  die  Gegend 

1     Notizen  Haiders: 

„Abgesehen  von  ortUchen  Fortschritten  des  Veindes  am  Wolchow  keine  wesent= 
liche  Veranderung.  —  Bereinigung  der  Unstimmigkeiten  zwischen  v.  Kiichler  und 
Busch." 

205 


B.  Kriegstagebuch 

lo  km  siidwestl.  Kruskaja  vorgedrungen  war,  wurde  angegriffen.  Ein  Ort 
wurde  genommen  und  der  Gegner  weitere  3  km  nach  Norden  zuriickgedrangt. 
Der  Angriff  der  Gruppe  Hube  gewann  weitere  10  km  Boden  nach  Norden.  Ein 
Ort  6  km  nordl.  Petropawlowka  wurde  genommen  und  der  Feind  weiter  nach 
Norden  zuriickgedrangt.  7  km  nordwestl.  Krischtopowka  wurde  ein  Ort  vom 
Feind  gegen  eigene  schwache  Sicherungen  genommen.  Gegenangriff  ist  im 
Gange.  Konzentrische  Angriff e  des  Gegners  gegen  Sokolje  wur den  unterhohen 
Feindverlusten  abgeschlagen. 

6.  Armee:  Teile  eines  rum.  Ski=Verbandes  haben  den  Orel=Abschnitt  in  Ge= 
gend  14  km  siidl.  Jefremowka  im  Angriff  nach  Osten  liberschritten.  Ein  Ort 
siidostw.  Jefremowka  wurde  in  harten  Nahkampfen  genommen.  Siidostw. 
Werch.  Bereka  wurden  2  km  an  Boden  gewonnen.  An  der  Ostfront  laufend 
Starke  Angriffe  des  Gegners  nordostw.  Borschtschewoje  und  Wolchow  Jar  mit 
ortlichen  Einbriichen,  die  teilweise  im  Gegenstofi  bereinigt  wurden.  Die  Kampf e 
dauern  noch  an.  Ein  von  starker  Artl.  unterstiitzter  Feindangriff  am  linken 
Fliigel  der  Ostfront  wurde  abgewiesen. 

2.  Armee:  Westl.  Dolgoje  gewann  der  eigene  Angriff  weiter  an  Boden.  2 
Orte  10  km  siidwestl.  Dolgoje  wurden  genommen. 

Wetter:  bis  —20  Grad  Kalte.  Bei  Armeegruppe  von  Kleist  und  6.  Armee  ei= 
siger  Nordoststurm,  der  neue  Schneeverwehungen  zur  Folge  hat. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Am  rechten  Fliigel  der  Ostfront  beiderseitige  Spahtrupptatig= 
keit  und  Artl.=Tatigkeit.  Feindvorstolie  gegen  die  Nordfront  sowie  russ.  An= 
griff e  gegen  einen  Ort  siidwestl.  Posnjakowo  und  gegen  die  Front  siidl.  davon 
wurden  unter  schweren  blutigen  Verlusten  fiir  den  Gegner  abgeschlagen.  An 
der  Front  bei  Maklaki  heftige  Feindangriffe. 

4.  Armee:  Ostw.  Mokroje  wurde  ein  Feindvorstofi  zuriickgewiesen.  Bei  Su= 
lichowo  lebhafte  fdl.  Aufkl.=Tatigkeit.  Ostw.  davon  sind  Feindangriffe  im 
Gange.  An  der  Front  siidwestl.  Pluskowo  wurde  ein  Angriff  abgewiesen. 
Eigener  Angriff  nach  Norden  erreichte  gegen  zahen  Feind  Gegend  7  km  nord= 
ostw.  Pobitoje.  Damit  ist  die  Verbindung  zur  4.  Pz.Armee  hergestellt.  Aus 
ostw.  Richtung  starkerer  Feinddruck. 

4.  Pz.Armee:  2  Feindangriffe  gegen  Ort  3  km  ostw.  Isnoski  wurden  abge= 
wehrt.  Angriffe  des  Gegners,  die  in  den  Morgenstunden  zu  einem  voruberge= 
henden  Einbruch  fiihrten,  wurden  unter  schweren  Feindverlusten  abgeschlagen. 
An  der  Ostfront  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Siidostw.  Wjasma  stiefi  Geg= 
ner  bis  hart  siidostw.  der  Strafie  Djagolowo— Wjasma  vor.  Die  Einschlieiiung 
der  im  Raum  siidl.  Dwojewka  stehenden  Feindteile  wurde  fortgesetzt. 

9.  Armee:  In  der  Mitte  der  Ostfront  Abwehr  mehrerer  russ.  Angriffe,  die 
zum  Teil  mit  Panzern  gefiihrt  waren.  Ein  kleinerer  Einbruch  westl.  Spas  Wilki 
wurde  bereinigt,  Gegner,  der  vor  der  HKL  liegengeblieben  war,  im  Gegenstoli 
zuriickgeworfen.  Mehrere  Angriffe  gegen  die  Mitte  der  Nordfront  blieben  im 

286 


4.  Februar  1942 

eigenen  Abwehrfeuer  liegen,  4  Feindpanzer  wurden  abgeschossen.  1  Angriff 
mit  Artl.=Vorbereitung  ist  noch  im  Gange.  Ein  eigener  Angriff  warf  den  Geg= 
ner  nach  SW  zuriick  und  drang  bis  in  Gegend  7  km  ostw.  Bytkowo  vor. 
Bei  Schukowka  wurde  ein  Feindvorstofi  abgewiesen.  Ein  Feindangriflf  in  Btl.= 
Starke  gegen  einen  Ort  5  km  nordostw.  Djedino  ist  noch  im  Gange. 

5.  Pz.Armee:  Zum  Entsatz  der  in  Demidoff  eingeschlossenen  Krafte  drang 
eigener  Angriff  bis  in  Gegend  2  km  siidwestl.  der  Stadt  vor.  Bei  wiederholten 
Feind  angriff  en  auf  Welikije  Luki  von  Norden,  Osten  und  Siiden  wurden  dem 
Gegner  starke  blutige  Verluste  zugefiigt. 

Wetter:  Bei  einer  Temperatur  um  minus  20  Grad  klar  und  windig.  Der 
Wegezustand  ist  durch  fortschreitende  Raumungsarbeiten  gebessert. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Siidl.  des  Ilmen=Sees  Feindangriffe.  Die  Kampfe  sind  noch  im 
Gange.  Mehrere  Feindangriffe  in  Gegend  Kurskoje  und  siidostw.  Ramuschewo 
wurden  abgeschlagen.  Ein  emeuter  Feindangriff  aus  Richtung  Ramuschewo  ist 
im  Gange.  Die  fortgesetzten  fdl.  Angriff e  gegen  die  Orte  am  Nordfliigel  der 
Armee  wurden  erfolgreich  abgewiesen. 

18.  Armee:  Fdl.  Angriff e  beiderseits  Kriwino  waren  erfolglos.  Eigene  Trup= 
pen  erreichten  nach  Oberwindung  aufierordentlicher  Gelandeschwierigkeiten 
von  West  her  die  Gegend  nordwestl.  Mjasnoj  Bor.  Ein  Ort  5  km  siidsiidwestl. 
Spaskaja  Polist  wurde  genommen.  Von  Siidosten  gegen  Spaskaja  Polist  mit 
Pz.=Unterstiitzung  gefiihrte  Feindangriffe  konnten  abgewehrt  werden.  Ostw. 
des  Ortes  erzielte  der  Gegner  einen  Einbruch  und  erreichte  die  eigene  2.  Stel= 
lung.  Der  Westteil  von  Grusino  konnte  gegen  starken  Feindangriff  gehalten 
werden.  Ein  FeindvorstolB  gegen  die  Nordostfront  wurde  abgewiesen.  An  der 
Newafront  starke  Feuertatigkeit.  An  der  Front  vor  Leningrad  Stolitrupptatig= 
keit. 

Wetter:  10-26  Grad  Kalte.  Bei  AOK  18  mafiige  Sicht. 


Finnisdie  Front  (4.  2.) 

Beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Ein  Angriffsversuch  des  Feindes  iiber 
den  Siidteil  des  Wonshesero=Sees  wurde  zuriidcgewiesen. 
15—25  Grad  Kalte. 


Afrika  (3.  2.) 

Von:  Panzerarmee  Afrika  la  3.  2.  42 

An:  Ital.  Oberkdo.  d.  Wehrmacht  in  Nordafrika 

Nachstehend  wird  die  in  der  heutigen  Besprediung  mit  Exzellenz  Gambara  von 
Obstlt.  i.  G.  Westphal  zum  Ausdruck  gebradite  Auffassung  wie  folgt  bestatigt: 

Der  Feind  hat  die  Cyrenaika  bis  zum  3.  2.  42  nachmittags  fast  vollstandig  raumen 
miissen.  Aus  dieser  Lage  ergeben  sich  folgende  Moglichkeiten  ftir  die  weitere 
Kampffiihrung  in  der  allernadisten  Zeit: 

287 


B.  Kriegstagebuch 

1.  „GrojIe  Losung" :  Feste  Inbesitznahme  der  gesamten  Cyrenaika.  Hierzu  erfor= 
derlich 

a)  Einsatz    der   Inf.Divisionen   in   einer   etwa    in   allgemeiner   Linie   Tengeder— 
Segnali— Ain  el  Gazala  verlaufenden  Stellung. 

b)  Bereitstellung  der  mot.  Korps  zu  beweglichem  Einsatz  hinter  dem  Siidfliigel 
dieser  Stellung,  etwa  im  Raum  der  siidlichen  Ost=Cyrenaika. 

2.  „Kleine  Losung" :  Sicherung  des  Haf ens  Bengasi  durch  eine  Stellung  beiderseits 
Maraua  mit  Sicherungen  am  Siidrand  des  Dschebel.  Bei  dieser  Losung  ware  er= 
forderlidi. 

a)  eine  Inf.Div.  als  Festungsbesatzung  in  den  Raum  von  Bengasi  zu  verlegen, 

b)  die  Masse  der  Inf.Divisionen  in  den  Raum  von  Agedabia  vorzufiihren. 

c)  die  mot.  Korps  im  Raum  zwischen  Agedabia  und  Bengasi  zu  beweglichem  Ein= 
satz  bereitzustellen. 

Das  Oberkommando  der  Panzerarmee  gibt  aus  naheliegenden  Griinden  der  ersten 
„gro6en"  Losung  den  Vorzug.  Diese  Losung  ist  auch  fiir  die  Fuhrung  des  Luftkrieges 
von  besonderem  Vorteil.  Das  Oberkommando  der  Panzerarmee  bittet  daher,  beim 
Comando  Supremo  die  Freigabe  des  Vorfiihrens  aller  Infanterie=Divisionen  in  die 
unter  i.  a)  genannte  Linie  erwirken  zu  wollen. 

Fiir  das  Armeeoberkommando 
Der  Chef  des  Generalstabes 
LV. 
gez.  Westphal 

Tagesmeldung: 

1.  Feind  wich  am  3.  2.  mit  4.  ind.  Div.  unter  dem  Schutz  von  Nachhuten  bei  Gasr 
el  Carmusa,  Martuba  und  Umm  er  Rzem  iiber  Derna  und  siidlich  nach  Tmimi  aus. 
Luftaufklarung  stellte  fest,  da6  1.  Pz.Div.  sich  mit  Teilen  von  Mechili  etwa  40  km 
nach  Osten  abgesetzt  hat.  —  Im  Dreieck  Tobruk— Ain  el  Gazala— B.  Hacheim  ist  an= 
scheinend  britische  Abwehrfront  im  Entstehen.  Hierzu  verfiigbar:  Stark  angeschla= 
gene  1.  Pz.Div.  und  4.  ind.  Div.,  femer  Poln.  Brigade,  eine  Brigade  der  1.  siidaf rikan. 
Div.,  150.  Brigade,  1.  lei.  franz.  Brigade,  22.  Pz.Brig.  (letztere  in  Auffrischung)  und 
70.  Div.  mit  Resten  32.  H.Pz.Brig.  —  2.  siidafrikan.  Div.  wird  als  in  Bardia=Sollum= 
Front  gebunden  angenommen. 

2.  Die  deutschen  Kampfgruppen  stiefien  3.  2.  bis  zur  Via  Balbia  bei  Martuba  durch 
und  setzten  Verfolgung  bis  in  Gegend  siidlich  Umm  er  Rzem  fort. 

•3.  Von  den  nach  Gialo  entsandten  Kraften  liegt  noch  keine  Meldung  vor. 

4.  Absicht  fiir  4.  2.  42:  Fortsetzung  der  Verfolgung  Richtung  Ain  el  Gazala. 

5.  Einsatzbereite  Panzer: 
a)  Deutsch:  27  — II 

65 -III 
10-IV 
4  grofie  Pz.  Befehlswagen. 
b)Ital:         80. 


288 


^  5.  Februar  1942 

5.  Februar  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Cr.  Sudh 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  wurden  fdl.  Angriffe  in  Btl.=Starke  in 
Gegend  siidwestl.  Belbek  und  nordostw.  Balaklawa  abgewiesen,  eingedrunge= 
ner  Feind  im  Gegenstofi  zuriickgeworfen.  An  der  Ostfront  wurde  ein  Feind= 
vorstofi  gegen  die  46.  I.D.  abgewehrt.  Uber  das  Eis  nach  Kertsch  wurde  leb= 
hafter  Verkehr  festgestellt. 

Armeegruppe  von  Kleist:  Wahrend  an  der  Ost=  und  Nordostfront  keine  we= 
sentlichen  Kampfhandlungen  waren,  griff  der  Gegner  die  Westfront  der  17. 
Armee  siidwestlich  Slawjansk  erneut  mit  starken  Kraften  an.  Die  wiederholten 
Angriffe  des  Gegners  gegen  die  eigenen  Kraftegruppen  blieben  im  Abwehr= 
feuer  oder  im  Minenfeld  liegen.  Aus  einem  Ort  15  km  westl.  Slawjansk  wurde 
der  Gegner  geworfen. 

In  Fortsetzung  des  Angriffs  nach  Nordosten  hat  Stofigruppe  v.  Mackensen 
zwei  Ortschaften  genommen.  In  den  Kampfen  wurden  5  Geschiitze,  3  Pak, 
Schlitten  und  30  Pferde  erbeutet.  Der  Angriff  in  Richtung  Aleksandropol  stieii 
auf  Starke  Abwehr.  Ein  Gegenangriff  der  Russen  wurde  verlustreich  abge= 
wiesen.  Auf  linkem  Armeefliigel  wird  um  Krischtopowka  und  eine  Ortschaft 
nordwestl.  davon  hartnackig  gekampft. 

6.  Armee:  Der  rum.  Schi=Verband  iiberschritt  im  Angriff  den  Orel  und  nahm 
zwei  Ortschaften.  Erneute  Feindangriffe  auf  W.  Bereka  und  B.  Byschkin  waren 
erfolglos.  Melowaja  (9  km  westl.  Balakleja)  wurde  im  erbitterten  Hauserkampf 
vom  Feind  gesaubert. 

Gegen  die  Siidostfront  hielt  starker  Feinddruck  an,  ein  ortlicher  Einbruch 
siidl.  Wolochow  Jar  wurde  abgeriegelt. 

An  der  Ostfront  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

2.  Armee:  Gruppe  Breith  hat  im  weiteren  Angriff  bei  starkem  Oststurm  und 
Schneeverwehungen  ohne  schwere  Waffen  und  Artl.  die  alte,  am  8. 1.  durch= 
brochene  HKL  am  Tim=Flu6  wiedergewonnen.  Ein  Nachtangriff  nach  starker 
Artl.=Vorbereitung  gegen  die  Front  westl.  Wosowik  wurde  abgewehrt. 

Wetter:  Krim  —  Frost,  bedeckt.  AOK  2  —  sonnig,  sonst  starker  Oststurm. 
Temp,  um  —18  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  An  der  Ostfront  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Ein  nachtlicher 
Erkundungsvorstoli  siidostw.  Mzensk  sowie  ein  Angriff  nordlich  Mzensk  wur= 
den  abgewiesen. 


Notizen  Haiders: 

„Im  Siiden  hemmen  schwerste  Schneeverwehungen  unseren   Gegenangriff.  Bei 

2g3.  und  25.  mot.  Div.  plotzliche  feindliche  Angriffe  (Div.=Starke)  ohne  Tiefe  ab= 


289 


B.  Kriegstagebuch 

Feindvorstofie  mit  starker  Artl.=Unterstutzung  gegen  die  Nordf ront  waren  er= 
f olglos.  Eigene  Unternehmen  an  der  Westf ront  blieben  vor  stark  f eindbesetzten 
Ortschaften  liegen.  Von  Pz.n  unterstiitzte  Feindangriffe  in  Gegend  Belowo 
wurden  abgewehrt.  Eigene  Inf.  ist  in  Klen  eingedrungen  und  kampft  um  die 
Hauser.  An  der  Front  bei  Suchinitschi  lebhafte  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 
Nachtliche  Angriffe  des  Gegners  wurden  abgeschlagen.  Siidwestl.  Brjansk  Par= 
tisanenkampfe  mit  hohen  Feindverlusten. 

4.  Armee:  Vor  den  Sperrgruppen  am  rechten  Armeefliigel  Artl.=Tatigkeit. 
Der  Gegner  schanzt  dort  z.  T.  10  km  siidwestl.  der  Autobahnbriicke  iiber  die 
Popolta  wurde  eine  Feindgruppe  von  ^^o  Mann  vernichtet,  Entlastungsangriffe 
von  Siiden  abgewiesen.  Im  Popolta=Tal  wurde  siidl.  der  Autobahn  eine  neue 
Sperrlinie  besetzt.  15  km  siidwestl.  Juchnow  sind  Kampfe  gegen  Feind  mit 
Panzern  im  Gange.  Bisher  wurden  2  Feindpanzer  abgeschossen.  Starkere  An= 
griffe  des  Gegners  nach  Artl.=Vorbereitung  gegen  die  Front  ostw.  Sulischowo 
wurden  abgewehrt.  Ebenso  scheiterten  mehrere  Angriffe  des  Gegners  von 
Osten  gegen  die  Strafie  Juchnow— Gshatsk.  An  der  Westfront  bei  Pobiloje 
schanzt  der  Feind. 

4.  Pz. Armee:  Ein  Ort  3  km  siidostw.  Woskresensk  wurde  genommen,  Feind= 
vorstofie  gegen  den  Siidostflugel  waren  erf  olglos.  Um  die  Einbruchsstelle  ostw. 
Schachowa  wird  noch  gekampft;  der  Feind  versucht,  seinen  ortlichen  Erfolg 
nach  Norden  zu  erweitern.  Mehrfache  Vorstolie  der  Russen  auf  linkem  Armee= 
fliigel  wurden  abgewehrt.  Die  Kampfe  gegen  die  Feindgruppen  bei  Wjasma 
wurden  erfolgreich  fortgesetzt.  15  km  siidostw.  der  Stadt  ist  der  Ring  um  den 
eingeschlossenen  Gegner  verengert  worden. 

9.  Armee:  Ein  Feindvorstofi  auf  rechtem  Fliigel  und  ein  Angriff  in  Gegend 
nordwestl.  Kutschina  wurden  abgewehrt  sowie  ein  vorubergehender  Einbruch 
in  die  Front  siidwestl.  Kutschina  im  Gegenstofi  bereinigt.  An  der  Nordfront 
bekampfte  eigene  Artl.  fdl.  Ansammlungen.  Von  Panzern  unterstiitzte  An= 
griffe  siidostw.  Bachmutowo  wurden  abgeschlagen,  im  Hauptkampffeld  wird 
noch  gekampft.  Der  eigene  Angriff  nach  Sudwesten  traf  in  Gegend  ostw.  By= 
kowo  auf  zahen  Feindwiderstand.  An  der  Angriffsfront  siidl.  davon  gelang  es 
trotz  erbitterter  Gegenwehr,  z.  T.  in  nachtlichen  Handstreichen,  mehrere  Ort= 
schaften  zu  nehmen  und  bis  in  Gegend  20  km  nordwestl.  St.  Osuga  vorzu= 
dringen.  Entlang  der  Strafie  Sytschewka— Rshew  drangen  eigene  Panzerkrafte 
bis  15  km  nordwestl.  Sereda  vor.  Auf  linkem  Armeefliigel  wurden  ortliche 
Feindangriffe  gegen  die  Nordfront  erfolgreich,  z.  T.  im  Gegenstofi  zuriickge= 
schlagen.  An  der  Siidfront  ist  ein  Ort  nordwestl.  St.  Tschertolino  genommen. 

3.  Pz.  Armee:  Bei  Demidoff  und  Welish  griff  der  Gegner  erf  olglos  an.  Die 
Strafie  Surash— Witebsk  ist  freigekampft  und  eine  eingeschlossene  Gruppe  15 
km  nordostw.  Witebsk  entsetzt.  Bei  erfolglosen  Angriffen  bei  Wei.  Luki  hatte 

gewiesen.  Bei  9.  Armee  Feind  siidwestl.  Rshew  im  Weichen.  Raumgewinn.  —  Bei 
H.Gr.  Nord  unentwegt  harte  Kampfe  bei  Staraja  Russa  und  am  Wolchow." 


:?190 


5-  Februar  1942 

der  Gegner  hohe  Verluste.  Vor  eigenem  Gegenstofi  ging  er  fluchtartig  zuriick. 
Ein  Vorstofi  bis  in  Gegend  Anino  hatte  standig  Gefechtsberiihrung  mit  Parti= 
sanen  und  regularen  Truppen. 

Wetter:  Klar,  15—25  Grad  Kalte.  Strafien,  soweit  geraumt,  gut  befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Siidi.  des  Ilmen=Sees  dauern  die  Kampfe  mit  dem  Gegner,  der 
aus  dem  Raume  ostw.  Staraja  Russa  hinter  der  eigenen  Front  auf  Demjansk 
vorzustofien  versucht,  an.  Der  Feind  wurde  an  alien  Stellen  unter  hohen  blu= 
tigen  Verlusten  abgewiesen  und  hatte  allein  bei  einem  AK.  etwa  950  Tote. 
Auch  ostw.  Jurjewo  scheiterten  wiederholte  starke  Feindangriffe  z.  T.  im  er= 
bitterten  Nahkampf. 

Nordlich  des  Ilmen=Sees  fiihrte  der  Russe  keine  grofieren  Angriffe,  drang 
jedoch  mit  Spahtrupps  tief  in  der  linken  Flanke  der  Armee  vor. 

16.  Armee:  Im  hartesten  Kampfe  wurden  mehrere  Feindangriffe,  z.  T.  mit 
starkster  Artl.=Vorbereitung,  gegen  Spaskaja  Polist  abgeschlagen.  Starke 
feindl.  Bereitstellungen  vor  der  Riegelstellung  von  der  StraJSen=Eisenbahnkreu= 
zung  nordl.  Spaskaja  Polist  nach  Pereschki  wurden  bekampft.  Heftige  russ. 
Angriffe  gegen  Grusino,  die  auch  wahrend  der  Nacht  fortgesetzt  wurden, 
konnten  abgewehrt  werden.  Ebenso  blieben  Angriffe  gegen  den  Bahndamm 
nordl.  Dratschewo  erfolglos.  An  der  Newa=  und  Leningradfront  z.  T.  lebhafte 
Feuertatigkeit  sowie  beiderseitige  Spahtruppunternehmen. 

Wetter:  15—20  Grad  Kalte,  gute  Sicht. 


Finnisdie  Front  (5.  2.) 

An  alien  Fronten  beiderseitige  Artl.=  und  z.  T.  verstarkte  Spahtrupptatigkeit.  Ein 
Feindangriff  bei  der  Karelischen  Armee  siidl.  Batasdiowskaja  wurde  abgewiesen. 

Siidfinnland  15—20  Grad  Kalte,  an  der  Murman=Kuste  windig  bis  stiirmisch,  20 
Grad  Kalte. 


Afrika  (4.  2.) 

1.  Feindliche  Aufklarungskrafte  bei  und  siidlich  Ain  el  Gazala  sicherten  Zurudc= 
gehen  4.  ind,  Div.  in  den  Raum  um  Acroma.  1.  Pz.Division  setzte  sich,  beiderseits  des 
Trigh  el  Abd  zurud<:gehend,  bis  in  Gegend  B.  el  Harmat  ab. 

Gegner  sdieint  unter  dem  Schutze  eines  Sicherungsschleiers  in  Linie  Mteifel  el 
Chebir— Ain  el  Gazala  eine  Abwehrfront  westlidi  Tobruk  zwischen  B.  Hacheim— 
Acroma  und  nordlidi  zu  bilden. 

2.  Die  deutschen  Kampfgruppen  gewannen  in  der  Verfolgung  des  Feindes  am  4.  2. 
die  Gegend  westlich  Ain  el  Gazala.  Derna  wurde  am  Abend  des  3.  2.,  Tmimi  am 
4.2.  genommen.  —  Im  Januar  1942  wurden  verniditet  bzw.  erbeutet: 

377  Pz.Kampf  =  und  =Spahwagen  sowie  gepanzerte  Fahrzeuge, 

192  Gesdiiitze, 
1220  Kfz.  (Masse  zerstort), 

50  Flugzeuge  (durch  Heeresverbande  abgesdiossen  bzw.  zerstort), 
3300  Gefangene  wurden  eingebracht. 

291 


B.  Kriegstagebuch 

Die  Vernichtungserfolge  der  Luftwaffe  sind  in  den  vorstehend  genannten  Zahlen 
nicht  enthalten. 

3.  Absicht  fiir  5.  2.  und  folgende  Tage: 

Halten  des  gewonnenen  Raumes  durch  schwachere  deutsche  Krafte. 

Einsatz  italienischer  Inf.Div.en  in  der  Cyrenaika  ist  nicht  moglich,  da  das  Co= 
mando  Supremo  bisher  lediglich  das  Vorfiihren  von  2  Inf.Div.en  in  den  Raum  von 
Agedabia  genehmigt  hat. 

[In  der  Nacht  vom  ^.14.  Februar  britischer  Luftangriff  auf  Neapel] 


6.  Februar  1942 
Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sudh 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  wurde  ein  Feindvorstofi  gegen  Fort 
Balaklawa  abgewiesen.  An  der  Ostfront  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Armeegruppe  von  Kleist:  An  der  Ost=,  Nordost=  und  Nordwestfront  keine 
wesentliche  Kampftatigkeit.  Feindreste  in  Tscherkaskaja  und  einem  Ort  dicht 
nordwestl.  davon  wurden  vernichtet.  In  einen  Ort  an  der  Westfront  der  17. 
Armee  eingedrungener  Feind  wurde  geworfen.  Weitere  Feindangriffe  ver= 
lustreich  fiir  den  Gegner  abgeschlagen.  7  km  siidwestl.  Aleksandropol  wurde 
ein  Ort  genommen. 

6.  Armee:  Siidwestl.  Jefremowka  gewinnt  eine  eigene  Angriffsgruppe  bei 
eisigem  Sturm  langsam  Boden.  Um  B.  Byschkin  sind  neue  Kampfe  entbrannt, 
bei  denen  der  Feind  durch  Panzer  unterstiitzt  wird.  Aus  einem  Ort  9  km  westl. 
Balakleja  wurde  der  Feind  vertrieben.  Im  Siidteil  von  Wolochow  Jar  sind 
noch  wechselvolle  Kampfe  im  Gange.  An  der  iibrigen  Ostfront  keine  wesent= 
hchen  Kampfhandlungen. 

2.  Armee:  Der  Nordfliigel  der  Armee  wurde  nach  erfolgreicher  Abwehr  von 
mehreren  Feindangriffen,  bei  denen  der  Gegner  hohe  Verluste  erlitt,  bis  jetzt 
nicht  mehr  angegriffen. 

Wetter:  Auf  der  Krim  anhaltende  eisige  Nordoststiirme.  Im  iibrigen  Bereich 
der  H.Gr.  bei  Temperaturen  bis  —  25  Grad  Ost=  und  Nordoststurm. 


Notizen  Haiders: 

„Im  grojien  unveriindert.   Gegenangriff  Isjum   durch  anhaltende  Schneesturme 

verzogert. 

Angrijf  gegen  Ostfront  2.  PzArmee  abgewiesen.  Anscheinend  starke  Kraftezu= 

fuhrung  in  den  Bogen  von  Suchinitschi.  Verstarkung  siidwestl.  Juchnow. 

Erfolgreiche  Kampfe  gegen  durchgesickerten  Feind  bei  Wjasma  (5.  Pz.Div.).  4. 

feindliche  Stojlarmee  scheint  durch  Nachschubschwierigkeiten  und  unseren  Wi= 

derstand  aufgehalten  zu  sein. 

Bei  H.Gr.  Nord  nach  wie  vor  nodi  schwere  Spannungen.  Feindverstarkungen  bei 

Staraja  Russa." 


292 


6.  Februar  1942 

H.Cr.  Mine: 

2.  Pz.Armee:  Am  Siidfliigel  der  Ostfront  wurden  mehrere  Feindvorstofie 
erfolgreich  abgewiesen,  ein  Angriff  nordwestl.  Wjashi  ist  noch  im  Gange. 
Siidwestl.  Troizkoje  griff  der  Feind  mit  iiberlegenen  Kraften,  die  von  Panzern 
und  Luftwaffe  unterstiitzt  waren,  an.  Der  Angriff  blieb  vor  der  HKL  liegen. 
3  weitere  Angriffe  im  Suscha=Bogen  siidwestl.  Troizkoje  wurden  abgewehrt. 
An  der  Nordwestfront  wurden  ein  Feindvorstofi  abgewiesen  und  eine  Ortschaft 
genommen.  Ein  eigener  Angriff  am  linken  Fliigel  der  Nordwestfront  hatte 
starken  Feindwiderstand.  Ein  Ort  4  km  westl.  Krasnikowo  wurde  genommen. 
Bei  Klen  wurden  wiederholte  starke  Feindangriffe  abgewiesen,  ein  Ort  10  km 
nordl.  Moilowa  genommen. 

4.  Armee:  An  der  Siidostfront  Spahtrupptatigkeit  und  starkes  fdl.  Artl.= 
Feuer.  3  Feindpanzer  wurden  aufier  Gefecht  gesetzt.  20  km  siidwestl.  Juchnow 
gelang  es  dem  Feind,  mit  Panzer=Unterstiitzung  in  einen  Ort  einzudringen. 
Beim  Freikampfen  des  Ortes  wurden  weitere  4  Feindpanzer  vernichtet.  Feind= 
vorstofie  auf  eigene  Sicherungen  wurden  abgewehrt,  an  der  Front  ostw.  Juch= 
now  wurde  ein  fdl.  Vorstofi  abgewiesen.  Ein  Ort  12  km  nordnordwestl.  Juch= 
now,  in  den  der  Feind  eingedrungen  war,  wurde  durch  eigenen  von  Panzern  un= 
terstiitzten  Gegenangriff  wieder  genommen,  dabei  wurden  2  Feindpanzer  abge= 
schossen.  Gegen  Front  westl.  Iswolsk  erf olglos  Erkundungsvorstofie  des  Feindes. 

4.  Pz.Armee:  Am  rechten  Fliigel  der  Siidostfront  drang  der  Gegner  mit  Pan= 
zerunterstiitzung  in  einen  Ort  ein.  Im  Gegenangriff  wurde  der  Ort  wieder= 
genommen  und  2  Feindpanzer  vernichtet.  Mehrere  bei  Tag  und  Nacht  gefiihrte 
Feindangriffe  gegen  die  Mitte  der  Ostfront  wurden  abgewiesen.  Die  Einbruchs= 
stelle  ostw.  Sdiachowa  wurde  verengt.  Am  linken  Fliigel  der  Ostfront  wurden 
Feindangriffe,  die  von  starker  Artl.  unterstiitzt  waren,  z.  T.  nach  bereinigtem 
Einbruch,  zuriickgewiesen.  Verstarkungen  wurden  wirkungsvoU  durch  eigene 
Artl.  bekampft.  Der  Russe  liel3  152  Tote  zuriick.  15  km  siidostw.  Wjasma 
wurde  ein  Ort  im  Sturm  unter  hohen  blutigen  Feindverlusten  genommen. 
Allein  an  einer  Stelle  wurden  iiber  200  tote  Russen  gezahlt.  Ein  Feindvorstofi 
auf  Blochina  wurde  abgewiesen. 

9.  Armee:  In  der  Mitte  der  Ostfront  wurde  ein  Feindangriff,  der  voriiber= 
gehend  zum  Einbruch  fiihrte,  zuriickgeschlagen.  Der  Gegner  verlor  500  Tote. 
Weitere  Kampfe  sind  im  Gange.  Eine  Einbruchsstelle  am  linken  Abschnitt  der 
Ostfront  ist  bereinigt.  An  der  Front  nordl.  Rshew  wurden  fdl.  Bereitstellungen 
bekampft.  Siidostw.  Bochuntowo  wurde  ein  von  Panzern  unterstiitzter  Feind= 
angriff  erfolgreich  abgewiesen.  Gegen  an  anderer  Stelle  eingebrochenen  Geg= 
ner  ist  ein  Gegenunternehmen  im  Gange.  St.  Tschertelino  wurde  genommen 
und  mit  einer  eigenen  Angriffsgruppe,  die  von  Siidosten  her  im  rucksichts= 
losen  Vorstofi  Feindwiderstand  durchbrochen  hatte,  Verbindung  hergestellt. 
Dabei  wurden  u.  a.  10  Geschiitze,  4  Panzer,  120  Lkw.  und  100  Schlitten  er= 
beutet.  400  tote  Russen  blieben  zuriick.  Umfassende  Feindangriffe  auf  Bjeloj 
wurden  abgeschlagen. 

293 


B.  Kriegstagebuch 

5,  Pz.Armee:  Angriffe  auf  Demidoff,  Welish  und  auf  Wei.  Luki  wurden 
abgewiesen.  Orte  siidl.  und  siidostw.  Wei.  Luki  wurden  nach  eigenem  Artl.= 
Feuer  vom  Gegner  geraumt.  Durch  Nachstofien  wurden  Gefangene  und  Beute 
an  Munition  eingebracht. 

Wetter:  Klar,  windig,  20—25  Grad  Kalte. 

H.Gr,  Nord: 

16.  Armee:  Ein  starkerer  Feindangriff  westl.  Molwotizy  wurde  abgewiesen. 
Siidl.  des  Ilmen=Sees  konnten  fdl.  Angriffe  zuriickgeschlagen  werden.  Dicht 
siidl.  Jurjewo  gingen  2  Orte  verloren.  Ein  Feindangriff  auf  Korowitschino  ist 
noch  im  Gange.  An  der  Front  nordl.  des  Ilmen=Sees  Spahtrupptatigkeit,  2 
feindl.  Vorstofie  auf  eine  Ortschaft  wurden  abgewiesen.  Starkere  Angriffe  auf 
Samoschje  und  einen  Ort  6  km  siidostw.  davon  waren  fiir  den  Gegner  erfolglos. 

18.  Armee:  Gegen  Spaskaja  Polist  und  einen  Ort  9  km  nordostw.  Wdisko 
schwere  Feindangriffe.  Sie  konnten  im  allgemeinen  in  schwerem  Kampf  ab= 
gewehrt  werden,  Vernichtung  von  nach  Westen  durchgesickerten  Feindteilen 
ist  im  Gange.  Die  Kampfe  dauern  an.  An  der  Wolchow=Front  wurden  mehrere 
Feindvorstofie  abgeschlagen.  DerWestteil  von  Grusino  wurde  gegen  zahlreiche 
von  Artl.  und  Fliegern  unterstiitzte  Feindangriffe  verteidigt.  An  der  Nordost= 
front  lebhafte  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit.  Schwache  Feindangriffe  wurden 
abgewiesen.  In  der  Nacht  griff  der  Feind  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  iiber 
den  Ladoga=See  ostw.  Schliisselburg  an.  Er  wurde  im  Gegenstofi  geworfen.  Ein 
gleichzeitig  laufender  Feindangriff  liber  die  Newa  am  Siidwestrand  Schliissel= 
burg  wurde  unter  blutigen  Verlusten  fiir  den  Feind  dicht  vor  der  HKL  zum 
Stehen  gebracht.  Ein  eigener  Stofitrupp  roUte  etwa  600  m  der  fdl.  Stellung 
auf.  Vor  Leningrad  wurden  fdl.  Stofitrupps  abgewiesen. 

Wetter:  15—22  Grad  Kalte,  klare  Sicht. 


Finnisdie  Front  (6.  2.) 

An  alien  Fronten  beiderseitige  Art.=Tatigkeit.  Vorstofi=Versudie  fdl.  Spahtrupps 
sdieiterten.  Temperaturen  — 15  bis  —  20  Grad. 


Afrika  (5.  2.) 

Armee=Befehl  fiir  die  weitere  KampffUhrung:  5,  2.  42 

1.  Der  Feind  wurde  aus  der  Cyrenaika  nach  Osten  zuriickgeworfen  und  ist  unter 
starken  Verlusten  iiber  Mechili— Derna  fluchtartig  in  den  Raum  westlich  Tobruk 
zuriidcgegangen.  —  Er  beabsiditigt  anscheinend,  sid\  im  Raum  B.  Hacheim— Acroma 
—Tobruk  zur  Abwehr  einzurichten.  Aufklarungskrafte  sichern  in  Linie  Mteifel  el 
Chebir— Ain  el  Gazala. . . 

2.  Panzerarmee  Afrika  sperrt  mit  Teilkraften  den  Siidostrand  der  Cyrenaika  und 
sidiert  den  Raum  ostwarts  Agedabia— Bengasi.  Die  Armee  halt  sich  mit  den  mot. 
Korps  im  Raum  um  Barce  bzw,  siidlidi  Bengasi  bereit,  ein  etwaiges  erneutes  Vor= 
gehen  des  Feindes  durch  Gegenangriff  abzuwehren.  Schwache  Teile  sichern  die  Oase 
Gialo. .  . 


294 


'  g.  Februar  1942 

Tagesmeldung: 

1.  Feind=  und  eigene  Lage  unverandert. 

2.  Entsprechend  den  vom  Comando  Supremo  am  1.  2.  erlassenen  Anweisungen 
fiir  die  weitere  Kampffiihrung  wurde  angeordnet: 

a)  Sperrung  des  Ostrandes  der  Cyrenaika  durch  Einsatz  je  1  verst.  Rgt.s  des  mot. 
Korps  bzw.  des  DAK  mit  Masse  bei  Mechili  bzw.  Tmimi. 

b)  Sicherung  des  Raumes  um  Maraua  durch  90.  lei.Div. 

c)  Einsatz  des  XXI.  A.K.  mit  zwei  Divisionen  („Trento",  „Sabrata")  in  allgemeiner 
Linie  Chescem  el  Chebsc— Saunnu— Antelat— Sceleidima  und  einer  weiteren  Division 
(„Pavia")  zur  Sicherung  des  Raumes  von  Bengasi  (einschliefilich  der  Dschebelrander 
nordlich  Sceleidima). 

d)  Versammlung  des  DAK  im  Raum  um  Barce  und  des  mot.Korps  im  Raum 
Soluch— Bengasi  Siid— Ghemines. 

e)  Belassung  des  X.  A.K.  in  der  Marada=Marsa=el=Brega=Stellung. 

Das  Vorfiihren  der  Div.  „Trento"  und  „Pavia"  sowie  der  90.  lei.Div.  in  ihre  neuen 
Raume  hat  begonnen. 

[Fuhrerweisung  zur  Verstdrkung  der  WBoote  im  Raum  um  Norwegen.] 


7.  Februar  1942 

Notizen  des  Chefs  des  Generalstabes  des  Heeres,  Generaloberst  Haider  zur  Lage* 

Gegenangriff  bei  17.  Armee  setzt  sich  langsam  durch.  Bei  4.  Armee  an  der 
Siidfront  und  an  der  neugebildeten  Briicke  zur  4.  Pz.Armee  starkerer  Feind= 
druck  und  Heranfiihrung  neuer  Feindkrafte.  Bei  4.  Pz.Armee  auch  frontal 
Starke  Angriffe. 

Bei  9.  Armee  nordwestl.  Rshew  weitere  heftige  Angriffe.  Bei  Heeresgruppe 
Nord  Lage  im  wesentlichen  unverandert. 

Afrika  (6.  2.) 

1.  Tag  verlief  ruhig. 

2.  Oase  Gialo  wurde  4.  2.  durch  schwachere  deutsche  Krafte  besetzt. 

3.  In  der  Nacht  ^./6.  2.  starkere  feindliche  Luftangriife  auf  Bengasi  und  Tripolis. 
In  Tripolis  wurden  durch  Treffer  in  Heeres=Kraftfahrzeugpark  zahlreiche  Kfz.  be= 
schadigt. 

8.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Keine  grundsatzliche  Veranderung  der  Lage.  Staraja  Russa  spannt!  Feind 
bringt  neue  Krafte  heran.  Lage  bei  russischer  4.  und  audi  3.  Stofiarmee  ist 
unklar. 

9.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Gegenangriff  von  Staraja  Russa  aus  mit  V2  5.  lei.Div.  mifilungen.  Im  ub= 
rigen  an  der  Front  keine  wesentlichen  Veranderungen. 

1     Vgl.  hierzu  und  fur  die  folgenden  Tage  bis  31.  Mcirz  1942  Anm.  1  S.  181. 

295 


B.  Kriegstagebuch 

10.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Lage  unverdndert.  Bei  Staraja  Russa  hat  der  Feind  keine  wesentlichen  Fort= 
schritte  gemacht.  Die  Nachschubschwierigkeiten  beginnen  sich  aber  auszu= 
wirken.  Luftversorgung  fur  16.  Armee  wird  notwendig  werden. 

Am  Wolchow  keine  weiteren  Feindfortschritte.  Schwere  Angriffe  an  der 
Siidfront  Leningrads  abgewiesen. 

Lage  3.  Pz. Armee  und  Absicht  feindlicher  4.  Stofiarmee  immer  noch  nicht 
klar  zu  iibersehen. 


11.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Die  Lage  bringt  folgende  Hauptpunkte: 

a)  Zulauf  von  Eisenbahnbewegungen  aus  dem  Raume  um  Moskau  in  Rich= 
tung  Mzensk,  Suchinitschi,  Juchnow  und  von  Kraftwagenbewegungen  Richtung 
Stariza. 

b)  Verscharfung  der  Lage  bei  16.  Armee  dadurch,  dafi  290.  Div.  ihre  letzte 
Nachschubstrafie  verliert.  Nachdem  die  Luftwaffe  sich  bereit  erklart,  die  Ver= 
sorgung  auch  auf  langere  Zeit  durchzufiihren,  bleibt  Befehl  bestehen,  Stellung 
zu  halten.  Nachfiihren  neuer  Feindkrafte  auf  Staraja  Russa  ist  nicht  zu  er= 
kennen. 

c)  Angriffskraft  am  Wolchow  scheint  durch  Verluste  geschwacht,  desglei= 
chen  an  Ladogafront. 

Besuch  Antonescu:  Mittags  Teilnahme  im  HQu  OKH  mit  Teestunde.  }a= 
paner  hat  Singapur  genommen. 

12.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Auf  der  Krim  Beginn  des  Tauwetters.  Feind  auf  Kertsch  ist  in  die  Verteidi^ 
gung  gefallen. 

In  die  Einbruchsstelle  bei  17.  Armee  fiihrt  der  Feind  anscheinend  neue  Krafte 
nach. 

Bei  H.Gr.  Mitte  keine  wesentlich  neuen  Bilder.  Druckstelle  197.  Div.  immer 
noch  nicht  geschlossen.  Druck  gegen  Nordfront  der  9.  Armee  halt  an.  Gegen 
3.  Pz.  Armee  ist  nun  die  Masse  der  russischen  4.  Stofiarmee  auf  geschlossen, 
aber  verzettelt  und  mit  sehr  schwachen  Stammen. 

Verbleib  der  3.  russischen  Stofiarmee  unklar.  Vielleicht  Telle  nach  Norden? 

Bei  H.Gr.  Nord  weitere  Zuspitzung  der  Lage  bei  Staraja  Russa.  Kein  neuer 
Feind,  aber  Versuch  des  vorhandenen  Feindes,  IL  AK.  einzukreisen.  Verzoge= 
rung  des  Anlaufs  der  5.  lei.Div.  erschwert  die  Lage.  Am  Wolchow  keine  we= 
sentliche  Veranderung. 

296 


14.  Februar  1942 

[Weisung  des  OKH  fur  die  Kampffuhrung  im  Osten   nach  Abschlup  des 

Winters. 

Unternehmen  „Cerherus" :  Durchbruch  der  Schlachtkreuzer  „Scharnhorst"  und 

„Gneisenau"  sowie  des  Kreuzers  „Prinz  Eugen"  von  Brest  durch  den  Kanal  in 

die  Nordsee.] 

13.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Wesentliche  Punkte  der  Lageentwicklung: 

a)  Die  vermutete  Verstarkung  des  Feindangriffs  bei  Isjum  durch  das 
VI.  Garde=Kav.Korps  von  Norden  her  hat  sich  bis  jetzt  noch  nicht  bestatigt. 

b)  Gegen  die  Gruppe  Kraili  der  6.  Armee  fiihrt  der  Feind  an  zwei  Schwer= 
punkten  mit  Panzern  bisher  erfolglose  Angriffe. 

c)  Bei  197.  Div.  (H.Gr.  Mitte)  noch  keine  Bereinigung  der  Lage. 

d)  Schwere  Angriffe  nordwestlich  Rshew  abgewiesen. 

e)  Die  schon  zu  grofier  Spannung  fortgeschrittene  Lage  bei  16.  Armee  hat 
sich  nicht  weiter  verscharft  (anscheinend  Bewegungs=  und  Versorgungsschwie= 
rigkeiten). 

f)  An  Wolchow=  und  Ladoga=Front  hat  der  Feind  keine  weiteren  Fortschritte 
gemacht. 

Ferngesprache  mit  H.Gr.  Nord,  FUhrer,  16.  Armee  und  Chef  Gen.St.d.Luftw. 
liber  Lage  16.  Armee.  Die  Neigung  der  16.  Armee,  zu  einer  Flicklosung  zu 
kommen,  wird  bekampft.  Der  Fiihrer  teilt  eindeutig  meinen  Standpunkt,  dafi 
nur  eine  ganze  Losung  durch  Angriff  von  Staraja  Russa  nach  Osten  in  Frage 
kommen  kann  und  dali  dazu  alle  Mittel  der  Erdtruppe  und  der  Luftwaffe 
zusammengefafit  werden  miissen.  Angriff  nicht  vor  17.,  wahrscheinHch  erst 
18.2. 

[Vortrag  des  Ob.d.M.  beim  Fiihrer^.] 

14.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Keine  Veranderung  in  der  Lage,  aufier  bei  Staraja  Russa,  wo  der  Feind 
siidlich  der  Stadt  nach  Westen  drangt  und  mit  starkeren  Teilen  in  Richtung 
Cholm  durchstofit.  Auch  Lage  bei  Cholm  sehr  gespannt. 

[In  der  Nacht  vom  1^./ 14.  Februar  britische  Luftangriffe  aufKoln  und  Aachen.] 


Vgl.  Aufzeichnung  uber  diesen  Vortrag  Nr.  1.  Ski.  lb  38^/42  g.Kdos.  in:  Lage" 
vortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O. 

297 


B.  Kriegstagebuch 

15.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 
Verluste:  22.  6.  41  —  10.  2.  42: 

Verwundet:    21 130  Offz.e,  681  236  Uffz.e  und  Mannsch. 
Gef alien:  7872  Offz.e,  191276  Uffz.e  und  Mannsch. 

Vermifit:  729  Offz.e,     43  730  Uffz.e  und  Mannsch. 

Gesamt:  29731  Offz.e,  916242  Uffz.e  und  Mannsch. 

Gesamtverlust  des  Heeres  (ohne  Kranke)  945  973  =  29,56  "/o  des  Ostheeres 
(3,2  Mill.). 

Lage:  Siidlich  des  Ilmensees  verscharft.  Neue  Krafte  des  Feindes  sind  auf= 
getreten  und  werden  welter  herangefiihrt.  Im  iibrigen  keine  wesentliche  Ver= 
anderung.  Uberall  Abwehrerfolge.  An  einzelnen  Stellen  Ausraumen  feind= 
licher  Kessel  (4.  Armee).  Eigene  Verluste  nehmen  zu. 

[In  der  Nacht  vom  14./!^.  Februar  britischer  Luftangriff  auf  Mannheim.] 

16.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Keine  wesentliche  Veranderung  der  Lage.  Bei  Staraja  Russa  Angriff  des 
Russen  siidlich  der  Stadt  zuriickgeworfen.  —  Am  Wolchow  Atempause.  An  der 
Ladoga=Front  schwere  Panzerangriffe  abgewiesen. 

17.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Auf  der  gesamten  Front  verhaltnismafiig  ruhig.  Selbst  bei  Staraja  Russa, 
wo  unser  Gegenangriff  der  5.  lei.  Div.  eingesetzt  hat,  hat  der  Feind  keine 
bemerkenswerten  Anstrengungen  gemacht. 

Bei  2.  Pz.Armee  auf  der  Ostfront  neue,  aber  ergebnislose  Angriffe. 

Bei  Besprechung  der  Nordlage  verspricht  der  Fiihrer,  mit  seinen  Mitteln  zu 
helfen.  Ergebnis:  337  (!)  Lufttransportflugzeuge  werden  bis  18.  2.  freigemacht, 
dazu  5  Pol.  Btl.e,  Norwegische  Legion  (1100  Mann)  und  1  Btl.  „Leibstandarte". 

18.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Wieder  keine  besondere  Veranderung  der  Lage.  Vor  siidlichem  Fliigel 
6.  Armee  und  in  Gegend  Isjum  besteht  die  Moglichkeit  der  Zusammenballung 
starker  Kav.Krafte. 

Die  Angriffe  an  der  Ostfront  2.  Armee  und  2.  Pz.Armee  beschranken  sich 
auf  ganz  geringe  ortliche  Erfolge.  Auf  der  Ostfront  der  HGr.  Mitte  im  all= 
gemeinen  Ruhe.  Bei  Rshew  Abwehrerfolge. 

298 


21.  Februar  1942 

Bei  Welish  verstarkter  Feinddruck,  ebenso  bei  Cholm. 

Lage  bei  Staraja  Russa  ist  durch  Angriff  der  5.  lei.Div.  zum  Stehen  gekom* 
men.  Neue  Feindkrafte  werden  weit  siidlich  ausholend  gemeldet. 

Wolchow=  und  Ladoga=Front  im  wesentlichen  unverandert. 

Besprechung  beim  Fuhrer  mit  v.  Kluge  und  v.  Kuchler.  Ergebnis:  v.  Kluge 
wild  die  3.  Pz.Div.,  v.  Kuchler  die  18.  lei.Div.  versprochen. 

19.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Keine  wesentliche  Veranderung  der  Lage  aufier  bei  Staraja  Russa,  wo  der 
Feind  nun  auch  nordlich  der  Stadt  durchgebrochen  ist.  Wichtig  ferner  Wieder= 
aufnahme  der  Eisenbahn  von  Ostaschkow  auf  Toropez. 

20.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Verscharfung  der  Lage  bei  Isjum:  Gefahr  fUr  Naht  Mackensen  —  6.  Armee. 
Deutliche  Anzeichen  fiir  Vorbereitung  eines  grofieren  Angriffs  gegen  6.  Armee 
(Charkow). 

Absetzen  von  Luftlandetruppen  im  Riicken  der  Heeresgruppe  Mitte  nimmt 
zu.  —  Krafteverteilung  vor  3.  Pz. Armee  immer  noch  unklar.  Moglichkeit  zu= 
nehmenden  Druckes  auf  linken  Fliigel  XXIIL  AK.  und  auf  Cholm  von  Siiden. 

Zunehmender  Druck  auf  Cholm  von  Norden.  —  Umgehung  IL  AK.  aus 
Richtung  Ostaschkow  im  Siiden  und  Westen.  Umfassungsversuch  unserer 
Staraja=Russa=Abwehr  im  Siiden. 

[Bis  zu  diesem  Zeitpunkt  an  der  Ostfront  14  ^S7  schwere,  ca.  62  000  mittlere 
und  36  lyo  leichte  Erfrierungen. 
Ausfuhrliche  Lagebetrachtung  der  Ski}] 

21.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Die  Entwicklung  der  Lage  steht  unter  dem  Zeichen  des  angesagten  Grofi= 
angriffs  der  Russen  am  23.  2. 

Sud:  Auf  der  Krim  bei  Sewastopol  Angriffs vorbereitungen,  desgleichen  bei 
Kertsch. 

Bei  17.  Armee  starke  Angriffe  gegen  IV.  AK.,  die  zum  Zuriicknehmen  der 
Front  zwingen. 

Ernste  Lage  am  Westfliigel  17.  Armee,  wo  ein  starker  Infanterieangriff  ein= 
gesetzt  hat. 

1     Nr.i.  Ski.  I  b  50JI42  g.Kdos.Chefs.,  Ausziige  daraus  in  der  Einfuhrung,  S.6f. 

299 


B.  Kriegstagebuch 

Bei  6.  Armee  unverkennbar  Angriffsvorbereitungen  gegen  die  „Charkower 
Front". 

Mitte:  Zunahme  und  Riihrigkeit  der  Feindteile  hinter  der  Front  4.  Armee. 

Angriff  mit  neuen  Kraften  gegen  Mitte  und  Westfliigel  XXIII.  AK.  der 
9.  Armee. 

Es  scheint,  als  ob  der  Feind  gegen  Welish  keine  weiteren  ernsten  Angriffe 
mehr  beabsichtigt,  sondern  mit  frischen  Kraften  der  4.  StoEarmee  die  Ver= 
bindung  zur  39.  Armee  sucht. 

Nord:  Drei  Richtungen  der  feindlichen  Anstrengung  siidlich  Ilmensee: 
Cholm,  Staraja  Russa  und  Abschniiren  des  II.  AK.  Am  Wolchow  und  an= 
scheinend  auch  an  der  Ladoga=Front  keine  grofien  Ereignisse  zu  erwarten. 

In  Leningrad  wird  die  Ablosung  der  Pol.Div.  vom  Feind  laut  glossiert. 

22.  Februar  1942 
Notizen  Haiders  zur  Lage 

Lage:  Bei  Sud  Verscharfung  der  Lage  durch  panikartiges  Versagen  einer 
rum.  Division;  anscheinend  fiir  den  Feind  selbst  iiberraschend,  daher  zunachst 
nicht  ausgeniitzt. 

Bei  Mitte:  Am  Westfliigel  XXIII.  AK.  starker  Druck  von  Norden  und  von 
Westen. 

Bei  Nord:  wird  bei  II.  AK.  Zusammenziehen  des  II.  AK.  notwendig:  „Fe= 
stung  Demjansk"'.  Bei  Cholm  Spannung,  Ladoga  desgleichen. 

23.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Die  erwarteten  feindlichen  Angriffe  zu  Ehren  des  Tages  der  Roten  Armee 
sind  ausgeblieben.  Lage  im  wesentlichen  unverandert.  Druckpunkte  sind 
Ukraine  (Isjum),  Gegend  siidwestl.  Juchnow,  der  linke  Fliigel  XXIII.  AK.  und 
die  H.Gr.  Nord. 

24.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Verluste  im  Osten:  22.  6.  41  —  20.  2.  42 

Verwundet:  21  ^^^  Offz.e,    708  455  Uffz.e  und  Mannsch. 

Gef alien:  8  107  Offz.e,    198  017  Uffz.e  und  Mannsch. 

Vermifit:  747  Offz.e,      45  019  Uffz.e  und  Mannsch. 

Gesamt:         30464  Offz.e  ^  951  491  Uffz.e  und  Mannsch. 
Gesamtverlust:  981  895  =  30,68  Vo  von  einer  Durchschnittsstarke  des  Ost= 
heeres  von  3,2  Mill. 

1     In  den  Zahlenangaben  bei  den  Offizieren  steckt  ein  Fehler;  daher  auch  die  Ge= 
samtzahl  ungenau.  v 

300 


28.  Februar  1942 

Ein  im  ganzen  auffallend  ruhiger  Tag! 

Im  Kessel  von  Isjum  scheint  sich  der  Druck  nach  Westen  zu  verstarken.  Bei 
2.  Pz.Armee  starke  Partisanentatigkeit.  Bei  4.  Armee  greifen  die  Kampfe  wie= 
der  einmal  auf  die  Juchnower  RoUbahn  iiber.  Auch  die  Wjasmaer  RoUbahn 
ist  voriibergehend  unter  feindlichem  Feuer.  Bei  XXIII.  AK.  werden  die  An= 
griffe  von  Norden  abgewehrt.  Umfassungsbewegungen  von  Westen  und  Siid= 
westen  heben  sich  ab. 

Bei  Heeresgruppe  Nord  unverandert;  nur  im  Kessel  am  Wolchow  scheint 
sich  der  Druck  nach  Norden  in  Richtung  Ljuban  zu  verstarken.  An  der  La= 
doga=Front  wieder  schwere  Angriffe  abgewiesen. 

25.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

An  der  ganzen  Front  auffallend  ruhiger  Tag.  Anscheinend  Umgruppierun= 
gen,  Zufiihrungen  von  personellem  und  materiellem  Ersatz; 
Vorbereitungen  zum  weiteren  Angriff. 

26.  Februar  1942 
Notizen  Haiders  zur  Lage 

Im  allgemeinen  sehr  ruhiger  Tag!  Gegen  RoUbahn  4.  Armee  neuerdings 
starkerer  Druck  mit  Panzern.  Im  iibrigen  keine  wesentlichen  Veranderungen. 

[In  der  Nacht  vom  2^. fid.  Februar  britischer  Luftangriff  auf  Kiel] 

27.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Angriff  auf  Krim  hat  begonnen.  Auf  Kertscher  Seite  gegen  den  Nordfliigel 
(Rumanen)  mit  Erfolg.  Gegenangriff  ist  vorbereitet. 
Im  iibrigen  keine  wesentliche  Veranderung  der  Lage. 

[In  der  Nacht  vom  26./2J.  Februar  britischer  Luftangriff  auf  Kiel] 


28.  Februar  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Die  Lage  hat  sich  ziemlich  auf  der  ganzen  Front  erheblich  belebt. 

Schwere  Angriffe  auf  der  Krim  von  beiden  Seiten;  abgewiesen! 

Schwere  Angriffe  gegen  Mackensen  und  am  Bachmut,  schwachere  gegen 
XL  AK. 

Lebhaftere  Feindtatigkeit  bei  Mzensk  und  Suchinitschi.  An  der  RoUbahn 
nach  Juchnow  imd  der  Ostfront  von  H.Gr.  Mitte  die  iibUchen  Angriffe. 

301 


B.  Kriegstagebuch 

Sensation  am  Westfliigel  XXIII.  AK. :  Angeblich  f eindlicher  Bahnverkehr 
bis  dicht  an  den  Westfliigel  XXIII.  AK.  heran.  Auch  neue  Strafienverbindungen 
mit  zahlreichem  Kraftwagenverkehr  soUen  auf  einmal  von  Ostaschkow  und 
Toropez  dorthin  bestehen. 

Bei  H.Gr.  Nord  weiterhin  starker  Druck  auf  Cholm  von  Nord  und  Slid. 
Lage  II.  AK.  unverandert  schwierig. 

Luftversorgung  nur  knapp  ausreichend. 

Nordlich  des  Ilmensees  rafft  der  Feind  alle  Krafte  zusammen,  um  den  Druck 
aus  dem  Einbruchssack  westlich  des  Wolchow  auf  Ljuban  zu  verstarken.  Daher 
erhebliches  Nachlassen  des  Druckes  auf  XXXVIII.  AK. 

Grof,e  Besprechung  beim  Fiihrer  mit  OB  H.Gr.  Mitte  und  den  zugehorigen 
Armeefiihrern  2.  Pz.,  4.,  4.  Pz.,  9.,  3.  Pz.Armee.  Eichenlaub=Verteilungen.  Mo= 
del  wird  Generaloberst. 

Die  Besprechung  bestatigt  die  Bilder,  die  wir  von  den  Armeen  batten.  Die 
bisher  erteilten  Auftrage  bleiben  bestehen. 

[In  der  Nacht  vom  zy/zS.  Februar  britische  Luftangriffe  auf  Wilhelmshaven 
und  Kiel  Schwere  Beschadigung  des  Schlachtkreuzers  „Gneisenau" .] 

l.Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Fortsetzung  der  schweren  Angriffe  auf  der  Krim  und  im  Bogen  von  Isjum. 
AUenthalben  erfreuliche  Abwehrerfolge. 

An  der  Ostfront  der  2.  Pz.Armee  und  der  4.  Armee  scheinen  sich  neue  An= 
griffe  des  Feindes  vorzubereiten.  Gegen  den  Westfliigel  des  XXIII.  Armeekorps 
starker  Feinddruck,  bisher  ohne  Erfolg. 

Bei  H.Gr.  Nord  unverandert.  Die  auf  Ljuban  vorgeworfenen  Telle  des  Fein= 
des  sind  abgeschniirt. 

[Deutscher  Luftangrijf  auf  Anlagen  in  Sudw  est  en  gland.] 

2.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Besprechung  beim  Fuhrer  mit  den  OB  und  Kdr.  Generalen  der  H.Gr.  Nord. 

Ergebnis:  Angetreten  am  Wolchow:  7.  Marz  (bis  12.).  Gefordert  wird  Zu= 
sammenfassen  der  Luftwaffe:  7.  3.  bis  14.  3. 

Fuhrer  fordert:  Mehrere  Tage  vorher  vorbereitende  Wirkung  der  Luftwaffe 
(schwerste  Bomben  gegen  Lager  in  Waldern).  Nach  Abschlufi  des  Einbruchs 
am  Wolchow  soil  nicht  mehr  viel  Blut  aufgewendet  werden,  um  den  Feind 
im  Sumpf  niederzukampfen;  man  mufi  ihn  verhungern  lassen. 

Antreten  Cholm  5.  3.  Zufiihrung  von  Infanteristen  notwendig.  Artillerie 
und  schwere  Waffen  vorhanden. 


302 


5-  Marz  1942 

Fiir  7/.  AK.  Zufiihrung  von  Luftwaffen=Feldbtl.en  erwunscht;  Zufiihrung 
von  Ersatz,  der  bei  Heeresgruppe  bereit  ist,  notwendig. 

Antreten  Staraja  Russa:  13.— 16.  3.  —  Angriffsansatz  noch  unklar. 

Mir  scheinen  2  Akte  notwendig:  Schlagen  der  Briicke  zu  II.  AK.  und  dann 
Besitznahme  der  Strafie  Staraja  Russa— Demjansk. 

Da  der  Angriff  der  H.Gr.  Mitte  auf  Ostaschkow  wahrscheinlich  zwischen 
12.  und  16.  3.  fallt,  konnen  die  Luftflotten  bei  den  H.Gr.en  nur  fiir  ihre  eigene 
H.Gr.  eingesetzt  werden.  Das  schliefit  gelegentliche  Aushilfe  fiir  Sonderauf= 
gaben  nicht  aus. 

Die  Lage  zeigt  im  allgemeinen  keine  wesentlichen  Veranderungen.  Die  An= 
griffe  des  Feindes  auf  der  Krim  und  bei  17.  Armee  sind  abgeschlagen.  Auf  den 
iibrigen  Fronten  nur  geringere  Kampfhandlung. 

3.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Auf  der  Krim  infolge  beginnender  Verschlammung  Nachlassen  der  Angriffe. 
Bei  Kleist  erfreuliche  Angriffserfolge,  besonders  an  der  gefahrlichen  Stelle 
bei  1.  Geb.Div.  Auf  der  iibrigen  Front  aufier  den  ortlichen  Angriff  en  keine 
wesentlichen  Ereignisse. 

Ob  die  seit  langerer  Zeit  angesagten  Angriffe  in  Richtung  Orel  und  gegen 
den  Suchinitschi=Bogen  wirklich  kommen  werden,  bleibt  abzuwarten^ 

Bei  Nord  siidlich  des  Ilmensees  keine  wesentliche  Veranderung,  nordlich 
des  Sees  vermehrte  Umgruppierung  des  Feindes  gegen  die  Nordfront  des 
Einbruchsackes. 

4.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

In  der  Lage  keine  wesentliche  Veranderung.  Aussprache  Fuhrer  mit  von 
Kluge  liber  Vermeiden  von  Kraftezersplitterung  zugunsten  Angriffs  auf 
Ostaschkow. 

[Schwerer  britischer  Luftangriff  auf  die  Renault=Werke  in  Billancourt  bei  Paris 
in  der  Nacht  vom  ^.14.  Marz.] 

5.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Verluste  des  Ostfeldzuges  vom  22.  6.  41  —  28.  2.  42 

Verwundet:    22  119  Offz.e,  725  642  Uffz.e  imd  Mannsch. 
Gef alien:  8  321  Offz.e,  202  251  Uffz.e  und  Mannsch. 

Vermifit:  792  Offz.e,     46  511  Uffz.e  und  Mannsch. 

Gesamt:  31232  Offz.e,  974404  Uffz.e  und  Mannsch. 


1     Die  4.  Armee  raumt  Juchnow. 


303 


B.  Kriegstagebuch 

Gesamtverluste  des  Heeres  (ohne  Kranke) :  i  005  636  —  31,40^0  bei  Durch= 
schnittsstarke  des  Ostheeres  von  3,2  Mill. 

Lage:  Ohne  wesentliche  Anderung.  Krim  Ruhe  (Bodenverhaltnisse).  Ukraine 
Angriffe  abgewiesen.  —  Siidl.  und  siidwestl.  Suchinitschi  nimmt  der  Feind= 
druck  zu. 

An  den  beiden  Fliigeln  der  4.  Pz.Armee  (17.  und  35.  Div.)  feindliche  Ein= 
briiche,  ebenso  an  der  Nordfront  XXIII.  AK.,  allerdings  nur  ortlicher  Art.  — 
Bei  H.Gr.  Nord  keine  Veranderung;  Druck  auf  II.  AK.  halt  an. 

6.Marzl942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

In  der  Lage  keine  wesentlichen  Veranderungen.  Teils  infolge  des  Wetters, 
teils  infolge  des  Krafteverbrauchs  beschranken  sich  die  Angriffe  des  Feindes 
auf  ortliche  Vorstofie. 

7.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 
In  der  Lage  keine  wesentliche  Veranderung. 


8.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Uberraschender  Angriff  gegen  XIV.  AK.  bei  v.  Kleist,  ferner  gegen  Sud= 
fliigel  und  Ostfront  der  6.  Armee.  Fiihrer  gibt  gegen  meinen  Antrag  3.  Pz.Div. 
an  Bock  frei. 

Im  librigen  aufier  kritischer  Lageentwicklung  bei  Cholm  nichts  grundsatzlich 
Neues. 

H.Gr.  Mitte  verzettelt  ihre  Krafte  gegen  russische  39.  Armee.  Fiihrer  kann 
sich  noch  nicht  zu  einem  klaren  Befehl  entschliefien. 


9.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Angriffe  gegen  Siidfliigel  und  Mitte  der  6.  Armee  haben  ortliche  Erfolge. 
Bei  Suchinitschi  erhebliche  Verstarkung  des  Feindes.  An  der  Westfront  der 
9.  Armee  (russ.  39.  Armee)  einige  Erfolge. 

Bei  Cholm  mit  starker  Fliegerwirkung  ortliche  Fortschritte. 

[In  der  Nacht  vom  8jg.  Marz  britischer  Luftangriff  auf  Essen.] 


304 


12.  Marz  1942 

10.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 
Angriff  gegen  Siidfliigel  der  6.  Armee  abgefangen,  gegen  Ostfront  der  6.  Ar= 
mee  mit  ortlichen  Erfolgen  des  Feindes  im  Gange. 
Im  grofien  keine  entscheidenden  Veranderungen. 

[In  der  Nacht  vom  g./io.  Marz  britischer  Luftangriff  auf  Essen.] 


11.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Lage:  Trotz  harter  Angriffe  an  Ostfront  und  Nordfront  der  Gruppe  Kleist 
keine  nennenswerten  feindlichen  Erfolge. 

Besprechung  beim  Fiihrer  mit  Gfm.  v.  Kluge  und  Generaloberst  Model. 

Besprechung  der  Lage  (v.  Kluge  lebt  nur  von  Tageseindriicken  und  denkt 
nicht  voraus;  abhangig  von  seinen  willensstarken  Armeefiihrern).  Bespre= 
chung  der  Absichten  an  Westfront  der  9.  Armee  (der  Fiihrer  lajSt  wieder  un= 
notig  viel  Freiheit)  und  des  Angriffs  auf  Ostaschkow.  Die  Art  des  Vortrags 
gibt  kein  Bild  der  gedanklichen  Grundlagen  des  Ansatzes. 

Mehrfache  Gesprache  mit  v.  Kuchler.  Beimruhigt  iiber  die  durch  Wetter= 
lage  bedingte  Verschiebung  des  Angriffs  am  Wolchow.  Der  Fiihrer  verlangt 
aber  Verschiebung  bis  zu  einer  Wetterlage,  die  voUen  Einsatz  der  Luftwaffe 
erlaubt. 

Besprechung  des  Angriffsansatzes  Staraja  Russa,  bei  dem  der  entscheidende 
Angriffskeil  zu  schwach  zu  sein  scheint. 

[In  der  Nacht  vom  lo./ii.  Marz  britischer  Luftangriff  auf  Ziele  im  Ruhrgebiet 
sowie  auf  Bengasi.] 

12.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Angriffe  bei  H.Gr.  Siid  flauen  im  Isjum=Bogen  ab;  bei  6.  Armee  greifen 
6  Div.en  an.  Drtliche  Spannung.  Angriffe  gegen  Ost=  und  Nordfront  der 
2.  Pz.Armee  halten  an.  Bei  9.  Armee  Wiederaufleben  der  Angriffe  an  der 
Nordfront. 

Bei  H.Gr.  Nord  konnte  Wolchow=Angriff  immer  noch  nicht  starten  (kein 
Fliegerwetter).  Zunehmende  Spannung  bei  Pogostje. 

[Vortrag  des  Ob.d.M.  beim  Fiihrer^.] 

1     Vgl.  Niederschrift  hieriiber  Nr.  1,  Ski.  lb  ^88/42  g.Kdos.  Chefs,  in:  Lagevortrage 
des  Ob.d.M.,  a.  a.  O. 

305 


B.  Kriegstagebuch 

13.  Marz  1942 
Notizen  Haiders  zur  Lage 

Krim:  Auf  Kertsch  haben  Angriffe  wieder  begonnen  (ortliche  Erfolge  am 
Nordfliigel). 

Bei  V.  Kleist  erfolgreicher  Gegenstofi  60.  mot.Div.  entlastet  die  Lage. 

Bei  6.  Armee  dauern  die  Angriffe  an.  Angriffsgruppe  (anscheinend  6  feindl. 
Div.en)  scheint  nicht  verstarkt  zu  sein. 

An  der  iibrigen  Front  nichts  wesentlich  Neues.  Einzelheiten :  Angriff  nord= 
westl.  Rshew,  anscheinend  Verstarkung  Demidoff— Welish;  gespannte  Lage 
bei  Pogostje. 

H.Gr.  Nord:  Der  urspriinglich  fiir  13.  geplante  Angriff  am  Wolchow  wird 
verschoben.  Unstimmigkeiten  zwischen  Erd=  und  Luftfiihrung. 

[In  der  Nacht  vom  i2./i^.  Marz  britischer  Luftangriff  auf  Kiel] 


14.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Angriff  Kertsch  mit  schweren  Verlusten  abgewiesen.  Angriff  im  Isjum= 
Bogen  fortgesetzt,  aber  abgewiesen. 

Bei  6.  Armee  sind  die  Angriffe  im  nordlichen  Teil  des  Angriffsfeldes  zu= 
riickgeworfen,  im  Siidteil  erschweren  die  Walder  noch  den  Uberblick.  An  den 
iibrigen  Frontstellen  keine  Veranderung  der  Lage. 

Fast  an  der  ganzen  Front  schwere  Schneestiirme,  die  auch  ernste  Verkehrs= 
schwierigkeiten  zur  Folge  haben,  und  Kalteriickfall. 
Verluste  22.  6.  41  —  10.  3.  42 

Verwundete:  22551  Offz.e,      750634  Uffz.e  und  Mannsch. 
Gef alien:  8456  Offz.e,      210595  Uffz.e  und  Mannsch. 

Vermilit:  805  Offz.e,        47  959  Uffz.e  und  Mannsch. 

Gesamt:  31812  Offz.e,  1009188  Uffz.e  und  Mannsch. 

Gesamtverlust  (ohne  Kranke) :  1  041  000  —  32,53  Vo  bei  durchschnittlicher 
Starke  des  Ostheeres  von  3,2  Mill. 

[In  der  Nacht  vom  i^./i4.  Marz  britischer  Luftangriff  auf  Koln.] 

15.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

[FUhrer  in  Berlin^.] 

Angriff  auf  der  Krim  bei  Sewastopol  und  bei  Kertsch.  Bei  letzteren  An= 
griffen  ortliche  Feinderfolge. 

1     Rede  Hitlers  anlajilich  des  Heldengedenktages  im  Berliner  Zeughaus. 

•^06 


i8.  Marz  1942 

Bei  H.Gr.  Slid  siidlich  des  Donez  Angriffe  abgewiesen.  Nordlich  des  Donez 
ist  im  Nordteil  des  Angriffsfeldes  Lage  gespannt,  im  Siidteil  sehr  unklar. 

Bei  H.Gr.  Mitte  infolge  unerhorten  Schneesturms  im  allgemeinen  geringe 
Gefechtstatigkeit.  Nur  bei  9.  Armee  (Nordfront)  sehr  ernste  Angriffe. 

Bei  H.Gr.  Nord  ist  der  Wolchow=Angriff  angetreten  und  hat  im  Siiden  ge= 
ringe,  im  Norden  befriedigende  Fortschritte  gemacht. 

An  der  Ladoga=Front  dauern  die  feindlichen  Angriffe  an;  die  Lage  bleibt 
gespannt. 

[In  der  Nacht  vom  14./!^.  Miirz  britische  Luftangriffe  auf  Ziele  auf  Rhodes 
und  bei  Heraklion  (Kreta).] 


16.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 
[Fuhrer  in  Berlin.] 

Fortsetzung  der  Angriffe  bei  Kertsch  und  an  den  iibrigen  Druckstellen  der 
Heeresgruppe  Siid  ohne  Erfolg.  Auch  bei  Mitte  nur  ortliche  Feindangriffe  ohne 
Erfolg.  Bei  H.Gr.  Nord  am  Wolchow  langsame  Fortschritte;  bei  Pogostje  Ab= 
wehrerfolg,  aber  noch  keine  Sicherheit  gegen  weitere  ernste  Spannungen. 

17.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 
[Fuhrer  von  Berlin  zurUck.] 

Ohne  wesentliche  Veranderungen.  Der  Angriff  am  Wolchow  gewinnt  nur  sehr 
langsam  Boden.  Bei  Pogostje  vermehrte  Spannung. 

18.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Die  Angriffe  im  Bereich  der  Heeresgruppen  Siid  und  Mitte  werden  fort= 
gesetzt,  tragen  aber  unzusammenhangenden  und  ortlichen  Charakter.  Nen= 
nenswerte  neue  Verbande  werden  nicht  eingesetzt.  Bei  Kertsch  fallt  die  Zahl 
der  Panzer  auf;  es  sind  aber  meist  wertlose  alte  Panzer  aus  Schulverbanden  pp. 

Bei  Heeresgruppe  Nord  gewinnt  zwar  der  am  Wolchow  von  Norden  her 
angesetzte  Angriffskeil  westlich  der  Strafie  langsam  an  Boden.  Der  siidliche 
Angriff  kommt  aber  nicht  vorwarts,  weil  hier  der  Feind  sehr  stark  gegen= 
angreift.  Im  Wolchow=Kessel  scheint  die  feindliche  Angriffskraft  allmahlich 
etwas  zu  erlahmen,  aber  bei  Pogostje  macht  der  Feind  dauernd  kleine  ortliche 
Fortschritte,  welche  die  Lage  doch  als  recht  gespannt  ansehen  lassen. 

V.  KUchler  will  mit  Riicksicht  auf  die  immer  gespannter  werdende  Lage 
bei  IL  AK.  den  Angriff  bei  Staraja  Russa  am  20.  3.  fiihren.  Der  Fiihrer  will 

307 


B.  Kriegstagebuch 

aber  diesen  Angriff  erst  loslassen,  wenn  die  Liicke  am  Wolchow  geschlossen 
ist.  Man  kann  nur  hoffen,  dajS  bis  zu  diesem  Zeitpunkt  die  Lage  bei  Zorn  nicht 
unertraglich  geworden  ist. 

19.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Der  Gegner  versucht  offenbar,  vor  Eintritt  des  Tauwetters  noch  zu  ort= 
lichen  Erfolgen  zu  kommen.  Der  Tag  war  zwar  ruhig,  aber  die  Vorbereitung 
zu  weiteren  Angriffen  ist  an  den  bekannten  Druckstellen  zu  erkennen. 

Wolchow=Front  ist  geschlossen.  Lage  bei  Pogostje  wird  immer  schwieriger. 


20.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Auf  der  Krim  ist  ein  Gegenangriff  der  ii.  Armee  an  der  Kertsch=Front  nur 
teilweise  gelungen.  22.  Pz.Div.  ist  im  Angriff  auf  starke  Feindpanzer  gestofien 
und  anscheinend  zuriickgeworfen  worden.  Bei  6.  Armee  am  Nordfliigel  des  An= 
griffsbereichs  emeut  feindliche  Angriffe,  die  abgewiesen  wurden. 

Bei  Heeresgruppe  Mitte  aufier  bei  35.  Div.  auf  der  Westfront  keine  wesent= 
lichen  Kampfhandlungen.  Es  scheint  aber,  als  ob  dort  Feind  weitere  Angriffe 
vorbereite. 

Bei  9.  Armee  haben  unsere  Angriffe  nur  geringen  Erfolg  gehabt. 

Bei  Staraja  Russa  sind  vorbereitende  Fliegerangriffe  durchgefiihrt  worden. 
Der  Angriff  selbst  wird  morgen  gefiihrt  werden.  Lage  bei  II.  AK.  wird  wieder 
zuversichtlich  beurteilt. 

An  der  Wolchow=Front  nur  schwachliche  Angriffe  gegen  die  geschlagene 
Briicke,  aber  Antransport  neuer  Krafte  von  Osten. 

Bei  Pogostje  Lage  gefestigt. 

An  der  Kronstadter  Front  erstmals  wieder  ortliche  Angriffe  mit  Panzern. 


21.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Angriff  Staraja  Russa  angetreten.  Befriedigende  Erfolge  bei  5.  lei.  Div.  Im 
iibrigen  noch  geringe  Erfolge. 

Im  iibrigen  ist  die  Lage  gegeniiber  dem  Vortag  an  der  gesamten  Ostfront 
imverandert. 

22.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Angriff  Staraja  Russa  schreitet  befriedigend  fort. 
Im  ubrigen  keine  wesentlichen  Veranderungen. 

308 


25.  Marz  1942 

23.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 
Ohne  wesentliche  Veranderung.  Angriff  Staraja  Russa  schreitet  vorwarts. 
Spannungen  bei  Pogostje  wachsen.  Um  letztere  auszusitzen,  wird  vom  Fiihrer 
das    fiir    die    Inselunternehmung    herangefiihrte    Gebirgsjagerregiment    frei= 
gegeben. 

[Weisung  40  betr.  Befehlsbefugnisse  an  den  Kusten  vom  23.  5.  ig42^.] 


24.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

[Konig  Boris  beim  Fiihrer;  kein  FUhrervortrag.] 

Im  allgemeinen  ein  besonders  ruhiger  Tag.  Angriff  bei  Staraja  Russa  sdirei= 
tet  recht  befriedigend  vorwarts. 

Die  Lage  bei  Pogostje  bleibt  gespannt,  doch  ist  zu  erwarten,  daJS  sie  bis 
zum  Eintreffen  der  Gebirgsjager  gehalten  werderi  kann. 

Unbequem  ist  im  Riickeri  der  Heresgruppe  Mitte  die  Lage  um  Jelnja,  das  von 
Partisanen  und  Teilen  der  aktiven  durchgebroch.  Truppen  scharf  angegriffen 
wird.  Bis  ausreichende  Kraf te  unsererseits  heran  sind,  werden  2  Tage  vergehen. 

[In  der  Nacht  vom  2^.124.  Marz  deutscher  Luftangrijf  auf  Dover.  Luftangrijf 
auf  Malta  mit  etwa  200  Flugzeugen.] 


25.  Marz  1942 

Verluste  vom  22.  6.  41  bis  20.  3.  42. 

Verwundet:     23026  Offz.e,      773490  Uffz.e  und  Mannsch. 
Gef alien:  8640  Offz.e,      216919  Uffz.e  und  Mannsch. 

Vermifit:  819  Offz.e,        50122  Uffz.e  und  Mannsch. 

Gesamt:  32485  Offz.e,  1040581  Uffz.e  und  Mannsch. 

Gesamtverlust  bei  den  Ostoperationen  (ohne  Kranke):  1  073  066  =  33,52^0 
bei  3,2  Mill. 

An  der  Kertsch=Front  starker  Abwehrerfolg.  Auch  Gruppe  v.  Kleist  hat  aus= 
gesprochenen  Abwehrerfolg;  starke  Beanspruchung  der  Truppe.  Paulus  macht 
erfolgreichen  Gegenangriff. 

Bei  H.Gr.  Mitte  lebt  Angriff  bei  4.  Armee  (RoUbahn)  wieder  auf.  Im  iibrigen 
Hauptsorge  um  Riicken  (feindl.  Garde=Kav.Korps  gegen  Gruppe  Haase).  Bei 
9.  Armee  weitere  schwere  Angriffe  mit  Einsatz  einer  neuen  Panzerbrigade 
beim  Feind. 


Vgl.  Walther  Hubatsch,  Hitlers  Weisungen  fiir  die  Kriegfiihrung  ig^g—45,  Frank' 
furt  a.  M.  (Bernard  &  Graefe  Verlag  fiir  Wehrwesen)  1962,  S.  1^6—182. 


309 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Nord:  Gutes  Fortschreiten  des  Angriffs  Staraja  Russa.  Angriff  Po= 
gostje:  nach  recht  tiefem  Einbruch  anscheinend  voriibergehend  eingedammt. 
Gebirgsjager  fiir  Gegenangriff  im  Anmarsch. 

Beim  Fuhrer:  Langer  Vortrag  Feldmarschall  List  iiber  seine  Reiseeindriicke 
Norwegen  und  Lappland.  Lehnt  ein  Wehrmachtoberkommando  iiber  den  Nor= 
den  als  unnotig  ab,  weil  Nordteil  immer  allein  handeln  miisse,  Siidteil  straff  ge= 
fiihrt  sei. 

[Schwerer  Luftangriff  auf  Malta  mit  etwa  go  Vlugzeugen.] 


26.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Lage  fast  vollig  unverandert.  Geringe  Kampftatigkeit.  Infolge  Vereisungs= 
gefahr  auch  geringe  Lufttatigkeit.  Etwas  lebhaftere  Kampftatigkeit  nur  bei 
6.  Armee,  wo  der  Angriff  Breith  auf  feindlichen  Gegenangriff  gestofien  ist,  und 
bei  Pogostje,  wo  die  Lage  sich  unerfreulich  entwickelt  (tiefer  Einbruch,  angeb= 
lich  mehrfach  52=to=Panzer). 

Noch  iiberall  Tauwetter.  Dadurch  erhebliche  Bewegungshindernisse. 

[In  der  Nacht  vom  z^./id.  Marz  britischer  Luftangriff  auf  Ziele  im  Ruhrgebiet.] 


27.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Lage:  Vor  6.  Armee  hat  der  Feind  seine  letzte  Reserve  (IIL  Garde=Kav.= 
Korps)  eingesetzt.  —  Bei  4.  Armee  Druck  auf  19.  Pz.Div.  Folge:  Verzogerung 
Kirow.  Bei  9.  Armee  schwerer  Angriff  von  Norden  und  Siiden  westlich  Rshew. 
Folge:  Vorschlag  einer  „kleinen  Losung''  und  innerliches  Abriicken  von 
Ostaschkow. 

Bei  Nord  weitere  Verschlechterung  der  Lage  siidlich  Pogostje. 

[Auf  Anregung  des  OB  West  befiehlt  der  FUhrer  die  Obernahme  der  Isle  de 
Croix  durch  die  Kriegsmarine.] 


28.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Abgewiesener  englischer  Angriff  gegen  St.  Nazaire. 

Lage:  Heftige  Angriff e  auf  9.  Armee  westlich  Rshew  von  Siiden  und  Nor= 
den  fuhren  zu  verscharfter  Lage. 

Die  „Briicke''  am  Wolchow  vom  Feind  wieder  zerstort.  Ein  Nachschubweg 
ist  fiir  ihn  wieder  offen.  Lage  bei  Pogostje  empfindlich  gespannt. 

310 


31-  Marz  1942 

Im  iibrigen  an  der  Front  Fortsetzung  der  Feindangriffe  bei  Kertsch  und 
Woltschansk,  unsererseits  mit  Erfolg  bei  Staraja  Russa. 

Die  innere  Einstellung  der  Fiihrung  zur  Durchfiihrbarkeit  des  Angriffs  auf 
Ostaschkow  wird  immer  unsicherer. 

Auch  das  mit  grofiter  Beredsamkeit  angepriesene  Kirow=Untemehmen 
schrumpft  immer  mehr  zu  einer  Notlosung  zusammen.  Die  Fiihrung  der  Hee= 
resgruppe  Mitte  ist  recht  schwach,  aulierdem  recht  redselig. 

Besprechung  beim  Fuhrer:  iiber  Grofie  Lage.  Vortrag:  Aufmarsch  zu  „Sieg= 
fried''.  Einverstanden ! 


29.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Bis  auf  H.Gr.  Nord  keine  wesentlichen  Veranderungen.  Nur  bei  4.  Armee 
wird  der  Druck  gegen  19.  Pz.Div.  starker. 

Bei  H.Gr.  Nord  ist  die  Briicke  am  Wolchow  endgiiltig  wieder  geplatzt.  Die 
Lage  siidlich  Pogostje  ist  recht  unerfreulich. 

Gegen  den  „Flaschenhals''  stehen  Angriffe  bevor.  Das  Gesamtbild  ergibt, 
daii  der  Feind  vor  Beginn  der  Schneeschmelze  verzweifelte  Bemiihungen  macht, 
noch  zu  einem  Erfolg  zu  kommen.  Schwerpunkt  im  Norden. 

[In   der  Nacht  vom  iS.lig.  Marz   britischer  Luftangriff  (2^4   Bomber)   auf 
Liibeck.  Zerstorung  der  Innenstadt,  ^20  Tote,  y8^  Verletzte.] 


30.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Lage  ohne  wesentlicheVeranderung.  UnserAngriff  bei  Staraja  Russa  hat  nicht 
wesentlich  Boden  gewonnen  und  mufi  Schwerpunkt  an  den  Nordfliigel  ver= 
legen.  Am  Wolchow  ist  die  Liicke  noch  nicht  geschlossen.  Bei  Pogostje  ist  der 
Gegenangriff  gut  angelaufen.  An  der  iibrigen  Front  verhaltnismafiig  Ruhe. 

31.  Marz  1942 

Notizen  Haiders  zur  Lage 

Besprechung  beim  Fuhrer  mit  v.  Kluge  und  Model.  Beide  melden,  dafi  die 
Beanspruchung  der  Truppe  die  Durchfiihrung  des  Angriffs  auf  Ostaschkow  im 
jetzigen  Augenblick  nicht  erlaube. 

Entscheidung :  An  der  Rshewer  Front  sollen  die  Bemiihungen  der  9.  Amee 
sich  darauf  beschranken,  die  Voraussetzung  fiir  den  Start  „Briickenschlag'' 
nach  der  Schlammzeit  zu  schaffen,  im  iibrigen  die  Zugangswege  fiir  russ.  29. 
und  39.  Armee  mit  moglichst  geringen  Kraften  sperren.  H.Gr.  soil  aulierdem 
in  ihrem  riickwartigen  Gebiet  Ordnung  machen  und  Krafte  ausgleichen. 

311 


h  b'i  uiv*!  ..n 


Das  zweite  Quartal 
(1.  April  bis  30.  Juni  1942) 


1.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW*) 
Gen.Oberst  Haider  schneidet  beim  Lagevortrag^  die  Frage  an,  wie  die 
Operationsabsichten  im  Siiden  getarnt  und  die  Fiktion  einer  Fortfiihrung  un= 
seres  Angriffs  auf  Moskau  aufrechterhalten  werden  konnen.  Der  Fuhrer  be= 
fiehlt  u.  a.,  dafi  in  den  mit  den  Verbiindeten  zu  fiihrenden  Vorbesprechungen 
aufierste  Vorsicht  zu  walten  habe  und  die  Ziele  der  Operationen  nicht  zu  nen= 
nen  seien.  Grundgedanke  der  Mafinahmen  zur  Tauschung  des  Gegners  soil 
ein  Angriff  auf  Moskau  sein. 

Gen.Oberst  Haider  legt  dem  Fuhrer  ein  Fernschreiben  an  die  H.Gr.  Mitte 
(nachrichtlich  an  H.Gr.  Nord)  vor,  das  das  Ergebnis  der  gestrigen  Besprechung 
zusammenf afit :   Die  Durchfiihrung  des  Angriffs   auf  Ostaschkow  nach  Be= 

1  Fur  das  zweite  Quartal  steht  anstelle  des  fiir  verloren  anzusehenden  Kriegs= 
tagebuches  des  WFStabes  das  Kriegstagebuch  der  Kriegsgesdiiditlichen  Abteilung 
des  OKW  (unter  Oberst  d.  G.  Scherff)  zur  Verfiigung.  Dieses  wurde  in  der  Zeit 
vom  1.  April  bis  30.  Juni  1942  alter  Wahrscheinlichkeit  nach  von  dem  Gehilfen 
Scherff s,  demRittmeister  der  Reserve  Dr.  H.  Scheidt,  gefUhrt.  In  ihm  sind  folgende 
Verweise  enthalten:  Sch.  =  Aufzeichnungen  und  mUndliche  Mitteilungen  von 
Oberst  d.  G.  Scherff  (vom  KTB=FUhrer  unmittelbar  in  das  KTB  hineingearbeitet) ; 
Stellv.WFSt  =  das  (als  verloren  anzusehende)  KTB  WFStabes;  Ausl.  —  Kriegs= 
tagebuch  der  Abteilung  Ausland;  VJNV  —  Kriegstagebuchmeldungen  der  Ab= 
teilung  Wehrmachtnachrichtenverbindungen.  Fotokopien  dieses  KTB  der  Kriegs- 
geschichtlichen Abteilung  stellte  das  Institut  fUr  Zeitgeschichte  MUnchen  zur 
Verfiigung.  Das  KTB  war  unter  der  Nr.  iSoy  in  die  PS=Dokumentenreihe  der 
NUrnberger  Dokumente  eingereiht. 

Fiir  die  Zeit  vom  i.  Mai  bis  ^o.  Juni  standen  ferner  die  Lageberichte  des  OKH 
zur  Verfiigung.  Sie  entstammen  dem  Teil  D  des  KTB  der  1.  Ski.  (Kr  IJ862  f., 
19326  f.,  17596  g  —  Kr  200  76  f.  OKM).  Fotokopien  hiervon  verdanke  ich  der 
freundl.  Vermittlung  von  Professor  Dr.  Walther  Hubatsch. 

Fiir  die  Zeit  vom  1.  bis  30  April  wurden  die  Lagenotizen  des  Chefs  des  GeneraU 
stabes  des  Heeres,  Generaloberst  Haider,  zur  Erganzung  mit  aufgenommen. 
Die   OKH=Lageberichte  wurden  jeweils  fiir  8.00   Uhr  des   betreffenden   Tages 
zusammengestellt. 

2  Notizen  Haiders: 

„Ohne  grundsatzliche  Veranderungen.  Bei  Staraja  Russa  langsamer  Fortsdiritt." 

313 


B.  Kriegstagebuch 

endigung  der  Schlammperiode  ist  vorzubereiten.  Daneben  steht  das  Ordnen 
der  Krafte  und  das  rechtzeitige  Herauslosen  der  fiir  Abgabe  bzw.  Auffrischung 
vorgesehenen  Verbande  und  Heerestruppen  im  Vordergrund  der  Aufgaben 
der  Heeresgruppen^. 

Der  Tuhrer  rechnet  damit,  dajS  die  Tiirkei  eines  Tages  auf  unsere  Seite  uber= 
tritt,  und  gibt  Anweisung,  den  Wiinschen  der  Tiirken  auf  Waffenkauf  weit= 
gehend  nachzukommen. 

Lagebeurteilung  des  Oberbefehlsh.  West  vom  30.  3. 

Gen.Major  Juppe,  bisheriger  Chef  der  Amtsgruppe  WNV,  wird  versetzt  zur 
Fiihrerreserve  OKH.  Zum  Chef  der  Ag.  WNV  wird  ernannt:  Oberst  Thiele, 
OKH/Chef  des  Stabes  des  Chefs  HNV.  (WNV) 


2.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Der  Angriff  des  X.  AK.  zum  Entsatz  des  im  Raum  um  Demjansk  eingeschlos= 
senen  II.  AK.  gewinnt  Boden.  Die  Strafie  Kobylkino— Staraja  Russa  wurde 
bei  Borrissowo  erreicht^. 

In  der  Nacht  zum  1.  4.  sind  die  norwegischen  Schiffe  in  Goteborg  aus= 
gelaufen.  Von  5  Tankern,  4  Dampfern  und  1  Walkocherei  haben  sich  beim 
Angriff  der  deutschen  Vorpostenboote  selbst  versenkt:  a  Walkocherei,  1  Tan= 
ker,  2  Dampfer.  2  Dampfer  sind  in  die  schwedischen  Hoheitsgewasser  zuriick= 
gekehrt.  Einer  oder  auch  zwei  Tanker  sind  von  der  Luftwaffe  versenkt.  Von 
2  Tankern  fehlt  Meldung.  Die  Schiffe  waren  zum  groliten  Teil  bewaffnet  und 
haben  das  Feuer  erwidert. 

Auf  Grund  einer  am  1.  4.  vorgelegten  Ubersicht  liber  die  in  Norwegen  be= 
findHchen  und  in  den  nachsten  Monaten  dort  zum  Einsatz  kommenden  Streit= 
krafte  der  Kriegsmarine  befiehlt  der  Fuhrer,  die  Verstarkung  der  in  Norwegen 
befindlichen  Seestreitkrafte  zu  beschleunigen. 

Der  Fuhrer  stellt  erneut  Oberlegungen  an,  welche  Absichten  und  MogUch= 
keiten  der  Russe  zur  Fortfiihrung  des  Kampfes  hat.  Er  halt  es  aus  Griinden 
der  industriellen  Kapazitat  fiir  unwahrscheinlich,  dafi  der  Russe  namhafte 
neue  Armeen  aufstellen  kann. 

Der  Mil.Att.  in  Rom,  Gen.  v.  Rintelen,  iibersendet  einen  Bericht  iiber  die 
derzeitige  Lage  Italiens,  der  zu  der  Schlufifolgerung  kommt,  dafi  die  unge= 
niigende  Kriegsvorbereitung  und  andere  militarische  und  wirtschaftliche  Man= 
gel  den  nachhaltigen  und  dauernden  Beitrag  Italiens  zur  gemeinsamen  Kriegs= 


Gen.St.d.H./Op.Abt.  (IM)  Nr.  420199142  g.Kdos.  Chefs,  vom  1.  April  1942   im 

Dokumenten=Anhang  Nr.  6. 

Notizen  Haiders: 

„Keine  wesentlichen   Veranderungen.   Infolge  schlechter  Witterung  Lufteinsatz 

bei  Angriffen  der  Heeresgruppe  Nord  nicht  moglich;  daher  keine  Fortsetzung 

der  Angriffe,  sondern  Aufschliefien." 


314 


5.  April  1942 

fuhrung  behindern.  Die  zukiinftige  italienische  Haltung  und  Fahigkeit  hange 
vollig  von  der  militarischen  Entwicklung  ab.  Nach  Ansicht  des  Comando  Su= 
premo  sei  die  Niederringung  der  UdSSR  noch  im  Jahre  1942  allein  entschei= 
dend.  (Ausl.) 

3.  April  1942 

(KTB  der  KriegsgeschichtlicKen  Abteilung  des  OKW) 

Der  Fuhrer  betont  die  Notwendigkeit,  die  Bundesgenossen  in  der  Offent= 
lichkeit  mit  ihren  Leistungen  und  Schwachen  auf  das  schonendste  zu  behan= 
deln.  Kemal  Atatiirk  sei  z.  B.  dutch  unsere  taktlose  MilitarschriJFtstellerei  iiber 
den  Weltkrieg  schwer  verstimmt  worden.  —  Er  halt  bei  den  Handelsbezie= 
hungen  z.  B.  gegeniiber  Rumanien  grofite  Loyalitat  fiir  notwendig. 

Der  rumanische  Generalstahschef,  General  Steflea,  wird  zu  einem  kurzen 
Hoflichkeitsbesuch  vom  Fuhrer  empfangen. 

Dem  Chef  WFSt  wird  eine  Tabelle  eingereicht,  aus  der  die  moglicherweise 
zu  erreichende  Verkiirzung  der  Frontlange  der  H.Gr.  Mitte  und  die  sich  daraus 
ergebenden  Frontbreiten  der  eingesetzten  Divisionen  zu  entnehmen  sind^ 

Unter  Bezug  auf  einen  Bericht  des  Gen.Feldm.  List  erlafit  Chef  OKW  eine 
Anweisung  fiir  die  Mafinahmen  zur  Erhohung  der  Verteidigungskraft  Nor= 
vvegens. 

4.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Vor  der  Front  der  4.  und  4.  Pz.Armee  ist  eine  Verminderung  der  feindlichen 

Angriffstatigkeit  eingetreten^. 

Dem  Fuhrer  wird  der  1.  Entwurf  zur  Weisung  Nr.  41  vorgelegt,  die  auf 

der  Besprechung  vom  28.  3.  fufit.  Der  Fuhrer  wird  die  Weisung  selbst  durch= 

arbeiten. 

5.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Gen.Oberst  Haider  tragt  eine  schriftliche  Beurteilung  der  Lage  der  11.  Armee 
auf  der  Krim  vor  und  macht  den  Vorschlag,  den  Gen.Oberst  von  Manstein 
demnachst  zur  miindlichen  Berichterstattung  heranzuziehen^. 


NoHzen  Haiders: 

„Ohne  wesentliche  Veranderungen.  Audi  bei  Staraja  Russa  infolge  sdilechten 

Wetters  und  fehlender  Fliegeruntersttitzung  kein  Angriff." 

Notizen  Haiders: 

„Lage   unverdndert.    H.Gr.en   Siid   und   Mitte   stehen    unter   dem   Zeichen    des 

heginnenden  Tauwetters.  Bei  H.Gr.  Nord  noch  schlechte  Wetterlage." 

Notizen  Haiders: 

„AuffaUend  scharfer  Angriff  gegen  9.  Armee  von  Norden;  angeblidi  audi  Panzer 

315 


B.  Kriegstagebuch 

Der  Fiihrer  hat  den  Entwurf  zur  Weisung  Nr.  41  stark  durchkorrigiert  und 
mit  wesentlichen,  von  ihm  selbst  verfafiten  neuen  Teilen  versehen.  Die  Wei= 
sung  wird  in  dieser  neuen  Form  an  die  Wehrmachtteile  ausgegeben^.  Haupt= 
sachlich  der  Teil,  der  die  Hauptoperation  betrifft,  ist  vom  Fiihrer  neu  gefafit 
worden.  Das  Deckwort  fiir  die  Hauptoperation  „Siegfried''  wird  durch  den 
Decknamen  „Blau''  ersetzt.  Gleichzeitig  werden  „Besondere  Anordnungen 
Nr.  1"  ausgegeben  beziigl.  der  Geheimhaltung  tind  der  Propaganda. 

Dem  Chef  WFSt  wird  eine  Ubersicht  iiber  die  deutschen  und  italienischen 
Krafte  auf  Kreta  vorgelegt;  ebenso  iiber  die  beabsichtigten  Verstarkungen 
und  den  Stand  der  Bevorratung.  Desgleichen  wird  dem  Chef  WFSt  eine  vom 
OKH  eingereichte  Ubersicht  iiber  den  vorgesehenen  Austausch  von  Westdivi= 
sionen  gegen  Ostdivisionen  vorgelegt.  (Naheres  siehe  Stellv.WFSt.) 

Bei  Abt.  Ausl.  gehen  Meldungen  ein  iiber  die  Vorbereitung  eines  etwaigen 
Einmarsches  brit.  Streitkrafte  aus  dem  Gebiet  der  Siidafrikanischen  Union 
nach  Portugiesisch=Ostafrika.  (Ausl.  v.  14.,  18.,  21.  2.,  4.  u.  5.  4.  42.) 


6.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Die  Bedrohung  der  Autobahn  westlich  Wjasma  wurde  durch  die  Angriffs= 
gruppe  des  V.  AK.  ausgeschaltet. 

Beim  Lagevortrag^  bezeichnet  es  der  Fiihrer  als  erwiinscht,  an  der  Ost= 
front  in  der  kommenden  Zeit  iiber  starke  Nachtbombergeschwader  zum 
Angriff  auf  den  russ.  Nachschub  zu  verfiigen. 

Nach  Meldung  der  Panzer armee  Afrika  vom  1.  4.  belauft  sich  der  Fehlbestand 
bei  den  deutschen  Truppen  dort  auf  12000  Mann.  Der  Dt.  General  beim 
Hauptquartier  der  ital.  Wehrmacht  wird  angewiesen,  beim  Comando  Supremo 
die  Wiederzulassung  von  Truppentransporten  zu  Schiff  zu  beantragen. 

Bericht  des  Militarbefehlshabers  Frankreich  vom  25.  3. 


im  Siiden.  Starker  Panzerangrijf  audi  gegen  XXXX.  AK.  (4.  Armee).  Im  ubrigen 
unverandert.  Gegeniiber  v.  Seydlitz  rajft  der  Feind  zwar  seine  Krafte  zusammen, 
bringt  aber  nichts  Neues  heran. 
4     Vgl.  W.  Hubatsch,  Hitlers  Weisungen,  a.  a.  O.,  S.  133—88. 
1     Notizen  Haiders: 

„Verluste:  22.  6.  41  —  31.  3. 1942 

Verwundet:  23  54iOffz.e,  ygg  38g  Uffz.e  u.  Mannsch. 

Gef  alien:  8827      „    ,  223553      „  „ 

Vermijit:  885     „    ,  51665      „  „ 

Gesamt:  33  223      „    ,  1 074  607     „  „ 

Gesamtverluste   des   Heeres   bei   den    Operationen   im   Osten   (ohne   Kranke): 

1 107  830  =  34,61  %  bei  3,2  Mill.  Starke  [im  Durchschnitt]. 
Lage:  ohne  wesentliche  Verdnderungen.  Verstarkung  der  feindlichen  Panzer= 

zufUhrung  gegen  ig.  Pz.Div.  halt  an;  Angriff e  gegen  Nordfront  g.  Ar= 

mee  verbreitern  sich." 

316 


8.  April  1942 

7.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Abschlufi  eines  Pacht=  und  Leihvertrages  zwischen  den  USA  und  Ecuador. 

Ende  der  Seeschlacht  im  Indischen  Ozean,  bei  der  die  brit.  Kreuzer  „Dor= 
setshire"  und  „Cornwair'  versenkt  wurden. 

Dem  Lagevortrag^  wohnt  der  Chef  des  Gen.St.d.Lw.  bei.  Der  Fuhrer  hat 
gewisse  Nachrichten,  daJS  die  Englander  im  Mai  oder  Juni  den  Masseneinsatz 
von  kleinen  Bomben  (1  kg)  mit  grolier  Verzogerung  planen,  und  ordnet  ent= 
sprechende  Untersuchungen  fiir  unsere  Zwecke  an. 

Der  Fuhrer  kommt  auf  den  englischen  Angriff  gegen  St.  Nazaire  zu  sprechen 
und  bezeichnet  es  als  erwiinscht,  dafi  er  die  Westtruppen  an  der  Kiiste  aus 
ihrem  Dornroschenschlaf  geweckt  und  alle  Krafte  mobilisiert  habe. 

Notiz  iiber  die  Kopfstarke  in  den  besetzten  Westgebieten. 

Anlauf  des  Verstarkungsprogramms  fiir  Norwegen  „Elch''. 

Der  Fuhrer  lafit  durch  Chef  OKW  den  Ob.d.M.  zur  personUchen  Bericht= 
erstattung  dariiber  auffordern,  warum  die  Sicherung  von  St.  Nazaire,  soweit 
sie  in  das  Aufgabengebiet  der  Kriegsmarine  gehort  habe,  unzureichend  ge= 
wesen  sei.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt  v.  7.  4.,  S.  3.) 


8.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Admiral  Canaris  (Chef  Ausl/Abw)  wird  in  Rom  vom  Duce  empfangen. 
(Ausl.  V.  9.  4.) 

Cen.Oberst  Haider^  schlagt  die  Auflosung  von  zwei  nur  noch  auf  dem 
Papier  vorhandenen  Divisionen  vor.  Dies  lehnt  der  Fuhrer  aus  Tarnungs= 
griinden  ab. 

Der  Fuhrer  bespricht  mit  Gen.Feldm.  Keitel  und  Cen.Oberst  Haider  die 
Stellenbesetzung  fiir  die  neuen  Operationsarmeen. 

Cfm.  List  hat  am  26.  3.  einen  Vorschlag  gemacht  fiir  die  Zusammensetzung 
des  Stabes  eines  Oberbefehlshabers  Nordraum,  der  die  oberste  Kommando= 
spitze  in  Norwegen  sein  soil.  Dem  Vorschlag  des  Stellv.  Chefs  WFSt,  von  der 
Einsetzung  einer  Obersten  Kommandobehorde  in  Skandinavien  einstweilen 
Abstand  zu  nehmen,  stimmen  am  8.  4.  Chef  OKW  und  Chef  WFSt  zu. 

Abt.  Ausl.  iibersendet  an  das  Auswartige  Amt  Bericht  iiber  die  Tatigkeit 

1.  der  UdSSR=Gesandtschaft  in  Sofia, 

2.  der  Konsuln  der  USA  in  Franz.=Nordafrika, 

1  Notizen  Haiders: 

„Lage  unverdndert.  Abgesehen  von  ortlichen  Angriff  en  bei  4.  und  9.  Armee  im 
allgemeinen  Ruhe." 

2  Notizen  Haiders: 

„Angriff  v.  Seydlitz  schreitet  langsam  fort.  Bei  11.  Div.  an  der  Bahndammstellung 
hat  der  Feind  Vorteile  errungen.  Sonst  keine  V erdnderung." 

317 


B.  Kriegstagebuch 

3.  das  Verhalten  von  USA  und  England  in  Tanger, 

4.  diplomatische  Meldungen  iiber  die  Tatigkeit  der  USA  in  Tanger  und  Nord= 
afrika. 

In  der  Slowakei  scheint  eine  Spannung  zu  bestehen  zwischen  dem  Staats= 
prasidenten  Tiso  einerseits,  Ministerprasident  Tuka  und  Minister  Mach  an= 
dererseits. 

9.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Der  Feind  greift  auf  der  Halbinsel  Kertsch  erneut  an^. 

Auf  Grund  der  Weisung  Nr.  41  hat  der  Ob.d.L.  der  Luftflotte  4  als  erste 
Mafinahme  die  Verlegung  ihres  Schwerpunktes  zur  Unterstiitzung  der  11.  Ar= 
mee  befohlen. 

Der  Fuhrer  spricht  iiber  die  Notwendigkeit  von  Schnellbombern.  Oberstlt. 
Christian  berichtet,  dal?  General  Jeschonnek  schon  im  Jahre  1935  einen 
Kompromifi  abgelehnt  habe:  Entweder  einen  langsamen,  weil  schwergepanzer= 
ten  und  bewaffneten  oder  einen  schnellen,  unbewaffneten  Bomber. 

Der  Antrag  des  OKH,  den  Schutz  der  Dnjepr=Brucken  dem  Wehrmacht= 
befehlshaber  Ukraine  zu  iibertragen,  wird  abgelehnt.  Die  H.Gr.  Siid  ist  von 
diesen  Briicken  weiterhin  abhangig  und  mufi  auch  fiir  ihre  Erhaltung  ver= 
antwortlich  bleiben.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt) 

In  der  SUdafrikanischen  Union  werden  militarische  Vorbereitungen  mit 
unbekanntem  Ziel  festgestellt.  Sie  richten  sich  moglicherweise  gegen  Mada= 
gaskar  und  Libyen.  (Ausl.) 

Zur  Losung  von  Sonderaufgaben  wird  die  Wehrmachtnachrichten=Komman= 
dantur  Danzig  als  WNK  308  nach  Luzk  verlegt  und  fiir  die  Dauer  des  Einsatzes 
dem  Hoheren  Wehrmachtnachrichtenfiihrer  beim  WB.  Ukraine  unterstellt. 
(WNV) 

Mafinahmen  zur  Verteidigung  der  Niederlande. 


10.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Im  riickwartigen  Gebiet  der  9.  Armee  stellt  Gruppe  Funk  die  Verbindung 
mit  der  Besatzung  von  Bjeloj  her 2.  (Lagekarte  v.  9.  4.) 

1  Notizen  Haiders: 

„Lage  ohne  wesentliche  Veranderung.  Bei  Kertsch  schwere  Angrijfe  abgewiesen. 
V.  Seydlitz  macht  Fortschritte.  Lage  bei  Pogostje  gestaltet  sich  immer  schwieriger." 

2  Notizen  Haiders: 

„Lage  ohne  wesentliche  Veranderungen.  Auffallende  Bewegungen  um  v.  Kleist. 
Moglichkeit  starker  Kraftebildung  im  Raume  Suchinitschi  tritt  hervor.  Gruppe 
Haase  ist  herausgehauen  und  wird  zuriickgenommen.  Vor  Model  Kraftever= 
schiebungen  nach  Westen.  v.  Seydlitz:  geringe  Fortschritte.  Lage  bei  Pogostje 
gespannt.  Wolchow  geht  auf." 


318 


11.  April  1942 

Bei  der  H.Gr.  Mitte  befinden  sich  die  10.,  6.  und  7.  Panzer=Di vision  seit  dem 
23.  3.  zum  Abtransport  nach  dem  Westen. 

Der  Fuhrer  hat  auslandische  Nachrichten,  dafi  die  Englander  und  Amerikaner 
eine  „gro6e  Uberraschung''  planen.  Er  sieht  zwei  Moglichkeiten,  entweder  eine 
Landung  oder  den  Einsatz  der  neuen  Massenbomben. 

II.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Kabinettswechsel  in  Bulgarien^ 

Der  Feind  greift  auf  der  Halbinsel  Kertsch  erneut  an. 

Beim  Lagevortrag  legt  Gen.Oberst  Haider  dem  Fuhrer  Operationsvorschlage 
der  H.Gr.  Mitte  vor  (vgl.  1.4.)^-  Der  Kraf tebedarf  hierfUr  sei  nur  aufzubringen, 
wenn  der  Abtransport  der  fiir  den  Westen  bestimmten  Divisionen  unterbliebe. 
Dies  sei  selbst  dann  zum  Teil  erforderlich,  wenn  lediglich  eine  Operation  iiber 
St.  Nelidowo  in  Richtung  auf  Toropez  durchgefiihrt  wiirde.  Der  Fuhrer  lehnt 
diese  Operation  ab  und  erklart,  dafi  an  dem  befohlenen  Abtransport  von 
Divisionen  der  H.Gr.  Mitte  nach  dem  Westen  festgehalten  werden  miisse. 
Die  H.Gr.  Mitte  miisse  mit  ihren  eigenen  Kraften  auskommen.  Eine  Zuruck= 
nahme  ihrer  Front  sei  eher  zu  tragen  als  eine  Beeintrachtigung  der  geplanten 
grofien  Operationen  der  H.Gr.  Siid  oder  eine  Gefahrdung  der  Lage  im  Westen. 

Der  Fuhrer  betont  noch  einmal  die  Notwendigkeit,  das  kaukasische  Olgebiet 
zu  gewinnen.  An  dieser  Stelle  diirften  nur  die  besten  Fiihrer  eingesetzt  werden. 

Der  Fuhrer  weist  aufierdem  darauf  hin,  dajS  in  der  kommenden  Schlamm= 
periode  der  Einsatz  der  Luftwaffe  sich  hauptsachUch  gegen  den  feindlichen 
Nachschubverkehr  richten  miisse,  und  veranlaJSt  einen  entsprechenden  Befehl 
an  den  Ob.d.L. 

Meldung  des  Chefs  des  Heeresstahes  beim  Chef  OKW  uber  die  Kiisten= 
verteidigung  West. 

Der  OB  Siid  (Gfm.  Kesselring)  wird  angewiesen,  Ita=Luft  die  Uberflihrung 
des  Personalersatzes  zur  Panzerarmee  Afrika  auf  dem  Luftwege  zu  ermoglichen. 

Politische  Stellung  de  GauUes  zwischen  England  und  den  USA.  (Ausl.  v.  11. 4.) 

1  In   der   neuen   Regierung  Ubernahm   Ministerprdsident   Filoff  anstelle   Fopoffs 
selbst  das  Auflenministerium. 

2  Notizen  Haiders: 

„Wieder  starke  Angriffe  bei  Kertsch  abgewiesen.  Abgewiesener  Landungsver= 

such  an  der  Westkiiste  Krim;  russische  Flotte  in  See.  Auffallende  KraftezufUhrung 

vor  Ostfront  v.  Kleist.   Truppenzufiihrung  von  Siidwesten  in  den  Bereidi  um 

Suchinitschi.  Schwere  Angriffe  gegen  SiidflUgel  Ruoff.  Vor  Model  wieder  Be= 

wegungen   nach   Westen.    Vor   Toropez   nach   Siidosten   auffallende   naditliche 

Bewegungen. 

Bei   Cholm   sehr  gespannte   Lage.   Bei   Seydlitz  geringe   Fortschritte.   Pogostje 

entspannt. 

Besprechung  beim  Fiihrer:  Die  Vorschldge  der  H.Gr.  Mitte  Uber  Angriffe  auf 

Ostaschkow  und  in  Richtung  Toropez  werden  abgelehnt.  Vorldufig  kein  Angriff. 

Befohlene  Abgaben  fur  Westen  und  Suden  durchfiihren." 


319 


B.  Kriegstagebuch 

12.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Ziffer  8  des  Protokolls  von  Susak  wird  neugefafit  und  durch  den  WB.  Siidost 
der  kroatischen  Wehrmachtfiihrung  mitgeteilt.  Sie  lautet:  „In  den  durch  die 
Operationen  gesauberten  Gebieten  werden  nach  Mafigabe  des  Oberbefehls= 
habers  der  2.  ital.  Armee  soweit  notwendig  voriibergehend  Besatzungstruppen 
zuriickgelassen.  Die  Wiederaufbauarbeit  dieser  Gebiete  —  insbesondere  der 
Neuaufbau  der  inneren  Verwaltung  —  wird  sobald  als  moglich  von  den  ort= 
lichen  kroatischen  Militarbehorden  iibernommen,  die  ihrerseits  baldmoglichst 
durch  die  regelrechte  Zivilverwaltung  ersetzt  werden.  Dem  General  Laxa  ist 
nahegelegt  worden,  fiir  Verstarkung  der  kroatischen  Gendarmerie  Sorge  zu 
tragen/' 

Auf  Befehl  des  Fiihrers  werden  samtliche  Lokomotivfiihrer  aus  der  Wehr= 
macht  und  Wa£fen=SS  entlassen^. 

Vortragsnotiz  iiber  die  japanischen  Absichten  fiir  die  weitere  Kriegfiihrung 
duf  Grund  der  Meldungen  des  Mil.Att.  Bangkok. 

13.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Der  Oberbefehlsh.  der  H.Gr.  Nord,  Gen.Oberst  v.  Kiichler,  berichtet  per= 
sonlich  dem  Fuhrer  iiber  die  Gesamtlage  und  fordert  neue  Krafte,  da  er  nicht 
annimmt,  dafi  der  Feind  selbst  in  seinen  schlecht  zu  versorgenden  Raumen 
zu  Grunde  geht.  Er  meldet  ein  starkes  Absinken  der  Kampfkraft  der  eigenen 
Truppe^. 

1  Notizen  Haiders: 

„Bei  Kertsch  kein  Angriff.  Unklare  Seelage  um  die  Krim.  Weitere  Truppen= 
zufiihrungen  an  Ostfront  v.  Kleist.  —  Vor  XXXX.  AK.  anscheinend  Angriffs= 
vorbereitungen  (2  neue  Divisionen  Panzerzufiihrung).  Bei  v.  Seydlitz  langsame 
Fortschritte.  —  Bei  Pogostje  nach  sehr  grojier  Spannung  anscheinend  wieder 
etwas  festere  Lage." 

2  Aus  dem  KTB  der  H.Gr.  Nord: 

Hitler  erklarte  am  13.  4.  42  bei  einem  personlichen  Vortrag  des  OB  der  Heeres= 
gruppe,  dafi  dieser  keinesfalls  mit  der  Zufiihrung  starkerer  Krafte  rechnen 
konne,  da  er  diese  fiir  andere  wichtige  Aufgaben  im  Siiden  der  Ostfront  (01= 
quellen  des  Kaukasus=Gebiets)  zusammenhalten  miisse.  Man  miisse  daher  auf 
die  von  der  Heeresgruppe  angestrebte  angriffsweise  Bereinigung  der  Kessel 
verzichten  und  sich  darauf  beschranken,  den  Feind  langsam  zu  zermiirben,  indem 
man  ihn  allmahlich  von  den  hochgelegenen  Stellen  in  den  Kesseln  „herunter= 
drange,  ihn  ausrauchere  und  durch  Verhinderung  jeglichen  Briickenschlages  iiber 
den  Wolchow  ihm  die  Versorgung  mehr  und  mehr  abschneide".  Er  befahl  der 
Luftwaffe,  den  Gegner  durch  Abwerfen  von  Bomben  mit  Langzeitziindern  auf 
den  Verkehrswegen  zu  beunruhigen,  und  sagte  der  Heeresgruppe  die  vermehrte 
Zufiihrung  von  Panzerabwehrwaffen  zu. 
Notizen  Haiders: 

„Schwere  Angriff e  bei  4.  Armee,  XXXX.  und  XII.  A.K.  Schzvierige  Lage  bei  Cholm. 
Pogostje  besserl 

Besprechung  mit  Generaloberst  von  Kiichler  beim  Fiihrer  bringt  keine  neuen 
Gesiditspunkte." 

^20 


14-  April  1942 

Der  Fiihrer  betont,  dafi  die  Gruppe  Scherer  in  Cholm  unter  alien  Umstanden 
entsetzt  werden  miisse. 

Gen.Oberst  v.  Kiichler  erwahnt,  dafi  die  Truppe  hauptsachlich  Unterstiitzung 
durch  Stukas  verlange.  Die  Einfiihrung  der  Stukas  wird  vom  Fiihrer  als 
einzigartiges  Verdienst  von  Udet  bezeichnet. 

Der  Fuhrer  erklart,  dafi  die  Raumung  von  Toropez  verfehlt  gewesen  sei 
und  schwerste  Folgerungen  nadi  sich  gezogen  habe. 

Der  Fuhrer  weist  darauf  hin,  dafi  die  Heeresgruppen  noch  immer  nicht  die 
Luftwaffe  schwerpunktmafiig  richtig  zum  Einsatz  brachten.  Er  bezweifelt  den 
Wert  des  Verminens  der  englischen  Hafen  durch  die  Luftwaffe  und  befiehlt, 
dafi  der  Schwerpunkt  des  Einsatzes  auf  den  Bombenkrieg  gegen  englische 
Stadte  gelegt  wird.  Angriffe  gegen  London  sollten  jedoch  solange  unterbleiben, 
wie  Berlin  nicht  angegriffen  wird. 

Lage  im  Mittelmeerraum,  Angriffsabsichten  der  Panzerarmee  Afrika,  Ab= 
sichten  des  Comando  Supremo  zur  Wegnahme  von  Malta.  (Naheres  s. 
Stellv.WFSt.) 

Anfrage  des  Comando  Supremo,  ob  die  Moglichkeit  bestehe,  dafi  eine  weitere 
Besetzung  Frankreichs  notwendig  werde.  (Ausl.) 

Der  Ob.d.M.  berichtet  dem  Fiihrer^  gemafi  dem  Befehl  v.  7.  4.  iiber  die  Vor= 
gange  in  St.  Nazaire  und  weist  auf  den  Mangel  an  Seeaufklarung  und  an 
Kiistenvorfeldstreitkraften  hin.  Der  Fuhrer  fordert  abschliefiend,  dafi  die  wich= 
tigsten  Stiitzpunkte  an  den  Kiisten  so  stark  zu  sichern  seien,  dafi  feindliche 
Handstreiche  keinen  Erfolg  haben  konnen.  Wahrend  des  anschliefienden 
Uberblickes  iiber  die  Seekriegslage  befiehlt  der  Fuhrer,  dafi  auf  dem  im  Sommer 
1943  fertigzustellenden  Flugzeugtrager  „Graf  Zeppelin"  Torpedoflugzeuge 
verwendet  werden  sollen.  Er  genehmigt,  dafi  die  Verbande  der  Kriegsmarine 
zur  Besetzung  der  Westfranzosischen  Inseln  sich  in  ihrer  Gliederung  nach 
der  jeweiligen  Lage  richten. 

Als  standiger  Vertreter  des  Ob.d.M.  im  FHQu  wird  Vizeadmiral  Krancke 
bestimmt. 

14.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Siidl.  des  Ilmensees  ist  die  Gruppe  Eicke  (IL  AK.)  um  11  Uhr  zum  Angriff 

angetreten,  um  dem  X.  AK.  entgegenzugehen^. 

Der  Fuhrer  befiehlt  den  Einsatz  eines  Fallschirm=Batl.s  zur  Verstarkung  der 

Gruppe  Scherer  in  Cholm  (vgl.  jedoch  15.  4.). 

3     Aufzeidinung  iiber  diesen  Vortrag  des  Ob.d.M.   (Nr.  1  Ski.  lb  785/42  g.Kdos. 
Chefs.)  in:  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O. 

1     Notizen  Haiders: 

,,Im  allgemeinen  unverandert.  Siidlich  ruhig,  audi  auf  der  Krim.  Bei  H.Gr.  Mitte 
nach  gestrigem  Abioehrerfolg  bei  XXXX.  AK.  audi  ruhig.  Bei  H.Gr.Nord  kleine 
Fortsdiritte  bei  Staraja  Russa.  Bei  Pogostje  keine  Feindfortsdiritte.  Sdinee- 
sdimelze." 


321 


B.  Kriegstagebuch 

Aulierdem  werden  Telle  der  5.  Geb.Div.  vom  Truppeniibungsplatz  Grafen= 
wohr  abtransportiert,  um  beim  Entsatz  von  Cholm  mitzuwirken. 

Briefwechsel  des  Reichsministers  fiir  Bewaffnung  und  Munition  (General= 
bauinspektor  Speer)  mit  Gen.Feldm.  Keitel. 


15.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Schwere  Angriffe  gegen  den  Nordfliigel  der  4.  Armee^. 

Der  Chef  des  Gen.St.d.H.  und  der  Chef  des  Gen.St.d.Lw.  halten  dem  Fiihrer 
Vortrag.  Von  dem  tags  zuvor  befohlenen  Einsatz  eines  Fallschirm=Btl.s  bei 
Cholm  nimmt  der  Fiihrer  Abstand.  Gen.Oberst  Jeschonnek  berichtet  iiber  die 
Moglichkeiten  einer  Luftverbindung  mit  Japan. 

Die  Meldung  des  Gen.Feldm.  Kesselring  iiber  seinen  Vortrag  beim  Duce 
am  11.  und  12.  4.  wird  dem  Fiihrer  vorgetragen  (Eroberung  von  Malta  durch 
die  Italiener). 

Der  Fiihrer  wird  durch  Chef  OKW  iiber  den  Stand  der  Unternehmung 
„Siidsee''  (Handelsverbindimg  mit  Japan  durch  das  Nordliche  Eismeer)  unter= 
richtet.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Der  Fiihrer  befiehlt,  dafi  die  Verbande  der  Verbiindeten  auf  dem  ostlichen 
Kriegsschauplatz  moglichst  im  Armeerahmen  oder  in  geschlossenen  Korps 
zum  Einsatz  kommen.  Auch  der  geschlossene  Einsatz  der  eigenen  Verbande 
soil  kiinftig  mehr  beachtet  werden. 

Erganzende  Verfiigung  des  OKW  zur  Weisung  Nr.  40  v.  23.  3.  42  „Befehls= 
befugnisse  an  den  Kiisten''^. 
[U=Boot=Lage  an  der  amerikanischen  Ostkiiste^.] 


16.  April  1942 
(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Der  OB  der  11.  Armee,  Generaloberst  v.  Manstein,  halt  abends  dem  Fiihrer 
personlich  Vortrag  iiber  den  geplanten  Angriff  auf  der  Halbinsel  Kertsch.  Der 
Angriff  soil  auf  den  ^.  ^.  verschoben  und  mit  dem  Schwerpunkt  auf  dem 
Siidfliigel  gefiihrt  werden,  um  durch  ein  spateres  Einschwenken  nach  Norden 
die  Starke  feindliche  Nordgruppe  einzukesseln.  Der  Fiihrer  befiehlt  eine  star= 
kere  Unterstiitzung  des  Angriff s  durch  die  Luftwaffe  und  wird  die  Verstarkung 
der  Luftstreitkrafte  selbst  veranlassen. 

1  Notizen  Haiders: 

„Lage:   Unverdndert;  im  allgemeinen  Ruhe.   Bei  Staraja  Russa  geringe  Fort= 
schritte  im  Angriff." 

2  OKW  Nr.  001249/42  g.Kdos.  WFSt./Op.  vom  ±5.  April  1942  im  Dokumenten= 
Anhang  Nr.  7. 

3  Vgl.  Auszug  aus  dem  KTB  des  B.d.U.  vom  15.  4.  42  im  Dokumenten= Anhang 
Nr.  8. 


3Z2 


i8.  April  1942 

Weiterhin  tragt  Gen.Oberst  v.  Manstein  die  Absichten  fiir  den  Angriff  auf 
Sewastopol  vor^. 

Mit  einem  Begleitschreiben  der  Heeresgruppe  D  trifft  ein  Bericht  des 
Ob.Bfh.s  der  7.  Armee  ein.  Beide  Schreiben  weisen  auf  mogliche  Gefahren 
an  der  Westkiiste  hin,  besonders  fiir  den  Abschnitt  der  7.  Armee,  in  dem 
zahlreiche  wichtige  deutsche  Flottenstiitzpunkte  liegen.  Nach  Anordnung  des 
Fiihrers  befiehlt  der  Chef  OKW  die  Verstarkung  der  7.  Armee  um  eine  Divi= 
sion,  die  dem  Kustenabschnitt  am  Kanal  entnommen  wird.  Aufierdem  wird 
eine  Panzer=Div.  als  Reserve  in  den  Raum  um  Lille  gelegt,  die  sowohl  nach 
Westen  als  auch  nach  Norden  eingreifen  kann. 

(Oberst  Scherlf  ist  vom  16.— 18.  4.  in  Berlin  abwesend.) 

17.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Der  Fuhrer  befiehlt,  dafi  vor  der  Operation  „Blau''  folgende  Ma6nahmen 
durchzufiihren  sind: 

1.  Der  Angriff  auf  die  Landenge  von  Kertsch. 

2.  Die  Beseitigung  des  Einbruchs  bei  Isjum. 

3.  Die  Eroberung  von  Sewastopol^. 

Dem  Chef  des  Gen.St.d.Lw.  erteilt  der  Fuhrer  genaue  Anweisungen  zur  Vor= 
bereitung  und  Durchfiihrung  des  Angriffs  auf  Kertsch. 

Kiistenverteidigimg  im  Bereich  des  AOK  Lappland.  Verbindung  zwischen 
Admiral  Nordmeer  und  Gebirgskorps  Norwegen.   (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Der  Fuhrer  befiehlt,  dafi  jeder  Soldat  Anregungen  oder  Vorschlage  auf  dem 
Gebiet  der  Bewaffnung  und  Ausriistung  auf  Grund  seiner  Kampferfahrungen 
direkt  an  den  Heeresstab  OKW  einreichen  kann. 

Deutsch=ungarische  Grenzberichtigungen  in  den  Nordost=Karpathen.  Die 
Verhandlungen  sollen  sofort  aufgenommen,  aber  aus  wirtschaftlichen  Griinden 
in  die  Lange  gezogen  werden.  (Ausl.) 

18.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Neubildung   des   franzosischen   Kabinetts:    Laval   Regierungschef,   Darlan 
Oberbefehlshaber  der  Wehrmacht.  (Ausl.) 


Notizen  Haiders: 

„Im  Suden  ruhig.  In  der  Mitte  erneut  ernster  Angriff  bei  XXXX.  AK.  Russische 
3^.  Armee  liquidiert.  H.Gr.  Nord:  Am  Wolchow  Spannung.  Sonst  unverandert" 
Notizen  Haiders: 

„Bei  H.Gr.  SiXd  vor  Front  v.  Kleist  unklare  Bewegung  und  Funkstille.  Bei  Mitte 
schwere  Angriff e  gegen  XXXX.  AK.  Bei  H.Gr.  Nord  im  wesentlichen  unver- 
andert." 


323 


B.  Kriegstagebuch 

Mafinahmen  fiir  verstarkten  Einsatz  der  Verbiindeten  an  der  Ostfront^. 
(Ausl.) 

Chef  WFSt  beauftragt  den  Stellv,  Chef  WFSt  mit  der  Klarung  der  Befehls= 
verhaltnisse  in  den  Niederlanden.  (Einzelheiten  s.  Stellv. WFSt.) 

Als  Vergeltung  fiir  die  englischen  Uberf alle  auf  St.  Nazaire  usw.  werden 
Raids  gegen  die  englische  Kiiste  in  Erwagung  gezogen. 

In  Anwesenheit  des  Reichsmarschalls  halt  der  OB  Slid  und  Chef  der  Lfl.  2, 
Gen.Feldm.  Kesselring,  dem  Fuhrer  Vortrag  iiber  die  Lage  und  die  Absichten 
im  Mittelmeer.  Den  Italienern,  die  Malta  etwa  Ende  Mai  durch  Handstreich 
nehmen  wollen,  sollen  deutsche  Fallschirmjager  und  deutsches  Gerat  zur  Ver= 
fiigung  gestellt  werden. 

GFM  Kesselring  schlagt  vor,  noch  vor  der  Hitzeperiode  die  Englander  aus 
dem  Raum  Ain  el  Gazala  —  Bir  Hacheim  —  Bardia  —  Solium  zu  vertreiben. 
Der  Fuhrer  betont  die  Abhangigkeit  aller  Entschliefiungen  von  etwaigen  An= 
griffsunternehmungen  der  Englander  gegen  Norwegen  und  das  besetzte  Frank= 
reich,  da  in  diesem  Falle  Teile  der  Lfl.  2  dort  eingesetzt  werden  miifiten. 
Hierfiir  seien  Vorbereitungen  zu  treffen.  Im  iibrigen  soil  festgestellt  werden, 
welche  UnterstUtzung  fiir  den  Angriff  der  Panzerarmee  Afrika  deutscherseits 
noch  notwendig  sei,  damit  das  Comando  Supremo  einen  Entschlufi  fassen 
konne. 


19.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgesdiiditlichen  Abteilung  des  OKW) 

Beim  Lagevortrag^  folgert  der  Chef  des  Gen.St.d.H.  aus  den  vielen  Feind= 
verbanden,  die  vor  der  Ostfront  seit  November  1941  neu  aufgetreten  sind, 
dafi  der  Russe  die  aufiersten  Anstrengungen  gemacht  und  einen  wesentlichen 
Teil  seiner  verfugbaren  Krafte  bereits  verbraucht  habe. 

Der  Vortrag  iiber  die  Wetterverhaltnisse  im  Osten  zeigt,  dali  der  Ablauf 
der  Schlammperiode  sich  anders  vollzieht,  als  man  bisher  angenommen  hatte. 

Der  Fuhrer  weist  auf  die  Notwendigkeit  hin,  den  Kampf  gegen  das  Driicke= 
bergertum  in  den  grofien  Stadten  der  Etappe  (Riga,  Dnjepropetrowsk,  Kiew 
u.  dgl.)  aufzunehmen. 

Auf  Grund  der  Weisung  41  hat  das  OKH  am  12.  4.  42  eine  Weisung  fiir 
die  Kampffuhrung  des  Ostfeldzuges  herausgegeben.  Die  vom  Luftwaffen= 
fuhrungsstah  hierzu  geaufierten  Bedenken  werden  durch  eine  Aussprache 
beseitigt. 

Der  Fuhrer  hat  der  Tiirkei  durch  den  dortigen  Deutschen  Botschafter  Liefe= 
rung  von  Kriegsgerat  fiir  150  Mill.  RM  angeboten.  Die  Turkei  hat  sich  jedoch 

1  Notizen  Haiders: 

„Auf  der  ganzen  Front  auffallende  Ruhe." 

2  Notizen  Haiders: 

„Auf  der  ganzen  Front  weiterhin  Ruhe." 

324 


20.  April  1942 

nicht  bereit  gefunden,  die  Durchfahrt  deutscher  Kriegsschiffe  (U=  und  S=Boote) 
durch  die  Dardanellen  in  das  Schwarze  Meer  zu  gestatten. 

Reichsmin.  Gen.Bauinspektor  Speer  und  Cen.d.Pi.u.Fest.  Jacob  halten  dem 
FUhrer  Vortrag  iiber  den  Stand  des  Befestigungsbaues  in  Norwegen  und  Frank= 
reich.  Eine  Beschleunigung  ist  nur  moglich,  wenn  die  Transportmittellage  ver= 
bessert  wird,  und  zwar  durch  eine  grofiere  Zuteilung  von  Betriebsstoff  fur 
Kraftwagen  sowie  durch  den  vermehrten  Einsatz  von  kleinen,  beweglichen 
Schiffen  fiir  die  Kiistenschiffahrt  in  Norwegen.  Der  FUhrer  fordert  eine  erheb= 
liche  Beschleunigung  der  Fertigstellung  der  norwegischen  Kiistenbahn  bis  Nar= 
vik.  Die  Teilstrecke  Fauske— Narvik  soil  bis  Ende  1942  fertiggestellt  werden. 

Der  FUhrer  fordert  erneut  die  Sicherung  der  Flugplatze  durch  den  Bau  von 
Verteidigungsanlagen  an  den  Platzrandern. 


20.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgesdiichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Der  FUhrer  wiinscht  die  beschleunigte  Aufstellung  der  30,5  cm  Batterien 
aus  der  russischen  Beute  auf  der  Kanalinsel  Guernsey. 

Der  FUhrer  betont,  dafi  beim  Luftwaffeneinsatz  im  Sinne  der  Schwerpunkt= 
bildung  die  Entscheidung  der  Heeresgruppen  mafigebend  sein  miisse.  Nur 
sie  konnten  die  Lage  mafigeblich  beurteilen.  „Die  Verantwortung  fiir  die 
Gesamtfiihrung  in  ihrem  Abschnitt  hat  die  Heeresgruppe!''  Dies  betrifft  jedoch 
nur  den  Verlauf,  nicht  aber  z.  B.  den  Beginn  einer  Operation  (Flughafen= 
vernichtung)^ 

Ausfuhrungsbestimmungen  zur  Weisung  Nr.  40  fiir  den  danischen  Raum, 
(Einzelheiten  s.  Stellv.WFSt.) 

Vom  Gegner  ist  der  Bau  von  zwei  strategischen  StraJSen  quer  durch  Afrika 
von  Kamerun  bis  zum  Sudan  begormen  worden.  Nach  einer  franzosischen 
Meldung  ist  es  moglich,  auf  diesen  Strafien  in  grofierem  Ausmafie,  als  bisher 
deutscherseits  angenommen  wurde,  Verstarkungen  und  Nachschub  von  Eng= 
land  und  den  USA  nach  Agypten  zu  fiihren.  Die  Unterbrechung  der  Strafien 
ist  wichtig  fiir  die  Kampfe  im  ostwartigen  Mittelmeerraum.  Ausl/Ahw  soil 
beschleunigt  priifen,  ob  und  wie  diese  Strafien  fiir  langere  Zeit  gestort  oder 
unterbrochen  werden  konnen. 

Der  General  a.  D.  Guhl  reist  im  Auftrage  des  FUhrers  nach  Ankara.  (Ausl.) 
In  der  Frage  der  bewaffneten  norwegischen  Schiffe  in  schwedischen  Hafen 
hat  der  FUhrer,  verstimmt  durch  das  schwedische  Verhalten,  eine  scharfe  Note 
des  Auswartigen  Amtes  befohlen.  (Ausl.) 


1     Notizen  Haiders: 

„Auffallend  ruhig.  Feind  erwartet  anscheinend  einen  Festangriff  unsererseits. 
Feindliche  Propaganda.  Cute  Fortschritte  am  Lowat.  Die  Lucke  ist  fast  gesdilos* 
sen.  Festigung  der  Lage  am  Wolchoio." 

325 


B.  Kriegstagebuch 

21.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Beim  Lagevortrag^  betont  der  Vuhrer  erneut,  dafi  die  Verbindung  zwischen 
Heeresgruppenkommandos  und  den  Luftflotten  noch  enger  werden  miisse 
und  dajS  vielfach  feindliche  Angriffe  durch  Zerschlagung  der  festgestellten 
Feindansammlungen  und  =ausladungen  verhindert  werden  konnten. 

Die  Bahnbekampfung  aus  der  Luft  sei  in  ihrer  Bedeutung  und  in  ihren 
Erfordernissen  noch  nicht  richtig  erkannt  worden.  Spezialeisenbahnzerstorer= 
verbande  seien  erforderlich.  Als  Beispiel  weist  der  Fuhrer  darauf  hin,  dafi  sich 
die  Zerstorung  der  deutschen  Eisenbahnlinien  im  Winter  1941/42  hatte  ver= 
hangnisvoll  auswirken  konnen. 

Der  Fuhrer  spricht  erneut  iiber  die  Wegnahme  von  Tobruk  und  den  Weiter= 
stoli  nach  Agypten,  da  er  Agypten  fiir  revolutionsreif  halt. 

Dem  Dt.  General  b.  H.Qu.  d.  ital  Wehrm.  wird  eine  Nachricht  zugeleitet 
iiber  die  vom  Fuhrer  befohlene  Unterstiitzung  der  Italiener  bei  der  Eroberung 
von  Malta  sowie  iiber  die  Verstarkung  der  Panzerarmee  Afrika  fiir  die  ge= 
plante  Angriifsoperation.  (Einzelheiten  s.  Stellv.WFSt.) 

Vor  Beginn  der  Friihjahrsoffensive  will  der  Fuhrer  mit  alien  hoheren  Trup= 
penfiihrern  eine  grundsatzliche  Besprechung  abhalten. 

Die  1.  S=Boot=Flottille  wird  auf  dem  Landwege  in  das  Schwarze  Meer  verlegt. 

Chef  OKW  ordnet  eine  weitere  Herabsetzung  der  deutschen  Truppenstarke 
in  Rumanien  an. 


22.  AprU  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Im  Raum  sudostwarts  des  Ilmensees  beriihren  sich  die  Angriffsspitzen  des 

X.  und  des  II.  Armeekorps^. 

Auf  Grund   des   Fiihrerbefehls   vom   14. 3.    sind   in  Norwegen   zur   Zeit 

20  U=Boote  eingesetzt,  davon  12  im  Nordmeer  gegen  feindliche  Geleitziige 

und  8  zur  Sicherung  der  norwegischen  Kiiste  gegen  feindliche  Landungen. 
Meldung  des  OB  West  iiber  die  geplante  Verteilung  der  ihm  fiir  Frankreich 

zur  Verfiigung  gestellten  Truppen. 

1  Notizen  Haiders: 

„AufJer  Erneuerung  der  Angriffe  am  Wolchow  im  allgemeinen  Ruhe.  Anzeichen 
fiir  Aufmarschbewegung  zwischen  Rostow  und  Jelez,  ferner  fiir  Vorbereitung 
ortlicher  Angriffe  bei  Suchinitschi,  bei  Fomina  und  vor  IX.  AK.  mehren  sich." 

2  Notizen  Haiders: 

„Die  Bewegungen  bei  v.  Kleist  dauern  an.  Vor  6.  Armee  Verschiebungen  nach 
Siiden.  Auffallende  Aufmarschbewegung  um  Jelez.  Bei  4.  Armee  Angriff  auf 
Fomina  abgewiesen.  Einsatz  385.  Div.  freigegeben.  Auffallende  Bewegungen  aus 
Richtung  Medyn  auf  Juchnow. 

Bei  Nord  ist  die  Liicke  zwischen  X.  und  II.  AK.  geschlossen,  mufi  aber  nun  erst 
tragfahig  gemacht  werden.  Am  Wolchow  ist  der  feindliche  Einbruch  wieder  be= 
seitigt.  Der  Wolchow  fiihrt  Treibeis.  Bei  Pogostje  Lage  wieder  gefestigt." 


326 


24-  April  1942 

Nach  Meldung  des  WB.  Sudost  hat  die  Sauberungsaktion  in  Kroatien  zu 
einem  Ausweichen  der  Aufstandischen  iiber  die  deutsch=italienische  Demar= 
kationslinie  gefUhrt.  Auf  Befehl  des  Fuhrers  soil  an  der  gemeinsamen  Saube= 
rungsoperation  der  Verbiindeten  unter  dem  Oberbefehl  des  ital.  Gen.  Roatta 
ohne  Riicksicht  auf  die  Demarkationslinie  festgehalten  werden. 

Stellungnahme  des  Amtschefs  Ausl/Abw  zu  norwegischen  Planen  eines  Vor= 
friedensvertrages  mit  Deutschland:  Konkrete  Forderungen  der  Wehrmadit 
konnen  noch  nicht  formuliert  werden.  (Ausl.)  Hi  00 

23.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Angriff  gegen  die  4.  Armee  im  Raume  beiderseits  Fomina^. 
Der  Chef  der  Sicherheitspolizei  und  SD  iibersendet  dem  Chef  WFSt  einen 
Bericht  iiber  die  Lage  in  Leningrad. 

AOK  Lappland  meldet,  dafi  die  Gesamtlage  in  Finnland  sich  seit  der  im 
Februar  dem  OKW  vorgelegten  Beurteilung  geandert  habe.  Der  Schwerpunkt 
der  eigenen  Kraf te  und  der  Lf  1.  5  sei  in  das  Kiistengebiet  von  Petsamo  — 
Kirkenes  verlegt  worden.  Die  Zufiihrung  von  Verstarkungen  aus  dem  Reich 
verzogere  sich  und  werde  erst  mit  Beginn  des  Herbstes  beendet  sein.  Eine 
grojSere  Angriffsoperation  im  Sommer  1942  werde  nicht  fiir  moglich  gehalten. 
(Einzelheiten  s.  Stellv.WFSt.) 

24.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlidhen  Abteilung  des  OKW) 
Beim  Lagevortrag^  des  Chefs  des  Gen.St.d.H.  erklarte  deiFuhrer  sich  mit  der 
Absicht  der  H.Gr.  Siid  einverstanden,  den  feindlichen  Briickenkopf  ostwarts 
Charkow  bei  Saltow  durch  Angriff  zu  nehmen.  Gen.Oherst  Haider  tragt  weiter= 
hin  den  Vorschlag  der  H.Gr.  Siid  fiir  die  Operation  „Fridericus''  (Isjum)  vor. 
Gen.Feldm.  v.  Bock  will  zwecks  schneller  Kesselbildung  die  nordliche  Angriffs= 
gruppe  siidlich  des  Donez  ansetzen,  um  die  linke  Flanke  dieser  Gruppe  am 
Flufi  angelehnt  zu  haben.  Der  Fiihrer  lehnt  diesen  Vorschlag  ab,  da  er  be= 

1  Notizen  Haiders: 

„Lage  unverandert,  Ein  auffallend  ruhiger  Tag  auf  der  gesamten  Heeresfront" 

2  Notizen  Haiders: 

„Lage  unverandert.  Die  Abldsungs=  und  Umgruppierungsbewegungen  beim  Feind 

vor  dem  SUdteil  der  Front  halten  an.  Bei  H.Gr.  Nord  Ruhe." 

Auszug  aus  OKM  Kr  114  Chef  —  Z.  g.Kdos.  „Die  Bemiihungen  der  Ski.  um  ein 

dt.=franzds.   Zusammengehen  gegen   England  und  die   Behauptung  des  franz. 

Kolonialreichs   in  Afrika"   (Fotokopie   im   Bundesardiiv  —  Militararchiv   Kob= 

lenz),  kiinftig  zitiert  als  „Die  Bemiihungen  der  Ski." : 

„Besprechungen   der  deutschen   und   der  italienischen   VJ.St.K.   in   Turin:   Auf 

italienische  Anfrage  nach  dem  mutmafilichen  Verhalten  der  franzosisdien  Flotte 

bei  einem  angelsachsischen  Angriff  wird  von  deutscher  Seite  zum  Ausdruck  ge= 

327 


B.  Kriegstagebuch 

fiirchtet,  dafi  die  Einkesselung  bei  dieser  kleineren  Losung  nicht  gelingt.  Er 
befiehlt  den  Vorstofi  entlang  der  Strafie  Charkow  — Isjum. 

Der  Chef  des  Gen.St.d.Lw.  erstattet  Bericht  iiber  die  Vorbereitungen  der 
Luftwaffe  fiir  den  Angriff  auf  Kertsch  und  bittet,  den  Gen.d.Fl.  v.  Richthofen 
bei  Isjum  nicht  einsetzen  zu  diirfen,  damit  er  rechtzeitig  den  Angriff  auf 
Sewastopol  vorbereiten  konne.  Der  Fuhrer  genehmigt  dies.  (Naheres  s.  Stellv.= 
WFSt.) 

Um  12.00  Uhr  iibergibt  Gen.Lt.  Hilpert  als  Chef  des  Gen.St.d.OB  West  die 
Geschafte  an  seinen  Nachfolger,  Gen.Major  Zeitzler,  und  iibersendet  aus 
diesem  Anlafi  eine  Denkschrift  iiber  die  Lage  im  Westen  (OB  West  la  55/42 
g.K.  Chefs,  in  den  Akten  WFSt  Op  H). 

Abends  reist  der  Fuhrer  nach  Berlin  ab. 


25.  April  1942 
(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

[Fuhrer  in  Berlin] 

Starker  Luftangriff  der  Englander  auf  Rostock  in  der  Nacht  v.  24-/25 .  4. 

Entgegen  der  gestrigen  Zustimmung  des  FUhrers  soil  der  Angriff  auf  den 
Briickenkopf  bei  Saltow  bis  nach  der  Durchfiihrung  des  Angriffes  gegen 
Kertsch  zuriickgestellt  werden^ 

Im  Einvernehmen  mit  dem  WiRUAmt  setzt  das  OKH  bei  den  kommenden 
Operationen  im  Osten  bei  alien  Armeen  einschl.  der  Verbiindeten  Armee= 
wirtschaftsfiihrer  ein. 

Verfiigung  des  Chefs  OKW  iiber  den  Einsatz  der  Beauftragten  des  General= 
bevoUmachtigten  fiir  den  Arbeitseinsatz  im  Ostgebiet. 

Englisch=amerikanische  Landungsmoglichkeiten  in  Franz.=Marokko,  Span.= 
Marokko  und  auf  der  Iberischen  Halbinsel. 


bradit,  dafi  nach  deutscher  Auffassung  die  franzosische  Flotte  bei  einem  angel= 

sachsischen  Angriff  unter  alien  Umstanden  zur  Verteidigung  des  franzosischen 

Imperiums  kampfen  werde.  Ein  voller  Einsatz  auf  langere  Zeit  werde  jedoch 

audi  davon  abhangen,  oh  Frankreich  hieraus  Vorteil  fiir  seine  zukiinftige  Be= 

handlung  und  Stellung  im  neuen  Europa  Ziehen  werde.  Sicker  miifite  dann  der 

Waffenstillstandsvertrag  in  seiner  jetzigen  Form  fallen  und  durch  anderweitige 

Vereinbarungen  ersetzt  werden,  deren  Form  sick  heute  nock  nicht  voraussehen 

lasse." 

Notizen  Haiders: 

Verluste:  vom  22.  6.  ^1  bis  20.  4.  42 

Verwundet:  24  088  Ojfz.e,  828  8g2  Uffz.e  u.  Mannsch. 

Gef  alien:  9077     „    ,  2-^22^6 

Vermifit:  874      „    ,  53  7^7 

Gesamt:  ^4  o^g      „     ,  1114  gi$ 

Gesamtverluste  des  Heeres  bei  den  Ostoperationen  (ohne  Kranke):  1 148954  = 

35,9  ^/o  bei  Durdisdinittsstarke  3,2  Millionen. 

Lage:  An  der  Gesamtfront  ruhig.  UrtUche  Tastversuche  bei  2.  Armee." 


328 


28.  April  1942 

26.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Rede  des  Fuhrers  vor  dem  Reichstag.  Annahme  eines  Ermachtigungsge= 
setzes^. 

Der  englische  Luftangriff  auf  Rostock  wurde  in  der  Nacht  vom  25-/26.  4. 
wiederholt. 

Aus  der  H.Gr.  Mitte^  wird  das  AOK  der  4.  Pz.Armee  herausgezogen  und 
fiihrt  nach  Eintreffen  im  Auffrischungsraum  die  Tarnbezeichnung  „Hoherer 
Stab  z.b.V.  8".  Sein  Befehlsbereich  wird  durch  das  AOK  der  3.  Pz.Armee  uber= 
nommen,  das  den  Befehl  in  seinem  bisherigen  Abschnitt  an  das  Gen.Kdo. 
LIX.  AK.  iibergeben  hat. 

Auf  Grund  der  Besprechungen,  die  der  Stellv.  Chef  WVSt  in  den  Nieder= 
landen  gefiihrt  hat,  wird  in  Ausfiihrung  der  Weisung  Nr.  40  vom  OKW  die 
Abschnittseinteilung  und  Befehlsfiihrung  im  niederlandischen  Raum  befohlen. 
(Einzelheiten  s.  Stellv.WFSt.) 

Nach  einem  Befehlsentwurf  des  OKH  werden  dem  OB  West  im  Falle 
militarischer  Bedrohung  des  belgischen  und  franzosischen  Gebietes  alle  Rechte 
der  vollziehenden  Gewalt  iibertragen,  ohne  dafi  dieser  Ausdruck  selbst  ge= 
braucht  wird. 

27.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

[Fiihrer  in  Munchen] 

In  der  Nacht  vom  zOJzy.  4.  erneuter  Luftangriff  auf  Rostock. 

Der  Amtschef  Ausl/Abw  kehrt  von  einer  Dienstreise  iiber  Italien  nadi 
Franz.=Marokko  zuriick  und  fafit  seine  Eindriicke  in  einem  schriftlichen  Bericht 
zusammen.  (Ausl.) 

28.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

[Fuhrer  in  MUnchen] 

Der  geplante  Entsatzangriff  auf  Cholm  mufite  zuriickgestellt  werden. 

Der  Fiihrer  beauf  tragt  das  OKH  mit  der  Sauberung  des  riickwartigen  Heeres= 
gebietes  von  iiberfliissigen  Dienststellen.  Im  Bereich  der  Reichskommissariate 
Ukraine  und  Ostland  soil  der  Gen.Lt.  v.  Unruh  die  Sauberung  durchfiihren, 
dafur  wird  ihm  vom  OKH  ein  besonderer  Stab  unter  der  Bezeichnung  „OKW 
Stab  z.b.V."  zur  Verfugung  gestellt. 


Gemeint  ist  der  ReickstagshesMufi,  Hitler  unbegrenzte  Vollmaditen  in  Legis= 
lative,  Exekutive  und  Reditsprediung  („Oberster  Geriditsherr")  zu  geben. 
Notizen  Haiders: 

„Unverandert  ruhig.  Die  Auswirkung  der  FriihjahrssMammzeit  macht  sich  bei 
H.Gr.en  Mitte  und  Nord  anscheinend  sehr  fiihlbar.  Bei  H.Gr.  Siid  halt  die  Um- 
gruppierung  von  unserer  Front  an." 

329 


B.  Kriegstagebuch 

Beim  AOK  Lappland  herrschen  im  Abschnitt  des  III.  finn.  AK.  seit  einigen 
Tagen  schwere  Abwehrkampfe. 

Verstarkungsmafinahmen  fiir  AOK  Lappland.  (Einzelheiten  s.  Stellv.WFSt.) 

OB  West,  der  Befehlshaber  Ddnemark,  AOK  Lappland  und  die  Wehrmacht= 
befehlshaber  werden  darauf  hingewiesen,  dafi  die  personelle  und  materielle 
Ausstattung  der  dem  OKW  riistungsmaliig  unterstellten  Einheiten  des  Heeres 
sowie  die  Erhaltung  ihrer  Einsatzbereitschaft  Aufgabe  des  OKH  ist. 

Angebliche  Absichten  des  franz.  Regierungschefs  Laval,  im  Hinblick  auf  die 
Gefahrdung  Madagaskars  durch  die  Siidafrikanische  Union  die  Insel  den 
Japanern  zur  Besetzung  vorzuschlagen.  (Ausl.) 


29.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fiihrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Die  Franzosen  woUten  im  Ostteil  Algeriens  und  in  Tunesien  eine  Flug= 
sicherungsorganisation  und  Nachtbefeuerung  einrichten,  die  fiir  Kriegszwecke 
geeignet  sein  sollte.  Diese  Einrichtungen  sollen  ihnen  untersagt  werden. 

Frankreich  scheint  in  seinem  Entgegenkommen  gegeniiber  den  USA  Ver= 
pflichtungen  eingegangen  zu  sein,  die  sich  mit  den  Pflichten,  die  die  fran= 
zosische  Regierung  auf  militarischem  Gebiet  s.  Z.  in  den  Pariser  Protokollen 
zugunsten  Deutschlands  auf  sich  genommen  hatte,  nicht  vereinbaren  lassen. 
(Einzelheiten  s.  Stellv.WFSt.) 

Regelung  des  einheitlichen  Einsatzes  des  RAD  im  Rahmen  der  Wehrmacht. 

Unterredung  des  Deufschen  Botschafters  in  Tokio  mit  dem  japanischen 
Aujienminister  Togo.  (Ausl.)  Der  japan.  Aufienminister  habe  erklart,  die 
japanische  Stofirichtung  in  den  Indischen  Ozean  komme  den  deutschen  Wun= 
schen  entgegen.  Er  regte  eine  gemeinsame  Erklarung  der  Achsenmachte  Indiens 
Zukunft  betreffend  an.  Zu  der  Anregung  des  Dt.  Botschafters,  bei  der  schwie= 
rigen  Lage  der  Sowjetunion  habe  ein  Vorstofi  Japans  gegen  Wladiwostok  imd 
Baikalsee  entscheidende  Bedeutung,  da  er  zur  volligen  Liquidierung  der  Sowjet= 
union  fiihren  konne,  habe  der  Aulienminister  nicht  Stellung  genommen. 

Chef  Ausl/Abw  berichtet  iiber  seine  Reise  nach  Italien,  Libyen,  Franz.=Nord= 
afrika,  Tanger,  Span.=Marokko,  Spanien  und  Frankreich  vom  7.-27.  4. 

30.  April  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fiihrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Die  Lage  des  ///.  finn.  AK.  im  Bereich  des  AOK  Lappland  gibt  zu  Besorg= 
nissen  nicht  mehr  Anlali.  (Femmiindl.  Meldung  des  Chefs  des  Gen.St.  d.  AOK 
Lappland  an  Stellv.  Chef  WFSt.) 

Die  WStK  wird  angewiesen,  eine  Note  der  franz.  Abordnung,  die  aus  Anlafi 

330 


1.  Mai  1942 

des  im  Marz  durchgefiihrten  englischen  Luftangriffs  auf  Paris  iiberreicht  wor= 
den  war,  in  allgemein  gehaltener  Form  zu  beantworten  und  darauf  hinzu= 
weisen,  dafi  der  Flakschutz  fiir  die  franzosischen  Industrieanlagen  im  besetzten 
Gebiet  verstarkt  worden  sei.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Auf  dem  Berghof  findet  eine  Ausprache  des  Fuhrers  mit  dem  Duce  statt^.  Es 
nehmen  an  ihr  teil:  Chef  OKW,  Chef  WFSt,  OB  Slid,  Dt.  General  b.  H.Qu.  d. 
ital.  Wehrm.,  Chef  des  ital.  Wehrmachtgeneralstabes,  Gen.Oberst  Cavallero, 
und  General  Gandin^. 
[U=Boot=Lage  an  der  amerikanischen  Kiiste^.] 


1.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

[Fiihrer  auf  dem  Obersalzberg] 

USA=Truppen  besetzten  die  Hauptstadt  sowie  die  Olf elder  von  Venezuela^. 

Der  Angriff  der  Pz.Armee  Afrika  soil  Ende  Mai  oder  Anfang  Juni  er= 
folgen,  die  Wegnahme  Maltas  durch  die  Italiener  Mitte  Juli.  Hierfiir  soUen 
den  Italienern  auJSer  1  Fallschirmjager=Div.  und  1  Sturmpionier=Batl.  Marine= 
fahrprahme  zur  Verfiigung  gestellt  werden. 

In  Norwegen  hat  sich  eine  organisierte  Opposition  gegen  die  Regierung 
Quisling  gebildet.  (Ausl.) 

1     Hierzu  „Die  Bemuhungen  der  Ski. . ." ,  a.  a.  O.: 

„Die  Ski.  ist  nicht  der  vom  Fiihrer  bei  der  Duce=Besprediung  gedujierten  Ansicht, 
daji  es  letzten  Endes  gleichgultig  sei,  ob  Dakar  in  englisdie  Hand  fiele.  Die 
Auflerung  ist  gefallen  in  einem  Lagevortrag  des  FUhrers  gelegentlidi  der  Be= 
sprechung  mit  dem  Duce  am  ^o.  4.  42  auf  dem  Berghof.  In  diesem  Fiihrervortrag 
ist  eine  Stelle  bedeutsam,  weil  sie  Aufschlufi  gibt  tiber  die  Quellen,  aus  denen 
das  vom  Fiihrer  den  Franzosen  gegeniiber  stets  bezeigte  Mijitrauen  immer  wieder 
gespeist  wird.  Es  heiflt  darin:  Frankreidi  gegeniiber  ist  groflte  Vorsicht  am 
Platze.  Das  Ziel  aller  Franzosen  ist  das  gleiche,  ndmlich  ihre  Freiheit  wiederzu= 
gewinnen.  Die  Wege  sind,  je  nach  der  Einstellung  der  mafigebenden  Personlidi" 
keiten,  verschiedene;  alle  jedoch,  sei  es  Petain,  Laval,  Darlan  oder  Giraud,  zielen 
auf  die  franzosische  Freiheit  hin.  Aufschluflreich  ist  die  Denkschrift  von  Benoist" 
Mechin  unter  dem  Motto:  ,Um  die  Freiheit  wieder  zu  erlangen,  braudien  wir 
Waffen.  Waffen  bekommen  wir  nur  durch  ein  Mitgehen  mit  Deutschland.  Daher 
—  Collaboration!'  " 

[Die  hier  wieder gegehene  Auflerung  Hitlers  fiel  nicht  in  dem  angegebenen 
Lagevortrag  am  50.  4.,  sondern  in  der  Unterredung  Hitlers  mit  Mussolini  und 
Graf  Ciano  am  zg.  4.,  vgl  die  Aufzeichnung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  beide 
Unterredungen.] 

z  Dieses  Kriegstagebuch  fiir  die  Zeit  vom  1.—30. 4. 1942  hat  dem  Chef  WFSt, 
Gen.  Jodl,  vorgelegen  und  ist  von  diesem  mit  seinen  Notizen  verglichen  worden 
(Anmerkung  im  Original). 

3  Vgl.  Auszug  aus  dem  KTB  des  B.d.U.  vom  30.  4.  42  im  Dokumenten=Anhang. 

4  Aus  „Die  Bemiihungen  der  Ski.  .  ." ,  a.  a.  O.: 

„Da  sich  bei  der  franzosischen  Regierung  die  Sorge  um  Madagaskar  verstarkt, 
teilt  Laval  der  deutschen  Regierung  mit,  dajl  er  die  Absidit  habe,  dem  ]apani= 
schen  Botschafter  vorzuschlagen,  dafl  Madagaskar,  das  sich  nach  dem  Abbruch 
der  Beziehungen  zwischen  Siidafrika  und  Frankreidi   in  Gefahr  befinde,  von 

331 


B.  Kriegstagebuch 

Lagebericht  OKH 
Osten^ 

H.Gr.  Slid: 

11.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  erfolglose  Aufklarungsvorstofie  gegen 
ruman.  Div.en.  Wetter:  bedeckt,  warm. 

Armeegr.  von  Kleist  und  6.  Armee:  Vor  der  Front  der  Armeegr.  von  Kleist 
rege  Feuertatigkeit  und  lebhafte  Bewegungen  schwacherer  Feindkrafte.  Auf= 
fallend  lebhafte  Fliegertatigkeit  bei  Tage  und  bei  Nacht.  Wetter:  bedeckt,  um 
+  15  Grad,  Strafien  im  allgemeinen  befahrbar.  Bei  6.  Armee  Befahrbarkeit 
der  unbefestigten  Strafien  durch  Regen  verschlechtert. 

H.Gr.  Mitfe: 

Vor  der  2.  Pz.Armee,  4.  Armee  und  3.  Pz. Armee  feindl.  Sto6truppunter= 
nehmen  und  Vorstofie  abgewiesen. 

9.  Armee:  Nordwestl.  Rshew  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  Gegner  in 
Starke  von  etwa  200  Mann  in  den  Ostteil  eines  Ortes  eingedrungen.  Lage 
durch  Gegenstoli  bereinigt.  Siidwestl.  Rshew  Feindangriff  abgewiesen. 

An  der  Stralie  nach  Bjeloj  im  Mittelteil  erfolgreiche  eigene  Angriffsunter= 
nehmungen  mit  Pz.=  und  Stuka=Unterstutzung  mit  Gelandegewinn  in  nord= 
westl.  Richtung.  Feind  erlitt  schwere  Verluste.  Wetter:  Schneefall  in  der  Nacht 
29./30.  hat  Strafienzustand  verschlechtert. 

Vor  Welish  blieben  2  Feindangriffe  vor  eigener  HKL  in  zusammengefafitem 
Feuer  liegen.  Vor  dem  Nordabschnitt  der  HKL  stellt  sich  der  Gegner  erneut 
mit  Pz.n  bereit.  Eigene  von  W  nach  O  im  Raume  westl.  Jelnja  antretende 
Kraftegruppe  hat  Gelandegewinn  nach  O  erzielt. 

H.Gr.  Nord: 

Im  Raum  um  Cholm  Aufklarungstatigkeit.  Im  Bereich  der  Gruppe  Eicke 
halt  feindl.  Feuer=  und  Stofitrupptatigkeit  am  rechten  vorgeschobenen  Fliigel 
am  Lowat  an.  Ein  Angriff  der  Gruppe  Seydlitz  am  Lowat  entlang  nach  Siiden 
wurde  durch  Artl.=Feuer  unterstiitzt.  An  dem  Einschliefiungsriegel  gewinnen 
eigene  Mafinahmen  zur  Bereinigung  des  Einbruchs  am  vorhergehenden  Tage 
langsam  Boden.  Ausbruchsversuche  des  Gegners  nach  N  und  NW  abgewehrt. 

Japan  besetzt  werde.  Da  diese  Mitteilung  nach  Ansicht  der  Ski.  in  Widerspruch 
steht  zu  der  Versicherung  Lavals  an  Leahy,  daji  er  die  Fortdauer  guter  Bezie= 
hungen  zu  den  USA  wUnsche,  nimmt  die  Ski.  an,  daji  die  Au^erung  Lavals  zu 
Leahy  von  dem  Bestreben  diktiert  ist,  einen  vorbeugenden  angelsachsisdien 
Zugriff  auf  Madagaskar  abzuwenden.  Die  Ski.  rechnet  trotzdem  mit  baldiger 
angelsdchsischer  Initiative,  um  einer  japanischen  Besetzung  Madagaskars,  ,die 
die  britisdie  Nachsdiubverbindung  nach  dem  mittleren  Osten  und  Indien  ent=' 
scheidend  storen  wiXrde',  zuvorzukommen. 

Nach  Mitteilung  des  deutschen  Konsuls  in  Lourengo  Marques  vom  1. 5.  soil 
bereits  ein  britisdier  Landungsverband  in  Durban  aktionsbereit  liegen." 
1     Beurteilung  der  Gesamtfeindlage  an  der  Ostfront  durch  die  Abt.  Fremde  Heere 
Ost  des  Gen.St.d.H.  vom  1.  Mai  1942  im  Dokumenten=Anhang  Nr.  9. 

332 


2.  Mai  1942 

An  der  Wolchow=Front  griff  Gegner  eigenen  Briickenkopf  bei  Salzy  nach  3V2= 
stiindiger  trommelf  euerartiger  Artl.=Vorbereitung  mit  Unterstiitzung  von  2  Pz.n 
vergebl.  an.  Auch  nordwestl.  davon  Feindvorstofi  abgewehrt.  Gegner  erlitt 
hohe  blutige  Verluste.  An  der  Newa=Front  weiterhin  starkes  feindl.  Inf.=  und 
Artl.=Feuer. 

Finnisdie  Front  (30.  4.) 

Sudostjront:  An  alien  Fronten  normaler  Tagesverlauf.  Mittlere  Temp.  (+  5 
Grad). 

Nordostfront  (AOK  Lappland) :  Im  Abschnitt  Louhi  wurden  weitere  Feindangriffe 
unter  schweren  Verlusten  fiir  den  Gegner  abgewehrt.  Eigene  Krafte  werden  ver= 
starkt.  Bereitstellungen  des  Gegners  scheinen  durch  wirkungsvollen  Einsatz  Luft= 
flotte  5  und  Tauwetter  verlangsamt  zu  sein. 

An  der  Murmansk=Front  erfolgreicher  eigener  Gegenangriff  gegen  Umfassungs= 
versuch  auf  dem  Siidfliigel.  Mehrere  starkere  Angriffe  hier  und  gegen  den  Nord= 
fliigel  wurden  abgewiesen.  Lebhafter  Ubersetzverkehr  iiber  die  aufiere  Liza=Bucht  in 
Ost=West=Richtung  und  Schiffsverkehr  in  der  Motowski=Bucht  deuten  auf  weitere 
Feindverstarkungen  hin.  Gegenmafinahmen  gegen  diese  Landungsgruppe  in  der 
Nordflanke  der  6.  Geb.Div.  verlaufen  planmafiig.  Wetter:  Anhaltendes  Tauwetter. 
Bewegungen  auf  Stra6en  und  im  Gelande  weiterhin  erschwert. 

Nordafrika  (30.  4.) 

In  der  Nacht  29./30. 4.  wurde  ein  britischer  Vorstofi  abgewehrt.  15  Gef angene,  dar= 
unter  3  Offiziere,  eingebracht.  Am  30.  4.  bei  starkem  Sandsturm  nur  geringe  beider= 
seitige  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit. 


2.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgesdiichtlidien  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  auf  der  Ruckreise  vom  Obersalzberg  nach  „V\/ olfsschanze" ] 

Die  Japaner  erobern  Mandalay,  die  Hauptstadt  von  Burma. 

Bericht  des  „Exchange  Telegraph''  aus  Moskau,  dafi  dort  eine  deiitsche 
Friihjahrsoffensive  im  Abschnitt  Brjansk— Orel— Kursk  erwartet  wird,  die  sich 
gegen  Woronesch  richten  soil.  Nach  der  Eroberung  von  Woronesch  sollten  diese 
deutschen  Heere  Don=abwarts  vorstolien,  um  Stalingrad  zu  nehmen,  wodurch 
auch  der  Vorstofi  der  deutschen  Krafte  aus  dem  Raum  von  Charkow  ausgelost 
werden  wUrde^. 

Der  Deutsche  General  in  Agram  meldet  gewisse  Verhandlungen  mit  ein= 
zelnen  Cetnici=Gruppen,  die  zum  Niederlegen  der  Waffen  veranlafit  werden 
soUen. 

Der  Stellv.  Chef  WFSt  begibt  sich  nach  Belgrad  zur  personlichen  Unterrich= 
tung  iiber  die  Lage  im  kroatischen  Aufstandsgebiet  sowie  zu  Besprechungen 
mit  dem  Kommandierenden  General  und  Befehlshaber  Serbien  und  mit  dem 
Chef  des  Stabes  des  W.B.Siidost. 

1     Lagebericht  OKH  vom  2.  Mai  ig42  fehlt  in  der  Sammlung  des  KTB  Skh,  Teil  D. 

333 


B.  Kriegstagebuch 

3.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

[Fuhrer  wieder  in  „\Molfsschanze"] 

Lagebericht  des  AOK  Lappland. 

Bei  dem  Seegefecht  am  2.  5.  im  Nordlichen  Eismeer  wurden  durch  deutsche 
U=Boote  und  Zerstorer  1  engl.  Kreuzer  versenkt,  1  Zerstorer  schwer,  2  weitere 
leicht  beschadigt.  1  deutscher  Zerstorer  ging  verloren.  Lagebericht  v.  2.-5.  5. 

Planung  der  von  Ahw.  II  beabsichtigten  Unternehmungen,  die  im  Zuge  der 
Operation  „Blau"  vorgesehen  sind.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

In  Kroatien  wird  imter  dem  Oberbefehl  des  ital.  AOK  2  neben  der  Kampf= 
gruppe  Bader  ein  ital.  Gen.Kdo.  eingesetzt,  das  mit  2  ital.  Div.  siidl.  der  De= 
markationslinie  Sauberungsaktionen  durchfiihren  soil. 

Dem  WB.  Sudost  wird  die  Bitte  des  Ausw.  Amies  iibermittelt,  die  unga= 
rische  Donauflottille  im  ehemals  jugoslawischen  Gebiet  in  Richtung  Osten 
nicht  iiber  die  Einmiindung  der  Morawa  hinaus  einzusetzen. 

Aus  Verwaltungs=  und  Devisengriinden  wird  die  deutsche  Besatzung  der 
Schutzzone  in  der  Slowakei  stark  vermindert. 

Chef  OKW  richtet  ein  Schreiben  an  den  Reichsmarschall  und  Beauftragten 
fur  den  Vierjahresplan  sowie  an  den  Reichsmin.  f.  Bewaffnung  und  Munition 
und  den  Gen.=Bevollmachtigten  f.  d.  Arheitseinsatz,  um  die  Sicherstellung  des 
Ersatzbedarfs  im  Sommer  1942  zu  erreichen.  Von  Riickforderungen  aus  der 
Wehrmacht  sei  unter  alien  Umstanden  Abstand  zu  nehmen,  und  es  miisse 
darauf  hingewiesen  werden,  dafi  auf  die  rd.  115  000  uk=gestellten  Wehr= 
pflichtigen  der  Jahrgange  1919—22  zuriickgegriffen  werden  miisse,  falls  die 
blutigen  Verluste  des  Sommerfeldzuges  1942  das  geschatzte  normale  Mafi 
iibersteigen  soUten. 

Den  Antrag  des  OKH/GenStdH.,  die  110.  Div.,  die  nach  dem  Westen 
abtransportiert  werden  sollte,  noch  bis  Anfang  Juni  der  9.  Armee  zu  belassen, 
genehmigt  der  Fuhrer  und  entscheidet,  dafi  der  Beginn  des  Abtransportes  von 
zwei  weiteren  nach  dem  Westen  zu  verlegenden  Ostdivisionen  solange  zuruck= 
gestellt  werden  kann,  bis  der  Abtransport  der  im  Westen  in  Aufstellung 
befindlichen  -^yo.  und  371.  Div.  anlauft.  (Naheres  s.  Stellv.  WFSt.) 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Feind  an  beiden  Fronten  ruhig.  Wahrend  der  Nacht  lebhafte 
feindliche  FUegertatigkeit  mit  Bombenabwiirfen  im  Katscha=Tal,  Angriffe  gal= 
ten  wahrscheinlich  den  Batterien,  die  die  Flugplatze  von  Sewastopol  beschiefien. 
Wetter:  Sonnig  warm,  Wege  gut. 

Armeegruppe  von  Kleist:  Vor  Siidfliigel  Bewegimgen  von  Panzerkraften 
erkannt,   Luftaufklarung   stellte  fest,   dafi   Briicken   bei   Isjum  und   Bogoro= 

334 


3-  Mai  1942 

ditsdmoje  wieder  in  Ordnung  sind  und  der  Verkehr  in  Richtung  Barwenkowa 
sehr  rege  ist. 

Wetter:  Plus  20  Grad,  wechselnd  bewolkt,  Wege  abgetrocknet,  fiir  Lkw. 
grolitenteils  befahrbar. 

6.  Armee:  Aufier  normaler  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  keine  besonderen 
Kampfhandlungen. 

Wetter:  Teilweise  Regen,  Plus  10  Grad,  Wege  nur  fiir  Panjefahrzeuge  be= 
fahrbar. 

2.  Armee:  Aufklarung  hat  ergeben,  dafi  im  Raum  Jelez  und  Liwny  und 
nordlich  davon  anscheinend  Ausladungen  und  Marschbewegungen  stattfinden, 
so  dali  mit  Zusammenziehung  von  Truppen  in  dieser  Gegend  zu  redmen  ist. 

Wetter:  Regen,  plus  8  Grad. 

Im  riickwartigen  Gelande  erfolgreiche  Bekampfung  ung.  Truppen  von 
Partisanen.  Die  Briicke  bei  Seredina  Buda,  die  von  Partisanen  beschadigt 
wurde,  wird  voraussichtlich  in  4  Tagen  wieder  fiir  den  Verkehr  freigegeben 
werden. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Der  gestern  nordlich  Mzensk  gemeldete  feindliche  Panzerzug 
fuhr  nadi  mehreren  Feueriiberfallen  nach  Nordosten  ab,  eigener  Vorstofi 
konnte  hier  Gelande  gewinnen. 

4.  Armee:  Ein  feindl.  Vorstofi  auf  die  RoUbahn  bei  Fomina  wurde  abge= 
wehrt.  Im  Hintergelande  nordwestl.  Spas  Demenskoje  wurde  ein  feindl.  An= 
griff  auf  die  Rollbahn  von  Norden  her  abgewehrt  und  von  eigenen  Kraften 
westl.  Jelnja  der  Ort  Borodino  genommen.  Ein  feindl.  Angriff  auf  den  Siid= 
westfliigel  der  9.  Armee  bei  Mostowaja  wurde  unter  schweren  Feindverlusten 
zuriickgewiesen.  Sudwestl.  Bjeloj  wurde  der  Feind  an  der  Rollbahn  vertrieben. 
Siidwestl.  Wei.  Luki  wurde  ein  Bauzug  durch  Mine  beschadigt. 

Wetter:  Triibe,  zeitweise  Regen,  Wege  verschlechtert,  z.  T.  unbefahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Westl.  Cholm  wurde  die  Gruppe  Scherer  bei  der  Verteidigung 
von  Angriffen  durch  Artl.  gut  unterstiitzt.  Auch  Flieger  beteiligten  sich  nach= 
haltig  an  der  Abwehr.  Der  im  siidl.  Teil  von  Cholm  eingeschlossene  Gegner 
wurde  abgeriegelt;  starkeres  Artl.=Feuer  auf  die  Stadt.  Im  Nordwestteil  der 
Demjansk=Front  vergeblicher  Feind vorstofi  ostw.  Lowat.  Angriffe  auf  die  Ver= 
bindungsstelle  von  den  beiden  Gruppen  Eicke  und  v.  Seydlitz  von  Norden 
und  Siiden  wurden  abgewehrt.  Nordl.  Staraja  Russa  starkeres  feindl.  Artl.= 
Feuer.  Der  Feind  verstarkt  sich  weiter  an  der  Wolchow=Front  westl.  Jamno, 
nordl.  dieser  Stelle  wurden  Angriffe  des  Feindes  abgewehrt.  In  den  Kessel 
siidlich  Maluksa  fiihrt  der  Gegner  weitere  Kraftfahrzeugkolonnen  hinein, 
sudwestl.  Oranienbaum  wurden  eigene  Stellen  und  Unterkiinfte  hinter  der 
Front  vom  Feind  durch  Brandmunition  beschossen. 


335 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland  (i.  5.) 

Siidostfront:  Normaler  Verlauf  des  Tages. 

Nordostfront:  Bei  Louhi  versucht  der  Gegner,  von  Suden  her  nach  Norden  zu 
den  dort  kampfenden  roten  Truppen  durchzubrechen.  Im  Kandalakscha=Abschnitt 
hat  der  Feind  etwa  eine  Starke  von  2  Divisionen,  die  er  jederzeit  mit  der  Murman= 
bahn  nach  Norden  oder  Siiden  verschieben  kann.  An  der  Murmansk=Front  wurde  ein 
erneuter  Angriff  auf  den  Sudteil  der  Liza=Front  abgewiesen.  An  der  Liza=Bucht 
sind  die  eigenen  Truppen  verstarkt,  um  die  feindl.  Umfassungsgruppen  zu  ver= 
nichten. 


Panzers Annee  Afrika  (2.  5.) 

Tagsiiber  auf  ganzer  Front  lebhafte  beiderseitige  Aufklarungs=  und  Artl.=Tatig= 
keit. 

Bei  Tiefangriffen  eigener  Zerstorer  auf  feindliche  Aufklarungskrafte  in  Gegend 
Signali=Sud  (etwa  85  km  westl.  Bir=Hacheim)  wurden  rd.  ^o  Kraftfahrzeuge,  dar= 
unter  Pz.Spahwagen,  zerstort,  davon  30  Kfz.  total  ausgebrannt.  In  Nacht  vom 
1./2.  Mai  Luftangriffe  auf  Bengasi  ohne  Schaden. 


4.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Der  OB  d.H.Gr.  Nord,  Gen.Oberst  v.  Kiichler,  und  Gen.  v.  Seydlitz  halten 
dem  Fuhrer  Vortrag  iiber  die  Durchfiihrung  des  Unternehmens  „Brucken= 
schlag''.  Gen.Oberst  v.  Kiichler  bezeichnet  die  Lage  der  H.Gr.  Nord  allgemein 
als  gespannt.  Bei  starken  feindlichen  Angriffen  verfiige  er  iiber  keinerlei  Re= 
serven.  Besonders  schwierig  sei  die  Lage  des  II.  AK.,  da  ohne  Inanspruchnahme 
des  bisher  zur  Verfiigung  stehenden  Lufttransportraumes  seine  Versorgung 
nicht  durchgefiihrt  werden  konne.  Auch  sei  es  kraftemafiig  an  Starke  einem 
feindlichen  Angriff  nicht  mehr  gewachsen.  Gen.Oberst  v.  Kiichler  schlagt  vor, 
dieses  Korps  hinter  den  Lowat  zuriickzubiegen.  Der  Fuhrer  geht  darauf  nicht 
ein,  well  er  die  Gefahr  nicht  fiir  so  dringend  halt  und  bei  einer  Zuriicknahme 
des  Korps  den  Verlust  des  gesamten  Gerats  befiirchtet.  Er  erklart,  dafi  der 
H.Gr.  trotzdem  keine  Krafte  zugewiesen  werden  konnten. 

OKH  meldet  die  beabsichtigte  Artilleriegliederung  fur  den  Angriff  auf 
Sewastopol. 

Chef  WPr  erhalt  Richtlinien  fiir  die  Behandlung  der  der  Operation  „Blau'' 
vorausgehenden  Unternehmungen  der  H.Gr.  Siid. 

Chef  OKW  unterzeichnet  den  Befehl  iiber  die  beabsichtigten  Operationen 
im  Mittelmeerraum,  der  die  Beteiligung  deutscher  Krafte  und  die  Unterstel= 
lungsverhaltnisse  regelt. 

Chef  OKW  erlafit  Durchfiihrungsbestimmungen  fiir  die  Weisung  Nr.  40 
betr.  die  Kiistenverteidigung  in  Danemark. 

Der  feldmaliige  Ausbau  der  Kanalinseln  ist  abgeschlossen.  Der  verstarkte 
feldmafiige  Ausbau  ist  im  Auslaufen  begriffen. 

Dem  OKH^Gen.Qu.  werden  fiir  die  Mil.=Befehlshaber  Frankreich  und  Bel* 

336 


4.  Mai  1942 

gien=Nordfrankreich  Anweisungen  fiir  die  Festnahme  und  Erschiefiung  von 
Geiseln  gegeben. 

Der  Fiihrer  genehmigt  die  Verlegung  zweier  franzosischer  U=Boote  in  afri= 
kanische  Atlantik=Hafen. 

Programm  des  Gen.=Bevollmachtigten  f.  d.  Arbeit seinsatz  vom  20.  4.  42. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gy.  Sud: 

II.  Armee:  AuJSer  lebhafter  feindl.  Fliegertatigkeit  keine  bes.  Kampfhand= 
lungen.  Wetter:  sonnig,  warm. 

Armee gr.  v.  Kleist:  Starker  mot.  Verkehr  vor  Siidfliigel.  Nordl.  Antrazit 
wurden  mehrere  kleine  Gruppen  in  Gesamtstarke  von  etwa  1000  bis  1200 
Mann  in  Marschrichtung  auf  die  Front  beobachtet.  Ein  nachtl.  Erkundungs= 
vorstofi  wurde  abgewehrt.  Zwischen  Mariupol  und  Taganrog  wurden  gegen 
Abend  3  grofiere  und  18  kleinere  Schiffe  beobachtet,  die  in  etwa  17  km  Ent= 
fernung  vor  der  Kliste  liegen  blieben  und  sammelten.  Bewaffnete  Aufklarung 
ist  angesetzt. 

6.  Armee:  Ostw.  Charkow  und  beiderseits  Prochorowka  wurden  starke  Be= 
wegungen  des  Feindes  in  siidl.  Riditung  beobachtet. 

2.  Armee:  Ein  feindl.  Erkundungsvorstofi  westl.  Tim  wurde  abgewehrt. 
Wetter:  bewolkt,  teilw.  Regenfalle,  im  S  20  Grad,  Mitte  und  N  etwas  kiihler, 
Wege  mit  Kfz.  noch  nicht  befahrbar.  Donez  1  m  iiber  normal. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Siidl.  Maklaki  erfolgreiches  eigenes  Stofitruppuntemehmen. 
Ostw.  Kirow  vergebl.  Feindvorstofi. 

4.  Armee:  Auf  dem  Nordfliigel  der  Armee  versuchte  der  Gegner  vergeblich, 
die  Ugra  zu  iiberschreiten.  Starkeres  eigenes  Artl.=Feuer  zwang  ihn  zum  Riick= 
zug.  Siidl.  davon  Schanzarbeiten  des  Gegners  beobachtet. 

9.  Armee:  Auf  aufierstem  Westfliigel  der  Armee  Uef  die  Besatzung  eines 
feindl.  Grabens  iiber.  Starkere  Ansammlungen  nordwestl.  Bjeloj  lassen  auf 
weitere  Angriffe  schliefien. 

Regen  hat  die  Wege  wieder  verschlechtert.  Temp,  im  allg.  +  12  Grad.  Im 
Raum  Jelnja  weiterhin  erfolgreiche  Bekampfung  der  Partisanen. 

H.Gr.  Nord: 

Feindl.  Angriffe  von  NO  auf  Cholm  wurden  abgewehrt.  Eigene  Artl.  der 
Gruppe  Lang  unterstiitzte  die  Abwehrmalinahmen.  An  der  NW=Spitze  der 
Demjansk=Front  griff  der  Feind  im  Pola=Tal  mit  starkeren  Pz.Kraften  an.  Von 
9  Pz.n  wurden  5  zusammengeschossen,  2  beschadigt.  Etwas  westl.  davon  gelang 
es  dem  Feind,  bis  an  die  Versorgungsstrafie  westl.  der  Pola  vorzudringen. 

337 


B.  Kriegstagebuch 

Gegenmalinahmen  sind  im  Gange.  Ein  Angriff  auf  die  vorstoJSenden  Telle 
der  Gruppe  Seydlltz  von  S  wurde  zuriickgeschlagen.  An  der  Wolchow=Front 
nordl.  Jamno  griff  der  Felnd  mit  iiberlegenen  Panzerkraften  die  Sperrfront  an. 
Wahrend  er  im  nordl.  Teil  auf gehalten  werden  konnte,  gelang  es  ihm,  im  siidl. 
Tell,  in  den  Sperrgiirtel  einzudringen.  Gegenmafinahmen  sind  im  Gange.  Sonst 
keine  bes.  Kampfhandlungen. 

Nachtrag:  Siidl.  Bjeloj  wurden  in  der  Zeit  vom  30.  4.  bis  1.  5.  folgende 
Gefangene  und  Beute  gemacht:  631  Gefangene,  darunter  95  Oberlaufer, 
63  MG,  38  s.  Gr.Werfer,  11  Pak,  5  Wurfgerate.  Vernichtet  wurden:  5  MG, 
24  s.  Gr.Werfer,  15  ^,6  cm  Geschiitze,  3  Pak  und  2  IG.  Der  Feind  verlor 
6^0  Tote. 

Finnisdie  Front  (2.  5.) 

Sudostfront:  Artl.=Feuer  aus  Kronstadt  auf  die  Landenge  wurde  mit  eigenem 
Artl.=Feuer  aller  Kaliber  erwidert.  Im  siidl.  Operationsgebiet  Bewolkung  und  ortl. 
Schneefalle. 

Nor  do  St  front:  Nadi  Gefangenenaussagen  wurden  im  Abschnitt  Louhi  aus  Kem 
2000  Mann  Ersatz  zugefiihrt.  Ein  Angriff  in  Btl.=Starke  nordl.  Uhtua  wurde  abge= 
wiesen.  Bei  der  Landungsgruppe  westl.  der  Liza=Bucht,  die  am  2.  5.  sdiwere  Verluste 
erlitt,  handelt  es  sich  um  die  12.  Mar.Brigade.  Nach  Gefangenenaussagen  sollen  sidt 
6  Btl.e  einer  Renntierbrigade  auf  der  Fisdierhalbinsel  befinden.  Mit  einem  Lan= 
dungsunternehmen  siidl.  der  Motowski=Bucht  ist  demnach  zu  rechnen.  Wetter:  An 
der  Kiiste  Sdineetreiben,  leiditer  Frost,  Wege  verschlammt. 

Nordafrika  (3.  5.) 

Normale  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 

Bei  feindl.  Luftangriff  auf  Bengasi  Nacht  2./3.  5.  geringer  mil.  Schaden.  Abschu6 
eines  feindl.  Flugzeugs  wahrscheinlidi. 


5.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgesdiichtlidien  Abteilung  des  OKW) 
Handstreich  brit.  Streitkrafte  gegen  den  franz.  Stiitzpunkt  Diego  Suarez 

auf  Madagaskar^. 

Die  163.  Div.  an  der  Swir=Front  wird  durch  finnische  Truppen  abgelost  und 

dem  AOK  Lappland  zugefiihrt.  Dafiir  wird  das  finn.  Inf.Rgt.  14  dem  finn. 

Oberkommando  wieder  unterstellt  und  der  Abschnitt  Uhtua  wieder  an  das 

finn.  Oberkommando  abgegeben. 

1     Auszug  aus  „Die  Bemiihungen  der  Ski. . .",  a.  a.  O.: 

„Am  3. 5.  werden  der  Fiihrer  des  japanischen  Verbindungsstabes  in  Berlin, 
Vizeadmiral  Nomura,  und  der  Fiihrer  der  japanischen  Delegation  in  Rom,  Kon= 
teradmiral  Abe,  von  Petain,  Darlan  und  Laval  empfangen.  Bei  dieser  Gelegen= 
heit  macht  Darlan  Admiral  Nomura  den  Vorschlag,  der  englisch=amerikanischen 
Gefahr  durch  eine  japanische  Besetzung  der  Inseln  und  eine  franzosisch=japa= 
nische  Zusammenarbeit  zuvorzukommen.  Die  Japaner  vertreten  die  Auffassung, 
daji  sie  nicht  ohne  Zustimmung  der  Reichsregierung  mit  den  Franzosen  ver= 


336 


5-  Mai  1942 

Der  Fuhrer  entscheidet  zu  dem  Operationsentwurf  des  AOK  Lappland  vom 
15.  4.,  dafi  die  Lfl.  5  verstarkt  wird  und  eine  sedismonatige  Bevorratung  fiir 
wenigstens  3  verstarkte  Divisionen  in  Lappland  vorbereitet  werden  mu6,  weil 
unter  Umstanden  die  Abwehr  feindlicher  Angriffe  die  Verstarkung  des  Ge= 
birgskorps  Norwegen  im  selben  Mafie  notwendig  machen  konne,  wie  sie  zum 
Angriff  auf  die  Fischer=Halbinsel  erforderlich  ware.  (Naheres  s.  Stellv.  WFSt). 

Besondere  Anordnungen  zur  Weisung  41:  Unterriditung  der  Verbiindeten. 

Sondermeldung  iiber  die  um  6.20  Uhr  morgens  erfolgte  Entsetzung  der  ein= 
gesdilossenen  Besatzung  von  Cholm. 


Lageberidit  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Feindbild  an  beiden  Fronten  unverandert.  Luftaufklarung  stellte 
an  der  Kertsch=Front  60  eingegrabene  Pz.  fest  und  meldete  die  Anlage  von 
Panzerabwehrgraben  und  mehreren  Batteriestellungen.  Wetter:  wechselnd  be= 
wolkt,  sehr  windig,  Wege  gut.  In  Kustenabschnitt  zwischen  Mariupol  und 
Taganrog  wurden  russ.  Krafte  (Besatzung  von  2  Motorbooten),  die  wahrend 
der  Nacht  zu  landen  versuchten,  nach  kurzem  Feuergefecht  auf  See  zuriick= 
getrieben.  Mit  Ausnahme  eines  vergebl.  Feindvorstolies  in  Kp.=Starke  am 
NordflUgel  der  H.Gr.  Slid  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Das  Wetter  ist  auf 
der  ganzen  Front  regnerisch,  etwa  10  Grad  Warme.  Die  Wege  weiterhin  ver= 
schlechtert;  hierdurch  audi  im  siidl.  Teil  die  Ablosung  verzogert. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Siidwestl.  Suchinitschi  versuchte  der  Gegner,  mehrmals  in  Kp.= 
Starke  die  eigenen  Stellimgen  anzugreifen.  Er  wurde  mit  grofien  Verlusten 

handeln  konnten,  da  in  dem  allgemeinen  deut$ch=japanischen  Abkommen  zur 
Abgrenzung  der  Interessenspharen  Madagaskar  zum  deutsdien  Einflufigebiet 
gehore.  Die  Japaner  halten  es  jedoch  fiir  moglich,  dajJ  im  Zuge  der  militdrisdien 
Operationen  derartige  Besetzungen  fiir  die  Dauer  der  Kriegszeit  in  gemein= 
samem  deutsch=japanischen  Einverstandnis  durchgefiihrt  werden  konnten.  Xlber 
diesen  Empfang  berichtet  der  japanische  Mar ineatt ache  Rom,  dajl  sich  fiir  die 
Japaner  in  Vichy  sehr  klar  ergeben  habe,  dafl  insbesondere  Laval  den  ausgesprc 
chenen  Wunsch  einer  engen  Zusammenarbeit  mit  den  Achsenmdchten,  besonders 
mit  Japan,  habe.  Die  Japaner  seien  vom  ehrlichen  Willen  Petains,  Darlans  und 
Lavals  zur  Zusammenarbeit  mit  der  Achse  iiberzeugt.  Die  breite  Masse  des 
franzosischen  Volkes  sei  jedoch  hierfUr  nicht  zu  haben.  Daher  seien  Aufmerk= 
samkeit  und  Skepsis  geboten!  — 

Am  5.  5.  beginnt  der  englische  Angriff  gegen  Madagaskar,  Die  Alliierten  er= 
kl'dren,  dafl  sie  in  keiner  Weise  die  Absicht  hdtten,  die  franzosische  Nationalitdt 
der  Insel  anzutasten.  USA=Streitkrdfte  sind  bei  dem  Angriff  nicht  beteiligt.  Von 
der  amerikanischen  Regierung  wird  der  Schritt  jedoch  offiziell  gebilligt;  der 
USA=Geschdftstrdger  teilt  in  Vichy  mit,  dafi  die  USA  jeden  Angriff  auf  englische 
Streitkrdfte  audi  als  gegen  sich  selbst  geriditet  ansehen  wUrden.  Amerika  wiirde 
daraus  die  Konsequenzen  Ziehen." 


339 


B.  Kriegstagebuch 

zuriickgeschlagen.  Im  Raume  von  Mzensk  wurden  in  der  Zeit  vom  27.  4.  bis 
4.  5.  414  Gefangene  gemacht,  darunter  39  Dberlaufer. 

4.  Armee:  Nordl.  Spas  Demenskoje  griff  en  feindl.  Kav.=Divisionen  die  Stel= 
lung  von  Norden  an.  In  einem  Teil  gelang  ihnen  der  Einbruch  in  unsere  Stel= 
lungen.  Nach  kurzer  Gefechtshandlung  wurde  die  Lage  wieder  bereinigt.  In 
der  iibrigen  Front  der  H.Gr.  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Durch  den  Regen 
ist  das  Gelande  weiterhin  aufgeweicht,  Strafien  nur  z.  T.  befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

In  den  Morgenstunden  des  gestrigen  Tages  trat  Gruppe  Lang  (westlich 
Cholm)  zum  Entsatz  der  Stadt  zum  Angriff  an.  Mit  wirkungsvoller  Unter= 
stiitzung  von  Artl.,  Pz.n,  Sturmgeschiitzen  und  Luftwaffe  gewann  der  Angriff 
trotz  zahen  Feindwiderstandes  gut  Boden.  An  der  Demjansk=Front  wurden 
Angriffe  auf  den  Siidwestfliigel  unter  schweren  Feindverlusten  zuriickgeschla= 
gen.  Auch  an  der  Verbindungsstelle  am  Lowat  und  siidL  Staraja  Russa  wurden 
mehrere  Angriffe  des  Feindes  zuriickgeschlagen.  Bei  den  bisherigen  Kampfen 
bis  zur  endgiiltigen  Vereinigung  der  beiden  AK.s  (Gruppe  von  Seydlitz  und 
Gr.  Eicke)  am  1.  5.  wurden  2  feindl.  Brigaden  vernichtet  und  4  weitere  so  zer= 
schlagen,  dafi  ihr  Herausziehen  zur  Auffrischung  notig  wurde.  Weitere  Ver= 
bande  wurden  starkt  geschwacht.  Insgesamt  sind  eingebracht  worden:  6614 
Gefangene,  286  Geschiitze,  167  Panzer,  7  Flugzeuge. 

Die  dem  Feind  zugef iigten  Verluste  betragen  etwa  50  000  Mann.  NordL  des 
Ilmensees  griff  der  Feind  weiterhin  mit  starken  Kraften  und  Pz.=Unterstutzung 
die  Riegelstellung  an.  Wegen  Schlechtwetterlage  keine  Unterstiitzung  durch 
Luftwaffe.  Erhebliche  Nachschubschwierigkeiten  inf olge  grundloser  Wege.  SiidL 
Salzy  starkes  feindl.  Artl.=Feuer.  Ein  Angriffsversuch  siidl.  Maluksa  wurde 
abgewehrt. 


Finnisdie  Front  (3.  5.) 

Siidostfront:  Aufier  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  keine  bes.  Ereignisse. 

Nordostfront:  Aufklarungstatigkeit  westl.  der  Strafie  Kestenga— Okunewa  Guba 
lafit  auf  nodi  weiter  nordl.  ausholende  Umfassungsabsichten  des  Gegners  sdiliefien. 
Siidl.  davon  wurden  Angriffe  bis  zu  2  Btl.en  erfolgreidi  unter  schweren  feindl.  Ver= 
lusten  abgewiesen.  An  der  Murmansk=Front  nahmen  die  Geb.=Jager  im  Angriff 
gegen  die  dortige  Umfassungsgruppe  nadi  zahem  Kampf  eine  widitige  Hohe.  Die 
Bereitstellung  zum  Angriff  gegen  die  nordl.  Umfassungsgruppe  durdi  Gelande= 
schwierigkeiten  verzogert.  Wetter:  bewolkt,  windig,  zeitweilig  Sdineetreiben. 

Nordafrika  (4.  5.) 

Bei  starkem  Sandsturm  nur  schwadie  Aufklarungs=  und  Artl.=Tatigkeit, 

In  Nacht   3.74.  5.   feindl.    Luftangriff   auf   Bengasi   ohne   militarischen   Schaden. 

1  feindl.  Flugzeug  wahrscheinlich  abgeschossen. 


340 


6.  Mai  1942 

6.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Die  Bildung  eines  Reichsriistungsrates  durch  den  Reichsminister  fiir  Be= 
waffnung  und  Munition  wird  bekanntgegeben. 

Um  die  Neigimg  zum  Uberlaufen  und  zur  Kapitulation  eingeschlossener 
sowjetrussischer  Gruppen  zu  steigern,  befiehlt  der  Fuhrer,  dafi  den  sowjeti= 
schen  Kommandeuren  ^  Kommissaren  und  Politruks  zunachst  versuchsweise  in 
solchen  Fallen  die  Erhaltung  ihres  Lebens  zugesichert  werden  kann. 

Die  im  Bereich  der  18.  Armee  eingesetzten  Teile  der  Kriegsmarine  werden 
zur  Uberwachung  der  Minenabriegelungen  im  Finnen=Busen  benotigt. 

In  der  Zeit  vom  Mai  bis  Juni  werden  6  deutsche  Kiistenminenboote  und 
4  ital.  MAS=Boote  in  den  Ladogasee  iiberfiihrt.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Neue  Trennungslinie  zwischen  dem  finn.  Oberkommando  und  dem  AOK 
Lappland:  St.  Sig  (6^  km  nordl.  Kem)— Chirwisalma— Niva— Ylikiiminki— Oulu. 

OKW/WiRu  Ami  erlafit  einen  Befehl  iiber  die  Winter ausstattung  1942/43. 


Lageberidit  OKH 
Osten 

H.Gr.Sud: 

11.  Armee:  An  der  Feodosia=Front  im  Siidteil  rege  Schanzarbeiten  und 
Feindbewegungen.  Wetter:  wechselnd  bewolkt,  warm,  Strafien  trocken. 

Armeegr.v.Kleist:  Vor  dem  siidl.  Frontabschnitt  starkere  Feindbewegungen. 
Ein  Vorstofi  des  Feindes  bei  Debalzewo  wurde  zuriickgewiesen. 

6.  Armee:  Nordostw.  Charkow  wurde  ein  Vorstofi  von  200  Russen  ab= 
gewehrt.  Auch  hier  und  bei  Balakleja  lebhafte  Feindbewegungen. 

Bei  2.  Armee  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Auf  der  ganzen  Front  bewolkt, 
windig,  strichweise  Regen.  Im  Siiden  wurde  die  Ablosung  abermals  durch  den 
Strafienzustand  verzogert. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Ein  starkerer  Stofitrupp,  der  in  die  eigene  Stellung  siidl. 
Mzensk  eingedrungen  war,  wurde  im  Gegenstofi  zuriickgeschlagen.  Im  riick= 
wartigen  Gelande  wurde  ein  Zug  zwischen  Brjansk  und  Potschew  durch  Spren= 
gung  zur  Entgleisung  gebracht.  Auch  die  Strecke  Brjansk— Roslawl  wurde  an 
mehreren  Stellen  unbrauchbar  gemacht.  Die  Kampfe  der  letzten  Tage  sud= 
westl.  Rshew  waren  fiir  den  Feind  sehr  verlustreich.  Er  verlor  allein  vor  einer 
Div.  178  Gefangene,  410  Tote,  29  MG  und  13  Granatwerfer.  800  Minen  wur= 
den  geraumt.  Siidl.  Bjeloj  wurde  ein  feindl.  Angriff  von  Norden  her  abgewie= 
sen.  Vergebl.  feindl.  Pz.= Angriff  von  N  her  auf  Welish.  Die  Strecke  Wel.Luki— 

1     Mu6  wohl  heifien  „Funktionaren"  (vgl.  Warlimont,  a.  a.  O.,  S.  185). 

341 


B.  Kriegstagebuch 

Sokolniki  wurde  an  mehreren  Stellen  gesprengt.  Wetter:  bedeckt,  vereinzelt 
Schneeschauer,  Temp,  etwas  iiber  o  Grad. 

H.Gr.  Nord: 

Der  Angrijff  in  Richtung  Cholm  wurde  fortgesetzt.  Mehrere  feindl.  Stellun= 
gen  wurden  durchbrochen,  i  Inf.=Sto6trupp,  von  Pz.n  und  Sturmgeschiitzen 
unterstiitzt,  gelang  es  nordl.  des  Lowat,  um  6.20  Uhr  die  Verbindung  mit 
Cholm  herzustellen.  Um  16.10  Uhr  wurde  die  Fernsprechverbindung  aufge= 
nommen.  Siidl.  der  Strafie  nur  allmahliches  Vorwartskommen  bei  starkem 
Feind  wider  stand.  Feindbewegungen  vor  der  Nordostflanke  der  Demjansk= 
Front  wurden  mit  Artl.  bekampft.  Auf  dem  Nordwestteil  an  der  Pola  wurde 
ein  Angriff  abgewiesen.  Ebenso  mifilangen  Angriffe  von  N  und  S  am  Lowat. 
Nordl.  des  Ilmensees  gelang  es  dem  Gegner,  die  Nachschubstrafie  westl.  Jamno 
zu  sperren.  Mehrere  Angriffe  an  der  Einbruchstelle  siidl.  Maluksa  wurden  ab= 
gewehrt. 

Finnisdie  Front  (4.  5.) 

Gruppe  Annus:  Bei  Swirstroy  wurde  ein  gewaltsamer  Aufklarungsversudi  des 
Feindes  zuriickgewiesen.  Sonst  normaler  Tagesverlauf.  Wetter:  Teils  Schnee,  teils 
Regen,  Temp,  um  o  Grad. 

Nordostfront:  Der  Feind  versudit  bei  Louhi,  weiter  umfassend  anzugreifen.  Ei» 
gene  Verbande  wurden  verstarkt  und  konnten  im  Gegenangriff  nach  hartnackigem 
Widerstand  Gelande  gewinnen. 

Murmansk^Front :  Mehrere  Angriffe  gegen  Siidflanke  und  Siidfliigel  wurden  ab= 
gewehrt.  Eigener  Angriff  gegen  Umfassung  auf  Nordfliigel  im  Gange.  Wetter: 
Sdineeschauer,  leiditer  Frost.  Durdi  wiedereinsetzenden  Frost  sind  Bewegungen 
auch  abseits  des  Weges  erleichtert. 

Nordafrika  (3.  3.) 

Bei  anhaltendem  Sandsturm  geringe  beiderseitige  Aufklarungs=  und  Artl.=Tatig= 
keit.  Bei  feindl.  Luftangriff  auf  Bengasi  Nacht  4./ 3.  5.  geringer  Gebaudeschaden. 

7.  Mai  1942 
(KTB  der  Kriegsgesdiiditlidien  Abteilung  des  OKW) 

Erlal2  des  Fuhrers  iiber  die  einheitliche  Steuerung  der  Riistungswirtschaft. 

Eine  vom  Fiihrer  befohlene  gewaltsame  Aufklarung  an  der  Kertsch=Front 
hat  keine  Anzeichen  fiir  ein  Absetzen  der  feindlichen  Krafte  erbracht. 

Der  Absicht  des  OB  West,  das  AOK  1  an  der  Kiiste  einzusetzen  und  die 
bisherigen  Aufgaben  desselben  durch  das  Hohere  Kommando  XXXXV  iiber= 
nehmen  zu  lassen,  stimmt  der  Fiihrer  zu. 

Der  ital.  General  Gariboldi^  wird  im  Fiihrerhauptquartier  vom  Fiihrer  emp= 
fangen.  (Ausl.) 

1     Vorgesehen  ah  OB  der  8.  ital.  Armee  an  der  Ostfront.  Kdo.^Ubernahme  am 
9.  Juli  1942. 


7.  Mai  1942 

Der  Dt.General  b.  H.Qu.  d.  ital.  Wehrmacht  berichtet  iiber  eine  gemeinsame 
Reise  mit  dem  Gen.Oberst  Cavallero  nach  Libyen  und  dessen  Befehle  fur  die 
Operationen  in  Nordafrika.  Danach  sollen  die  westl.  Tobruk  stehenden  be= 
weglichen  Feindkrafte  zerschlagen  und  Tobruk  in  abgekiirztem  Angriffsver= 
fahren  weggenommen  werden.  Die  Wegnahme  von  Tobruk  wird  als  Voraus= 
setzung  fiir  das  Vorgehen  gegen  die  Linie  Sidi  Omar— Halfaya— Solium 
bezeichnet.  Diese  Linie  soil  von  der  Masse  der  Panzerarmee  Afrika  nicht 
iiberschritten  werden.  Falls  Tobruk  nicht  genommen  werden  kann,  sollen 
Stellungen  in  der  Ain=el=Gazala=Linie  oder  weiter  westlich  bezogen  werden. 
Der  Angriff  soil  Ende  Mai  beginnen  und  sich  nicht  iiber  den  20.  Juni  hinaus= 
Ziehen. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  sad: 

Sowohl  auf  der  Krim  wie  auf  der  iibrigen  Front  der  H.Gr.  Slid  aufier  Spah= 
trupptatigkeit  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Im  Siiden  klar,  windig,  +  16 
Grad,  Mitte  und  Nord  stiirmisch,  Regen,  um  +  5  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Bei  2.  Pz.Armee  griff  der  Feind  siidl.  Mzensk  und  westl.  der  Bahn  Suchi= 
nitschi— Brjansk  in  etwa  Kp.=Starke  an.  Er  wurde  abgewehrt.  Bei  der  4.  Armee 
vergebl.  Feindvorstofie  bei  Fomina  und  im  riickw.  Gebiet  ostw.  und  westl. 
Jelnja.  Eigene  Stofitruppenunternehmen  sudostw.  Jelnja  hatten  Erfolg.  Meh= 
rere  Feindortschaften  wurden  genommen.  Auf  der  iibrigen  Front  aufier  er= 
folgreichen  eigenen  Stofitruppunternehmen  nordl.  Gshatsk,  nordl.  Rshew 
und  westl.  Sytschewka  keine  bes.  Ereignisse.  Siidl.  Bjeloj  vorgehend,  griff 
ein  Rgt.  die  Ortschaften  ostw.  Bjeloj  an,  nahm  sie  und  drang  bis  an  die  Obscha 
vor.  Ein  versuchter  Gegenstofi  des  Feindes  wurde  abgewehrt.  Siidwestl.  Welish 
wurden  Feindversuche,  die  Nachschubstrafie  zu  erreichen,  abgewiesen.  Wetter: 
bedeckt,  Regen,  starker  Wind. 

H.Gr.  Nord: 

Die  siidl.  der  Strafie  nach  Cholm  zur  Entlastung  vorstofienden  eigenen 
Krafte  iiberschritten  nach  Einnahme  mehrerer  Ortschaften  den  Lowat  sud= 
westl.  Cholm,  iiberrannten  die  feindl.  Feldstellungen  und  nahmen  mit  einem 
Stofitrupp,  der  aus  Cholm  nach  Siiden  vorgestofien  war,  Verbindung  auf.  An 
der  Demjansk=Front  wurden  Angriff e  ostw.  und  westl.  der  Pola  abgewehrt. 
Auch  Versuche  des  Feindes,  nordl.  und  siidl.  der  neugeschaffenen  Verbindung 
anzugreifen,  mifilangen.  Westl.  Jamno  liegt  auf  der  Durchbruchsstelle  an  der 
Wolchow=Front  starkes  feindl.  Artl.=Feuer.  Nordl.  davon  wurde  ein  feindl. 
Angriff  kurz  vor  der  Stellung  unter  hohen  Verlusten  zuriickgewiesen. 

343 


B.  Kriegstagebuch 

Ein  feindl.  StoJStruppunternehmen  gegen  die  Nordfront  des  Kessels  war 
erfolglos.  Ein  feindl.  Angriif  auf  die  Stellung  an  der  Bahn  Maluksa— Salzy 
wurde  abgewehrt. 

Finnisdie  Front  (3.  3.) 

Sudostfront:  Ruhiger  Verlauf  des  Tages,  Nadi  Aussage  eines  Kriegsgefangenen 
befinden  sich  im  Frauengefangnis  zu  Kem  deutsche  und  finnische  Kriegsgefangene. 
Wetter:  bis  —  6  Grad,  stellenweise  Schneefall.  Sturm  hat  das  Eis  im  Ostteil  des 
Finnischen  Meerbusens  an  mehreren  Stellen  aufgerissen  und  in  Bewegung  gesetzt. 

Nordostfront  (AOK  Lappland):  Erfolgreiche  Abwehr  feindl.  Angriffe  auf  Siid= 
fliigel  der  Louhi=Front.  Die  feindl.  Umfassungsgruppe,  die  nordl.  Guba  nach  S 
vorgestofien  war,  wird  eingeschlossen. 

Murmansk=Front :  In  der  Siidwestflanke  wurden  mehrere  Angriffe  abgewehrt.  Der 
Angriff  gegen  die  feindl.  Landungsgruppe  westl.  der  Liza=Bucht  kam  in  harten 
Kampfen  gut  vorwarts.  Wetter:  Frost,  teilw.  Sdineesturm. 

Nordafrika  (6.  5.)  • 

Bei  weiter  anhaltendem  Sandsturm  normale  beiderseitige  Aufklarungs=  und 
Artl.=Tatigkeit. 

Einsatzbereite  Panzer,  einschliefilich  italienisdie :  440  Panzer,  7  gepanzerte  Befehls= 
wagen,  19  Sturmgesdiiitze. 


8.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgesdiidhtlidien  Abteilung  des  OKW) 

3.15  Uhr  Beginn  des  Angriff s  der  11.  Armee  auf  die  Landenge  von  Kertsch. 

Die  Versorgung  des  //.  AK.  sowie  der  Gruppen  Scherer  in  Cholm  und  Wan= 
del  am  Wolchow=Kessel  kann  auf  der  Erde  nicht  voll  durchgefiihrt  werden 
und  muj8  auch  in  der  nachsten  Zeit  noch  teilweise  auf  dem  Luftwege  erfolgen. 

Zusammenstellung  der  von  der  H.Gr.  Nord  abzugebenden  Verbande. 
(Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Der  dem  Chef  OKW  unmittelbar  unterstehende  Sonderstab  F  erhalt  militar= 
politische  Weisungen  durch  Ausl/Abw.  Amtschef  Ausl/Abw  wird  ermachtigt, 
in  alien  das  Arbeitsgebiet  des  Sonderstabes  F  beriihrenden  arabischen  und 
indischen  Fragen  Entscheidungen  militarpolitischer  Art  im  Auftrage  des  Chefs 
OKW  zu  fallen. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  sad: 

II.  Armee:  An  der  Sewastopol=Front  verstarkt  der  Feind  weiter  seine  Stel= 
lungen.  Eigene  Erkundungsvorstofie  stellten  im  nordl.  Teil  der  Feodosia=Front 
durchlaufende  Besetzung  der  Feindstellungen  fest.  Wetter:  gute  Sicht,  sonnig, 
leicht  bewolkt. 

Armeegr.  v.  Kleist:  Im  siidl.  Teil  wurden  grofie  Fahrzeugansammlungen  er= 
folgreich  durch  Artl.  bekampft.  In  dem  Tal  siidl.  Djakowi  lebhafter  Verkehr 

344 


8.  Mai  1942 

von  und  zur  Front.  Nordl.  Balakleja  griff  der  Feind  nach  Artl.=Vorbereitung 
und  Pz.=Unterstutzung  in  Rgt.=Starke  an.  Im  GegenstolE  wurde  er  unter  hohen 
Verlusten  zuriickgewiesen.  Westl.  davon  wurden  Ubersetzversuche  iiber  den 
Donez  verhindert.  Bei  dem  Angriff  wurden  2  Pz.  vernichtet,  3  blieben  liegen. 
Ein  Feindvorstofi  siidl.  Orjol  wurde  im  GegenstoiS  zuriickgewiesen  und  das 
Vorgelande  vom  Feind  gesaubert.  Wetter:  wediselnd  bewolkt,  starkere  West= 
winde.  Strafien  unverandert. 

Bei  der  6.  und  2.  Armee  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Wetter  bei  6.  Armee 
+  15  Grad,  bewolkt,  mittags  klar,  starker  Wind,  rasches  Abtrocknen  der 
Wege.  2.  Armee:  +  4  Grad,  stiirmisch,  Regen. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Slidostw.  Mzensk  wurde  ein  fdl.  Angriff  in  Kp.=Starke  ab= 
gewiesen  und  mehrere  Gefangene  gemacht.  Siidl.  Brjansk  im  riickw.  Gebiet 
fuhr  ein  eigener  Zug  auf  eine  Mine  beim  Obergang  iiber  die  Nawlja  und 
wurde  mit  MG  beschossen.  Zwischen  Jelnja  und  Spas  Demenskoje  wurden 
mehrere  Feindangriffe  von  N  auf  die  Bahnlinie  abgewiesen.  Auf  dem  Nord= 
fliigel  der  9.  Armee  nordostw.  Rshew  wurden  bei  Panino  bereitgestellte  Pz.= 
Wagen  durch  Artl.  bekampft.  Luftaufklarung  stellte  f est,  dafi  nordwestl.  Rshew 
bei  Bachmutowo  mehrere  Briicken  fiir  Pz.=Wagen  iiber  die  Wolga  fertiggestellt 
sind.  Siidwestl.  Rshew  gelang  eigener  Vorstofi.  Bei  Welish  griff  der  Feind  nach 
ArtI.=Vorbereitung  von  NO  her  die  Stadt  an.  Nach  voriibergehendem  Einbruch 
wurde  er  durch  Gegenstofi  zuriickgeschlagen.  Wetter:  starke  Regenschauer, 
Strafien  weiter  verschlechtert.  Teilw.  fiir  Reiter  und  Panjef ahrzeuge  nur  mit 
grofien  Schwierigkeiten  moglich. 

Wegen  der  vermehrten  Bahnsprengungen  in  den  letzten  Tagen  im  riickw. 
Gebiet  hat  die  H.Gr.  die  weitgehende  Einspannung  der  Zivilbevolkerung 
und  der  Kriegsgefangenen  fiir  die  Abwehr  und  den  Wachdienst  angeordnet. 
Ferner  sind  scharfste  Mafinahmen  gegen  die  Bevolkerung  an  den  Stellen 
verfiigt,  wo  sie  bei  tatkraftiger  Mithilfe  Oberfalle  und  Sprengungen  hatte 
verhindern  konnen. 

H.Gr.  Nord: 

Angriffe  auf  die  neuen  Stellungen  siidwestl.  Cholm  wurden  abgewiesen. 
Durch  Vorstofi  von  Cholm  nach  Siiden  wurden  die  eigenen  Stellungen  ver= 
bessert.  An  der  NO=Seite  der  Demjansk=Front  griff  der  Russe  mehrmals  bei 
Nowinka  und  nordwestl.  davon  an.  Die  Angriffe  wurden  durch  gut  liegende 
Artl.  und  Unterstiitzung  von  Stukas  unter  grofien  Feindverlusten  abgewiesen. 
Mehrere  Angriffe  auf  beiden  Seiten  der  Pola  von  N  her  wurden  zuriick= 
geschlagen.  Auch  siidl.  der  Vereinigungsstelle  des  II.  und  X.  Korps  wurden 
Feindangriffe  durch  gut  liegenden  Artl.=Beschu6  zerschlagen.  Am  Ilmensee  bei 
Jamno  wurden  Feindansammlungen  zerschlagen. 


345 


B.  Kriegstagebuch 

Finnisdie  Front  (6.  5.) 

Siidost front:  Normaler  Tagesverlauf. 

Nordostfront  (AOK  Lappland) :  Im  Abschnitt  Louhi  wurden  neue  starke  Angriffe 
unter  hohen  Feindverlusten  abgewiesen.  Die  von  N  umfassend  angreifenden  Feind= 
telle  wurden  eingeschlossen,  AusbrucKsversuche  nach  Norden  verhindert.  An  der 
Murmansk=Front  wurden  Angriffe  auf  den  siidl.  Teil  und  die  Mitte  der  Liza=Stellung 
abgewehrt.  Im  Angriff  gegen  die  Landungsgruppe  gelang  es  durch  Vereinigung 
der  beiden  Angriffsfliigel,  einen  grofien  Teil  dieser  Gruppe  einzuschliefien.  Einige 
das  Westufer  der  Liza  beherrschenden  Hohen  konnten  genommen  werden. 

Nordafrika  (7.  5.) 

Der  Tag  verlief  im  allgemeinen  ruhig. 

In  der  Nacht  S./y.  5.  erfolgloser  feindl.  Luftangriff  auf  Bengasi. 


9.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
In  der  Nacht  vom  S./g.  5.  erneuter  Luftangriff  auf  Rostock. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

II.  Armee:  An  der  Feodosia=Front  trat  der  siidl.  Teil  der  bereitgestellten 
Formationen  gegen  zahlenmafiig  iiberlegenen  Feind  um  3.15  Uhr  zum  Angriff 
an.  Im  ersten  Anlauf  wurde  der  Einbruch  in  die  Parpatschstellung  erzielt.  Im 
Nahkampf  gelang  es,  die  Stellung  zu  durchbrechen  und  weiter  nach  O  vor= 
zustofien.  Um  16.00  Uhr  war  ungefahr  folgende  Stellung  erreicht:  von  Sidsheut 
in  nordwestl.  Richtung  bis  zur  Strafie  Feodosia— Kertsch,  von  da  in  westl.  Rich= 
tung  bis  zur  Station  Akmanaj.  Gegeniiber  dem  nordl.  Teil  der  Feodosia=Front 
verhielt  sich  der  Feind  ruhig.  Zum  Vortauschen  eines  Angriffs  angesetzte 
starke  Stofitrupps  erzielten  Einbriiche  in  die  Feindstellungen.  Das  gewonnene 
Gelande  wird  gehalten.  Der  Feind  biijSte  neben  hohen  blutigen  Verlusten  2500 
Gefangene  ein  und  verlor  in  Luftkampfen  ^7  Flugzeuge.  Der  Gelandegewinn 
im  siidl.  Abschnitt  betrug  an  diesem  ersten  Tag  etwa  12  km.  Wetter:  klar, 
sonnig,  windig. 

Armeegr.  v.  Kleist:  Auf  den  Strafien  von  Rostow  nach  Nordwesten  um 
Woroschilowgrad  und  bei  Lissitschansk  in  beiden  Richtungen  starkerer  Ver= 
kehr.  Nordl.  Slawjansk  wiederholte  der  Gegner  seine  erfolglosen  Angriffe 
mit  Pz.n  und  Artl.  Die  eigene  Abwehr  wurde  durch  ital.  Jager  nachhaltig  unter= 
stutzt.  Wetter:  sonnig,  warm,  teilw.  starke  Westwinde. 

6.  Armee:  Aufier  einem  erfolglosen  feindl.  Angriff  nordl.  Martowaja  und 
starkeren  Feindbewegungen  auf  der  Strafie  Korotscha  und  Woltschansk  keine 
bes.  Kampfhandlungen.  Wetter:  wechselnd  bewolkt,  warm,  starker  Sudwest= 
wind.  Wege  teilw.  auch  fiir  Kfz.  befahrbar. 

346 


9.  Mai  1942 

2.  Armee:  Im  riickw.  Gebiet  schlugen  ungarische  Verbande  starkere  Parti= 
sanengruppen  nordostw.  Seredina  Buda  nach  N  zuriick.  Wetter:  wechselnd 
bewolkt,  windig,  +  14  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz.Armee:  Aufier  einem  vergebl.  Stofitruppunternehmen  desFeindes  nord= 
westl.  Wesniny  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Wetter:  +  10  Grad,  starke 
Regenschauer,  StralBen  verschlammt,  zum  grofien  Teil  auch  fiir  Reiter  und 
Panjefahrzeuge  nicht  befahrbar. 

4.  Armee,  5,  Pz.Armee  und  9.  Armee  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Nord= 
westl.  Rshew  halt  der  feindl.  Verkehr  uber  die  neugebauten  Wolgabriicken 
nach  S  an.  Mit  Angriffen  mufi  hier  gerechnet  werden.  Nordwestl.  Bjeloj  wurde 
ein  feindl.  Angriff  abgewehrt.  Ostw.  Demidoff  wurde  starke  Feindbesetzung 
festgestellt.  Im  riickw.  Gelande  westl.  Jelnja  wurde  ein  Feindvorstofi  auf  die 
Strafie  Jelnja— Smolensk  abgewehrt.  Wege  leicht  abgetrocknet. 

H.Gr.  Nord: 

Am  Lowat  ostw.  Juchowa  rege  feindl.  Spahtrupptatigkeit.  Westl.  Cholm 
hatte  eigenes  Stofitruppunternehmen  guten  Erfolg.  Mehrere  feindl.  Bunker 
wurden  genommen.  An  der  Demjansk= Front  westl.  Nowinka  griff  der  Feind 
an  mehreren  Stellen  in  Btl.=Starke  mit  Pz.=UnterstUtzung  die  eigenen  Linien 
an.  Er  wurde  zuriickgeschlagen.  Ein  voriibergehender  Pz.=Einbruch  wurde  im 
Gegenstoii  bereinigt.  Im  Pola=Tal  und  auf  der  Siidfront  wurden  mehrere  mit 
Pz.n  durchgefiihrte  feindl.  Angriffe  abgewehrt.  Auch  an  der  Bruckenkopf= 
stellung  am  Lowat  vergebl.  Pz.=Angriffe  des  Gegners.  Siidostw.  St.  Russa 
brach  ein  feindl.  Angriff  unter  schwersten  Feindverlusten  zusammen.  Nordl. 
des  Ilmensees  westl.  Jamno  starke  feindl.  Artl.=Tatigkeit  an  der  Einbruchsstelle. 
Bereitstellungen  des  Feindes  wurden  durch  Artl.  zerschlagen.  Ebenso  wurde 
ein  Feindangriff  und  Bereitstellungen  bei  Grusino  durch  Artl.  nachhaltig  be= 
kampft.  Siidostw.  Maluksa  griff  der  Feind  mit  uberlegenen  Pz.=Kraften  und 
Schlachtfliegern  die  eigenen  Stellungen  siidl.  der  Bahn  an.  Im  konzentrischen 
Feuer  aller  Waffen  wurden  bisher  samtl.  Angriffe  abgeschlagen. 


Finnisdie  Front  (7.  5.) 

Sudwestfront:  Normaler  Verlauf  des  Tages.  Die  nordl.  Kestenga  eingeschlossene 
Feindgruppe  konnte  vernichtet  werden.  Der  Feind  verier  hierbei  1400  Tote,  zahl= 
reidie  Gefangene  und  Waffen  aller  Art. 

Die  hier  eingesetzten  2  feindl.  Div.en  und  2  Brigaden  wurden  stark  angeschlagen. 
Im  Kandalakscha=Abschnitt  wurden  mehrere  Feindangriffe  in  BtL=Starke  gegen 
beide  Fliigel  abgewiesen.  Auf  dem  S=  und  N=Fliigel  der  Murmansk=Front  vergebl. 
Feindangriffe.  Westl.  der  Liza=Bucht  konnten  weitere  Teile  der  Landungsgruppe 
in  Btl.=Starke  umfassend  angegriffen,  zersprengt  und  zum  grofien  Teil  verniditet 
werden.  VersorgungsstraSe  der  Geb.Div.en  durdi  meterhohe  Schneeverwehungen  seit 
5.  5.  gesperrt. 

347 


B.  Kriegstagebuch 

Nordafrika  (8.  5.) 

Tag  verlief  bei  normaler  Aufklarungs=  und  z.  T.  lebhafter  Artl.=Tatigkeit  ruhig. 


10.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Die  Adjutantur  der  Wehrmacht  beim  Fuhrer  ordnet  unter  Hinweis  auf  die 
sich  mehrenden  NacKrichten  iiber  geplante  Attentate  gegen  den  Fuhrer 
erweiterte  Mafinahmen  fiir  dessen  Sicherheit  an  und  bittet  die  dem  FHQu 
angehorenden  Wehrmachtdienststellen,  ihrerseits  entsprechende  Abwehrma6= 
nahmen  zu  treffen.  Mafinahmen  zur  Partisanenbekampfimg  und  Sicherung  der 
landwirtschaftlichen  Arbeiten  in  den  besetzten  Gebieten  des  Ostens. 

Chef  WFSt  teilt  Oberst  d.  G.  Scherff  gesprachsweise  mit,  er  sei  der  Auf= 
fassung,  dafi  der  Ansatz  der  Operation  „Blau''  im  Hinblick  auf  die  schwachen 
Krafte  bei  den  H.Gr.n  Mitte  und  Nord  ein  grofies  Risiko  bedeute,  falls  der  Russe 
einen  entschlossenen  Vorstofi  auf  Smolensk  unternehme.  Es  erscheine  ihm 
jedoch  fraglich,  ob  der  Russe  hierfiir  geniigend  Krafte  und  Wagemut  besitze. 
Der  Fuhrer  sei  mit  ihm  der  Ansicht,  dai?  infolge  der  deutschen  Siidoperation 
die  russischen  Krafte  ebenf alls  automatisch  nach  dem  Siiden  abgezogen  werden 
wiirden^. 
[Ende  der  deutsch=italien.  Luftoffensive  gegen  Malta^.] 

1  Lagehericht  OKH  vom  10.  Mai  1942  fehlt  in  der  Sammlung  des  KTB  Ski,  Teil  D. 

2  Hierzu  stellt  Gen.  Warlimont  in  einer  Erlauterung  jest: 

„Am  10.  Mai  sah  Feldmarschall  Kesselring  nach  insgesamt  11 000  Einsdtzen 
seiner  beiden  Fliegerkorps  gegen  Malta  die  ihm  gestellte  Aufgabe  als  erfUllt  an. 
Bei  seiner  Meldung,  dafl  der  britische  Stiitzpunkt  ,ausgeschaltet'  sei,  konnte  er 
sich  darauf  berufen,  daji  die  Hafenanlagen  und  Rollfelder  in  grojiem  Umfang 
zerstort,  die  Kriegsschijfe  aus  dem  Hafen  vertrieben  warden  und  nur  wenige 
Jagdflugzeuge  in  ihren  Felsen=Schutzstdnden  einsatzfahig  geblieben  waren.  Min= 
destens  ebensoviel  bedeutete  es,  daji  die  Luftwaffe  gemeinsam  mit  U=Booten 
und  der  italienischen  Flotte  die  Insel  in  den  vorangegangenen  Monaten  fast  von 
jeglicher  Zufuhr  abgeschnitten  hatte. 

In  der  Erwartung,  Malta  in  der  Folge  auch  mit  verminderten  Kraften  nieder= 
halten  zu  konnen,  hielten  die  beteiligten  Filhrungsstellen  nunmehr  den  Zeit= 
punkt  fUr  gekommen,  um  Telle  der  Luftflotte  2  dem  Kriegsschauplatz  im  Osten 
zuzufuhren,  wo  mit  der  bevorstehenden  Wiederaufnahme  der  Offensive  gegen 
Rujiland  die  Vorentscheidung  des  Krieges  gesucht  werden  sollte.  Nachdem  sich 
das  OKW  in  seinem  Befehl  vom  4.  Mai  mit  der  Anordnung  begniigt  hatte,  die 
Lufttiberlegenheit  im  Mittelmeerraum  musse  auf  alle  Falle  sichergestellt  bleiben, 
sind  diese  Abgaben  allem  Anschein  nach  im  Einvernehmen  zwischen  Kesselring 
und  dem  Oberkommando  der  Luftwaffe  zustande  gekommen.  Uber  das  Ausmafl 
der  Krafteminderung  liegen  sichere  Unterlagen  nicht  vor.  Im  Gegensatz  aber 
zu  den  Angaben  des  Feldmarschalls  Kesselring,  der  in  seinem  Nachkriegsbericht 
davon  spricht,  dafi  ,gegen  Mitte  Mai  .  . .  die  meisten  Fliegerkrdfte'  seines  Be= 
fehlsbereichs  an  die  Ostfront  verlegt  warden  seien,  diirften  sich  die  AbzUge  in 
einer  Groflenordnung  von  etwa  je  2  Jdger=  und  Bambergruppen  gehalten  haben. 
Dafl  die  oberste  deutsche  Fiihrung  auch  diese  Umgruppierung  in  Anbetracht  der 
weiter  bestehenden  Aufgaben  im  Mittelmeerraum  iiberhaupt  zugelassen  hat, 
diirfte  nur  aus  Hitlers  —  damals  —  Ublichem  Verzicht  auf  Eingriffe  in  die  Fiih= 
rung  der  Luftwaffe  zu  erkldren  sein." 

348 


11.  Mai  1942 

11.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Chef  OKW  bittet  den  Chef  des  ital.  Wehrmachtgeneralstabes  sowie  die 
Chefs  des  rumanischen  und  ungarischen  Generalstabes,  im  Interesse  der  Ge= 
heimhaltung  und  des  erforderlichen  Querverkehrs  mit  den  deutschen  Kom= 
mandobehorden  einheitlich  den  gesamten  operativen  Funkverkehr  nach  deut= 
schem  Chiffrierverfahren  regeln  zu  lassen. 

Beurteilungen  der  Lage  durch  das  AOK  Lappland.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Auf  Grund  einer  Aufstellung  iiber  die  Beuteflakgeschiitze  befiehlt  der  Fuhrer 
die  Munitionsfertigung  fiir  9,5  cm=Flak  Vickers  fiir  eigenen  Einsatz  und  fiir 
Lieferungen  an  die  Tiirkei  sowie  fiir  7,62  cm=Flak. 

Schaffung  eines  „Rustungsamtes"  unter  dem  Reichsminister  fiir  Bewaffnung 
und  Munition  Speer.  Das  OKW  stellt  hierfiir  einen  Teil  des  WiRiiAmtes  zur 
Verfiigung.  General  Thomas  gleichzeitig  Chef  des  WiRiiAmtes  und  als  Staats= 
sekretar  Chef  des  neuen  Riistungsamtes  unter  Reichsmin.  Speer. 


Lageberidit  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

II.  Armee:  Der  bis  in  die  Vormittagsstunden  fortdauernde  starke  Regen 
hat  alle  Bewegungen,  insbes.  den  Angriff  der  Pz.Div.en,  lahmgelegt  und  den 
Einsatz  der  Luftwaffe  (bis  auf  Einzelflugzeuge)  bis  in  die  Vormittagsstunden 
verhindert.  Nach  starker  Abwehr  feindl.  Pz.=Angriffe  wurde  der  Vorstofi  nach 
O  trotz  starkerer  feindl.  Gegenwehr  fortgesetzt.  Es  erreichten:  die  Siidgruppe 
den  Tatarengraben  siidostw.  Marfowka  und  bildete  hier  einen  Briickenkopf; 
die  weiter  nordl.  vorgehenden  Div.en  gingen  riickw.  gestaffelt  vor  und  erreich= 
ten  an  der  Strafie  nach  Kertsch  die  Gegend  westl.  Tschaltemir.  Nordl.  der 
Strafie  hielt  der  Feind  bis  zum  Vormittag  seine  Stellungen  und  versuchte,  die 
im  S  geschlagene  Liicke  mit  riickw.  Kraften  zu  schliefien.  Hierzu  fiihrte  er 
zahlreiche  Gegenangriffe  durch.  Erst  dann  waren  riickw.  Bewegungen  zu  er= 
kennen.  Gefangenen=  und  Beutezahlen  nach  bisher  unvoUstandigen  Meldungen : 
7118  Gefangene,  47  Geschiitze,  23  Pak,  27  Pz.  vernichtet. 

Wetter:  morgens  Regen,  nachm.  aufheiternd,  Wege  sehr  schlecht,  Gelande 
sehr  schwer  gangbar. 

Armeegr.  v.  Kleist:  Nordl.  Slawjansk  wiederholte  der  Feind  seine  Angriffe 
nicht  mehr.  Dagegen  wurden  weiterhin  starke  Bewegungen  auf  den  Strafien 
nach  Jsjum  und  von  Jsjum  nach  Slawjansk  bzw.  Barwenkowa  festgestellt.  Ein 
kleinerer  feindl.  Angriff  siidl.  Dubowo  wurde  zuriickgeschlagen.  Wetter:  be= 
deckt,  siidl.  Stalino  schmierig,  nordl.  davon  fiir  alle  Fahrzeuge  befahrbar. 

6.  Armee:  Bei  Martowaja  wurde  ein  Angriff  in  Btl.=Starke  von  eigenen 
Kraften  zuriickgewiesen.  An  den  Briickenkopfen  und  Doneziibergangen  zwi= 

349 


B.  Kriegstagebudi 

schen  Chotomlja  und  Woltschansk  entfaltete  der  Gegner  eine  lebhafte  Tatig= 
keit.  Luftaufklarung  stellte  in  diesem  Raum  430  Kfz.  und  nordl.  Woltschansk 
280  Kfz.,  Schlepper  mit  Geschiitzen  und  Bespannfahrzeuge  fest.  Wetter:  be= 
wolkt,  trocken.  Wege  und  Strafien  unverandert.  Donez  =  1  m  iiber  normal. 
2.  Armee:  Keine  bes.  Kampfhandlungen.  Wetter:  bedeckt,  um  16  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Westl.  Kiswino  starkeres  feindl.  Artl.=Feuer.  Im  riickw.  Ge= 
lande  wurde  an  der  Strecke  Brjansk— Roslawl  eine  So  kg=Mine  geraumt. 

4.  Armee:  Eisenbahnzug  mit  Teilen  einer  neu  herangefiihrten  Div.  entgleiste 
ostw.  Roslawl  (4  Tote,  15  Verletzte). 

9.  Armee:  Nordwestl.  Rshew  wurde  die  letzte  von  den  3  von  den  Russen  liber 
die  Wolga  gebauten  Briicken  mit  eigener  Artl.  zerstort.  Auf  Bjeloj  starkes  feindl. 
Artl.=Feuer.  Siidwestl.  wurde  ein  Feindangriff  abgeschlagen.  Strafien  im  Ab= 
trocknen.  Beim  eigenen  Vorstofi  siidwestl.  Demidoff  verlor  der  Feind  y6  Tote 
und  86  Gefangene. 

H.Gr.  Nord: 

Aus  Cholm  wurden  bis  zum  9.  5.  einschl.  972  Verwundete  abtransportiert. 
An  der  Nordostfront  von  Demjansk  sind  bei  Nowinka  nach  vorangegangener 
Artl.=Vorbereitung  starkere  Feindangriffe  im  Gange.  Nordwestl.  davon  wurde 
ein  Feindangriff  abgewehrt.  Auf  den  Nordteilen  der  Stellungen  starkes  feindl. 
Artl.=Feuer.  Der  Feind  versuchte  auch  am  gestrigen  Tage  wieder,  mit  starken, 
von  Pz.n  unterstiitzten  Kraften  beiderseits  der  Pola  die  eigenen  Linien  anzu= 
greif en.  AUe  Angriffe  wurden  abgewiesen  oder  im  Gegenstoli  zuriickgeschlagen. 
Starke  Tag=  und  Nachtangriffe  feindl.  Flieger  auf  die  Fahrstelle  am  Lowat, 
die  den  Fahrbetrieb  bei  Ramuschewo  sehr  erschwerten.  Es  wurden  etwa  200 
Sprengbomben  abgeworfen.  Westl.  Jamno  gelang  es  von  N  angesetzten  Kraf= 
ten,  die  Einbruchsstelle  abzuschliefien.  Ein  erfolgreicher  Vorstofi  im  SW=Teil 
des  Kessels  fiihrte  zur  Einnahme  einer  befestigten  Ortschaft.  Der  Feind  verlor 
330  Tote.  Der  sudl.  Maluksa  eingebrochene  Feind  mit  Pz.n  hat  sich  im  Gelande 
verteilt.  Abriegelung  und  Bereinigung  sind  eingeleitet. 


Finnisdfie  Front  (9.  5.) 

Sudostfront:  Keine  bes.  Vorkommnisse. 

Nordostfront  (AOK  Lappland) :  Die  in  der  Nordflanke  der  KandalakscKa=Stellung 
erneut  vorgegangene  feindl.  Abteilung  wurde  zuriickgeworfen. 

Murmansk=Front:  Am  Siidfliigel  der  Liza=Stellung  fiihrt  der  Gegner  neue  Krafte 
heran.  Mit  Erneuerung  der  Angriffe  ist  zu  rechnen.  Die  Angriffe  gegen  die  Lan= 
dungsgruppe  gewinnen  gegen  starken  feindl.  Widerstand  langsam  weiter  Boden. 
Teile  einer  Mar.Brig.  sind  hier  neu  bei  den  Landungstruppen  aufgetreten. 


550 


12.  Mai  1942 

Nordafrika  (10.  5.) 

Tag  verlief  bei  normaler  Aufklarungstatigkeit  ruhig. 

Bei  feindl.  Luftangriff  auf  Bengasi  in  der  Nacht  9./10.  5.  ein  feindl.  Flugzeug 
abgestiirzt. 

12.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Beginrt  des  feindl.  Angriffs  siidlich  und  ostwarts  Charkow  gegen  den 
rechten  Fliigel  der  6.  Armee.  Bei  dem  giinstigen  Verlauf  der  Schlacht  auf  der 
Halbinsel  Kertsch  halt  es  der  Fuhrer  fiir  richtig,  jetzt  bereits  Luftstreitkrafte 
dort  abzuziehen,  um  die  Abwehr  bei  Charkow  zu  verstarken. 

Der  WB.  Norwegen  schlagt  die  Einsetzung  eines  Schiffahrtsdiktators  in  der 
Heimat  vor. 

Nach  Riickkehr  von  einer  Balkanreise  berichtet  der  Stellv.  Chef  WFSt  dem 
Fuhrer.  Daraufhin  werden  dem  WB.  Sudost  folgende  Anweisungen  gegeben: 
Die  siidlich  der  Demarkationslinie  eingesetzten  deutschen  Truppen  soUen  nach 
Durchfiihrung  des  Unternehmens  Foca  im  Einvernehmen  mit  dem  ital.  AOK  2 
in  die  deutsche  Zone  zuriickgezogen  werden,  um  dort  gemeinsam  mit  den 
kroatischen  Verbanden  die  noch  verbliebenen  Aufstandsherde  auszuraumen 
sowie  die  wehrwirtschaftliche  Objekte  und  die  Verkehrswege  zu  sichern. 
Gleichzeitig  ist  die  Kampfgruppe  Bader  aufzulosen.  Aufierdem  wird  dem 
WB.  Sudost  mitgeteilt,  dafi  mit  dem  Einsatz  der  SS=Division  „Prinz  Eugen" 
nach  beendeter  Aufstellung  in  seinem  Bereich  gerechnet  werden  kann. 

Zusammenstellung  der  in  franzosischen  Hafen  liegenden  nichtfranzosischen 
Handelsschiffe. 

Der  Fuhrer  hat  Nachrichten  aus  Kujbyschew,  denen  zufolge  die  Russen  den 
Plan  verfolgen,  unsere  Angriffsabsichten  zu  durchkreuzen,  indem  sie  selbst 
iiberall  die  Offensive  ergreifen. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid: 

II.  Armee:  Trotz  stellenweise  noch  vollig  aufgeweichtem  Gelande  und  unter 
grolien  Anstrengungen  der  Truppe  gelang  es  am  Vormittag  des  11.  5.,  erheb= 
liche  Feindteile  zwischen  Ak  Monaj  und  den  eigenen  Stellungen  einzuschliefien. 
Hierbei  wurden  bisher,  unterstiitzt  von  der  Luftwaffe,  41  Feindpanzer  und 
15—20  Geschiitze  erbeutet  bzw.  vernichtet.  Verzweifelte  Ausbruchsversuche 
des  Feindes  nach  Osten  und  Nordosten  wurden  abgewehrt.  Durch  weiteren 
Vorstofi  der  Rumanen  wurde  der  Feindkessel  verengt.  Entlastungsangriffe 
gegen  die  westl.  und  ostw.  auf  Keneges  vorgehenden  Teile  wurden  zuruck= 
gewiesen.  Die  entlang  der  Kiistenstrafie  in  der  Richtung  Kasantip  zuriick= 
flutenden  Feindteile  wurden  von  eigenen  Fliegern  des  VIII.  Fl.K.  wirksam 

351 


B.  Kriegstagebuch 

bekampft.  Gruppe  Groddeck  erreichte  am  Nachmittag  die  Gegend  Sarasjmin. 
Dort  starker  Feindwiderstand.  Die  Brig,  hat  am  lo.  5.  32  Feindflugzeuge  ver= 
nichtet.  Standig  wachsende  Gefangenen=  und  Beutezahlen.  Wetter:  stark  be= 
wolkt,  gegen  Mittag  aufheiternd;  Wege  aufgeweicht,  Gelande  sehr  schwer 
gangbar. 

Armeegruppe  von  Kleist:  Im  Abschnitt  Slawjansk  griff  der  Feind  nach  ein= 
tagiger  Pause  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  mit  Panzern  die  eigenen  Stel= 
lungen  an.  Ein  Ort  ging  verloren.  Gegenangriff  ist  im  Gange.  Aus  Richtung 
Liman  angesetzter  Feindangr.  wurde  abgeschlagen.  Feindansammlungen  nord= 
westl.  Slawjansk  wurden  durch  eig.  Artl.  zerschlagen.  Westl.  Losowaja  konnte 
ein  feindl.  Angriff,  der  voriibergehend  in  die  rum.  Stellungen  eingedrungen 
war,  zuriickgewiesen  werden. 

Wetter:  bedeckt,  im  Siiden  Regen,  StrajSen  aufgeweicht. 

6.  Armee:  Zwischen  Matowaja  und  Woltschansk  ostw.  Charkow  wurden 
mehr.  fdl.  Angriffe  abgewehrt,  Obersetzversuche  im  Gegenstofi  vereitelt. 

Wetter:  teilw.  bewolkt,  StrajSen  gebessert. 

2.  Armee:  Keine  bes.  Kampfhandlungen.  Wetter:  bedeckt,  zwischen  7  und 
12  Grad  Warme. 

H.Gr.  Mitte: 

Aufier  erfolglosen  Feindangriffen  bei  KisUno  (nordostw.  Orel),  siidwestl. 
Suchinitschi  und  nordwestl.  Rshew  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Im 
Hintergelande  wurden  die  Partisanen  weiter  erfolgreich  bekampft.  Strafien 
und  Wege  gebessert. 

H.Gr.  Nord: 

Feindangriffe  nordl.  und  nordwestl.  von  Cholm  wurden  abgewiesen.  Nord= 
ostw.  Demjansk  mehr.  vergebl.  Feindangriffe  aus  Richtung  Ljubiza.  Der  an 
der  Pola  in  die  eigen.  Stellungen  eingedrungene  Feind  konnte  bisher  noch  nicht 
geworfen  werden.  Nordl.  des  Ilmensees  wurden  Angriffe  des  Feindes  auf  die 
West=  und  Ostfront  in  der  Gegend  der  Einbruchstelle  abgewiesen.  An  der 
Siidostecke  gelang  es  ihm,  westl.  Jamno  mit  Panzern  in  die  eigen.  Linie  einzu= 
dringen.  Eign.  Stukas  griffen  erfolgreich  in  den  Abwehrkampf  ein.  Starkes  Artl.= 
Feuer  etwa  15  Batterien  aus  Gegend  Jamno.  Siidl.  Maluksa  wurden  Feind= 
angriffe  abgewehrt,  westl.  davon  versucht  der  Gegner,  die  Einbruchsstelle  durch 
Vorstofie  zu  erweitern.  Auch  hier  konnten  eign.  Stukas  erfolgreich  eingreifen, 
2  Pz.  wurden  in  Brand  geworfen. 


Finnland  (10.  5.) 

Finn.  Sudostfront:  Normaler  Verlauf  des  Tages. 

Nordostfront  (AOK  Lappland):  An  der  Louhi=Front  brachen  mehr.  feindl.  An= 
griffe  bis  zur  Rgt.=Starke  nordostw.  Kestenga  unter  schweren  Feindverlusten  zu= 
sammen.  11   n'in^giB   nov    noty 


X3'  Mai  1942 

Murmansk=Tront:  Die  Landungsgruppe  westl.  der  Liza  wird  weiter  verstarkt  und 
verteidigt  hartnackig  den  Briickenkopf  von  ihrer  Landungsstelle.  Eign.  Angriffe 
erzielten  bisher  keine  Erfolge. 


Nordafrika  (11.  5.) 

Auf  dem  Siidfliigel  bei  Segnali  lebhafte,  sonst  normale  Aufklarungs=  und  Artl.a 
Tatigkeit. 

Feindl.  Luftangriff  auf  Bengasi  vom  10.  auf  11.  5.  ohne  militarischen  Schaden. 


Naditrag  zur  Lage  bei  Kertsch 

Gefangene  und  Beutezahlen  haben  sich  wie  folgt  erhoht: 
26710  Gefangene,  223  Geschiitze,  173  Panzer,  157  Gr.=Werfer,  88  Pak,  14  Flak, 
2  Salvengeschiitze,  66  Flugzeuge.  Brig.  Groddeck  3000  Gefangene,  58  Flugzeuge. 


13.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Beim  Siidfliigel  der  6.  Armee  im  Raum  um  Charkow  ist  die  Lage  gespannt. 
Der  Fuhrer  befiehlt  deshalb  das  Abziehen  weiterer  Luftkrafte  von  Kertsch  und 
wiinscht  die  Vorverlegung  des  fur  den  18.  5.  geplanten  Angriffs  „Fridericus 
Siid"'  als  beste  Gegenmafinahme  gegen  die  russischen  Operationen.  Nach 
Meldung  der  H.Gr.  Sud  ist  das  jedoch  nicht  moglich. 

Der  Fuhrer  gibt  auf  eine  Anfrage  von  Gen.Oberst  Haider  die  Verwendung 
von  Giftgas  auch  gegen  die  Partisanen  in  den  riickwartigen  Gebieten  der  Ost= 
front  nicht  frei. 

Die  Leibstandarte  SS  „Adolf  Hitler"  wird  aus  der  Front  herausgezogen  und 
im  Raum  Mariupol  aufgefrischt.  Ebenso  wird  die  SS=Division  „Reich''  neu= 
aufgestellt.  Aufierdem  hat  der  Fuhrer  die  Aufstellung  eines  Gen.Kdos.  (mot.) 
fiir  die  Waffen=SS  genehmigt. 

Die  Seekriegsleitung  beabsichtigt,  2  Zerstorer  aus  dem  Raum  von  Kirkenes 
abzuziehen  und  sie  mit  dem  Panzerschiff  „Admiral  Scheer"  und  2  weiteren 
Zerstorern  zu  einer  Kampfgruppe  Tromso  zu  vereinigen.  Ski.  erwartet  hiervon 
auch  eine  gunstige  Auswirkung  auf  die  Operationen  des  AOK  Lappland. 
(Naheres  s.  Stellv.  WFSt.) 

Den  U=Booten  wird  der  warnungslose  Waffeneinsatz  gegen  bewaffnete 
Schiffe  der  siidamerikanischen  Staaten,  die  zu  Deutschland  die  diplomatischen 
Beziehungen  abgebrochen  haben,  freigegeben.  (Stellv.WFSt  und  Ausl.  v. 
15.  5.) 

Sondermeldung  iiber  Sieg  und  Verlauf  der  Schlacht  auf  der  Landenge  von 
Kertsch. 


353 


B.  Kriegstagebuch 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid: 

11.  Armee:  Bei  anhaltenden  Wege=  und  Gelandeschwierigkeiten  wurde  mit 
dem  siidl.  Korps  erneut  zur  iiberholenden  Verfolgung  angetreten.  Es  erreich= 
ten:  die  siidl.  Div.  die  Gegend  siidwestl.  Marfowka  unter  Belassung  von  Siche= 
rungen  nordl.  der  StralBe  siidostw.  Keneges.  Eine  V.=Abt.  auf  den  Hohen  nord= 
ostw.  Keneges.  Die  nordl.  Div.  nordl.  der  Stralie  nach  Kertsch  bei  Semikolo= 
tschi.  Sauberungskampfe  im  Kessel  um  Ak  Monaj  wurden  abgeschlossen. 
Gefangenen=  und  Beutezahlen  noch  nicht  zu  iibersehen.  Das  nordl.  und  das 
rum.  Korps  werden  zur  Verfolgung  entlang  der  Uferstrafie  angesetzt.  Brig. 
Groddeck  wehrte,  selbst  bewegungsunfahig  im  Schlamm  steckend,  starke 
feindliche  Angriffe  mit  Fl.=Unterstiitzung  bei  Saranin  ab.  Wetter:  Mittags  klar 
sonnig,  leichter  Wind,  Wege  und  Gelande  im  Abtrocknen. 

Armeegruppe  von  Kleist:  Nordl.  Slawjansk  starkes  feindliches  Artl.=Feuer. 
Der  Feind  griff  die  Stellungen  siidostw.  Barwenkowa  mit  etwa  200  Mann 
vergebl.  an.  Wetter:  +  17  Grad,  bewolkt,  im  Siiden  kiihler,  Strafien  aufge= 
weicht,  fiir  gelandegangige  Fahrzeuge  bedingt  befahrbar. 

6.  Armee  I  Der  Feind  griff  mit  iiberlegenen  Kraf  ten  (mindestens  12  Inf  .Div.en 
und  300  Panzern)  siidl.  und  ostw.  von  Charkow  an.  Siidl.  Charkow  durch= 
brach  er  die  Stellungen  am  Bahnhof  Lichatschewo,  drehte  nach  Norden  ein 
und  gelangte  in  die  Gegend  beiderseits  Bereka.  Westl.  Bhf.  Lichatschewo  und 
bei  Jefremowka  halten  noch  eigene  Telle.  Eigene  Truppen  mit  Panzerabwehr= 
waffen  zum  Gegenstoii  angesetzt.  Ostw.  Charkow  brach  der  Russe  in  Hohe 
von  Saltow  durch  die  eigenen  Stelliuigen  durch  bis  halbwegs  Charkow.  Nordl. 
davon  brachen  etwa  100  Panzer  bei  Ternowaja  durch  die  Stellungen  durch 
und  gingen  in  siidwestl.  Richtung  vor.  Feindl.  Flieger  unterstiitzten  die  Durch= 
briiche,  die  eigenen  Linien  wurden  zuriickgedriickt.  Bisher  16  Panzer  abge= 
schossen.  Wetter:  bewolkt,  warm,  Strafien  fiir  alle  Fahrzeuge  befahrbar. 

2.  Armee:  Keine  bes.  Kampfhandlungen,  Wetter  sonnig,  +  15  Grad. 

n.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Mzensk  wurde  ein  fdl.  Angriff  unter  erheblichen  Verlusten  fiir  den 
Gegner  zuriickgeschlagen.  Siidl.  Brjansk  wurde  an  der  Bahnstrecke  nach 
Shisdra  ein  russ.  Munitionslager  entdeckt.  Weiterhin  erfolgreiche  Kampfe 
mit  Partisanen.  Bei  4.  und  5.  Pz.Armee  keine  besonderen  Nachrichten. 

Im  Nordabschn.  der  9.  Armee  verstarkt  sich  das  feindl.  Artilleriefeuer.  Die 
Strafien  im  Raum  Rshew  abgetrocknet.  Ein  russ.  VorstojS  nordwestl.  Demidoff 
wurde  zuriickgeschlagen. 

H.Gr.  Nord: 

Starke  Ansammlungen  bei  Gorki  etwa  30  km  westl.  Cholm.  Ein  fdl.  Vor= 
stojS  auf  der  Stralie  Staraja  Russa— Cholm  wurde  abgewiesen.  Demjansk=Stel= 

354 


14-  Mai  1942 

lung:  bei  Molwotizy  Feindansammlungen;  ebenso  ostw.  des  Welje=Sees.  An 
der  Nordostfront  griff  der  Gegner  weiterhin  siidl.  und  siidwestl.  Ljuban  die 
eigenen  Stellungen  an.  Er  wurde  iiberall  abgewiesen.  Nordl.  des  Ilmensees 
westl.  Jamno  starkes  Artl.=Feuer  auf  die  eign.  Nachschubstrafie.  Ein  Vorstofi 
konnte  hier  den  eingebrochenen  Feind  weiter  einengen.  Auf  die  Stellung  an 
der  Bahn  Maluksa— Salzy  starkes  Artl.=Feuer.  Siidwestl.  davon  wurden  An= 
griffe  auf  die  Siidfront  der  Einbruchsstelle  abgewiesen,  die  durchgebrochenen 
Panzer  zum  Stehen  gebracht. 


Finnland  (11.  5.) 

Sudostfront:  Normaler  Verlauf  des  Tages. 

Nordostfront:  Louhi=Abschn.  aufier  Abwehr  eines  Angriffes  in  Kp.=Starke  an 
der  Eisenbahn  Kestenga— Louhi  nur  lebh.  beiders.  Feuertatigkeit. 

Murmansk=Front:  An  der  Siidfront  wurden  2  Angriffe  des  Gegners  verlustreidi 
abgeschlagen.  Starker  Fahrzeugverkehr  und  Feindbewegungen  vor  Siidfliigel  deu« 
ten  auf  bevorstehenden  Angriff  hin.  Die  Landungsgruppe  westl.  der  Liza=Bucht 
verteidigt  sich  weiter  in  ihren  starken  Stellungen. 


Nordafrika  (12.  5.) 

Tagesverlauf  im  allgemeinen  ruhig. 

Bei  feindl.  Fliegerangriff  auf  Bengasi  kein  militarisdier  Sdiaden. 

Am  12.  5.  vormittags  wurden  70  km  nordl.  Derna  14  deutsdie  Transportflugzeuge 
und  1  Me  110  von  9  Curtis  und  3  Bristol=Blenheim  angegriffen.  Im  Luftkampf  wur= 
den  5  Ju  52  und  die  Me  110  abgeschossen,  wahrend  der  Feind  2  Kampfflugzeuge 
und  einen  Jager  verier.  Von  rund  100  deutsdien  Soldaten  konnten  bisher  61  Mann 
geborgen  werden. 


14.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgesdiiditlidien  Abteilung  des  OKW) 
Beim  Lagevortrag  erortert  Gen.Oberst  Haider  die  Frage,  ob  die  Uberschrei= 
tung  der  Meerenge  von  Kertsch  versucht  werden  soil.  Der  Fuhrer  begriifit  eine 
solche  Moglichkeit,  jedoch  nur  unter  der  Voraussetzung,  dafi  die  Besetzung 
der  Briickenkopfe  auf  dem  jenseitigen  Ufer  nicht  zuviel  Krafte  verbraucht  und 
der  Angriff  auf  Sewastopol  damit  nicht  in  Frage  gestellt  wird.  Da  es  Voraus= 
setzung  fiir  das  Unternehmen  ist,  dajS  an  der  Strafie  von  Kertsch  geniigend 
Ubersetzmaterial  vorgefunden  wird,  kann  eine  endgiiltige  Entscheidung  noch 
nicht  getroffen  werden. 

Gen.Oberst  Haider  tragt  den  Wunsch  der  H.Gr.  Siid  vor,  Krafte  aus  dem 
Bereich  der  Armeegruppe  v.  Kleist,  die  fiir  den  Angriff  „Fridericus  Siid''  be= 
reitgestellt  sind,  zum  Abfangen  des  Einbruches  am  Siidfliigel  der  6.  Armee 
dorthin  zu  verschieben.  Der  Fuhrer  lehnt  diesen  Vorschlag  scharf  ab  und  ver= 
tritt  die  Auffassung,  da6  das  planmalBige  Festhalten  des  moglichst  friih  zu 
beginnenden  Angriffes  „Fridericus  Slid''  die  schnellste  und  beste  Entlastung 
fiir  die  6.  Armee  bringt.  Bis  dahin  soil  eine  verstarkte  Luftwaffenunterstiitzung 

355 


B.  Kriegstagebuch 

Aushilf e  schaff en.  Hierzu  ordnet  der  Fiihrer  noch  das  Heranziehen  einer  Stuka= 
Gruppe  aus  dem  Bereich  der  H.Gr.  Mitte  an. 

13.30  Uhr  Anruf  des  GFM  v.  Bock  (H.Gr.  Slid)  beim  Fiihrer  und  Meldung 
der  schon  oben  geschilderten  Auffassung.  Der  Fiihrer  halt  an  seinem  Entschlufi 
fest  und  gibt  dem  GFM  v.  Bock  entsprechenden  Befehl.  Er  fordert,  den  Beginn 
des  Angriffs  „Fridericus  Slid''  moglichst  schon  am  17.  5.  Gen.Oberst  Haider 
wird  vom  Fiihrer  angewiesen,  diesen  miindlichen  Befehl  schriftlich  an 
H.Gr.  sad  zu  bestatigen. 

Nachmittags  halt  Admiral  Donitz  (B.d.U.)  im  Beisein  des  Grofiadmirals  dem 
Fiihrer  Vortrag  iiber  den  Stand  der  U=Bootkriegf iihrung  ^ 

Der  Fiihrer  befiehlt,  dafi  dem  OKW  als  seinem  militarischen  Arbeitsstab 
alle  fur  die  Fiihrung  der  Wehrmacht  notigen  Unterlagen  und  Beitrage  auf 
Anforderung  ohne  Vorbehalt  zu  iiberlassen  sind. 

Meldung  der  WStK  iiber  die  Forderungen  der  USA  an  den  Gouverneur  der 
franzosischen  Besitzungen  auf  den  Kleinen  Antillen. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Armee  setzte  auf  ganzer  Front  die  Verfolgung  Richtung  Kertsch 
fort.  Versuche  des  Feindes,  sich  am  Tatarengraben  erneut  festzusetzen,  wur= 
den  vereitelt.  Nach  heftigen  Kampfen  wurde  er  in  Richtung  Kertsch  zuruck= 
geworfen. 

Gr.  Groddek  ging,  nachdem  starke  Feindangriffe  von  Norden  und  Osten 
abgewehrt  worden  waren,  in  Richtung  Kamysch=Burun  siidl.  Kertsch  vor.  Rum. 
Div.  folgt  Gr.  Groddek.  Die  iibrigen  Divisionen  sind,  nachdem  der  Feind  aus 
dem  Tatarengraben  zuriickgeschlagen  war,  in  Richtung  auf  Kertsch  angetreten 
und  sind  etwa  in  Hohe  Mariental— Sultanowka. 

An  Sewastopol=Front  unverandertes  Feindverhalten. 

Wetter:  Sonnig,  warm,  windig,  Wege  und  Gelande  trocknen  langsam  ab. 

Armeegruppe  von  Kleist:  An  der  Nordfront  wurden  die  Waldstellungen 
nordlich  Slawjansk  wiederholt  in  Btl.=Starke  angegriffen.  Alle  Angriffe  wur= 
den  abgewehrt. 

Wetter:  bewolkt,  Strafien  grofitenteils  befahrbar. 

6.  Armee:  Auf  dem  Siidfliigel  der  Armee  setzte  der  Feind  seine  schweren 
Panzerangriffe  vornehmlich  in  westlicher  Richtung  im  Orel=Abschnitt  fort. 
Er  durchbrach  hier  Telle  der  Landesschiitzen.  Weiter  nordl.  in  Gegend  Je= 
fremowka  gingen  Telle  einer  Inf.Div.  zum  Gegenangriff  vor.  Es  gelang  dem 


Aufzeidhnung  iiber  die  Besprechung  des  Ob.d.M.  beim  Fiihrer  am  13.  u.  14.  Mai 
soivie  den  Vortrag  des  B.d.U.  am  14.  Mai  1942  (Nr.  g^o  g.Kdos.  Chefs. —  Ob.d.M.) 
in:  Lagevortrdge  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O. 


•55^ 


14.  Mai  1942 

Feind,  den  Sudflugel  dieser  angreifenden  Telle  zu  umfassen  und  nach  Norden 
einzudrehen.  Auch  hier  ist  Gegenstofi  eingeleitet.  Ostw.  Jefremowka  gingen 
starkere,  von  Panzern  unterstiitzte  Feindgruppen  in  nordlicher  Richtung  beider= 
seits  der  Bahnlinie  vor.  Ostwarts  Charkow  stiefien  eigene  Panzerkrafte  gegen 
die  westl.  Saltow  durchgebrochenen  Panzerkrafte  vor  und  erreichten  die  Gegend 
von  Nepokrytoje.  Bei  Tarnowaja  gelang  es  dem  Gegner,  durchzustolien  und 
nach  Norden  einzudrehen.  Nordlich  Woltschansk  starke  Feindbewegungen  er= 
kannt.  Nordhch  Murom  wurden  die  eigenen  Linien  durch  massierte  Angriffe 
nach  Westen  zuriickgedriickt. 

Wetter:  klar,  leichter  Wind,  +  20  Grad,  unbefestigte  Wege  mit  Kfz.  be= 
fahrbar. 

2.  Armee:  Im  riickw.  Gelande  konnten  ung.  Truppen  weiterhin  erfolgreich 
gegen  die  Partisanen  vorgehen  und  ihnen  mehr.  Ortschaften  abnehmen. 

Wetter:  bedeckt,  +  16  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  An  mehr.  Stellen  eign.  erfolgreiche  Stofitruppunternehmen. 
Siidwestl.  Bjelew  ging  der  Feind,  durch  einen  eign.  Vorstofi  aus  seinen  Graben 
herausgeworfen,  fluchtartig  nach  Norden  zuriick. 

4.  Armee:  Aufier  stark.  Artl.=Storungsfeuer  auf  die  RoUbahn  keine  bes. 
Kampfhandlungen.  Auf  dem  Nordfliigel  der  9.  Armee  konnten  mehr.  Feind= 
angriffe  im  Wolga=Tal  abgewiesen  werden. 

Ein  feindl.  Vorstofi  westlich  Demidoff  wurde  abgewehrt. 

Wetter:  bedeckt,  teilw.  Regen. 

H.Gr.  Nord: 

An  der  Strafie  Ljubniza— Demjansk  griff  Feind  mehr.  Male  vergeblich  die 
Stellungen  der  SS=„T''=Div.  an.  Auch  ein  Angriff  von  Siiden  her  gegen  die 
Gruppe  Eicke  im  Robja=Tal  wurde  abgewehrt.  Nordl.  des  Ilmensees  wurde  ein 
Ausbruchversuch  des  in  die  Sperrlinie  eingedrungenen  Feindes  letztmalig 
verhindert  und  die  eingeschlossenen  Feindteile  am  Nachmittag  vernichtet.  Ver= 
suche  des  Feindes,  von  Osten  und  Westen  einzugreifen,  wurden  abgewehrt. 
Zwischen  Salzy  und  Grusino  erfolgloser  Feindangriff.  An  der  Durchbruchsstelle 
siidl.  Maluksa  wurden  alle  Angriffe  gegen  die  Abwehrlinien  abgeschlagen. 

Finnland  (12.  5.) 

Sudostfront:  Zwischen  Seg=  und  Powenez=Bucht  wurde  ein  Angriff  in  Starke  von 
2  Kompanien  zuriickgewiesen.  In  den  iibrigen  Abschnitten  keine  besonderen  Kampf= 
handlungen. 

Nordostfront:  Nach  Gefangenenaussagen  soil  im  Abschnitt  Louhi  Ersatz  von 
2  000  Mann  und  eine  neue  Brig,  eingetroffen  sein.  Auch  an  der  Murmansk=Front 
halt  das  Heranfiihren  von  Verstarkungen  am  Siidfliigel  der  Liza=Stellung  und  zur 
Landungsgruppe  an  der  Nordflanke  westl.  der  Liza=Bucht  an.  Die  beabsichtigten 
Gegenmafinahmen  sind  eingeleitet. 


357 


B.  Kriegstagebuch 

Nordafrika  (13.  5.) 

Tagesverlauf  ruhig. 

In  Nacht  vom  12.  zum  13.  5.  feindl.  Luftangriff  auf  Bengasi  ohne  militarischen 
Schaden. 

15.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Beim  Lagevortrag^  meldet  Gen.Oberst  Haider,  dafi  in  der  Schlacht  bei  Char= 

kow  die  Russen  erstmalig  grofiere  Panzermassen  geschlossen  zum  Einsatz 

bringen.  Der  geplante  Angriff  „Fridericus  Slid''  soUte  bereits  am  17.  5.  be= 

ginnen. 

Bei  der  H.Gr.  Mitte  habe  der  geplante  Angriif  der  9.  Armee  auf  St.  Neli= 

dowo  wegen  der  Abziehung  der  Stukakrafte  und  schlechter  Wegeverhaltnisse 

verschoben  werden  miissen. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Feind  gelang  es  nidit,  auf  den  Hohen  siidl.,  siidwestl.  und  westl. 
von  Kertsch,  wo  u.  a.  auch  Baubtl.e  und  die  Unteroffiziersschule  aus  Kertsch 
eingesetzt  waren,  eine  zusammenhangende  Verteidigung  aufzubauen.  Trotz 
sdiwieriger  Gelandeverhaltnisse  wurde  der  ortliche  Widerstand  gebrochen.  Bis 
15.00  Uhr  hatten  die  Spitzen  der  Div.en  (Groddeck  —  132. 1.D.  —  22.  Pz.Div.) 
etwa  die  Gegend  6  km  siidl.,  westl.  und  nordwestl.  von  Kertsch  erreicht. 

An  der  Sewastopol=Front  schwach.  Vorstofi  auf  den  Nordteil  der  Einschlie= 
Sungsfront. 

Wetter:  bewolkt,  warm,  Wege  noch  stark  aufgeweicht. 

Armeegr.  von  Kleist:  Bei  Debalzewo  wurde  ein  feindl.  Angriff  in  Kp.=Starke 
abgewiesen.  Mehr.  durch  Panzer  unterstiitzte  Feindangriffe  nordl.  Slawjansk 
waren  erfolglos.  Durch  Nacht=Luftaufklarung  wurden  stark,  mot.  Verbande  im 
Marsch  von  Isjum  nach  Norden,  Siiden  und  Siidwesten  festgestellt. 

Wetter:  bewolkt,  Strafien  fiir  alle  Fahrzeuge  befahrbar. 

6.  Armee:  Auf  dem  Siidfliigel  driickte  der  Feind,  mit  Pz.=Kraf  ten  nach  Westen 
vorstofiend,  die  dort  stehenden  Sicherheitskrafte  bis  in  die  Gegend  siidl. 
Skotowaja  zuriick.  Nordl.  davon  wehrten  Telle  der  hier  stehenden  Div.  alle 
Panzerangriffe  des  Feindes  ab.  Die  an  der  Bahn  nach  Norden  vorgehenden 
feindlichen  Pz.=Krafte  stehen  im  harten  Kampf  mit  von  Norden  eingesetzten 
Sicherheitsverbanden  in  Gegend  Bhf.  Bereka.  Von  den  angreifenden  Panzern 
wurden  bisher  ^o  vernichtet.  Der  Feind  setzte  hier  auf  dem  Siidfliigel  der 
Armee  8—9  Schiitzen=Div.en,  4  Kav.Div.en  und  6  Panzerbrig.en  ein.  Ostw. 

1     Notizen  Haiders: 

„Beim  Fiihrer  ergibt  die  Lagebesprechung  ein  ungeheures  Interesse  fiir  die  Ver= 
wendung  der  neu  anlaufenden  Panzer  IV  mit  langem  Rohr,  s.  Pak  auf  Sfl." 


35S 


i5«Mai  1942 

Charkow  stiefien  23.  und  Teile  der  3.  Pz.Div.  auf  das  Hohengelande  ostw. 
Nepokrytoje  westl.  Saltow  vor  und  schlugen  dort  Pz.=Angrif¥e  des  Feindes  zu= 
riick.  Auch  von  Siiden  gegen  die  Flanke  der  eigenen  Panzerkrafte  vorgehende 
Feindteile  wurden  zuriickgewiesen.  Westl.  und  nordwestl.  Woltschansk  an= 
greifende  Feindteile  hatten  keinen  Erfolg.  Ledigl.  einer  schwacheren  Abt.  ge= 
lang  es,  siidwestl.  Woltschansk  nach  Westen  vorzustofien.  Ostw.  Charkow 
hatte  der  Gegner  im  ganzen  etwa  12  Schiitzendiv.en,  1  mot.  Brig.,  3  Kav.Div.en 
und  3  Pz.Brig.en  eingesetzt.  Ein  feindl.  Vorstofi  ostw.  Bjelgorod  wurde  im 
Gegenstoli  zuriickgeschlagen. 

Wetter:  +  25  Grad,  klar,  sonnig,  Wege  unverandert. 

2.  Armee:  Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Wetter:  +  15  Grad,  sonnig,  windig.  An  der  Naht  zur  H.Gr.  Mitte  war  der 
Verkehr  in  den  letzten  Tagen  auffallend  lebhaft.  Bau  von  Blenden  an  den 
Strafien,  Ausladungen  an  der  Strecke  Bjelew— Werchowje.  Marschbewegungen 
von  Nowosil  iiber  Werchowje  in  siidl.  Richtung  und  Uberlauferaussagen 
lassen  auf  einen  fiir  die  nachsten  Tage  geplanten  Angriff  schliefien. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Feindl.  Vorstofi  westl.  Nowosil  wurde  abgewehrt.  Nordl. 
Mzensk  starke  Feindbewegungen  in  siidostl.  Richtung  festgestellt.  Bei  einem 
VorstoE  siidl.  und  siidwestl.  Bjelew  wurden  16  Kampfstande  genommen.  Der 
Feind  verlor  hier  100  Tote.  Westl.  Suchinitschi  Feindbewegungen  in  siidwestl. 
Richtung.  Wetter:  +  12  Grad,  Wege  langsam  im  Abtrocknen.  Bei  4.  und  3.  Pz.= 
Armee  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

9.  Armee:  Nordl.  Rshew  wurde  ein  Feindangriff  abgewiesen,  eign.  Vor= 
stofi  war  von  Erfolg.  Durch  Regen  wahrend  der  Nacht  und  am  Morgen  sind 
die  Strafien  wieder  aufgeweicht  und  grofitenteils  nur  mit  Panjefahrzeugen 
befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

Westl.  Cholm  hatte  ein  Feindangriff  von  Norden  her  keinen  Erfolg.  An= 
sammlungen  an  der  Pola  wurden  von  Teilen  der  Gruppe  Eicke  zerschlagen. 
Auch  ein  Feindvorstofi  am  Lowat  und  ostw.  Staraja  Russa  war  erfolglos. 
Ansammlungen  bei  Jamno  wurden  bekampft.  Bei  der  Vernichtung  der  westl. 
Jamno  eingebrochenen  Feindteile  verlor  der  Feind  3500  Tote,  1000  Gef., 
6  Pz.  und  zahlr.  leichte  Waffen.  Siidl.  Maluksa  hatte  ein  Gegenangriff  eign. 
Krafte  von  Siiden  her,  unterstiitzt  durch  Stukas,  anfanglich  Erfolg.  Der  Feind 
machte  hier  einen  Gegenstofi;  Kampfe  noch  nicht  abgeschlossen. 

Finnland  (13.  5.) 

Siidostfront:  Normaler  Verlauf  des  Tages. 

Nordostfront:  Die  Landungsgruppe  westl.  der  Liza=Budit  ist  ansdieinend,  durdi 
Starke  Verluste  und  erf olgreiche  Angriffe  der  Luftflotte  5  gegen  riickw.  Verbindungen 

359 


B.  Kriegstagebuch 

und  Landestellen  veranlafit,  seit  den  friihen  Nachmittagsstunden  im  Zuriickgehen 
nach  Nordosten.  Eign.  Krafte  sind  im  Nachstofien. 

Nordafrika  (14.  5.) 

Bei  starkem  Sandtreiben  nur  geringe  Aufklarungs=  und  Artl.=Tatigkeit.  In  Nacht 
vom  13.  zum  14.  5.  feindliche  Luftangriffe  auf  Bengasi  ohne  militarischen  Schaden. 

Nachtrag  zur  Lage  bei  Kertsch: 

Nach  neuesten  Meldungen  sind  eigene  Truppen  nach  Uberwindung  der  auBeren 
Sperrlinie  von  Kertsch  in  die  Innenstadt  eingedrungen. 


16.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

In  Anerkennung  der  schnellen  Einsatzbereitschaft  der  im  Raum  von  Charkow 
zusammengezogenen  Luftwaffenkrafte  weist  der  Fuhrer  auf  die  operative  Be= 
deutung  der  Luftwaffe  hin.  Die  Voraussetzung  fiir  diese  operativen  Auswir= 
kungen  bildet  die  Zusammenfassung  ihrer  gesamten  Krafte  in  einer  Hand 
sowie  eine  gute  Bodenorganisation.  Unter  dem  gleichen  Gesichtspunkt  be= 
trachtet  der  Fiihrer  den  Einsatz  des  Lufttransportraumes  und  fordert,  dafi  der 
zur  Versorgung  des  II.  AK.  eingesetzte  Lufttransportraum  baldmoglichst  fiir 
operative  Zwecke  freigemacht  wird. 

Der  Fuhrer  bezeichnet  es  von  neuem  als  notwendig,  zur  Beseitigung  des 
Feindeinbruches  siidostwarts  der  St.  Maluksa  einen  Angriff  von  den  Eck= 
pfeilern  der  deutschen  Stellungen  aus  zu  fiihren,  um  die  Bahndammstellung 
von  Pogestje  wiederzugewinnen,  und  wiinscht,  dajS  hierbei  die  neuen  „Tiger''= 
Panzer  eingesetzt  werden. 

Plane  der  Abwehrgruppe  Siid  fiir  den  Ansatz  der  Sabotage  zur  Zerstorung 
der  Don=Briicken.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Der  Fuhrer  entscheidet,  dafi  das  AOK  Lappland  in  diesem  Sommer  nach 
Bereinigung  der  Lage  bei  Kestenga  den  Schwerpunkt  der  Verteidigung  zum 
Geb.Korps  Norwegen  verlegen  und  die  Wegnahme  der  Fischerhalbinsel  mit 
Nachdruck  vorbereiten  soU.  Besonderes  Gewicht  soil  auf  die  Erweiterung  der 
Unterbringungsmoglichkeiten  und  auf  die  Bevorratung  gelegt  werden.  Eine 
entsprechende  Weisung  wird  ausgegeben. 

Verh.Stah  Nord  meldet,  dafi  Feldmarschall  Mannerheim  die  geplante  Um= 
organisation  des  finnischen  Heeres  in  gemischte  Brigaden  nicht  weiterfiihren 
wird,  sondern  an  der  Divisionseinteilung  festhalt. 

Der  Fuhrer  erwagt  eine  Besetzung  Spitzbergens.  Der  Oh.d.L.  wird  mit  der 
Durchfiihrung  der  erforderlichen  Erkundungen  beauftragt. 

Fiir  den  Fall  „Isabella''  werden  70  Spezialgiiterwagen  in  Hendaye  bereit= 
gestellt. 

[Meldung  des  Generalobersten  v.  ]dny  beun  Fuhrer,  OB  der  im  Antransport 
an  die  Ostfront  hefindlichen  2.  ung.  Armee.] 

360 


i6.  Mai  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  sad: 

11.  Armee:  Lage  bei  Kertsch:  Letzter  zum  Teil  erbitterter  Widerstand  wurde 
am  Vormittag  in  Kertsch  gebrochen.  Stadt  und  Hafen  vol!  in  eigenem  Besitz. 
Feind  versuchte,  mit  alien  Mitteln  zum  Schutz  seiner  Einladungen  bei  Jenikale 
die  Halbinsel  zu  verteidigen.  Gegen  16.00  Uhr  hatten  erreicht:  170. 1.D., 
22.  Pz.Div.  und  28.  lei.  I.D.  die  Gegend  ostw.  u.  nordostw.  von  Kertsch  —  harter 
Feindwiderstand  wurde  hier  gebrochen  — ,  die  19.  rum.  und  46.  I.D.  die  Kiiste 
nordl.  Kertsch. 

Sewastopol=Front  lebh.  feindl.  Aufkl.=Tatigkeit  gegen  die  Nordflanke  der 
EinschlieJSungsfront. 

Wetter:  Sonnig,  warm,  zeitw.  leicht  bewolkt.  Wege  trocken. 

Armeegr.  von  Kleist:  Im  Abschnitt  Slawjansk  seit  dem  Morgengrauen  er= 
neute  Angriffe  ostw.  der  Strafie  Is jum— Slawjansk,  die  von  5  Panzern  unter= 
stiitzt  wurden.  Im  ganzen  Abschn.  Slawjansk  feindl.  Artl.=Storungsfeuer  aller 
Waffen.  Starker  mot.  Verkehr  auf  der  Strafie  von  Isjum  zur  Front.  Auch  auf 
der  Strafie  Losowaja  nach  Siiden  wurde  starker  Kolonnenverkehr  beobachtet, 
der  auf  Ablosung  schlielBen  lafit. 

Wetter:  teilw.  bewolkt,  schwache  Ostwinde,  Strafien  fiir  alle  Fahrzeuge 
befahrbar. 

6.  Armee:  Der  Russe  setzte  seine  Angriffe  in  beiden  Einbruchsstellen  sowie 
siidl.  wie  auch  nordostw.  Charkow  fort.  Wahrend  die  Angriffe  siidl.  Charkow 
weniger  planmafiig  als  in  den  Vortagen  vorgetragen  wurden,  hielten  sie 
nordostw.  Charkow  in  unverminderter  Heftigkeit  an.  Alle  Angriffe  wurden 
auf  beiden  Einbruchsstellen  abgewehrt.  Der  Feind  erlitt  sehr  hohe  Verluste. 
Siidl.  Charkow  stehen  eign.  Truppen  in  der  Linie  Donez  —  siidl.  Taranowka— 
Ochotschaje— Jefremowka.  Siidl.  Jefremowka  und  Bereka  stark.  Feindansamm= 
lungen,  die  auf  weitere  Angriffe  schliefien  lassen.  Durchgebrochene  Feindteile, 
die  auf  Krasnograd  vorstiefien,  wurden  von  der  Pionierbesatzung  zuriick= 
geschlagen.  Weiter  siidl.  an  der  Heeresgruppengrenze  ^  beschiefit  der  Feind 
Sachnowschischina.  Lage  hier  noch  ungeklart.  Ostw.  Charkow  fiihrte  der 
Feind  heftige  Angriffe  durch,  die  von  einer  Inf.Div.  in  Gegend  Babka  zuriick= 
geschlagen  wurden.  Die  westl.  Saltow  vorgehenden  eigenen  Panzerkraf  te  wehr= 
ten  alle  Gegenangriffe  ab  und  schlugen  den  Feind  nach  Nordosten  zuriick.  Artl. 
beschiefit  wirkungsvoU  die  zuriickgehenden  Russen.  Nordostw.  Murom  westl. 
Woltschansk  gelang  es  Feindteilen,  nach  Nordwesten  durchzubrechen;  eine 
Sperrformation  ist  von  Norden  aus  Gegend  Bjelgorod  hierauf  angesetzt.  In 
den  bisherigen  Kampfen  wurden  im  Armeebereich  179  Panzer  abgeschossen. 

Wetter:  klar,  sonnig,  +  20  Grad. 

Im  Nordabschn.  der  H.Gr.  starkere  Feindbewegungen  im  Trudi=Bogen  nord= 

1     So  im  Ms.;  mu6  „Armeegrenze"  heifien. 

361 


B.  Kriegstagebuch 

westl.   Liwny.  Im  riickw.  Gelande  erfolgreiche  Bekampfung  der  Partisanen 
durch  ung.  Sicherungsverbande. 

Wetter:  wechselnd  bewolkt,  +  15  Grad. 

H.Gr.  Mine: 

2.  Pz.Armee:  Siidl.  Mzensk  ein  vergebl.  Feindvorstofi.  Vor  der  Mitte  der 
Armee  halten  die  Feindbewegungen  auf  den  Strafien  siidl.  Staroselje  an.  Der 
Feind  beginnt  mit  planmafiiger  Artl.=Bekampfung  unter  starkem  Munitions= 
einsatz.  Auf  der  iibrigen  Ostfront  der  H.Gr.  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

Auf  dem  aulBersten  Nordfliigel  gelang  es  Teilen  einer  Div.,  im  Vorgehen 
aus  Richtung  Newel  nach  Osten  einige  Ortschaften  am  Lowat  zu  nehmen  und 
den  Flufi  zu  iiberschreiten.  Die  zah  kampfenden  Partisanen  wurden  zuriick= 
geschlagen. 

H.Gr.  Nord: 

Siidostl.  Molwotizy  halten  die  lebh.  Feindbewegungen  Richtung  Nordwest 
an.  Stark.  Feinddruck  auf  die  Stellungen  am  Lowat  siidostw.  Staraja  Russa. 
Die  Fahrstelle  wurde  wiederholt  von  feindl.  Fliegern  angegriffen.  Vorstofie 
gegen  die  Strafie  Staraja  Russa— Fahrstelle  hatten  keinen  Erfolg.  Nordl.  des 
Ilmensees  traten  eign.  Krafte  zur  Bereinigung  der  Durchbruchsstelle  siidl. 
Maluksa  zum  Angriff  nach  Norden  an. 

Finnland  (14.  5.) 

Finn.  SiXdost front:  Ruhiger  Tagesverlauf. 

Nordostfront  (AOK  Lappland):  Nordl.  Kestenga  wurde  ein  Angriff  gegen  den 
auf  dem  Nordfliigel  stehenden  Feind  angesetzt.  Das  Westufer  der  aufieren  Liza= 
Bucht  wurde  von  versprengten  Teilen  des  Feindes  gesaubert.  Bisher  wurden  2000 
Gefallene  und  eine  grofie  Anzahl  leiditer  und  sdiwerer  Waffen  vorgefunden. 


Panzerarmee  Afrika  (15.  5.) 

Feindl.  Erd=  und  Luftaufklarung  reger  als  an  den  Vortagen.  Beiderseitige  Artl.= 
Tatigkeit  normal.  Sandsturm  halt  an. 

Erfolgloser  feindl.  Luftangriff  in  letzter  Nadit  auf  Bengasi  und  am  15.  friih 
auf  nordl.  Frontabsdinitt. 

Am  14.  5.  lief  ein  Schiff  in  Tripolis  mit  Nachschubgut  ein. 

Ic:  Sdiwedisdier  Aufienminister  in  Kopenhagen.  (Fiir  Danemark  nicht  bequem!*). 


17.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgesdiichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
4.00  Uhr  tritt  die  17.  Armee  mit  dem  XXXX.  AK.  und  dem  III.  (mot.)  AK. 
zum  Angriff  „Fridericus  Siid''  an. 

1     Handschriftlicher  Zusatz. 

362 


-vj.  Mai  1942 

Gen.Oberst  Haider  meldet,  dafi  der  Obergang  iiber  die  Strafie  von  Kertsch 
aus  Mangel  an  Obersetzmitteln  und  Luftstreitkraften  nicht  durchfiihrbar  sei. 
Der  Fiihrer  stimmt  dem  zu,  befiehlt  jedoch,  dafi  die  Vorbereitungen  weiter= 
laufen  und  eine  dt.  Inf.Div.  auf  der  Halbinsel  belassen  wird. 

Falls  die  23.  und  3.  Pz.Div.  aus  der  Front  nordostw.  Charkow  herausgezogen 
werden  konnen,  wird  auch  der  Angriff  „Fridericus  Nord''  durchzufiihren  sein. 

Den  russischen  Transportbewegungen,  die  von  Bologoje  und  Kalinin  auf 
Toropez  fiihren,  wird  keine  Bedeutung  zuerkannt. 

Der  Fiihrer  fordert,  dafi  die  H.Gr.  Mitte  endlich  grofiere  Unternehmungen 
gegen  die  Partisanen  durchfiihrt.  Zur  Sicherung  der  riickwartigen  Gebiete 
soUen  zentrale  Eingreifgruppen  gebildet  werden. 

Der  Gen.d.Pi.u.Fest.  h.  Ob.d.H.  Jacob  halt  dem  Fiihrer  Vortrag  iiber  den 
Stand  der  Befestigungsarbeiten  im  Westen.  Das  KUstengebiet  ist  in  Festungs= 
bereiche  eingeteilt;  vorlaufig  sind  nur  Feldbefestigungen  gebaut  worden.  Der 
Fiihrer  befiehlt,  dafi  beim  standigen  Ausbau  mit  den  Verteidigungsanlagen 
und  nicht  mit  den  Versorgungsbauten  begonnen  wird.  Der  Cen.d.Pi.  fiihrt 
bei  dieser  Gelegenheit  das  Modell  eines  kleinen  transportierbaren  MG=Standes 
vor,  dessen  Massenanfertigung  fiir  den  Osten  vom  Fiihrer  angeordnet  wird. 

Franzosische  Antrage  bei  der  WStK  zwecks  Aufstellung  eines  Kampf= 
geschwaderstabes  sowie  den  Austausch  von  schwersten  Geschiitzen  fiir  die 
franz.  Atlantikkiiste  Afrikas. 

Der  Wehrmachtbefehlshaber  in  den  Niederlanden  erhalt  die  Dienststellung 
und  die  Befugnisse  eines  Armeeoberbefehlshabers. 

Der  Fiihrer  ernennt  den  Oberst  d.  G.  Scherff  zum  „Beauftragten  des  Fiihrers 
fiir  die  militarisdie  Geschichtsschreibung''. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sad: 

±1.  Armee:  Verzweifelter  Feindwiderstand  auf  Nordostteil  der  Halbinsel 
zum  Schutz  der  Einladungen  bei  Jenikale  halt  an.  Ein  Angriff  aus  Adshim= 
Uschkaj,  bei  dem  sich  auch  die  Zivilbevolkerung  beteiligte,  wurde  unter  hohen 
Feindverlusten  zuriickgeschlagen.  Kolonka,  Hohen  ostw.  Baski  und  Majak 
wurden  genommen.  Hier  wehrt  sich  der  Gegner  noch  verzweifelt. 

Nach  bisherigen  Feststellungen  verier  der  Feind  an  Gefangenen  und  Material 
(ohne  die  Meldungen  der  22.  Pz.Div.,  Brig.  Groddeck  und  VII.  rum.  AK.): 
67  953  Gefangene,  616  Geschiitze,  76  Flak,  172  Pak,  285  Gr.Werfer,  235  Pan= 
zer,  84  Flugzeuge. 

Sewastopol=Front:  Lebhaftere  feindl.  Aufkl.=Tatigkeit  im  nordl.  Teil. 

Wetter:  wolkenlos,  sonnig,  warm.  Wege  und  Gelande  gut  gangbar. 

Armeegr.  von  Kleist:  Auf  dem  linken  Fliigel  der  Armee  griff  der  Gegner 
nach  starker  Artl.=Vorbereitung,  unterstiitzt  von  Kampfflugzeugen,  mit  2  bis 

363 


B.  Kriegstagebuch 

3  Batl.en  die  hier  stehenden  rum.  Krafte  an.  AUe  Angriffe  wurden  abgeschla= 
gen.  Eine  zwischen  den  beiden  Armeefliigeln  eingesetzte  Kampfgruppe  (v. 
Konrady)  stiefi  nach  Nordosten  vor  und  f  and  die  Gegend  siidostw.  Krasnograd 
feindfrei.  Krasnograd  selbst  wurde  von  Norden  durch  Kav.  angegriffen.  Der 
Angriff  wurde  abgeschlagen.  Schwach.  Feindtruppe  im  Marsch  nordl.  Krasno= 
grad  in  westl.  Richtung.  An  der  Bahn  nach  Charkow  siidl.  Taranowka  sind 
wechsel voile  Kampfe  im  Gange.  Die  rum.  Verbande  zwischen  der  Bahn  und 
dem  Donez  wurden  etwas  nach  Norden  zuriickgedriickt.  Nordostw.  Charkow 
wurden  alle  Angriffe  des  Gegners,  die  mit  Unterstiitzung  besonders  starker 
Artl.=Gruppen  gefiihrt  wurden,  abgeschlagen. 

Feindteile,  die  nordwestl.  Murom  durchbrechen  wollten,  wurden  zuriick= 
geschlagen.  Die  Zahl  der  bei  diesen  Kampfen  erbeuteten  bzw.  vernichteten 
Feindpanzer  hat  sich  auf  240  Panzer  erhoht.  Ein  kleiner  Feindvorstofi  nord= 
ostw.  Bjelgorod  hatte  keinen  Erfolg.  Wetter:  sonnig,  klar,  Stralien  fiir  alle 
Fahrzeuge  befahrbar;  +  20  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Auf  alien  Fronten  der  H.Gr.  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Im  riickw. 
Gelande  wurden  die  Partisanen  bei  Brjansk  und  nordl.  davon  mit  Erfolg  be= 
kampft.  Wetter:  +  24  Grad,  klar,  sonnig,  Strafien  trocknen  gut  ab,  sind  fiir 
Kfz.  befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

Bei  Molwotizy  halt  der  lebhafte  mot.  Verkehr  auf  der  Strafie  von  Siidosten 
her  an.  Nordl.  des  Ilmensees  stark.  Verkehr  siidl.  Jamno  nach  der  Front. 
Stark,  fdl.  Artl.=Tatigkeit  am  Nordostrand  des  Kessels.  Ein  Angriff  auf  den 
Siidteil  der  Einbruchsstelle  bei  Maluksa  wurde  im  Gegenstofi  zuriickgeschlagen. 
Nordostw.  von  dieser  Stelle  traten  eign.  Krafte  zur  Verbesserung  der  Stellung 
zum  Angriff  an.  Nordl.  Maluksa  stark,  feindl.  Artl.=Feuer. 

Lage  Finnland  (15.  5.) 

Siidostfront:  Ruhiger  Tagesverlauf. 

Nordostfront:  Im  Abschn.  Louhi  erreichten  deutsdie  und  finn.  Truppen  im  Angriff 
nadi  Norden  die  Gegend  etwa  12  km  nordl.  Kestenga.  Der  westl.  der  Strafie  stehende 
Feind  in  Btl.=Starke  wurde  eingeschlossen  und  verniditet. 

Murmansk=Front :  Wegen  der  vernichtenden  Niederlage  und  der  schweren  Ver= 
luste,  die  der  Feind  in  der  letzten  Zeit  bei  seinem  Landungsunternehmen  an  der 
Liza=Bud\t  erlitten  hat,  und  wegen  der  bevorstehenden  Schneeschmelze,  hat  er 
scheinbar^  weitere  Angriff sabsichten  an  dieser  Front  aufgegeben.  In  der  Zeit  vom 
26.  4.  bis  13.  5.  hat  der  Feind  an  der  Murmansk=Front  119  Angriffe  mit  zusammen 
37  Btl.en  gefuhrt.  Er  verlor  hierbei  etwa  8  000  Tote  und  200  Gefangene. 


1     gemeint:  anscheinend. 
364 


i8.  Mai  1942 

Panzerarmee  Afrika  (16.  5.) 

Bei  anhaltendem  Sandsturm  normale  Aufkl.=  und  Artl.«Tatigkeit.  Nachtlicher 
Luftangriff  auf  Bengasi  ohne  militarischen  Schaden.  Mehrfache  feindl.  Tiefflieger= 
angriffe  am  Morgen  des  16.  5.,  insbesondere  auf  Flakstellungen,  verursachten  geringe 
Verluste. 


18.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Auf  Grund  eines  Fernschreibens  des  GFM  v.  Bock  tragt  Gen.Oherst  Haider 
vor,  dafi  nach  Auffassung  der  H.Gr.  Sud  die  sowjetrussischen  Angriffe  im 
Raum  um  Charkow  als  entscheidungsuchende  Operation  anzusehen  seien  und 
deshalb  mit  dem  Einsatz  weiterer  starker  Feindkrafte  gerechnet  werden  miisse. 
GFM  V.  Bock  beantragt  daher,  ihm  das  Verfugungsrecht  iiber  die  fiir  die 
Operation  „Blau''  bereitgestellten  Verbande  zu  erteilen.  Der  Fiihrer  lehnt  den 
Antrag  der  H.Gr.  ab,  zumal  die  Divisionen  noch  gar  nicht  da  sind  und  iiber 
ihre  Verwendung  erst  spater  entschieden  werden  kann.  Die  H.Gr.  Slid  soil  die 
bei  Fortsetzung  des  Angriffs  „Fridericus  Slid''  an  der  Siidwestecke  des  feind= 
lichen  Einbruchsraumes  freiwerdenden  Krafte  als  Reserven  herausziehen.  Der 
Fiihrer  erklart  es  als  unzweckmafiig,  in  Isjum  selbst  einzudringen. 

Der  Fiihrer  rechnet  bei  den  H.Gr.n  Mitte  und  Nord  mit  einer  Entlastung, 
wenn  der  Feind  aus  der  Schlacht  bei  Isjum— Charkow  die  Gefahr  erkannt  hat, 
die  ihm  aus  seinen  Sackbildungen  erwachst.  Er  bezeichnet  es  als  unverstand= 
lich,  dafi  der  Gegner  soviel  Krafte  in  den  Wolchow=Kessel  gestopft  hat.  Er 
selbst  hatte  anstelle  des  Gegners  seine  gesamte  Kraft  dicht  siidlich  des  Ladoga= 
sees  angesetzt,  um  die  Verbindung  mit  Leningrad  herzustellen. 

Vortragsnotiz  iiber  die  Starke  der  brit.  Luftwaffe. 

Der  Notenwechsel  zwischen  der  USA=Regierung  und  der  franz.  Regierung 
beziigl.  der  Antillen. 

Der  Fiihrer  befiehlt  den  Einsatz  eines  U=Bootes  vor  Martinique  zum  Angriff 
gegen  feindliche  Seestreitkrafte  innerhalb  und  aufierhalb  der  franz.  Hoheits= 
gewasser  sowie  zur  Erkundung  der  Belegung  des  Hafens.  Dem  U=Boot  wird 
gegen  alle  franz.  Schiffe,  die  den  Hafen  verlassen,  warnungsloser  Waffen= 
einsatz  freigegeben. 

Nach  Mitteilung  des  Botschafters  Ritter  hat  der  franz.  Ministerprasident 
Laval  keine  Garantie  fiir  das  Verhalten  des  franz.  Hohen  Kommissars  auf 
den  Antillen  iibernommen.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Der  Ob.d.M.  gibt  in  einem  Schreiben  an  den  Reichsmarschall  seiner  Auf= 
fassung  Ausdruck,  dafi  der  moderne  Seekrieg  neben  einer  starken  Flotte 
eine  mit  ihr  zusammen  ausgebildete,  durch  sie  fiir  ihre  Aufgaben  erzogene 
und  von  der  Seekriegfiihrung  einzusetzende  Marineluftwaffe  unbedingt  er= 
fordert.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 


365 


B.  Kriegstagebudi 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid: 

11.  Armee:  In  den  Mittagsstunden  des  gestrigen  Tages  wurde  mit  starker 
Artl.=Unterstutzung  zum  konzentrischen  Angriff  gegen  die  im  Raume  ostw. 
Kertsch  eingeschlossenen  Feindteile  vorgegangen.  Leuchtturm  nordl.  Majaki 
wurde  genommen.  Der  Feind  verteidigt  sich  im  Verein  mit  den  Einwohnern 
zah  und  kampft  um  jedes  Haus.  Versuch  des  Feindes,  im  Riicken  der  an= 
greifenden  Infanterie  siidostw.  Kertsch  mit  2  Kanonenbooten  zu  landen,  wurde 
abgeschlagen.  Die  systematische  Bekampfung  der  im  Festungssystem  nord= 
ostw.  Star.  Karantyn  eingeschlossenen  Feindteile  wird  fortgesetzt. 

SewastopoUFront :  Zweimaliger  Vorstofi  schwach.  Krafte  in  den  Morgen= 
stunden  auf  den  Nordteil  der  Einschliefiungsfront  wurden  abgewiesen.  Im 
Hafen  Sewastopol  regerer  Schiffsverkehr  als  bisher.  Ein  Kreuzer,  mit  Geleitzug 
von  4  Schnellbooten  einlaufend,  sowie  4  Schiffe  auslaufend  beobachtet. 

Die  Gefangenenzahlen  im  Kertsch=Abschn.  haben  sich  auf  93000  erhoht. 
Beim  Durchbruch  durch  die  Parpatsch=Stellung  wurden  allein  in  einem  Div.= 
Abschnitt  25000  Minen  aufgenommen.  Wetter:  sonnig,  klar,  Wege  und  Ge= 
lande  gut  gangbar. 

Armeegr.  von  Kleist:  An  der  Nordfront  der  Armee  von  Slawjansk  bis 
Doropolje  wurde  am  gestrigen  Vormittag  planma6ig  zum  Angriff  angetreten, 
um  die  im  Isjumer  Einbruchsraum  stehenden  Feindkrafte  zu  zerschlagen.  Der 
im  Morgengrauen  einsetzende  Angriff  traf  den  Feind  voUig  iiberraschend. 
Die  in  starken  Angriffsgruppen  zusammengefafiten  Krafte  durchbrachen  den 
zahen  Widerstand  in  gut  ausgebauten  Feld=  und  Waldstellungen  und  zer= 
schlugen  die  dort  eingesetzten  Feindteile. 

Der  Angriff  wurde  von  der  Luftw.  durch  laufende  Einsatze  auf  feindliche 
Stellungen  und  Bewegungen  auf  das  wirksamste  unterstiitzt.  Bis  zum  Nach= 
mittag  wurde  etwa  die  Linie  Bogoroditschnoje— Doljenskaja  und  Barwenkowa 
erreicht.  Die  rum.  Krafte  nordl.  und  siidl.  Losowaja  konnten  Sto6truppunter= 
nehmen  erfolgreich  durchfiihren.  Ein  feindl.  Angriff  nordwestl.  Losowaja 
wurde  abgewiesen. 

Wetter:  sonnig,  zunehmende  Bewolkung,  nachmittags  +  30  Grad. 

6.  Armee:  Der  Feind  setzte  heute  seine  Angriff e  mit  grofiter  Heftigkeit 
unter  Einsatz  zahlreicher  Panzer  an  beiden  Einbruchsstellen  der  Armee  fort. 
Dank  der  Standhaftigkeit  der  eigenen  Truppen  wurden  alle  Angriffe  ab= 
gewiesen  und  dem  Feinde  schwere  Verluste  an  Menschen  und  Material  zu= 
gefiigt.  Nordostw.  Charkow  traten  etwa  150  Panzer  auf.  Seit  dem  12.  5. 
wurden  insgesamt  296  Panzer  vemichtet,  davon  schofi  allein  der  Oberwacht= 
meister  Miiller  mit  seinem  Sturmgeschiitz  11  Panzer  ab.  In  der  gleichen  Zeit 
wurden  3985  Gefangene  gemacht.  In  Krasnograd  drang  nach  Angriff  iiber= 
legener  Feindkrafte,  von  Panzern  unterstiitzt,  rote  Kavallerie  in  den  Ostteil 
Krasnograds  ein.  Hier  wird  zur  Zeit  noch  gekampft.  Siidl.  Charkow  wurde 

566 


ig.  Mai  1942 

die  Linie  trotz  starken  Feinddrucks  iiberall  gehalten.  Ostw.  Charkow  gingen 
eign.  Panzerkrafte  nordwestl.  Saltow  zum  Angriff  vor.  Kampfe  hier  noch  im 
Gange.  Nordostw.  Lipsy  wurde  ein  Feindangriff  zuriickgeschlagen.  An  der 
iibrigen  Front  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Wetter:  sonnig,  warm, 
+  28  Grad.  Bei  2.  Armee  +  20  Grad.  Auf  der  Grenze  zwischen  H.Gr.  Siid  und 
Mitte  weiterhin  starke  Feindansammlungen  gemeldet. 

H.Gr.  Mitte: 

AujSer  eigenen  erfolgreichen  Vorstofien  siidl.  Suchinitschi,  nordl.  Kirow  und 
vergebl.  Feindangriff  siidl.  Stariza  und  auf  die  Stellungen  des  Nordostfliigels 
keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Im  riickw.  Gelande  wurden  mehr.  Vor= 
stofie  von  Partisanen  durch  Gegenangriffe  zuriickgeschlagen  und  mehr.  Ort= 
schaften  genommen.  Ein  eign.  Vorstofi  westl.  Sytschewka  nahm  mehr.  Ort= 
schaften  und  erreichte  teilw.  den  Dnjepr.  Zwischen  Welish  und  Newel  nahmen 
eign.  Truppen  eine  Wegekreuzung  gegen  Feinddruck. 

Wetter:  +  25  Grad,  sonnig,  teilw.  starker  Ostwind. 

H.Gr.  Nord: 

Im  Siidteil  der  Demjansk=Front  starkes  Artl=Feuer.  Angriffe  auf  die  Sud= 
ostecke  wurden  abgewiesen.  Siidl.  Staraja  Russa  war  eign.  Sto6truppunter= 
nehmen  im  Zuge  der  Stra6e  nach  Cholm  von  Erfolg.  Auf  die  Stellungen  nordl. 
des  Ilmensees  stark,  feindl.  Artl.=Feuer.  Ebenso  auf  den  Nordteil  des  Kessels 
am  Wolchow.  Angriffe  auf  die  Sperrlinie  von  Westen  her  wurden  abgewiesen. 
Angriffe  zur  Bereinigung  der  Einbruchsstelle  siidl.  Maluksa  sind  noch  im  Gange. 
Auf  dem  auiiersten  linken  Fliigel  bei  Dolgowo  westl.  Oranienbaum  wurde  ein 
fdl.  Stofitruppunternehmen  abgewehrt. 

Lage  Finnland  (16.  5.) 

Sudostfront:  Keine  bes.  Kampfhandlungen. 

Nordostfront  (AOK  Lappland):  Der  eign.  Angriff  im  Abschn.  Louhi  konnte 
trotz  starken  feindl.  Widerstandes  zusammen  mit  der  vorgehenden  Umfassungs= 
gruppe  weiter  Boden  gewinnen.  Auf  dem  rechten  Fliigel  wurde  die  alte  Linie  wieder 
gewonnen,  dabei  an  einigen  Stellen  der  hartnackige  Widerstand  der  feindl.  Nach= 
huten  gebrochen. 

Panzerarmee  Afrika  (17.  5.) 

Wegen  Sandsturms  keine  besonderen  Ereignisse. 


19.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Beim  VIII.  AK.   (6.  Armee)   siidwestl.   Charkow  besteht  noch  eine  starke 
Spannung.  Der  Fuhrer  vergleicht  die  Situation  mit  der  Schlacht  bei  Tannenberg 
und  sagt:  „Die  Belastungsprobe  mufi  durchgestanden  werden."  Gen.Oberst 

■367 


B.  Kriegstagebuch 

Haider  rechnet  damit,  dafi  spatestens  am  23.  5.  der  Angriff  „Fridericus  Siid'' 
sich  zur  Entlastung  der  Lage  bei  Charkow  auswirken  wird.  Auf  Vorschlag 
von  Gen.Oberst  Jeschonnek  befiehlt  der  Fiihrer,  aus  der  H.Gr.  Mitte  eine 
weitere  Kampfgruppe  heranzuziehen,  um  die  Lage  des  VIII.  AK.  zu  entlasten. 

19.00  Uhr  erfolgt  telefonischer  Anruf  des  GFM  v.  Bock.  Er  meldet  dem 
Fiihrer  den  AbschlulE  der  Kampfe  auf  Kertsch  (Sondermeldung)  und  den  guten 
Verlauf  des  Angriffs  „Fridericus  Siid''.  Bei  einigem  Optimismus  konne  man 
annehmen,  dafi  mit  dem  heutigen  Tage  der  Krisenpunkt  iiberwunden  sei. 

Meldung  von  der  Abt.  Fremde  Heere  West  des  GenStdH  iiber  ein  geplantes 
brit.  Landungsuntemehmen  des  Vizeadmirals  Mountbatten.  (Vgl.  Stellv.  WFSt 
V.  19.  u.  20.  5.) 

Chef  WFSt  beantwortet  zwei  Briefe  des  Chefs  des  Stahes  des  OB  West, 
Gen.  Zeitzler,  und  legt  seine  Auffassung  iiber  die  dortige  Lage  dar. 

Auf  einen  Antrag  des  Reichsarbeitsfuhrers  entscheidet  der  Fiihrer  nach 
Vortrag  des  Chefs  OKW,  dafi  die  in  der  RUstungsindustrie  tatigen  Manner  des 
Jahrgangs  1925  bis  zur  Einberufung  in  die  Wehrmacht  an  ihren  Arbeitsplatzen 
zu  belassen  sind.  Die  Kriegsfreiwilligen  sind  nach  wie  vor  vom  Arbeitsdienst 
zu  befreien.  Die  iibrigen  Teile  des  Jahrgangs  1925  sind  aber  dem  RAD  mit 
Einberufung  des  Jahrg.  1924  zur  Wehrmacht  zur  Verfiigung  zu  stellen. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Feind  wurde  am  gestrigen  Tage  auf  KUstenstreifen  Kertsch— 
Jenikale  zusammengedrangt  und  leistet  dort  zahen  Widerstand.  Z.  T.  greift 
er  mit  Panzern  an.  Die  ostl.  Kampfgruppe  nahm  Majak  nordostl.  Jenikale. 
Siidwestl.  davon  kampfen  2  Div.en  um  Kaklen  und  Jenikale.  Gegen  den  auf 
etwa  2  000  Mann  geschatzten  Feind  im  Fort  von  St.  Karantyn  wird  systema= 
tischer  Angriff  mit  Unterstiitzung  schwerster  Artillerie  fiir  den  19.  5.  vor= 
bereitet.  Im  Hafen  von  Sewastopol  halt  reger  Schiffsverkehr  an.  Wetter: 
leicht  bewolkt,  warm,  Strafien  und  Wege  gut  befahrbar. 

Armeegr.  von  Kleist:  Der  Angriff  in  den  Raum  von  Isjum  wurde  fortgesetzt. 
Die  Div.en  auf  dem  rechten  Fliigel  sauberten  das  Westufer  des  Donez. 
16.  Pz.Div.  stieli  bis  auf  die  Hohen  siidl.  Isjum  vor.  Weiter  westl.  gingen 
Panzer=  und  Inf.Divisionen  ostw.  und  westl.  an  Barwenkowa  vorbei  nach 
Norden  vor  und  erreichten  mit  V.=Abt.en  die  Bereka  sUdl.  Petrowskaja. 
Kav.Abteilungen  und  einzelne  Stiitzpunkte  leisteten  im  Hintergelande  noch 
Widerstand.  Den  Schutz  des  linken  Fliigels  iibernahm  die  Geb.=Div.  in  all= 
gemeiner  Linie  Barwenkowa— Bahn—Dubowo.  Auf  den  aufiersten  Nordfliigel 
griff  der  Feind  in  Kp.=Starke  die  dort  stehende  Abteilung  Konrady  an  und 
wurde  abgewehrt. 

Wetter:  sonnig,  warm. 

368 


ig.  Mai  1942 

6.  Armee:  Der  Feind  setzte  auch  am  gestrigen  Tage  seine  Angriffe  an  beiden 
Einbruchsstellen  fort.  Nach  wechselvoUen  Kampfen  im  Laufe  des  Tages,  wobei 
der  Feind  mehrfach  mit  Panzern  in  die  eigenen  Stellungen  eindrang  und  in 
Gegenstofien  wieder  zuriickgeworf en  wurde,  war  am  Abend  die  eigene  Stellung 
vom  Vormittag  wieder  in  eigener  Hand.  Die  Verluste  an  feindl.  Panzern  seit 
12.  5.  hat  sich  auf  400  Panzer  erhoht.  Wetter:  klar,  sonnig,  +  30  Grad,  nachm. 
Gewitterregen. 

Nordwestl.  Liwny  griff  Feind  in  Starke  von  mehr.  Kompanien  die  dort 
stehenden  Div.en  im  Trudy=Bogen  an  imd  driickte  den  rechten  Fliigel  nach 
Westen  zuriick.  Gegenangriff  ist  im  Gange.  Wetter:  15  bis  20  Grad,  wechselnd 
bewolkt. 

H.Gr.  Mitte: 

Die  siidl.  Kirow  stehende  Div.  trat  zum  Angriff  nach  Siiden  an,  nahm  mehr. 
Ortschaften  und  gewann  etwa  10  bis  15  km  nach  Siiden  Raum.  Gegenangriffe 
wurden  abgewehrt.  Ein  Angriff  nordostw.  Jelnja  wurde  zuriickgeschlagen.  Eine 
Pz.Div.  siidwestl.  Rshew  nahm  in  raschem  VorstoiB  mehr.  Ortschaften  im 
Raum  Kostrizy  und  warf  den  Gegner  nach  Siiden  zuriick.  Siidl.  Wel.=Luki 
wurden  in  kiihnem  Vorstofi  die  stark  ausgebauten  feindl.  Stellungen  durch= 
brochen,  die  Strafienspinne  siidl.  Wel.=Luki  erreicht  und  zum  weiteren  Angriff 
nach  Siiden  eingedreht. 

Wetter:  +  27  Grad,  vorm.  sonnig,  nachm.  Regenschauer. 

H.Gr.  Nord: 

Gruppe  Lang  trat  zum  Angriff  gegen  den  im  Siidteil  von  Cholm  stehenden 
Feind  an.  Kampf  noch  im  Gange.  Siidl.  Staraja  Russa  gingen  eign.  Truppen 
nach  Siiden  zum  Angriff  vor.  An  der  Einschliefiungsfront  westl.  Jamno  wurden 
feindl.  Angriffe  abgewiesen.  Die  11. 1.D.  hat  die  Briickenkopf stellung  siidl. 
Salzy  von  der  21. 1.D.  iibernommen.  Im  Zuge  des  Angriff s  im  siidl.  Teil  der 
Einbruchsstelle  Maluksa  wurde  ein  feindl.  Waldlager  genommen. 


Finnland  (17.  5.) 

Finn.  Sudostfront:  Keine  besonderen  Kampf handlungen.  In  den  Kampfen  im 
Louhi=Abschn.  verlor  der  Feind  am  15.  und  16.  5.  etwa  600  Tote  und  50  Gefangene, 
aufierdem  eine  grofiere  Zahl  von  Infanterie=Waffen.  Der  Feind  scheint  sich  hier  zur 
Verteidigung  einzurichten. 

An  der  Murmansk=Front  Umgliederung  der  eigenen  Krafte. 


Panzerannee  Afrika  (18.  5.) 

Auf  dem  Siidfliigel  lebhaftere,  sonst  normale  feindl.  Spahtrupp=  und  Artl.= 
Tatigkeit. 

Eign.  Spahtrupp  nahm  bei  Aufklarungsvorstofi  1  Offz.  und  20  Mann  gefangen 
und  erbeutete  mehr.  Kfz.,  dabei  eine  Funkstelle  mit  Funkunterlagen. 

369 


B.  Kriegstagebuch 

Gegn.  setzte  rege  bewaffnete  Luftaufklarung  iiber  gesamter  Front  fort.  Dabei 
wurden  von  Verbanden  des  Heeres  2  feindl.  Jager  abgeschossen. 

In  Nacht  vom  17.  zum  18.  5.  feindl.  Luftangriff  auf  Bengasi  ohne  militarischen 
Schaden. 


20.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Mit  Bezug  auf  die  Operation  „Blau''  weist  Gen.Oberst  Haider  wahrend 
des  Lagevortrags  kurz  auf  die  russischen  Befestigungsbauten  in  der  Tiefe  des 
Raumes  vor  der  H.Gr.  Siid  hin  (Rostow,  Woroschilowgrad  und  Woronesch). 

Der  Vuhrer  auliert  sich  erneut  sehr  skeptisch  iiber  den  geplanten  ital.  Angriff 
zur  Wegnahme  von  Malta.  Wenn  die  Bindung  der  deutschen  Wehrmacht  im 
Osten  nicht  bestiinde,  so  dafi  das  Malta=Unternehmen  mit  deutschen  Kraften 
durchgefiihrt  werden  konnte,  wiirde  er  die  Lage  anders  beurteilen.  Er  sieht 
nicht  nur  das  Problem  der  Wegnahme,  sondern  auch  des  Haltens  von  Malta, 
weil  Malta  auf  die  Dauer  nicht  aus  der  Luft,  sondern  nur  auf  dem  Seewege 
versorgt  werden  kann.  Nach  alien  geschichtlichen  Erfahrungen  sei  dazu  die 
ital.  Flotte  nicht  in  der  Lage,  da  sie  in  einer  von  den  Englandern  sicherlich 
herbeigefiihrten  Seeschlacht  unterliegen  wiirde.  Die  Versorgung  von  Malta 
wiirde  zumindest  einen  dauernden  Aderlafi  verursachen. 

Der  Fuhrer  bemerkt,  dafi  nunmehr  16  "/o  der  finnischen  Bevolkerung  im 
Wehrdienst  eingesetzt  seien. 

Um  den  verschiedenen  Wert  der  Truppen  zu  beleuchten,  zieht  der  Fuhrer 
einen  Vergleich  zwischen  der  eingeschlossenen  Besatzung  von  Cholm  und  der 
amerikanischen  Besatzung  von  Corregidor  auf  den  Philippinen.  Letztere  hat 
sich  ergeben,  obwohl  sie  noch  fiir  2  Monate  bevorratet  war  und  einen  ganz 
niedrigen  Prozentsatz  von  Verlusten  hatte. 

Der  Fuhrer  lehnt  den  Verwundetenaustausch  mit  England  ab. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Siidl.  Kertsch  wurde  nach  schwerem  Kampf  und  kiihnem  Sturm= 
bootunternehmen  iiber  See  das  Fort  Ak  Burun  genommen.  Nordostw.  Kertsch 
sind  schwere  Kampfe  mit  den  in  dem  Hiittenwerk  eingeschlossenen  Feindteilen 
noch  im  Gange.  Durch  zahlreiche  Hohlen  mit  unterirdischen  Verbindungs= 
gangen  war  es  dem  Feinde  moglich,  noch  in  der  Nacht  zum  19.  5.  erneut  im 
Riicken  der  fechtenden  eign.  Truppe  anzugreifen.  Eine  weitere  Div.  nahm  die 
Kiistenstadt  Karpan  nach  erbittertem  Hauserkampf.  Weiter  nordl.  wurden 
Gleiki  und  der  Leuchtturm  genommen.  Hierbei  wurden  8250  Gefangene  und 
2 100  Tote  gezahlt. 

Wetter:  bewolkt,  schwul,  Gewitterbildung,  Strafienzustand  gut. 

370 


20.  Mai  1942 

Armeegr.  von  Kleist:  Bei  gliihender  Hitze  und  besonders  auch  durch  grofie 
Marschleistungen  der  nicht  einmarschierten,  unbewegl.  Schtz.Btl.e  wurde  auch 
gestem  wieder  im  Raum  Isjum  Grofies  geleistet.  Eine  Div.  erreichte  Studenok 
siidostw.  Isjum,  erbeutete  hier  mehr.  feindl.  Panzer.  Damit  ist  das  Donez= 
becken  in  eigner  Hand.  Siidl.  Isjum  wurde  die  dort  stehende  eign.  Div.  zur 
Verteidigung  gegliedert.  Weiter  westl.  stiefi  eine  Div.  bis  nach  Sawodsky  vor, 
nach  Gef  echtsberiihrung  mit  zahlreichen  versprengten  Feindteilen,  und  erreichte 
hier  den  Donez.  Eine  Pz.Div.  erreichte  nach  Durchbrechen  fdl.  Widerstandes 
bei  Wei.  Kamyschewacha  Petrowskaja  und  bildete  dort  einen  Briickenkopf. 
Siidl.  davon  wurden  7  schw.  feindl.  Panzer  abgeschossen.  2  Div.en  wurden 
siidwestl.  von  Kamyschewacha  bereitgestellt  zur  Sauberung  des  Raumes  westl. 
Isjum.  Die  Geb.Div.  als  Flankensicherung  nahm  den  Bahnhof  Gawrilowka 
und  zerschlug  2  von  Westen  angreifende  Kav.Rgt.er.  Auf  dem  aufiersten 
Nordfliigel  der  Armeegr.  wurde  ein  feindlicher  Angriff  von  einer  rum.  Abtl.  ab= 
gewehrt. 

Wetter:  +  30  Grad,  sonnig,  schwiil. 

6.  Armee:  Der  Feind  fiihrte  auch  am  gestrigen  Tage  seine  Angriffe  gegen 
die  Siid=  und  Ostfront  bei  Charkow  mit  starken  Panzerkraften  durch.  Die 
Angriffe  wurden  iiberall  abgewiesen  und  zahlreiche  Panzer  abgeschossen. 
Bisher  28  gemeldet.  Luftaufkl.  ergab  am  Nachmittag  auffallend  starke  Kfz.= 
Kolonnen,  in  Richtung  von  Bereka  nach  Siidosten  marschierend,  und  siidl. 
Saltow  Abmarsch  von  22  Feindpanzern  nach  Osten.  Die  Besatzung  von  Kras= 
nograd  warf  im  Angriff  nach  Nordosten  den  Feind  zuriick.  Feindl.  Angriffe 
von  Siidosten  auf  die  Stadt  sind  noch  im  Gange.  Wetter:  wolkig,  schwiil. 

2.  Armee:  +  27  Grad,  klar,  sonnig.  Im  riickw.  Gelande  wurden  in  der 
Gegend  von  Seredina  Buda  die  Partisanen  weiter  erfolgreich  zuriickgedrangt. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Kirow  haben  auch  gestern  wieder  eign.  Truppen  erfolgreiche  Vorstofie 
gegen  die  Partisanen  unternommen  und  mehr.  Ortschaften  dem  Feind  ent= 
rissen.  Im  Raum  nordl.  Fomina  landeten  auf  deutschen  Scheinflugplatzen 
5  russ.  Kuriermaschinen,  davon  2  unversehrt,  2  leicht  beschadigt.  3  Flugzeug= 
fiihrer,  1  Beobachter  gefangen  genommen.  Von  weiteren  Transportflugzeugen 
wurden  hier  62  Behalter  mit  Munition  und  Minen  abgeworfen.  Nordostw. 
Bjeloj  vergebl.  Feindangr.  auf  eign.  Pz.=Krafte.  Siidl.  Welish  und  siidl.  Wel.= 
Luki  eign.  Vorstofie  erfolgreich. 

H.Gr.  Nord: 

Im  Siidraum  Cholm  ist  Kampf  noch  im  Gange.  Siidl.  Ilmensee  und  nordl. 
Ilmensee  keine  bes.  Kampftatigkeit.  Bei  einem  Vorstofi  am  Siidrande  der 
Einbruchsstelle  siidl.  Maluksa  wurden  5  Feindpanzer  erledigt. 


37X 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland  (18.  5.) 

Sudostfront:  Am  Swir  wurden  2  Angriffe  in  Kp.=Starke  abgewiesen.  An  der 
Swirmiindung  (Ladogasee)  wurde  die  dort  stehende  deutsche  Div.^  durch  eine  finn. 
ersetzt. 

Nordostfront:  (AOK  Lappland):  Nordl.  Kestenga  wurden  erneute  starke  feindl. 
Gegenangriffe  von  Osten  her  abgewiesen.  An  den  iibrigen  Fronten  keine  bes. 
Kampfhandlungen. 

Panzerannee  Afrika  (19.  5.) 

Tag  verlief  im  allgemeinen  ruhig. 

Feindl.  Luftangriff  in  letzter  Nacht  auf  Bengasi  ohne  militarischen  Schaden. 


21.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Gen.Oberst  Haider  meldet  dem  Fiihrer,  dafi  die  feindlichen  Angriffe  gegen 
das  VIII.  AK.  an  Starke  nachgelassen  haben.  Auf  seine  Frage,  ob  die  3.  und 
23.  Pz.Div.  nach  erfolgreicher  Durchfiihrung  des  Gegenangriffs  ostwarts  Char= 
kow  gleich  zur  Bildung  eines  Briickenkopfes  bei  Woltschansk  eingesetzt  wer= 
den  sollen,  entscheidet  der  Fiihrer,  dafi  hierfiir  diese  Krafte  nicht  ausreichen. 
Dagegen  wiinscht  er  den  Einsatz  der  beiden  Pz.Div.en  zum  Angriff  „Fridericus 
Nord". 

Weiterhin  meldet  Gen.Oberst  Haider,  dafi  nach  Auffassung  der  H.Gr.  Nord 
die  Erweiterung  der  Landbriicke  zwischen  dem  X.  und  II.  AK.  ohne  die  beim 
X.  AK.  eingesetzten  Telle  der  7.  Geb.Div.  nicht  moglich  sei.  Der  Fiihrer  be= 
fiehlt  daraufhin,  daiS  diese  Telle  der  7.  Geb.Div.  bis  zur  Durchfiihrung  des 
beabsichtigten  Angriffs  beim  X.  AK.  verbleiben  konnen.  Hierfiir  ist  von  H.Gr. 
Nord  der  25.  5.  in  Aussicht  genommen.  Mit  einer  lotagigen  Dauer  wird  ge= 
rechnet. 

Gen.Oberst  Haider  bemerkt,  dali  die  befiirchteten  russischen  Angriffe  gegen 
die  Ostfront  der  17.,  6.  und  2.  Armee  anscheinend  ausbleiben.  Moglicherweise 
habe  der  Russe  nur  geblufft. 

Der  Fiihrer  vermifit  bei  der  H.Gr.  Mitte  die  straffe  Fiihrung  in  der  Beseiti= 
gung  der  feindlichen  Krafte  hinter  der  Front. 

Gen.d.Fl.  Student^  berichtet  dem  Fiihrer  im  Beisein  des  Gen.Obersten  Je= 
schonnek  iiber  die  Planungen  und  Moglichkeiten  des  ital.  Unternehmens  gegen 

1  163.  Inf.Div. 

2  Hierzu  General  Warlimont  in  einer  Erlauterung: 

„Um  zu  klaren  Entscheidungen  hinsichtlich  Maltas  zu  gelangen,  wurde  der  Ge= 
neral  der  Flieger  Student  in  das  Hauptquartier  beordert,  der  in  SUditalien  die 
Vorbereitungen  der  deutschen  und  italienischen  Fallschirmtruppen  fiir  das  Un= 
ternehmen  ,Herkules'  leitete.  Er  setzte  Hitler  den  Angriffsplan  im  einzelnen 
auseinander  und  zeigte  sick,  gerade  audi  nach  seinen  Eindriicken  iiber  die  jungen 
italienischen  Fallschirmer,  von  einem  sicheren  Erfolg  iiberzeugt.  Auch  der  Chef 
des  Generalstabes  der  Luftioajfe  trat  mit  Nachdruck  fiir  die  Durchfiihrung  ein, 

372 


21.  Mai  1942 

Malta.  Danach  soil  die  weniger  befestigte  Steilkiiste  der  Insel  am  Nachmittag 
des  Angriffstages  durch  eine  Falls chirmlandung  weggenommen  werden.  Dar= 
aufhin  soil  um  Mitternacht  die  Landung  der  ersten  Seetransportstaffel  in 
kleineren  Buchten  erfolgen.  Nach  Ausschiffung  der  Panzer  ist  der  Angriff 
gegen  die  Victoria=Linie  vorgesehen,  um  diese  von  Siiden  her  zu  offnen.  Da= 
neben  sei  eine  Landung  bei  Marsa  Schirokko  geplant.  Fiir  das  Unternehmen 
werde  Schiffsraum  fiir  etwa  16  500  Mann  benotigt. 

Der  Fiihrer  glaubt  nicht  an  das  Gelingen  des  Unternehmens  aus  folgenden 
Griinden: 

1.  Das  ganze  Marineunternehmen  ist  nur  bei  volliger  Geheimhaltung  denk= 
bar,  die  jedoch  von  den  Italienern  nicht  zu  erwarten  ist. 

2.  Es  fehlt  den  Italienern  an  der  Griindlichkeit  und  Piinktlichkeit,  weldie 
die  Voraussetzung  eines  so  komplizierten  Zusammenspiels  von  Marine 
und  Luftlandetruppen  bilden. 

3.  Die  ital.  Marine  und  die  Landtruppen  besitzen  nach  den  bisherigen  Er= 
fahrungen  nicht  den  erforderlichen  Angriffsgeist. 

4.  Der  ital.  Nachschub  iiber  See  wird  von  den  Englandern  empfindlich  ge= 
stort  werden.  Deutscher  Lufttransportraum  steht  hierfiir  nicht  in  ge= 
niigendem  Ausmafi  zur  Verfiigung. 

Cen.Oberst  Jeschonnek  setzt  sich  fiir  die  Durchfiihrung  des  Unternehmens 
ein  imd  halt  die  nachtliche  Landung  mit  kleinen  Schiffsfahrzeugen  fiir  moglich. 
Der  Fuhrer  will  die  Plane  selbst  noch  studieren  und  betont  die  Schwierigkeit, 
den  Italienern  gegeniiber  die  richtige  Form  der  Ablehnung  zu  finden.  Er 
wird  darauf  hingewiesen,  dafi  im  Falle  der  Ablehnung  die  ganze  Niederkamp= 
fung  von  Malta  durch  die  Luftwaffe  wieder  nutzlos  sei  und  in  Kiirze  der  Nach= 
schubverkehr  nach  Nordafrika  wieder  zu  leiden  habe.  Der  Fuhrer  bringt  dem= 
gegeniiber  zur  Geltung,  dafi  man,  falls  die  Wegnahme  von  Tobruk  gelingt, 
auf  Malta  verzichten  konne,  da  dann  die  Verbindung  iiber  Kreta  nach  Tobruk 
geleitet  werden  konne.  Er  befiehlt  zwar,  das  Unternehmen  „Herkules''  bis  auf 
weiteres  geistig  vorzubereiten,  betont  aber  nochmals,  dafi  er  sich  von  der 
Durchfiihrung  keinen  Erfolg  verspreche. 

[Abends  Abreise  des  Fuhrers  nach  Berlin] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Die  weitere  Vernichtung  der  sich  in  dem  Hiittenwerk  nordostw. 
Kertsch  noch  zah  verteidigenden  Feindgruppe  ist  im  Gange. 

wahrend  General  Jodl  mit  seiner  Meinung  zuriickhielt  und  Goring  —  wohl  aus 
Sorge  vor  grojien  Verlusten  der  Fallschirmtruppen  und  audi  an  Luftlandegerdt 
—  ein  sdiarfer  Gegner  des  Angriffs  auf  Malta  war." 


57-5 


B.  Kriegstagebuch 

Sewastopol=Front:  Mehr.  Feindvorstofie  auf  Nordfront  wurden  abgewiesen. 

Armeegr.  von  Kleist:  Die  Armeegr.  ist  mit  den  Kraften  nordwestl.  von 
Barwenkowa  und  gleichzeitig  mit  den  westl,  und  siidl.  von  Losowaja  stehenden 
Kraften  zum  konzentrischen  Angriff  angetreten.  Auf  dem  aufiersten  Ostfliigel 
versuchte  der  Feind,  siidl.  Studenok  den  Donez  zu  iiberschreiten.  Gleichzeitig 
mit  diesem  Versuch  wurde  ein  gleicher  siidl.  Isjum  unter  schweren  Verlusten 
fiir  den  Feind  abgewehrt.  Die  14.  und  Telle  der  16.  Pz.Div.  erweiterten  ihren 
Briickenkopf  nach  Norden  hinaus  iiber  Protopopowka.  Der  oben  erwahnte 
umfassende  Angriff  wurde  im  Norden  durch  Telle  der  14.  Pz.Div.  durch= 
gefiihrt,  die,  nachdem  ein  Feindangriff  bei  Metschebilowka  abgeschlagen  war, 
bis  in  die  Gegend  von  Roshdestwenskoje  vorstiefi.  Siidl.  davon  erreichte  die 
100.  lei.  Div.  und  Telle  der  16.  Pz.Div.  nach  Vernichtung  von  Teilen  einer 
russ.  Gd.Div.,  die  sich  siidl.  Metschebilowka  entgegenstellte,  die  Strafie  siidl. 
Roshdestwenskoje.  Die  1.  Geb.Div.  stieli  beiderseits  der  Bahn  in  Richtung 
Blisjnzy  vor.  Gleichzeitig  mit  diesem  Angriff  setzte  sich  1  rum.  Div.  sudostw. 
und  siidl.  von  Krischtopowka  in  Bewegung  nach  Norden,  ebenso  traten  die 
Div.en  siidwestl.,  westl.  und  nordwestl.  von  Losowaja  zum  Angriff  an.  Der 
Feind  leistete  auf  ganzer  Front  starken  Widerstand.  Ein  Angriff  auf  den 
aufiersten  Nordflugel  der  Armee  wurde  westl.  Orel  abgeschlagen.  Wetter: 
sonnig,  +  32  Grad. 

6.  Armee:  Ein  fdl.  Angriff  vonNordosten  auf  Krasnograd  wurde  abgewehrt. 
An  der  Front  siidl.  Charkow  hielt  der  Feind  seine  bisherigen  Stellungen.  Le= 
diglich  auf  dem  aufiersten  Westfliigel  griff  er  mit  schwachen  Kraften  an,  wurde 
aber  abgeschlagen.  Nordostw.  Charkow  traten  80—100  Panzer  erneut  in  den 
Kampf.  Der  Feind  griff  nordl.  und  siidl.  an  Ternowaja  vorbei  die  Stellungen 
an.  Am  Nachmittag  setzte  ein  Gegenangriff  einer  Pz.Div.  in  Richtung  Terno= 
waja  an.  Kampf  hier  noch  im  Gange.  Nordl.  Lipsy  wurde  ein  Versuch  der 
Russen,  durch  die  Liicke  nach  Nordwesten  durchzustofien,  im  Gegenangriff 
vereitelt.  Nordl.  Murom  stiefi  der  Feind  durch  die  eign.  Stellungen  durch, 
Gegenangriff  im  Gange.  Wetter:  +  30  Grad,  sonnig,  klar. 

2.  Armee:  Im  riickw.  Gelande  konnten  die  ung.  Sicherheitsformationen  wei= 
terhin  erfolgreich  gegen  die  Partisanen  vorgehen  und  mehr.  Orte  nehmen. 
Wetter:  +  25  Grad,  klar,  sonnig. 

H.Gr.  Mitte: 

An  der  Ostfront  war  ein  eign.  Vorstofi  im  aufiersten  Norden  siidl.  Stariza 
trotz  feindl.  Gegenwehr  von  Erfolg.  Zwischen  Welish  und  Demidoff  kam  der 
Angriff  der  hier  stehenden  Div.  in  Richtung  auf  Strafie  Welish— Demidoff 
gut  vorwarts.  Einige  Ortschaften  wurden  genommen.  Der  Feind  versuchte, 
siidl.  der  Strafiengabel  siidl.  Wel.=Luki  den  eign.  Vorstofi  aufzuhalten,  wurde 
aber  zuriickgeschlagen.  Im  riickw.  Gelande  wurde  nordostw.  Jelnja  ein  feindl. 
Angriff  abgewehrt. 


374 


22.  Mai  1942 

H.Gr.  Nord: 

Nach  langerer  Vorbereitung  griff  der  Feind  etwa  in  Starke  von  2  Div.en  die 
Stellungen  nordostw.  Molwotizy  an.  Wahrend  die  Inf.  iiberall  abgeschlagen 
wurde,  gelang  es  einigen  Panzern  durchzubrechen;  in  der  Nachbardiv.  ostw. 
davon  wurden  mehr.  Pz.=Angriffe  mit  Artl.=  und  Fliegerunterstiitzung  abge= 
wehrt.  Auch  ein  Pz.=Angriff  siidl.  Ljubniza  war  erfolglos  und  brack  unter  kon= 
zentrischem  eign.  Artl.=Feuer  zusammen.  Im  Pola=Tal  mehr.  vergebl.  Feind= 
angriffe  von  Norden  auf  die  Stellungen.  Ebenso  wurden  alle  Angriffe  auf  die 
Briickenstellung  zwischen  den  beiden  Korps  abgewiesen.  Nordl.  des  Ilmensees 
war  aufier  stark.  Artl.=Tatigkeit  bei  Gr.  Wandel  nordl.  Jamno  keine  besondere 
Feindtatigkeit  gemeldet. 

Lage  Finnland  (19.  5.) 

Siidostfront:  Lebhafte  feindl.  Stofitrupptatigkeit. 

Nordostfront  (AOK  Lappland):  Im  Abschn.  Louhi  Umgruppierung  fiir  Fort= 
setzung  des  Angriffs. 

Murmansk=Front:  Auswechseln  der  Krafte  verlauft  planmafiig. 

Panzerarmee  Afrika  (20.  5.) 
Ruhiger  Verlauf  des  Tages. 

22.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fiihrer  in  Berlin] 

Da  wiederholt  festgestellt  wurde,  dafi  die  Englander  tunesisches  Gebiet 
iiberfliegen  und  die  franzosischen  Hoheitsgewasser  an  der  tunesischen  Kiiste 
zum  Durchstofien  der  Sizilien— Strafie  benutzen,  gibt  der  Fiihrer  den  Waffen= 
einsatz  gegen  feindliche  Kriegsschiffe  in  den  tunesischen  Hoheitsgewassern 
frei.  Die  Dt.WStK  wird  angewiesen,  im  Einvernehmen  mit  der  It.WStK  die 
Sperrung  der  franz.  Hoheitsgewasser  seitens  der  Franzosen  durch  Luftwaffe, 
Kiistenbatterien  und  Minen  zu  fordern. 

Der  Fiihrer  genehmigt  auf  Antrag  des  Reichsmarschalls  die  Freistellung  von 
Arbeitskraften,  die  fiir  das  Funkmefiprogramm  benotigt  werden,  wiinscht  je= 
doch,  dajS  fiir  diese  Aufgaben  im  vermehrten  Umf ange  weibliche  Arbeitskrafte 
ausgebildet  und  eingesetzt  werden. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Siid: 

11.  Armee:  Vernichtung  der  Feindreste  in  den  Kellern  des  Hiittenwerkes 
und  der  Hohlen  ostw.  Kertsch.  Wetter:  triibe,  Gewitterbildung,  strichweise 
leichter  Regen. 

375 


B.  Kriegstagebuch 

Armeegruppe  von  Kleist:  In  der  Nacht  vom  20.  zum  21.  ist  damit  begonnen, 
alle  mot.  Verbande  aus  der  Westfront  herauszulosen,  um  aus  dem  Briickenkopf 
Petrowskaja  in  nordl.  Richtung  anzugreifen.  Seit  gestern  mittag  ist  der  An= 
griff  hier  im  Gange.  Die  Ablosung  der  mot.Div.en  in  Gegend  zwischen  Me= 
tschebilowka  und  Roshdestwenskoje  wurde  durch  stark.  Feindvorstofie  ver= 
zogert.  Weiter  siidl.  erfolgte  die  Ablosung  planmafiig.  Bei  weiterem  Vorgehen 
hatte  die  Geb.Div.  an  der  Bahn  gegen  hartnackigen  Feindwiderstand  zu  kamp= 
fen.  Die  rum.  Div.en  siidl.,  westl.  und  nordwestl.  von  Losowaja  kamen  gegen 
starken  Feinddruck  nur  langsam  vorwarts.  Auf  dem  aufiersten  Nordfliigel  der 
rum.  Front  stiefien  eign.  Krafte  nach  Nordosten  vor  und  warfen  Feind  in 
Starke  von  2  Kp.en  zuriick.  Bei  Studenok  libergesetzter  Feind  wurde  im  Ge= 
genstofi  zurxickgeworfen.  Auch  bei  Kamenka  versuchte  Feind  vergeblich,  das 
diesseitige  Donezufer  zu  erreichen.  Die  nach  Norden  vorgehenden  Teile  wur= 
den  durch  Panzerkrafte  von  Nordosten  vergeblich  angegriffen.  7  Panzer  wur= 
den  erledigt. 

6.  Armee:  Der  russ.  Angriff  im  Raum  von  Charkow,  der  von  20—22  feindl. 
Schiitzendiv.en,  4  Kav.Div.en  und  15—18  Pz.Brig.en  gefiihrt  wurde,  ist  ab= 
geschlagen.  Bisher  wurden  7  800  Gefangene  gemacht.  Die  Zahl  der  vernichte= 
ten  Panzer  hat  sich  seit  der  letzten  Meldung  bedeutend  erhoht.  Siidl.  Charkow 
traten  die  Div.en  zwischen  den  beiden  Bahnlinien  in  Hohe  Taranowka  und 
Karawanskoje  zum  Angriff  nach  Siiden  an.  Starkerer  Widerstand  war  ledig= 
lich  siidl.  Taranowka. 

In  Gegend  siidl.  und  siidwestl.  Balakleja  wurde  durch  Erd=  und  Luftauf= 
klarung  starke  Bewegung  nach  Osten  festgestellt.  Nordostw.  Charkow  hatten 
die  eigenen  Panzerangriffe  voUen  Erfolg.  Ternowaja  wurde  entsetzt  und  die 
Verbindung  zwischen  Ternowaja  und  den  bei  Murom  stehenden  eigenen 
Kraften  hergestellt.  Angr.  des  Feindes  wurden  iiberall  abgeschlagen. 

Wetter:  +  25  Grad,  teilw.  starker  Gewitterregen,  schwiil,  bedeckt. 

Im  riickw.  Gelande  der  2.  Armee  wurden  etwa  500  Partisanen  von  ung. 
Truppen  und  einem  deutschen  Wachbatl.  sowie  einer  Kosakenhundertschaft 
angegriffen,  eingekreist  und  vernichtet. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  riickw.  Gelande  der  2.  Pz.Armee  wurde  die  Eisenbahnlinie  siidl.  Brjansk 
an  mehreren  Stellen  gesprengt  und  die  Umgebung  der  Sprengstellen  vermint. 
An  der  Strafie  Kirow— Brjansk  gingen  eign.  Krafte  35  km  siidl.  Kirow  nach 
Siiden  gegen  z.  T.  regulare  Truppen  vor  und  nahmen  mehr.  Orte.  Siidl.  der 
Strafie  Spas  Demenskoje— Juchnow  stark.  Feindbewegungen.  Nordostw. 
Gshatsk  erfolgreiches  eign.  Stofitruppunternehmen,  desgl.  nordl.  Rshew. 

H.Gr.  Nord: 

Ein  feindl.  Angriff  auf  die  neu  gewonnenen  Stellungen  westl.  Cholm  wurde 
abgeschlagen.  Die  Angriff e  auf  den  Siidteil  der  Dem jansk= Front  wurden  auch 

376 


23.  Mai  1942 

gestern  in  unverminderter  Starke,  unterstiitzt  von  Panzern  und  Artl.,  fort= 
gesetzt.  Z.  T.  wurden  die  Angriffe  abgeschlagen,  z.  T.  ist  das  Gefecht  noch  im 
Gange.  Auch  siidl.  Ljubniza  griff  Feind  in  mehr.  Wellen  mit  Panzern  SS=„T''= 
Div.  an,  Auch  hier  scheiterten  alle  Feindangriffe.  An  der  Pola  und  am  Lowat 
griff  Feind  von  Norden  her  die  Stellungen  an  der  Strai3e  Staraja  Russa— Dem= 
jansk  an,  Er  wurde  abgewiesen,  Westl.  davon  ist  ein  Angriff  noch  im  Gange, 
Vor  dem  Siidwestabschnitt  der  Stellung  an  der  Redja  starke  Feindbewegungen, 
Wege=  und  Strafienbau.  Nordl,  des  Ilmensees  starkes  feindl.  Artl.=Feuer  auf 
die  Stellungen  der  spanischen  Div.,  nordl,  davon  und  das  Hintergelande. 

Finnland  (20,  5.) 

Siidostfront:  An  der  Landenge  wurden  Angriffe  des  Feindes  in  Kp.=Starke  abge= 
wiesen.  Auch  Aufklarungsversuche  des  Feindes  an  der  Swir=Front  waren  vergeblich. 
An  der  Maselskaja=Front  wurden  feindl.  Ansammlungen  und  Bereitstellungen  durch 
Artl.=Feuer  zersdilagen. 

Nordostfront  (AOK  Lappland):  Nordl.  Kestenga  ist  der  Kampf  noch  im  Gange. 
Westl.  davon  sind  Feindteile  eingeschlossen.  Sonst  keine  bes.  Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (21.  5.) 

Auf  ganzer  Front  normale  Aufklarungs=  und  Artl.=Tatigkeit. 

Bei  feindl.  Luftangriff  in  letzter  Nacht  auf  Bengasi  kein  militarischer  Schaden. 

In   den  Vormittagsstunden   des   21.  5.   rege   feindl.   Lufttatigkeit  und   erfolglose 
Bombenangriffe  auf  nordl,  Frontabschnitt. 


23.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  in  Berlin] 

Der  Gen.d.Pi.u.Fest  b.  Ob.d.H.  stellt  fest,  daQ  er  aul2er  seinen  urspriing= 
lichen  Heeresaufgaben  jetzt  auch  Wehrmachtaufgaben  besitzt  und  macht  hier= 
fiir  Organisationsvorschlage. 

Meldung  des  AOK  Lappland  zu  der  am  16.  5.  erlassenen  Weisung  fiir  die 
weitere  Kampffiihrung.  Voraussetzung  fiir  die  vorgesehene  Verstarkung  des 
Geb.K.  Norwegen  ist  hierbei,  daQ  die  Versorgung  auf  dem  Seewege  sicher= 
gestellt  werden  kann,  Andernfalls  werden  die  jetzigen  Vorrate  in  einigen 
Monaten  aufgezehrt  sein,  und  dann  wird  ein  Teil  der  dem  Geb.K.  zugefiihrten 
Krafte  wieder  zuriickgenommen  werden  miissen. 

Reichsernahrungsminister  Darre  beurlaubt,  Vertreter:  Staatssekretar  Backe. 

[Vorbereitungen  fiir  die  Abwehr  eines  B.=Krieges,  hingegen  Verbot  der  Vor= 
bereitungen  fiir  den  Angriff  auf  Befehl  des  Fiihrers  (CenStdH/Gen.d.Nb.Tr. 
(lb)  Nr,  2gy/42  g.Kdos.  v.  23.  5.  42).] 


377 


B.  Kriegstagebuch 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  SUd: 

11.  Armee:  Die  nordostw.  Kertsch  noch  kampfenden  Feindteile  sind  auf 
engstem  Raum  zusammengedrangt.  Wetter:  klar,  sonnig,  Strafien  gut. 

Armeegr.  von  Kleist: 

17.  Armee:  Ein  Feindangriff  in  dem  Donezbogen  bei  Bankowkije  endete 
mit  der  volligen  Vernichtung  des  Angreifers.  Aus  Isjum  nach  Siiden  vorsto= 
fiende  Feindkrafte  wurden  abgewiesen.  Am  Nachmittag  folgte  ein  mit  Panzern 
und  Artl.  vorgetragener  Feindangriff.  Kampf  noch  im  Gange.  Die  14.  Pz.Div. 
ist  weiter  nach  Norden  vorgestoJSen,  hat  bei  Gussorawowka  sich  entgegen= 
stellenden  Feind  vernichtet,  im  weiteren  scharfen  Vorgehen  den  Donez  siidl. 
Balakleja  erreicht  und  somit  den  Kessel  geschlossen.  16.  Pz.  und  60. 1.D.  (mot.) 
zerschlugen  im  Vorgehen  nach  Nordosten  den  bei  Losowenka  mit  Panzern 
angreifenden  Russen  und  gingen  weiter  in  nordlicher  Richtung  auf  den  Donez 
vor.  Der  nach  Westen  vorgehenden  60. 1.D.  (mot.)  stellte  sich  starkerer  Feind 
bei  Roshdestwenskoje  entgegen,  Dort  wird  noch  gekampft.  Auf  dem  Siid= 
fliigel  der  vorgehenden  Teile  des  III.  AK.  wurde  Blisnezy  genommen.  Die 
von  Osten  angreifenden  deutschen  und  rumanischen  Teile  erreichten  die 
Strafie  Rasdchaja— Dobrowolje  und  gingen  weiter  nach  Nordosten.  Nordl.  da= 
von  kampf  ten  sich  rum.  Truppen  bis  an  die  Strafie  Losowaja— Artelnoje  heran. 
Auf  dem  aufiersten  Nordfliigel  halt  der  Feind  seine  bisherigen  Stellungen. 
Wetter:  sonnig,  zeitw.  bewolkt. 

6.  Armee:  Auf  dem  aufiersten  Sudwestfliigel  gingen  die  hier  stehenden 
eigenen  Krafte  bis  an  das  Nordufer  der  Berestowenka  vor. 

Bei  2.  Armee  wurde  ostw.  Kursk  ein  feindl.  Angriff  von  3  Btl.en  durch  hier 
eingesetze  ung.  Truppen  zuriickgeschlagen.  Ein  nachtlicher  Versuch  des  Fein= 
des,  auf  dem  Nordfliigel  iiberraschend  anzugreifen,  endete  mit  der  Vernich= 
tung  von  250  Russen.  Wetter:  +  28  Grad,  klar  sonnig. 

H.Gr.Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Aufier  Gefechten  mit  Partisanen  im  riickw.  Armeegebiet  keine 
bes.  Kampf handlimgen.  Wetter:  +  25  Grad,  sonnig,  leicht  bewolkt.  Strafien= 
zustand:  trocken. 

4.  Armee  und  3.  Pz. Armee:  Keine  bes.  Kampf handlungen. 

9.  Armee:  Aufier  der  Abwehr  fdl.  Stofitrupps  nordl.  und  sudwestl.  von 
Rshew  keine  bes.  Kampf  handlungen.  Strafien  weiter  im  schnellen  Abtrocknen. 

H.Gr.  Nord: 

Westl.  Cholm  wurde  ein  Feindangriff  abgewehrt.  Wie  in  den  Vortagen  griff 
auch  gestern  wieder  der  Feind  zu  wiederholten  Malen  an  der  Siidfront  von 
Demjansk  an.  Er  wurde  iiberall  abgeschlagen.  An  der  Nordostfront  wurde 
die  Totenkopfdiv.  bisher  13  mal  mit  Artl.=  und  Panzerunterstiitzung  ange= 

378 


24-  Mai  1942 

griff  en.  Alle  Angriffe  abgeschlagen.  Im  Pola=Tal  wurden  starke  Feindansamm= 
lungen  beobachtet.  In  dem  Kessel  nordl.  des  Ilmensees  wurden  VorstolSe  auf 
den  Siidrand  abgewiesen.  Ein  Aufkl.^Vorstoli  des  Feindes  von  Norden  her  auf 
die  Stellungen  der  11.  Div.  an  der  Bahnlinie  nordwestl.  Salzy  wurde  abge= 
wehrt. 


Finnland  (21.  5.) 

Sudostfront:  Der  Feind  setzte  an  der  Swir=Front  seine  Auf kl.=  Angriffe  in  Starke 
von  1  Komp.  fort. 

Nordostfront:  Im  Absdinitt  Louhi  stiefi  ein  eig.  Angriff  nordl.  Kestenga  nach 
Osten  bis  zu  dem  feindl.  Versorgungswege  vor.  Die  nordl.  Kestenga  eingesdilos= 
senen  Feindteile  wurden  vernichtet  (124  Gefangene  und  280  Tote).  Eign.  Krafte 
sind  von  hier  aus  nach  Norden  zum  Angriff  angetreten.  Wetter:  Zunehmende  Ver= 
schlammung  macht  Bewegungen  abseits  der  festen  Strafien  nur  sehr  langsam  und 
unter  grofien  Anstrengungen  moglidi.  Versorgungsstrafie  des  Absdin.  Louhi  weiter 
verschlechtert.  In  wenigen  Tagen  voraussiditlich  unbefahrbar.  Versorgungsstra6e 
der  Geb.Div.en  zur  Ausbesserung  auf  4  Tage  gesperrt. 


Panzerarmee  Afrika  (22.  5.) 

Feind  verlor  in  letzter  Nacht  bei  einem  Aufklarungsvorstofi  am  nordl.  Frontab= 
schnitt  mehrere  Tote  und  Gefangene.  Tag  verlief  im  allgemeinen  ruhig. 

In  vergangener  Nacht  erfolgloser  Luftangriff  auf  Bengasi  und  nordl.  Frontab= 
schnitt. 

Feindl.  Flugzeuge  griffen  Nachschubkolonnen  in  der  Cyrenaika  im  Tiefflug  an. 
Einige  Fahrzeuge  wurden  schwer  beschadigt. 

Deutsche  Jager  schossen  iiber  der  Stiitzpunktfront  aus  einem  feindl.  Verband 
8  Flugzeuge  sicher  und  2  weitere  wahrscheinlich  ab. 


24.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fiihrer  zvieder  in  „Wolfsschanze"] 

Beginn  des  Unternehmens  „Hannover''  im  riickwartigen  Gebiet  der  H.Gr. 
Mitte. 

Gen.Oherst  Haider  meldet  beim  Lagevortrag  als  Termin  fiir  „Storfang'' 
(Angriff  auf  Sewastopol)  den  7.  6.  Der  Fiihrer  erklart  hierbei,  dafi  an  dem 
Termin  fiir  die  Operation  „Blau  T'  (15.  6.)  festgehalten  werden  miisse,  selbst 
wenn  dies  nur  unter  Verzicht  auf  „Storfang''  moglich  sein  sollte,  so  uner= 
wiinscht  dies  auch  im  Hinblick  auf  die  Versorgungstransporte  durch  das 
Schwarze  Meer  sei.  WFSt  wird  den  zeitlichen  Ablauf  der  Unternehmen  „Stor= 
fang''  und  „Blau''  hinsichtlich  des  Krafteeinsatzes  von  Heer  und  Luftwaffe 
priifen. 

Dem  von  der  H.Gr.  SUd  zur  Verstarkung  des  Siidfliigels  der  6.  Armee  be= 
fohlenen  Ansatz  der  Pz.Gr.  Breith  westl.  des  Donez  stimmt  der  Fiihrer  zu. 
Er  sieht  den  Auftrag  der  Pz.Gr.  jedoch  nur  als  begrenzt  an  und  halt  an  dem 

379 


B.  Kriegstagebuch 

Ansatz  starker  Panzerkrafte  ostwarts  des  Donez  fest,  um  die  dort  stehenden 
feindlichen  Krafte  zu  vernichten  und  eine  Verklirzung  der  eigenen  Front  zu 
erreichen.  Die  beiden  Pz.Div.en  der  Gruppe  Breith  sollen  deshalb  sobald  wie 
moglich  durch  Inf.=Krafte  abgeldst  werden,  die  infolge  der  Ausraumung  des 
Kessels  bei  Isjum  frei  werden. 

Der  Fuhrer  glaubt  auf  Grund  der  Meldungen  iiber  die  Feindlage,  dafi  der 
Gegner  fast  alle  zur  Zeit  verfiigbaren  Reserven  eingesetzt  hat.  Er  verfiige 
lediglich  noch  iiber  eine  starkere  Gruppe  siidlich  Moskau  mit  einem  nach  Sii= 
den  vorgestaffelten  Fliigel.  Hiernach  konne  man  annehmen,  dafi  die  meisten 
im  Winter  neuaufgestellten  Verbande  auf  der  Halbinsel  Kertsch  und  bei  Isjum 
zerschlagen  worden  seien.  Auch  die  Krafte  fiir  die  Angriffe  bei  der  H.Gr.  Nord 
habe  der  Feind  von  anderen  Frontabschnitten  abziehen  miissen. 

In  diesem  Zusammenhang  spricht  der  Fuhrer  iiber  eine  Meldung  von  einer 
etwaigen  Evakuierung  Leningrads.  Die  Moglichkeiten  des  Feindes  hierfiir  sol= 
len  ebenso  wie  die  deutschen  Gegenmafinahmen  gepriift  werden.  Mit  der 
Raumung  Leningrads  wiirde  die  russische  Nordfront  mit  dem  Wolchow=  und 
Maluksa=Kessel  voUig  an  Bedeutung  verlieren.  Dann  konne  der  Gegner  ver= 
suchen,  seine  dortigen  Krafte  abzuziehen,  was  unserer  Aufmerksamkeit  nicht 
entgehen  diirfe. 

Cen.Oberst  Haider  meldet,  dafi  bei  der  H.Gr.  Mitte  das  Unternehmen  „Han= 
nover''  (Sauberung  des  Raumes  siidl.  der  Rollbahn  Wjasma  und  Smolensk) 
mit  gutem  Anfangserfolg  angelaufen  sei.  Bei  der  H.Gr.  Nord  sei  der  Angriff 
zur  Verbreiterung  der  Landbriicke  zwischen  dem  X.  und  II.  AK.  auf  den  i.  6. 
angesetzt. 

Die  eigenen  Tauschungsmafinahmen  im  Hinblick  auf  die  Operation  „Blau" 
hatten  nach  dem  Bild  der  feindlichen  Presse  gut  gewirkt. 

Da  die  Russen  in  liignerischer  Weise  iiber  eine  vollig  planmafiige  Evakuie= 
rung  der  Halbinsel  Kertsch  berichtet  haben,  befiehlt  der  Fiihrer  eine  sofortige 
Organisation  einer  Reise  auslandischer  Journalisten  dorthin  (Auftrag  an  W 
Pr). 

Vorlaufiges  Ergebnis  der  angeordneten  Priifung  des  zeitlichen  Ablaufs  der 
Unternehmen  „Storfang''  und  „Blau":  Bei  Aufrechterhaltung  des  vorgesehe= 
nen  Termins  fiir  „Storf ang''  mufi  die  Luftwaffe  aus  dem  Kampfraum  um  Isjum 
bis  zum  6.  6.  3  Kampf=,  3  Stuka=  und  2  Jagdgruppen  fiir  die  Krim  abziehen. 
Von  den  damit  fiir  „Storfang''  insgesamt  zur  Verfiigung  stehenden  6  Kampf=, 
3  Stuka=  und  4  Jagdgruppen  miissen  fiir  die  Operation  „Blau  I"  spatestens 
vom  10.  6.  an  3  Kampf=,  3  Stuka=  und  3  Jagdgruppen  wieder  abgezogen  wer= 
den.  Bei  planmafiigem  Beginn  von  „Storfang''  am  7.  6.  sei  demnach  voile  Un= 
terstiitzung  der  Luftwaffe  nur  an  den  ersten  drei  Tagen  moglich. 

Das  Auswdrtige  Amt  hat  Nachrichten  iiber  ein  angeblich  bevorstehendes 
englisches  Landungsunternehmen  an  der  Westkuste  Jiitlands. 

Verb.Stab  Nord  meldet,  dafi  das  finn.  Hauptquartier  Nachrichten  iiber  den 
Abtransport  der  Bevolkerung  von  Leningrad  hat. 

380 


24.  Mai  1942 

Gen.Oherst  Haider  ist  der  Auffassung,  dafi  die  Gesamtlage  bei  der  H.Gr. 
Nord,  insbesondere  an  der  Wolchow=Front,  entspannt  sei,  obwohl  Gen.Oberst 
V.  Kiichler  unter  dem  Eindruck  der  ortlichen  Verhaltnisse  nicht  dieser  Ansicht 
sei.  Gen.Oberst  Haider  glaubt  auch,  dafi  der  Russe  immer  noch  mit  einem 
Angriff  auf  Moskau  rechnet  (Transporttauschungsmafinahmen). 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

II.  Armee:  Auf  Halbinsel  Kertsch  dauert  Kampf  mit  Feindteilen,  die  sidi  in 
Hohlen  des  uniibersichtlichen  Steinbnichgelandes  bei  Adshim=Uschkaj  noch 
halten,  an.  Durch  Sprengung  der  Hohleneingange  mehr.  Feindgruppen  ein= 
geschlossen. 

Wetter:  sonnig,  warm,  Wegezustand  gut. 

Armeegr.  von  Kleist:  Der  Feind  machte  am  23.  5,  verzweifelte  Versuche, 
den  Kessel  westl.  des  Donez  aus  dem  Sawinzy=Bogen  nach  VVesten  und  bei 
Losowenka  nach  Osten  zu  durchbrechen.  Die  fdl.  Angriffe  scheiterten  unter 
grofien  Verlusten  fiir  den  Gegner.  In  die  Kampfe  im  Bereka=Tal  griffen  Stuka= 
und  Schlachtflieger  des  IV.  Fl.Korps  mit  besonders  guter  Wirkung  ein.  Ver= 
bindung  mit  den  aus  dem  Briickenkopf  Andrejewka  herausgetretenen  Teilen 
der  Gr.  Breith  ist  siidostw.  Schebelinki  hergestellt.  Die  Verfolgung  des  beider= 
seits  Losowaja  nach  Norden  ausweichenden  Feindes  wurde  rastlos  fortgesetzt. 
Die  siidl.  Blisnezy  stehende  Geb.Div.  wurde  im  Eiltransport  nach  Norden 
verladen.  Gruppe  Georgescu  und  454.  Sicherungsdiv.  im  raschen  Vorgehen 
beiderseits  des  Bogataja=Flusses.  Die  in  Raum  siidl.  Taranowka  angetretenen 
Telle  konnten  nach  Siiden  gut  Gelande  gewinnen.  Bei  den  Angriffen  im  Sa= 
winzy=Bogen  verier  der  Feind  33  Panzer.  Wetter:  strichweise  Regen,  windig. 
Im  iibrigen  Bereich  der  6.  Armee  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

2.  Armee:  Nordl.  Liwny  wurden  Panzerbewegungen  in  nordl.  Richtung  be= 
obachtet.  Im  riickw.  Armeegebiet  dauern  die  Kampfe  gegen  die  Partisanen  an. 
Wetter:  triibe,  leichter  Regen,  +  18  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Fz. Armee:  Westl.  Nowosil  wurde  feindl.  Vorstofi  abgewiesen.  Weitere 
Angriffe  auf  die  Hauptkampflinie  wurden  vor  Erreichen  der  Hauptkampflinie 
durch  Artl.  zerschlagen.  Wetter:  bedeckt,  nach  Regen. 

4.  Armee,  3.  Fz.Armee,  9.  Armee:  keine  besond.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Angriffe  auf  Stellungen  bei  Molwotizy  abgewiesen.  Siidl.  Ljub= 
niza  waren  mehrere  Feindvorstofie  sowie  ein  durch  3  Panzer  und  Flammen= 
werfer  unterstiitzter  Angriff  auf  SS=„T''=Div.  ohne  Erfolg.  Dort  weiterhin 

381 


B.  Kriegstagebuch 

erneute  Ansammlungen  des  Gegners.  Feindangriffe  im  Lowat=  und  Redja=Tal 
von  Norden  wurden  abgeschlagen. 

18.  Armee:  Bei  Jamno  hat  sich  der  Feind  an  der  Westfront  weiter  verstarkt. 
Lebh.  Verkehr  an  der  Durchbruchsstelle  in  beiden  Richtungen  wurde  durch 
Artl.  und  Luftw.  erfolgreich  bekampft.  Eign.  Vorstofie  im  Raum  siidl.  Maluksa 
hatten  Erfolg.  Nordl.  Maluksa  wurde  ein  Angriff  zuriickgeschlagen. 


Finnland  (22.  5.) 

Sudostfront:  An  der  Swir=Front  setzte  der  Feind  seine  Aufklarungsangriffe  in 
Kompanie=Starke  fort.  An  den  anderen  Fronten  keine  bes.  Ereignisse. 

Nor  dost  front:  Im  Absdinitt  Louhi  wurde  der  Angriff  gegen  den  Feind  nordl. 
Kestenga  von  Westen  und  Siiden  fortgesetzt.  In  den  iibrigen  Abscbn.  keine  nen= 
nenswerten  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (21.  5.) 

Tag  verlief  im  allgemeinen  ruhig. 

Rege  feindl.  Lufttatigkeit. 

Feindl.  Flugzeuge  griffen  Nachschubkolonnen  auf  der  Via  Balbia  siidl.  Bengasi 
im  Tiefflug  an.  Deutsdie  Jager  schossen  am  23.  5.  19  Feindflugzeuge  ab. 


25.  Mai  1942 
(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Vortragsnotiz  fiir  Chef  WFSt  iiber  den  Krafteeinsatz  von  Heer  und  Luft= 
waffe  beim  Unternehmen  „Storfang''  und  bei  den  einzelnen  Phasen  der  Ope= 
ration  „Blau". 

Gen.Oberst  Haider  macht  den  Fuhrer  auf  zunehmende  Partisanentatigkeit 
gegen  die  Eisenbahnverbindungen  der  H.Gr.  Mitte  aufmerksam.  Mafinahmen 
zur  planmal3igen  Unterbindung  sind  erforderlich. 

Gen.Oberst  Haider  teilt  die  Auffassung  des  GFM  v.  Bock  nicht,  der  die 
feindlichen  Krafte  iiberschatze,  die  von  Osten  gegen  die  Einschliefiungsfront 
des  Kessels  zwischen  Isjum  und  Charkow  vorgehen.  Wahrend  GFM  v.  Bock 
glaube,  dafi  der  Feind  bei  Charkow  seine  grofie  Karte  ausspiele  und  alle  Krafte 
einsetze,  glaube  Gen.Oberst  Haider  hieran  nicht,  sondern  nehme  an,  dafi  der 
Russe  noch  weiter  riickwarts  Reserven  halte,  um  sie  der  erwarteten  Offensive 
unsererseits  entgegenzustellen. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Siidl 

II.  Armee:  Sewastopol=Front  Lage  allgemein  unverandert.  Halbinsel  Kertsch 
Ausraucherung  der  Schlupfwinkel;  26  Offz.,  903  Mann  bisher  iibergelaufen. 

Wetter:  Sonnig,  warm,  Strafien  gut  befahrbar,  +  20  Grad,  Regen. 

382 


25.  Mai  1942 

Armeegr.  v.  Kleist:  Seit  den  friihen  Morgenstunden  greiJFt  der  Feind  sowohl 
von  Westen  im  Raum  nordl.  und  siidl.  Losowenka  wie  vom  Osten  her  iiber 
Sawinzy  die  dort  stehenden  Sperrdiv.en  an.  Er  wurde  iiberall  unter  hohen 
Feindverlusten  abgeschlagen.  Der  Feind  verstarkt  weiter  iiber  Sawinzy.  Im 
einzelnen  haben  erreicht  die  von  Siiden  angreifenden  Div.en  die  Gegend  nordl. 
Roshdestwenskoje,  Artelnoje— N.  Orel.  Auch  die  sudl.  Krasnograd  stehenden 
Sich.Div.en  sind  in  der  Richtg.  auf  den  Orel=Flu6  angetreten.  Von  Norden  her 
siidl.  Charkow  erreichten  die  dort  stehenden  Div.en  die  Gegend  ostw.  Jefremok 
und  siidl.  Bahnhof  Bespalowka. 

Gr.  Breith:  griff  von  Norden  her  die  in  ostw.  Richtung  angreifende  Feind= 
div.en  in  der  Flanke  an.  Zur  Entlastimg  der  Kampfe  in  dem  Kessel  wurden 
verschiedene  Feindangriffe  auf  die  Stellungen  nordostw.  von  Charkow  durch= 
gefiihrt.  Hierbei  verlor  der  Feind  westl.  Woltschansk  9  Pz.  Luftwaffe  stellte 
Starke  Bewegungen  sudl.  Woltschansk  nach  Siiden  fest.  Auf  dem  Nordfliigel 
der  6.  Armee  Verstarkung  des  Feindes  und  vergebliche  Angriffe. 

2.  Armee:  Keine  bes.  Vorkommnisse. 

Wetter:  Im  allgemeinen  von  Siiden  nach  Norden  20—6  Grad  iiber  Null, 
wechselnd  bewolkt,  einzelne  Regenschauer,  Wege  z.  T.  wieder  schwer  be= 
fahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Keine  bes.  Kampfhandlungen.  Durch  Regen  sind  die  StralEen 
wieder  aufgeweicht. 

4.  Armee:  Nordl.  der  Straf^e  Wjelna— Juchnow  eigene  erfolgreiche  Unter= 
nehmungen  in  nordl.  Richtung,  desgl.  aus  dem  Raum  Wjasma  nach  Siiden. 
Mehrere  Ortschaften  wurden  genommen. 

9.  Armee:  Generaloberst  Model  in  Storch  schwer  verwundet.  General  Schu= 
bert  mit  Fiihrung  9.  Armee  betraut. 

H.Gr.  Nord: 

Vor  der  Sudfront  von  Demjansk  wurden  Bereitstellungen  des  Gegners  durch 
Artl.  und  Flieger  bekampft.  Mehrere  Angriffe  von  Ljubniza  nach  Siiden  mit 
Artl.  und  Flammenwerfern  wurden  zuruckgeschlagen.  Auch  ein  Angriff  am 
Lowat  von  Siiden  auf  die  Briickenstellg.  siidostw.  Staraja  Russa  war  ohne 
Erfolg.  Auf  dem  Siidrand  des  Kessels  westl.  Jamno  gelang  es  dem  Gegner, 
an  einer  Stelle  durchzubrechen.  Gegenmafinahmen  sind  im  Gange.  An  der 
Einbruchstelle  von  Maluksa  konnte  die  am  Siidrand  des  Kessels  eingesetzte 
eigene  Div.  den  Feind  weiterhin  nach  Norden  zuruckdrangen. 


Finnland  (23.  5.) 

Auf  der  Landenge  wurden  mehrere  Feindangriffe  in  Kp.=Starke  zuriidcgesdilagen. 

Nordostfront:    Nach    Gefangenenaussagen    sollen    im    Abschnitt    Louhi    weitere 
Feindkrafte  in  Anmarsch  sein.  Wegen  der  noch  immer  wachsenden  Verschlammung 

383 


B.  Kriegstagebuch 

sind  in  nachsten  Tagen  keine  grofieren  Feindangriff e  zu  erwarten.  An  der  Murmansk' 
Front  und  auf  der  Fischerhalbinsel  lebhafte  Schanztatigkeit  des  Gegners. 


Panzerarmee  Afrika  (24.  5.) 

Auf  ganzer  Front  normale  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit. 

Rege  feindl.  Luftaufklarung.  Feindl.  Flugzeuge  griffen  im  Tiefflug  Stiitzpunkte 
im  Frontgebiet  an.  Geringe  eigene  Verluste. 


26.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Gen.Oberst  Rommel  beginnt  mit  der  Offensive  in  Nordafrika. 

Der  Fuhrer  befiehlt  die  Verminung  des  Suezkanals,  da  Nachrichten  vor= 
liegen,  dajS  die  Englander  den  Hafen  von  Alexandria  raumen. 

Gen.Oberst  Haider  meldet,  dafi  der  Feind  offenbar  die  Absicht  habe,  seine 
Truppen  aus  den  besonders  gefahrdeten  Kesseln  zuriickzunehmen.  Ruck= 
gangige  Bewegungen  im  Wolchow=Kessel  seien  zu  erkennen.  Infolgedessen 
habe  die  H.Gr.  Nord  einen  erneuten  Angriff  der  Gruppe  Wandel  zur  Schliefiung 
der  Liicke  am  Wolchow  befohlen,  der  am  28.  5.  stattfinden  soil.  Im  Kessel 
siidostwarts  St.  Maluksa  seien  vorlaufig  noch  keine  riickgangigen  Bewegungen 
festgestellt  worden.  Die  H.Gr.  halte  an  der  Absicht  fest,  dort  durch  Angriffe 
die  Bahndammstellung  wiederzugewinnen.  Bei  der  H.Gr.  Mitte  verstarke  sich 
der  Feind  anscheinend  an  den  beiden  Eckpfeilern  des  Bogens  von  Suchinitschi, 
um  einem  moglichen  deutschen  Zangenangriff  von  Norden  und  Siiden  zu 
begegnen. 

Da  die  2,5  Mill.  Einwohner  Leningrads  in  rd.  10  Wochen  evakuiert  werden 
konnen,  befiehlt  der  Fuhrer,  diese  Evakuierung  mit  alien  Mitteln  zu  be= 
kampfen,  damit  in  Leningrad  keine  Besserung  der  Lebensmittellage  und  hier= 
durch  eine  Verbesserung  der  Verteidigungsfahigkeit  eintreten  kann.  Auch  soil 
nicht  durch  das  Herausziehen  von  Truppen  und  Riistungsarbeitern  eine  Ver= 
starkung  an  anderer  Stelle  ermoglicht  werden.  Der  Verb. Stab  Nord  wird  an= 
gewiesen,  darauf  hinzuwirken,  dafi  das  finn.  Oberkommando  gleiche  Ma6= 
nahmen  ergreift. 

Chef  OKW  unterrichtet  den  Fuhrer  davon,  dafi  der  Chef  des  ungar.  Gen.St., 
Gen.Oberst  Szombathelyi,  die  notwendigen  Mafinahmen  zur  Benutzung  des 
deutschen  Chiffrierverfahrens  durch  die  ungar.  Verbande  an  der  Ostfront 
getroffen  habe.  Er  hat  bei  dieser  Gelegenheit  auf  die  standigen  Drohungen 
Rumaniens  gegen  Ungarn  hingewiesen,  die  dessen  Teilnahme  an  dem  gemein= 
samen  Kampf  gegen  SowjetrulBland  beeintrachtigen  miifiten.  (Naheres  s. 
Stellv.WFSt.) 

Meldung  des  \MB.  Sudost  iiber  Lage  und  Absichten. 

Anordnungen  iiber  ein  vermutetes  englisches  Landungsunternehmen  gegen 
Norwegen. 

384 


26.  Mai  1942 

Abends  entwickelt  der  Fiihrer  seine  Gedanken  iiber  die  Auswirkungen  der 
Schlacht  von  Charkow,  deren  rascher  Verlauf  giinstige  Schlufifolgerungen 
auf  die  Gesamtlage  beim  Feind  zulasse.  Es  komme  jetzt  nicht  darauf  an,  starr 
an  dem  vorgesehenen  Operationsprogramm  fiir  „Blau''  festzuhalten,  sondern 
sich  schnell  darauf  umzustellen,  noch  moglichst  viele  der  angeschlagenen  Ver= 
bande  des  Feindes  zu  vernichten.  Hierzu  gabe  es  zwei  Moglichkeiten : 

a)  Nord=SUd=Sto6  ostwarts  des  Donez  aus  dem  Raum  der  44.  I.D.  auf  Isjum. 

b)  Kurzer  Hakenstofi  von  Siiden  aus  dem  Raum  der  297.  I.D.  gegen  die  nord= 
ostwarts  Charkow  stark  massierten  Feindkrafte. 

Diese  Moglichkeiten  miissen  ausgenutzt  werden  selbst  auf  die  Gefahr  hin, 
dafi  eine  Verzogerung  des  fiir  die  Hauptoperation  vorgesehenen  Termins 
eintritt. 


Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  sad: 

11.  Armee:  Auf  Halbinsel  Kertsch  wird  Ausraucherung  der  sich  in  ihren 
Schlupfwinkeln  ostw.  immer  noch  haltenden  Feindreste  planmaliig  fortgesetzt. 
Wetter:  klar,  sonnig,  gute  Sicht,  Wegeverhaltnisse  gut. 

Armeegr.  von  Kleist:  Der  im  Kessel  siidl.  Charkow  stehende  Feind  wird 
immer  mehr  zusammengedrangt.  Gegen  die  eigenen  von  Osten  nach  Westen 
vorstofienden  Panzer=  und  mot.  Krafte  stiefi  der  Gegner  verzweifelt  mit  Pan= 
zern  iiber  die  Bereka  nach  Osten  vor.  In  der  Gegend  Losowenka,  wo  der 
Feind  voriibergehend  einbrach,  wurden  11  Feindpanzer  erledigt.  Gleichzeitig 
griffen  starke  Krafte,  vom  Osten  iiber  Sawinzy  kommend,  die  Ostfront  siidl. 
Balakleja  an.  Rum.  Krafte  stiefien,  von  Siiden  kommend,  weiter  nach  Norden 
vor  und  erreichten  die  Gegend  Hohe  Dimitrijewka  imd  westl.  davon.  Auch 
von  Westen  her  griffen  die  dort  stehenden  Telle  der  rum.  und  deutschen 
Truppen  iiber  den  Orel  nach  Osten  an.  Der  Feind  verteidigt  sich  zah.  Die  von 
Norden  in  die  Flanke  der  vorgehenden  Panzerdiv.en  vorstofiende  Gr.  Breith 
steht  im  harten  Kampf  gegen  sich  ihr  entgegenwerfende  russ.  Panzer.  Nordl. 
Balakleja  griff  Feind  vergeblich  an.  Vereinzelte  Angriffe  ostw.  Charkow  zur 
Ablenkung  der  von  hier  nach  Siiden  heruntergezogenen  russ.  Krafte  wurden 
abgewehrt.  In  Gegend  Bjelgorod  gelang  es  dem  Feind,  die  eign.  Linien  zu 
durchbrechen.  Gegenmafinahmen  sind  im  Gange.  Wetter:  zwischen  +  12  und 
+  20  Grad,  teilw.  Regen,  Wind;  unbefestigte  Wege  aufgeweicht. 

2.  Armee:  Keine  bes.  Meldungen.  Wetter  kiihl,  Regen,  teilw.  Gewitter. 

H.Gr.  Mitte: 

Auf  rechtem  Fliigel  der  2.  Pz.Armee  bei  Nowosil  griff  Russe  mit  starkeren 
Kraften  an.  Im  Nahkampf  wurde  er  unter  schwersten  Verlusten  zuriick= 
geschlagen.  Eign.  Panzervorstofi  siidl.  Kirow  war  erfolgreich. 

385 


B.  Kriegstagebuch 

Die  zwischen  Wjasma  und  Spas  Demenskoje  eingeschlossenen  Kav.Div.en 
wurden  erfolgreich  von  Norden  und  Siiden  angegriffen.  Mehr.  Ortschaften 
fielen  dabei  in  unsere  Hand.  Siidwestl.  Rshew  erfolgreicher  eign.  Vorstoli. 
Ein  feindl.  Angriff  siidl.  Wel.=Luki  wurde  abgewehrt. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  Demjansk  wurde  ein  Feindvorstofi  abgewiesen.  Ansammlungen  siidl. 
Ljubniza  wurden  durch  Artl.  zerschlagen.  Siidl.  Maluksa  versuchte  Feind  noch= 
mals,  die  Stellungen  am  Siidrand  der  Einbruchsstelle  zu  durchbrechen.  AUe 
Angriffe  wurden  jedoch  im  Gegenstofi  zuriickgeschlagen. 


Finnland  (24.  5.) 

Sudostfront:  Keine  bes.  Ereignisse. 

Nordostfront   (AOK  Lappland) :   Bel  weiterer  Sauberung  des  Waldgelandes  im 
Abschn.  Louhi  verlor  Feind  yo  Tote  und  mehr.  Gefangene. 


Panzerarmee  Afrika  (25.  5.) 

Lagemeldung  liegt  noch  nicht  vor^. 


27.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Franzosische    Wiinsche    betr.    den    Flakschutz    des    unbesetzten    Gebietes. 
(Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Der  Fiihrer  teilt  dem  Gen.Oberst  Haider  seine  Uberlegungen  von  gestern 
abend  mit  und  betont  seinen  Entschlufi,  sowohl  die  Feindgruppe  ostwarts 
Charkow  wie  die  ostwarts  von  Isjum  zu  vernichten,  bevor  die  Hauptoperation 
„Blau  I"  beginne.  In  Ausnutzung  der  unerwartet  giinstigen  Ergebnisse  der 
Schlacht  von  Charkow  miisse  die  lebendige  Streitkraft  des  Gegners  geschlagen 
werden,  wo  man  sie  treffe.  Vor  allem  sei  die  Vernichtung  der  Gruppe  ost= 
warts  Charkow  wichtig,  weil  sie  die  Operation  „Blau''  in  der  Flanke  gefahrden 
konne.  Gen.Oberst  Haider  lafit  den  Chef  der  Op.Abt.  d.  GenStdH  folgende 
Moglichkeiten  vortragen,  die  auf  Grund  einer  vorherigen  Unterrichtung  durch 
Gen.  Jodl  hierfur  ausgearbeitet  worden  sind: 

Die  in  der  Gegend  von  Isjum  stehenden  Feindkrafte  sollen  durch  Vorstofi 
einer  starken  Kraftegruppe  ostw.  des  Donez  etwa  aus  dem  Abschnitt  der 
44.  Div.  im  Zuge  der  Strafie  nach  Isjum  vernichtet  werden.  Nach  AbschlulB  der 
Kesselschlacht  stehen  hierfiir  ausreichende  Infanterieeinheiten  zur  Verfiigung, 
an  schnellen  Verbanden  jedoch  nur  die  14.  und  22.  Pz.=  und  die  60.  mot.  Div., 
da  die  3.  u.  23.  Pz.Div.  fiir  die  Offensive  „Blau  V  herausgezogen  und  durch 

1     Fehlt  im  KTB  der  Ski,  Teil  D. 

386 


27-  Mai  1942 

die  16.  Pz.Div.  wieder  voll  aufgefiillt  werden  miissen.  Fiir  den  Beginn  der 
Unternehmung  wird  der  3.  6.  in  Aussicht  genommen. 

Die  Vernichtung  der  starken  Feindkrafte  im  Raume  von  Woltschansk  soil 
durch  einen  Zangenangriff  von  Norden  und  Siiden  herbeigefiihrt  werden. 
Als  Anfangstag  sei  der  7.  6.  vorgesehen,  an  dem  gleichzeitig  der  Angriff  auf 
Sewastopol  beginnen  soUe.  Nach  Ansicht  des  Chefs  des  Gen.St.d.Lw.  sei  die 
Bereitstellung  von  Luftstreitkraften  fiir  beide  Unternehmungen  in  ausreichen= 
dem  Umfange  moglich. 

Der  Fuhrer  befiehlt  die  sofortige  Vorbereitung  der  Unternehmungen,  behalt 
sich  aber  noch  vor,  einen  entsprechenden  Befehl  in  ein  bis  zwei  Tagen,  je  nach 
der  Entwicklung  der  Schlacht  bei  Charkow,  zu  geben.  Die  H.Gr.  Slid  sei  in  die 
Planung  einzuweisen.  Der  Fuhrer  will,  dafi  unter  alien  Umstanden  der  Ver= 
folgungsgedanke  aufrecht  erhalten  wird.  Der  Feind  darf  keine  Zeit  zur  Wie= 
derherstellung  seiner  Krafte  behalten. 

Da  durch  die  beiden  neu  geplanten  Unternehmungen  ein  Teil  der  Operation 
„Blau  \"  vorweggenommen  wird,  will  der  Fuhrer  nicht  mehr  unbedingt  an 
dem  15.  6.  als  Termin  fiir  „Blau  I"  festhalten.  Um  so  mehr  neigt  er  dazu,  die 
Operationen  „Blau  11"'  und  „Blau  IIF'  durch  vermehrten  Gebrauch  von  Aus= 
hilfen  zeitlich  vorzuziehen. 

In  Prag  erfolgt  ein  Attentat  auf  den  Stellv.  Reichsprotektor  Heydrich.  Der 
Belagerungszustand  wird  im  Protektorat  erklart. 


Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  sad: 

11.  Armee:  Halbinsel  Kertsch:  Sauberung  wird  fortgesetzt. 
,  Armeegr.  von  Kleist:  Die  von  Osten  in  den  Kessel  angreifenden  Panzer= 
krafte  stehen  im  harten  Abwehrkampf  gegen  verzweifelte  Ausbruchsversuche 
der  im  Bereka=Kessel  zusammengedrangten  Feindmassen.  Die  Kampfe  sind 
noch  im  vollen  Gange.  Der  gestern  eingebrochene  Feindteil  in  Gegend  Loso= 
wenka  geht  der  Vernichtung  entgegen.  Die  von  Siiden  und  Westen  angreifen= 
den  Divisionen  haben  die  Bereka  erreicht.  Von  Norden  her  stolien  Panzer= 
krafte  nach  Siiden  in  die  zusammengedrangten  Feinde  rein  und  haben  die 
Gegend  nordwestl.  Losowenka  erreicht.  Die  angreifenden  Truppen  wurden 
durch  wirkungsvoUe  Angriffe  der  Fiegerkampfverbande  unterstiitzt.  Auch  von 
Sawinzy  her  versucht  der  Feind  mit  alien  Mitteln,  die  eigene  Front  nach  Westen 
zu  durchbrechen.  Alle  Angriffe  sind  bisher  gescheitert  und  Bereitstellungen 
zerschlagen  worden.  Die  Gefangenenzahlen  im  Bereka=Kessel  steigen  standig. 

2.  Armee:  Keine  besonderen  Ereignisse.  Im  riickw.  Gelande  griff  en  ung. 
Verbande  mit  Erfolg  die  Partisanen  weiter  an. 

Wetter:    sonnig,   leichter   Wind,   Wege   im   Abtrocknen,   Temp,    zwischen 
+  6  und  +  15  Grad. 

387 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.Mitte: 

Westl.  Suchinitschi  wurde  ein  mit  Artl.  unterstiitzter  feindl.  Angriff  gegen 
eign.  Pz.=Stellungen  abgewiesen.  Siidl.  Kirow  wurde  eine  Briicke  iiber  die 
Bolwa  durch  Hochwasser  weggerissen.  Fahrbetrieb  eingerichtet.  Siidl.  Wjasma 
gingen  eign.  Div.en  gegen  die  hier  stehende  Kavallerie  nach  Siiden  vor  und 
konnten  mehr.  Orte  nehmen.  Auch  von  Siiden  her  ist  eign.  Angriff  im  Gange. 
Im  iibrigen  Frontbereich  keine  nennenswerten  Kampfhandlungen.  Haufige 
Regenfalle  verschlechtern  den  Strafienzustand. 

Wetter:  +15  Grad,  windig. 

H.Gr.  Nord: 

Durch  den  anhaltenden  Regen  sind  die  Strafien  dermafien  aufgeweicht,  dafi 
eine  Versorgung  iiber  die  Briicke  siidostw.  Staraja  Russa  nicht  moglich  ist. 
Die  Truppen  werden  weiter  durch  die  Luft  verpflegt  und  munitioniert.  In 
dem  Kessel  nordl.  des  Ilmensees  versucht  der  Gegner,  seine  Krafte  durch  die 
offenen  Schleusen  nach  Osten  durchzuziehen.  Das  Vorgehen  eign.  Truppen 
im  Nordteil  des  Kessels  an  der  Bahn  Leningrad— Nowgorod  begegnete  keinem 
nennenswerten  Feindwiderstand.  Etwas  stark.  Feinddruck  nordw.  der  Durch= 
gangsstelle. 

Finnland  (25.  5.) 

Siidostfront:  Keine  bes.  Ereignisse. 

AOK  Lappland:  Erfolgreiche  weitere  Sauberungsaktion  hinter  dem  Nord=Fliigel 
des  Abschnitts  Louhi.  Sonst  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (26.  5.) 
Meldung  liegt  noch  nicht  vor*. 

28.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Verfiigung  des  Chefs  OKW  iiber  die  Aufstellung  einer  deutsch=arabischen 
Lehrabteilung. 

Die  Oberkommandos  der  Wehrmachtteile  werden  darauf  hingewiesen,  dafi 
sie  iiber  die  Krafte  der  dem  OKW  taktisch  unmittelbar  unterstehenden  Kom= 
mandobehorden  nur  mit  Zustimmung  des  Fiihrers  anderweitig  verfiigen 
konnen. 

Der  Fuhrer  erwartet  von  den  grofien  Erfolgen  gegen  die  brit.  Geleitziige 
im  Nordmeer  eine  abschreckende  Wirkung  gegeniiber  englischen  Landungs= 
absichten  in  Norwegen. 

19.30  Uhr  schlagt  Cen.Oberst  Haider  dem  Fuhrer  vor,  die  vor  Beginn  von 
„Blau  V  befohlenen  Operationen  so  anzuordnen,  dali  zuerst  die  Krafte  des 

1     Tehlt  im  KTB  der  Ski,  Teil  D. 

388 


28.  Mai  1942 

Gegners  ostwarts  Charkow,  mit  dem  7.  6.  beginnend,  und  dann  in  einem 
zweiten  Akt  die  Krafte  des  Feindes  bei  Isjum  geschlagen  werden.  Hierfiir 
fiihrt  er  folgende  Griinde  an: 

a)  Ostwarts  Charkow  stehen  die  besseren  Verbande  des  Gegners,  die  unsere 
spatere  Aktion  in  der  Flanke  bedrohen. 

b)  bei  langerem  Abwarten  besteht  die  Gefahr,  dafi  diese  Verbande  sich  wieder 
auseinanderziehen  und  nicht  mehr  so  geschlossen  zu  fassen  sind. 

c)  Bei  dieser  zeitlichen  Anordnung  sind  die  Mitwirkungsmoglichkeiten  der 
Luftwaffe  giinstiger. 

Der  Staatssekretar  im  Reichsverkehrsministerium  Kleinmann  tritt  zuriick; 
Nachfolger:  Ganzenmiiller. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Siidi 

ii.Armee:  An  SewastopoUFront ¥oTtsetzung  der  f eindlichen Schanzarbeiten. 
Bei  Kertsch  wurde  die  Vernichtung  der  feindlichen  Widerstandsnester  durch 
Sprengung  der  Hohlen  fortgesetzt. 

Armeegruppe  von  Kleist:  Im  Bereka=Kessel  wird  die  Vernichtung  des  Fein= 
des,  der  sich  verzweifelt,  besonders  gegen  die  Front  Losowenka  nach  Suden, 
wehrt,  fortgesetzt.  Teile  der  rum.  Divisionen  stiefien  iiber  die  Bereka  nach 
Nordosten  auf  Losowenka  vor.  Gleichzeitig  kamen  die  Panzerkrafte  der 
Gruppe  Breith,  mit  vordersten  Teilen  von  Norden  kommend,  an  der  Bereka 
sUdwestL  Losowenka  an.  Von  Nordwesten  stiefien  Teile  einer  Inf.Div.  iiber 
Michailowka  auf  Losowenka  vor.  Uberall  bilden  sich  kleine  Kessel,  deren 
Vernichtung  bevorsteht.  Im  Sawinzy=Bogen  griff  Feind  die  Ostfront  unserer 
Stellungen  mit  starken  Panzerkraften  an.  Der  Angriff  wurde  unter  schwersten 
Feindverlusten  mit  guter  Stuka=Wirkung  abgeschlagen.  25  Panzer  wurden 
eriedigt.  Angriffe  von  Isjum  und  westl.  davon  wurden  abgewehrt.  Die  Zahl 
der  Gefangenen  wachst  standig  und  ist  noch  nicht  zu  iibersehen.  An  der 
iibrigen  Front  der  Heeresgruppe  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Wetter: 
bewolkt,  15  Grad  Warme,  im  Suden  einzelne  Regenschauer.  In  der  Mitte  der 
Heeresgruppe  haben  sich  die  Wege  gebessert  und  sind  fiir  Kraftfahrzeuge 
wieder  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

In  den  Raum  siidi.  Wjasma  stiefien  eigene  Krafte  von  Norden  und  Suden 
vor  und  konnten  an  mehreren  Stellen  sich  vereinen.  Auf  diese  Weise  wurden 
die  Kav.Div.en  in  mehr.  Kesseln  eingeschlossen.  Auch  westl.  hiervon  wurden 
in  eign.  Vorstofi  mehr.  Orte  genommen. 

Bei  Bjeloj  griff  Feind  mit  mehr.  Kompanien  und  Artl.=Unterstiitzung  an 
und  wurde  abgeschlagen.  Schwache  in  den  Ort  eingedrungene  Teile  wurden 
im  Gegenstoii  zuriickgeworfen.  Sonst  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

389 


B.  Kriegstagebudi 

H.Gr.  Nord: 

Siidostw.  Staraja  Russa  gingen  eigene  Krafte  zur  Gewinnung  eines  Ver= 
sorgungsweges  trotz  schwieriger  Gelandeverhaltnisse  vor.  Feind  leistet  hier 
noch  zahen  Widerstand.  Die  in  den  Wolchow=Kessel  von  Norden  vordringen= 
den  eign.  Krafte  wurden  voriibergehend  durch  feindliche  Gegenangriffe  auf= 
gehalten.  Der  West=Ost=Verkehr  an  der  Kesseloffnung  westl.  Jamno  wurde 
durch  eign.  Artl.  bekampft. 


Finnland  (26.  5.) 

Aufier  Aufklarungstatigkeit  keine  nennenswerten  Kampfhandlungen.  An  der 
Nordostfront  (AOK  Lappland)  starke  Versorgungs=  und  Verkehrssdiwierigkeiten 
durdi  anhaltendes  Tauwetter. 


Panzerarmee  Afrika 

Deutsches  Marinekommando  Fiihrungsstand  Nordafrika  gibt  folgende  Meldung 
bekannt : 

1.  Angriff  Afrikakorps^  in  gutem  Fortsdireiten. 

Siidwestl.  Tobruk  bahnt  sich  aussichtsreiche  Einkesselung  starker  Feindstreit= 
krafte  an. 

2.  Landungsunternehmen  fiir  heute  von  Panzerarmee  aufgegeben. 


29.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlidien  Abteilung  des  OKW) 
[Fiihrer  in  Berlin] 

Der  Angriff  der  Gruppe  Wandel  zur  Schliefiung  der  Liicke  am  Wolchow 
wird  auf  den  30.  5.  verschoben. 

Der  Angriff  zur  Erweiterung  der  Landbriicke  zwischen  dem  X.  und  II.  AK. 
siidl.  des  Ilmensees  soil  am  1.  6.  beginnen.  Der  FUhrer  befiehlt  hierzu,  dafi  die 
Lfl.  1  diese  Unternehmungen  unter  Zuriickstellung  aller  anderen  Aufgaben 
mit  der  Masse  ihrer  Krafte  zu  unterstiitzen  hat. 

Im  Westen  ist  eine  Neubearbeitung  der  Weisung  19  fiir  das  Unternehmen 
„Attila''  (Besetzung  Restfrankreichs)  vom  10. 12.  40  und  der  im  Mai  1941 
erlassenen  Anordnungen  fiir  das  Unternehmen  „Isabella''  (Operationen  auf 
der  Iberischen  Halbinsel)  notwendig  geworden.  Der  FUhrer  unterzeichnet  die 
Weisung  42,  die  allgemeine  Richtlinien  fiir  die  Vorbereitung  und  Durch= 
fiihrung  der  Besetzung  Restfrankreichs  in  Zusammenarbeit  mit  ital.  Kraften 
(Deckname  „Anton'')  und  fiir  die  bei  feindlichen  Mafinahmen  gegen  die 
Iberische  Halbinsel  sofort  zu  treffenden  Gegenma6nahmen  (Deckname  „Ilona'') 
enthalt^. 


1  Seit  26.  Mai  1942. 

2  Weisung  Nr.  42  in  W.  Huhatsch,  Hitlers  Weisungen,  a.  a.  O.,  S.  189— gi. 


390 


29-  Mai  1942 

Der  Fiihrer  der  Indischen  Freiheitsbewegung  Subhas  Chandra  Bose  wird 
vom  Fiihrer  empfangen^. 

Sondermeldung  iiber  den  Verlauf  der  Schlacht  bei  Charkow. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  sad: 

11.  Armee:  Keine  Veranderung  der  Lage.  Wetter:  Klar,  sonnig,  gute  Sicht. 

Armeegr.  von  Kleist:  Die  Vernichtungsschlacht  westl.  Isjum  ist  zu  Ende. 

Bei  der  Sauberung  des  Kampfgelandes  wurden  im  Laufe  des  Tages  einzelne 

Feindgruppen  aufgerieben.  Teilweise  kommt  es  noch  zu  Kampfen  mit  Ver= 

sprengten. 

Die  in  der  Friihjahrs schlacht  von  Charkow  und  am  Donez  bisher  fest= 
gestellten  Beutezahlen  betragen: 

213  900  Gefangene, 
1  237  Panzer, 

1  812  Geschiitze  (einschl.  Flak  und  Pak), 
eine  grofie  Menge  Gr.=Werfer  und  MG, 
Tausende  von  Bespannfahrzeugen  und  Pferden, 
eine  uniibersehbare  Menge  von  Munition  und  Gerat; 
542  Flugzeuge  wurden  abgeschossen. 
Mit  weiteren  Ansteigen  der  Beutezahlen  ist  zu  rechnen. 

Siidostw.  Isjum  wurde  ein  fdl.  Stofitrupp,  der  im  Nebel  den  Donez  zu 
iiberschreiten  versuchte,  aufgerieben.  An  der  iibrigen  Front  der  Heeresgruppe 
keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Wetter:  +  14  —  22  Grad,  wechselnd  bewolkt,  einzelne  Regenschauer.  Wege 
fiir  alle  Fahrzeuge  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Gebiet  siidl.  Wjasma  verteidigen  sich  einzelne  Feindgruppen  noch  zah. 
Eign.  Krafte  gingen  von  der  Bahnlinie  siidl.  Wjasma  nach  Westen  vor  und 
nahmen  mehr.  Ortschaften.  Ein  feindl.  VorstolB  slidwestl.  Juchnow  wurde 
abgewehrt.  Auf  der  Strecke  Spas  Demenskoje— Smolensk  wurde  etwa  15  km 
westl.  Spas  Demenskoje  die  Eisenbahnbriicke  durch  Partisanen  gesprengt. 
Auf  die  vorgeschobene  Stellung  siidostw.  Mostowaja  fiihrte  der  Feind  mehr. 
Angriffe  mit  Artl.=Unterstutzung  gegen  die  eigenen  Stellungen  vor.  Die 
Angriffe  wurden  zum  Stehen  gebracht,  Gegenstofi  ist  eingeleitet.  Feindl.  An= 
griffe  auf  Bjeloj  von  Norden  und  Osten  in  Kp.=Starke  wurden  durch  eign. 
Artl.=Feuer  abgewehrt  bzw.  zerschlagen.  Wege  weiter  im  Abtrocknen. 


Hierzu  Aufzeidinung  des  Gesandten  Schmidt  iiber  diese  Unterredung,  siehe  „Ein= 
fiihrung" ,  S.  22  f. 

391 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  Ilmensee  aufier  Spahtrupptatigkeit  keine  besonderen  Meldungen.  In 
dem  Wolchow=Kessel  nordl.  des  Ilmensees  sind  die  von  Norden  angreifenden 
eigenen  Krafte  weiterhin  im  erfolgreichen  Vormarsch  an  der  Bahn  Lenin= 
grad— Nowgorod.  Mehr.  Orte  wurden  genommen  und  der  Feind  ncvch  kurzer 
Gegenwehr  zuriickgeschlagen.  Ein  Feindangriff  bei  Mga  siidostw.  Schliisselburg 
wurde  durch  zusammengefafites  Feuer  abgeschlagen. 

Filmland  (27.  5.) 

Sudo  St  front:  Am  Swir  wurden  feindl.  gewaltsame  Aufklarungsversuche  ver= 
hindert.  Sonst  normaler  Verlauf  des  Tages  mit  beiderseitiger  Artl.=  und  Spahtrupp= 
tatigkeit. 

Nordostfront  (AOK  Lappland) :  Keine  grofieren  Kampfhandlungen. 

Panzeraraiee  Afrika  (27.  5.) 

Angriff  planmafiig  verlaufen.  Feind  leistete  sehr  zahen  Widerstand.  Nach  schwe= 
rem  Kampf  wurde  Trigh  Enver  Bei  (Piste,  die  siidl.  El  Adem  in  West=Ost=Richtung 
verlauft)  erreidit.  Neu  aufgetreten:  3.  Ind.Brig.  (mot.). 


30.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fiihrer  in  Berlin] 

Beginn  des  Angriff s  zur  Schliefiung  der  Liicke  im  Wolchow=Kessel. 

Chef  WFSt  bespricht  mit  dem  Fiihrer  die  Verstarkung  der  Pz.Armee  Afrika 
durch  die  auf  Kreta  befindlichen  deutschen  Krafte. 

Die  Befehle  des  FUhrers  beziigl.  der  Operationen  im  Raum  von  Woltschansk 
und  im  Raum  von  Isjum,  die  dem  Angriff  „Blau''  vorhergehen  sollen,  werden 
dem  OKH,  dem  Ob.d.L.  und  dem  W.Tr.Chef  schriftlich  mitgeteilt.  Eine  gering= 
fiigige  Verschiebung  von  „Blau  V  kann  in  Kauf  genommen  werden,  jedoch 
sollen  zwischen  „Blau  I",  „Blau  IV  und  „Blau  IIF'  unter  keinen  Umstanden 
Pausen  entstehen. 

Der  Fiihrer  befiehlt  die  Verstarkung  der  Heereskrafte  in  Nordjiitland.  Der 
Befehlshaher  der  dt.  Truppen  in  Diinemark  wird  angewiesen,  das  in  Nord= 
Jutland  stehende  Inf.Rgt.  930  durch  Umgruppierung  im  iibrigen  Bereich  der 
416.  Div.  um  1  Batl.  und  1  bewegl.  Batterie  sowie  die  Besatzung  des  Stiitz= 
punktes  Hanstholm  um  1  Komp.  zu  verstarken. 

Der  Fiihrer  stimmt  der  Einsetzung  eines  Reichsreeders  ^  zu,  um  die  ratio= 
nellste  Ausnutzung  des  Schiffstransportraumes,  soweit  er  nicht  standig  fiir  die 
Zwecke  der  Seekriegfiihrung  benotigt  wird,  sicherzustellen.  Der  Fiihrer  unter= 
zeichnet  den  Erlafi  iiber  die  Einsetzung  eines  Reichskommissars  fiir  die  See= 
schiffahrt.  (Naheres  s.  Stellv.WFSt.) 

Mexiko  erklart  an  Deutschland,  Italien  und  Japan  den  Krieg.  (Ausl.) 

1     „Reikosee"  wird  der  Hamburger  Gauleiter  Kaufmann. 
592 


30.  Mai  1942 

Der  Fuhrer  spricht  zu  den  Offiziersanwartern  im  Berliner  Sportpalast^. 
SS=Obergruppenfuhrer  und  Gen.Oberst  der  Schutzpolizei  Daluege  wird  in 
Vertretung  Heydrichs  Stellv.  Reichsprotektor  im  Protektorat. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Aufier  lebhaftem  Verkehr  am  Nordfliigel  der  Einschliefiungsfront 
von  Sewastopol  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Armeegr.  von  Kleist:  Beiderseitiges  Artl.=Storungsfeuer  und  Spahtrupp= 
tatigkeit.  Wetter:  wechselnd  bewolkt,  vereinzelte  Regenschauer,  Temp.  +  20 
Grad,  Strafien  befahrbar. 

6.  Armee:  Keine  grofieren  Kampfhandlungen. 

Wetter:  bedeckt,  zeitw.  Regen,Temp.  +  15  Grad.  Unbefestigte  Strafien  fiir 
Kfz.  z.  T.  schwierig  befahrbar. 

2.  Armee:  Lage  unverandert. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen.  Wetter:  sonnig, 
warm,  Wege  noch  stellenweise  aufgeweicht. 

4.  Armee:  Ostw.  Spas  Demenskoje  und  siidl.  Juchnow  starkere  Feindbe= 
wegungen  in  nordlicher  Richtung.  Die  Kessel  siidl.  Wjasma  werden  weiter 
verengt,  Ausbruchsversuche  wurden  abgewehrt.  Eigene  Krafte  gingen  siidl. 
Wjasma  in  Gegend  Nikolskoje  zum  Angriff  vor  und  nahmen  mehrere  Ort= 
schaften.  Siidl.  Mostowaja  wurden  mehrere  Feindangriffe  abgewehrt.  Bei 
Bjeloj  stellte  der  Feind  in  den  Morgenstunden  des  gestrigen  Tages  seine  An= 
griffe  ein.  Strafienzustand  weiterhin  gebessert. 

H.Gr.  Nord: 

Heftige  Feindangriffe  siidl.  Ljubniza  auf  SS=„T"=Div.  In  dem  Kessel  nordl. 
des  Ilmensees  gingen  eign.  Krafte  ohne  erheblichen  Feindwiderstand  in  Rich= 
tung  Siidsiidost  an  der  Bahnlinie  Leningrad— Nowgorod  vor  und  stiefien  siidl. 
des  Schnittpunktes  der  Bahn  mit  Strafie  etwa  in  der  Mitte  des  Kessels  mit  von 
Norden  und  Siidwesten  vorstolienden  eign.  Kraften  zusammen.  Aus  der  Nord= 
ostecke  des  Kessels  vorgehende  eign.  Krafte  trafen  dort  auf  Feindwiderstand. 

Finnland  (28.  5.) 

Nordostfront  (AOK  Lappland):  Im  Abschnitt  Uhtua  mehr.  kleine  Waldbrande 
durdi  feindlidien  Besdiufi  mit  Phosphormunition.  Im  Absdinitt  Kandalaksdia  wurde 
eine  starkere  feindl.  Abteilung  durdi  Feuer  vertrieben. 

1  Wortlaut  dieser  Rede  im  Anhang  zu  H.  Picker:  Hitlers  Tischgespradie  im  FHQu 
1941/42,  neu  hrsg.  von  P.  E.  Schramm  in  Zusammenarbeit  mit  A.  Hillgruber, 
Stuttgart  (Seewald-Vcrlag)  1963. 

393 


B.  Kriegstagebuch 

Panzerarmee  Afrika  (28.  5.) 

Eigene  Lage:  DAK  14.30  Uhr  siidl.  Acroma,  90.  lei.  Div.  13.00  Uhr  El  Adem, 
Aufkl.=Abt.  (nordwestl.  Sidi  Rezegh)  Igelstellung.  Englander  melden  15.20  Uhr 
25  deutsche  Panzer  bei  Sidi  Rezegh.  XX.  A.K.  hatte  12.00  Uhr  Gefechte  mit  feindl. 
Panzerkraften  bei  Bir  Hacheim,  es  meldete  Absicht,  den  Vormarsch  fortzusetzen, 
hat  bei  Mteifel  es  Chebir  mit  X.  A.K.  Verbindung.  Angriff  X.  A.K.  und  XXI.  A.K. 
bisher  planmafiig. 

Auf  Via  Balbia  von  Ain  el  Gazala  Richtung  Tobruk  starkster  Verkehr,  Stra6en= 
verstopfungen,  Einsatze  der  eign.  Luftwaffe  hiergegen  sehr  wirksam.  Bei  Bir  Hacheim 
570  ind.  Gefangene. 


31.  Mai  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

In  der  Nacht  vom  30./31.  5.  erfolgt  ein  starker  brit.  Luftangriff  auf  Koln. 

Nachdem  der  Fuhrer  bereits  in  der  Nacht  auf  der  Fahrt  im  Sonderzug  [von 
Berlin  nach  ,,Wolfsschanze'']  iiber  die  Schwere  des  Luftangriffes  auf  Koln 
unterrichtet  worden  war,  schlug  der  Luftwajfenfuhrungsstab  folgende  Sonder= 
meldung  vor: 

„Britische  Bomber  unternahmen  in  der  vergangenen  Nacht  einen  Terror= 
angriff  auf  die  Innenstadt  von  Koln,  wodurch  grofie  Schaden  durch  Spreng= 
und  Brandwirkung  vor  allem  in  Wohnvierteln  sowie  an  mehreren  offentlichen 
Gebauden,  unter  anderem  auch  an  drei  Kirchen  und  zwei  Krankenhausern, 
entstanden.  Bei  diesem  ausschlieJSlich  gegen  die  Zivilbevolkerung  gerichteten 
Angriff  erlitt  die  britische  Luftwaffe  durch  das  hervorragende  Zusammen= 
wirken  der  unter  dem  Befehl  des  Generaloberst  Weise  stehenden  Luftver= 
teidigungskrafte  schwerste  Verluste.  Nachtjager  und  Flakartillerie  schossen 
36  der  angreifenden  Bomber  ab.  Im  Kiistengebiet  wurde  aufierdem  ein  Bomber 
von  Marineartillerie  zum  Absturz  gebracht.  Mit  dem  bisher  festgestellten 
Abschuli  von  37  feindlichen  Bombenflugzeugen,  darunter  mehreren  vier= 
motorigen,  wurde  etwa  die  Halfte  der  in  das  Reichsgebiet  eingeflogenen 
feindlichen  Flugzeuge  vernichtet. 

Ein  Nacht jagdverband  imter  Fiihrung  des  Generalleutnants  Kammhuber 
erzielte  hierbei  seinen  600.  Nacht jagdabschufi,  Hauptmann  Streib  seinen  25. 
und  26.,  Oberleutnant  Knacke  seinen  20.  Nachtjagdsieg.'' 

Der  Fuhrer  lehnte  angesichts  der  Verluste  eine  derartige  Siegesmeldung  aus 
psychologischen  Grunden  scharf  stens  ab  und  vertrat  dariiber  hinaus  den  Stand= 
punkt,  dafi  diese  Erfolgsmeldung  auf  keinen  Fall  zutreffen  konne. 

Wahrend  die  Luftwaffe  immer  noch  von  einem  50^/oigen  Abwehrerfolg 
sprach  und  sich  auch  am  folgenden  Tage  noch  um  eine  entsprechende  propa= 
gandistische  Auswertung  bemiihte,  liefen  immer  klarere  Meldungen  dariiber 
ein,  dafi  sehr  viel  mehr  feindliche  Flugzeuge  liber  Koln  gewesen  sind,  als  die 
Luftwaffe  annahm.  Churchill  selbst  sprach  im  Unterhaus  von  1000  Flugzeugen. 
Wenn  dies  auch  iibertrieben  sein  mochte,  so  rechnete  der  Fuhrer  doch,  dalE  es 
nach  den  Sachschaden  einige  hundert  gewesen  sein  miifiten. 

394 


1.  Juni  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H,Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Vergebliches  feindliches  Stofitruppunternehmen  auf  die  Mitte 
der  Einschliefiungsfront  von  Sewastopol. 

Armeegruppe  v.  Kleist:  Zwei  feindliche  Stofitruppunternehmen  nordlich 
Taganrog  und  bei  ital.  Schn.  Korps  wurden  abgewiesen.  Der  Feind  griff  wieder= 
holt  aus  dem  Donezbogen  westl.  Sawinzy  die  eigenen  Stellungen  an.  Er  wurde 
z.  T.  im  konzentrischen  Feuer  abgewehrt,  z.  T.  wurden  die  Angriffskolonnen 
kurz  vor  den  eigenen  Stellungen  zerschlagen. 

Wetter:  Strichweise  starke  Regenfalle,  nachm.  Wetterbesserung. 

6.  Armee:  Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

2.  Armee:  Vergebliche  Feindangriffe  westl.  Tim  auf  die  ung.  Stellungen. 

Wetter:  Seit  den  Vormittagsstunden  anhaltender  starker  Regen,  Wege  stark 
aufgeweidit. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidlich  Wjasma  schreitet  die  Verengung  des  Kesr.els  welter  fort.  Nordwestl. 
Spas  Demenskoje  und  siidwestl.  Wjasma  nahmen  eigene  Verbande  im  Angriff 
mehrere  Orte  an  der  Ugra  und  an  der  Strafie  Jelnja— Nikolskoje.  Im  iibrigen 
keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Nord: 

Bereitstellungen  des  Feindes  siidl.  Ljubniza  und  siidl.  Ilmensee  am  Lowat 
wurden  durch  eigene  Artl.  zerschlagen.  Nordl,  Ilmensee  waren  weitere  eigene 
Angriffe  in  den  Wolchow=Kessel  erfolgreich.  Zur  Schliefiung  der  Liicke  westl. 
Jamno  traten  die  beiden  Fliigeldiv.en  von  Norden  und  Siiden  zum  Angriff  an 
gegen  stark  ausgebaute  feindliche  Stellungen.  Siidlich  Salzy  war  ein  eigenes 
Stofitruppuntemehmen  erfolgreich. 

Finnland  (29.  5.) 

An  alien  Fronten  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (30.  5.)^ 


1.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Der  Fuhrer  fliegt  zur  H.Gr.  Slid  nach  Poltawa.  In  seiner  Begleitung  befinden 
sich  GFM  Keitel,  Gen.  Schmundt,  Gen.  Heusinger  und  Oberst  Scherff. 
In  Poltawa  halten  die  an  der  Schlacht  bei  Charkow  beteiligten  Fiihrer  zu= 

1     Fehlt  in  der  Sammlung  des  KTB  der  Ski,  Teil  D. 

395 


B.  Kriegstagebuch 

nachst  Vortrag:  GFM  v.  Bock,  Gen.Oberst  v.  Kleist,  Gen.d.Pz.Tr.  Paulus, 
Gen.d.Kav.  v.  Mackensen.  Im  Anschlufi  hieran  entwickelt  der  Fuhrer  seine 
Gedanken  iiber  die  Fortfiihrung  der  Operationen  und  betont,  dafi  man  sich 
jetzt  nicht  an  den  bisherigen  Plan  halten  diirfe,  sondern  die  unerwartet  giinstige 
Entwicklung  der  Schlacht  von  Charkow  ausniitzen  miisse,  um  die  ostw.  Isjum 
und  ostw.  Charkow  massierten  Krafte  so  schnell  wie  moglich  zu  zerschlagen. 
Sein  Grundsatz  ist:  „Was  man  jetzt  zerschlagt,  stort  bei  der  spateren  Opera= 
tion  ,Blau'  nicht  mehr''. 

Auf  Grund  der  Vortrage  des  GFM  v.  Bock  entscheidet  der  Fuhrer,  dafi 
sowohl  der  Angriff  „Fridericus  IV  sowie  der  Angriff  auf  Woltschansk  der 
Hauptoperation  „Blau''  vorwegzunehmen  ist.  Es  mufi  in  Kauf  genommen 
werden,  dafi  hierdurch  u.  U.  fiir  den  Beginn  der  Operation  „Blau''  eine  Ver= 
spatung  von  einigen  Tagen  eintritt.  Die  AngrifiFszeiten  werden  in  folgender 
Reihenfolge  festgelegt: 

1.  Angriff  Woltschansk  friihestens  y.  6. 

2.  Angriff  „Fridericus  IV  friihestens  12.  6. 

3.  Operation  „Blau"  spatestens  20.  6. 

Der  Fuhrer  weist  besonders  darauf  hin,  dafi  der  Ablauf  der  Operationen 
auch  unter  Einbeziehung  des  Angriffs  auf  Sewastopol  so  abgestimmt  werden 
miisse,  dafi  jeweils  starkste  Luftwaffenunterstiitzung  moglich  sei. 

Der  Artillerie=Einsatz  zur  Verteidigung  der  danischen  Kiiste  durch  den 
Befehlshaber  der  deutschen  Truppen  in  Danemark  Liidke. 

Verstarkung  der  Heereskrafte  in  Nord=Jtitland  aus  dem  Ersatzheer. 

Richtlinien  fiir  die  Einstellung  volksdeutscher  Fliichtlinge  in  die  Wehrmacht. 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  Sud: 

11.  Armee,  im  Siidteil  und  in  der  Mitte  der  H.Gr.  keine  besonderen  Kampf= 
handlungen^  Siidostw.  Kursk  griff  der  Russe  mit  5  Batl.en  und  25  Panzern  die 
Stellungen  einer  ung.  Div.  an.  Er  wurde  unter  schweren  blutigen  Verlusten 
und  unter  Vernichtung  von  8  Panzern  abgewiesen.  Nach  dem  erfolglosen  An= 
griff  westl.  Tim  hat  Feind  nicht  wieder  angegriffen.  Im  Hintergelande  erfolg= 
reicher  Kampf  mit  Partisanen,  Wetter:  wechselnd  bewolkt.  Temp,  zwischen 
10  und  20  Grad  Warme,  Wege  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Das  Kampfgebiet  siidl.  Wjasma  wurde  weiter  gesaubert.  Eign.  Krafte  gin= 
gen  siidl.  der  Strafie  Wjasma— Jelnja  weiterhin  nach  Siidwesten  zum  Angriff 
vor  und  nahmen  mehr.  Ortschaften.  Im  iibrig.  Gebiet  der  H.Gr.  keine  beson= 
deren  Kampfhandlungen.  Strafien  durch  Gewitterregen  verschlechtert. 

1     Im  Ms.:  II.  Armee:  Im  Siidteil ... 

396 


2.  Juni  1942 

H.Gr.  Nord: 

Im  Wolchow=Kessel  nordl.  des  Ilmensees  ist  die  Verbindung  der  beiden  von 
Norden  und  Siiden  angreifenden  Telle  hergestellt  und  eine  Verteidigungsllnie 
nach  Osten  Richtung  Jamno  aufgebaut.  Telle  dleser  Division  grelfen  nach 
Westen  an,  um  die  Sperre  zu  verbreltern.  Die  von  Norden  und  Siiden  in  dem 
Kessel  vorgehenden  elgenen  Krafte  stiefien  an  mehreren  Stellen  auf  feind= 
lichen  Widerstand.  Siidl.  Salzy  griff  der  Gegner  zu  wlederholten  Malen  die 
dort  liegenden  Dlvisionen  an,  wurde  jedoch  abgeschlagen.  Eln  erneuter  Angriff 
der  Russen  1st  hler  im  Gange. 

Finnland  (30.  5.) 

An  alien  Fronten  keine  nennenswerten  Kampfhandlungen.  An  der  Nordostfront 
Strafienzustand  durch  starke  Regenfalle  weiter  verschlechtert. 

Panzerarmee  Afrika  (31.  5.) 

Uber  den  bisherigen  Verlauf  des  Kampfes  in  Nordafrika  liegen  folgende  Mel= 
dungen  vor: 

Nachdem  am  zy.  5,  durch  einen  Angriff  von  Siiden  der  Feind  iiber  den  Trigh 
Enver  Bei  zuriickgeworfen  und  Gegenangriffe  abgewiesen  worden  waren,  wurde 
am  28.  5.  der  Raum  siidl.  Acroma  erreicht.  Feind  griff  westl.  Acroma  und  an  der 
Piste  Enver  Bei  die  nach  Osten  vorgehenden  italienischen  Krafte  an. 

Am  2g.  5,  wurde  eln  Angriff  des  Feindes  aus  dem  Raum  westl.  El  Adem  abge= 
wiesen,  ebenso  Angriffe  gegen  die  Hohen  westl.  Acroma.  Bei  Bir  el  Gobi  fafite 
der  Gegner  Telle  der  7.  Pz.Div.  und  5.  ind.  Div.  zusammen.  Er  verteidigt  die  Gazala= 
Stellung  weiterhin  zah  und  brachte  hier  eigene  Angriffe  zum  Stehen. 

Panzerarmee  Afrika  geht  zur  Auffiillung  ihrer  Versorgung  mit  den  mot.  Ver= 
banden  in  Raum  Harmat  und  nordwestl.  davon  voriibergehend  zur  Abwehr  iiber. 

Der  Kommand.  General  des  DAK,  General  der  Panzertruppen  Cruewell,  wurde 
mit  einem  Storch  abgeschossen  und  ist  seitdem  vermifit. 

Kdr.  der  15.  Pz.Div.,  Generalmaj.  von  Vaerst,  wurde  verwundet. 

In  den  aufierordentlich  harten  Kampfen  vom  27.-29.  5.  wurden  nach  bisher  vor= 
liegenden  Meldungen  vernichtet  oder  erbeutet: 

288  Panzer,  21  Pz.Spah=Wagen,  53  Geschiitze,  etwa  200  Fahrzeuge. 
Es  wurden  iiber  2  000  Gefangene  eingebracht. 

Nach  Meldung  der  Panzerarmee  sind  mittl.  amerik.  Panzerkampfwagen  sehr 
widerstandsf ahig.  Ausstattung  des  Feindes  mit  schweren  Panzerwaffen  sehr  reichlich. 


2.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
6.00  Uhr:  Vorbereitung  des  Angriff s  auf  Sewastopol  durch  die  ArtlUerle 
und  die  Luftwaffe  beglnnt. 

Belm  Lagevortrag  berichtet  Cen.Oberst  Haider  iiber  die  nachsten  Absichten 
der  H.Gr.  Mitte:  Weltere  Sauberung  des  riickwartigen  Gebietes  der  4.  Armee 
und  der  3.  Pz. Armee  sowie  Herstellung  der  Verbindung  zwlschen  der  Gruppe 
Esebeck  in  Bjeloj  imd  den  Tellen  der  9.  Armee  westl.  Rshew.  Hierdurch  sollen 
die  feindllchen  Krafte  im  riickwartigen  Gebiet  der  9.  Armee  elngeschlossen 

397 


B.  Kriegstagebuch 

und  vernichtet  werden.  Der  Fiihrer  genehmigt  diese  Plane  mit  dem  Hinweis, 
dafi  die  H.Gr.  Mitte  sich  jedoch  durdi  diese  Einzelunternehmungen  nicht  so 
zersplittern  diirf e,  dafi  es  f iir  die  spater  durchzuf iihrende  Hauptoperation,  nam= 
lich  die  Abschniirung  des  Bogens  von  Suchinitschi  durch  konzentrischen  An= 
griff  auf  Kaluga,  an  Kraften  fehle. 

Cen.Oberst  Haider  meldet  weiterhin,  dajS  der  wegen  des  schlechten  Wetters 
verschobene  Angriff  zur  Verbreiterung  der  Verbindung  zwischen  dem  X.  und 
II.  AK.  siidl.  des  Ilmensees  nunmehr  auf  den  3.  6.  angesetzt  sei.  Gegen  den 
feindlichen  Briickenkopf  am  Wolchow  sei  im  Anschlufi  an  die  Sauberung  des 
Wolchow=Kessels  ein  Zangenangriff  beabsichtigt,  dessen  Beginn  jedoch  noch 
nicht  festgelegt  werden  konne.  Der  Fiihrer  aufiert  hierzu,  dafi  man  der  russi= 
schen  Fiihrung  im  Nordabschnitt  die  Uberschrift  geben  konne  „Ein  Mann, 
der  sich  zuviel  vorgenommen  hat".  Hatte  der  Russe  alle  Krafte  auf  ein  Ziel, 
namlich  Leningrad,  angesetzt,  ware  ihm  wahrscheinlich  ein  Erfolg  beschieden 
gewesen.  So  aber  habe  er  sich  sowohl  nordlich  wie  siidl.  des  Ilmensees  in 
verschiedenen  Richtungen  zersplittert. 

Der  Fiihrer  weist  auf  die  generelle  Bedeutung  des  engl.  Luftangriffs  auf 
Koln  hin,  aus  dem  u.  U.  Folgerungen  gezogen  werden  miifiten,  die  auch  die 
anderen  Kriegsschauplatze  beeinflussen  wiirden. 

Der  Duce  hat  gewiinscht,  iiber  die  Ereignisse  bei  der  ital.  8.  Armee  auf  dem 
ostlichen  Kriegsschauplatz  taglich  unterrichtet  zu  werden.  Die  Erfiillung  dieses 
Wunsches  auf  dem  Fernschreibwege  wird  sichergestellt. 

Der  Einsatz  des  RAD  beim  AOK  Lappland  wird  abgestoppt.  Hierfiir  sollen 
etwa  2—3000  Kriegsgefangene  aus  dem  Reich  dem  AOK  zur  Verfiigung  ge= 
stellt  werden. 


Lageberidit  OKH 
Osten 

H.Gr.  Siid: 

11.  Armee:  Der  Feind  setzte  seine  Schanzarbeiten  an  der  Sewastopol=Front 
nach  Aussagen  von  Oberlaufern  mit  Hochdruck  fort.  3  groEere  Schiffe  aus  dem 
Hafen  Sewastopol  auslaufend  beobachtet.  Bombenangriffe  auf  marschierende 
Kolonnen. 

Armeegruppe  von  Kleist:  Lebhaftes  Artl.=Storungsfeuer.  Besonders  zahl= 
reiche  Tieffliegerangriffe  an  der  Donezfront  westl.  Isjum.  Nach  den  vergebl. 
Angriffen  ostw.  Kursk  verhielt  sich  der  Feind  ruhig.  Im  riickw.  Gelande  wurde 
bei  den  Kampfen  siidl.  der  Nerusa  etwa  130  km  nordwestl.  Kursk  gegen  die 
Partisanen  ab  13.  5.  4375  Tote  gezahlt,  135  Gefangene  gemacht  und  21  Ge= 
schiitze,  26  Granatwerfer,  71  M.G.s  erbeutet. 

Wetter:  klar,  sonnig,  +  25  Grad,  Wege  wieder  befahrbar. 

Wie  nachtraglich  festgestellt  wurde,  ist  der  Oberbefehlshaber  der  russ. 
6.  Armee,  Generalmajor  Gorodnjanskij,  gefallen. 

398 


3-  Juni  1942 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Raum  Brjansk  wurde  ein  Versorgungszug  durch  Partisanensprengung 
zur  Entgleisung  gebracht.  Siidwestl.  Wjasma  erfolgreicher  Vorstofi  eign. 
Krafte.  Das  an  der  Front  nach  Westen  siidl.  Wjasma  stehende  Korps  tritt  am 
2.  6.  zum  Angriff  nach  Westen  an.  Nordl.  Bjeloj  und  siidl.  Mostowaja  vergebl. 
Feindvorstofie.  Wetter:  warm,  sonnig,  Strafien  weiter  abgetrocknet. 

H.Gr.  Nord: 

Siidwestl.  des  Ilmensees  erfolgloser  feindl.  Vorstofi  im  Pola=Abschnitt.  Im 
Wolchow=Kessel  nordl.  des  Ilmensees  wurden  mehr.  feindl.  Gegenangriffe 
abgeschlagen.  Die  einzelnen  eign.  Stofikeile  traten  weiterhin  zum  konzen= 
trischen  Angriff  an.  Der  Feind  griff  mit  27  Panzern  die  neue  Verbindungslinie 
westl.  Jamno  an.  Er  wurde  abgewiesen,  8  Panzer  vernichtet. 

Siidl.  davon  wurden  bei  einem  Angriff  6  weitere  Panzer  erledigt.  Siidl.  Salzy 
trat  der  Feind  zum  Angriff  nach  Westen  an.  Nordl.  Salzy  wurden  Truppen= 
zusammenziehungen  des  Feindes  festgestellt. 

Finnland  (31.  5.) 

An  alien  Fronten  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (1.  6.) 

Feind  fiihrte  lediglidi  Aufklarungsvorstofie  gegen  Ost=  und  Nordfront  durdi  und 
belegte  eigene  Stiitzpunkte  mit  Artl.=Feuer. 

Der  konzentrisdi  gefiihrte  Angriff  gegen  in  festungsartig  ausgebauten  Stellungen 
eingesdilossene  Feindkrafte  fiihrte  zu  vollem  Erfolg.  Hierbei  wurden  etwa  3  000  Ge= 
fangene  eingebracht,  darunter  ein  Brig.Gen. 

In  der  Zeit  vom  31.  5,  bis  1.6.42  wurden  vernichtet  bzw.  erbeutet: 
101  Panzerkampf=  und  Spahwagen,  121  Geschiitze,  187  Kfz.,  groSe  Mengen  von 
Handwaffen  und  Ausriistungsgegenstanden. 

Bei  Artl.=Feueriiberfall  auf  Armeegefechtsstand  wurden  der  Chef  des  Stabes  und 
der  la  durch  Granatsplitter  verwundet. 

Nach  durch  Italiener  mitgehortem  Funkspruch  befindet  sich  General  der  Panzer=Tr. 
Cruewell  in  englischer  Gefangenschaft. 

Nach  Beutebefehl  der  Pz.Brig.  diirfen  deutsche  Soldaten  bis  zu  ihrer  Vernehmung 
nicht  essen,  trinken  und  schlafen.  Originalbefehl  wird  nachgereicht. 


3.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
Die  USA  erklaren  an  Rumanien,  Bulgarien  und  Ungarn  den  Krieg*. 
Beginn  des  Angriffs  der  H.Gr.  Nord  zur  Verbreiterung  der  Verbindung 
zwischen  dem  X.  und  II.  AK.  siidl.  des  Ilmensees. 

1  Es  handelt  sich  um  Gegenkriegserkldrungen.  Die  drei  Lander  hatten  ihrerseits 
bereits  am  12.  Dezember  1941  als  Mitgliedstaaten  des  Dreimdchtepakts  den 
USA  den  Krieg  erklart. 

399 


B.  Kriegstagebuch 

Gen.Oberst  Jeschonnek  und  Oberst  i.  G.  Schmidt  (Ic  des  Lw.Fii.St.)  halten 
dem  Fiihrer  Vortrag  iiber  den  Luftangriff  auf  Koln.  Der  Fiihrer  weist  in  ein= 
dringlichster  Form  darauf  hin,  dafi  die  Auff assung,  man  habe  einen  gewaltigen 
Abwehrerfolg  erziehlt,  auf  einem  Trugschlufi  beruhe.  Es  sei  vollig  ausgeschlos= 
sen,  dafi  nur  yo—8o  Flugzeuge  iiber  Koln  gewesen  seien.  Dagegen  sprachen 
f olgende  Gesichtspunkte : 

1.  Die  tatsachlichen  Feststellungen  der  Gauleitung  iiber  den  Schaden  und 
die  gezahlten  Bombeneinschlage. 

2.  Die  Angabe  der  Englander,  sie  seien  mit  looo  Flugzeugen  eingeflogen, 
von  denen  44  verloren  gingen. 

Der  Fiihrer  halt  hierbei  eine  zwei=  bis  dreifache  Obertreibung  in  Anbetracht 
der  englischen  Liigenpropaganda  fiir  moglich.  Eine  zehnfache  Obertreibung 
konne  sich  jedoch  der  Englander  schon  seiner  eigenen  Truppe  gegeniiber  nicht 
erlauben.  Der  Fiihrer  halt  es  deshalb  fiir  wahrscheinlich,  dafi  mehrere  hundert 
Flugzeuge  an  dem  Angriff  beteiligt  waren  und  dafi  es  dem  Englander  darauf 
ankam,  eine  Grofiaktion  durchzufiihren,  um  durch  diese  Art  des  Luftkrieges 
eine  „zweite  Front''  zu  schaffen.  Es  sei  nicht  ausgeschlossen,  dali  man  dieser 
Absicht  des  Feindes  nur  durch  Wegziehen  von  Luftstreitkraften  vom  Einsatz 
gegen  Malta  fiir  Terrorangriffe  auf  England,  die  das  einzige  Gegenmittel 
bildeten,  begegnen  konne.  Es  komme  vor  allem  darauf  an,  sich  ein  ganz  klares 
Bild  von  der  Starke  der  Luftangriffe  zu  machen,  ohne  etwas  zu  beschonigen 
oder  gar  eine  Katastrophe  als  einen  grofien  Abwehrsieg  hinzustellen.  „Ich 
kapituliere  nie  vor  einer  harten  Wirklichkeit,  aber  ich  mufi  klarsehen,  um  die 
richtigen  Folgerungen  Ziehen  zu  konnen/' 

Ital.  und  deutsche  Schnellboote  im  Ladogasee^. 

Ubersicht  iiber  die  zwischen  dem  OKW  und  der  finnischen  Wehrmacht= 
fiihrung  z.  Z.  behandelten  Fragen.  Aufgestellt  anlafilich  der  fiir  den  4.  6.  be= 
absichtigten  Reise  des  Fiihrers  nach  Finnland. 

Chef  OKW  richtet  ein  Schreiben  an  den  Chef  des  ungar.  Generalstahes, 
dafi  deutscherseits  alles  geschehen  werde,  um  eine  —  fiir  unwahrscheinlich  ge= 
haltene  —  ungiinstige  Entwicklung  der  politischen  Beziehungen  zwischen  Ru= 
manien  und  Ungarn  zu  verhindern  (vgl.  26.  5.). 


Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  sad: 

11.  Armee:  SewastopoUFront:  Masse  der  eigenen  Artl.  seit  06.00  Uhr  iiber= 
fallartiges  Storungsfeuer  auf  Feldbefestigungen  und  Unterkiinfte.  Im  allge= 
meinen  nur  geringe  feindl.  Feuererwiderung.  Zum  gleichen  Zeitpunkt  Angriff 

2     Unternehmen  „Klahautermann" .  Vgl.  hieriiber  W.  Erfurth  „Der  finnische  Krieg 
ig4i—ig45",  Wiesbaden  1950,  S.  126—28. 

400 


3.  Juni  1942 

aller  Krafte  des  dortigen  Fl.Korps  auf  Stadt  und  Hafen  Sewastopol,  wahrend 
des  ganzen  Tages  andauernd. 

Auch  am  heutigen  Tage  lebhafter  Schiffsverkehr  in  Sewastopol=Bucht.  Ge= 
gen  mittag  wurden  16  Schiffe  im  Schutze  kiinstlichen  Nebels  Richtung  Hafen= 
einfahrt  beobachtet. 

Armeegr.  von  Kleist:  In  einem  Div.=Abschnitt  30  km  nordl.  Taganrog 
starkeres  Artl.=  und  Granatwerferstorungsfeuer. 

Bei  ital.  Expeditions=Korps  beiders.  Spahtrupptatigkeit. 

An  iibriger  Front  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Wetter:  Ortl.  Gewitterschauer,  +  30  Grad,  Wege  fiir  alle  Fahrzeuge  be= 
fahrbar. 

6.  Armee:  Keine  bes.  Ereignisse.  Wetter:  +  25  Grad. 

2.  Armee:  Sudostw.  Kursk  Ansammlung  eines  Feind=Btl.s  mit  etwa  15  Pan= 
zern  beobachtet. 

Bei  dem  heute  morgen  in  z.  T.  hartnackigen  Nahkampfen  erfolgreich  abge= 
wiesenen  Angriff  von  2  feindl.  Regimentern  nordwestl.  Liwny  verlor  Feind  bei 
nur  geringen  Eigenverlusten  nach  bisher  vorliegenden  Meldimgen  416  Tote, 
95  Gefangene,  22  M.G.s,  5  Granatwerfer  und  zahlreiche  Handfeuerwaffen. 

Ruckw.  Armeegebiet:  Erfolgreiche  Partisanenbekampfung  durch  ung.  Siche= 
rungsverbande. 

Wetter:  klar,  sonnig,  +  2.6  Grad. 

H.Cr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Keine  bes.  Kampfhandlungen. 

Wetter:  warm,  Regenschauer,  Wege  im  allgemeinen  befahrbar. 

4.  Armee:  Ahwehr front:  Feindl.  Spahtrupptatigkeit  nordl.  Juchnow  anUgra= 
Front. 

Riickw.  Front:  Weiterhin  Sauberung  des  Gebietes.  Westl.  Jelnja  wurden 
mehr.  Ortschaften  genommen. 

J.  Pz. Armee  und  9.  Armee:  Keine  bes.  Kampfhandlungen. 

Strafienzustand  bei  Gr.  Esebeck  gebessert.  Jedoch  fiir  Kfz.  noch  nicht  be= 
fahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Lage  unverandert. 

:l8.  Armee:  An  der  Ostfront  der  Abriegelungsstelle  (westl.  Jamno)  gefiihrter 
Feindangriff,  unterstiitzt  von  10  Panzern  und  Artl.,  konnte  nach  2stiindigem 
Kampf  abgeschlagen  werden.  9  Panzer  wurden  durch  Panzervernichtungs= 
trupps  und  Pak  vemichtet.  Ein  erneuter  Angriff  mit  Panzern  im  gleichen  Ab= 
schnitt  wurde,  unterstiitzt  durch  eign.  Stukaangriff,  durch  den  6  Panzer  ver= 
nichtet  wurden,  ebenfalls  abgewehrt.  Im  Wolchow=Kessel  nur  geringe  Kampf= 
tatigkeit.  Siidl.  Salzy  wurden  mehrere  Feindangriffe  in  Starke  bis  zu  400  Mann 
abgewiesen.  Nordwestl.  Salzy  vergebl.  feindl.  Spahtrupptatigkeit. 

401 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland  (i.  6.) 

Siidostfront  (Gr.  Aunus):  Feindl.  Angriff  in  Starke  von  2  Kp.en  mit  Artl.=Vor= 
bereitung  abgewiesen. 

Nordostfront  (AOK  Lappland) :  Anhaltende  feindl.  Schanztatigkeit  in  alien  Ab= 
schnitten.  Im  Abschnitt  Uhtua  anscheinend  fdl.  Ablosungen.  Im  Abschn.  Louhi  steht 
nach  Uberlauferaussagen  Ablosung  der  23.  Garde=Div.  durch  eine  neu  zugefiihrte 
Div.  bevor. 

AOK  Lappland:  Keine  nennenswerte  Kampfhandlungen. 


Panzerannee  Afrika  (2.  6.) 

Panzerarmee  Afrika  griff  mit  90.  lei.Div.  und  ital.  mot.Div.  ^Trieste"  die  im 
Raum  um  Bir  Hacheim  zum  Schutz  der  feindlichen  Siidflanke  eingesetzte  freifranz. 
Brig.  an.  Bei  sehr  starkem  Sandtreiben  dauern  die  Kampfe  noch  an. 

DAK.  trieb  zur  Vortauschung  von  Angriffsunternehmungen  an  der  Ostfront  er= 
folgreiche  bewaffnete  Aufklarung  vor. 

Im  Verlauf  des  Nachmittags  griff  Gegner  mit  4  Pz.Brig.en  den  Nordfliigel  des 
XX.  A.K.  und  den  Ostfliigel  des  DAK.  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  an.  Der 
Angriff  wurde  unter  Verlusten  fiir  den  Feind  abgewiesen.  Bei  anschliefiendem  Ge= 
genangriff  wurden  vernichtet  bzw.  erbeutet: 

22  Pz.Kampfwagen,  7  Geschiitze,  20  Lkw.  Eine  grofie  Anzahl  von  Gefangenen 
wurde  eingebracht. 


4.  Juni  1942 

Der  Fuhrer  fliegt  nach  Finnland,  um  dem  Feldmarschall  Mannerheim  zu 
seinem  7^.  Geburtstage  zu  gratulieren.  In  seiner  Begleitung  befinden  sich 
GFM  Keitel,  Gen.  Schmundt,  der  Reichspressechef  und  Major  v.  Below. 

Die  fiir  Petsamo  bestimmten  deutschen  Schiffe  miissen  bereits  in  Kirkenes 
ausladen,  da  es  bei  dauernder  Helligkeit  unmoglich  ist,  sie  bei  der  Einfahrt 
nach  Petsamo  an  den  russ.  Batterien  auf  der  Fischerhalbinsel  vorbeizubringen. 
Marine=Fahrprahme  soUen  den  Verkehr  zwischen  Kirkenes  und  Petsamo  auf= 
recht  erhalten. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  sad: 

11.  Armee:  Vor  Mitte  Sewastopol= Front  erfolglose  feindliche  Stoiitrupp= 
tatigkeit.  Eigene  Artl.  setzte  im  Zusammenwirken  mit  alien  Verbanden  des 
dortigen  Fl.Korps  Zerstorungsfeuer  mit  Schwerpunkt  auf  Feldstellungen,  Be= 
festigungswerken  imd  B=Stellen  mit  guter  Wirkung  fort. 

Armeegr.  von  Kleist:  Im  Kiistenabschnitt  westl.  Taganrog  kreuzten  in  ver= 
gangener  Nacht  um  02.00  Uhr  3  fdl.  Motorboote  4  km  siidwestl.  Wesselo— 
Woshessenka,  zogen  sich  nach  eigener  Feuereroffnung  jedoch  wieder  zuriick. 
Nordl.  Slawjansk  wurden  fdl.  Spahtrupps,  die  bei  Prishib  und  Bogoroditsch= 
noje  iiber  den  Donez  gingen,  abgewiesen  bzw.  vernichtet.  Im  iibrigen  Armee= 
bereich  keine  Anderung  der  Lage. 

402 


4-  Juni  1942 

6.  Armee:  Aufier  geringer  Stofi=  und  Spahtrupptatigkeit  und  ortlichem  Artl.= 
Storungsfeuer  keine  nennenswerte  Kampftatigkeit. 

2.  Armee:  Westl.  Tim  schiebt  sich  Feind  zwischen  Roshdestwenskoje  und 
Dmitri]' ewka  naher  an  die  ungarischen  Stellungen  heran.  Sonst  vor  Armeefront 
Ruhe. 

Ruckw.  Armeegebiet:  Starkere  Partisanengruppen,  die  aus  dem  Brjansker 
Wald  nach  Siiden  vordrangen,  wurden  im  Gegenstofi  von  ung.  Sicherungs= 
verbanden  geworfen. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Panzerarmee:  Keine  bes.  Kampfhandlungen. 

4.  Armee:  Siidwestl.  Wjasma  konnten  alle  zur  Verengung  des  Kessels  an= 
gesetzten  Verbande  gegen  zahen  Feindwiderstand  gut  Boden  gewinnen. 

9.  Armee:  Nordwestl.  Rshew  und  nordl.  Welish  wurde  je  ein  feindl.  Angriff 
—  z.  T.  mit  Panzerunterstiitzung  —  abgeschlagen. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Siidostw.  Staraja  Russa  trat  eigene  Div.  zur  Verbreiterung  des 
Versorgungsweges  des  II.  A.K.  zum  Angriff  nach  Osten  und  Norden  gegen 
den  Lowat  an.  Gegen  starken  Feindwiderstand  konnten  etwa  4  km  Gelande 
gewonnen  werden. 

18.  Armee:  Westl.  Jamno  traten  eigene  Krafte  am  Morgen  zu  Verbreiterung 
des  Abschniirungsriegels  zum  Angriff  nach  Westen  an.  Gegen  zahen  Wider= 
stand  in  ausgebauten  Feldstellungen  gewinnt  der  Angriff  in  harten  Nahkamp= 
fen  langsam  Boden.  Mehrfache  Gegenstofie  konnten  abgeschlagen  werden. 
Starke  Bewegungen  im  Gebiet  ostw.  Mjasnoi  Bor— Spaskaja  Polist  deuten  wei= 
terhin  auf  fdl.  Angriffsvorbereitungen.  Sudl.  Maluksa  lebhaftere  Gefechts= 
tatigkeit  als  an  den  Vortagen.  Im  iibrigen  Armeebereich  keine  besonderen 
Ereignisse. 


Finnland  (2.  6.) 

Sudostfront:  Gruppe  Landenge:  Feindl.  Minenfelder  wurden  bei  den  durdi  eign. 
Artl.=Feuer  entstandenen  Waldbranden  zur  Explosion  gebracht. 

Gruppe  Annus:  Mehr.  Feindangriffe  z.  T.  in  Btl.=Starke  mit  Fliegerunterstiitzung 
wurden  abgewiesen. 

Nordostfront:  Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (3.  6.) 

Aufier  starker  Aufklarungs=  und  Artl.=Tatigkeit  fand  vor  Front  der  Panzerarmee 
keine  besondere  Kampfhandlung  statt. 

Auf  dem  Siidfliigel  umstellte  90.  lei.Div.  und  mot.Div.  „Trieste"  von  Osten  und 
Siiden  die  von  freifranz.  Truppen  besetzten  festungsartig  ausgebauten  Stellungen 
um  Bir  Hadieim.  Entsatzversuche  aus  ostwartiger  und  siidwestlicher  Richtung  wur= 

405 


B.  Kriegstagebuch 

den  abgewiesen.  Bei  dem  Kampf  um  Bir  Hachheim  verier  der  Gegner  170  Gefangene 
und  60  Lkw. 

Die  Luftwaffe  unterstiitzte  mit  besonders  starken  Kraften  den  Angriff  gegen 
Bir  Hacheim. 

Es  mu6  damit  gerechnet  werden,  dafi  aus  Agypten  laufend  Ersatz=Panzer  ein= 
treffen. 

Bei  den  am  1.  6.  42  vernichteten  Feindkraften  handelt  es  sich  um  die  150.  oder 
die  151.  Inf.Brig.  und  das  72.  Feldartl.Rgt.  der  50.  engl.  Inf.Div.  sovvie  um  eine 
Abteilung  der  1.  Heeres=Pz.Brig. 


5.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschicbtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Aus  Anlali  der  Berichterstattung  iiber  die  Schlacht  bei  Charkow  erklart  der 
Fiihrer,  dal?  man  bei  der  Erwahnung  der  Verbiindeten  in  grofiziigigster  Weise 
verfahren  miisse.  Fanatische  Loyalitat  gegeniiber  den  Verbiindeten  sei  das 
Geheimnis,  sie  bei  der  Stange  zu  halten. 

Chef  OKW  gibt  dem  Stellv.  Chef  WFSt  iiber  die  gestern  mit  dem  finn. 
Oberkommando  und  dem  Oberbefh.  des  AOK  Lappland  sowie  dem  Chef  der 
Lfl.  5  abgehaltenen  Besprechungen  folgendes  bekannt:  Die  Finnen  hatten  es 
bedauert,  nicht  zu  dem  lange  geplanten  Angriff  auf  Belomorsk  in  der  Lage 
gewesen  zu  sein,  da  der  Ort  fiir  sie  nicht  nur  militarisch,  sondern  auch  fiir  die 
Grenzsicherung  besonders  wichtig  sei.  Der  Angriff,  der  auch  in  diesem  Som= 
mer  nicht  moglich  sei,  sei  fiir  den  Winter  beabsichtigt. 

Der  Oberbefh.  des  AOK  Lappland,  Gen.Oberst  Dietl,  habe  dem  Fuhrer  vor= 
getragen,  dafi  er  nicht  iiber  die  notigen  Krafte  zur  Wegnahme  der  Fischerhalb= 
insel  verfiige  und  dafi  auch  nach  dem  Eintreffen  der  vorgesehenen  Verstar= 
kungen  und  der  Wegnahme  der  Halbinsel  seine  Krafte  nicht  ausreichten,  um 
den  gesamten  Raum  zu  sichern.  Trotzdem  habe  der  Fuhrer  nicht  auf  die  Weg= 
nahme  der  Fischerhalbinsel  verzichtet,  sondern  dem  Chef  der  Lfl.  5,  Gen.Oberst 
Stumpff,  aufgetragen,  im  Bereich  des  Geb.Korps  die  Bodenorganisation  fiir 
den  Einsatz  starkster  Luftwaffenkrafte  vorzubereiten.  Der  Ausbau  der  Boden= 
organisation  im  nordwestl.  Norwegen  diirfe  jedoch  dadurch  nicht  beeintrach= 
tigt  werden. 

Im  Falle  einer  feindlichen  Landung  an  den  Kiisten  im  Bereich  des  OB  West 
sind  die  Marinegruppenbefehlshaber  West  und  Nord  gehalten,  die  ihnen 
unterstehenden  Seestreitkrafte  nach  eigenem  Ermessen  ohne  Ruckfrage  bei  der 
Ski.  einzusetzen.  Der  Einsatz  der  U=Boote  erfolgt  durch  den  BdU  in  Zusam= 
menarbeit  mit  der  Marinegruppe  West.  Der  EinfluJS  des  OB  West  beschrankt 
sich  auf  Anforderungen,  denen  die  Mar.Gr.Bef.  unter  eigener  Verantwortung 
im  Rahmen  ihrer  taktischen  Moglichkeiten  zu  entsprechen  haben.  Der  OB  West 
wird  entsprechend  unterrichtet. 

WB.  Siidost  meldet  die  deutsch=kroatischen  Untemehmungen,  die  am  10.  6. 
beginnen  sollen,  um  West=Bosnien  von  den  Aufstandischen  zu  saubern. 

404 


5-  Juni  1942 

Ubersicht  iiber  die  im  Mai  durchgefiihrten  Transporte  von  Italien  nach 
Afrika  (s.  KTB  Stellv.WFSt). 

Erklarung  eines  Operationsgebietes  an  der  amerikanischen  Atlantikkiiste. 
(Ausl.) 

Lageberidit  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Ruhiger  Tagesverlauf.  Eigene  Artl.  und  Luftwaffe  setzten  Be= 
kampfung  der  fdl.  Befestigungsanlagen  und  Feldstellungen  fort. 

Wetter:  wolkenlos,  heifi,  +  30  Grad,  gegen  Mittag  zunehmende  Bewolkung 
mit  strichweisen  heftigen  Gewitterregen.  Wege  aufgeweicht. 

Armeegr.  von  Kleist:  Beiderseitige  Spahtrupptatigkeit  und  Artl.=Feuer. 

Wetter:  Wechselnd  bewolkt,  ortliche  starke  Gewitterregen.  Strafien  im  all= 
gemeinen  befahrbar,  stellenweise  aufgeweicht. 

6.  Armee:  Siidostw.  Charkow  wurde  Feindangriff  in  Btl.=Starke  abgewiesen. 
52  Uberlaufer.  Wetter:  heiter,  leichter  Wind,  Temp.  +  25  Grad.  Unbefestigte 
Wege  im  allgemeinen  wieder  befahrbar  fiir  alle  Fahrzeuge. 

2.  Armee:  Wahrend  feindl.  Angriffe  in  Regimentsstarke  vor  den  ung.  Stel= 
lungen  westl.  Tim  abgewiesen  wurden,  gelang  es  Feind  siidwestl.  Tim,  mit 
2  Batl.en  in  die  HKL  einzudringen.  Gegenstofi  im  Gange. 

Ruckw.  Armeegehiet:  Fortsetzung  der  Partisanenbekampfung  durch  ung. 
Sicherungsverbande. 

Wetter:  klar,  sonnig,  windig,  +  15  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Keine  bes.  Kampfhandlungen. 

4.  Armee  (Abwehrfront) :  Keine  nennenswerten  Ereignisse. 

Riickiu.  Front:  Ostwarts  Dogorobusch  imd  nordostw.  Jelnja  konnten  alle 
eign.  Angriffe  zur  Verengung  des  Kessels  trotz  unwegsamen  Gelandes  und 
harten  Feindwiderstandes  weiter  gut  Boden  gewinnen. 

Bei  3.  Pz.=  und  9.  Armee  keine  Anderung  der  Lage. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Der  gestern  begonnene  Angriff  siidostw.  Staraja  Russa  zur  Ver= 
breiterung  des  Versorgungsweges  zum  II.  A.K.  konnte  nur  langsam  Boden 
gewinnen. 

18.  Armee:  Im  Wolchow=Kessel  westl.  Jamno  waren  Feindangriff e  gegen  die 
Abriegelungsstelle  erfolglos.  In  den  iibrigen  Abschnitten  der  Armeefront 
keine  wesentlichen  Kampfhandlungen. 

Finnland  (3.  6.) 

Siidostfront  und  Nordostfront:  Normaler  Verlauf  des  Tages. 


405 


B.  Kriegstagebuch 

Panzerarmee  Afrika  (4.  6.) 

Feind  verhielt  sich  am  4.  6.  im  grofien  und  ganzen  weiterhin  abwartend.  Er  fuhrte 
in  den  Raum  vvestl.  Bir  el  Gobi  Krafte  heran,  vermied  aber  ein  Eingreifen  zur 
Entsetzung  der  eingeschlossenen  freifranz.  Brig,  in  Bir  Hachheim.  Die  engl.  Luft= 
waffe  unterstiitzte  den  Erdkampf  durch  verstarkten  Jagdschutz  und  Tiefangriffe 
gegen  die  Einschliefiungsfront.  Feind  richtete  sich  an  Nordfront  weiter  zur  Ver= 
teidigung  ein.  1.  Pz.Brig,  anscheinend  aus  Agypten  im  Anmarsch.  Erstmalig  unter 
AOK  8  aufgetreten. 

Panzerarmee  verengte  die  EinscKliefiungsfront  der  bei  Bir  Hacbeim  stehenden 
Feindkrafte.  Die  Luftwaffe  fiihrte  im  rollenden  Einsatz  wirkungsvolle  Angriffe  ge= 
gen  die  Feindstellungen  von  Bir  Hacheim  durch. 

Im  mittleren  und  nordlichen  Frontabschnitt  aufier  Aufklarungs=  und  Artl.=Tatig= 
keit  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Die  zur  Storung  des  eigenen  Nachschubs  bis  in  Gegend  Segnali  Nord  vorgedrun= 
genen  Feindkrafte  wurden  bis  in  Gegend  siidl.  Bir  Hacheim  zuruckgedrangt. 


6.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Der  Fuhrer  hat  die  Absicht,  kroatische  Wehrfahige  in  gro6erer  Zahl  als 
bisher  zum  Kriegsdienst  heranzuziehen  und  kroatische  Legionen  nach  ihrer 
Ausbildung  aufierhalb  Kroatiens  zunachst  als  Sicherungstruppen  und  spater 
an  der  Ostfront  einzusetzen.  Auf  diese  Weise  kann  eine  schlagfertige  kroa= 
tische  Wehrmacht  entstehen,  die  dem  jungen  Staat  auch  nach  dem  Kriege 
wertvoll  sein  diirfte. 

Das  brit.  Kriegsministerium  erklart  Uber  den  Sender  London,  dafi  es  den  in 
Nordafrika  von  deutschen  Truppen  aufgefundenen  Befehl  iiber  die  Behand= 
lung  der  deutschen  Gefangenen  nicht  erteilt  habe  und  falls  er  von  untergeord= 
neten  Stellen  erlassen  worden  sei,  mit  sofortiger  Wirkung  aufgehoben  habe. 
Daraufhin  werden  die  angeordneten  Vergeltungsmafinahmen  gegen  die  brit. 
Gefangenen  aufgehoben,  was  durch  den  deutschen  Rundfunk  am  6.  6.,  20  Uhr, 
bekanntgegeben  wird. 

Die  Panzerarmee  Afrika  erhalt  den  Befehl,  den  Originaltext  des  erbeuteten 
brit.  Befehls  zwecks  VeroffentUchung  im  Faksimile  zu  iibersenden. 

Der  Dt.  General  beim  H.Qu.  der  Hal  Wehrm.  meldet  die  Erklarung  des 
Gen.Obersten  Graf  Cavallero  vom  4.  6.  abends. 

GFM  V.  Bock  meldet  19.20  Uhr  telefonisch  dem  Fuhrer,  dafi  es  notwendig 
werden  konne,  den  Angriffsbeginn  auf  Sewastopol  aus  Witterungsgriinden 
zu  verschieben.  Der  Fuhrer  gibt  ihm  dafiir  freie  Hand. 

Der  ungar.  Ministerprasident^  wird  vom  Fuhrer  empfangen. 


1     Miklos  V.  Kdllay,  seit  10.  Marz  ig42  Ministerprasident. 
406 


6.  Juni  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  Sud: 

II.  Armee:  Vor  Sewastopol  Feind  im  allgemeinen  ruhig.  Eigene  Artl.  setzte 
Zerstorung  feindl.  Befestigungsanlagen  —  am  heutigen  Tage  unter  Einsatz 
schwersten  Kalibers  —  planmafiig  fort. 

Wetter:  Durch  starke  Gewitterregen  teilweise  Wege  aufgeweicht. 

Armeegruppe  von  Kleist:  Am  linken  Fliigel  der  Armeegruppe  von  Kleist 
bei  und  siidl.  Balakleja  versuchte  Gegner  wahrend  der  ganzen  Nacht,  iiber 
den  Donez  zu  gelangen.  Er  wurde  unter  hohen  Verlusten  zuriickgeschlagen. 
Tuchurowka  ist  fest  in  eigner  Hand. 

Wetter:  Regenschauer,  im  iibrigen  wechselnd  bewolkt,  trocken.  Strafien  im 
allgemeinen  befahrbar. 

6.  Armee:  Lebhafte  fdl.  Spah=  und  Stofitrupptatigkeit,  sonst  keine  bes. 
Ereignisse. 

Wetter:  Heiter,  gegen  Mittag  zunehmende  Bewolkung,  Temp,  um  28  Grad. 
Unbefestigte  Wege  fiir  alle  Fahrzeuge  befahrbar. 

2.  Armee:  Westl.  Tim  schiebt  sich  Feind  weiter  an  die  ung.  Stellungen  heran. 
Mit  Wiederaufnahme  der  fdl.  Angriffe  mufi  gerechnet  werden.  Wetter:  wech= 
selnd  bewolkt.  Temp,  um  22  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Erfolgreiche  Partisanenbekampfimg. 

Wetter:  wechselnde  Bewolkung,  sonnig,  Strafienzustand  unverandert. 

4.  Armee:  Ruckw.  Front:  Die  zur  weiteren  Verengung  des  Kessels  im  Raum 
Dorogobusch— Jelnja  angesetzten  eigenen  Krafte  konnten  im  Angriff  von  Nor= 
den,  Osten  und  Siiden  weiterhin  gut  Boden  gewinnen. 

5.  Pz.Armee:  Keine  Ereignisse. 

9.  Armee:  Westlich  und  sUdwestl.  Sytschewka  konnten  gegen  zahen  Feind= 
widerstand  und  unwegsames  Gelande  mehrere  Ortschaf ten  genommen  werden. 

Im  Raum  Wel.=Luki  erfolgloser  Partisaneniiberfall  auf  Kommandeur  einer 
Inf.Div.  im  Kraftwagen. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Gruppe  Eicke  nahm  im  Angriff  gegen  zah  kampfenden  Feind  ge= 
gen  15.00  Uhr  Dubowizy.  Telle  stiefien  von  hier  nach  Osten  an  die  Pola  vor. 
Die  Kampfe  sind  noch  im  Gange.  Ein  starker  fdl.  Gegenangriff  von  Westen 
her  wurde  zerschlagen.  Am  Lowat  war  dem  Gegner  unter  Einsatz  zahlreicher 
Artillerie  mit  zahlenmafiig  stark  iiberlegenen  Kraften  mit  Unterstiitzung  von 
10  erkannten  Panzern  gelungen,  im  Morgengrauen  Prismorshje  und  Alexan= 
drowka  zu  nehmen.  Wirksames  eign.  Artl.=Feuer  sowie  Gegenstofie  mit  Pan= 
zern  und  Sturmgeschiitzen  brachten  den  Angriff  hart  siidl.  Alexandrowka  zum 
Stehen.  Eign.  Gegenangriff  in  nordl.  Richtung  im  Gange. 

407 


B.  Kriegstagebuch 

18.  Armee:  Nach  den  schweren  nachtlichen  Abwehrkampfen  an  der  Ab= 
riegelungsstelle  bei  Jamno  wurden  hier  am  Vormittag  2  weitere  Angriffe  ab= 
geschlagen.  Nordl.  davon  konnte  der  auch  hier  von  Osten  vorgetragene  Feind= 
angriff,  der  von  etwa  20  Bttr.n  (bis  zum  Teil  von  je  8  Geschiitzen)  unterstiitzt 
war,  abgeschlagen  werden.  Feind  zieht  erneut  starke  Krafte  und  Panzer  an  der 
Ostfront  des  Abschniirungsriegels  zusammen. 

Siidl.  Salzy  trat  Feind  nach  mehrstiindiger  trommelfeuerartiger  Artl.= 
Vorbereitung  von  Siiden  und  Siidosten  unter  Einsatz  von  30—40  Panzern  zum 
Angriff  auf  den  Briickenkopf  Kirishi  an.  Harteste  Kampfe  dauern  an.  Lage 
aulEerst  gespannt.  Gut  liegender  eigener  Stuka=Angriff  am  Nachmittag  brachte 
voriibergehende  Entlastung. 


Finnland  (4.  6.) 

Siidostfront:     )     Aufier  Stofitrupptatigkeit  keine  nennenswerten 
Nordostfront:  )     Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (5.  6.) 

Feind  griff  in  den  friihen  Morgenstunden  des  5.  6.  mit  2  Pz.Brig.en  und  2  Schiit= 
zenbrig.en  im  mittl.  Frontabschnitt  bei  Bir  el  Tamar  18  km  siidwestl.  Tobruk  nach 
starker  Artl.=Vorbereitung  an.  Der  Angriff  aus  ostw.  Riditung  wurde  durch  einen 
Vorstofi  mehrerer  Panzerabteilungen  aus  Gegend  Eluet  el  Tamar  (14  km  nordl.  Bir 
el  Tamar)  unterstiitzt. 

Panzerarmee  wies  die  von  Osten  und  Norden  vorgetragenen  Angriffe  unter 
schweren  Verlusten  fur  den  Feind  ab.  Am  Nachmittag  trat  die  Armee  zum  Gegen= 
angriff  nach  Osten  an.  Die  Angriffshandlungen  nehmen  einen  erfolgreichen  Verlauf. 
Sie  werden  am  6.  6.  f ortgesetzt.  Im  Verlauf  der  Kampfe  wurden  vernichtet :  ^6  Pan= 
zer.  200  Gefangene  wurden  eingebracht. 

Der  Ring  um  Bir  Hacheim  wurde  weiter  verengt. 


7.  Juni  1942 
(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Der  Angriff  auf  Sewastopol  beginnt  planmaliig. 

Der  Angriff  Woltschansk  ist  wegen  des  schlechten  Wetters  um  24  Stunden 
verschoben  worden. 

Der  Fiihrer  betont  emeut  die  Notwendigkeit  einer  besseren  durchgreifenden 
Urlaubsregelung  aus  Bevolkerungs=  und  Stimmungsgriinden. 

Der  Fuhrer  beanstandet,  dafi  das  „Dora''=Gerat  auf  Munitionsdepots  ge= 
schossen  hat.  Es  sei  ausschliefilich  fiir  schwere  Panzer  ausersehen,  da  seine 
Rohrleistung  nur  100  Schufi  betragt.  "  irrr?  -y-vjliii 

Stellungnahme  des  Comando  Supremo,  die  die  Dt.  WStK  auf  Anweisung 
des  OKW  vom  22.  5.  an  die  Franzosen  zur  Sperrung  der  franz.  Hoheits= 
gewasser  im  Gebiet  von  Cap  Bon  und  zur  Verhinderung  des  Uberfliegens  von 
Tunis  durch  engl.  Flugzeuge  gerichtet  hat. 

408 


7-  Juni  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Sewastopol=Front.  Das  eigene  Zerstorungsfeuer  wurde  plan= 
mafiig  fortgesetzt. 

Armeegruppe  von  Kleist:  Siidostwarts  Balakleja  griff  der  Feind  wiederholt 
vergeblich  die  vorgeschobenen  Stellungen  einer  Gebirgsdivision  an.  Nordl. 
davon  starkes  fdl.  Artl.=Feuer. 

2.  Armee:  Im  Raume  Tim  mehrere  fdl.  Angriffe,  die  unter  schweren  Feind= 
verlusten  abgeschlagen  wurden. 

Wetter:  bewolkt,  starkere  Gewitterregen,  die  stellenweise  das  Befahren 
der  Strafie  erschwerten. 

H.Gr.  Mitte: 

2.  Pz. Armee:  Die  Angriffe  zur  Bekampfung  der  Partisanen  wurden  fort= 
gesetzt.  Teile  der  Angriffstruppen  stiefien  von  Norden  an  der  StraEe  Kirow— 
Brjansk  nach  Siiden  in  Richtung  auf  Jatkowo  vor.  Von  Osten  her  wurde  der 
Angriff  auf  Jatkowo  fortgesetzt.  Siidlich  Jatkowo  wurde  die  Strafie  erreicht. 
Etwa  20  km  westl.  dieser  Strafie  vereinigten  sich  die  Angriffsverbande,  von 
Norden  und  Westen  kommend. 

4.  Armee:  Die  Divisionen  siidwestl.  Wjasma  erreichten  im  Vorgehen  nach 
Westen  Dorogobush  und  Gegend  siidostwarts  davon.  Ostwarts  Jelnja  nach 
Norden  vorstoiSende  Krafte  nahmen  Verbindung  mit  den  von  Norden  kom= 
menden  auf.  Bei  9.  Armee  wurde  der  Angriff  westl.  und  siidwestl.  Sytschewka 
fortgesetzt  und  mehrere  Ortschaften  genommen.  Auf  der  iibrigen  Front  keine 
besonderen  Ereignisse. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Fdl.  Angriffe  siidl.  Ljubniza  mit  Panzerunterstiitzung  wurden 
abgewehrt.  Desgleichen  Panzer=Angriffe  an  der  Pola  und  am  Lowat.  Siid= 
westl.  Staraja  Russa  gehen  eigene  Krafte  nach  Siiden  vor  und  nahmen  mehrere 
Orte  in  Gegend  Nowinki.  Nordl.  des  Ilmen=Sees  wurden  starkere  Feindangriffe 
in  Gegend  Jamno  durch  eigene  Artl.  erfolgreich  bekampft.  Im  Sudteil  des 
Kessels  wurden  von  eigenen  vorstofienden  Kraften  mehrere  Ortschaften  ge= 
nommen.  Am  Vormittag  des  gestrigen  Tages  wurden  alle  Angriffe,  die  mit 
Unterstiitzung  von  Artl.  und  Panzern  auf  den  Briickenkopf  siidl.  Salzy  vor= 
getragen  wurden,  abgewiesen.  Weitere  Angriffe  sind  zu  erwarten.  In  der 
Einbruchsstelle  siidl.  Maluksa  wurden  mehrere  Feindvorstofie  abgewiesen. 
Siidl.  Leningrad  erfolgloser  fdl.  VorstoE. 

Finnland  (5.  6.) : 

An  alien  Fronten  keine  besonderen  Ereignisse.  Bei  AOK  Lappland  halt  die  fdl. 
Schanztatigkeit  an  alien  Frontabschnitten  an. 


409 


B.  Kriegstagebuch 

Afrika  (6.  6.): 

Panzerverbande  der  i.  engl.  Pz.Div.  wurden  in  den  friihen  Morgenstunden 
des  6.  6.  aus  dem  Raum  Bir  el  Harmat  —  Bir  el  Tamar  bis  15  km  siidwestl.  El  Adem 
geworfen.  Im  Verlauf  dieser  erfolgreichen  Kampfe  wurden  starke  Feindkrafte  in 
umfassend  gefiihrtem  Angriff  in  Gegend  nordwestl.  Bir  el  Harmat  eingeschlossen 
und  vernichtet.  Der  Gegner  hatte  starke  Verluste  an  Waffen  und  Kraftfahrzeugen. 
Die  Beute  ist  im  einzelnen  noch  nicht  zu  iibersehen. 

Die  Zahl  der  am  5.  und  6.  6.  eingebrachten  Gefangenen  hat  sidi  auf  fast  4  000 
erhoht.  Sie  gehoren  in  der  Masse  der  201.  Garde=Brigade  und  lo.  indischen 
Brigade  an. 

Am  Abend  nahm  Gegner  auf  dem  Siidfliigel  des  mittleren  Frontabschnitts  die 
Gefechtsfiihlung  wieder  auf.  Die  an  der  Einschliefiungsfront  Bir  Hacheim  stehenden 
Krafte  haben  sich  im  Laufe  des  6.  6.  durch  das  Vorfeld  bis  an  die  Hauptstellung 
herangekampft. 

8.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

0.00  Uhr:  Mit  dem  8.  6.  wird  die  Armeegruppe  v.  Kleist  aufgelost.  In  ihrem 
Abschnitt  iibernimmt  im  Siiden  die  Gruppe  v.  Wietersheim  (XIV.  mot.  AK. 
und  rum.  Kav.Korps),  in  der  Mitte  die  17.  Armee  und  imNorden  die  i.Pz.Ar= 
mee  den  Befehl. 

Der  Angriffsbeginn  Woltschansk  mufi  wegen  Dauerregen  nochmals  ver= 
schoben  werden. 

Vor  Sewastopol  leistet  der  Feind  zahesten  Widerstand,  der  sich  auf  au6er= 
ordentlich  starke  Verteidigungsanlagen  stiitzt,  die  in  dem  schwierigen  Gelande 
schwer  zu  fassen  sind.  Unter  diesen  Umstanden  hat  auch  das  fiinftagige 
Vorbereitungsfeuer  keinen  durchschlagenden  Erfolg  haben  konnen. 

Beim  Lagevortrag  entscheidet  der  Vuhrer,  dafi  in  Zukunft  auf  der  Krim  aufier 
mehreren  Gruppen  schneller  Einheiten  eine  Division  im  Raum  von  Sewastopol 
und  2  Div.en  auf  der  Halbinsel  Kertsch  an  deutschen  Truppen  verbleiben  soI= 
len.  Die  Rumanen  sollen  dort  2  Gebirgs=Div.en  und  1  Kav.Div.  belassen. 

Das  ungiinstige  Wetter  wird  voraussichtlich  zur  Folge  haben,  dafi  die  vor= 
bereitenden  Angriffe  und  die  Operation  „Blau  V  selbst  zeitlich  noch  mehr 
zusammengedrangt  werden  miissen. 

Angesichts  des  starken  feindlichen  Widerstandes  vor  Sewastopol  sollen 
die  dort  eingesetzten  Luftstreitkrafte  nicht  bereits  nach  3  Tagen  wieder  ab= 
gezogen  werden,  sondern  solange  dort  bleiben,  bis  ein  entscheidender  Erfolg 
errungen  ist  oder  bevorsteht. 

Der  Fuhrer  genehmigt  den  Vorschlag  des  Chefs  des  GenStdH,  angesichts  der 
Verschiebung  des  Angriff es  Woltschansk  den  Angriff  „Fridericus  IV  zur  Ver= 
nichtung  der  im  Raum  von  Isjum  stehenden  Feindkrafte  ausfallen  zu  lassen, 
damit  der  erste  Angriff  bei  Woltschansk  bei  giinstiger  Wetterlage  zwischen 
dem  10.  und  12.  6.  durchgefiihrt  werden  kann.  Unter  diesen  Umstanden 
glaubt  der  Chef  GenStdH,  mit  dem  Angriff  „Blau  I"  am  18.  6.  beginnen  zu 
konnen.  Der  Fuhrer  entschliefit  sich  jedoch  fiir  eine  weitere  Verschiebung 

410 


8.  Juni  1942 

etwa  auf  den  23.  6.  Da  der  Feind  seine  im  Raum  von  Woltschansk  stehenden 
Verbande  mehr  nach  der  Tiefe  gegliedert  habe,  ist  nach  Ansicht  des  Chefs  d. 
GenStdH  eine  Ausdehnung  des  eigenen  Angriffs  bis  zu  den  Hohen  siidost= 
warts  Woltschansk  erforderlich.  Deren  Besetzung  biete  giinstige  Voraus= 
setzungen  fiir  die  Operation  „Blau  V,  weil  von  dort  aus  der  siidl.  Panzerkeil 
angesetzt  werden  konne.  Aufierdem  macht  der  Chef  des  GenStdH  darauf  auf= 
merksam,  dafi  der  Gegner  sich  vor  der  H.Gr.  Mitte  zur  Verteidigung  einrichte 
und  alle  schnellen  Verbande  zur  Bildung  operativer  Reserven  aus  der  Front 
herausziehe.  Auf  deutscher  Seite  solle  auch  infolgedessen  die  20.  Pz.Div.  aus 
der  Front  der  3.  Pz.Armee  herausgezogen  werden.  Die  H.Gr.  Mitte  hoffe,  das 
Unternehmen  „Hannover"  bis  Mitte  Juni  beendet  zu  haben.  Dann  werde  die 
23.  Div.  nach  dem  Westen  abgegeben.  Danach  sei  die  Bereinigung  des  Raumes 
zwischen  der  Westfront  der  9.  Armee  und  der  Gruppe  Esebeck  in  Bjeloj  vor= 
gesehen.  Bei  der  H.Gr.  Nord  soil  die  8.  Pz.Div.  aus  dem  XXXIX.  (mot.)  A.K. 
herausgezogen  und  eine  Vereinigung  der  Gruppen  Lang  und  Meindl  an= 
gestrebt  werden.  Der  Fiihrer  genehmigt  diese  Vorschlage,  wiinscht  aber,  dafi 
zur  Verbreiterung  der  Landbriicke  zwischen  dem  X.  und  II.  AK.  siidl.  des 
Ilmensees  nach  Eintreffen  der  neuen  schwersten  Panzer  auf  breiter  Basis 
angegriffen  werde.  Er  will  hieriiber  und  iiber  den  Einsatz  der  schwersten 
Panzer  zur  Niederkampfung  des  feindlichen  Briickenkopfes  am  Wolchow  mit 
dem  Oberbefehlshaber  der  H.Gr.  Nord  personlich  sprechen. 

Absichten  des  Gen.Obersten  Rommel  zur  Fortf iihrung  der  Schlacht  in  Libyen. 

[Abreise  des  Fuhrers  nach  Berlin] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

II.  Armee:  Armee  trat  am  7.  6.  im  Morgengrauen  planmaJSig  zum  Angriff 
auf  die  Festung  Sewastopol  an.  Das  gutliegende  Artl.=Vorbereitungsfeuer 
hatte  bei  dem  starken  Stellungsausbau  nur  an  einigen  Stellen  vernichtende 
Wirkung.  Der  Feind  leistete  auf  der  ganzen  Angriffsfront  zahesten  Wider= 
stand.  Gutliegendes  feindliches  starkes  Artl.=Feuer  von  schweren  Kiisten= 
batterien  und  Gr.=Werfern  lag  auf  den  vorgehenden  eigenen  Truppen.  Bunker 
um  Bunker,  Stiitzpunkt  um  Stiitzpunkt  mufiten  in  harten  Nahkampfen  ge= 
nommen  werden.  Zahlreiche  Minenfelder  in  feindlichem  Feuer  geraumt.  Meh= 
rere  feindl.  Gegenangriffe  mufiten  abgeschlagen  werden.  Das  Nachfiihren  der 
riickw.  Staffeln  war  besonders  im  nordlichen  Teil  durch  das  gutliegende  Feuer 
im  Belbek=Tal  und  den  Schluchten  siidostw.  davon  sehr  erschwert. 

Armeegruppe  von  Kleist:  Aufier  ortlicher  beiderseitiger  Spahtrupptatigkeit 
und  Artl.=Storungsfeuer  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Geringe  feind= 
liche  Fliegertatigkeit,  Wetter:  bewolkt,  strichw.  Regenfalle,  kiihl.  Wege  stellen= 
weise  aufgeweicht. 


411 


B.  Kriegstagebuch 

6.  Armee:  Keine  grojSeren  Kampfhandlungen.  Wetter:  Regen,  Temp,  um 
18  Grad,  Wegezustand  durch  weitere  Regenfalle  stark  verschlechtert.  Marsch= 
bewegungen  zur  Zeit  nidit  moglidi. 

2.  Armee:  Im  Raume  Tim  mehr.  feindliche  Vorstofie,  die  zum  Teil  im 
Nahkampf  zuriickgeschlagen  wurden.  Erfolgreiche  Partisanenbekampfung  im 
riickw.  Gebiet.  Wetter:  anhaltender  Regen,  Wege  stark  aufgeweicht,  Marsch= 
strafien  und  Wege  im  Armeebereich  bis  auf  weiteres  gesperrt.  Temp.  +  8  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Das  durch  starke  Regenfalle  z.  T.  verschlammte  und  grundlose  Gelande 
hemmte  zum  grofien  Teil  samtliche  Bewegungen  und  machte  grofiere  Kampf= 
handlungen  unmoglich.  Lediglich  in  den  Partisanenkesseln  im  riickw.  Gelande 
nordl.  Brjansk  und  siidl.  Dorogobush  konnten  eign.  Truppen  weiterhin 
Gelandegewinne  erzielen  und  die  sich  angebahnten  Kessel  verengen.  Trotz 
nachhaltigen  Widerstandes  gelang  es,  mehrere  Ortschaften  zu  nehmen,  die 
Verbindung  zwischen  einzelnen  sich  entgegenkommenden  Stofikeilen  herzu= 
stellen  und  so  neue,  kleinere  Kessel  zu  bilden.  Die  Gruppe  Below  im  Raume 
siidl.  Dorogobush  hat  nach  Gefangenenaussagen  auch  in  den  letzten  Nachten 
Verstarkungen  auf  dem  Luftwege  erhalten. 

H.Gr.Nord: 

Im  Siidteil  der  Demjansk=Stellung  wurden  mehrere  Feindangriffe  in  Rgt.= 
Starke  abgewiesen.  Ein  eign.  Vorstofi  in  der  Siidostecke  hatte  Erfolg.  Bereit= 
stellungen  siidl.  Ljubniza  wurden  durch  eigene  Artl.  zerschlagen.  Nordl.  des 
Ilmensees  drangen  eign.  Formationen  an  der  Bahnlinie  Nowgorod— Leningrad 
weiter  in  den  Kessel  nach  Norden  vor.  Das  Gelande  ist  stark  vermint.  Bereit= 
stellungen  bei  Jamno  wurden  durch  eign.  Artl.  zerschlagen.  Die  auch  gestern 
mit  Artl.  und  Panzem  unterstiitzten  Angriffe  auf  den  Briickenkopf  siidl.  Salzy 
wurden  unter  grofien  Feindverlusten  zuriickgewiesen. 

Finnland  (6.  6.) 

Sudostfront:  Der  Feind  verstarkt  iiberall  die  Vorbereitungen  zur  Gasabwehr 
unter  dem  Vorwand  vermuteten  deutschen  Gaseinsatzes  an  der  Siidfront.  Am  Swir 
wurde  ein  Angriff  in  Btl.=Starke  abgewehrt.  Einzelne  gewaltsame  Aufklarungs= 
versuche  wurden  durdi  eign.  Artl.=Feuer  verhindert.  An  der  iibrig.  Siidostfront  und 
im  Bereich  der  Nordostfront  (AOK  Lappland)  nur  geringe  Gefechtstatigkeit. 

Panzerarmee  Afrika 

Feind  fiihrte  in  den  friihen  Morgenstunden  des  7.  6.  Angriffe  gegen  Stiitzpunkt 
XXI.  A.K.  durch,  die  unter  Verlusten  fiir  den  Gegner  abgewiesen  wurden.  Hierbei 
165  Gefangene  eingebracht.  Ferner  hatte  ein  mit  Teilkraften  der  1.  englischen 
Panzer=Div.  durchgefiihrter  Angriff  im  mittl.  Frontabschnitt  beiderseits  Trigh 
Capuzzo  keinerlei  Erfolg.  Die  feindliche  Stellung  bei  Bir  Hacheim  wurde  durch 
Artl.  wirksam  bekampft. 

412 


9.  Juni  1942 

9.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

[Fuhrer  in  Berlin] 

AOK  Lappland  berichtet  iiber  die  Abwehrkampfe  im  Abschnitt  Kestenga 
und  an  der  Murman=Front  vom  24.  4—23.  5. 

Chef  OKW  befiehlt,  dafi  Rumanien  als  Versorgungsbasis  weiterhin  be= 
schleunigt  zu  raumen  ist.  Mit  Wirkung  vom  15.  7.  wird  die  Hochstkopfstarke 
des  Heeres  auf  6000  Mann,  der  Marine  auf  3200  und  der  Luftwaffe  auf 
13  000  Mann  f estgesetzt. 

Kroatische  Soldaten  und  Ustascha=Leute  haben  Angehorige  der  ital.  Wehr= 
macht  in  Serajewo  beleidigt.  Der  Oberbefehlshaber  der  ital.  2.  Armee,  Gen. 
Roatta,  will  dies  mit  einer  militar.  Demonstration  in  der  Gegend  von  Serajewo 
beantworten. 

Der  OB  Sud  berichtet  liber  die  letzten  Kampfe  der  Pz.Armee  Afrika,  iiber 
die  dabei  gemachten  Erfahrungen  und  die  weiteren  Operationsplane  des 
Gen.Obersten  Rommel. 

Amerikanische  Material=  und  Truppenlandungen  in  Mittelafrika.  (s.  Ausl.^) 

Die  Zustandigkeiten  des  Ausw.  Amtes  und  des  Reichsmin.  Ost  werden 
gegenseitig  abgegrenzt.  Eine  Angliederung  der  Gebiete  des  Kaukasus,  Irak 
und  Iran  an  den  Reichsminister  Ost  ist  nicht  beabsichtigt.  (s.  Ausl.) 

Der  Fuhrer  nimmt  an  dem  Staatsakt  fiir  den  SS=Obergruppenfuhrer  Heyd= 
rich  in  Berlin  teil  und  begibt  sich  anschlieliend  iiber  Miinchen  auf  den  Berghof . 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  sad: 

II.  Armee:  Feind  setzte  seinen  zahen  Widerstand  an  der  ganzen  Front  von 
Sewastopol  fort.  Im  Hintergelande  mufiten  zahlreiche  Widerstandsnester,  die 
wieder  auftauchten,  niedergekampft  werden.  Die  den  Angriff  stark  behindern= 
den  schweren  Kiistenbatterien  konnten  noch  nicht  ganz  ausgeschaltet  werden. 

Armeegr.  von  Kleist:  Auf  dem  Siidfliigel  lebhafte  Feindbewegungen  er= 
kannt;  auf  dem  Nordfliigel  wurden  2  Angriff e  mit  Panzern  auf  dem  Briicken= 
kopf  sudostw.  Balakleja  abgewiesen,  2  Feindpanzer  erledigt.  Nur  noch  strich= 
weise  Regen,  Straiten  stark  aufgeweicht.  Auf  der  iibrigen  Front  der  H.Gr. 


Auszug  aus  „die  Bemuhungen  der  Ski. .  ." ,  a.  a.  O.: 

„tlber  die  Gesamtlage  der  deutsch=franzdsischen  Beziehungen  wird  der  Chef 
Ski.  durch  Botschafter  Ritter  in  einer  Besprechung  vom  9.  6.  dahin  unterrichtet, 
dafl  der  Fuhrer  noch  immer  auf  dem  Standpunkt  stehe,  dafi  man  Frankreidt  so= 
lange  nidit  entgegenkommen  konne,  wie  nicht  in  Rufiland  grofie  Erfolge  er= 
rungen  seien." 

413 


B.  Kriegstagebuch 

aufier  teilweisem  Artl.=Feuer  und  an  einigen  Stellen  beobachtete  Schanztatig= 
keit  des  Feindes  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Wetter:  wieder  auf= 
heiternd,  windig,  Wege  im  Abtrocknen,  Temp,  zwisch.  lo  und  15  Grad. 

H.Gr.  Mine: 

In  dem  Kessel  nordl.  Brjansk  gingen  eigene  Krafte  in  siidl.  Richtung  vor, 
nahmen  Star  und  konnten  zwischen  Star  und  Djatkowo  weiter  nach  Siidwesten 
Gelande  gewinnen.  Die  nordl.  Jelnja  vorstofienden  Div.en  iiberschritten  die 
Strafie  Dorogobush— Jelnja.  Etwa  15  km  westl.  Dorogobush  noch  Feind= 
widerstand.  Die  aus  siidl.  Richtung  nach  Norden  vorgehenden  Teile  uber= 
schritten  die  Bahnlinie  Jelnja— Smolensk  und  schlugen  Feindangriffe  zuruck. 
Siidl.  Welish  vergebl.  Feindangriff.  Im  Raume  Newel— Sokolniki— Wei. =Luki 
wurden  von  den  Partisanen  mehrere  Strafien  gesprengt. 

H.Gr.  Nord: 

Im  Nordostteil  von  Cholm  wurde  der  sich  dort  festgesetzte  Feind  ange= 
griff  en.  Kampfe  noch  im  Gange.  Im  Siidabschnitt  der  Demjansk=Front  gelang 
es  einem  feindlichen  Stofitrupp  nordl.  Bel,  in  die  eigenen  Stelkmgen  einzu= 
dringen.  Gegenmafinahmen  sind  eingeleitet.  Feindl.  Bereitstellungen  an  der 
Pola  wurden  durch  Artl.  bekampft. 

In  dem  Kessel  nordl.  des  Ilmensees  iiberschritten  eign.  Krafte  die  Bahnlinie 
Nowgorod— Leningrad  nach  Osten.  Nur  vereinzelt  Feindwiderstand.  Die  von 
Norden  in  den  Kessel  vorstofienden  Teile  konnten  einige  Orte  nehmen.  Ein 
feindl.  Vorstofi  bei  Jamno  wurde  abgewiesen.  Angriffe  in  Btl.=Starke  mit 
Panzerunterstiitzung  auf  den  Briickenkopf  siidl.  Salzy  wurden  abgewiesen, 
desgl.  ein  Versuch  des  Feindes,  an  der  Bahnlinie  Leningrad— Salzy  die  dort 
stehenden  eigenen  Krafte  anzugreifen. 


Finnland  (7.  6.) 

Sudostfront:  Im  Raum  um  Maselskaja  wurden  kleinere  feindl.  Angriffe  ab= 
gewiesen  und  Bereitstellungen  zerschlagen. 

Nor  do  St  front:  Feindbewegungen  im  Abschn.  Uhtua,  sonst  nur  geringe  Gefechts= 
tatigkeit. 


Panzerarmee  Afrika  {^.6.) 

Feind  nahm  im  allgemeinen  eine  abwartende  Haltung  ein.  Lediglich  bei  einem 
Vorstofi  im  nordlichen  Frontabschnitt  am  Nordfliigel  des  X.  A.K.  gelang  ihm  ein 
ortlicher  Einbruch.  Die  Lage  wurde  wiederhergestellt.  Die  feindliche  Luftwaffe  war 
reger  als  an  den  Vortagen  und  fiihrte  mehrere  Bomben=  und  Tiefangriffe  auf  die 
eigenen  Truppen  im  mittleren  Frontabschnitt  und  bei  Bir  Hacheim  durdi. 

Im  mittl.  Frontabschn.  wurde  ein  feindl.  von  Panzern  unterstiitzter  Aufklarungs= 
vorstofi  abgewiesen.  Der  Angriff  gegen  Bir  Hacheim,  von  starken  Verbanden  des 
Fl.Fii.  Afrika  unterstiitzt,  gewann  weiter  an  Boden. 


414 


10.  Juni  1942 

10.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

[Fuhrer  in  Munchen] 

Beginn  des  Angriffs  Woltschansk^. 

Bericht  des  Dt.  Generals  b.  H.Qu.  d.  ital.  Wehrm.  iiber  die  Unterredung  v. 
10.  6.  vormittags  zwischen  OB  Slid,  GFM  Kesselring,  und  Gen.Oberst  Graf 
Cavallero. 

Meldung  des  OB  Sud  uber  seine  Unterredung  mit  dem  Duce. 

Die  deutsch=ital.  Grenzkommission  in  Florenz  hat  am  20.  Mai  die  deutsch= 
italienische  Grenze  von  der  Schweiz  bis  Kroatien  kartenmalEig  festgelegt.  Das 
Abkommen  ist  in  Kraft  getreten  und  wird  den  einschlagigen  Stellen  der 
Oberkommandos  mitgeteilt.  (s.  Ausl.) 

Die  Tiirkei  versichert  England,  dafi  sie  weiterhin  neutral  bleibe  und  keine 
Angriffsabsichten  gegen  die  UdSSR  habe.  (Ausl.) 


Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Feind  fiihrte  seit  den  friihen  Morgenstunden  auf  ganzer  Nord= 
und  Nordostfront  heftige  Angriffe  durch,  die  von  Panzern,  starker  Artl.  und 
Salvengeschiitzen  unterstiitzt  waren.  Samtliche  Reserven,  auch  von  anderen 
Frontabschnitten,  hat  er  anscheinend  hierzu  herangezogen.  Pausenloses  Feuer 
aller  Kaliber  auf  die  eigenen  Angriffsspitzen  erschwerten  das  eign.  Vorgehen. 
Trotzdem  gelang  es  den  von  Norden  nach  Siiden  vorgehenden  eigenen  Stofi= 
gruppen  nach  Uberwinden  zahlreicher  Hindernisse  und  Ausschalten  von  Feind= 
nestem,  bis  an  die  Wegespinne  siidl.  des  Belbek=Tales  vorzudringen.  Auch 
ostw.  davon  gewannen  eign.  Truppen  gut  Boden.  Die  Luftw.  unterstiitzte  die 
Abwehr  der  feindl.  Gegenangriffe  und  den  eigenen  Angriff  wirksam. 

Im  Abschnitt  der  ly.  Armee  Bombenabwiirfe  auf  Artemowsk  und  feindl. 
Ansammlungen  sowie  starker  Verkehr  im  Raum  Isjum.  Bei  6.  Armee  vor  der 
Front  an  verschiedenen  Stellen  Stellungsbau.  Bei  2.  Armee  griff  Feind  erfolglos 
nordl.  Tim  in  Btl.=Starke  an.  Schanzarbeit  wurde  durch  eign.  Artl.  empfindlich 
gestort. 

H.Gr.  Mine: 

Siidl.  Suchinitschi  wurde  ein  feindl.  Angriff  abgeschlagen.  In  dem  Kessel 
siidl.  Dorogobush  gingen  eign.  Krafte  westl.  und  siidwestl.  Dorogobush  ohne 
nennenswerten  Feindwiderstand  nach  Westen  vor.  Telle  der  eingeengten  Feind= 
truppen  brachen  durch  den  siidl.  Einschliefiungsring  durch  und  wurden  durch 

1     Unternehmen  „Wilhelm". 

415 


B.  Kriegstagebuch 

hier  angesetzte  Truppen  aufgef angen.  Eign.  Luftw.  bekampfte  durchgebrochene 
Feindteile.  An  der  Straiie  Smolensk— Wjasma  gingen  Telle  der  hier  eingesetzten 
Sicherheitsdivisionen  in  Richtung  Nordosten  gegen  den  Zarewitsch=FlujS  vor 
und  warfen  sich  hier  ihnen  entgegenstellende  Partisanengruppen  zuriick. 

H.Gr.  Nord: 

Am  Siidteil  dem  Demjansk=Front  wurden  starkere  feindl.  Sto6truppunter= 
nehmen  abgewiesen.  Rege  feindl.  Artl.=Tatigkeit.  Im  Wolchow=Kessel  wurden 
durch  Angriffe  von  Norden  imd  Westen  her  der  Kessel  welter  verengt.  Bereit= 
stellungen  nordl.  Jamno  wurden  zerschlagen.  Mehr.  feindl.  Angriffe  auf  den 
Briickenkopf  siidl.  Salzy  waren  ergebnislos.  Im  Raume  Leningrad  wurde 
nordl.  Kolpino  lebh.  fdl.  Flugverkehr  mlt  etwa  50—60  Landungen  beobachtet. 

Finnland  (8.  6.) 

Aufier  Aufkl.=Tatigkelt  an  der  Swir=Front  weder  bei  den  Finnen  noch  bei  AOK 
Lappland  nennenswerte  Kampfe. 

Panzerarmee  Afrika  (9.  6.) 

Im  siidlidien  Absdinitt  der  Gazala=Front  wurde  ein  feindl.  von  Panzern  unter= 
stiitzter  Vorstofi  abgewiesen. 

Die  zur  Storung  des  eigenen  Nachschubs  im  Raum  siidl.  und  westl.  Mteifel  el 
Chebir  eingesetzten  feindl.  Kampfgruppen  wurden  durch  eigene  Aufklarungskrafte 
nadi  Siiden  zuriidcgeworfen.  Dabei  verlor  der  Gegner  eine  Anzahl  Gefangener. 

In  den  harten  Kampfen  um  die  Festung  Bir  Hadieim  wurden  die  feindlidien 
Krafte  auf  engstem  Raum  zusammengedrangt.  Entsetzungsversuche  wurden  ab= 
gewiesen. 

Starke  Krafte  der  Luftwaffe  unterstiitzten  audi  am  heutigen  Tage  wirkungsvoll 
den  eigenen  Angriff. 


11.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fiihrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Bir  Hacheim  in  Libyen  wird  durch  die  Pz.Armee  Afrika  erobert. 

Chef  WPr  erhalt  Rlchtllnlen  fiir  die  Berichterstattung  iiber  die  kiinftigen 
Operatlonen  gegen  Sewastopol,  bei  Woltschansk  und  „Blau  V\ 

Meldungen  des  WB.  Sudost  imd  des  Dt.  Generals  b.  H.Qu.  d.  ifal.  Wehrm. 
iiber  die  italienischen  Absichten  fur  die  Sauberung  Montenegros.  (Naheres 
s.  KTB  Stellv.WFSt.) 

Italien  errichtet  eine  arabische  Legion.  Auswlrkungen  auf  den  Sonderstab 
Felmy.  (Naheres  s.  Ausl.) 


416 


11.  Juni  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Feind  fiihrte  audi  am  gestrigen  Tage  wieder  zahlreiche  Gegen= 
angriffe  gegen  den  Nord=  und  Nordostteil  der  angreifenden  Divisionen  durch, 
die  samtlich  abgeschlagen  wurden.  Am  Vormittag  noch  sehr  heftiges  feindl. 
Artl.=Feuer,  das  am  Nachmittag  abflaute.  In  schweren  Kampfen  wurde  welter 
nach  Siiden  Boden  gewonnen.  Auf  der  Ost=  und  Siidostfront  von  Sewastopol 
schwacheres  Feuer  als  an  den  Vortagen.  Die  Luftwaffe  unterstiitzte  das  Vor= 
gehen  der  eigenen  Truppen  mit  pausenlosen  Angriffen. 

Beiiy.  Armee:  setzte  Feind  seine  Fliegerangriffe  mit  Schwerpunkt  Artemowsk 
fort.  Wetter:  sonnig,  +  24  Grad,  Strafien  fiir  alle  Fahrzeuge  befahrbar. 

6.  Armee:  Der  seit  02.30  Uhr  gegen  iiberraschten  Feind  im  Raum  Petschenegi 
und  Woltschansk  gefiihrte  Angriff  der  Gruppe  Mackensen  und  des  VIII.  A.K. 
schlug  gut  durch.  Siidl.  Petschenegi  wurden  mehrere  Briickenkopfe  iiber  den 
Flufi  gebildet.  16.  Pz.Div  ging  in  ziigigem  Vorgehen  am  Burluk  entlang  nach 
Nordosten  vor  und  erreichte  die  Gegend  Station  Burluk.  Die  von  Norden  im 
Raum  Woltschansk  vorgehenden  Telle  stiefien  trotz  feindl.  Widerstandes  iiber 
Woltschansk  heraus  in  siidostlicher  Richtung  vor.  Westl.  Woltschansk  ver= 
zweifelte  Ausbruchsversuche  elngeschlossener  Feindteile.  Vom  Bahnhof  Jelez 
her  Starke  Bewegungen  nach  Siiden  erkannt.  Wetter:  ortliche  Gewitter,  starke 
Regenfalle. 

Bei  4.  Pz.Armee  westlich  Liwny  wurde  ein  fdl.  Vorstofi  abgewehrt.  Wetter: 
bedeckt,  leichte  Niederschlage,  +  12  Grad. 

H.Gr.Mitte: 

Siidl.  Mzensk  wurde  ein  Angriff  von  2  feindl.  Batl.en  abgewiesen.  In  dem 
Kessel  westl.  Djatkowo  brachen  eigene  Truppen  feindl.  Widerstand  und  gingen 
nach  Siidwesten  vor.  Mehr.  Ortschaften  wurden  genommen.  Die  im  Raume 
westl.  und  siidwestl.  Dorogobush  vorgehenden  Inf.=  und  Panzerkrafte  stiefien 
im  Norden  bis  zum  nordl.  Djnepr=Knie,  in  der  Mitte  bis  iiber  den  Ustrom 
vor  und  bildeten  hier  Briickenkopfe.  Siidl.  davon  gewannen  sie  etwa  15—20  km 
Raum  nach  Westen.  Nordwestl.  Rshew  war  eigenes  Stolitruppuntemehmen 
an  der  Wolga  erfolgreich.  Die  Gegend  westl.  Newel  wurde  von  Partisanen 
gesaubert. 

H.Gr.  Nord: 

Bei  Gruppe  Meindl  setzte  sich  der  Feind  hinter  die  Kolynja  ab.  Verfolgung 
ist  eingeleitet.  Bei  Gr.  Eicke  wurden  durch  eigenen  Vorstofi  ohne  Feindwider= 
stand  die  Stellungen  nach  Siiden  verbessert.  An  der  Sperrfront  des  Wolchow= 
Kessels  wurden  wiederholte  Feindangriffe  mit  Panzern  von  Osten  her,  die 
voriibergehend  zu  einem  Einbruch  fiihrten,  abgeschlagen.  Mehr.  Panzer  er= 
ledigt.  Starkes  feindl.  Artl.=Feuer.   Im  Kessel  wurden  von  Norden  her  die 

417 


B.  Kriegstagebuch 

Waldgebiete   vom   Feind   gesaubert.    Siidl.    Salzy   wurden   Feindangriffe   ab= 
gewiesen. 

Panzerarmee  Afrika  (lo.  6.) 

Feind  unternahm  im  Verlauf  des  lo.  6.  mehrere  von  Panzern  unterstiitzte  An= 
griffe.  Dabei  hatte  der  Gegner  im  Nordabsdinitt  in  Gegend  westl.  Gabr  el  Abidi 
(24  km  siidsiidwestl.  Ain  el  Gazala)  und  im  mittl.  Abschnitt  nordl.  Bir  el  Harmat 
Starke  Panzerverluste.  Der  Gegner  fiihrt  ansdieinend  zum  Entsatz  fiir  B.  Hacheim 
aus  Richtung  El  Gobi  und  Gegend  siidl.  Mteifel  el  Chebir  Krafte  heran.  Nach 
Luftaufklarung  im  Raume  El  Adem— Acroma  starke  Ansammlungen  festgestellt. 
Die  feindl.  Luftw.  fiihrte  eine  Anzahl  von  Tief=  und  Bombenangriffen  gegen  die 
Einschliefiungsfront  von  Bir  Hacheim  durch.  Bei  Abwehr  der  feindl.  Angriffe  im 
nordl.  und  mittl.  Abschn.  durch  Panz.Div.  „Ariete"  und  15.  Pz.Div.  11  bzw.  13 
Panzerwagen  ohne  eign.  Verluste  abgeschossen.  Nachdem  in  den  Vortagen  die 
Kampfe  um  das  stark  verminte  Vorfeld  der  Festung  B.  Hacheim  gefiihrt  wurden, 
gelang  am  heutigen  Tage  ein  tiefer  Einbruch  in  das  gleichfalls  minenverseuchte 
Hauptkampffeld.  Hierbei  wurde  eine  beherrschende  Hohe  gegeniiber  einem  fanatisch 
kampfenden  Gegner  unter  starkstem  Einsatz  von  Artl.  und  Luftwaffe  gestiirmt. 
Weiterhin  wurde  dem  Gegner  die  letzte  Moglichkeit  zur  Versorgung  von  au6en 
durch  liickenloses  Schliefien  des  Ringes  um  B.  Hacheim  genommen. 

Die  Luftwaffe  unterstiitzte  wiederum  durch  mehrere  Grofiangriffe  unter  Einsatz 
bis  zu  130  Flugzeugen  die  Angriffe  gegen  Bir  Hacheim. 

Meldung  des  deutsch.  Generals  bei  der  ital.  Wehrmacht:  13.15  Uhr 

Festung  Bir  Hacheim  in  den  Vormittagsstunden  des  11.  6.  gegen  sich  bis  zum 
Schlufi  zah  verteidigenden  Feind  nach  hartem  Kampf  genommen. 


12.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Am  6.  6.  hat  sich  der  Fuhrer  gegeniiber  dem  Gauleiter  Sauckel  mit  der  Ent= 
lassung  von  50000  franz.  Kriegsgefangenen  aus  der  Landwirtschaft  im  Aus= 
tausch  gegen  den  Einsatz  von  150000  franz.  Zivilarbeitern  in  Deutschland 
einverstanden  erklart.  Auf  dieser  Grundlage  wird  der  Gauleiter  Sauckel  am 
15.  6.  mit  dem  franz.  Ministerprasidenten  verhandeln.  Im  Zusammenhang 
hiermit  hat  der  letztere  einen  Gesetzesentwurf  ausgearbeitet,  nach  dem  alle 
franz.  Riistungsarbeiter,  die  1939  nicht  zu  den  Fahnen  einberufen  worden 
waren,  nunmehr  zu  dem  Arbeitseinsatz  auch  aufierhalb  Frankreichs  einberufen 
werden  konnen. 

Deutsche  Feldgendarmerie  hat  eine  Ustascha=Komp.  wegen  Greueltaten  an 
der  Zivilbevolkerung  in  Ost=Bosnien  entwaffnet  und  festgenommen.  Der 
Fuhrer  hat  diese  auf  Befehl  des  Kommandeurs  der  708.  Div.  erfolgte  Ma6= 
nahme  nicht  gebilligt,  well  sie  die  Autoritat  der  Ustascha  untergrabe,  auf  der 
der  ganze  kroatische  Staat  beruhe.  Dies  miisse  sich  fiir  die  Ruhe  und  Ordnung 
in  Kroatien  schadlicher  auswirken,  als  die  durch  Greueltaten  erregte  Unruhe 
in  der  Bevolkerung. 

Der  Fuhrer  billigt  die  Operationsabsichten  der  Pz.Armee  Afrika. 

418 


12.  Juni  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Die  schweren  Kampfe  um  Sewastopol  halten  an.  Mehr.  mit  Pz.n 
unterstiitzte  Angriffe  auf  die  von  Norden  in  Richtung  Sewastopol=Bucht  vor= 
gehenden  eign.  Krafte  wurden  zuriickgewiesen.  Es  wurde  etwa  von  den  einzel= 
nen  Stofikolonnen  die  Gegend  4—5  km  nordl.  der  Bucht  von  Sewastopol 
erreicht.  Auf  der  Ostfront  des  Einschliefiungsringes  halt  der  starke  Druck  des 
Feindes  an.  Hier  konnte  nur  wenig  Boden  gewonnen  werden.  Die  siidl.  Telle 
der  eign.  Div.en  sind  bis  in  den  Raum  nordl.  und  nordwestl.  von  Balaklawa 
vorgekommen.  Nordl.  Taganrog  stark.  Artl.=Tatigkeit.  Der  Angriff  ostw. 
Charkow  macht  gute  Fortschritte.  16.  Pz.Div.  steht  in  hartem  Kampf  in  Gegend 
Bhf.  Burluk.  Siidl.  davon  sind  zwei  Div.en  im  Angriff  nach  Osten  und  haben 
die  Gegend  Nikolskoje  und  siidl.  davon  erreicht.  Feindwiderstand  wurde  hier 
gebrochen.  Nordl.  Petschenegi  stehen  zwei  Pz.Div.en  im  Angriff  nach  Norden. 
Die  westl.  Saltow  stehenden  Div.en  haben  den  Donez  erreicht  und  teilw. 
iiberschritten.  Siidl.  und  nordl.  Woltschansk  sind  die  hier  angreifenden  Krafte 
in  ziigigem  Vorgehen  nach  Osten.  Bely  Kolodes  wurde  genommen.  Wetter: 
teilw.  Regen,  unbefestigte  Wege  stark  aufgeweicht,  fiir  Kfz.  nur  schwierig 
befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Bei  Nowosil  wurde  ein  Angriff  von  5  feindl.  Btl.en  abgeschlagen.  Der  Raum 
an  der  Ugra  wurde  vom  Feind  gesaubert,  Feind  wich  nach  Westen  aus.  In 
dem  Kessel  siidwestl.  Dorogobush  nahmen  westl.  Dorogobush  eign.  Pz.= 
Krafte  die  Verbindung  mit  den  von  Westen  iiber  den  Dnjepr  vorstofienden 
Kraften  auf.  Welter  siidl.  sind  samtliche  eign.  Div.en  im  Vorgehen  iiber  den 
Ustrom.  Die  von  Siiden  angreifenden  Kolonnen  sind  im  Vorgehen  iiber  die 
Bahnlinie  Jelnj a— Smolensk.  Nordl.  der  Strafie  Smolensk— Wjasma  iiberschrit= 
ten  eign.  Krafte  den  Zarewitsch  nach  Nordosten.  Feind  weicht  hier  zuriick. 

H.Gr.  Nord: 

Starker  Feinddruck  von  Norden  her  ostw.  der  Pola.  Bei  Gr.  Meindl  erreich= 
ten  vorgehende  Krafte  in  Richtung  Ostsiidost  den  Polist.  Nach  starker  Artl.= 
Vorbereitung  griff  Feind,  von  Panzern  unterstiitzt,  die  Ostfront  des  Ab= 
schniirungsriegels  nordl.  Jamno  an.  Die  ersten  Angriffe  sind  abgeschlagen, 
weitere  Angriffe  sind  im  Gange.  Die  noch  im  Kessel  von  Wolchow  befindlichen 
Feindteile  wurden  welter  von  Westen  und  Norden  eingeengt  und  Angriffe 
abgeschlagen.  Bereitstellungen  siidl.  Salzy  wurden  durch  Artl.  bekampft. 

Panzerarmee  Afrika  (11.  6.) 

Die  in  der  Festung  Hacheim  eingeschlossenen  freifranz.  Krafte  unternahmen  in 
der  Nacht  vom  10.  zum  11.  6.  einen  Ausbruchsversuch  nach  Siidwesten,  der  im 

419 


B.  Kriegstagebuch 

wesentlichen  abgewiesen  wurde.  Hierbei  und  bei  anschliefiendem  Sturm  gegen  den 
sich  in  den  Stellungen  bis  zum  aufiersten  wehrenden  Feind  erlitt  der  Gegner  schwere 
blutige  Verluste.  An  iibrigen  Frontabsdmitten  verhielt  sich  der  Feind  bis  zum 
spaten  Nachmittag  ruhig. 

Die  zur  Zerstorung  des  eigenen  Nachschubs  in  Gegend  westl.  Mteifel  el  Chebir 
eingesetzten  Feindkrafte  wurden  in  Gegend  siidostw.  Hacheim  zuriickgenommen. 
Die  feindl.  Luftwaffe  fiihrte  mehr.  Bomben=  und  Tieffliegerangriffe  u.  a.  auf 
Armeegefechtsstand  durch.  Hierbei  einige  Verluste  an  Toten  und  Verwundeten. 
Unter  Ausnutzung  der  Feindlage  stieSen  im  Anschlufi  an  die  Einnahme  von  Festung 
Hacheim  deutsche  Verbande  bis  zum  Abend  12  km  siidwestl.  El  Adem  vor.  Der 
Gegner  wich  mit  Schiitzenverbanden  nach  Osten  aus.  Er  versammelte  die  Pz.=Ver= 
bande  nordostw.  Bir  el  Harmat.  Bei  den  Kampfen  um  die  Festung  Hacheim  wurden 
iiber  1 000  Gefangene  eingebracht.  Die  blutigen  Verluste  des  Gegners  waren 
aufierordentlich  hoch  und  diirften  die  Zahl  der  Gefangenen  erreicht  haben.  Ferner 
verlor  Feindgruppe  Hacheim  24  Geschiitze  und  einige  hundert  Kraftfahrzeuge. 


13.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Beurteilung  der  Lage  vor  Sewastopol  durch  die  11.  Armee  vom  12.  6.  nachm. 
nebst  Stellungnahme  der  H.Gr.  Siid  und  des  OKH. 

Ob.d.L.  erhalt  den  Befehl,  den  z.  Z.  besonders  wichtigen  Nachschubverkehr 
von  Konstanza  nach  den  Hafen  des  Schwarzen  Meeres  durch  Einsatz  von 
Flugzeugen  zur  Seeaufklarung  und  zur  U=Bootsjagd  zu  unterstiitzen. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

II.  Armee:  Den  nordlichen  Teilen  gelang  es,  beiderseits  des  Pz.=Grabens  bei 
Punkt  608  vorzustofien  und  die  Neuhaus=Hdhe  zu  nehmen.  Die  Nachbar= 
divisionen,  die  iiber  den  Ort  siidostw.  der  Neuhaus=Hohe  nach  Siiden  vor= 
gestofien  waren,  wehrten  Feindangriffe  aus  der  Wolfsschlucht  ab.  An  der 
Westfront  wurden  feindliche  Panzerbereitstellungen  zerschlagen.  Eine  feindl. 
Kraftegruppe,  die  sich  nordlich  hiervon  (sudlich  Kamyschly)  hinter  den  vor= 
gehenden  eigenen  Kraften  gehalten  hatte,  wurde  vernichtet;  100  Erdbunker, 
5  Betonbunker  wurden  genommen,  der  Feind  hatte  hohe  Verluste.  Ostw. 
Balaklawa  erreichten  die  Div.en  den  Kapellenberg  und  Gegend  westl.  davon. 
Angriffe  wurden  hier  zuruckgewiesen.  Am  Sprunghiigel  und  bei  Zinnober 
leistet  der  Feind  noch  harten  Widerstand. 

Im  sudl,  Teil  der  H.Gr.  Siid  wurde  ein  stark.  Feindangr.  im  Raume  Isjum 
abgewehrt.  Wetter:  wechselnd  bewolkt,  +  24  Grad,  Wege  abgetrocknet,  be= 
fahrbar. 

Infolge  starker  Feindeinwirkung  gegen  die  ostw.  Charkow  vorgehenden 
Panzerdivisionen  und  die  immer  noch  andauernde  Behinderung  durch  auf= 


420 


13.  Juni  1942 

geweichten  Boden  konnte  die  Verbindung  mit  den  von  Norden  vorgehenden 
Divisionen  noch  nicht  aufgenommen  werden.  Am  Nachmittag  wurde  der 
Gegner  im  Raume  Burluk  unter  feindl.  Panzerverlusten  geworfen  und  der 
Vormarsch  angetreten.  Gleichzeitig  wiesen  siidl.  davon  eign.  Krafte  Panzer= 
angriffe  unter  hohen  Feindverlusten  ab.  Ostw.  Saltow  halt  der  Feind  immer 
noch  seine  Stellungen  zah.  Die  von  Woltschansk  nach  Siidosten  vorgehenden 
Feindteile  schlugen  Angriffe  zuriick  und  gingen  in  Richtung  Siidosten  vor, 
um  den  Kessel  zu  schHefien.  Es  mufi  angenommen  werden,  daj3  Teilkrafte 
den  Kessel  rechtzeitig  geraumt  haben.  Nordl.  Woltschansk  ging  eine  neue  Div. 
iiber  den  Donez  zum  Angriff  nach  Osten  vor.  Wetter:  sonnig,  klar,  Wege 
trocknen  langsam  ab. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidwestl.  Suchinitschi  war  ein  eign.  Vorstofi  von  Erfolg.  Mehrere  Bunker 
wurden  gestiirmt  und  die  Besatzungen  erledigt.  Der  Kessel  ostw.  Smolensk 
wurde  im  Vorgehen  von  Siiden,  Osten  und  Westen  weiterhin  verengt.  Westl. 
Sytschewka  nahmen  eign.  Stofitruppen  im  Vorgehen  nach  Westen  mehr. 
Ortschaften,  Wetter:  Regenschauer,  Wege  aufgeweicht. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  Staraja  Russa  gingen  eign.  Krafte  nach  Siidosten  iiber  den  Polist  und 
nach  Siiden  zwischen  Polist  und  Redja  vor  und  verbesserten  die  Stellungen. 
Mit  starken  Kraften  gefuhrte  Feindangriffe  nordl.  Jamno  gegen  die  Ein= 
schlieEungsfront  wurden  abgewehrt.  Von  Westen  vorgehende  eign.  Stoli= 
gruppen  durchbrachen  Feindstellungen  im  Kessel  und  drangen  nach  Osten  vor. 
Am  Nordrand  des  Kessels  verteidigt  der  Gegner  sich  in  einzelnen  Abschnitten 
noch  zah. 

Finnland  (11.  6.) 

Keine  besonderen  Ereignisse. 

Panzerarmee  Afrika 

Feind  versuchte  vergeblich,  sich  den  mit  Panzerverbanden  von  Hacheim  in  Rich= 
tung  El  Adem  durchgefiihrten  deutsch=italienischen  Umfassungsbewegungen  durch 
einen  Durchbruchsversuch  nach  Osten  und  Siidosten  zu  entziehen.  Nach  starken 
Panzerverlusten  setzte  er  sich  in  Eile  nach  Norden  ab. 

Ein  feindl.  mit  starker  Panzerunterstiitzung  vorgetragner  Angriff  wurde  unter 
Verlusten  fiir  den  Gegner  abgeschlagen. 

Eine  Stofigruppe  der  21.  Pz.Div.  schofi  54  Feindpanzer  ab.  400  Gefangene  wurden 
eingebracht.  Die  Kampfe  zogen  sich  bis  zum  Einbruch  der  Dunkelheit  hin.  Weitere 
Erfolgsmeldung  wird  nachgereicht. 

Uber  engl.=amerikanischen  Truppen  und  Materialersatz  in  Nordafrika  liegen  un= 
ter  dem  4.  6.  42  aus  Agypten  u.  a.  folgende  Meldungen  vor: 

Nilbasen  so  gut  wie  keine  Armeereserven.  Was  vorhanden  war,  wurde  schon 
Ende  Mai  in  den  Raum  von  Marsa  Matruk  und  weiter  gebracht.  Ersatz  und  Auf= 

421 


B.  Kriegstagebuch 

fiillung  1.  durch  in  ersten  Junitagen  angelangte  Schiffstransporte  mit  zahlreichen 
Waffen  und  Geraten  und  2.  durch  in  Gang  befindliche  Abziige  von  9.  und  10.  Armee 
aus  Syrien  bzw.  Irak. 


14.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  fur  einen  Tag  in  „Wolfsschanze"] 

Beim  rechten  Fliigel  der  6.  Armee  wurde  am  13.  6.  morgens  die  Verbindung 
zwischen  dem  III.  (mot.)  AK.  und  dem  VIII.  AK.  hergestellt.  Nunmehr  tritt 
die  Armee  zum  konzentrischen  Angriff  gegen  die  russischeri  Krafte  auf  dem 
Westufer  des  Burluk  an.  Die  Armee  beabsichtigt  die  Fortsetzung  des  Angriffs 
bis  zur  Wegnahme  der  Hohen  westl.  Oltschowatka. 

Der  Fuhrer  befiehit  wahrend  des  Lagevortrages,  dafi  noch  vor  dem  Beginn 
der  Operation  „Blau  V  die  feindlichen  Krafte  zwischen  dem  Oskol,  dem  Donez 
und  der  St.  Burluk  umfassend  angegriffen  und  vernichtend  geschlagen  werden. 
Der  Angriff  „Fridericus  IV  soli  nach  Ablosung  und  Umgruppierung  des  III. 
(mot.)  AK.  moglichst  friih  beginnen.  Der  Nordfliigel  soil  hierbei,  im  Hinblick 
auf  die  vor  der  44.  Div.  stehenden  starken  Feindkrafte  etwa  iiber  Kupjansk 
in  siidostwartiger  Richtung  angesetzt  werden.  Auf  dem  linken  Oskolufer 
sollen  Briickenkopfe  geschaffen  werden.  Die  dort  laufende  Bahn  ist  auszu= 
schalten.  Der  Beginn  der  Operation  „Blau  V  wird  solange  verschoben,  bis  die 
beim  Angriff  „Friedericus  IV  mitwirkenden  Luftstreitkrafte  dafiir  wieder  ver= 
wendungsbereit  sind. 

Am  4.  6.  hat  eine  Besprechung  beim  Reichsminister  fur  Bewaffnung  und 
Munition  stattgefunden,  bei  der  der  Chef  AHA  einen  moglichen  Eingriff  in 
die  Schliisselkrafte  zur  Deckung  des  Wehrmachtbedarfes  angekiindigt  hat. 
Nach  einem  Einspruch  des  Reichsm.  fiir  Bewaffnung  und  Munition  und  neuen 
Berechnungen  des  AHA  entscheidet  der  Fiihrer,  daJS  die  endgiiltig  als  Schlussel= 
krafte  anerkannten  Riistungsarbeiter  der  Geburtsjahrgange  1908—1922  in  die= 
sem  Sommer  nicht  zur  Wehrmacht  einzuziehen  sind.  Sie  stehen  nach  Ent= 
scheidung  des  FUhrers  erst  bei  besonderem  Bedarf  zur  Verfiigung  der  Wehr= 
macht.  Eine  neuerliche  Uberpriifung  der  Schliisselkrafte  ist  jedoch  unter  An= 
legung  eines  strengen  Mafistabes  beschleunigt  vorzunehmen.  (Naheres  s.  KTB 
Stellv.  WFSt). 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Kampf  durch  grolie  Hitze  und  Wasserarmut  des  Kampfgelandes 
erschwert.  Im  Nordabschnitt  wurde  Fort  Stalin  genommen  und  trotz  heftiger 
Gegenangriffe  gehalten.  Ostwarts  davon  konnten  eigene  Krafte  siidl.  des 
Forsthauses  nach  Siiden  Gelande  gewinnen.  Im  Siidostraum  gingen  Teile  der 

422 


14-  Juni  1942 

rum.  Div.  im  Anschlufi  an  die  siidl.  davon  stehenden  deutschen  Div.en  mit 
vor.  Kamary  iind  Sprunghiigel  wurden  genommen,  nordl.  davon  ist  ein  An= 
griff  auf  das  Fort  siidl.  Riegelhohe  im  Gange.  Am  Rosenhugel  nordl.  Zinnober 
wird  noch  gekampft. 

6.  Armee:  Die  Verbindung  der  ostwarts  Charkow  von  Siiden  und  Norden 
vorgehenden  Div.en  wurde  in  den  friihen  Morgenstunden  des  13.  6.  in  Gegend 
Noioo  Alexandrowka  hergestellt.  In  dem  entstandenen  Kessel  noch  zahlreiche 
Feindgruppen,  deren  Vernichtung  im  Gange  ist.  Die  16.  Pz.Div.  verlangerte 
ihre  Abwehrfront  am  Burluk  nach  Norden.  Nordl.  davon  dreht  die  60.  mot.Div. 
zur  Verfolgung  nach  NO  ein.  22.  Pz.Div.  sammelt  sich  siidwestl.  Nowo  Alexan= 
drowka  zum  Vorgehen  nach  Nordosten.  Der  Feind  hat  das  westl.  Donez=lJiei 
nordl.  Bolschaja  Babka  unter  starker  Verminung  geraumt.  Die  beiden  Div.en 
siidostw.  und  nordostw.  Saltow  drehen  nach  Norden  bzw.  Siiden  ein,  um  in 
breiter  Front  das  Gelande  ostw.  des  Donez  zu  saubern.  Die  nordl.  hiervon 
vorgehenden  Div.en  verfolgen  iiber  Polnaja  bzw.  Nikolajewka  den  zuriick= 
gehenden  Feind.  Bei  und  nordl.  Kolodes  gehen  weitere  Div.en  in  Verfolgung 
des  zuriickweichenden  Gegners  auf  den  Flotowa=Abschnitt  vor.  Nordl.  und 
nordostw.  Woltschansk  wurden  mehrere  Feindangriffe  auf  die  Flanke  ab= 
gewiesen. 

H.Gr.  Mitte: 

Der  Partisanenkessel  nordl.  Brjansk  und  ostw.  Smolensk  wird  weiter  ver= 
engt.  Die  aus  dem  letzteren  Kessel  nach  Siiden  durchgebrochenen  Telle  der 
Gr.  Below  werden  von  Gegend  Roslawl  nach  Norden  aus  angegriffen. 

H.Gr,  Nord: 

Westl.  Cholm  konnten  eigene  Truppen  im  Vorgehen  nach  Norden  Gelande 
gewinnen  und  die  Stellung  vorschieben.  Nordl.  des  Ilmensees  wurden  Feind= 
angriffe  auf  die  Sperrfront  bei  Jamno  abgewiesen  und  der  Wolchow=Kessel 
weiter  verengt. 

Finnland  (12.  6.) 

Keine  bes.  Kampfhandlungen. 


Panzerannee  Afrika  (13.  6.) 

Die  feindl.  Pz.=Verbande  wurden  im  Laufe  des  13.  6.  im  Raume  nordl.  des  Pisten= 
Kreuzes,  Acroma,  B.  Hacheim  und  Capuzzo  durch  umfassenden  Angriff  der  15. 
und  21.  Pz.Div.  aus  Osten  und  Westen  sowie  durch  frontalen  Angriff  des  ital. 
XX.  mot.Korps  mit  Pz.Div.  „Ariete"  und  mot.Div.  „Trieste"  nach  Norden  zusam= 
mengedrangt.  Der  Gegner  versuchte  in  den  Nachmittagsstunden,  sich  der  Umfas= 
sung  durch  Gegenangriff  gegen  die  vom  Westen  vorstofiende  21.  Pz.Div.  in  Gegend 
nordwestl.  des  Pisten=Kreuzes  zu  entziehen.  Trotz  starken  Sandtreibens  wurden 
mehrere  Battr.=Stellungen  bei  Bir  Trigel  nordwestl.  des  Pisten=Kreuzes  uberrollt. 
Bei  diesen  Kampfen  wurden  14  Pz.Kampfwagen  vernichtet,  13  Geschiitze  erbeutet 

423 


B.  Kriegstagebuch 

und  300  Gefangene  gemacht.  Der  Gegenangriff  der  stark  angeschlagenen  2.,  4.  und 
22.  Pz.Brig.en  sowie  der  aus  der  Gazala=Stellung  neu  herangefiihrten  32.  Heeres= 
Pz.Brig.  war  schwunglos  und  hatte  keinen  Erfolg.  Nach  verlafilichen  Nachrichten 
wird  die  Lage  beim  Kommando  der  1.  engl.  Pz.Div.  als  sehr  ernst  angesehen. 

Die  an  der  Ostflanke  der  eigenen  Pz.=Verbande  in  Gegend  El  Adem  sicKernde 
90.  lei.Div.  wurde  in  den  Nachmittagsstunden  von  schwacheren  Feindkraften  er= 
folglos  angegriffen. 

Vor  der  Front  des  nordl.  Abschnittes  (X.  und  XXI.  AK.)  geringe  Gefechts=  und 
Artl.=Tatigkeit  wie  an  den  Vortagen.  Luftaufklarung  stellte  verstarkten  Kraftfahr= 
zeugverkehr  bei  Via  Balbia,  westl.  Tobruk  sowie  starke  Kraftfahrzeugansammlun= 
gen  im  Raume  von  Acroma  fest. 

Die  Luftwaffe  unterstiitzte  die  eigenen  Operationen  durch  wirkungsvolle  Angriffe 
gegen  feindl.  Kraftfahrzeugansammlungen  und  Bereitstellungen  im  Raume  um 
Acroma  und  slidlich.  Die  feindl.  Lufttatigkeit  war  geringer  als  an  den  Vortagen. 

Uber  Beuteerfolge  spater  Meldungen. 


15.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Fiir  den  Beginn  des  Unternehmens  „Fridericus  IV  wird  der  18.  6.  vorgesehen. 

Richtlinien  des  Chefs  OKW  fiir  den  Einsatz  der  technischen  Brigade  „Mine= 
ralor'. 

Meldungen  des  AOK  Lappland  iiber  den  Zeitplan  der  beabsichtigten  Ab= 
losungen  und  Truppenverschiebungen  (naheres  s.  KTB  Stellv.WFSt).  AOK 
Lappland  meldet,  dafi  nach  Gefangenenaussagen  entgegen  alien  Geriichten  die 
Englander  bisher  nur  vereinzelt  in  Murmansk  aufgetreten  und  auch  an  der 
Front  noch  nicht  festgestellt  worden  seien. 

Der  Dt.  Gen.  h.  H.Qu.  d.  ital.  Wehrm.  meldet,  dafi  um  9.00  Uhr  vorm.  nordl. 
Acroma  der  Durchbruch  der  schnellen  Verbande  der  Pz.Armee  Afrika  zur 
Kiiste  erzwungen  und  die  in  der  Ain=el=Gazala=Stellung  stehenden  brit.  Krafte 
eingeschlossen  seien. 

Der  span.  Aujienminister  Serrano  Suner  soil  sich  um  die  Wiedereinfiihrung 
der  Monarchie  in  Spanien  mit  ital.  Hilfe  bemiihen.  (Ausl.) 

Der  russische  Aujienminister  Molotow  soil  in  Washington  ein  diisteres  Bild 
von  den  Moglichkeiten  eines  langeren  russ.  Widerstandes  entworfen  haben. 
Die  Beantwortung  der  Frage  nach  der  Bereitschaft  Rufilands  zum  Kriege  gegen 
Japan  soil  er  bis  zu  seiner  Riickkehr  nach  Moskau  verschoben  haben.  (Ausl.) 
[Vortrag  des  Ob.d.M.  beim  FUhrer^] 


Aufzeichnung  hieriiber  (Nr.  1.  Ski.  lb  1162/42  g.Kdos.  Chefs.)  in:  Lagevortrage 
des  Ob.d.M.,  a.  a.  O. 


424 


15-  Juni  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Die  Kampfe  an  der  Sewastopol=Front  gingen  in  unverminderter 
Starke  fort.  Siidostw.  Fort  Stalin  konnten  eign.  Truppen  weiter  nach  Siiden 
Gelande  gewinnen  und  feindliche  Angriffe  zuriickschlagen.  An  der  Siidostfront 
gelang  ein  Vorstofi  iiber  die  Riegelhohe  nach  Osten.  Hohe  46  in  eign.  Hand. 
Etwas  weiter  siidl.  gingen  eign.  Krafte  iiber  den  Sprunghiigel  nach  Westen  vor 
und  nahmen  Hohe  43.  Starke  feindl.  Artl.=Tatigkeit  besonders  auf  vorgehende 
Infanterie.  In  der  Bucht  von  Tarmansky  starke  feindl.  Vernebelung. 

Nordl.  Taganrog  lebhafter  feindl.  Verkehr  erkannt.  Beiderseits  Isjum  setzt 
Feind  seine  Schanzarbeit  fort.  Ostw.  von  Charkow  werden  von  der  Burluk= 
Stellung  keine  besonderen  Kampfhandlungen  gemeldet.  Zwischen  Burluk  und 
Oltschowatka  stiefien  Telle  von  Panzer=,  mot.  und  Inf .Divisionen  in  Verfolgung 
des  nach  Osten  ausweichenden  Gegners  nach.  Nordl.  davon  wurde  die  Plotowa 
iiberschritten.  Bei  Malaja  Woltschja  verteidigt  sich  Feind  noch  mit  starkeren 
Kraften.  Bei  Schebekino  wurde  ein  Briickenkopf  gebildet.  Die  Zahl  der  seit 
Beginn  des  Angriffs  siidl.  Woltschansk  eingebrachten  Gefangenen  hat  sich 
auf  iiber  22  000  erhoht,  Zahl  der  abgeschossenen  Feindpanzer  auf  232,  der 
erbeuteten  oder  vernichteten  Geschiitze  einschl.  Pak  auf  153  erhoht.  Die  blu= 
tigen  Ausfalle  des  Feindes  sind  sehr  hoch.  Eigene  Verluste  dagegen  gering. 
Siidostw.  und  nordostw.  von  Kursk  griff  Feind  zu  wiederholten  Malen 
die  eign.  Stellungen  an.  Angriffe  wurden  iiberall  abgeschlagen.  Starke  Bele= 
gung  und  Verkehr  auf  den  Bahnhofen  Jelez,  Woronesch,  Waluiki,  Kupjansk 
lassen  Verschiebungen  von  Reserven  hinter  der  Front  erkennen. 

Wetter:  wechselnd  bewolkt,  Nachlassen  des  Regens,  unbefestigte  Wege 
noch  schwierig  befahrbar,  +  20  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  und  sudwestl.  von  Bjeloj  griff  Feind  zu  wiederholten  Malen  die  eign. 
Stellungen  an  und  iiberschritt  siidl.  Bjelew  die  Oka.  Er  wurde  iiberall  abge= 
wiesen  und  verlor  siidwestl.  Bjelew  4  Pz.  Die  Bereinigung  der  Kessel  sowohl 
siidl.  Jelnja  wie  ostw.  Smolensk  wird  fortgesetzt.  Auch  nordl.  der  Rollbahn 
Smolensk— Wjasma  gingen  eign.  Krafte  nach  Norden  vor  und  wehrten  An= 
griffe  der  Partisanen  ab.  Nordwestl.  Welish  wurde  in  den  letzten  Tagen  stark. 
Verkehr  fortgesetzt. 

H.Gr.  Nord: 

Westl.  Cholm  konnte  im  Angriff  nach  Norden  weiterhin  Gelande  gewonnen 
und  die  Stellung  verbessert  werden.  Siidl.  Staraja  Russa  gingen  die  dort  ste= 
henden  Div.en  nach  Siiden,  zwischen  der  Porusje— Redja— Lowat  nach  Siiden 
vor  bis  zur  Gegend  beiderseits  Jefrema.  Ein  schwerer  Angriff  nordl.  Jamno 
gegen  die  EinschHeliungsfront  wurde  abgewehrt.   Nach  Durchbruch  einiger 

425 


B.  Kriegstagebuch 

Panzer  wurde  die  Linie  wieder  festgeschlossen.  Siidlich  davon  ist  ein  starker, 
mit  28  Panzer  unterstiitzter  Angriff  im  Gange.  Der  Kessel  wurde  weiter  ver= 
engt.  Siidl.  Maluksa  schiebt  sich  der  Feind  naher  an  die  Stellungen  des  siidl. 
Riegels  Reran. 

Finnland  (13.  6.) 

Sudostfront:  Im  Raum  Maselskaja  wurden  feindlidie  Annaherungsversuche  in 
Zugstarke  abgewiesen. 

AOK  Lappland:  Im  Abschn.  Kanda'.aksdia  wurde  ein  feindl.  Jagdkommando  in 
Kp.=Starke  angegriffen  und  bei  geringsten  eign.  Verlusten  z.  T.  vernicKtet.  Im  iib= 
rigen  au6er  eign.  erfolgreicher  Artl.=Tatigkeit  keine  nennenswerten  Kampfhand= 
lungen. 

Panzerarmee  Afrika  (14.  6.) 

Nach  Umgruppierung  der  Panzerarmee  in  den  Morgenstunden  des  14.  6.  trat 
DAK  mit  starker  Artl.=Unterstiitzung  zum  Angriff  nach  Norden  an.  Feindl.  Panzer= 
verbande  wurden  nach  heftigen  Kampfen  in  den  Raum  um  Acroma  zuriickgeworfen. 

Hierbei  verier  der  Gegner  52  Panzer  und  zahlreiches  Kriegsmaterial.  Trotz  eines 
in  den  Nachmittagsstunden  einsetzenden  starken  Sandsturms  konnte  der  Angriff 
des  DAK  langsam  an  Boden  gewinnen. 

Im  Schutze  eines  dichten  Minenriegels  siidl.  und  siidwestl.  Acroma  versuchte  der 
Feind  unter  Einsatz  der  gesamten  Panzerverbande  und  zweier  mot.Brigaden,  eine 
neue  Abwehrfront  zu  bilden. 

Luftaufklarung  stellte  in  den  Nachmittagsstunden  starke  Kraftfahrzeugbewegun= 
gen  auf  der  Via  Balbia  westl.  Tobruk  in  ostwartiger  Richtung  fest.  Der  Gegner 
sprengte  Munitionslager  in  der  Gazala=Stellung  und  versuchte,  seinen  Abzug  durch 
Vorstofie  gegen  das  ital.  AK.  zu  verschleiern. 

Der  Gegner  fiihlte  in  den  Nachmittagsstunden  mit  schwachen  Kraften  im  Raum 
El  Adem  und  siidl.  in  westl.  Richtung. 

Luftwaffe  setzte  am  heutigen  Tage  starke  Telle  auf  einen  im  Gebiet  140  km 
nordl.  Derna  gemeldeten  gro6en  Flottenverband  an. 


16.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Der  rechte  Fliigel  der  6.  Armee  hat  das  Westufer  der  Burluk  gesaubert,  die 
Hohen  westl.  und  nordl.  Oltschowatka  besetzt  und  auch  nordostwarts  Wolt= 
schansk  Raum  gewonnen.  Daraufhin  erklart  sich  der  Fuhrer  mit  dem  von  der 
H.Gr.  Slid  vorgeschlagenen  Angriff  zur  Besetzung  der  Bahnlinie  Woltschansk— 
Bjelgorod  einverstanden. 

Der  Fuhrer  legt  die  nachsten  Aufgaben  der  H.Gr.  Mitte  folgendermafien 
fest: 

1.  Sauberung  des  riickwartigen  Gebietes  hinter  der  4.  Armee. 

2.  Herstellung  der  Verbindung  zwischen  dem  XXIII.  AK.  (Westfront  der 
9.  Armee)  und  der  Gruppe  Esebeck  in  Bjeloj  und  darauf  die  Vernichtung 
der  durch  diese  Bewegung  eingeschlossenen  feindlichen  Krafte. 

426 


i6.  Juni  1942 

3.  Abschniirung  des  Bogens  von  Suchinitschi  durch  konzentrischen  Angriff 
auf  Kaluga,  sobald  die  feindlichen  Reserven  siidl.  Moskau  durch  die 
Operation  „Blau''  gebunden  oder  abgezogen  sind.  Im  AnschluJS  hieran 
sofortiger  Ausbau  der  Winterstellung  in  der  Linie  Don— Woronesch— 
Liwny— Susha=,  Oka=  und  Ugra=Abschnitt  —  jetzige  Front  der  3.  Pz.= 
und  der  9.  Armee  bis  Rshew. 

4.  Die  Front  soil  zwischen  dem  XXIII.  AK.  (westl.  Rshew)  und  dem  II.  AK. 
(Festung  Demjansk)  moglichst  in  der  kiirzesten  Linie  geschlossen  wer= 
den:  Oberlauf  der  Wolga— Seenkette  von  Ostaschkow. 

Um  den  Transport  der  zum  1.  7.  aus  der  H.Cr.  Nord  herauszulosenden 
5.  Geb.Div.  nach  Finnland  vorzubereiten,  mufi  iiber  den  Einsatz  dieser  Div. 
entschieden  werden.  Da  die  Unterbringung  der  Div.  im  Raume  Kirkenes— Pet= 
samo  nicht  moglich  ist,  soil  sie  mit  Teilen  im  Raume  Kirkenes— Vadso— Tana, 
mit  dem  Rest  jedoch  im  Raume  Lakselv— Alta— Karasjoki  untergebracht  werden, 
um  dem  AOK  Lappland  zur  Verfiigung  zu  stehen.  Der  Fuhrer  hat  sich  mit 
diesem  Vorschlag  grundsatzlich  einverstanden  erklart.  Nach  einer  Priifung, 
ob  die  5.  Geb.Div.  dem  XVIII.  Geb.Korps  zugefiihrt  werden  kann,  wenn  dafiir 
die  dort  eingesetzten  Teile  der  7.  Geb.Div.  sofort  und  die  aus  der  H.Gr.  Nord 
noch  herauszulosenden  Teile  der  7.  Geb.Div.  spater  zum  Geb.K.  Norwegen 
transportiert  werden,  hat  das  AOK  Lappland  darauf  hingewiesen,  dafi  das 
Geb.Korps  Norwegen  durch  eine  ganze  Div.  verstarkt  werden  miisse,  da  sonst 
der  Auftrag,  die  Fischerhalbinsel  wegzunehmen,  nicht  durchfiihrbar  sei.  Chef 
WFSt  entscheidet  darauf hin,  dafi  die  5.  Geb.Div.  zunachst  im  Raume  des 
Geb.Korps  Norwegen  eingesetzt  werden  soil  und  falls  die  Wegnahme  der 
Fischerhalbinsel  in  diesem  Jahr  nicht  mehr  durchfiihrbar  ist,  ein  Teil  der  Div. 
in  dem  Raume  Lakselv— Alta— Karasjoki  unterzubringen  ist. 

Am  29.  5.  hat  die  Ski.  die  Freigabe  des  Waffeneinsatzes  gegen  die  bra= 
silianischen  See=  und  Luftstreitkrafte  beantragt.  Sie  halt  ein  schlagartiges 
Zupacken  gegen  brasilianische  Kriegs=  und  Handelsschiffe  zum  jetzigen  Zeit= 
punkt,  wo  AbwehrmaJSnahmen  noch  unvoUstandig  und  die  Moglichkeit  zur 
Oberraschung  gegeben  sei,  fiir  zweckmafiig,  da  Brasilien  praktisch  gegen 
Deutschland  Seekrieg  fiihre.  Botschafter  Ritter  vom  A. A.  erklart,  dajS  eine 
Verscharfung  des  Konfliktes  mit  Brasilien  mit  Riicksicht  auf  die  Haltung  Ar= 
gentiniens  und  Chiles  unerwiinscht  ist  und  dal?  vor  Kriegsmafinahmen  gegen 
Brasilien  mit  Japan  und  Italien  Fiihlung  genommen  werden  miisse.  Auf  Vor= 
trag  des  Chefs  WFSt  hat  der  Fuhrer  am  30.  5.  befohlen,  dafi  die  Ski.  durch 
eine  Riickfrage  in  Rom  feststellen  soUe,  ob  die  bras.  Meldungen  von  Kampf= 
handlungen  gegen  Achsen=U=Boote  richtig  seien.  Die  Nachpriifungen  der  Ski. 
ergaben,  dafi  ital.  U=Boote  an  der  Nordostecke  Brasiliens  am  22.  und  26.  Mai 
von  Flugzeugen  angegriffen  wurden,  die  zweifellos  von  einem  bras.  Flugplatz 
gestartet  waren.  Die  Ski.  iibermittelt  aujSerdem  den  Wortlaut  der  amtlichen 
Bekanntmachung  des  bras.  Luftwaffenministeriums  iiber  die  Kampfhandlun= 
gen  und  schlagt  vor,  die  in  der  Zeit  vom  22.  6.-4.  7.  aus  westfranzosischen 

427 


B.  Kriegstagebuch 

Hafen  auslaufenden  lo  U=Boote  unter  Ausnutzung  des  Tankers  „U  460''  in 
der  Zeit  vom  3.  bis  zum  8.  8.  vor  den  Haupthafen  Brasiliens  einzusetzen.  Der 
Durchfiihrungsbefehl  mufi  den  U=Booten  spatestens  bis  zum  15.  6.  erteilt 
werden.  Nachdem  der  Ob.d.M.  dem  Fuhrer  am  15.  6.  nachm.  auf  dem  Berghof 
dieses  vorgetragen  hat,  erklarte  sich  der  Fiihrer  mit  den  Absichten  der  Ski. 
einverstanden,  befahl  jedoch  vor  endgiiltiger  Entscheidung  eine  nochmalige 
Uberpriifung  der  politischen  Lage  durch  das  Ausw.  Amt. 

Die  Winterkampfe  haben  eine  Steigerung  der  Fahnenflucht  zur  Folge  ge= 
habt.  Als  mit  dem  Eintritt  besserer  Witterung  die  schweren  Kampfe  abflauten, 
war  ein  merkliches  Absinken  derselben  zu  beobachten.  Die  bereits  vom  OKH 
getroffenen  Malinahmen  zur  Bekampfung  der  Fahnenflucht  werden  vom  Chef 
OKW  gebiUigt.  Die  Wehrmachtteile  erhalten  diesbeziigliche  Anregungen  von 
OKW/WR. 

Ein  Wechsel  in  der  Fiihrung  der  span.  „Blauen  Division''^  ist  Chef  OKW 
unerwiinscht.  (s.  Ausl.) 

Mit  England  sollen  Verhandlungen  aufgenommen  werden  iiber  die  Behand= 
lung  der  beiderseitigen  Seenotflugzeugbesatzungen  als  Sanitatspersonal.  (s. 
Ausl.) 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront :  An  einzelnen  Frontabschnitten  erfolglose  feindl.  Gegen= 
angriffe.  Auf  dem  Nordufer  des  Belbek  gelang  es,  bis  zum  Nordufer  der  Kis= 
sekschlucht  und  an  das  Drahthindernis  des  Flakstandes  vorzustolien.  Siidl.  da= 
von  wurde  nach  Abwehr  mehr.  Feindangriffe  die  Hohe  608  und  das  Gelande 
zwischen  dieser  Hohe  und  Neuhaushohe  genommen.  Feindl.  Angriffe  bei 
Waldkreuz  wurden  abgeschlagen  und  Feindreste  im  Hintergelande  vernichtet. 
Ein  auf  die  rum.  Div.  vorgefiihrter  Panzerangriff  scheiterte  unter  Vernichtung 
zweier  Feindpanzer.  Der  Aufmarsch  der  170. 1.D.  wird  durch  zahlreiche  Minen= 
felder  sehr  erschwert. 

NordUch  Taganrog  stark,  feindl.  Artl.=Feuer  und  rege  feindl.  Fliegertatig= 
keit,  besonders  auf  die  Ausladebahnhofe.  Siidostw.  Isjum  wurde  ein  Versuch 
des  Feindes,  den  Donez  zu  iiber schreiten,  zuriickgewiesen.  Westl.  Kupjansk 
vergebl.  Aufkl.=VorstoJ3e  mit  Panzern,  wobei  3  fdl.  Panzer  vernichtet  wurden. 
Nordostw.  Charkow  erreichten  die  vorgehenden  Telle  die  Strafie  Oltschowatka 
—  10  km  ostw.  Nikolajewka.  Nordwestl.  davon  wurde  von  den  iiber  Schebe= 
kono  vorstofienden  eigenen  Kraften  die  Gegend  Ruskaja  erreicht.  Feind  wich 
hier  zuriick. 


1     Kdr.  der  Division  war  General  Munoz  Grandes. 
428 


i6.  Juni  1942 

H.Gr.  Mine: 

Nordostw.  Bolchow  Feindteile  auf  Westufer  der  Oka.  Angriffe  auf  Trub= 
schewsk  und  ostw.  davon  wurden  von  ung.  Kraften  abgewiesen.  Die  Kessel 
nordl.  Brjansk  und  siidl.  Jelnja  wurden  weiterhin  verengt.  Am  14.  6.  starkere 
feindl.  Fl.=Angriffe  auf  Smolensk  und  umliegende  Bahnhofe. 

H.Gr.  Nord: 

Nordwestl.  Cholm  gingen  eign.  Panzerkrafte  nach  Norden  vor  und  nahmen 
einige  Orte.  Nordl.  Ilmensee  wurden  im  Raum  Jamno  Durchbruchversuche 
des  Feindes  abgewehrt.  Im  Wolchow=Kessel  traten  die  Div.en  zum  konzen= 
trischen  Angriffe  gegen  stark  befestigte  Feldstellungen  zwischen  den  Siimpfen 
an. 

Nachtrag  zum  Kampf  im  Raume  ostw.  Charkow:  Die  Zahl  der  seit  Beginn 
des  Angriffs  siidl.  Woltschansk  eingebrachten  Gefangenen  hat  sich  auf  24  joo 
erhoht.  266  Panzer  und  13  Panzerspahwagen  wurden  abgeschossen,  208  Ge= 
schiitze  wurden  erbeutet  bzw.  vernichtet. 

Finnland  (14.  6.) 

Siidostfront:  An  alien  Fronten  ruhiger  Tagesverlauf. 

Nordostfront  (AOKLappland):  Im  Raume  westl.  Kandalakscha  wurde  eine  feindl. 
Abteilung  eingeschlossen  und  verniditet,  Der  Feind  verlor  42  Tote,  yo  Verwundete 
und  6  Gefangene  und  eine  Anzahl  Waffen.  Im  iibrigen  ruhiger  Verlauf  des  Tages. 

Panzerarmee  Afrika  (15.  6.) 

Feind  versuchte  in  der  Nacht  vom  14.  zum  15.  6.,  Krafte  auf  der  Via  Balbia  nach 
Tobruk  zuriidczufiihren.  Durch  Vorstofi  der  DAK  westl.  Acroma  bis  zur  Kiiste 
wurde  der  Weg  nadi  Tobruk  verlegt.  Im  Verlauf  des  Tages  versuchte  der  Gegner 
erfolglos,  in  verzweifelten  Angriffen  von  Westen  und  Osten  den  Weg  nach  Tobruk 
nordwestl.  Acroma  freizukampfen.  XXI.  AK.  offnete  die  Gazala=Front  von  Westen 
und  ist  bis  15.  6.  abends  in  Gegend  ostw.  der  Flugplatze  Gazala  vorgedrungen, 
^o.  engl.  Div.  versuchte  in  Nacht  vom  14.  zum  15.  6.  mit  starken  Teilen,  im  Abschn. 
des  X.  AK.  nach  Siiden  durchzubrechen.  Die  Angriffe  wurden  im  wesentlichen  unter 
hohen  blutigen  Verlusten  fiir  den  Feind  abgewiesen.  300  Gefangene  wurden  ein= 
gebracht,  400  Kraftfahrzeuge  vernichtet. 

Die  Panzerarmee  trat  nach  Einschlieliung  der  Gazala=Front  zur  Verfolgung  iiber 
El  Adem  in  ostwartiger  Richtung  an. 

Die  im  Siidteil  des  Vorfeldes  der  Festung  Tobruk  im  Raum  von  El  Adem  von 
Teilen  der  5.  ind.  Div.  hartnackig  verteidigten  und  stark  befestigten  Wiistenforts 
wurden  in  den  Abendstunden  gestiirmt.  Uber  800  Gefangene  wurden  eingebracht, 
eine  Anzahl  Geschiitze  und  anderes  Kriegsmaterial  erbeutet.  Trotz  zahlreicher 
feindl.  Bombenangriffe  wurde  bis  15.  6.  abends  weiter  nach  Osten  Raum  gewonnen. 

Der  Gegner  setzte  im  Laufe  des  15. 6.  seine  Panzerverbande  aus  dem  Raum 
ostwarts  Tobruk  weiter  nach  Osten  ab. 

In  der  Nacht  vom  12.  zum  13.  6.  veriibten  brit.  Sabotagetrupps,  die  zum  Teil  mit 
deutschen  Uniformen,  Fahrzeugen  und  Ausweisen  versehen  waren,  Anschlage  auf 
Flugplatze  in  Gegend  Derna=Barce=Benina.  Mehr.  Flugzeuge  wurden  zerstort,  eine 
Halle  in  Brand  gesteckt.  Ein  Sabotagetrupp  —  dabei  ein  Offizier  in  deutscher  Uni= 
form  —  wurde  gefangen  genommen,  eine  Camionette  mit  Sprengmaterial  erbeutet. 

429 


B.  Kriegstagebuch 

17.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

[Fuhrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Der  rum.  Vizeministerprasident  hat  dem  Dt.  Gesandten  in  Bukarest  am 
22.  5.  eine  Verbalnote  iiberreicht,  in  der  die  rum.  UngewilBheit  und  Sorge 
gegeniiber  der  Kampfkraft  der  Nachbarn,  insbesondere  Ungarns,  zum  Aus= 
druck  gebracht  wird.  Es  werden  aufierdem  bestimmte  Materialwlinsche  zur 
Verbesserung  der  rum.  Riistung  geaufiert.  Das  Ausw.  Amt  erhalt  Unterlagen 
fiir  die  Beantwortung  der  rum.  Note. 

Meldung  der  Pz.Armee  Afrika  vom  17.  6.,  10  Uhr,  iiber  die  Kampfe  um  die 
Ain=el=Gazala=Stellung  und  die  Umgruppierung  der  Krafte  fiir  den  Angriff 
auf  Tobruk.  Nach  Meldung  des  Gen.  v.  Rintelen  hat  das  Comando  Supremo 
sich  mit  dem  Angriff  im  abgekiirzten  Verfahren  auf  Tobruk  einverstanden 
erklart,  jedoch  will  es  eine  Abnutzungsschlacht  vermieden  wissen.  Gen.Oberst 
Cavallero  sei  der  Ansicht,  dafi  man  sich  vor  Tobruk  nicht  festbeifien  konne, 
um  die  Durchfiihrung  des  Unternehmens  „Herkules''  nicht  zu  gefahrden.  Die 
Uberfiihrung  der  am  12.  6.  von  der  Panzerarmee  vordinglich  angeforderten 
Verstarkung  von  8  000  Mann  macht  Schwierigkeiten,  da  ausreichender  Luft= 
transportraum  fehlt  und  die  Aufhebung  des  vom  Fuhrer  erlassenen  Verbots 
der  Beforderung  von  Mannschaft  auf  beladenen  Transportschiffen  von  Gen. 
v.  Rintelen  im  Hinblick  auf  die  ungeklarte  Lage  um  Malta  nicht  befiirwortet 
werden  kann. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Siid: 

SewastopoUFront :  Der  Feind  verteidigt  sich  weiterhin  zah.  Wegen  Durchfiih= 
rung  der  Umgruppierung  keine  grofieren  eigenen  Kampfhandlungen.  Im  Vor= 
stoii  konnte  die  Hausergruppe  siidl.  Fort  Stalin  genommen  werden.  Rum. 
Krafte  gingen  im  Angriff  nach  Westen  bis  nach  Hof  Marindsky  vor.  Siidl. 
davon  warfen  Teile  der  72. 1.D.  den  Feind  von  den  beherrschenden  Adlerhohen 
und  hielten  diese  gegen  feindUche  Angriffe. 

An  der  iibrigen  Front  der  H.Gr.  waren  wegen  starken  Gewitterregens  bei 
27  Grad  Warme  die  Wege  stark  aufgeweicht,  so  dafi  Bewegungen  von  mot. 
Fahrzeugen  aufierst  schwierig  sind.  Westl.  Kupjansk  wurden  Bereitstellungen 
des  Gegners  zerschlagen.  Nordl.  davon  schanzt  der  Gegner  am  Ostufer  des 
Burluk  und  f iihrt  Verstarkungen  heran.  Angriffe  auf  die  nordostw,  Woltschansk 
vorgeschobenen  Teile  wurden  bei  Ruskaja  abgewiesen. 

H.Gr.  Mine: 

Die  Verengung  der  Kessel  geht  weiter.  Nordl.  Brjansk  stiefien  eign.  Krafte 
nach  Norden  vor.  Siidl.  Jelnja  wurden  in  ziigigem  Vorgehen  nach  Siiden  mehr. 

430 


I/.  Juni  1942 

Orte  genommen.  Teilen  der  Feindgruppe  Below  gelang  es,  den  Siidrand  des 
Kessels  zu  durchbrechen  und  iiber  die  RoUbahn  nach  Siiden  zu  entweichen. 
Eine  stark.  Gruppe  (mot.)  eign.  Krafte  ist  zur  Verfolgung  des  Gegners  ange= 
setzt.  Nordwestl.  Wjasma  gingen  eign.  Krafte  nach  Westen  vor  und  nahmen 
mehr.  Orte.  Sonst  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Nord: 

Westl.  Cholm  gelang  es,  durch  weiteren  Vorstoli  die  Stellung  zu  verbessern. 
Siidostw.  Staraja  Russa  wurde  im  Polatal  ein  starker  feindlicher  Angriff  ab= 
gewiesen.  Westl.  davon  im  Lowat=Tal  gelang  dem  Gegner  ein  Einbruch  in 
die  eign.  Stellung.  Durch  Gegenstofi  wurde  er  wieder  herausgeworfen.  Am 
Oberlauf  des  Parusja  wurde  von  eigenen  nach  Siiden  vorstofienden  Gruppen 
Wekschina  genommen.  Nordl.  des  Ilmensees  wurde  bei  einem  feindl.  Panzer= 
angriff  westl.  Jamno  10  Panzer  abgeschossen.  Ausbruchsversuche  aus  dem 
Kessel  wurden  durch  eign.  Gegenangriffe  zerschlagen. 


Finnland  (15.  6.) 

An  der  Siidostfront  und  bei  AOK  Lappland  ruhiger  Verlauf  des  Tages. 


Panzerarmee  Afrika  (16.  6.) 

Der  von  Siiden  gegen  die  tiefe  Flanke  der  Gazala=Stellung  gefiihrte  Angriff 
traf  auf  die  im  Raum  westl.  Tobruk  stehenden  Krafte  des  brit.  XIII.  Korps,  das 
zur  Zeit  des  Angriffs  aus  der  1.  Pz.Div.,  der  1.  siidafrikanischen  und  der  ^o.  engl. 
Div.  bestand. 

In  den  harten  Kampfen  siidl.  und  westl.  Acroma  wurden  bis  14. 6.  die  brit. 
Panzerverbande  zerschlagen.  Nachdem  die  nicht  mehr  einsatzfahige  1.  Pz.Div.  in 
der  Nadit  vom  14.  zum  15.  6.  42  das  Schlachtfeld  verlassen  mu6te,  erfolgte  der 
Vorstofi  des  DAK  iiber  die  Via  Balbia  zur  Kiiste. 

Bei  den  Kampfen  zwischen  Acroma  und  Bir  el  Tamar  wurden  auSerdem  Krafte 
in  Starke  einer  Inf.Brig.  vernichtet.  Die  Zerschlagung  einer  weiteren  Brig,  erfolgte 
bei  dem  Durchbruchsversuch  der  50.  englischen  Div.  nach  Siidwesten.  Die  150.  Brig, 
wurde  bereits  bei  den  Kampfen  um  Got  el  Ualeb  vernichtet. 

Bei  den  Kampfen  um  Acroma  und  bei  dem  Versuch,  nach  Osten  durchzubrechen, 
wurde  auch  die  1.  siidafrikanische  Div.  schwer  angeschlagen.  Ihre  Verluste  betragen 
Mindeststarke  von  2  Brig. en. 

Insgesamt  wurden  bei  den  Kampfen  um  die  Gazala=Stellung  iiber  6  000  Ge= 
fangene  gemacht,  224  Panzer,  85  Geschiitze  sowie  eine  groI3e  Anzahl  Kriegsmaterial 
erbeutet  bzw.  vernichtet. 

Nach  der  Vemichtung  der  brit.  Krafte  im  Raum  westl.  und  siidl.  Tobruk  hat  die 
brit.  Fiihrung  die  restlichen  schwer  angeschlagenen  Divisionen  in  das  libysch=agyp= 
tische  Grenzgebiet  zuriickgenommen.  Sie  werden  dort  gegenwartig  gesammelt  und 
neu  geordnet.  Nach  Beendigung  der  Kampfe  um  die  Gazala=Steliung  gruppiert 
Pz.Armee  Afrika  sich  neu  um.  Bei  den  Kampfen  im  Festungsvorfeld  nahm  eine 
dtsch.  Pz.Div.  einige  sich  zah  verteidigende  Festungsstiitzpunkte  siidostw.  Tobruk 
in  Besitz. 


431 


B.  Kriegstagebuch 

18.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Der  Fuhrer  befiehlt  dem  Reichsminister  fur  Bewaffnung  und  Munition  die 
Durchfiihrung  der  fiir  Norwegen  befohlenen  Baumafinahmen  mit  alien  Mitteln 
in  der  kiirzesten  Zeit,  da  sie  kriegsentscheidend  sind. 

Der  Fuhrer  befiehlt,  dafi  Personen  deutscher  Herkunft,  die  in  Sabotage= 
trupps  in  fremder  oder  deutscher  Uniform  oder  in  Zivil  gefangen  werden, 
nicht  sofort  niedergemacht,  sondern  grundsatzlich  sofort  dem  Sicherungs= 
dienst  iibergeben  werden,  damit  sie  iiber  ihre  Beziehungen  und  Hintermanner 
vernommen  werden  konnen. 

Die  Zahl  der  angefertigten  Flakwaffen  vermehrt  sich  dauernd,  wahrend 
ihre  personelle  Besetzung  durch  die  Luftwaffe  nicht  moglich  ist.  Der  Fuhrer 
genehmigt  daher  den  Antrag  des  Ob.d.L.  zur  Aufstellung  von  „Alarmflak= 
batterien''  im  Heimatkriegsgebiet,  in  den  besetzten  Gebieten  sowie  in  Dane= 
mark  und  Norwegen,  zu  deren  personeller  Besetzung  neben  der  Luftwaffe 
auch  Truppen  und  Dienststellen  des  Heeres  und  der  Kriegsmarine  heran= 
gezogen  werden  konnen,  soweit  sie  nicht  durch  andere  Aufgaben  gebunden 
sind. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid: 

SewastopoUFront:  Die  nordl.  angreifenden  eign.  Krafte  haben  im  schnellen 
Vorstofi  nach  Siiden  Bastion  „Maxim  Gorki'',  „Molotow'',  „Tscheka'',  „G.P.U/', 
„Sibirien''  und  „Wolga''  genommen.  Bei  Briickenkopf  Ljubimowka  weiterhin 
zaher  Feindwiderstand.  Weiter  ostw.  nahm  eig.  vorstofiende  Abteilung  das 
alte  Fort.  Das  fdl.  Artl.=Feuer  verstarkt  sich.  Rum.  Krafte  sind  zum  Angriff 
auf  die  Fufisteighohe  angetreten.  Fdl.  Flankierungsf euer  auf  die  vorgeschobenen 
Telle  bei  Adlerhohe  aus  Gegend  westl.  Kadykowka.  Feind  schiebt  von  Norden 
her  im  Kw=Transport  Krafte  an  die  Sapun=Hohe  vor. 

Kertsch:  In  vergangener  Nacht  feindl.  Erkundungsvorstofie  auf  breiter 
Front  gegen  Halbinsel  Kertsch  von  Norden  her.  Gelandete  Feindgruppe  —  etwa 
24  Mann  —  stidostw.  Kap  Tachran  vernichtet.  Ein  grofies  Landungsboot  zum 
Sinken  gebracht.  Feindaktion  abgeschlossen.  Nach  vorliegenden  Meldungen 
soUen  am  15.  6.  in  Noworossijsk  aus  Sewastopol  6  Transporter  mit  Archiven, 
Kunstschatzen  der  Museen,  Verwundeten  und  beschadigten  Flugzeugen,  Fern= 
kampfgeschiitzen  und  Flak  eingetroffen  sein. 

Beim  Militarrat  in  Moskau  unter  Vorsitz  Stalins  vom  10.— 12.  6.  wurde 
beschlossen,  Angriffshandlungen  nicht  zu  forcieren,  hingegen  alles  fiir  Defen= 
sive  vorzubereiten.  Umgruppierung  auf  neue  Defensive=Linie  Rostow— Don— 
Wolga  zur  Abschirmung  des  Kaukasus,  Einsetzung  neuer  junger  Komman= 
danten. 


432 


i8.  Juni  1942 

Nordl.  Taganrog  bei  slow.  Div.  wurden  Feindangriffe  abgewiesen.  Im 
Raum  Debalzewo  und  nordl.  davon  stark,  feindl.  Artl.=Feuer.  Bei  Isjum  setzt 
der  Feind  seine  Schanzarbeiten  fort.  Es  sollen  hier  eine  Pz.Div.  und  3  mot. 
Artl.=Rgt.er  neu  eingetroffen  sein.  Starker  Verkehr  auf  den  Bahnlinien  im 
Raume  Kupjansk.  Nach  Feindnachrichten  sollen  hier  8  verschiedene  Div.en, 
6  Kav.Div.en  und  viel  Artl.  eintreffen.  Westl.  Waluiki  stark.  Feindansamm= 
lungen  mit  Panzern.  Das  Wetter  im  H.Gr.  Bereich  ist  bei  +  22—28  Grad,  im 
Siiden  leicht  bewolkt,  Wege  befahrbar,  in  der  Mitte  teilw.  aufheiternd,  Wege 
im  Abtrocknen,  im  Norden  Wege  durch  anhaltenden  wolkenbruchartigen  Regen 
verschlammt,  fiir  Kfz.  teilw.  nicht  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Ausbruchsversuche  aus  dem  Kessel  nordwestl.  Djatkowo  abgewiesen.  Siid= 
westl.  Djatkowo  ist  Gefecht  mit  Partisanen  im  Gange.  Westl.  Kirow  ver= 
suchten  aus  dem  Raum  siidl.  Jelnja  durchgebrochene  Feindteile  der  Gruppe 
Below  den  Snoppot  bei  Petrowskoje  zu  iiberschreiten.  Sie  wurden  zuriick= 
gewiesen.  Der  Kessel  siidl.  Jelnja  wird  weiter  verengt.  Nordostw.  Rshew  griff 
Feind  nach  starker  Art.=Vorbereitung  und  Fliegerangriffen  mit  300  Bomben 
mehrmals  die  eign.  Stellungen  mit  Panzern  an.  Er  wurde  abgeschlagen. 
350  Tote,  7  Panzer  erledigt.  Auch  ein  feindl.  Angriff  nordwestl.  Wjasma  war 
erfolglos. 

H.Gr.  Nord: 

Nordl.  und  nordwestl.  Cholm  stiefien  eign.  Krafte  weiter  nach  Norden 
vor.  Gr.  Meindl  nahm  im  weiteren  Vorgehen  nach  Siiden  einen  Ort  an  der 
Strafie  Staraja  Russa— Cholm  etwa  ^o  km  siidl.  Staraja  Russa  nordl.  des 
Perusje=Oberganges.  Nordl.  des  Ilmensees  wiederholten  sich  auch  gestern 
wieder  die  erfolglosen  Angriffe  des  Feindes  mit  Panzern  von  Osten  gegen  die 
Abschniirungsfront.  Der  Kessel  wurde  weiter  verengt. 


Finnland  (16.  6.) 

Finn.  Front:  Ostw.  des  Onega=Sees  baut  Feind  in  Bile  die  Stralie  Pudosdi— Kar= 
gopol  aus.  Auf  dem  See  nordl.  Maselskaja  Schiffsverkehr.  Nach  Gefangenen= 
aussagen  gehen  tagl.  2—3  Evakuierungsziige  nach  Ladoga  ab.  Auf  den  Fronten  keine 
besonderen  Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (17.  6.) 

Im  Kampf  um  das  Festungsvorfeld  mit  seinen  zahlreichen  zur  Verteidigung  aus= 
gebauten  stark  befestigten  Stiitzpunkten  wurde  ein  Hauptstiitzpunkt  im  Raum 
El  Adem  am  17.  6.  42  f  riih  genommen.  Ein  Durchbruchsversuch  des  eingeschlossenen 
Gegners  aus  diesem  Stiitzpunkt  in  der  Nacht  vom  16.  zum  17. 6.  wurde  unter 
hohen  Verlusten  fiir  den  Feind  im  wesentlichen  abgewiesen.  Die  Zahl  der  Ge= 
fangenen  betrug  iiber  500.  Weitere  Stiitzpunkte  wurden  im  Laufe  des  17.  6.  ein= 
geschlossen.  Aufklarungskrafte  stie6en  zwischen  den  Stiitzpunkten  bis  zum  Festungs= 

433 


B.  Kriegstagebuch 

giirtel  vor.  Vor  Westabschnitt  der  Festung  besetzten  Italiener  Stellungen  im  Raum 
siidostwarts  bis  nordostw.  Acroma. 

Zur  Gewinnung  und  Sicherstellung  der  fiir  den  beabsichtigten  Angriff  gegen 
Tobruk  erforderlichen  Riickenfreiheit  sowie  zur  Ausschaltung  des  Einsatzes  feindl. 
Luftwaffe  von  den  Flugplatzen  um  Gambut  stiefien  am  17.  6.  nachmittags  DAK 
und  Pz.Div.  „Ariete"  in  ostw.  Richtung  auf  Gambut  und  siidl.  vor.  In  ziigigem 
Vorgehen  warfen  sie  die  in  breiter  Front  eingesetzte  7.  Pz.Div.  nach  Osten  zuriick 
und  erreichten  den  Raum  siidl.  Gambut.  Die  Operationen  dauerten  bis  in  die 
Abendstunden. 


19.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Vor  Sewastopol  ist  die  Kraft  des  Feindes  nordlich  der  Sewernaja=Bucht  im 
wesentlichen  gebrochen.  Das  LIV.  AK.  hat  mit  seiner  Mitte  das  Nordufer 
der  Bucht  erreicht,  jedoch  halt  der  Feind  vor  dem  linken  Fliigel  des  Korps 
und  an  der  gesamten  Ostfront  der  Festung  seine  Stellungen. 

Das  OKW  erklart  sich  damit  einverstanden,  dal?  nach  der  Einnahme  von 
Sewastopol  das  Gen.Kdo.  XXXXII.  AK.  den  Befehl  auf  der  Krim  einschl.  der 
Engen  von  Perekop  und  Genitschesk  iibernimmt  und  hierfiir  Befehlsbefugnisse 
gemai2  der  Weisung  40  erhalt. 

Der  Lw.Fu.Stab  meldet  Vorbereitungen  fiir  eine  Unterbrechung  der  Energie= 
versorgung  des  Riistungsbezirkes  Mittlere  Wolga. 

Meldung  des  OB  Siid,  GFM  Kesselring,  zur  Lage  in  Nordafrika. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront :  In  harten  Kampfen  wurde  der  Widerstand  des  Feindes 
in  Briickenkopfstellung  bei  Ljubimowka  gebrochen.  Trotz  starken  feindl. 
Widerstandes  wurde  die  Batteriestellung  bei  Schischkowka  erstiirmt  und  die 
Gegend  Westrand  Bartenjewka  erreicht.  Telle  der  Nachbardiv.en  durchstief^en 
den  Ort  Bartenjewka  und  stehen  an  den  Befestigungsanlagen  siidl.  davon. 
Vernichtung  der  im  Werk  „Maxim  Gorki'"  eingeschlossenen  Feindteile  durch 
Sprengung  im  Gange.  22.  I.D.  nahm  die  Befestigungswerke  „Donez''  und 
westl.  davon  und  erreichte  in  unaufhaltsamen  Vorwartsstiirmen  das  Nordufer 
der  Sewernaja=Bucht.  Siidostw.  Fort  „ Stalin''  wurden  die  in  den  friihen  Mor= 
genstunden  bis  in  Gegend  Zielpunkt  642  vorgedrungenen  Feindteile  in  Starke 
von  3  Batl.en  zuruckgeschlagen  und  zum  grofiten  Teil  vernichtet.  Der  Feind 
halt  mit  starken  Kraften  die  Judennase  und  die  Stellung  siidl.  Waldkreuz. 
Eign.  Artl.  nahm  stark.  Ansammlung  siidl.  Waldkreuz  unter  Feuer.  Der  An= 
griff  der  rum.  Truppen  gewann  gegen  zahen  Feindwiderstand  nur  langsam 
Boden.  Auch  die  bis  Adlerhohe  vorgeschobenen  Feindteile  wurden  im  Vor= 
gehen  durch  flankiertes  Feuer  von  Norden  und  Siiden  stark  behindert. 

434 


19.  Juni  1942 

Nordl.  Taganrog  stark,  fdl.  Artl.=Feuer.  Es  wurden  auffallend  viele  Blind= 
ganger  beobachtet. 

Ostw.  Charkow  wurden  auf  der  Strafie  ostw.  Kupjansk  eine  Kolonne  von 
etwa  100  bis  150  Panzern  beobachtet.  Bahnverkehr  von  Kupjansk  nach  Nor= 
den  sehr  stark.  Auf  dem  Nordfliigel  der  H.Gr.  starkes  fdl.  Artl.=Feuer.  Das 
Wetter:  im  ganzen  Bereich  bei  +  22—25  Grad,  wechselnd  bewolkt,  StraSen 
im  Abtrocknen. 

H.Gr.  Mitte: 

Der  Kessel  hart  westl.  der  Strafie  Djatkowo  ist  vom  Feinde  gesaubert. 
Siidl.  Jelnja  wurde  der  Feind  weiterhin  zusammengedrangt.  Einzelne  Telle 
der  Gruppe  Below  haben  das  Waldgelande  westl.  Kirow  erreicht.  Die  von 
der  Truppe  beobachtete  Raumung  der  feindl.  Minensperre  nordwestl.  Kirow 
lafit  vermuten,  daii  die  10.  russ.  Armee  versuchen  wird,  der  Gruppe  Below 
den  Weg  zu  offnen.  Angriffe  siidwestl.  Sytschewka  wurden  abgewiesen.  Bei 
Demidoff  wurde  beim  Gegner  Verwendung  amerikanischer  Artl.=Munition 
festgestellt. 

H.Gr.  Nord: 

Nordl.  Cholm  wurde  das  neugewonnene  Gelande  vom  Feind  gesaubert. 
Nordl.  des  Ilmensees  weitere  erfolgreiche  Bekampfung  der  im  Wolchow=Kessel 
eingeschlossenen  Feindteile. 

Finnland  (18.  6.) 

An  alien  Fronten  normaler  Tagesverlauf.  In  den  riickw.  Gebieten  des  Uhtua= 
Abschnitts  Partisanentatigkeit. 

An  verschiedenen  Stellen  der  Nordostfront  ereigneten  sich  Waldbrande,  die 
auf  der  russ.  Seite  teilw.  Minenfelder  und  Kampfanlagen  zerstorten. 

Panzerarmee  Afrika 

Nach  Erreichen  des  Gebietes  von  Gambut  und  siidwestl.  verblieben  Teile  der 
Panzerarmee  am  18.  6.  in  diesen  Raumen.  Sauberungsaktionen  erbrachten  weiter 
400  Gefangene  sowie  gro6e  Versorgungslager.  Der  Ring  um  die  Festung  Tobruk 
wurde  durch  Vorsto6  iiber  die  Via  Balbia  nadi  Norden  —  ostw.  des  Festungs= 
giirtels  —  geschlossen.  Die  Festung  ist  eingeschlossen,  Stra6en=  und  Eisenbahn= 
verkehr  unterbrochen.  10  Panzer  abgeschossen,  15  Flugzeuge  und  zahlreiches  anderes 
Kriegsmaterial  erbeutet.  500  Gefangene  eingebracht. 


20.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  auf  dem  Obersalzberg] 

Die  H.Gr.  Sud  hatte  fiir  den  Angriff  „Fridericus  IP'  (vgl.  14.  6.)  das  III.  (mot.) 
AK.  siidl.  der  44.  Div.  angesetzt.  Der  Fuhrer  war  hiermit  nicht  einverstanden 
und  hatte  im  Hinblick  auf  die  vor  der  44.  Div.  stehenden  starken  Feindkrafte 

435 


B.  Kriegstagebuch 

den  Ansatz  des  III.  (mot.)  AK.  weiter  nordlich  gewunscht.  Hierauf  meldete 
die  H.Gr.  Siid,  dafi  bei  einem  Ansatz  des  III.  (mot.)  AK.  weiter  nordlich^ 
ungefahr  in  der  Gegend  von  St.  Burluk,  der  schwierige  Ubergang  iiber  den 
Burluk  die  Gefahr  mit  sich  bringe,  dafi  das  Korps  wahrend  des  Uferwechsels 
von  den  in  der  Gegend  nordlich  Oltschowatka  zusammengezogenen  feind= 
lichen  Panzerkraften  angegriffen  werde.  Hierdurch  konne  das  Erreichen  von 
Kupjansk  verzogert  und  die  Vereinigimg  mit  der  Gruppe  Isjum  in  Frage 
gestellt  werden.  GenStdH  schlofi  sich  dieser  Auffassung  an  und  wies  darauf 
hin,  dafi  „Fridericus  II"  so  rasch  wie  moglich  durchgefiihrt  werden  miisse,  um 
den  Beginn  der  Operation  „Blau  V  moglichst  friih  beginnen  zu  konnen. 
Anderungen  im  Ansatz  des  III.  (mot.)  AK.  wiirden  Zeitverlust  bedeuten. 
Der  Fuhrer  hat  daraufhin  dem  Vorschlag  der  H.Gr.  Siid  zugestimmt.  Fiir  den 
Beginn  von  „Fridericus  IV  wird  der  22.  6.  festgesetzt. 

Dem  Fuhrer  wird  eine  Lagebeurteilung  der  11.  Armee  mit  Stellungnahmen 
der  H.Gr.  Siid  und  des  GenStdH  vorgelegt.  (In  den  Akten  WFSt/Op.  (H): 
GenStdH/Op.Abt.  I  S  420400/42  g.K.  Chefs,  v.  19.  6.) 

OKH  erhalt  den  Befehl,  einen  „General  zur  Uberwachung  der  Manneszucht'' 
fiir  den  Bereich  des  WB.  Ukraine  aufzustellen. 

Nachdem  bereits  am  24.  3.  42  vom  Chef  OKW  die  Entlassung  der  nachsten 
Angehorigen  verwundeter  oder  gefallener  Freiwilliger  der  franz.  oder  wallo= 
nischen  Legion  aus  der  deutschen  Kriegsgefangenschaft  befohlen  worden  ist, 
wird  nunmehr  gemafi  einem  Antrag  von  GenStdH/O.Qu.  IV  vom  10.  6.  be= 
stimmt,  dafi  auch  die  Angehorigen  solcher  Legionare  zu  entlassen  sind,  die 
mit  dem  EK.  ausgezeichnet  wurden  oder  sich  sonst  an  der  Front  besonders 
bewahrt  haben. 

D^y  Fuhrer  kehrt  iiber  Miinchen  nach  „Wolfsschanze''  zuriick. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Siid: 

SewastopoUFront:  Die  westl.  Bartenjewka  noch  haltenden  Feindreste  wur= 
den  in  energischem  Stofi  geworfen.  Stofitrupps  drangen  in  die  Stellungen  des 
Kampfstandes  „Lenin''  ein.  Kampfe  hier  und  im  Nordfort  noch  im  Gange. 
Siidl.  Bartenjewka  Hauserkampf  in  der  Vorstadt.  Das  Trockendock  und  das 
Werkgelande  siidostw.  davon  wurde  genommen.  Mehr.  erfolglose  Angriffe 
westl.  der  Judennase  wurden  abgewehrt.  Im  Siiden  wurden  Angriffe  auf  die 
Hohe  nordl.  Kadykowka  abgewiesen. 

Absichten:  Fortsetzung  des  Angriffs  auf  die  Befestigungen  „Lenin''  und 
Inbesitznahme  der  Halbinsel  siidwestl.  Bartenjewka.  Inbesitznahme  der  Hohen 
ostw.  der  Sewastopol=Bucht  und  5  km  siidl.  davon,  um  die  russ.  Front  vor  dem 
rum.  Geb.Korps  zum  Einsturz  zu  bringen  und  so  die  Voraussetzung  fiir  den 
weiteren  Angriff  auf  den  inneren  Festungsgiirtel  zu  schaffen. 

436 


21.  Juni  1942 

Auf  dem  siidl.  Teil  der  H.Gr.  Slid  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Infolge 
starker,  z.  T.  wolkenbruchartiger  Regenfalle  konnte  die  Umgruppierung  siidl. 
Charkow  wegen  vollig  ungangbarer  Wege  nicht  durchgefiihrt  werden.  Ein 
Angriff  nordostw.  Charkow  zur  Begradigung  der  eigenen  Linie  wurde  mit 
Erfolg  durchgefiihrt.  Die  zwischen  Belgorod  imd  Woltschansk  vorgehenden 
eign.  Krafte  konnten  etwa  15  bis  20  km  Boden  nach  Nordosten  gewinnen.  Der 
vollig  uberraschte  Feind  leistete  nur  ortl.  zahen  Widerstand  und  ging  mit 
Mas  sen  nach  Nordosten  zuriick. 

H.Gr.  Mitte: 

Aufier  Partisanenkampfen  im  Raum  westl.  Djatkowo,  siidl.  Jelnja  und 
nordl.  der  Autobahn  Smolensk— Wjasma  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 
Zwischen  Demidoff  und  Welish  vermehrte  Bewegungen  beim  Feinde  beobach= 
tet.  Nach  Oberlauferaussagen  soUen  dort  groliere  Ablosungen  stattfinden. 

H.Gr.  Nord: 

Der  Feind  griff  die  neuen  Stellungen  nordl.  Cholm  an  und  wurde  ab= 
gewiesen.  Siidl.  Staraja  Russa  wurde  der  Angriff  der  Inf.=  und  mot.  Krafte 
nach  Siiden  zur  Erweiterung  des  Verbindungsschliissels  zwischen  X.  und  II.  AK. 
fortgesetzt.  Der  Feind  geht  nach  Siiden  zuriick.  Nordl.  Ilmensee  gelang  es  dem 
Gegner,  mit  mehr.  Panzern  in  die  Abriegelungsfront  einzubrechen.  Der  Durch= 
bruch  wurde  von  Siiden,  Westen  und  Norden  aufgefangen. 

Finnland  (18.  6.) 

An  Siidost=  und  Nordostfront  keine  besonderen  Meldungen. 

Panzerarmee  Afrika  (19.  6.) 

1.  Panzerarmee  stellt  sich  bis  zum  19.  6.  abends  zum  Angriff  gegen  die  Festung 
Tobruk  bereit.  Beginn  des  Angriffs  in  den  friihen  Morgenstunden  des  20.  6.  unter 
Ausnutzung  eines  Grofieinsatzes  der  Luftwaffenverbande. 

2.  Die  zusammengefafiten  Aufklarungskrafte  und  eine  ital.  Pz.Div.  sidiern  den 
Riicken  der  Panzerarmee  in  Gegend  Gambut  und  siidl.  und  treiben  bewaffnete 
Aufklarung  in  ostw.  und  siidostw.  Richtung  vor.  Der  Feind  fiihite  in  den  Nach= 
mittagsstunden  des  19.  6.  mit  starken  Aufklarungskraften  iiber  Bir  el  Gobi  nach 
Norden  vor. 

21.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgesdiiditlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  in  Munchen^] 

Vor  Sewastopol  treten  die  rum.  1.  Geb.Div.  und  die  170.  Div.  zum  Angriff 
auf  die  Fedjuchiny=Hohen  an.  Der  Angriff  des  linken  Fliigels  des  LIV.  AK. 
gegen  die  Hohen  bei  Gajtani  ist  fiir  den  22.  6.  vorgesehen. 

1     Notizen  Haiders: 

„Verngesprach  mit  Jodl  (OKW):  Beurteilung  der  Feindlage  mit  RUcksicht  auf 

437 


B.  Kriegstagebuch 

Die  Panzerarmee  Afrika  hat  am  Morgen  des  20.  6.  von  Siidosten  her  den 
Angriff  auf  Tobruk  begonnen  und  in  harten  Kampfen  die  Siidfront  der 
Festung  durchbrochen.  Am  Morgen  des  21.  6.  kapituUeren  die  restUchen  Teile 
der  Besatzung  von  Tobruk. 

[Stellungnahme  der  Ski.  zur  Forderung  des  Fiihrers  auf  Bereitstellung  einer 
operativen  U=Boot=Gruppe  im  Raum  der  Azoren  und  Madeiras  ^.J 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront :  Die  auf  dem  Westfliigel  vorgehenden  eigenen  Truppen 
nahmen  im  harten  Kampf  den  Kampfstand  „Lenin''  und  haben  den  Nordost= 
rand  der  Batteriezunge  erreicht.  Im  Nordfort  noch  harte  Kampfe.  Desgl.  in 
der  Vorstadt.  Nach  verzweifelter  Gegenwehr  wurde  der  Feind  im  ostl.  Teil 
der  Vorstadt  vernichtet  und  die  Kiiste  erreicht.  Vor  der  rum.  Front  scheint  der 
Feind  sich  mit  Teilen  abzusetzen.  Im  Siiden  und  Siidwesten  der  rum.  Stellun= 
gen  wurde  nach  Uberwindung  zahesten  Feindwiderstandes  die  Gegend  „altes 
Fort''  und  Denkmalsbriicke  erreicht.  Nordl.  Taganrog  starke  Feindbewegun= 
gen,  die  auf  Ablosung  schUefien  lafit.  Wetter  im  siidl.  Teil  der  H.Gr.  leicht 
bewolkt,  +  23  Grad,  Wege  fiir  alle  Fahrzeuge  befahrbar.  Siidostw.  Charkow 
schanzt  der  Russe.  Nordostw.  Charkow  versuchen  abgeschnittene  Feindteile 
im  Raum  nordl.  Schebekino  erbitterte  Ausbruchsversuche,  die  unter  starken 
Verlusten  fiir  den  Gegner  zuriickgeschlagen  wurden.  Wetter:  unbestandig, 
einzelne  Regenfalle,  Strafien  schwer  befahrbar. 

Im  Nordteil  der  H.Gr.  keine  Kampf handlungen.  Wetter:  wolkig,  teilw. 
Regenschauer,  windig  +  15  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidwestl.  Suchinitschi  eigener  erfolgreicher  Vorstofi.  Die  Eisenbahnbriicke 
hier  wurde  durch  feindl.  Artl.=Feuer  zerstort.  Nach  Gefangenenaussagen  soUen 
sich  im  Raume  westl.  Kirow  etwa  4000  Mann  unter  Fiihrung  des  Generals 
Below  befinden,  die  weiterhin  versuchen,  nach  Osten  durchzubrechen.  In  dem 
Kessel  nordl.  der  Rollbahn  Roslawl— Spas  Demenskoje  nur  schwache  Feind= 
krafte,  die  weiterhin  eingeengt  werden.  Bei  der  Sauberung  im  Raume  ostw. 
Smolensk  wurden  in  den  letzten  beiden  Tagen  350  Tote  und  Gefangene  ge= 
zahlt.  Ein  Feindvorstofi  nordl.  der  Rollbahn  Smolensk— Wjasma  wurde  ab= 
geschlagen.  Wetter:  Strafien  haben  sich  durch  Regenfalle  verschlechtert. 


moglichen  feindlichen  Angriff  am  22.  6.  —  Drangen  auf  Start  ,Blau'.  Rucksprache 
uber  Verteilung  der  Luftkrafte  bei  ,Blau'." 
2     Vgl.  hierzu  Auszug  aus  dem  KTB  des  B.d.U.  vom  21.  6. 42  im  Dokumenten= 
Anhang  Nr.  11. 

438 


22.  Juni  1942 

H.Gr.  Nord: 

Nordl.  und  nordwestl.  Cholm  wich  der  Feind  nach  Abbrennen  einiger  Ort= 
schaften  nach  Norden  aus.  Siidl.  StarajaRussa  folgten  eign.  Krafte  dem  iiber  die 
Redja  zuriickgehenden  Feind  nach  Osten.  Auch  siidl.  der  Verbindungsstelle 
griffen  eign.  Truppen  den  hier  noch  haltenden  Feind  an.  Angriffe  auf  die 
Nordwestfront  des  II.  AK.  wurden  abgewehrt.  In  der  Abriegelungsfront  ge= 
lang  es,  die  alte  Verteidigungslinie  wiederzugewinnen.  Vernichtung  der  ein= 
geschlossenen  Panzer  ist  im  Gange.  Schwierigste  Gelandeverhaltnisse  ver= 
zogern  den  konzentrischen  Angriff  auf  die  im  WoIchow=Kessel  sich  noch  zah 
verteidigenden  Feindreste. 


Finnland  (19.  6.) 

Sudostfront:  Nach  Gefangenenaussagen  beabsiditigt  der  Feind,  das  Kraftwerk 
Swirstroj  vor  dem  1.  JuU  zuriickzuerobern.  Er  soil  hierzu  ein  Panzerbatl.  neu  heran= 
gefiihrt  haben. 

Luftaufkl.  ergab  ebenfalls  Panzeransammlungen  in  dieser  Gegend.  Rege  Artl.= 
und  Spahtrupptatigkeit.  Drtl.  Angriffe  des  Feindes  wurden  abgewiesen. 

Nordostfront  (AOK  Lappland) :  Keine  besonderen  Meldungen. 


Panzerarmee  Afrika  (20.  6.) 

V3  der  Festung  Tobruk  einsdiliefilidi  Hafen  nadi  hartem,  vom  Morgengrauen 
bis  zum  spaten  Abend  dauernden  Kampf  genommen. 

Westteil  halt  sich  noch.  Mehrere  tausend  Gefangene,  70  Panzer,  uniibersehbares 
Material. 


22.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fiihrer  in  Berlin] 

2.15  Uhr  beginnt  die  1.  Pz.Armee  die  Operation  „Fridericus  IP". 

Vor  Sewastopol  tritt  der  linke  Fliigel  des  LIV.  AK.  mit  der  22.  und  50.  Div. 
sowie  der  rum.  4.  Geb.Div.  zum  Angriff  auf  die  Hohen  bei  Gajtani  an. 

Stellungnahme  des  Ob.d.L.  zu  dem  Vorschlag  des  GenStdH,  den  Angriff 
„Blau  V  zeitlich  unabhangig  zu  machen  von  dem  Ablauf  der  Kampfe  um 
Sewastopol.  Entscheidung  des  Fuhrers  hierzu. 

Die  H.Gr.  Sud  meldet,  dafi  der  la  der  23.  Pz.Div.  am  19.  6.  auf  einem  Fluge 
abgeschossen  wurde.  Hierbei  ist  ein  Befehl,  der  den  Ansatz  des  XXXX.  Pz.= 
Korps  und  seiner  Nachbarn  bei  „Blau  V  enthielt,  wahrscheinlich  in  Feindes= 
hand  gef alien  ^ 

Der  Ob.d.L.  und  der  Chef  H.RUst  u.  BdE  erhalten  Befehl,  die  Ausriistung  der 

1  Dies  war  der  Anlafi  zu  dem  Befehl  „Der  FUhrer/OKW/WFSt./Op.Nr.  002252/42 
g.Kdos."  vom  12.  JuU  1942,  abgedruckt  in:  Der  Ziueite  Weltkrieg  in  Bildern  und 
Dokumenten;  hrsg.  von  Hans=Adolf  Jacobsen  und  Hans  Dollinger,  Miinchen— 
Wien— Basel  (Verlag  Kurt  Desch),  Bd.  II,  a.962,  S.  373. 

459 


B.  Kriegstagebuch 

vom  1.  7.  an  zur  Ostfront  abgehenden  zweiten  Welle  der  rxim.  Kampfverbande 
zu  unterstiitzen.  (vgl.  17.  6.) 

Mitteilung  der  Zahl,  der  an  der  Ostfront  eingesetzten  ungarischen  und 
rumanischen  Verbande  fiir  das  Ausw.  Amt. 

Meldung  des  Dt.  Generals  b.  H.Qu.  d.  ital.  Wehrm.  iiber  die  Absichten  des 
ital.  Oberkommandos  in  Libyen. 

Der  Fiihrer  steht  dem  Unternehmen  „Herkules''  nach  wie  vor  ablehnend 
gegeniiber  und  ist  der  Ansicht,  dafi  die  Wegnahme  Maltas  auch  deshalb  nicht 
zweckmafiig  sei,  weil  die  Englander,  nur  solange  die  Insel  in  ihrem  Besitz 
sei,  zu  ihrer  Versorgung  dauernd  Geleitziige  einsetzen  mii6ten,  was  zu  einem 
empfindlichen  Verlust  an  Kriegs=  und  Handelsschiffen  fiihre.  Um  die  end= 
giiltige  Entscheidung  des  Fiihrers  herbeizufiihren,  wird  eine  Vortragsnotiz 
zusammengestellt,  die  alle  Griinde  fiir  und  gegen  das  Unternehmen  „Herkules" 
zusammenf  afit  ^. 

Der  Fuhrer  befiehlt,  dafi  der  Amtschef  Ausl/Abw  nach  Spanien  fliegt,  um 
die  Frage  des  Wechsels  in  der  Fiihrung  der  span.  „Blauen  Division"  direkt 
mit  dem  Staatschef  Franco  zu  klaren. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront:  Auf  der  Halbinsel  siidwestl.  Bartenjewka  wurden  weitere 
Stellungen  genommen.  Siidl.  Bartenjewka  wurde  nach  zahem  Hauserkampf 
teilw.  die  Gegend  siidl.  des  Nordforts  genommen.  Nordfort  selbst  in  eigener 
Hand.  Dort  200  Gefangene.  In  der  Vorstadt  wird  z.  T.  noch  zah  gekampft. 
Rum.  Verbande  gelangten  im  Vorstofi  nach  Westen  bis  zur  Schachbretthohe. 
Weiter  siidl.  wurde  das  alte  Fort  genommen  und  im  Verein  mit  deutschen 
Truppen  das  Hohengelande  siidl.  Nowi  Schulij  erreicht, 

Nordl.  Taganrog  beiderseitiges  Artl.=Feuer.  Bei  Jama  hat  der  Feind  5  Briik= 
ken  iiber  den  Donez  gebaut  und  seine  Flakstellungen  verbessert.  Siidl.  Isjum 
und  sudostw.  Charkow  griffen  russ.  Flieger  eign.  Krafte  in  der  Umgruppierung 
an.  Nordostw.  Charkow  wurden  gestern  bei  der  Sauberung  des  neu  gewonnenen 
Gelandes  946  Gefangene,  660  Tote  und  20  Geschiitze  gezahlt.  Am  nordl.  Teil 
der  H.Gr.  lediglich  geringe  Artl.=Tatigkeit.  Das  Wetter  im  Bereich  der  H.Gr. 
hat  sich  gebessert.  Temp,  zwischen  15  und  20  Grad,  wechselnd  bewolkt,  windig, 
Strafien  bef ahrbar,  nur  im  Raum  nordl.  Charkow  noch  aufgeweicht.  Dort  auch 
noch  einzelne  Regenfalle. 

2     Aus  dem  KTB  der  Ski.  vom  22.  Juni  ig42: 

„GFM  Rommel  beabsichtigt  Fortsetzung  der  Offensive.  Duce  will  Genehmigung 
hierzu  nicht  erteilen,  sondern  fiir  ,Herkules'  vorgesehene  Krafte  herausziehen. 
Fuhrer  wird  iiber  Dt.Gen.b.H.Qu.  der  ital.  Wehrmacht  und  evtl.  durch  Telefonat 
mit  Duce  freie  Hand  fiir  Rommel  erwirken  und  ist  der  Auffassung,  dafl  Durch= 
fiihrung  von  ,Herkules'  dann  erst  fiir  Ende  August  vorzusehen  ist." 

440 


22,  Juni  1942 

H.Gr.  Mine: 

Westsiidwestl.  Suchinitschi  griff  der  Feind  bis  zu  neunmal  in  Starke  von 
2—4  Batl.en  die  eigenen  Stellungen  an.  Nach  voriibergehendem  Einbruch 
wurden  samtliche  Angriffe  abgeschlagen.  Der  Feind  verier  hier  250  Tote. 
Ndrdl.  davon  im  Raume  Spas  Demenskoje  starkes  feindl.  Artl.=Feuer.  Die 
Sauberungsaktion  im  Raum  Djatkowo  hatte  vollen  Erfolg.  Die  Partisanen 
verloren  hier  919  Tote,  258  Gefangene.  2000  Einheimische  wurden  festgesetzt 
und  43  Lager  zerstort.  Bei  Juchnow  stark.  Feindansammlungen.  Wetter:  kiihl, 
bewolkt,  windig.  Im  Nordteil  der  H.Gr.  bei  anhaltendem  Regen  und  weiter 
verschlechterten  Strafien  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Nord: 

Eign.  Angriffe  von  der  Verbindungsstelle  siidl.  Staraja  Russa  nach  Siiden 
hatten  gegen  zahen  Feindwiderstand  Erfolg.  Bei  Jamno  gelang  es  dem  Gegner, 
nach  stark.  Artl.=Vorbereitung  in  die  Sperrlinie  einzubrechen.  Gleichzeitig 
wurde  von  Westen  her  nach  stark.  Artl.=Feuer  und  Panzerangriff  ein  Einbruch 
erzielt.  Lage  sehr  gespannt.  Im  iibrigen  wurde  durch  konzentrische  Angriffe 
in  den  Wolchow=Kessel  der  Feind  aus  verschiedenen  Sumpfstellungen  ge= 
worfen. 


Finnland  (20.  6.) 

Keine  besonderen  Ereignisse. 


Panzerarmee  Afrika  (21.  6.) 

Festung  Tobruk,  25  000  Mann  Besatzung,  mehrere  Generale  von  Panzerarmee 
genommen.  Uniibersehbare  Beute  an  Kriegsmaterial  und  VersorgungsgUtern.  Wei= 
tere  Meldungen  folgen. 


Panzerannee  Afrika  (22.  6.) 

Panzerarmee  Afrika  trat  am  20.  6.  am  friihen  Morgen  zum  Angriff  auf  Tobruk 
von  Siidosten  mit  DAK,  verstarkt  durch  V2  90.  lei.  Div.  rechts  und  XX.  AK,  links,  an. 

XXI.  AK.  tauschte  Angriff  von  Westen  vor,  wahrend  eine  Div.  des  X.  AK.,  mit 
Panzerkorps  dicht  auf folgend,  fiir  die  Besetzung  der  Stiitzpunkte  an  der  Durchbruchs= 
stelle  eingesetzt  war.  Zum  Schutz  der  Siidflanke  wurden  Aufklarungskrafte  und 
eine  Division  des  X.  AK.  sowie  Pz.Div.  „Littorio"  im  Raum  El  Adem  eingesetzt. 
Weitere  Aufklarungskrafte  und  90.  lei.  Div.  —  ohne  15.  Schiitzenbrig.  —  im  Raum 
Bardia  und  siidl. 

Die  Luftwaffe  unterstiitzte  den  Angriff  durch  Grolieinsatz  von  Bombern  und 
Sturzkampfverbanden,  Bereits  nach  zwei  Stunden  gelang  nach  heftigem  Kampf 
den  deutschen  Divisionen  ein  breiter  Einbruch  in  die  stark  ausgebauten  feindl. 
zweifachen  Bunkerlinien.  Die  deutschen  Angriffstruppen  stiefien  in  ziigigem  Vor= 
gehen  bis  zum  Mittag  zur  Wegegabel  Sidi  Mamut  (8  km  siidl.  Tobruk)  durch. 
Dabei  wurden  ^o  feindl.  Panzer  abgeschossen.  Der  Angriff  des  XX.  AK.  kam  nach 
Uberwindung  des  Minenfeldes  vor  der  ersten  Bunkerlinie  zum  Stehen.  Zur  Ver= 
meidung  weiterer  starker  Verluste  wurde  Panzerdiv.  „Ariete"  durch  die  Einbruchs= 


441 


B.  Kriegstagebuch 

stelle  des  DAK  gezogen  und  zum  Angriff  nach  Westen  hart  nordl.  der  Bunkerlinie 
eingesetzt. 

DAK  gewann  nach  Fortsetzung  des  Angriffs  am  Nachmittag  im  schnellen  Durch= 
stofi  die  Linie  Tobruk=Hafen— Fort  Solaro  (5  km  siidwestl.  Tobruk)— Fort  Pilastrino. 
Damit  waren  die  beiden  starksten  Forts  genommen. 

Feindliche  von  Panzern  unterstiitzte  Gegenstofie  wurden  erfolgreich  abgewiesen. 
Hierbei  weitere  Panzerkampfwagen  abgeschossen  und  erbeutet. 

Unter  dem  Eindruck  des  Durchbruchs  durch  die  stark  befestigte  Siidostfront 
der  Festung  ergaben  sich  bei  der  Fortsetzung  des  Angriffs  gegen  die  im  Riicken 
des  Westabschnittes  eingesetzten  Feindkrafte  am  Morgen  des  21.  6.  die  restlichen 
Teile  der  Tobruk=Besatzung. 

Irgendwelche  Verhandlungen  mit  dem  Feinde  wurden  nicht  gefiihrt. 

Insgesamt  wurden  bei  der  Erstiirmung  der  Festung  Tobruk  5  Generale  —  darunter 
der  Kdr  der  2.  siidafrikanischen  Div.  — ,  28  000  Gefangene  eingebracht,  iiber  70  Pan= 
zer  abgeschossen,  30  vom  Gegner  unbeschadigt  iibergeben  sowie  uniibersehbare 
Mengen  an  Geschiitzen  und  schweren  Waffen  erbeutet.  GroSe  Bestande  an  Ver= 
pflegung  und  Munition,  teilw,  auch  Spritlager,  fielen  in  unsere  Hand. 


23.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  in  Berlin] 

Das  AOK  Lappland  wird  umbenannt  in  Gebirgs=AOK  20. 

Der  Duce  hat  dem  Fuhrer  in  einem  personlichen  Schreiben  vom  21.  6.  seine 
Ansichten  iiber  die  Lage  im  Mittelmeer  und  iiber  die  zukiinftigen  Operationen 
mitgeteilt.  Der  Fuhrer  iiberschickt  dem  Dt.  Gen.  b.  H.Qu.  d.  ital  Wehrm.  durch 
Sonderkurier  ein  Antwortschreiben  fiir  den  Duce,  das  bereits  am  22.  6.  fern= 
schriftlich  iibermittelt  wurde. 

Die  Lagebeurteilung  des  OB  West  vom  22.  6.  v\/eist  auf  die  auffallige  An= 
sammlung  kleiner  Fahrzeuge  an  der  englischen  Siidkiiste  im  Abschnitt  Ports= 
mouth— Southampton— Pool— Portland  und  bei  Exbury  hin.  Zunahme  von 
Kabel=  und  Eisenbahnsabotage.  Festnahme  von  12  fiihrenden  Mannern  einer 
Widerstandsorganisation  in  Moons  am  22.  6.  42,  die  eine  Generalsabotage= 
aktion  fiir  die  nachsten  Tage  vorbereiteten,  lafit  Zusammenhang  mit  dem  ge= 
planten  englischen  Landeunternehmen  vermuten. 

Der  Ob.d.M.  hat  dem  Fuhrer  seine  Personalanforderungen  fur  den  Bau  des 
Flugzeugtragers  „Zeppelin''  und  die  Reparaturen  des  Schlachtschiffes  „Gnei= 
senau'"  und  des  Kreuzers  „Prinz  Eugen''  vorgetragen,  auEerdem  den  Bedarf 
der  Facharbeiter  fiir  Reparaturen  der  U=Boote  und  der  Uberwasserschiffe. 
Der  Fuhrer  anerkennt  die  grofie  Wichtigkeit  dieser  Forderungen  und  lafit  den 
Reichsmin.  f.  Bewaffn.  u.  Mun.  darauf  hinweisen. 

Nach  einer  Mitteilung  des  ital.  AujJenministers  in  Rom  (s.  Ausl.)  an  den 
ital.  Botschafter  in  Berlin  hat  der  ital.  Gesandte  in  Bukarest  zusammen  mit 
dem  dortigen  deutschen  Gesandten  die  deutsch=italienische  Note  wegen  Be= 
reinigung  der  Spannung  mit  Ungarn  dem  rum.  Aufienminister  Mihai  An= 
tonescu   iibergeben,   der   eine   Stellungnahme   des   Marschalls   Antonescu   in 

442 


23.  Juni  1942 

Aussicht  gestellt  habe.  Bei  spaterem  Empfang  durch  den  Marschall  Antonescu 
habe  dieser  mit  aufierordentlicher  Erschiitterung  und  unter  Hinweis  auf  die 
bisherige  Loyalitat  und  Blutopfer  Rumaniens  betont,  dali  die  nunmehr  von 
Deutschland  und  Italien  gestellten  Forderungen  nicht  gegeniiber  einem  Ver= 
biindeten,  vielmehr  gegeniiber  einem  Vasallenstaat  moglich  erschienen.  Ru= 
manien  sei  sich  nunmehr  klar  dariiber,  auf  welchen  Dank  es  in  Zukunft  zu 
rechnen  habe. 

In  den  spaten  Nachmittagsstunden  tritt  die  Pz.Armee  Afrika  zum  um= 
fassenden  Angriff  gegen  die  an  der  libysch=agyptischen  Grenze  stehenden 
Feindkrafte  an^. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront :  Auf  dem  rechten  Fiiigel  brach  der  letzte  Feindwiderstand 
auf  der  Halbinsel  westl.  Bartenjewka  zusammen.  Eine  schwache  Feindgruppe 
halt  sich  noch  im  aufiersten  Siidzipfel  in  unterirdischen  Befestigungen.  Im 
zahen  Angriff  wurde  das  Ufer  der  Bucht  siidwestl.  Bartenjewka  erreicht. 
Sauberung  des  Forts  ist  im  Gange.  Westl.  des  Waldkreuzes  traten  die  Divisio= 
nen  befehlsgemafi  nach  Siiden  zum  Angriff  an.  Unter  Brechen  des  Feindwider= 
standes  wurde  die  Nordostseite  der  Judennase  erreicht  und  die  Gegend  ostw. 
davon.  Gegen  die  rum.  Divisionen  schwache  feindl.  Angriffe,  die  abgewiesen 
wurden.  Am  Sudrand  Nowi  Schulij  sowie  auf  den  Sapun=Hohen  starke  Feind= 
besetzungen.  Bei  der  Einnahme  des  restlichen  Teiles  der  Adlerhohe  wurden 
100  Gefangene  eingebracht.  Ostw.  Kadykowka  wurde  die  Verbindung  zwi= 
schen  zwei  vorgehenden  Divisionen  hergestellt. 


Hierzu  Erlauterung  General  Warlimonts: 

„Schon  auf  die  Nachricht  vom  Fall  Tobruks  hin  hatte  Hitler  bei  der  Mittags= 
Lagebesprechung  vom  22.  Juni  abermals  seine  ablehnende  Haltung  gegen  den 
Landungsangriff  auf  Malta  bekundet.  Da  die  Zeit  keinen  Aufschub  der  Ent= 
scheidung  mehr  duldete,  war  dann  der  WFStab  daran  gegangen,  das  Fiir  und 
Wider  einer  Inbesitznahme  Maltas  noch  einmal  in  niichterner  Aufzdhlung  ein= 
ander  gegeniiberzustellen.  Als  ausschlaggebend  erwies  sich  dabei  nach  aller 
Erinnerung  erneut  der  strategische  Grundgedanke  der  deutschen  Kriegfiihrung 
seit  Sommer  1941,  auf  dem  Wege  iiber  den  Suez=Kanal  und  im  Zusammenioirken 
mit  dem  weit  ausgreifenden  SUdfliigel  des  deutschen  Ostheeres  die  Hand  auf 
den  Mittleren  Orient  und  damit  auf  ein  Kernstuck  des  britischen  Weltreichs  zu 
legen.  Vor  dieser  grojien  Zielsetzung  schien  Malta  seine  Bedeutung  umso  mehr 
zu  verlieren,  je  eher  Rommel  nach  Alexandria  und  an  den  Suez=Kanal  gelangte. 
Es  ist  zweifelhaft,  ob  Hitler  diese  tlbersicht  des  WFStabes,  die  auf  eine  Unter= 
stUtzung  der  Absichten  Rommels  hinauslief,  noch  zu  Gesicht  bekommen  hat, 
ehe  schon  am  22.  Juni  sein  Antwortschreiben  an  Mussolini  abging.  Ohne  Malta 
uberhaupt  zu  erwahnen  und  ohne  audi  auf  die  von  Rom  so  stark  betonten 
Heizolfragen  naher  einzugehen,  gab  er  in  dem  Brief  seiner  Meinung  Ausdruck, 
dafi  mit  dem  Sieg  in  der  libyschen  Wiiste  vom  militarischen  Gesichtspunkt  aus 
ein   geschichtlicher   Wendepunkt   erreicht   scheine,   der  von   entsdieidender   Be* 


443 


B.  Kriegstagebuch 

Befehlsgemafi  traten  am  gestrigen  friihen  Morgen  eign.  Krafte  in  dem 
Raum  ostw.  Isjum  —  nordwestl.  Kupjansk  zum  konzentrischen  Angriff  an^. 
In  schwerem  Kampf,  der  durch  sumpfiges  vermintes  Waldgelande  behindert 
wurde,  erreichten  die  Divisionen,  im  siidl.  Teil  nach  Norden  vorstojSend,  die 
Gegend  ostw.  und  westl.  Isjum,  Westl.  Isjum  wurden  mehrere  Kriegsbriicken 
gebaut.  Im  Raume  siidl.  Balakleja  erreichte  die  i.  Geb.Div.,  am  weitesten  nach 
Osten  vorstofiend,  Sawinzy  und  bildete  hier  einen  Briickenkopf.  Nordostw. 
Balakleja  noch  starker  Feindwiderstand.  Die  westl.  Kupjansk  nach  Ostsiidost 
vorstofienden  Divisionen  erreichten  trotz  Feindwiderstand  im  ziigigen  Vor= 
stofien  an  der  Bahn  die  Gegend  nordl.  Woloskaja  und  nordl.  davon.  Ein  mit 
Panzern  vorgetragener  Feindangriff  wurde  abgeschlagen.  Der  Feind  verlor 
5  Panzer. 

Wetter:  wechselnd  bewolkt,  teilw.  leichter  Regen.  StraEen  noch  befahrbar. 
Wege  im  Waldgelande  in  dem  Angriffsraum  schmierig,  verschlammt,  z.  T. 
versumpft  und  vermint. 

H.Gr.  Mitte: 

Der  kleine  Kessel  siidwestl.  Spas  Demenskoje  wurde  weiter  gesaubert.  An 
der  Nordfront  nordwestl.  Rshew  vergebl.  Feindangriif,  ebenso  siidwestl. 
Bjeloj.  Strafien  z.  T.  unpassierbar  und  gesperrt.  Fliisse  fiihren  Hochwasser. 

H.Gr.  Nord: 

An  der  Durchbruchsstelle  westl.  Jamno  wurde  ein  Angriff  auf  die  hier  ste= 
henden  alten  Krafte  abgeschlagen. 


Finnland  (21.  6.) 

Keine  besonderen  Ereignisse. 


deutung  fur  den  Ausgang  des  Krieges  sein  konne.  Line  so  gunstige  Moglichkeit 
werde  sich  auf  keinen  Fall  ein  zzoeites  Mai  auf  dem  gleichen  Kriegsschauplatz 
ergeben.  Ihre  schnellste  und  vollstandigste  Ausnutzung,  fuhr  das  Schreiben  fort, 
stelle  die  grojlte  militarische  Aussicht  dar.  Aufbauend  darauf,  daji  die  8.  brit. 
Armee  praktisch  vernichtet  sei  und  dajJ  der  Hafen  von  Tobruk  eine  umso  be= 
deutendere  Hilfsbasis  abgebe,  als  die  Englander  von  dort  eine  Eisenbahn  bis 
fast  nach  Agypten  angelegt  hatten,  sprach  sich  Hitler  fur  eine  pausenlose  Ver= 
folgung  . .  .  bis  zur  vollstdndigen  Vernichtung  der  britischen  Truppen  aus,  ehe 
durch  eine  Konzentrierung  aller  irgendwie  erreichbaren  englischen  und  ameri= 
kanischen  Truppen  .  . .  eine  Anderung  der  Lage  zu  unseren  Ungunsten  herbei= 
gefiihrt  werde.  Diesmal,  hiefl  es  weiter,  konne  Agypten  . .  .  England  entrissen 
werden,  wdhrend  gleichzeitig  die  deutsche  Offensive  im  Osten  mit  der  Erobe= 
rung  Sewastopols  den  Weg  offne,  um  zum  Tall  der  gesamten  ostlichen  Konstruk= 
tion  des  englischen  Empires  beizutragen.  Unter  Anrufung  der  geschichtlichen 
Stunde  schlofl  Hitler  mit  den  getragenen  Worten:  Die  Gottin  des  Schlachten= 
gliicks  ndhert  sich  den  Fiihrern  nur  einmal.  Wer  sie  in  einem  solchen  Augenblick 
nicht  festhdlt,  wird  sie  sehr  oft  nie  wieder  erreichen  konnen." 
1     Unternehmen  „Fridericus  II". 


444 


24-  Juni  1942 

Panzerarmee  Afrika  (22.  6.) 

Feind  nahm  Telle  der  7.  Pz.Div.,  die  sich  noch  westl.  Sidi  Omar  befanden,  in  Linie 
Maddelena— Scheferzen  zuriick. 

Seit  gestern  mittag  ist  die  Bereitstellung  der  Panzerarmee  gegen  die  Feindkrafte 
an  der  agypt.  Grenze  im  Gange. 

Beim  Angriff  gegen  den  vom  Gegner  verteidigten  Hafen  von  Tobruk  wurden  von 
deutschen  Truppen  der  Panzerarmee  1  Kanonenboot  und  6  kleine  Transportdampfer 
mit  insgesamt  5  200  BRT  versenkt.  Sie  versuchten,  mit  englischen  Truppen  zu  ent= 
kommen.  Der  grofite  Teil  der  Soldaten  wurde  gerettet  und  als  Gefangene  einge= 
bracht.  Der  Hafen  fiel  mit  seinen  Hafenanlagen  unversehrt  in  deutsche  Hand.  Der 
Gegner  hat  keine  Verminungen  mehr  durchgefiihrt,  so  dafi  die  Transporte  nach 
Tobruk  bereits  aufgenommen  wurden. 


24.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 
[Fuhrer  kehrt  nach  „Wolfsschanze''  zuriick] 

Der  Fuhrer  genehmigt  die  Festsetzung  des  Angriff sbeginns  „Blau''  fiir  den 
27.  6.,  jedoch  nur  unter  der  Voraussetzung,  dafi  fiir  die  Vernichtung  der  durch 
den  Angriff  „Fridericus  ir'  (ostw.  Isjum)  eingeschlossenen  Krafte  noch  ge= 
niigend  Luftwaffenverbande  zur  Verfiigung  bleiben. 

Im  allgemeinen  Gesprach  erwahnt  der  Fuhrer  die  Moglichkeit,  dafi  die  rus= 
sische  Widerstandskraft  sehr  schwach  sei.  In  diesem  Falle  miisse  man  daran 
denken,  auch  bei  der  H.Gr.  Mitte  einen  Angriff  zu  fiihren.  Hierfiir  kame  zu= 
nachst  ein  konzentrischer  Angriff  auf  Kaluga  in  Betracht  mit  dem  Zweck, 
erneut  eine  Reihe  feindlicher  Verbande  zu  vernichten  und  eine  Frontverkur= 
zung  fiir  den  Winter  zu  erreichen. 

Der  Verlust  der  „Orientierung''  durch  den  Generalstabsoffizier  der  23.  Pz. 
Div.,  Major  i.  G.  Reichel  (vgl.  22.  6.),  veranlafit  den  Fuhrer,  eine  wesentliche 
Verscharfung  der  Geheimhaltungsbestimmungen  zu  befehlen^  Hierbei  soil 
auch  ein  Verbot  ausgesprochen  werden,  Gesprache  iiber  operative  Absichten 
am  Fernsprecher  auch  unter  Benutzung  des  Inverters  zu  fiihren.  Aniafi  hierzu 
war  ein  Frontbericht  des  „Exchange  Telegraph''  aus  Moskau  vom  16.  6.,  der 
Ausfiihrungen  iiber  die  deutschen  Operationsabsichten  enthielt,  die  den  tat= 
sachlichen  Planen  sehr  nahe  kamen. 

Auf  die  Anfrage  von  Oberst  d.  G.  Scherjf,  ob  der  Verlust  der  Orientierung 
iiber  die  Operationsabsichten  durch  den  Gen.St.=Offz.  der  23.  Pz.Div.  eine  An= 
derung  unserer  operativen  Planungen  zur  Folge  gehabt  hatte,  verneint  dies 
der  Chef  WFSt 

Der  Befehlshaber  der  Dt.  Truppen  in  DUnemark  legt  auf  Grund  der  Wei= 
sung  40  vom  23.  3.  und  der  Ausfiihrungsbestimmungen  des  Chefs  OKW  vom 


Vgl.  S.  iy6  und  Anm.  1  S.  439. 

Notiz  Haiders:  „Bei  OKW,  das  heute  zuriickgekehrt  ist,  ist  wieder  einmal  grojie 

Hetze  gegen  den  Generalstab.  Die  ungliickselige  Angelegenheit  Reichel." 

445 


B.  Kriegstagebuch 

4.  5.  eine  Neufassung  seiner  allgemeinen  Anweisung  fiir  die  Abwehr  feind= 
licher  Angriffe  auf  Danemark  vor. 

Der  Chef  des  Stabes  des  ]AIB.  Sudost,  Gen.Maj.  Foertsch,  trifft  zu  Bespre= 
chungen  im  F.H.Qu.  ein.  Auf  seinen  Vorschlag  wird  der  Dt.  Gen.  h.  H.Qu. 
d.  ital.  Wehrm.  angewiesen,  beim  Comando  Supremo  zu  erwirken,  dali  der 
beim  WB.  Sudost  befindliche  Verbindungsoffizier  des  ital.  AOK  11  (GriecKen= 
land)  mit  der  Aufgabe  betraut  werde,  dem  WB.  Siidost  zugleich  als  VO.  des 
ital.  AOK  9  (Albanien)  und  des  Mil.Gouverneurs  von  Montenegro  zu  dienen. 

Gen.Maj.  Foertsch  macht  darauf  aufmerksam,  dafi  der  Eisenbahnverkehr 
iiber  Saloniki  nach  Athen  im  Interesse  der  nach  Nordafrika  bestimmten  Trans= 
porte  keine  zusatzliche  Belastung  vertrage. 

Meldung  des  Dt.  Gen.  h.  H.Qu.  d.  ital.  Wehrm.  von  der  Ubergabe  des  Brie= 
fes  des  Fiihrers  an  den  Duce  und  der  vorlaufigen  Antwort  desselben. 

Das  Comando  Supremo  hat  das  Unternehmen  „Herkules''  auf  Anfang 
September  verschoben. 

Die  franz.  Regierung  hat  um  die  deutsche  Zustimmung  zu  der  von  den 
USA  vorgeschlagenen  Vercharterung  der  in  den  Antillen  liegenden  Tanker 
an  Argentinien  gebeten.  Dies  ist  von  deutscher  Seite  abgelehnt  worden.  (Na= 
heres  s.  Stellv.  WFSt.) 

Die  Pz.Armee  Afrika  iiberschreitet  in  breiter  Front  die  libysch=agyptische 
Grenze  und  gewinnt  die  Linie  50  km  siidostwarts  Sidi  Barani. 

Botschafter  Ritter  und  Chef  OKW  sowie  Chef  Ausl.  (s.  Ausl.)  haben  eine 
Aussprache  iiber  gewisse  Spannungen  zwischen  Ausw.  Amt  und  dem  OKW, 
aufierdem  iiber  das  Wiederaufleben  der  rumanischen  Legionarsbewegungen. 

Rumanien  hat  sich  mit  den  deutsch=italienischen  Vorschlagen  zur  Behebung 
der  Spannungen  mit  Ungarn  grundsatzlich  einverstanden  erklart.   (s.  Ausl.) 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  sad: 

SewastopoUFront:  Im  Laufe  des  Vormittags  AbschluS  der  Kampfe  in  den 
unterirdischen  Befestigungsanlagen  auf  der  Halbinsel  siidwestl.  Bartenjewka. 
Die  in  der  Wolfsschlucht  vorgehenden  Krafte  nahmen  die  „wei6e  Klippe''  und 
erreichten  die  Bucht.  Ostw.  davon  halten  noch  zahe  Feindkrafte  das  Gelande 
nordl.  der  Bucht.  Ostw.  Mekensiewy  Gory  verteidigt  sich  Gegner  noch  zah  in 
Bunkerstellungen.  Die  hier  vorgehenden  eign.  Truppen  nahmen  den  Leucht= 
turm  und  die  Hohen  nordwestl.  davon.  Auch  die  rum.  Divisionen  kamen  nach 
Brechen  des  Feindwiderstandes  gut  vorwarts.  Die  Waldhohe  wurde  genom= 
men,  ostw.  Leuchtturm  und  das  Hohengelande  nordwestl.  davon.  Siidl.  Wald= 
hohe  sind  rum.  Krafte  im  Angriff  auf  „Bastion  IF'  ostw.  Gajtani.  Der  Feind 
am  Siidrand  Nowi  Schulij  leistet  noch  erbitterten  Widerstand.  Die  ostw.  da= 
von  vorgehenden  rum.  Truppen  erreichten  die  Tschornaja,  deutsche  Truppen 

446 


24-  Juni  1942 

die  Hohen  westl.  und  nordwestl.  Nowi  Schulij.  Mehrere  Feindangriffe  auf  die 
Adierhohe  wurden  unter  schweren  Feindverlusten  abgeschlagen. 

Die  im  Raume  Isjum  —  Kupjansk  vorgehenden  eign.  Krafte  haben  weiterhin 
gut  Gelande  gewonnen.  Unter  Zuriicklassung  starker  Nachhuten  weicht  der 
Feind  nach  Osten  iiber  den  Oskol  zuriick.  Eigene  vorstofiende  Krafte  erreichten, 
am  Donez  entlangstolBend,  die  Gegend  nordl.  Isjum.  Panzerkrafte  stehen  mit 
ihren  Spitzen  etwa  20  km  westl.  Senikowo.  Nordl.  davon  ist  nach  Durch= 
brechung  feindl.  Widerstandes  die  Gegend  Kupjansk  erreicht.  Eign.  Luftwaffe 
hielt  feindl.  Luftwaffe  nieder  und  bekampfte  die  nach  Osten  abziehenden 
Feindkolonnen.  Line  Panzerdiv.  vernichtete  bei  ihrem  Vormarsch  25  Feind= 
panzer. 

Wetter:  starker  nachtlicher  Regen,  tagsiiber  wechselnd  bewolkt,  Wege  nur 
fiir  Gleiskettenfahrzeuge  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Auiier  reger  feindl.  Fliegertatigkeit  in  Gegend  siidl.  Bjelew  und  Sauberung 
des  Gelandes  nordl.  der  Rollbahn  Roslawl— Spas  Demenskoje  keine  bes. 
Kampfhandlungen  im  Bereich  der  H.Gr. 

H.Gr.  Nord: 

Westl.  der  Bahnlinie  Dno  —  Loknja  wurden  Partisanenansammlungen  zer= 
sprengt.  Im  Raume  siidl.  des  Ilmensees  keine  bes.  Kampfhandlungen  wegen 
anhaltenden  Regens,  der  Wege  und  Briicken  stark  mitgenommen  hat.  Nordl. 
des  Ilmensees  wurde  der  Versuch  des  Gegners,  die  Front  westl.  Jamno  zu 
durchbrechen,  vereitelt  und  Ansammlungen  zerschlagen,  Der  Durchbruch  an 
der  Westfront  der  Sperrlinie  ist  bereinigt.  Trotz  zahen  Feindwiderstandes 
wurde  der  Angriff  im  Kessel  konzentrisch  fortgesetzt. 


Finnland  (22.  6.) 

An  der  Swirfront  wurde  ein  fdl.  Angr.  in  Starke  von  2  Komp.en  abgeschlagen  und 
der  Feind  im  Gegenstofi  zuriickgeworfen.  AOK  Lappland  wurde  mit  dem  22.  6. 
in  Oberkommando  der  20.  (Geb.)Armee  umbenannt. 


Panzerarmee  Afrika  (23.  6.) 

Nach  vollendeter  Umgruppierung  trat  Panzerarmee  in  den  spaten  Nachmittags= 
stunden  des  23.  6.  zum  umfassenden  Angriff  gegen  die  Feindkrafte  an  der  agyp= 
tischen  Grenze  an.  Einzelheiten  iiber  die  auch  wahrend  der  Nacht  weiter  laufenden 
Operationen  liegen  noch  nicht  vor. 

Die  Zahl  der  Gefangenen  in  der  Festung  Tobruk  hat  sich  auf  33  000  erhoht. 
Aufierdem  wurden  iiber  die  Zahl  der  schon  gemeldeten  Beute  hinaus  bei  Tobruk 
einige  hundert  Geschiitze,  20  Pak,  100  Kfz.,  1  grofies  Munitionslager,  Lebensmittel 
und  Betriebsstoff  erbeutet  und  etwa  100  Panzer  und  mehrere  hundert  Kraftf ahrzeuge 
vernichtet. 


447 


B.  Kriegstagebuch 

25.  Juni  1942 
(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Mit  der  Erreichung  des  Oskol  von  seiner  Miindung  in  den  Donez  bis  nord= 
ostw.  Kupjansk  durch  die  i.  Pz.Armee  ist  das  Unternehmen  „Fridericus  IV 
im  wesentlichen  abgeschlossen. 

Beim  Lagevortrag  meldet  Gen.Oberst  Haider,  daJ3  die  Russen  mit  etwa 
10  U=Booten  Verstarkimgen  nach  Sewastopol  bringen,  die  aus  den  auf  der 
Halbinsel  Kertsch  zusammengeschlagenen  Divisionen  stammen.  Dies  sei  ein 
neuer  Beweis  fiir  den  Mangel  an  Reserven  auf  der  Feindseite.  Es  stehe  jedoch 
noch  eine  starkere  Gruppe  zwischen  Rostow  und  Krasnodar,  mit  der  im  spa= 
teren  Verlauf  der  Operation  „Blau''  und  auch  bei  dem  —  neuerdings  wieder 
beabsichtigten  —  Obergang  iiber  die  Meerenge  von  Kertsch  gerechnet  werden 
miisse. 

Weiterhin  meldet  Gen.Oberst  Haider^  den  Stand  der  Vorbereitung  fiir  die 
Operation  „Blau''  unter  Vorlage  einer  Karte  des  vorlaufigen  Krafteansatzes 
fiir  die  Operation  „Blau  IF'.  Hierbei  fiihrt  der  Fuhrer  folgendes  aus:  Der  Feind 
habe  durch  die  letzten  deutschen  Angriff e  etwa  8o  Div.en  verloren.  Der  bisherige 
Eindruck,  dafi  die  russische  WiderstandskrajFt  im  Vergleich  mit  dem  Vorjahre 
wesentlich  schwacher  geworden  sei,  habe  sich  verstarkt.  Deshalb  miisse  man 
sich  darauf  vorbereiten,  dafi  die  einzelnen  Phasen  der  Operation  „Blau''  leich= 
ter  und  schneller  durchgefiihrt  werden  wiirden,  als  bisher  angenommen  wurde. 
Infolgedessen  sei  es  vielleicht  nicht  notwendig,  alle  fiir  „Blau  IV  vorgesehenen 
Panzerverbande  einzusetzen.  Unter  Umstanden  konne  man  2  Pz.Div.en  fiir 
den  Angriff  der  H.Gr.  Mitte  zur  Abschniirung  des  Bogens  von  Suchinitschi 
abzweigen.  Der  Vorteil  dieses  Untemehmens  der  H.Gr.  Mitte  liege  darin,  dafi 
man  die  Winterstellung  friihzeitig  gewinnen  konne  und  ebenso  eine  Aus= 
gangsstellung  fiir  eine  spatere  Operation  auf  Moskau. 

Der  Fuhrer  spricht  weiterhin  von  seiner  Absicht,  die  Liicke  zwischen  der 
9.  und  16.  Armee  im  Zuge  des  Seengebietes  von  Ostaschkow  zu  schliefien.  Er 
weist  auf  die  Uberlauferaussagen  hin,  dafi  der  Feind  den  Einbruchsraum  zwi= 
schen  den  beiden  Armeen  zu  raumen  beabsichtige,  wofiir  aber  noch  keine 
Anzeichen  vorlagen.  Mit  Riicksicht  auf  diese  grofien  Aufgaben  der  H.Gr.  Mitte 
wiinscht  der  Fiihrer,  dafi  zur  Ausraumung  des  Sackes  im  Riicken  der  9.  Armee 
nach  Herstellung  der  Verbindung  zwischen  der  Gruppe  Esebeck  in  Bjeloj  und 
dem  XXIII.  AK.  keine  starkeren  Krafte  eingesetzt  werden.  Weiterhin  erklart 
der  Fiihrer,  dafi  die  Sauberung  des  Gebietes  um  Orscha  von  Partisanen  eine 
Polizeiaufgabe  sei,  und  verlangt  das  baldige  Herauslosen  der  bei  der  H.Gr. 
Nord  eingesetzten  Polizeikrafte. 


1     Notizen  Haiders: 

„Vortrag  beim  Fuhrer:  Entscheidung  iiber  Einsatz  ,Blau  W  von  SUden  . . .  Nach' 
mittags  Vortrag  Fm.  v.  Bock  iiber  Fall  Reichel." 

448 


25-  Juni  1942 

Gen.Oherst  Haider  meldet  weiterhin,  dafi  die  H.Gr.  Nord  die  Landbriicke 
zwischen  dem  II.  und  X.  AK.  zunachst  nach  Norden  erweitern  woUe,  um  die 
Versorgung  des  II.  AK.  zu  sichern.  Der  Fuhrer  ist  hiermit  einverstanden  und 
befiehit  den  Einsatz  der  Masse  der  Fliegerverbande  der  Lfl.  1  hierfiir. 

Der  Fuhrer  auliert  erneut  starke  Besorgnis  wegen  der  feindlichen  Landungs= 
versuche  im  Westen  und  stellt  fest,  daJS  die  Krafte,  die  wir  dort  zur  Abwehr 
haben,  zu  schwach  seien.  Mit  der  Massenlandung  von  Fallschirmtruppen  und 
Segelflugzeugen  miisse  gerechnet  werden,  die  zunachst  unsere  fUr  die  Ver= 
schiebung  der  Reserven  wichtigen  Verkehrsverbindungen  zerstoren  konnten, 
bevor  die  Landung  von  Schiffen  einsetze.  Der  Fuhrer  genehmigt  den  Vorschlag 
von  Gen.Oherst  Haider,  die  im  Abtransport  nach  dem  Westen  befindliche 
23.  Inf.Div.  in  eine  Pz.Div.  umzuwandeln,  und  verlangt,  dafi  im  Westen  als 
Reserve  bis  auf  weiteres  die  6.,  7.  und  10.  Pz.Div.,  die  SS=Div.  „Reich'',  die 
7.  FI.Div.  und  das  zu  einer  Brigade  aufzufiillende  und  mit  einer  Pz.Abt.  aus= 
zustattende  Regiment  „Goring''  sowie  ausreichend  starke  Luftwaffenkrafte 
verbleiben.  Die  Kriegsmarine  soil,  wie  der  Fuhrer  mit  dem  Oh.d.M.  bereits 
am  15.  6.  besprochen  habe,  eine  Reserve  von  U=Booten  zum  raschen  Eingreifen 
bei  plotzlichen  Feindunternehmungen  bereithalten. 

Beim  Vortrag  iiber  die  Lage  in  Serbien  aufiert  der  Fuhrer,  dafi  wir  in  der 
Bekampfung  der  Aufstandischen  ebenso  wie  bei  der  Partisanenbekampfung  in 
Rutland  nicht  hart  genug  seien.  Das  Ziel  konne  nur  erreicht  werden,  wenn 
man  brutal  durchgreife  und  alle  europaischen  Hemmungen  abstreife. 

Der  Oh.d.L.  beabsichtigt  den  Einsatz  einer  Flak=Fahren=Abt.  auf  dem  Lado= 
gasee  vom  finn.  Raume  aus,  um  den  feindlichen  Versorgungsverkehr  zu  storen. 

Nachmittags  erstattet  GFM  v.  Bock  dem  Fuhrer  Bericht  iiber  die  disziplinaren 
Auswirkungen  des  Verlustes  der  Operationsbefehle  bei  der  23.  Pz.Div.  (Na= 
heres  in  den  kriegsgerichtl.  Akten  der  Wehrmachtsrechtsabteilung.) 

Meldungen  des  OB  Sud  und  der  Pz.Armee  Afrika. 

Generalissimus  Franco  hat  die  Belassung  des  Generals  Munoz  Grandes  im 
Kommando  der  span.  „Blauen  Div.''  zugesichert.  (s.  Ausl.) 


Lageberidit  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront :  Vernichtung  einzelner  feindlicher  Wider standsnester  in 
Hausergruppen  nordl.  der  „Wei6en  Klippe"'  und  ostw.  davon.  Nach  Einschie= 
ben  einer  neuen  Div.  wurde  der  Angriff  auf  die  Gajtani=Hohen  fortgesetzt. 
Rum.  Divisionen  sind  im  Angriff  auf  „Bastion  IV\  In  harten  Kampfen  in  dem 
unwegsamen  Waldgelande  mulite  dem  Feinde  jede  Stellung  einzeln  entrissen 
werden.  Eign.  Artl.  setzte  die  Bekampfung  der  Feindstellungen  und  Bunker 
auf  den  Sapun=Hohen  fort.  Luftaufklarung  stellte  im  ostlichen  Teil  des  Asow= 
schen  Meeres  und  an  der  Donmiindung  grofiere  Schiffsansammlungen  fest. 

449 


B.  Kriegstagebuch 

Die  in  dem  Streifen  Isjum— Kupjansk  vorgehenden  eign.  Krafte  haben  ihre 
gesetzten  Ziele  erreicht.  Die  neue  Linie  verlauft  von  Isjum  am  Oskol  entlang 
bis  lo  km  ostw.  Kupjansk  und  geht  dann  nach  Nordnordwest  auf  Burluk  zu. 
Soweit  die  roten  Krafte  noch  iiber  den  Oskol  ausweichen  konnten,  richten  sie 
das  Ostufer  unter  Zerstorung  aller  Ubergange  zur  Verteidigung  ein.  Westl. 
des  Ostkols  sind  noch  abschliefiende  Kampfe  mit  einzelnen  Feindgruppen  im 
Gange.  Die  Zahl  der  Gefangenen  und  Beute  lafit  sich  noch  nicht  iibersehen, 
sie  wachst  dauernd.  Wegen  vorbildlicher  Leistung  sind  besonders  die  97.  lei., 
101.  lei.,  1.  Geb.Div.  und  16.  Pz.Div.  erwahnt.  An  den  Oskoliibergangen  hat 
der  Feind  infolge  seiner  Massierungen  schwere  blutige  Verluste  und  Verluste 
an  zahllosem  Material  erlitten. 

Wetter:  wechselnd  bewolkt,  +  22  Grad,  Wege  befahrbar. 

Nordl.  Woltschansk  traten  eign.  Krafte  zur  Verbesserung  der  Stellung  an, 
iiberraschten  den  Gegner,  der  zum  Teil  zahen  ortl.  Widerstand  leistete.  Mit 
vorziiglicher  Unterstiitzung  der  Luftwaffe  wurde  die  Linie  Ruskaja  nach  We= 
sten  erreicht.  (Bis  zur  Einmiindung  der  Korenny  in  die  eign.  Stellung.)  Nach 
Aufkl.=Ergebnissen  sind  nordl.  Ruskaja  feindl.  Panzeransammlungen  festge= 
stellt.  Mit  einem  Gegenangriff  der  Russen  wird  gerechnet. 

H.Gr.  Mitte: 

Aufier  einem  VorstolB  eign.  Panzerkrafte  siidwestl.  Suchinitschi  und  Sau= 
berung  des  Hintergelandes  von  Partisanen  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Wet= 
ten  hat  sich  gebessert,  so  dafi  die  Wege  wieder  z.  T.  befahrbar  sind. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  Demjansk  wurde  ein  feindl.  durch  Artl.=Unterstiitzung  vorgetragener 
Angriff  abgewehrt.  Feindansammlungen  bei  Jamno  wurden  zerschlagen.  Die 
Bereinigung  der  Ostfront  der  Sperrlinie  bei  Jamno  schreitet  gegen  starken 
Feindwiderstand  nur  langsam  vorwarts.  Auch  die  Verengung  des  Kessels  am 
Wolchow  wird  durch  unwegsames,  sumpfiges  Gelande  stark  erschwert. 


Finnland  (23.  6.) 

Nordl.  Leningrad  rege  feindl.  Artl.=Tatigkeit. 

Nordostfront  (Geb.AOK  20):  Seit  Abschlu6  der  Schneeschmelze  lebh.  Aufkl.= 
Tatigkeit  des  Feindes  mit  Fernspahtrupps  gegen  Stra6en  und  Bahnen  im  riickw. 
Armeegebiet. 


Panzerannee  Afrika  (24.  6.) 

Feind  widi  vor  dem  Angriff  der  Panzerarmee  mit  Masse  seiner  Krafte  in  den 
Raum  Marsa  Matruk  —  Bir  Gellaz  —  Gerawla  aus.  In  Anlehnung  von  Martruk  und 
Gerawla  stellt  sidi  der  Gegner  ansdieinend  bereit. 

Panzerarmee  iibersdiritt  in  breiter  Front  die  agyptisdie  Grenze  und  gewann  in 
scharfer  Verfolgung  die  Linie  ^o  km  siidostw.  Sidi  Barani— Sidi  Barani. 


26.  Juni  1942 

26.  Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Aus  Anlafi  der  Zusammenziehung  kleiner  Seefahrzeuge  an  der  engl.  Sud= 
kiiste  befiehlt  der  Fuhrer,  dafi  die  SS=Div.  „Reich''  sofort  nach  beendeter 
Neuaufstellung  nach  dem  Westen  zu  transportieren  ist.  Falls  die  Widerstands= 
kraft  der  Russen  bei  den  kiinftigen  Operationen  iiber  Erwarten  gering  sein 
sollte,  nimmt  der  Fiihrer  auch  die  Verlegung  der  SS=Div.  „L.A.H/'  und  der 
SS=Div.  „T"  nach  dem  Westen  in  Aussicht.  In  diesem  Falle  sollen  die  3  SS=Div.en 
unter  dem  in  der  Aufstellung  begrifiFenen  SS=Gen.Kdo.  zusammengefafit  wer= 
den.  Weiterhin  sollen  von  den  12  Jagdbataillonen,  die  gemafi  Befehl  vom 
22. 12.  41  zur  Partisanenbekampfung  aufgestellt  werden,  die  z.  Zt.  auf  dem 
Truppeniibungsplatz  Arys  in  der  Ausbildung  befindlichen  4  Btl.e  ebenfalls 
im  Westen  und  zwar  in  einem  fiir  die  weitere  Ausbildung  geeigneten  Wald= 
gelande  eingesetzt  werden.  Von  der  23.  Inf.Div.  soil  aufierdem  ein  verstarktes 
Regiment  nach  Danemark  verlegt  und  die  Panzerabwehr  im  Kiistenbereich 
nordl.  des  Lim=Fjords,  besonders  bei  der  in  der  Gegend  von  Hanstholm  ein= 
gesetzten  schweren  Batterie,  liberpriift  werden. 

Beim  Lagevortrag  meldet  Cen.Oberst  Haider,  dafi  die  Russen  Truppen  zur 
Bildung  von  Reserven  aus  der  Front  Ziehen  und  zum  erstenmal  Luftangriffe 
gegen  die  deutschen  Aufmarschbewegungen  im  Raum  von  Kursk  untemom= 
men  hatten.  Der  Gen.Oberst  berichtet  welter  iiber  die  Absichten  der  H.Gr. 
Mitte  und  weist  darauf  hin,  dafi  die  Operationsentwiirfe  fiir  die  Angriffe  zur 
Abschniirung  des  Suchinitschi=Bogens  und  zum  Schliefien  der  Front  zwischen 
der  9.  und  16.  Armee  auf  den  Kraften  aufgebaut  seien,  die  der  H.Gr.  z.  Zt. 
zur  Verfiigung  stiinden.  Der  Fiihrer  erklart  hierzu,  dafi  bei  diesen  Unter= 
nehmungen  ein  grofiziigiger  Krafteansatz  moglich  sein  werde,  wenn  der  H.Gr. 
hierfiir,  wie  gestern  in  Aussicht  genommen,  2  Pz.Div.en  der  H.Gr.  Siidzur  Ver= 
fiigung  gestellt  werden. 

Der  Chef  des  Gen.St,  legt  weiterhin  noch  einen  Operationsentwurf  der 
H.Gr.  Nord  fiir  einen  Angriff  der  russischen  Stellimgen  in  Ingermanland  vor^ 
Der  Angriff  soil  vom  Osten  her  in  westlicher  Richtung  gefiihrt  werden  unter 
dem  Einsatz  der  bei  Sewastopol  freiwerdenden  schweren  Artillerie. 

Nachmittags  halt  GFM  v.  Kluge  (H.Gr.  Mitte)  dem  Fiihrer  Vortrag.  Der 
Fiihrer  entwickelt  seine  Gedanken  iiber  die  Durchfiihrung  einer  Operation 
mit  beschranktem  Ziel  auf  Kaluga,  die  gedanklich  vorbereitet  werden  miisse. 
Unter  Umstanden,  d.  h.  wenn  die  Operation  „Blau''  nur  geringen  Widerstand 
vorfinde,  konne  daran  gedacht  werden,  aus  der  H.Gr.  Siid  hierfiir  2  Pz.Div.en 
fiir  die  Operationen  gegen  Kaluga  zur  Verfiigung  zu  stellen. 

Weiterhin  erklart  der  Fiihrer  es  fiir  wichtig,  zur  Schliefiung  der  grofien  Lucke 
zwischen  der  H.Gr.  Mitte  und  Nord  den  alten  Plan  eines  Vorstofies   auf 

1    D.  h.  auf  den  Briickenkopf  Oranienbaum  (Unternehmen  „Bettelstah"). 

451 


B.  Kriegstagebuch 

Ostaschkow  wiederaufzunehmen.  Man  miisse  damit  rechnen,  dafi  der  Feind 
nach  den  Lehren  von  Charkow  und  vom  Wolchow  sich  rechtzeitig  aus  der 
Schlinge  zoge.  Es  sei  daher  erforderlich,  den  Plan  schnell  in  Angriff  zu  nehmen. 

Demgegeniiber  halt  CFM  v.  Kluge  mit  Riicksicht  auf  seine  beschrankten 
Krafte  die  Bereinigung  der  Lage  bei  Bjeloj  fiir  vordringlich.  Sie  soil  am  30.  6. 
durch  Angriff  aus  dem  Raum  des  XXIII.  AK.  (Westfront  der  9.  Armee)  nach 
Slidwesten  erfolgen.  Nach  dieser  Unternehmung  halt  GFM  v.  Kluge  die  Ope= 
ration  auf  Kaluga  fiir  meist  entscheidend  und  will  den  Stofi  auf  Ostaschkow 
erst  als  dritte  Unternehmung  (etwa  1.  8.)  fiihren. 

Die  H.Gr.  Sud  meldet,  dafi  der  fiir  morgen  geplante  Angriff  „Blau''  ver= 
schoben  werden  miisse,  weil  starker  Gewitterregen  herrsche  und  die  Bewe= 
gungen  zur  Bereitstellung  dadurch  unmoglich  geworden  seien. 

Verfiigung  des  Chefs  OKW  iiber  die  Mitnahme  von  Kriegsgefangenen  bei 
Verlegung  von  Verbanden  der  Wehrmacht  aus  dem  Osten. 

Vortragsnotiz  iiber  Verzogerungen  im  Befestigungsbau  Norwegen. 

Trotzdem  die  Betriebsfiihrung  der  Eisenbahnen  in  den  besetzten  Westge= 
bieten  am  15.  6.  vom  Wehrmachttransportchef  auf  das  Reichsverkehrsmini= 
sterium  iibergegangen  ist,  bleibt  die  militarische  Forderung  von  220  Leerziigen 
fiir  operative  Zwecke  aufrecht  erhalten. 

Meldungen  des  Dt.  Gen.  h.  H.Qu.  d.  ital  Wehrm.  iiber  Besprechungen  des 
Gen.Obersten  Graf  Cavallero  mit  GFM  Kesselring,  Admiral  Weichold, 
Gen.Oberst  Bastico  und  Gen.  Marchesi  iiber  die  Lage  in  Nordafrika.  Desgl. 
Meldung  von  OB  Sud. 

Der  Dt.  Gen.  b.  H.Qu.  d.  ital.  Wehrm.  wird  davon  in  Kenntnis  gesetzt,  dali 
trotz  der  Anspannung  der  deutschen  Luftwaffe  im  Osten  2  Kampfgruppen  und 
1  Jagdgruppe  zum  Einsatz  gegen  Malta  nach  Siiditalien  iiberfiihrt  werden. 
Er  wird  angewiesen,  seinen  ganzen  Einflufi  aufzubieten,  um  bei  Comando 
Supremo  zu  erreichen,  dafi  auch  italienischerseits  nunmehr  samtliche  verfiig= 
baren  Kampfflugzeuge  und  Jager  von  Siiditalien  aus  gegen  Malta  eingesetzt 
werden. 

Der  Fiihrer  hat  den  Austausch  der  franz.  Kriegsschiffsbesatzungen  in 
Alexandria  genehmigt.  (Naheres  s.  Stellv.  WFSt) 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront :  Einzelne  Feindgruppen  in  unterirdischen  StoUen  an  der 
Kiiste  westl.  „Wei6e  Klippe''  leisten  noch  Widerstand.  Gegeniiber  hartnackig 
kampfendem  Feind  wurden  die  Hohen  hart  nordl.  und  nordostw.  von  Gajtani 
genommen.  Rum.  Verbande  wiesen  feindl.  Angriffe  zuriick  und  nahmen  die 
„Bastion  IV  und  die  Hohen  nordwestl.  davon.  Im  riickw.  Gelande  wurde  eine 
grolBere  Feindgruppe  eingeschlossen.  Siidl.  der  „Bastion  IV  gehen  rum.  Trup= 

452 


26.  Juni  1942 

pen  zum  Angriff  auf  die  Hohen  siidostw.  Gajtani  vor.  Feind  auf  Hohe  siidl. 
„Bastion  IF'  leistet  noch  harten  Widerstand.  Im  Raum  Nowi  Schulij  und 
siidwestl.  davon  verhielt  sich  die  feindl.  Infanterie  ruhig. 

In  der  Nacht  zum  23.  6.  erfolgloser  Landungsversuch  des  Feindes  siidwestl. 
Mariupol. 

Nach  bisher  vorliegenden  Meldungen  sind  bei  den  Kampfen  im  Oskol= 
Abschnitt  18  ^00  Gefangene  gemacht,  iiber  j.00  Panzer,  1^0  Geschiitze  erbeu= 
tet  bzw.  vernichtet.  Der  Feind  erlitt  hohe  blutige  Verluste.  Sauberungsaktion 
im  Raume  westl.  des  Oskol  in  den  Waldern  ist  noch  im  Gange.  Der  Feind  hat 
das  Ostufer  des  Oskols  stark  besetzt.  Aufier  den  gemeldeten  Zahlen  wurden 
bisher  44  Geschiitze  schweren  und  leichten  Kalibers  geborgen.  Nordl.  Kup= 
jansk  wird  der  Angriff  zur  Gewinnung  des  Dwuretschnaja=Abschnitts  fort= 
gesetzt.  Der  Feind  leistet  zahen  Widerstand.  Temp.  +  18  bis  26  Grad,  im 
Siidteil  noch  strichweise  Regenfalle,  in  Mitte  und  Nord  z.  T.  bedeckt,  heiter, 
Wege  und  Gelande  iiberall  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Ein  Partisanenangriff  nordostw.  Strafie  Brjansk— Roslawl  wurde  abgewiesen. 
Im  Raum  Jelnja  sichert  und  bereinigt  19.  Pz.Div.  die  Gegend  von  Partisanen= 
resten.  Wetter:  leicht  bewolkt,  StraJSen  abgetrocknet.  Auf  Bahnlinie  siidl. 
Wjasma  und  Smolensk  wurde  feindl.  Angriff  abgeschlagen.  Siidwestl.  Sy= 
tschewka  erreichten  Telle  eine  Linie  westl.  der  bisherigen  Stellungen  und  nahmen 
mehrere  Ortschaften.  Wege  trocknen  weiter  ab,  fiir  Kfz.  bedingt  befahrbar. 
Waldstrafien  noch  unpassierbar. 

H.Gr.  Nord: 

Nordl.  des  Ilmensees  wurde  die  Ostfront  des  Wolchow=Kessels  vergebl.  von 
Panzerkraften  angegriffen.  Schwere  feindl.  Artl.  beschofi  die  eign.  Stellung. 
Die  westl.  Abriegelungsfront  ist  wiederhergestellt.  Stark.  Feindkrafte  wurden 
im  westl.  Teil  des  Wolchow=Kessels  eingeschlossen. 


Finnland  (24.  6.) 

Siidostfront:  Keine  bes.  Ereignisse. 

Nordostfront  (20.  Geb.AOK):  Keine  bes.  Kampfhandlungen.  Im  riickvv.  Gebiet 
(III.  finn.  AK.)  Auftreten  von  schwacheren  feindl.  Partisanengruppen. 

Panzerarmee  Afrika  (25.  6.) 

Feindverhalten  aufier  reger  Aufklarungstatigkeit  abwartend.  Anderung  in  der 
Gliederung  nicht  erkannt.  Feindl.  Lufttatigkeit  nahm  ansdieinend  auf  Grund  von 
Zufiihrung  neuer  Luftwaffenverbande  gegeniiber  den  Vortagen  zu.  Mehrere  Bom= 
ben=  und  Tieffliegerangriffe  auf  die  eigene  Truppe  und  den  Nadisdiubverkehr. 

Panzerarmee  setzte  am  25.  6.  die  Verfolgung  in  ostwartiger  Richtung  fort.  Auf 
dem  Siidfliigel  sdilossen  DAK  und  90.  lei.Div.  auf.  Ital.  XX.  mot.Korps  im  Raume 
40  km  siidl.  Sidi  Barani.  Ital.  XXI.  AK.  und  X.  AK.  stiefien  auf  der  Via  Balbia  vor. 

453 


B.  Kriegstagebuch 

Nach  Mitteilung  des  deutschen  Marinekommandos  baldige  Abziehung  deutscher 
Marinekrafte  fiir  Sonderaufgabe  beabsichtigt. 

Oberkommando  der  Panzerarmee  bittet  um  Belassung  aller  deutschen  Sicherungs= 
krafte  und  besonders  der  Versorgungsprahme,  zumindest  fiir  die  Dauer  der  Opera= 
tionen,  da  bei  Abziehur\g  jegliche  Versorgungsschiffahrt  von  Bengasi  ostw.  unter= 
bunden  und  damit  Versorgung  der  Panzerarmee  in  dem  jetzigen  Raum  unmoglich 
gemacht  wird. 


27.Junil942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Besuch  des  finnischen  GFM  Mannerheim  im  FHQu. 

Der  Fuhrer  genehmigt,  dafi  der  Angriff  „Blau  V  im  Abschnitt  der  2.  Armee 
morgen  beginnen  kann,  wahrend  er  im  Abschnitt  der  6.  Armee  mit  Riicksicht 
auf  die  Wetter=  und  Wegeverhaltnisse  noch  verschoben  werden  mufi. 

Die  Pz.Armee  Afrika  hat  den  Feind  iiber  die  von  Marsa  Matruk  iiber  die 
nach  der  Oase  Siwa  fiihrende  Piste  zuriickgeworfen  und  mit  Anfliigen  den 
Raum  15  km  siidl.  Marsa  Matruk  gewonnen.  Die  mot.  Teile  der  ital.  Inf.Korps 
haben  Marsa  Matruk  im  Westen  eingeschlossen. 

Meldung  des  Dt.  Gen,  b.  H.Qu.  d.  ital.  Wehrm.  iiber  eine  Besprechung  des 
ital.  Gen.Obersten  Graf  Cavallero  mit  GFM  Rommel  beziigl.  der  Weiterf  iihrung 
der  Operationen^. 

Der  Fuhrer  befiehlt  die  Verminung  des  Suezkanals,  da  Nachrichten  iiber  die 
Raumung  des  Hafens  von  Alexandria  durch  die  Englander  vorliegen. 

Chef  OKW  halt  gegeniiber  dem  Chef  HRust  und  BdE  seine  Entscheidung 
vom  28.  5.  iiber  die  Kraftstoffzuteilung  an  das  Ersatzheer  aufrecht.  (Naheres 
s.  Stellv.WFSt) 

Wahrend  seiner  Anwesenheit  in  Madrid  (s.  Ausl.)  wurde  der  Amtschef 
Ausl/Ahw  iiber  eine  ultimative  englische  Note  an  Spanien  unterrichtet,  die 
Einspruch  erhob  gegen  Aufstellung  von  J.=Scheinwerfern  auf  span.  Teilen 
der  Gibraltar=Enge  und  deren  Bedienung  durch  deutsches  Personal. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront :  Feind  leistet  im  Raume  Gajtani  weiterhin  zahen  Wider= 
stand  bis  zur  Vernichtung.  Mehrere  Angriffe  in  den  friihen  Morgenstunden 
wurden  abgeschlagen.  Eign.  Truppen  traten  gegen  starken  Feindwiderstand 

1  Besprechung  zwischen  dem  Chef  des  Comando  Supremo,  Marschall  Cavallero, 
dem  ital.  OB  in  Nordafrika,  Marschall  Bastico,  dem  OB  der  dt.=ital.  Pz.Armee, 
GFM  Rommel,  und  dem  OB  SUd,  GFM  Kesselring,  in  Sidi  Barani  am  26.  6. 
Bericht  iiber  Besprechung:  „i.  Lage  bei  8.  Armee  erfordert  Ausnutzung  bisheriger 
Erfolge".  Duce  befiehlt  am  26.  6.,  „zunachst  mit  Masse  Enge  zwischen  Arabischer 
Bucht  und  Kattara=Senke  zu  besetzen,  die  Ausgangspunkt  fiir  weitere  Aktionen 
zu  bilden  hat"  (KTB  der  Ski.  vom  27.  6. 1942). 

454 


27.  Juni  1942 

zum  Angriff  gegen  die  Hohen  ostw.  Gajtani  an.  Geb.Div.en  im  Angriff  auf 
die  Hohen  westl.  „Bastion  IV\  und  siidostw.  davon.  Sauberung  des  Hinter= 
gelandes  von  Feindkraften  im  Gange.  Vor  dem  Slidfliigel  der  Front  verhielt 
sich  der  Feind  verhaltnismafiig  nihig. 

Auf  der  Halbinsel  nordostw.  Kertsch  versuchte  der  Feind  in  der  Nacht  vom 
25.  zum  26.,  mit  4  Booten  zu  landen.  Durch  Abwehrfeuer  wurden  die  Boote 
vor  Erreichen  der  Kiiste  zum  Abdrehen  gezwungen. 

Im  siidlichen  Abschnitt  der  H.Gr.  Siid  aufier  beiderseitigem  Artl.=Feuer 
keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Ein  Versuch  des  Gegners,  siidostw. 
Isjum  den  Donez  zu  iiberschreiten,  scheiterte.  4  Panzer  wurden  vernichtet. 
Nordl.  Isjum  starke  feindl.  Fliegertatigkeit  auf  die  im  Umgruppieren  befind= 
lichen  Divisionen. 

In  kiihnem  Vorstoli  nach  Nordosten  wurde  Dwureschnaja  genommen.  Der 
Feind  verstarkt  seine  Stellungen  am  Ostufer  des  Oskol.  Im  iibrigen  Bereich 
der  H.Gr.  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Durch  wolkenbruchartige 
Regenfalle  sind  die  Strafien  und  das  Gelande  vollig  aufgeweicht  und  fiir  Ra= 
derfahrzeuge  nicht  befahrbar. 

H.Gr.  Mine: 

Im  Raum  Brjansk  planmaliige  Fortsetzung  der  Sauberung  des  Gelandes  von 
Partisanen.  Mehrere  Feindlager  zerstort,  Feindgruppen  zersprengt.  Die  Bahn= 
linie  siidl.  Brjansk  wurde  an  4  Stellen  gesprengt.  Nordl.  Kirow  griff  en  eigene 
Truppen  nach  Siidosten  an  und  vernichteten  eine  feindl.  Gruppe.  Der  Strafien= 
zustand  hat  sich  im  allgemeinen  aufier  im  Raum  von  Rshew  gebessert. 

H.Gr.  Nord: 

Angriffe  mit  Panzern  gegen  die  Ostfront  des  Abschniirungsriegels  bei 
Jamno  wurden  abgeschlagen.  Weitere  Verengung  des  Wolchow=Kessels.  Am 
Briickenkopf  siidl.  Salzy  wurden  mehr.  von  Panzern  und  Artl.  unterstiitzte 
Angriffe  abgewehrt. 


Finnland  (25.  6.) 

Keine  nennenswerten  Kampfe. 


Panzerarmee  Afrika  (26.  6.) 

Die  an  und  westl.  der  Piste  Siwa  stehenden  Feindkrafte  wurden  durdi  eigenen 
Angriff  nad\  Osten  zurud<geworfen.  Feind  halt  Linie  Minqar  Abu  Mokheit  (70  km 
siidl.  Marsa  Matruk)  —  Marsa  Matruk. 

Panzerarmee  gewann  bis  zum  26.  6.  abends  mit  den  Angriffspitzen  der  mot.Ver= 
bande  den  Raum  15  km  siidl.  Marsa  Matruk. 

Die  Inf.Korps  schlossen  mit  den  mot.Teilen  die  Festung  Marsa  Matruk  nadi 
Westen  ab. 


455 


B.  Kriegstagebuch 

28.Juni  1942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

2.15  Uhr:  Die  Armeegruppe  v.  Weichs  (ungar.  2.  Armee,  4.  Pz.Armee  und 
LV.  AK.)  tritt  zum  Angriff  an  („Blau  I"). 

Gen.Oberst  Haider  tragi  dem  Fiihrer  die  von  der  11.  Armee  geplanten  Ma6= 
nahmen  fiir  den  Ubergang  liber  die  Strafie  von  Kertsch  vor.  Der  Fuhrer  legt 
grofien  Wert  auf  die  Durchfiihrung  dieses  Unternehmens,  da  es  den  schwie= 
rigen  Eisenbahntransport  der  Krim= Armee  hinter  dem  siidl.  Heeresfliigel  er= 
spart. 

Bericht  der  Dt.  Luftwaffenmission  Rumanien  liber  einen  Luftangriff  von 
US A=Flugzeugen  gegen  Rumanien  unter  Verletzung  der  tiirkischen  Neutralitat. 

Der  Fuhrer  befiehlt  auf  Vorschlag  des  Reichsmarschalls,  die  in  Gang  be= 
findliche  Ablosung  der  deutschen  Flakartillerie  in  Rumanien  vorlaufig  abzu= 
stoppen.  Die  Hochstkopfstarke  der  Luftwaffe  in  Rumanien  wird  um  3  000 
Kopfe  heraufgesetzt.  Marschall  Antonescu  hat  die  Belassung  starkerer  Luft= 
waffenkrafte  in  Rumanien  begriifit  und  um  Zufiihrung  weiteren  deutschen 
Flakgerates  zur  Besetzung  durch  rumanisches  Personal  gebeten.  Nachdem  der 
Fiihrer  diesem  Antrag  zugestimmt  hat,  wird  das  Ausw.Amt  darauf  hingewie= 
sen,  dafi  unter  diesen  Umstanden  die  mit  BiUigung  der  rum.  Regierung  vor= 
gesehene  Zahlung  von  500  Mill.  Lei  monatlich  zur  Bestreitung  der  Kosten 
der  deutschen  Wehrmacht  nicht  ausreiche  und  ein  neues  Abkommen  notwen= 
dig  sei.  Um  Bereitstellung  des  im  August  benotigten  zusatzlichen  Geldbedarfs 
in  Verbindung  mit  OKW/AWA  wird  gebeten. 

Meldung  des  OB  West,  dafi  an  der  englischen  Siidkiiste  die  dort  angesam= 
melten  kleinen  Fahrzeuge  zu  Anfang  Juni  auf  2  802  vermehrt  worden  sind. 

Chef  OKW  entscheidet  auf  Vorschlag  der  WStK,  dafi  die  franz,  Marine= 
angehorigen  aus  der  Kriegsgefangenschaft  zu  entlassen  sind.  Nur  politisch 
unzuverlassige  oder  offen  deutschfeindliche  Elemente  sind  zuriickzubehalten. 

Meldung  des  Dt.  Gen.  h.  H.Qu.  d.  ital.  Wehrm.  iiber  die  Weisungen  des 
Comando  Supremo  fiir  die  Fortsetzung  der  Operation  der  Pz.Armee  Afrika 
vom  27.  6.^ 

In  einer  Besprechung  zwischen  dem  Chef  WFSt  und  dem  Reichsfuhrer  SS 
iiber  die  zunehmende  Bandentatigkeit  in  Oberkrain  wird  festgelegt,  dafi  die 
Grenzsicherung  und  Bandenbekampfung  in  Oberkrain  und  Untersteiermark 
Aufgabe  des  Rf.  SS  ist,  der  die  hierfiir  notwendigen  Polizeikrafte  in  diese 

1     Befehl  des  Comando  Supremo  vom  27.6.: 

„±.  Ziel  Suez=Kanal  unter  Vormarsch  Suez  und  Ismailia,  von  Ismailia  sobald  als 
moglich  auf  Port  Said. 

2.  Voraussetzung  gesicherte  Besetzung  von  Kairo. 

3.  pp. 

4.  Duce  erwartet,  dafl  beim  Vormarsch  zum  Kanal  deutsche  und  ital.  Krafte 
zu  gleichen  Teilen  vertreten  sind." 

(KTB  der  Ski.  vom  28.  6. 1942) 

456 


28.  Juni  1942 

Gebiete  verlegen  und  dadurch  die  dort  eingesetzten  Landesschiitzenverbande 
fiir  andere  Verwendung  freimachen  wird.  Der  Chef  OKW  erlafit  die  dies= 
beziiglichen  Befehle  fiir  den  Chef  H  Riist  und  BdE. 


Lageberidit  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid: 

SewastopoUFront :  Der  weitere  Angriff  der  deutsch=rumanischen  Formatio= 
nen  zwang  den  Gegner  zur  Aufgabe  der  Hohenstellungen  nordl.,  siidl.  und 
siidostw.  von  Gajtani.  In  schweren  Einzelkampfen  wurden  diese  Hohen  ge= 
nommen.  Die  Schlucht  nordostw.  von  Gajtani  wurde  von  letzten  Feindresten 
gesaubert.  Dabei  wurde  eine  bis  zuletzt  feuernde  Feindbattr.  bis  auf  2  Mann 
vernichtet.  Nordostw.  Schulij  erreichten  rum.  Truppen  die  Tschornaja  und  nah= 
men  den  Obergang.  Siidl.  Nowi  Schulij  Lage  unverandert.  Eign.  Artl.  bekampft 
die  Stellung  auf  den  Sapun=Hohen.  Im  Raum  Kertsch  versuchte  ein  feindl. 
Schiffsverband,  in  den  friihen  Morgenstunden  Taman  von  Siiden  zu  erreichen. 
Der  Feind  wurde  im  Zusammenwirken  von  H.=Kiistenbattr.en,  Artl.  und  Luftw. 
zersprengt.  Ein  Schiff  durch  Kiistenartl.  und  ein  Schiff  durch  Luftw.  versenkt. 
Im  Laufe  des  Vormittags  ein  weiterer  Verband  von  etwa  20  Schiffen  bei  Gad= 
jutschij  Kut  Richtung  Taman  beobachtet. 

Vergebl.  Angriff  zweier  feindl.  Batl.e  in  mehreren  Wellen  auf  die  Stellungen 
des  Schn.  ital.  Korps.  Rege  feindl.  Fliegertatigkeit  im  Raum  Isjum— Slawjansk. 
Der  Feind  sprengte  die  Bahnlinie  ostw.  Kupjansk  an  mehr.  Stellen.  Die  Um= 
gruppierung  der  mot.Verbande  im  Raume  ostw.  Charkow  wird  fortgesetzt. 

Wetter:  Mitte  und  siidl.  Teil  +  25  —  30  Grad,  Wege  z.  T.  fiir  alle  Fahrzeuge 
befahrbar.  Im  nordl.  Teil  wechselnd  bewolkt,  +  19  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

AuJSer  Partisanenbekampfung  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Nord: 

Mehr.  Angriffe  im  Raume  Jamno,  unterstiitzt  von  Panzern,  wurden  ab= 
gewehrt.  Der  Wolchow=Kessel  wurde  durch  Vereinigung  der  von  Norden  und 
Siiden  und  Westen  vorstofienden  eign.  Krafte  in  mehrere  kleine  Kessel  auf= 
geteilt.  Weitere  Bekampfung  wurde  fortgesetzt.  Siidl.  Salzy  griff  Feind  mit 
Panzern  den  Br.=Kopf  an  und  wurde  abgeschlagen.  Erneuter  Angriff  im  Gange. 

Finnland  (26.  6.) 

Aufier  reger  Stofitrupptatigkeit  keine  Kampfhandlungen. 


457 


B.  Kriegstagebuch 

Panzerarmee  Afrika  (27.  6.) 

Der  Feind  versuchte  am  27.  6.,  die  Linie  Khalda  (70  km  siidl.  Marsa  Matruk) 
— Marsa  Matruk  zu  halten. 

Die  vor  seiner  Front  stehenden  starkeren  Aufklarungskrafte  wurden  durch 
eigenen  Angriff  auf  die  feindl.  Hauptkrafte  zuruckgeworfen.  Der  Kampf  in  der 
feindl.  Hauptstellung  wurde  in  erster  Linie  von  1.  Pz.Div.  mit  4.  und  23.  Pz.Brig. 
gefiihrt. 

Panzerarmee  durchbrach  diese  feindl.  Krafte  im  Raume  siidostw.  Marsa  Matruk 
und  stiefi  mit  Teilkraften  zur  KiistenstraCe  20  km  siidostw.  Marsa  Matruk  vor. 
Hierbei  wurden  iiber  500  Gefangene  eingebracht  und  mehrere  Battr.en  vernichtet. 
Die  erfolgreichen  Kampfe  mit  feindl.  Panzerverbanden  in  Gegend  nordl.  Khalda 
dauerten  in  den  Abendstunden  noch  an.  Bisher  wurden  18  Panzerkampfwagen 
abgeschossen. 

Meldung  des  deutschen  Generals  beim  H.Qu.  der  ital.  Wehrmacht:  am  27.  6. 
13.00  Uhr: 

„Bei  feindl.  Luftangriff  fiel  am  26.  6.  der  Kommandeur  des  ital.  XX.  mot.  Korps 
General  Baldassarre,  aufierdem  der  Artl.Kdr.  dieses  Korps  und  mehrere  Offiziere 
des  Stabes.  Deutsche  Jager  schossen  am  26.  6.  2g  Feindflugzeuge  und  ital.  Jager 
12  Feindflugzeuge  ab.  Oase  Siwa  wurde  aus  der  Luft  angegriffen." 


29.Junil942 

(KTB  der  Kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  OKW) 

Vor  Sewastopol  tritt  die  11.  Armee  zum  Angriff  auf  den  inneren  Festungs= 
giirtel  an.  In  den  friihen  Morgenstunden  erzwingt  das  LIV.  AK.  den  Uber= 
gang  iiber  die  Sewernaja=Bucht  und  bildet  einen  Briickenkopf  auf  dem 
Siidufer. 

Die  Armeegruppe  v.  Weichs  hat  am  28.  6.  mit  der  4.  Pz.Armee  einen  tiefen 
Einbruch  in  die  feindlichen  Stellungen  vollzogen  und  bei  Rogoszy  die  auf 
Woronesch  zufiihrende  Landbriicke  sowie  den  Unterlauf  des  Kschen  erreicht. 
Der  Angriff  der  ungar.  2.  Armee  und  des  rechten  Fliigels  des  LV.  AK.  gewann 
nur  langsam  Boden.  In  der  Nacht  machte  anhaltender  Regen  alle  Bewegungen 
unmoglich.  Bei  der  18.  Armee  wurden  die  letzten  gesdilossenen  Feindgruppen 
im  Wolchow=Kessel  zerschlagen. 

Die  Pz.Armee  Afrika  meldet,  dafi  am  Vormittag  des  28.  6.  die  Festung 
Marsa  Matruk  erstiirmt  wurde.  Die  mot.Verbande  der  Pz.Armee  hatten 
gegen  Abend  des  28.  6.  den  Raum  10  km  siidwestl.  Fuka  erreicht. 

Der  Fiihrer  empfangt  den  Gen.  Zeitzler  (Chef  des  Gen.St.d.H.Gr.  West)  zu= 
sammen  mit  Reichsminister  Speer  und  Gen.d.Pi.u.Fest.  Jacob  zum  Vortrag 
iiber  den  Stand  der  Westbefestigungen.  Der  Fiihrer  weist  zunachst  darauf  hin, 
dali  man  mit  englisch=amerikanischen  Landungsabsichten  grolieren  Stiles  rech= 
nen  miisse,  um  eine  „zweite  Front"  zu  bilden,  die  auf  der  Feindseite  sowie 
innen=  wie  biindnispolitisch  erforderlich.  Im  iibrigen  wurden  technische  Einzel= 
fragen  besprochen. 

Nach  einer  Meldung  des  OB  West  vom  6.  6.  wurde  in  Zusammenarbeit  mit 
dem  GenStdH  von  WFSt  die  Frage  einer  Verstarkung  der  Krafte  im  Westen 


29.  Juni  1942 

gepriift.  (Naheres  s.  KTB  Stellv.  WFSt.)  Chef  OKW  erlafit  einen  zusammen= 
fassenden  Befehl. 

Befehl  des  Fiihrers  iiber  die  Benutzung  von  Kraftfahrzeugen. 

Deutsche  Noten  an  Frankreich  beziigl.  Martinique  und  Fort  de  France. 


Lageberidit  OKH 
Osten 

H.Gr.  Slid: 

Sewastopolfront:  Letzter  Feindwiderstand  in  Gajtani  und  den  Hohen  nordl. 
und  sUdl.  davon  gebrochen.  Im  Nachstofi  wurde  entlang  der  eign.  Bahn  der 
Obergang  iiber  den  Flufi  erzwungen,  der  Nordteil  von  Inkerman  genommen 
und  zum  Angriff  nach  Nordwesten  in  Richtung  Briicke  iiber  die  Bucht  an= 
getreten.  Hier  noch  starker  Feindwiderstand.  Im  siidl.  Teil  Inkerman  halt  der 
Feind  noch  zah.  Siidl.  Nowi  Schulij  wurden  durch  eigene  Stofitrupps  20  Bunker 
vor  der  Front  erledigt. 

In  der  Nacht  zum  28.  6.  wurden  mehrere  Schiffe  an  der  Kiiste  nordwestl. 
Kertsch  durch  Artl.=Feuer  zum  Abdrehen  gezwungen.  Lebh.  Verkehr  im  Hafen 
von  Taman. 

Bei  Jama  wurde  ein  Feindangriff  abgeschlagen.  Ebenso  in  Gegend  ostw. 
Woltschansk.  Hier  wurden  15  Panzer  erledigt. 

Ostw.  und  nordostw.  von  Kursk  ist  die  Armeegruppe  von  Weichs  plan= 
mafiig  zum  Angriff  angetreten^,  unterstiitzt  durch  Verbande  des  VIII.  Fl.Korps. 
In  breiter  Front  wurde  nordl.  und  nordostw.  Tim  der  Tim=Fluii  iiberschritten, 
die  Briicken  unversehrt  in  eigene  Hand  genommen  und  mit  den  nordlichen 
Teilen  nach  Siidosten  abgedreht.  Der  Bodengewinn  am  ersten  Tage  betrug 
zwischen  10  und  45  km.  Auch  nordl.  Dolgoje  konnten  trotz  feindl.  Gegenwehr 
bis  zu  15  km  nach  Osten  und  Nordosten  vorgestofien  werden.  Der  Feind,  der 
zunachst  iiberrascht  war,  leistete  im  Verlauf  des  Vormarsches  immer  starker 
werdenden  Widerstand  an  einzelnen  Stellen.  Luftaufkl.  hat  bisher  noch  an 
keiner  Stelle  Heranfiihren  neuer  starker  Feindkrafte  beobachten  konnen. 

Wetter:  vereinzelt  Niederschlage,  +  20  Grad. 

H.Gr.  Mine: 

Siidwestl.  Suchinitschi,  ostw.  und  nordostw.  von  Wjasma  wurden  mehrere 
zum  Teil  gegen  harten  Widerstand  vorgefiihrte  Angriffe  mit  Erfolg  durch= 
gefiihrt. 

Im  riickw.  Gelande  wurden  die  beiden  Kessel  im  Raum  Djatkowo  weiterhin 
verengt  und  das  Gelande  im  Raume  Jelnja  weiter  gesaubert. 

Wetter:  wechselnd  bewolkt,  Wege  und  Strafien  gebessert,  jedoch  nur  strek= 
kenweise  fiir  Panzer  und  Lkw  befahrbar.  Temp.  +  22  Grad. 

1    „Blau  I". 

459 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.Nord: 

Der  bereits  durch  Sondermeldung  bekanntgegebenen  Vernichtung  der  Feind= 
krafte  im  Wolchow=Kessel,  wonach  32  y^6  Gefangene  gemacht  und  649  Ge= 
schiitze,  171  Panzer  erbeutet  oder  vernichtet  wurden,  folgten  weitere  Sau= 
berungs=  und  Bergungsmafinahmen  zur  Bereinigung  des  Kessels.  Angriffe 
siidl.  Salzy  auf  den  eign.  Br.=Kopf,  wobei  mehrere  durchgebrochene  Feind= 
panzer  vernichtet  wurden,  wurden  abgeschlagen. 

Finnland  (27.  6.) 

An  der  Swir=Front  lebh.  Feuer=  und  Spahtrupptatigkeit.  Im  Abschnitt  Murmansk 
seit  mehr.  Tagen  stark.  Feindbewegungen  hinter  der  Front. 

Panzerarmee  Afrika  (28.  6.) 

Panzerarmee  Afrika  nahm  nadi  Versorgung  der  mot.  Verbande  am  Vormittag  des 
28.  6.  mit  den  Panzerdivisionen  die  Verfolgung  der  sich  nach  Osten  absetzenden 
Feindkrafte  auf  und  erreichte  bei  nur  schwachem  feindl.  Widerstand  bis  zum 
Abend  den  Raum  10  km  siidwestl.  Fuka.  Durch  Angriff  der  ital.  Inf.Korps  und 
der  90.  lei.Div.  wurde  der  Ring  um  die  in  Marsa  Matruk  und  im  Raum  siidostw. 
befindlichen  eingeschlossenen  Feindkrafte  verengt.  Hierbei  sovvie  bei  zahlreichen 
Ausbruchsversuchen  in  Nacht  vom  27.  zum  28.  6.  wurden  rund  1 000  Gefangene 
eingebracht  und  zahlreidie  Gesdiiitze  und  Kraftfahrzeuge  verniditet  oder  erbeutet. 


30.Junil942 

(KTB  der  Kriegsgesdiiditlidien  Abteilung  des  OKW) 

Wahrend  die  Armeegruppe  v.  Weichs  weiter  Boden  gewonnen  hat,  tritt 
auch  die  6.  Armee^  planmalBig  zum  Angriff  an. 

Bei  der  H.Gr.  Mitte  ist  das  fiir  heute  beabsichtigte  Unternehmen  „Seydlitz'' 
(Herstellimg  der  Verbindung  zwischen  der  Gruppe  Esebeck  bei  Bjeloj  und  dem 
XXIII.  AK.)  wegen  der  Wetterlage  auf  den  2.  7.  verschoben  worden. 

Die  bisher  mit  „Blau  IP'  und  „Blau  IIP'  bezeichneten  Operationen  erhalten 
die  Decknamen  „Clausewitz''  und  „Dampfhammer'',  die  Gesamtoperation 
„Blau''  den  Decknamen  „Braunschweig''. 

Die  II.  Armee  hat  vor  Sewastopol  die  Hohen  siidl.  der  Sewernaja=Bucht 
genommen  und  den  Einbruch  in  die  Hohenstellung  westl.  der  Tschjornaja= 
Niederung  sowie  in  die  Sapun=Stellung  voUzogen.  Der  Fuhrer  bezeichnet 
Sewastopol  nicht  nur  als  einen  bedeutenden  Kriegshafen,  sondern  als  einen 
Begriff  fiir  die  ganze  Welt  und  stellt  fest,  dafi  keine  andere  Armee  als  die 
deutsche  diesen  Angriff  geschafft  hatte. 

Gen.Oberst  v.  Kuchler^  (H.Gr.  Nord)  halt  dem  Fuhrer  Vortrag  iiber  Lage 


Das  XXXX.  Pz.Korps  der  6.  Armee  an  deren  Nordflugel. 
An  diesem  Tage,  30.  Juni  1942,  zum  GFM  ernannt. 


460 


30.  Juni  1942 

und  Absichten  der  H.Gr.  Nord^.  Er  schildert  folgende  Aufgaben  in  der  Reihen= 
folge  von  Slid  nach  Nord: 

1.  Herstellung  der  Verbindung  zur  H.Gr.  Mitte  (Angriff  auf  Ostaschkow). 

2.  Verbreiterung  und  Sicherung  der  Landbriicke  zum  II.  AK.  siidl.  des  IImen= 
sees. 

3.  Beseitigung  des  feindl.  Briickenkopfes  iiber  den  Wolchow. 

4.  Beseitigung  des  Pogostje=Kessels. 

5.  Die  Besetzung  von  Ingermanland. 

Hiervon  halt  Gen.Oberst  v.  Kiichler  die  Losung  folgender  Aufgaben  fur  vor= 
dringlich : 

a)  Die  Verbreiterung  der  Landbriicke  zum  II.  AK.  sei  aus  Versorgungs= 
griinden  unerlafilich. 

b)  Die  Bereinigung  der  Lage  bei  Pogostje.  Dies  sei  taktisch  notwendig,  weil 
damit  das  Aufmarschgelande  eingeengt  wiirde,  das  nordl.  davon  bis  zum 
Ladogasee  hin  die  einzige  Moglichkeit  zu  einem  grofiangelegten  russischen 
Entsatzversuch  fiir  Leningrad  bilde.  Gen.Oberst  v.  Kiichler  glaubt  aber, 
dafi  diese  Operation  nicht  vor  dem  1.  8.  beginnen  konne,  da  die  hierfiir 
benotigten  Truppen  am  Wolchow  schwer  gekampft  hatten  und  der  Auf= 
frischung  bediirften. 

c)  Herstellung  der  Verbindung  zur  9.  Armee  (H.Gr.  Mitte)  durch  Angriff 
auf  Ostaschkow. 

Der  Fiihrer  fordert  Priifung,  ob  und  mit  welchen  Mitteln  (z.  T.  Panzerzufiih= 
rung)   eine  Vorverlegung  des  Angriffstermins  zu  b)   erreicht  werden  kann. 


Auszug  aus  KTB  der  H.Gr.  Nord: 

„Auf  den  Einwand  Hitlers,  da^  ein  gesicherter  Nachschubweg  (fiir  die  Truppen 
im  Raume  Demjansk)  audi  durch  eine  Verbreiterung  der  Landbriicke  nach  Siiden 
geschaffen  werden  konne,  erklarte  der  OB  der  H.Gr.  bei  einem  personlichen 
Vortrag  am  30.  6.  42,  daji  diese  Operation  in  jedem  Falle  erwUnsdit,  jedoch  kein 
Ersatz  fiir  einen  vollen  Besitz  der  Strajle  St.  Russa—Ramushewo  sei.  Die  der 
Heeresgruppe  zur  VerfUgung  stehenden  Krafte  seien  auflerdem  nicht  stark  genug, 
um  diese  Strafle  zu  sichern  und  gleichzeitig  den  Stoji  nach  Siiden  durchzufiihren. 
Man  konne  „mit  gutem  Gewissen"  erst  dann  an  eine  Operation  nach  Siiden 
denken,  wenn  die  ostwarts  von  St.  Russa  stehenden  Teindkrdfte  geschlagen  oder 
mindestens  stark  geschwdcht  wdren.  Voraussetzung  fiir  diese  Unternehmen  — 
deren  jedes  etwa  4  Wochen  beanspruchen  werde  —  sei  jedoch,  dafi  die  Krafte  der 
Luftflotte  1  nicht  verringert  und  der  Heeresgruppe  in  ausreidiendem  Majle 
Munition  und  Ersatz  zugefiihrt  werde.  Selbst  unter  Einrechnung  der  fiir  den 
Monat  Juli  zugesagten  Ersatzbataillone  und  unter  der  Annahme,  dajl  bis  zum 
1. 8. 42  keinerlei  Verluste  eintrdten,  wiirden  zu  diesem  Zeitpunkt  zahlreiche 
Fehlstellen  vorhanden  sein.  Dabei  sei  zu  beriicksichtigen,  dajl  die  Infanterie= 
Divisionen  durch  die  neue  Gliederung  schon  an  sick  um  ein  Drittel  geschwdcht 
wdren.  Hitler  gab  zu,  ,dafl  die  Heeresgruppe  angesichts  ihrer  geringen  Krafte 
in  einem  Kampfe  stdnde,  bei  dem  sie  von  einer  Sorge  in  die  andere,  von  einer 
groflen  Gefahr  in  die  andere  stilrze.  Besondere  Krdfte  konne  er  nicht  zur  Ver= 
fiigung  stellen.  Der  OB  H.Gr.  miisse  sich  durchjonglieren'".  „Er  erklarte  sich 
aber  damit  einverstanden,  dafl  zundchst  die  Verbreiterung  der  Landbriicke  nach 
Norden  durchgefiihrt  werde." 

461 


B.  Kriegstagebuch 

Der  WB.  Norwegen  wird  darauf  aufmerksam  gemacht,  dafi  die  Bestimmun= 
gen  seiner  Kampfanweisung  fiir  die  Verteidigung  Norwegens  vom  12.  5., 
die  die  Zusammenarbeit  der  Wehrmachtteile  behandeln,  z.  T.  in  Widerspruch 
zur  Weisung  40  stehen  und  mifiverstandlich  seien.  Er  wird  um  Richtigstellung 
ersucht. 

Meldung  des  Dt.  Gen.  b.  H.Qu.  d.  ital.  Wehrm,  iiber  die  Weisung  des 
Comando  Supremo  fiir  das  ital.  Oberkommando  in  Nordafrika  betr.  das 
Verhalten  gegeniiber  dem  Agyptischen  Staat.  Die  Stellungen  in  der  Enge 
zwischen  der  Kattara=Senke  und  dem  Arabischen  Golf  seien  anscheinend 
nur  schwach  ausgebaut.  Es  sei  nicht  zu  erkennen  und  unwahrscheinlich,  dafi 
der  Gegner  dort  entscheidenden  Widerstand  leisten  werde^. 

Im  Hinblick  auf  die  giinstige  Lage  in  Nordafrika  bestimmt  der  Fiihrer  beim 
Lagevortrag  auf  Vorschlag  des  Chefs  WFSt,  dafi  keine  weiteren  deutschen 
Truppen  nach  Kreta  iiberfUhrt  und  die  Oberfiihrung  eines  verstarkten  Regi= 
ments  von  Kreta  nach  Nordafrika  begonnen  werden  solle. 

Feindliche  Presseerorterungen  iiber  den  Gaskrieg  machen  eine  Uberpriifung 
der  deutschen  Vorbereitungen  hierfiir  notwendig. 

Verfiigung  des  Chefs  OKW  zur  Leistungssteigerung  im  Giiterverkehr  der 
Wehrmacht. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  SewastopoUFront :  Der  Angriff  der  Armee  brachte  den  Besitz 
der  Hohen  siidlich  der  Sewernaja=Bucht,  den  Einbruch  in  die  Hohenstellung 
ostwarts  der  Kelibanitsch=Bucht  und  den  Einbruch  in  die  Sapun=Stellung.  Es 
wurden  erreicht:  Ostrand  der  Kelibanitsch=Bucht  und  die  Hohenstellung 
siidostw.  davon.  Auf  den  Hohen  nordwestlich  Inkerman  noch  starker  Feind= 
widerstand.  Westlich  Inkerman  stielien  deutsche  Divisionen  bis  auf  die  Hohen= 
stellung  an  der  Strafie  vor.  Siidlich  davon  griff  die  132.  I.D.  den  Feind  auf 
seinen  Hohenstellungen  an,  warf  ihn  und  erreichte  die  Gegend  bei  Zielpunkt 
1683  an  den  au6eren  Befestigungswerken.  Sudlich  Nowi  Schulij  griffen  Telle 
der  170.  I.D.  die  Hohenstellungen  der  Sapun=Hohe  an  und  nahmen  sie  in 
Besitz.  1.  Geb.Div.  sammelt  sudlich  Inkerman. 


Auszug  aus  „Die  Bemuhungen  der  Ski .  . ." ,  a.  a.  O.: 

„Anld^lich  des  deutsch^italienischen  Vormarsches  in  Agypten  erteilt  die  fran= 
zosische  Admiralitiit  den  in  Alexandrien  liegenden  franzosischen  Seestreitkraften 
Verhaltungsbefehle  fUr  den  Fall  einer  englischen  Rdumung.  Die  Schiffe  sollen 
keinen  englischen  Hafen  anlaufen,  unter  franzosischer  Flagge  in  Alexandrien 
bleiben  oder  sidi  versenken;  auf  keinen  Fall  sollen  sie  unbeschadigt  in  fremde 
Hdnde  fallen  und  auf  keinen  Fall  flUchtenden  britischen  Einheiten  folgen.  Von 
der  deutschen  und  italienischen  Regierung  wird  den  Franzosen  zugesichert,  dajl 
die  franzosischen  Einheiten  nicht  beschlagnahmt  werden  wUrden." 


462 


30.  Juni  1942 

Nordlich  Taganrog  beiderseitige  Artl.=Tatigkeit.  Der  Feind  griff  Telle  des 
ital.  Schn.  Korps  an,  der  Angrljff  wurde  abgeschlagen. 

Wetter:  wechselnd  bewolkt,  plus  24  Grad,  Wege  iiberall  befahrbar. 

In  der  Mitte  der  Heeresgruppe  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Wetter:  Heiter,  windig,  Strafien  befahrbar. 

Gruppe  von  Weichs:  griff  welter  nach  SO  an  und  steht  mit  vorderen  Teilen 
im  Angrlff  auf  Bykowo  und  Matwejewka  (nordlich  davon).  Bel  Kschen  ist  die 
Bahnbriicke  zerstort,  ein  Pz.=Angriff  wurde  hier  abgeschlagen,  3  feindl.  Pz. 
erledigt.  Nordlich  davon  sind  die  Div.en  im  Vorgehen  nach  Osten.  Der 
Angriff  wurde  durch  stark  aufgeweichtes  Gelande  verzogert,  erst  am  Nach= 
mittag  begann  der  Boden  auf  den  Hohenziigen  wieder  abzutrocknen. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  riickw.  Gebiet  wurden  Partisanen  welter  erfolgreich  bekampft.  Bel  den 
gestrigen  VorstolBen  im  Raume  der  3.  Pz.Armee  verlor  der  Feind  400  Tote; 
200  Gefangene  und  150  Bunker  wurden  genommen  bzw.  zerstort.  Das  Wetter: 
im  Siiden  Westwind,  Wege  fiir  alle  Fahrzeuge  befahrbar.  Temp,  plus  20  Grad, 
im  Norden  teilweise  Regen. 

H.Gr.  Nord: 

Nordl.  Cholm  gingen  eigene  Krafte  an  der  StraJSe  nach  N  vor  und  nahmen 
Nawolok;  der  Feind  geht  nach  Osten  zuriick. 

Wegen  starker  Regenfalle  muliten  im  Bereidi  der  Demjansk=Front  mehrere 
Strafien  gesperrt  werden. 

Im  Wolchow=Kessel  Vernichtung  von  Feindkraften  im  Gange.  Siidlich  Salzy 
wurden  Pz.=Angriffe  des  Feindes  abgeschlagen,  eingebrochene  Pz.  vemichtet, 
durch  Stuka=Angriff  mehrere  Panzer  aufier  Gefecht  gesetzt. 

Finnland  (28.  6.) 

Normaler  Tagesverlauf. 


Panzerarmee  Afrika  (29.  6.) 

Bisher  liegen  folgende  Meldungen  vor:  Entwicklung  der  Lage  bis  29.6.  mittags: 
Feind  ist  es  gelungen,  Krafte  aus  Marsa  Matruk  abzuziehen,  bevor  es  am  29.  6. 
friih  genommen  wurde.  Die  iiber  Fuka  vorgestofienen  eigenen  mot.  Krafte  stehen 
bei  El  Daba  in  Feindberiihrung. 

Stellung  in  der  Enge  zwischen  Kattara=Senke  und  Arabisdier  Golf  ist  anscheinend 
nur  schwach  ausgebaut.  Ob  Feind  dort  entscheidenden  Widerstand  leisten  wird, 
ist  nodi  nidit  zu  erkennen,  jedoch  unwahrsdieinlidi. 


463 


Das  dritte  Quartal 
(1.  Juli  bis  30.  September  1942) 

l.Julil942 

Lagebericht  OKH^ 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront:  In  Fortsetzung  des  Angriffs  gelang  es,  die  gesamte  Sa= 
pun=Stellung  zu  Fall  zu  bringen.  Die  iiber  die  Bucht  vorgestofienen  Krafte  be= 
finden  sich  im  Angriff  auf  die  Befestigungen  siidwestl.  der  Kelibanitsdi= 
Bucht.  Hier  noch  zaher  Feindwiderstand.  Die  siidl.  vorgehenden  Divisionen 
haben  den  aufieren  Befestigungsgiirtel  nach  Oberwinden  starken  Feindwider= 
standes  gebrochen  und  sind  mit  Teilen  im  Vorgehen  auf  die  innere  Stadt= 
befestigung.  Die  iiber  die  Sapun=Hohen  vorgestoiSenen  Telle  der  eign.  Krafte 

1  Audi  fiir  das  dritte  Quartal  muji  das  KTB  des  WFStabes  als  verloren  angesehen 
werden.  Jedoch  stehen  ab  12.  August  1942  bis  Jahresschluji  die  handschriftlichen 
Aufzeichnungen  des  Kriegstagebuchfuhrers,  des  Ministerialrats  Helmuth  Greiner, 
zur  Verfugung  (Fotokopien  aus  dem  Nachlafl  Greiner  verdanke  ich  dem  Bundes= 
archiv=Militdrarchiv  Koblenz).  Diese  handschriftlichen  Aufzeichnungen  waren  die 
Unterlage,  nach  der  Greiner  das  KTB  diktierte  (vgl.  seine  eigene  Darstellung 
in  dem  Buch  „Die  Oberste  Wehrmachtfiihrung  1939—1943",  Wiesbaden  1951, 
S.  19).  Einen  Teil  der  Aufzeichnungen  hat  Greiner  in  Uberarbeiteter  Form  im 
Anhang  seines  Werkes  veroffentlicht  (fiir  die  Zeit  vom  12.  August  bis  31.  De= 
zember  1942,  S.  39^—432).  Die  Aufzeichnungen  sind  hier  vollstandig  nach  der 
urspriinglidien  handschriftlichen  Fassung  abgedruckt.  Zu  diesen  Aufzeichnungen 
stellte  mir  freundlicherweise  Herr  General  d.  Artl.  a.  D.  Walter  Warlimont, 
1942  Stellv.  Chef  des  WFStabes,  nachtragliche  Erlauterungen  zur  Verfugung, 
die  jeweils  im  Anschlufl  an  die  Aufzeichnungen  Greiners  zu  dem  betreffenden 
Tage  abgedruckt  sind.  Um  die  Lage  an  jedem  Tage  noch  deutlicher  erkennen 
zu  lassen,  sind  ferner  die  Lageberichte  des  OKH  und  die  bei  der  Ski.  ein~ 
gegangenen  Meldungen  des  Generalstabes  der  Luftwaffe  mit  aufgenommen. 
Beide  Quellengruppen  entstammen  dem  KTB  der  Ski.,  Teil  D.  Fotokopien  hier= 
von  verdanke  ich  der  freundl.  Vermittlung  von  Professor  Dr.  Walther  Hubatsch. 
Fiir  die  Zeit  vom  1.  Juli  bis  11.  August  1942  stellen  die  Lageberichte  des  OKH 
und  die  Meldungen  des  Generalstabes  der  Luftwaffe  allein  den  Ersatz  fiir  das 
fehlende  KTB  des  WFStabes  dar.  Wesentliche  Ergdnzungen  ergeben  sich  aus  den 
Notizen  des  Chefs  des  Generalstabes  des  Heeres,  Generaloberst  Haider,  fiir  die 
Zeit  bis  zum  24.  September  1942,  dem  Tag  seiner  Entlassung  aus  seinem  Amt, 
die  in  Bd.  Ill  der  kommentierten  Ausgabe  des  Halder=Tagebuches  (bearbeitet 
von  H.=A.  Jacobsen),  W.  Kohlhammer  Verlag  Stuttgart  1964,  erscheinen  werden. 

465 


B.  Kriegstagebuch 

sind  nach  Vernichten  vieler  bunkerartig  ausgebauten  Stellungen  im  Vorgehen 
nach  Westen  und  befinden  sich  etwa  lo  km  nordwestl.  Balaklawa.  Vom  Hohen= 
gelande  um  Balaklawa  scheint  Feind  Telle  abgezogen  zu  haben,  starke  Nach= 
huten  leisten  jedoch  noch  zahen  Widerstand. 

Die  6.  Armee  trat  gegen  teilw.  iiberraschten,  ortlich  aber  zah  kampfenden 
Gegner  gestern  morgen  auf  breiter  Front  ostw.  und  nordostw.  Charkow  nach 
Osten  an  und  hat  die  feindl.  Stellungen  durchstolien.  Der  Angriff  gewann  im 
Siiden  nordl.  Burluk  und  im  Norden  ostw.  Bjelgorod  gut  Boden.  Dazwischen 
starker  Feindwiderstand,  zahlreiche  eingegrabene  Panzer  und  Verminungen. 
Durch  die  immer  noch  nicht  abgetrockneten  Wege,  namentlich  in  den  Flufitalern, 
mufiten  teilw.  Umgehungen  gemacht  werden.  Die  nordl.  Burluk  vorgehenden 
Telle  gingen  nach  Osten  vor  und  dann  auf  die  Hohenstellungen  westl.  Bo= 
lokonewka,  um  in  die  Flanke  des  dort  stehenden  Feindes  vorzubrechen.  Die 
nordostw.  Woltschansk  vorgehenden  Telle  hatten  zahen  Feindwiderstand,  der 
durch  Panzerangriffe  versuchte,  die  eign.  Krafte  aufzuhalten.  Die  ostw.  Bjel= 
gorod  nach  Norden  und  Nordosten  vorstofienden  Krafte  erreichten  Korotscha 
und  die  Strafie  siidostw.  davon.  In  Korotscha  starker  Feindwiderstand.  Die 
nordl.  Bjelgorod  nach  Osten  vorstofienden  Divisionen  konnten  sich  bei  Koro= 
tscha  mit  den  dort  kampfenden  Div.en  verbinden.  Die  so  eingeschlossenen  Feind= 
telle  werden  vernichtet.  Die  ostw.  Kursk  vorgehenden  Telle  sind  im  Angriff 
auf  Gorschetschnoje  und  Kastornoje.  Der  Feind  hat  auf  der  ganzen  Front 
Panzerkrafte  herangefiihrt  und  versucht,  durch  dauernde  Angriffe  gegen  die 
Vormarschspitzen  die  Bewegungen  aufzuhalten.  Besonders  stark  ist  der  Feind= 
druck  auf  dem  Nordfliigel  im  Raume  siidl.  Liwny. 

Wetter:  Im  Siiden  wechselnd  bewolkt,  +  26  Grad,  strichw.  Regen,  Wege 
befahrbar,  in  der  Mitte  wechselnd  bewolkt,  Wegezustand  z.  T.  gut. 

H.Gr.  Mitte: 

Bekampfung  der  Partisanen  wird  erfolgreich  fortgesetzt. 

Wetter:  im  Siiden  der  H.Gr.  bewolkt,  teilw.  Regen,  warm,  StralSen  auf= 
geweicht,  im  Norden  einzelne  Gewitterregen,  Strafien  verschlechtert. 

H.Gr.  Nord: 

Die  auf  der  Strafie  Cholm  nach  Norden  und  Staraja  Russa  nach  Siiden  vor= 
stofienden  Stoligruppen  haben  die  Verbindung  zwischen  den  beiden  Korps 
hergestellt,  die  Strafie  Staraja  Russa— Cholm  ist  durchgehend  von  eign.  Trup= 
pen  besetzt. 


Finnland  (29.  6.) 

SiXdo  St  front:  Aufier  mehreren  feindl.  Aufkl.=Versuchen  an  verschiedenen  Front= 
absdin.  keine  nennenswerten  Kampfe. 

Geb.AOK  20:  Im  Siidteil  verstarkte  Tatigkeit  feindl,  Fernspahtrupps  in  Rud^en 
und  Flanke. 

466 


1.  Juli  1942 

Panzerarmee  Afrika  (30.  6.) 

Panzerarmee  stellte  sich  im  Laufe  des  30.  6.  zum  Angriff  gegen  die  El  Alamein= 
Stellung  bereit.  Die  mot.Verbande  wurden  im  Laufe  der  Nacht  zum  frontalen  Durch= 
bruch  durch  die  Verteidigungsfront  —  50  km  siidwestl.  el  Alamein  versammelt  und 
traten  dort  um  03.00  Uhr  zum  Angriff  nach  Osten  an.  Im  Zuge  der  Umgruppierung 
zum  Angriff  gegen  die  El  Alamein=Stellung  wurden  im  Laufe  des  30.  6.  durch  das 
DAK  Angriffsvorbereitungen  gegen  den  feindl.  Siidfliigel  vorgetauscht.  Starkere 
Aufklarungskrafte  sind  im  Marsch  auf  die  Oase  Sivva. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  1.7.1942 

1.  Raum  um  England: 

Im  Laufe  des  gestrigen  Tages  gegen  England  insgesamt  18  Flugzeuge  eingesetzt. 
Keine  Abschiisse. 

Die  Aufklarung  erbrachte  im  Gebiet  vor  Yarmouth  ein  siidgehendes  Geleit  von 
32  mittleren  Dampfern  um  06.45  Uhr. 

Vor  Hastings  ein  nordostgehendes  Geleit  mit  etwa  20  Dampfern  und  mehreren 
Bewachern  um  21.55  Uhr  erfafit. 

Nordlich  Landsend  um  17.56  Uhr  ein  Geleit  von  12  Dampfern,  2  Zerstorern  und 
3  Vp=Booten  Kurs  Nordost. 

Am  Nordausgang  des  Bristol=Kanals  siidostwarts  Milford  um  18.45  Uhr  2  Zer= 
storer  Kurs  West. 

Eigener  Nachteinsatz:  46  He  217  gegen  Avonmouth.  Landemeldungen  stehen  noch 
aus. 

8  Ju  SS  Auftrag  Portland,  Erfolgsmeldungen  stehen  ebenfalls  noch  aus. 

Insgesamt  26  Feind=Einfluge,  davon  7  ins  Reichsgebiet  im  Raume  nordlich  Lan= 
geoog  und  westlich  Borkum.  Anscheinend  Minenlegen. 

2.  Mittelmeer: 

Im  Laufe  des  gestrigen  Tages  Angriffe  auf  Malta  mit  guter  Wirkung.  1  Spitfire 
abgeschossen. 

Im  nordafrikanischen  Operationsgebiet  wurden  u.  a.  21  Ju  87  mit  guter  Wirkung 
auf  Kraftfahrzeugansammlungen  bei  Alamein  angesetzt. 

Bei  Luftkampfen  von  35  Me  109  wurden  4  Curtiss  abgeschossen.  Im  Op.=Gebiet 
anhaltende  Sandstiirme. 

Hafenbelegung  La  Valetta  1.  7.  09.09  Uhr  ohne  Veranderung. 

Die  von  der  Seeaufklarung  erfafiten  Seegebiete  erbrachten  lediglich  schwachen 
Transportverkehr.  Nordlich  Belkim  nach  italienischer  Meldung  um  07.50  Uhr  ein 
ostgehendes  Geleit  von  2  kleineren  Fahrzeugen  und  mehrere  Torpedoboote. 

Hafenbelegung  Beirut  1.7.  16.25  Uhr  nach  Luftbild:  5  Frachter  zus.  13000  t, 
1  Hafentanker  2  000  t.  An  der  Miindung  des  Beintflusses  1  Tanker  4  000  t  vor 
Anker. 

Im  Seegebiet  vor  Sidon  um  16.15  und  16.17  Uhr  mehrere  Vp=Boote  und  Geleit= 
boote  Kurs  Siid. 

Hafenbelegung  Haifa  1.  7.  16.06  Uhr:  nach  Lichtbild  2  Kreuzer,  3  Zerstorer,  5  Ge= 
leitboote,  1  Fahrgaster  4  000  t,  4  Tanker  zus.  30  000  t,  8  Frachter  zus.  36  000  t, 
1  Laz.=Schiff. 

3.  Ostfront: 

Im  Schwarzmeerraum  keine  besonderen  Meldungen. 

Am  1.  7.  Angriff  auf  Murmaschi  und  Kaianlagen  Murmansk,  25  Ju  88.  Starke 
Brande  beobachtet.  Gute  Trefferlage  in  Barackenlagern  25  km  siidwestlich  Mur= 
maschi  und  Tankanlage  im  Siidwestteil  Murmansk. 

467 


B.  Kriegstagebuch 

Aufklaning  bis  Spitzbergen  geflogen,  Schlechtwetter. 

Um  16.15  Uhr  wurde  etwa  70  sm  Ostnordost  Jan  Mayen  (Marinequadrat  AN 
7160)  ein  Geleitzug  Kurs  Ost  durch  U=Boot  gemeldet.  Fahrt  und  Zusammensetzung 
sind  nicht  gemeldet  worden. 

Um  16.50  Uhr  erstmalig  ein  Verband  etwa  120  sm  Ostnordost  Langenese  erfafit, 
zum  letzten  Male  21.00  Uhr  45  sm  Ostnordost  Kap  Bardsness  (Ostkiiste  Islands) 
gesichtet.  Zusammensetzung  des  Verbandes:  1  Flugzeugtrager,  3  Sdilachtschiffe, 
6  Kreuzer,  6  Zerstorer,  3  Vp=Boote.  Deutsches  Flugzeug  halt  Fiihlung. 


2.Julil942 

Lageberidit  OKH 
Osten 

H.Gr.  sad: 

SewastopoUVront:  Durch  die  Angrijffe  des  gestrigen  Tages  wurde  ein  ge= 
schlossener  Widerstand  der  Reste  der  Sewastopol=Armee  verhindert.  Der  russ. 
Widerstar\dswille  bradi  zusammen.  Nur  einzelne  starkere  Feindiiester  leisteten 
noch  Widerstand. 

LIV.  A.K.  brack  nach  starker  Artl.=  und  Luftw.=Vorbereitung  bis  zum  Vor= 
mittag  den  letzten  zahen  Widerstand  an  der  Stadtrandstellung  und  stiefi  unter 
Sauberung  der  Stadt  bis  an  das  Ufer  vor. 

XXX.  A.K.  zersplitterte  in  hartnackigen  Kampfen  die  fdl.  Kraftegruppen, 
nahm  die  Befestigungen  siidwestl.  und  westl.  Sewastopol  und  warf  den  Gegner 
auf  der  ganzen  Front  iiber  den  Panzergraben  nach  Westen  auf  die  Chersones= 
Halbinsel  zuriick.  Gefangenen=  und  Beutezahlen  z.  Z.  noch  nicht  feststellbar. 

Starke  feindl.  Fliegertatigkeit  bei  Artemowsk  und  im  Raume  Isjum.  In  Fort= 
setzung  des  Durchbruchs  durch  die  westl.  des  Oskol  stehenden  Feindverbande 
stiefien  die  Div.en  der  6.  Armee  bis  in  die  Gegend  Wolokonowka  vor.  Woloko= 
nowka  wurde  genommen  und  ein  Br.=Kopf  gebildet.  Siidl.  davon  stiefien  Pz.= 
Krafte  iiber  den  Flufi  vor  und  schlugen  einen  feindl.  Pz.=Angr.  ab.  Westl. 
Wolokonowka  sind  eign.  Truppen  im  Vorgehen  nach  Nordosten.  Der  Feind 
leistet  hier  wiederholt  zahen  Widerstand.  Nordl.  Wolokonowka  stiefien  weitere 
Verbande  nach  Nordosten  vor  und  erreichten  die  Gegend  Nowi  Oskol— 
Skorodnoje.  Die  im  riickw.  Gelande  noch  sich  haltenden  Feindgruppen  wurden 
bis  auf  wenige  Reste  vernichtet. 

Armeegruppe  von  Weichs  machte  im  raschen  Vorwartsgehen  nach  Osten 
und  Siidosten  mit  den  Pz.=Verbanden  gute  Fortschritte.  So  erreichte  die 
24.  Pz.Div.  die  Gegend  westl.  Gorschetschnoje;  Ortschaft  stark  feindbesetzt. 
16. 1.D.  (mot)  drehte  nach  Siiden  ein  und  ist  im  Vormarsch  auf  Stary  Oskol. 
Nordl.  Gorschetschnoje  iiberschritten  Truppen  der  Div.  „Gr.=Deutschland''  den 
Olym  —  Eisenbahnbriicke  unversehrt  in  eign.  Hand  —  und  warfen  den  Gegner 
aus  Kulewka.  9.  Pz.Div.  im  Angriff  auf  Kastornoje.  Siidl.  Liwny  wurde  im 
Angriff  nach  Osten  der  Kschen  erreicht.  Starker  Feindwiderstand  siidwestl. 
Liwny. 

463 


2.  Juli  1942 

H.Gr.  Mine: 

Rege  Partisanentatigkeit,  die  erfolgreich  bekampft  wurde.  An  verschiedenen 
Stellen  wurden  Eisenbahngleise  aufgerissen  bzw.  gesprengt,  so  auf  der  Strecke 
Brjansk— Podschep,  wo  ein  Lazarettzug  entgleiste.  An  der  Nordfront  der 
9.  Armee  einige  erfolgreiche  Vorstofie. 

H.Gr,  Nord: 

Gr.  Meindl.  (siidl.  Staraja  Russa)  nahm  mehrere  Orte  an  der  Redja  im 
Angriff  nach  Siidosten.  Feindl.  Vorstofi  an  der  Siidfront  von  Demjansk  wurde 
zuriickgeschlagen,  Bereitstellungen  in  Btl.=Starke  durch  Artl.  vernichtet.  Sonst 
keine  besonderen  Kampfhandlungen. 


Finnland  (30.  6.) 

Sudostfront:  Aufier  fdl.  Streifentatigkeit  im  riickw.  Gebiet  keine  wesentl.  Kampf' 
handlungen. 

Nor  do  St  front:  Lage  und  Feindbild  unverandert. 


Panzerarmee  Afrika  (1.  7.) 

Feind  leistete  beim  Angriff  gegen  die  El=Alamein=Stellung  unter  Einsatz  seiner 
Panzerkrafte  sehr  zahen  Widerstand.  Panzerarmee  durchbrach  in  den  Mittags= 
stunden  des  1.  7.  die  feindlicKe  Verteidigungsfront  siidl.  El  Alamein  und  erweiterte 
den  Durchbruch  in  nordostw.  und  siidostw.  Richtung.  Die  Operationen  dauerten 
bis  in  die  Abendstunden  an. 


Nachtrag  zur  Heereslage  am  2.  Juli  ig/^2. 

Der  Deutsche  General  beim  H.Qu.  der  ital.  Wehrmacht  meldet  u.  a.  fol= 
gendes : 

1.  Siidostw.  Marsa  Matruk  wurde  ein  grofieres  Betriebsstofflager  unversehrt 
erbeutet. 

2.  Ein  dt.  Flugzeug,  das  am  26.  6.  von  einem  Erkundungsflug  iiber  der  Oase 
Kufra  nicht  zuriickkehrte,  ist  von  einem  ital.  Erkundungsflugzeug  in  der 
Gegend  nordwestl.  Kufra  gefunden  worden.  Besatzung  unversehrt. 

3.  Nach  einer  Abwehrmeldung  aus  zuverlassig  beurteilter  Quelle  soUen  vom 
18.  bis  20.  6.  etwa  19  000  (?)  Mann  aus  Syrien  nach  Agypten  abtransportiert 
worden  sein.  Es  kann  sich  dabei  um  die  9.  austral.  Inf.Div.  sowie  um  Ein= 
heiten  von  Fremdenverbanden  handeln. 

Nach  Meldung  aus  derselben  Quelle  wurden  in  Basra  am  10.  6.  150  mittl. 

amerikanische  Panzerkampfwagen  ausgeladen,  angebl.   als  Ersatz  fiir  die 

vom  Irak  nach  Agypten  abgegebenen  Panzer. 

Laut  „Zurcher  Zeitung''  vom  1.  7.  42  ist  bei  der  Erstiirmung  von  Marsa 
Matruk  folgender  Befehl  von  General  Auchinleck  erbeutet  worden:  „Unser 
Feind  Rommel  ist  kein  ,schwarzer  Mann'  mit  iiberirdischen  Kraften;  er  ist  nur 
energisch  und  fahig,  das  ist  alles.  Er  ist  ein  ganz  gewohnlicher  deutsdier 

469 


B.  Kriegstagebuch 

General,  von  dem  man  nicht  so  viel  sprechen  soUte.  Ich  ersuche  Sie  und  alle 
Kommandeure,  darauf  hinzuwirken,  vom  ,Feind'  zu  sprechen,  niemals  speziell 
von  ,Rommer.  Das  ist  psychologisch  notwendig,  denn  sonst  verstarken  Sie 
den  Eindruck  bei  der  Truppe,  dali  Rommel  wirklich  ein  Wundermann  ware, 
der,  mit  iiberirdischen  Kraften  ausgestattet,  unbesiegbar  ist/' 

Echt  Englisch  ist  die  Nachschrift  Auchinlecks:  „Ich  bin  nicht  etwa  neidisch 
auf  Rommel". 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  2. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Im  Westraum  i  Feindflugzeug  abgeschossen. 

Einige  sm  ostwarts  des  Humber  06.15  Uhr  30  Dampfer  Kurs  Nord.  07.38  Uhr, 
in  den  Wash  einlaufend,  von  Norden  kommend,  30  Dampfer.  Vor  Great  Yarmouth 
21.30  Uhr  5  Dampfer  und  5  Vp.=Boote  Kurs  Nord.  100  sm  westsiidwestlich  Cap 
St.  Vincent  Gibraltar=Geleitzug  21  Dampfer,  1  Zerstorer,  3  Korvetten  08.45  Uhr 
Kurs  330  Grad.  Kein  eigener  Nachteinsatz. 

Der  Feind  flog  in  der  Nacht  zum  3.  mit  yo—80  Flugzeugen  in  das  Reichsgebiet  ein. 
Schwerpunkt  der  Angriffe  Bremen.  Dort  13  Sprengbomben,  103  Phosphor=Kautschuk= 
brandbomben.  1200  Stabbrandbomben,  1  Minenbombe.  Nach  bisher  vorliegenden 
Meldungen  13  Hauser  total  zerstort,  7^  schwer,  110  leicht  beschadigt.  5  Tote, 
6  Schwerverletzte,  3  Leichtverletzte,  3—4  Vermifite,  105  Obdachlose.  Aufierdem 
Bombenabwurf  auf  Delmenhorst,  Aurich  und  andere  kleine  Stadte.  Abschlul?  der 
Schadensmeldungen  liegt  noch  nicht  vor. 

Durch  Flak  2,  durch  Nachtjager  11  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

2.  Mittelmeer: 

Schwerpunkt  Einsatzes  im  Raume  Alamein  zur  Unterstiitzung  Afrikakorps.  Ferner 
Bildaufklarung  von  Alexandrien,  Port  Said,  Haifa  (siehe  Lage  Im). 

Um  18.00  Uhr  wenige  sm  nordostwarts  der  Damiette=Mundung  Feindverband, 
bestehend  aus  3  grofien  Kriegsschiffen,  darunter  vermutl.  1  Schlachtschiff  Kurs 
90  Grad. 

Reger  Dampfer=  und  Geleitverkehr  im  Seeraum  Port  Said— Jaffa. 

5.  Ost front: 

Schwerpunkt  Kampfeinsatzes  zur  Unterstiitzung  der  Angriffsarmeen. 

Bei  durchgefiihrten  Angriffen  im  Schwarzmeerraum  durch  Flie.=Fu  Siid  in  Anapa 
1  Dampfer  600  t,  1  Dampfer  100  t  und  1  Vp.=Boot  beschadigt. 

In  Noworrossijsk  1  Dampfer  10000  t,  1  Grofizerstorer  und  1  Zerstorer  der 
Gnewny=Klasse,  das  Schulschiff  „Komintern",  1  4ooo=t=Dampfer,  1  6ooo=t=Dampfer, 
1  3ooo=t=Dampfer,  1  Schwimmdock  schwer  bzw.  leichter  beschadigt,  4  Kustenfahr= 
zeuge  mit  zus.  2  000  t  versenkt. 

In  Temrjuk  8—10  Boote  und  1  Kanonenboot  beschadigt. 

Lfl.  5.  fiihrte  Einsatz  gegen  Kraftwerk  Murmaschi  und  Flakstellungen  im  Raume 
Rosta  mit  gutem  Erfolg  durch.  4  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

Im  Finnenbusen  keine  besonderen  Meldungen  iiber  Kampfeinsatz  gegen  Schiffs= 
ziele.  Um  04.05  Uhr  12  km  nordl.  Putilowo  1  Geleitzug  von  14  Schiffen  mit  Geleit= 
schutz  Kurs  Ost. 

Im  Westteil  des  Ladoga=Sees  und  in  der  Schliisselburger  Bucht  die  iibliche  starke 
Belegung. 

Meldungen  iiber  Geleitzug  PQ  17  und  Kraftegruppe  (Schlachtschiff,  Flugzeug= 
trager  siehe  Lage  I  Nord). 

470 


3.  Juli  1942 

3.Julil942 

[Der  Fuhrer  im  H.Qu.  der  H.Cr.  Sud  in  Poltawa^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

SewastopoUFront:  Das  XXX.  A.K.  warf  den  Gegner  aus  den  Stellungen  siidl. 
der  Kamyschewaja=Bucht  und  driickte  ihn  auf  die  aufierste  Westspitze  der 
Halbinsel  Chersones  zusammen,  wo  er  durch  Artl.  und  Flieger  zerschlagen 
wird.  Die  Sauberung  der  Stadt  ist  planmafiig  durchgefiihrt,  letzte  Widerstande 
an  den  kleinen  Buchten  westl.  der  Stadt  wurden  gebrochen. 

Nordl.  Taganrog  wurde  ein  nachtl.  Angriff  in  Starke  von  2—3  Batl.en  mit 
Artl.=Unterstiitzung  durch  Waf¥en=SS  unter  hohen  Feindverlusten  zuruck= 
gewiesen.  Eign.  Verluste:  ein  Toter,  zwei  Verwundete.  Desgl.  wurde  ein  An= 
griff  mit  Fliegerunterstiitzung  und  starker  Artl.  auf  der  Hohe  von  Krama= 
torskaja  unter  schweren  Feindverlusten  abgewiesen.  Ostw.  Charkow  rege 
feindl.  StoJStrupptatigkeit. 

Die  6.  Armee  ostw.  Bjelgorod  erweiterte  den  bei  Wolokonowka  ge= 
wonnenen  Briickenkopf  und  hat  auch  nordl.  davon  im  Raume  Nowi  Oskol 
Briickenkopf  e  gebildet.  Der  im  Siiden  vorgehende  Teil  konnte  erst  nach  Brechen 
starken  Widerstandes  mit  Unterstiitzung  von  Teilen  der  3.  Pz.Div.  nach  Siiden 
Gelande  gewinnen.  Auf  dem  Nordfliigel  gelang  es  den  Div.en  bis  an  den 
Orlik  vorzustofien.  Der  Feind  leistete  zahen  Widerstand.  Nach  Fliegermel= 
dungen  geht  die  Hauptmasse  des  Feindes  westl.  Skorodnoje  nach  Norden 
zuriick. 

Armeegruppe  von  Weichs  konnte  nach  Brechen  des  Feindwiderstandes  siidl. 
Tim  mit  ung.  Kraf  ten  auf  Stary  Oskol  antreten.  Panzerdivisionen  kampf  en  nordl. 

1     Notizen  Haiders: 

„Fiihrerbesprechung  beim  Ob.Kdo.  d.  H.Gr.  Siid  in  Poltawa: 

1.  Bindung  an  Wegnahme  Woronesch  entfallt. 

2.  Durch  kleine  Ausbriiche  aus  der  Front  im  Zuge  der  Operationen  soil  der  Feind 
standig  geschwacht  werden. 

3.  Entschluji  fur  Einsatz  der  11.  Armee  iiber  Kertsch  gef alien." 
Hierzu  Auszug  aus  dem  Tagebuch  des  GFM  v.  Bock: 

„Der  Fi'ihrer  kommt.  Freiheit,  vom  Ziel  Woronesch  abzuweichen!  Gleidigiiltig,  ob 

4.  PzArmee  den  Don  mehr  oder  weniger  sUdlich  erreicht. 

Idi:  Es  kommt  darauf  an,  moglichst  friihzeitig  mit  den  schnellen  Kraf  ten  anzu= 
treten  und  dabei  gleich  hinter  den  Aidar  zu  fassen,  hinter  den  der  Gegner  wahr= 
scheinlich  ausweichen  wird,  sobald  er  die  drohende  beiderseitige  Umfassung  er= 
kennt.  Sonst  wird  eine  Einkesselung  des  Gegners  nicht  erreicht.  Es  ist  damit  zu 
rechnen,  dajl  der  Feind  rechtzeitig  ausweichen  wird,  wie  er  es  in  alien  Schlachten 
dieses  Jahres,  wenn  audi  nur  unvollkommen,  versuchte. 

Frage  besprochen,  ob  es  zweckmajlig  ist,  in  Verbindung  mit  „Blau  III"  Krafte  von 
der  Krim  nach  der  Taman=Halbinsel  zu  werfen,  um  die  feindliche  Verteidigung 
am  unteren  Don  zum  Zusammenbruch  zu  bringen.  Befehl,  die  Vorbereitungen 
zu  treffen. 

Frage  der  Befehlsfiihrung  fur  „Blau  U" .  Ich  bleibe  dabei,  daji  die  Beteiligung 
einer  zweiten  Heeresgruppe  die  Fiihrung  erschwert.  Die  Frage  bleibt  unentschieden." 

471 


B.  Kriegstagebuch 

Stary  Oskol.  24.  Pz.Div.  und  I.D.  „Gr.=Deutschland''  traten  aus  den  Brucken= 
kopfen  ostw.  der  Bahnlinie  zum  Angriff  nach  Siidosten  an.  Seit  Beginn  der 
Kampfe  hat  die  Div.  „Gr.=Deutschland''  allein  100  Feindpanzer  ohne  eign. 
Verluste  erledigt.  Nordl.  davon  im  Raume  nordl.  Kastomoje  wurden  an 
mehreren  Stellen  Briickenkopfe  iiber  den  Olym  gebildet.  Im  Raume  siidl. 
Liwny  hat  der  Feind  starke  Pz.Krafte  eingesetzt.  15  Pz.Brig.en  wurden  gezahlt. 
Der  Feind  versucht  hier  mit  alien  Mitteln,  den  Vormarsch  der  eigenen  Krafte 
aufzuhalten.  Durch  Luftw.  wurde  starke  Belegung  der  Bahnlinie  Jelez  fest= 
gestellt  und  Heranfiihren  des  VIII.  russ.  Kav.Korps  von  Norden. 

Wetter:  Im  Siiden  bedeckt,  windig,  +  23  Grad,  an  der  Nordgrenze  der  H.Gr. 
teilw.  bewolkt,  +  15  Grad,  ortl.  Regenschauer. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Raum  Bjeloj  starker  Verkehr  mit  Fahrzeugen  und  Panzern  Richtung 
Osten.  Im  siidl.  Bereich  der  H.Gr.  weiterhin  starke  Bekampfung  der  Partisanen= 
tatigkeit.  Im  nordl.  Teil  der  H.Gr.  an  der  Nordfront  verschied.  eign.  erfolgreiche 
Stofitruppunternehmen.  Siidl.  Mostowaja  griffen  eign.  Krafte  mit  Pz.=Unter= 
stiitzung  nach  Siidosten  und  Siiden  an  und  konnten  mehr.  Ortschaften  nehmen. 
Gr.  Esebeck  bei  Bjeloj  trat  mit  Teilen  nach  Osten  und  Nordosten  an  und  konnte 
bis  Bossino  an  der  Strafie  Bjeloj  nach  Siidosten  Raum  gewinnen.  Der  Vor= 
marsch  wird  hier  sehr  erschwert,  da  die  StraJSen  durch  Gewitterregen  auf= 
geweicht  und  unbefahrbar  und  das  Nachfiihren  der  schweren  Waffen  und 
Gerates  an  einigen  Stellen  unmoglich  sind. 

H.Gr.  Nord: 

AulBer  Sauberung  der  Gegend  westl.  der  Strafie  Staraja  Russa— Cholm  von 
Partisanen  keine  besonderen  Ereignisse. 


Finnland  (1.  7.) 

Auf  beiden  Fronten  keine  besonderen  Ereignisse.  Im  nordlidien  Teil  versucht 
der  Feind,  Waldbrande  hervorzurufen. 


Panzerarmee  Afrika  (2.  7.) 

Feind  leistete  in  den  noch  besetzten  Stutzpunkten  der  El=Alamein=Stellung  hart= 
nackigen  Widerstand.  Die  Verteidigungsanlagen  sind  teilweise  betoniert  und  durch 
ausgebaute  Stellungen  fiir  Panzerkampfwagen  verstarkt.  Im  mittl.  Frontabschnitt 
fuhrte  der  Gegner  mit  1.  Pz.Div.,  die  Verstarkung  erhalten  hat,  einen  Gegenangriff 
durch,  der  unter  Verlusten  abgewiesen  wurde. 

Im  mittl.  Abschnitt  wurde  am  1.  7.  ein  von  der  18.  ind.  Brig.  —  bisher  im  Irak  — 
verteidigter  Stiitzpunkt  genommen.  Uber  2  000  Gef  angene  wurden  eingebracht, 
50  Geschiitze  erbeutet.  Bei  den  Kampfen  um  die  Aufrollung  der  feindl.  Verteidi= 
gungsfront  wurde  eine  Anzahl  weiterer  stark  befestigter  Stiitzpunkte  genommen. 


4.  Juli  1942 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  dcs  3.7.1942 

1.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  Tages  im  Westen  keine  besonderen  Vorkommnisse. 
05.04  Uhr  ostwarts  Harwich  15  Dampfer  Kurs  Siid. 

Gegen  07.00  Uhr  siidostwarts  Harwich  5  Zerstorer,  5  Vp=Boote,  47  Dampfer  Kurs 
Sud. 

13.45  Uhr  siidlich  Milford  11  Dampfer,  2  Vp=Boote  Kurs  Siidost. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

10  Feindeinfliige  in  den  Raum  Danemark  ohne  Bombenabwiirfe;  2  Abschiisse. 

2.  Mittelmeer: 

Wahrend  des  Tages  und  in  den  Abendstunden  laufende  Unterstutzung  Panzer= 
armee  Rommel.  Hierbei  14  Abschiisse. 

Einsatz  von  77  Kampfflugzeugen  in  der  Nacht  zum  3.  im  Raum  Alexandrien— 
Port  Said  unter  gleichzeitiger  Verminung  des  Suez=Kanals  mit  18  Flugzeugen.  Es 
wurden  26  LM's  geworfen,  davon  15  an  Land  detoniert. 

07.55  Uhr  vor  Damietta  5  Dampfer,  2  Vp=Boote  Kurs  Ost  und  zur  selben  Zeit 
vor  Port  Said  4  Dampfer,  2  Zerstorer  Kurs  West. 

5.  Ostfront: 

Durch  Aufklarung  im  Anschlufi  Angriff  auf  Noworossijsk  als  gesunken  fest= 
gestellt:  1  Zerstorer  der  Taschkent=Klasse,  1  Transporter  10000  t  und  1  Dampfer 
4  000  t.  Im  Kampf  raum  der  Lfl.  4  34  Abschiisse.  Lage  im  Nordmeerraum  siehe  Lage  I 
Nord. 


4.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

Sewastopol=Front:  Angriff e  auf  die  Landzunge  von  Chersones  in  gutem 
Fortschreiten.  Im  riickw.  Gelande  wurden  2  Forts  an  der  Siidwestkiiste  der 
Krim,  in  denen  sich  der  Feind  noch  halt,  eingeschlossen.  Gefangene  und  Beute 
der  Armee  in  der  Zeit  vom  7.  6.  bis  2.  7.;  Uber  ^0000  Gefangene,  433  Ge= 
schiitze,  70  Pak,  622  Gr.=Werfer,  21  Pz.=Wagen.  Die  Zahlen  sind  noch  im 
Steigen. 

Gr.  von  Wietersheim:  Geringes  Artl.=  und  Gr.=Werfer=Storungsfeuer,  Feind= 
vorstolie  abgewiesen.  Bei  17.  und  1.  Pz.Armee  keine  besonderen  Kampf= 
handlungen.  Wetter:  wechselnd  bewolkt.  Temp.  +  29  Grad,  Wege  iiberall  be= 
fahrbar.  Im  Norden  ortl.  starkere  Gewitterschauer. 

6.  Armee:  Abschnitt  Bjelgorod:  Auf  dem  Siidfliigel  ist  der  Russe  auf  das 
Ostufer  des  Oskol  zuriickgeworfen.  Nordwestl.  Waluiki  mehrere  Briickenkopfe 
genommen.  3.  Pz.Div.  mit  Teilen  im  Vorstofi  auf  Waluiki.  Weiter  nordl.  haben 
dieOiv.en  im  Vorstofien  nach  Nordosten  die  Stralie  Nowi  Oskol  nach  Ostsiidost 
erreicht.  Die  Divisionen,  die  gestem  den  Orlik  iiberschritten  hatten,  stehen 
nach  weiterem  Vorgehen  in  ostw.  und  nordostw.  Richtung  einige  Kilometer 
vor  Stary  Oskol,  das  von  Norden  her  von  Teilen  der  im  Raume  Kursk 

473 


B.  Kriegstagebuch 

operierenden  Krafte  teilw.  besetzt  ist.  Im  Raume  Bjelgorod  lourden  in  der  Zeit 
vom  30.  6.  his  2.  7.  12.  000  Gefangene  gemacht,  100  Pz.  abgeschossen,  128  Ge= 
schiitze  vemichtet  bzw.  erbeutet. 

Gruppe  von  Weichs:  im  Raume  Kursk:  Ung.  Truppen  im  weiteren  Vorgehen 
von  Tim  nach  Sudosten  haben  mit  vordersten  Teilen  die  Gegend  einige  Kilo= 
meter  nordwestl.  Stary  Oskol  erreicht  und  sind  mit  der  16. 1.D.(mot)  zusam= 
men  im  Angriff  auf  die  Stadt.  24.  Pz.Div.  erreichte  im  schnellen  Vorgehen 
in  der  Richtung  des  Don  Kotschatowka.  Div.  „Gr.=Deutschland''  steht  mit 
vordersten  Teilen  nordwestl.  davon.  9.  Pz.Div.  iiberschritt  den  Olym,  drehte 
nach  Norden  ein  und  steht  im  Angriff  auf  Kastornoje,  das  im  Norden  von 
377.  I.D.  angegriffen  wird.  11.  Pz.Div.  hat  den  Olym  iiberschritten  und  ist, 
nach  Osten  vorgehend,  mit  vordersten  Teilen  in  Gegend  10  km  westl.  Seml= 
jansk.  Die  nordl.  Wolowo  vorgehenden  Telle  haben  5—10  km  nach  Nordosten 
phne  besonderen  Feinddruck  Gelande  gewonnen.  Dagegen  halt  der  Feind= 
druck  mit  Panzern  siidl.  Liwny  am  Kschen  noch  an.  Siidwestl.  Liwny  herrscht 
Ruhe.  Wetter:  wechselnd  bewolkt,  +  18—25  Grad,  im  Norden  teilw.  Regen= 
schauer. 

H.Gr.  Mitte: 

Keine  besonderen  Kampfhandlungen  im  Siiden,  regnerisch,  windig,  kaltes 
Wetter. 

Im  Norden  wurden  die  Angriff e  siidl.  Mostowaja  nach  Siiden  und  bei  Bjeloj 
nach  Osten  und  Nordosten  fortgesetzt.  Siidl.  Mostowaja  wurde  eine  Feind= 
gruppe  im  riickw.  Gelande  vernichtet.  Die  vorgehenden  Spitzen  bei  Bjeloj 
stehen  im  hartnackigen  Abwehrkampf  gegen  Feindpanzer.  Einige  Panzer  durch= 
gebrochen  und  vernichtet.  Wetter  in  diesem  Raume:  Regenschauer,  Stra6en= 
zustand  verschlechtert. 

H.Gr.  Nord: 

Nordl.  Ilmensee  wurde  ein  Feindvorstofi  bei  Jamno  abgewiesen,  ebenso  war 
ein  Feindangriff  siidl.  Maluksa  ohne  Erfolg. 

Finnland  (2.  7.) 

Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (3.  7.) 

Panzerarmee  erweiterte  im  Laufe  des  3.  7.  den  Einbrudi  in  das  feindl.  Stellungs= 
system  in  nordostwartiger  Richtung.  Der  Gegner  leistete  in  festungsartig  aus= 
gebauten  und  durch  Kampfanlagen  aller  Art  verstarkten  Stellungen  weiterhin  unter 
starkem  Artl.=Einsatz  sehr  hartnackigen  Widerstand.  An  Verstarkung  fiihrte  der 
Feind  5.  ind.  Div.  sowie  eine  Pz.Brig.  heran.  Infolge  Verstarkung  der  feindl.  Luft= 
waffe  nahmen  Bomben=  und  Tiefangriffe  zu.  Starke  des  Feindes,  geringe  eign.  Ge= 
fechtsstarken  und  sehr  angespannte  Versorgungslage  zwingen  zur  voriibergehenden 
Einstellung  des  eign.  Angriffs. 

474 


4-  Juli  1942 

Schnelles  Anlaufen  der  Personal^  und  Material=Transporte  ist  dringend  erforder= 
lich.  Die  Gefechtsstarken  der  Div.en  etwa  1200—1500  Mann.  Ital.  Verbande  haben 
ebenfalls  geringe  Gefechtsstarken.  Die  Masse  der  Inf.Korps  befindet  sich  noch 
unmotorisiert  im  riickwartigen  Armeegebiet. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  4.7.42 

1.  Rawn  um  England: 

Wahrend  des  Tages  im  Westraum  3  Abschiisse. 

08.40  Uhr  ostwarts  des  Humber  25  Dampfer  und  1  Zerstorer  Kurs  Nord. 
20.50  Uhr  ostwarts  Yarmouth  33  Dampfer  und  3  Vorpostenboote  Kurs  Nord. 
21.05  Uhr  zwischen  Folkestone  und  Dover  6  Dampfer  Kurs  Nordost. 
10.05  Uhr  180  Sm  westlich  Vigo  um  10.55  Uhr  1  Zerst.  Kurs  Nordwest. 
08.00  Uhr  30  Sm  sudlicher  Geleitzug  von  21  Dampfern,  4  Zerst.  und  1  Vp=Boot 
Kurs  350  Grad. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 
Keine  Feindeinfliige. 

2.  Mittelmeer: 

Laufender  Einsatz  des  Fl.=Fu  Afrika  gegen  Feindansammlungen  im  Raume  El 
Alamein  mit  guter  Wirkung  gegen  Kraftfahrzeuge  und  Zelte. 

Die  in  der  Lagemeldung  vom  3.  7.  angefiihrte  Verseuchung  des  Hafengebietes 
von  Alexandrien,  Port  Said  und  des  Suezkanals  wurde  in  der  Nacht  vom  2.  zum 

3.  durchgefiihrt  und  in  der  Nacht  vom  3.  zum  4.  mit  He  111  und  Ju  88  mit  BM  1  000, 
LMB  und  LMA  mit  Schwerpunkt  Siidteil  des  Suezkanals  fortgesetzt.  Trotz  starker 
Abwehr  wird  erfolgreiche  Durchfiihrung  gemeldet. 

Belegung  Hafen  und  Reede  Suez  am  4.7.  08.20  Uhr:  1  Monitor,  5  Zerst.,  davon 
2  griech.,  2  griech.  Torpedoboote,  2  Bewacher,  2  Fahrgastschiffe  zusammen  9000  t, 
9  Tanker  zusammen  48  000  t,  46  Frachter  zusammen  218  000  t, 

5.  O  St  front: 

Aus  dem  Schwarzmeerraum  keine  besonderen  Vorkommnisse.  Beim  Einsatz  zur 
Unterstiitzung  der  Armeen  wurden  im  Bereich  der  Lfl.  4  wahrend  des  4.  nach  bis= 
herigen  Meldungen  30  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

Am  3.  7.  wurden  im  Schwarzmeerraum  1  Vp=Boot,  1  S=Boot  und  1  Segler  durch 
Luftangriff  versenkt. 

Im  Finnenbusen  am  3.  7.  1  kleineres  Fahrzeug  beschadigt.  Der  Einsatz  der  Luftfl.  5 
gegen  den  PQ=Geleitzug  litt  zunachst  unter  der  ungiinstigen  Wetterlage  im  Start= 
raum.  Am  3.  7.  war  wahrend  des  ganzen  Tages  von  den  Landflugplatzen  nur 
Kirkenes  auffliegbar.  Bisher  die  Trager  des  Kampfes  daher  nur  Torpedoflugzeuge. 
Erster  Einsatz  am  2.  7.  zwischen  18.15  Uhr  und  19.55  Uhr  durch  7  HE  115,  von  denen 
4  zum  Angriff  auf  6—8000  t  grofie  Dampfer  kamen.  Samtliche  Torpedos  liefen 
normal.  Wirkung  konnte  wegen  starker  Abwehr  nicht  beobachtet  werden.  Ein 
zweiter  Einsatz  ebenfalls  durch  7  He  115  am  3.  7.  zwischen  21.00  Uhr  und  00.47  Uhr 
blieb  ebenfalls  ohne  Ergebnis.  Beim  dritten  Einsatz  am  4.  7.  04.50  Uhr  ebenfalls 
durch  He  115  wurde  ein  grofierer  Dampfer  von  6  000  t  durch  Torpedotreffer  schwer 
beschadigt  und  spater  durch  U=Boot  versenkt.  Hierbei  mufite  eine  der  angreifenden 
He  115  3  km  nordlich  des  Geleitzuges  notlanden.  Die  Besatzung  ging  in  das 
Schlauchboot  und  wurde  trotz  starksten  Feuers  von  daraufzulaufenden  Feindzer= 
storem  durch  eine  andere  daneben  landende  He  115  aufgenommen.  Der  Start  des 
Flugzeugs  mit  den  2  Besatzungen  wurde  erfolgreich  durchgefiihrt.  Ein  vierter  Einsatz 
am  4.  7.   zAvischen  18.20  und  19.10  Uhr  blieb  ohne  Erfolg.   Im  Laufe   des  Nach= 

475 


B.  Kriegstagebuch 

mittags  hatte  sich  die  Wetterlage  im  Startraum  gebessert  und  erlaubte  den  Einsatz 
von  Radflugzeugen.  Gegen  20.00  Uhr  griffen  in  aufeinanderfolgenden  Wellen 
23  He  111  den  Geleitzug  im  Qu  AC  1640  mit  Erfolg  an.  Nach  Auswertung  der  Mel= 
dungen  wurden:  4  Schiffe  mit  zus.  24  000  t  versenkt,  5  Schiffe  mit  37  000  t  so  schwer 
beschadigt,  dafi  mit  weiterem  Versenken  einiger  Dampfer  zu  rechnen  ist,  und 
6  Schiffe  mit  zus.  29  000  t  leichter  beschadigt.  Sehr  starke  Abwehr,  grofiere  Verluste 
beim  Angriffsverband. 

5.Julil942 

[Befehl  des  Fuhrers  zum  baldigen  Anlaufen  von  „Clausewitz"^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Sewastopol  letzter  Feindwiderstand  auf  der  Halbinsel  Chersones 
gebrochen.  Samtliche  noch  besetzte  Forts  und  Stiitzpunkte  in  eigener  Hand. 

Slidlich  Liman  rege  feindl.  Fliegertatigkeit. 

Wetter:  wechselnd  bewolkt,  warm,  Strafienlage  unverandert. 

6.  Armee:  Die  Armee  setzte  gestern  die  Verfolgung  auf  der  ganzen  Front 
nach  Osten  fort.  Siidlich  Waluiki  wurden  mehrere  Br.=Kopfe  iiber  den  Oskol 
gebildet.  Ostwarts  Nowi  Oskol  gingen  Panzer=  und  Inf.Divisionen  nach  Osten 
vor  und  stehen  im  Kampf  mit  feindl.  Befestigungen  und  Pz.=Graben  zwischen 
Oskol  und  Don.  Ein  Teil  der  Panzerkrafte  ist  iiber  Repiewko  auf  Woronesch 
angesetzt,  um  sich  mit  den  dort  kampfenden  Pz.=Kraften  zu  vereinen.  Bei  Stary 
Oskol  und  ostwarts  davon  wurden  Angriffe  des  Feindes  mit  Pz.=Unterstutzung 
abgewiesen.  Sudwestl.  Woronesch  gelang  es  der  24.  Pz.Div.  und  „Gr.=Deutsch= 
land'',  3  Briickenkopfe  iiber  den  Don  zu  bilden.  Telle  „Gr.=Deutschland" 
stehen  im  Kampf  um  die  Eisenbahnbriicke  hart  westl.  Woronesch.  Nach  Ver= 
bindung  der  Gruppe  Weichs  mit  6.  Armee  bei  Stary  Oskol  sind  grofiere  Feind= 
telle  abgeschnitten  und  werden  westl.  Stary  Oskol  durch  Gruppen  des 
XXIX.  AK.  angegriffen.  Zwischen  Kastornoje  und  Wonowo  sind  starke  Krafte 
des  russ.  XVI.  Pz.Korps  und  VIII.  Kav.Korps  durchgebrochen  und  werden  von 
Stiden  und  aus  der  Flanke  angegriffen  und  aufgehalten.  Siidl.  Liwny  halt  der 
Feinddruck  am  Kschen  an. 

Wetter:  bedeckt,  vereinzelte  Regenfalle,  12—22  Grad  Warme. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  siidlichen  Teil  wurde  der  Kampf  mit  Partisanen  fortgesetzt.  Siidl. 
Mostowaja  griffen  eigene  Pz.Krafte  weiter  nach  Siiden  an  und  erreichten  und 
nahmen  Nesterowa,  etwa  15  km  nordostwarts  Bjeloj.  Auf  Bjeloj  wurden 
mehrere  Feindangriffe  abgewiesen.  Westlich  Sytschewka  griffen  eigene  Trup= 
pen  nach  Westen  an  und  konnten  iiberall  gut  Raum  gewinnen. 

Wetter:  bewolkt,  einzelne  Gewitterschauer. 

1  OKH/Gen.St.d.HJOp.Abt.  (IS)  Nr.  420466/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  ^.Juli  1942. 
476 


5.  Juli  1942 

H.Gr.  Nord: 

Keine  wesentlichen  Kampfhandlungen. 

Finnland  (3.  7.) 

Keine  nennenswerten  Kiimpfe. 

Panzerarmee  Afrika  (4.  7.) 

„Hannihal"  meldet  vom  3.  7.  42: 

In  Kairo  sind  Belagerungszustand  und  Standrecht  proklamiert.  Engl.  Truppen 
besetzten  die  Hauptstadt.  Die  agyptischen  Truppen  haben  Kasernenarrest.  Die 
agyptische  Regierung,  die  amtierenden  Botschafter  und  die  engl.  Berater  haben 
Kairo  verlassen.  Konig  Faruk  und  die  agyptische  Regierung  sollen  aufgefordert 
worden  sein,  Agypten  zu  verlassen  und  ins  Ausland  zu  fliichten.  Konig  Faruk  soli 
erklart  haben,  da6  in  dieser  tragischen  Stunde  sein  Platz  Agypten  ist  in  der  Nahe 
seines  Volkes.  Die  Ankunft  der  Truppen  der  Achsenmachte  wird  von  der  agyptischen 
Bevolkerung  mit  Ungeduld  erwartet. 

Feind  hat  sich  in  der  Alamein=Stellung  wie  folgt  gruppiert:  2.  neuseeland.  Div. 
am  f estungsartig  ausgebauten  Verteidigungssystem  55  km  siidsiidwestlich  El  Alamein 
am  Nordrand  Kattara=Sumpfe  fiihrte  Angriffe  mit  Artl.=UnterstUtzung  durch.  2.  sud= 
afrikan.  Div.  im  Verteidigungssystem  um  El  Alamein  eingesetzt.  Zur  Abriegelung 
des  tiefen  eigenen  Einbruchs  in  der  Mitte  der  feindl.  Front  mit  1.  Pz.Div.  erhebl. 
Angriffe.  Es  wurde  dabei  eine  Anzahl  amerikanischer  Panzer  vernichtet.  Die 
feindl.  Luftwaffe  fiihrte  bei  Tage  und  Nacht  starke  Angriffe  auf  eigene  Truppen 
und  Nachschubwege  durch. 

Die  eigene  Luftwaffe  fiihrte  wirkungsvolle  Angriffe  unter  Einsatz  aller  z.  Vfg. 
stehenden  Krafte  auf  Kfz.=Ansammlungen  im  Raum  der  2.  neuseelandischen  und 
1.  Pz.Division  durch. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luft waif e  wahrend  des  5. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  Tages  im  Westraum  keine  besonderen  Vorkommnisse. 

Vor  Yarmouth  21.00  Uhr  20  kleine  Dampfer  Kurs  Nord. 

30  sm  vor  Harwich  44  Dampfer  um  05.10  Uhr  stilliegend. 

22.20  Uhr  25  Meilen  siidostlich  Trevose  Head  Geleitzug  von  2  Handelsschiffen 
8—10  000  t,  2  Handelsdampf  er  bis  5  000  t,  5  weitere  bis  3  000  t,  1  Kreuzer,  4  Be= 
wacher,  10  Sperrballone  Kurs  60  Grad. 

Bildhauptmeldung  Scapa  5.  7.  mittags:   1  Schlachtschiff  „King  George"=Klasse, 

1  leichter  Kreuzer,  anscheinend  „Fidji"=Klasse,  1  leichter  Kreuzer,  anscheinend 
„Leander"=Klasse,  1  Kreuzer  „Aurora''=Klasse,  1  Flak=Kreuzer  „Coventry"=Klasse, 

2  weitere  Kreuzer  ohne  Typmeldung,  1  anscheinend  Zerstorer,  1  U=Boot  und  1  Fradi= 
ter  von  1 000  t.  In  einem  anderen  Teil  der  Bucht  5  anscheinend  Zerstorer.  Westlich 
Cava  13  Frachter  zus.  22  000  t  und  2  Dampfer  zus.  10  000  t.  Im  Liegeplatz  Long  Hope 
2  anscheinend  Schnellbootsflottillen  mit  Mutterschiff,  3  anscheinend  Kanonenboote 
und  3  Frachter  mit  zus.  12  000  t. 

In  der  Nacht  zum  6.  Einsatz  von  8  Ju  &S  zur  LM=Verseudiung  Bristol=Kanal. 
Keine  Feindeinfliige  ins  Reichsgebiet. 

2.  Mittelmeer: 

Kampfeinsatz  OB  Siid  gegen  Malta  und  im  Raum  der  Alamein=Stellung.  EinzeU 
und  Abschu6meldungen  fehlen. 

477 


B.  Kriegstagebuch 

3.  Ostfront: 

Am  4.  7.  wurden  im  Ostteil  des  Asowschen  Meeres  1  S=Boot  versenkt  und  ein 
weiteres  beschadigt.  (Kroatische  Luftwaffe?) 

Im  Lauf e  des  4.  7.  wurden  im  Finnenbusen  1  MS=Boot  und  1  Dampf er  von  2  000  t 
beschadigt. 

Wahrend  des  5.  7.  starkster  Einsatz  zur  Unterstiitzung  der  Angriffsarmeen. 

Der  Einsatz  der  Lfl.  5  zu  Aufklarung  und  Kampf  gegen  den  Geleitzug  PQ  17 
wurde  ohne  Unterbrechung  wahrend  des  5.  fortgefiihrt.  Die  Aufklarungsergebnisse 
erbrachten  ein  gutes  Bild  iiber  die  Lage  im  Seeraum  zwischen  10  und  35  Grad  Ost. 
Der  Einsatz  der  Kampfkrafte,  der  mit  der  Masse  am  spaten  Nachmittag  erfolgte, 
brachte  nach  bisherigen  Meldungen  folgendes  Ergebnis:  durch  69  Ju  88  des  KG  30 
wurden  im  Seegebiet  zwischen  j^  und  76  Grad  Nord  und  35  und  38  Grad  Ost  ver= 
senkt:  8  Dampf  er  mit  zus.  51000  t,  2  weitere  Dampf  er  mit  zus.  14000  t  wahr= 
scheinlich  versenkt  und  6  Dampfer  mit  zus.  34  000  t  beschadigt.  Uber  den  Einsatz  der 
Torpedo=Flugzeuge  (He  111  und  He  115)  liegt  noch  keine  abschliefiende  Meldung 
vor.  Nach  Mitteilung  Ic  Lfl.  5  war  es  fiir  die  Kampfverbande  schwierig,  den  sehr 
stark  aufgelosten  Geleitzug  zu  finden.  Von  einer  organisierten  Abwehr  bei  den 
Dampfern  konnte  jedoch  nicht  mehr  gesprochen  werden.  Die  gemeldeten  Ver= 
senkungsziffern  liegen  in  Wirklichkeit  wahrscheinlich  hoher.  Durch  die  eingesetzten 
Flugzeuge  He  115  wurden  34  Gefangene  eingebracht. 

Nachtrag:  In  der  Nacht  vom  4.  zum  5.  Einsatz  von  8  Flugzeugen  zur  Verseuchung 
des  Suez=Kanals. 


6.Julil942 

[Richtlinien  des  OKH  fur  die  Fortfuhrung  der  Operationen^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

6.  Armee  Raum  Bjelgorod:  Auf  dem  Siidfliigel  wurde  bei  Kamenka  ein 
Briickenkopf  gebildet.  Eign.  Truppen  drangen  von  Westen  und  Nordw^esten 
in  Waluiki  ein.  Im  weiteren  Vorgehen  nach  Osten  sind  die  Div.en  im  Angriff 
auf  Nikolajewka  und  haben  im  Nordosten  bei  Ostrogoschsk  und  siidl.  davon 
die  Sosna  erreicht  und  mehrere  Briicken  unversehrt  genommen.  23.  Pz.Div.  ist 
im  Vorgehen  nach  Nordosten,  hat  den  Potudan  iiberschritten  und  hat  nach 
Abwehr  feindl.  Angriffe  Krasso=Lipje  erreicht.  Nordostw.  Stary  Oskol  ist  die 
16. 1.D.(mot)  im  Vorgehen  auf  den  Don.  Die  siidwestl.  und  westl.  Woronesch 
vorgehenden  eign.  Div.en  konnten  die  Briickenkopfe  nur  wenig  erweitern 
gegen  starken  feindl.  Widerstand  in  ausgebauten  Stellungen  westl.  und  sud= 
westl.  Woronesch.  Die  Besatzung  besteht  zum  grofien  Teil  aus  Arbeitermilizen. 
Auf  der  Strafie  Jelez  nach  Siiden  und  auf  den  von  Osten  heranfiihrenden 
Eisenbahnlinien   starke   Truppenbewegungen.   Besonders   hart   wird   um   die 

1     OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.  (IS)  Nr.  420470/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  6.  Juli  1942, 
Auszug  in  der  „Einfiihrung",  S.  55. 

478 


6.  Juli  1942 

Eisenbahnbriicke  hart  westl.  Woronesch  gekampft.  9.  Pz.Div.  hat  Semljansk 
genommen.  In  der  Linie  Uritzkoje— Liwny  leistet  der  Feind  harten  Widerstand. 
Eign.  Truppen  im  Vorgehen  in  Richtung  Nordosten.  14  feindl.  Pz.  erledigt. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Nowosil  wurden  mehr.  Feindangr.  abgeschlagen.  Bei  einem  fdl.  Pz.= 
Angr.  siidl.  Bjelew  gelang  es  zwei  Feindpz.n  durchzubrechen.  Durch  Gegensto6 
wurde  die  Lage  wieder  bereinigt.  Die  Bewegungen  des  Feindes  siidwestl. 
Suchinitschi  halten  an.  Starke  fdl.  Fliegerangriffe  in  der  Nacht  vom  4.  zum  5. 
auf  Orel  und  die  Stellungen  nordl.  davon.  An  Strafie  Roslawl— Brjansk  ist  ein 
Gefecht  zwisch.  eign.  Truppen  und  starken  Partisanenverbanden  im  Gange. 
19.  Pz.Div.  wird  von  Norden  herangefiihrt.  Siidl.  Mostowaja  gelang  es  der 
1.  Pz.Div.,  die  Verbindung  mit  den  von  Bjeloj  vorstofienden  eign.  Kraften 
aufzunehmen  und  somit  den  grofien  Kessel  siidostw.  hiervon  zu  schliefien. 
Auch  die  5.  Pz.Div.  stieli  ostw.  hiervon  nach  Siiden  vor  und  sperrte  die  Nach= 
schubstrafie  des  Feindes.  Gegenangriffe  wurden  abgewiesen.  Westl.  imd  nord= 
westl.  Sytschewka  gingen  eign.  Krafte  nach  Westen  vor  und  konnten  mehrere 
Ortschaften  nehmen.  Siidl.  Welish  griff  der  Feind  mit  etwa  20  Panzern  die 
eign.  Stellungen  an;  drei  Panzer  wurden  abgeschossen. 

H.Gr.  Nord: 

Der  Feind  griff  die  Stellungen  siidl.  von  Demjansk  an  und  wurde  abgewehrt. 
Eign.  Vorstofie  siidl.  Staraja  Russa  von  Osten  und  Westen  wurden  durch 
feindl.  starken  Gegendruck  aufgehalten  und  hatten  wenig  Erfolg. 

Finnland  (4.  7.) 

Sudostfront:  Keine  bes.  Ereignisse. 

Nordostfront:  Feindbild  unverandert.  Ruhiger  Verlauf  des  Tages.  Waldbrande 
auf  beiden  Seiten. 

Lage  der  Panzerarmee  Afrika  liegt  nodi  nicht  vor. 

Uber  Truppenverschiffungen  von  Gr.=Britannien  nach  Ubersee  meldet  Fremde 
Heere  West  u.  a.  folgendes:  „Am  25.6.  soil  ein  Geleitzug  mit  Truppen  und  Ma= 
terial  von  England  nach  dem  Mittl.  Osten  ausgelaufen  sein.  Gro6ere  Truppenbereit= 
stellungen  —  angebl.  zur  Verschiffung  nach  Agypten  —  wurden  in  Swansea  (Bristol= 
Kanal)  gemeldet.  Hierzu  sollen  bisher  etwa  40000  BRT  Schiffsraum  zusammen= 
gezogen  worden  sein." 

Ein  Transport  aus  4  grofien,  schnellen  Schiffen  mit  siidafr.  Truppen  soil  am 
30.  6.  Durban  mit  dem  Ziel  Agypten  verlassen  haben. 

In  agypt.  Hafen  wurde  Anfang  Juni  ein  amerik.  Geleitzug  mit  Kriegsmaterial 
erwartet. 

Bei  El  Kantara  (Suez=Kanal)  wurden  Ende  Juni  Stauungen  von  Truppen  und 
Material  gemeldet. 

Aus  Irak— Persien  wurde  die  8.  ind.  Div.  an  die  agypt.  Front  neu  zugefiihrt. 
Der  Antransport  der  9.  austr.  Div.  aus  Palastina— Syrien  wurde  mehrfach  gemeldet; 

479 


B.  Kriegstagebuch 

sie  ist  moglicherweise  mit  Teilen  bei  der  8.  Armee,  mit  anderen  Teilen  zur  Ver= 
teidigung  des  Suez=Kanals  eingesetzt. 

Angeblich  werden  am  Ostufer  des  Suez=Kanals  Befestigungsarbeiten  ausgefiihrt. 
Nach  einer  zuverlassigen  Meldung  wurde  am  i.  7.  mit  der  Evakuierung  von  Kairo 
begonnen. 

Zur  Verstarkung  der  Abwehrfront  bei  Alamein  setzte  der  Feind  Teile  der  50.  engl. 
imd  5.  ind.  Inf.Div.  ein. 

Lieferungen  nach  Rutland:  Anfang  Juli  soil  aus  engl.  Hafen  und  aus  Island 
ein  grofier  Geleitzug  mit  Kriegsmaterial  nach  Rufiland  ausgelaufen  sein. 

In  Kanada  standen  nach  Meldungen  aus  gleicher  Quelle  Anfang  Juni  etwa 
90  Pz.=Kampfwagen  zur  Verladung  nach  Rufiland  bereit. 


Panzerarmee  Afrika  (5.  7.) 

Feind  verhielt  sich  auCer  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  abwartend.  Er  verschob 
5.  ind.  Div.  vom  Nordabschn.  in  den  Raum  der  2.  neuseelandischen  Inf.Div.  Die 
neu  herangefiihrten  Stab  7.  Pz.Div.  mit  einer  Schiitzenbrig.  und  einer  Aufkl.Abtlg. 
wurden  1.  Pz.Div.  und  der  neuseelandischen  Inf.Div.  unterstellt. 

Luftaufklarung  stellte  im  Raum  ostw.  el  Alamein  starke  Kraftfahrzeugansamm= 
lungen  fest. 

Heranfiihren  der  10.  ind.  mot.  Brig,  ist  wahrscheinlich.  Angriffe  der  feindl.  Luft= 
waffe  auf  die  eigenen  Truppen  bei  Tag  und  bei  Nacht  haben  sich  auch  am  5.  7. 
weiter  verstarkt. 

Beim  Herauslosen  einer  deutschen  Panzerdiv.  gelang  dem  Gegner  ein  geringer 
ortl.  Einbruch,  Dabei  betrugen  die  eigenen  Verluste  ^o  Mann,  von  denen  die  Masse 
verwundet  oder  gefallen  ist.  Die  vom  englischen  Rundfunk  verbreitete  Nachricht 
iiber  Gefangennahme  von  600  deutschen  Soldaten  trifft  nicht  zu. 

Laufender  Einsatz  der  deutsch=ital.  Luftwaffenverbande  im  Raum  der  neuseelan= 
dischen  Div.  fiigte  dem  Gegner  schwere  Verluste  zu. 

Die  Verbindung  mit  OB  Siid  und  dem  Dt.  Gen.  b.  H.Qu.  der  ital.  Wehrmacht  fiir 
Abtransport  des  verst.  Inf.Rgt.  von  Kreta  nach  Nordafrika  ist  sichergestellt.  Die 
ersten  Transporte  zur  Luft  finden  voraussichtlich  am  6.  7.,  die  zur  See  am  7.  7.  statt. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  6. 7. 42 

I.  Raum  um  England: 

In  der  Nacht  vom  5.  zum  6.  LM=Verseuchung  Pembroke  durch  8  Flugzeuge. 

Wahrend  des  6.  am  Tage  keine  besonderen  Vorkommnisse, 

Vor  Yarmouth  21.27  Uhr  3  Zerstorer,  25  Dampfer  Kurs  Nord. 

Vor  Orfordness  21.10  Uhr  Geleitzug,  1  Zerstorer,  14  kleine  Dampfer  Kurs  Nord. 

Nordlich  Margate  mit  Kurs  auf  Northforeland  gegen  21.30  Uhr  35  Schiffe. 

20—25  sm  siidlich  Portland  16  Dampfer  Kurs  West. 

30  sm  siidostwarts  Start  Point  20.00  Uhr  11  Dampfer  auf  Westkurs. 

Am  Vormittag  gegen  11.00  Uhr  wurden  im  Kiistengebiet  zwischen  Start  Point 
und  Salcombe  40  Sturmlandungsboote  festgestellt. 

Im  Atlantik  um  11.00  Uhr  im  Qu  24  West  7774  480  Meilen  westsiidwestlich  Brest 
Geleitzug,  1  Zerstorer,  3  Vp.=Boote,  22  Dampfer  Kurs  y^  Grad. 

Uber  eigenen  Nachteinsatz  liegen  noch  keine  Meldungen  vor. 

Der  Feind  flog  in  der  Nacht  zum  7.  mit  nur  2  Flugzeugen  in  das  Kiistengebiet 
Borkum—Wangerooge— Helgoland  ein.  Vermutlich  Minenabwurf. 

In  Westfrankreich  34  Einfliige;  vermutl.  Minenabwurf  in  der  Gironde=Miindung. 
1  Flugzeug  abgeschossen. 

480 


6.  Juli  1942 

2.  Mittelmeer: 

OB  Slid  fiihrte  in  der  Nacht  vom  5.  zum  6.  mit  starken  Kraften  einen  Einsatz 
gegen  die  Flugplatze  von  Malta  mit  Schwerpunkt  La  Venezia  durch.  Durch  gleich= 
zeitigen  Einsatz  von  Storfunk  gegen  die  feindlidKen  Funkgerate  wurde  feindliche 
Nacht jagd  wirkungsvoll  ausgeschaltet. 

Wahrend  des  Tages  Fortsetzung  der  Angriffe  mit  Sdiwerpunkt  gegen  Flugplatz 
Luca.  Seit  4.  7.  nach  Bildaufklarung  Zerstorung  von  insgesamt  17  Flugzeugen  am 
Boden.  Durch  Begleitjager  wurden  2  Feindflugzeuge  abgeschossen  und  3  weitere 
beschadigt. 

Flie.=Fu.  Afrika  unterstiitzte  den  Kampf  der  Panzerarmee  im  Raum  der  Alamein= 
Stellung.  Hierbei  5  Feindflugzeuge  abgeschossen.  Durch  die  Aufklarung  wurden  im 
Raum  Alexandrien  etwa  12  000  feindliche  Kraftfahrzeuge  festgestellt,  die  auf 
Evakuierungsmalinahmen  schliefien  lassen. 

In  der  Nacht  vom  5./6.  Fortsetzung  der  Verminung  von  Suez.  Hierbei  wurden 
gleichzeitig  erstmalig  einige  LT  350  zum  Einsatz  gebracht.  Wirkungsbeobachtung 
wegen  starker  Abwehr  nicht  moglich. 

Reger  feindlicher  Geleitverkehr  im  ostlichen  Mittelmeer  mit  Schwerpunkt  um 
Port  Said. 

Die  Hafen  Beirut,  Tripoli  (Syrien)  und  Famagusta  (Cypern)  wurden  gelichtbildet. 

Zwischen  Haifa  und  Jaffa  wurde  um  15.35  Uhr  ein  Geleitzug,  bestehend  aus 
1  leichten  Kreuzer,  2  wahrscheinl.  Zerstorer,  4  Vp.=Boote  und  5  Dampfern  Kurs 
190  Grad  gesichtet. 

5.  Ostfront: 

Am  5.  7.  sehr  starker  Einsatz  mit  Sdiwerpunkt  vor  Armeegruppe  Weichs  und 

6.  Armee.  Au6erdem  Unterstiitzung  eigener  Angriffe  im  Raum  um  Bjeloj,  wobei 
22  Panzer  und  zahlreiche  Kraftfahrzeuge  zerstort  oder  beschadigt  wurden.  Ver= 
luste:  4  :i42. 

Siidlich  der  Krim  wurde  im  Laufe  des  gestrigen  Tages  1  U=Jager  durch  Luftwaffe 
versenkt. 

Aus  dem  Raum  des  Finnenbusens  keine  besonderen  Meldungen. 

Nach  nunmehr  abschliefiender  Meldung  wurden  durch  die  Verbande  der  Lfl.  5 
beim  Einsatz  gegen  den  Geleitzug  PQ  17  16  Dampfer  mit  99  000  t  versenkt. 

Am  6.  7.  08.00  Uhr  Geleitzug  von  7  Dampfern  in  76  Grad  ^^  Min.  Nord  und 
44  Grad  45  Min.  Ost  Kurs  Nordost.  Der  Verband,  der  nach  Annahme  Luftwaffe  wohl 
die  schnelle  Spitzengruppe  des  PQ  17  ist,  lauft  anscheinend  entlang  der  Eisgrenze, 

4.  Besonderes: 

Aus  in  der  Zwischenzeit  durchgefiihrten  Ermittlungen  iiber  den  Tagesangriff 
gegen  Flensburg  am  2.  7.  ergibt  sich,  da6  der  Angriff  durch  Moskito=Flugzeuge  durch» 
gefiihrt  wurde.  Flugzeuge  sind  im  wesentlichen  aus  Holz  gebaut  und  daher  durch 
Gerate  schwer  zu  erfassen.  Geschwindigkeit  wahrscheinlich  iiber  440  km^.  Da  Angriff 
im  Tiefflug  erfolgte,  hatten  eigene  Jager  Schwierigkeiten  mitzukommen.  Nur 
1  Feindmaschine  konnte  durch  Jager  in  einer  Kurve  abgeschossen  werden.  Bewaff= 
nung  konnte  keine  festgestellt  werden,  anscheinend  sind  die  Flugzeuge  unbewaffnet, 
daher  auch  die  hohe  Geschwindigkeit.  Besatzung  2  Mann.  Mit  unseren  neuen 
Jagern  FW  190  und  Bf  109  G  macht  die  Bekampfung  dieser  Flugzeuge  auch  in  Boden= 
nahe  keine  Schwierigkeiten.  Der  Gegner  verfiigt  vermutlich  nur  iiber  wenige  der= 
artige  Flugzeuge.  Bisher  1  Flugzeug  dieser  Art  nur  einmal  iiber  Koln  am  Tage 
aufgetreten. 

1     Zahl  erscheint  zu  niedrig,  um  das  Folgende  zu  erklaren. 

481 


B.  Kriegstagebuch 

7.Julil942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

11.  Armee:  Durchfiihrung  der  Sauberungsaktion  an  der  Siidkiiste  der  Halb= 
insel  Chersones. 

Im  Raume  nordl.  Kertsch  feindl.  Durchbruchsversuch  mit  Unterstiitzung  von 
leichten  Gr.=Werfern  und  M.G/s  (etwa  loo  Mann)  abgewiesen. 

6.  Armee:  setzte  die  Verfolgung  nach  Osten  fort.  Nordl.  Waluiki  wurde 
von  den  hier  stehenden  Divisionen  die  Bahn  erreicht.  Bei  Alexejewka  und 
siidl.  davon  stiefien  Inf.Div.en  nach  Sudosten  vor.  Auch  siidl.  Ostrogoschsk 
konnten  Panzerdiv.en  20  km  Raum  nach  Siidosten  gewinnen.  Siidl.  Swoboda 
stiefi  eine  mot.  Div.  in  ostl.  Richtimg  iiber  die  Bahn  vor. 

4.  Pz. Armee:  Woronesch  ist  vom  Feinde  geraumt.  Eign.  Truppen  sind  vom 
Nord=  und  Westrand  der  Stadt  zur  Besetzung  angetreten.  In  der  Vorstadt  ostw. 
Woronesch  befindet  sich  noch  Feind.  Gegen  die  Nordflanke  der  Armee  teilw. 
aus  dem  Gebiet  nordl.  Moskau  herangefiihrte  starke  Feindkrafte  sind  unter 
grofien  Verlusten  an  Panzern  geschlagen  worden.  Dabei  schofi  allein  die 
9.  Pz.Div.  am  gestrigen  Tage  bis  14.00  Uhr  61  Feindpanzer  ab.  9.  und 
11.  Pz.Div.  gingen  in  nordl.  Richtung  dem  geschlagenen  Feinde  nach.  Eine  ein= 
geschlossene  Feindgruppe  ostw.  Olym  versuchte,  nach  Norden  auszubrechen. 
Siidl.  Liwny  halt  der  starke  Feinddruck  an.  Hier  wurden  Feindangriffe  ab= 
geschlagen.  Ein  grolier  Teil  der  im  Winter  und  Friihjahr  neu  aufgestellten 
Panzer=  und  mot.=Verbande  ist  in  dieser  Gegend  siidl.  Jelez  vernichtet  wor= 
den.  Nach  vorliegenden  Feststellungen  wurden  bis  5.  7.  etwa  16  000  Gefangene 
eingebracht  und  305  Geschiitze  erbeutet  sowie  405  Panzer  vernichtet. 

H.Gr.  Mine: 

Starkere  feindl.  Angriffe  siidl.  Bjelew  wurden  abgeschlagen  und  im  Gegen= 
stofi  die  eign.  HKL  wiederhergestellt.  Westl.  davon  wurde  eingebrochener 
Feind  vernichtet.  Starke  Fliegerangriffe  auf  eign.  Stellungen  und  Hintergelande. 
Westsiidwestl.  Suchinitschi  griff  der  Feind  nach  Artl.=Vorbereitung  und  Einsatz 
starker  Fliegerverbande  mit  Panzern  die  Stellung  einer  Inf  .=  und  einer  Panzer= 
Div.  an  imd  konnte  mehrere  Ortschaften  in  Besitz  nehmen.  Gegenangriffe 
hatten  vorlaufig  keinen  Erfolg.  Bei  Kirow  wurde  ein  Feindangriff  mit  Artl.= 
Unterstiitzung  abgeschlagen.  Die  siidl.  Mostowaja  vorgehende  5.  Pz.Div.  und 
14.  mot.  I.D.  haben  bis  auf  kurze  Entfernung  die  Stellimgen  bei  Bjeloj  erreicht 
und  so  die  Trennungsfront  verstarkt.  Ausbruchsversuche  des  Feindes  wurden 
abgewehrt.  Auf  der  Westfront  westl.  Sytschewka  gingen  eign.  Truppen  im 
Vorstoli  nach  Osten  vor  und  konnten  z.  T.  20  km  Gelande  gewinnen.  Im 
Siiden  dieser  Front  wich  der  Feind  nach  Westen  aus. 

H.Gr.  Nord:  Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 
48^ 


7.  Juli  1942 

Finnland  (5.  7.) 

Sudostfront:  AuBer  verstarkter  eign.  Artl.=Tatigkeit  keine  bes.  Ereignisse. 

Bei  Powenez  ostw.  Maselskaja  wurden  im  riickw.  Gebiet  des  Feindes  mehrere 
Waldbrande  beobachtet. 

Nordostfront  (Geb.AOK  20):  Keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Audi  hier 
beim  Feinde  anhaltende  Waldbrande.  Brande  auf  eign.  Gebiet  z.  groCten  Teil 
geloscht. 

Panzerarmee  Afrika  (6.  7.) 

Feind  fiihrte  im  Laufe  des  6.  7.  mehrere  starke,  von  Panzern  unterstiitzte  Vor= 
stofie  gegen  die  eigene  Abwehrfront  siidl.  El  Alamein  durch.  Nach  erheblichen  Pz.= 
Verlusten  setzte  er  sich  in  den  Abendstunden  wieder  nach  Osten  ab.  Die  Befehls= 
fiihrung  iiber  die  bestehenden  Feindkrafte  vvird  wie  folgt  angenommen:  Im  Siid= 
abschn.  XIII.  A.K.  mit  2.  neuseel.  Div.,  5.  ind.  Div.  und  7.  Pz.Div.  Im  Nordabschn. 
wahrscheinl.  X.  A.K.  mit  50.  engl.  Div.,  2.  siidafr.  Brig,  und  1.  Pz.Div. 

Bei  der  Abwehr  von  feindl.  Pz.=Vorsto6en  am  5.  und  6.  7.  wurden  24  Panzer= 
kampfwagen  vernichtet,  3  neu  aufgetretene  Panzerspahwagen  abgeschossen,  eine 
Anzahl  von  Gefangenen  eingebracht.  Die  Abwehrfront  siidl.  El  Alamein  wurde 
durch  zahlreiche  Minenauslagen  verstarkt. 

Die  Angriffe  der  feindl.  Luftwaffe  auf  die  eign.  Truppe  und  Kiistenstrafie  wurde 
insbesondere  in  der  Nacht  verstarkt.  Der  Verkehr  auf  der  Kiistenstrafie  in  der  Nacht 
ist  grofitenteils  unterbrochen. 

Die  eign.  Luftwaffe  setzte  ihre  Angriffe  auf  die  im  siidl.  Teil  der  Abwehrfront 
angesetzten  Feindkrafte  fort. 

Die  Schiffstransporte  von  Italien  nach  Afrika  gehen  immer  noch  fast  ausschliefi= 
lich  nach  Tripolis  und  Bengasi.  Infolge  der  Zeitdauer  des  Vortransports  und  des 
Materialverschleifies  auf  dieser  2  200  km  bzw.  1  200  km  langen  Strecke  hat  sich 
die  Zufiihrung  von  Verstarkungen  auf  dem  Gefechtsfeld  bisher  kaum  ausgewirkt. 
Der  Hafen  von  Tobruk  hat  fiir  die  Aufnahme  und  Ausladung  von  Nachschub= 
schiffen  bereits  seit  dem  ersten  Tage  bereitgestanden.  Die  materielle  Auffiillung 
der  Div.en  konnte  daher  nur  geringe  Fortschritte  machen.  .—.'... ^ 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  7.7.42 

I.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  Tages  im  Westraum  2  Feindflugzeuge  sicher,  1  wahrscheinlich  ab= 
geschossen. 

Bei  Jaboeinsatz  von  4  FW  190  im  5olent=Arm  Angriff  auf  2  sehr  groSe  Schiffe. 
Verband  meldet  1  Fahrzeug  10  000  t  versenkt,  1  Fahrzeug  10  000  t  schwer  bescha= 
digt.  Ferner  1  Minenraumboot  beschadigt. 

Nordlich  der  Faroer  (80—100  sm)  20.10  Uhr  2  Zerstorer  Kurs  Siid. 

20  sm  nordostlich  der  Faroer  um  20.20  Uhr  2  siidgehende  Frachter  ohne  Erfolg 
angegriffen. 

Heute  morgen  05.05  Uhr  (8.  7.)  30  sm  ostl.  Thorth  Haven  Feindverband  be= 
stehend  auf  1  Flugzeugtrager,  1  Schlachtschiff,  2  schweren  Kreuzern  und  8  Zer= 
storern  auf  wechselnden  Kursen,  Generalkurs  Siid. 

Am  7.  7.  06.15  Uhr  ostwarts  Orfordness  18  Dampfer  Kurs  Siid. 

Siidlich  Beachy  Head  21.30  Uhr  18  Dampfer,  8  Vp=Boote  Kurs  Ost. 

Ostwarts  Start  Point  00.55  Uhr  20  Dampfer  Kurs  Ostnordost. 

Westlich  Trevose  Head  21.18  Uhr  9  Dampfer,  5  Vp=Boote  Kurs  Siidwest. 

Eigener  Nachteinsatz:  In  der  Nacht  zum  8.  53  Flugzeuge  Angriff  auf  Middles= 
brough.  8  Ju  88  Wiederholung  der  Verminung  von  Pembroke. 

483 


B.  Kriegstagebuch 

Der  Feind  fiihrte  in  der  Nacht  zum  8.  lo  Kiistenanfliige  in  der  Deutschen  Bucht 
mit  vermutl.  Minenlegen  durch. 

2.  Mittelmeer: 

Einsatz  des  OB  Siid  zur  Bekampfung  der  Flugplatze  auf  Malta.  Hierbei  9  Feind= 
flugzeuge  abgeschossen. 

Flie.=Fii.  Afrika  unterstiitzte  die  Panzerarmee  Rommel.  Bisher  1  Abschufi  gemeldet. 

In  der  Nacht  6J7.  wurde  durch  9  Flugzeuge  die  LM=Verseuchung  des  Hafens  von 
Suez  fortgesetzt. 

Zwischen  Port  Said,  Haifa,  Jaffa  und  Famagusta  lebhafter  Verkehr  kleinerer 
Sammelfahrten. 

Italienische  Luftaufklarung  sichtete  15.43  Uhr  nordwarts  El  Arish  4  Zerstorer, 
2  kleinere  Kriegsfahrzeuge,  4  Dampfer  mit  Kurs  West. 

5.  Ostfrotit: 

Am  6.  7.  Einsatzschwerpunkt  im  Raum  um  Woronesch  und  Jelez.  Bei  der  Unter= 
stiitzung  der  Operationen  im  Raume  Bjeloj  wurden  82  Panzer  zerstort  oder  be= 
schadigt.  Verluste:  2  :  96. 

Aus  dem  Schwarzmeerraum  keine  besonderen  Meldungen. 

Im  Finnenbusen  wurden  am  6.  7.  3  Vp=Boote  beschadigt. 

Lfl.  5  griff  am  7.  die  Dockanlagen  von  Rosta,  den  Flugplatz  von  Murmansk  sowie 
die  Kaianlagen  der  Kola=Bucht  mit  gutem  Erfolg  an.  Treffer  neben  Schleusentor, 
in  Werkshallen,  Gleisanlagen  und  Flakstellungen  werden  gemeldet.  12  Feindflug= 
zeuge  in  der  Luft  abgeschossen,  4  am  Boden  zerstort. 

Zwischen  14.00  und  14.40  Uhr  60  sm  nordlich  der  Kanin=Halbinsel  1  grofier 
Bewacher  durch  mehrere  Volltreffer  versenkt. 


8.Julil942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  Sud: 

II.  Armee:  Nach  Gefangenenaussagen  sollen  sich  in  Hohlen  der  Steilkiiste 
auf  der  Halbinsel  Chersones  noch  3000—4000  Russen  verstecken.  Auch  hart 
nordl.  Kertsch  halten  sich  noch  feindl.  Restgruppen  in  den  Steinbriichen  ver= 
borgen,  die  in  der  Nacht  zum  6.  7.  mit  etwa  100  Mann  einen  Ausbruchsver= 
such  aus  einem  Steinbruch  machten,  um  Lebensmittel  zu  besorgen. 

Im  siidl.  Teil  der  H.Gr.  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  J 

6.  Armee  stiefi  mit  Stidfliigel  ostw.  Charkow  iiber  die  Bahnlinie  etwa  20  km 
nach  Osten  vor.  Telle  der  siidl.  und  siidwestl.  stehenden  Divisionen  gingen 
nach  Siiden  und  Siidosten  iiber  Wawarowka  vor.  Ostw.  davon  wurde  ein 
Flufilauf  iiberschritten,  Rossosch  genommen  und  weiter  nach  Siiden  vorge= 
stolien.  Samtliche  Briicken  unversehrt  in  eign.  Hand.  Nordl.  Rossosch  gingen 
Telle  einer  mot.Div.  iiber  den  Flufi  und  die  Bahn  nach  Osten  vor.  In  Swoboda 
drangen  Telle  einer  mot.Div.  ein  und  kampfen,  unterstiitzt  von  einer  Jg.Div., 
im  Ostteil  des  Ortes.  Nordostw.  davon  ist  der  Gegner  im  Don=Knie  zusam= 
mengedrangt  und  wehrt  sich  hier  mit  Panzern.  Im  Vorort  Woronesch  wird 
noch  gekampft.  Auf  der  Nordfront  halten  die  feindUchen  Angriffe  mit  Panzern 

4S4 


8.  Juli  1942 

an.  9.  Pz.Div.  konnte  wieder  mehrere  Panzer  vernichten.  Im  Raum  Liwny  ist 
Angriff  eines  feindl.  Batl.s  mit  Panzern  im  Gange.  Im  riickw.  Gelande  wird 
nordl.  Kastornoje  eine  Feindgruppe  bekampft.  Das  Wetter  im  Siidteil  wech= 
selnd  bewolkt,  bis  +  25  Grad,  Strafienzustand  gut,  im  nordl.  Teil  bei  22  Grad 
einzelne  Regenschauer. 

H.Gr.  Mitte: 

Wie  in  den  Vortagen  so  wurden  auch  gestern  wieder  die  eign.  Linie  siidl. 
Bjelew  angegriffen.  Der  Feind  setzte  hier  und  westl.  davon  etwa  180  Panzer 
ein.  Alle  Angr.  wurden  abgeschlagen.  Mehr.  Panzer  erledigt.  Westl.  und  siid= 
westl.  Suchinitschi  griff  Feind  zu  wiederholten  Malen  die  Stellung  einer  Inf.= 
und  einer  Pz.Div.  an.  Es  gelang  ihm  auch  heute  wieder,  einige  Ortschaften  in 
Besitz  zu  nehmen.  Er  verlor  in  den  letzten  beiden  Tagen  an  dieser  Stelle  48 
Panzer.  Nordl.  Bjeloj  wurden  Angriffe  auf  den  Sperriegel  der  1.  Pz.Div.  ab= 
geschlagen.  Ostw.  Bjeloj  gelang  es,  mit  der  von  Norden  kommenden  5.  Pz.Div, 
Verbindung  aufzunehmen.  Bei  Sauberung  des  Gelandes  wurden  20  Panzer 
erbeutet.  Siidwestl.  Sytschewka  gingen  eign.  Krafte  bis  an  den  Dnjepr  und 
dariiberhinaus  nach  Westen  vor,  dem  zuriickgehenden  Feinde  folgend. 

Wetter:  im  allgem.  warm,  Wege  gut  abgetrocknet. 

H.Gr.  Nord: 

Keine  besonderen  Ereignisse. 

Finnland  (6.  7.) 

An  alien  Fronten  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (7.  7.) 

Feindl.  teilw.  von  Pz.  unterstiitzte  Vorstofie  gegen  die  eign.  Abwehrfront  waren 
sdiwacher  als  in  den  Vortagen.  Mehrere  Pz.Kampfwagen  wurden  abgeschossen. 
Auf  dem  Sudfliigel  wurde  5.  ind.  Div.  unter  starken  Verlusten  in  siidostwartiger 
Richtung  zuriickgeworfen.  Feindlage  und  Gruppierung  sonst  unverandert, 

Eigene  Aufklarungsverbande  verhinderten  auf  dem  Sudfliigel  in  hervorragendem 
Zusammenarbeiten  mit  starken  Verbanden  der  Luftwaffe  einen  Umfassungsversudi 
starker  feindl.  Krafte  in  westlidier  Riditung.  Eine  gro6ere  Anzahl  von  Kfz.  wurde 
vemichtet  bzw.  in  Brand  geworfen.  Die  bis  zum  Abend  des  7.  7.  gewonnene  Linie 
wurde  durch  Minenanlagen  verstarkt. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  8. 7. 42 

I.  Raum  um  England: 

Im  Westraum  1  Spitfire  abgesdiossen. 

13.44  Uhr  nordwestlich  der  Orkneys  (Qu  16  West  40  ^^)  1  Trager,  1  Schlacht* 
schiff,  1  schwerer  Kreuzer,  6  Zerstorer  Kurs  Siid.  Etwas  nordostlich  davon  2  weitere 
Zerstorer. 

Bei  Peterhead  21.09  Uhr  44  Dampfer,  3  Zerstorer,  4  Vp=Boote  Kurs  Siid. 

The  Wash  einlaufend  21.44  Uhr  15  Dampfer,  3  Vp=Boote. 

485 


B.  Kriegstagebuch 

Zwischen  Dungeness  und  Beachy  Head  20.35  Uhr  20  Dampfer  Kurs  Nordost. 

Im  Seegebiet  um  die  Isle  of  Wight  reger  Schiffsverkehr. 

240  Meilen  westnordwestlidi  Brest  10.10  Uhr  20  Dampfer,  1  Zerstorer  Kurs 
Nordnordwest. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

Der  Feind  flog  in  der  Nacht  zum  9.  mit  ca.  45  Flugzeugen  zwischen  01.00  und 
03.00  Uhr  in  das  nordwestdeutsche  Kiistengebiet  ein.  Angriffsschwerpunkt  Wil= 
helmshaven.  Dort  124  Sprengbomben  (davon  8  LZZ)  und  10  000  Brandbomben. 
In  Kriegsmarinewerft  24  5preng=  und  zahlreiche  Brandbomben.  Schaden  in  meh= 
reren  Werkstatten.  Brande  an  U=Bootshelligen,  Schiffbauhalle,  Navigationsgebaude 
und  anderen  Baulichkeiten.  Kein  Produktionsausfall.  In  der  Stadt  35  Brande,  dar= 
unter  ein  Grofibrand,  samtlich  geloscht.  3  Abschiisse  durch  Nachtjager. 

2.  Mittelmeer: 

Fortsetzung  der  Angriffe  gegen  Malta  durch  OB  Siid.  Hierbei  8  Spitfire  abge= 
schossen.  Unterstiitzung  der  Panzerarmee  mit  Schwerpunkt  am  rechten  Fliigel. 
Dabei  3  Hurricane  abgeschossen. 

3.  O  St  front: 

Einsatzschwerpunkt  im  Raum  der  Lfl.  4.  Lfl.  5  wiederholte  Angriffe  auf  Murmansk 
mit  guter  Brandwirkung  am  Ostrand  der  Stadt.  Bei  beiden  Lfl.en  insgesamt  48  Ab= 
schiisse  und  25  Feindflugzeuge  am  Boden  zerstort. 

An  Schiffsbewegungen  weder  im  Eismeer  noch  im  Finnenbusen  noch  im  Schwarz= 
meerraum  besondere  Meldungen. 


9.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 

[Befehl  des  Fiihrers  angesichts  der  „hohen  Wahrscheinlichkeit"   einer  fdl. 
Landung  im  Bereich  des  OB  West^.] 

Osten 

H.Gr.  Siid: 

Ostw.  Kramatorskaja  und  nordl.  davon  traten  die  Div.en^  zum  Angr.  nach 
Osten  an  und  gewannen  etwa  15—20  km  Raum.  Der  Feind  leistet  nur  schwa= 
chen  Widerstand  und  geht  mit  der  Hauptmasse  nach  Osten  zuriick.  Nordostw. 
Isjum  und  bei  Sennikowo  sind  zwei  Briicken  iiber  den  Oskol  fertiggestellt. 

Die  6.  Armee  erreichte  im  Vorgehen  nach  Siidosten  mit  dem  Siidfliigel  die 
Krasnaja  und  iiberschritt  sie  mit  2  Divisionen  nach  Siidosten.  Nordostw.  davon 
wurde  Kolodes  und  Aidar  erreicht  und  dort  ein  Briickenkopf  gebildet.  Die  von 
Rossosch  nach  Siiden  vorstoliende  Panzerdivision  steht  bei  Mitrofanowka 
im  Kampf  mit  feindl.  Pz.=Kraften.  Ostw.  davon  geht  eine  mot.  Div.  nach 
Siiden  auf  den  Bogutschar=Abschnitt  vor.  Nordl.  Swoboda  und  westl.  davon 


1  OKVJl]NVSt  Nr.  ^^121^/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  9.  ]uli  ±942  im  Dokumenten= 
Anhang  Nr.  15. 

2  Die  1.  Pz. Armee  unter  der  neu  in  die  Fiihrung  eingeschalteten  H.Gr.  A  (GFM  List). 


g.  Juli  1942 

Starke  feindl.  Angriffe,  die  abgewiesen  wurden.  Die  rum.  Divisionen  folgen 
dem  Vormarsch  nach  Osten  in  Richtung  Don.  Auf  der  Nordflanke  sudl.  Jelez 
und  bei  Liwny  halt  der  Feinddruck  an.  AUe  Angriffe  wurden  unter  hohen 
Feindverlusten  abgewiesen. 

Wetter:  sonnig.  Temp.  +  26  bis  32  Grad,  Wege  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Die  Angriffe  im  Raume  westl.  Bjelew  waren  schwacher  als  an  den  Vortagen. 
Westl.  Suchinitschi  griff  der  Feind  abermals  mit  starken  Panzerkraften  an. 
Er  wurde  abgewiesen.  Die  gestern  zuriickgenommene  Linie  wird  gehalten.  Im 
ganzen  waren  von  Feindseite  eingesetzt:  12  Schiitz.Div.en,  5  Schiitz.Brig.en, 
10—12  Pz.Brig.en  und  eine  mot.  Brig,  mit  zusammen  600  Panzem.  Davon  wur= 
den  im  Raume  Bjelew  130  Panzer,  im  Raume  westl.  Suchinitschi  105  Feind= 
panzer  von  Heerestruppen  erledigt.  Die  Luftwaffe  vernichtete  54  Feindpanzer. 
Weitere  Pz.=Kampfwagen  wurden  beschadigt.  Im  Raume  nordl.  Bjeloj  griff  der 
Feind  die  neue  Abriegelungsstelle  stark  an,  woran  sich  auch  fdl.  Luftwaffe  be= 
teiligte.  Die  Angriffe  wurden  abgewiesen. 

Siidwestl.  Sytschewka  gingen  eign.  Verbande  uber  Cholm  in  nordwestl. 
Richtung  vor  und  erreichten  die  siidostw.  Bjeloj  stehenden  eign.  Krafte.  Auf 
diese  Weise  entstand  ein  grofierer  Feindkessel.  Weitere  VorstoJSe  in  diesen 
Kessel  sind  im  Gange.  Von  der  Strafie  Smolensk— Wjasma  nach  Norden 
griffen  eign.  Verbande  an  und  gewannen  etwa  10—20  km  Boden.  Bei  Newel 
verstarkten  sich  die  Partisanen.  Mehrere  Strafienverminungen  wurden  fest= 
•gestellt. 

H.Gr.  Nord: 

Feindl.  Angriffe  siidwestl.  Staraja  Russa  mit  Luftwaffenunterstiitzung  wur= 
den  abgeschlagen  bzw.  vor  den  eigenen  Linien  zum  Stehen  gebracht. 


Finnland  (8.  7.) 

Im  Finnenbusen   stellte   Luftaufkl.   fest,   daS   russ.   Sdinellboote   auf   der  Insel 
Someri  nordostw.  Hogland  Landungstruppen  abgesetzt  haben. 
Sonst  keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (8.  7.) 

50.  engl.  Div.  wurde  aus  der  Front  siidl.  El  Alamein  herausgelost  und  durch  Teile 
der  im  Verteidigungssystem  von  El  Alamein  eingesetzten  1.  siidafrikanischen  Div. 
ersetzt. 

Im  mittleren  Frontabsdin.  fiihrte  der  Gegner  in  Nadit  vom  7.  zum  8.  7.  einen 
schwacheren  Storangriff  durdi.  Dieser  wurde  unter  Verlusten  fiir  den  Feind  ab= 
gewiesen.  Einzelne  feindl.  Stortrupps  unternahmen  in  Nadit  vom  7.  zum  8.  7.  einen 
Uberfall  auf  Flugplatz  Fuka.  Hierbei  wurden  einige  ital.  Flugzeuge  zerstort.  Am 
Siidfliigel  der  Armee  eingesetzte  Krafte  gewannen  Nordrand  der  Kattara=Senke, 
warfen  den  Gegner  weiter  nach  Osten  zuriick  und  riegelten  nadi  Westen  ab. 

487 


B.  Kriegstagebuch 

Vor  der  gesamten  Front  geringere  Artl.=Tatigkeit  als  an  den  Vortagen.  Die 
Angriffe  der  feindl.  Luftwaffe  wurden  anscheinend  mit  geringeren  Kraften  durch= 
gefiihrt. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  9. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Am  Morgen  des  g.  y.  Jaboeinsatz  gegen  Flugplatz  East  Deam.  i  Flugzeug  mit 
Sicherheit  am  Boden  zerstort,  i  Halle  in  Brand  geworfen. 

06.12  Uhr  Jaboeinsatz  gegen  Geleit  30  km  siidwestlich  Portland,  hierbei  1  Be= 
wacher  und  1  Handelsschiff  von  3  000  t  versenkt,  1  Handelsschiff  2  500  t  beschadigt. 

21.00  Uhr  nordlich  Margate  13  Dampfer  Kurs  Siidwest.  Zur  gleichen  Zeit  ostlich 
Ramsgate  6  Dampfer  und  in  Dungeness  4  Dampfer  stilliegend. 

Siidostwarts  Beachy  Head  Geleit  von  25  Dampfern,  1  Kreuzer,  8  Zerstorern, 
3  S=Booten  und  3  Korvetten  Kurs  yo  Grad  (ebenfalls  21.00  Uhr). 

20.30  Uhr  siidwestlich  Milford  1  Kreuzer,  18  Dampfer,  6  Vp=Boote,  und  etwas 
weiter  siidostwarts  2  weitere  Dampfer,  anscheinend  Milford  einlaufend. 

Eigener  Nachteinsatz  gegen  Schiffsziele  ohne  Ergebnis,  dafiir  als  Ausweichziel 
Great  Yarmouth  durch  4  Ju  88  angegriffen. 

Der  Feind  flog  in  den  spaten  Nachmittagsstunden  mit  2  Flugzeugen  im  Raume 
Helgoland— Scharhorn  ein.  Dabei  Abwurf  von  3  Sprengbomben  in  Nahe  Batterie 
Scharhorn  ohne  Schaden.  Wahrend  der  Nacht  23  Einfliige  im  Raum  Borkum— Helgo= 
land,  dabei  wahrscheinlich  Verminung.  1  Abschufi  durch  Nacht jager. 

An  der  norwegischen  Kiiste  mit  Schwerpunkt  im  Raum  Drontheim  18  Einfliige, 
anscheinend  Suche  nach  Schiffszielen  bzw.  Verminung. 

2.  Mitfelmeer: 

Fortsetzung  der  Angriffe  gegen  die  Flugplatze  La  Venezia  und  Luca  auf  Malta. 
Hierbei  3  Feindflugzeuge  sicher,  3  weitere  wahrscheinlich  durch  Begleitschutz  ab= 
geschossen. 

Fortsetzung  der  Unterstiitzung  der  Panzerarmee  im  Raume  El  Alamein  und 
Angriffe  gegen  Flugplatze  im  agyptischen  Raum. 

5.  Ostfront: 

Starker  Einsatz  zur  Unterstiitzung  der  Heeresgruppe  Siid.  Nach  bisherigen  Mel= 
dungen  insges.  y8  Feindflugzeuge  (einschl.  der  Einsatze  Lfl.  5  im  Raume  Murmansk) 
abgeschossen. 

Wahrend  des  Tages  Angriff  auf  Tuapse,  hierbei  nach  bisherigen  Vorausmeldungen 
1  Tanker  und  1  Handelsschiff  beschadigt. 

Aus  dem  Raum  des  Finnenbusens  keine  besonderen  Meldungen. 

Die  Lfl.  5  griff  einen  Feindflugplatz  im  Raum  Murmansk  mit  gutem  Erfolg  an. 

Belegung  Kola=Bucht  8.  7.:  21  Dampfer  mit  70000  t,  1  Tanker  mit  1500  t, 
1  U=Boot  im  Dock. 

Im  Kriegshafen  Pola  Noje  5  U=Boote. 

Einige  Einzeldampfer  im  Seegebiet  nordlich  Kap  Teriberski. 

Im  Hafen  Jokonga  19.28  Uhr  13  Handelsschiff e  (ohne  Tonnageangabe). 

19.25  Uhr  ostwarts  Jokonga  4  Dampfer,  3  Vp=Boote  Kurs  Nordwest, 

Die  Reste  der  PQ  17  wurden  erneut  angegriffen  und  um  24.00  Uhr  bei  einem 
Einsatz  von  13  Ju  8y  in  Qu.  37  Ost  9187  (140  sm  ostnordostlich  Murmansk) 
1  Dampfer  von  7  000  t  versenkt.   (Sinken  durch  Fiihlunghalter  beobachtet.) 

Auf  Grund  der  Luft=  und  Funkaufklarung,  der  Gefangenenaussagen  und  sonstiger 
Unterlagen   ergibt   sich   eine   Gesamtstarke    der   SU=Fliegergruppe   von   etwa: 

483 


10.  Juli  1942 


a)  Front:  1200  SU=Flugzeuge    I.  Kl. 

450  „  II.  Kl. 

130  „  versch.  Muster 

420  fremdl.  Frontflugzeuge. 

b)  Riickw.  Gebiet:  500  fremdl.  Flugzeuge 

{80  im  Raum  Baku, 
250  im  Raum  Tiflis, 

100  im  Raum  Nordkaukasus— Wolodga— Sokol, 
70  im  Raum  Archangelsk). 


10.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  A  und  B: 

Sewastopol:  Bel  Sauberungskampfen  an  der  Siidkiiste  der  Halbinsel  Cher= 
sones  wurden  1  200  Gefangene  eingebracht. 

Ostw.  Artemowsk  warfen  eign.  Krafte  den  Gegner  aus  seinen  Stellungen 
nach  Norden  zuriick.  Nordl.  davon  noch  erheblicher  Widerstand.  Eign.  und 
ung.  Krafte  nordl.  und  siidl.  Isjum  haben  im  Vorgehen  nach  Osten  die  Krasnaja 
erreicht.  Gegenangriffe  wurden  zuriickgeschlagen.  Von  Swatowo  bis  Rossosch 
gehen  eign.  Krafte  iiber  die  Linie  nach  Ostsiidost  vor.  Nur  siidl.  Rossosch 
bei  Michailowka  leistet  Feind  vor  3.  Pz.Div.  erheblichen  Widerstand.  Ostw. 
davon  hat  eine  mot.  Div.  den  Bogutschar  iiberschritten  und  den  Briickenkopf 
erweitert.  Telle  der  29.  Div.  haben  den  Don  bei  Pawlowsk  erreicht.  Bei 
Swoboda  noch  erheblicher  feindl.  Widerstand.  Den  Don  aufw.  bis  Woronesch 
nur  geringe  feindl.  Tatigkeit.  Der  Feinddruck  und  die  Angriffe  auf  die  Stellun= 
gen  siidl.  Jelez  und  Liwny  halten  an.  Bei  einer  Div.  in  Gegend  des  Olym 
konnte  der  Gegner  einen  Einbruch  erzielen. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Nowosil  wurde  ein  stark,  fdl.  Angr.  abgewehrt.  Im  iibrigen  verstarkt 
sich  der  Feind  auf  der  Front  zwischen  Nowosil  und  Jelez.  Die  harten  Angriffe 
der  vorhergehenden  Tage  im  Raume  Bjelew— Suchinitschi— Kirow  hielten  auch 
gestern  mit  unverminderter  Starke  an.  Der  Feind  fiihrte  starke  Artl.  mit 
groliem  Einsatz  von  Munition  ins  Gefecht.  Panzer=  imd  Luftwaffeneinsatz 
an  dieser  Stelle  lassen  auf  einen  seit  langem  vorbereiteten  Grofiangriff  schliefien. 
An  den  Durchbruchsstellen  siidl.  Bjelew  und  westl.  Suchinitschi  werden  neue 
Div.en  herangefiihrt.  Eign.  Verluste  an  Menschen  und  Material  erheblich.  Mit 
weiteren  Angriffen  ist  zu  rechnen.  Im  Raume  ostw.  Bjeloj  wurden  die  Feind= 
kessel  verengt.  Auch  siidl.  davon  gehen  eign.  Krafte  ohne  nennenswerten 
Feindwiderstand  nach  Westen  und  Norden  vor. 

H.Gr.  Nord: 

Keine  bes.  Kampfhandlungen. 

489 


B.  Kriegstagebuch 

Filmland  (8.  7.) 

Sudostfront:  Am  8.  7.  um  0.15  griff  Feind  nach  starkem  Luftangr.  die  Insel  Someri 
(45  km  siidostw.  Kotka)  mit  etwa  20  Bewachungsbooten  an.  Es  gelang  dem  Gegner, 
etwa  1  Komp.  zu  landen  und  spaterhin  weitere  leichte  Boote  einzusetzen.  8  feindl. 
Fahrzeuge  wurden  versenkt  und  die  gelandeten  Truppen  eingeschlossen.  An  den 
iibrigen  Abschnitten  der  Front  keine  wesentlichen  Kampfhandlungen. 

Nordostfront:  In  den  Abschnitten  Louhi— Kandalakscha  besonders  lebhafte  Aufkl.= 
Tatigkeit  des  Feindes.  Am  8.  7.  wurde  die  Entladung  von  4  Frachtem  und  22  klei= 
neren  Schiffen  auf  der  Fischerhalbinsel  beobachtet. 


Panzerarmee  Afrika  (9.  7.) 

Nordabschnitt  der  El=Alamein=Stellung  weiterhin  besetzt.  Im  Sudabschnitt  wich 
der  Feind  vor  eign.  Angriff  in  ostwartiger  Richtung  aus.  Unter  Sicherung  durch 
7.  Pz.Div.  und  5.  ind.  Div.  wurde  die  2.  neuseeland.  Div.  aus  dem  SUdabschnitt 
herausgelost  und  anscheinend  zunachst  in  den  Raum  siidl.  der  1.  Pz.Div.  zuriick= 
genommen.  Die  Krafte  der  7.  Pz.Div.  und  der  5.  ind.  Div.  wurden  bis  zum  Abend 
in  Linie  10—12  km  westl.  der  Piste  Alamein  zuriickgeworfen. 

Pz.Armee  Afrika  trat  am  9. 7.  morgens  zum  Angriff  gegen  den  Sudteil  der 
El=Alamein=Stellung  an  und  durchbrach  sie  im  Laufe  des  Tages  unter  Zuriickdrangen 
starkerer  Feindkrafte  in  ganzer  Breite  von  der  Kattara=Senke  bis  zur  bisherigen 
Einbruchsstelle.  Hierbei  wurde  ein  durch  zahlreiche  Kampfanlagen  und  zahlreiche 
Minenfelder   stark   ausgebautes   Befestigungswerk   genommen   und  besetzt. 

Da  seit  21.  6,  von  deutscher  Seite  ein  regelmafiiger  Schiffsverkehr  Bengasi— Tobruk 
und  spaterhin  bei  Marsa  Matruk  stattfand,  war  die  Versorgung  der  Truppe  bisher 
ausreichend.  Die  Sicherstellung  der  Grol2versorgung  verlangt  aber  die  Zufiihrung 
aller  Versorgungsguter  aus  Italien  direkt  nach  Tobruk  bzw.  in  weiter  ostw.  ge= 
legene  Hafen,  da  in  Bengasi  einlaufende  Giiter  mit  den  Mitteln  der  Pz.Armee  nicht 
mehr  vortransportiert  werden  konnen. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  10.7.42 

1.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  Tages  im  Westen  keine  besonderen  Vorkommnisse. 

Ostwarts  Humber  07.40  Uhr  25  Dampfer  Kurs  Nord. 

Ostwarts  Start  Point  21.20  Uhr  Geleit  ohne  Kurs  und  GroJSenangabe  mit  starkem 
Jagdschutz. 

11.35  Uhr  in  der  Lyme=Bucht  8  Kanonenboote  Kurs  West. 

12.35  Uhr  ostwarts  Falmouth  11  Dampfer,  2  Vp=Boote  Kurs  50  Grad. 

Einsatz  geringer  Krafte  zur  nachtUchen  Schiffszielbekampfung  ohne  Ergebnis. 
Als  Ausweichziel  von  Einzelflugzeugen  Portland  und  Weymouth  angegriffen. 

Keine  Einfliige  ins  Reichsgebiet.  In  Norwegen  3  Einfliige,  in  Westfrankreich  7. 
Keine  besonderen  Vorkommnisse,  keine  Bombenabwiirfe,  keine  Abschiisse. 

2,  Mittelmeer: 

Fortsetzung  der  Angriffe  gegen  die  Flugplatze  Malta  und  der  Einsatze  zur  Unter= 
stiitzung  der  Panzerarmee.  Hierbei  insgesamt  21  Feindflugzeuge  abgeschossen.  Sehr 
gute  Angriffswirkung  auf  feindliche  Kraftfahrzeugansammlungen. 

Vor  Alexandrien  (auslaufend)  09.15  Uhr  4  Kriegsschiffe  Kurs  Nord. 

Nordlich  Beltin  07.00  Uhr  2  Zerstorer,  2  S=Boote,  4  Dampfer  Kurs  Ost. 

490 


11.  Juli  1942 

5.  Ostfront: 

Aus  dem  Schwarzmeerraum  keine  besonderen  Meldungen. 

Starkster  Einsatz  der  Lfl.  4  im  Raume  der  Angriffsarmeen.  Hierbei  95  Abschiisse. 

Bei  dem  Kampf  um  Someri  am  8.  und  9.  7.  wurden  durch  finnische  Luftwaffe 
insgesamt  18  feindliche  Fahrzeuge  versenkt  und  mindestens  8  beschadigt.  Die 
gelandeten  Truppen  wurden  fast  vollig  vernichtet. 

Lfl.  5  unterstiitzte  Eindringen  eines  eigenen  Geleites  durch  Niederhalten  Feind= 
krafte  und  Batterien  auf  der  Fischer=HalbinseL 

Aufklarung  erfafite  um  13.30  Uhr  in  37  Ost  9098  (120  sm  ostwarts  Murmansk) 
2  Feinddampfer,  einzeln  mit  je  2  Vp=Booten  marschierend.  Schiffe  zwischen  12.17 
und  12.22  Uhr  durch  16  Ju  88  angegriffen  und  beide  Dampfer  (1  8  000  t,  1  5  000  t) 
sowie  1  Vp=Boot  schwer  beschadigt. 

Im  Hafen  von  Jokonga  lagen  14.10  Uhr  10  Dampfer. 

Nordlich  der  Kildin=Insel  07.50  Uhr  1  Dampfer,  10  Vp=Boote  Kurs  Nord. 

4.  Oh.d.L.  Vuhrungsstah  Ic  teilt  mit: 

Auf  Grund  von  Gefangenenaussagen  ist  in  der  nachsten  Zeit  mit  der  Moglichkeit 
verstarkter  Tagestiefangriffe  gegen  U=Boot=StUtzpunkte  sowie  gegen  U=Bootbau= 
und  sReparaturwerften  zu  rechnen. 


11.  Juli  1942 

[Weisung  Nr.  45  „Fortsetzung  der  Operationen  von  der  Krim"^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Bei  Lissitschansk  und  nordwestl.  davon  konnten  eign.  vorgehende  Truppen 
Briickenkopfe  iiber  den  Donez  bilden.  Die  Briicken  sind  hier  zerstort.  Nordl. 
Kremenaja  halt  Feind  noch  mit  starken  Nachhuten.  Samtliche  Briicken  sind 
auch  hier  und  nordl.  davon  zerstort.  Eign.  Truppen  sind  im  Vorgehen  iiber 
die  Bahn  nach  Osten,  die  Masse  des  Feindes  geht  iiber  Starobelsk  in  ostw. 
Richtung  zuriick. 

H.Gr.  B: 

Der  rechte  Fltigel  der  H.Gr.  erreichte  mit  V.Abt.en  die  Gegend  35  km  ostw. 
Starobelsk.  Die  bei  Mitrofanowka  und  westl.  kampfenden  Panzer=  und  mot. 
Verbande  haben  den  Bogutschar  iiberschritten  und  sind  im  Vormarsch  siidostw. 
der  Linie  Kantemirowka— Bogutschar.  Die  Inf.Div.en  der  6.  Armee  folgen  in 
siidostw.  Richtung  und  haben  bei  gleichzeitiger  Sauberung  des  Gelandes  viele 
Gefangene  gemacht  und  20  Panzer  erbeutet.  Siidl.  und  nordl.  Swoboda  ist  der 
Donez  erreicht.  Bei  Woronesch  griff  der  Feind  die  Gegend  des  Bahnhofs  nordl. 
der  Stadt  an  und  wurde  nach  voriibergehendem  Einbruch  zuriickgeworfen. 
Weitere  stark.  Angriffe  an  der  Front  siidl.  Jelez.  Hier  wurden  im  ganzen 


W.  Hubatsch,  Hitlers  Weisungen,  a.  a.  O.,  S.  192—94. 


491 


B.  Kriegstagebuch 

52  Feindpanzer  vernichtet.  Kleine  Einbriiche  wurden  im  GegenstoE  wieder 
bereinigt.  Auch  im  Raume  Livvny  griff  der  Feind  vergeblich  an.  Bereitstellungen 
wurden  durch  eign.  Artl.  zerschlagen.  Die  Armeegr.  richtet  sich  hier  zwischen 
Don  und  alter  Stellung  zur  Verteidigung  ein. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Raume  Bjelew  griff  der  Feind  im  Laufe  desTa^es  mehrere  Male  vergeblich 
in  Batl.=Starke  an.  Auch  siidwestl.  Suchinitschi  wiederholte  er  seine  Angriffe 
mit  Panzern,  jedoch  waren  sie  nicht  so  erheblich  wie  in  den  Vortagen.  Nach 
Meldung  von  feindl.  Pz.=Bereitstellungen  mul?  mit  erneuten  Angriffen  ge= 
rechnet  werden.  Die  Einbriiche  der  letzten  Tage  wurden  weiter  bereinigt.  In  den 
Kessel  ostw.  Bjeloj  griffen  Panzer=  und  Inf.Div.en  konzentrisch  an  und  ver= 
ringerten  den  Kessel.  Bisher  wurden  im  Raume  um  Bjeloj  7300  Gefangene  ge= 
macht,  ebensoviele  Tote  gezahlt,  170  Panzer  erledigt,  207  Geschiitze,  153  Pak 
bzw.  Flak,  749  Gr.=Werfer  und  494  M.G.s  erbeutet  bzw.  vernichtet. 

H.Gr.  Nord: 

An  der  Wolchow=Front  griff  der  Feind  mit  starken  Kraften  und  Artl.  mit 
Panzern  bei  Dymno,  Grusino  und  Salzy  an.  Er  konnte  an  mehreren  Stellen 
voriibergehende  Einbriiche  erzielen,  die  im  Gegenstofi  bereinigt  werden.  Meh= 
rere  Panzer  wurden  erledigt. 


Finn] and  (9.  7.) 

Bei  den  hartnackigen  Kampfen  um  Someri  wurden  am  8.  und  9.  7.  insgesamt 
18  feindl.  Fahrzeuge  versenkt  und  mindestens  8  beschadigt.  Gelandete  Truppen 
fast  vollig  vernichtet,  100  Tote  gezahlt.  Lebhafter  Schiffsverkehr  in  der  Kandalak= 
scha=Bucht.  Starkere  Streifentatigkeit  des  Feindes  im  Kandalakscha=Abschnitt. 


Panzerarmee  Afrika  (10.  7.) 

Feind  griff  mit  Teilen  1.  siidafrikanischer  Div.  —  verstarkt  durch  Panzer  —  nach 
einstiindiger  Artl.=Vorbereitung  in  den  friihen  Morgenstunden  den  Abschnitt  des 
XXI.  A.K.  an. 

Der  Angriff  wurde  mit  Schwerpunkt  zwischen  Kiistenstrafie  und  Meer  gefiihrt. 
Dem  Gegn.  gelang  ein  5  km  tiefer  Einbruch  im  Abschnitt  der  Div.  „Sabrata",  deren 
Batl.e  und  Artl.=Stellungen  iiberrannt  wurden.  1  Batl.=Stiitzpunkt  wird  noch  ge= 
halten.  Der  Durchbruch  wurde  3  km  siidostw.  des  Armeegefechtsstandes  abgeriegelt. 
Kampfe  zur  Wiederherstellung  der  Lage  in  den  Nachmittagsstunden  gegen  die 
Siidflanke  der  eingebrochenen  Feindgruppe  —  durch  Gegenangriff  mehrerer  schnell 
zusammengestellter  Kampfgruppen  unter  Fiihrung  des  Oberbefehlshabers  —  dauer= 
ten  in  den  Abendstunden  noch  an. 

Im  Siidabschnitt  der  El=Alamein=Stellung  gewann  der  Angriff  bei  zahem  feindl. 
Widerstand  nur  langsam  Boden.  Das  Werk  El  Taqua  am  Siidfliigel  der  El=Alamein= 
Stellung  wurde  in  Besitz  genommen. 


492 


11.  Juli  1942 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  11. 7. 42 

1.  Raum  iim  England: 

Wahrend  des  Tages  im  Westraum  keine  besonderen  Vorkommnisse. 

Am  spaten  Nachmittag  18.12  Uhr  5  km  siidostlich  Dartmouth  Feindverband, 
bestehend  aus  1  Kreuzer  und  mehreren  Zerstorer,  Kurs  Siidwest.  Durch  Jabos  der 
10.  J.G.  2  angegriffen.  Erfolg:  1  Zerst.  der  ,Jervis"=Klasse  oder  amerik.  Typ  mit 
2  SC  500  angegriffen,  davon  eine  Bombe  unmittelbar  neben  dem  Heck  des  Zer= 
storers.  Zerstorer  begann  nach  3  Minuten  iiber  Heck  zu  sinken.  Ein  weiterer  Zer= 
storer  Treffer  einer  SC  500  auf  dem  Achterschiff  mdt  heftiger  Explosion  und  einer 
zweiten  SC  500  unmittelbar  neben  dem  Heck  des  Zerstorers,  Zerstorer  ist  sofort 
gesunken. 

Gegen  20.50  Uhr  Angriff  der  Gruppe  106  auf  Geleit  bei  der  Cornwall=Bank 
nordl.  der  Scilly=Inseln.  Hierbei  1  Dampfer  2  500  t  beschadigt,  ein  Dampfer  5  000  t 
wahrscheinl.  beschadigt.  2  Ju  88  haben  als  Ausweichziel  Falmouth  angegriffen. 

Ostwarts  Orfordness  20.30  Uhr  26  Dampfer  und  3  Zerstorer  Kurs  Nord.  Dieser 
durch  7  Do  217  ohne  beobachteten  Erfolg  angegriffen.  Als  Ausweichziel  Bomben 
auf  Lowestoft. 

21.05  Uhr  siidl.  Eastbourne  15  Dampfer  und  10  wahrscheinl.  Zerstorer  Kurs 
Nordost. 

Am  spaten  Nachmittag  etwa  40  Einfliige  in  breiter  Front  uber  Jutland  Richtung 
Schweden.  Hiervon  20  Feindflugzeuge  in  der  Zeit  zwischen  19.00  Uhr  und  01.41  Uhr 
in  mehreren  Wellen  bis  zu  6  Flugzeugen  Angriff  auf  Danzig.  Flughohe  200—1800  m, 
Flugzeugtyp  4=motorige  Halifax  und  Liberator.  Gesamtbombenanzahl  noch  nicht 
gemeldet.  20—22  Schadenstellen.  Gasanstalt  ein  Gasometer  ausgebrannt.  Bomben= 
schaden  in  chem.  Fabrik,  in  Schlachthof,  Danziger  Werft  am  Holm,  Fischereizentrale. 
Ferner  Bombentreffer  im  Diakonissenkrankenhaus,  etwa  y^  Personen,  meistens 
Kinder,  verschiittet.  Bisher  8  Leichen  geborgen.  Wehrwirtschaftlicher  Schaden  un= 
erheblich.  Zahl  der  Toten  und  Verletzten  noch  nicht  gemeldet. 

Gegen  18.46  Uhr  Einflug  von  3  Feindbombern  Typ  Moskito  iiber  Eiderstadt  und 
Angriff  auf  Flensburg  von  Siiden.  Flughohe  10  m  gemeldet,  Geschwindigkeit 
400—450  km.  Abgeworfen  8  Spreng=  und  84  Brandbomben  ohne  besondere  Schaden. 

Ferner  Bombenabwurf  bei  Tondern.  Abschiisse :  bei  Danzig  2,  in  Danemark  2  und 
in  Norwegen  1  Blenheim. 

Einsatz  Nachtjager  wegen  ungiinstiger  Wetterlage  nicht  moglich. 

Fliegerfiihrer  Nord  meldet  Bildaufklarung  Scapa:  1  Schlachtschiff  anscheinend 
„King  George"=Klasse,  1  Schlachtschiff,  anscheinend  „Renown",  3  schwere  Kreuzer, 
6  leichte  Kreuzer.  Auswertung  Aufnahme  schlecht  wegen  zu  geringer  Beleuchtung 
und  Wolkenschatten. 

2.  Mittelmeer: 

Einsatz  der  Fliegerkrafte  des  OB  Siid  gegen  die  Flugplatze  Halfar,  La  Venezia 
und  Luca  auf  Malta,  hierbei  3  Abschiisse.  Unterstiitzung  der  Panzerarmee  im  Raume 
El  Alamein  durch  wirkungsvolle  Einsatze  gegen  Kraftfahrzeugansammlungen,  Bat= 
terie=  und  Feldstellungen.  Bisher  7  Abschiisse  gemeldet. 

Vor  Alexandrien  07.00  Uhr  4  Minensucher  bei  der  Arbeit. 

Bei  Beltim  07.26  Uhr  3  Dampfer,  6  Vp=Boote  Kurs  Ostnordost. 

Nach  ital.  Meldung  vom  9.  7.  Oase  Siwa  feindfrei. 

3.  Ostfront: 

Aus  dem  Schwarzmeerraum  und  dem  Finnenbusen  keine  besonderen  Vor= 
kommnisse. 

Eigene  Krafte  gegen  Reste  PQ  17  am  11.  7.  nicht  mehr  eingesetzt. 

493 


B.  Kriegstagebuch 

Nordlich  Murmansk  13.35  Uhr  5  Dampfer  Kurs  130  Grad. 

Im  Laufe  des  Tages  Feindangriff  auf  Flugplatz  Kirkenes;  hierbei  30  Fasser  Benzin 
zerstort,  1  Flugzeug  beschadigt.  Abschufizahlen  an  der  Ostfront  liegen  noch  nicht  vor. 


12.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH* 
Panzerarmee  Afrika  (11.  7.) 

Feind  fiihrte  im  Laufe  des  Tages  an  mehreren  Stellen  der  Front  Vorstofie 
mit  Panzerkraften  und  Infanterie  durch.  Hart  siidlich  der  gestrigen  Einbruchs= 
stelle  gelang  ihm  ein  erneuter  Einbruch,  der  zur  Gefangennahme  von  2  wei= 
teren  italienischen  Bataillonen  fiihrte.  Durch  Einsatz  deutscher  Armee=  und 
Flakartillerie  konnte  der  Einbruch  spater  abgeriegelt  werden.  Bei  Gegenangriff 
wurden  am  Nachmittag  einige  beherrschende  Beobachtungspunkte  wieder= 
genommen.  AUe  iibrigen  feindlichen  Vorstofie  wurden  bei  Verlusten  des 
Gegners  abgeschlagen. 

Zur  Abriegelung  der  Einbruchsstelle  im  Nordabschnitt  sowie  zur  Bereinigung 
der  dortigen  Lage  war  die  Panzerarmee  gezwungen,  starke  deutsche  Verbande, 
vor  allem  die  Masse  der  deutschen  Armee=  und  Flakartillerie,  aus  dem  Sud= 
abschnitt  herauszuziehen.  Panzerarmee  ging  daher  mit  Tagesanbruch  im  Siid= 
abschnitt  mit  schwacheren  Sicherungskraften  in  der  erreichten  Linie  (8  km 
westlich  der  Piste  El  Alamein— Quaret— El  Hameimat)  zur  Abwehr  iiber  und 
besetzte  mit  der  Masse  der  Krafte  (90.  leichte  und  ital.  Div.  „Littorio'')  die 
ausgebaute  Stellungslinie  El  Taqua— Ralat.  Bei  dem  britischen  Gegenangriff 
am  10.  und  11.  wurden  2  Bataillone  und  die  gesamte  Divisionsartillerie  der 
Div.  „Sabrata''  sowie  1V2  Bataillone  Bersaglieri  des  ital.  XXI.  A.K.  und  1  Ba= 
taillon  der  Div.  „Trieste''  gef  angengenommen.  Weitere  Telle  des  ital.  XXI.  Korps 
gingen  fluchtartig  unter  Zuriicklassen  ihrer  Waffen  zuriick. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  12. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Jaboeinsatzen  im  Kanalraum  13.45  Uhr  bei  Brixham  1  Frachter  4  000  t 
besdiadigt  und  1  Bewacher  800  t  sdiwer  besdiadigt. 

Im  Kanalraum  2  Abschiisse. 

Siidwestlidi  Flamborough  Head  06.54  Uhr  25  Dampfer  Kurs  Nord. 

Ostwarts  Great  Yarmouth  21.57  Uhr  30  Dampfer  stilliegend. 

Ostwarts  und  siidostwarts  von  Start  Point  2  mal  je  3  Dampfer  gegen  22.00  Uhr 
auf  Sud=  bzw.  Ostkurs. 

Bei  Falmouth  13.20  Uhr  6  Dampfer,  2  Vp=Boote  Kurs  Ost. 

Eigener  Nachteinsatz :  49  Flugzeuge  zur  Verminung  der  Themse. 

In  der  Nacht  zum  13.  nur  Kiistenanfliige  in  der  Deutschen  Bucht  mit  vermuth 
Minenlegen. 

1     Der  Lagebericht  vom  12.  Juli  1942  iiber  die  Ostfront  ist  im  KTB  der  Ski.,  Teil  D 
nicht  enthalten. 


494 


13.  Juli  1942 

In  Westfrankreich  ca.  50  Einfliige,  bei  Lorient  LM=Verdacht.  Bombenabwurfe  ohne 
besondere  Schaden.  1  Abschu6. 

2.  Mittelmeer: 

Fortsetzung  der  Angriffe  gegen  die  Feindflugplatze  auf  Malta  und  Unterstiitzung 
der  Panzerarmee  mit  Schwerpunkt  am  linken  Fliigel  der  Alamein=Front.  Bisher 
3  Abschiisse  gemeldet. 

5.  Ostfront: 

Im  Laufe  des  11.  7.  Angriffe  durch  5  Flugzeuge  auf  Anapa,  8  Flugzeuge  auf 
Noworossijsk,  7  Flugzeuge  auf  Tuapse,  3  Flugzeuge  auf  Tamanskaja.  Keine  beson= 
deren  Erfolge  gemeldet. 

Aus  dem  Raum  des  Finnenbusens  keine  besonderen  Meldungen. 

An  der  Polar=Front  Wiederholung  der  Angriffe  auf  Werft  Rosta  durch  Lfl.  5  mit 
2  beobachteten  Treffem  im  Trockendock.  Grof3e  Explosionserscheinungen  mit  an= 
haltender  Brandwirkung. 

13.  Juli  1942 

[Befehl  des  Fuhrers  an  die  H.Gr.en  A  und  B  zur  Fortfuhrung 
der  Operationen^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Im  weiteren  Vorgehen  stielien  das  Geb.Korps,  die  ital.  Div.en  und  die  nach 
Norden  anschliefEenden  Pz.=Krafte  nach  Osten  vor  und  erreichten  die  Gegend 
siidl.  und  nordostw.  Woroschilowsk.  Nordl.  des  Ortes  starke  Verminungen 
und  zerstorte  Ubergange  festgestellt.  Ostw.  davon  lebh.  Feindbewegung.  Auf 
dem  linken  Fliigel  der  H.Gr.  siidl.  Starobelsk  iiberwanden  die  Pz.=Krafte  die 
Aidar  und  stielien  etwa  20—25  ^"^  ri^ch  Osten  vor.  Vorausabteilungen  dieser 
Pz.=Krafte  etwa  20  km  siidl.  Bjelowodskoje. 

H.Gr.  B2 

steht  mit  Sudflugel  im  Kampf  um  Bjelowodskoje.  Pz.=Krafte,  die  an  der 
Bahn  entlang  nach  Siiden  vorgingen,  trafen  auf  etwa  100  Feindpanzer  im 
Raume  Schtertkowo.  Ostw.  davon  stehen  die  Spitzen  der  mot.  und  Pz.=Ver= 
bande  siidostw.  Kasanskaja.  3.  Pz.Div.  erreichte  nach  Sprengung  und  Zer= 
schlagen  feindl.  Widerstandes  auf  der  Stral3e  nach  Siiden  die  Gegend  20  km 
ostw,  Millerowo.  Inf .=Krafte  haben  iiberall  das  Westufer  des  Don  erreicht.  Bei 
einem  starken  Angriff  mit  etwa  200  Panzern  durchstiel?  der  Russe  die  eign. 
Stellungen  bei  Woronesch  und  nahm  die  Ziegelei  am  Nordrand  der  Stadt. 

1  OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt  (I)  Nr.  420538/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  13.  Juli  1942 
im  Dokumenten=Anhang  Nr.  14. 

2  Notizen  Haiders: 

„Der  FUhrer  hat  den  EintsMuji  gefajlt,  den  OB  H.Gr.  B  (GFM  v.  Bock)  ahzu^' 
losen  . .  .■" 


495 


B.  Kriegstagebuch 

30  Feindpanzer  wurden  vernichtet.  Ein  starker  Pz.=Angriff,  bei  dem  14  Panzer 
zerstort  wurden,  traf  die  Stellung  einer  Pz.Div.  siidl.  Jelez  und  durchbrach  sie. 
Gegenangriffe  sind  im  Gange.  Ein  feindl.  Pz.=AngrifiF  westl.  hiervon  traf  auf 
einen  eign.  Vorstoli  mit  Pz.=Kraften.  Der  Feind  wurde  zuriickgeschlagen  und 
Teile  abgeschnitten. 

Nach  Gefangenenaussagen  und  Beutepapieren  sind  ab  28.  6.  im  Raume 
zwischen  Woronesch  und  Liwny  etwa  32  Panzer=Brig.en  mit  insgesamt  1800 
Panzern  eingesetzt  gewesen.  Davon  ist  die  Halfte  vernichtet. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Raume  Bjelew  verlief  der  Tag  etwas  ruhiger.  Der  Feind  scheint  sich 
umzugruppieren.  Mit  weiterem  Angriff  muJS  hier  gerechnet  werden.  Sudwestl. 
Suchinitschi  griff  der  Gegner  an  mehreren  Stellen  die  eign.  Linie  mit  Pz.= 
Unterstiitzung  an,  er  wurde  abgeschlagen.  Auch  westl.  Kirow  vergebl.  Feind= 
angriff.  Ein  gegen  die  Stellungen  siidl.  der  Rollbahn  im  Raum  Juchnow  nach 
Artl.=Vorbereitung  vorgefiihrter  feindl.  Pz.=Angriff  konnte  an  einer  Stelle  die 
eign.  Linien  durchbrechen.  Abriegelung  und  Bereinigung  im  Gange.  Nordl. 
Juchnow  und  bei  Gshatsk  mehrere  Feindangriffe  in  Komp.=  und  Batl.=Starke, 
wobei  es  sich  um  Erkundungsvorstofie  handelt.  Ein  kleiner  Einbruch  siidostw. 
Gshatsk  wurde  bereinigt.  Die  Kessel  im  Raume  Bjeloj  werden  weiter  verengt. 

H.Gr.  Nord: 

Auffallend  ruhiges  Feindverhalten  nordl.  Jamno.  Bei  Grusino  wurde  ein 
feindl.  Angriff  unter  erheblichen  Verlusten  abgeschlagen  und  Bereitstellungen 
siidl.  des  Briickenkopfes  Salzy  durch  Artl.  bekampft. 

Finnland  (11.  7.) 

Nennenswerte  Kampfe  fanden  nicht  statt. 

Panzerarmee  Afrika  (12.  7.) 

Nach  Beutebefehlen  und  Gefangenenfeststellungen  ist  1.  siidafrikanische  Div. 
seit  einigen  Tagen  durch  9.  australische  Div.  abgelost.  4  Batl.e  sind  in  der  El  Ala= 
mein=StelIung,  2  Batl.e  in  der  weiter  riickwarts  gelegenen  Amiriya=Stellung  ein= 
gesetzt.  Die  Stellung  liegt  siidwestl.  Alexandrien. 

Feind  verhielt  sich  heute  im  groJSen  und  ganzen  abwartend. 

Im  Siidabschnitt  fiihrte  er  vereinzelte  Aufklarungsvorstofie  durch,  die  abgewiesen 
wurden.  Im  Nordabschnitt  starkere  feindl.  Artl.=Tatigkeit. 

Bei  eign.  Vorstofi  an  der  Einbruchsstelle  westl.  El  Alamein  wurde  nach  erbittertem 
Kampf  eine  beherrschende  Hohe  genommen  und  der  Gegner  4  km  nach  Osten 
zuriickgeworfen.  Dabei  wurde  ein  austral.  Batl.Stab  gefangen  genommen. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  13. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

In  Abwehr  von  Tageseinfliigen  im  Kanalraum  2  Spitfire  und  1  Hampton  abge= 
schossen,  3  weitere  Spitfire  abgestiirzt. 

496 


13-  Juli  1942 

19.05  Uhr  15  km  siidwestlich  Dartmouth,  durch  2  FW  190  der  10.  JG  2,  1  Be= 
wacher  von  800  t  mit  2  SC  500  versenkt. 

Ostwarts  des  Humber  07.36  Uhr  8  Dampfer,  2  Zerstorer  Kurs  Nord. 

10.00  Uhr  5  sm  siidlich  Dungeness  15  Dampfer  und  mehrere  Vp=Boote  Kurs  Sud= 
west.  Etwas  dichter  unter  der  Kiiste  06.15  Uhr  24  Dampfer  Kurs  West. 

Zur  gleichen  Zeit  zwischen  Hastings  und  Baxhill  20  vermutl.  Landungsboote  am 
Strand. 

Siidlich  Eastbourne  10.30  Uhr  20  Dampfer,  3  Zerstorer,  mehrere  Vp=Boote  Kurs 
Siidwest. 

Vor  Portsmouth  mittlerer  Schiffsverkehr. 

Siidlich  Portland  um  07.00  Uhr  9  Dampfer  auf  verschiedenen  Kursen.  Im  Hafen 
3  Dampfer  und  20  kleine  Fahrzeuge. 

Siidlichwestlich  Devonport  05.42  Uhr  4  Zerstorer  Kurs  Siidwest. 

Siidlich  Landsend  11  Dampfer,  mehrere  Vp=Boote  05.45  Uhr  Kurs  Siidwest. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

Der  Feind  flog  mit  20—25  Flugzeugen  in  der  Nacht  zum  14.  in  das  rheinisch= 
westfalische  Industriegebiet  ein.  Bombenabwiirfe  auf  Romberg,  Oberhausen,  Miil= 
heim,  Dortmund,  Recklinghausen.  Schwerpunkt  Duisburg,  dort  60  Sprengbomben, 
3  LZZ,  900  Brandbomben  und  60  Phosphorbrandbomben.  10  Hauser  zerstort,  33 
schwer  und  300  leicht  beschadigt.  10  Tote,  24  Verletzte,  200  Ausquartierte. 

Industrieschaden:  Deutsche  Eisenwerke  Meiderich  fiir  5  Tage  taglich  4000  t  Eisen 
weniger. 

Einige  Kiisteneinfliige  mit  vermutl.  Minenabwurf  in  der  Deutschen  Bucht.  2  Ab= 
schiisse  durch  Flak,  1  durch  Nachtjager. 

2.  Mittelmeer: 

Fortsetzung  der  Angriffe  gegen  Malta  und  der  Unterstiitzung  der  Panzerarmee 
Afrika.  Hierbei  nach  bisherigen  Meldungen  insgesamt  9  Feindflugzeuge  abge= 
schossen. 

Belegung  Malta  vom  13.7.  11.50  Uhr:  2  Zerstorer,  2  Dampfer,  5  Geleitboote, 
1  Tanker. 

3.  Ostfront: 

Schwerpunkt  des  Luftwaffeneinsatzes  am  12.  im  Raum  Woroschilowgrad— 
Kamensk  und  vor  den  Angriffsspitzen  der  Armeen,  im  mittleren  Don=Abschnitt 
und  am  Nordwestfliigel  der  Front  zur  Unterstiitzung  der  Abwehroperationen.  Hier= 
bei  62  Panzer  und  zahlreiche  Kfz.  zerstort  oder  beschadigt.  Verluste:  4  :  6^. 

Vom  Einsatz  am  13.  nach  bisherigen  Meldungen  43  Abschiisse  und  15  am  Boden 
zerstort. 

06.50  Uhr  vor  Tuapse  3  Dampfer,  15  Geleitboote  Kurs  Siid.  Sonst  im  Schwarz= 
meerraum  keine  besonderen  Vorkommnisse. 

Im  Finnenbusen=  und  Eismeer=Raum  keine  besonderen  Meldungen.  Die  Seeauf= 
klarung  blieb  ohne  taktisches  Ergebnis.  Es  wird  Treibeis  auf  der  Breite  von  Jan 
Mayen  nach  Westen  gemeldet. 


14.JuIil942 
Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Im  Kampf  um  das  Hohengelande  westl.  Iwanowka  erreichten  das  zum  Angriff 
angetretene  Geb.Korps  und  das  ital.  Korps  die  Bahnlinie  Iwanowka— Worow= 

497 


B.  Kriegstagebuch 

schilowsk.  Gegner  leistet  hier,  besonders  aber  am  Donez=Knie  —  Panzergraben= 
stellung  —  nordwestl.  Woroschilowgrad,  zahen  Widerstand. 

Die  Pz.Div.en  der  i.  Pz.Armee  brachen  ortl.  Widerstand  des  nacK  Siidosten 
weiter  ausweichenden  Gegners.  Sie  sauberten  das  Gelande  des  Aidar  und  er= 
reichten  in  weiterer  Verfolgung  nach  Osten  und  Siidosten  die  Linie  Werchjne 
Teploje— Woloschino  mit  Ziel  Tarassowka. 

H.Gr.  B: 

Auf  dem  Siidfliigel  setzte  Armee  Verfolgung  gegen  schwachen  Widerstand 
feindl.  Nachhuten  fort.  An  der  Donfront  fanden  nur  nordostw.  Bogutschar 
und  im  Raum  um  Swoboda  Kampfhandlungen  statt.  Ostw.  Belowodsk  iiber= 
schritten  eign.  Krafte  den  Kamischnaja=Flu6.  Panzerdivisionen  erreichten  im 
weiteren  Vorgehen  nach  Siidosten  Dgogtewo  (Fliegermeldung),  im  weiteren 
Vorgehen  nach  Siiden  Gussew  mit  Ziel  Kamensk.  Vorstofi  einer  mot.Div.  zur 
Unterbrechung  der  Eisenbahnlinie  bei  Morozowki  eingeleitet.  Siidostw. 
Swoboda  stiefien  eign.  Krafte  nach  Vernichtimg  der  dortigen  Feindreste  bis 
zum  Don=Knie  vor. 

Siidl.  Woronesch  gelang  es  dem  Feind,  mit  i  Kp.  auf  dem  Westufer  des  Wo= 
ronesch  nordl.  Maslowka  Fufi  zu  fassen.  Gegenstofi  im  Gange.  Siidostw.  Jelez 
wurde  eine  Feindgruppe  eingeschlossen  und  weiteres  Gelande  gewonnen.  Die 
in  den  letzten  Tagen  sehr  starken  Feindangriffe  haben  nachgelassen.  Einzelne 
Feindangriffe  wurden  abgewiesen  bzw.  in  ihrer  Bereitstellung  zerschlagen. 

H.Gr.  Mitte: 

An  der  Kampf front  Bjelew— Kirow  aufier  schwachen  Feindangriffen  und 
einer  durch  die  Luftwaffe  zerschlagenen  Bereitstellung  von  Inf .=Kraf ten  mit  etwa 
20  Panzern  keine  starkeren  Angriffe.  Eign.  Artl.  zersprengte  einen  Feind= 
angriff  von  23  Panzern  aus  dem  Raum  sudwestl.  Juchnow.  Nordl.  Juchnow 
4  erfolglose  Feindangriffe  bis  zu  Batl.=Starke.  Im  Raum  Bjeloj  Sauberung  der 
Waldgebiete  von  Feindresten. 

H.Gr.  Nord: 

Aufier  gegen  den  Nordteil  des  Bruckenkopfes  Grusino  gerichteten  Feind= 
angriffs  keine  bes.  Ereignisse.  Der  Feind  verlor  in  diesem  Kampfabschnitt  seit 
dem  10.  7.  22  Panzer. 


Finnland  (12.  7.) 

Sudostraum:  Die  Insel  Someri  wurde  mehrfadi  erfolglos  vom  Feinde  beschossen 
und  von  Flugzeugen  bombardiert. 

Or.  Landenge  wies  mehrere  bis  zu  Btl.=Starke  mit  Luftw.=Unterstiitzung  gefiihrte 
Feindangriffe  ab.  An  iibrlgen  Fronten  keine  besonderen  Ereignisse. 

Nordostfront:  Feindbild  unverandert.  Im  Absdin.  Murmansk  und  auf  Fischer= 
halbinsel  reger  Fahrzeugverkehr.  Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

498 


14-  Juli  1942 

Panzerannee  Afrika  (13.  7.) 

Im  Nordabschnitt  stiefi  eigener  gegen  die  Siidostfront  der  Festung  Alamein  ge= 
fiihrter  Angriff  auf  tiefgestaffelte,  durch  Betonbunker  verstarkte  Stellungsanlagen 
und  Minenfelder  sowie  zusammengefafites  verstarktes  Abwehrfeuer  der  feindl. 
Artl.  Trotz  Einsatz  aller  verfiigbaren  Krafte  der  Luftwaffe  und  Artl.  fiihrte  der 
Angriff  zu  keinem  Erfolg. 

Am  Siidfliigel  wurde  der  Gegner  in  den  Nachmittagsstunden  des  13. 7.  durch 
eigenen  Vorstofi  in  ostwartiger  Riditung  zuriickgeworfen.  Es  gelang,  eine  beherr= 
schende  Hohe  45  km  siidl.  El  Alamein  zu  nehmen  und  die  Front  etwa  10  km  vor= 
zuverlegen. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  14. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Am  14.  iiber  dem  hollandischen  Raum  1  Blenheim  abgeschossen,  1  Wellington 
abgestiirzt.  An  der  englischen  Ostkiiste  geringer  Geleitverkehr. 

An  der  Siidkiiste  zwischen  Eastbourne  und  Hastings  um  20.40  Uhr  50—80  Lan= 
dungsboote  am  Strand.  In  Hastings  selbst  5  kleine  Schiffe  und  in  Eastbourne  30 
kleine  Schiffe. 

Siidwestlich  Beachy  Head  20.40  Uhr  20—25  Dampfer  und  mehrere  Vp=Boote  Kurs 
Nordost. 

Siidlich  der  Isle  of  Wight  15.10  Uhr  17  Dampfer,  3  Zerstorer,  4  Vp=Boote  Kurs 
West. 

Siidwestlich  von  Start  Point  14.50  Uhr  9  Dampfer  und  6  Vp=Boote  Kurs  Nord= 
west  und  siidostlich  Start  Point  19.40  Uhr  10  Dampfer,  3  Zerstorer,  8  S=Boote  Kurs 
West. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

In  der  Nacht  zum  15.  10—15  Kiistenanfliige  des  Feindes  mit  Minenabwurfverdacht 
im  Raum  der  Deutschen  Bucht. 

Einige  Einfliige  in  Norwegen  und  25  Einfliige  in  Westfrankreich  mit  Minenab= 
wurfverdacht  in  St.  Nazaire. 

2.  Mittelmeer: 

Fortsetzung  der  Angriffe  gegen  die  Flugplatze  von  Malta  und  starker  Einsatz 
mit  guten  Erfolgen  gegen  Kraftfahrzeugansammlungen  und  Feindstellungen  an  der 
Front  der  Panzerarmee.  Uber  Malta  und  iiber  Afrika  nach  bisherigen  VorausmeU 
dungen  je  4  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

3.  Ost front: 

Schwerpunktmafiige  Unterstiitzung  der  Angriffsarmeen  vor  dem  Siidfliigel  der 
Heeresgruppe  A  und  vor  der  Verteidigungsfront  im  Raume  Woronesch.  Nach  bis= 
herigen  Meldungen  23  Feindabschiisse. 

Aus  den  Seeraumen  des  Schwarzen  Meeres,  des  Finnenbusens  und  des  Eismeeres 
liegen  keine  besonderen  Meldungen  vor. 

Ober  den  Zustand  der  Hafenanlagen  von  Murmansk  nach  Bildauswertung  am 
2.  7.  teilt  Luftwaffenfiihrungsstab  Ic  mit: 

Durch  die  wiederholten  ausgedehnten  Brande  als  Folge  der  Luftangriffe  sind 
in  der  Stadt  etwa  die  Halfte  der  Wohnhauser  abgebrannt. 

Der  Brand  am  1.  7.  hat  die  Zerstorung  der  Lagerschuppen  im  Hafengebiet  we= 
sentlich  gefordert.  Von  den  Lagerschuppen  an  den  Kais  und  am  Verschiebebahnhof 
sind  inzwischen  etwa  V4  abgebrannt.  Auch  die  vorhandenen  Schiffswerften  und 
Reparaturbetriebe  weisen  schwere  Schaden  auf. 

499 


B.  Kriegstagebuch 

Die  Leistungsfahigkeit  des  Hafens  mu6  nach  diesen  ausgedehnten  Branden  we= 
sentlich  vermindert  worden  sein.  Es  ist  vor  allem  anzunehmen,  dafi  wertvolle  Vor= 
rate  in  den  Lagerschuppen  mit  verbrannt  sind.  Die  im  Luftbild  erkennbaren  Zersto= 
rungen  finden  ihre  Bestatigung  in  einer  Nachricht  eines  zuverlassigen  V=Mannes. 


15.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Feind  wich  weiter  nach  Siidosten  und  Siiden  zuriick,  halt  jedoch  bisherige 
Stellung  vor  Siidfliigel  der  H.Gr.  nordl.  Taganrog  bis  Krasny  Lutsch  und 
leistet  zahen  Widerstand  nordl.  Krasny  Lutsch  bis  siidwestl.  Woroschilowgrad 
mit  verstarkten  Nachhuten.  Eign.  Truppen  konnten  daher  nur  lo  km  Gelande 
gewinnen.  Nordl.  des  Donez  stehen  nachgefiihrte  Inf.Divisionen  ebenfalls  im 
Kampf  gegen  starke  Nachhuten  und  zersprengte  Feindteile.  Wetter  wechselnd 
bewolkt,  driickende  Hitze,  Wege  z.  gr.  Teil  abgetrocknet,  fast  iiberall  befahr= 
bar.  14.  Pz.Div.  erreichte  Tarassowka  und  ist  im  weiteren  Vorgehen  nach 
Siidosten.  Eine  andere  Pz.Div.  steht  im  Abwehrkampf  zwischen  Gussew  und 
Millerowo  mit  Front  nach  Westen,  da  Feind  versucht,  mit  alien  Kraften  nach 
Osten  durchzubrechen.  Die  gestern  auf  Morosowskij  angesetzte  mot.  Div.  hat 
noch  keine  Meldung  abgegeben.  Wetter:  heili,  nachmittags  einzelne  Gewitter= 
schauer. 

H.Gr.Bh 

Angriff  einer  Inf.Div.  bei  Korotojak  erfolgreich.  Bei  Abwehr  feindl.  Gegen= 
stofie  9  Feindpanzer  abgeschossen,  3  beschadigt.  Siidl.  und  nordl.  Woronesch 
halten  die  Kampfe  noch  an.  Durch  Einsatz  eign.  Luftwaffe  hat  Feinddruck 
nachgelassen.  An  der  Kampffront  sudl.  Jelez  keine  besonderen  Kampfhand= 
lungen.  Wetter:  bedeckt,  vormittags  starke  Gewitter  mit  wolkenbruchartigem 
Regen.  Temp.  15  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidwestl.  Juchnow  versuchte  der  Feind,  an  die  Rollbahn  vorzustofien.  An= 
griffe  wurden  abgewiesen,  9  Feindpanzer  vernichtet.  Bei  Welish  Kampfe  noch 
im  Gange. 

Wetter:  bedeckt,  Regen,  Strafienzustand  durch  anhaltende  Regenfalle  ver= 
schlechtert.  Fiir  Kfz.  nur  bedingt  befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

Aufier  Feindangriffen  bei  Salzy,  die  abgewiesen  werden  konnten,  keine  bes. 
Kampfhandlungen. 

1    Neuer  OB  anstelle  des  GFM  v.  Bock  Generaloberst  Frhr.  v.  Weichs. 

500 


15.  Juli  1942 

Finnland  (13.  7.) 

Siidostfront:  Gr.  Landenge:  Ortl.  Vorstofie  bis  zu  Kp.=Starke  wurden  abgewiesen. 
An  iibrig.  Front  aufier  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  keine  bes.  Ereignisse. 

Nordostfront:  Lebhafte  feindl.  Schanztatigkeit  vor  dem  Nordfliigel  des  Absdin. 
Louhi.  Im  Riicken  dieses  Absdin.  lebhafte  russ.  Partisanentatigkeit.  Im  Ansdilufi 
an  den  Nordfliigel  des  Abschnittes  Kandalaksdia  verstarkt  der  Feind  seine  Siche= 
rungen  im  Zuge  der  finnisch=russ.  Grenze.  Im  West=Teil  der  Fischerhalbinsel  wei= 
terhin  lebh.  Fahrzeugverkehr. 

Geb.AOK  20:  keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 


Panzerannee  Afrika  (14.  7.) 

Feind  hat  sich  wie  folgt  gegliedert: 

Im  Siid=  und  Mittelabschnitt  XIII.  A.K.  mit  1.  und  10.  Pz.Div.  Im  Nordabschnitt 
X.  A.K.  mit  9.  australischer  und  5.  Ind.  Div.  Verbleib  der  2.  neuseelandisdien  Div. 
ist  nicht  bekannt.  Die  Div.  ist  in  der  Front  nicht  eingesetzt. 

Feindl.  Luftwaffe  fiihrte  im  Laufe  des  14.  7.  42  starkere  Bomben=  und  Tiefangriffe 
auf  die  eigene  Truppe  durdi. 

Im  Nordabschnitt  trat  in  den  Abendstunden  des  14.  7.  eine  eign.  Pz.Div.  zum 
Angriff  gegen  die  vom  Gegner  in  den  letzten  Tagen  gewonnene  stark  ausgebaute 
Stellung  nordwestl.  der  Festung  Alamein  an.  Der  Gegner  leistete,  durch  starkes, 
zusammengefafites  Feuer  seiner  Artl.  unterstiitzt,  erbitterten  Widerstand.  Die 
Kampfe  dauerten  bis  zum  Einbruch  der  Dunkelheit  an. 

Auf  dem  Siidfliigel  wurden  starke  feindl.  Aufklarungskrafte  durch  eignen  Angriff 
weiter  nach  Osten  zuriickgeworfen,  einige  beherrschende  Hohen  40—45  km  siidl. 
Alamein  genornmen  und  die  Abstiege  in  die  Katara=Senke  gesperrt.  Durch  die 
Verfolgung  wurde  eine  wesentliche  Verkiirzung  der  Front  erreicht. 

Die  eign.  Luftwaffe  unterstiitzte  unter  Einsatz  starkster  Krafte  wirkungsvoU  den 
eigenen  Angriff  im  Siid=  und  Nordabschnitt.  Hierbei  wurden  im  Nordabschnitt  einige 
feindl.  Batterien  aufier  Gefecht  gesetzt. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  15. 7. 42 

I.  Raum  um  England: 

Vom  14.  7.  wird  der  Abschu6  1  Catalina  und  1  Spitfire  aus  dem  Westraum  nach- 
gemeldet. 

In  Abwehr  von  Tageseinfliigen  am  15.  wird  der  Abschufi  von  3  Feindflugzeugen 
gemeldet. 

Bei  der  Abwehr  eines  Feindverbandes,  bestehend  aus  '2  englischen  S=  und  2  See= 
notbooten,  15—20  km  westl.  Boulogne  wurde  durch  eigene  Jager  1  Feindboot  ver= 
senkt  (wahrscheinl.  Seenotboot). 

Bei  der  Abwehr  eines  Angriffs  von  8  Spitfire  in  den  Abendstunden  gegen  Boote 
der  Rheinflottille  wurde  1  AbschujS  durch  Marineflak  erzielt. 

Siidostwarts  Lowestoft  21.26  Uhr  10  Dampfer,  2  Zerstorer  Kurs  Nord. 

Ausgang  Themsemiindung  10.35  Uhr  24  Dampfer  Kurs  Siidost. 

Siidlich  Dungeness  06.15  Uhr  16  Dampfer  und  mehrere  Vp=Boote  Kurs  West. 

Siidlich  Beachy  Head  10.35  Uhr  mehrere  kleine  und  mittlere  Dampfer  Kurs  Ost. 

10,30  Uhr  Grobauswertung  Plymouth  24  Landungsboote,  2  Zerstorer,  1  Geleit= 
boot. 

Siidostwarts  Lizzard  Head  07.10  Uhr  3  Dampfer  Kurs  West. 

Siidwestlich  Trevose  Head  16.15  Uhr  9  Dampfer,  2  Zerstorer  Kurs  Siidost. 

Eigener  Naditeinsatz :  21  Flugzeuge  Verseuchung  der  Themse. 

501 


B.  Kriegstagebuch 

Keine  Einfliige  ins  Reichsgebiet  (19.29  Uhr  Einzelflugzeug,  wahrscheinl.  Auf= 
klarer,  iiber  Emden). 

In  Holland  4,  in  Belgien— Nordfrankreich  3  Einfliige  ohne  besondere  Schadens= 
meldungen. 

2.  Mittelmeer : 

Nach  bisher  vorliegenden  Meldungen  kein  Einsatz  gegen  Malta. 

Starker  Einsatz  zu  Aufklarung  und  Kampf  mit  Schwerpunkt  bei  Panzerarmee. 
Bisher  2  Abschiisse  gemeldet. 

16.30  Uhr  Qu  03  Ost  8869  (100  km  nordostlich  Bone)  1  leichter  Kreuzer  Kurs  Ost. 
Nach  Vorausmeldungen  wurde  dieser  Kreuzer  nordlich  Tunis  angegriffen  und  1 
Treffer  SC  230  erzielt. 

Nach  italienischer  Meldung  stand  der  Tragerverband  08.25  Uhr  in  37  Grad 
30  Min,  Nord  und  03  Grad  15  Ost  (40  sm  nordlich  Algier)  Kurs  West. 

18.30  Uhr  wurden  nordlich  Bizerta  2  Dampfer  und  2  anscheinend  Zerstorer  mit 
Kurs  10  Grad  gemeldet. 

Lichtbild  Alexandrien  vom  15.  08.20  Uhr:  1  Kreuzer,  4  Zerstorer,  3  Geleitboote, 
3  Dampfer,  1  Tanker.  Franzosen  wie  bisher. 

Westlich  Alexandrien  gegen  07.53  Uhr  3  Handelsschiffe  zusammen  8  000  t  Kurs 
Westsiidwest,  etwas  nordlich  davon  abgesetzt  2  Vp=Boote. 

3.  Ostfront: 

Wegen  Wetterlage  Einsatz  auf  Siidabschnitt  Angriffsarmeen  beschrankt;  bisher 
12  Abschiisse. 

Aus  dem  Schwarzmeerraum,  dem  Finnenbusen  und  dem  Nordmeerraum  keine 
besonderen  Meldungen. 

6  Ju  87  griffen  mit  guter  Wirkung  das  Umschaltwerk  vom  Murmaschi  an. 


16.Julil942 

[Verlegung  des  FHQu.  in  das  Lager  „Werwolf'  bei  Winniza,  des  OKH  nach 
Winniza.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  A: 

Zwischen  Krasny  Lutsch  und  Woroschilowsk  fiihrte  der  Feind  starke,  von 
Panzern  untersttitzte  Gegenangriffe  gegen  die  eign.  Front.  Angriffe  wurden 
bisher  abgeschlagen.  Auf  Nordfliigel  des  LII.  A.K.  mehrere  Betonbunker  ge= 
nommen.  Eign.  Krafte  nahmen  Tscherkaskoje,  gehen  weiter  auf  Suchodol  vor, 
Hohe  4  km  siidostw.  Dolgoje  in  eign.  Hand. 

Wetter:  schwiil,  ortl.  Gewitterregen. 

Zwischen  Gussew  und  Millerowo  versuchten  starke  Feindkrafte,  mit  zahl= 
reichen  Panzern  iiber  den  Glubokaja=Abschnitt  nach  Siidosten  durchzubrechen. 
Alle  Angriffe  wurden  abgeschlagen,  grofie  Beute  eingebracht.  Bei  III.  Pz.Korps 
bildete  eine  Pz.Div.  einen  Briickenkopf  bei  Kowalew  und  erreichte  Krasnowka 
(5  km  nordl.  Kamensk).  Luftaufklarung  meldete  Briicke  Kamensk  unzerstort. 
Vor  14.  Pz.Div.  brachen  starke  rote  Panzerangrif:fe  von  Nordwesten  auf  Ta= 
rassowka  unter  blutigen  Verlusten  fiir  den  Gegner  zusammen.  25  Feindpanzer 
abgeschossen.  Verbindung  mit  4.  Pz.Armee  bei  Wodjanoi  ist  hergestellt. 

502 


i6.  Juli  1942 

H.Gr.B: 

Bei  6.  Armee  iiberschritten  eign.  Krafte  die  Strafie  Djogtewo— Kasanskaja 
nach  Osten. 

An  der  Nordfront  des  Briickenkopfes  Woronesch  auch  heute  schwere  Ab= 
wehrkampfe.  Angriffe  haben  jedoch  nicht  mehr  die  Wucht  des  Vortages.  Die 
am  Abend  des  14.  7.  gehaltene  Front  wurde  an  keiner  Stelle  eingedriickt.  Zwi= 
schen  Don  und  Olym  greift  der  Feind,  offenbar  zur  Klarung  der  Lage  und 
unserer  Absichten,  an  mehreren  Stellen  in  BtL=  und  Rgt.=Starke  an.  Die  westl. 
Semiluki  auf  das  Westufer  des  Don  vorgestofiene  Feindkompanie  wurde 
vernichtet.  Ein  gegen  die  Nordfront  des  Briickenkopfes  Woronesch  gerichteter 
starker,  von  etwa  60  Feindpanzem  unterstiitzter  Angriff  wurde  abgeschlagen. 

H.Gr.  Mitte: 

Bei  Tschatkowo  auf  Westufer  der  Resseta  vorgedrungener  Feind  wurde  ver= 
nichtet.  Nordl.  Ljudinowo  mehrere  Feindangriffe  in  Kp.=Starke  abgewiesen. 
Im  Raume  Bjeloj  wurden  Ausbruchsversuche  von  etwa  2  Batl.en  (6—700  Mann) 
unter  hohen  blutigen  Verlusten  fiir  den  Feind  abgewehrt.  Fortsetzung  der 
Einschlieliung  und  Verengung  der  Kessel.  Erreichen  der  Tagesziele  wegen 
Dauerregen  in  Frage  gestellt. 

H.Gr.  Nord: 

Vor  der  Ostfront  des  Briickenkopfes  Grusino  wurde  eine  Bereitstellung 
von  Inf.  und  Panzern  zerschlagen.  Eine  in  den  Ostteil  des  Briickenkopfes  ein= 
gedrungene  Feindgruppe  (Kp.=Starke)  wurde  vernichtet.  2  Panzer  abge= 
schossen. 


Finnland  (14.  7.) 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (15.  7.) 

Feind  fiihrte  in  der  Nacht  vom  14.  zum  15.  7.  einen  starken  Angriff  mit  den 
Panzerkraften  der  1.  Pz.Div.,  mit  Teilen  der  2.  neuseelandischen  und  5.  ind.  Div. 
gegen  den  Siidfliigel  des  im  Mittelabschnitt  eingesetzten  italienisdien  X.  A.K.  dutch. 
Er  iiberrannte  bis  zum  Morgen  des  15.  7.  die  in  ausgebauten  Stiitzpunkten  einge= 
setzte  Div.  „Brescia"  und  stiefi  in  den  Riicken  der  nordl.  anschliefienden  Div.  „Pavia" 
sowie  in  nordwestl.  Richtung  vor.  Die  Masse  der  Div.  „Brescia"  wurde  aufgerieben 
bzw.  gefangengenommen.  Telle  verliefien  ihre  Stellungen  kampflos.  Starkere  Telle 
der  Div.  „Pavia"  wurden  gleichfalls  vernichtet,  wahrend  der  Rest  der  Div.  samtliche 
von  Panzern  unterstiitzte  Angriffe  des  Felndes  abwles. 

Panzerarmee  rlegelte  bis  zum  Abend  des  15.  7.  durch  erfolgreichen  Gegenangriff 
die  Elnbruchstellen  im  Norden  und  Westen  ab.  Hlerzu  erfolgte  Heranzlehung  der 
im  Nordabschnltt  zum  Angriff  gegen  die  feindl.  Fort=Stellung  nordwestl.  Alamein 
eingesetzten  21.  Pz.Dlv.  sowle  von  Teilen  der  auf  dem  Siidfliigel  eingesetzten  deut= 
schen  Truppen.  Im  Verlauf  dieser  Kampfe  wurden  1200  Gefangene  eingebracht, 

503 


B.  Kriegstagebuch 

eine  Anzahl  Pz.=Wagen  vernichtet.  Im  Nord=  und  Siidabschnitt  aufier  starker  feindl. 
Artl.=Tatigkeit  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

Starke  eign.  Fliegerkampfkrafte  fiihrten  wirkungsvoUe  Bombenangriffe  gegen 
feindl.  Pz.=Krafte  und  Kraftfahrzeugansammlungen  ostw.  und  siidostw.  der  Ein= 
bruchstelle  durch. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  16. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 
Tagangriff  gegen  Leamington. 

Nordostwarts  Cromer  07.44  Uhr  1  Zerstorer  und  1  Dampfer  Kurs  Nord. 

05.43  Uhr  10  einzelfahrende  Dampfer  Kurs  Siid. 

Nordostwarts  Yarmouth  21.32  Uhr  20  Dampfer,  1  Zerstorer  Kurs  Nord.  Nord= 
ostlich  davon  9  Dampfer  und  1  Zerstorer  Kurs  Nord. 

Siidostlich  Falmouth  17.31  Uhr  4  Dampfer  und  1  Vp=Boot  ohne  Kursangabe,  in 
der  Nahe  2  Vp=Boote  stilliegend,  siidlich  davon  1  Kreuzer  Kurs  Siidwest. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

Einfluge  31  ins  Reichsgebiet.  Schwerpunkt  Liibeck.  2  Abschtisse  durch  Flak 
(1  Stirling  (4  mot.),  1  unbekannt).  Eindringtiefe  Kopenhagen— Schwerin— Cuxhaven. 

Auf  Liibeck  15  Sprengbomben.  6  Sprengbomben  auf  Hochofenwerk  Schlutup, 

3  auf  Norddeutsche  Kraftwerke.  Stromausfall  in  der  Stadt,  Strafienbahn  stillgelegt. 
LG.  Farben  leichter  Dach=  und  Gebaudeschaden. 

Schleswig  und  Flensburg  mit  wenigen  Bomben  angegriffen. 

Zusatz  zu  Einflugen:  Schadensmeldungen. 

Schlutup:  Treffer  in  Kokerei  und  Gasrohrleitungen.  Gasversorgung  der  Stadt 
unterbrochen.  Dauer  noch  nicht  zu  iibersehen. 

Flughafen  Blankensee:  6  Sprengbomben  auf  den  Rand  des  Rollfeldes,  Ringgleis 
zerstort,  5  Verletzte,  davon  1  Matrose  (3  durch  Flaksplitter). 

Husbyfeld  bei  Flensburg:  5  Sprengbomben,  16  Hauser  leicht  und  mittelschwer 
beschadigt. 

Annettenhohe :  5  Sprengbomben,  leichter  Gebaudeschaden. 

Flensburg:  1  Sprengbombe,  Bauernhaus  beschadigt,  2  Personen  verschtittet. 

Esbjerg:  Gaswerk  beschossen,  unerheblicher  Schaden. 

2.  Mittelmeer: 

Gegen  Malta  kein  Einsatz. 

Vor  Alexandrien  lebhafte  Schiffsbewegungen.  08.45  Uhr  ergibt  Luftaufklarung 

4  kleine  Einheiten,  1  Dampfer  einlaufend. 

Vor  Port  Said  17.00  Uhr  lebhafter  Schiffsverkehr.  Einlaufend  wurde  festgestellt: 
2  Zerstorer  von  Norden,  2  Handelsschiffe  von  Osten.  Vor  Port  Said  stilliegend 
1  Dampfer  und  1  Vp=Boot. 

Westlich  Beirut  nach  italienischer  Meldung  15.20  Uhr  1  Zerstorer  und  2  U=Boote 
Kurs  210  Grad. 

5.  Ostfront: 

Einsatz  zur  Unterstiitzung  des  Heeres  und  der  Angriffsarmeen.  30  Abschtisse. 

Eismeer:  Hafenbelegung  Archangelsk  am  15.  7.  29  Handelsschiffe,  mit  6^  000  t, 
1  Tanker  8  500  t. 

Murmansk=Bahn  angegriffen,  Bahn  durch  4  Treffer  unterbrochen. 


SOA 


17.  Juli  1942 

17.  Juli  1942 

[RichtUnien  des  Fuhrers  fiir  die  Fortfuhrung  der  Operationen^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Am  Siidfliigel  der  H.Gr.  und  vor  der  Mitte  keine  besonderen  Kampfhand= 
lungen.  Am  linken  Fliigel  Absetzen  des  Gegners  unter  Belassung  schwacher 
Nachhuten  und  entsprechender  Gelandegewinn  der  eign.  Verbande  nach  Osten. 
Den  Angriffen  gegen  Kamensk  setzte  der  Gegner  harten,  von  Panzern  unter= 
stiitzten  Widerstand  entgegen  und  zerstorte  die  Briicke  nachhaltig.  Eign. 
Kraften  gelang  es  siidostw.  von  Kamensk,  den  Donez  zu  iiberschreiten.  Von 
Westen  her  auf  den  Kampfabschnitt  des  XXXX.  Pz.Korps  weiterhin  Gegen= 
druck  zersprengter  Einheiten.  Millerowo  genommen.  Gegnerteile  setzten  sich 
nach  Siiden  ab.  Im  Raume  Millerowo— Tarassowka  2  500  Gefangene  einge= 
bracht.  Teilw.  noch  harte  Kampfe  mit  Panzern. 

Die  Verbande  des  XXXXVIII.  Pz.Korps  haben  im  ziigigen  Vorgehen  Mil= 
juntinskaja  erreicht  und  mit  Teilen  der  29. 1.D.  (mot.)  einen  Briickenkopf  siidl. 
Morozowski  gebildet.  Auf  dem  Flugplatz  Morozowski  ^o  Feindflugzeuge  er= 
beutet  bzw.  vemichtet,  20  hiervon  unbeschadigt.  Nach  unbestatigter  Flieger= 
meldung  erreichten  V.Abt.en  den  Don  bei  Zymljanskaja. 

Die  riickw.  Verbande  der  Korps  sind  in  gutem  Aufschliefien. 

Wetter:  Im  Siidwestteil  des  Kampfraumes  heijS  und  trocken,  im  Nordostteil 
strichweise  Gewitter,  Strafien  schwer  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

6.  Armee:  Die  Verbande  gewinnen  planmafiig  Raum  nach  Osten.  An  der 
Briickenkopf stellung  bei  Korotojak  Feindangriffe  abgewiesen.  Gegner verstar= 
kung  erkannt.  Seit  15.  7.  hier  15  Feindpanzer  abgeschossen. 

Armeegr.  von  Weichs:  An  der  Nordfront  von  Woronesch  und  nordl.  Seml= 
jansk  dauern  die  Angriffe  des  Gegners  mit  Pz.=Unterst{itzung  an.  Obwohl 
Feindunternehmungen  unzusammenhangend  und  durch  einzelne  Gruppen 
durchgefuhrt,  lassen  hierbei  aufgetretene  Panzer=  und  Luftwaffenunterstiit= 
zung  des  Gegners  auf  Fortdauer  des  Widerstandes  rechnen.  Nordwestl.  Seml= 
jansk  wurden  11  Feindpanzer  vernichtet.  Lebhafter  Lkw=Verkehr  und  Feind= 
bewegungen  in  den  Waldern  nordl.  und  nordwestl.  Woronesch  lassen  auf 
Fortdauer  des  Feinddruckes  schliefien. 

Wetter:  klar,  heifi. 

An  der  weiter  nach  Nordwesten  verlaufenden  Frontstrecke  keine  beson= 
deren  Vorkommnisse. 

1  OKW/WFSt/Op.  Nr.  55161/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  18.  Juli  1942  im  Dokumenten= 
Anhang  Nr.  16.  Ferner:  OKH/Gen.St.d.H.  Op.Abt.  (IS/B)  Nr.  420505/42  g.Kdos. 
Chefs,  und  (IS/ A)  Nr.  420504/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  ly.  Juli  1942. 


505 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Mine: 

An  der  Ostfront  der  H.Gr.  Mitte  keine  besonderen  Vorkommnisse.  Im 
riickw.  Gebiet  sudwestl.  Kirow  wurde  eine  Pionierabtl.  (Komp.)  durch  300 
schwer  bewaffnete  Partisanen  iiberfallen. 

Wetter:  24  Grad,  abtrocknend. 

4.  Armee  und  3.  Pz.Armee  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Im  Raume  Bjeloj  versuchte  Gegner  weitere  Ausbruchsversuche. 

Angriffe  wurden  abgeschlagen,  die  Kessel  weiter  verengt. 

Westl.  Demidoff  fiihrten  die  Verbande  des  LIX.  A.K.  erfolgreiche  gewalt= 
same  Aufklarung  durch.  In  Nacht  vom  14.  zum  15.  7.  erfolgten  erneut  meh= 
rere  Anschlage  auf  Ziige  und  Unterbrechungen  von  Bahnstrecken. 

H.Gr.  Nord: 

16.  Armee:  Die  Verbande  des  II.  A.K.  wiesen  zum  Teil  mit  lebhaftem  ArtL= 
Feuer  unterstiitzte  feindl.  ErkundungsvorstojSe  ab.  Im  iibrigen  Armeebereich 
keine  Kampfhandlungen. 

18.  Armee:  Aufier  feindl.  Spahtrupptatigkeit  keine  bes.  Ereignisse. 

Finnland  (15.  7.) 

Weder  an  der  Siidostfront  nodi  bei  (Geb.)  A. O.K.  20  fanden  nennenswerte 
Kampfe  statt^. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  17. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Zahlreiche  Einsatze  gegen  engl.  Kiiste  und  Vorfeld.  Dabei  Jabo=Angriff  auf  In= 
dustriewerk  in  Colchester,  ohne  genaue  Wirkungsbeobaditung. 

Zwisdien  Cromer  und  Harwidi  06.00  Uhr  11—12  Vp=Boote  verteilt. 

Ostwarts  Yarmouth  21.10  Uhr  16  Dampfer,  2  Zerstorer  Kurs  Nord. 

Bei  Orfordness  05.20  Uhr  Angriff  auf  Segler,  durdi  Treffer  beschadigt. 

05.30  Uhr  in  Themsemiindung  53  Dampfer  Kurs  Nord. 

12.01  Uhr  bei  Worthing  Jaboangriff  auf  1  Frachter  von  etwa  1  000  t  und  1  Vp= 
Boot.  Kein  Bombentreffer,  Kanonentreffer  auf  Frachter. 

Westlich  Beachy  Head  22.25  Uhr  25  Dampfer  und  Vp=Boote  Kurs  West, 

Bei  Brixham  gegen  12.00  Uhr  1  Dampfer  und  2  R=Boote. 

12.25  Uhr  Jaboangriff  auf  diesen  Dampfer  (3  500  t),  Dampfer  beschadigt,  iR=Boot 
versenkt. 

Eigener  Nachteinsatz:  Mit  wenig  Flugzeugen  Aufklarung  gegen  englische  Siid= 
kiiste. 

Einfliige:  Wenige  Einfliige  in  Westfrankreich  ohne  Wirkung. 

Nachmeldung  fiir  den  16.:  Einfliige  von  Aufklarern  gegen  Wesermiinde— Wil= 
helmshaven. 

2.  Mittelmeer: 

Angriff  auf  Minenkreuzer  „Manxman"  in  La  Valetta,  Einschlage  vermutl.  neben 
Dock,  nahere  Wirkung  nicht  beobachtet. 

2     Lagebericht  iiber  Pz.Armee  Afrika  fehlf. 
506 


i8.  Juli  1942 

Malta  09.37  Uhr  Luftbildaufklarung  teilgedeckt.  1  Minenkreuzer  „Manxman", 
2  Zerstorer,  1  Dampfer,  1  Hafendampfer. 

Aufklarung  Alexandrien  11.00  Uhr  franzosische  Einheiten  unverandert.  Vor  dem 
Hafen  rege  Bewacher=  und  Minensuchtatigkeit. 

Nordostlich  Port  Said.  17.25  Uhr  4  Dampfer,  4  Vp=Boote  Kurs  70  Grad. 

Flie.=Fu.  Afrika:  starkster  Einsatz  vor  Panzerarmee  gegen  Panzer=  und  Kraft= 
fahrzeugansammlungen.  1  Kraftfahrzeugkolonne  von  20  Fahrzeugen  vernichtet. 

5.  Ost front: 

Unterstiitzung  der  Angriffsarmeen,  dabei  45  Abschiisse. 

Im  Eismeerraum  Aufklarung. 

Westfahrwasser  13.40  Uhr  3  kleine  Frachter  Kurs  350  Grad. 

Im  Hafen  Karmakuli  (Nowaja  Semlja)  04.30  Uhr  2  Dampfer  stilliegend. 

Angriff  auf  Bahnhof  Laplandia.  Treffer  neben  Giiterzug  in  Gleisanlagen,  3  Gii= 
terwagen  beschadigt,  2  Baracken  zerstort. 


18.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A,  B  und  Armeegr.  von  Weichs: 

Der  Siidfliigel  steht  weiterhin.  Am  Nordfliigel  wurde,  wie  bereits  im  Wehr= 
machtbericht  —  durch  Sondermeldung  —  bekanntgegeben,  Woroschilowgrad 
genommen.  Briicke  Woroschilowgrad— West  unversehrt. 

Die  Verbande  des  XXXXIV.  A.Korps  haben  mit  Masse  Kamensk  erreicht, 
den  Briickenkopf  siidostw.  Kamensk  erweitert  und  mit  V.=Abt.en  Kertschik 
—  100  km  nordostw.  Rostow  —  erreicht. 

I.D.  „Gro6deutschland''  hatte  bereits  am  Vortage  Tazinskaja  erreicht.  Von 
der  29.  I.D. (mot.)  sind  keine  neuen  Meldungen  eingegangen,  ostw.  derselben 
wurden  andere  Verbande  vorgezogen  und  erreichten  Bokowskaja.  Weiter 
nordostw.  hiervon  einige  Orte  feindfrei  gemeldet. 

Der  Don  wurde  planmafiig  siidostw.  Kasanskaja  erreicht.  An  der  Donfront 
von  Korotojak— Woronesch  bis  siidl.  Liwny  Fortdauer  teils  schwacherer,  teils 
starkerer,  mit  Pz.=Unterstutzung  vorgetragner  Angriffe  des  Gegners,  die  uber= 
all  abgewiesen  wurden. 

H.Gr.  Mine: 

An  der  Front  nordostw.  Orel  beiderseitige  Spahtrupptatigkeit.  Im  riickw. 
Kampfgebiet  im  Raume  Seredina  Buda  Sauberungsmafinahmen  des  Waldge= 
landes  angelaufen.  Die  Mafinahmen  gegen  die  eingeschlossenen  Feindteile  im 
Raume  nordostw.  Smolensk  wurden  von  Norden  her  planmaliig  fortgesetzt. 

H.Gr.  Nord: 

Feind  griff  mit  Panzerunterstiitzung  von  Norden  und  Siiden  Landbriicke 
siidl.  Staraja  Russa  an  und  nahm  einen  kleinen  Ort  an  der  Nordfront  der= 
selben.  Gegenstofi  wird  vorbereitet.  Die  Feindangriffe  von  Siiden  her  wurden 
abgewiesen  und  ortl.  Einbruche  bereinigt. 

507 


B.  Kriegstagebuch 

Ein  Feindangr.  auf  den  Briickenkopf  Kirischi  nordl.  Salzy  wurde  abgewiesen. 
Lage  Finnland  liegt  noch  nicht  vor. 

Panzerarmee  Afrika  (17.  7.) 

(Nach  Ubermittlung  durch  Ob.d.L.  Fiihrungsstab) 

Im  Frontabschnitt  der  ital.  Div.  ^Trieste"  erneuter  Durchbruch  starker  Feind= 
krafte.  Lage  durch  Telle  der  21.  Pz.Dlv.  zunachst  berelnlgt.  Beherrschende  Hohen  23 
und  25  durch  Telle  der  21.  Pz.Dlv.  genommen. 

Im  Nordabschnltt  erneute  schwere  Angrlffe  des  Gegners.  Pz.Armee  Afrika  dort 
wahreiid  des  ganzen  gestrlgen  Tages  In  schweren  Kampfen.  Fliegerfiihrer  Afrika 
unterstutzte  Abwehrkampf  durch  zusammengefafiten  Angrlff  auf  Feindpanzer  und 
Kfz.  vor  der  Front  der  21.  Pz.Dlv. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  18. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bel  Tage  mehrfacher  Erkundungselnsatz  und  =angrlff  gegen  Fahrzeuge  und 
elnen  Hafen. 

Es  wurde  angegrlffen  Middlehampdon,  Treffer  auf  grofiem  Gebaude  Im  Hafen= 
vlertel.  Welteres  nlcht  beobachtet.  Etwa  10  km  von  Middlehampdon  ab  elnen  Be= 
wacher  von  etwa  1  000  t  durch  Bomben  beschadlgt.  Abschiisse  slnd  nlcht  gemeldet. 

Zwlschen  Wltby  und  Harwich  10,16  Uhr  5  Elnzelfahrer  Kurs  Nord. 

Siidllch  Dungeness  07.00  Uhr  6  Dampfer,  4  Zerst.,  6—10  Vorp.=Boote  Kurs  SO. 

Siidllch  Middlehampdon  06.17  Uhr  6  Dampfer,  1  Vorp.=Boot  Kurs  W.  (Vorp.=Boot 
durch  Bombentreffer  beschadlgt  s.  o.) 

Dstl.  Start  Point  19,40  Uhr  6  Dampfer,  3  Vorp.=Boote  ohne  Kursangabe.  Keln 
elgener  Nachtelnsatz. 

Elnfliige  35  bis  40  Ins  Relchsgeblet,  Elndrlngtlefe  siidl.  Warschau— Flschenau— 
Deutsch=Eylau— Stolp.  Konlgsberg  mlt  6—8  Sprengbomben  angegrlffen,  gerlnger 
Gebaude=  und  Sachschaden,  2  Personen  lelcht  verletzt.  Bombenabwiirfe  auf  Grodno 
und  Blalystok,  lelchter  Gebaudeschaden.  Schwerpunkt  Konlgsberg. 

Nachtrag  fiir  den  18.:  Angrlff  auf  elgene  nach  Alderney  fahrende  Vorp.=Boote 
durch  Spitfire.  Marine  meldet  2  Abschiisse  slcher,  2  wahrscheinllch,  2  Bombentreffer 
auf  einem  Vorp.=Boot,  mehrere  Tote  und  Verletzte. 

2.  Mittelmeer: 

Gegen  Malta  starke  Angrlffe.  Ergebnls  liegt  noch  nlcht  vor.  Lichtbilderkundung 
Malta  08.15  Uhr  Minenkreuzer  „Manxman",  2  Zerst.,  2  Dampfer,  2  Geleltboote, 
3  Bewacher,  1  Hafentanker. 

Alexandrien:  Nach  Augenerkundung  keine  Anderung.  Elnlaufend  6  Elnhelten, 
Im  Seegeblet  vor  Alexandrien  06,45  Uhr  1  Dampfer  und  5  Vorp.=Boote  Kurs  W, 
2  Vorp.=Boote  Kurs  O.  08.50  Uhr  1  Tanker  und  3  Dampfer  Kurs  W.  18.45  Uhr 
2  Zerst.  Kurs  W.  Unternehmung  gegen  nordafrlkanlsche  Kiiste  wird  vermutet. 

Lebhafte  Unterstiitzung  der  Panzerarmee  Rommel.  Besonders  auf  Kraftfahrzeug= 
ansammlungen  siidl.  Alameln. 

Uber  Malta  3  Abschiisse. 

5.  Ostfront: 

Elnsatz  zur  Unterstiitzung  der  Angrlffsarmeen.  20  Abschiisse. 

Elsmeer:  In  der  Nahe  der  Mollerbucht  (Nowaja  Semlja)  04.20  Uhr  ein  Dampfer 
Kurs  S,  1  Dampfer  stilllegend. 

508 


ig.  Juli  1942 

Im  Seegebiet  um  Island  bei  Langanes  (Nordostspitze)  gegen  19.00  Uhr  2  Dampfer 
und  2  stilliegende  Vorp.=Boote.  Angriff  auf  einen  Dampfer  durch  FW  200,  Wirkung 
nicht  erkannt. 


19.  Juli  1942 

[Erweiterung  der  bisher  gegehenen  Weisungen  zur  Tortfuhrung  der  Opera'' 
Honen^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  A: 

Der  Sudfliigel  hat  sich  im  Bereich  der  eingesetzten  ital.  Armee  nach  Osten 
in  Bewegung  gesetzt  und  10—15  km  Gelande  gewonnen.  Der  Nordfliigel  hat 
ebenfalls  weiter  Gelande  gewonnen.  Beim  Feind  sind  riicklaufige  Bewegungen 
in  siidostlicher  und  ostlicher  Richtung  festgestellt.  Das  Gebiet  ostw.  Woroschi= 
lowgrad  ist  feindfrei.  1.  Pz. Armee  hat  ausgebaute  Feldstellungen  sUdl.  der 
Eisenbahnlinie  Forschstadt— Repnaja  ostl.  Repnaja  durchbrochen.  Telle  der 
14.  Pz.Div.  haben  Forschstadt  erreicht,  Spitze  der  22.  Pz.Div.  hat  nach  Brechen 
starken  Widerstandes  einen  Briickenkopf  iiber  die  Lichaja  bei  Tschernesew 
gebildet.  Wege  durch  Dauerregen  grundlos,  starke  Behinderungen  aller  Be= 
wegungen  sind  dadurch  eingetreten.  Von  der  auf  Zymljanskaja  angetretenen 
Panzerarmee  liegt  keine  Meldung  vor. 

H.Gr.  B.- 
Am Sudfliigel  ostl.  Korotojak  starker  feindl.  Eisenbahnverkehr  in  West= 
richtung.  Bekampfung  durch  Artillerie.  Bei  Jaryw  wiesen  ung.  Krafte  einen 
Feindangriff  ab  und  erreichten  den  Don.  21  Panzer  vernichtet,  4  unversehrt 
erbeutet. 

Vor  Woronesch  starke  Marschbewegungen  und  Ansammlungen  festgestellt, 
so  dafi  unverandertes  Bild  feindl.  Angriffsabsichten  als  Ergebnis  festzustellen 
ist.  Angriffe  auf  den  Briickenkopf  Woronesch  nordl.  wurden  abgewiesen. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Suden  Partisanenbekampfung.  Der  Kessel  siidl.  Bjeloj  wurde  weiter  ver= 
engt  (Bekampfung  starker  Partisanengruppen). 

H.Gr.  Nord^: 

Siidl.  Staraja  Russa  2  Feindangriffe  abgewiesen.  Siidostlich  Staraja  1  An= 
griff  abgewiesen.  Gegenangriff  auf  Durchbruchsstelle  vom  18.  7.  hat  bisher 
wenig  Erfolg. 

1  OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.  I  Nr.  420508/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  ig.  Juli  1942,  vgl. 
„Einfuhrung"f  S.  59  f. 

2  Erste  Erwagungen  zum  Angriff  auf  Leningrad  in  OKH/Gen.Sf.d.H./OpAbt.  (IN) 
Nr.  420510/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  ig.  Juli  1942,  vgl.  „Einfuhrung" ,  S.  77. 

509 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland  (16.  7.) 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (18.  7.) 

Der  Gegner  fiihrte  in  der  Nacht  vom  17.  zum  18.  7.  und  im  Verlauf  des  18.  7. 
keine  starkeren  Angriffe  durch.  Ein  Vorstofi  wurde  unter  Verlusten  fiir  den  Feind 
abgewiesen.  In  den  Abendstunden  fiihrten  im  mittl.  Frontabsdinitt  einige  feindl. 
Pz.Kampfwagen  einen  erfolglosen  Vorstofi  durch.  Auf  dem  Siidfliigel  fiihlte  der 
Gegner  im  Verlauf  des  18.  7.  mit  Aufklarungskraften  in  westl.  Richtung  vor.  Der 
Ausbau  der  Stellungen  ist  unter  Einbeziehung  einiger  Befestigungswerke  im  Gange. 

Der  Feind  griff  in  letzter  Zeit  die  Kiistenfahr=  und  Loscharbeiten  in  den  Aus= 
ladehafen  unter  Einsatz  starkerer  Fliegerkampfkrafte  und  Uberwasserseestreitkrafte 
an.  Demzufolge  ist  die  Versorgungslage  der  Armee  durch  die  Verluste  der  Schiffe 
„Brook"  und  „Sturla"  sowie  der  Vernichtung  der  Tanklager  im  Hafen  von  Tobruk 
durch  BombenvoUtreffer  gespannt.  Erst  nach  Entladung  von  zur  Zeit  den  Hafen 
Tobruk  anlaufenden  Schiffen  ist  eine  voriibergehende  Entspannung  der  Versorgung 
zu  erwarten.  Endgiiltige  Sicherstellung  der  Versorgung  erst  nach  Eintreffen  der 
M.F.P.  (Marinef ahrprahme) . 

Nachtrag  zur  Lage  Panzerarmee  Afrika  (am  19.  7.) 

Feind  fiihrte  bei  reger  Aufklarungstatigkeit  im  siidl.  und  mittl.  Abschnitt  mehrere 
Vorstofie   zur  gewaltsamen   Aufklarung   durch,   die   samtlich   abgewiesen   wurden. 

Im  Siidabschn.  wurde  der  Feind  nach  Osten  zuriickgeworfen.  Hierbei  4  Pz.= 
Spahwagen  und  eine  Anzahl  Lafetten  vernichtet. 

Im  nordl.  Abschnitt  verstarkte  der  Gegner  seine  Stellungen  durch  Minenlegen 
und  Drahthindernisse.  Sonst  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Nach  Luftaufklarung  hat  eine  Verschiebung  der  feindl.  Krafte  aus  dem  Kusten= 
abschnitt  in  den  mittl.  Abschnitt  stattgefunden.  Gesamtkrafte  sind  unverandert 
geblieben. 

Bei  den  Kampfen  am  18.  7.  wurden  vom  DAK  mehrere  Flugzeuge  abgeschossen 
und  eine  Anzahl  Gefangene  eingebracht. 

Luftwaffe  fiihrte  erfolgreiche  Angriffe  auf  feindl.  Panzerbereitstellungen  und 
Fahrzeugansammlungen  durch.  Hierbei  wurden  mehrere  schwere  Panzer  abge= 
schossen. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  29. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bewaffnete  Aufklarung  gegen  Kiiste,  Geleitziige.  Bombenangriff  auf  Kugellager* 
fabrik  Chelmsford,  Ergebnis  noch  nicht  gemeldet. 

100  sm  ostwiirts  Newcastle  12.56  Uhr  30  Dampfer,  5Zerstorer,  15— 20  Vorp,=Boote, 
Kurs  Nord. 

Ostwarts  Humber  16.15  Uhr  30  Dampfer,  6  Vorp.=Bootc,  Kurs  Nord?. 

Ostwarts  Lowestoft  19.34  Uhr  34  Dampfer,  2  Zerstorer,  1  Vorp.=Boot,  Kurs  Nord. 

Westlich  Isle  of  Wight  18.45  Uhr  12  Dampfer,  Kurs  Nordost. 

Bei  Trevose  Head  16.47  Uhr  18  Dampfer,  angeblich  Kurs  Siidost  {?).  Angriffe 
auf  diese  Geleite  blieben  ohne  Erfolg. 

112  Einfliige,  davon  40  ins  Reichsgebiet.  Eindringtiefe  Cuxhaven— Osnabriick— 
Liinen— Emmerich.  Schwerpunkt  Bremen  und  Oldenburg. 

Auf  Bremen  33  Sprengbomben,  250  Brandbomben.  Hauserschaden,  Wiefo=Farge 
Werke  getroffen.  1  Million  Reichsmark  Schaden.  Kein  Produktionsausfall.  Mehrere 
Tote  und  Verletzte,  187  obdachlos. 

510 


20.  Juli  1942 

Oldenburg  27  Sprengbomben,  2  000  Brandbomben.  2  grofie  und  mehrere  kleine 
Brande.  Keine  wehrwirtschaftlichen  Schaden.  3  Tote,  13  Verletzte. 

Angriff  auf  Wesermunde  und  Wilhelmshaven  ohne  besondere  Schadensmel= 
dungen. 

Angriff  auf  Lille— Saint  Andre.  Treffer  in  chemischer  Fabrik  Kulman.  3  Tanks 
mit  100  000  Liter  50  ^/o  ausgebrannt.  Hauserschaden.  Bei  Fa.  Demarais  Tank  von 
600  000  Liter  Treibstoff  abgebrannt. 

3  Abschiisse  durch  Nachtjager. 

2.  Mittelmeer: 

Bombenangriffe  gegen  Malta.  Naheres  Ergebnis  liegt  noch  nicht  vor.  Lichtbild= 
erkundung  ergab,  dafi  Minenkreuzer  „Manxman"  18.  7.  nachmittags  ausgelaufen, 
wurde  19. 7.  durch  Aufklarer  17.30  Uhr  nordostlich  Algier  festgestellt.  Gegen 
14.00  Uhr  mehrere  Angriffe  durch  Luftwaffe,  1  Treffer  auf  Bug  wahrscheinlich,  setzte 
Fahrt  unvermindert  fort. 

Uber  Malta  1  Spitfire  abgeschossen. 

Alexandrien  06.58  Uhr  1  Dampfer,  2  Vorp.=Boote,  Kurs  Ost;  17,30  Uhr  nordostlich 
Alexandrien  2  Dampfer  und  4  wahrscheinlich  Zerstorer,  Kurs  Siidwest. 

Belegung  Alexandrien  nach  Bild  06.52  Uhr:  1  Zerstorer,  2  Geleitboote,  1  Vorp.= 
Boot,  3  kleinere  Kriegsschiffe,  2  Tanker,  9  Frachter. 

Starke  Unterstiitzung  der  Panzerarmee  Rommel. 

5.  Ostfront: 

Einsatz  zur  Unterstiitzung  der  Angriffsarmeen,  dabei  50—55  Abschiisse,  die  sich 
wahrscheinlich  noch  erhohen  werden  (darunter  17  Abschiisse  im  Bereich  der  Lfl.  5). 

Eismeer:  Angriff  auf  Rosta  mit  14  Ju  88.  In  Tanklager  heftige  Detonationen  und 
Brand  beobachtet,  der  noch  in  100  km  zu  sehen  war.  Weitere  Brandbomben  auf 
Rosta  Stadtgebiet,  zahlreiche  Brande. 

In  Murmaschi  Schaltanlagewerk  angegriffen,  starke  Explosion  und  Stichflammen 
beobachtet. 

Aufklarung  nach  Norden  erbrachte  kein  Ergebnis. 

17.50—18.15  Uhr  Angriff  russ.  Bombenflugzeuge  auf  Honningsvaag.  1  Kutter 
versenkt,  auf  einem  Kutter  Brand.  Hauserschaden. 

Im  Finnen=Busen  Treffer  auf  kleinem  Frachter  von  500  t  auf  dem  Heck  beobachtet. 


20.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Der  Feind  weicht  vor  dem  linken  Fliigel  weiterhin  nach  Siidosten  und  Siiden 
zuriick.  Die  eigenen  Krafte  gewannen  durchschnittlich  15  bis  20  km  Raum  nach 
Siidosten. 

{ 
H.Gr.  B: 

Nach  Uberschreiten  des  Donez  siidostw.  Kamensk  wurde  Federowskij  er= 
reicht  und  welter  nach  Siidwesten  vorgegangen.  Siidl.  Kamensk  wurde  hierbei 
eine  kleinere  Feindgr.  eingeschlossen.  Anderen  Kraftegruppen  gelang  es,  die 
fiir  den  Ubergang  tiber  den  Don  nach  Siiden  entscheidenden  Orte  Konstan= 

511 


B.  Kriegstagebuch 

tinowskaja  und  Zymljanskaja  zu  erreichen  und  letzteres  zu  besetzen.  Die 
langs  des  Don  vorgehenden  Verbande  erreichten  den  Zuskan=Abschnitt. 

Gegner  griff  seit  04.00  Uhr  am  19.  7.  den  Briickenkopf  Korotojak  wiederholt 
mit  starkeren  Kraften,  durch  zahlreiche  Panzer  unterstiitzt,  an.  Bei  den  Kamp= 
fen,  die  noch  im  Gange  sind,  wurden  bisher  5  Feindpanzer  abgeschossen  und 
die  Stellung  gehalten.  Es  ist  beabsichtigt,  den  Br.=Kopf  in  der  Nacht  zum  20.  7. 
zu  raumen. 

Gegner  ist  an  der  Nordflanke  des  Briickenkopfes  Woronesch  zu  dem  er= 
warteten  Angriff  angetreten.  Er  fiihrte  ihn  mit  massierten  Inf .=Kraften,  weniger 
Pz.n,  jedoch  mit  starker  Artl.  (20  Battr.en).  Im  schweren  Abwehrkampf  wurde 
Angriff  an  der  ganzen  Front  abgewiesen. 

H.Gr.  Mitte: 

An  der  Front  siidwestl.  Suchinitschi  wurde  im  riickw.  Gelande  ein  grofieres 
Waldgelande  bereinigt  und  yoo  Gefangene  eingebracht.  Am  Nordfliigel  der 
Front  westl.  Moskau  wurde  bei  Subzoff  ein  Feindangriff  abgewiesen. 

Der  Feindkessel  zwischen  Bjeloj  und  Smolensk  wurde  weiter  erheblich  ver= 
engt. 

Im  Abschn.  Welish  feindl.  Artl.=Tatigkeit. 

H.Gr.  Nord: 

Im  Siiden,  Osten  und  Norden  des  II.  A.K.  durchgefiihrte  Feindangriffe  wur= 
den  abgewiesen.  An  der  Landbriicke  von  Norden  her  erneute  heftige  Feind= 
angriffe  mit  Pz.=Unterstiitzung.  Kampfe  sind  noch  im  Gange.  Gleichzeitige 
Angriffe  von  Siiden  her  wurden  abgewiesen. 

Finnland  (17.  7.) 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

Nordafrika  (19.  7.) 

Der  Gegner  griff  mit  z.  T.  neu  herangefiihrten  Kraften  in  den  letzten  Tagen 
mehrfach  die  deutsdi=italienisdiien  Stellungen  (Alamein=Stellung)  an.  Die  Angriffe 
konnten  durch  Gegenstofie  deutscher  Krafte  abgeriegelt  werden,  jedoch  erlitten 
die  ital.  Verbande  starke  Einbufien,  auch  an  Gefangenen. 

Die  Heranfiihrung  deutscher  Verstarkungen  ist  im  Gange. 

Uber  Moglichkeit  einer  Wiederaufnahme  eign.  Offensive  besteht  z.  Z.  noch  kein 
klares  Bild. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  20. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bewaffnete  Aufklarung  im  Seegebiet  um  England.  Keine  besonderen  Meldungen. 

19.35  Uhr  siidlich  Lowestoft  14  Dampfer,  2  Zerstorer,  4  Vorp.=Boote  Kurs  Nord. 

08.05  Uhr  bei  Lowestoft  6  Dampfer  Kurs  Siid. 

Siidlich  Harwich  05.25  Uhr  23  Dampfer  Themse  einlaufend. 

Vor  Ramsgate  17.30  Uhr  7  kleine  Dampfer  ohne  Kursangabe. 

512 


21.  Juli  1942 

21.20  Uhr  vor  Eastbourne  7  Dampfer,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Ost. 

Westlich  Portland  16.50  Uhr  15  Dampfer,  3  Vorp.=Boote  Kurs  West. 

Siidlich  Island  3  Dampfer  je  1  500  t  Kurs  340  Grad. 

Nachteinsatz  gegen  Schiffsziele  und  gemafi  Sonderauftrag  (Art  nicht  bekannt). 
Schiffsziele   wurden  nicht  gefunden,  Sonderauftrag  wurde  abgebrochen. 

Feindeinfluge:  Nachmeldung  zum  20.7.:  19.40  Uhr  1  Flugzeug  bis  Papenburg— 
Oldenburg,  1  Bombenabwurf.  16.04  Uhr  1  Flugzeug  8  Sprengbomben  auf  Secken= 
hausen,  Schule  beschadigt,  mehrere  Kinder  verletzt.  Reichsstra6e  Osnabriick— Bremen 
beschadigt. 

50  Spitfire  in  Nordfrankreich.  Angriff  auf  10  Orte  im  Raum  Valery— Dieppe, 
leichte  Schaden. 

In  der  Nacht  zum  21.  10  Feindeinfluge,  2  Konigsberg,  2  Schelde=Miindung,  5  n6rd= 
lich  Brest,  1  Versailles.  Uber  Bombenabwurf  nichts  bekannt.  1  Spitfire  abgeschossen. 

Bildaufklarung  der  Ame=Bucht  bei  Pool  am  18,  7.  ergab  Veranderung  fiir  Landung 
geeigneter  Fahrzeuge  gegen  Aufklarung  vom  20.  6.  von  82  auf  180. 

2.  Mittelmeer: 

Mittlere  Angriffe  auf  Malta.  3  Abschiisse. 

Flugplatze   siidlich  Alexandrien  mit  Bomben  belegt,  Erfolgsmeldung  steht  aus. 

In  Afrika  6  Abschiisse. 

In  Afrika  Unterstiitzung  der  Panzerarmee. 

20.  7.  Minenkreuzer  „Manxman"  Gibraltar  eingelaufen. 

Zwischen  04.20  Uhr  und  05.40  Uhr  Flugzeugtrager  „Eagle",  2  Kreuzer  und  mehrere 
Zerstorer  Gibraltar  ausgelaufen,  Kurs  unbekannt. 

Vor  Alexandrien  lebhafter  Schiffsverkehr.  Nordlich  Alexandria  07.21  Uhr  2  Kreu= 
zer,  4  Zerstorer  Kurs  Ost;  07.15  Uhr  1  Dampfer,  4  Vorp.=Boote,  1  S=Boot  Kurs 
210  Grad;  07.45  Uhr  1  Dampfer,  2  MS=Boote,  2  Vorp.=Boote  Alexandrien  einlaufend. 
17.55  Uhr  2  S=Boote  Kurs  Nordost. 

Vor  Suez  08.17  Uhr  3  Dampfer,  1  Vorp.=Boot  Kurs  Nord,  1  Dampfer  Kurs  Siid. 
08.30  Uhr  „Queen  Elizabeth"  nicht  mehr  in  Suez  festgestellt. 

Belegung  von  Suez  (Lichtbild)  vom  19.  7.  10.17  Uhr:  1  Kreuzer,  1  Monitor,  4  Zer= 
storer,  davon  2  griechische,  2  kleinere  Kriegsfahrzeuge,  4  Fahrgastschiffe  von  zus. 
105  000  t,  darunter  „Queen  Elizabeth",  42  Frachter  zus.  212  000  t,  1  Frachter  gesun= 
ken,  5  Tanker  von  zus.  28  000  t. 

3.  Ostfront: 

Unterstiitzung   der   Angriffsarmeen,   dabei   mehrere   schwere   Panzer   vernichtet. 

Auf  dem  Ladoga=See  lebhafter  Schiffsverkehr. 

Insgesamt  30  Abschiisse. 

Eismeer:  Polarnoje  Hafen  14.00  Uhr:  6  U=Boote,  2  Zerstorer,  2  Hilfsfahrzeuge. 

Aufklarung  Spitzbergen  ohne  taktisches  Ergebnis. 


21.  Juli  1942 
Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Der  Feind  beginnt  nunmehr,  sich  auch  an  der  Nordhalfte  des  rechten  Fliigels 
der  H.Gr.  A  abzusetzen.  Eign.  Krafte  sind  im  Nachdrangen.  Vorgehen  wird 
erschwert  durch  starke  Verminungen  und  Briickensprengungen.  Die  Krafte, 
die  im  Raum  Woroschilowgrad  vorgehen,  haben  welter  gut  Raum  nach  Siiden 

513 


B.  Kriegstagebuch 

gewormen.  Das  Eindrehen  der  ostw.  davon  stehenden  Verbande  nach  Westen 
mit  dem  linken  Fliigel  aus  dem  Raum  Konstantinowskaja,  gegen  Schachty 
fiihrend,  erfolgt  planmafiig.  I.D.  „Gro6deutschland''  hatte  nach  Oberschreiten 
des  Donez  nach  Westen  Beriihrung  mit  einzelnen  Feindpanzern. 

Von  der  29.  I.D.  (mot.)  aus  dem  Raum  Zymljanskaja  keine  neuen  Meldun= 
gen.  Briickenkopf  iiber  den  Don  nach  Siiden  gebildet.  Aufschliefiende  Verbande 
erreichten  Prokrowskij. 

Am  linken  Fliigel  der  H.Gr.  A  und  am  rechten  Fliigel  der  H.Gr.  B  zeichnet 
sich  Verstarkung  durch  Panzer  und  mot.  Verbande  ab. 

H.Gr.  B: 

Die  Angriffsspitze  der  H.Gr.  im  Raume  siidl.  des  Don  hat  den  Suskan= 
Abschn.  iiberschritten  und  ist  30  km  ostw.  davon  mit  Teilen  auf  2  Feindbatl.en 
mit  16  Panzern  gestofien,  von  denen  bisher  7  abgeschossen  wurden. 

Die  Zuriicknahme  des  Br.=Kopfes  bei  Korotojak  wurde  planmafiig  durch= 
gefiihrt,  ohne  dafi  der  Feind  nachgedrangt  hat.  Nordl.  Korotojak  wurden 
zersprengte  Feindkrafte  aufgerieben  und  Aufklarungsvorstofie  abgewiesen. 
Der  Gegner  setzte  auch  am  gestrigen  Tage  seine  Angriffe  gegen  den  Briicken= 
kopf  Woronesch  fort,  ohne  einen  Erfolg  zu  erzielen.  Bei  Abwehr  mehrmaliger 
Feindangriffe  mit  Panzerverstarkungen  wurden  11  derselben  vernichtet.  Zwi= 
schen  Don  und  Olym  zeichnet  sich  erhebliche  Verstarkung  der  Feindkrafte 
ab.  Ein  heftiger  Feindangriff  wurde  imter  blutigen  Verlusten  fiir  Gegner  ab= 
gewehrt,  und  im  Gegenstofi  wurden  mehr.  Gefangene  eingebracht. 

H.Gr.  Mitte: 

Am  rechten  Flugel  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Siidwestl.  Suchinitschi  wurden  mehr.  von  Pz.  unterstiitzte  Angriffe  ab= 
gewiesen. 

An  der  iibrigen  mit  dem  Gesicht  nach  Osten  und  Norden  stehenden  Front 
keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Ein  aus  Westen  im  Raume  Bjeloj  durch= 
gefiihrter  Feindangriff  wurde  abgewiesen. 

Die  Verengung  des  Kessels  zwischen  Smolensk  und  Bjeloj  wurde  durch  Vor= 
gehen  von  Siiden  nach  Norden  fortgesetzt.  Sauberungsaktionen  gegen  Parti= 
sanen  im  Raume  westl.  und  nordwestl.  Smolensk  waren  erfolgreich.  Am  linken 
Flugel  der  H.Gr.  Mitte  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Nord: 

Wie  an  den  Vortagen  griff  der  Gegner  auch  am  20.  7.  die  Front  des  II.  A.K. 
von  Siiden,  Osten  und  Norden  an.  Angriffe  wurden  abgewehrt.  An  der  Land= 
briicke  gelang  es  eign.  Kraften,  den  Feind  im  Gegenstofi  nach  Norden  abzu= 
drangen.  Siidl.  der  Redja  sickerten  Feindkrafte  in  Starke  von  2  Batl.en  durch 
die  eign.  Linien  und  drehten  nach  Westen  ein.  Klarung  durch  Gegenmafi= 
nahmen  eingeleitet. 

514 


21.  Juli  1942 

Nordl.  des  Briickenkopfes  Grusino  wurden  Feindbewegungen  und  Ober= 
setzverkehr  bekampft. 

Nach  heftiger  Feuervorbereitung  auf  Frontstellung  siidwestl.  Leningrad  griff 
der  Feind  unter  hohem  Einsatz  von  Kampf=  und  Jagdflugzeugen  mit  zahl= 
reichen  Panzern  an.  Schwere  Kampfe  im  Gange.  Eine  starke  Panzergruppe 
scheint  nach  Westen  durchgebrochen  zu  sein.  Gegenmafinahmen  im  Gange. 
Ein  anscheinender  Ablenkungsvorstofi  gegen  den  eign.  rechten  Fliigel  in 
Gegend  Alexandrowka  wurde  abgewiesen. 

Finnland  (18.  7.)  ^ 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Af rika  (20.  7.)  ^ 

Der  Feind  klarte  vor  gesamter  Front  der  Pz.Armee  nur  mit  sdiwach.  Kraften  auf. 
Vor  der  Front  des  mittl.  Abschnittes  verstarkte  der  Gegner  seine  Artl.  durch  Zu= 
fiihrung  von  schweren  Batterien.  Groliere  Ansammlungen  von  Panzerkampfwagen 
wurden  durch  Luft=  und  Erdaufklarung  festgestellt. 

1  Weisung  Nr.  44  hetr.  Kampffiihrung  in  Nordfinnland,  in:  W.  Hubatsch,  Hitlers 
Weisungen,  a.  a.  O.,  S.  194—96. 

2  „Beurteilung 

der  Lage  und  des  Zustandes  der  Panzerarmee  Afrika  am  21.  7.  1942. 

i.pp. 

2.  Zustand  der  deutsdien  Truppe:  Stichtag  21.  7.  42. 
Starken:  Personell   gleich  30  Prozent, 
Panzer        gleich  1^  Prozent, 
Artillerie    gleich  yo  Prozent, 
Pak  gleich  40  Prozent, 

schw.  Flak  gleich  50  Prozent. 
Die  Gefechtskraft  ist  beeintrachtigt  durch  Nachlassen  der  Spannkraft  infolge 
pausenlosen  Einsatzes,  durch  starke  Ausfalle  an  kampferfahrenem  Personal  sowie 
Fehlen  von  Waffen,  insbesondere  Panzer  und  panzerbrechender  Waffen.  Neu 
eingetroffener  Ersatz  ist  nur  mangelhaft  ausgebildet.  Die  Beweglichkeit  der  Div.en 
ist  durch  Kfz.=Ausfalle  und  verstarkten  Einsatz  von  Kfz.  fUr  Versorgungszwecke 
eingeschrankt.  Es  ist  zu  erwarten,  daji  die  Auffrischung  der  Truppe  in  etwa 
4—5  Wochen  im  wesentlichen  erreicht  ist,  vorausgesetzt,  daji  keine  weiteren 
Verluste  durch  neue  Kampfhandlungen  eintreten  und  dajl  die  vorgesehenen 
Seetransporte  piinktlidi  durchgefUhrt  werden. 

5.-4.  pp. 

5.  Versorgungslage : 

Versorgungslage   gespannt  infolge   dauernder,   zum    Teil   erfolgreicher  Angriffe 

gegen  deutschen  Nachschub  durch  feindl.  Flieger=  und  tlberwasserstreitkr'dfte  auf 

Tobruk  und  Matruk.  Schnelle  Aushilfe   kaum   moglich   infolge  zu  grofler  Ent= 

fernung  von  der  Versorgungsbasis  (Bengasi  und  Tripolis). 

Vorratsbildung  im  Operationsgebiet  infolge  Schiffsverlusten  (Brook  und  Sturla) 

bisher  noch  nicht  gelungen.  Entspannung  ist  abhangig  von  Eintreffen  und  Aus= 

ladung  laufender  KUsten=  und  Italienschiffe,  vom  Einsatz  weiterer  Prahme,  Ein= 

treffen  der  Lokomotiven  und  Inbetriebnahme  der  Eisenbahn. 

Mun.Wesen:  Truppe  in  Auffiillung.  Gesamtbestande  in  Cyrenaika  unter  Einbezug 

der  in  Entladung  begriffenen  Schiffe  fur  weitere  Operationen  entsprediend  augen= 

blicklichem  VJaffenbestand  ausreichend. 

Waffen:  Aus  Neuzuweisung  und  durch  Einstellung  von  Beutewaffen  bis  auf  die 

Hohe  von  50—60^10  ersetzt. 


B.  Kriegstagebuch 

Laufende  Tag=  und  Nachtangriffe  durch  feindl.  Luftwaffe  auf  den  Hafen  Marsa 
Matruk  sowie  Beschiefiungen  wahrend  der  Nacht  durch  feindl.  leichte  Seestreitkrafte 
machen  Anlaufen  des  Hafens  durch  grofiere  Schiffe  zur  Zeit  schwer  moglich. 

Durch  Luftaufklarung  wurde  Vermehrung  der  Schiffe  im  Hafen  von  Suez  um 
iiber  200  000  t  festgestellt.  Hier  wurde  der  grofie  Truppentransporter  ,,Queen 
Elizabeth"  {8^  000  t)  erkannt. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  21. 7. 42 

I.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  21.  Jabo=Angriff  auf  Insel  Wight  mit  Treffern  zwischen  den  Masten 
einer  Funkstation.  1  Feindflugzeug  abgeschossen. 

08.55  Uhr  nordlich  Flamborough  Head  12  Dampfer  Kurs  Slid. 


Panzer:  Z.  Z.  4^  Stuck  bei  Truppe.  In  den  ndchsten  4  Wochen  konnen  noch 
100  Stuck  instandgesetzt  werden. 

Betriebsstoff :  Gesamthestdnde  Cyrenaika  fur  ndchste  Zeit  bei  Stillstand  der  Opera= 
tionen  ausreichend.  Zur  Sicherstellung  weitreichender  Operationen  nicht  aus= 
reichend. 

Kfz.:  Lkw=Verluste  wurden  zu  etwa  50  ^lo  durch  Beute  ersetzt.  Durch  ErsatzteiU 
mangel  hierfur  und  laufende  fdl.  Luftangriffe  (Verluste  tdglich  durchschnittlich 
50  Kfz.)  ist  mit  steigendem  Ausfall  der  Beute  zu  rechnen. 

Verpflegungslage :  Vorerst  allgemein  gesichert.  Durch  Auffindung  groj^erer  Beute= 
bestdnde  auch   im   Operationsgebiet  ausreichende   Bevorratung. 
Wasserversorgung:  Laufende  Versorgung  trotz  umfangreicher  Zerstorungen  der 
Wasserstellen   nach   Einsatz   deutscher  Wasserbaudienste  sichergestellt.   Weitere 
Verbesserungen  zu  erioarten. 
Gesamturteil: 

Die  laufende  Versorgung  der  Truppe  in  der  Alamein=Stellung  ist  sichergestellt. 
Die  Bevorratung  einer  Angriffsoperation  ist  jedoch  von  der  Uberseezufuhr  nach 
Tobruk  und  von  der  Steigerung  des  Kiistennachsdiubes  nach  Matruk  abhdngig. 
6.  Forderungen : 

a)  Besserstellung  in  der  Verteilung  des  Schiffsraumes  gegeniiber  der  ital.  Wehr= 
macht,  um  die  notwendigen  Nachschubgiiter  schnell  nach  Afrika  zu  bringen. 
Diese  Forderung  kann  umsomehr  gestellt  werden,  da  die  Hauptlast  des 
Kampfes  auf  den  deutschen  Verbdnden  ruht. 

b)  Zufuhrung  von  Pz.Kampfwagen  (Langrohr)  in  einer  Hohe,  dafl  die  Pz.Rgt.er 
nicht  nur  aufgefiillt  werden,  sondern  noch  eine  Reserve  von  100  Pz.Kampf= 
wagen  vorhanden  ist. 

c)  Zufuhrung  von  Pz.Spahwagen  so,  dajl  die  5  Aufkl.=Abteilungen  voll  auf= 
gefUllt  werden  konnen  und  noch  eine  Reserve  von  30  Wagen  zur  VerfUgung 
steht. 

d)  Zufuhrung  von  36  Stiick  8,8  cm  Geschiitzen  und  20  10  cm  Kanonen  einschl. 
Zugmittel  zur  Bekdmpfung  der  amerikan.  mittleren  Kampfwagen  M  3  (Pilot) 
sowie  100  Pak  5  cm. 

e)  Zufuhrung  von  Bergemitteln  (Tieflader  und  18  to  Zgkw.)  in  Hohe  von  10  Stiick 
je  Pz.Rgt.  Ohne  die  entsprechende  Zahl  von  Bergemitteln  konnten  eine  grofle 
Anzahl  Pz.Kampfwagen  aus  feindbeherrschtem  Gebiet  nicht  mehr  rechtzeitig 
in  Sicherheit  gebracht  werden. 

f)  Zufuhrung  von  zundchst  1 000  Lkw  zur  AuffUllung  der  bestehenden  LUcken 
und  zum  laufenden  Ersatz  der  tdglichen  Ausfdlle. 

g)  Zufuhrung  besseren  Personalersatzes  als  bisher.  Es  kamen  zum  Teil  Mann-- 
schaften,  die  nur  am  Gewehr  ausgebildet  sind. 

Der  Oberbefehlshaber: 
gez. :  Rommel , 
Generalfeldmarschall." 

516 


22.  Juli  1942 

20.54  Uhr  siidostwarts  Lowestoft  15  Dampfer,  1  Zerstorer  Kurs  Nord. 

17.50  Uhr  siidwestlich  Hartland  Point  20  Dampfer,  6  Vorp.=Boote  Kurs  30  Grad. 

13.53  Uhr  siidwestlich  Milford  21  Dampfer  Kurs  60  Grad. 

Am  19.  7.  wurden  Tynemouth,  Sunderland  und  Middlesbrough  teilweise  bild= 
gedeckt,  dabei  f estgestellt  in  Tynemouth :  219  000  t  Handelsschiff sraum,  in  Sunder= 
land  104  800  t  Handelsschiffsraum,  davon  in  Bau  8y  500  t,  in  Middlesborough 
118  400  t,  davon  im  Bau  71  000  t. 

Eigener  Nachteinsatz:  Insgesamt  25  Flugzeuge  zur  Durchfiihrung  verschiedener 
Zerstoraufgaben  eingesetzt.  Einzelangaben  hieriiber  stehen  noch  aus. 

Der  Feind  flog  in  der  Nacht  zum  22.  mit  insgesamt  60  Flugzeugen  in  das  Reichs= 
gebiet  mit  Schwerpunkt  rhein.=westfal.  Industriegebiet  und  hier  Duisburg  ein.  Ober 
Duisburg  Abwurf  von  300  Spreng=  und  mehreren  tausend  Brandbomben.  Industrie= 
schaden:  August=Thyssen=Hutte  Beschadigung  im  Walzwerk  und  Ausfall  fiir 
8—10  Tage,  insges.  4  000  t  Produktionsverlust  an  Walzwerk=Erzeugnissen.  In  wei= 
teren  12  kleinen  Industrieanlagen  geringe  Schaden.  Einige  Verkehrsschaden.  97  Hau= 
ser  zerstort,  58  schwer=,  711  leicht  beschadigt,  darunter  ein  Reservelazarett  und  ein 
Krankenhaus.  8  Tote,  18  Schwer=  und  72  Leichtverletzte.  Aufierdem  wurden  Bomben 
geworfen  auf  Krefeld,  Gelsenkirchen,  Essen,  Koln  und  andere  Orte  ohne  wesentliche 
Schaden. 

1  Feindflugzeug  durch  Flak,  4  durch  Nachtjager  abgeschossen. 

2.  Mittelmeer: 

Nach  bisherigen  Meldungen  wurde  Malta  wegen  Wetterlage  durch  deutsche  Flug= 
zeuge  nicht  angegriffen. 

Der  Tragerverband  wurde  08.52  Uhr  nordlich  Algier  mit  240  Grad  gemeldet. 
Auf  Grund  neuer  Unternehmung  durch  „Eagle"  mu6  mit  Oberfiihrung  von  etwa 
20—25  Jagdflugzeugen  gerechnet  werden.  Damit  in  Malta  wieder  etwa  110  Feind= 
jager,  wovon  70  einsatzbereit  sein  werden. 

Um  15.45  Uhr  wurden  vor  La  Valetta  2  Schiffe  mit  6—8  Begleitfahrzeugen,  an= 
scheinend  Minenraumboote,  gesichtet  und  dieser  Verband  18.26  Uhr  als  in  La  Valetta 
eingelaufen  gemeldet. 

Im  Mittelmeerraum  werden  9  Feindabschiisse  gemeldet. 

Ital.:  Oase  Siwa  kampflos  besetzt. 

5.  Ostfront: 

Aus  dem  Schwarzmeer=Raum,  dem  Finnischen  Meerbusen  und  dem  Ladoga»See 
keine  besonderen  Meldungen. 

Die  Luftflotte  5  fiihrte  einen  wirkungsvollen  Angriff  auf  feindliche  Batterie= 
stellungen  an  der  Nordwestseite  der  Fischer=Halbinsel  durch. 

Insgesamt  werden  aus  dem  Ostraum  49  Feindabschiisse  gemeldet. 

Die  Aufklarung  nach  Westen  stellte  um  06.00  Uhr  siidostwarts  Jan  Mayen  in 
Qu  17  West  3030  (Marinequadrat  AB  7820)  einen  Zerstorer,  einen  Dampfer 
8—10  000  t  und  einen  Dampfer  ^—y  000  t  Kurs  Nord  fest. 


22.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Der  Feind  weicht  vor  der  Front  nordl.  Taganrog  uberall  auf  Rostow 
zurtick.  Im  Nachstofien  haben  eign.  Krafte  im  Stiden  10  bis  15  km  nach  Osten 
Boden   gewonnen,   nordl.    davon   mit   Panzerkraften   den   Tuzloff   und   den 

517 


B.  Kriegstagebuch 

Krepkatsch  erreicht  und  iiberschritten.  Der  Feind  leistete  hier  schwachen  Wider= 
stand.  Die  aus  dem  Raum  Kamensk  nach  Suden  vorstolienden  Panzerkrafte 
stehen  mit  vordersten  Teilen  zwiscKen  Schachty  und  Rostow,  14.  Pz.Div.  hat 
noch  hartnackigen  Widerstand  nordostw.  Nowotscherkask.  Div.  „Gr.=Deutsch= 
land''  und  16.  I.D.  (mot.)  haben,  aus  dem  Donezknie  nordl.  Krymski  vor= 
stofiend,  Schachty  erreicht.  Uber  die  bei  Zymljanskaja  stehenden  mot.  Ver= 
bande  fehlt  vvegen  Leitungsstorung  Meldung.  Wetter:  sehr  heifi. 

H.Gr.  B: 

Die  siidl.  des  Donez  vorstofienden  Panzer=  und  mot.  Verbande  haben  den 
Tschir  und  die  Zaritza  erreicht  und  hier  Br.=Kopfe  gebildet.  Der  Feind  leistete 
in  Gegend  Bokowkaja  nur  schwachen  Widerstand.  Die  Divisionen  schliefien 
nach  vorn  auf,  weiteres  Vorgehen  erst  nach  Zufiihrung  von  Betriebsstoff  mog= 
lich.  Wetter:  sonnig,  klar,  heifi.  Gegen  den  Briickenkopf  von  Woronesch  setzte 
der  Russe  seine  Panzerangriffe  von  Norden  her  fort.  11  Panzer  wurden  er= 
ledigt.  Auch  siidostw.  und  siidwestl.  Jelez  wurden  starke  feindl.  mit  Pz.n  und 
Artl.  unterstiitzte  Angriffe  des  Feindes  in  Starke  von  2  Batl.en  unter  schweren 
Feindverlusten  abgeschlagen.  Die  feindl.  Luftw.  beteiligte  sich  stark  an  den 
Kampfen.  Wetter:  wechselnd  bewolkt,  windig,  24  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Raum  Demidoff  griff  der  Feind  die  eign.  Stellungen  wiederholt  ohne 
Erfolg  an.  Siidl.  Welish  waren  eign.  Vorstofie  erfolgreich.  Mehr.  Ortschaften 
wurden  genommen. 

H.Gr.  Nord: 

Auf  die  Stellimgen  siidl.  Demjansk  wurden  russ.  Angriffe  abgewehrt.  Die 
Angriffe  auf  die  Landbriicke  siidostw.  Staraja  Russa  haben  am  gestrigen  Tage 
etwas  nachgelassen.  LedigUch  auf  die  Stellungen  der  SS=„T"=Div.  griff  der 
Feind  mit  starkeren  Kraften  ohne  Erfolg  an.  An  der  Wolchow=Front  siidl. 
Salzy  wurden  mehrere  Feindangriffe  mit  60—80  Panzern,  z.  T.  im  Nahkampf, 
abgewehrt.  Bin  neuer  Panzerangriff  ist  im  Gange.  Siidl.  Leningrad  ist  der  Russe 
bis  an  das  Eisenbahnknie  vorgedrungen.  Starkere  Panzeransammlungen  wur= 
den  nordl.  davon  festgestellt. 

Finnland  (19.  7.) 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (21.  7.)  ^ 


1     Fehlt  im  KTB  der  Ski,  Teil  D. 
518 


22.  Juli  1942 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  22. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  22.  7.  im  Westraum  3  Spitfire  durch  Flak  abgeschossen,  1  Beaufighter 
durch  Jager  abgeschossen,  1  Spitfire  abgestiirzt  und  1  Wellington  notgelandet. 

Kampfflugzeuge,  die  zu  Angriffen  gegen  Zerstorziele  eingesetzt  waren,  ihre 
Aufgabe  jedoch  wegen  Wetters  und  der  Feindabwehr  abbrechen  mufiten,  griffen  als 
Ausweichziele  Kaianlagen  von  Brighton  und  das  Stadtgebiet  von  Hull  an. 

Siidostl.  Lowestoft  21.20  Uhr  16  Dampfer  Kurs  Nord. 

Nordlich  Margate  16.46  Uhr  11  Dampfer  Themse  einlaufend. 

5  km  nordostwarts  Ramsgate  06.35  Uhr  20  Dampfer,  10  Vorp.=Boote  Kurs  Nord. 

Sudlich  Dover  06.38  Uhr  9  Dampfer,  9  Vorp.=Boote,  Kurs  Siidwest. 

Zwischen  Sheerness  und  Chatham  um  09.33  Uhr  nach  Meldung  einer  Ju  88 
Ansammlungen  von  feindlichen  Landungsfahrzeugen. 

Sudlich  Worthing  20.20  Uhr  20  Dampfer  Kurs  Ost. 

Ostwarts  Portland  16.32  Uhr  11  Dampfer,  3  Vorp.=Boote  Kurs  West. 

Vor  Falmouth  14.30  Uhr  14  Dampfer,  2  Zerstorer,  2  S=Boote  Kurs  Nordost. 

80  sm  siidostwarts  Island  (Luftquadrat  26  West  3452)  18.30  Uhr  1  Zerstorer, 
1  Tanker  6  000  t,  1  Bewacher  Kurs  160  Grad. 

Eigener  Nachteinsatz :  11  Flugzeuge  zur  Schiffszielbekampfung;  keine  Ziele  ge= 
funden  bzw.  Fehlwiirfe,  als  Ausweichziel  Ipswich  und  Cromer  angegriffen. 

Keine  Einfliige  ins  Reichsgebiet. 

Wahrend  der  Mittagsstunden  einzelne  Angriffe  durch  Spitfire  in  holl.  Raum 
gegen  Bahnhofe  und  Gleisanlagen.  1  Feindflugzeug  abgestiirzt. 

2.  Mittelmeer: 

Angriffe  auf  die  Flugplatze  Maltas  bei  Tag  und  Nacht. 

Unterstiitzung  der  Panzerarmee  bei  den  Abwehrkampfen.  Nach  Meldung  Flieger= 
fiihrer  Afrika  Lage  vor  D.A.K.  am  22.  7.  vormittags  auf  Grund  Heranfiihrens  star= 
ker  Feindkrafte  gespannt.  Zusammengefafiter  Angriff  durch  Fliegerfiihrer  Afrika 
auf  Panzer  und  Kraftfahrzeugansammlungen.  Nach  Meldung  von  17.20  Uhr  Lage 
wieder  bereinigt;  40  Feindpanzer  abgeschossen  und  insgesamt  2000  Mann  gefangen. 

Bei  Einsatzen  iiber  Malta  5  und  iiber  Afrikafront  6  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

LB  La  Valetta  22.7.  16.48  Uhr:  2  Zerstorer,  4  Geleitboote,  2  kleinere  Handels= 
schiffe,  1  Hafentanker,  1  U=Boot. 

Vor  Alexandrien  lebhafter  Schiffsverkehr. 

15.00  Uhr  nordwestlich  Alexandrien  2  Kreuzer,  4  Zerstorer  Kurs  West.  Dieser 
Verband  bereits  13.25  Uhr  nordlich  Bel  Tim  auf  Westkurs  gemeldet. 

Von  Port  Said  09.45  Uhr  1  Tanker,  1  Dampfer,  8  Bewacher  Kurs  West.  Nach 
ital.  Meldung  Dampfer  torpediert  und  14.20  Uhr  sinkend  beobachtet. 

5.  Ost  front: 

Bei  Einsatzen  vor  den  Sto6armeen  und  im  Raum  der  Lfl.  5  insgesamt  47  Feind= 
flugzeuge  abgeschossen  und  eines  am  Boden  zerstort. 

Aus  dem  Schwarzmeer=Raum,  dem  Finnen=Busen  und  Ladoga=See  keine  beson= 
deren  Meldungen. 

Nach  Augenerkundung  13.25  Uhr  in  Archangelsk  5  mittlere  Handelsschiffe  und 
1  anscheinend  Torpedoboot. 

In  der  Moller=Bucht  auf  Nowaja  Semlja  1  mittlerer  Frachter  und  5  kleine  Handels' 
schiffe  stilliegend  (Luftquadrat  ^7  Ost  2375). 

Lfl.  5  fiihrte  wirkungsvollen  Einsatz  gegen  den  Flugplatz  und  die  Bahnstrecke 
von  Taibola  durch. 


519 


B.  Kriegstagebuch 

23.Julil942 

[Weisimg  Nr.  4s  fur  die  Forisetzung  der  Operation  ^Braunschweig"^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Die  von  Westen  auf  Rostow  und  nordl.  davon  vorstofienden  Divisionen 
erreichten  nach  Durchbrechen  der  Pz.=Grabenstellung  die  Gegend  30  km  nord= 
westl.  Rostow.  Pz.=Krafte  stiefien  bis  an  die  Strafie  Rostow  —  nach  Nordwesten 
vor  und  durchbrachen  auch  hier  eine  Pz.=Grabenstellung.  Rum.  und  deutsche 
Verbande,  die  von  Norden  und  Nordwesten  auf  Rostow  vorstiefien,  erreichten 
mit  vordersten  Teilen  die  Gegend  Sanbek  etwa  35  km  nordnordwestl.  Rostow. 
Von  den  Pz.=Kraften,  die  ostw.  Rostow  vorgestofien  waren  und  den  Don  in 
breiter  Front  erreicht  und  iiberschritten  hatten,  liegen  Meldungen  noch  nicht 
vor. 

H.Gr.  B: 

Im  siidl.  Teil  haben  Inf  .=Verbande  im  Vorgehen  nach  Siidosten  die  Bahnlinie 
Morozowki— Obliwskije  mit  vordersten  Teilen  erreicht.  Nordl.  davon  sind 
die  Div.en  im  Aufschliefien  auf  den  Tschir  bzw.  die  Zaritza.  Nach  Feindmel= 
dungen  und  Fliegerbeobachtung  hat  der  Gegner  bei  Kalatsch  y^  km  westl. 
Stalingrad  eine  Div.  mit  etwa  200  Panzern  ausgeladen,  die  den  Befehl  hat, 
an  der  Liska  die  von  Westen  her  vordringenden  deutschen  Krafte  aufzuhalten, 
um  Zeit  zu  gewinnen,  zwischen  Don  und  Wolga  eine  Abwehrfront  aufzu= 
bauen.  Vor  der  2.  ung.  Armee  richtet  sich  der  Feind  am  Don  zur  Verteidigung 
ein.  In  dem  Don=Bogen  nordostw.  von  Korotojak  feindl.  Pz.=Ansammlungen 
erkannt.  Der  Russe  wiederholte  seine  Pz.=Angriffe  auf  den  Briickenkopf  nordl. 
Woronesch,  die  samtlich  unter  hohen  Feindverlusten  abgewehrt  wurden.  Siid= 
ostw.  Jelez  griff  Feind  in  Rgt.=Starke  die  eign.  Stellungen  an.  Hierbei  gelang  es 
einigen  Feindpanzern,  bis  zu  20  km  nach  Siiden  durchzustofien.  Sie  wurden 
z.  T.  vernichtet,  z.  T.  versuchen  sie  nach  Norden  zu  entkommen.  Westl.  hier= 
von  ist  ein  erneuter  Feindangriff  im  Gange.  Siidostw.  und  westl.  von  Liwny 
waren  wiederholte  Feindangriffe  vergeblich. 

Wetter:  im  Siiden  sehr  heifi  und  trocken,  in  der  Mitte  und  im  Norden  Ge= 
witterschauer,  +  18  Grad,  Strafien  stark  aufgeweicht. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Raume  Brjansk  wurden  mehrere  Partisanenlager  zerstort. 

Nordl.  Bjeloj  versuchten  versprengte  Feindteile,  durch  die  eigenen  Linien 
nach  Westen  durchzubrechen.  Hierbei  verlor  der  Gegner  aufier  137  Gefange= 

1     W.  Hubatsch,  Hitlers  Weisungen,  a.  a.  O.,  S.   196—200.   Vorausgehend:   OKH/ 
Gen.St.d.H./Op.Abt.  (IS/ A)  Nr.  420525/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  23.  Juli  1942. 

520 


23-  Juli  1942 

nen  439  Tote,  darunter  den  Kdr.  der  18.  K.D.,  General  Iwanowo.  Die  an  der 
Strafie  Demidoff  nach  Nordwesten  vorgehenden  eign.  Krafte  nahmen  Ver= 
bindung  mit  den  von  Welish  nach  Siidosten  vorstofienden  Teilen  auf.  Wetter: 
teilw.  bewolkt. 

H.Gr.  Nord: 

An  der  Wolchow=Front  wurde  am  Briickenkopf  siidl.  Salzy  ein  feindl.  Vor= 
stofi  abgewiesen.  Siidl.  davon  wurden  Bereitsteliungen  von  Inf.  und  Panzem 
erkannt.  Im  eign.  Vorstofi  wurde  die  Einbruchstelle  siidl.  Leningrad  bereinigt. 
Kampfe  hier  noch  im  Gange.  Da  der  Feind  in  dieser  Gegend  Panzersperren 
wegraumt,  mufi  mit  weiteren  Angriffen  gerechnet  werden. 


Finnland  (20.  7.) 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 


Naditrag  zur  Ostf  ront: 

I.  Pz.Armee:  Der  Angriff  der  1.  Pz.Armee  gewann  weiterhin  Boden. 

14.  Pz.Div.  nahm  Nowotscherkask. 

Telle  I.D.  „Gr.=Deutschland''  bildeten  einen  Briickenkopf  bei  Melchowskaja. 

97.  lei.Div.  nahm  nach  Hauserkampf  Sullin  und  wehrte  Gegenangriffe  aus 
dem  Ostteil  des  Ortes  ab. 

4.  Pz.Armee:  Ein  kleiner  Briickenkopf  bei  Konstantinowskaja  wurde  zur 
Vermeidung  unnotiger  Verluste  wegen  ungiinstiger  Gelandeverhaltnisse  wie= 
der  zuriickgenommen. 

Briickenkopf  Nikola] ewskaj  a  wurde  erweitert. 

Gegen  Briickenkopf  bei  Zymljanskaja  versteift  sich  Feindwiderstand. 

2g.  I.D.  (mot.)  nahm  Log. 

24.  Pz.Div.  erreichte  nach  Osten  die  Linie  beiderseits  Bystry. 


Panzerarmee  Afrika  (22.  7.) 

Feind  griff  in  Nacht  vom  21.  zum  22.  und  am  22.  7.  im  mittl.  und  nordl.  Abschnitt 
mit  starken  Kraften  an.  Der  Nachtangriff  wurde  von  der  neuseel.  Div.  durdigefiihrt. 
Er  wurde  unter  hohen  Verlusten  fiir  den  Feind  zuriickgeschlagen. 

In  den  friihen  Morgenstunden  griff  1.  Pz.Div.  mit  ihren  Pz. Brig. en,  verstarkt 
durch  Inf.  und  nordl.  anschlieSend  5.  ind.  Inf. Div.,  das  im  Abschnitt  60  km  siid= 
westl.  El  Alamein  angesetzte  DAK  an.  Die  mehrfach  wiederholten  Angriffe  wurden 
unter  Vernichtung  von  60  Feindpanzern  abgeschlagen. 

9.  austral.  Div.  fiihrte  von  Panzern  unterstiitzte,  wiederholte  Vorstolie  aus  der 
Festung  El  Alamein  in  westl.  und  siidwestl.  Richtung  durch.  Die  Vorstofie  wurden 
abgewiesen  bzw.  abgeriegelt.  Im  Siidabschn.  fiihrte  7.  Pz.Div.  rege  Aufklarungs= 
tatigkeit  durch.  Insgesamt  wurden  1  000  Gefangene  eingebracht.  Mit  Fortsetzung 
der  Feindangriffe  in  der  Nacht  vom  22.  zum  23.  7.  und  am  23.  7.  ist  zu  rechnen. 

521 


B.  Kriegstagebuch 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  23. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

In  Abwehr  von  Tageseinfliigen  am  23.  7.  wurden  6  Feindflugzeuge  durch  Jager, 
2  durch  Flak  abgeschossen. 

Einzelflugzeuge  griffen  als  Zerstorziele  das  Flugzeugzellenwerk  Short  und  das 
Flugzeugzellenwerk  Luton,  beide  im  Raum  Bedford,  mit  gutem  Erfolg  an.  Treffer 
in  Werkhallen  wurden  beobachtet.  Als  Ausweichziele  wurden  Ipswich  und  Cromer 
angegriffen. 

Vor  Flamborough  07.35  Uhr  35  Dampfer,  2  Zerstorer  Kurs  Siid. 

Vor  der  Humber=Mundung  08.05  Uhr  27  Dampfer,  2  Zerstorer  Kurs  Nord. 

Nordlich  Cromer  20.55  Uhr  44  Dampfer,  2  Zerstorer  Kurs  Nord. 

Vor  Great  Yarmouth  20.40  Uhr  47  Dampfer,  3  Zerstorer  Kurs  Nord. 

Eigener  Nachteinsatz:  45  Flugzeuge  Do  217  Auftrag  Angriff  auf  Luftwaffenindu= 
strie  Bedford.  Nach  vorlaufigen  Meldungen  Angriff  bei  guter  Sicht,  geringer  Wol= 
kenbedeckung,  aber  starker  Abwehr  durchgefiihrt.  Einzelheiten  stehen  noch  aus. 

Der  Feind  flog  in  der  Nacht  zum  24.  nach  bisherigen  Meldungen  in  den  West= 
raum  mit  Schwerpunkt  Duisburg  und  in  den  Ostraum  mit  Schwerpunkt  Memel  ein. 
Nahere  Meldungen  stehen  noch  aus. 

2.  Mittelmeer: 

Fortsetzung  der  Angriffe  gegen  die  Flugplatze  auf  Malta.  In  Luftkampfen  2  Feind= 
flugzeuge  abgeschossen. 

Unterstiitzung  der  Panzerarmee. 

Nordlich  Alexandrien  (Qu  23  Ost  9236)  um  06.20  Uhr  2  Kreuzer,  6  Zerstorer 
Kurs  Ost. 

5.  Ostfront: 

Aus  dem  Bereich  des  Schwarzen  Meeres,  des  Finnen=Busens  und  des  Ladoga=Sees 
keine  Meldungen. 

Die  Aufklarung  im  Nordmeer=Raum  blieb  ohne  taktisches  Ergebnis.  Gebiet 
westlich  der  Linie  Nordkap— Spitzbergen  fast  wolkenlos,  ostwarts  dieser  Linie  ge= 
schlossene  Bewolkung  in  400  m  Hohe  und  stellenweise  Seenebel. 

An  der  gesamten  Front  67  Abschiisse,  7  Feindflugzeuge  am  Boden  zerstort. 


24.Julil942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Wahrend  der  Feind  hart  nordl.  der  Don=Niederung  westl.  Rostow  noch  zah 
halt,  sind  nordl.  und  ostw.  davon  Panzer=  und  Inf.Div.en  nach  Siiden  vorge= 
stofien  und  nach  Oberwindung  feindl.  Widerstandes  in  die  Stadt  eingedrungen. 
Ostw.  Nowotscherkask  kampfen  Telle  I.D.  „Gr.=Deutschland"  am  diesseitigen 
Don=Ufer  gegen  starkeren  Feind,  der  sich  hier  noch  halt.  Nordwestl.  Konstan= 
tinowskaja  ist  eine  16  t=Briicke  iiber  den  Donez  fertiggestellt.  3.  Pz.Div.  stiefi 
aus  dem  Briickenkopf  Konstantinowskaja  nach  Sudosten  gegen  den  Sal  vor 
und  bildete  einen  Br.=Kopf  bei  Orlowka.  Telle  der  Pz.Div.  besetzten  die  Ho= 
hen  nordl.  dieses  Ortes.  Vor  24.  Pz.Div.  siidl.  Log  versteift  sich  der  Feind. 
Untemehmen  von  Teilen  Rgt.  z.b.V.  Soo  gegen  Eisenbahnstrecke  Salsk— Sta= 
lingrad  war  ohne  Erfolg. 

522 


24.  Juli  1942 

H.Gr.  B 

warf  im  Siidteil  schwache  feindl.  Krafte  an  der  Bahn  Morozowski— Stalin= 
grad  tind  ging  weiter  in  Richtung  Don  vor.  In  der  Mitte  der  H.Gr.  halt  der 
Feind  noch  das  Ostufer  der  Zaritza,  wahrend  nordl.  davon  mot.Div.en  nach 
Uberwinden  mehr.  feindl.  Stellungen  nach  Siidosten  vorstiejSen,  um  das  Ho= 
hengelande  im  Don=Bogen  nordwestl.  Stalingrad  zu  erreichen.  Siidostw.  Jelez 
setzte  der  Feind  seine  AngrifiFe  mit  Panzern  auf  die  eign.  Stellungen  westl. 
des  Don  fort  und  durchbrach  sie  nach  Siiden.  Ein  Gegenstofi  riegelte  die  Durch= 
bruchstelle  ab,  Teile  der  9.  Pz.Div.  sind  zum  Gegenangriff  angetreten.  Auch 
siidl.  Jelez  gelang  dem  Feind  ein  Einbruch.  Bei  Woronesch  hatte  der  Russe 
seine  Angriffe  am  gestrigen  Tage  nicht  wiederholt. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Brjansk  wurden  einige  Partisanendorfer  genommen.  Siidl.  Suchini= 
tschi  feindl.  Kolonnen  im  Marsch  nach  Siiden.  An  der  Nordfront  nordwestl. 
Rschew  wurde  ein  Feindvorstofi  mit  Flammenwerfern  abgewiesen.  Nordl. 
Bjeloj  2  kleinere  vergebl.  Feindvorstofie.  Nordl.  Demidoff  gelang  es,  im  Vor= 
stofi  von  der  Strafie  Demidoff— Welish  nach  Osten  den  Feind  zuriickzuwerfen 
und  das  Hohengelande  bei  Lugi  in  Besitz  zu  nehmen. 

H.Gr.Nord: 

An  der  Landbriicke  siidl.  Staraja  Russa  wurde  ein  Angriff  aus  Siiden  abge= 
schlagen.  Im  Norden  ist  der  Angriff  noch  im  Gange.  Wiederholte  Feindangriffe 
siidl.  Briickenkopf  Salzy  wurden  abgewehrt.  Siidwestl.  Leningrad  vergebl. 
feindl.  Inf.=Vorstol2  bei  Kolpino.  Westl.  davon  gelang  es  dem  Gegner,  an  der 
Stralie  nach  Siiden  durchzubrechen.  Die  Durchbruchsstelle  ist  abgeriegelt.  Mehr. 
vergebl.  Angriffe  auf  die  Stellungen  siidl.  Oranienbaum. 


Finnland  (21.  7.) 

An  der  Landenge  beiders.  Artl.=Tatigkeit,  bei  der  auch  Artl.  des  Kronstadter 
Forts  teilnahm. 

Feindl.  Angriffe  auf  die  Stellungen  nordl.  Leningrad  wurden  abgewiesen.  Im 
Raum  der  Gr.  Maselskaja  wurde  eine  Partisanengruppe  von  900  Mann  festgestellt, 
die  den  Auftrag  hat,  bis  in  Gegend  Eisenbahnkreuzung  Suojarvi  vorzustofien. 


Panzerarmee  Afrika  (23.  7.) 

Wahrend  des  Tages  geringe  Spahtrupp=  und  Artl.=Tatigkeit,  Der  Gegner  unter= 
nahm  in  den  Abendstunden  einen  VorstoS  im  nordl.  Absdinitt,  der  abgewiesen 
wurde. 

Die  Luftwaffe  griff  wie  bereits  am  Vortage  unter  Einsatz  aller  verfiigbaren  Krafte 
feindl.  Pz.=Bereitstellungen  und  Kfz.=Ansammlungen  an. 

Bei  den  Angriffen  am  22.  7.  wurde  eine  Anzahl  von  Pz.Kampfwagen  zerstort  und 
zahlreidie  Brande  erkannt. 


523 


B.  Kriegstagebuch 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  24. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bewaffnete  Aufklarung  vor  der  engl.  Kiiste  durch  wenig  Flugzeuge.  Ein  Angriff 
mit  4  SC  500  auf  Withernsea  Bahnhof  und  Stadt.  Detonation  und  Einsturz  von 
Hausern  beobachtet. 

2  Abschiisse  durdi  Flak,  davon  einer  durdi  Marineflak. 

Kein  Nachteinsatz. 

Einfliige  ins  Reichsgebiet  fanden  nicht  statt.  Einfliige  in  das  besetzte  franz.  Gebiet 
mit  wenigen  Flugzeugen.  Keine  Schadensmeldungen. 

07.27  Uhr  30  sm  nordlich  Cromer  6  Dampfer  Kurs  Nord. 

05.35  Uhr  nordostwarts  Harwich  63  Dampfer,  2  Zerstorer  und  S=Boote  Kurs  Siid. 

07.20  Uhr  siidlich  Dungeness  5  kleine  Dampfer  Kurs  Nordost. 

22.30  Uhr  bei  Start  Point  12  Dampfer  Kurs  West. 

22.23  Uhr  ostwarts  Falmouth  4  Dampfer  Kurs  West. 

21.30  Uhr  Eingang  Bristol=Kanal  19  Dampfer  Kurs  10  Grad. 

Ostlich  der  Faroer  18.55  ^  Tanker,  1  Korvette  Kurs  Westnordwest. 

Nordlich  Shetlands  in  Qu  16  West  2234  1  Dampfer  10  000  t  ohne  Kursangabe. 

2.  Mittelmeer: 

14  Abschiisse.  Kein  Nachteinsatz. 

Malta  wurde  am  Tage  angegriffen,  wobei  Brande  auf  Lucca  beobachtet  wurden. 

Fliegerfiihrer  Afrika  meldet:  Jagdverbande  bei  Aufklarung  und  freier  Jagd  bisher 
19  Abschiisse. 

Bei  Angriff  auf  ital.  Geleit  durch  engl.  Torp,=Flugzeuge  Torp.=Treffer  auf  „Vettor 
Pisani"  (6339  t)  im  Achterschiff.  3  Abschiisse  durch  Bordflak.  Ital.  Flugzeugsicherung 
fehlte  trotz  Abmachung. 

Westlich  Kap  St.  Vincent  Qu  23  West  5815  um  10.57  Uhr  10  Dampfer,  2  Vorp.= 
Boote,  2  Korvetten  Kurs  300—320  Grad. 

Malta  08.15   Uhr  Lichtbilderkundung :   2  Zerstorer,   2   Dampfer,  5   Geleitboote, 

1  Hafentanker,  1  U=Boot. 

Nordostwarts  Alexandrien  06.17  Uhr  2  Dampfer,  1  Zerstorer,  2  Vorp.=Boote,  Kurs 
300  Grad. 

07.00  Uhr  3  Dampfer,  3  Vorp.=Boote  20  sm  vor  Alexandrien  einlaufend. 

Alexandrien  Lichtbilderkundung  (vorlaufige  Auswertung)  10.46  Uhr:  Franz.  Ein= 
heiten  unverandert,  2  Zerstorer,  3  Geleitboote,  3  Bewacher,  4  kleine  Kriegsschiffe, 
4  Tanker  zus.  23  000  t,  12  Frachter,  davon  2  im  Dock,  zus.  46  000  t.  Vor  der  Einfahrt 

2  Sperrfahrzeuge,  2  Frachter  je  10  000  t  in  den  Hafen  einlaufend. 

Nordostlich  Port  Said  15.20  Uhr  4  Dampfer,  5  Vorp.=Boote  Kurs  Nordost. 

Suez  Lichtbilderkundung  23.7.  09.25  Uhr:  4  Zerstorer,  davon  2  griechische,  54 
Frachter  zus.  272  000  t,  4  Fahrgastschiffe  77  500  t,  6  Tanker  25  300  t. 

Abu=Zenima  10.45  Uhr  Lichtbilderkundung:  1  Frachter  1500  t,  2  kleine  Hafen= 
fahrzeuge. 

3.  Ostfront: 

60  Abschiisse. 

Unterstiitzung  der  Angriffsarmeen. 

Eismeer:  Nordlich  Langanes  (Island)  26  West  4735  16.40  Uhr  7  Dampfer  Kurs 
Siid.  Um  16.50  Uhr  durchgefiihrter  Luftangriff  blieb  ohne  Wirkung. 


524 


25-  Juli  1942 

25.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Wie  bereits  gemeldet,  drangen  die  Truppen  der  angreifenden  Div.en  nach 
Brechen  des  Widerstandes  nordl.  Rostow  in  die  Stadt  ein.  Sauberung  ist  im 
Gange.  Teile  der  Pz.=Krafte  sind  im  Obergehen  auf  das  siidl.  Don=Ufer  in 
Richtung  Bataisk.  Weitere  Teile  setzen  westl.  davon  iiber  den  Flufi.  Nordostw. 
Rostow  wurde  von  Teilen  der  14.  Pz.Div.  Nowotscherkask  genommen.  Ostw. 
davon  gelang  es  Teilen  der  Div.  „Gr.=Deutschland'',  den  Don  zu  iiberschreiten, 
einen  Briickenkopf  zu  bilden  und  in  Richtung  Siid  auf  Soussatska  vorzugehen. 
Uber  die  ostwarts  hiervon  vorgehenden  Pz.=Krafte  liegt  noch  keine  Meldung 
vor. 

H.Gr.  B: 

Aus  Gegend  Morozowski  gingen  Pz.=Verbande  in  Richtung  Don  vor  mit 
dem  Auftrag,  bei  Nisch  Tschiskaja  einen  Briickenkopf  zu  bilden  und  nordl. 
davon  Obergange  iiber  die  Liska  zu  schaffen.  Westl.  Kalatsch  starker  Kampf 
mit  feindl.  Nachhuten.  V.Abt.en  der  3  mot.Div.en,  von  Norden  kommend,  ste= 
hen  kurz  vor  Kalatsch.  Die  nordl.  hiervon  vorgestoJSenen  Pz.=Krafte  durch= 
brachen  die  feindl.  Stellungen  und  sind  im  Vormarsch  auf  die  Hohen  siidostw. 
Pletkaja.  Im  Hintergelande  verteidigen  sich  die  durchstofienen  feindl.  Krafte= 
gruppen  noch  zah.  Hierauf  sind  Teile  der  60.  mot.  und  113. 1.D.  angesetzt. 
Siidl.  Swoboda  gelang  es  ung.  Spahtrupps  an  mehreren  Stellen,  iiber  den  Don 
zu  setzen  und  die  feindl.  Postierungen  nach  Osten  zuriickzuwerfen,  Vergebl. 
Angriffe  auf  den  siidl.  Teil  des  Woronescher  Briickenkopf  es.  Nordl.  der  Stadt 
setzte  der  Feind  seine  starken,  mit  Pz.n  und  Luftw.  unterstiitzten  Angriffe  auf 
die  Stadt  fort.  Etwa  100  Panzer  wurden  beim  Feinde  gezahlt.  14  feindl.  Pan= 
zern  gelang  es  nordwestl.  der  Stadt,  durch  die  eign.  HKL  durchzubrechen.  Bei 
den  Kampfen  wurden  bisher  62  Feindpanzer  vernichtet.  Angriffe  nordl.  davon 
wurden  durch  eign.  Artl.  zerschlagen.  An  der  gestrigen  Einbruchstelle  siidostw. 
von  Jelez  griff  der  Feind  weiter  mit  Panzern  an.  Die  gestern  durchgebrochenen 
Teile  wurden  von  eign.  Panzer=  und  Inf.Abt.en  von  Siiden  angegriffen  und 
nach  Norden  zuriickgeschlagen.  Die  Zahl  der  vernichteten  Panzer  im  Raume 
Woronesch  und  nordlich  davon  am  gestrigen  Tage  ist  auf  103  Panzer  ge= 
stiegen. 

H.Gr.Mitte: 

Bei  der  Partisanenbekampfung  an  der  Bahn  zwischen  Brjansk  und  Roslawl 
wurden  in  einem  Mun.=Depot  8  000  Schufi  Artl.=Munition  sichergestellt.  Meh= 
rere  Ortschaften  wurden  genommen,  der  Feind  vernichtet.  Zwischen  Demidoff 
und  Welish  griff  Russe  die  neugewonnenen  Stellungen  mit  Panzern  an.  Er 
wurde  abgewiesen.  Siidl.  Welish  ist  eign.  Vorstofi  im  Gange. 

525 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Nord: 

Am  nordl.  Teil  der  Landbriicke  siidostw.  Staraja  Russa  wurde  die  alte  Front 
durch  Vorstofi  wiederhergestellt.  Siidl.  Salzy  versuchte  der  Feind  vergebl.,  die 
Einbruchsstelle  zu  erweitern.  Siidostw.  und  hart  siidl.  Leningrad  wurden  wei= 
tere  feindl.  Vorstofie  abgewiesen  und  Bereitstellungen  durch  Artl.  zerschlagen. 


Finnland  (22.  7.) 

Aufier  mehr.  gewaltsamen  Aufkl.=Versudien  an  der  Aunusfront  keine  bes. 
Kampfhandlungen.  Der  Mun.=Einsatz  der  feindl.  Artl.  am  Vortage  auf  der  Land^ 
enge  wird  auf  15  000  Schufi  geschatzt. 

Nordostfront:  Im  Nordostabschn.  wurde  ein  finn.  Gefangenenlager  iiberf alien, 
das  Verpflegungslager  gepliindert  und  die  Gefangenen  befreit.  Die  Gefangenen 
konnten  bis  auf  wenige  wieder  eingebradit  werden.  Im  gleichen  Raum  eine  Gleis= 
sprengung. 

(Geb.)  AOK  20:  Keine  grofieren  Kampfhandlungen,  Auf  beiden  Seiten  vermehr= 
ter  Einsatz  von  Brandmunition  und  Brandbomben  zur  Erzeugung  von  Waldbranden. 
Sauberungsaktion  von  feindl.  Streif=  und  Zerstorungstrupps  im  Gauge. 


Panzerarmee  Afrika  (24.  7.) 

Aufier  eign.  Umgruppierung  und  kleineren  feindl.  Erkundungsvorstofien  keine 
besonderen  Ereignisse. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  25. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Aus  dem  Westraum  keine  besonderen  Meldungen. 

Ostwarts  Cromer  22.05  Uhr  30  Dampfer  Kurs  Nord. 

Themse  auslaufend  08.14  Uhr  20—25  Dampfer. 

Nordostw.  Margate  gegen  21.00  Uhr  Geleitzug  30—40  Dampfer,  7—8  anscheinend 
Torp.=Boote  Kurs  Siidost. 

Uber  den  nordsteuernden  Gibraltargeleitzug  keine  neuen  Meldungen. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

Der  Feind  flog  in  der  Nadit  zum  26.  mit  120  Flugzeugen  in  den  Westraum  und 
mit  30  Flugzeugen  in  den  Ostraum  ein. 

Im  Westen  Schwerpunkt  Duisburg,  dort  31  Hauser  total  zerstort,  175  schwer, 
142  leicht  beschadigt.  Einiger  industrieller  Sdiaden.  10  Tote,  20  Verletzte,  mehrere 
Verschiittete.  9  Abschiisse  durch  Naditjager,  2  durdK  Flak. 

Im  Osten  Storangriffe  im  Raume  Gerdauen,  Pillau,  Memel  mit  einigen  Bomben= 
abwiirfen  ohne  besondere  Sdiadensmeldungen. 

2.  Mittelmeer: 

Fortsetzung  der  Angriffe  auf  Luca,  La  Venezia  und  Halfar. 

Einsatz  zur  Aufklarung  und  zur  Sicherung  eigener  Geleite.  Eine  Hurricane  ab= 
geschossen. 

Vor  Marsa  Matruk  10.46  Uhr  5  S=Boote  Kurs  100  Grad  (eigene?). 

Reger  Geleitverkehr  zwischen  Alexandrien  und  Haifa. 

07.30  Uhr  20  sm  westl.  Haifa  4  Dampfer,  1  Tanker,  4  Bewacher  und  3  Geleitboote 
Kurs  180°.  Im  Angriff  durch  eine  Kette  Kampfflugzeuge  nach  Vorausmeldung  eine 
Einheit  auf  dem  Vorschiff  Treffer  1  SC  250.  Keine  genaueren  Wirkungsbeobach= 

526 


26.  Juli  1942 

tungen  wegen  starker  Abwehr.  Im  Seeraum  vor  dem  Nildelta  zahlreiche  SchnelU 
boote  und  einige  Zerstorer. 

Belegung  La  Valetta  nach  Lichtbild  25.7.  08.00  Uhr.: 

1  Zerstorer,  3  U=Boote,  1  Geleitboot,  4  Bewacher,  2  Handelsschiffe,  1  Tanker. 

Belegung  Haifa:  07.30  Uhr  nach  Lichtbild:  1  Kreuzer  „Dido"=Klasse,  1  „Aurora"= 
Klasse,  3  Zerstorer,  1  griech.  Zerstorer,  1  griech.  Torp.=Boot,  5  Geleitboote,  1  Minen= 
sucher,  5  U=Boote,  1  griech.  U=Boot,  1  Laz.=Schiff,  1  Fahrgastschiff,  1  Tanker, 
6  Frachter. 

Suez  07.30  Uhr:  3  Zerstorer,  3  griech.  Zerstorer,  1  unbek.  Kriegsschiff  (Attrappe?), 
1  Laz.=Schiff,  4  Fahrgastschiffe,  10  Tanker,  35  Frachter,  davon  einer  im  Dock. 

In  der  Nacht  zum  25.  Feindangriff  auf  Flugplatz  Iraklion,  hierbei  5  Ju  52  be= 
schadigt.  Eigene  Flak  behindert  durch  gleichzeitige  Riickkehr  eigener  Kampfflug= 
zeuge. 

5.  Ostfront: 

Im  Rahmen  der  Einsatze  zur  Unterstiitzung  der  Armeen  43  Feindflugzeuge  abf 
geschossen. 

Auf  der  Wolga  2  Tanker  je  3  000  t  in  Brand  geworfen  (Raum  Stalingrad).  Auf 
dem  Unterlauf  der  Wolga  mehrere  Schleppziige  angegriffen,  ein  Schleppdampfer 
beschadigt,  4  Schleppkahne  in  Brand  geworfen,  teils  explodiert. 

Bei  Asow  ein  Kanonenboot  durch  Luftwaffe  versenkt. 

Auf  Grund  der  Zielwirkungsbilder  iiber  den  Angriff  auf  den  Hafen  Noworossijsk 
am  2.7.42  bestatigt  sich  die  Versenkung  der  als  vemichtet  gemeldeten  Schiffe: 
1  Gro6zerst6rer  „Taschkent"=Klasse,  1  Zerst.  „Gnewny"=Klasse,  1  Fahrgastschiff 
4  000  t.  Das  als  vernichtet  gemeldete  Frachtschiff  von  9  000  t  ist  zweifellos  schwer 
beschadigt  und  wird  wahrscheinlich  auf  Grund  sitzen,  seine  Vernichtung  ist  jedoch 
nicht  anzunehmen.  Es  ist  wahrscheinlich,  da6  die  als  beschadigt  aufgefiihrten 
3  Frachter  sowie  ein  Schwimmdock  Beschadigungen  davongetragen  haben;  der  Um= 
fang  derselben  ist  nicht  klar  erkennbar. 

Aus  dem  Schwarzmeerraum,  dem  Finnenbusen  und  dem  Eismeer  keine  beson= 
deren  Meldungen. 


26.  Juli  1942  i- 

Lagebericht  OKH  '^^ 

Osten  2 

H.Gr.  A: 

Die  Don=Brucke  sudl.  Rostow  wurde  gestern  abend  21.00  Uhr  fertiggestelli 
Im  Raume  siidostwarts  und  ostwarts  Nowotscherkask  sauberten  14.  Pz.Div. 
und  Telle  „Gr.=Deutschland''  und  nahmen  einige  Ortschaften.  Der  Briicken= 
kopf  bei  Metschowskaja  wurde  erweitert,  Vorausabteilungen  nahmen  Kalinin 
etwa  20  km  siidl.  des  Don.  Die  Don=Briicke  wird  am  26.  7.  fertiggestellt.  Telle 
3.  Pz.Div.  gewannen  im  Vorgehen  nach  Siidosten  Briickenkopf  iiber  den  Sal 
bei  Martinowka.  Siidlich  Zymljanskaja  griff  der  Feind  mehrmals  vergeblich 
die  Briickenkopfstellungen  an.  Wege  durch  Gewitterregen  verschlechtert.  Ab* 
kiihlung. 

H.Gr.  B: 

Im  Siidteil  wurde  von  den  nach  Osten  vorgehenden  Divisionen  die  Gegend 
20  km  westlich  Tschirskaja  erreicht.  Nordlich  davon,  etwa  30  km  nordwestlich 

527 


B.  Kriegstagebuch 

Kalatsch,  wurden  mehrere  Feindangriffe  am  Liska=Abschnitt  abgewiesen.  Mot. 
Divisionen,  die  von  Norden  iiber  die  Hohen  des  Don=Bogens  vordrangen, 
erreichten  die  Gegend  Wegekreuz  westl.  Kalatsch.  Siidwestl.  Losowo  wurden 
Obersetzversuche  iiber  den  Don  durch  ungarische  Truppen  vereitelt.  Angriffe 
des  Feindes  mit  etwa  jo  Panzern  auf  den  Nordteil  des  Briickenkopfes  Woro= 
nesch  wurden  unter  erheblichen  Feindverlusten  zuriickgeschlagen.  14  Feindpz. 
wurden  erledigt,  3  aufier  Gefecht  gesetzt.  Angriffe  des  Russen  mit  Pz.n  gegen 
die  Einbruchsstelle  siidsiidwestlich  Jelez  wurden  zuriickgeschlagen,  Panzer=  und 
Inf.=Verbande  setzten  die  Bereinigung  der  Einbruchsstelle  fort  und  nahmen 
mehrere  Ortschaften  wieder  in  Besitz.  Mit  weiteren  Angriffen  in  dieser  Gegend 
ist  zu  rechnen.  Auch  siidlich  und  nordwestlich  Liwny  griff  der  Feind  vergeblich 
an.  Bin  voriibergehender  Einbruch  am  Nordfliigel  der  Heeresgruppe  wurde  im 
Gegenstofi  bereinigt  und  der  Feind  vernichtet. 

Wetter:  mittags  Gewitterregen,  Wege  in  den  Niederungen  z.  T.  schwierig 
befahrbar. 

H.Gr.Mitte: 

Ein  mit  Artl.=Vorbereitung  vorgetragener  feindl.  Angriff  auf  den  Siidflligel 
der  H.Gr.  siidlich  Nowosil  wurde  abgeschlagen.  Siidl.  Brjansk  wurden  den 
Partisanen  mehrere  Ortschaften  entrissen  und  Gegenangriffe  abgewehrt.  Zwi= 
schen  Demidoff  und  Welish  gingen  eigene  Krafte  weiter  nach  Osten  vor,  nah= 
men  mehrere  Ortschaften  und  wiesen  feindl.  Pz.=Angriffe  ab. 

Wetter:  bedeckt. 

H.Gr.  Nor d': 

Siidlich  Salzy  wurden  Bereitstellungen  des  Feindes  durch  Artillerie  zer= 
sprengt.  Ein  Angriff  der  Russen  siidl.  Leningrad  hatte  einen  Einbruch  bei  einer 
Inf.Div.  zur  Folge.  Gegenstofi  im  Gange.  Ostwarts  Urizk  wurden  fdl.  Bereit= 
stellungen  mit  Artl.  zerschlagen. 

Nachtrag  zur  H.Gr.  A: 

Die  siidwestlich  von  Rostow  iiber  den  Don  gesetzten  Krafte  stiefien  nach 
Sliden  vor,  nahmen  Koissuk  und  sind  im  Angriff  auf  Bataisk.  Siidostwarts 
Rostow  wurde  der  Don  an  mehreren  Stellen  iiberschritten,  die  siidl.  des  Don 
befindlichen  Feindstellungen  iiberrannt.  Vorderste  Telle  im  Vorgehen  auf 
Olginskaja. 

Finnland  (24.  7.) 

Im  Finnisdien  Meerbusen  erzielten  Kiistenbatterien  Treffer  auf  feindl.  Schi£fs= 
einheiten. 

Nordostfront:  Aufier  beiderseitiger  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  keine  beson= 

1  Meldung  der  H.Gr.  Nord  an  OKH/Op.Abt.  betr.  „Nordlicht"  vom  26.  ]uU  1942. 
528 


26.  Juli  1942 

deren  Kampfhandlungen.  An  der  Westkiiste  des  Sudteils  der  Fischerhalbinsel  wur= 
den  Befestigungsarbeiten  erkannt.  In  Eina  Guba  wurde  starker  Lkw=Verkehr  fest= 
gestellt. 

Panzerarmee  Afrika  (25.  7.) 

Au6er  Aufklarungs=  und  Artl.=Tatigkeit  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  26. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

In  Abwehr  von  Tageseinfliigen  wurden  4  Feindflugzeuge  abgeschossen,  3  Feind= 
flugzeuge  sind  abgestiirzt,  3  weitere  Flugzeuge  wahrscheinlich  abgestiirzt. 

Jabos  griffen  wahrend  des  Tages  eine  kleine  Ortschaft  nordlich  Start  Point  ohne 
besondere  Wirkungsbeobachtung  an. 

In  Middlesbrough  01.05  Uhr  eine  aus  dem  Siiden  eingelaufene  Sammelfahrt  von 
20  Dampfern  zu  Anker. 

20  sm  ostwarts  Hartlepool  01.10  Uhr  20—30  Dampfer  und  2  Zerstorer  Kurs  Siid. 

20  sm  nordlich  Cromer  06.55  Uhr  17  Dampfer  Kurs  Nord. 

30  sm  nordnordost  Great  Yarmouth  28  Dampfer  um  21.15  Uhr  Kurs  Nordwest. 

Siidwestlich  Portland  15.00  Uhr  14  Dampfer,  1  Bewacher  Kurs  West. 

Siidostwarts  Start  Point  22.28  Uhr  9  Dampfer,  4  Bewacher  Kurs  30  Grad. 

30  sm  siidlich  Falmouth  20.40  Uhr  16  Dampfer,  1  Zerstorer,  6  Bewacher  Kurs 
300  Grad. 

Im  Atlantik  in  24  West  7347  (320  sm  westHch  Kap  Finisterre)  11.12  Uhr  Geleit= 
zug  von  18  kleineren  Dampfern  und  5  Vorp.=Booten  Kurs  350  Grad. 

In  24  West  8165  (360  sm  westlich  Porto)  08.57  Uhr  1  Fahrgastdampfer  7—12  000  t 
mit  2  Ein=Schornstein=Zerstorern,  Kurs  360  Grad. 

In  der  Nacht  zum  27.  kein  eigener  Einsatz. 

In  der  Nacht  zum  26.  wurde  Middlesbrough  von  22  Flugzeugen  aus  Hohen  zwi= 
schen  700  und  1500  m  bei  guten  Sichtverhaltnissen  mit  22,4  t  Sprengbomben  und 
5  600  Brandbomben  angegriffen.  Angriffsschwerpunkt  iiber  der  Bau=  und  Reparatur= 
werft  am  Tees=Knie.  Die  Masse  der  Bombeneinschlage  wurde  im  befohlenen  Ziel= 
gebiet  erkannt,  Explosionen  und  groSe  Brande  beobachtet.  Mit  einer  der  Zahl  der 
angreifenden  Flugzeuge   entsprechenden   guten  Wirkung   kann  gerechnet  werden. 

Der  Feind  flog  in  der  Nacht  zum  27.  mit  etwa  100  Flugzeugen  in  das  nordwest= 
deutsche  Kiistengebiet  ein  mit  Schwerpunkt  Hamburg.  Abwurf  von  zahlreichen 
Spreng=  und  sehr  zahlreichen  Brandbomben.  17  industrielle  bzw.  kaufmannische 
Betriebe  beschadigt.  Krankenhauser  und  Bahnhof sanlagen  getroffen.  Hauserschaden, 
insbesondere  Brandschaden,  besonders  im  ostwartigen  Teil  der  Stadt.  Uber  Per= 
sonenverluste  noch  keine  abschliefienden  Meldungen.  Mit  einer  Anzahl  Verschutte=> 
ten  mu6  gerechnet  werden.  3  Schlepper  am  Pulverkai  gesunken. 

7  Flugzeuge  flogen  in  den  Raum  Jiitland— Schleswig=Holstein  und  2  in  Westfalen 
ein. 

Nach  bisherigen  Meldungen  der  Luftwaffe  6  Feindflugzeuge  durch  Flak  und  12 
durch  Jager  abgeschossen. 

2.  Mittelmeer: 

Das  II.  Flieger=Korps  setzte  in  3  zusammengefa6ten  Einsatzen  die  Angriffe  gegen 
die  Flugplatze  La  Venezia,  Halfar  und  Luca  fort.  Gute  Trefferlage  wird  gemeldet. 
Die  Zerstorung  von  3  Feindflugzeugen  am  Boden  wurde  beobachtet.  Der  eigene 
Begleitschutz  von  50  Jagern  hatte  erst  beim  dritten  Einsatz  Feindberiihrung,  wobei 
1  Spitfire  abgeschossen  wurde. 

529 


B.  Kriegstagebuch 

In  Nordafrika  wegen  Sandsturms  geringe  Einsatztatigkeit.  2  Feindflugzeuge  wur= 
den  durch  Flak  abgeschossen. 

Ein  eigener  Aufklarer  wurde  im  Seeraum  zwischen  Port  Said  und  Alexandrien 
durch  Feindjager  abgeschossen.  Zwischen  diesen  Sttitzpunkten  zeichnet  sich  eine 
sehr  Starke,  gut  gefiihrte  Feindjagd  ab,  die  bisher  noch  aufierhalb  der  Reichweite 
unserer  Jager  Hegt. 

Die  Aufklarung  erbrachte  vor  der  afrikanischen  Kiiste  keine  besonderen  Er= 
gebnisse. 

3.  Ostfront: 

Wirkungsvoller  Einsatz  im  Raum  der  Angriffsarmeen.  Am  26.  insgesamt  124 
Feindflugzeuge  abgeschossen. 

In  Fortsetzung  des  Kampfes  gegen  die  riickwartigen  Verbindungen  des  Feindes 
wurden  auf  der  Wolga  in  Dammerungs=  und  Nachteinsatzen  ein  1200  t  Dampfer, 
2  Tanker,  5  Lastkahne  und  1  Schlepper  versenkt,  ferner  ein  1000  t  Dampfer  und 
ein  2  000  t  Dampfer  beschadigt,  2  Tanker  in  Brand  geworfen,  1  Schlepper  in  Brand 
geworfen,  2  Lastkahne  beschadigt  und  4  Tanker  zu  je  1000  t  ohne  besondere  Wir= 
kungsbeobachtung  angegriffen. 


27.Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  A: 

Nach  Abschlagen  mehr.  Gegenangriffe  wurde  das  stark  befestigte  Bataisk 
gestiirmt.  Kampf  dauert  noch  an.  Westl.  davon  wurde  der  Br.=Kopf  Koissuk 
nach  Siiden  in  Richtung  Kuleschowka  erweitert.  Im  riickw.  Gelande  siidostw. 
Schachty  wurden  mehr.  Widerstandsnester  vernichtet  und  die  Gegend  weiter 
von  Feindresten  gesaubert.  Telle  Div.  „Gr.=Deutschland''  und  16. 1.D.  (mot.) 
stielien  aus  ihren  Briickenkopfen  nach  Siiden  weiter  vor  in  Richtung  auf  den 
Manytsch=Flufi.  Gegen  den  Br.=Kopf  Orlowka,  der  erweitert  wurde,  vergebl. 
Feindangriffe.  Starker  Feinddruck  gegen  den  Briickenkopf  Zymljanskaja.  Wei= 
tere  Bereitstellungen  siidl.  davon  lassen  auf  neue  Angriffe  des  Feindes 
schliefien. 

Auf  dem  Nordfliigel  der  H.Gr.  gehen  rum.  Div.en  nach  Osten  in  Richtung 
Don  vor  und  erreichten  das  Hohengelande  in  Gegend  Ilin  und  siidl.  davon. 

H.Gr.  B 

stiefi  mit  Teilkraften  nach  Osten  vor,  bildete  einen  Briickenkopf  iiber  den 
Tschir  nordl.  Tschirskaja  und  steht  dort  im  Kampf  mit  Feind,  der  das  West= 
ufer  des  Don  halt.  Nordl.  des  Tschir  stehen  die  Spitzen  der  vorgehenden 
Panzer=  und  Inf.Div.en  im  Gefecht  mit  starken  feindl.  Panzerkraften  nord= 
ostw.  Kalatsch  und  sudl.  Manoilin.  Nordl.  Kalatsch  stehen  eign.  mot.  Krafte 
im  Kampf  mit  Feind,  der  das  Nordufer  des  Don  zah  verteidigt.  AUein  die 
3.  I.D.  (mot)  konnte  hier  27  Feindpanzer  an  einem  Tage  erledigen.  Im  Raume 
Wonzy  gehen  feindl.  schwache  Krafte  vor  eign.  nach  Osten  vorgehenden  Jg.= 
Kraften  zuriick.  Nordl.  Woronesch  wurden  mehr.  Angr.  abgeschlagen.  Nach 

530 


27-  Juli  1942 

Gefang.=Aussagen  soUen  hier  60  Panzer  eingesetzt  sein,  von  denen  im  Laufe 
des  gestr.  Tages  22  erledigt  wurden.  Neue  Zufiihrungen  des  Feindes  auf  den 
Bahnen  ostw.  und  siidl.  Woronesch  lassen  auf  erneute  Angr.  schliefien.  Eign. 
Inf.  und  Panzer  stiefien  zur  Bereinigung  der  Einbruchstelle  siidl.  Jelez  kon= 
zentrisch  vor  und  konnten  durch  Vereinigung  der  vorstofienden  Telle  von 
Osten  undWesten  die  Einbruchsstelle  abriegeln  und  einenKessel  bilden.  Westl. 
davon  und  siidl.  Liwny  wiederholte  der  Feind  seine  mit  Artl.  und  Panzern 
vorgetragenen  Angriffe,  die  unter  schweren  Feindverlusten  abgeschlagen  wur= 
den.  Das  Wetter  im  Bereidi  der  beiden  H.Gruppen  ist  sonnig,  klar,  warm. 
Temp,  bis  28  Grad  ansteigend,  Wege  iiberall  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  riickw.  Gelande  siidostw.  von  Trubschewsk  wurde  das  Waldgeliinde  ge= 
saubert  und  mehr.  Ortschaften  der  Partisanen  zerstort.  Auf  dem  Nordfliigel 
der  H.Gr.  gelang  es  eign.  Kraften,  im  Vorstol?  nordl.  Demidoff  und  ostw. 
Welish  sich  zu  vereinen  und  siidostw.  Welish  Feindteile  in  Starke  von 
2  Batl.en  einzuschliejSen.  Trotz  starker  Gegenangriffe  wurde  der  Kessel  kon= 
zentrisch  verengt.  Wetter:  bewolkt,  Wege  durch  Gewitterregen  teilw.  ver= 
schlechtert. 

H.Gr.  Nord: 

Aufier  vergebl.  Feindangriffen  siidl.  und  nordl.  Cholm  keine  nennenswerten 
Kampfhandlungen. 

Finnland  (25.  7.) 

Finn.  Siidostfront:  Vor  Gruppe  Maselskaja  wurde  reger  Verkehr  im  feindl.  Hin= 
tergelande  festgestellt.  Auch  auf  Murmanskbahn  lebh.  Zugverkehr. 

Nordostfront:  Aufier  beiders.  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  keine  bes.  Ereignisse. 

Panzerarmee  Afrika  (26.  7.) 

Nach  Mitteilung  des  Dt.  Gen.  b.  H.Qu  der  ital.  Wehrm.  sind  die  in  der  Oase  Siwa 
eingetroffenen  ital.  Truppen  von  den  agypt.  Behorden  und  der  Bevolkerung  freund= 
lidi  aufgenommen. 

Nach  V.=Mann=Meldungen  vom  25.  7.  sind  am  23.  7.  eine  neuseel.  Pz.Brig.  und 
2  ind.  Inf.Brig.en,  wegen  zu  gro6er  Verluste  aus  der  Front  herausgezogen,  in 
Alexandrien  eingetroffen. 

Feindverhalten:  In  der  Nacht  vom  25.  zum  26.  7.  unternahmen  schwache  Teile  der 
7.  Pz.Div.  im  Siidabsdinitt  einen  Aufkl.=Vorstol5,  der  abgewiesen  wurde.  Im  Laufe 
des  26.  7.  infolge  Sandsturmes  nur  geringe  Kampftatigkeit.  In  den  Abendstunden 
fiihlte  Feind  im  Siidabschn.  erneut  mit  etwa  25  Panzern  vor.  Feindl.  Lufttatigkeit 
gering. 

[Am  26.  und  ly.  Juli  weilt  der  Stellv.  Chef  WFStab  im  Feldquartier  GFM 
Rommels,  um  einen  Eindruck  uher  die  Lage  zu  gewinnen.] 

531 


B.  Kriegstagebuch 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  27. 7.  42 

1.  Raum  um  England: 

Birmingham  wurde  bei  Tag  und  Nacht  mit  starken  Kraften  angegriffen.  Ergebnis 
des  Nachtangriffs  liegt  noch  nicht  vor. 

Aufierdem  wurden  bei  Tage  angegriffen  Swindon,  Cheltenham,  Lemington,  Rolls 
Royce=Werke  Derby,  Aldoburgh,  Flugplatz  bei  Norwich,  Stadt  und  Flugplatz  Cromer, 
Poole,  Bradford,  Lokomotivf abrik  der  Great  Weston=Raylway  bei  Swindon,  Skegness, 
Sleaford,  Mabelthorb  und  Nottingham.  Angriffswirkung  war  gut. 

1  feindl.  Flugzeug  nordwestlich  Nordwik  abgestiirzt. 

Ostwarts  Humber  06.05  Uhr  3  Dampfer  Kurs  Nord. 

21.10  Uhr  ostwarts  Lowestoft  40  Dampfer  Kurs  Nord,  14  Dampfer  Kurs  Siid 
08.06  Uhr. 

Ostwarts  Harwich  07,10  Uhr  15—20  Dampfer  stilliegend. 

21.55  Uhr  vor  Portsmouth  12  Dampfer,  teilweise  je  2  Kahne  schleppend,  Kurs 
Portsmouth. 

Zwischen  Chichester  und  Harbour  19.00  Uhr  30—40  Boote  (Landungsboote?) 
stilliegend. 

Bei  Middlespoint  (Insel  Wight)  22.00  Uhr  15  Dampfer,  etwas  nordlich  davon 
10  Dampfer  stilliegend,  teilweise  eingenebelt. 

Bei  Lizzard  Head  12.34  Uhr  9  Dampfer,  3  Vorp.Boote,  Kurs  West. 

Am  Tage  Einfliige  ins  Reichsgebiet  mit  einzelnen  Flugzeugen  bis  Leer— Bremen— 
westfries.  Inseln.  Einzelne  Bombenabwiirfe  ohne  grofieren  Schaden.  Keine  Abschiisse. 

Bei  Nacht  keine  Einfliige  ins  Reichsgebiet.  45  Einfliige  in  Belgien,  Nord=  und 
Westfrankreich.  Keine  besonderen  Meldungen. 

2.  Mittelmeer: 

Auf  Malta  wurden  Luca  und  Venezia  bei  Tage  angegriffen.  1  Abschu6  iiber  Malta. 

Nordwestlich  Jaffa  07.18  Uhr  3  Dampfer,  3  Korvetten  Kurs  30  Grad. 

Nach  ital.  Meldung  13.15  Uhr  siidwestlich  Haifa  1  Zerstorer,  3  Dampfer  Kurs 
Nord. 

Lichtbild  La  Valetta  12.57  Uhr:  1  Zerstorer,  1  Geleitboot,  1  Minensuchboot, 
3  U=Boote,  2  Handelsdampfer,  1  Hafentanker. 

Unterstiitzung  der  Panzerarmee  Rommel,  dabei  9  Abschiisse. 

3.  Ostfront: 

Unterstiitzung  der  Angriffsarmeen. 

48  Abschiisse,  29  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

Auf  der  Wolga  ein  Kanonenboot  beschadigt. 


28.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Uber  Nacht  und  in  den  friihen  Morgenstunden  noch  feindl.  Gegenangriffe. 
Seit  Mittag  riicklaufige  Bewegungen  siidl.  und  siidostw.  Rostow.  V.=Abt.en 
erreichten,  iiber  Koissuk  nach  Siiden  vorgehend,  den  Kagaleik  bei  Kagalnik. 
Die  iiber  Bataisk  vorgehenden  Krafte  stieEen  nach  Abschlagen  eines  Gegen= 
angriffs  nach  Siiden  weiter  vor.  Siidostw.  von  Rostow  wurde  Olginskaja  ge= 

53Z 


28.  Juli  1942 

nommen.  V.=Abt.en  der  16.  I.D.  (mot),  aus  dem  Br.=Kopf  Sussatski  vorgehend, 
erreichten  den  Manytsch  und  bildeten  einen  Br.=Kopf.  Westl.  davon  bei 
Bagajewskaja  noch  zaher  Feindwiderstand.  Auch  westl.  und  ostw.  des  Br.= 
Kopfes  Orlowka  sind  mehr.  Ortschaften  am  Sal  vom  Feinde  besetzt.  Gegen 
den  Br.=Kopf  Zymljanskaja  wurden  mehrere  Angriffe  abgeschlagen. 
Wetter:  klar,  Wege  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

Im  Sudteil  der  H.Gr.  wurde  der  Don  siidl.  und  nordl.  Tschirskaja  erreicht. 
Nordl.  davon  bei  Kalatsch  und  auf  den  Hohen  westl.  davon  starkerer  feindl. 
Pz.=Widerstand.  Nordl.  Swoboda  wurde  ein  feindl.  Vorstoii  abgewiesen.  An 
der  iibr.  Front  nach  den  schweren  Angriffen  der  vorhergehenden  Tage  ver= 
haltnismaliig  ruhiger  Verlauf.  Nur  kleinere  Storangriife  bei  Woronesch  und 
feindl.  Artl.=Feuer  auf  die  Stadt.  Siidl.  Jelez  wurden  feindl.  Bereitstellungen 
mit  Artl.  und  Fliegern  bekampft  und  siidl.  und  nordwestl.  Liwny  mehr.  An= 
griffe  in  Btl.=  und  Rgt.=Starke  abgewehrt. 

H.Gr.  Mine: 

Aufier  starker  Artl.=Tatigkeit  siidl.  Suchinitschi  im  Siidteil  keine  bes.  Kampf= 
handlungen.  Im  Nordteil  wurde  ein  Angriff  nordwestl.  Rshew  und  westl. 
Mostowaja  abgewehrt. 

Wetter  bewolkt,  Regenfalle. 

H.Gr.  Nordl 

Siidl.  Cholm  wurden  Feindvorstofie  abgewiesen.  Siidostw.  Ilmensee  griff 
der  Feind  nach  Artl.=Vorbereitung  die  Stellung  an  der  Pola  an.  Kampfe  noch 
im  Gange.  Siidl.  Salzy  nach  Artl.=Vorbereitung  ein  feindl.  vergebl.  Angriff. 
Die  Stellung  wurde  beiderseits  der  Bahn  von  einem  fdl.  Pz.Zug  beschossen. 
Siidl.  Leningrad  stark,  feindl.  Artl.=Feuer. 


Finnland  (26.  7.) 

Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (27.  7.) 

Der  Feind  trat  in  der  Nacht  vom  26.  zum  27.  7.  im  Nordabsdinitt  mit  starken 
Inf.=  und  Panz.=Verbanden  nach  Artl.=Vorbereitung  zum  Angriff  nadi  Westen  und 
Siidwesten  an.  Hierbei  waren  eingesetzt  die  nach  Auffrischung  neu  herangefiihrte 
50.  engl.  Inf.Div.  (2  Brig.en)  und  Masse  der  9.  austral.  Div.  (2  Brig.en),  verstarkt 
durch  Panzerverbande  der  1.  Pz.Div.  (1  Brig.),  sowie  durch  in  der  Festung  Alamein 
befindl.  Inf.=Panzer.  Dem  Gegner  gelangen  in  der  Nacht  ortliche  Einbriiche.  Diese 
wurden  im  Verlauf  des  Vormittags  durch  schnell  herangefiihrte  Reserven  abgeriegelt 
und  der  Feind  im  Gegenangriff  unter  hohen  blutigen  und  Materialverlusten  zuriick= 
geworfen.  Hierbei  32  Panzerkampfwagen  vernichtet  und  iiber  1000  Gefangene  ein= 

533 


B.  Kriegstagebuch 

gebracht.  Die  eignen  Verluste  in  den  sehr  harten  Kampfen  waren  bei  einem  deut= 
schen  und  ital.  Inf.Batl.en  schwer  (etwa  je  2  Komp.  aufgerieben).  Im  Siidabschn, 
Aufkl.=  und  Artl.=Tatigkeit. 

Stortrupps  des  Gegners  stiefien  in  der  Nacht  vom  26.  zum  27. 7.  aus  einem 
Versteck  am  Nordrand  der  Kattara=Senke  zum  Flugplatz  Casaba  West  vor.  Einige 
deutsche  Flugzeuge  wurden  zerstort.  Eine  deutsche  Aufkl.=Einheit  stie6  von  Marsa 
Matruk  etwa  100  km  in  siidl.  Richtung  vor  und  warf  die  Stortrupps  in  die  Kattara= 
Senke  zuriick. 

Die  fdl.  Luftwaffe  verstarkte  vor  Angriffsbeginn  in  der  Nacht  vom  26.  7.  auf  27.  7. 
ihre  Bomben=  und  Tiefangriffe  auf  die  Einbruchsstellen  und  fiihrte  im  Verlauf  des 
Tages  laufende  Angriff^e  durch.  Die  eign.  Luftwaffe  unterstiitzte  den  Abwehrkampf 
durch  wirkungsvolle  Angriffe  auf  Panzerbereitstellungen  und  Kfz.=Ansammlungen. 

Von  der  itaL  Fallschirm=Div.^  ist  bisher  nur  1  Jager=BatL  und  1  Pak=BatL  an  der 
Front  eingetroffen. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  28. 7. 42 

1,  Raum  um  England: 

Von  in  der  Nacht  zum  28.  7.  eingesetzten  111  Kampfflugzeugen  griffen  70  Birming= 
ham  aus  900  m  Hohe  bei  guten  Sichtverhaltnissen  an.  Gute  Trefferlage  in  den 
befohlenen  Zielflachen,  zahlreiche  sehr  starke  Brande  und  Detonationen  im  ge= 
samten  Zielraum  erkannt.  In  Industriewerken  wurden  Treffer  beobachtet  im  Flug= 
zeugzellenwerk  Birmingham=Castle,  Bromwich,  3  Treffer  5C  1  000  in  der  Gummi= 
reifenfabrik  in  Birmingham=Nordost,  1  SC  1800  im  Grofigaswerk  in  Birmingham= 
Nordost.  18  Flugzeuge  griffen  Ausweichziele  an,  19  Flugzeuge  brachen  die  Aufgabe 
ab,  4  Flugzeuge  gingen  verloren.  Wahrend  des  Angriffes  sehr  hartnackige  Nacht= 
jagd=Verfolgung,  die  Besatzungen  auf  Notziele  abdrangten. 

Wahrend  des  28.  im  Westraum  1  Spitfire  sicher,  1  wahrscheinlich  abgeschossen. 

50  sm  ostwarts  Nordspitze  der  Faroer  ein  Vorp.=Boot  400  t  versenkt  und  60  sm 
ostwarts  Thorshaven  ein  Fischkutter  mit  Bordwaffen  beschossen. 

20  sm  ostwarts  des  Humber  07.20  Uhr  25  Dampfer,  1  Zerstorer,  Kurs  Nord. 

Vor  Great  Yarmouth  21.20  Uhr  14  Dampfer,  2  Zerstorer  Kurs  Nord. 

30  sm  ostwarts  Lowestoft  21.30  Uhr  9  Schnellboote  Kurs  Ost. 

Vor  Eastbourne  am  Nachmittag  des  28.  2  Vp.=Boote  beschadigt. 

In  34  West  8752  (rd.  800  sm  westlich  Brest)  um  11.00  Uhr  Geleitzug  von 
18  Schiffen,  5  Bewachern,  Kurs  360—320  Grad. 

Eigener  Nachteinsatz:  11  Flugzeuge  zu  Einzelzerstorangriffen  gegen  Riistungs= 
betriebe  in  Sud=  und  Mittel=England.  Erfolgsmeldungen  stehen  noch  aus. 

Der  Feind  flog  in  der  Nacht  zum  29.  mit  120  Flugzeugen  in  das  Reichsgebiet 
Schwerpunkt  Hamburg  ein.  Schadensmeldungen  liegen  noch  nicht  vor.  Nach  bis= 
herigen  Meldungen  16  Flugzeuge  durch  Flak  und  20  durch  Jager  abgeschossen. 

2.  Mittelmeer: 

Fortsetzung  der  Angriffe  gegen  Malta. 

4  Spitfire  abgeschossen,  3  eigene  Ju  88  verloren.  Zur  Zeit  macht  sich  Jagduber= 
legenheit  Gegners  bei  Tagangriffen  unangenehm  bemerkbar. 

Einsatz  des  X.  Flieger=Korps  gegen  Reede  von  Suez  in  zwei  Wellen  mit  BM  1  000. 
BM  1  000  ohne  direkte  Treffer  zwischen  Schiffsziele  gefallen. 

Starke  Unterstiitzung  der  Panzerarmee  Rommel  durch  Einsatz  gegen  zum  Angriff 
bereitgestellte  Feindpanzer.  Angriff  abgeschlagen,  5  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

1     Urspriinglich  zum  Einsatz  gegen  Malta  vorgesehen. 
534 


29-  Juli  1942 

5.  Ostfront: 

In  1362  Einsatzen  starke  Unterstiitzung  der  Angriffsarmeen.  Hierbei  40  Abschiisse. 
Auf  der  Wolga  ein  Schleppkahn  beschadigt. 
Im  Asowschen  Meer  1  Kanonenboot  versenkt. 


29.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Feind  setzt  sich  vom  Kagalnik  nacK  Siiden  ab.  Die  Div.en,  aus  Raum  Rostow 
vorgehend,  erreichten  in  breiter  Front  den  Kagalnik  und  bildeten  sudl.  Asow 
bei  Samarkoje,  Nowo  Bataisk  und  Kagalnikskaja  Briickenkopfe.  Schwacher 
Feindwiderstand  wurde  gebrochen.  Die  aus  dem  Raum  Melchowskaja  nach 
Siiden  vorstofienden  Krafte  iiberschritten  an  mehreren  Stellen  den  Manytsch 
und  sind  im  Angriff  auf  Prozikoff  etwa  30  km  nordnordostw.  Metschetinskaja. 
Aus  dem  Briickenkopf  Orlowskaja  heraus  gingen  Pz.=Krafte  nach  Siiden  vor 
und  warfen  den  Gegn.  im  Raum  Udenowskaja  etwa  30  km  nordnordwestl. 
Proletarskaja.  Die  aus  dem  Raum  siidl.  Semikarakoroskaja  nach  Osten  ab= 
gedrangten  Feindteile  versuchten  vergebl.,  den  Vormarsch  dieser  Pz.=Krafte 
zu  storen.  In  Gegend  Marinowka— Kagalskaja  und  Zymljanskaja  vergebl. 
Feindangriffe. 

H.Gr.  B: 

Westl.  und  nordwestl.  von  Kalatsch  fiihrte  der  Feind  mit  Unterstiitzung  von 
30—40  Panzern  gegeniiber  dem  Vortag  schwachere  Angriffe  und  wurde  zuriick= 
geschlagen.  Ein  weiteres  Vorgehen  hier  ist  vom  Nachfiihren  von  Betriebsstoff 
und  Munition  abhangig.  Voraussichtlich  29. 7.  Fortsetzung.  Nach  Aufkl.= 
Meldungen  verstarkt  sich  der  Feind  nordl.  Woronesch  und  siidostw.  Jelez 
laufend.  Angriffe  nordl.  Woronesch  mit  etwa  20  Panzern  wurden  unter  schwe= 
ren  Verlusten  fiir  den  Feind  und  Vernichtung  von  15  Panzern  zuriickgeschlagen. 
Siidostw.  Jelez  ist  ein  Angriff  von  2  Feindbatl.en  im  Gange. 

H.Gr.Mitte: 

Ostw.  Welish  wurde  durch  weitere  eign.  Vorstofie  die  Stellung  nach  Nord= 
osten  vorverlegt.  Feindl.  Angriffe  waren  ergebnislos. 

H.Gr.  Nord: 

Ein  stark.  Feindangriff  siidwestl.  Leningrad  auf  die  Stellungen  der  SS=Pol.= 
Div.  wurde  unter  schweren  Feindverlusten  abgeschlagen. 

Finnland  (27.  7.) 

Finn.  Sudostfront:  An  der  Landenge  wurden  ortl.  feindl.  Vorstofie  abgewiesen. 
Im  Nordteil  der  Maselskaja=Front  setzte  Feind  seine  Fernstreifentatigkeit  fort. 

535 


B.  Kriegstagebuch 

Nordostfront  (Geh.AOK  20):  Fortsetzung  der  fdl.  Schanzarbeit  und  Stellungbau. 
Im  Hintergelande  von  Kestenga  und  Alakurtti  ist  die  fdl.  Partisanentatigkeit  durch 
Einsatz  stark,  eign.  Krafte  seit  einigen  Tagen  stillgelegt. 


Panzerarmee  Afrika  (28.  7.) 

Auf  ganzer  Front  Aufkl.=  und  Artl.=Tatigkeit. 

Nilgebiet:  Nach  einer  unbestatigten  Meldung  vom  23.  7.  sollen  die  44.  engl.  Div. 
und  der  Stab  15.  engl.  Div.  in  Kairo  eingetroffen  sein.  Die  1.  lei.  franz.  Brig,  ist  im 
Qalyubiya=Gebiet  (nordl.  Kairo)  gemeldet. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  29. 7. 42 

1,  Raum  um  England: 

In  Tagesangriffen  wurden  verschiedene  Orte  und  Flugplatze  Englands  angegriffen. 
Bombenlage  und  Wirkung,  soweit  beobachtet,  gut.  Es  wurden  angegriffen  die  Kugel= 
lagerfabrik  in  Luton,  Lincoln,  Uston,  Hornsby  (Dieselmotorenwerk),  Alford,  Flug= 
platz  Norwich  und  Scampton  bei  Ipswich. 

Starker  Nachtangriff  richtete  sich  gegen  Birmingham.  Es  wurden  Lagerhallen  in 
Brand  gesetzt,  2  gro6e  und  mehrere  kleine  Brande  festgestellt. 

Ostwarts  Humber  07.40  Uhr  15  Dampfer  bis  5  000  t,  7  Vorp.=Boote  Kurs  Nord. 

Bei  Orfordness  06.40  Uhr  6  Minensucher  Kurs  Siid. 

Siidlich  Shoreham  3  vermutlich  Kreuzer,  10—15  Dampfer,  mehrere  Vorp.=Boote 
und  Minensucher  Kurs  Ost  (insges.  angeblich  30—40  Schiffe). 

Siidlich  Portland  06.25  Uhr  ungefahr  35  Dampfer  und  mehrere  Vorp.=Boote  Kurs 
West. 

Bei  Brixham  16.15  Uhr  Jabo=Angriff  auf  3  Frachter  und  Schlepper,  1  Frachter 
etwa  3  000  t  durch  Minenwirkung  beschadigt,  1  Schlepper  durch  Kanonentreffer 
beschadigt. 

Bei  Sandro  (Siidostecke  Island)  1  Dampfer  Kurs  Siid,  4  Vorp.=Boote  stilliegend. 

Von  80  Feindeinfliigen  etwa  30  ins  Reichsgebiet,  der  Rest  ins  besetzte  Gebiet. 
6  Abschiisse  durch  Nachtjager.  Eindringtiefe  Aachen— Bingen—Strafiburg—Metz— 
Verdun.  Schwerpunkt  Saarbriicken.  Zahlreiche  Spreng=  und  etwa  1 000  Brand= 
bomben.  Verschiedene  Gro6brande  (Hochschule,  Regierungsgebaude  und  Geschafts* 
hauser).  Industrieschaden:  Maschinenfabrik  Ehrhardt  &  Schmer,  Brande  noch  nicht 
geloscht,  Produktionsausfall  noch  nicht  zu  iibersehen.  Vohrbacher  Hiitte  Treffer  in 
Laboratorium  und  neue  Koksfabrik.  Kein  Produktionsausfall.  Verkehrsschaden : 
Alle  Eisenbahnstrecken  gesperrt.  Bisher  6  Tote,  31  Verletzte. 

2.  Mittelmeer: 

Lichtbilderkundung  Suez  28.  7.  13.30  Uhr:  2  Zerstorer  (griech.),  2  kleine  Kriegs= 
fahrzeuge,  3  Fahrgastschiffe  zus.  63  000  t,  7  Tanker  26  300  t,  41  Frachter  zus. 
217  500  t,  insgesamt  306  800  t. 

Uber  Malta  2  Abschiisse. 

Afrikanische  Front  kein  Kampfeinsatz. 

5.  Ostfront: 

Lichtbilderkundung  Astrachan  29.  7.  06.45  Uhr:  20  Motorbarkassen,  15  Rad= 
dampfer,  davon  2  im  Dock,  16  Dlleichter,  60  Frachtkahne,  1  Flufibarkasse,  7  Flofie, 
etwa  90  Boote  und  mehrere  kleine  Boote. 

Nach  Mitteilung  Kpt.  Mossel  wird  seit  3  Tagen  die  Verminung  der  Wolga  bei 
Stalingrad  laufend  durchgefiihrt  (Mitteilung  stammt  vom  24.7.).  Trotz  der  unter= 

536 


30.  Juli  1942 

schiedlichen  Tiefenangaben  bisher  noch  kein  Hochgehen  der  LM  infolge  zu  geringer 
Wassertiefe  beobachtet.  Minen  werden  in  schmale  Flufiteile  geworfen,  wo  grofiere 
Tiefe  angenommen  werden  kann. 

Die  Anfangserzeugung  an  Kampfflugzeugen  in  den  Werken  KuybiscKew  soil 
40  Stiick  betragen  haben.  In  letzter  Zeit  werden  auch  Schulmaschinen  mit  Bomben= 
abwurfeinrichtungen  versehen  und  an  die  Front  geschickt.  Zeichen  fiir  grofien 
Mangel  an  Flugzeugen  im  Frontgebiet. 

Fiir  die  Fortsetzung  der  Heeresoperationen  teilt  Kpt.  Mossel  mit,  dafi  er  fiir  den 
Einsatz  der  Luftwaffe  auf  die  Bedeutung  der  Bekampfung  der  Hafen  Batum  als 
Haupthandelshafen,  Poti  als  Hauptliegehafen  der  Flotte  und  Otschemschiri  als 
U=Bootshafen  hingewiesen  habe,  Verminung  in  alien  3  Hafen  besonders  giinstig. 
Nach  dortiger  Auffassung  erscheint  Ausbruchsversuch  russischer  Flotte  durch  Darda= 
nellen  bzw.  auch  Versuch,-  sich  in  der  Tiirkei  internieren  zu  lassen,  nicht  unmoglich. 
Kpt.  Mossel  bittet  um  Unterrichtung  iiber  Ansichten  der  Ski.  zu  diesen  beiden 
Moglichkeiten. 

Russ.  Luftwaffe  vor  rechtem  Fliigel  Heeresgruppe  Siid  ausgesprochen  schwach. 
Stukas  fliegen  ihre  Angriffe  bereits  ohne  Jagerbegleitung.  Russ.  Jager  greifen  Stukas 
nicht  an.  Feindangriffe  nur  noch  auf  einzelfliegende  deutsche  Flugzeuge.  —  Um  den 
besonders  starken  Angriffen  bei  Woronesch  zu  begegnen,  waren  seinerzeit  Kampf= 
verbande  vom  Luftwaffenkommando  Ost  zur  Lfl.  4  abgezogen  worden.  Damit  sind 
bis  auf  einige  Kampf=  und  Jagdgruppen  samtliche  Luftwaffenverbande  der  Ostfront 
bei  Luftflotte  4  zusammengefafit. 

Vor  der  6.  Armee  tritt  der  Gegner  in  der  Luft  zahlenmafiig  stark  auf.  Es  werden 
durch  unsere  Jager  auch  grolie  Abschufizahlen  erzielt.  Chef  Lfl.  4  gibt  hierzu  an, 
da6  die  Qualitat  der  russ.  Flieger  aufierordentlich  abgenommen  habe.  Es  ware  fiir 
unsere  Jager  kein  Kampfproblem  mehr,  sondern  nur  noch  eine  Frage,  wo  man  den 
Gegner  trifft,  um  ihn  dann  massenweise  abzuschiefien.  Das  Material  ist  also 
anscheinend  noch  vorhanden,  aber  nicht  mehr  das  Personal. 

Es  tauchte  auch  die  Lesart  auf,  da6  die  Russen  unsere  Flugzeuge  in  der  Luft 
rammen  wiirden.  Dies  ist  jedoch  nicht  so,  sondern  die  Russen  beherrschen  ihre 
Maschinen  so  wenig,  daC  zeitweise  der  Anschein  entsteht,  als  ob  sie  unsere 
Flugzeuge  zu  rammen  versuchten. 

Feindliche  Nachtangriffe  auch  haufig  durch  Schulmaschinen. 


30.  Juli  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Nach  Uberwinden  des  Kagalnik=Flusses  stiefien  mot.  und  Pz.=Krafte  weiter 
nach  Silden  vor.  Bei  Birjutschi  und  20  km  nordl.  von  Kuschtschewskaja  schwa= 
chere  feindl.  Pz.=Krafte,  die  angegriffen  werden.  Nordostw.  Kuschtschewskaja 
wurde  ein  Briickenkopf  iiber  den  Bolchoj  Elbuds  gebildet.  Westl.  Metschetins= 
kaja  kampfen  Telle  der  Geb.Div.en  mit  starkerem  Feind.  13.  Pz.Div.  warf 
Feind  aus  Metschetinskaja  und  brachte  dabei  yoo  Gefangene  und  21  2=cm= 
Geschiitze  ein.  Nordostw.  davon  steht  16.  Pz.Div.  im  Kampf  gegen  das  stark 
befestigte  Pupoff.  Die  3.  Pz.Div.  erreichte  im  ziigigen  Vorgehen  die  Bahn 
Krasnograd— Stalingrad  nordl.  und  siidl.  Proletarskaja.  Nordl.  Proletarskaja 
wurde  die  Bahn  an  verschiedenen  Stellen  gesprengt,  siidl.  des  Ortes  gingen 

537 


B.  Kriegstagebuch 

Pz.=Krafte  iiber  die  unzerstorte  Briicke  nach  Siidosten  vor.  Proletarskaja  selbst 
ist  stark  feindbesetzt  mit  Artl.  Bei  Zymljanskaja  und  siidwestl.  davon  stark. 
Feind.  Die  Kriegsbriicke  bei  Zymljanskaja  wurde  durch  feindl.  Artl.=Volltreffer 
zerstort.  Fahrbetrieb  ist  eingerichtet. 

H.Gr.  B: 

Das  Westufer  des  Don  wurde  siidi.  des  Tschir  von  versprengten  Feindteilen 
gesaubert.  Nordl.  Tschirskaja  wurde  eine  angreifende  feindl.  Kolonne  ver= 
nichtet,  dabei  800  tote  Russen.  Westl.  Kalatsch  stehen  mot.  und  Pz.=Krafte  im 
Kampf  gegen  etwa  100  feindl.  Panzer.  Nordl.  davon  im  riickw.  Gelande 
brachen,  vom  Westen  her  kommend,  etwa  40  russ.  Panzer  durch  und  iiber= 
rannten  den  Gefechtsstand  des  XIV.  Pz.Korps.  Zur  Vernichtung  dieses  Feindes 
sind  Gegenmalinahmen  eingeleitet.  Siidl.  Swoboda  am  Don  Sauberung  des 
Siidufers  durch  ung.  Truppen.  Feindl.  Angriffe  aus  Osten  auf  Woronesch  wur= 
den  abgewehrt.  Aufklarung  stellte  nordl.  Woronesch  etwa  25  Panzer  in  Bereit= 
stellung  fest.  Ein  Angriff  auf  die  ehemalige  Einbruchsstelle,  die  vollkommen 
wiederhergestellt  ist,  wurde  abgeschlagen.  Siidl.  Jelez  sind  starke  feindl. 
Bereitstellungen  erkannt. 

H.Gr.  Mine: 

Ostw.  Welish  gingen  eign.  Krafte  bis  an  die  Seenkette  bei  Tschepli  vor. 
Das  jenseitige  Ufer  ist  stark  feindbesetzt.  Von  Welish  aus  stielien  Telle  der 
dort  eingesetzten  Div.en  siidl.  der  Dwina  nach  Osten  bis  an  die  Seenkette  vor. 

H.Gr.  Nord: 

Aufier  erfolgloser  feindl.  Stofitrupptatigkeit  bei  18.  Armee  keine  bes.  Kampf= 
handlungen. 


Finnland  (28.  7.) 

Keine  besonderen  Meldungen. 


Panzerarmee  Afrika  (29.  7.) 

Feindverhalten:  Im  gesamten  Frontabschn.  normale  Aufkl.=  und  Artl.=  sowie 
geringe  feindl.  Fliegertatigkeit. 

Krdftegliederung:  Im  Kiistenraum  hat  eine  Verstarkung  der  feindl.  Krafte  durch 
Heranbringung  von  Teilen  1.  Pz.Div.  aus  dem  mittl.  Abschnitt  sowie  Neuzufiihrung 
schwerer  Artillerie  stattgefunden.  Aufierdem  sind  9.  austral.  Inf.Div.  sowie  wieder= 
aufgefrisdite  1.  siidafrik.  und  50.  engl.  Inf.Div.  in  diesem  Raum  eingesetzt  oder 
versammelt.  Aufklarungskrafte  7.  Pz.Div,  traten  aufier  wie  bisher  im  Siidabschnitt 
jetzt  audi  im  mittl.  Abschn.  auf. 

In  der  Zeit  26.  5.-25.  7.  wurden  insgesamt  2  514  Panzerkampf=  und  Panzerspah= 
wagen  und  sonstige  gepanzerte  Fahrzeuge  vernichtet  bzw.  erbeutet. 

538 


30.  Juli  1942 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  30. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bewaffnete  Aufklarung  bis  zur  engl,  Kiiste,  dabei  Jabo=Angriff  auf  Geleitzug 
siidlich  Middelhampton.  1  Dampfer  3—4000  t  versenkt,  innerhalb  8  Minuten  ge= 
sunken. 

Nachteinsatz  gegen  Birmingham  mit  mittleren  Kraften.  Ergebnis  liegt  noch 
nicht  vor. 

Vor  Dover  11.56  Uhr  2  Dampfer  Kurs  Siidwest,  14  anscheinend  Raumboote 
Dover  einlaufend. 

Siidlich  Middelhampton  4  Dampfer,  2  Bewacher  mit  Ballonsperre,  Jabo=Angriff 
siehe  oben. 

11.00  Uhr  in  der  Flufimiindung  bei  Dargness  25  Dampfer,  Kurs  und  Art  nicht 
erkannt. 

Bei  Falcombe  gegen  11.00  Uhr  60  Sturmboote. 

Bei  Plymouth  gegen  11.00  Uhr  1  Schlachtschiff  „Paris"=Kl.,  1  Flugzeugmutterschiff 

2  vermutlich  leichte  Kreuzer,  5  Zerstorer,  7  Geleitboote,  140  Sturm=Landungsboote, 

3  kleine  Frachter  zus.  3  500  t. 

Siidlich  Lizzard  Head  10.40  Uhr  15  Dampfer  Kurs  West. 

Kiiste  zwischen  Portland  und  Start  Point  durch  Lichtbild  erkundet.  Gegen  Be= 
legung  vom  28.  nur  geringe  Anderung. 

Wahrend  des  30.  mehrere  Tageinfliige  in  Belgien,  Nordfrankreich,  Holland.  An= 
griffe  auf  Fliegerhorste.  Dabei  10  Abschiisse,  3  wahrscheinlich.  Einige  Einfliige  in 
den  Raum  Cuxhaven,  dabei  1  Spitfire  abgeschossen. 

In  der  Nacht  nur  1  Einflug  ins  Reichsgebiet  bis  Nordhausen.  Kein  Bombenabwurf. 
Geringe  Einfliige  ins  besetzte  Gebiet. 

Bei  freier  Jagd  wurden  am  30.  7.  zusatzlich  15  Flugzeuge  sicher,  3  wahrscheinlich 
abgeschossen. 

2.  Mittelmeer: 

Bei  Angriffen  auf  Malta  wurden  3  Abschiisse  erzielt. 

Fliegerfiihrer  Afrika  flihrte  Angriffe  auf  Panzer=  und  Kraftfahrzeugansamm= 
lungen  durch. 

Weitere  Angriffe  richteten  sich  gegen  Flugplatze  bei  Kairo,  Wirkung  sehr  gut. 

Sicherungseinsatze  fiir  Transporter  nach  Afrika,  dabei  Angriff  mit  SC  250  gegen 
feindl.  U=Boot.  U=Boot  wurde  schragliegend  mit  geknicktem  Sehrohr  festgestellt. 
Bei  weiteren  Angriffen  auf  Dlfleck  keine  weitere  Beobachtung. 

Bei  feindl.  Nachtangriffen  auf  Tobruk  wurden  2  Abschiisse  erzielt. 

5.  Ost front: 

Die  Luftwaffe  fiihrte  bei  der  Heeresgruppe  Nord  und  der  Heeresgruppe  A 
Angriffe  zur  Unterstiitzung  des  Heeres  durch.  Es  wurden  dabei  Flugplatz  und 
Schiffe  bei  Lavansaari  angegriffen.  Wirkung  auf  Schiffen  und  Flugplatzanlagen  war 
gut.  8  Abschiisse. 

Starker  Nachschub  fiir  die  bei  Zymljanskaja  eingesetzten  Heeresverbande  mitju52. 

Lichtbilderkundung  Astrachan  am  30.7.  gegen  07.00  Uhr  ergab:  6  Raddampfer, 
11  Motorbarkassen,  24  Olleichter,  8  Frachtkahne,  3  Flolie,  40  mittlere  und  kleine 
Hafenfahrzeuge,  60  Boote. 

4.  Eismeer:  Aufklarung  im  Eismeer  bis  zur  Fischer=Halbinsel  kein  Ergebnis. 

Kpt.  Mossel  teilt  mit:  Nachtangriff  auf  Hamburg  am  29.7.  ergab  Feststellung, 
dafi  vor  Anflug  auf  Hamburg  Angriffe  auf  unsere  Nachtjagdhafen  durchgefiihrt 
wurden.  Verluste  sind  nicht  entstanden.  Versuch  Ausschaltung  der  Nachtjager  vor 
Durchfiihrung  des  Angriffes. 

539 


B.  Kriegstagebuch 

31.  Juli  1942 

[Befehl  des  OKH  an  die  H.Gr.en  A  und  B  uber  die  FortfUhrung  der  Opera= 
tionen'^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  A: 

i:l.  Armee:  Im  Raume  Kertsch  feindl.  Artl.=Tatigkeit. 

Wetter  bewolkt,  trocken. 

Armeegr.  Ruoff:  Am  Jaisk=Abschn.  nur  noch  feindl.  Nachhuten.  Eign.  Krafte 
erreichten  im  Vorgehen  nach  Siiden  den  Jaisk  bei  Kuschtscheskaja  und  bildeten 
ostw.  davon  einen  Briickenkopf.  Die  Eisenbahnbriicke  bei  Kuschtscheskaja  ist 
gesprengt.  Vor  fluchtartig  zuriickweichendem  Feinde  stiefien  SS=„W  und 
Teile  13.  Pz.Div.  nach  Siiden  vor  und  erreichten  mit  den  Spitzen  Nowo 
Rogowskaja  und  Salsk.  Im  riickw.  Gelande  Kampf  mit  feindl.  Widerstands= 
nestern  und  zersprengten  Abt.en  im  Raume  Popoff. 

Wetter:  bewolkt,  warm,  ortl.  leichter  Regen.  Infolge  Flutwelle  von  Manytsch= 
Abschnitt  (durch  Sprengung)  her,  mufi  Fahrbetrieb  iiber  den  Don  bei  Rostow 
voriibergehend  eingestellt  werden  und  voraussichtlich  auch  i6=t=Brucke  aus= 
gefahren  werden. 

H.Gr.B: 

Auf  dem  Siidfliigel  wurden  Feindreste,  die  sich  noch  auf  dem  Westufer 
des  Don  gehalten  hatten,  iiber  den  Flufi  nach  Osten  zuriickgeworfen.  Im  Raume 
nordl.  Kalatsch  werden  die  eign.  vorgehenden  Truppen  von  Panzerkraften, 
die  zum  Teil  neu  aufgetreten  sind,  z.  T.  versuchen,  aus  der  Einschliefiimg  aus= 
zubrechen,  angegriffen.  Hierbei  wurden  etwa  ^6  Panzer  erledigt,  18  bewegungs= 
unfahig.  Eine  Div.  meldet  2000  Gefangene  und  grofie  Beute.  Bei  Kletskaja 
wurden  Feindteile,  die  sich  noch  sUdl.  des  Don  befanden,  iiber  den  Don  nach 
Norden  zuriickgeschlagen  und  das  Slidufer  bereinigt.  Ital.  Div.  „Celere'',  die 
nordwestl.  hiervon  am  Don=Knick  zur  Sicherung  eingesetzt  ist,  wurde  von 
feindl.  Pz.=Kraften  angegriffen  etwa  in  Gegend  ostl.  der  Einmundung  der 
Medwedica.  Bisher  6  Feindpanzer  abgeschossen. 

Siidl.  Kasanskaja  wurde  ein  Feindversuch,  iiber  den  Don  iiberzusetzen, 
zuriickgewiesen.  Bei  Woronesch  wurden  Feindkrafte,  die  auf  das  Westufer 
des  Woronesch  vorgedrungen  waren,  zuriickgeworfen.  Mehr.  heftige  Regen= 
schauer,  Wege  noch  befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Suchinitschi  wurden  mehr.  Angriffe  des  Feindes  im  GegenstoE  zuriick= 
gewiesen.  Strafien  im  Raume  Brjansk— Jelnja— Wjasma  wegen  starker  Regen= 


OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.  (I)  Nr.  42057^/42  g.Kdos.  Chefs,  vom  31.  Juli  1942 
im  Dokumenten=Anhang  Nr.  ly. 


540 


31.  Juli  1942 

falle  auf  24  Stunden  gesperrt.  Sxidwestl.  Stariza  griff  der  Gegner  mit  starker 
Pz.=Unterstutzung  die  eign.  Linie  an.  Es  gelang  ihm  ein  Durchbruch,  der  ostw. 
Rshew  abgeriegelt  werden  konnte.  Ndrdl.  Rshew  griff  der  Feind  in  Starke 
von  3  Div.en  an.  Auch  hier  konnte  er  einen  Einbruch  erzielen,  der  nordl. 
Rshew  abgeriegelt  wurde.  Bisher  23  Panzer  erledigt.  Westl.  hiervon  stark. 
Artl.=Feuer  des  Feindes.  Wetter:  Regenfalle,  Wege  unbefahrbar. 

H.Cr.  Nord: 

Nordl.  Salzy  wurden  Bereitstellungen  durch  Artl.  zerschlagen.  Ebenso  wur= 
den  siidl.  Leningrad  Bereitstellungen  bekampft.  Mehr.  Angriffe  auf  die  Stellun= 
gen  bei  Urizk  wurden  unter  schweren  Feindverlusten  abgeschlagen.  Ein  an= 
fahrender  Panzerzug  wurde  zur  Umkehr  gezwungen. 

Finnland  (30.  7.) 

Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Af rika  (30.  7.)  ^ 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  31. 7. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bewaffnete  Aufklarung  vor  der  engl.  Kiiste  erbradite  kein  besonderes  Ergebnis. 

Bei  Feindangriffen  auf  das  besetzte  Gebiet  wurden  durdi  Jager  17  Abschiisse 
erzielt,  davon  16  Spitfire,  1  unbekanntes  Flugzeug.  Aufierdem  1  Spitfire  bei 
Dungeness  wahrscheinlich  abgeschossen. 

Bei  Bombenangriff  auf  Tynemouth  wurde  gute  Wirkung  erzielt. 

Vor  Great  Yarmouth  8  mittlere  Dampfer  vor  Anker. 

Bei  Sheerness  21.00  Uhr  20  kleine  Schiffe,  wahrscheinlich  Fischkutter  Kurs  Ost. 

Zwischen  Folkestone  und  Margate  lebhafte  Bewachertatigkeit. 

Grobauswertung  LB=Aufnahme  von  Hafen  Plymouth  ergab  11.00  Uhr:  1  Kreuzer 
eingedockt.  Nachpriifung  gestriger  Meldung  iiber  Belegung  Plymouth  ergab,  dafi 
gemeldetes  Flugzeugmutterschiff  ein  Handelsschiff  war. 

Nachteinsatz  mit  schwacheren  Kraften  auf  Hull.  Ergebnis  liegt  noch  nicht  vor. 

Von  140  Feindeinfliigen  101  ins  Reichsgebiet  und  Danemark.  Schwerpunkt  der 
Angriffe  Diisseldorf.  Nahere  Meldungen  liegen  noch  nicht  vor.  3  Abschiisse  durch 
Flak,  14  durch  Jager,  dazu  2  Abstiirze. 

2.  Mittelmeer: 

Bei  Angriff  auf  Malta  wurden  3  Abschiisse  erzielt. 

Aufklarung  im  Mittelmeer  ergab  keine  besonderen  Feststellungen.  Es  wurde 
Geleitzugsicherung  bei  Afrika=Geleit  durchgefiihrt. 

Bei  Fliegerfiihrer  Afrika  Aufklarungstatigkeit  und  freie  Jagd.  Dabei  1  Welling= 
ton  abgeschossen. 

Bei  Feindangriff  auf  Tobruk  wurde  1  Flugzeug  durch  Flakbeschu6  zur  Notlandung 
gezwungen,  Besatzung  gefangen  genommen. 

Die  beim  Afrika=Korps  eingesetzten  2  Flakregimenter  haben  seit  26.  5.  101  Ab= 
sdiiisse  erzielt. 

2     Fehlt  im  KTB  der  Ski,  Teil  D. 

541 


B.  Kriegstagebuch 

Lichtbilderkundung  La  Valetta  10.35  Uhr:  2  Zerstorer,  2  U=Boote,  2  Vorp.=Boote^ 
2  Hilfsminensuchboote,  2  Dampfer. 

3.  Ost front: 

Es  wurden  Schiffsziele  auf  der  Wolga  angegriffen.  Nahere  Meldungen  sind  noch 
nicht  eingegangen. 

4.  Besonderes: 

Zum  Angriff  auf  Diisseldorf  wird  gemeldet:  Es  wurden  abgeworfen  9  LM,  127 
Spreng=  und  6000  Brandbomben.  Es  entstanden  70  GrolSbrande,  170  Dachstuhl= 
brande,  Brandschaden  in  11  Industrieanlagen.  Es  wurden  155  Wohnhauser  teils 
zerstort,  teils  schwer  beschadigt.  Nach  bisherigen  Feststellungen  37  Tote,  107  Schwer= 
und  185  Leichtverletzte. 

1.  August  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Im  Raum  Kertsch  liegen  keine  Meldungen  vor.  Die  siidl.  der  Bucht  von 
Taganrog  vorgehenden  Telle  erreichten  Alexandrowka,  Briicke  unzerstort. 
Welter  ostl.  wurde  Kutschewskaja  vom  Felnde  gesaubert  und  der  Br.=Kopf 
nach  Siiden  erweitert.  Stromaufwarts  wurde  der  Fluli  Jeja  von  Pz.=Kraften 
iiberschritten,  die  etwa  15  km  siidl.  davon  im  Kampf  mit  Nachhuten  stehen. 
45  km  siidwestl.  Salsk  wurde  die  Bahnlinie  Krasnodar— Stalingrad  bei  Pe= 
tschanokospkaja  durch  SS=„W=Div.  erreicht,  der  Feind  zuriickgeworfen.  Vor= 
aus=Abt.en  gingen  nach  Siiden,  Siidosten  und  Siidwesten  vor.  Beiderseits 
Salsk  iiberschritten  weitere  Pz.=Krafte  die  Bahnlinie.  Aus  dem  Briickenkopf 
bei  Nikolajewskaja  und  Zymljanskaja  stiefien  mot.Krafte  und  Infanterie  nach 
Siiden  vor,  durchbrachen  die  feindl.  Stellungen  und  erreichten  die  Gegend 
nordl.  des  Sal=Flusses.  Im  riickwartigen  Gelande  Kampf  mit  versprengten, 
sich  zah  verteidigenden  Feindteilen.  Wetter:  warm,  zunehmend  bewolkt. 

H.Gr.  B: 

Auf  dem  rechten  Fliigel  siidl.  Tschirskaja  griff  der  Feind  mit  3  Rgt.ern  die 
Stellung  einer  Inf.Div.  an;  nordl.  u.  siidl.  davon  feindl.  Artl.=Tatigkeit.  Im 
Raum  nordl.  und  westl.  Kalatsch  fiihrte  der  Russe  weitere  Verstarkungen 
heran.  Angriffe  auf  die  Spitzen  der  Pz.Div.en  wurden  abgeschlagen,  eine 
Pz.Div.  meldet:  24  Panzer  erledigt.  Die  welter  nordl.  eingeschlossenen  Feind= 
telle  versuchten,  nach  Osten  durchzubrechen.  Konzentrischer  Angriff  von  eige= 
nen  Inf.=  und  Pz.=Kraften  brachte  den  Durchbruch  zum  Stehen.  In  dem  Don= 
Bogen  nordostwarts  Kletskaja  konnten  bei  einem  vergeblichen  feindl.  Angriff 
18  Panzer  erledigt  werden.  Ital.  Div.  „Celere''  griff  den  Feind  im  Br.=Kopf  bei 
Serafimowitsch  an  und  erledigte  6  Pz.  An  dem  scharfen  Don=Knick  nordwestl. 
Kasanskaja  vergebliche  feindl.  Angriffe  und  Ubergriffsversuche.  Wetter:  be= 
wolkt,  +   28  Grad,  Wege  wieder  befahrbar.  Die  in  dem  Raum  Starobelsk, 

542 


1.  August  1942 

Millerowo  und  Woroschilowgrad  stehende  8.  ital.  Armee  ging  weiter  nach 
Nordosten  vor.  Im  Raum  Woronesch  und  nordl.  davon  starkes  feindl.  Artl.= 
Feuer,  weiterhin  stark.  Ansammlungen  des  Feindes  gemeldet. 
Wetter:  wechselnd  bewolkt. 

H.Gr.  Mine: 

Zwischen  Kirow  und  Suchinitsdii  nach  Art.=Vorbereitung  vergeblicher  feindl. 
Angriff  abgeschlagen.  Feindl.  Bewegung  ostwarts  Spas  Demenskoje  wurde 
durch  Art.  bekampft.  Im  Raum  der  3.  Pz. Armee  sind  durch  die  anhaltenden 
Niederschlage  Stellungen  und  Unterstande  liberschwemmt.  Briicken  zum  Teil 
wegen  Hochwassers  nicht  befahrbar.  Ostw.  und  nordl.  Rshew  versuchte  der 
Feind,  seinen  Einbruch  zu  erweitern,  Abriegelung  im  Gegenangriff  im  Gange. 
Nordwestl.  Rshew  nahern  sich  feindl.  Pz.=Krafte  im  Nebel  den  Stellungen. 
Im  Raum  Bjeloj  wurden  feindl.  Angriffe  abgewiesen,  ebenso  auf  die  neu  ein= 
genommenen  Stellungen  siidl.  der  Dwina  bei  Welish. 

H.Gr.  Nord: 

Nordl.  des  Ilmensees  griff  der  Feind  die  Stellungen  der  span.  Div.  an  und 
wurde  unter  blutigen  Verlusten  zuriickgeschlagen.  Konzentr.  Feindangriff  auf 
den  Briickenkopf  siidl.  Salzy  konnte  zunachst  abgewiesen  werden.  Bei  wei= 
terem  Angriff  gelang  es  dem  Gegner,  in  geringer  Breite  in  die  eigenen  Kampf= 
linien  einzubrechen.  Gegenstofi  ist  im  Gange.  Bereitstellungen  sudl.  Leningrad 
wurden  durch  Art.  bekampft. 

Finnland  (30.  7.) 

Keine  besonderen  Ereignisse. 

Panzerarmee  Afrika  (31.  7.)  ^ 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  1. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Im  Westraum  wahrend  des  1.  8.  7  Abschiisse,  3  Flugzeuge  iiber  holl.  Gebiet 
abgestiirzt. 

Bei  Tage  wurde  bewaffnete  Aufklarung  durchgefiihrt,  bei  Nadit  mit  geringeren 
Kraften  Norwich  angegriffen,  grofie  Brande  beobachtet. 

07.55  Uhr  siidostlich  Falmouth  4  Dampfer,  3  Zerstorer,  2  Vorp.Boote,  Kurs  Nord= 
ost. 

15.30  Uhr  westlidi  Beadiy  Head  4  Dampfer  Kurs  Ost. 

18.26  Uhr  nordostlich  Start  Point  14  Dampfer,  2  Zerstorer,  4  Vorp.Boote  ohne 
Kursangabe. 

21.20  Uhr  siidlich  Dungeness  6  Dampfer  Kurs  Ost. 

21.15  Uhr  in  Dover  4  ansdieinend  Bewadier,  y—8  ansdieinend  Sturmboote  auf 
Strand. 

1     Fehlt  im  KTB  der  Ski,  Teil  D. 

5^-5 


B.  Kriegstagebuch 

Am  1.  8.  nachmittags  16.28  Uhr  Angriff  auf  Hannover.  Es  wurden  4  Spreng= 
bomben  abgeworfen.  17  Tote,  35  Schwerverletzte,  davon  10  Kinder,  ^o  Leichtver= 
letzte.  Einige  Hauser  zerstort  bzw.  beschadigt.  Bei  einem  Angriff  auf  Frankfurt  a.  M. 
einige  Tote  und  Verletzte.  Ein  Angriff  auf  Wilhelmshaven  war  ohne  Schaden. 

In  der  Nacht  zum  2.  keine  Feindeinfliige  ins  Reichsgebiet.  1  Abschu6. 

Einzelne  Nachteinfliige  in  Belgien— Nordfrankreich  und  in  Westfrankreich. 

2.  Miitelmeer: 

Bei  Angriff  auf  Malta  wurde  gute  Wirkung  erzielt. 

Fliegerfiihrer  Afrika  fiihrte  Nachtangriffe  durch.  Es  wurden  7  Flugzeuge  am 
Boden  zerstort.  Wahrend  des  1.  8.  3  Abschiisse. 

Die  seit  31.  7.  in  See  befindlichen  6  Zerstorer  liefen  am  1.  8.  vorm.  in  Gibraltar 
wieder  ein. 

Lichtbilderkundung  La  Valetta  12.25  Uhr:  1  Zerstorer,  1  Geleitboot,  2  Korvetten, 

2  Minenleger,  2  U=Boote,  2  Handelsschiffe,  1  Hafentanker,  vor  der  Hafeneinfahrt 
1  Korvette  Kurs  Nordost. 

3,  Ostfront: 

Am  31.7.  wurden  53  Abschiisse  erzielt  (Nachmeldung) . 

Abschiisse  insgesamt  98,  5  am  Boden  zerstort. 

Lichtbilderkundung  Hafen  Noworossijsk  am  31.7.  17.44  Uhr:  10  kleine  Kusten= 
fahrzeuge  10  500  t,  im  Hafen  Tuapse  2  Zerstorer,  6  Kanonenboote,  5  Raumboote, 
9  S=Boote,  1  U=Boot,  1  Tanker,  10  Frachter,  davon  einer  im  Dock,  zus.  19  500  t, 

3  Tankkahne  je  400  t,  10  kl.  Kiistenfahrzeuge  zus.  2  500  t. 

In  der  Nacht  vom  30.  zum  31.  7.  wurden  zwischen  Astrachan  und  Kamyschin  auf 

der  Wolga  versenkt:  o      r      i.,. 

*'  1  groSer  Frachter, 

3  Dlschleppkahne, 

1  Schleppkahn  1000  t, 

2  Schleppkahne  je  300  t, 

1  Tanker  800  t. 

Es  wurden  beschadigt:  c  1  1       1  -i-       • 

^  7  Schleppkahne  ]e  500  t, 

1  Frachter  1300  t, 

1  Frachter  1000  t. 

Es  wurden  bisher  versenkt: 

21  000  t. 

Die  Folge  ist,  da6  nachts  auf  der  Wolga  nicht  mehr  gefahren  wird.  Die  Schlepp= 

ziige  laufen  abends  in  die  Hafen  ein  und  warten  dort  bis  Tagesanbruch. 

Eismeer:    Bei    Reykjavik    18.28    Uhr    1    Schlachtschiff,    2    Kreuzer,    6    Zerstorer, 

20  Dampfer  bis  zu  je  5000  t,  10  Dampfer  bis  zu  je  3000  t,  mehrere  kleine  Dampfer, 

18.35  Uhr  4  gro6ere  Dampfer  bis  zu  je  3000  t,  12—15  mehrmot.  Flugzeuge. 


2.  August  1942 

Lagebericht  OKH^ 
Panzerarmee  Afrika  (1.  8.) 

Agypten:  Feindverhalten:  Aulier  Aufklarungs=  und  Artillerietatigkeit  keine  be= 
sonderen  Kampfhandlungen.  Feindliche  Luftwaffe  war  reger  als  an  den  Vortagen 
und  fiihrte  Bomben=  und  Tiefangriffe  auf  eigene  Truppe  durch. 

1     Der  Lagebericht  iiber  die  Ostfront  vom  2.  August  1942  ist  nicht  im  KTB  der 
Ski,  Teil  D  enthalten. 

544 


3.  August  1942 

Kraftegliederung:  Keine  Veranderung  erkannt.  Nach  glaubwiirdiger  Aussage 
indischen  Uberlaufers  befindet  sich  10.  ind.  Inf.Div.  zur  Auffrischung  in  Menacamp 
bei  Kairo.  Zu  ihrer  Auffiillung  werden  angeblich  die  Reste  der  in  Agypten  befind= 
lichen  Teile  der  4.  ind.  Inf.Div.  verwendet. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  2. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Am  Tage  wurden  verschiedene  Stadte  und  Orte  Englands  mit  Bomben  belegt. 
Es  wurden  in  alien  Orten  Einschlage  und  dinstiirzende  Hauser  beobachtet.  Es  wur= 
den  angegriffen:  Bridport,  York,  Lincoln,  Caisborough,  Saxmonham. 

Es  wurden  2  Abschiisse  erzielt. 

Nachteinsatz  gegen  Bradford.  Erfolgsmeldung  liegt  noch  nicht  vor. 

1  FW  200  griff  um  12.30  Uhr  die  Funkstation  Hoefm  (Island)  mit  Bomben  an. 
Ein  Funkmast  wurde  geknickt,  eine  Baracke  zerstort.  Nach  dem  Bombenwurf  Bord= 
waffenbeschufi. 

Die  Aufklarung  im  Seegebiet  um  England  wurde  infolge  Schlechtwetters  (Ge= 
witter)  teilweise  vorzeitig  abgebrochen. 

16.48  Uhr  vor  Humber=Miindung  4  Dampfer  vor  Anker. 

02.35  Uhr  ostwarts  Yarmouth  1  Geleit  ohne  weitere  Angaben  Kurs  Siid. 

15.05  Uhr  ostwarts  Ramsgate  1  Kreuzer,  2  Zerstorer,  2  Vorp.Boote,  Kurs  Nord. 

Bilderkundung  von  Island  ergab:  Im  Hafen  Hafnar  Fjordur  1  Schlachtschiff  King 
George=Kl.,  1  schw.  Kreuzer,  anscheinend  Cumberland=Kl.,  1  leichter  Kreuzer  Dido= 
Kl.,  7  Zerstorer,  1  groCer  Zerstorer  anscheinend  beschadigt  (Aufbauten  fehlen), 
41  Dampfer  mit  167  000  t  beladen,  3  Tanker  mit  19  000  t. 

Hafen  Reykjavik  unbelegt,  auf  Reede  Reykjavik  14  Dampfer  mit  11  500  t. 

Einfliige:  Keine  Nachteinfliige  des  Gegners.  Am  Abend  wurden  5  Spitfire  iiber 
Scheveningen  beobachtet,  Angriff  erfolgte  nicht. 

2.  Mittelmeer: 

Es  wurde  Malta  angegriffen.  2  Abschusse. 

3.  Ostfront: 

Lichtbilderkundung  Wolga  ergab:  07.00  Uhr  Kuibyschew  Anlegestelle  und  Hafen 
7j  Lastkahne,  17  Motorkahne,  8  Radschlepper,  7  kleine  Motorboote,  vor  dem  Hafen 
1  Radschlepper  Kurs  Nord,  2  Radschlepper,  1  Motorkahn,  3  Motorboote  Kurs  Siid. 

07.03  Uhr  zwischen  Kuibyschew  und  Marxstadt  6  Schleppkahne,  2  Motorlastkahne, 
4  Grofiflofie  mit  Radschleppern  Kurs  Sud,  4  Schleppkahne,  3  Lastkahne  Kurs  Nord. 
Vor  Anker  32  Lastkahne,  1  Radschlepper,  1  Motorboot. 


3.  August  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Trotz  starkerer  Gegenwehr  konnte  der  eigene  Angriff  im  Raume  Kutschew= 
skaja  weiter  nach  Siiden  Boden  gewinnen.  Weiter  ostwarts  davon  erreichten 
Inf.=  und  Pz.Divisionen  die  Linie  Jekaterinowskaja— Nowo  Pokrowskaja— 
Dimitrijewskaja— Nawolopinskije— Pregradnoje.  Feind  weicht  nach  Siiden  aus. 
Ostv,^arts  und  nordostwarts  Salsk  wird  die  Sauberung  des  Jegorlyk=Abschnittes 
fortgesetzt. 

545 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.B:       -   " 

Die  gestern  als  gemeldet  erreichte  Bahnlinie  Rezontnaja  wurde  nach  Norden 
und  Siiden  weiter  besetzt  und  Kotelnikowo  eingenommen.  Nordlich  davon 
wurden  starke  Bewegungen  von  Waffengattungen  aller  Art  nach  Osten  be= 
obachtet.  Nordl.  und  nordwestl.  Kalatsch  sind  starke,  in  breiter  Front  vorge= 
tragene  Pz.=Angriffe  im  Gange,  welche  zum  grofiten  Teil  unter  hohen  Ver= 
lusten  fiir  den  Gegner  abgewiesen  wurden.  Im  grofien  Don=Bogen  siidostwarts 
Kletskaja  wurden  feindliche  Pz.=Angrif¥e  durch  eigene  Luftwaffe  bekampft 
und  dem  Feind  hohe  Verluste  zugefiigt.  Im  gesamten  wurden  60  Pz.  in  diesem 
Raum  vernichtet.  Siidl.  Serafinowitsch  wurden  feindl.  Angriffe  durch  ital.  Div. 
„Celere''  abgewiesen.  Feind  halt  seine  Stellungen  in  einzelnen  Stiitzpunkten 
am  Westufer  des  Don.  Feindl.  Angriffe  bei  Bogutschar  und  Swoboda  wurden 
abgewiesen.  Siidl.  Jelez  griff  der  Feind  mit  starken  Kraften  an;  im  zusammen= 
gefafiten  Feuer  wurden  die  Angriffe  abgeschlagen,  Feind  hatte  hohe  Verluste. 

H.Gr.  Mine: 

Im  Raume  siidl.  Suchinitschi  rege  feindl.  Spah=  und  Stofitrupptatigkeit.  Im 
Raum  von  Rshew  dauern  die  feindl.  Massenangriffe  iiberlegener  Krafte  mit 
Pz.n  in  unverminderter  Starke  an.  Alle  Angriffe  wurden  abgewiesen,  zahlreiche 
Pz.  abgeschossen,  Zurzeit  sind  neue  Angriffe  mit  Pz.n  im  Gange.  Nordl.  Bjeloj 
starke  feindl.  Feuertatigkeit  aller  Waffen.  Anschliefiend  2  Feindangriffe,  die 
abgewehrt  wurden.  Siidl.  Bjeloj  ortl.  Einbruch  des  Feindes,  eigener  Gegenstofi 
traf  auf  neu  einsetzenden  Feindangriff,  Kampfe  sind  noch  im  Gange.  Zwischen 
Bjeloj  tmd  Demidoff  feindl.  Pz.=Angriff,  von  Artl.  unterstiitzt,  der  abgeschla= 
gen  wurde.  Bei  eigenem  Gegenstofi  wurde  Einbruch  in  feindl.  Stellungen  er= 
zielt.  Bei  Welish  ist  der  eigene  Angriff  im  Fortschreiten. 

H.Gr.  Nord: 

Hart  siidwestl.  Cholm  Einbruch  eines  Spahtrupps,  Gegenstofi  ist  im  Gange. 
An  der  Wolchow=Front  macht  der  eigene  Angriff  zur  Wiedergewinnung  der 
alten  HKL  gute  Fortschritte.  Siidl.  Leningrad  gelang  dem  Feind  ein  gering= 
fiigiger  Einbruch.  Die  Kampfe  sind  z.  Z.  noch  im  Gange.  Auf  dem  linken  Flxi= 
gel  vorgetragener  eigener  Angriff  zur  Bereinigung  der  Angriffsstelle  macht 
unter  wirkungsvoUer  Luftunterstiitzung  gute  Fortschritte. 

Finnland  (2.  8.) 

Aufier  kleiner  Sto6=  und  Spahtrupptatigkeit  an  der  Siidostfront  keine  besonderen 
Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (2.  8.) 

Westagypten:  an  der  Front  normale  Aufklarungs=  und  Art.=Tatigkeit,  im  mittl. 
Absdinitt  feindl.  Sdianzarbeit  sowie  starkere  Kraftfahrzeug=Ansammlungen.  Im 
Siidabsdinitt  Eintreffen  eines  neuen  Feindverbandes  festgestellt. 


4.  August  1942 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  3. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  3.  durch  Jager  2  Abschiisse,  durch  Flak  1  Abschufi. 

Im  Laufe  des  3.  warden  durch  Jabos  Torquay,  Middlesborough,  Driffield,  Scar= 
borough,  Leeds,  Bradford  und  Helsey  mit  guter  Wirkung  angegriffen. 

16.15  Uhr  10  sm  westlich  Portland  15  Dampfer,  1  Schlepper  mit  2  Kahnen,  1  Zer» 
storer  ohne  Kursangabe. 

17.55  Uhr  ostwarts  Start  Point  Sammelfahrt  von  12  Dampfern,  Kurs  200  Grad. 

Zwischen  17.00  und  20.00  Uhr  im  Seegebiet  Flamborough  Head  bis  Yarmouth 
mehrere  Sammelfahrten  mittlerer  Grofie  auf  verschiedenen  Kursen. 

Aufklarung  ergab  im  Hafen  Portsmouth  2  vermutlich  Vorp.Boote  und  1  U=Boot, 
an  der  Hafeneinfahrt  2  mittlere,  1  grofier  Dampfer. 

Lichtbilderkundung  Poole=Bucht  2.  8.  19.21  Uhr:  12  Schiffe  20—30  m  lang,  in  der 
Lymington  River=Mundung  ca.  60  Schiffe  20—30  m  lang,  1  S=Boot,  3  Yachten 
50—60  m  lang,  in  Yarmouth  7  Kiistenfrachter  zus.  5000  t,  ca.  35  Fischereifahrzeuge. 

Eigener  Nachteinsatz:  12  Ju  88  zur  Schiffszielbekampfung  an  engl.  Siidkiiste, 
Erfolgsmeldung  steht  noch  aus. 

Einfliige:  10  Feindeinfliige  in  den  Raum  siidwestl.  Ringkoping— Svendberg— 
Insel  Fehmarn— 25  km  nordlich  Neustadt— ostwarts  Flensburg,  vermutlich  Minen= 
legen.  Keine  Bombenabwiirfe,  keine  Abschiisse. 

2.  Mittelmeer: 

Im  gesamten  Mittelmeer=Raum  rege  feindl.  U=Bootstatigkeit. 

Im  Laufe  des  3.  wurden  Flankensicherung  fiir  ital.  Minenuntemehmung,  Stich= 
aufklarung  zwischen  Port  Said  und  Haifa  und  mit  starken  Kraften  Geleitsicherung 
an  mehreren  Versorgungsgeleiten  durchgefiihrt. 

Jagdvorstofi  gegen  Malta  unter  Einsatz  mehrerer  Kampfflugzeuge  zum  Heraus= 
locken  feindl.  Jager,  dabei  3  Spitfire  abgeschossen. 

Lichtbilderkundung  La  Valetta  2.8.:  2  Zerstorer,  2  Vorp.Boote,  4  Hilfsminen= 
leger,  4  U=Boote,  1  Tanker  und  2  Dampfer. 

Hafenbelegung  Beirut  3.  8.  02.50  Uhr  Grobauswertung:  1  anscheinend  Geleitboot, 
1  Dampfer  12  000  t,  7  Dampfer  zus.  18  000  t,  vor  Beirut  1  U=Boot  mit  Westkurs, 
1  Dampfer  5  000  t  stilliegend. 

3.  Ostfront: 
Insgesamt  9  Abschiisse. 

Bei  Schiffszielbekampfung  im  Finnen=Busen  auf  2  Minenraumbooten  Volltreffer, 
ein  Minenraumboot  in  sinkendem  Zustand  beobachtet,  das  zweite  wahrscheinlich 
versenkt.  Auf  einem  weiteren  Schiff,  wahrscheinlich  Minensucher,  Volltreffer;  Schiff 
blieb  mit  Schlagseite  liegen.  Bei  weiteren  Schiffen  Nahtreffer  erzielt. 


4.  August  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Siidl.  Kutschewskaja  konnte  eign.  Angriff  trotz  starker  feindl.  Gegenwehr 
uber  den  Bolschaja  Ternowataja=Flu6  vorgetragen  werden.  SS=„W''=Div.  stiefi 
uberraschend  schnell  nach  Siiden  vor  und  bildete  zwischen  Grigoripoliskaja 

547 


B.  Kriegstagebudi 

und  lo  km  nordl.  Armawir  einen  Briickenkopf  iiber  den  Kuban.  General  Breith 
nahm  mit  letztem  Betriebsstoff  mit  Teilen  der  3.  Pz.Div.  die  Stadt  Woroschi= 
lowsk. 

H.Gr.  B: 

Nordostw.  Kotelnikowo  konnte  eign.  Angriff  bis  zum  Bahnhof  Pimon= 
Tschemy  vorgetragen  werden.  Feind  weicht  nach  Osten  aus.  Nordwestl.  Ka= 
latsch  griff  der  Feind  die  Siidfront  des  XIV.  Pz.Korps  mit  starkeren  Kraften 
—  Panzern  und  Schlachtfliegern  —  an.  Kampfe  sind  noch  im  Gange.  Im  Raimie 
Kletskaja  griff  der  Feind  etwa  mit  600  Mann  an,  Kampfe  noch  nicht  abge= 
schlossen.  Siidl.  Serafimowitsch  und  westl.  Kasanskaja  war  feindl.  Angriff 
ohne  Erfolg.  Bei  und  nordl.  Woronesch  Aufklarungs=  imd  Artl.=Tatigkeit. 
Wetter:  im  Suden  heiter,  klar,  Strafien  befahrbar,  im  Norden  teilw.  bedeckt, 
etA-vas  kiihler. 

H.Gr.  Mitte: 

Nordwestl.  Juchnow  war  feindl.  Angriff  ohne  Erfolg.  Ostw.  Rshew  greift 
der  Feind  mit  starker  Artl.  in  Rgt.=Starke,  unterstiitzt  von  Panzern,  laufend 
an.  Es  gelang  bisher,  alle  Angriffe  abzuschlagen.  Weitere  Bereitstellungen  des 
Feindes  lassen  auf  erneute  Angriffe  schliefien.  Nordl.  und  nordwestl.  Rshew 
blieben  ebenfalls  mit  Panzern  und  Luftwaffenunterstiitzung  gefiihrte  Feind= 
angriffe  erfolglos.  Im  Raume  nordl.  und  siidl.  Bjeloj  griff  der  Feind  mit  schwa= 
cheren  Kraften  als  am  Vortage  an  und  wurde  zuriickgeschlagen.  Mehr.  Panzer 
wurden  vernichtet.  Nordl.  Demidoff  schanzt  der  Gegner.  Ein  Panzerangriff 
nordl.  Welish  brach  im  eign.  Artl.=Feuer  zusammen.  2  Panzer  wurden  ver= 
nichtet. 

H.Gr.  Nord: 

An  der  Wolchow=Front  siidl.  Jamno  war  ein  Feindangriff  erfolglos.  Nord= 
ostw.  Salzy  konnte  ein  Feindangriff  mit  Panzerunterstiitzung  und  eine  wei= 
tere  Bereitstellung  durch  eign.  Artl.  zerschlagen  werden.  Siidl.  Leningrad  wur= 
den  ebenfalls  ein  Feindangriff  und  mehr.  Bereitstellungen  zerschlagen. 


Finnland  (3.8.) 

Finn.  Siidostfront:  Bei  Gr.  Landenge  und  Gr.  Aunus  wurde  je  ein  schwadi. 
Feindangriff  abgewiesen.  Bei  Gr.  Maselskaja  griff  Feind  im  Raum  um  Maselskaja 
in  Starke  von  etwa  150  Mann  an.  Der  Angriff  wurde  abgewiesen.  Westl.  des  Seg= 
Sees  wurde  die  Verniditung  der  fdl.  Fernstreife  fortgesetzt.  Der  Feind  verlor  erneut 
iiber  100  Gefallene,  darunter  den  Kommandeur,  Major  Grigorjew. 

Nordostfront  (Geb.  AOK  20):  Dem  eign.  Angr.  im  Abschn.  Louhi  leistete  der 
Feind  zunachst  geringen,  spater  sidi  versteifenden  Widerstand  mit  Gegenstofien 
aus  siidl.  Richtung. 

Liza=Front:  weiterhin  Sdianzarbeiten,  Sprengungen  und  zeitw.  lebh.  fdl.  Feuer= 
iiberfalle. 

548 


4-  August  1942 

Im  Abschn.  Kandalakscha  fuhrte  eine  Stofitruppunternehmung  auf  dem  Siidfliigel 
zur  Vernichtung  einiger  feindl.  Kampfstande  mit  Besatzung.  Das  Unternehmen 
stiefi  auf  sehr  aufmerksamen  Feind.  Im  Abschn.  Murmansk  normale  Gefechts= 
tatigkeit. 

Panzerarmee  Afrika  (3.  8.) 

Feindverhalten:  Am  3.8.  an  der  Front  normale  Aufklarungs=  und  Artillerie= 
tatigkeit 

Kraftegliederung:  Durch  Beutebefehl  Reste  1.  Heeres=Pz.Brig.  in  Festung  El  Ala= 
mein  bestatigt. 

2.  lei.  freifranz.  Brig,  im  Nilgebiet  gemeldet,  ihre  beschrankte  Verwendungs= 
fahigkeit  wurde  erneut  bestatigt. 

Aus  bewahrter  Quelle  wurden  Truppenansammlungen  im  Wadi  el  Natrun  (etwa 
100  km  westnordwestl.  Kairo)  gemeldet,  im  Zeitraum  vom  10.  bis  20.  7.  wurden 
hier  angeblich  mindestens  14  z.  T.  ind.  Inf.Bataillone,  2  bis  3  Pz.Abteilungen  und 
Artillerie  festgestellt.  Weitere  Transporte  sollen  am  21.  7.  dorthin  unterwegs  ge= 
wesen  sein.  Nach  mehreren  Anzeichen  erscheint  es  moglich,  dafi  sich  die  1.  Special 
Air  Service  Brig,  in  der  Oase  Farafra  (etwa  300  km  West  Assiut)  befindet. 

[Brief  des  Fuhrers  an  den  Duce,  in  dem  er  sich  zuriickhaltend  uber  die  Fort= 
fUhrung  der  Offensive  der  dtMtal.  Panzerarmee  aujiert.] 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  4. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Angriff  am  3.  8.  22.47  Uhr  auf  Nordost  steuerndes  Geleit  vor  Start  Point, 
dessen  Grofie  und  Zusammensetzung  wegen  starken  Dunstes  nicht  festgestellt 
werden  konnte,  6  Dampfer  mit  insges.  20  000  BRT  beschadigt. 

Durch  Jabo=Angriff  4.  8.  15.36  Uhr  siidostwarts  Beachy  Head  ein  grofieres 
Vorp.Boot  beschadigt. 

Etwa  150  sm  westlich  der  Orkneys  16.40  Uhr  8  Dampfer,  5  Bewacher,  Kurs 
320  Grad. 

Vor  Lowestoft  und  Great  Yarmouth  21.45  Uhr  ein  nordgehendes  Geleit  von 
18  mittleren  Dampfern  und  2  Vorp.=Booten. 

Tagesangriff  auf  Brighton  mit  guter  Bombenlage  in  Wohnvierteln. 

Eigener  Nachteinsatz:  26  Flugzeuge  auf  Swansea,  Erfolgsmeldungen  stehen  noch 
aus. 

Einfliige:  30  Feindeinfliige  in  das  Reichsgebiet  in  den  Raum  Ahaus— Dortmund— 
Krefeld.  Besondere  Schaden  sind  nicht  gemeldet. 

80—90  Einfliige  in  die  besetzten  Gebiete. 

1  Abschufi  durch  Flak,  1  durch  Jager,  1  Absturz. 

2.  Mittelmeer: 

Im  Laufe  des  3.  6  Abschiisse,  im  Laufe  des  4.  4  Abschiisse. 

In  den  von  der  Aufklarung  erfafiten  Seegebieten  keine  feindlichen  Schiffsbewe= 
gungen  festgestellt. 

Hafenbelegung  La  Valetta  4.  8.  09.22  (Lichtbild) :  2  Zerstorer,  4  U=Boote,  3  Minen= 
sucher,  2  Vorp.=Boote,  2  Dampfer. 

5.  Ostfront: 

In  der  Bucht  von  Tamanskaja  08.30  Uhr  14  kleine  Frachter  zus.  3500  t. 
In  Primorsko  Achtarskaja  12.37  Uhr  40  Boote. 

549 


B.  Kriegstagebuch 

Hafenbelegung  Astrachan  08.20  Uhr:  24  Raddampfer,  100  Kahne,  Leichter  und 
Schlepper,  10  Frachter  mit  zus.  4500  t. 

Hafenbelegung  Machatsch  Kala  (Petrowsk)  06.13  Uhr:  1  U=Boot,  2  Tanker  6500  t, 
2  Dlleichter  2500  t,  10  Frachter  4500  t,  6  Kiistenfahrzeuge,  1  Raddampfer,  20  Hilfs=* 
fahrzeuge. 

Der  Geleitzug  PQ  18  konnte  bisher  durch  Luftaufklarung  nicht  erfafit  werden. 
Es  wurden  lediglich  an  der  Ostkiiste  Islands  Vorp.=Boote  und  nordostwarts  Island 
ein  U=Boot  festgestellt. 

5.  August  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

II.  Armee:  Im  Raume  Kertsch  aufier  reger  Fliegertatigkeit,  wobei  5  Feind= 
flugzeuge  abgeschossen  wurden,  keine  besonderen  Ereignisse. 

H.Gr.  A: 

Siidl.  Kuschewskaja  weicht  der  Feind  vor  ganzer  Front  nach  Siiden  aus. 
Eign.  Truppen  im  Nachstofien.  Wesselaja  und  Nesamajewskaja  wurden  ge= 
nommen.  SS=„W=Div.  besetzte  Kropotkin,  slow.  Schn.  Div.  hat  Flanken= 
schutz  nordl.  und  nordwestl.  davon  iibernommen.  Briickenkopf  nordl.  Arma= 
wir  konnte  weiter  verstarkt  werden,  Briickenschlag  im  Gange.  Siidostw.  Arma= 
wir  konnte  eine  mot.Div.  nach  Vernichtung  grofierer  Feindkolonnen  den 
Bolschaja  Selentschuk=Flu6  erreichen.  Nikolajewskaja  genommen.  Auf  Briik= 
kenkopf  nordl.  Amarwir  wurden  mehr.  Feindangriffe  mit  Artl.=Unterstutzung 
abgeschlagen. 

H.Gr.  B: 

Im  Raume  Orlowskaja— Remontnaja  konnten  eign.  Truppen  bis  zur  Bahn= 
linie  vordringen.  Nordostw.  Kotelnikowo  konnten  eine  Panzer=  und  eine 
mot.Div.  noch  Krugljakoff  und  Aksai  nehmen  und  sind  im  weiteren  Vorgehen 
auf  Bahnhof  Abganerowo  und  Plotowitoje.  Strafien=  und  Eisenbahnbriicken 
bei  Krugljakoff  unversehrt  in  eign.  Hand.  Im  Raume  Kalatsch  haben  die  Feind= 
angriffe  nachgelassen.  Siidostw.  Kletskaja  wurde  ein  Panzerangriff  abge= 
schlagen,  3  Pz.  vernichtet  und  4  beschadigt.  Im  Raume  nordl.  und  nordwestl. 
Woronesch  beiderseitige  Stofitrupp=  und  Artl.=Tatigkeit. 

H.Gr.  Mitte: 

Ostw.  Rshew  siidl.  der  Wolga  ist  der  Feind  auf  breiter  Front  mit  starken 
Inf.=  und  Pz.=Kraften  zum  Angriff  angetreten  und  hat  die  HKL  in  etwa  15  km 
Breite  durchbrochen.  Der  Angriff  war  durch  stark.  Artl.=BeschieJSung  und  den 
Einsatz  stark.  Luftw.=Verbande  eingeleitet  worden.  Mit  dem  Nachfiihren  wei= 
terer  starker  Krafte  in  die  Einbruchsstelle  mufi  gerechnet  werden.  Der  9.  Armee 
werden  beschleunigt  Verstarkungen  in  Form  von  Pz.Divisionen  aus  dem  Raum 
um  Wjasma  zugefiihrt.  Nordl.  Rshew  trat  der  Russe  ebenfalls  mit  iiberlegenen 

550 


5-  August  1942 

Kraften  nach  sehr  starker  Artl.=Vorbereitung  zum  weiteren  Angriff  gegen  die 
eign.  Stellungen  mit  Hauptmasse  gegen  Belkowo  an,  dessen  Besatzung  dem 
Feinde  grofie  Verluste  zufiigte.  10  Feindpanzer  wurden  vernichtet.  Die  HKL 
blieb  iiberall  in  eign.  Hand.  Weitere  starke  Feindangriffe  in  diesem  Abschnitt 
sind  zu  erwarten.  Teilw.  konnten  erkannte  Bereitstellungen  des  Gegners 
(600  Mann)  durch  Artl.=Feuer  zerschlagen  werden.  Nordl.  Bjeloj  wurden 
Feindangr.  abgeschlagen.  Feindansammlungen  siidl.  Bjeloj  wurden  durch  Artl. 
zerstreut. 

H.Cr.  Nord: 

An  der  Wolchow=Front  konnte  ein  kleiner  ortl.  Einbruch  des  Feindes  ab= 
geriegelt  werden.  Auf  dem  linken  Fliigel  der  Einschliefiungsfront  von  Lenin= 
grad  wurden  in  Btl.=Starke  gefiihrte  Feindangriffe  mit  Pz.=Unterstiitzung  zu= 
riickgeschlagen. 

Finnland  (4.  8.) 

Finn.  SUdostfront:  Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

Nordostfront:  Die  auf  dem  Nordfliigel  des  XVIII.  Geb.A.K.  gewonnene  neue  Stel= 
lung  wurde  gegen  feindl.  Gegenangriffe  gehalten.  Der  Gegn.  hatte  dabei  erhebliche 
Verluste.  An  der  Murmansk=Front  mehr.  eign.  erfolgreidie  Stofitruppuntemehmen. 

Panzerarmee  Afrika  (4.  8.) 

An  gesamter  Front  normale  feindl.  Aufklarungstatigkeit. 

Die  Erd=  und  Luftaufklarung  des  Feindes  war  reger  als  in  den  Vortagen.  Feind= 
flugzeuge  griffen  mehrfach  die  eign.  Stellungen  an.  Im  Mittel=  und  Nordabschnitt 
nach  Luftaufklarung  Verstarkung  des  Feindes  von  2—3  Brigaden  festgestellt. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  5. 8. 42 

I.  Raum  um  England: 

Am  Tage  wurden  neben  bewaffneter  Aufklarung  Angriffe  durch  Jabo  auf  Yeovil 
durchgefiihrt,  Einschlage  in  der  Stadt  wurden  beobachtet. 

In  der  Nacht  vom  4.  zum  5.  wurden  als  Nebenziele  noch  angegriffen  Swansea, 
Portland,  Bristol  und  Weston.  Wirkungsbeobachtung:  Trefferlage  gut. 

Am  5.  wurden  2  Abschiisse  durch  Jager  erzielt,  1  weiterer  Abschufi  wahrscheinlich. 
Ein  Flugzeug  durch  Marineflak  abgeschossen,  ein  Absturz  infolge  Scheinwerfer= 
einwirkung. 

Bei  Nacht  wurden  5  Feindflugzeuge  durch  Jager,  ein  Flugzeug  durch  Marineflak 
abgeschossen. 

In  der  Nacht  vom  5.  zum  6.  wurden  Zerstorziele  in  England  angegriffen,  nahere 
Angaben  liegen  noch  nicht  vor. 

11.50  Uhr  Eastbourne  einlaufend  5  mittlere  Dampfer. 

Aufklarung  im  Kanal  und  in  der  Biscaya  ergab  trotz  guter  Wetterlage  kein 
Ergebnis. 

In  der  Nacht  erfolgten  42  Einfliige  ins  Reichsgebiet,  103  Einfliige  in  die  West= 
gebiete.  Ein  besonderer  Schwerpunkt  wurde  nicht  festgestellt.  Eindringtiefe  Helgo= 
land— Lingen— Gie6en.  In  Duisburg  mittlerer  Schaden,  in  den  ubrigen  Orten  nur 
geringerer  Schaden.  In  Troisdorf  bei  Siegburg  wurden  die  Klockner=Werke  (Hoch= 


B.  Kriegstagebuch 

ofenwerke)  mit  4  Sprengbomben  angegriffen.  Es  wurden  zerstort  ein  Gasometer, 
das  Verwaltungsgebaude,  schwer  beschadigt  die  umliegenden  Gebaude.  1  Toter, 
3  Schwer=,  11  Leichtverletzte.  Produktionsausf  all :  2  Tage  100  Vo,  dann  50— 60  Vo. 

2.  Mittelmeer: 

Angriffe  gegen  Malta  mit  schwachen  Kraften  ohne  besonderes  Ergebnis  (Stor= 
angriffe). 

Fliegerfiihrer  Afrika  fiihrte  freie  Jagd  und  Aufklarungsfliige  durch  sowie  Angriffe 
gegen  Kraftfahrzeugansammlungen.  1  Curtiss  abgeschossen. 

Der  auf  Suez  fiir  den  4.  zum  5.  angesetzte  Angriff  wurde  nur  mit  3  Flugzeugen 
durchgefiihrt,  da  zur  Startzeit  feindliche  Angriffe  auf  eigene  Flugplatze  erfolgt  sind. 

Bei  Angriff  auf  Marsa  Matruk  wurde  ein  Feindflugzeug  abgeschossen. 

Bei  feindlichem  Angriff  in  der  Nacht  vom  4.  zum  5.  auf  Tobruk  verbrannten 
200  cbm  Marinebetriebsstoff.  Es  wurden  2  Abschiisse  erzielt. 

Aus  Gibraltar  ausgelaufen:  Flugzeugtrager  „Eagle"  mit  einem  Kreuzer  und  5  Zer= 
storern. 

Bei  Suez  starke  gut  liegende  Flak. 

Ober  Kairo  und  Suez=Kanal  zahlreiche  Feindjager  in  10  000  m. 

Die  Zunahme  der  feindlichen  Angriffe  mit  Jagd=  und  Kampfverbanden  auf  das 
Afrika=Korps  sowie  das  Auslaufen  des  Flugzeugtragerverbandes  aus  Gibraltar  las= 
sen  vermuten,  dafi  zur  Versorgung  Maltas  ein  Geleit  von  Westen  aus  durchgebracht 
werden  soil.  Vermutung  wird  durch  Feststellung  verstarkt,  dafi  die  zahlreichen 
auf  Malta  stationierten  Jager  sich  zur  Zeit  voUkommen  passiv  verhalten  (Bereit= 
stellung  von  Kraften  zur  Sicherung  des  einzubringenden  Geleits  und  Schonung  der 
Krafte). 

10.15  Uhr  ostlich  Port  Said  nach  ital.  Meldung  3  Zerstorer,  2  Dampfer  Kurs 
180  Grad,  3  Kriegsfahrzeuge  Kurs  45  Grad. 

Vorlaufige  Luftbildauswertung  vom  5.8.: 

Alexandrien:  3  Tanker,  10  Frachter. 

Port  Said:  Kriegsschiffsattrappe,  1  Kreuzer,  4  Zerstorer,  davon  1  griech.,  mehrere 
kleine  Kriegsschiffe,  4  U=Boote,  22  Dampfer,  3  Fahrgastschiffe,  1  Tanker;  vor  dem 
Hafen  1  Fahrgastschiff. 

Suez:  1  Kreuzer,  4  Zerstorer,  davon  2  griech.,  1  T=Boot,  1  Geleitboot,  1  Spezial= 
schiff,  2  kleine  Kriegsfahrzeuge,  8  Tanker,  33  Dampfer. 

Augenerkundung  Assiut  ergab  11  Kahne,  Assuan  17  Kahne. 

5.  Ostfront: 

Starke  Unterstiitzung  der  Angriffsarmeen  und  Angriffe  im  Nordteil  der  Front 
auf  Einbruchsstelle  des  Gegners.  4  Abschiisse. 

Beim  Angriff  auf  ein  Minensuchboot  in  der  Nordbucht  der  Insel  Lavansaari  wurde 
ein  Treffer  in  der  Nahe  des  Bugs  erzielt.  Boot  blieb  gestoppt  liegen. 

13.55  Uhr  aus  Tuapse  auslaufend  2  kleine  Dampfer,  7  Geleitboote  Kurs  Siidost. 

Nordwestlich  Tuapse  13.15  Uhr  1  Transporter  und  4  Vorp.Boote,  westl.  Kurs; 
siidlich  davon  1  mittlerer  Dampfer  Kurs  300  Grad. 

Kaspisches  Meer:  08.15  Uhr  Hafen  Zarepta  bei  Stalingrad  1  Dlleichter,  11  Leich= 
ter,  15  Frachtkahne,  1  200  m  FI06,  6  Leichter  im  Bau. 

Wolga  abwarts  1  Frachtkahn,  1  Schlepper,  Wolga  aufwarts  1  Dlleichter, 
1  Schlepper. 

07.09  Uhr  in  Astrachan  3  U=Boote,  7  Vorp.Boote,  33  Segelleichter,  46  Leichter, 
60  Frachtkahne,  10  Raddampfer,  15  Motorschlepper,  8  Flofie  und  150  Boote. 

Lichtbilderkundung  4.8.  nachm.  von  Machatsch  Kala  am  Oktober=Kanal: 

1  U=Boot,  2  Tanker  zus.  6500  t,  2  Dlleichter  zus.  2500  t,  6  Frachter  etwa  zus. 
3000  t,  5  Kiistenfahrzeuge,  20  kleine  Fahrzeuge. 


6.  August  1942 

Eismeer:  Aufklarung  Nordmeer  ergab  lebhafte  Bewachertatigkeit. 
Nach  Mitteilung  Kpt.  Mossel  wurden  vom  17.  bis  31.  7.  durch  Lufttransport  nach 
Afrika  iiberfiihrt:  Insgesamt  23  424  Mann,  1  238  t  Nachschub. 


6.  August  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  A: 

Siidl.  Kutschewskaja  stiefien  eign.  Inf.Div.en  zur  Verfolgung  des  Feindes 
vor  und  erreichten  die  Linie  Kanjewskaja— Tschelbaskaja  10  km  siidl.  Paw= 
lowskaja— Tichorezk.  Saubening  von  Ort  und  Bahnhof  Tichorezk  noch  im 
Gange.  Der  Feind  halt  das  Siidufer  des  Kuban  bei  Kropotkin  noch  besetzt. 
Nordl.  Armawir  konnte  der  Briickenkopf  erweitert  und  mit  schweren  Waffen 
verstarkt  werden.  Briicke  iiber  den  Kuban  fertiggestellt.  Siidl.  Woroschilowsk 
besetzten  eign.  Truppen  den  Eisenbahnknotenpunkt  Newinnomyskaja.  Eisen= 
bahnbriicke  unversehrt  in  eign.  Hand.  Wetter:  sehr  heifi,  trocken,  Wege  iiber= 
all  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

Siidl.  Remontnaja  sind  eign.  Inf.Divisionen  im  Bolschoi— Gaschun=Abschnitt 
zum  Angriff  angetreten.  Dort  noch  starkerer  Feind.  Die  gestern  noch  nord= 
ostw.  Kotelnikowo  vorstofienden  mot.  und  Panzerdivisionen  haben  nach  Ober= 
windung  starken  Feindwiderstandes  Plotowitoje  genommen;  um  Bahnhof  Ab= 
ganerowo  wird  noch  gekampft.  Nordwestl.  Kalatsch  starke  Feindangriffe  mit 
Panzerunterstiitzung  wurden  abgevviesen.  Siidostw.  Kletskaja  stark.  Angriffe 
mit  Panzerunterstiitzung  im  Gange.  Siidostw.  Kasanskaja  haben  feindl.  Telle 
den  Don  iiberschritten.  Gegenangriffe  sind  im  Gange. 

Wetter:  Es  herrschte  sonniges,  klares  Wetter,  windig,  +  26  Grad.  Westl. 
Liwny  wurden  feindl.  Angriffe  abgewiesen.  Siidl.  Brjansk  Bekampfung  von 
Partisanengruppen. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidostw.  Rshew  hat  der  Feind  die  Einbruchsstelle  erweitern  konnen  und  ist 
bis  zur  Strafie  Bukontow— Subzoff  vorgedrungen.  Ostw.  Rshew  wurde  ein 
stark.  Angriff  abgewiesen,  nordw.  Rshew  wurden  Angriffe  abgewiesen.  Eign. 
Vorstofie  fiihrten  zu  ortlichen  Erfolgen,  die  durch  feindl.  Gegenangriffe  wieder 
aufgegeben  werden  mufiten.  Nordl.  Bjeloj  stark.  Angriffe  mit  Artl.=Unter= 
stiitzung  abgewiesen. 

H.Gr.  Nord: 

Siidostw.  Staraja  Russa  sind  Angriffe  zur  Vernichtung  des  ostw.  Ramu= 
schewo  eingesickerten  Gegners  im  Gange. 

553 


B.  Kriegstagebuch 

Siidl.   Leningrad  Artl.=Bekampfung  feindl.   Bewegungen  und  Abweisung 
feindl.  schwacherer  Vorstofie  unter  hohen  Verlusten  fiir  den  Gegner. 


Finnland 

Finn.   Sudostfront:   Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

Finn.  Nor  do  St  front:  An  der  Louhi=Front  wurden  Gegenangriffe  in  Btl.=  und  Rgt.= 
Starke  gegen  die  neugewonnene  Hohenstellung  unter  schweren  Verlusten  fiir  den 
Gegner  abgewiesen. 

An  der  KandalakscKa=  und  Murmansk=Front  nur  geringe   Spahtrupptatigkeit. 


Panzerarmee  Afrika  (5.  8.) 

Agypten 

Feindverhalten:  Starkere  Spahtrupps  der  20.  austr.  Brig.  (9.  austral.  Inf.Div.) 
unternahmen  in  der  Nacht  vom  4.  auf  5.  8.  Vorstofie  im  Kiistenabschnitt.  Sie  wur= 
den  unter  blutigen  Verlusten  fiir  den  Gegner  abgewiesen.  Wahrend  des  5.  8.  vor 
gesamter  Front  normale  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit. 

Bildaufklarung  ergab  Oase  Farafra  und  Raum  um  Farafra  unbelegt. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  6. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tageseinsatzen  wurden  Norwidi  als  Hauptziel,  Boston  und  Margate  als 
Nebenziele  angegriffen.  Einschlage  in  den  befohlenen  Zielen  wurden  beobachtet. 

Ein  Jabo=Einsatz  auf  Truro  und  auf  Bodmin  erzielte  Hauserzerstorungen. 

Es  wurde  abgesdiossen  1  Spitfire  durdi  Jager,  1  Absdiufi  durch  Marineflak  erzielt. 

Nachtangriffe  wurden  mit  schwacheren  Kraften  auf  Cambridge  und  Edinburgh 
mit  guter  Wirkung  durchgefiihrt. 

Nordlidi  Margate  20.26  Uhr  12  kleine  Dampfer,  3  Zerstorer  Kurs  Ost. 

Southampton  einlaufend  19.35  Uhr  4  mittlere  Dampfer. 

Im  Hafen  Poole  21.30  Uhr  durch  Jabo  aus  grofier  Hohe  30  Fahrzeuge  gezahlt. 

Bei  Start  Point  21.47  LJhr  9  Dampfer,  1  Zerstorer  Kurs  220  Grad.  22.29  Uhr 
Angriff  auf  einen  Dampfer  ohne  Wirkungsbeobachtung.  22.38  Uhr  wurde  zweiter 
Dampfer  angegriffen,  Wirkung  konnte  wegen  Nacht jagerangriff en  nicht  beobachtet 
werden. 

Ostwarts  Start  Point  20.30  Uhr  2  Dampfer  mittlerer  Grofie  mit  je  einem  an= 
gehangten  Leichter. 

Am  6.  8.  flogen  2  feindliche  Flugzeuge  in  das  Reichsgebiet  ein  ohne  Bomben= 
abwurf.  Bei  Nacht  erfolgten  74  Einfliige  ins  Reichsgebiet,  davon  70  bis  Gronau— 
westl.  Miinster— Hagen— Jiilich— nordlich  Gelsenkirchen.  Schadensmeldungen  liegen 
noch  nicht  vor. 

Schwerpunkt  nicht  erkennbar,  5  Abschiisse  durch  Nachtjager. 

2.  Mittelmeer: 

Aufklarung  bis  3  Grad  West  nach  Flugzeugtragerverband  „Eagle"  war  ohne 
Ergebnis. 

Im  ostlichen  Mittelmeer  kein  Schiffsverkehr. 

Fliegerfiihrer  Afrika:  Angriff e  auf  Flugplatze  und  Panzeransammlungen;  auf 
Flugplatz  Burg  el  Arab  wurden  von  Jabo  Treffer  in  abgestellten  Flugzeugen  erzielt, 
mehrere  Kraftfahrzeuge  und  Panzer  wurden  in  Brand  geworfen.  Der  Begleit= 
Jagdschutz  scho6  2  Curtiss  und  1  Hurricane  ab. 

554 


7.  August  1942 

Von  Kreta  aus  Versorgungs=  und  Geleitschutz. 

Starke  feindliche  Luftangriffe  auf  riickwartige  Ausladehafen  bestatigen  Absicht 
Stoning  des  Nachschubs.  Dabei  2  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

Die  Liditbilderkundung  Alexandria,  Reede  Suez,  Port  Said  ergab  geringfugige 
Anderungen  zu  gestriger  Grobauswertung. 

Im  Suez=Kanal  befanden  sich  am  5.  8.  12  Dampfer  mit  81  000  t,  1  Lazarettschiff 
und  1  Tanker  mit  5  500  t,  1  U=Boot,  letzteres  Kurs  Siid. 

3.  Ostfront: 

Uber  Kampftatigkeit  liegt  keine  Meldung  vor. 

Lichtbildauswertung  Baku  vom  5.  8.  07.40  Uhr  ergab  3  Kanonenboote,  3  U=Boote, 
1  Schlepper,  3  Raddampfer,  davon  1  im  Dock,  11  Tanker  22  500  t,  15  Dampfer 
16  500  t,  4  Leichter  7  500  t,  ^^  Hafenfahrzeuge,  80  Boote. 

Im  Finnen=Busen  versenkten  Kampfflugzeuge  bei  Lavansaari  1  Wachboot,  be= 
schadigten  4  Wachboote  schwer,  erzielten  auf  einem  Minensuchboot  500—700  t 
Volltreffer  auf  Heck. 

Nordmeer:  Partisanenlager  bei  Songelskil  wurde  mit  guter  Wirkung  bekampft. 

Ein  Barackenlager  bei  Eina  Kuba  wurde  mit  Bomben  belegt,  1  gro6e  Baracke 
zerstort,  3  schwerbeschadigt,  Volltreffer  in  abgestellten  Fahrzeugen  erzielt.  Bei  Luft= 
kampf  1  Hurricane  abgeschossen. 

Die  Aufklarung  Motowski=Bucht  bis  zur  Fischer=Halbinsel  brachte  kein  Ergebnis. 

Bei  einem  Angriff  auf  Bereitstellung  an  der  Siidspitze  des  Sishnele=See  und  auf 
Batteriestellungen  wurden  Treffer  erzielt. 

Bei  Luftkampf  iiber  Herzberg  wurden  2  Hurricane  abgeschossen. 

Treibeisgrenze  von  75  Grad  30  Min.  Nord,  21  Grad  Ost  nadi  Nordwesten  bis 
SUdwestspitze  Spitzbergen  festgestellt. 


7.  August  1942 
Lagebericht  OKH 
Osten 

II.  Armee:  Bekampfung  feindl.  Schiffsbewegungen  in  der  Strafie  von 
Kertsch  durch  H.Artl. 

H.Gr.  A: 

Rum.  Telle  sind  im  Vorgehen  auf  Jejsk.  Dabei  wurden  genommen  die 
Eisenbahnbriicke  Timoschewskaja  imd  Briicke  Bezez.  Beide  Briicken  fielen 
unzerstort  in  unsere  Hand.  Weiter  wurden  erreicht  Nowokursunskaja,  Bere= 
senskaja  und  Alexandrolewskaja.  Die  Briicken  an  den  beiden  erst  genannten 
Orten  waren  ebenfalls  nicht  zerstort.  Die  Inf.  folgt  den  V.=Abt.en  in  Eil= 
marschen.  Wetter:  sehr  heifi,  staubig,  Wege  liberall  befahrbar.  Zwischen 
Kropotkin  und  Timoschewskaja  halt  der  Feind  mit  stark.  Kraften  das  Siidufer 
des  Kuban.  Panzer=  und  mot.Verbande  haben  im  Vorgehen  von  Armawir 
aus  Kurganaja  erreicht  (Briicke  hier  zersprengt).  Kriegsbriicke  in  Angriff  ge= 
nommen,  aulEerdem  im  Vormarsch  auf  Lapinskaja.  Der  Briickenkopf  bei 
Newinnomyskaja  konnte  erweitert  werden.  Ausbruchsversuche  des  bei  Med= 
weschje  stehenden  Feindes  wurden  unter  hohen  Verlusten  zuriickgewiesen. 
Feind  wich  nach  Westen  aus.  Petrowskoje  vom  Feinde  frei. 

555 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  B: 

Siidl.  Remontnaja  wurde  Gelande  nach  Osten  und  Siidosten  gewonnen.  Die 
Pz.Div.en  schliefien  zu  den  auf  Plotowitoje  vorgegangenen  Teilen  auf.  Starke 
feindl.  Angriffe  nordl.  Bahnhof  Abganerowo  wurden  abgewiesen.  Nordwestl. 
Kalatsch  wurde  ein  Angriff  abgewehrt.  Siidostw.  Kletskaja  wurden  Angriffe 
teils  abgewiesen,  teils  sind  noch  Kampfe  dort  im  Gange.  Die  am  6.3.  ge= 
meldeten  Feindgruppen,  denen  ein  Ubersetzen  iiber  den  Don  gelungen  war, 
wurden  vemichtet.  Nordl.  Swoboda  wurden  starke  fdl.  Ansammlungen  fest= 
gestellt.  Bei  Korotojak  und  nordl.  davon  ist  der  Gegn.  mit  stark.  Kraften 
iiber  den  Don  gedrungen  und  hat  Einbriiche  erzielt.  Bereinigung  durch  die 
ung.  Truppen  im  Gange. 

Bei  Liwny  wurden  mehrfach  vorgetragene  Angriffe  unter  Verlusten  fiir  den 
Gegner  abgewiesen. 

H.Gr.  Mitte: 

Die  Einbruchsstelle  des  Gegners  konnte  durch  herangef iihrte  Panzerverbande 
bei  Subzoff  abgeriegelt  werden.  Siidl.  davon  hat  sich  die  Einbruchsstelle  bis 
zum  Gshat  erweitert.  Nordostw.  und  nordl.  Rshew  konnten  alle  dort  vor= 
getragenen  Feindangriffe  abgewiesen  werden.  Westl.  und  nordl.  Welish  waren 
Feindangriffe  erfolglos. 

H.Gr.  Nord: 

Bei  Staraja  Russa  nur  Stofitrupptatigkeit.  Nordwestl.  Salzy  erfolgte  ein 
feindl.  Einbruch.  Gegenangriff  ist  im  Gange.  Im  Raum  um  Leningrad  wurden 
feindl.  Bewegungen  durch  Artl.  bekampft.  Ein  Angriff  in  Btl.=Starke  wurde 
abgewiesen. 

Finnland 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (6.8.) 

Agypten:  An  der  Front  normale  Aufkl.=  und  Artl.=Tatigkeit.  Schwacher  Einsatz 
der  feindl.  Luftwaffe. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  7. 8. 42 

I.  Raum  um  England: 

Tageseinsatze  riditeten  sidi  gegen  Edinburgh.  Es  wurden  dort  im  Hafen  und 
auf  den  Dockanlagen  Treffer  erzielt.  Weiter  wurden  angegriffen  Konstantin,  FaU 
mouth  und  Gwenta  bei  Lizzard  Point.  Es  wurden  dort  Hauser  zerstort. 

Bei  Nachtangriffen  wurden  Aberdeen,  Nottingham  und  ein  Flugplatz  zwischen 
Leicester  und  Nottingham  sowie  Ipswich  mit  Bomben  belegt.  Es  wurden  Treffer 
mit  starker  Wirkung  auf  Kaianlagen  in  Aberdeen  erzielt,  starke  Rauchentwicklung 
mit  braunlicher  Farbe  wurde  langere  Zeit  nach  dem  Angriff  beobachtet.  In  Notting= 

556 


8.  August  1942 

ham  wurden  Bombeneinschlage   und  Brandherde   beobachtet.   Auf  dem  Flugplatz 
wurde  das  Rollfeld  getroffen.  In  Ipswich  Treffer  im  Hafengebiet  erzielt. 

Das  Kiistengebiet  um  Southampton  und  die  dortigen  Hafen  wurden  gelichtbildet. 

Zwischen  Sudwest=  und  Ostkiiste  aufier  Fischerfahrzeugen  kein  Schiffsverkehr. 

LB  Scarborough  bis  Orfordness:  Kein  Schiffsverkehr  festgestellt. 

Bei  einem  Einflug  bei  Tage  wurde  ein  Abschufi  erzielt. 

Bei  Nacht  keine  Einfliige. 

2.  Mittelmeer: 

Lichtbilderkundung  La  Valetta  um  14.18  Uhr  ergab  keine  Veranderung  zum  4.  8. 

Die  Aufklarung  im  Mittelmeer  sowohl  im  Westen  als  auch  im  Osten  aulier 
Nachschubverkehr  keine  Feindstreitkrafte  festgestellt. 

In  Nordafrika  starke  feindliche  Luftangriffe  auf  Nachschubwege  ohne  besondere 
Wirkung. 

Fliegerfiihrer  Afrika  fiihrte  freie  Jagd  und  Jagdschutz  durch.  13  Abschiisse,  ein 
eigenes  Flugzeug  ging  verloren. 

Von  Kreta  aus  wurden  Sicherungsaufgaben,  Bilderkundung  und  U=Bootsjagd 
durchgefiihrt. 

Die  starken  Angriffe  auf  den  Nachschub  und  die  Ausladehafen  lassen  erneut 
die  Absicht  erkennen,  den  Nachschub  fiir  die  Panzerarmee  Rommel  zu  storen  bzw. 
zu  unterbinden. 

Bei  Kap  Greco  (Cypern)  13.05  Uhr  2  Dampfer,  1  Vorp.Boot  Kurs  150  Grad. 

Zwischen  Haifa  und  Jaffa  12.00  Uhr  6  Dampfer,  2  Zerstorer,  2  Geleitboote, 
2  Vorp.=Boote  Kurs  150  Grad. 

Nachmeldung   Lichtbilderkundung  Port   Said   5.  8.   ergab   zusatzlich   5   U=Boote. 

5.  Ost front: 

Im  Mittel=  und  Nordteil  wurden  22  Abschiisse  erzielt. 

Im  Hafen  Primorsko  Achtarskaja  (Asowsches  Meer)  06.40  Uhr  2  kleine  Dampfer 
und  7  Boote,  vor  dem  Hafen  11  kleine  Dampfer,  8  Boote. 

Hafen  Tuapse  12.13  Uhr  1  Kreuzer,  5  kleine  Kriegsschiffe,  2  Dampfer. 

Auf  der  Wolga  zwischen  Astrachan  und  Stalingrad  24  Kahne,  60  Motorboote, 
11  grofie  Kahne,  20  Schleppziige,  7  grofie  Flofie. 

Nach  Agentenmeldung  soil  Oltransport  auf  der  Wolga  zugunsten  milit.  Nach= 
schubtransporte  (Truppen  und  Gerat)  sowie  Abtransport  militarwichtiger  Giiter 
fast  aufgehort  haben. 

Im  Finnen=Busen  wurde  ein  Vorp.=Boot  durch  Bombentreffer  beschadigt. 

Im  Eismeer  litt  die  Aufklarung  durch  starke  Nebelfelder. 

17.32  Uhr  wurde  ostnordostlich  Jan  Mayen  in  Qu  A  B  71  im  Gerat  der  FW  200 
auf  Kurs  150  Grad  Zeigerausschlag  festgestellt.  Es  wird  vermutet,  da6  Anzeige 
durch  Geleitzug  hervorgerufen  wurde.  Entfernung  vom  Flugzeug  etwa  20  km. 


8.  August  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Cr.  A: 

Rum.  Telle  haben  das  Gebiet  vor  Jejsk  erreicht  und  stehen  dort  im  Kampf. 
Die  nach  Siiden  vorstoSenden  V.=Abt.en  erreichten  nach  Brechen  schwach. 
Feindwiderstandes  Medwodowskaja,  Staromyschastowskaja,  Platnirowskaja, 
Burjakowski  (30  km  siidl.  Tichorezk).  Der  zwischen  Kropotkin  und  Temysch= 

557 


B,  Kriegstagebuch 

beskaja  an  Siidufer  des  Kuban  stehende  Gegner  zieht  sich  unter  dem  Druck 
der  nach  Westen  vorstofienden  SS=„W=Div.  nach  Westen  zuriick.  Das  iiber 
Kurganaja  nach  Siidwesten  vorstofiende  III.  A.K.  (mot.)  ist  8  km  siidl.  Kur= 
ganaja  auf  Feindwiderstand  gestofien.  Siidw.  Armawir  ist  Labinskaja  erreicht, 
bei  Sasowskaja  wurde  die  Briicke  unzerstort  in  Besitz  genommen.  Bei  Armawir 
haben  sich  Kampfe  mit  bewaffneten  Zivilisten  entwickelt.  Nordl.  Petrowskoje 
ist  Ipatowo  genommen,  die  Briicke  nordl.  des  Bahnhofes  Winodelnoje  unver= 
sehrt  vorgefunden.  Im  Gebiet  um  Petrowskoje  kein  Feind  festgestellt. 

H.Cr.B: 

Siidostw.  Remontnaja  Gelandegewinn  bis  Erketinskaja.  Nordl.  Abganerowo 
und  westl.  Bhf.  Tinguta  starke  mit  Panzer  unterstiitzte  Feindangriffe,  die 
jedoch  abgewehrt  wurden.  Dabei  23  Panzer  vernichtet.  Nordl.  Kondaurow 
starker  Feindwiderstand.  Die  westl.  Kalatsch  befindlichen  Feindstreitkrafte 
sind  durch  SchlieJSen  des  Ringes  von  Siiden  am  Don  entlang  nunmehr  ein= 
gekesselt.  Starke  Feindangriffe  wurden  abgewehrt.  Der  Kessel  wird  verengt. 
Ostw.  Kletskaja  wurden  Feindangriffe  abgewehrt.  Siidostw.  Swoboda  wurde 
ein  Feindangriff  abgewiesen.  Die  Bereinigung  bei  Korotojak  ist  weiterhin  im 
Gange.  Nordl.  Korotojak  hat  sich  der  Feindeinbruch  etwas  erweitert.  Bei 
Woronesch  sind  Kampfe  gegen  den  eingedrungenen  Feind  noch  im  Gange. 

H.Gr.Mitte^: 

Ostw.  Gshatsk  wurde  ein  Feindangriff  abgewiesen.  Der  Feind  konnte  seine 
Einbruchsstelle  siidostw.  Rshew  nicht  erweitern.  Harte  Kampfe  zur  Bereinigung 
der  Einbruchsstelle  noch  im  Gange.  Von  einer  Pz.Div.  wurden  49  Feindpanzer 
abgeschossen.  Ostw.  Rshew  und  nordwestl.  davon  wurden  Feindangriffe  ab= 
gewiesen.  Nordl.  Bjeloj  wurden  Feindansammlungen  durch  Artl.  bekampft,  ein 
Angriff  abgeschlagen.  Siidwestl.  Bjeloj  wurden  Feindangriffe  in  Btl.=Starke 
abgewiesen. 

H.Gr.  Nord^: 

Siidostw.  Staraja  Russa  sind  Kampfe  mit  dort  eingesickerten  Feindteilen 
noch  im  Gange.  Nordl.  Nowgorod  wurde  ein  Feindangr.  abgewiesen;  Ansamm= 
lungen  durch  Artl.  zerschlagen.  Im  Raum  um  Salzy  von  Panzern  unterstiitzte 
Feindangriffe  ohne  Erfolg.  Im  Raum  um  Leningrad  wurden  Ansammlungen 
und  Angriffe  durch  Artl.  zerschlagen. 

1  Weisung  des  OB  der  H.Gr.  Mitte  fur  die  Operation  „Wirbelwind"  Nr.  6200/42 
g.Kdos.  Chefs,  vom  8.  August  1942  im  Dokumenten=Anhang  Nr.  18. 

2  Hitler  erkldrte  bei  einer  Besprechung  im  Fiihrerhauptquartier  am  8.  8.  42  dem 
OB  H.Gr.Nord,  „dafl  fiXr  ,N or dlicht'  Ar tiller ie  in  einer  Massierung  zurVerfUgung 
stdnde,  wie  sie  seit  den  Kdmpfen  um  Verdun  im  1.  Weltkrieg  nicht  mehr  zu= 
sammengebracht  worden  sei.  Den  100  feindlichen  Batterien  wurden  280  deutsche 
(1.000  Rohre)  gegeniiberstehen.  Bei  Sewastopol  seien  nur  7  deutsche  und  2  rumdn. 
Divisionen   eingesetzt  worden.   Dort  hdtte   das   sdiluchtenreiche,  festungsartig 

55» 


8.  August  1942 

Finnland 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (7.  8.) 

Feindverhalten:  An  der  ganzen  Front  am  7.  8.  normale  Aufklarungs=  und  Ar= 
tillerietatigkeit.  Einsatz  der  feindl.  Luftwaffe  reger.  Auf  feindl.  Versorgungsnetzen 
sehr  lebhafter  Funkverkehr. 

Kraftegliederung:  Keine  Veranderungen  erkannt. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  8. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Aufier  durchgefiihrten  Aufklarungsfliigen  wurde  bei  Tage  ein  Angriff  auf  Poole 
durchgefiihrt.  Treffer  in  Hallen  und  Hausern  v>/urden  beobachtet. 

Bei  Nacht  wurde  Leeds  als  Hauptziel  angegriffen.  Brande  in  Gebaudekomplexen 
wurden  festgestellt.  Als  Nebenziele  wurden  teils  mit  beobachteter  guter  Trefferlage 
angegriffen  Tynemouth,  Swanade  Beaminster,  Sheffield,  Doncaster,  Wethernsea. 

Die  Aufklarungstatigkeit  wurde  durch  das  Wetter  stark  behindert. 

Im  Kanal  keine  besonderen  Feststellungen. 

Folkestone  20.14  Uhr  20—30  S=Boote  und  Schleppkahne. 

Der  Feind  fiihrte  mit  geringen  Kraften  Nachteinfliige  nach  Jiitland,  in  das  Katte= 
gatt,  Seeland  und  bis  zur  Linie  Kiel— Heide  durch.  Es  wird  vermutet,  dafi  in  den 
Seegebieten  Minen  abgeworfen  wurden.  Keine  BAW,  keine  Abschiisse. 

Geringe  Einfliige  in  Westgebiet  ohne  BAW  und  ohne  besondere  Vorkommnisse. 

2.  Mittelmeer: 

Jagdvorstofie  gegen  Malta  brachten  3  Abschiisse  (Luftkampfe  20  Me  109  gegen 
35  Curtiss). 

Im  Ostteil  des  Mittelmeeres  starkerer  Nachschubverkehr.  Bei  Einsatzen  gegen 
Kraftfahrzeugansammlungen  in  Alamein  wurde  von  Jabos  gute  Trefferlage  erzielt. 

In  der  Nacht  vom  7.  zum  8.  starkere  fdl.  Luftangriffe  auf  Tobruk  und  Marsa 
Matruk  ohne  besondere  Schadensmeldungen.  Ein  Feindflugzeug  bei  Fuka  not= 
gelandet. 

Lichtbilderkundung  La  Valetta  8.  8.  12.25  Uhr  unverandert  gegen  7.  8.,  Famagusta 
(Cypern)  7.  8.  L.B.  4  D.  zus.  10  000  t. 

Beirut  7.  8.  L.B.  12.00  Uhr  1  Flakkreuzer,  1  Laz.=Schiff,  2  Dampfer  zus.  8  000  t. 

Saida  L.B.  7.  8.  12.00  Uhr  unbelegt.  Ebenso  Tyrus. 

Haifa  L.B.  7.  8.  12.00  Uhr  2  Krz.,  5  Zerst.,  davon  2  ansch.  griech.  3  Geleitboote, 
2  Vorp.=Boote,  4  Tanker  zus.  30  000  t,  8  Dampfer  zus.  50  000  t. 

5.  Ostfront: 

Bisher  7  Abschiisse  gemeldet. 

Angriffe  gegen  Bahnanlagen  und  Bahnlinien  mit  guter  Wirkung.  Es  wurden 
mehrere  Bahnlinien  unterbrochen. 

ausgebaute  Celdnde  dem  Verteidiger  jeden  Vorteil  geboten,  wahrend  das  Ge= 
I'dnde  bei  Leningrad  fladi  und  sein  Ausbau  nicht  entfernt  so  stark  sei  loie  bei 
Sewastopol.  Die  Operation  ,Nordlicht'  miisse  mit  der  ,bldden  Masse  Material 
durchgefiihrt  werden." 

Nach  Ansicht  des  Chefs  WFStab  (8.  8.  42)  war  die  restlose  Zerstorung  von  Lenin- 
grad eine  „unbedingte  Notwendigkeit".  Sie  sei  eine  Forderung  der  Finnen,  fUr  die 
die  blojie  Existenz  der  Stadt  eine  untragbare  Belastung  fUr  die  Zukunft  darstelle. 
(KTB  H.Gr.  Nord  v.  8.  8.  42).  ^    ^^.u  .^.v^' 

559 


B.  Kriegstagebuch 

Angriif  auf  in  der  Nordbucht  von  Lavansaari  liegendes  grofies  Minensuchboot 
durch  1  Ju  88  durchgefuhrt.  Wirkung  wegen  sehr  starker  Flakabwehr  nicht  be= 
obachtet. 

Im  Asowschen  Meer  ergab  Erkundung  Hafen  Temrjuk  7.  8.  14.02  Uhr  6  Rad=Dv 
7  Kiistenfahrzeuge,  1  Vorp.=Boot,  1  D.  400  t,  8  Leichter,  70  Boote. 

In  der  Bucht  von  Temrjuk  und  vor  Jenikale  reger  Verkehr. 

Primorsko  Achtarskaja  7.  8.  6.40  Uhr  1  kl.  D,,  8  Boote  im  Hafen,  2  kl.  D.,  7  Boote 
auslaufend. 

Ostkiiste:  Anapa  6  D.  zu  je  800  t,  6  Kiistenschiffe,  30  Boote  j.?>.  14.50  Uhr. 

Noworossijsk:  8.  8.  11.16  Uhr  2  D.  je  4  000  t,  1  D.  2  000  t,  2  Schwimmdocks,  zahl= 
reiche  kl.  Fahrzeuge,  1  S=Boot  auslaufend. 

Tuapse  11.55  Uhr  2  verladebereite  D.,  vor  Tuapse  1  D.  Kurs  Slid. 

Auf  der  Wolga  zwischen  Kamyschin  und  Stalingrad  8.  8.  06.43  Uhr  10  Schlepp= 
ziige,  3  kl.  Schlepper  stromauf,  3  Schleppziige  stromabwarts. 

Eismeer:  Aufklarung  bis  Spitzbergen  ohne  Ergebnis.  PQ  18  nicht  gesichtet. 

FW  200  haben  in  der  Zeit  vom  7.-8.  8.  auf  Spitzbergen  Hinlopen=Stra6e  und 
01gastra6e  von  Packeis  frei  gemeldet.  Nur  geringe  Treibeisfelder  dort  festgestellt. 
Durchfahrt  fiir  Dampfer  moglich. 


9.  August  1942 

[Weisung  des  OKH  betr.  Ausbau  der  Winterstellungen  an  der  Ostfront^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

II.  Armee:  Bei  Kertsch  Durchbruch  von  11  Marinefahrprahmen  nach  Kasan= 
tip  ohne  Zwischenfall  vollzogen. 

H.Gr.  A: 

Teile  einer  rum.  Div.  im  Kampf  um  Jejsk.  Die  nach  Siiden  vorstofienden 
rum.  und  deutschen  Krafte  erreichten,  an  der  Bahnlinie  nach  Krymskaja  vor= 
gehend,  die  Gegend  Angeliskaja.  Die  nach  Siiden  auf  Krasnodar  vorgehenden 
Inf.=  und  Geb.Div.en  haben  die  starken  Befestigungen  und  den  Panzergraben 
etwa  25  km  nordl.  Krasnodar  durchbrochen  und  stehen  mit  starken  feindl. 
Abwehrkraften  im  Kampf.  Nachdem  Teile  der  198.  Div.  bei  Ust  Labinskaja 
die  feindl.  Stellungen  durchbrochen  haben,  sind  sie  im  Vormarsch  am  Nord= 
westufer  des  Kuban  auf  Krasnodar.  Die  auf  Maikop  vorstofiende  Pz.Div.  steht 
mit  V.Abt.en  2  km  vor  Maikop.  Ostw.  davon  ist  von  einer  mot.  Div.  die  Labs 
iiberschritten  worden  in  Gegend  siidwestl.  Labinskaja.  23.  und  3.  Pz.Div.  sind, 
aus  dem  Raum  Woroschilowsk— Newinnomyskaja  nach  Siidosten  vorstofiend, 
ohne  Feindberiihrung  in  Gegend  Alexandrowskoje  und  westl.  Pjatigorsk.  Von 
Remontnaja  ist  die  371.  Div.  siidl.  und  nordl.  des  Sal  im  Vorgehen  nach  Osten. 
Wetter:  heifi,  Sandsturm.  In  der  Sonne  52  Grad. 

1     OKH/Gen.St.d.HJOp.Abt.    (la)   Nr.  420  587I42   g.Kdos.   Chefs,   vom   g.  August 
1942,  vgl.  Einfiihrung,  S.  68  f. 

^60 


9-  August  1942 

H.Cr.  B: 

Die  Divisionen  des  XXXXVIII.  Pz.Korps  stehen  im  harten  Kampf  siidl. 
Stalingrad,  wo  sich  der  Feind  laufend  verstarkt.  Rum.  Divisionen  stehen  ostw. 
des  Don  und  haben  feindl.  Angriffe  abgewehrt.  Die  sUdwestl.  und  nordwestl. 
vorstofienden  Inf.=  und  mot.  Krafte  haben  sich  westl.  Kalatsch  vereint  und 
bilden  einen  geschlossenen  Riegel  gegen  starke  Ausbruchsversuche  des  ein= 
geschlossenen  Feindes  westl.  davon.  Die  Ubergange  von  Kalatsch  werden  durdi 
Telle  der  16.  Pz.Div.  xmter  Feuer  gehalten.  Westl.  des  grofien  Don=Knicks 
gelang  es  dem  Feind,  vor  den  ital.  Stellungen  in  Gegend  Baskowski  iiber  den 
Don  heriiberzugehen.  Hier  und  nordl.  davon  sind  Gegenangriffe  im  Gange. 
Westl.  Swoboda  stehen  ung.  Truppen  im  Kampf  mit  feindl.  Panzerkraften  am 
Don.  Starke  Besetzung  nordl.  Woronesch;  vergebl.  Angriff  siidwestl.  Liwny. 
Wetter:  schwiil.  Temp.  32  Grad. 

H.Gr.  Mine: 

Im  Siiden  keine  nennenswerten  Kampfhandlungen.  Bei  Rshew  weiterhin 
harte  Kampfe.  Es  gelang  dem  Feinde  sowohl  auf  dem  rechten  Fliigel  der  Ein= 
bruchsstelle  wie  siidostw.  Rshew,  in  Richtung  der  Bahnlinie  Rshew— Sytschewka 
Boden  zu  gewinnen.  Neue  Krafte  sind  zum  GegenstoiS  angetreten.  An  den 
iibrigen  Fronten  der  Einbruchsstelle  wurden  alle  mit  Pz.=Unterstiitzung  vor= 
gefiihrten  Feindangriffe  unter  hohen  Verlusten  fiir  den  Gegn.  abgewehrt. 
Starker  Luftwaffeneinsatz  unterstiitzte  die  eign.  Abwehrkampfe.  Ein  Vorstofi 
des  Russen  nordl.  Bjeloj  wurde  abgewehrt. 

H.Gr.  Nord: 

Aufier  vergebl.  Angriffen  des  Feindes  siidwestl.  Cholm,  an  der  Landbriicke 
siidostw.  Staraja  Russa  und  bei  Salzy  keine  bes.  Kampfhandlungen. 


Finnland 

Sudostfront:  Nordwestl.  Leningrad  wurden  feindl.  Angriffe  unter  hohen  Ver= 
lusten  fiir  den  Gegner  abgeschlagen.  Bereitstellungen  an  dem  westl.  Teil  der  Swir= 
Front  wurden  durch  finn.  Artl.  bekampft  und  ein  feindl.  Angriff  abgewehrt. 

Auch  nordl.  Powenez  wurden  Bereitstellungen  des  Feindes  von  der  Artl.  zer= 
sdilagen. 

Nordostfront:  Starker  Verkehr  des  Feindes  an  der  Louhi=Front  lafit  auf  baldigen 
Angriff  schliefien.  An  der  Nordfront  von  Louhi  nordl.  Kestenga  wurden  feindl. 
Angriffe  zuriickgeschlagen.  Bei  Alakurtti  und  im  Murmansk=Abschn.  feindl.  Schanz= 
tatigkeit. 


Panzerannee  Afrika  (8.  8.) 

liegt  noch  nidit  vor  2. 


2     Im  KTB  der  Ski.,  Teil  D  nicht  enthalten. 

561 


B.  Kriegstagebuch 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  9. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  wurden  neben  der  Aufklarung  Jabo=Angri£fe  durchgefuhrt.  Ein  Angriff 
auf  2  Gutshofe  siidostwarts  Swyre,  ein  Angriff  auf  Middelhampton,  Treffer  in 
Wohngebauden  und  Wohnvierteln.  Bordwaffentreffer  auf  einem  Bahnhof  und  einem 
Gasometer. 

Bei  Nacht  wurden  mit  mittleren  Kraften  Brighton  und  mit  geringen  Kraften  in= 
dustrielle  Zerstorziele  angegriffen.  Erfolgsmeldung  liegt  noch  nicht  vor. 

Am  g.  8.  wurde  i  Spitfire  durch  Marineflak  abgeschossen. 

In  der  Nacht  9./10.  140—160  Feindeinfliige,  davon  80—100  ins  Reichsgebiet.  Schwer= 
punkt  Osnabriick.  4  Feindflugzeuge  wurden  durch  Jager,  eins  durch  Flak  abge= 
schossen.  Schadensmeldungen  liegen  noch  nicht  vor. 

Am  Abend  des  9.  erfolgte  ein  Angriff  auf  das  Gebiet  Diisseldorf  ohne  besonderen 
Schaden. 

20.10  Uhr  10—15  Dampfer  Newcastle  einlaufend, 

21.38  Uhr  im  Solent=Kanal  14  Dampfer  stilliegend,  zur  gleichen  Zeit  bei  Selsey 
Bill  ein  Verband,  bestehend  aus  wahrscheinlich  einem  leichten  Kreuzer  und  6  Zer= 
storern,  Kurs  Siid.  25.30  Uhr  vor  Flamborough  Head  ^o  Dampfer  Kurs  Siidost. 

Portland  06.40  Uhr  8—10  Dampfer  stilliegend. 

2.  Mittelmeer: 

Rege  U=Bootstatigkeit  im  gesamten  Mittelmeer  festgestellt. 

Angriff  auf  feindliche  Stiitzpunkte  in  der  Kattara=Senke  lauft.  Unterstiitzung  des 
Panzerkorps  durch  Jabo=Angriffe  gegen  Kraftfahrzeugansammlungen  im  mittleren 
Abschnitt.  Freie  Jagd,  Aufklarung  und  Hafenschutzfliige  erbrachten  kein  Ergebnis. 

Jagdvorstofie  gegen  Malta  ohne  Ergebnis. 

Lichtbilderkundung  Port  Said  8.8.:  1  Kriegsschiffattrappe,  2  Kreuzer,  2  Zerstorer, 
davon  1  griech.,  1  Torp.=Boot,  1  Geleitboot,  2  Vorp.=Boote,  3  U=Boote,  3  Fahrgast= 
schiffe  15  000  t,  18  Dampfer  107  000  t,  2  Tanker,  1  U=Boot  im  Dock. 

Im  Suez=Kanal  (Bitter=See)  1  Fahrgastschiff  25  000  t,  4  Dampfer  20  600  t. 

Reede  Suez  und  Port  Ibrahim:  1  Kreuzer,  5  Zerstorer,  8  Tanker,  44  Dampfer  zus. 
208  000  t,  1  Fahrgastschiff  6  000  t. 

5.  Ostfront: 

Aufklarung  der  Hafen  ergab: 

Anapa  11.07  Uhr:  3  S=Boote,  1  Dampfer,  2  Fahrgastschiffe,  30  kleine  Fahrzeuge. 

Gelentschik  09.52  Uhr:  2  Dampfer  zus.  1  600  t,  10  kleine  Fahrzeuge. 

Noworossijsk  12.48  Uhr:  1  Zerstorer,  1  Torp.=Boot,  2  Schwimmdocks  getaucht, 
6  Dampfer  11  200  t,  18  Kiistenfahrzeuge,  30  kleine  Boote. 

Tuapse  10.07  Uhr:  2  Zerstorer,  4  Torp.=Boote,  3  MS=Boote,  1  Tanker  9  500  t, 
15  Dampfer  zus.  18  500  t,  10  Fahrzeuge  und  35  kleine  Fahrzeuge. 

Sotschi  06.13  Uhr:  2  Dampfer  zus.  1  600  t,  3  S=Boote,  3  Minensuchboote,  3  Raum= 
boote. 

Suchum  05.  37  Uhr:  1  Tanker  7  000  t,  2  Dampfer  zus.  1  500  t. 

Kaspisches  Meer:  Lichtbild  Machatsch  Kala  8.  8.  11.42  Uhr:  5  Tanker  9500  t, 
5  Dampfer  8  500  t,  2  Raddampfer,  40  kleine  Fahrzeuge. 

Wolga:  Astrachan  8.  8.  0^.31  Uhr  LB:  200  Frachter,  7  Tanker. 

Saratow  08.50  Uhr:  14  Schlepper  Kurs  Nord,  3  Schleppziige  Kurs  Siid. 

In  Kamyschin  27  Kahne. 

Lubowka  08.00  Uhr:  6  Kahne,  2  Raddampfer  Kurs  Nord,  im  Hafen  2  Raddampfer, 
1  Schlepper,  7  Leichter,  40  Boote. 

In  Stalingrad  08.00  Uhr:  44  Leichter,  8  Schlepper,  12  Raddampfer,  2  Fahren. 

Nikolskoje:  5  Schleppziige  Kurs  Nord. 

562 


10.  August  1942 

Bei  Luftangriff  auf  Tuapse  1  Frachter  4  000  t  versenkt,  1  Frachter  3  000  t  und 
2  Frachter  je  1  500  t  beschadigt. 

Eismeer:  Bereitstellungen  im  Abschnitt  Kandalakscha  mit  guter  Wirkung  mit 
Bomben  belegt. 

PQ  18  nodi  nicht  gesichtet. 

Eisgrenze  Siidspitze  Spitzbergen:  Nach  27  West  5315  Treibeis.  Aufklarung  er= 
streckt  sich  von  15  bis  25  Grad  Ost. 

Nachtrag  Osnabruck:  40  Spreng=,  mehrere  tausend  Brandbomben.  Zahlreiche  noch 
nicht  geloschte  Brande,  darunter  Holzlager  im  Hafengebiet,  Artilleriekaserne,  Wehr= 
kreis=Sanitatspark  und  Betriebsstoffhauptlager,  Treffer  in  Flugzeugfabrik  Karmann, 
Werk  4  Zellenfertigung  vernichtet,  100  Vo  Ausfall.  Kanisterproduktion  3  Tage 
Ausfall.  Treffer  in  Gasmesserfabrik  Kromschroder.  24  Tote,  darunter  2  Soldaten, 
80  Verletzte,  50—80  Hauser  zerstort. 

Auf  Le  Havre  wurden  50  Sprengbomben  abgeworfen.  Treffer  in  Flakstellungen, 
Bahnhof  und  Feldflugplatz  Octeville. 


10.  August  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

11.  Armee:  Bei  Kertsch  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  A: 

Teile  der  5.  rum.  Kav.Div.  besetzten  nach  kurzem  Kampf  die  Hafenstadt 
Jejsk.  Sauberung  der  Halbinsel  Jejsk  wird  fortgesetzt.  Die  Masse  der  rum. 
Kav.Div.  stiefi  von  Popowitscheskaja  nach  Siidwesten  in  Richtung  von  Sla= 
wjanskaja  vor.  73. 1.D.  iiberrannte  nach  kurzem  Kampf  die  feindl.  Stellungen 
und  den  Pz.=Graben  nordl.  Krasnodar  und  nahm  den  Westteil  der  Stadt,  um 
sich  hier  mit  den  von  Norden  kommenden  Teilen  der  9. 1.D.  zu  vereinigen. 
125.  und  198.  I.D.  stiefien  vom  Osten  her  gegen  die  Stadt  vor.  Der  Feind 
weicht  zuriick,  Kampfe  in  der  Stadt  noch  im  Gange.  Eisenbahn=  und  Stra6en= 
briicke  zerstort.  Stromaufwarts  des  Kuban  ging  die  SS=„W=Div.  iiber  die 
fertiggestellte  Briicke  siidostw.  Labinskaja,  wahrend  die  slow.  Div.  die  Siche= 
rung  westl.  der  Briicke  iibernahm.  13.  Pz.Div.  trat  am  9.  nachm.  zum  Angriff 
auf  Maikop  an  und  drang  in  den  Abendstunden  in  die  Stadt  ein.  Siidl.  davon 
stiefi  die  Masse  der  16.  mot.  Div.  nach  Westen  gegen  die  Belaja  vor.  Teile  der 
3.  Pz.Div.,  nach  Siidosten  vorstoliend,  befinden  sich  im  Raume  nordl.  Essentuki. 
Weitere  Teile  sind  beim  Oberschreiten  der  unversehrten  Briicke  nordl.  Pjati= 
gorsk.  Siidl.  Pjatigorsk  noch  starkere  feindl.  Kav.  23.  Pz.Div.,  von  Norden 
kommend,  ist  im  Raum  nordl.  Pjatigorsk  am  Kuma  angekommen.  Briicke  dort 
zerstort.  Die  von  Salsk  nach  Osten  vorgehenden  Div.en  haben  Klejewka  und 
Kopanski  erreicht. 

H.Gr.B: 

Auf  dem  Sudfliigel  der  H.Gr.  stehen  Teile  der  371.  Div.  im  Kampf  bei 
Sirotski  am  Sal  gegen  schwacheren  Feind.   Sudl.   Stalingrad  hat  der  Feind 

565 


10.  August  1942 

weitere  Krafte  herbeigefiihrt  und  steht  in  starker  Abwehr  gegen  hier  von 
Siiden  vorgehende  deutsche  und  rum.  Krafte.  Der  Kessel  westl.  Kalatsch 
wird  weiter  durch  konzentrischen  Vorstofi  der  eign.  Div.en  verengt.  Ver= 
zweifelte  Ausbruchsversuche  des  Feindes  wurden  abgewehrt.  Siidl.  und  nordl. 
Kalatsch  wird  das  Westufer  des  Don  von  Feindresten  gesaubert.  Auf  dem 
rechten  Fliigel  der  Div.  „Celere''  ist  durch  Eingreifen  der  22.  Pz.Div.  die  Lage 
am  Don  wiederhergestellt.  Der  Feind  ist  hier  zuriickgegangen.  Beim  Vorstofi 
am  Donknie  ostw.  Swoboda  gelang  es  dem  Russen,  das  Westufer  des  Don 
zu  erreichen  imd  die  hier  stehenden  ung.  Krafte  zuriickzudriicken.  Zwischen 
Swoboda  und  Woronesch  wurden  feindl.  Angriffe  abgewiesen.  Nordl.  Woro= 
nesch  weiterhin  starker  Feind.  Bereitstellungen  wurden  durch  eign.  Artl.  zer= 
schlagen. 

H.Gr.Mitte: 

In  der  Einbruchsstelle  von  Rshew  verstarkt  der  Feind  sich  laufend.  Er  ver= 
sucht,  nach  alien  Seiten  durch  Angriffe  die  Einbruchsstelle  zu  erweitern.  Samt= 
liche  Angriffe  konnten  unter  schweren  Feindverlusten  zuriickgeschlagen  wer= 
den.  An  einer  Stelle  gelang  es  eign.  Pz.=Kraf ten,  im  Vorstofi  einige  Orte  zuriick= 
zunehmen.  Nordl.  Rshew  wurde  ein  feindl.  Angriff  abgeschlagen,  desgl.  siid= 
westl.  Bjeloj. 

H.Gr.  Nordl 

Siidl.  des  Ilmensees  wurden  Feindangriffe  nordl.  und  siidl.  der  Landbriicke 
abgeschlagen.  Ein  eign.  Vorstofi  aus  dem  Briickenkopf  siidl.  Salzy  hatte  Erfolg. 
Wiederholte  feindl.  Angriffe  auf  die  verbesserte  Stellung  konnten  abgewehrt 
werden.  Ein  Angriff  siidl.  Leningrad  wurde  im  Gegenstofi  zuriickgewiesen. 


Finnisdie  Siidostfront 

Ein  feindl.  Angriff  nordl.  Leningrad  wurde  abgewehrt.  Im  Raume  Uhtua  zer= 
storten  von  eign.  Brandgeschofiwerfern  verursachte  Waldbrande  feindl.  Stellungen 
und  Verminungen. 

Finnisdie  Nordostfront 

Ein  feindl.  Angriff  nordl.  Alakurtti  wurde  abgewiesen. 

Panzerarmee  Afrika 

Agypten:  Feind  verhielt  sich  am  9.8.42  bei  geringer  Spahtrupp=,  Artl.=  und 
Fliegertatigkeit  ruhig. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  10. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Geringer  Tageseinsatz  gegen  Zerstorziele,  Erfolgsmeldung  liegt  noch  nicht  vor. 
Eine  Wellington  bei  Zehlen  abgeschossen. 

564 


11.  August  1942 

In  der  Nacht  waren  mittlere  Krafte  auf  Colchester  und  Hastings  angesetzt.  Ergeb= 
nis  liegt  noch  nicht  vor. 

In  der  Nacht  vom  9.  zum  10.  wurden  aufier  Brighton  Liverpool,  Manchester, 
Peterborough,  Luton,  Middlesbrough  und  Ziele  im  Raum  Newcastle  angegriffen. 
Oberall  Einschlage  mit  Brandentwicklung  beobachtet. 

Tagesaufklarung  im  Seegebiet  ergab  kein  Ergebnis. 

20.50  Uhr  60  sm  ostwarts  Lowestoft  13  kleine  Dampfer  etwa  1  000  t,  4—6  Be= 
wacher  Kurs  Nord. 

Vor  Eastbourne  22.10  Uhr  18  mittlere  Dampfer,  3  Vorp.Boote  Kurs  Ost. 

Insgesamt  20  Feindeinfliige,  davon  15  ins  Reichsgebiet.  Kein  Bombenabwurf. 
Einfliige  hauptsachlich  ins  Seegebiet  um  Laso— Insel  Rom— Flensburg— Fehmarn— 
Kieler  Bucht.  Minenabwurfverdacht. 

2.  Mittelmeer: 

Keine  besonderen  Meldungen  aufier  bereits  von  Mar.=Kdo.  Italien  gemeldeter 
Feindbeobachtung. 

Jagdvorstofie  auf  Malta  und  Bombenangriffe  auf  La  Venezia  mit  guter  Wirkung. 
4  Jager  abgeschossen,  ein  eigener  Verlust.  Starker  Angriff  gegen  Abstellplatze 
zweimot.  Flugzeuge  auf  einem  Flugplatz  auf  Malta  lauft  zur  Zeit. 

Tobruk  ohne  besondere  Schadensmeldung  angegriffen,  2  Flugzeuge  abgeschossen. 

Fliegerfiihrer  Afrika:  Verstarkter  Jagdeinsatz  im  Raum  des  Afrikakorps.  2  Blen= 
heim  und  8  Jager  abgeschossen;  ein  eigener  Verlust. 

Alexandria  wurde  gelichtbildet,  Auswertung  liegt  noch  nicht  vor. 

3.  Ost  front: 

Auf  der  Wolga  zwischen  Kamyschin  und  Stalingrad  bzw.  Astrachan  geringer  bis 
mittlerer  Schiffsverkehr.  In  Stalingrad  etwa  150  Kahne  aller  Grofien.  Am  Westufer 
bei  Stalingrad  100  Kahne  am  Ufer  liegend,  30  auf  dem  Strom  verankert,  keine 
Ein»  und  Ausladungen. 

Kaspisches  Meer:  Machatsch  Kala:  3  S=Boote,  3  Lastkahne  zus.  3  000  t,  1  Frachter 
700  t,  5  Frachter  je  800  t,  5  Frachtkahne  zus.  3  000  t,  2  Raddampfer,  ^o  kleine 
Hafenfahrzeuge.  Vor  dem  Hafen  Kanonenboot  Kurs  Ost.  Umladetatigkeit  von 
Eisenbahn  auf  Frachter  und  Kahne  beobachtet. 

Eismeer:  Aufklarung  im  Eismeer  ohne  Ergebnis.  01ga=Stra6e  von  19  bis  23  Grad 
Ost  unbefahrbar. 

Bei  einem  Luftkampf  iiber  Warlamowo  eine  Tomahawk  und  eine  Jak  abgeschos= 
sen.  Flugplatz  Warlamowo  und  Baracken  bei  diesem  mit  guter  Wirkung  angegriffen. 

Bei  Haugesund  eine  Hudson  abgeschossen. 

Ein  Einflug  im  Raum  Drontheim. 


11.  August  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

II.  Armee:  Keine  bes.  Meldungen. 

H.Gr.  A: 

Telle  5.  rum.  Kav.Div.  saubern  die  Landzunge  nordl.  Jejsk  und  nahmen 
Jassenskaja.  Die  in  der  Richtung  auf  den  Unterlauf  des  Kuban  vorstolienden 
rum.  Telle  stehen  im  Kampf  bei  Slawjanskaja.  Bei  Krasnodar  wurden  die  noch 

5^5 


B.  Kriegstagebuch 

siidl.  der  Stadt  haltenden  russ.  Krafte  auf  das  Siidufer  des  Kuban  zuruck= 
geworfen.  Ostw.  davon  stehen  Telle  der  9. 1.D.  noch  im  Kampf  mit  russlschen 
Kraften  auf  dem  Nordufer.  Die  Briickenkopfe  bel  Beloretschenskaja  und  Mal= 
kop  wurden  erweitert.  Ostw.  und  nordostw.  von  Maikop  versuchen  restliche 
Feindgruppen,  nach  Siiden  und  Siidosten  durchzubrechen.  Siidl.  Telle  der 
16. 1.D.  (mot.)  slnd  im  Vorstofi  von  Mostowoje  nach  Westen  auf  die  Pelaja. 
3.  und  Telle  der  13.  Pz.Dlv.  saubern  im  Raume  Pjatigorsk  und  nordl.  davon. 
Die  Div.  des  LII.  A.K.  slnd  im  Vormarsch  beiderseits  des  Manytsch  nach  Siid= 
osten. 

Wetter:  driickende  Hltze,  Wege  iiberall  befahrbar. 

H.Cr.  B: 

Siidl.  Stalingrad  wehrte  die  14.  Pz.Dlv.  Angriffe  auf  ihre  Ostflanke  ab  und 
geht  mit  ihrem  linken  Fliigel  nach  Norden  auf  das  Hohengelande  vor.  Telle 
des  VI.  rum.  A.K.  haben  die  Myschkowa  erreicht  und  sich  hier  zur  Verteldl= 
gung  eingerichtet.  Der  Kessel  westl.  Kalatsch  wlrd  welter  verengt.  Das  West= 
ufer  bei  Kalatsch  ist  vom  Feinde  gesaubert.  Die  bei  Serafimowltsch  iiber  den 
Don  heriibergekommenen  Feindteile  wurden  auf  das  Nordufer  zuriickgewor= 
fen.  Wetter:  Bedeckt,  Strafien  trocken.  Temp.  +  32  Grad. 

Siidl.  und  nordl.  Swoboda  wurden  die  Einbruchsstellen  durch  ung.  Krafte 
berelnlgt.  Ein  feindl.  Angrlff  bei  Woronesch  wurde  abgewehrt.  Nordl.  davon 
gelang  es  vorstolienden  Pz.=Kraften  des  Feindes,  mit  einigen  Panzern  durch 
die  eign.  Linien  durchzustoiSen.  Gegenangriffe  im  Gange.  Siidl.  Jelez  werden 
Starke  Feindansammlungen  gemeldet.  Wetter:  wechselnd  bewolkt,  +  18  Grad. 

H.Gr.Mitte: 

Bei  ortllchen  Unternehmungen  ostw.  Orel  wurden  19  Feindbunker  ge= 
sprengt. 

Wetter:  sonnig,  warm. 

Ostw.  Sytschewka  gelang  es  dem  Gegner,  die  eign.  Krafte  etwas  zuriick= 
zudriicken.  Angriffe  auf  den  Siidrand  der  Elnbruchsstelle  sUdwestl.  Rshew 
wurden  abgewehrt.  Eign.  Vorstofi  aus  Richtung  Bahnlinie  Rshew— Sytschewka 
nach  Osten  diu:ch  hier  eingesetzte  Panzer=  und  hif .=Krafte  hatte  Erfolg.  Gegen= 
angriffe  wurden  auch  hier  abgewehrt.  Der  Feind  griff  mit  starken  Kraften 
auf  ganzer  Front  nordl.  Rshew  an.  Voriibergehende  kleinere  Einbriiche  wur= 
den  im  GegenstoJS  wieder  beseitigt.  Von  So  feindl.  Panzern  wurden  bisher  20 
abgeschossen. 

Wetter:  tellweise  bewolkt,  Strafien  im  Abtrocknen. 

H.Gr.  Nord: 

An  der  Siidostfront  von  Demjansk  gelang  es  dem  Gegner  bei  einem  iiber= 
raschenden  Angrlff,  einen  Einbruch  zu  erzielen,  der  abgeriegelt  werden  konnte. 
Feindl.  Angriffe  auf  die  Landbriicke  sUdostw.  StarajaRussa  wurden  abgewehrt. 

366 


11.  August  1942 

Ndrdl.  des  Ilmensees  wurde  siidl.  Tschudowo  ein  feindl.  Vorstofi  zuruckge= 
wiesen.  Ein  Angriff  auf  den  Briickenkopf  Salzy  war  ohne  Erfolg.  Ansamm= 
lungen  nordl.  davon  wurden  durch  Artl.  zerschlagen.  Telle  der  SS=Formatlon 
siidl.  Leningrad  wiesen  einen  feindl.  Angriff  zuriick. 

Finnland 

Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika 

Von  Afrika  liegen  nodi  keine  besonderen  Meldungen  vor. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  11. 8. 42 

I.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  wurden  Aufklarungsfliige  und  Zerstorangriffe,  vor  allem  Jabo=Angriffe, 
auf  Stadte  Englands  durchgefiihrt.  Es  wurden  angegriffen:  Salisbury,  2  Gasometer 
explodiert;  Eastbourne,  1  Gasometer  in  Brand,  Treffer  auf  Bahnhof  und  Gleis= 
anlagen;  Deal,  gute  Wirkung  auf  Gaswerk,  Bahnhof  und  Hauser. 

Nachteinsatz  riditete  sidi  mit  starkeren  Kraften  gegen  Eastbourne,  Wexhill  und 
Derby,  letzteres  wurde  in  2  Wellen  angegriffen,  Ergebnis  liegt  nodi  nicht  vor. 

2  Spitfire  bei  Cherbourg  abgeschossen,  1  Spitfire  wahrscheinlich  abgeschossen. 

Vor  Lowestoft  20.30  Uhr  19  mittlere  Dampfer  Kurs  Nord  mit  Ballonsperre. 

Laut  LB: 

Cowes  14.45  Uhr:  2  Zerstorer,  1  Korvette,  1  Raum=Boot,  3  Kiistenf rachter,  2Frach= 
ter  zus.  6000  t  im  Dock,  40  kleine  Sdiiffe. 

15.20  Uhr  siidwestlich  Beachy  Head  4  kleine  Dampfer  Kurs  West. 

21.33  Uhr  Weymouth  11  kleine  Schiffe. 

15.00  Uhr  Portsmouth  2  Kreuzer,  7  Zerstorer,  19  Minensudi=Boote,  10  S=Boote, 
9  Fraditer  und  Fahrgastschiffe  zus.  50—60  000  t,  4  Kiistenfrachter  4000  t,  4  Rad= 
dampfer,  9  Hochseeschlepper,  ungefahr  120  Schleppkahne  20—30  m  lang,  80  kleine 
Schiffe  10—20  m  lang. 

Oberlauf  Chichester=Kanal  bei  Birmingham  160—170  Boote,  28  m  lang. 

Im  Firth  Adur  bei  Shoreham  50  Boote  10—30  m  lang. 

Fishergate— Southwick:  2  R=Boote,  40—50  Boote  30—40  m  lang. 

Newhaven:  1  Korvette,  19  Raumboote,  5  Schnellboote,  1  Dampfer  2000  t, 
40  Schiffe  10—20  m  lang. 

165  Einfluge,  davon  100  ins  Reichsgebiet.  Es  wurden  abgeschossen  durch  Nacht= 
jager  5,  durch  Flak  6  Flugzeuge.  Schwerpunkt  Mainz.  Zahlreiche  Spreng=,  einige 
tausend  Brandbomben.  6  Flachenbrande  in  der  Altstadt.  Verschiedene  weitere 
Brande.  In  Lindes  Eismaschinenfabrik  Grofifeuer,  ebenso  Holzhandlung  Messer= 
Schmidt.  13  Tote,  14  Verletzte  nach  vorlaufiger  Zahlung.  Auf  Wiesbaden  20  Spreng=, 
500—1000  Brandbomben,  Brandplattchen  und  Flugblatter.  Grofibrande  in  Kasernen= 
anlagen.  Eisenbahnstrecke  Wiesbaden— Mainz  infolge  Treffer  gesperrt.  15  Wohn= 
hauser  beschadigt.  Schaden  in  Gliiko=Eisengie6erei  und  Armaturenfertigung,  au6er= 
dem  bei  Fa.  Sohnlein  (Sekt),  bei  beiden  30  Vo  Ausfall.  5  Tote,  40  Verletzte.  Koblenz 
500—1000  Brandbomben,  groSe  Brande. 

Angriff  auf  Le  Havre.  80—100  Sprengbomben  auf  Hafen  und  Stadt  sowie  auf 
Flugplatz  Octeville.  Schaden  noch  nicht  festgestellt. 

Uber  Angriffe  auf  weitere  Orte  liegt  noch  keine  Meldung  vor. 

367 


B.  Kriegstagebuch 

2.  Mittelmeer: 

Aufklarung  im  westlichen  Mittelmeer  ergab  2  Verbande  mit  4  Flugzeugtragerr^ 

3  Schlachtschiffen,  37  Kreuzern  und  Zerstorern,  21  Dampfern,  siidlich  davon  6  Zer« 
storer.  Es  wurde  am  ganzen  Tag  Fiihlung  gehalten,  Kampf=  und  LT=Verbande  an= 
gesetzt. 

21.20  Uhr  etwa  100  sm  nordlich  Bougie  angegriffen  mit  LT  und  Bomben.  2  Flug= 
zeugtrager  LT=  oder  Bombentreffer,  Naheres  noch  nicht  bekannt.  1  Kreuzer  LT=Tref= 
fer,  1  Kriegsschiff  durch  Bomben  in  Brand  geworfen  (1000  kg  Bombe),  1  LT=Treffer 
auf  einem  Dampfer. 

Westgeleit:  1  Kreuzergruppe  vor  Famagusta  durch  U=Boote  gemeldet. 

Starke  U=Bootstatigkeit  vor  den  ital.  Hafen  und  Angriffstatigkeit  der  Luft  gegen 
Cagliari  in  den  Abendstunden  unterstreicht  Auffassung  OB  Siid,  da6  weiterrei= 
chende  Operation  im  Gange  ist  als  nur  Versorgung  Malta. 

Jagdvorstofie  gegen  Malta  ohne  besonderes  Ergebnis. 

Feindangriffe  gegen  Marsa  Matruk  und  Tobruk  ohne  besonderen  Schaden.  2  Flug^ 
zeuge  abgeschossen. 

Fliegerfiihrer  Afrika:  Jabo=Angriffe  auf  Artilleriestellungen  und  Kraftfahrzeug= 
ansammlungen  nordlich  Alamein  mit  sehr  guter  Trefferlage.  Bei  Jagdvorstofien  ■wur= 
den  5  Hurricane  abgeschossen. 

Belegung  Alexandria  am  10.8.  hoher;  seit  ^.8.:  6  Kriegsfahrzeuge,  1  Laz.=Schiff, 

4  Dampfer. 

Port  Said  10.8.  Belegung  hoher  seit  7.8.:  5  Zerstorer,  1  U=Boot,  3  Vorp.=Boote, 
7  Dampfer  23  000  t. 

5.  O  St  front: 

Abschiisse  am  10.:  80  durch  Jager,  20  am  Boden,  am  11.:  60  Abschiisse  in  Luft= 
kampfen. 

Schwarzes  Meer:  Der  als  versenkt  gemeldete  Kreuzer  „Krasnij  Krim"  erscheint 
9.  8.  im  Lichtbild  Noworossijsk  anscheinend  unbeschadigt. 

Lebhafter  Kleinbootverkehr  vor  Temrjuk=Bucht:  5  Raddampfer,  2  Kanonen= 
boote,  3  Motorboote,  30  Boote. 

Anapa  09.30  Uhr:  9  Dampfer. 

Noworossijsk  10.30  Uhr:  Unbelegt,  vor  dem  Hafen  8  mittlere  Dampfer,  20  Boote. 

Auf  der  Wolga  mittlerer  Verkehr. 

Luftwaffenfiihrungsstab  meldet  11.  8.  42.  15.00  Uhr: 

Deutsche  Luftaufklarung  im  Mittelmeer  09.42  Uhr  Qu  03  Ost  1872:  6  Zerstorer, 
Kurs  90  Grad,  10  sm  Fahrt. 

10.20  Uhr  03  Ost  1986:  1  Feindgruppe,  bestehend  aus  1  Trager,  4  Kreuzern,  7  Zer= 
storern,  Kurs  90  Grad,  ohne  Fahrt. 

03  Ost  2986:  3  Trager,  3  Schlachtschiffe,  20  Kreuzer  und  Zerstorer,  20  Handels= 
schiffe,  Kurs  90  Grad,  10  sm  Fahrt. 

Zur  Bekampfung  stehen  zur  Verfiigung: 

In  Sizilien:  5  Kampfgruppen,  Grosseto:  LT=Schulverbande. 

Es  wird  mit  Passieren  der  Enge  von  Sizilien  in  der  Nacht  vom  12.  zum  13.  ge= 
rechnet. 


368 


12.  August  1942 

12.  August  1942 
Vorbemerkung  Helmuth  Greiners^  zu  seinen  Aufzeidinungen  iiber  die  Lage- 
vortrage  und  Besprechungen  im  Fiihrerhauptquartier  vom  12.  August  1942 
bis  zum  i/.Marz  1943. 

Den  nachstehenden  Aufzeichnungen  liegen  die  Notizen  zu  Grunde,  die  ich 
mir  als  Fiihrer  des  Kriegstagebuches  des  Wehrmachtfiihrungsstabes  in  dem 
angegebenen  Zeitraum  bei  den  taglichen  Lagevortragen  und  Besprechungen 
im  Fiihrerhauptquartier  gemacht  und  nach  denen  ich  damals  das  Kriegstage= 
buch  geschrieben  habe.  Dessen  samtliche  Text=  und  Anlagen=Bande  sind  am 
1.  Mai  1945  auf  Befehl  des  damaUgen  Stellvertretenden  Chefs  des  Wehrmacht= 
fiihrungsstabes.  General  Winter,  am  Hintersee  in  Oberbayern  vernichtet  wor= 
den.  Im  folgenden  wird  nun  versucht,  nach  den  noch  in  meiner  Hand  befind= 
lichen  Notizen  das  Kriegstagebuch  fiir  den  genannten  Zeitraum  wenigstens 
teilweise  wiederherzustellen.  In  der  Zeit  vom  26.  Juni  1941  bis  zum  11.  August 
1942  habe  ich  meine  handschriftlichen  Notizen  —  mit  Ausnahme  einiger  be= 
sonders  wichtiger  Aufzeichnungen  —  immer  selbst  vernichtet,  sobald  ich  sie 
im  Kriegstagebuch  verwertet  hatte.  Am  18.  Marz  1943  trat  ich  einen  langeren 
Urlaub  an,  nach  dessen  Beendigung  ich  am  22.  April  von  Hitler  aus  politischen 

1     Zur  Bewertung  der  Aufzeichnungen  Greiners  stellt  General  Warlimont  zusam= 
menfassend  jest: 

„Die  hochst  achtenswerte  Personlichkeit  des  inzwischen  verstorbenen  MinisteriaU 
rats  Greiner  in  Verbindung  mit  seiner  ausgepragten  Gewissenhaftigkeit  und 
seinem  beruflich  begriindeten  militarischen  Verstdndnis,  vermehrt  noch  durch 
seine  freimUtige  Kritik  an  Hitlers  Person  und  militarischer  FUhrung,  lassen 
seinen  Aufzeidinungen  einen  besonderen  Grad  von  Zuverldssigkeit  beimessen. 
Sie  sind  audi  deswegen  umso  wertvoller,  als  fiir  die  behandelte  Zeitspanne  bis 
zum  Ende  des  Jahres  1942  bisher  keine  anderen  tagebudiartigen  Niedersdiriften 
aus  dem  Bereidi  des  OKWIWPSt  au^er  einigen  Resten  der  Stenogramme  von 
Hitlers  Lagebesprediungen  („Fragmente")  vorliegen.  Einsdirankend  ist  dagegen 
darauf  zu  verweisen,  dafl  audi  General  Warlimont,  auf  dessen  Mitteilungen 
Greiner  sidi  in  vielen  Hauptsadien  bezieht,  zu  jener  Zeit  regelmajiig  nur  an 
den  Mittags=Lagevortragen  teilgenommen  hat,  dagegen  nur  selten  an  den 
Abend=  und  an  Sonderbesprediungen  und  dafl  audi  die  iibrigen  von  Greiner 
aufgefilhrten  Quellen,  besonders  die  von  General  Jodl  ausgehenden  Beitrdge, 
keineswegs  als  vollstandig  angesehen  werden  konnen.  Dazu  kommt  nodi,  dafi 
Greiner  nach  der  Vernichtung  des  eigentlichen  Kriegstagebuchs  den  vorliegenden 
Text,  wie  er  in  seiner  „Vorbemerkung"  schildert,  nur  noch  auf  Grund  der  in 
seiner  Hand  befindlidien  Notizen  „wenigstens  teilweise  wiederherzustellen" 
versucht  hat. 

Diese  —  von  Greiner  unverschuldeten  —  Mangel  miissen  im  Hinblick  auf  den 
ostlidien  Kriegsschauplatz  vor  allem  ab  Mitte  Oktober  1942  beachtet  werden, 
als  die  Zeit  begann,  in  weldier  „der  neue  Chef  des  Generalstabes  des  Heeres, 
General  Zeitzler,  bei  dem  mittaglidien  Lagevortrag  sich  meist  auf  ganz  kurze 
AusfUhrungen  beschrdnkte  und  alle  wichtigen  operativen  Fragen  .  .  .  mit  dem 
Fiihrer  unter  vier  Augen  besprach" .  Wahrscheinlich  ist  es  auch  daraus  in  erster 
Linie  zu  erklaren,  dafl  die  Zeit  von  Mitte  August  bis  Mitte  Oktober  fast  ^U 
der  Aufzeidinungen  einnimmt,  wahrend  die  iibrigen  5  Monate,  besonders  von 
Dezember  ab  stark  gekiirzt,  auf  den  restlidien  Raum  der  Niederschrift  zw 
sammengedrangt  sind." 

569 


B.  Kriegstagebuch 

Griinden  von  meiner  Stellung  als  Fiihrer  des  Kriegstagebuches  des  Wehr= 
machtfiihrungsstabes  enthoben  wurde.  So  erklart  sich  die  zeitliche  Begrenzung 
der  nachstehenden  Aufzeichnungen. 

Das  Tuhrerhaupt  quay  tier  befand  sich  seit  dem  16.  Juli  1942  in  der  Ukraine, 
und  zwar  in  einem  kleinen,  dreieckigen  Waldchen  15  km  nordnordostlich  von 
Winniza  an  der  grofien  Strafie  nach  Shitomir  in  unmittelbarer  Nahe  des  Dor= 
fes  Strishawka.  Hitler  mit  seiner  nachsten  Umgebung  und  sein  militarischer 
Arbeitsstab,  die  Feldstaffel  des  Wehrmachtfiihrungsstabes,  waren  dort  in 
Blockhausern  und  transportablen  Baracken  untergebracht.  Das  Lager  fuhrte 
den  Decknamen  „ Werwolf".  Das  Hauptquartier  des  Oberkommandos  des 
Heeres  befand  sich  seit  dem  16.  Juli  1942  in  Winniza. 

An  dem  Tage,  mit  welchem  die  Aufzeichnungen  einsetzen,  am  12.  August 
1942,  war  die  Lage  an  der  Ostfront  f olgendermafien : 

Am  28.  Juni  hatte  die  grolie  Sommer=Offensive  der  Heeresgruppe  Siid,  die 
sogenannte  „Operation  Blau'',  mit  dem  Vorstofi  der  2.  Armee  auf  Woronesch 
begonnen.  In  ihrem  Verlauf  hatten  die  deutschen  Angriffskrafte  (2.,  6.,  4.  Pan= 
zer=,  1.  Panzer=  und  17.  Armee)  den  Don  von  Woronesch  abwarts  erreicht  und 
am  24.  Juli  Rostow  genommen.  In  den  folgenden  Tagen  hatte  die  Heeres= 
gnippe  A  des  Generalfeldmarschalls  List,  die  am  7.  Juli  aus  der  Armeegruppe 
Ruoff  (3.  rumanische  und  17.  Armee)  und  der  1.  Panzer= Armee  gebildet  wor= 
den  war,  den  Unterlauf  des  Don  zum  Vorstofi  in  den  Kaukasus  iiberschritten. 
Sie  stand  am  11.  August  mit  der  3.  rumanischen  Armee  am  Unterlauf  des  Ku= 
ban  bei  Slawjanskaja,  mit  der  17.  Armee  beiderseits  von  Krasnodar,  mit  Teilen 
der  1.  Panzer= Armee  um  Maikop.  Gebirgstruppen  dieser  Armee  waren  in  den 
oberen  Talern  des  Kuban  und  seiner  Nebenfliisse  in  den  Hoch=Kaukasus  vor= 
gedrungen,  ihre  schnellen  Krafte  hatten  im  Vormarsch  auf  das  kaukasische 
Erdolgebiet  am  9.  August  Pjatigorsk  genommen. 

Bei  der  ebenfalls  aus  der  Heeresgruppe  Siid  hervorgegangenen  Heeres= 
gruppe  B  des  Generalobersten  Freiherrn  von  Weichs  hatte  die  4.  Panzer=Armee 
den  Don  bei  Zymljanskaja  iiberschritten  und  im  Angriff  nach  Nordosten  den 
Siidrand  von  Stalingrad  erreicht,  die  6.  Armee  in  den  Tagen  vom  7.  bis  zum 
12.  August  die  grofie  Don=Schleife  nordlich  von  Kalatsch  in  Besitz  genommen. 
Am  mittleren  Don  sicherten  die  italienische  8.  Armee  und  die  ungarische 
2.  Armee.  Den  Briickenkopf  und  Eckpfeiler  Woronesch  und  die  Nordflanke 
der  Heeresgruppe  zwischen  Woronesch  und  Liwny  hielt  die  2.  Armee  besetzt. 

Bei  den  Heeresgruppen  Mitte  und  Nord  verlief  die  Front  im  grofien  und  gan= 
zen  noch  genau  so,  wie  sie  sich  in  den  schweren  Abwehrkampfen  des  ver= 
gangenen  Winters  herausgebildet  hatte:  anschliefiend  an  die  2.  Armee  in  der 
ungefahren  Linie  Liwny— Orel— Suchinitschi—Juchnow—Subzoff—Rshew,  von 
dort  aus  scharf  nach  Siidwesten  umbiegend  im  grofien  siidlich  ausholenden 
Bogen  iiber  Bjeloj— Demidoff— Welish— Welikije  Luki— Cholm  und  am  Lowat 
entlang,  von  dem  die  sogenannte  „Landbriicke''  zu  der  in  den  Winterkampfen 
gehaltenen  Enklave  Demjansk  fiihrte,  dann  nordlich  des  Ilmensees  auf  dem 

570 


12.  August  1942 

Westufer  des  Wolchow  bis  Kirishi  und  von  diesem  Eckpfeiler  nach  Westen 
einbiegend  iiber  Maluksa  und  Putilowo  zum  Ladoga=See,  endlich  von  Schlus= 
selburg  aus  in  einem  siidlichen  Halbkreis  um  Leningrad  herum  zum  Finnischen 
Meerbusen.  Die  Enge  siidlich  des  Ladoga=Sees  mit  dem  Mittelpunkt  Mga 
wurde  deutscherseits  ihrer  Form  wegen  der  „Flaschenhals''  genannt.  Brenn= 
punkt  des  Kampfes  war  bei  der  Heeresgruppe  Mitte  im  Abschnitt  der  9.  Armee 
die  Front  hart  ostlich  von  Subzoff  und  dicht  nordlich  von  Rshew,  wo  die  Rus= 
sen  seit  dem  30.  Juli  mit  starken  Infanterie=  und  Panzerkraften  angriffen  und 
am  4.  August  weite  und  tiefe  Einbriiche  erzielt  batten.  An  den  besonders  be= 
drohlichen  Einbruchsstellen  hart  ostlich  von  Subzoff  und  ostlich  von  Sy= 
tschewka  war  ihnen  das  XXXIX.  Armeekorps  mit  der  1.,  2.  und  5.  Panzer=  und 
der  102.  Infanterie=Division  entgegengeworfen  worden. 

Gliedenmg  der  Ostfront  am  12.  August  1942 

Heeresgruppe  A:  Generalfeldmarschall  List 

Chef  des  Stabes:  Generalleutnant  von  Greiffenberg 
Armeegruppe  Ruoff  (AOK  17):  Generaloberst  Ruoff 
3.  rumanische  Armee  und  17.  Armee 

1.  Panzer= Armee:  Generaloberst  von  Kleist 

Heeresgruppe  B:  Generaloberst  Freiherr  von  Weichs 
Chef  des  Stabes:  Generalleutnant  von  Sodenstern 
4.  Panzer= Armee:  Generaloberst  Hoth 
6.  Armee:  Generaloberst  Paulus 

8.  italienische  Armee:  General  Gariboldi 

2.  ungarische  Armee:  Generaloberst  v.  Jany 
2.  Armee:  Generaloberst  von  Salmuth 

Heeresgruppe  Mitte:  Generalfeldmarschall  von  Kluge 
Chef  des  Stabes:  Generalmajor  Wohler 
4.  Armee:  Generaloberst  Heinrici 

2.  Panzer=Armee:  Generaloberst  Schmidt 

3.  Panzer=Armee:  Generaloberst  Reinhardt 

9.  Armee:  Generaloberst  Model 

Heeresgruppe  Nord:  Generalfeldmarschall  von  Kiichler 
Chef  des  Stabes:  Generalmajor  Hasse 
16.  Armee:  Generaloberst  Busch 
18.  Armee:  Generaloberst  Lindemann 

Dem  Oberkommando  des  Heeres  zur  Durchfiihrung  des  Unternehmens  „Nord= 
licht''  (Angriff  auf  Leningrad)  unmittelbar  unterstellt  und  im  Bereich  der 
Heeresgruppe  Nord  bereitgestellt: 

11.  Armee:  Generalfeldmarschall  von  Manstein 


571 


B.  Kriegstagebuch 

Erlauteningen  des  Generals  Warlimont 

Der  Zeitraum,  den  die  vorliegenden  Aufzeichnungen  zum  Kriegstagebuch  des 
OKW/WFSt  behandeln,  ist  schon  von  der  Mitwelt  und  mehr  noch  in  der  Nach= 
kriegsliteratur  als  die  Periode  des  Umschwungs  der  Kriegslage  zu  Ungunsten 
Deutschlands  erkannt  worden. 

Auf  dem  ostlichen  Kriegsschauplatz  hatte  die  zweite  Sommeroffensive  der  Wehr= 
macht,  die  zeitweilig  Erfolge  grofiten  Ausmafies  erwarten  lassen  konnte,  nach  etwa 
6wochiger  Dauer  weithin  ihr  „Momentum"  eingebiifit.  Allein  schon  der  Mangel 
an  Truppen  und  Bewegungsmitteln  setzte  einer  weiteren  Ausdehnung  des  riesigen 
Raumgewinns,  der  bis  in  den  Kaukasus  und  an  Stalingrad  heran  reichte,  zusehends 
enger  werdende  Grenzen.  Vielerorts  zeigte  sich  aber  auch  ein  standig  verstarkter 
Widerstand  des  Feindes,  dem  es  —  entgegen  Hitlers  unentwegt  vertretenen  An= 
sichten  —  gelungen  war,  sich  mit  der  Masse  seiner  Krafte  der  ihm  zugedachten 
Vernichtung  durch  rechtzeitiges  Ausweichen  zu  entziehen.  Bei  der  Heeresgruppe 
Mitte  hatten  zudem  russische  Entlastungsangriffe,  besonders  im  Raum  von  Rshew, 
bedrohliche  Formen  angenommen. 

Trotz  dieser  Anzeichen  und  noch  anderer  Umstande,  wie  beispielsweise  der 
Schwache  der  verbiindeten  Kontingente,  die  das  Risiko  von  Tag  zu  Tag  mehren 
muliten,  wurde  das  eigene  Vorgehen  im  Osten  weiterhin  von  der  „Weisung  Nr.  45 
fiir  die  Fortsetzung  der  Operation  Braunschweig'""  vom  23.  Juli  1942^  bestimmt. 
Wie  schon  der  grundlegende  Befehl  fiir  die  Offensive  ^  so  war  auch  diese  Weisung 
nach  Inhalt  und  Form,  weit  mehr  noch  als  sonst  iiblich,  das  eigene  Werk  Hitlers. 
Als  ihr  wesentliches  Kennzeichen  konnte  es  gelten,  dali  die  von  vornherein  vorherr= 
schenden  exzentrischen  Tendenzen  der  Gesamtoperation  nunmehr  noch  scharfer  in 
Erscheinung  traten,  indem  die  Ziele  der  H.Gr.  B  —  Stalingrad,  Landbriicke  vom  Don 
zur  Wolga,  Sperrung  der  Wolga  auch  bei  Astrachan  —  erheblich  erweitert  und  mit 
dem  urspriinglichen  Hauptziel,  dem  „Durchbruch  in  den  Bereich  des  Kaukasus" 
auf  ein  und  dieselbe  Stufe  der  Dringlichkeit  gestellt  worden  waren.  In  der  Mitte 
hatte  gerade  am  11.  August  der  Angriff  zur  Beseitigung  der  Fronteinbuchtung  bei 
Suchinitschi  begonnen.  Weitraumige  Uberfalle  der  Partisanen  erschiitterten  beson= 
ders  in  diesem  Bereich  das  Hinterland  und  die  Versorgung  der  Front.  Bei  der  Heeres= 
gruppe  Nord  liefen  die  Vorbereitungen  zur  Wegnahme  von  Leningrad  und  zur  Her= 
stellung  der  Landverbindung  mit  den  Finnen  an,  wozu  Telle  der  11.  Armee  von  der 
Krim  heranbefordert  wurden^.  Daneben  plante  man,  im  nordlichen  Finnland  auch 
dadurch  den  urspriinglichen  Zielen  naherzukommen,  da6  im  Herbst  die  Murmansk= 
Bahn  bei  Kandalakscha  im  Angriff  erreicht  und  unterbrochen  werden  sollte"*. 

Der  einzige  andere  Landkriegsschauplatz,  auf  dem  damals  noch  deutsche  Truppen 
im  Kampfe  standen,  Nordafrika,  befand  sich  in  ahnlicher  Lage  wie  der  Siidabschnitt 
der  Ostfront.  Die  stiirmische  Offensive  der  deutsch=italienischen  Panzerarmee 
hatte  sich  seit  Anfang  Juli  festgelaufen,  Trotz  vieler  bedrohlicher  Anzeichen  fiir 
eine  Wende  der  Lage  im  gesamten  Mittelmeerraum  hielt  jedoch  das  dort  fiihrende 
Comando  Supremo  im  Verein  mit  dem  OKW  unbeirrt  daran  fest,  so  bald  wie  m6g= 
lich  zu  neuem  Angriff  gegen  und  iiber  den  unteren  Nil  anzutreten. 

In  Norwegen  und  im  Westen  herrschte  Ruhe,  die  aber  auch,  abgesehen  von  dem 
nach  Kraften  geforderten  Ausbau  der  Kiistenverteidigung,  nicht  ohne  Spannungen 
war.  Besonders  in  Frankreich  rechnete  Hitler  damals  damit,  dafi  die  Alliierten  sich 


1  Vgl.  Walther  Hubatsch  „Hitlers  Weisungen  1939 — 1945",  a.  a.  O.,  S.  196—200. 

2  Ebda.,  S.  183—88:  Weisung  Nr,  41  vom  5.  4.  42. 

3  Vgl.  Weisung  Nr.  45:  ebda.,  S.  196— 200. 

4  Vgl.  Weisung  Nr.  44  vom  21.  7.  42,  ebenda,  S.  194—96. 


12.  August  1942 

unter  dem  standigen  Druck  der  Sowjets  gedrangt  sehen  konnten,  mit  der  Errichtung 
einer  „Zweiten  Front"  zu  beginnen. 

Auf  dem  Balkan  hielt  der  Bandenkrieg  an,  dessen  Lasten  im  Gegensatz  zu  dem 
Starkeverhaltnis  der  Besatzungstruppen  in  erster  Linie  die  wenigen  deutschen  Ver= 
bande  zu  tragen  hatten.  Die  Auflosung  der  staatlichen  und  wirtschaftlichen  Ordnung 
ging  mit  diesen  Zustanden  zunehmend  einher. 

Der  U=Bootkrieg  stand  imSpatsommer  1942  auf  derHohe  seiner  Erfolge.  Dagegen 
neigte  sich  im  Luftkrieg  die  Waage  unverkennbar,  wenn  auch  von  fuhrender  deut= 
scher  Seite  noch  hartnackig  bestritten,  zugunsten  der  West=Alliierten. 

Das  Bild  der  Lage  rundete  sich  ab  durch  starke  Spannungen  im  Ersatz  der  perso= 
nellen  Verluste  des  Heeres,  wahrend  die  materielle  Riistung  nur  zeitweilig  Llicken 
aufwies,  insgesamt  jedoch  noch  in  starkem  Aufschwung  begriffen  war. 


Aufzeichnungen  Greiners  zum  12.  August  1942 

Lagevortrag: 

Der  Chef  des  Wehrmachtfiihrungsstabes  (Chef  WFSt)  meldet  dem  Fiihrer, 
dafi  der  Oberbefehlshaber  der  Luftwaffe  beabsichtige,  eine  Flak=Division  von 
der  1.  Panzerarmee  zur  4.  Panzerarmee  heriiberzunehmen.  Der  Chef  des  Ge= 
neralstabes  des  Heeres  (Chef  Gen.St.d.H.)  auiSert  hierzu,  dafi  die  1.  Panzer= 
armee  im  Kaukasus  starkeren  Flakschutz  brauche  und  daher  nicht  die  ganze 
Flak=Division  entbehren  konne.  General  Jodl  wird  dariiber  nochmals  mit  dem 
Reichsmarschall  sprechen. 

Generaloberst  Haider  meldet,  dafi  die  russische  Kaukasus=Armee  nach  der 
Aussage  gefangener  russischer  Offiziere  immer  mehr  der  Auflosung  entgegen= 
gehe.  Der  Vorstofi  der  Vorausabteilung  der  1.  Gebirgsdivision  in  den  Hoch= 
kaukasus  findet  nicht  die  Zustimmung  des  Fiihrers,  der  darin  eine  Zersplitte= 
rung  der  Krafte  sieht;  er  erklart,  dafi  die  Division,  wenn  sie  auf  starkeren  Feind 
stofie,  doch  nicht  welter  kommen,  sondern  einen  Ruckschlag  erleiden  wiirde, 
an  anderer  operativ  wichtigerer  Stelle  aber  fehle.  Die  Zuriicknahme  der  Divi= 
sion  aus  dem  Hochkaukasus  wird  jedoch  nicht  befohlen.  Der  Fiihrer  wiinscht, 
dafi  bei  der  Heeresgruppe  A  der  verfiigbare  Treibstoff  in  erster  Linie  dem  rech= 
ten  Fliigel  zugeflihrt  wird,  damit  dieser  raschestens  zur  Kiiste  des  Schwarzen 
Meeres  durchstofien  kann.  Nach  der  Wegnahme  von  Noworossijsk  soil  die 
Treibstoff=Zufuhr  durch  die  Kriegsmarine  iiber  das  Schwarze  Meer  erfolgen. 

Der  Fuhrer  wiinscht  weiterhin,  dali  bei  der  Heeresgruppe  B  sofort  deutsche 
schwere  Artillerie  und  Panzerabwehr  sowie  ein  Generalkommando  mit  zwei 
Divisionen  hinter  den  ungarischen  Sicherungsabschnitt  am  Don  gelegt  werden. 
Der  Chef  GenStdH  meldet  hierzu,  dafi  von  Norden  die  168.  und  von  Suden 
die  336.  Infanterie=Division  zur  Abstiitzung  der  Ungarn  herangefiihrt  werden. 
Ferner  soil  nach  der  Einnahme  von  Stalingrad  ein  Korps  der  6.  Armee  nach  dem 
Westen  verlegt  werden.  (Hitler  war  damals  standig  in  Sorge,  dafi  die  AUiierten 
zur  Entlastung  ihres  russischen  Verbiindeten  den  Versuch  machen  konnten, 
in  Frankreich  zu  landen,  um  dort  die  von  der  Sowjetunion  immer  dringender 

573 


B.  Kriegstagebuch 

geforderte  „Zweite  Front"'  zu  errichten.  Er  hatte  deshalb  die  motorisierte 
Division  „Grolideutschland'',  die  im  Verbande  der  i.  Panzerarmee  den  Vor= 
marsch  in  den  Kaukasus  angetreten  hatte,  schon  am  30.  Juli  wieder  anhalten 
und  zwecks  baldigen  Abtransports  nach  dem  Westen  auf  das  nordliche  Don= 
Ufer  zuriickfiihren  lassen.) 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  ist  am  11.  August  das  Unternehmen  „Wirbel= 
wind"  angelaufen  (Angriff  der  2.  Panzerarmee  bei  Suchinitschi  in  nordnordwest= 
licher  Richtung,  um  den  zwischen  Suchinitschi  und  Juchnow  stark  nach  Westen 
vorspringenden  russischen  Frontbogen  abzukneifen)  ^  Der  Fiihrer  hat  den  Ein= 
druck,  dafi  die  2.  Panzerarmee  dabei  zu  stark  nach  dem  aufieren  (rechten, 
ostlichen)  Fliigel  hin  operiert,  statt  durch  VorstoJS  in  der  allgemeinen  Richtung 
West=Nord=West  den  mit  der  Front  nach  Westen  stehenden  Feind  zu  ver= 
nichten.  Er  weist  den  Chef  des  Gen.St.d.H.  daher  an,  der  Heeresgruppe  Mitte 
zu  befehlen,  die  Krafte  scharf  in  der  Hauptangriffsrichtung  zusammenzuhalten. 
An  der  groJSen  Einbruchsstelle  der  9.  Armee  bei  Sytschewka,  Subzoff  und 
Rshew  ist  die  Lage  nach  wie  vor  sehr  gespannt.  Der  Fiihrer  erwagt,  den  Eck= 
pfeiler  Rshew— Subzoff  zuriickzunehmen,  trifft  aber  noch  keine  Entscheidung. 
Die  Luftwaffe  will  diesem  Abschnitt  weitere  Krafte  zufiihren. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  verdichten  sich  die  Anzeichen  fiir  einen  feind= 
lichen  Angriff  gegen  den  „Flaschenhals''.  Der  Fiihrer  halt  es  fiir  erwiinscht, 
daii  die  18.  Armee  iiber  geniigend  Reserven  verfiigt,  damit  die  Heeresgruppe 
bei  einem  feindlichen  Grofiangriff  nicht  auf  die  zum  Unternehmen  „Nordlicht'' 
bestimmten  Krafte  zuriickzugreifen  braucht.  Er  schlagt  dem  Chef  Gen.St.d.H. 
daher  vor,  der  18.  Armee  vier  Jager=Bataillone  zuzufiihren,  die  eben  auf  dem 
Truppeniibungsplatz  Arys  in  Ostpreufien  neu  aufgestellt  worden  sind.  Ge= 
neraloberst  Haider  lehnt  das  aber  ab,  da  er  die  Bataillone  zu  anderen  Zwecken 
braucht. 

[Das  Comando  Supremo  unterstellt  sich  die  dtMtal.  Pz. Armee  unmittelbar.] 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Unter  „Lagevortrag"  ist  hier  und  im  folgenden  die  Erorterung  der  militarischen 
Lage  zu  verstehen,  die  Hitler  zu  jener  Zeit  im  allgemeinen  zweimal  taglich  vornahm. 
Die  „Mittagslage"  fand  gewohnlich  etwa  ab  12.00,  die  „Abendlage"  etwa  ab  22.00 
statt.  Wahrend  diese  regelmafiigen  Besprechungen  bis  gegen  Ende  Dezember  1941 
interne  Veranstaltungen  des  OKW  gewesen  waren,  bei  denen  der  Chef  WFStab  als 
Haupt=Berichterstatter  auftrat  und  au6erdem  nur  noch  der  Chef  OKW,  die  Ver= 
bindungsoffiziere  von  Kriegsmarine  und  Luftwaffe,  Admiral  Krancke  (ab  13.  April 
1942)   und  General  Bodenschatz  sowie  die  Adjutanten  Zutritt   fanden,  hatte   die 


Zum  Verlauf  des  Unternehmens  „Wirbelwind"  vgl.  Carl  Hans  Hermann,  Die 
Kampfe  an  der  Shisdra  im  August  1942,  in:  Mitteilungsblatt  der  Kameradschaft 
der  Schnellen  Division  des  ehemaligen  osterreichischen  Bundesheeres  (nach= 
mals  4.  leichte  Division,  9.  Panzer=Division),  Folge  25  (Sept.  1962),  S.  4—8,  Folge 
24  (Nov.  1962),  S.  J— 10. 


574 


12.  August  1942 

Ubernahme  des  Oberbefehls  iiber  das  Heer  durch  Hitler  eine  wesentliche  Er= 
weiterung  des  Kreises  mit  sich  gebracht.  Seit  jener  Zeit  mufite  auch  der  Chef  des 
Generalstabs  des  Heeres,  Generaloberst  Haider,  wenigstens  zu  der  taglichen  Mittags= 
Lagebesprechung  erscheinen,  wobei  er  sich  haufig  noch  von  einigen  Mitarbeitern, 
besonders  dem  Chef  der  Operationsabteilung  (General  Heusinger),  dem  Chef  des 
Wehrmachtnachrichtenverbindungswesens  im  OKW  (General  Fellgiebel),  dem  Chef 
des  Transportwesens  (General  Gercke)  und  dem  Generalquartiermeister  (General 
Ed.  Wagner)  begleiten  liefi.  Die  Obertragung  wesentlicher  Vollmachten  des  friiheren 
Ob.d.H.  auf  den  Gebieten  der  Organisation  und  Riistung  an  den  Chef  OKW  hatte 
es  au6erdem  mit  sich  gebracht,  dafi  dieser  einen  „Chef  Heeresstab"  (General  Buhle) 
berief,  der  gleichfalls  an  der  Lagebesprechung  teilnahm.  Zu  seiner  eigenen  Ent= 
lastung,  wie  er  sagte,  zog  schliefilich  Jodl  von  dieser  Zeit  an  seinen  Stellvertreter 
(General  Warlimont)  zu  der  Mittags=Besprechung  zu,  zunachst  jedoch  lediglich  als 
Zuhorer,  um  die  jeweiligen  Fragen  und  Entscheidungen,  soweit  sie  den  WFStab 
angingen,  unmittelbar  anschliefiend  weiter  zu  verfolgen. 

Zur  Zeit  des  Hinzukommens  Warlimonts  gegen  Ende  Dezember  1941  war  der 
Ablauf  der  Lagevortrage  derart  geregelt,  da6  sich  zunachst  nur  der  alte  Kreis  des 
OKW  versammelte  und  der  Chef  WFStab  iiber  die  Lage  auf  samtlichen  Land= 
Kriegsschauplatzen  vortrug.  Uber  die  Lage  zur  See  berichtete  der  Verbindungs= 
offizier  der  Kriegsmarine,  iiber  die  Luftlage  der  Gen.St.Offz.  Luftwaffe  beim  Chef 
WFSt  (Adjutant).  Uber  den  Osten  berichtete  Jodl  dabei  —  wie  auch  stets  vorher  — 
nur  nach  der  Karte  1  : 1 000  000.  Erst  im  Anschlufi  an  diesen  etwa  halbstiindigen 
ersten  Teil  erschien  der  Chef  des  Gen.St.d.H.,  um  die  Lage  auf  dem  ostlichen 
Kriegsschauplatz,  dem  noch  einzigen  seines  unmittelbaren  Verantwortungsbereichs, 
an  Hand  von  Karten  im  Mafistab  1  :  300  000  —  oder  noch  geringer  —  naher  und 
eingehender  darzulegen. 

Es  ist  Gen.  Warlimont  nicht  mehr  klar  erinnerlich,  ob  diese  Einteilung  in  zeit= 
licher  Hinsicht  im  August  1942  noch  in  vollem  Umfang  bestand.  Unzweifelhaft 
ist  aber,  dafi  der  Chef  WFSt  in  jenen  Tagen,  in  denen  die  vorliegenden  Auf= 
zeichnungen  beginnen,  nach  wie  vor  auch  iiber  den  Osten  vortrug.  Greiners  Nieder= 
schriften  zum  „Lagevortrag"  bedeuten  demnach,  obwohl  die  Aufierungen  Jodls  und 
Haiders  darin  im  allgemeinen  nicht  voneinander  getrennt  erscheinen,  einen  weiteren 
dokumentarischen  Beleg  dafiir,  dafi  General  Jodl  sich  geirrt  hat,  wenn  er  vor  dem 
IMT  das  Auseinanderbrechen  der  obersten  Fiihrung  in  zwei  koordinierte  Stabe 
zeitlich  mit  der  Ubernahme  des  Oberbefehls  iiber  das  Heer  durch  Hitler  im  Dezem= 
ber  1941  in  Verbindung  bringen  wollte.  Tatsachlich  ist  diese  Teilung  vielmehr  erst 
unter  dem  Nachfolger  Haiders  in  der  Stelle  des  Gen.St.d.H.  (General  Zeitzler) 
eingetreten. 

Es  liegt  auf  der  Hand,  dafi  die  geschilderte  Handhabung  des  Lagevortrags  die 
von  jeher  bezeigte  Neigung  Jodls  begiinstigen  mufite,  sich  auch  mit  solchen  Fragen 
der  Fiihrung  auf  dem  ostlichen  Kriegsschauplatz  zu  befassen,  die  allein  den 
Generalstab  des  Heeres  angingen.  Da  Hitler  selbst  in  der  Beschaftigung  mit  tak= 
tischen  Einzelheiten  der  Fiihrung  nie  eine  Grenze  gekannt  hatte  und  auch  keinen 
Unterschied  darin  machte,  ob  er  als  Ob.d.W.  zu  Jodl  oder  als  Ob.d.H.  zu  Haider 
sprach,  ergab  sich,  dafi  der  Chef  des  Gen.St.d.H.  bei  seinem  Lagevortrag  haufig 
auf  schon  vorgefafite  Meinungen  und  Entschliisse  stiefi.  Das  war  aber  auch  nicht 
anders  gewesen,  als  das  OKH,  noch  unter  Feldmarschall  von  Brauchitsch,  an  den 
regelma6igen  Lagevortragen  bei  Hitler  iiberhaupt  nicht  teilnahm. 

Der  Grund  fiir  die  daraus  haufig  genug  entstandenen  schweren  Unzutraglich= 
keiten  und  Zerwiirfnisse  lag  demnach  nicht  —  und  dies  sei  fiir  die  spatere,  ver= 
hangnisvolle  Entwicklung  in  der  Organisation  der  obersten  Fiihrung  besonders 
betont  —  in  der  Ordnung  des  Lagevortrags,  sondern  in  den  personlichen  Neigungen 

575 


B.  Kriegstagebuch 

und  Schwachen  der  Nachstbeteiligten.  Die  Folgen  waren  jedoch,  insgesamt  gesehen, 
zweifellos  geringer  zu  bewerten  als  die  nachhaltig  schweren  Schaden,  die  sich  aus 
der  volligen  Ausschliefiung  des  WFStabes  von  der  Fiihrung  im  Osten  durch  die 
von  General  Zeitzler  herbeigefiihrte  Umstellung  ergeben  sollten. 

Die  Absicht  des  Ob.d.L.,  „eine  Flak=Division  von  der  i.  . . .  zur  4.  Pz.Armee 
heriiberzunehmen",  war  hochstwahrscheinlich  eine  Folge  davon,  dafi  Hitler  am 
51.  Juli  den  Obertritt  der  4.  Pz.Armee  mit  der  Masse  ihrer  Krafte  von  der  H.Gr.  A 
zur  H.Gr.  B  befohlen  hatte.  Goring  —  wie  immer  bemiiht.  Hitlers  Intentionen 
moglichst  noch  zu  iiberbieten  —  wollte  anscheinend  daraufhin  auch  die  Fla=Artillerie 
entsprechend  neu  verteilen.  Dafi  solche  Fragen  geringer  Ordnung  nicht  im  Bereich 
der  beteiligten  Heeresgruppen  geregelt,  sondern  an  das  OKW  herangetragen  wurden, 
zeigt  die  ganze  Schwerfalligkeit  des  Befehlsapparates,  die  in  diesem  Falle  einmal 
durch  die  kriegsgliederungsmafiige  Unterstellung  der  Fla=Artillerie  unter  die  Luft= 
waffe,  zum  anderen  durch  die  mangelnden  Befehlsbefugnisse  der  Heeresgruppen= 
Befehlshaber  in  ihren  Operationsbereichen  bedingt  war. 

Die  von  Greiner  dem  Chef  des  Gen.St.d.H.  in  den  Mund  gelegte  Meldung,  „da6 
die  russische  Kaukasus=Armee  nach  der  Aussage  gefangener  russischer  Offiziere 
immer  mehr  der  Auflosung  entgegengehe",  steht  in  einem  gewissen  Widerspruch 
zu  dem  Tagebuchvermerk  Haiders  von  diesem  Tag,  in  dem  —  ahnlich  wie  schon 
tags  vorher  —  eine  „zunehmende  Versteifung  am  Nordrand  des  Kaukasus"  ver> 
zeichnet  ist. 

„Der  Vorstofi  der  Vorausabteilung  der  1.  Geb.Div.  in  den  Hochkaukasus",  den 
Hitler  —  mit  Recht  —  nicht  billigte,  diente  ihm  trotzdem  als  grofier  propagandistischer 
Anlafi,  nachdem  einige  Tage  spater  der  Elbrus,  der  hochste  Gipfel  im  nordlichen 
Kaukasus,  erstiirmt  worden  war. 

Hitlers  Richtlinien  fiir  die  Verteilung  des  Treibstoffs  und  die  Ankiindigung,  dafi 
die  Kriegsmarine  demnachst  die  Zufuhr  iiber  das  Schwarze  Meer  leiten  werde,  also 
auf  dem  kiirzesten  Wege  vom  rumanischen  Dlgebiet  her,  geben  einen  Einblick 
in  die  Nachschubschwierigkeiten  und  den  zugrunde  liegenden  Mangel  an  Transport= 
mitteln.  Die  Eisenbahnen  waren  in  dem  gesamten  Vormarschgebiet  weithin  zerstort. 

Die  Anordnungen  Hitlers,  im  Hohepunkt  der  eigenen  Offensive  —  wenn  dieser 
nicht  schon  iiberschritten  war  —  Krafte  nach  alien  moglichen  Richtungen  abzu= 
zweigen,  kann  als  typisches  Zeichen  seiner  Fiihrungsmanier  gelten,  iiberall  stark 
zu  sein  und  moglichst  nirgendwo  ein  Risiko  einzugehen.  Diese  Einstellung  war 
nach  alien  Beobachtungen  nur  teilweise  von  mangelnder  militarischer  Einsicht,  mehr 
dagegen  von  politischen  Prestigesorgen  bestimmt. 

Die  ung.  2.  Armee  hielt  den  mittleren  Don  abwarts  Woronesch  besetzt. 

Gegen  das  Anhalten  und  die  Absicht  zum  Abzug  der  mot.  Div.  „Gro6deutsch= 
land"  nach  dem  Westen  hatten  der  Chef  des  Gen.St.d.H.  und  der  Chef  WFStab 
einhellig  Einspruch  erhoben,  ohne  aber  damit  durchzudringen. 

Das  Unternehmen  „VJirhelwind"  fand  nicht  zuletzt  deswegen  die  besondere  — 
und  von  vornhinein  —  norgelnde  Aufmerksamkeit  Hitlers,  weil  er  entgegen  dem 
Drangen  des  OB  der  H.Gr.  Mitte,  GFM  v.  Kluge,  der  die  ihm  zugewiesenen  Re-^ 
serven  zur  Bereinigung  der  Lage  bei  der  9.  Armee  —  Subzoff,  Rshew  —  verwenden 
wollte,  hartnackig  auf  dem  Angriff  bei  Suchinitschi  bestanden  hatte.  Dabei  waren 
die  Erfolgsaussichten  dort  um  so  geringer,  als  die  Krafte  lediglich  ausreichten,  um 
den  Suchinitschi=Bogen  allein  von  Siiden,  nicht  auch  von  Norden  her  anzugehen. 

Als  „Flaschenhals"  wurde  der  schmale  deutsche  Frontvorsprung  mit  der  Spitze 
bei  Schliisselburg  bezeichnet,  durch  den  Leningrad  nach  Osten  hin  —  iiber  Land  — 
abgeschlossen  war.  „Nordlicht"  bedeutete  den  Decknamen  fiir  den  geplanten  Angriff 
zur  engeren  und  volligen  Abschniirung  Leningrads  nach  Herankommen  der  11.  Ar^ 
mee   (s.  auch  „Weisung  Nr.  45",  Abschn.  III).  Offenbar  beurteilte  der  Chef  des 

376 


12.  August  1942 

Gen.St.d.H.  an  diesem  Tage  die  Lage  am  „Flaschenhals"  weniger  bedrohlich  als 
Hitler,  der,  entsprechend  seinem  Grundsatz  „Sicherheit  iiberall",  sogleich  wieder 
einige  eben  neu  aufgestellte  Bataillone  dorthin  zufiihren  wollte.  In  diesem  Falle 
scheint  es  Haider  ausnahmsweise  audi  gelungen  zu  sein,  dafi  Hitler  seine  Absicht 
aufgab.  Wenn  Greiner  allerdings  in  diesem  Zusammenhang  von  einem  „Vorsdilag" 
Hitlers  schreibt,  der  von  Haider  „ahgelehnt"  worden  ware,  so  ist  damit  das  Bild  der 
gegenseitigen  Beziehungen  im  Grundsatzlichen  stark  verzeichnet.  Vermutlich  hatte 
Hitler  sich  hier  begniigt,  kurz  auf  die  MogUchkeit  einer  sokhen  Verstarkung  fiir  die 
18.  Armee  hinzuweisen,  wahrend  Haider  ihn  iiberzeugen  konnte,  dafi  die  Bataillone 
an  anderer  Stelle  dringender  benotigt  wiirden. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.A: 

II.  Armee:  Einen  Feueriiberfall  auf  Taman  und  Umgebung  erwiderte  der 
Gegner  mit  stark.  Artl.=Beschufi. 

Armeegr.  Ruoff  nahm  mit  aufierstem  Westfliigel  den  Ostteil  von  SIawjan= 
skaja,  im  Westteil  wird  noch  gekampft.  Siidl.  Krasnodar  ist  das  Sudufer  des 
Kuban  stark  feindbesetzt.  Ostw.  davon  ist  das  diesseitige  Ufer  in  eign.  Hand. 
Gegenangriffe  des  Feindes  wurden  zuriickgeschlagen.  Der  Russe  versucht,  von 
Westen  her  iiber  den  Kuban  heriiber  Krasnodar  anzugreifen.  GegenstoiS  im 
Gange. 

I.  Pz.Armee:  hat  den  Briickenkopf  bei  Maikop  erweitert  und  mit  16. 1.D. 
(mot)  einen  Briickenkopf  iiber  die  Belaja  bei  Abatsechskaja  gebildet.  Teile  der 
3.  Pz.Div.  haben,  von  Newinnomy skaja  nach  Siiden  vorstofiend,  Tscherkesk 
genommen  und  gehen  mit  V.=Abt.en  in  siidlicher  Richtung  auf  das  Gebirge 
vor.  LII.  A.K.  bildete  mit  111. 1.D.  einen  Briickenkopf  beim  Bahnhof  Diwnoje, 
ging  iiber  die  unzerstorte  Briicke  des  Manytschflusses  vor  in  der  Richtung 
auf  Elista. 

H.Gr.  B: 

Siidl.  Stalingrad  wurden  Angriffe  abgewiesen.  An  und  siidl.  der  Mischkowa 
leistet  der  Feind  in  ausgebauten  Feldstellungen  zahen  Widerstand.  Die  Kessel= 
schlacht  westl.  Kalatsch  ist  beendet.  Die  auf  engstem  Raiun  zusammengedrang= 
ten  Reste  der  roten  62.  Armee  und  1.  Pz.Armee  wurden  am  11.  8.  in  z.  T. 
hartnackigen  Kampfen  niedergemacht  oder  gefangengenommen. 
35  000  Gefangene, 
270  Panzer, 

^60  Geschiitze  (Pak  und  Flak) 
wurden  erbeutet  bzw.  vernichtet. 

Die  Divisionen  der  8.  ital.  Armee  sind  im  Vormarsch  auf  den  Don,  um  dort 
Schutzabschnitte  zu  iibemehmen.  Ostw.  und  westl.  von  Swoboda  gelang  es 
dem  Gegner,  2  Ortschaften  zu  nehmen.  Gegenangriff  im  Gange.  Ndrdl.  Woro= 
nesch   wurde   ein   Angriff   abgewiesen.   Siidl.   von  Jelez   griff   der   Feind   in 

577 


B.  Kriegstagebuch 

Div.=Starke  mit  etwa  loo  Panzern  die  Stellung  einer  Inf.Div.  an.  Es  gelang 
mehreren  Panzern,  die  eign.  Linien  zu  durchbrechen.  Gegenstofi  ist  im  Gange. 
Bisher  wurden  15  Panzer  vemichtet.  Ein  auf  dem  auJSersten  Nordfliigel  der 
H.Gr.  gefiihrter  Feindyorstofi  wurde  unter  hohen  Verlusten  fiir  den  Gegn. 
zuriickgewiesen. 

H.Gr.  Mine: 

SUdl.  und  siidwestl.  Bjelew  sind  eign.  Truppen,  nach  Norden  vorstofiend,  zur 
Bereinigung  des  Raumes  Suchinitschi  angetreten^.  Auf  dem  rechten  Fliigel 
gelang  es  den  hier  vorgehenden  Inf .Div.en,  die  feindl.  Stellung  zu  durchbrechen 
und  den  Feind  nach  Norden  zuriickzuwerfen.  Auch  in  der  Mitte  des  Angriffs= 
streifens  konnten  in  der  Richtung  auf  Stariza  und  ostw.  davon  iiber  10  km 
Boden  gewonnen  werden.  Die  siidl.  Suchinitschi  vorgehenden  Pz.Krafte  stiefien 
auf  stark  vermintes  und  festungsartig  ausgebautes  Gelande.  Der  Feind  setzte 
hier  zur  Abwehr  Flammenwerfer  ein.  Eign.  Krafte  kamen  nur  wenig  vorwarts. 
Siidl.  Rshew  halten  die  starken  Angriffe  des  Gegners  an.  Mit  neu  herbei= 
gefiihrten  Pz.Kraf ten  gelang  es  ihm  im  Siidteil  der  Einbruchsstelle,  mit  einigen 
Panzern  durchzubrechen.  Ein  Angriff  in  Richtung  auf  die  Bahn  Rshew— 
Sytschewka  stiefi  auf  eign.  Bereitstellungen  und  wurde  unter  schweren  Feind= 
verlusten  —  darunter  16  Panzern  —  abgeschlagen.  Im  Nordteil  der  Einbruchs= 
stelle  kam  eign.  Angriff  wegen  starken  konzentrierten  feindl.  Artl.=Feuers 
nicht  vorwarts.  Nordl.  Rshew  trat  der  Gegn.  nach  verhaltnismafiig  ruhiger 
Nacht  in  den  gestrigen  Morgenstunden  mit  starken  Kraften  zum  Angriff  an; 
kleinere  Einbriiche  des  Feindes  wurden  durch  Gegenstofi  erledigt.  Angriffe 
wurden  abgeschlagen,  Kampf  noch  im  Gange.  Die  fehlende  starke  Luftwaffen= 
unterstiitzung  machte  sich  zum  eign.  Nachteil  stark  bemerkbar. 

H.Gr.  Nord: 

Wiederholte  Feind vorstofie  nordl.  und  siidl.  der  Landbriicke  sUdostw.  Staraja 
Russa  konnten  abgewehrt  werden.  Bei  Salzy  ist  erneuter  feindl.  Angriff  im 
Gange.  Siidl.  Leningrad  wurde  ein  stark.  Vorstofi  des  Feindes  abgewehrt. 


Finnland 

Finn.  Siidost front:  Bei  Maselskaja  verier  der  Russe  bei  einem  Fernstreifenunter= 
nehmen  etwa  ^o  Tote. 

Finn.  Nordost front:  Ein  gegen  die  Siidfront  des  Louhi=Absdinittes  gefiihrtes  russ. 
Stofitruppunternehmen  wurde  abgewiesen. 


Panzerarmee  Af  rika 

Keine  besonderen  Meldungen. 


1     Unternehmen  „Wirbelwind". 
578 


12.  August  1942 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  12. 8. 42 

1,  Raum  um  England: 

Aufier  Aufklarungsflugen  wurden  bei  Tage  Jabo«Angriffe  gegen  Westlulworth 
durchgefiihrt. 

1  Lysander  durch  Jager,  2  Halifax  durch  Flak  abgeschossen. 

In  der  Nacht  vom  11.  auf  12.  erbrachten  Angriffe  auf  Eastbourne  und  Derby 
Detonationen  im  Stadtgebiet  mit  grofien  und  kleinen  Branden.  Als  Ausweichziele 
wurden  au6erdem  mit  zum  Teil  guter  Wirkung,  zum  Teil  Wirkung  nicht  beobaditet 
Boston,  Nottingham,  Norwich,  Spalting,  Baxhill  angegriffen. 

In  der  Nacht  vom  12.  zum  13.  wurden  Edinburgh  (Detonationen  mit  Stichflammen 
im  Stadtgebiet)  und  Flugplatz  Tranent=Maomerry  mit  vermutlichem  Treffer  in  einer 
Halle,  aufierdem  weitere  Zerstorziele  ohne  nahere  Angaben  angegriffen. 

03.30  Uhr  bei  Cromer  3  Dampfer  Kurs  SUdost. 

Bei  Harwich  07.22  Uhr  5  mittlere  und  15  kleine  Dampfer  Kurs  Siidost. 

Vor  Beachy  Head  07.07  Uhr  4—6  Vorp.=Boote,  6—8  Kahne,  10—15  Boote. 

Ostwarts  Ostspitze  Insel  Wight  21.30  Uhr  28  Dampfer  Ostkurs.  Davon  ostlich 
zur  selben  Zeit  8  kleine  Dampfer  Kurs  Siidwest. 

Im  Solent=Kanal  21.30  Uhr  3  Dampfer  stilliegend. 

17.45  Uhr  Westspitze  Insel  Wight  14  Dampfer  Kurs  Ost. 

Bei  St.  Albans  Head  16.15  Uhr  3  mittlere  Dampfer  Kurs  Ost. 

Siidlich  Lyne  Rees  17.40  Uhr  2  Zerstorer,  16  mittlere  Dampfer  Kurs  Siidwest. 

Nordausgang  Bristol=Kanal  im  Gebiet  Pembroke  17.05  Uhr  15—18  mittlere  und 
kleine  Dampfer  und  1  groCer  Dampfer,  siidwestliche  Kurse. 

Einfliige:  Geringe  Einfliige  im  Westgebiet.  Etwa  100  Einfliige  ins  Reichsgebiet. 
Schwerpunkt  Mainz.  Aufierdem  Miinchen=Gladbach  und  Koln  angegriffen.  Schadens= 
meldung  liegt  noch  nicht  vor. 

2.  Mittelmeer: 
Insgesamt  20  Abschiisse. 

Bei  Cypern  festgestellter  Verband  nicht  mehr  erfafit.  Letzte  Standortsmeldung 
Westgeleit  04.00  Uhr:  14  Fahrzeuge  13  Ost  1756. 

Nach  Meldung  um  19.50  Uhr  hat  Gegner  mit  schwerer  Gruppe  —  1  Flugzeugtrager, 
3  Schlachtschiffe,  15  mittlere  und  leichte  Seestreitkrafte  —  nach  Westen  abgedreht. 
24  Einheiten,  darunter  Handelsschiffe,  21.55  Uhr  Kurs  Malta.  Darunter  2  Einheiten 
brennend,  eine  Einheit  ist  Flugzeugtrager  „Wasp". 

Erfolge:  Bisher  nur  miindlich  durchgegeben,  schriftliche  Bestatigung  fehlt,  so  dafi 
Anderung  moglich: 

Es  wurde  in  4  Wellen  angegriffen. 

1.  und  2.  Welle  09.22  Uhr  und  13.27  Uhr: 

1  Trager  schwerer  Bombentreffer, 
3  Kreuzer  je  1  Treffer, 

2  Handelsschiffe  versenkt, 

1  schwerer  Kreuzer  3—4  Treffer, 

1  Handelsschiff  5  000  t  3  Treffer,  manovrierunfahig, 

1  Handelsschiff  8  000  t  ein  Treffer  und  ein  Treffer  in  der  Nahe  der 

Bordwand, 
1  Handelsschiff  10  000  t  2  Treffer,  2  Treffer  5  m  neben  der  Bordwand. 
3.  und  4.  Welle  20.08  bis  20.48  Uhr: 

1  Trager  6  Treffer,  brennt  („Wasp"),  aufier  Gefedit  gesetzt, 

1  leichter  Kreuzer  1  Treffer  auf  Vorschiff, 

1  leichter  Kreuzer  1  Treffer  auf  dem  Hedc, 

1  leichter  Kreuzer  oder  ein  Handelsschiff  3—4  Treffer, 

579 


B.  Kriegstagebuch 

1  Handelsschiff  2  Volltreffer, 

1  Handelsschiff  auseinandergebrochen, 

1  Handelsschiff  6—8  000  t  versenkt, 

4  Handelsschiffe  beschadigt, 

1  Tanker  10—12000  t  LT=Treffer  brennt, 

1  Handelsschiff  6—8  000  t  versenkt, 

2  Handelsschiffe  6—8000  t  je  ein  LT=Treffer,  eins  brennt. 

3.  Ostfront: 

In  Pembriok=Bucht  lebhafter  Schiffsverkehr. 

Auf  der  Wolga  Schiffsverkehr  wie  in  den  letzten  Tagen  festgestellt. 

Eismeer:  Aufklarung  Spitzbergen  ergab  keine  Feindsichtung.  Siidspitze  Spitz= 
bergen  bis  Eis=Fjord  10—30  km  breiter  Treibeisgiirtel,  40  Vo  eisfrei.  Eis=Fjord  eisfrei. 

Aufklarung  im  Seegebiet  westlich,  siidwestlich  und  siidlich  Spitzbergen— Hinlopen= 
und  01ga=Stra6e  und  Jagdvorstofi  nach  Murmansk  laufen  zur  Zeit. 

Am  12.  Scheinangriff  auf  Murmansk  mit  Jagdkraften.  Stuka=Angriffe  auf  Flak= 
stellungen  vor  Gebirgskorps  mit  guter  Trefferlage.  Bei  Luftkampfen  ein  MIG  ab= 
geschossen. 

Aufklarung  Seegebiet  nordlich  Island  bis  23  Grad  West  ohne  Ergebnis. 

LB=Erkundung  Reykjavik  konnte  wegen  Wetter  nicht  durchgefiihrt  werden. 
Augenerkundung  ergab  keine  Feindstreitkrafte. 


13.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  13.  August  1942 

Verfeilung  der  fliegenden  Verbande  der  Luftwaffe  an  der  Ostfront 
Luftflotte  4:  14  Kampf=     7V3  Stuka=     8V3  Jagd=    2  Zerstorer=Gruppen 

Luftwaffen= 

Kommando  Don:       2       „  1  ,,  1         „  „ 


Luftwaffen= 
Kommando  Ost:         8 


Luftflotte  1; 


Flieger= 
fiihrer  Nord: 


4V3 
1 


(bei  2.  Pz.Armee) 
V3Schlachtfl.=     „ 
V3  Pzjager= 
(bei  9.  Armee) 


1^/3  Lufttorp.= 


Insgesamt: 


27^/3  Kampf=,  11V3  Sturzkampf=,  iS^/s  Jagd=,  2  Zerstorer=, 
^/s  Schlachtflieger=,  ^/s  Panzer]  ager=  und  1^/3  Lufttorpedo= 
Gruppen,  die  Gruppe  durchschnittlich  zu  20  startbereiten 
Flugzeugen,  im  ganzen  also  61V3  Gruppen  mit  rund  1234 
Flugzeugen. 


580 


13-  August  1942 

Luftflotte  4  und  Luftwaffen=Kommando  Don  (am  10.  August  wurde  das 

1.  Fliegerkorps  so  umbenannt)  bei  den  Heeresgruppen  A  und  B.  LujFtwaffen= 
Kommando  Ost  bei  der  Heeresgruppe  Mitte  (2.  Panzer=  und  9.  Armee),  Luft= 
flotte  1  bei  der  Heeresgruppe  Nord,  Fliegerflihrer  Nord^  in  Finnland. 

Lagevortrag: 

Der  Generalquartiermeister  des  Heeres  (GenQu  Heer)  meldet  dem  Fiihrer, 
dafi  das  (auf  dem  Ostfliigel  der  1.  Panzerarmee  eingesetzte)  XXXX.  Panzerkorps 
wieder  Treibstoff  fiir  100  km  hat  und  infolgedessen  wieder  operieren  kann. 
Die  Luftaufklarung  hat  ergeben,  dafi  die  Eisenbahn  Astrachan— Baku  in  ihrem 
nordhchen  Teil  zwischen  Astrachan  und  Machatsch  Kala  noch  im  Bau  ist.  Die 
Olraffinerien  im  Gebiet  von  Krasnodar  soUen  nach  Meldung  der  17.  Armee 
grofitenteils  nicht  zerstort  sein^.  Der  Reichsmarschall  berichtet  dem  Fuhrer,  dafi 
nach  einem  aufgefangenen  russischen  Funkspruch  die  Kiistenstrafie  nach 
Tuapse  vollig  verstopft  sein  soil.  Der  Chef  Gen.St.d.H.  meldet,  dafi  der  Nord= 
fliigel  der  6.  Armee  am  15.  August  bereit  zum  Antreten  iiber  den  Don  auf 
Stalingrad  sein  werde.  rrjv/rb- 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  liegen  Agenten=Meldungen  vor,  dafi  bei  Tula 
neue  russische  Panzer=Verbande  aufgestellt  werden.  Das  Unternehmen  „Wir= 
belwind"  hat  bisher  keinen  wesentlichen  Erfolg  gehabt,  doch  scheint  sich  jetzt 
eine  giinstige  Entwicklung  anzubahnen.  Nach  Meldung  des  Chefs  Gen.St.d.H. 
ist  die  2.  Panzerarmee  heute  friih  auf  ihrem  rechten  (ostlichen)  Fliigel  von 
neuem  angetreten,  aber  nur  mit  begrenztem  Ziel  (8  km),  nach  dessen  Er= 
reichung  der  Stofifliigel  nach  Westen  einschwenken  soil,  wie  der  Fiihrer  es 
gewunscht  hat.  Inzwischen  ist  die  9.  Panzer=Div.  auf  dem  rechten  Fliigel  der 

2.  Panzer= Armee  hinter  der  11.  Panzer=Div.  eingetroffen;  dort  bejfinden  sich 
auch  Telle  der  4.  Panzer=Division. 

Heute  morgen  ist  der  erwartete  feindliche  Angriff  gegen  die  Front  der 

3.  Panzer= Armee  bei  Juchnow  losgebrochen.  Er  hat  vorlaufig  nur  zu  ortlichen 
Einbriichen  gefiihrt.  An  der  Front  bei  Subzoff  und  Rshew  war  nach  Meldung 
der  9.  Armee  gestern  der  bisher  schwerste  Abwehrtag.  Heute  setzt  der  Russe 
seine  Angriff e  bei  Sytschewka  und  Subzoff  fort.  Der  Fuhrer  hat  den  Gedanken, 
die  im  Eckpfeiler  Rshew  eingesetzte  14.  motorisierte  Infanterie=Division  in 

1  Luftflotte  5. 

2  Demgegeniiber:  „AOK  ly,  O.Qu.  vom  ig.  8.  42  —  Meldung  an  OKH/Gen.St.d.HJ 
Gen.Qu. 

Vorlaufiger  Zustandsbericht  iiber  das  Olgebiet  von  Maikop. 

1.  Alle  Sonden  entweder  zerstort  oder  Beton  ausgespritzt. 

2.  Fiir  Forderungen  sind  Neubohrungen  erforderlich.  Nach  Angaben  der  Voraus= 
abteilung  der  MineraloUBrigade  sind  Neuforderungen  nicht  vor  1  Jahr 
moglich. 

5.  Grojlerer  Bestand  an  Rohol  in  unzerstorten  Behaltern  vorgefunden.  Nutzbar= 
machung  erst  nach  Hinzuziehung  der  beweglichen  Raffinerien  der  MineraWU 
Brigade. 

4.  Br'dnde  nur  in  ganz  geringem  Umfange." 

581 


B.  Kriegstagebuch 

eine  Sehnenstellung  zuriickzunehmen,  vorlaufig  aufgegeben,  da  der  Gegner 
keine  neuen  Krafte  mehr  heranzufiihren  scheint. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  zeichnen  sich  die  russischen  Angriffsvorbereitun= 
gen  bei  Pogostje  und  besonders  am  „Flaschenhals''  immer  deutlicher  ab.  Der 
Fiihrer  wiinscht,  dafi  die  12.  Panzer=Division,  die  von  der  Heeresgruppe  Nord 
an  der  Leningrader  Front  eingesetzt  werden  soUte,  zur  Abwehr  des  erwarteten 
feindlichen  Angriffs  an  der  Ostfront  des  „Flaschenhalses''  verbleibt. 

Im  Mittelmeer  ist  gestem  ein  englisch=amerikanischer  Geleitzug  nordlich  von 
Tunis  von  der  deutschen  Luftwaffe  gefafit  worden.  Er  ist  heute  morgen  bei  der 
Insel  Pantelleria  von  neuem  angegriffen  worden,  hat  aber  trotzdem  seine 
Fahrt  durch  die  Sizilien=Strafie  mit  Kurs  auf  Malta  fortgesetzt. 

In  der  vergangenen  Nacht  erfolgte  ein  sehr  schwerer  englischer  Luftangriff 
auf  Mainz,  wo  die  von  einem  englischen  Luftangriff  in  der  Nacht  zum 
12.  August  herriihrenden  Brande  zum  Teil  noch  nicht  geloscht  werden  konnten. 
Es  wurde  eine  grofie  Anzahl  von  Luftminen  abgeworfen.  Zwei  Drittel  der 
Innenstadt  von  Mainz  sind  im  wesentlichen  zerstort.  Im  Raume  von  Mainz 
befinden  sich  23  schwere  und  14  leichte  Flakbatterien. 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Aufstellungen  iiber  die  „Verteilung  der  fliegenden  Verbande  der  Luftwaffe 
an  der  Ostfront"  stellten  eine  der  wenigen  Fiihrungsunterlagen  dar,  die  der 
„i.  Gen.St.Offz.  Luftw."  im  WFStab  regelmafiig  vom  OKL  erhielt.  Sie  wurden  im 
WFStab  aber  lediglich  als  ^Anschauungsmaterial"  verwendet,  nicht  etwa  als  Grund= 
lage  eigener  Erwagungen  oder  gar  von  Eingriffen,  wie  sie  dem  OKH  gegeniiber 
seit  jeher  iiblich  gewesen  waren.  Im  einzelnen  sei  zu  der  Aufstellung  bemerkt: 

Luftfl.  4  war  offenbar  auf  Zusammenwirken  mit  den  H.Gr.  A  und  B,  also  ebenfalls 
in  divergierenden  Richtungen,  angewiesen. 

Luftw.Kdo.  Don,  aufierst  schwach,  diirfte  lediglich  ftir  den  Verteidigungsahsdxnitt 
am  oberen  und  mittleren  Don  bestimmt  gewesen  sein;  vermutlich  waren  dort  in 
den  Bereichen  der  verbtindeten  Armeen  auch  schon  damals  deren  eigene  Flieger= 
krafte  —  in  unbekannter  Zahl  —  eingesetzt. 

Die  verhaltnismafiig  grofie  Starke  der  Krafte  des  Luftw.Kdo.s  Ost  stand  wahr= 
scheinlich  mit  dem  Angriff  bei  Suchinitschi,  der  von  der  2.  PzArmee  gefiihrt  wurde, 
im  Zusammenhang;  die  geringe  Zahl  der  mit  der  9.  Armee  zusammenarbeitenden 
Verbande  sollte  verstarkt  werden. 

Die  Luftfl.  1  erscheint  noch  ganz  auf  die  Verteidigungsauigahen  der  H.Gr.  Nord 
abgestellt. 

Der  Fliegerfiihrer  Nord  verfugte  deswegen  iiber  verhaltnismafiig  starke  Krafte, 
weil  ihm  auch  die  Bekampfung  der  Murmansk=Geleitziige  zufiel.  Damit  war,  von 
gelegentlichen  Ausnahmen  abgesehen,  diese  Gruppe  die  einzige  an  der  gesamten 
Ostfront,  die  andere  als  rein  taktische  Aufgaben  zu  erfiillen  hatte  (vgl.  dazu  die 
Auftrage  der  Luftwaffe  nach  der  Weisung  Nr.  45,  Abschn.  II  B). 

Die  Meldung  des  Gen.Qu.  Heer  gibt  einen  treffenden  Eindruck  von  der  Treib= 
stoff=  und  Transportlage  bei  der  H.Gr.  A. 

Uber  das  Bestehen  einer  Bahnlinie  zwischen  Baku  und  Astrachan,  die  fiir  die 
weiteren  Operationen  auf  diesem  Fliigel  bedeutungsvoll  werden  konnte,  war  man 
auf  deutscher  Seite  bei  Beginn  der  Sommeroffensive  nicht  unterrichtet  gewesen 
(s.  auch  21.  August). 

582 


■Lj.  August  1942 

Die  Meldung  der  17.  Armee  iiber  den  Zustand  der  Dlraffinerien  im  Gebiet  von 
Krasnodar  diirfte  sich  bald  als  unzutreffend  herausgestellt  haben.  Nach  einem 
spateren  Bericht  der  „Mineral6lbrigade,  ...  die  schon  Wochen  vorher  westlich 
Rostow  bereitgestellt  war,  . . .  waren  . . .  samtliche  Anlagen  restlos  zerstort"  mit 
dem  Ergebnis,  dafi  erst  „Anfang  Dezember  ...  die  ersten  Forderungen  an  einzelnen 
giinstigen  Stellen  erzielt  . . .  wurden,  die  zunachst  aber  noch  nicht  einmal  dazu  aus= 
reichten,  den  Bedarf  fiir  die  eigenen  Wiederherstellungsarbeiten  zu  decken.'' 

Der  „Reichsmarschair'  trug  mit  seinen  meist  unzuverlassigen  Meldungen,  die 
zudem  in  erster  Linie  auf  Hitlers  Wohlgefallen  abgestellt  waren,  selten  zu  einer 
wirklichen  Aufklarung  bei. 

Die  Entwicklung  der  Lage  in  alien  Abschnitten  der  H.Gr.  Mitte  bestatigte  audi 
weiterhin  Urteil  und  Absichten  ihres  Oberbefehlshabers  im  Gegensatz  zu  den  Mei« 
nungen  Hitlers.  Wie  sich  hier  zeigt,  gab  dieser  im  iibrigen  sogleich  wieder  den 
Gedanken  an  ein  selbst  nur  ortliches  Ausweichen,  gestUtzt  allein  auf  die  Meinung, 
dafi  „der  Gegner  keine  neuen  Krafte  mehr  heranzufiihren  scheint",  auf,  um  am 
nachsten  Tage  unter  noch  ungiinstigeren  Verhaltnissen  doch  zu  dem  Befehl  ge= 
zwungen  zu  sein. 

Die  kurze  Notiz  Greiners  zum  Mittelmeer,  die  offensichtlich  auf  einer  Meldung 
der  Luftwaffe  beruhte,  erwahnt  weder  die  Mitwirkung  italienischer  und  deutscher 
Flottenteile  noch  lafit  sie  die  Bedeutung  des  Vorgangs  voll  erkennen.  War  dies  doch 
der  erste  Geleitzug,  von  dem  nach  einer  monatelangen  Abschniirung  wenigstens 
einige  Transporter  unter  starkstem  Schutz  nach  Malta  durchdringen  und  damit  die 
ab  Mai  bestehende  „todliche  Bedrohung  der  Insel"  (Churchill)  beenden  konnten. 
Der  Umschwung  in  der  gesamten  Mittelmeerlage  deutete  sich  auch  hierdurch  an. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Auf  Kertsch  starkes  feindl.  Artl.=Feuer.  Siidl.  Slawjanskaja  stehen  rum. 
Verbande  im  Kampf  mit  Feind  nordl.  des  Kuban.  Das  Siidufer  des  Kuban  bei 
Krasnodar  ist  stark  feindbesetzt.  Slow.  Div.  sichert  an  der  Belaja.  SS=„W''=Div. 
hat,  von  Beloretschenskaja  nach  Siidwesten  vorstoiiend,  Iwerskaja  genommen. 
13.  Pz.Div.  steht  in  uniibersichtlichem  Wald=  und  Sumpfgelande  siidl.  davon 
im  Kampf  gegen  zahen  feindl.  Widerstand.  Auch  siidl.  und  nordwestl.  Maikop 
sind  noch  stark,  zuriickgebliebene  Feindkrafte,  die  von  den  riickwartigen 
Verbanden  angegriffen  werden. 

Das  nach  Siidosten  vorgehende  LII.  A.K.  hat  mit  111. 1.D.  Elista  imd  mit 
370.  I.D.  die  Gegend  nordwestl.  davon  erreicht. 

Der  Feind  verlor  vor  der  H.Gr.  A  in  der  Zeit  vom  1.  7.  bis  10.  8.  42 
309  252  Gefangene, 
522  Panzer, 
1  555  Geschiitze, 
637  Pak, 
141  Flak. 
Die  Feindverbande  vor  der  Armeegr.  Ruoff  sind  voUig  vermischt.  Auf= 
frischung  durch  Neueingezogene,  die  mit  neuen,  nicht  mehr  voll  ausgearbeite= 
ten  Gewehren  ausgeriistet  sind. 

583 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  B: 

Rechter  Fliigel  der  4.  Pz.Armee  konnte  trotz  starker  feindl.  Gegenwehr 
Gelande  nach  Norden  gewinnen.  Auch  die  rum.  Div.en  am  und  siidl.  der 
Mischkowa  stehen  starkeren  feindl.  Kraf ten  gegeniiber.  Die  Umgruppierung  der 
6.  Armee  im  Raume  Kalatsch  verlauft  planmafiig.  Im  Raume  Swoboda  griJEf  der 
Feind  mit  starken  Kraften  an  und  konnte  abgewiesen  werden.  Lediglich  westl. 
Swoboda  im  Donknie  gelang  dem  Feind  ein  ortl.  Einbruch  mit  einigen  Panzern, 
die  Bereinigung  ist  im  Gange.  Die  2.  Armee  steht  in  schwerem  Abwehrkampf 
gegen  den  auf  Woronesch  und  den  Raum  nordl.  davon  in  dichten  Massen 
und  mit  starken  Panzerverbanden  angreifenden  Feind.  Besonders  stark  waren 
die  Angriffe  am  Nordrand  Woroneschs,  wo  der  Feind  mit  einigen  Panzern 
in  die  Fabrikanlagen  am  Nordrand  der  Stadt  einbrach.  Gegenangriffe  sind  im 
Gange.  Starke  feindl.  Krafte  werden  von  Norden  her  im  Anmarsch  gemeldet. 
Auch  siidostw.  Jelez  griff  der  Feind  mit  starkeren  Kraften  die  Front  des 
VII.  A.K.  an  und  konnte  bis  auf  einen  ortlichen  Einbruch  auf  dem  rechten 
Fliigel  iiberall  unter  schweren  Verlusten  abgewiesen  werden.  Insgesamt  sind 
bisher  137  feindl.  Panzer  am  gestrigen  Tage  abgeschossen  worden. 

H.Gr.  Mitte: 

SUdl.  Suchinitschi  griffen  am  gestr.  Tage  starke  Pz.Krafte  auf  der  ganzen 
Linie  die  nach  Norden  vorgehenden  eign.  Krafte  an,  so  dafi  die  Erfolge  nur 
gering  waren.  Auf  dem  rechten  Fliigel  wurden  27  Pz.  abgeschossen.  Vorstolie 
auf  dem  linken  Fliigel  der  vorgehenden  Div.en  wurden  abgeschlagen.  Wegen 
starker  Feindansammlung  im  Raume  ostw.  bis  nordostw.  von  Juchnow 
wurde  die  31.  Div.  aus  der  Front  herausgezogen  und  siidl.  Wjasma  als  Reserve 
bereitgestellt.  Der  gestrige  Tag  brachte  den  bisherigen  Hohepunkt  der  Abwehr= 
schlacht.  Der  Feind  griff  von  Morgengrauen  an,  mit  starken  fdl.  Pz.Kraften 
auf  engstem  Raum  massiert,  die  Siidfront  der  Einbruchsstelle  an.  Trotzdem 
konnten  alle  Angriffe  im  wesentlichen  abgewiesen  werden.  Der  eign.  Angriff, 
vom  Westen  und  Nordwesten  her,  gewann  wegen  starker  feindl.  Bereitstel= 
lungen,  die  von  eign.  Artl.  bekampft  werden  mufiten,  nur  wenig  Boden.  Nordl. 
Rshew  gelang  es  dem  Feind  nach  Heranfiihren  starkster  Panzerverbande  und 
nach  Ausfall  der  eign.  Pz.Waffen  trotz  dauernden  eign.  FHegereinsatzes,  mehr. 
Orte  zu  nehmen  und  die  Front  nach  Siiden  zuriickzudriicken.  Weitere  Feind= 
krafte  von  Norden  her  sind  im  Anmarsch  gemeldet.  Nordl.  Bjeloj  wurde  ein 
feindl.  Angriff  abgeschlagen. 

H.Gr.  Nord: 

Auch  am  gestrigen  Tage  wurden  alle  Angriffe  auf  die  Landbriicke  siidl.  des 
Ilmensees  abgewiesen.  Starkes  feindl.  Artl.=Feuer  auf  die  Siidostecke  der  Dem= 
jansk=  Front.  Sonst  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 


584 


13.  August  1942 

Finnland 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

Nachtrag:  H.Gr.  A: 

1.  Geb.Div.  nahm  Kardoniskaja  (ca.  30  km  siidwestl.  von  Tscherkesk)  und  steht 
im  Kampf  mit  V.Abt.en  bei  Chumara  ostl.  davon. 

13.  Pz.Div.  hat  den  Briickenkopf  bei  Pjatigorsk  (Lysogorskaja)  nach  Nordosten 
erweitert. 


Panzerarmee  Afrika 

Keine  besonderen  Meldungen. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  13. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  bewaffnete  Aufklarung  und  Jabo=Angriffe  an  der  engl.  Kiiste  und  auf 
Eastbourne.  Eine  Whitley  abgeschossen. 

In  der  Nacht  vom  12.  zum  13.  wurden  Edinburgh,  Leith  (Explosionen  im  Stadt= 
gebiet),  Luton  (Brande  und  Explosionen  im  Stadtgebiet),  als  Notziele  Ipswich  (Tref= 
fer  in  der  Stadt)  und  Harwich  angegriffen.  AuCerdem  ein  Ort  in  der  Nordforland 
(Einschlage  im  Ort)  und  auf  Flugplatz  beobachtet,  wahrscheinlich  Halle  getroffen. 
Bei  Badford  Flak=  und  Scheinwerferstellungen  angegriffen,  Wirkung  nicht  erkannt. 

13.  8.  bei  Jabo=Angriff  auf  Eastbourne  Hauser  und  Geleise  zerstort,  Gasbehalter 
ausgebrannt,  in  Teinmouth  zahlreiche  Hauser  zerstort.  Gasometer  in  Brand  ge= 
sdiossen. 

Uber  Nachtangriffe  liegen  noch  keine  Meldungen  vor. 

Siidlich  Chichester  05.59  Uhr  6  Minensuchboote  Kurs  Ost. 

Siidlich  Insel  Wight  16.15  Uhr  3  Dampfer  Kurs  Nordwest. 

Bei  Albans  Head  16.10  Uhr  11  Dampfer  Kurs  Ost. 

Im  Seegebiet  von  Torquay  13.30  Uhr  12—15  Dampfer  mittlerer  GroiSe  Kurs  West. 

13.22  Uhr  bei  Jabo=Angriff  bei  Salcombe  1  Vorp.=Boot  1000  t  und  ein  Fahrzeug 
100  m  lang,  anscheinend  Wohnboot,  versenkt. 

Bei  Lizzard  Head  20.20  Uhr  4  Dampfer,  2  Zerstorer,  6  Vorp.Boote  Kurs  280  Grad. 

35  Einfliige,  davon  31  ins  Reichsgebiet.  1  Abschu6  durch  Jager.  Keine  Bomben= 
abwiirfe,  Verdacht  Minenlegen.  Eindringtiefe  Doberan— Gollnow— Treptow— Kopen= 
hagen. 

Ballone  wurden  bei  Erfurt  abgeschossen  und  sichergestellt.  Ballone  hatten,  am 
Sell  hangend.  Masse  mit  Sagespanen  und  Wachs  vermischt,  daran  Ziinder  und 
Kapseln  mit  Schwarzpulver. 

Nachmeldung  zu  Einfliigen  am  12.:  Auf  Mainz  mehrere  hundert  Spreng=,  mehrere 
tausend  Brandbomben.  Zahlreiche  Grofibrande.  Besonders  mitgenommen  Vorstadte 
Mombach  und  Gonsenheim.  Starke  Gebaudeschaden,  Hauptbahnhof  und  Geleise 
zerstort,  Linien  Bingen— Mainz  und  Mainz— Bieburg  durch  Lzz.  gesperrt.  Ingelheim 
5  Spreng=,  eine  Lzz.=Bombe.  Chemische  Fabrik  C.  Boringer  &  Sohn  Treffer,  Haupt= 
produktionshalle  abgebrannt  (chemische  Fabrikation), 

2.  Mittelmeer: 

Endgiiltiges  Versenkungsergebnis  der  Luftwaffe  liegt  noch  nicht  vor,  wird  gegen 
Mittag  erwartet. 

14.30  Uhr  nach  Westen  laufender  Verband  im  Seegebiet  von  Philippeville,  be= 
stehend  aus  1  Schlachtschiff,  1  Kreuzer,  4  Zerstorern. 

5»5 


B.  Kriegstagebuch 

Nordlich  Kap  Bon  zahlreiche  Schiffstriimmer,  nordlich  La  Galite  von  08.00— 
14.00  Uhr  3  Dlbrande  gesichtet. 

Letzte  Position  nach  Malta  laufenden  Geleitzuges  um  16.00  Uhr:  Siidlich  Malta 
dicht  vor  der  Insel  stehend.  7  Kreuzer  und  Zerstorer,  4  Dampfer. 

20.15  Uhr  60  sm  westnordwestlich  Malta  nach  Westen  laufend  3  Kreuzer,  4  Zer= 
storer,  2  wahrscheinlich  S=Boote. 

Ital.  Einheiten  wurden  60  sm  westnordwestlich  Insel  Ustica  gemeldet,  bestehend 
aus  3  Kreuzern  und  8  Zerstorern,  Kurs  Siidsiidwest,  spater  Slid. 

60—70  sm  westsiidwestlich  Cypern  08.00  Uhr  7  Zerstorer  Kurs  Ost. 

30—40  sm  westsiidwestlich  Ktimo  (Bafa  genannt)  08.00  Uhr  2  Kreuzer,  4  Zerstorer 
Kurs  Siidost. 

Nach  Lichtbild  12.  8.  07.57  Uhr  wurden  bei  dem  Geleitzug  festgestellt  1  Flugzeug= 
trager,  anscheinend  „Yorktown",  1  Trager  „Illustrious",  Schlachtschiffe  „Nelson" 
und  „Rodney",  3  leichte  Kreuzer  „Southampton"=Kl.,  1  leichter  Kreuzer  „Dido"=Kl., 
2  leichte  Kreuzer  „Arethusa"=Kl.,  1  leichter  Kreuzer  „Cairo"=Kl.,  18  Zerstorer,  Typ 
nicht  erkannt,  3  Zerstorer  V=  und  W=K1.,  1  Zerstorer  F=K1.,  4  Einheiten  nicht  erkannt, 
1  Tanker  8  000  t,  13  Dampfer  zus.  105  000  t. 

Hafen  Marsa  Matruk  wurde  Abwurf  LM  festgestellt. 

Im  Seegebiet  30  sm  nordlich  Alamein  10.40  Uhr  8  Geleitboote  Kurs  West. 

Lichtbild  Port  Said  13.  8,  09.18  Uhr:  1  Kriegsschiffsattrappe,  3  Kreuzer,  4 Zerstorer, 
5  U=Boote,  3  Vorp.=Boote,  18  Dampfer  100  000  t,  3  Fahrgastschiffe  15  000  t. 

LB  Suez  12.  8.  14.00  Uhr:  30  Dampfer  161  000  t,  5  Tanker  35  000  t,  4  Transporter 
72  000  t,  1  Hilfskriegsschiff,  1  Kreuzer,  1  Zerstorer,  1  Minensuchboot. 

LB  Port  Ibrahim  12.  8.  14.00  Uhr:  24  Dampfer  80000  t,  1  Tanker  4  500  t,  2  Ge= 
leitboote,  2  Zerstorer,  davon  einer  im  Dock,  6  U=Boote,  1  Hilfskriegsschiff. 

Im  Dlhafen  Port  Ibrahim :  3  Tanker  16  500  t,  1  Dampfer  7  500  t,  1  Transporter 
15  000  t. 

3.  Ostfront: 

Am  12.  8.  101  Abschiisse. 

Am  12.  8.  wurden  versenkt:  Vor  Noworossijsk  2  Dampfer  je  2  000  t,  vor  Anapa 

1  Dampfer  500 1,  in  der  Temrjuk=Bucht  1  Dampfer  600 1,  beschadigt  vor  Noworossijsk 
4  Dampfer  je  1  000  t,  in  Temrjuk=Bucht  1  Dampfer  800  t. 

13.  8.  in  Tuapse  2  Frachter,  vor  Tuapse  1  Zerstorer,  8  Dampfer  zus.  etwa  10  000  t. 
Vor  Sotschi  07.00  Uhr  1  Dampfer  und  2  Schlepper  Kurs  Siidost.  Siidlich  davon 
7  Vorp.=Boote,  1  Schlepper  Kurs  Siidost  (11.30  Uhr). 

Vor  Suchum  07.22  Uhr  1  Vorp.=Boot  und  1  Frachter  Kurs  Siidost. 

09.01  Uhr  in  Poti  1  Schlachtschiff,  2  Kreuzer,  6  Zerstorer,  davon  2  im  Dock, 

2  Torp.Boote,  14  U=Boote,  davon  2  im  Dock,  1  MS=Boot,  4  S=Boote,  7  Dampfer 
21  600  t,  1  Tanker,  10  kleine  Fahrzeuge,  20  Boote. 

Machatsch  Kala  08.14  Uhr:  1  Kan.Boot,  3  S=Boote,  3  Dampfer  5  000  t,  5  Dlleichter, 
1  Raddampfer,  2  kleine  Fahrzeuge,  35  Boote. 

Auf  der  Wolga  lebhafter  Verkehr. 

Im  Nordteil  der  Ostfront  Unterstiitzung  des  Heeres  an  der  Landbriicke,  Einsatze 
gegen  Bereitstellungen. 

Im  Hafen  Lavansaari  wurde  ein  MS=Boot  schwer  beschadigt. 

Eismeer:  Aufklarung  Island  ergab  nur  Vorp.=Boote.  Aufklarung  Karische  Pforte 
und  Jagor=Stra6e  wegen  aufliegender  Wolken  ergebnislos. 

Aufklarung  Spitzbergen  und  Einsatz  gegen  Flugplatz  Warlamowo  lauft  zur  Zeit. 

Meldung  Luftwaffenfiihrungsstab  14.  8.  12.30  Uhr: 

Am  13.  8.  wurde  in  der  Biscaya  durch  Zerstorerflugzeug  BF  110  ein  engl.  zwei= 
motor.  Bomber  Whitley  abgeschossen. 

5S6 


14-  August  1942 

14.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  14.  August  1942 
Lagevortrag: 

Bei  der  Heeresgruppe  A  hat  das  XXXX.  Panzerkorps  (Ostgruppe  der  1.  Pan= 
zer=Armee)  Georgijewskaja  genommen.  Der  Fiihrer  befiehlt,  dem  Korps  die 

13.  Panzer=  und  die  16.  motorisierte  Infanterie=Division  nachzufiihren,  da  sich 
bei  Machatsch  Kala  eine  starkere  feindliche  Kraftegruppe  zur  Verteidigung 
von  Baku  zu  versammeln  scheint.  Auf  dem  rechten  Fliigel  der  Armeegruppe 
Ruoff  soil  die  rumanische  3.  Armee  mit  den  so  bald  wie  moglich  iiber  die  Strafie 
von  Kertsch  iiberzusetzenden  Verbanden  und  dem  rumanischen  Kavallerie= 
korps  auf  der  Kiistenstrafie  vorstofien.  Bei  dem  von  Nordosten  auf  Noworos= 
sijsk  angesetzten  V.  Armeekorps  der  17.  Armee  soUen  zwei  Divisionen  heraus= 
gezogen  werden,  um  bei  der  auf  Tuapse  angesetzten  Westgruppe  der  1.  Pan= 
zer=Armee  eingesetzt  zu  werden.  Bei  dieser  Westgruppe  befindet  sich  das 
XXXXIV.  (Jager=)  Korps,  ihr  soil  auch  die  298.  Inf.Div.  von  der  17.  Armee 
zugefiihrt  werden.  Das  XXXXIX.  Gebirgskorps  (1.  und  4.  Geb.Div.)  soil  ent= 
weder  auf  Suchum  oder  auf  der  Grusinischen  Heerstrafie  (Strafie  von  Ord= 
schonikidse  iiber  den  Krestowski=Pass  nach  Tiflis)  vorgehen. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  ist  die  Umgruppierung  der  6.  Armee  zum  Angriff 
abgeschlossen,  die  Armee  wird  morgen  antreten.  Die  22.  Panzer=Division  soil 
zur  Abstiitzung  hinter  die  italienische  8.  Armee  gelegt  werden.  Der  Abtrans= 
port  der  mot.Division  „Grol2deutschland''  nach  dem  Westen  (siehe  12.  8.)  hat 
gestern  begonnen;  die  Division  soil  in  den  Raum  siidwestlich  von  Amiens 
iiberfuhrt  werden. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  hat  das  Unternehmen  „Wirbelwind''  gegeniiber 
sehr  starkem  feindlichen  Widerstand  in  schwierigem,  befestigtem  Waldge= 
lande  nur  geringe  Fortschritte  gemacht.  Generaloberst  Haider  erhofft  aber  fiir 
heute  Freiheit  der  Bewegung.  Bei  der  3.  Panzer= Armee  hat  der  Gegner  einen 
breiten  und  tiefen  Einbruch  erzielt.  Die  Lage  bei  Rshew  wird  nach  den  Mel= 
dungen  der  9.  Armee  sehr  ungiinstig  beurteilt.  Es  wird  daher  befohlen,  die 

14.  mot.  und  die  256.  Inf.Div.  in  eine  Sehnenstellung  zuriickzunehmen.  Die 
riickwartigen  Verbindungen  der  Heeresgruppe  werden  durch  Partisanen  stark 
gestort;  zur  Zeit  sind  aufier  einer  einzigen  alle  Eisenbahnstrecken  im  riick= 
wartigen  Heeresgebiet  Mitte  unterbrochen.  Zur  Bekampfung  der  Partisanen 
soUen  Truppen  aus  dem  Generalgouvernement  herangezogen  werden. 

Abends,  kurz  nach  20.00  Uhr,  meldet  der  Oberbefehlshaber  der  Heeres= 
gruppe  Mitte,  Generalfeldmarschall  von  Kluge,  dafi  er  mit  den  ihm  zur  Ver= 
fiigung  stehenden  Kraften  nicht  mehr  in  der  Lage  sei,  die  Stellungen  im  Ab= 
schnitt  der  3.  Panzer=  und  9.  Armee  zu  halten.  Daraufhin  wird  die  im  Ab= 
transport  zur  11.  Armee  (Heeresgruppe  Nord)  befindliche  72.  Inf.Div.  zur 
Heeresgruppe  Mitte  abgedreht.  Femer  befiehlt  der  Fiihrer,  die  Div.  „Grofi= 
deutschland"'  nicht  nach  dem  Westen  abzubefordern,  sondern  der  9.  Armee 
zuzufiihren;  er  behalt  sich  ihren  Einsatz  aber  vorlaufig  noch  vor. 

5^7 


B.  Kriegstagebuch 

In  England  befinden  sich  an  amerikanischen  Truppen  drei  Infanterie=Divi= 
sionen  und  eine  Panzer=Division.  Zwei  bis  drei  amerikanische  Divisionen 
sollen  auf  dem  Seetransport  um  das  Kap  der  Guten  Hoffnung  nach  Agypten 
oder  dem  Nahen  Osten  sein. 

Im  Mittelmeer  ist  etwa  ein  Drittel  des  englisch=amerikanischen  Geleitzuges 
(4  Handelsschiffe)  gestern  nachmittag  unter  starkem  Geleit  in  Malta  ein= 
getroffen.  Der  amerikanische  Flugzeugtrager  „Wasp''  liegt  brennend  nordlich 
von  Bizerta;  er  scheint  schwer  unter  Wasser  zu  bringen  zu  sein.  Der  Nord= 
Siid=Verkehr  zwischen  Italien  und  Afrika  ist  noch  nicht  wieder  in  Gang  ge= 
kommen. 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Aufzeidinungen  von  diesem  Tage  zeigen  ein  typisdies,  selbst  noch  in  der 
Niederschrift  verwirrendes  Bild  von  den  Eingriffen  Hitlers  in  die  Fiihrung  der  Hee= 
resgruppen  und  Armeen  bis  hinunter  zu  den  Bewegungen  einzelner,  meist  sogar 
nummernmaliig  bezeichneter  Divisionen.  Insbesondere  audi  im  HinbUck  auf  die 
Anordnungen  f  iir  die  Div.  „Gro6deutschland"  —  am  30.  Juli  im  Schwerpunkt  der 
Ost=Offensive  angehalten,  am  13.  August  mit  Abtransport  nach  dem  Westen  begon= 
nen,  tags  darauf  in  den  Bereich  der  9.  Armee  abgedreht  —  erfahrt  hier  der  Klageruf 
Haiders  aus  seinem  Tagebuch  vom  23.  Juli  eine  neue  Bestatigung: 

„Es  wird  immer  unertraglicher.  Von  ernster  Arbeit  kann  nicht  mehr  die  Rede 
sein.  Krankhaftes  Reagieren  auf  Augenblickseindriicke  und  volliger  Mangel  in  der 
Beurteilung  des  Fiihrungsapparates  und  seiner  Moglichkeiten  geben  dieser  sogenann= 
ten  ,Fuhrung'  das  Geprage." 

Im  iibrigen  sollten  die  angefuhrten  Anordnungen  Hitlers  fiir  den  Bereich  der 
H.Gr.  A  noch  weittragende  Folgen  mit  sich  bringen. 

Die  Hinweise  auf  Baku  und  die  Grusinische  Heerstrafie  machen  klar,  da6  man  im 
OKW  damals  noch  unverandert  an  den  aufiersten  Zielen  der  Offensive  festhielt. 

Die  Anordnungen  betr.  die  rumanische  5.  Armee  einschliefilich  der  ,,iiber  die 
Strafie  von  Kertsch  iiberzusetzenden  Verbande"  (rum.  Geb.Korps)  entsprachen  der 
„Weisung  Nr.  45",  Abschn.  II  A,  Ziff.  2. 

Die  Notizen  zur  H.Gr.  Mitte  zeigen  an  dieser  Stelle  in  ihrem  2.  Absatz  deutlich, 
da6  Greiner  die  ihm  zugegangenen  Mitteilungen  iiber  den  „Lagevortrag"  in  seinen 
Aufzeichnungen  nicht  klar  von  anderen  Vorgangen  des  gleichen  Tages  getrennt  hat. 
So  scheint  der  Feldm.  v.  Kluge  die  hier  verzeichnete  Abendmeldung  an  den  Chef 
den  Gen.St.d.H.  gerichtet  zu  haben,  der  sich  dann  seinerseits,  wie  die  von  ihm  als 
„Folge"  angefiihrten  Mafinahmen  erkennen  lassen,  mit  Hitler  oder  auch  mit  Jodl 
in  Verbindung  gesetzt  haben  durfte.  Seit  der  Ubernahme  des  Oberbefehls  iiber  das 
Heer  kam  es  im  iibrigen  immer  haufiger  vor,  dafi  Hitler  und  die  Oberbefehlshaber 
der  Heeresgruppen  sich  auch  unmittelbar  iiber  Fernsprecher  verstandigten,  wobei 
dann  Jodl  oder  Haider,  wenn  er  gerade  anwesend  war,  einen  Kopfhorer  aufnahm 
und  das  Gesprach  mithorte. 

Die  verstarkte  Tatigkeit  der  Partisanen,  in  diesem  Falle  als  organisierter  Teil 
der  russischen  Entlastungsoffensive  gegen  die  H.Gr.  Mitte  anzusehen,  wird  ver= 
mutlich  einen  letzten  Anstofi  zu  der  seit  langerem  vom  WFStab  vorbereiteten 
„Weisung  Nr.  45"  gegeben  haben,  die  am  18.  August  unter  der  Kennzeichnung 
„Allgemeine  Richtlinien  fiir  den  verstarkten  Kampf  gegen  die  Banden  im  Osten" 
erlassen  worden  ist.  Mit  diesem  Befehl,  der  in  vielfacher  Hinsicht  Beachtung  ver= 


14-  August  1942 

dient,  unternahm  der  WFStab  erstmals  den  spater  in  einer  Dienstvorschrift  fort» 
gesetzten  Versuch,  den  Bandenkampf  von  der  eigenen  Seite  der  Sphare  des  Hedcen= 
schiitzenkrieges  zu  entziehen  und  zu  einer  Aufgabe  geordneter  Fiihrung  zu  machen. 
Im  librigen  ist  auch  diese  Weisung  ein  weiterer,  eindeutiger  Beweis  dafiir,  da6  sich 
an  der  Stellung  des  WFStabes  als  des  iibergeordneten,  auch  den  ostlichen  Kriegs= 
schauplatz  einschliefienden  Fiihrungsorgans  nichts  geandert  hatte. 

Meldungen  iiber  Aufbau  und  Dislokation  der  amerikanischen  Heereskrdfte,  die 
auf  Agentennachrichten  beruhten  und  dem  WFStab  von  der  Abt.  Fremde  Heere 
West  zugingen,  wurden  schon  damals  regelma6ig  in  die  Berichterstattung  iiber  die 
Lage  aufgenommen.  Es  fehlten  jedoch  alle  Anhaltspunkte  iiber  den  Zeitpunkt  ihrer 
Verwendungsbereitschaft,  die  man  auch  einstweilen  noch  nicht  in  Rechnung  stellen 
zu  brauchen  glaubte,  und  ebenso  iiber  ihren  voraussichtlichen  Ansatz  im  europaisch= 
nordafrikanischen  Bereich. 

Der  eigene  Nachschubverkehr  nach  Nordafrika,  der  unter  italienischer  Leitung 
stand,  war  vermutlich  schon  deswegen  eingestellt  worden,  weil  die  als  Begleitschutz 
benotigten  Flottenteile  in  das  Gefecht  gegen  den  angIo=amerikanischen  Geleitzug 
verwickelt  waren. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Im  Raume  Kertsch  geringe  Artl.=Tatigkeit.  Eign.  Stofitrupp  stellte  den  SUd= 
teil  der  Halbinsel  ostw.  Kertsch  feindfrei  fest.  Wetter:  heifi,  sonnig,  windig. 

Armeegr.  Ruoff:  Rum.  Kav.  sauberte  das  Hafengelande  von  Primorsko 
Achtarskaja.  Im  Abschnitt  Krasnodar  lebh.  feindl.  ArtI,=Feuer.  Versuche  des 
Feindes,  slidl.  Troizkaja  iiber  den  Kuban  zu  gehen,  wurden  vereitelt.  V.Abt.en 
der  SS=„W=Div.  stiefien  bis  an  den  Nordrand  von  Chadyschenskaja  vor 
{^o  km  siidwestl.  Maikop).  Das  Westufer  der  Belaja  bei  Maikop  ist  noch 
feindbesetzt.  Riickw.  Divisionen  bekampfen  die  im  Hintergelande  noch  be= 
findlichen  Feindteile.  Die  1.  Geb.Div.  ist,  von  Tscherkesk  nach  Siiden  vor= 
stoiiend,  mit  V.Abt.en  bei  Mikoskjanschachar  im  Kampf  mit  etwa  1  000  Rus= 
sen,  verstarkt  durch  Panzer  und  Artl.  Die  Sauberung  des  Waldgelandes  bei 
Pjatigorsk  ist  noch  im  Gange.  Spitzen  der  Panzerdivisionen  stiefien  bei  Malka 
und  Kuba  auf  Nachhuten.  Wetter:  heifi,  Staubstiirme. 

H.Gr.  B: 

4.  Panzerarmee  ist  mit  rechtem  Fliigel  nach  Norden  auf  die  Hohen  ostw. 
Bahnhof  Tschinguta  vorgestofien  und  steht  hier  im  Kampf  mit  Feindkraften 
(starkes  feindl.  Artl.=Feuer).  Westl.  davon  wurden  von  rum.  Kraften  alle  An= 
griffe  abgeschlagen  und  9  Feindpanzer  erledigt.  Am  Donknie  bei  Kletskaja 
stiefien  eign.  Krafte  auf  die  Hohen  ostw.  des  Ortes  vor.  Die  ital.  Div.en  der 
8.  ital.  Armee  haben  die  Sicherungen  am  Don  iibernommen.  An  der  Siidost= 
ecke  der  Stellung  von  Woronesch  gelang  dem  Feind  ein  kleiner  Einbruch.  Am 
Nordrand  Woronesch  wurden  zunachst  alle  Angriffe  abgeschlagen,  spater  ge= 
lang  es  einer  Feindkomp.,  nordl.  davon  iiber  den  Don  zu  setzen.  Sudostw. 
Jelez  Starke  feindl.  Angriffe  mit  Pz.n  imd  Artl.,  die  abgeschlagen  wurden.  Auf 

589 


B.  Kriegstagebuch 

dem  rechten  Fliigel  der  Nordfront  gelang  es  25  Panzern  durchzubrechen.  7 
davon  wurden  bereits  erledigt.  In  den  Kampfen  am  Nordrand  Woronesch 
wurden  von  25  angreifenden  Panzern  14  abgeschossen. 

Nach  Aussagen  eines  am  12.  8.  vom  XXXX.  Pz.Korps  gemachten  russischen 
Gefangenen  (Eisenbahnbeamten)  ist  Marschall  Bud  jenny  (Befehlshaber  der 
Truppen  im  Nordkaukasus)  am  11.  8.  von  deutschen  Tieffliegerangriffen  uber= 
rascht  und  durch  Brustschufi  verwundet  worden. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Raume  siidl.  Suchinitschi  schreitet  der  Angriff  nach  Norden  weiter  vor= 
warts.  Alle  Angriffe  wurden  abgeschlagen,  mehrere  Panzer  vernichtet.  Die 
Feindangriffe  haben  gegen  den  Vortag  nachgelassen.  Nachdem  vorgestern 
Starke  Ansammlungen  im  Raume  siidwestl.  Moskau  gemeldet  worden  waren, 
griff  der  Feind  gestern  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  die  Stellungen  ostw. 
Wjasma  an  und  konnte  nach  mehreren  vergebl.  Vorstofien  an  der  Naht  zweier 
Div.en,  in  Richtung  Dubna  mit  40  Panzern  angreifend,  durchbrechen.  20  der 
Panzer  wurden  im  Gegenstofi  erledigt. 

Siidlich  Rshew  wurden  alle  Angrijffe  auf  die  eign.  Stellungen  in  der  Ein= 
bruchsstelle  abgeschlagen  und  mehrere  Panzer  vernichtet.  In  eign.  Angriffen 
konnte  die  Stellung  verbessert  und  Liicken  geschlossen  werden.  Ein  ostw. 
Rshew  iiber  die  Wolga  heriibergekommener  Feindtrupp  wurde  unter  schweren 
Verlusten  zuriickgeschlagen.  Nordl.  Rshew  gelang  es  dem  Gegner,  seinen  Ein= 
bruch  von  gestern  etwas  zu  erweitern.  Die  Stellung  wurde  abgeriegelt.  Ostw. 
Welish  vergebliche  Feindangriffe. 

H.Gr.  Nord: 

Nordl.  der  Landbriicke  siidl.  des  Ilmensees  wurden  mehrere  Angriffe  ab= 
gewiesen.  Eign.  Artl.  bekampfte  Versorgungswege  am  Seeliger=See.  Ein  feindl. 
Vorstofi  mit  starken  Panzerkraften  und  Inf.  auf  den  Briickenkopf  siidl.  Salzy 
endete  mit  Vernichtung  der  feindl.  Inf.  und  einer  grofien  Anzahl  feindl. 
Panzer.  .     ;:. 

Finnland 

Keine  nennenswerten  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (13.  8.) 

Kraftegliederung  unverandert.  [Am  12.  8.]  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

In  der  Nadit  vom  12.  zum  13.  8.  im  mittl.  und  Nordabschnitt  starkere  feindl. 
Artl.=Tatigkeit.  Im  mittl.  Abschnitt  wurde  ein  von  Teilen  der  5.  ind.  Inf.Div.  ge= 
fuhrter  Aufklarungsvorstofi  abgewiesen.  Im  Laufe  des  Tages  [13.  8.]  rege  feindl. 
Aufkl.=Tatigkeit,  lebh.  feindl.  Luftaufklarung. 

Wie  naditraglich  gemeldet,  entsandte  die  Pz.Armee,  um  feindl.  Landungsversu= 
dien  in  Verbindung  mit  dem  starken  britisdien  Mittelmeer=Geleitzug  entgegen= 
wirken  zu  konnen,  deutsdie  mot.Kampfgruppen  nadi  Solium  und  Marsa  Matruk 
und  stellte  weitere  Verbande  hierzu  bereit. 

399 


14.  August  1942 


Panzerlage: 

Deutsche  Panzer: 

Bef.Pz. 
Pz.II 
Pz.  Ill 
Pz.IV 

3 

25 

136 

24 

Ital.  Panzer: 

Pz.L 
Pz.M 

188  (171  am  6.8.) 

22 
151 

173  (127  am  6.  8.) 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  14.  8.  42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  bewaffnete  Aufklarung  und  Jabo=Angriffe  auf  ein  E=Werk  6  km  nord= 
ostwarts  Eastbourne.  Treffer  mit  Explosions wirkung;  Flugplatz  Millen  Treffer  mit 
Bordwaffen  in  abgestellten  Flugzeugen;  Salisbury  Treffer  in  Stadtmitte;  Bognor 
Riges  4—5  Brande  in  Dlbehaltern;  Poole  Treffer  im  Nord=  und  Siidteil  der  Stadt. 

Nachts  wurde  Ipswich  in  2  Wellen  angegriffen,  Brande  mit  Stichflammen,  Ex= 
plosionen  im  Hafen  und  Stadtteil.  Grofie  Brandherde,  Ziele  waren  durch  Leucht= 
bomben  gut  auszumachen. 

06.50  Uhr  Hafen  Portsmouth  3—4  Dampfer,  3  Kahne  und  Schlepper. 

Vor  Portsmouth  2  Vorp.=Boote,  3  einzelfahrende  Dampfer. 

In  Pool  30 — 40  Kahne,  3—4  zusammenliegend  verteilt. 

11.00  Uhr  Dover  5  Fischerboote. 

Vor  Ramsgate  etwa  20.00  Uhr  4  Dampfer  stilliegend. 

In  Barrow  13.10  Uhr  1  grofies  und  1  mittleres  Handelsschiff. 

Keine  Einfliige  ins  Reichsgebiet  und  in  Westfrankreich.  Geringe  Einflugtatigkeit 
in  Norwegen,  Holland  und  Belgien. 

2.  Mittelmeer: 

Die  Abschlufimeldung  uber  die  Bekampfung  des  Geleitzuges  liegt  noch  nicht  vor. 
Es  hat  sich  jedoch  nicht  bestatigt,  dafi,  wie  gestern  gemeldet,  der  Flugzeugtrager 
^Illustrious"  vernichtet  wurde. 

06.35  Uhr  im  Seegebiet  Lampedusa— Malta  Kurs  Malta  3  Zerstorer,  2  Dampfer 
einlaufend.  06.40  Uhr  Seegebiet  Linosa— Malta  3  Dampfer  Kurs  Malta. 

30  sm  vor  der  Damiette=Mundung  08.25  Uhr  4  Minensuchboote  Kurs  West  bei 
der  Arbeit. 

^o  sm  nordnordwestlich  Port  Said  08.35  Uhr  2  Geleitboote,  1  wahrscheinlich 
Zerstorer,  5  Vorp.=Boote,  3  kleine  bis  mittlere  Frachter,  2  Tanker  Kurs  190  Grad. 

08.35  Uhr  2  Minensuchboote  Kurs  20  Grad. 

Lichtbild  Port  Said  14.8.  08.40  Uhr:  1  Schlachtschiffattrappe,  2  Kreuzer,  4  Zer= 
storer,  davon  1  griech.,  1  griech.  Torp.Boot,  6  U=Boote,  eins  im  Dock,  1  Tanker 
8  000  t,  27  Frachter  145  000  t. 

Lichtbild  Alexandria  14.8.  09.40  Uhr:  6  Geleitboote,  11  kleine  Kriegsfahrzeuge, 
1  Lazarettschiff,  2  Tanker  15  000  t,  10  Frachter  ^o  000  t,  davon  einer  im  Dock. 

Bei  Feindangriffen  auf  Flugplatze  in  Nordafrika  wurden  4  Begleitjager  abge= 
schossen. 

Bei  Erkundung  La  Valetta  war  Hafen  vernebelt,  so  dafi  Auswertung  bisher  nicht 
beendet. 

In  der  Gegend  Linosa  wurde  auf  einem  grofien  Handelsschiff  ein  Treffer  erzielt, 
Handelsschiff  blieb  liegen.  Spatere  Feststellung  ergab  Schlepper  und  Sicherungs= 
fahrzeuge  beim  Dampfer.  Danach  erneute  Angriffe.  Spater  wurden  Wrackteile  in 
diesem  Gebiet  gesichtet,  Versenkung  jedoch  fraglich. 

591 


B.  Kriegstagebuch 

Gesamtaufklarung  iiber  Gebiet  um  Malta  litt  besonders  stark  unter  sehr  starker 
Jagdsicherung  von  Malta  aus. 

5.  Ostfront: 

Am  gestrigen  Tage  wurden  insgesamt  58  Flugzeuge  abgeschossen,  6  am  Boden 
zerstort. 

Lichtbildaufklarung  Suchum  13.15  Uhr:  6  Frachter  8500  t,  2  Tanker  7600  t, 
4  kleine  Fahrzeuge,  50  Boote. 

Gagry  08.10  Uhr  Lichtbild:  1  Tanker  2  500  t. 

Sotschi  11.45  Uhr  LB:  6  Frachter  6500  t,  1  Tanker  7000  t,  40  Boote.  Zwischen 
Sotschi  und  Suchum  lebhafter  Schiffsverkehr. 

Anapa  08.27  Uhr:  25  Boote.  ?4snil 

13.  8.  08.32  Uhr  in  Gluchol=Kanal  3  Raddampfer,  1  schw.  Kreuzer,  14  kleine 
Fahrzeuge  zus.  4  500  t,  85  Boote. 

Auf  der  Wolga  wurde  am  13.  1  kleiner  Dampfer  versenkt. 

Im  Schwarzen  Meer  2  Kiistenfahrzeuge  versenkt,  1  Tanker  2  000  t  beschadigt. 

Bei  einem  feindlichen  Nachtangriff  vom  12.  zum  13.  auf  Flugplatze  auf  der  Halb= 
insel  Kertsch  wurden  durch  Flak  21  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

Eismeer:  Die  Aufklarung  ergab  keine  besonderen  Sichtmeldungen.  Nordostlich 
Island  15.15  Uhr  1  Dampfer  1  ^00  t  Kurs  West,  1  Dampfer  1  000  t  Zickzackkurse 

4.  Besonderes: 

Am  13.  8.  wurde  in  der  Biscaya  durch  eine  BF  110  ein  zweimot.  engl.  Bomber  Typ 
Whitley  abgeschossen. 


15.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  15.  August  1942 

Zahl  der  russischen  Heeresverbande  einschliefilich  Finnland,  Kaukasus,  Iran 

und  dem  Fernen  Osten. 
(Zusammengestellt  von  der  Abteilung  Fremde  Heere  Ost  des  Generalstabes 

des  Heeres) 

407  Infanterie=Divisionen    im  Kampfwert  von  287  Verbanden                        :> 
178  Infanterie=Brigaden        „             „             „     142            „ 
39  Kavallerie=Divisionen     „             „             „       33            „ 
165  Panzer=Brigaden ,^ „ //     13^  

789  Verbande  mit  einem  Kampfwert  von  593  Verbanden 

Davon  befinden  sich: 

an  der  Ostfront  in  Reserve 

254  Inf.Div.          Kampfwert:  134  73  Inf.Div. 

83  Inf.Brig.                  „  47  66  Inf.Brig. 

13  Kav.Div.                 „  7  20  Kav.Div. 

68  Pz.Brig.                    „  34  86  Pz.Brig. 


an  anderen  Fronten 
80  Inf.Div. 
29  Inf.Brig. 
6  Kav.Div. 
11  Pz.Brig. 


418  Verbande       Kampfwert:  222      245  Verbande         126  Verbande 

insgesamt:  593  Verbande 


Ostfront:  418 


Reserve:  245 


an  and.  Fronten:  126  =  789  Verbande 


592 


15-  August  1942 

Im  Mittelmeer  ist  der  Nord=Sud=Verkehr  zwischen  Italien  und  Afrika  wieder 
aufgenommen  worden.  Von  dem  Geleit  des  nach  Malta  eingelaufenen  eng= 
lisch=amerikanischen  Geleitzuges  sind  ein  Schlachtschiff  und  der  Flugzeugtrager 
„Illustrious''  in  Gibraltar  eingelaufen,  wo  der  Flugzeugtrager  „Furious''  aus= 
gedockt  wurde,  um  der  „Illustrious''  Platz  zu  machen.  Der  Verbleib  von  zwei 
Schlachtschiffen  ist  unbekannt.  Die  britische  Admiralitat  hat  den  Verlust  des 
leichten  Kreuzers  „Manchester''  zugegeben.  Der  italienische  schwere  Kreuzer 
„Bolzano"  hat  bei  Messina  einen  Torpedotreffer  erhalten  und  ist  auf  Grund 
gesetzt  worden. 


Eriauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Aufzeidinungen  Greiners  lassen  es  offen,  ob  die  Zah.len=tlbersicht  der  russi= 
schen  Heeresverbande  an  diesem  Tage  Hitler  vorgelegt  worden  ist.  Die  Angaben, 
die  nach  alien  Erfahrungen  einen  hohen  Grad  von  Genauigkeit  beansprudien  konn= 
ten,  von  Hitler  aber  meist  als  standig  wiederkehrender  Beweis  fiir  den  „Defaitismus 
des  Generalstabes"  angesehen  und  nadi  alien  Moglidikeiten  zerpfliidct  wurden, 
diirften  seinen  eigenen  Vorstellungen  von  der  Schwachung  der  Roten  Armee  in 
diesem  Zeitpunkt  besonders  wenig  entsprochen  haben. 

Die  genauen  Meldungen  iiber  die  Vorgange  in  Gibraltar  waren  deswegen  m6g= 
lich,  weil  Spanien  damals  noch  eine  Beobachtungsstelle  der  „Abwehr"  bei  Algeciras 
duldete. 

Angaben  iiber  den  „Lagevortrag"  standen  an  diesem  Tage  wahrscheinlich  nicht 
zur  Verfiigung,  weil  General  Warlimont  eine  Dienstreise  nach  dem  Kaukasus 
angetreten  und  anscheinend  kein  Vertreter  an  seiner  Stelle  der  Lagebesprechung 
beigewohnt  hatte  (s.  auch  17.  August). 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Rum.  Krafte  im  Vorgehen  auf  Grimbenskaja  und  Anastasiewkaja.  V.  A.K. 
erzwang  an  vier  Stellen  siidl.  und  siidostw.  von  Krasnodar  den  Ubergang 
iiber  den  Kuban. 

1.  Pz.  Armee  nahm  mit  vordersten  Teilen  die  grofie  Talsenke  bei  Chadischen= 
skaja  und  ging  mit  V.=Abt.en  in  den  Talern  nach  Siiden  und  Siidwesten  vor. 
Slow.  Div.en  stiel3en  bis  zur  Olleitung  Krasnodar— Chadischenskaj a  bei  Bakin= 
skaja  vor,  nachdem  sie  unter  schwierigsten  Verhaltnissen  den  Pschysch=Flu6 
iiberwunden  hatten.  97.  lei.Div.  mit  V.=Abt.en  im  Vorgehen  auf  Dachowskaja 
am  Oberlauf  der  Belaja.  13.  und  16.  Pz.Div.  werden  herausgezogen,  Abmarsch 
nach  Osten.  Die  1.  Geb.Div.,  von  Nikojan  Chachar  vorstoIEend,  hat  Teberda 
trotz  zahlreicher  gesprengter  Briicken  erreicht  und  ostw.  davon  Utschkulan 
und  Kursuk  am  Fufie  des  Elbrus=Gebirges  genommen.  Das  XXXX.  Pz.K.  steht 
mit  3.  Pz.Div.  im  Kampf  um  Malka,  wahrend  23.  Pz.Div.  mit  Teilen  Geor= 
giewsk  genommen  hat,  mit  anderen  Teilen  nach  Siiden  vorstofiend  bis  Bak= 
sanenok. 


593 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  B: 

4.  Pz.Armee:  Mehr.  Angriffe  aus  der  Richtung  Zaza=See  auf  rechtem  Fliigel 
der  Armee  wurden  abgewehrt.  Ebenso  Angriff  von  Norden  auf  deutsche  und 
rum.  Stellungen.  Das  XXIV.  Pz.Korps  wird  vom  Westufer  des  Don  auf  den 
rechten  Fliigel  der  4.  Pz.Armee  vorgezogen.  Wetter:  driickende  Hitze,  Sand= 
Sturm. 

6.  Armee  Umgruppierung.  Div.  „Celere"  wurde  durch  79. 1.D.  ersetzt.  Der 
Gegner  wiederholte  auch  gestern  seine  starken  Angriffe  auf  die  Ost=  und 
Nordfront  von  Woronesch,  die  samtlich  unter  schweren  Feindverlusten  und 
Einbufie  von  30  Panzern  abgeschlagen  wurden.  Voriibergehende  Einbriiche 
konnten  sofort  bereinigt  werden.  Besonders  stark  waren  die  Angriffe  siidostw. 
Jelez.  Es  gelang  dem  Gegn.  hier  ein  weiterer  Einbruch  auf  dem  rechten  Flu= 
gel  der  387.  D.;  der  Einbruch  wurde  abgeriegelt.  Wetter:  bewolkt,  +  24  Grad. 

H.Gr.  Mine: 

Der  Vorstofi  gegen  Bjelew  gewann  wegen  starker  feindl.  Gegenwehr  nur 
langsam  Boden.  Die  siidl.  Suchinitschi  vorstofienden  eign.  Panzer=  und  Inf.= 
Krafte  sind  in  Gegend  siidl.  der  Schisdra.  Das  Nordufer  ist  stark  feindbesetzt. 
Siidwestl.  Suchinitschi  saubert  die  211.  Div.  das  Waldgelande  an  der  Eisen= 
bahn.  Ostw.  Wjasma  gelang  dem  Gegner  ein  weiterer  Einbruch  in  Richtung 
Dubna.  Gegenangriffe  hier  im  Gange.  Eign.  Vorstofi  auf  der  Strafie  ostw. 
Gshatsk  konnte  gegen  starkeren  Feind  nur  wenig  Boden  gewinnen.  Ostw. 
Sytschewka  griff  Gegn.  mit  iiberlegenen  Kriiften  die  Stellungen  einer  Panzer= 
div.  an  und  konnte  mit  17  Panzern  bis  in  die  Gegend  von  Karmanoff  vor= 
stofien.  An  den  ubrigen  Abschnitten  der  Einbruchsstelle  wurden  die  Angriffe  ab= 
gewiesen.  Nachdem  die  Russen  nordostw.  Rshew  weitere  Verstarkungen 
herangefiihrt  hatten,  griffen  sie  mit  iiberlegenen  Kraften  am  gestrigen  Tage 
die  zuriickgenommenen  eign.  Stellungen  an  und  konnten  an  einer  Stelle  bis 
an  die  Strafie  Rshew— Stariza  vorstofien.  Nordl.  Rshew  ist  ein  Angriff  nach 
Norden  zur  Verbesserung  der  eign.  Stellung  im  Gange.  Nordl.  Bjeloj  wurde 
ein  Feindvorstofi  abgewiesen.  Wetter:  teilw.  bewolkt,  schwiil. 

H.Gr.  Nord: 

Der  Gegner,  der  die  Absicht  hat,  die  Landbriicke  siidl.  Staraja  Russa  ein= 
zudriicken  und  so  das  II.  A.K.  wieder  von  der  Verbindung  abzuschneiden, 
griff  auch  gestern  wieder  von  Norden  und  Siiden  die  Landbriicke  an.  Wahrend 
alle  Angriffe  im  Norden  abgeschlagen  wurden,  gelang  es  dem  Gegn.,  im  Siiden 
der  Landbriicke  die  eign.  Linien  zu  durchbrechen.  Gegenangriff  hier  im  Gange. 
Vergebl.  Feindvorstofie  auf  den  Briickenkopf  siidl.  Salzy. 


Finnland 

Finn.  SUdostfront:  Bei  Gr.  Maselskaja  wurde  nordl.  Powenez  ein  Feindvorstofi 
in  Kp.=Starke  abgewiesen.  Eine  feindl.  Fernstreife  westl.  des  Seg=Sees  wurde  zer= 
sprengt,  die  Verfolgung  der  einzelnen  Gruppen  wird  fortgesetzt. 

594 


15-  August  1942 

Nordostfront  (Geb.  AOK  20):  Der  Feind  fiihrte  an  der  Louhi=Front  verst.  Auf» 
klarungsvorstofie  gegen  den  mittl.  Abschn.  und  den  Nordfliigel  durch.  Im  iibrigen 
wurde  an  den  Abschnitten  Louhi  und  Kandalakscha  weiterhin  feindliche  Schanz= 
tatigkeit  beobachtet. 

Panzerarmee  Afrika   (14.  8.) 

In  der  Nacht  vom  13.  zum  14.  8.  wurde  ein  im  Nordabschnitt  von  Teilen  der 
9.  austr.  I.D.  vorgetragenes  Spahtruppunternehmen  abgewiesen.  In  den  Abend= 
stunden  des  14.  8.  wurden  von  5  im  Nordabschnitt  vorfiihlenden  feindl.  Pz.=Spah= 
wagen  3  durch  eign.  Minen  vernichtet. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  15.  8.  42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  bewaffnete  Aufklarung  und  Jabo=Angriff  auf  Folkestone  und  Worthing, 
sehr  gute  Wirkung  zum  Teil  in  Geschafts=  oder  Industriebauten. 

Bei  Nacht  wurden  Sunderland  und  Great  Yarmouth  angegriffen,  Ergebnis  liegt 
noch  nicht  vor. 

Es  wurden  abgeschossen  1  Spitfire  durch  Flak,  2  Flugzeuge  durch  Marineflak  und 
1  Flugzeug  wahrscheinlich  durch  Marineflak. 

30  sm  nordostwarts  Great  Yarmouth  21.36  Uhr  4  5  000  t,  25  3  000  t  Dampfer 
Kurs  Nord  ohne  Sicherungsstreitkrafte. 

Etwa  30  sm  von  Lowestoft  dicht  unter  der  Kiiste  4  S=Boote  Kurs  West. 

In  der  Aufienthemse  um  06.25  Uhr  2  S=Boote,  1  Vorp.=Boot  Kurs  Nordost. 

Vor  Margate  einlaufend  10.50  Uhr  15  Dampfer. 

17.40  Uhr  vor  Folkestone  1  Dampfer  3  000  t  stilliegend. 

18.05  Uhr  vor  Worthing  10  Dampfer,  2  Vorp.=Boote  Kurs  West. 

Einfliige:  Von  etwa  80  Einfliigen  60—75  ins  Reichsgebiet.  1  Flugzeug  durch  Flak, 
3  durch  Jager  abgeschossen.  Eindringtiefe  nordlich  Bocholt— Bonn.  2.  Gruppe  See= 
gebiet  Terschelling—Borkum— Helgoland.  Naheres  liegt  noch  nicht  vor. 

Nachmittags  Bordwaffenangriff  auf  Rhein=Flottille  und  Vermessungsschiff  vor 
Domburg.  1  Boot  ausgefallen,  2  Gefallene,  2  Verwundete. 

Im  Raum  Paris— Troyes  und  bei  Aachen  Ballons  mit  Propagandamaterial  und 
Brandsatzen  abgeschossen  und  sichergestellt. 

2.  Mittelmeer: 

Aufklarung  im  gesamten  Mittelmeer  erbrachte  kein  Ergebnis. 

Erkundung  La  Valetta  ergab,  dafi  4  Dampfer  und  1  Tanker  Malta  erreicht  haben. 

KO  Spanien  meldet:  31  Kriegsschiffseinheiten  Gibraltar  erreicht.  Mit  Verlust 
von  7  Uberwasserstreitkraften  ist  daher  zu  rechnen. 

Lichtbild  La  Valetta  15.  8.  15.05  Uhr:  2  Zerstorer,  1  U=Boot,  4  Dampfer,  1  Tanker, 
1  Hafentanker,  2  Vorp.=Boote,  4  Minensuchboote. 

Feindangriffe  gegen  Nachschubverkehr  bei  Tag  und  Nacht  ohne  Schaden.  Eine 
Beaufort  abgeschossen,  2  wirksam  durch  Jager  beschossen. 

Beim  Panzer=Korps  Jagdvorstofie  ostwarts  El  Alamein  blieben  ohne  Feindberiih= 
rung.  Angriffe  auf  Kraftfahrzeugansammlungen  wurden  durchgeftihrt. 

Vor  Ras  Amer  06.40  Uhr  2  feindliche  Dampfer  90  Grad.  Ostlich  davon  07.15  Uhr 
1  U=Boot. 

60  sm  westlich  Jaffa  12.10  Uhr  2  10  000  t  Kreuzer,  6  vermutlich  Zerstorer,  Kurs 
60  Grad. 

Lichtbild  Suez  14.  8.  12.45  Uhr:  50  Frachter  mit  241  000  t,  6  Transporter  88  000  t, 
6  Tanker  28  000  t,  1  leichter  Kreuzer,  4  Zerstorer,  davon  2  griech.,  davon  einer  im 

595 


B.  Kriegstagebuch 

Dock,  1  Monitor,  i  U=Boot,  i  Vorp.=Boot.  Auslaufend  Reede  Suez  i  Tanker,  i  an= 
scheinend  Zerstorer  Kurs  Siid. 

Im  Suez=Kanal  8  km  nordlich  Suez  12.45  Uhr:  1  Kreuzer  ohne  Kursangabe. 

Nach  beim  Fiihrungsstab  vorliegender  Meldung  sollen  in  der  Nacht  vom  14.  zum 
15.  8  Einheiten,  davon  eine  nahezu  manovrierunfahig,  in  Gibraltar  eingelaufen 
sein. 

5.  Ostfront: 

Zwischen  Gelendshik  und  Tuapse  dicht  unter  der  Kiiste  04.45  Uhr  1  Dampfer 
1  500  t,  1  Schlepper,  10  Boote  Kurs  Siidost. 

11.45  Uhr  vor  Tuapse  1  kleiner  Dampfer,  3  Kiistenfahrzeuge. 

04.50  Uhr  dicht  unter  der  Kiiste  bei  Tuapse  1  Zerstorer,  2  Dampfer  1  500  t. 

Vor  Sotschi  04.45  Uhr  6  S=Boote,  Kurs  Siidost. 

40  sm  siidwestlich  Sotschi  ein  Verband  von  1  Zerstorer,  1  beschadigtem  Zerstorer, 
1  lJ=Boot  und  1  Vorp.=Boot  vormittags  mit  Kurs  Siidost  festgestellt. 

Vor  Gudauti  12.30  Uhr  1  Dampfer  5  000  t  Kurs  Siidost. 

Eismeer:  100  sm  vor  Skaga  Fjordur  (Island)  11.45  Uhr  1  Dampfer  3  000  t, 
1  Vorp.=Boot,  dabei  2  U=Boote   (eins  aufgetaucht,  eins  getaucht)   Kurs  Nordwest. 

Wetteraufklarung  Spitzbergen  ohne  besonderes  Ergebnis. 

Vom  Siidkap  bis  Weshon=Sund  treibeisfrei. 

Horn=Sund  bis  Glocken=Sund  3  km  breiter  Treibeisgiirtel  60— 70V0. 

Vor  Gebirgs=Korps  und  Fischer=Halbinsel  Flugblattabwurf  iiber  Feindgebiet  und 
Feindstellungen. 

Nachmeldung:  Bei  den  Einfliigen  ins  Reichsgebiet  Angriffsschwerpunkt  Diissel= 
dorf.  Abwurf  von  15  Spreng=,  500  Brandbomben  und  einer  LM.  Leichter  Schaden  im 
Hafengelande.  In  Vororten  2  Grofibrande  in  Holzlagerplatz  und  Wohnviertel,  Dach= 
stuhlbrande.  In  Diisseldorf=Oberkassel  durch  Mine  mehrere  Hauser  beschadigt. 
4—5  Leichtverletzte.  Weiter  wurde  Neufi  mit  15  Sprengbomben  angegriffen.  6  Hau» 
ser  schwer,  15  Hauser  leicht  beschadigt.  1  Toter,  3  Schwer=,  5  Leichtverletzte.  Wei= 
tere  Angriffe  richteten  sich  gegen  Crekfeld,  Hiinxe,  Forde,  Ossenberg,  Neukirchen. 

Im  Osten  wurden  durch  Jager  38  Abschiisse,  durch  Flak  8  Abschiisse  erzielt. 


16.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  16.  August  1942 
Lagevortrag: 

Die  Operationen  der  Heeresgruppe  A  im  Kaukasus  machen  gute  Fortschritte. 
Die  Verluste  sind  verhaltnismaliig  gering,  die  Heeresgruppe  hat  aber  starke 
Marsch=  und  Kranken=Ausfalle.  Der  Fiihrer  ist  im  Gegensatz  zum  Chef 
Gen.St.d.H.  der  Ansicht,  dafi  die  Westgruppe  der  1.  Panzer=Armee  die  298.  Inf. 
Div.  nicht  mehr  benotigt  (siehe  14.  8.).  Er  befiehlt  daher,  die  Division  nach 
Millerowo  oder  Stalino  zuriickzufiihren,  damit  sie  von  dort  aus  zu  anderer 
Verwendung  abtransportiert  wird.  Die  Verbande,  die  bei  der  17.  Armee  nach 
dem  Uberschreiten  des  Kuban  frei  werden,  sollen  der  Ostgruppe  der  1.  Panzer= 
Armee  nachgefiihrt  werden,  da  mit  starkem  feindlichen  Widerstand  am  Terek 
gerechnet  wird.  Das  XXXXIX.  Gebirgskorps  ist  nunmehr  auf  Suchum  ange= 
setzt;  es  geht  auf  der  Suchumer  Strafie,  die  von  Mikojanschachar  im  Teberda= 
Tal  zum  Dombai=Pa6  fiihrt,  und  in  den  westlich  davon  verlaufenden  Hoch= 

596 


i6.  August  1942 

gebirgstalern  nach  Siiden  vor,  und  der  Fiihrer  hofft,  dafi  die  beiden  Gebirgs= 
divisionen  rasch  vorwarts  kommen  werden. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  hat  die  6.  Armee  ihren  gestern  begonnenen  Angriff 
zur  Besetzung  der  grofien  Nord=Ost=Schleife  des  Don=Bogens  nordlich  von 
Kalatsch  und  zur  Gewinnung  von  Briickenkopfen  auf  dem  ostlichen  Don=Ufer 
erfolgreich  fortgesetzt.  Die  4.  Panzer= Armee  soil,  wenn  sie  rechtzeitig  und 
ausreichend  versorgt  werden  kann,  morgen  zum  Angriff  auf  Stalingrad  an= 
treten.  Im  Raume  um  Stalingrad  soil  sich  nach  Agenten=Meldungen  sehr  star= 
kes,  aus  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  stammendes  Panzermaterial 
befinden.  Ob  es  sich  dabei  um  neue  Panzer=Verbande  oder  nur  eine  Material 
reserve  handelt,  ist  zweifelhaft.  Siidlich  von  Stalingrad  befindet  sich  eine  feind= 
liche  Flankenstellung  zum  Schutze  von  Astrachan.  Der  Fiihrer  ist  in  Sorge, 
dafi  Stalin  den  russischen  „Standard= Angriff''  von  1920  wiederholen  konnte, 
namlich  einen  Angriff  iiber  den  Don  etwa  bei  und  oberhalb  Serafimowitsch 
in  der  Stolirichtung  auf  Rostow,  wie  ihn  die  Bolschewiken  im  Jahre  1920  gegen 
die  weifirussische  Armee  des  Generals  Wrangel  unternommen  und  mit  grdli= 
tern  Erfolg  durchgefiihrt  haben.  Er  fUrchtet,  dafi  die  an  diesem  Don=Abschnitt 
sichernde  italienische  8.  Armee  einem  solchen  Angriff  nicht  standhalten  wiirde, 
und  dringt  daher  von  neuem  darauf,  dafi  die  22.  Panzer=Division  schleunigst 
zur  Auffrischung  hinter  die  italienische  8.  Armee  gelegt  wird. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  hat  das  Unternehmen  „Wirbelwind''  bei  star= 
ken  Verlusten  nur  sehr  geringe  Fortschritte  gemacht.  Generalfeldmarschall 
von  Kluge  meldet  fernmiindlich,  dafi  der  Angriff  nicht  durchschlagen  konne, 
well  sich  in  den  Waldern  bei  Suchinitschi  eine  Stellung  hinter  der  anderen  be= 
finde  und  der  Durchlafi  zwischen  diesen  Waldern  vollig  vermint  sei;  die 
2.  Panzer= Armee  woUe  daher  nach  Osten  ausholen.  Die  Lage  der  3.  Panzer= 
Armee  sieht  Generalfeldmarschall  von  Kluge  als  sehr  schwierig  an.  Er  fordert 
daher  aufier  der  72.  noch  eine  weitere  Division  zur  Stiitzung  der  Armee  an. 
Auch  die  Lage  bei  Rshew  ist  noch  sehr  gespannt.  Der  Fiihrer  lehnt  aber  eine 
abermalige  Zuriicknahme  der  Front  wegen  der  damit  verbundenen  Material 
verluste  strikt  ab;  er  ist  auch  der  Ansicht,  daiS  die  russische  Angriff skraft  an 
dieser  Front  nur  noch  4—5  Tage  durchhalten  werde. 

Sehr  aufgebracht  ist  der  Fiihrer  dariiber,  dafi  bei  der  Heeresgruppe  Nord 
die  12.  Panzer=Division  gegen  seine  ausdriickliche  Weisung  (siehe  13.  8.)  nicht 
im  „Flaschenhals''  verblieben,  sondern  hinter  die  Leningrader  Front  gezogen 
worden  ist.  Er  befiehlt,  die  Division  sofort  in  den  „Flaschenhals''  zuriick= 
zuverlegen. 


Erlauteningen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Aufzeichnungen  dieses  Tages  zum  Sudfliigel  der  Ostfront,  die  auf  der  einen 
Seite  die  unveranderte  Zuversicht  in  den  weiteren  Verlauf  der  nunmehr  nach  3  Rich= 
tungen  —  Kuban,  Kaukasus,  Stalingrad  —  auseinanderklaffenden  Offensive  erken= 
nen  lassen,  auf  der  anderen  Seite  neue  Zeugnisse  von  den  „unertraglidien"  Ein= 

597 


B.  Kriegstagebuch 

griffen  Hitlers  abgeben,  sind  aus  zweierlei  Griinden  besonders  bemerkenswert : 
Erstmals  steht  fiir  den  nachsten  Tag  das  Antreten  „zum  Angriff  auf  Stalingrad" 
bevor  (4.  Pz.Armee),  erstmals  aber  auch  erwahnt  Hitler  die  Gefahr  einer  russischen 
Gegenoffensive  mit  „der  Stofirichtung  auf  Rostow".  Sovveit  dem  Verfasser  bekannt, 
ist  es  der  Chef  des  Gen.St.d.H.  gewesen,  der  diese  friiheren  Kampfe  der  Bolsche= 
wisten  gegen  die  „Wei6en  Garden"  und  die  Mitwirkung  Stalins  dabei  vorgebracht 
hatte  und  dazu  auch  eine  aus  jener  Zeit  stammende  Karte  vorlegen  konnte. 

Im  iibrigen  ist  es  auch  an  diesem  Tage  wiederum  —  wie  vielfach  vorher  und 
nachher  —  auffallend,  dafi  die  Aufzeichnungen  Greiners  mehr  Einzelheiten  zur  Lage 
im  Osten  und  besonders  zu  Hitlers  Verhalten  und  MaiSnahmen  enthalten  als  das 
Tagebuch  Haiders. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Der  Siidteil  der  Halbinsel  gegeniiber  Kertsch  feindbesetzt.  Feindangriffe 
nordlich  des  Kuban  bei  Anastasiowskaja  von  rum.  Kav.  zuriickgewiesen.  Uber 
die  am  Vortage  gewonnenen  Ubergange  stiefien  die  Div.en  des  V.  A.K.  von 
Krasnodar  nach  Siiden  vor  imd  nahmen  Georgije=Afipskaja  und  Dmitrijewka 
25  km  siidl.  Krasnodar.  Telle  des  XXXXIV.  Korps  und  LVII.  Pz.Korps  stehen 
im  Kampf  nordl.  und  ostl.  von  Newtegorsk.  3.  Pz.Div.  versammelt  sich  im 
Raum  von  Armawir.  V.=Abt.en  der  4.  Geb.Div.  warfen  den  Feind  bei  Acheme= 
towskaja  nach  Siiden  ins  Gebirge  zuriick.  V.=Abt.en  der  1.  Geb.Div.  haben 
den  Raum  10  km  siidlich  Coberda  erreicht  in  Richtung  auf  den  Dombai=Pa6. 
Die  Spitzen  der  23.  Pz.Div.  stehen  nordostw.  Naltschik.  Hier  laufende  fdl. 
Fliegerangriffe.  Die  Div.en  des  LII.  A.K.  sind  im  Vorgehen  aus  dem  Raum 
Elista  nach  Siidosten  (sehr  schlechte  Wasserverhaltnisse). 

H.Gr.  B: 

Durch  Luftaufklarung  Heranfiihren  von  starkeren  Feindkraften  aus  Stalin= 
grad  gegen  rechten  Abschn.  der  Nordfront  der  4.  Pz.Armee  erkannt.  Angriffe 
auf  die  Nordostflanke  der  14.  Pz.Div.  wurden  abgeschlagen.  Die  Div.en  des 
VIII.  und  XI.  A.K.  sind  zum  Angriff  auf  den  Nordostbogen  des  Don  nord= 
westl.  Stalingrad  angetreten  und  haben  z.  T.  in  iiberholender  Verfolgung  das 
Westufer  des  Don  erreicht  mit  der  Absicht,  die  in  diesem  Flufibogen  befind= 
lichen  Feindkrafte  einzuschliefien  und  zu  vernichten.  Die  nordl.  Div.en  gehen 
zum  Schutz  der  linken  Flanke  in  den  nordl.  Don=Bogen  vor  (siidl.  Kremen= 
skaja).  Eigener  Angriff  auf  den  fdl.  Briickenkopf  siidl.  Serafimowitsch  ist  im 
Gange,  mehrere  Feindangriffe  wurden  abgewiesen.  Beiderseits  der  Einmiin= 
dung  des  Choper  in  den  Don  gelang  es  dem  Gegner,  das  Siidufer  des  Don  zu 
erreichen.  Ung.  Truppen  griffen  Korotojak  an  und  haben  den  Feind  in  den 
Ostteil  des  Ortes  zuriickgedriickt.  Fdl.  Verstarkungen  nordostw.  hiervon  er^- 
kannt.  Ostw.  und  nordwestl.  von  Swoboda  vergebl.  mehrmalige  Feindangriffe 
in  Batl.=Starke.  Nordwestl.  von  Woronesch  gelang  es  eigenen  Truppen,  durch 

598 


i6.  August  1942 

einen  Gegenangriff  die  alte  HKL  wieder  voll  in  Besitz  zu  nehmen,  Mehrere 
fdl.  Angriffe  im  Laufe  des  Nachmittags  wurden  abgewiesen  unter  hohen 
Feindverlusten.  Am  Ostfliigel  der  Nordfront  siidostwarts  Jelez  ervveiterte 
der  Gegner  die  Durchbruchsstelle  nach  Westen.  Die  Armee  forderte  verstark= 
ten  Fliegereinsatz  an. 

H.Gr.  Mitte: 

Alle  Feindangriffe  auf  Bjelew  wurden  abgewehrt.  Eigener  Vorstofi  auf  die 
Shisdra  gewann  nur  langsam  Boden.  Der  Feind  hat  sich  auf  dem  Nordufer 
der  Shisdra  stark  verschanzt.  Der  Russe  wehrt  sich  aufgrund  der  beiden  Stalin= 
Befehle,  die  bei  der  Truppe  eine  grofie  Wirkung  ausiibten,  verzweifelt.  Die  im 
Raume  siidl.  der  Shisdra  eingeschlossenen  Feindteile  sollen  sich  auf  8  000  Mann 
beziffern.  In  den  bisherigen  Kampfen  um  siidl.  Suschinitschi  werden  als  er= 
beutet  bzw.  vernichtet  gemeldet: 
Von  LIII.  A.K.:  93  Panzer, 

89  Geschiitze, 

1  000  Bunker, 

2  000  Mineii, 

2  700  Gefangene. 
XXXXVII.A.K.:  360  Tote, 

34  Gefangene, 

60  Bunker. 
Luftwaffe:  33  Flugzeuge, 

y^  Panzer, 

15  Geschiitze. 
Flak:  4  Flugzeuge, 

26  Panzer. 
Regnerisches  Wetter  behinderte  die  Luftwaffe  am  Nachmittag  stark  am  Ein= 
satz. 

Ostwarts  Wjasma  wurden  alle  Feindangriffe  trotz  starkem  fdl.  Artl.=Feuer 
abgewiesen.  Die  Bereitstellungen  der  31.  Div.  zum  Angriff  wurden  durch  fdl. 
Flieger  stark  behindert.  Anhaltende  Niederschlage  in  diesem  Raum  verzogern 
alle  Bewegungen.  Im  Raume  siidl.  und  ndrdl.  Rshew  wurden  alle  Feindangriffe 
mit  hervorragender  Unterstiitzung  der  eigenen  Luftwaffe  abgewiesen  und  un= 
gefahr  25  Pz.  abgeschossen.  Nordostw.  Rshew  wurde  die  eigene  Linie  (der 
nach  Osten  vorspringende  Teil)  zuriickgewonnen.  25  fdl.  Panzer  wurden  er= 
ledigt.  Nordl.  Rshew  scheint  sich  der  Feind  zu  weiteren  Angriffen  umzugrup= 
pieren.  Bei  Bjeloj  besonders  starke  fdl.  Artl.=Tatigkeit.  Angriffe  siidostw. 
Welish  wurden  abgewiesen. 

H.Gr.  Nord: 

Erfolgreiche  Bekampfung  der  Partisanen  im  Raume  westl.  Cholm.  Angriffe 
auf  die  Landbriicke  siidostw.  Staraja  Russa  wurden  abgewehrt.  Siidl.  Salzy 

599 


B.  Kriegstagebuch 

konnte  durch  eigenen  Vorstofi  die  Stellung  an  dem  Briickenkopf  wesentlich 
verbessert  werden.  Angriffe  auf  die  neue  eigene  Stellung  wurden  durch  eigene 
Artl.  zerschlagen.  Siidostw.  SchlUsselburg  wurden  mehrfache  fdl.  Vorstofie 
abgewehrt. 


Finnland 

Finn.  Siidostfront: 

Finn.  Meerbusen:  Schwere  russ.  Battr.  in  Krasnaja  Gorka  (24  km  vvestl.  Oranien= 
baum)  beschossen  erfolglos  eigene  Battr.  an  der  Kiiste  der  Karel.  Enge. 

Gr.  Annus:  An  der  Swir=Front  wurde  in  Gegend  des  Kraftwerkes  Swirstroj  ein 
ortlidier  Angriff  abgewiesen. 

Panzerarmee  Afrika  (15.  8.) 

Aufgrund  der  erfolgreichen  Bekampfung  des  brit.  Mittelmeergeleitzuges  wurden 
die  vorausschauend  angesetzten  Sicherungsmafinahmen  (Schutz  der  Hafen)  auf= 
gehoben.  Weitere  Meldungen  der  Panzerarmee  liegen  noch  nicht  vor. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  16. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 
Aufklarungstatigkeit  litt  unter  Schlechtwetter. 
3  Absdiiisse  bei  Fano. 

Keine  Angriffe  bei  Tage.  Bei  Nadit  wurden  Flugplatze  im  Bereidi  von  Notting= 
ham  angegriffen.  Erfolgsmeldung  liegt  noch  nicht  vor. 

Am  15.  8.  wurden  bei  Walcheren  3  Spitfire  abgeschossen. 

06.45  Uhr  vor  Humber=Miindung  1  S=Bootsverband  Kurs  Ost. 

20.10  Uhr  ostwarts  Lowestoft  12  Handelsschiffe  Kurs  Siid. 

Im  Kanal  vor=  und  nachmittags  kein  Verkehr  beobachtet. 

Einfliige:  30—35  ins  Reichsgebiet,  nur  wenige  nach  Westfrankreich.  Eindringtiefe 
Cuxhaven— Rostock— Gollnow—Stolp—Bornholm—Kalundborg.  1  Flugzeug  bis  Goten= 
hafen.  Keine  Bombenabwiirfe,  Minenabwiirfe  anzunehmen. 

Storballone  wurden  in  gr66erer  Anzahl  iiber  Frankreich  gesichtet. 

2.  Mittelmeer: 

Starkere  U=Bootstatigkeit  vor  Westkiiste  Griechenland  festgestellt. 
Ital.  Meldung  besagt  12.10  Uhr  5  Kreuzer,  4  Zerstorer  nordlich  Port  Said  Kurs 
Nordost. 

Westlich  Haifa  11.05  Uhr  3  Zerstorer  Kurs  Siid,  ein  Dampfer  Kurs  Westnordwest. 

3.  Ostfront: 

Schwarzes  Meer:  Vor  Temrjuk  2  kleine  Fahrzeuge  versenkt,  2  beschadigt. 
Im  Hafen  und  auf  Reede  Noworossijsk  1  Dampfer  4  000  t  und  2  Dampfer  je 
2  000  t  beschadigt. 

Vor  Gelendshik  1  Dampfer  3  000  t  beschadigt,  1  Kiistenfahrzeug  versenkt. 
Ladoga=See:  Ital.  Schnellboote  versenkten  ein  Kanonen=Boot. 


600 


Verteilung 

Lujftflotte  4: 
Luftwaffen= 
Kommando  Don: 
Luftwaffen= 
Kommando  Ost: 
Luftflotte  1 : 
Flieger= 
fiihrer  Nord: 


17.  August  1942 

17.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  17.  August  1942 

der  fliegenden  Verbande  der  Luftwaffe  an  der  Ostfront 
13  Kampf=     7^/3  Stuka=     6V3  Jagd=     2  Zerstorer=Gruppen 


11 

V3 


5V3 

1 


V3Schlachtfl.= 
Vs  Pz  Jager= 

1 V3  Lufttorp.= 


Insgesamt:  28 Vs  Kampf=,  11  Vs  Sturzkampf=,  15^/3  Jagd=,  2  ZerstorerT, 

V3  Schlachtflieger=,  ^/s  Panzerjager=  und  1V3  Lufttorpedo= 
Gruppen,  die  Gruppe  durchschnittlich  zu  20  startbereiten 
Flugzeugen,  im  ganzen  also  59V3  Gruppen  mit  rund 
1 187  Flugzeugen. 


Erlauteningen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  „Verteilung  der  fliegenden  Verbande  der  Luftwaffe  an  der  Ostfront"  weist 
gegeniiber  der  Ubersicht  vom  15.  August  nur  geringfiigige  Untersdtiede  auf,  diese 
aber  gerade  zu  Lasten  des  Off  ensiv  flu  gels  der  Front  (1  Kampf=,  2  Jagdgruppen 
weniger). 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Von  Armeegr.  Ruoff  liegen  keine  Nachrichten  vor. 

LVII.  Pz.Korps  nahm  Neftegorsk  imd  steht  im  Kampf  mit  feindl.  Nach= 
huten  westl.  hiervon.  97.  Jg.Div.  ist  mit  V.=Abt.en  im  Vorgehen  auf  Alexe= 
jewskoje.  13.  Pz.Div.  in  Gegend  30  km  ostw.  Woroscbilowsk.  16. 1.D.  (mot.) 
im  Raum  von  Armawir.  Vorderste  Telle  des  XXXXIX.  Geb.Korps  stehen  mit 
V.=Abt.en  10  km  nordwestl.  des  Kluchor=Passes  im  Kampf  mit  starkerem 
Feind,  mit  einer  weiteren  Gruppe  im  Vorgehen  ohne  Feindberiihrung  auf  den 
Tschiper=Asau=Pa6  am  Siidwestrand  des  Elbrusberges.  XXXX.  Pz.Korps  steht 
mit  3.  Pz.Div.  bei  Baksan  und  ostw.  davon;  hier  grofie  Oberschwemmung,  da 
Stauwehr  gesprengt.  Es  hat  mit  23.  Pz.Div.  Soldatskaja  genommen.  Siidl. 
Telle  des  LII.  A.K.  stellten  Blagodarnoje  feindfrei  fest. 

H.Gr.  B: 

Angriffe  auf  den  rechten  Fliigel  der  4.  Pz.Armee  wurden  abgeschlagen. 
6.  Armee:  ging  mit  VIII.  Korps  und  XIV.  Pz.Korps  welter  in  den  Don=Bogen 


601 


B.  Kriegstagebuch 

vor  und  sauberte  das  West=  bzw.  Nordufer  vom  Feinde.  Im  Hintergelande 
wird  mit  eingeschlossenen  Feindresten  gekampft.  XL  Korps  steht  mit  Siidteilen 
bei  Sirotinskaja  und  kampft  nordl.  davon  mit  starkeren  Nachhuten.  Nordl. 
Telle  sind  im  Vorgehen  auf  Kremenskaja  im  nordl.  Don=Bogen.  Nordwestl. 
Stalingrad  gelang  es  einem  Inf.Rgt.,  einen  Briickenkopf  iiber  den  Don  zu 
bilden  und  zu  erweitern.  Bei  Serafimowitsch  gelang  es  weiteren  Feindteilen, 
iiber  den  Don  zu  setzen.  Bei  ung.  VII.  A.K.  wurde  ein  Angriff  siidl.  der  Flufi= 
miindung  des  Bitug  in  den  Don  abgewehrt.  Ebenso  ein  Angriff  siidl.  Woro= 
nesch.  Ostw.  und  nordl.  Woronesch  schwachere  feindl.  Erkundungsvorstofie. 
An  der  Einbruchstelle  siidostw.  Jelez  versuchte  ein  Feindbatl.  mehrere  Angriff e, 
die  unter  Verlust  von  6  Panzern  abgeschlagen  wurden.  Westl.  davon  konnte 
ein  voriibergehender  Einbruch  des  Feindes  zuriickgeschlagen  werden  und 
8  Panzer  vernichtet  werden.  An  der  iibrigen  Front  siidl.  Jelez  wurden  samt= 
liche  Angriffe  abgeschlagen.  Der  Feind  fiihrt  weiterhin  auf  der  ganzen  Front 
Verstarkungen  nach. 


H.Gr.  Mine: 

Trotz  zahen  feindl.  Widerstandes  nordl.  der  Shisdra  wurde  der  eign.  An= 
griff  weiter  fortgesetzt.  Die  17.  Pz.Div.  nahm  einen  Briickenkopf  und  erwei= 
terte  ihn.  Auf  linkem  Flugel  der  Angriffsstreifen  stark.  Feind.  Gestern  wurden 
2.6  Panzer  vernichtet.  Die  Zahl  der  bisher  erledigten  Feindpanzer  betragt  359. 
Siidostw.  Wjasma  wurden  mehrere  Feindangriffe  abgewiesen  und  ein  kleiner 
Einbruch  im  Gegenstofi  bereinigt.  Nordl.  davon  konnte  eign.  VorstojS  der 
herangeholten  31. 1.D.  etwas  Gelande  gewinnen.  Anhaltende  Niederschlage 
erschweren  das  Vorwartskommen.  An  der  Einbruchsstelle  siidl.  Rshew  brach 
der  Feind  an  dem  Siidpfeiler  in  die  eign.  Stellung  ein.  Im  iibrigen  wurden 
alle  Angriffe  abgeschlagen  und  Bereitstellung  des  Feindes  durch  Artl.  zer= 
sprengt.  Neuere  stark.  Panzerangriffe  auf  die  zuriickverlegte  HKL  ostw.  Rshew. 
Nordl.  Rshew  wurden  mehrere  Feindangriffe  abgewiesen.  Ein  eign.  Vorstofi 
konnte  die  Stellung  verbessern.  Bei  Bjeloj  und  siidl.  davon  mehr.  Feindangriffe 
vergebl.  Die  Stralien  sind  auch  in  diesem  Gebiet  schwer  befahrbar.  Nordl. 
Demidoff  wurde  von  eign.  Truppen  Saborge  genommen  und  gegen  Feind= 
angriffe  gehalten. 

H.Gr.  Nord: 

Angriffe  nordl.  der  Landbriicke  siidl.  Ilmensee  wurden  abgeschlagen.  Von 
Siiden  angreifender  Feind  konnte  einen  Einbruch  in  die  Stellung  der  SS=„T''= 
Div.  erzielen.  Gegenstofi  im  Gange.  Siidl.  und  ostw.  des  Briickenkopfes  bei 
Salzy  wurden  samtl.  Angriffe,  unterstiitzt  durch  Panzer  und  einen  Panzerzug, 
unter  schweren  Feindverlusten  zuriickgeschlagen.  Nach  Abwehr  aller  Angriffe 
siidostw.  Leningrad  gelang  es  dem  Gegner,  an  der  Bahnlinie  siidostw.  Kolpino 
einen  Einbruch  zu  erzielen;  Gegenstofi  im  Gange. 

602 


17-  August  1942 

Finnland 

Finnische  Siidostfront:  Im  riickw.  Gebiet  der  Gr.  Landenge  wurden  zwei  starkere 
Feindstreifen  bekampft.  Sonst  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 


Panzerannee  Afrika  (16.  8.) 

Am  16.  8.  an  der  Front  feindl.  Spahtrupptatigkeit,  bes.  im  Sud=  und  Mittelabschn. 
Dort  auch  rege  feindl.  Luftaufklarung.  Im  Nordabschnitt  zeitweise  stark,  feindl. 
Artl.=Feueruberfalle.  Ein  feindl.  Sabotagetrupp  der  Long  Range  Desert  Group, 
welcher  vermutlich  bei  dem  Landungsunternehmen  vom  14.  zum  15.  beteiligt  war, 
wurde  gefangen  genommen.  Uber  das  Landungsunternehmen  war  folgendes  ge= 
meldet: 

„In  der  Nacht  vom  14.  zum  15.  8.  wurde  an  der  Kuste  bei  El  Daba  unter  dem 
Schutze  von  Sdinellbooten  ein  feindl.  Stofitrupp  abgesetzt.  Er  riditete  geringen 
Schaden  an  Kfz.  an.  Die  Saboteure  sind  wahrscheinlich  in  die  Wiiste  entflohen,  um 
sich  zu  den  britischen  Linien  durchzuschlagen." 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  17. 8. 42 

I.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  3  Spitfire  bei  Dieppe  abgeschossen,  1  Spitfire  und  1  4mot.  Bomber  wahr= 
scheinlich  abgeschossen.  Nordostwarts  Foulbec  1  Douglas  Boston  abgestiirzt. 

In  der  Nacht  vom  16.  zum  17.  wurde  ein  Flugplatz  nordlich  Lincoln  und  nordlich 
Cambridge  angegriffen.  Treffer  beobachtet.  Weiterhin  wurden  Leamington  und  ein 
Ort  bei  Ipswich  mit  beobachteter  Trefferlage  und  anschliefienden  Branden  in  Hau= 
serkomplexen  angegriffen. 

17.  8.  Jabo=Einsatz  gegen  Swanage  und  Coworack.  Mehrere  gro6e  Gebaude  und 
Hauser  zerstort. 

In  der  Nacht  vom  17.  zum  18.  wurden  mit  geringeren  Kraften  Zerstorziele  in 
England  angegriffen,  Meldungen  liegen  noch  nicht  vor. 

09.20  Uhr  in  Dover  8  Vorp.=Boote  und  8  Zerstorer. 

60  sm  siidlich  Scilly=Inseln  14.05  Uhr  3  leichte  Kreuzer  der  C=K1.,  1  Zerstorer 
Kurs  20  Grad. 

30  sm  ostlich  Lizzard  Head  etwa  15.00  Uhr  3  Dampfer,  1  Zerstorer,  mehrere 
Vorp.=Boote,  Zickzackkurse. 

Nordlich  Harwich  19.00  Uhr  westnordwest  steuerndes  Geleit  ohne  weitere  An= 
gaben. 

Great  Yarmouth  21.40  Uhr  1  mittlerer  und  ungefahr  10  kleinere  Dampfer  Kurs 
Nord. 

Southampton  Lichtbild  vom  17.  8.  08.00  Uhr:  2  Zerstorer,  2  Vorp.=Boote,  5  Fahr= 
gastschiffe  mit  46  000  t,  10  Frachter  mit  37  000  t,  200  Schleppkahne,  8  Hochsee= 
schlepper. 

Portsmouth  etwa  zur  gleichen  Zeit  ungefahr  70  Schleppkahne,  25—30  m  lang. 
Seit  12.  8.  1  Zerstorer  weniger  im  Hafen. 

Einfluge:  125  Einfliige,  davon  100  ins  Reichsgebiet  ohne  Schwerpunkt.  Eindring= 
tiefe  Helgoland— Bremerforde— Bremen— Soltau— Hannover— Hamm—D6hmen—Gel= 
dern.  Schadensmeldung  liegt  noch  nicht  vor. 

Durch  Nachtjager  3  Abschiisse. 

Am  Nachmittag  Einfliige  nach  Westfrankreich,  Bombenabwiirfe  im  Raum  Rouen. 
Geringer  S«  haden. 

603 


B.  Kriegstagebuch 

2.  Mittelmeer: 

Nach  franz.  Fliegermeldung  wurden  am  17.  8.  vormittags  in  Hohe  Algier  1  Tra= 
ger,  1  Schlachtschiff,  7—8  Einheiten,  darunter  angeblich  auch  Handelsschiffe  mit  Kurs 
Ost  und  urn  09.15  Uhr  nordlich  Algier  1  Flugzeugtrager,  ^—8  Zerstorer  Kurs  O  ge= 
sichtet.  Es  wird  angenommen,  dafi  Flugzeugtrager  Jagdkrafte  nach  Malta  bringt, 
zumal  ein  Tanker  nach  Malta  durchgebrochen  war.  Eigene  Bekampfung  feindlicher 
Luftwaffe  und  Geleitzugsicherung  durch  Fehlen  eigener  starkerer  Jagdkrafte  zur  Zeit 
sehr  schwierig. 

Lichtbilderkundung  Haifa  17.  8.  08.25  Uhr:  1  Kreuzer,  2  Zerstorer,  4  Vorp.=Boote, 
3  kleine  Fahrzeuge,  9  Frachter  52  000  t,  3  Tanker  20  000  t. 

La  Valetta  Lichtbild  12.08  Uhr:  2  Zerstorer,  3  U=Boote,  2  Minensuchboote,  3  Kor= 
vetten,  4  Dampfer  49  300  t,  1  Tanker  11  500  t. 

Feindliche  Angriffe  gegen  Marsa  Matruk  und  Tobruk  ohne  besonderen  Schaden. 
1  Abschufi  durch  Flak. 

Fliegerfiihrer  Afrika  fiihrte  Aufklarung  und  Jagdvorstofie  vor  Afrika=Korps  durch. 
Au6erdem  Jabo=Angriffe  gegen  Kraftfahrzeugansammlungen  im  Mittelabschnitt  der 
Front  mit  guter  Trefferwirkung.  Bei  Geleitschutzaufgaben  an  der  Kiiste  wurden  im 
Luftkampf  2  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

3.  Ostfront: 

Schwarzes  Meer:  In  der  Temrjuk=Bucht  gegen  06.00  Uhr  3  Raddampfer,  6  Ka= 
nonenboote,  100  kleine  Boote. 

Vor  Noworossijsk  14.24  Uhr  3  S=Boote  Kurs  Nordwest. 

An  der  Kiiste  zwischen  Tuapse  und  Suchum  lebhafter  Schiffsverkehr,  siidost  Iau= 
fend  7  Dampfer,  4  Vorp.=Boote,  1  S=Boot,  2  Zerstorer,  2  Schlepper,  mit  Nordkurs 
1  Dampfer  und  1  Schlepper  festgestellt. 

Suchum  LB  13.10  Uhr:  1  Tanker  7  000  t,  6  Dampfer  4  000  t,  mehrere  Fahrzeuge 
und  Boote. 


18.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  18.  August  1942 
Lagevortrag: 

Bei  der  Heeresgruppe  A  hat  die  Westgruppe  der  1.  Panzer=Armee  den  Ge= 
birgskamm  gewormen,  die  Ostgruppe  bei  wachsendem  Widerstand  nur  geringe 
Fortschritte  gemacht. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  ist  die  4.  Panzer=Armee  gestern  zum  Angriff  nach 
Norden  angetreten.  In  der  grofien  Don=Schleife  nordlich  von  Kalatsch  befinden 
sich  nur  noch  Feindreste.  Die  6.  Armee  hat  in  den  Kampfen  der  letzten  Tage 
nur  geringe  Verluste  gehabt.  Der  Fiihrer  beabsichtigt,  eine  aus  der  rumanischen 
3.  Armee  und  einer  weiteren  rumanischen  Armee  zu  bildende  rumanische 
Heeresgruppe  unter  dem  nominellen  Oberbef ehl  des  Marschalls  Antonescu  am 
Don  und  an  der  Wolga  einzusetzen.  Zum  Chef  des  Stabes  dieser  Heeresgruppe 
ist  der  Chef  der  deutschen  Militarmission  in  Rumanien,  General  Hauffe,  vor= 
gesehen,  mit  dem  heute  im  Oberkommando  des  Heeres  Besprechungen  statt= 
finden  sollen. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  ist  das  Untemehmen  „Wirbelwind''  festge= 
fahren.  Der  Feind  hat  einen  Gegenangriff  gegen  die  Ostflanke  der  11.  Panzer= 

604 


i8.  August  1942 

Division  unternommen,  der  abgewiesen  werden  konnte.  Bei  der  3.  Panzer= 
Armee  und  der  9.  Armee  hat  die  feindliche  Angriffstatigkeit  —  vielleicht  wegen 
des  sehr  schlechten  Wetters  in  diesem  Gebiet  —  nachgelassen.  Die  14.  mot. 
Inf.Div.  hat  sehr  schwere  Verluste.  Die  mot.  Div.  „Gro6deutschland''  wird  bei 
Jarzewo  (40  km  nordostUch  von  Smolensk)  ausgeladen. 

An  der  Ostfront  sind  am  17.  August  299  Eisenbahnziige  (darunter  71  Trup= 
pentransporte)  ausgeladen  worden.  Damit  ist  eine  Rekordziffer  erreicht. 

Im  Kaukasus=Raum  befinden  sich  annahernd  3  260  russische  Flugzeuge, 
darunter  2  ^00  Schulflugzeuge,  500  Frontflugzeuge  und  260  englisch=ameri= 
kanische  Flugzeuge  —  unter  den  letzteren  80  Flugzeuge  zum  Schutze  von  Baku. 
Weitere  100  fremdlandische  Flugzeuge  sollen  sich  in  der  Gegend  von  Tiflis 
in  der  Montage  befinden. 

Die  Luftwaffe  rechnet  weiterhin  im  mittleren  Osten  mit  350,  in  Agypten  mit 
1  000  und  in  Indien  mit  600  englisch=amerikanischen  Frontflugzeugen. 

[Weisung  Nr.  46:  Richtlinien  fur  die  verstarkte  Bekampfung  des  Banden= 
unwesens  im  Osten^.] 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Schon  am  nadisten  Tage  (19.  August,  1.  Abs.)  verzeidinet  Greiner,  dafi  die  Ost= 
gruppe  der  1.  Pz.Armee  „sehr  unter  feindlichen  Fliegerangriffen  zu  leiden"  hatte. 
Die  gleidie  Beobaditung  konnte  der  Verfasser  selbst  madien,  der  sidi  um  diese  Zeit 
im  Raume  von  Pjatigorsk  aufhielt.  Weiterhin  ist  von  dem  Besudi  beim  Gen.Kdo. 
des  Pz.Korps  unter  General  Frhr.  Geyr  v.  Schweppenburg  noch  erinnerlich,  da6 
dieser  sich  mit  dem  Gedanken  trug.  Telle  der  ihm  unterstellten  Sdinellen  Verbande 
fiir  den  Kaukasus=tJbergang  auf  der  Grusinisdien  Heerstrafie  aus  Landesmitteln 
gebirgsmafiig  auszuriisten. 

Entgegen  diesen  Planen,  bei  deren  Vortrag  im  Hauptquartier  der  Chef  des 
Gen.St.d.H.  auch  seine  Skepsis  nicht  verbarg,  waren  die  Vorgange  jener  Tage,  ins= 
gesamt  betrachtet,  durdi  das  standig  geringer  werdende  Ausmajl  der  Fortschritte 
gekennzeichnet,  das  ein  Erreichen  der  weitgesteckten  Ziele  der  Offensive  immer 
unwahrsdieinlidier  madien  mufite. 

Marschall  Antonescu  hatte  schon  seit  langerem  erkennen  lassen,  dafi  ihm  daran 
gelegen  war,  mit  dem  Eintreffen  des  Gros  der  in  miihseligen  Marschen  heran= 
kommenden  rumanischen  Verbande  im  Frontbereich  selbst  ihren  Oberbefehl  zu 
iibernehmen.  Was  Hitler  aus  dieser  Forderung  zu  machen  unternahm,  namlich  dem 
Marschall  nur  den  „nominellen  Oberbefehl"  iiber  die  beiden  rumanischen  Armeen 
zu  iibertragen,  die  zudem  wahrscheinlich  durch  2  deutsche  (4.  Pz.  und  6.)  von 
einander  getrennt  bleiben  wiirden,  war  nur  eine  schlecht  verhehlte  Verlegenheits= 
losung.  Ihr  in  Mifitrauen  und  mangelnder  Achtung  gegeniiber  dem  Verbiindeten 
begriindeter  Charakter  blieb  auch  Antonescu  nicht  verborgen.  Infolge  der  spateren 
Entwicklung  ist  es  zu  einer  Ubernahme  des  Kommandos  durch  den  rumanischen 
Marschall  nicht  gekommen.  General  Hauffe  war  neben  dem  rumanischen  General^ 
stabschef.  General  Steflea,  als  stellvertretender  Chef  des  Stabes  der  H.Gr.  Antonescu 
vorgesehen. 

1     W.  Hubatsch,  Hitlers  Weisungen,  a.  a.  O.,  S.  201—0$. 

60^ 


B.  Kriegstagebuch 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

III.  rum.  A.K.  im  Kampf  nordl.  des  Kuban  etwa  30  km  siidwestl.  von 
Slawjanskaja  mit  starkeren  russ.  Nachhuten.  Telle  des  V.  A.K.  nahmen  Krym= 
skaja  und  Abenskaja.  Siidl.  Krasnodar  verteidlgte  slch  der  Feind  noch  zah  mit 
Artl.  Der  Nordfliigel  des  LVII.  Pz.Korps  steht  Im  Kampf  westl.  von  Nawalgin= 
skaja.  Der  Feind  verteidigt  slch  hier  unter  Ausnutzung  der  Schluchten  zah. 
97.  Jg.Div.  stieli  siidl.  von  Maikop  bis  nach  Alexejewskoje  vor.  XXXXIX.  Geb.= 
Korps  steht  mit  V.=Abt.en  siidwestl.  des  Scheloch=Berges,  mit  Teilen  der 
1.  Geb.Div.  in  hartem  Kampf  nordl.  des  Kluchor=Passes.  Der  Feind  verteidigt 
hier  den  Eingang  des  Passes  zah.  Weitere  Telle  der  Geb.Div.  sind  von  Usch= 
kulen  iiber  den  Nachar=Paii  im  Vorgehen,  um  den  Kluchor=Pa6  zu  offnen. 
Die  am  Elbrus  vorgehenden  Telle  der  Geb.Div.  stehen  siidl.  des  Elbrus  am 
Baschi=Pa6.  XXXX.  Pz.Korps  Lage  bei  Baksan  unverandert.  Die  bis  Nowo= 
poltawskoje  vorstoiienden  Telle  der  23.  Pz.Div.  werden  stark  von  der  feindl. 
Luftw.  angegriffen.  13.  Pz.Div.,  vonWesten  kommend,  steht  an  derBahn  30  km 
nordostw.  Georgijewsk.  Das  LII.  A.K.  steht  mit  seinen  vordersten  Teilen  siidl. 
Elista  bei  Bodigta=Sala  und  Spaskoje.  Wetter:  schwiil,  strichw.  Gewitter. 

H.Gr.  B: 

4.  Pz.Armee  ist  mit  rechtem  Fliigel  nach  Westen  vorgestofien  und  hat  die 
am  Bahnhof  Abganerowo  stehenden  Feindkrafte  eingeschlossen.  Bei  den 
Gegenangriffen  des  Feindes  wurden  19  Panzer  abgeschossen.  Wetter:  driickend 
heifi,  Sandsturm.  Der  Briickenkopf  nordvvestl.  Stalingrad  konnte  erweitert  und 
gegen  feindl.  Angriffe  gehalten  werden.  Siidl.  Kremenskaja  kampf  en  hier  die 
an  der  nordl.  Donschleife  stehenden  eign.  Krafte  gegen  herangefiihrten  neuen 
Feind.  Bei  Serafimowitsch  versucht  der  Russe  weiterhin,  Truppen  iiber  den 
Don  auf  das  Siidufer  zu  schaffen.  Westl.  der  Choper=Miindimg  wurden  An= 
griffe  auf  die  ital.  Stellungen  abgewehrt.  Auch  westl.  Swoboda  griff  der  Gegn. 
vergebl.  die  eign.  Stellungen  an.  Bei  Woronesch  gelang  es  mehr.  Panzern, 
in  die  eign.  Linien  am  Siidostrand  der  Stadt  einzubrechen.  Gegenangriff  im 
Gange.  An  der  Einbruchsstelle  siidostw.  von  Jelez  versucht  der  Gegner  immer 
wieder,  die  Einbruchsstelle  nach  Westen  zu  erweitern.  377.  I.D.  im  Angriff  zur 
Bereinigung  der  Durchbruchsstelle.  Siidl.  Jelez  nur  schwach.  Aufkl.  Vorstofie. 
Wetter:  bedeckt,  kiihl.  Temp.  15  Grad. 

H.Gr.  Mine: 

Der  Feind  verteidigt  weiterhin  mit  starken  Kraften  und  massierter  Artl. 
das  Nordufer  der  Shisdra.  Nach  anfanglichen  Erfolgen  konnten  eign.  Krafte 
den  Angriff  nicht  fortsetzen.  Wegen  unbestandigem  Wetter  kam  auch  der 
Einsatz  der  Luftw.  nicht  voll  zur  Geltung.  Angriffe  auf  die  rechte  Flanke  des 
Angriffstreifens  wurden  abgewiesen.  Ostw.  Wjasma  mufiten  samtliche  Feind= 

606 


i8.  August  1942 

angriffe  unter  schweren  Verlusten  eingestellt  werden.  Die  31. 1.D.  konnte 
trotz  starker  feindl.  Gegenwehr  die  eign.  Stellung  nach  Osten  vorverlegen. 
An  der  Einbruchsstelle  zwischen  Rshew  iind  Sytschewka  setzte  der  Gegn.  seine 
starken,  mit  Artl.  unterstlitzten  Angriffe  fort.  Samtliche  Angr.  wurden  unter 
schweren  Feindverlusten  abgewehrt,  Bereitstellungen  durch  Artl.  zerschlagen. 
Nordl.  Rshew  vergebl.  Feindangriffe  und  starke  feindl.  Artl.=Angriffe,  beider= 
seitige  Verluste  hoch.  Westl.  und  nordl.  von  Bjeloj  wurden  zwei  russ.  Angr. 
abgewiesen. 

H.Gr.  Nord: 

Nordl.  Demjansk  griff  der  Feind  mit  starken  Kraften  und  Panzerunter= 
stiitzung  an.  Nach  voriibergehendem  Einbruch  wurde  im  Gegenangriff  die 
Lage  wiederhergestellt.  Nordl.  und  siidl.  der  Landbriicke  siidl.  Ilmensee  ver= 
gebl.  Feindangriffe.  Eign.  VorstolE  bei  Salzy  war  von  Erfolg,  feindl.  Gegen= 
angriffe  wurden  abgewehrt.  Bei  SS=Polizei=Div.  siidostw.  von  Leningrad  gelang 
es  dem  Gegner  nach  mehrmaligem  Anrennen,  die  eign.  Linien  zu  durchbrechen; 
Gegenmafinahmen  sind  eingeleitet. 

Finnland 

Vor  Geb.AOK  20  Fortdauer  der  feindl.  Schanztatigkeit.  An  der  Fischer=Halbinsel 
verstarkter  Nachschubverkehr  des  Feindes. 

Panzerarmee  Afrika  (17.  8.) 

Besondere  Meldungen  liegen  nodi  nidit  vor. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  18. 8. 42 

I.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarungstatigkeit  im  Seegebiet  um  England,  bei  Nacht  wurde  mit 
geringeren  Kraften  Norwich  (Treffer  im  Stadtgebiet  und  Brande)  und  mit  1  Flugzeug 
Great  Yarmouth  (beobachtete  Treffer  im  Zielgebiet)  angegriffen. 

Nordnordostlich  Newcastle  21.37  Uhr  1  Zerstorer  Kurs  West,  bei  Angriff  auf 
diesen  Zerstorer  Treffer  neben  der  Bordwand,  Beschadigung  erscheint  jedoch  fraglich. 

Im  Gebiet  von  Margate  und  Ramsgate  lebhafte  Bewachertatigkeit. 

19.36  Uhr  vor  Ramsgate  4  Dampfer  je  1  000  t  vor  Anker. 

07.05  Uhr  8  S=Boote  Dover  einlaufend. 

Bei  der  Aufklarung  um  07.00  Uhr  wurden  die  Hafen  von  North  Foreland  und 
Ramsgate  als  unbelegt  gemeldet. 

An  der  Westspitze  Insel  Wight  10.28  Uhr  4  Minensuch=  und  Raumboote  bei 
Raumtatigkeit. 

Bomemouth  10.25  Uhr  6  Dampfer  einlaufend. 

30  sm  westlich  Portland  18.43  LIhr  15  Dampfer,  1  Zerstorer,  5  Vorp.Boote. 

Es  wurden  abgeschossen :  An  der  Kanalkiiste  1  Vickers  Wellington  und  6  Spitfire. 

Tag=Jabo=Angriffe  gegen  Folkestone,  St.  Blazey  und  Ventner  mit  Treffern  in 
Stadtteilen. 

Am  17.  8.  wurde  in  Qu  14  West  8515  eine  Whitley  abgeschossen  (450  km  westlidi 
Bordeaux) . 

607 


B.  Kriegstagebuch 

Einfluge:  Von  no  Einflugen  etwa  90—100  ins  Reichsgebiet.  Davon  65—70  im 
Ostteil.  Bombenangriffe  auf  verschiedene  Stadte  und  Ortschaften.  Danzig  12—15 
Sprengbomben,  3  Wohnhauser  zerstort,  11  zum  Teil  stark  beschadigt.  1  Soldat 
getotet,  5  Zivilisten  tot,  3  Schwer=  und  3  Leichtverletzte. 

Im  Westteil  Minenabwiirfe  Gr.  Belt— Kieler  Bucht  und  Deutsche  Bucht  an= 
zunehmen. 

3  Abschiisse  durch  Nachtjager. 

2.  Mittelmeer: 

Am  18.  8.  wurde  liickenlose  Aufklarung  gegen  die  am  17.  8.  gemeldeten  engl. 
Streitkrafte  durchgefiihrt,  nichts  gesichtet. 

Nach  FT=Oberwachung  wurde  Flugzeugiiberfiihrung  von  Jagdflugzeugen  nach 
Malta  durchgefuhrt.   „Furious"  und  10  Zerstorer  18.8.   in  Gibraltar  eingelaufen. 

Bei  Feindangriffen  gegen  Marsa  Matruk  und  Tobruk  3  Abschiisse  durch  Flak. 
Keine  Schaden  gemeldet. 

Fliegerfiihrer  Afrika  bei  Geleitschutzaufgaben  1  Feindflugzeug  abgeschossen. 
Aufklarung  von  Panzerarmee  durchgefiihrt. 

5.  Ostfront: 

71  Abschiisse. 

Suchum  09.11  Uhr  auf  Reede :  2  Tanker  2  000  t,  1  Frachter  1  000  t,  6  Kiisten= 
fahrzeuge  3  000  t,  30  Boote. 

Otschemtschiri  09.19  Uhr :  1  Frachter  1  000  t,  2  Vorp.=Boote, 

Poti  10.02   Uhr:   1   Schlachtschiff,   2   schwere   Kreuzer,   davon   einer  beschadigt, 

5  Zerstorer,  davon  2  im  Dock,  1  Fahrgastschiff  7  500  t. 

Batum  10.20  Uhr:  Teilergebnis  wegen  zu  starker  Bedeckung:  1  schwerer  Kreuzer 
iiberdacht,  1  Zerstorer,  2  Tanker  10  000  t,  4  Frachter  17  500  t. 

Astrachan  06.35  Uhr:  24  Frachter,  10  Raddampfer,  25  OUeichter,  5  Leichter, 
10  Lastkahne,  3  Flofie,  140  Flufifahrzeuge. 

Machatsch  Kala  09.45  Uhr:  8  Frachter  4200  t,  1  Tanker  2000  t,  1  Raddampfer, 

6  Lastkahne  7  500  t,  2  kleine  Kiistenfahrzeuge,  40  kleine  Boote. 

An  der  Kuste  zwischen  Machatsch  Kala  und  Astrachan  morgens  9—10  Schlepp= 
ziige,  4  kleine  Frachter,  Raddampfer,  Kanonenboote  auf  Nord=  und  Siidkurs. 

Gurjew  08.12  Uhr:  3  Raddampfer,  3  Frachtkahne,  2  Dlleichter  und  102  Flu6= 
fahrzeuge. 

Ural=Miindung  08.16  Uhr:  3  Raddampfer,  7  Frachtkahne  Kurs  Sud,  4  Frachtkahne, 
1  Schleppzug  mit  3  Kahnen  Kurs  Nord.  16  Frachter,  2  Raddampfer,  1  Schleppzug 
mit  2  Lastkahnen  stilliegend. 

07.28  Uhr  20—30  km  stromaufwarts  ein  Schleppzug,  1  Raddampfer,  1  Lastkahn 
Kurs  Slid. 

Eismeer:  Etwa  30—40  sm  ostsiidostwarts  Langanes  06.10  Uhr  1  mittlerer,  1  kleiner 
Dampfer  Kurs  225  Grad.  Angriff  erfolglos. 

In  Reykjavik  15.30  Uhr  2  Fahrgastschiff e  je  20  000  t,  2  Frachter,  mehrere  kleine 
Dampfer  und  Kiistenfahrzeuge. 

Im  Hval=Fjord  15.20  Uhr  1  Schlachtschiff  „King  George"=Kl.,  2  schw.  Kreuzer, 
1  leichter  Kreuzer,  2  Zerstorer,  3  Tanker  und  8  Frachter. 


608 


19.  August  1942 

19.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  19.  August  1942 
Lagevortrag: 

Bei  der  Heeresgruppe  A  hat  der  feindliche  Widerstand  vor  der  rumanischen 
3.  Armee  und  vor  der  17.  Armee  erheblich  zugenommen.  Es  scheint  auch  frag= 
lich,  ob  das  XXXXIX.  Gebirgskorps  stark  genug  ist,  um  bis  Suchum  durch= 
zustofien.  Bei  der  Ostgruppe  der  1.  Panzer=Armee  haben  das  III.  und  das 
XXXX.  Panzerkorps  sehr  unter  feindlichen  Fliegerangriffen  zu  leiden. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  wird  die  4.  Panzer=Arinee,  wenn  ihre  Treibstoff= 
versorgung  rechtzeitig  durchgefiihrt  werden  kann,  morgen,  die  noch  in  der 
Umgruppierung  befindliche  6.  Armee  iibermorgen  den  unterbrochenen  Angrif¥ 
wieder  aufnehmen.  Letztere  hat  den  auf  dem  ostlichen  Don=Ufer  nordwesthch 
von  Stalingrad  gewonnenen  Briickenkopf  erweitern  konnen. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  ist  die  Lage  der  3.  Panzer=  und  der  9.  Armee 
nach  Meldung  des  Generalfeldmarschalls  von  Kluge  iiberspannt,  die  Kampf= 
kraft  und  die  Gefechtsstarken  der  Truppen  haben  sehr  abgenommen.  Das 
Unternehmen  „Wirbelwind''  bezeichnet  der  Feldmarschall  als  wenig  aussichts= 
reich,  da  er  nicht  liber  ausreichende  Krafte  verfiige  und  auch  keine  Moglichkeit 
bestunde,  neue  Krafte  heranzufiihren,  weil  die  Eisenbahn  durch  den  Antrans= 
port  der  Div.  „Grolideutschland''  und  der  72.  Inf.Div.  bis  Anfang  September 
belegt  sei.  Dabei  fordert  der  Oberbefehlshaber  der  9.  Armee,  Generaloberst 
Model,  zum  Abstiitzen  seiner  Front  zwei  f rische  Divisionen.  Der  Fiihrer  erklart : 
wenn  er  Krafte  hatte,  so  miifiten  sie  beim  Unternehmen  „Wirbelwind''  ein= 
gesetzt  werden.  Auch  die  Div.  „GroJSdeutschland''  gehore  dorthin.  Die  3.  Pan= 
zer=  und  die  9.  Armee  miifiten  ihre  Fronten  auch  ohne  weitere  Hilfe  halten. 
Der  Fiihrer  ordnet  an,  dali  im  Anschlufi  an  die  Div.  „Grofideutschland''  die 
298.  Inf.Div.  (siehe  16.  8.)  zur  Heeresgruppe  Mitte  gefahren  wird. 

Westen:  Heute  morgen  um  6.00  Uhr  sind  englische  Truppen  bei  Dieppe 
gelandet^.  In  der  gestrigen  feindlichen  Lufttatigkeit  hat  sich  die  Landungs= 
absicht  des  Gegners  nicht  abgezeichnet.  Die  Landung  erfolgte  in  30  km  Breite, 
bei  Dieppe  selbst  befinden  sich  englische  Panzer  an  Land,  die  dortigen  Hohen 
sind  fest  in  eigener  Hand.  Die  SS=Division  „Adolf  Hitler''  und  die  10.  Panzer= 
Division  sind  dem  dortigen  Abschnittskommandeur,  General  Kuntzen,  Kom= 
mandierender  General  des  LXXXI.  Armeekorps,  zur  Verfiigung  gestellt  wor= 
den.  Der  Fiihrer  erwagt,  die  Div.  „Gro6deutschland"  nun  doch  noch  nach  dem 
Westen  abzubefordern,  lafit  diesen  Gedanken  aber  wieder  fallen,  da  der  Ober= 
befehlshaber  West  meldet,  dafi  man  hoffe,  bis  zum  heutigen  Abend  mit  den 
gelandeten  Englandem  endgiiltig  fertig  zu  werden. 


Zum  brit.=kanad.  Landungsversuch  bei  Dieppe  (Unternehmen  ,,Jubilee")  vgl.  die 
auch  das  verfUgbare  deutsche  Quellenmaterial  auswertende  Darstellung  von 
Jacques  Mordal,  Les  Canadiens  a  Dieppe,  Paris  1962. 

609 


B.  Kriegstagebuch 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

General  Warlimont,  der  erst  im  Laufe  des  19.  August  von  seiner  Dienstreise 
in  den  Kaukasus  zuriickkehrte,  erhielt  noch  auf  dem  Flugplatz  durch  erste  Berichte 
seiner  Mitarbeiter  ein  lebhaftes  Bild  von  der  Aufregung,  die  —  trotz  aller  Vor= 
aussicht  Hitlers  —  der  britisch=kanadisdie  Vorstofi  bei  Dieppe  im  deutschen  Haupt= 
quartier  hervorgerufen  hatte. 

An  der  unsachlichen  Beurteilung  der  Ziele  dieses  von  vornherein  raumlich  und 
zeitlich  eng  begrenzten  Landeunternehmens,  die  spatestens  bei  Eingang  der  er= 
beuteten  britischen  Operationsbefehle,  also  lange  vor  der  Veroffentlichung  des 
besonderen  OKW=Berichtes  am  29.  August,  einwandfrei  erkannt  waren,  hatte 
General  Zeitzler,  damals  Chef  des  Gen.St.  beim  OB  West,  einen  wesentlichen  Anteil. 
Die  Eindriicke  aus  den  Meldungen,  mit  denen  er  das  Hauptquartier  iiberschiittete, 
verded<;ten  bei  den  mafigebenden  Stellen  offenbar  auch  nachtraglich  noch  die  Ein= 
sicht  in  den  wirklichen  Hergang.  Der  Verfasser  glaubt  iiberdies  annehmen  zu 
konnen,  dafi  Zeitzlers  erneutes  Hervortreten  bei  diesem  Anlafi  an  seiner  etwa 
einen  Monat  spater  folgenden  Berufung  in  die  Stelle  des  Chefs  des  Gen.St.d.H. 
keinen  geringen  Anteil  gehabt  hat. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Im  Raume  Kertsch  ruhiger  Verlauf  des  Tages. 

Armeegr.  Ruoff  noch  keine  Meldung  wegen  Leitxmgsstorung.  (S.  Nachtr.) 
AUgemeine  Beurteilung:  Zur  Deckung  des  Abtransportes  aus  den  Schwarz= 
meerhafen  leistet  der  Feind  vor  ganzer  Front  starken  Widerstand.  Bei  i.  Panzer= 
armee  Feindwiderstand  durch  das  Gelande  (zahlreiche  Wasserlaufe)  und 
durch  Tiefangriffe  iiberlegener  feindl.  Luftwaffe  unterstiitzt,  Fortsetzung  des 
Abfliefiens  iiber  die  Heeresstrafien  von  Prochladny  nach  Osten  und  liber  Darg= 
Koch  nach  Osten  und  Siidosten.  23.  Pz.Div.  nahm  einen  Ort  10  km  westl. 
Maiski,  dort  Briickenschlag  begonnen.  Auch  gestern  wieder  roUende  Flieger= 
angriffe  auf  die  Spitzen  der  vorgehenden  Truppe.  LII.  A.K.  ist  mit  V.=Abt.en 
111.  I.D.  bis  Budenowsk  und  Lewokumskoje  ohne  Feindberiihrung  vorge= 
stofien.  13.  Pz.Div.  an  der  Bahn  bei  Woronzewo=Alexandrowskoje.  Die 
370.  I.D.  stofit  beiderseits  des  Manytsch  nach  Siidosten  vor  und  ist  im  Raume 
Motta=Raguli  mit  Masse  eingetroffen.  V.=Abt.en  der  370.  I.D.  stellte  Tatschin= 
Zaryng  feindfrei  fest. 

H.Gr.  B: 

Der  am  Bahnhof  Abganerowo  eingeschlossene  Feind  versucht  vergeblich 
auszubrechen.  Angriffe  zur  Entlastung  von  Norden  wurden  abgewiesen.  Die 
24.  Pz.Div.  hat  westl.  der  Seenkette  siidl.  Zasa  den  Schutz  der  rechten  Flanke 
der  4.  Pz.Armee  iibernommen.  Starkere  Panzerangriffe  des  Feindes  gegen  den 
Don=Bruckenkopf  nordwestl.  Stalingrad  waren  vergeblich.  Die  in  der  Nord= 
schleife  des  Don  vorgehenden  eign.  Truppen  konnten  siidostw.  Kremenskaja 
Feindangriffe  abwehren.  Es  gelang  dem  Gegner  siidwestl.  von  Kremenskaja, 
den  Don  zu  iiberschreiten  und  die  dort  stehenden  eign.  schwachen  Sicherungen 

610 


19-  August  1942 

zu  durchbrechen.  Er  f iihrt  weitere  Verstarkungen  an  diese  Einbruchsstelle  heran. 
22.  Pz.Div.  ist  zur  Unterstiitzung  dem  XI.  A.K.  unterstellt.  An  der  iibrigen 
Don=Front  im  Raume  der  ital.  8.  Armee  wurden  Ubersetzversuche  des  Feindes 
grofitenteils  abgewiesen.  Bei  Korotojak  konnte  der  eingedrungene  Feind  bis  an 
den  Ostrand  der  Stadt  zuruckgedriickt  werden.  Nach  den  schweren  Kampfen 
der  letzten  Tage  im  Raume  Woronesch  und  slidl.  Jelez  ist  der  gestrige  Tag 
zum  ersten  Mai  vollkommen  ruhig  verlaufen.  Auch  Feindbewegungen  wurden 
nicht  beobachtet. 

H.Gr.  Mitte: 

Trotz  pausenloser  ausgezeichneter  Unterstiitzung  durch  die  Luftwaffe  und 
hervorragenden  Angriffsgeistes  der  Truppe  ist  es  bisher  nicht  gelungen,  im 
Angriff  nach  Norden  siidl.  Suchinitschi  wesentlich  Boden  zu  gewinnen.  Der 
Feind  verteidigt  sich  zah  in  stark  ausgebauten  Stellungen  nordl.  der  Shisdra, 
die  durch  starke  Artl.  und  eingegrabene  Panzer  verstarkt  ist.  Bei  den  Angriffen 
westl.  Bjelew  wurden  ^yo  Gefangene  gemacht.  Nordl.  davon  ist  der  Angriff 
mit  Panzern  im  Gange.  Die  auf  dem  linken  Fliigel  der  Angriffsfront  beim 
Oberholen  eingeschlossenen  Feindteile  wurden  vernichtet  bzw.  gefangenge= 
nommen.  Hier  etwa  1  000  Gefangene.  Ostw.  Wjasma  wurden  mehrere  Feind= 
angriff e  nordl.  der  Bahn  Wjasma— Kaluga  abgewiesen.  Siidl.  der  Rollbahn 
Wjasma— Moskau  wurde  ein  Feindangriff  mit  30—40  Panzern  durch  Gegen= 
angriff  zum  Stehen  gebracht.  Ostw.  Gshatsk  vergeblicher  Feindvorstofi  in 
Kp.=Starke.  Die  im  Raume  ostw.  Sytschewka  angreifenden  russ.  Krafte,  die 
von  massierten  Panzern  unterstiitzt  waren,  konnten  iiberall  abgewiesen  wer= 
den.  Ein  kleiner  Einbruch  bei  2.  Pz.Div.  wird  durch  Reserven  beseitigt.  Auch 
nordl.  Rshew  hatten  die  schweren  mit  Panzern  unterstiitzten  Feindangriffe 
keinen  Erfolg.  Verluste  des  Gegners  hoch. 

H.Gr.  Nord: 

Bei  Bely  Bor  greift  der  Feind  mit  Panzerunterstiitzung  die  Nordostfront  der 
Demjansk=Stellung  an.  Feindvorstofie  siidostw.  Staraja  Russa  und  siidl.  der 
Briickenstelle  wurden  abgewiesen.  Bei  einem  vergebl.  Feindvorstofi  auf  den 
eign.  Briickenkopf  siidl.  Salzy  wurden  4  Feindpanzer  erledigt.  Eign.  Vorstol? 
zur  Bereinigung  der  Einbruchsstelle  siidostw.  Leningrad  blieb  im  feindl.  Artl.= 
Feuer  liegen. 

Nachtrag  H.Gr.  A: 

Schwere  Kampfe  besonders  bei  V.  und  XXXXIV.  A.K.  an  den  Nordhangen 
des  Kaukasus.  Rum.  3.  Armee  konnte  ihre  vorgeschobenen  Briickenkopf e 
nordl.  des  Kuban  nach  Westen  erweitem.  V.  A.K.  gewann  gegen  starken 
Widerstand  etwas  Gelande  nach  Siiden.  Im  Industriegebiet  von  Maikop  noch 
zahlreiche  Feindgruppen.  XXXXIX.  Geb.Korps  stiefi  weiter  nach  Siiden  gegen 
schwachen  Feindwiderstand  vor  und  hat  z.  T.  den  Hochgebirgskamm  erreicht. 
V.=Abt.  1.  Geb.Div.  nahm  den  von  ^00  Russen  verteidigten  Kluchor=Pai3. 

611 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland 

Finn.  Sudostfront:  Westl.  des  Seg=Sees  verier  eine  Feindfernstreife  loo  Tote. 
Nordostfront  (Geb.AOK  20):  Aufier  erfolglosen  feindl.  Spahtruppunternehmen 
an  der  Murman=  und  Fischerhalbinsel=Front  keine  bes.  Kampfhandlungen. 


Panzerannee  Afrika  (18.  8.) 
Keine  besonderen  Meldungen. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  19. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Im  Laufe  des  19.  wurden  im  Raum  um  England  94  Flugzeuge  sicber,  30  wahr= 
scheinlicb  abgeschossen. 

Wahrend  des  19.  im  Gebiet  Insel  Wight  bis  Dungeness  und  Dieppe— Fecamp  in 
Zusammenhang  mit  Landungsunternehmung  sehr  lebhafter  Schiffsverkehr. 

Etwa  30  sm  sUdlich  Start  Point  09.20  Uhr  Geleit  von  4  Dampfern,  2  Zerstorern, 
1  Vorp.=Boot,  Kurs  West. 

10  sm  siidlich  Landsend  10.00  Uhr  9  Dampfer,  4  Zerstorer,  2  Vorp.=Boote,  Kurs 
130  Grad. 

Vor  Lowestoft  11.14  Uhr  15  Handelsschiffe  und  mehrere  Bewacher,  Kurs  Siidost. 

Vor  Great  Yarmouth  11.19  Uhr  7  kleine  Dampfer,  Kurs  Siid. 

11.43  Uhr  30  sm  nordlich  Cromer  Geleit  von  16  Dampfern  und  mehreren  Be= 
wachern,  Kurs  nicht  gemeldet. 

17.32  Uhr  nordwestlich  Kinnaird  Head  12  Dampfer,  Kurs  Nordwest. 

In  Peterhead  um  17.45  Uhr  6  grofie  Schiffe. 

Eigener  Nachteinsatz:  ^o  Flugzeuge  Angriff  auf  Portsmouth,  davon  25  iiber  Ziel. 
13  haben  Auftrag  abgebrochen,  iibrige  Ausweichziele  angegriffen. 

Keine  Feindeinfliige  ins  Reichsgebiet. 

2.  Mittelmeer: 

Hafenbelegung  La  Valetta  10.05  Uhr:  4  Dampfer,  2  Tanker,  3  U=Boote,  2  Vorp.= 
Boote,  2  Minensucher. 

In  Luftkampfen  an  nordafrikanischer  Front  3  Spitfire  und  1  Beaufighter  ab= 
geschossen. 

3.  Ostfront: 

Tuapse  07.50  Uhr  2  Dampfer  zus.  6  000  t,  1  Tanker,  1  Schulschiff  7  000  t.  Aus 
Tuapse  auslaufend  1  schwerer  Kreuzer. 

Auf  der  Hohe  von  Adler  wird  der  Rumpf  eines  schweren  Kreuzers  durch  4  Vorp.= 
Boote  abgeschleppt.  . 

Auf  der  Wolga  lebhafter  Schleppzugverkehr. 

Hafenbelegung  Astrachan  09.57  Uhr  8  Dampfer,  24  Raddampfer,  56  Lastkahne, 
4  Flofie,  450  Boote;  in  Reparatur  2  Raddampfer,  15  Leichter. 

5  sm  nordwestlich  Hogland  gegen  09.00  Uhr  ein  russ.  U=Boot  versenkt. 

Lfl.  5  klarte  bei  Spitzbergen  ohne  taktisches  Ergebnis  auf. 

Westkiiste  Spitzbergen  bis  Glocken=Sund  eisfrei.  Glocken=Sund  bis  Eis=Fjord 
5— loVo  Treibeis. 

11.50  Uhr  an  der  Nordkuste  Islands  insges.  11  Vorp.=Boote. 

Im  Hafen  Reykjavik  um  15.35  Uhr  10—15  grofie  Fahrzeuge. 


612 


20.  August  1942 

20.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  20.  August  1942 
Lagevortrag: 

Bei  dem  gestrigen  englischen  Landungsunternehmen  bei  Dieppe,  das  noch  am 
selben  Tage  voUig  zusammengebrochen  ist,  ohne  dafi  es  des  Eingreifens  der 
beiden  dem  Absdmittskommando  zur  Verf iigung  gestellten  schnellen  Verbande 
bedurfte,  sind  von  der  Royal  Air  Force  ca.  800  Jager  imd  100  Bomber,  von 
deutscher  Seite  610  Jager  und  50  Bomber  eingesetzt  worden.  112  britische 
Flugzeuge  wurden  abgeschossen,  die  eigenen  Verluste  betragen  35  Flugzeuge. 
25  offene  englische  Funkspriiche  sind  bei  der  Landung  aufgefangen  worden. 
Der  121  Seiten  lange  britische  Operationsbefehl  fiel  mit  einem  kanadischen 
Brigadestab  in  deutsche  Hand. 

Der  Fiihrer  spricht  sich  liber  das  Unternehmen  folgendermajSen  aus:  Stalin 
habe  offenbar  bei  seinen  kiirzlichen  Besprechungen  mit  Churchill  in  Moskau 
einen  ganz  starken  Druck  auf  letzteren  hinsichtlich  der  sofortigen  Errichtung 
einer  „Zweiten  Front''  ausgeiibt.  Daher  habe  Churchill  unmittelbar  nach  seiner 
Riickkehr  nach  England  das  sehr  unvorbereitete  Unternehmen  durchfiihren 
lassen.  Das  britische  Ziel  sei  anscheinend  gewesen,  Dieppe  zu  nehmen,  um 
dann  entweder  nach  Norden  gegen  den  Riicken  der  deutschen  Kanalbefestigun= 
gen  oder  nach  SUdwesten  gegen  Le  Havre  vorzugehen.  Der  Fiihrer  befiehlt, 
dafi  vom  OKW  ein  zusammenfassender  Bericht  iiber  Dieppe  verfafit  wird, 
in  welchem  die  britischen  Absichten  in  Gegensatz  zum  tatsachlichen  Verlauf 
gestellt  werden  sollen.  (Der  Bericht  ist  am  29.  8.  in  der  Presse  veroffentlicht 
worden.) 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Der  „zusammenfassende  Bericht  tiher  Dieppe"  ist  von  der  Abt.  WPr  nach  den 
Richtlinien  und  unter  starker  eigener  Mitwirkung  des  Chefs  WFSt  abgefafit  worden. 
Ob  darin  auch  Angaben  iiber  die  damals  vom  Gegner  erstmals  angewendete 
Fesselung  der  Gefangenen,  die  ihrer  Art  nach  bei  der  geringsten  Bewegung  zur 
Selbst=Erdrosselung  fiihrte,  enthalten  waren,  entzieht  sich  der  eigenen  Kenntnis. 
Es  sei  jedoch  vermerkt,  dafi  die  Feststellungen,  die  dariiber  bei  den  am  Strande 
zuriickgelassenen,  zeitweilig  in  Gefangenschaft  geratenen  deutschen  Soldaten  ge= 
macht  werden  konnten,  teilweise  fiir  die  Repressalien  nach  Hitlers  „Kommando= 
befehl"  vom  18.  Oktober  1942  mafigebend  gewesen  sind^. 

Soweit  feststellbar  und  erinnerlich,  hat  die  oberste  Fiihrung  sich  s.  Z.  mit  den 
Folgerungen  begniigt,  die  der  OB  West  selbst  aus  den  Erfahrungen  von  Dieppe 
auf  den  Gebieten  von  Aufklarung  und  Sicherung,  Nachrichteniibermittlung  und 
Verteilung  seiner  Reserven  gezogen  hat,  zumal  Zeitzler  dafiir  sorgte,  dafi  auch  diese 
Befehle  Hitler  zur  Kenntnis  gebracht  wurden.  Moglich  ist  es  daneben,  dafi  einige 
Fliegerverbande  zusatzlich  nach  dem  Westen  verlegt  wurden. 

Bemerkenswert  und  fiir  die  Haltung  des  Generalstabes  des  Heeres  gegeniiber 
den  „OKW=Kriegsschauplatzen"  kennzeichnend  ist  es  schliefilich  noch,  dafi  der 
Vorgang  von  Dieppe  im  Tagebuch  Haider  keinerlei  Erwahnung  gefunden  hat. 

1     Vgl,  auch  IMT,  Bd.  XV,  Vernehmung  Jodls,  S.  345  ff.,  besonders  S.  348  und  352. 

613 


B.  Kriegstagebuch 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

11.  Armee  auf  der  Krim  Lage  ruhig. 

Wetter  warm,  bewolkt  windig. 

Armeegruppe  Ruoff  Angriffsspitzen  der  rum.  Kav.  NO  Kurtschanskaja. 
Rechter  Fliigel  V.  A.K.  steht  bei  Krymskaja  und  hat  siidl.  Abinskaja  einen 
feindl.  Panzerangriff  abgewehrt.  Siidl.  Krasnodar  kampfen  eigene  Krafte  in 
Linie  Worjatschni— Kijutsch— Roschet.  Der  Feind  verteidigt  die  Gebirgspasse; 
stark.  Teile  der  4.  Geb.Div.  sind  nach  Siiden  im  Bolschajatal  vorgestofien  und 
stehen  etwa  10  km  nordl.  des  Satschedan=Berges.  Eine  andere  Abt.  ist  im 
Vorgehen  im  Beskes=Tal.  westl.  davon.  1.  Geb.Div.  hat  mit  vorderen  Teilen 
Feindstellung  siidl.  des  Kluchor=Passes  durchbrochen  und  ostw.  davon  den 
Nachar=Pafi  gestiirmt.  Andere  Teile  1.  Geb.Div.  stehen  siidostw.  des  Elbrus= 
berges  im  Kampf  mit  Feindkraften.  23.  Pz.Div.  kampft  siidwestl.  Maiskij. 
15.  Pz.Div.  hat  nordl.  davon  Woronzowo  genommen  und  ist  im  Vorgehen 
nach  Osten.  111.  Div.  hat  bei  Praskowaja  und  Wladimirowka  den  Kuma  iiber= 
schritten.  Beide  Briicken  sind  unzerstort  (150  km  vom  Kaspischen  Meer  ent= 
fernt).  Masse  der  370.  Div.  steht  im  Raume  Arsgir. 

H.Gr.  B: 

Feindl.  Angriffe  auf  die  rechte  Flanke  der  14.  Pz.Div.  wurde  abgewiesen. 
Die  am  Bahnhof  Abganerowo  eingeschl.  Feindteile  wurden  vernichtet  und 
Pz.=Angriffe  nordl.  des  Bahnhofes  abgeschlagen.  Der  Briickenkopf  NW  Stalin= 
grad  wurde  erweitert,  die  Kriegsbriicke  iiber  den  Don  ist  fertiggestellt.  Bei 
feindl.  Pz.=Vorstoi3en  auf  den  Briickenkopf  wurden  12  Pz.  vernichtet.  Ober= 
setzversuche  vor  der  8.  ital.  Armee  wurden  abgewehrt.  Feindansammlungen 
ostw.  Swoboda  erkannt.  Im  Nordfliigel  der  Heeresgruppe  keine  Veranderungen. 

Wetter:  Nordl.  des  Kaukasus  sehr  schwiil,  starke  Gewitterregen,  Wege= 
zustand  sehr  verschlechtert.  Im  Donbogen  teils  Regenschauer,  teils  sonnig,  im 
Raume  Woronesch  mittags  wolkenbruchartiger  Regen,  Wege  z.  T.  nicht  be= 
fahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

AUe  Angriffe  aus  dem  Raum  westl.  Bjelew  wurden  unter  hohen  Feind= 
verlusten  abgewehrt.  Der  Angriff  gegen  die  stark  befestigte  Shisdra=Stellung 
schreitet  nur  langsam  vorwarts.  Feindl.  Pz.=Angriffe  mit  starker  Artl.=Tatigkeit. 

Wetter:  wechselnd  bewolkt,  trocken,  Strafien  bewassert.  Ostw.  Wjasma 
wurden  alle  Feindangriffe  abgewehrt  und  Bereitstellung  durch  eigene  Artl. 
zerschlagen. 

Starke  Feindvorstofie  auf  die  Eckpfeiler  der  Einbruchsstelle  siidostw.  Rshew 
wurden  verlustreich  fiir  den  Feind  abgewiesen  und  Bereitstellungen  zer= 
schlagen.  Nach  mehreren  Angriffen  auf  die  Nordfront  von  Rshew  gelang  es 

614 


20.  August  1942 

dem  Gegner,  mit  mehreren  Pz.  durchzubrechen.  Die  durchgebrochenen  Pz. 
wurden  z.  T.  vernichtet,  z.  T.  gingen  sie  zuruck.  An  der  Demjansk=Front  brach 
der  Feind  siidwestl.  Ljubniza  bei  Bely  Bor  in  die  eigene  Stellung  ein.  Einbruchs= 
stelle  abgeriegelt.  Siidostw.  Staraja  Russa  wurden  mehrere  Feindangriffe  an 
der  Pola  und  an  der  Redja  abgewiesen.  Bei  Salzy  wurde  Bereitstellung  zer= 
schlagen.  Der  siidostw.  Leningrad  bei  der  SS=Pol.=Div.  eingebrochene  Gegner 
wurde  zum  Stehen  gebracht  und  die  Einbruchs stelle  abgeriegelt. 

Finnland  und  Afrika  keine  besonderen  Meldungen. 


Westen 

Frankreich: 

Am  19.  8.  ab  06.05  Uhr  feindl.  Landungsversuch  bei  und  um  Dieppe.  Um 
10.00  Uhr  dauerten  Landungen  bei  Dieppe  und  Pourville  (2  km  westl.  Dieppe) 
noch  an,  bei  Quiberville  war  die  Lage  xmgeklart,  bei  St.  Aubin  war  anscheinend 
ein  weiterer  Landungsversuch  in  Vorbereitung.  Am  Spatnachmittag  des  19.  8. 
waren  die  feindl.  Landungsversudie  Uberall  mit  Erfolg  abgeschlagen.  Kein 
bewaffneter  Brite  mehr  auf  dem  Festland.  Der  eigenen  Artl.  gelang  es  im 
letzten  Augenblick,  noch  3  feindl.  Zerst.,  2  Torpedoboote,  die  sich  nahe  heran= 
gewagt  hatten,  und  mehrere  Landungsboote  zu  versenken. 

Gefangene  1  500,  dabei  60  kanadische  Offz.e,  28  Panzer,  darunter  amerik., 
vernichtet.  Genaue  Zahl  folgt.  Hohe  blutige  Verluste  des  Feindes.  Erste  Ge= 
fangenenvernehmung  erfolgt.  Feind  hat  auf  hoher  See  auf  Landungsboote 
umgeladen.  Kanadier,  Englander,  Amerikaner  und  Freifranzosen. 

Unternehmen  stellt  sich  wie  folgt  dar:  Landungsgruppe  von  300—400  Lan= 
dungsfahrzeugen,  geschiitzt  von  13—15  Kreuzern  und  Zerstorern  und  mehreren 
Gruppen  Jagern.  Dahinter  eine  schwimmende  Reserve  von  6  Transportern 
und  3  Frachtern.  Zwischen  Festland  und  England  eine  operative  Reserve  von 
26  Transportern.  An  Land  sind  nach  bisherigen  Feststellungen  etwa  3  Rgt.er 
und  etwa  30  Kampfwagen  gewesen.  Vor  Hafeneinfahrt  Dieppe  1  Zerstorer 
(Typ  Hunt)  durch  Jabo  versenkt. 

Feststellungen  aus  Gefangenenaussagen. 

Nachgewiesen :  9.  Commando,  Royal  Hamilton  Light  Infantry  (2.  Kan.  Div.), 
7  Btl.e. 

Einzelaussagen:  Gefangene  sind  in  Auffanglager  in  Sudengland  gesammelt. 
18.  8.  nachmittags  nach  einem  nichtgenannten  englischen  Hafen  transportiert, 
dort  in  Transportschiffe  geladen  und  19.  8.  friih  zwischen  04.00  Uhr  und 
06.30  Uhr  in  Sturmmotorbooten  (12  m  lang)  je  40  Mann  umgeladen  worden. 
Ziel  sei  unbekannt  gewesen. 

Ausriistung:  Gewehr,  MG,  MP  und  Handgranaten. 

Sonderauf trag :  1  Battr.  zu  nehmen. 


615 


B.  Kriegstagebuch 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  20.  8.42  -     ' 

1.  Raum  um  England: 

Am  Tage  nur  Aufklarung  im  Seegebiet,  keine  Angriffe  auf  Landziele. 

Abschiisse:  i  Handley  Page,  3  Spitfire,  1  Spitfire  wahrscheinlich. 

Bei  Nacht  Angriffe  mit  geringeren  Kraften  auf  Portsmouth,  Brande  im  Hafen= 
und  Werftgebiet  und  in  der  Stadt. 

Nachmeldung  zum  19.  8.  Zusammenfassung  20.  8.  23.00  Uhr:  Es  waren  eingesetzt 
insgesamt  945  eigene  Flugzeuge.  Es  wurden  abgeschossen  128  sicher,  26  wahrscKein= 
lich,  davon  102  durch  Jager,  6  durch  Kampfflugzeuge,  20  durch  Flak.  Es  wurden 
versenkt:  1  Zerstorer,  1  Sturmboot,  5  Handelsschiffe  zus.  13000  t,  wahrscheinlich 
versenkt  1  S=Boot,  beschadigt  4  Kreuzer,  4  Zerstorer,  8  Handelsschiffe  mit  zus. 
17  000  t.  2  S=Boote,  1  Sturm=Landeboot,  1  Schlepper,  1  Seenotboot. 

Vor  Ramsgate  20.14  Uhr  1  Zerstorer  und  2  S=Boote  Kurs  Nord. 

Zwischen  Dover  und  Hastings  mehrere  S=Boote. 

In  Hastings  10.47  Uhr  2  gr.  Schlepper. 

Siidlich  Dungeness  09.25  Uhr  2  Zerstorer,  2  Dampfer  Kurs  45  Grad. 

In  Brighton  07.35  Uhr  3  gr.  Kriegsfahrzeuge,  12  kl.  Landungsboote. 

Etwa  60  sm  westlich  Brest  franz.  Fischkutter  durch  Jabo  mit  Bordkanonen  be= 
schossen,  schwer  beschadigt. 

Einfliige:  137,  davon  8^  ins  Reichsgebiet.  Davon  50  im  Osten  und  etwa  30  im 
Westen.  2  Abschiisse  durch  Flak,  2  durch  Marineflak,  1  Absturz.  Im  Westen  Minen= 
legen  in  der  Ostsee  und  Ostsee=Eingangen  wahrscheinlich.  Keine  Bombenabwiirfe. 
Im  Osten  Schwerpunkt  Warschau.  42  Sprengbomben,  2  Bomben  mit  Lzz.,  3  Brand= 
bomben.  31  Schadensstellen,  darunter  Hauptbahnhof,  Skoda=Werke.  1  Transportzug 
beschadigt.  3  Hauser  beschadigt,  25  Brande.  24  Tote,  8  Schwer=,  62  Leichtverletzte. 

2.  Mittelmeer: 

Die  vom  19.  zum  20.  durch  Strafie  Gibraltar  nach  Osten  laufend  gesichteten 
17  Schiffe  und  danach  angeblich  ausgelaufenen  schweren  Streitkrafte  lassen  ver= 
muten,  dafi  erneut  Versorgung  Malta  versucht  wird.  Darauf  deutet  besonders  ge= 
ringer  Funkverkehr  im  Ost=Mittelmeer  (wie  vor  alien  grofieren  Unternehmungen) 
und  Starke  U=Bootstatigkeit  im  Mittelmeer.  Aufklarung  zur  Feststellung  Feind= 
streitkrafte  lauft. 

Nach  Lichtbild  Malta  20.  8.  1  Zerstorer,  2  Wachboote  weniger,  bei  La  Galite  mit 
Kurs  West  und  hoher  Fahrt  festgestellt. 

5.  Ost front: 

Am  19.  8.  97  Abschiisse,  7  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

Am  20.  8.  6^  Abschiisse. 

Lichtbildaufklarung  vom  August  ergab  in  Leningrad  bisher  169  Schiffseinheiten, 
in  Kronstadt  195,  darunter  29  U=Boote  in  den  Hafen. 

Auf  dem  Ladoga=See  befinden  sich  439  Einheiten,  darunter  40  Kriegsfahrzeuge, 
5  Hilfskriegsschiffe,  2  Torp.Boote,  32  R=Boote  und  Motorboote,  360  Dampfer  zus. 
64  000  t. 

Bei  Lfl.  1  wurde  abgeschossen  1  MIG  3,  1  Jak,  1  Lagg  3  (nordlich  Ilmen=See), 
und  bei  Iwanowkoje.  Zwei  32  t  Panzer  vernichtet. 

Mit  136  Transportflugzeugen  wurden  die  Truppen  bei  Demjansk  mit  Personal, 
Versorgungsgut  und  Betriebsstoff  versorgt.  Leistung:  41  Mann,  272,4  t  Versorgungs= 
gut,  276,5  t  Betriebsstoff. 

Bei  Angriffen  auf  Kriegsfahrzeuge  in  der  Nordbucht  von  Lavansaari  wurde  ein 
300  t  MS=Boot  versenkt,  ein  MS=Boot  durch  Nahtreffer  beschadigt. 

Eismeer:  In  71  Grad  Nord  1  Grad  25  Min.  West  20.20  Uhr  1  schw.  und  1  leichter 

616 


21.  August  1942 

Kreuz€ir  Kurs  270  Grad,  vor  Reykjanes  1  Schlachtschiff,  1  vermutl.  leichter  Kreuzer 
viele  Zerstorer  14.25  Uhr  Kurs  Siid. 

Im  Hafen  Reykjavik  15.20  Uhr  3  gr.  Schiffe,  vermutlich  Fahrgaster. 

14.15  Uhr  Vahl=Fjord  1  vermutl.  leichter  Kreuzer,  2  Tanker,  8  gr.  Fahrzeuge. 

Am  18.  8.  ergab  Lichtbild  Vahl=Fjord  1  Schlachtschiff  King  George=Kl.,  2  schw. 
Kreuzer  Cumberland=Kl.,  1  leichter  Kreuzer  Omaha=Kl.,  2  Zerstorer,  4  Tanker 
24  500  t,  8  Frachter  25  000  t. 

Lichtbild  Reykjavik  18.8.:  2  Fahrgastschiffe  je  20000  t,  1  vermutlich  Tanker 
14  800  t,  16  Frachter  47  000  t,  1  amerikanischer  Zerstorer,  1  amerik.  Kan.Boot  der 
Eric.=Kl.,  ein  Minenleger,  1  Netzleger  und  1  Flugzeug=Bergungsschiff. 


21.  August  1942  -^      , 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  21.  August  1942 
Lagevortrag: 

Die  Operationen  der  Heeresgruppe  A  im  Kaukasus  werden  durch  starke 
Regen=  und  Schneefalle  sehr  behindert.  Der  Fiihrer  ist  iiber  die  langsamen 
Fortschritte  beim  Kaukasus=Ubergang  verargert  und  weist  auf  straffe  Zu= 
sammenfassung  der  Krafte,  vor  allem  beim  XXXXIX.  Gebirgskorps,  bin.  Um 
dessen  Ansatz  zu  klaren,  wird  Hauptmann  von  Harbou  von  der  Operations= 
abteilung  Heer  des  Wehrmachtfiihrungsstabes  mit  Auftragen  des  Generals 
Jodl  zum  XXXXIX.  Gebirgskorps  entsandt.  Der  nordliche  Teil  der  Eisenbahn 
Astrachan— Machatsch  Kala  ist  am  7.  August  fertig  geworden,  wie  die  Luft= 
aufklarung  ergeben  hat  (Bei  der  im  Gegensatz  hierzu  stehenden  Meldung 
vom  13.  8.  handelt  es  sich  wahrscheinlich  um  ein  vor  dem  7.  8.  liegendes  Auf= 
klarungsergebnis) .  Uber  die  zwischen  Astrachan  und  Machatsch  Kala  zu  iiber= 
querenden  vier  grofieren  Flufilaufe  fUhren  Eisenbahnfahren.  Der  Fiihrer 
stimmt  der  Absicht  der  Heeresgruppe  zu,  zwei  motorisierte  Divisionen  auf 
Astrachan  anzusetzen.  (Auf  dem  Wege  dorthin  ist  am  12.  8.  Elista  besetzt 
worden.) 

Bei  der  Heeresgruppe  B  ist  die  4.  Panzer=Armee  gestern  von  neuem  zum 
Angriff  angetreten.  An  der  Donfront  macht  sich  eine  erhebliche  Aktivitat  des 
Gegners  bemerkbar. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  besteht  der  Eindruck,  dal?  sich  der  Feind  vor 
der  2.  und  3.  Panzer=Armee  verstarkt.  Beim  Unternehmen  „Wirbelwind''  ist 
noch  immer  keine  Bewegungsfreiheit  erkampft  worden.  Der  Angriff  wird 
durch  das  sumpfige  Waldgelande  sehr  erschwert.  Die  eigene  Kampfkraft  ist 
sehr  gesunken,  die  Panzer=Verbande  haben  erhebliche  Verluste  erlitten.  Ge= 
neralfeldmarschall  von  Kluge  hat  gestern  gemeldet,  dafi  der  Angriff  ohne 
Zufiihrung  von  zwei  weiteren  Divisionen  keinen  Erfolg  mehr  verspreche.  Der 
Fiihrer  halt  trotzdem  an  der  Fortsetzung  des  Unternehmens  fest  und  beordert 
den  Generalfeldmarschall  von  Kluge  auf  morgen  zu  einer  Besprechung  der 
weiteren  Mafinahmen  in  das  Fiihrerhauptquartier.  Bei  Rshew  konnte  der 
Feind  im  Abschnitt  der  256.  Inf.Div.  einen  neuen  tiefen  Einbruch  erzielen; 
der  Flugplatz  von  Rshew  ging  dabei  verloren. 

617 


B.  Kriegstagebuch 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  wird  ein  groli  angelegter  feindlicher  Angriff 
gegen  die  Wolchow=Front  erwartet^  Auf  russischer  Seite  finden  starke  Eisen= 
bahn=Bewegungen  statt.  Der  Oberbefehlshaber  der  Heeresgruppe,  General= 
feldmarschall  von  Kiichler,  soil  dem  Fiihrer  am  23.  August  Vortrag  iiber  die 
beabsichtigte  Durchfiihrung  des  Unternehmens  „Nordlicht"  (Angriff  auf 
Leningrad)  halten.  Die  Leitung  des  Unternehmens  ist  dem  Oberbefehlshaber 
der  11.  Armee,  Generalfeldmarschall  von  Manstein,  iibertragen  worden,  der 
zur  Einweisung  in  seine  Aufgabe  auf  den  24.  August  in  das  Fuhrerhauptquar= 
tier  beordert  ist. 


Erlauteningen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Entsendung  eines  Verbindungsoffiziers  des  WFStabes  „mit  Auftragen  des 
Generals  Jodl  zum  XXXXIX.  Geb.Korps"  erbringt  nochmals  einen  besonders  iiber= 
zeugungskraftigen  Beweis  dafiir,  wie  stark  der  W ehrmacht=Stah  damals  mit  der 
Fiihrung  im  Osten  befafit  war.  Andererseits  sollten  sich  gerade  aus  den  Vorgangen 
im  Kaukasus  bald  jene  Entwicklungen  ergeben,  die  zur  Ausschaltung  des  WFStabes 
von  dem  ostlichen  Kriegsschauplatz  fiihrten. 

Feldmarschall  v.  Manstein  war  mit  seinem  Stabe  bis  zu  dieser  Zeit  auf  der  Krim 
verblieben. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Lage  bei  Kertsch  unverandert. 

Armeegr.  Ruoff:  Rum.  Kav.  hat  fdl.  Stellimg  westl.  Kurtschanskaja  durch= 
brochen  und  ist  im  Vorgehen  nach  Westen.  Die  in  westl.  Richtung  siidl. 
des  Kuban  vorgehenden  Telle  des  V.  A.K.  wehrten  nach  Einnahme  von 
Krymskaja  Panzerangriffe  des  Feindes  ab  und  gingen  in  der  Richtung  West= 
Sudwest  welter  vor.  Auf  die  Angriffsspitzen  der  siidl.  und  siidostwarts  von 


Hitler  hoffte,  mit  der  Operation  „Winkelried",  Verbreiterung  der  Landbriicke 
nach  Demjansk  nach  Stiden,  (s.  2.7.  9.  ig/\2  ff.)  erheblich  mehr  erreichen  zu  kdn= 
nen,  als  die  H.Gr.  fiir  moglich  hielt.  Das  KTB  der  H.Gr.  Nord  berichtet  dariiber: 
„Chef  OKH/Op.Abt.  unterrichtet  Chef  H.Gr.,  dafi  der  Fuhrer  bzgl.  ,Winkelried' 
die  Hoffnung  geaufiert  hat,  ob  es  gelingen  konnte,  bis  zur  Strajie  Cholm—Dem= 
jansk  vorzustojien,  urn  damit  die  Basis  des  II.  AK.  zu  verbreitern.  Chef  H.Gr. 
weist  darauf  hin,  dafi  das  vollig  den  Auffassungen  des  OB  H.Gr.  widerspridit. 
Man  luUrde  in  ein  Gelande  vorstojien,  in  dem  man  sich  wahrend  der  Schlamm= 
periode  Uberhaupt  nicht  bewegen  konnte  (Chef  Op.Abt.).  Nach  Chef  H.Gr.  sind 
auch  die  Krafte  dazu  vollig  unzureichend.  Dafiir,  dafi  sich  solche  Moglichkeit 
vielleicht  im  Laufe  der  Operation  ergeben  konnte,  sind  keinerlei  Anzeidien 
vorhanden.  Chef  Op.Abt.  meint  noch,  dajl  man  vielleicht  nach  Vernichtung  des 
Feindes  im  Loioat=Robja=Winkel  auf  den  fdl.  Nadischubwegen  in  diesem  Gebiet 
nachstoflen  konnte.  Diese  Gedanken  k'dmen  jetzt  dem  Fiihrer,  weil  immer  klarer 
werde,  daji  es  mit  der  Operation  auf  Ostaschkow  nichts  mehr  wird.  Chef  H.Gr. 
betont,  da^  eine  Gelegenheit,  die  sich  ergeben  wUrde,  selbstverstandlich  aus= 
genutzt  wiirde.  Man  kann  die  Sache  aber  nicht  von  vornherein  darauf  abstellen" 
(KTB  H.Gr.  Nord  v.  21.8.42).  '^m  ^^'^I'^-^i  '^--^v  .-v..srjv.uj  i.  1- 


618 


21.  August  1942 

Krasnodar  vorgehenden  Div.en  feindl.  Angriffe,  auch  von  Nachhuten,  sind 
zuriickgeschlagen  worden. 

XXXXIX.  Geh.Korps,  mit  aufiersten  Westfliigel  (Telle  4.  Geb.Div.)  nach 
Siiden  im  Bolschaja=Tal  vorgehend,  wird  durch  mehrere  zerstorte  Hange= 
briicken  aufgehalten.  Siidostw.  davon  stehen  weitere  Telle  Im  Kampf  mlt 
Felnd.  Telle  der  1.  Geb.Div.  kampf  en  siidl.  des  Kluchor=F  asses  Im  Klydsch=Tal. 
Im  Elbrus=Gebirge  Schneetrelben  und  dichter  Nebel,  Wege  stellenwelse  un= 
befahrbar. 

I.  Pz.Armee  ist  mlt  Siidfliigel  3.  Pz.Dlv.  welter  nach  Siiden  vorgegangen. 
Starker  Gewltterregen  hemmt  die  Bewegung.  2^.  Pz.Div  hat  iiber  den  Owana 
bei  Malsklj  elnen  Br.=Kopf  geblldet. 

LIL  A.K.  Im  welteren  Vorgehen  nach  Siidosten. 

H.Gr.  B: 

24.  Pz.Div.  Im  Vorgehen  nach  Osten  hat  den  Sudrand  des  Zaza=Sees  erreidit 
und  geht  nach  Norden  auf  Zaza  vor.  Dort  starkerer  Felnd. 

14.  Pz.Div.  kampjFt  auf  den  Hohen  nordwestl.  Zaza  und  bel  Bhf.  Tlnguta 
anschl.  nach  links  slnd  elgene  und  rum.  Truppen  welter  nach  Norden  vor= 
gekommen  und  haben  Angriffe  des  Felndes  zuriickgewlesen.  Starkeres  fdl. 
Artl.=Feuer  auf  der  Westflanke. 

6.  Armee:  wurden  gestern  10  Angriffe  auf  den  Br.=Kopf  nordwestl.  Stalln= 
grad  abgewehrt.  Am  19.  u.  20.  8.  wurden  hler  47  Panzer  zusammengeschossen. 

Wetter:  Bewolkt,  wlndlg. 

An  der  Don=Front  zwlschen  Krlgenskaja  und  Werchnlj=Mamon  an  ver= 
schledenen  Stellen  Ubersetzversuche  des  Gegners,  die  z.  groliten  Tell  ver= 
hlndert  bzw.  zuriickgeschlagen  werden  konnten. 

An  der  iibrigen  Front  kelne  bes.  Kampfhandlungen.  Ostw.  und  nordl.  von 
Woronesch  und  siidostwarts  von  Jelez  starke  Pz.=Ansammlung  bis  zu  30  km 
Tiefe.  Wetter:  z.  T.  bedeckt  plus  25  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Das  Waldgelande  an  dem  Siidufer  der  Shlsdra,  In  dem  um  jeden  Bunker 
hartnacklg  gekampft  werden  mufi,  bereltet  durch  Sand=  und  Sumpfstellen  fiir 
das  Nachzlehen  der  Pz.  und  schweren  Waffen  groiite  Schwlerlgkelten.  Der  in 
ausgebauten  Stellg.  nordl.  des  Ufers  llegende  Felnd  verteldlgt  slch  zah  unter= 
stiitzt  von  starken  Artl.=Gruppen,  fdl.  Vorstofie  wurden  abgewlesen. 

3.  Pz.Armee:  Felndangrlffe  nordl.  und  siidl.  der  Rollbahn  wurden  abgewle= 
sen.  Es  wlrd  vermutet,  dafi  der  Gegner  nach  Umgrupplerung  am  21.  8.  seine 
starkeren  Angriffe  fortsetzt.  Alle  fdl.  Vorstofie  an  dem  Siidostrand  der  Ein= 
bruchsstelle  ostw.  Sytschewka^  Nordl.  Rshew  griff  der  Russe  mlt  stark  mas= 
slerten  Pz.=Kraften  und  Inf.  wlederholt  auf  der  ganzen  Llnle  an.  Mlt  Aus= 

1     So  im  Ms.  Wohl  zu  er ganzen:  „wurden  abgewlesen". 

619 


B.  Kriegstagebuch 

nahme  nordl.  Rshew,  wo  einige  Pz.  durchstiefien,  wurden  alle  Angriffe  ab= 
geschlagen.  Strafien  nur  bedingt  befahrbar,  sonst  Wetter  sonnig  warm. 

H.Gr.  Nord: 

Die  Versuche  des  Feindes,  die  Landbriicke  siidostw.  Staraja  Russa  zu  durch= 
brechen,  wurden  fortgesetzt.  Angriffe  siidl.  der  Briickenstelle  und  siidl.  Staraja 
Russa,  die  mit  Artl.  und  Pz.n  vorgetragen  wurden,  wurden  abgewehrt  und 
z.  T.  im  Gegenstofi  zuriickgeschlagen.  An  der  Nordostfront  von  Demjansk 
versuchte  der  Gegner  weiterhin,  seinen  Einbruch  zu  erweitern,  Er  wurde  aber 
im  GegenstojS  unter  hohen  Verlusten  abgewiesen.  Bereitstellungen  ostw,  des 
Wolchow  bei  Grusino  und  siidl.  Salzy  wurden  erfolgreich  bekampft.  Weitere 
Angriffe  siidostw.  Leningrad  waren  erfolglos.  Im  Gegenstofi  wurden  5  Pz. 
erledigt. 


Westen 

H.Gr.  D:  Landungsunternehmen  bei  und  um  Dieppe 

An  dem  Unternehmen  waren  beteiligt: 

2  kan.  Brig.en  —  330  Mann  Pioniere  von  2.  kan.  I.D.,  28  kan.  Panzer  — 
2  engl.  Commandos  in  Starke  von  je  150—250  Mann,  1  Marine=Commando. 

Von  den  insgesamt  4  200  beteiligten  Soldaten  des  britischen  Heeres  waren 
hochstens  4—500  Englander.  —  Einzelne  Norweger  und  Jugoslawen.  Truppen 
des  amerik.  Heeres  waren  anscheinend  nicht  beteiligt.  Freie  Franzosen  nicht 
bestatigt. 

Moglicherweise  haben  amerikanische  und  freifranzosische  Flieger  teilge= 
nommen. 

Eigene  Battr.  bei  Bernevale  (9  km  nordostw.  Dieppe)  wurde  von  engl.  Com= 
mando  ohne  jeden  Erfolg  angegriffen.  Von  diesem  Commando  yo  Gefangene 
eingebracht.  Im  Abschnitt  Hohe  dicht  ostw.  der  Hafenmole  von  Dieppe  bis 
einschl.  Pourville  (3  km  westl.  Dieppe)  haben  samtliche  festgestellten  kana= 
dischen  Truppenteile  angegriffen  (durch  Gefangene  bestatigt).  1 

Panzertyp  „Churchiir',  Fertigung  Mai— Juni  42,  bestiickt  mit  Kaliber  von 
4—7,5  cm.  27  Panzer  nicht  mehr  als  20  m  vom  Strande  ab,  1  hundert  Meter 
vom  Strand  ab,  abgeschossen.  30  weitere  Panzer  waren  auf  See  verblieben. 

Eigene  Batterie  ostw.  Marguerite  (9  km  westl.  Dieppe)  wurden  von  dem 
engl.  Commando  angegriffen,  die  Geschiitze  wurden  z.  T.  von  den  Englandern, 
z.  T.  von  der  eigenen  Besatzung  gesprengt.  Dieses  Commando  ist  mit  wenig 
Verlusten  wieder  entkommen,  nur  1  Gefangener  eingebracht. 

Bcabsichtigte  Operationen:  In  der  Mitte  Landung  der  Kanadier,  mit  den 
Panzern  und  mit  dem  Auftrag,  Hafen=  und  Kampfanlagen  in  Dieppe  zu  zer= 
storen  und  den  Gefechtsstand  der  angebl.  110.  Inf.Div.  in  Arque=la=Bataille 
(6  km  siidostw.  Dieppe)  auszuheben.  Nach  Durchfiihrung  dieser  Mafinahme 
war  Riickzug  vorgesehen.  Gleichzeitig  soUten  beiderseits  Dieppe  die  beiden 

620 


21.  August  1942 

Commandos  die  genannten  Battr.en  vernichten.  Mar.=Commando  soUte  die 
Schiffe  im  Hafen  von  Dieppe  in  Besitz  nehmen  und  nach  England  bringen. 

Samtl.  Landungsversuche,  an  der  tiefsten  Stelle  nur  ^00  m  vom  Strand 
entfernt,  zusammengebrochen.  Infolgedessen  erhebl.  fdl.  Verluste. 

Englander  hatten  im  wesentlichen  richtiges  Bild  der  deutschen  Kiistenver= 
teidigungsanlagen. 

Eindruck  bei  eigener  Truppe,  dafi  Kanadier  keine  besonders  gute  Truppe 
sind.  Franz.  Kanadier  sind  schlechter  Stimmung. 

Finnland 

Finn.  Sudostfront:  Nordwestl.  des  Seg=Sees  erneute  Gefedite  mit  fdl.  Fernstreife. 

An  anderen  Fronten  aufier  Abwehr  einzelne  fdl.  Vorstofie  keine  wesentlidien 
Kampfhandlungen. 

Nordostfront  (Geb.  AOK  20):  Anhaltende  fdl.  Schanztatigkeit.  Keine  nennens= 
werten  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Afrika  (20.  8.) 

Liegen  keine  bes.  Meldungen  vor. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  21. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarung  und  Jabo=Einsatz  gegen  Hythe,  dabei  VoUtreffer  im  Stadt= 
gebiet. 

1  Spitfire  bei  Gravelines  abgeschossen,  Absturz  eines  Feindflugzeuges, 

Bei  Nad\t  kein  Einsatz. 

08.58  Uhr  100  sm  ostwarts  Firth  of  Forth  3  dan.  Trawler  Kurs  280  Grad. 

Vor  dem  Humber  08.02  Uhr  etwa  30  mittlere  Dampfer. 

Bei  Dungeness  17.17  Uhr  1  Dampfer,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Nordost. 

Bei  Portland  05.58  Uhr  3  S=Boote  Kurs  Nordwest. 

Ausgang  Georg=Kanal  09.25  Uhr  dicht  unter  der  Irischen  Kiiste  1  Dampfer 
5  000  t  Kurs  Siidwest. 

Keine  Feindeinfliige. 

2.  Mittelmeer: 

Im  westl.  Mittelmeer  angesetzte  Aufklarung  ergab  kein  Ergebnis.  Es  wurde  kein 
Sdiiffsverkehr  festgestellt. 

Liditbilderkundung  Gibraltar  wurde  durdigefiihrt,  Auswertung  liegt  nodi  nicht 
vor. 

Auf  der  Hohe  Korfu  wurden  ein  ital.  Tanker  und  ein  Zerstorer  durdi  Lufttorpedo 
getroffen,  auf  getroffenen  Tanker  operierte  feindl.  U=Boot.  Dieses  wurde  durdi 
Bombentreffer  deutscher  Sicherungsflugzeuge  unter  starker  Explosion  versenkt. 
Flugzeug  hatte  vorher  Tanker  gewarnt. 

Bei  feindlichen  Angriffen  auf  Geleite  wurden  durdi  Zerst6rer=Sidierungsflugzeuge 
(Me  110)  2  Abschiisse  erzielt. 

In  der  Nacht  vom  20.  zum  21.  sdiwadier  Feindeinsatz  gegen  Tobruk  und  Marsa 
Matruk. 

Fliegerfiihrer  Afrika  meldet  bei  freier  Jagd  1  Abschufi. 

Bei  Lichtbilderkundung  Haifa,  Suez  usw.  wurde  sehr  starke  Flak  bis  11  500  m 
Hohe  und  Spitfire  in  12  200  m  Hohe  festgestellt. 

621 


B.  Kriegstagebuch 

5,  Ostfront:  Schwarzes  Meer:  06.30  Uhr  Noworossijsk  3  Dampfer,  15  Boote,  3  kl. 
Kriegsschiffe  einlaufend,  1  S=Boot  auslaufend. 

Zwischen  Stalingrad  und  Krasny  Jar  2  Schleppziige  mit  5  Kahnen  und  1  Tanker 
stromaufwarts,  7  Schleppziige  mit  16  Kahnen  stromabwarts. 

Um  Nikolskoje  15  Schlepper  mit  je  1—3  Schleppkahnen  stromaufwarts,  2  Schlep= 
per  mit  je  1—3  Kahnen  stromabwarts.  In  Nikolskoje  Ausladetatigkeit. 

Eismeer:  Aufklarung  bis  Spitzbergen  und  Kandalakscha  ergab  kein  Ergebnis. 

Bei  einem  Angriff  auf  Flugplatz  Murmaschi  wurden  Treffer  in  Baracken,  Rollfeld 
und  Flugplatzanlagen  beobachtet.  Begleitschutz  schofi  14  Flugzeuge  ab. 

Um  11.25  Uhr  wurde  bei  einem  Angriff  auf  Eina  Guba  1  Dampfer  von  300  t  durch 
Ju  8y  versenkt. 

22.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  22.  August  1942 
Lagevortrag: 

Auf  dem  Westfliigel  der  Heeresgruppe  A  scheinen  die  eigenen  Krafte  etwas 
auseinander  geraten  zu  sein.  Um  dem  abzuhelfen,  soil  die  125.  Inf.Div.  an  der 
Naht  zwischen  der  rumanischen  3.  Armee  (die  am  21.  8.  in  der  Kuban=Nie= 
derung  Kurtschenskaja,  18  km  siidostlich  von  Temrjuk,  genommen  hat)  und 
der  17.  Armee  (die  am  20.  8.  von  Krasnodar  her  Krymskaja  genommen  hat) 
eingesetzt  werden.  In  dem  siidostwarts  anschUefienden  kaukasischen  Wald= 
gebirge  soil  die  97.  Inf.Div.  mit  einer  weiteren  Division  auf  den  beiden  nach 
Tuapse  fiihrenden  Stralien  zusammengefafit  werden.  Der  Fiihrer  betont  im= 
mer  wieder,  dali  wir  so  rasch  wie  moglich  an  die  Kiiste  herankommen  mussen, 
damit  dann  sofort  der  Nachschub  iiber  das  Schwarze  Meer  anlauft.  Eine 
Hochgebirgsgruppe  der  1.  Gebirgsdivision  hat  gestern  auf  dem  5633  m  hohen 
Elbrus  die  Reichskriegsflagge  gehifit. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  ist  die  4.  Panzer=Armee  auf  dem  Ostfliigel  vorwarts= 
gekommen,  der  nun  nach  Westen  einschwenken  soil.  Der  Fiihrer  hat  BefiJrch= 
tungen,  dafi  der  Feind  von  Astrachan  her  gegen  die  Ostflanke  der  4.  Panzer= 
Armee  vorgehen  konnte.  Er  wiinscht  daher,  dafi  die  16.  mot.Inf.Div.  dort 
(d.  h.  bei  und  nordlich  Elista)  eingesetzt  wird.  Generaloberst  Haider  mochte 
sie  noch  im  Siiden  bei  der  Ostgruppe  der  1.  Panzer=Armee  belassen,  dringt 
aber  damit  beim  Fiihrer  nicht  durch.  Die  6.  Armee  hat  trotz  sehr  starken 
feindlichen  Widerstandes  zwei  Briickenkopfe  auf  dem  ostlichen  Don=Ufer  bei 
Peskowatka  und  Wertjatschij  gewonnen.  Sie  ist  heute  morgen  von  neuem 
zum  Angriff  angetreten,  um  sich  in  den  Besitz  der  Landbriicke  zwischen  Don 
und  Wolga  nordlich  der  Eisenbahnlinie  Kalatsch— Stalingrad  zu  setzen  und  von 
Nordwesten  her  Stalingrad  wegzunehmen.  Starken  Druck  iibt  der  Gegner  in 
der  noch  von  ihm  besetzten  Don=Schleife  nordwestlich  von  Sirotinskaja  aus; 
daher  befindet  sich  dort  noch  die  Masse  der  22.  Panzer=Division,  nur  ihre 
Grenadier=Brigade  ist  hinter  die  italienische  8.  Armee  gezogen  worden.  Der 
Fiihrer  befiehlt  aber  von  neuem,  dali  die  22.  Panzer=Division  geschlossen  hin= 
ter  der  italienischen  Front  eingesetzt  wird.  Nach  Moglichkeit  soUen  auch  deut= 
sche  Truppenteile  in  die  Front  der  ungarischen  2.  Armee  eingegliedert  werden. 

6zz 


22.  August  1942 

Heeresgruppe  Mitte:  Der  Feind  mifit  dem  deutschen  Angriff  bei  Suchini= 
tschi  offenbar  grofie  Bedeutung  bei  und  fiihrt  immer  neue  Krafte  heran.  Heute 
morgen  ist  er  zum  Gegenangriff  gegen  die  rechte  Flanke  der  2.  Panzer=Armee 
angetreten.  Die  3.  Panzer=  und  die  9.  Armee  haben  in  den  letzten  Kampfen 
schwere  Verluste  erlitten,  die  9.  Armee  allein  y^o  Offiziere  und  22  000  Mann 
(der  Zeitraum  ist  in  meinen  Notizen  leider  nicht  angegeben,  vermutlich  seit 
dem  30.  Juli). 

Heeresgruppe  Nord:  Der  Aufmarsch  der  11.  Armee  zum  Unternehmen 
„Nordlicht''  (Angriff  auf  Leningrad)  scheint  vom  Gegner  erkannt  zu  sein. 
Das  ist  bei  dem  immer  noch  vor  sich  gehenden  Hineinstromen  der  Land= 
bevolkerung  nach  Leningrad  nicht  verwunderlich.  Dadurch  erklaren  sich  wohl 
auch  die  starken  russischen  Eisenbahnbewegungen.  Der  Fiihrer  wunscht  die 
Verstarkung  der  schweren  Artillerie  im  „Flaschenhals''. 

Die  heutige  Besprechung  des  Fiihrers  mit  Generalfeldmarschall  von  Kluge 
hatte  folgendes  Ergebnis: 

Das  Unternehmen  „Wirbelwind''  wird  eingestellt,  da  bei  dem  schwierigen 
Gelande  und  den  starken  feindlichen  Kraften  ein  durchschlagender  Erfolg 
nicht  mehr  zu  erwarten  ist.  Die  russischen  Krafte  sollen  aber  durch  Vor= 
tauschung  der  Weiterfiihrung  des  Angriffs  an  dieser  Front  gebunden  werden, 
damit  sie  nicht  zu  Angriffen  gegen  die  anderen  diinnen  Fronten  verwandt 
werden.  Hierzu  erhalt  die  2.  Panzer=Armee  jedoch  keine  neuen  Krafte;  die 
9.  und  die  11.  Panzer=Division  sollen  sogar  herausgezogen  und  in  die  Gegend 
nordlich  von  Kirow  umgruppiert  werden,  um  von  dort  aus  zusammen  mit  der 
Div.  „GrojSdeutschland"  in  der  allgemeinen  Richtung  Siid=Sud=Ost  anzugreifen 
und  damit  eine  kleine  Losung  der  dem  Unternehmen  „Wirbelwind''  gestellten 
Aufgabe  zu  versuchen. 

Verteilung  der  fliegenden  Verbande  der  Luftwaffe  an  der  Ostfront 

Luftflotte  4 :  11^/3  Kampf  =     6^/3  Stuka=     6 V3  Jagd=    2  Zerstorer=Gruppen 

Luftwaffen= 

Kdo.  Don:  2           „           -          „          1         „                                     „ 

Luftwaffen= 

Kdo.Ost:  11  Vs       „           3V3      „            2/3 1  „         V3Schlachtfl.=     „ 

Luftflotte  1:  -           „           -          ,/          1         „                                    „ 

Flieger= 

fiihrer  Nord:  2           „           1          „          2V3     „         1V3  Lufttorp.=     „ 

Insgesamt:  27  Kampf =,   10^/3   Sturzkampf=,   11 V3  Jagd=,   2   Zerstorer=, 

V3  Schlachtflieger=  und  1V3  Lufttorpedo=Gruppen,  die  Gruppe 
durchschnittlich  zu  20  startbereiten  Flugzeugen,  im  ganzen 
also  52^/3  Gruppen  mit  rund  1054  Flugzeugen. 

1     Hier  liegt  wahrscheinlich  ein  Sdireibfehler  in  Greiners  Notizen  vor   (vgl.  die 
Obersichten  vom  13.  und  17.  8.). 


623 


B.  Kriegstagebuch 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Hitlers  eigene  Befehle  iiber  Auftrag  und  Verhalten  einzelner  Divisionen  setzten 
sich,  wie  die  Aufzeidinungen  dieses  Tages  emeut  ergeben,  in  samtlidien  Abschnitten 
der  Ostfront  weiterhin  fort.  Die  dilettantische  Unzulanglichkeit  dieser  Art  von 
oberster  Fiihrung,  begleitet  nodi  von  dem  unablassig  flieCenden,  weitsdiweifigen 
Gerede  Hitlers,  liefi  die  Lagebesprediungen  in  der  dafiir  eigens  gebauten  Holz= 
baracke  des  Hauptquartiers,  dem  „Lageraum",  unter  der  driickenden  Mittagshitze 
des  ukrainischen  Hochsommers  auch  fiir  die  nicht  unmittelbar  betroffenen  An= 
wesenden  immer  mehr  zu  einer  Qual  werden.  Zudem  standen  die  Spannungen 
zwischen  Hitler  und  Haider,  einer  Gewitterstimmung  gleich,  fiihlbar  im  Raum.  Auch 
Hitler  litt,  wie  man  von  seiner  Umgebung  horen  konnte,  stark  unter  der  Hitze. 

Zu  der  Unterredung  mit  dem  Feldm.  von  Kluge  bleibt  zu  vergegenwartigen,  da6 
der  Oberbefehlshaber  der  H.Gr.  Mitte  zu  dem  Angriff  bei  Sudiinitschi  gegen  seine 
eigene  Oberzeugung  gezwungen  worden  war.  Die  neuen  Richtlinien,  deren  kritische 
Beurteilung  in  den  Aufzeidinungen  Greiners  anklingt,  enthalten  die  typischen 
Merkmale  der  Hitlerschen  Fiihrung,  gemisdit  aus  niedrigen  Charaktereigenschaften 
und  Verstofien  gegen  alle  militarischen  Regeln:  Vorwiirfe  und  Abwalzen  der  Sdiuld 
auf  andere  fiir  selbst  zu  verantwortende  Mi6erfolge;  eigensinniges  Festhalten  an 
als  undurchfiihrbar  erwiesenen  Auftragen  ohne  Riicksicht  auf  schon  eingetretene 
und  noch  zu  erwartende  schwerste  Verluste;  Zuweisung  unzureichender,  aber  doch 
an  anderer  Stelle  fehlender  Mittel  fiir  Aufgaben,  die  im  Hinblick  auf  das  Ganze 
unwesentlich  waren. 

Die  in  der  tlbersidit  der  Fliegerverbdnde  erneut  festzustellenden  AbzUge  aus 
dem  Osten,  insgesamt  sowohl  als  auch  im  Hinblick  auf  den  siidlichen  Schwerpunkts= 
abschnitt,  legen  die  Vermutung  nahe,  dai3  einige  Gruppen  im  Anschlufi  an  Dieppe 
nach  dem  Westen  iiberfiihrt  worden  sein  konnten  oder  aber  schon  fiir  den  Angriff 
auf  Leningrad  (s.  25.  August)  versammelt  und  aufgefrischt  wurden. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Im  Raume  Kertsch  starkes  Artl.=Feuer  und  lebhafte  fdl.  Fliegertatigkeit. 
Die  rum.  Armee  durchbrach  die  Stellungen  westl.  und  siidl.  Krymskaja  und 
zerschlug  fdl.  Angriffe.  Siidl.  Krymskaja  geht  die  9.  Div.  im  Angriff  auf 
Schabsugskaja  vor.  Auch  hier  versucht  der  Gegner,  den  Eingang  ins  Gebirge 
imter  alien  Umstanden  zu  sperren.  Starker  fdl.  Fliegereinsatz  auf  die  eigenen 
Angriffsspitzen.  Siidl.  und  siidostw.  Krasnodar  wurden  alle  fdl.  Angriffe  ab= 
gewehrt.  V.=Abt.  der  4.  Geb.Div.  wehrte  einen  Feindangriff  am  Vetrin=Pa6  ab. 
Telle  der  1.  Geb.Div.  kampfen  siidl.  des  Kluchow=Passes  im  Klydsch=Tal. 
XXXX.  Pz.Korps  steht  im  Baksan=Tal  westl.  des  Ortes  Baksan  im  Kampf  ge= 
gen  starkeren  Feind.  Auch  hier  starker  fdl.  Luftwaffeneinsatz.  23.  Pz.Div. 
sprengte  an  mehreren  Stellen  die  Bahnlinie  Maiskij— Naltschik,  die  Briicke 
iiber  die  Urwans  ist  fertiggestellt.  Nordfliigel  steht  im  Kampf  um  Maiskij, 
nordl.  davon  bei  Prochladnij  grofie  Brande.  LII.  A.K.  im  Vorgehen  nach  Siid= 
osten. 


624 


22.  August  1942 

H.Gr.  B: 

Rechter  Fliigel  VIII.  Pz.Korps  steht  im  Kampf  um  und  nordl.  Zaza.  Westl. 
davon  sind  Panzerkrafte  nach  Norden  iiber  Dubowij=Owrag  vorgegangen, 
nach  Westen  eingedreht  und  haben  gemeinsam  mit  den  von  Siiden  vorstofien= 
den  Teilen  der  29.  mot.Div.  die  Hohen  nordl.  Kamerskij  genommen  und  gegen 
starken  Feind  verteidigt.  Auch  hier  starke  fdl.  Fliegerangriffe  auf  die  AngrifiF= 
spitzen.  Auf  der  iibrigen  Front  wurden  starke  fdl.  Angriffe  abgewiesen. 
6.  Armee:  Nordwestl.  Stalingrad  stieiien  2  Inf.Div.en  iiber  den  Don  nach 
Siidosten  vor,  nahmen  Poskowatka,  Wertjatschij  und  das  Hohengelande  sud= 
ostw.  davon  und  wiesen  mehrere  mit  Panzern  vorgestofiene  Angriffe  ab.  Auch 
nordl.  davon  konnte  eine  weitere  Inf.Div.  den  erweiterten  Briickenkopf  gegen 
weitere  Pz.= Angriffe  halten.  Siidostw.  Kremenskaja  wurde  ein  grofiangelegter 
fdl.  Angriff  der  40.  Garde=Div.  unter  schwersten  Verlusten  im  eigenen  Gegen= 
stofi  zuriickgewiesen.  An  der  iibrigen  Front  wurden  alle  Versuche  des  Feindes, 
den  Don  zu  iiberschreiten,  abgewehrt.  Nur  an  der  Einmiindung  des  Choper 
in  den  Don  ist  die  Lage  ungeklart.  Hier  soil  eine  ital.  Div.  etwa  10  km  zuriick= 
gegangen  sein.  Im  Raume  Woronesch  und  nordl.  davon  keine  Kampfhand= 
lungen. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Bjelew  vergeblicher  FeindvorstoJS.  Siidl.  Suchinitschi  gelang  es  eigenen 
Pz.=Kraften,  den  fdl.  Westflugel  an  der  Shisdra  aufzureiiien  und  nach  Norden 
vorzustofien.  Fdl.  Gegenangriffe  wurden  abgewehrt.  Bei  Kirow— Spas=Demen= 
skoje  und  nordostw.  davon  wurden  fdl.  Vorstofie  unter  hohen  Verlusten  fur 
den  Gegner  abgewiesen,  auch  ostw.  Wjasma  konnte  der  Gegner  keine  Erfolge 
erzielen.  Fdl.  Bereitstellungen  in  diesem  Raume  wurden  durch  eigene  Flieger 
zerschlagen.  Bei  einem  Fliegerangriff  auf  Orel  wurden  von  11  fdl.  Flugzeugen 
10  abgeschossen.  Ostw.  Sytschewka  wurden  mehrere  Versuche  des  Feindes,  die 
Einbruchsstelle  nach  Siiden  zu  erweitern,  abgewehrt.  Ostw.  Rshew  drangt  der 
Feind  gegen  die  teilweise  hinter  die  Wolga  zuriickgenommenen  eigenen  Krafte 
stark  nach.  Westl.  Rshew  wurden  die  Angriffe  abgewehrt.  Auch  ein  Feind= 
angriff  siidl.  Bjeloj  hatte  keinen  Erfolg. 

H.Gr.  Nord^: 

Der  Feind  versuchte  auch  gestern  wieder,  durch  mehrere  Angriffe  auf  die 
Br.=Stellung  und  ostw.  der  Front  die  Verbindung  zum  II.  A.K.  zu  durchbrechen. 
Alle  Angriffe  abgeschlagen,  Bereitstellung  nordl.  der  Verbindungsstelle  er= 
kannt.  Siidostw.  Staraja  Russa  ist  nach  einem  fdl.  kleinen  Einbruch  Gegenstofi 
im  Gange.  Nordl.  Nowgorod  und  bei  Salzy  wurden  Feindvorstofie  abgeschla= 
gen,  Der  siidostw.  Leningrad  angesetzte  eigene  Vorstofi  zur  Bereinigung  der 
Stellung  hatte  Erfolg.  Gegenangriffe  wurden  abgeschlagen. 

2     Befehl  der  H.Gr.  Nord  fur  die  Fiihrung  der  Operation  „Nordlicht"  durch  AOK  11 
vom  22.  August  ig42. 

625 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland 

Sudostfront:  Gruppe  Annus:  Eig.  Artl.  erzielte  Volltreffer  auf  einen  fdl.  Eisen= 
bahnzug  sudwestl.  Ladonoje  Pole.  Der  Zug  wurde  durch  Explosion  vollig  zerstort. 
Die  Fernstreife  nordl.  Seg=See  wurde  aufgerieben. 

Nordostfront:  Auf  der  Fischerhalbinsel  halt  der  lebh.  Verkehr  von  und  zur  Front 


Fanzerarmee  Afrika  (21.  8.) 

In  der  Alamein=Stellung  wurden  bisher  durch  deutsche  und  ital.  Pioniere 
144  000  Minen  verlegt.  Weitere  Meldungen  liegen  noch  nicht  vor. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  22. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  aufier  Aufklarungsfliigen  Jabo=Einsatz  gegen  Ansammlung  von  Lan= 
dungsbooten  und  Stadt  Selcombe,  Es  wurden  7  Landungsboote  versenkt,  auSerdem 
wurde  ein  Ort  siidlich  Poole  angegriffen,  ein  Wohnhaus  in  Brand  geschossen. 

Bei  Nacht  wurden  mit  schwacheren  Kraften  Great  Yarmouth,  Skegness,  Grimsby 
und  Peterbury  als  Ausweichziele  angegriffen,  Hauptziele  Cambridge  und  Boston 
wurden  nidht  erreicht.  Erfolgsmeldung  steht  noch  aus. 

Bei  Tag  und  Nacht  nur  geringe  Einfliige  in  die  besetzten  Gebiete,  keine  Einfliige 
ins  Reichsgebiet.  Bombenabwiirfe  wurden  nicht  gemeldet.  4  Abschiisse. 

Ostlich  Kinnaird  Head  18.55  Uhr  24  Dampfer  Kurs  Nord. 

Ostwarts  Yarmouth  20.00  Uhr  18  Dampfer  Kurs  Nord. 

Ostwarts  Start  Point  11.10  Uhr  20  Dampfer,  1  Zerstorer  Kurs  70  Grad. 

Vor  Selcombe  19.25  Uhr  40—50  Landungsboote  und  ein  kleines  Kriegsschiff. 
Angriff  auf  Landungsboote  (s.  oben). 

Trevose  Head  13.10  Uhr  2  Dampfer  Kurs  40  Grad. 

2.  Mittelmeer: 

Hauptsachlich  Sicherungsaufgaben  fiir  Geleite  nach  Afrika.  4  Abschiisse  iiber 
Afrika. 

Am  21.  8.  wurden  um  17.59  Uhr  siidlich  Kreta  2  Liberator  (4mot.  Amerikaner) 
abgeschossen  (von  10  ein  Geleit  angreifenden  Liberator). 

5.  Ost front: 

Am   22. 8.   waren  insgesamt   2141  Einsatze.   Es  wurden   erzielt   122   Abschiisse, 

3  Flugzeuge  am  Boden  zerstort.  Nur  3  eigene  Verluste. 

Kaspisdies  Meer:  Siidlich  Astrachan  10.10  Uhr  35  mittlere  und  grofiere  Frachter, 

4  Tanker,  25  Kiistenfahrzeuge,  1  Torp.=Boot,  3  Vorp.=Boote,  1  Raddampfer  mit  ver= 
mutlich  einem  U=Boot  im  Schlepp.  In  der  Nahe  1  Tanker  Kurs  Nord. 

An  der  Nordfront  wurde  ostwarts  Kirishi  durch  Jabo  ein  Panzerzug  angegriffen. 
4  Volltreffer  erzielt,  Lokomotive  beschadigt,  leicht  aufgerissen.  Zug  blieb  liegen. 

Nordmeer:  Flugplatz  Warlamowo  wurde  erneut  angegriffen,  Treffer  in  Unter= 
kiinften  und  am  Platzrand  beobachtet. 


23.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  23.  August  1942 
Lagevortrag: 

Bei  der  Heeresgruppe  B  hat  die  4.  Panzer=Armee  nur  geringe  Fortschritte 
gemadit,  was  auf  den  Mangel  an  Treibstoff  und  Munition  zuriickzufiihren  ist, 

626 


23-  August  1942 

die  auf  den  schlechten  Strafien  und  Wegen  nur  langsam  herankommen.  Der 
Fiihrer  macht  sich  Sorgen  um  die  Liicke  zwischen  der  4.  Panzer=  und  der  6.  Ar= 
mee,  die  aber  wohl  durch  die  Erfolge  der  6.  Armee  gegenstandlos  geworden 
sind.  Diese  hat  gestern  bei  Peskowatka  und  Wertjatschij  den  Don  iiberschritten 
und  stofit  unter  Abdeckung  nach  Norden  mit  dem  XIV.  Panzerkorps  zur  Wolga 
hart  nordlich  von  Stalingrad  vor. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  greift  der  Gegner  seit  gestern  morgen  mit  star= 
ken  Kraften  und  sehr  viel  Panzern  in  ^o  km  Breite  die  Ostflanke  der  2.  Panzer= 
Armee  an.  Die  Erweiterung  der  Angriffsfront  nach  Norden  wird  erwartet. 
Trotzdem  wird  an  der  beabsichtigten  Herauslosung  der  9.  und  der  11.  Panzer= 
Division  (siehe  22.  8.)  festgehalten.  Schwerste  feindliche  Angriffe  mit  sehr 
starken  Kraften  erfolgen  seit  dem  22.  August  auch  wieder  gegen  die  schwachen 
Fronten  der  9.  Armee  bei  Subzoff  und  Rshew.  Der  Briickenkopf  Subzoff  mufite 
geraumt,  bei  Rshew  die  14.  mot.Inf.Div.  hinter  die  Wolga  zuriickgenommen 
werden.  Mit  Sorge  beobachtet  der  Fiihrer  auch  die  sich  abzeichnende  feindliche 
Schwerpunktbildung  gegen  die  sehr  diinn  besetzte  Westfront  der  9.  Armee. 
Hier  soil  gegebenenfalls  die  Div.  „Gro6deutschland''  eingesetzt  werden.  Wei= 
terhin  fiirchtet  der  Fiihrer,  dafi  bei  den  Heeresgruppen  Mitte  und  Nord  wegen 
der  dauernden  schweren  Abwehrkampf  e  nicht  genug  f  iir  den  Ausbau  der  Win= 
terstellimg  geschieht,  dem  er  so  grolie  Bedeutung  beimifit. 

Die  heutige  Besprechung  des  Fuhrers  mit  Generalfeldmarschall  von  Kuchler 
hatte  folgendes  Ergebnis^: 

Das  Unternehmen  „Nordlicht''  ist  vorlaufig  auf  den  14.  September  fest= 
gesetzt  worden.  Die  Luftwaffe  soil  schon  am  4.  oder  6.  September  mit  ihren 

1     Das  KTB  d.  H.Gr.  Nord  beriditet  iiber  diese  Besprechung: 

Hitler  „hetonte  mehrfach,  daji  man  einen  Hauserkampf  vermeiden  miisse.  AlU 
gemein  Hubert  sich  der  Fiihrer  iiber  ,Nordlicht'  dahingehend:  Bei  Leningrad  stehe 
man  wie  bei  Sewastopol  wiederum  vor  der  Wegnahme  einer  Festung.  Leningrad 
sei  aber  leichter,  da  es  gelandemdjiig  gegeniiber  Sewastopol  langst  nicht  so  stark 
fiir  die  Verteidigung  begiinstigt  und  auch  ausgebaut  sei.  Dagegen  seien  die 
eigenen  Krafte  ivesentlich  starker,  vor  allem  artilleristisch.  Mit  dieser  starken 
Artl.  miisse  in  straffster  Zusammenarbeit  mit  der  Luftwaffe  der  ,grdflte  Feuer= 
zauber  der  Welt'  losgelassen  werden.  Nur  bei  Verdun  sei  bisher  in  der  Kriegs= 
geschichte  eine  starkere  Artl.  eingesetzt  worden.  Bei  dieser  Masse  —  in  Verbin= 
dung  mit  der  Luftwaffe  —  glaube  er,  dafl  man  bei  scharfster  Konzentration  mit 
einer  Vorbereitungszeit  von  6  Tagen  (5  Tage  Luftwaffe,  3  Tage  Artl.)  auskomme. 
Diese  Vorbereitung  miisse  alle  lebenswichtigen  und  kampfwichtigen  Stellen  und 
Einrichtungen  mit  den  schweren  und  schwersten  Kalibern  der  Artl.  und  Luftwaffe 
schlagartig  und  Uberraschend  treffen. 

OB  H.Gr.  wendet  ein,  dafi  gegeniiber  Sewastopol  bei  Leningrad  insofern  ein 
Unterschied  bestehe,  als  aujier  der  im  Bereich  der  Stadt  befindl.  Truppe  sich  noch 
Hunderttausende  von  Arbeitern  dort  befinden,  die,  sobald  die  Vorbereitung  des 
Angriffs  beginnt,  zu  ihren  Waffen  greifen  und  sich  in  die  fiir  sie  seit  Jahresfrist 
vorbereiteten  Stellungen  begeben  (Erlauterung  an  Befestigungskarte  und  Luft= 
bildern). 

Der  Fiihrer:  Umsomehr  mufl  die  Vorbereitung  schlagartig  verniditend  die  groflen 
Werke,  Verwaltungs=  und  Befehlszentren  treffen! 

OB  H.Gr.:  Es  mufi  zuerst  eine  Terror=Wirkung  auf  die  Fabriken  und  Riistungs=' 
betriebe,  auf  die  Parteihduser  und  Gefechtsstande  ausgeiibt  werden,  um  diese 

627 


B.  Kriegstagebuch 

vorbereitenden  Angriffen  auf  Leningrad  beginnen.  Der  Chef  des  General= 
stabes  der  Luftwaffe,  Generaloberst  Jeschonnek,  der  der  Besprechung  beiwohnt, 
halt  das  aber  fiir  zu  frlih,  da  die  beteiligten  Fliegerverbande  dann  beim  Be= 
ginn  des  Angriffs  nicht  mehr  kampfkraftig  genug  sein  wiirden.  Man  einigt  sich 
schliefilich  dahin,  dafi  die  Luftangriffe  erst  am  lo.  oder  ii.  September  einsetzen. 
Die  Fhegerverbande  werden  dem  Generalobersten  Freiherrn  von  Richthofen 
unterstellt  werden. 

Generalfeldmarschall  von  Kiichler  will  den  Angriff  von  der  Siidwestfront 
aus  nach  Nordosten  auf  die  Newa  zu  fiihren,  diese  iiberschreiten  und  dann 
zunachst  den  Finnen  die  Hand  reichen  unter  enger  Abschliefiung  von  Lenin= 
grad,  das  erst  anschliefiend  weggenommen  werden  soil.  Generaloberst  Haider 

ganze  Organisation  zu  zerschlagen  oder  zu  storen  und  um  die  Arbeiter=  und 
Einwohnermassen  zu  lahmen.  Hierzu  sind  5  Tage  erforderlich.  (Der  Fiihrer  war 
von  den  Luftbildern  von  Leningrad,  die  den  gewaltigen  Umfang  der  Stadt  und 
der  Hauserblocks  erkennen  lassen,  beeindruckt).  Der  Fiihrer  gab  zu,  daji  die 
Lage  von  Sewastopol  anders  war  und  dafi  es  wohl  richtig  sei,  ein  umgekehrtes 
Verfahren  —  erst  Vernichtung  der  Stadt,  dann  der  Befestigungsanlagen  —  vor= 
zunehmen. 

OB  H.Gr.  Nord  bittet  um  Weisung  iiber  die  Beteiligung  der  Finnen  und  deren 
Mitwirkung  im  einzelnen.  Die  H.Gr.  habe  von  sich  aus  mit  den  Finnen  nodi 
keine  Verbindung  aufgenommen. 

Der  Fiihrer:  Gen.  Heinrichs  und  Gen.  Talvela,  der  als  Verb.Offz.  vorgesehen 
ist,  werden  am  24.  8.  zu  einer  Besprechung  im  F.H.Qu.  eintrejfen.  Nahere  Wei= 
sungen  ergehen  alsdann  durch  OKW. 

Die  grofite  Sorge  macht  dem  Fiihrer  die  Reaktion  der  Sowjets  auf  den  Angriff 
auf  Leningrad.  Die  Vorbereitungen  kbnnten  ihnen  nicht  verborgen  bleiben.  Die 
Reaktion  wiirden  wUtende  Angriffe  gegen  die  Wolchow=Front,  aus  dem  Pogostje= 
Einbruch  und  vor  allem  gegen  den  Flaschenhals  Mga  sein.  Diese  Front  miisse 
unter  alien  Umstanden  gehalten  werden.  Die  ,Tiger'=Panzer,  von  denen  die  H.Gr. 
zunachst  neun  erhalte,  seien  hervorragend  geeignet,  um  jeden  Panzer  einbruch 
zu  verhindern.  Der  Fiihrer  sagte  worth  zu  OB  H.Gr.:  ,Ich  wiirde  die  ,Tiger'= 
Panzer  dort  oben  hinter  der  Front  aufbauen,  dann  kann  nichts  passieren;  sie 
sind  unangreifbar  und  konnen  jeden  fdl.  Pz.=Angriff  zerschlagen.'  —  Aujier,  dafl 
die  Front  durch  schwere  und  schwerste  Waffen  ausreichend  gestUtzt  wird,  sei 
fiir  diesen  zu  erwartenden  schweren  Abwehrkampf  die  Luftwaffe  ausschlag= 
gebend.  Aus  diesem  Grunde  habe  er  sich  auch  entschlossen,  den  ,Meister  der 
Fiihrung  von  Luftwaffenverbdnden',  Gen.Oberst  von  Richthofen  (Chef  Lfl.  4),  mit 
der  Fiihrung  zu  beauftragen.  Wie  bei  Sewastopol,  so  werde  man  auch  hier  oft= 
mals  die  eigene  Angriffsfront  fiir  Stunden  oder  sogar  einen  ganzen  Tag  lang 
von  der  Luftwaffe  entblof^en  miissen,  um  gegen  die  fdl.  Angriffsfront  en  in  zu= 
sammengeballter  Kraft  vernichtende  Verteidigungsschldge  zu  fiihren.  Dabei 
komme  es  darauf  an,  diese  Schldge  schon  zu  fiihren,  ehe  der  Feindangriff  laufe, 
somit  ihn  moglichst  schon  in  der  Bereitstellung  zu  fassen.  Es  kam  hierbei 
unzweideutig  aus  den  Worten  des  Fiihrers  zum  Ausdruck,  dafl  dieser  wendige 
Einsatz  der  Luftwaffe  fiir  Angriff  und  Abwehr  an  den  verschiedenen  Fronten 
der  H.Gr.  nach  den  Befehlen  des  OB  H.Gr.  vorgenommen  werden  miisse. 
Zum  zweiten  habe  er  sich  entschlossen,  fiihrte  der  Fiihrer  aus,  um  die  Zusam= 
menarbeit  Heer  I  Luftwaffe  so  ideal  wie  moglich  zu  gestalten,  den  Gen.  Feldm. 
von  Manstein  (OB  AOK  11)  mit  der  Fiihrung  der  Operation  ,Nordlicht'  zu  be= 
auftragen,  der  mit  Chef  Lfl.  4  in  idealer  Zusammenarbeit  Sewastopol  bezwungen 
habe.  Damit  werde  OB  AOK  18  vollig  frei  fUr  die  ausschlag gebend  wichtige 
Aufgabe  der  Verteidigung  der  Fronten  des  XXXVIIL,  L,  XXVIIL  und  XXVL  AK. 
und   damit   iiberhaupt   der  Sicherung   der  Durchfiihrung  von   ,Nordlicht\    Die 

028 


23-  August  1942 

ist  damit  nicht  einverstanden,  er  halt  die  Wegnahme  von  Leningrad  schon  im 
ersten  Abschnitt  des  Angriffs  fiir  notig,  dringt  aber  mit  seiner  Auffassung 
nicht  durch.  An  Artillerie  stehen  200  Batterien  mit  800  Rohren  zur  Verfiigung; 
die  Masse  soil  an  der  Hauptangriffsfront,  eine  starkere  Gruppe  im  „Flaschen= 
hals"  zur  Abwehr  der  als  sicher  erwarteten  feindlichen  Angriffe  gegen  den 
„Flaschenhals''  von  Osten  her  eingesetzt  werden.  Die  Abwehr  dieser  Angriffe 
wird  verantwortlich  dem  Oberbefehlshaber  der  18.  Armee,  Generaloberst 
Lindemann,  iibertragen^^. 

Vom  1.  bis  zum  22.  August  sind  auf  der  Feindseite  22  Schiitzen=Divisionen, 
18  Schiitzen=Brigaden,  1  Kavallerie=Division  und  7  Panzer=Brigaden  neu  auf= 
getreten. 

Gesamtfiihrung  von  Angriff  und  Abwehr  an  der  Front  behalte  dabei  die  H.Gr. 
Nord. 

Chef  Wehrm.F.Stab  aujiert  sich,  dajJ  man  die  Aufgabe  des  AOK  11  so  ausdriicken 
konne:  i.  Leningrad  in  Verbindung  mit  den  Finnen  abzuschliejien,  2.  dann  Lenin- 
grad vernichten.  Mit  RUcksicht  auf  die  Aujierungen  des  OB  H.Gr.,  daji  man  bei 
Beginn  des  Angrijfs  die  Zivilbevolkerung  aus  der  Stadt  heraus  in  die  Stellungen 
treibe,  betonte  der  FUhrer,  so  scharf  diirfe  man  die  Aufgabe  nicht  zweiteilen, 
sondern  der  Angriff  miisse  mit  der  Vernichtung  der  Stadt  in  Einklang  gebracht 
werden.  Anzustreben  ist,  die  Vernichtung  der  Stadt  mogUchst  schon  in  die 
Vorbereitung  zu  legen. 

Chef  OKW  und  Chef  d.  Gen.St.d.H.  auflerten  sich  OB  H.Gr.  gegenUber  (ohne 
Anwesenheit  des  Fiihrers),  daji  der  beabsichtigte  Ansatz  der  Div.en  zu  wenig 
frontal  erfolge  und  damit  eine  stdndige  Bedrohung  der  Nordflanke  bestehe. 
Nach  ihrer  Ansicht  miisse  der  Angriff  vollig  frontal  von  Suden  nach  Norden 
gefUhrt  werden. 

OB  H.Gr.  trug  dem  FUhrer  nock  die  Munitionslage  vor  und  gab  dabei  der  Sorge 
Ausdruck,  dafi  durch  die  Ereignisse  bei  H.Gr.  Mitte  zu  viel  von  der  fiir  H.Gr. 
Nord  vorgesehenen  Munition  abgezogen  wUrde." 
la  Bei  seinem  Lagevortrag  im  Fiihrerhauptquartier  am  25.  8.  42  begriiflte  Hitler  den 
OB  der  H.Gr.  mit  den  Worten:  „Mir  ist  ein  Stein  vom  Herzen  gef alien,  als  mir 
gemeldet  wurde,  daji  Sie  von  der  Operation  ,Schlingpflanze'  Abstand  nehmen  und 
nunmehr  eine  Verbreiterung  der  LandbrUcke  zum  II.  AK.  nach  SUden  anstreben." 
In  langeren  Ausfiihrungen  legte  Hitler  nochmals  seine  Auffassung  dar,  wonach 
er  „Schlingpflanze"  als  eine  aujlerordentlich  schwierige  Operation  angesehen 
habe,  die,  in  die  Starke  des  Feindes  fiihrend,  angesichts  der  im  Verhaltnis  dazu 
nur  geringen  eigenen  Starke  kaum  Erfolg  gehabt  haben  wiirde.  Nach  SUden 
wUrde  die  Erweiterung  der  LandbrUcke  bedeutend  leichter  sein,  wenn  es  auch 
nicht  die  ganze  Losung  darstelle. 

DemgegenUber  betonte  der  OB  d.  H.Gr.,  dafl  er  „Schlingpflanze"  —  dessen  Dauer 
er  auf  etwa  5  Wochen  veranschlagte  —  habe  zurUckstellen  mUssen,  weil  zwischen 
den  Abwehrkdmpfen  bei  der  H.Gr.  Mitte,  die  die  gesamte  Luftwaffe  der 
H.Gr.  Nord  beanspruchten  und  dem  Beginn  von  „Nordlicht"  nicht  so  viel  Zeit  zur 
VerfUgung  gestanden  hatte,  um  das  Unternehmen  „Schlingpflanze"  durchfUhren 
zu  konnen.  Dieses  sei  aber  nach  wie  vor  notwendig  und  mUsse  nach  „Nordlicht" , 
wenn  auch  in  verkleinerter  Form  (bis  zur  Linie  Bahn  von  Beglowo  bis  zum  Lowat 
und  dann  flufiaufwarts  bis  zu  dessen  MUndung)  stattfinden.  Der  OB  d.  H.Gr. 
vertrat  die  Ansicht,  daji  das  Unternehmen  „VJinkelried"  nach  RUckkehr  der  Luft= 
waffenverbande  von  der  H.Gr.  Mitte  (etwa  ab  25.  8.),  jedoch  mit  RUcksicht  auf 
„Nordlicht"  nicht  nach  dem  28.  8.  durchgefUhrt  werden  mUsse,  da  dann  die  Luft= 
waffe  fUr  die  Vorbereitung  von  „Nordlicht"  gebraucht  werde.  Hitler  wollte 
angesichts  der  eigenen  Krdftelage  den  Angriff  nicht  zu  weit  nach  SUden  vor= 
getragen  sehen  (KTB  H.Gr.  Nord  v.  25.8.42). 

629 


B.  Kriegstagebudi 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Der  VorstofI  der  6.  Armee  (XIV.  Pz.Korps)  iiber  den  Don  an  den  Wolga=Abscknitt 
nordlich  Stalingrad  war  geeignet,  die  krampfhaft  aufrechterhaltenen  Erwartungen 
in  einen  guten  Ausgang  der  Offensive  insgesamt  neu  zu  starken. 

Die  Aufzeichnungen  iiber  den  „Ausbau  der  VJ inter stellung" ,  dem  Hitler  „so 
grofie  Bedeutung"  beigemessen  haben  soil,  sind  verstandlich.  Ihre  richtige  Deutung 
geht  aus  seiner  Aufierung  vom  25.  Juni  1942  hervor,  in  der  es  heifit:  „Der  Vorteil 
dieses  Unternehmens  der  H.Gr.  Mitte  (bei  Suchinitschi)  liegt  darin,  dafi  man  die 
Winterstellung  friihzeitig  gewinnen  konne  und  ebenso  eine  Ausgangsstellung  fiir 
eine  spatere  Operation  auf  Moskau".  Eine  andere  Art  von  „Winterstellung",  etwa 
in  wesentlich  verkiirzten,  riickwartigen  Linien,  ist,  soweit  dem  Verfasser  bekannt, 
nicht  in  Betracht  gezogen  worden.  Sie  hatte  auch  Hitlers  Fiihrungsgrundsatzen  vollig 
widersprochen,  ganz  abgesehen  davon,  dali  Krafte  und  Material  zu  ihrem  Aufbau 
fehlten  und  bei  dem  allseitigen  Mangel  auch  nicht  antransportiert  werden  konnten. 

Die  Daten,  die  Hitler  in  der  Besprechung  mit  dem  Feldmarschall  von  Kiichler  fiir 
das  Unternehmen  „Nordlicht"  vorsah,  waren  gegeniiber  denen  der  Weisung  Nr.  45 
vom  23.  Juli  1942  (Abschnitt  III)  nur  wenig  verandert^  Auch  hieraus  ist  zu  ent= 
nehmen,  dafi  er  das  Programm  der  Sommeroffensive  durch  den  bisherigen  Gang 
der  Ereignisse  nicht  als  gefahrdet  ansah.  In  seiner  anhaltenden  Unterschatzung 
des  Gegners  trug  er,  wie  die  weiteren  Erorterungen  zeigen,  offenbar  ebensowenig 
Bedenken,  dem  Schwerpunkt= Abschnitt  der  Ostfront  nun  auch,  wie  schon  vorher 
die  Verstarkung  durch  die  11.  Armee  ^  noch  eine  —  ungenannte  —  Anzahl  von 
Fliegerverbanden  unter  dem  bewahrtesten  Nahkampffiihrer,  Generaloberst  Frhr.  v. 
Richthofen,  zu  entziehen. 

Haider  hat  in  seinen  Aufzeichnungen  iiber  die  Unterredung  seine  von  Greiner 
betonte,  abweichende  Ansicht  iiber  den  Ansatz  des  Angriffs  gegen  Leningrad  nicht 
vermerkt.  Dagegen  scheint  aus  seinem  Tagebuch  zu  entnehmen,  dafi  Hitler  dem 
Oberbefehlshaber  der  H.Gr.  Nord  erst  bei  diesem  Anlafi  die  Absicht  mitgeteilt 
hat,  den  Feldm.  von  Manstein  mit  der  Fiihrung  der  Angriffstruppe  —  im  Rahmen 
der  H.Gr.  Nord  —  zu  beauf tragen  ^  —  eine  Mitteilung,  die  Kiichler  —  nach  Er= 
innerung  des  Verfassers  —  als  Ausdruck  des  Mifitrauens  in  seine  eigenen  Fahig= 
keiten  nur  ungern  entgegennahm. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Im  Raume  Kertsch  Ruhe.  Armeegruppe  Ruoff :  rum.  Kavallerie  im  Vorgehen 
von  Kurtschanskaja  nach  SW  und  NW,  nordlich  des  Kuban.  Siidl.  des  Kuban 
haben  Div.en  des  V.  A.K.  Moldawanskoje  und  Neberdschajewskaja  genommen 
und  sind  im  langsamen  forts chreitenden  Angriff  in  Richtung  SW  auf  Nowo= 
rossijsk.  Siidlich  Maikop  stehen  Telle  der  97.  Jager=Div.  nordlich  des  Belore= 
tschenskij=Passes  (2850  m)  mit  feindl.  Kraften,  die  den  Pafi  zu  sperren  ver= 

2  Vgl.  auch  Weisung  Nr.  44  vom  21.  Juli  1942,  Ziff.  Ilia. 

3  Vgl.  Weisung  Nr.  43  vom  11.  Juli  1942. 

4  Vgl.  Tgb.  Haider  23.  August  1942  sowie  Weisung  Nr.  45  vom  23.  Juli  1942,  in 
deren  Abschnitt  III  lediglich  von  5  Divisionen  der  11.  Armee  „als  Verstarkungen" 
die  Rede  ist. 

630 


23*  August  1942 

suchen.  Die  iiber  den  Vetrin=Pa6  nach  Siiden  vorgestofienen  Telle  der  4.  Geb.= 
Div.  haben  sich  mit  von  Osten  kommenden  anderen  Teilen  der  Div.  getroffen 
und  stehen  nordl.  des  Santscharo=Passes.  Am  21.  8.  10.00  Uhr  vorm.  nahm 
eine  Hochgebirgsgnippe  unter  Fiihrung  des  Hauptmann  Groth  im  wechsel= 
vollem  Kampf  mit  dem  Feind,  in  Schnee  und  Eis  den  Elbrus  und  hifite  auf 
seinem  Gipfel  (5  633  m)  im  heftigen  Sdineesturm  die  Reichskriegsflagge. 
Starke  Feindangriffe  auf  den  Briickenkopf  iiber  die  Urwana  westl.  Maiskij. 
Bei  Baksan  und  Edisija  und  siidl.  davon  Bereitstellungen  von  Panzern  und 
Geb.Div.  im  Angriff  nach  Siidosten  am  23.  8. 

LII.  A.K.  stellte  die  Gegend  Machmud— Mekteb— Plawennskij  feindfrei  fest 
und  ist  im  Vorgehen  mit  V.=Abt.en  nach  Siidosten. 

Wetter:  Im  Kaukasus=Gebiet  ortliche  wolkenbruchartige  Regenfalle,  nord= 
lich  davon  vorm.  warm  und  heiter,  nachm.  Gewitterregen. 

H.Gr.  B: 

Die  von  Zaza  nach  Norden  vorgehenden  Telle  einer  Pz.Div.  nahmen 
Dubowij=Owrag  und  stlefien  mit  linkem  Fliigel  auf  die  Hohen  nordl.  Ka= 
mensklj  vor,  dort  starker  Feindwlderstand.  Bahnhof  Tinguta  wird  von  Westen 
und  Siiden  von  eigenen  Kraften  angegriffen.  Bei  der  6.  Armee  stiefien  die 
Aufkl.=Abt.en  am  gestrigen  Vormittag  iiber  die  Briickenkopfe  des  Don  nach 
SO  vor.  An  der  Nordschleife  des  Don  starke  felndl.  Angriffe,  die  abgewehrt 
wurden;  der  Feind  verstarkt  sich  hier.  An  der  iibrigen  Nordfront  der  Don= 
Stellung  versuchte  der  Feind  immer  wieder,  an  mehreren  Stellen  den  FlujS 
zu  iiber  schreiten. 

An  der  Einmiindung  des  Choper  in  den  Don  ging  die  ital.  Div.,  die  am  Tage 
zuvor  ihre  Stellungen  zuriicklegen  mufite,  zum  Gegenangriff  vor.  An  der 
iibrigen  Front  aufier  geringer  Spahtrupptatigkeit  an  der  Woronesch=Front 
keine  Kampfhandlimgen. 

H.Gr.  Mitte: 

Am  gestrigen  Tage  trat  der  Gegner  gegen  die  gesamte  Front  der  Angriffs= 
gruppe  siidl.  und  siidostwarts  Suchinitschi  zum  Angriff  an.  Starke  feindl. 
Artl.=Tatigkeit.  Aufier  auf  dem  rechten  Fliigel,  wo  der  Feind  einen  Einbruch 
erzielen  konnte,  der  im  GegenstolB  bereinigt  werden  soil,  konnten  alle  An= 
griff e  abgeschlagen  werden.  Mehrere  Feindpanzer  erledigt.  Ostw.  Wjasma 
Starke  feindl.  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit,  lebhafter  Verkehr  hinter  der 
russ.  Front.  Siidostw.  und  ostw.  Rshew  griff  der  Feind  mit  iiberlegenen  Kraften 
die  eigenen  Stellungen  an  und  zwang  die  dort  stehenden  eigenen  Krafte,  den 
Br.=Kopf  iiber  die  Wolga  aufzugeben,  die  Briicke  zu  sprengen  und  die  Stellun= 
gen  nach  riickwarts  zu  verlegen,  mit  starkeren  feindl.  Angriffen  ist  hier  zu 
rechnen.  72. 1.D.  ist  an  die  Einbruchsstelle  vorgezogen;  der  Kommandeur  der  an 
diesen  harten  Kampfen  beteiligten  129. 1.D.,  Generalleutnant  Rittau,  ist  ge= 
fallen. 

631 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Nord: 

Vergebliche  Feindangriffe  auf  die  Nordfront  der  Demjansk=Stellung.  Bei 
Salzy  am  Wolchow  und  bei  Grusino  siidl.  davon  wurden  Bereitstellungen  des 
Feindes  durch  eigene  Artl.  zerschlagen.  Luftaufklarung  stellte  starken  Verkehr 
auf  den  Bahnen  von  Tichwin  nach  NW  und  SW  fest.  Durchbruchsversuche 
der  Russen  siidostw.  Leningrad  wurden  im  Gegenstoli  zuriickgewiesen. 


Finnisdie  Front 

Keine  besonderen  Meldungen. 


Panzerarmee  Afrika  (21.  8.) 

Luftaufklarung  stellte  in  der  Tiefe  des  feindl,  Gefechtsgebietes  starkere  Ko= 
lonnenbewegungen  fest,  die  auf  Umgruppierung  der  Krafte  schliefien  lassen.  Nach 
zuverlassiger  Nachricht  ist  das  Heranfiihren  eines  neuen  Verbandes  in  Div.=Starke 
wahrscheinlich.  Im  ubrigen  sehr  rege  feindliche  Aufkl.=Tatigkeit,  normale  Artl.= 
Tatigkeit  und  geringer  Luftwaffeneinsatz. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  23. 8. 42. 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarung  und  Jabo=Einsatze  gegen  Deal  (mehrere  Hauser  zerstort); 
Swanage  (Wohnhauser  zerstort.  Gasometer  in  Brand  geschossen)  und  bei  Durnston 
an  der  Kiiste  ein  Schlofi  in  Brand  gesdiossen. 

Ostwarts  Flamborough  Head  07.42  Uhr  5  Dampfer  Kurs  Siidost. 

Ostwarts  Humber=Miindung  07,21  Uhr  35  Dampfer  Kurs  Nordwest. 

00,10  Uhr  ostwarts  Great  Yarmouth  ungefahr  ^o  Dampfer  Kurs  Nord,  an  gleicher 
Stelle  20,15  Uhr  25  Dampfer  Kurs  Nord. 

Siidlich  Eastbourne  08,10  Uhr  20—25  Dampfer,  6  Vorp.=Boote  Kurs  Siidwest, 

Westlich  Beachy  Head  20,35  Uhr  6  Zerstorer  Kurs  Siidost,  1  Zerstorer  Kurs  West. 

Einfliige  ins  Reichsgebiet  weder  bei  Tage  noch  bei  Nacht.  In  die  besetzten  Gebiete 
bei  Tag  und  Nacht  nur  geringe  Einfliige,  Keine  Bombenabwiirfe  gemeldet.  1  Einflug 
in  Rumanien,  1  Spitfire  abgeschossen. 

2.  Mittelmeer: 

Fliegerfuhrer  Afrika  meldet  Durchfiihrung  von  Sicherungs=  und  Aufklarungs= 
aufgaben  sowie  freie  Jagd,  dabei  1  Curtis  und  1  Beaufighter  abgeschossen. 

5.  Ostfront: 

Insgesamt  166  Abschiisse. 

Noworossijsk  09.50  Uhr  einlaufend  3  Dampfer,  2  Vorp.=Boote. 

Siidlich  Tuapse  07,55  Uhr  14  Dampfer,  17  Boote,  1  Vorp,=Boot  Kurs  Siidost. 

Siidostwarts  Adler  06,00  Uhr  3  Zerstorer  Kurs  Siidost. 

In  Suchum  06.00  Uhr  5  Frachter,  mehrere  Fahrzeuge  und  S=Boote. 

In  Anakria  1  Zerstorer,  8  Dampfer  zus,  6  000  t,  18  Boote,  auslaufend  1  Schlacht= 
schiff,  7  Torp,Boote. 

Kaspisches  Meer:  Vor  Stalingrad  10.00  Uhr  stromaufwarts  11  Schlepper,  17  Kahne, 
10  Kahne  einzelfahrend,  40  Boote,  4  brennende  Fahrzeuge,  stromabwarts  8  Schlep* 
per,  19  Kahne. 

632 


24.  August  1942 

Bei  Kamyschin  10.00  Uhr  6  Schlepper,  14  Leichter  stromaufwarts,  3  Schlepper, 
3  Leichter  stromabwarts. 

Nordmeer:  Angriff  auf  Barackenlager  bei  Eina  Guba,  dabei  1  Baracke  durch 
Volltreffer    zerstort.    Aufierdem    wurde    Aufklarung    Murman=Bahn    durchgefiihrt. 

Siidlich  Island  (Qu  26  West  9481)  5  Dampfer,  2  Korvetten  Kurs  240  Grad. 

4.  Besonderes: 

Am  22.  8.  19.40  Uhr  wurde  westlich  Brest  1  Whitley  V  abgeschossen. 


24.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  24.  August  1942 
Lagevortrag: 

Bei  der  Heeresgruppe  A  hat  die  17.  Armee  im  Angriff  auf  Noworossijsk 
ortliche  Fortschritte  gemacht.  Im  iibrigen  ist  die  Lage  im  Kaukasus  unverandert. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  besteht  eine  unterschiedliche  Auffassung  zwischen 
dem  Heeresgruppenkommando  und  der  4.  Panzer=Armee  iiber  das  weitere 
Angriffsverfahren.  Letztere  will,  nachdem  sie  in  den  letzten  Tagen  den  gegen= 
iiberstehenden  Feind  geschlagen  hat,  zunachst  vor  der  Front  aufraumen.  Die 
Heeresgruppe  besteht  aber  darauf,  dafi  sie  den  Angriff  nach  Norden  fortsetzt. 
Dies  soil  morgen  geschehen.  Bei  der  6.  Armee  hat  das  XIV.  Panzerkorps  gestern 
die  Wolga  nordlich  von  Stalingrad  erreicht  imd  Rynok,  die  nordlichste  Vorstadt 
von  Stalingrad,  genommen. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  hatten  sich  gestern  die  2.  Panzer=,  die  3.  Panzer= 
und  die  9.  Armee  wieder  schwerster  Angriffe  zu  erwehren.  Der  Fiihrer  aufiert 
hierzu:  die  Schwere  der  russischen  Angriffe  und  die  begrenzten  Moglichkeiten, 
ihnen  noch  zu  begegnen,  erinnerten  an  den  vergangenen  Winter.  Wie  damals 
so  hatte  auch  jetzt  jeder  Mann  der  Heeresgruppe  zu  halten,  wo  er  stehe.  Jedes 
operative  Absetzen  lehne  er  ab.  Jeder  Gedanke  an  Ausweichen  miisse  aus  der 
Truppe  verschwinden.  Gegeniiber  der  Meldung  des  Generalobersten  Model, 
dafi  der  zugefiihrte  Ersatz  unbrauchbar  sei,  verweist  der  Fiihrer  auf  den  noch 
kiirzere  Zeit  ausgebildeten  russischen  Ersatz.  Acht  Wochen  miifiten  geniigen, 
um  eine  reine  Verteidigungsaufgabe  zu  losen.  —  Auch  an  der  Westfront  der 
9.  Armee  bei  Bjeloj  greift  der  Gegner  an.  Die  eingetroffenen  Teile  der  Div. 
„Grofideutschland"  werden  fiir  diese  Front  als  Reserve  freigegeben. 

Der  im  Fiihrerhauptquartier  anwesende  Oberbefehlshaber  der  11.  Armee, 
Generalfeldmarschall  von  Manstein,  erhalt  folgende  Anweisung  fur  die  Durch= 
fuhrung  des  Unternehmens  „Nordlicht'' : 

Der  Fiihrer  stellt  voran,  dal?  das  Unternehmen  „Nordlicht''  nur  Mittel  zu 
dem  Zweck  sei,  die  Ostsee  freizumachen  und  die  Karelische  Landenge  zu 
besetzen.  Das  Unternehmen  sei  eine  selbstandige  Aufgabe,  die  nicht  mit  der 
Abwehr  im  „Flaschenhals''  in  Verbindung  gebracht  werden  diirfe.  Der  An= 
griffsplan  der  Heeresgruppe  Nord  wird  Generalfeldmarschall  von  Manstein 
nur  in  groiEen  Ziigen  mitgeteilt,  ihm  im  iibrigen  voile  Freiheit  gelassen.  Der 

633 


B.  Kriegstagebuch 

Auftrag  lautet:  Tempo  i:  Leningrad  abschliefien  und  Verbindung  mit  den 
Finnen  suchen.  Tempo  2 :  Leningrad  besetzen  und  dem  Erdboden  gleichmachen. 
Die  Finnen  soUen  durch  Zufiihrung  von  Artiilerie  in  die  Lage  versetzt  werden 
zu  demonstrieren.  Das  Nahere  wird  morgen  mit  dem  finnischen  Generalstabs= 
chef.  General  Heinrichs,  der  heute  im  Hauptquartier  des  Oberkommandos  des 
Heeres  eingetroffen  ist,  besprochen  werden.  Der  Fiihrer  weist  noch  darauf  hin, 
dafi  die  Arbeiterschaft  von  Leningrad  zweifellos  militarisch  organisiert  ist 
und  beim  Beginn  des  Kampfes  in  die  Schiitzengraben  stromen  wird.  Die  Luft= 
waffe  wird  angewiesen,  die  Munition  fiir  die  Artiilerie  und  die  Kampfverbande 
der  Luftwaffe  bis  zum  10.  September  anzuliefern,  so  dafi  am  11.  die  dreitagige 
Vorbereitung  der  Luftwaffe  anlaufen  kann.  Generalfeldmarschall  von  Manstein 
halt  die  Moglichkeiten  fiir  den  Artilleriekampf  nicht  fiir  so  giinstig  wie  vor 
Sewastopol  und  die  Infanterie=Krafte  zur  Fortsetzung  des  Angriffs  auf  der 
Karelischen  Landenge  nicht  fiir  sehr  reichlich.  Letztere  soUen  im  Laufe  des 
Angriffs  von  anderen  Fronten  her  verstarkt  werden. 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Ausfiihrungen  Hitlers  zur  Lage  bei  der  H.Gr.  Mitte  sind  geeignet,  den  obigen 
Kommentar  zu  Greiners  Notizen  iiber  den  Ausbau  einer  „Winterstellung"  (s. 
23.  August)  nachdriicklich  zu  bestatigen.  Im  iibrigen  geben  sie  ein  getreues  Bild  von 
der  Art  und  Weise,  in  der  sich  Hitler  voller  Selbstbewu6tsein  bei  jedwedem  Anlafi 
darauf  berief,  dafi  allein  seine  Grundsatze  in  dem  russischen  Winter  1941/42  eine 
Katastrophe  der  Wehrmacht  verhindert  hatten.  Diese  Uberzeugung,  die  auch  vom 
Chef  WFStab  nadi  wiederholten  Aufierungen  uneingeschrankt  geteilt  wurde,  sollte 
bekanntlich  das  Grundrezept  fiir  Hitlers  Fiihrung  wahrend  der  gesamten  weiteren 
Dauer  des  Krieges  werden^. 

Audi  die  Behandlung  der  Meldung  des  Generaloberst  Model,  dafi  die  nur 
8  Wochen  lang  ausgebildeten  Ersatzmannsdiaften  unbraudibar  seien,  zeigt  Hitler  in 
der  Rolle  des  vermeintlidi  auf  alien  Gebieten  militarisdien  Wissens  und  Konnens 
iiberlegenen  obersten  Befehlshabers,  der  ihm  unerwiinsdite  Tatbestande  ohne  nahere 
Untersudiung,  aber  audi  ohne  wirkliches  Urteilsvermogen  einfach  beiseite  schiebt. 
Sein  Verhalten  ist  in  diesem  Falle  besonders  bemerkenswert,  weil  Model  einer  der 
ganz  wenigen  Heeres=Generale  war,  die  er  personlich  kannte  und  die  sein  besonderes 
Vertrauen  besafien. 

Die  Besprediung  Hitlers  mit  dem  Feldm.  v.  Manstein  wird  merkwiirdigerweise 
bei  Haider,  obwohl  er  zugegen  war,  gar  nicht  erwahnt.  Aus  der  eigenen  Darstellung 
Mansteins  ist  zu  entnehmen,  dafi  er  die  Verwendung  der  11.  Armee,  von  der  nach 
der  Abzweigung  der  72.  Inf.Div.  (s.  14.  August)  nur  noch  4  Divisionen  iibrig  ge= 
blieben  waren,  fiir  den  Angriff  auf  Leningrad  angesichts  des  Standes  der  Dinge 
am  Siidfliigel  der  Ostfront  nicht  fiir  richtig  gehalten  hat. 


1  Vgl.  dazu  Tgb.  Haider  vom  gleichen  Datum:  „Schwerer  Zusammenstofi  wegen 
Beurteilung  der  Lage  bei  Rshew,  wo  ich  auf  die  Moglichkeit  des  Ausbrennens 
der  eingesetzten  Truppe  hinweise."  Siehe  auch  Manstein,  Verlorene  Siege,  Bonn 

'iJ'.  1-955/ S.  292.  '3i:(vv  n-a.r^i'iri-s  mi  rriflf  jH3lo^lim  rrg^u 

634 


24.  August  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

11.  Armee:  ruhig. 

Wetter:  kiihl. 

Armeegr.  Ruoff:  3.  rum.  Armee  drang  in  die  Stadt  Temrjuk  ein.  V.  A.K. 
erreichte  die  Gegend  Bahnschleife  nordwestl.  Noworossijsk  und  siidostw. 
davon.  Noworossijsk  selbst  liegt  unter  eigenem  Artl.=Feuer.  Slidl.  Kalushskaja 
(125. 1.D.)  siidl.  Krasnodar  fiel  eine  fast  unzerstorte  Erdolbohranlage  mit 
angebl.  800  t  Monatsforderung  in  unsere  Hand.  Im  Bolcha=Laba=Tal  wurde 
ein  Goldbergwerk  unbeschadigt  in  Besitz  genommen.  Im  Raume  Maikop  Um= 
gruppierung  der  eigenen  Krafte.  Teile  der  1.  Geb.Div.  erreichten  die  Gegend 
nordl.  Klydsch.  Westl.  Baksan  wurde  iiber  den  Baksan  ein  Br.=Kopf  gebildet. 

3.  Pz.Div.  stiefi  iiber  die  unversehrte  Lenin=Kanal=Brucke  nach  Siiden  vor, 
erreichte  die  Bahnlinie  ostw.  Mosdok  und  unterbrach  sie  an  verschiedenen 
Stellen. 

LII.  A.K. :  ging  weiter  nach  Siidosten  vor. 

Wetter:  Im  Westteil  des  Kaukasus  wolkenbruchartige  Niederschlage.  Nach 
Osten  fortsetzende  Wetterbesserung. 

H.Gr.  B: 

Die  von  Siiden  auf  Stalingrad  vorstoEende  4.  Pz.Armee  wehrte  auf  rechtem 
Fliigel  feindl.  Angriffe  ab  und  erreichte  mit  nach  Nordwesten  vorstofienden 
Teilen  die  Bahnlinie  beiderseits  Bahnhof  Tinguta. 

6.  Armee:  stieii  mit  16.  Pz.Div.  iiber  die  Bahn  Stalingrad— Prolowo  nach 
Siidosten  vor,  iiberschritt  die  Strafie  Stalingrad— Dubowka  und  erreichte  am 
23.  8.  17  Uhr  die  Wolga.  Die  Inf.Div.en  gehen  aus  den  Br.=Kopfen  des  Don 
nach  Siidosten  vor.  Starkere  Feindteile  an  der  Bahn  siidl.  der  Vormarschstrafie 
der  16.  Pz.Div.  In  der  Nord=2  wurden  mehrere  Angriffe  abgewehrt.  Bei 
Woronesch  und  im  Raume  siidl.  Jelez  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Bjelew  wurden  feindliche  Angriffe  abgewiesen.  Nordwestl.  davon  ge= 
lang  dem  Gegner  ein  Pz.=VorstoJS  in  die  eig.  Linien,  der  abgeriegelt  werden 
konnte.  An  der  Front  siidl.  Suchinitschi  wurden  fdl.  Vorstofie  zuriickgeschlagen. 
Eign.  Pz.Div.  konnte  im  Vorgehen  nach  Nordosten  Gelande  gewinnen.  Im 
iibrigen  Sauberung  des  Gelandes  von  Feindresten.  Im  Raume  ostw.  Wjasma 
wurden  fdl.  Ansammlungen  zerschlagen  und  mehrere  Angriffe  zuriickgewiesen. 
Auf  beide  Eckpfeiler  der  Einbruchsstelle  siidostw.  Rshew  und  nordl.  Rshew 
kannten  fdl.  Vorstofie  mit  dem  Ziel,  die  Einbruchsstelle  zu  erweitern,  abgeriegelt 
werden  und  Bereitstellungen  des  Feindes  mit  guter  Wirkung  bekampft  werden. 

2     Fotokopie  an  dieser Stelle  nicht  zu  entziffern.  Vermutlich:  „Nordschleife  desDon". 

^■55 


B.  Kriegstagebuch 

Wetter:  Im  Sudteil  der  H.Gr.  sonnig  warm,  Strafien  gebessert,  im  Nordteil 
bewolkt,  teilw.  Regen,  fiir  Kfz.  nur  bedingt  befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  des  Ilmensees  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Nordl.  des  Ilmensees 
wurde  beim  Br.=Kopf  Salzy  ein  feindl.  Vorstofi  abgewehrt.  Bei  der  SS=Pol.=Div. 
siidostw.  Leningrad  gelang  dem  Gegner  ein  Einbruch  in  die  eig.  Stellungen, 
Gegenmafinahmen  sind  eingeleitet. 


Finnland 

An  alien  Fronten  keine  bes.  Kampfhandlungen. 


Panzerarmee  Afrika  (22.  8.) 

In  der  Nacht  vom  21./22. 8.   starkeres  fdl.  Artl.=Feuer   (3  000  Schufi)    siidwestl. 
Alamein.  Normale  fdl.  Aufklaning  und  Fliegertatigkeit. 

Luftaufklarung  bestatigte  Anwesenheit   eines  neuen  Verbandes   in  Div.=Starke 
hinter  Mitte  und  Nordabschnitt  des  Feindes. 
Panzerlage:  Deutsche  Panzer 

28  Panzer  II 
90  „  III 
67  „  HI 
8  „  IV 
23  „  IV 
4  Pz.Bef.Wg. 


Italienisdie  Panzer: 


220  (gegeniiber  187  am  12.  8.) 
242  (gegeniiber  173  am  12.  8.) 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  24. 8. 42 

I.  Raum  um  England: 

Aufklarung  und  Jabo=Angriffe  auf  Dartmouth  (Volltreffer  auf  dort  liegenden 
Landungsbooten,  mehrere  in  die  Luft  geflogen  und  auseinander  gebrodien),  auf 
Sandwich  (Volltreffer  in  einer  Fabrik),  auf  Brighton  (Volltreffer  in  E=Werk),  auf 
Toroross  (Volltreffer  in  Wohnhausern,  2—3  Hauser  zerstort),  Siidrand  Stadt  South= 
ampton  und  Aldershot.  In  Dartmouth  au6erdem  ein  getarntes  Haus  (Ortungs= 
station?)  getroffen. 

Es  wurden  4  Spitfire  bei  Fecamp  und  St.  Valery  und  2  wahrscheinlich  abgeschossen. 

Bei  Nacht  kein  Einsatz. 

Nordwestlich  Harwich  00.45  Uhr  10—15  Dampfer  Kurs  Nord. 

Bei  Dover  16.46  Uhr  10  Dampfer  stilliegend. 

Siidlich  Dungeness  16.45  Uhr  2  Dampfer  stilliegend. 

Bei  Hastings  16.45  Uhr  Minensuchtatigkeit. 

Siidlich  Worthing  14.40  Uhr  12  Schlepper  mit  je  2  Leichtern  im  Schlepp  Kurs  West. 

Einfahrt  westlich  Insel  Wight  18.15  Lfhr  10  Dampfer  Kurs  Ost  bzw.  Nordost. 

Zwischen  Portland  und  Insel  Wight  16.45  Uhr  15  Dampfer  Kurs  West. 

636 


25-  August  1942 

Westlich  Portland  11.31  Uhr  6  Dampfer,  2  Vorp.=Boote,  Kurs  200  Grad. 

Ostwarts  Dartmouth  11.36  3  Dampfer,  1  Vorp.=Boot  Kurs  100  Grad. 

In  Dartmouth  16.30  Uhr  40—50  Landungsboote,  2  Handelsschiffe.  Jabo=Angriff 
16.40  Uhr  wie  oben. 

Am  24.  8.  1  Einflug  auf  Le  Trait  westlich  Rouen.  Bomben  auf  Schiffswerft. 

Insgesamt  212  Einfliige,  davon  150  ins  Reichsgebiet.  Es  wurden  abgeschossen 
2  Feindflugzeuge  durch  Flak,  13  durch  Jager.  Eindringtiefe  Bocholt— Hagen— Kassel— 
Bad  Orb— Weinheim— Metz.  Schwerpunkt  Rhein=Maingebiet. 

Frankfurt  a.  M.  100  Sprengbomben,  2  LM,  mehrere  tausend  Brandbomben.  Treffer 
in  Maschinenfabrik  Monus,  Verwaltungsgebaude  teilweise  zerstort,  Ausfall  noch 
nicht  feststellbar.  Eine  Schuhfabrik  abgebrannt.  Mehrere  Grofibrande.  Reichsbahn= 
kleiderlager  in  Brand,  Bestande  teilweise  gerettet.  Bahnstrecken  Frankfurt/R6del= 
heim  nach  Weifikirchen  und  Eschbom  gesperrt.  Angriffe  auf  Scheinwerfer  und 
Flakstellungen.  10  Hauser  zerstort,  500  beschadigt.  2  Soldaten  gefallen,  2  schwer= 
und  4  leichtverletzt.  1  Zivilist  tot,  19  Leichtverletzte. 

Mainz  18  Sprengbomben,  2  LM,  3  500  Brandbomben,  200  Phosphorbrandbomben, 
aufierdem  Bordwaffenangriffe.  1  Grofibrand,  7  kleine  Brande.  Mehrere  Hauser 
zerstort  und  beschadigt.  2  Soldaten  gefallen,  1  Zivilist  tot,  1  Verletzter. 

2.  Mittelmeer: 

Aufklarungs=  und  Sicherungsaufgaben. 

Nach  ital.  Meldung  vom  20.  8.  laden  4  U=Boote  in  Gibraltar  Lebensmittel  fiir 
Versorgung  Malta. 

3.  Ostfront: 

89  Abschiisse,  4  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

Auf  der  Wolga  zwischen  Astrachan  und  Stalingrad  20  Schlepper,  28  Kahne, 
7  Frachter  stromaufwarts,  12  Schlepper,  15  Leichter  stilliegend. 

In  Stalingrad  09.50  Uhr  20  Kahne,  2  brennende  Tanker. 

Eismeer:  Vor  Archangelsk  13.30  Uhr  5  Frachter  je  3  000  t,  5  Bewacher  stilliegend. 
60  sm  vor  Archangelsk  13.40  Uhr  1  Dampfer  2  000  t  Kurs  auf  Archangelsk. 

Zwischen  10.28  und  14.00  Uhr  wurden  der  Hafen  Archangelsk  und  die  dortigen 
Flugplatze  gelichtbildet. 

Nachts  21  Ju  88  Angriff  auf  Archangelsk,  bisher  grofie  Brande  gemeldet.  Naheres 
fehlt. 


25.  August  1942 

Aufzeidmungen  Greiners  zum  25.  August  1942 
Lagevortrag: 

Die  Lage  ist  im  allgemeinen  unverandert.  Bel  Suchinitschi  soil  nach  wie  vor 
die  9.  und  die  11.  Panzer=Division  herausgezogen  werden,  ob  aber  zum  Einsatz 
nordlich  von  Kirow,  das  bleibt  einstweilen  noch  offen.  Die  Div.  „Grofi= 
deutschland"'  soil  auf  Antrag  der  Heeresgruppe  Mitte  nunmehr  bei  Sytschewka 
(Ostfront  der  9.  Armee)  zum  Gegenstofi  eingesetzt  werden,  sie  darf  aber  nicht 
in  der  Abwehr  verbraucht  werden.  Dadurch  ist  die  gestrige  Absicht,  sie  der 
Westfront  der  9.  Armee  zuzufiihren,  hinfallig  geworden. 

Im  Anschlufi  an  die  Lagebesprechung  halt  der  Generalquartiermeister  des 
Heeres,  Generalleutnant  Wagner,  Vortrag  iiber  die  Versorgungslage  der  Ost= 

637 


B.  Kriegstagebuch 

front.  Er  mufi  es  sich  dabei  vom  Fiihrer  sagen  lassen,  daJS  man  die  Versorgung 
der  Heeresgruppen  A  und  B  von  den  weit  zuriickliegenden  Eisenbahnend= 
punkten  aus  wegen  Treibstoff mangel  nicht  mit  Grofilastkraftvvagen=Transport= 
raum  durchfiihren  konne,  sondern  die  unbeschadigten  oder  schon  wieder= 
hergestellten  Eisenbahnteilstrecken  ausnutzen  und  auf  den  Zwischenstrecken 
Lastkraftwagen=Pendelverkehr  einrichten  miisse. 

Bei  der  heutigen  Besprechung  mit  dem  finnischen  Generalstabschef,  General 
Heinrichs,  ist  vereinbart  worden,  dali  die  auf  der  Karelischen  Landenge  stehen= 
den  finnischen  Krafte  durch  starken  Artillerie=Einsatz  einen  Angriff  vor= 
tauschen  und  dem  weichenden  Feinde  nachstofien  werden.  General  Heinrichs 
hat  den  Wunsch  geaufiert,  dafi  die  Heeresgruppe  Nord  nach  der  Wegnahme 
Leningrads  Verbindung  mit  der  finnischen  Front  am  Swir  sucht  und  den 
gegen  die  Murman=Bahn  angesetzten  finnischen  Kraften,  wenn  sie  diese  er= 
reicht  haben,  deutsche  Verbande  zum  Halten  der  Stellung  zugefiihrt  werden. 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Erneut  bleibt  bei  den  Aufzeichnungen  Greiners  zum  Lagevortrag  Ost  eine  Angabe 
dariiber  zu  vermissen,  von  wem  die  teilweise  ebenso  verworrenen  wie  merkwiirdigen 
Befehle  ausgegangen  sind.  Fiir  einen  standigen  Teilnehmer  an  diesen  Konferenzen 
kann  allerdings  kein  Zweifel  bestehen,  dafi  nur  Hitler  selbst  ihr  Urheber  gewesen 
sein  kann.  Seine  Anweisungen  an  den  Generalquartiermeister  des  Heeres,  so 
schwierig  ihre  Durdifiihrung  audi  gewesen  sein  mag,  diirften  dagegen  zu  Redit 
ergangen  sein. 

General  Heinrichs  war  seit  dem  Eintritt  Finnlands  in  den  Krieg  im  deutsdien 
Hauptquartier  kein  Unbekannter  mehr.  Eine  starkere  Unterstiitzung  des  deutschen 
Angriffsvorhabens  gegen  Leningrad  wurde  von  den  Finnen,  die  sidi  einem  Vor= 
gehen  auf  der  Karelischen  Landenge  iiber  die  alte  finnisch=russische  Grenze  hinaus 
immer  versagt  hatten,  nicht  erwartet. 


%  Lagebericht  OKH 

Osten 

H.Gr.  A: 

11.  Armee:  Keine  bes.  Ereignisse. 

5.  rum.  Armee:  brach  letzten  Feindwiderstand  in  Temrjuk  und  bildete  westl. 
der  Stadt  einen  Br.=Kopf  iiber  den  Kuban.  Die  Westgr.  des  V.  A.K.  steht  in 
schwerem  Kampf  gegen  Verstarkungen  des  Feindes,  die  mit  alien  Mitteln  ver= 
suchen,  das  Vordringen  auf  Noworossijsk  zu  verhindern.  Trotzdem  gelang  es, 
die  Hohen  westl.  der  Stadt  in  erbittertem  Nahkampf  zu  nehmen.  Starke  fdl. 
Lufttatigkeit  im  gesamten  Armeebereich  mit  Schwerpunkt  bei  Angriffsgruppe 
Noworossijsk  in  einer  Starke,  dafi  eigene  Artl.  zeitweilig  das  Feuer  einstellen 
mufite.  Nach  Gefangenenaussagen  sollen  sich  in  dem  zerkliifteten  Gelande  im 
Raume  Abenskaja  und  siidl.  davon  noch  1—2  000  Partisanen  auf  halten.  Starke 
fdl.  Angriffe  auch  auf  die  Stellung  westl.  Goriatschmi— Kljutsch  und  siidl. 
Meftogorsk.  Vor  XXXXIX.  Geb.Korps  hat  sich  der  Feind  siidl.  des  Klydsch 

638 


25.  August  1942 

verstarkt.  Nach  Gef.=Aussagen  sollen  hier  2  fdl.  Geb.Div.en  zur  Verteidigung 
des  Tales  nach  Suchum  eingesetzt  sein.  i.  Pz.Armee:  erweiterte  mit  2.  Geb.Div. 
den  Br.=Kopf  bei  Baksan  und  wehrte  fdl.  Angriffe  auf  den  Br.=Kopf  bei 
Maiskij  ab.  3.  Pz.Div.  sauberte  Mosdok  von  Feindresten.  Hier  besonders  star= 
ker  fdl.  Lufteinsatz.  LII.  A.K.  ging  welter  ohne  Feindberiihrung  nach  Sudosten 
vor.  Eine  Fempatrouille  erreichte  die  Bahnlinie  Kisljar— Astrachan  nordl. 
Rastolje,  unterbrach  sie  auf  200  m  und  vernichtete  10  Lokomotiven. 

H.Gr.  B: 

Die  Angriffe  auf  die  Pz.Div.  am  rechten  Fliigel  der  4.  Pz.Armee  sind  schwa= 
cher  geworden.  Starkerer  Feind  siidl.  des  Wolga=Don=Kanals.  AUe  Angriffe  auf 
die  Bahnlinie  bei  Tinguta  wurden  abgewehrt.  Die  hier  eingeschlossenen  Feind= 
telle  wurden  vernichtet. 

6.  Armee:  griff  mit  Siidfliigel  die  fdl.  Stellung  an  und  steht  auf  den  Hohen 
beiders.  Demtrijowka.  Um  eine  Hohe  etwa  20  km  nordostw.  davon  ist  barter 
Kampf  im  Gange.  Die  16.  Pz.Div.,  die  die  Wolga  nordl.  Stalingrad  erreicht 
hat,  wird  hier  von  Norden  und  Siiden  z.  T.  mit  Panzern  angegriffen.  Bisher 
alle  Angriffe  abgeschlagen.  Vom  Bhf.  Katschilino  greift  der  Feind  mit  uber= 
legenen  Kraften  besonders  die  384.  Div.  am  Br.=Kopf  iiber  den  Don  westl. 
der  Bahn  an.  An  der  nordl.  Don=Schleife  wurden  fdl.  Angriffe  abgewiesen  und 
voriibergehend  eingebrochene  Panzer  auf  dem  linken  Fliigel  durch  Eingreifen 
von  Reserven  zuriickgeworfen.  Auf  die  Stellungen  der  ital.  Div. en  starker 
Feinddruck.  Erbitterter  Kampf  auf  die  zuriickgenommenen  ital.  Stellungen  an 
der  Choper=Miindung.  Die  Stellungen  konnten  gegen  starke  Angriffe  des 
Feindes  gehalten  werden^  Auf  die  zuriickgenommenen  Stellungen  an  der  Don= 
Schleife  siidl.  Werchnij=Mamon  starker  Feinddruck.  Hier  gelang  es  dem  Gegner, 
auf  dem  linken  Fliigel  der  Div.  Ravenna  durchzubrechen.  Gegenmalinahmen 
sind  eingeleitet.  Eign.  Angriff  auf  den  noch  in  der  Siidostecke  von  Woronesch 
sich  haltenden  Feind.  Auf  der  iibrigen  Front  kein  bes.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Mine: 

Die  Stellungen  des  angreifenden  XXXXI.  Pz.Korps  lagen  gestern  zeitweise 
unter  einem  bisher  noch  nicht  dagewesenen  Trommelfeuer  der  Artl.  und 
Salvengeschiitze.  Darauf  griff  die  Inf.  mit  Pz.=Unterstiitzung  auf  der  ganzen 
Linie  an.  Samtliche  Angriffe  wurden  unter  besonders  gutem  Einsatz  der  Luft= 
waffe  zuriickgeschlagen.  Bisher  in  den  Kampfen  siidl.  Suchinitschi 
17  000  Gefangene  gemacht, 

^^o  Panzer, 

385  Geschiitze, 

204  Flugzeuge 

1     Vgl.  hierzu:  Le  Operazioni  del  C.S.I.R.  e  delVArmir  dal  Giugno  1941  alVOttobre 
1942,  Roma  1947,  S.  154—182. 

639 


B.  Kriegstagebuch 

vernichtet  bzw.  erbeutet.  Ostw.  Wjasma  griff  der  Gegner  nach  Artl.=Vor= 
bereitung  mit  starken  Pz.=Kraften  die  Stellung  der  292.  Div.  an.  Nachdem 
mehrere  Angriffe  abgeschlagen  waren,  gelang  ihm  ein  tiefer  Einbruch  mit 
Panzem.  Inf.  und  Panzerkrafte  sind  im  Gegenangriff  an  der  Einbruchsstelle. 
Ganz  besonders  schwer  wird  bei  Rshew  gekampft.  Nach  voriibergehender 
Ruhe  setzte  gestern  von  30.  und  31.  russ.  Armee  ein  noch  nie  dagewesenes 
Trommelfeuer  ein,  darauf  folgten  mit  Panzern  und  Inf.  auf  engem  Raum 
zusammengefaiite  iiberlegene  und  durch  starken  Fliegereinsatz  unterstiitzte 
fdl.  Angriffe  auf  die  Stellungen  bei  Subzoff  und  nordl.  Rshew.  Es  gelang  dem 
Gegner  an  mehreren  Stellen,  in  die  eign.  Linien  einzubrechen.  Einbruchsstellen 
wurden  abgeriegelt.  Nach  Einsatz  samtl.  Reserven  ist  zum  Gegenangriff  an= 
getreten.  Die  besonders  schweren  Kampfe  dauern  noch  an.  Angriffe  auf  die 
Nordwestecke  der  Armee  und  bei  Bjeloj  wurden  abgeschlagen. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  Staraja  Russa  griff  der  Feind  achtmal  mit  Pz.=Unterstutzung  die  eig. 
Stellungen  an  und  konnte  im  GegenstolB  iiberall  zuriickgeworfen  werden. 
Mehrere  starke  Angriffe  mit  besonderer  fdl.  Fliegerunterstiitzung  auf  Belij  Bor 
wurden  abgewiesen.  Siidostw.  Leningrad  konnte  der  Gegner  nach  wiederholten 
vergeblichen  Angriffen  einen  Einbruch  in  die  Stellungen  erzielen,  die  zur 
Zuriicknahme  der  eign.  Front  fiihrten.  Ubersetzversuche  des  Feindes  unter 
Zuhilfenahme  von  Sturmbooten  wurden  abgewiesen. 

Finnland 

Sudostfront:  Rege  fdl.  Spah=  und  Stofitrupptatigkeit  auf  alien  Fronten. 
Nordfront:  Im  Raume  nordl.  Salla  Wiederauftreten  fdl.  Streifabteilungen. 


Panzerarmee  Afrika  (24.  8.) 

Besondere  Meldungen  liegen  nidit  vor. 

In  Zusammenhang  mit  dem  Uberfall  am  14./15.  8.  bei  El  Daba  durch  ein  ge= 
landetes  Sabotagekommando  wurde  u.  a.  der  Obit.  Alexander  gefangengenommen. 
Bei  der  Gefangennahme  trug  er  deutsche  Afrikamiitze.  Gegen  ihn  wurde  ein  kriegs= 
geriditliches  Verfahren  wegen  Freischarlerei  eingeleitet.  Alexander  ist  ein  Neffe 
zweiten  Grades  des  jetzigen  Oberbefehlshabers  Mittelost,  General  Alexander. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  25. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarung  und  Angriffe  gegen  Luton,  Wirkung  wurde  nidit  beobachtet. 
1  Wellington  durch  Flak  abgeschossen. 

Bei  Nacht  mit  mittleren  Kraften  Angriff  auf  Ipswich,  Treffer  in  Stadtmitte, 
Hafengegend  und  Nordostteil  der  Stadt.  Mehrere  Brande  beobachtet.  AuJSerdem 
wurden  ein  Flugplatz  ostwarts  Ipswich  und  Great  Yarmouth  angegriffen,  Wirkung 
nicht  beobachtet. 

Siidlich  Beadiy  Head  17.05  Uhr  10  Minensuchboote  Kurs  West. 

640 


26.  August  1942 

Siidwestlich  Devonport  14.10  Uhr  5  Dampfer,  1  Zerstorer,  4  Vorp.=Boote  Kurs  Ost. 

Einfluge:  Am  25.  wurde  im  Bezirk  Koln  Turnich  mit  Sprengbomben  angegriffen, 
Schadensmeldung  liegt  noch  nicht  vor.  Weiterhin  wurde  Briiggen  an  der  Erft  an= 
gegriffen,  Treffer  in  der  Grube  Luise.  Kohlenforderanlage  und  Starkstromkabel 
zerstort.  Geringer  Gebaudeschaden,  100  Vo  Produktionsausfall  fiir  1—2  Tage.  Meh» 
rere  Spreng=  und  Brandbomben  auf  Grube  Anna  in  Alsdorf,  Kesselanlage  getroffen, 
Starkstromkabel  beschadigt. 

Bei  Nacht  keine  Einfluge  ins  Reichsgebiet,  geringe  Einfliige  in  die  besetzten 
Gebiete.  Bei  Terschelling  Bombenabwiirfe  auf  unbekannte  Seeziele. 

2.  Mittelmeer: 

Aufklarungs=  und  Sicherungstatigkeit.  2  Abschiisse. 

Malta.  LB  La  Valetta  15.28  Uhr  teilgedeckt:  1  U=Boot,  4  Frachter,  1  Tanker. 

Vor  Alexandrien  15.06  Uhr:  1  Laz.Schiff,  1  kL  Dampfer  Kurs  250  Grad,  21.30  Uhr 
2  Zerstorer  Kurs  West. 

Ostwarts  Port  Said  15.00  Uhr  33  Ost  3217  2  Zerstorer,  1  U=Boot  Kurs  Nord. 

Port  Sudan  Lichtbild  24.  8.  11.00—11.30  Uhr:  8  Frachter  3  200  t  (?),  1  Spezial= 
schiff  150  m  lang,  1  Hilfsschiff  50  m  lang. 

Alexandrien  LB  23.8.  22.00  Uhr:  1  Zerstorer,  2  Geleitboote,  3  Vorp.=Boote, 
17  Frachter  71  000  t,  3  Tanker  21  000  t,  1  Laz.Schiff. 

Suez  23.8.  15.39  Uhr  LB:  1  Kreuzer,  6  Zerstorer,  38  Frachter  mit  zus.  221700  t, 
10  Tanker  46  400  t,  1  Laz.Schiff. 

Auf  dem  Grofien  Bittersee  1  Tanker,  2  Frachter. 

3.  Ostfront: 

Etwa  2787  Einsatze.  Es  wurden  abgeschossen  100  Feindflugzeuge,  2  am  Boden 
zerstort.  5  eigene  Verluste. 

Schwarzes  Meer:  Hafen  Taman  10.00  Uhr:  4  Kan.Boote,  4  Boote. 

Westlich  Anapa  1  Truppentransporter,  7  Boote. 

Vor  Gelendshik  09.55  Uhr  2  Kiistenfahrzeuge,  mehrere  Boote. 

An  der  Kiiste  starkerer  Kiistenverkehr. 

Kaspisches  Meer:  Astrachan  LB  24.  8.:  1  U=Boot,  32  Raddampfer  und  37  Leichter 
(zus.  44  000  t),  20  Fahren,  etwa  500  Boote. 

Zwischen  Astrachan  und  Stalingrad  sehr  starker  Schleppzugverkehr  und  Fahr= 
betrieb. 

Eismeer:  Angriff  mit  14  Ju  88  auf  Warlamowo  Flugplatz.  Treffer  in  Boxen  und 
Abstellplatzen.  Beim  Abflug  2  grofie  Explosionen  beobachtet,  anscheinend  Munition 
getroffen. 

Im  Kanal  Westfahrwasser  nach  Archangelsk  16.10  Uhr  5  Dampfer  25  000  t, 
1  Zerstorer,  2  Vorp.Boote  Kurs  Siidost,  im  Geleit  1  Einzelfahrer  Kurs  Siidost, 
1  Dampfer  ohne  Kursangabe. 

In  Archangelsk  lagen  am  24.  8.  4  Zerstorer,  davon  2  im  Bau,  5  Geleitboote, 
28  Dampfer  105  000  t,  vor  dem  Hafen  4  Geleitboote,  5  Dampfer  16  500  t. 

Nordlich  Island  10.08  Uhr  60—70  Fischer  beim  Fischen. 


26.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  26.  August  1942 
Lagevortrag: 

Bei  der  Heeresgruppe  A  ist  die  Lage  unverandert.  Der  Fiihrer  befiehlt,  nicht 
in  den  Hochkaukasus  einzudringen,  sondern  nur  die  beiden  von  Alagir  und 

641 


B.  Kriegstagebuch 

Ordshonikidse  nach  Kutais  und  Tiflis  fiihrenden  Heerstrafien  zu  sperren, 
zumal  da  sie  schon  Mitte  September  zuschneien.  Das  XXXX.  Panzerkorps  soil 
auf  Grosnij  vorsto6en  und  vor  allem  die  dortigen  Bahnen  in  Besitz  nehmen. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  leistet  der  Feind  heftigen  Widerstand  mit  kraftigen 
Gegenstofien.  Da  die  4.  Panzer=Armee  so  nicht  weiterkommt,  soil  sie  ihre 
Krafte  umgruppieren,  namlich  das  IV.  Armeekorps  auf  den  rechten  Fliigel 
und  die  Panzer=Verbande  auf  den  linken  Fliigel  nehmen  und  mit  letzteren  am 
28.  August  in  nordostlicher  Richtung  angreifen.  Bei  der  6.  Armee  hat  die 
71.  Inf.Div.  am  24.  August  bei  Kalatsch  den  Don  iiberschritten;  sie  ist  im 
ziigigen  Vorgehen  langs  des  Karpowka=Tales  auf  den  Siidteil  von  Stalingrad. 
Auf  dem  rechten  (ostlichen)  Fliigel  der  italienischen  8.  Armee  ist  der  Gegner 
tief  eingebroch^n.  Das  linke  Fliigelkorps  der  6.  Armee,  das  XVII.  Armeekorps, 
hat  sich  zur  Entlastung  der  Italiener  nach  links  ausgedehnt.  Der  Fiihrer  f  ordert 
abermals  eindringlich,  dafi  die  22.  Panzer=Division  endlich  geschlossen  hinter 
die  italienische  Front  gelegt  wird. 

Mit  grofier  Ruhe,  aber  tiefem  Mififallen  nimmt  der  Fiihrer  die  Meldung 
des  Chefs  des  Generalstabes  des  Heeres  entgegen,  dafi  bei  der  Heeresgruppe 
Mitte  die  2.  Panzer= Armee  aus  eigener  Initiative  ihre  Front  bei  Suchinitschi 
zuriickgenommen  hat.  Damit  ist  an  dieser  Stelle  der  Druck  auf  den  Gegner 
aufgegeben  worden,  ohne  dafi  hierdurch  Krafte  gewonnen  werden. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  mehren  sich  die  Anzeichen  fiir  einen  baldigen 
russischen  Angriff  gegen  den  „Flaschenhals".  Der  Fiihrer  wiinscht,  daiS  die 
SS=„Totenkopf''=Division  alsbald  nach  dem  Westen  abtransportiert  und  bei 
der  18.  Armee  durch  vier  neu  aufgestellte  Jager=Bataillone  (siehe  12.  8.)  ersetzt 
wird.  Die  nachsten  vier,  Ende  August  fertig  werdenden  Jager=Bataillone  soUen 
im  riickwartigen  Heeresgebiet  Mitte  zur  Bandenbekampfung  eingesetzt  werden. 

[Vortrag  des  Ob.d.M.  beim  Fiihrer^.] 


Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Auf zeichnungen  Greiners  lassen  besonders  an  diesem  Tage  deutlidi  erkennen, 
dafi  die  Anzeichen  fiir  ein  baldiges  Festlaufen  der  Sommer=Offensive  sich  weiter 
mehrten.  Dabei  zeigten  sich  neben  dem  zunehmenden,  immer  offensiver  gefiihrten 
feindlichen  Widerstand  an  zwei  Beispielen  auch  die  Wirkungen  des  Nachlassens  der 
eigenen  Krafte:  Bei  Suchinitschi  hatte  die  2.  Pz Armee  aus  eigenem  Entschlufi,  ohne 
dafi  auch  der  Chef  des  GenSt.d.H.  unterrichtet  worden  war,  den  Kampf  abgebrochen, 
und  am  Nordfliigel  der  6.  Armee  —  nur  bei  Haider  vermerkt  —  wollte  das  XIV.  Pz.= 
Korps  die  Anlehnung  an  die  Wolga  nordlich  Stalingrad  freiwillig  wieder  aufgeben. 
Die  einzige  Folgerung,  die  seitens  der  Obersten  Fiihrung  gezogen  wurde,  scheint 
demgegeniiber  der  Verzicht  auf  ein  weiteres  Eindringen  in  den  Hochkaukasus  ge= 
wesen  zu  sein. 


Aufzeichnung  Uher  diesen  Vortrag  (Nr.  1.  Ski.  lb  1663/42  g.Kdos.  Chefs.)  in: 
Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.  a.  O. 


642 


26.  August  1942 

Ob  die  SS=Totenkopf=Div.  noch  als  spate  Folge  von  Dieppe  zur  Auffrischung 
oder  lediglich  auf  irgendwelche,  haufig  genug  auftretende  Sonderwiinsche  der  SS« 
Fiihrung  hin  nach  dem  Westen  verlegt  werden  sollte,  wird  nicht  berichtet.  Der  Befehl 
Hitlers  verstiefi  in  jedem  Falle  offensichtlich  gegen  die  Bediirfnisse  der  Ostfront 
und  zumal  der  H.Gr.  Nord. 

Der  umfassende  und  in  mancher  Hinsicht,  besonders  zur  Lage  im  Mittelmeer,  fiir 
den  weiteren  Kriegsverlauf  bedeutsante  Vortrag,  den  der  Ob.d.M.  an  diesem  Tage 
(26.  August)  bei  Hitler  erstattet  hat,  ist  bei  Greiner  nicht  erwahnt.  Es  kann  hiernach 
angenommen  werden,  zumal  nach  dem  ProtokoU  kein  Offizier  des  OKW  dabei 
anwesend  gewesen  ist,  da6  der  WFStab  von  den  Ausfiihrungen  und  Anregungen 
Raeders  nichts  erfahren  hat. 


Lagebericht  OKH  « 

Osten 

H.Gr.  A: 

Auf  der  Krim  nichts  Wesentliches. 

Armeegr.  Ruoff:  5.  rum.  Armee  besetzte  Halbinsel  westl.  Temrjuk.  5.  rum. 
K.D.  setzt  bei  Protzkaja  iiber  den  Kuban  im  Marsch  nach  Siiden.  Bei  V.  A.K. 
fiihrte  der  Gegner  seit  den  Morgenstunden  Angriffe  auf  die  Spitzen  der  vor= 
gehenden  Truppen  durch,  die  z.  T.  im  Gegenangriff  und  erbitterten  Nah= 
kampfen  fast  iiberall  abgeschlagen  wurden.  Siidwestl.  und  siidl.  Krasnodar 
wurden  Gegenangriffe  aus  dem  Gebirge  zuriickgewiesen  und  der  Gegner  teil= 
weise  in  das  Gebirge  zuriickgedriickt.  Siidl.  Maikop  konnte  eine  Jg.Div.  im 
Vorgehen  nach  Siiden  mehrere  Hohenstellungen  im  PschetschaI=Tal  und  in 
Gegend  des  Boloretschenski=Passes  nehmen.  Bei  4.  Geb.Div.  wurde  der  San= 
tscharo=Pa6  von  Siiden  her  genommen,  gegen  fdl.  Angriffe  verteidigt.  Auch 
der  Tschumascho=Pafi  ist  in  eigener  Hand.  Bei  Klydsch  wehrt  sich  der  Feind 
verzweifelt.  Westl.  Baksan  warfen  Geb.Jager  den  Feind  nach  Siiden  zuruck. 
Das  Terek=Ufer  ostw.  Maiskij  und  siidl.  Mosdok  ist  stark  feindbesetzt.  Angriff 
hier  fiir  den  27.  8.  festgesetzt.  Hierzu  13.  Pz.Div.,  die  bis  in  den  Raum  Schef= 
stoff  vorgezogen  ist,  bereitgestellt.  V.=Abt.en  der  ^yo  Div.  stiefien  bei  Terekli= 
Mekteb  auf  schwachen  Feind.  Sudostw.  der  Linie  Boshligan— Moskwa  sind 
nach  Aufklarungsergebnissen  Strafien  und  Wege  fur  grofiere  Verbande  nicht 
geeignet. 

Wetter:  Heiter,  warm. 

H.Gr.  B: 

Nach   Durchbrechen   starker   fdl.   verminter   Stellungen   stielien   Telle   der 
24.  Pz.Div.  auf  starken  Feind  siidl.  des  Wolga— Don— Kanals.  Konzentrisches 
fdl.  Artl.=Feuer  auf  die  eig.  vorgehende  Truppe.  Auf  die  ...  . 
....  2  gefiihrte  fdl.  Panzerangriffe  wurden  abgewehrt.  Nordl.  Ka= 

latsch  ging  die  71.  Div.  uber  den  Don,  nahm  eine  Ortschaft  5  km  nordl.  Ka= 

2     Fptokopie  nicht  zu  entziffern. 

645 


B.  Kriegstagebuch 

latsch  und  stiefi  nach  Brechen  geringen  Feindwiderstandes  in  ostwartiger  Rich= 
tung  vor.  Angriffe  des  Gegners  von  Siiden  auf  die  Nachschubstrafien  der  bis 
zur  Wolga  vorgedrungenen  Panzerdivision  in  Gegend  siidl.  Bhf.  Kotluban. 
Im  nordl.  Donbogen  wurden  mehrere  Angriffe  abgewiesen.  Durch  ein  weiteres 
Zuriickweichen  der  unter  dem  General  Gariboldi  kampfenden  ital.  Truppen 
in  Gegend  der  Einmiindung  des  Choper  in  den  Don  wurde  die  Westflanke  des 
XVII.  A.K.  stark  in  Mitleidenschaft  gezogen.  Reserven  sind  aus  Gegend  Sera= 
fimowitsch,  wo  die  eigenen  Linien  etwas  verkiirzt  wurden,  zum  Einsatz  heran= 
gezogen.  Eine  AIp.=Formation  und  i  ital.  Pz.Abt.  sind  zur  Unterstiitzung  der 
stark  bedrangten  ital.  Stellungen  herangeholt.  Auf  die  Einbruchsstelle  siid= 
ostw.  Woronesch  starkes  fdl.  Artl.=Feuer.  Ein  Feindvorstofi  siidl.  Jelez  brach 
im  eigenen  Artl.=Feuer  zusammen. 

H.Gr.  Mine: 

Bereitstellungen  siidwestl.  Bjelew  wurden  durch  Einsatz  eigener  Flieger  zu= 
sammengeschlagen.  Auch  am  gestrigen  Tage  konnten  alle  Feindangriffe  siidl. 
Suchinitschi  z.  T.  im  Gegenstofi  abgewehrt  werden.  Der  Feind  hatte  hohe 
Verluste.  Auch  ostw.  Wjasma  wurden  Angriffe  z.  T.  im  Nahkampf  zuriick= 
gewiesen.  An  der  Einbruchsstelle,  wo  wiederholte  Angriffe  abgewiesen  wurden, 
konnte  die  Verbindung  mit  dem  nordl.  Nachbar=A.K.  hergestellt  werden.  An= 
griffe  zur  Wiedergewinnung  der  alten  HKL  sind  eingeleitet.  Auf  dem  Siidteil 
und  der  Nordostecke  der  Einbruchsstelle  siidostw.  Rshew  konnten  Feind= 
angriffe  abgewehrt  werden.  Ein  kleiner  Einbruch  ostw.  Sytschewka  wurde  im 
Gegenstofi  bereinigt.  Nach  dem  vorgestrigen  Artl.=Massenfeuer  hielt  der  Geg= 
ner  gestern  auffallend  mit  Artl.  zuriick.  Bereitstellungen  des  Gegners  zu  er= 
neutem  Angriff  konnten  unter  hohen  Feindverlusten  durch  eig.  Artl.  zer= 
schlagen  werden.  Bei  vergeblichen  Angriffen  nordl.  Bjeloj  wurden  9  Pz.  ab= 
geschossen,  8  blieben  bewegungslos  liegen.  Angriffe  auf  Wei.  Luki  und  siidl. 
davon  wurden  abgewehrt. 

Wetter:  teilweise  bewolkt,  im  Raume  Rshew  Strafien  fiir  Kfz.  bedingt 
befahrbar. 

An  der  iibrigen  Front  der  Heeresgr.  sonniges  warmes  Wetter. 

H.Gr.  Nord: 

Ein  Angriff  siidostw.  Schliisselburg  wurde  bereits  in  seinem  Anlaufen  durch 
eig.  Artl.  zerschlagen.  Ebenso  konnte  ein  Angriff  siidostw.  Leningrad  durch 
starkeren  Einsatz  eig.  Schlachtflieger  und  Artl.  unter  blutigen  Russenverlusten 
abgeschlagen  werden. 

Zusatz  H.Gr.  B,  6.  Armee:  Bei  den  Angriffen  der  6.  Armee  liber  den  Don 
haben  die  Pionierkrafte  der  Armee  Hervorragendes  geleistet.  Unter  der  tat= 
kraftigen  Fiihrung  des  Armee=Pi.=Fiihrers,  Oberst  Selle,  dessen  zweckmafiigen 
und  energischen  Mafinahmen  die  friihzeitige  Fertigstellung  der  Ubergange  mit 

644 


26.  August  1942 

zu  danken  ist,  wurden  von  den  tapferen  Pionieren  im  fdl.  Inf.=  und  Artl.=Feuer 
und  trotz  zahlreicher  Luftangriffe  zunachst  die  stiirmende  Inf.  iibergesetzt 
und  dann  bis  22.  8.,  7.30  Uhr,  4  Briicken  fertiggestellt,  und  zwar  2— 2o=t=Bmk= 
ken  von  225  und  ^^o  m,  1— i4=t=Befehlsbriicke  von  400  m  und  1— 4=t=Befehls= 
briicke  von  350  m  Lange. 

Finnland 

Keine  bes.  Ereignisse. 

Panzerarmee  Afrika 

Es  liegen  noch  keine  Meldungen  vor. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  26. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Siidlich  Portsmouth  06.30  Uhr  4  Dampfer  Kurs  Nordwest. 

07.50  Uhr  bei  Ramsgate  2  Dampfer,  8  Boote  ohne  Kursangabe. 

Zur  gleichen  Zeit  in  Dover  2  Dampfer  stilliegend. 

Siidwestlich  Irland  um  09.00  Uhr  30  Frachter  Kurs  Nordost. 

Bei  Dungeness  10.00  Uhr  5—10  kleine  Fahrzeuge. 

Siidlich  Milford  14.16  Uhr  1  Zerstorer,  im  gleichen  Seegebiet  um  17.12  Uhr 
3  Frachter  Kurs  Nordost. 

Wahrend  des  26.  Jabo=Einsatz  gegen  Eastbourne,  mehrere  Hauser  zerstort,  Treffer 
in  Fabrikanlage. 

1  Feindabsturz  nordwestlich  Westmalle. 

Eigener  Nachteinsatz:  iy  Flugzeuge  Angriff  auf  Colchester,  Brande  im  Stadt= 
gebiet.  Au6erdem  Angriffe  auf  einen  Ort  bei  Dover  und  Clacton  sowie  auf  einen 
Geleitzug  ostwarts  Harwich  ohne  Wirkungsbeobachtung. 

50  Feindeinfliige  aus  dem  Osten.  Eindringtiefe  Memel— Berlin— Torgau—Griinberg 
— Gnesen— Ortelsburg.  In  Berlin  einige  Spreng=  und  Brandbomben  auf  Dahlem. 
In  Stettin  einige  Spreng=  und  mehrere  Brandbomben,  leichter  Gebaudeschaden.  In 
Danzig  4  Sprengbomben  auf  Fliegerhorst  Langfuhr  und  Giiterbahnhof.  3  Verletzte, 
3—5  Vermifite.  Hauserschaden.  Auf  Konigsberg  mehrere  Sprengbomben,  Bahn= 
strecke  Konigsberg— Insterburg  voriibergehend  unterbrochen. 

Keine  Abschiisse. 

2.  Mittelmeer: 

Aufklarungstatigkeit  und  Sicherung  von  Geleiten. 

Jabo=Angriffe  auf  Artilleriestellungen  und  Kraftfahrzeugansammlungen  um  El 
Alamein  und  Ruweisat  mit  guter  Trefferlage. 

5.  Ostfront: 

Insgesamt  54  Abschiisse,  2  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

Schwarzes  Meer:  Hafen  Taman  26.8.  10.00  Uhr:  9  Frachter,  5  Motorboote. 

Gelendshik  25.8.  09.55  Uhr:  2  Kiistenfahrzeuge. 

Tuapse  25.  8.  05.12  Uhr:  3  S=Boote,  3  Frachter,  1  Raddampfer,  6  Kiistenfahrzeuge, 
mehrere  Boote. 

Sotschi  25.  8.  05.24  Uhr:  1  Frachter,  10  Minenraumboote,  20  Boote. 

Suchum  25.8.  05.42  Uhr:  1  Tanker,  2  Frachter,  1  Kiistenfahrzeug,  20  Boote. 

Otschemschiri :  2  Vorp.=Boote,  2  Minenraumer,  2  Frachter,  10  Boote. 

645 


B.  Kriegstagebuch 

Poti  25.8.  06.01  Uhr:  1  Kriegsschiffrumpf,  1  Schlachtschiff,  1  Schulschiff,  2  schw. 
Kreuzer,  4  Zerstorer,  1  Torp.Boot,  1  Minensucher,  1  U=Boot,  4  S=Boote,  8  Frachter, 
1  Tanker,  10  Kiistenfahrzeuge,  mehrere  Boote. 

Batum  25,8.  08.50  Uhr:  1  schwerer  Kreuzer,  1  leichter  Kreuzer,  1  Zerstorer, 
1  U=Boot,  2  Minensucher,  3  Tanker,  13  Frachter,  1  Raddampfer,  9  Kiistenfahrzeuge. 

Im  Kaspischen  Meer  lebhafter  Schiffsverkehr,  auf  der  Wolga  ebenfalls  reger 
Schiffsverkehr. 

Eismeer:  Lichtbilderkundung  Archangelsk  wegen  Wetterlage  abgebrochen. 

LB  Eingang  Westfahrwasser  26.8.  10.45  Uhr:  5  Dampfer  10500  t,  1  Vorp.=Boot, 
1  Prahm  Kurs  Nord. 

09.35  Uhr  nordwestlich  Baren=Insel  3  Zerstorer  Kurs  West,  diese  3  Zerstorer 
um  15.34  Uhr  etwa  260  sm  westl.  der  Baren=Insel. 

230  sm  nordwestlich  Baren=Insel  um  14.32  Uhr  1  leichter  Kreuzer  und  2  Zerstorer 
Kurs  Siidwest. 


27.  August  1942 
Aufzeichnungen  Greiners  zum  27.  August  1942 
Lagevortrag: 

Bel  der  Heeresgruppe  A  ist  die  Treibstoff=Versorgung  des  XXXX.  Panzer= 
korps  so  geregelt,  dali  dieses  vom  28.  August  an  bis  Grosnij  und  vom  3.  Sep= 
tember  an  bis  Machatsch  Kala  vorgehen  kann. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  hat  sich  die  Lage  bei  Stalingrad  gut  entwickelt,  es 
besteht  aber  Treibstoff=Mangel.  Die  4.  Panzer=Armee  soil  durch  Vorstofi  nach 
Norden  Verbindung  mit  der  6.  Armee  suchen  und  nach  Nordosten  in  den 
Festungsgiirtel  nur  dann  vorstofien,  wenn  der  Bachlauf  zwischen  Iwanowka 
und  Karpowka  iiberschreitbar  ist.  Der  Sperr=Riegel  der  6.  Armee  zwischen 
Wolga  und  Don  soil  nach  Nordosten  vorgeschoben  werden.  Der  Fiihrer  sieht 
die  entscheidende  Gefahr  bei  der  italienischen  8.  Armee,  der  nunmehr  zwei 
deutsche  Divisionen  zugefiihrt  werden  sollen.  In  Aussicht  genommen  sind  die 
298.  (siehe  16. 8.)  und  die  294.  Inf.Div.,  die  mit  Lufttransport  und  italienischem 
Transportraum  herangebracht  werden  sollen,  Ferner  soil  das  im  Anmarsch 
befindliche  italienische  Alpini=Korps  beschleunigt  an  die  Front  vorgefiihrt 
werden. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  hat  der  seit  langerer  Zeit  erwartete  feindhche 
Angriff  gegen  den  „Flaschenhals''  heute  morgen  begonnen.  Der  Reichsmar= 
schall,  der  zusammen  mit  dem  Chef  des  Generalstabes  der  Luftwaffe  dem 
Lagevortrag  beiwohnt,  schlagt  dem  Fiihrer  die  Verlegung  von  Kampf=  und 
Jagdverbanden  vom  Luftwaffen=Kommando  Ost  zur  Luftflotte  1  vor,  was 
genehmigt  wird.  Die  heute  bei  der  Heeresgruppe  Nord  eintreffenden  ersten 
vier  Tiger=Panzer  sollen  zur  Abwehr  des  russischen  Angriffs  im  „Flaschenhals" 
eingesetzt  werden,  ebenso  die  folgenden  sechs  Tiger=Panzer,  die  in  den  nach= 
sten  Tagen  aus  der  Heimat  nach  der  Ostfront  abtransportiert  werden.  Weiter= 
hin  soli  die  12.  Panzer=Division,  die  sich  trotz  des  wiederholten  Befehls  des 
Fiihrers  immer  noch  hinter  der  Leningrader  Front  befindet,  sofort  in  den 
„FIaschenhals''  hineingefiihrt  werden. 

646 


27.  August  1942 

Bei  einer  anschliefienden  Besprechung  der  Ernahrungslage  f ordert  der  Reichs= 
marschall,  dafi  die  in  den  besetzten  Gebieten  liegenden  Teile  der  Wehrmacht 
sidi  aus  diesen  vol!  und  ganz  erhalten. 

Eriauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Bei  der  Beurteilung  der  Lage  der  italienischen  8.  Armee  und  den  daraus  gefolger= 
ten  Ma6nahmen  traten  die  Unterschiede  zwisdien  Hitlers  dilettantischer  Fiihrungs« 
manier  und  der  in  Haider  verkorperten  Schule  des  Generalstabes  einmal  mehr  deut» 
lich  in  Erscheinung.  Wahrend  dieser  „die  Einbruchsstelle  bei  den  Italienern  . . .  nidit 
als  besonders  gefahrlich"  ansah*  und  offenbar  bereit  war,  ein  weiteres  Risiko  in 
Kauf  zu  nehmen,  verftigte  Hitler  sogleich  die  Zufiihrung  von  2  deutsdien  Inf.Divi= 
sionen,  von  denen  wenigstens  eine,  die  298.,  sogar  dem  eigenen  Offensivfliigel 
entnommen  wurde^,  Auch  die  Inanspruchnahme  von  Lufttransportraum  fiir  diese 
Divisionen  diirfte  teilweise  auf  Kosten  der  angespannten  Transportlage  im  Suden 
der  Ostfront  gegangen  sein. 

Das  Alpini=Korps  war  eine  weitere  zusatzlidie  Kraft,  die  entgegen  den  friiheren 
Planen  fiir  den  Angriff  im  Kaukasus  ausfiel  —  hier  allerdings  auf  Intervention 
der  Italiener,  die  sich  einer  Aufteilung  der  von  ihnen  nach  dem  Osten  entsandten 
Armee  widersetzt  hatten^. 

Die  „V erlegung  von  Kampf=  und  Jagdverbanden  vom  Luftw.Kdo.  Ost  zur  Luftfl.  i" 
diirfte  auch  den  Planen  zu  „Nordlicht"  entsprochen  haben.  Im  iibrigen  zeigt  dieser 
Vorschlag  Gorings  beispielhaft  die  Art  und  Weise,  in  der  der  Ob.d.L.  ohne  jede 
vorherige  Fiihlungnahme  mit  dem  WFStab  oder  dem  Gen.St.d.H.  audi  iiber  die 
taktische  Luftwaffe  im  unmittelbaren  Einvernehmen  nur  mit  Hitler  verfiigte. 

Hitlers  eigene  Bestimmung  iiber  die  „ersten  4  Tiger=Panzer"  zeigt  ihn  inmitten 
seines  Elements.  Bis  in  die  letzten  Kriegstage  hinein  wollte  er  von  solcherlei  Mitteln, 
besonders  wenn  es  sich  um  „neue  Waffen"  handelte,  schlachtentscheidende  Wir» 
kungen  erwarten. 

Die  abschliefiend  angefiihrte  Forderung  Gorings  zur  Ernahrungslage  erklart  sich 
aus  seiner  Eigenschaft  als  Leiter  des  „Vierjahresplans". 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Auf  der  Krim  nichts  besonders. 

Armee gr.  Ruoff:  Auf  Westfliigel  der  Armeegr.  liefien  die  schweren  Angriff e 
des  Feindes  gestern  nach.  Vereinzelte  Vorstofie  auf  die  Spitzen  des  V.  A.K. 
wurden  abgewiesen.  Trotz  fdl.  Gegenwehr  gelang  es  den  Divisionen  des 
LVII.  Pz.Korps,  etwas  nach  Siiden  Gelande  zu  gewinnen.  Siidl.  Maikop  konn= 
ten  die  Div.en  des  XXXXIV.  A.K.  im  Pschecha=Tal  gegen  schwachen  Feind= 
widerstand  weiter  vordringen.  Auch  siidl.  des  Koschka=Berges  und  auf  den 
Hohen  westl.  davon  wurde  in  siidl.  Richtung  vorgestolEen.  Die  Spitzen  des 

1  Tgb.  Haider,  27.  August  1942. 

2  Nach  den  Notizen  vom  30.  August  ist  die  298.  Inf.Div.  zum  XVII.  AK.  auf  dem 
linken  Fliigel  der  6.  Armee  gelangt. 

3  Vgl.  Weisung  Nr.  45,  Abschn.  II  A,  Ziff.  3. 

647 


B.  Kriegstagebuch 

XXXXIX.  Geb.Korps  haben  den  Pafi  nordl.  des  Wesyl=Flusses  durchschritten 
und  gehen  nach  Brechen  schwachen  Feindwiderstandes  in  das  Flufital  vor. 
4.  Geb.Div.  ging  im  Marusch=Tal  nach  Siiden  vor  in  Ricbtung  auf  Maruscbki= 
Pafi.  Im  Klydsch=Tal  leistet  der  Feind  noch  zahen  Widerstand.  Auf  die  An= 
griffspitzen  der  in  diesem  Geb.Tal  vorgehenden  V.=Abt.en  starke  fdl.  Flieger= 
angriffe.  Bei  1.  Pz.Armee  wurden  Angriffe  siidl.  Baksan  und  bei  Maiskij  ab= 
gewehrt.  Der  Feind  verstarkte  besonders  siidl.  Maiskij  seine  Artl.  und  beschofi 
die  eigenen  Stellungen.  Durch  Artl.=Volltreffer  wurde  der  Div.Kdr.  der  23.  Pz.= 
Div.  (Generalmajor  Mack)  todlich  getroffen.  Vom  Rgt.  128  wurden  der  Rgt.Kdr. 
und  Adjutant  verwundet,  1  Btl.Kdr.  fiel.  Der  Angriff  des  III.  Pz.Korps  hat  sich 
um  einen  Tag  verschoben.  Von  13.  Pz.Div.  wurde  Ischerskaja  gegen  Feind= 
widerstand  erreicht.  Starke  Fliegerangriffe  des  Feindes  auf  die  Angriffspitzen. 
V.=Abt.en  der  11.  Div.  stellten  Bulsag  Aul  f eindfrei  fest.  Die  Div.en  des  LII.  A.K. 
sind  im  weiteren  Vorgehen  nach  Siidosten.  16.  mot.  geht  mit  V.=Abt.en  nach 
Norden  vor  und  hat  die  Gegend  siidl.  Togorwoje  und  Kegulka  erreicht. 

H.Gr.  B: 

Wiederholte  fdl.  Angriffe  auf  die  Stellungen  siidl.  StaUngrad  wurden  ab= 
geschlagen.  1  rum.  Div.  wurde  herausgezogen  und  auf  schwacheren  Feind, 
der  sudostw.  des  Barmanzak=Sees  nach  Westen  vorgeht,  angesetzt.  Nordl. 
Stalingrad  wurden  alle  Angriffe  mit  z.  T.  starkeren  Panzerkraften  abgewehrt. 
Von  Norden  wurden  von  den  170  angreifenden  Panzern  40  abgeschossen.  Alle 
Angriffe  auf  die  noch  hinter  dem  Don  stehenden  Telle  und  die  siidl.  des  Don= 
Bogen  stehenden  deutschen  Krafte  wurden  abgewehrt.  An  der  Einbruchsstelle 
der  ital.  Div.en  wurden  durch  Einsetzen  von  Reserven  Angriffe  abgewehrt  und 
wieder  nach  Norden  Gelande  gewonnen.  Nach  Gef.=Aussagen  soil  sich  die 
fdl.  Artl.  an  dieser  Stelle  verstarken.  An  der  ubrigen  Front  wurden  alle  Feind= 
angriffe  und  Versuche,  den  Don  zu  iiberschreiten,  abgewehrt.  An  der  Siidost= 
ecke  von  Woronesch  gelang  es  einem  eig.  Vorstofi,  die  alte  HKL  wiederzuge= 
winnen  und  den  Feind  zum  groJSten  Teil  aus  den  Vorstadthausern  herauszu= 
werfen.  Sonst  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Mitte: 

Ostw.  Orel  wurden  Feindangriffe  abgewiesen.  Nach  Abwehr  aller  mit  Artl.= 
Vorbereitung  vorgetragenen  Feindangriffe  siidwestl.  Bjelew  gelang  dem  Geg= 
ner  ein  Einbruch  auf  dem  linken  Fliigel  bei  einer  Pz.Div.,  der  abgeriegelt  wer= 
den  konnte  und  im  Gegenstofi  bereinigt  werden  soil.  Bei  dem  hier  stehenden 
Korps  wurden  in  der  Zeit  vom  22.-26.  8.  127  Panzer  von  den  Erdtruppen 
einschl.  Flak  abgeschossen.  Auf  die  Stellungen  an  der  Shisdra  konnten  alle 
Vorstofie  des  Feindes,  die  z.  T.  mit  erheblichen  Kraften  durchgefiihrt  wurden, 
unter  tatkraftiger  Unterstiitzung  der  eig.  Luftwaffe  abgeschlagen  werden. 
Ostw.  Wjasma  gelang  es  durch  Vorstofi  von  Norden  in  die  Einbruchsstelle, 
die  alte  HKL  restlos  wiederzugewinnen  und  den  eingedrungenen  Feind  zu 

648 


27-  August  1942 

vernichten.  Siidl.  und  nordl.  Rshew  wurden  am  gestrigen  Tage  alle  mehr  oder 
weniger  starken  Feindangriffe  abgewehrt.  Das  Zuriickhalten  der  Artl.  und  die 
weniger  schwunghaften  Feindangriffe  des  gestrigen  und  vorgestrigen  Tages 
lassen  darauf  schliefien,  dafi  der  Gegner  sich  umgruppiert,  neue  Reserven 
heranholt.  Die  Bahnstrecken  von  O  und  N  nach  Rshew  sind  stark  belegt, 
so  dafi  mit  einem  weiteren  verstarkten  Angriff  zu  rechnen  ist. 

H.Gr.  Nord: 

Feindangriffe  auf  die  Landbriicke  siidostw.  Staraja  Russa  wurden  abgewehrt. 
Fdl.  Schlachtflieger  griffen  die  Bttr.=Stellungen  im  Raume  des  L.  A.K.  an. 

Finnland 

Nor  do  St  front:  Fdl.  Sto6truppunternehmungen  zum  Zvvecke  gewaltsamer  Auf= 
klarung  auf  dem  Siidfliigel  der  Murman=Front.  Im  iibrigen  normale  Spahtrupp= 
tatigkeit,  Anhalten  der  fdl.  Bau=  und  Schanztatigkeit. 

Panzerarmee  Afrika  (26.  8.) 

Wiederholte  fdl.  Bombenangriffe  im  Frontgebiet.  Lebhafte  fdl.  Aufklarungstatig= 
keit.  Der  Feind  verstarkt  seine  Stellungen  weiter  durch  Heranfiihrung  neuer  Krafte. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  27. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Im  Rauni  um  England  16  Absdiiisse. 

Wahrend  des  27.  Jabo=Einsatz  gegen  Folkestone  mit  guter  Trefferlage. 
Eigener  Nachteinsatz:  23  Flugzeuge  auf  Leeds,  Erfolgsmeldung  steht  noch  aus. 
Siidlich  der  Shetlands  in  der  Sumbugh=Bucht  15.30  Uhr  20  Dampfer,  darunter 
mehrere  von  8—10  000  t,  vor  Anker. 

'^5-57  Uhr  bei  Lizzard  Head  6  Dampfer,  2  Vorp.=Boote  Kurs  West. 
20.30  Uhr  Hafenmole  Hastings  3  Dampfer  je  8  000  t. 
20.45  Uhr  Einfahrt  Portsmouth  4  Vorp.=Boote  vor  Anker. 
Ostwarts  Dungeness  22.27  Uhr  6  S=Boote  Kurs  Ost. 

2.  Mittelmeer: 
1  Abschufi. 

Lichtbild  Malta  26.  8.  10.58  Uhr:  4  U=Boote,  2  Minensudier,  2  Korvetten,  4  Damp= 
fer,  1  Tanker,  1  Hafentanker. 

Auf  der  Reede  Suez  26.  8.  14.00  Uhr  40  Schiffe  aller  Grofien. 

Zwischen  Cypern  und  Haifa  2  Zerstorer,  2  Dampfer  Kurs  Siid  am  26. 8.  17.05  Uhr, 
im  gleichen  Seegebiet  um  17.10  Uhr  2  Zerstorer,  2  Dampfer  Kurs  150  Grad. 

5.  Ostfront: 

101  Absdiiisse,  7  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

Schwarzes  Meer:  In  Noworossijsk  zwischen  14.30—18.00  Uhr  1  kl.  Kriegsschiff, 
2  Frachter,  8  Boote.  Nach  V=Mannmeldung  am  27.  8.  in  Noworossijsk  eingelaufen 
2  Kreuzer,  10  Torp.Boote,  8  U=Boote,  5  Minensucher,  18  S=Boote. 

Auf  der  Wolga  und  im  Kaspischen  Meer  lebhafter  Schiffsverkehr, 

Auf  dem  Ladoga=See  bei  Luftangriff  am  27.  8.  ein  russ.  Raumboot  schwer  be= 
schadigt. 

649 


B.  Kriegstagebuch 

Eismeer:  Sudlich  Nowaja=Semlja  in  der  Charabowo=Bucht  07.50  Uhr  1  Dampfer, 
1  Vorp.=Boot,  3  Leichter. 

4.  Einfliige: 

300—350  Einfliige,  davon  etwa  265—315  ins  Reichsgebiet,  Eindringtiefe  nordlicb 
Kopenhagen  —  Danziger  Bucht  —  Stralsund  —  Meppen  —  Liineburg  —  Braunschweig  — 
Schweinfurt— Miinchen=Gladbach.  Schwerpunkt  Kassel.  Auf  Kassel  Abwurf  von 
1  LM,  100  Spreng=,  145  Brand=,  80  Phosphorbrandbomben.  Heereszeugamt  brennt. 
Lazarett  4  ein  Block  zerstort.  Weitere  geringere  Schaden  an  Hindenburg=,  Jager=, 
Wittig=  und  Graf=Haeseler=Kaserne.  Bei  Flakartillerie  Ausfall  von  2  Geschiitzen.  Bei 
Henschel  &  Sohn  kleiner  Brand,  bei  Waggonfabrik  Crede  &  Co.  Montagehalle 
ausgebrannt,  Kfz=Lager  brennt  noch.  Bei  Opel  Brand  in  Reparaturhalle  und  Ge= 
bauden.  Fiseler=Werk  Holzlager  und  Kameradschaftsheim  ausgebrannt.  Martins= 
Kirche  ausgebrannt,  Dom  brennt.  20  Wohnhauser  zerstort,  50  schwer,  mehrere 
hundert  leicht  beschadigt.  14  Tote,  davon  7  Wehrmachtsangehorige,  19  Schwer=, 
80  Leichtverletzte.  800  Obdachlose.  Auf  Duisburg  700  Brandbomben,  mehrere 
Sprengbomben,  Hauserschaden. 


28.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  28.  August  1942 
Lagevortrag: 

Der  Reichsmarschall  meldet  dem  Fiihrer,  da6  Generaloberst  Freiherr  von 
Richthofen,  der  Kdr.General  des  VIII.  Fliegerkorps  ^,  personlich  die  Lage  bei 
Stalingrad  erkundet  und  dabei  sowie  in  Riicksprachen  mit  den  Oberbefehls= 
habern  der  4.  Panzer=  und  der  6.  Armee  festgestellt  hat,  dafi  von  starken 
feindlichen  Kraften  dort  keine  Rede  sein  kann.  Die  Luftwaffe  habe  bei  der 
Aufklarung  nach  Norden  Miihe  gehabt,  in  dem  deckungslosen  Gelande  uber= 
haupt  feindliche  Krafte  zu  entdecken.  Der  Gesamteindruck  des  Generalober= 
sten  von  Richthofen  ginge  dahin,  dafi  es  an  einheitlicher  Fiihrung  fehle.  Der 
Fiihrer  befiehlt  nach  Rticksprache  mit  Generaloberst  Haider,  dafi  ein  Fuhrungs= 
stab  der  Heeresgruppe  B  weit  vorn  eingesetzt  und  der  6.  Armee  infanteristi= 
scher  Ersatz  auf  dem  Luftwege  zugefiihrt  wird.  Der  Chef  des  Gen.St.d.H.  mel= 
det,  dafi  von  Woronesch  zwei  russische  Divisionen  nach  Stalingrad  imd  sechs 
Panzer=Brigaden  nach  Suchinitschi  verschoben  worden  sind.  Er  schlagt  vor,  aus 
dem  Briickenkopf  von  Woronesch  eine  Division  herauszuziehen,  da  dort  in 
absehbarer  Zeit  wohl  kein  Angriff  zu  erwarten  sei.  Der  Fiihrer  ist  damit  ein= 
verstanden. 

Ein  bei  der  Heeresgruppe  Mitte  erbeuteter  russischer  Befehl  besagt,  dafi  der 
deutsche  Angriff  bei  Suchinitschi  Moskau  zum  Ziel  habe  und  daher  in  seine 
Ausgangsstellung  zurtickgeworfen  werden  miisse.  Bei  der  9.  Armee  ist  fest= 
gestellt  worden,  dafi  die  russischen  Krafte,  die  zur  Zeit  bei  Subzoff  angreifen, 
aus  dem  Raume  nordlich  von  Rshew  gekommen  sind.  Daraus  wird  geschlossen, 

1     Gen.Oberst  Vrhr.  v.  Richthofen  war  seit  24.  6.  1942  Chef  der  Luftflotte  4,  der  das 
IV.  und  das  VIII.  Fliegerkorps  unterstanden. 

650 


28.  August  1942 

dafi  der  Feind  an  dieser  Front  keine  Krafte  mehr  in  der  Tiefe  hat.  Das  Ober= 
kommando  der  Heeresgruppe  Mitte  hat  vorgeschlagen,  die  Div.  „Grolideutsch= 
land''  zum  Ansatz  gegen  den  russischen  Briickenkopf  bei  Rshew  freizugeben, 
da  durch  diesen  die  von  Rshew  nach  Wjasma  fiihrende  Eisenbahn  bedroht  sei. 
Der  Fiihrer  lehnt  den  Antrag  ab,  da  die  Division  nur  bei  sehr  kritischen  Lagen 
und  dann  geschlossen  eingesetzt  und  alsbald  wieder  zur  Verfiigung  der  ober= 
sten  Fiihrung  gestellt  werden  soil. 

Am  Abend  meldet  die  Heeresgruppe  Nord,  dafi  der  Gegner  in  den  Flaschen= 
hals  eingebrochen  ist  und  die  Lage  dort  gespannt  ist.  Der  Fiihrer  befiehlt 
daraufhin,  die  auf  dem  Seetransport  von  Norwegen  nach  Finnland  befindliche 

3.  Gebirgsdivision  nach  Reval  abzudrehen  und  der  18.  Armee  zuzufiihren.  — 
Vom  Luftwaffen=Kommando  Ost  sind  zwei  Kampfgruppen  sowie  eine  Stuka= 
und  eine  Jagdgruppe  zur  Luftflotte  1  verlegt  worden. 

Eriauteningen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Anschuldigungen  und  Verdachtigungen  von  Dienststellen  und  Generalen  des 
Heeres  gehorten  von  jeher  zu  den  unguten  Eigenschaften  Gorings,  der  dabei  be= 
sonders  haufig  Gelegenheit  fand,  sich  auf  Richthofen  zu  stutzen^.  Die  hier  ange= 
fiihrte  Meldung  der  Luftwaffe,  die  die  schwer  ringenden  Armeen  der  H.Gr.  B  und 
ihre  Fiihrung  bloCzustellen  versuchte,  schien  —  nach  eigener  Erinnerung  —  selbst 
Hitler  nicht  recht  glaubwurdig.  Trotzdem  kam  er  aber  in  der  Folge  wiederholt 
darauf  zuriick  und  gab  der  gespannten  Stimmung  im  Hauptquartier  damit  noch 
weitere  Nahrung. 

Das  „Tauziehen"  um  die  Div.  Groftdeutschland,  das  nun  schon  einen  Monat  lang 
anhielt,  versinnbildlicht  —  neben  anderem  —  erneut  den  ganzlichen  Mangel  an  Re= 
serven,  der  gleicherweise  lahmend  auf  die  Oberste  Fiihrung  wie  auf  das  OKH  wirkte. 
Mit  dem  daraus  folgenden  „Flickwerk",  wie  Hitler  es  hier  auch  gegeniiber  dem 
feindlichen  Einbruch  siidlich  des  Ladogasees  befahl,  wurden  nur  neue  Locher  an 
anderer  Stelle  aufgerissen. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Befehlshaber  der  Krim:  Beiderseitige  Artl.=Tatigkeit. 

Armeegr.  Ruojf:  Der  auiierste  Westflligel  des  V.  AK.  wies  2  fdl.  Angriffe 
nordwestl.  Noworossijsk  ab.  Starker  Feinddruck  halt  weiter  an.  Auch  sudl. 
Krasnodar  bei  Rshet  und  vor  Siidostfliigel  auf  dem  Pafi  siidwestl.  Koschka=Berg 
wurden  Angriffe  abgewehrt.  Westgr.  i.Geb.Div.  imKampf  um  Maruschki=Pa6. 

4.  Geb.Div.  hat  Tschmaschcha=Pali  genommen  und  Siedlung  7  km  siidwestl. 
davon  gesaubert.  Im  Siidteil  halten  die  heftigen  Angriffe  an.  Angriffe  vor 
23.  Pz.Div.  wurden  abgewehrt  (nordl.  Maiskij).  Die  Div.  trat  zum  Angriff  an. 

16.  mot.Div.  Weitermarsch  nach  Norden  im  Raum  4.  Pz.Armee.  Oblinoje 
feindfrei. 

2     Vgl.  auch  Tgb.  Haider,  28.  August  1942. 

651 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  B: 

Starker  Druck  auf  die  vorgehenden  Telle  am  rechten  Fliigel  der  4.  Pz.Armee. 
Angrlffe  auf  die  Nordwestflanke  wurden  abgeschlagen.  Telle  der  71.  Dlv.  sind 
in  Kalatsch  eingedrungen.  Angrlffe  auf  die  Nachschubstrafien  der  auf  die 
Wolga  vorgestofienen  Pz.=  und  mot.Dlv.en  wurden  abgewehrt.  Im  Nordteil 
wurden  88  Pz.  abgeschossen.  1  russ.  Pz.  lief  liber,  beteiligte  sich  an  unserem 
Angrlff  und  schofi  selber  1  russ.  Pz.  ab.  Angrlffe  auf  den  Don=Bogen  im 
Raume  Kremenskaja  wurden  abgewehrt.  Serafimowltsch  vom  Feinde  besetzt. 
Felndl.  Vorstofie  auf  die  ital.  Stellungen  an  der  Chopermiindung  wurden  ab= 
gewehrt.  Auf  aufiersten  Nordfliigel  der  Heeresgr.  wurden  felndl.  Vorstofie 
abgewehrt. 

Wetter:  Im  siidl.  und  mittl.  Abschnitt  klar,  windlg,  bis  25  Grad.  Im  nordl. 
Abschnltt  der  Heeresgr.:  bedeckt,  bis  24  Grad,  am  Nachmittag  Gewltter= 
schauer. 

H.Gr.Mitte: 

Im  Raum  siidl.  Suchinitschi  wurden  alle  felndl.  Angrlffe  an  der  Shlsdra=Front 
abgewehrt  und  Bereitstellungen  zerschlagen.  Wetter:  Nachmittags  Gewitter= 
nelgung.  Ostw.  Wjasma  hatte  ein  felndl.  Vorstofi  kelnen  Erfolg. 

Wetter:  Gewitterregen.  Wege  verschlechtern  sich. 

Siidl.  und  nordl.  Rshew  konnte  der  Felnd  bei  seinen  Vorstofien  aulier  einem 
kleinen  Einbruch  ostw.  Sytschewka  keine  Erfolge  erzielen.  Im  Raume  Subzoff 
wurden  11  Pz.  abgewehrt.  StrajSen  fiir  Kfz.  nur  bedingt  befahrbar.  Bei  Wei. 
Luki  beiderseltlges  Artl.=Feuer. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  des  Ilmensees  wurden  Angrlffe  auf  den  nordl.  Tell  der  Landbriicke 
abgewehrt.  Bei  Salzy  und  Maluksa  vergebl.  Feindangriffe,  bei  denen  der  Felnd 
18  Pz.  verlor.  Zwlschen  Maluksa  und  Schliisselburg  griff  der  Felnd  mehrfach 
die  eigenen  Stellungen  an.  Es  gelang  ihm  an  2  Stellen,  die  Linlen  zu  durch= 
brechen.  Die  Durchbruchsstellen  sind  abgeriegelt. 


Finnisdie  Front 

Bei  Geb.=AOK  20  hat  2.  Geb.Div.  den  Befehl  im  Abschnitt  der  6.  Geb.Div.  iiber= 
nommen.  Neugebildet  wurde  die  Kampfgr.  Rosi,  die  den  Sicherungsabschnitt  Lina= 
hamari  und  die  Front  an  der  Fischerhalbinsel  umfafit. 


Afrika 

Es  liegen  nodi  keine  Meldungen  vor. 

Nachtrag:  Pz.Armee  Afrika  vom  2J.8.42:  In  der  Nacht  vom  26.  zum  27.8. 
feindl.  Bombenangriffe  im  Siidabschnitt.  Im  Laufe  des  27.  8.  lebhafte  feindl.  Auf= 
klarungs=  und  normale  feindl.  Artl.=Tatigkeit.  In  den  Mittagsstunden  wurde  ein 
feindl.  Vorsto6  langs  des  Ruweisat=Riickens  abgewiesen. 

Luftaufklarung  stellte  im  Raume  Kairo— Wadi  el  Natrun  eine  Vermehrung  der 
Kfz.  auf  das  Doppelte  (1  000  Kfz.)  fest. 

652 


28.  August  1942 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  28. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  28.  im  Raum  um  England  7  Abschiisse,  aufierdem  2  Abstiirze  und 
2  wahrscheinliche  Abschiisse. 

Jabo=Angrif¥e  auf  Hayle,  Pentewan,  Bristol  und  Cardiff  mit  guter  Wirkung. 

Bei  Harwich  19.00  Uhr  8  Dampfer  Kurs  Nord. 

Bei  Yarmouth  zur  gleichen  Zeit  Minensuchtatigkeit. 

Bei  Dungeness  20.08  Uhr  6  Dampfer,  3  Vorp.=Boote  Kurs  Nordost. 

Westlich  Brighton  10.20  Uhr  1  Schleppzug  mit  8  Schleppern  und  16  Leichtern 
Kurs  West,  im  gleichen  Gebiet  6—8  Dampfer  Kurs  West. 

Siidlich  Insel  Wight  10.20  Uhr  16  Dampfer,  8  Vorp,=Boote  Kurs  West. 

Westlich  Insel  Wight  10.00  Uhr  12  Dampfer,  5  kleine  Fahrzeuge  Kurs  West. 

Siidlich  Portland  23.45  Uhr  8  S=Boote  Kurs  Nordwest. 

10.30  Uhr  ostwarts  Start  Point  1  Geleit  ohne  Gro6en=  und  Kursangabe. 

Siidwestlich  Irland  07.32  Uhr  2  Dampfer,  1  Vorp.=Boot  Kurs  Nordnordwest. 

Lichtbilderkundung  28.  8.  09.50  Uhr: 

Portland=Harbour:  5  S=Boote,  6  grofie  und  12  kleine  Boote. 

Cowes:  1  Zerstorer,  im  Dock  2  Zerstorer,  im  Bau  5  Minensucher,  3  Dampfer  zus. 
8  000  t,  25  Kiistenfahrzeuge. 

Hafen  Southampton:  3  Zerstorer,  1  Torp.Boot  im  Dock,  15  Frachter  100000  t, 
250  Schuten  und  Kiistenfahrzeuge. 

Hafen  Poole:  1  Frachter,  etwa  7^  kleine  Boote  und  Kiistenfahrzeuge. 

Arne  Bay:  185  Schuten. 

Augenaufklarung  Dover  20.05  Uhr:  Vermutlich  3  Dampfer. 

Eigener  Nachteinsatz:   21  Flugzeuge  auf  Sunderland,  Ergebnis   steht  noch  aus. 

Einfluge:  Etwa  300  Feindeinfliige.  Eindringtiefe  Erkelenz— Frankfurt  a.  M.— Pilsen— 
Miinchen-rStra6burg.  In  Saarbriicken  mehrere  Spreng=  und  Brandbomben  auf 
Hallberger  Hiitte.  Auf  Niirnberg  gro6ere  Anzahl  Spreng=  und  Brandbomben.  Etwa 
yo  Brande,  u.  a.  bei  Siemens  Schuckert.  Fliegerhorst  Niirnberg  Werkhalle  ausge= 
brannt.  Auf  Erlangen  13  Spreng=  und  mehrere  Brandbomben.  Hauserschaden.  Einige 
Tote  und  Verletzte.  Auf  Karlsruhe  300  Brandbomben.  Auf  Augsburg  zahlreiche 
Brandbomben,  Ballonfabrik  Riedinger  grofie  Halle  durch  Brand  zerstort.  Hauser= 
schaden.  Auf  Miinchen  mehrere  Spreng=  und  100  Brandbomben.  Abschiisse:  8  durch 
Flak,  24  durch  Jager. 

2.  Mittelmeer: 
3  Abschiisse. 

Keine  besonderen  Meldungen. 

3.  Ostfront: 

2  300  Einsatze.  In  Luftkampfen  6^  Feindabschiisse,  7  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 
Lichtbilderkundung  27.8.  Schwarzes  Meer: 

Noworossijsk  08.05  Uhr:  2  Zerstorer,  2  Frachter  1400  t  beschadigt,  1  Fahrgast= 
schiff  4  000  t  beschadigt,  2  Frachter  je  4  000  t. 

Gelendshik  08.00  Uhr:  2  kleine  Kiistenfahrzeuge,  mehrere  Boote. 

Tuapse  07.45  Uhr:  1  S=Boot,  2  Frachter  3000  t,  7  Kiistenfahrzeuge,  12  Boote. 

Sotschi  07.32  Uhr:  10  Minenfahrzeuge,  1  Frachter  1000  t,  20  Boote. 

Gagry  07.22  Uhr:  5  Boote. 

Gudauti  07.17  Uhr:  3  Boote. 

Suchum  06.08  Uhr:  1  Minensucher,  1  Frachter  1  000  t,  1  Kiistenfahrzeug,  73  Boote. 

Otschemschiri  05.58  Uhr:  4  U=Boote,  4  Minenraumboote,  2  Frachter  je  1000  t. 

Poti  05.35  Uhr:  1  Schlachtschiff,  1  Kriegsschiffrumpf,  2  schwere  Kreuzer,  1  Schul= 

653 


B.  Kriegstagebuch 

schiff,  5  Zerstorer  (2  im  Dock),  1  Torp.Boot  im  Dock,  13  U=Boote  (davon  2  im  Dock), 
14  Frachter  51  000  t,  1  Tanker  6  000  t,  7  Kiistenfahrzeuge  2  000  t,  mehrere  Boote. 

Batum:  1  Kriegsschiffrumpf,  1  schw.  Kreuzer,  1  leichter  Kreuzer,  2  Zerstorer, 
1  Minensuchboot,  5  U=Boote,  10  Minenraumboote,  9  S=Boote,  4  Tanker  27  500  t, 
8  Frachter  25  000  t,  2  Fahrgastschiffe  13  000  t,  1  Raddampfer,  9  Kiistenfahrzeuge 
3  500  t. 

Kaspisches  Meer:  Machatsch  Kala  27.8.:  21  Tanker  152000  t,  grofiere  Anzahl 
Fahrzeuge. 

Astrachan  27.8.  12.00  Uhr:  28  Tanker  220000  t,  90  Frachter  163000,  mehrere 
Fahrzeuge. 

Auf  der  Wolga  05.00  Uhr  lebhafter  Verkehr  von  Stalingrad  nach  Nord  und  Slid. 

Eismeer:  Aufklarung  ohne  Ergebnis. 


29.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  29.  August  1942 
Lagevortrag: 

Der  Fiihrer  aufiert  sich  sehr  unwiUig  iiber  den  Stillstand  der  Operationen 
bei  der  Heeresgruppe  A,  an  dem  er  der  Heeresgruppen=Fuhrung  Schuld  gibt. 
Er  befiehlt,  die  noch  auf  der  Krim  befindliche  rumanische  3.  Gebirgsdi vision 
nicht  iiber  die  Strafie  von  Kertsch,  sondern  iiber  Land  zur  rumanischen 
3.  Armee  heranzufiihren. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  sind  die  drei  schnellen  Verbande  der  4.  Panzer= 
Armee  nach  Umgruppierung  auf  den  hnken  Fliigel  heute  morgen  zum  Angriff 
angetreten  und  gut  vorwartsgekommen. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  soil  die  zur  11.  Armee  gehorige,  fiir  das  Unter= 
nehmen  „Nordlicht''  bereitstehende  170.  Inf.Div.  im  „Flaschenhals''  zum  Ge= 
genangriff  von  Norden  und  Siiden  gegen  die  russische  Einbruchsstelle  an= 
gesetzt  werden,  zusammen  mit  den  zur  Zeit  verfiigbaren  drei  Tiger=Panzern 
(ein  Tiger  ist  bereits  kaputt).  Zur  Beschleunigung  des  Seetransports  der 
3.  Gebirgsdi  vision  nach  Reval  wird  weiterer  Schiff  sraum  eingesetzt.  Auch  an 
der  Wolchow=Front  scheint  ein  russischer  Angriff  bevorzustehen.  Daher  soil 
je  eine  Panzer=Gruppe  am  Wolchow  nordlich  des  Ilmensees  und  bei  Tschudowo 
bereitgestellt  werden. 

Im  HinbUck  auf  die  in  der  vergangenen  Nacht  erfolgten  Luftangrijfe  auf 
Niirnberg  und  Miinchen  wird  eine  Steigerung  der  Flakabwehr  erortert.  Der 
Fiihrer  wiinscht  als  Hauptgeschiitz  die  S,8  cm  Flak.  Er  erwartet  Luftangriffe 
auch  auf  Linz  und  Wien  und  aufiert,  dafi  gegen  Hohenfliige  kein  Kraut 
gewachsen  sei. 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Nach  den  Vorgangen  vom  21.  August  braut  sich  erneut  der  Unwille  Hitlers 
iiber  der  H.Gr.  A  zusammen  ^   Auch  hier   sucht   er   die   Schuld  bei   der  ortlichen 

1     Vgl.  auch  Tgb.  Haider,  29.  August  1942. 
654 


29-  August  1942 

Fiihrung  und  zeigt  doch  gleichzeitig  als  wirkliche  Ursache  fiir  den  „Stillstand  der 
Operationen"  das  Mifiverhaltnis  zwischen  Auftrag  und  Mitteln  auf,  die  beide 
allein  von  ihm  selbst  bestimmt  waren,  wenn  er  nur  noch  eine  einzige  rumanische 
Gebirgsdivision  aus  weiter  Feme  heranbeordern  kann  (s.  auch  30.  August).  Da6  er 
aufierdem  eben  erst  eine  deutsche  Inf.Div.  aus  dem  gleichen  Bereich  abgezogen  hatte 
(s.  27.  August),  wurde  anscheinend  allseits  mit  Stillschweigen  iibergangen. 

Auch  die  Mafinahme  Hitlers  bei  der  H.Cr.  Nord,  eine  zu  dem  eigenen  Angriffs= 
vorhaben  bereitgestellte  Division  in  der  Abwehr  zu  verbrauchen,  kann  als  weiteres 
Kennzeichen  einer  Fiihrung  gelten,  die  sich  immer  mehr  in  ihren  Absichten  iiber= 
nahm,  der  die  notwendigen  Mittel  dazu  aber  fehlten.  Beispiele  dieser  Art  lassen  sich 
in  grofier  Zahl  iiber  alle  folgenden  Jahre  des  Krieges  hinweg  auf  samtlichen 
Kriegsschauplatzen  weiter  verfolgen. 

Der  Zusatz  Greiners  in  Klammern:  „ein  Tiger  ist  bereits  kaputt"  deutet  an,  wie 
man  im  Stabe  iiber  die  Erwartungen  dachte,  die  Hitler  an  solche  unzulanglidien 
Mittel  kniipfen  wollte.  Im  iibrigen  stellte  sich  heraus,  dafi  die  Brucken  grofitenteils 
das  Gewicht  dieser  Panzer  nicht  trugen  (s.  auch  30.  August). 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Schwacheres  beiderseitiges  Artl.=Feuer  im  Raume  Kertsch. 

Armeegr.  Ruoff:  Tatigkeit  der  feindl.  Luftwaffe  unverandert  stark.  Trotz 
zahem  feindl.  Widerstand  konnten  die  rum.  Div.en  und  der  Westfliigel  des 
V.  A.K.  Erfolge  von  12  km  Tiefe  gewinnen.  Alle  Angriffe  wurden  abgewehrt. 
Der  Feinddruck  halt  unvermindert  stark  an.  Eigene  Artl.  beschiefit  Nowo= 
rossijsk.  Siidl.  Krasnodar  wurde  ein  starkerer  feindl.  Angriff  unter  hohen 
Feind=Verlusten  zuriickgeschlagen.  Westl.  Neftegorsk  wurden  feindl.  Krafte, 
die  nordl.  Shaumjan  aus  den  Talern  die  eigenen  Kolonnen  angriff  en,  zuruck= 
geschlagen  und  auf  der  Strafie  Richtung  Tuapse  weiter  Fortschritte  gemacht. 
4.  Geb.Div.  iiberschritt  den  Bsyb.  Der  Feind  versucht  weiterhin,  den  Vormarsch 
aufzuhalten.  Starker  Feinddruck  bei  Klydsch. 

2.  rum.  Geb.Div.  hat  mit  23.  Pz.Div.  bei  Baksanok  Verbindung  aufgenom= 
men.  Starkes  feindl.  Artl.=Feuer  hier  und  bei  Mosdok.  LII.  A.K.  ging  mit 
Vorausabteilung  Richtung  Kisljar  vor  (45  km  nordwestl.  der  Stadt).  Masse  des 
Korps  im  Raume  nordostw.  Mosdok.  16.  mot.Div.  nahm  mit  Teilen  Tschilgir 
und  kampft  bei  Jaschkul  mit  schwacherem  Feind.  Mit  Masse  ist  sie  nach  Norden 
vorgestofien,  hat  Verbindung  mit  4.  rum.  Div.  aufgenommen  und  mit  dieser 
zusammen  die  Seenenge  bei  Malyje  Derbety  genommen. 

H.Cr.  B: 

Lage  siidl.  Stalingrad  unverandert.  Feindangriffe  auf  die  rum.  Stellungen 
an  der  Mischkowa  wurden  abgewiesen.  Kalatsch  wird  vom  Feinde  gesaubert. 
71.  und  nordl.  Nachbardiv.  gingen  aus  dem  Raimie  Dmitrewka  nach  O  und  S 
vor  und  stiefien  westl.  Stalingrad  auf  starkeren  Feind.  Die  Nachschubstrafie 
zu  den  bis  an  die  Wolga  vorgedrungenen  Pz.=  und  mot.  Kraften  wurde  durch 

655 


B.  Kriegstagebuch 

Telle  LI.  A.K.  freigekampft  und  Angrlffe  von  N  und  S  unter  hervorragender 
Betelllgung  der  Luftwaife  zuriickgewiesen. 

Siidl.  Kremenskaja  wurden  Pz.= Angrlffe  des  Feindes  abgewehrt.  Der  Feind 
erlltt  hlerbei  sehr  hohe  blutlge  Verluste.  An  dem  ostw.  Tell  des  Donbogens 
gelang  es  dem  Gegner,  iiber  den  Flufi  heriiber  In  die  elgenen  Llnlen  einzu= 
brechen.  Gegenangriffe  sind  Im  Gange.  Auch  Im  Raume  westl.  Seraflmowltsch 
konnten  elnige  Pz.  In  die  elgenen  Llnlen  elndringen.  Die  Durchbruchsstelle 
wurde  abgerlegelt.  Gegenmafinahmen  slnd  im  Gange.  Auf  rechtem  Fliigel 
8.  Ital.  Armee  starker  Dnick  auf  die  Westselte  der  Einbruchsstelle  siidl.  der 
Choper=Mundung.  An  der  iibrlgen  Front  keine  bes.  Erelgnisse.  Wetter:  Im 
Siiden  der  H.Gr.  bewolkt,  z.  T.  driickend  warm,  Wege  liberall  befahrbar.  Im 
aufiersten  Norden  starker  Regen. 

H.Gr.  Mitte: 

Wle  erwartet  erfolgte  nach  starker  Artl.=Vorbereltung  im  Raume  Suchini= 
tschl— Bjelew  unter  Fiihrung  von  dem  Befh.  des  mittl.  Abschnitts  der  Russen, 
Shukow,  ein  Groliangrlff  auf  breiter  Front.  Durch  starke  Luftwaffen=Verbande 
in  Wellen  von  glelchzeitlg  ^o  bis  60  Maschinen  wurden  die  angreifenden 
Russen  unterstiitzt.  Alle  Angrlffe  wurden  bisher  unter  hervorragender  Be= 
telllgung  der  Luftwaffe  von  eigener  Inf.  u.  Artl.,  die  an  bes.  gefahrdeten  Stellen 
von  Sturmgeschiitzabtellungen  unterstiitzt  waren,  abgeschlagen.  Elne  Div. 
meldete  Abschufi  von  30  Feindpanzern.  Im  Raume  siidostw.  Wjasma  starke 
feindl.  Artl.=Tatlgkeit.  Bel  9.  Armee  setzte  nach  starkster  Artl.=Vorbereltung 
und  unter  Einsatz  zahlreicher  Pz.  der  erwartete  Angrlff  auf  die  Nordfront 
von  Rshew  ein.  Trotz  erheblicher  Oberlegenhelt  konnte  der  Gegner  im  allg. 
abgeschlagen  werden.  Infolge  der  gesunkenen  Kampfkraft  der  Russen  glng  der 
grofi  angelegte  Angrlff  bald  in  Elnzelkampfe  iiber.  Auch  hler  unterstiitzte  die 
Luftwaffe  mit  gutem  Erfolg  die  eigene  Verteidlgung.  Bel  Bjeloj  und  nordl. 
davon  vergebl.  Feindvorstofie.  Wetter:  sonnig,  klar,  trocken,  im  Nordteil 
teilw.  bewolkt. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  Ilmensee  wurden  alle  Versuche  des  Gegners,  an  der  Landbriicke  durch= 
zubrechen,  verhlndert.  Auch  ein  Angrlff  auf  die  Nordostfront  von  Demjansk 
hatte  keinen  Erfolg.  Der  Russe  wiederholte  auch  gestern  seine  Angrlffe 
siidostw.  Schliisselburg.  Elngedrungener  Gegner  wurde  abgerlegelt  und  unter 
Einsatz  von  starker  Artl.  zum  Zuriickweichen  gezwungen.  Siidl.  Leningrad 
starke  feindl.  Artl.=Tatigkeit. 


Finnisdie  Front 

Aufier  erfolglosen  feindl.  Aufklarungsunternehmen  auf  der  Landenge  und  bei 
Gruppe  Aunus  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

6^6 


30.  August  1942 

Afrika 

Von  Panzerarmee  Afrika  liegen  keine  Meldungen  vor. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  29. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 
Wahrend  des  29.  5  Abschiisse. 

Jabo=Angriffe  auf  Brighton  (2  Gasometer  explodiert,  Treffer  in  Gebauden),  auf 
St.  Just  (mehrere  Hauser  zerst.),  Swinton  (Treffer  in  grofieren  Gebaudekomplex), 
Cambridge  (Wirkung  nicht  beobachtet). 

08.32  Uhr  siidl.  Dungeness  10  Dampfer  auf  Siidkurs. 

Bei  Jabo=Angriff  06.47  Uhr  siidl.  Dungeness  2  Geleitboote  beschadigt. 

Siidl.  Portsmouth  09.40  Uhr  1  Krz.  ohne  Fahrt,  3  Bewacher. 

13.40  Uhr  im  Hafen  Falmouth  5  Dampfer.  Zur  gleichen  Zeit  Falmouth  einlaufend 

1  Zerst.  Bei  Jabo=Angriff  1  Dampfer  5  000  t  versenkt. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

73  Feindeinfliige  aus  dem  Osten,  davon  etwa  yo  ins  Reichsgebiet.  Eindringtiefe : 
Grodno,  Breslau,  Dresden,  Berlin,  Stralsund.  Auf  Konigsberg  21  Sprengbomben, 
Hauserschaden.  Aufierdem  auf  17  Orte  in  OstpreuSen  Bombenabwiirfe.  Ober  Berlin 

2  Flugzeuge,  in  der  Umgebung  Berlins  5  Flugzeuge.  Bombenabwiirfe  auf  Friedridis* 
felde,  Neukolln  und  Schoneberg.  1  Verletzter,  1  Vermifiter. 

Keine  Abschiisse. 

2.  Mittelmeer: 

Insgesamt  5  Abschiisse,  darunter  1  Liberator. 

Geleitsicherung. 

Sonderauftrag  siidl.  Alexandrien  durchgefiihrt. 

Belegung  Suez  27.  8.  (Teilbild) :  1  leichter  Krz.,  3  Zerst.  (1  im  Dock),  2  Vp.=Boote, 
2  Hilfsschiffe,  1  Spezialschiff  (Woolwich),  7  Tanker  (30  000  t),  42  Fahrzeuge  166  500  t. 

Nordlich  El  Daba  zwischen  05.30  Uhr  bis  07.30  Uhr  4  Zerst.,  davon  einer  bei 
Luftangriff  beschadigt. 

Vor  Alexandrien  um  12.00  Uhr  3  Zerst.  mit  einem  Zerst.  im  Schlepp,  Kurs  Ost. 

3.  Ostfront: 

53  Abschiisse,  2  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

Lichtbild   Poti   06.23   Uhr:   1   Schlachtschiff,   1   Kriegsschiffrumpf,   2   schw.   Krz., 

1  Schulschiff,  4  Zerst.   (davon  2  im  Dock),  1  Torpedoboot  im  Dock,  11  U=Boote, 

2  im  Dock,  17  Frachter  36  000  t,  8  Kiistenfahrzeuge  2  200  t,  mehrere  Boote. 

LB  Otschemschiri  06.40  Uhr  4  U=Boote,  3  Minenraumboote,  1  Frachter  1  000  t, 
2  Kiistenfahrzeuge,  mehrere  Boote. 

LB  Suchum  06.47  Uhr:  1  Tanker  7000  t,  2  Frachter,  2500  t,  mehrere  Boote. 

Zwischen  Tuapse  und  Poti  in  den  Morgenstunden  lebhafter  Schiffsverkehr, 
meistens  Siidostkurse. 

In  der  Morje=Bucht  ein  Kanonenboot  durch  Jabo=Angriff  beschadigt. 


30.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  30.  August  1942 
Lagevortrag: 

Im  Gegensatz  zu  seiner  gestrigen  Anordnung  drangt  der  Fiihrer  heute,  dali 
die  rumanische  3.  Gebirgsdi vision  endlich  mit  ihrem  seit  dem  10.  August 
vorbereiteten   tlbergang   iiber  die  Strafe  von   Kertsch   beginnt.   Bisher  hat 

637 


B.  Kriegstagebuch 

dieser  wegen  hohen  Seegangs  und  mangelnder  Unterstiitzung  durch  die  Luft= 
waffe  nicht  durchgefiihrt  werden  konnen.  Der  i.  Generalstabsoffizier  des 
Heeres  im  WFSt,  Oberst  Freiherr  Treusch  von  Buttlar=Brandenfels,  xind  der 
1.  Admiralstabsoffizier  im  WFSt,  Kapitan  zur  See  Junge,  werden  zum  Befehls= 
haber  Krim  und  zum  dortigen  Marine=Einsatz=Stab  gesandt,  um  darauf  hin= 
zuwirken,  dali  die  rumanische  3.  Gebirgsdivision  nunmehr  ohne  Riicksicht  auf 
das  Wetter  und  gegebenenfalls  auch  ohne  Unterstiitzung  durch  die  Luftwaffe 
iibersetzt,  unter  Umstanden  bei  Nacht,  wenn  es  sich  bei  Tage  als  zu  schwierig 
erweist.  Falls  zu  hoher  Seegang  den  Ubergang  iiber  die  Strafie  von  Kertsch 
unmoglich  macht,  soil  eine  Oberfiihrung  der  Division  iiber  das  Asowsche  Meer 
nach  Jeisk  erwogen  werden.  Die  beiden  Offiziere  des  WFSt  soUen  auch  die 
genaue  Zahl  der  in  Kertsch  vorhandenen,  zum  Ubersetzen  geeigneten  Schiffs= 
gefalie  feststellen. 

Der  Fiihrer  ist  mit  der  Entwicklung  der  Lage  bei  der  Heeresgruppe  A  sehr 
unzufrieden  und  will  morgen  den  Generalfeldmarschall  List  im  Fiihrerhaupt= 
quartier  sprechen.  Seine  Vorwiirfe  richten  sich  nicht  gegen  den  urspriinglichen 
Ansatz  der  Krafte,  sondern  dagegen,  dafi  die  Heeresgruppe  diese  nicht  recht= 
zeitig  umgruppiert  hat,  als  sie  sah,  dafi  sie  so  nicht  weiterkomme.  Fiir  am 
schlechtesten  halt  der  Fiihrer  die  Erfolgsaussichten  an  der  Strafie  nach  Tuapse. 
Den  Gedanken,  das  XXXXIX.  Geb.Korps  an  der  Suchumer  Strafie  herauszuzie= 
hen  und  ebenf  alls  gegen  Tuapse  einzusetzen,  lehnt  der  Fiihrer  ab.  Die  1.  Panzer= 
Armee  soil  mit  den  herankommenden  Infanterie=Divisionen  den  Ubergang 
iiber  den  Terek  am  Terek=Knie  bei  Prokladnenski  erzwingen,  auch  die  Panzer= 
Verbande  iiber  den  Terek  vorgehen  lassen,  um  den  dort  stehenden  Gegner 
zu  umfassen.  Als  Ziel  der  noch  in  diesem  Jahr  durchzufiihrenden  Operationen 
der  1.  Panzer= Armee  nennt  der  Fiihrer  Machatsch  Kala  und  Astrachan.  Die 
Inbesitznahme  von  Baku  soil  gegebenenfalls  auf  das  nachste  Jahr  verschoben 
werden. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  ist  die  4.  Panzer=Armee  siidlich  von  Stalingrad 
weiter  gut  vorwartsgekommen.  Die  298.  Inf.Div.  soil  zum  XVIL  Armeekorps 
herangezogen,  die  vorlaufig  noch  bei  Serafimowitsch  gebundene  22.  Panzer= 
Division  spater  bei  der  italienischen  8.  Armee  zum  Gegenangriff  eingesetzt 
werden. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  ist  die  Lage  bei  Subzoff  und  Rshew  infolge 
neuer  heftiger  feindlicher  Angriffe  wieder  sehr  gespannt.  Der  Fiihrer  erklart 
sich  daher  damit  einverstanden,  dafi  die  Div.  „Gro6deutschland''  in  Nacht= 
marschen  nach  Rshew  herangezogen  wird,  gibt  sie  aber  zum  Einsatz  noch 
nicht  frei. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  hat  sich  die  Lage  an  der  Ostfront  des  „Flaschen= 
halses''  nicht  gut  entwickelt.  Bei  der  dort  stehenden  227.  Inf.Div.  ist  der  Gegner 
durch  eine  Liicke  nach  Norden  vorgedrungen.  Hier  soil  die  5.  Gebirgsdivision 
zum  Gegenangriff  eingesetzt  werden.  Die  Tiger=Panzer,  von  denen  nur  noch 
zwei  verwendungsbereit  sind,  kommen  wegen  ihres  grofien  Gewichts  auf  den 

658 


30.  August  1942 

Kniippeldammen  nicht  heran  und  bleiben  an  nicht  tragfahigen  Briicken  liegen. 
Vom  Luftwaf¥en=Kominando  Ost  sind  bisher  ein  Kampfgeschwader  und  eine 
Jagd=Gruppe  zur  Luftflotte  1  verlegt  worden. 

Am  Nachmittag  meldet  die  Heeresgruppe  Mitte,  dafi  bei  Subzoff  60  feind= 
liche  Panzer  tief  in  die  Front  eingebrochen  sind.  Daraufhin  gibt  der  Fiihrer 
die  Div.  „Grofideutschland"  zum  Einsatz  frei. 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Wieder  sind  es  Offiziere  des  WFStabes,  die  an  eine  kritisdie  Stelle  der  Ostfront 
entsandt  werden  und  damit  erneut  Zeugnis  geben  von  der  weiter  bestehenden 
engen  Verflechtung  des  Stabes  mit  diesem  Kriegsschauplatz.  Ihr  Auftrag,  den 
Greiner  —  wohl  nidit  ohne  Absidit  —  mit  aller  Genauigkeit  wiedergibt,  vermittelt 
andererseits  ein  Bild  davon,  mit  wekhen  Einzelheiten  hohe  Offiziere  des  Stabes 
sich  entsprechend  den  Anweisungen  des  Obersten  Befehlshabers  der  Wehrmadit 
zu  befassen  hatten,  und  audi  ein  weiteres  Mai,  mit  welcher  Art  kleinlidier  Ma6= 
nahme  Hitler  nodi  die  Lage  in  den  weiten  Raumen  des  siidlidien  Rufiland  zu 
meistern  versuchte. 

Die  Kritik  Hitlers  an  der  H.Gr.  A^  bildet  die  Fortsetzung  seiner  Bemerkungen 
vom  Vortage  und  gleidizeitig  den  Auftakt  zu  den  weiteren  folgensdiweren  Ereig= 
nissen.  Dafi  er  trotzdem  nocli  an  seinen  weitgesteckten  Zielen,  wenn  audi  unter 
vorlaufiger  Aufgabe  von  Baku,  festhalten  zu  konnen  glaubte,  mag  seiner  eigenen 
Uberzeugung  entsprochen  haben,  gehorte  aber  audi  zu  der  von  propagandistisdiem 
Denken  bestimmten  Haltung,  mit  der  er  gewohnheitsgemafi  sogar  seine  Umgebung 
bei  den  Lagebesprediungen  zu  beinflussen  suchte. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Befehlshaber  Krim:  Nichts  Wesentlidies. 

Teile  3.  rum.  Armee  haben  nach  Uberschreiten  des  Kuban  Warenikowskaja 
und  2  Orte  ostw.  und  westl.  davon  erreicht.  Die  Westgr.  des  V.  A.K.  hat  in 
der  Richtung  Anapa  vorgehend  die  Hohe  ostw.  Natuchajewskaja  erreicht. 
Das  Nachziehen  leichter  Artl.  sehr  schwierig,  schvy^.  Artl.  wegen  der  schlechten 
Wegeverhaltnisse  unmoglich.  Mehrere  Angriffe  aus  Noworossijsk  wurden 
abgewehrt.  Auch  aus  Gegend  Tuapse  und  im  Pschecha=Tal  wurden  Angriffe 
zuriickgewiesen.  Feind  hatte  hier  schwere  Verluste.  Teile  der  4.  Geb.Div.  stehen 
im  Kampf  in  dem  Tal  nordl.  Suchum  und  werden  beim  Oberschreiten  des 
Passes  von  Westen  her  aus  dem  Bsyb=Tal  angegriffen.  Ostw.  davon  stehen 
Teile  der  1.  Geb.Div.  im  Kampf  um  den  Maruschki=Pafi.  Der  Westfliigel  der 
1.  Pz. Armee  nach  Erweiterung  des  Br.=Kopfes  siidl.  Baksan  wird  von  starkeren 
fdl.  Kraften  aus  siidl.  Richtung  und  aus  dem  Baksan=Tal  von  Siidwesten  her 
angegriffen.  Auch  nordl.  Maiskij  starker  Feind.  Teile  der  13.  imd  23.  Pz.Div. 
sind  im  Angriff  nach  SO  vorstofiend  kurz  vor  Tscherwlennaja  auf  starkeren 

1     Vgl.  dazu  Tgb.  Haider,  30.  August,  wonach  sidi  die  Vorwiirfe  Hitlers  sdion  an 
diesem  Tage  auf  die  gesamte  „Fuhrung  der  obersten  Heeresstellen"  ausdehnten. 

659 


B.  Kriegstagebuch 

Feind  gestofien,  der  das  Siidufer  des  Terek  stark  besetzt  hat.  Angriff  eines 
fdl.  Pz.=Zuges  abgewehrt.  V.  Abt.  370.  Div.  hat  Kostomgaly  ohne  Feind= 
beriihrung  erreicht. 

H.Gr.  B: 

V.=Abt.en  von  Teilen  der  370.  Div.  u.  16.  mot.Div.  stehen  vor  Utta,  dort 
und  bei  Chalkuta  Feind.  Weitere  Tie.  der  16.  mot.Div.  sperren  die  See=Engen 
siidl.  Malyje  Derbety.  Im  iiberraschenden  Angriff  konnten  die  Div.en  der 
4.  Panzerarmee  im  Angriff  nach  Norden  mit  Tle.n  den  siidwestl.  Bogen  des 
Wolga=Don=Kanals  erreichen,  Hohe  150  siidl.  davon  nehmen  und  sind  mit 
den  Div.en  des  rum.  VI.  A.K.  im  Angriff  nach  Norden  und  Siidwesten  zur 
Sicherung  der  Westflanke.  Feinddruck  nordl.  Stalingrad  halt  an.  Mit  erneutem 
Angriff  in  dem  Don=Bogen  siidl.  Kremenskaja  ist  zu  rechnen,  da  hier  starke 
fdl.  Krafte  im  Anmarsch  gemeldet  sind.  Am  linken  Fliigel  der  6.  Armee  siidl. 
der  Choper=Mundung  in  den  Don  wurden  von  ital.  Kav.  starkere  Feindkrafte 
in  Gegend  Kotowski  gemeldet.  Im  iibrigen  keine  wesentl.  Kampfhandlungen 
in  der  ital.  Einbruchsstelle. 

Wetter:  im  Siiden  wechselnd  bewolkt,  plus  25  Grad,  Wege  iiberall  befahrbar, 
in  Mitte  und  Nord:  war  zeitweise  Regen. 

H.Gr.  Mitte: 

Nach  starker  Artl.=Vorbereitung  imd  mit  Unterstiitzung  von  Schlachtfliegern 
griff  der  Gegner  beiderseits  der  Strafie  Tula— Mzensk  die  eig.  Stellungen  an. 
Mit  Ausnahme  eines  kleinen  Einbruchs  nordl.  der  Stadt,  der  im  GegenstoS 
bereinigt  wurde,  wurden  alle  Angriffe  abgeschlagen.  Am  gestrigen  Tage  setzte 
der  Gegner  seine  heftigen  Angriffe  gegen  unsere  Stellung  siidwestl.  Kaluga 
mit  Artl.=  und  Pz.=Unterstiitzung  fort.  Alle  Angriffe  wurden  mit  bes.  tat= 
kraftiger  Unterstiitzung  der  Luftwaffe  abgeschlagen  oder  blieben  im  kon= 
zentrischen  Einsatz  unserer  Abwehrwaffen  kurz  vor  den  Stellungen  liegen. 
Der  Feind  hatte  auch  hier  wieder  schwere  blutige  Verluste.  Feindvorstofi  ostw. 
Wjasma  wurde  durch  Einsatz  eig.  Artl.  zum  Abdrehen  gezwungen.  Alle  Ver= 
suche  des  Gegners  siidl.  und  nordl.  Rshew,  die  eig.  Linien  weiter  zuriickzu= 
driicken,  wurden  abgewehrt.  Bei  den  fdl.  Pz.=Angriffen  blieben  51  Pz.  liegen. 

Wetter:  Sonnig  trocken,  Wege  im  nordl.  Teil  wegen  der  voraufgegangenen 
Regenfalle  nur  bedingt  befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

Angriffe  auf  den  Br.=Kopf  Salzy  wurden  abgeschlagen  und  die  Stellungen 
hier  und  siidl.  davon  durch  eig.  Vorstofi  verbessert.  Siidl.  des  Ladoga=Sees 
gelang  es  dem  Gegner  nach  wiederholten  vergebl.  Anrennen  gegen  die  eig. 
Stellungen  siidl.  Woronowo,  einen  Einbruch  zu  erzielen,  der  abgeriegelt  werden 
konnte.  Nordl.  davon  wurden  alle  Angriffe  abgewehrt.  Kampf  ist  noch  im 
Gange. 

660 


31.  August  1942 

Finnland 

Sudostfront:  Aufier  schwacheren  fdl.  Angriffen  auf  der  Landenge  keine  nennens= 
werten  Kampfe. 

Nordostfront  (Geb.=AOK  20):  Fdl.  Stofitrupptatigkeit  an  der  Murmansk=Front, 
die  anscheinend  auf  die  Ablosungsbewegungen  bei  der  Geb.Div.  zuriickzufiihren 
sind. 

Panzerarmee  Af  rika 

In  der  Nacht  vom  27.  zum  28.  starkere  fdl.  Bombenangriffe  im  Siidabschnitt. 
Bei  Tage  lebhafte  fdl.  Artl.=St6rungsfeuer  und  rege  Aufkl.=Tatigkeit.  Im  Nord=  und 
Mittelabschnitt  setzte  der  Feind  Schanzarbeiten  fort.  Nach  weiteren  Feststellungen 
durch  Gefangenen=Aussagen  ist  mit  Verstarkung  beim  Gegner  zu  rechnen.  Nach 
Mitteilung  Fl.=Fuhrer  Afrika  wurde  ein  Teil  der  Tagkampf=  und  Jagdverbande 
des  Feindes  am  24.  u.  25.  8.  in  den  Bereich  der  Flughafen  am  Suez=Kanal  zuruck= 
verlegt. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  30. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Im  Armelkanal  keinen  Schiffsverkehr  beobachtet. 

09.00  Uhr  in  Dover  3  Frachter. 

Zwischen  Dover  und  Beachy  Head  kein  Schiffsverkehr,  nachmittags  Minenraum= 
tatigkeit. 

Ostwarts  Pentland  Firth  12.45  Uhr  1  Zerstorer  Zickzackkurs. 

Bei  Kinnaird  Head  19.14  Uhr  2  Zerstorer  Kurs  West. 

Tagesangriff  auf  Romford=Siid. 

Geringer  Nachteinsatz  auf  Chesterfield  und  Leeds. 

Keine  Einfliige  in  das  Reichsgebiet,  geringe  Einflugtatigkeit  in  die  besetzten 
Gebiete. 

2.  Mittelmeer: 

Belegung  Gibraltar  30.8.:  2  Kreuzer  (einer  im  Dock),  1  Zerstorer,  6  U=Boote, 
27  kleine  Schiffe,  1  Hilfskriegsschiff,  1  Fahrgastschiff,  22  Frachter,  9  Tanker, 
63  Flugzeuge. 

3.  Ostfront: 

Etwa  2  000  Flugzeuge  eingesetzt.  92  Abschiisse  durch  Jager,  16  durch  Flak. 

Schwarzmeer:  Zwischen  Tuapse  und  Poti  am  30.8.  vormittags  15  Frachter  und 
Tanker  meistens  Siidostkurs,  und  etwa  20  Vorp.=Boote  und  Bewacher. 

Im  Finnen=Busen  lebhafter  Schiffsverkehr.  Auf  dem  Ladoga=See  starkeres  Auf= 
treten  von  Kanonenbooten. 

Eismeer:  ^-l.i^  Uhr  westlich  Kanin  Noss  (Westfahrwasser)  5  Dampfer  19000  t, 
3  Vorp.=Boote  Kurs  70  Grad. 

Aufklarung  zwischen  Island  und  Jan  Mayen  bis  Ostkiiste  Gronland  von  05.30  bis 
17.20  Uhr  ohne  taktisches  Ergebnis. 


31.  August  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  31.  August  1942 
Lagevortrag: 

Bei  der  Heeresgruppe  A  hat  die  Armeegruppe  Ruoff  bei  Anapa  und  Nowo= 
rossijsk  gute  Fortschritte  gemacht.  Der  Fiihrer  wiinscht,  dafi  die  beiden  auf  der 

661 


B.  Kriegstagebuch 

Krim  stehenden  deutschen  Divisionen  nach  Bereinigung  der  Lage  an  der 
Kiiste  des  Schwarzen  Meeres  zu  anderer  Verwendung  herausgezogen  und 
durch  Ersatz=Divisionen  ersetzt  werden,  die  in  Festungsdivisionen  umgewandelt 
werden  sollen.  Die  i.  Panzer=Armee  steht  am  Terek  in  schweren  Kampfen. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  ist  die  4.  Panzer=Armee  siidlich  von  Stalingrad  in 
den  inneren  25  km  vom  Stadtrand  entfernten  Befestigungsgiirtel  eingedrungen. 
Der  Fiihrer  wiinscht,  dafi  aus  den  vor  Stalingrad  stehenden  Divisionen  ein 
schneller  Verband  herausgezogen  wird,  sobald  es  die  Lage  erlaubt,  um  zum 
Flankenschutz  in  der  Donschleife  nordwestlich  von  Sirotinskaja  eingesetzt 
zu  werden. 

Mittags  tragt  der  Oberbefehlshaber  der  Heeresgruppe  A,  Generalfeld= 
marschall  List,  dem  Fiihrer  seine  operativen  Absichten  vor,  die  im  wesentlichen 
bestatigt  werden^.  Danach  soil  im  westlichen  Kaukasus  an  drei  Stellen  weiter 
angegriffen  werden,  namlich:  1.  bei  Anapa  und  Noworossijsk  und  nach  deren 
Inbesitznahme  langs  der  Kiistenstralie;  hier  soil  die  rumanische  3.  Gebirgs= 
division  eingesetzt  werden,  die  deshalb  so  bald  wie  moglich  liber  die  Strafie 
von  Kertsch  iiberzusetzen  hat  (Unternehmen  „Bliicher  IV');  2.  beiderseits  der 
Strafie  nach  Tuapse,  wohin  soviel  Krafte  zugefiihrt  werden  sollen,  dafi  dem 
Angriff  der  Atem  nicht  ausgeht;  3.  an  der  Suchtuner  Strafie,  wo  die  Haupt= 
krafte  des  XXXXIX.  Gebirgskorps  zusammengef afit  werden  sollen  unter  schwa= 
cher  Besetzung  der  iibrigen  weiter  ostlich  gelegenen  Passe.  Hauptaufgabe  der 
1.  Panzer=Armee  bleibt  die  Vernichtung  des  Feindes  im  Terek=Bogen  und  der 
Vorstofi  in  das  Olgebiet. 


Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Hauptereignis  dieses  Tages  war  die  Besprediung  Hitlers  mit  Feldmarschall  List. 
Entgegen  aller  Kritik  der  vorangegangenen  Tage  fand  die  Ausspradie,  begiinstigt 
vielleicht  auch  durdi  einige  neue  ortliche  Erfolge,  in  ruhigen  Formen  statt,  endend 
mit  einem  Mittagessen  in  kleinem  Kreise,  bei  dem  sidi  Hitler  sogar  als  ungewohnlidi 
freundlicher  Gastgeber  erwies.  Die  Absichten  Lists,  die  Hitler  „im  wesentlidien 

1     Auszug  aus  KTB  H.Gr.  vom  31.  8.  ig42: 

„Erwagungen:  OB  fliegt  in  Begleitung  la  ins  FUhrerhauptquartier.  Zunachst 
personlidie  Ausspradie  unter  vier  Augen.  Die  Majinahmen  der  H.Gr.  werden 
bewilligt;  lediglich  ware  Fiihrer  riickblickend  der  Einsatz  des  Geb.K.  an  der 
Tuapser  Strajle  lieber  gewesen. 

Dann  werden  hinzugezogen:  der  Reichsmarsdiall,  Haider,  Jodl,  Jeschonnek. 
Abschlie^end  ist  festzuhalten: 

a)  Baldiges  Uberfiihren  5.  rum.  Geb.Div.  von  Kertsch  nach  Temrjuk. 

b)  Angriff  unter  scharfer  Zusammenfassung  Krafte  bei  Noworossijsk,  an  Straf^e 
nach  Tuapse  und  bei  4.  Geb.Div.  fortsetzen. 

Die  Krafte  des  Geb.K.  sind  in  Gegend  siidlich  Adsapsh=Paji  bei  4.  Geb.Div. 

zusammenzufassen;  der  Vorstofi  an  die  Kiiste  so  bald  wie  moglich  durch= 

zufiihren. 
Nachtraglich  meldet  Jodl,  der  Fiihrer  sei  einverstanden,  dafl  ,Bliicher  W  schnell 
durdigefiihrt  wird.  Vor  rum.  5.  Geb.Div.  sollen  nur  soviel  Teile  46.  l.D.  und 
rum.  ig.  LD.  iiberfUhrt  werden,  wie  zum  Kampf  notig  seien." 

662. 


31.  August  1942 

bestatigte",  bedeuteten  im  iibrigen  nicht  viel  Neues  —  konnten  es  audi  nidit,  da 
andere  Moglichkeiten  bei  der  gegebenen  Lage  nicht  bestanden.  Die  Stimmung  des 
verdienten  Oberbefehlshabers  der  H.Gr.  A  beim  Verlassen  des  Hauptquartiers 
mu6te,  wie  der  Verfasser  sich  erinnert,  den  Eindruck  erwecken,  dafi  er  Hitler  von 
der  Richtigkeit  seines  Vorgehens  iiberzeugt  zu  haben  glaubte. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Im  Raume  Kertsch  lebhaf te  beiderseitige  Art.=Tatigkeit.  Ruman.  Truppen  sind 
nach  Einnahme  von  Gostagajewskaja  imVorgehen  auf  Anapa.  Siidl.  davon  sind 
Teile  der  Westgruppe  des  V.  A.K.  iiber  Natukajewskaja  hinaus  nach  Westen 
vorgestolien.  Feindangriffe  von  Noworossijsk  her  sind  im  Abflauen.  Die  Kriegs= 
briicke  iiber  den  Kuban  westl.  Waremkabskaja  ist  von  den  Rumanen  fertig= 
gestellt  worden.  Am  Pshechafluli  und  am  Bsybflufi  wurden  Feindangriffe  ab= 
gewehrt.  Teile  des  XXXXIX.  Geb.Korps  erreichten  die  Hohen  des  Marusdiki= 
Passes.  Angriffe  auf  den  Westfliigel  der  1.  Pz.Armee  bei  Baksan  und  nordl. 
Maiskij  wurden  abgewehrt.  Eigener  Vorstofi  von  1.  Geb.Div.  im  Baksantal 
schreitet  gegen  starkeren  Feinddruck  nur  langsam  vorwarts.  Starke  feindl. 
Abwehr  bei  Tscherwlennaja  nordwestl.  Grosnij.  Teile  der  370.  Div.  saubem 
die  Gegend  westl.  Kisljar.  Wetter:  wechselnd  bewolkt,  strichweise  Gewitter= 
regen,  +  25  Grad. 

H.Gr.  B: 

Teile  der  16.  mot.Div.  im  Kampf  um  Chalchuta.  Femaufklarung  iiber  Utta 
auf  Jenotajebsk  angetreten.  Andere  Teile  der  16.  mot.Div.  stehen  im  Kampf 
mit  Feind  siidl.  der  Seenenge  bei  Malyje  Derbety.  Die  Pz.Div.en  der  4.  Pz.Armee 
haben  im  weiteren  Vorgehen  nach  Brechen  feindl.  Widerstandes  den  Wolga= 
Don=Kanal  erreicht  und  einen  Bruckenkopf  gebildet.  Feindl.  Pz.=Angriffe  wur= 
den  hier  abgeschlagen.  Rum.  Krafte  gehen  weiter  nach  Norden  und  Nordwesten 
zur  Deckung  der  linken  Flanke  der  Pz.Div.en  vor.  Nordl.  Stalingrad  liegen 
keine  Meldungen  vor.  Ostw.  imd  westl.  der  Choper=Miindung  wurden  Angriffe 
des  Feindes  abgewehrt.  Wetter:  warm,  zeitw.  Regenschauer.  Im  Nordteil  der 
H.Gr.  bei  voUig  klarem  Wetter  imd  +  25  Grad  keine  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Mine: 

Siidwestl.  Kaluga  waren  einzelne  eigene  Vorstofie  von  Erfolg.  Ein  schwache= 
rer  feindl.  Angriff  hier  und  nordl.  Kirow  wurden  abgewehrt.  Ostw.  Wjasma 
scheiterten  Ubergangsversudie  des  Feindes  iiber  die  Worja.  Sudwestl.  Rshew 
wurde  bei  Subzoff  ein  feindl.  Angriff  zuriickgeschlagen,  wahrend  es  siidl. 
Woronowa  dem  Feinde  gelang,  mit  mehreren  Pz.n  in  die  eigenen  Linien 
einzubrechen. 

Gegenmafinahmen  sind  hier  im  Gange.  Teile  der  Div.  „Grofideutschland"  sind 
hier  zur  Hilfeleistung  eingetroffen.  Nordwestl.  Rshew  vergebl.  Feindvorstofi 

663 


B.  Kriegstagebuch 

auf  die  eigenen  Stellungen.  Wetter:  Strichweise  Gewitterregen,  Wege  haben 
sich  verschlechtert. 

H.Gr.  Nord^: 

Westl.  Cholm  Bandenkampfe.  An  der  Demjansk=Front  wurde  an  der  Sudost= 
ecke  am  Seliger=See  eingebrochener  Feind  vernichtet.  Vergebl.  Angriffe  auf  die 
Landbriicke  siidostvv.  Staraja  Russa.  Ein  Versuch  des  Gegners,  gegen  die 
Stellung  des  Briickenkopfes  siidl.  Salzy  vorzustojSen,  scheiterte.  Bereitstellungen 
siidl.  des  Ladogasees  siidl.  Woronowa  wurden  durch  eigene  Artl.  zerschlagen. 
Woronowa  selber  ging  in  den  gestrigen  Kampfen  verloren.  Nordl.  davon 
wurden  Angriffe  und  Bereitstellungen  mit  Panzern  durch  Teile  der  neu  hin= 
zugefiihrten  170. 1.D.  zerschlagen. 

Finnland 

Finnisdie  Sudfront:  Nadi  aufgefangenem  Funksprudi  hat  der  Feind  die  Sicherung 
des  Ladoga=Ufers  bei  More  (nordl.  Schliisselburg)  verstarkt.  Im  Nordteil  der  finni* 
schen  Ostfront  wurde  das  Bestehen  zweier  Partisanenbrigaden,  gebildet  aus  mit 
Landeseinwohnern  aufgestellten  Zerstorungsbataillonen,  festgestellt.  Im  Abschnitt 
Maselskaja  fanden  Sto6=  und  Spahtruppunternehmen  statt. 

Nordostfront  (Geb.=AOK  20) :  Im  Absdinitt  Murmansk  starkerer  feindl.  Nach= 
sdtubverkehr. 

Afrika 

Meldung  der  Panzerarmee  Afrika  liegt  nodi  nidit  vor. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  31. 8. 42 

1.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  51.  8.  nur  Aufklarungstatigkeit. 

Im  Seegebiet  Dover  05.40  Uhr  50  Handelssdiiffe  und  Kriegsfahrzeuge  Kurs 
Siidwest. 

In  der  Themse  07.30  Uhr  25—30  Boote  Kurs  Siid. 

Zwischen  18.30  und  21.00  Uhr  an  der  Sud=,  Ost=  und  Westkuste  Englands  und 
im  Ostteil  des  Kanals  kein  Schiffsverkehr. 

19.30  Uhr  zwischen  Scilly=Inseln  und  Landsend  5  Vorp.=Boote. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

Keine  Einfliige  in  das  Reichsgebiet.  2  Einfliige  in  Danemark,  4  in  Noiwegen, 
7  in  Westfrankreich. 

2.  Mittelmeer: 

LB  Gibraltar  31.  8.  12.34  Uhr:  2  Schlachtschiffe,  2  Kreuzer,  10  Zerstorer,  1  U= 
Begleiter,  4  U=Boote,  6  Tanker,  24  Frachter,  1  Wohnschiff,  mehrere  Schuten  und 
Prahme. 

Bei  Jaffa  nadi  ital.  Meldung  um  10.25  Uhr  1  Dampfer,  2  Vorp.=Boote  Siidkurs. 

Aufklarung  bis  18.30  Uhr  im  westlichen  Mittelmeer  bis  2  Grad  West  ohne 
Ergebnis. 

2     Operationsbefehl  Nr.  1  des  AOK  11  zur  Operation  „Nordlicht"  vom  31.  8. 1942. 

664 


1.  September  1942 

Siidlich  Kreta  zwischen  15.00  und  21.00  Uhr  3  engl.  S=Boote,  verschiedene  An= 
griffe  ohne  Wirkungsbeobachtung. 

Nordlich  Port  Said  16.39  Uhr  2  Dampfer  und  2  Vorp.=Boote  ohne  Kursangabe. 

Einsatz  wahrend  des  31.  8. :  428  Flugzeuge.  8  Feindabschiisse,  5  Flugzeuge  am 
Boden  zerstort. 

5.  Ostfront: 

74  Abschiisse,  15  Flugzeuge  am  Boden  zerstort, 

Schwarzes  Meer:  Im  Kaspischen  Meer  und  auf  der  Wolga  lebhafter  Schiffsverkehr. 
Belegung  Stalingrad  30.8.  14.50  Uhr:  43  Leichter  90000  t,  4  Schlepper. 

Auf  dem  Ladoga=See  in  der  Schliisselburger  Bucht  bis  Kap  Morin  Noss  in  den 
Vormittagsstunden  lebhafter  Schiffsverkehr. 

04.50  Uhr  bei  Neuladoga  (Wolchow=Miindung)  1  Kanonenboot,  1  Torp.=Boot. 
Nordwestlich  Wolchow=Miindung  beim  Leuchtturm  Sucho  16.50  Uhr  1  Minensuch= 
boot,  4  Wachboote. 

Eismeer:  Belegung  Jokonga  31.  8.  12.50  Uhr:  7  mittlere  Dampfer. 

Reykjavik  12.05  Uhr:  1  Schlachtschiff,  3  Kreuzer,  1  vermutlich  Trager,  12—15 
Dampfer,  vor  Reykjavik  12.10  Uhr  5  Dampfer  einlaufend.  Bei  Reykjanes  10  kleine 
Dampfer.  Siidlich  Reykjavik  5  Dampfer  Kurs  Ost. 

Aufklarung  zwischen  Prinz  Karl=Vorland  bis  siidlich  Baren=Insel  ohne  Ergebnis. 


1.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  1.  September  1942 
Lage:  Bei  der  Heeresgruppe  A  hat  der  rechte  Fliigel  der  Armeegruppe  Ruoff 
gestern  Anapa  und  Natuschajskaja  (18  km  ostlich  von  Anapa)  genommen.  Im 
iibrigen  ist  die  Lage  unverandert. 

Der  Oberbefehlshaber  der  Heeresgruppe  Mitte,  Generalfeldmarschall  von 
Kluge,  hat  sich  fiir  heute  angemeldet,  um  dem  Fiihrer  seine  weiteren  Absichten 
vorzutragen.  In  der  mittags  stattfindenden  Besprechung  wird  in  Ubereinstim= 
mung  mit  den  bei  den  taglichen  Lagevortragen  mehrf  ach  geaufierten  Wiinschen 
des  Fiihrers  entschieden,  daJS  siidlich  von  Suchinitschi  die  9.  und  11.  Panzer= 
Division  freigemacht  und  die  nordwestlich  von  Woronesch  stehende  95.  Inf.Div. 
zur  9.  Armee  verschoben  werden  soil.  Hinsichtlich  des  Einsatzes  der  Div.  „Gro6= 
deutschland''  bleibt  es  bei  den  befohlenen  Richtlinien  (siehe  28.  und  30.  Au= 
gust).  Die  von  Generalfeldmarschall  von  Kluge  vorgeschlagene  Frontabschra= 
gung  bei  der  9.  Armee  lehnt  der  Fiihrer  ab;  er  ordnet  stattdessen  die  beschleu= 
nigte  Anlage  riickwartiger  Stellungen  bei  der  Heeresgruppe  Mitte  an. 

In  Nordafrika  ist  die  seit  dem  30.  Juni  vor  der  el  Alamein=Stellung  liegende 
deutsch=italienische  Panzerarmee  des  Generalfeldmarschalls  Rommel  gestern 
auf  dem  Siidfliigel  zum  Angriff  angetreten^ 

[Weisung  des  OKVsI  iiber  die  Einschaltung  des  zivilen  Bereichs  bei  der  Ab= 
wehr  feindlicher  Angriff e.] 

1     Bereits  am  50.  August  abends. 

663 


B.  Kriegstagebuch 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Bemerkung  Greiners  iiber  eiiien  Befehl  Hitlers  zur  „Anlage  ruckwartiger 
Stellungen  bei  der  H.Gr.  Mitte"  erscheint  angesichts  seiner  bis  dahin  stets  ablehnen= 
den  Haltung  f ragwiirdig  ^. 

Audi  die  kurze  Notiz  iiber  das  Antreten  der  deutsch=itaUenischen  Panzerarmee 
zum  Angriff  auf  El  Alamein  wird  der  Bedeutung,  die  sowohl  im  deutsdien  als  audi 
im  italienischen  Hauptquartier  dieser  Wiederaufnahme  der  Offensive  in  Nordafrika 
beigelegt  wurde,  nicht  geredit,  gingen  doch  die  Ziele  dieses  erneuten  Vorgehens 
noch  iiber  Kairo  und  den  Suez=Kanal  hinaus,  um  letzten  Endes  sogar  ein  weiteres 
Mai  das  Zusammenwirken  der  Afrika=Armee  mit  den  deutschen  Kraften  im  Kau= 
kasus  bis  tief  in  den  Mittleren  Osten  hinein  ins  Auge  zu  fassen. 

Der  Angriff  hatte  entgegen  Greiners  Notiz  sdion  am  30.  August  abends  ein= 
gesetzt. 

Uber  den  Umfang  der  Verstarkungen  fiir  Nordafrika  sowie  den  Zeitpunkt  ihrer 
Uberfiihrung  und  ihres  Eintreffens  besteht  kein  klares  und  vollstandiges  Bild,  be= 
sonders  audi  nidit  dariiber,  wann  die  fiir  Malta  bereitgestellten  Verbande  nadi 
Nordafrika  abgezogen  worden  sind.  Fiir  die  deutsdie  Seite  spridit  jedodi  der  Brief 
Hitlers  an  Mussolini  vom  4.  August  1942  dafiir,  daf3  die  neuen  Verbande,  abgesehen 
also  von  dem  laufenden  Ersatz  an  Personal  und  Material,  erst  im  August  auf  dem 
Luftwege  nadi  Nordafrika  iiberfiihrt  wurden. 

Als  der  deutsdi=italienisdien  Panzer=Armee  in  der  Zeit  vor  Beginn  des  letzten 
Angriff s  am  30.  August  1942  mit  Sicherheit  zugewiesen  konnen  angefiihrt  werden: 

deutsch:  Masse  der  164.  Inf.Div.,  grofitenteils  ohne  Fahrzeuge  und  Geschiitze, 
von  Kreta  her, 

45  000  Mann  von  Italien  aus  nur  im  Lufttransport,  eingeredinet  wahrsdieinlidi 
die  Fallschirmjager=Brigade  Ramdke,  a  Flakbrigade  zu  72  —  &,&  cm  Gesdi.en,  Trans= 
portgruppen  der  Luftwaffe. 

italienisdi:  Fallsdi.Div.  „Folgore",  Div.  (mot.)  „Pistoia",  mehrere  Artl.Abtei= 
lungen. 

Nadi  dem  Schreiben  Mussolinis  vom  19.  Juli  sollten  aufierdem  noch  die  Divi= 
sionen  „Bologna",  „Giovanni  Fascisti''  und  „Brennero"  herangezogen  werden. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr,  A: 

Auf  der  Krim  keine  bes.  Ereignisse.  Wetter:  klarer  Sommertag. 

Armeegr.  Ruoff:  Telle  rum.  Armee  nahmen  unter  personl.  Fiihrung  des  OB 
der  Armee,  Generaloberst  Dumitrescu,  Stadt  und  Hafen  Anapa  und  einige 
Orte  nordl.  und  siidl.  davon.  Vor  Westfliigel  des  V.  A.K.  noch  Feind  in  Hohen= 
stellungen  bei  Bakanski.  Ostw.  davon  wurde  eine  iiberragende  Stellung  auf 
den  Hohen  westl.  Noworossijsk  erreicht.  Bei  9.  I.D.  nordl.  Noworossijsk  fiihl= 
bare  Entlastung  durch  Einsatz  eigener  Artl.  und  Flieger  eingetreten.  Sudl. 
Krasnodar  wurden  feindl.  Angriffe  abgewiesen.  In  dem  uniibersichtlichen 
Gelande  und  der  schwachen  Besetzung  der  eigenen  Truppe  kann  nicht  ver= 

2     Im  Tgh.  Haider  vom  1.  September  heijit  es  ledigUch:  „Frontbeschragung  fiir  den 
Winter  abgelehnt." 

666 


1.  September  1942 

hindert  werden,  dafi  einzelne  versprengte  Feindteile  nach  riickwarts  durch= 
sickem.  Im  Gebirge  siidl.  Maikop  Spahtrupptatigkeit.  Telle  der  4.  Geb.Div. 
gingen  im  Malaja=Laba=Tal  ostw.  Hohe  2758  nach  Siiden  vor.  Vor  Westfliigel 
der  2.  rum.  Geb.Div.  westl.  Baksan  halt  der  Feinddruck  an.  Nur  geringer  eige» 
ner  Gelandegewinn.  LII.  A.K.  schlofi  auf  Mosdok  auf.  Wetter:  wechselnd  be« 
wolkt,  windig. 

H.Gr.  B: 

Telle  16.  mot.  haben  Chalchuta  genommen.  Die  auf  Karawanoje  angesetzte 
Fernaufklarung  hat  slch  seit  Standort  25  km  westl.  Karawanoje  nicht  mehr 
gemeldet. 

4.  Pz.Armee:  Auf  Siidfliigel  erfolgr.  rum.  Vorstofi  auf  Ungn— Terjatschi. 
Terjatschi  wurde  genommen.  Ebenso  konnten  Telle  der  94.  Dlv.  Dubowij= 
Owrag  nehmen  nordl.  des  Sarpa=Sees.  29.  mot.Dlv.  glng  iiber  den  Briicken= 
kopf  hlnaus  nach  Norden  vor.  24.  Pz.Dlv.  durchbrach  die  Stellungen  nordl. 
des  Br.=Kopfes  iiber  den  Kanal  und  erreichte  16.45  Uhr  die  Bahnlinie  20  km 
westl.  Stalingrad.  Westl.  davon  gingen  die  Telle  des  VI.  rum.  Korps  nach 
Norden  vor  bei  gerlngem  Felndwlderstand.  Auch  ostw.  Kalatsch  hat  der  Feind= 
druck  nachgelassen.  Starke  Angriffe  auf  die  mot.  und  Pz.Dlv.en  des  XIV.  Pz.= 
Korps  nordl,  Stalingrad.  Ein  eingebrochener  Gegner  konnte  im  konzentrischen 
Gegenstoli  zuriickgeworfen  werden.  AUe  anderen  Angriffe  mit  Pz.n  wurden 
abgeschlagen.  Siidl.  Kremenskaja  in  dem  Donbogen  griff  der  Felnd  nach  star= 
ker  Artl.=Vorbereitung  die  elgenen  Stellungen  an.  Unter  hohen  blutigen  Ver= 
lusten  wurde  er  zuriickgewiesen. 

Bei  Seraflmowltsch  Feindangrlff  im  Gange.  Vor  Ital.  Armee  Artl.=  und 
Spahtrupptatigkeit.  Auf  der  iibrlgen  Front  keine  bes.  Kampfhandlungen. 
Wetter:  warm,  wechselnd  bewolkt. 

H.Gr.  Mine: 

Im  Raum  nordl.  Mzensk  lebhafte  Felndbewegungen  beobachtet.  Siidostw. 
Suchlnltschi  feindl.  Bereitstellungen  gemeldet.  Ein  Angrlff  des  Feindes  sud= 
ostw.  Kirow  auf  die  Stellung  einer  unserer  Pz.Dlv.en  wurde  abgeschlagen. 
Ostw.  Wjasma  griff  der  Felnd  vergebl.  die  elgenen  Llnlen  nordl.  der  Elsenbahn 
Kaluga— Wjasma  an.  Siidostw.  Gshatsk  wurden  feindl.  Angriffe  und  Berelt= 
stellungen  durch  zusammengefaJStes  eigenes  Artl.=Feuer  und  Gegenstofi  der 
elgenen  Inf.  zuriickgeschlagen  bzw.  zum  Stehen  gebracht.  Ostw.  Sytschewka 
wurden  Bereitstellungen  des  Feindes  mit  Pz.n  durch  eigene  Artl.  zerschlagen. 
Angriffe  siidostw.  Rshew  langs  der  Bahn  Moskau— Rshew  und  beiderselts  der 
Wolga  konnten  unter  hohen  Felndverlusten  zuriickgewiesen  werden.  Nord= 
westl.  Rshew  gelang  dem  Felnd  nach  mehreren  vergebl.  Angriffen  ein  Elnbruch 
in  die  elgenen  Linlen,  der  abgerlegelt  werden  konnte.  Auf  der  gesamten  West= 
front  nordl.  und  siidl.  Bjeloj  schwachere  feindl.  Vorstofie.  Wetter:  Im  Siidtell 
der  H.Gr.  regnerlsch,  kiihl,  windig;  im  Nordteil  bewolkt.  Ohne  nennenswerte 
Nlederschlage. 

667 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Nord: 

An  der  Landbriicke  wurden  alle  Versuche  des  Gegners,  die  eigenen  Linien 
zu  durchbrechen,  abgewiesen.  An  der  Nordostfront  bei  Belij  Bor  lauft  ein 
feindl.  Angriff.  Siidl.  des  Ladogasees  nordl.  Maluksa  wiesen  die  hier  stehen= 
den  Div.en  alle  mit  Pz.=Unterstiitzung  und  Artl.=Vorbereitungen  vorgetra= 
genen  Feindangriffe  im  Gegenstofi  und  mit  zus.gefafiter  Artl.  unter  schweren 
Feindverlusten  zuriick.  Dicht  siidl.  Ladogasee  halt  der  starke  Feinddruck  an. 
Durch  hervorragende  Tapferkeit  der  Inf.  im  Zusammenwirken  mit  starkem 
Luftwaffeneinsatz  konnten  hier  samtl.  Angriffe  abgewiesen  werden. 

Finnland 

Zwisdien  Onega=See  und  Seg=See  rege  feindl.  Aufklarungstatigkeit.  Vor  Geb.= 
AOK  20  setzte  der  Feind  seine  Schanzarbeiten  und  die  Verminung  seines  Haupt= 
kampffeldes  fort.  Sonst  normaler  Verlauf  des  Tages. 

Afrika 

Vorlaufig  keine  besonderen  Meldungen*. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  1. 9.  42 

1.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  1.  9.  2  Abschiisse. 

Jabo=Angriff  auf  Dungeness   (groSe  Detonation  mit  starker  Raudientwicklung) . 

Etwa  240  sm  siidwestlich  Irland  10.35  Uhr  26  Dampfer,  4  Vorp.=Boote  Kurs  Nord. 

Sonstige  Aufklarung  ohne  taktisdie  Ergebnisse. 

Eigener  Nachteinsatz:  6  Flugzeuge  auf  Sheffield  (im  Nordteil  eines  Werkes 
Brandwirkung),  auf  Hull,  Leeds,  Mansfield  und  Rotherham. 

Einfluge:  180  Einfliige,  ins  Reichsgebiet  etwa  155.  Eindringtiefe  im  Westen  Kopen= 
hagen— Thorn— Warschau—Riigen,  im  Osten  Insterburg— Dt.  Eylau— Warschau— Ra= 
dom— Lublin.  Sdiwerpunkt  Warschau  und  Saarlautern.  Auf  Warschau  30  Spreng= 
bomben.  Zahlreiche  Brande  im  Stadtgebiet,  Schaden  an  Verkehrsanlagen  und  Bahn= 
hofen.  Mehrere  Tote  und  Verletzte.  Auf  Saarlautern  grofiere  Anzahl  von  Spreng= 
und  Brandbomben.  Zahlreiche  Brande  in  Wohnvierteln. 


Tagesmeldung  Panzer=AOK  Afrika  vom  31.8.42: 

„Die  Angriffsgruppe  der  Pz.Armee  warf  unter  tlberwindung  weiterer  zahlreicher 
tiefer  Minenf elder  und  Sperren  bewegliche  Feindkrafte  (7.  engl.  Pz.Div.)  in  ostw. 
und  nordostw.  Richtung  zuriick  und  setzte  sich  bis  in  die  Abendstunden  in  den 
Besitz  der  Linie  Mannaquir  el  Taiyara  (28  km  siidostw.  El  Alamein)  —  hart  siidl. 
Alama  Mayil.  Aufklarungskrafte  sichern  die  Ostflanke  in  Gegend  ostw.  Voir  el 
Ragil,  Luft=  und  VM=Aufklarung  ergab,  daji  die  in  der  Alamein=Stellung  befind= 
lichen  Feindkrafte  unver'dndert  stehen.  Bei  den  in  der  Nacht  vom  ^o.—^i.  8.  durch= 
gefUhrten  Stojitruppunternehmen  der  Stellungsfront  zwischen  Bab  el  Kattara 
und  KUste  wurde  eine  Anzahl  Gefangener  eingebracht.  Hierdurch  wurde  1.  Siid= 
afrikan.  Div.  im  Stellungsraum  siidl.  El  Alamein  festgestellt.  — 
Nach  Luft aufklarung  keine  grofien  Bewegungen  auf  Strafie  Kairo— Alexandria— El 
Alamein  und  den  von  Kairo  nach  Westen  fiihrenden  Pisten.  — 
Die  Luftwaffe  unterstiitzte  den  Vorstojl  der  Pz.Armee  durch  mehrere  erfolgreiche 
Jagd=  und  Stukaangriffe  auf  feindl.  Kfz.=Ansammlungen  und  Stellungen.  — 
Gen.  der  Panzertruppen  Nehring,  Komm.  Gen.  DAK,  verwundet,  Gen.Maj.  von 
Bismarck,  Kdr.  21.  Pz.Div.  gef alien." 


668 


2.  September  1942 

2.  Mittelmeer: 

24  Abschiisse.  Oberleutnant  Marseille  schofi  allein  16  Flugzeuge  ab  und  errang 
damit  seinen  120.  Luftsieg. 

Einsatz  von  Jabos,  Stuka=  und  Kampfflugzeugen  auf  Panzer,  Kraftfahrzeug* 
ansammlungen  und  Lkw  bei  Alam  El  Haifa,  Deir  El  Khadin  (4  Brande  beobachtet) 
und  El  Hammam  (10  Kraftfahrzeuge  beschadigt). 

5.  Ostfront: 

46  Abschiisse,  1  Flugzeug  am  Boden  zerstort. 

Im  Kaspischen  Meer  reger  Schiffsverkehr. 

Eismeer:  Jokonga  31.8.:  10  Dampfer  ca.  10000  t. 

Bei  Kap  Teriberki  06.22  Uhr  1  Frachter  2000  t,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Siidost,  in 
Nahe  Kap  Teriberki  2  Vorp.=Boote  mit  gleichem  Kurs.  / 


2.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  2.  September  1942 
Lagevortrag: 

Bei  der  Heeresgruppe  A  ist  in  der  vergangenen  Nacht  das  Unternehmen 
„Bliicher  IV  —  Obergang  iiber  die  Strafie  von  Kertsch  —  angelauf en.  Deutsche  und 
rumanische  Truppen  haben  auf  der  Taman=Halbinsel  Ful2  gefafit  und  Taman= 
skaja  genommen.  Bei  der  1.  Panzer=Armee  sind  die  111.  und  die  370.  Inf.Div. 
zum  Angriff  iiber  den  Terek  angetreten.  Der  Chef  des  Gen.St.d.H.  meldet, 
dafi  die  Heeresgruppe  nach  erfolgtem  Ubergang  iiber  den  Terek  bis  zu  den 
Gebirgsrandern  hin  keinen  starkeren  feindlichen  Widerstand  mehr  erwarte. 
Die  16.  mot.Inf.Div.  soil  sich  auf  Anordnung  des  Fiihrers  bei  ihren  weiteren 
Operationen  auf  EHsta  stiitzen. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  entwickeln  sich  die  Kampfe  um  Stalingrad  weiter 
giinstig.  Westlich  von  Stalingrad  befindet  sich  kein  Feind  mehr.  Der  Fiihrer 
befiehlt,  dafi  beim  Eindringen  in  die  Stadt  die  gesamte  mannliche  Bevolkerung 
beseitigt  werden  soil,  da  StaUngrad  mit  seiner  eine  Million  zahlenden,  durch= 
weg  kommunistischen  Einwohnerschaft  besonders  gefahrlich  sei. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  ist  seit  heute  morgen  wieder  ein  grolier  feind= 
licher  Angriff  gegen  die  3.  Panzer=Armee  im  Gange;  nach  Meldung  des  Chefs 
des  Gen.St.d.H.  macht  er  der  Heeresgruppe  aber  keine  grofien  Sorgen.  Bei 
Rshew  soil  eine  Umgehungsbahn  gebaut  werden. 

Bei  der  Artillerie=Vorbereitung  zum  Unternehmen  „Nordlicht"  soil  auf  An= 
ordnung  des  Fiihrers  das  Verfahren  vom  21.  Marz  1918  (bei  der  grofien  Friih= 
jahrsoffensive  in  Frankreich)  angewendet  werden,  namlich  Zusammenfassung 
starkster  Artillerie  auf  engstem  Raum  mit  nur  kurzem  Wirkungsfeuer  un= 
mittelbar  vor  dem  Angriff. 

In  Nordafrika  hat  die  deutsch=italienische  Panzer=Armee  ihren  Angriff  we= 
gen  Betriebsstoffmangel  einstellen  miissen  und  ist  zur  Abwehr  iibergegangen. 
Die  erforderlichenTreibstoff=Verbrauchssatze  sind  vorhanden;  ihre  Zuf iihrung 
auf  das  Gefechtsfeld  macht  aber  grofie  Schwierigkeiten. 

669 


B.  Kriegstagebuch 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Nach  der  Weisung  Nr.  43  vom  11.  Juli  1942  hatte  der  Ubergang  der  11.  Armee 
iiber  die  Strafie  von  Kertsch  den  Decknamen  „Blucher"  fiihren  und  „nicht  spater 
als  Anfang  August"  vor  sich  gehen  sollen.  Nachdem  dann  mit  der  Weisung  Nr.  44 
vom  21.  Juli  die  Bestimmung  iiber  die  11.  Armee  u.  a.  dahin  geandert  worden  war, 
dafi  zunachst  noch  je  2  deutsche  und  rumanische  Divisionen  auf  der  Krim  verbleiben 
wiirden,  diirfte  in  der  Zwischenzeit  —  und  zwar  schon  vor  dem  10.  August  —  der 
Plan,  Telle  dieser  Krafte  nach  der  Taman=Halbinsel  iiberzusetzen,  wieder  aufge= 
nommen  worden  sein  und  hatte  anscheinend  —  im  Unterschied  zu  den  friiheren, 
grofieren  Absichten  —  die  Deckbezeidhinung  „Blucher  11"  erhalten.  Nach  langer 
Verzogerung  durch  schlechtes  Wetter  u.  a.  kam  der  Ubergang  am  2.  September, 
wahrscheinlich  nicht  ohne  Zusammenhang  mit  der  Entsendung  der  Offiziere  des 
WFStabes,  endlich  in  Gang  und  fiihrte  auch  zu  ersten  Erfolgen. 

Die  von  Greiner  vermerkte  Anweisung  Hitlers,  „da6  beim  Eindringen  in  die 
Stadt  (Stalingrad)  die  gesamte  mdnnliche  Bevolkerung  beseitigt  werden"  solle,  ist 
General  Warlimont  nicht  erinnerlich  und  auch  weder  bei  Haider  noch  in  den  ver= 
fiigbaren  Befehlen  verzeichnet.  Es  ist  aber  trotzdem  nicht  ausgeschlossen,  daJS  Hitler 
solche  AuJSerungen  getan  hat. 

Seine  weitere  Anordnung  betr.  die  Artillerie=Vorbereitung  bei  „Nordlicht" 
kniipfte  offenbar  an  seine  eigenen  Erinnerungen  aus  dem  1.  Weltkrieg  an.  Dafi  die 
Aussichten,  das  Unternehmen  iiberhaupt  durchfiihren  zu  konnen,  stark  im  Schwin= 
den  begriffen  waren  (vgl.  Tgb.  Haider  30.  August),  blieb  dabei  unbeachtet. 

Der  von  Greiner  angegebene  Grund  fiir  die  schnelle  Wiedereinstellung  des  An= 
griffs  in  Nordafrika  —  Treibstoffmangel  —  wird  den  zunachst  beim  WFStab  vor= 
liegenden  Nachrichten  entsprochen  haben,  erganzt  vermutlich  durch  Auskiinfte  des 
OB  Slid,  Feldm.  Kesselring,  der  fiir  den  Nachschub  nach  Nordafrika  verantwortlich 
war.  Tatsachlich  haben,  wie  bekannt,  auch  noch  wesentlich  andere  Griinde  zum 
Abbrechen  der  Offensive  gezwungen. 

Hitler  nahm  diesen  Ausgang  langgehegter  Erwartungen  scheinbar  unbewegt  hin 
und  rechnete  auch  —  im  Gegensatz  zum  Comando  Supremo  —  nicht  mit  der  M6g= 
lichkeit,  in  absehbarer  Zeit  erneut  antreten  zu  konnen.  Er  sah  es  aber  als  selbst= 
verstandlich  an,  dafi  die  Afrika=Armee  auch  fiirderhin  vor  El  Alamein  verbleiben 
miisse.  Irgendwelche  weitergehenden  Folgerungen  aus  der  Niederlage  wurden  nicht 
in  Betracht  gezogen.  Noch  weniger  liefi  Hitler  allem  Anschein  nach  auch  bei  diesem 
Anlafi  den  angesichts  der  Entwicklungen  der  letzten  Wochen  naheliegenden  Ge= 
danken  an  sich  herankommen,  dafi  man  dicht  vor  einem  allgemeinen  Umschwung 
der  Kriegslage  zu  Ungunsten  Deutschlands  stehen  konnte. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Feindl.  Artl.=Feuer  auf  Hohen  nordostw.  Kertsch. 

Armeegr.  Ruoff:  Rum.  Truppen  durchbrachen  feindl.  Stellungen  siidostw. 
Anapa  und  gingen  in  siidl.  Richtung  vor.  Siidostw.  davon  erreichten  deutsche 
Truppen  das  Hohengelande  westl.  Noworossijsk.  Der  Feind  verteidigt  zah  die 
Gebirgstaler  siidl.  Krasnodar.  4.  Geb.Div.  erreichte  mit  Teilen  Pafi  sudwestl. 
Hohe  2758.  Siidwestl.  Baksan  scheiterten  feindl.  Angriffe  gegen  rum.  Geb.Div. 
Sudl.  Ischerskaja  stark  ausgebaute  tiefgegliederte  feindl.  Stellungen.  Verstar= 


670 


2.  September  1942 

kungen  der  Russen  von  Suden  und  Siidwesten.  Feindl.  Flieger  belegten  Stadt 
und  Br.Kopf  mit  Bomben. 

H.Gr.  B: 

Fernaufklarung  Jandikowka  stellte  Gelande  westl.  der  Bahn  Astrachan— 
Kisljar  feindfrei  fest  und  sprengte  am  Nachmittag  des  31.  8.  vor  und  hinter 
einem  hier  haltenden  Zuge  von  2  Lokomotiven  und  45  Wagen  die  Schienen 
und  steckte  den  Zug  in  Brand.  Die  Strecke  ist  blockiert.  Westl.  Astradian  etwa 
20  Eisenbahnziige  beobachtet.  Die  auf  Jenotajewsk  angesetzte  Fernaufklarung 
gelangte  in  Gegend  westl.  der  Wolga  ohne  Feindberiihrung.  An  der  Seenkette 
siidl.  Malyje  Derbety  verstarkt  sich  der  Gegner  vor  rum.  Div.en.  Die  iiber 
den  Wolga=Don=Kanal  in  Richtung  auf  Stalingrad  vorgehenden  eigenen  Div.en 
stehen  in  hartem  Kampf  mit  russ.  Pz.=Kraften.  Die  von  Kalatsch  nach  Osten 
vorgehenden  Telle  hatten  keine  Feindberiihrung.  Starke  feindl.  Pz.=Vorsto6e 
nordl.  Stalingrad  blieben  erfolglos.  An  der  Siidostecke  des  Donbogens  bei 
Kremenskaja  ging  der  Russe  liber  den  Don  nach  NO  zuriick  und  schanzt  jetzt 
auf  den  Hohen  am  ostw.  Donufer.  Bei  Serafimowitsch  voriibergehend  in  die 
eigenen  Linien  eingebrochener  Gegner  wurde  zuriickgewiesen.  Auf  dem  lin= 
ken  Fliigel  des  Korps  konnten  eigene  und  ital.  Krafte  einige  Orte  zuruck= 
gewinnen  und  den  Feind  nach  Norden  zuriickdriicken.  Sauberungsaktion  bei 
Korotojak  wird  fortgesetzt.  An  der  iibrigen  Front  feindl.  Aufklarungsvorstofie. 

H.Gr.  Mitte: 

Der  Feind  verhielt  sich  vor  der  Front  der  2.  Pz.Armee  mit  Ausnahme  von 
Ubersetzversuchen  siidl.  Suchinitschi,  die  in  erbittertem  Kampf  zuriickgewie= 
sen  wurden,  ruhig.  Siidostw.  Gshatsk  wurden  mehrere  Feind vorstofie  ab= 
gewiesen.  Vor  den  beiden  Eckpfeilern  der  Einbruchsstelle  siidostw.  Rshew 
feindl.  Pz.=Ansammlungen  erkannt.  Ein  Angriff  von  etwa  300  Mann  nord= 
westl.  Rshew  wurde  unter  hohen  Feindverlusten  zuriickgeschlagen  und  Be= 
reitstellungen  durch  eigene  Artl.  bekampft. 

H.Gr.  Nord: 

Siidwestl.  Cholm  wurden  feindl.  Angriffe  abgewiesen.  Beiderseits  der  Br.= 
Kopf=Stellung  siidostw.  Staraja  Russa  griff  der  Gegner  mit  starkeren  Kraften 
und  Inf .=Unterstutzung  an.  Z.  T.  wurden  die  Angriffe  abgeschlagen,  z.  T.  wa= 
ren  sie  noch  im  Gange.  Bei  einem  Angriff  auf  die  Nordfront  von  Demjansk 
gelang  es  dem  Feind,  nordl.  Belij  Bor  in  die  eigenen  Linien  einzudringen.  Auch 
am  Lola=Flu6  konnte  der  Gegner  voriibergehend  die  eigenen  Linien  durch= 
brechen,  wurde  aber  im  Gegenstofi  wieder  zuriickgeworfen.  Weitere  Angriffe 
westl.  des  Flusses  mit  dem  Ziel,  die  Stellimgen  zu  durchbrechen,  wurden  ab= 
gewiesen.  Vergebliche  Angriffe  des  Gegners  auf  den  Br.=Kopf  bei  Salzy.  Siidl. 
Ladogasee  griff  der  Russe  mit  starken  Kraften  und  Pz.=Unterstiitzung  auf  der 
ganzen  Front  zwischen  Lodwa  und  dem  Ladogasee  an.  Es  entstanden  sehr 

671 


B,  Kriegstagebuch 

harte  Kampfe,  in  deren  Verlauf  er  voriibergehend  in  die  eigenen  Stellungen 
eindringen  konnte.  Neu  hereingeworfene  Reserven  stellten  die  Lage  hier 
wieder  her.  Der  Feinddruck  halt  weiter  an. 


Finnland 

Keine  besonderen  Kampfhandlungen. 

Afrika^ 

Lage  der  Pz.Armee  Afrika  folgt. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  2.  9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Keine  Abschiisse,  4  eigene  Verluste. 

Wahrend  des  2.  Jabo=Angriff  auf  Ventnor  auf  der  Insel  Wight.  Im  Tiefangriff 
auf  Wohnviertel  Volltreffer  in  mehreren  Hausern. 

Im  Seegebiet  Portland  gegen  09.00  Uhr  2  Dampfer,  1  Vorp.=Boot  Kurs  Siidwest, 
um  09.10  Uhr  weitere  2  Dampfer  und  2  Vorp.=Boote  ohne  Fahrt. 

Siidlich  Dover  um  12.00  Uhr  2  Frachter  Siidwestkurs,  bei  Dover  um  19.00  Uhr 
8  Frachter. 

15.43  Uhr  im  Kanal  nordwestlich  Cherbourg  1  Segelkutter  durch  Luftangriff  ver= 
senkt. 

Ostwarts  Insel  Wight  20.10  Uhr  3  Vorp.=Boote  stilliegend. 

Eigener  Nachteinsatz:  5  Ju  88  Zerstorangriffe  auf  Leeds. 

V  ' 

1     Tagesmeldung  1.  9.  42: 

„i.  Feindgruppierung  blieb  im  graven  unverandert.  Wahrend  im  Mittelahschnitt 
aujJer  Spahtrupptatigkeit  keine  Kampfhandlungen  stattfanden,  erfolgte  in  den 
friihen  Morgenstunden  ein  durch  etwa  30  Pz.  unterstUtzter  Angriff  von  Teilen 
der  austr.  Div.  Nach  voriibergehendem  Einbruch  in  die  eigene  Stellung  siidl. 
Tel  el  Eisa  wurde  die  Lage  wiederhergestellt.  Dabei  erlitt  der  Feind  schwere 
Verluste. 

2.  Luftaufklarung  stellte  Strajle  Kairo— Alexandria— Alamein  sowie  auf  den  in  das 
Kampfgebiet  fUhrenden  Pisten  auch  heute  keine  groflen  Beioegungen  fest. 

Im  Hafen  Suez  ist  seit  dem  2y.  8.  eine  Vermehrung  des  Schiffsraumes  um  iiber 
100000  t  eingetreten,  so  dafl  Eintreffen  des  zu  Anfang  September  erwarteten 
Geleitzuges  anzunehmen  ist. 

3.  Pz.Armee  hat  sich  im  Laufe  des  1.  9.  in  der  gewonnenen  Linie  voriibergehend 
zur  Abwehr  gegliedert,  well  der  bis  1.  9.  zugesicherte  Betriebsstojf  nicht  einge= 
troffen  ist.  Dampfer  „St.  Andrea"  ausgef alien.  „Abruzzi"  noch  auf  See, 

4.  Mehrere  fdl.  Gegenangriffe,  gefiihrt  gegen  die  mot.  Gruppe  an  dem  KUsten= 
abschnitt,  wurden  erfolgreich  abgewiesen.  Hierbei  wurden  allein  vor  einem 
Btl.s=Abschnitt  10  Pz.=Wagen  und  15  Kamionetten  abgeschossen. 

5.  Schwerste  fdl.  Luftangriff e  —  bei  Tag  und  Nacht  laufend  durchgefiihrt  —  haben 
erhebl.  personelle  und  materielle  Ausfalle  verursacht  und  blieben  nicht  ohne 
Einflufi  auf  den  Kampfgeist  der  Truppe.  Insonderheit  wirkten  sich  die  Nacht= 
angriffe  sehr  verlustreich  aus,  wobei  die  fdl.  Flieger  vor  dem  Bombenabwurf 
von  zahlreichem  Bodenfeuern  Gebrauch  machten.  Hierbei  machte  sich  das  Feh- 
len  deutscher  ausgebildeter  Nachtjager  besonders  unangenehm  bemerkbar. 
Durch  Bodenabwehr  wurden  4  fdl.  Flugzeuge  abgeschossen. 

6.  Die  eigene  Luftw.  fUgte  auch  am  heutigen  Tage  den  fdl.  Verbanden  durch  Ifd. 
Stuka=  und  Jab o angriff  e  erhebliche  Verluste  zu  und  schoji  2^  Feindflugzeuge  ab/^ 

672 


3.  September  1942 

216  Feindeinfliige,  davon  200  ins  Reichsgebiet.  Eindringtiefe  Cleve— Miilheim— 
Koblenz— Mainz— Freiburg— Nancy.  Schwerpunkt  Karlsruhe.  Nahere  Meldungen  ste= 
hen  noch  aus. 

6  Abschiisse  durch  Jager. 

2.  Mittelmeer: 

12  Feindabschusse,  davon  5  durch  Oberleutnant  Marseille. 

Kampfeinsatze  zur  Unterstiitzung  der  Panzerarmee. 

Belegung  Suez  1.  9.  10.30  Uhr:  1  leichter  Kreuzer,  5  Zerstorer,  1  U=Boot,  4  Vorp.= 
Boote,  1  Wohnschiff,  34  Frachter  189  500  t,  7  Tanker  39  000  t. 

Luftbilderkundung  10.30—11.20  Uhr: 

Bei  Ras  Adabia  1  Tanker,  1  Vorp.=Boot  Nordkurs. 

Bei  Ras  Metarma  1  leichter  Kreuzer  Leander=Kl.,  1  Fahrgastsdiiff  30  000  t  ohne 
Kursangabe. 

Bei  Ras  Abu  Suweirah  2  Frachter  8  500  t,  Siidkurs. 

Bei  Ras  Azaba  Raban  4  Frachter  17  000  t  auf  Siidkurs. 

3.  Ostfront: 

138  Abschiisse. 

Angriff  auf  Flugplatz  Murmaschi  (Brande  in  Boxen  und  Baracken  beobachtet). 

Durch  deutsche  S=Boote  an  der  Nordostkiiste  des  Schwarzen  Meeres  versenkt 
3  Tanker,  2  Frachter,  2  grofie  Leichter  mit  zus.  15  400  t. 

06.40  Uhr  bei  Poti  1  schwerer  Kreuzer,  1  Zerstorer  Kurs  Nord. 

Auf  der  Wolga  lebhafter  Schiffsverkehr. 

Lavansaari  09.00—09.15  Uhr:  4  Minenraumboote,  7  Schlepper,  2  grofie  und  10 
kleine  Fahrzeuge. 

Auf  dem  Ladogasee  zwischen  08.00  und  09.20  Uhr  5  Vorp.=Boote,  7  Schlepper, 
etwa  12  Schleppkahne. 

Eismeer:  Jokonga  06.21  Uhr  1  Vorp.=Boot  einlaufend. 

06.33  Uhr  in  Westfahrwasser  bei  Kanin  Noss  2  Frachter  Kurs  Sud. 

In  Bjeluscha  siidwestl.  Nowaja  Semlja  10.48  Uhr  1  Frachter  etwa  1000  t,  11.00  Uhr 
im  Hafen  Bjeluscha  1  Frachter  4000  t,  1  Frachter  2000  t,  1  Frachter  1000  t,  6  Vorp.= 
Boote. 

4.  Naditrag: 

50—60  Feindflugzeuge  iiber  Karlsruhe.  Abwurf  von  iiber  100  Spreng=,  mehreren 
tausend  Brandbomben  und  einer  LM.  Ausgedehnte  Brande  im  Zentrum  und  Osten 
der  Stadt.  Ca.  230  Hauser  zerstort,  bis  zu  500  Hauser  schwer  beschadigt.  40  Gro6= 
brande,  95  Dachstuhlbrande.  1  Krankenhaus  abgebrannt.  Getroffen  wurden:  Deut= 
sche  Waffen=  und  Munitionswerke,  Argus  Motorenwerke,  Flughafen,  fast  samtliche 
Regierungsgebaude,  Verkehrsanlagen,  Giiterabfertigung  abgebrannt,  militarische 
Anlagen  und  Flakstellungen.  Personenverluste:  Bisher  20  Tote,  40  Verletzte. 


3.  September  1942 

Aufzeichnimgen  Greiners  zum  3.  September  1942 

Beim  Lagevortrag  meldet  der  Chef  des  Gen.St.d.H.,  da6  der  OberbefehIs= 
haber  der  Heeresgruppe  A  nach  Riicksprache  mit  den  Kommandierenden  Ge= 
neraleri  bei  der  Armeegruppe  Ruoff  vorgeschlagen  habe,  das  XXXXIX.  Ge= 
birgskorps  aus  dem  mittleren  Kaukasus  herauszuziehen  und  bei  Tuapse  ein= 

673 


B.  Kriegstagebuch 

zusetzen.  Der  Fiihrer  lehnt  diesen  Vorschlag  ab  und  wiinscht,  dafi  sowohl  in 
der  Richtung  auf  Tuapse  als  auch  in  der  auf  Suchum  weiter  angegriffen  wird. 

Der  Fiihrer  lehnt  es  auch  ab,  die  Weisung  Nr.  47  fiir  die  Durchfiihrung  des 
Unternehmens  „Nordlicht"  zu  erlassen,  ehe  Generalfeldmarschall  von  Man= 
stein  seine  Absichten  vorgetragen  hat,  was  am  5.  September  geschehen  soil. 

Am  Abend  meldet  der  Oberhefehlshaber  West  fernmiindlich,  dafi  eine  eng= 
lische  Luftlande=Division  vom  britischen  Festland  auf  die  Insel  Wight  ver= 
legt  worden  sei  und  dafi  englische  Landungsversuche  auf  der  Normannischen 
Halbinsel  beabsichtigt  seien.  Der  Fiihrer  ordnet  daher  an,  dafi  die  in  der  Nor= 
mandie  liegende  7.  Flieger=(Fallschirmjager=) Division  mehr  nach  Norden  ver= 
schoben  wird.  —  Schon  vor  einigen  Tagen  hat  der  Fiihrer  nach  Vortrag  des 
Chefs  OKW  entschieden,  dafi  aus  der  Heimat  sieben  Ersatz=Divisionen  nach 
dem  Westen  verlegt  werden  soUen. 

[Stellungnahme  des  B.d.U.  zu  Geleitzugoperationen^.] 


Eriauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Hitlers  Standpunkt  gegeniiber  den  erneuten  Vorschlagen  der  H.Gr.  A  war  der 
gleidie  wie  schon  am  30.  August.  Abgesehen  davon  aber  konnte  es  um  so  weniger 
seine  Sache  sein,  in  sokhem  MalSe  in  die  Fiihrung  der  Heeresgruppe  einzugreifen, 
als  er  dieser  erst  an  dem  gleichen  30.  August  vorgeworfen  hatte,  nidit  beweglidi 
genug  zu  sein  und  ihre  Krafte  nicht  reditzeitig  genug  umgruppiert  zu  haben.  Im 
iibrigen  geniigten  diese  Vorgange  schon,  um  seine  Stimmung  wieder  gegen  den 
Feldmarschall  List  umschlagen  zu  lassen. 

Den  Erlafi  der  Weisung  Nr.  47,  die  anscheinend  vom  WFStab  ohne  rechte  Wer= 
tung  der  Lage  bei  der  H.Gr.  Nord  vorbereitet  und  vorgelegt  worden  war,  lehnte 
Hitler  zweifellos  zu  Recht  ab.  Nach  den  verfiigbaren  Unterlagen  ist  es  auch  zu  ihrer 
Ausgabe  nicht  mehr  gekommen^. 

Aus  den  Aufzeichnungen  Greiners  zum  Westen  geht  die  anhaltende  Unruhe  um 
diesen  Kriegsschauplatz  hervor. 

Bemerkenswert  ist  dabei  auch,  dafi,  wie  schon  in  Hitlers  Bef  ehl  vom  9.  Juli,  auch 
hier  wieder  die  Normandie  als  wahrscheinliches  Landungsziel  auftritt.  Die  Ersatz= 
divisionen  kamen  damals  noch  nicht  an  die  Kiiste,  sondern  dienten  allein  der  Fiil= 
lung  und  damit  der  besseren  Sicherung  der  weiten  Raume  des  besetzten  Gebiets. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Raum  um  Kertsch:  Trotz  wolkenbruchartigen  Regens  und  heftigen  Gewit= 
ters  mit  aufkommenden  stark  boigen  Winden  erfolgten  am  2.  9.  gegen 
02.00  Uhr  planmafiig  die  Anlandungen.  3  Stofigruppen  wurden  trotz  feind= 
lichen  Feuers  am  Nordufer  der  Halbinsel  nordl.  der  Tamanskije=Bucht  an  Land 

1  Lt.  KTB  des  B.d.U.  vom  3.  9.  42. 

2  Eine  Weisung  unter  der  Nr.  47  erscheint  erst  am  28.  Dezember  1942  und  bezieht 
sich  auf  Siidost=Europa  (vgl.  Hubatsch,  a.  a.  O.,  S.  209ff.). 

674 


3-  September  1942 

gesetzt  und  nahmen  im  riicksichtslosen  Vorstofi  im  Handstreich  mehrere  Orte 
siidl.  und  siidwestl.  der  Landungsstelle  unter  dem  Feuerschutz  der  Kampf= 
fahren.  Gegen  15.00  Uhr  war  der  Nordteil  der  Halbinsel  im  eign.  Besitz.  Eine 
Stofigruppe  war  bis  an  die  Bucht  Tamanskije  vorgestofien.  Die  Anlandung 
auf  der  Landzunge  siidwestl.  der  Tamanskije=Bucht  erfolgte  planmafiig.  Der 
Mittelteil  der  Insel  wurde  in  1,5  km  Tiefe  genommen.  Wetter:  bedeckt,  zu= 
nehmender  boiger  Wind  aus  Nordost,  Windstarke  6. 

Armeegruppe  Ruoff:  Teile  der  rum.  Kav.Divisionen  stielien  auf  die  Hohen 
siidwestl.  Temrjuk  vor.  Von  Anapa  aus  wurde  der  Angriff  langs  der  Ufer= 
straiie  und  iiber  das  Hohengelande  nach  Siiden  und  Siidosten  fortgesetzt. 
Angriffsspitzen  des  V.  A.K.  gingen  weiter  gegen  starken  Feindangriff  in  Rich= 
tung  Noworossijsk  vor.  Siidl.  Gorjatschi=Kljutsch  Vorstofi  eign.  Krafte  zum 
Freikampfen  eines  vom  Feinde  eingeschlossenen  Batl.  Wetter:  starke  Regen= 
falle,  nur  befestigte  Strafien  bef ahrbar,  Hochwassergef ahr  imGebirge.  111. 1.D. 
bildete  bei  Mosdok  einen  Briickenkopf  iiber  den  Terek  und  hielt  ihn  gegen 
feindl.  Angr,  Siidwestl.  Kisljar  gingen  Teile  der  ■^'jo.  I.D.  iiber  den  Terek.  Auch 
hier  wurde  der  gebildete  Briickenkopf  gegen  Feindangr.  gehalten.  Wetter:  be= 
deckt,  strichweise  Regen. 

H.Gr,  B: 

Teile  16.  I.D.  (mot.)  haben  Justa  feindbesetzt  festgestellt.  Siidwestl.  Stalin= 
grad  sind  deutsche  und  rum.  Div.en  iiber  die  Bahn  Stalingrad— Kalatsch  vor= 
gestolien  und  kampfen  nordl.  und  nordwestl.  von  dem  Bahnhof  Woroponowo 
10  km  westl.  Stalingrad. 

Die  von  Nordwesten  vorstojSenden  Teile  stehen  dicht  vor  dem  Zusammen= 
schluiS  mit  den  von  Siiden  vorgehenden  Kraften.  Dazwischen  versucht  der 
Feind,  die  sich  verbindenden  Krafte  aufzuhalten.  Angriffe  nadk  Norden  und 
Suden  konnten  den  eign.  Vorstofi  nicht  aufhalten. 

Bei  Serafimowitsch  gelang  dem  Gegn.  ein  tiefer  Einbruch  in  die  eign.  Stel= 
lungen.  22.  Pz.Div.  ist  auf  den  eingebrochenen  Feind  angesetzt.  Bei  Korotojak 
halt  der  Gegn.  immer  noch  den  Briickenkopf  gegen  den  Don.  Eign.  Krafte 
zum  Angriff  angetreten.  Sonst  keine  bes.  Ereignisse. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Raume  siidl.  Suchinitschi  sind  die  Kampfe  wieder  aufgelebt.  Starke 
feindl.  Panzerkrafte  fiihrten  im  Laufe  des  Tages  mehrfach  Angriffe  auf  die 
eign.  Stellungen  durch,  die  z.  T.  im  Nahkampf  abgewiesen  wurden.  Der  Feind 
hatte  auch  gestern  wieder  in  diesem  Abschn.  hohe  blutige  Verluste.  Ostw. 
Wjasma  gelang  es  dem  Feind  mit  einem  Panzervorstofi,  die  eign.  Linien  zu 
durchbrechen.  Im  eign.  Angriff  wurde  er  zuriickgeworfen,  die  alte  HKL  wieder= 
hergestellt,  10  Panzer  erledigt.  Nordl.  davon  wurden  feindl.  Bereitstellungen 
durch  Artl.  und  Flieger  zerschlagen.  Bei  9.  Armee  griff  der  Gegner  die  Ost= 
und  Nordfront  an.  Mit  Unterstiitzung  von  zahlreichen  Panzern  und  Artl.  ver= 
suchte  er  immer  wieder,  gegen  die  Stellungen  anzurennen.  An  einigen  Stellen 

67^ 


B.  Kriegstagebuch 

durchbrach  er  die  eign.  Linien,  konnte  aber  in  den  meisten  Fallen  sofort  wie= 
der  zuriickgeworfen  werden.  An  anderen  Stellen  ist  derKampf  noch  imGange. 
Nordwestl.  Rshew  wurden  starkere  Bereitstellungen  des  Gegners  von  eign. 
Artl.  zerschlagen.  Bei  den  Angriffen  des  gestrigen  Tages  in  diesem  Raum 
hatte  der  Gegn.  hohe  blutige  Verluste.  Die  Strafien  sind  nur  bedingt  befahr= 
bar.  Wetter:  sonnig,  klar. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  des  Ladogasees  fanden  auch  gestern  wieder  heftige  Kampfe  statt. 
Der  Feind  griff  mit  starken,  z.  T.  neu  herangefiihrten  Kraften  die  eign.  Stel= 
lungen  auf  der  ganzen  Front  zwischen  Lodwa  und  dem  Ladogasee  an.  Die 
Angriffe  waren  unterstiitzt  von  starken  Panzerkraften  und  Artl.  Sie  wurden 
alle  in  z.  T.  erbittertem  Nahkampf  abgewiesen.  An  der  Leningradfront  stiefi 
der  Gegn.  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  gestern  mit  Panzern  und  Inf.  gegen 
die  Stellungen  des  L.  A.K.  vor.  Im  Gegenangriff  wurden  samtl.  Vorstofie  zum 
Stehen  gebracht. 

Filmland  (i.  9.) 

An  der  Aunus=Front  und  Masalskaja=Front  wurden  wiederholte  Angriffe  kleiner 
Abt.en  der  Russen  abgewiesen. 

Nor  dost  front:  An  der  Nordostfront  verstarkt  sidi  der  Feind  auf  der  Fisdierhalb= 
insel.  Nach  Aussagen  von  Oberlaufern  soil  hier  ein  Angriff  beabsichtigt  sein. 

Geb.Korps  Norwegen  wies  einen  schwacheren  feindl.  Landungsversuch  am  Siid= 
ufer  der  Moskowski=Budit  ab.  Dieser  wird  als  gewaltsames  Aufklarungsunter= 
nehmen  mit  dem  Ziel,  Gefangene  einzubringen,  angesehen. 

Panzerarmee  Afrika  (2.  9.) 

Schwerste  feindl.  Luftangriffe  bei  Tag  und  Nacht.  Am  1.  9.  wurden  die  gegen  die 
Angriffsgruppe  gefiihrten  feindl.  Gegenangriffe  erfolgreich  abgewiesen.  Im  nordl. 
Absdut.  erfolgte  in  den  friihen  Morgenstunden  des  1.  9.  ein  durch  etwa  50  Panzer 
unterstutzter  Angriff  von  Teilen  der  9.  austr.  Inf.Div.  Nach  vorubergehendem  Ein= 
bruch  siidl.  El  Eisa  wurde  die  Lage  wiederhergestellt,  Dabei  erlitt  der  Feind  schwere 
Verluste.  Allein  im  Abschnitt  eines  Batl.  wurden  10  Panzerwagen  und  15  gepanzerte 
MG.=Trager  abgeschossen.  Luftaufklarung  stellte  auf  Stra6e  Kairo— Alexandria— El 
Alamein  sowie  auf  den  in  das  Kampfgebiet  fiihrenden  Pisten  auch  am  1.  9.  keine 
grofien  Bewegungen  fest.  Im  Hafen  Suez  ist  seit  27.  8.  eine  Vermehrung  des  Schiffs= 
raumes  um  iiber  100  000  t  eingetreten,  so  dafi  Eintreffen  des  zu  Anf ang  September 
erwarteten  Geleitzuges  anzunehmen  ist. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  LuftwafFe  wahrend  des  3. 9. 42 

I.  Raum  um  England: 

Wahrend  des  3.  2  Abschiisse,  1  wahrscheinlicher  Abschufi. 

Jabo=Angriffe  gegen  Bognor  Regis  (mehrere  Gebaude  zerstort),  gegen  einen  Bahn= 
hof  in  der  Nahe  von  Portland  (3  Volltreffer)  und  eine  Stadt  in  der  Nahe  von  Dart= 
mouth  (Einschlage  in  Stadtmitte). 

In  Solent  11.42  Uhr  2  grofie  Dampfer,  15  Fahrzeuge,  3  Landungsboote,  mehrere 
Vorp.=Boote  und  Motorboote  auf  verschiedenen  Kursen. 

676 


4«  September  1942 

Ostwarts  Insel  Wight  1  Dampfer,  4  Vorp.=Boote  Kurs  West,  siidlich  Insel  Wight 
3  Vorp.=Boote  stilliegend. 

Abendaufklarung  litt  unter  Schlechtwetter,  an  Ost=  und  Siidkiiste  keinen  Sdu£fs= 
verkehr  beobachtet. 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

2  Feindeinfliige  in  das  Reichsgebiet,  Eindringtiefe  Sudschweden— Ostsee— Brom» 
berg— Thorn.  Keine  Bombenabwiirfe.  Geringe  Einflugtatigkeit  in  die  besetzten  Ge» 
biete. 

2.  Mittelmeer: 

17  Feindabschiisse  bei  einem  eigenen  Verlust. 

Wirkungsvolle  Kampfeinsatze  zur  Unterstutzung  der  Panzerarmee. 

Belegung  Gibraltar  2.  9.  mittags:  2  Schlachtschiffe,  2  Kreuzer  (1  im  Dock),  1  Hilfs= 
kriegsschiff,  5  Zerstorer,  1  Fahrgastschiff,  20  Frachter,  11  Tanker. 

Nach  ital.  Meldung  nordlich  Port  Said  08.15  Uhr:  1  Verband,  wahrscheinlich 
3  Kreuzer  und  6  Zerstorer,  Kurs  240  Grad. 

Siidwestlich  Haifa  08.45  Uhr  1  Kreuzer  und  3  Zerstorer,  Kurs  45  Grad. 

5.  Ostfront: 

101  Abschiisse,  3  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

Im  Kaspischen  Meer  lebhafter  Schiffsverkehr. 

LB  Astrachan  06.35  Uhr:  37  Tanker,  140000  t,  66  Leichter,  78000  t,  34  Schlepper, 
200  Boote. 

Auf  der  Wolga  in  den  Vormittagsstunden  lebhafter  Schiffsverkehr  nach  Sudost 
und  Nordwest. 

Finnen=Busen:  Im  Hafen  Lavansaari  zwischen  07.00  und  08.00  Uhr:  6  Vorp.=Boote, 
1  Schlepper.  Bei  Lavansaari  10  Minenraumboote,  2  Fugasraumer,  1  Schlepper.  Ein= 
laufend  Lavansaari  3  Schlepper,  2  Kahne,  10  Vorp.=Boote,  9  Minenraumboote. 

Auf  dem  Ladogasee  normaler  Schiffsverkehr. 

Eismeer:  Im  Borga=Fjord  bei  Reykjavik  um  14.00  Uhr  1  Zerstorer. 


4.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  4.  September  1942 
Lagevortrag: 

Bei  der  Heeresgruppe  A  soil  auf  nochmalige  Anweisung  des  Fiihrers  die 
1.  Gebirgsdivision  nur  schwache  Sicherungen  an  den  von  ihr  besetzten  Passen 
stehen  lassen,  mit  ihren  Hauptkraften  aber  bei  der  4.  Gebirgsdivision  zum 
Durchstofi  auf  Suchum  eingesetzt  werden.  Die  zugewiesenen  Hochgebirgsson= 
derformationen  sollen  mit  Ausnahme  der  schon  beim  XXXXIX.  Gebirgskorps 
eingesetzten  Formation  beim  XXXXIV.  Jagerkorps  an  der  Strafie  nach  Tuapse 
verwendet  werden,  ebenda  auch  die  urspriinglich  fur  das  Gebirgskorps  be= 
stimmten  Ersatzbataillone. 

Der  Oberbefehlshaber  der  Heeresgruppe  Mitte  beabsichtigt,  die  aus  der 
Front  siidlich  von  Suchinitschi  herauszulosende  9.  und  11.  Panzer=Di vision 
nicht,  wie  urspriinglich  vorgesehen,  im  Raume  nordlich  von  Kirow  einzusetzen, 
sondern  wegen  besserer  Eisenbahn=Leistungen  und  Auslade=Moglichkeiten  in 
den  Raum  der  4.  Armee  zu  iiberfiihren.  Der  Fuhrer  trifft  hieriiber  noch  keine 
endgiiltige  Entscheidung.  Bei  Sytschewka  (Ostfront  der  9.  Armee)  ist  es  in= 

677 


B.  Kriegstagebuch 

folge  Nachlassens  der  feindlichen  Angriffe  moglich  geworden.  Telle  der  i.  und 
5.  Panzer=Dl vision  aus  der  Front  zu  Ziehen. 

Bel  der  Heeresgruppe  Nord  ist  der  Gegner  an  die  Ostfront  des  „Flaschen= 
halses'"  belm  XXVI.  Armeekorps  abermals  durchgebrochen  und  hat  berelts  die 
Halfte  des  Weges  bis  zur  Newa  zuriickgelegt.  Nach  Meldung  des  Chefs  des 
Gen.St.d.H.  hat  dort  neben  der  170.  Inf.,  5.  Geblrgs=  und  28.  Jager=Divlsion 
nun  auch  noch  die  24.  Inf.Dlv.  mit  dem  vordersten  Regiment  elngesetzt  wer= 
den  miissen.  Dlese  Fortschritte  des  Gegners  und  das  nutzlose  Hineinwerfen 
nun  schon  von  vier  fiir  das  Unternehmen  „Nordllcht''  bereitstehenden  Dlvi= 
sionen  in  den  Abwehrkampf  erregt  den  heftigsten  Unwillen  des  Fiihrers,  der 
sich  dahin  aufiert,  dafi  die  ergriffenen  Mafinahmen  ein  Bild  willenloser  Fiih= 
rung  zeigten.  Trotz  aller  Krafte=Zufuhrungen  bestehe  nach  wie  vor  die  Ge= 
fahr  der  Abschneldung  der  227.  Inf.Dlv.,  und  das  Unternehmen  „Nordllcht'' 
werde  durch  den  Krafteentzug  undurchfiihrbar.  Der  Fiihrer  erwagt,  Bataillone 
der  Gruppe  des  Generals  Meindl  im  „Flaschenhals''  einzusetzen,  lafit  dlesen 
Gedanken  aber  auf  die  Einwendung  des  Chefs  WFSt,  dafi  im  „Flaschenhals'' 
genug  Krafte  zur  Verfiigung  stiinden  und  es  nur  an  kraftvoller  Fiihrung  fehle, 
wieder  fallen.  Er  entscheidet,  dafi  Generalfeldmarschall  von  Manstein  mit  den 
ihm  zur  Verfiigung  gestellten  Kraften  einschliefilich  der  Heerestruppen  sofort 
unter  Ausschaltung  der  Heeresgruppe  Nord  den  Nordabschnitt  der  18.  Armee 
iibernehmen  soil.  Der  auf  morgen  angesetzte  Vortrag  des  Generalfeldmar= 
schalls  von  Manstein  fallt  daher  weg.  Fiir  die  zu  erlassende  Weisung  Nr.  47 
(Unternehmen  „Nordlicht'0  stellt  der  Fiihrer  den  Grundsatz  auf,  dafi  sie  so 
abgefafit  werden  soil,  dafi  sie  ohne  jegliche  Zusatze  vom  Generalstab  des 
Heeres  an  die  Heeresgruppe  Nord  weitergegeben  werden  kann. 

Das  vom  Fiihrer  gestern  angeordnete  Vorziehen  der  7.  Flieger=  (Fallschirm= 
jager)Division  nach  Norden  ist  vom  Oberbefehlshaber  West  bereits  befohlen 
worden.  Heute  aufiert  der  Fiihrer,  dafi  in  den  bisherigen  Raum  der  7.  Flieger= 
Division  die  SS=Division  „Reich''  vorgezogen  werden  soil,  da  die  7.  Flieger= 
Division  iiber  keine  Panzer  verfiigt.  Als  Eingreif=Reserven  wiirden  damit  in 
der  Bretagne  die  Brigade  „General  Goring"  imd  die  6.  Panzer=Division,  in  der 
Normandie  die  7.  Flieger=Division  und  die  SS=Division  „Reich''  und  ostwarts 
davon  die  SS=Division  „ Adolf  Hitler''  und  die  10.  Panzer=Division  zur  Ver= 
fiigung  stehen. 

Bei  der  Deutsch4talienischen  Panzer=Armee  Afrika  wiinscht  der  Fiihrer  die 
Zufiihrung  neuzeitlicher  Flak  fiir  Panzerabwehr,  schwerster  Panzer,  einer 
unbeschrankten  Zahl  von  Minen  und  der  22.  Infanterie(Luftlande) Division 
nach  beendeter  Umgliederung. 


Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

War  am  Vortage  im  Hinblick  auf  die  Krafteverteilung  hei  der  H.Gr.  A  noch  eine 
konstant  bleibende  Meinungsaufierung  Hitlers  festzustellen,  so  ergibt  sich  nun« 
mehr  allem  Anschein  nach  mit  seinen  Anordnungen  zu  Verstarkungen  an  der  StraSe 

678 


4*  September  1942 

nach  Tuapse  ein  voUiger  Gegensatz  zu  seiner  noch  am  30.  August  geaufierten  An= 

sicht,  nach  der  er  „die  Erfolgsaussichten  an  der  Strafie  nach  Tuapse fiir  am 

schlechtesten"  hielt.  Das  Durcheinander  dieser  sich  widersprechenden  Anordnungen 
konnte,  wie  man  als  standiger  Beobachter  schon  damals  empfand,  kaum  anders  als 
in  einem  eclat  enden. 

Ob  die  Vorwiirfe  Hitlers  gegen  die  Fiihrung  der  H.Gr.  Nord  bzw.  der  18.  Armee 
berechtigt  waren,  ist  hier  nicht  zu  untersuchen.  Seine  larmenden  Eingriffe  auch  dort 
scheinen  aber  umso  weniger  folgerichtig,  als  er  nunmehr  selbst  mit  dem  gleichen, 
d.  h.  den  fiir  den  Angriff  „Nordlicht"  bestimmten  Truppen  und  Mitteln,  lediglich 
unter  neuer  Fiihrung,  die  Lage  wiederherzustellen  suchte.  Die  —  peinlich  wirkende  — 
Zustimmung  des  Chefs  WFSt  zu  Hitlers  Behauptung,  da6  „es  nur  an  kraftvoller 
Fiihrung  fehle",  steht  in  einem  bemerkenswerten  Gegensatz  zu  Jodls  Eintreten  fiir 
die  Fiihrung  des  Feldmarschall  List  im  Kaukasus  einige  Tage  spater  (S.September). 
Eine  nahere  Einsicht  auch  in  die  Lage  bei  der  H.Gr.  Nord  hatte  ihn  vermutlich  zu 
einem  anderen  Urteil  gefiihrt,  es  sei  denn,  dafi  in  beiden  Fallen,  wie  nicht  ohne 
Grund  vermutet,  personliche  Motive  eine  Rolle  gespielt  haben.  Uber  Zusammen= 
setzung  und  Bestimmung  „der  Gruppe  des  Generals  Meindl"  ist  Gen.  Warlimont 
nichts  erinnerlich. 

Der  von  Hitler  aufgestellte  „Grundsatz"  zur  Abfassung  der  Weisung  Nr.  47  war 
schon  bei  den  grundlegenden  Richtlinien  fiir  die  Sommeroffensive  —  Weisungen 
Nr.  41  und  45  —  angewendet  worden  und  hatte  sich  dahin  ausgewirkt,  da6  er  den 
Wortlaut  gro6tenteils  selbst  in  Form  ungewohnlicher,  weitschweifiger  Ausfiihrungen 
bestimmt  hatte. 

Nicht  nur  sein  Militrauen  gegen  den  Generalstab  des  Heeres,  auch  seine  jedem 
„Grundsatz"  des  Generalstabes  widersprechende  Auffassung,  nicht  durch  Auftrage, 
sondern  durch  alles  regelnde  Befehle  fiihren  zu  wollen,  kam  darin  zum  Ausdruck. 

Die  als  Eingreif=Reserven  im  Westen  (Nord=  und  Mittelabschnitt)  angefiihrten 
Krafte  —  4  Pz.Divisionen,  1  Fallschirmjg.Division,  1  mot.Brigade  — ,  wenn  sie  auch 
teilweise  nicht  voll  verwendungsfahig  gewesen  sein  mogen,  bleiben  kaum  hinter 
den  Kraften  zuriick,  die  vor  der  Invasion  im  Friihjahr  1944  verfiigbar  waren.  Nimmt 
man  hinzu,  dafi  im  zweiten  Halbjahr  1942  auch  noch  zahlreiche  vollkampfkraftige 
Inf.Divisionen  an  der  Kiiste  standen  und  dafi  die  Luftwaffe,  wie  der  Tag  von 
Dieppe  gezeigt  hatte,  stark  genug  war,  um  binnen  kurzem  610  Jager  und  50  Bomber 
aufbieten  zu  konnen,  so  ergibt  sich  eindeutig,  dafi  eine  solche  Krafteverteilung  der 
deutschen  Gesamtlage  nicht  im  geringsten  entsprach.  Hitlers  Grundsatz  „Sicherheit 
iiberall"  war  aber  auch  in  dieser  Hinsicht  so  dominierend,  dafi  eher  eine  weitere 
Vermehrung  der  Verbande  in  Betracht  gezogen  wurde,  als  dafi  ein  Abzug  auch  nur 
zur  Erorterung  gestellt  worden  ware. 

Unter  den  fiir  die  Armee  in  Afrika  vorgesehenen  Verstarkungen  tritt  nur  ein 
neuer  Verband  auf,  die  von  der  Krim  dem  WB.  Siidost  zugewiesene  22.  Inf.(Luft= 
lande=)Div.  (vgl.  Weisung  Nr.  45  vom  23.Juli  1942).  Wiihrend  Hitler  diese  in  der 
Folge  besonders  bewahrte  Division  bis  zumHerbst  1944  auf  Kreta  festhalten  lie6,ge= 
langten  auch  die  angefiihrten  Zuweisungen  an  Kriegsmaterial,  hauptsachlich  wegen 
der  immer  starker  gestorten  Transporte  iiber  See,  nur  in  geringem  Mafie  nach 
Nordafrika. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

46.  LD.  hat  die  ganze  Halbinsel  nordl.  der  Tamanski=Bucht  einschl.  der 
Landzunge  besetzt  und  geht  nach  Siiden  vor.  Telle  des  rum.  Geb.Korps  im 

679 


B.  Kriegstagebuch 

Vorgehen  nordl.  der  Lagune  von  Kisiltaschk.  Die  Masse  des  rum.  Korps  und 
Telle  des  V.  AK.  im  Vorgehen  nach  Siidosten  in  Richtung  Noworossijsk  und 
siidl.  davon.  Angriffe  hier  und  Angriffe  in  die  Flanke  ostw.  Noworossijsk  wur= 
den  abgeschlagen.  Ein  stark,  feindl.  Angriff  im  Kljutschtal  wurde  zuriickgewie= 
sen.  Wetter:  bedeckt,  windig,  Nachlassen  der  Regenfalle.  Am  Terek  wurde 
siidl.  Mosdok  und  westl.  davon  der  Br.=Kopf  erweitert.  Briicke  bei  Mosdok  iiber 
den  Terek  ist  im  Bau.  Telle  370. 1.D.,  die  bei  Klsljar  einen  Briickenkopf  ge= 
bildet  hatten,  sauberten  die  Stadt  Kisljar  und  wehrten  feindl.  Angriffe  ab. 
Wetter:  regnerisch,  Stralien  stark  aufgeweicht. 

H.Gr.  B: 

Ostw.  Chalchuta  Angriff  auf  hier  stehende  Feindkrafte.  Raum  nordl.  davon 
feindfrei. 

4.  Pz.Armee  wehrte  Flankenangriffe  des  Gegners  siidwestl.  des  Wolgaknies 
siidl.  Stalingrad  ab.  Die  iiber  die  Bahnlinie  Stalingrad— Kalatsch  vorgestofienen 
und  in  Richtung  Stalingrad  vorgehenden  Panzerkrafte  haben  die  feindl.  Stel= 
lungen  durchbrochen  und  stehen  hart  westl.  von  Stalingrad.  Auch  die  vom 
Norden  und  Nordwesten  vorstofienden  Inf .=Krafte  des  LI.  AK.  stehen  auf  den 
Hohen  westl.  Stalingrad  und  nahern  sich  den  Spitzen  der  Panzerdivisionen. 
Ein  aus  Stalingrad  heraus  nach  Norden  auf  den  Panzerriegel  des  XIV.  AK.  mit 
150  Panzern  vorgetragener  feindl.  Angriff  wurde  unter  hohen  Feindverlusten 
abgeschlagen.  Auf  der  iibrigen  Front  der  Heeresgruppe  aufier  einem  kleineren 
feindl.  Vorstofi  siidwestl.  Liwny  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Wetter:  sonnig, 
klar,  +21  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Bjelew  vergebliche  Feindangriffe.  An  der  Shisdra  siidwestl.  Suchi= 
nitschi  griff  der  Feind  mit  Panzern  die  dort  stehenden  Inf.=  und  Panzerver= 
bande  an.  Es  gelang  ihm  an  zwei  Stellen,  durch  die  eignen  Linien  durchzu= 
brechen;  Gegenangriffe  sind  im  Gange.  Ostw.  Wjasma  griff  der  Russe  mit 
starken  von  Panzern  unterstiitzten  Kraften  die  eignen  Linien  an.  Nach  Ab= 
schlagen  mehr.  Angriffe  konnte  er  an  zwei  Stellen  mit  einigen  Panzern  durch 
die  eignen  Linien  durchstofien.  Die  HKL  ist  fest  in  eigner  Hand.  Stark.  Angriffe 
auch  ostw.  und  siidostw.  von  Rshew,  die  bisher  alle  abgeschlagen  wurden. 
2  Div.en  melden  den  Abschufi  von  insgesamt  38  Feindpanzern.  Erneute  Feind= 
angriffe  im  Gange.  Im  riickw.  Gelande  hinter  dem  linken  Fliigel  der  H.Gr. 
nimmt  das  Bandenwesen  wieder  zu.  Allein  in  der  Zeit  vom  22.-25.  8.  sind 
22  Lokomotiven  und  105  Wagen  beschadigt  worden.  Auf  der  Strecke  Newel— 
Witebsk  wurden  an  14  Stellen  die  Gleise  gesprengt,  3  Bahnbriicken,  2  StraiBen= 
briicken  und  ein  Bahnhof  zerstort. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  des  Ilmen=Sees  wurde  ein  Angriff  bei  Bely  Bor  (Nordostfront  der 
Demjansk=Stellung)  zuriickgewiesen.  Siidl.  des  Ladogasee  wurden  zwischen 

680 


4-  September  1942 

Lodwa  und  Ladogasee  mehr.  Angriffe  mit  Panzern  abgewiesen.  An  der  ehe= 
maligen  Einbruchsstelle  siidl.  des  Ladogasees  sind  die  Kampfe  noch  im  Gange. 
An  der  Newa= Front  versuchte  der  Feind,  mit  28  Booten  iiber  den  Flufi  zu  setzen. 
Die  hier  stehende  Pz.Div.  schofi  20  Boote  ab,  der  Angriff  wurde  abgeschlagen. 
Auch  feindl.  Angriffe  siidl.  Leningrad  konnten  keinen  Boden  gewinnen. 

Finnland  (2.  9.) 

Finn.  Sudfront:  auf  der  Landenge  sovvie  zwischen  Onega=  und  Seg=See  beider= 
seitige  Artl.=  und  Aufkl.=Tatigkeit. 

Nordostfront:  Im  Bereich  der  Fischerhalbinsel  und  an  der  Liza=Front  verstarkte 
der  Gegn.  seine  Aufkl.=Tatigkeit.  Der  starke  Nachschubverkehr  auf  der  Fischer* 
halbinsel  lafit  Angriff  fiir  moglich  erscheinen. 

Afrika  (3.  9.) 

Aufklarungskrafte  der  7.  Pz.Div.  fiihlten  am  3.  9.  gegen  eigene  mot.  Gruppe  nur 
zogernd  vor.  Bei  ortlichen  Vorstofien  des  Feindes  wurden  4  Feindpanzer  abge= 
schossen.  Weiterhin  starke  feindl.  Bombenangriffe  auf  die  mot.  Gruppe  bei  Tage  und 
bei  Nacht.  An  der  Stellungsfront  normale  feindl.  Aufklarungs*  und  Artillerie= 
Tatigkeit. 

Im  Raum  der  21.  Pz.Div.  wurden  durch  Luftbild  iiber  300  Panzer  erfafit. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  4. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarung  und  Jabo=Angriffe  auf  versdiiedene  Stadte.  Folkestone 
Treffer  in  Gleisanlagen,  Ramsgate  ohne  beobachtete  Wirkung,  Sandgate  Treffer 
in  Hauserblodcs  mit  grofier  schwarzer  Rauchwolke,  Torquay  Volltreffer  in  Fabrik= 
anlagen,  ein  Gasbehalter  in  Brand  geschossen,  ein  Personenzug  zum  Entgleisen  ge= 
bracht,  Baignton  mehrere  Wohnhauser  eingestiirzt,  Bahnhofsgebaude  und  Gleisan= 
lagen  getroffen. 

Bei  Nacht  Abwurf  von  Propagandamaterial  auf  Southampton  und  Portsmouth. 

Vor  Humber=Miindung  13.45  Uhr  6—8  Frachter  Kurs  Nord. 

20.00  Uhr  in  der  Themse=Miindung  bei  Colne  Point  3  Dampfer  Kurs  Slid,  1  Zer= 
storer  und  1  Vorp.=Boot  ohne  Kursangabe;  im  Blackwater  River  9  Dampfer  ohne 
Kursangabe. 

Nordlidi  Insel  Wight  09.25  Uhr  5  Frachter  Kurs  Nordwest. 

Bei  Poole  20.25  Uhr  1  Frachter  einlaufend. 

Zwischen  Brixham  und  Start  Point  ungefahr  10—12  Vorp.=Boote. 

Siidwestlich  Landsend  19.08  Uhr  1  Frachter  5000  t  Kurs  40  Grad. 

Bei  Milford  11.20  Uhr  2  Frachter  je  3000  t  Kurs  Siidost. 

Einflilge:  Von  176  Einfliigen  150  ins  Reichsgebiet,  davon  50  im  Osten  und  100  im 
Westen.  10  Abschiisse  durch  Jager,  1  Absturz. 

Eindringtiefe  im  Osten:  Libau— Elbing— Kutno— Litzmannstadt— Brieg— PreJSburg. 
Keine  besonderen  Schaden  gemeldet  (Es  wurden  Wien  und  Budapest  angegriffen. 
In  Budapest  20  Tote,  mehrere  Verletzte). 

Eindringtiefe  im  Westen:  Miinster—Herford— Hannover— Hamburg— Amrum. 
Schwerpunkt  Bremen.  Auf  Bremen  wurden  abgeworfen  32  Sprengbomben,  etwa 
2000  Brandbomben  und  ungefahr  20  Phosphorbrandbomben.  Die  Bomben  verteilten 
sich  auf  Hafen  und  gesamte  Stadt.  Bei  Weser=Flug  AG  eine  Halle  zerstort.  Motoren= 
werk  Lembeck  beschadigt.  Verkehrsanlagen,  Hafenanlagen  und  ein  Krankenhaus 

681 


B.  Kriegstagebuch 

beschadigt.  Zahlreiche  Brandschaden.  Infolge  Zerstorung  der  Wasserleitung  Loschen 
der  Brande  besonders  schwierig.  Bisher  6  Schwer=,  5  Leichtverletzte. 

2.  Mittelmeer: 

Beim  Afrika=Korps  Aufklarungs=  und  Sicherungstatigkeit  sowie  Unterstiitzung 
der  Panzerarmee.  1  Abschufi. 

Bei  Nacht  starke  Angriffe  auf  feindliche  Panzer=  und  Truppenansammlungen  im 
nordlichen  Kampfraum  mit  gutem  Erfolg. 

Flugplatz  Burg  El  Arab  wurde  bei  Tage  angegriffen. 

5.  Ostfront: 

Insgesamt  81  Abschiisse,  2  Flugzeuge  am  Boden  zerstort.  Oberleutnant  Graf  er= 
rang  seinen  150.  Abschufi. 

Schwarzes  Meer:  Suchum  LB  vom  3.9.  09.30  Uhr:  1  Tanker  7000  t,  1  Frachter 
1500  t,  2  Frachter  je  1000  t,  1  R=Boot,  15  Boote. 

Sotschi  LB  3.9.  11.10  Uhr:  1  Frachter  1000  t,  5  R=Boote,  1  Kiistenfahrzeug, 
10  Boote. 

Tuapse  4.  9,  04.00—14.00  Uhr  im  Hafen  und  an  der  Kiiste:  15  Frachter,  3  kleine 
Kiistenfahrzeuge,  14  kleine  Boote. 

Siidlich  Halbinsel  Tamanskaja  4.9.  zwischen  04.00  und  14.00  Uhr:  38  Frachter 
und  Transporter  bis  3000  t,  5  kleine  Kiistenfahrzeuge. 

In  Gaidak  zwischen  04.00  und  14.00  Uhr  4.9.:  6  kleine  Kriegsfahrzeuge,  8  Frach= 
ter,  3  Boote. 

Astrachan  LB  4.9.  06.12  Uhr:  35  Frachter  125000  t,  52  Leichter  60000  t,  3  Mo= 
torleichter  9000  t,  32  Schlepper,  200  kleine  Boote. 

Im  Kaspischen  Meer  reger  Verkehr. 

Bei  Lavansaari  08.20  bis  09.50  Uhr:  13  Minenraumer  und  Minenleger,  9  Schlepper, 
5  Tankschiffe,  2  Segler. 

In  der  Barachnaja=Bucht  6  Minenraumboote,  1  Minenleger,  1  Kiistenfahrzeug. 

Auf  dem  Ladoga=See  08.20—09.50  Uhr  bei  Morin  Noss  5  Vorp.=Boote,  1  Frachter, 
1  Motorschiff,  15  Schlepper,  12  Kahne. 

Bei  Ossinovvez  1  Frachter,  6  Schlepper,  8  Kahne,  im  Fischerei=Hafen  4  Schlepper, 
20  Fischereifahrzeuge. 

Nordlich  Leuchtturm  Sucho  1  Hilfskan.=Boot,  2  Schleppziige,  1  Schlepper. 

In  der  Wolchow=Miindung  zwischen  10.10  und  11.30  Uhr  1  Frachter,  1  Motor= 
fahrzeug,  10  Kahne. 

Bei  Issat  1  Tanker,  8  Schlepper,  7  Kahne,  6  Schwimmdocks,  davon  4  belegt. 


5.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  5.  September  1942 
Lagevortrag: 

Der  Reichsmarschall,  in  dessen  Begleitung  sich  der  Chef  des  Generalstabes 
der  Luftwaffe,  Generaloberst  Jeschonnek,  und  der  Kommandierende  General 
des  VIII.  Fliegerkorps,  Generaloberst  Freiherr  von  Richthofen^,  befinden  — 
letzterer,  um  iiber  den  Einsatz  der  Luftwaffe  beim  Unternehmen  „Nordlicht'' 
vorzutragen  — ,  meldet  dem  Fiihrer,  dafi  die  auf  der  Halbinsel  Kertsch  befind= 
liche  Jagdgruppe,  da  dort  entbehrlich,  in  den  Raum  der  1.  Panzer=Armee  zur 

1     Tatsachlich:  Chef  der  Luftflotte  4. 

682 


5-  September  1942 

Verstarkung  des  Luftschutzes  verlegt  werden  wiirde.  Der  Fiihrer  wiinscht,  dafi 
die  46.  Inf.Div.  wieder  auf  die  Krim  zuriickverlegt,  dort  aufgefrischt  und  dann 
an  anderer  Stelle  der  Ostfront  eingesetzt  wird. 

Heeresgruppe  B:  Fiir  die  Fortfiihrung  der  Operationen  der  6.  Armee  befiehlt 
der  Fiihrer,  dafi  die  Panzergruppe  (XIV.  Panzerkorps)  nordlich  von  Stalingrad 
moglichst  bis  zu  der  alten  russischen  Verteidigungslinie  vorstoJSen  und  dann 
nach  Westen  einschwenken  soil,  um  die  als  angeschlagen  anzusehenden  Feind= 
krafte  vor  der  Don=Front  zu  zerschlagen.  Nach  Meldung  des  Chefs  des  Gen.St. 
d.H.  beabsichtigt  die  Heeresgruppe,  die  in  der  groiien  Donschleife  nordwestlich 
von  Sirotinskaja  eingesetzte  100.  Jager=Division  herauszuziehen  und  dem  An= 
griffsfliigel  der  6.  Armee  zuzufiihren.  Die  Division  soil  auf  Anordnung  des 
Fiihrers  durch  die  hinter  dem  linken  Armeefliigel  eingetroffene  298.  Inf.Div. 
abgelost  werden.  Der  Reichsmarschall  meldet,  dafi  die  im  Raum  von  Stalingrad 
eingesetzten  Luftwaffenkrafte  dort  einstweilen  noch  gebunden  seien.  Der  Fiih= 
rer  wiinscht,  dafi  entbehrlich  werdende  Krafte  baldmoglichst  in  den  Raum  der 
1.  Panzer= Armee  verlegt  werden.  Generaloberst  Freiherr  von  Richthofen  regt 
an,  die  im  Bereich  der  Heeresgruppe  B  eingesetzten  Luftstreitkrafte  mit  dem 
Einsatz  des  rumanischen  Heeresgruppenkommandos  (siehe  18.  August)  mog= 
lichst  am  1.  Oktober  durch  rumanische  Luftwaffenkrafte  zu  ersetzen. 

Generalfeldmarschall  von  Manstein,  der,  dem  Oberkommando  des  Heeres 
unmittelbar  unterstellt,  am  4.  September  den  Befehl  iiber  den  Nordabschnitt 
der  18.  Armee  von  der  Eisenbahnstation  Maluksa  bis  zum  Finnischen  Meer= 
busen  tibernommen  hat,  regt  an,  an  der  gesamten  Front  der  Heeresgruppe 
Nord  ortliche  Angriffsunternehmungen  zur  Bindung  feindlicher  Krafte  durch= 
zufiihren^.  In  seinem  Armeebereich  (11.  Armee)  wird  das  Generalkommando 
XXX  mit  der  223.,  170.  und  24.  Inf.Div.  auf  dem  Siidfliigel,  das  General= 
kommando  XXVI  mit  der  28.  Jager=,  5.  Gebirgs=  und  227.  Inf.Div.  im  „Fla= 
schenhals'',  das  Generalkommando  LIV  mit  der  SS=Polizei=  und  121.  Inf.Div. 
an  der  Siidfront  von  Leningrad  und  das  Generalkommando  L  mit  der  215., 
58.  und  225.  Inf.Div.  an  der  Siidwestfront  von  Leningrad  und  in  Ingermanland 
eingesetzt.  Die  12.  Panzer=Division  wird  am  7.  September  dem  XXX.  Armee= 
korps  unterstellt,  die  250.  (spanische)  Inf.Div.  iibernimmt  am  selben  Tage  den 
Abschnitt  der  121.  Inf.Div.  Generalfeldmarschall  von  Manstein  beabsichtigt, 
an  der  Einbruchsstelle  nordostwarts  von  Mga  die  170.,  24.,  28.  (Jager=)  und 
132.  Inf.Div.  zum  Gegenangriff  in  nordostlicher  Richtung  anzusetzen. 

2  Das  OKW/WFSt  liefl  am  5.  9.  dem  OKH  folgenden  Befehl  zugehen,  von  dem  die= 
ses  der  H.Cr.  Nord  und  dem  AOK  11  Kenntnis  gab:  „i.  Der  Fuhrer  hat  sich  die 
Herausgahe  einer  Weisung  fiir  die  Durchfiihrung  der  Operation  ,Nordlicht'  bis 
zu  einer  erneuten  Besprechung  mit  Feldmarschall  von  Manstein  und  Gen.Oberst 
V.  Richthofen  vorbehalten. 

Da  die  5.  Geb.Div.  bei  ,Nordlicht'  zum  Einsatz  kommt,  f'dllt  das  Unternehmen 
,Lachsfang'  zunachst  aus.  Der  Zeitpunkt  fiir  ,Nordlicht'  ist  daher  nurmehr  von 
der  Bereinigung  der  Lage  beim  XXVI.  AK.,  von  der  Bereitstellung  der  notwen= 
digen  Krafte  und  Munition  sowie  von  der  Wetterlage  abhangig." 

683 


B.  Kriegstagebuch 

Der  Chef  des  Generalstabes  der  Luftwaffe  meldet,  dafi  er  beabsichtige,  Er= 
satztruppenteile  der  Luftwaffe,  etwa  ^oooo  Mann,  in  die  durch  Banden  ge= 
fahrdeten  riickwartigen  Gebiete  der  Ostfront  zu  legen.  Der  Fiihrer  ist  damit 
einverstanden. 


Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Der  Lagevortrag  wird  an  diesem  Tage  vom  „Reichsmarsdiall''  und  seiner  Be= 
gleitung  beherrscht  worden  sein.  Wahrend  Hitler,  wie  es  seine  Art  war,  vor  dieser 
Umgebung  mit  besonderem  Behagen  die  Art  und  Weise  demonstrierte,  in  der  er  die 
Divisionen  des  Heeres  an  der  gesamten  Ostfront  herumexerzierte,  nahm  Goring, 
ohne  viel  Aufhebens  davon  zu  machen,  die  Gelegenheit  wahr,  um  zu  melden,  „da6 
die  im  Raum  von  Stalingrad  eingesetzten  Luftwaffenkrafte  dort  einstweilen  noch  ge= 
bunden  seien".  Offenbar  machte  niemand  darauf  aufmerksam,  dafi  danach  der  Be= 
richt  Richthofens  vom  28.  August,  wonach  bei  Stalingrad  „von  starken  feindlichen 
Kraf ten  ....  keine  Rede  sein"  konne,  endgiiltig  als  unverantwortlidie  Falsdimeldung 
gekennzeidinet  war. 

Die  Darstellung  Greiners  zum  Bereich  der  H.Gr.  Nord  erscheint  hinsiditlich  der 
Befehlsorganisation  und  der  Krafteverteilung  berichtigungsbediirftig  (vgl.  auch 
V.  Manstein,  Verlorene  Siege,  Bonn  1955,  S.  295  ff.). 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

46.  LD.  ging  von  der  Halbinsel  nordl.  der  Tamanskije=Bucht  nach  Siiden 
und  Siidosten  vor  und  warf  den  Feind  auf  den  siidl.  Teil  der  siidl.  der  Bucht 
liegenden  Halbinsel  zuriick.  Auch  rum.  Kraf  te  stielien  hier,  von  Osten  kommend, 
vor.  Feind  leistet  auf  dem  siidl.  Teil  der  Halbinsel  zahen  Widerstand  und  setzt 
Verladungen  der  hier  stehenden  Krafte  fort.  Der  konzentrische  Angriff  auf 
Noworossijsk  schreitet  gegen  zah  kampfenden  Gegner  langsam  vorwarts.  An 
der  Bahnlinie  nordostw.  Tuapse  wurden  mehr.  Feindvorstofie  abgewiesen.  Der 
Br.=Kopf  westl.  Mosdok  wurde  erweitert.  Ober  die  fertiggestellte  Kriegsbriicke 
stiefien  eigne  Krafte  nach  Siiden  vor  und  durchbrachen  die  Feindstellungen 
nordl.  Wosnessenskaja.  Feindl.  Angriff e  auf  die  Br.=Kopfe  ostw.  von  Mosdok 
wurden  abgewiesen.  Hier  verstarkt  sich  der  Gegner.  Auch  die  Br.=Kopfe  an 
der  Bahn  nordl.  Grosnij  wurden  nach  Siiden  erweitert.  Vorstofie  des  Feindes  in 
Batl.=Starke  auf  Kisljar  wurden  abgewehrt. 

H.Gr.  B: 

Starker  Zugverkehr  von  Siiden  nach  Astrachan.  Line  Fernpatrouille  beschofi 
einen  Eisenbahnzug  bei  Jandyk  siidwestl.  Astrachan  und  steckte  ihn  in  Brand. 
Mehrere  Angriffe  auf  Chalchuta  westl.  Astrachan  wurden  abgewiesen.  Bei 
Prisarpa  wurde  eine  feindl.  starkere  Abteilung  geworfen  und  eine  Betriebs= 
stoffkolonne  vernichtet.  Flankenangriffe  bei  Owrag  auf  den  Siidfliigel  der  4. 
Pz.Armee  wurden  abgewiesen.  Starker  Feind  in  gut  ausgebauten  Stellungen 

664 


5-  September  1942 

westl.  des  Wolga=Knies  siidl.  Stalingrad.  Panzer=  und  Inf.Div.en  stehen  im  An= 
griff,  von  Westen  kommend,  am  Stadtkern  Stalingrad,  etwa  4  km  von  der  Wolga, 
in  schwerem  Kampf.  Die  Inf.Div.en  des  LI.  AK.  haben  sich  dem  Angriff  auf 
Stalingrad  angeschlossen  und  schlugen  mehrere  Pz.=Angriffe  der  Russen  ab. 
Hierbei  wurden  von  15  angreifenden  Pz.n  9  vernichtet.  Die  nordl.  von  Stalin= 
grad  stehenden  Panzer=  und  mot.  Verbande  gingen  zum  Angriff  vor  und  er= 
reichten  trotz  starker  Gegenangriffe  das  Hohengelande  nordl.  Stalingrad. 

Massierte,  nach  Artl.=Vorbereitung  vorgetragene  Angriffe  von  Norden  wur= 
den  unter  starkem  Einsatz  der  eign.  Luftw.  zerschlagen.  Von  120  angreifenden 
Panzern  waren  bis  zum  Nachmittag  30  erledigt.  Auf  der  Nordf  ront  der  6.  Armee 
verhielt  sich  der  Feind  im  allgemeinen  ruhig.  Teile  des  XXIV.  Pz.Korps  sau= 
berten  mit  den  ung.  Truppen  gemeinschaftlich  Korotojak  am  Donknie  siidl. 
Woronesch.  Siidl.  Livvny  griff  Feind  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  die  eign. 
Stellungen  an  und  erzielte  einen  voriibergehenden  Einbruch. 

H.Gr.  Mine: 

Die  schweren  Abwehrkampfe  siidl.  Suchinitschi  dauerten  auch  am  gestrigen 
Tage  an.  Der  Feind  griff  mit  starken  Kraften  nach  Artl.=Vorbereitung  die 
eign.  Stellungen  an.  Alle  Angriffe  wurden  bisher  abgewehrt  und  kleinere 
Einbriiche  bereinigt.  Weitere  Angriffe  werden  erwartet,  da  der  Feind  sich  lau= 
fend  verstarkt.  Ostw.  Wjasma  greifen  Schlachtflieger  die  eign.  Stellungen  und 
das  Hintergelande  an.  Starke  feindl.  Artl.=Tatigkeit.  Ostw.  Gshatsk  konnte  der 
Angriff  des  russ.  V.  Pz.Korps  noch  nicht  zur  Auswirkung  kommen,  da  eign. 
Schlachtflieger  die  Bereitstellungsraume  stark  angriffen.  Teilangriffe  des  Geg= 
ners  wurden  mit  eign.  Artl.=Unterstiitzung  zerschlagen.  Im  Raume  siidl.  und 
ostw.  Rshew  setzte  der  Feind  seine  Panzerangriffe  fort.  Nordostw.  Rshew 
sind  Starke  Feindkrafte  im  Anmarsch  gemeldet.  Nach  massierter  Artl.=Vor= 
bereitung  gelang  es  dem  Gegner  an  verschiedenen  Stellen  der  Front,  mit  mehr. 
Panzern  die  eign.  Linien  zu  durchstolien.  Die  eingebrochenen  Panzer  wurden 
zum  grofiten  Teil  vernichtet. 

H.Gr.  Nord: 

Westl.  Cholm  im  Hintergelande  Bekampfung  der  Partisanengruppen.  An= 
griffe  auf  die  Landbriicke  siidl.  des  Ilmensees  wurden  abgeschlagen.  Siidl.  La= 
doga=See  verstarkt  sich  Feind  weiter  und  greift  an  verschiedenen  Stellen  an. 
Eign.  Vorstolie  zur  Verbesserung  der  Stellung  hatten  Erfolg.  Ostw.  Leningrad 
versuchte  der  Gegner  —  wie  schon  am  Vortage  — ,  iiber  die  Newa  anzugreifen. 
Er  wurde  unter  schweren  Verlusten  zuriickgeschlagen.  Bei  einem  Angriff  siid= 
ostw.  Leningrad  gelang  es  dem  Gegner,  die  Front  der  hier  stehenden  Pol.=Div. 
einige  Kilometer  zuriickzudriicken.  Abriegelung  und  GegenstoJS  im  Gange. 


683 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland 

An  der  Landenge  und  bei  der  Gruppe  Maselskaja  wurden  mehr.  ortl.  Angriffe 
abgewiesen.  Etwa  130  Russen  setzten  in  Booten  iiber  den  Ond=See  und  besetzten 
den  Ort  Ondosero.  Gegenmafinahmen  sind  im  Gange. 

Nor  do  St  front:  An  der  Liza=Front  erhohte  Spah=  und  Stofitrupptatigkeit. 


Panzerarmee  Afrika  (4.  9.)^ 

Feind  unternahm  mit  Teilen  neuseel.  Div.  —  verstarkt  durch  Panzer  —  im  Laufe 
des  4.  9.  im  Raume  nordl.  Alam  Nayil  mehr.  Angriffe.  Die  Angriffe  wurden  unter 
Verlusten  fiir  den  Gegner  abgewiesen.  Mehr.  100  Gefangene  wurden  gemacht. 
Darunter  befindet  sich  der  Kommandeur  der  6.  neuseel.  Inf  .Brig.  Nach  seinen  Aus= 
sagen  wurde  Generalleutnant  Gott  im  Flugzeug  durch  eine  Me  109  abgeschossen. 
General  Auchinleck  soil  Oberbefehlshaber  in  Indien  geworden  sein,  wahrend  Ge= 
neral  Wavell  angeblich  ein  hoh.  Kdo.  erhalten  hat. 

Gegen  die  Siidostflanke  der  eign.  Truppen  fiihlte  der  Gegn.  mit  Spahtrupps  und 
Panzern  vor.  Die  feindl.  Lufttatigkeit  war  geringer  als  am  Vortage. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  5. 9. 42 

I.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  wurden  10  Spitfire  abgeschossen. 

Jabo=Angriffe  wurden  durchgefiihrt  auf  Norwich,  Southend,  Brighton,  Lutton  und 
Dover.  In  letzterem  2  Treffer  in  der  Stadtmitte. 

Auf  der  Halbinsel  Portland  wurden  ein  Werk,  wahrscheinlich  Flugzellenwerk 
Yeovil,  und  der  Bahnhof  angegriffen.  Bomben  lagen  zwischen  abgestellten  Ziigen. 

Bei  Nacht  Flugblattabwurf  iiber  siidenglischen  Stadten. 

Ostwarts  Harwich  15.45  Uhr  30—40  Dampfer  Kurs  Nord. 

Im  Hafen  Hastings  19.25  Uhr  15—20  Schiffe,  etwa  2—3  000  t. 

Siidlich  Devonport  18.46  Uhr  6  Dampfer,  1  Zerstorer  Kurs  Ost. 

20  sm  nordostw.  Barfleure  20.50  Uhr  1  Dreimastsegelschoner  durch  Bomben 
schwer  beschadigt. 

Einfliige:  Nur  geringe  Kiisteneinfliige  in  der  Ostsee  und  an  der  Kanalkiiste.  Keine 
Einfliige  ins  Reich,  keine  Bombenabwiirfe. 

3     Tagesmeldung  4.  9.  42 

„i.  Feindgruppierung  im  graven  unverandert.  Nach  Beutepapieren  und  Gefange= 
nenaussagen  -1^2.  engl.  Brig,  im  Verband  der  neuseel.  IDiv.  neu  eingesetzt. 

2.  Im  Laufe  der  letzten  Nacht  und  des  Tages  wurden  ostw.  Bah  el  Quattara  meh= 
rere  mit  starker  PanzerunterstUtzung  gefiihrte  Angriffe  unter  schweren  Ver= 
lusten  fUr  den  Gegner  ahgeschlagen.  Einige  100  Gefangene,  darunter  der  Kom= 
mandeur  der  6.  neuseel.  Brig.,  wurden  eingehracht.  Gegen  die  Siidostflanke  der 
Armee  fiihlte  der  Gegner  mit  Spahtrupps  und  Panzern  vor.  Die  schrittweise 
Zuriicknahme  der  mot.  Verhande  wurde  planmdflig  fortgesetzt. 

5.  Wahrend  der  Nacht  und  am  Tage  war  die  Zahl  der  fdl.  Bomhenangriffe  ge= 
ringer  als  an  den  Vortagen.  Die  eigene  Luftwaffe  griff  in  der  letzten  Nacht 
Feindkrafte  siidlich  Ruweisat  und  am  Tage  Panzer  und  Kfz.=Ansammlungen 
ostw.  Alam  Nayil  mit  guter  Wirkung  an. 

4.  Am  4.  g.  lief  ein  Dampfer  mit  800  tons  Betriebsstoff  ein.  In  der  Zeit  vom  2.  bis 
4.  9.  wurden  wiederum  5  Dampfer  mit  insgesamt  500  tons  Munition  und 
1200  tons  Betriebsstoff  durch  Torpedoflugzeuge  versenkt  bzw.  beschadigt.  Be= 
triebsstofflage  weiterhin  auflerst  gespannt.  Am  4.  g.  abends  auf  afrikanischem 
Boden  befindliche  Bestande  ermoglichen  nur  Durchfiihrung  der  Ifd.  Versorgung 
fiir  etwa  7  Tage." 

686 


'  6.  September  1942 

2.  Mittelmeer: 

Unterstiitzung  der  Panzerarmee  Rommel  sowie  Angriffe  auf  Baradcenlager  und 
feindliche  Kraftfahrzeugansammlungen. 

14  Abschiisse  durch  Jager  und  Flak,  3  Flugzeuge  am  Boden  zerstort  (darunter 
4  Liberator). 

Lichtbilderkundung  La  Valetta  5.  9.  09.20  Uhr:  2  MS=Boote,  2Korvetten,  iU=Boot, 
4  Dampfer,  1  Tanker  und  1  Hafentanker.  Insgesamt  196  Flugzeuge.  Demnach  seit 
28.  8.  4  U=Boote  ausgelaufen. 

3.  Ostfront: 

119  Abschiisse,  21  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

Im  Seegebiet  Noworossijsk  06.45  Uhr  6  S=Boote,  4  Wachboote,  2  Kiistenfahrzeuge, 
1  Schlepper  mit  einem  Schwimmdock,  Kurs  Siidost.  Zwischen  Noworossijsk  und 
Otschemtshiri  5  Dampfer,  2  Bewacher,  3  Kiistenfahrzeuge  Kurs  Siidost,  1  Fahrzeug 
Kurs  Nordwest. 

Bei  Saratow  09.30  Uhr  starke  Schiffsansammlungen. 

Eismeer:  Bei  der  Insel  Nowaja  Semlja  in  Kostin  Sahr  16.30  Uhr  3  Dampfer  bis 
3  000  t,  2  Dampfer  bis  5  000  t  Kurs  45°. 

Barents=See  und  Nordmeer  kein  Schiffsverkehr  festgestellt. 

Island:  12.18  Uhr  im  Hval=Fjord  ein  Geleitzug  gesammelt,  bestehend  aus  einem 
Schlachtschiff,  3  Kreuzern,  4  Zerstorern,  6  Vorp.=Booten,  6  Dampfern  8—10  000  t, 
4—6  Dampfer  2  500—4  000  t,  2  Tanker  5—8  000  t. 

An  der  Ostkiiste  im  Reydar=Fjord  12.30  Uhr  1  Flugzeugtrager,  2  Zerstorer, 
1  Fahrgastschiff  20  000  t,  1  Dampfer  5  000  t,  1  Vorp.=Boot. 

Angriff  auf  Hafen  Murmansk  mit  sehr  guter  Brandwirkung.  Durch  Jagdbegleit= 
schutz  wurden  bei  einem  eigenen  Verlust  8  Feindflugzeuge  abgeschossen. 


6.  September  1942 
Eriauterung  des  Generals  Warlimont 

Der  6.  September  —  bei  Greiner  ohne  Aufzeichnungen  —  war  nach  dem  Tagebuch 
Haider  neben  der  Einnahme  von  Noworossijsk  durch  die  erstmalige  „Abwehr  sehr 
schwerer  Angriffe  bei  Stalingrad",  anscheinend  an  der  Nordflanke,  gekennzeichnet. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Ober  die  weitere  Besetzung  der  Tamanskaja=Halbinsel  liegen  noch  keine 
Meldungen  vor.  Die  Noworossijsk  angreifenden  deutschen  und  rum.  Truppen 
haben  in  hartem  Bunkerkampf  durch  die  Festungszone  weiter  Boden  gewon= 
nen  und  sich  konzentrisch  auf  etwa  2—4  km  der  Stadt  genahert.  Im  Raume 
siidl.  Krasnodar  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Nordl.  Tuapse  stehen  die  eign. 
Truppen  im  harten  Kampf  mit  einem  starkeren  Feind.  1.  Geb.Div.  im  Angriff 
auf  den  Maruschki=Pa6.  Nordl.  und  westl.  Maiskij  wurden  mehr.  feindl. 
Angriffe  unter  hohen  Feindverlusten  abgewiesen.  Es  konnte  hier  etwas  Ge= 
lande  gewonnen  werden.  Die  vorgestofienen  Telle  der  von  Mosdok  nach  Sii= 
den  angreifenden  Panzertruppe  halten,  verstarkt  durch  ein  weiteres  Regiment, 

687 


B.  Kriegstagebuch 

die  gewonnenen  Stellungen  nordl.  Wosnessenskaja.  In  den  Morgenstunden  des 
gestrigen  Tages  wurden  mehr.  Angriffe  auf  den  Br.=Kopf  Kisljar  abgewiesen. 

H.Cr.  B: 

Der  Feind  griff  die  Stellungen  siidl.  Chalchuta  an.  Nach  voriibergehendem 
Einbruch  wurde  er  nach  Siiden  zuriickgeschlagen.  Auf  dem  rechten  Fliigel  der 
4.  Panzer armee  haben  rum.  Truppen  den  Ort  Tschapurniki  genommen  und 
verteidigen  ihn  gegen  stark,  feindl.  Angriffe.  Auch  die  siidwestl.  des  Don= 
Bogen  siidl.  Stalingrad  stehenden  Krafte  konnten  im  Angriff  weiter  Boden 
gewinnen.  Die  auf  Stalingrad  angesetzten  Panzer=  und  mot.Verbande  werden 
zu  erneuten  Angriffen  umgruppiert.  Nach  Norden  griff  der  Russe  gestern  mit 
9—10  Schiitzendivisionen  und  ^—j  Panzerbrigaden  die  Stellungen  der  hier 
stehenden  Panzer=  und  mot.Verbande  an.  Bei  der  zahlenmafiigen  weiten 
Uberlegenheit  des  Feindes  gelangen  ihm  mehr.  voriibergehende  Einbriiche  in 
die  HKL. 

Unter  Einsatz  aller  Reserven  konnte  am  Nachmittag  die  Lage  an  der  Front 
wiederhergestellt  werden.  Der  Feind  hatte  hier  hohe  Verluste.  Am  ostlichen 
Don=Bogen  wurden  mehr.  mit  Panzern  unterstiitzte  Feindangriffe  abgewehrt. 
An  der  iibrigen  Front  aufier  am  auj3ersten  Nordfliigel  keine  bes.  Kampfhand= 
lungen.  Angriffe  westl.  Liwny  wurden  zuriickgeschlagen.  Das  Wetter  an  der 
Kaukasusfront:  wolkenloser,  warmer  Spatsommertag,  Wege  iiberall  befahr? 
bar.  In  der  Mitte:  nachm.  Regenschauer,  an  der  iibrigen  Front  sonnig,  warm. 

H.Gr.  Mitte: 

Westl.  Bjelew  griff  der  Feind  am  gestrigen  Tage  an  mehr.  Stellen  der 
Shisdra=Front  an.  Er  wurde  iiberall  abgeschlagen.  Ostw.  Kirow  starkeres 
feindl.  Artl.=Feuer,  nordl.  Kirow  vergebl.  Feindvorstofi.  Ostw.  Wjasma  griff 
der  Feind  gestern  nicht  an.  Lediglich  Artl.=Feuer  auf  die  eign.  Stellung.  Nord= 
ostw.  und  siidostw.  von  Gshatsk  wurden  einige  Feindvorstolie  zuriickgewiesen. 
Auch  im  Raume  siidl.  und  nordl.  Rshew  war  die  Angriffstatigkeit  schwacher 
als  an  den  Vortagen.  Vereinzelte  Angriffe  des  Feindes  an  verschiedenen  Front= 
stellen  wurden  abgeschlagen  und  die  eign.  Stellung  durch  kleinere  Vorstolie 
bereinigt  bzw.  verbessert.  An  der  iibrigen  Front  keine  bes.  Kampfhandlungen. 
Wetter:  sonnig,  warm. 

H.Cr.  Nord: 

Hart  siidl.  des  Ilmensees  griff  Feind  nach  Artl.=Vorbereitung  iiberraschend 
die  Stellung  bei  einem  Dorf  nordl.  Staraja  Russa  an.  In  erbittertem  Nahkampf 
konnte  er  abgewiesen  werden.  Auch  Feindangriffe  auf  den  Briickenkopf  siidl. 
Salzy  hatten  keinen  Erfolg.  Die  zwischen  Salzy  und  Ladoga=See  neu  einge= 
setzten  Div.en  des  XXX.  A.K.  (11.  Armee)  zerschlugen  durch  Artl.=Feuer  feindl. 
Ansammlungen.  Siidl.  Schliisselburg  wechselvoUe  Kampfe.  Eign.  Vorstofi  zur 
Bereinigung  der  Stellung  konnte  einigen  Boden  gewinnen.  Hier  eingeschlos= 

688 


6.  September  1942 

sene  Feindteile  konnten  weiter  verengt  werden.  An  der  Leningradfront  griff 
Feind  nach  Artl.=Vorbereitung  mit  Unterstiitzung  von  Schlachtfliegern  und 
Panzern  die  Stellungen  der  Pol.=Div.  an.  Die  Angriffe  konnten  fast  iiberall 
abgeschlagen  werden;  weitere  Angriffe  sind  zu  erwarten. 

Nachtrag  zur  H.Cr.  A: 

Durch  scharfes  Nachstofien  der  46. 1.D.  nach  Siiden  konnte  der  letzte  feindl. 
Br.=Kopf  auf  der  Taman=Halbinsel  genommen  werden.  Damit  ist  die  gesamte 
Kuban=Halbinsel  in  deutscher  Hand.  Das  Ubersetzen  der  rum.  3.  Geb.Div. 
von  Kertsch  nach  Taman  hat  begonnen. 

Finnland 

Siidostfront:  Lebh.  feindl.  Aufkl.=Tatigkeit,  besonders  auf  der  Landenge.  Der  am 
Westufer  des  Ond=Sees  gelandete  Gegner  wurde  vernichtet.  Er  verlor  hierbei  140 
Tote  und  6  Gefangene. 

Nordfront:  Keine  wesentlidien  Kampfhandlungen. 

Panzerarmee  Af  rika 

Keine  besonderen  Meldungen. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  6. 9. 42 

I.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarung  und  Jabo=Angriffe  gegen  Dover  —  Treffer  in  Hausern  und 
Kaimauer  — ,  Aldershot  —  Treffer  in  der  Stadt. 

6  Absdiiisse,  davon  1  Whitley  westlich  Brest,  3  wahrscheinlidie  Absdiiisse. 

In  der  Nacht  wurde  Sunderland  angegriffen,  Einschlage  im  Stadtgebiet  und  in 
den  befohlenen  Zielen  mit  mehreren  Branden  und  Explosionen  beobaditet.  Als 
Ausweichziel  wurden  Middlesbrough  und  Easton  angegriffen. 

Lichtbilderkundung  Scapa  12.35  Uhr:  2  Schlachtschiffe  King  George=Kl.,  1  Schl. 
Rodney=  oder  Nelson=Kl.,  1  schw.  Kreuzer  ansch.  Cumberland=Kl.,  3  leichte  Kreuzer, 
1  Grofizerstorer,  4  Zerstorer,  Hilfsschiff  „Woolwidi",  1  Schulsdiiff,  3  Dampfer 
18  500  t,  1  Fahrgastschiff  7  500  t,  1  Tanker  6  000  t,  1  Schwimmdock,  in  der  West= 
budit  9  Dampfer,  davon  3  8—10  000  t,  6  4—5  000  t. 

Bei  Deal  20.00  Uhr  2  Dampfer  Kurs  Nord. 

Bei  Dover  11.25  Uhr  3  Fraditer  stilliegend,  20.05  Uhr  in  Dover  3  kleine  Handels= 
sdiiffe  (kann  sich  um  die  gleidien  handeln). 

Sudlich  Brighton  08.05  Uhr  3  kleine  Frachter  Kurs  West. 

In  Portland  07.35  Uhr  14  Frachter,  4  Frachter  auslaufend  mit  Kurs  Ost. 

Einfluge:  180  Einfliige,  davon  130  ins  Reichsgebiet. 

6  Abschiisse  durch  Jager,  4  durch  Flak. 

Eindringtiefe  Ostfries.  Inseln— Miinster— Siegburg— Malmedy.  Schwerpunkt  Duis= 
burg.  Auf  Duisburg  wurden  abgeworfen  100  Sprengbomben,  8000  t  Brandbomben, 
6  Luftminen  (hauptsachlich  auf  Stadtmitte),  17  Grofibrande.  Hauptbahnhof  ge= 
troffen,  Durchfahrt  zur  Zeit  gesperrt,  50—60  Giiterwagen  und  Eilgutschuppen  in 
Brand.  Mehrere  Eisenbahnstrecken  gesperrt.  Demag  2  Tage  20  Voiger  Ausfall.  Ge= 
samtschaden  bisher:  60  Hauser  zerstort,  120  Hauser  schwer=,  600  leicht  beschadigt. 
Bisher  9  Tote,  37  Verletzte. 

Ferner  wurden  auf  Diisseldorf,  Kref eld,  Moers,  Rheinhausen  Bomben  abgeworfen. 
Geringer  Schaden  und  Personenverluste. 

689 


B.  Kriegstagebudi 

2.  Mittelmeer: 
16  Abschiisse. 

Neben  Unterstiitzung  der  Panzerarmee  Rommel  wurde  Flugplatz  Burg  El  Arab 
mit  guter  Wirkung  angegriffen. 

3.  Ostfront: 

^7  Abschiisse. 

Gelendshik  6.  9.  LB  07.15  Uhr:  5  Kiistendampfer,  12  Boote. 

Bucht  von  Kaphardinka  6.9.  07.15  Uhr  LB:  5  S=Boote,  1  Motorboot,  1  Frachter, 
1  Raddampfer,  3  Kiistenfahrzeuge,  12  Boote. 

Tuapse  5.9.  07.53  Uhr  LB:  1  U=Boot,  5  S=Boote,  1  Tanker,  1  Frachter  2000  t, 
1  Frachter  1000  t,  3  Kiistenfahrzeuge,  20  Boote. 

Sotschi  5.9.  07.32  Uhr  LB:  1  Frachter,  2  Kiistenfahrzeuge,  20  Boote. 

Gagri  5.9.  07.09  Uhr  LB:  1  Frachter,  2  Boote. 

Suchum  6.9.  06.28  Uhr  LB:  2  Tanker  9500  t,  3  Frachter  5  200  t,  1  Raddampfer, 
20  Boote. 

Otschemschiri  6.  9.  06.36  Uhr  LB :  3  U=Boote,  2  S=Boote,  1  U=Bootbegleitschiff , 
6  Kiistenfahrzeuge. 

Siidlich  Gelendshik  in  den  Morgenstunden:  4  Schlepper,  4  Vorp.=Boote, 
1  Schwimmdock  Kurs  Siidost. 

Bei  Tuapse  4  S=Boote,  2  kl.  Frachter  Kurs  Siidost. 

Bei  Suchum  1  Frachter,  1  S=Boot  Kurs  Siid,  3  Minensuchboote  Kurs  Nordwest. 

Astrachan  06.27  Uhr:  35  Kahne  24000  t,  12  Tanker  43000  t,  34  Schlepper, 
150  kleine  Boote. 

Auf  der  Wolga  lebhafter  Verkehr. 

Eismeer:  Im  Eski=Fjord  2  Flugzeugtrager,  1  Schlachtschiff,  1  Kreuzer,  9  Zerstorer, 
1  Kreuzer  vor  dem  Eingang. 


7.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  7.  September  1942 

Bei  der  Heeresgruppe  A  hat  der  rechte  Fliigel  der  Armeegruppe  Ruoff  ge= 
stern  Noworossijsk  genommen.  Im  iibrigen  ist  die  Lage  unverandert. 

Der  Chef  des  Gen.St.d.H.  meldet  die  Absicht  der  Heeresgruppe  Mitte  an, 
mit  den  ihr  zugefiihrten  und  aus  ihrer  eigenen  Front  herauszulosenden  Ver= 
banden  die  Lage  bei  der  3.  Panzer=Armee  und  im  Raume  siidlich  von  Rshew 
zu  bereinigen.  Der  Fiihrer  erklart  sich  mit  der  Bereinigung  der  Lage  im  Ab= 
schnitt  der  3.  Panzer=Armee  einverstanden,  behalt  sich  hingegen  iiber  den  im 
Raume  von  Rshew  beabsichtigten  Gegenangriff  die  Entscheidung  noch  vor, 
da  dort  noch  mit  weiteren  feindlichen  Angriffen  gerechnet  werden  miisse  und 
die  Div.  „Gro6deutschland''  als  einzige  Reserve  der  Obersten  Fiihrung  nicht 
entbehrt  werden  konne. 

Der  Chef  WFSt,  General  Jodl,  hat  sich  auf  Anordnung  des  Fiihrers  zu 
einer  Rucksprache  mit  Generalfeldmarschall  List^  iiber  die  weiteren  Opera= 

1     tlber  Vorgesdiichte  und  Verlauf  der  Krise  der  Kaukasus=Operation  lassen  sich 
aus  dem  KTB  der  H.Gr.  A  folgende  Einzelheiten  entnehmen: 
2.  9. 
Fernschreiben  des  OB  an  OKH,  da^  angesichts  der  feindlichen  tXherlegenheit  im 


690 


7-  September  1942 

tionen  im  Kaukasus  in  das  Hauptquartier  der  Heeresgruppe  A  in  Stalino 
begeben. 

Raum  nordlich  Tuapse  nicht  mit  schnellem  Durchbruch  gerechnet  werden  kann. 

Zu  erwdgen  sei,  ob  4.  Geb.Div.,  die  nach  Umgruppierung  iiber  hochstens  7,  zum 

Teil  schwache  Batl.e  verfugen  wird,  mit  Riicksicht  auf  die  langen  Flanken,  die 

dauernden  Angrijfen  ausgesetzt  sein  diirften,  zum  Vorstoji  auf  die  Kuste  ange= 

setzt  werden  solle.  OB  weist  darauf  hin,  dafl  Versorgung  schwierig  sein  wird  und 

dauernd  namhafte  Krafte  beanspruchen  wird  sowie  daji  eine  durch  die  Lage  ge= 

forderte  Zuriicknahme  der  Angriffsgruppe  spater  nicht  durchfUhrbar  sei.  OB  er= 

klart  Bereitschaft,  diese  Gedanken  noch  einmal  dem  Fiihrer  vorzutragen  (H.Gr.  A, 

la  Nr.  gi8/42  g.Kdos.). 

Befehl  an  ly.  Armee,  sofort  Bildung  starker  Angriffsgruppe  im  Raum  4.  Geb.Div. 

einzuteilen  und  zur  Sperrung  der  Passe  und  Sicherung  der  Westflanke  nur  Min= 

destmaji  an  Kraften  einzusetzen  (H.Gr.  A,  la  Nr.  920/42  g.Kdos.). 

5.9. 

OB  bittet  Gen.  Jodl  zur  Besprechung  iiber  weiteren  Einsatz  XXXXIX.  Geb.K.  zu 

kommen. 

Meldung  an  OKH  Uber  Planung  des  weiteren  Angriffs:  nadi  Wegnahme  Nowo= 

rossijsk  soil  Schwerpunkt  zum  Stofi  auf  Tuapse  gebildet  werden.  Dazu  LVII.  Pz.K. 

die  12^.  und  XXXXIV.  AK.  die  9.  l.D.  zufuhren.  Dem  V.  AK.  verbleibt  73.  l.D.^ 

dazu  3.  rum.  Geb.Div.,  wahrend  V.  rum  Kav.Korps  (5.,  6.  und  9.  K.D.)  den  Ku= 

stenschutz  zwischen  Noworossijsk  und  Blogoweschtschenkaja  ubernehmen  und 

die  Inf.=Sicherungen  zwischen  Krymskaja  und  Kalushskaja  ablosen  soil. 

Zeitpunkt  des  Angriffs  auf  Tuapse  wird  je  nach  Wetter=  und  Betriebsstofflage 

zwischen  12.  und  1^.  9.  liegen. 

Ferner  wird  auf  die  Notwendigkeit  starker  Lw.=Unterstutzung  hingewiesen. 

e.g. 

Erwagungen:  Op.Abt.  verstandigt,  dafi  OB  und  Kdr.Gen.  XXXXIX.  Geb.K.  den 

Durchstoji  4.  Geb.Div.  auf  Gudauti  nicht  verantworten  konnen. 

7.9. 

Besprechung  OB  und  Kdr.Gen.  XXXXIX.  Geb.K.  mit  Gen.  Jodl  iiber  Vorhaben 

4.  Geb.Div.  Es  wird  tlbereinstimmung  erzielt,  dafl  der  Vorstojl  auf  Gudauti  nicht 

zu  verantworten  sei. 

Begriindung:  Geldndeschwierigkeiten  —  Angriff  mufl  iiber  einen  Gebirgspfad  ge= 

fiihrt  werden.  Versorgung  iiber  Strecke  von  60—70  km  Luftlinie  mit  Tragtieren, 

was  jeweils  6=tagigem  Marsch  entspricht.  Von  den  benotigten  Tragtieren  fehlen 

nodi  igoo. 

Bei  Hochwasser  wiirden  Briicken  zerstort. 

Nicht  gewdhrleistet,  dafi  Angriff  bis  Kiiste  durchdringt.  Gelingt  aber  der  Durch= 

bruch,  wird  Truppe  dauernden  Feindangriffen  ausgesetzt,  vor  allem  gegen  lange 

Flanken  wie  durch  Lw.=  und  Seestreitkrdfte,  dagegen  keine  Abwehrmittel  vor= 

handen. 

Keineswegs  gewdhrleistet,  dafl  Durchsto^  auf  Tuapse  und  weiter  so  sdinell  ge= 

lingt,  dafl  noch  vor  Winter  Verbindung  hergestellt  werden  kann. 

Unerldfllich,  Fiihrer  vorzuschlagen,  auf  diesen  Angriff  zu  verzichten  und  Krafte 

auf  die  Pdsse  des  Hauptkammes  zuriickzunehmen  und  dadurch  noch  eine  Geb.= 

Div.  fiir  Stofl  auf  Tuapse  freizumachen. 

8.g. 

Siehe  nochmals  Begriindung  OB  fiir  Entsdhlufl,  auf  Vorstofl  4.  Geb.Div.  auf  Gu= 

dauti  zu  verzichten  —  KTB,  S.61—62.  Hinzugefiigt:  die  4.  Geb.Div.  hdtte  gar  nicht 

so  weit  im  S  gestanden,  wie  auf  Grund  bisheriger  Meldungen  hdtte  angenommen 

werden  miissen.  Neue  Beutekarten  der  letzten  Tage  hdtten  groflere  Geldnde=  und 

Bevorratungsschwierigkeiten  aufgezeigt,  als  bisher  angenommen  wurde. 

g.g. 

Fiihrerentscheid,  den  Vorstojl  auf  Gudauti  betreffend,  trifft  ein:  Falls  H.Gr.  den 

Vorstofl  4.  Geb.Div.  zur  Kiiste  nicht  durchfiihren  zu  konnen  glaube,  seien  starke 

6g-L 


B.  Kriegstagebuch 

[GFM  Kesselring  spricht  sich  dem  Duce  gegeniiber  dahin  aus,  dajl  die  El  Ala= 
mein=Stellung  unter  alien  Umstanden  gehalten  und  der  auf  Suez  zielende  Of= 
fensivgedanke  nicht  aufgegeben  werden  solle  (KTB  der  Ski.  vom  g.  g.  ig42).^] 

Telle  des  Geb.K.  den  auf  Tuapse  vorstoflenden  Verbanden  zuzufuhren.  Der  Zeit= 
punkt  des  Angriffs  durfte  hierdurch  jedodi  nicht  verzogert  werden." 
Weisung  H.Gr.  A  an  A.  Gr.  Ruoff  (la  Nr.  191/42  g.K./Chefs.): 
Ndchste  Aufgabe  der  Armee  ist  der  Durchstofi  auf  Tuapse  unter  Zusammenfas= 
sung  starkster  Krdfte. 

„Angriffsgruppe  Tuapse"  ist  zu  bilden  aus:  2  von  Noworossijsk  bzw.  der  Krim 
heranzubringenden  Div.en  (voraussichtlich  125.  und  46. 1.D.),  ig8.  Div.  und  slow, 
sdin.  Div.,  101.  ]g.  und  gj.  Jg.Div.,  der  gem.  1.  Geb.Div.  mit  mindestens  5  Btl.en 
(ohne  das  dem  XXXXIX.  AK.  zugefuhrte  Hachgeb.Btl). 

Der  Angriff  ist  baldmoglichst  zu  fuhren  und  darf  durch  die  Zufiihrung  des  Geb. 
Verbandes  nicht  verzogert  werden. 

SS„Wiking"  steht  mit  Pz.n  und  mot.Teilen  an  der  Tuapser  Strajle  oder,  je  nach 
Entwicklung  der  Lage,  zu  anderer  Verwendung. 

Die  nicht  bei  „Angriffsgruppe  Tuapse"  eingesetzten  Teile  des  Geb.K.  sperren  die 
gewonnenen  Hochgebirgspasse. 
2     Meldung  des  Pz.AOK  Afrika: 

An  OKH/Gen.St.d.H./Op.  Abt.,  Gen  Qm, 

Dtsch.  General  im  H.Qu.  d.  ital.  Wehrmacht,  OKW/WFSt. 

1.  Unter  Bezugnahme  auf  Tagesmeldung  vom  6.  g.  werden  noch  als  genaue  lst= 
stdrken  der  deutsch=italienischen  Truppen  gemeldet. 

a)  deutsche  Truppen  Heer:  82  00oKdpfe,  11400  Kfz.,  1200  Geschiitze  iiber  4  cm 
Luftwaffe:  12000  Kopfe,  3400  Kfz.,  jo  Geschiitze  iiber  4  cm 

Marine:  1500  Kopfe,  150  Kfz. 

b)  unterstellte  ital.  Truppen  (ohne  Marine  und  Luftw.,  jedoch  einschl.  Div. 
„Pavia"  und  Besatzung  Oase  Siwa): 

48000  Kopfe,  2500  Kfz.,  800  Geschiitze  iiber  4  cm 

2.  Demgegeniiber  sind  im  Monat  August  an  V ersorgungsgiitern  nach  Afrika 
(Bengasi  und  Tobruk)  iiberfiihrt  worden: 

a)  fiir  deutsche  Wehrmacht  Heer        8  470  t, 

b)  fiir  deutsche  Wehrmacht  Luftw.        8447  t, 

c)  fiir  ital.  Truppen  2^  672  t. 

Selbst  wenn  man  annimmt,  dafl  etwa  die  Hdlfte  des  ital.  tlberfiihrungsgutes 
zur  Versorgung  der  ital.  Luftwaffe  und  Marine  sowie  der  wenigen  noch  in  der 
Cyrenaika  befindl.  ital.  Truppen  und  der  ebenfalls  an  Zahl  sehr  geringen  ital. 
Bevolkerung  dient,  so  steht  die  Uberfiihrungsleistung  in  einem  krassen  Mijl= 
verhdltnis  zu  den  tats'dchlichen  Stdrken.  Es  ist  fiir  die  deutsche  Luftwaffe  die 
gleiche  Tonnenzahl  wie  fiir  das  Heer  und  fiir  die  ital.  Truppen  im  Verhdltnis 
zu  den  deutschen  Truppen  das  Dreifache  iiberfiihrt  worden.  Dieses  Mz/?= 
verhdltnis  entspricht  nicht  der  seit  vielen  Monaten  geforderten  tlberfiihrungs= 
leistung  von  monatl.  30000  t  allein  fiir  die  deutschen  Truppen  der  Pz.Armee 
(ausschliejilich  Luftwaffe). 

Infolgedessen  muflten  deutscherseits  alle  Vorrdte  aufgebraucht  werden,  was  zu 
der  mit  Tagesmeldung  vom  6.  g.  gemeldeten  Versorgungskrise  gefiXhrt  hat.  Bei 
Zufiihrung  weiterer  Krdfte  (22.  Div.)  wiirde  sich  die  monatl.  anzufordernde 
Uberfiihrungsleistung  auf  55  000  t  erhohen. 

3.  Das  gleiche  Miflverhdltnis  ergibt  sich  bei  der  Uberfiihrung  von  Kfz.  So  ist  nach 
einer  vom  Cdo.  Supremo  am  2.  g.  42  herausgegebenen  Aufstellung  vorgesehen, 
524  Kfz.  fiir  ital.  Truppen,  aber  nur  162  fiir  deutsche  Truppen  zu  iiberfiihren. 
Diese  dauernde  Zuriicksetzung  der  deutschen  Belange  ist  auch  in  erster  Linie 
die  Ursache  fiir  das  lange  W artenmiissen  der  in  Italien  bereitstehenden  Ver= 
stdrkungen. 

4.  Es  wird  gebeten,  mit  Cdo.  Supremo  die  prozentual  richtige  und  den  Stdrken 
entsprechende  Uberfiihrungsquote  zu  vereinbaren." 

6g2. 


7'  September  1942 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidhinungen  Greiners 

Die  Entsendung  des  Chefs  WFSt,  den  Hitler  sonst  kaum  von  seiner  Seite  liefi, 
zur  Rucksprache  mit  Feldmarschall  List  zeigt  schon  an  sich  die  besonders  gespannte 
Aufmerksamkeit,  mit  der  er  die  Vorgange  und  Fiihrungsmafinahmen  im  Kaukasus 
verfolgte.  Da  auch  sein  standiges  Drangen  nidtit  dahin  fiihren  konnte,  den  zahen, 
durch  Sperren  aller  Art  verstarkten  Widerstand  des  Gegners  an  den  wenigen  engen 
Pafistrafien  zu  brechen,  sollte  Jodl  nun  in  dem  —  noch  weit  zuriickhangenden  — 
Hauptquartier  der  H.Gr.  A  erneut  die  Griinde  klaren  und  fiir  Abhilfe  sorgen.  Ein= 
zelheiten  des  Auftrags  sind  General  Warlimont  nicht  erinnerlich. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

V.  A.K.:  gestern  abends  18.30  Uhr  wurde  die  Hafenstadt  Noworossijsk  von 
Teilen  der  deutschen  und  rum.  Div.en  genommen.  Oberleutnant  Fiedler  (Ritter= 
kreuztrager)  stiefi  mit  einem  Batl.  der  73. 1.D.  als  erster  durch  die  Stadt  bis 
zum  Hafen  durch.  Die  Russen  hatten  sich  der  Einnahme  mit  alien  Mitteln 
widersetzt.  Durch  iiberlegene  Artl.  aller  Kaliber,  vor  allem  von  den  Kriegs= 
schiffseinheiten,  durch  roUende  Angriffe  der  Luftw.  mit  Schwerpunkt  auf  die 
Angr.=Spitzen,  versuchten  sie  immer  wieder,  den  Angriff  der  verbiindeten 
Truppen  aufzuhalten.  Auch  besonders  zusammengestellte  Einheiten  von  Offi= 
zieren  imd  Kommissaren  wurden  in  den  Kampf  geworfen.  In  der  tiefen  Flanke 
der  eign.  Divisionen  versuchte  der  Gegner,  z.  T.  mit  Erfolg,  die  Nachschub= 
strafie  siidl.  des  Kuban  zu  sperren.  Beim  LVII.  Pz.Korps  fiihrte  der  Feind 
vermehrte  Stolitruppunternehmen  im  eign.  Hintergelande  durch.  Hierbei  fielen 
der  Kommandeur  der  198. 1.D.,  Ritterkreuztrager  Generalmajor  Buck,  und  der 
la,  Maj.i.G.  Buhl,  auf  der  Riickfahrt  von  einem  vorderen  Rgt.  zum  Div.=Ge= 
fechtsstand  durch  Wurf  einer  Handgranatenladung  in  den  Wagen.  Von  4.  Geb. 
Div.  wurde  ein  Angriff  in  Bsyb=Tal  abgewiesen.  Auch  im  Kljutsch=Tal  griff 
der  Gegner  vergeblich  an.  Starke  Fliegerangriffe  vor  den  Angr.=Spitzen  des 
LII.  A.K.  siidl.  des  Terek.  Die  auf  Wosnessenskaja  vorstofienden  Telle  wur= 
den  von  Osten  und  Westen  angegriffen.  Wetter:  25  Grad,  heiter,  Wege  be= 
fahrbar. 

H.Gr.  B: 

Mehr.  Angr.  auf  die  westl.  des  Wolga=Bogens  vorgehenden  eign.  Truppen 
wurden  abgewiesen.  Umgruppierung  der  auf  Stalingrad  angesetzten  Krafte. 
Der  Feind  machte  mehrere  Ausfallversuche  und  griff  vergeblich  die  von  Nord= 
westen  vorstofienden  Inf.=Batl.e  auf  den  Hohen  nordwestl.  Stalingrad  an.  Das 
XIV.  Pz.=Korps  griff  der  Gegner  seit  den  friihen  Morgenstunden  laufend  mit 
Panzern  an.  Die  Angriffe  wurden  z.  gr.  Teil  abgewehrt.  An  einigen  Stellen 
gelang  es  aber  dem  Gegner  nach  Einsatz  neuer  Krafte,  die  eign.  Stellungen 
zu  durchbrechen.  Unter  Einsatz  aller  Reserven  konnten  die  eingebrochenen 

693 


B.  Kriegstagebuch 

Feindteile  herausgeworfen  und  die  HKL  wiederhergestellt  werden.  Im  Raume 
Serafimowitsch  verlor  der  Gegner  bei  einem  vergeblichen  Angriff  iiber  den 
Don  400  Gefangene.  Westl.  davon  konnten  die  Russen  den  Don  nach  Siiden 
iiberschreiten  und  den  linken  Fliigel  der  Div.  „Pasubio"  eindriicken.  Abriege= 
lung  im  Gange.  Auf  der  iibrigen  Front  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Suchinitschi  griff  der  Feind  ohne  jeden  Erfolg  in  einem  Div.=Abschn. 
an.  Er  wurde  zuriickgeschlagen.  Ostw.  Wjasma  griff  en  die  Russen  mit  uber= 
legenen  Kraften  und  starker  Artl.  von  Siiden  her  die  eign.  Stellungen  an.  Es 
gelang  ihnen  ein  grofierer  Einbruch,  der  abgeriegelt  wurde.  Gegenangriffe 
sind  im  Gange.  Sowohl  bei  Rshew  wie  siidl.  Bjeloj  nur  geringe  Kampftatigkeit. 
Feindl.  Vorstofie  batten  keinen  Erfolg.  Wetter:  wechsl.  bewolkt,  zeitw.  Regen, 
kiihl. 

H.Gr.  Nord: 

Bereitstellungen  vor  Ostfront  von  Demjansk  wurden  durch  eign.  Artl.  zer= 
schlagen.  Ein  Angriff  auf  die  Nordostfront  wurde  unter  hohen  Feindverlusten 
zuriickgeschlagen.  Auch  Feindvorstofie  siidl.  der  Landbriicke  waren  vergeblich. 
Siidl.  Schliisselburg  wurden  die  in  dem  Kessel  eingeschlossenen  Feindteile 
vernichtet.  Bis  150  Gefangene  und  ein  Mehrfaches  an  Toten.  AUe  Angriffe 
des  Feindes,  die  mit  Panzerunterstiitzung  und  Artl.  vorgetragen  wurden,  wur= 
den  in  dem  Sumpfgelande  siidl.  des  Ladogasees  abgewiesen.  Ein  Angriff  im 
Raume  Leningrad  auf  die  Pol.=Div.  konnte  durch  Artl.=Feuer  im  Anlaufen 
zerschlagen  werden. 

Finnland 

Finn.  Sudostfront:  An  der  gesamten  Front  beiderseitige  Spahtrupp=  und  Artl.= 
Tatigkeit.  An  versdiiedenen  Stellen  der  Front  wurden  fdl.  Aufkl.=Versudie  in  Starke 
bis  zu  2  Komp.n  abgewiesen. 

Finn.  Nordostfront:  Ruhiger  Verlauf  des  Tages  mit  normaler  beiders.  Artl.= 
Tatigkeit. 

Afrika  (5.  9.) 

An  der  Front  normale  Aufkl.=  und  Artl.=Tatigkeit  bei  geringerem  Einsatz  der 
fdl.  Luftw.  als  an  den  Vortagen. 

Nadi  unbestatigter  ital.  Auswertung  von  Gef.=Aussagen  sollen  2  engl.  Brigaden 
(131  und  132)  neu  an  der  Front  aufgetreten  sein.  Sie  gehoren  zur  44.  engl.  Inf.Div., 
die  mit  der  133.  engl.  Brig,  sich  noch  im  Nil=Delta  befindet. 

(6.  9.) 

Vereinzelte  feindl.,  durdi  Panzer  unterstUtzte  Aufklarungsvorstofie  wurden  ab= 
gewiesen.  Starkes  feindl.  Artl.=St6rungsfeuer.  Geringe  Lufttatigkeit. 

Eign.  Erfolge  in  der  Zeit  vom  30.  8.  bis  5.  9.  42: 

124  Panzer=  und  Pz.Spahwagen  vernichtet  bzw.  erbeutet.,  rund  100  Kfz.,  10  Ge= 
sdiiitze,  22  Pak  zerstort  und  etwa  400  Gefangene  eingebradit. 

694 


8.  September  1942 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  7. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarungsfliige. 

2  Abschiisse. 

Bei  Nacht  Angriffe  auf  Bedford,  Bomben  lagen  im  Stadtgebiet;  mehrere  Brande 
beobachtet.  Als  Ausweichziel  wurden  angegriffen  Great  Yarmouth,  Cambridge, 
Luton  und  Ipswich. 

Bei  Dungeness  08.03  Uhr  3  Torp.Boote,  4  Dampfer  Kurs  Siid. 

Zwischen  Dungeness  und  Dover  Minenraumtatigkeit. 

Bei  Hastings  10.50  Uhr  4  Minenraumboote  Kurs  Nordost. 

Bei  den  Faroern  11.58  Uhr  1  Frachter,  1  Vorp.=Boot,  5  Fischdampfer  Kurs  Siid. 

Nordlich  der  Shetlands  08.00  Uhr  1  Frachter  ohne  Kursangabe. 

88  Feindeinfliige,  davon  5  ins  Reichsgebiet.  Nordlich  Borkum— Norderney  Minen= 
abwurfverdacht. 

2.  Mittelmeer: 

4  Abschiisse,  2  eigene  Verluste. 

Neben  Unterstiitzung  der  Panzerarmee  wurde  der  Flugplatz  Abu  Ogos  I  durch 
Jabo  angegriffen.  Bomben  lagen  vor  landenden  Flugzeugen  und  zwischen  Abstell= 
boxen.  Angriffe  auf  Kraftfahrzeugansammlungen  und  Panzerwagen  mit  guter 
Wirkung. 

3.  Ostfront: 

1600  Einsatze.  8y  Abschiisse  durch  Jager,  24  durch  Flak.  3  eigene  Verluste. 

Schwarzes  Meer:  Suchum  LB  7.  9.  05.56  Uhr:  1  Tanker  7000  t,  3  Frachter  3500  t, 
25  Boote. 

Poti  6.  9.  06.38  Uhr  LB:  1  Schl.=Schiff,  1  Kriegsschiffrumpf,  2  Krz.,  4  Zerst.,  davon 
2  beschadigt,  1  Torp.Boot,  10  U=Boote,  10  S=Boote,  1  Frachter  8500  t,  3  Frachter  je 
4000  t,  2  Frachter  je  3000  t,  2  Frachter  je  2000  t,  4  Frachter  je  1000  t,  4  Kiistenfahr= 
zeuge  und  eine  Anzahl  Boote. 

Zwischen  Noworossijsk  und  Tuapse  zwischen  05.00  und  05.45  Uhr  11  S=Boote, 
11  Kiistenfahrzeuge,  4  Schlepper,  2  Minenraumboote  Kurs  Siidost. 

Kaspisches  Meer:  Astrachan  6.9.  12.00  Uhr:  25  Raddampfer,  15  Tanker  45000  t, 
15  Frachter  ^^  000  t,  12  Fahren,  500  Boote. 

Krasnowodsk  6.  9.  10.00  Uhr  LB :  3  Kan.=Boote,  4  U=Boote,  6  Tanker  14  500  t, 
21  Frachter  17  000  t,  7  kleine  Fahrzeuge,  2  Fahren,  einlauf end  3  Kan.=Boote,  2  Tanker. 

Nordlich  Krasnowodsk  3  Dampfer  11  000  t,  1  Schlepper,  1  Leichter,  Kurs  Nordwest. 

30  sm  siidlich  Krasnowodsk  2  Frachter,  1  Tanker,  13  Kiistenfahrzeuge. 

Zwischen  Baku  und  Krasnowodsk  lebhafter  Schiffsverkehr. 

Auf  der  Wolga  lebhafter  Schiffsverkehr. 

Eismeer:  Im  Seydis=Fjord  LB  10.20  Uhr:  1  Flugzeugtrager  („Argus"),  1  leichter 
Kreuzer  der  „Dido"=Kl.,  2  ansch.  amerik.  Zerstorer  der  „Somers"=Kl.,  2  Zerst.  der 
V=  und  W=K1.,  1  Zerstorer  der  KJ=Kl.,  6  Zerstorer,  1  Tanker  8000  t,  1  Frachter  1500  t. 


8.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  8.  September  1942 

Der  Chef  WFSt  hat  sich  nach  seiner  Beprechung  mit  dem  Oberbefehlshaber 
der  Heeresgruppe  A  in  dessen  Hauptquartier  Stalino  am  7.  September  zu  der 
Auffassung  des  Generalfeldmarschalls  List  bekannt,  dali  das  XXXXIX.  Ge^ 

695 


B.  Kriegstagebuch 

birgskorps  unter  Belassung  von  Sperrabteilungen  in  den  Kaukasuspassen  nach 
Norden  herausgezogen  und  im  Raume  von  Maikop  eingesetzt  werden  miisse, 
damit  man  dort  iiber  zusatzliche  und  zum  Kampf e  im  Gebirge  geeignete  Kraf te 
zum  Durchstofi  an  die  Kiiste  verfiige. 

Der  Fuhrer  ist  iiber  diese  Stellungnahme  des  Generals  Jodl,  die  seiner 
eigenen  Auffassung  diametral  entgegengesetzt  ist,  schwer  verstimmt.  Er  for= 
dert,  dafi  ihm  samtliche  Befehlsunterlagen  iiber  die  Fiihrung  der  Heeresgruppe 
A  seit  dem  Don=Ubergang  vorgelegt  werden. 

Die  I.  Panzer=Armee  hat  zunachst  auf  Ordshonikidse  vorzustofien,  um  dort 
die  Flanke  fiir  das  weitere  Vorgehen  auf  Grosnij  abzudecken.  Fiir  die  spatere 
Fortfiihrung  der  Operation  auf  Machatsch  Kala  soUen  ihr  zwei  weitere  schnelle 
Verbande  zugefiihrt  werden. 

Der  Fiihrer  beschaftigt  sich  eingehend  mit  den  zur  Auffrischung  des  Ost= 
heeres  wahrend  des  kommenden  Winterhalbjahres  durchzufiihrenden  organi= 
satorischen  MalEnahmen.  Seine  grundsatzlichen  Anweisungen  lauten  dahin, 
dafi  1.  im  Westen  acht  schnelle  Verbande  zum  Einsatz  im  Mittleren  Osten  im 
Friihjahr  1943  bereitgestellt,  2.  aus  dem  Bereich  des  Oberbefehlshabers  West 
etwa  zwolf  bestausgeriistete  Divisionen  nach  dem  Osten  liberfiihrt  und  die 
dafiir  nach  dem  Westen  zu  verlegenden  Ost=Divisionen  durch  den  Jahrgang 
1924  aufgefrischt  werden  sollen. 

Der  Oberbefehlshaber  West  wird  vom  Fiihrer  angewiesen  zu  priifen,  ob 
nach  dem  Vorschieben  der  7.  Flieger=Division  nach  Norden  die  SS=Division 
„Reich''  oder  wenigstens  eine  Kampfgruppe  dieser  Division  nicht  naher  an  den 
gefahrdeten  Kiistenabschnitt  der  Normandie  herangezogen  werden  konnte,  da 
die  7.  Flieger=Division  nicht  iiber  Panzerkrafte  verfiigt.  Der  Fiihrer  ordnet 
weiterhin  an,  die  auf  den  englischen  Kanalinseln  befindlichen  Englander  so 
schnell  wie  nioglich  zu  evakuieren. 

Der  Fiihrer  beschaftigt  sich  im  Zusammenhang  mit  der  durch  die  Einstellung 
der  Offensive  der  Deutsch=italienischen  Panzer=Armee  Afrika  geschaffenen 
Lage  mit  der  Verteidigungsbereitschaft  der  Insel  Kreta.  Er  ordnet  im  Hinblick 
auf  mogliche  britische  Angriffe  gegen  die  Insel  an,  daii  die  Besatzungsstarke 
wieder  auf  die  friihere  Hohe,  namlich  zwei  Festungsbrigaden,  gebracht  werden 
soil.  Uber  die  Durchfiihrungsmoglichkeit  dieser  Mafinahme  werden  eingehende 
Untersuchungen  angestellt. 

[Weisung  des  OKVJ  an  die  Dt.  WSt.K.,  dajl  die  Verhandlungen  mit  frank= 
reich  so  zu  fUhren  sind,  ,,dajl  die  militarischen  Beziehungen  zu  Frankreich 
nicht  abreifien,  Frankreich  aber  bis  auf  weiteres  nicht  in  den  Krieg  gegen  Eng= 
land  hineingedrangt  wird"^.  —  Weisung  des  FUhrers  Uber  einige  grundsatzliche 
Auf  gab  en  der  Verteidigung^.] 

1  Nadi  „Die  Bemiihungen  der  Ski.  . .  .",  a,  a.  O. 

2  OKH/Gen.  St.  d.  H./Op.Abt.  (I)  Nr.  11154/42  g.Kds.  vom  8.  September  1942  im 
Dokumenten=Anhang  Nr.  21. 

696 


8.  September  1942 

Eriauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Zu  der  Mission  des  Chefs  WFSt: 

1.  General  Jodl  kam  schon  am  7.  September  von  Stalino  zuriick  und  hat  noch 
am  gleichen  Abend  Hitler  berichtet.  Da  General  Warlimont  dabei  nicht  anwesend 
war,  stiitzen  sich  seine  Kenntnisse  des  Vorgangs  insoweit  nicht  auf  eigene  Beob= 
achtungen. 

2.  Nach  aller  Erinnerung  an  die  Mitteilungen  Jodls  ist  der  Ausbruch  Hitlers,  der 
ihn  —  im  Gegensatz  zu  Keitel  und  Haider  —  erstmals  personlich  traf  und  ungewohn= 
lich  heftig  gewesen  sein  mu6,  nicht  oder  doch  nicht  in  erster  Linie,  wie  Greiner 
schreibt^,  dadurch  ausgelost  worden,  dafi  der  Chef  WFSt  eine  andere  Auffassung 
iiber  die  weitere  Kampffiihrung  im  Kaukasusbereich  geauJSert  hatte.  Der  hauptsach= 
liche  Grund  soil  vielmehr  darin  gelegen  haben,  dafi  Hitler  den  Vorwurf  gegen  den 
Feldm.  List  erhob,  da6  dieser  in  der  Vergangenheit  seine  Befehle  nicht  befolgt  und 
damit  den  Milierfolg  verschuldet  habe,  wahrend  er  —  Jodl  —  demgegeniiber  nadi= 
zuweisen  versucht  habe,  dafi  List  sich  streng  an  die  ihm  erteilten  Befehle  gehalten 
hatte. 

3.  Dieser  Hergang,  nach  dem  Hitler  aus  dem  Bericht  Jodls  zumindest  mittelbar 
entnehmen  mu6te,  dafi  er  das  Verschulden  fiir  die  vermeintlich  verfehlten  Fuhrungs= 
mafinahmen  vor  alien  anderen  bei  sich  selbst  zu  suchen  habe,  diirfte  gegeniiber  der 
Darstellung  Greiners  viel  eher  geeignet  sein,  die  Schwere  des  Zwischenfalls,  seine 
Folgen  und  deren  lange  Dauer  zu  erklaren.  Es  will  aber  auch  viel  eher  dazu  passen, 

a)  dafi  Jodl  Warlimont  damals  nach  einwandfreier  Erinnerung  desselben  in  einer 
ganz  seltenen  Anwandlung  von  Vertraulichkeit  u.  a.  sagte,  er  habe  eingesehen,  dafi 
er  einen  Fehler  begangen  habe.  Man  durfe  einem  Diktator  keine  von  ihm  verschul= 
deten  Irrtiimer  nachweisen,  da  man  sonst  sein  Selbstvertrauen,  die  starkste  Stiitze 
seiner  Person  und  seines  Handelns,  beeintrachtige; 

b)  dafi  Hitler  bei  oder  gleich  nach  dem  Zusammenstofi  die  Vorlage  aller  Befehle 
forderte,  die  in  den  vorvergangenen  Wochen  an  die  H.Gr.  A  ergangen  waren; 

c)  daS  er  im  unmittelbaren  Anschlufi  an  diesen  Vorfall  eine  Anzahl  von  (Reichstags=) 
Stenographen  in  das  Hauptquartier  beordern  lie6,  die  von  dieser  Zeit  ab  bei  alien 
Besprechungen  zugegen  waren,  um  ihn,  wie  er  meinte,  davor  zu  bewahren,  dafi  man 
ihm  noch  einmal  „seine  Worte  im  Munde  herumdrehe". 

4.  Die  weiteren  Folgen  des  Zwischenfalls  zeigten  sich  u.  a.  darin,  da6  Hitler  von 
diesem  Tage  ab  die  seit  dem  Beginn  des  Westfeldzuges  im  Mai  1940  geiibte  Ge= 
wohnheit  einstellte,  bei  Zusammenleben  in  einem  Feldhauptquartier  die  beiden 
Hauptmahlzeiten  des  Tages  gemeinsam  mit  seiner  engsten  Umgebung  aus  dem 
Sperrkreis  I  einzunehmen  —  mit  Jodl  am  Tische  neben  sich  und  Keitel  ihm  gegen=: 
iiber; 

dafi  er  langere  Zeit  hindurch  seine  Baracke  bei  Tageslicht  nicht  mehr  verliefi  und 
auch  dort  die  Lagevortrage  entgegennahm; 

da6  er  bei  diesen  Vortragen  den  Vertretern  des  OKW  gegeniiber  ein  geradezu  ha6= 
erfiilltes  Benehmen  an  den  Tag  legte,  die  anschliefienden  Erorterungen  auf  das  Not= 
wendigste  beschrankte  und  Jodl  deswegen  Warlimont  aufforderte,  bis  auf  weiteres 
den  Lagebesprechungen  fernzubleiben  (S.  dazu  auch  Greiners  Aufzeichnungen  vom 
9.  September  und  seine  Angaben  iiber  fehlende  Notizen  fiir  die  Tage  vom  10.  bis 
13.  September). 

Die  Beschaftigung  Hitlers  mit  Mafinahmen  zur  Auffrischung  des  Ostheeres  wah= 
rend  des  Winterhalbjahres  ergeben  nach  dem  schon  vorangegangenen  Verzicht  auf 
Baku,  dafi  er  allmahlich  anflng,  sich  mit  dem  demnachstigen  Auslaufen  der  Sommer= 
offensive  abzufinden.  Dafiir  steckte  er  aber  die  Ziele  fiir  das  Friihjahr  1943  gleich 

3     Vgl.  auch  ahnlich  im  Tgb.  Haider,  9.  September  1942. 

697 


B.  Kriegstagebuch 

umso  weiter.  Wenn  er  entgegen  seiner  bis  dahin  bekundeten  Haltung  nunmehr  auch 
bereit  war,  den  Westen  in  grofierem  Umfang  von  Kraften  zu  entbloCen,  so  nur  des= 
wegen,  weil  dort  wahrend  der  Wintermonate  mit  grofieren  Landeunternehmen  nicht 
gerechnet  zu  werden  brauchte.  Dafi  vorlaufig  seine  Sorgen  in  dieser  Richtung  noch 
nicht  behoben  waren,  zeigen  andererseits  die  am  gleichen  Tage  noch  einmal  wieder= 
holten  Anweisungen  an  den  OB  West  fur  die  Normandie.  Der  Krafteaustausch  Ost= 
West  sollte  im  iibrigen  nicht  minder  dazu  dienen,  dafi  auch  der  Westen  im  Friihjahr 
1943  wieder  iiber  mindestens  die  gleiche  Abwehrkraft  verfiigen  wiirde  wie  bisher. 

Die  Evakuierung  der  Kanalinseln  von  den  dort  wohnenden  Englandern,  die  nur 
einen  Teil  der  Bevolkerung  ausmachen,  hielt  Hitler  fiir  notwendig,  weil  er  die  Inseln 
seit  ihrer  Besetzung  stets  als  besonders  gefahrdet  ansah.  Aus  der  planma6igen  Ver= 
zogerung  der  AusfUhrung  dieses  Befehls  durch  den  OB  West,  der  hierbei  in  stillem 
Einverstandnis  mit  dem  Stellv.  Chef  WFSt  handelte,  sollten  sich  binnen  kurzem 
weitere  peinliche  Zusammenstofie  und  Untersuchungen  im  deutschen  Hauptquartier 
ergeben. 

Die  Insel  Kreta  schien  Hitler  deswegen  neuerdings  in  hoherem  Ma6e  bedroht,  weil 
er  die  feindlichen  Krafte  in  Agypten  nach  Einstellung  der  eigenen  Offensive  nicht 
mehr  genugend  durch  die  Armee  Rommel  gebunden  glaubte.  In  seinen  Forderungen 
zur  Verstarkung  der  Insel  ging  er  in  den  nachstfolgenden  Tagen  und  Wochen  noch 
weit  iiber  das  von  Greiner  genannte  Mafi  hinaus. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Bfh.  Krim:  Ubersetzen  3.  rum.  Geb.Div.  verlauft  planmafiig  bei  klarem 
Spatsommerwetter.  Rum.  Krafte  im  Angriff  auf  die  Bunkerstellungen  siidl. 
Noworossijsk.  Deutsche  Krafte  saubern  Stadt  und  Umgebung.  Die  Lage  an 
der  tiefen  linken  Flanke,  wodurch  am  Vortage  die  Nachschubstrafie  bedroht 
war,  ist  wiederhergestellt.  Beiderseits  des  Bsyb  wurden  feindl.  Angriffe  ab= 
geschlagen.  Bei  1.  Pz.Armee  griff  Gegner  die  Stellungen  in  der  Westflanke 
westl.  Baksan  an.  Der  Angriff  wurde  abgewehrt.  Nordwestl.  Maiskij  wurden 
im  Hintergelande  mehr.  Feindgruppen  vernichtet.  Die  auf  den  Br.=Kopf  siidl. 
Mosdok  gerichteten  fdl.  Angriffe  wurden  unter  hohen  Verlusten  fiir  den  Geg= 
ner  abgeschlagen,  von  40  Panzern  wurden  20  aufier  Gefecht  gesetzt.  Wetter: 
klar,  trocken,  heifi,  Wege  gut  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

Westl.  Astrachan  wurde  bei  Chalchuta  ein  feindl.  Angriff  mit  einigen  Pz.n 
abgewehrt.  Vorstofie  der  Russen  aus  Stalingrad  heraus  wurden  unter  hohen 
Verlusten  des  Gegn.  zum  Stehen  gebracht  und  zuriickgewiesen.  Auch  beim 
Vorgehen  der  eign.  Infanterie  iiber  die  Bahn  westl.  Stalingrad  wurden  meh= 
rere  Graben  iiberrannt  und  fdl.  Gegenangriffe  zuriickgeschlagen.  Auf  die 
Nordfront  des  XIV.  Pz.Korps  gestern  nur  schwachere  feindl.  Vorstofie.  Westl. 
davon  gelang  dem  Gegn.  ein  kleiner  Einbruch  am  Ostufer  des  Don,  der  ab= 
geriegelt  werden  konnte.  Auf  der  iibrigen  Front  der  H.Gr.  aufier  einem  fdl. 

698 


8.  September  1942 

Vorstoli  bei  Woronesch,  der  nach  voriibergehendem  Einbruch  zuriickgeschlagen 
wurde,  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Wetter:  bewolkt,  teilw.  Gewitterregen. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Suchinitschi  folgte  der  Feind  iiberall  nur  zogernd  den  auf  die  neue 
HKL  zuriickgegangenen  eign.  Kraften.  Kleinere  VorstoJSe  im  Bereich  einer 
Pz.Div.  wurden  abgewiesen.  Ostw.  Wjasma  konnte  die  Einbruchsstelle  vom 
Tage  zuvor  bereinigt  werden.  Die  alte  HKL  ist  in  eign.  Besitz.  Nordl.  Rshew 
konnte  ein  voriibergehender  feindl.  Einbruch  abgewiesen  werden.  Ein  feindl. 
Vorstol?  an  der  Westfront  nordl.  Bjeloj  war  ohne  Erfolg.  Wetter  im  Siiden  der 
H.Gr.  sonnig,  warm,  in  der  Mitte  im  Raume  Wjasma— Smolensk  wechselnd 
bewolkt,  starker  Friihnebel,  im  Raume  Rshew  und  westl.  schon,  Strafien  fiir 
Kraftfahrzeuge  nur  bedingt  befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

Im  riickw.  Gelande  westl.  Cholm  wurden  die  Partisanen  in  dem  Seengebiet 
zwischen  Cholm  und  der  Eisenbahn  Dno  —  Wei.  Luki  erfolgreich  bekampft, 
teilw.  vernichtet.  Bereitstellung  vor  der  Nordwestfront  von  Demjansk  wurde 
durch  Artl.  zerschlagen.  Siidl.  Ladogasee  gewannen  neu  eingesetzte  Jager= 
und  mot.Verbande  im  Vorgehen  in  der  Einbruchsstelle  gut  Boden.  Mehr.  fdl. 
Vorstolie  auf  die  Stellungen  der  SS=Pol.=Div.  sUdostw.  Leningrad  wurden 
unter  schweren  Feindverlusten  zuriickgeschlagen.  Unter  den  Gefallenen  fand 
man  Kinder  von  12—13  Jahren. 


Finnland 

Finn.  Sildostfront:  Bei  7.  Div.  am  Onegasee  wurden  Angriffe  in  Starke  von 
2  Komp.n  abgesdilagen.  Der  Feind  setzte  seine  Spahtrupptatigkeit  unter  Einsatz 
starker  Streifen  fort.  An  der  Maselskaja=Front  wurde  ein  Aufklarungsversuch  des 
Feindes  in  Starke  von  2  Ziigen  im  Sdiutz  kiinstl.  Nebels  vereitelt.  Auf  der  iibrigen 
Front  Spahtrupptatigkeit.  Ebenso  im  Abschnitt  Louhi  und  Kandalakscha  an  der 
Nordostfront. 


Panzerarmee  Afrika  (7.  9.) 

tfbergang  zur  Verteidigung  unter  Einbeziehung  der  in  und  westl.  der  Linie 
Qaret=el=Himeimat  —  Deir=el=Munafid  —  Deir=Umm=Khababir  liegenden  ausge= 
dehnten  brit.  Minenfelder. 

Im  Siidabschnitt  fiihlte  der  Feind  bei  lebhafter  Artl.=Tatigkeit  mit  Panzer=  und 
Panzerspahwagen  gegen  eigene  Front  vor.  Schwachere  feindl.  Vorstofie  gegen  die 
beherrschende  Hohe  von  Qaret=el=Himeimat  wurden  abgewiesen. 

Im  Nordabschnitt  normales  ArtL=Feuer.  Geringer  Luftwaffeneinsatz.  Nach  VN 
und  Gefangenenaussagen  ist  10.  engl.  Pz.Div.  im  mittleren  Frontabschnitt  eingesetzt. 

23.  engl.  Pz.Brigade  wurde  nach  ital.  Meldungen  ebenfalls  im  mittl.  Frontabschnitt 
festgestellt. 


699 


B.  Kriegstagebuch 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  8. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarung  und  Angriff  auf  Salcombe.  Treffer  in  Wohnhausern  und 
Stra6enverkehr.  Im  Hafen  ein  Motorschiff  300  t  versenkt. 

8  Spitfire,  1  Beaufighter  abgeschossen. 

Bei  Nacht  Angriff  auf  Great  Yarmouth  und  Bedford  Stadt  und  Flugplatz  ohne 
Wirkungsbeobachtung.  Aufierdem  wurden  iiber  Poole  und  Salisbury  Flugblatter  ab= 
geworfen.  Uber  Portsmouth  und  Southampton  wurden  Propaganda=Bomben  abge= 
worfen.  (Vermerk:  Propaganda=Bomben  10  Pakete  mit  Propagandamaterial.) 

Ostwarts  Ramsgate  07.00  Uhr  30  Dampfer  Kurs  Nord.  Ein  auf  diesen  Dampfer 
durchgefiihrter  Angriff  blieb  ohne  Wirkung. 

Zwischen  Dover  und  Dungeness  07.50  Uhr  S=Boote=  und  Minenraumtatigkeit. 

In  der  Bucht  Salcombe  19.00  Uhr  15—20  Landungsboote. 

Siidlich  Start  Point  19.00  Uhr  3  leichte  Kreuzer,  3  Zerstorer,  1  Vorp.=Boot  vor 
Anker. 

Ostwarts  Rockall=Inseln  21.15  Uhr  2  Handelsschiffe  Kurs  320  Grad. 

158  Feindeinfliige,  davon  140  ins  Reichsgebiet.  3  Abschiisse  durch  Nachtjager. 
Eindringtief e :  Monchen=Gladbach—Gie6en—Heilbronn— Karlsruhe— Verdun.  Schwer= 
punkt  Riisselsheim.  Zahlreiche  Spreng=  und  Brandbomben.  160  Hauser  zerstort, 
iiber  300  teils  schwer,  teils  leicht  beschadigt.  Opel=Werke  eine  Lagerhalle  mit  Werk= 
zeugen  ausgebrannt.  In  5  Fabrikraumen  Motorpriifstande  und  Fahrwerke  Teilscha= 
den.  Abt.  Motorbau  Volltreffer,  grofiere  Schaden.  Ein  Kriegsgefangenenlager  ab= 
gebrannt.  6  Gefangene  tot,  40  Gefangene  verletzt.  Insgesamt  26  Tote,  eine  groSere 
Anzahl  Vermifiter  und  Verletzter. 

Auf  Frankfurt  a.  M.  6  Sprengbomben,  2  Luftminen,  4000  Brandbomben,  500  Phos= 
phorbrandbomben.  Hauserschaden,  ein  Krankenhaus  und  ein  Reservelazarett  ge= 
troffen.  1  Toter,  13  Verletzte. 

Auf  Mainz  70  Spreng=,  700  Brand=  und  Phosphorbomben.  Maschinenfabrik 
M.A.N,  geringe  Schaden.  Im  Bahnhof  Verkehrsschaden.  Mehrere  Hauser  zerstort, 
45  schwer  bzw.  leicht  beschadigt.  2  Tote,  4  Leichtverletzte, 

Aufierdem  wurden  angegriffen  Sulzbach— Hanau— Oppenheim— Heidesheim— Geils= 
heim— Bingen.  Nur  wenig  Bomben  und  geringe  Schaden. 

7  S=Anlagen  wurden  mit  66  Spreng=,  iiber  2000  Brandbomben  und  100  Phosphor= 
kanistern  angegriffen. 

2.  Mittelmeer: 

Keine  besonderen  Meldungen.  Unterstiitzung  Afrika=Korps.  4  Abschiisse. 

3.  Ostfront: 

121  Abschiisse. 

Schwarzes  Meer:  Kabardinka  7.  9.  06.54  Uhr  LB:  5  S=Boote,  2  Raumboote,  2  Ku= 
stenfahrzeuge,  12  Boote. 

Gelendshik  7.  9.  08.52  Uhr  LB:  10  S=Boote,  3  Raumboote,  7  Kustenboote,  40  klei= 
nere  Boote. 

Tuapse  7.9.  06.35  Uhr  LB:  1  Torp.Boot,  1  Raumboot,  2  S=Boote,  2  Schwimm= 
krahne,  1  Frachter  2000  t,  1  Raddampfer,  5  Kiistenfahrzeuge  2500  t  und  eine  Anzahl 
Boote. 

Siidlich  Tuapse  8.9.  09.00  Uhr:  1  Raddampfer,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Nordwest. 

Westlich  Adler  8.  9.  09.00  Uhr:  1  Schwimmdock  mit  3  Schleppern,  2  Vorp.=Booten 
Kurs  Siidost. 

Poti  7.9.  15.09  Uhr  LB:  1  Schl.Schiff,  1  Kriegsschiffrumpf,  2  schw.  Kreuzer, 
1  Schulschiff,  6  Zerstorer,  davon  2  im  Dock,  16  U=Boote,  davon  2  im  Dock,  5  Minen= 
raumer,  5  S=Boote,  13  Frachter  36  000  t,  1  Raddampfer,  5  Kiistenfahrzeuge. 

700 


8.  September  1942 

Batum  7.  9.  14.04  Uhr  LB :  1  Kriegsschiff rumpf ,  2  Kreuzer,  1  Torp.Boot,  1  Minen= 
raumboot,  4  U=Boote,  2  S=Boote,  6  Tanker  je  6—7000  t,  1  Fahrgastschiff  9000  t, 

1  Fahrgastschiff  4000  t,  9  Frachter  22  000  t,  1  Schwimmkran,  5  Kustenfahrzeuge, 
25  Boote. 

Kaspisches  Meer:  Sehr  reger  Schiffsverkehr. 

Machatsch  Kala  8.  9.  13.12  Uhr  LB:  2  Kan.Boote,  3  Raddampfer,  1  Motorschlepper, 
13  Frachter  13  200  t,  1  Tanker  1500  t,  3  Leichter  2000  t,  7  kleine  Schiffe,  24  Boote. 

Astrachan  7.9.  14.15  Uhr  LB:  21  Raddampfer,  18  Tanker  50000  t,  ^6  Frachter 
64  000  t,  15  Fahren,  2  Raddampfer  mit  3  Frachtkahnen  im  Schlepp,  zus.  4  500  t, 
500  Boote. 

Zwischen  Astrachan  und  Stalingrad  lebhafter  Verkehr. 

Eismeer:  Angriff  mit  geringen  Kraften  auf  Murmansk.  Treffer  in  Hafenanlagen 
und  Stadtmitte  mit  beobachteten  Branden. 

Kola=Bucht  12.00  Uhr:  4  Frachter  je  3—4000  t,  mehrere  Hafenfahrzeuge. 

Jokonga=Bucht  8.  9.  15.45  Uhr:  3  Frachter  je  3—4000  t,  15  Kustenfahrzeuge. 

Zwischen  Kanin  Noss  und  Insel  Kolbujew  7.  9.  14.12  Uhr:  3  Frachter  zus.  3000  t, 

2  Zerstorer,  1  Vorp.=Boot  Kurs  Ost. 

Island  16.10  Uhr  im  Hval=Fjord:  2  Kreuzer,  3  Zerstorer,  ^—6  Dampfer  je  8— 
10  000  t,  dabei  1  Tanker,  10  kleinere  Schiffe  bzw.  Bewacher  vor  Anker. 
Reykjavik  12.28  Uhr  ^—6  Dampfer. 


Zusammenfassende  Erlauterungen  von  General  Warlimont  zu  Greiners  Notizen 
vom  12. 8. -8. 9. 1942 

1.  Der  Beginn  eines  Umschwungs  der  Kriegslage  zu  Ungunsten  Deutschlands, 
der  schon  als  das  wesentliche  Merkmal  der  August=September=Wochen  1942  be= 
zeichnet  worden  ist,  wird  bei  einer  Uberschau  der  Tagesereignisse  besonders  darin 
sichtbar,  dafi  sich  die  Wehrmacht  mehr  und  mehr  in  die  strategische  Defensive 
gedrangt  sah.  Drohte  selbst  den  angestrengt  fortgesetzten  Angriffsoperationen  am 
Siidfliigel  der  Ostfront  seit  einiger  Zeit  die  grofie  Gefahr  einer  russischen  Gegen= 
bewegung  in  Richtung  auf  den  unteren  Don,  war  der  Plan  zur  Wegnahme  von 
Leningrad  durch  den  feindlichen  Einbruch  am  „Flaschenhals"  so  gut  wie  durchkreuzt 
und  auch  die  Absicht  zu  einem  neuen  Vorgehen  gegen  die  Murmansk=Bahn  in 
Finnland  deswegen  aufgegeben  worden,  so  hatte  die  Rote  Armee  in  anderen  weiten 
Abschnitten  des  Ostens  das  Gesetz  des  Handelns  bereits  in  hohem  Mafie  an  sich 
gebracht.  Nicht  minder  zeigte  sich  auf  den  iibrigen  Kriegsschauplatzen,  in  erster 
Linie  im  Mittelmeerbereich  und  dort  besonders  nach  dem  vollig  mifilungenen,  er= 
neuten  Angriffsversuch  in  Nordafrika,  aber  auch  im  Westen,  eine  zunehmende 
Abhangigkeit  vom  Gegner,  die  durch  die  Neigung  Hitlers,  jedem  Risiko  vorbeugen 
zu  wollen,  noch  erheblich  vermehrt  wurde.  Im  operativen  Luftkrieg  waren  die  Dinge 
schon  so  weit  gediehen,  daS  sich  selbst  die  Verteidigung  als  hochst  unzulanglich 
erwies.  Die  offenkundige  Schwache  der  Luftwaffe  wirkte  sich  auch  hemmend  auf 
den  U=Bootkrieg  aus,  das  einzige  der  Wehrmacht  noch  verbliebene  Gebiet  echter, 
gro6er  Erfolge^. 

Die  Griinde  der  ungiinstigen  Entwicklung  lagen  in  erster  Linie  in  dem  Mi6= 
verhaltnis  zwischen  den  Zielen  und  den  Mitteln  der  deutschen  Kriegfiihrung  ins= 
gesamt,  die  beide  in  entscheidendem  Mafie,  wenn  nicht  allein,  von  Hitler  bestimmt 
wurden,  Im  Bereich  der  obersten  militarischen  Stellen  hatte  der  Chef  des  Gen.St.d.H. 
in  seinem  Tagebuch  schon  am  23.  Juli,  also  etwa  3  Wochen  vor  Beginn  der  hier 

1     Es  ist  auffallend,  dafi  der  U=Bootkrieg  in  Greiners  Notizen  zu  dieser  Zeit  ebenso 
wie  auch  spaterhin  gar  nicht  erwahnt  ist. 

701 


B.  Kriegstagebuch 

vorliegenden  Aufzeichnungen  Greiners,  seinem  Unbehagen  iiber  die  Lage  und  die 
Fiihrung  Hitlers  deutlichsten  Ausdruck  gegeben.  Auch  dieser  selbst  war  sich,  wie 
aus  den  immer  haufiger  wiederkehrenden  Zusammenstofien  bei  den  taglichen  Lage= 
besprechungen  hervorging,  der  kritisch=warnenden  Einstellung  Haiders  bewufit-. 
Der  Chef  des  WFStabes,  der  ebenso  wie  seine  Mitarbeiter  die  Entwicklung  im  Osten 
als  den  SchlUssel  zur  deutschen  Gesamtlage  mit  steigendem  Mifitrauen  verfolgte, 
ohne  jedoch  diesen  Gegensatz  zu  Hitlers  betontem  Optimismus  offenkundig  werden 
zu  lassen,  mufite  es  bei  Riickkehr  von  der  H.Gr.  A  —  wohl  zu  seiner  eigenen  Uber= 
raschung  —  erleben,  dafi  Hitler  auch  ihm  mit  einem  Schlage  —  zeitweilig  —  das  Ver= 
trauen  entzog. 

Seiner  selbstherrlichen  Art  entsprechend,  hat  der  Oberste  Befehlshaber  der 
Wehrmacht  weder  die  unbefriedigenden  Entwicklungen  an  fast  alien  Fronten  noch 
die  Zweifel  seiner  nachsten  Berater  zum  Anlafi  genommen,  um  sich  klare  Rechen= 
schaft  iiber  die  militarische  Lage  und  die  weiteren  Aussichten  der  deutschen  Krieg= 
fiihrung  zu  geben.  Auf  solche  Weise  konnten  die  mafigeblichen  strategischen  Fak= 
toren,  dafi  es  namlich  auch  im  zweiten  Anlauf  nicht  gelungen  war,  Rufiland  end= 
giiltig  niederzuwerfen,  und  dafi  nunmehr  die  Macht  der  Vereinigten  Staaten  von 
Amerika  den  Kriegsverlauf  immer  starker  bestimmen  mulite,  ganzlich  unerortert 
im  Hintergrund  bleiben.  Trotzdem  hat  General  Warlimont  damals  den  Eindruck 
gewonnnen,  dafi  auch  Hitler  sich  der  schweren  Krise  bewufit  war  und  h6chstwahr= 
scheinlich  sogar  erstmals  an  einem  giinstigen  Ausgang  des  Krieges  zu  zweifeln 
begonnen  hat.  Wenn  er  diesen  Erkenntnissen  auch  auf  seine  Weise,  wie  mit  Per= 
sonalveranderungen  an  fiihrenden  Stellen,  Festhalten  an  unerreichbaren  Zielen  und 
riicksichtslosem  Bluteinsatz,  zu  begegnen  suchte,  so  wollte  sich  doch  die  tiefe  Er= 
schiitterung  seines  ganzen  Wesens,  verbunden  mit  einem  vollig  veranderten  Ver= 
halten  seiner  Umgebung  gegeniiber,  kaum  anders  erklaren  lassen. 

2.  Im  Hinblick  auf  Ansatz  und  Ziel  der  Operationen  am  Siidflugel  der  Ostfront 
sei  noch  einmal  der  eigenen  Auffassung  Ausdruck  gegeben, 

a)  dafi  die  exzentrischen  Tendenzen  der  Offensive  nicht  erst  durch  die  Weisung 
Nr.  45  vom  23.  Juli  1942  begriindet  worden,  sondern  von  vornherein,  d.  h. 
schon  nach  der  grundlegenden  Weisung  Nr.  41  vom  5.  April  1942,  klar  er= 
kennbar  gewesen  waren; 

b)  dafi  bereits  diese  erste  Weisung  den  Kaukasus  als  „die  Hauptoperation"  be= 
zeichnete,  wahrend  der  Wegnahme  von  Stalingrad  darin  nur  die  Bedeutung 
eines  Flankenschutzes  beigelegt  worden  war; 

c)  da6  Hitlers  Eingriffe  in  die  Krafteverteilung  bei  den  Heeresgruppen  A  und  B 
ab  Ende  Juli  1942  nicht  als  Wechsel  in  der  Bewertung  der  Ziele  auszulegen, 
sondern  urspriinglich  daraus  entstanden  sind,  dafi  er  die  Bewegungen  in 
Richtung  auf  den  Kaukasus  zunachst  nur  noch  als  eine  Verfo/gwngsoperation 
ansehen  wollte,  bei  der  man  mit  geringeren  Kraften  auskommen  konne. 

Die  widerspruchsvollen  Ansichten  iiber  diese  Zusammenhange  haben  schon  s.  Zt. 
zu  den  Gegensatzen  im  Bereich  der  Obersten  Fiihrung  das  Ihrige  beigetragen,  schei= 
nen  aber  auch  bis  heute  noch  nicht  vollig  geklart  zu  sein. 

3.  Die  Aufzeichnungen  Greiners  lassen,  wie  schon  mehrfach  in  den  „Einzel= 
bemerkungen"  unterstrichen,  keinerlei  Zweifel  daran,  dafi  Hitler  den  Chef  des 
WFStabes  zu  jener  Zeit  nach  wie  vor  als  seinen  Berater  fur  samtliche  Kriegsschau= 
platze  angesehen  hat.  War  es  doch  schliefilich  sogar  die  enge  Verwicklung  Jodls  in 
die  Vorgange  um  Fiihrungsfragen  bei  der  H.Gr.  A,  die  ihn  am  Ende  des  hier  be= 
handelten  Zeitraums  in  „Ungnade"  fallen  liefi.  Entgegen  seiner  Aussage  vor  dem 
IMT,  bei  der  er  die  Ausschaltung  des  WFStabes  schon  mit  der  Befehlsiibernahme 

2    Vgl.  auch  Manstein,  a.  a.  O.,  S.  292. 
702 


9-  September  1942 

Hitlers  iiber  das  Heer  im  Dezember  1941  in  Verbindung  bringen  wollte,  miissen 
Greiners  Notizen  zu  den  taglichen  Lagevortragen  sogar  den  Eindruck  ergeben,  dafi 
der  Osten  im  Spatsommer  1942  viel  zu  sehr  im  Vordergrund  der  Tatigkeit  des 
WFStabes  gestanden  hat  und  die  strategische  Gesamtlage  dariiber  vernachlassigt 
worden  ist. 


9.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  9.  September  1942 

Lagevortrag: 

Der  Chef  Gen.St.d.H.  meldet,  dafi  die  Heeresgruppe  A  beabsichtige,  den 
Gegner  zunachst  gegen  die  Terek=Bruckenkopfe  anlaufen  zu  lassen  und  dann 
erst  zum  Angriff  iiberzugehen.  Der  Fiihrer  halt  diesen  Entschlufi  fiir  voUig 
falsch,  da  hierbei  die  gewonnenen  Terek=Bruckenkopfe  schwer  gefahrdet 
wiirden,  zumal  der  Gegner  dauernd  Verstarkungen  zum  Terek  heranfiihre. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  soil  die  Don=Front  so  stark  wie  moglich  ausgebaut 
und  vermint  werden;  ferner  soUen  aus  dem  Raume  von  Stalingrad  Reserven 
hinter  die  Don=Front  gezogen  und  dort  auch  noch  Heeresartillerie  eingesetzt 
werden,  da  der  Fiihrer  im  kommenden  Winter  mit  starken  feindlichen  An= 
griff  en  gegen  die  Front  der  italienischen  8.  Armee  zum  Durchstoli  in  der  Rich= 
tung  auf  Rostow  rechnet. 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  hat  der  Feind  heute  morgen  westlich  von  Sub= 
zoff  von  neuem  mit  starken  Kraften  angegriffen.  Die  Div.  „Grofideutschland'' 
wird  daher  vom  Fiihrer  zum  Gegenstofi  freigegeben. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  sind  feindliche  Krafte=Verschiebungen  von  der 
Wolchow=Front  nach  dem  „Flaschenhals''  festgestellt  worden,  bei  Stalingrad 
mehrere  von  der  Nordfront  und  aus  der  Mitte  herangefiihrte  Divisionen  auf= 
getreten.  Aus  diesen  Krafte=Verschiebungen  schliefit  der  Chef  Gen.St.d.H., 
dafi  der  Gegner  im  Augenblick  nicht  iiber  operative  Reserven  verfugt.  Gene= 
ralfeldmarschall  von  Manstein  beabsichtigt,  den  Gegenangriff  gegen  die  Ein= 
bruchsstelle  nordostlich  von  Mga  am  10.  September  mit  der  24.  und  121.  Inf.= 
Div.  und  der  12.  Panzer=Div.  unter  Einsatz  der  verfiigbaren  Tiger=Panzer  in 
nordostlicher  Richtung  zu  fiihren  und  eine  schwachere  Kraftegruppe  von  Nor= 
den  nach  Stidosten  angreifen  zu  lassen. 

Der  Oberbefehlshaber  West  will  die  SS=Div.  „Reich''  nicht  nach  Norden 
verschieben,  da  sie  als  Eingreifreserve  fur  die  U=Boot=Stiitzpunkte  in  der  Bre= 
tagne  wie  fur  die  Bretagne  und  Normandie  sowie  zum  etwaigen  Eingreifen  in 
den  Niederlanden  in  ihrem  jetzigen  Unterbringungsraum  nordwestlich  von 
Angers  giinstiger  liege. 

Der  Fiihrer  halt  die  Besetzung  der  Kusten  im  siidlichen  Teil  Frankreichs 
fiir  ungeniigend,  zumal  die  schnellen  Verbande  gegebenenfalls  nicht  rasch 
genug  nach  diesem  Teil  der  Kiiste  herangezogen  werden  konnen.  Er  ordnet 
daher  an,  dalE  im  Bereich  des  Oberbefehlshabers  West  fiinf  neue,  besonders 
fiir  den  Kustenschutz  gegliederte  Divisionen  bis  zum  15.  November  aufge= 

703 


B.  Kriegstagebuch 

stellt  werden,  fiir  welche  die  Stamme  zu  ^U  (12  000  Mann)  vom  OB  West  und 
vom  Wehrmachtbefehlshaber  Norwegen  und  zu  ^/s  (3  000  Mann)  vom  Be= 
fehlshaber  des  Ersatzheeres  gestellt  werden  sollen.  Von  der  Abgabe  von 
Stammen  sollen  diejenigen  West=Divisionen  ausgenommen  werden,  die  als 
erste  zum  Austausch  gegen  Ost=Divisionen  vorgesehen  sind.  Die  iibrigen 
Mannschaften  fiir  die  fiinf  neuen  Divisionen  sollen  aus  den  aus  der  Riistungs= 
Industrie  zum  1.  November  freizumachenden  unabkommlich  gestellten  Wehr= 
pflichtigen  gewonnen,  zunachst  vier  Wochen  im  Heimatkriegsgebiet  ausge= 
bildet  und  dann  dem  OB  West  zugefiihrt  werden.  Die  materielle  Ausstattung 
dieser  Divisionen  soil  vorlaufig  aus  dem  im  Bereich  des  OB  West  vorhandenen 
Beutegerat  erfolgen.  Ferner  sollen  die  im  Westen  eingesetzten  Divisionen  mit 
Nummern  iiber  'joo  zu  Kiistenschutz=Divisionen  umgegliedert  werden. 

Fiir  den  Austausch  Ost=West  im  kommenden  Winter  ordnet  der  Fiihrer 
folgendes  an: 

Die  nach  der  Einnahme  von  Leningrad  frei  werdenden  Divisionen  und  die 
an  der  Ostfront  befindlichen,  zu  Brigaden  auszubauenden  Luftwaffen=Feld= 
einheiten  sollen  dazu  verwendet  werden,  im  ersten  Stadium  des  Austausches 
Ost=Divisionen  zur  Verlegung  nach  dem  Westen  freizumachen.  Grundsatz 
fiir  den  Austausch  soil  sein,  dafi  zunachst  je  zwei  Ost=Divisionen  gegen  je 
eine  West=Division  ausgetauscht  und  spater,  nach  Auffrischung  der  Ost= 
Divisionen  im  Westen,  dort  je  eine  weitere  Division  herausgezogen  wird.  Im 
Westen  stehen  zehn  Divisionen  zur  Verlegung  nach  dem  Osten  zur  Verfiigung. 
Der  Austausch  soil  Anfang  oder  Mitte  Oktober  mit  zwei  Ost=Divisionen  ge= 
gen  eine  West=Division  pro  Monat  beginnen. 

Es  sollen  ferner  im  Bereich  des  OB  West  acht  schnelle  Divisionen  tropen= 
einsatzfahig  gemacht  und  von  Januar  ab  nach  dem  Osten  verlegt  werden,  um 
im  Kaukasus  die  Angriffsgruppe  fiir  den  Mittleren  Osten  zu  bilden.  Im  Be= 
reich  des  OB  West  stehen  zur  Zeit  sechs  schnelle  Divisionen  und  die  Brigade 
Goring;  hinzukommen  in  der  nachsten  Zeit  die  neu  aufzustellende  26.  Panzer= 
Division,  die  vom  Osten  (Heeresgruppe  Nord)  zu  iiberfiihrende  SS=Totenkopf= 
Division  und  die  motorisierte  Div.  „Grolideutschland''.  Von  diesen  insgesamt 
zehn  Divisionen  sollen  acht  nach  dem  Osten  verlegt  und  dafiir  vier  schnelle 
Divisionen  von  der  Ostfront,  und  zwar  von  den  Heeresgruppen  Mitte  und 
Nord,  nach  dem  Westen  iiberfiihrt  werden,  so  dafi  dort  wieder  sechs  schnelle 
Divisionen  vorhanden  waren.  Die  vom  Osten  nach  dem  Westen  abzugebenden 
vier  schnellen  Divisionen  sollen  an  der  Ostfront  durch  schnelle  Verbande  der 
Heeresgruppen  A  und  B  ersetzt  werden. 

Der  Wehrmachtfiihrungsstab  soil  dem  Fiihrer  alsbald  entsprechende  Be= 
fehlsentwiirfe  vorlegen. 

Der  Fiihrer  hat  sich  nach  den  gestrigen  Auseinandersetzungen  mit  General 
Jodl  iiber  die  Fuhrung  der  Heeresgruppe  A  zur  Enthehung  des  Generalfeld= 
marschalls  List  von  seiner  Stellung  als  Ob erbe fehlshaber  der  Heeresgruppe  A 
entschlossen.  Er  tragt  sich  weiterhin  mit  der  Absicht,  auch  in  der  Person  des 

704 


g.  September  1942 

Chefs  des  Generalstabes  des  Heeres  einen  Wechsel  eintreten  zu  lassen,  da 
er  in  den  letzten  Wochen  in  zunehmendem  Mafie  den  Eindruck  bekommen 
hat,  dajS  Generaloberst  Haider  den  mit  seiner  Stellung  verbundenen  seelischen 
Belastungen  nicht  mehr  im  voUen  Mafie  gewachsen  ist. 

Der  Fiihrer  schickt  daher  am  Nachmittag  den  Chef  OKW,  Generalfeldmar= 
schall  Keitel,  zu  Generaloberst  Haider,  um  diesem  aufzutragen,  dali  er  den 
Generalfeldmarschall  List  zur  Niederlegung  des  Oberbefehls  iiber  die  Heeres= 
gruppe  A  veranlasse,  und  um  ihm  anzudeuten,  dafi  der  Fiihrer  auch  an  einen 
Wechsel  in  der  Person  des  Chefs  des  Generalstabes  des  Heeres  denke.  Als 
neuen  Chef  des  Generalstabes  des  Heeres  hat  der  Fiihrer  den  derzeitigen  Chef 
des  Generalstabes  des  Oberbefehlshabers  West,  General  Zeitzler,  in  Aussicht 
genommen. 

Generalfeldmarschall  List  bittet  den  Fiihrer  daraufhin  am  Abend  um  Ent= 
hebung  von  seiner  Stellung.  Der  Fiihrer  gibt  der  Bitte  statt.  Er  wird  die  Hee= 
resgruppe  A  vorlaufig  selbst  vom  Fiihrerhauptquartier  aus  fiihren.  Der  Chef 
des  Stabes,  Generalleutnant  von  Greiffenberg,  bleibt  mit  dem  Stabe  der 
Heeresgruppe  im  Hauptquartier  Stalino  als  Meldekopf  und  Befehlsiibermitte= 
lungsstelle. 

Die  Auseinandersetzungen  des  Fiihrers  mit  General  Jodl  haben  zu  einer 
Vertrauenskrise  zwischen  beiden  gefiihrt,  die  eine  Enthebung  des  Generals 
Jodl  wie  auch  des  Generals  Warlimont  von  ihren  Stellungen  als  Chef  bzw. 
Stellvertretender  Chef  des  Wehrmachtfiihrungsstabes  als  moglich  erscheinen 
lassen. 

Erlauteningen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  vom  Chef  des  Gen.St.d.H.  gemeldeten  Absichten  der  H.Gr.  A  am  Terek 
mu6ten  nach  Hitlers  Art  sdion  deswegen  „vollig  falsch"  sein,  weil  er  sich  in  seinem 
Unmut  inzwischen  entschlossen  hatte,  den  Feldmarsdiall  List  zu  entlassen.  Es  kam 
aber  hinzu,  da6  Hitler  den  Angriff  aus  der  Nachhand  („retour  offensif"),  wann  auch 
immer  vorgeschlagen,  stets  verworfen  hat. 

Seine  Forderung,  den  friihzeitig  erkannten  Gefahren  an  der  Don=Front  der 
H.Gr.  B  mit  Reserven  „aus  dem  Raume  von  Stalingrad"  zu  begegnen,  diirfte  wohl 
erst  fiir  einen  Zeitpunkt  gemeint  gewesen  sein,  in  dem  die  Stadt  sicher  in  eigenem 
Besitz  sein  wiirde.  Eine  ahnliche  Verkennung  der  Lage  kommt  auch  in  den  Befehlen 
zu  einem  starken  Ausbau  des  gefahrdeten  Don=Abschnitts  zum  Ausdruck,  da  dafiir 
bei  der  schwachen  Besetzung  durch  italienische  Truppen,  bei  der  waldarmen  Steppe 
und  dem  Mangel  an  Transportmitteln  alle  Voraussetzungen  fehlten. 

Wie  schon  diese  Anordnungen  Hitlers,  so  stellen  sich  auch  seine  Richtlinien  fiir 
den  Westen  als  Teil  einer  neuen,  offenbar  iiber  Nacht  gewonnenen  Gesamt=Kon= 
zeption  dar,  mit  der  er  angesichts  des  vermeintlichen  Versagens  seiner  nachsten 
Mitarbeiter  die  weitere  Fiihrung  um  so  straffer  in  die  eigenen  Hande  nehmen  wollte. 
Strategisch  betrachtet,  kommt  darin  bei  allem  Festhalten  an  den  Zielen  der  Ost= 
Offensive  die  Einsicht  zum  Ausdruck,  daS  die  Wehrmacht  entgegen  dem  grund= 
legenden  Kriegsplan  (d.  h.  der  Weisung  Nr.  41  vom  5.  4. 1942)  einem  zweiten  Win= 
ter  in  Rufiland  entgegensehen  mufite  und  auch  im  folgenden  Jahre  mit  der  weit 
iiberwiegenden  Masse  im  Osten  gebunden  bleiben  wiirde.  Ohne  sich  aber  offen 
zu  diesem  Eingestandnis  zu  bekennen,  richtet  sich  Hitlers  Befehlstatigkeit  in  einer 

705 


B.  Kriegstagebuch 

fiir  seine  Fiihrungsmanier  kennzeichnenden  Weise  in  erster  Linie  darauf,  neue  Di= 
visionen  aufzustellen  und  andere  fiir  einen  umfassenden  Ost=West=Austausch  vor= 
zusehen. 

Mit  den  „Kusten  im  sudlichen  Teil  Trankreidks"  konnten  zu  dieser  Zeit  nur  die 
atlantischen  Kiisten,  etwa  siidlich  von  der  Loire=Miindung,  gemeint  sein,  Besondere 
Meldungen,  die  ihre  verstarkte  Besetzung  begriinden  konnten,  diirften  kaum  vor= 
gelegen  haben.  Man  wird  in  dieser  Mafinahme  Hitlers  vielmehr  eine  nur  vorsorgliche 
Ausdehnung  der  Befiirchtungen,  wie  er  sie  schon  2  Monate  vorher  wegen  britischer 
Landungen  im  Bereich  zwischen  den  Niederlanden  und  der  Bretagne  geaufiert  hatte, 
auf  SiidfrankreidK  zu  sehen  haben.  Vermutlidti  war  dabei,  wenngleich  unausgespro= 
chen,  auch  an  die  inzwischen  grofier  gewordene  Moglichkeiten  eines  amerikanischen 
Eingreifens  gedacht,  wie  es  fiir  den  Mittelmeerraum  kurz  darauf  in  der  Weisung 
vom  14.  September  zum  Ausdruck  kam. 

Die  personellen  und  materiellen  Grundsatze,  wie  Hitler  sie  fiir  die  Neuauf= 
stellungen  des  Heeres  vorsah,  darunter  eine  Kurz=Ausbildung  von  nur  4  Wochen 
und  die  Ausstattung  mit  „Beutegut",  leiteten  jene  standig  fortgesetzte  Minderung 
des  Kampfwerts  der  Kiistenschutz=Divisionen  im  Westen  ein  —  derselben,  die  sich 
dann  etwa  1^/2  Jahre  spater  der  ^Invasion"  eines  mit  alien  neuzeitlichen  Angriffs= 
mitteln  geriisteten  Gegners  gegeniiber  sahen.  Auch  die  ,,700  er  Divisionen"  waren 
urspriinglich  nur  fiir  Besatzungsaufgaben  vorgesehen  und  entsprechend  zusammen= 
gesetzt. 

Die  Plane  Hitlers  zu  einem  KTa(te=„Austausch  Ost=West"  zeigen  vor  allem,  dafi 
selbst  bei  zeitweiliger,  starkerer  Entblofiung  des  Westens  ein  entscheidender  Krafte= 
zuwachs  fiir  die  Ostfront  angesichts  ihrer  riesigen  Ausdehnung  und  der  grofien 
Verluste  nicht  sehr  zu  erwarten  war.  Zu  Einzelheiten  dieser  Plane,  die  auch  keines= 
wegs  voll  durchgefiihrt  werden  konnten,  sei  erlauternd  bemerkt: 

Die  „Luftwaffen=Feldeinheiten",  die  hiernach  zu  Brigaden  ausgedehnt  werden 
sollten,  verdankten  ihre  Entstehung  gleicherweise  dem  MannschaftsiiberfluS  der 
Luftwaffe  wie  dem  zahlenma6igen  Absinken  ihrer  fliegenden  Verbande.  Sie  wurden 
damals  noch  lediglich  fiir  eigene  Sicherungszwecke  der  Luftwaffe  im  riickwartigen 
Gebiet  verwendet.  Die  „Luftwaffen=Felddivisionen"  sollten  erst  einige  Wochen 
spater  daraus  entstehen. 

Warum  die  Zahl  der  im  Westen  als  verfiigbar  angesehenen  Inf.Divisionen  von 
einem  Tag  zum  anderen  —  vom  8.  zum  9.  September  —  von  12  auf  10  abgesunken 
war,  ist  nicht  ersichtlich. 

Die  Tauglichkeit  der  8  Schnellen  Verbande  fiir  „Tropeneinsatz"  hielt  man  im 
Hinblick  auf  die  beabsichtigte  Verwendung  im  Mittleren  Osten  fiir  notwendig. 
Ahnliche  Vorbereitungen  hatte  das  OKH  im  Herbst  1940  auch  fiir  die  nach  Nord= 
afrika  bestimmten  Divisionen  eingeleitet,  spater  aber,  soweit  erinnerlich,  als  nicht 
notwendig  wieder  fallen  lassen.  Welche  besonderen  Bedingungen,  abgesehen  von 
einem  einwandfreien  Gesundheitszustand  der  Soldaten,  an  die  Tropeneinsatzfahig= 
keit  der  Verbande  gestellt  wurden,  ist  nicht  bekannt. 

Der  Chef  OKW  hat  sich  am  Nachmittag  dieses  Tages,  wie  aus  den  Aufzeich= 
nungen  Haiders  hervorgeht,  seiner  Auftrage  zu  den  Personalveranderungen  pflicht= 
gemafi  erledigt.  Sollte  er  dabei  dem  Chef  des  Gen.St.d.H.  gegeniiber  auch  den  von 
Hitler  vorgegebenen  Grund  seiner  beabsichtigten  Entlassung  genannt  haben,  so 
hatte  Haider  mit  Recht  erwidern  konnen,  da6  die  starksten  „seelischen  Belastun= 
gen"  in  der  militarischen  Unvernunft  und  dem  oft  auch  gegen  jeden  Anstand  ver= 
stofienden  Benehmen  Hitlers  ihre  Ursache  hatten. 

Die  Absicht,  General  Zeitzler  als  neuen  Chef  des  Gen.St.d.H.  zu  berufen,  hat 
damals  allgemein  iiberrascht.  Auch  Zeitzler  selbst  diirfte  kaum  mit  dieser  Berufung 
gerechnet  haben. . . 

706 


9-  September  1942 

Die  Losung,  da6  Hitler  selbst  auch  noch  die  Fiihrung  der  H.Gr.  A  iibernahm, 
sollte  wohl  ein  weiteres  Mai  die  Bedeutung  unterstreichen,  die  er  diesem  Front= 
abschnitt  beimafi,  lie6  aber  in  Wahrheit,  wie  schon  seit  Dezember  1941  das  Heer 
in  seiner  Gesamtheit,  so  nunmehr  auch  diese  Heeresgruppe  ohne  die  ihr  allein 
zugehorige  und  verantwortliche  Spitze.  Der  Chef  des  Gen.St.d.H.  mu6te  sich  au6er= 
dem  mit  Hitler  als  Oberbefehlshaber  der  Heeresgruppe  von  jeder  ma6geblidKen 
Einwirkung  in  diesem  Befehlsbereich  ausgeschaltet  sehen. 

Es  ist  richtig,  dafi  General  Jodl  in  Verbindung  mit  der  „Vertrauenskrise",  die 
damals  das  deutsche  Hauptquartier  erschiitterte,  von  der  Stelle  des  Chefs  des 
WFStabes  abgelost  werden  sollte.  Jodl  selbst  schien  von  dieser  Aussicht  nicht  gerade 
begeistert.  So  aufierte  er  beispielsweise  Warlimont  gegeniiber  nach  dessen  bestimm= 
ter  Erinnerung  etwa:  „Da  kann  sich  der  Fiihrer  noch  lange  umschauen,  bis  er  einen 
geeigneten  General  des  Heeres  findet,  der  gleichzeitig  ein  so  zuverlassiger  National" 
sozialist  ist  wie  ich."  General  Paulus,  s.  Z.  Oberbefehlshaber  der  6.  Armee,  war  als 
Nachfolger  Jodls  in  Aussicht  genommen.  Ob  lediglich  dessen  weitere  Bindung  bei 
Stalingrad  mit  alien  Folgen  den  Wechsel  verhindert  hat  oder  ob  Hitler  im  Laufe 
der  nachsten  Wochen,  wie  es  den  Anschein  hatte,  wieder  zu  Jodl  zuriickfand,  mag 
dahingestellt  bleiben. 

Fiir  Warlimont  ist  die  angebliche  Absicht,  auch  ihn  von  seiner  Stelle  abzulosen, 
damals,  wenn  iiberhaupt,  nur  daraus  erkennbar  geworden,  dafi  Hitler  bei  der  ersten 
Wiederbegegnung  seinen  Hafi  und  seine  Abneigung  kaum  noch  verbergen  zu 
konnen  schien.  Jedoch  hat  auch  Keitel  solche  Absichten  Hitlers  nicht  erwahnt,  als 
er  sich  in  jenen  Tagen  dem  General  Warlimont  in  ungewohnlicher  Weise  anver= 
traute  mit  der  Frage,  ob  er  es  sich  nicht  schuldig  sei,  um  seine  Entlassung  als  Chef 
OKW  einzukommen.  Die  unwiirdige  Behandlung,  die  Hitler  ihm  und  dem  Stabe 
des  OKW  angedeihen  lasse,  sei  fiir  ihn  kaum  noch  ertraglich.  Warlimont  glaubte, 
die  Verhaltnisse  nicht  hinreichend  iibersehen  zu  konnen,  um  zu  der  Frage  Stellung 
zu  nehmen.  Folgerungen  in  dieser  Hinsicht  blieben  denn  auch  ebenfalls  aus.  Irgend= 
wann  wurde  aber  bekannt,  dafi  Kesselring  damals  fiir  die  Nachfolge  Keitels  in 
Betracht  gezogen  worden  war. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Ostw.  Noworossijsk  weiterhin  schwerer  Kampf  zur  Inbesitznahme  der  be= 
herrschenden  Hohen.  Sauberung  der  Widerstandsnester  im  Stadtgebiet. 
4.  Geb.Div.  hat  den  Teil  ihrer  Krafte  siidl.  des  Bsyb  zuriickgenommen,  um 
den  auf  den  Hohen  sudl.  Bsyb  stehenden  Feind  von  der  Seite  und  im  Riicken 
anzugreifen  und  zu  werfen.  Am  Terek  beiderseits  Mosdok  starke  feindl.  An= 
griffe  gegen  die  Briickenkopfstellung  und  vorgeschobenen  Telle  sowohl  nord= 
ostw.  Maiskij  wie  siidl.  Mosdok.  Alle  Angriffe  wurden  unter  hohen  Feind= 
verlusten  abgeschlagen.  Die  in  der  Umgruppierung  um  Stalingrad  stehenden 
Panzer=  und  mot.Inf.=Verbande  sind  erneut  zum  Angriff  gegen  die  iiberaus 
stark  befestigte  Stadt  angetreten.  Siidteil  der  Stadt  und  die  Wolga  liegen  unter 
beobachtetem  eign.  Feuer  der  Artl.  Der  Feind  versucht,  durch  Ausfalle  in  Mas= 
sen  das  Vordringen  der  eign.  Krafte  unmoglich  zu  machen.  Zur  Entlastung 
hat  der  Feind  wieder  die  Nordfront  der  XIV.  Pz.Korps  an  drei  Stellen  mit  mas= 

707 


B.  Kriegstagebuch 

sierten  Kraften  angegriffen.  Alle  Angriffe  wurden  verlustreich  fiir  den  Gegner 
abgewiesen.  An  der  iibrigen  Front  keine  bes.  Kampfhandlungen. 

H.Gr.  Mitte: 

Die  Zahl  der  seit  dem  ii.  8.  vernichteten  Panzer  hat  sich  bis  zum  8.  9. 
einschl.  auf  1010  erhoht  (Luftw.  davon  303).  In  dieser  Zeit  wurden  20  6yS  Ge= 
fangene  gemacht.  Das  Heranfiihren  starkerer  Pz.Verbande  (III.  russ.  Pz.= 
Korps?)  iiber  Kaluga— Koselsk  nach  Siidwesten  lafit  auf  weitere  Angriffs= 
absichten  schliefien.  Auf  der  gesamten  Front  starkes  feindl.  Artl.=Feuer. 
2  kleine  Vorstofie  wurden  abgewiesen.  Ostw.  Wjasma  ist  ein  starker  feindl. 
Angriff  im  Gange.  Bei  9.  Armee  hat  der  Feind  auch  gestern  keine  nennens= 
werten  Angriffe  gefiihrt.  2  kleinere  feindl.  Vorstofie  westl.  Rshew  wurden 
abgewiesen.  Wetter:  Anhaltende  Regenfalle,  Strafien  derart  verschlechtert, 
dafi  Armee=Nachschubstra6e  fiir  jeden  Kraftfahrzeugverkehr  gesperrt  wurde. 

H.Gr.  Nord: 

Neue  Trennungslinie  zwischen  AOK  18  (siidl.)  und  AOK  11  (nordl.)  Tosno 
an  der  Bahn  Leningrad— Tschudowo—Maluksa.  Der  Feind  setzte  auch  am  ge= 
strigen  Tage  seine  Teilangriffe  siidl.  des  Ladoga=Sees  und  im  Raume  Lenin=» 
grad  fort.  Bereitstellungen  auf  dem  Westufer  der  Newa  wurden  erkannt,  ein 
grolierer  Feindangriff  wird  in  der  Nacht  zum  9.  9.  oder  am  9.  9.  erwartet. 

Finnland 

Au6er  feindl.  Artl.=Tatigkeit  und  Spahtruppunternehmen  keine  nennenswerten 
Kampfe. 

Panzerannee  Afrika^ 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  9. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Aufklarungsfliige  bei  Tage  und  Jabo=Angriffe.  Es  wurde  angegriffen  Chelmsford 
ohne  beobachtete  Wirkung. 

Uber  Nachteinsatz  liegt  nodi  keine  Meldung  vor. 

Bei  Dungeness  07.30  Uhr  5  Dampfer  ohne  Kursangabe. 

In  Portsmouth  20.20  Uhr  2  Dampfer  einlaufend,  1  Dampfer  5—8000  t  vor  Anker. 

Meldung  iiber  EinflUge  liegt  noch  nicht  vor. 

2.  Mittelmeer: 

Unterstiitzung  der  Panzerarmee  Rommel  ohne  besondere  Meldungen. 
La  Valetta  8.  9.  10.15  Uhr  LB:  3  MS=Fahrzeuge,  3  U=Boote,  3  Vorp.=Boote,  4  Han= 
delsschiffe,  1  Tanker,  1  Hafentanker.  Auf  den  Flugplatzen  199  Flugzeuge. 

5.  Ostfront: 

Es  wurden  111  Absdiiisse  erzielt. 

1     Fehlt  im  KTB  der  Ski,  Tail  D. 
708 


10.  September  1942 

Sdiwarzes  Meer:  Gelendshik  zwischen  06.00  und  12.00  Uhr:  2  kl.  Kriegsschiffe, 
1  Frachter,  30  kl.  Schiffe. 

Zwischen  Gelendshik  und  Tuapse  1  kl.  Kriegsschiff,  2  Frachter,  8  Kiistenfahr- 
zeuge. 

Kaspisches  Meer:  Machatsch  Kala  02.20  Uhr  LB:  7  Frachter  12000  t. 

Eismeer:  Zu  Meldungen  iiber  PQ  18  Berichtigung :  11.20  Uhr  in  26  West  5845 
1  Flugzeugtrager,  1  vermutlich  Schlachtschiff,  7—10  Kreuzer  oder  Zerstorer  Kurs 
34—0  Grad.  14.20  Uhr  in  27  West  6029  ein  schw.  Kreuzer,  1  leichter  Kreuzer  oder 
Zerstorer,  9  Zerstorer  Kurs  330  Grad. 


10.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  10.  September  1942 

(Fiir  den  10.  bis  15.  September  liegen  —  abgesehen  von  Aufzeichnungen 
liber  Marine=Fragen  —  keine  Notizen  iiber  die  Lagevortrage  und  Besprechun= 
gen  beim  Fiihrer  vor,  wohl  well  Hitler  in  diesen  Tagen  keine  wichtigen  Ent= 
scheidungen  getroffen  hat.  Auch  die  Lage  blieb  im  grofien  und  ganzen  un= 
verandert.  Bei  der  Heeresgruppe  B  erreichte  der  rechte  Fliigel  der  4.  Panzer= 
Armee  siidlich  von  Stalingrad  am  10.  September  die  Wolga.  Am  12.  September 
drangen  Telle  der  71.  Inf.Div.  (siehe  26.  8.)  von  Westen  her  in  den  Siidteil 
von  Stalingrad  ein.  Bei  der  Heeresgruppe  Nord  stiefi  der  am  10.  September 
begonnene  Gegenangriff  des  Generalfeldmarschalls  von  Manstein  gegen  die 
Einbruchsstelle  nordostlich  von  Mga  auf  starken  Widerstand  und  kam  zum 
Stehen.  Der  Oberbefehlshaber  der  Heeresgruppe  B,  Generaloberst  Frhr.  von 
Weichs,  und  der  Oberbefehlshaber  der  6.  Armee,  Generaloberst  Paulus,  hiel= 
ten  dem  Fiihrer  am  12.,  der  Oberbefehlshaber  der  9.  Armee,  Generaloberst 
Model,  am  13.  September  Vortrag  iiber  die  Lage  in  ihren  Abschnitten.  Mit 
dem  Chef  des  Stabes  der  Heeresgruppe  A,  Generalleutnant  von  Greiffenberg, 
besprach  Hitler  am  Nachmittag  des  12.  September  die  Geschaftsfiihrung  bis 
zur  Emennung  eines  neuen  Oberbefehlshabers.) 

[Bildung  der  Dienststelle  des  „Generals  der  Motorisierung  im  OKW"  (vgl. 
16.  2. 1943,  Ed.  Ill  S.  136).] 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeichnungen  Greiners 

Die  Unterbrechung  in  den  Notizen  Greiners  war  einerseits  in  dem  zeitweiligen 
Ausschlufi  Warlimonts  von  den  Lagevortragen  bei  Hitler,  andererseits  in  dessen 
„eisiger  Stimmung"^  begriindet,  in  der  er  im  Gegensatz  zu  seiner  sonstigen  Red= 
seligkeit  nur  wenige,  unvermeidliche  Worte  von  sich  gab.  Bei  der  Erorterung  von 
Seekriegsfragen,  wie  Greiner  sie  vom  11.  September  berichtet  —  wahrscheinlich  auf 
Grund  von  Mitteilungen  des  Admirals  Krancke  an  den  Admiralstabsoffizier  im 
WFStabe,  Kapitan  Junge  — ,  scheint  er  allerdings  von  seinem  schweigsamen  Verhalten 
abgegangen  zu  sein. 

1     Vgl.  dazu  Jodls  eigene  Darstellung  in:  IMT,  Bd.  XV,  S.  330/331. 

709 


B.  Kriegstagebuch 

In  diesen  Tagen  haben  auch  die  Stenographen  ihren  Dienst  im  Hauptquartier 
angetreten,  die  in  der  Folge  bei  jeder  Lage=  und  Einzelbesprecbung  Hitlers  anwe= 
send  waren  oder  auch  erst  herbeigerufen  wurden,  ehe  die  Besprechung  begann. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Cr.A': 

Rum.  9.  K.D.  stieJS  welter  iiber  die  Hohen  siidl.  Noworossijsk  in  Richtung 
Kiiste  vor.  Ostw.  Noworossijsk  dauern  die  harten  Kampfe  um  die  entscheiden= 
den  Hohen  in  dem  durch  Sperren  und  Bunkern  festungsartig  ausgebauten 
Kampfgelande  unter  standigen  Gegenangriffen  des  Feindes  an.  Eine  weitere 
Hohe  konnte  genommen  werden.  Siidl.  Krasnodar  mufite  der  Feind  nach  eige= 
nem  umfassenden  Angriff  nach  Siiden  und  Siidosten  zuriickgehen. 

Nordostw.  Tuapse  und  nordl.  Kljutsch  vergebl.  Feindangriffe.  Nordl.  Mais= 
kij  versuchten  die  Russen,  durch  wiederholte  Angriffe  den  Briickenkopf  ein= 
zudriicken.  Siidl.  Mosdok  halt  der  feindl.  Druck  an.  Wetter:  wechselnd  be= 
wolkt,  abends  leichte  Regenfalle. 

H.Gr.  B: 

Im  Raum  Stalingrad  konnten  eign.  Inf.=  und  Pz.=Verbande  sich  trotz  stark= 
ster  fdl.  Gegenwehr  weiter  an  die  Stadt  heranarbeiten.  Die  von  Nordwesten 
her  vorstofienden  Inf.Divisionen  nahmen  nach  hartem  Kampf  eine  beherr= 
schende  Hohe  nordl.  der  Stadt  siidl.  des  Eisenbahnbogens  und  nahmen  Ver= 
bindung  mit  den  von  Norden  vorstofienden  mot.Kraften  auf.  An  der  Nord= 
front  des  XIV.  Pz.Korps  griff  der  Russe  an  zwei  Stellen  mit  iiberlegenen 
Kraften  an  und  wurde  nach  kurzem  Einbruch  in  die  Stellungen  wieder  zuriick= 
geworfen.  An  der  ital.  Front  feindl.  Artl.=Storungsfeuer.  SUdostw.  Swoboda 
schlugen  ung.  Truppen  den  Feind  bei  einem  Versuch,  den  Don  zu  iiberschreiten, 
zuriick.  Nordwestl.  Swoboda  hatten  ung.  Truppen  Erfolg  beim  VorstojS  in 
den  Don=Bogen.  Auf  der  iibrigen  Front  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 
Wetter:  heiter,  trocken  +  20  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Wahrend  im  siidl.  und  mittl.  Teil  der  H.Gr.  aufier  einem  kleinen  vergebl. 
Vorstofi  siidl.  Suchinitschi  der  gestr.  Tag  im  wesentlichen  ruhig  verlief,  griff 
der  Feind  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  im  Raum  von  Rshew  von  Osten 
und  Norden  her  wiederholt  mit  starkeren  Pz.=Kraften  und  Infanterie  an.  Bei= 
derseits  der  Wolga  aus  Richtung  Subzoff  angreifende  Feindkolonnen  konnten 
eine  Hohe  und  mehrere  Ortschaften  westl.  Subzoff  nehmen.  Die  Einbruchs= 
stellen  wurden  abgeriegelt.  Die  Angriffe  nordl.  und  nordwestl.  Rshew,  die 
z.  T.  bis  zu  7  Wellen  vorgetragen  wurden,  konnten  trotz  starker  t}berlegen= 

1     Befehl  des  Fiihrers  betr.  Vorstofi  auf  Tuapse  und  weitere  Absiditen  vom  10.  Sep= 
tember  1942  im  Dokumenten=Anhang  Nr.  22. 

710 


10.  September  1942 

heit  des  Gegn.  abgewiesen  werden.  Ein  kleiner  feindl.  Vorstofi  bei  Uswjati 
nordwestl.  Welish  hatte  keinen  Erfolg.  Wetter:  im  Bereich  der  H.Gr.  warm, 
bewolkt,  im  Siidteil  teilw.  regnerisch. 

H.Gr.  Nordi 

Im  Raume  westl.  und  siidl.  Waldai  komiten  Bereitstellungen  des  Feindes 
durch  eign.  Artl.  zerschlagen  werden.  An  der  Bahn  nordl.  Lodwa  wurden  Be= 
reitstellungen  erkannt.  Der  Feind,  der  siidl.  des  Ladogasees  am  Tage  zuvor 
in  die  eign.  Stellungen  eingedrtmgen  war,  wurde  von  der  dort  stehenden 
Jg.Div.  vernichtet.  Der  Feind  versuchte  gestern  mit  stark.  Kraften  ostw.  Lenin= 
grad,  siidl.  Schliisselburg  die  Newa  zu  uberschreiten.  Der  Versuch  mifilang 
unter  schweren  Verlusten  fiir  ihn.  An  der  iibrigen  Front  verhaltnismafiig 
ruhiger  Verlauf  des  Tages. 

Finnland 

Vinn.  Sudostfront:  Keine  nennenswerten  Kampfe. 

Geb.AOK  20:  Erfolgreiches  eign.  Stofitruppunternehmen  im  Abschnitt  Kanda= 
lakscha. 

Panzerarmee  Af  rika^ 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  10. 9. 42 

I.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarung,  keine  Angriffe. 

Bei  Nadit  kein  Einsatz. 

Vor  Ramsgate  07.30  Uhr  3  S=Boote  Kurs  Nord,  20.00  Uhr  2  Vorp.=Boote  aus= 
laufend. 

Dover  einlaufend  20.03  Uhr  4  R=Boote. 

In  Dover  1  Dampfer  4000  t. 

Vor  Eastbourne  19.00  Uhr  4  kleine  Sdiiffe  Kurs  Ost. 

Im  ostlichen  SoIent=Kanal  21.28  Uhr  18  Schiffe.  Naheres  nicht  festgestellt. 

Bei  Albans  Head  17.30  Uhr  1  Schlepper,  4  Leichter  Kurs  Nordwest. 

Nordostwarts  Portland  07.35  Uhr  2  Vorp.=Boote  stilliegend,  in  Portland  14.00  Uhr 
3  Dampfer,  4  Bewadier,  1  Geleitboot  einlaufend. 

Bei  Aufklarungsfliigen  wurde  1  Vorp.=Boot  vor  Folkestone  durdi  Bombenwurf 
besdiadigt. 

Einfliige:  208  Einfliige,  davon  200  ins  Reichsgebiet. 

Abschiisse:  15  durch  Jager,  15  durch  Flak,  1  durch  Marineflak. 

Schwerpunkt  der  Angriffe  Diisseldorf.  Es  wurden  abgeworfen  20  Bomben  Lzz., 
300  Sprengbomten,  14  LM,  21  000  Brandbomben.  Treffer  im  gesamten  Stadtgebiet, 
besonders  starke  Schaden  in  Stadtmitte  und  Altstadt.  400  Gro6=,  1000  mittlere  und 
kleine  Brande.  30  Industrieanlagen  getroffen.  Mannesmann  und  Rheinmetall  keine 
grofieren  Schaden.  Hauptbahnhof  8o°/o  zerstort.  Bahnsteige  ausgebrannt,  Giiterwagen 
zerstort.  Franklin=Briicke  beschadigt.  Erhebliche  Schaden  an  Stellwerken,  Weichen 
und  Fernspredileitungen.  Verschiedene  Strecken  gesperrt.  Diisseldorf=Bilk  Giiter= 

2     Fehlt  im  KTB  der  Ski.,  Teil  D. 

711 


B.  Kriegstagebuch 

abfertigung  durch  LM  stark  beschadigt.  Bahnhof  Neu6  beschadigt,  Schaden  noch 
nicht  bekannt,  da  Telefon  gestort.  i  Beamter  tot,  i  Beamter,  20  Reisende  verletzt. 
Diisseldorf  Hafen  2  Schiffe  beschadigt.  167  Wohnhauser  zerstort,  747  schwer=,  8^0 
mittel,  480  leicht  beschadigt.  Besondere  Schaden  Hauptpostamt,  Telegrafenamt, 
Hafenamt,  Arbeitsamt,  Verpflegungsamt  u.  a.  Res.=Lazarett  Neufi  schwer  beschadigt. 
44  Tote,  170  Verletzte,  4000  Obdachlose.  Viersen  14  Spreng=,  1000  Brandbomben. 
14  grolSere  Brande,  5  mittlere,  9  kleine  Brande.  16  Wohnhauser  zerstort,  11  schwer=, 
46  leichtbeschadigt. 

Wesseling  Brand  in  Eisenbahnfabrik  Grothe,  Schaden  noch  nicht  festgestellt. 

Siichteln  Brand  in  Papierfabrik,  Weberei  und  Kinderklinik. 

Schaden  in  weiteren  Orten,  z.  B.  Wuppertal,  Monchen=Gladbach  u.  a. 

Im  siidl.  Schwarzwald,  Ober=  und  Niederbayern  30  Stor=  und  Propagandaballone. 

2.  Mittelmeer: 

Im  Atlantik  etwa  -^60  sm  westnordwest  Kap  Finisterre  (Qu  24  West  7769) 
um  09.00  Uhr  1  Dampfer,  3  Bewacher  Kurs  220  Grad.  90  sm  westlich  davon  19 
Dampfer,  3  Bewacher,  3  Zerstorer  Kurs  Nord  (11.15  Uhr). 

08.40  Uhr  am  9.  9.  etwa  70  sm  nordnordwestl.  Port  Said  3  Dampfer,  4  Vorp.=Boote 
Kurs  Ost. 

Unterstiitzung  des  Afrika=Korps.  Angriffe  auf  Zeltlager  und  Kraftfahrzeugan= 
sammlungen  sowie  Geleitschutz. 

Feindl.  Luftangriff  gegen  Tobruk  ohne  Schaden. 

Feindl.  Lufttatigkeit  iiber  der  Front  nur  gering. 

Am  8.  9.  wurden  2  Abschiisse  mehr  als  gemeldet  erzielt. 

Vermerk:  Frankreich  meldet  10. 9.  04.00  Uhr  starke  feindliche  Landungen  an 
Westkiiste  Madagaskars  bei  Majunga.  Widerstand  wird  geleistet,  erscheint  jedoch 
wenig  aussichtsreich^. 

3.  Ostfront: 

Bisher  54  Abschiisse  gemeldet. 

Wolga:  Bei  Saratow  9.  9.  09.00  Uhr  LB:  Etwa  80  Schiffe  verschiedener  Art.  Zwi= 
schen  Saratow  und  Kamyschin  14  Frachter  und  Leichter  stilliegend,  1  Schlepper, 
1  Leichter  Kurs  Nord. 

Eismeer:  Aufklarung  gegen  PQ  18  kein  Ergebnis  wegen  Seenebels.  Eisgrenze 
10  km  vor  gronlandischer  Kiiste:  Treibeis  mit  Eisberg. 

Ostkiiste  Island  wegen  Schlechtwetter  nur  wenig  eingesehen.  Eingesehene  Ge= 
biete  ohne  Belegung. 

Aufklarung  Eis=Fjord  Spitzbergen  ohne  besondere  Mel  dung. 

Am  9.  9.  fiihrte  eine  He  111  eine  Landung  auf  Spitzbergen  zur  Erkundung  eines 
Notlandeplatzes  durch.  Platz  bezeichnet,  Platz  war  unbelegt. 

50  sm  nordnordostwarts  Kanin  Noss  15.00  Uhr  3  Dampfer,  1  Vorp.=Boot  ohne 
Kursangabe,  60  sm  westlich  Kanin  Noss  15.56  Uhr  3  Dampfer,  3  Bewacher  Kurs 
West. 

3     Auszug  aus  „Die  Bemiihungen  der  Ski  .  . .  .",  a.  a.  O. : 

„Am  10. 9.  beginnen  weitere  Landungen  angelsdchsischer  Streitkriifte  an  der 
Westkiiste  Madagaskars.  Die  franzosischen  Truppen  leisten  Widerstand,  der  je= 
doch  franzosischerseits  als  wenig  erfolgversprechend  angesehen  wird.  Die  eng= 
lische  Regierung  begrUndet  ihr  Vorgehen  damit,  dajl  wesentliche  Forderungen 
des  englischen  Oberkommandos  an  den  Gouverneur  von  Madagaskar  zur  Ab= 
wehr  von  Angriffen  seitens  der  Achsenmachte  mit  friedlichen  Mitteln  nicht  er= 
reicht  werden  konnten." 


712 


11.  September  1942 

Im  Westfahrwasser  bei  Kap  Gorodektsi  1  Dampfer  3000  t  16.50  Uhr. 
In  der  Poney=Mundung  16.35  Uhr  2  Dampfer,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Siid. 

Nachmetdungen  zur  Luftlage  fur  den  10.  9.  42 

Kein  eigener  Nachteinsatz. 

Einfliige:  Am  9.  abends  10  Feindeinfliige  mit  Schwerpunkt  Osnabriick,  dort  Ge= 
baudeschaden. 

In  Westfrankreich  Angriff  von  21  Feindflugzeugen  bei  Kanalinsel  Kap  de  la  Hague 
auf  deutschen  Geleitzug. 

In  der  Nacht  zum  10.  127  Feindeinfliige,  davon  ins  Reichsgebiet  115,  im  Osten  etwa 
70.  Eindringtiefe  im  Osten:  Memel— Riigen— Gablonz— Prag— Lemberg— Ungarn;  im 
Westen:  Helgoland— Ostfries.  Inseln— Skagen— Danemark.  Keine  Schwerpunktsbil= 
dung.  Geringe  Bombenabwiirfe.  Uber  Berlin  2—3  Flugzeuge,  Bombenabwiirfe  iiber 
Ahrensfelde  bei  Berlin.  Keine  Abschiisse. 

11.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  11.  September  1942 

Beim  Lagevortrag  aufiert  der  Fiihrer,  dafi  bei  der  Geleitsicherung  des  mit 
Kurs  auf  Archangelsk  fahrenden  britischen  Geleitzuges  PQ  18  nach  den  bis= 
herigen  Feststellungen  sich  anscheinend  nur  ein  Flugzeugtrager  befinde.  Dies 
ergebe,  falls  es  gelinge,  durch  Einsatz  von  U=Booten  und  Luftstreitkraften  den 
Trager  zu  beschadigen,  unter  Umstanden  giinstige  Bedingungen  fiir  den  Ein= 
satz  eigener  Uberwasserstreitkrafte.  Der  Fiihrer  weist  jedoch  nochmals  dar= 
auf  hin,  dafi  der  Einsatz  der  Seestreitkrafte  seiner  vorherigen  Genehmigung 
bedarf. 

Die  Seekriegsleitung  steht,  wie  der  Verbindungsoffizier  der  Kriegsmarine  im 
Fiihrerhauptquartier,  Admiral  Krancke,  meldet,  der  Auffassung,  dafi  sich  bei 
der  Geleitsicherung  nur  ein  Trager  befinde,  vorlaufig  noch  skeptisch  gegeniiber, 
ist  aber  im  iibrigen  gleicher  operativer  Auffassung.  Sie  ist  sich  bewujSt,  dafi 
fiir  den  Einsatz  der  Uberwasserstreitkrafte  in  jedem  Falle  die  vorherige  Ge= 
nehmigung  des  Fiihrers  erforderlich  ist  und  dajS  der  Einsatz  iiberdies  nach  dem 
Willen  des  Fiihrers  nur  gewagt  werden  darf,  wenn  nach  menschlichem  Er= 
messen  mit  dem  Verlust  eigener  grofierer  Schiffseinheiten  nicht  zu  rechnen  ist. 

Was  die  Stationierung  von  Seestreitkraften  in  Norwegen  im  Winter  1942/43 
anbelangt,  so  wiinscht  der  Fiihrer,  dafi  im  kommenden  Winter  dort  eine  mog= 
lichst  grofie  Zahl  von  Uberwasserstreitkraften  verbleibt.  Die  Aufenthalte  in 
der  Heimat  zum  Zwecke  der  Uberholung  bzw.  Ausbildung  soUen  auf  das 
denkbar  kiirzeste  Mafi  beschrankt  werden.  Der  Oberbefehlshaber  der  Marine 
hat  dem  Fiihrer  bei  seinem  letzten  Vortrag  am  26.  August  auch  hieriiber  Mel= 
dung  gemacht.  Dabei  hat  er  sich  hinsichtlich  der  Stationierung  von  Uber= 
wasserstreitkraften  in  Norwegen  von  dem  gleichen  Gesichtspunkt  leiten  lassen. 
Zur  Zeit  wird  bei  der  Seekriegsleitung  gepriift,  inwieweit  der  Forderung  des 
Fiihrers  noch  durch  weitere  Verkiirzung  des  Heimataufenthaltes  einzelner 
Schiffe  Rechnung  getragen  werden  kann.  Sobald  das  Ergebnis  zu  iibersehen 
ist,  wird  es  dem  Fiihrer  durch  Admiral  Krancke  gemeldet  werden. 

713 


B.  Kriegstagebuch 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Die  Lage  hat  sich  gegen  den  Vortag  nicht  wesentl.  verandert.  Stadt  und 
Hafen  von  Noworossijsk  werden  weiter  von  Feindresten  gesaubert.  Auf  den 
Hohen  ostw.  Noworossijsk  zahe  Einzelkampfe,  in  der  tiefen  Flanke  des  V.  AK. 
siidl.  Abinskaja  feindl.  Spahtrupptatigkeit.  Siidl.  Krasnodar  und  nordostw. 
Tuapse  (nordl.  Hohe  1060)  ebenso  nordl.  des  Bsyb=Tales  wurden  fdl.  Vor= 
stofie  abgewehrt.  Auf  dem  Ostfliigel  der  H.Gr.  konnten  die  Briickenkopfe  liber 
den  Terek  westl.  Mosdok  ervveitert  und  feindl.  Angriffe  zuriickgewiesen 
werden.  Nordl.  Grosnij  gelang  es  dem  Gegner,  zwischen  den  eign.  Stellungen 
einen  Bahnhof  zu  besetzen.  Wetter:  bedeckt,  windig,  teilw.  ortl.  Regenschauer, 
Wege  iiberall  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

Nordwestl.  Astrachan  stellten  Fernaufklarer  der  16. 1.D.  (mot.)  Farm  Nr.  2 
und  3  des  Staatsgutes  siidl.  des  Zabdyr=Sees  feindfrei  fest.  Wiederholte  An= 
griffe  des  Russen  aus  Stalingrad  wurden  zuriickgeschlagen.  Der  Feind  hatte 
schwere  Verluste.  29. 1.D.  (mot.)  erkampfte  am  friihen  Morgen  des  gestrigen 
Tages  das  Wolga=Ufer  siidl.  Stalingrad,  nachdem  die  Stellung  an  der  Bahnlinie 
westl.  davon  genommen  war.  Nordwestl.  Stalingrad  gingen  Inf.=  und  mot.= 
Verbande  gegen  zahen  Feindwiderstand  nach  Siiden  und  Siidosten  vor  imd 
konnten  eine  Feindgruppe  einschliefien.  Angriffe  langs  der  Wolga  und  auf  die 
Mitte  der  Nordfront  des  XIV.  Pz.Korps,  die  in  Div.=Starke  vorgetragen  wur= 
den,  konnten  bis  auf  einen  kleinen  Einbruch  in  der  Mitte  der  Front,  der  nur 
voriibergehend  war,  abgeschlagen  werden.  Auch  hier  wieder  besonders  hohe 
Feindverluste.  Vor  der  ital.  Front  Spahtrupptatigkeit.  Wechselvolle  Kampfe 
bei  den  ung.  Formationen  ostw.  Swoboda.  Nordwestl.  Swoboda  wurde  ein 
feindl.  Angriff  in  der  Don=Schleife  siidl.  Storoschewoje  abgeschlagen  und  der 
Ort  selber  z.  gr.  T.  vom  Feind  gesaubert.  Temp,  warm,  sonnig.  Wege  gut 
befahrbar. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  siidl.  Teil  aufier  einem  vergebl.  Feindvorstofi  westl.  Bjelew  und  2  Feind= 
angriff  en  zwischen  Spas  Demenskoje  und  Juchnow  zur  Gewinnung  der  Roll= 
bahn,  die  abgeschlagen  werden  konnten,  keine  bes.  Kampfhandlungen.  Wech= 
selnd  bewolktes  Wetter,  Strafien  im  Abtrocknen.  Bei  Rshew  lebte  der  Angriff 
wieder  auf.  Westl.  Subzoff  platzte  ein  eign.  Vorstofi  in  den  Feindangriff  hinein. 
Hier  wird  noch  gekampft.  Nordl.  davon  wurde  ein  Versuch  des  Gegners,  iiber 
die  Wolga  das  Siidufer  zu  gewinnen,  verhindert.  Nordl.  Rshew  wurde  ein  star= 
kerer  Feindvorstofi  abgewiesen.  Nordwestl.  Rshew  mufite  der  Feind  nach  vor= 
iibergehendem  Einbruch  in  die  eign.  Stellungen  bei  einem  eign.  Vorstofi  das  ge= 
wonnene  Gelande  wieder  aufgeben  und  sich  zuriickziehen.  Nordostw.  Rudnja 

714 


11.  September  1942 

(60  km  westnordwestl.  Smolensk)  Bekampfung  feindl.  Partisanen.  Wetter: 
teilw.  bewolkt,  Strafie  abgetrocknet. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  des  Ilmen=Sees  stellte  ein  Spahtrupp  die  Gegend  nordl.  Staraja  Russa 
bis  zum  Lowat  feindfrei  fest.  An  Wolchow=Front  Spahtrupptatigkeit. 

11.  Armee:  Ein  VorstoJS  ostw.  Bahnhof  Mga  in  nordl.  Richtung  gewann  gut 
Boden.  Am  Nachm.  wurde  erneut  zum  Angriff  (Bereinigung  der  Einbruchsstelle 
siidl.  Ladogasee)  angetreten.  Feindl.  Versuche,  ostw.  Leningrad  die  Newa  zu 
liberschreiten,  scheiterten. 


Finnland 

Siidfront:  keine  bes.  Ereignisse. 

GebAOK  20:  Im  Kandalaksdia=Absdin,  wurde  ein  fdl.  Vorstofi  in  Kp.=Starke  ab= 
gewiesen.  Im  riickw.  Gefeditsgebiet  der  Liza=Front  soil  eine  Ural=Div.  neu  einge= 
troffen  sein  und  zur  Sicherung  der  Siidflanke  eine  Renntier=Skibrigade  eingesetzt 
sein. 

An  der  Eismeer=Stra6e,  in  Gegend  Nautsi,  Bandentatigkeit.  Eine  Briidce  und  die 
Kraftstromleitung  zum  Nid<^elwerk  Kolosjoki  wurden  durdi  Sprengungen  besdiadigt. 
Verkehr  nur  zeitw.  behindert,  Stromversorgung  nidit  unterbrodien. 

Panzerarmee  Afrika  (10.  9.) 

Sdiwadie  feindl.  Spahtrupptatigkeit,  Artl.=Storungsfeuer  in  wediselnder  Starke. 
Einsatz  der  feindl.  Luftwaffe  durch  Sandsturm  behindert. 

In  der  Zeit  vom  30.  8.  bis  9.  9.  wurden  insgesamt  170  feindl.  Pz.Kampf=  und 
Pz.Spahwagen  verniditet. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  11.  9.  42 

1.  Raum  um  England: 

6  Abschiisse  durdi  Flak. 

Aufklarung  im  Seegebiet  und  Jabo=Angriffe  auf  Ashford  und  Bournemouth.  Ober 
Wirkung  liegt  keine  Meldung  vor. 

Bei  Nadit  Minenabwiirfe  an  der  engl.  Kiiste. 

Bei  Sheerness  19.00  Uhr  3  Dampfer  Kurs  Nordost. 

Bei  Chatham  19.00  Uhr  1  Handelsschiff  Kurs  Nordost. 

Im  Seegebiet  Dover— Dungeness  11  Vorp.=Boote,  3  S=Boote. 

Im  holl.=belgisdien  Kiistengebiet  5  Einfliige,  ins  Reidisgebiet  keine  Einfliige. 

2.  Mittelmeer: 

Stuka=  und  Jabo=Angriffe  im  Raum  des  Afrika=Korps  auf  Kraftfahrzeugansamm= 
lungen  und  Batteriestellungen  mit  guter  Wirkung.  Bei  einem  Angriff  auf  den  Flug= 
platz  Fajum  Road  wurden  3  Flugzeuge  am  Boden  zerstort.  2  Abschiisse. 

3.  Ostfront: 

81  Abschiisse. 

Schwarzes  Meer:  Vor  Gagri  13.00  Uhr  2  Frachter  Kurs  Nordwest,  1  Frachter, 
1  Vorp.=Boot  Kurs  Siidost. 

7-^5 


B.  Kriegstagebuch 

Kaspisches  Meer:  Reger  Schiffsverkehr. 

Machatsch  Kala  ii.  9.  06.00  Uhr  LB:  5  Frachter  13  000  t,  4  kleine  Boote,  1  Hilfs= 
kriegsschiff  nach  Siidosten  auslaufend. 

In  Gurjew  und  in  der  Ural=Mundung  10.9.  13.18  Uhr  LB:  62  Frachter  18500  t, 
4  Kahne  3000  t,  35  Kahne  ohne  Tonnageangabe,  23  DUeichter  48  000  t,  36  Rad= 
dampfer,  1  Schlepper,  7  Motorboote,  269  kleine  Fahrzeuge,  2  Landbagger,  2  Prahme. 

Eismeer:  Bei  Eina  Guba  wurde  ein  Barackenlager  angegriffen. 

Bei  Pikschujew  wurden  ein  Barackenlager  und  Ausladungen  mit  guter  Treffer= 
wirkung  angegriffen. 

Zwischen  Eina  und  Holzbucht  07.00  Uhr  2  Kan.=Boote,  6  Kutter  kreuzend. 

Im  Siidteil  der  Ura=Bucht  5  leichte  Fahrzeuge  vor  Anker. 

Island  nordlich  Langanes  14.28  Uhr  1  Zerstorer  Kurs  10  Grad. 

Aufklarung  mit  6  FW  200  nordlich  Island  74  Grad  Nord  nordl.  und  ostwarts 
Jan  Mayen  ergab  keine  Feindsichtung.  Wetter  schlecht,  Regen,  Schneeschauer,  Nebel, 
Sicht  1  km. 


12.  September  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Siidl.  Noworossijsk  nach  hartem  Kampf  das  letzte  Kiistenfort  genommen. 
Ein  Versuch  des  Feindes,  die  ostw.  Noworossijsk  auf  den  Hohen  kampf enden 
eign.  Truppen  umfassend  anzugreifen,  wurde  abgeschlagen.  Nordostw.  Tuapse 
haben  sich  nordl.  der  fiohe  1060  die  vergeblichen  Feindangriffe  gestern  wieder= 
holt.  Westl.  Mosdok  gelang  es  einer  Pz.=Sto6gruppe,  die  fdl.  Linien  siidl. 
des  Terek  zu  durchbrechen  und  nach  Westen  iiber  den  Kurp  vorzustofien.  Eine 
siidl.  am  Kurp  gelegene  Stadt  wurde  als  stark  feindbesetzt  festgestellt.  Nordl. 
Grosnij  wurde  ein  Versuch  des  Feindes,  mit  einem  Panzerzug  gegen  die  eign. 
Linien  vorzugehen,  durch  rechtzeitige  Sprengung  der  Gleise  verhindert.  Nordl. 
der  Eisenbahn  mehrere  Orte  als  feindbesetzt  gemeldet  (Beschtoff  und  siidl. 
davon).  Fernpatrouille  Justa  hat  die  Gegend  Sarpa— Justa  feindfrei  festgestellt. 

KGr.  B: 

Der  Angriff  auf  Stalingrad  schreitet  welter  fort.  Siidl.  Stalingrad  konnte  die 
Landbriicke  bis  an  die  Wolga  nach  Siiden  erweitert  werden.  Nordl.  Stalingrad 
wurde  von  den  hier  angreifenden  Inf.Div.en  die  Verbindung  mit  den  im  Nor= 
den  stehenden  Panzerverbanden  aufgenommen.  Die  Vernichtung  der  hier 
eingeschlossenen  Feindteile  ist  noch  nicht  abgeschlossen.  An  der  Nordfront  der 
Landbriicke  wiederholte  der  Feind  seine  vergeblichen  Angriffe  zwischen  Wolga 
und  Eisenbahn.  Siidostw.  Serafimowitsch  konnte  ein  fdl.  Angriff  abgeschlagen 
werden.  Die  Absicht  des  Feindes,  bei  Bolschoi  an  der  Trennungslinie  zwischen 
der  deutschen  und  ital.  Inf.Div.  durchzubrechen,  wurde  durch  einen  ital.  Ge= 
genstofi  verhindert.  Nordwestl.  Swoboda  konnten  die  ung.  Div.en  in  der  Don= 
schleife  weiterhin  nach  Osten  Boden  gewinnen. 

716 


12.  September  1942 

H.Gr.Mitte: 

Bei  2.  Pz.=,  4.  und  3.  Pz.Armee  keine  besonderen  Kampfhandlungen.  Westl. 
Subzoff  wiederholte  der  Russe  seine  Pz.=Angriffe  beiderseits  der  Wolga  und 
der  Strafie  Subzoff— Rshew.  Telle  I.D.  „Gr.=Deutschland'',  die  als  Reserve  ein= 
gesetzt  waren,  konnten  die  Angrlffe  zuriickschlagen.  Mehrere  Feindpanzer 
wurden  erledigt.  Auch  nordl.  Rshew  waren  mehrere  Pz.=Angrlffe  der  Russen 
erfolglos. 

H.Gr.  Nordl 

An  der  Wolchow=Front  Spahtrupptatigkelt.  Bei  Salzy  versuchte  der  Feind, 
den  Briickenkopf  elnzudriicken.  Unter  dem  Verlust  von  6  Panzern  mufite  er 
das  Vorhaben  einstellen.  Siidl.  des  Ladoga=Sees  griff  der  Feind  auch  heute 
wleder  die  Stellungen  der  eign.  Div.en  an.  Der  starkste  Angriff  war  auf  der 
Newa=Front.  Alle  Angrlffe  wurden  bisher  abgeschlagen.  Aufklarung  bestatigte 
Starke  Belegung  der  Bahn  von  Wolchowstroy  nach  Leningrad  und  Marsch= 
kolonnen  aus  dieser  Rlchtung.  Aufierdem  wurde  ein  Befehl  des  Krlegsrats  der 
Wolchow=Front  erbeutet,  demzufolge,  „koste  es  was  es  wolle'',  der  Feind  die 
Verblndung  nach  Leningrad  erkampfen  will. 


Finnland 

Im  Abschnitt  Kandalakscha  wurden  felndl.  Angrlffe  unter  hohen  Verlusten  fiir 
ihn  abgewiesen.  Die  fdl.  Aufkl.=Tatigkeit  in  dlesem  Abschnitt  1st  sehr  rege.  Leb= 
hafter  Schlffsverkehr  In  der  Motowskl=Bucht  in  Rlchtung  Flscherhalblnsel  beob= 
achtet. 


Afrika 

Nach  Meldung  des  Deutsch.  Generals  Im  H.Qu.  der  Ital.  Wehrm.  iiber  die  Lage 
am  11.  9.  um  13.00  Uhr. 

Bei  Marsa  Matruh  beschossen  felndl.  Flugzeuge  eln  deutsches  Sanltatsflugzeug. 
Elner  In  dlesem  transportlerter  Verwundeter  wurde  getotet.  Weltere  emeut  verletzt. 

Das  Ital.  Laz.=Schlff  „Arno"  wurde  In  der  Nacht  9./10.  9.  nordl.  Derna  von  felndl. 
Seeflugzeugen  versenkt.  Das  Schlff  war  vollstandlg  beleuchtet,  wahrschelnllche  Ver= 
luste:  '70  Mann. 

Meldung  der  Panzerarmee  liegt  noch  nlcht  vor. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  12. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bel  Tage  Aufklarungstatlgkelt  und  Jaboangriff  auf  Salisbury  ohne  beobachtete 
Wlrkung.  Aufierdem  Vermlnung  an  der  engl.  Ostkiiste.  Keln  Nachtelnsatz. 
Ostwarts  Harwich  19.00  Uhr  4  Frachter,  3  Zerst.  Kurs  200  Grad. 

Hafen  Brixham  15.00  Uhr  1  Frachter  4  000  t,  50  Boote. 

Siidlich  Portland  09.43  Uhr  2  Frachter  Kurs  Ost. 

Hafen  Plymouth  15.00  Uhr  2  Schlachtschiffe  davon  1  Im  Dock,  3  Krz.  davon  1  im 
Dock,  2  Zerst.  2  U=Boote,  1  Fahrgastschiff  15  000  t,  1  Frachter  etwa  6  500  t  und 
ungefahr  100  kleine  Fahrzeuge,  3  Wohnschlffe. 

717 


B.  Kriegstagebuch 

Hafen  Dartmouth  15.00  Uhr  8  Frachter  15  000  t  und  60  Boote. 
In  der  Jyalmiindung  15.00  Uhr  15  Boote. 

In  besetzten  Westgebieten  und  im  Reichsgebiet  keine  Einfltige. 
6  Durchfliige  in  Norwegen  ohne  Bombenabwurf  und  Schadensmeldung. 
10   km  nordnordostlich  bei   Bayeux   1   engl.   Landungsboot  von   Infanterie   be= 
schossen.  Boot  gesunken,  3  Gefangene. 

2.  Mittelmeer: 

Unterstiitzung  der  Panzerarmee  Rommel  und  Angriffe  auf  Panzeransammlungen 
und  Kraftfahrzeuge  mit  guter  Wirkung. 

2  Abschiisse. 

In  der  Nacht  vom  11.  zum  12.  9.  wurde  Malta  durch  ital.  Flugzeuge  angegriffen. 

5.  Ost front: 

^7  Abschiisse. 

Schwarzes  Meer.  Batum  11.  9.  09.19  Uhr  1  Kriegsschiffrumpf,  1  schwerer  Krz., 
1  Zerst.,  1  Geleitboot,  4  U=Boote,  9  Raumboote,  7  Tanker  je  6—yooo  t,  5  Fahrgast= 
schiffe  17000  t,  11  Frachter  27200  t,  6  Kiistenfahrzeuge  zus.  3000  t. 

Otschemtschiri  11.  9.  08.36  Uhr  5  U=Boote,  5  Raumboote,  2  S=Boote,  1  Frachter 
1000  t,  1  Kiistenfahrzeug,  10  kl.  Boote,  1  Schwimmkran. 

Suchum  11.  9.  07.41  Uhr  1  S=Boot,  1  Tanker  7000  t,  2  Frachter  2500  t,  1  Rad= 
dampfer,  5  Kiistenfahrzeuge  zus.  1000  t,  35  Boote,  1  Schwimmdock. 

Sotschi  11.  9.  10.54  Uhr  LB  8  Raumboote,  2  Frachter  zus.  3000  t,  4  Kiistenfahr= 
zeuge  1100  t  und  eine  Anzahl  Boote. 

Tuapse  11.  9,  08.17  Uhr  4  S=Boote,  2  Minenraumboote,  2  Schwimmkrane. 

Zwischen  Gelendshik  und  Adler  12.  9.  07.00  Uhr  4  Handelssch.  Kurs  Siidost,  10 
Schiffe  Kurs  Nordwest. 

Kaspisches  Meer.  Machatsch=Kala  11.  9.09.55  Uhr  LB  6  Frachter  4500  t,  40  Fahr= 
zeuge,  vor  dem  Hafen  ein  Schleppzug,  1  Olleichter  10  000  t,  3  Frachter  6700  t,  5  Leich= 
ter  3000  t. 

Krasnovvodsk  11.  9.  11.32  Uhr  2  U=Boote,  2  Kanonenboote,  8  Tanker  20  300  t, 
^6  Frachter  49  600  t  darunter  20  mit  Decksladung,  4  Motorschlepper,  4  Dlleichter, 
50  Boote. 

Astrachan  12.  9.  06.45  Uhr  6  Tanker  15  000  t,  38  Lastkahne  42  000  t,  21  Schlepper, 
150  kl.  Boote  vor  Anker,  5  Schlepper,  3  Kahne  Kurs  Nord,  3  Schlepper,  1  Kahn  Kurs 
Sud. 

Stalingrad  11.  9,  15.02  Uhr  3  kl.  Dampfer,  3  Schlepper,  3  Kahne,  1  gr.  Dampfer, 
1  kl.  Dampfer  Kurs  Nord. 

Lebhafter  Verkehr  auf  der  Wolga. 

Eismeer.  Aufklarung  gegen  PQ  18  ist  bekannt.  12.50  Uhr  17  Ost  2840,  8  Zerst., 
Kurs  240  Grad. 

Kanin  Noss  09.30  Uhr  5  Vorposten=Boote  ohne  Kursangabe,  1  Frachter  4000  t, 
1  Vorposten=Boot  Kurs  Ost. 

13.  September  1942 
Lagebericht  OKH 

[Befehl    des    Fuhrers    betr.    Ablosung    abgekampfter    Divisionen    aus    dem 
Osten^.] 

1     OKW/WFSt/Nr.  ^^i^gi  g.Kdos.  Chefs,  vom  13.  September  1942  im  Dokumenten= 
Anhang  Nr.  24. 

718 


13.  September  1942 

Osten 

H.Gr.  A: 

Rum.  Kav.Div.en  saubern  dasGelande  siidl.  und  siidostvv.  vonNoworossijsk. 
Ostw.  Noworossijsk  noch  Kampf  um  das  Hohengelande.  Angriffe  des  Feindes 
nordl.  und  nordostw.  von  Tuapse  wurden  abgeschlagen.  Nachdem  ein  fdl.  An= 
griJfiF  nordl.  des  Bsyb=Tales  auf  die  dort  stehenden  Geb.=Formationen  vergeb= 
lich  war,  versuchte  der  Gegner,  im  umfassenden  Angriff  durch  die  Schluchten 
die  Versorgungsstralie  anzugreifen.  Er  wurde  unter  schweren  Verlusten  zu= 
riickgeschlagen.  Auch  ein  Angriff  der  Russen  am  Maruschki=PajS  blieb  erfolg= 
los.  Teile  der  13.  Pz.Div.  im  Kampf  um  Chamidia.  Ostw.  des  Kurp  stiefien 
weitere  Pz.=Kraf te  nach  Siiden  vor,  nahmen  Malbogek  25  km  siidsiidwestl.  Mo=- 
dok  und  hielten  die  Stellung  gegen  feindl.  Angriffe.  Nordwestl.  Grosnij  muli= 
ten  die  eigenen  Stellungen  an  der  Bahnlinie  bis  an  den  Westrand  Nekanskaja 
gegen  Feinddruck  zuriickgenommen  werden.  Die  Gegend  nordostw.  Nekan= 
skaja  feindfrei. 

Wetter:  trocken,  warm,  plus  25  Grad. 

H.Gr.  B^: 

Der  Angriff  gegen  Stalingrad  schreitet  gegen  die  zah  verteidigte  Befesti= 
gungsanlage  am  Rande  der  siidl.  Vororte  langsam  vorwarts.  Teile  der  siidl.  der 
Bahnlinie  Kalatsch=Stalingrad  angreifenden  Pz.=  und  mot.Div.en  erreichten  das 
Fabrikgelande  eines  siidl.  Vorortes.  Hier  noch  harter  Kampf.  Auch  die  auf  die 
Mitte  und  den  Nordteil  der  Stadt  vorgehenden  eigenen  Inf.=  und  Pz.=Ver= 
bande  sind  im  weiteren  Vordringen  nach  Osten  und  Siiden.  Von  Norden  her 
wiederholte  der  Feind  seine  vergebl.  Angriffe  auf  die  Stellungen  zwischen  Wol= 
ga  und  der  Eisenbahn.  Auf  die  Naht  zwischen  deutschen  und  ital.  Formationen 
siidl.  der  Miindung  des  Choper=Flusses  wurden  Feindangriffe  im  Gegenstoli 
zuriickgeschlagen. 

Am  Siidteil  des  Don=Bogens  siidl.  Mamon  warfen  ital.  Formationen  den 
Feind  iiber  den  Don  zuriick.  Westl.  Swoboda  siidl.  des  Don=Bogens  gelang  dem 
Gegner  ein  tiefer  Einbruch.  Gegenstofi  im  Gange.  In  den  Don=Bogen  nordl. 
davon  konnten  ungar.  Formationen  mehrere  Hohenstellungen  im  Sturm  neh= 
men.  Nordwestl.  Liwny  wurde  ein  Feindvorstofi  abgewiesen. 

Wetter:  Klar,  sonnig,  plus  18  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Von  Suschinitschi  aus  nach  Siiden  starker  Kolonnenverkehr  beobachtet.  Ostw. 
Wjasma  wurden  Feindangriffe  in  Batl.=Starke  abgewehrt.  Auch  beiderseits  der 
Wolga  bei  Subzoff  und  siidl.  davon  mufite  der  Feind  nach  schweren  Verlusten 
seine  Angriffe  abbrechen.  Im  Raum  Demidoff  erfolgreiche  Bekampfung  der 
Partisanen.       Wetter:  heiter,  windig. 


Befehl  des  FUhrers  OKH/Gen.St.d.H./Op  (I  SIB)  Nr.  420710/42  g.Kdos.  Chefs, 
vom  13.  September  1942  im  Dokumenten=Anhang  Nr.  23. 

719 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  des  Ilmensees:  Von  der  Landbriicke  nach  Norden  gefiihrte  Angriffe 
einer  Jager=Formation  batten  Erfolg  und  warfen  fdl.  Gegenstofie  zuriick.  An 
der  Wolchow=Front  Artl.=  und  Sto6trupp=Tatigkeit.  Siidl.  Ladoga=See  wurden 
die  erwarteten  Angriffe  der  Russen  durcb  die  dort  eingesetzten  Div.en  der 
Armee  von  Manstein  abgescblagen. 

Der  Russe  wiederholte  aucb  am  gestrigen  Tage  seine  Versuche,  in  Booten  die 
Newa  siidl.  Scbliisselburg  zu  iiberscbreiten.  Nacb  Verlust  von  8  Booten  stellte 
er  die  Angriffe  ein. 

Finnland 

Nordostfront:  In  der  tiefen  Nordflanke  des  Abschnittes  des  Kostenga  wurde  ein 
starkerer  fdl.  Aufkl.=Vorsto6  abgewiesen.  Im  Abschn.  Kandalasdika  wurde  ein 
Feindangriff  in  der  Bereitstellung  zerschlagen. 

Panzerarmee  Afrika  (12.  9.) 
Panzerlage:  deutsch:      179  (220) 
ital.:  227  (242) 

406  (462) 
Anmerkung:  Die  Zahlen  in  Klammern  geben  die  Lage  vom  23.  8.  an.  VVeitere 
Meldungen  der  Panzerarmee  bisher  nicht  eingetroffen. 

Nachtrag  (13.  9.) : 

Am  12.  9,  auf  ganzer  Front  normale  fdl.  Artillerie=  und  geringe  Aufklarungs= 
tatigkeit.  Kraftegliederung  unverandert. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  13. 9. 42 

1.  Raiim  um  England: 

Bei  Tage  nur  geringe  Aufklarungstatigkeit. 

Bei  Start  Point  21.35  Uhr  etwa  12  Handelsschiffe  mit  Ballonsperren  Kurs  90  Grad. 

Kein  Nachteinsatz. 

Emfluge:  188,  davon  etwa  180  ins  Reichsgebiet.  7  Abschiisse  durch  Jager,  7  durch 
Flak.  Schwerpunkt  Bremen.  Zahlreidie  Spreng=  und  Brandbomben  iiber  gesamtem 
Stadtgebiet,  besonders  iiber  Stadtmitte  und  Siidstadt.  Bisher  uniibersehbare  Brande 
und  Schaden  fast  ausschliefilich  in  Wohnvierteln.  Verhaltnismafiig  wenig  Schaden  in 
Industrieanlagen.  Zahlreiche  Brande  in  offentlicKen  Gebauden,  Banken,  Finanzamt, 
in  Jutespinnerei,  in  Francke=Werken  (Flugmotorenreparatur),  Borgwardt=Werken 
(Torpedobau),  Europa=Hafen  (TecKnische  Abteilung,  1  Schuppen  und  1  Speicher), 
Hachez  Schokoladen=Fabrik,  Bremer  Lagerhaus  am  Weserkai  (Schuppen  3),  Gro6= 
brand  in  Verpflegungsamt,  Brande  in  der  Standortsverwaltung. 

Flugplatz  Bremen=Neulanderfeld  Treffer  in  einer  Halle  mit  FW  190,  Brandschaden 
in  Dienstriiumen. 

Personenverluste  vermutlich  sehr  hoch,  zahlreiche  Verschtittete.  Ein  Hauserblock 
durch  LM  vollkommen  zerstort. 

Delmenhorst  mehrere  Sprengbomben.  Delmenhorst  Flugplatz  eine  Halle  mit  Flug= 
zeugen  getroffen,  Flugzeuge  fast  alle  geborgen. 

Bei  Einfliigen  im  Osten  geringe  Bombenabwiirfe  auf  Konigsberg  und  Insterburg 
ohne  besondere  Schaden. 


720 


14.  September  1942 

Bei  einem  Einflug  im  Raum  Ploesti— Bukarest— Cernovoda— Konstanza  (einzelne 
Flugzeuge  bis  Donau)  wurden  einige  Sprengbomben  auf  Bukarest  Stadt  abgeworfen 
ohne  nennenswerten  Schaden. 

2.  Mittelmeer: 

Nordostwarts  Alexandria  08.35  Uhr  6  S=Boote  Kurs  West,  2  Dampfer,  2  V=Boote 
Kurs  Ost. 

Stuka=  und  Jabo=Einsatze  gegen  Kraftfahrzeug=  und  Truppenansammlungen  sowie 
gegen  Flugplatz  Burg  El  Arab.  2  Abschiisse  durchJagd=Begleitschutz.  Ergebnisse  nicht 
gemeldet. 

5.  Ostfront: 

Schwarzes  Meer:  Gelendshik  und  siidostwarts  davon  16.15  Uhr  74  kleine  und 
mittlere  Boote,  1  Frachter,  5  Wachboote. 

Kaspisches  Meer:  Nordostwarts  Machatsch  Kala  05.30  Uhr  2  S=Boote  Kurs  Siid. 
Bei  Machatsch  Kala  07.45  Uhr  1  Dampfer  1000  t,  1  Vorp.=Boot  Kurs  Siidost. 

Auf  der  Wolga  zwischen  Dubowka  und  Krasny  Jar  05.50  Uhr  1  Schlepper  und 
1  Leichter,  1  Schlepper  und  4  Leichter  Kurs  Nordwest,  1  Schlepper  und  1  Leichter, 
1  Schlepper,  2  Leichter  und  1  Schlepper  Kurs  Siidost. 

Eismeer:  Vor  der  Kola=Kuste  09.40  Uhr  4  Vorp.=Boote,  vor  der  Ostkiiste  Island 
11.05  Uhr  2  Vorp.=Boote. 

PQ  18:  10.00  Uhr  17  Ost  2837  1  Kreuzer,  5  Zerstorer  Kurs  160  Grad.  11.40  Uhr 
07  Ost  yyyo  1  Trager,  8  Zerstorer,  37  Dampfer  Kurs  70  Grad,  etwa  30  km  siidwest= 
lich  des  Geleitzuges  1  Dampfer  7000  t  brennend  und  sinkend  beobachtet.  Letzter 
Standort  03.05  Uhr  17  Ost  5780  Kurs  90  Grad  Schlechtwettergebiet. 

Es  wurden  eingesetzt  vom  Fliegerfiihrer  Lofoten  ^y  Flugzeuge,  davon  20  Bomber 
und  37  LT=Flugzeuge;  von  Fliegerfiihrer  Nord  (Ost)  35  Flugzeuge,  davon  17  Bomber, 
18  LT=Flugzeuge. 

Es  wurden  versenkt:  9  Handelsschiffe  mit  61000  t. 

Wahrscheinlich  versenkt  1  Tanker  und  5  Handelsschiffe  mit  48  000  t. 

Es  wurden  beschadigt:  Etwa  10—12  Dampfer  mit  ungefahr  90000  t,  wobei  Doppel= 
zahlung  moglich  ist. 

In  der  Nacht  vom  13.  zum  14.  geringfiigiger  Einsatz.  Erfolgsmeldung  steht 
noch  aus. 


14.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  14.  September  1942 

Der  Kommandierende  General  des  XXXXIX.  Gebirgskorps,  General  der  Ge= 
birgstruppen  Konrad,  halt  dem  Fiihrer  Vortrag  iiber  die  Lage  bei  seinem  Korps 
(iiber  seine  Ausfiihrungen  und  die  Bemerkungen  des  Fiihrers  liegen  keine  No= 
tizen  vor)^. 

Bei  der  Heeresgruppe  A  soil  die  SS=Div.  „Wiking''  von  der  17.  Armee  zum 
Ostfliigel  der  1.  Panzer=Armee  und  dafiir  die  46.  Inf.Div.  zur  Armeegruppe 
Ruoff  verschoben  werden. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  scheint  nach  Meldung  des  Generalobersten  Freiherrn 

1     Das  erste  erhalten  gebliebene  Stenogramm  einer  Ftihrer=Lagebesprechung  (Fraga 
ment  Nr.  29)  ist  vom  1.  Dezember  datiert  (vgl.  Heiber,  a.  a.  O.,  S.  50  ff.). 

721 


B.  Kriegstagebuch 

von  Richthofen  der  feindliche  Widerstand  bei  Stalingrad  nachzulassen.  Aus 
diesem  Grunde  und  Avegen  der  lebhaften  Feindtatigkeit  im  Abschnitt  der 
italienischen  8.  Armee  und  auf  dem  linken  Fliigel  der  6.  Armee  sollen  die 
loo.  Jager=Div.  (siehe  5.  9.)  und  die  22.  Panzer=Div.  (siehe  22.  und  30.  8.)  in 
ihren  jeztigen  Raumen  (hinter  der  italienischen  8.  Armee  und  in  der  Don= 
Schleife  nordwestlich  von  Sirotinskaja)  belassen  und  nicht  in  den  Raum  von 
Stalingrad  verschoben  werden. 

Der  Fiihrer  mochte  den  von  der  Heeresgruppe  Mitte  beabsichtigten  Angriff 
der  3.  Panzer= Armee  zur  Bereinigung  der  Lage  ostlich  von  Wjasma  so  bald  wie 
moglich  durchgefiihrt  haben.  Nach  dem  heute  vom  Chef  Gen.St.d.H.  vorge= 
legten  Angriffsplan  sollen  hierzu  eine  starke  Nordgruppe  und  eine  schwachere 
Siidgruppe  gebildet  werden.  Bei  der  9.  Armee  soil  die  Div.  „Gro6deutschland'' 
aus  der  Front  gezogen  werden,  da  die  feindlichen  Angriffe  bei  Subzoff  nach= 
gelassen  haben.  Ober  den  von  der  Heeresgruppe  Mitte  vorgeschlagenen  Angriff 
zur  Bereinigung  der  Lage  im  Raume  von  Rshew  ist  die  Entscheidung  noch  nicht 
gef alien.  Wird  er  nicht  durchgefiihrt,  so  kame  ein  Herausziehen  der  72.  Inf. Div. 
und  der  14.  mot.  Inf.Div.  aus  der  vorspringenden  Ecke  westlich  Subzoff  in 
Frage. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  soil  im  Flaschenhals  morgen  der  Teilangriff  der 
170.  Inf.Div.  und  am  18.  September  der  Hauptangriff  mit  der  170.  und  24.  Inf. 
und  der  5.  Gebirgs=Div.  durchgefiihrt  werden. 

Im  Bereich  des  Oberbefehlshabers  West  soil  auf  Anordnung  des  Fiihrers  die 
siidwestlich  von  Angers  stehende  7.  Panzer=Division  erst  dann  weiter  nach  Su= 
den  verlegt  werden,  wenn  eine  weitere  schnelle  Division  im  Westen  eingetrof= 
fen  ist.  Die  Transporte  zur  Evakuierung  der  britischen  Kanalinseln  sollen  am 
16.  September  beginnen. 

Kampfkrafte  der  Luftflotte  5  haben  gestern  den  britischen  Geleitzug  PQ  18 
angegriffen.  Ober  das  Ergebnis  liegen  keine  naheren  Meldungen  vor. 

In  Libyen  wurde  in  der  vergangenen  Nacht  ein  britischer  Landungsversuch 
bei  Tobruk  vereitelt. 

[Verfugung  OKW/WFSt/Op.  Nr.  00^142/42  g.Kdos.  v.  14.  9.  42  betr.  Ver= 
starkungen  (Materiallieferungen)  fur  Pz.Armee  Afrika  und  Kreta.] 

Eriauteningen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Generaloberst  Haider  fiihrt  in  seinem  Tagebuch  als  Gegenstand  des  Vortrags 
von  General  Konrad  „Aussprache  iiber  Ansatz  (des)  Gebirgskorps"  an.  Hitler  be= 
gann  damit  —  und  wahrscheinlich  auch  mit  der  anschliefiend  von  Greiner  vermerkten 
Krafteverschiebung-  — ,  seine  zusatzliche  Aufgabe  als  Oberbefehlshaber  der  H.Gr.  A 
wahrzunehmen. 

2  Nach  dem  Lagevortrag  vom  15.  September  sollte  die  46.  Inf.Div.  „wieder  auf  die 
Krim  zuriickverlegt"  werden;  Aufklarung  dieser  Gegensatze  mangels  Unterlagen 
nidit  moglidi. 

722 


14-  September  1942 

Die  Meldungen  Richthofens,  obwohl  erst  wenige  Wochen  vorher  (28.  August)  als 
hochst  unzuverlassig  erwiesen,  wurden  auch  hier  wieder  von  Hitler  unbesehen  zum 
Anlafi  genommen,  um  in  der  Krafteverteilung  der  H.Gr.  B  herumzukommandieren. 
Auffallend,  aber  aus  den  verfiigbaren  Unterlagen  nicht  zu  erklaren  ist  es  aufierdem, 
dafi  Richthofen  entgegen  seiner  Bestimmung  zur  Fiihrung  der  Fliegerverbande  bei 
Leningrad  (s.  24.  August  und  5.  September)  sich  offenbar  noch  immer  im  Raume 
von  Stalingrad  aufhielt. 

Hitlers  Anordnungen  fiir  den  Bereich  der  H.Gr.  Mitte  zeigen  ihn  erneut  als  „den 
groSen  Beweger"  einzelner  Divisionen,  verbunden  mit  der  Neigung,  an  alien  mog= 
lichen  Stellen  „die  Lage  zu  bereinigen",  statt  in  erster  Linie  Reserven  zu  bilden 
und  diese  fiir  den  operativen  Schwerpunktabschnitt  der  Gesamtfront  bereitzustellen. 

Im  Westen  schien  diesmal  Zeitzler  mit  der  Verschiebung  einer  Pz.Div.  nach  Siiden 
sogar  noch  schneller  handeln  zu  wollen,  als  es  Hitler  beabsichtigt  hatte  (vgl.  9.  Sep= 
tember). 

Dem  Landungsversuch  bei  Tobruk  kam  nur  die  Bedeutung  eines  Kommando« 
unternehmens  zu. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Ostw.  Noworossijsk  wurde  eine  beherrschende  Hohe  gegen  starken  Feind= 
widerstand  genommen.  Fdl.  Angriffe  am  Maruschki=PaJS  abgewiesen.  Nordl. 
des  Elbrus  stolit  aus  dem  Baksan=Tal  heraus  eine  Feindgruppe  in  westl.  Rich= 
tung  vor.  Gegenmafinahmen  sind  eingeleitet.  Westl.  Mosdok  wurde  von  einer 
Pz.Div.  nach  hartem  Kampf  Chamidia  genommen  und  Feind  nach  Siiden  zu= 
riickgeworfen.  Eine  vveitere  Kampfgruppe  stieii  in  siidl.  Richtung  vor  und 
nahm  nach  hartem  Kampf  Nischnij  Kurp.  Auch  ostw.  davon  stiefien  Telle  einer 
Inf.Div.  weiter  nach  Siiden  vor.  Auf  die  Spitzen  der  Angriffsgruppen  starke 
f  eindl.  Fliegerangriff  e.  An  der  Bahnlinie  nordl.  Grosnij  verstarkt  sich  der  Feind. 
Nordl.  der  Bahnlinie  bei  Seliwankin  fdl.  Kolonnen  von  Osten  her  gemeldet. 

H.Gr.  B: 

Siidl.  der  Bahnlinie  bei  Stalingrad  drangen  eign.  Krafte  nach  Durchbrechen 
der  fdl.  Stellungen  weiter  in  die  Vororte  ein.  Nordl.  Stalingrad  gelang  es  Inf.= 
und  Panzerverbanden,  den  Tatarengraben  zu  stiirmen  und  eine  westl.  Hauser= 
gruppe  von  Stalingrad  mit  einer  Kaserne  zu  nehmen.  Von  Norden  her  auf  die 
Landbriicke  zwischen  Wolga  und  Bahnlinie  nur  einzelne  schwachere  feindl. 
Angriffe. 

An  der  Donschleife  bei  Mamon  und  ostw.  davon  sowie  ostw.  Swoboda  und 
nordl.  Woronesch  wurden  Feindangriffe  abgewiesen. 

H.Gr.  Mitte: 

Westl.  Subzoff  wurden  mehrere  fdl.  Angriffe  abgeschlagen.  Die  feindl.  Luft= 
waffe  griff  wiederholt  eigene  Stellungen  an.  Auch  ein  Angriff  nordl.  Rshew, 
der  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  auf  die  Stellungen  angesetzt  war,  hatte 
keinen  Erfolg.  Der  Feind  hatte  hier  und  bei  Subzoff  schwere  Verluste. 


723 


B.  Kriegstagebuch 

H.Gr.  Nord: 

Im  Demjansk=Abschnitt  nordl.  Bely  Bor  wurden  Feindansammlungen  durch 
eign.  Artl.  zerschlagen.  Wiederholte  Angriffe  auf  die  Stellungen  siidl.  Ladoga= 
See  wurden  unter  schweren  Feindverlusten  abgewiesen  und  Ansammlungen 
in  dieser  Gegend  durch  Artl.  zerschlagen.  Vergebliche  Ubersetzversuche  des 
Feindes  an  der  Leningrad=Front  iiber  die  Newa  siidl.  Schliisselburg. 

Finnland 

Siidostfront:  Nadi  starker  Artl.=Vorbereitung  und  unter  Einsatz  von  5  Panzern 
und  einem  Panzerzug  griff  der  Feind  einen  vorgeschobenen  Stiitzpunkt  an  und 
wurde  nach  voriibergehendem  ortl,  Einbrudi  wieder  zuriickgeworfen.  Feindverluste 
etwa  1I/2  Komp.n  und  1  Panzer.  Ein  Teil  des  Panzerzuges  wurde  zerstort. 

Nordostfront:  Im  Abschnitt  Murmansk  landeten  die  Russen  in  Starke  von 
2  Komp.n  am  Siidufer  der  Motowski=Bud\t.  Nach  Zerstorung  von  2  Stiitzpunkten 
zog  sidi  der  Gegn,  wieder  nach  Eina  Guba  auf  der  Fischerhalbinsel  zuriick.  Nach 
Gefangenenaussagen  soli  etwa  um  den  15.  9.  ein  Angriff  von  der  Fischerhalbinsel 
geplant  sein  mit  dem  Ziel,  die  Verbindung  mit  der  Liza=Front  herzustellen. 

Panzerarmee  Afrika  (13.  9.) 

Seit  Mitternacht  13./14.  9.  feindl.  Landungsversuch  bei  Tobruk  im  Gauge.  Nach 
bisher  vorliegenden  Nachrichten  handelt  es  sich  anscheinend  um  Unternehmen  in 
kleinem  Rahmen.  Italienische  Marine  hat  gemeldet^  dafi  auf  der  Siidseite  der 
Tobruk=Bucht  aufierhalb  der  Hafensperre  bei  Umm=el=Sciause  (3  km  siidostw.  der 
Stadt)  schwache  Feindkrafte,  anscheinend  von  U=Booten,  gelandet  wurden.  Nach 
anderen  widersprechenden  Nachrichten  hat  der  Gegner  angeblich  ein  Fort  genom= 
men.  Andererseits  soil  es  sich  bei  den  gelandeten  Kraften  nur  um  einen  Sabotage= 
trupp  handeln. 

Westen 

Franzosische  Kanalkiiste: 

Am  15.  9.  00.30  Uhr  Versuch  eines  engl.  Offiziersto6trupps,  in  Starke  von  3  Offi= 
zieren  und  2  Mann  bei  Vierville  sur  Mer  (etwa  45  km  nordostw.  Caen)  in  einem 
kleinen  Boot  zu  landen.  Der  Stofitrupp  hatte  den  Auftrag,  Gefangene  einzubringen. 
Er  wurde  von  der  eigenen  Abwehr  vernichtet. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  14. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarungsfliige. 

Bei  Nacht  kein  Einsatz. 

Bei  Dungeness  06.17  Uhr  20  Boote  Kurs  Siidwest. 

Einfliige:  105,  ins  Reichsgebiet  100.  Abschiisse:  1  durch  Jager,  1  durch  Flak, 
2  durch  Marineartillerie.  Eindringtiefe  Helgoland— Hamburg— Bremen— Papenburg. 
Schwerpunkt  Wilhelmshaven.  Es  wurden  auf  Wilhelmshaven  abgeworf en  100  Spreng= 
bomben,  20  Lzz.,  12  000  Brandbomben,  400  Phosphorbrandbomben.  In  der  Stadt 
^o  Brande,  davon  20  Grofibrande.  Auf  den  Werften  nur  kleine  Brande,  bereits 
geloscht.  Wahrscheinlich  kein  Produktionsausfall.  Loscharbeiten  durch  Ausfall 
Wasserversorgung  erschwert.  100  Hauser  vollig  zerstort,  ^80  schwer,  720  leicht 
beschadigt.    Es    wurden    beschadigt    Hauptbahnhof,    Giiterbahnhof,    2    Gasometer 

724 


14.  September  1942 

(Gasversorgung  fallt  bis  auf  weiteres  aus),  Marinelazarett,  2  Krankenhauser,  Gar» 
nisonkirche  schwer  beschadigt.  Bei  Marineflak  Batterie  „Tirpitz"=Hafen  durch  VolU 
treffer  2  10,5  ausgef alien.  Flakstand  Strandhalle  Riistringen  mit  Munition  explodiert. 
Bei  Flakunterkunft  Sperrstelle  17  eine  Unterkunft  vollig  zerstort.  Personalausfalle: 
3  Soldaten  gefallen,  13  verletzt.  14  Zivilisten  tot,  51  verletzt,  etwa  50  verschiittet. 
3500  Obdachlose. 

Bei  Angriff  auf  Fliegerhorst  Jever  eine  Baracke  ausgebrannt. 

Bahnhof  Sande  beschadigt. 

In  Varel  und  einem  Dutzend  Orte  Brandschaden. 

Nachmeldung  zum  Angriff  auf  Bremen:  Brande  zum  Teil  noch  nicht  geloscht, 
jedoch  eingedammt.  Focke=Wulff  einige  Wochen  20  Vo  Ausfall.  Lloyd  Dynamo  Tank= 
anlage  und  einige  Hallen  zerstort,  Maschinen  erhalten,  wegen  Entgiftung  infolge 
Brandbomben  einiger  Produktionsausfall. 

Klein=Schanzlin  (Pumpen  und  Hilfsmaschinen  fiir  Marine)  Fertigungshalle  ge= 
troffen,  vorlaufig  100  Voiger  Ausfall. 

2.  Mittelmeer: 

06.37  Uhr  in  23  Ost  8211  1  vermutlich  leichter  Kreuzer,  6  Zerstorer.  Gruppe  nahm 
ab  11.00  Uhr  von  Tobruk  zuriickkehrende  Krafte  auf. 

Nordlich  Alkim  08.00  Uhr  1  Zerstorer,  2  Vorp.=Boote,  1  Handelsschiff  Kurs  40 
Grad. 

Uber  Tobruk  wurden  nachts  10  Abschiisse  erzielt. 

Am  14.  9.  erzielte  die  Luftwaffe  folgende  Erfolge  gegen  die  auf  Tobruk  angesetz= 
ten  Feindkrafte: 

10.15  Uhr  auf  einem  Kreuzer  9  Volltreffer  (250  kg  Bomben),  brennend  liegend 
geblieben,  1  Zerstorer  ein  Volltreffer,  mehrere  Nahtreffer,  Rauchentwicklung; 

12.05  Uhr  1  S=Boot  mit  Truppen  beladen  versenkt; 

15.00  Uhr  1  Zerstorer  Volltreffer,  Brandentwicklung  beobachtet. 

Suez  14.9.  08.00—09.30  Uhr  LB  (teilgedeckt  wegen  Wolken):  Dlhafen:  5  Tanker 
30  000  t,  5  Frachter  16  000  t.  Port  Taufie  10  Frachter  40  000  t,  1  Zerstorer,  1  Vorp.= 
Boot;  auf  Reede  Begleitschiff  „Woolwich",  1  Wohnschiff,  1  Zerstorer,  2  Vorp.=Boote, 
28  FradKter  125  000  t,  4  Tanker  16  000  t;  Timsah=See  5  Frachter  22  000  t,  1  Trans= 
porter  7  900  t,  1  Hilfsschiff ;  Gr.  Bittersee  2  Frachter  10  000  t. 

3.  Ost  front: 

79  Abschiisse. 

Schwarzes  Meer:  Gelendshik  zwischen  05.30  und  12.10  Uhr:  Im  Hafen  und  an 
der  Kiiste  45  kleine  Schiffe,  1  Frachter,  verschiedene  Kurse. 

Wolga:  Kamyschin  07.57  Uhr  LB:  19  Lastkahne  21000  t,  5  Schlepper.  Auf  der 
Wolga  1  Schlepper  und  1  Kahn  siidgehend. 

Ladoga=See  am  13.  9.  nordlich  Leuchtturm  Karetscha  aus  einem  Geleit  1  Frachter 
versenkt,  2  Frachter  beschadigt  (keine  Tonnagenangabe). 

Ostwarts  Neuladoga  13.  9.  1  Bewacher  beschadigt,  brannte. 

Eismeer:  Nordwestlich  Jokonga  10.00  Uhr  2  Frachter,  1  Vorp.=Boot  Kurs  Siidost. 
Hafen  Jokonga  09.50  Uhr  1  Frachter  2—3000  t,  6  Kiistenfahrzeuge. 

Siidlich  Kanin  Noss  07.26  Uhr  4  Frachter,  1  Vorp.=Boot,  etwa  330—340  Grad. 

Kap  Woronowo  2  Frachter  2—4000  t,  1  Vorp.=Boot  vor  Anker. 

Gegen  PQ  18  erzielte  die  Luftwaffe  gema6  Vorausmeldung  am  14.  9.  folgende 
Ergebnisse: 

Es  wurden  versenkt:  6  Schiffe  mit  49  000  t,  1  Zerstorer,  beschadigt:  3  Schiffe  mit 
21  000  t. 

Auf  Trager  1—3  LT=Treffer  moglich. 

7^5 


B.  Kriegstagebuch 

15.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  15.  September  1942 

Die  Lage  an  der  Ostfront  ist  im  allgemeinen  unverandert.  Bei  der  Heeres= 
gruppe  Nord  ist  der  fiir  heute  vorgesehene  Teilangriff  der  170.  Inf.Div.  auf 
morgen  verschoben  worden. 

Auf  Anordnung  des  Fiihrers  soil  der  im  Mittelmeer  verfiigbare  Schiffsraum 
mit  Schwerpunkt  fiir  die  Transporte  nach  Kreta,  in  zweiter  Linie  fiir  die  Trans= 
porte  nach  Afrika  und  erst  in  dritter  Linie  fiir  Transporte  im  Schwarzen  Meer 
eingesetzt  werden.  Weiterhin  soUen  die  in  Italien  stehenden  deutschen  Trup= 
pen  um  zwei  Drittel  vermindert  werden.  Schliefilich  befiehlt  der  Fiihrer  noch, 
dali  die  Flakschule  nicht,  wie  die  Luftwaffe  mochte,  nach  Palermo,  sondern 
nach  Bordeaux  verlegt  wird. 

[Befehl  des  OKW/WFSt  uber  die  geschlossene  Unterhringung  deutscher  SoU 
daten  in  den  hesetzten  Ostgebieten. 

Besorgnis  des  W.B.  SUdost  wegen  des  mangelhaften  Schutzes  der  Bauxit= 
gebiete  von  Mostar  durch  ital.  Krafte.] 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Aufzeichnungen  Greiners  iiber  die  Verwendung  des  Schiffsraumes  im  MitteU 
meer  weichen  von  den  entsprechenden  Richtlinien  des  erst  tags  vorher  erlassenen 
Befehls  fiir  die  „Verstarkung  Kretas  und  Nordafrika"  insofern  ab,  als  danach  die 
Transporte  nach  Kreta  erst  „in  erhohtem  Mafie  durchzufiihren"  sein  sollten,  „sobald 
die  Versorgung  der  dt.=ital.  Panzerarmee  in  Nordafrika  ausreichend  sichergestellt" 
worden  sei.  Da  aber  schon  diese  gewundene  Ausdrucksweise  einen  Kompromifi 
zwischen  Hitlers  standigem  Bedacht  auf  die  Sicherheit  Kretas  und  den  —  nach 
Ansicht  des  WFStabes  —  unverhaltnismafiig  viel  dringenderen  Bediirfnissen  Nord= 
afrikas  andeutet,  ist  es  durchaus  moglich,  dafi  die  oben  erlassenen  Anordnungen 
wieder  geandert  werden  mufiten.  Fiir  die  Transporte  im  Schwarzen  Meer,  die  nach 
friiheren  Absichten,  besonders  nach  Noworossijsk,  nicht  friih  genug  beginnen  konn= 
ten,  um  die  Mangel  des  Nachschubs  iiber  Land  auszugleichen,  diirfte  hiernach  kaum 
etwas  an  Schiffsraum  iibrig  geblieben  sein,  Wieder  einmal  durchbrach  der  Grund= 
satz  „Sicherheit  iiberall"  die  Notwendigkeiten  einer  Schwerpunktbildung. 

Greiners  Notiz,  da6  „die  in  Italien  stehenden  deutschen  Truppen  um  zwei  Drittel 
vermindert  werden"  sollten,  ist  dem  Verfasser  nicht  recht  verstandlich.  Da  Verbande 
des  deutschen  Heeres  damals  gar  nicht  in  Italien  lagen^  die  Luftflotte  2  aber  nach 
dem  mehrfach  erwahnten  Befehl  Hitlers  vom  14.  September  sogar  noch  verstarkt 
werden  sollte  und  die  geringen  Abstellungen  der  deutschen  Kriegsmarine  fiir  die 
mit  dem  gleichen  Befehl  geforderten  Transportaufgaben  ganz  unentbehrlich  waren, 
konnte  es  sich  wohl  nur  darum  handeln,  da6  die  aus  dem  Durchgangsverkehr  nach 
Nordafrika  entstandenen,  territorialen  Einrichtungen  der  Wehrmacht  personell  be= 
schrankt  werden  sollten.  Aber  auch  diese  Anordnung  ware  fiir  die  in  Italien  unter= 
gebrachten  Nachschub=  und  Versorgungsdienste  der  Nordafrika=Armee  nur  insoweit 

1  Die  fiir  den  Landungsangriff  gegen  Malta  im  Friihjahr  1942  versammelten  Ein= 
heiten  des  Heeres  und  der  Luftwaffe  waren  inzwischen  aufgelost  bzw.  nach  Nord= 
afrika  iiberfiihrt  worden. 

726 


15.  September  1942 

durchfiihrbar  gewesen,  als  etwa  italienisches  Personal  zum  Ersatz  des  deutschen 
zur  Verfiigung  gestellt  worden  ware,  Es  ist  moglich,  da6  Mussolini  aus  politischen 
und  wirtschaftlichen  Griinden  ein  derartiges  Ersuchen  an  Hitler  gestellt  hat.  General 
Warlimont  sind  aber  weder  die  Tatsachen  als  solche  noch  irgendwelche  Folgen 
daraus  erinnerlich.  Wie  wenig  eine  Anordnung  dieser  Art  den  wirklichen  Bediirf= 
nissen  der  Lage  im  Hinblick  auf  die  im  Oktober  und  besonders  im  November  1942 
eintretenden  Ereignisse  entsprochen  haben  wiirde,  braucht  kaum  erwahnt  zu  werden. 
Die  Flakschule  wollte  Hitler,  abgesehen  von  den  oben  erorterten  Bestrebungen 
zur  Verminderung  der  deutschen  Truppen  in  Italien  und  von  den  schwierigen  Ver= 
kehrsverhaltnissen  nach  Sizilien,  sicher  auch  deswegen  nach  Bordeaux  verlegt  wis= 
sen,  well  er  sich  davon  eine  zusatzliche  Sicherung  des  siidfranzosischen  Kusten= 
abschnitts  versprach. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Eign.  Krafte  im  schweren  Kampf  um  Fabrikgelande  sudostvv.  Noworossijsk. 
Abwehr  feindl.  Gegenangriffe  ostw.  der  Stadt.  In  der  Siidflanke  zunehmende 
fdl.  Spahtrupptatigkeit.  Nordl.  Suchum  nordl.  des  Bsybtales  feindl.  Artl.  Ein 
Angriff  auf  den  Pafi  nordl.  des  Oberlaufes  der  Tschohalta  wurde  abgewiesen. 
Siidl.  des  Terek  konnte  13.  Pz.Div.  Werchnij  Kurp  am  Oberlauf  des  Kurp 
gegen  starkere  Feindangriffe  halten.  Nordostw.  davon  greift  der  Feind  die  hier 
vorgehenden  eign.  Krafte  an,  wahrend  bei  Chamidia  ein  fdl.  Angriff  abgewie= 
sen  wurde.  Russ.  Vorstofi  nordl.  Ischerskaja  hatte  keinen  Erfolg.  Wetter: 
wechselnd  bewolkt,  teilw.  Regen,  im  Hochkaukasus  Schneestiirme. 

H.Gr.  B: 

Westl.  Chanata  Feind  in  ausgebauten  Stellungen.  Der  Kampf  um  die  Fe= 
stung  Stalingrad  zeichnet  sich  durch  besondere  Zahigkeit  und  Verbissenheit 
des  Gegners  aus.  Die  siidl.  der  Bahnlinie  angreifende  94. 1.D.  drang  in  die 
siidl.  Vorstadt  ein  und  schlug  fdl.  Angriffe  von  der  Wolga  her  ab.  Nordl.  der 
Bahn  gelang  es  einer  Div.,  durch  die  Stadt  durchzustofien  und  das  Wasserwerk 
am  Westufer  der  Wolga  zu  erreichen.  Nordl.  davon  konnten  Telle  einer  an= 
deren  Div.  gegen  zahen  Widerstand  in  die  Stadt  eindringen.  Angriffe  von  Nor= 
den  zwischen  Wolga  und  Bahn  unter  hohen  Feindverlusten  abgeschlagen.  Der 
Versuch  des  Gegners,  auf  dem  linken  Flugel  der  Div.  „Pasubio''  sudostw.  Ka= 
sanskaja  den  Don  zu  iiberschreiten,  konnte  verhindert  werden.  In  der  Don= 
Schleife  nordwestl.  Swoboda  gehen  eign.  Pz.=Krafte  zum  Angriff  vor.  Wetter: 
wechselnd  bewolkt,  teilweise  Regenschauer. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Suchinitschi  starkere  Feindbewegungen.  Im  Raum  Juchnow  und  siidl. 
davon  feindl.  Kolonnen  unter  eign.  Artl.=Feuer.  Ein  kleinerer  Feindvorstofi 
nordl.  davon  wurde  abgewehrt.  Im  Raume  nordostw.  Gshatsk  lebte  das  fdl. 

727 


B.  Kriegstagebuch 

Artl.=Feuer  wieder  auf.  Siidostw.  und  nordl.  Rshew  griff  Feind  auch  gestern 
wieder  mit  erheblichen  Kraften  an.  Mit  Ausnahme  eines  Einbruchs  nordl.  von 
Rshew  in  die  eign.  Stellungen  am  Stadtwald,  der  bereinigt  werden  konnte, 
wurden  alle  Angriffe  abgeschlagen.  Auf  den  Stellungen  nordwestl.  Rshew  liegt 
starkes  f dl.  Artl.=Feuer.  Im  Zuge  des  Partisanenunternehmens  im  Raume  nordl. 
Smolensk  gingen  eign.  Sicherungskrafte  nach  Nordosten  vor. 

Wetter:  zeitweise  bedeckt,  Wege  durch  Regengiisse  z.  T.  verschlechtert. 

H.Gr.  Nord: 

Ein  eign.  Angriff  im  Raume  Poroschki  an  der  Wolchow=Front  konnte  eine 
feindl.  Stellung  in  600  m  Breite  aufrollen.  Bei  Salzy  und  im  Kessel  westl. 
davon  vergebliche  Feindvorstofie.  Die  bei  der  28.  Jg.Div.  siidl.  des  Ladogasees 
eingebrochenen  Feindteile  wurden  eingeschlossen  und  verengt.  Nach  Erd=  und 
Luftaufklarung  ist  an  der  Ostfront  siidl.  des  Ladogasees  mit  60—70  russ.  Bat= 
terien,  an  der  Newa=Front  mit  25—30  zu  recKnen.  Die  beiden  hier  eingesetzten 
deutschen  Korps  setzten  Zermurbungs=  und  Zerstorungsfeuer  fort. 


Finnland 

Auf  der  Landenge  lebhafte  Sto6=  und  Spahtrupptatigkeit. 

Nordostfront:  Im  riickwartigen  Gebiet  westl.  Alakurtti  versuchte  eine  fdl.  Sto= 
rungsgruppe,  die  Bahnlinie  durch  Sprengung  aui2er  Betrieb  zu  setzen.  Der  Spreng= 
trupp  wurde  spater  tot  aufgefunden. 


Panzerarmee  Afrika  (14.  9.) 

Agypten:  22.  Pz.Brig.  erneut  unter  10.  Pz.Div.  bestatigt. 

Wahrend  der  Nadit  vom  13.  zum  14.  9.  starkes  feindl.  Artl.=Feuer  auf  ganzer 
Front.  Bombenangriffe  auf  Marsa  Matruk  und  El  Daba. 

Am  14. 9.  normale  beiderseitige  Artl.=  und  Spahtrupptatigkeit  sowie  lebhafte 
feindlidie  Luftaufklarung. 

Cyrenaika:  Die  in  den  Morgenstunden  des  14.  9.  in  Tobruk  gelandeten  brit. 
Krafte  wurden  bei  geringen  eign.  Verlusten  vernichtet.  Hierbei  wurden  iiber  300  Ge= 
fangene  gemacht,  mehrere  Landungsboote  sowie  Waffen  und  Gerat  erbeutet.  Meh= 
rere  fdl.  Kriegssdiiffe,  Begleit=  und  Landungsboote  wurden  versenkt  bzw.  be= 
sdiadigt. 

Feststellung  der  Truppenzugehorigkeit  der  gelandeten  Feindkrafte  noch  nidit 
abgeschlossen. 

Nadi  vorgefundenen  Beutepapieren  hatte  der  Gegner  den  Auftrag,  die  Hafen= 
anlagen  zu  zerstoren  und  die  Sdiiffe  im  Hafen  zu  versenken.  Nach  bisher  vorliegen= 
den  Nachrichten  handelt  es  sich  um  Commando=  oder  Marinetruppen,  die  zuletzt 
in  Syrien  und  Palastina  gewesen  sein  sollen. 

Feindl.  Sabotagetrupps  wurden  bei  Bengasi  und  Barce  durch  ital.  Truppen  auf= 
gerieben.  Mehrere  Gefangene  eingebracht,  einige  Lkw  vernichtet.  Nach  bisher  vor= 
liegenden  Nachrichten  ist  es  dem  Gegner  gelungen,  auf  dem  Flugplatz  Barce  einige 
Flugzeuge  zu  zerstoren. 

Der  Dt.  Gen.  b.  H.Quartier  der  ital.  Wehrm.  meldet  iiber  die  Lage  am  14.  9.  um 
13.00  Uhr: 

5^28 


15-  September  1942 

Nordafrika:  Nach  einer  beim  Comando  Supremo  vorliegenden  unbestatigten 
Meldung  hat  der  Feind  bei  seinem  Landungsversuch  in  der  Nacht  13./14.  9.  bei 
Tobruk  auch  Fallschirmjager  abgesetzt.  Z.  Z.  sind  noch  Sauberungsaktionen  und 
Nachsuchen  nach  noch  an  Land  befindlichem  Feind  im  Gange. 

Mittelmeer:  Auf  zwei  ital.  Flugplatzen  der  Insel  Rhodos  wurden  13  ital.  Flug» 
zeuge  durch  Sabotage  zerstort.  10  verdachtigte  Personen  verhaftet. 

Italien:  Bei  Motta  S.  Anastasia  (Cantania)  geriet  am  13.  9.  23.30  Uhr  ein  deutsches 
Munitionslager  in  Brand.  Nachforschungen  nach  der  Ursache  sind  im  Gange. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  15. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 
Aufklarungstatigkeit  bei  Tage. 

Bei  Nacht  Angriff  mit  20  Flugzeugen  auf  Boston.  Erfolgsmeldung  steht  noch  aus. 

Bei  Ramsgate  20.00  Uhr  32  Dampfer  6—10  000  t,  mehrere  Bewacher  Kurs  Slid. 

73  Feindeinfliige,  davon  etwa  20  ins  Reichsgebiet.  Eindringtiefe  Emden— Wilhelms= 
haven— Bremerforde.   Keine  Bombanabwiirfe,  vermutlich  Minenabwurf. 

Am  Nachmittag  des  15.  griff  en  xi  Boston  und  24  Spitfire  Cherbourg  an.  Es  wur= 
den  14  Sprengbomben  abgeworfen^  1  Dampfer  13  700  t  durch  2  Volltreffer  in  Brand 
gesetzt.  Elektrizitatswerk  beschadigt.  4  Hauser  zerstort,  20  beschadigt.  U=Boot= 
Kaserne  Cherbourg  schwer  beschadigt.  1  Douglas  DB  VII  und  1  Spitfire  abge= 
schossen. 

In  den  friihen  Morgenstunden  erneuter  Angriff  auf  Cherbourg.  Keine  besonderen 
Schadensmeldungen. 

Als  Besonderes  ist  zu  melden,  da6  von  Flugzeugen  Blinkkorper  ins  Wasser  ge= 
worfen  wurden.  Es  wird  vermutet,  daS  diese  Schiffsansammlungen  vortauschen 
sollten.  Die  Blinkkorper  gaben  nach  Auftreffen  auf  das  Wasser  Blinkzeichen  und 
blinkten  45  Minuten  lang. 

2.  Mittelmeer : 

Jagdvorstofie  gegen  Malta,  dabei  4  Abschiisse, 

Fliegerfiihrer  Afrika  fiihrte  Jabo=Einsatze  gegen  Kraftfahrzeugansammlungen  im 
Nordabschnitt  der  Alamein=Front  mit  guter  Wirkung  durch.  Aufierdem  wurde  ein 
Stuka=Einsatz  durchgefiihrt,  um  feindliche  Jager  herauszulocken.  Der  starke  Jagd= 
schutz  schofi  dabei  22  feindliche  Flugzeuge  sicher,  3  wahrscheinlich  ab.  Dabei  erzielte 
Oberleutnant  Marseille  seinen  143.  bis  151.  Luftsieg. 

Es  wurde  starke  Abnahme  der  feindl.  Lufttatigkeit  im  gesamten  afrikanischen 
Raum  gemeldet. 

Liickenlose  Aufklarung  bis  4  Grad  West  blieb  ohne  Feindsichtung.  OB  Slid  mel= 
det,  dafi  damit  V=Mannmeldung  iiber  Geleitverkehr  erneut  widerlegt  ist. 

5.  Ostfront: 

Schwarzes  Meer:  Vor  Sotschi  07.55  Uhr  1  Dampfer  2000  t,  2  S=Boote  Kurs  Siidost. 

Vor  Gudauti  11.18  Uhr  1  Transporter  3000  t,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Siidost. 

Eismeer:  PQ  18.  Letzt  gemeldeter  Standort  durch  Flugzeuge  02.35  Uhr  47  Ost 
2576,  bestehend  aus  etwa  30  Handelsschiffen,  18  Bewachern  1  Flugzeugtrager.  Dieser 
Standort  liegt  etwa  45  sm  siidlich  des  von  U=Booten  gemeldeten  Standortes  in 
A  C  3592  um  01.51  Uhr. 

Am  15.  9.  erzielte  die  Luftwaffe  am  PQ  18  keine  Erfolge  wegen  Wetterlage. 

Die  Luftwaffe  hat  bisher  als  versenkt  gemeldet: 

17  Dampfer  mit  116  000  t,  darunter  1  Tanker. 

729 


B.  KriegstagebucK 

16.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  16.  September  1942 

Bei  der  Heeresgruppe  A  ist  das  rumanische  Armeeoberkommando  3  heraus= 
gezogen  und  nach  Rostow  verlegt  worden. 

Bei  der  Heeresgruppe  B  hat  der  Siidfliigel  der  6.  Armee  in  Stalingrad  gute 
Fortschritte  gemacht.  Auf  Anordnung  des  Fiihrers  soil  der  Kampf  um  Stalin= 
grad  einheitlich  in  die  Hand  der  6.  Armee  gelegt  werden.  Im  Hinblick  auf  die 
von  ihm  erwarteten  feindlichen  Angriffe  gegen  den  Abschnitt  der  italienischen 
8.  Armee  befiehlt  der  Fiihrer,  daJ3  die  22.  Panzer=Div.  und  die  113.  Inf.Div. 
von  der  6.  Armee  sofort  hinter  den  italienischen  Abschnitt  verschoben  werden. 
Der  Angriff  der  ungarischen  2.  Armee  auf  den  russischen  Briickenkopf  Dawy= 
dowka  (60  km  siidlich  von  Woronesch)  soil  eingestellt  werden. 


Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Auch  Haider  berichtet  an  diesem  Tage  erneut,  dafi  Hitlers  „Sorge  um  die  Don= 
front  unverandert  stark"  war^  Dafi  es  trotzdem,  wie  der  hier  noch  einmal  wieder= 
holte  Befehl  ergibt,  bis  dahin  nicht  gelungen  war,  die  22.  Pz.Div.  hinter  die  italie= 
nisdie  8.  Armee  zu  verbringen,  ist  wohl  nur  daraus  zu  erklaren,  dafi  die  Krafte  der 
6.  Armee  schon  damals  viel  mehr  angespannt  waren,  als  die  Oberste  Flihrung  es 
erkannte. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Zahlreiche  Feindvorstofie  an  der  Uferstrafie  und  ostw.  Noworossijsk  wur= 
den  abgewiesen.  Lebhaftes  beiderseitiges  Artl.=Feuer  im  Raum  Gorjatschi= 
Kljutsch.  Nordl.  des  Bsyb=Flusses  wurden  mehrere  Feindvorsto6e  abgewiesen. 
Die  nordl.  des  Elbrus  gemeldete  Feindabteilung  wurde  von  einer  Jg.=Formation, 
die  von  Chursuk  nach  Osten  vorstiefi,  geworfen  und  zog  sich  in  ostUcher  Rich= 
tung  zuriick.  Auf  die  vordersten  Telle  der  Pz.Divisionen  bei  Werchnij  Kurp 
siidl.  des  Terek  starker  Feinddruck.  Fdl.  Angriff e  ostw.  Ischerskaja  beiderseits 
der  Bahnlinie  wurden  abgewiesen.  Wetter:  Im  Gebirge  Wetterbesserung,  Wege 
im  Abtrocknen,  in  der  Ebene  20—25  Grad  Warme,  Wege  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

An  der  Stalingrad=Front  erreichte  die  24.  Pz.Div.  im  Kampf  gegen  sich  zah 
verteidigenden  Gegner  die  Gegend  des  Siidbahnhofes.  Die  von  Norden  und 
Nordosten  her  angreifenden  Divisionen  nahmen  eine  beherrschende  Hohe  vor 
Stalingrad.  Die  Angriffe  wurden  durch  Sandstiirme  sehr  erschwert.  Bei  Wo= 
ronesch  gelang  es  dem  Gegner,  in  liberraschendem  Vorstofi  mit  starkeren 

1     Tgb.  Haider,  16.  September  1942. 

730 


i6.  September  1942 

Kraften  an  der  Siidostfront  von  Woronesch  die  eign.  Linie  zu  durchbrechen. 
Die  Durchbruchsstelle  wurde  abgeriegelt,  der  Feind  fiihrt  Verstarkungen  in 
die  Einbruchsstelle  nach.  Eign.  Gegenangriff  von  Nordwesten  und  Siidwesten 
mit  Unterstiitzung  von  Schlachtfliegern  ist  angesetzt.  Nordl.  Woronesch  wurde 
ein  Feindvorstofi,  der  voriibergehend  in  die  eign.  Linien  eindrang,  nach  Nor= 
den  zuriickgeschlagen.  Auf  dem  Nordfliigel  der  H.Gr.  nordwestl.  Liwny  wurde 
ein  feindl.  Stofitrupp,  der  eine  Minensprengung  durchgefiihrt  hatte,  zuriick= 
geschlagen.  Wetter:  bedeckt,  windig,  +  9  Grad,  einzelne  Regenschauer. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Suchinitschi  starkeres  fdl.  Artl.=Feuer.  Mehrere  feindl.  Vorstofie  sud= 
ostw.  Kirow  wurden  unter  hohen  Verlusten  fiir  den  Gegner  abgewiesen.  An 
der  Front  der  4.  Armee  und  3.  Pz.Armee  keine  besonderen  Kampfhandlungen. 
Ostw.  und  nordostw.  Sytschewka  begann  gestem  morgen  ein  von  zwei  Pz.= 
Div.en  durchgefiihrter  Angriff,  der  tief  in  die  feindl.  Linien  vorstiefi.  7  feindl. 
Panzer  wurden  dabei  erledigt.  Der  Angriff  ist  noch  im  Gange.  Im  Raume 
Subzoff  und  beiderseits  der  Wolga  setzte  der  Feind  gestern  seine  Angriffe 
fort.  Er  stiefi  in  mehreren  Wellen,  von  Panzern  unterstiitzt,  gegen  die  eign. 
Linien  vor.  Die  Infanterie  wurde  zerschlagen,  die  durchgestofienen  Panzer  von 
eign.  Sturmgeschiitzen  erledigt.  Bis  zum  Abend  waren  die  eign.  Linie  fest  in 
eign.  Hand  und  43  Feindpanzer  erledigt.  Nordl.  Rshew  wurden  feindl.  An= 
sammlungen  durch  Artl.  zerschlagen.  Ein  eign.  Vorstofi  in  den  Stadtwald  von 
Rshew  zur  Bereinigung  der  Lage  ist  im  Gange.  Wetter  teilw.  bewolkt,  Wege 
iiberall  befahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

Westl.  Waldai  wurden  feindl.  Angriffe  durch  eign.  Artl.  und  Einsatz  von 
Schlachtfliegern  zerschlagen.  Siidostw.  Staraja  Russa  griff  der  Feind  beiderseits 
der  Redja  iiberraschend  an.  Die  Einbruchsstelle  konnte  noch  nicht  bereinigt 
werden,  Gegenangriff  ist  angesetzt.  An  der  Wolchow=Front  beschofi  eign.  Artl. 
Schanzarbeiten  und  Bewegungen  des  Feindes.  AUe  siidl.  des  Ladoga=Sees  auf 
die  eign.  Stellungen  vorgefiihrten  fdl.  Angriffe  wurden  restlos  abgeschlagen. 
Auch  gestern  wieder  wurde  das  Vernichtungs=  und  Zermiirbungsfeuer  der 
eign.  Artl.  in  diesem  Raume  fortgesetzt. 


Finnland 

Finn.  Siidostfront  und  Nordostfront:  Aufier  lebhafter  beiderseitiger  Feuer=  und 
Spahtrupptatigkeit  keine  bes.  Ereignisse. 


Panzerarmee  Afrika  (15.  9.) 

Agypten:  Am  15.  9.  auf  ganzer  Front  normale  feindl.  Aufklarungs=  und  Artilleries 
Tatigkeit. 

Cyrenaica:  Die  Zahl  der  bei  der  Zerschlagung  des  brit.  Angriff s  auf  Tobruk 
gemachten  Gefangenen  hat  sich  auf  ^So  erhoht.  Unter  den  gelandeten  Feindkraften 

731 


B.  Kriegstagebuch 

wurden  i  engl.  Inf.Btl.  (I/A.U.S.  Highlanders),  a  engl.  M.G.Btl.  (I/R  Northumber= 
land  Fus.)  und  i  engl.  Marine  Inf.Btl.  (XI/Royal  Marines)  festgestellt,  die  samtlich 
1941  in  Tobruk  eingesetzt  waren. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  16. 9. 42 

I.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarungsfliige  und  Jabo=Einsatze  gegen  Rye  (Treffer  im  Siidteil  der 
Stadt,  Hauser  zerstort)  und  Eastbourne  (eine  Wagenhalle  des  Bahnhofs  zerstort 
und  Bordwaffenbeschufi  der  Stadt). 

Es  wurden  abgeschossen  2  Spitfire,  1  Wellington,  1  Spitfire  wahrscheinlich. 

In  der  Nacht  vom  15.  auf  16.  wurden  bei  dem  Angriff  auf  Boston  Detonationen 
und  Brande  im  Stadtgebiet  beobachtet.  Das  als  Ausweichziel  angegriffene  Ipswich 
erhielt  Treffer  im  Stadtgebiet  und  in  Barackenlagern. 

Am  15.  9.  erzielte  13./K.G,  40  in  14  West  0813  Abschu6  einer  Whitley,  in  14  West 
9855  1  Wellington,  14  West  9885  1  Whitley. 

In  der  Nacht  vom  16.  zum  17.  wurden  Colchester  und  Harwich  angegriffen.  Weitere 
Meldungen  liegen  noch  nicht  vor. 

In  Dover  08.55  Uhr  6  Kriegsschiffe. 

Im  Hafen  Folkestone  19.40  Uhr  15—20  kleine  Boote. 

Vor  Dungeness  19.40  Uhr  4  R=Boote  Kurs  Nordost. 

Vor  Eastbourne  17.50  Uhr  1  Vorp.=Boot  mit  Bordwaffen  beschossen,  Treffer 
erzielt. 

In  der  Leyne=Bucht  (siidwestl.  Portland)  10.25  Uhr  2  S=Boote  Kurs  Siid,  12  Damp= 
fer  Kurs  Ost. 

Lichtbild  vom  16.9.  10.30  Uhr  vom  Gebiet  Torquay  bis  Exmouth:  In  Torquay 
1  Frachter  und  etwa  70  Boote,  in  Teignmouth  etwa  18  Boote,  in  Exmouth  etwa 
20  Boote,  in  Topsham  etwa  20  Boote. 

211  Feindeinfliige,  davon  etwa  200  ins  Reich.  Eindringtiefe  Osnabriick — Lemgo — 
Giefien— Wiesbaden— Wittlich.  18  Abschiisse  durch  Flak,  1  durch  Marineflak,  17  durch 
Nacht  jager. 

Es  wurden  abgeworfen: 

Dortmund:  1  LM,  1  Sprengbombe,  400  Brandbomben,  5  Phosphorkanister;  klei= 
nere  Schaden. 

Oherhausen:  20  Sprengbomben,  20  Hauser  zerstort,  96  schwerbeschadigt,  2  Tote, 
24  Verletzte. 

Bochum:  10  Sprengbomben,  15  000  Brandbomben.  Grofibrande  und  schwere  Be= 
schadigung  in  4  Industrieanlagen,  darunter  Flottmann  (Bergbaumaterialien)  und 
Chemische  Industrie  Lothringen  (Zweigstelle  I.G.  Farben),  2  Verkehrsanlagen  be= 
schadigt,  Stellwerkhaus  und  Reichsbahngelande  zerstort.  20  Grofibrande,  30  mitt= 
lere  und  zahlreiche  kleinere  Brande.  16  Hauser  zerstort,  45  schwer,  42  mittelbescha= 
digt.  4  Tote,  50  Verletze,  mit  weiteren  ist  zu  rechnen. 

Duishurg:  2  LM,  5  Sprengbomben,  600  Brandbomben,  120  Phosphorbrandbom= 
ben.  21  Hauser  total  zerstort,  52  schwer,  34  leicht  beschadigt.  1  Gro6brand.  Eine 
Industrinanlage  mittelschwer  beschadigt,  Modell=Lager  der  Meiderich=Hiitte  bescha= 
digt,  20*/o  Ausfall  fiir  6—7  Wochen.  Im  Hafengebiet  ein  Holzlager  und  2  Lager= 
hauser  leicht  beschadigt.  1  Toter,  4  Verletzte. 

Essen:  14  LM,  90  Sprengbomben,  darunter  10  Lzz.,  18000  Brandbomben  und 
Industrieanlage  mittelschwer  beschadigt,  Modell=Lager  der  Meiderich=Hutte  bescha= 
Starke  Gebaudeschaden  bei  9  Industrieanlagen,  darunter  Gu6stahl=Fabrikation  der 
Krupp=Werke.  Uber  Produktionsausfalle  noch  keine  Meldung.  Ein  gro6es  Lebens= 
mittel=  und  Bekleidungslager  der  Fa.  van  Eupen  schwer  beschadigt.  Waschkanne 

732 


i6.  September  1942 

einer  Zeche  getroffen.  1000  Berufskleider  fiir  Bergleute  verbrannt.  32  Tote,  92  Ver= 
letzte. 

Wuppertal:  5  Sprengbomben,  450  Brand=,  2  Phosphorbrandbomben,  1  Phosphor^ 
kanister.  1  Haus  total  zerstort,  6  schwer,  7  leicht  beschadigt.  1  Grofibrand,  4  mitt= 
lere,  4  kleine  Brande.  1  Holzlager  der  Fa.  Klein  &  Jonas  in  Brand.  5  Tote,  30  Ver= 
letzte.  Auf  weitere  Orte  Sprengbomben  ohne  besondere  Schaden. 

Am  Abend  des  16.  wurde  Cochem  a.  d.  Mosel  mit  3  Sprengbomben  angegriffen. 
6  Hauser  eingestiirzt.  4  Tote,  9  Schwerverletzte. 

Wetzlar  a.  d.  Lahn  1  Sprengbombe,  4  Phosphorbrandbomben  auf  Bahnhof  und 
Bahnsteige,  sofort  geloscht. 

Wiesbaden=Biebrich  Zementwerke  Dyckerhoff  &  Sohne  5  Sprengbomben,  dar= 
unter  2  Lzz.  Ein  Treffer  auf  Kohlenkahn,  gesunken.  Sonst  keine  wesentlichen  Scha= 
den.  4  Phosphorkanister  auf  Bahnhof  Ost,  sofort  geloscht,  kein  Schaden. 

Neuwied  4  Sprengbomben,  nur  Flurschaden. 

Im  westl.  Reichsgebiet  gingen  13  feindl.  Storballone  nieder.  3  Ballone  wurden 
aufgefunden  und  sichergestellt. 

2.  Mittelmeer: 

Bei  Jagdvorstofien  gegen  Malta  wurden  auf  2  Feindflugzeugen  Treffer  erzielt. 

Fliegerfiihrer  Afrika  Jabo=Angriffe  gegen  Batteriestellungen  im  Nordabschnitt 
mit  guter  Wirkung. 

Bei  Angriff  auf  Flugplatz  Burg  el  Arab  Treffer  innerhalb  abgestellter  Flugzeuge. 
Durch  Begleitschutz  wurden  3  Abschiisse  erzielt. 

Bei  Feindangriff  auf  Bengasi  wurde  1  Liberator  abgeschossen. 

Aufklarung  siidlich  Agedabia  und  Gialo  keine  Feindfeststellungen. 

Port  Said  11.20  Uhr  LB:  1  leichter  Kreuzer,  1  Kriegsschiff  155  m  lang,  3  Zerstorer, 
1  Kan.Boot,  4  Hilfskriegsschiffe,  2  Transporter  17  500  t,  4  Tanker  17  000  t,  18  Frach= 
ter  96  000  t. 

Alexandrien  15.9.  11.20  Uhr  LB:  1  Kriegsschiff seinheit,  2  Zerstorer,  6  Geleit= 
boote,  4  Vorp.=Boote,  1  Hilf skriegsschiff,  1  Transporter  9  500  t,  2  Tanker  12  000  t, 
17  Frachter  84  000  t,  1  Frachter  8000  t  im  Dock. 

3.  Ostfront: 

Abschiisse  am  15.  9.  100  durch  Jager,  18  durch  Flak. 

Schwarzes  Meer:  Bei  Gelendshik  an  der  Kiiste  17.15  Uhr  40  Boote. 

Vor  Tuapse  17.15  Uhr  3  Frachter,  3  Schleppkahne  Kurs  Siidost. 

Im  Seegebiet  Gelendshik— Tuapse  um  06.30  Uhr  1  Tanker  3000  t,  1  Frachter  2000  t, 

1  Frachter  1500  t,  1  S=Boot,  5  Vorp.=Boote  Kurs  Siidost. 

Vor  Gagri  11.15  Uhr  1  Dampfer,  1  M=Boot,  2  R=Boote  Kurs  Nordwest. 

Vor  Suchum  11.04  Uhr  1  Dampfer,  1  Zerstorer,  2  R=Boote  ohne  Kursangabe. 

Wolga:  Auf  der  unteren  Wolga  geringer  Verkehr,  auf  der  oberen  Wolga  bis 
Kamyschin  geringer  Verkehr. 

Finnen=Busen:  Im  Hafen  Lavansaari  10.30  1  Kan.=Prahm,  1  Schlepper,  12  Vorp.= 
Boote  und  Ku=Raumer. 

Nordl.  Peninsaari  10.30  Uhr  2  Vorp.=Boote. 

Ladoga=See:  In  der  Morje=Bucht  15.30  Uhr  18  Schiffe  verschiedener  Grofien. 

Eismeer:  In  der  Eina=Bucht  07.20  Uhr  1  Frachter  1000  t. 

In  Klein  Liza  07.17  Uhr  etwa  30  Motorboote. 

Am  15.  9.  Angriff  gegen  S=Boote  in  der  Pumanki=Bucht.  1  S=Boot  beschadigt, 

2  weitere  wahrscheinlich  beschadigt. 

PQ  18  um  09.45  Uhr  in  47  Ost  5530  mit  Kurs  100  Grad  gemeldet,  von  Marine 
15.21  Uhr  in  AC  6366.  Am  15.  9.  wurde  aus  PQ  18  ein  Bewacher  versenkt. 

733 


B.  Kriegstagebuch 

QP  14  08.45  Uhr  ^7  Ost  0358  Kurs  360  Grad.  Weitere  Meldungen  liegen  nicht 
vor. 

Nachmeldung:  Am  16.  9.  wurden  an  der  Ostfront  6y  Feindflugzeuge  durch  Jager 
und  12  durch  Flak  abgeschossen. 

Die  Finnen  melden:  Bei  einem  Luftkampf  iiber  Mergino  1  Lag  3  und  1  MIG  1 
abgeschossen. 


17.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  17.  September  1942 

Die  Lage  ist  im  wesentlichen  unverandert.  Der  gestrige  Vorangriff  der 
170.  Inf.Div.  im  „Flaschenhals''  war  erfolgreich. 

Besprechung  des  Chefs  WFSt  und  des  Stellvertretenden  Chefs  WFSt  mit 
dem  im  Fuhrerhauptquartier  eingetroffenen  Wehrmachtbefehlshaher  Sudost, 
Ceneraloberst  Lohr: 

Generaloberst  Lohr  berichtet,  dafi  sich  in  Kroatien  die  Aufstandslage  ver= 
scharft  habe,  zunehmender  Zerfall  der  kroatischen  Tnippen  zu  beobachten  sei 
und  die  kroatische  Wehrmachtfiihrung  sich  gegeniiber  den  deutschen  Vor= 
schlagen  fiir  gemeinsame  Aktionen  versteife.  Er  schlagt  vor,  die  kroatischen 
Regimenter  mit  deutschen  Offizieren  zu  durchsetzen  und  das  zweite  Regi= 
ment  der  kroatischen  Division  nicht  an  der  Ostfront  einzusetzen,  sondern  im 
Lande  zu  belassen.  Die  Versorgungslage  Kroatiens  bezeichnet  er  als  schlecht. 
Chef  WFSt  verlangt,  dafi  wenigstens  die  Versorgung  der  in  Kroatien  stehen= 
den  deutschen  Truppen  aus  dem  Lande  sichergestellt  wird.  Der  W.B.  Sudost 
wird  dem  Fiihrer  bei  seinem  heutigen  Vortrag  die  Frage  vorlegen,  was  zu 
geschehen  habe,  wenn  die  kroatische  Regierung  zusammenbreche.  Anlafi  zu 
dieser  Frage  gibt  ein  in  die  Hand  der  deutschen  Truppen  gefallener  Befehl 
der  Aufstandischen,  aus  dem  sich  ergibt,  dali  die  Banden  zentral  von  der  Ko= 
mintern  geleitet  werden. 

Der  W.B.  Siidost  beantragt,  in  Serbien  die  714.  und  die  717.  Inf.Div.  we= 
nigstens  teilweise  mit  Gebirgsausriistung  zu  versehen.  Die  Frage  der  Erweite= 
rung  des  bulgarischen  Besatzungsgebietes  soil  auf  Vorschlag  des  W.B.  Sudost 
nicht  weiter  verfolgt  werden,  da  eine  derartige  Erweiterung  auf  die  serbische 
Bevolkerung  sehr  ungiinstig  wirken  wiirde  und  die  Bulgaren  wegen  ihrer 
Nichtbeteiligung  am  Kriege  bei  den  Serben  auch  keinerlei  Ansehen  geniefien. 

Uber  die  Lage  in  Serbien  berichtet  der  W.B.  Sudost,  da6  Mihajlovic  bei  den 
Serben  als  Nationalheld  gelte.  Daher  sei  einheitUche  Fiihrung  durch  den  Kom= 
mandierenden  General  und  Befehlshaber  in  Serbien  unerlafiUch,  die  aber  tat= 
sachUch  nicht  bestehe,  da  neben  General  Bader  der  Wirtschaftsbevollmach= 
tigte,  Generalkonsul  Neuhausen,  und  der  Verwaltungschef,  Prasident  Turner, 
Fiihrungsanspriiche  erhoben,  vor  allem  aber  der  Hohere  SS=  und  Polizei=Fuhrer 
sowohl  die  militarische  wie  die  zivile  Verwaltungsfiihrung  beanspruche.  Dieser 
habe  den  Antrag  gestellt,  ihm  die  gesamte  Zivilverwaltung  zu  iibertragen,  und 
sei  im  Begriff,  eine  eigene  Verwaltung  durch  Einrichtung  von  Polizeibezirken 

734 


17-  September  1942 

aufzuziehen.  Der  vom  Befehlshaber  Serbien  fiir  notwendig  gehaltene  gruppen= 
weise  Einsatz  der  SS=Division  „Prinz  Eugen"'  sei  von  ihm  abgelehnt  worden. 
Fiir  die  nach  Kreta  zu  iiberfUhrenden  Truppen  legt  der  W.B.  Siidost  eine 
Transportiibersicht  vor.  Die  von  ihm  aufgestellte  Ubersicht  iiber  die  beabsich= 
tigte  Krafteverteilung  auf  Kreta  soil  zunachst  noch  mit  dem  Kommandanten 
von  Kreta  besprochen  werden.  Generaloberst  Lohr  beantragt  die  Zufiihrung 
von  Lastkraftwagen=Transportraum  nach  Kreta  und  die  Verstarkung  der  Flak 
bei  Iraklion.  Als  gefahrlichster  Punkt  im  Hinblick  auf  ein  englisches  Landungs= 
unternehmen  sei  die  Siidkliste  bei  Timbakion  anzusehen,  da  von  hier  aus  die 
einzige  durchgehende  Strafie  nach  Iraklion  und  Chania  fiihre. 


Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Der  ungewohnliche  Ausdruck  „Vorangriff'',  womit  ein  Teilangriff  als  Vorstufe 
des  Hauptangriffs  gemeint  ist,  erscheint  fiir  die  damit  bezeichnete  Kampfhandlung 
bei  der  H.Gr.  Nord  auch  im  Tagebuch  Haider  (vom  16.  September). 

Der  Bericht  des  WB  Siidost  vermittelt  zunachst  ein  umfassendes  Bild  von  der 
Auflosung  aller  Ordnung  in  Kroatien,  die  sich  schon  knapp  1V2  Jahre  nadi  Besetzung 
des  Landes  herausgebildet  hatte.  Merkwiirdig  ist  dabei,  dafi  die  Italiener,  die  in 
diesem  Gebiet  nach  den  Vereinbarungen  der  Achsenmachte  in  jeder  Hinsicht  die 
Vorrangstellung  einnahmen  und  durch  ihre  Anspriiche  ebenso  wie  durch  ihre  mili= 
tarische  Untatigkeit  viel  zu  der  Unordnung  beitrugen,  gar  nicht  erwahnt  werden. 

Die  Vorschlage  des  Generaloberst  Lohr,  den  kroatischen  Verbanden  deutsche 
Offiziere  zuzuteilen,  sind  bei  den  spateren  Neuaufstellungen  unter  deutscher  Lei= 
tung  auch  auf  das  Unterfiihrerpersonal  ausgedehnt  worden.  Ebenso  hat  seine  An= 
regung,  keine  weiteren  kroatischen  Einheiten  an  die  Ostfront  zu  schicken,  um  so 
eher  Beachtung  gefunden,  als  das  erste  kroatische  Regiment  kurz  darauf  in  den 
Untergang  von  Stalingrad  verstrickt  wurde. 

Die  Forderung  auf  Gebirgsausriistung  fiir  die  Truppen  in  Serbien,  damals  nur 
Besatzungsdivisionen,  ergab  sich  daraus,  dali  diese  Verbande  standig  in  Kampfe 
gegen  bewaffnete  Banden  in  schwierigem  Berggelande  verwickelt  waren. 

Der  Gedanke  an  eine  Erweiterung  der  bulgarischen  Besatzungszone  in  Serbien 
lag  nahe,  da  die  Krafte  der  verbiindeten  Achsenmachte  immer  weniger  ausreichten, 
um  das  Land  zu  befrieden.  Hitler  diirfte  jedoch,  abgesehen  von  den  Einwanden 
Lohrs,  der  als  Dsterreicher  ein  guter  Kenner  des  Balkans  war,  auch  deswegen  die 
Absicht  nicht  weiter  verfolgt  haben,  weil  sie  wahrscheinlich  an  der  Ablehnung  des 
bulgarischen  Konigs  gescheitert  ware.  Wie  dieser,  auf  den  Hitler  stets  die  grofite 
Riicksicht  nahm,  sein  Land  nicht  am  Kriege  teilnehmen  lie6,  so  stellte  er  seine 
Truppen  auch  fiir  die  Besatzungsaufgaben  nur  insoweit  zur  Verfiigung,  als  eigene 
bulgarische  Interessen  an  den  zu  besetzenden  Gebieten  bestanden. 

Die  nicht  viel  anders  wie  chaotisch  zu  bezeichnende  Organisation  der  deutschen 
Besatzungsbehorden  in  Serbien,  die  nicht  dem  OKW,  sondern  dem  General=Quar= 
tiermeister  des  OKH  unterstand,  zeigt  ein  typisches  Bild  des  Durcheinanders,  wie 
Hitler  es  in  alien  besetzten  Gebieten  anrichtete:  Eine  Militarverwaltung,  die  nur 
dem  Namen  nach  bestand  —  hier  unter  General  Bader  —  und  von  alien  Seiten 
eingeengt  bzw.  durchlochert  wurde;  „Wirtschaftsbevollmachtigte",  die  als  Organe 
Gorings  in  dessen  Eigenschaft  als  Leiter  des  Vierjahresplans  sich  iiber  alle  mili= 
tarischen  Interessen  hinwegsetzten;  ein  Verwaltungschef,  der  haufig  mehr  der  „Par= 
tei"  gehorchte  als  dem  Militarbefehlshaber,  und  „vor  allem",  wie  Greiner  schreibt, 
„der  Hohere  SS=  und  Polizeifiihrer",  der  sich  als  Beauftragter  Himmlers  schlechthin 

735 


B.  Kriegstagebuch 

in  samtliche  Aufgabenbereiche  einmischte,  so  hier  auch  in  die  Verwendung  einer 
nicht  ihm,  sondern  taktisch  dem  Heere  unterstellten  Division  der  Waffen=SS.  In 
dieser  Aufzahlung  fehlt  nur  noch  das  Auswartige  Amt,  dessen  Beauftragte  in  den 
besetzten  Landern,  sei  es  aus  eigenem  Antrieb  oder  auf  Geheifi  ihres  Ministers, 
von  wenigen  Ausnahmen  abgesehen,  der  Wehrmacht  ebenfalls  in  den  Weg  traten. 
Da  es  zu  den  Grundsatzen  Hitlers  gehorte,  die  zu  einer  bestimmten  Aufgabe  be= 
rufenen  staatlichen  Krafte  nicht  sorgfaltig  gegeneinander  abzustimmen,  sondern 
im  Gegenteil  sich  gegenseitig  abringen  zu  lassen,  um,  wie  er  meinte,  auf  diese 
Weise  Hochstleistungen  zu  erzielen,  ist  auch  nach  dem  Vortrag  des  WB  Siidost 
nichts  an  den  Verhaltnissen  in  Serbien  geandert  worden. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.A: 

Im  Fabrikgelande  ostw.  Noworossijsk  starke  feindl.  Angriffe,  die  im  zu= 
sammengefafiten  Abwehrfeuer  zusammenbrachen,  Erneute  Angriffe  des  Fein= 
des  halten  an.  Am  Terek  gingen  eign.  Truppen  westl.  Chamidia  vor,  nahmen 
einen  Ort  und  wehrten  fdl.  Angriffe  ab.  Starker  Feinddruck  auf  die  Stellungen 
nordostw.  Werchnij  Kurp.  Ostw.  davon  wurde  Wosnessenskoje  konzentrisch 
vom  Feinde  angegriffen.  Kampf  ist  noch  im  Gange.  Der  Feind  verstarkt  sich 
laufend  von  Siiden  her.  Auch  nordwestl.  Grosnij  halt  der  Feinddruck  auf 
Ischerskaja  an.  Nordl.  hiervon  stiefien  eign.  Truppen  nach  Osten  vor  und 
warfen  die  Russen  aus  mehreren  Orten  zuriick. 

H.Gr.  B: 

Fernaufkl.  stellten  nordwestl.  von  Astrachan  ein  stark  besetztes  feindl. 
Grabensystem  fest.  Im  Kampf  um  Stalingrad  wurden  in  dem  Industriegelande 
im  siidl.  Vorort  Panzervorstofie  des  Feindes  von  rum.  und  deutschen  Truppen 
abgewehrt.  Der  Feind  widersetzt  sich  zah  der  Verbindung  unserer  Truppen, 
die  von  Siiden  und  Norden  auf  das  Zentrum  der  Stadt  vorgehen.  Von  Siiden 
her  gelang  es  den  am  Siidbahnhof  stehenden  Inf.=Verbanden,  beiderseits  der 
Bahn  vorzustofien  und  die  Stariza  zu  erreichen.  Hier  starker  Feind  vom  Nor= 
den  und  von  der  Wolga  her.  Auch  in  dem  schluchtenreichen  Gelande  nordl. 
der  Stariza  wechselvolle  Kampfe.  Im  nordl.  Teil  der  Stadt  wurden  Angriffe 
nordl.  des  Hauptbahnhofs  abgewehrt.  An  der  Bahnlinie  Stalingrad— Frolowo 
verstarkt  sich  der  Feind  an  der  Nordfront  der  Landbriicke.  Ein  weiterer  Angriff 
wird  hier  erwartet.  Siidostw.  und  siidwestl.  von  Serafimowitsch  mehrere  feindl. 
Aufkl.=Vorsto6e,  die  abgewiesen  wurden.  Bei  den  starken  feindl.  Pz.=Angrif= 
fen  in  der  Don=Schleife  nordwestl.  Swoboda  schlugen  ung.  Truppen  unter 
Fiihrung  eines  deutschen  Rgt.Kdr.s  alle  Angriffe  ab.  Der  Rgt.Kdr.  fand  hier= 
bei  den  Heldentod.  Auf  die  Ost=  und  Nordostfront  von  Woronesch  griff  der 
Feind  mit  starken  Panzern  und  Inf.=Kraften  an.  Auch  nordl.  Woronesch  halt 
der  starke  Feinddruck  an.  AulEer  einem  voriibergehenden  Einbruch  an  dieser 
Stelle  wurden  sowohl  bei  Woronesch  wie  hier  samtliche  Feindangriffe  ab= 

736 


17.  September  1942 

gewiesen.  30  Panzer  wurden  bisher  abgeschossen.  Ostw.  Woronesch  verstarkt 
sich  der  Feind  welter. 

H.Gr.  Mitfe: 

Auf  der  Bahnlinie  siidl.  Nowosil  2  Pz.=Zuge  festgestellt.  Nach  Gefangenen= 
aussagen  beabsichtigt  der  Feind  hier  einen  Angriff.  Kleinere  Vorstofie  im 
Raume  Bjelew  wurden  zuriickgeschlagen.  Bei  den  Vorstofien  der  deutschen 
Pz.Div.en  im  Raume  Sytschewka  am  vorgestrigen  Tage  wurden  353  Gefangene 
eingebracht,  7  Pak,  23  Granatwerfer,  48  MG  und  300  Gewehre  erbeutet.  Am 
gestrigen  Tage  wurden  Bereitstellungen  in  diesem  Raume  von  eign.  Artl. 
zerschlagen.  Bei  Subzoff  und  nordl.  Rshew  griff  Feind  wiederholt  mit  stark. 
Kraften  und  Panzern  an.  Sowohl  an  der  Wolga  wie  am  Stadtgut  Rshew  wur= 
den  samtliche  Angriffe  zum  Teil  mit  Artl.  und  Schlachtfliegerunterstutzung 
abgewiesen.  10  Panzer  wurden  vernichtet.  Das  Artl.=Feuer  des  Feindes  halt  an. 

H.Gr.  Nord: 

Siidl.  des  Ilmensees  wurden  feindl.  Vorstofie  beiderseits  der  Landbriicke 
abgewiesen.  In  der  Einbruchsstelle  nordostw.  Ljuban  griff  der  Gegner  mit 
4  starken  Rgt.ern  und  Panzerunterstiitzung  den  Westrand  der  Einbruchsstelle 
an.  Unter  hohen  Verlusten  wurde  er  abgewiesen.  Siidl.  Ladoga=See  hatten 
die  Angriffe  der  hier  stehenden  Jagerdiv.  zur  Bereinigung  der  Einbruchsstelle 
Erfolg.  Die  neugewonnenen  Stellungen  konnten  gegen  alle  feindl.  Angriffe 
gehalten  werden.  Auch  weiter  nordl.  waren  Angriffe  des  Feindes  ergebnislos. 


Finnland 

Finn.  Sudfront:  Nordwestl.  des  Seg=Sees  Gefechtsberiihrung  mit  einer  300  Mann 
starken  fdl.  Fernstreife. 

Nordostfront:  Bin  im  Westteil  der  Motowski=Bucht  gelandeter  Spahtrupp  wurde 
durdi  dortige  Feldwadie  aufgerieben. 


Panzerarmee  Afrika  (16.  9.) 

Feind  fiihlte  am  16.  9.  mit  Pz.  und  Schiitzen  im  Siidabschnitt  gegen  eig.  Front  vor. 
An  der  iibrigen  Front  normales  Artl.=Storungsfeuer. 

In  der  feindl.  Krafteverteilung  keine  Veranderung  bekannt. 

Bisher  gemeldete  eign.  Verluste  bei  der  Abwehr  des  fdl.  Angriff s  gegen  Tobruk: 
70  Tote  (1  Deutscher)  und  69  Verwundete  (7  Deutsche). 

Uber  die  angebliche  erneute  Landung  von  Feindkraften  westl.  Tobruk  liegen 
noch  folgende  Meldungen  vor. 

00.10  Uhr  Meldung  von  Koruck  an  Pz.AOK  „Ober  Feindangriff  keine  neue  Be= 
statigung.  Vollige  Ruhe  nach  Beendigung  des  Fliegeralarms. 

00.15  Uhr  Feindl.  Landung  hat  sich  nicht  bestatigt.  Im  Benehmen  mit  Adm.  Dom» 
bardi  Alarmierung  aufgehoben." 


737 


B.  Kriegstagebuch  ^ 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  17. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 
Bei  Tage  4  Absdiusse. 

Aufier  Aufklarungsfliigen  wurden  Jabo=Angriffe  gegen  Harwich  (Brandentwick= 
lung  im  Stadtgebiet)  und  Worthing  (Volltreffer  in  Wohnhausern  und  Treffer  im 
Gaswerk,  Stichflamme  mit  grofier  Rauchentwicklung)  gefiihrt. 

Bei  Nacht  Einsatz  gegen  Kingslynn  und  Great  Yarmouth  als  Ausweichziel.  Er= 
folgsmeldung  liegt  noch  nicht  vor.  Verlust:  1  Do  217. 

Keine  Einfliige  ins  Reich.  10—15  Flugzeuge  Angriff  im  Raum  Bordeaux,  mehrere 
Anfliige  auf  Hafen  Bordeaux.  Mehrere  Brande,  Gebaudeschaden  und  Beschadigung 
von  Gleisanlagen.  Militarischer  Schaden  noch  nicht  festgestellt.  In  Lormont  Brand 
in  Nudelfabrik,  Gebaudeschaden.  1  Swordfish  durch  Flak  abgeschossen.  10  Feind= 
Flugzeuge  Verminung  nordlich  Cherbourg. 

Siidlich  Dungeness  09.50  Uhr  1  Dampfer,  2  Raumboote  Kurs  Slid. 

Siidlich  Exhill  15.21  Uhr  bei  Jabo=Angriff  1  Vorp.=Boot  versenkt. 

Westlich  Insel  Wight  08.05  Uhr  5  Dampfer  Kurs  Siidwest. 

Ostwarts  Portland  16.35  Uhr  8  Dampfer,  2  Vorp.=Boote  Kurs  West. 

Ostwarts  Start  Point  19.18  Uhr  8  Dampfer,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Siidwest. 

2.  Mittelmeer : 

Aufklarungsfliige  iiber  der  Front  und  Jabo=Angriffe  gegen  Panzer=  und  Kraft= 
fahrzeugansammlungen  sowie  gegen  Batteriestellungen  mit  guter  Wirkung.  Geleit= 
zugsicherung. 

Jagdvorsto6  gegen  Malta,  dabei  1  Abschufi. 

5.  Ost front: 

6^  Abschiisse,  2  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

In  Gelendshik  mittags  1  Frachter,  34  Fahrzeuge,  6  kleine  Kriegsschiffe, 

Im  Seegebiet  Tuapse  mittags  4  Frachter  Kurs  Nordwest,  2  Kan.Boote  bzw.  Torp. 
Boote,  verschiedene  Kurse. 

Otschemtschiri  17.  9.  06.14  Uhr  LB:  3  U=Boote,  1  Minenschiff,  9  Kiistenfahrzeuge. 

Batum  17.9.  LB  06.45  Uhr:  1  Schlachtschiff,  3  Kreuzer,  5  U=Boote,  1  Torp.Boot, 
7  Tanker  47  000  t,  13  Frachter  22  500  t,  6—8  Kiistenfahrzeuge,  47  Boote. 

Ladoga=See:  Am  16.  9.  wurde  ein  Bombenangriff  mit  guter  Trefferwirkung  auf 
die  Funkstation  auf  den  Selenez=Inseln  durchgefiihrt. 

Durch  Jabo=Angriff  1  Schleppdampfer  beschadigt. 

Eismeer:  Bjeluscha  09.23  Uhr:  7  Frachter  17000  t,  5  Bewacher.  ,, 

Eina=Bucht  16.00  Uhr:  4  Kiistenfrachter. 

Neu  Oktro  (Motowski=Bucht) :  1  Vorp.=Boot,  5  Kiistenfahrzeuge. 

Letzte  Position  PQ  18  18.9.  04.10  Uhr:  47  Ost  4071,  bestehend  aus  etwa  28 
Dampfern,  etwa  20  Bewachem,  Flugzeugtrager  nicht  mehr  festgestellt. 


18.  September  1942  • 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  18.  September  1942 
Bei  der  Heeresgruppe  A  soil  der  Angriff  der  17.  Armee  im  ersten  Abschnitt 
am  20.  September  auf  dem  rechten  Fliigel  mit  dem  Vorstofi  der  rumanischen 
3.  Gebirgsdi vision  beginnen.  Die  SS=Div.  „Wiking"  wird  zur  1.  Panzer= Armee 
verschoben,  die  am  Terek  in  den  letzten  Tagen  feindliche  Angriffe  erfolgreich 
abgewehrt  hat. 

738 


i8.  September  1942 

Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  ist  der  geplante  Angriff  der  3.  Panzer=Armee 
zur  Bereinigung  der  Lage  ostlich  von  Wjasma,  zu  dem  die  9.  Panzer=  und  die 
95.  Inf.Div.  eingesetzt  werden  soUen,  vvegen  des  zur  Zeit  herrschenden  schlech= 
ten  Wetters  verschoben  worden. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  ist  der  fiir  heute  beabsichtigte  Gegenangriff 
im  „Flaschenhals''  wegen  der  ungiinstigen  Wetterlage  ebenfalls  verschoben 
worden. 

Der  Fiihrer  ordnet  an,  dafi  im  Westen  die  Brigade  Goring,  ebenso  wie  die 
anderen  schnellen  Verbande  des  OB  West,  mit  Panzern  ausgestattet  werden 
soil. 

Zum  Nachfolger  des  Generalobersten  Haider  als  Chef  des  Generalstabes 
des  Heeres  hat  der  Fiihrer  den  General  der  Infanterie  Zeitzler  ernannt.  An 
seiner  Stelle  wird  General  Blumentritt  Chef  des  Stabes  des  Oberbefehlshabers 
West. 

Erlauteningen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Der  Vermerk  iiber  Absiditen  im  Bereich  der  17.  Armee  lafit,  wie  audi  in  den 
Aufzeichnungen  der  folgenden  Tage  bestatigt,  erkennen,  da6  in  dem  bisher  wenig 
erfolgreidien  Kampf  um  die  Ubergange  im  westlichen  Kaukasus  und  die  Gewinnung 
der  Nordkiiste  des  Schwarzen  Meeres  nunmehr  unter  Hitler  als  Oberbefehlshaber 
der  H.Gr.  A  ein  neuer  Absdinitt  eingeleitet  werden  sollte. 

Die  Anordnungen,  die  Schnellen  Verbande  des  OB  West  mit  Panzern  auszu= 
statten,  ist  zweifellos  nicht  dahin  zu  verstehen,  dafi  diese  s.  Z.  iiber  keinerlei  Pz.= 
Kampfwagen  verfiigt  hatten.  Der  Befehl  wirft  aber  ein  bezeidinendes  Licht  auf 
ihren  damaligen  Kampfwert  und  damit  auch  auf  das  dem  „Krafteaustausch  Ost= 
West"  einstweilen  beizulegende  Gewicht. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A  (Stab  mit  Chef=Teilen  der  Fiihrungs=  und  O.Qu.=Abteilung  nadi 
Woroschilowsk  verlegt) : 

Nachtlicher  Landungsversuch  siidwestl.  Noworossijsk  abgewiesen.  Nord= 
ostw.  Noworossijsk  wurde  der  Feind  nach  voriibergehendem  Einbruch  zuruck= 
geschlagen.  Aufklarung  in  der  tiefen  Flanke  siidl.  Krymskaja.  An  den  Ge= 
birgspassen  westl.  des  Elbrus  wurden  ortliche  Angriffe  abgewiesen.  Beiderseits 
der  Grusinischen  Heerstrafie  griff  der  Feind  im  Raume  Maiskij  vergeblich  die 
eign.  Stellungen  an.  Nordl.  der  Eisenbahn  nordwestl.  Ischerskaja  ist  ein  Pz.Rgt. 
im  Angriff  gegen  die  hier  noch  haltenden  Feindkrafte  angesetzt.  In  der  Nord= 
flanke  wurde  eine  kampfkraftige  Aufklarung  zur  Beseitigung  stark.  Kav.= 
Patrouillen  in  Marsch  gesetzt.  Wetter:  trocken,  +  20  Grad,  Wege  gut  befahr= 
bar,  im  Geb.  noch  aufgeweicht. 

H.Gr.  B: 

In  Gegend  Beketowka  lebhafter  Fahrverkehr  auf  der  Wolga  nach  beiden 
Richtungen.  94. 1.D.  nahm  die  Strafienbriicke  iiber  die  Zariza  und  ostw.  der 

739 


B.  Kriegstagebuch 

Eisenbahnbriicke.  Westl.  der  Eisenbahnbriicke  sauberte  24.  Pz.Div.  Stadtteil 
und  Schlucht  siidl.  der  Zariza.  Die  Div.  steht  am  Siidufer  des  Flusses  und  hat 
dort  mit  der  von  Norden  kommenden  71. 1.D.  Verbindung  aufgenommen,  die 
ihrerseits  den  Stadtteil  siidl.  des  Kasernengelandes  sowie  um  den  Hauptbahn= 
hof  saubert.  Nordl.  davon  wurde  ein  Angriff  auf  die  Hohe  102,0  nordwestl. 
des  Eisenbahnbogens  von  eign.  Truppen  abgewehrt.  Siidl.  Serafimowitsch 
wurden  ein  feindl.  Vorstofi  abgeschlagen  und  Obersetzversuche  verhindert, 
desgl.  siidostw.  Kasanskaja.  Siidl.  Pawlowsk  gelang  es  3  deutschen  Kompanien, 
liber  den  Don  zu  setzen  und  die  Ortschaften  ostw.  des  Flusses  zu  stiirmen 
und  in  Brand  zu  setzen. 

Am  Siidostrand  Woronesch  griff  der  Gegner  mit  starken  Panzerkraften  in 
der  Richtung  nach  Nordwesten  und  Westen  die  ehemalige  Einbruchsstelle  an. 
Gegenangriffe  sind  im  Gange.  Auch  nordl.  Woronesch  am  Stellungsknie 
konnte  ein  fdl.  Pz.=Angrilf  im  Gegenstofi  zurlickgeschlagen  werden.  Wetter: 
wechselnd  bewolkt,  im  Siidteil  der  H.Gr.  warm,  im  Nordteil  kalt,  in  der  Nacht 
Frost. 

H.Gr.  Mine: 

Der  erwartete  Angriff  siidl.  Nowosil  begann  gestern  in  den  Morgenstunden 
imd  konnte  aufier  zwei  kleinen  Einbriichen  liberall  zum  Stehen  gebracht  wer= 
den.  Mit  Fortsetzung  der  Kampfhandlungen  ist  in  diesem  Raum  zu  rechnen. 
Ostw.  Wjasma  rege  Stofitrupptatigkeit,  nordostw.  Sytschewka  wurde  der 
Feind  nach  voriibergehendem  Einbruch  von  eign.  Pz.=Kraften  zuriickgeworfen. 
Nordwestl.  Rshew  setzte  der  Feind  an  mehreren  Stellen  liber  die  Wolga  und 
wurde  beim  Versuch,  in  die  eign.  Linien  einzubrechen,  zuriickgewiesen.  Das 
Wetter  im  Siiden  der  H.Gr.  regnerisch  kiihl,  Wege  aufgeweicht,  im  Norden 
Regenfalle,  Strafien  fur  Kfz.  zeitweise  unbefahrbar. 

H.Gr.  Nord: 

Am  gestrigen  Tage  griff  der  Russe  mit  starken  Kraften  den  Nordteil  der 
Demjansk=Front  an  verschiedenen  Stellen  konzentrisch  an,  um  einen  Durch= 
bruch  zu  erzielen.  Auch  nordl.  und  siidl.  der  Landbriicke  starke  feindl.  mit 
Panzern  unterstiitzte  Angriff e.  Alle  Angriff e  konnten  bisher  im  Gegenstofi 
zum  Stehen  gebracht  oder  abgeschlagen  werden.  An  der  alten  Einbruchsstelle 
nordostw.  Ljuban  wurden  mehrere  Feindangriffe  auf  die  dort  stehenden  Div.en 
abgewehrt.  Weitere  Angriffe  sind  im  Gange.  Siidl.  Ladoga=See  gelang  dem 
Gegn.  ein  Einbruch  in  die  Stellungen  der  dort  stehenden  Jg.Div.  Der  Einbruch 
wurde  abgeriegelt  und  die  121. 1.D.  mit  der  Bereinigung  beauftragt.  Wetter: 
Regenfalle,  tiefe  Wolkenlage,  Dunst. 

Finnland 

Finn.  SUdostfront:  Nadi  mehr.  Gefangenenaussagen  fiihrt  eine  OUeitung  von 
Kobona  nach  Norden  bis  zu  dem  Leuchtturm  in  Gegend  Tschemoje,  dann  iiber  den 

740 


i8.  September  1942 

Ladogasee  in  westl.  Richtung  und  trifft  siidl.  der  Bahn  ostw.  Irinowka  wieder  auf 
das  Festland,  um  dann  in  Richtung  Leningrad  weiter  zu  verlaufen. 

Bei  Maselskaja  griff  der  Feind  mit  stark.  Kraften  an.  Vemichtung  eingebrochner 
Feindteile  im  Gange.  Feindstreife  nordl.  Seg=See  wird  nach  Osten  verfolgt. 

Nordostfront  (Ceb.AOK  20):  An  der  Motowski=Bucht  reger  Schiffsverkehr,  am 
Ostufer  der  Liza=Bucht  Anhaufung  von  Ruderbooten.  Cberlaufer  am  Liza=Abschnitt 
sagen  Angriff  an  der  gesamten  Front  fiir  den  20.  9.  voraus. 

Siidfliigel  der  Liza=Front:  Vorstofiender  Feind  wurde  durch  Umfassung  z.  gr.  Tell 
vernichtet. 

Panzerannee  Afrika  (17.  9.) 

An  der  El  Alamein=Front  ruhiger  Verlauf  des  Tages. 

Im  Feindbild  keine  Veranderung  festgestellt. 

Die  Oase  Gialo  wird  von  stark,  brit.  Kraften  angegriffen.  Da  die  dortige  ital. 
Besatzung  sehr  schwach  ist,  ist  mit  ihrer  Besetzung  zu  rechnen. 

Ital.  Flugzeuge  griffen  feindl.  Kraftfahrzeuge  bei  El  Abiar  ostw.  Bengasi  tind 
siidl.  Barce  an.  15  Kraftfahrzeuge  und  7  Camionetten  gerieten  in  Brand. 

Bei  Sauberungsaktionen  wurden  in  der  Gegend  von  Tobruk  noch  einige  Eng= 
lander  aufgegriffen. 

Siidl.  El  Adem  stiefi  eine  ital.  Kolonne  auf  fdl.  Kfz.  Ital.  Verluste  5  Tote,  darunter 
ein  Offizier. 

Auf  Rhodos  wurde  ein  engl.  Stortrupp  in  Starke  von  1  Offz.,  1  Uffz.  und 
2  Mann  gefangengenommen,  die  am  6.  9.  gelandet  und  gegen  den  Flugplatz  Ga= 
durra  angesetzt  waren. 

(18.9.) 

Agypten:  Ruhiger  Verlauf  des  Tages.  In  der  feindl.  Kraftegliederung  keine  Ver= 
anderung  erkannt. 

Cyrenaika:  Die  Besatzung  der  Oase  Gialo  wurde  am  16.9.  von  feindl.  Kraften 
angegriffen. 

Nach  einem  Beutebefehl  von  L.  R.  D.  Force  ausgefiihrt,  die  am  13.  9.  von  der  Oase 
Kufra  aus  aufgebrochen  sein  soil.  Sie  setzt  sich  zusammen  aus: 

1  mot.Batl.  ohne  1  Komp.,  1  Zug  9,39  cm  Haubitzen,  je  einer  Gruppe  Pak  und 
leichte  Flak,  einem  Spahtrupp  der  Long  Range  Desert  Group. 

Nach  letzter  Meldung  mu6  mit  der  Besetzung  der  Oase  Gialo  durch  britische 
Truppen  gerechnet  werden. 

Nach  einem  feindl.  Befehl  ist  die  Besetzung  angeblich  fiir  3  Wochen  vorgesehen. 

Tobruk:  An  dem  Unternehmen  gegen  Tobruk  in  der  Nacht  vom  13.  zum  14.  9. 
waren  aufier  den  bereits  bekannten  brit.  Truppenteilen  1  verst.  Batl.  (I?  South 
Stratfordshire),  dabei  eine  Gruppe  in  deutschen  Uniformen,  beteiligt,  die  am  6.  9. 
von  der  Oase  Kufra  aus  aufgebrochen  sein  soil. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  18.  9. 42 

I.  Raum  um  England: 

Aufklarungsfliige  und  Angriff  auf  Schiffe  bei  Dartmouth.  1  Dampfer  1500  t  ver= 
senkt,  2  Schiffe  zu  je  1000  t,  2  Schiffe  zu  je  800  t  beschadigt.  Bomben=  und  Bord= 
waffenangriff  auf  Hauser  in  der  Stadt.  Ein  Gebaudekomplex,  anscheinend  Kaserne, 
mit  2  SC  250  getroffen.  Mittelteil  und  Seitenfliigel  zerstort. 

Bei  Nacht  kein  Einsatz. 

In  Ramsgate  19.37  Uhr  1  Dampfer  4—5000  t,  1  S=Boot. 

741 


B.  Kriegstagebuch 

In  Dover  07.53  Uhr  4  Vorp.=Boote. 

In  Deal  19.38  Uhr  4—5  vermutl.  Schnellboote. 

Im  Seegebiet  Portsmouth  10  Vorp.=Boote,  2  U=Boote  stilliegend. 

Zwischen  Exmouth  und  Start  Point  12.30  Uhr  bei  Teignmouth  2  mittlere  Dampfer 
und  mehrere  kl.  Fahrzeuge  und  Vorp.=Boote  ohne  Kursangabe,  bei  Torquay  4—5 
Vorp.=Boote,  bei  Dartmouth  6  gr.  Vorp.=Boote  oder  Zerstorer. 

Etwa  140  Feindeinfliige,  davon  80  ins  Reichsgebiet.  Eindringtiefe  Skagen— Helsing= 
borg—Bornholm—Pillau— Danzig— Fehmarn—Westerland—Husum  — Wangeroog  — Au= 
rich.  Mit  Verminung  der  Ostsee=Eingange,  der  Ostsee  bis  Pillau  und  der  Deutschen 
Bucht  ist  zu  rechnen.  Ein  Bombenabwurf  auf  Den  Helder. 

Bei  einem  Nachmittagsangriff  auf  Belgien  und  Nordfrankreich  wurden  durch  Flak 
2  Abschiisse  erzielt. 

2.  Mittelmeer: 

Insgesamt  228  Einsatze.  Dabei  Angriffe  auf  Lkw  und  Panzeransammlungen  und 
Jagd=Uberwachung  der  Front.  1  Abschufi. 

Die  Oase  Gialo  wurde  von  25  Feindflugzeugen  angegriffen. 

5.  Ost front: 

97  Abschiisse. 

Schwarzes  Meer:  Sotschi  06.50  Uhr:  2  S=Boote,  5  Raumboote,  1  Kiistenboot. 

Tuapse  05.35  Uhr  LB:  1  U=Boot,  11  S=Boote,  7  Raumboote,  2  Motorboote,  5  Frach= 
ter  je  1500  t,  5  Kiistenfahrzeuge  zus.  2500  t. 

Gelendshik  07.05  Uhr  LB:  4  S=Boote,  2  Raumboote,  4  Kiistenfahrzeuge  und  30 
Boote. 

Kaspisches  Meer:  Astrachan  17.9.06.47  Uhr:  20  Dampfer  86000  t,  11  Leichter 
12  000  t,  16  Schlepper,  6  Flofie,  etwa  100  kleine  Boote. 

Zwischen  Gurjew  und  Ural=Miindung  07.52  Uhr  4  Tanker  14000  t,  36  Leichter 
42  ^00  t,  4  Motorleichter  26000  t,  13  Schlepper,  etwa  200  kleine  Boote. 

Eismeer:  Angriffe  auf  Motorboote  in  der  Litowska=Bucht,  2  Motorboote  beschadigt. 

Letzte  Position  PQ  18  16.15  Uhr  46  Ost  2859,  Kurs  etwa  190  Grad.  Am  18.  9.  wur= 
den  auf  PQ  18  folgende  Erfolge  erzielt: 

6  Schiffe  46  000  t  und  1  Bewacher  versenkt,  2  Schiffe  mit  15  000  t  schwer  beschadigt, 
wahrscheinlich  versenkt  (auf  jedem  Schiff  je  1  1000  kg=  und  1  500  kg=Bombe), 
5  Schiffe  35  000  t  beschadigt,  1  Zerstorer  in  Brand  geworfen.  QP  14  10.57  Uhr  in  27 
Ost  8785  Kurs  280  Grad.  Weitere  Meldungen  fehlen. 

Verlust:  1  He  111. 

Ubersicht  Uber  Einsatze  an  der  Ostfront  vom  5.— 12.  9.: 


Lfl.i 

2996, 

Feindeinsatze : 

2125 

Lfl.4 

7507f 

Feindeinsatze: 

2834 

Luftw.Kdo.  Ost  u. 

Luftw.Kdo.  Don 

4665, 

Feindeinsatze : 

5586 

19.  September  1942 
Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Siidl.  Krymskaja  Abwehr  feindl.  Angriffe,  desgl.  nordl.  des  MsymIa=Flusses 
nordnordwestl.  Suchum.  An  der  Terekfront  ostw.  Maiskij  konnte  die  13.  Pz.= 

742 


^g.  September  1942 

Div.  nach  schwerem  Abwehrkampf  eine  stark  ausgebaute  feindl.  Stellung  uber= 
rennen.  In  der  Nordflanke  nordostw.  Mosdok  stark.  Feind  gemeldet.  GegenstolB 
im  Gange.  Wetter:  warm,  trocken,  Wege  gut  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

Im  Stadtgebiet  von  Stalingrad  iibernahm  29, 1.D.  (mot.)  den  Sudabschnitt  der 
94.  Div.  und  machte  hiermit  weitere  Teile  der  Div.  zum  Angriff  frei.  Im  harten 
Hauserkampf  gewann  94. 1.D.  siidl.  der  Zariza  bis  zum  Nachmittag  auf  schma= 
ler  Front  das  westl.  Wolgaufer.  Nordl.  der  Zariza  sauberte  71. 1.D.  den  westl. 
Teil  der  Stadt  bis  zur  Eisenbahn.  Starke  feindl.  Pz.=Krafte  bis  zu  3  Rgt.ern 
durchbrachen  die  Landbriicke  an  der  Bahn  siidl.  Kotluban  und  stiefien  bis 
Borodkin  durch.  Weitere  Feindkrafte  sind  im  Anmarsch  von  Nordwesten  her. 
Durch  tapferes  Verhalten  der  durch  die  Feindpanzer  aufgeroUten  aufieren  Flii= 
gel  der  beiden  Div.en  und  nach  eign.  Gegenangriff  mit  Panzern,  Sturmgeschiit= 
zen  und  Flak  konzentrisch  auf  die  eingebrochenen  Teile  wurden  diese  vernichtet 
und  die  alte  HKL  wieder  fest  in  eigene  Hand  genommen.  Angriffe  siidl.  Kot= 
luban  scheiterten.  Im  ganzen  wurden  bisher  106  Feindpanzer  abgeschossen  und 
mehrere  Gefangene  eingebracht.  Einzelkampfe  hinter  der  Front  sind  noch  im 
Gange.  Bei  Woronesch  griff  der  Feind  von  Siiden,  Osten  und  Norden  her  nach 
starker  Artl.=Vorbereitung  und  Einsatz  von  Schlachtfliegern  mit  starken  Kraf= 
ten  (von  Norden  her  mehrere  Div.en)  die  eignen  Stellungen  an.  Nach  hartem 
Kampf  und  unter  Einsatz  aller  Abwehrwaffen  wurde  der  Russe  unter  hohen 
Verlusten  abgeschlagen.  Auf  der  alten  Einbruchsstelle  am  Ostrand  der  Stadt 
sind  noch  schwere  Kampfe  im  Gange.  Auch  am  Stellungsknie  nordl.  Woronesch 
griff  der  Feind  weiter  in  der  gestrigen  Einbruchsstelle  an.  Ein  Gegenangriff  ist 
fiir  den  19.  9.  vorgesehen.  Wetter:  wechselnd  bewolkt,  warm,  windig. 

H.Gr.  Mine: 

Mehrere  Angriffe  bei  Nowosil  und  ein  feindl.  Vorstofi  siidl.  Bjelew  wurden 
verlustreich  fiir  den  Feind  abgewehrt.  Nordostw.  Sytschewka  griff  der  Feind  in 
mehreren  Wellen  die  dort  stehende  Pz.Div.  an  und  wurde  nach  hartem  Kampf 
zuriickgeschlagen.  Neue  Angriffe  sind  im  Gange.  Auf  der  Rshew=Front  keine 
besonderen  Kampfhandlungen.  Nordl.  Smolensk  gingen  eigne  Truppen  nach 
Westen  vor  und  konnten  mehrere  Ortschaften  in  Besitz  nehmen  („Spatlese''). 
Wetter:  regnerisch,  kiihl,  stiirmisch. 

H.Gr.  Nord: 

Siidostw.  Ilmen=See  griff  der  Feind  zu  wiederholten  Malen  die  Bahndamm= 
stellung  im  Nordabschn.  der  Demjansk=Front  vergebl.  an.  Ein  weiterer  Vorstofi 
auf  die  linke  Flanke  dieser  Stellung  ist  im  Gange.  Nordl.  der  Landbriicke  wurde 
ein  feindl.  Vorstofi  zuriickgewiesen.  Siidl.  des  Ladoga=Sees  griff  der  Feind  die 
eignen  Stellungen  an.  Kampf  ist  noch  im  Gange.  An  der  siidl.  hiervon  gelege= 
nen  Einbruchsstelle  konnte  ein  eigner  Angriff  weiter  Boden  gewinnen.  Ein  Lan= 
dungsversuch  zweier  Feindboote  am  Ostufer  der  Newa  wurde  zerschlagen. 

743 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland 

Der  Feind  verier  in  den  Kampfen  siidl.  des  Seg=Sees  bisher  500  Mann  an  Toten 
und  Verwundeten.  Die  Kampfe  sind  hier  noch  im  Gange. 

Nordostfront:  Auf  der  ganzen  Front  lebh.  Aufklarungstatigkeit. 

Panzerarmee  Afrika  (18.  9.) 

Keine  besonderen  Ereignisse.  Die  ital.  Besatzung  Gialo  halt  sich  vorlaufig  noch. 

(19.  9.) 

Feind  fiihlte  am  18.  9.  im  Siidabschnitt  mit  Panzern  und  Panzerspahwagen  gegen 
eigene  Stellungen  vor. 

An  libriger  Front  verlief  der  Tag  ruhig. 

Feindl.  Kraftegliederung  unverandert. 

Oase  Gialo  noch  in  ital.  Hand.  Kfz.=Ansammlungen  siidl.  Gialo  wurden  durch 
deutsche  und  ital.  Luftwaffe  bekampft. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  19. 9. 42 

I.  Raum  um  England: 

Aufklarungsfliige  und  Jaboangriffe.  Es  wurde  angegriffen  1  Fabrik  hart  nordlich 
Sandwich,  in  Hausern  und  Fabrikanlage  gute  Trefferwirkung.  Stadt  Salcombe  mit 
Bordwaffen  angegriffen. 

Uber  Nachteinsatz  liegen  noch  keine  Meldungen  vor. 

Im  Seegebiet  westlich  Portland  19.28  Uhr  3  kl.  Dampfer,  1  Zerst.,  3  Vorp.=Boote 
Kurs  West. 

Durch  Jaboangriff  wurden  um  16.00  Uhr  in  der  Salcombe=Bucht  3  Landungsboote 
versenkt. 

Einfliige:  183,  davon  etwa  150  ins  Reichsgebiet.  Abschiisse  5  durch  Flak  und  7 
durch  Jager.  Schwerpunkt  Miinchen.  Eindringtiefe  Malmedy— Niirnberg— Regensburg 
— Freising— Zell  am  See— Konstanz— Miihlhausen. 

Auf  Miinchen  wurden  abgeworfen  1  LM,  zahlreiche  Sprengbomben,  mehrere  tau= 
send  Brandbomben,  7  Bomben  mit  LZZ.  145  Hauserschaden,  vorwiegend  Brande. 
Schwere  Industrieschaden.  Es  wurden  beschadigt:  Reichsmonopolverwaltung  fiir 
Branntwein,  Weinbrennerei  Macholl,  Milchwerke  Miinchen  Ost,  Siiddeutsche  Brem= 
sen  AG,  Druckerei  Oppacher,  Arbeiterlager  bei  Dynamit  Nobel,  Sagewerk  Lutz  u. 
Sohne.  Schadensumfang  und  Produktionsausfall  noch  nicht  festgestellt.  Neue  Aus= 
stellungshalle  fiir  Ausstellung  „Neues  Europa"  durch  Brand  und  Einsturz  zerstort. 
Hauptbahnhof  4  Schnellzugswagen  ausgebrannt.  Fahrleitungsstorung  auf  Vorort= 
bahn  und  nach  dem  Ostbahnhof. 

In  sMG=Stellungen  1  Soldat  gefallen,  10  verwundet.  Die  Zivilbevolkerung  hatte 
34  Tote,  91  Verletzte. 

Bei  einem  Angriff  auf  Saarbriicken  wurden  etwa  1000  Brandbomben  und  einige 
Fliissigkeitsbrandbomben  zu  je  112  kg  abgeworfen.  Brand  in  Maschinenhalle  Haupt= 
bahnhof.  Einige  Dachstuhlbrande.  In  der  Burbacher  Hiitte  Brande  in  Fabrikgebau= 
den,  Anstreicherwerkstatt  total  ausgebrannt.  Gefangenenbaracken  zu  50V0  ausge= 
brannt.  Waggonfabrik  Liittgens  Holzlager  ausgebrannt,  looVo  Produktionsausfall 
fiir  1  Woche.  10  Verletzte. 

Bombenabwiirfe  auf  weitere  Orte  ergaben  nur  geringe  bzw.  keine  Schaden. 

Uber  Ungarn  gingen  am  17.  9.  42  Ballone  mit  Brandflaschen  und  Brandplattchen 
nieder,  am  19.  9.  10  Ballone. 

Am  19.  9.  iiber  Holland  (Scheldemiindung)  viele  Ballone,  sehr  hoch. 

744 


20.  September  1942 

2.  Mittelmeer : 

Fliegerfiihrer  Afrika  fuhrte  Angriffe  gegen  Kraftfahrzeugansammlungen  und  ge- 
gen  Selbstfahrlafetten  mit  sehr  guter  Wirkung  durch.  Im  iibrigen  Geleitzugssiche» 
rung  und  Jagdschutz. 

Die  Aufklarung  stellte  bei  Gialo  keine  massierten  Kampfkrafte  fest.  Kampfver= 
bande  wurden  dort  mit  guter  Wirkung  gegen  Kraftfahrzeugansammlungen  eina 
gesetzt. 

Etwa  60  sm  nordostw.  Port  Said  10.00  Uhr  1  leichter  Krz.,  3  Zerst.  Kurs  60  Grad, 
10.15  Uhr  etwa  20  sm  nordl.  davon  1  leichter  Krz.,  2  Zerst.  Kurs  165  Grad. 

Ostfront:  61.  Abschiisse,  davon  2  am  Boden  zerstort. 

Schwarzes  Meer:  Astrachan  18.  9.  09.50  Uhr  LB  25  Frachter  28000  t,  23  Tanker 
56000  t,  20  Rad=Dampfer,  250  kl.  Boote,  40  4bordige  Fahren,  3  Rad=Dampfer, 
1  Frachter  nordgehend,  3  Rad=Dampfer  siidgehend. 

Zwischen  Stalingrad  und  Astrachan  18.  9.  vormittags  lebhafter  Verkehr. 

Machatsch  Kala  18.  9.  16.30  Uhr  LB  3  Frachter  6200  t,  1  Tanker  500  t,  14  kl.  Boote. 

Eismeer:  In  der  Orlowski=Bucht  16.18  Uhr  2  Dampfer  je  1000  t,  1  Vorp.=Boot  Kurs 
Slid. 

In  der  Ponoy=Mundung  13.05  Uhr  1  Tanker  2000  t  Kurs  SW. 

Bei  Kap  Woronowo  13.05  Uhr  2  Dampfer,  davon  1  1000  u.  1  3000  t  Kurs  SW. 

PQ  18  voraussichtlich  gegen  22.30  Uhr  Archangelsk  eingelaufen,  stand  15.30  Uhr 
am  NO=Eingang  der  Dwina=Bucht. 

QP  14  19.  9.  06.45  Uhr  hart  siidl.  Siidkap  (17  Ost  7770)  Kurs  300  Grad.  Bestand 
aus  etwa  20  Dampf  em,  1  Trager,  3  schweren  Krz.  und  23  Bewachern. 

Bei  einem  Angriff  durch  10  BF  110  auf  Mishaschy  Bombenwurf  wegen  Wetter  nicht 
beobachtet.  Abschufi  von  4  Hurricane. 


20.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  20.  September  1942  (19.  9.  keine  Aufzeichnungen) 

Bei  der  Heeresgruppe  A  wird  die  nachste  Angriffsstaffel  der  17.  Armee  am 
22.  September  antreten.  Die  Armee  hat  um  den  Einsatz  starkerer  Luftwa£fen= 
krafte  gebeten.  Die  1.  Panzer= Armee  erhalt  den  Auftrag,  auf  dem  Ostufer  des 
Terek  weiter  nach  Siiden  vorzustofien,  um  die  Ausgange  der  Grusinischen  und 
Ossetischen  Heerstrafie  zu  sperren.  Das  weitere  Vorgehen  der  Armee  nach 
Osten  in  der  Richtung  auf  Machatsch  Kala  kommt  zunachst  nicht  in  Frage. 

Heeresgruppe  B:  Bei  Stalingrad  sollen  die  24.  Panzer=  und  die  94.  Inf.Div. 
herausgezogen  werden,  um  am  22.  September  zur  Ausraumung  des  Nordteils 
von  Stalingrad  eingesetzt  zu  werden.  Die  Luftwaffen=Vorbereitung  zu  diesem 
Angriff  beginnt  am  21.  Bei  Woronesch  soil  die  27.  Panzer=Di vision  nicht  im 
Hauserkampf  eingesetzt  werden. 

Auf  Antrag  des  Chefs  Gen.St.d.H.  wird  die  rechte  Abschnittsgrenze  der 
Heeresgruppe  Mitte  weiter  nach  Siiden  verlegt.  Die  Feindbeurteilung  bei  der 
Heeresgruppe  lautet  dahin,  dafi  der  Gegner  durch  Fortsetzung  seiner  Angriffe 
gegen  Rshew  und  neue  Angriffe  gegen  den  Nordwestpfeiler  der  9.  Armee  die 
Bahn  Nelidowo— Rshew  in  die  Hand  zu  bekommen  versuchen  wolle.  Die  Hee= 
resgruppe  will  die  11.  Panzer=Div.  als  Eingreifreserve  hinter  die  Nordwestfront 
der  9.  Armee  verschieben.  Der  Fiihrer  ordnet  hierzu  von  neuem  die  Herauslo= 


745 


B.  Kriegstagebuch 

sung  der  Div.  „GroJSdeutschland''  und  die  Verschiebung  der  95.  Inf.Div.  von 
der  3.  Panzer=Armee  nach  Norden  an.  Bei  einem  feindlichen  Grofiangriff  gegen 
die  Nordost=  und  Nordwestfront  der  9.  Armee  soil  eventuell  auf  den  geplanten 
Angriff  bei  der  3.  Panzer= Armee  verzichtet  werden,  um  dort  weitere  Krafte  zur 
Verschiebung  nach  Norden  herausziehen  zu  konnen. 

In  Danemark  soil  die  416.  Inf.Div.  auf  Anordnung  des  Fiihrers  bis  zum 
1.  Marz  1943  angriffsfahig  gemacht  werden. 

Der  Fiihrer  befiehlt  weiterhin,  dafi  zur  Verstarkung  der  Abwehrkraft  Kretas 
das  hierzu  bestimmte  Personal  mit  dem  allernotwendigsten  Gerat  im  Luft= 
transport  iiberfiihrt  wird. 

Am  Nachmittag  trifft  der  Kommandeur  des  (in  Griechenland  zusammenge= 
stellten  und  geschulten)  \Musten=Sonderverhandes,  General  der  Flieger  Felmy, 
zur  Besprechung  mit  dem  Chef  WFSt  iiber  den  Einsatz  seines  Verbandes  am 
Ostfliigel  der  Heeresgruppe  A  im  Fiihrerhauptquartier  ein  (Ergebnis  der  Be= 
sprechung  siehe  21.  9.). 

[Befehl  des  Fiihrers  zur  Umbildung  der  Heimatflak  und  zur  Aufstellung  einer 
Flakmiliz  aus  Jugendlichen  („Vlakhelfer").] 


Eriauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Hitlers  Aktivitat  als  neuer  Befehlshaber  der  H.Gr.  A  bradite  in  jenen  Tagen 
—  auch  nach  Haiders  Tagebuchnotizen  *  —  „am  Terek  erfreuliche  Fortschritte"  mit 
sich.  Andererseits  tritt  von  Tag  zu  Tag  deutlidier  in  Erscheinung,  dafi  diese  Fort= 
sdiritte  im  gesamten  Bereich  der  deutsdien  Angriffsfront  ein  immer  langsameres 
und  geringeres  Ausmafi  annahmen.  So  konnte  audi  Haider  im  Gegensatz  zu  den 
Aufzeidinungen  Greiners  iiber  die  weiteren  Absiditen  in  Stalingrad  am  gleidien 
Tage  sogar  sdireiben,  da6  sich  dort  „das  allmahliche  Ausbrennen  der  Angriffstruppe 
fiihlbar"  mache. 

Der  Grund  fUr  die  Verlegung  der  taktischen  Grenzen  zwischen  den  H.Gr.  B  und 
Mitte  ist  angesichts  der  Kampflage  bei  beiden  nicht  ersichtlich.  Vermutlich  hat  es 
sich  auch  nur  um  eine  geringe  Verschiebung  gehandelt. 

Mit  der  Anordnung  Hitlers,  die  416.  Inf.Div.  in  Danemark,  eine  Besatzungsdivi= 
sion  niederen  Kampfwertes,  bis  zum  Friihjahr  1943  „angriffsfahig"  zu  machen,  sollte 
wahrscheinlich  eine  weitere  Division  fiir  den  Krafteaustausch  Ost=West  oder  als 
Reserve  der  Obersten  Fiihrung  gewonnen  werden.  Die  Lage  in  Danemark  selbst  war 
fiir  diese  Absicht  jedenfalls  ganzlich  belanglos.  Anscheinend  ist  sie  auch  nicht  zu= 
stande  gekommen,  da  die  Division  im  Februar  1944  noch  immer  in  Danemark  stand 
und  auch,  als  sie  dann  zur  Besetzung  der  Aaland=Inseln  in  Aussicht  genommen 
wurde,  noch  keinesweges  als  vollwertig  gait-. 

Hitlers  Befehl,  nach  Kreta  neben  alien  anderen  die  Insel  bevorzugenden  Disposi= 
tionen  nun  auch  noch  Krafte  im  Lufttransport  zu  iiberfiihren,  ohne  dafi  irgendwelche 
Anzeichen  einer  Bedrohung  vorlagen,  zeigt  erneut  die  ganze  Unruhe  des  Mannes 
an  der  Spitze  der  Wehrmacht,  aber  auch  den  Mangel  jeder  Riicksicht  auf  wichtigere 

1  Tgb.  Haider,  20.  September  1942. 

2  Vgl.  KTB/OKW,  Bd.  IV,  S.  1916  ff.  „Der  nordliche  Kriegsschauplatz"  1.  Januar  bis 
31.  Marz  1944,  Abschnitt  C  und  Anhang. 

74^ 


20.  September  1942 

Aufgaben,  wenn  es  sich  darum  handelte,  seinen  Willen  durchzusetzen.  Anlafi  zu 
dieser  verscharften  Anordnung  war  vermutlich,  dafi  die  „Transportubersicht",  die 
der  WB  Siidost  am  17.  September  vorgelegt  hatte,  ihn  nicht  befriedigte. 

Der  „Sonderverband  Felmy"  war,  wie  aus  den  eigenen  Ausarbeitungen  des  Ge= 
nerals  Felmy  bekannt,  seit  dem  Sommer  1941  zu  dem  Zweck  gebildet  worden,  um 
bei  einem  deutschen  Eindringen  in  den  Mittleren  Osten  iiber  Landes=  und  sprach« 
kundige  Gruppen  zu  verfiigen.  War  urspriinglich  daran  gedacht  gewesen,  diese 
Einheiten  im  geeigneten  Zeitpunkt  der  Armee  Rommel  anzuschliefien,  so  hatte 
neuerdings  das  Drangen  Felmys  auf  baldige  Verwendung  in  Verbindung  mit  den 
zeitweilig  besser  erscheinenden  AussicKten  im  Kaukasus  den  WFStab  veranlafit,  den 
Verband  dem  Gen.St.d.H.  zum  demnadistigen  Einsatz  bei  der  H.Gr.  A  anzubieten. 
Nachdem  General  Felmy  am  31.  August  eine  „Aussprache  iiber  Operation  siidlich 
des  Kaukasus"  mit  General  Haider  gefiihrt  und  sich  in  der  Zwischenzeit  wahr* 
scheinlich  bei  der  H.Gr.  A  umgesehen  hatte,  erschien  er  nunmehr  im  Hauptquartier 
des  OKW,  um  die  Verwendung  seines  Verbandes  im  Benehmen  mit  dem  WFStab 
im  Rahmen  der  inzwischen  gegebenen  Lage  zu  erortern. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

3.  rum.  Geb.Div.  nahm  einen  Ort  im  Abin=Tal  und  befindet  sich  im  um= 
fassenden  Angriff  auf  Eriwanskaja.  Im  Kljutsch=Tal  ist  ein  feindl.  Angriff  im 
Gange.  Ostwarts  Maiskij  stiefi  die  13.  Pz.Div.  nach  Uberwinden  mehrerer 
feindl.  Panzergraben  in  westl.  Richtung  vor,  auf  dem  aufiersten  Ostfliigel  nord= 
westl.  Mekanskaja  ist  durch  Aufklarung  starkerer  Feind  festgestellt. 

H.Gr.  B: 

Nordwestl.  Astrachan  wurde  bei  Chasyk  schwacherer  Feind  nach  Osten 
geworfen.  Siidlich  Stalingrad  wurden  zwei  feindl.  Angriffe  abgewiesen  und 
6  Panzer  erledigt.  Die  siidlich  der  Zariza  bis  an  die  Wolga  vorgestofienen  Teile 
der  94. 1.D.  sind  im  Angriff  gegen  den  siidl.  hiervon  gelegenen  Stadtteil.  Nord= 
lich  der  Zariza  gehen  Teile  der  71. 1.D.  zwischen  Bahnhof  und  Flufi  gegen  die 
Wolga  vor  und  werden  von  siidl.  des  Flusses  stehender  feindl.  Artl.  flankiert. 
Angriffe  mit  Panzern  auf  die  Hohe  102,0  (Stellung  der  297. 1.D.)  ebenso  wie 
ein  Angriff  nordlich  davon  bei  der  389. 1.D.  wurden  unter  hohen  Feindver= 
lusten  zuriickgewiesen.  Siidlich  und  siidostwarts  Kotluban  ist  ein  feindl.  er= 
neuter  Angriff  im  Gange.  Westl.  Kasanskaja  verhinderten  ital.  Truppen  einen 
feindl.  Versuch,  den  Don  zu  iiberqueren.  Nordl.  Woronesch  griff  der  Feind 
erneut  nach  starker  Artl.=Vorbereitung  die  dortigen  Stellungen  an  und  wurde 
unter  schweren  Verlusten  abgewiesen.  An  dem  Stellungsknie  nordl.  Woronesch 
wechselvolle  Kampfe  im  Gange. 

H.Gr.  Mitte: 

Der  Russe  wiederholte  auch  am  gestrigen  Tage  seine  vergeblichen  Angriffe 
siidl.  Nowosil  nordl.  der  Bahn;  bisher  sind  in  diesen  Kampfen  14  Panzer  ab= 
geschossen.  Siidl.  und  siidwestl.  von  Rshew  wurden  mehrere  Feindvorstofie 

747 


B.  Kriegstagebuch 

abgewiesen,  siidl.  Subzoff  feindl.  Ansammlungen  zerschlagen  und  nordl.  der 
Wolga  6  angreifende  Panzer  bewegungsunfahig  geschossen.  Nordl.  Bjeloj 
starkeres  feindl.  Artl.=Feuer.  Zwischen  Demidoff  und  Duchowschtschina  nah= 
men  eigene  nach  Norden  vorstofiende  Truppen  mehrere  Ortschaften,  der 
Straiienzustand  hat  sich  durch  die  Regenf  alle  verschlechtert. 

H.Gr.  Nord: 

Der  Feind  wiederholte  auch  gestern  wieder  seine  aufiergewohnlich  starken 
Angriffe  auf  die  Eisenbahnstellung  im  nordl.  Demjansk=Abschnitt,  die  restlos 
abgewiesen  werden  konnten.  Erneute  Angriffe  mit  Panzern,  Schlachtfliegern 
und  ArtL=Unterstutzung  sind  im  Gange.  Auch  nordl.  und  siidl.  der  Landbriicke 
vergebliche  Angriffe  der  Russen.  Siidl.  Staraja  Russa  konnten  Telle  einer  mot. 
Div.  durch  Vorstofi  an  der  Red] a  die  Stellungen  verbessern.  Ebenso  wurde 
siidl.  Salzy  ein  Vorstofi  nach  Siiden  zur  Begradigung  der  eigenen  Linien  erfolg= 
reich  durchgefiihrt.  Mehrere  Angriffe  der  Russen  siidl.  Ladoga=See  wurden 
am  gestrigen  Tage  abgeschlagen,  der  Feind  verlor  an  einer  Stelle  4  Panzer; 
an  der  Newa=Front  wegen  Schlechtwetterlage  nur  geringe  Kampfhandlungen. 

Finnland 

Finn.  Sudostfront:  Feindl.  Angriffe  im  Raum  Maselskaja  wurden  vor  der  eigenen 
Linie  zum  Stehen  gebracht.  Der  Feind  zieht  Verstarkung  und  Artl.  nadi. 

Nordostfront  Geb.=AOK  20:  Im  Raum  Alakurtti  verstarkte  Bandentatigkeit.  Nach 
Uberlauferaussagen  soil  an  der  Murmansk=Front  noch  im  September  ein  feindl. 
Angriff  beabsichtigt  sein. 

Panzerarmee  Afrika^ 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  20. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

1  Abschufi  durch  Flak,  ein  zweimot.  Nachtjager  in  o^  Ost  0515  abgeschossen. 

Bei  Tage  geringe  Aufkl.=Tatigkeit  wegen  Wetterlage,  keine  Angriffe  gegen  Land= 
ziele.  Bei  Nacht  kein  Einsatz. 

In  der  Nacht  vom  19.  zum  20.  wurde  Sunderland  mit  guter  Wirkung  angegriffen. 
Brande  von  grofier  Ausdehnung  im  Stadt=  und  Hafengebiet  und  eine  grofie  Explo= 
sion  wurden  beobachtet.  Es  waren  19  Flugzeuge  eingesetzt. 

An  der  Ostkiiste  der  Insel  Wight  08.00  Uhr  3  Dampfer,  1  Vorp.=Boot  stilliegend, 

2  S=Boote,  anscheinend  Portsmouth  einlaufend. 

Keine  Feindeinfliige  ins  Reichsgebiet  und  in  die  besetzten  Gebiete. 
Bei  Kalisch  wurden  15  Flaschen  mit  fliissigem  Phosphor  gefunden,  der  sich  ent= 
ziindete.  In  Ungarn  sind  22  Storballone  sichergestellt  worden. 

2.  Mittelmeer: 

Aufklarung  gegen  Suez  und  Kufra,  Ergebnis  liegt  noch  nicht  vor. 

Im  Mittel=  und  Siidabschnitt  des  Afrika=Korps  ein  Stuka=  und  mehrere  Jabo= 

3  Fehlt  im  KTB  der  Ski,  Teil  D. 
748 


21.  September  1942 

Einsatze.  Mehrere  Brande  und  Volltreffer  in  Batteriestellungen  festgestellt.  Jager 
erzielten  4  Abschiisse. 

Bei  Gialo  wurde  festgestellt,  dafi  der  Gegner  sich  unter  Zuriicklassung  beschadiga 
ter  Panzer  und  Kraftfahrzeuge  ins  Wadi  zuriickzieht,  die  Entsatzkolonne  scheint  in 
Gialo  angekommen  zu  sein. 

Aufklarung  und  Kampfeinsatz  gegen  den  abziehenden  Gegner,  dabei  Angriffe 
auf  Lastwagen  und  Panzerspahwagen  mit  guter  Wirkung. 

In  der  Nacht  vom  19.  zum  20.  nur  geringe  Tatigkeit  der  feindl.  Lujftwaffe. 

5.  Ostfront: 

40  Abschiisse. 

Schwarzes  Meer:  Im  Seegebiet  Gelendshik  06.00  Uhr  2  kl.  Dampfer,  1  Vorp.=Boot 
Kurs  Siidost,  im  Seegebiet  Sotschi  —  Adler  zwischen  06.20  und  07.50  Uhr  3  Geleit= 
boote,  4  R=Boote,  4  mittlere  Dampfer,  1  kl.  Kiistentanker  Kurs  Siidost. 

Siidostwarts  Adler  07,45  Uhr  1  kl.  Dampfer,  1  MS=Boot,  1  R=Boot  Kurs  Nord= 
west. 

Kasp.  Meer:  Machatsch  Kala  Dlhafen  08.30  Uhr:  3  Dampfer  zu  6000,  3000  und 
1000  t,  vor  Machatsch  Kala  07.43  Uhr  2  Dampfer,  davon  1  stilliegend,  1  Kurs  Nord. 

Im  Bereich  der  Lfl.  1  wurden  insges.  307  Flugzeuge  eingesetzt  zur  Unterstiitzung 
der  11.  Armee.  Hauptziel  Bekampfung  von  Eisenbahnzielen  siidl.  des  Ladoga=Sees, 
auf  Nachschub  Rollbahn  Kalkolowo— Gaitolowo  und  auf  erkannte  Feindbatterien. 
Feindl.  Nachschub  auf  der  Bahn  und  Rollbahn  nachhaltig  gestort.  Treffer  in  Feind= 
batterien  1  km  siidostwarts  Tschomor  erkannt. 

Auf  dem  Ladoga=See  Angriffe  gegen  Schiffsziele,  dabei  1  kl.  Frachter  versenkt, 
1  Wachboot  in  Brand  geworfen,  1  kl.  Frachter  schwer  beschadigt  (blieb  mit  Schlag= 
seite  liegen). 

Im  Hafen  Lavansaari  20.  9.  14.00  Uhr:  1  Kan.=Boot,  10  Vorp.=Boote  und  Ku=Rau= 
mer,  1  Schlepper. 

Zwischen  Peninsaari  und  Lavansaari  gegen  14.00  Uhr  2  Ku=Raumer,  1  Motorboot 
Kurs  Lavansaari. 

Vermerk:  Ku=Raumer  sind  russ.  Motor=Raumboote. 

Bei  Leuchtturm  Polli  18.10  Uhr  6  Vorp.=Boote  Kurs  Ost. 

Eismeer:  Im  Glocken=Sund  2  km  ostwarts  Insel  Axel  07.30  Uhr  1  Zerstorer, 
1  Dampfer  10  000  t  stilliegend. 

In  der  Braganza=Bucht  1  Zerstorer,  1  Dampfer  8000  t  stilliegend. 

Glocken=Sund  und  Eis=Fjord  eisfrei. 

Vor  Archangelsk  an  der  Ostkiiste  der  Dwina=Bucht  07.30  Uhr  4  Dampfer,  2  Vorp.= 
Boote  stilliegend,  am  Eingang  der  Bucht  07.30  Uhr  anscheinend  in  Auflosung  be= 
griffener  Geleitzug.  Hafen  wegen  Wetter  nicht  eingesehen. 

Von  QP  14  keine  Meldung. 


21.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  21.  September  1942 
Lagevortrag: 

Heeresgruppe  A:  Bei  der  17.  Armee  verzogern  sich  die  Staff elangriffe  der 
rumanischen  3.  Gebirgsdivision  und  der  125.  Inf.Div.  um  einen  Tag,  beginnen 
also  heute  bzw.  am  23.  September.  Der  Angriff  der  Armeemitte  auf  Tuapse 
ist  fiir  den  27.  September  in  Aussicht  genommen.  Als  Ziel  des  Angriffs  der 
1.  Panzer=Armee  bezeichnet  der  Fiihrer  Ordshonikidse.  Das  III.  Armeekorps 

749 


B.  Kriegstagebuch 

soil  hierzu  beiderseits  des  Terek  nach  Siiden  vorstofien,  das  LII.  Armeekorps 
den  Angriff  in  der  Ostflanke  decken  und  das  XXXX.  Panzerkorps  die  Sicherung 
nach  Osten  iibernehmen. 

Auf  den  Vortrag  des  Chefs  WFSt  entscheidet  der  Fiihrer,  dafi  der  Sonder= 
verband  Felmy  am  Ostfliigel  der  Heeresgruppe  A  nordlich  von  Grosnij  zur 
Sicherung  eingesetzt  werden  soil.  Es  soil  nur  geschlossener  Einsatz  vorgesehen 
und  dabei  beriicksichtigt  werden,  dafi  die  eigentliche  Aufgabe  des  Verbandes 
erst  jenseits  des  Kaukasus  liegt,  der  Verband  daher  nicht  in  ernsteren  Kampfen 
verbraucht  werden  darf.  Anderungen  im  Einsatz  des  Verbandes  sollen  der 
Entscheidung  des  OKW  unterliegen. 

Zur  Unterstiitzung  der  Operationen  der  17.  und  der  1.  Panzer=Armee  sind 
nach  Meldung  des  Luftwaffen=Fuhrungsstabes  eingesetzt:  3  Aufklarungsstaf= 
feln  (12  Flugzeuge),  2  Zerstorer=Staffeln  (20  Flugzeuge),  5  Jagdstaffeln  {60 
Flugzeuge)  und  1  Kampfgruppe  (20  Flugzeuge). 

Nach  Meldung  der  Heeresgruppe  B  ist  der  Angriff  auf  den  Nordteil  von 
Stalingrad  (siehe  20.  9.)  infolge  stark  gesunkener  Infanteriestarken  zur  Zeit 
nicht  durchfiihrbar.  Der  Fiihrer  befiehlt  daher,  dafi  die  100.  Jager=Div.  nach 
Stalingrad  herangefiihrt  werden  soil  (siehe  14.  9.).  Fiir  die  Weiterfiihrung 
des  Angriffs  ordnet  der  Fiihrer  an,  dafi  im  ersten  Abschnitt  der  Nordteil  von 
Stalingrad  ausgeraumt,  im  zweiten  Abschnitt  das  Westufer  der  Wolga  sudlich 
von  Stalingrad  bereinigt  und  im  dritten  Abschnitt  ein  Angriff  nach  Norden 
zur  starkeren  Anlehnung  an  die  Wolga  gefiihrt  werden  soil.  Es  soil  ferner 
gepriift  werden,  ob  die  11.  Panzer=Div.  nach  Abklingen  der  feindlichen  An= 
griffe  siidostlich  von  Suchinitschi  wieder  der  Heeresgruppe  B  zugefiihrt  wer= 
den  kann. 

Bei  der  Heeresgruppe  Nord  ist  die  11.  Armee  heute  friih  zur  Beseitigung 
des  Feindeinbruchs  nordostlich  von  Mga  angetreten.  Generalfeldmarschall  von 
Manstein  hat  gemeldet,  dafi  das  Unternehmen  „Nordlicht''  nicht  vor  dem 
15.  Oktober  in  Betracht  komme,  dafi  ihm  fiir  die  Durchfiihrung  eine  Division 
fehle  und  er  infolgedessen  eventuell  die  58.  Inf.Div.  aus  der  Oranienbaumer 
Front  (siehe  5.  9.)  herausziehen  wolle. 

Der  Fiihrer  erklart  sich  damit  einverstanden,  dafi  der  befohlene  Ost=West= 
Austausch  (siehe  9.  9.),  wie  vom  Chef  Gen.St.d.H.  vorgeschlagen,  mit  dem 
Austausch  zweier  Ost=Divisionen,  der  161.  imd  328.  Inf.Div.,  gegen  eine  West= 
Division  mit  Nr.  iiber  300  beginnt.  Der  Oberbefehlshaber  West  soil  melden, 
welche  West=Division  dafiir  in  Frage  kommt  und  wann  der  Abtransport  be= 
ginnen  kann.  Alsdann  soil  die  Ablosung,  im  Westen  beginnend,  Zug  um  Zug 
erfolgen. 

Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Der  Auftrag  des  Sonderverbandes  Felmy  zur  Sicherung  im  riickwartigen  Gebiet 
der  H.Gr.  A,  wie  er  an  diesem  Tage  von  Hitler  genehmigt  wurde,  sollte  nur  eine 
Notlosung  auf  begrenzte  Zeit  darstellen.  Die  spatere  Entwicklung  der  Lage  im  siid= 
lichen  Bereich  der  Ostfront  liefi  dann  aber  nicht  nur  bald  „die  eigentliche  Aufgabe 

750 


21,  September  1942 

. . .  jenseits  des  Kaukasus"  ganzlich  entf alien,  sondern  fiihrte  entgegen  alien  vor= 
sorglichen  Anordnungen  auch  dahin,  dafi  der  Verband  ohne  Riicksicht  auf  seine 
besonderen  Werte  in  ortlichen  Kampfen  verbraucht  wurde.  Als  sich  Anfang  1943 
eine  neue  Aufgabe  in  Tunesien  zu  ergeben  schien,  standen  nur  noch  Reste  zur  Ver« 
fugung. 

Die  Notizen  Greiners  sowohl  iiber  die  Luftwaffenunterstiitzung  bei  den  Opera* 
tionen  der  17.  Armee  und  der  1.  Pz.Armee  als  auch  iiber  die  „stark  gesunkenen 
Infanteriestarken"  bei  der  H.Gr.  B  vermitteln  einen  weiteren  Einblick  in  den  ge= 
ringen  Stand  der  Angriffsfahigkeit,  der  dem  Offensivfliigel  der  Ostfront  noch  ver= 
blieben  war.  Wieder  finden  die  Meldungen  Richthofens  ihre  Widerlegung,  wieder 
muC  auch  Hitler  seine  daraufhin  getroffenen  Anordnungen  widerrufen.  Gleichzeitig 
erlebt  man  aber  auch  erneut,  wie  er  diesen  Warnzeichen  mit  vollig  unzulanglichen 
Mitteln  —  eine  Jager=Div.  hatte  nur  2  Inf.Rgt.er  —  zu  begegnen  sucht  und  sich  mit 
noch  weiter  ausgreifenden  Planen  iiber  den  tatsachlichen  Stand  der  Dinge  hinweg= 
tauscht.  Der  Inhalt  dieser  Plane  ist  im  iibrigen  nach  den  Aufzeidinungen  Greiners 
nicht  in  alien  Teilen  klar  zu  erfassen. 

Bei  der  H.Gr.  Nord  war  nach  der  Darstellung  Mansteins  schon  „bis  zum  21.  Sep= 
tember  . . .  die  Abschniirung  des  Gegners  gelungen  ^."  Auch  die  Angaben  Greiners 
iiber  den  Zeitpunkt  fiir  das  Unternehmen  „Nordlicht"  finden  bei  Manstein  keine 
Bestatigung^. 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Siidwestl.  Noworossijsk  fdl.  Landungsversuche  mehr.  StoEtrupps,  die  von 
rum.  Truppen  abgewiesen  sein  sollen.  Naheres  steht  aus.  Siidostw.  Noworos= 
sijsk  wurden  fdl.  Angriffe  abgewiesen.  An  der  Terek=Front  wurde  nach  mehr= 
stUndigem  Kampf  die  Eisenbahnbriicke  iiber  den  Terek  bei  Arik  durch  Hand= 
streich  unversehrt  in  Besitz  genommen.  Der  ostw.  Maiskij  liegende  Staudamm 
ist  ebenfalls  in  eign.  Hand.  Angriffe  des  Feindes  in  Starke  von  etwa  4  Batl.en 
und  mit  Artl.=Unterstiitzung  gegen  Ischerskaja  von  Siiden  und  Osten  wurden 
unter  starken  Gegnerverlusten  abgewiesen.  Wetter:  klar  und  sonnig. 

H.Gr.  B: 

Ostw.  Chalchuta  starke  Feindangriffe  (mindestens  5  Batl.e  und  6  Panzer) 
und  unter  Fliegerunterstiitzung.  Feind  hat  etwas  Boden  gewonnen.  Weitere 
Angriffsvorbereitungen  von  Osten  her  erkennbar.  Eign.  Reserven  werden 
herangefiihrt. 

Am  linken  FlUgel  der  371. 1.D.  wurden  mehr.  feindl.  Vorstofie  abgeschlagen. 
An  der  Siidfront  von  Stalingrad  zerschlug  die  14.  Pz.Div.  Versuche  des  Geg= 
ners,  sich  an  die  Stellungen  heranzuschieben.  In  Stalingrad  wurden  unter 
schweren  Kampfen  beiderseits  der  Zariza  einige  befestigte  Hauserblocks  ge= 
nommen.  Die  Kampfe  dauern  an.  Siidostw.  Kotluban  wurden  an  der  Nord= 
westflanke  der  Einbruchsstelle  mehr.  feindl.  Angriffe  zuruckgeschlagen.  In  der 

1  „Verlorene  Siege",  S.  296;  vgl.  aber  auch  Tgb.  Haider,  21.  September  1942:  „v. 
Manstein  angetreten.  Geringe  Anfangserfolge." 

2  Vgl.  seine  Darstellung  dazu  a.  a.  O.,  S.  297. 

75^ 


B.  Kriegstagebuch 

Einbruchsstelle  griff  der  Gegner  nordostw.  Borodkin  mit  stark.  Inf.=  und  Pz.= 
Kraften  an.  Ein  Pz.=Gefecht  um  den  Besitz  der  Hohe  154,2  ist  noch  im  Gange. 
Nordwestl.  Katschalinskaja  im  Don=Bogen  gelang  es  dem  Gegner,  zwei  Orte 
zu  nehmen.  Gegenangriffe  schwacher  eign.  Reserven  haben  keinen  Boden  ge= 
wonnen.  Nordwestl.  Swoboda  feindl.  Erkundungsvorstofie  in  Batl.=Starke 
abgewiesen.  4  Angriffe  des  Feindes  gegen  den  linken  Fliigel  des  Br.=Kopfes 
Woronesch  in  Starke  von  etwa  600  Mann  ohne  Pz.=Unterstiitzung  sowie  ein 
Feindvorstofi  gegen  rechten  Fliigel  und  Mitte  der  y^.  I.D.  wurden  abgewiesen. 
Wiederholte  Angriffe  des  Gegners  mit  Pz.=Unterstiitzung  am  Stellungsknie 
nordl.  Woronesch.  8  Feindpanzer  abgeschossen.  Angriffe  gegen  Mitte  und 
linken  Fliigel  der  377.  I.D.  unter  blutigen  Verlusten  fiir  den  Gegner  abgewie= 
sen.  Wetter:  Im  Siidteil  heiter  und  windig,  im  Nordteil  bedeckt,  sehr  windig, 
ortl.  Regenschauer.  Temp.  +  16  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidwestl.  Nowosil  wurden  feindl.  Bereitstellungen  durch  Artl.  bekampft. 
Westl.  Bjelew  brach  ein  Feindangriff  unter  hohen  blutigen  Verlusten  fiir  den 
Gegner  zusammen.  Bei  der  9.  Armee  aufier  beiderseitiger  Spahtrupptatigkeit 
und  vereinzelten  Feindvorstofien  keine  wesentl.  Kampfhandlungen.  Unter= 
nehmen  „Spatlese''  erzielte  weiteren  Bodengewinn.  Die  Strafien  sind  durch 
anhaltenden  Regen  gesperrt. 

H.Gr.  Nord: 

Siidwestl.  Cholm  Bandenbekampfung.  Nordl.  Lytschewka  wurden  feindl. 
Angriffe  gegen  die  Bahndammstellung  unter  schweren  feindl.  Verlusten  ab= 
gewiesen.  Im  Raum  des  XXVI.  A.K.  wurden  mehr.  Feindangriffe  gegen  den 
linken  Fliigel  der  28.  Jg.Div.  abgeschlagen.  Voriibergehend  eingebrochene 
Feindteile  wurden  aufgerieben,  5  Pz.  vernichtet. 

Finnland 

Sudostfront:  Bei  Maselskaja  konnten  eign.  Gegenangriffe  gegen  anhaltenden 
starken  Feindwiderstand  noch  keinen  Boden  gewinnen.  Der  Feind  emeuerte  seine 
Angriffe.  Kampfe  sind  noch  im  Gang.  Der  Gegner  verlor  bisher  etwa  1  000  Tote. 

Nor  do  St  front:  In  der  Nacht  zum  18.  9.  Landung  stark,  russ.  Abt.en  im  Abschnitt 
Murmansk  am  Sudufer  der  Motowski=Bucht.  Angriff  auf  2  deutsche  Stiitzpunkte 
an  der  Kiiste.  Angriff  war  erfolglos.  Gegner  zog  sich  bei  Gegenangriff  um  09.00  Uhr 
zuriick  und  schiffte  sich  unter  starkem  Feuerschutz  bewaffneter  Boote  wieder  ein. 
Gegnerische  Verluste:  2  Gefangene,  ein  Uberlaufer,  etwa  50—60  Tote.  Eign.  Ver= 
luste:  5  Tote,  21  Verwundete.  Am  Tage  in  die  Liza=Bucht  einfahrende  feindl.  Motor= 
boote  wurden  durch  Artl.=Feuer  zum  Abdrehen  gezwungen. 

Panzerarmee  Af rika 

Normale  feindl.  Aufkl.=  und  Artl.=Tatigkeit. 

Die  9.  austr.  Inf.Div.  ist  nach  V.N.  aus  dem  Nordabschn.  der  El  Alameinstellung 
abgelost  worden.  Es  ist  nicht  festgestellt,  durch  welchen  Verband  sie  ersetzt  wurde. 
Es  bleibt  abzuwarten,  ob  sie  aus  Agypten  abtransportiert  wird. 

75^ 


21.  September  1942 

Nach  einer  Meldung  vom  18.  9.  19.40  Uhr  leistet  die  Besatzung  von  Gialo  welter 
erfolgreichen  Widerstand.  Deutsch=ital.  Luftwaffe  griff  wahrend  des  ganzen  18.  9. 
feindl.  Fahrzeuge  in  der  Umgebung  von  Gialo  an. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  21. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  Aufklarungsfliige  und  Jabo=Einsatz  gegen  Wexhill.  Mehrere  Hauser 
eingestiirzt,  in  einem  Barackenlager  siidwestL  der  Stadt  Treffer  beobachtet.  Abschufi 
einer  Whitley. 

Kein  Nachteinsatz. 

Ostwarts  Kinnaird  Head  17.47  Uhr  1  Dampfer  10  000  t,  1  Vorp.=Boot  Kurs  Siid. 

Dover  einlaufend  19.35  Uhr  3  S=Boote. 

Siidostwarts  Insel  Wight  11.42  Uhr  1  Dampfer  ohne  Kursangabe. 

Bei  Albans  Head  12.04  Uhr  4  Dampfer  Kurs  West. 

11  Feindeinfliige  in  den  Raum  Danemark,  1  Einflug  in  den  Raum  Helgoland. 
Keine  Bombenabwiirfe  gemeldet. 

2.  Mittelmeer: 

Es  wurden  durchgefiihrt  Angriffe  auf  Panzer,  Lastkraftwagen  und  Batteriestel= 
lungen,  nach  Wirkungsbeobachtung  Trefferlage  gut.  1  Abschufi,  1  eigener  Verlust. 

Alexandrien  20.9.  15.40  Uhr  LB:  7  Zerstorer,  davon  2  im  Dock,  4  Geleitboote, 
6  kl.  Kriegsschiffe,  Fahrgastschiff  8000  t,  2  Tanker  14  000  t,  8  Frachter  30  000  t,  davon 
1  im  Dock. 

3.  Ost front: 

Schwarzes  Meer:  Gelendshik  21.9.  07.00  Uhr  LB:  7  S=Boote,  1  Raumboot,  5  Ku= 
stenfahrzeuge,  30  Boote,  vor  der  Bucht  5  Kiistenfahrzeuge,  40  Boote,  siidlich  Gelen= 
dshik  25  Boote,  siidwestl.  Gelendshik  06.55  Uhr  1  Dampfer,  1  Vorp.=Boot  Kurs 
Siidost. 

Tuapse  21,  9.  06.38  Uhr  LB:  1  Zerstorer,  3  S=Boote,  12  Minenraum=  und  Minen= 
suchboote,  5  Dampfer  12  500  t,  1  Schwimmkran,  5  Kiistenfahrzeuge,  mehrere  Boote. 
Vor  Tuapse  06.45  Uhr  2  Dampfer  Kurs  Siidost. 

Suchum  20.9.  15.41  Uhr  LB:  1  Tanker  7000  t,  4  Frachter  6000  t,  25  Boote, 
1  Schwimmdock. 

Vor  Poti  09.45  Uhr  2  Zerstorer  verschiedene  Kurse. 

Kaspisches  Meer:  Machatsch  Kala  21.9.  07.45  Uhr:  1  Frachter  4500  t,  1  Frachter 
1000  t,  mehrere  Boote,  3  Schleppkahne  als  Anlegebriicke  zusammengesetzt. 

Krasnowodsk  20.  9.  10.33  Uhr  —  10.55  Uhr  LB:  4  Kan.Boote,  2  U=Boote,  1  Vorp.= 
Boot,  1  Raddampfer,  2  Tanker,  26  Frachter  25  000  t,  8  Prahme,  45  kleine  Boote,  im 
Dlhafen  4  Tanker  8000  t,  5  Frachter  3500  t,  6  Leichter  3000  t,  auf  Reede  liegend 
6  Tanker  7800  t,  9  Frachter  9700  t,  1  Leichter,  2  Schleppziige. 

Astrachan  20.9.  09.30  Uhr:  20  Tankleichter  50000  t,  35  Lastkahne  25000  t, 
18  Raddamper,  250  Boote.  Auf  der  Wolga  reger  Schiffsverkehr. 

Ural=Miindung  20. 9.  10.40  Uhr  LB :  13  Raddampfer,  26  Tankkahne  80  000  t, 
20  Frachtkahne  ^6  000  t  stilliegend,  3  Raddampfer,  2  Kahne  Kurs  Nordost,  6  Rad= 
dampfer  Kurs  Westsiidwest. 

Eismeer:  Vor  Archangelsk  21.9.  08.00  Uhr  nach  LB:  20  Handelsschiffe,  6  Be= 
wacher,  meist  Kurs  180  Grad,  etwa  50  km  westlich  Archangelsk  2  Vorp.=Boote. 

In  der  Mesen=Bucht  06.35  Uhr  1  Handelsschiff  Kurs  Siidost. 

Golf  von  Kandalakscha  08.45  Uhr  1  Dampfer  Zickzackkurse  einlaufend. 

QP  14  Standort  21.9.  14.20  Uhr:  300  km  nordlich  Jan  Mayen  in  27  West  1440 
westl.  Kurse. 

753 


B.  Kriegstagebuch 

22.  September  1942 

Aufzeichnungen  Greiners  zum  22.  September  bis  4.  Oktober  1942 

(Fiir  den  22.  September  bis  4.  Oktober  liegen  —  abgesehen  von  einer  kurzen, 
nachstehend  wiedergegebenen  Notiz  vom  2.  Oktober  —  keine  Aufzeichnungen 
vor.  Das  erklart  sich  zum  Teil  dadurch,  dafi  Hitler  vom  27.  September  bis  zum 
4.  Oktober  in  Berlin  weilte,  wahrend  dieser  Zeit  also  im  Fiihrerhauptquartier 
keine  Lagevortrage  und  Besprechungen  stattfanden.  Am  24.  September  ver= 
abschiedete  Hitler  den  Generaloberst  Haider,  am  selben  Tage  trat  der  neue 
Chef  des  Generalstabes  des  Heeres,  General  der  Infanterie  Zeitzler,  sein  Amt 
an. 

In  der  Lage  an  der  Ostfront  traten  wahrend  des  genannten  Zeitraumes 
keine  wesentlichen  Veranderungen  ein.  Bei  der  Heeresgruppe  A  vermochten 
die  beiden  am  21.  imd  23.  September  angetretenen  Angriffs staff eln  der  17.  Ar= 
mee  (siehe  21.  9.)  nur  ortliche  Frontverbesserimgen  zu  erzielen.  Am  21.  wurde 
ein  russischer  Landungsversuch  zwischen  Anapa  und  Noworossijsk  vereitelt. 
Die  1.  Panzer=Armee  nahm  am  23.  Prischipskaja  am  Terek=Knie  (an  der  Eisen= 
bahn  nach  Ordshonikidse)  und  am  3.  Oktober  siidlich  des  Terek  Elchotowo 
und  Werchnij  Kurp.  Bei  der  Heeresgruppe  B  wurden  am  24.  und  25.  September 
Starke  russische  Entlastungsangriffe  gegen  die  Abriegelungsfront  der  6.  Armee 
zwischen  Wolga  und  Don  abgewehrt,  im  Kampfe  um  Stalingrad  am  25.  grofie 
Parteibauten  in  der  Nahe  des  Wolga=Ufers  und  am  3.  Oktober  die  nordwest= 
liche  Vorstadt  Orlowka  genommen.  Bei  der  Heeresgruppe  Mitte  fanden  keine 
grofieren  Kampfhandlungen  statt.  Bei  der  Heeresgruppe  Nord  machte  der  am 
21.  September  eingeleitete  Gegenangriff  im  „Flaschenhals''  nur  langsam  Fort= 
schritte  und  kam  nach  wenigen  Tagen  zum  Stehen.) 


Erlauterungen  des  Generals  Warlimont  zu  den  Aufzeidinungen  Greiners 

Die  Griinde,  die  Hitler  s.  Z.  bestimmt  haben  mogen,  das  Hauptquartier  in  der 
Ukraine,  begleitet  nur  von  seiner  engeren  Umgebung,  fiir  mehr  als  eine  Woche  zu 
verlassen  und  sich  in  Berlin  aufzuhalten,  sind  —  abgesehen  von  der  traditionellen 
Rede  Hitlers  zur  Eroffnung  des  Winterhilfswerkes,  diesmal  am  30.  September  im 
Berliner  Sportpalast  —  General  Warlimont  nicht  mehr  erinnerlidi.  Vom  militarischen 
Standpunkt  mufi  es  jedenfalls,  auch  wenn  der  Befehls=  und  Meldeapparat  in  Berlin 
im  grol3en  und  ganzen  der  gleiche  blieb,  verwunderlich  erscheinen,  dafi  er  der  Ost= 
front  gerade  dann  den  Riicken  kehrte,  als  ein  neuer  Chef  des  Gen.St.d.Heeres  bei 
anhaltenden,  schweren  Kampfen  seine  Aufgabe  am  Ort  des  Hauptquartiers  (Win= 
niza)  iibernahm. 

Zu  Greiners  Aufzeichnungen  iiber  die  Lage  an  der  Ostfront  verdient  es  vermerkt 
zu  werden,  dafi  auch  Hitlers  personliche  Fiihrung  der  H.Gr.  A  zu  nicht  mehr  als 
„ortlichen  Frontverbesserungen"  im  westlichen  Kaukasus  verhelfen  konnte;  wie  sich 
dadurch  die  Entlassung  des  Feldmarschalls  List  nachtraglich  noch  einmal  als  unge= 
rechtfertigt  erwies,  so  blieb  es  ebenfalls  unbeachtet,  dafi  die  in  Stalingrad  auf= 
kommenden  Strafienkampfe  allmahlich  alle  grofieren  Bewegungen  in  diesem  Raum 
erstickten. 


754 


22.  September  1942 

Uber  die  Art  und  Weise,  in  der  die  nicht  unmittelbar  beteiligten  obersten  Stellen 
der  Wehrmacht  liber  die  Lage  im  Osten  und  ihre  weiteren  Aussichten  unterrichtet 
wurden,  ergibt  sich  ein  Bild  aus  dem  vom  24.  September  datierten  Schreiben  der 
Seekriegsleitung  an  die  Marinegruppe  Slid,  in  dem  als  die  Ziele  bevorstehender 
Angriffshandlungen  in  siidlichen  Bereich  der  Ostfront  u.  a.  Batum  und  —  nach  der 
Einnahme  von  Stalingrad  —  Astrachan  genannt  werden,  letzteres  mit  dem  Zusatz: 
„Es  ist  noch  nicht  entschieden,  ob  die  Stadt  besetzt  oder  zerstort  Vi^erden  soil." 
Bei  seiner  eigenen  Aussprache  mit  dem  Ob.d.M.  und  dessen  Begleitung  am 
28.  September  in  Berlin  scheint  Hitler  selbst  die  Lage  im  Osten  nicht  beriihrt,  sidi 
vielmehr  ausschliefilich  mit  Fragen  des  U=Bootkrieges  befafit  zu  haben. 

Uber  den  Vortrag  Rommels,  der  ebenfalls  in  die  Berliner  Tage  fiel,  gibt  die  Notiz 
Greiners  nur  einen  unvollstandigen  und  auch  leicht  mi6verstandlichen  Aufschlufi. 
Es  kann  als  sicher  gelten,  dafi  Rommel  an  diesem  2.  Oktober  viel  starker  das  Po= 
sitive  seiner  Lage  betont  hat,  wie  er  es  vor  allem  in  der  inzwischen  erreichten  Ab= 
wehrkraft  der  eigenen  Stellung  erkennen  wollte.  Die  „Minengarten",  auf  die  sich 
diese  Beurteilung  wesentlich  sttitzte,  gingen  von  dieser  Zeit  an  auch  in  Hitlers 
Sprache  ein. 


Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Auf  Kertsch  fanden  11,  auf  Jalta  1  Luftangriffe  statt.  Gegen  den  gestrigen 
Landungsversuch  siidwestl.  Noworossijsk  ist  die  Sauberungsaktion  beendet. 
Siidostw.  Noworossijsk  wurde  ein  feindl.  Angriff  nach  ortlichen  Stellungs= 
verbesserungen  abgewiesen.  Der  Angriff  der  3.  rum.  Geb.Div.  siidostw.  Krym= 
skaja  gewann  nur  wenig  Boden.  Vor  der  4.  Geb.Div.  feindl.  Artl.=Tatigkeit. 
Ostw.  des  Nachar=Passes  wurde  eine  Feindgruppe  geworfen.  An  der  Terek= 
Front  wurde  der  Bhf.  Baksan  genommen.  Aufierdem  wurden  Sarskij  Doiskoje, 
Tambowskij  und  Werch  Akbasch  genommen. 

Die  Pontonbriicke  westl.  Terek  iiber  den  Terek  ist  vom  Gegner  gesprengt. 
Einzelne  Vorstofie  gegen  die  Ostflanke  der  13.  Pz.Div.  wurden  abgewiesen. 
Beim  XXXX.  Pz.Korps  keine  weiteren  Feindangriffe.  Wetter:  warm,  trocken, 
Wege  gut  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

Bei  Chalchuta  ging  der  Feind  auf  Ausgangsstellung  zuriick.  Feind  steht 
jetzt  in  ausgebauten  Feldstellungen  9  km  ostnordostw.  Chalchuta.  Dem  Feind 
wurden  gestern  hohe  Verluste  zugefiigt.  Im  Raum  um  Stalingrad  wies  die 
14.  Pz.Div.  einen  Feindangriff  gegen  den  rechten  Fliigel  ab.  Der  Stadtteil  siid= 
ostw.  des  Siidbahnhofes  ist  bis  zur  Wolga  gesaubert.  Im  Getreidesilo  halt  sich 
Feind  noch  zah.  Nordl.  der  Zariza  nahm  die  71. 1.D.  Hauserteile  ostw.  der 
Parteigebaude  bis  zur  Wolga  in  Besitz.  An  der  Nordfront  zwischen  Wolga  und 
Don  schwachere  Angriffe  als  am  Vortage.  Siidostw.  Bahnhof  Kotluban  wurde 
ein  mit  Panzerunterstiitzung  durchgef iihrter  Einbruch  zuruckgeschlagen.  7  Pan= 
zer  vemichtet.  Westsiidwestl.  Bhf.  Kotluban  wurde  ein  starker  russ.  Angriff 

75^ 


B.  Kriegstagebuch 

abgewehrt.  Westl.  Katschalinskaja  ist  ein  Gegenangriff  nach  Osten  im  Gang. 
Russ.  Vorstoiie  im  Don=Bogen  wurden  abgeschlagen.  An  der  ital.  Front  wur= 
den  siidostw,  und  siidwestl.  Kasanskaja  feindl.  Ubersetzversuche  abgewiesen. 
Sonst  nur  eign.  Spahtrupptatigkeit  iiber  den  Don.  Am  Donknie  nordl.  Woro= 
nesch  griff  der  Gegner  mit  Inf.  und  Panzern  an.  Inf.  blieb  liegen,  8  Feindpz. 
vernichtet.  Erneuter  Angriff  mit  42  Panzern  im  Gange.  Ein  Angriff  gegen  Mitte 
der  377. 1.D.  brach  zusammen.  SUdl.  Jelez  wurde  ein  in  Stofitruppunterneh= 
mungen  eingebrochener  Feind  geworfen  und  fdl.  Aufklarungsvorstofie  abge= 
wehrt.  Wetter:  morgens  bedeckt,  mittags  aufklarend.  Temp,  um  10  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Ostw.  Gshatsk  eign.  Spah=  und  Stofitruppunternehmung.  Siidl.  Rshew  wur= 
den  erfolgreiche  Spahtruppunternehmungen  durchgefiihrt.  Siidostw.  Rshew 
erneute  Angriffe  des  Gegn.  unter  Panzerunterstiitzung  teils  abgeschlagen,  ein= 
gebrochene  Panzer  vernichtet  oder  vertrieben  und  ein  Angriff  zerschlagen. 
Ein  weiterer  Feindangr.  an  der  Strafie  Subzoff— Rshew  gewann  nach  Nord= 
westen  Raum.  Lage  dort  ungeklart.  Ortl.  Reserven  und  Sturmgeschiitze  zur 
Bereinigung  angesetzt.  Nordwestl.  Rshew  griff  Gegner  unter  starker  fdl.  Artl.= 
Vorbereitung  mit  Pz.=Unterstiitzung  an.  Im  Stadtwald  Rshew  gelang  dem 
Gegner  ein  Einbruch,  der  jedoch  zum  grofiten  Teil  bereinigt  werden  konnte. 
4  Pz.  abgeschossen.  Nordl.  und  siidl.  Bjeloj  fdl.  Artl.=Tatigkeit.  Ostw.  Demi= 
doff  konnten  weitere  Fortschritte  erzielt  werden.  Nordl.  Demidoff  trat  nach 
langerer  Zeit  erstmalig  schweres  fdl.  Artl.=Feuer  auf.  Bei  Welikije  Luki  wurde 
ein  Feindangriff  abgeschlagen,  eingedrungener  Gegner  geworfen.  Wetter:  be= 
deckt,  keine  Niederschlage,  Wege  gebessert. 

H.Gr.  Nord: 

Bei  11.  Armee  traten  eign.  Krafte  zum  Angriff  auf  Gaitolowo  an.  Feind 
leistet  zahen  Widerstand.  Der  Obergang  iiber  die  Tschernaja  wurde  erzwun= 
gen.  Der  weiter  durchgefiihrte  Angriff  fuhrte  zum  Einbruch  in  die  fdl.  HKL 
nordwestl.  Gaitolowo.  Der  Feind  setzte  an  Einbruchsstelle  seine  Angriffe  von 
Pz.  unterstutzt,  fort,  die  jedoch  zusammenbrachen  und  abgewiesen  wurden. 


Finnland 

Siidostfront:  Stark.  Artl.=Feuer  auf  Kraftwerk  Swirstroy.  Ostw.  Swirstroy  wurde 
ein  Aufkl.=Versuch  des  Gegners  vereitelt.  Nordl.,  norwestl.  und  siidostw.  Maselskaja 
wurden  feindl.  Angriffe  im  Gegenstofi  abgewiesen.  Der  Feind  verlor  am  18.  9.  etwa 
300  Tote.  Eign.  Verluste  seit  15.  9.:  41  Tote  und  etwa  250  Verwundete. 

Nordostfront:  Vor  2.  Geb.Div.  lebhafter  Fahrzeugverkehr.  An  Nordflanke  ist  ein 
Gefecht  mit  einem  fdl.  Batl.  im  Gange.  Ein  neuer  Landungsversuch  des  Feindes  mit 
2  Kuttern  wurde  abgewiesen.  Bei  der  Sauberung  des  Gelandes  am  Siidufer  der 
Motowski=Bucht  wurden  weitere  versprengte  Teile  des  Gegners  vernichtet.  In  der 
Motowski=Bucht  reger  Schiffsverkehr. 

736 


22.  September  1942 

Norwegen 

In  der  Nacht  vom  20./21.  9.  veriibte  ein  Sabotagetrupp,  vermutlich  bestehend  aus 
6  Englandern  und  1  Norweger,  einen  Anschlag  auf  das  Kraftwerk  Glomfjord  (50  km 
nordl.  MO.  Nordland). 

Der  Trupp  wurde  wahrscheinlich  durch  Flugzeug  abgesetzt.  Bei  dem  Unternehmen 
sind  Wasserleitungsrohre  und  Maschinen  gesprengt  worden. 

Samtliche  Angehorige  des  Sabotagetrupps  wurden  gefangengenommen. 

Agypten 

Am  21.  9.  geringere  feindl.  Aufkl.=  und  Artl.=Tatigkeit. 

Krdftegliederung:  Luftbild  vom  17. 9.  ergab  eine  Verminderung  der  Kfz.  um 
2  000.  Im  Zusammenhang  mit  der  gemeldeten  Ablosung  der  9.  austral.  Inf.Div. 
erscheint  die  Herauslosung  von  Kraften  in  Starke  etwa  einer  Division  aus  dem 
Alamein=Kampf  raum  nicht  ausgeschlossen.  Unter  22.  Pz.Brig.  der  10.  Pz.Div.  eine 
anscheinend  aus  der  Heimat  herangefiihrte  Pz.Abt.  neu  festgestellt. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  22. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Es  wurden  yo  Flugzeuge  zur  Aufklarung  und  zu  Jabo=Angri£fen  eingesetzt.  Es 
wurde  angegriffen  Rye  mit  guter  Trefferlage  in  Stadtmitte. 

Bei  Dover  wurden  3  Sperrballone  durch  Jager  abgeschossen  und  ein  S=Boot  im 
Hafen  ohne  beobachtete  Wirkung  mit  Bordwaffen  angegriffen.    Kein  Nachteinsatz. 

Durch  Jager  wurde  bei  Ostende  1  Boston  abgeschossen,  durch  Flak  1  Boston  und 
2  Spitfire,  1  Boston  wirksam  beschossen,  wahrscheinlich  abgeschossen. 

Am  21.  9.  1  Whitley  bei  Douamenez  notgelandet  sowie  1  Mustang  bei  Boulogne 
durch  Flak  abgeschossen. 

Vor  Great  Yarmouth  19.49  Uhr  27  Dampfer,  3  Vorp.=Boote  Kurs  Nord. 

Im  Seegebiet  Trevose  Head  19.25  Uhr  7  Dampfer  Kurs  Nordost. 

Ins  Reichsgebiet  keine  Feindeinfliige.  In  die  besetzten  Gebiete  nur  geringe  Ein= 
fliige.  Bei  15  Einfliigen  auf  Petsamo  wurden  43  Bomben  in  der  Nahe  des  Flugplatzes 
Petsamo  abgeworfen,  geringer  Schaden. 

Am  22.  9.  erfolgten  mehrere  Angriffe  auf  Flakstellungen  und  Industrieanlagen 
in  Belgien.  Im  allgemeinen  nur  geringer  Schaden. 

2.  Mittelmeer: 

1  Spitfire  iiber  Kreta  abgeschossen,  Flugzeugfiihrer  gefangen  genommen. 

Jagdvorstofie  gegen  Malta  blieben  ohne  Feindberiihrung. 

In  mehreren  Wellen  (Ju  88  und  Jabo)  wurden  Artilleriestellungen  und  Kraft= 
fahrzeugansammlungen  siidwestl.  El  Alamein  und  Deir  El  Raghil  angegriffen.  2  Ge= 
schiitze  vernichtet,  Explosionen  beobachtet. 

Au6erdem  wurden  die  Flugplatze  Abu  Ogos  und  Hamzi  mit  Bomben  belegt, 
Wirkung  wegen  starker  Flakabwehr  nicht  erkannt. 

Hafen  Suez  wurde  gelichtbildet,  Auswertung  folgt. 

3.  Ostfront: 

Am  21.  9.  wurden  51  Feindflugzeuge  abgeschossen. 

Vor  Gelendshik  06.44  Uhr  2  Frachter  je  1300  t,  2  S=Boote,  30  Boote  Kurs  Nord= 
west. 

Seegebiet  Tuapse  06.47  Uhr  1  Frachter,  1  M=Boot,  1  Vorp.=Boot  Kurs  Siidost. 

Zwischen  Tuapse  und  Sotchi  07.20  Uhr  1  Frachter,  1  Zerstorer,  2  Vorp.=Boote 
Kurs  Siidost. 

Im  Seegebiet  Gagri  07.33  Uhr  1  Frachter,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Nordwest. 

757 


B.  Kriegstagebuch 

Eismeer:  Am  21.9.  wurde  durch  11  Ju  88  Hafen  Archangelsk  vermint  (?). 

Bei  Kap  Kirbey  etwa  14.00  Uhr  Angriff  auf  2  10  000  t  Dampfer  ohne  Wirkungs= 
beobachtung. 

Im  Hafen  Molotowsk  07.45  Uhr  7  Frachter  30  000  t,  etwa  15  Leichter. 

Vor  Archangelsk  zwischen  06.00  und  08.30  Uhr  8  Frachter,  2  Vorp.=Boote. 

An  der  Ostkiiste  der  Dwina=Bucht  15.41  Uhr  6—y  Dampfer,  1  Zerstorer,  mehrere 
Vorp.=Boote. 

Im  Glocken=Sund  Siidausgang  (Qu  17  Ost  3851)  16.45  Uhr  ein  Geleit,  bestehend 
aus  1  anscheinend  Zerstorer,  2  anscheinend  Torp.Booten,  1  Tanker  3—4000  t, 
2  Dampfer  etwa  4—5000  t. 

Im  Reyda=Fjord  10.05  Uhr  1  leichter  Kreuzer,  3  Zerstorer. 

QP  14  14.37  Uhr  27  West  2153,  bestehend  aus  18  Dampfern,  3  Kreuzern,  4  Zer= 
storern,  10  Vorp.=Booten,  Generalkurs  Siidwest. 


23.  September  1942 

[Der  Fiihrer  empfangt  im  FHQu.  ..Werwolf"  den  stellv.  ruman.  Min.=Pras. 
Mihai  Antonescu  und  den  kroat.  Staatsfuhrer  Ante  Pavelic.] 

Lagebericht  OKH 
H.Gr.  A: 

Siidostw.  Noworossijsk  trat  die  Westgnippe  zum  Angriff  an.  In  schvverem 
und  verlustreichem  Hauser=  und  Bunkerkampf  wurde  bisher  eine  gr6iiereHau= 
sergruppe  genommen.  Nordl.  davon  wurde  die  erste  Feindstellung  auf  dem 
Hohengelande  durchbrochen.  Die  Ostgruppe  nahm  unter  teilw.  deutscher  Fuh= 
rung  eine  Hohe  westl.  Schapsupskaja.  Nordl.  davon  liegen  Telle  in  barter  Ab= 
wehr  stark  angreifendem  Feind  gegeniiber.  Der  Waldrand  siidl.  Schapsugskaja 

—  siidwestl.  Cholmskaja  wurde  erreicht.  Nordostw.  Tuapse  wurde  ein  Feind= 
vorstofi  abgewiesen.  Wetter:  warmer  Spatsommertag,  Wege  iiberall  befahrbar. 

Kampfkraftige  Aufkl.  stiefi  am  Vormittag  gegen  stark  ausgebaute  Feld= 
stellungen  auf  Hohen  westl.  Gundelen  vor.  Die  Linie  nordl.  Nowo  Iwanoski 

—  Prischipskaja  und  Hohe  109  wurde  erreicht.  Telle  des  Gegners  wurden 
nordl.  Beno  Jurt  in  das  Sumpfgelande  abgedrangt  und  dort  abgeriegelt.  Ein 
Feindvorstofi  gegen  einen  Punkt  siidl.  Beno  Jurt  ist  noch  im  Gange.  Angriff 
Ischerskaja  in  Starke  von  4  Batl.en  wurde  im  zusammengefafiten  Abwehrfeuer 
zerschlagen.  Die  3.  Pz.Div.  steht  seit  dem  Vormittag  in  schwerem  Abwehr= 
kampf  gegen  neu  herangefiihrte  starke  feindl.  Pz.=Krafte  nordl.  Ischerskaja. 
Wetter:  bedeckt,  windig,  strichweise  Regenfalle. 

H.Gr.  B: 

Im  Kampf  um  Stalingrad  wurden  siidl.  der  Zariza  nur  einzelne  Hauser= 
kampf e  durchgefiihrt.  Telle  der  295. 1.D.  traten  ostw.  des  Hauptbahnhofs  zum 
Angriff  an.  3  schwache  Angriffsspitzen  drangen  nach  schweren  Hauser=  und 
Bunkerkampfen  bis  zur  Wolga  durch.  Der  Nordfliigel  wehrte  Feindangriffe 
erfolgreich  ab.  Siidostw.  Kotluban  griff  der  Feind  erneut  mit  Inf.  und  Panzern 

75^ 


23.  September  1942 

an,  konnte  ortl.  Erfolge  erzielen,  wurde  jedoch  im  Gegenstofi  zuriickgeworfen. 
Es  wurden  hier  7  Panzer  vernichtet.  Westl.  Katschalinskaja  hatte  der  ange= 
setzte  Gegenangriff  gegen  den  russ.  Br.=Kopf  keinen  Erfolg.  Starke  Feind= 
krafte  griffen  nordl.  davon  an.  Kampfe  sind  nock  im  Gange. 

Siidl.  Woronesch  begann  der  eign.  Angriff  in  der  Einbruchsstelle.  Es  gelang, 
gegen  sehr  zahen  Feindwiderstand  300  m  vorwarts  zu  kommen.  Die  harten 
Kampfe  dauern  an.  Am  Donknie  griff  der  Gegner  seit  den  friihen  Morgen= 
stunden  mit  stark.  Artl.=  und  Pz.=Unterstiitzung  gegen  Oltschowatka  an  und 
durchbrach  mit  10  Panzern  die  eign.  HKL.  Kampfe  haiten  an.  Ein  eign.  Gegen= 
stoii  nordostw.  Oltschowatka  zum  Entsatz  einer  eingeschlossenen  Waldbesat* 
zung  blieb  im  feindl.  Abwehrfeuer  liegen.  12  Feindpanzer  abgeschossen. 
Westl.  davon  ist  ein  Feindangriff  vom  Norden  im  Gange.  Wetter:  nachts  Frost, 
tagsiiber  warm,  sonnig.  Temp,  um  12  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Ostw.  Sytschewka  wurde  grofiere  Feindtatigkeit  als  an  den  Vortagen  fest= 
gestellt.  Der  Gegenangriff  gegen  den  im  Stadtwald  eingebrochenen  Feind  ist 
mit  PanzerunterstUtzung  im  langsamen  Fortschreiten.  Im  Gebiet  Demidoff 
wurden  weitere  Fortschritte  erzielt.  Feind  weicht  nach  Norden  aus.  Wetter: 
heiter,  kiihl  und  trocken. 

H.Gr.  Nord: 

An  der  Landenge  siidostw.  Staraja  Russa  wurde  ein  Angriff  unter  hohen 
Verlusten  fiir  den  Gegner  abgewiesen.  Westl.  Lubniza  wurde  ebenfalls  ein 
Feindangriff  abgewiesen.  Nordl.  Nowgorod  geringe  beiderseitige  Artl.=  imd 
Spahtrupptatigkeit.  An  der  Front  ostw.  Schliisselburg  wurde  ein  wichtiges 
Hohengelande  nordl.  Totolowo  genommen.  Die  Strafie  Kelkolowo— Putilowo 
nordl.  Gaitolowo  ist  fest  in  unserer  Hand.  Mehrere  Gegenangriffe  wurden 
abgeschlagen. 


Finnland 

An  der  Landenge  und  bei  Aunus  beiderseitige  ArtI.=Tatigkeit,  feindl.  Spahtrupp= 
und  gewaltsame  Aufkl.=Tatigkeit. 

Bei  Maselskaja  erfolgte  ein  feindl.  Angriff.  Ein  eign.  Stiitzpunkt  ostw.  Rugosere 
wurde  zuriickgenommen. 

An  der  Kandalakscha=Front  wurden  mehr.  Feindvorstofie  abgewiesen.  Die  in  die 
Nordflanke  des  XXXVI.  Geb.A.K.  eingedrungene  feindl.  Abt.  wurde  im  konzen= 
trischen  Angriff  zerschlagen.  Feind  erlitt  hohe  blutige  Verluste  und  zog  sich  nach 
Osten  zuriick.  Im  Norden  der  Front  wurde  eine  Kraftegruppe  in  Starke  von  2  Batl.en 
unter  hohen  blutigen  Verlusten  zerschlagen. 


Panzerarmee  Afrika 

Normale  Aufklarungs=  und  Artl.=Tatigkeit. 

Z.  Z.  einsatzbereite  Panzer:  deutsch  193,  ital.  133. 


759 


B.  Kriegstagebuch 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  23. 9. 42 

1,  Raum  um  England: 

Abschiisse  i  Spitfire  durch  Jager,  am  22.  9.  1  Spitfire  durch  Flak  abgeschossen. 

Es  wurden  bei  Tag  keine  Land=  und  Seeziele  angegriffen. 

Uber  Nachtangriffe  liegt  noch  keine  Meldung  vor. 

Ostwarts  Portland  09.25  Uhr  4  Dampfer  Kurs  Siid. 

Haver  Dover  08.34  Uhr  3—4  kl.  Boote,  3  Seenotboote. 

Hafen  Ramsgate  08.30  Uhr  10—14  kl.  Boote. 

136  Feindeinfliige,  davon  etwa  83  ins  Reichsgebiet.  Abschiisse:  7  durch  Flak,  1 
durch  Marineflak,  2  durch  Jager.  8  Flugzeuge  auf  dem  Weg  Helgoland— Nordstrand— 
Hadersleben— Lim=Fjord— Aalborg,  13  bis  25  Helgoland— Flensburg— Bremen— Papen= 
burg,  33—50  Thyboroen—Hobro—Kopenhagen—Schwerin— Hamburg— Heide.  Es  wur= 
den  abgeworfen  auf  Wilhelmshaven  11  Sprengbomben,  600  Brandbomben.  KMW 
geringe  Brandschaden  in  der  Tischlerei,  kein  Produktionsausfall,  mehrere  Hauser 
leicht  beschadigt.  Aarhus  Brand  in  Dlfabrik  (arbeitet  nicht  fiir  deutsche  Wehrmacht). 
Flensburg  10  Spreng=,  800  Brandbomben  auf  neue  U=Bootswerft.  Kabelhalle  aus= 
gebrannt,  Modelltischlerei  erhebliche  Brandschaden,  kein  Produktionsausfall.  4  Hau= 
ser  zerstort,  mehrere  Hauser  teils  schwer,  teils  leicht  beschadigt.  Hamburg  6  Spreng= 
bomben  ohne  nennenswerte  Wirkung.  Wismar  20  Spreng=,  1000  Brandbomben. 
Stadtwerke  schwer  beschadigt.  Gasometer  ausgebrannt,  im  Hafen  Grofibrand  im 
Kohlenlager.  Linker  Rathausfliigel  zerstort.  In  Zuckerfabrik  Turbinenhaus  elek= 
trische  Zentrale,  Melassehaus  und  Zuckerverladestelle  zerstort.  In  Lehrlingswerkstatt 
Dornierwerke  geringer  Brandschaden.  Brandschaden  in  einer  Infanteriekaserne  und 
in  Luftwaffenlazarett.  Erheblicher  Brandschaden  in  einem  Hobelwerk  und  einem 
Holzlager.  Geringer  Brandschaden  in  Triebwagen=  und  Waggonfabrik.  Grofie  Stadt= 
schule  schwer  beschadigt.  Auf  Bahnhof  mehrere  Wagen  verbrannt,  Brande  in  der 
Giiterabfertigung,  Werkkiiche  und  Dllager.  16  Hauser  zerstort,  mehrere  Hauser 
schwer,  zahlreiche  Hauser  leicht  beschadigt.  30  Tote,  96  Verletzte,  mehrere  Ver= 
schiittete. 

La  Pallice  wurde  mit  Sprengbomben  und  Bordwaffen  angegriffen  ohne  besondere 
Wirkung. 

Weitere  Schadensfeststellungen  laufen. 

2.  Mitfelmeer: 

Am  14.  9.  Angriff  durch  14  Liberator  auf  Bengasi.  Starke  Schaden  im  Hafengebiet 
und  auf  Dampfern  (s.  Mittelmeermeldung).  In  der  Nacht  vom  22.  zum  23.  erneuter 
Angriff  auf  Bengasi.  1  Liberator  abgeschossen,  kein  Schaden. 

Bei  einem  Feindangriff  auf  Flugplatz  Quasaba  mehrere  Ju  87  beschadigt. 

Bei  Jagdvorstofi  gegen  Malta  1  Spitfire  abgeschossen.  Ein  Angriff  auf  Flugplatz 
Halfar  blieb  ohne  Wirkungsbeobachtung. 

In  der  Nacht  vom  22.  zum  23.  Angriff  von  6  Ju  88  auf  Flugplatz  Mirbat  ohne  Wir= 
kungsbeobachtung. 

An  Panzerfront  mehrere  Spitfire  wirksam  beschossen,  1  Spitfire  iiber  Suda  ab= 
geschossen,  1  Flugzeug  auf  Feindgebiet  zur  Bauchlandung  gezwungen. 

Alexandrien  11.50  Uhr  LB:  6  Zerstorer,  davon  2  im  Dock,  3  Geleitboote,  6  kl. 
Kriegsf ahrzeuge,  1  Fahrgastschiff  8000  t,  2  Tanker  14  000  t,  9  Frachter  34  000  t,  davon 

1  im  Dock,  32  kl.  Fahrzeuge  12  m  lang  (Landungsboote). 

Suez  22.  9.  LB:  07.34  bis  08.11  Uhr  10  Zerstorer,  davon  2  griech.,  7  Geleitboote, 

2  Vorp.=Boote,  U=Bootsbegleitschiff  „Woolwich",  1  Werkstattschiff,  1  Transporter 
36  000  t,  42  Frachter  197  500  t,  3  Tanker  20  500  t. 

Ras  a  Dabia  08.00  Uhr:  2  Frachter  je  7—8000  t,  1  Frachter  3000  t  einlaufend. 
Ras  Abu  Darak  08.00  Uhr:  2  Frachter  je  2—3000  t. 

760 


24-  September  1942 

3.  Ostfront: 

Schwarzes  Meer:  Gelendshik  07.07  Uhr:  1  Dampfer  1000  t,  1  MS=Boot,  30  Ku= 
stenfahrzeuge  und  Boote. 

Tuapse  06.30  Uhr:  5  Dampfer  10000  t,  vor  Tuapse  06.55  Uhr  1  Dampfer  2000  t, 
2  Vorp.=Boote  Kurs  Siidost,  4  Dampfer  je  1000  t  ohne  Kursangabe. 

Sotschi  06.16  Uhr:  2  kl.  Frachter  unter  1600  t,  aus  Sotschi  auslaufer\d  1  Dampfer 
1000  t. 

Bei  Luftangriff  bei  Adler  1  Dampfer  5000  t  beschadigt. 

Suchum  05.55  Uhr:  1  Dampfer  1000  t,  1  M=Boot,  vor  Suchum  09.23  Uhr  1  Damp= 
fer,  1  M=Boot,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Siidost. 

Otschemtschiri  05.45  Uhr  3  U=Boote,  1  M=Boot,  1  Dampfer  100  t,  vor  Otschem= 
tschiri  1  U=Boot  Kurs  Nordwest. 

Seegebiet  Anakria  05.40  Uhr:  1  R=Boot  Kurs  Ost. 

Kaspisches  Meer:  Astrachan  08.20  Uhr  20  gr.,  80  kl.  Schiffe. 

Kamyschin  07.25  Uhr:  14  Schiffe. 

Saratow  07.00  Uhr:  80  Schiffe  aller  Grofien. 

Petropawlowska :  08.05  8—10  Schiffe. 

Zwischen  Saratow  und  Astrachan  08.40  Uhr  am  Ufer  50  Schiffe,  nordgehend 
5  Schlepper,  10  Leichter,  3  Schlepper  ohne  Leichter,  siidgehend  3  Schlepper,  6  Leich= 
ter,  1  Schlepper. 

Ladoga=See:  Bei  Schiffbekampfung  wurde  1  Schleppkahn  beschadigt. 

In  der  Morje=  und  Wolchow=Bucht  4  Hilfskan.=Boote. 

Am  22.  83  Abschiisse,  davon  2  durch  Flak,  1  Flugzeug  am  Boden  zerstort,  am 
23.  62  Abschiisse,  davon  2  durch  Flak. 

Eismeer:  Standort  QP  14  durch  FW  200  13.15  Uhr  gemeldet  26  West  3878  Kurs 
190  Grad,  anscheinend  Holz  fiir  England  an  Bord  der  Schiffe. 


24.  September  1942 

Lagebericht  OKH 
Osten 
H.Gr.  A: 

Meldungen  liegen  infolge  Leitungsstorung  nicht  vor. 

H.Gr.  B: 

Bei  Chalchuta  feindl.  Artl.=Storungsfeuer. 

Im  Stadtgebiet  von  Stalingrad  ortliche  Hauserkampfe.  Feindangriffe  wurden 
abgewiesen.  In  der  Einbruchsstelle  von  Kotluban  nahm  der  Russe  seine  starken 
Inf.=  und  Panzerangriffe  wieder  auf.  Voriibergehende  Einbriiche  am  Tataren= 
wall  und  westl.  der  Eisenbahn  konnten  bereinigt  werden.  Am  Haltepunkt  564 
wurden  mehrere  Angriffe  abgewiesen.  Der  Feinddruck  ostl.  der  Einbruchsstelle 
mit  besonders  starkem  Artl.=Feuer  halt  unvermindert  an.  Westl.  Kotluban  steht 
die  y6.  I.D.  in  schwerem  Abwehrkampf  gegen  iiberlegenen  mit  Panzern  an= 
greifenden  Gegner.  Nach  Zufiihrung  aller  Reserven  konnte  der  bis  zu  den 
eign.  Rgt.=Gefechtsstanden  durchgebrochene  Russe  aufgefangen  bzw.  geworfen 
werden.  Erneuter  Angriff  mit  Panzern  lafit  die  Lage  z.  T.  sehr  gespannt  er= 
scheinen.  Die  Munitionslage  ist  aufierst  gespannt  und  erschwert  den  Abwehr= 

761 


B.  Kriegstagebuch 

kampf.  Nordwestl.  Katschalinskaja  ist  ein  eigner  Angriff  gegen  Awilow  Sa= 
donski  angesetzt.  Nordwestl.  Kletskaja  wehrte  die  13.  rum.  I.D.  mehrere 
Feindangriffe  ab.  Eigner  Angriff  gegen  den  russ.  Briickenkopf  bei  Staro 
Kletskoje  seit  06.45  Uhr  im  Gang.  Bei  Raspopinskaja  wurde  Lage  durch  erfolg= 
reichen  Gegenangriff  bereinigt.  Bei  Woronesch  ist  die  Lage  in  der  Einbruchs= 
stelle  unverandert.  Der  Feind  ist  allgemein  ruhig.  Eigne  Luftw.  hielt  den  Feind 
wirksam  nieder.  17  Panzer  abgeschossen.  Beim  XIII.  A.K.  ist  die  Bereinigung 
des  ortl.  Einbruchs  nordwestl.  Olschowatka  noch  im  Gang.  Ein  FeindvorstoiS 
westl.  bei  Kawerja  wurde  im  Nahkampf  abgewiesen. 

H.Gr.  Mitte: 

Im  Raum  siidostw.  Bjelew  durch  Luftaufkl.  16  Feindpanzer  festgestellt. 

Der  lebh.  Kfz.=Verkehr  von  Suchinitschi  nach  Siidwesten  halt  an. 

Im  Raum  der  4.  Armee  wurden  2  Feindspahtrupps  abgewiesen.  Eigne  Spah= 
trupps  stellen  starkere  Feindbesetzung  vor  der  Mitte  der  331.  I.D.  fest.  Siid= 
westl.  Juchnow  wurde  ein  Feindvorstofi  in  Kp.=Starke  abgewiesen.  Nordl.  da= 
von  wurde  ein  Feindeinbruch  bereinigt. 

Im  Raum  der  9.  Armee  sind  Fallschirmjager  in  Starke  von  etwa  300—400 
Mann,  deren  Verbleib  unbekannt  ist,  gemeldet.  Gegenmafinahmen  sind  im 
Gange.  Beim  Rgt.  „Gr.  D.''  wurde  ein  Feindangriff  in  Batl.=Starke  mit  Pz.= 
Unterstiitzung  abgewiesen.  Etwas  nordl.  davon  bleib  ein  schwacher  Feindvor= 
stolB  in  Batl.=Starke  vor  der  eignen  Linie  liegen. 

Beim  VI.  A.K.  wurden  in  der  Einbruchsstelle  bei  Rshew  ein  weiteres  Vordringen 
des  Feindes  verhindert,  Frontverbesserung  erzielt  und  im  Stadtwald  mehrere 
feindl.  von  einzelnen  Panzern  unterstiitzte  VorstojSe  abgeschlagen.  Im  Raum 
um  Demidoff  wurden  bei  der  Sauberung  weitere  durch  Banden  und  regulare 
Truppen  verteidigte  Ortschaften  genommen.  Nordl.  Demidoff  trat  die  331.  I.D. 
planmafiig  nach  Nordosten  an.  Der  Feind  zog  sich  hinhaltend  kampfend  nach 
anfanglich  starkem  Widerstand  nach  Norden  und  Osten  zuriick.  Mehrere 
Orte  konnten  genommen  werden. 

H.Gr.  Nord: 

Bei  der  8.  Panzerdiv.  wurde  eine  eigne  Stellung  von  drei  feindl.  Stofitrupps 
von  etwa  100  Mann,  ausgeriistet  mit  deutschen  Stahlhelmen  und  Zeltbahnen, 
iiberfallen.  Der  Gegner  wurde  unter  erheblichen  eignen  Verlusten  abgewiesen. 
An  der  Einbruchsstelle  siidostw.  Schliisselburg  leistet  der  Feind  dem  eignen 
Angriff  sehr  grofien  Widerstand.  Es  konnte  daher  nur  wenig  Boden  gewonnen 
werden. 

Dem  XXVI.  A.K.  gelang  es  mit  einer  Kompanie,  vorbildlich  durch  die  Luft= 
waffe  unterstiitzt,  den  Nordwestteil  von  Gaitolowo  zu  nehmen.  Erneuter  An= 
griff  auf  Gaitolowo  ist  im  Gang.  Weitere  Meldungen  liegen  noch  nicht  vor. 
Gegen  die  Ostflanke  der  121.  I.D.  fiihrte  der  Gegner  zahlreiche  vergebliche 
Gegenangriffe  aus  ostw.  und  siidostw.  Richtung.  Z.  Z.  lauft  aus  Gegend  nordl. 
Gaitolowo  erneuter  Angriff  gegen  121.  I.D. 

762 


24-  September  1942 

Im  Einbruchskeil  wurde  unvermindert  starker  Feindwiderstand  festgestellt. 
Ein  Abziehen  von  Kraften  nach  Osten  ist  noch  nicht  feststellbar.  Feind  verhalt 
sich  noch  ruhig. 

Finnland 

An  der  finn.  Siidostfront  bei  der  Gruppe  Maselskaja  nur  beiderseitige  Fern* 
streifentatigkeit. 

An  der  Nordostfront  westl.  des  Ori=Sees  Gefechtsberiihrung  durdi  eigene  kampf« 
kraftige  Aufkl.  mit  der  bereits  gemeldeten  Feindgruppe.  Starkere  eigne  Angri£fs« 
krafte  zum  Angriff  angetreten.  An  der  Hauptflanke  des  XXXVI.  Geb.K.  schwach. 
feindl.  Aufkl. =Vorst66e  abgewiesen. 

Fanzerarmee  Af  rika^ 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  24. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Aufklarung  und  Jabo=Angri£fe.  1  Abschufi.  Jabo=Angriff  auf  Seafort  (Treffer  in 
Wohngebauden  und  Bordwaffenbesdiufi  auf  Flakstellungen) ;  Hastings  von  7  FW 
190  angegriffen,  gute  Trefferlage.  Hauser  zerstort,  grofie  Explosionen.  Dymhurth 
bei  Folkestone  angegriffen,  Treffer  in  Hauserblocks,  mehrstockiges  Haus  zerstort. 
Brand  beobachtet. 

Nachts  wurde  Truro  bei  Falmouth  angegriffen,  mittlere  Brande  beobachtet,  1  Flug= 
zeug  vermifit. 

In  der  Nacht  vom  23.  zum  24.  Angriff  auf  York,  Brande  im  Stadtkern.  Aufierdem 
wurde  Beverly  als  Ausweidiziel  ohne  Wirkungsbeobachtung  angegriffen. 

Bei  Hastings  13.15  Uhr  1  Handelssdiiff  etwa  5000  t,  gegen  19.08  Uhr  2  Vp=Boote 
stilliegend. 

Ostwarts  Insel  Wight  16.20  Uhr  2  Bewacher  Portsmouth  einlaufend. 

45  Einfliige.  Verminung  der  Ostsee  Stettin  bis  Danzig  und  Deutsche  Bucht.  Bom= 
benabwiirfe  bisher  nicht  gemeldet.  1  Abschufi  durch  Nacht jager. 

2.  Mittelmeer: 

Angriffe  auf  Batteriestellungen  bei  El  Ruweisat,  Bomben  lagen  im  Ziel.  Jabo= 
Angriffe  gegen  Feldlager  Dar  El  Radir,  Wirkung  nicht  beobachtet. 

5.  Ostfront: 

Schwarzes  Meer:  Im  Seegebiet  vor  Gelendshik  1  Frachter,  ^^  mittlere  und  kleine 
Schiffe  und  Boote,  6  Kiistenwachboote. 

Vor  Tuapse  7  Frachter,  45  mittlere  und  kleine  Schiffe  und  Boote,  4  kleine  Kriegs= 
schiffe. 

4.  Island: 

Siidostwarts  Kap  Vestra  Horn  in  26  West  5569  5  Zerstorer,  1  Vorp.=Boot,  2  Damp* 
fer  4—5000  t  Kurs  200  Grad  (um  12.30  Uhr). 

Nordlich  Island  in  26  West  7878  um  18.10  Uhr  1  Zerstorer  Kurs  210  Grad. 


1     Fehlt  im  KTB  der  Ski,  Teil  D. 

763 


B.  Kriegstagebuch 

25.  September  1942 
Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Siidostw.  Noworossijsk  wehrte  der  rechte  Fliigel  mehrfache  Angriffe  ab. 
Nordl.  davon  steht  die  9. 1.D.  im  Kampf  um  eine  beherrschende  Hohe  sud= 
ostw.  Neberdshajewskaja.  Ortsgruppe  der  rum.  Kav.  im  Hohengelande  westl. 
Schapsuskaja.  Im  Abintal  und  ostw.  davon  wechselvoUe  Abwehrkampfe.  Es 
gelang  dem  Feind,  eine  Siedlung  wiederzunehmen.  Siidl.  Achtyrskaja  wurde 
etwa  10  km  Gelandegewinn  erzielt.  Siidl.  Gorjatschi  Kljutsch  ist  Kampf  um 
Hohengelande  im  Gange.  Siidostw.  Pjatigorskoje  wurden  Vorstofie  des  Geg= 
ners  bei  einem  Angriff  in  Rgt.=Starke  abgewiesen. 

An  der  Terek=Front  wurde  Kotljarewski  genommen.  Zwischen  Terek  und 
Baksan  noch  starker  Feind.  An  der  Ostfront  wurden  Naidenowkoje  feindfrei 
gemeldet.  Wetter:  wechsl.  bewolkt,  sonnig,  Wege  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

Bei  Chalchuta  wurde  am  23.  9.  ein  Feindangriff,  der  unter  Panzerunterstiit= 
zung  vorgetragen  wurde,  abgeschlagen.  Im  Stadtgebiet  von  Stalingrad  wurde 
die  Halfte  des  bisher  von  den  Russen  besetzten  Nordstadtteils  genommen. 
Mehrere  fdl.  Angriffe  scheiterten.  Am  Ostfliigel  des  XIV.  Pz.Korps  griff  der 
Feind  siidl.  Jersowka  mit  starkeren  Kraften  an,  Kampfe  sind  noch  im  Gange. 
Am  Westfliigel  des  Korps  nur  schwache  erfolglose  Angriffstatigkeit.  Dem 
Feind  gelang  es  siidl.  Kotluban,  mit  30  Panzern  und  aufgesessener  Inf.  bis  zur 
Nachschubstrafie  5  km  nordl.  Rassoschka  vorzudringen.  Abgesetzte  russ.  Inf. 
und  mehrere  Feindpanzer  vernichtet.  Die  Div.  halt  stiitzpunktartig  ihre  bis= 
herigen  Stellungen.  Nordwestl.  Katschalinskaja  wurden  russ.  Vorstofie  abge= 
wiesen.  Ostw.  Raspopinskaja  beim  rum.  V.  A.K.  Kampfe  um  eine  wichtige 
Hohe.  Am  rechten  Fliigel  der  ital.  8.  Armee  scheiterte  ein  Feindangriff  siidostw. 
Kotowskij.  Ein  Ubersetzversuch  siidl.  Gigonatzkij  wurde  abgewiesen.  Nordl. 
Woronesch  drang  Feind  in  ein  Waldstuck  ostw.  Gubarewo  ein.  Durch  Gegen= 
stoli  zuriickgeworfen.  Nordl.  davon  setzte  Feind  liber  den  Don.  Angriff  am 
Donknie  gegen  Olchowatka  brach  zusammen.  Siidl.  Liwny  wurden  zwei  Feind= 
vorstofie  abgewiesen. 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Nowosil  wurde  ein  russ.  Stiitzpunkt  genommen  und  besetzt.  Siid= 
westl.  Bjelew  feindl.  Stofitrupp  abgewiesen.  Siidostw.  Gshatsk  feindl.  Spah= 
trupps  abgewiesen.  Bei  weiteren  Feindangriffen  gegen  Rshew  gelang  dem  Geg= 
ner  nordostl.  Rshew  ein  Einbruch.  Einbruch  wurde  bereinigt,  weitere  Angriffe 
abgeschlagen.  Siidostw.  Rshew  bei  Subzoff  wurde  voriibergehender  Einbruch 
entlang  der  Eisenbahnlinie  Stariza— Rshew  bereinigt.  Im  Raum  des  XXIII.  A.K. 
eigene  StojStrupptatigkeit.  Im  Raum  um  Demidoff  wurden  weitere  Ortschaften 

764 


25-  September  1942 

genommen.  Der  gestern  gemeldete  Angriff  nach  Nordosten  hat  weiter  Boden 
gewonnen.  Wege  stark  aufgeweicht,  erneute  Regenfalle. 

H.Gr,  Nord: 

Nordl.  Cholm  wurde  ein  feindl.  Vorstofi  in  Kp.=Starke  abgewiesen.  Sud= 
westl.  und  westl.  Lubniza  wurden  Feindangrijffe  abgeschlagen.  An  der  Land= 
briicke  griff  der  Gegner  mit  Panzerunterstiitzung  von  Norden  und  Siiden  an. 
Nach  Bereinigung  eines  ortl.  Einbruchs  wurden  Angriffe  sowie  weitere  Vor= 
stolie  abgewiesen.  Nordl.  Nowgorod  wurde  eingebrochener  feindl.  Stolitrupp 
geworfen.  Gegen  die  siidostw.  Schliisselburg  vorgetriebenen  Angriffskeile  er= 
folgen  heftige  Gegenangriffe  aus  ostw.  und  westlicher  Richtung.  In  wechsel= 
vollen  Kampfen  samtliche  Angriffe  bisher  abgewiesen.  Verbindung  der  An= 
griffsgruppen  Gaitolowo  wiederhergestellt.  Erneuter  Angriff  auf  Gaitolowo  an= 
gesetzt.  Siidl.  Leningrad  wurde  ein  feindl.  Stofitrupp  geworfen.  Durch  erneute 
Regenfalle  sind  Gelandeschwierigkeiten  wieder  gestiegen. 

Finnland 

Sudost front:  An  der  Swir=Front  wurden  Ubersetzversudie  des  Feindes  iiber  den 
Swir  vereitelt.  Am  Wei6meer=Ostseekanal  wurden  nordl.  Powenez  zwei  Angriffe 
des  Feindes  abgewiesen.  Feind  hatte  hohe  Verluste. 

Nordostfront:  An  der  Nordflanke  des  Louhi=Abschnitts  wurde  Angriff  des  Feindes 
in  Kp.=Starke  abgewiesen.  Der  Feind,  der  in  der  Siidflanke  des  Kandalakscha=Ab= 
sdinittes  gemeldet  war,  zog  sich  nach  Gefedit  mit  eignen  Aufkl.=Kraften  nadi  Sud= 
osten  zuriick. 

Panzerarmee  Afrika 

Normale  beiders.  Spah=  und  Artl.=Tatigkeit.  Fiir  Generalfeldmarsdiall  Rommel  hat 
Gen.  der  Pz.Tr.  Stumme  in  Vertretung  den  Oberbefehl  iiber  die  deutsch=ital.  Panzer= 
armee  iibernommen. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  25. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  nur  geringer  Einsatz. 

Bei  Nacht  wurde  Pencanze  angegriffen.  Einschlage  in  Stadtmitte  und  Bahnhofs= 
gelande.  3  grofie,  mehrere  kleine  Brande  beobaditet.  Brandbomben  iiber  gesamten 
Stadtgebiet  abgeworfen. 

Bei  Ramsgate  19.24  Uhr  2  Minenleger,  1  Vorp.=Boot,  6—8  kl.  Sdiiffe  stilliegend. 

Vor  Dover  19.18  Uhr  4  Vorp.=Boote  einlaufend. 

Ostwarts  Portland  08.10  Uhr  7  kleine  Handelsschiffe  Kurs  Siid. 

Am  25.  9.  flogen  in  den  Raum  Oslo  mehrere  Feindflugzeuge  ein.  Es  wurden  2  Ab= 
sdiiisse  durdi  Jager,  1  Abschu6  durch  Flak  erzielt.  7  Sprengbomben  auf  Stadtgebiet 
abgeworfen.  3  Hauser  zerstort,  6  schwer  beschadigt.  2  Zivilisten  tot,  ^8  Verletzte. 
4  Wehrmachtangehorige  verwundet,  2  Angehorige  der  O.T.  vermifit.  Angriff  gait 
vermutlich  einer  auf  dem  Schlofiplatz  stattfindenden  Veranstaltung  der  National 
Samling,  Ziel  wurde  nicht  getroffen.  Besonderes:  Bomben  waren  amerikanischen 
Ursprungs. 

Bei  Nacht  geringe  Einfliige  in  Norwegen—Danemark— Holland— Belgien  und  Frank= 
reich  sowie  bis  Helgoland.  Minenabwurfverdacht,  keine  Bombenabwiirfe. 

763 


B.  Kriegstagebudi 

2.  Mittelmeer: 

1  Abschu6,  1  weiterer  Abschufi  ohne  Zeugen. 

Es  wurden  erstmalig  amerikanische  Jager  iiber  Malta  festgestellt. 

Jabo=Angriffe  auf  Batteriestellungen  bei  Deir  El  Himar,  Bomben  zwischen  den 
Stellungen.  Brande  beobachtet.  Tiefangriff  auf  Lastwagen  bei  Quared  Sumara.  5 
Fahrzeuge  in  Brand  geschossen,  mehrere  beschadigt.  8  Ju  Sj  fiihrten  einen  Angriff 
auf  Artilleriestellungen  bei  El  Ruweisat  durch.  Brand  beobachtet. 

La  Valetta  24.9.  17.18  Uhr  LB:  1  MS=Boot,  2  Korvetten,  7  U=Boote,  1  Tanker, 
4  Dampfer. 

Alexandrien  24.  9.  15.00  Uhr  LB:  6  Zerstorer,  2  im  Dock,  3  Geleitboote,  7  Kriegs= 
fahrzeuge,  1  Fahrgastschiff  8000  t,  5  Tanker  20  000  t,  9  Frachter  34  000  t,  37  kleine 
Fahrzeuge  je  12  m  lang. 

Suez  24.9.  15.55  Uhr  LB:  4  Zerstorer,  davon  2  griech.,  2  Geleitboote,  2  ansch. 
Vorp.=Boote,  Begleitschiff  „Woolwich",  1  Werkstattschiff,  2  Tanker  6000  t,  3  Trans= 
porter  46  000  t,  49  Frachter  231 000  t. 

Ras  a  Dabia  1  Tanker  3000  t,  1  Vorp.=Boot  einlaufend.  12  km  sUdlich  davon 
1  Dampfer,  1  Geleitboot  Kurs  Siid. 

3.  Ostfront: 

Am  24.  9.  30  Abschiisse,  davon  7  am  Boden,  am  25.  9.  27  Abschiisse  durch  Jager, 
4  durch  Flak.  Zahlen  erhohen  sich  noch. 

Schwarzes  Meer:  Vor  Gelendshik  60  kl.  Schiffe  und  Boote,  3  Kiistenwachboote. 

Im  Seegebiet  Tuapse  9  mittlere  Frachter,  2  S=Boote,  verschiedene  Kurse. 

Auf  der  Wolga  zwischen  Saratow  und  Kamyschin  lebhafter  Schiffsverkehr.  Sara= 
tow  02.15  Uhr:  35  Schleppkahne,  Flu6=  und  Schleppdampfer. 

Kamyschin  12  Schleppkahne  stilliegend. 


26.  September  1942 
Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Am  rechten  Fliigel  befindet  sich  die  West=  und  Ostgruppe  in  Abwehr  fort= 
laufender  Feindangriffe  bis  zu  Rgt.=Starke.  Im  Raum  um  Schapsupskaja  leistet 
Feind  in  aufiergewohnlich  stark  ausgebauten  Waldstellungen,  hervorragend 
gegen  Luftangriffe  getamt,  zahesten  Widerstand. 

Dem  Gegner  gelangen  einige  Einbriiche.  Bei  LVII.  Pz.K.  steht  die  198.  I.D. 
im  harten  Kampf  beiderseits  des  Weges  nach  Besymiannoje.  Die  slow.  Div. 
stiefi  im  Vorgehen  nach  Siiden  auf  starke  Feindstellungen.  Das  XXXXIV.  A.K. 
ist  mit  der  101.  Jg.Div.  planmafiig  zum  Angriff  angetreten  und  hat  bisher  in 
schwerem  Kampf  nach  Durchbruch  durch  starke  Feindstellungen  die  Gegend 
2  km  westsiidwestl.  Bhf.  Chadyschenskaja  erreicht. 

Bei  der  1.  Pz.Armee  bildete  die  23.  Pz.Div.  gegen  zahen  Feindwiderstand 
einen  Briickenkopf  iiber  den  Baksan  siidl.  Nowo  Poltawskoje.  Die  13.  Pz.Div. 
durchstieJS  mit  der  rechten  Angriffsgruppe  in  uniibersichtlichem,  stark  vermin= 
ten  Gelande  die  Feindverteidigung  bis  Planowskoje.  Nach  Umgehung  des  Ortes 
Angriff  von  Siiden  und  Siidosten,  im  Ort  schwere  Kampfe.  Linke  Angr.=Gruppe 

766 


26.  September  1942 

nahm  nach  Kampf  Illarinowka.  Die  370.  I.D.  erreichte  mit  rechtem  Fliigel  den 
Raum  1  km  nordostw.  Illarinowka,  der  linke  Fliigel  ist  nach  Uberwindung 
feindl.  Feldstellungen  im  Angriff  auf  Waldstiick  siidl.  Werchnij  Kurp  ange= 
treten.  Gegenangriff  mit  Panzern  z.  Z.  abgewehrt.  Ein  gegen  den  linken  Fliigel 
der  111.  I.D.  durchgefiihrter  Feindangriff  in  Batl.=Starke  wurde  durch  eignen 
Gegenstofi  zerschlagen.  Das  verst.  Pz.Rgt.  6  stiefiausdemRaumNaidenowskoje 
nach  Siiden  vor  und  befindet  sich  im  Kampf  gegen  von  Siiden  herangefiihrten 
feindl.  Angriff sverband.  Wetter:  trocken,  warm,  Wege  gut  befahrbar. 

H.Gr.  B: 

In  Stalingrad  wurden  im  zah  verteidigten  Stadtteil  nordl.  der  Zariza  mehrere 
befestigte  Hauserblocks,  darunter  die  Parteigebaude  im  Zentrum  der  Stadt,  so= 
wie  mehrere  Erdbunker  genommen.  Bei  Jersowka  hielten  die  starken  russ.  An= 
griffe  an,  sie  wurden  abgewiesen.  Siidl.  Kotluban  setzte  der  Russe  wiederum 
zahlreiche  Panzer  ein,  durchfuhr  an  mehreren  Stellen  die  eignen  Linien.  An  der 
gesamten  Nordfront  insges.  35  Panzer  vernichtet  bzw.  bewegungsunfahig  ge= 
schossen.  Bei  Perekopka  drang  Gegner  mit  Pz.=Unterstutzung  in  die  HKL  ein. 
Gegenangriff  im  Gang.  Nordwestl.  Kletskaja  starkere  Angriffe  unter  Pz.=Un= 
terstiitzung  abgeschlagen.  Bei  der  Einbruchsstelle  Woronesch  konnte  der  Erfolg 
eines  eigenen  Angriffs  gegen  feindl.  Gegenstoli  nicht  behauptet  werden.  Bei  der 
387.  I.D.  hat  sich  Feind  in  Batl.=Starke  beiderseits  der  Weduga=Miindung  auf 
dem  Westufer  des  Don  festgesetzt.  Nordl.  Korsum  ortl.  Einbruch  des  Feindes. 
Gegenstofi  im  Gang.  Wetter:  klar  und  sonnig.  Temp,  um  23  Grad. 

H.Gr.  Mitte: 

Nordl.  Bahnlinie  Wjasma— Kaluga  wurden  Angriffe  bis  zu  Kp.=Starke  im 
Nahkampf  abgewiesen.  Im  Raum  Rshew  setzte  der  Feind  seine  Angriffe  nicht 
fort.  Nordl.  Bjeloj  wurde  die  Einbruchsstelle  in  erbitterten  Nahkampfen  be= 
reinigt.  Aulierdem  wurden  Angriffe  mit  Pz.=Unterstiitzimg  abgewiesen.  Im 
Raum  um  Demidoff  wurde  weiterer  Boden  gewonnen.  Die  330.  I.D.  trat  erneut 
aus  der  erreichten  Linie  zum  Angriff  an.  Nach  Brechen  des  ersten  Feindwider= 
standes  wurden  in  schwungvoUem  Angriff  Ortschaf  ten  und  eine  Hohe  erkampf t. 

Siidwestl.  Welish  traten  eigne  Truppen  zum  Angriff  an  und  nahmen  nach 
heftigem  Hauserkampf  zwei  Ortschaf  ten.  Wetter:  keine  Niederschlage. 

H.Gr.  Nordl 

Am  Nordteil  der  Landbriicke  erneute  Angriffe  des  Gegners  abgeschlagen. 
Im  weiteren  eignen  Angriff  wurde  eine  Verbindung  zwischen  den  beiden  Stofi= 
gruppen  uber  Gaitolowo  hergestellt.  Die  Erweiterung  des  Siidkeils  ist  noch  im 
Gang.  Die  132.  I.D.  ist  in  langsam  fortschreitendem  Angriff  auf  denTschernaja= 
Abschnitt.  Der  Nordkeil  wurde  nach  Westen  verbreitert. 


767 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland 

An  der  Swir=Front  hat  der  Gegner  im  Abschnitt  des  Elektrizitatswerkes  Swirstroy 
einen  klaren  Schwerpunkt  gebildet. 

Ebenso  ist  bei  Maselskaja  eine  Schwerpunktbildung  in  kleinerem  Ma6stab  er= 
kennbar. 


Panzerarmee  Afrika 

An  der  Front  lebh.  Artl.=Tatigkeit  als  an  den  Vortagen.  Keine  nennenswerten 
Kampfe. 

Die  ital.  Verluste  in  der  Oase  Gialo:  14  Tote,  14  Verwundete. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  26. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Durch  Jager  1  sicherer,  2  wahrscheinliche  Abschiisse,  durch  Flak  2  Abschiisse. 

Im  Laufe  des  26.  wurde  Bembridge  als  Ausweichziel  durch  Jabo  angegriffen 
(Wohnhauser  zerstort). 

An  der  Ostkiiste  der  Insel  Wight  gegen  16.00  Uhr  2—3  Zerstorer,  2  Vorp.=Boote 
Kurs  Portsmouth. 

Insgesamt  etwa  31  Feindeinfliige,  davon  ins  Reichsgebiet  in  den  Westen  25  Ein= 
fliige,  in  den  Ostraum  1  Einflug.  Eindringtiefe  im  Westen  Lim=Fjord— Randers=Fjord— 
20  km  nordl.  Nyborg— Naswed— Siidspitze  Insel  Falster— nordl.  Wustrow— nordl. 
Itzhoe— Insel  Borkum.  Minenlegen  im  Raum  der  ost=  und  nordfries.  Inseln,  in  der 
KielerBucht  und  in  den  dan.  Gewassemwahrscheinlich.  Eindringtiefe  imOsten  50  km 
nordostwarts  Warschau— sudostlich  Radom— siidostl.  Petrikau— Warschau— ostwarts 
Sudauen.  Keine  Bombenabwiirfe  gemeldet. 

Durch  Flak  1  Feindabschufi. 

2.  Mittelmeer: 

In  der  Nacht  zum  26.  und  im  Laufe  des  26.  wurden  10  Feindabschiisse  erzielt, 
ferner  6  Flugzeuge  am  Boden  zerstort. 

Bei  Angriff  auf  Fort  Kufra  am  25.  9.  Volltreffer  in  Barackenlager  und  Zeltlager, 
eine  Flugzeughalle  zerstort,  mehrere  Brande  beobachtet. 

Hafenbelegung  Suez  25.9.  09.50—10.30  Uhr  LB:  1  Kreuzer,  5  Zerstorer,  davon 

2  griech.,   1   im  Dock;   1   Geleitboot,   1   Bewacher,  1   Werkstattschiff    (Woolwich), 

3  Hilf sfahrzeuge,  43  Frachter  159  000  t,  2  Frachter  2500  t,  6  Tanker  17  500  t,  1  Fahr= 
gastschiff  7000  t. 

Auf  der  Hohe  von  Ras  a  Dabia  1  Frachter  4000  t  Kurs  Suez. 

Bei  Ras  Leghan  1  Frachter  3000  t,  1  Frachter  7^00  t,  1  Frachter  und  1  Fahrgast= 
schiff  zusammen  8000  t  stilliegend. 

Bei  Ras  Azabar  Aban  1  mittlerer  Frachter  Kurs  Suez. 
Bei  Abu  Daiag  1  mittlerer  Frachter  Kurs  Suez. 
Timan=See  4  Frachter  18  300  t, 

3.  Ostfront: 

An  der  Nordostktiste  der  Dwina=Bucht  um  14.10  Uhr  14  Handelsschiffe  und  Be= 
wacher  stilliegend. 

Bei  Luftangriff  auf  Tuapse  am  25.  9.  1  Schlepper  1800  t  beschadigt, 

Bei  Luftangriff  auf  Sotschi  am  25. 9.  auf  Truppentransporter  von  3000  t  drei 
Volltreffer. 

Bei  Gelendshik  40  kleinere  und  mittlere  Dampfer  und  Boote. 

768 


27.  September  1942 

Im  Seegebiet  Tuapse  07.35  Uhr  2  Dampfer  und  2  M=Boote  stilliegend,  1  S=Boot 
und  1  kleines  Kiistenfahrzeug  auf  Siidostkurs. 

Bei  Tuapse  und  nordwestl.  davon  im  Laufe  des  Vormittags  10  Dampfer,  3  S=Boote 
in  beiden  Richtungen  fahrend. 

07.00  Uhr  bei  Gudauti  2  kleine  Dampfer,  2  Vorp.=Boote  Kurs  Siidost. 

Im  Seegebiet  Suchum  07.10  Uhr  1  mittlerer  Dampfer  und  2  Vorp.=Boote  Kurs 
Nordwest. 

Hafenbelegung    Otschemtschiri    25.9.    11.00    Uhr    LB:    3    U=Boote,    5    R=Boote, 

1  S=Boot,  2  Frachter,  3  Kiistenfahrzeuge,  mehrere  Boote. 

Poti  25.9.  11.38  Uhr:  3  Kreuzer,  2  Kriegsschiffriimpfe,  3  Zerstorer,  1  im  Dock, 
3  M=Boote,  5  R=Boote,  4  S=Boote,  14  U=Boote,  11  Frachter  29  ^00  t,  15  Kustenfahr= 
zeuge  9000  t,  3  Schwimmkrane,  mehrere  Boote. 

Batum  23.  9.  10.24  Uhr  LB:  1  Schlachtschiff,  1  schw.  Kreuzer,  5  Zerstorer,  2  Torp.= 
Boote,  1  Geleitboot,  1  M=Boot,  6  U=Boote,  6  R=Boote,  2  S=Boote,  2  Fahrgastschiffe 
13  000  t,  6  Tanker  je  6—7000  t,  13  Frachter  30  000  t,  12  Kiistenfahrzeuge  8000  t, 

2  Schwimmkrahne,  mehrere  Boote. 

Bei  Stalingrad  Ubersetzverkehr  in  ostwartiger  Richtung. 

Astrachan  25.9.  07.45  Uhr:  2  M=Boote,  1  Schlepper  Kurs  Siid,  4  M=Boote  Nord= 
kurs;  stilliegend  15  Tanker  39  500  t,  14  Leichter  45  000  t,  12  Schlepper,  140  Boote. 

Siidostwarts  Machatsch  Kala  25.9.  09.15  Uhr  LB:  6  Frachter  8700  t,  1  Schwimm= 
kran,  mehrere  kleine  Kiistenfahrzeuge. 

Baku  25.  9.  08.24  Uhr  LB:  7  Tanker  14  500  t,  18  Frachter  20  300  t,  zahlreiche  Kii= 
stenfahrzeuge,  9  U=Boote. 

Gurjew  09.35  Uhr  ca.  100  grofie  und  mittlere  Frachter  und  Leichter. 

Vor  der  Ural=Miindung  09.02  Uhr  4  Frachter,  3  Raddampfer  Kurs  Ost,  1  Schlep= 
per,  1  Tanker  Kurs  West,  2  Raddampfer,  1  Motorboot  Kurs  Siid,  stilliegend  12  Tan= 
ker  50  000  t,  15  Frachter  42  000  t,  2  Raddampfer,  1  Motorboot,  5  Leichter  1000  t, 
15  kleine  Boote. 

27.  September  1942 

[Fiihrer  in  Berlin.] 

[OKW/WFSt/Op.  Nr.  ^^16^^/42  g.K.  Chefs,  betr.  Austausch  Norw.=Div.en.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Der  Angriff  des  Gegners  nordostw.  Schapsupskaja  wurde  durch  Eingreifen 
deutscher  Verbande  auf  dem  Ostflugel  der  rum.  Geb.Div.  zum  Stehen  gebracht. 
Siidl.  und  sudostw.  Abinskaja  wurden  Angriffe  bzw.  der  Versuch,  die  Nach= 
schubstrafie  ostw.  Abinskaja  zu  erreichen,  durch  Eingreifen  deutscher  und  rum. 
Aufkl.Abt.en  vereitelt.  Siidl.  Gorjatschi  Kljutsch  gingen  eign.  Krafte  beiders. 
der  Strafie  nach  Chadyschenskaja  zum  Angriff  gegen  Besymianoje  vor. 
V.Abt.en  gingen  beiderseits  des  Ortes  auf  der  Strafie  nach  Siidosten  welter 
vor.  Bhf.  Chadyschenskaja  selbst  wurde  von  Osten  her  von  Teil  der  101.  Jg.= 
Div.  angegriffen,  weitere  Telle  sind  im  Vorgehen  auf  der  Strafie  westl.  des 
Bahnhofs.  Siidl.  Chadyschenskaja  ist  die  97.  Jg.Div.  im  Angriff  nach  Westen 
in  Richtung  auf  die  Strafie  nach  Tuapse.  Bei  dem  Versuch  des  Feindes,  siidl. 
Prochladny  iiber  den  Terek  zu  setzen,  wurden  ^^^  Gefangene  eingebracht. 

769 


B.  Kriegstagebuch 

Siidostw.  davon  griffen  13.  Pz.Div.,  370. 1.D.,  SS  „W''=Div.  und  111. 1.D.  nach 
Siidosten  an  und  stehen  mit  ihren  Spitzen  im  Kampf  in  Gegend  nordl.  Kard= 
shin— Samankul— westl.  Sagotschin  und  erreichten  mit  dem  aufiersten  Ost= 
fliigel  den  Bahnknick  nordostw.  Wosnessenskaja. 

H.Gr.  B: 

Beiderseits  der  Zariza=Mundung  traten  94.  und  71. 1.D.  gegen  zahen  Feind= 
widerstand  am  friihen  Morgen  zum  Angriff  an  und  gewannen  bis  zum  Mittag 
das  Wolga=Ufer.  Der  Russe  halt  sich  noch  in  einzelnen  Widerstandsnestern 
an  den  Kaianlagen.  Nordl.  davon  wurden  an  den  Eisenbahnschleifen  des 
Fabrikgelandes  Angriffe  des  Feindes  abgewehrt.  Durch  einen  Vorstofi  der 
16.  Pz.Div.  am  Ostfliigel  der  Landbriicke  zwischen  Wolga  und  Eisenbahn  wur= 
den  mehrere  hundert  Gefangene  gemacht.  Auf  dem  linken  Fliigel  wurden 
Feindangriffe  bei  Kotluban  abgewiesen.  Desgleichen  waren  mehrere  Feind= 
angriffe  zwischen  Eisenbahn  und  Choper=Miindung  vergeblich.  Durch  starke 
Artl.=Vorbereitung  und  Schlachtfliegerbegleitung  vorgefiihrter  feindl.  Angriff 
auf  das  Stellungsknie  nordl.  Woronesch  wurde  im  Gegenstofi  zum  Stehen 
gebracht  und  unter  schweren  Verlusten  zuriickgeschlagen. 

H.Gr.  Mine: 

Im  Siidteil  der  H.Gr.  wurde  der  am  Vortage  erfolgte  feindl.  Angriff  be= 
reinigt.  Nordostw.  Orel  gelang  ein  eigner  Vorstofi,  bei  dem  ein  neu  angelegter 
feindl.  MinenstoUen  erledigt  wurde.  Vergebliche  Feindangriffe  ostw.  Wjasma. 
Nordwestl.  Rshew  griff  gestern  Vormittag  unter  Ausnutzung  des  Nebels  der 
Feind  in  Starke  von  etwa  2  Schiitzendiv.en,  3  aufgefiillten  Pz.Brig.en  und  den 
vorhandenen  Stellungstruppen  den  Briickenkopf  iiber  die  Wolga  an.  Durch 
Panzer,  von  Artl.  verstarkt,  gelang  ihm  ein  Einbruch,  der  durch  Heranziehung 
von  ortl.  Reserven  imd  weiteren  Kraften  von  Rshew  bereinigt  werden  soil. 
Im  Zuge  des  Unternehmens  „Spatlese''  wurden  mehrere  Orte  beiderseits  Slo= 
boda  genommen. 

H.Gr.  Nord: 

Gegen  den  Abschliefiungsriegel  des  Kessels  siidl.  des  Ladogasees  fiihrte 
der  Feind  auch  gestern  wieder  zahlreiche  Gegenangriffe,  die  abgeschlagen 
wurden.  Bereitstellungen  wurden  durch  zusammengefafites  Feuer  aller  Waffen 
zerschlagen.  An  der  Newa=Front  gelang  es  dem  Feind,  an  mehreren  Stellen  im 
Raum  Dubrowka  auf  dem  Ostufer  der  Newa  Fuli  zu  fassen.  Durch  Gegenstofi 
gelang  es,  die  gelandeten  Telle  zu  vernichten  mit  Ausnahme  eines  kleinen 
feindl.  Briickenkopfes  siidwestl.  Dubrowka,  der  durch  eign.  Panzerkrafte  ab= 
geriegelt  wurde. 

Finnland 

Keine  besonderen  Nadirichten. 


770 


27-  September  1942 

Panzerarmee  Afrika  (26.  9.) 

In  der  Nacht  vom  25.  zum  26.  starkeres  Artl.=Feuer,  sonst  normaler  Tagesverlauf. 

Kraftegliederung  unverandert. 

Sonstiges:   Luftwaffe  scho6  8  feindl.  Flugzeuge  ab  und  fuhrte  Bombenangriffe 
gegen  die  Oase  Kufra  mit  gutem  Erfolg  durch. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  27. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Bei  Tage  geringe  Aufklarungstatigkeit,  bei  Nacht  kein  Einsatz  gemeldet. 

1  Whitley  bei  Vermelles  abgesturzt. 

Am  26.  9.  2  Spitfire  sicher  abgeschossen. 

Bei  einem  Jagdvorsto6  am  26.  9.  zwischen  18.42  und  19.00  Uhr  auf  Brest  und 
Morlaix  durch  12  Spitfire  und  Jabos  wurden  9  Abschiisse  und  Abstiirze  erzielt,  davon 
4  durch  Jager,  1  durch  Flak,  1  durch  Marineflak;  3  Abstiirze.  Die  restlichen  3  miissen 
iiber  See  abgesturzt  sein,  da  Englander  fiir  alle  12  Flugzeuge  Seenotmafinahmen 
und  Suche  durchfiihrten.  Daher  alle  12  als  vernichtet  anzunehmen. 

30  sm  siidostwarts  Start  Point  14.25  Uhr  1  Zerstorer  Kurs  West. 

Nur  feindliche  Kiistenanfliige,  Minenabwurfverdacht. 

2.  Mittelmeer: 

Flugplatz  Heliopolis  durch  10  Ju  88  angegriffen,  Brande  beobachtet. 

AuiSerdem  wurden  Storangriffe  ostlich  El  Alamein  durchgefiihrt. 

Am  26.  9.  wurden  insgesamt  8  Flugzeuge  abgeschossen,  davon  durch  Hauptmann 
Marseille  7.  Alle  Abschiisse  wurden  mit  neuer  Me  109  G— 2  erzielt,  teilweise  in 
iiber  8000  m  Hohe.  Flugzeugmuster  hat  sich  gut  bewahrt. 

Alexandrien  26.9.  09.00  Uhr  LB:  6  Zerstorer,  davon  2  im  Dock,  3  Geleitboote, 
7  kl.  Kriegsfahrzeuge,  1  Fahrgastschiff  8000  t,  2  Tanker  14  000  t,  11  Frachter  40  000  t, 
37  kleine  Fahrzeuge  12  m  lang. 

5.  Ostfront: 

Abschiisse:  Am  26.  ^o,  am  27.  6^. 

Schwarzes  Meer:  Hafen  Gelendshik  zwischen  05.00  und  14.00  Uhr  8  Frachter, 
44  kleine  Schiffe,  1  Tanker. 

Im  Seegebiet  Tuapse  am  26.  9.  durch  Bombentreffer  1  Frachter  1500  t  beschadigt. 

Finnen=Busen:  Im  Hafen  Lavansaari  07.30—08.30  Uhr  29  kleinere  Schiffe. 

Eismeer:  Es  wurden  13  Abschiisse  ohne  eigene  Verluste  erzielt,  davon  8  Toma= 
hawk,  2  Hurricane,  2  Airakobra,  1  Lagg. 

Die  Kola=Bucht  wurde  gelichtbildet,  Ergebnis  liegt  noch  nicht  vor. 

Aufklarung  Banak— Spitzbergen— Eis=Fjord— Glocken=Sund  erbrachte  kein  Ergeb= 
nis.  Gebiet  zwischen  y^  und  76  Grad  wegen  Schneeschauer  nicht  liickenlos  ein= 
gesehen. 


771 


B.  Kriegstagebuch  , 

28.  September  1942  ' 

[Vortrag  des  Ob.d.M.  beim  Fuhrer  in  der  Reichskanzlei  Berlin^.] 

Lagebericht  OKH 
Osten 

H.Gr.  A: 

Feindl.  Angriffe  siidl.  und  siidostw.  Krymskaja  driickten  die  Stellungen  der 
Rumanen  ein  und  konnten  durch  Eingreifen  deutscher  Truppen  zum  Stehen 
gebracht  werden.  Siidostw.  Abinskaja  wurden  feindl.  Angriffe  abgewiesen. 
Bei  dem  Angriff  der  125.  und  198. 1.D.  im  Raume  Besymianoje  wurden  22 
Bunker  genommen  und  der  Feind  beiderseits  des  Ortes  zuriickgeschlagen.  Die 
von  der  Flanke  in  siidwestl.  Richtung  auf  die  Strafie  Besymianoje— Bhf.  Chady= 
schenskaja  angreifende  slow.  Div.  steht  im  Kampf  in  hartvermintem  Gelande 
nordostw.  dieser  StralSe.  101.  Jg.Div.  hat  im  Angriff  den  Bhf.  Chady schenskaja 
genommen,  westl.  davon  starker  Feind.  An  der  Strafie  nach  Tuapse  siidl.  des 
Bahnhofs  wurden  starke  Gegenangriffe  aus  den  Talern  heraus  abgewehrt  und 
die  Geiman=Hohe  sowie  der  Gunai=Berg  nach  hartem  Kampf  in  eign.  Hand, 
gebracht. 

An  der  Terek=Front  wurde  der  Briickenkopf  westl.  Maiskij  erweitert.  13.  Pz.= 
Div.  steht  im  Kampf  an  der  Bahn  siidl.  Maiskij  hart  nordl.  und  nordostw. 
Kardschin.  Samankul  und  Sagoptschin  (2  Orte  nordostw.  Kardschin)  sind  noch 
stark  besetzt.  Ein  Angriff  bei  Terek  wurde  abgeschlagen. 

H.Gr.  B: 

Im  Kampf  um  Stalingrad  wurden  beiderseits  der  Zariza  die  Hauserblocks 
gesaubert,  so  dafi  das  ganze  Stadtviertel  bis  an  die  Wolga  in  eign.  Hand  ist. 
Nordl.  davon  sind  die  100.  Jg.  und  24.  Pz.Div.  zum  Angriff  angetreten  und 
stehen  mit  Siidfliigel  an  der  grofien  Bahnschleife,  mit  Nordflugel  am  Stadtrand 
hart  siidl.  Krasn.  Oktjabr.  Nordl.  hiervon  hat  die  389. 1.D.  mit  dem  rechten 
Fliigel  die  Schlucht  westl.  Krasn.  Oktjabr  gesaubert  und  ist  im  Angriff  auf 
diesen  Ort.  Etwa  in  gleicher  Hohe  mit  der  angreifenden  Pz.Div.  Der  Nordfliigel 
der  389. 1.D.  hat  die  Bahnschleife  siidostw.  Gorodischtsche  erreicht. 

SamtUche  Angriffe  auf  die  Landbrticke  bei  Kotluban  konnten  abgewiesen 
werden.  An  der  iibrigen  Front  konnten  ortl.  Angriffe  vereitelt  werden.  Ein 
stark.  Angriff  an  dem  Stellungsknie  nordl.  Woronesch  wurde  unter  schweren 
Feindverlusten  zuriickgeschlagen.  Das  Wetter  auf  der  ganzen  Linie  sonnig 
und  warm. 


1     Aufzeichnung  iiber  diesen  Vortrag  (Anlage  zu  OKM  1.  Ski  lb  1963/42  g.Kdos, 
Chefs.)  in:  Lagevortrage  des  Ob.d.M.,  a.a.O. 

772 


28.  September  1942 

H.Gr.  Mitte: 

Siidl.  Nowosil  brach  der  Feind  iiberraschend  in  die  vorgeschobenen  Stel= 
lungen  ein.  Gegenstofi  im  Gange.  Starkere  Angriffe  des  Russen  westl.  Subzoff 
und  nordl.  der  Wolga  konnten  bis  auf  einen  kleineren  Einbruch  abgewehrt 
werden.  Bereitstellungen  wurden  rechtzeitig  durch  eign.  Artl.  zerschlagen.  Auf 
den  Br.=Kopf  nordl.  Rshew  gefiihrte  Feindangriffe,  die  den  ganzen  Tag  iiber 
dauerten,  hatten  keinen  Erfolg.  Schwach.  Angriffe  auf  die  gestrige  Einbruchs= 
stelle  nordwestl.  Rshew  wurden  abgewehrt.  Nordostw.  Demidoff  gingen  eign. 
Krafte  im  Raum  Sloboda  wieder  nach  Norden  vor.  Auch  nordwestl.  Welish 
hatten  eign.  Angriffe  in  nordl.  Richtung  Erfolg.  Der  Ort  Tscherschni  siidl. 
Uswat  wurde  genommen.  Wetter:  sonnig,  warm. 

H.Gr.  Nord: 

Stark,  feindl.  Angriffe  auf  die  Nordfront  der  Demjansk=Stellung  wurden 
abgewehrt.  Siidl.  der  Landbriicke  siidostw.  Staraja  Russa  traten  Jager=  und 
Inf.=Verbande  in  iiberraschendem  Angriff  nach  Westen  an  und  konnten  trotz 
stark,  feindl.  Abwehr  einige  Kilometer  nach  Westen  Boden  gewinnen-.  Alle 
Angriffe  mit  dem  Ziel,  die  Abriegelungsfront  zu  durchbrechen,  scheiterten. 
Der  Kessel  wurde  weiter  verengt.  An  der  Newa=Front  wurden  nordl.  Du= 
browka  Feindreste  vernichtet.  Siidl.  davon  griff  12.  Pz.Div.  mit  gutem  Erfolg 
den  feindl.  Briickenkopf  an. 


Finnland 

Am  Siidfliigel  der  Kandalakscha=Front  griff  Feind  mit  starker  Artl.=UnterstUtzung 
mit  etwa  1V2  Kp.n  erfolglos  an.  An  den  iibrigen  Fronten  nur  Artl.=  und  Spahtrupp= 
tatigkeit. 


Panzerarmee  Af  rika 

Normale  Aufkl.  und  Artl.=Tatigkeit. 


Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  28. 9. 42 

I.  Raum  um  England: 

Bel  Tage  Aufklarungsfliige  und  Jabo=Angriffe.  Es  wurde  angegriffen  Chelmsford 
Kugellagerfabrik.  3  Bomben  im  Werk,  ein  grofies  Wohnhaus  zerstort.  Frinton  Sea 
ohne  Wirkungsbeobachtung.  1  Flakstellung  bei  Bridgewick  ohne  Wirkungsbeobad\= 
tung;  Aldsburgh  nordl.  Harwidi,  Detonation  beobachtet;  Lawford  siidl.  Ipswidi, 
Bombentreffer  beobachtet;  bei  Norwich  Bahnlinie  und  Betonbahn  Treffer  auf  Lkw's 
und  Baustellen  auf  der  Betonbahn  beobachtet. 

Seegebiet  Cromer  11.10  Uhr  8—10  Dampfer,  1  Zerstorer,  3  5=Boote  Kurs  Siid. 

Bei  einem  Angriff  im  Seegebiet  Great  Yarmouth  um  10.55  Uhr  auf  einen  Geleit 
von  6  Dampfern  und  2  Zerstorern  wurde  1  Dampfer  1500—2000  t  beschadigt. 

2     Beginn   des   Unternehmens    „WinkeIried"    (27.  9.— 11, 10.   —   Verbreiterung    der 
Landbriicke  nach  Siiden);  beteiligt:  5.  Jg.Div.  und  126.  Inf.Div. 

773 


B.  Kriegstagebuch 

Bei  Worshing  19.10  Uhr  1  Kiistenfahrzeug. 
Seegebiet  Portland  18.55  Uhr  10  Dampfer  Kurs  Ost. 

Im  Seegebiet  Kap  Finisterre  wurde  16.45  Uhr  bei  einem  Luftangriff  1  Dampfer 
von  1500—2000  t  wahrscheinlich  beschadigt. 
Kein  Nachteinsatz. 
Keine  Einfliige  ins  Reichsgebiet  und  in  die  besetzten  Gebiete. 

2.  Mittelmeer: 

Bei  feindl.  Luftangriffen  gegen  Tobruk  und  frontnahe  Flugplatze  wurden  in  der 
Nacht  zum  28.  2  Abschiisse  bei  Tobruk,  1  Abschufi  bei  Qutaifya  erzielt. 

Im  ubrigen  Geleitzugsicherung  und  Aufklarung  sowie  Storfliige  und  Angriffe 
durch  8  Ju  88  auf  Schiffsziele  auf  Reede  Suez.  Bomben  auf  Frachter,  1  Detonation 
beobachtet.  Wirkung  von  5  abgeworfenen  LT  350  konnte  nicht  beobachtet  werden. 

Im  Seegebiet  Alexandrien  gegen  17.00  Uhr  2  S=Boote. 

3.  Ostfront: 

54  Abschiisse,  davon  4  durch  Flak. 
Auf  der  Wolga  normaler  Schiffsverkehr. 

An  der  Westkiiste  des  Ladoga=Sees  17.15  Uhr  1  Kan.=Boot,  1  Vorp.=Boot  Kurs 
Siidost,  3  Vorp.=Boote  Kurs  Nord. 


29.  September  1942 
Lagebericht  OKH 
[Fuhrer  in  Berlin.] 

Osten 

H.Gr.  A: 

Der  bei  der  3.  rum.  Geb.Div.  vordringende  Gegner  wurde  beiderseits  des 
Abintales  durch  Telle  der  9. 1.D.  in  der  Linie  Belizkawo=Sudrand— Abinskaja 
nordl.  Eriwanskij  aufgefangen.  3.  rum.  Geb.Div.  wird  neu  geordnet.  Nord= 
westl.  Besymianoje  wurde  das  Psekupo=Tal  geoffnet.  Vorderste  Telle  3  km 
nordwestl.  Besymianoje.  198.  I.D.  im  Angriff  westl.  Besymianoje  gegen 
Hohen  siidwestl.  des  Ortes.  Die  Mitte  der  198.  I.D.  steht  im  Angriff  auf  Fonar= 
Berg.  Vorderste  Telle  1,5  km  nordostw.  davon.  Linker  Fliigel  1  km  nordl. 
Chatyps  mit  1  Btl.  der  slow.  Div.  101.  Jg.Div.  hat  Hohenriicken  nordl.  Kurap= 
skaja  genommen.  Nordl.  Bhf.  Chadyschenskaja  stark.  Feindangriff  abge= 
schlagen.  97.  Jg.Div.  nach  Abwehr  mehr.  Feindangriffe  im  Angriff  gegen  bei 
Nawaginski  stehende  Feindkrafte.  Feindangriffe  auf  Geiman=Berg  wurden  ab= 
gewiesen.  Div.  Lanz  nach  Abwehr  feindl.  Gegenangriffe  im  Angriff  nordostw. 
Gunaika,  4  km  nordl.  Maratuki  und  im  Quellgebiet  Prawaja  Tucha.  Gruppe 
Bentheim  im  Angriff  aus  Tscherjakoff  im  Besymianka=Tal  5  km  Boden  ge= 
wonnen.  In  Hochgebirgsfront  Abwehr  feindl.  Angriffs  auf  Santscharo=Pa6. 
An  der  Terek=Front  durchbrach  die  13.  Pz.Div.  die  Charista=Stellung  3  km 
ostw.  Elchotowo  und  steht  auf  den  Hohen  ostw.  des  Ortes.  Der  Baksan=Br.= 
Kopf  wurde  erweitert.  Die  370.  I.D.  erreichte  den  Hohenkamm  5  km  westl. 
Samankul  und  eine  Hohe  sudostw.  Werchnij  Kurp.  Der  Angriff  gewiimt  nur 

774 


29.  September  1942 

langsam  Boden.  Die  SS=„W"=Div.  steht  im  Kampf  um  Sagopschin,  die  111. 1.D. 
ist  in  Sowjetski  eingebrochen.  Wetter:  sonnig  und  warm,  klare  Spatsommer= 
tage. 

H.Gr.  B: 

Im  Raum  um  Stalingrad  gruppierte  sich  die  100.  Jg.Div.  um  und  griff  in 
nordostw.  Richtung  an.  Die  Div.  nahm  Vs  des  Fleischkombinats.  24.  Pz.Div. 
sauberte  den  Westteil  des  Metallurgischen  Werkes  „Krasn.  Oktjabr''  und 
nahm  den  Stadtteil  siidwestl.  und  westl.  der  „Roten  Barrikade''  bis  etwa  500  m 
nordwestl.  der  Eisenbahn.  Der  Nordwestteil  drang  in  den  Stadtteil  Barrikady 
ein.  Die  389. 1.D.  gewann  mit  Ostfliigel  Gorodischtsche=Bach  und  nahm  eine  Ge= 
hoftegruppe. 

Beim  XIV.  Pz.Korps  bereinigte  die  16.  Pz.Div.  einen  kleineren  Einbruch. 
Siidl.  Kotluban  sickerte  der  Feind  an  einigen  Stellen  durch  die  eigene  Linie. 
Gegenmaiinahme  im  Gange.  Westl.  Chlebny  wurde  ein  Erkundungsvorstofi 
zuriickgewiesen.  Beim  ital.  Alp.=Korps  wurde  ein  fdl.  Landungsversuch  siidl. 
Pawlowsk  abgewiesen.  Vor  der  ung.  2.  Armee  zunehmende  fdl.  Spah=  und 
Stofitrupptatigkeit.  Nordwestl.  Swoboda  wurden  mehrere  feindl.  Vorstofie 
abgewiesen.  Nordl.  Woronesch  wurde  bei  Oltschowatka  ein  fdl.  Vorstofi  ab= 
gewiesen.  Wetter:  heiter,  sonnig,  Strafien  trocken. 

H.Gr.  Mine: 

Siidostw.  Orel  wurde  ein  fdl.  Gegenstofi  abgewiesen.  Ostw.  Rshew  wurden 
Feindangriffe  mit  Pz.=Unterstiitzung  abgewiesen.  Der  beim  Br.=Kopf  Rshew 
erf olgte  Einbruch  wurde  bis  auf  2  Hauser  bereinigt.  Weitere  Sauberung  im 
Gang.  Ein  Angriff  zwischen  Bahn  und  Strafie  Timofejewo— Rshew  wurde  ab= 
geschlagen.  Westl.  davon  wurde  ein  feindl.  Obersetzversuch  ebenfalls  abge= 
schlagen.  An  der  Demidoff= Front  wurde  der  bei  Rudnaja  gebildete  Briicken= 
kopf  mehrfach  vergeblich  angegrilfen.  Beim  LIX.  A.K.  wird  zur  Zeit  Um= 
gruppierung  vorgenommen.  Westl.  Welish  wurden  feindl.  Angriff e  abgewie= 
sen.  Wetter:  bedeckt,  kiihl. 

H.Gr.  Nord: 

Gruppe  Generalmajor  Meindl  nahm  im  Vorgehen  nach  Osten  mehrere  Ort= 
schaften.  Der  Angriff  der  Gruppe  General  von  Knobelsdorf  kommt  mit  Pan= 
zerunterstlitzung  gut  nach  Westen  voran.  Angriffe  gegen  die  Bahnlinie  bei 
Lytschkowo  wurden  abgewiesen.  Feindl.  Angriffe,  z.  T.  mit  Pz.=Unterstiitzung, 
gegen  132.  und  121. 1.D.  wurden  abgewiesen.  Eigner  Angriff  nach  Westen 
gewann  nur  imwesentlich  Boden.  An  der  Newa  gelang  es  dem  Gegner,  gegen= 
iiber  Dubrowka  auf  dem  Ostufer  einen  Landekopf  in  einer  Breite  von  2  km 
und  1  km  Tiefe  zu  bilden.  Landekopf  ist  abgeriegelt.  12.  Pz.Div.  engte  den 
Landekopf  bei  Annenskoje  nur  wenig  ein  und  riegelte  erneuten  Feindeinbruch 
in  etwa  200  m  Breite  gegeniiber  Peski  ab. 

775 


B.  Kriegstagebuch 

Finnland 

An  der  finn.  Siidostfront  Feindspahtrupptatigkeit  und  gewaltsame  Aufkl.=Ver= 
suche  des  Gegners.  An  der  Louhi=Front  und  am  Fischerhals  mehrere  russ.  Sto6= 
truppunternehmungen  erfolgreich  abgewiesen. 

Panzerarmee  Afrika^ 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  29. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 
Wahrscheinlicher  Abschufi  einer  Wellington. 

Aufklarungs=  und  Jabo=Einsatze.  Angriff  auf  Fabrikanlage  westl.  Deal,  Treffer 
im  Hauptgebaude  beobachtet;  auf  Flugplatz  nordwestl.  Salisbury,  Volltreffer  in  2 
Hallen;  auf  Industriewerk  bei  Frome,  Volltreffer  auf  Kasernen=  und  Truppenlager 
bei  Maidstone,  Treffer  zwischen  abgestellten  Lkw=Kolonnen. 

1  FW  200  hatte  gegen  16.15  Uhr  in  14  West  0466  einen  Luftkampf  mit  einer 
Whitley,  gute  Trefferlage  beobachtet.  Gegner  brach  Luftkampf  ab. 

Im  Seegebiet  von  Torquay  19.07  Uhr  8  kleine  Dampfer,  4  Bewacher  Kurs  Siidwest. 

28  Feindeinfliige,  davon  etwa  20  ins  Reichsgebiet.  4  Sprengbomben  auf  Politz. 
Bomben  fielen  etwa  800  m  ostwarts  des  Filtrierwerks,  ohne  Schaden  anzurichten, 
in  die  Oderwiesen.  Bordwaffenbeschufi  von  2  Scheinwerfern  und  einer  Flakstellung 
ohne  Schaden. 

Im  iibrigen  Minenabwurf  in  den  Ostsee=Eingangen,  dan.  Gewassern,  Gewassern 
um  Riigen  und  Stettiner  Haff. 

2.  Mittelmeer: 

Bei  einem  Feindangriff  auf  Tobruk  in  der  Nacht  zum  29.  1  Abschufi. 

Aufklarung  im  ostl.  Mittelmeer  und  im  Raum  vor  Marsa  Matruk  ergab  keine 
Feindsichtung. 

Bei  Fliegerfiihrer  Afrika  wurden  1  Stuka=  und  5  Jabo=Einsatze  gegen  LKW  und 
Batteriestellungen  im  Mittelabschnitt  durchgefiihrt.  Grofie  Explosion  und  Brand 
konnten  festgestellt  werden. 

Bei  Luftkampfen  2  Abschiisse,  1  wahrscheinlich. 

1  Ju  88  sichtete  bei  Aufklarung  gegen  Gibraltar  ein  U=Boot,  mehrere  Vorp.=Boote. 
Bei  Angriff  auf  Vorp.=Boote  starke  Treffer  durch  Bordwaffenbeschufi  festgestellt. 

La  Valetta  28.9.  17.05  Uhr  LB:  4  U=Boote,  1  ansch.  Vorp.=Boot,  6  kleine  Hilfs= 
kriegsschiffe,  4  Dampfer,  1  Tanker,  1  Hafentanker. 

5.  Ostfront: 

yo  Abschiisse. 

Schwarzes  Meer:  Vor  Gelendshik  vorm.  68  mittl.  und  kl.  Frachter  und  Boote. 
Gelendshik  07.15  Uhr:  22  kl.  Schiffe  einlaufend. 

Eismeer:  1  Ju  88  fiihrte  LB=Erkundung  Kiistenbatterie  Kap  Kanin  Noss,  Hafen 
Jokonga  und  Flugplatze  Kildin  Land  und  See  und  von  Subowkajmar  durch. 

9  BF  109  mittags  Angriff  auf  Flugplatz  Warlamowo,  Bomben  lagen  am  Nordost= 
und  Nordwestrand  des  Platzes  in  Abstellplatzen  und  Boxen. 

Bei  einem  Luftkampf  zwischen  29  BF  109  und  30  Feindjagern  wurden  5  Abschiisse 
erzielt,  davon  3  I=i8  D,  1  Tomahawk,  1  MIG. 

Bewaffnete  Aufklarung  gegen  Murmansk  und  Archangelsk  lauft.  Gegen  Archan= 
gelsk  20  Ju  88  angesetzt. 

1     Fehlt  im  KTB  der  Ski,  Teil  D. 
776 


30-  September  1942 

Aufklarung  gegen  Island— Danemarkstrafie  und  Ostkiiste  Gronland  erbrachte 
kein  Ergebnis.  Treibeisgrenze  von  37  West  4080  nach  37  West  1180. 

Im  Reyda=Fjord  11.48  Uhr  1  Kiistenfrachter  ^00  t  einlaufend,  Angriff  ohne  Er= 
gebnis. 

Im  Hafen  Molotowsk  um  07.50  Uhr  etwa  45  000  t  Handelsschiffsraum. 

In  der  Dwina^Miindung  um  09.03  Uhr  4  Frachter  15  000  t. 


30.  September  1942 

Lagebericht  OKH 


[Fuhrer  in  Berlin^.] 


Osten 

H.Gr.  A: 

Am  Westfliigel  wiederholte  FeindvorstolBe  abgewehrt.  An  der  Front  siidl. 
Abinskaja  wurde  das  Hohengelande  nordl.  Pewkiwizina  erreicht.  Im  Abintal 
erneute  feindl.  Angriffe.  Feind  wurde  iiberall  zuriickgeschlagen.  Bei  Besym= 
ianoje  wurde  trotz  verzweifelter  feindl.  Gegenangriffe  und  Verteidigung 
Durchbruch  auf  breiter  Front  erzielt  und  dabei  starke  Feindkrafte  zerschlagen. 
Besymianoje  im  Sturm  genommen.  Kampf  um  den  Fonar=Berg  vor  dem  Ab= 
schlufi.  Bei  Chadyschenskaja  wurde  der  Feind  geworfen.  Mehr.  Angriffe  ab= 
geschlagen.  Eign.  Angriff  langsam  fortschreitend.  Bei  Kurinskij  erbitterte  Sau= 
berungskampfe  in  den  feindl.  Bunkerstellungen  im  Gange.  Siidl.  des  Geiman= 
Berges  stehen  die  eign.  Truppen  in  schwerem  Kampf  um  Feindstellungen.  Bei 
Angriff  auf  Gunaika  stehen  vorderste  Telle  einen  km  vor  dem  Ort,  ostl.  davon 
konnte  das  Gunaika=Tal  genommen  werden.  Die  Gruppe  Bentheim  im  Angriff 
gegen  Waldstellungen  nordl.  Maratuki.  Im  oberen  Malaja=Laba=Tal  wurden 
fdl.  Angriffe  abgewiesen.  Weitere  Angriffe  im  Gang.  An  der  Terek=Front  eign. 
Vorstofi  unter  Abwehr  feindl.  Gegenangriffe  gegen  den  Tscherek  in  ostw. 
Richtung.  Briicke  dort  gesprengt.  13.  Pz.Div.  steht  im  schwerem  Kampf  um 
eine  weitere  Hohenstellung  ostw.  Elchotowo.  Nordl.  Samankul  eign.  Angriff 
auf  eine  Hohe.  Der  Kampf  um  Sagopschin  ist  noch  im  Gange.  Sehr  harter 
Hauserkampf.  Der  Angriff  von  Norden  gewann  nur  wenig  Boden.  Am  Ost= 
teil  der  Front  wurde  das  Absetzen  des  Gegners  iiber  Alpatowo  hinaus  fest= 
gestellt.  Wetter:  sonnig,  klar,  warm. 

H.Gr.  B: 

Vor  dem  rum.  VI.  A.K.  gelangen  demGegner  beiSadowoje  ein  Einbruch  imd 
die  Wegnahme  dieses  Ortes.  Gegner  drehte  nach  Norden  ein  und  ging  auf 
Tundotowo  vor.  Angriff  wurde  abgewehrt,  Verteidigungsstellung  im  Aufbau. 
Nach  Wegnahme  von  Senkin  und  Zaza  hat  Gegner  zunachst  nicht  wieder 
angegriffen. 

1     Rede  zur  Eroffnung  des  Winterhilfswerks  im  Berliner  Sportpalast. 

777 


B.  Kriegstagebuch 

In  Stalingrad  wehrte  die  loo.  Jg.Div.  mehr.  Feindangriffe  ab,  mufite  Hau= 
sergruppe  nordl.  des  Fleischkombinats  gegen  zahlenmafiig  iiberlegenen  Geg= 
ner  aufgeben.  24.  Pz.Div.  stiefi  westl.  Brotfabrik  2  km  bis  zurEisenbahn  vor  und 
nahm  den  in  den  Morgenstunden  voriibergehend  verlorengegangenen  Stadt= 
teil  Barrikady  nach  schweren  Hauserkampfen  wieder  in  Besitz.  Siidl.  Goro= 
dischtsche  wurden  mehr.  russ.  Angriff e  erfolgreich  abgewehrt.  Eign.  Angriff  von 
Westen  und  Nordosten  gegen  und  iiber  Orlowka  hinaus  gewann  gut  an  Boden. 
Gegner  halt  sich  nordostw.  Orlowka  in  stark  verminten  und  befestigten  Stel= 
lungen.  An  der  Nordfront  wurden  2  FeindangriJFfe  abgewiesen.  Siidl.  Kotluban 
durchbrach  der  Feind  am  Vormittag  mit  9  Panzern  und  starker  Inf.  die  Stel= 
lungen,  konnte  jedoch  nach  Einsatz  von  Sturmgeschiitzen  wieder  geworfen 
werden.  Siidwestl.  Ilowlinskaja  wurde  ein  Feindangriff  mit  Unterstiitzung  von 
12  Pz.  erfolgreich  abgewehrt,  Siidostw.  Sloboda  gelang  dem  Gegner  ein  Ein= 
bruch  in  die  alte  HKL.  Durch  Gegenangriff  wurde  Einbruchsstelle  bereinigt, 
bis  auf  kleine  Feindgruppe,  die  sich  in  den  Schluchten  festgesetzt  hat.  Nordl. 
Woronesch  wurden  Bereitstellungen  des  Gegners  an  der  Weduga=Miindung 
wirksam  mit  Artl.  bekampf t.  Feindvorstofie  westl.  Oltschowatka  wurden  fiir  den 
Gegner  verlustreich  abgewiesen.  Weitere  Aufkl.=Vorsto6e  des  Gegners,  unter= 
stiitzt  durch  starke  Artl.,  noch  im  Gange.  Wetter:  heiter,  windig,  warm. 

H.Gr.  Mitte: 

Nordl.  Korsum  Handgranatennahkampfe.  Siidl.  Suchinitschi  brachte  ein  Ge= 
genangriff  auf  die  Einbruchsstelle  z.  gr.  Teil  die  HKL  wieder  in  eign.  Hand. 
Angriff  ist  noch  im  Gang.  Im  Mittelteil  der  Front  beiderseitige  Stoiitrupptatig= 
keit.  Nordostw.  Rshew  wurden  feindl.  Angriffe  abgewiesen.  Eign.  Stofitrupp 
zerstorte  fdl.  Unterstande  und  brachte  Gefangene  ein.  Bei  Sloboda  wurde  ein 
Hohenzug  gegen  hartnackigen  Widerstand  und  stark,  fdl.  Artl.=Feuer  er= 
kampft,  dabei  Bunkerstellungen  genommen.  Westl.  Welish  wurde  der  Gegner 
angegriffen,  ein  Ort  und  Waldgelande  nach  Feindwiderstand  genommen.  Fdl. 
Gegenstoii  abgewiesen.  Wetter:  sonnig,  trocken,  windig. 

H.Gr.  Nord: 

Westl.  Lytschkowo  gelang  es  dem  Gegner,  einen  eign.  Stiitzpunkt  nach  Aus= 
fallen  fast  der  gesamten  Besatzung  zu  nehmen.  Kampfe  dauern  an.  Der  An= 
griff  siidl.  der  Landenge  von  Osten  her  machte  weitere  Fortschritte.  Feindl. 
Gegenstofie  abgewehrt.  Siidl.  Schliisselburg  begann  der  konzentrische  Angriff 
auf  den  Feindkessel  westl.  Gaitolowo.  Der  Angriff  macht  gute  Fortschritte. 
Gegner  wich  nach  Osten  und  Nordosten  aus.  Von  Nordosten  konnten  etwa 
5—600  Meter  Boden  gewonnen  werden.  Der  Angriff  von  Siidosten  und  Nord= 
osten  gegen  die  Tschernaja  wurde  weiter  fortgesetzt.  Nahere  Meldungen  ste= 
hen  hier  noch  aus.  Gegen  das  Verbindungsstiick  im  Ostteil  des  Kessels  fiihrte 
der  Gegner  starke  Angriffe  beiders.  Gaitolowo  und  aus  dem  Kessel  heraus. 
Weitere  Feindangriffe  sind  noch  im  Gange.  Ein  Feindangriff  aus  der  Mitte  des 

77» 


30-  September  1942 

Briickenkopfes  Dubrowka  brach  im  Abwehrfeuer  zusammen.  Feindeinbruch 
gegentiber  Peski  beseitigt.  Angriffe  zur  Beseitigung  des  Landekopfes  bei 
Annenskoje  im  Fortschreiten.  Eign.  Artl.  und  Luftw.  bekampfen  pausenlos 
Feindbewegungen  auf  dem  Ost=  und  Westufer  der  Newa. 

Finnland 

Sudostfront :  Artl.=  und  lebh.  Spahtrupptatigkeit. 

Nordostfront:  Mehr.  erfolglose  feindl.  Spah=  und  Stofitruppunternehmungen. 

Panzerarmee  Af  rika 

Keine  besonderen  Ereignisse. 

Die  Meldung  liber  Ablosung  der  9.  austral.  Div.  hat  sidi  nidit  bestatigt.  Div. 
wurde  wie  bisher  im  Raum  der  Festung  El  Alamein  bestatigt. 

Eingegangene  Meldungen  Generalstab  Luftwaffe  wahrend  des  30. 9. 42 

1.  Raum  um  England: 

Abschiisse:  2  Whitley  durdi  Kampfflugzeuge,  1  Wellington  durch  Flak. 

Au6er  Aufklarungsfliigen  Jabo=Angriffe  auf  Erdziele.  Es  wurde  angegriffen  Wor= 
thing,  Eisenbahnausbesserungswerk  getroffen;  South  Lancing,  Volltreffer  in  Werk= 
halle,  im  Nordostteil  der  Stadt  und  Gaswerk,  auf  Bahnhof  Headdorn  2  Volltreffer 
in  einem  Eisenbahnzug;  New  Romney,  Volltreffer  auf  Funkstation,  2  Stahlmasten 
eingestiirzt;  Chelmsford,  Bomben  in  Gebaudekomplex;  Diss,  Bomben  in  Stadt  und 
unbekannter  Montagehalle;  Becoles,  Bomben  in  Stadtmitte;  Ashford,  Bomben  in 
Stadt  und  Bahnhof,  Brand  in  Bahnhofsanlagen. 

Ostwarts  Ramsgate  19.17  Uhr  2  Handelsschiffe  Kurs  Siidost. 

Vor  Dover  19.10  Uhr  1  Torp.=Boot  stilliegend. 

Bei  Dungeness  16.19  Uhr  5  Vorp.=Boote  Kurs  Nordost. 

Bei  Selsey  Bill  08.10  Uhr  1  Vorp.=Boot,  5  Dampfer  Kurs  Siidost. 

Im  Solent  Arm  19.00  Uhr  12  Dampfer,  4  Zerstorer,  mehrere  kl.  Sicherungsfahr= 
zeuge  unter  Dampf  stilliegend. 

Siidwestlich  Insel  Wight  08.42  Uhr  3  Vorp.=Boote  ohne  Kursangabe. 

Kein  Nachteinsatz. 

Nur  geringe  Feindeinfluge  in  Westfrankreich  und  Holland  ohne  Bombenabwiirfe. 

2.  Mittelmeer: 

Absdiufi  einer  Spitfire  iiber  Kreta,  Flugzeug  wurde  zur  Notlandung  gezwungen, 
Flugzeugfiihrer  gefangen  genommen. 

Beim  Afrika=Korps  19  Stuka=  und  37  Jabo=Einsatze  gegen  Erdziele  mit  guter 
Wirkung. 

Besonderes:  Hauptmann  Marseille  bei  Riidckehr  vom  Feindflug  todlidi  verun= 
gliickt,  anscheinend  Motorbrand.  Fallschirm  nach  Ausstieg  nicht  geoffnet.  Unter= 
suchung  ergab,  dafi  Fallschirm  nicht  gezogen  war.  Kopfverletzung  lafit  auf  Auf= 
schlagen  beim  Aussteigen  schlielSen. 

Alexandrien  29.  9.  09.30  Uhr  LB :  1  Kreuzer  im  Dock,  3  Zerstorer,  4  Geleitboote, 
davon  1  im  Dock,  2  Hilfsschiffe,  13  Frachter  mit  36  000  t,  4  Tanker  31  500  t,  1  Trans= 
porter  12  000  t,  40  kl.  Leichter. 

Bei  einem  LT=Angriff  in  der  Nacht  vom  29.  zum  30.  durch  5  He  111  auf  Dampfer 
im  Golf  von  Suez  wurde  auf  einem  Dampfer  7200  t  ein  Torp.=Treffer  erzielt,  Sirvken 
nicht  beobachtet. 


779 


B.  Kriegstagebuch 

5.  Ostfront: 

Am  29,  yo  Abschiisse,  davon  10  durch  Flak;  am  30.  66  Abschiisse. 

Sdiwarzes  Meer:  Im  Seegebiet  Gelendshik  11.45  Uhr  41  kl.  Schiffe  und  Boote, 
4  S=Boote  mit  verschiedenen  Kursen. 

Bei  Tuapse  8  Frachter,  1  Kustenwachboot  Kurs  Nordwest. 

Eismeer:  Nordlich  Island  11.00—13.00  Uhr  4  Vorp.=Boote  Kurs  Nordost. 

Archangelsk  29. 9.  LB :  1  Zerstorer  Karl  Marx=Kl.,  2  Zerstorer  Churchill=Kl., 
1  Zerstorer  Lenin=Kl.,  2  Zerstorer  im  Trockendock  getarnt,  2  Geleitboote,  1  Torp.= 
Boot,  47  Dampfer  137  000  t  (davon  18  Dampfer  iiber  4000  t  zus.  91  000  t),  48  Flug= 
zeuge. 

Jokonga=Bucht  29.  9.:  1  Dampfer  2300  t. 

Scapa  konnte  wegen  Wetterlage  nicht  gelichtbildet  werden. 

Einsatzzahlen  in  der  Zeit  vom  16.— 25.  9. : 

Lfl.  1  3  472  eigene,  2  810  feindliche 

Lfl.  4  9  746  eigene,  4  589  feindliche 

Lvv.Kdo.  Ost  und  Don  3  851  eigene,  4  899  feindliche 


780 


DATE  DUE 


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Kriegstagebuch  des  0^>er-  G37 

kommajidos  der  Wehrmacht.  v. 2 

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