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Full text of "Kritischer jahresbericht über dir fortschritte der romanischen philologie .."

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OCT  3  1  1908 
l^arbarli  College  l,ii)raro 


FROM    THE 

SUBSCRIPTION    FUND 

BEGUN   IN    1858 


Kritischer  Jahresbericht 

Über  die  Fortschritte  der 

Romanischen  Philologie. 

Unter  Mitwirkung  von  über  hundert  Facligenossen 
herausgegeben  von 

Karl  Vollmöllen 


Mitredigiert  von 
6.  Baist,  Otto  E.  A.  Dickmann,  R.  Mahrenholtz,  V.  Roasi,  C.  Salvioni. 


VIII.  Band.    —    1904. 


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Erlangen  1908.    Fr.  Junge. 

SeyffardtBche  Buchh.,  Amsterdam.  —  A.  F.  Host  &  Sön,  Flofbuclih.,  Kopen- 
hagen. —  Williama  &  Norgate,  Covent  Garden,  London.  —  0.  Schulze  &  Co., 
Edinburgh.  —  Parker  &  Son,  Broad  Street,  Oxford.  —  H.  Weiter,  Paris.  — 
Rieh.  Hoeoniger,  St.  Petersburg,  Grosse  Morskaja  12.  —  Loeschor  &  Co.,  Rom.  — 
Kordiska  Bokhandeln,  Aktiebolaget,  Stoekholm. 


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K.  II.  Hof-  lind  ITnlv.-BMchdrnekerei  von  Juny«  ä  8uI>d  In  Erlangvn. 


Vorwort. 


Durch  die  verspätete  Einsendung  einiger  wichtiger  Manuskripte 
hat  sich  die  Ausgabe  dieses  Bandes  leider  etwas  verzögert.  Doch 
ist  Band  IX,  der  1905  enthält,  bereits  im  Druck;  auch  sind  die 
Vorbereitungen  für  Bd.  X  schon  im  Gange. 

Nach  wie  vor  ist  es  mein  Bestreben,  den  Jahresbericht 
immer  mehr  auszubauen  und  noch  bestehende  Lücken  auszu- 
füllen. Es  freut  mich  daher,  mitteilen  zu  können,  dass  es  mir 
gelungen  ist,  für  einige  bisher  noch  nicht  behandelte  Gebiete 
Bearbeiter  zu  finden.  So  wird  vom  nächsten  Bande  ab  über 
die  neufranzösischen  Mundarten  von  Oberlehrer  Dr.  Urtel- 
Hamburg,  über  die  itahenische  Literatur  in  der  zweiten  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts  von  Prof.  Dr.  Caccia- Florenz  und  über  die 
italienische  Literatur  der  Gegenwart  von  Prof.  Baron  Locella- 
Dresden  berichtet  werden. 

Leider  hat  sich  H.  Prof.  Stengel  genötigt  gesehen,  infolge 
seiner  ihm  durch  das  Reichs tagsmandat  erwachsenen  Doppel- 
tätigkeit den  Bericht  über  den  Unterricht  an  den  preussischen 
Universitäten  abzugeben.  Ich  hielt  es  nun  für  das  Zweck  massigste, 
den  für  Einen  fast  zu  umfangreichen  Bericht  zu  teilen  und  für  jede 
einzelne  Universität  einen  besonderen  Referenten  aufzustellen. 

Bisher  sind  für  folgende  Universitäten  Bearbeiter  gewonnen 
worden : 

Berlin  (A.  Risop),  Breslau  (C.  Appcl),  Göttingen  (A.  Stim- 
ming),  Greifswald(F.  Heuckenkamp),  Halle a/S.  (C.  Voretzsch), 


IV  Vorwort. 

Königsberg  (O.  Schultz- Gora),  Marburgi.H.  (Ed.  Wechssler), 
Münster  i/W.  (L.  Wiese). 

Es  fehlen  also  nur  noch  Bonn  und  Kiel. 

Leider  hat  der  Jahresbericht  auch  den  Tod  dreier  Mitarbeiter 
zu  beklagen,  der  Herren  Proff.  DDr.  Adolf  Kressner,  Jakob 
Ulrich  und  Ludwig  Traube. 

Als  Redaktionssekretare  waren  an  diesem  Bande  tätig  die 
Herren  Dr.  A.  Werner  (bis  Herbst  1906)  und  L.  Grashey 
(bis  Ostern  1907),  schliesslich  wieder  die  Herren  Dr.  A.  Werner 
(bis  1.  Oktober  1907)   und  Dr.  K.  Gruber  (bis  Ostern  1908). 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  an  alle  HH.  Mitarbeiter 
noch  die  dringende  Bitte  richten,  doch  ja  ihre  Berichte  recht- 
zeitig fertigzustellen.  Denn  ohne  ihre  Unterstützung  ist  es  mir 
trotz  aller  Mühe  nicht  möglich  die  angestrebte  Vollständigkeit 
und  Regelmässigkeit  im  Erscheinen  zu  erreichen. 


Dresden- A^  den  1.  März  1908. 
Wienerstr.  9. 


Karl  Vollmöller. 


Inhal  t.*) 


Seite 

Einleitung.  I 

GoBchichte,  Enzyklopädie  und  Methodologie  der 
romanischen  Philologie. 

E.  Stengel  8.  Bd.  VII  i  1. 

Erster  Teil:  Sprachwissenschaft. 
SprachphiloBophie,  allgemeine  und  indogermanische  Sprach- 
wissenschaft (mit  indogermanischer  Kulturwissenschaft). 
A.  Walde 1 

Allgemeine  Phonetik. 
R.  Weeks 11 

Baskisch. 

J.  Vinson,  1901—1905 19 

Arabisch. 

C.  F.  Seybold 33 

Lateinische  Sprache. 

F.  Skutsch,  Altitalische  Sprachen  1902  — 1904 35 

—  Allgemeine  lateinische  Grammatik  und  Metrik  1902—1904  .  42 

—  Altlatein  1902—1904 57 

G.  Landgraf,  Hochlatein .    .  64 

W.  Kroll,  Spätlatein  1902— 1904 66 

—  Bibel-  und  Kirchenlatein  1902  - 1904 67 

J.  Pirson,  Latin  vulgaire  et  bas-latin 70 

W.  Kalb,  Juristenlatein 76 

Vergleichende  romanische  Grammatik. 

E.  Richter,  Nachträge  1901-1903 78 

—  1904 • 80 

Rumänische  Sprache. 
G.  Weigand 90 

B&toromanisohe  Sprache. 
G.  Hartmann 116 

Italienische  Sprache. 

M.  G.  Bartoli,  Lingua  letteraria  1903.  1904 117 

C.  Salvioni,  Dlaletti  italiani  antichi 131 

—  Dialetti  moderni  dell' Alta  Italia 140 

H.  Schneegans,  Süditalienische  Dialekte  1902—1904 149 

P.  E.  Guarnerio,  Dialetti  sardi  1902—1904 153 

*)  Wo  keine  Jaliressahi  beigefllgt,  ist  es  immer  1904. 


VI  Inhalt. 

Seite 

Französische  Sprache. 
R.  Weeks,   Französische  Phonetik,    zusammen  mit  der  allgem.  Phonetik 
behandelt  s.  S.  11  ff. 

K.  Sachs,  Französische  Lexikographie 178 

E.  Stengel,  Altfranzosische  Textausgaben  s.  Bd.  VII  i  S.  170 ff. 

Fransösische  Mundarten. 

A.  Doutrepont,  Le  Walion 181 

J.  Vi  sing,  Anglonormannisch   .    .         185 

Provenzalische  Sprache. 

J.  Anglade,  Altprovenzalische  Grammatik  und  Lexikographie     ....  189 

—  Neuprovenzalische  Grammatik  und  Lexikographie   ....  190 

—  Altprovenzalische  Texte 191 

—  Neuprovenzalische  Texte 192 

Katalanische  Sprache. 

B.  Schädel 194 

Spanische  Sprache. 
G.  Baist  1902-1904 196 

Albanesisch. 
H.  Pedersen 214 

Romanische  Sprachen  ausserhalb  Europas. 

J.  Geddes  jr.,  Canadian  French  1902—1904 217 

J.  Leite  de  Vasconcellos,    Crioulos   portugueses.    Sprache    zusammen 

mit  der  Literatur  behandelt  s.  S.  II  166. 
R.  Basset,  Die  afrikanischen  Sprachen 259 

Romanische  Metrik. 

E.  Stengel,  s.  Bd.  VII  i  S.  217  ff. 

Zweiter  Teil:  Literaturwissenschaft.  il 

Literaturwissenschaft  und  Poetik. 

K.  Borinski,  s.  Bd.  VII  ii  S.  1  ff. 

Lateinische  Literatur. 
L.  Bellangcr,  Latinit^  eccl^siastique  et  latin  populaire;  littdrature  latine 

du  haut  moyen  dge  s.  Bd.  VII  ii  S.  18. 
K.  V.  Reinhardatoettncr,   Lateinische  Renaissanceliteratur  s.  Bd.  VII 

II  S.  43. 

Französische  Literatur. 
I.  Altfranzösisch. 

E.  Stengel,  Allgemeines.     Das  Kaiisepos  s.  Bd.  VII  ii  S.  46. 

—  Die    historische    Literatur     des    französischen     Mittelalters 
1902-1904 1 

F.  Freymond,   Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane  1899—1902  .     .  216 
A.  Hilka,                     „                         „            ,,         „        1903—1906  .    .  296 

W.  V.  Zingerle,  Kaoul  de  Houdenc 4 

A.  Jeanroy,  Poesie  lyrique 5 

J.  Bonnard,  Religiöse  Literatur 7 

A.  Doutrepont,  Wallonische  Literatur  s.  I  188 

.1.  Vising,  Anglonormanische  Literatur 9 

f  E.  Stengel.  Das  französische  Drama  im  Mittelalter 341 

K.  Mahrenholtz,  Französische  Literatur  von  ca.  1630  —  ca.  1900     .     .  9 

E.  Kitter,  Rousseau 350 

M.  Mayr,  Die  französische  Literatur  im  Jahre  1904 19 


Inhalt.  VII 

Seite 

FroyenBalische  Literatur. 

J.  Anglade,  Altprovenzalische  Literatur 75 

—  NeuproveDzalische  Literatur       77 

Katalanische  Literatur. 

B.  Schädel 350 

Italienische  Literatur. 

M.  Pelaez,  Antica  poesia  italiaoa  XII— XIV  sec.     1903.     1904      ...  79 

N.  Zingarelli,  Dante  1903.     1904 105 

V.  Crescini,  Boccaccio  1902.     1903 •    ...  116 

L.  Piccioni,  Letteratura  italiana  del  sec.  XVJII |27 

La  letteratura  italiana  nel  sec.  XIX. 

P.  Bellezza,  La  scuola  classica 141 

Della  Giovanna,  11  ronoanticismo  e  la  letteratura  italiana  durante 

il  Risorgimento  nazionale  1902.     1903 146 

Bätoromanische  Literatur. 

G.  Hartmann 160 

Bumänische  Literatur. 

S.  Pu^cariu,  1800  bis  Gegenwart 161 

Albanesische  Literatur. 

H.  Pedersen,  s.  ob.  I  214. 

Bomanische  Literaturen  ausserhalb  Europas. 

J.  Geddes  jr.,  Kanadische  Literatur  s.  I  217  ff. 

J.  Leite  de  Vasconcellos,  Crioulos  portugueses 166 

R.  Basset,  Die  afrikanischen  Literaturen  s.  I  259. 

Wechselbesiehungen  swischen  romanischer  und  germanischer 

Literatur. 

M.  Kaluza,  Romanische  Einflüsse  auf  die  englische  Literatur  des  Mittel- 
alters 1902—1904 171 

L.  Fränkel,  Romanisch-,  insbesondere  italienisch-englische  Literaturbe- 
ziehungen im  16.,  17.  und  18.  Jahrhundert 189 


V 


Dritter  Teil:  Grenzwissenschaften  HI 

Volkskunde. 

A.  Doutrepont,  Folklore  wallon  s.  I  185. 

G,  Pitrfe,  Folklore  in  Italia 1 

G.  Hart  mann,  Rätoromani.sche  Volkskunde 6 

G.  Weigand,  Rumänische  Volksliteratur,  s.  I  115  f. 

J.  Geddes,  Kanadische  Volkskunde  1902—1904  s.  I  217  ff. 

Bomanische  Kulturgeschichte. 

A.  Schultz,  1904—1906 6 

Bomanische  Kunstgeschichte. 

A.  Schultz,  1904—1906 8 


VIII  Inhalt. 

Seite 

Vierter  Teil:  Unterricht  in  den  romanischen  Sprachen. 
A)  An  Universitäten. 

(Redigiert   von   Karl    Volimöller.) 

H.  Schneegans,  Bayern 1 

E.  Michael,  Sachsen 2 

C   Voretzsch,  Württemberg  1902—1904 2 

J.  Haas,  Baden 21 

E.  Heuser,  Hessen 23 

K.  Zenker,  Mecklenburg 24 

H.  Schneegans,  Elsass-Lothringen .  24 

B)  An  den  technischen  Hochschulen  des  deutschen  Reiches. 
W.  Scheffler 25 

G)  An  höheren  Lehranstalten  (einschliesslich  Selbstunterricht). 
Unterricht  in  der  französischen  Sprache. 

(Redigiert  von  Dt.  Otto  £.  A.  Dickmann,  Cöln.) 

I.  Allgemeines. 

a)  A.  Gundlach,  Allgemeine  Methodik  des   neusprachlichen  Unterrichts 

b)  Stand  des  Unterrichts  im  Französischen: 

B.  Herlet,  Bayern 34 

F.  Schwend,  Württemberg     .     , 35 

Rose,  Baden  ,, 42 

J.  Ellinger,  Österreich 43 

II.  Lehrweiee. 

a)  R.  Krön,  Lehrmittel  fürden  Selbstunterricht  im  Französischen  1902— 1905      45 

b)  ,,        „   ,  Über  den  auf  Abbildungen  gegründeten  Anschauungsunterricht 

im  Französischen  1902—1905 47 

c)  „        „    ,  Über   die    Bestrebungen,   das   Französische   auf   Grund   der 

geistigen  (inneren)  Anschauung   zu   lehren  (Methode  Gouin). 
1902—1905 51 

III.  Hllfemittel  flir  den  französlechen  Unterricht 

a)  A.  G  und  lach,  Französische  Schulgrammatiken  und  Übungsbücher     .      53 

b)  A.  Kugel,  Schulausgaben 64 

K.  Gruber  und  A.  Werner,  Autorenregister 1 

Verzeichnis  der  Abkürzungen 19 

Druckfehler  und  Berichtigungen 25 


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Kritischer  Jahresbericht 

Über  die  Fortschritte  der 

Romanischen  Philologie. 

Unter  Mitwirkung  von  über  hundert  Fachgenossen 
hei-ausgegcben  vou 

Karl  Yolimöller. 


Mitrediglert  von 
G.  Baist,  Otto  E.  A.  Dickmann,  R.  Mahrenholtz,  V.  Rossi,  C.  Salvioni. 

—  :         VIII.  Band.   —    19Ö4. 
1.  Heft. 

Ausgegeben  Dezember  190(3. 
Ladenpreis  dieses  Heftes  Mark  13.60. 


Erlangen  1906.     Fr.  Junge. 

Seyffardtsuhe  Buchh.,  Amsterdam.  —  A.  F.  Ilöst  &  Sohn,  Hofbucbh.,  Kopen- 
hagen. —  Williams  &  Norgate,  Covent  Garden,  London;  Edingburgh;  Broad 
Street,  Oxford.  —  H. Weiter,  Paris.  —Aug.  Deubners  Bucbh..  St. Petersburg, 
New8kyPr.28.  — Loe8cher&Co.(Bret8chneider&Regenberg),Rom.— Nordiska 
Rokhandcln,  Aktiebolaget,  Stockholm.  —  Carlo  Clausen,  Torino.  ^-g 


Inhalt  von  Heft  1.*) 


1 

Seite 

I.  Einleitung. 
Geschichte,     Encyklopädie    und 
Methodologie  der  romanischen 
Philologie  (E.  Stengel,  s.Bd.  VII, 

S.  I  Iff.) 1 

Erster  Teil:  Sprachwissen- 
schaft. Sprachphilosophie, 
allgemeine  und  indogermani- 
sche Sprachwissenschaft  (mit 
indogermanischer  Kulturwis- 
senschaft) (A.  Walde) ...  1 
Allgemeine  Phonetik  (R.  Weeks)  11 
Les  Etudes    basques    de  1901 

k  1905  (J.  Vinson)  ....  19 
Arabisch  (C.  F.  Seybold)  .  .  33 
Lateinische    Sprache    (1902 — ) 

1904  (F.  Skutsch)  ....  35 
Hochlatein  (G.  Landgraf)  .  .  64 
Spätlatcin  1902— 1904(W.  Kroll)  66 
Bibel-  und  Kirchenlatein  1902— 

1904  (W.  Kroll) 67 

Latin  vulgaire  et  bas-latin  (J. 

Pirson) 70 

Juristenlatein  (W.  Kalb)      .    .      76 
Vergleichende    romanische 
Grammatik  (E.  Richter)  1904 
(Nachträge  1901—1903)    .    .      78 
Rumänische  Sprache   (G.  Wei- 

gand) 90 

Kätoromanische     Sprache     (G. 

Hartmann) 116 

Italienische  Sprache  (1902, 1903) 

1904  (M.  G.  Bartoli)  ...  117 
Dialctti  italiani  antichi  (0.  Sal- 

vioni) 131 

Dialetti  modcnii  dell'Altalta- 
lia  (C.  Salvioni) 140 


I 
Seite 

Sttditalienische  Dialektfe  (H. 
Schneegans) 149 

Dialetti  sardi  1902  (P.  E.  Guar- 
nerio) 153 

Französische  Phonetik  (R. 
Weeks,8.  S.  1 11  ff.  zusammen 
mit  der  allgemeinen  Phone- 
tik). 

Französische  Lexikographie  (K. 
Sachs)      : 178 

Altfranzö&ische  Textausgaben 
(E.  Stengel  s.  Bd.  VH,  S.  I 
170  ff.) 

Le  Wallon  (A.  Doutrepont)      .     181 

Anglonormannisch  (J.  Vi  sing) .     185 

Altprovenzalische  Grammatik 
und  Lexikographie  (J.  An- 
glade)  189 

Neuprovenzalische  Grammatik 
und  Lexikographie  (J.  An- 
glade)  190 

Altprovenzalische  Texte  (J. 
Anglade) 191 

Neuprovenzalische    Texte    (J. 

Anglade) 192 

.  Katalanische  Sprache  (B.  Schä- 
del)      194 

Spanische  Sprache.  1902—1904 
(G.  Baist) 196 

Albane&isch  (H.  Pcdersen)    .    .     214 

Canadian-French  (1902—1904) 
(J.  Geddey,  Jr.) 217 

Die  afrikanischen  Sprachen  und 
Literaturen  (R.  Basset)     ,     .     259 

Romanische  Metrik  (E.  Stengel, 
8.  Bd.  VII,  S.  I  217  flf.). 


*)  Wo  keine  Jahreszahl  beigefügt,  ist  es  1904. 

[Fortsetzung  auf  S.  3  des  Cmschlagrs.] 


<*  -  7 

^ —  "'^  '-*- 

I. 

Einleitung. 

Geschichte,  Enzyklopädie  und  Methodologie  der  romanischen 
Philologie.    1904  von  E.  Stengel  siehe  Bd.  VII,  S.  I  Iff. 

Erster  Teil.     Sprachwissenschaft. 

Spraclipliilosopliie,  allgemeine 

tuid  indogermanisolie  Sprach- 

-ssrissenschaft  (mit  indogerma- 

nisolier  Kulturiarissensoliaft).  1904. 

Auch  in  diesem  Berichtjahre  zieht  Wundt*  grosses  Werk  über  die 
Sprache,  das  nun  selber  schon  in  zweiter,  umgearbeiteter  Auflage  — 
mehr  nur  in  Einzelheiten  modifizierend,  die  grossen  Richtungslinien  aber 
unverrückt  lassend  —  vorliegt^),  seine  Kreise.  Vor  allem  ist  hier  zu 
nennen : 

Jan  V.  RozwADOWSKi:  „Wortbildung  und  Wortbedeutung. 
Eine  Untersuchung  ihrer  Grundgesetze"*).  Nach  Wundt  ist  jede 
Benennung  eines  Gegenstandes  nach  jenem  Merkmale  erfolgt,  das  für 
den  Schöpfer  der  Benennung  im  Blickpunkte  des  Interesses  stand, 
während  die  anderen  Merkmale  in  der  Bezeichnung  keinen  sprachlichen 
Ausdruck  finden.  Dies  ergänzt  Rozwadowski  dahin,  dass  bei  einer  Be- 
nennung nicht  nur  das  dominierende  Merkmal  zum  Ausdrucke  kommt, 
sondern  noch  etwas  anderes:  während  das  dominierende  Merkmal  in  dem 
Grundelement  des  Wortes  enthalten  ist,  hat  das  Wort  doch  auch  noch 
ein  sog.  formatives  Element  (mag  dies  auch  bei  den  sog.  Wurzel iiomina  bereits 
in  ältester  Zeit  abgeschliffen  worden  sein),  und  diesem  formalsprachlichen 
Verhältnisse  muss  auch  ein  sinnsprachliches,  d.  h.  psychisches  entsprechen. 

1) „Völkerpsychologie",  I.  Bwid.  Leipzig.  Engelmann  1904.  2)  Heidel- 
berg, Karl  Winters  Universitätsbuchhandiung  1904. 

Yollmoller,  Rom.  Jahresbericht  YlII.  1 


I  2       Sprachphilosophie,  allgem.  u.  indogerm.  Sprachwissenschaft.    1904. 

Rozwadowski  hält  nun  dieses  formative  Element  für  den  sprachlichen 
Ausdruck  des  nach  Abzug  der  zunächst  dominierenden  Vorstellung  übrig- 
bleibenden VorsteUungsrestes,  indem  beim  Übergang  vom  „wurzelhaften"  zum 
„formativen"  Wortteile  (der  ja  ursprünglich  auch  konkretere  Bedeutung 
gehabt  haben  wird)  auch  das  im  wurzelhaften  Teile  ausgedrückte  domi- 
nierende Merkmal  aus  dem  Blickpunkte  trete  und  durch  andere  Merk- 
male der  Gesamtvorstellung  ersetzt  werde.  Dagegen  scheint  dem  Bericht- 
erstatter einmal  zu  sprechen,  dass  aus  dem  Vorstellungsreste  doch  immer 
nur  wieder  6in  Merkmal  zur  Aj)perzeption  gelangen  kann,  ähnlich  wie 
es  in  Zusammensetzungen  wie  ^Kohlkopf"  der  Fall  ist.  Von  einem 
Ausdrucke  des  gesamten  Vorstellungsrestes  im  Suffixteile  könnte  daher 
nicht  die  Rede  sein.  Aber  auch  wenn  R.  die  Zweigliedrigkeit  (Wurzel — 
Suffix)  der  Simplizia  durchweg  mit  der  Zweigliedrigkeit  klar  gebliebener 
Komposita  identifiziert  —  natürlich  einräumend,  dass  in  erstem  zugleich 
mit  der  Abschleifung  des  zweiten  Gliedes  auch  dessen  Apperzeption  zur 
Perzeption  abgeschwächt  sei  — ,  dürfte  dies  doch  nur  für  einen  Teil  der 
Fälle  Gültigkeit  beanspruchen.  In  andern  dürfte  der  suffixale  Teil  nicht 
erst  durch  einen  Abschleifungsvorgang  zum  blossen  Gattungs-  oder  Be- 
ziehungsexponenten herabgesunken  sein,  sondern  von  Anfang  an  diesen 
Charakter  gehabt  haben,  ähnlich  wie  unser  „Bläuling"  als  Bezeichnung 
einerseits  eines  Schmetterlingöj  andererseits  eines  sich  blau  verfärbenden 
Pilzes  bloss  „blaue  Farbe  habend"  besagt,  die  übrigen,  gänzlich  ab- 
weichenden Merkmale-  beider  Dinge  aber  vollkommen  vernachlässigt,  ja 
eliminiert.  In  den  Fällen  letzterer  Art,  die  als  uniu'sprünglich  anzusehen 
wir  kaum  berechtigt  sind,  drückt  das  Suffix  bloss  aus,  in  welcher  Be- 
ziehung das  „Nominandum"  zum  „wurzelhaften"  Wortbestandteile  steht 
DieZwoiirliedrigkeit  der  Simplizia  bleibt  aber  dadurch  unberührt.  Allerdings 
ist  eine  eingliedrige  Benennung  da  vorhanden,  wo  ein  Gefühlslaut 
zur  Bezeichnung  eines  Gegenstandes  wurde,  wie  jedenfalls  in  grösstem 
Umfange  in  den  Anfängen  der  Sprache;  hier  ist  nur  die  psychische 
Zweigliedrigkeit  gewahrt  in  der  Beziehung  des  Gefühls  auf  den  Gegen- 
stand. 

Die  Zweigliedrigkeit  liegt  klar  vor  in  Zusammensetzungen,  und  deren 
Vorstufe  ist  wieder  die  als  Einheit  apperzipierte  Wortgruppe.  Der  End- 
punkt der  Entwicklung  ist  aber  das  durch  vollständige  Abschleifung  des 
Suffixteiles  entstehende  Wurzelnomen,  z.  B.  in  idg.  Zeit  *  ped  „Fuss", 
in  nhd.  Zeit  Stein,  das  für  sich  betrachtet  absolut  einheitlich,  d.  i, 
eingliedrig  apperzipiert  wird. 

In  der  Lehre  vom  Bedeutungswandel  wird  die  Wundtsche  Formu- 
lierung erörtert,  dass  durch  die  feste  Assoziation  des  Lautbildes  mit  der 
ganzen  Vorstellung  und  durch  diesen  Übergang  des  dominierenden  Ele- 
mentes in  die  Gesamtmasse  der  Elemente  zugleich  der  Weg  für  einen 
fast  unbos(!hränkten  Bedeutungswandel  frei  werde.  Rozw.  führt  auch 
hier  den  Begriff  der  Differenzierung  ein,  indem  zugleich  mit  der  Identi- 
fikation einer  neuen  Vorstellung  (z.  B.  Fuss  eines  Tisches)  mit  früheren 
(z.  B.  Fuss  eines  Menschen)  auch  die  Apperzeption  der  nicht  überein- 
stimmenden Elemente  der  neuen  Vorstellung  eintritt  (die  aber  eventuell 
nicht  s[)rachlich  ausgedrückt  wird,  wenn  sie  durch  die  ganze  Situation 
gegelxMi  ist),  so  dass  wir  neben    der  Identifikation  zugleich  und  untrenn- 


A.  Walde.  I  3 

bar  davon  eine  Unterscheidung  vollführen.  Bei  jeder  neu  apperzipieiten 
Vorstellung  ist  also  ein  identifizierendes  ,|j^  ein  unterscheidendes  Glied 
vorhanden.  Letztere  Feststellung  führt  ^^.  einer  befriedigenden  Erklärung 
aller  Bedeutungswandel  und  leitet  über, zur  Gegenülierstellung  von  Identi- 
fizierungsnamen,  in  denen  das  identifizierte  Glied  vorherrscht,  und  Unter- 
scheidungsnamen) in  denen  das  unterscheidende  Glied  dauernd  vorhen-scht. 
Weiters  untersucht  R.  das  Verhältnis  von  Wort  und  Sat-z,  und  sucht 
nachzuweisen,  dass  der  Satz  sieh  vom  Substantiv  nur  durch  eine  voll- 
kommenere Beziehung  des  Gegliederten  und  die  Fortdauer  der  analytischen 
Apperzeption,  nicht  aber  durch  den  Inhi«lt  der  Vorstellung  unterscheide 
(„Die  Sonne  scheint"  —  „Sonnenschein").  Das  sog.  Subjekt  des  Satzes 
sei  das  identifizierte,  (his  sog.  Prädikat  das  unterscheidende  Glied  der 
Vorstellung.  Der  Satz  ist  ihm  also  der  sprachliche  Ausdruck  der  zwei- 
gliedrigen Apperzeption  einer  Gesamtvorstellung,  das  Substantiv  der 
sprachliche  Ausdruck  eines  auf  Grund  der  zweigliedrigen  Apperzeption 
einer  Gesamtvorstellung  entstiuidenen  Begriffes.  Weniger  befriedigt^  was 
über  Adjektiv  und  Verbum  ausgeführt  wird.  Über  die  Anwendung  des 
Differenzierungsprinzips  auf  die  Phonetik  wird  erst  eingehender  geurteilt 
werden  können,  wenn  sie  vom  Verfasser  näher  ausgeführt  sein  wird. 

Mit  Rozwadowskis  Einteilung  in  Identifizierungs-  und  Unter- 
scheidungsnämen  trifft  Ottmar  Dittrich  zusammen,  der  in  einer  für 
die  Lehre  von  der  Zusammensetzung  wichtigen,  ergebnisreichen  Abhand- 
lung „Über  Wortzusammensetzung  auf  Grund  der  neufranzö- 
sischen Schriftsprache  IV "^)  dafür  die  Ausdrücke  „Übereinstimmungs- 
und Abweichungsnamen"  prägt,  und  seine  Unterscheidung  an  einem 
reichen  Materiale  durchführt.  Bezüglich  der  mir  nicht  zugänglichen 
Schrift  Alfred  Risop*  „Begriffsverwandtschaft  und  Sprachent- 
Wicklung.  Beiträge  zur  Morphologie  des  Französischen"*) 
verweise  ich  auf  die  Anzeigen  Vohsler*  ^)  und  Herzog*  %  welch  letzterer 
die  auffällige  Tatsache  feststellt^  dass  zwischen  begrifflich  gänzlich  un- 
verwandten Wörtern  formelle  Beziehungen  oft  die  weitestgehenden  Folgen 
haben,  während  Beeinflussungen  von  begrifflich  sich  noch  so  nahestehenden 
Worten  ohne  formelle  Verwandtschaft  sich  nur  spärlich  aufweisen  lassen. 
Ebenso  muss  ich  für  P.  Beck  „Die  Nachahmung  und  ihre  Be- 
deutung für  Psychologie  und  Völkerkunde" '^)  auf  die  Besprechung 
Ehrenreich*  ®)  verweisen. 

Über  das  Leben  der  Sprache,  speziell  des  Deutschen,  handeln  in 
volkstümlicher,  anziehender  Darstellung  die  von  O.  Weise  in  dritter 
Auflage  wesentlich  umgearbeitete  und  verbesserte  Schrift  von  Friedrich 
Polle:  „Wie  denkt  das  Volk  über  die  Sprache?  Plaudereien 
über  die  Eigenart  der  Ausdrucks-  und  Anschauungsweise  des 
Volkes"*)  und  Karl  Müller-Fraureuth"  „Aus  der  Welt  der 
Wörter.  Vorträge  über  Gegenstände  deutscher  Wort- 
forschung"*®),   sowie    der    anspruchslose    Vortrag    von    Emil    Stern 


3)  Halle,  Niemever  1904  (Habil.-Schr.  Lpz.);  S.A.  ZRPh.  XXIX.  4)  Berlin, 
Weidmann  1903,  39  S.  4«.  5)  LBlGRPh.  1905,  18 ff.  C)  ZRPh.  1905,  XXIX, 
234  ff.  7)  Leipzig,  Haacke  1904,  173  S.  8^  8)  DLZ.  1904,  2304.  9)  Leipzig 
und  Berlin,  Teubner  1904,  V— 112  S  8«.  10)  Halle,  Nieracyer  1904,  230- (1) 
8.  8«. 

1* 


I  4       Hprachphilosophie,  allgem.  u.  indogerm.  SprachwiBscn.schaft.    1904. 

„Das  Leben  derWörter"^^).  Die  Qualitätsverschlechterung  einiger  eng- 
lischer Wörter  bespricht  Johannes  Kollberg  „Beiträge  zur  Lehre  vom 
Bedeutungswandel  der  Wörter  im  Englischen.  Tl.  L"^*).  Von 
mir  nicht  zugänglich  gewordeneu  Abhandlungen  sei  wenigstens  dem  Titel 
nach  erwähnt  Platz  „Über  lautliche  und  begriffliche  Wort- 
assimilation"^^)  und  Thurau  „ßprachstoff  und  Sprachge- 
fühl" i*). 

Über  Ziele  und  methodologische  Grundsätze  im  Betriebe  der  Sprach- 
wissenschaft handelt  die  mit  frischem  Zuge  und  starkem  Temperament 
verfasste  Schrift  Karl  Vossler*  „Positivismus  und  Idealismus  in 
der  Sprachwissenschaft.  Eine  sprachphilosophische  Unter- 
suchung"^®). Dass  die  Kenntnis  des  Materials,  die  möglichst  genaue 
Beschreibung  des  Tatbestandes  notwendige  Voraussetzung  für  die  Er- 
kenntnis jedes  geschichtlichen  Vorganges,  also  auch  der  Sprachgeschichte 
sei,  ist  selbstverständlich;  ebenso  aber  wie  der  Historiker,  hat  auch  der 
Sprachhistoriker  nicht  bei  der  blossen  Beschreibung  der  Geschehnisse 
stehen  zu  bleiben,  sondern  muss  zur  kausalen  Erkenntnis  vorzudringen 
suchen.  Als  Positivismus  bezeichnet  nun  Vossler  die  Beschreibung  des 
Tatbestandes;  und  soferne  man  darin  nicht  das  Endziel  sieht,  sondern 
nur  die  Voraussetzung  für  die  Aufdeckung  der  Kausalzusammenhänge, 
die  der  Idealismus  anstrebt,  erkennt  ihn  Vossler  als  berechtigt,  und  not- 
wendig an.  Aufs  heftigste  aber  wendet  sich  Vossler  gegen  jene,  die  die 
Ermittlung  der  Tatbestände  nicht  bloss  als  vorlaufiges,  sondern  als  End- 
ziel auffassen  und  die  er  metaphysische  oder  besser  radikale  Positivisten 
nennt.  Es  ist  nun  gewiss  zuzugeben,  dass  die  Einteilung  der  Grammatik 
in  Lautlehre,  Flexionslehre,  Wortbildung,  Syntax  und  Stilistik  nur  ein 
praktischer  Notbehelf  der  —  positivistischen  —  Sprachbeschreibung  ist 
luid  dass,  da  die  Sprache  geistiger  Ausdnick  sei,  die  umgekehrte  An- 
ordnung, die  die  Stilistik  an  erste  Stelle  rücke,  innerlich  berechtigter 
wäre.  Diese  starke  Betonung  des  psychologischen,  von  ihm  als  ästhetisch 
bezeichneten  Gesichtspunktes,  der  übrigens,  wie  auch  Wechssler*^)  be- 
merkt, nicht  neu  ist,  treibt  aber  Vossler  unberechtigt  auf  die  Spitze, 
wenn  er  den  Geist  als  die  allein  wirkende  Ursache  sämtlicher  Sprach- 
formen betrachtet,  so  dass  selbst  die  unbedeutendsten  und  scheinbar  zu- 
fälligen Wandlungen  inmier  eine  in  der  Geistesart  des  Sprechenden 
liegende  Ursache  haben  sollen.  Dagegen  wendet  Wechssler  treffend  ein, 
dass  sich  der  Geist  doch  mit  dem  sprachlichen  Materiale  und  seinen 
fördernden  und  hemmenden  Bedingungen  abzufinden  hat^  und  dass 
(Uiher  nicht  bloss  von  Psychischem,  sondern  auch  von  Psycho- 
physischem  zu  sprechen  ist.  —  Aus  den  stets  anregenden,  wenn 
auch  vielfach  zum  Widerspruch  rcMzenden  Darlegungen  Vosslers  sei 
besonders  seine  Auseinandersetzung  mit  Wechssler  über  die  Frage  der 
Lautgesetze  hervorgehoben.  Jeder  Lautwandel  ist  ihm  zunächst  durch 
die  individuelle  Initiative  eines  einzigen  entstanden,  und  zwar  veranlasst 
durch    den    Akzent,    der   nur   Geist    sei.     Am    schärfsten    fasst    er   seine 

11)    Sammlung    gemeinnütziger    Vorträge    Nr.  314,     Prag,    Calve   1904. 

12)  Beil.  z.  Progr.  der  Vorstäd tischen   Realschule    in  Königsberg,    Ostern  19()4. 

13)  Diss.  Münster  1905.     14)  ZFEU.  III.     15)  Heidelberg,   Karl  Winters  Uni- 
vorsität^buchhandlung  1904,  VIII— 98  S.  8«.     16)  LCBl.  1905,  137  ff. 


A.  Walde.  I  5 

Ansicht  an  einer  anderen  Stelle*')  in  die  Worte,  dasa  es  eine  absolute 
Alternative  zwischen  lautphysiologischer  und  assoziationspsychologischer 
(analogischer)  Erklärung  gar.  nicht  gebe  und  dass  jeder  Lautwandel  zu- 
gleich auch  ein  Bedeutungswandel  sei;  mit  anderen  Worten,  dass  bei 
denjenigen  Wandlungen,  die  uns  als  lautgesetzlich  oder  mechanisch  er- 
scheinen, das  psychische  (assoziative  oder  dissoziative)  Moment  nicht  etwa 
gefehlt  oder  geruht  habe,  sondern  sich  eben  nur  in  derselben  Richtung 
wie  die  mechanische  und  physische  Entwicklung  bewegte,  ja  diese 
sogar  restlos  in  sich  aufsaugte.  Die  Einheit  und  Regelmässigkeit  der 
Sprache  ist  aber  Vossler  das  Ergebnis  geistiger  Passivität,  indem  jedes 
Individuum  durch  Anpassung  an  seine  Umgebung  Beschränkung  in  seiner 
Individualität  erleidet.  So  wird  ja  die  Ausbreitung  von  Lautveränderungen 
oft  genug  vor  sich  gegangen  sein;  aber  andererseits  werden  zweifellos 
Aussprachsneuerungen,  die  ein  gewisses  Sprachgebiet  ergriffen  haben^ 
ihrerseits  in  der  Veränderung  anderer  Laute  oder  ganzer  Lautreihen  ihre 
rein  physischen  Folgen  gehabt  haben,  für  die  eine  geistige  Ursache  un- 
bedingt zu  leugnen  ist. 

In  ganz  anderer,  das  physische  Moment  mit  grösster  Schärfe  be- 
tonenden Richtung  wird  die  Lautgesetzfrage  von  Eugen  Herzog  ange- 
packt in  einer  wohltuend  klaren  Schrift  „Streitfragen  der  roma- 
nischen Philologie.  1.  Bändchen:  Die  Lautgesetzfrage.  Zur 
französischen  Lautgeschichte"  ^% 

Wie  Ausnahmen  von  einem  bisher  als  richtig  angenommenen  Natur- 
gesetze dadurch  zu  erklären  sind,  dass  das  Gesetz  entweder  unrichtig 
gefasst  ist,  oder  dass  der  kreuzende  Einfluss  eines  anderen  Gesetzes  vor- 
liegt, oder  dass  man  in  noch  anderen  Fällen  aus  Mangel  an  Hilfs- 
mitteln der  Untersuchung  vorderhand  zu  keiner  der  „Ausnahme"  gerecht 
werdenden  Fassung  zu  gelangen  vermag,  so  auch  beim  Lautgesetze  und 
seinen  scheinbaren  Ausnahmen.  Auch  dass  es  beim  Lautgesetze  —  das 
selbstverständlich  nicht  als  aprioristisches  Gesetz,  sondern  nur  als  die 
Feststellung  von  Entwicklungsgleichheit  aufzufassen  ist  —  noch  an  der 
Erkenntnis  des  kausalen  Zusammenhangs  fehlt,  teilt  es  mit  vielen  Natur- 
gesetzen. Gegen  die  Gegner  der  Lautgesetze  wird  zunächst  ausgeführt, 
dass  Störungen  durch  Sprachmischung  keinen  Einwand  begründen;  denn 
je  mehr  eine  Sprachgemeinschaft  auf  sich  selbst  angewiesen  sei  oder 
—  wo  Mischungen  vorliegen  —  je  gleichartiger  sich  die  Mischungsver- 
hältnisse gestalten,  um  so  w^eniger  wird  die  Gleichartigkeit  der  Entwicklung 
gestört  (korrelative  Approximation).  Auch  die  Rolle  der  individuellen 
Differenzen  werde  ungeheuer  überschätzt,  da  das  Zusammenleben  der  Ge- 
meinschaft stets  ausgleichend  wirke.  Ferner  dass  die  Sprache  als 
Mittel  zum  Ausdmcke  individueller  Bewusst*<eins Vorgänge  bei  der  Ver- 
schiedenheit, mit  der  sich  letztere  bei  verschiedenen  Menschen  und  zu 
verschie<lenen  Zeiten  abspielen,  keine  allgemeinen  Regeln  für  die  Vor- 
änderungen im  Ausdruck  jener  Bewusstseinsvorgänge  schaffen  könne, 
erledige  sich  dadurch,  dass  Bewusstsein  und  Wille  zwar  als  innere 
Veranlassung  und  in  vielen  Fällen    bei    der  Wahl  der  von    der  Sprache 


17)  LBlGRPh.  1905,  10;  ähnlich  Becker  DLZ.  1904,  3083  ff.     18)  Halle 
a.  S.,  Nicmeyer  1904. 


I  6      Sprachphilosophie,  allgeni.  u.  indogerm.  Sprachwissenschaft.    1904. 

als  etwas  historisch  Gewordenem  für  die  Einkleidung  des  Mitzuteilenden 
zur  Verfügung  gestellten  Ausdrucksformen  am  Sprechen  beteiligt  sind, 
nicht  aber  bei  der  Überführung  jener  Ausdrucksformen  in  Bewegungs- 
akte, in  der  Lautsprache  also  bei  der  Erzeugung  der  Laute.  Wille  und 
Bewusstsein  ist  bei  der  Erlernung  des  Sprechens  im  Kindesalter  oder 
bei  der  Nachahmung  uns  bisher  unbekannter  Laute  und  Artikulationen 
auch  in  späteren  Jahren  stark  beteiligt,  spielt  aber  bei  schon  bekannten 
und  eingeübten  Lauten  keine  Rolle.  Je  mehr  wir  uns  also  dem  Ideal- 
zustande ungemischten  Weiterlebens  der  Sprache  nähern,  um  so  mehr 
beschränkt  sich  die  Mitwirkung  von  Bewusstsein  und  Willen  auf  die 
früheste  Kindheit  als  die  Zeit  der  Spracherlernung.  Der  Einwand,  der 
jeden  Lautwandel  als  Mode,  als  Nachahmung  der  Sprechweise  irgendwie 
massgebender  Personen  betrachtet,  könnte  nach  Herzog  höchstens  für 
höher  gebildete  Kreise  in  Betracht  kommen,  die  glauben,  dass  die  Sprache 
kunstmässig  ausgebildet  werden  könne.  Freilich  mit  der  Widerlegung 
der  Möglichkeit,  dass  Sprachänderungen  sich  von  einem  kleineren  Gebiete 
aus  verbreitet  haben  können  (Wellen theorie),  hat  Herzog  wenig  Glück; 
es  ist  eben  durchaus  nicht  anzunehmen,  dass  ein  derartiges  Umsichgreifen 
nach  allen  Seiten  gleichmässig,  konzentrisch  zu  erfolgen  habe.  Was 
endlich  die  Annahme  betrifft,  dass  neue  akustische  Nuancen  unterm  Ein- 
flüsse von  Gemütsstimmungen  entstehen,  so  wendet  Herzog  ein,  dass 
auch  innerhalb  kleiner  Sprachgemeinschaften  die  herrschenden  Gemüts- 
richtungen so  auseinander  gehen,  dass  zur  Gewinnung  einer  einheitlichen 
Entwicklung  wieder  die  Mode,  die  Nachahmung  zu  Hilfe  gerufen  werden 
müsste.  Nach  dieser  Erörterung  der  bisher  vorgebrachten  Gründe  des 
Lautwandels  wendet  sich  Herzog  zu  positiven  Vorschlägen.  In  lichtvoller 
und  zutreffender  Auseinandersetzung  mit  den  von  Wechssler  aufgestellten 
Kategorien  des  Lautwandels  gelangt  er  zunächst  zum  Schlüsse,  dass  es 
einen  Unterschied  zwischen  graduellem  und  springendem  Lautwandel 
nicht  gebe,  da  ein  springender  Lautwandel  in  Abrede  zu  stellen  sei. 
Jeder  mechanische  Lautwandel  ist  ihm  graduell,  d.  h.  er  stellt  eine 
Summe  minimaler  Verschiebungen  dar,  und  nur  wo  ein  zweites  Element 
hinzukommt,  dessen  Wurzeln  in  psychischer  Einwirkung  zu  suchen  sind 
(entweder  Analogie  oder  eine  jener  pvSychischen  Erscheinungen,  die  beim 
Erlernen  von  Sprachelementen  eine  Rolle  spielen),  kommen  neue  Formen 
zustiinde,  die  sich  nicht  durch  eine  Summe  minimaler  Verschiebungen 
aus  den  älteren  erklären  lassen.  Auch  Metathesen,  Assimilationen  und 
Dissimilationen  gehören  als  Ausdehnungen  spezifischer  Artikulationen  nach 
vorne  oder  rückwärts  zum  graduellen  Lautwandel,  für  den  er  nun  eine 
einheitliche  Erklärung  sucht.  Er  glaubt  sie  darin  zu  finden,  dass  die 
Sprachorgane  mit  dem  Älterwerden  des  Individuums  sich  verändern,  so 
dass  die  Artikulation,  die  in  der  Jugend  für  einen  bestimmten  Laut  ge- 
lernt wurde,  beim  erwachsenen  Sprechenden  einen  (nicht  bloss  an  Tonhöhe, 
sondern  auch  au  Klangfarbe)  etwas  verschiedenen  Laut  erzeugt,  der  nun 
von  der  folgenden  Generation  übernommen  und  ihrerseits  in  entsprechender 
Weise  verschoben  wird  (Geschlechterablösungsprinzip).  Im  Individuum 
tritt  also  eine  Verschiebung  des  akustischen  Elements  ein,  und  die  neue 
Generation  bedarf  zur  Erzielung  dieses  akustischen  Effektes  einer  Arti- 
^  kulation,  die  von  der  der  Lehrmeister  etwas  verschieden  ist^  weil  sie  mit 


A.  Walde.  I  7 

ihren  anders  gearteten,  d.  h.  jüngeren,  Organen  bei  gleicher  Artikulation 
nicht  die  von  den  Altern  gehorte  I^autung  erzielen  würden.  Durch  der- 
artige Verachiebungen,  die  immer  (?)  in  derselben  Richtung  liegen,  kann 
ein  Laut  in  der  Dauer  mehrerer  Generationen  einen  auch  schriftlich  aus- 
drückbaren Wandel  durchgemacht  haben;  bei  dieser  Auffassung  erklärt 
es  sich  auch,  das«  sich  innerhalb  einer  Sprachgemeinschaft  ein  Lautwandel 
nicht  ganz  gleichzeitig  durchsetzt,  sondern  dass  häufig  ein  Schwanken 
zwischen  Altem  und  Neuem  zu  beobachten  ist;  dass  schliesslich  doch 
das  Neue  zum  Siege  gelange,  sei  darum  begründet^  dass  die  Veränderungen, 
wenn  auch  in  ungleicher  Geschwindigkeit,  doch  nach  derselben  Richtung 
erfolgen. 

Wie  erfolgen  nun  Dialektspaltungen?  Einmal  durch  Abtrennung 
eines  Teiles  der  Sprachgenossenschaft;  in  diesem  Falle  können  minimale 
Sprachabweichungen,  die  sonst  in  der  nächsten  Generation  der  Ausgleichung 
verfallen  wären,  zu  dauernder  Geltung  gelangen.  Es  ist  dann  in  bezug 
auf  diese  Sprachgewohnheit  in  der  neu  abgezweigten  Genossenschaft  ein 
anderer  Durchschnitt  vorhanden,  auf  den  neu  entstehende  Abweichungen 
zurückgeführt  werden,  als  in  der  zurückgebliebenen.  Oft  wird  sich  die 
Verschiedenheit  darauf  beschränken,  da.ss  die  getrennten  Teile  sich  nur 
in  der  Raschheit  der  Veränderungen  unterscheiden.  Der  zweite  Fall  ist 
die  Annahme  einer  fremden  Sprache  (bezw.  einer  fremden  Mundart) 
durch  die  Sprachgemeinschaft.  Hier  kommt  aber  nicht  das  stets  nur  zu 
roher  Nachahmung  der  neuen  Sprache  führende  Sprechen  lernen  der  Er- 
wachsenen in  Betracht,  sondern  das  der  Kinder  (eventuell  neben  der 
Muttersprache),  die  die  Laute  der  neuen  Sprache  genau  nachahmen. 
Da  nun  derselbe  Laut  oft  durch  mehrere  Artikulationsmöglichkeiten  her- 
vorgebracht wenlen  kann  (nebenbei  bemerkt  ein  Punkt,  der  auch  bei 
Erlernung  der  Muttersprache  Artikulationsverschiedenheiten  zwischen  Jungen 
und  Alten  o<ler  zwischen  Jungen  und  Jungen  hervorrufen  und  den 
Keim  zu  sprachlichem  Auseinandergehn  legen  kann),  erfolgt  die  Arti- 
kulation oft  in  einer  den  Ijehrmeistern  ungewohnten  Weise,  die  vielfac^h 
deshalb  gewählt  wird,  weil  sie  der  der  Muttersprache  verwandter  ist. 
Nun  hat  jede  Sprachgemeinschaft,  die  eine  längere  ungestörte  Entwicklung 
hinter  sich  hat,  ein  System  bequem  zusammenpassender  Artikulationen 
erreicht,  indem  jeder  Laut  so  hervorgt^bracht  wird,  wie  er  die  bequemste 
Anknüpfung  an  vorhergehende  und  die  beste  Vorbereitung  zu  den 
folgenden  Lauten  enthält.  Wenn  aber  dieses  System  durch  ein  System 
akustisch,  aber  nicht  artikulatorisch  gleichartiger  Laute  ersetzt  wird,  wie 
es  bei  Sprachübertragung  in  der  angedeuteten  Weise  geschieht,  muss  ein 
solches  Zusammenpassen  erst  erzielt  werden,  es  muss  neu  gelernt  werden 
aus  einem  Laute  in  den  andern  bequem  überzugehen.  Daher  die  massen- 
haften Assimilationserscheinungen,  die  in  den  ersten  Jahrhunderten  nacli 
einer  Sprachübertragung  besonders  auffällig  sind.  —  Dass  Herzo^rs  An- 
nahme der  Greschlechterablösung  zu  ihrer  Bestätigung  vieler  eingehcMi(I(»r 
Untersuchungen  bedarf,  verhehlt  sich  ihr  Begründer  nicht;  sie  wird  auch 
gewiss  nicht  der  einzige?  in  Betracht  kommende  Erklärungsgrund  bl(jiben; 
ernstlichster  Beachtung  ist  sie  aber  jedenfalls  wert. 

Auch  Rudolf  Thukneysen  „Die  Etymologie"  ^®)  nimmt  Stellung 

19)  Rektoratsrede  Freiburg  i.  B.  1904. 


I  8       Sprachphilosophie,  allgem.  u.  indogerm.  Sprachwissenschaft.    1904. 

zur  Lautgesetzfrage.  Er  steht  auf  dem  Standpunkte,  dass  die  Überein- 
stimmung einer  Sprachgenossenschaft  auf  einem  Ausgleich  der  individuellen 
Sprachen  beruhe,  und  dass  der  Lautwandel  sich  aus  zunächst  bei  einzelnen 
jungen  Individuen  auftretenden  und  dann  von  anderen  nachgeahmten 
Sprachabweichungen  (über  deren  Entstehung  nichts  prajudiziert  wird) 
erkläre,  die,  weil  auf  eigentümlicher  Bildung  eines  Lautes  beruhend,  das 
ganze  Sprachmaterial  der  betreffenden  durchdringen.  Auf  diese  Weise 
können  sich  nebeneinander  verschiedene  Sprachkreise  bilden,  die  sich 
früher  oder  später  nach  einer  oder  der  andern  Richtung  ausgleichen. 
Sehr  dankenswert  ist  die  klare  Herausstellung  der  Tatsache,  dass  in 
Wörtern  von  leichtestem  logischen  Gewichte,  wie  Konjunktionen,  Hilfs- 
zeitwörtern, Grussformeln,  aber  andererseits  auch  in  selten  gebrauchten 
Wörtern  sich  häufig  über  das  regelmässige  hinausgehende  Veränderungen 
finden.  Wenn  aber  Thumeysen  dies  gegen  die  Ausnahmslosigkeit  des  Laut- 
wandels ins  Feld  führt,  glauben  wir  dies  dem  hochgeschätzten  Forscher 
nicht  zugeben  zu  dürfen.  Denn,  wenn  auch  der  Etymologe  diese  Ge- 
sichtspunkte ebensowenig  wird  aus  den  Augen  verlieren  dürfen,  wie  den 
heute  nirgends  mehr  vernachlässigten  der  analogischen  Beeinflussung  oder 
der  Kreuzung  von  Formen,  so  haben  die  selten  gebrauchten  Worte  für 
die  Prinzipienfrage  auszuscheiden,  da  hier  ein  Verhören  vorliegt,  das  infolge 
seltenen  Gebrauches  des  Wortes  im  Munde  anderer  Angehöriger  der  Sprach- 
genossenschaft nicht  gleich  seine  Korrektur  erfährt.  Für  die  an  erster 
Stelle  genannten  Wortformen  aber  hat  Berichterstatter  den  Eindruck,  dass 
einerseits  Verstümmlungen  nicht  lautlicher  Art  vorliegen  („die  Ehre"  für 
„habe  die  Ehre"  wie  „Ober"  für  „Oberkellner"),  andererseits  aber  Fälle, 
für  die  wegen  eines  gesteigerten  Sprechtempos  oder  besonderer  Tonschwäche 
lautliche  Bedingungen  gegeben  sind,  die  eben  im  übrigen  Wortschatze 
nicht  (bezw.  gewöhnlich  nicht)  vorkommen,  aber  deshalb  noch  nicht  von 
gesetzmässiger  Betrachtung  auszuschliesscn  sind.  Das  sind  Fälle,  die 
wir  als  „Privilegia"  empfinden  nur  mangels  vergleichbarer  Fälle,  die  die 
Erkenntnis  eines  Gesetzes  gestatten  würden. 

Klar  orientierend  ist  auch  der  die  Frage  der  Lautgesetze  be- 
handelnde Abschnitt  von  Berthold  Delbrück'*  ausgezeichneter  „Ein- 
leitung in  das  Studium  der  indogermanischen  Sprachen.  Ein 
Beitrag  zur  Geschichte  und  Methodik  der  vergleichenden 
Sprachforschung"^^)  in  ihrer  nun  vorliegenden  4.  Aufl.,  die  im  übrigen 
durch  einen  Abschnitt  über  die  grammatischen  Lehren  der  Griechen, 
sowie  durch  ausführlichere  Darstellung  der  Ansichten  Wilhelm  von  Hum- 
boldts wesentlich  bereichert  ist.  Lautgesetz  im  subjektiven  Sinne  ist  die 
Feststellung  von  Gleichmässigkeiten  in  der  Aussprache  von  Lauten,  im 
objektiven  Sinne  das  Bestehen  solcher  Gleichmässigkeiten,  die  sich  inner- 
halb gewisser  örtlicher  und  zeitlicher  Grenzen  vorfintlen.  Dass  Ver- 
änderungen der  Aussprache  in  einer  solchen  gleichmässigen  Richtung 
erfolgen,  kann  geschehen  durch  eine  die  ganze  Gemeinschaft  umfassende 
Sprachmischung  oder  durch  andere,  freilich  schwer  zu  fassende,  die  Ge- 
samtheit ergreifende  Einflüsse  physischer  oder  sozialer  Natur.  Jedenfalls 
aber  ist  zur  Herbeiführung    der  Gleichmässigkeit  in   der  Aussprache  der 


20)  BIgG'.  Bd.  4.   Leipzig,  Breitkopf  &  Härtel,  1904. 


A.  Walde,  J  9 

verschiedenen  Individuen  doch  immer  noch  eine  auf  gegenseitiger  Nach- 
ahmung beruhende  Ausgleichung  nötig.  Die  ersten  Veränderungen  können 
sich  anfänglich  auch  bloss  an  einem  Teile  oder  an  einzebien  Indi- 
viduen der  Sprachgemeinschaft  vollziehen,  in  welchen  Fällen  die  übrigen 
Glieder  nur  durch  Nachahmung  von  diesen  Vorgängen  berührt  werden. 
Als  eine  der  Hauptaufgaben  der  künftigen  Forschung  bezeichnet  es 
Delbrück,  durch  Beobachtung  näher  festzus(tellen,  wie  die  besprochene 
Ausgleichung  vor  sich  gehe.  Er  erwähnt  zum  Schlüsse  eine  dahin- 
gehende Ansicht  Wheeler**^),  das»  ein  Sprechender,  der  einen  neuen 
Laut  aufnimmt,  ihn  zunächst  an  einigen  Wörtern  lerne  und  dass  ihm 
bei  anderen  Wörtern,  die  den  alten  Laut  enthalten,  sofort  das  sieg- 
reiche neue  Lautbild  einfalle,  das  sich  auf  diese  Weise  bei  allen  Wörtern 
festsetze  (?). 

Schliesslich  sei  noch  die  kurze  Skizze  über  Lautwandel  von 
K.  S.  Laurila  ^*)  erwähnt,  der  wesentlich  im  Sinne  Wundts  die  Gründe 
der  lautlichen  Veränderungen  betrachtet. 

Grundsätzliche  Fragen  der  Sprachbetrachtung  erörtert  auch  Ottmar 
DiTTRiCH  „Die  Grenzen  der  Sprachwissenschaft"^^),  wobei  er 
sich  gegen  Pauls  Formel  „Sprachwissenschaft  ist  gleich  Sprachgeschichte" 
wendet  und  feststellt,  dass  in  der  Sprachwissenschaft  neben  dem  historischen 
auch  ein  nicht  historischer  Teil  anzuerkennen  ist,  und  daran  anknüpfend 
eine  Systematik  der  sprachwissenschaftlichen  Disziplinen  versucht. 

Von  den  Untersuchungen,  die  in  diesem  Berichtjahre  der  Kinder- 
sprache zuteil  wurden,  sei  zunächst  verwie.sen  auf  H.  A.  Idklbkrger" 
„Die  Entwicklung  der  kindlichen  Sprache'***).  Auf  Grund  von 
Beobachtungen  wird  zuerst  die  Energie  der  Aufmerksamkeit  untersucht 
und  gezeigt,  dass  letzlere  sich  nur  so  kurze  Zeit  auf  denselben  Gegen- 
stand lenkt,  dass  schon  deshalb  die  Annahme  abzuweisen  sei,  als  ob  das 
Kind  schon  in  der  frühesten  Ijebensperiode  zur  Analysierung  seiner 
Wahrnehmung  imstande  sei.  Übergehend  zum  Problem  der  ersten  Woit- 
bedeutungen  bestätigt  er  aus  der  Anwendung  derselben  Lautung  beim 
Anblicke  der  allerverschieden  artigsten  Dinge  die  schon  im  vorigen  Be- 
richtjahre gebuchte  Erkenntnis,  dass  die  ersten  Worte  des  Kindes  nicht 
eine  Bezeichnung  der  Gegenstände  bezwecken,  sondern  nur  dem  Aus- 
drucke der  kindlichen  Gefühle  und  Bogehrungen  gegenüber  dem  fraglichen 
Gegenstande  dienen.  Diese  Gefühle  und  Begehrungen  sind  beim  ein- 
jährigen Kinde  in  solcher  Stärke  vorhanden,  dass  sie  nicht  durch  bloss 
einmaligen,  sondern  erst  durch  mehrmaligen  Gebrauch  eines  Wortes  voll- 
ständig ausgelöst  werden;  daher  ist  gerade  die  Reduplikation  ein  Haupt- 
kennzeichen des  Gefühls-  und  Begehrungswert(^s  dieser  Worte.  Erst 
sehr  allmählich  entwickelt  sich  daraus  die  Verwendung  der  Worte  zum 
Zwecke  der  Bezeichnung.  Betreffs  der  Frage  der  freien  Worterfindung 
leugnet  er  auf  Grund  von  Beobachtungen  mit  Recht,  dass  die  Kinder 
Wörter  bilden,  die  in  keiner  W(mso  auf  äussere  Anregung  zurü(;kzuführen 
wären.     In  einem  Anhange  macht  er  einige  Bemerkungen  darüber,  welche 

21)  TAPhA.  1901.  22)  NM.  hg.  vom  Neuphilolog.  Verein  in  Helsingfors 
1904,  Nr.  :}/4.  23)  Berlin,  Walter  1904.  Nicht  zugänglich  ist  mir  desselben 
Verfassers  Abhdlg.  „Hauptprobleme  der  kindl.  Sprachentwicklung" 
in:  ZPPP.  V,  4/5.     24)  Leipzig  &  Berlin,  Teubner  1905  (S.A.  NJbbKlA.  XV). 


I  lU    Sprachphilosophie,  allgeni.  u.  indogerm.  Sprachwissenschaft.    1904. 

artikulierten  Laute  das  Kind  zuerst  spricht^  welche  dann  folgen  und 
welche  den  Schlusstein  in  dem  Lautgebäude  bilden,  und  ob  hierin 
wirklich  eine  bestimmte  Reihenfolge  zu  beobachten  sei.  Dabei  ergibt 
sich  ihm  folgendes:  In  der  Wende  vom  3.  zum  4.  Monate  treten  die 
ersten  artikulierten  Laute  auf,  und  zwar  anfänglich  meist  Kehl-  und 
Gaumenlaute  (indem  der  Luftstrom  zuerst  an  diese  Organe  anprallt),  oft 
nasaliert,  meist  mit  den  Vokalen  a,  ä,  ö.  Nebenher  läuft  aber  eine 
ausserordentlich  grosse  Zahl  unartikulierter  Laute,  die  aber  Ende  des 
6.  Monats  schon  stark  zurücktreten.  Im  6.  bis  12.  Monate  werden  über- 
wiegend Lippen-  und  Zungenlaute  gesprochen;  dies  wird  bewirkt  durch 
die  zunehmende  Beweglichkeit  der  Lippen  und  Zunge  infolge  der  Saug- 
bewegung des  Kindes,  aber  auch  dadurch,  dass  die  Kinder  die  Mund- 
bewegungen der  Erwachsenen  beobachten  und  nachahmen,  was  er  experi- 
mentell feststellt. 

Eine  populäre  Übersicht  über  die  Entwicklung  des  kindlichen  Sinnen- 
lebens und  der  kindlichen  Sprache  bietet  Adolf  Dyroff  in  einer  Schrift 
„Über  das  Seelenleben  des  Kindes"^'),  deren  zweite  Hälfte  „von 
der  Dichtkunst  des  Kindes"  uns  hier  nicht  zu  beschäftigen  hat 

Für  einige  andere  dem  Berichterstatter  nicht  zugängliche  Arbeiten 
muss  er  sich  auf  blosse  Aufzählung  beschränken:  Probst,  „Gehirn  und 
Seele  des  Kindes"^®),  Ament,  „Fortschritte  der  Kinderseelen- 
kunde"*"),  HE»rpRiCH,  „Zur  modernen  Kinderforschung"**),  Lo- 
wiNSKY,  „Neuere  amerikanische  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der 
Kinderpsychologie"**). 

Die  Frage  der  Weltsprache  hat  durch  B.  L.  Witieö^®)  eine  Be- 
handlung in  durchaus  ablehnender  Weise  erfahren,  die  selbstverständlich 
ist,  wenn  man  unter  Weltsprache  eine  wirkliche  Volks-  und  Verkehrs- 
sprache im  umfassendsten  Sinne  versteht,  die  allen  Völkern  und  Menschen- 
klassen bei  allen  Gelegenheiten  und  in  allen  Lagen  gut  verständlich 
sein  soll.  Auf  anderem  Standpunkte  steht  H.  Schuchardt  ^^),  der 
hervorhebt,  dass  es  sich  heute  nur  mehr  um  eine  internationale  Hilfs- 
sprache handeln  könne,  und  auf  seinen  im  Almanach  der  kais.  Akademie 
der  Wissenschaften  in  Wien  1904  (ibid.  1905)  erschienenen  Bericht 
„über  die  auf  Schaffung  einer  künstlichen  internationalen  Hilfssprache 
gerichtete  Bewegung"  ver^^eist,  auf  den  wir  im  folgenden  Berichtjahre 
zurückzukommen  haben  werden. 

Aus  dem  engeren  indogermanischen  Gebiete  sei  vor  allem  eine 
als  vorbildlich  zu  bezeichnende  bedeutungs-geschichtliche  Untersuchung 
„Die  Demonstrativpronomina  der  indogermanischen  Sprachen" 
von  Karl  Brugmann^^)  hervorgehoben.  Ebenso  wie  desselben  Gelehrten 
frühere  Untersuchung  der  Ausdrücke  für  den  Begriff  der  Totalität  zeigt 
auch    die   vorliegende   in    eindringlicher    Weise,   dass  'nur   bei  Erfassung 


25)  Bonn,  Hanstein  1904.  26)  SAPPsPh.  VII,  ?;3.  27)  Leipzig,  Engel- 
mann 1904.  28)  JbVWP.  161-208.  29)  ZPPP.  30)  „Die  Weltsprache", 
AZB.  1903,  Nr.  294.  31)  AZB.  1904,  Nr.  20;  dort  ist  auch  auf  die  Flugschrift 
„Die  internationale  Hilfssprache"  von  L.  CoütüRAT  (Paris,  Selbstvlg.) 
und  auf  die  „Histoire  de  la  langue  universelle"  von  L.  Coüturat  & 
L.  Leau  (Paris,  Hachette)  verwiesen.  32)  AbhphhKlSGW.  XXII,  Nr.  VI. 
Leipzig,  Teubner  1904. 


A.  Walde.  I  11 

der  grösseren  Zusammenhänge  zwischen  bedeutungsverwandten  Gruppen 
Erkenntnisse  zu  erlahgen  sind,  die  ein  isolierendes  Herausgreifen  von 
Einzelheiten  nie  zu  liefern  vermag.  Auch  der  Einzelphilologe,  der  Fragen 
dieses  Gebietes  an  zu  forschen  unternimmt,  wird  der  in  der  Brugmannschen 
Arbeit  gewiesenen  Richtungslinien  nicht  entraten  können. 

Auf  etymologisch-bedeutungsgeschichtlichem  Gebiete  ist  die  starke 
Betonung  des  Grundsatzes  weitestgehender  Berücksichtigung  der  Realien 
für  die  Wortgeschichte  ein  Fortschritt,  den  R.  Meringer  in  seinen  Ab- 
handlungen über  „Wörter  und  Sachen "^^)  angebahnt  hat,  wodurch 
Schuchardts  in  gleiche  Richtung  weisende  Bestrebungen  auf  romanischem 
Sprachgebiete  auch  auf  indogermanischem  ihre  Parallele  erhalten. 

Das  Problem  der  Entstehung  der  indogermanischen  Flexion  hat 
durch  Hermann  Hirt^*)  eine  scharfsinnige  Behandlung  erfahren,  die 
aus  der  Übereinstimmung  vieler  Endungen  der  Nominaldeklination  mit 
solchen  der  Verbalflexion  den  sehr  besiechenden  und  wohl  auch  richtigen 
Schluss  zieht,  dass  das  indogermanische  Verbalsystem  durchaus  nominalen 
Ursprungs  sei. 

Endlich  muss  hier  ein,  wenn  auch  die  Romanistik  nicht  unmittelbar 
berührendes  Werk  wenigstens  erwähnt  werden:  Chr.  Bartholomae** 
monumentales  „Altiranisches  Wörterbuch"^*),  das  als  vollwertiges 
Seitenstück  zum  Petersburger  Wörterbuch  des  Altindischen  unter  die 
Grosstaten  aller  philologischen  Wissenschaft  gezählt  werden  muss. 

Aus  dem  Felde  der  indogermanischen  Kulturgeschichte  ist,  etwa 
ausser  O.  Schrader*  anziehender  Studie  „Die  Schwiegermutter  und 
der  Hagestolz" ^^),  unser  Berichtjahr  wenig  fruchtbar  gewesen.  Mehr 
wird,  besonders  in  den  Fragen  der  Urheimat  und  Urgeschichte,  das 
folgende  zu  berichten  geben. 

Innsbruck.  Alois  Walde. 


Allgemeine  Phonetik.  1904. 

O.  Jespersen,  Lehrbuch  der  Phonetik').  This  volume  is 
translated  from  the  Danish  treatise  of  the  nuthor.  The  principle  of 
composition  of  the  work  was  to  proceed  from  the  smallest  beginnings 
of  sure  Observation  to  larger  and  niore  general  conclusions.  In  accordance 
with  this  principle,  the  book  divides  itself  into  four  main  divisions: 
I  Analysis:  the  position  and  movement  of  each  organ  of  speech  examined 
separately,  without  any  regard  to  the  action  of  the  other  organs.  II  Syn- 
thesis:  a  study  of  the  single  sounds  as  the  product  of  several  or  all  the 
Organs  of  .speech.  III  Combination;  the  binding  together  of  the  various 
sounds  with  those  that  precede  and  those  that  follow.  IV  National  Bases: 
the  main  traits  that  distinguish  the  system  of  sounds  of  a  given  language 
from  that  of  other  languages.     The  aiphabet  used  in  the  phonetic  tnins- 


33)  IgF.  Bd.  XVI  und  folgende.    34)  IgF.  XVII,  36 ff.    35)  Strassburg, 
Trübner  1904.    36)  Braunschweig,  Westcrmann  1904. 
1)  Leipzig  und  Berlin,  Teubner,  1904. 


112  Allgemeine  Phonetik.    1904. 

criptions  is  that  of  the  Association  phon^tique  internationale, 
but  frequent  application  is  made  of  the  author's  own  analphabetic 
System  *). 

In  accordance  wilh  his  principle  of  proceeding  from  what  is  easy 
to  discover  to  what  is  more  difficult,  the  author  treats  the  organs  of 
Speech  in  the  foUowing  order:  lips,  lower  jaw,  tongue,  soft  palate,  uvula, 
larynx,  the  breathing  apparatus.  The  pages  that  are  devoted  to  these 
topics  are  naturally  iess  original  than  most  that  has  come  from  the  pen 
of  Jebpersen,  none  the  Iess,  they  contain  many  keen  and  incisive  obser- 
vations.  The  language  is  that  of  a  conscientious  searcher  and  clear 
thinker.  As  in  all  works  which  follow  the  English  school  of  Phonetics, 
there  is,  to  my  taste,  too  great  an  assumption  of  scientific  accuracy, 
tempered,  it  is  true,  by  a  judicious  spirit  which  preserves  the  author  from 
the  excesses  of  many  phoneticians. 

No  more  can  be  here  attempted  than  to  mention,  almost  at  pure 
hazard,  several  points  in  the  varions  divisious  of  the  work.  In  his  dis- 
cussion  of  the  sound  p,  the  author  inquires  what  the  really  distinctive 
dement  of  the  sound  is,  and  arrives  at  the  conclusion  that  it  is  not  the 
movement  of  the  lips  towards  or  away  from  eachother,  but  their  position, 
the  cloture  itself:  pp.  10 — 12.  For  the  fricatives,  he  prefers  in  German 
the  Word  Engelaut  to  Reibelaut^  in  which  I  can  not  agree  with  him, 
since  the  first  of  these  terms  does  not  so  unmistakeably  convey  the  idea 
of  a  consonant  p.  13.  But  why  should  the  German  not  use  the  word 
fricatire,  which  may  fairly  be  called  international?  He  says,  p.  22,  in 
speaking  of  such  pairs  of  vowels  as  i  and  /y,  that  they  differ  only  in  the 
Position  of  the  lips,  a  statement  which  occurs  in  all  works  on  Phonetics. 
But  are  we  eure  that  this  statement  is  correct?  All  will  agree  that  the 
main  difference  is  in  the  lips,  but  who  will  venture  to  say  that  tho  action 
of  the  velum  and  of  all  the  other  organs,  aside  from  the  lips,  is  iden- 
tical  in  these  sounds?  In  his  remark  on  p.  37  with  regard  to  a  distinction 
beyond  that  indicated  by  Sweet  between  the  sounds  jt  and  d,  he  seems 
to  me  to  be  right.  The  experiment  indicated  in  the  last  paragraph  on 
p.  42  (the  production  of  a  series  of  tongue  explodents,  each  formed  a 
slight  distance  further  back  than  the  last)  is  very  interesting,  and  I  know 
from  personal  examination  of  the  author's  organs  of  speech  how  admirably 
he  can  do  this,  running  the  whole  scale,  and  producing  accurately  and 
easily  the  back  explodents.  Chapter  Five,  p.  55  ss.,  concerning  the  soft 
palate,  is  one  of  the  best  in  the  book,  and  shows  a  great  power  of  Ob- 
servation in  the  author,  as  does  the  excellent  chapter  on  the  larynx, 
p.   67  SS. 

The  division  of  the  book  which  treats  of  Synthesis  has  not  only 
great  usefulness  but  the  charni  of  a  successfully  applied  system.  In 
the  rapid  summarj'  of  the  (?ssential  action  of  the  various  sounds  (p.  124  ss.) 
there  are  many  paragraphs  which  reiiUy  offer  a  more  adequate  compre- 
hension  than  appears  in  the  preceding  pages.  For  each  sound,  the 
analphabetic  analysis  is  given,  and  however  complex  it  may  appear,  shows 
itself  as  a  working  system  which  is  certain  to  lead   to   careful   reflection. 

2)  Articulatious  of  Speech  Sounds,  Marburg,  1889. 


R.  Weekfl.  I  13 

It  18  not  the  fault  of  this  system  if  the  organs  of  speech  are  so  very 
complicated  in  their  action. 

In  the  third  division  of  the  book  are  to  be  found  valuable  and 
interesting  expositions  of  assimilation,  quantity^  sonority,  the  syllable,  the 
diphthong,  stress,  and  tone.  The  closing  chapter  deals  insructively 
with  the  main  characteristic  traits  of  languages,  especially  of  North  Ger- 
man,  English  and  French. 

The  fundamental  theories  on  which  the  Lehrbuch  is  based  appear 
in  a  separate  volunie  by  the  same  author^).  This  volume  is  divided  into 
seven  chapters,  any  one  of  which  would  offer  material  for  a  long  review.  The 
book  will  certainly  rank  with  the  most  profound  and  inspiring  utterances 
on  the  subject  of  Phonetics.  The  tone  of  the  work  is  for  more  personal 
than  that  of  the  Lehrbuch:  it  is  Jesp£R8£N  himself  whom  we  hear 
talking.  The  style  is  clear  and  sparkling,  and  abounds  in  instructive 
metaphors  and  similes.  Many  of  the  most  effective  parts  of  the  volume 
have  all  the  ease  of  a  causerie. 

In  this  brief  mention  of  the  Grundfragen,  no  more  can  be  done 
than  to  draw  attention  to  a  very  few  interesting  and  valuable  points. 
Chapter  II,  which  treats  of  Lautschrift,  is  to  be  commended  just  now 
to  those  who  are  devising  new  alphabets.  The  last  sentence  of  para- 
graph  25,  p.  19,  severe  as  it  is,  should  be  taken  to  heart  by  would-be 
devisors  of  phonetic  alphabets,  as  should  also  the  last  sentence  on  p.  25, 
in  which  the  author  expresses  bis  disbelief  in  the  possibility  of  devising, 
on  the  basis  of  the  Latin  aiphabet,  a  system  of  speech  notation  which 
shall  be  comprehensive,  accurate^  and  yet  practical*).  The  author  gives 
on  p.  29  SS.  a  description  of  bis  analphabetic  system,  in  which  one  notes 
the  following  keen  Observation:  «so  wenig  wie  die  Chemiker  einen  ein- 
zelnen Buchstaben  oder  ähnl.  für  zusammengesetzte  Stoffe  haben,  so 
wenig  darf  der  Phonetiker  eine  ganz  einfache  Bezeichnung  der  Laute 
erwarten.»  I  may  add  in  passing  that  however  true  this  Observation  in 
the  sense  meant  by  the  author,  the  comparison  is  not  a  fair  one  in  every 
way,  for  Chemistry  is  an  exact  science,  which  Phonetics  is  not. 

Chapter  III  treating  of  the  best  pronunciation,  contains  much  that 
is  new  on  an  old  subject,  and  will  appeal  to  a  wider  circle  of  readers 
than  most  of  the  divisions  of  the  book.  The  following  Chapter  offers 
an  earnest  and  careful  examination  of  the  questions  that  divide  the  acoustic 
and  genetic  (or  organic)  schools  of  Phonetics.  The  exposition  of  the 
differences  between  the  two  schools,  beginning  on  p.  72,  is  a  model  of 
clear  and  judicial  Statement.  Jespersen  ends  by  inclining  to  the  organic 
side,  and  bis  criticism  of  a  number  of  the  experiments  and  declarations 
of  the  acoustic  school  is  certain  to  lead  to  rejoinders  *).  His  attitude, 
however,  is    so  far  from  bcing  unjudicial,    that    he  is    able  to    close    the 

3)  0.  Jespebsen,  Phonetische  Grundfragen,  Leipzig  and  Berlin, 
Teubner,  19()4.  4)  Cf.  the  closing  sentence  of  paragraph  31,  p.  27:  „ein  all- 
umfassendes System,  wo  alle  Lautnuancen  in  allen  Sprachen  Platz  finden,  und 
wo  doch  jedes  Zeichen  überall  dieselbe  Bedeutung  hat,  eine  reine  Chimäre  ist 
und  bleibf  One  will  note  also  the  foot-note  on  the  above  mentioned  page. 
5)  Note,  for  example,  the  author's  criticism  of  Lloyd,  Pipping,  Helmholtz, 
Beckmann,  Hermann,  and  Trautmann.  He  seems  to  me  to  bo  entirely  right 
when  he  says  of  Helmholtz  with  regard  to  his  Lehre  von  den  Tonempfin- 


I  14  Allgemeine  Phonetik.    1904. 

discusaion  w>th  the  ätatement  that,  while  he  believes  in  giving  prominence 
to  the  articuktory  aide  of  speech  sound,  he  would  by  no  means  neglect 
the  other  sides. 

Chapter  V  begins  with  a  Statement  of  the  difficulties  of  a  Classifi- 
cation of  speech  sounds.  The  author  declares  (with  entire  correctness)  that 
all  names  used  to  indicnte  divisions  of  consonanis  . —  such  as:  nasals, 
voiced  or  lateral  consonants,  etc.,  —  are  one-sided,  and  express  only  ^some 
one  feature  of  what  is  really  characteristic  of  the  sound,  whereas  in  fact 
eveiy  sound  owes  something  to  the  position  of  all  the  organs:  „jeder 
Sprachlaut  ist  gleich  zusammengesetzt."  One  can  not  therefore  represent 
in  a  table  of  consonants  all  contributing  activities  of  the  organs  of  speech. 
He  adds  words  which  recall  certain  utterances  in  the  Lehrbuch:  „Man 
tut  wohl  besser  daran,  einfach  den  Gedanken  einer  einigermassen  er- 
schöpfenden Konsonanten tafel  aufzugeben."  He  then  turns  to  the  vowels, 
and  draws  similar  conclusiona.  Our  only  refuge,  according  to  the  author, 
is  to  transfer  our  efforts  at  Classification  to  another  field:  the  systematic 
representation  of  all  the  articulations  that  contribute  to  form  a  sound. 
This  is  what  he  calls  the  study  of  the  eUments^  in  accordance  with  bis 
System  of  analphabetic  symbols,  and  he  gives  as  an  examplc  the  analysis 
of  the  sound  m').  The  exposition  of  what  constitutes  this  sound  comes 
to  the  reader  with  a  convincing  freshness :  here  is  a  System  adequate  and 
elastic,  which  asks  no  favors  of  the  fact«,  and  which  does  not  place  as 
its  ultimate  goal  the  giving  of  a  name  to  a  thing  which  is  perhaps  as 
yet  imperfectly  understood.  It  is  difficult  to  imagine  a  discovery  as  to 
any  essential  trait  of  a  sound,  which  could  not  be  perfectly  and  imme- 
diately  assimilated  to  the  system  of  analphabetic  symbols.  As  a  System, 
it  can  have  naught  to  fear  from  any  discovery  of  science. 

The  author  speaks  of  the  so-called  faucal  or  nasal  explödent  in 
words  like  necken.  It  is  hard  to  agree  with  him  when  he  inquires  why 
we  do  not  say  that  there  is  a  nasal  or  faucal  explödent  in  the  combi- 
nation  a  a,  „wo  wir  zwischen  dem  reinen  Mundvocal  und  dem  nasalen 
Vocal  genau  dieselbe  Bewegung  des  Gaumensegels  haben?"  But  is  it 
true  that  we  have  here  the  very  same  movement  of  the  soft  palate?  By 
no  means,  as  many  tracings  in  my  possession  show.  The  action  of  the 
velum  in  the  sound  k  and  in  a  is  not  identical. 

In  Chapter  VI,  Jespersen  discusses  methods  of  research,  and  gives 
his  views  of  Experimental  Phonetics.  This  is  one  of  the  most  interesting 
chapters  in  the  book.  Its  judgments  tu-e  so  reasonable  and  so  just  that 
the  most  enthusiastic  experimental  phonetician  could  not  well  take  ex- 
ception  to  them.     Pages   134  —  42  are  to  be  especially  commended.    This 


düngen  that:  „es  der  Phonetik  vielleicht  nicht  zu  ungeteiltem  Vorteil  gewesen 
ist,  dass  Helmholtz  ein  so  hervorragender  Mann  war,  wie  er  war."  6)  The  author 
gives  as  the  first  element  closure  of  the  lip»,  and  adds  that  in  this  m  agrees 
with  m  p  and  b.  That  the  lips  are  closed  in  all  four  of  these  sounds  is  evident, 
but  if°we  wish  to  carry  the  analysis  to  the  last  degree  we  must  reoognize  that 
the  cloture  for  p  —  and  in  a  measure  for  b  —  differs  slightly  from  that  for 
m.  Similarly,  when,  on  p.  110,  he  says  that  the  differences  between  the  m  of 
imitieren  and  that  of  atnateur  depend  on  sraall  differencies  in  the  positions  of 
the  tongue,  a  fuller  Statement  would  add  «^and  of  the  soft  palate  ,  for  the  action 
of  this  organ  for  the  m  in  thesc  would  is  not  identical. 


R  WeekB.  I  15 

valuable  book  closes  with  a  discussion  of  the  great  Lantgesett frage  of 
the  Junggrammatiker i  in  which  many  new  and  original  observations  are 
to  be  found.  Witbout  attempting  to  go  into  Jebpersen's  argument, 
one  may  bo  permitted  to  praise  the  close  reasoning  and  rapid  exposi- 
tion  of  this  Chapter:  see,  for  example,  paragraphe  163,  171,  172,  173. 
In  conclusion,  it  is  not  likely  that  any  plionetician  who  has  been  able  to 
pas8  an  hour  over  Phonetinche  Grundfragen  will  be  able  to  resign 
himself  willingly  to  not  adding  the  volume  to  his  own  private  library, 
where  it  will  certainly  rank  araong  the  real  treasures. 

W.  ViETOR  has  favored  us  during  the  year  1904,  with  a  fifth 
edition  of  hiö  Elemente  der  Phonetik'')  the  new  edition  differs 
from  the  preceding  mainly  in  the  thorough  adoption  of  the  aiphabet 
of  the  Association  phon^tique  Internationale,  and  in  the  bringing 
up  to  date  of  the  most  recent  research,  especially  in  Experimental  Pho- 
netics.  The  definite  adoption  of  the  aiphabet  of  the  Association  in 
this  excellent  work  marks  a  great  stride  forward  in  the  spread  of  this  form 
of  transcription,  which  is  rapidly  becoining  dominant.  Both  the  Asso* 
ciation  and  the  author  are  to  be  congratulated  on  the  change.  Time 
is  becoming  shorter  and  shorter  for  scholars,  and  everything  which  facili- 
tates  their  rapid  understanding  of  each  other  can  only  be  considered  a 
distinct  gain  to  science  and  to  humanity  as  well. 

Further  meution  of  this  Standard  volume  is  unnecessary,  since  it  is 
already  so  well  known  as  a  clear  and  systematic  presentation  of  the  salient 
facts  of  the  Phonetics  of  German,  English  and  French. 

E.  W.  Scriptüre:  Über  das  Studium  der  Sprachkurven'). 
Professor  Scriptüre  publishes  a  lecture,  illustrative  of  his  methods  of 
research,  delivered  in  the  Psychological  Institut  of  the  University  of  Berlin.  We 
are  already  familiär  with  the  mainpoints  in  Scripture's  methods  of  research 
from  his  numerous  excellent  publications. 

J.  GiLLi^RON  publishes  a  reply  to  the  review  of  the  Atlas  Lingui- 
stique  de  la  France  which  appeared  from  the  pen  of  A.  Thomas  in 
the  Journal  des  Savants®).  Polemics  of  this  kind  are  among  the 
most  regrettable  of  misfortunes  in  the  learned  world,  It  is  impossible 
for  me  to  attempt  to  judge  the  merits  of  the  questions  in  dispute,  since 
both  of  the  eminent  scholars  are  among  my  former  masters.  I  may  say 
however  that  Professor  Thomas'  attitude  towards  the  Atlas  before  his 
classes,  even  the  most  advanced,  is  distinctly  «correct»,and  that  he  mentions 
the  enterprise  of  the  Atlas  as  one  of  the  most  important  ever  undertaken 
in  the  linguistic  world. 

GiULio  Panooncelli-Calzia,  De  la  Nasalit^  en  Italien*)  The 
research  of  the  author  is  an  application  of  Experimental  Phonetics,  and 
is  written  in  the  tone  of  enthusiasm  of  a  new  convert^  The  work  seems 
to  have  been  done  in  haste,  and  it  is  probable  that  the  author's  knowledge 
of  this  brauch  of  Phonetics  does  not  date  back  more  than  two  or  three 

7)  ANPh.  IV.  Bd.  Veit  u.  Comp.,  Leipzig,  1904.  8)  Atlas  linguiaticjue 
de  la  France,  Compte  Rendu  de  M.  Thomas,  Paris,  Hooor^  Champion, 
1904.  In  this  reply,  Gillieron  republishes  the  critique  of  Thomas,  which  can 
also  be  found  in  JS.,  1904,  No.  2.  9)  Paris,  Institut  de  I^aryngologie  et  Ortho- 
phonie,  6,  Quai  des  Orfi^vres,  1904. 


I  16  Allgemeine  Phonetik.    19()4. 

years.  He  has  an  easy  way  of  speaking  of  the  difficulties  in  the  inanipulation  of 
instraments  which  betrays  the  beginner  ^%  and  the  slighting  tone  in  which  he 
mentions  at  times  the  work  of  Phoneticians  of  the  old  sehool  is,  to  say  the  least, 
lacking  in  dignity.  The  selection  of  the  phonetic aiphabet  ofRousselot  and 
Gilli^ron  is  unfortunate,  since  it  is  destined  to  disappear  before  that  of 
the  Association  Internationale,  which,  for  better  for  worse,  is  alone 
making  great  strides  towards  becoming  all  but  universal  among  phone- 
ticians. The  list  of  bibliography  given  by  the  author  is  incomplete,  and 
his  knowledge  of  general  phonetics  seems  very  limited.  He  says 
on  p.  30  that  the  strictures  pronounced  by  Sievers  against  the  experi- 
mental  method  in  the  edition  of  1901  of  his  Grundzüge  der  Pho- 
netik may  be  aimed  at  the  work  of  Ernst  A.  Meyer,  Beiträge  zur 
deutschen  Metrik^*),  but  if  he  will  seek  in  the  earlier  editions  of 
Sievers'  work,  he  will  find  the  some  strictures,  published  before  Meyer's 
work  appeared.  Again,  however  inferior  the  work  in  Experimental 
Phonetics  done  in  Germany  has  in  general  thus  for  been,  there  are  cer- 
tain  expressions  employed  with  regard  to  the  work  of  Meyer  which  overstep 
academic  propriety. 

The  volume  of  Panooncelli-Calzia  includes  98  illustrations,  nearly 
all  of  them  tracings.  Many  of  these  tracings  are  among  the  best  that 
have  been  published.  His  analysis  of  the  tracings  is  not  always  clear, 
and  seems  often  hasty.  See,  for  example,  his  common t  concerning  figure 
26,  on  p.  64,  and  much  of  that  concerning  the  loss  of  the  nasal  con- 
sonant,  p.  87  ss. 

As  to  the  results  drawn  from  the  author's  examination  of  nasality 
in  Italian,  they  are  surprising,  amazing  even.  In  a  word,  nearly  all 
Sounds  in  Italian  appear  from  the  tracings  to  be  nasalized!  One  need 
only  look  at  the  liue  which  gives  the  Vibration s  from  the  nose  to  see  that 
these  vibrations  are  vastly  more  general  than  those  from  the  mouth.  In 
many  cases,  the  nasality  in  sounds  generally  considered  purely  oral 
appears  to  be  more  intense  than  that  shown  in  tracings 
hitherto  published  of  the  French  nasal  vowels  or  of  ni  or  w. 
The  author  says  in  his  conclusion,  p.  111:  „Pour  chaque  articulation  en 
italien  le  courant  d'air  phonateur  est  toujours  bucco-naaal". 

Can  we  refuse  to  accept  the  evidence  of  the  interesting  tracings  publi- 
shed by  Panconcelli-Calzia?  Can  we  suppose  that  the  instruments 
were  improperly  arranged?  Certainly  not!  The  work  is  surrounded  with 
too  many  guaranties,  and  the  tracings  speak  for  themselves  to  the  prac- 
tised  eye.  We  must  rather  hope  to  see  these  valuable  experiments  con- 
tinued  and  multiplied  by  the  author  and  must  prepare  ourselves  to  be 
ready  to  reconstruct  our  thoories  as  to  what  nasality  is.  There  seems 
to  be  a  nasal  Vibration,  which  very  per\'asive  and  very  powerful,  does  not 
at  all  strike  the  ear  as  nasality. 

Report  of  a  Joint  Committee  on  the  Subject  of  a  Phonetic 

10)  When,  for  example,  p.  28,  the  author  says  that  the  psychological 
apprehensioD  which  so  worries  Sievers  is  neglectable  and  that  it  disappears 
rapidly  even  with  the  most  awkward  siibjccts,  these  words  inapire  distrust. 
11)  Marburg,  Dissertation,  1898. 


R.  Weeke.  I  17 

English  Alphabet***).  The  oommittee,  which  owed  its  inception  to  the 
Conference  of  representataves  of  the  National  Educational  Association  of 
America,  the  American  Philological  Association,  and  the  Modem  Language 
Association  of  America,  has  submitted  the  above  Report.  The  chairman 
of  the  committee  is  Professor  Calvin  Thomas  of  New- York.  Other 
members  of  the  committee  are:  Professor  George  Hempl,  late  President 
of  the  two  last  mentioned  Associations,  Dr.  Charles  ^.  G.  Scott,  lexico- 
grapher,  Professor  O.  F.  Emerson,  secretary  of  the  American  Dialect 
Society,  and  M.  E.  O.  Vaile,  editor  and  educator.  The  committee  reports 
on  „a  set  of  alphabetic  symbols  to  be  used  in  dictionaries  and  text-books 
for  the  accurate  denotation  of  the  sounds  heard  in  English  speech."  The 
committee  was  instructed  to  take  as  the  basis  of  its  proposal  the  phonetic 
aiphabet  recommended  in  1877  by  the  American  Philological  Association. 

The  committee  has  endeavored  to  pay  due  attention  to  international 
usage  among  phoneticians,  but  it  says:  „Complete  agreement  upon  an 
international  phonetic  aiphabet  is  probably  out  of  the  question,"  and  adds 
that  „an  international  aiphabet  would  oontain  a  much  larger  number  of 
letters  than  are  necessary  for  the  purposes  here  in  view"^^).  The  committee 
recommends  a  Revised  Alphabet  of  18  vowels  and  24  consonaiits,  an 
aiphabet  „of  medium  precision  for  popular-scientific  purposes".  In  another 
section  of  the  Report  a  possible  extension  of  this  aiphabet  is  suggested 
for  greater  precision,  and  in  still  another  section  an  abridgment  of  it, 
suitable  for  pracdcal  spelling  reform. 

To  attempt  to  give  any  analysis  of  the  proposed  aiphabet  would 
require  too  much  space.  It  may  be  said  that  the  aiphabet  offers  greater 
precision  for  the  vowels  than  for  the  consonants,  as  was  to  have  been 
foreseen.  The  general  appearance  of  a  page  printed  in  the  proposed 
aiphabet  is  far  from  displeasing.  One  cannot  help  regretting  that  the 
aiphabet  does  not  follow  more  closely  what  may  be  called  the  inter- 
national Standard.  However  serviceable  its  adoption  may  prove  to  English 
speaking  countries,  the  result  can  hardly  be  favorable  to  that  unity  among 
phoneticians  which  should  prevail. 

The  Modem  Language  Association  requested  its  President,  Professor 
Kittredge  to  appoint  a  committee  of  five  to  report  later  concerning  the 
aiphabet.  The  chairman  of  this  new  committee  is  Professor  E.  8.  Shel- 
don,  of  Cambridge,  Massachusetts,  and  he  would  doubtless  be  glad  of 
any  suggestions   which  phoneticians  care  to  send  him. 

Proposed  International  Phonetic  Conference*^).  A  movement 
has  been  started  by  Mr.  Robert  Stein  of  Washington  and  others  looking 
to  the  calling  of  an  international  Conference  of  experts  to  devise  and 
adopt  a  universal  aiphabet.  In  August  1904,  Boston  University  issued 
a  preliminary  circular  inviting  opinions  on  the  proposal  to  hold  an  inter- 
national Conference.  The  opinions  which  this  circular  elicited  were  printed 
some  months  later  in  the  above  mentioned  pamphlet.  The  conscnsus  of 
opinion   in  favour  of  a  Conference  was  remarkable,    as   an  inspection  of 

IIa)  The Publiehers' Printing Company,  32—34  Lafayette  Place.  New- York. 
1904.   12)  The  aiphabet  of  the  Association  Phon^tique  InternatioDale  includes  85 
letters,   that  proposed  by  the  committee,  42.     13)  Printed  by  the  College  of 
Liberal  Arts,  Boston  University,  Boston,  Massachusetts. 
YollmSUer,  Rom.  jAhreibertelit  VIII.  2 


1  18  Allgemeine  Phonetik.    1904. 

the  scores  of  replies  will  show..  The  question  was  presented  before  the 
Congress  of  Letters  at  the  World's.  Fair  at  St.  Louis  by  Mr.  Robert  Stein, 
before  the  Peace  Congress  held  at  Boston,  and  before  the  annual  nieeting 
of  the  Modern  Language  Association  by  Professors  Josselyn  and  Geddes. 
It  is  desired  that  all  possible  publicity  be  given  the  movement,  and  it 
is  hoped  that  sufficient  funds  can  be  raised  to  provide  for  a  Conference  of 
experts.  The  modern  world  certainly  cannot  vaunt  its  intellectual  achievements, 
if  it  has  not  enougn  originality  and  ingenuity  to  devise  an  aiphabet  that 
comes  somewhere  near  being  adequate.  The  scholars  of  the  world  should 
lay  aside  all  jealousies  and  national  prejudicies,  and  bend  their  efforts 
towards  the  amelioration  of  the  aiphabet.  Whether  the  present  movement 
succeeds  or  not,  a  reform  will  some  day  be  realized,  and  then  people 
will  wonder  that  so  many  ages  of  men  remained  content  with  such  primi- 
tive and  defective  means  of  writing. 

Aims  and  Principles  of  the  International  Phonetic 
Association.  This  pamphlet  has  been  issued  in  English,  and  may  be 
had  gratis  by  addressing  the  Office  of  the  Association :  Phon6tique,  Bourg- 
la-Reine,  Seine,  France.  It  ia  hoped  that  the  circulation  ©f  the  pamphlet 
will  aid  in  spreading  the  principles  of  the  Association,  which  aim  at  the 
unification  of  phonetic  science  on  a  strictly  international  basis. 

P.  Passy,  Choix  de  Lectures  Fran9aises  Phon^tiques^*). 
This  little  volume,  which  is  very  well  printed,  offers  a  choice  of  selections 
of  French,  some  of  them  written  in  deliberate  every-day  speech,  others 
in  more  rapid  speech,  and  still  others  in  a  careful  form  of  utterance. 
These  selections  will  aid  in  providing  a  greater  variety  pronunciation  of 
French,  and  also  for  those  who  wish  to  obtain  practice  in  reading  the 
aiphabet  of  the  Soci6t6  Internationale. 

Fauste  Laclotte,  Note  sur  TEpenthese  en  Fran9ai8**). 
The  author  examines  by  means  of  instruments  the  change  of  nr  }>  wdr, 
vir  >  mhr^  etc.  His  exposition  of  his  method  is  clearer  than  is  usually 
the  case,  but  one  wonders  how  he  pronounced  his  Latin  words  and  his 
modern  derivatives  also.  Again,  he  says:  „Les  exemples  choisis  furent 
nombreux,  je  n'en  retiens  que  deux,  teneru{m) .  . .  tendre;  camera  . .  . 
camhrn  (lire  te-n-dre,  ca-m-bra)."  I  am  frank  to  say  that  1  do  not 
understand  everything  here.  What  form  of  r  was  used  in  the  Latin  and 
French  words?  Is  cambra  a  wörd  at  all,  or  merely  letfcers,  or  is  it  the 
Proven9al  derivative?  What  is  meant  by  the  parenthesis  at  the  close  of 
the  passage  quoted?  Surely,  it  would  have  been  easy  to  make  all  these 
points  clear,  and  we  should  then  be  better  able  to  judge  of  the  reaults 
of  the  experiment.  The  author  finds  in  the  d  of  tendre  a  result,  not 
of  the  juxtaposition  of  the  n  and  r,  „but  a  simple  development  of  the 
primitive  n,  the  tongue,  by  reason  of  the  fall  of  the  vowel  e,  pressing 
longer  and  firmer  again  st  tlie  teeth,  and  the  soft  palate  functioning  as 
before."  This  conclusion,  while  seeming  to  say  much,  really  says  little, 
and  the  concluding  clause  concerning  the  soft  palate  seems  to  me  to  be 
erroneous.     With  more  care,  an  admirable  study  could    be  made  of  this 

14)  O.  Schulze,  Coethen  (Anhalt),  1904.     15)  Reprinted  from  the  MPhBru. 
Paris  1904. 


,  .  J,/ViD8on.  I  19 

qpestioo,  which.lqnda  its^lf  remarkably  to  the  experimental  method.  It 
18  to  be  hoped  that  t|j^  author  will  take  the  investigation  up  again  when 
he  has  ropre  space  at  bis  dieposaly  and  that  he  will  give  it  the  füll  and 
careful  discussion  which  it  deserves. , 

Columbia; (Mies).  Raymond  Weeks. 

Celtisehe  Sprachen  und  Literaturen  1904  von  L.  Chr.  Stern 

folgen  mit  1905  zusammen  im  nächsten  Band. 


Les  Studes  ba.8que8  de  1901  a  1905. 

Le  premier  livre  a  signaler,  et  le  plus  important  de  tous,  est  certainement 
la  ri§impression  du  Nouveau  Testament  basque  de  Li9arrague  qui  a  paru 
ä  Strasbourg  en  1900  sousce  titre:  «I.  Lei9arragas  baskische  Bücher 
1571  in  genauem  Abdruck  herausgegeben  von  Th.  Linschmann  und  von 
H.  8cHUCHAiU>T,  Strassburg,  K.  J.  Trübner,  1900»;  c'est  un  in-8®  com- 
pacte de  CXX— (XL)p.,  459fts.,(II)-(LXIV)— (CXI)— (XVI)— (LVI)p. 
J'en  ai  rendu  compte  dans  RL.  (t.  XXXIV,  1900,  p.  190—199),  et 
je  ne  puis  que  renvoyer  ä  cet  article.  J'y  f^licitais  vivement  les  savants 
6diteurs,  ainsi  que  TAcad^mie  des  Sciences  de  Vienne  qui  a  fait  les  frais 
de  la  r^impression ;  j'y  constatais  le  soin  avec  lequel  a  6t6  faite  cette 
r^impression,  page  pour  page,  ligne  pour  ligne,  mot  pour  mot  et  presque 
signe  pour  signe.  M.  Schuchardt  a  mis  en  töte  du  volume  un  lumineux 
avant-propos  oü  il  Studie,  au  point  de  vue  philologique  et  critique,  les 
Oeuvres  de  Ligarrague.  On  sait  qu'elles  sont  au  nombre  de  deux,  le 
Nouveau  Testament  et  le  Calendrier  (avec  un  abc,  la  fonne  des 
priores  eccl^iasdques,  le  catßchisme  de  Calvin  et  la  d6claration  au  roi). 
MM.  Schuchardt  et  Linschmann  ont  reproduit  tout  ce  qu'il  y  a  de 
diff)§rent  dans  ces  deux  volumes.  J'ai  regrett6  que  ces  MM.  aient  adopt^, 
pour  le  nom  de  Tauteur,  la  forme  Lei9arraga,  alors  qu'il  a  toujours 
6t6  appele  et  qu'il  signait  lui-m6me  Li9arrague.  C'est  M.  E.-S.  Dodg- 
son,  le  fantaisiste  euskarisant,  qui  le  premier  s'est  avis^  d'^crire  Leiyar- 
raga;  et  il  semble  qu'il  aurait  voulu  faire  sa  chose  exclusive  de 
l'oeuvre  du  Ministre  de  La-Bastide-Clairence.  Lorsque  MM.  Schuchardt 
et  Linschmann  annoncerent  leur  projet  de  r^^diter  le  Nouveau  Testa- 
ment de  1571,  M.  Dodgson  leur  conseilla  de  corriger  ce  vieux  texte 
et,  comme  ils  s'y  refus^rent,  il  se  permit  d'6crire  a  TAcad^mie  des  Sciences 
d^  Vienne,  qui  avait  pris  ä  sa  Charge  les  frais  de  la  r^impression,  pour 
se  plaindre  et  demander  qu'on  ne  laissät  pas  publier  ce  volume  dans 
ces  conditions.  M.  Schuchardt  la-dessus  rompit  toute  relation  avec  ce 
trop  z616  conseiUeur,  ce  dont  personne  ne  s*6tonnera.  M.  Dodgson 
d'ailleurs  a  critiqu6  vivement  ia  r^impression  de  Strasbourg  dans  une 
note  intitul^  Venom's  antidote  qui  a  6t^  ins6r6e  aux  p.  37 — 44 
des  TPhS.  M.  Schuchardt  repondit  comme  il  convenait  a  cette  critique, 
ainsi  d'ailleiu-s  qu*ä  la  mienne  et  a  celle    publice   dans   The  pilot,    le 

2* 


I  20  Les  Etudes  basqaes  de  1901  ä  1905. 

20  juiilet  1901,  p.  76,  par  une  lettre  qui  a  pani  dans  RL.  (t.  XXXV, 
1902,  p.  86 — 100)  et  oü  il  stigmatise  avec  esprit  les  «dodgsonneries». 
Un  compte-rendu  de  la  publication  de  1900,  par  M.  d'Arbois  de  Ju- 
BAiNViLLE,  avait  ^t6  publik  dans  RCr. 

Mais  M.  DoDGSON  ne  s'en  est  pas  tenu  lä  et  il  a  voulu  faire  aussi 
son  Mition.  II  a  rSussi  ä  int^resser  ä  son  projet  la  Trinitarian  Bible 
Society  de  Londres  et,  par  les  soins  et  aux  frais  de  cette  8oci6t6, 
rimprimerie  Horace  Hart,  d'Oxford,  a  livr6,  le  29  mai  1903,  un  tout 
petit  volume  imprim^  sur  un  papier  tres-mince  en  caract^res  tres-iins, 
intitul6  lesus  Christ  gure  launaren  Testamentu  berria,  de 
(IV) — 918  p.  in-18;  ä  la  demiöre  page  est  indiqu6  un  lieu  de  d6p6t, 
a  Figueras,  provinee  de  G6rone,  Espagne.  Presque  en  m^me  temps, 
M.  DoDGSON  faisait  ins^rer,  aux  p.  50 — 57  du  72®  rapport  annuel  de 
la  Soci^t6  Trinitarienne,  une  note  qu'il  a  fait  tirer  a  part  en  6  p.  in-8^ 
et  qui  est  dat6e  du  19  Juin  1903;  il  y  fait  son  propre  61oge  et  attaque 
de  nouveau  MM.  Sehuchardt  et  Linschmann.  J'ai  montrö,  dans  RCr. 
du  22  F^vrier  1904,  que  M.  Dodgson  a  fait  lä  un  mauvais  livre  et 
une  mauvaise  action.  M.  Schuchardt,  dans  ZRPh.  (1903,  p.  117 — 121) 
a  exaniin^  de  tr^s-pr^s  TMition,  d'ailleurs  partielle,  de  M.  Dodgson  et 
fait  voir  combien  ses  pr^tentions  sont  peu  justifi^es,  surtout  quand  il  s'attaque 
au  vieux  texte  qu'il  s'est  permis  de  corriger,  de  retoucher,  de  compl^ter! 

II  y  a  longtemps  que  le  Basquisant  anglais  s'occupe  de  Li9arrague; 
il  a  Continus  et  terminß  dans  RL.  (t  XXXIV,  263—283,  340—355; 
XXXV,  212—228, 297—321,  XXXVI,  248— 263,  314— 33 7,  XXXVII, 
p.  192)  son  analyse  des  formes  verbales  de  8.  Marc.  En  1902,  il 
a  fait  imprimer  a  200  exemplaires,  en  Catalogne,  un  tratail  du  m^me 
genre  sur  les  6pitres  de  S.  Paul  aux  Colossiens  et  aux  Philippiens: 
c'est  une  brochure  de  XLVIII  pages  chiffr6es  en  bas,  sur  papier 
de  Hollande,  bien  imprim^e,  mais  sans  titre;  du  moins,  c*est  la  couverture 
qui  sert  de  titre.  La  plaquette  n'est  pas  exempte  d'excentricit^;  les  trois 
derniöres  pages  contiennent  des  certificats  de  diverses  personnes,  plus  ou 
moins  comp^tentcs,  attestant  Tutilit^  et  la  valeur  des  travaux  de  T^diteur. 
En  1903,  M.  Dodgson  a  fait  paraitre,  dans  BASA.,  Tanalyse  du  verbe 
dans  les  6pitres  aux  fiphösiens  et  aux  Thessalon iciens,  article  tir6  ä  part 
en  53  p.  gr.  in-8®.  En  1901,  il  avait  6tudi6,  dans  TPhS.,  le  verbe 
dans  le  «second»  livre  en  basque  guipuzcoan  (36  p.  in-8®).  Ce  second 
livre  serait  TMition  de  1742  de  la  traduction  du  Oatßchisme  d* Astete 
dont  un  exemplaire  so  trouve  ä  la  Biblioth^ue  de  Berlin.  Le  premier 
livre  serait  le  Catßchisme  de  Villafranca,  par  J.  Ochoa  de  Arin  (S.  S^- 
bastien,  1713,  pet.  in-8®)  que  M.  Dodgson  a  fait  r6imprimer  a  8.  86- 
bastien  en  1902  (120  p.  in- 12)  avec  un  index  des  formes  verbales,  des 
er  rata,  une  notice  biographique  et  bibliographique,  etc.,  mais  sans  la 
partie  latine  de  Touvrage. 

.  M.  Dodgson  a  donn6  plusieurs  articles  aux  N&Q.:  9  novembre 
1901,  «an  Heuskarian  rarity  in  the  Bodleian  library»  (il  s'agit  d'un 
exemplaire  de  l'office  de  laVierge  dont  je  reparlerai  plus  loin); 
14  d^cembre  1901,  «some  notes  on  baskish  books»  (quelques  ouvrages 
basques  faisant  partie  de  la  Biblioth(^que  de  la  Taylorian  Institution 
d'Oxford;   et  la  liste  de  ses  ceuvres  basques);  6  d^cembre  1902,   6tymo- 


J.  VinsoD.  I  21 

logie  aventureuse  du  mot  anglais  boast  qui  serait  basque;  13  d^embre 
1902,  «a  bask  schoolgirrs  letter8>  (deux  lettres  sans  int^r^t);  7  mars 
1902,  cthe  german  reprint  of  Lei9aiTaga's  books»  (il  en  avait  6t6  d6jä 
parl6  dans  les  num^ros  des  7  f^vrier  et  24  janvier).  Je  dois  relever 
aussi  quelques  notes  ou  lettres  dans  divers  joumaux  que  le  m^me  ^rivain 
m'a  adress^s:  Y  Llan,  de  Lampetu,  14  janvier  1901:  «a  baskgirl's 
letter  to  her  family  (lettre  de  la  m^me  jeune  fiUe  dont  deux  autres 
lettres  ont  6t6  publikes  depuis  dans  N&Q.)' '  Egeuva,  Journal  grec  publik  ä 
Oxford,  n®  de  juin  1903  (p.  162,  annonce  de  ik  r6inipression  par 
M.  DoDGSON  du  Nouveau  Testamenf  de  Li9arrague);  El  Correo  de 
Guipuzcoa,  22  sept.  1900:  les  noms  des  mois;  Biarritz-season, 
5  janvier  1901,  le  po^te  basque  Gastelugar  (1686);  La  Union  Vas- 
congada,  de  S.  Sebastien,  22  aoüt  et  10  septembre  1902,  et  la  Voz 
de  Guipuzcoa,  de  la  möme  ville,  22  aoüt  1902,  annonce  de  la  nou- 
velle  Vitien  du  Cat^hisme  de  Villafranca;    La  Voz   de  Guipuzcoa. 

25  juillet  1902,  sur  les  noms  du  mois  de  septembre;  m^nie  Journal, 
8  septembre  1902,  sur  la  Biblioth^ue  basque  de  M.  Ant.  d'Abbadie; 
Diario  de  Villanueva  y  Geltrü,  4  mars  1902,  vers  basques  compos^s 
ä  Londres  avec  traduction  en  vers  espagnols;  La  Union  Vascongada, 

26  septembre  1902,  vers  basques  ä  un  ami;  The  Oxford  Review, 
10  juin  1903,  lettre  en  allemand,  avec  traduction  anglaise,  de  Madame 
Caroline  Michaelis  de  Vasconcellos,  sur  le  basque  et  les  travaux  de 
M.  Dodgson;  The  Oswestry  and  Border  Gountries  Advertiser 
10  avril  1904  et  Eskual-Herria  de  Biarritz,  28  mai,  16  et  23  juillet 
1904,  sur  les  publications  de  M.  Dodgson;  mßme  Journal,  12  juillet  1904, 
article  sur  le  mot  latin  cortice  et  le   basque  tirtotcha    ou    tortit9a; 

27  aoüt  1904,  arch^ologie  basque  (inscription  d'une  maison  d'Ormaiz- 
tegui);  8  octobre  1904,  sur  la  traduction  biscayenne,  par  le  P.  Carda- 
beraz,  du  Cat^hisme  d' Astete;  laVoz  de  Guipuzcoa,  3  mai  1904, 
lettre  en  basque  adress^e  des  Canaries  ä  M.  Dodgson;  Eskual-Herria, 

23  juillet  1904,  article  de  M.  Dodgson  sur  ses  oeuvres  (comme  il  m'y 
prenait  ä  partie,  je  lui  ai  vertement  r^pondu  dans  le  n^  du  30  juillet  du 
m^me  Journal);  el  noticiero  bilbaino,  13  septembre  1904,  sur  un 
exemplaire  d'une  Edition  inconnue  d'un  petit  cat^chisme  du  P.  Cardaberaz 
traduit  en  biscayen,  et  26  septembre  1904  sur  une  note  manuscrite 
basque  du  commencement  du  XVP  si^cle  (J'ai  rendu  compte  de  ces 
deux  demiers  articles  dans  RL.,  n®  de  janvier  1905,  t.  XXXVIII,  p.  78 — 80); 
7  novembre  1904,  note  relative  ä  une  traduction  en  biscayen  de  Touvrage 
de  J.-A.  MoGüEL  sur  la  Confession;  10  janvier  1905,  r6ponse  a  un 
article    de    M.    Nicolas  de  Zülueta   sur    Tenseignement     du    basque; 

24  janvier,  23  f^vrier  et  22  mars  1905,  diverses  notes  de  Bibliographie; 
21  mars  1905,  etymon  de  Samano;  el  Nervion,  de  Bilbao,  13  oc- 
tobre 1905,  epigrafia  vasconense:  17  octobre  1905,  traduction  de  la 
pr^face  de  TEscolia  de  J.  J.  Moguel;  23  octobre  1905,  note  sur  sir 
T.  Browne,  Tinventeur  du  mot  «Baskish»;  20  d^cembre  1905,  2,  10  et 
17  janvier  1906,  discussion  sur  certains  mots  basques  avec  M.  de  Arri- 
ANDiAGA,  ä  propos  des  almanachs  de  1906;  Eskual-herria,  de  Biarritz, 
27  janvier  1906,  Bibliographie  (sur  la  quatrieme  Edition  du  Manuel  de 
Darthayet).     Cette  liste  est  6videmment  incomplete. 


I  22  Les  Etudes  basques  dö  1901  ä  1905. 

L'un  des  demiers  articles  de  M.  Dodgson  dont  j*aie  eu  connaissaiice 
est  un  compte  rendu,  dans  le  n^  du  26  f^vrier  1904  du  Lemingion 
Spa  Courier  and  Warwickshire  Standard,  de  la  brochure  de 
M.  G.  H^RELLE,  Professeur  au  Lyc6e  de  Bayonne:  «Tjcs  Pastorales  Bas- 
ques; notice,  catalo^e  des  manuscrits  et  questionnäire»,  Bayonne,  1903, 
pet.  in  8^  (IV)— 87  p.  M.  Dodgsön  qui  ne  saurait  s'abstenir  de  se 
mettre  en  avant  et  de  morig^ner,  affirnie  en  passant  que  le  basque  anaya 
«fröre*  vient  peut-4tre  des  Ib^riens  d'Asie,  car  ani,  dit-il,  veut  dire 
«fröre»  en  tanioul;  mais,  en  tamoul,  il  nV  a  point  d'ani  «fröre»;  ily 
a  seuleraent  un  annan(avec  deux  n  c^rebraux)  «fröre  ain6». 

La  brochure  de  M.  H^relle  est  du  ret*te  fort  interessante  et  je  compte 
en  faire  Tobjet  d'un  travail  prochain;  il  serait  a  soubaiter  que  tous  les 
amateurs  r^pondissent  au  questionnäire  qui  la  termine.  Un  oertain 
nombre  de  manuscrits  modernes  que  l'on  ne  retrouve  pas  ne  doivent 
pas  etre  irr^missiblement  perdus. 

Pour  en  finir  avec  les  publications  du  f^ond  et  fougueux  euscaro- 
logue,  je  dois  signaler  T^dition  qu*il  a  donnße,  dans  TEskualherria 
de  Biarritz  (n®  des  4,  11,  18,  25  juin  et  2  juillet  1904),  d'une  traduction 
faite,  il  y  a  un  grand  nombre  d'ann^es,  par  M.  J.  Duvoisin,  en  la- 
bourdin,  du  prologue  et  des  trois  premiers  chapitres  du  Don  Quichotte. 
Le  manuscrit  de  M.  Duvoisin,  donn6  par  lui  a  M.  A.  Ounpiön,  de 
Pampelune,  et  remis  par  ce  demier  ä  M.  Dodgson,  a  ^t^  d6po.^  depuis 
ä  la  Bibliothöque  nationale.  M.  Dodgson  a  r^uhi  ces  cinq  articles  en 
une  petite  brochure  in-18®  (66  p.  et  un  feuillet  s^par^  d'errata)  en 
vente  ä  Biarritz,  chez  M.  Ernest  Seitz,  imprimeur.  A  propos  de  cette 
publication,  M.  Julien  Apraiz,  le  distingu^  Directeur  de  Tlnstitut  de 
Vitoria,  a  6crit  une  trös  interessante  lettre  qui  a  paru  dans  TEskual- 
herria  du  5  novembre  1904,  et  qui  a  du  ^tre  reproduite  par  les  jour- 
naux  de  Bilbao  et  de  Saint  S6bastien.  M.  ApraIz  a  publik  ä  Vitoria, 
impr.  Domingo  Sar,  en  mars  1905,  une  petite  plaquette  in-8®  de  XXIV — 
91  p.:  Omenaje  vasco  tributado  a  Cervantes  en  el  TU  Cente- 
nario  de  la  aparicion  del  Quijote,  qui  comprend,  aprös  une  fort 
interessante  introduction ,  la  reproduction  des  chapitres  traduits  par 
M.  Duvoisin,  le  chapitre  XLIII  en  guipuzcoan  (par  M.  M.  Mügica) 
et  en  biscayon  (par  MM.  Ev.  Bustinza  et  S.  Ascazubi),  une  partie  du 
chap.  XLII  traduite  il  y  a  vingt-cinq  ans  en  labourdin  (imprimß  en 
1882  a  un  trös-petit  nombre  d'exeniplaires  et  dont  j'avais  une  copie  manu- 
scrite),  les  proverbes  de  don  Quichotte  imit^s  en  basque  par  M.  P.  Zu- 
MARRiPA  et  un  fac-simile  de  la  signature  du  personnage  qu*on  regarde 
comme  le  prototype  de  don  Quichotte.  Une  seconde  Edition  a  6t6  faite 
au  mois  de  mai  suivant  (127  p.  in-8®);  eile  contient  une  note  sur  Tauteur 
de  la  traduction  labourdine  de  1882:  ce  serait  M.  A.  de  Palacio  qui 
habitait  Sare  a  cette  6poque,  des  fragment^  de  la  premiere  partie  traduite 
par  M.  ZuMARRiPA  et  d'autres  notices.  Naturellem ent,  Pinevitable  Dodgson 
a  critiqu6  s^vörement  cette  publication;  je  ne  retrouve  pas  le  Journal  oü 
il  a  ins^r^  sa  critique.  M.  Apraiz  a  annonc^  sn  publication  dans  le  Journal 
sp^ial  Cronica  de  los  Cervantistas  (t.  II,  n**"  8  et  9,  31  Mai  1905, 
Madrid,  p.  113—115). 

Les  journaux  politiques  se  sont    d'ailleurs   assez  occup^s  du  basque 


J.  Vinaon.  1  23 

cette  ann^c.  La  petite  Qironde,  de  Bordeaux,  a  public  de  inai  a 
septembre  (16  mai,  22  juillet  1904)  une  s^rie  d'articles  de  M.  C.  Bi^güin, 
auquel  M.  Georges  Lacombe  a  cru  devoir  rßpondre  dans  le  Journal 
de  Saint-Palais  (22  mai,  20  aoüt);  je  suis  intervenu  moi-m^me  dans 
la  discussioD,  pour  justifier  et  expliquer  certaines  de  mes  opinions  que 
M.  B^fuin  s'etait  attribu^s  saus  citer  mon  nom  d'ailleurs:  cf.  TEskual- 
herria  des  3  septembre  et  premier  oetobre  1904,  ainsi  que  le  n^  du 
10  septembre  pour  une  premifere  r^ponse  de  M.  Lacombe.  La  discussion 
a  6t6  close  par  une  lettre  trfeä  digne  et  tr^s  courtoise  de  M.  Lacombe, 
dans  le  Journal  de  Saint-Palais  du  9  oetobre,  oü  il  a  aimablement 
reproduit  ma  seconde  lettre.  Les  questions  discut6es  entre  M.  Lacombe 
et  moi  ^taient  Celles  du  mot  «Dieu»,  de  l'importance  des  expressions 
locales,  de  l'absence  de  mots  g^n6raux  ou  synth^tiques  en  basque. 
M.  Lacombe  a  parl6,  dans  TEskualdun-ona  de  Saint  Jean-de-Luz 
(n*  du  28  avril  1905),  du  mot  «fruit»  en  Euskara.  A  propos  de  ces 
discussions,  M.  le  capitaine  Darricarr^re  a  ^rit,  dans  leCourrier  de 
Bayonne  du  26  juillet  1904,  un  article  intitul6  «la  langue  basque», 
oü  il  chercbe  ä  prouver,  entre  autres  choses,  que  le  mot  6p^e,  ezpata, 
est  purement  et  essetitiellement  basque,  ce  qui  est  difficilement  admissible. 

Je  dois  signaler  une  note,  sign6  Arnaud,  du  Journal  (7  septembre 
1905)  sur  le  pays  basque;  un  article  du  Petit  Journal  (15  septembre 
1905)  sur  les  «dialectes  et  patois»  de  France;  et  trois  critiques  de  pro- 
positions  de  M.  Dodgson,  par  M.  Jos^  de  Arriandiaga,  dans  la  Gaceta 
del  Norte,  de  Bilbao,  des  25  et  29  d6cembre  1905  et  3  janvier  1906. 

Le  16  fövrier  1904  est  mort  ä  Halsou,  oü  il  s'etait  retir^  depuis 
trente  ans,  l'abb^  M.  Harriet,  ancien  cur6  de  T^glise  franyaise  de  Madrid ; 
il  avait  r6uni  une  interessante  coUection  de  livres  basquen  et  avait  pr6- 
par6  un  dictionnaire  raisonnd  de  l'eskuara.  On  m'a  cominuniqu6  deux 
articles  n^rologiques  du  Courrier  de  Bayonne  (17  f^vrier)  et  de  la 
Semaine  de  Bayonne  (20  f^vrier). 

En  remplacement  des  excellentes  fitudes  de  M.  Tabb^  V.  Dubarat, 
MM.  Louis  Batcave,  Henri  Courteault  et  Jean  de  Jaurgain,  ont  fond6 
a  Pau  une  nouvelle  Revue  de  B6arn.  Dans  le  n®  3,  de  mars  1904, 
j'ai  commenc^  (p.  124 — 135)  la  publication  d'une  s^rie  de  Specimens 
des  vari^t^s  dialectales  basques;  le  premier  article  est  relatif  au 
dialecte  labourdin;  le  second  (n**  17,  novembre  1905,  p.  495 — 505), 
s'occupe  du  bas-navarrais  Occidental. 

Outre  Tarticle  de  M.  H.  Schüchardt  que  j'ai  indiqu6  ci-desj^u8,  je 
dois  en  signaler  plusieurs  autres:  dans  MAGW.  de  Vienne  (t.  XXXI, 
1901)  p.  40 — 42:  Basken  und  Romanen  (les  emprunts  linguistique.s 
des  Basques  aux  N^o-Latins);  —  dans  LBlGRPh.  de  1893:  conipte 
rendu  d'un  article  de  M.  G.  de  Gabelenz,  Baskisch  und  Berberisch, 
qui  fait  partie  du  compte  rendu  des  »Dances  de  TAcad^mie  des  Sciences 
de  Vienne  (22  juin  1893):  M.  Schüchardt  montre  que  la  thi'^se  de  la 
parent^  des  deux  langues  est  difficilement  soutenable;  —  mdme  Journal, 
1888,  compte  rendu  d'un  article  de  M.  Georges  Gerland,  die  Basken 
und  die  Iberer,  dans  GG.,  t.  I  p.  313 — 334:  ce  compte  rendu  est 
en  quelque  sorte  un  r^sum^,  excellent,  de  Tetat  actuel  de  la  question 
ib4ri^nne;  —  dans  ZRPh.  t.  XXVIII,  p.  99—101,  bask.  ope.  opil  = 


I  24  Les  Etudes  basques  de  1901  k  1905. 

lat.  offa,  offeUa?  (rßponse  a  M.  Uhlenbeck,  article  dans  le  t  XXVII, 
p.  627).  Dans  ce  dernier  Journal  (t  XXVIII,  p.  101—102),  M.  Schu- 
CHARDT  s'occupe  de  la  notice  que  j'ai  consacr^e  aux  Etudes  basques  dans 
le  premier  volunie  de  Tann^e  unguis tique  (p.  177  et  ps.;  j'ai  mis  une 
seconde  notice  dans  le  deuxi^me  volume,  1905,  p.  81  et  ss.);  il  se  plaint 
que  dans  mon  examen  du  travail  de  M.  GiACOMmo  j'aie  donn6  ä  ses 
appr^ciations  une  signification  tout  ä  fait  contraire  ä  ce  qu'elles  voulaient 
dire;  il  rappelle  notamment  qu'il  a  protest6,  tout  conime  moi,  contre  les 
hypotheses  et  les  anachronismes  de  M.  Giacomino,  ä  propos  des  dadfs 
pluriels  et  des  formes  verbales.  J'avoue  que  j'avais  lu  trop  vite  et 
mal  compris  la  discussion  du  savant  linguiste  de  Graz  et,  en  m'ex- 
cusant  aupr^s  de  lui,  je  me  f^licite  que  nous  nous  trouvions  d'accord 
plus  que  je  ne  l'aurais  pens6.  M.  Giacomino  restera  donc  seul  avec  ses 
suppositions  aventureuses. 

Cependant  M.  de  Michelis  a  cit6  M.  Giacomino  comme  une 
autorit^  et  il  dit,  dans  son  livre  Torigine  degli  Indo-Europei 
(Turin  1903,  in-8®)  dont  j'ai  rendu  compte  dans  JAs.  dd  nov.-d^. 
1903,  que,  gräce  aux  travaux  de  MM.  Giacomino,  Gabelenz  et 
G^ze  (je  remarque  que  ces  trois  noms  commencent  par  un  g),  la  parent^ 
du  basque  et  du  berb^re  est  d6finitivement  6tablie.  Or,  rien  n'est  moins 
6tabli  au  contraire;  des  hypotheses  hasardeuses  et  des  6tymologies  fantai- 
sistes  n'ont  jamais  rien  prouv6.  Les  erreurs  ont  la  vie  dure  pourtant; 
ainsi  M.  Webster  me  signale  un  ouvrage  r^cent,  Iberos  e  Bascos, 
par  M.  G.  M.  Pereira  de  Lima,  oü  le  «Chant  d'Altabiscar»  est  indiqu6 
comme  un  document  original  authentique;  or,  nous  savons  tr^s  exacte- 
ment  aujourd'hui  quand,  comment,  oü  et  par  qui  ce  morceau  de  rh^torique 
a  6t6  compos^. 

Mais  a  propos  de  ces  ^tymologies  et  de  ces  rapprochements  gram- 
maticaux,  nous  aurions  plusieurs  m6moires  ä  dter:  de  quelques  noms 
de  boissons  en  langue  basque  (Compte  rendu  du  Congr^  de  1903 
tenu  a  Montauban  par  TAssociation  fran9aise  pour  Tavancement  des 
Sciences  (p.  1068  ä  1074),  et  Philologie  euskarienne:  suffixes  et 
num^ration  (RL.,  t.  XXXVI,  p.  1—23),  par  M.  de  Charencey  qui 
poursuit  avec  acharnement  la  d^monstration  que  le  basque  a  un  voca- 
bulaire  extraordinairement  composite,  these  que  je  ne  crois  plus  utile  de 
discuter; — Conclusion  nouvelle  sur  la  langue  ba8que(Lyon, impr. 
nouv.,  1900,  50  p.  in-8®)  par  M.  Percie  qui  d^clare  hardiment  que 
le  basque  est  simplement  un  m^lange  de  celte  et  de  grec  (j'en  ai 
rendu  compte  dans  RL,  t.  XXXV,  p.  107 — 111);  —  La  th^orie 
des  racines  communes  aux  langues  Indo-europ^ennes  et  a 
Tidiome  basque,  par  M.  Darricarr^re,  Capitaine  de  Douanes  (Biarritz, 
impr,  A.  Lamaignfere,  1903,  11  p.  gr.  in-8^  extraits  des  Memoire s  de 
Biarritz-Association)  avec  cette  Epigraphe:  «La  Science  rend  Thomme 
meilleur»;  il  suffira,  pour  faire  juger  de  la  valeur  de  cette  brochure,  de 
dire  que  Tauteur  ne  fait  que  des  rapprochements  de  mots  et  n^glige 
absolument  la  grammaire;  il  faut  faire  la  m^me  Observation  a  propos 
de  la  note  sur  la  langue  basque,  du  mßme  ^crivain,  qui  a  paru  le 
26  juillet  1904,  dans  le  Courrier  de  Bayonne.  Je  dois  indiquer  ä 
ce  propos    un    ouvrage   fort    important,    oü   Ton    trouvera   beaucoup    de 


J.  VinsoD.  I  25 

bonnes  choses,  qui  est  ToBayre  jusqu'alors  in^dite  d'un  ancien  capucin 
basque  converti  au  protestantisme  et  r6fugi6  en  Angleterre  oü,  comme 
je  Tai  dit  pr^c^demment,  ses  manuBcrits  sont  conserv^  dans  les  coUections 
des  Lord  Macclesfield,  ä  Shirburn,  pr^s  d'Oxford;  il  est  intitul6:  «Gram- 
maire  cantabrique  basque,  par  Pierre  d'Urte  (1712)  . .  .  publik  par 
le  Rev.  W.  Websterj?  ,  .  .  Bagn^res  de  Bigorre,  impr.  D.  B^rot, 
1900,  gr.  in-S®  de  4 — VIII— 5  ä  568  p.;  un  long  erratum  a  6t6  publik 
dans  EL,  (t.  XXXIV,  p.  203—216  et  p.  296—300)  oü  j'ai  rendu 
compte  de  Touvrage  (ibid.  p.  200 — 203);  c'est  un  livre  interessant,  qui 
pourra  dtre  tr^s  utile  et  dont  la  publieation,  faite  d'abord  dans  BSR. 
(de  1896  ä  1900),  a  fini  par  fonner  un  gros  volume. 

J'ai  ^rit,  dans  RL.  (t.  XXXIV,  p.  128)  une  petite  note  sur  la 
prononciation  du  basque.  Dans  le  m^me  Journal  (t.  XXXIV,  p.  356 — 361; 
et  t.  XXXV,  p.  82 — 85),  j'ai  parl6  du  singulier  Congrös  de  Hendaye, 
de  1901,  oü,  pour  traiter  de  Torthographe  et  de  la  grammaire  basque, 
on  n'admettait  que  des  gens  n^  dans  le  pays,  n'eussent-ils  rien  6crit, 
ne  se  fussent-ils  jamais  occup6s  de  leur  langue  matemelle,  et  Teussent- 
ils  m^me  compl^tement  oubli^.  Une  sorte  de  discussion  des  convenances 
a  propos  de  ce  congr^s  a  eu  lieu  dans  divers  joumaux  du  pays:  La 
Semaine  de  Bayonne  du  18  Septembre  1901,  le  R^veil  de  Bayonne 
du  29  octobre,  le  Memorial  des  Pyr6n6e8  du  6  novembre,  TEsku- 
alduna  du  22  et  29  novembre. 

En  1901  a  commenc6  h.  paraitre,  ä  Bilbao,  une  revue  trimestrielle, 
Euskadi,  qui  devait  s'occuper  de  science,  de  belles-lettres  et  d'art,  au 
prix  trfes  mod§r6  de  1  fr.  25  le  n®.  Je  n'ai  vu  que  le  second  num^ro, 
dat6  de  juin  1901,  oü  je  signalerai  deux  articles,  le  premier  de  M.  Sabin 
Abana  y  Gomi  sur  la  num^ration  basque  et  le  second  de  M.  Elei- 
ZALDE  sur  la  patrie  et  les  noms  de  8.  Fran9ois  Xavier.  On  sait  que 
le  o^lebre  jdsuite  ^tait  d'origine  basque  et  avait  pour "  nom  patronymique 
de  Yatxu;  sa  mfere  s'appelait  «Marie  d'Azpilcueta  y  de  Xabier» ;  ce  der- 
nier  nom  parait  ötre  une  forme  orthographique  de  Etcheberry  «maison 
neuve».  Quant  au  travail  de  M.  Arana,  c'est  une  s^rie  d'etymologies 
tout  ä  fait  aventureuses,  malgr6  Tapparence  scientifique  que  Tauteur  a 
pr^tendu  lui  donner:  pour  lui,  un  serait  «doigt»,  cinq  «tous  les  doigts», 
vingt  «toutes  les  extrem! t6s»  etc. 

La  Revista  da  Aragon  qui  parait  ä  Saragosse  depuis  cinq  ans  a 
commenc^  dans  son  num^ro  de  janvier  1904,  p.  39 — 52,  une  s^rie  de 
«Dialogos  familiäres  acerca  del  Euskera  en  relacion  con  las  demäs 
languas  y  en  particular  con  el  castellano»  par  M.  Xouj  del  Cairo; 
le  premier  n'est  qu'une  suite  de  consid^rations  g^n^rales  qui  ne  peuvent 
faire  pr6juger  les  conclusions  finales.  J'ai  relev6  de  graves  erreurs  dans 
Torthographe  des  noms  propres:  Prunner,  Whithney,  Mahbharata,  etc. 

üne  petite  discussion  a  eu  lieu,  T^t^  de  1904,  dans  les  colonnes  de 
TAthenaeum  de  Londres.  Dans  len®  du  18  juillet(p.  100,  col.  2— 3), 
M.  John  Rhys,  le  celtisant  bien  connu,  proposait  d'expliquer  par  le  bas- 
que rinscription  de  la  pierre  de  Branddsbutt  irataddoarens(ca);  dans 
le  n®  du  22  aoüt  il  annon9ait  que  plusieurs  objections  lui  avaient  6t6 
faites,  notamment  par  M.  E.-S.  Dodgson.  Quant  ä  moi,  je  ne  ferai 
qu'une  Observation,  c'est  que  cette  explication,  inadmissible  en  th^rie  et 


I  26  Les  Etudes  basques  de  1901  ä  1905. 

injustifiable  en  fait,  est  sans  raison,  car  il  est  infiniment  probable  que  le 
basque  n^a  jamais  6t6  parl6  beaucoup  au  delä  de  son  domaine  actuel. 
La  th^orie  qui  fait  des  Basques  les  habitants  primitifs  de  toute  TEspagne 
et  de  TEurope  occidentale  est  une  pure  hypothese  sans  fondement. 

Dans  la  RBIt.  des  10—25  d^embre  1901  M.  P.-E.  Pavolini 
parle  de  la  piu  antica  menzione  del  basco.  Le  premier  ouvrage 
oü  il  est  question  du  basque  est,  on  le  aait,  le  livre  de  Lucius  Maximus 
Siculus,  Cosas  memorables  de  Espana,  imprirn^  k  Aleala  en  153Ö. 
M.  Pavolini  a  trouv^  une  mention  plus  ancienne  dans  la  relation  du 
voyage  d'Andreä  Navdgero  qui,  ambassadeur  de  Venise  auprfes  de  Charles 
Quint,  vint  dans  le  pays  basque  en  1524;  il  y  distingue  soigneusement 
les  deux  vari^t^s  du  Guipuzcoa  et  de  la  Biscaye  dont  Fune  est  plus 
vbelle  et  plus  (§16gante  que  Tautre;  contrairement  ä  Topinion  de  M.  Pavo- 
lini, je  crois  que  c'cst  du  Guipuzcoan  qu'il  s'agit.  Mais  la  relation  de 
ce  voyage  n*a  4t6  imprim^e  qu'en  1563.  H  est  bon  de  rappeler  que  le 
plus  ancien  document  oü  des  mots  basques  soient  citßs  est  le  fameux 
Codex  d'Aymeric  Picaud,  a  8.  Jacques  de  Compostelle,  qu'il  date  ou  non 
du  XIP  si^cle.  Ce  passage  a  ^t6  pr^cis^ment  rappelt,  en  f6vrier  1901, 
ä  la  p.  275  de  DRu. 

Une  notice  bien  plus  interessante  et  bien  plus  complfete  a  6t6  pubU^ 
-en  1901,  avec  une  longue  liste  d*indications  bibliographiques,  dans  le 
tome  CXXIX,  n«  8,  du  18  f^vrier  1901,  p.  117—124,  du  Gl.  de 
Brunswick,  par  M.  Georges  Buschan  de  Stettin.  L'auteur  ä  beaucoup 
lu  et  bien  lu.  La  linguistique  tient  d'ailleurs  la  moindre  place  dans 
son  travail;  il  cite,  sur  la  foi  de  Tethnographe  Ripley,  le  mot  Azpico- 
etagaraycösaroyarenbeherecolarrea  coninie  un  nom  propre,  re- 
marquable  exemple  d'agglutination ;  mais  c'est  une  vieille  plaisanterie:  il 
y  a  la  en  r6alit6  six  mots'  differents  et  il  faudrait  6crire:  azpico  eta 
garayco  saroyaten  behereco  larrea  «la  lande  au  dessous  de  la 
•prairie  du  bas  et  du  haut». 

Dans  TEscualduna  du  23  octobre  1903,  M.  E.-S.  Dodgbon  a 
fait  connaitre  qu'il  venait  de  d^couvrir,  dans  la  Biblioth^que  municipale 
de  Hambourg,  un  exemplaire,  sans  doute  unique,  d*une  Edition  ancienne 
inconnue  des  Cantiques  spirituels  en  basque.  J'ai  consacr6  ä  cet 
interessant  volume  que  Ton  a  bien  voulu  me  communiquer  une  notice 
bibliographique  detaill^e  dans  RL.  du  15  avril  1904  (t.  XXXVII, 
p.  128 — 134).  II  y  a  paru  aussi,  sous  le  titre  de  Bibliographie 
basque  (XXXIV,  p.  365 — 374)  une  contribution  de  M.  J.-M.  Ber- 
naola,  de  Durango,  au  sujet  d'un  livre  basque  de  1740,  Novena  a 
Maria  (Pampelune,  impr.  V^®  A.  Burguete),  dont  on  n'avait  encore 
Signale  aucun  exemplaire. 

M.  DG  LA  Grasserie  a  fait  allusion  au  basque  dans  un  article  sur 
«l'expression  de  Tid^e  de  la  sexualite  dans  le  langage»  (RP.,  septembre 
1904,  p.   234). 

J*ai  fait  reimprinier  en  1901  a  Chälon  sur  Saöne,  a  rimprimerie 
Bertrand,  pour  faire  suite  aux  Petites  oeuvres  de  Silvain  Pouvreau 
publikes  en  1892,  un  livTe  basque  dont  on  ne  connaissait  jusqu'ici  qu'un 
scul  exemplaire,  incomplet,  conserve  dans  la  riebe  Biblioth^ue  du  prince 
L.  L.  Bonaparte  qui  est  aujourd*hui  a  Chicago  (L'office  de  la  Vierge 


J.  Vinson.  I  27 

Marie  en  Basque  labourclin,  par  C.  Harizmendi,  MDCCCCI,  in-8^, 
•XV — 132  p.).  M.  E.-8.  DoDGflON  en  a  d^couvert,  au  moment  nidme  oü  finissait 
cette  r^impression,  un  exemplaire  complet  dana  la  Biblioth^ue  Bodleyenne 
a  Oxford.  IIa  annonc^  cette  d^couverte  notamment  dans  THendayais 
du  13  octobre  1901  et  dans  le  R^veil  de  Bayonne  du  15  octobre 
1901;  et  il  m'a  mis  en  6tat  d'ajouter  au  volume  une  feuille  suppl^iiien- 
taire  avec  un  fac-simile  du  titre.  L'ouvrage,  tr^s  important»  date 
de  -1660. 

Un  amateur  distingu^,  d^put6  de  Tolosa  aux  Cort^s,  Mr.  Julio  de 
Urquijo,  qui  a  su  r6unir  en  peu  de  temps  une  remarquable  coileetion  de 
livres  basques  et  sur  le  pays  basque,  parait  devoir  faire  de  trös  int^ressants 
travaux  bibliographiques.  II  a  donn^  au  Correo  de  Guipuzcoa  de 
8.  ö^bastien,  les  12  mai  et  18  juin  1905,  deux  articles  fort  bien  faits, 
qui  oht  616  röiinprim^s  a  part  en  brochures,  sur  le  Dr.  Jean  Etcheberri 
de  Sare  et  sur  le  fameux  colonel  de  Perochegui,  dont  le  livre  sin^^lier, 
Origen  de  la  nacion  bascongada  y  de  su  lengua,  constaminent 
remani^,  n'a  pas  eu  moins  de  cinq  ^itions  difKrentes  de  1731  ä  1760; 
une  des  deux  derniöree,  toutes  deux  de  1760,  a  61^  r6imprim6e  tout  r^ 
cemment  (1905)  ä  Bilbao  par  l'öditeur  Jos6  de  Astuy  (pet.  in-8®  de  50  p.) 
M.  de  Urquijo  a  parl6  dans  le  ni^me  Journal,  le  29  octobre  1905,  de 
Top^ra  badque  de  1764  compos^  par  le  comte  de  Penaflorida;  il  y  avait  publik, 
les  17  aoüt,  10  et  29  septembre  pr^^dents,  un  travail  sur  les  auteurs  de 
divers  dictionnaires  basques,  imprim^s  et  manuscrits,  sous  ce  titre  «los  prede- 
cesores  de  Azkue».  Dans  la  Revue  de  Linguistique  (n®  d'octobre 
1905,  t  XXXVIII,  p.  249),  le  savant  ^rudit  a  commenc^  l'lnipresaion 
d'une  traduction  en  guipuzcoan  du  Cat6chisme  d' Astete,  faite  en  1759  par 
F.  A.  de  Aiguirre,  cur6  d'Oiquina.  M.  de  Urquijo  s'occupe  en  ce  mo- 
ment de  la  publication  d'un  ouvrage  du  Dr.  Jean  Etcheberri  de  Sare, 
6crit  en  latin  et  en  basque,  sur  les  616ments  de  la  langue  basque.  Le 
manuscrit,  qui  est  dat^  de  1712,  a  appartenu  ä  Astarloa  et  est  conserv^ 
dans  la  bibliötheque  des  Franciscains  de  Zarauz.  L'auteur,  en  1727, 
avait  demand6  au  Bil9ar  (assemlü^e  provinciale)  d'Ustaritz  de  faire 
les  frais  de  Timpreasion,  mais  sa  demande  avait  6t6  rejet^e  a  Tunanimit^. 

M.  T.  Rice  Holmes  a  parl6  des  Ib^res,  en  citant  MM.  Hübner, 
Blad6,  Julien  Vinson,  Van  Eys,  Webster,  Taylor,  aux  p.  255  et  sui- 
vantes  de  son  beau  livre  Caesars  conquest  of  Gaul  (Ijondon  1899, 
in-8^  XCIII— 866  p.,  1   portr.  et  9  cartes). 

M.  J.  Bernou,  Bibliotb^caire  de  la  ville  d'Agen  en  retraite,  a  cru 
utile  de  rßsumer  les  ouvragea  de  de  Lancre,  si  bien  rappel^s  d^ja  par 
Michelet,  en  un  grand  in-8®  de  416  p.  oü  nous  relisons  la  lamentable 
et  instructive  histoiro  de  Tenquöte  judiciaire  de  1609:  «La  Chasse  aux 
sorciöres  dans  le  Labourd,  Agen,  impr.  Calvet  et  C616ri6,   1897  >. 

M.  l'abb^  DuRRUTY,  cur6  do  Domezain,  a  6crit,  dans  la  vari^tö 
bas-navatraise  des  Aldudes,  Domezain  et  Cambo,  un  petit  livro  d'Eglise 
(Elizaco  Libaru  ttipia,  386  p.  in-lK^)  qui  a  ^t6  imprim^  avec  soin 
ä  Troyes,  par  M.  Victor  Martelct,  on  1S97.  li'ouvrage  en  lui-m^^me  est 
d'un  int^röt  secondaire,  mais  la  particularit^  linguistique  qui  le  distingue 
le  fera  rechercher  des  amateurs. 

La  Grammaire  de  M.  Tabb^  IthüRRI  continue  a  paraitre  petit    ä 


I  28  Les  J^tudes  basques  de  1901  k  1905. 

petit:  eile  en  est  aujourd'hui  ä  la  treizi^me  feuille  (218  p.);  en  reyanche, 
le  dictionnaire  de  M.  DARRiCARRi:KE  a  ^t^  air^t^  au  mot  artzi, 
p.  176. 

En  Espagne,  l'^diteur  J.  de  Astuy  a  r6impriin6  le  trait^  si  original, 
publik  a  Auch  en  1818:  Historia  de  las  Naciones  Bascas,  par 
J.  A.  de  Zamacola  (I.  1898,  307  p.;  II.  1899,  346  p.;  III.  1900, 
233  p.);  Touvrage  avait  6t6  d6jä  r^imprim^  en  1898  a  Bilbao,  chez 
Amorrortu  (1  vol.  in  4®  de  547  p.).  Cette  derniöre  Edition  est  bien 
sup^rieure  ä  l'autre,  dont  Timpression  est  m^ioere,  le  papier  vulgaire,  et 
oü  il  n'y  a  aucun  avertissement  sp^ial.  M.  de  Azkue  a  fait^  de  son 
c6t6,  r^imprimer,  a  Bilbao,  la  traduction  par  Ubillos,  publice  en  1785  ä 
Tolosa,  du  cäöbre  Catßchisme  historique  de  Fleury  (199  p.  pet  in-8^ 
1897),  le  Lora  sorta  de  Anibarro  (149  p.,  1897),  la  Confesino  ona 
de  J.  A.  Moguel  (262  p.,  1897).  Les  consid^rations  de  J.-B.  Aguirre 
sur  la  confession  et  la  communion  ont  6t6  aussi  r^imprim^s  ä  Tolosa 
(Muguerza,  1900,  XV— 348  p.  pet.  in-8^).  En  1901,  avait  paru,  k 
Bilbao,  cbez  Andres  P.  Cardenal,  une  nouvelle  Mition  du  livre  de  Po9a, 
publik  en  1587  (in-8®  de  XLVII — 211  p.,  avec  un  prologue  de  Carmelo 
de  Etchegaray;  tome  56  de  la  Biblioteca  bascongada  de  Fennin 
Herren). 

Un  hasard  a  amen^  sous  mes  yeux  un  roman  sans  grande  valeur 
et  d'un  int^r^t  m^diocre,  dont  les  seines  se  passent  dans  le  pays  basque, 
Gröve  d'amour  par  Robert  Scheffer  (Paris  1898,  IV — 324  p.  format 
ordinaire  des  livres  de  ce  genre):  le  titre  est  pr^tentieux,  et  il  n'y  a  pas 
que  le  titre!  Le  Gaulois  du  12  juin  (suppl^ment  du  dimanche)  annonce 
la  prochaine  apparition  d'un  roman  par  M.  Paul  Faüre,  Maria,  dont 
Taction  se  passe  dans  le  pays  basque;  il  donne  un  extrait  de  la  pr^face. 
Je  n'ai  pas  une  grande  confiance  dans  Texactitude  des  observations  qu'a 
pu  faire  l'auteur. 

Le  Mercure  de  France,  n®  190  (tome  LV)  du  15  mai  1905, 
p.  199 — 201,  s'est  oceup4  des  C6r6monies  et  f^tes  basques.  L'auteur 
de  Tarticle,  M.  PAUii  Lafond,  ne  parle  guöre  que  des  pastorales,  des 
cavalcades  et  des  mascarades  souletines. 

Dans  NR.  (t.  XXXII  n«  129,  15  ttvrier  1905,  p.  487—501), 
M.  Eg.  Lassaugue  raconte,  sous  le  titre  a  effet  de  «FÄme  du  pays 
basque»,  Thistoire  d'une  jeune  basquaise.  Maider  (sans  doute  Mari- 
eder  «belle  Marie»)  emmen^e  ä  Paris  par  un  artiste  et  mourant  «de 
trop  d'amour»  sur  TEsplanade  des  Invalides.  L'auteur  ne  connait,  h^las!, 
pas  plus  le  caraet^re  que  le  pays  et  les  moeurs  des  Basques;  il  cite  en 
passant  quelques  mots,  une  traduction  du  pr^tendu  Chant  des  Canta- 
bres  (p.  492 — 493),  et  deux  chansons,  la  Bien-aim^e  et  la  veuve 
du  jour-m^me  (p.  494);  il  donne  le  texte  de  la  premi^re,  celuco 
izarren  bidia. 

Faut-il  mentionner,  quoiqu'elle  n'int^resse  gabre  la  linguistique,  une 
6tude  de  M.  Georges  Lacombe  sur  «le  trinquet;  la  prelote  basque  a 
maius  nues»,  avec  des  Illustration s,  dans  la  Revue  Armes  et  sports 
du  11  f^vrier  1904?  Le  m£me  auteur  a  d'ailleurs  fait  de  la  lingui- 
stique dans  le  Journal  de  Saint-Palais;  aux  articles  que  nous  avons 
cit^s  plus  haut,   il  faut  en  ajouter  deux  autres,   des  6  et  11  juin  1905, 


J.  Vinson.  I  29 

8ur  r^migration  basque  et  sur  la  langue  basque  et  le  japo- 
nais. 

En  mars  et  avril  1905,  le  Journal  de  Baint-Palais  a  reproduit 
le  conte  Baigorriko  zazpi  liliak  «lea  sept  fleurs  de  Baigorry»  publik 
en  1884  et  1885  par  M.  J.  Düvoisin  dans  la  Revue  historique 
du  B6arn  et  de  la  Navarre,  devenue  la  Revue  des  Basses« 
Pyr6n6es  et  des  Landes. 

La  Science  Sociale  (20®  ann6e,  deuxi^me  p^rio<le,  17®  fascicule, 
septembre  1905)  a  consacr^  toute  une  livraison  (p.  435  ä  532)  k  une 
4tude  de  M.  Olphe-Galliard  sur  «le  paysan  basque  du  Labourd  a  travers 
les  äges».  Le  Journal  des  voyages  et  aventures  (1905,  t.  II,  p.425 — 427) 
contient  une  notice  de  M.  Paul  Kauffmann  «au  pays  basque;  le  jour 
des  morts  (avec  illustrations)»  oü  sont  cit6s  quelques  mots  de  la  langue. 

Que  dire  du  Basque  et  Gaulois  de  M.  H.  de  Charencey,  gr. 
in-8^  Louvain,  IV — 87  p.,  extrait  du  Mus^on?  Cest  une  olla  po- 
drida  d'ötymologies  d'oü  il  r^sulterait  que  le  gaulois  a  donn6  beaucoup 
de  mots  au  basque.  Je  n'insiste  pas.  Pendant  ce  temps,  M.  Fabb^ 
J.  EsPAGNOLLE  voudrait  que  l'Euskara  ne  füt  qu'une  forme  moderne  du 
grec:  ainsi  anaya  «frfere»  serait  Ivaia  «force,  viriDt6»  (L'origine  des 
Basques,  Pau,  1900,  (IV)— 145  p.). 

M.  DE  Jaxjroaik  a  ^tudi6  Quelques  legendes  po6tiques  du 
pays  de  Soule  (50  p.  in-8^  1.  d.);  il  s'agit  de  six  chansons  basques, 
tr^s  connues,  on  peut  möme  dire  populaires:  la  dame  d'Umiti  (M.  de 
Jaurgain  ^rit  de  Ruthie),  la  chanson  de  Berterretche,  la  dame  du  chäteau 
de  Tardets,  la  veuve  du  jour  möme,  Monsieur  de  Sarri  et  la  belle 
h^riti^re  d'Arbouet.  M.  de  Jaurgain  expose  Torigine  de  ces  chansons, 
leur  histoire,  les  alt^rations  qu'elles  ont  subies,  et  le  fait  r6el  qui  leur 
a  donn6  naissance.  Cest  extrömement  interessant  et  il  est  a  regretter 
que  ce  travail  ne  s'6tende  pas  ä  un  plus  grand  nombre  de  chansons. 

M.  Fabbe  R.  M.  de  Azküe,  qui  a  6t6  pendant  un  certain  temps 
charg^  de  faire  un  cours  public  de  basque  ä  Bilbao,  est  venu  s'installer 
ä  Tours  oü  il  fait  imprimer,  chez  Manie,  un  grand  dictionnaire  basque 
—  espagnol  —  fran9ais  qui  devra  former  plusieurs  volumes.  On  m'a 
dit  que  pour  cette  publication,  la  Diputacion  de  Biscaye  a  accord6  ä 
M.  de  Azkue  une  Subvention  de  30000  f.  qui  sera  d'ailleurs  insuffisante. 
J*ai  sous  les  yeux  le  premier  volume  de  ce  dictionnaire  qui  me  parait 
fort  bien  fait.  Cest  un  grand  in-quarto  de  XLVII — 561  p.  a  deux 
colonnes,  intitul6  Diccionario  vasco-espaiiol-frances,  qui  va  de  a 
k  ly  et  porte  la  firme  «Bilbao,  chez  Fauteur,  15,  Campo  Volantin,  1905». 
Lea  pr^liminairescomprennentprincipalement  un  prologuehistorique  etcritique 
tr^s-int^ressant  Chaque  mot,  chaque  eitation,  chaque  d6finition,estaccompagn§ 
d'une  traduction  fran9aise.  Le  vocabulaire  est  extrömement  abondant; 
les  diverses  significations  sont  justifi^es  par  des  citations  emprunt^es  aux 
ouvrages  6crits,  et  ä  ce  propos,  je  dois  reprocher  k  M.  de  Azkue  d'avoir 
d4sign6  par  Fabr^viation  Leiz.  le  nom  Li9arrague,  seul  exact  et 
authentique,  du  traducteur  du  Nouveau-Testament  de  1571.  Beaucoup 
de  traductions,  Celles  notamment  de  certains  proverbes,  sont  a  mon  avis 
trop  diffuses,  trop  peu  prßcises  et  trop  souvent  incorrectes.  Beaucoup 
d'explications     grammaticales     et    6tymologiques     sont     trfes    discutables. 


I  30  Les  Etudes  basques  de  1901  k  1905. 

L'auteur  a  sagement  fait,  je  crois,  en  ne  tenant  pas  compte  de  Taspir^e 
Ä,  ce  qui  simplifie  beaucoup  las  choses.  Souhaitons  rheureux  ach^vement 
de  ce  gigantesque  travail. 

Unepetiteplaquettesousce  titre:  «Oiberouko  botanika  edo  lant- 
haren  jakitatia»,  Bayonne,  impr.  A.  Lamaignöre,  1900,  pet  m-12, 
24  p.,  sign6,  ä  la  fin:  Alth.,  est  un  vocabulaire  fran9ai8-basque  qui 
parait  ^tabli  avec  sein  et  accompagn^  de  iiotes  quelquefois  tr^s  d^ve* 
lopp6es. 

Je  ne  saurais  oublier  une  brochure  iii-8®,  doiit  le  titre  est  largement 
encadr^  de  noir,  avec  un  fort  beau  portrait;  c'est  une  traduction  en 
basque  des  discours  prononc^s  ä  Baigorry  et  ä  Paris  aux  obs^ues  de 
M.  Charles  d'Abbadie  d'Arrast  en  d^mbre  1902,  et  d'une  note  sur  le 
voyage  de  M.  d'Abbadie  en  Abyssinie,  ä  la  recherche  de  ses  fröres  en  1847. 
M.  Ch.  d'Abbadie  6tait  vraiment  le  bienfaiteur  du  pays  oü  sa  raort  a  laiss^ 
d'uni verseis  regrets.  La  douleur  publique  a  redoubl^  l'ann^  suivante  quand  la 
mdme  famille  a  6t6  frapp^e  d'un  nouveau  coup,  plus  cruel  encore  peut^tre. 
Le  24  d^cembre  1902,  la  digne  fille  de  cet  homme  de  bien,  Mlle.  Lisette 
d^Abbadie  d'Arrast,  6tait  emport^e  par  une  maladie  rapide,  a  la  quarante- 
troisi^me  ann^e  de  son  Äge.  Une  brochure,  pareille  ä  celle  consacr6e  au 
p^re,  a  6t6  imprim^e  par  les  soins  de  sa  famille;  eile  contient  quelques 
pages  en  basque  (11  ä  15,  traduction  du  discours  prononcö  au  ChÄteau 
d'Echaux  le  27  d^cembre  1902  par  M.  le  pasteur  E.  Monod,  de  Bayonne; 
18 — 19,  un  article  original  de  M.  Salvat  Haramboure,  suivi  d'une  tra- 
duction fran§aise).  Quelques  exemplaires  sont  accompagn^s  d'une  gravure, 
reproduction  d'un  süperbe  portrait  de  Texcellente  et  charmante  jeune  fille. 

Je  ne  dirai  rien  de  deux  articles  de  M.  V.  Stempf,  tir6s  ä  part 
d'ailleurs,  dans  le  Bulletin  de  la  Soci6t6  Ramond  de  Bagn^res  de 
Bigorre  (1896,  p.  210—215  et  1898,  p.  99—106):  Essais  de 
d^chiffrement  d'inscriptions  ib^res;  je  ne  suis  pas  plus  convaincu 
de  la  süret6  du  proc^dß  de  M.  Stempf  et  je  ne  crois  pas  qu'il  ait  vrai- 
ment trouv6  la  Solution  du  probl^me. 

Deux  petites  dissertations  de  M.  Darricarrebe,  publikes  en  1901 
et  1902  dans  le  Bulletin  de  Biarritz-Association  et  tir^es  ä  part 
en  4  et  12  p.,  sous  le  titre  commun  de  Linguistique,  avec  les  sous- 
titres:  1.  nouvelle  m^thode  d'analyse  appliqu^  ä  la  langue  basque  etc., 
2.  Evolution  phon^tique  et  s^mantique  de  vocables;  sont  ä  indiquer  ici; 
la  premifere  r^pond  a  mes  critiques  des  Quvrages  ant^rieurs  de  M.  Darri- 
carrferes.  Je  n'ai  pas  a  y  revenir.  Je  me  bome  ä  r^p^ter  que  les 
6tymologies,  les  rapprochements,  les  assimilations  de  mots  ne  prouvent 
rien  et  que  la  parent6  du  basque  et  des  idiomes  indo-europ^.nne  est  une 
chimöre. 

M.  Camille  Jullian,  le  savant  et  Eminent  professeur  ä  la  Facultö 
des  Lettres  de  Bordeaux,  r^cemment  appel6  au  College  de  France,  k 
Paris,  a  publik  r^cemment  un  certain  nombre  de  noticea  remarquables. 
Je  ne  retiens  ici  qu'une  brochure  de  16  p.,  extraite  de  la  ReU.  (n^  du 
15  juin  1902)  et  intitul^e  les  Basques;  c^est  un  compte  rendu  du  trös 
interessant  recueil  d'articles  r§unis  par  W.  Webster,  cet  6rudit  si  modeste 
et  si  consciencieux,  sous  le  titre  de  Les  loisirs  d'un  ^tranger  au  pays 
basque    (ChOlon-sur-Saöne,     1901,     in-8«,    XXIV— 360   p.).      Mais    le. 


J.  Vinson.  I  31 

oompte  rfendu  de  M.  Jullian  est  un  iriodMe  du  genre;  la  question  basque 
y  est  r6suin§e  toute  cnti^re  d'une  £«9011  vraiment  magistrale,  avec  la 
note  personnelle  discr^te  mais  tr^s  nettement  aecus^e.  M.  Jullian,  qui 
admet  Tauthenticit^  de  rinseription  latine  de  Hasparren,  dont  la  latinitä 
est  81  m^diocre  et  qui  a  deux  vers  mauvais  sur  quatre,  croit  que  TEurope 
occidentale  antique  a  du  <§tre  peupl6e  par  les  Ligures  dont  on  retrouverait 
un  substratum  au  fond  toutes  les  langues  anciennes  ou  modernes  qui 
s'y  sont  consery^.  C'est  une  opinion  qu'il  faudra  examiner  et  discuter 
de  tr^s  pr^s»  car  eile  est  d'une  importance  capitale  dans  Thistoire  des 
raoes  humaines. 

Une  6tude  de  M.  Johannes  Jungfer,  Über  Personennamen 
in  den  Ortsnamen  Spaniens  und  Portugals  (Berlin  1902,  in-4®, 
22  p. ;  extrait  de  Wissenschaftliche  Beilage  zum  Jahresbericht 
des  Friedrichs-Gymnasiums  zu  Berlin,  Ostern  1902),  se  rapporte 
a  cette  question  d'origine  oü  les  noms  de  lieux  sont  appel6s  a  fournir 
de  pr6cieuses  indications;  il  y  est  assez  longuement  parl6  des  noms 
basques. 

M.  C,  C.  Uhlenbeck,  dans  les  M6moires  de  l'Acad^mie  des  Sciences 
d'Amsterdam  (nouv.  s^rie,  Y.  I)  a  publik  un  interessant  memoire  sur  la 
phon^üque  g^n^rale  basque  (Beiträge  zu  einer  vergleichenden 
Lautlehre  der  baskischen  Dialekte,  Amsterdam,  Janvier  1903,  gr. 
in-8<^,  105  p.)  dont  j'ai  rendu  compte  dans  RL,  (t  XXXVI,  1905, 
p.  170 — 173);  j'ai  fait  observer  que  Tauteur  n'a  travaill^  que  de  seconde 
main,  qu'il  n'a  pas  tenu  compte  des  travaux  de  ceux  qui  Tont  pr6c6de, 
et  qu'il  a  par  suite  commis  quelques  erreurs  plus  ou  moius  graves:  c'est 
en  sonune  un  bon  travail,  d'un  caract^re  nettement  scientifique,  mais  qu'il 
y  aura  lieu  de  reprendre,  de  corriger  et  de  compl^ter.  Au  moment  oü 
je  mets  la  derni^re  main  ä  cette  Kevue,  je  reyois  deux  nouveaux  travaux  de 
M.  Uhlenbeck  qui  viennent  de  paraitre  dans  les  M^moirei«  de  FAca- 
d6mie  royale  des  sciences  d'Amsterdam  (Nouv.  s^rie,  VI,  3,  79p.et 
VIII,  4, 39  p.),  en  hollandais:  l®De  woordaf leidende  suf fixen  van  het 
baskisch.  Cette  6tude  sur  les  suf  fixes  d^rivatifs  parait  tr^s  complöte  et  tr^s 
soign^e;  je  remarque,  en  passant,  ä  kume,  que  l'auteur  a  oubli^  emakume 
«femme»  (qu'on  a  expliqu6  ema  «donner»  kume  «enfant»,  donc  «celle 
qui  enfante»;  c'est  ä  examiner  de  pr^s);  il  y  aurait  bien  des  r^serves 
a  faire  sur  certains  rapprochements  et  certaiues  explications.  Cf.  le 
compte-rendu  que  j'en  ai  fait  dans  RL.,  octobre  1905.  p.  811 — 313; 
2®  Karasteristiek  der  baskische  Grammatica. 

Dans  la  LCBl.  (1903,  n»  35,  cl.  1189—1190)  M.  Th.  Linsch- 
MANN,  aujourd'hui  Biblioth^caire  de  la  Bibliotheque  grand-ducale  de 
Meiningen,    a  rendu   compte  des    interessantes    ^tudes  de  M.  Uhlenbeck, 

J'ai  donn^,  en  octobre  1905,  a  la  Revue  des  6tudes  rabe- 
laisiennes,  3®  ann^,  3*^  fascicule,  une  note  de  4  p.  oü  je  propose  une 
explication  nouvelle  des  passages  basques  de  Rabelais. 

Dans  la  Revue  de  Linguistique,  outre  les  articles  mentionn6s 
plus  haut,  j'ai  reproduit  (t.  XXXVIII,  oct.  1905,  p.  266),  quelques 
passages  d'Isidore  de  S^ville  sur  les  Vascons  et  les  Cantabrerf.  Dans  le 
m^me  numöro  (p,  218 — 237)  j'ai  ins^r^  une  notice  bibliographique  sur 
la  Doctrina  du  p^re  6t.  Materre  et  la  dissertation  de  Perochegui.    Aux 


I  32  Les  ttndes  basques  de  1901  ä  1905. 

p.  192 — 207,  dans  un  article  qui  a  pour  titre:  «science,  critique  et 
vanit6»,  j'ai  parl6  de  mes  ^tudes  basques  et  des  appr^ciations  dont  elles 
ont  6t^  l'objet  de  la  part  du  prince  L.-L.  Bonaparte  et  de  MM.  d'Abbadie, 
Duvoisin  et  Inchauspe. 

Le  compte-rendu  des  f^tes  de  la  tradition  basque  qui  ont  6t6  o616br^s 
cette  ann^  ä  8.  S^bastien  contient  trois  articles  tr6s  int^ressants  de  M.  T. 
DE  Aranzadi:  la  flore  foresttere  dans  le  toponymie  basque  (35  p.), 
existe-t-il  une  race  basque?  (10  p.),  le  joug  basque-uztarria  (22  p.  et  102  fig.). 

Un  excellent  livre,  qui  est  destin^  aux  enfants  et  qu'il  faut  louer 
a  tous  les  points  de  vue,  malgr^  quelques  trös  minimes  inadvertanoes, 
est  Au  Pays  basque,  par  M™®.  Ren^e  Paul  Stbaubs  (Paris  1903, 
in-8®,  891  p.  et  19  fig.).  Je  lui  ai  rendu  pleine  justice  dans  la  RL. 
du  15  octobre  1903  (t.  XXXVI,  p.  473—375). 

La  Revue  Scientifique  du  20  octobre  1900  a  publik,  sous  le 
titre  de  «les  Basques  et  leurs  jeux  en  plein  air»,  une  communication 
faite  par  M.  Philippe  Tissi^  au  premier  Congr^s  international  de  TEdu- 
cation  physique  a  Paris,  qui  traite  successivement  de  la  danse  et  des 
jeux,  et  qui  raconte  une  partie  de  pelote  ä  laquelle  Tauteur  a  assist^  ä 
Cambo.  II  cite  deux  articles  de  Tlllustration  par  C.  B^guin  (Au 
pays  basque,  le  jeu  de  pelote,  avec  dessins  de  Scott  (n**  des 
15  novenibre  et  2  döcembre  1899).  L^article  de  M.  Tissiiß,  interessant 
et  bien  ^rit,  n'apprend  d'ailleurs  rien  au  lecteur  sur  la  nature  et  les 
conditions  ordinaires  du  jeu;  et  Torthographe  des  noms  de  viÜages  y  est 
vraiment  trop  incorrecte.  Je  ne  citerai  que  pour  memoire  le  fascicule  15 
de  La  Terre  de  France,  16  p.  gr.  in-4^  avec  quelques  vues  photo- 
graphiques  de  Bayonne,  Biarritz,  S.  Jean  de  Luz  et  Hendaye.  Plus 
digne  d'attention  est  le  n®  94  (15  septembre  1903)  de  la  Revue  Uni- 
verselle Larousse  oü  il  est  parl^  par  M.  C.  B^güin,  des  Moeurs  et 
Coutumes  du  pays  basque  (p.  165 — 169,  avec  cartes,  vues  et  Por- 
trait«) et  par  M.  Henri  Lorin  de  l'fimigration  des  Basques 
(p.  160 — 170):  M.  Lorin  constate  que  r^migration  est  un  fait  naturel 
et  pour  ainsi  dire  normal  chez  les  Basques,  niais  il  voudrait  d^toumer 
le  courant  vers  la  colonisation  fran9aise  en  Afrique  et  en  Oc^anie;  Tid^e 
est  excellente  quoique  Texöcution  en  soit  malais^e.  Quant  a  Farticle  de 
M.  B6guin,  il  est  mödiocre  et  d'un  iut^röt  trös  secondaire;  c'est  ce  qu'on 
peut  appeler  de  la  mauvaise  vulgarisation. 

Le  basque  n^est  pas  oubli^  dans  un  petit  livre  d'^tymologies  ou  de 
comparaisons  de  mots,  A  study  on  philology,  par  Ernest  Pearson 
(London,  Trübner  et  Co.  1899,  X— 115  p.  in-8^). 

Ai-je  mentionn^  la  publication,  en  1899,  de  la  seconde  partie 
(mai-juin)  de  la  Vie  des  saints,  Sainduen  bizitzea,  duP.  Basile  Joan- 
nateguy  (Pau,  impr.  Lescher  Montana,  1900,  pet.  in-8^  de  VIH — 435  p.), 
et  une  petite  brochure,  avec  Vignette,  sur  Michel  Garicoitz,  publice 
en  1900,  ä  Pau,  ä  rimprimerie  catholique?  On  me  dit  qu'il  y  en  a  eu 
deux  editions,  une  en  labourdin  et  une  en  souletin.  A  ce  propos,  il 
faut  raentionner  une  autre  brochure,  in-18,  de  36  p.,  qui  raconte  la  vie 
et  le  martyre  du  P.  J^suite  Julien  Lizardi,  d'Asteasu  (Guipuzcoa),  tu6  a 
coups  de  flaches  par  les  Indiens  du  Paraguay  le  15  mai  1735;  eile  est 
acoompagn6e  d'une  lithographie  naive. 


0.  F.  Soybold.  I  33 

M'.  Fabb^  P.  Laharraoue  a  rendu  un  grand  service  aux  travailleurs 
en  faisant  lithographier  ä  Bordeaux  (II — 21  p.  pet.  iii-4®)  un  curieux 
recueil  de  «Sauts  basques  authentiques,  avec  leurs  suites».  De  son  cöt^, 
M.  l'abbö  J.-B.  Daranatz,  secr^üiire  de  TEv^eh^  de  Bayonne,  in'a  adress6 
une  brochure  de  16  p.,  sans  titre,  sortie  en  1905  des  presses  de  M.  L. 
Lasserre  ä  Bayonne,  qui  contient  uneis^ric  de  recettes  v^t^^rinaires  com- 
pos^8  en  1692  parun  M.  Dassance  de  Monjon.  On  doit  au  mäme  eccl^si- 
astique  une  quatrifeme  Edition  du  Manuel  de  Darthayet  et  plusieurs 
r^ditions  du  paroissien  couranl,  Exercicio  spirituala. 

En  juillet  1905,  M.  Tabb^  Landerretche,  de  Saint  Jean  de  Luz, 
a  publik  a  Bayonne  (imprimerie  Lamaign^re,  80  p.  pet.  in-8®),  sous  le 
titre  de  Apurka,  une  suite  de  huit  articles  ou  6tudes,  en  basque  ou 
en  franyais,  sur  les  choses  du  pays.  A  la  fin  de  l'ann^e,  l'iniprimerie  du 
Journal  Eskualduaona  a  donn6  une  petite  brochure  in-18  de  III- 
165  p.,  sans  titre,  qui  se  compose  d'une  pastorale,  par  M.  Ch.  d*Andurrain 
DE  Maitie,  üskaldunak  Ibaiietan,  oü  est  mise  en  scene  la  16gende 
de  Koland. 

Dans  le  Temps  des  16  septembre,  7  et  14  octobre,  25  novembre, 
16  d^cembre  1900,  13  et  27  janvier,  3  et  10  f^vrier,  2  juin  1901, 
16  juillet  1903;  la  Petite  Gironde  du  3  septembre  1902,  M.  Gaston 
Deschamps  s'est  occup6  du  pays  basque,  de  sa  langue,  de  ses  moeurs 
et  coutumes,  de  son  histoire.  J'y  relöverai,  ä  cöt^  d'un  eloge  inimod6r6 
du  mauvais  livre  de  Lori,  Ramuntcho,  un  certain  nombre  d'inadvertances 
comme  celle  qui  fait  contempler  a  Victor  Hugo,  en  1843,  les  fleches, 
construit^s  aprös  1870,  de  la  Cath^drale  de  Bayonne.  Mais  les  princi- 
paux  de  ces  articles  sont  relatifs  ä  la  legende  de  Roland  et  M.  Deschamps 
a  pos6  plusieurs  questions,  la  suivante  notamment:  Tauteur  de  la  Chanson 
de  Roland  a-t-il  jamais  6t6  a  Roncevaux?  MM.  Camille  Jultjan, 
W.  Webster,  le  Dr.  Vercontre,  et  moi-m^me,  nous  sommes  intervenus  et 
M.  Deschamps  a  soumis  le  diffi^rent  a  M.  Gaston  Paris  qui,  dans 
RPar.  (8«  ann^e,  n*^  18,  14  septembre  1901,  p.  225—229,  Roncevaux) 
conclut  que  la  Chanson  «repose  11  Torigine  sur  une  connaissance  directe 
des  faits,  des  hommes  et  des  lieux»  mais  qu'elle  a  6t4  reniani6e  et 
amplifi^e  par  des  ^crivains  qui  se  souciaient  uniquement  de  la  forme 
po^tique  et  ne  se  pr^occupaient  pas  de  la  r&ilit6  materielle.  Le  point 
du  d^part  de  la  discussion,  Texistence  ou  la  non  existence  de  pins  dans 
les  Pyr6n6es,  venait  d'ailleurs  d'une  etourderie  du  journaliste  qui  fait 
monter  Olivier  sur  un  «pin»,  alors  que  le  texte  j>orte  «pui»  cVst  a  dire 
«öl^vation,  hauteur,  coUine». 

Paris.  Julien  Vinson. 


Arabisch.  1904. 

Victor  Chauvin  setzt  in  raschem  Tempo  unennüdlich  seine  wich- 
tige Bibliographie  des  ouvrages  arabes  ou  relatifs  aux  Arabcs 
publica  dans  TEurope  chrötienne  de  1810  a  1885  (aber  mit 
angemessener  Weiterfühmng  bis  heute)  fort:  „VIII.  Syntipas"  (219  S. 
gr.  8),  worin  uns  diese  ganze  weit^c^hichtige  Erzählnngslitenitur  in   den   ver- 

Votlniüller,  Rom.  JaLresbericbt  Vill.  3 


I  34  Arabisch.   1904. 

schiedensten  Sprachen  und  Rezensionen  vorgeführt  wird  als  Syntipas, 
Sindban,  Sindabär,  Sindib&d;  Enganos,  Tüti-Näme;  7,  10, 
40  Vezire.  — :  Ebenso  setzt  E.  VViedemann  in  seinen  Beiträgen  zur 
Geschichte  der  Naturwissenschaften  III,  1905  (Sitzungsberichte 
der    physikalisch-medizinischen    Sozietät   in    Erlangen    1905,    218 — 2G3; 

II  ebenda  1904;  I  1902)  seine  verdienstlichen  Studien  zur  Geschichte 
der  Naturwissenschaften  bei  den  Arabern  fort.  —  Die  Hauptpublikation 
des  Jahres  1904  ist  das  von  spanischen  und  ausländischen  Gelehrten 
dem  greisen  Arabisten  Coder a  in  Madrid  als  Jubiläumsschrift  über- 
reichte Sammelwerk  HCod.:  Estudios  de  erudiciön  oriental  con 
una  introduccion  de  D.  Eduardo  Saavedra.  Zaragoza,  Mariano 
Escar,  tip6grafo.  XXXVIII,  656  p.  (Lexic.  S%  1  Portr.,  8  Tafeln 
(15  pesetas),  worin  die  Einleitung  I — XXVII  eine  Biographie  Coderas 
und  Würdigung  seiner  Werke  durch  Saavedra,  S.  XXIX — XXXVIII 
eine  Aufzählung  seiner  sämtlichen  Schriften  (und  Artikel)  enthält.  Die 
Reichhaltigkeit  der  verschiedenartigsten  Beiträge  ist  aus  der  Aufzählung 
ersichtlich:  Ribera,  Origen  del  Colegio  Nidami   de  Bagdad  5 — 17. 

—  David  LoPES,  Quem  era  o  rei  Esmar  da  batalha  de  Ourique? 
19 — 22.  —  Ferrandis,  Rendicion  del  castillo  de  Chivert  ä  los 
templarios  23 — 33.  —  (Mariano  de)  Pano,  El  recontamiento  Al- 
micded  y  Almayesa  35 — 50.  —  Viscasillas,  Paralelo  entre  los 
verbos  defectivos  ärabes  y  los  respectivos  hebreos,  caldeos 
fiiriacos  y  etiope851 — 66,  51* — 61». — NALLiNO,IntornoalKitäbalBayän 
del  giurista  Ibn  Rushd  67 — 77.  —  Ibarra,  Cristianos  y  Moros, 
documentos  aragoneses  y  navarros  79 — 92.  —  M.  J.  de  Goeje, 
Quelques  observations    sur   le  feu  gr^geois  93 — 98.  —  Prieto 

Y  Vives,  Numismätica  africana;  los  Fatimitas  en  Fez  99 — 103. 

—  Fagnan,  Les  Tabakät  Malekites  105 — 113.  —  Seybold, 
Otobesa  =  Abixa  =  Oropesa  y  Anixa  =  El  Puig  de  Ce- 
bolla  =  Onüsa  (?)  115 — 119.  —  Houdas,  Protestation  des  habi- 
tants  de  Kano  contre  les  attaques  du  sultan  Mohammed-Bello, 
roi  du  Sokoto  121  — 131.  —  Alemany,  Milicias  cristianas  al 
servicio  de  los  sultanes  musulmanes  del  Almaghreb  138 — 169. 

—  Garcia  de  Linares,  Escrituras  ärabes  pertenecientes  al 
Archivo  de  Ntra.  Sra.  del  Pilar  de  Zaragoza  171  — 197. —  Miret 

Y  Sans,  La  carta  de  franquicias  otorgada  por  el  Conde  de 
Barcelona  ä  losJudfosde  Tortosal99 — 205.  —  Carreras  y  Candi, 
Relaciones  de  los  Vizcondes  de  Barcelona  con  los  drabes 
207 — 215.  —  Gaspar^  Cordobeses  musulmanes  en  Alejandria 
y  Creta  217 — 233.  —  Mehren,  Vues  d'Avicenne  sur  Tastrologie 
et  sur  le  rapport  de  la  responsabilit6  humaine  avec  le  destin 
235—250.  —  ÜREnA,  Familias  de  j.urisconsultos:  Los  Beni- 
majlad  de  Cordoba  251  —  258.  —  Gomez-Moreno,  Arte  cristiano 
entre  los  Moros  de  Granada  259 — 270.  —  AsiN,  El  Averroismo 
teol6gico  de  Santo  Tomas  de  Aquino  271  —  331.  —  Eguilas 
Yanguas,  Origen  de  las  ciudades  Garnata  §  lUiberri  y  de  la 
Alhambra  333—338.  —  Güidi,  II  Codice  Vaticano  Siriaco  196 
339 — 348.  —  GoNZALVO,  Apunte  sobre  algunos  musulmanes 
madrileiios    340—355.    —    Altamtra,    Notas    sobro    la    doctrina 


F.  Skutsch.  I  35 

hist6ricade  Abenjaldün  357 — 374.  —  Macdonald,  Ibn  al 'AssäFs 
arabic  Version  of  the  Gospels  375 — 392.  —  Men^ndez  Pidal, 
Sobre  Aluacaxi  y  la  elegla  ärabe  de  Valencia  393 --409.  — 
CHABäs,  Moch^hid  hijo  de  Yusiif  y  Ali  hijo  de  Mocb^hid 
411 — 434.  —  L.  Gauthier,  La  racine  arabe  hkni  et  ces  d^riv^s 
435 — 454.  —  Ahmed  Zeki,  Memoire  sur  les  relations  entre 
TEgypte  et  TEspagne  pendant  Toccupation  niusulniane 
455 — 4R1.  —  Meniöndez  y  Pelayo,  La  doncella  Teodor  (Un 
ouento  deLas  Mil  y  una  Noches,  un  libro  de  cordel  y  una  Co- 
mediade  Lope  de  Vega)  483  —  511. —  Ant.  Vives,  Indicaciön  del 
valor  en  las  monedas  ardbigo-espaiiolas  513—522. —  Hinojosa, 
Mezquinos  y  exaricos.  Datos  para  la  historia  de  la  servidumbre 
en  Navarra  y  Arag6n  523-531.  —  Saavedra,  Cuestiones  de 
Prosodia:  Berßber-Almorä  vi  d  533 — 536.  —  Pabix)  Gil,  Los 
manuscritos  aljamiados  de  mi  colecciön  537 — 549.  -  Barrau- 
DiHioo,  Contribution  a  la  critique  de  Conde  551 — 569.  — 
H.  Derenbouro,  Notes  critiques  sur  les  Manuserits  arabes  de 
la  Biblioth^que  Nationale  de  Madrid  571 — 618.  —  R.  Basset, 
Extrait  de  la  description  de  TEspagne  tir^  de  Touvrago  du 
G^ographe  anonyme  d'Almeria  619 — 647. 

Tübingen.  C.  F.  Seybold. 


Lateimsohe  Sprache.  (1902— )1904. 

Lateinische  Grammatik.  1902—1904.  1.  Altitalische 
Sprachen  und  allgemeine  lateinische  Grammatil^.  a)AltitaHsche 
Sprachen.  Mit  der  Neuauflage  von  GG.  I  (Strassburg  1904 — 1906) 
hat  auch  die  Darstellung  der  iUüischen  Sprachen,  die  Dkkcke  in  der 
ersten  Auflage  gegeben  hatte,  eine  Neubearbeitung  <lureh  W.  Meyer- 
LtJBKE,  also  von  sachkundigster  Hand  erfahren.  So  ist  mancher  An- 
stoss  nunmehr  beseitigt,  namentlich  bleibt  man  verschont  von  indogerinani- 
sierenden  Interpretationen  des  Etruskischen,  und  im  ganzen  kann  der 
Abriss  jetzt  als  eine  gute  Orientierung  empfohlen  werden.  Freilich  bleiben 
auch  für  eine  dritte  Auflage  noch  manche  Wünsche.  BfMspielsvveise  durfte 
im  Jahr  1904  nicht  mehr  geschrieben  werden,  dass  wir  an  etruskischen 
Sprachdenkmälern  aus  (-ampanien  „nur  beschriebene  Tongefässe"  kennen: 
die  weitaus  umfangreichste  etruskische  Inschrift  stammt  von  dort  und  ist 
seit  1900  bekannt  (s.  JBRPh.  VI  1,  429f.).  Sie  fehlt  bei  Meyer- 
Lübke  auch  in  der  Aufzählung  der  grösseren  Inschriften.  S.  436  ver- 
misse ich  in  der  Übersetzung  der  oskischen  Inschrift  die  Worte  trfibüm 
ekak.  8.  440  wird  die  Dvenosinschrift  im  Anschluss  an  Thurncysen 
übersetzt,  aber  wo  die  Übersetzung  hono  gibt,  enthält  der  Text  noch  die 
Unform  dzenoi.  S.  449  wird  die  Haininschrift  von  Luceria  (CIL.  IX 
782)  ohne  weiteres  als  Grundlage  für  die  Behauptung  verwendet,  dass 
die  Schriftsprache  gelegentlich  oskische  Formen  ins  Latein  gemischt  habe; 
dass  es  um  die  Zuverlässigkeit  des  Textes  sehr  übel  steht  (vgl.  JBRPh. 
VI   1,  4i)9),   wird   nicht   mit    einem  Worte    ang(Mleutct.      Gerade  in  -einer 

:5* 


I  36  Lateinische  Sprache.    1902—1904. 

Übersicht  für  Nichtspezialif*t('n  scheinen  mir  solche  Mängel  bedauerlich. 
—  Wenden  wir  uns  den  Einzelsprachen  zu,  so  ist  auf  dem  Gebiet  des 
MtV'llskischen  auch  iliesmal  von  einer  erfreulichen  Bereicherung  unseres 
inschriftlichen  Materials  zu  berichten.  Bereits  in  seinem  Bericht  über  die 
für  den  zweiten  Band  des  Corpus  inscriptionum  P^tmscarum  unternommenen 
Reisen  und  Vorarbeiten^)  hatte  Heriug  auf  eine  Anzahl  von  neuen 
Funden  und  von  früher  gefundenen,  aber  noch  unveröffentlichten  In- 
schriften hingewiesen;  kurz  nachher  hat  er  sie  mit  ToRP  zusammen 
herausgegeben'^).  Es  ist  darunter  eine  ganze  Reihe  kleinerer  Inschriften 
aus  Cortona,  Chiusi,  Perugia,  Orvieto;  das  Hauptinteresse  aber  nehmen 
einige  umfänglichere  Sarkophagin schrift-en  aus  Viterbo  und  Toscanella  in 
Anspruch.  Von  den  letzteren  hat  Moscioni  in  Rom  gute  Photographien 
gefertigt,  von  denen  ich  eine  schon  Ostern  1901  oder  1902  gekauft 
zu  haben  meine;  die  Sarkophage  standen  nämlich  bereits  seit  Jahren  un- 
beachtet imd  verwahrlost  im  Hofe  eines  jetzt  als  Kaserne  ver^vendeten 
Klosters  in  Toscanella.  Sie  gehören  nach  den  Schriftzügen  und  ihrem 
Kunstcharakter  (wenn  man  von  solchem  reden  darf)  zu  den  ältesten 
Sarkophaginschriften  überhaupt  d.  h.  wohl  ins  o.  Jahrhundert  v.  Chr. 
Die  Ausbeute  an  neuen  Wörtern  und  Formen  ist  nicht  unbedeutend.  In 
ati  Nr.  35^)  mag,  wie  Torp  ausführt,  das  etruskische  Wort  für  Mutter 
gefunden  sein.  Durch  das  weibliche  Gentile  fiuixlnc^i  in  Nr.  48  wird 
Fabr.  2124  vor  Deeckes  Konjektur  (Krall,  Mumienbinden  S.  r>4)  ge- 
schützt. Was  nach  dem  Gentile  steht  stalanes  velus  cianil  puia,  ist 
in  der  Haupt^^ache  verständlich  *des  Vel  Stalane  .  . .  Gattin',  aber  cianil 
[c  nicht  ganz  sicher)  ist  völlig  neu.  Torp  setzt  es  in  Beziehung  zu 
dem  Cardinale  e?*,  das  er  „drei*'  deutet,  und  übersetzt  ^dritte  Gattin'. 
Ich  halte  diese  '  Vermutung  nicht  für  sonderlich  einleuchtend  und 
möchte  jedenfalls  bitten,  bei  nächster  Gelegenheit  nachzuprüfen,  ob  nicht 
etwa  cianil  geschrieben  st^ht.  Denn  Nr.  öf)  bietet  jetzt  von  clari 
'Sohn'  den  Genetiv  chuil,  und  dafür  konnte  wohl  mit  Svarabhakti  cianil 
eintreten;  der  Schluss  von  48  wäre  dann  zu  übersetzen  'die  Gattin  des 
Vel  Stiüane  des  Sohnes'  (oder  'des  Stalane  des  Sohnes  des  Vel*?). 
claiil  sieht  Torp  als  eine  mit  dem  früher  schon  bekannten  rlensi  alter- 
nierende Genetivform  an;  letzteres  scheint  zwar  mir  wie  anderen  eher 
Dativ  zu  sein,  aber  clens  und  clanl  scheinen  allerdings  als  Genetive 
nebeneinander  gestanden  zu  haben  (CIE.  4049f.,  vgl.  Schulze,  Eigen- 
namen^^) S.  341  Anm.  3).  Nr.  55  und  50  biet<*n  zwei  neue  Zahl- 
wortformen: hu^nars  und  ceannd,  beide  in  Verbindung  mit  avils 
(„Jahre")  als  Altersangabe  des  Verstorbenen.  W^as  Torp  zur  Deutung 
dieser  Numeralien  vorbringt,  die  offenbar  zu  den  Einern  hu^  und 
ci  auf  den  Würfeln  gehören,  scheint  mir  sehi-  problematisch.  Mir 
ist  auffällig,  dass  Nr.  50  so  schliesst  t  A  (de  ccanu&  arils.  Die 
Zahlzeichen  bedeuten  55  (nichts  wie  Torp  wiederholt  schreibt,  15).  celx* 
dürfte,,  wie  auch  Torp  annimmt,  Nebenform  des  bekannten  Zehners  zu 
rv*,  cealxlj  ^"«ein.  So  kann  ich  mich  der  Vermutung  m'cht  ganz  erwehren, 
dass  hier  vor   avils   dieselbe  Zahl    einmal   in   Ziffern,    einmal   in   Worten 

1)  SHAkMünchenphKl.  1904,  IT  2S:Uf.    2)  EM.  IV  ISO  ff.     3)  Abtrcbildot 
NSc.  1903,  S.  118. 


F.  8kiit«ch.  r  37 

steht.  Dann  hiitk»  ei  den  Wert  5,  und  dem  kann  man  weni<^stens  kein 
sicheres  Resultat  der  bisherif»;en  Forschungen  ent<2:ef^en8etzeh. 

Denn,  um  hieran  gleich  anzuknü[)fen  was  die  Deutung  der  8prach- 
restc  in  der  Berichtszeit  geleistet  hat,  man  hat  sich  zwar  auch  jetzt 
wiefler  vielfach  mit  den  Zahlwörtern  beschäftigt,  aber  ich  habe  (ich  darf 
das  w^ohl  um  so  ruhiger  aussprechen,  als  ich  selbst  an  diesen  Unter- 
suchungen mitbeteiligt  war)  nicht  den  Eindruck,  dass  wir  weiter 
gekommen  sind.  Ich  brachte,  worin  mir  zum  Teil  Krall  in  seiner 
Ausgabe  der  Agramer  Mumienbinden  vorangegangen  war,  die  in  Glossen 
erhaltenen  Monatsnamen  Aclus  (Juni)  \x\\A  Cclius  (September)  mit  den 
Wortgruppen  eslem  xaf^rumis  acale  und  coli  huMs  .xa^rumis  zu- 
sammen, die  auf  den  Binden  zu  Anfang  neuer  Abschnitte  stehen*).  Da 
cslem  Kasus  von  xal,  xa^rum  Zehner  desselben  Numemles  ist,  und  der 
Name  der  Eins  ma^  gewesen  zu  sein  scheint,  so  erschloss  ich  für  xal 
den  Wert  2;  einen  höheren  lässt  esleni  ^a&rn?nis  bei  30 tagigen  Mo- 
naton nicht  zu.  Aber  in  diesen  errorum  latibula  darf  man  nicht  hoffen 
zur  Einigung  zu  gelangen:  Lattes  hat  alsbald  andere  ähnliche  Gruppen 
in  den  Binden  aufgezeigt,  die  nach  seiner  Meinung  sich  nicht  als  Monats- 
daten deuten  lassen^),  während  Torp,  der  im  Prinzip  mit  mir  überein- 
stimmt®), resolut  auch  diese  Wortverbindungen  in  meinem  Sinne  zu 
deuten  unternimmt.  Da  nun  i,  B,  in  der  Gruppe  pe^ereni  cicm  cealxux, 
das  letzte  Wort  mindestens  dreissig  bedeuten  muss  (1  ist  max^  20  ist 
xa^nwi),  so  ist  Torp  gezwungen,  da  ein  Monat  nicht  33  Tage  haben 
kann,  das  dem  Einer  ci  angehängte  -cm  subtraktiv  zu  deuten;  cicm 
realxui<  wäre  also  27.  Das  ist  gewiss  scharfsinnig,  aber  ich  bleibe  sehr 
skeptisch.  Nicht  etwa  wegtun  meiner  oben  über  cclc  cemtw^  ausge- 
sprochenen Vermutung,  obgleich  ich  sie  durchaus  für  erwägenswert  halte, 
sondern  weil  mich  Zweifel  quälen,  ob  die  Grundlage  für  Torps  Kombi- 
nationen, nämlich  eben  meine  eigene  Deutung  von  celi  und  acalc  und 
ihre  Ausdehnung  auf  lyc^creni  u.  s.  w.  wirklich  zuverlässig  genug  ist. 

Zweifelnd  verhalte  ich  mich  auch  zu  einer  Reihe  weiterer  Veröffent- 
lichungen Torps'').  Der  Verfasser  arbeilet  mit  der  richtigen  Methode, 
kombinatorisch,  nicht  etymologisierend,  aber  den  Eindruck,  dass  diese 
Methode  über  die  früher  (namentlich  durch  Deecke  und  Pauli)  ge- 
wonnenen »Ergebnisse  nicht  mehr  wesentlich  hinauskann,  hat  er  nicht  ab- 
zuschwächen vermocht.  Dass  Torps  Deutungen  ganzer  Inschriften  auf 
recht  unsicheren  Füssen  stehen,  hat  sich  an  der  Inschrift  von  Campiglia 
Marittima  gezeigt,  die  er  Beitr.  II  116ff.  als  W^eihinschrift  für  ein  Grab, 
jetzt  aber,  nachdem  ich  ihren  Devotionscharakter  nachgewiesen  habe**), 
als  Fluchtafel  erklärt  (Inschrift  v.  Lcmnos  02 ff.).  Auch  was  die 
Inschrift  von  Lemnos  anlangt,  die  man  wohl  allgemein  als  Denkmtd 
einer  dem  Etruskischen  mindestens  nahe  verwandten  Sprache  ansieht, 
möchte  ich  der  neuen  Deutung  von  Torp  in  vieh^m  nicht  beitreten. 
Namentlich  eines   hat    mich    (hinin    befremdet:    als  Hauptbeweisstück  für 

4)  RMPh.  50,  088f.  5)  Ebd.  57,  318ff.  C)  Etruskische  Mo- 
natsdaten, Christiania  1902  (VShfKl.  1902,  Nr.  4).  7)  Etruskische 
Beiträge  I,  Leipzig  1902,  II,  ebd.  1903.  Die  vor  griechische  In- 
schrift von  Lerano»,  (Tiristiam'a  19()H  (VShfKl.  1903  Nr.  4).  8)  DLZ. 
1903,    844  ff.    (vgl.    über   Beitr.    I   ebd.    1902,    2S41f).      Siehe    auch    die    ein- 


I  38  Lateinische  Sprache.    1902—1904. 

die  sprachliche  Natur  der  Inschrift  galt  bisher  die  Gruppe  sial^veix-  avix, 
die  man,  zumal  es  sich  um  ein  Epitaph  handelt,  allgemein  als  Ent- 
sprechung etruskischer  Altersangaben  wie  avils  muvalxls  u.  ä.  ansah. 
Torp  aber  übersetzt  „Sohn  der  Sial;^vei".  Was  hiernach  als  Stütze  der 
etruskisierenden  Auffassung  übrig  bleibt,  sind  etwa  nui'  die  Formen  auf 
-al  -ale  ®).  —  Auch  der  Veteran  der  etruskischen  Forschung,  E.  Lattes, 
ist  wieder  mit  einer  ganzen  Anzahl  Veröffentlichungen  auf  dem  Plan 
erschienen.  Die  iscrizioni  inedite  venete  ed  etrusche  delT  Italia 
settentrionale*®)  geben  für  das  Etruskische  nichts  Nennenswertes  aus 
(über  das  Venetische  s.  u.).  In  dem  Aufsatz  *gli  Etruschi  inSicilia'^^) 
weist  Lattes  für  die  in  schriftliche  Bezeichnung  ak  auf  einem  in  der 
Nähe  von  Syrakus  gefundenen  Krater  drei  eti-uskische  Gregenstücke  nach. 
Eine  dritte  Abhandlung  ^*),  stellt  etruskische  Anklänge  in  einer  von 
GniKARDiNi  ^^)  veröffentlichten  Inschrift  venetischen  Alphabets  zusammen. 
Eine  vierte'*)  und  fünfte^*)  beschäftigen  sich  mit  der  Deutung  der 
grossen  jetzt  im  Berliner  Museum  befindlichen  Inschrift  von  S.  Maria  di 
Capua^*)  und  zwar,  entsprechend  der  Resignation,  zu  der  auch  Lattes 
nunmehr  gelangt  ist,  im  ganzen  nur  durch  Zusammenstellung  verwandter 
oder  wenigstens  ähnlicher  Worte  und  Formen  aus  den  anderen  etruskischen 
Sprachdenkmälern,  die  vielleicht  späteren,  glücklicheren  Interpreten  einst 
sehr  zustatten  kommen  wird.  Die  etruskisch-lateini sehen  Wörter  aus  den 
lateinischen  Inschriften  und  was  er  dafür  hält,  hat  Lattes  im  ALLG.^') 
gesammelt.  Endlich  hat  er  seine  eingehende  Nachprüfung  und  Erörterung 
des  ersten  Bandes  vom  Corp.  inscr.  Etr.  zu  Ende  geführt'^).  Diese 
Kritik  ist  dann,  vereinigt  mit  den  früher  erschienenen  Teilen^®)  und 
mannigfach  verbessert  und  vermehrt,  auch  als  Buch  erschienen^®).  Auf 
den  reichen  Inhalt  kann  ich  hier  nicht  im  einzelnen  eingehen,  möchte 
aber  doch  bei  dieser  Gelegenheit  bemerken,  dass,  was  S.  14  des  Buches 
gegen  meine  auch  oben  wieder  verwertete  Interpretation  von  CIE.  52  u.  ä. 
als  Devotion  vorgebracht  wird,  gar  nichts  beweist:  die  Unterschiede  dieser 
Bleitäf eichen  von  den  an  die  Graburnen  gehängten  Namenschildern  sind 
ebenso  greifbar  wie  die  entscheidenden  Ähnlichkeiten  mit  den  lateinischen, 
oskischen  und  griechischen  Fluchtafeln.  Ich  habe  lange  bei  den  Arbeiten 
Torps  und  Lattes'  verweilt,  wie  es  ihrem  Umfang  und  der  darin 
steckenden  Arbeit  entspricht.  Aber  sie  verschwinden  selbst  unter  diesem 
Gesichtspunkt  gegen  das  monumentale  Werk,  das  noch  zu  nennen  bleibt: 
W.  Schulze"  Buch  Zur  Geschichte  lateinischer  Eigennamen*^). 
Sieht  man  nun  aber  gar  auf  Methode  und  Ergebnisse,  so  darf  sich  der 
Berichterstatter  über  Etruskologie  glücklich  preisen,  dass  es  ihm  vergönnt 

gehenden  Rezensionen  der  „Beiträge"  von  Herbkj,  BPhWS.  190:^,  146 ff., 
175  ff.  1904,  üüüff.  628  ff.  und  Hörn  GGA.  1903,  507  ff.  9)  Die  Schrift  von 
Apostglides,  Origine  asiatique  des  inscriptions  de  Lemuoa,  Le  Cain 
190;j  (Imprimorie  nationale)  habe  ich  nicht  gesehen.  10)  RIL.  ser.  TI  vol. 
XXXIV  (1901)  1131  ff.  11)  Ebd.  vol.  XXXVIl  (1904)  619ff.  12)  L'iscri- 
zione  etrusca  della  paletta  di  Padova,  SIFCl.  X  (1902)  1  ff.  13)  N8c. 
1901,  314ff.  14)  BB.  XXVIII  112ff.  15)  RIL.  ser.  II  vol.  XXXVIl  (1904) 
703 ff.  16)  JBRPh.  VI  1  S.  429f.  17)  XIII  119 ff.  181  ff.  373  ff.  502  ff. 
18)  SIFCL  XII  (1904)  11  ff.  19)  Siehe  JBRPh.  VI  1  S.  430  Anm.  7. 
20)  Corrozioni,  ginnte,  postiUe  al  corpus  inscriptionum  Etrus- 
carum  I,  Firenze  1904.     21)  GAphhKl.  V  2,  Berlin  1904. 


F.  Ö kutsch.  I  B9 

ist,  endlich  einmal  die  dürre  Heide  der  Hypothesen  und  Resultätchen 
zu  verlassen  und  von  grüner  Weide  zu  berichten,  auf  der  reichster  Ge- 
winn für  die  italische  Sprachgeschichte  ent*<prossen  ist.  Was  der  Alt- 
meister vor  22  Jahren  schrieb:  „Dass  zwei  niächtige  Sprachstämme  wie 
der  etruskische  und  der  lateinische,  auch  wenn  sie  innere  Gemeinschaft 
nicht  gehabt  haben,  durch  Jahrhunderte  nebeneinander  gelebt  hätten 
ohne  beträchtliche  Einwirkung  aufeinander,  müsste  an  sich  wohl  für  eine 
wenig  glaubhafte  Voraussetzung  gelten"*^),  das  hat  sich  bei  der  Unter- 
suchung des  lateinischen  und  etruskischen  Namen schatees  durch  Schulze 
glänzend  bewährt.  Schulze  hat  zweifellos  einen  starken  etruskischen 
Einschlag  im  römischen  Namen system  nachgewiesen  und  zwar  nicht  auf 
Grund  zufälliger  partieller  Beobachtungen,  sondern  unter  vollständiger  Bei- 
bringung und  tiefeindringender  Verarbeitung  des  gesamten  ungeheueren 
Materials.  Zu  den  längst  als  etruskisch  anerkannten  Namen  mit 
charakteristischen  7i-Suffixen  wie  Spiirln7ia  Caesennius  u.  s.  w.  (Schulze 
S.  108 — 285)  gesellen  sich  jetzt  die  Namen  auf  -o  -io  mit  ihren  Weiter- 
bildungen, etruskischen  auf  -u  etitsprechend,  sodann  die  mit  dem  Suffix 
-tr-  in  verschiedenen  Gestaltungen  ( Vestanus  Vestrius  u.  dgl.),  endlich 
die  mit  dem  Suffix  -a  in  verschiedenen  Erweiterungen  und  Ausgestaltungen 
(z.  B.  Acca  Accaeus  AccHus,  so  dass  die  lateinische  Grammatik  jetzt 
nicht  mehr  nötig  hat,  sich  mit  dem  lautlichen  Verhältnis  dieses  -wms 
-eins  herumzuschlagen).  Wie  weit  die  historischen  Konsequenzen  reichen, 
mag  inan  z.  B.  daraus  ersehen,  dass  im  letzten  Kapitel  (S.  522  ff.),  das 
sich  mit  dem  Verhältnis  von  Familien-  und  Ortsnamen  beschäftigt  und 
namentlich  die  Herausbildung  letzterer  aus  ersteren  aufzeigt,  Roma  als 
Siedelung  des  etruskischen  Geschlechts  der  liuma  überzeugend  erwiesen 
wird  (S.  580  f.).  Wie  hier  die  bisherigen  etymologischen  Versuche,  die 
meist  an  indog.  sreu-  *fliessen'  anknüpften  —  Rom  sollte  die  *Strom- 
stadt'  sein  — ,  kläglich  gescheitert  sind,  so  ergibt  sich  überhaupt  aus 
Schulzes  Buch  eine  ernste  Warnung,  bei  der  etymologischen  Zurück- 
führung  lateinischer  Namen  auf  indogermanische  Wurzeln  und  Stämme 
sehr  vorsichtig  zu  sein.  Dieser  Warnung  wird  dadurch  nichts  genommen, 
dass  im  einzelnen  Schulze  selbst  in  dieser  Zurückhaltung  und  in  der 
Annahme  etruskischen  Ursprungs  lateinischer  Namen  etwas  zu  weit  geht. 
Diesen  Eindruck  haben  wie  ich  so  auch  andere^^)  gehabt;  auch  wenn 
er  zurecht  besteht  (was  ich  im  einzelnen  hier  nicht  erörtern  kann),  können 
doch  mit  Schulzes  Werk  nur  die  allerbedeutsamsten  Leistungen  der 
italischen  Sprachwissenschaft,  Mommsens  Unteritalische  Dialekte  etwa 
oder  Aufrecht- Kirchhoff s  Umbrische  Sprachdenkmäler,  im  Range 
gleichgestellt  werden.  —  Die  Sprache  der  lAgurer  ist  von  Kretsciimer**) 
in  seiner  gelehrten,  sauberen  und  verständigem  Art  vortreölich  behandelt 
worden.  Kretschmer  weist  ihr  die  in  einem  nordetruskischen  Alphabet 
geschriebenen  Inschriften  von  Ornavasso  in  der  Nähe  des  Lago  maggiore 
zu,  denen  sich  übrigens  neuerdings  die  in  vielem  auffallend  ähnliche  In- 
schrift eines  Gefässes  von  Carcegna  am  Lago  d'Orta  g(»sellt  hat^^);  und 
gewiss    ist   nach  Ausweis    der    gerade    in   dieser   Gegend    so    zahlreichen 

22)  RMPh.  XXXIX  409.  23)  Vgl.  Solmsen  DLZ.  1905,  1751  ff.,  Ost- 
HOFP  LCBl.  1905,  824  ff.  24)  ZVglS.  38,  97  ff.  25)  Lattes,  Estratto  dagli 
AAST.  XXXIX,  21.  Febr.  1904. 


I  40  Lateiniwhc  Sprache.    1002—1904. 

Ortänamen  mit  dem  charakteristi«cheii  Suffix  -aseo-,  dass  hier  eiii.st  Ligurer 
gesessen  haben.  Die  ligurische  Sprache  rückt  Kretschmer  in  den  Kreis 
der  indogermanischen  und  zwar  in  die  Nähe  des  Keltischen.  Seine  Er- 
gebnisse sind  im  ganzen  so  wahrscheinlich,  wie  man  sie  bei  unserem 
spärlichen  Material  irgend  erwarten  kann  (Einzeleinwände  bei  Br^al 
MSLP.  XIII  1904,  S.  108  f.).  Eine  kleine  Ergänzung  liefert  Olhen««) 
durch  eine  möglicherweise  richtige  Etymologie  des  aus  dem  Schieds- 
spruch der  Minucier  v.  J.  117  v.  Chr.  (CIL.  I  199)  bekannten  Fluss- 
namens Porcobera  (ir.  arc  *salmo'  aus  i)orco-,  griech.  jieqxtj  u.  s.  w. 
-|-  idg.  bher  ^tragen'  ^hervorbringen').  —  Die  Veröffentlichung  einiger 
bisher  unbekannter  venetiseher  Inschriften  durch  Lattes^")  hat  vor 
allem  für  das  venetische  Alphabet  eine  wichtige  Aufklärung  gebracht: 
die  in  lateinischer  Schrift  erscheinende  Form  ecupetaris  sicherte  die 
Deutung  des  Zeichens  O,  das  die  epichorisch  geschriebenen  Inschriften  im 
gleichen  Worte  an  sechster  Stelle  setz(m  und  das  Pauli  als  Vokal  o 
hatte  erklären  wollen,  während  De  ecke  u.  a.  schon  früher  für  i^  eingti- 
treten  waren.  —  Wie  die  venetischen  Sprachdenkmäler  werden  bekanntlich 
von  manchen  Gelehrten  auch  die  sog.  aftSClbellischen  Inschriften 
von  Picenum,  die  eigenartig  altertümlich  schlangenförmige  Schrift  zeigen, 
als  Vertreter  eines  illyrischen  Dialekts  angesehen.  Leider  können  wir 
sie  nicht  einmal  völlig  sicher  lesen,  geschweige  denn  deuten;  und  so  ist 
es  um  so  bedauerlicher,  dass  auch  die  neu  zutage  gekommene  Inschrift 
von  Belmonte  Piceno  von  der  Zeit  arg  mitgenommen  ist^^).  —  Für  die 
nächsten  Verwandten  des  I^ateins,  die  Oskisch-Umbrischen  Dia- 
lekte haben  wir  nach  den  grossen  in  JBRPh.  V  1,  55  besprochenen 
Werken  von  Conway  und  Planta  nunmehr  ein  knappes  durch  Klarheit 
und  Genauigkeit  sich  zur  Einführung  vortrefflich  eignendes  Handbuch 
von  C  D.  BucK  erhalten  ^^").  Die  wichtigsten  Inschriften  sind  mit  kurzem 
Kommentar  und  einem  sorgfältigen  Glossiu*  beigegeben,  und  so  füllt  das 
hübsche  Buch  eine  längst  empfundene  Lücke  vortrefflich  aus.  Es  kann 
diesem  Lobe  nichts  nehmen,  dass  man  in  ein  paar  Kleinigkeiten  ab- 
weichender Meinung  sein  muss.  (Z.  B.  sind  in  Rom  Atellanen  wirklich 
in  oskischer  Sprache  gegeben  worden,  was  der  Verf.  S.  6  abstreitet,  aber 
Strabo  V  238  bezeugt  und  Marx  in  Pauly- Wisse  was  RealenzykL  II  1915 
mit  Recht  festhält,  pur  *Feuer'  S.  13  kann  nicht  mehr  als  oskisch- 
umbrische  Eigentümlichkeit  gegenüber  dem  Latein  gelten,  seit  ich  lat. 
pKTiis  pnrare  in  BB.  XXI  8S  auf  denselben  Stimmi  zurückgeführt 
habe.  Wunderbar  berührt  S.  20  die  Behauptung,  Evkloi  der  Tafel  von 
Agnone  sei  *probably  EvHokog,  an  epithet  of  Hermes  in  Magna  Graecia'; 
der  bekannte  Beiname  des  Hades  liegt  hier  um  so  zweifelloser  vor,  als 
wir  uns  ja  im  Kreis  der  Demeter  befinden.  Dass  in  umbr.  caterahamo 
S.  68  c>J  lat.  caterva  r  nicht  weggefallen,  sondern  nie  vorhanden  ge- 
wesen ist,  hat  Solmsen  schon  vor  Jährten  gezeigt  u.  s.  w.).  Aber  derlei 
tut  dem  Wert  des  Ganzen  keinen  Eintrag,  und  es  ist  freudig  zu  be- 
grüssen,  dass  Bucks  Grammatik  bereits  auch  in  einer  recht  guten 
deutschen  Bearbeitung  vorlit^gt,  die  zur  Einführung  um  so  mehr  empfohlen 

26)  ZVglS.  31),  007 ff.  27)  RIL.  scr.  II  vol.  XXXIV  (1901)  1131  ff. 
28)  N8c.  imx  104  (mit  Abbildung).  28a)  A  Grammar  of  Oscan  and 
Umbrian,  Bo.ston,  Ginn  1004. 


F.  Skutsch.  I  41 

werden  kann,  als  sie  den  englischen  Wortlaut  mit  Geschick  verkürzt'^***).  — 
Von  Spezialarbeiten  wäre  etwa  folgendes  zu  erwähnen.  MEYER-LüBKE*®)hat 
zu  den  schon  früher  von  Ascoli  und  Büch  eier  besprochenen  Fällen,  wo 
das  Italienische  inlautend  f  statt  des  schriftlateinischen  b  d.  h.  ein  lautliches 
Charakteristikum  der  oskisch-umbrischen  Dialektgruppe  aufweist,  farfecckie 
'Schnurrbart'  gestellt,  das  einem  osk.-umbr.  ^farfä-  *Bart'  (lat.  barha 
durch  Assimilation  für  *farba)  genau  entspricht.  Dagegen  darf  trotz 
venez.  kufarse  =  "^cubare  se  u.  dgl.  auch  für  das  Oskisch-Umbrische 
kein  *eufare  angesetzt  werden,  da  sowohl  für  das  Faliskische  wie  für 
das  Pälignische  das  Verbum  mit  b  (bezw.  p)  belegt  ist;  in  diesem  Fall 
hat  also  italienisch  f  nichts  mit  alten  italischen  Differenzen  zu  tun.  Eine 
Reihe  Einzelheiten  aus  dem  Oskisch-Umbrischen  haben  Brugmann  und 
Gray  behandelt.  Unter  G ray s  Etymologien  umbrischer,  oskischer  und  pälig- 
nischer  Wörter^®)  habe  ich  nichts  Stichhaltiges  finden  können.  Bei 
Brugmann^^)  ist  besonders  erwägenswert  der  Versuch  nachzuweisen, 
dass  anlautendes  en  (em)  vor  Konsonant  im  Oskisch-Umbrischen  zu  an 
(am)  geworden  sei;  durch  solchen  Lautwandel  würden  sich  osk.  a?i- 
censto  =  lat.  inceiisiiSy  a7nprufid=  improbe,  o.-u.  anter=  lat  inter, 
aber  auch  osk.  anafriss  =  lat.  imbribus  sehr  einfach  erklären.  Aber 
leider  widerspricht  osk.  embratur  *imperator*  und  osk.  entrai  'interiori\ 
und  Brugmanns  Bemühungen  mit  diesen  Ausnahmen  fertig  zu  werden 
befriedigen  mich  bei  dem  besonders  engen  Zusammenhang  zwischen  entrai 
imd  anter  wenig.  Ob  etwa  beidemal  das  a#  der  folgenden  Silbe  die 
'sehr  offene  Aussprache'  des  e  der  ersten  gehindert  haben  könnte?  Nicht 
überzeugt  hat  mich  sodann  Brugmanns  weitspannende  Hypothese,  die 
mit  einem  Schlag  die  oskischen  Verbalformen  mit  t  (tt)  und  die  latei- 
nischen mit  SS  aufhellen  möchte;  dass  meine  Erklärung  des  lateinischen 
Typus  habessit  curassint  (unten  Anni.  79)  ignoriert  wird,  ist  nur  eins 
und  keineswegs  das  gewichtigste  meiner  Bedenken.  Endlich  gibt  Brug- 
mann eine  Interpretation  von  Z.  8  ff.  der  tabula  Bantina,  in  der  ich  ihm 
auch  nicht  folgen  kann.  Den  Satz  pis  .  .  .  comono  fiaßest  meddis 
dat  castrid  loufir  en  eituas  factud  pous  touto  deivatuns  tanginom 
deieans  interpungiert  er  stark  nach  loufir,  das  man  bisher  mit  rel  über- 
setzte, und  fasst  (iies  Wort  dem  Sinne  nach  als  lü^at  'welcher  Magistrat 
über  liegende  Habe  Comitien  abhält,  soll  freie  Hand  haben\  Dann  soll 
eituas  ein  Genetivus  iudicialis  sein  (wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf), 
wie  in  manim  aserum  eixa\iinc  egmaximi  'manum  inicere  propter 
eas  res'  oder  in  gortynisch  xaxadixaxoaxo  to  Ikev^ego  dexa  oraxegavg, 
xo  doXo  Ttevxe  'wegen  des  Freien,  wegen  des  Sklaven'  u.  s.  f.  Aber 
dieser  Genetiv  soll  dann  wieder  noch  von  der  Präposition  en  abhängen, 
wofür  mir  griech.  ijujioöcov  =  iv  noöcbv  u.  dgl.  doch  keine  genügende 
Parallele  scheint.  Die  Hauptbedenken  indes  dürften  wohl  im  ganzen  Zu- 
sammenhang liegen.  Die  Brugmann  sehe  Interpunktion  stört  die 
Ökonomie  des  Satzes  und  man  vermisst  bei  ihr  eine  Adversativpartikel 
vor  oder  nach  e7i  eituas.  Ein  kleinerer  Aufsatz  von  Brugmann  ^2)  be- 
handelt die  Etymologie  von  osk.  amjetuxet  in  einer  mir  sehr  einleuchtenden 

28b)  SIgL.  I:  G.  7.    Heidelberg  (Winter)    lOOfi  (!).     29)  WS.  24,  527 ff. 
30)  BB.  27,  297  ff.     31)  IgF.  XV  69  ff.     32)  IgF.  XVI  507  ff. 


I  42      .     '  Lateinische  Sprache.    1902— li»04. 

Weise:  ich  war  nämlich  selbst  schon  auf  den  Gedanken  verfallen,  dass 
es  durch  Synkope  aus  *ariagetuxet  entstanden  sein  und  zu  latein.  ind- 
igit-are  in  einem  nahen  Verhältnis  steten  möge.  —  Endlich  sei  nicht 
versäumt,  an  dieser  Stelle  auf  eine  beiläufige  Bemerkung  in  Joh.  Schmidt* 
letzter  Arbeit'**)  hinzuweisen,  die  für  das  Faliskische  von  Wichtigkeit 
ist.  Er  hat  die  Inschrift  Voltio  Fqlcoxeo  Zextoi  fi  (PI.  321),  die  man 
früher  F.  Fokosius  Sexti  ßlius  übersetzte,  schlagend  richtig  F.  Fol- 
castus  Sexto  filio  (sc.  fecit  oder  posuit)  gedeutet.  Damit  fällt,  wie 
Schmidt  vortrefflich  ausführt,  jede  Berechtigung  dem  Genetiv  der 
2.  Deklination  im  Italischen  eine  andere  Endung  als  einfaches  i  zuzu- 
schreiben, und  keinesfalls  darf  künftig  der  lat.  -i-Genetiv,  wie  früher  oft 
geschehen,  als  alter  Lokativ  mit  ursprünglich  dipthongischer  Endung  ge- 
fasst  werden. 

bj  Allgemei/ne  lateinische  Grammatik  und  Metrik. 
a)  Gesamtdarstellungen.  Von  Brugmann»  kurzer  ver- 
gleichender Grammatik  der  indogermanischen  Sprachen^')  ist 
ausführlicher  an  anderer  Stelle  dieses  Bandes  die  Rede;  aber  soviel  soll 
doch  wenigstens  auch  hier  gesagt  sein,  dass  die  Darstellung  des  Italischen 
in  diesem  Werke  hinter  der  der  übrigen  indogermanischen  Sprachen  nicht 
zurücksteht  und  das  Ganze  sich  durch  seine  meisterhaft«  die  veralteten 
Dispositionen  der  Grammatik  vielfach  glücklich  umordnende  Systematik 
ebenso  auszeichnet,  wie  durch  die  echt  Brugmannscbe  Klarheit  bei 
grösster  Kompaktheit.  Die  zweite  Auflage  von  Giles  vergleichender 
Grammatik  des  Griechischen  und  Lateinischen  ist  mir  nicht  zu  Gesicht 
gekommen;  hoffentlich  ist  sie  eine  verbesserte.  Eine  tüchtige  Leistung 
trotz  nicht  weniger  namentlich  für  Philologen  ärgerlicher  Schwächen  ist 
F.  Sommer^  Handbuch  der  lateinischen  Laut-  und  Formen- 
lehre^*). Das  Hauptverdienst  liegt  in  der  klaren  Anordnung  und  Dar- 
stellung, während  das  Material,  soweit  ich  gesehen  habe,  gänzlich  aus 
Mittelquellen  entlehnt  ist.  So  erklären  sich  eine  Anzahl  Zitate  nament- 
lich von  Inschriften  in  ganz  antiquierter  Form;  man  liest  z.  B.  nicht  nur 
„ephem.  ep.  VII  111  Nr.  360"  S.  309  aus  meinen  Forschungen  I  61 
statt  CIL.  VIII  17938,  sondern  auch  Angaben  nach  Orelli  und  sogar 
nach  Gruter  und  Muratori.  Trotz  solcher  Abhängigkeit  hat  Verf. 
die  Mittelquellen  (abgesehen  von  einer  summarischen  Zusammenstellung 
am  Schlüsse)  nur  ganz  vereinzelt  einmal  zitiert,  was  er  damit  begründet, 
dass  es  dem  Anfänger,  für  den  er  sein  Buch  in  erster  Reihe  bestimmt, 
nur  auf  eine  Einführung  in  die  Tatsachen  ankomme.  Hier  scheint  mir 
ein  richtiges  Prinzip,  nämlich  den  Anfänger  nicht  durch  massenhafte 
Verweise  auf  Gleichgültiges,  Zweifelhaftes  und  Wertloses  abzuschrecken, 
fälschlich  auch  auf  solche  Literatur  übertragen,  auf  die  gerade  der  An- 
fänger hingewiesen  werden  sollte;  pädagogisch  wäre  es,  meine  ich,  viel- 
mehr richtig  gewesen,  durch  Zitat  des  Wichtigen  eine  dem  Anfänger  sehr 
nützliche  Auslese  zu  treffen.  Im  einzelnen  hatte  ich  nicht  wenig  Aus- 
stellungen zu  machen.  Der  Verf.  hat  nicht  jene  Vertrautheit  mit  dem 
lateinischen  Idiom,  das  Gefühl  dafür  (so  möchte  ich  sitgen),    wie  es  sich 


32a)  ZvglS.    88,    31.      33)  Strassburg  1902—1904.      34)  SIgL.  I:  G.  3, 
Heidelberg  1902. 


•  F.  8kut8ch.  T  43 

nur  aus  täglichem  intimen  Verkehr  mit .  den  Sprachdenkmälern;  nicht  aber 
aus  Seelmann  oder  JJ^eue-Wagener  oder  Lindsay  gewinnen  lässt. 
Ich  könnte  dafür  zahlreiche  Beispiele  geben;  S.  474 f.  kann  jedem,  der 
den  Gebrauch  von  eccum  ellum  aliquis  aus  Plautus  kennt  (wirklich 
kennt),  als  beliebig  herausgegriifener  Beleg  dienen.  Im  Abschnitt  über 
hie —  iste  S.  453  ff.  vermisse  ich  beim  Acc.  masc.  das  *hum  von  eceuiUt 
stosse  gleich  danach  auf  ein  angebliches  kurzsilbiges  Neutrum  *Aoc,  das 
nirgends  im  Latein  zu  belegen  ist  (immer  nur  hocc).  In  der  Anmerkung 
zu  dieser  Seite  wird  eine  plautinische  Messung  hülüs  ernsthaft  diskutiert 
und  mit  zwei  ganz  unmöglichen,  zwei  nichts  beweisenden  Versen  belegt. 
Dazu  gesellt  sich  S.  457  ein  Nom.  Akkus.  Neutr.  istoc  aus  Plaut 
B.  382,  wo  istoc  vielmehr  Adverb  („dazu")  ist.  Beständig  schreibt  der 
Verf.  coenum  'Schmutz'  und  knüpft  daran  allerlei  lautgeschichtliche 
Schlüsse.  Aber  ich  mag  diese  Liste  nicht  länger  machen,  denn  ich 
wiederhole:  der  Aufbau  des  Buches,  die  Art  der  Darstellung  hat  grosse 
Vorzüge,  und  ich  würde  mich  sehr  freuen,  wenn  eine  zweite  Auflage  dem 
Verf.  recht  bald  Anlass  gäbe,  auch  in  den  Einzelheiten  sein  Buch  auf 
die  Höhe  zu  heben.  —  Für  ein  landschaftlich  begrenztes  Gebiet  ist  eine 
Darstellung  des  Lateins  von  Carnoy  unternommen  worden.  Ih  ähn- 
licher Weise  wie  der  im  vorigen  Bericht'*)  genannte  Pirson  das  Ijatein 
von  Gallien'*),  will  er  auf  Grund  der  Inschriften  das  Latein  von  Spanien 
behandeln  *').  Von  »seinen  fleissigen  Zusammenstellungen  ist  bisher  nur 
die  Phonologie  erschienen'®). 

ß)  Iiautleh/re.  Über  die  AtiS8prache  des  Lateins  ist  nur 
wenig  veröffentlicht  worden.  Was  mir  davon  nicht  zugänglich  geworden 
ist'*)*®)*^),  betrifft,  wie  es  scheint,  nur  die  Frage  der  Aussprache  in  der 
Schule.  Ausserdem  habe  ich  nur  zwei  Kleinigkeiten  von  Hey**)  und 
Lindsay*')  zu  verzeichnen,  in  denen  aus  angeblichen  sehr  bedenklichen 
Wortspielen  die  Aussprache  des  c  (Auson.  epigr.  52  p.  331  P.)  und  gn 
(Plaut.  R.  767,  Cic.  rep.  IV  6)  erschlossen  wird.  Zur  Entschädigung 
will  ich  wenigstens  in  Kürze  auf  die  bedeutsame  Abhandlung  von 
W.  Schulze  über  die  lateinischen  Buchstabennamen**)  verweisen, 
wenn  sie  auch  vielmehr  eine  Frage  der  antiken  Schulpraxis  als  eine 
solche  der  lebendigen  Aussprache  betrifft.  Während  Marx*^)  die  uns 
geläufigen  Buchstabennamen  (de  ge,  et  em  etc.)  auf  Varro  zurückgeführt 
hat,  sucht  Schulze  nachzuweisen,  dass  die  sog.  semivocales  rlmnfs 
bis  tief  ins  4.  Jahrhundert  hinein  nur  lautiert  worden  sind.  Marx  hat 
seine  Ansicht    unlängst    kurz,    aber    energisch    verteidigt*®).      Eine    Ent- 

35)  VI  1,  486  Anm.  47.  36)  Vgl.  dazu  die  IJesprechung  von  Leclercq, 
RQH.  Nouv.  S^r.  30  (1903),  123ff.,  die  allgemeine  Gesichtspunkte  für  die 
Ausbreitung  des  Lateins  in  Gallien  zu  gewinnen  sucht.  37)  Museen  Nouv.  Sdr. 
II  74  ff.,  III  351  ff.,  IV  179  ff.  38)  Auch  als  Buch  erschienen  (mir  nicht  zu- 
gänglich); vgl.  SoLMSEN  BPhWS.  1902,  1G23  f.  und  E.  Herzog  ALLG.  XIII 
597.  39)  Meunier,  Prononciation  du  Latin  clas^ique,  Nevers  1903. 
40)  P.  Meyer,  Aussprache  des  cund<,  32.  Jahresheft  des  Vereins  der 
Schweizer  Gymnasiallehrer,  Aarau  1902  (vgl.  WöKPh.  1903,  84r)ff.).  41)  Seche- 
RESSE,  ReU.  1902,  41  ff.  42)  Aussprache  des  c,  ALLG.  XIV  112.  43)  Aus- 
sprache von  gn  CIR.  XVIII  (1904)  402.  44)  HBAkBerlJn.  1904,  760  ff. 
^)  Studia  Luciliana,  Bonn  1882,  ,S.  7  ff.  46)  Lucilius  (s.  JS.  W  Anm.  23)  II 
8.  144. 


I  44  Lateinische  Sprache.  .  1902-1904. 

Scheidung  möge  man  von  mir  an  dieser  Stelle  nicht  verlangen;  ich  will 
nur  auch  die  Romanisten  nachdrücklich  auf  die^e  Arbeiten  verwiesen 
haben,  die  ein  für  jedermann  int^^ressantes  Thema  in  eindringlichster 
Weise  erörtern;  Schulze  bringt  zudem  auch  für  die  romanischen  Buch- 
stabennamen mancherlei  bei.  —  Auch  auf  dem  Gebiet  der  eigentlichen 
Latltlehre  ist  die  diesmalige  Berichtzeit  an  wirklich  fördernden  Er- 
scheinungen nicht  allzu  reich  gewesen.  Niedermann*  Sp keimen  d'un 
precis  de  phon^tique  historique  du  latin**^)  ist  nur  a  Tusage 
des  gy m na ses  bestimmt  und  verfolgt  diesen  Zweck  in  anerkennens- 
werter Weise,  aber  ohne  wissenschaftlich  neues  bieten  zu  wollen*^).  Einen 
Ausschnitt  aus  der  sog.  „plautin i sehen  Prosodie"  vom  granmiatischen 
Standpunkt  aus  bietet  G.  Weddings  Arbeit  De  vocalibus  productis 
Latinas  voces  terminantibus*®).  Bei  aller  Anerkennung  der  red- 
lichen Mühe,  die  sich  der  Verfasser  gegeben  hat,  kann  ich  nicht  finden, 
dass  er  dem  Thema  eine  neue  Seite  abgewonnen  hat  Der  Hauptnutzen 
dürfte  also  der  sein,  dass  die  Aufmerksamkeit  der  Grammatiker  wieder 
einmal  auf  diese  Dinge  hingelenkt  und  ihnen  ein  im  ganzen  (nicht 
durchaus)  zuverlässiges  Material  in  die  Hand  gegeben  wird.  —  Die  /-p]pen- 
these  glaublich  zu  machen  sind  die  von  Zimmermanns^)  gesammelten 
Verschreibungen  von  Namen  auf  Inschriften  (z.  B.  Urbaini  CHj.  XI 
6999,  das  er  mit  französ.  urhain  identifiziert!),  durchaus  nicht  geeignet. 
—  Verschiedentlich  hat  man  sich  wieder  mit  den  Schicksalen  des  v  be- 
schäftigt. Die  Ijehre,  dass  h^  zu  //  assimiliert  wird,  hat  Solmsen*^) 
energisch  nachgeprüft,  wobei  sich  ergeben  hat,  dass  kein  Beispiel  für 
dieses  angebliche  Lautgesetz:  sicher  steht,  fidvu^  gilrus  und  hclvus  aber 
dagegen  sprechen;  7noUis  ist,  wenn  man  es  von  ai.  ^rifdus  mfdvi  nicht 
trennen  darf;  auf  '^mollvls  aus  *u?oldris  zurückzuführen  und  hat  also 
wohl  V  nach  dem  Doppel-/  abgestossen,  aber  nicht  assimiliert.  Sehr  ein- 
leuchtend erklärt  derselbe  Gelehrte*^)  den  Übergjing  von  Mar(o)rte 
zu  Marte,  mai:(o)lo  zu  malo  durch  einen  Dissimilationsakt;  so  ist  ^4?/- 
gnstus  ausculto  zu  Agustus  ascidtOj  favoniu^  paror  zu  'faonius 
paor  geworden^"*):  die  eine  Lippenaktion  hat  die  andere  behindert.  Hier- 
mit ist  einem  wenig  glücklichen  Versuch  H.  Ehrlich^  das  Suffix  aster 
zu  erklären  ^*),  eine  wesentliche  Stütze  entzogen :  es  soll  von  yatraster 
ausgegangen  und  dieses  aus  '^jjatnnesfer  (zu  griech.  närgcog  inr^jiaxQCoF-g) 
entstanden  sein.  Aber  so  wenig  wie  marelim  malwi  können  die  sonstigen 
von  Ehrlich  angeführten  Beispiele  den  Übergang  von  arc  zu  ä  fürs 
Lateinische  beweisen.  Darin  stimme  ich  ganz  mit  Stolz  ^*)  überein,  ohne 
dass  ich  freilich  gerade  seine  Beurteilung  der  einzelnen  Fälle  teilte».  So 
wird  quassum  (=  quaversum  CGIL.  IV  558)  nicht  anders  zu  beurteilen 
sein  wie  e])en  Mars  <^  Marrs  •  ^  Marors.  Und  wenn  ich  auch  für 
amarunt  amdrim  aniasti  die  Möglichkeit  nicht  leugnen  will,  dass  sie 
Analogiebildungen  nach  dccrerunt  dccrrrim  midtsii  u.  s.  w.  sind  (etwa 
wie  audiham  nach  amabmn  inoncbanij  s.  u.),  so  scheint  mir  doch  die 
Frage  dieser  Perfektbildung  noch  zu  kompliziert,  um  irgend  etwas  anders 
über  sie  mit  Bestimmtheit  auszusagen,    als   (hiss  sie  zu  Stützen   für  Laut- 

47)  La  Chaux-de-Fonds  1904.  48)  Vgl.  Sommer  DLZ.  1904,  20o;^  f.  49i  BB. 
XXVII  Iff.  50)  Ebd.  8Hlff.  51)  ZvglS.  XXX VIT!  4:J7ff.  52)  Ebd.  4r)()ff. 
53)  Thurneysen  IgA.  IX  :U).      54)  ZvgKS.  XXXVIII  Ü5f.      55)  Ebd.  42r)ff. 


F.  Skutsch.         ■  I  45 

p;e#ietze  vorlilufip:  »chlecht  taugen.  —  Als  lateinische  Vertretung:  der  tenues 
aspifatae  sucht  Uhlenbeck^^)  die  tenues  zu  erweisen;  mir  bleibt  von 
seinen  „untadelhaften"  Gleichungen  nur  sehr  weni^  übrig,  nämlich  die 
bekannten  rota  =  ai.  ratha  und  poiis  =  ai.  jyanthnn-  patkiy  wo  aber 
doch  wieder  das  griech.  növrog  die  ursprüngliche  Natur  des  Dentals 
sehr  zweifelhaft  erscheinen  lässt.  —  Nicht  gesehen  ha})e  ich  einen  Auf- 
satz von  Web^x*'),  der  sich  anscheinend  mit  dem  Anlaut  von  cubi  und 
cmnde  bofasst.  —  Seine  Bestrebungen,  das  Gebiet  der  syllablschen  Dissi- 
milation einzuschränken,  hat  PoKROWöKY  ZvglS.  38,  277  ff.  fortgesetzt; 
in  manchem  hat  er  gewiss  ebenso  wie  mit  seinen  früheren  Betrachtungen*"*) 
recht.  —  Endlich  seien,  last,  not  least,  Bücheler** *''^)  ausgezeichnete 
Beobachtungen  über  vulgäre  Lauterscheinungen  erwähnt,  denen  sich  einiges 
aus  der  Fonnenlehre  (z.  B.  edidit  iÖrjdoxev)  angliedert  (Metathese  von 
ps  z.  B.  Si>€ckas  =  Psecas;  Verwechslung  von  ps  und  x^  die  beide  in 
der  Aussprache  ss  zusammenfielen,  z.  B.  apsungia  axungia,  vgl.  Nieder- 
mann *'c);  Vokalvorschlag  vor  .<f  impura;'  sukzessive  Assimilation,  Metathese 
un<l  Dissimilation  der  Zitterlaute  in  der  Reihe  tribunal  Mbtma?^  tm- 
hurna  tribiina).  Auf  dem  Gebiet  der  Akzentlehve  ist  wenigstens 
ein  umfänglicheres  Work  erschienen,  Vendryes  recherches  surThistoire 
et  les  effets  de  Tintensit^  initiale  en  latin^^),  aber  einen  Fort- 
schritt kann  ich  darin,  so  viel  Mühe  sich  auch  der  Verf.  gegeben  hat, 
nicht  erkennen  •'^).  Er  vertritt  wieder  den  alten  Satz  der  französischen 
Forscher,  dass  das  Latein  von  jeher  und  immer  einen  expiratorischen 
Akzent  auf  der  ersten  Silbe  gehabt  hat,  der  Dreisilbenakzent  aber  musi- 
kalisch gewesen  ist.  Ich  freue  mich  sehr,  jetzt  endlich  auch  einmal  von 
französischer  Seite  den  Einwand  geltend  gemacht  zu  sehen®®),  der  jenen 
Anschauungen  den  Garaus  macht.  Da  Plautus  und  Terenz  den  Zu- 
sammenfall von  Iktus  und  Dreisilbenakzent  erstreben,  wie  Lindsays 
und  meine  Untersuchungen  endgültig  sichergestellt  haben,  so  war  schon 
in  ihrer  Zeit  der  Dreisilbenakzent  expiratorisch.  Mit  seiner  Hauptthese 
fällt  ein  grosser  Teil  des  Vendry esschen  Buches  dahin;  aber  auch  in 
Fragen,  die  mit  ihr  nicht  unmittelbar  zusammenhängen,  kann  ich  keines- 
wegs injmer  mit  dem  Verf.  zusammengehen.  So  bleibe  ich  dabei,  dass 
für  das  Nebeneinander  synkopierter  und  un synkopierter  Formen  (canite 
cocante,  aliier  c\d  alter  u.  s.  w.)  die  Ost  hoff  sehe  Erklärung  aus  dem 
Sprechtempo  (I^nto  und  Allegro)  die  einzige  ist,  die  keinerlei  Schwierig- 
keiten übrig  lässt.  Aber  ich  möchte  darauf  nicht  weiter  eingehen,  um 
nicht  wiederholen  zu  müssen,  was  ich  im  vorigen  Bericht*^)  und  neuer- 
dings in  Kroll®  Altertumswissenschaft  im  letzten  Vierteljahrhundert *^) 
S.  314  und  327  gesagt  habe.  —  Spezielle  Fragen  aus  dem  Gebiet 
der  Synkope,  namentlich  chronologische,  hat  Stolz  ^•^)  behandelt.  Er 
bemerkt,  dass  aselhis  aus  *nsnolos  zu  stände  gekommen  sein  müsse, 
ehe  das  Grundwort  *a^nos  durch  Svarabhakti  zu  asmus  wurde. 
Dieser  letztere  Lautprozess  aber  könne  sich  erst  abgespielt  haben,  als  der 

56)  IgF.  XIII  213 ff.  57)  FFL.  II.  57a)  JBRPh.  V  1,66.  57b)  RMPh. 
59,  34ff.  57c)  Ebd.  60,  460.  58)  Paris,  Klincksieck  1902.  59)  Vgl.  Solmsen 
ALLG.  XIII  137ff.,  «KUTSCH  DLZ.  1902,  3220ff.  60)  Diivau,  A  propos  des 
initiales  latines,  MSLP.  XII  138ff.  61)  JBRPh.  VI  1,  440f.  62)  Leipzig 
(Reisland)  1905  (!).     63)  IgF.  XITI  9;')  ff. 


I  4G  Lateinische  Sprache.    1902-1904. 

Rhotazismus  nicht  mehr  wirkte:  sonst  würde  es  ^arinns  heissen.  So 
lange  also  müsste  sich  im  Inlaut  die  Gruppe  -sn-  erhalten  haben. 
Nicht  genügend  scheint  mir  dabei  Stolz  die  Schwierigkeiten  zu  würdigen, 
die  pöno  aus  posino  macht  Da  es  ja  jedenfalls  auch  nur  nachrhota- 
zistisch  sein  konnte,  (wir  würden  sonst  *pomo  haben),  müsste  es  noch 
in  dieser  relativ  späten  Zeit  hintereinander  zwei  Behandlungen  von  -an- 
gegeben haben,  1.  die  anaptyktische  fasinics),  2.  die  assimilatorische 
(pöno).  Andere  Einwände  erhebt  Niedermann  IgF.  XV  111  ff'. 
Dagegen  scheint  mir  vollkommen  glatt,  was  Stolz  über  den  Ur- 
sprung von  lotus  bemerkt.  Es  ist  aus  *lovetos  entstanden  d.  h.  ehe 
noch  *loro  zu  lavo,  foreo  zu  faveo  wurde,  also  jedenfalls  vor  dem 
Ende  des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr.  (vgl.  JBRPh.  V  1  62).  Weitere  Be- 
merkungen von  Stolz  scheinen  sich  mir  bisweilen  ins  Gebiet  des  allzu 
Subtilen  zu  verlieren.  —  Die  vorhin  erwähnten  Untersuchungen  über 
den  plautinischen  Akzent  sind  gerade  jetzt  von  verschietlenen  Seiten 
wieder  aufgegriffen  worden.  Um  den  Zusammenfall  des  Iktus  mit  dem 
Sprachakzent  voll  zu  würdigen,  muss  man  bekanntlich  ständig  mit  der 
weitgehenden  Enklise  des  Lateinischen  rechnen,  wie  sie  Lindsay  und 
der  Ref.  aufgezeigt  haben.  Offenbar  auf  die  durch  solche  Toneinheit  ge- 
bildeten Wortgruppen  gehen  die  mir  nicht  zugänglichen  Arbeiten  von 
GusTARELLi**)  uud  Ramain'*);  das  Erheblichste  aber  über  das  Thema, 
wie  ich  denke,  sind  die  sich  gegenseitig  ergänzenden  und  weiterführenden 
Arbeiten  von  Radford  *•),  die  einen  neuen  Weg  mit  Scharfsinn  und  Erfolg 
betreten.  Indem  man  sich  bisher  bemühte  die  einzelnen  Fälle  des  sog. 
Jambenkürzungsgesetzes  auszufinden,  hat  man  entweder  gar  nicht  oder 
ohne  Erfolg  gefragt,  wie  die  Betonungen  zustande  kommen,  durch  die 
die  Kürzungen  veranlasst  werden.  Dass  sed  ille  von  Plautus  ^  w  ^ 
gemessen  werden  kann  (ebenso  sed  argentum  ^  ^ — x,  sed  ahstidisti 
—  -'w — x),  weil  ^ —  zu  ^^  wird,  wissen  wir  heut  alle;  aber  warum 
tritt  der  Akzent  auf  sedy  statt  auf  ilt  Radford  hat  ganz  richtig  ge- 
sehen, dass  man  die  Antwort  nur  beim  Vergleich  solcher  Wortgruppen 
geben  kann,  wo  auf  ein  kurzes  Monosyllabum  eine  von  vornherein  kurze 
Silbe  folgt.  Für  diese  ergibt  sich,  dass  sie  vielfach  seit  uralter  Zeit  eine 
Einheit  bilden  infolge  der  vom  Latein  bereits  ererbten  Wortstellungsge- 
setze; man  kann  als  Typen  solcher  Verbindungen  z.  B.  s^d  eius,  hfc 
Iiomo,  quid  ego,  quid  ais,  vel  uti  nehmen.  Die  entsprechenden  Be- 
tonungen sffd  ille  etc.  zeigen  daher  nur  die  gewöhnliche  akzentuelle  Her- 
vorhebung des  Monosyllabums  in  solchen  Gruppen;  aber  hier  muss  dann 
Jambenkürzung  die  unmittelbare  Folge  solcher  Akzentstellung  sein.  Eine 
weitere  Bestätigung  die,*ier  Ideen  bilden  die  Fälle,  wo  das  Monosyllabum 
eine  Länge  ist  {cum  patrr,  hoc  age,  ne  Urne,  ne  scio,  lä  placet  etc.); 
auch  hier  zeigt  Plautus   regulär  Betonung   auf  dem  Monosyllabum,    und 

64)  Questioni  intorno  alT  enclitica  etc.  RSA.  IX  109ff. 
65)  Etudes  surles  groupes  de  mots  etc.,  Paris  (Kiincksieck) 
1904.  66)  The  Traditional  Word  Order  and  the  Latin  Accent, 
Elmira  1904;  The  Latin  Monosyllables  in  their  Relation  to  Accent 
and  Quantity,  TAPhA.  XXXIV  GOff.;  Studies  in  Latin  Accent  and 
Metrie,  ebd.  XXX V  33 ff . ;  On  the  Rccession  of  thc  Latin  Accent  etc., 
AJPh.  XXV  147 ff.,  2r)Gff.,  40Gff. 


F.  Skutsch.  I  47 

die  Empfindung,  dass  solche  Gruppen  eine  Worteinheit  mit  Akzent  auf 
der  ersten  Silbe  sind,  spricht  sich  deutlich  darin  aus,  dass  sie  im  iambi^h- 
trochäischen  Verse  nur  mit  denselben  Kautelen  wie  daktylisch-kretische 
Worte  verwendet  werden:  die  beiden  Schlusssilben  dürfen  im  allgemeinen 
nicht  zusammen  in  Hebung  oder  Senkung  treten.  Nicht  alles  in  Rad- 
fords  weiteren  Folgerungen  hat  mir  gleichmässig  eingeleuchtet.  Aber 
ich  möchte  hier  lieber  rein  den  positiven  Gewinn  seiner  Arbeiten  hervor- 
heben, als  mich  in  Einzelpolemik  einlassen.  Über  die  letzte  und  wichtigste 
Frage  zu  reden,  auf  die  er  hinaus  will:  „was  ist  der  lateinische  Iktus? 
wie  wurde  ein  lateinischer  Vers  gesprochen  ?"  möchte  ich  erst  im  nächsten 
Berichte  Veranlassung  nehmen,  wo  die  Entwicklung  der  Satiu^nierf rage  ohne- 
hin zur  Berührung  dieser  Dinge  nötigen  wird.  Bis  dahin  mag  auch  das 
Referat  über  die  inhalts verwandten  Aufsätze  von  Exon,  The  Relation 
of  Metrical  Ictus  to  Accent  and  Quantity  in  Plautine  Verse, 
und  Schlicher,  Word- Accent  in  Early  Latin  Verse,  aufgeschoben 
sein  •''). 

y)  Wartbildung.  Ein  sehr  nützliches  Hilfsmittel  für  alle  Ar- 
beiten auf  diesem  Gebiete  haben  wir  in  Gradenwitz'  laterculi  vocum 
latinarum*''»)  erhalten.  Während  der  erste  Teil  des  Buchs  ein  Ver- 
zeichnis sämtlicher  lateinischen  Worte  nach  Georges,  den  Pauck ersehen 
Supplementa  und  den  Addenda  im  ALLG.  in  gewöhnlicher  alphabetischer 
Reihenfolge  enthält,  ordnet  der  zweite  dies  Material  a  tergo  secundum 
litteras,  so  dass  man  also  hier  alle  Bildungen  mit  jedem  einzelnen  Suffix 
aufs  einfachste  finden  und  überschauen  kann.  Einzelarbeiten  über  Wortbildung 
sind  nicht  sehr  zahlreich  gewesen ;  sollen  sie  nach  ihrem  W^erte gruppiert  werden, 
so  muss  zweifellos  Wackernagel*  feiner  Aufsatz  *zu  den  lateinischen 
Ethnika'^®)  voranstehen.  Erbehandeltim  wesentlichen  die  Herübernahme 
fremder  Suffixe  für  Ortsadjektiva  und  ihre  Ersetzung  oder  Umbildung 
im  Lateinischen.  Das  wohl  häufigste  Suffix  für  Ortsadjekliva  ist  -ensis, 
mit  dem  sich  schon  bei  Plautus  griechische  Formen  auf  -log  zu  erweitern 
lieben:  BabylonhiSj  -iensis;  Corinthius^ -iensis ;  Epidafnuius,  -iens'is 
stehen  alle  sechs  bei  Plautus.  Mit  -änus,  also  wie  Romä7ius,  werden 
nur  Adjektive  von  Städten  besonderer  Notorietät  gebildet  wie  Syraeus- 
anus  Spartarws.  Aber  vermieden  wird  *Atkenamis,  weil  aus  nahe- 
liegenden Gründen  das  Suffix  -a7itts  überhaupt  nicht  an  Stamme  gefügt 
wird,  die  am  Ende  ein  intervokalisches  n  haben,  -tanus,  uns  aus  Nea- 
politanus  u.  dgl.  geläufig,  findet  sich  in  alter  Zeit  immer  nur  mit  voraus- 
gehendem 7.  Ausnahmen  sind  auch  späterhin  sehr  selten.  Aber  auch 
in  anderer  Hinsicht  ist  der  Gebrauch  des  Suffixes  noch  in  ciceronischcr 
Zeit  stark  eingeschränkt.  Es  dient  nur  zu  Latinisierungen  griechischer 
Ethnika  auf  Ixrjg  aus  dem  sizilisch-italischen  Gebiete,  sodann  aber  zur 
Bildung  iberisch-libyscher  Ethnika.  Wenn  sich  die  erstere  Verwendung 
wie  bei  dem  einfachen  -änus  aus  den  nahen  Beziehungen  der  Römer  zu 
den  betreffenden  Orten  erklärt,  so  hängt  die  zweite  gewiss  damit  zu- 
sammen, dass  Bildungen  auf  -tanus  -itamis  in  der  iberisch-libyschen 
Welt  epichorisch  sind.     Dies  wenigstens  einige  Hauptgedanken  der  treff- 

67)  Ha.  XII  (1903)  470ff.  und  AJPh.  XXIII  4Gff.,  142ff.  67a)  Leipzig 
(Hirzel)  1904.    68)  ALLG.  XIV  Iff. 


I  48  Lateioische  Sprache.    1902—1904. 

liehen  Abhandlung.  —  Einen  einigermassen  ähnlichen  Versuch  gewisse 
Namenbildungen  geographisch  abzugrenzen  hat  A.  Schulten®^)  gemacht. 
Er  hat  aus  den  mit  Italien  sich  befassenden  Bänden  des  Corpus  in- 
scriptionum  die  Namen  auf  -iedius^  -ediu^  und  -idius  gesammelt  und 
dabei  über  ihre  örtliche  Verteilung  folgendes  beobachtet.  Diese  Namen 
sind  „eine  den  umbrisch-sabellisch-oskischen  Stammen  eigentümliche  und 
gemeinsame  Gruppe"  und  zwar  beschränken  sich  die  Ausgänge  -iedius 
und  »edius  wesentlich  auf  den  Apennin,  während  'idius  in  den  Küsten- 
ebenen (bei  den  Frentanern,  in  Apulien  und  Campanien)  häufiger  ist  als 
im  Apennin  und  während  in  Picenum  -edius  überwiegt.  Dass  der  am 
Schlüsse  ausgesprochene  Wunsch  Schul tens,  auch  andere  Namensuffixo 
auf  ihre  örtliche  Herkunft  untersucht  zu  sehen,  in  W.  Schulze*  Werk'*^) 
grossartigste  Erfüllung  gefunden  hat,  ist  oben  S.  39  zu  ersehen.  —  Auf 
selbsterarbeitetem  Material  fussen  wie  Wackernagels  und  Schultens 
Arbeiten  so  auch  die  von  Bögel'^)  und  Hodgman'^),  vielleicht  auch 
die  mir  nicht  zugängliche  von  Radford  über  -finu^  und  -mtis'^^).  Den 
Nutzen  von  Hodgmans  Zusammenstellungen  vermag  ich  allerdings 
nicht  ganz  einzusehen ;  er  will  anscheinend  einen  Überblick  der  Varietäten 
der  Adjektivbildung  und  -deklination  bei  Plautus  geben,  aber  ich  kann 
weder  der  Beurteilung  der  einzelnen  Fälle  immer  beitreten  noch  ist  mir 
das  Prinzip  der  Auswahl  klar  geworden.  Bögel  dagegen  hat  das  Material 
für  sein  Thema  bis  zur  augusteischen  Zeit  hinunter  sehr  eifrig  gesammelt, 
aber  er  will  mit  seiner  Arbeit  anderen  als  morphologischen  Zwecken 
dienen.  Ihm  kommt  es  darauf  an,  einmal  die  Konstruktion s weisen  der 
nomina  agentis  und  actionis,  insbesondere  ihr  Schwanken  zwischen  nomi- 
naler und  verbaler  Rektion  darzustellen,  sodann  die  Leichtigkeit  der 
Neubildung  auf  diesem  Gebiete,  das  Hervorspriessen  frischer  Formen  aus 
dem  Bedürfnis  des  Augenblicks  vor  Augen  zu  führen.  —  Alle  anderen 
Arbeiten  auf  dem  Gebiet  der  Nominal bildung,  die  hier  noch  zu  registrieren 
sind,  könnt«  man  im  Gegensatz  zu  den  bisher  genannten  als  theoretisch 
bezeichnen;  sie  wirken  nicht  durch  Sammlung  und  Ordnung  neuen  er- 
giebigen Materials,  sondern  stellen  Vermutungen  über  Ursprung,  Aus- 
breitung und  Sinn  bekannter  Suffixe  auf.  So  hat  Brugmann'^^)  vom 
lateinischen  Superlativsuffix  -sirniis  -issinfus  gehandelt,  wozu  er  noch 
eine  dritte  Form  -isiinus  stellt.  Wozu  dies  letztere,  vermag  ich  nicht 
recht  abzusehen.  Denn  facti Itmus  pulcerrirmts  müssen  wohl  nicht  not- 
wendig auf  Brugmanns  Grundformen  *facl'isemos  *pifkr4se7nos, 
sondern  können  ebensogut  auf  *facU-semos  *puIero-semos  zurückgehen. 
Plisima  aber,  an  dem  man  schon  viel  Scharfsinn  verbraucht  hat'*), 
scheint  mir  in  seiner  Sonderbarkeit  zur  Exemplifikation  anderweitig  nicht 
sicher  zu  erschliessender  Formantien  wenig  geeignet.  Ich  zweifle,  ehrlich 
gesagt,  ob  man  der  Überlieferung  bei  Paulus  F.  205  trauen  darf  (plis- 
ima pliirima),  da  Varro  1.  1.  VII  27,  der  in  der  unmittelbar  folgenden 
Glosse    (meliosem   meliaremj    genau  zu  Paul.   F.  87  stimmt,  plusima 

69)  Italische  Namen  und  Stämme,  BAG.  II  167 ff.,  440ff.,  III  235 ff. 
70)  De  nomine verbali  latino  quaestiones  grammaticae,  JbbPh. 
Supplera.  XXVIII  57 ff.  71)  Adjectivai  Forms  in  Plautus,  CIR.  XVI 
( 1 902)  44(3  ff.  72)  Studies  in  Honour  of  Gildersleove  (vgl.  Zimmermann  WSKPh. 
1904,    40()ff.).       73)  IgF.   XIV  1  f f .       74)    Zuletzt  namentlich   .ToH.  Schmidt 


F.  Skutflch.  I  49 

plurima  bietet.  Ef<  darf  zu  Bodenkon  pejjon  die  Vairoüberlieferung 
keinen  Anlass  bieten,  dans  die  vorrhotazintische  Form  doch  zugleich 
falschh'ch  mit  jungem  Vokalisnjun  in  der  ersten  und  zweiten  Silbe  ge- 
schrieben ist;  auch  für  plishmi  könnte  man  ja  in  keinem  Fall  umhin 
dasselbe  anzunehmen  {*pleisuma,  cf.  Sclimidt'*).  Für  die  nach  dieser 
Ausscheidung  übrig  bleibenden  beiden  8uffixfornien  -siinns  und  -isshmus 
Hucht  Brugmann  nun  zu  erweisen,  woher  sie  ihren  Zuwachs  fregenüber 
dem  einfachen  -imus  -umits  =  idg.  -fitnios  erhalten  haben.  Ich  stimme 
im  Prinzip  Brugmann  vollkommen  bei,  dass  dieser  Zuwachs  durch  Ver- 
schmelzung vorausgehender  Stammauslaute  mit  dem  kürzeren  Suffix  zu- 
stande gekommen  ist.  -simKS  wird  also  ursprünglich  Ausgang  von 
supcrlati vierten  5-Stanimen  gewesen  sein.  Ich  bin  mir  aber  nicht  ganz 
klar  geworden,  ob  Brugmann  hier  dieselbe  Vermutung  vertritt,  auf  die 
ich  auch  schon  verfallen  bin,  dass  maximns  einer  der  wichtigsten  Aus- 
gangspunkte für  'Sinm^  gewesen  sein  könnte;  jedenfalls  weichen  wir 
darin  voneinander  ab,  dass  Brugmann  max-  mit  ai.  maluts  ^Grösse', 
mahm  'gross*  identifiziert,  während  ich  maximus  mir  einfach  als  *magis- 
imtfs  deutete.  Auf  die  Bildungen  wie  magis  stützt  Brugmann  vielmehr 
seine  Erklärung  von  -tssifmisi  dies  stelle  den  Ausgang  solch  neutraler 
Komparative  wie  magis  -|-  simvs  dar.  Das  Schlimme  ist  dabei  nur, 
dass  wir  magis  keine  zweite  ähnliche  Form  mit  Sicherheit  an  die  Seite 
stellen  können  und  dass  gerade  von  magis  der  Superlativ  nicht  *ma- 
gissimus  heisst.  Im  übrigen  möchte  ich  nur  noch  bemerken,  dass,  wenn 
sich  wirklich  -ffirnus  aus  lateinischen  Analogien  erklären  lässt,  damit  das 
letzte  Argument  für  die  italo-keltische  Urgemeinschaft  fällt.  Brugmann 
hat  dann  schliesslich  in  einem  letzten  Abschnitt  seines  Aufsatz(»s  siipf- 
pxtr-  postr-cmiis  einleuchtend  als  Analogiebildungen  nach  demiis  er- 
klärt (beachte  besonders  die  Adverbien  postrcmum  suprcniHui  neben 
(Icmum),  —  Viel  scharfsinnige  Vermutungen  bietet  W.  Otto'*''''*)  B(»- 
handlung  der  Substantiva  und  Adjektiva  mit  (i  oder  /  vor  dem  schliessen<l(»n 
Suffix  ('Ica,  'K-iits,  '(X,  -fr US,  -tnus,  -dlis,  -fix  u.  s.  w.);  er  sieht  in 
jenem  langen  Vokal  das  bekannte  (•harakteristikum  von  femininen, 
kollektiven  und  abstrakten  Wörtern.  Ich  fürchte,  so  anregen<l  die  Ab- 
handlung ist  und  so  richtig  die  Deutung  in  einzelnen  Fällen  sein  mag, 
dass  hier  (»in  richtiger  Grundgedanke  überspannt  und  die  analogische 
Ausbreitung  von  Suffixkomplexen  unterschätzt  ist.  Aber  auf  Einzeliieiten 
einzugehen  ist  hier  unmöglich,  und  die  Fortsetzung,  die  der  Verf.  in 
Aussicht  stellt,  wird  vielleicht  den  Ansätzen  dieses  ersten  Aufsatzes  neue 
Stützen  geben.  —  Ein  erwägenswerter  Einfall  Zimmermann**  ist  die  Her- 
leitung des  Suffixes  -monhim  (in  Jimtrimoniu)})  u.  dgl.)  aus  io-i\h- 
leitungen  von  -wo/i-Stämmen  (namentlich  flawofhiftnty  vgl.  M om m so n 
Ephem.  epigr.  I  22 If.)''^).  Dagegen  hat  desselben  (ielehrten  Kon- 
jektur über  die  Entstehung  der  Suffixe  -riniffm  -cinari  (latrö-ciinuin, 
-f'inari  u.  s.  w.)''')  für  mich  nichts  Verlockendes:  die  Adjektiva  wie 
ccnUiriOn-icns  tiröfi-iriis  sind    viel   zu   jung,  als    dass   man  latrocitiari 

ZvglS.  38,  44,  wo  auch  sehr  scharfHinnigo,  aber  recht  komplizierte  Vermutungen 
über  plus  pkorta  u.  s.  w.  vorgelegt  werden.  75)  IgF.  XV  Dff.  76)  ZvglS. 
39,  2G2ff.     77)  Ebd.  (lOlff.     Ganz  ähnlich  Chask  TrAPhA.  :V1  S.  LXIII. 

Voll  in  ö  Her,  Rom.  .J.ilir<'iiborlrht  VH.  J. 


I  50  Lateinische  Sprache.    1902— 1904. 

mit  Hilfe  einer  hypothetischen  Metathese  aus  Denominativen  der  Form 
*lairöniC'(iri  herleiten  dürfte.  Was  mir  für  das  Suffix  -ciiiari,  -cinium 
zunächst  nötig  scheint,  ist  der  Versuch,  über  sein  Verhältnis  zu  dem 
zweiten  Kompositionsglied  -cinari,  'Cininm  Klarheit  zu  schaffen''^).  Ich 
möchte  nämlich  glauben,  dass  beide  sich  nicht  so  glatt  scheiden  lassen, 
wie  das  Zimmermann  will.  Er  setzt  vaficinrujn,  das  ich  meinerseits 
für  doß  Bindeglied  beider  Reihen  halten  möchte,  einfach  mit  tubi- 
cinium  tibicinium  u.  dgl.  auf  eine  Stufe.  Er  übersieht  also  den  sehr 
greifbaren  Unterschied,  dass  hier  das  erste  Kompositionsglie<l  Instrument 
(oder,  wenn  man  will,  Objekt)  des  canere  ist,  dort  dagegen  Subjekt. 
Hierfür  kann  man  nun  freilich  galliciniuyn  vergleichen.  Aber  auch 
dieser  Vergleich  hinkt,  denn  so  geläufig  vatieiiiaH  ist,  wem  ist  es  je 
eingefallen  und  konnte  es  je  einfallen  *gallicinari  zu  sagen?  Man 
konnte  dies  aber  offenbar  darum  nicht,  weil  die  nominale  Grundfonn 
*gallicen  undenkbar  ist.  Bei  raticinari  umgekehrt  muss  einst  die  Grund- 
form *vati.cen  existiert  haben.  Dann  folgt  aber  weiter,  dass  *vati-  hier 
tatsächlich  nicht  von  Anfang  an  Subjekt  war;  im  Kompositum  muss  ja 
der  determinierende  Teil  dem  determinierten  vorangehen.  So  sehe  ich 
mich  zu  der  Annahme  gedrängt,  dass  rates  seine  Bedeutung  gewechselt 
hat;  es  wird  ursprünglich  nicht  den  Sinn  von  ir.  faith,  sondern  von 
kymr.  givawd  *carmen,  poema  encomiasticum',  die  beide  lautlich  mit  ihm 
identisch  sind,  gehabt  haben  (meine  keltische  Weisheit  stammt  aus  Fick- 
Stokes  Vergleichds.  Wörterb.  II*  261).  Der  Mensch  ist  benannt  nach 
dem  was  er  äussert,  und  wenn  der  Nominativ  zwischen  -üs  und  -Ifs 
schwankt  (wenigstens  in  dör  Überlieferung,  z.  B.  Plaut.  Mil,  911),  könnte 
es  damit  zusammenhängen,  dass  der  Seher  sowohl  von  den  carminu 
wie  vom  Carmen  benannt  sein  kann.  Von  hier  aus  erklärt  sich  das 
weitere  unter  der  einfachen  Voraussetzung,  dass  das  zweite  Kompositions- 
glied farblos  wurde,  nur  noch  als  Mittel  zur  Denominativierung  erschien 
wie  etwa  -ficus  -ficare  -fieiuni'^^)  oder  griech.  codrjg  u.s.w.  Dem  rati- 
cinari  können  dann  nämlich,  bevor  der  Bedeutungswandel  von  vatis 
vaies  eintrat,  sermocinari  und  ratiocinnri  nachgebildet  sein,  Uitrocinari 
lenocitiari  patrocinnri  aber,  nachdem  vates  zur  Personenbezeichnung 
geworden  war.  Dass  Analogiebildungen  stattgefunden  haben,  bezeugt 
patr-ö-rhior.  Die  einzige  Frage,  die  noch  offen  bleibt^  ist  die,  welches 
Missverständnis  des  Vorbildes  dazu  verleiten  konnte,  vor  -cinari  die 
Nominative  sermo  latro  u.  s.  w.  einzuführen.  Denn  dass  wirklich  der 
Nominativ  eingedrungen  ist,  scheint  mir  die  Form  aufs  Deutlichste  zu 
zeigen;  die  Versuche  latrocinor  auf  *latron-cinor  oder  *latroni-cinor 
zurückzuführen,  haben  keine  Wahrscheinlichkeit,  obwohl  sie  bis  in  die 
jüngste  Zeit  fortgesetzt  worden  sind^^).  —  Wir  haben  mit  diesen  letzten 
Betrachtungen  schon  das  Gebiet  der  ZtiSammensetZUfig  betreten. 
Für  dies  bleibt  sehr  wenig  zu  erwähnen.  Herakuh  verdanken  wir  eine 
vortreffliche  Arbeit  über  die.  Verteilung  der  Formen  com-  und  con-  vor 
vokalisch  anlautendem  zweiten  Komposiiionsglied  ^^).    Stolz  ^'*)  hat  dagegen 

78)  Die  folgenden  Darlegungen  berühren  sich  zum  Teil  sehr  nahe  mit  Fay 
CIR.  XVIII  (1904)  849,  stehen  in  vielem  freilich  auf  ganz  anderem  Standpunkt. 
79)  Ref.  ACI8S.  TI  J,  (Rom  1905),  S.  194.  80)  Siehe  namentlich  Brik^mann 
l^S(nV.  1901   S.  82.     81)  ALLO.  XTII  r)l  ff.     81a)  Kbd.  99ff. 


F.  SkutBch.  I  51 

mit  einem  Aufsatz  über  dis-  unsere  Kenntnis,  wie  mir  scheinen  will, 
nicht  viel  weiter  gebracht,  selbst  wo  neue  und  bessere  Losungen  der 
einzelnen  Probleme  recht  nahe  liegen.  Zimmermann  musste  seine  bereits 
im  JBRPh.  VI  1,  443  Anm.  107  erwähnte  Deutung  des  zweiten  Be- 
standteils von  Nciepor  Quintipor  gegen  Stolz ®^)  verteidigen®^);  sie  hat 
diesem  offenbar  ebenso  wenig  eingeleuchtet  wie  mir.  —  Ich  schliesse 
hieran  sogleich  einige  weitere  Arbeiten  von  Zimmermann  über  die  lügen - 
tjUMfietl^^),  die  ich  der  Vollständigkeit  wegen  registrieren  möchte,  ob- 
wohl sie  nach  dem  Erscheinen  von  Schulze®^*)  Werk  kaum  noch  Be- 
lang haben. 

d)  Flexion.  Die  Nominalflexion  hatte  sich  nur  geringen 
Interesses  zu  erfreuen.  Sturtevant*  Contraction  in  the  Case-Forms 
of  the  Latin  io-Stems®^)  habe  ich  nicht  gesehen.  Von  Hodgman* 
Noun-Declension  in  Plautus*')  gilt  dasselbe,  was  oben'M  von  einer 
anderen  Arbeit  desselben  Verfs.  gesagt  ist.  Reichel*  Aufsatz  über  die 
5.  Deklination ®'')  hat  mir  keine  Förderung  gebracht;  die  Vermutung  eines 
Zusammenhangs  zwischen  fades  species  einer-,  fado  specio,  faciebam 
u.  6.  w.  andererseits  war,  jedenfalls  in  dieser  Form,  nur  möglich,  ehe  ich 
die  Flexion  der  lateinischen  io- Verben  und  das  Imperfektum  aufgeklärt 
hatte  (s.  JBRPh.  VI  1,  445f.  und  das  Folgende).  —  Einen  Punkt  der 
Pronominalflexion,  die  Genetivbildung  von  is  hie  und  qui  behandelt 
ExoN^®).  Er  hat,  wie  ich  denke,  wahrscheinlich  gemacht,  dass  Plautus 
nur  trochäische  und  pyrrhichische  Messung  dieser  Formen  (Exon  schreibt 
je  nachdem  haiius  eiius  quoiius  und  koiiis  eius  quoins)  kennte  nicht 
aber  einsilbige.  Man  muss  jedenfalls  zugeben,  dass  eine  Notwendigkeit 
für  letztere  Messung  nirgends  existiert.  Aber  eine  völlig  befriedigende 
Lösung  des  Problems  wird  erst  an  dem  Tage  gegeben  sein,  an  dem  zu- 
gleich mit  jenen  Genetiven  auch  iJlius  istius  ihre  morphologische  Er- 
klärung finden.  —  Reger  war  die  Tätigkeit  auf  dem  Gebiet  der  Verbal- 
flexion.  Auch  hier  habe  ich  einiges  nicht  zu  Gesicht  bekommen.  Bo 
zunächst  Bayard**  Schrift  De  gerundii  et  gerundivi  vi  antiquissima 
u.  s.  w.®*).  Dass  auch  sie  das  schwere  morphologische  Rätsel  nicht  ge- 
löst hat,  darf  ich  aus  ihrem  Reflex  in  Gustafsson^  Aufsatz  De  gerund iis 
et  gerund i vis  latinis®^)  schliessen.  Dieser  letzUire  geht  auf  das. for- 
melle Problem  nur  nebenbei  ein  und  gibt  hauptsächlich  eine  scharfsinnige 
und  anregende  Betrachtung  des  syntaktischen  Verhältnisses  zwischen 
Gerundium  und  Gerundivum;  Fälle  wie  ad  quaerendum  honorem^  in 
denen  quaerendum  eigentlich  Gerundium  und  Jionorem  davon  ab- 
hängiges Objekt  sei,  sollen  dadurch  dass  man  quaerrnduin  als  ein  dem 
honorem  beigeordnetes  Adjektiv  fassto,  zum  passivisch-modalen  Gebrauciie 
von  quaerendus  geführt  haben.  So  hübsch  der  Verf.  seine  These  be- 
gründet, wir  werden  doch  auch  über  diese  Fragen  erst  mit  Sicheriieit 
urteilen  können,  wenn  uns  das  Verständnis  für  die  Form  des  Gerundiums 

82)  IgF.  XIII  Ulf.  83)  Ebd.  XV  121f.  84)  Zur  Entstehung 
der  altröm.  Personennamen,  Prgr.  d.  König-Wilhelra-Gym.  in  Breslau 
1901/02;  Perso  nenn  amen  vom  Stamme  pop  pup,  KMPh.  57,  63()ff.;  Per- 
sonennamen auf  -«,  'onis,  ALLG.  XIII  225 ff,  475ff.  85)  Diss.  Chicago 
1902.  86)  CIR.  1902,  402  ff.  87)  BB.  2(5,  267  ff.  88)  IIa.  XII  208  ff, 
89)  Thi^se  von  Lille  oder  Paris  1902.     90)  Eranos  V  81  ff. 

4* 


I  52  Lateinische  Sprache.    1902—1904. 

und  Gerundivums  aufgegangen  sein  wird.  —  Ebenfalls  nur  mittelbar 
kenne  ich  eine  Schrift  von  Leopold  Quid  Postgatius  de  origine 
Latini  infinitivi  et  participii  futuri  activi  senserit^^).  Leopold 
bekämpft  hier  den  schon  früher  an  dieser  Stelle®*)  erwähnten  scharf- 
sinnigen Gedanken  Postgates,  dass  der  alte  für  alle  Geschlechter  und 
Numeri  gleiche  Infinitiv  facturimi  eine  Verschmolzung  aus  einem  Lokativ 
oder  Dativ  auf  -tu  und  einem  alten  in  der  oskisch-umbrischen  Weise  ge- 
bildeten Infinitiv  der  Wurzel  es-,  nämlich  esum,  sei.  In  seiner  Replik®*) 
hat  Postgate  treffend  dargelegt,  dass  Leopolds  Einwände  grossenteils 
hinfällig  sind  und  seine  eigene  Analyse  viel  von  den  Eigentümlich- 
keiten jenes  alten  starren  Infinitivus  Futuri  ohne  weiteres  erklärt.  Aber 
die  Schwierigkeit,  die  ich  selbst  a.  a.  O.  lange  vor  Leopold  herausge- 
hoben hatte,  bleibt  auch  jetzt  noch  unerledigt:  „die  hübsche  Deutung, 
schrieb  ich  damals^  würde  besser  überzeugen,  wenn  P.  uns  nun  auch 
noch  über  die  Möglichkeit  und  den  Sinn  einer  Verbindung  eines  solchen 
Lokativ-Dativs  mit  esse  belehrte."  Sedebo  amabo  dürfen  heute  weniger 
als  je  für  die  Verbindung  des  Verbum  substantivum  mit  dem  Instrumental 
oder  einem  beliebigen  anderen  Kasus  ausser  dem  Nominativ  angeführt 
werden,  seit  ich  die  richtige  Erklärung  dieser  Formen  gegeben  habe'^*) 
(vgl.  das  folgende).  Im  übrigen  ist  es  ja  auch  zu  einem  gewissen  Grade 
bedenklich,  für  das  Latein  ohne  weiteres  die  Infinitivform  auf  -um  zu 
postulieren,  die  wir  bisher  nur  aus  dem  anderen  Zweige  des  Italischen 
kennen.  Denn  den  Spuren,  die  neuesten s  Stowasser  von  ihr  im  Latein 
gefunden  haben  wilP*),  wird  schwerlich  jemand  trauen.  —  Für  das 
Verbum  finitum  habe  ich  in  Reicheis  Beiträgen  zur  Geschichte  der 
indogermanischen  Konjugation®*),  soweit  sie  das  Lateinische  be- 
trefl[en,  nichts  förderndes  gefunden;  die  Auffassung  der  lateinischen  w- 
Konjugation  (vgl.  oben  bei  Anm.  87)  ist  auch  hier  noch  nicht  berichtigt. 
Aus  HiRT^  Bemerkungen  zum  lateinischen  Perfektum®^)  scheint  mir  die 
vergleichende  Tabelle  reduplizierender  und  reduplikationsloser  Präterita 
im  Lateinischen  und  Germanischen  erwähnenswert.  Endlich  sei  vermerkt., 
dass  ich  in  der  Berichti»zeit  meine  bereits  im  JBRPh.  VI  1,  445  ange- 
gebene Erklärung  der  Vorbalformen  mit  dem  Charakter  h  (a)nah(im  = 
amans  *fam  *ich  war  liebend',  mnnho  =  omans  "^fo  *ich  bin'  oder 
*werde  liebend')  ausführlich  begründet  habe''^),  w^onach  sie  hoffentlich 
recht  bald  als  die  einzig  natürliche  anerkannt  werden  wird.  Indem  ich 
für  alle  anderen  Einzelheiten  auf  meine  angeführte  Veröffentlichung  ver- 
weise, kann  ich  mir  doch  nicht  versagen  eins,  was  mir  von  besonderer 
Wichtigkeit  und  Beweiskraft  scheint,  hier  nochmals  darzulegen.  Trifft 
meine  Erklärung  das  richtige,  so  ist  von  den  alternierendeji  Formen 
andivbam  und  atidibam  die  erstere  die  ursprüngliche  (=  aitdieus  "^fatff), 
die  letztere  dagegen  Analogiebildung  nach  der  Proportion  amarem  amfire, 
moueron  monere:  amabain^  inoiiebam  =  (uidirem  andire:  x.  Dies 
findet  seine  schlagende  Bestätigung  darin,  dass  die  Imperfekte  der  dritten 
Konjugation  wie  facieham  rapiehain  keine  Nebenform  Hui  -fbam  kennen: 
hier  fehlt    eben    die    für   diese  Neubildung    nötige  Grundlage:    der  Kon- 

91)  Specialen  literarium  inniigurale,  Leovardiae  (Bell)  1904.      92)  JBRPh. 

II  0.3  Anm.  GG.  93)  CIR.  XVIII  (19o|)  450 ff.  94)  WS.  2;i,  ,31.-) ff.  95)  BB. 
27,  G.3ff.     96)  IgF.  XVII  27Sff. 


F.  Skutsch.  I  53 

jmiktiv  auf  -irem^  der  Infinitiv  auf  -wc.  Die  cntsprwhende  Behandlung 
der  Fonnen  auf  -assit  -essit  (curassit  prokibessit  =  curans  s^itj  prO' 
hibens  sit)  habe  ich  inzwis^^hen  in  die  Hände  eines  meiner  Schüler  gelegt. 
e)  Etymologie  und  Leacilogie.  Auch  diesmal  verfahre  ich 
nach  gewohnter  Weise.  Ich  zähle  die  mir  bekannt  gewordenen  Etymo- 
logien nach  der  alphabetischen  Abfolge  der  Namen  ihrer  Väter  auf.  Was 
mir  besonders  einleuchtet,  versehe  ich,  soweit  ich  es  nicht  in  anderer 
Weise  kennzeichne,  mit  einem  Doppelstern.  Die  stärksten  Zweifel  hege 
ich  betreffs  der  Etymologien,  die  ich  ganz  ohne  Zusatz  lasse,  womit  ich 
nicht  etwa  sagen  will,  dass  ich  alle  die,  bei  denen  ich  einen  indifferenten 
Zusatz  mache,  für  wahrscheinlich  oder  auch  nur  für  möglich  halte.  Aber 
ich  betone  auch  diesmal  wieder,  dass  gerade  Etymologien  gegenüber, 
namentlich  wenn  sie  in  solchen  Horden  auf  den  C'hroniqueur  einstürmen, 
das  Urteil  leicht  noch  subjektiver  ausfällt  als  bei  fassbareren  Gegen- 
ständen. So  hat  es  sich  ja  sogar  eine  Etymologie,  der  ich  den  sonst 
sehr  sparsam  vergebenen  Doppelstern  zugeteilt  hatte,  gefallen  lassen  müssen, 
dass  er  ihr  nachträglich  von  anderer  Seite  und  wohl  mit  Recht  aberkannt 
wurde  (Brugmann»  fortis  JBRPh.  V  1,  70  Anm.  91;  vgl.  Solmsen 
ZvglS.  37,  575,  dessen  Anknüpfung  an  gemeinslav.  hitrxä  *schneir 
mich  freilich  nicht  überzeugt).  —  Wider  die  alphabetische  Reihenfolge 
stelle  ich  Merinoer  voran,  weil  seine  Etymologien®')  sämtlich  ein 
wichtiges  Prinzip  gemeinsam  verkörpern  sollen.  Es  ist  das  Prinzip,  das 
am  glänzendsten  Schuchardt  in  der  Festschrift  für  Mussafia  ver- 
treten hat.  Zur  richtigen  Etymologie  gehört,  dass  man  die  Bedeutung 
des  fraglichen  Worts  nicht  bloss  aus  dem  Lexikon  kennt,  sondern  aus 
eigener  lebendiger  Anschauung.  Und  vielfach  wird  sich  die  Etymologie 
eines  fraglichen  Wortes  finden  lassen,  wenn  man  aus  der  Wirklichkeit 
weiss,  wie  das  betreffende  Ding  hergestellt  wird,  wie  es  aussieht  u.  s.  w.  Dies 
Prinzip  hat  Meringer  in  sehr  anregender  Weise,  nur  freilich,  wie  mir 
scheinen  will,  gerade  auf  lateinischem  Boden  nicht  immer  sehr  glücklich 
vertreten.  Hier  eben  vermisse  ich  bei  M.  vielfach  die  Vertrautheit  mit 
den  sachlichen  Möglichkeiten,  die  in  Rom  bestanden;  sie  wird  durch 
Analogien  aus  beliebigen  anderen  Gegenden  des  indogermanischen  Sprach- 
bezirks nicht  ersetzt,  testis  haben  V.  Henry  und  ich  unter  allgemeiner 
Zustimmung  als  den  ^Dritten'  erklärt®^)  d.  h.  als  den,  der  zu  den 
beiden  Parteien  hinzukommt  und  so  Zeuge  wird  dessen,  was  zwischen 
ihnen  vorgeht;  Meringer  sagt  es  mehr  zu,  darin  den  'Drittsteher'  zu  sehen 
(vgl.  JBRPh.  VI  1,  449  Anm.  180)  und  darunter  denjenigen  zu  ver- 
stehen, der  den  Händedruck  zweier  kontrahierenden  Parteien  *  durch- 
schlägt'. Aber  einen  Versuch,  diesen  Gebrauch  für  Rom  nachzuweisen, 
hält  er  offenbar  für  gänzlich  überflüssig,  würde  sich  freilich  auch  dabei 
sofort  haben  überzeugen  müssen,  dass  solche  Auffassung  des  römischen 
tcstis  ganz  undenkbar  ist.  Lat.  leg-  (Irx),  von  legere  'zusammenlesen' 
'sammeln',  soll  den  Begriff  des  'zusannnen'  enthalten  und  zuerst  vom 
Vertrage  der  zwei  irgend  einen  Handel  Abmachenden  gesagt  sein,  wo- 
möglich gar  auf  den  Handschlag,  das  Binden  der  Hände  gehen.  Mir 
will    scheinen,    dass    das    zur  wirklichen   Bedeutung  von    lex    sehr  übel 

97)  IgF.  XVI  184 ff.,  XVII  lOOff.     98)  JBRPh.  V  1,  71. 


I  54  Lateinische  vSprache.    1902—1904. 

stimmt.  Mich  hat  cIhh  Sachliche  auf  einen  ganz  anderen  Einfall  gebracht, 
den  man  diesem  Zusanmienhang  zu  Gute  halten  mag:  lex  ist  xax* 
iioxi]v  *die  Lektüre',  klas  Gelesene*.  Wer  an  die  Wichtigkeit  öffent- 
licher Aushängung  oder  Aufstellung  der  Gesetze  im  alten  Griechenland 
und  Rom  denkt.,  dem  wird  klar,  wie  dieser  LesestoÄ  sich  vor  allen 
anderen  aufdrangen  musstc;  der  gemeine  Mann  wird  in  Gortyn  in  alter 
Zeit  schwerlich  viel  andere  Lektüre  gehabt  haben  als  sein  Zwölftiifel- 
gesetz.  Wird  es  in  Rom  viel  anders  gewesen  sein?  So  könnte  ich  meine 
Polemik  gegen  Meringer  noch  in  vielen  Einzelheiten  weiterspinnen, 
ganz  zu  geschweigen  von  dem,  was  sich  inzwischen  von  selbst  erledigt 
hat  wie  die  Gleichung  'AjiöXkcov  =  inqnilinus  (!)  durch  Wilamowitz 
glänzenden  Aufsatz  (IL  38,  5  7 5  ff.).  Aber  ich  möchte  lieber  dem  Prinzipc 
nochmals  meine  Anerkennung  aussprechen:  die  Sachen  kennen,  natürlich 
ola  TjVy  nicht  ola  hv  yEvoirOj  ist  Vorbedingung  für  die  sprachliche 
Deutung.  Und  nun  zurück  zum  Anfang  des  Alphabets:  Ascoli'*) 
(ridere:  ai.  rrnl  Verlegen  werden',  *sich  schämen',  idg.  rmrf  'verlegen, 
verschämt  lächeln');  Br^al^®®)  {comminvs  ricissim  saeer,  das  letzte 
aus  dem  Etmskischen!);  Bruomann  *®^)  {cedo  aus  ('e-xdo  zur  W.  sed- 
*gehen'  in  gr.  6d6g^  ksl.  chod'i>  *iiicessus';  arcesso  inccsso  aus  *ar- 
faccsso  * i?i-faeesso^  wo  ich  wenigstens  im  Negativen  zustimme :  Thurn- 
EYSKN^  Vermutung  im  Thesaurus  s.  v.,  arcesso  könne  =  *arvocesso 
sein  (vgl.  Anm.  141),  ist  ausgeschlossen,  denn  von  vfxnre  liönnte  höchstens 
*vocasso  gebildet  werden;^®*)  igitur  soll  zu  griech.  ixtag  *nahe'  gehören: 
mir  scheint  lautlich  und  semasiologisch  die  alte  Herleitung  aus  enklitischem 
mjitur  weitaus  im  Vorteil,  die  man  gegen  Brugmanns  Bedenken  un- 
schwerverteidigen kann;  tueor:  ao(p6g;  opimus  j^dtrnmis  nus  *opfmnus 
*patriffmus  m720-Partizipien  von  *optre  patrire,  cf.  patrftns;  ^^*)  hu- 
maniis  von  Vioimo-  'Diesseits'  zu  Ä/e;  endlich  sei  wenigstens  hier  der 
umfassenden  und  höchst  anregenden  Untt^rsuchung  Brugmann^  über  die 
indogermanischen  Demonstrativpronomina^^*)  gedacht,  die  natürlich  auch 
für  das  Lateinische  ihren  Ertrag  abwirft);  Bücheler ^®''*)  {orlopecfa, 
Pferdename  auf  einer  afrikan.  Devotion,  bei  Petron  als  Tiername  herzu- 
stellen, etwa  d(p^akjLt07iiJHTrjg 'ydleEmwendunoren  von  Vexdryes*®*")  scheinen 
mir  nicht  genügend  durchdacht);  Cjardi-Duprez ^®*')  {^pj'onmlgare  Ver- 
schmelzung von  promere  und  (di)vi(lgare^\  Döhrinc} ^®')  {^v index  index}; 
FxY^^^)  (^r est ihulum,  Veioris,  vada  vado,  rernens  elemeffs,  Quin(c)tus, 
culpa  cnlter  (aus  sculptro-,  schon  darum  nicht  möglich  weil  scidpo 
junge  Form  für  scalpo  HCi>'EX  P,  5G,  3SS),  populus  popitlari;^^^)  nach 
einer  Reihe  von  Worten,  die  Entstehung  von  g  aus  j  im  Anlaut  be- 
weisen sollen,  perieratj  aemulnn\  imifari,  ira:  aerunma:  av.  aesma 
*Wut',  Carmen  oportet  aperit  parnt;^^^)  cesna  =  osk.-unibr.  kersnu 
zu  Ceres};  Hkmvl^^^)  {tnaniis  =  ai.  manu  'Mensch');  Holthauhen*^*) 
(.S77/r 'ohne');  Kretschmer^^^)  {orbis  aus  ori-dhis  zu  öra  'Rtmd' ent- 

99)  IgF.  XIII 278.  inO)MSLP.XII243f.  101)  IgF.  XIII  84 ff.  102)  Ebd. 
XVI 401  ff.  103)Ehd.  XVII  KMiff.  104)AbhphhKlhiGW.  XXII  Nr.  0  105)RMPh. 
58,  r)24ff.  105a)  MSLP.  XIII  231  f.  106)  BB.  XXVII  lSr)ff.  107)  ALL(;. 
XIV  lH()ff.  108)  AJPh.  XXIV  Ü2ff.  109)  P:bd.  XXV  IGlJff.  110)  ALLG. 
XTTI  13()f.  111)  AJPh.  XXII  420 ff.  11'2)  IirF  XIV  341.  113)  ZvglS.  38, 
12.sff. 


F.  Skiitsch.  I  55 

öprc(!hend  meiner  Erklärung  von  ffiorhn^  aus  *iuori'dlms  ^sterben 
machend';  orhita  Kompositum  aus  orbis  und  dem  Partizip  itd  'begangen' 
wie  griech.  ä/ia^-nog  aus  äfia^a  und  h6g,  letzteres  recht  einleuchtend; 
Mavors  aus  *m(U)cs  =  ved.  mnkds  und  vorto  *der  mit  Macht  wendende'; 
es  folgen  Bemerkungen  über  Mars,  das  durch  eine  in  Eigennamen  häufige 
„innere  Kürzung"  [Kurt  =  Kuoiirät)  aus  Mavors  hervorgegangen  sei; 
demgegenüber  s.  olx»n  8.  44  Anm.  52);  Lindsay^'*)  (versucht  das  von 
mir  als  Urform  von  purum  erwiesene  parvom  in  der  Wendung  par- 
mm  fidem  esse,  habere  alicui  bei  Plautus  nachzuweisen;  leider  ist  es 
nur  Bacch.  570  in  T  überliefert,  sonst  immer  das  normale  parram  oder 
das  unmetrische  panim};  MEiLLi^rr^^'*)  (bespricht  den  Gegensatz  zwischen 
der  Assimilation  von  An-  und  Inlaut  bei  barba  aus  *farba  und  zwischen 
<ler  Nichtassimilation  in  faber  fiber;  b  habe  in  den  letzteren  Worten 
weniger  Kraft  gehabt  als  bei  der  postkonsonantischen  Sttdlung  in  *farba); 
MoMMHEN^'*)  {^maiinpium  kurze  Angal)e  der  Bedeutungsentwicklung 
auf  Gnind  der  klaren  Etymologie;  dagegen  ist  was  über  ras  und  über 
praes  aus  praeves  (zu  praen'derel)  gesagt  wird,  verfehlt  und  bereits 
von  Lenel*^"')  berichtigt:  praeves  ist  natürlich  Kompositum  aus  prae 
und  va^si  in  der  Präposition  von  praediu?n,  der  Ableitung  von  jrraes, 
kommt  nach  Lenel  zum  Ausdruck,  dass  es  sich  um  ein  Vorzugspfand 
handelt):  Nazari^^*)  (lateo,  raremus,  fragian  aus  ^frayrum  zu  fra- 
grare^;  Niedermann  ^^®)  (litu-slavische  Parallelen  zu  cornU'S  corulus 
ebulum  faenum  ruscus:  ebrius;  Verteidigung  der  Gleichung  7Ww/2/s  = 
gr.  fjLvx^d?'^  Formen  auf  bundus\  Verteidigung  und  Erklärung  einiger 
Worte  aus  den  Glossaren:**®)  furra  Rückbildung  aus  furculay  dieses  zu 
lit.  i  irkles  SSchere* :  ebenso  marcus  *Hammer'  zurückgebildet  aus  marcu- 
lus  =  *maltlos,  dieses  zu  ksl.  mlaH  *Hammer';  sorbum  Fruchtname 
älter  als  sorbus  Baumname,  aus  sordhom  *das  Rote'  zu  lett.  särts  *rot 
im  Gesicht';  wichtig  an  diesem  Abschnitt  ist  der  Nachweis,  dass  das  in 
den  Grammatiken  als  einziges  Beispiel  für  den  W^andel  von  rdu:rb 
funktionierende  derbiosus  überhaupt  nicht  existiert  hat);  Pokrowsky^**) 
{hirtus  hirsutus;  (^nxia  Uuxia  von  Neutron  *cingos  *ungos:  aditi- 
alis  von  ^aditiumojexitiumx  rindicta  von  rindicit  der  12  Tafeln; 
furtum  von  einem  Verbum  *furiOy  Denominativ  zu  ftir\  rolncer  feile- 
bris  von  Nebenformen  der  Verben  volare  fellnre  nach  der  3.  Konju- 
gation; singultus:  singuhis  ■=■  tumiiltus:  tumulus,  letzteres  jedenfalls 
mit  ttnneo  zusammenhängend  ;^^^)  vitvperare  soll  von  *vftum  kommen, 
das  mit  i'itium  verwandt  sei  -  wenigstens  als  gesunde  Reaktion  gegen 
allerlei  unglaubliche  Versuche  der  letzten  Jahre  zu  begrüssen,  nur  liegt 
die  Sache  noch  einfacher:  ritium  selber  steckt  in  vituperare;  der  -io- 
Stamm  ist  behandelt  wie  in  niedituUinm:  medius  u.  dgl.,  das  i  vor 
Labial  u  geschrieben,  was  mir  lautgeschichtlich  intc^ressant  scheint.  Dass 
meine  Deutung  das  richtige  trifft,  bew<^ist  mir  der  Vergleich  mit  vltiare: 
man  sagt  in  alter  Zeit  gleichmässig  vituperare  alicui  omen  Plaut.  Cas. 
411  und  viiiare  alicui  auspicia,  ein  Verhältnis,  das  sich  mit  dem  von 

114)  ALLgTxIII  133 f.  115)  MSLP.  XIII  215.  116)  Z8RGR.  XXIII 
438.  117)  Ebd.  XXIV  414.  118)  RFl.  XXXII  (1904)  101  ff.  119)  Mdlangcs 
linguistiques  offerts  ä  M.  Ant.  Moillet,  Paria  1902  (Klinck«ieck)  S.  97ff. 
120)  IgF.  XV  104ff.     121)  ZvglS.  38,  281  ff.     122)  ZvglS.  38,  434f. 


I  56  Lateinische  Sprache.    lOrrJ— 1904. 

aeqtriparare  und  aequare  deckt;  auch  die  Bedeutuugöentwicklung  wird 
sowohl  ohne  weiteres  klar);  Prellwitz '^^)  {humaiws;^^^)  cons^iderare 
'mit  den  Sternen  in  Einklang  bringen',  'seine  Arbeiten  gehörig  einrichten', 
desiderare  zunächst  „von  den  Pflanzen,  die  gunstige  Witterung  von  den 
Sternen  verlangen",  woran  sich  eine  Betrachtung  der  von  Uhdolph, 
Dissert.  Breslau  1868,  sog.  „figurierten  Verben"  (verbalen  Komposita 
aus  Präposition  und  Nomen)  schliesst);  Regnaud  ^''^^)  {cinis  finis;^^^) 
Proben  eines  etymol.  Wörterbuches:  Wörter  mit  dem  Anlaut  g);  Roz- 
WADOwsKi^^')  {robuj'  osk.  vereiiai);  Scheftelow^itz ^^^)  (interessante 
Zusammenstellung  der  verschiedenen  Bezeichnungen  dos  Schädels  in  den 
idg.  Sprachen);  Schix>ssmann'^^)  (Versuch  einer  Bedeutungsentwicklung 
für  die  Reihe  stips  stiptila  stijnilari};  W.  Schulze  ^^)  (neben  manchen 
andern  gelegentlichen  Bemerkungen:  S.  111  proprius  aus  *prop(a)trms 
zu  jiQOJidxoQeg  sehr  verlockend  für  jedermann,  der  da  weiss,  wie  häufig 
gerade  der  Begriff  dauernden  Eigentums  in  j!?ro/>7^*WÄ  liegt) ;  Skutsch^^®) 
{(wcipetrina  bei  Plautus  Feminin  zu  aceipiter;  die  Adjektiva  auf 
-farius  wie  bifanus  erst  im  2.  Jahrh.  n.  Chr.  aus  den  alten  Adverbien 
auf  fariani  herausgebildet);  Solmsen^^^)  {faherna  für  Hraberna  zu 
trabs  osk.  triibom  u.  s.  w.);  Sommer  ^^^)  (der  Dativ  me  =  nd  soll 
aus  den  Auguralformeln  bei  Varro  VII  8  herausgelesen  werden,  was  mir 
ein  recht  kühnes  Unterfangen  scheint;  quartus  =  q^tiirtos  (sie);  funus; 
soluH  =  sc  vcs-los  *für  sich  weilend');  Speyer ^^^)  {veneman  und  Ver- 
wandtes); Stolz ^^*)  (Jte.*  gr.  ydka;  der  Leser  wundere  sich  nicht  über 
den  Doppelstern  bei  dieser  ihm  natürlich  altbekannten  Gleichung:  sie 
war  bezweifelt  und  Stolz  hat  sie  verteidigt  —  es  gab  nämlich  Leute, 
die  nicht  glauben  wollten,  dass  lac  ein  anlautendes  g  verloren  habe, 
während  gloria  glos  u.  s.  w.  das  ihrige  bewahren.  Dass  übrigens  Stolz 
irgend  etwas  Erhebliches  zur  Erklämng  der  Differenz  beigebracht  hätte, 
will  ich  nicht  behaupten;  es  mag  sich  wohl  um  Einflüsse  des  voraus- 
gehenden Auslauts  (hoc  glac  u.  dgl.)  handeln;*'^)  pusti^  pullus  sehr 
ausführlich ;^^^)  arcifinius,  (rapultty  o/>/w<?wtms\sß  desgleichen  ;^^'^)  öuntto 
oportet  sollen  wie  gr.  6cphaxdv(o  dxikXco  digvvo)  eine  Präposition  ö 
enthalten ;  ^^*^j  Abon'gincs  =  ab  origine;  actutum  ähnlich  wie  Zimmer- 
mann^*'), nur  soll  das  zu  Gninde  liegende  Nomen  actus  von  wxxx; 
konunen!;  tolutivi:  tollo  aus  tolro};  Stowasser  ^^^)  («//o,  extra,  Ad- 
verbien auf -/;;/;  alias};  Tiiurneysen'***)  (pluma  zu  W.  pleus-  plus- 
^rupfen',  die  auch  im  Kelt.  Germ.  Lit.  Vertreter,  zum  Teil  ähnlicher  Be- 
deutung, hat;  trux  identiscli  mit  mir.  tru  *dem  Tode  verfallen',  daher 
'dem  Äussersten  trotzig  ins  Auge  sehend',  trncfdare  aus  tmci-ctdare 
nlem  Tode  schon  Verfallene  abschlachten';  rens  ist  rums  res  agitier 
C'ic.  de  or.  II  183  Fest.  p.  273,  idso  ursprünglich  Genetiv  von  res  =z 
ai.  ragd/j,  reas  est  'er  gehört  zum  Prozess'  —   an  die  Zugehörigkeit  zu 

123)  BB.  2S,  ;U8f.  124)  I'n.ag.  Abhandlungen  zur  Indogcrm.  Sprach- 
geschichte A.  Fick  gewidmet,  Göttingon  1903,  S.  (i.Jff.  125)  RL.  3()  (11)03), 
09.  126)  Ebd.  37  (19U4),  Ijoff.  127)  Eos  Vin99ff.  (mir  nicht  zngänglich). 
128)  BB.  28,  143ff.  129)  RMPh.  59,  3U)ff.  180)  IgF.  XIV  -ISjff. 
131)  ZvglS.  38,  4.jÜff.  l:i2)  IgF.  XIV  2:J3ff.  133)  Museum  X  04 ff.  (mir 
nicht  zugängHch).  134)  IgF.  XIV  2()ff.  135)  IgF. XV  53 ff.  136)  Ebd.  X  VIT. 
S.-)ff.  137)  BB.28,  813  ff.  138)  WS.  20,  318ff.  139 ■  ZOG.  1903,  1  f f .  2ol  ff. 
140)  IgF.  XIV  127 ff,     • 


F.  Skutsch.  I  57 

res  habe  ich  ininiür  geglaubt;  crelo  zu  altir.  ce(  'Erlaubnis,  Einwilligung* 
gegen  Zimmer  ZvglS.  33,  153  und  gegen  Brugmann«  „kühne  Zerlegung" 
oben  Anni.  101;^*^)  Verteidigung  seiner  Etymologien  im  Thesaurus  gegen 
Bri^al  JS.  1901,  337  ff.,  durchaus  zutreffend  im  Negativen,  während  ich 
über  das  positive  hier  und  da  anders  denke,  z.  B.  durchaus  nicht  zugeben 
kann,  dass  die  von  Brugmann  vertretene  Gleichung  an  =  gr.  äv  == 
got.  an  auch  nur  eine  Gebrauchsweise  von  lat.  a7i  erklärt,  die  meine, 
an  =  atne,  auch  nur  eine  Gebrauchsweise  unerklärt  lässt  (vgl.  JbbPh. 
Supplem.  XXVII  96  ff.));  Uhlenbeck*")  {cedo  zu  ksl.  ^eznati 
'schwinden',  vgl.  Brugmann^®*)  und  Thurneysen^*®);  das  relativ  Wahr- 
scheinlichste ist  jedenfalls  Thurneysens  Ansicht);  Vetter^**)  ^fäs  = 
*fäsl,  aktiver  Inßnitiv  zu  farr^  nefäs  est  *man  darf  nicht  reden';***) 
ebenso  soll  darnnas  esto  =  *damnäsf  esto  sein  'man  soll  zur  Zahlung 
verhalten  dürfen';  dem  widerspricht  ausser  nicht  wenigem  anderen  doch 
auch,  dass  man  dann  in  beiden  Fällen  gleichmässig  est  oder  esto  er- 
warten müsste);  Wiedemann  ***)  (behandelt  beiläufig  eine  ganze  Anzahl 
lateinischer  Wörter,  z.  B.  S.  40  pomuyn  pono,  8.  62  funis  u.  a.,  alles 
recht  unphilologisch  (das  „lat.  aeget  *verdriesst'"  8.  49  ist  dem  Thesaurus 
und  mir  unbekannt,  sonderbar  sind  die  Erwägungen  über  die  Quantität 
von  fcmur  8.  61);  ausführlich  wird  8.  74  ff.  über  fmis  gesprochen, 
das  gut  von  figere  hergeleitet  wird,  aber  diese  Etymologie  hat  Bücheler 
schon  vor  30  Jahren  in  den  commentationes  Mommsenianae  8.  235  ge- 
geben, vgl.  neuerdings  RMPh.  60,  319);  Zimmermanns**^)  (avai^s 
armlrus  cärtis  von  den  „Lallwörtern"  für  Grossmutter,  Grossvater, 
Mutter  avä  amä  kä  resp.  kaka\^^'^)  aerumna  eigentlich  Last,  Tragreff 
(Paul.  F.  24)  von  *aerti7nen  ^ehernes  Gestell';  *aetutum  Neutrum  von 
*aeti(tns,  Bildung  me  statutus  versutus:  mein  Doppelstern  gilt  auch 
in  diesem  Falle  nicht  der  Originalität  der  Etymologie,  sondern  der 
Anerkennung  dessen,  was  längst  von  anderen  als  selbstverständlich  er- 
kläi-t  worden  ist,  vgl.  JBRPh.  VI  1,  448  Anm.  168  u.  169;»*«)  vüla: 
autumare  von  autem  wäre  nicht  ohne  einen  gewissen  8chein,  wenn  sich 
autumare  von  aestumare  trennen  Hesse;  Endung  -os^er;^**)  albariis ;  ^^^) 
Marors,  vgl.  dagegen  oben  Anm.  52  und  113);  Zubaty»^^)  {absque 
nsque}. 

C)  Syntax.  1903—1904  von  J.  H.  8chmalz  folgt  mit  1905  zu- 
sammen im  nächsten  Band,    rj)  Metrik  siehe  unter  2. 

2.  Die  einzelneil  Phasen  des  Lateins  in  der  historischen 
Zelt,  a)  Altlatein  1902—1904.  Sprachdenkmäler.  Die  Flut 
von  Literatur,  über  die  das  vorige  Mal  aus  Anlass  der  Forumsinschrift 
zu  verzeichnen  war,  hat  abgc^ebbt,  und  was  vereinzelt  nachkommt,  wird 
für  eigene  Chroniken^)  künftig  kaum  mehr  Stoff  bieten.  Für  diesmal 
habe  ich  jedenfalls  nur  wenig  zu  verzeichnen.     Zunächst  Kretsciimer^'^) 

141)  ALLG.  XIII  Iff.  142)  ZvglS.  3Ü,  258 ff.  143)  WS.  24,  531  ff. 
144)  Prgr.  Gy.  VVien-Hernals,  Wien  11)03.  145)  BB.  28,  Iff.  146)  ZvglS. 
38,  .502 f.  147)  Ebd.  39,  ()()4ff.  148)  IgF.  XV  123 ff.  149)  ALl^G  XIII 
252  gegen  Meyer-Lübke  ebd.  50.  150)  llMPh.  5.S,  31()f.  151)  LFi.  1903, 
81  (mir  nicht  zugänglich). 

1)  Tropea  RSASA.  VII  425  ff.  VIII  .529 ff.  Vgl.  etwa  noch  Platter 
TrAPhA.  32,  XlVff.     :i)  WS.  20  (1904),  1.58f. 


I   58  Lateinische  Sprache.    1902—1904. 

Vermutung,  <la88  die  Worte  iorestod  j  vcM  Z.  12/13  ioie^ytod  drel(l)ody 
iusto  hello  bleuten.  Einwände  liegen  auf  der  Hand.  In  den  beiden 
Fällen,  wo  man  bisher  schon  Doppelgeltung  eines  einfachen  Zeichens  an 
der  Wortgrenze  vermutet  hat,  ist  es  am  Anfang  des  zweiten  Wortes  ge- 
schrieben (ite\  ri;  knpia]  dotajz  zur  Bedeutung  des  Ganzen,  soweit 
man  von  ihr  reden  darf  (vgl.  JBRPh.  VI  1,  457),  scheint  bellum  recht 
schlecht  zu  passen.  Das  Wort  iouxmenta  ist  neuerdings  von  Bücheler*) 
trefflich  behandelt  worden,"  der  es  wie  Ref.  u.  A.  für  die  Urform  von 
iumenta  hält  und  nun  auch  offimentnm  rjXoq  CGIL.  II  188  und 
527  entsprechend  aus  offig-s-mentum,  detramen  Pelag.  199  aus  detrax- 
ffien  (:traho)  erklärt.  —  Von  den  anderen  ältesten  Inschriften  ist  die 
Dvenosin  Schrift  Gegenstand  eines  besonderen  Paragraphen  in  Merin(5ER* 
oben  S.  53  charakterisiertem  Aufsatz  *  Wörter  und  Sachen'*)  geworden. 
Ich  habe  freilich  auch  hier  das  Gefühl,  dass  man  es  mehr  mit  Hypo- 
thesen, als  mit  „Sachen"  zu  tun  hat,  gerade  wie  bei  Meringers 
Behandlung  der  Ma  niosin  schrif  t*).  Grienberger^  Lesung  und  Deutung 
der  Buchstabengruppe  iovesat  deivos  =  iurat  deos  auf  der  Dvenos- 
in Schrift**)  glaube  ich  trotz  Meringer"  Widerspruch  noch  für  wahr- 
scheinlich halten  zu  dürfen'').  Auch  das  Arvallied  hat  wieder  einige 
Interpreten  angelockt,  deren  Scharfsinn  man  lieber  auf  einem  frucht- 
bareren Felde  begegnen  würde *^).  Originell  ist  Goidanich'  Versuch®) 
der  bekannten  Bronze  vom  Fuciner  See  beizukommen;  er  liest  Qiso 
Cantovios  apni(m)  FclnnofmJ  (etwa  Eclanom)  ceipfed)  npur  ßnem 
Esalieom  e7i  urbid  Casontonia  sodeque  donom  atolere  A(n)c(i)tia 
pro  l[ecio]7iilyus  Mm'tses  und  versteht  unter  dem  Eber  ein  Feldzeichen 
der  Aeculaner,  das  Cantovios  erobert  (cepit)  und  seine  Kampfgenossen 
geweiht  hätten.  Ich  erkenne  gern  an,  dass  diese  Interpretation  die  erste 
ist,  die  dem  ganzen  einen  greifbaren  Sinn  gibt,  bleibe  aber  trotzdem  im 
einzelnen  sehr  skeptisch.  Dagegen  stimme  ich  im  ganzen  mit  dem  Verf. 
darin  überein,  dass  die  Inschrift  lateinisch  ist,  nicht  marsisch  oder  mar- 
sisch-lateinisch, und  etwa  aus  der  Zeit  um  300  v.  Chr.  stammt.  Eine 
Reihe  der  älteren  Inschriften  hat  Bormann  ^'^)  erörtert  (lex  repet.  CIL. 
I  198,  lex  Anton,  de  Term.  CIL.  I  204).  —  Weit  gewinnreicher  als 
diese  Interpretationen  und  Interpretationsversuche  waren  ein  paar  neue 
Funde,  die  freilich  an  Alter  hinter  der  Forumsinschrift  weit  zurückstehen. 
In  Norba  im  Volskergebirge  sind  folgende  zwei  Inschriften  zu  Tage  ge- 
kommen, die  etwa  dem  dritten  Viertel  des  3.  Jahrhunderts  angehören 
mögen :  P.  Hutilins  M,  f.  Junonei  Loucina  dedit  mei^etod  Diovos 
castiid  und  Jiinone  Lovina  dono  pro  C.  Rutilio  I\  f,  ^^).  Die  erstere 
hat  eine  bekannte  Streitfrage  glatt  entschieden:  in  der  Inschrift  CIL. 
I  813  Junone  Loticinai  IHovis  caMud  facitud  ist  der  Genetiv  Dwvuh 
nicht,    wie  Mommsen    meinte,    zum  vorausgehenden    zu  ziehen  (Junoni 

3)  RMPh.60(190r)!),  317ff.  4)  IgF.  XVI  104 ff.  5)  Ebd.  102ff.  6)  Ebd. 
27  ff.,  vgl.  JBRPh.  VI  1,  458  Anm.  231.  7)  Zur  Dvenosinschrift  vgl.  noch 
Vetter  oben    S.    57    Anm.    144    (pncare    soll  2.  Sing.  Konjunktiv  Med.  .sein). 

8)  GoiDANiCH   SlFCl.    X    (1902)    270ff.    Stowasser    WS.    25   (1903),    78ff. 

9)  A.  a.  O.  8.  237 ff.  10)  Beiträge  zur  alten  Geschichte.  Festschrift 
zu  O.  Hirschfolds  60.  Geburtstage,  Berlin  1003,  431  ff.  11)  NSc.  1903, 
255  mit  Abbildung. 


F.  Skutsch.  I  59 

Joris  sc.  coniffgijy  sondern  zu  castud,  —  Für  die  handsehriftlich 
erhaltenen  Überreste  sei  folgende«  erwähnt.  Das  Salierlied  hat 
Hkmpl*^)  zu  erklären  versucht,  worüber  ich  weiter  kein  Wort  zu  ver- 
lieren brauche.  Die  12  Tafeln  haben  es  sich  gefallen  lassen  müssen, 
als  Produkt  des  Sex.  Aelius  Paetus  Catus  erwiesen  zu  werden  *^)  und  zwar, 
was  mich  am  meisten  verwundert,  auch  auf  Grund  der  Sprache,  die  doch, 
wenn  man  von  den  natürlich  der  Modernisierung  ausgesetzten  Lauten 
und  Endungen  absieht,  in  Wortschatz,  Syntax  u.  dgl.  die  deutlichsten 
Kennzeichen  hohen  Alters  trägt  (über  stilistische  Eigentümlichkeiten  der 
12  Tafeln,   die   Lamberts    Verwunderung    erregt    haben,    vgl.    JBRPh. 

V  1,  57).  Die  Echtheit  ist  gegen  Lambert  von  Girard  wirksam  ver- 
teidigt worden^*).  Eine  ganze  Anzahl  neuer  Ausgaben  ist  für  die  alten 
Dichter  zu  verzeichnen.  Von  der  grundlegenden  Teub Herausgabe  des 
Plautus  ist  der  Epidicus  in  zweiter  Auflage  erschienen^'),  ebenso  das 
zweite  Bändchen  der  bequemen  kleinen  Textausgabe  des  gleichen  Ver- 
lages ^^  das  bei  dieser  Gelegenheit  im  kritischen  Apparat  manche  Ver- 
vollständigung, im  Text  manche  Verbesserung  erfahren  hat.  Die  scriptorum 
classicorum  bibliotheca  Oxoniensis,  die  englische  Konkurrenz  der  biblio- 
theca  Teubneriana,  hat  ihren  Plautustext  den  geübten  Händen  Lindsay* 
anvertraut^');  der  Hauptfortschritt  besteht  hier  in  der  Ausnutzung  der 
von  Lindsa]^  gefundenen  Kollation  des  codex  Turnebianus  (vgl.  JBRPh. 

V  1,  71  Anm.  101),  im  übrigen  scheinen  mir  die  textlichen  und  pro- 
sodisch-metrischen  Neuerungen  nicht  durchaus  Treffer  zu  sein.  Von 
Literatur  zu  Plautus  ist  nicht  viel  erhebliches 'Neues  zu  nennen.  Dem 
jetzt  ein  Dezennium  alten  Versuche  Leo**,  die  Textgeschichte  des  Plautus 
zu  schreiben,  hat  Lindsay  einen  ganz  anders  gearteten  entgegengesetzt*®). 
Aber  ob  ich  gleich  in  vielem  anderer  Meinung  bin  als  Leo  und  z.  B. 
für  die  angebliche  Rezension  des  Probus  jeden  genügenden  Anhalt  ver- 
misse, so  zweifle  doch  auch  ich  nicht,  dass  das  Urexemplar,  auf  das 
unsere  beiden  Handschriftenklassen  zurückführen,  von  Plautus  erheblich 
absteht  und  dass  Lindsays  Versuch,  die  Ijcsuugen  dieses  Archetypus 
womöglich  durch  die  Bank  als  plautin isch  zu  erweisen,  ebenso  prim&ipiell 
verfehlt  ist,  wie  er  im  einzelnen  zu  bedenklichen  Konsequenzen  führt.  — 
Für  Ennius  und  Lucilius  haben  wir  in  der  Berichtszeit  durch  Vahlen 
und  Marx  die  fortan  massgebenden  Editionen  erhalten.  Vahlen-^  Neu- 
bearbeitung seiner  Ennianae  poesis  reliquiae*®)  lässt  nunmehr  in 
einem  Gesamtbild  alles  überschauen,  was  Vahlen  in  zahlreichen  wert- 
vollen Einzelbeiträgen  seit  dem  Erscheinen  seiner  ersten  Ausgabe  für 
Ennius  geleistet  hat,  und  hat  natürlich  zugleich  auch  all  die  neueren 
Editionen  von  Quellen  der  ennianischon  Fragmente  ausgeschöpft.  Die 
Prolegomena  geben  einen  Überblick  über  diese  Quellen  und  versuchen 
in  grösserer  oder  geringerer  Ausführlichkeit  die  Rekonstruktion  der 
Dichtungen  des  Ennius.     Vielleicht  hätte  hier  und  da  den  Vermutungen 

12)  TrAPhA.  31,  182  ff.  13)  Lambert  NRHD.  1902,  149  ff.  14)  Ebd. 
S.  381ff.  15)  Plauti  Epidicus  itenimrec.  G.  Götz,  I^ipzig  1902.  16)  Plauti 
comoediae  rec.  Götz  et  Scholl.  Fase.  II  (Bacch.  Capt.  Gas.)  Editio  altera 
eroendatior,  Leipzig  1904.  17)  Plauti  comoediae  reo.  Lindsay.  Tom.  I 
Amph.-Merc.  Tom.  II  Mil.-Vid.  Frapm.  Oxford,  Clarendon  Press,  o.  J.  18)  The 
Ancient    Editions    of    Plautus.      Oxford    (Parker)    1904.       19)    I^ipzig    1903. 


I  f}0  Lateinische  Sprache.    1002— 1<»04. 

anderer  über  Kritik,  Inhalt,  Prosoilie  und  Metrik  der  Fnij>:niento  etwas 
mehr  Rechnung  getragen  werden  können.  So  ganz  ist  L.  Müllers  im 
allgemeinen  an  Wert  weit  hinter  Vahlen  zurückstehende  Ausgabe  nun 
doch  nicht  antiquiert,  in  der  u.  a.  mit  Recht  die  Unechtheit  von  Ann.  573, 
den  Vahlen  nicht  einmal  verdächtig  zu  finden  scheint,  ausgesprochen 
ist  (vgl.  Sjögren,  Zum  Gebrauch  des  Futurums  im  Altlat.*®) 
S.  226f.)  und  in  der  z.  B.  für  Buch  XVI  Bergks  von  Vahlen  ohne 
ausreichenden  Grund  angezweifelte  Entdeckungen  verwertet  sind.  Vgl. 
für  diese  und  ähnliche  Dinge  die  Besprechung  von  Marx*^)  und  des 
Referenten  Artikel  Ennius  in  Pauly-Wissowas  Realenzyklopädie ^*). 
Marx'  Lucilius*^)  ersetzt  die  früheren  Ausgaben  vollkommen  und  erfüllt 
die  Erwartungen,  mit  denen  man  ihm  allein  schon  auf  Grund  von  Marx' 
glänzender  Erstlingsarbeit  entgegensehen  durfte.  Ich  will  auch  hier 
keineswegs  sagen,  dass  ich  im  Kritischen,  im  Sachlichen  und  besonders 
im  Prosodischen  immer  genau  derselben  Meinung  wäre  wie  der  Heraus- 
geber, aber  dergleichen  kleine  Differenzen  besagen  nichts  gegenüber  einer 
so  aus  dem  Vollen  geschöpften  und  so  durchdachten  I^eistung.  Der 
Kommentar  brauchte  die  hier  besonders  kümmerliche  Arbeit  L.  Müllers 
nicht  zur  Folie,  um  durch  seinen  doch  immer  nur  auf  die  Sache  ge- 
richteten Reichtum  zu  erfreuen.  —  Für  Terenz  hat  wie  für  Plautus  die 
Clarendon  Press  einen  neuen  Text  geliefert;  leider  hat  sich  der  sonst 
verdiente  Herausgeber  auf  diesem  Gebiet  als  völliger  Dilettant  erwiesen**). 
Die  Neubearbeitung  des  Dziatzkoschen  Kommentars  zu  den  Adelphen 
hat  Kauer  mit  grossem^  Eifer  durchgeführt**).  Ausserdem  mag  die 
Faksimilicrung  des  Ambrosianus  nebst  Proben  der  anderen  Bilderhand- 
schriften erwähnt  sein*').  —  Von  wichtigen  Quellen  für  die  Reste  des 
Altlateins  sind  in  der  Berichtszeit  Gellius  und  Nonius  neu  heraus- 
gegeben worden.  Von  ersterem  hat  Hosius  einen  mehrfach  verbesserten 
Text  mit  geschickt  komprimiertem  apparatus  criticus  geliefert^')  und  in 
der  inhaltreichen  Vorrede  unser  Wissen  von  den  Quellen  des  Gellius 
übersichtlich  zusammengestellt^®).  Lindsay**  Nonius*^)  verwertet  ein  um- 
fassendes handschriftliches  Material  (üb(»r  eine  wichtige  Einzelfrage  vgl. 
JBRPh.  IV  1,  79  Anm.  51)  und  ist  in  der  Textgestaltung  mit  Recht 
weit  vorsichtiger  gewiesen  als  seine  nächsten  Vorgänger. 

JKetrik.  An  eigentlich  metrischen  Schriften  habe  ich  nur  ein 
paar  Einzeluntersuchungen  über  das,  was  man  plautini.^^che  Prosodie  zu 
nennen  pflegt,  anzuführen.  Ich  selbst  habe  die  Frage  nach  der  Synizese, 
die  ich  vor  Jahren  angeschnitten  hatte,  nun  in  ihre  letzten  Konsequenzen 
hinein  verfolgt^®)  uml  nachgewiesen,  dnss  für  iambische  Wortschlüsse 
{aureo,  pridic  u.  s.  w.)  so  wenig  wie  für  iambisclie  Worte  und  Wortan- 
fänge  eine  Nötigung  an  Synizese  zu  glauben  vorliegt.  Viehnehr  erklären 
sich  alle  bisher  so  aufgefas.sU^n  Fälle  ebenso  wie  sämtliche  EigentümHch- 


20)  SHVU.  1X5,  Upsala  19nr, (!).  21)  DLZ.  190:^  L>74vSf.  22)  V  'JöSDff. 
23)  Liicili  carminum  reliquiae  rec.  F.  Marx,  2  Bde.  lA}\\mg 
11)04/05.  24)  Teronti  comoediae  rec.  R.  Y.  Tyrrell.  25)  I^^pzig  1903. 
26)  Terentius.  (/odex  Ambrosianus  H.  77)  inf.  phototypice  editus. 
Praefatus  est  E.  Bethe.  l^vdon  (Sijthoff)  1903.  27)  1  Bde.,  I^ij)zig  1903. 
28)  Vgl.  die  Besprechung  von  Heraeis  BPhWS.  1904,  ll()3ff.  29)  3  Bde., 
Leipzig  1903      di))  Inja^  (vgl.  oIkjd  Ö.  7)1).  Anni.    124)  S.  I08tf. 


F.  Hkiitsch.  I  Gl 

keiten  in  der  Proswlie  anapästisoher  Verse  als  Wirkunpren  des  Jamben- 
kürzungs^esetzes,  von  dem  in  diesen  Berichten  schon  wiederholt  die  Rede 
war^^).  Zu  meiner  Freude  hcj^innen  die  Ausgaben  mehr  und  mehr 
meinen  Ansichtt»n  Rwhnung  zu  tragen,  und  wenn  Götz- Scholl  in  der 
Neuauflage  ihres  kleinen  Plautus^*)  8.  VII  mir  soviel  einräumen  zu 
sollen  glauben,  <lass  sie  m^o  s^'w  u.  s.  w.  schreiben,  nicht  wie  früher 
7ne6  suö  „ubi  de  brevi  breviante  aut  non  minus  bene  aut  adeo  melius 
cogitari  potest",  so  sollten  sie  nicht  daneben  setzen:  „in  synizesi  a  Plauto 
prorsus  abiudicanda  Skutschius  quaedam  admisit  prorsus  improbabilia,  ut 
nobis  videtur".  Man  muss  mir  gar  nichts  oder  alles  konzedieren.  Eine 
Grenze  zwischen  Jamben kürzung  und  Synizese,  wie  sie  Götz-SchöU  wollen, 
lasst  sich  ohne  Willkürlichkeit  nicht  ziehen;  sie  haben  sie  gegen  früher 
zu  meinen  Gunsten  verschoben,  aber  die  Unsicherheit  der  Demarkations- 
linie ist  bei  ihnen  genau  die  gleiche  geblieben.  Und  worauf  stützt  sich 
denn  die  Anklage  der  Improbabilitat?  was  darf  denn  hier  improbabel 
heissen?  Das  ist  eine  einfache  Provokation  an  das  Gefühl,  die  ich 
zurückweisen  muss,  wahrend  ich  jeden  sachlichen  Einwand  gern  prüfen 
werde.  Überhaupt  vermisse  ich  noch  immer  in  vielem,  was  über  plautinische 
Prosodie  geschrieben  wird,  die  Fähigkeit  grammatischen  Gesichtspunkten 
gerecht  zu  werden;  wer  uns  über  plautinische  Rilbenmessung  belehren 
will,  muss  in  der  lateinischen  Lautlehre  firm  sein.  Sonst  lauft  er  Gefahr 
die  Argumente  pro  und  contra  so  falsch  einzuschätzen  wie  Hingst  in 
seiner  übrigens  fleissigen  und  ach tungs werten  Dissertation'*).  Hingst 
untersucht  den  drittletzten  Jambus  in  den  jambisch-trochäischen  Versen 
und  glaubt  zu  finden,  dass  er  regulär  nur  dann  durch  ein  spondeisches 
Wort  gebildet  wird,  wenn  die  schliessenden  zwei  Jamben  aus  einem 
Wort  bestehen.  Aber  Kasus  von  tVfe  und  Lste  sollen  sich  an  jener 
Versstelle  so  häufig  ohne  jene  Einschränkung  finden,  dass  man  dadurch 
gezwungen  werde,  für  diese  Worte  Kürze  der  ersten  Silbe  anzunehmen. 
Ich  glaube  diese  Anschauung  durch  meine  Forschungen  z.  lat.  Gmmm. 
u.  Metr.  I  (JBRPh.  II  50 f.)  definitiv  als  unmöglich  erwiesen  zu  haben, 
glaube  es  nach  Hingsts  Arbeit  so  bestimmt  wie  vorher.  Ich  will  so 
kurz  wie  möglich  sagen,  wanmi.  Hingst  hat  keinerlei  Ansatz  gemacht 
meine  Argumente  zu  widerlegen.  Er  hält  den  Blick  vielmehr  immer  nur 
auf  die  Einzelheit  gerichtet,  die  sein  Thema  ausmacht.  Nun  findet  er  36  Fälle 
von  nie  iste  im  drittletzten  Jambus  (S.  77  f.).  Von  diesen  fallen  12  ohne 
weiteres  fort,  weil  die  betr.  Verse,  wie  die  angeblich  regulären  Fälle,  auf  ein  4- 
resp.  ösilbiges  Wort  schliessen;  zwei  weitere  scheidet  Hingst  selbst  als 
korrumpiert  aus.  Rest  22.  Davon  nimmt  er  ohne  weit<Tes  selbst  noch 
12  als  durch  Proklise,  Enklise  u.  dgl.  entschuldigt  an,  so  dass  im  ganzen 
10  Fälle  übrig  bleiben.  Hiervon  sind  aber  sofort  die  5  mit  istuCy 
istinc,  illic,  wtaec  zu  streichen.  Denn  dass  das  spondeische  Wort  im 
drittletzten  Fuss  erlaubt  ist,  wenn  es  auf  der  2.  Silbe  betont  ist,  hat 
Hingst  selbst,  freilich  anscheinend  ohne  sich  dessen  ganz  bewusst  zu 
werden,  konstatiert,  indem  er  mit  Rec^ht  Fälle  wie  Rud.  1070  iiosfcr 
no8  non  solet  als   durch    die  Enklise   von  nos  d.  h.  durch   die  Endbe- 

81)  Siehe  namentlich  I  34 f.;  IV  1,  9:if.  32)  De  spondeis  et  ana- 
paestis  in  antepacnultimo  pedc  versuum  peneris  duplicis  lati- 
nnrnm,  I^eipzig  1904. 


I  62  Lateinische  Sprache.    1902-1904. 

toiiung  von  noster  entschuldigt  ansieht;  dass  aber  im  Latein  istdc  isthic 
illh  betont  worden  ist,  gehört  doch  wohl  zu  den  sichersten  Tatsachen 
der  lateinischen  Akzentlehre.  Für  die  übrigen  5  Fälle  (Amph.  134  illa 
illüm  censet  virum,  Bacch.  1018  dudurn  Uli  dixi  omnia  u.  s.  w.) 
will  ich  nicht  erst  nach  Einzelentschuldigungen  suchen;  das  Entscheidende 
habe  ich  schon  in  den  Forschungen  gesagt:  es  war  auch  hier  Endbe- 
tonung des  Pronomens  eingetreten.  Was  Hingst  S.  80  hiergegen  ein- 
zuwenden versucht,  kann  nur  zeigen,  dass  es  ihm  an  Blick  für  die 
Akzentfragen  fehlt;  dass  ille  t^ils  auf  der  ersten,  teils  auf  der  zweiten 
Silbe  betont  war,  ergibt  sich  ja  aufs  einfachste  aus  den  romanischen 
Sprachen.  Dazu  hat  jetzt  eine  treffliche  Beobachtung  Leo^^^)  meine 
Ansätze,  wie  mir  scheinen  will,  überraschend  bestätigt:  die  von  mir  als 
endbetont  (oder  besser  vielleicht:  als  nicht  auf  der  ersten  Silbe  betont) 
angesetzten  Formen  {ilbhn  ist  um  etc.)  stehen  allemal  nach  Vokal  {illa 
illüm,  dudum  tili  u.  s.  w.).  Das  kann  kein  Zufall  sein:  die  erste 
Silbe  von  ille  wird  irgendwie  in  dem  vorausgehenden  Vokal  aufgegangen 
sein,  wie  das  schon  eine  ältere  Generation  manchmal  vermutete,  ich 
selbst  aber  an  den  Verbindungen  de  (i)lla,  nt(m  ijlla,  e(m  ijllum  ge- 
zeigt zu  haben  meine  ^*).  Allein  ich  habe  mich  viel  zu  sehr  auf  Einzel- 
argumentation eingelassen.  Das  war  gar  nicht  nötig.  Wer  das  richtige 
Verständnis  für  die  Fragen  der  plautinischen  Prosodie  hat,  der  weiss, 
wie  ich  vorhin  schon  andeutete,  dass  sie  Fragen  der  Lautlehre  sind;  es 
muss  in  jedem  einzelnen  Falle  mit  Hilfe  der  Lautgesetze  erklärt  werden 
können  und  erklärt  werden,  warum  Plautus  eine  Silbe  so  oder  so  misst. 
Wer  also  behauptet,  dass  für  Plautus  die  erste  Silbe  von  ille  eine  Kürze 
sein  konnte,  der  hat  das  lautgeschichtlich  zu  begründen.  Das  ist  nicht 
nur  von  Hingst  versäumt,  sondern  einfach  unmöglich ^^),  und  darum 
sollte  endlich  einmal  das  Phantom  Ille  in  der  plautinischen  Prosodie  zu 
spuken  aufhören.  —  Die  Vertrautheit  mit  der  Grammatik,  die  Hingst 
fehlt,  besitzt  in  erfreulichem  Maasse  Jacobsohn,  der  einen  Teil  der  bei 
Plautus  überlieferten  Hiate  auf  neuem  Wege  zu  rechtfertigen  unter- 
nommen hat^°).  Er  glaubt,  dass  die  4.  Arsis  des  Senars,  die  2.  und  C. 
des  trochäischen  Septenars  antiquierte  und  sonst  dem  Versschlusse  vor- 
behaltene Formen  (z.  B.  siet),  ferner  syllaba  anceps  und  endlich  eben 
den  Hiat  zugelassen  haben.  Aber  trotz  der  Vorzüge  des  Verfs.  halte 
ich  den  Beweis  für  durchaus  missglückt.  Plautus  hat  etwa  14  000  bis 
113  000  Senare  und  trochäische  Septenare,  darin  stehen  nach  den  Listen 
des  Verfs.  (S.  2  ff.  27  ff.)  50  Fälle  jener  drei  angeblich  erlaubten  Hiatc 
zusammengenommen,  im  ganzen  also  ^/g  Proz.  Eine  nur  so  belegte  Er- 
scheinung wird  ohnehin  schwerlich  jemand  als  ausreichend  beglaubigt  an- 
sehen. Man  möge  aber,  um  die  Zahl  richtig  zu  wüixligen,  noch  damit 
die  Belege  für  einen  anerkannt  legitimen  Hiat  vergleichen,  nämlich  für 
den  einen  Diäresenhiat  im  jambischen  Septenar.  Die  200  Verse  Asin. 
545 — 745  enthalten  11  solche  Hiate  d.  h.  5^/2  Proz.  Hiate  für  diese 
eine  Versstelle!  Dabei  habe  ich  Jacob sohns  Beispiele  hingenommen, 
wie  er  sie  gibt;  aber  auch  ausser  denen,  die  er  selbst  als  zweifelhaft  be- 


33)  Der  saturnische  Vers  GAphhKl.  VIII5(190r)!)  S.  28  Anm.    34)  P. 
59,49r)f.  35)  Vgl.  auch  />'o«c(Anin.  :J0)  S.  120 ff.    36)  Quacstionos  Plaiitinae 


F.  Skutsch.  I  G3 

zeichnet,  ist  soviel  krankes  und  lahmes  darunter,  dass  ^g  noch  eine  viel 
zu  hoch  gegriffene  Prozeiitzahl  isL  Endlich  aber  lasse  ich  eben  durch 
einen  meiner  Schüler  den  Nachweis  führen,  dass  die  Überlieferung  für 
die  von  Jacobsohn  verteidigten  Hiate  absolut  nichts  beweist,  wovon 
mehr  in  einem  der  nächsten  Berichte. 

Wie  üblich,  schliesse  ich  hier  das  nötigste  über  die  Arbeiten  an, 
die  sich  mit  den  rhythmischen  (besser  gesagt:  metrischen)  Schlüssen 
der  Sätze  und  Kola  in  der  Prosa  befassen.  Alles  kann  nicht  aufge- 
zählt werden,  da  nachgerade  jeder,  auch  der  entlegenste  lateinische  Schrift- 
steller auf  diese  Dinge  hin  untersucht  wird  und  die  Ergebnisse  teils  sehr 
speziell  sind,  t^ils  (bei  der  Beliebtheit  des  Stoffes  für  Dissertationen)  sehr 
unerheblich  und  unoriginelP'').  Aus  der  Flut  -hebt  sich  hoch  heraus 
ZiELiNSKis  *Klau8elgesetz  in  Ciceros  Reden,  Grundzüge  einer  oratorischen 
Rhythmik*'®)  sowohl  durch  die  Energie  der  Arbeit  wie  durch  die  Wichtig- 
keit der  Ergebnisse.  Ich  halte  es  für  einen  vortrefflichen  Gedanken 
Zielinskis,  dass  alle  einzelnen  Klauselformen  (vgl.  JBRPh.  Vi,  74)  ein 
gemeinsames  Schema  haben,  das  er  die  „Intcgrationsklausel**  nennt.  Diese 
besteht  aus  einer  „Basis"  (oder  „Anlauf"),  die  meist  ein  Kretikus,  aber 
auch  ein  Daktylus,  Molossus  oder  dgl.  ist,  und  einer  „Cadenz"  (oder 
„Ablauf"),  die  mindestens  ein  Trochäus  ist,  aber  sich  in  Halbfüssen  be- 
liebig verlängern  kann;    die  üblichsten  Formen   sind:    1.  — — ' —  |  — w; 

2.  — ^ —  I  — >^ — ;  3.  -  — ^ —  I  — -- — ^;  weit  seltener  schon  4. — 

I  — ^ —  u.  s.  f.  Der  Ge<ianke  war  ziemlich  leicht  zu  fassen,  nach- 
dem erst  einmal  der  Kretikus  auch  für  den  Ditrochäus  als  legitimer  Vor- 
reiter erkannt  war  (Form  3);  aber  auch  Wolff,  der  diese  Zusammen- 
setzung der  Form  3  bereits  als  die  normale  ansah  .(vgl.  JBRPh.  VI  1, 
4G1),  hat  doch  die  wichtige  Folgerung  noch  nicht  gezogen.  Ich  habe 
ihre  Richtigkeit  immer  wieder,  bei  Untersuchung  der  verschiedensten 
Autoren,  bestätigt  gefunden  und  muss  darin  Zielinski  auch  gegen 
Kroll'*)  beitreten.  Dass  — — - —  und  — ^ — w  eine  feste  Einheit 
bildeten,  zeigt  am  einfachsten  die  Entwicklung  späterer  Zeit:  nicht  den 
einfachen  Ditrochäus  führen  die  mittelalterlichen  Kanzleien  fort,  sondern  ihr 
cursus  velox  ixx,xxxx  ist  offenbar  der  Abkömmling  von — ■^ —  |  — ^-  -^ 
(vgl.  JBRPh.  a.  a.  O.).  In  anderem  freilich  habe  auch  ich  starke  Be- 
denken gegen  Zielinskis  Arbeit.  Nicht  in  den  vielfach  vortrefflichen 
einzelnen  Folgerungen  für  die  ciceronische  Textkritik,  von  denen  ich 
leider  an  dieser  Stelle  nicht  reden  kann.  Wohl  aber  muss  ich  einerseits 
die  Formelsprache  bedauern,  die  Z.  einzuführen  für  rätlich  gehalten  hat. 
Man  kann  sich  hineingewöhnen  —  gewiss,  und  es  ist  nicht  einmal  so 
sehr  viel  guter  Wille  dazu  erforderlich.  Aber  zunächst  macht  sie  auf 
jeden  einen  abstossenden  Eindruck,    so    scharfsinnig  und    konsequent  sie 

metricae  et  grammaticae,  Dias.  Göttingen  1904.  37)  ÜDzuläuglich  z.  B. 
C.  Hofacker  De  clausulis  C.  Caecili  Plini  Secundi,  Diss.  Bonn  1903,  ebenso 
A.  Kirch  HOFF  De  Apulei  clausularum  compositione  et  arte,  JbbPhSuppl.  XX  VIII 
(1902)  Iff.  Besser  über  Apuleius  neuerdings  Schober  De  Apulei  metamor- 
phoseon  compositione  nuraerosa,  Diss.  Halle  1904.  Andere  neuere  Literatur  ist 
zusammeogesteUt  von  Ed.  de  Jonge  Les  Clausules  M^triques  dans  St.  Cyprien, 
Löwen-Paris  1905  (!),  S.  off.,  freilich  nicht  vollständig;  es  fehlt  z.  B.  R.  Kauer 
Studien  zu  Pacianus,  Jahresber.  des  k.  k.  Staatsgyin.  im  XIII.  Bez.,  Wien  1902. 
38)  P.Suppl.  IX  .->91ff.     39)  BPhWS.  190;-),  ]mfl  und  1900,  28(jf. 


I  64  Hochlatein.    1904. 

ausgedacht  ist.  Der  erste  Eindruck  aber  wird  hier  bei  vielen  entscheiden, 
denn  man  kann  sich  nicht  verhehlen,  dass  die  Philologen  den  Gesetzen 
der  rhythmischen  Prosa  und  gar  ihrer  Anwendung  auf  die  Textkritik 
vielfach  noch  mit  grossem  Missbehagen  gegenüberstehen.  Zielinskis 
Algebra  wird  dieses  Missbehagen  unzweifelhaft  wieder  erheblich  steigern. 
Dabei  scheint  mir  ihr  Nutzen  auch  für  die  Kenner  und  Verehrer  der 
Klauselgesetze  nicht  einmal  so  besonders  gross.  Man  soll  sich,  meine 
ich,  hier  vor  einer  allzu  ausspintisierten  Kasuistik  hüten;  je  subtiler 
man  die  Gesetze  zu  gestalten  sucht,  um  so  schwieriger  wird  ihre  An- 
wendung und  um  so  fraglicher,  ob  wir  wirklich  noch  die  antiken  Ge- 
danken denken  oder  uns  schon  in  eigenmächtige  Folgerungen  hinein 
verlieren.  Die  einfachen  Gnmdformen,  wie  sie  bei  Wolf  f  stehen,  scheinen 
mir  im  ganzen  auch  heute  noch  ausreichend,  um  unsere  Textkritik  aufs 
heilsamste  zu  beeinflussen;  das  sind  die  necessaria,  über  die  man  Einig- 
keit erzielt  sehen  möchte.  Weit  weniger  noch  kann  ich  mich  freilich 
mit  Z.s  Folgerungen  für  die  Akzentlehre  befreunden,  obwohl  Z.  davon 
in  überraschend  hohen  Tönen  redet.  Das  Studium  des  Klauselgesetzes, 
sagt  er  S.  592,  „liefert  erst  das  nötige  Material  zur  Begründung  einer 
wissenschaftlichen  lateinischen  Akzentlehre,  die  .  .  .  den  sprachlichen  Ge- 
bilden das  Leben  zurückgibt,  dessen  sie  bislang  beraubt  gewesen  sind". 
Ich  habe  aus  den  Ausführungen  über  diese  Dinge  S.  813  ff.  nur  wieder 
gelernt,  dass  auch  die  besten  Philologen  gmmmatica  non  curant.  Wo  in 
unserer  Wissenschaft  dürfte  es  wohl  sonst  möglich  sein,  dass  ein  hervor- 
ragender Gelehrter  ein  Fach  schafft,  das  —  schon  vorhanden  ist,  und 
zwar  in  weit  vollkommenerer  Gestalt?  Ein  zweizeiliges  scheues  Kompli- 
ment zu  Anfang  für  die  Plautusforschung,  die  „nachklassische"  Akzent- 
lehre  und  die  „Etymologie",  und  dann  wird  bloss  aus  den  Klauseln  eine 
Akzentlehre  aufgebaut,  deren  sicherstes  Ergebnis  freilich  ist,  dass  iudina 
auf  der  drittletzten  Silbe  betont  war,  während  nach  einigen  weiteren  Ver- 
mutungen der  Rest  „ein  buntes  Gewirr  von  Haupt-  und  Nebenakzent<Mi" 
ergibt  (8.  824).  Der  Weg  zu  wirklich  brauchbaren  Ergebnissen  konnte 
hier  nur  der  sein,  auf  den  ich  Wolff  geleitet  habe:  es  niusste  unter- 
sucht werden,  ob  der  bei  Plautus  von  Lindsay  und  mir  erkannte  Satzion 
in  entsprechender  Weise  auch  in  den  Klauseln  zu  finden  ist;  ist  <las  der 
Fall,  so  können  die  Klauseln  mit  Vorsicht  zu  weiteren  Folgeningen  über 
den  Akzent  verwendet  werden.  Vorläufig  aber  darf  die  Grammatik  im 
Kapitel  über  den  Akzent  Zielin  sk  i  ebenso  ignorieren,  wie  er  sie  ignoriert  hat. 
Breslau.  F.  Skutsch. 

b)UochlateiD.  1904.  An  die  Spitze  des  diesjährigen  Berichtes  darf 
mit  Fug  und  Recht  Th.  Zielinskis  bedeutendes  Werk  gesetzt  werden, 
„Das  Klauselgesetz  in  Ciceros  Reden,"  Grundzüge  einer 
oratorischen  Rhythmik^).  Z.  stellt  zum  ersten  Male  das  in  den 
letzten  Jahren  so  vielfach  und  so  verschiedenartig  behandelte  Klausel- 
gesetz auf  festen  Boden,  indem  er  alle  Klauselfornuai  auf  die  von  ihm 
sog.  Integration  skia  usel  zurückführt,  die  er  aus  zwei  Elementen  bestehen 
lässt,  aus  einer  kretischen  Basis  und  einer  zwei-  oder  mehrsilbigen   trochäi- 

1)  I^ipzig  11)04.  Separat- Abdruck  aus  P.Siippl.  Band  IX,  4.  Hoft. 


G.  Landgraf.  I  65 

sehen  Kadenz.  Das  ist  ihm  die  ciceronianische  Klausel;  das  Gesetz  ihrer 
Einhaltung  ist  das  Klauselgesetz  bei  Cicero.  Im  ersten  (theoretischen) 
Teile  der  Schrift  werden  nup  die  einzelnen  Hauptformen  dieser  Klausel 
besprochen  unter  Vorführung  ihrer  verschiedenen  Typen.  Der  zweite  Teil 
befasst  sich  mit  der  Anwendung  der  gefundenen  Gesetze,  besonders  mit 
den  Folgerungen  für  die  Text-  wie  die  höhere  Kritik.  Es  ist  kein 
Zweifel,  dass  durch  Zielinskis  grundlegende  Bchrift  die  Frage  nach  dem 
Klauselgesetz  zu  einer  brennenden  geworden  ist;  die  Achillesferse  seiner 
Forschungen  und  Ergebnisse  scheint  mir  das  allzu  komplizierte  Zeichen- 
system zu  sein,  das  er  für  die  Klassifikation  der  Klauseln  aufgestellt  hat. 
Sodann  seien  hier  ganz  kurz  zwei  wichtige  handschriftliche  Funde 
zu  Li  vi  US  besprochen.  Der  eine  stammt  aus  Ägypten  und  bedeutet 
einen  wertvollen  Zuwachs  zu  den  wenigen  grosseren  lateinischen  Papyri, 
deren  Auffindung  wir  den  unermüdlichen  Papyrusforschern  Grenfell  und 
Hunt  verdanken  (IV.  Bd.  der  Oxyrhynchus  Papyri  Nr.  668).  Wir  haben 
eine  lateinische  Livius-Epitome  vor  uns,  die  Auszüge  aus  den  er- 
haltenen Büchern  37 — 40  und  aus  den  verlorenen  48 — 55  enthält.  Über 
das  Verhältnis  dieser  Epitome  zu  den  bereits  vorhandenen  Livius-Epi- 
tomatoren  zu  sprechen  ist  nicht  Sache  unseres  Referates.  Die  Ausgabe 
KoRNEMANNS^)  verdient  in  jeder  Beziehung  Lob,  wenn  auch  der  Text 
in  manchen  Einzelheiten  noch  verbesserungsbedürftig  ist  (S.  15  z.  B. 
wird  wohl  retinuerat  herzustellen  sein  nach  Liv.  37,  51,  2,  ib.  Z.  16 
ad  mittendam  se  pensantem  statt  poscentem,  vgl.  S.  38).  Den  anderen 
glücklichen  Liviusfund  machte  der  Vorstand  der  Bamberger  Bibliothek  in 
dem  Deckel  einer  aus  dem  15.  Jahrhundert  stammenden  Hs.  theologischen 
Inhalts.  Prof.  Traube,  dem  die  19  losgelösten  Streifen  zur  Begutachtung 
zugesandt  worden  waren,  entdeckte  darin  die  Überreste  einer  einst  „herr- 
lichen" Liviushandschrift  der  vierten  Dekade.  Ausführlichen  Bericht  er- 
stattete Traube  darüber  im  vierten  Teile  seiner  ,paläographischen 
Forschungen*');  S.  6 — 14  bietet  Tr.  einen  höchst  instruktiven  und 
interessanten  Überblick  über  den  Reichtum  der  Bamberger  Bibliothek  an 
Klassiker-Hs.,  S.  14 — 18  gibt  er  die  Überlief erungsgesch ich te  des  Livius, 
speziell  der  vierten  Dekade  S.  18 — 26;  darauf  werden  die  Fragmente 
selbst  behandelt  —  Eine  glänzende  Leistung  desselben  Gelehrten  ist 
ebenda  S.  47 ff.  der  überzeugende  Nachweis,  dass  das  im  Jahre  1884 
von  Cortese  veröffentlichte  Pergamentblatt,  dessen  Inhalt  vom  Heraus- 
geber dem  Corn.  Nepos  zugeschrieben  wurde,  eine  moderne  Fälschung 
ist.  Damit  fallen  alle  die  Vermutungen  und  Folgerungen  in  nichts  zu- 
sammen, die  man  auf  Grund  dieses  Schriftstückes  über  die  Freundschaft 
des  jungen  Historikers  Albinus  mit  Ennius  geäussert  hat  (vgl.  z.  B. 
Schanz,  Rom.  Lit.  Gesch.  I*  S.  66  und  123).  Die  Autorschaft  des 
Nejios  hatte  übrigens  sclion  Bücheier*)  gleich  nach  dem  Bekanntwerden 
des  Textes  abgewiesen.  Dem  greisen  Bonner  Gelehrten  verdankt  man 
auch    eine    neue  Ausgabe    der  Satiren    des   Petronius^).     Den  I^sern 

2)  Die  neue  Livius-Epitome  aus  Oxyrhynchus.  Text  und  Unter- 
suchungen. Leipzig  1904  (Beiträge  zur  alten  Geschichte,  2.  Beiheft).  Vgl. 
dazu  O.  Rossbach  BPh  WS.  1905  Sp.  225  ff.  3)  AbhAkMünchenhKl.  XXIV. 
Bd.  1.  Abt.  4)  RMPh.  1884  S.  023.  5)  Petroni  Saturae  et  über  Pri- 
apeorum  quartura  edidit  F.  B.    Berlin  1904. 

Vollmoller,  Rom.  Jahroubcricht  VIII.  r» 


I  GG  Si>ätlatdn.  1002-1904. 

dieser  Zeitschrift  sei  bei  dieser  Gelegenheit  in  Erinnerung  gebracht,  dass 
in  dieser  Ausgabe  der  Carmina  Priapea  auch  die  Reste  der  sprachlich 
sehr  interessanten  saturae  Menippeae  deg  Polyhistors  M.  Terentius 
Varro  enthalten  sind  sowie  die  sog.  Apocolocyntosis  Senecas  auf 
Kaiser  Claudius.  An  neuen  Auflagen  der  rühmlich  bekannten  Haupt- 
Sauppeschen  Sammlung  von  Textausgaben  mit  erklärenden  Anmerkungen 
seien  hier  erwähnt:  Die  Nipper dey sehe  Ausgabe  von  Taci tu s  Annales  I 
(B.  1 — 6)  neubearbeitet  von  Andresen  ®)  und  die  Lad  ewig  sehe  Vergil- 
ausgabe,  sehr  zu  ihrem  Vorteil  umgearbeitet  von  Deuticke'),  dem  ver- 
dienstlichen Herausgeber  der  Jahresberichte  über  Vergil.  Von  neuen  Auf- 
lagen der  Teubnerschen  Sammlung  verdient  Hervorhebung  der  KRÜGERsche 
Kommentar®)  zu  den  Satiren  und  Episteln  des  Horaz,  der  durch  die 
Hinzufügung  eines  kritisch-exegetischen  Anhangs  besonders  wertvoll  für 
die  Lehrer  geworden  ist.  Daran  reihen  wir  die  Aufzählung  von  zwei 
neuen  Ausgaben  römischer  Dichter,  die  beide  in  Italien  erschienen  sind, 
nämlich  T.  Lucret i  Cari  de  rerum  natura  lib.  I  erklärt  von  C  Pascal*) 
mit  Übersetzung  schwieriger  Stellen  ins  Italienische  und  die  gediegene 
kritische  Textausgabe  der  Argon autica  des  C.  Valerius  Flaccus  von 
C.  GiARRATANO  ^^).  —  Wir  schliessen  unseren  diesmaligen  Bericht  mit 
dem  Hinweis  auf  zwei  treffliche  sprachliche  Monographien.  In  der  einen 
behandelt  L.  S.  Fighiera^^)  in  umfassender,  musterhafter  Weise  die 
Sprache  des  Historikers  Sallustius  Crispus;  die  andere,  welche  Jos. 
Unoewitter^^)  zum  Verfasser  hat,  bietet  einen  wertvollen  Beitrag  zur  Ge- 
schichte der  silbernen  Latinität,  indem  sie  die  Neubildungen  des  Vellcius 
Paterculus  und  Valerius  Maximus  vorführt. 

Schweinfurt.  Gustav  Landgraf. 

C)  Spätlatein.  1902 — 1904.^)  Von  neuen  Ausgaben  mckjhte  ich  die 
folgenden  erwähnen.  Den  Text  des  Historikers  Granius  Licinianus, 
der  in  einer  dreimal  beschriebenen  Londoner  Hs.  vorliegt,  hat  Flemisch 
neu  herausgegeben^),  leider  ohne  die  Hs.  selbst  einzusehen;  ein  sj)rach- 
licher  Index  ist  beigefügt.  Sonst  sind  besonders  Grammatiker  behandelt 
worden.  So  ist  von  Wessnerö  Ausgabe  des  Donatkommentares  zu 
Terenz,  richtiger  gesagt,  der  unU»r  Donats  Namen  gehenden  Scholien- 
massc,  in  der  Berichtsperiode  der  erste  Band  erschienen  %  der  die  antiken 
Vorreden  und  die  Erklärung  von  Andria  und  Eunuchus  enthält;  hier  ist 
die  überlieferte  Form  des  Textes  gegeben    ohne    jede  Sch(iidung  der  ver- 

6)  10.  Aufl.  1004.  7)  Buch  I -VI  der  Aeneis,  12.  Aufl.  1902;  Buch 
VII-XII,  n.  Aufl.  1004.  8)  I.  Satiren,  15.  Aufl.  1904;  II.  Episteln,  14.  Aufl. 
1000.  9)  Koma-Milano  1004.  10)  Mailand  1904:  Bd.  I.  Prolegomena  LVI, 
Bd.  II  Text  mit  krit.  Noten  82  S.  11)  La  liugua  et  la  grammatica  di 
C.  Crispo  Sallustio,  Savona  lOOO,  s.  dazu  Maurenbrecher  BPhWS.  1005 
Sp.  217-224.  12)  De  Vellei  Paterculi  et  Valerii  Maximi  genere 
dicendi  quaestiones  selectae.  Münchner  Diss.  1904,  vgl.  ALLG.  XIII, 
590  f. 

1)  Zur  Ergänzung  der  früheren  Berichte  verweise  ich  noch  auf  Wessners 
Bericht  über  die  Literatur  zu  den  Grammatikern  aus  1891  —  1901  JBKA.  CXIII 
11:^—227,  BuiiKHARDs  über  die  zu  den  Rednern  aus  1897—19^2  ebenda  CXVII 
155 — 180,  Opitz'  über  die  zu  den  späteren  Historikern  aus  1807—1002  ebenda 
CXXI    120—142.      2)    Leipzig,    Teubner    1904.        3)    Leipzig,    Teubuer  1902. 


W.  Kroll.  I  G7 

f»chiedenen  Bestandteile,  rlie  sich  doch  nicht  hätte  durchführen  lassen. 
Ferner  i«t  die  grosse  Thilo-Hagen  sehe  ßerviusausgabe  durch  das  Erscheinen 
des  zweiten  Heftes  von  Band  Hl,  das  Hagen  bearbeitet  hat,  zu  einem 
gewissen  Abschluss  gelangt*);  es  enthält  die  appendix  Serviana,  nämlich 
1.  den  Kommentar  des  Junius  Philargyrius  zu  den  Bucolica,  2.  eine 
brevis  expositio  zu  den  Georgica,  3.  den  sogen.  Probuskommen tiu*  zu 
Bucolica  und  Georgica,  4.  die  8cholien  des  Vuronenser  Palimpsestes,  die 
infolge  der  Bemühungen  A.  Hennanns  in  wesentlich  besserer  Gestalt  er- 
scheinen als  einst  bei  Keil,  5. — 7.  die  auf  Vergil  bezüglichen  Glossen, 
8.  die  Reste  der  Vergilgrammatik  des  Asper  aus  einem  Pariser  Palimp- 
sest.  Von  Nonius  Marcellus  hat  uns  Lindsay  endlich  eine  handliche 
und  erschwingliche  Ausgabe  mit  musterhaft  knappem  Apparat  bescheert*). 
Der  Index  rerum  enthält  unter  „sermo  hodiernus"  die  Fälle,  wo  Nonius 
auf  die  Sprache  seiner  Zeit  eingeht.  Das  Glossar  des  Cod.  Voss.  4®  69 
hat  Glogger  gesondert  herausgegeben  •);  sein  Kommentar  achtet  zwar 
in  erster  Linie  auf  die  altenglischen  Glossen,  ist  aber  darüber  hinaus  von 
Wert  Kurz  notiert  sei  auch  die  Ausgabe  des  späten  Grammatikers 
Remigius  Autissiodorensis  von  W.  Fox''). 

Von  Abhandlungen  nenne  ich  nur  solche,  die  den  Romanisten 
interessieren.  Daigl  hat  den  Dichter  Avien  auch  nach  Reite  derFonnen- 
lehre,  Syntax  und  Prosodie  behandelt^).  E.  Appel")  hat  bei  Corippus 
besonders  auf  Vulgarismen  geachtet,  freilich  ohne  sorgfältige  Sichtung 
und  mit  starker  Beimischung  von  Vielem,  was  diesen  Namen  nicht  ver- 
dient. Festus'  Breviarium  hat  Woelfflin^®)  behandelt,  hauptsachlich 
um  die  Abhängigkeit  von  Florus  und  Eutrop  zu  erweisen.  Von  Lessing" 
Speziallexikon  zu  den  scriptores  historiae  Augustae  sind  die  Hefte  5 — 7 
erschienen^*).  Das  kühne  Unternehmen  eines  Wortindex  zu  Solinus 
hat  Lederer  begonnen  *^).  Sehr  zahlreich  sind  wiederum  die  Arbeiten 
ülxir  den  rhythmischen  Satzschluss,  den  an  Spätlateinern  namentlich 
V.  Winterfeld  untersucht  hat*^). 

Bibel- nud  Kirchenlatein.  1902—1904^*).  Für  die  diesmal  sehr 
spärliche  Literatur  zum  Bibellatein  kann  auf  den  theologischen  Jahres- 
bericht verwiesen  werden,  Eine  gute  Übersicht  bietet  der  Artikel  von 
Burkitt  *Text  and  Versions*  in  der  Encyclopaedia  Biblica  IV 
4977 — 5031.     Besonders  nennen  will  ich  nur   die  letzte  Arbeit  des  un- 


4)  Leipzig,  Teubner  1902.  Es  fehlt  noch  der  in  diesem  Falle  besonders  wichtige 
Indexband,  denBabbow  zu  liefern  versprochen  hat.  5)  3  voll.  Leipzig,  Teubner 
1903.  6)  Das  Leidener  Glossar  Cod.  Voss.  lat.  4«  09.  I  Text  der  Hand- 
schrift. Augsburg  1901.  II  Erklärungsversuche.  Augsburg  1903.  7)  Leipzig, 
Teubner  1902.  8)  Avienus,  Studien  über  »eine Sprache,  seine  Metrik 
und  sein  Verhältnis  zu  Vergil.  Erlangen  1903.  9)  Beiträge  zur  Er- 
klärung des  Corippus.  München  1904.  10)  ALLG.  XIII  69—97,  173—180. 
11)  Leipzig,  Rcisland.  12)  Fragmentum  indicis  in  Solini  collec- 
tanea.  Pr.  Bayreuth  1901.  Alterum  fragmentum  (bis  cyprum),  1902. 
13)  An  den  script.  bist.  Aug.  RMPh.  57,  r)49 — 5.08;  an  Eulogius  P. 
N.  F.  15,  623—026;  an  Minucius  Felix  P.  N.  F.  17,  315—317.  Andere 
Arbeiten  nennt  Zielinski,  Das  Klausclgesetz  in  Ciccros  Reden  8.  25; 
ich  fuge  hinzu  B.  Kauer,  Studien  zu  Pacianus.  Pr.  Wien  1902.  der  besonders 
auf  Berücksichtigung  des  Wortakzentes  und  andere  für  die  Aussprache  wichtige 
Erscheinungen  aditet;  ferner  J.  Candel,  De  clausulis  a  Sedulio  adhibitis. 
Toulouse  1904.      14)    Für   die  Literatur   des  4.  Jahrhs.  kann    ich  jetzt  auf  die 


I  68  Spätlatein.    1902—1904. 

ermüdlichen  S.  Bercjer  (f  1900),  der  auf  Grund  eines  Materiales  von 
1200  Hss.  die  Prafationen  der  Vulf^ata  untersucht  und  damit  einen  wich- 
tigen Beitrag  zur  Klassifikation  der  Hss.  geliefert  hat^^),  und  die  Ausgabe 
der  ältesten  Übersetzung  des  Buches  Baruch  von  G.  Hoberg ^*);  sie 
steht  in  einem  Codex  in  Leon  in  Spanien  saec.  X,  den  aber  H.  nur  in  einer 
vatikanischen  Abschrift  hat  benutzen  können,  und  ist  verschieden  von 
der  Vulgata  und  der  bei  Sabatier  abgedruckten  Übersetzung  der  Kap.  1 — 5, 
die  nur  eine  überarbeitete  Vulgata  zu  sein  scheint.  H.  druckt  den 
griechischen  Text  und  die  drei  lateinischen  Übertragungen  nebeneinander  ab. 
Von  Ausgaben  christlicher  Schriftsteller  sind  zunächst  die  des 
MinuciusFelix  von  Bönig ^'')  und  Waltzing^®)  zu  nennen;  der  letztere 
hat  auch  eine  Bibliographie  erscheinen  lassen,  die  bei  der  abnorm  an- 
geschwollenen Literatur  nicht  ohne  Nutzen  ist^®).  In  der  Zeitfrage  hat 
sich  die  Wagschale  etwas  auf  die  Seite  derer  geneigt,  die  Tertullians 
Apologetikum  für  älter  halten  und  den  Minucius  ins  3.  Jahrh.  hinab- 
rücken, besonders  seitdem  Harnack  die  für  den  späteren  Ansatz  sprechen- 
den Gründe  energisch  betont  hat*^).  Im  Wiener  Corpus  sind  diesmal 
nur  Ambrosius  und  Augustinus  bedacht  worden;  von  jenem  ist  die  Ex- 
positio  evangelii  secundum  Lucam  von  K.  Schenkl  bearbeitet  worden  ^^) 
—  wichtige  Nachträge  und  gute  sprachliche  Beobachtungen  hat  Engel- 
brecht gegeben^*) — ,  von  diesem  die  Retractationes  durch  Knöll"), 
die  Schriften  de  perfectione  iustitiae,  de  gestis  Pelagii,  de  pec- 
cato  originali,  de  nuptiis  durch  Urea  und  Zycha **),  die  vier  Bücher 
de  consensu  evangelistarum  durch  Weihrich^*);  von  Goldbacher* 
Ausgabe  der  Briefe  ist  der  dritte  Teil  erschienen,  N.  124 — 184*  ent- 
haltend^^). Das  seiner  Zeit  im  Wiener  Corpus  von  EUis  bearbeitete 
Gedicht  des  Orientius  hat  Bellanger  mit  ausführlichen  Prolegomena 
herausgegeben,  in  denen  auch  Verskunst,  Sprache  und  Stil  berücksichtigt 
werden  ^'^).  Mit  grosser  Sorgfalt  hat  v.  Gebhardt  die  drei  lateinischen 
Übersetzungen  der  Acta  Pauli  et  Theclae  herausgegeben*^).  Einige 
lateinische  Texte  enthält  auch  desselben  handliche  Ausgabe  'Ausgewählte 
Märtyrerakten' *^),  nämlich  die  Passio  Scillitanorum,  die  Passio  Perpetuae 
et  Felicit4itis,  die  Acta  Achatii,  Maximi  und  Cypriani,  die  Passio  Marciani 
et  Jacobi,  Montani  et  Lucii,  Irenaei,  die  Gesta  apud  Zenophilum,  die 
Acta  purgationis  Feliciy;  sie  haben  zum  Teil  aus  Ruinart  abgedruckt 
werden  müssen,  bei  den  meisten  aber  hat  neues  handschriftliches  Material 
zur  Verfügung  gestanden.  Diese  Ausgabe  hat  Heraeus  Veranlassung 
zu    wertvollen     sprachlichen    Bemerkungen    gegeben^®),    vgl.    z.    B.   ül)er 

sorgfältige  Daretcllung  in  M.  Schanz,  Geschichte  der  römischen  Lite- 
ratur IV  1  (München  1904)  verweisen.  15)  Les  pr^faccs  jointes  aux 
livrea  de  la  Bible  dans  les  manuscrits  de  la  Vulgatc  (Aus:  M6raoii-ea 
presenti^s  il  l'Acad^Miiie  des  inpcriptions  T.  11).  Paris  Klinckeicck  11)02.  16)  Pro- 
gramm der  Univ.  Freiburg  i.  B.  1902.  17)  Leipzig,  Teubner  1903  (mit  aus- 
führlichem sprachlichem  Index)  18)  Louvain,  Pceters  1903.  19)  Biblio- 
graphie raisonn^^e  de  M.  F.  Louvain  1902.  20)  Geschichte  der  alt- 
christl.  Literatur  II  2  (1904)  S.  324—330.  21)  Band  32  (1902). 
22)  SBAkWienphhKl.  146  (1903).  23)  Band  30  (1902).  24)  Band  42  (1902). 
25)  Band  43  (1904).  26)  Band  44  (1904).  Alle  diese  Bände  sind  ohne  sprach- 
lichen Index.  27)  Paris,  Fontemoing  1903.  28)  TU.  XXII  Heft  2  (1902). 
29)  Berlin,  Duncker  1902.  An  den  lateinischen  Texten  ist  noch  manches  zu 
verbessern.     30)  ALLG.  XIII  429—432. 


W.  Kroll.  I  69 

sahiim  htum  ^gesegnetes  Bad*,  nttonitns  =  attentus,  rcgionnntcs 
*Einheimist^he',  copla  =  enpuln  u.  s.  w.  Endlich  ist  Bechtel»  Aus- 
gabe der  Peregrinatio  Bilviae  zu  nennen,  die  auch  eine  eingehende 
aber  wenig  förderliche  Übersicht  über  die  Spmche  enthält ^^). 

Unter  den  Monographieen  sprachlichen  Inhalts  verdient  den  ersten 
Platz  H.  Hoppes  zusammenfassende  Arbeit  über  TertuUian^*),  die 
sich  nicht  bloss  durch  Gründlichkeit  auszeichnet,  sondern  mehr  als  es 
sonst  in  solchen  statistischen  Arbeiten  üblich  ist  auf  die  Erklärung  der 
Erscheinungen  eingeht.  Leider  fehlen  aber  zusammenfassende  Kapitel  über 
Graecismus,  Archaismus,  Vulgäres,  obwohl  die  früher  (1897)  erschienene 
Dissertation  des  Verf.  diese  Fragen  behandelt  hat;  man  wird  also  häufig 
noch  zu  dieser  greifen  müssen.  Sehr  ausführlich,  aber  rein  statistisch 
hat  Bayard  die  Sprache  Cyprians  dargestellt ^^)  (die  Einleitung  über  den 
Studiengang  enthält  einiges  Beachtenswerte),  ähnlich  aber  kürzer  Quillacq 
das  Latein  des  Hilarius^*).  Sehr  viel  ausgiebiger  als  diese  ennüdenden 
Zusammenstellungen  sind  trotz  ihrer  Kürze  die  wenigen  Kapitel,  die 
PiCHON  in  seinem  Buche  über  Lactanz^^)  der  Sprache  und  dem  Stil 
gewidmet  hat.  Li  Novatians  Briefen  versucht  Wehofer  mit  mangelndem 
Erfolge  Einfiuss  des  Juristenlateins  nachzuweisen'^®).  Über  Boethius  hat 
Engelbrecht,  der  künftige  Herausgebor  dieses  Autors  im  Wiener  Corpus, 
eine  wertvolle  Studie  veröffentlicht  ^^),  die  neben  Fragen  der  Überlieferung 
auch  sprachliche  Einzelheiten  behandelt.  Einzelnes  für  die  Sprache  fällt 
auch  aus  WöLFFLTNS  Beobachtungen  über  Alliteration  und  Reim 
bei  Salvian  ab^®)  (z.  B.  über  Verdrängung  von  super fluws  durch 
supervacnn^),  O.  Abel  hat  in  seinen  'Studien,  zu  Cassianus*^*)  auf 
S.  1.5 — 17  die  Spuren  gallischen  Lateins  zusammengestellt.  Die  Sprache 
des  Ennodius  hat  A.  Dubois  sehr  ausführlich  behandelt*®)  —  ich  verweise 
besonders  auf  den  Artikel  Vnl(/aire  seines  Lidex  —  aber  ohne  den  Zu- 
sammenhang mit  der  giülischen  Rhetorik  aufzuzeigen,  was  seine  Hauptr 
aufgäbe  gewesen  wäre. 

Die  von  Vulgarismen  strotzende  Sprache  von  Antoninus  Itinerarium 
hat  Bellanoer*^)  gut  und  übersichtlich  geschildert  (vgl.  z.  B.  über 
hibere  und  faeere  als  Hilfsverba  S.  103  ff.). 

Von  Dichtern  ist  Paulinus  Nolanus  durch  M.  Philipp*^)  auf  seinen 
Stil  (z.  B.  Einfiuss  der  Rhetorik  und  des  Bibcllateins,  aus  dem  er  Worte 
wie  maimo  rnafidtirare  entlehnt)  und  die  Abhängigkeit  von  Dichtern 
wie  Vergil  und  Ausonius  untersucht  worden.  Stutz enberger*^)  hat  in 
einer  Arbeit    über   den    Heptateuchus    die    Hypothese  Bestes  widerlegt. 


31)  Silviae  peregrinatio.  The  text  and  a  study  of  the  latinity.  Chicago  1902. 
32)  Syntax  und  Stil  des  Tertullian.  Leipzig,  Teubner  1903.  33)  Le 
latin  de  S.  Cyprien.  Paris,  Hachette  ll)()2.  34)  Quomodo  latina  lingua 
usus  Sit  S.  Hilariu.s.  Tours  1903.  35)  Lactanco.  Paris,  Hachette  1901. 
Vgl.  die  wertvolle  Besprechung  von  Geffcken  XJbbPh.  XI  550—508. 
36)  WS.  23, 269-275.  37)  SBAkVVienphhKl.  144(1902).  38)  ALLG.XIII  41 -49. 
39)  Erlangen  1904.  40)  La  latinity  d'Ennodius.  Paris,  Klincksieck  1903. 
Nicht  zugänglich  war  mir  Tkahey  de  sermouc  Ennodiano.  Indiana  1904; 
vgl  darüber  F.  Vooel  ALLG.  XIV  149.  41)  In  Antonini  Placcntini 
itinerarium  grammatica  disquisitio.  Paris,  Fontcmoing  1902.  42)  Der 
Sprachgebraueh  des  Paulinus  von  Nola.  München  1904.  43)  Der 
Heptateuch  des  gallischen  Dichters  Cyprianus.  Pr.  Zweibrücken  1902. 


I  70  Lotin  vulgaire  et  bas-latin.    1004. 

welcher  zwei  Dichter  annahm,  indem  er  Gleichmässigkeit  <ler  sprachlichen 
und  metrischen  Technik  aufzeigt  Hüttingfr**)  handelt  über  Boethius' 
Abhängigkeit  von  Dichtern  in  seinen  Versen;  auch  die  Ge- 
dichte des  Martianus  Capella  sind  benutzt 

Greifswald.  W.  KrolL 

d)  Latin  Yulgaire  et  bas-latin.  1904.  Travatix  d^ensetnble. 

II  convient  de  citer  en  premit^re  ligne  la  2**  Edition  du  travail  de  Meyer- 
LÜBKE^)  sur  rhistoire  du  latin  dans  les  pays  de  langues  romanes,  qui 
doit  servir  de  base  aux  6tudes  speciales  sur  le  latin  vulgaire.  L'auteur 
y  a  introduit  certaines  modifications  rendues  n^cessaires  par  une  connaissance 
plus  approfondie  de  la  langue,  il  y  a  aussi  consign6  tous  les  r^^sultats  nou- 
veaux  acquis  peiidant  seize  ann^es  de  recherches,  dont  il  peut,  lui-m^me, 
revendiquer  la  plus  grande  part  Buecheler*)  signalc  une  s6rie  de 
formes  vulgaires  tirte  des  mss.  et  des  inscriptions:  Sjyechas  =  Psecas, 
avec  m^tath^se  de  j;«;  laxus  <C  Idssus  <1  hipsus;  tirtis  =  r,etis; 
exierent=  exigerent;  Arhignotns,  nouvel  exemple  de  gn^ngn;  tri- 
burna  <C  tribvuar  <i  tribunal.  Dans  une  inscription  de  la  fin  du 
2®  siecle,  au  plus  tard,  on  lit  sine  alteiitrum  animi  laesioneviy  ce  qui 
permet  de  faire  remonter  bien  au-dela  de  rejx>que  de  Saint  J6r6nie  (cf. 
Goej^zer,  p.  412)  Temploi  de  aUn^nter  comme  pronom  adverbial  invari- 
able, edo  (manger)  fait  au  parfait  edidit  sur  une  pierre  du  2*-*  ou  du 
3®  siecle.  —  Stowasser^)  propose  une  s6rie  de  modifications  au  texte 
des  Carmina  epigraphica  de  Buecheler,  (jui,  si  elles  6taient  fondöes  et 
admises  par  la  critiquö,  fourniraient  plusieurs  formes  interessantes.  II  y 
aurait  surtout  a  noter  Tinterpr^tation  de  la  graphie  decwaat  (ita  leiber- 
täte  illei  nie,  hie  me  derorant  stola,  56,  3).  L'auteur  y  reconnait  un 
imparfait,  le  prototype  des  imparfaits  romans  sans  fc.  Malheureusement 
cette  maniere  de  lire  est  sujette  a  caution.  Le  sens  r6clame  un  parfait 
et  je  pr^fererais  encore  y  voir  avec  T^diteur  un  parfait  contractu. 
D'ailleurs  ce  n'es^t  pas  a  la  premiere  conjugjiison  qu'on  s'attendrait  a 
trouver  une  desinence  aajn,  puisque  le  b  s'  y  est  maintenu  partout  en  roman, 
sauf  en  roumain,  mais  bien  dans  un  verbe  de  la  2*\  3®  et  4*^  classe.  L'ouvrage 
de  W.  Sohulze*)  sur  les  noms  propres  latins,  abondamment  document^, 
tniite  principalement  des  rapports  de  Tonomastique  6trusque  avec  Tono- 
niastique  latine.  L'auteur  y  Studie  aussi  la  formation  des  noms  genti- 
lices  dans  les  provinces  de  TEmpire.  Outre  -iius  (ju'on  rencontre  partout, 
certaines  contr^cs  ont  des  suffixes  spCrJaux:  Tltidie  sup6rioure  i\-acus, 
TEspagne  -icus,  riilyrie  et  le  pays  de  V6netes  -irns,  'Ocus,  les  pays 
rh^nans,  ä  une  ^poque  posterieure,  -hiius.  On  y  trouve,  en  outre,  une 
longue  liste  des  gentilices  qui  admett«nt  le  rcdoublemcnt  de  la  consonne 
du    radical   et    notre    attention    est    attir^e    sur   ce    fait    que    les    noms 

44)  Studia  in  Boethii  carmina  coUata.  I.  II.  Pr.  Eegeosbiirg 
1901,  1903. 

1)  Die  lateinische  Sprache  in  den  romanischen  Ländern, 
GG.  I,  2.  Aufl.,  1904,  p. 451— 497.  2)Dc  idiotismis  quibusdam  latinis, 
RMPh.  1904,  p.  34—41.  3)  Lexikalische  Vermutungen  zu  Buechler\s 
Carmina  epigraphica,  WS.  XXV,  1903,  p.  257—271.  4)  Zur  Ge- 
schichte   lateinischer   Eigennamen,    (lApnhKl.  NF.  V,  2,   1904,  C47  p. 


J.  Pirson.  I  71 

foroi^s  a  Taide  (Fun  suffixe  renfermant  /  {-eHutSy  'iiliiiSf  -ullius,  -ilius,  dius) 
pr6sentent  g^neralenient  la  consonne  simple  par  j^uite  du  döplacenient  de 
Taccent.  Philipp^)  Studie  dans  sa  th^se  de  doctorat,  dont  uiie  partie 
seulement  a  paru,  la  langue  de  Pauli h  de  Xole  (353—431  apr^s  J.  Ch.). 
L'6v6que  de  Nole,  61ev6  a  Töcole  des  rh^teurs  et  rompu  au  ni6tior  (r^cri- 
vain,  n'offre  guere  de  prise  au  latin  vulgaire.  Sa  langue  n'est  accessible 
au  parier  populaire  qu'en  tant  qu*il  iniite  les  poete^,  qu'il  paräemc  sa 
prose  de  lours  dits  po^tiques  (p.  ex.,  Teniploi  de  rinfinitif-r^ginie,  dont  il 
fait  fr^iuemnient  usage)  et  qu*il  adopte  certaines  locutions  et  constnictions 
niises  a  la  mode  par  les  traductions  de  la  bible,  L'6tude  d'AppEL*) 
sur  CoripptiS  montre  qu'au  VP  sie.ele  la  langue  po^tique  est  envahie 
par  les  vulgarisnies.  Le  vocabulaire  du  poete  devient  aussi  abstrait  que 
eelui  des  prosateurs;  les  degr^s  de  comparaison  y  »ont  ^galenient  exprim^s 
par  voie  d'analyse  [mayis  certiiui,  plus  lucidior;  proximior;  nimimn 
proximus);  totus  =  ehaque  et  (^hacun;  les  verbes  inchoatifs  sont 
devenus  transitifs,  les  verbes  transitifs  sont  employös  absolument  ou 
dans  le  sens  r^fl^hi;  itaqiie  =  hinc  est  quod,  lüde  est  quod; 
nee  =  nan;  le  g^nitif  partilif  fait  place  a  de  et  a  Tablatif;  Tin- 
strunient  est  exprim^,  entre  autres,  par  in  et  Tablatif;  dans  la  sub- 
ordonn^,  le  plus-que-parfait  prend  a  Tindicatif  le  sens  du  parfait 
et,  au  subjonctif,  celui  de  Tiniparfait;  Tindicatif  p6n^tre  dans  l'inttir- 
rogatioii  indirecte  ainsi  que  dans  les  proiK)sitiüns  relatives  a  sens  gC»neral; 
la  proposition  iufinitive  est  remplacee  par  la  proj)Osition  personnelle 
avec  quod  et  quoniam.  Le  latin  du  VI'"  siecle  fait  6galenient  les  frais 
de  Tarticle  de  Sepuixiri ''j  dans  le  preniier  volunie  d(»s  SME.  Apr^s 
avoir  etabli  certains  crit^res  (jui,  d'apres  lui,  perniettont  de  distinguer  les 
fautes  propres  a  Toriginal  des  erreurs  dues  aux  coj)istes,  Tauti'ur  passe  soigneu- 
sement  en  revue  toutes  les  particularites  gnunniaticalos  de  la  langue  du 
pape  Gregoire  (r)40— (504),  dont  voici  les  plus  airacteristiques :  rndmus, 
vervicem,  trea  (=  tria),  custus,  -örium  >  -uriu/f/y  clodns  {=  claudus), 
agebat  (=  aiebat),  augumentum,  adlatus,  inlalu.s,  inalansus,  rendrdi, 
adsteti,  perstetermit ;  menstruell  f^m.  sing.:  abhati  de  monasterio, 
per  Jiotnen  voeare]  Inrit  (=  se  l/ivit);  erigi  (=  se  erigere):  enibes- 
citur  (=  erubescit);  ?nortuus  est  {=  morietur)\  iwscisset  (=:  nesciret), 
spondit  (=  spopondit);  odire,  odiensi  magis  mirabileni,  tnuUo  dul- 
eissinui;  plenius  (=  plene).  C<»s  fonnes  et  ces  construclions,  ainsi  (jue 
beaucoup  d'autrcs  nioins  iniportantes  que  j'ai  passees  sous  silence,  sont 
coinmunes  a  tous  les  mss.  et  partiint  peuvent  6tre  attribu6es  a  Tarchetype. 
On  voit  en  m^me  tenips  par  la  quo  le  latin  (ie  Saint  Gregoire  rossenible 
a  eelui  de  ses  contemporains.  Abel®)  cherche,  entre  autres,  ä  prouver 
que  Cassianiis  (360 — 435),  dont  la  nationalitö  n'est  pas  encore  defini- 
tivement  6tablie,  est  originaire  de  la  Gaule,  mais  les  arguments  qu'il 
tire,  a  cet  effet,  de  la  langue  et  du   style  de  cet  ecrivain,  ne  sont  guere 

5)  Zum  Sprachgebrauch  des  Pauli nus  vonNola,  Diss.  München. — 
Erlaogea,  1904,  85  p.  6)  Beiträge  zur  Erklärung  des  Corippus  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  des  vulgären  Elementes  seiner  Sprache. 
München.  Prgr.  1004,  07  p.  7)  L e  a  1  te r a zi o n  i  f  u n e ti  c h e  e  m o  r f ol o gi  c  h e  n  c  1 
latioo  di  Gregorio  Magno  e  dcl  suo  tempo.  SME.  1 11)04,  p.  17\~2:*A, 
8)  Studien  zu  dem  gallinchen  Presbyter  Johannes  Cassianus.  Diss. 


I  72  Latin  vulgairc  et  bas-latin.    1904. 

probante.  Coutumier  ne  remonte  pas,  directement  du  moins,  a  constie- 
tudinaritcSf  c'est  un  d4riv6  de  coutume;  po?na  dans  le  passage  cit6  a 
plut6t  le  sens  de  fruits  en  g^n^ral;  mansio  figure  avec  le  sens  de 
maison  dans  Victor  Episcopus  Vitensis  {npum  cereas  . . .  manstones)  ®) 
saus  parier  ni  de  Seduliu8^%  ni  de  Palladius^^),  dont  le  pays  d'origine 
u'est  pas  bien  certain.  D'autre  part,  Fallit^ration,  Tablatif  instru- 
mental avec  de,  Tadjectif  verbal  en  -ndus  avec  le  sens  du  participe 
futur  passif  n*offrent  rien  de  sp6cial  a  la  Gaule.  Gruber  ^^)  a  entrepris 
de  rechercher  les  sources  —  la  these  de  docteur  se  borne  aux  sources 
principales  —  des  plus  anciens  glossaires  latins-anglais,  c'est  a  dire  des 
recueils  d'Epinal,  d'Erfurt  et  du  glossaire  dit  Corpus.  II  a  apport6  a 
l'ex^cution  de  cette  täche  ardue  un  soin  et  une  application  dignes 
d'öloges.  Ces  sources  sont  avant  tout  la  bible,  puis  les  canons  des 
conciles,  les  d^crets  des  pontifes,  la  regle  de  St  Benoit,  la  vie  de  Ste. 
Eug^uie,  les  ouvrages  de  St.  J6r6me.  L' introduction  renferme  une  s6rie 
de  remarques  critiques  sur  les  gloses,  que  pourront  niettre  ä  proiit  tous 
ceux  qui  veulent  s'initier  aux  secrets  de  la  langue  des  glossaires.  Je 
citerai  encore  un  travail  analogue  et  non  moins  r^ussi  du  Pere  Glogger 
O.S.B.'^)  sur  le  corpus  de  Leyde,  dont  il  a  d^ja  donn6  en  1902  une 
Edition  critique^*). 

FhOfietique*  Lindsay^'*^)  cite  deux  passages,  deux  jeux  de  niots 
qui  sembleraient  prouver  que  dans  la  prononciation  de  gn  le  g  s'etait 
de  bonne  heure  assimil6  a  Vn  ou  avait  pris  tout  au  moins  la  valeur  d'une  nasale 
v61aire:  ignem  rnagnum  =  i/2Ä?/rwanwr/2,  Piaute,  Rud.  767.  ig?iominia 
=  in  nmniney  Cic.  Rep.  IV,  6.  Stürtevant  ^^)  n'admet  pas  qu*il  y  ait  eu 
allongement  compensatoire  de  la  voyelle  apres  la  r^duction  de  rss  a  ss 
et  cite  ä  Tappui  de  son  opinion  les  formes  romanes  dosso  et  dos,  qui 
supposent  une  base  latine  doss7im  avec  ö,  Stolz  ^')  explique  lo  change- 
ment  du  grec  xgauidXrj  en  ci^apula,  en  admettant  un  double  traitement 
de  la  diphthongue  ai,  Elle  serait  devenue  ae  dans  la  langue  litteraire 
et  a  dans  la  langue  populaire,  qui,  dans  la  suite,  a  6galement  r^duit  au 
m^me  son  a  la  diphthongue  germanique  aL  W.  Schulze'^)  ötablit  a 
Taide  des  t^moignages  des  grammairiens  la  prononciation  ä  Töpoque  latine 
des  caractöres  de  l'alphabet.  Des  observations  faites  par  Tauteur  il 
r§sulte  que  le  Systeme  actuel  a  ^t6  mis  a  la  mode  par  les  commcntateurs 
de  Donat.  Au  point  de  vue  roman,  il  importe  surtout  de  mentionner  la 
mani^re  tout  au  moins  curieuse  dont  Schulze  explique  les  diverses  pro- 
nonciations  de  Vh  dans  les  langues  modernes.  En  latin  on  pronon9ii 
d'abord  ha,  comme  aujourd'hui  encore  en  allemand.  Par  analogie  avec 
michij  nichü  et  les  interjectioiis  ach!  vach!  proch,  {h)a  serait  devenu, 

ErlangcD,  1904,  61  p.  9)  Corpus  Script  eccles.  latin.  VIT  p.  II,  14-1.5. 
10)  Ibid.  X  p.  202,  11.  11)  Palladius,  de  Agric.  I  8—9  pa-ssim.  öd. 
Schmitt,  Tcubner.  12)  Die  Hauptquellcn  des  Corpus-,  Epinaler  und 
Erfurter  Glossares.  Diss.  München,  1904,  95  p.  13)  Das  Leidener 
Glossar.  2.  Teil.  Erklärungsversuche.  Diss.  München,  1903,  VI— 1)6 p.  14)  Das 
Leidener  Glossar.  1.  Teil.  Text  der  Handschrift.  Progr.  Gymn.  St. 
Stephan,  Augsburg,  1901,  96  p.  15)  The  pronunciation  of  gn  in  Latin. 
CIR.  1904,  XVIII  p.  402.      16)  Latin  s{s)  from  r.v*,  CIR.  1904,  III  p.  159. 

17)  Zum    lateinischen   Wortschatz.    IgF.  XVII  1904— 1905,   p.  85—93 

18)  Die  lateinischen  Buchstabcnnamcn.  SBAkBerhn.  1904,  p.  760—785. 


J.  Pirson.  I  73 

apr^s  la  chute  de  Taspiration,  ah,  prononciation  qu'on  peut  admettre  a 
la  inani^re  dont  le  grammairien  Pontianus  d6fiuit  Taspiration.  ah  aurait  6t6 
ensuite  transform^  en  ac(cf.  mihi  >  mici,  nihil^  nicil)  et  c'est  cet  ah '^ac 
qui  serait  ä  la  base  des  fonnes  romanes  acta  (ital.),  ache  (esp.),  ache  (fr§.), 
dont  la  voyelle  finale  aurait  la  m^me  valeur  que  dans  effe,  eile,  cmme. 
Ensuite^  par  rinterm^diaire  des  Normands,  V  ache  fran9ais  aurait  6t6 
transmis  aux  Anglais,  qui  en  auraient  fait  leur  etsch, 

Morphologie.  Sepulcri^*)  r^unlt  les  diverses  formes  de  tollo 
au  parfait  et  au  participe.  Ce  sont^  outre  sustuli  et  sublatum,  iuK, 
tolli,  tulli,  tulsi  (VI*  siecle)  —  tulttim  (VI®  sifecle).  On  peut  encoro 
y  ajouter  tulitum^^)  (VP  siöcle). 

Formation  des  mots.  Jusqu'a  präsent  on  ^tait  g6n6ralement 
d'accord  pour  faire  d^river  les  substantifs  verbaux  (participiaux)  du  parti- 
cipe  pass^  opinion  que  Meyer-Lübke  a  reprise  et  d^velopp^  dans  sa 
grammaire  des  langues  romanes  (II,  §  486).  Collin*^)  pr^tend  les  faire 
remonter  aux  substantifs  verbaux  latins  en  -tiis  (sus).  Le  sens  des 
substantifs  en  question  sc  pr^te  parfaitement  ä  cette  filiation,  mais  la 
forme,  le  genre  feminin  des  noms  verbaux  romans  soul^ve  plus  d'une 
difficult6.  Pour  Texpliquer,  CoUin  se  fonde  sur  le  passage  des  substantifs 
en  'tus  ä  la  2®  d^clinaison,  oü  ils  prenaient  de  pref^rence  la  forme  du 
neutre  singidier.  A  ce  dernier  succ^dait  bientAt  un  neutre  pluriel,  qui 
pouvait  donner  en  roman  des  substantifs  föminins.  Cette  th^orie  trouve 
un  argument  dans  ce  fait  que  le  roumain  et  Tespagnol  ont  conserv6  un 
grand  nombre  de  formes  con-espondant  aux  noms  latins  en  -tus.  Mais 
tout  interessante  qu'elle  soit,  eile  ne  l^ve  cependant  pas  tous  les  scru- 
pules.  II  faudrait  avant  tout  prouver  quo  les  noms  abstraits  en  -tus 
n'ont  pas  cess6  d'dtre  en  vigueur  dans  le  latin  populaire.  Or,  la  pr6di- 
lection  marqu^  des  6crivains  de  la  d6cadence  pour  les  substantifs  en  -tio 
semble  indiquer  le  contraire,  quoi  qu'en  dise  Tauteur.  Collin  trouve 
Texplication  de  Meyer-Lübke  trop  conipliqu6e  pour  etre  vraisemblable. 
Ce  dernier,  prenant  comme  point  de  d6part  le  participe  pass6  passif,  est, 
en  effet^  oblig6  d'  admettre  un  transfert  du  pass^  au  präsent  et  de  la  voix 
passive  a  la  voix  active.  Mais  cette  modification  de  temps  et  de  voix  n'est  pas 
un  fait  isol6  dans  Thistoire  des  formes  verbales  et  Collin,  lui-m^me,  reconnait 
qu'en  fran9ais  moderne  le  participe  pass^  substantifi6  prend  souvent  un 
sens  aetif.  —  L*origine  des  trois  suf fixes  diminutifs  -et,  -ot  -at  est  encore 
inconnuc.  II  semble  toutefois  que  le  feminin  -ettc  remonte  au  suf  fixe 
'Uta  qui  figure  dans  une  s^ric  de  noms  propres  do  femnies,  ce  qui  est 
d'autant  plus  admissible  qu'aujourd'hui  encore  ce  suffixe,  dans  le  domaine 
des  noms  propres,  s'ajoute  de  pr6f6rence  aux  noms  de  femmes.  D'oil 
provient  ce  suffixe  4tta?  Meyer-Lübke *'-*)  et  Ltndsay^^)  le  declarent 
d'origine    ^trangere    sans    sp^cifier    davantage.      Zimmermann**)    le   fait 

19)  Antiche  tracce  d'un  verbo  volgaife.  Estratto  della  Miscellanea  Nuziale 
Öherillo-Negri.  1904,  p.  27—29.  20)  Cf.  Ihm,  H.  1902,  p.  149.  21)  Zur 
Geschichte  der  Nomina  actionis  im  Romanischen.  ALLG.  XIII 
p.  453—473.  22)  Meyer-Lübke,  Gramm,  der rom.  Sprachen,  II  §505;  GG.  P, 
p.  485, 61.  23)  Lindsay-Nohl,  Die  lat.  Sprache,  p.  419,  90.  24)  Wie  sind 
die  aus  dem  Romanischen  zu  erschlicssenden  vuIgärlatciniRchcn 
Suffixe  attus  (a),  ottus  (a)  und  -äta  entstanden?  ZRPh.  1904,  XXVIII 
p.  343-350. 


I  74  Latin  vulgaire  et  bas-latin.    1904. 

deriver  du  suffixe  latin  -litis,  -ita  devenu  -)ttiis,  -Uta  dans  la  pronon- 
ciation  populaire,  la  consonne  ayant  6t6  allong^  et  la  voyelle  abr^gee. 
4tus  qui  aurait  d'abord  servi  'a  former  des  noms  propres  (AvituSy 
Nonnltus)  d6riv6s  de  noms  de  parent^,  aurait  eu  d'abord  uii  sens  hypo- 
coristique  et  finalement  serait  devenu  un  suffixe  diminutif.  Zimmermann 
cite  a  Tappui  de  cette  opinion,  une  s6rie  de  noms  propres  tir^s  des  in- 
scriptions.  On  y  trouve  des  formes  en  -ita  et  -Uta,  quelques -unes  en 
-itiis,  mais  pas  un  seul  exemple  du  suffixe  -ittus,  a  l'exception  toutefois 
de  Sfmvittius,    oü  le  redoublement    du  t  peut   ^tre    du  au  jod  suivant 

II  semble  bien  que  -Uta,  d'origine  latine  ou  non,  alt  6t6  specialement 
r^serv^  aux  noms  de  femmes.  -ottiis  (a),  -attus  (a)  sont  de  m^me 
rattaches  a  la  d6clinaison  populaire  des  noms  propres.  D'apres  les 
g^nitifs  Ca^siemtis  de  Cassicia  et  Nerotis  de  Kero,  on  aurait  refait 
des  nominatifs  en  at{t)a,  at(t)us,  ot{t)a,  ot(t)us.  Malheureusemeiit  les 
exemples  cit^s  ne  sont  ni  assez  nombreux,  ni  assez  probants  pour  6tayer 
solidement  la  d6monstration. 

Lexicographie.  Bonnet  *^)  signale  comme  addenda  lexicis 
le  mot  gaulois  latinis^  cambus,  qui  figure  en  qualit^  de  surnom  dans 
une  inscription  d*Afrique  (329  aprös  J.  Ch.)  ainsi  que  les  formes  sub- 
cambaster,  subealvaster  et  surosus  dans  les  mss.  de  la  traduction  latine 
des  actes  deThMe.  Groeber**)avaitpropos6  abdurare(=obdu7'a7'e) comme 
Substrat  des  mots  romans  addurare  (ital.),  abdurar  (prov.),  adurer  (vfr.). 
Denk*')  vient  de  döcouvrir  la  forme  adurare,  qui  suppose  une  forme 
ant^rieure  *addiirare,  dörivant  elle-m^me  de  *abdurare  pour  obdurare. 
S.  Basöis*®)  mentionne  fatales  avoc  le  sens  de  meretrix.  I^e  dictionnaire 
que  vient  de  publier  Gradenwitz  *^)  comprend  deux  parties.  D'abord 
une  simple  liste  des  mots  latins  dress^e  dans  Tordre  alphab^tique  tra- 
ditionnel  (a  fronte)^  oö  Ton  trouve  tous  les  vocables  cit^^s  par .Georges'') 
plus  les  addenda  de  Paueker  et  de  T Archiv.  La  2^*^  partie  comprend 
ces  mßmes  formes,  mais  rang^es  dans  lordre  inverse,  en  partant  de  la 
derniere  lettre  du  mot  {a  tergo).  Ce  lexique,  original  a  sa  mani^re,  est 
appele  a  rendre  des  Services  tout  sp^iaux  a  ceux  qui  s'occupent 
dctudes  gnunmaticalcs  et  de  la  critique  de  textes.  II  permet,  entre 
autres,  d'  embrasser  d'  un  seul  coup  d'  oeil  chaque  groupe  de  mots  formes 
a  Taide  de  tel  ou  tel  suffixe  (voir,  par  ex.,  la  longue  liste  des  substan- 
tifs  en  -osus).  S.  Pikri^^)  fait  döriver  Titalien  fattiichiere  (enchanteur, 
sorcier)  du  latin  *fatiiclariiis  de  fatiulus. 

Textes.  Apres  Tedition  que  Lumbroso  a  donn6e  en  1903  de  la 
Descriptio  orbis  terrae,  ce  mdiment  de  g6ographie  universelle  du 
IV^'siecle,  en  voici  une  nouvelle  due  aux  soins  de  Th.  Sinko^^)  avec  indi- 
cation  des  sources  latines  et  conmientaire  critique.  L'etude  grammaticale 
dont  WöLFFLiN  la  fait  suivre,  r^völe  un  langage  fortement  impr^gn^  de 
gr^cismes  {horum  majorem,  misteria  perfiritur,  propter  suorum  frul, 

25)  ALLG.  XIII  p.  579-r)80.  26)  ALLG.  I,  p.  233.  27)  ALLG.,  XIII, 
p.  583—584.  28)  Ath.  1904,  XVI,  p.  282.  29)  Laterculi  vocum  lati- 
narum.  Voccs  latinas  et  a  fronte  et  a  terzo  ordinandas  enravit 
Otto  Graden witz  Antecessor  Rcgimontanus.  Leipzig,  Hirzel  1904, 
XIII,  545  p.  30)  ALLG.  XIII,  p.  582.  31)  ALLG.  XIII,  p.  531— 571.  32)  Be- 
merkungen zu  der  Uescriptio  orbis.   ALLG.  XIII,  p.  573—578. 


J.  Pirson.  I  75 

ut  nan  posse  Imbcre,  deos  coletdes  =  xifjLOifxevovg),  sans  qu'on  puisse 
toutefois  en  inf^rer  que  ce  texte  a  6t6  traduit  du  grec.  La  patrie  de 
Tauteur  est  inconnue,  mais  il  parle  de  TEgypte  avec  un  tel  enthousiaame 
qu'on  pourrait  croire  qu'il  est  originaire  de  ce  pays.  Aux  ouvrages  d^ja 
6dit^s  dans  le  Corpus  de  Vienne  vient  de  s'ajouter  VAltercatio  legis 
inter  Simonem  Judaeum  et  Tlieophüum  Christianum  du  meine  gau- 
lois  Evagrnis  (440  aprös  J.  Chr.)  publik  par  Bratke^^).  Cest,  en 
soiiime,  sous  la  forme  d'un  d^bat  Tapologie  du  christianisme  aux  dßpens 
du  juda'isme.  C^lte  Edition  est,  comine  toutes  Celles  de  la  coUection, 
accompagn6e  d'un  index  grammatical.  Audollent^*)  a  recueilli  dans  un 
corpus  special  les  inacriptions  impr^eatoires  grecques  et  latines,  en 
partie  in^dites.  Les  registres  grammaticaux,  publiös  par  Tauteur  ä  la  fin 
du  volume,  präsenten t  certaines  formes  interessantes:  amphitxatru^  seru- 
tina,  muiuseus,  puulva  (=  piih^)  et  m^me  com  au  Heu  de  quoniodo,  qui 
est  dW  usage  Wquent  dans  ce  genre  de  textes.  Monaci*^)  r^imprime  dans 
la  coUection  des  TR.  TAppendix  Probi  et  le  petit  glossaire  gr^co-latin 
d  apres  le  texte  donn6  par  Foerster  et  Koschwitz  dans  leur  Altfrz. 
Übungsbuch.  Le  prix  modeste  de  ce  fascicule  (30  cent)  permettra  aux 
6tudiants  quelque  peu  curieux  des  origines  de  la  langue  de  se  familiariser 
avec  les  formes  granimaticales  de  T Appendix.  A-  Mancini^®)  public 
le  texte  du  recueil  de  reoxjttes  mMiades  du  pseudo  Apul^e  d'apres  un 
ms.  de  la  bibliotht^que  de  Lucques  (cod.  Lucensis  29G.ff.,l — 18).  Ce 
ms.  aurait  ^te  r6dig6  au  IX^  sichele;  la  Version  quil  renferrae  serait  sen- 
siblement  dif!'6rente  de  Toriginal,  que  des  copies,  interpolations  et  ajoutes 
successives  ont  du  profond6ment  alt6rer.  (Test,  en  sonime,  le  sort  de 
tous  les  trait^s  qui  ont  un  caractöre  purement  pratique;  chaque  g^n^ration 
y  ajoute  du  sien  ou  les  adaptc  ä  ses  bosoins.  Ce  recueil  abonde,  cela 
va  de  soi,  en  vulgarismes;  mais  il  a  t«ur  crautres  ouvrages  du  mdme  genre 
et  de  la  m^me  ^poque  un  avantage  que  los  romanistes  surtout  apprßcieront. 
L^auteur  donne  pour  une  seule  et  m^me  plante  tout(^  une  s6rie  de  noms 
avec  indication  du  pays  d'origine.  Outre  le  mot  grec,  il  citera  a.ss(»z 
souvent,  par  exemple,  le  synonyme  usit^  en  Italic,  en  Gaule,  en  Es- 
pagne,  en  Dacie  ...  II  y  aurait  lieu  de  rechercher  si  ces  designations 
locales  ont  sur\'6cu  dans  les  parlers  romans  des  contr^es  en  question. 

En  terminall t,  je  mentionnerai  le  premier  volume  des  8ME.  fvoir 
plus  haut)  publi^s  par  F.  Novati  et  R.  Renier.  La  nouvelle  revue 
est  destin^e  ad  Hhistrare  c  raccogliere  tutto  quanto  giovi  a  spargore 
Itice  intorno  cdla  vita  intellettuale  di  que'  seroli  che  la  vecchia 
erudixtone  defini  con  pertinace  disdegno  co?ne  «bassiy>  ed  «osc«m». 
On  y  trouvera  donc  des  travaux  relatifs  aux  litt^ratures  popidaires  et 
ä  la  litt^ratiu-e  latine  du  moyen-äge,  des  6tudes  granimaticales  pour  autmit 


33)  Corpus  ßcriptor.  eccles.  latin.  Vol. 45,  1904,  XI,  99p.  34)  Dc- 
fixiouum  tabellae  quotquot  innotuerunt  tarn  in  Graecis  Orientis 
quam  in  totius  Occidentis  partibus  praeter  Atticas  in  Corpore 
inscriptionum  Atticarum  editas.  Paris,  Th^sc  1904,  CXXVIII,  568  p. 
35)  L'appendix  Probi  e  *l  Glossarietto  latino-greco  conservato  nel 
papiro  Sault.  Roma,  Loeschcr  1904,  10  p.  36)  Pseudo  Apulei  Libcllum 
de  Medicamim'bus  Herbarum  ex  codice  Luccnsi  296  descripsit,  prolegomcnis  auxit 
AüGusTUS  Mancini.  Lucae.  Ex  officina  Justiniana.  19u3,  51  p.  (Estr.  dal  vol. 
XXXII  degli  Atti  della  R.  Accadcmia  lucchcse  di  Scienzc,  Lcttcre  cd  Arti). 


I  76  Juristenlatein.    1904. 

qu'elles  portent  sur  des  ouvrages  de  cette  6po<jue,  des  textes  et  un 
buUetin  bibliographique.  J'ai  d^jä  eu  Toecasion  Tanii^e  derni^re  de  sig- 
naler les  QULPhMA.  de  Traube.  Les  SME.  pour  avoir  un  programme 
different,  n'en  ^nianent  pas  moins  du  nißme  besoin  d'6t-endre  et  de 
prdciser  notre  connaissance  de  la  litt6rature  du  moyen-Äge. 

Erlangen.  J.  Pirson. 

e)  Juristenlatein.  1904.  Neue  Ausgaben  von  lateinischen 
Juristen.  O.  Lenel  hat  neue  Bruchstücke  aus  Ulpians  Dispu- 
tationen veröffentlicht^)  aus  einigen  ägyptischen  Pergamentfragmenten 
der  Strassburger  Universitätsbibliothek.  Eines  von  ihnen  erweist  die  von 
neueren  Gelehrten  für  interpoliert  erklarte  Stelle  Dig.  15,  1,  32  als  echt. 
—r  Von  C.  H.  MoNROS  Übersetzung  der  Justinianischen  Digesten  ins 
Englische  (I.  Bd.  Buch  1  —  6)*)  ist  eine  Fortsetzung  bis  jetzt  nicht  er- 
schienen. —  Max  Conrat  (Cohn),  Breviarium  Alaricianum')  hat 
nach  einem  Bericht  von  H.  Krüger*)  in  seinem  nach  selbständigen 
Rubriken,  also  mit  Zerreissung  des  ursprünglichen  Zusammenhangs,  ein- 
gerichteten System  des  westgotischen  Römerrechts  sich  im  ganzen  an  die 
Worte  der  „Interpretatio"  der  Lex  Rom.  Visigothonim  angeschlossen, 
deren  (unseres  Wissens  erstmalige)  Übersetzung  ins  Deutsche  er  dabei 
bietet.  Die  Übersetzung  hält  H.  Krüger  für  nicht  ganz  einwandfrei. 
Er  vermisst  beispielsweise,  dass  coitesima  (S.  2GG)  nicht  mit  „Zinsen" 
übersetzt  ist,  dass  ebenso  nuda  cautio  in  dem  lateinischen  Ausdruck 
belassen  und  nicht  mit  „formloses  Schuld  versprechen"  übei*setzt  ist,  wie 
auch  eine  Menge  andere  Wörter  unübersetzt  geblieben  sind.  Ebenso  hätten 
einige  Wörter  nach  H.  Kr.  anders  übersetzt  werden  sollen,  so  dominus 
gelegentlich  als  „Eigentümer"  (nicht  wie  sonst  als  „Herr"),  responsum 
iudieis  als  '„Bescheid"  (nicht  „Antwort"),  successor  gelegentlich  als 
„Erbe"  (stiitt  „Nachfolger"),  pernicies  als  „Schade",  nicht  als  „Ruin", 
per  obtentum  nicht  „unter  dem  Deckmantel",  sondern  „mit  Berufung 
auf"  u.  s.  w.  Übersehen  ist,  dass  die  Spätlateiner  missus  fui  (fuero) 
setzten  statt  missiis  sum  (crö)  u.  s.  w. 

IiId.  CuQ,  Une  fondation  en  faveur  des  Colleges  municipaux 
de  Preneste*)  erörtert  im  Anschluss  an  Babelon^)  die  Bedeutung  von 
follu,  welches  je  nach  dem  Zusammenhang  einen  Beutel  voll  Gold  im 
Wert  von  beiläufig  1800  fr.  oder  voll  Silber  (etwa  225  fr.)  oder  voll 
Kupfer  (ca.  9  fr.),  oder  auch  ein  Kupferstück  im  Werte  von  0,036  fr. 
bedeuten  kann.  —  H.  Erman,  Recht  und  Prätor')  behandelt  die 
Begriffe  von  in.s  und  civilis,  sowie  ius  civile  bei  den  Juristen.  Civilis 
ist  oft  Ersatz  für  das  fehlende  iuralis.  —  A.  Döhrinü,  Vindex,  iu- 
dex und  Verwandtes^)  erklärt  inndex  aus  der  nasalierten  Wui-zel 
vid  „teilen"  [dividere,  vidua)  =  „der  Teilende";  sibi  parteni  vindicat 

1)  ZSRGR.  XXIV  416;  XXV  3(;8ff.;  SBAkBerlin  IDO.'J,  S.  922ff.;  1904, 
8.  1156ff.  2)  The  Digest  of  Jnstinian  translated  by  Ch.  H.  Monro. 
Vol.  I,  Cambridge  1904,  vgl.  JBRPh.  VII  i  75.  3)  Breviarium  Alarici- 
anum.  Römisches  Rocht  im  fränkischen  l^eich  in  systematischer 
Darstellung.  Leipzig  1903.  XIX  und  813  S.,  H\  4)  ZSRGR.  XXV 
410-420.  5)  NRHD.  XXVIII  270f.  6)  Trait^  des  monnaies  grecques 
et  romaines  I,  7(>2ff.  7)  ZSRGR.  XXV  316-352.  8)  ALLG.  XIV 
136--13S. 


W.  Kalb.  ]  77 

„er  teilt  sich  einen  Teil  zu".  (Dann  müsste  aber  in  der  alten  Formel 
Postulo  anne  dicas  qua  ex  causa  imidicaveris  doch  wohl  ein  Dativ 
{tibi)  zur  Erklärung  beigesetzt  sein,  weshalb  man  doch  lieber  bei  der 
alten  Ableitung  von  irim  deixvvvai  (oder  vim  dare  =  ri^ivai)  bleiben 
wird.)  Iudex  kommt  nicht  von  ius  und  dicOy  sondern  vom  Stamme 
joudh,  der  auch  in  iubeo  h'egt.  Nachsilbe  ex  hier  und  bei  vindex  wie 
in  pod-ex,  ind-ex,  —  S.  Schlossmann®)  hatte  gegen  Lenel  und  die 
herrschende  Meinung  die  Ansicht  aufgestellt,  vindex  bedeute  bei  Gai. 
Inst  4,  46  und  sonst  nicht  den  Gestellungsbürgen  bei  der  Iniusvocatio, 
sondern  einen  Mann,  der  sich  vom  Gläubiger  die  Person  des  Judicatus 
injurezedieren  liess  gegen  Bezahlung  der  Schuld,  um  dann  später  das 
Ausgelegte  mit  Profit  zurückzuerhalten  oder  selbst  einzuklagen  .  .  . 
O.  Lenel  zeigt  in  zwei  Artikeln  ^®)  die  Unhaltbarkeit  dieser  Aufstellung. 
—  S.  Schlossmann,  Altrömisches  Schuldrecht")  S.  133ff.  weist 
darauf  hin,  dass  in  den  XII  Tafeln  die  Vorsilbe  von  noch  nicht  „per- 
fektivierende"  Bedeutung  hat;  es  heisst  dies  statns  cum  hoste,  nicht 
dies  constitutus;  iungere,  urere,  bustuiriy  nicht  caniungerey  comburere, 
Con  hat  vielmehr  die  ursprüngliche  Bedeutung  =  „zusammen",  z.  B.  in 
maiium  coriserere,  causam  coicere.  Demnach  fasst  er  in  Tab.  III  1, 
wo  er  liest  ae^t^  confessi  nexique  iure  iudicatis  XXX  dies  iusH 
sunto  das  Wort  confiteri  im  Gegensatz  zu  den  bisherigen  Erklärungen 
=  „zusammensprechen"  (vgl.  cofidicere),  aes  confessum  als  „verein- 
bartes Geld",  d.  h.  eine  durch  Vertrag  (nämlich  ?iexum  mancipiumque) 
begründete  Geldschuld.  O.  Lenel  ^*)  weist  jedoch  darauf  hin,  dass  die 
Annahme  von  Schlossmann  schwere  Bedenken  gegen  sich  hat  und  dass 
auch  das  gerichtliche  Zugeständnis  (canfessiö)  einer  Schuld  auf  ein  Zu- 
sammensprechen hinauslief,  weil  dem  (formelhaften)  Behaupten  des  Klagers 
das  (formelhafte)  Zugeständnis  des  Beklagten  entsprach.  —  In  einer 
anderen  Schrift  ^^)  sucht  Schlossmann  seine  eigenartige  Auffassung  von 
nexum  sowie  von  vindex  u.  a.  gegen  die  Kritik  von  B.  Kübler^*)  zu 
verteidigen.  —  M.  Wlassak,  Der  Gerichtsmagistrat  im  gesetz- 
lichen Spruchverfahren^^)  bespricht  das  Vorkommen  und  die  Be- 
deutung der  drei  Verba  sollemnia  des  Prätors  im  alten  Legisaktions- 
prozess:  eto,  dico,  addico.  Addico  hat  hier  nicht  die  Bedeutung  „zu- 
sprechen", „zuweisen",  sondern  die  ursprüngliche  idem  dicere,  so  dass 
es  sich  also  inrnier  an  einen  vorhergegangenen  Spruch  der  Parteien  an- 
schliessen  muss.  —  ludicio  {se  oder  rern)  defendere  heisst  (S.  125) 
„durch  Schriftformel  verteidigen",  oder  vielleicht  auch  „durch  Über- 
nahme des  Prozesses,  d.  h.  durch  Streitbefestigung,  verteidigen"; 
denn  i7idiciu7n  wird  auch  sonst  =  „Streitbefestigung"  gebraucht. 
Nürnberg,  12.  November  1905.  W.  Kalb. 

9)  Der  Vindex  bei  der  in  ius  vocatio.  ZSRGR.  XXIV 
279--329.  Altrömisches  Schuldrecht  S.  IGOff.  10)  Der  Vindex  bei 
der  In  ius  vocatio.  ZkSRGR.  XXV  2 13 ff.;  Besprechung  von  Schloasmaniis 
Altr.  Schuldrecht  ZSRGR.  XXV  396f.  11)  Leipzig,  A.  Deichertsche  Verlags- 
handlung Nachf.  (Georg  Böhme).  1904,  20(5  S.,  4,80  Mk.  12)  ZSRGR.  XXV 
401.  13)  Nexura.  Nachträgliches  zum  Altröm.  Schuldrecht  Leipzig, 
A.  Deichertsche  Verlagsbuchh.  Nachf.  (Georg  Böhme).  90  S.,  2,25  Mk. 
14)  WSKPh.  1904,  Sp.  175-183,  206-212.    15)  ZSRGR.  XXV  81-188. 


I  78       Vergleichende  romanische  Grammatik.    (Nachträge  1901 — 1003). 

Yergleichende  romanisohe 
Grammatik.    1904. 

(Naehträge  1901 — 1903).  C.  Avogaro,  Appunti  di  topono- 
mastica  Veronese,  S.A.  a.  SVFMon.  Ein  fünftes  Kapitel,  ein  viel- 
fach auf  urkundliches  Material  gestützter  hübscher  Beitrag  zur  Orts- 
namenforschung. Auffallend  ist  Quena  <[  ad  Aquenam  neben  Anguane 
<^  Aquana.  Suff,  -ena  wird  auch  in  Lavena,  Stallavena,  Vallena 
angenommen.  Dann  wäre  also  auch  Valpantena,  in  dessen  Nachbar- 
schaft Vallena  sich  befindet,  neben  pantana  dazu  zu  rechnen.  Nicht 
wahrscheinlich  scheint  Paquaria  <Ci  ajpfudj  aquaria,  da  doch  ajrfid 
sonst  nicht  in  der  Sprache  erhalten  und  die  Verstümmelung  eine  gar 
grosse  ist. 

IsAK  CoLLiJN,  Les  Suffixes  toponymiques  dans  les  langues 
fran9aises  et  proven5ale6.  Premiöre  partie:  D6veloppement 
des  Suffixes  lat.  -anus,  -inits,  -e'tisis.  üpsala  1902.  In  einer 
tüchtigen  Arbeit  wird  vorläufig  die  Geschichte  von  drei  wichtigen  topo- 
nymischen  Suffixen  im  Französischen  und  Provenzalischen  vorgeführt. 
Verf.  weist  zunächst  auf,  dass  -anns  (-ianus)  im  Klassischlateinischen 
Personalsuffix,  erst  im  Komanischen  toponymisch  verwendet  wird,  während 
-ifnis  und  besonders  -ensis  schon  klass.-lat.  Herkunftsbezeichnungen 
bilden.  Er  tritt  —  und  wohl  mit  Recht  —  der  Ansicht  Thomas'  ent- 
gegen, dass  die  Flussnamen  auf  -ain  das  Kasussuffix  -anem  enthalten ; 
vielmehr  sind  sie  zu  -anus  zu  stellen.  Eingehend  und  mit  reichlichem 
Material  behandelt  der  Verf.  die  sprachlich  interessante  Frage  der  sekun- 
dären Suffixe,  der  -e?/,  -^eri  zu  -airu  -sien  -lien  -esieu  -isieii  zu  -ien^ 
•tin  zu  2>i,  'iuois  zu  -ois  u.  s.  w.  Bei  -dais  (dois)  wäre  zu  bemerken, 
dass  auch  Eudois  nur  analogisch,  nicht  lautgesetzlich  zu  Audensis  zu 
stellen  ist,  da  ja  intervokal,  d  in  Seine-Inf.  fiele.  Umgekehrt  kann 
Sarlad ais  (Dordogne)  zu  Sarlatum,  Chfitelleraudais  zu  Casttillum 
Araldi  lautgesetzlich  sein.  Bei  -qtiois  {-quais)  wäre  der  Vorgang  deut- 
licher so  zu  charakterisieren:  Bildungen  wie  Valeriqu ais,  Touciquois 
sind  gelehrt,  aus  dem  französischen  Ortsnamen  und  dem  aus  Dokumenten 
etc.  bekannten  lateinischen  (oder  latinisierten!)  Namen  und  der  beliebten 
Endung  -ois  mehr  oder  weniger  roh  zusammengefügt:  Valery  -|-  Valeria- 
cw  in -\- ais  ]  Toucy-|-Tociacum  -|-  ais.  Nicht  anders  erklärt  sich 
eine  grosse  Menge  der  Ableitungen  auf  -ien  aus  dem  Ortsnamen  auf  -// 
-| — aiii  in  der  Schreibung  en,  wie  Montmedien,  Chamber  ien, 
Gl  ich  ien,  Pon  dich  er  ien  etc.  Keinesfalls  durfte  der  Verf.  aufstellen 
V6dacais  zu  Vaas  „remonte  a  un  deriv^  de  Vedacium"  (S.  100),  da 
dies  lautlich  ganz  unmöglich  ist.  In  vielen  Fällen  wird  nachgewiesen, 
dass  die  scheinbar  unregelmässige  Form  die  historisch  gerechtfertigte  ist^ 
z.  B.  Arrageois,  das  auf  Arraticum  zurückgeht,  welche  Form  zwar 
nicht  für  das  nördliche  Arras,  wohl  aber  für  Arms  in  Tournon  btjlegt 
ist.  Der  Annahme  Plattners,  die  Verteilung  von  -ois  und  -ais  gehe  auf 
lautliche  Ursachen  zurück,  wird  mit  Geschick  begegnet. 

Matteo  Giulio  Bartoli,  Lettere  Giuliane,  Per  la  storia 
deiritalianita  nostra.      Cnpodistria   1003.     Eine  Flugschrift,  die  in- 


E.  Richter.  I  79 

folge  ihrer  hochpolitischen  Tendenz  mit  mehr  Temperament  geschrieben 
ist,  als  bei  wissenschaftlichen  Arbeiten  sonst  üblich,  verteidigt  vom 
historischen,  geographischen  und  linguistischen  Standpunkte  aus  die  Zu- 
gehörigkeit des  sog.  LiTORALE  zu  Venezien,  was  für  das  wissenschaftliche 
Publikum  wohl  nicht  erst  zu  beweisen  war.  Hier  ist  nur  zu  verzeichnen, 
dass  das  Istriache  vom  Venetischen  ganz  getrennt  und  zum  Mittelitalie- 
nischen gestellt  wird  (26). 

Bernardino  Ghetti,  Moutelibretti  nella  Toponomastica 
della  Provincia  Romana.  Recanati  1903,  15  S.  Der  Verf.  stützt 
eine  schon  von  Galletti  1757  vorgebrachte  Etymologie  an  der  Hand 
historischer  Dokumente.  Moutelibretti  geht  auf  Montis  Brittorum, 
Montis  Bricti  zurück  und  bezeugt  wie  auch  mehrere  Ortschaften  im 
Bolognesischen  (Castello  dei  Britti,  Berti noro)  das  Vorhandensein 
brettonischer  Kolonien  längs  der  Pilgerstrassen.  Ihr  Mittelpunkt  scheint 
Soriano  bei  Viterbo  gewesen  zu  sein.  Auch  Namen  wie  Gallesc, 
Galloro,  Gallicano  gemahnen  an  keltische  Insassen.  Endlich  wird 
berta  =  burla  (bologn.  hertira  =  brettiera)  auf  britto  zurückgeführt, 
das  mit  sdocco,  misero  ziemlich  gleichbedeutend  gewesen  zu  sein  scheint. 

Hans  Raknke,  Über  die  Sprache  des  französischen  Wallis 
in  der  Zeit  vom  XL — XIV.  Jahrhundert,  dargestellt  nach 
romanischem  Sprachgut  in  lateinischen  Urkunden,  Dissertation 
(Halle  1903)  bringt  schätzenswertes  Material  im  ganzen  recht  gut  durchge- 
arbeitet. Doch  verwechselt  der  Verf.  gelegentlich  das  Schriftbild  mit  der 
gesprochenen  Sprache;  so  sagt  er  S.  15  (al^^^*  "^  au):  „Bisweilen  findet 
sich  der  Diphthong  auch  vor  /,  z.  B.  chesaulz  <  casale-s  u.  a.  und 
auch  vor  nicht  gedecktem  l:  chesaul  u.  a."  Chesaulz  besagt  nicht  mehr 
als  Chesaux;  das  l  ist  ja  nur  graphische  Erinnerung  an  casale;  und 
chesaul  ist  analogischer  Obliquus  zu  chesaulz  (modern  ckesau,  vgl.  frz. 
beau .').  Wenn  chesaul  als  Phonem  Geltung  haben  soll,  so  ist  es  anzu- 
nehmen als  Übergangsstadiuni  von  al  >  au;  die  Vokalisierung  des  / 
muss  ja  über  ut  gegangen  sein.  Doch  kann  man  nicht  eigentlich  von 
Diphthong  au  [l  sprechen.  Für  die  Vokalisierung  des  /  findet  der  Verf. 
Beispiele  nur  nach  a  (57).  Es  w^aren  doch  noch  zu  nennen:  Oiroudout  <^ 
Oiroldus  (53),  sämtliche  auf  8.  62  genannten  Beispiele  für  Schwund  des 
/  vor  flexi  vischem  s:  quarr  ex  (neben  qu/irelx  56),  Trevax  <.  tres  valles 
neben  öfters  zitiertem  trevaux,  fox  <C  foUis  modern  fu,  in  denen  der 
Schwund  des  u  offenbar  nur  graphisch  ist.  Ebenso  ist  treva  neben 
modernem  i)au  zu  beurteilen.  In  diesen  lateinisch  sein  wollenden  Doku- 
menten, in  denen  das  Elomanische  dem  Schreiber  wider  Willen  eindringt, 
ist  jeder  Zweifel  berechtigt  gegen  jede  Form,  die  keine  moderne  Ent- 
sprechung nach  oben,  keine  absolut  lautlich  gerechtfertigte  Stütze  nach 
unten  hat  Als  Beispiele  für  Vokalisierung  des  l  waren  ferner  noch  zu 
nennen  es  <^  en  illas  und  die  ganze  Reihe  von  Eigennamen  S.  38, 
deren  Suffix  der  Verf.  gründlich  verkannt  hat.  Oiroudout,  Blanchouty 
Brunod  etc.  enthalten  natürlich  kein  Suffix  -odus  (?),  sondern  das 
germanische  -old  (nid)  vgl.  Förstemann,  z.  B.  1407  Brunold.  Es  ist 
also  auch  hier  das  p  nicht  „teils  erhalten,  teils  diphthongiert",  sondern 
QU  <C  otj  z.  T.  dun^h  einfaches  o  ausgedrückt.  Johannodus  etc.  sind 
selbstredend  Latinisierungen  aus  -o///,  -od.    Va.'iaid,   davaiil  sind  zu  be- 


I  80  Vergleichende  romanische  Grammatik.   1904. 

urteilen  wie  Chesaid;  da  laut  S.  61  II  ^l  wurde,  wann  konnte  das 
erste  /  vokalisieren  (62)?! 

Folia  (47,  57),  curia  (47)  sind  durch  nichts  als  romanische 
Bildungen  gekennzeichnet;  daher  also  weder  als  Ausnahmen  (47)  noch 
als  Beleg  für  Mouillierung  des  i  (57)  aufzuführen.  In  casal^  castelar^ 
cablo  (53)  neben  chesaux,  chastelU  cliablo  ist  nicht  „die  Palatalisierung 
unterblieben",  sondern  nur  graphisch  nicht  ausgedrückt  Scala  führt 
der  Verf.  zweimal  als  Ausnahme  an:  „das  a  nach  Palatal  bleibt"  (14), 
„das  epenthetische  e  fehlt"  (50).  Da  sich  daneben  Lescheleir  findet 
und  die  moderne  Entsprechung  dtyela  lautet,  ist  scala  eben  lateinisch 
und  überhaupt  nicht  in  Betracht  zu  ziehen;  auch  avocat  (14)  ist  offen- 
bar nicht  volkstümlich.  Zu  alpieios  <C  alpeaticu  hätte  das  S.  34  ange- 
führte alpeagios  immerhin  erwähnt  werden  können,  Tortemagny  <C 
turrim  magnam  (S.  23)  befriedigt  nicht  wegen  des  -t-,  Warneyr  <^ 
Wernher  ist  nicht  als  Beleg  für  e<^ey  (25),  sondern  für  -eriu  anzu- 
führen, vgl.  frz.  Garnier.  Sorevi  <C  super  viam  (46)  wird  erwähnt  als 
ausnahmsweiser  Abfall  des  auslautenden  a.  Das  a  ist  nicht  „abgefallen", 
sondern  nach  Palatal  zu  i  geworden  (vgl.  rocht,  miehy  <d  media  etc.) 
und  mit  dem  i  zusammengefallen.  Übrigens  würde  auch  vicu  entsprechen. 
„Plural  prata  wird  zum  fem.  sgl.  z.  B.  la  Prax"  (63)  wirkt  verletzend. 
Prata  wird  Igs.  pra,  pratas  >  praes.  Man  kann  also  Ja  Pratx  nicht 
als  lautgesetzlich  entwickelten  nexus  anführen.  Zu  der  Bemerkung  „e 
steht  im  Wechsel  mit  a"  (34)  füge  hinzu:  vor  n.  Und  manche  andere 
methodische  und  sachliche  Irrtümer  könnten  genannt  werden,  die  der 
Arbeit  Abbruch  tun. 

1904.  Lautlehre.  Nigra  beobachtet  Metathesen^)  auf  einem 
grossen  Teile  des  romanisclien  Spmchgebietes,  und  zwar  einfache  und 
mehrfache,  die  ganze  Permutationen  des  Lautkomplexes  darstellen.  Gegen 
orh'  >  hoT'  hat  sich  Schuciiardt  gewendet  ^),  gegen  menace  >  maiieche 
Herzog^).  Es  liessen  sich  auch  Einwände  erheben  gegen  die  Ableitung 
von  in,  rincer  <1  retenciare  <  recentiare.  Denn  da  die  Umstellung 
erfolgt  sein  muss,  als  ti  noch  reines  t  war,  ist  es  auffällig,  dass  dieses 
t  im  prov.  retensar  erhalten  blieb.  Ferner  gegen  frz.  yeux  statt  n^iils; 
Nigra  stützt  sich  auf  afrz.  Formen  iels^  iols.  Von  Metathese  kann 
(loch  aber  nur  die  Rede  sein,  wenn  beide  Vokale  ihre  Stellung  ver- 
tauschen, nicht  wenn  einer  von  beiden  ganz  schwindet;  wir  müssten 
also  aus  der  ältesten  Zeit  (vor  dem  auch  graphischen  Schwund  des  /) 
Fälle  für  ietds,  iouls  haben.  Würde  es  sich  wirklich  um  Metathese 
von  uei  ^  ien  handeln,  so  wäre  es  nicht  begreiflich,  warum  sie  nicht 
im  obl.  Singular  auch  stattfand.  Die  ungleiche  Behandlung  des  Wortes 
in  den  verschiedenen  Kasus  ist  nur  erklärlich  durch  die  verschiedene 
Entwicklung  von  t[s  oder  /  im  Wortauslaut,  so  dass  die  ältere  Erklärung 
(M.-L.  I  180)  befriedigender  erscheint.  Auch  die  Ableitung  von  prov. 
carojiha  etc.  aus  *raralnia  statt  *earnaha  ist  aus  lautlichen  Gründen 
nicht  annehmbar.  Caralnm  müsste  im  Aprv.,  Afrz.  dann  -au-  enthalten, 
auf  einigen  apr\^  Gebiet>en  das  /  bis  heute  bewahren;  keinesfalls  könnten 


1)  Metatesi,  ZRPh.  XXVIII  S.  1  ff .    2)  Ebd.  S.  323.    3)  Streitfragen 
S.  42. 


E.  Richter.  I  81 

diese  Worte  in  o- Assonanzen  und  Reimen  stehen.  Auch  ist  in.  W. 
sekundäres  -au-  in  keiner  Schriftsprache  zur  Schreibung  -o-  vorge- 
drungen.    Zu  grevogna  <C  vergogna  vgl.  Herzog*). 

ScHUCHARDT  untersuchte  den  Wandel  von  lat.  pt^)  im  Romanischen 
und  stellt  fest,  dass  wir  teils  ]>^,  teils  '^ui  finden;  femer  die  Beein- 
flussung von  p  durch  benachbarte  Labiale"),  wodurch  o  entsteht. 

Gustav  Rydberg,  Zur  Geschichte  des  französischen  8,  II  3. 
Monosyllaba  im  Französischen.  Artikelformen  und  Objekts- 
pronomina. Upsala  1904.  Der  vorliegende  Band  der  ausgezeichneten 
Arbeit  behandelt  die  Inklination  und  gibt  in  eingehendster  Beobachtung 
aller  Erscheinungsformen  den  Schlüssel  nicht  nur  zum  Verständnis  vieler 
bisher  noch  nicht  genügend  klarer  Bildungen,  wie  z.  B.  lei  zu  le  ana- 
logisch zii  mei^  tei,  sei,  sondern  auch  zu  vielen  Emendationen.  Be- 
sonders hervorzuheben  ist  die  Erklärung  des  Artikels  Rectus  sgl.  und 
pl.  li,  die  Verhältnisse  beim  Infinitiv,  bei  Präpositionen,  die  Auflösung 
der  Enclise  und  ihre  Begründung,  die  Entwicklung  analogischer  Stellungen. 
Einer  der  wichtigsten  Punkte  der  Untersuchung  betrifft  den  Ton  wert 
der  verschiedenen  satzeinleitenden  und  inklinierenden  Wörter  und  die 
Feststellung,  dass  an  diphthongierenden  Auslaut  keine  Inklination  erfolgt. 
Sehr  wichtig  ist  auch  die  zeitliche  und  örtliche  Abgrenzung  all  der  ver- 
schiedenen Erscheinungen. 

Syntax.  W.  Söderhjelm'')  bemerkt  nicht  mit  Unrecht,  dass  von 
den  Beispielen,  die  Meyer-Lübke  III  §  105  für  Imperfekt  als  Be- 
scheidenheitsform bringt,  mehrere  gar  keine  Bescheidenheitsausdrücke 
sind.  Er  erkennt  in  ihnen  eine  Form  der  Attraktion  und  zwar  1.  der 
formalen,  wenn  ein  Tempus  der  Vergangenheit  vorausgeht,  2.  der  psycho- 
logischen, weil  man  von  etwas  Vergangenem  spricht.  Diese  psychologische 
Attraktion  lässt  sich  aber  nicht  mit  S.  als  Vorstufe  der  Bescheidenheits- 
form im  Imperfekt  ansehen,  der  ein  anderer  psychologischer  Vorgang  zu- 
grunde liegt,  nämlich  ein  freiwilliges  Zurückgreifen  auf  eine 
frühere  Aktionsstufe,  wie  dies  von  ML.  am  a.  O.  erklärt  ist. 

Oliver  M.  Johnston®)  stellt  fest,  dass  pronominaler  Ersatz  der 
Höflichkeitsform  Vostra  Signoria  u.  a.  zuerst  1378  vorkommt  und 
zwar  im  obliquus,  während  der  Subjektskasus  erst  im  16.  Jahrhundert 
zu  belegen  ist.  Im  16./ 17.  Jahrhundert  wurden  zugehörige  Adjektiva 
und  Partizipia  ausschliesslich  in  femininer  Form  gebraucht.  Als  man 
aber  die  Unf-erwurfigkeitsabstrakta  mehr  und  mehr  vernachlässigte  und 
nur  die  stellvertretenden  Pronomina  gebrauchte,  begann  man  auch,  sinn- 
gemäss zu  akkordieren,  und  zwar  zuerst  die  Adjektiva,  dann  die  Partizipia, 
bis  —  seit  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  —  die  sinngemässe  Konstruktion 
allein  üblich  wird.  Verf.  weist  darauf  hin,  dass  auch  bei  altit,  besiia, 
persona,  afrz.  on  nicht  grammatikalisch,  sondern  sinngemäss  kon- 
struiert wird. 

Hier  sei  auch  die  Schrift  Richard  Kurtii»®)   erwähnt,    obzwar  sie 


4)  Ebd.  S.  33.  5)  ZRPh.  XXVIII  S.  40.  6)  Ebd.  49-50.  7)  W.  Söder- 
HJELM,  Eine  Bemerkung  zur  romanischen  Syntax,  NM.  8/9  Hclsingf.  1904. 
8)  The  Use  of  Ella,  Lei  and  La  as  Polite  Forms  of  Adrcss  in  Italian.  Modern 
Philology  1904.  9)  Richard  Kurth,  Der  Gebrauch  der  Präpositionen 
im  Rumänischen,  Leipzig  1904. 

V  o  1 1  m  o  1 1  e  r ,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  ß 


I  82  Vergleichende  romanische  Grammatik.    1904. 

dem  Titel  nach  nur  über  die  rumänischen  Präpositionen  handelt.  Es  ist 
eine  breitangelegte,  umfang-  und  inhaltreiche  Arbeit,  in  der  detaillierter 
als  noch  bisher  geschehen,  Wesen  und  Eigentümlichkeit  der  rumänischen 
Präpositionen  beobachtet  wird.  Die  Arbeit  erweitert  in  erwünschter  Weise 
unsere  Kenntnisse  des  Rumänischen;  sie  geht  über  dieses  engere  Gebiet 
hinaus,  indem  der  Verf.  sich  auch  um  die  genetische  Seite  seines 
Gegenstandes  bemüht.  Dabei  sind  nun  allerdings  neben  vielen  sauber 
ausgeführten  Bedeutungsentwicklungen  nicht  wenige  schiefe  Aufstellungen 
unterlaufen,    die    störend   wirken.     Hier   sei  nur   auf  einige  hingewiesen: 

S.  31:  Sint  cu  siniil  plin  iU  dor  wird  erklärt  als  Kontamination 
zweier  Vorstelluugsreihen,  1.  ich  bin  mit  einer  Brust  voll  Kummer 
(=  ich  habe  e.  Br.  v.  K.),  2.  in  (hinsichtlich)  der  Brust  bin  ich  voll 
Kummer.  Die  Wendung  kann  einfacher  S.  25  eingereiht  werden,  unter 
cu  des  Begleitumstandes;  hier  ergeljen  sich  leicht  Redensarten  von  ad- 
jektivischem Wert. 

S.  31:  cu  leitet  den  Ausdruck  eingeschränkten  attributiven  oder 
prädikativen  Begriffs  ein,  wie  rämäne  cu  pärul  lins-prelins  (er 
steht  mit  den  Haaren  wie  geleckt).  Hierzu  wird  auch  gestellt:  cum 
stä  cu  trehile  7ioastre  (wie  steht  es  mit  unseren  Angelegenheiten), 
cum  rämäne  cii  mo^ul  tau  (wie  steht  es  mit  deinem  Grossvater),  die 
doch  nicht  in  diese  Reihe  eingepasst  werden  können.  —  S.  40 — 41: 
Loc  de  veselie  ist  kein  finales  de,  sowenig  als  die  zur  Parallelle 
herangezogenen  chien  de  chasse,  carte  di  caccia.  Für  finalen 
Ausdruck  würde  ja  das  Französische  d,  das  Italienische  da  verwenden. 
Wie  K.  richtig  bemerkt,  setzt  dieses  de  den  Genetiv  fort;  es  drückt 
also  eine  nähere  Bestimmung  aus,  ist  attributiv  modal.  Ganz  unzuläng- 
lich ist  die  Erklärung  von  gloaba  cea  de  cal  (43)  ein  Klepper  von 
einem  Pferde.  Es  wird  unter  partitives  de  eingereiht,  weil  sich  mit  der 
Vorstellung  „das  Pfenl  ist  ein  Klej)per",  die  andere  vermischt  „es  ist 
gar  kein  vollständiges  Pferd,  sondern  nur  ein  Teil  davon"  (I).  —  S.  50 
Bun  de  cap  (geweckt)  und  ras  la  cap  (rasiert  am  Kopf)  können  gar 
nicht  verglichen  werden,  da  in  letzterem  la  tatsächlich  lokal  ist  und 
nicht  durch  de  ersetzt  werden  könnte,  umgekehrt  im  ersten  de  nicht 
durch  la.  —  Verf.  entwickelt  richtig  aus  der  örtlichen  Bedeutung  von 
drept  =  „gerichtet  auf"  die  kausale.  Dann  aber  leitet  er  (Gl)  die  Be- 
deutungen „P^ntgelt"  und  „Stellvertretung"  aus  der  lokalen  ab,  während 
sie  doch  viel  einfacher  aus  der  kausalen  entwickelt  w^erden  können:  Ich 
tue  es  Spasses  wegen,  um  einen  Spass  zu  machen,  an  Stelle  eines 
Spasses.  Wenn  der  Verf.  lat.  pro  zum  Vergleiche  heranzieht,  so  über- 
sieht er,  dass  pro  auf  die  Frage  wo?  antwortet  sowohl  in  der  lokalen 
als  in  der  übertragenen  Bedeutung;  bei  drept  aber  ist  dies  nicht  der 
Fall,  in  der  ursprünglichen  lokalen  Bedeutung  antwortet  es  auf 
die  Frage  wofiin?,  in  der  übertragenen  aber  auf  w^o?  —  S.  64:  A 
ercde  in  ist  unter  tu  II  ==  Lage  auf  der  Oberfläche,  Bewegung 
auf  die  Ol)erfläche  gestellt.  Besser  wäre  wohl,  es  unter  I  =  Lage  im 
Inneren,  Bewegung  auf  das  Innere  zu  summieren.  —  S.  80:  Die  Be- 
deutung von  pe  =  „gemäss"  wird  aus  der  lokalen  abgeleitet  in 
folgender  Art:  „Es  lag  der  Gedanke  zugninde,  dass  ein  bildsamer  Gegen- 
stand, der  auf  einen  bereits  vorhandenen  festen  gelegt  wird,   sich  diesem 


E.  Richter.  I  83 

anzupassen  .  .  .  sucht  .  .  .  Diese  Vorstellung  wurde  dann  auch  auf 
nicht  örtliche  Verhaltnisse  übertragen."  Viel  einfacher  ist  es,  die  Be- 
deutung „gemäss"  aus  der  des  durchmessenen  Raumes  abzuleiten;  vgl. 
secundmm^=  folgend  =  auf  demselben  Wege.  Per  iniuriam  auf  dem 
Wege  durch  das  Unrecht  =  dem  Unrecht  gemäss  =  unrecht^erweise, 
per  ludum  scherzhafterweise,  per  fas  rechtens,  dem  Recht  entsprechend, 
frz.  par  bon  droit,  it.  per  me  =  per  qucl  ch'io  dico  =  nach  meiner 
Ansicht  u.  s.  w.  stehen  ganz  auf  einer  ßtufe  mit  pe  mite  gern,  pe  Jie- 
rrute  ungern  etc.  In  der  Bedeutungsgenealogie  (S.  82 — 83)  gehört  also 
II  c  )8  unter  I  und  die  Bemerkung,  dass  j;er  =  „gemäss"  dem  Lateinischen 
wie  dem  Romanischen  fehle,  ist  zu  modifizieren.  —  S.  97:  La  beim 
Ausdrucke  gewohnheit^mässiger  Beschäftigung  z.  B.  de  frei  arn  tot  bat  la 
dobä  (seit  drei  Jahren  schlage  ich  die  Trommel),  face  la  complimente 
(er  pflegt  Komplimente  zu  machon),  mändra  secerä  la  grän^  wird  zu 
la  =  „an,  bei"  gestellt  und  erklärt:  die  Geliebte  mäht  an  dem  Korn  = 
fiT  liest  an  dem  Buche,  also  Arbeit  an  etwas.  Eher  in:  sie  arbeittet 
(rein  örtlich)  im  Korn,  er  ist  im  Berufe  des  Trommelschlagens  („in  einer 
Branche")  tätig,  vgl.  frz.  travaüler  daiis  les  oiseaux  (Vögel  ausstopfen) 
G.Sand,  Contes  d^une  grand'  mfere  277,  wiener.  „Hie  ist  ins  Weissnähen 
gegangen"  (=  hat  es  als  Benif  gewählt);  „er  macht  in  Komplimenten". 
—  S.  111 — 114.  Da  das  Etymon  von  pentru  kaum  etwas  anderes  sein 
kann  als  per-^iNter  (-if^ii),  so  muss  die  Bedeutungsentwicklung  doch 
wohl  ziemlich  den  entgegengesetzten  Weg  nehmen,  als  den  Kurth  vor- 
schlägt und  von  den  zeitlichen  Verhältnissen  ausgehen:  „für  inner- 
halb o  Jahren"  =  auf  fünf  Jahre.  Von  hier  kann  Übertragung  auf 
ein  Ziel  im  allgemeinen  erfolgen,  wobei  jedenfalls  die  neutrale  Ver- 
wendung der  in  bonam  partem  („zum  Vorteil  von")  vorausgeht,  nicht 
sich  aus  ihr  entwickelt,  wie  Kurth  8.  113  ansetzt.  Also  aus  zeitlichem 
Ziel  ">  Ziel  im  Allgemeinen;  hieraus:  I.Vorteil  für  — ,  zum  Schutze  von; 
2.  wegen;  was  anbetrifft:  3.  Äquivalent:  Für  ihn,  seinetwegen.  Geldes 
wegen;  für  eine  bestimmte  Geldleistung.  —  Ein  eigentümliches  Versehen 
ist  die  Einstellung  von  rfß,<?/>re  =  „nach — zu"  und  diiitre,  duitni  unter 
zusammengesetzte  präpositionale  Ausdrücke  mit  de,  die  attributiv  zu 
ihrem  Substantiv  stehen.  Zu  Popor  de  dineolo  Nipru  wird  also  ge- 
stellt (8.  124)  culmüe  despre  Moldava  als  nnnitilor  die  nach  der  M. 
zu  gelegenen  Bergspitzen  oder  gar  (125)  desmerdarea  dintre  nn  gan- 
dd/e  {f'o  floare  (die  Liebkosung  zwischen  einem  Käfer  und  einer  Blume), 
diiitr'  0  suta  ./o  mie  numai  una  yni  place  wie  (unter  Hundert  und 
Tausend  gefällt  mir  nur  Eine).  Dintru  ist  S.  1 33  richtig  als  Partitivum 
aufgeführt.  Auch  formell  ist  das  Einreihen  von  despre,  diu,  priu  u.  s.  w. 
unter  „lebendige  Kompositionsbildungen  mit  de  und  ^^e"  zu  beanstiuulen, 
da  für  das  allgemeine  Spmchl)ewusstsein  kein  Kompositum  vorliegt,  ja 
bei  der  Zerlegung  keine  entsprechende  Bc^deutung  sich  ergäbe.  Dies  gilt 
besonders  von  solchen  Bildungen,  bei  denen  de  nicht  die  Bedeutung 
„von  —  weg"  zufügt,  z.  B.  de  stri  (auf).  Nur  bei  diu,  bemerkt  Verf., 
dass  es  eigentlich  schon  zu  den  festen  Verbindungen  gehöre.  —  Die 
Bedeutungserklärung  von  despre  „nach  —  zu"  wäre  zu  verdeutliclien : 
Despre  heisst  sowohl  „von  —  her"  als  „nach  —  zu";  die  Ort^svoi-stellung  ist 
also  als  eine  Linie  innerhalb  zweier  Punkte  un<l  zwar  in  beiden  Richtungen 

G* 


J  84  Vergleichende  romanische  Grammatik.    1904. 

des  Pfeiles  im  Bewusstsein.  —  Der  Verf.  bemüht  sich,  Parallellen  aus 
den  anderen  romanischen  Sprachen  beizubringen,  die  offenbar  nicht  aus 
eigener  Beobachtung  geschöpft  und  bei  denen  manche  Versehen  zu  ver- 
bessern sind,  z.  B.  S.  23:  contra  im  freundlichen  Sinne  ist  sefcr  wohl  in 
den  romanischen  Sprachen  erhalten,  vgl.  M.-L.  III  481;  S.  41  De  in  der 
Bedeutungsentwicklung  „als"  (dessen  Herleitung  aus  lokalem  de  übrigens 
auch  gar  nicht  befriedigt  und  das  zu  modalem  de  zu  stellen  ist),  ist 
allen  romanischen  Sprachen  bekannt  bei  Verben  des  Dienens:  mi  serve 
dl  hastone;  mon  nrnn  seit  de  rempart  ä  touie  Castilie  u.  s.  w., 
frz.  bei  traiter,  qualifi^r  u.  ä.,  auch  bei  Beteuerungen:  d^hmnme 
d^hanneur  u.  dgl.  S.  C3  färä  in  der  Bedeutung  „ohne"  hat  eine  italie- 
nische Entsprechung,  z,  B,  serva  fuori  d'ogni  Ubertäy  Dante  Conv.  271, 
alquanti  grandi  tiommi  di  Roma  e  scellerati  e  fuori  d*ogni  fede^ 
Vill.  1,  127  etc.,  vgl.  Voc  Crusca  G28  .  . .  nel  quäle  significato  corrisponde 
alla  prep.  senxa,  S.  86  supra  im  feindlichen  Sinne  ist  afrz.  sehr 
häufig.  S.  99.  Dem  rum.  la  =  ungefähr  (an  1000  Mann)  <  aus. 
örtlicher  Nähe  entspricht  abgesehen  von  frz.  environSy  vers,  auch 
(«  peü)  pres,  ital.  press'  (ä  poco)  und  mit  ad:  span.  haeia.  S.  107 
das  als  spanisch  angeführte  Beispiel  por  sobre  a  agoa  ist  portugiesisch, 
S.  149  aprop  si  ist  nicht  französisch,  sondern  provenzalisch  und  manches 
andere. 

Ist  schon  die  Kenntnis  des  Dakorumäuischen  noch  lange  nicht  bei 
jedem  Romanisten  vorauszusetzen,  so  ist  die  Lektüre  dialektischer  Bei- 
spiele, für  die  meistens  die  Hilfsmittel  versagen,  vollends  nur  den  Wenigsten 
möglich.  Daher  wird  es  der  Benützung  des  Buches  Abbruch  tun,  dass 
der  Verf.  sich  der  Mühe  entzogen  hat,  alle  Beispiele  zu  übersetzen. 

Wortgeschiehte.  Auf  diesem  Gebiete  ist  recht  viel  zu  verzeichnen. 
Vor  allem  Schuchardt»  progranunatische  Äusserungen  im  Aufsatze 
„Zur  Methodik  der  Wortgeschichte" ^%  in  dem  der  Grundsatz 
aufgestellt  wird,  dass  nicht  das  einzelne  Wort  betrachtest  werden  darf: 
die  ganze  Sippe,  der  Wortstamm  (und  die  Synonyma)  müssen  zur  Unter- 
suchung herangezogen  werden.  In  demselben  Aufsatze,  in  dem  die 
Sprachforschung  als  wichtigster  Zweig  der  Völkerkunde  dargestellt  wird 
(S.  324),  spricht  der  Verf.  auch  den  Wunsch  nach  einem  romanischen 
Museum  aus,  einer  Unterstützung  unserer  Wortkenntnis  durch  Sach- 
kenntnis. Jedem,  der  sich  einmal  mit  Wortgeschichte  befasst  hat,  wird 
dieser  Wunsch  aus  der  Seele  gesprochen  sein;  wer  hätte  Gilli6rons  Karten 
benützt  und  nicht,  wo  es  sich  um  Realien  handelt,  dringendst  einen  er- 
gänzenden Bilderatlas  herbeigesehnt?  Wie  viele  Bezeichnungen  würden 
überhaupt  nur  geringe  oder  gar  keine  etymologischen  Schwierigkeiten 
bieten,  wenn  wir  sofort  wüsst-en,  welche  Form  das  Ding  hat,  von  dem 
die  Rede  ist,  und  aus  welchem  Stoffe  es  gemacht  wird!  —  An  Einzel- 
kapiteln aus  der' romanischen  Wortgeschichte  lieferte  Schüchardt:  Noch 
einmal  eine  Untersuchung  über  trouver^^)  im  Vergleich  zu  den  Derivaten 
von  captare,  in  bezug  auf  die  Bedeutungsentwicklung  von  Suchen 
und  Finden  in  beiden  Wortgruppen.  Danach  ist  in  captare  vor  allem 
die  desiderative  Bedeutung  vorhen-schend :  zu  fangen  wünschen,  auf  etwas 

10)  ZRPh.  XXVIII  310-325.     11)  Ebd.  3G-55. 


E.  Richter.  I  85 

fahnden;  daraus:  etwas  Ruchen.  Warum  turbare  auf  seinem  ganzen 
Verbreitungsgebiete  von  der  Bedeutung  „suchen"  zu  „finden"  übergeht, 
welche  Synonyma  es  vorfindet  und  verdrängt,  wird  S.  48  untersucht. 
Vergleiche  aus  anderen  Sprachen  werden  herangezogen.  Femer  be- 
schäftigte er  sich  mit  Bezeichnungen  für  Kröte  und  Frosch**^):  N ignis 
Vorstellung  der  Kröte  als  Pfoten tier  wird  abgelehnt;  für  Eidechse*'): 
havoh  ist  nicht  die  „Gehörnte",  sondern  die  Furchenziehende,  der  „Pflüger"  = 
Ochsentreiber;  für  Zisternen**):  pusterna  wird  als  die  „beim  Hinter- 
haus, an  der  Hintertür  befindliche"  erklärt.  Die  Geschichte  von  fica- 
tum^^)  wird  —  wie  man  nun  wohl  sagen  darf  —  endgültig  gelöst^  mit 
der  Aufstellung,  dass  einerseits  st/cot  um  die  Angleichung  fieotum  hervor- 
rief, andererseits  hepata  die:  fkata,  resp.  fecata.  Im  mm.  pipota  ist 
auch  der  Kons,  von  hepata  eingedrungen.  Fandonia  *®)  wird  als  Konta- 
mination von  fanfonia  -j-  fantosme  erklärt;  die  Geschichte  der  Wort- 
gruppe favilta^"*)  wird  untersucht,  und  für  farilesca  und  die  ganze 
rom.  Sippe  eine  Vermischung  des  ahd.  falafrisca  mit  favilla  für  möglich 
gehalten.  In  französischen  Mundarten  findet  sich  neben  fabneqtie, 
faiumeqtie,  auch  flammecke  etc.,  mit  Einwirkung  von  flamme  im  Stamm; 
das  Suffix  -ecke  ist  auf  germ.  aska  zurückzuführen,  das  in  sp.,  ptg.  ascu4i 
lebt.  Endlich  hat  Schuchardt  auch  noch  die  ^fer-a/«rtore  ^®)-Fragc  be- 
rührt und  hervorgehoben,  dass  nur  ambulnre  (mit  oder  ohne  *ambüare) 
das  Grundwort  sein  könne  und  dass  es  sich  nicht  regelmässig  habe  ent- 
wickeln können.  Anderer  Ansicht  ist  Karl  C.  Rice**).  Nach 
Stucke  und  Bovet  findet  er  die  ambiilare-Frage  nicht  viel  gefördert 
und  versucht  zu  beweisen,  dass  aller  und  andare  auf  ailnare,  adnatare 
zurückgehen,  die  früh  zu  annare,  annatare  werden.  Nun  soll  annatare 
durch  *annitare  ersetzt  worden  und  Stammwort  für  das  Span.,-  Portug., 
Ital.  sein ;  das  Prov.  geht  auf  annare  zurück ;  zu  annare  wurde  das  Demin. 
*annulare  gebildet^  woraus  frz.  rät.  aller,  alar.  Es  ist  auf  der  Hand, 
dass  auch  diese  neue  Aufstellung  nicht  befriedigen  kann.  Gelten  lassen 
könnte  man  ebenfalls  die  Entwicklung  adnare  ]>  prov.  anarj  da  ja  auch 
adnao  als  lebendes  Wort  belegt  ist.  Spanisch  wäre  andar  <^  adnare 
mit  der  im  Spanischen  beliebten  Umstellung  von  dn^nd  annehmbarer 
als  die  Herleitung  aus  *anmtare.  Gegen  die  Aufstellung  von  ^annu- 
lare  lässt  sich  einwenden,  dass  gerade  im  Französischen  die  Bildungen 
-ulare  selten  sind,  dass  man  sie  eher  im  Italienischen  erwarten  würde 
(vgl.  M.-L.  II  611)  und  dass  an  sich  die  Bildung  eines  Deminutivs  von 
einem  Verb  des  Gehens  doch  etwas  Befremdliches  ist.  Sie  könnte  kaum 
aus  der  Kinderstube  stammen;  zu  einem  Hunde  würde  man  sie  allenfalls 
brauchen^®).  Der  Haupteinwand  bleibt,  wie  bei  allen  anderen  Auf- 
stellungen immer  der,  dass  diese  lautlich  bald  mehr  bald  weniger  zu- 
treffenden Bildungen  leere  Vermutungen  sind,  während  die  Existenz  von 
amUulare  feststeht,  seine  lautliche  Entwicklung  mag  erklärbar  sein  oder 


12)  Ebd.  317 ff.  13)  Ebd.  319-321.  14)  Ebd.  3G2— 363.  15)  Ebd. 
435-449.  16)  Ebd.  737.  17)  Ebd.  738—740.  18)  Ebd.  52.  19)  The  Etvrao- 
logy  of  the  ßomance  Words  for  „To  Go",  H.A.  a.  PMLA.  XIX  2  Vlli,  Jung 
1&4.  20)  Vgl.  wienerisch  „aisscrl'*  =  hinaus,  dem.  zu  aussi,  das  zum  Hunde 
gesagt  wird. 


I  8(5  Vergleichende  romanische  Grammatik.    1904. 

nicht  Daher  muss  Bovets^*)  schönen  Ausführungen  der  Vorzug  ein- 
geräumt werden,  gegen  die  sich  hauptsächlich  nur  das  ins  Feld  führen 
lässt,  dass  gerade  im  Imperativ,  dessen  Kurzform  Hauptstütze  der  Ent- 
wicklungshypothese ist,  vadere  erhalten  blieb.  Der  Proteus  A  winl 
auch  nicht  jedem  sympathisch  sein.  Übrigens  scheint  doch,  nach  A.  Hor- 
nings  neuestem  Beitrage**)  die  Frage  in  ein  viel  glücklicheres  Stadium 
getreten  und  jeder  ernste  Zweifel  an  amhitare  wiederlegt  zu  sein. 

A.  HoRNiNG  geht  der  Entwicklung  von  fraise — frarnhoise^^)  nach. 
Er  weist  nach,  dass  fraise  nur  zentralfranz.  heimisch,  in  den  anderen 
Dialekten  und  Sprachen  franz.  Lehnwort  ist;  bodenständig  sind  ausser- 
halb der  Isle-de-France  andere  Bildungen.  Das  Substrat  *frasea  ist 
abzulehnen,  fraise  wurde  kontaminiert  aus  fraie  <^  fraga  -[-  fra?nboise, 
„als  Eni-  und  Himbeeren  von  dem  Volke  noch  nicht  so  scharf  ausein- 
ander gehalten  wurden  und  unter  den  allgemeinen  Begriff  der  Waldbeere 
fielen."  Diese  Zeitbestimmung  scheint  mir  abgelehnt  werden  zu  müssen. 
Warum  hätten  die  I^ute  in  den  ersten  Jahrhunderten  unserer  Zeit- 
rechnung die  Waldfrüchte  weniger  gut  unterscheiden  können,  als  jetzt? 
Der  Übergang  der  Sprache  vom  lateinischen  etc.  zum  romanischen  Stadium 
stellt  keine  Zeit  der  Unfähigkeit  dar,  irgend  zwei  Begriffe  durch  richtige 
Bezeichnung  auseinandqj:  zu  halten.  Verwechslung  von  Fruchtbezeich- 
nungen kommt  elier  bei  Städt.ern  vor  oder  infolge  besonderer  Bodenver- 
hältni.sse,  in  Gegenden,  in  denen  bestimmte  Früchte  nicht  heimisch  sind 
und  samt  ihrer  Bezeichnung  aus  Nachbargebieten  eingeführt  werden. 
Horning  bezieht  sich  vielfach  auf  diese  Verhältnisse  und  weist  anderer-, 
seits  darauf  hin,  da.ss  auch  heutigen  Tages  in  manchen  Gegenden  z.  B. 
portug.  die  Beeren  unter  einer  einzigen  Bezeichnung  zusammengefasst 
werden  (S.  524).  Zur  Annahme  einer  Kontamination  fraie  —  franiheise 
ist  übrigens  die  Vorstellung,  man  hätte  die  Beeren  nicht  unterschieden, 
geradezu  hinderlich;  dann  wäre  nur  eine  Bezeichnung  von  beiden  er- 
halten geblielxjn,  nicht  zwei  einander  angeglichene.  Auch  framhoise 
wird  als  zentralfranz.  Wort  nachgewiesen,  das  sehr  weit  gewandert  ist; 
bodenständig  sind  daneben  überall  Bezeichnungen  aus  antleren  Stämmen, 
von  denen  ein  aus.^erordentlicher  Reichtum  vorgeführt  wird.  Nkjra^*) 
bringt  die  romanischen  Reflexe  von  abeUaiia;  PubCARiu'^^)  weist  nach, 
dass  obscaruSf  wo  es  volkstümlich  erhalten  blieb,  das  unbeliebte  Präfix 
ob'  einbüsstc. 

Clkmknte  Mkrlo^®)  lieferte  eine  sehr  reichhaltige  Arbeit,  in  der 
mit  grösserem  Aufwände  von  Material,  als  auf  dem  Titelblatt  zu  ersehen, 
die  Fortdauer  der  lateinischen  Bezeichnungen  für  Jahreszeiten  und  Mojiate 
und  die  schier  unerschöpfliche  Zahl  von  AhhMtungen  aus  diesen  Be- 
zeichnungen vorgelegt  wird.  Es  ergibt  sich  dabei,  dass  „Sommer"  und 
„Winter"  stabiler  sind  als  „Herbst"  und  „Frühjahr".  Die  Untersuchung 
erstreckt  sich  auch  auf  die  Bedeutungsveränderun gen  abgeleiteter  Formen 

21)  Ancora  il  Problema  Andare  (Scritti  vari  di  Fil.  a  ErncHto Monaci, 
Roma  11)01).  22)  Ambitus  im  Romanischen,  ZRPh.  XXIX  5.  23)  ZRPh.XXVIII 
513-534.  24)  Ebd.  641—042.  25)  Ebd.  081 ,  Anmkg.  26)  Dr.  Clkmknte  Merlo, 
I  nomi  romanzi  dclle  Stagioni  e  dei  mesi  studiati  particolarmente 
nei  dialetti  ladini  italiani  franco-provenzali  c  provcnzali.  Saggio 
di  Onoraasiologia,  Turin,  Locscher  10(J4. 


E.  Richter.  I  y7 

und  andererseits  auf  den  Ersatz  der  einzelnen  Bezeichnungen  durch 
andere  Ausdrücke.  Sie  ist  in  jeder  Hinsicht  als  sehr  gelungen  zu  be- 
zeichnen. Einige  kleine  Ausstellungen  könnten  wohl  gemacht  werden, 
so  z.  B.  die  Einordnung  von  frz.  rere  premicre  (S.  44),  das  neben  dem 
vom  Verf.  nicht  übersehenen  primevoire  doch  nur  als  reiner  Italianismus 
gelten  kann,  oder  die  Bildung  lateinischer  Substrate,  die  vom  lateinischen 
Standpunkte  aus  nicht  befriedigen,  wie  foricariu  tempu  (S.  51)  (man 
müsste  noch  ein  Verb  *faricare  =  „bäufig  hinausgehen"  haben)  oder 
partita  fori^  S.  53;  dem  frz.  p^tsifu  genügt  auch  partire  foris,  das 
zu  exirej  salire  foris  parallell  gebildet  erscheint.  Zusammensetzung  aus 
Substantiv  in  verbaler  Bedeutung  und  Adverb  dürfte  sich  im  Spät- 
lateini.schen  kaum  nachweisen  lassen. 

Während  samtliche  bisher  aufgezahlte  Arbeiten  auf  wortgeschicht- 
lichem Gebiete  sich  auf  semasiologische  und  lautliche  Probleme  bezogen, 
musöten  in  der  Geschichte  von  „Ab  im  Romanischen***'')  auch  syn- 
taktische Fragen  berührt  werden.  Nur  im  Italienischen  und  Rätischen 
konnte  die  Ableitung  von  da  <1  d'ah  auch  lautlich  gestützt  werden ;  für 
die  Betrachtung  des  Französischen  und  der  Gebrauchsarten  im  Ganzen 
waren  syntaktische  Erwägungen  massgebend.  Ich  versuchte  zunächst  die 
Lebensfähigkeit  und  die  Bwleutungserweiterung  von  ab  und  der  Komposita 
mit  ab  (ca.  50)  im  Spätlateinischen  zu  beweisen  und  die  historische 
Kontinuität  zwischen  diesem  spätlateinischen  und  dem  romanischen  Ge- 
brauch darzustellen.  Es  war  nicht  schwer  festzustellen,  dass  die  lateinischen 
Urkunden  aus  den  verschiedenen  romanischen  Ländern  schon  den  späteren 
Zustand  erraten  lassen :  ab  ist  ungemein  häufig  im  italienischen^  rätischen 
und  sardischeu  Latein,  seltener  im  gallischen,  verschwindend  im  iberischen. 
Ganz  besonders  kam  es  mir  darauf  an,  bestimmte  französische  Redens- 
arten mit  laisseVy  faire  -|-  Inf.  -|-  ä  auf  ab  zurückzuführen.  Ich  er- 
klärte zwar  den  bei  diesen  Wendungen  vorkommenden  Dativ  als  analogisch 
zu  den  Fällen,  in  denen  eben  laisser  und  faire  mit  Dativ  gebraucht 
werden,  versäumte  es  aber,  zur  Stütze  auf  die  Fälle  von  an  alogischem 
Dativ  hinzuweisen,  der  statt  ad  der  Richtung  angetroffen  wird,  wie 
il  U  chevan<ilie  (vgl.  M.-L.  III  S.  400).  An  älteren  Beispielen,  von 
denen  mir  die  in  der  1.  Person  und  die  mit  ctre^^)  besonders  beweis- 
kräftig scheinen,  könnte  ich  jetzt  noch  geben:  Aliscanz  6780  Nos  some^ 
fol  protze  Qid  nos  fesoris  orire  a  un  mnufe,  A  itri  deable  d'enfer 
deschamej  S.  385  V.  25.  Et  une  dame  . .  .  N'ot  mile  main  ains 
ot  les  bras  honisy  A  ses  moignons  fn[.s]  ens  dex  recoillis,  Si  tost  com 
fot  entre  sos  dos  bras  pris,  Ot  pUiines  mains  et  Jons  dois  et  traitis, 
Brut  425  Als  7'eis  fu  prisicx  et  ameix^  Par  totes  terres  aloseix, 
Roman  de  la  Rose  584  Je  me  fais  appeler  Oiscusej  Dist-elle,  a 
toiis  rnes  cangnoissanx.  Ferner:  Gringore,  St.  Loys  II  S.  20  je  suis 
bien    tenu  ä  vous    (=  ihr  behandelt    mich    gut),    Jardin    de  Plaisance 

,  27)  Elise  Richter,  Ab  im  Romanischen.  Hallo,  Nicmeyer  1904.  28)  Schon 
E  Etienne,  Essay  de  Gram,  de  ranc.  frany.  1895  forderte  -  wie  ich  später 
sah  —  für  ä  in  que  ne  soie  prise  a  beste  cutverte  Ableitung  von  ab,  was 
A.  Schulze  in  seiner  Anzeige  dieser  Schrift  ZRPh.  XX  401  verwarf,  ohne 
diesen  Fall  von  den  allerdings  ganz  ungleichartigen  übrigen,  die  Etienne  an- 
führt^ zu  scheiden. 


I  88  Vergleichende  romanische  Grammatik.    1904. 

fol.  148^  Kstre  ne  vueil  dame  clotee  mais  banne  amye  a  tous 
nommee.  Man  beachte  auch  Voltaire,  Candide,  Kap.  11:  Ün  maure 
saisit  ma  mere  par  le  bras  droits  le  lieutcnant  de  mon  capitaine 
la  retint  par  le  bras  gauche;  un  soldat  maure  la  prit  par  une 
Jambe,  un  de  nos  pirates  la  tenait  par  Vautre:  nos  filles  se  trou- 
verent  presque  toutes  en  un  mament  tirdes  ainsi  ä  quatre  soldats. 
Für  die  Bedeutungsentwicklung  von  frz.  avec  und  sard.  avatepari  konnte 
auf  portug.  desi  von  da  an  >  hierauf  >  auch  (vgl.  M.-L.  III  452)  und 
tose,  avale,  dann  adesso,  maintenant  =  sofort  >  jetzt  (ebd.  520)  ver- 
wiesen werden. 

Allgemeinromanischo  Sprachwissenschaft.  Hier  soll  Eugen 
Herzog'  anregendes  erstes  Heft  der  Streitfragen*®)  erwähnt  werden, 
ob  zwar  der  erste  Teil  in  die  Rubrik  „Lautphysiologie",  der  zweite  in  die 
französische  Lautlehre  gehört.  Während  der  zweite  Teil,  besonders  die 
Behandlung  der  vieluni  stritten  en  -?ie-Frage  wohl  allgemeine  Zustimmung 
finden  wird,  ist  naturgemäss  jede  neue  Theorie  zur  Erklärung  alles  Laut- 
wandels dem  Widerspruche  ausgesetzt.  Um  ihr  allgemeine  Zustimmung 
zu  sichern,  müsste  eben  —  wie  Verf.  selbst  empfindet  —  ein  philologisch 
geschulter  Beobachter  durch  mehrere  Generationen  hindurch  die  „Ge- 
schlechterablösung'' kontrollieren.  Dann  erst  wird  mit  Bestimmtheit  gesagt 
werden  können,  ob  sie  so  zutreffend  ist,  als  sie  mir  wenigstens  scheint. 
Einige  Bedenken  drängen  sich  natürlich  auf;  vor  allem  die  Frage,  wieso 
ein  Wandel  überhaupt  zum  Abschluss  kommt?  Wieso  z.  B.  wird  i>rov. 
p  >  b,  nicht  weiter  ]>  v?,  oder  frz.  k[e  i  >  xi  bis  zu  einem  gewissen 
Zeitpunkt  und  dann  nicht  mehr,  so  dass  die  nach  diesem  Zeitpunkt  auf- 
genommenen Wörter  Jahrhundertc  hindurch  ihr  ki  behalten,  oder  etwa  kü 
nicht  zu  cü  vordringt?  Um  so  mehr,  als  nach  des  Verfassers  klaren 
überzeugenden  Auseinandersetzungen  ja  jeder  Laut  sich  seiner  Umgebung 
assimiliert  (S.  25),  eine  derartige  Veränderung  also  von  vornherein  zu 
erwarten  wäre.  Sehr  glücklich  scheint  mir  die  Verwertung  der  „Schnell- 
sprechformen" für  das  System  dos  Lautwandels,  besonders  bei  der  Er- 
klärung der  neuen  Lentoformen  (S.  47.  51). 

Zauner** ^^)  sehr  brauchbares  Büchlein  ist  1904  in  italienischer  Über- 
setzung erschienen,  die  im  ganzen  zuverlässig,  durch  Wörterverzeichnisse 
bereichert  uild  vom  Verf.  selbst  in  manchen  Punkten  verbessert  ist, 
z.  B.  Entwicklung  von  frz.  ei^tm  S.  37.  Leider  behält  diese  Ausgabe 
wie  die  deutsche  die  irreführende  Geflogenheit,  Homographa  —  wahr- 
scheinlich behufs  Raumersparnis  —  nur  einmal  zu  setzen,  auch  wenn 
sie  ganz  vc^rschiedenen  Lautgebilden  entsprechen,  z.  B.  it.  span.  cerca 
S.  34,  it  6pan.  portug.  villa  34  (deutsch  46  nur  span.  portug.),  it. 
portug.  boccn,  während  span.  portug.  dasselbe  Phonem  haben ;  umgekehrt 
steht  it.  oste  afrz.  hoste,  die  doch  als  gleichlautend  angesehen  werden 
dürfen.  Einige  Missverständnisse  z.  B.  S.  30,  7  (deutsch  S.  40),  132,  G 
(=  153)  und  Ungenauigkeiten  z.  B.  S.  35,  6  v.  u.,  30,  1,  37,  10  v.  u., 
könnten  bei  einem  Neudrucke  behoben  werden.     Der  Übersetzer  möchte 


29)  E.  Herzog,  Streitfragen  der  rom.  Philologie.  Erstes  Bändchen. 
Die  Lautgesctzfragc.  Zur  französischen  Lautgeschichte.  Halle,  Nicmcyer  1904. 
30)  Adolf  Zauner,  Glottologia  Romaoza,  traduzione  di  Gio.  Batt. 
f'esta,   Paravia  &  Comp.  1904. 


E.  Richter.  I  89 

zugleich  Italienern  Gelegenheit  geben,  an  der  Hand  der  Übersetzung 
deutsch  zu  lernen  und  gibt  eine  möglichst  wörtliche  Übertragung.  Es 
ist  fraglich,  ob  er  diesen  Zweck  erreichen  wird,  jedenfalls  ist  die  Form, 
die  doch  der  Romane  vor  dem  Deutschen  voraus  haben  könnte,  sehr 
ungelenk;  andererseits  gelingt  die  Wiedergabe  der  Komposita  nicht  immer, 
z.  B.  forme  flessive  to7ikhe  =  flektionsbetonte  Formen  ist  schief. 

Etymologie.  Adolf  Tobl£R^^)  behandelt:  respasser,  das  eine 
französische  Ableitung  zu  espasse  ist;  voisdie,  das  zu  triste,  nfrz.  tnte 
gestellt  wird.  Die  Subst.  voisdie  und  visiere  sind  Parallelbildungen; 
daneben  gibt  es  auch  risde,  vide  „Schlauheit"  u.  ä.  als  Substantiv. 
T.  ist  nicht  abgeneigt,  die  Entwicklung  von  vi'ste  <C  vegetus  mit  ye  >  ^s 
als  die  lautgesetzliche  anzusehen,  im  Hinblick  auf  orfrois,  fraise  u.  e.  a. 
Als  analogische  Bildungen  erklären  sich  boisdie  zu  voisdie,  und  dann 
oisoS'Oisdie  wegen  baisos-boisdie.  Die  zweite  Hälfte  des  Heftes  nimmt 
die  mit  wunderbarer  Feinheit  ausgearbeitete  Untersuchung  über  par  caeur 
ein,  worin  T.  gegen  D'Ovidio  den  Zu.«ammenhang  von  par  ccßur  mit 
chorus  ablehnt  und  als  unmöglich  erweist. 

Valentin  Hintner^*)  gibt  zum  grössten  Teil  nur  vermehrtes  Be- 
legmaterial zu  früheren  Aufstellungen. 

M.  Höfler  ^^)  stützt  die  Etymologie  martis  (martialis)  panis. 
Das  nicht  „volkstümliche"  Gebäck,  das  erst  seit  1521  in  Deutschland 
bezeugt  und  jedenfalls  aus  Italien  eingeführt  ist,  geht  auf  das  von  den 
Arvalbrüdern  am  1.  März  verteilte  panis  martis  zurück,  ein  von  Mutter- 
korn reines  (mehlfreies)  Brot,  das  zur  Weihe  der  kommenden  Saat  und 
zur  Abwehr  der  Blutbrand-(Ergotin-)Seuche,  des  ignis  fnartifdisi  ver- 
zehrt wurde.  Die  Verknüpfung  mit  Markus  ist  volksetymologisch,  stammt 
aber  schwerlich  aus  Venedig. 

Adolf  Hemme  ^*)  gibt  unter  der  Bezeichnung  „lateinischer  Sprach- 
schatz" im  ganzen  das,  was  ein  Laie  sich  darunter  denken  mag:  nicht 
nur  die  Worte  lateinischer  Herkunft,  die  in  die  verschiedenen  Sprachen 
übergegangen  sind,  sondern  auch  Fremd wört(»r,  die,  wie  sie  gehen  und 
stehen,  in  allen  Sprachen  fast  unverändert  vorkommen  (Proku ratio fiy 
Proklamation)  oder  auch  gar  nicht  assimiliert  worden  sind,  weil  ihr  Bt^ 
griff  der  modernen  Kultur  ganz  abgeht  {Epulonen,  eques).  Auch 
griechische  Wörter,  die  gar  nicht  durchs  Lateinische  gegangen  sind,  wie 
epideicxisj  eiirotrophos,  haben  Aufnahme  gefunden  und  wieder  einige 
sind  überhaupt  nur  aufgezählt,  um  das  Verständnis  für  andere  zu  er- 
leichtern wie  equvSf  equa.  Für  die  Aufnahme  noch  anderer,  z.  B.  ctir''^^ 
lässt  sich  gar  kein  Grund  ausfindig  machen.  Nach  diesem  Prinzip  des 
Sammeins  hätte  der  Verf.  am  besten  getan,  die  grosse  Masse  i-eines 
Wortmaterials,  die  Fremdwörter,  unbezeichnet  zu  la.<s^n  und  nur  die  P>b- 
und  Lehnwörter  als  solche  zu  kennzeichnen.  Statt  dessen  wird  mit  den 
Bezeichnungen    Fremdwort    und    Lehnwort    arger    Missbrauch    getrieben. 

31)  Etymologisches.  SBAkBerlin  1904,  Nr.  43.  32)  Nachträgliches 
zu  den  Stubaier  Namen.  Wien,  A.  Holder  liJ04.  33)  Marcipan.  v. 
Hofr.  Dr.  M.  Höfler,  UEg.  Juni  11)04.  34)  Das  lateinische  Sprach- 
material im  Wortschatze  der  deutschen,  französischen  und  eng- 
lischen Sprache,  Leipzig,  Avenarius  1904.  35)  Die  Ableitung  aus  quare 
widerlegt  Lindsay  ö.  (59(3. 


I  90  Rumänische  Sprache.    1904. 

Einmal  werden  so  offenbare  Latinismen,  wie  ciipiditc  proximal^  nicht 
als  Fremdworte  angegeben,  dafür  treffen  wir  diese  Einordnung  einerseits 
bei  so  offenbaren  Erbwörtern  wie  approche,  courante,  courammeut, 
ablrreger,  it.  corso  corsa^  anderei^seits  bei  lateinischen  Ausdrücken  wie 
curriculnm  vitae.  Da  solche  Bücher  immer  auch  philologisch-erzieherisch 
wirken  sollen,  sind  an  ihnen  methodische  Gebrechen  um  so  fühlbarer. 
Wien,  19.  Okt.  1905.  Elise  Richter. 


Rumänisolie  Sprache.  1904 

Grammatik.  Lautlehre.  S.  Pu^cariu^)  behandelt  in  seiner 
Habilitationsschrift  „lat.  ti  und  ki  im  Rum.  Ital.  u.  Sardischen**. 
Meinen  Dank  für  die  Widmung  kann  ich  am  besten  dadurch  beweisen, 
dass  ich  näher  auf  diese  so  wichtige  Schrift,  die  soviel  des  Neuen  und 
Interessanten  enthält,  eingehe.  Ich  greife  gleich  denjenigen  Punkt 
heraus,  der,  wenn  er  richtig  wäre,  die  weitgehendsten  Folgen  nach  sich 
ziehen  würde.  Im  Ital.  bestehen  nebeneinander  die  Suff,  -arcio  und 
-axxo;  -ecciü  und  -exxo  u.  s.  w.  'Occio  wird  als  regelmässige  Bildung 
von  'OceuSy  -axxo  als  Latinismus  aus  -atio  betrachtet,  oder  man  glaubt, 
dass  -zz-  aus  solchen  Dialekten  (Norden  oder  Süden)  stammt,  in 
denen  ki  zu  tss  wird.  P.  verwirft  beide  Erklärungen,  weil  er  dafür 
Besseres  bieten  zu  können  glaubt.  Im  §  70  führt  er  aus,  dass  -ado 
regelrecht  auf  -Ar'w,  dagegen  -xxo  auf  -kk*u  zurückgehe,  im  Rum.  sei 
es  umgekehrt:  k*k*u  >  tsu,  k'u  >  tsu.  Ein  Suffix  ak*k'u  müsse 
schon  im  Vorromanischen  bestanden  haben,  und  zwar  gewinnt  er 
dieses  Suffix  aus  den  Bildungen  mit -uhis,  z.  B.  (p.  131)  aus  pictis  Specht 
(woraus  *picare  >  mil.  piä)  wurde  zunächst  piclujlus  >  it.  picchio 
Specht  Der  Vergleich  mit  runi.  pinchiu  (daneben  pint')  Rotfink  ist 
verfehlt,  denn  letzteres  ist  magg.  pinty,  deutsch  Fink.  Aus  *pichis,  das 
zu  *Pik'lu.s  geworden  war,  wird  nun  einerseits  *IHk'iis  abstrahiert,  nach 
dem  Muster  von  lorlus  :  locus,  andererseits,  als  später  pilcfliis  zu  jnk^k'lus 
geworden  war,  ein  pik'k^u.  Aus  *Pik*us  entstehen  die  rum.  ts-,  die  ital. 
ts-Fomien,  aus  *Pik'k'us  die  rum.  ts-,  die  ital.  ts-  Formen.  Endlich  ent- 
stand nocli  ein  *Plkkus  woraus  nmi.  pic,  lyicur  und  die  ital.  kk-Formen. 
Es  wird  hier  angenommen,  dass  der  K-Laut  vor  1  mouilliert  wird,  wobei 
sich  P.  auf  Meyer-Lübke  Gram,  I  §  487 ff.  beruft,  aber  dort  steht 
klar  und  deutlich,  dass  kl  >  kl'  wird.  Jedenfalls  ist  die  Mouillierung 
zuerst  bei  1'  eingetreten,  natürlich  folgte  dann  auch  k'  und  etwa  ein  vor- 
ausgehendes s  (musßl'u  >  nmsculus).  Ich  glaube  P.  hat  die  von  Meyer- 
Lübke  §  488  augeführten  lat  Beispiele  missverstanden;  in  MAC'LA, 
—  AC'LU  bedeutet  das  Zeichen  '  nicht  die  Mouillierung,  sondern  Vokal- 
ausfall. Wenn  wir  aber  hierin  kein  Hindernis  sehen  wollen  und  auch 
etwa  aus  *tork'l'a  ein  tork'a  bilden  lassen,  weil  la  (es  ist  aber  l'a)  als 
Suffix  gefühlt  wurde  (p.  127  oben),  so  wird  die  Sache  noch  komplizierter, 
wenn  wir  hören,  dass  bereit«  im  Urromauischen  (die  Dehnung  der  Kons. 

1)  JBIRÖ.  XI.  1-187,  Leipzig  1904. 


G.  Weigand.  I  91 

ist  nicht  einmal  Gemein-,  geschweige  denn  Urromanischf  aus  einem  Typus 
*trok*k*lu  ein  *trok*ku  herausgezogen  werden  konnte.  Da  p.  158  aus- 
drücklich erklärt  wird,  dass  am  Ende  des  III.  Jahrh.  n.  Chr.  das 
Rumänische  vom  Westrom.  vollständig  isoliert  war,  so  müsste  also  bereits 
im  dritten  Jahrhundert  ein  Typus  trok'us  neben  trok'k'us  bestanden 
haben,  die  sich  im  Kum.  und  Ital.  verschieden  entwickelten.  Ausserdem 
sollen  gleichzeitig  noch  zwei  anders  geartete  palatale  k'  bestanden  haben, 
nämlich  k^  aus  Ä'/a,  Ajo,  fc^wund  k^  aus  Ä:i,  kii,  also  nicht  weniger  als 
vier  verschieden  geartete  palatale  k  im  dritten  Jahrhundert  im  Urroma- 
nischen !  Das  glaube  wer  will,  ich  nicht.  Es  liegt  auch  im  Rumänischen 
absolut  kein  Grund  etwas  Derartiges  anzunehmen.  Es  handelt  sich 
nämlich  um  die  —  ts  —  Suffix,  die  P.  aus  dem  lat.  ableiten  möchte, 
während  sie  doch  offenbar  slavisch  sind,  wie  überhaupt  die  Mehrzahl  der 
substant.  Suffixe.  P.  konstruiert  nun  kühn  aus  fugax  ein  *fugactiliis  > 
fugak^k'us  (P.  meint  dabei  keinen  lautl.  Übergang,  sondern  fugak'k'iis 
aus  einem  fugak*k'lus  abstrahiert,  deshalb  hätte  er  besser  das  Zeichen  > 
vermieden)  >  fugaelfl.  Da — ats  in  zahlreichen  Wörtern  aus  dem 
Slav.  eingedrungen  ist,  so  konnte  es  ein  *fugace  aus  fugacer?f,  sehr  wohl 
in  fugactn  umwandeln,  zumal  dasselbe  Wort  im  Bulg.  begactu  heisst. 
p.  150  wird  auf  ein  trernuricfu  hingewiesen,  das  nicht  von  sie.  tremu- 
litssu  getrennt  werden  dürfe.  Das  soll  ja  auch  gar  nicht  geschehen,  es 
ist,  falls  keine  Neubildung  vorliegt,  was  allerdings  wahrscheinlicher  ist, 
nur  ein  älteres  tremurits  durch  Einfluss  des  aus  dem  Slav.  stammenden 
Suff*,  'it^  zu  tremiiricHü  (cf.  gadiliciü,  belicfit,  lipich))  geworden, 
ebenso  arits  für  älteres  arits  aus  ericius.  Derartige  Beeinflussungen  sind 
so  häufig  und  P.  selbst  hat  in  seiner  vortrefflichen  Arbeit  über  die 
Diminutivsuffixe  so  viele  Beispiele  für  Suffixvertauschung  gebracht^  dass 
ich  wahrlich  keine  Beispiele  zu  geben  brauche.  Von  -oc)n  führt 
P.  nur  zwei  Beispiele  an  mtirgoctH  (Ziegennanie),  pii.srociü  {Kindergewehr), 
von  denen  das  erste  sicher  eine  späte  mm.  Bildung  ist,  das  zweite  sicher 
auch  kein  Erbwort  (jnij^cä  ist  slav.),  so  dass  man  auch  hier  nicht  auf 
ein  lat.  -ok'k'ius  ziu-ückzugehen  braucht,  denn  auch  bulg.  -ociN  z.  B. 
iMilrocffij  ebensowenig  bei  den  wenigen  dialektischen  Wörtern  auf 
-ecm  {-encin),  das  auf  tk'k'iis  beruhen  sollen.  Da  man  neigen 
'OC/Uy  'iciii  ein  a/,  -H  hatte,  konnte  sich  auch  zu  -ety  ein  echt  bilden. 
drume(  -drftmerkly  jjodef  -jyoderin.  Es  ist  doch  auch  kein  blosser 
Zufall,  dass  sich  dieselben  -s-  und  -U-  Suffixe  im  Slavischen  finden, 
dazu  noch  in  derselben  Funktion;  bei  ihrer  weiten  Verbreitung 
auch  im  Nordslavischen  ist  ihre  Herleitung  aus  dem  Rumänischen 
ganz  ausgeschlossen.  Bei  dieser  Lage  der  Dinge  bloss  den  Suffixen 
zu  Liebe,  bei  denen  die  Übertragungen  und  lautlichen  Bi^einflussungon 
eine  so  grosse  Rolle  spielen,  uns  zumuten  zu  wollen,  die  Existenz 
vier  verschiedener  k*  annehmen  zu  sollen,  ist  zu  kühn.  Wenn  wir 
uns  aber  nach  einem  Stamme  mit  k'k'  umsehen,  so  finden  wir  nur 
*muccetis,  *mticcea  >  mut,  nintu,  hier  aber  hat  T.  das  eine  k'  ganz 
willkürlich  eingeklammiTt,  weil  k'k  nicht  in  seine  Theorie  passen  würde. 
Wenn  das  Prinzip  an  und  für  sich  für  das  Italienische  einiges  für  sich 
hat,  —  dann  aber  muss  man  bei  den  k'  unbedingt  voji  einem  Nach- 
einander auf  ital.  Boden  nicht  von  einem  Nebeneinander  im  Urromanischen 


I  92  Rumänische  Sprache.    1904. 

reden  —  so  lie^  für  das  Rumänische  absolut  kein  zwingender  Grund 
vor,  etwa  ein  fugaclu  aus  *fiigak*k*tis  <C  fugaculus  abzuleiten.  Mir 
hat  sich  bei  einer  Bearbeitung  der  rum.  Suffixe  im  vorigen  Semester  der 
tiefgehende  Einfluss  der  bulg.  und  serb.  Sprache  geradezu  aufgedrängt 
und  zwar  in  so  vielen  unzweifelhaften  Fällen,  dass  ich  selbst  da,  wo 
man  Zweifel  haben  könnte,  eher  an  slav.  Einfluss  denke,  als  an  für  mich 
ganz  unannehmbare  vier  palatale  k  im  dritten  Jahrh.  Übrigens  kann  von 
der  völligen  Abgeschlossenheit  des  Balkanromanischen  von  Italien  nach 
dem  <lritten  Jahrh.  keine  Rede  sein.  Hat  denn  P.  vergessen,  dass  die 
ältere  christliche  Terminologie  im  Bulg.  nicht  griechisch,  sondern  lateinisch 
ist,  und  dass  der  nördliche  Balkan  von  Italien  speziell  von  Ravenna  aus 
christianisiert  worden  ist,  Ende  des  dritten  Jahrh.  aber  die  Christianisierung 
im  nördlichen  Balkan  bei  weitem  noch  nicht  abgeschlossen  war,  wie  P. 
behauptet  (p.  16).  Darüber  kann  man  sich  bei  Harnack  orientieren. 
Im  §  90  gibt  P.  eine  Darstellung  des  physiologischen  Vorganges  bei  den 
k'-Lauten,  aus  der  erhellt,  dass  er  eine  ganz  falsche  Vorst-ellung  von  dem 
Charakter  der  ka-Laute  hat,  da  er  behauptet,  dass  ka,  ko,  ku  mit  Zungen- 
rand  artikuliert  würden  (dieselbe  Behauptung  p.  176  Z.  25),  während 
doch  allgemein  bekannt  ist,  dass  bei  allen  k-Lauten  die  Zungenflaxjhe, 
bei  t-Lauten  der  Zungenrand  und  Spitze  artikuliert,  nur  bei  palatalem  V 
tritt  neben  dem  Zungenrand  auch  das  vordere  Zungenblatt  in  Tätigkeit, 
daher  der  leichte  Übergang  von  V  >  k*  oder  umgekehrt,  wie  meist  in 
den  roui.  Sprachen.  Wie  P.  dazu  kommt  k'  einen  Dauerlaut  zu  nennen 
(p.^  175  Z.  6  V.  u.),  ist  mir  ganz  unerklärlich.  Ital.  chi  (aber  nicht 
deutsches  oder  alb.  ki),  rum.  ureche,  neugr.  xal  enthalten  k*,  also  k% 
ttrek'e,  k'e,  von  Daucrlaut  keine  Spur.  Dass  k'e  >  fe  ]>  ts*e  >  s'e 
wenlen  also  sich  zum  Daueriaut  entwickeln  kann,  ist  eine  andere  Sache, 
die  Vermittelung  spielt  die  Affrikata  t's',  die  wie  P.  richtig  bemerkt,  der 
Ausgangspunkt,  sowohl  für  te,  wie  für  ts  geworden  ist.  Übrigens  wird 
sowohl  im  Rum.  wie  im  Ital.  ce  mehr  wie  is'e,  als  wie  t^e  gesprochen. 
Da  ich  mit  den  übrigen  Ausführungen  im  grossen  und  ganzen  überein- 
stimme, mögen  noch  einige  Einzelheiten  folgen.  Ich  wundere  mich,  dass 
P.  p.  10  Meyer -Lübkes  Etymologie  arat  aus  elato  annimmt,  lautlich 
steht  dem  entgegen,  dass  1  nicht  zu  r  geworden  wäre  (alin,  alunec,  alung) 
zumal  neben  elato  ein  adj.  lat.  bewahrt  ist.  Es  liegt^  wie  das  alte  Subst 
aretu  zeigt,  ein  e-Stamm  vor,  worauf  auch  die  dial.  Form  ardt  weist, 
wenn  hier  auch  wie  bei  l(is  Analogie  vorliegen  könnte.  Gar  nicht  darf 
man  die  istr.  Fonn  arqt  für  elato  ins  Feld  führen,  denn  dort  haben 
wir  auch  stgicu  =  steaiid,  xoxit  =  deget  u.  s.  w.  Nimmt  man 
erecto  >  areptu,  erectare  >  aretare,  ardtay  so  stimmt  das  lautlich 
vortrefflich  und  scmasiologisch  noch  besser  als  elato,  denn  „in  die  Höhe 
heben,  dadurch  sichtbar  machen  =  zeigen"  ist  ein  klarer  Übergang, 
p.  42.  Ich  halte  es  nicht  für  nötig  ein  slav.  povrdica  anzusetzen  für 
pova(ä  Rat,  dessen  Bedeutungsübergang  sehr  schwier  zu  erklären  wäre, 
während  ein  tnret  lehren  zum  Subst.  *invmtd  führt,  ein  *j)oret  zu 
povcatä  durch  sinnverwandtes  porea,stc.  Diese  Herleitung  ist  mir  per- 
sönlich annehmbarer  als  ein  unbekanntes  ^povedica,  P.  hat  ja  auch 
*cadfca  zugunsten  von  *caecia  aufgegeben  für  eeafd.  p.  45  hält  P. 
das  aus  Majdan  mitgeteilte   Form  tir(i?i  \/  tertius  für  eine  Fälschung, 


G.  Weigand.  I  93 

wie  ich  das  früher  getan  habe,  allein  da  dasselbe  Wort  in  der  nördl. 
Moldau  vorkommt,  mir  ausdrücklich  von  A.  Gorovei  als  echt  bestätigt 
wird,  dürfen  wir  nicht  mehr  daran  zweifeln,  es  kann  doch  nur  Dissimi- 
lation aus  firfiu  sein,  also  in  jüngerer  Zeit  entstanden,  p.  46  istr. 
xuritse  entspricht  genau  dr.  junice,  ein  *junicea  extra  wegen  des 
ts-Lautes  anzusetzen  ist  überflüssig,  das  ts  wird  verschieden  ausgesprochen, 
p.  47  wird,  wenn  auch  zyfe\ie\n(\,mämnrufä —  Marienkäfer  mit  7namma-\- 
*enicula  >  *erucia  zusammengebracht,  mämänitä  halte  ich  für  Neben- 
form zu  märiufä  —  Mariechen,  die  Reduplikation  wirkt  wie  Dim.  p.  47 
axt  soll  *hadie  sein;  das  hat  schon  Cipariu,  Gr.  II  146  gesagt,  ich 
glaube  es  doch  nicht,  hodte  war  festgewachsen  (oggi,  hoy  etc.),  ich  halte 
dxl  für  Kurzform  aus  dstäxt  wie  astärä  aus  astäsärd.  p.  48  spuxä 
soll  nicht  alb.  spuxd,  sondern  direkt  auf  lat.  spodinm  zurückgehen, 
weil  alb.  ip.  zeige;  aber  das  s^p-  ist  ja  jung  im  Alb.,  das  Rum.  muss  ja 
sp,  haben,  wenn  es  aus  dem  Alb.  kommt.  Auch  das  u  würde  nicht  zu 
lat  0  stimmen.  Arom.  spurd  hat  damit  nichts  zu  tun,  r  für  rn,  spumd — 
sprimd.  Ebenda  wird  sehr  bestimmt  piex^  jnaxä  als  falsche  literarische 
Umbildung  nach  ckeatrd  —  ptat7'd  aus  ehfexj  chtaxd  erklärt,  wofür 
sich  dann  ein  *cladea,  cladeum  >  clades  ergäbe.  Bedeutung  und  Laut- 
wandel stimmen  vortrefflich,  nur  heisst  die  Form  wirklich  pkx,  piaxd 
auch  im  Volke,  und  das  Wort  ist  echt  volkstümlich.  Eine  derartige  „Ober- 
en täusserung  hätte  doch  erst  in  neuerer  Zeit  stattfinden  können,  und  dann 
fänden  wir  beim  Volke  in  der  Gr.  Walachei  im  pte  Bezirke  Spuren  von 
chfaxd.  Wir  wollen  also  mindestens  ein  Fragezeichen  an  diese  von 
Candrea-Hecht  stammende  Etymologie  machen.  So  könnte  ich  noch 
genug  des  Zweifelhaften  oder  des  sicher  Falschen  anführen,  das  schliesst 
nicht  aus,  dass  ich  trotzdem  den  Wert  der  Arbeit  sehr  ho(*,h  schätze,  und 
bekenne,  mich  aufrichtig  über  dieselbe  gefreut  zu  haben. 

H.  TiKTiN  hat  in  GG.  2*  eine  wesentlich  vermehrte  und  vielfach 
verbesserte  Gesamtdarstellung  der  rum.  Sprache  geliefert.  Da  T.  als 
Anhänger  der  älteren  philologischen  Schule,  wie  sie  in  den  achtziger 
Jahren  des  vorigen  Jahrh.  herrschte,  der  überlieferten  Tiiterat Ursprache 
seine  ganze  Aufmerksamkeit  widmet  und  von  ihr  bei  der  Betrachtung 
ausgeht,  für  die  linguistische  Betrachtungsweise  aber  herzlich  wenig  Ver- 
ständnis zeigt,  so  weiche  ich,  der  ich  in  erster  Linie  von  der  vom  Volke 
gesprochenen  Sprache  ausgehe  und  aus  ihr  heraus  mit  Hilfe  der  allge- 
meinen Phonetik  und  der  mit  Vorsicht  zu  verwertenden,  erst  seit  dem 
16.  Jahrh.  überlieferten  Schriftsprache  zu  erklären  suche,  oft  ganz  wesent- 
lich in  der  Darstellung  und  Erklärung  ab.  Dass  der  Tiktinsche  Stand- 
punkt veraltet  ist,  darüber  gibt  es  keine  Meinungsverschiedenheit.  Sein 
Standpunkt  hatte  Berechtigung,  als  er  in  der  Schule  als  Lehrer  die 
rumänische  Sprache  dozierte  oder  als  er  seine  Elementargrammatik  schrieb, 
nicht  aber  in  dem  Gröberschen  Grundriss,  der  für  Fachgenossen  ge- 
schrieben ist,  die  die  Entwickelung  des  gesamten  Rumänischen  aus  dem 
Lateinischen  und  die  Beeinflussung  von  Seiten  anderer  vSprachen  auf  die 
Entwickelung  kennen  lernen  wollen.  Die  so  junge,  noch  gar  nicht  ge- 
festigte Literatursprache  interessiert  mehr  die  Einheimischen.  Beim  Franzö- 
sischen und  Italienischen  liegen  die  Verhältnisse  ganz  anders,  da  wir  hier 
von  alters  überlieferte  Schriftsprachen  besitzen    und  auch   diese  Sprachen 


I  94  Rumänische  Sprache.    1904. 

(1er  reichen  Literatur  wegen  studieren.  —  p.  564  wird  von  drei  Haupt- 
dialekten  statt  vier  gesprochen,  während  das  „Meglen"  als  „Abart*^  des 
Dacorumänischen  bezeichnet  wird  (mit  demselben  Rechte  hätte  er  es  als 
Unterdialekt  des  Aromunischen  besseichnen  können).  Dass  das  Meglen 
von  mohammedanischen  Rumänen  gesprochen  würde,  ist  falsch,  nur  in 
einem  von  11  Dörfern  wohnen  Mohammedaner.  Dass  die  Zahl  der 
Aromunen  (T.  braucht  die  irreführende  Bezeichnung  Mazedorumänen)  auf 
600000  angegeben  wird  (es  wird  auch  über  eine  Million  angegeben),  ist 
schon  richtig,  allein  T.  weiss  ganz  gut,  dass  diese  Zahl  furchtbar  über- 
trieben ist,  es  sind  allerhöchsten s  200000,  wie  ich  nachgewiesen  habe, 
p.  565  wird  behauptet,  dass  die  Bewohner  zweier  Landschaften  im  Dr. 
einander  ohne  weiteres  verstehen.  Ich  weiss  aus  dem  Munde  von  Bauern 
des  Krasnatales  in  Sbb.,  die  zur  Erntezeit  nach  der  Kl.  Walachei  gelien, 
dass  sie  dort  nur  mit  grosser  Mühe  verstehen  und  verstanden  werden, 
dasselbe  sagte  mir  ein  Lehrer  aus  Kronstadt,  der  nach  Alibunar  im  Banat 
versetzt  wurde.  Ich  bin  überzeugt,  dass  ein  Bauer  aus  Bessarabien  einen 
solchen  aus  dem  Satmarer  Bezirk  nicht  ohne  weiteres  versteht,  so  gross 
sind  die  lautlichen  und  lexikalischen  Unterschiede.  —  Es  gibt  nicht  nur 
einen,  sondern  eine  ganze  Reihe  von  Gründen,  die  mir  zur  Gewissheit 
machen,  dass  die  ersten  Versuche  rumänisch  zu  schreiben  vor  das  Jahr 
1560  hinausgehen.  Wenn  T.  nicht  dieser  Meinung  ist,  hat  er  nur  in 
Gaster  einen  Glaubensgenossen.  Ich  halte  sogar  lorgas  Hypothese, 
dass  die  ältesten  Denkmäler  durch  die  Hussitenbewegimg  veranlasst  sind, 
für  wahrscheinlich,  wenn  auch  die  erhaltenen  Handschriften  erst  aus  dem 
16.  Jahrh.  stammen,  p.  565.  Ich  freue  mich,  dass  T.  nicht  Meyer- 
Lübkes  Vorschlag,  i  des  PL  und  der  II.  Prs.  Sg.  lautlich  aus  -es 
zu  erklären  gefolgt  ist,  trotzdem  aber  steht  jd.  566  oben  zu  lesen,  dass 
bei  Einsilblern  im  Ital.  und  Rum.  i  an  Stelle  des  abgefallenen  s  (also 
doch  lautlich  gemeint)  getreten  sei.  Nein,  auch  in  diesen  Fällen  ist  i 
nicht  lautlich  zu  erklären,  "not,  voi  mussten  wie  die  übrigen  Pron.  das 
Pluralzeichen  i  annehmen,  magis  wurde  nicht  ohne  weitt^res  mas  >  ma 
sondern  7nais  '^  ynaH,  das  bewahrt  wurde,  unter  gewissen  Bedingungen 
zu  ma  (im  Arom.)  wurde  (cf.  auch  mastro  neben  macstro  im  Ital.).  In 
2)oi  sehe  ich  eine  Sandhierscheinung ;  wenn  jjo  <C  }^ost  vor  hellen 
Vokalen  zu  stehen  kam,  entwickelte  sich  der  Gleichlaut  i.  po^e  Z>  po^c 
>  poi  e  gespr.  poiey  aber  nicht  jjo/  'e  (nicht  mit  festem  Stimmeinsatz) 
poi  wunle  dann  verallgemeinert.  --  Was  T.p.  570  über  den  Lautwert 
der  Vokale  sagt,  bedürfte  zu  sehr  der  Verbesserung,  als  dass  ich  hier 
darauf  eingehen  könnte,  nur  die  Nachlässigkeit  sei  gerügt,  dass  „semison" 
eimnal  als  Halbvokal  (jna/)  im  Sinne  der  Phonetik,  das  andere  Mal  für 
geflüstert  u  (in  lokii)  angewandt  wird,  obgleich  T.  den  Unterschied  natür- 
lich kennt.  Das  p.  571  über  die  Geschichte  der  rum.  Orthographie 
sp.  über  'i»,  m  f  Gesagte  ist  ganz  ungenügend.  Der  Vokalismus  ij^t 
p.  573 — 582  sehr  kurz,  aber  in  den  Resultaten  meist  richtig  dtu-gestellt, 
wenn  aber  T.  auf  phonetische  Erklärungen  zu  sprechen  konmit  —  bei 
aller  Vorsicht  wagt  er  es  doc^h  manchmal  —  bekommt  man  oft  die  sonder- 
barsten Ansichten  zu  hören,  z.  B.  p.  574,  unter  4:  „Die  geschlossenere 
Aussprache  vor  Nasal  hat  im  Rum.  nicht  nur  w^eitere  Fortschritte  ge- 
macht^   sie  hat   sich   auch   auf  die   übrigen    Voktüc   ausgedelint,   wobei   a 


G.  Weigand.  I  95 

die  Richtung  nach  i  einschlug,  und  ist  (wer  denn?)  schliesslich  an  den 
Endpunkten  der  drei  rum.  Vokalreihen  angelangt:  cint^  timp^  ascund.^* 
Dazu  vergl.  p.  582:  „Sowohl  betontes  als  unbetontes  t  erscheint,  in  Nord- 
mazedonien und  Istrien  zu  ä  geschwächt."  Natürlich,  da  t  aus  a  schi-ift- 
sprachlich  ist,  muss  ä  eine  Schwächung  sein!  Die  allg.  Phonetik,  sowie 
die  Dialekte  lehren  das  Gegenteil,  ä  ist  die  Vorstufe  von  I.  Eklatant 
zeigen  das  auch  die  modernen  bulg.  Dialekte.  So  ist  bei  T.  stea  < 
Stella  die  alte  Form,  weil  schriftruraänisch,  dagegen  steauä  die  neue, 
trotzdem  er  p.  594  0  als  aus  ilkim  entstanden  anerkennt,  wohlweislich 
vei-schweigt  er  uns,  auf  welche  Weise.  Am  besten  ist  noch  die  Fonnen- 
bildung  geraten  p.  590 — 602,  während  die  Stammbildung  (T.  meint  Wort- 
bildung) nur  zwei  Seiten  in  Anspruch  nimmt,  bei  der  Syntax  die  auf  drei 
Seiten  abgefertigt  wird,  liest  man  mit  Staunen,  dass  sie  im  Vergleiche  mit 
den  übrigen  Teilen  der  rum.  Gram,  nur  „wenig  Bemerkenswertes"  biete. 
Da  hört  alles  auf,  und  auch  mein  Bericht. 

Ein  mehr  praktisches  Ziel  verfolgt  Gärtner  in  seiner  „Darstellung 
der  rumänischen  Sprache"*)  in  der  Sammlung  kurzer  Lehrbücher 
der  romanischen  Sprachen  und  Literatur,  indem  er  „denjenigen  Lernenden 
und  Gelehrten,  die  einer  sprachwissenschaftlichen  Kenntnis  des  Rumä- 
nischen bedürfen,  an  die  Hand  gehen  will".  In  ganz  elementarer  Weise 
wird  zunächst  ein  Lesestück,  das  von  ihm  selbst  und  zwar  recht  gut') 
übersetzt  ist,  analisiert,  dann  folgen  Sprach  proben  verschiedenen  Stils  mit 
Erläuterungen,  im  „/?iwZ  plerduP^  hätte  auf  die  Abweichungen  vom  ge- 
wöhnlichen Ausdruck  hingewiesen  werden  sollen:  päne  de'ntreciit  =  de 
pri^os,  stimperät  =  astrmpärat,  scula  -mä  -roiü  =  m'ohi  scula, 
fratele  teu  acesta  =  acest  frate  al  tau  u.  a.  m.).  Darauf  folgt 
S.  62 — 84  eine  Einleitung  die  über  die  Geschichte,  resp.  den  Ursprung 
der  Rumänen  und  über  die  fremden  Einflüsse  das  AUernötigste  bringt. 
Die  Lautlehre  ist  eingehender  behandelt  p.  85 — 141,  kurz  die  Wort- 
bildung S.  141 — 149,  die  Formenlehre  genügend  ausgedehnt^  S.  149 — 190, 
von  der  Syntax  ist  nur  einiges  herausgegriffen  S.  190 — 204.  Ein  Wörter- 
verzeichnis mit  Angabe  der  Etymologien  beschliesst  das  Ganze.  Da  das 
Buch  mehr  Lehrzwecken  dient  und  diese  Zwecke  in  vortreff*licher  Weise 
erfüllt,  so  brauche  ich  nicht  näher  auf  die  Ausführungen  selbst  einzu- 
gehen, selbst  da  nicht,  wo  ich  abweichende  Ansichten  habe,  was  gar  nicht 
so  selten  ist.    Wirklich  Neues   von  Bedeutung  habe  ich    nicht   gefunden. 

G.  Weigand  *)  erklärt  den  Ausfall  von  n  in  gewissen  Fällen  durch 
Nasalierung.  Er  gibt  zunächst  Beispiele  von  Nasalvokalen  aus  der  Volks- 
sprache. 171  vor  r  wird  zu  nasalem  ?/ ;  dialektisch  „am"  vor  r  zu  «. 
Allgemein  schwand  schon  im  Urrumänischen  n  in  satzunbetont<3n  Wörtern 
nach  dunkeln  Vokalen  vor  t,  nachher  schwand  auch  die  Nasalierung: 
contra^  eunträ  >  cüträ  cuträ  (bewahrt  im  Meglen  in  Cfittru)  durch 
Vokalharmonie  cäträ^)  ta?itum  >  ttt,  quanfum  >  fdt.  Vor  Vokalen 
fällt  n  nach  V  in  harter  Stellung  (nur  dacorum)  z.  B.  granum  >  gn7m 
>  grün  >  grtu  etc.  Femer  -äuin  >  -r/m:  farina  >  fäninä  ]> 
fäinä.     big.  stranhm*  ]>  *str(mm  ;>  strmn.   Der  unbestimmte  Artikel 

2)  Halle,  Niemeyer  1904.  3)  S.  25,  48  n'a  incurcat-o  mult  ist  unverständ- 
lich, es  soll  heisaen  „machte  nicht  viel  Federlesens".  4)  JBIRS.  188—192. 
5)  contra  >  cätra  darf  man  nicht  mit  dem  Falle  vos  >  vä  vergleichen. 


I  9G  Rumänische  Sprache.    1904. 

un  wird  dial.  zu  ü:  un  om  >  ü  om.  Der  weibl.  Artikel  una  über 
üd  '^  uä  ^  o,  aber  als  betontes  Zahlwort  bewahrt.  Es  folgt  dann 
eine  lautphysiologische  Erklärung.  Es  hätte  auch  auf  das  Präfix  con- 
>  cun  >  cü'  ]>  dir  {ciifundy  cutremur  etc.)  hingewiesen  werden 
sollen. 

O.  Densu^ianu  macht  den  Versuch  in  seiner  Arbeit  „Din  istoria 
amu^.irii  lui  „u"  final  In  limba  romftnä"®)  das  Verstummen  des 
auslautenden  u  im  Zusammenhange  mit  dem  Wortakzente  zu  erklären 
auf  Grund  der  Schreibungen  in  den  ältesten  Texten  bes.  dem  QkI. 
Vorone^ean,  Psaltirea  Scheiana  und  Psaltirea  Voronetianä.  S.  4 — 11 
bringt  er  eine  Liste  von  Wörtern  aus  Ps.  Scheiana  mit  u,  die  den  Ton 
auf  der  vorletzten  tragen,  dann  folgen  solche  auf  u  (D.  glaubt,  dass  i>  als 
u  semison,  das  soll  wohl  heissen  „geflüstertes  u",  gesprochen  worden  sei, 
eine  Meinung,  die  sich  durch  nichts  rechtfertigen  lässt  und  S.  26  Anm.  1 
gibt  er  selbst  Gründe  gegen  die  Auffassung  von  "b  als  ü  an),  dann 
folgen  solche  auf  ü  (=  t),  die  den  Ton  auf  der  drittletzten  tragen. 
Daraus  glaubt  D.  sich  zu  dem  Schlüsse  berechtigt,  dass  der  Akzent  mass- 
gebend gewesen  sei,  nicht  der  Charakter  des  Auslauts  für  das  Verstummen 
von  u,  da  die  Silbe  unmittelbar  nach  dem  Akzente  mehr  Kraft  gehabt 
habe,  als  die  unmittelbar  folgende.  D.  vergisst  ganz,  dass  die  Metrik 
uns  das  Gegenteil  lehrt,  der  Rhythmus  ist  dipodisch  auch  in  der  gesprochenen 
Rede  (als  u  noch  volltönig  war,  wurde  sptinemn^  spi(eldru  betont),  er 
vergisst  femer,  dass  sich  im  Aromunischen  omulu  entwickelt  hat,  er  ver- 
gisst ganz,  dass  die  mit  lonij  lu  zusammengesetzten  Wörter  durchaus 
nicht  gleichwertig  sind  mit  einfachen,  von  denen  kaum  einige  in  seiner 
zweiten  Liste  enthalten  sind.  Ausserdem  bringt  er  Seite  14 — 15  eine 
Liste  von  Wörtern,  die  der  ersten,  und  Seite  16 — 17  eine  solche,  die  der 
zweiten  widerspricht.  Angesichts  dieser  Mängel  in  der  Beweisführung 
wundert  es  mich  sehr,  wie  der  Kritiker  in  LBlGRPh.  1905  p.  337  ohne 
weiteres  den  Resultaten  zustimmen  konnte.  Die  heute  gesprochene  Sprache 
lehrte  dass  nicht  der  Akzent,  sondern  in  erster  Linie  der  Auslaut  mass- 
gebend ist.  Nach  Muta  -|-  Liquida  oder  Spirans  -[-  Liqu.  ist  ja  allgemein 
u  bewahrt,  in  -esku  ist,  wie  D.  selbst  konstatiert  -u  länger  be- 
wahrt worden,  als  in  omu;  nach  zwei  Konsonanten  (-nd,  -rd,  -rb,  -Ib  etc.) 
länger  als  nach  einfachen  Konsonanten,  was  sich  auch  in  zahlreichen 
Beispielen  belegen  lässt  (z.  B.  Cuv.  d.  bat.  II.  472);  und  unter  den  ein- 
fachen Konsanten,  wirkten  die  Explosivae  länger  erhaltend  {capfly  vddü  etc. 
mit  deutlich  geflüstertem  u  und  Lippen run düng,  siehe  meine  Dialekt- 
studien) am  frühesten  fiel  u  nach  r,  1,  n,  m.  Zum  Vergleiche  wäre  auch 
die  vielfach  schon  in  die  Erscheinung  tretende  Verstummung  von  li  (?/.jf 
statt  ?/.sY/)  und  die  fast  durchgeführte  von  i  heranzuziehen  gewesen ;  auch 
das  Aromunische  ist  lehrreich.  Bei  derartigen  Untersuchungen  ist  auch 
von  Entscheidung,  ob  das  Wort  isoliert,  im  Affekte,  in  der  Pause  oder  im 
dahingleitenden  Texte  steht,  fenier  ist  auch  der  Bedeutungswert  der 
Wörter  selbst  von  Einfluss.  Ich  bin  überzeugt,  dass  bei  einer  derartigen 
Betrachtungsweise  mehr  herauskommt.,  als  bei  der  mechanisch-statistischen, 
die  D.  angewandt  hat.     Geflüstertes   u,    das   dem  Schwunde  zeitlich  vor- 

6)  AAR.  seria  II.  B.  20  Buc.   1901    Scp.-Druck  bei  Göbl  0,50  Fr. 


G.  Weigand.  I  97 

ausgeht,  konnte  gar  nicht  anclers  von  Schreibern  als  durch  volles  u  be- 
zeichnet wenlen,  sobald  man  die  Zeichen  i>  (>  im  Auslaute  anwandte,  ist  das 
ein  Beweis,  dass  kein  u-Laut  mehr  gehört  wurde.  Wir  werden  nie  zur 
vollen  Grewissheit  kommen,  ob  das  in  den  ältesten  Texten  geschriebene 
u  als  volles  oder  geflüstertes  zu  lesen  ist,  ja  durch  Schreibtradition  kann 
es  noch  auftreten  zu  einer  Zeit,  wo  es  in  dem  betreffenden  Dialekte  be- 
reits geschwunden  war,  und  umgekehrt  kann  geflüstertes  u  ganz  unbe- 
zeichnet  bleiben  wegen  der  üblichen  Schreibgewohnheit,  wie  wir  das  ja 
tatsächlich  auch  heute  noch  sehen,  denn  sowohl  in  Siebenbürgen  wie  in 
der  Moldau  gibt  es  Gegenden,  wo  heute  noch  geflüstertes  u  gesprochen 
wird,  aber  niemand  schreibt  es  mehr.  —  Ein  vergleichendes  Studium 
zwischen  dem  sizilianischen  Dialekt  und  der  rumänischen  Volkssprache 
macht  der  Theologe  Alexis  Viciu:  Limba  romin a  poporanä  9! 
dialectul  sicilian').  Ich  habe  das  Buch  gelesen;  ich  muss  aber 
gestehen,  dass  der  Verfasser  trotz  der  Mühe,  die  er  sich  gegeben  hat, 
kein  wissenschaftlich  zu  verwertendes  Kesulttit  für  das  Rumänische  er- 
zielt hat,  da  ihm  die  nötige  Vorbereitung  fehlt,  um  derartige  Unter- 
suchungen machen  zu  können.  Eusebiü  Popovici  hat  über  „Elo- 
mentele  fönet  icei  romiine^ti  (Fortsetzung)  im  Jahresbericht  des  gr.-orth. 
Obergymnasiums  in  Suczawa  (34  S.)  gehandelt  Mir  lag  die  Arbeit 
nicht  vor. 

Dr.  Radu  J.  Sbiera  hat  in  der  ZRPh.  28®)  über  die  Physiologie 
der  romanischen  Vokale  a  und  i  gehandelt  und  damit  nichts  anderes 
bewiesen,  als  dass  er  zeigt,  dass  er  keine  Ahnung  hat  von  den  Lauten, 
wie  sie  im  Rumänischen  wirklich  gesprochen  werden,  dass  auch  im  Bul- 
garischen 0,  w,  /,  a,  im  Russischen  0,  ?//,  g  vorkommen,  worüber  schon 
genug  geschrieben  wurde,  davon  weiss  er  erst  recht  nichts.  Für  ihn 
existieren  nur  o ,  //  (ii,  !),  weil  sie  die  einzigen  sind,  die  die  Schriftsprache 
gebraucht.  Es  gibt  ja  Leute  genug,  auch  unter  Rumänen  habe  ich  solche 
gefunden,  die  den  Unterschied  zwischen  ff  und  i  nicht  heraushören,  und 
wenn  S.  zu  diesen  gehört^  sollte  er  über  Phonetik  überhaupt  nicht 
schreiben.  Aber  schon  die  Erwägung,  dass  lat  (franum  nicht  nur  gruu 
igrlti)  gesprochen  wird,  sondern  (lass  auch  ffron,  ff  er,  griii  vorkommen, 
die  nur  über  groriy  grgn  (gern),  grju  (die  alle  belegt  sind)  möglich  waren, 
hätten  S.  eines  Besseren  belehren  müssen.  S.  hat  sich  an  eine  Aufgaben 
gemacht,  der  er  bei  weitem  nicht  gewachsen  war.  Eine  eingehendere 
Analyse  dieser  Laute  wird  gelegentlich  der  Herausgabe  meines  lingui- 
stischen Atlasses  erscheinen.  Irgend  eine  Förderung  unserer  Erkenntnis 
in  der  Eigenart  der  „gedeckten  Kehllaute"  (diese  Benennung  „gedeckt" 
bezieht  sich  natürlich  auf  den  Klangcharakter  der  Laute,  mit  gedeckter 
Stellung  hat  es  gar  nichts  zu  tun)  ist  durch  S.s  Arbeit  nicht  erzielt 
worden,  denn  dass  ä  o-Basis,  i  u-Basis  hat,  ist  längst  bekannt^  deshalb 
schreibe  ich  auch  o,  ?'. 

Über  die  Orthographie  sind  in  der  nnnänischen  Akademie  lange 
Verhandlungen  gewesen,  die  keineswegs  immer  auf  der  Höhe  standen. 
Jetlenfalls  ist  mit  der  offizi(dlen  Annahme  der  akademischen  Orthogi-aphie 
die  Bewegung  noch   nicht   zum    Schlüsse    gekommen    und  wird    es    auch 

7)  Blasendorf  1904.    8)  In  rum.  Sprache  in  CL.  XXXVIII. 

Voll mö Her,  Rom.  Jahresbericht  VI II.  7 


I  98  Rumänische  Sprache.    1904. 

•  nicht  eher,  als  bis  man  eine  konsequente,  einigermassen  phonetische 
Orthographie  durchgeführt  hat.  Eine  wirklich  phonetische  Ortho- 
graphie ist  unmöglich,  weil  erstens  dafür  die  Zeichen  mangeln  und 
zweitens  kein  Dialekt  die  Norm  der  Aussprache  zu  geben  imstande  wäre. 
Die  Sprache  der  Gebildeten  in  der  Gr.  Walachei,  speziell  in  Bukarest, 
ist  aber  noch  lange  nicht  einheitlich.  Gewisse  Kompromisse  z.  B.  mold. 
de,  din,  pe  für  walachisch  da,  din,  pä  sind  unvermeidlich,  weil  sie  sich 
in  der  Schriftsprache  eingebürgert  haben.  Eine  wahre  Wohltat  für  alle 
Rumänen  wäre  ea,  wenn  man  sich  entschliessen  könnte  für  die  gedeckten 
Kehllaute  nur  ein  einziges  Zeichen  etwa  a  einzuführen,  wie  das  früher 
schon  die  Convorbiri  literare  getan  haben.  Die  Herren  in  der  Akademie 
haben  gar  keine  Ahnung,  welche  Schwierigkeiten  dem  Volke  in  Sieben- 
bürgen und  in  der  Moldau  aus  der  Scheidung  von  ii,  ä  (i)  envachsen. 
Ein  von  der  Akademie  herausgegebenes  Heftchen  über  die  „Regule 
ortografice"*)  unterrichtet  über  die  jetzige  Schreibweise  und  enthält 
auch  ein  kleines  Glossar.  Im  38.  Bande  der  CL.  sind  Artikel  über  die 
Orthographie  von  Maiorescu,  Pu^riu,  Tiktin  enthalten,  auf  die  ich  nicht 
einzugehen  brauche,  da  die  Frage  eine  ganz  interne  Angelegenheit  der 
Rumänen  ist. 

Mtymologien.  Von  Pu^cariu^**)  werden  aufgestellt:  amin  ver- 
schiebe von  ad  mane  <C*amMe;  nur  schade,  dass  amtne  nicht  existiert, 
und  auch  alb.  mänoii  zögern,  macht  die  Erklärung  nicht  gerade  sicherer. 
Immerhin  ist  die  Et.  möglich.  — caprina  (arom.  megl.)  <[  caprina.  — caut 
aus  *cavito,  *cauto,  aber  cat  aus  capto;  gut.  (cf.  Schuchardt  ZRPh. 
XXVIII  39  und  meinen  vorigen  Bericht.)  —ciimpät  „Mässigung"  soll 
Postverbale  von  a  ciirnpäta  sein;  a  sta  in  cumpät  „am  Scheideweg 
stehen"  soll  direkt  von  lat.  compitum  „Scheideweg"  kommen.  Mir  scheint 
denn  doch  die  Ableitung  von  computiiSy  wofür  sehr  leicht  ein  *cowpiius 
eintreten  konnte,  viel  gesichertiT;  die  Bedeutung  (Erwägung)  im  Rum. 
und  Lat.  ist  zu  gleichartig,  als  dass  beide  von  einander  getrennt  werden 
könnten.  — desctirc  aus  *de[oh]scuricarey  gestützt  auf  sard.  iskurgare 
(nach  desctirc  dann  incurc),  ist  geradezu  ingeniös  und  bestechend.  — 
Idmiirä  ]>  "^rernoUi  zu  rcmolere^  gestützt  auf  nordital.  remtd  etc.  ein- 
leuchtend. —  hnpäncx  „spicken"  soll  von  einem  daraus  zu  erschliessen- 
den  pand  =  *Speck  kommen,  impdnex  ist  offenbar  eine  moderne 
Bildung  (das  Spicken  ist  eine  Tätigkeit,  die  lediglich  in  der  feinen  Küche 
ausgeführt  wird),  und  ein  ,,pand  Speck"  ist  nicht  nachweisbar.  Da  panä 
Federauch  „Keilchen,  Nagel"  bedeutet,  so  sehe  ich  in  impdnexm\Q  Ableitung 
hiervon,  denn  das  „Spicken"  ist  ein  „Eintreiben  von  Speckkeilchen".  Die 
übrigen  Bedeutungsentwickelungen  (wie  pdrm^^  Hülle)  sind  klar.  —  arom. 
j)dnukl'e  =  Pest  aus  paniffula,  ^pmmcla,  —  pd/oard  =  Schleier  aus 
*puUioki,  pallkmi.  —  arom.  pap  aus  papptis^  —  pekul'u  aus  pecii- 
liuin^  —  pikuiie  aus  pecn7iia  sind  selbstverständlich.  —  dial.  pdrhigd 
aus  paJangn.  —  dial.  rdspnt  nach  rdx  spathim;  aber  spat  ist  nicht 
ausgestorben,  wie  P.  glaubt,  sondern  ein  geläufiger  Ausdruck  am  Gewebe 
des  Webstuhls  (Raum  zwischen  Einschlag  und  Stosslade).  purintd,  das 
mit  poleuta  gleichgesetzt  wird,  ist  verfehlt  (s.  vorigen  Bericht).  —  rhid  = 

9)  Bukarest,  1904  Carol  Göbl  10  Pf.     10)  ZRPh.  XXVIII  Ü76. 


G.  Weigand.  I  99 

Flanke  aus  *rena  zu  ren.  gut.  —  xgnriu  soll  *excarinre  sein;  aber 
xgär,  zgärt,  %gärU  shid  lautnachahmende  Interj.,  deren  Ursprung  mir 
eher  im  Slav.  als  im  Lat.  zu  liegen  scheint.,  wenigstens  sind  sie*  im 
Bulg.  ganz  verbreitet  —  Bei  Gelegenheit  der  Besprechung  von  toamnä, 
macht  P.  den  Versuch,  die  wenigen  Fälle  von  o  für  lat.  ü  auf  Rech- 
nung eines  i  zu  setzen,  wie  ich  das  selbst  vor  Jahren  getan  habe  — 
wiis  P.  nicht  unbekannt  sein  wird  —  allein  ich  bin  wieder  davon  zurück- 
gekommen, weil  sich  eutby  scu/p,  tmbuih  [rw/,  lul,  fiif]  nicht  fügen. 
Das  ad  hoc  construierte  Gesetz  über  den  Schwund  von  i  vor  Doppel- 
konsonanz *autu7nma  >  *atuimna  >  *atoimna  >  *atomna  > 
toamna  {muria  >  moare  stimmt  nicht  damit)  ist  zu  gekünstelt.  *fuist 
nach  rd^t  (^est)  geht  nicht  ^^),  weil  letztere  Form  sicherlich  modern  ist, 
man  hört  noch  deutlich  in  manchen  Orten  rri^t  mit  stimmloser  Lenis(s?), 
aber  fosi  mit  stimmloser  Fortis.  Daher  schreibt  auch  Anton  Pann  väzt 
und  nicht  vast.  (cf.  Cuvente  d.  Bätr.  II  142.)  Ich  sehe,  dass  nichts 
anderes  übrig  bleibt,  als  die  mit  o  <^u  vorkommenden  Wörter  als  spätere 
Aufnahmen  zu  erklären,  die  natürlich  nur  nach  Mösien  gelangen  konnten, 
nicht  nach  Dacien.  Wenn  die  Dialekte  in  der  Behandlung  von  u  über- 
einstimmen —  und  das  ist  der  Fall  —  so  ist  das  ein  unumstosslicher 
Beweis  für  die  Einheitlichkeit  der  Entstehung  der  vier  Dialekte  südlich  der 
Donau.  —  caer  Rocken  aus  *cariu,  Post  verbale  von  caro  „krämpeln", 
ist  einleuchtend,  —  aber  baer,  baerä  Schnur  aus  variiis  „bunt"  (weil 
„bunte"  Bänder  gebraucht  werden)  abzuleiten,  halte  ich  für  verfehlt.  Die 
Grundbedeutung  kann  nicht  „bunt"  sein,  sondern  „Band,  Schnur",  denn 
die  Bedeutung  „Eingeweide"  (a  rupe  bilerile  inimei)  weist  darauf  hin. 
Im  Arom.  heisst  es  „Reihe,  Schnur",  im  Bulg.  „Schnur  von  alten  Geld- 
stücken", die  am  Kopfe  getragen  wird.  türk.  bayer  hat  fern  zu  bleiben. 
Manche  anregende  Bemerkung  enthält  auch  P.s  Besprechung  von  Can- 
drea-Hechts:  Les  ^16ments  latins  in  ZRPh.  XXVIII.  p.  615. 

H.  ScHUCHARDT  bespricht  in  ZRPh.  XXVIII  41  die  Möglichkeit 
der  Ableitung  von  aciUa  von  *accaptiare  oder  auch  von  ca(ä.  Ich 
verstehe  nicht,  wie  Seh.  annehmen  kann,  dass  dieses  ca(a  dasselbe  Wort 
wie  cange  sein  soll.  Letzteres  ist  offenbar  ein  Lehnwort,  ersteres  wahr- 
scheinlich ein  Postverbale  eines  älteren  *rat  aus  capHo,  oder  selbst  aus 
aea(.  afcatär  halte  ich  für  ein  Iterativ  zu  rat  (denn  „Klettern"  ist  ein 
wiederholtes  „Greifen"),  dessen  -är  nach  tfi  aus  -er  entstanden  ist^  das 
in  treer  aus  trtbulo  vorliegt  38;  ich  sehe  keinen  zwingenden  Grund  es 
mit  ngr.  kandxaroJio  oder  bulg.  katerä-sä  in  Verbindung  zu  bringen.  — 
Für  rum.  plpotä  schlägt  Seh.  *ficotumy  *firota  vor,  das  durch  Ein- 
wirkung von  hepate  zu  *ßpota,  durch  Assimilation  zu  pfpota  geworden 
sei.  Wenn  wir  bedenken,  dass  ptpota  nur  im  südl.  Gebiete  vorkommt, 
dass  ausserdem  pipu^\  piptu^cä^  pipocu^ä,  pipoa^ca  vorkommen,  so 
weist  das  doch  klar  auf  jjipä  =  Pfeife.  Die  Bedeutungsentwicklung  ist 
so  klar  wie  nur  möglich;  es  heisst  nämlich:  1.  „Vogelmagen  (daher  auch 
Leber  und  deshalb  konnte  sich  auch  dialektisch  hicota  nach  Jiikat  ent- 
wickeln), 2.  Tasche  (prall  voll),  3.  Kote  am  Pferdefuss  {chipotäj  picotä) 

11)  Über  die  P.P.  f)08t,  go><t  (gKsit)  k*eri  (pierdut),  vintj  (venu),  dazu 
seai  (sezui)  habe  ich  im  6'.  JBIRS.  p.  38  das  Nötigste  gesagt.  13)  ZRPh. 
iXVIII.  436  ff. 


I  100  Rumänische  Spiache.    1904. 

die  dieselbe  Form  hat  wie  der  Vogelmagen,  4.  Geschlechtsteil  der  Kuh  ^*) 
(wieder  dieselbe  Fonn).  In  allen  Bedeutungen  Hegt  der  Vergleich  mit 
der^Form  des  Pfeifenkopfes,  der  ausserdem  wie  der  Magen  oder  die 
Tasche  prall  gestopft  werden  kann,  deutlich  vor  Augen.  Die  räumliche 
Begrenztheit,  die  Mannigfaltigkeit  der  Bedeutung  und  Bildung  weist  klar 
auf  eine  verhältnismässig  moderne  dialektische  Entwicklung**).  Vielleicht 
zieht  Seh.  selber  meinen  geraden  Weg  dem  eigenen  gewundenen  und 
holperigen  vor.  Das  Wort  jnpä  ist  in  den  in  Frage  kommenden  Ge- 
bieten bekannt  und  populär.  —  Pascu  bietet  in  seinen  notite  etimo- 
logice  im  ASJ.  XV.  p.  165,  p.  172,  p.  438  nichts,  was  der  Erwähnung 
wert  wäre.  Wenn  er  meinem  Rate  folgt,  so  lässt  er  das  Etymologi- 
sieren sein. 

Candrea-Hecht  *^)  bespricht  eine  Reihe  von  Wörtern,  für  die  er  eiii 
lat.  *2)itta  aus  Ilhra  erschliesst,  woraus  patä,  pntura,  petee  hervor- 
gingen. Trotz  einiger  semasiologischer  Schwierigkeiten  scheint  er  mir  das 
Richtige  getroffen  zu  haben.  —  pteden  (ich  habe  beim  Sammeln  der 
Terminologie  des  Webstuhles  immer  chkden  gehört)  arom.  k'adin  aus 
*pedinus  zu  pcs  im  Sinne  von  „Endstück",  was  plfeden  bedeutet.  Diese 
Etym.  wird  durch  die  ital.  Formen  gesichert.  —  idr^inä  Haarstrick  aus 
iransenna,  wobei  C.  die  Schwierigkeit  übersieht,  dass  man  bei  nn  tär- 
seanä  envartet;  es  wäre  als  Etymon  *tra7isena  anzusetzen,  wogegen  die 
Etymologie  transepna  spricht.  Sextil  Puj^ariu  ^')  stellt  eine  Reihe  von 
Etymologien  auf  arom.  adar  bereiten  aus  *adaro  (sehr  kühn);  binat 
aus  *bmaU  (PI.  zu  binak,  binak  aus  dem  Alb.)  —  cn(u)fe  Derivat  von 
*catu,  *catä  aus  cattia.  —  cumpät  >  comjyitum  (s.  oben).  —  culd 
„lieu  cach6"  soll  ein  cubiila  sein.  (Ich  halte  es  für  eine  semas.  leicht  erklär- 
bare Variante  zu  cuhf  „Wachthaus,  Turm  an  Wegen";  das  portug,  cow 
ist  nicht  beweiskräftig  genug,  immerhin  ist  P.s  Gedanke  nicht  ohne 
weiteres  abzuweisen).  —  desdedimineatä  soll  gestützt  auf  ein  altrum.  dins 
„rfe  ipso  de)nan&^  sein;  lautlich  wäre  das  schon  möglich  trotz  arom. 
dislu,  allein  wie  soll  sich  die  Verbindung  mit  der  Präp.  de  nach  ipso 
erklären.  Dieses  „rfß"  weist  doch  auf  ein  adv.  des  Grades.  Es  müsste 
also  „rf^,9"  wie  ,^tare  de  dimifieafa^^  empfunden  worden  sein.  —  leagdnd 
Wiege,  Post  verbale  zu  leagdn  anbinden,  Intensitiv  zu  leg.  Die  Schwierig- 
keit liegt  auf  semasiologischem  Gebiete,  die  P.  nicht  glaubhaft  beseitigt 
hat,  denn  das  Chassez-croisez 

legO'leagdny.h\n({e  fest,  hänge  an 
anin  =  *arf-mVmo^  wiege 
ist  nicht  vertrauenerweckend.  Ich  halte  dr.  anin  anhängen,  aufhängen 
für  identisch  mit  arom.  alin  aufheben  (refl.  in  die  Höhe  steigen,  hinauf- 
gehen, auch  klettern)  und  sehe  darin  *alkHno  zu  allevo  „in  die  Höhe 
heben".  Die  endungsbetonten  Formen  mussten  regelmässig  alinä  worden, 
im  dr.  trat,  zumal  ein  anderes  alin  besänftige  (zu  lin  sanft)  vorhanden 
war,  Assimilation  resp.  gleichzeitig  Dissimilation  von  alin  besänftige  ein ;  der 

14)  In  obszöner  Weise  auch  vom  weiblichen  Geschlechtsteil  gebraucht, 
wobei  als  Vergleich  weniger  die  Form,  als  das  „Stopfen  der  Pfeife"  vorschwebte. 
15)  Ich  kenne  über  20  Bezeichnungen  für  Streichholz,  ebenso  viele  für  Kartoffel, 
auch  der  Mais  hat  eine  Reihe  von  Bezeichnungen,  die  alten  Getreide  dagegen 
nur  je  eine  Form.    16)  GL.  XXVIII.  874ff.    17)  GL.  XXXVIII.  250ff.,  455ff. 


G.  Weigand.  I  101 

Bedeutungsübergang  von  „aufheben"  zu  „aufhängen"  liegt  nahe.  —  arom. 
7iuearcä-?ioi'c?'ea,  dazu  die  Variante  narcä,  wie  tior  statt  nnor  lautlich. 
Möglich,  aber  das  Verbreitungsgebiet  von  /arcti  gegenüber  nor  (Kru^evo) 
weist  auf  alb.  Ursprung  (tierkd)  —  por^or,  porcoki  Heuhaufen  aus 
porca.  —  raxdm  „stützen"  aus  alb.  rexe  Wurzel,  Fundament,  worauf 
ich  schon  vor  Jahren  hingewiesen  habe,  aber  klar  ist  nicht  alles;  — 
späl  wasche  wird,  gestützt  auf  die  arom.  dial.  Form  spelau  (auch  sjrfiUiu), 
von  experlat'o  abgeleitet;  auch  das  ist  etwas  altes,  p.  454  rind  aus 
*rena^  lat.  ren  s.  oben.  —  xecke,  xeghe  (kurzer  Mantel)  soll  lat.  ^deciila  zu 
deeiis  sein;  es  ist  zweifellos  magy.  xeke.  —  rdprimt  megl.  aus  cnpri- 
na  seil,  lana.  —  deochhl  wirtl  in  seiner  Bildung  zu  alb.  persüs  gestellt ; 
dass  es  nicht  auf  *deoculum  zurückgehen  kann,  ist  selbtverständlich, 
aber  die  Parallele  zum  Alb.  ist  nicht  vollständig,  weil  de  und  per  in  ihrer 
Grundbedeutung  nicht  übereinstimmen.  Wohl  aber  ist  es  möglich,  dass 
eine  Beeinflussung  des  lat.  de  durch  alb.  per  stattgefunden  hat,  und  das 
will  P.  wohl  beweisen  durch  die  Beispiele  unter  1.  Bei  den  Parallelen 
zwischen  beiden  Sprachen  darf  das  Bulg.  Neugr.  ev.  das  Serbische  und 
Türkische  nicht  ausser  acht  gelassen  werden,  sonst  haben  sie  nur  proble- 
matischen Wert.  —  danac  Kalb  aus  de-\'an'\-^r  nach  godac.  Das 
megl.  ddnac  hätte  P.  veranlassen  sollen  das  Wort  gründlicher  zu  unter- 
suchen, denn  dort  wäre  de-\-<in  nicht  zu  daii  geworden,  was  in  der  Gr. 
Walachei,  wo  ja  de  als  da  gesprochen  wird,  möglich  war.  Das  Wort 
danac  ist  bulg.  datuik^*,  ursprüngl.  türk.  dana,  —  Ebenso  verfehlt  ist 
arom.  demv^  einjährig  Kalb  aus  de  -j-  mu:=zde  acuiriy  es  ist  einfach  alb. 
„de//e"  Rind  -f-  Suff,  u^  —  gheabdy  gheb  aus  gtbba,  *gibbiila  *glibba 
ist  einleuchtend.  — päringd  ixus  palunga  s.  oben.  —  megl.  tindecCd  [dr.  dial. 
timbeche  (?);  ich  wundere  mich,  dass  P.  die  weitverbreitete  drum.  Form 
tindeiclie,  tindeawJie  nicht  kennt]  ist  natürlich  teridicula,  — 

O.  Den8U:?ianu ^**)  bespricht  eine  Reihe  von  Etymologien:  ameste- 
care  =  mischen  von  *admixticare,  viestecare  —  kaum  von  masticare. 
Das  ist  nichts  Neues.  —  arom.  aräk'ls  »oll  von  alb.  resk'es  kommen, 
ich  sehe  darin  eine  Ableitung  von  ardk'/esku.  <C  rapio,  —  cerentel  — 
geum  urbanum  aus  ceryntha  -[-  ellus;  möglich  —  reatd  aus  caeiria,  so 
auch  Pu^cariu.  —  coacdxd  (auch  cocuxd  im  arom.)  ist  alb.  kok 'q  -|-  xd 
(Warum  denn  nicht  direkt  kok^exd?  -xd  ist  ein  lebendiges  Suffix  im  Alb.) 
Nichts  Neues.  —  ddinuire  soll  serb.  danivaU  (aus  dan)  sein.  Laut- 
lich steht  keine  Schwierigkeit  entgegen,  aber  die  Bedeutung  stimmt  besser 
zu  türk.  dajarmiak,  —  dihocare  aus  magy.  diö  resp.  diöhaj  nach 
desghiocare.  Das  lässt  sich  hören.  —  drlncit  aus  slav.  droriti  -|- 
drqeiti.  Letzteres  genügt  lautlich  und  scmasiologisch.  —  arom.  furun- 
(eluj  frin(elu,  siifrin(elu,  sflrnn(el  soll  furimcultts  resp.  furuncUhcs 
sein.  Möglich.  — goande  (dial.  wal.)  slav.  gqd-,  wie  goangn  aus  dem  Stamme 
gang — .Es  liegen  offenbar  neue  Bildungen  vor,  sonst  könnte  nicht  -oa-  stehen, 
oder  Beeinflussung  von  Seiten  anderer  Wörter.  —  arom.  gruNcdxu  aus 
grunnio;  es  könnte  auch  alb.  gmnis  sein.  —  miric  (dial.  Banat.)  aus 
mancus;  gewiss.  —  arom.  mparu  aus  *impalo,  —  7ii(el  soll  wie  7ii(icd 
im  alb.  ue  tsike  seinen  Ursprung  haben;  sehr  unwahrscheinlich.  Hasdeus 

18)  Ro.  XXXIII  p.  71  ff. 


I  102  Rumänische  Sprache.    1904. 

ni^chitel  ist  entsehie<ien  vorzuziehen.  —  arom.  nsiiiu,  ntardu  aus  Snsano 
Hntardo ;  selbstverständlich.  —  arom.  ntriku  aus  Hntrico  für  ijitero.  — 
pajerä  aus  ruth.  paxera.  —  iintav  (dial.  Hatzeg)  aus  bulg.  Stamm 
tant:  —  to7it  nicht  lat  tonitifs  wegen  o,  vielleicht  magy.  tandi,  dial. 
fint  muss  dasselbe  sein.  —  arom.  terkVti  aus  drculics.  —  undire  zu 
tinda.  —  arom.  utä  aus  alb.  ut,  (altrum.  uture),  —  xarä  aus  alb. 
dak;  sehr  gut  möglich,  aber  nicht  sicher  wegen  xdr.  Wie  konnten  aber 
aromuuische  Hirten  dieses  Wort  den  Dr.  bringen,  wenn  sie  es  selbt  nicht 
haben?  Nein,  das  Wort  ist  ebenso  wie  tnexure,  barxd  ein  alt  mitge- 
brachtes alb.  Lehnwort.  —  arom.  xgrärnu  zu  alb.  gHms,  grin,  gris; 
gut.  —  Sehr  verdienstvoll  ist  die  Liste  von  Verbesserungen,  die  Densu- 
^ianu  zum  lat.-rom.  Wb.  von  Körting  aufstellt,  die  nicht  weniger  als 
16  Seiten  in   der  Romania  XXXIII.  p.  272  ff.  ausmacht. 

Flexifynslehre.  Über  meine  Erklärung  des  Conditionalis  will 
TiKTiN*®)  den  Stab  brechen.  Ich  habe  seinen  Erklärungsversuch  zwei- 
mal mit  Aufmerksamkeit  gelesen,  muss  aber  gestehen,  dass  gerade  die 
Tiktinschen  Ausführungen  mich  erst  recht  bestärkt  haben,  in  meiner  Er- 
klärung die  richtige  zu  sehen.  Ich  möchte  nicht  einmal  durch  Angabe 
von  offenbaren  Fehlern,  die  T.  gemacht  hat,  den  Eindruck  seiner  Aus- 
führungen abschwächen,  da  ich  es  der  Einsicht  der  Fachgenossen  auch 
ohne  das  zutraue,  sich  für  die  richtige  Erklärung  zu  entscheiden.  T. 
macht  also  den  Versuch  a^  etc.  aus  habiierim  etc.  zu  erklären.  Dass 
are  als  Kurzform  von  habiierit  lautlich  erklärt  werden  kann,  bezweifelt 
niemand,  ich  am  wenigsten;  wenn  ich  trotzdem  zu  anderer  Erklärung  ge- 
griffen habe,  so  waren  es  Gründe  schwerwiegendster  Art,  die  mich  dazu 
veranlassten.  Für  die  erste  Person  a.jf  hat  T.  seine  Zuflucht  zu  dem 
einen  von  den  beiden  von  mir  gegebenen  Erklärungsversuchen  genommen, 
da  sich  as  aus  einem  habttertm  unmöglich  gewinnen  lässt.  Die  in  der 
Bukowina  vorkommende  Form  as  hat  T.  überhaupt  nicht  erwähnt,  sie 
passt  zu  habuerim  ebenso  schlecht  wie  cu^,  dagegen  kann  in  i.-nim.  reas 
ebensogut  vreas  wie  vreas  stecken.  —  Orleanu"  Adevaratele  forme 
ale  terminatiunilor  de  declinare  romänä  Foc^ani  1904  habe  ich 
noch  nicht  eingesehen,  ebensowenig  Curita"  Originea  limbii  rom&ne, 
Tirgu-Jiu  1904. 

Wortbildungslehre.  S.  Pu^cariu**^)  beschäftigt  sich  eingehend 
mit  dem  Suffix  -16.  Er  zeigt,  dass  ein  -Hia  existiert  hat  (arom.  diiikä- 
realfc  dr.  jucareie)  und  ein  -ilia^  woraus  arom.  -iVe,  dr.  -ie.  Ausserdem 
bestand  ein  ursprüngl.  griech.  -la  im  Vit.,  das  im  dr.  auch  lautlich  mit 
dem  alten  -llia  zusammenfallen  musste,  während  im  Arom.  -iVe  bewahrt 
wurde  und  meist  über  -ic  gesiegt  hat.  Das  arom.  -ie  bei  Ländernamen 
ist  offenbar  modern  und  stammt  aus  dem  Neugriechischen,  woher,  wie 
aus  dem  Slavischen  eine  Reihe  von  Wörtern  auf  -ic  direkt  entlehnt 
wurden,  sowohl  im  Dr.  wie  im  Arom. 

Syntax.  Auf  dem  Gebiete  der  Syntax  sind  diesmal  mehr  Arbeiten 
als  sonst  zu  besprechen.  An  erster  Stelle  sei  genannt  die  Arbeit  von 
Dr.  B.  DiMAND  „Zur  rumänischen  Moduslehre"*^),  die  schon  durch 

19)  ZRPh.  XXVIII  691,  vgl.  dazu  Ro.  XXXIV  838.  20)  CL.  XXXVIII 
689.    21)  DAkWien.  XLIX,  Wien  1904.    Vgl.  auch  die  Kritik  von  Gärtner 


G.  Weigand.  I  103 

ihren  Umfang  imponiert.  250  Seiten  im  grossen  Formate  der  Wiener 
Denkschriften  ist  doch  wahrlich  des  Guten  zu  viel.  Ist  es  denn  wirklich 
nötig  alle  Beispiele,  die  man  sich  selbst  zur  Belehrung  bei  Bearbeitung 
des  Themas  gesammelt  hat,  auch  zu  veröffentlichen?  Genügt  es  nicht 
in  klaren  Fällen  einige  Charakteristische  herauszugreifen?  Und  welchen 
Zweck  hat  es,  die  so  ganzlich  dem  Geiste  der  rumänischen  Syntax  wider- 
sprechenden Beispiele  aus  dem  Cod.  ^cheian  oder  Cod.  Vor.  anzuführen 
und  gar  zu  rechtfertigen  versuchen,  wo  es  sich  offenbar  um  slavische 
oder  durch  das  Slavische  vennittelte  griechische  Konstruktion  handelt? 
Man  glaube  doch  nur  nicht,  dass  sich  die  Syntax  seit  dem  16.  Jahr- 
hundert viel  verändert  habe.  Der  Gebrauch  des  Konjunktivs  war  damals 
sicher  so  wie  heute.  Gewiss  ist  uns  das  sog.  Altrumänische,  das  eigent- 
lich auch  Neurumänisch  ist,  ein  wertvolles  Hilfsmittel,  aber  es  muss 
gerade  bei  syntaktischen  Arbeiten  mit  Kritik  gebraucht  werden  und  be- 
ständig mit  der  slavischen  (nicht  mit  der  lateinischen  und  griechischen) 
Vorlage  verglichen  werden.  Das  hat  der  Verfasser  nur  zu  oft  versäumt. 
Dass  D.  die  übrigen  Balkansprachen  nur  ganz  vereinzelt  zur  Erklärung 
herangezogen  hat,  will  ich  ihm  nicht  zum  Vorwurf  machen,  man  kann 
auch  das  Rumänische  für  sich  behandeln  und  die  die  Syntax  beherrschenden 
Prinzipien  vom  rumänischen  Standpunkte  zur  Darstellung  bringen  oder 
meinetwegen  auch,  wie  D.  das  tut,  vom  Standpunkte  des  gelehrten 
Deutschen,  wer  aber  den  Ursprung  der  Konstruktionen  ausfindig  machen 
wiU,  wozu  auch  D.  zuweilen  einen  Anlauf  nimmt,  muss  alle  Balkan- 
sprachen gründlich  behandeln,  was  D.  nicht  vermochte.  Als  drittes 
Desiderat  bei  derartigen  Arbeiten,  möchte  ich  sehr  empfehlen  auch  die 
lebendige  Umgangssprache,  nicht  die  in  Drucken  niedergelegte,  mit 
heranzuziehen,  denn  es  gibt  genug  Wendungen,  die  ganz  alltäglich  sind, 
aber  vergebens  sucht  man  sie  in  Drucken.  Mir  scheint  D.  ein  so  gründ- 
licher Kenner  des  Rumänischen  zu  sein,  dass  er  das  recht  wohl  vermocht 
hätte,  denn  seine  Übersetzungen  sind,  abgesehen  von  manchen  Austria- 
zismen,  tadellos.  Überhaupt  muss  man  anerkennen,  dass  die  ganze  Arbeit 
in  ihrer  Einteilung  und  Ausführung  einen  vortreftlichen  Eindruck  macht 
und  auch  einen  dauernden  Wert  behält,  weil  man  mit  Hilfe  des  am 
Endo  befindlichen  ausführlichen  Inhaltsverzeichnisses  schnell  Beispiele  für 
einen  bestimmten  Fall  finden  kann,  so  dass  man  das  Werk  gleichsam 
wie  ein  Wörterbuch  auch  als  Beispielsammlung  benutzen  kann.  D.  hat 
sich  nicht  darauf  beschränkt,  die  Moduslehre  zu  behandeln,  sondern  hat 
auch  manche  ferner  liegende  Exkurse  gemacht.  Zunächst  bespricht  er 
si  >  5«,  final  eiim  sä,  ca  sei,  pentru  ca  sä  (die  Anwendung  von  ru 
sä  ist  durchaus  nicht  nötig  in  finalen  Sätzen,  vielmehr  ist  sä  bei  weitem 
überwiegend  in  der  Umgangssprache,  wenn  auch  die  Scliriftsprache  das 
ausdrucksvollere  ca  sä  bevorzugt),  dann  weitläufig  über  „cfe",  worauf  der 
unabhängige  Konjunktiv  S.  44—79,  dann  der  abhängige  S.  80 — 225 
behandelt  wird,,  schliesslich  folgen  Konstruktionen,  die  die  Stelle  des 
Konjunktiv  vertreten  können  S.  226 — 246,  wobei  uns  noch  mehr  als  im 


im  ASNS.  CXIII  479,  und  die  eingehendere  von  Sandfeld-Jensen  im  ZRPh. 
XXIX  732,  die  maDche  wertvolle  Ergänzung  und  Verbesserung  enthält. 


I  104  Rumänische  Sprache.    1904. 

Hauptteile  zum  Bewusstsein  kommt,  wie  wenig  zweckdienlich  es  ist,  eine 
fremde  Sprache  vom  eigenen  Standpunkte  aus  betrachten  zu  wollen,  als 
vielmehr  zu  versuchen  im  Geiste  der  fremden  Sprache  selbst  die  Kon- 
struktionen zu  verstehen.  Noch  einige  Bemerkungen:  §  3  behauptet  D., 
dass  im  Frührumänischen  cä  und  sä  nebeneinander  als  indifferent  an- 
knüpfende Konjunktionen  bestanden  hätten,  bis  Differenzierung  eintrat. 
Das  ist  doch  blosse  Phantasie,  solange  kein  Beweis  gebracht  wird.  Viel- 
mehr hönnen  wir  aus  dem  Umstände,  dass  sä  beim  Konj.  Fut  sowohl 
im  Altrum.,  wie  auch  heute  noch  im  Arom.  und  Istr.  die  einzig  mögliche 
Konjunktion  ist,  (sä  kälkarim  etc.  s.  JBIRS.  III  155  Belegstellen),  so 
darf  man  schliessen,  dass  nicht  nur  in  dieser  Form,  sondern  auch  in 
yysä  ani^*^  wenn  ich  habe  (hätte),  „50  fi  fost*^  wenn  ich  gewesen  wäre, 
sä  immer  die  Bedeutung  von  „wenn"  beibehalten  hat,  aber  zu  keiner 
Zeit  eine  indifferente  Konj.  gewesen  ist.  In  §  12  wird  gezeigt^  dass 
cmn  sä  im  Kod.  Vor.  üblich  ist,  während  ca  sä  später  auftritt  im  Kod. 
Schei.  und  bei  Coresi.  Daraus  darf  aber  nicht  gefolgert  werden,  dass  ca 
sä  jünger  sei  als  cu?n  sä,  denn  erstens  stellt  der  Kod.  Vor.  nur  einen 
Dialekt  dar,  in  der  Walachei  braucht  deshalb  cum  sä  überhaupt  nicht 
existiert  zu  haben,  denn  es  gab  noch  keine  einheitliche  Schrif Sprache, 
zweitens  ist  der  Kod.  §chei.  in  der  Hauptsache  ebenso  alt  als  der  Kod. 
Vor.,  vielleicht  noch  älter.  Beide  Konj.  bestanden  also  von  Anfang  an 
nebeneinander.  §  21  wird  für  die  Verbreitung  von  de  das  ähnlich  klingende 
big.  da  mit  verantwortlich  gemacht.  Davon  kann  nicht  entfernt  die 
Rede  sein,  denn  big.  da  geht  mit  sä  parallel,  dagegen  ta  mit  de.  §  22 
de  sä  und  ^i  sä  sind  ganz  anders  geartet  als  ca  sä,  cum  sä,  bei 
letzteren  ist  cu,  cum  ein  Zusatz  zu  sä  zur  Verstärkung,  bei  ersteren 
heisst  die  Konj.  de  resp.  {>i,  während  sä  zum  Verbum  gehört,  mit  diesem 
einen  einheitlichen  Begrifft  bildet,  indem  es  ihm  finale  oder  potentiale  Be- 
deutung gibt,  aber  de  sä  einfach  mit  „damit"  zu  übersetzen  (statt  und 
du  sollst  u.  dgl.)  entspricht  nicht  der  rumänischen  Denkweise.  Dass  i^i 
sä  seltener  sein  soll,  wie  de  sä  (§23)  ist  ein  Irrtum,  es  ist  in  der  Um- 
gangssprache entschieden  häufiger  als  de  sä.  Im  §  31  wird  das  expletive 
de  besprochen.  Es  ist  das  eine  Interjektion,  die  das  Rum.  mit  dem 
Bulg.  gemeinsam  hat,  und  in  der  Umgangssprache  bis  zum  Überdrusse 
häufig  gehört  wird  {cum  de  \dä\  a^a  de,  apai  de),  §  65  handelt  über 
die  Verbindung  care  de  care,  bei  welchem  de  abhängig  ist  von  einem 
vorhandenen  (care  mai  de  care)  oder  von  einem  aus  dem  Satzganzen 
zu  ergänzenden  Komj)arativbegrifte,  es  entspricht  also  einem  deutschen 
„als"  (altrum.  und  dial.  de,  jetzt  dr.  de  cit  üblich)  care  de  care  heisst 
also  „der  eine  mehr  als  der  andere"  genau  so  im  Bulg.  koiimo  om'b 
koiimo.  Auch  care  „jeder**  (§  66)  hat  sein  Analogen  im  Bulg.  koi 
oti»  de  e  da  si  ide  =  care  de  unde-t  sä  sc  ducä  jeder  soll  gehen, 
woher  er  ist  S.  113  wird  behauptet,  dass  nach  poatc  „möglich"  regel- 
mässig cä  folge,  während  das  Arom.  den  Konj.  habe.  Das  ist  nicht 
richtig,  denn  auch  im  dr.  ist  poate  sä  üblich;  je  nachdem  das  Subjekt 
die  Möglichkeit  zugibt  oder  bezweifelt,  heisst  es  im  Dr.  und  im  Arom. 
poate  cä  resp.  poate  sä.  Ich  muss  es  mir  versagen  auf  weitere  Einzel- 
heiten einzugehen,  nur  auf  das  in  der  Einleitung  S.  13 — 43  behandelte 
„de  -iind^^  muss   ich  zurückkommen,   um   so  mehr  als   auch  Sandfeld- 


G,  Weigand.  I  105 

Jenben  denselben  Gegenstand  früher*'^)  schon  und  jetzt ^^)  wieder  ein- 
gehend behandelt  hat.  Während  D.  sich  auf  die  Bedeutungsentwicklung 
im  Rumänischen  beschränkt,  wobei  er  im  Wesentlichen  dieselbe  Dar- 
stellung gibt,  die  Ref.  in  seiner  praktischen  Gram.  §  136  aufgestellt  hat, 
und  nur  ganz  am  Schlüsse  auf  die  Parallelen  in  anderen  Spracheji  (Ser- 
bisch nach  Leskien  ASPh.  XXII,  Bulg.  nur  erwähnt,  Alb.  Neugr.  Ital.) 
und  damit  auf  den  Ursprung  zu  sprechen  kommt,  den  er  ohne  weitere 
Beweise  zu  bringen  im  Griechischen  zu  finden  glaubt,  legt  S.-J.  das 
Hauptgewicht  auf  den  Vergleich  mit  den  Balkansprachen  und  kommt 
(p.  34)  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Balkan  sprachen  eine  „konstante  Über- 
einstimmung in  allen  Einzelheiten  zeigen"  und,  da  die  Parataxis  im 
Griechischen  sehr  alt  und  in  weiterem  Umfange  üblich  sei,  als  in  den 
anderen  Sprachen,  der  Schluss  wohl  berechtigt  sei,  „dass  die  Balkan- 
sprachen in  diesem  Punkte  (xai- Anknüpfung)  griechische  Denk-  untl 
Sprechweise  abspiegeln,  genau  wie  die  Umschreibung  des  Infinitivs  durch 
Nebensatze,  die  Futurbildungen  u.  a.  m.  auf  das  Griechische  zurückzu- 
führen sind."  Wenn  ich  auch  genie  zugebe,  dass  in  den  zwei  letzt  ge- 
nannten Punkten  das  Griechische  vorbildlich  gewesen  sein  kann,  so 
dürfen  wir  uns  dadurch  nicht  verführen  lassen,  alles  Übereinstimmende 
auf  das  Griechische  zurückführen  zu  wollen,  wenn  wir  nicht  zwingende 
Gründe  haben,  und  die  liegen  nicht  vor.  Vor  allem  müssen  wir  uns 
vor  Augen  halten,  dass  die  Parataxe  das  Grewöhnliche  in  der  Volks- 
sprache ist  und  auch  im  Deutschen  in  viel  weiterem  Umfange  üblich  ist, 
als  S.-J.  anzunehmen  scheint  (z.  B.  „er  hat  sich  so  ans  Knie  gestossen 
und  konnte  nicht  mehr  gehen"  ist  doch  eine  ganz  gewöhnliche  Wendung; 
§  8  wird  behauptet  in  solchen  Fällen  köjnie  nicht  „und"  angewandt 
werden).  Voji  einer  „konstanten  Übereinstimmung"  in  allen  Einzelheiten 
kann  aber  auch  nicht  die  Rede  sein.  Zwischen  Serbisch  und  AVestbul- 
garisch  (Ostbulg.  in  geringerem  Umfange)  und  Rumänisch  ist  die  Über- 
einstimmung viel  grösser  als  zwischen  diesen  Sprachen  und  Neugriechisch, 
was  S.-J.  auch  selber  einsieht.  Während  man  die  von  Leskien  (ASPh. 
XXII  1)  aus  dem  Serbischen  mitgoteilt(?n  Beispiele  ohne  weiteres  ins 
Rumänische  mit  de-Sätzen  übertragen  kann,  ist  das  oft  im  Neugriechischen 
und  Aromunischen  nicht  möglich  z.  B.  trimisc  dupä  el  unul  diu  aceea 
de  s\lu  adimat  =  serb.  2)oslJ7i  xa  njega  jednofja  od  07iih  te 
SU  sc  bili  okupili  aber  neugr.  SoxeiXav  evav  an  ixeivovg  nov  {xal  wäre 
sinnentstellend)  juaCevrrjxav,  ebenso  arom.  pit?t(€7^  la  tiäs  un  di  atsell 
tsi  s'adunarä  (de  unmöglich).  Bei  genauerem  Zusehen  ergeben  sich 
doch  genug  Abweichungen,  gerade  zwisciien  Rumänisch-Serbisch  einerseits 
Neugriechisch-Albanesisch  andererseits.  Merkwürdigerweise  stinmien  Bulg. 
und  Rum.  nicht  in  dem  Grade  überein,  wie  man  erwarten  sollte,  zwischen 
zwei  sonst  so  verwandten  Sprachen.  (Ich  habe  diese  Feststellungen  in 
einer  Vorlesung  resp.  Übung  über  vergleichende  Syntax  der  Balkan- 
sprachen im  W.-S.  1904 — 1905  mit  Einheimischen  experimontoll  vor- 
nehmen können).  Ein  weiterer  Punkt  ist  der,  dass  doch  nur  im  Rum. 
Serb.  Bulg.  neben  de—te — fa,  die  eine  schwach  folgernde  Nuance  haben, 
also  dass  man  sie  am  besten  mit  „und  so"  übersetzt,  eine  rein  zufügende 

22)  Rumaenske  Studier,  Kopenhagen  1900.    23)  ZRPh.  XXVIII  11. 


I  106  Rumänische  Sprache.    1904. 

Konj.  .s'i — i  —  /  existiert,  während  im  Neugr.  und  Alb.  xal  und  e&6  auch 
rein  zufügend  gebraucht  worden.  Also  ist  doch  schon  von  Haus  aus 
ein  vollständiger  Parallelismus  ausgeschlossen.  Und  als  dritten  Unter- 
schied möchte  ich  noch  anführen,  dass,  während  wir  beim  Infinitiv  den 
Einfluss  des  Griechischen  je  weiter  nach  Norden,  desto  kleiner  werden 
sahen,  hier  eher  das  Gegenteil  der  Fall  ist;  z.  B.  eine  Verwendung  von 
xal  als  konditionale  Konj.  findet  nicht  statt,  während  de,  das  auch  in 
dacä  steckt  (s.  altrum.  deacd),  ganz  gewöhnlich  als  solche  im  Rum.  ge- 
worden ist,  ja  das  ältere  sä  =  s^i  zum  Teil  verdrängt  hat.  Aus  diesen 
Gründen  vermag  ich  S.-J.  nicht  beizustimmen,  wenn  er  griechische  Denk- 
weise in  der  Verwendung  von  de  sehen  will.  Auch  darin  stimme  ich 
nicht  mit  ihm  überein,  wenn  er  etymologischen  Zusammenhang  mit  bulg. 
ta  serb.  te  für  möglich  hält;  ich  wüsste  nicht,  wie.  Eher  darf  man  an 
alb.  dcj  ede  denken,  das  ich  für  alb.  Erb  wort  halte.  Im  übrigen  ver- 
dient S.-J.s.  Arbeit  dasselbe  Lob,  wie  seine  früheren  syntaktischen  Arbeiten: 
klare  Darstellung,  scharfsinnige  Analyse  und  bündige  Fassung.  Ebe- 
LiNG^*)  bringt  unter  dem  Titel  „Vom  Condicionalis  im  Rumänischen" 
eine  Zusammenstellung  der  verschiedenen  Typen,  die  bei  Wünschen  und 
Verwünschungen  üblich  sind:  1.  dare-ar  Durnnexen!  möchte  Gott 
geben!  2.  sä  mä  fereäscä  D.f  Gott  möge  mich  behüten.  3.  lua-l-ar 
dracul  sä-l  ia!  Hol  ihn  der  Teufel,  mög'  er  ihn  holen.  4.  Ucigä-te 
criicea  sä  te  ucigä!  Möge  dich  das  Kreuz  erschlagen,  möge  es  dich 
erschlagen.  5.  die  überaus  seltene  hybride  Bildung:  creascn-ar  larbä  ,^i 
dnduuf  möge  wachsen  Gras  und  Maulbeerbaum  oder  verstärkt:  ßatn-te- 
ar  Dumttexen,  sä  te  batä  Gott!  möge  dich  schlagen,  er  schlage  dich! 
Was  nun  die  Erklärung  Es.  betrifft,  dass  ein  Bedingungssatz  zu  ergänzen 
ist,  um  die  Anwendung  des  Condicionalis  zu  verstehen  („der  Teufel  würde 
dich  holen,  wenn  ich  zu  wünschen  hätte,  wenn  es  nach  mir  ginge" 
u.  dgl.),  so  geht  diese  von  der  falschen  Voraussetzung  aus,  dass  eine 
Form  wie  dare-ar  Condicionalis  wäre,  während  es  in  Wirklichkeit  Impf. 
Fut.  ist,  ursprünglich  gebildet  aus  voleham  -\-  Inf.,  eine  Form,  die  dann 
allerdings  als  Condicionalis  verwandt  wurde,  aber  die  ursprüngliche  Be- 
deutung ist  die  des  WoUens.  Wenn  man  in  Oravitsa  im  Banat  sagt 
vjrea^*^  minea  (=  mitica-rea^  =  mi)icare'a4)  so  heisst  das  „ich  wollte" 
=  ich  möchte  essen.  Das  angeführte  ,.dare-ar  Ditnmexeu''  ist  also: 
da-vrea-rD.  =  wollte  Gott  geben!  Von  einem  zu  ergänzenden  Bedingungs- 
satze ist  nicht  entfernt  die  Rede.  Über  die  Bildung  des  Impf.  Fut.  habe 
ich  im  JBIRS.  III  IBOfT.  geschrieben,  anders  Tiktin  in  ZRPh.  XXVIII 
691,  der  die  eigentliche  Betleutung  der  Form  gänzlich  ausser  Acht  lässt 
und  auch  die  für  das  Rumänische  ganz  ungewöhnliche  Bildung  von 
habere  und  blossem  Inf.  übersieht. 

Über  die  Präpositionen  haben  wir  zwei  Arbeiten,  die  eine  befasst 
sich  mit  der  Etymologie,  die  andere  mit  dem  Gebrauche  derselben.  Hans 
MosER*^)  „Der  Ursprung  der  rumänischen  Präpositionen"  be- 
spricht zunächst  die  alten  ererbten:  «,  cäträ  (aus  cofitra  über  eufrä 
zu  räträ  durch  Vokalharmonie,  ebenso  längu  <;  longum  ad  [man  kann 

24)  Probleme  der  romanischen  Syntax,  Halle  1905  p.  19.     25)  JBIRS.  X 

409—464. 


G.  Weigand.  I  107 

diese  Wörter  unmöglich  wie  nos  <C  ^ä  etc.  behandeln  wollen;  denn  o 
steht  vor  einem  Nasal  ausserdem  im  Inlaute  eines  zweisilbigen  Wortes]) 
C7i,  de,  in,  intre,  pre,  spre  (M.  will  durchaus  suprOy  das  ich  bereits 
1888  Olympo-Walachen  p.  74  vorgeschlagen  habe,  und  nicht  super 
(ZRPh.  XXII  492  von  Meyer-Lübke)  als  Etymon  erweisen.  Ich  halte 
es  für  sehr  gleichgiltig,  ob  man  sujyra,  das  ja  als  Adverb  erhalten  ist, 
oder  super  ansetzt,  nur  das  früher  beliebte  ex-per  ist  unmöglich)  suh, 
supt  Dann  die  durch  Zusammensetzung  entstandenen:  despre,  din^ 
dintre  dinsiyre,  ditpä,  Inspre,  peste  \/*per  extra  -|-  *per  extrans, 
auch  arom.  stri  y/^extraiis,  wogegen  sich  Kurth  im  JBIR8.  X  p.  549 
wendet  und  in  ansprechender  Weise  stri  aus  dem  gleichbedeutenden  spri 
erklärt,  veranlasst  durch  die  Verdrängung  von  jyrisjm  durch  pristi, 
pisti.  Es  folgt  dann  noch  die  Besprechung  von  ursprüngUchen  Adverbien 
und  schliesslich  die  fremden  Präpositionen,  unter  denen  sich  ein  wunder- 
bares jüni  lies  ximi  {jimi  dornn  =  bei  Gott,  meglenitisch)  findet.  Es 
handelt  sich  darin  um  maz.  H-mi  aus  xiv-mi  bog  =  „so  wahr  mir 
Gott  lebt".  Im  Gebrauche  entspricht  megl.  ^iml  dem  arom.  pri,  dr.  pe 
bei  Schwüren.  Im  ganzen  enthält  die  Arbeit,  die  keine  Dissertation, 
sondern  die  Arbeit  eines  Liebhabers  der  rum.  Sprache  ist,  nicht  viel 
Neues,  wenigstens  für  mich  nicht.  Erfreulich  ist,  dass  M.  sich  er- 
innert hat^  dass  auch  einmal  ein  gewisser  Diez  gelebt  hat,  der  auch 
manches  Schöne  über  die  rom.  Philologie  geschrieben  hat.  Während  die 
Grammatik  von  Meyer-Lübke  auf  meinem  Institute  bereits  den  zweiten 
Einband  bekommen  hat,  erstrahlt  die  Gmm.  von  Diez  noch  in  ihrem 
ersten  Glänze.  Dies  dem  unberechtigten  Vorwurfe  in  der  ZRPh.  XXIX 
634  gegenüber.  Eine  in  jeder  Beziehung  recht  erfreuliche  Arbeit  ist 
„Der  Gebrauch  der  Präpositionen  im  Rumänischen"  von 
R.  Kurth  *^).  Trotzdem  ich  dem  Verfasser  in  seinem  Manuskripte  eine 
grosse  Menge,  vielleicht  die  grössere  Hälfte  der  Beispiele  gestrichen  habe, 
ist  die  Arbeit  immer  noch  beängstigend  umfangreich  geworden.  Der 
Verf.  hat  sich,  da  er  der  übrigen  Balkan  sprachen  nicht  kundig  ist,  was 
man  von  einem  jungen  Studenten,  der  Romanistik  und  Anglistik  studiert, 
auch  nicht  verlangen  kann,  auf  das  Rumänische  beschränkt  und  die 
übrigen  romanischen  Sprachen,  wo  es  angebracht  war,  zum  Vergleiche 
herangeholt,  und  so  mit  grossem  Fleisse  ein  ziemlich  vollständiges  Bild 
des  Gebrauches  der  Präp.  im  Rumänischen  und  seinen  Dialekten  gegeben, 
das  als  Grundlage  für  die  vergleichende  Forschung  dienen  kann.  Be- 
sonderes Gewicht  hat  K.  auf  die  Bedeutungsentwicklung  aus  dem  Lat. 
gelegt  und  verfolgt  die  oft  vielverzweigte  Weiterentwicklung  im  Rum. 
mit  gutem  Verständnis,  wobei  ihm  freilich  oft  genug  auch  rumänische 
Seminarmitglieder,  die  er  in  bezug  auf  die  Umgangsspniche  befragen 
konnte,  von  grossem  Nutzen  waren.  Dass  nicht  immer  das  Richtige 
getroffen  ist,  bedarf  kaum  des  Beweises,  z.  B.  drept  in  der  Bedeutung 
„für"  (p.  523 — 525)  hat  sich  nicht  aus  der  Bedeutung  „gerichtet  auf 
etwas,  im  Hinblick  auf  etwas",  oder  „vor"  entwickelt,  sondern  aus  dem 
adj.  „richtig,  recht".  Das  Beispiel  „ca  sn-i  hie  dreaptä  mo.'<ie''  zeigt 
deutlich  den  Weg:  dass  sie  ihm   sei   ein  rechtes  (rechtmässiges)  Landgut 

26)  JBIRS.  X  465—639. 


I  108  Rumänische  Sprache.    1904. 

=  sie  soll  ihm  zum  Landgut  dienen,  wie  später  „serve^te  drept  modeV^ 
=  es  dient  als  richtiges  Muster,  es  dient  zum  Muster.  Als  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung  nicht  mehr  recht  gefühlt  wurde,  sagte  man  auch: 
„drejit  xece  ialeri^'  =:  für  10  Taler,  natürlich  dann  auch  hex  Fem.  un- 
verändert: yjdrejJt  mulfumitä''  =  zum  Dank.  P.  526  wird  /am-  ohne 
sehr  künstlich  aus  dem  lat.  foras  —  ausserhalb  erklärt,  während  das  nahe- 
liegende foras  de-  ausserhalb  von,  ausgenommen,  ohne,  verworfen  wird. 
Dass  das  „rfe"  auch  fehlen  kann,  ist  doch  nichts  Besonderes,  färä  vime 
und  färä  de  iniiie  sind  üblich,  auch  im  megl.  ir.  arom.  steht  de,  also 
ist  diese  Verbindung  alt,  auch  der  Umstand,  dass  de  nicht  vorgesetzt 
werden  darf,  wie  bei  anderen  Präpos.  weist  auf  ein  folgendes  de.  P.  601 
wird  auf  die  Verwendung  von  pe  in  Verbindung  mit  anderen  Präpos. 
aufmerksam  gemacht,  um  die  Angabe  der  Zeit  und  des  Raumes  etwas 
unbestimmt  zu  machen.  Bei  Zeitangaben  stimmt  das,  bei  den  Ortsan- 
gaben aber  nicht:  pe  de-a^upra  ochilor,  pe  diu  sus  de  casä  noasiräy 
cu  gluga  pe  diipä  git  etc.  lassen  das  wenigstens  nicht  erkennen.  Im 
übrigen  sind  die  Abschnitte  über  die  pe-  und  de- Verbindungen  sehr  in- 
struktiv. Einen  schätzenswerten  Beitrag  zur  rum.  Syntax  gibt  Kurt 
ScHREYER*')  in  seiner  Arbeit  über  den  „Adverbialsatz  in  der  neu- 
rumänischen Volksliteratur",  wobei  er  sein  Augenmerk  auf  die  Be- 
deutung und  den  Gebrauch  der  Konjunktionen,  die  Anwendung  des 
Modus  und  Tempus  richtet,  ferner  untersucht  er  auch  die  Stellung  des 
Hauptsatzes  zum  Nebensatze,  sowie  die  Wortfolge.  Der  Verf.  hatte  als 
Mitglied  des  Instituts  für  rumänische  Sprache  Gelegenheit,  sich  durch 
Versuche  mit  Rumänen  über  die  Häufigkeit  einer  Wendung  Gewissheit 
zu  verschaffen  und  davon  reichlich  Gebrauch  gemacht^  so  dass  wir  durch 
die  Arbeit  ein  gutes  Bild  bekommen,  von  dem  wirklichen  Sprachgebrauch. 
Dabei  ist  die  Arbeit  nicht  nur  konstatierend,  sondern  der  Verf.  hat  sich 
redlich  bemüht,  möglichst  tief  in  die  Feinheit  des  Bedeutungsunterschiedes 
bei  rivalisierenden  Konjunktionen  einzudringen,  wobei  es  ihm,  meiner 
Meinung  nach,  manchmal  passiert  ist,  dass  er  Unterschiede  konstruiert, 
die  kaum  vorhanden  sind,  z.  B.  p.  284  wo  prinzipiell  cum  von  citid 
geschieden  wird,  während  ich  glaube,  dass  Meyer-Lübke  (Gr.  III  644) 
nicht  zu  viel  sagt,  wenn  er  schreibt,  dass  cum  mit  cind  oft  gleichgestellt 
wh-d.  In  dem  Beispiele  p.  284  oben:  „cww  o  växui,  ininia  se  fäen^e 
cit  tiri  purice  In  mifie,  earä  chid  inträ  pe  u^e^  cn^tcptat  ptnä  sär 
ml  vie  bine  (Isp.  304,  4)  könnte  sehr  gut  eirid  die  Stelle  von  cu7n 
einnehmen  und  umgekehrt,  ohne  dass  ein  Bedeutungsunterschied  entsteht. 
Lexikographie.  Fremde  Einflüsse  i/tn  Mumänischefi. 
Der  deutsche  Einfluss  auf  das  Rumänische  hat  von  zwei  Seiten  eine 
Bearbeitung  gefunden:  von  I.  Borcia  „Deutsche  Sprach  demente 
im  Rumänischen"^^)  und  von  S.  C.  Mandrescu  „Influen(a  cul- 
turei  germane  asupra  noastra,  I.  Influen^  germanä  asupra 
lim  bei  romdne"^®).  Die  erstgenannte  Arbeit  ist  zuerst  erschienen,  so 
dass  sie  von  dem  zweiten  Verf.  noch  benutzt  werden  konnte,  was  er 
auch  ehrlich  anerkannte.     Borcia  bringt  im  ersten  Teile  kulturgeschicht- 

27)  JßIRS.  XI  273— 3G3.    28)  JBIRS.  X  138—253.    29)  Ia,si  tipografia 
Dacia,   1904,  122  S.  3  Lei. 


G.  Weigand.  I  109 

liehe  und  geschichtliche  Vorbemerkungen,  Beziehungen  der  Siebb.  Rumänen 
zu  den  Siebb.  Sachsen,  Beziehungen  der  Walachei  und  Moldau  zu  den 
Siebb.  Sachsen,  dann  den  österr. -deutschen  Einfluss  (Heerwesen,  Ver- 
waltung, Verkehr  Handwerk,  Bergbau  im  siebb.  Erzgebirge,  Sonderein- 
flüsse im  Banate,  in  Siebenbürgen  und  in  der  Bukowina).  Darauf  folgt 
das  Glossar  p.  176 — 218.  Im  zweiten  Teile  untersucht  Borcia  die  ru- 
mänischen Dorfnamen  sächsischen  Ursprungs  p.  219 — 239  wodurch  er 
sich  ein  grosses  Verdienst  und  besonderes  Anrecht  auf  unsere  Dankbar- 
keit erworben  hat  Über  hundert  Dorfnamen  werden  hier  mit  den  ur- 
kundlich belegten  Namensformen  zusammengestellt  und  die  rumänische 
Fonn  daraus  abzuleiten  versucht,  wobei  allerdings  manches  lautliche 
zweifelhaft  bleibt.  Der  dritte  Teil  (p.  239 — 249),  worin  das  Phonetische 
behandelt  wird,  hat  mich  am  wenigsten  befriedigt,  es  ist  zu  äusserlich 
gehalten,  Zeit  des  Eindringens  der  Worter  und  dialektische  Herkunft 
hätte  mehr  berücksichtigt  werden  müssen,  immerhin  bringt  er  hierin  mehr 
und  besseres  als  Mftndrescu,  Letzterer  bringt  aber  viel  mehr  Material, 
so  z.  B.  zähle  ich  unter  b  bei  Borcia  33,  bei  Mändrescu  .55  Wörter. 
Er  hat  namentlich  viele  Ausdrücke  des  Handwerks  gesammelt,  die  im 
Königreiche  üblich  sind  und  dabei  hat  er  absichtlich  viele  weggelassen, 
z.  B.  die  ganze  Terminologie  der  Hobelarten  (über  30  Namen  in  der 
Vorrede  p.  20),  weil  sie  jetzt  durch  französische  ersetzt  werden,  aber 
wenn  er  irgendwo  ein  Wort  notiert  gefunden  hat,  hat  er  es  aufgenommen, 
wenn  es  auch  weiter  keinen  Zweck  hat  als,  m  nn  j)ätmnda  mal  de- 
parte  sau  sä  rbsparä.  Glaubt  M.  wirklich,  dass  seine  Arbeit  auch  nur 
den  geringsten  Einfluss  in  der  Beziehung  ausüben  wird?  Ich  bin  auch 
der  Meinung,  dass  nicht  alles  fremde  Sprachgut  in  derartigen  Sammlungen 
aufgenommen  zu  werden  braucht,  dass  namentlich  alle  nur  lokal  ge- 
brauchten Ausdrücke  wegbleiben  können.  Ich  hätte  Hunderte  von 
magyarischen  Wörtern  aus  dem  nördlichen  Siebb.  in  meinen  Dialekt- 
studien mitteilen  können,  habe  es  aber  unterlassen,  da  es  absolut  keinen 
Wert  hat,  Wörter  für  die  gute  rum.  Wörter  existieren  und  sonst  allge- 
mein verbreitet  sind,  die  oftmals  nur  aus  purer  Bequemlichkeit,  manchmal 
auch  aus  Eitelkeit  (man  will  zeigen,  dass  man  die  fremde  Sprache  kann) 
gebraucht  werden,  zu  sammeln.  Wenn  es  sich  aber  um  technische 
Namen,  die  weite  oder  gar  allgemeine  Verbreitung  haben,  handelt»,  so 
sollen  die  allerdings  gesammelt  werden,  es  ist  das  deutsche  Lehngut 
durchaus  keine  Schande  für  das  Rumänische,  und  durchaus  keine  Ehre, 
wenn  es  wirklich  gelingen  sollte,  es  durch  das  entsprechende  französische 
oder  durch  Neubildungen  zu  ersetzen.  Diese  Instrumente  (Kehlhobel, 
Rauhbank  etc.)  werden  aus  Deutschland  oder  Österreich  eingeführt,  für 
die  Handwerker  wird  es  nur  ein  Vorteil  sein,  wenn  ihre  Tenninologie 
mit  der  deutschen  übereinstimmt.  Wenn  M.  glaubt  (p.  13),  der  deutsche 
Einfluss  auf  den  Stil  der  siebb.  Schriftsteller  sei  eben  so  gross  wie  früher, 
so  muss  ich  dem  widersprechen.  Ich  finde  jetzt  sehr  oft  Magyarisnien 
und  in  Zukunft  wird  dieser  magy.  Einfluss,  da  die  junge  Generation  kein 
Deutsch  mehr  lernt,  entschieden  noch  mehr  zum  Vorschein  kommen,  als 
jetzt    Die  grosse  Masse  der  angeführten  Etymologien  ist  zweifellos  richtig -"^^ 

30)  Dass  bufles^  „fett,  geschwollen"  das  sächs.  bAflcs  (Bauchfleisch)  sein  soll, 
kann  ich  nicht  glauben.    Es  gehört  eher  zu  buf,  bufnesc,  buflea. 


I  110  Rumänische  Sprache.    1904. 

einige  werden  sich  bei  genauerer  Untersuchung  als  magyarische  oder 
pohlische  und  kleinrussische  erweisen,  natürlich  deutschen  Ursprungs. 
Interessant  wäre  es  gewesen,  eine  nähere  Untersuchung  der  wissenschaft- 
lichen Tenninologie  vorzunehmen,  was  Borcia  gar  nicht,  Mändrescu 
nur  andeutungsweise  getan  hat  [nu-mä-uita  =  Vergissmeinnicht  etc. 
Botanik  und  Zoologie  wimmeln  von  Übersetzungen  aus  dem  Deutschen), 
vielleicht  bekommen  wir  von  M.  in  der  Fortsetzung  seines  Werkes  Voll- 
ständigeres in  dieser  Beziehung  zu  hören.  Im  ASJ.  XV  398  finden  sich 
eine  Reihe  Lehnwörter  aus  dem  Deutschen  gesammelt  von  Pascu,  von 
denen  einige  eine  Ergänzung  zu  oben  genannten  Arbeiten  bieten.  Eine 
vollständige  Sammlung  wird  nicht  möglich  sein,  es  hat  auch  gar  keinen 
Zweck  einmal  gelegentlich  gebrauchte  oder  nur  in  kleinerem  Kreise  übliche 
Ijehnwörter  zu  sammeln.  Im  ASJ.  XVI  488  bringt  Pascu  einige  meist 
ungerechtfertigte  Beanstandungen  zu  Mändrescus  Arbeit,  worauf  ihm 
Milndrescu  p.  531  erwidert. 

Die  nichtlateinischen  Bestandteile  im  Rumänischen,  die 
in  der  1.  Aufl.  von  Gröbers  Grundriss  von  Gast  er  in  unzureichender 
Weise  behandelt  worden  waren,  sind  in  der  Neuauflage  von  dem  dafür 
viel  geeigneteren  Dr.  Sandfeld-Jensen  bearbeitet  worden.  Wenn  auch 
diese  Arbeit  durchaus  nicht  erschöpfend  ist  —  und  wie  könnte  es  anders 
sein,  da  gerade  dieses  Gebiet  noch  des  hingehendsten  Studiums  bedarf  — 
so  zeigt  sie  doch  in  rudimentärer  Anlage,  ein  wie  weites  Feld  der  Bear- 
beitung harrt,  wie  vielseitig  die  Fäden  sind,  die  das  Rum.  mit  den  übrigen 
Bftlkansprachen  verbindet.  P.  527  bei  Zäpfchen  rum.  omu^or  =  alb. 
/icri^  hätte  auch  die  parallele  Bildung  im  Bulg.  vmiec  erwähnt  werden 
sollen.  Ebenda  steht  muUi  hcurf  statt  multe  lociiri.  P.  529  würde 
ich  der  Leser  wegen  nicht  gesagt  haben  altrum.  fsat  aus  alb.  ßat, 
sondern  aus  älterem  fsat,  denn  ßat  ist  junge  Form.  P.  530  Z.  14  muss 
es  elf  statt  zwölf  lauten,  der  Fehler  rührt  von  Bojadschi  her.  In  der  Ver- 
kürzung des  Inf.  um  -re  sehe  ich  keine  Beeinflussung  von  Seiten  des 
Bulg.  oder  Serb.,  sondern  als  selbständige  Entwicklung  unter  gleicher 
Bedingung,  also  zufällige  Parallelen;  auch  in  Oberitalien  findet  sich  Ab- 
fall von  -;•/?,  was  unter  anderen  Bedingungen  zustande  kam.  Verfehlt 
ist  die  Erklärung  von  pasämitc  (p.  530)  nach  serbisch  dajmite.  (Dies 
ist  Infigierung,  die  sich  übrigens  auch  im  Rum.  findet:  (htecref/  für  dueeti 
-vä  s.  Banater  Dial.)  mi-te  sind  Pron.  und  werden  als  solche  gefühlt, 
wie  in  dU'mi-tCy  wobei  tc  Acc,  mi  Dat.  graecus  ist  wie  im  Deutschen: 
geh  mir  los!  In  coif\rogcatinte  aber  liegt  keine  rum.  Bildung,  sondeni 
Entlehnung  aus  dem  serb.  oder  bulg.  kodxeniiti  vor,  hat  also  mit  pasä- 
fui-tc  (wörtlich:  kümmere  dich  mir)  nichts  zutun;  man  kann  auch  sagen 
lä'7ni-tcl  wasche  dich!  etc. 

Verfehlt  ist  auch  die  Zusammenstellung  von  arom.  ajungindabii 
hl  pddfire  mit  mazed.  ri\d\ae  h.m  Xcnite  (p.  532).  Dabei  handelt 
es  sich  nicht  um  den  Dat.,  den  man  ja  zur  Not  mit  dem  Instrumentalis, 
der  auch  modal-tcmpond  (wie  häufig  auch  im  Russischen)  gebmucht  wird, 
zusammenstellen  könnte,  sondern  es  liegt  eine  ganz  mechanische  Analogie- 
bildung nach  einer  anderen  ganz  verständlichen  Parti zipialform  vor,  näm- 
lich: tu  vhüta-lui  =  bei  seinem  Kommen  =  als  er  gekommen  war, 
darnach  auch:   vcnindalul  =  als  er  kam,  die  die  ursprüngliche  venindu 


G.  Weigand.  I  m 

so  f^ut  wie  verdrängt  bat  Darnach  aiumtsaltn  etc.  Andere  Kleinig- 
keiten übergehe  ich.  Ich  hoife,  dann  in  Zukunft  gerade  dieses  Gebiet, 
das  auch  für  die  Rumänenfrage  von  grösster  Wichtigkeit  int,  noch  viel 
eingehender  bearbeitet  wird,  wozu  S.  gewiss  das  meiste  beitragen  wird. 
Lowe,  Altgermanische  Elemente  in  den  Balkansprachen  in 
ZVglS.  XXXIX  265  speziell  „Das  Rumänische"  p.  297.  salä,  smalt, 
stangä  sind  ganz  moderne  Lehnwörter,  die  üjjerhaupt  nicht  hätten  er- 
wähnt werden  sollen.  Wenn  häUm  neben  haUtn  aus  einem  germ.-lat. 
balamis  stammte,  müsste  es  die  entsprechenden  Veränderungen  erlitten 
haben,  also  zu  bärdn  geworden  sein,  das  rum.  hal,  balan,  arm.  belUy 
belfU  stammen  sicher  aus  dem  bulg.  beh  beleo  (balan  als  Eigen- 
name üblich).  Das  Anklingen  an  das  fr.  balr,  balanie  hat  auch 
Buchier  irregeleitet;  dass  hierfür  eine  germanische  W^urzel  zu  Grunde 
liegt,  bezweifelt  niemand,  bardä^  das  nur  bei  den  mit  Magyaren  in  Be- 
rührung kommenden  Rum.  üblich  ist,  stammt  aus  dem  Magy.  bärd. 
nastur  ist  romanisch  s.  Pu^cariu  Wb.,  bearä  ist  siebb.-säehsisch,  bere 
ist  die  rum.  Form.  Von  den  vier  als  direkte  Lehnwörter  angegebenen 
ist  iargä  in  Anbetracht  der  westrom.  Lehnwörter  sehr  zweifelhaft,  dop 
ist  siebb.-sächs.,  arom.  arme  —  Kleidung  ist  natürlich  lateinisch,  istr. 
brec  beruht  auf  kroat  brek.  Bis  jetzt  ist  es  nicht  gelungen  auch  nur 
ein  einziges  altgennanisches  Lehnwort  im  Rumänischen  nachzuweisen;  das 
oft  zitierte  pungä  ist  altbulg.,  möglich  wäre  auch  Entlehnung  aus  dem 
Griechischen,  aber  sehr  unwahrscheinlich.  Dass  das  Wort  ursprünglich 
gotisch  ist,  hat  für  das  Rum.  keine  Bedeutung.  Man  vergleiche  auch 
zu  dieser  Arbeit  die  Kritiken  von  Pu^ariu  in  CL.  39,  53,  und  von  Meyer- 
Lübke  in  ZVglS.  39,  593,  die  sich  ebenso  ablehnend  verhalten.  Herr 
G rigor ovitza,  der  uns  schon  seit  Jahren  got.  Elemente  im  Rum.  nach- 
weisen will,  scheint  doch  zu  besserer  Einsicht  gekommen  zu  sein.  Wenn 
es  überhaupt  solche  gibt,  können  es  nur  Erbwörter  aus  dem  Balkanlatein 
sein,  müssen  also  erbwörtliche  Gestalt  zeigen,  oder  Lehnwörter  aus  Nach- 
barsprachen, aber  nicht  direkte  Entlehnungen.  Grioorovita  91  Ghül, 
Dictionar  complet  germano-romän  in  8®  Buc.  1904  habe  ich  noch 
nicht  zu  Gesicht  bekommen.  Über  Lazar  ^aineanus  überaus  verdienst- 
volles Werk  „Influin^a  orientiüa"  glaubt  Josif  Popovici^*)  das  Urteil 
abgeben  zu  dürfen,  dass  es  „Mangel  an  Methode  verrät  und  flüchtig 
abgefasst  ist".  Ich  wünschte,  dass  P.  uns  auch  einmal  ein  so  wertvolles 
Buch,  wie  das  ^aineanus  unstreitig  ist,  schenken  wollte.  Wer  megl. 
bafee  von  serb.  bascia  (?)  magy.  bastyd  (p.  16)  ableitet,  beweist.,  dass 
er  von  Türkisc'h  keine  Ahnung  hat,  ebensowenig  von  der  Eigenart  des 
Meglen.  resp.  Maz.-Bulg.  (tk.  bahtse  ]>  maz.  bafUe),  daher  er  über 
solche  Dinge,  wie  die  türkischen  Elemente  keine  Kritik  schreiben  sollte. 
Es  sei  auch  noch  hingewiesen  auf  eine  Arbeit  von  G.  Kiscii:  Altro- 
manische Lehnwörter  im  Siebb.-Moselfninkischen.  Er  behandelt 
darin  die  romanischen  Fremdwörter,  die  die  Sachsen  bereits  aus  ihrer 
Heimat  mitgebracht  haben,  von  denen  man  leicht  einige  als  rum.  Lehn- 
wörter auffassen    konnte.     Rum.  chimeii  =  Kümmel    könnte   ganz   gut 

31)  Transilvania,  Hermannstadt  1904,   p.  1—25.      32)  KorreRiwudenzblatt 
d.  Vereins  f.  aiebb.  Landeskunde  XXVII  1. 


I  112  Rumänische  Sprache.    1904. 

ein  Lehnwort  von  siebb.  kim<,  ktmon  »ein.  Eine  eingehende,  recht  be- 
achtenswerte Kritik  über  Brenndörfers  „Roman  elemek"  (s.  vori^n 
Bt^richt)  bringt  Schullerus^*)  und  auch  G.  Kisch**)  weiss  manches  zu 
bessern.  Zu  einer  Sammlung  sächsischer  Pflanzennamen  gibt  Schuster**) 
die  volkstümliche  rumänische  Benennung  aus  der  Hennann  Städter  Gegend. 
—  Die  rumänische  Akademie  hat  die  beiden  jüngsten  und  auch  tüchtigsten 
Philologen,  die  Rumänien  besitzt,  O.  Densu§ianu*)  und  S.  Pu^cariu 
mit  der  Abfassung  des  Wörterbuches  betraut.  Hoffentlich  kommt  nun 
endlich  ein  brauchbares  und  einigermassen  vollständiges  Wörterbuch  zu- 
stande, nachdem  die  Akademie  bereits  über  eine  Viertelmillion  ausgegeben 
hat,  ohne  dieses  Ziel  erreicht  zu  haben. 

Dialekte.  Weigand,  Die  Dialekte  der  Bukowina  und  Bess- 
arabiens  mit  einem  Titelbild  und  Musikbeilagen,  Leipzig  102  S. 
Über  die  rumänischen  Dialekte  *•)  im  allgemeinen  spricht  JosiF  Popo- 
VK't  in  einer  Versammlung  vor  Nichtphilologen.  Wenn  der  Vor- 
trag nicht  gedruckt  worden  wäre,  wäre  es  auch  kein  Schade  gewesen, 
etwas  Neues  enthält  er  nicht,  höchstens  den  Vorschlag,  in  Bukarest 
einen  Stuhl  für  Dialektologie  zu  errichten,  —  wofür  natürlich  nur  er 
die  geeignete  Persönlichkeit  wäre.  —  Der  im  vorigen  Berichte  ange- 
kündigte Bericht  Vassilich^  im  „Archeografo  triestino"  über  die  Istro- 
Rumänen  ist  immer  noch  nicht  zu  Ende  geführt.  —  Wie  mir  S.  Pu^- 
cariu  mitteilt,  wenlen  demnächst  istr.-rum.  Texte  erscheinen,  die  allen 
sehr  willkommen  sein  werden.  —  Eine  in  Monastir  monatlich  erscheinende 
Zeitschrift  betitelt  „Lumina"*'')  bringt  neben  Texten  in  rumänischer 
auch  solche  in  arom.  Sprache.  Unter  demselben  Titel  erscheint  auch 
eine  aromunische  Volksbibliothek  von  der  mir  das  erste  Heftc'hen  vorliegt, 
das  eine  Reihe  von  Volksanekdotcn  enthält,  die  von  N.  Bataria^^)  in 
Reime  gebracht  sind,  —  Nicolae  Velo^®),  der  aus  Malovi^ta  stammt, 
hat  eine  kleine  Sammlung  aromunischer  Lieder,  die  zum  Teil  warme  Em- 
pfindung verraten,  in  Anlehnung  an  Volkslieder  veröffentlicht  unter  dem 
Titel:  „Dit  bana  Aromänului".  Auch  die  in  Constan^a  unter  Leitung 
von  P.  Vulcan  erscheinende  Zeitschrift  „Ovidiu"  bringt  des  öfteren 
Texte  und  Mitteilungen  über  die  Aromunen.  Der  Herausgeber  P.  Vul- 
can hat  selbst  einen  literarisch  schwachen  Roman  veröffentlicht  „Armina" 
(die  Aromunin)  Cbnstan^a  1904.  Auch  die  in  Bukarest  erscheinencle 
Zeitschrift  „Romänul  dela  Pind"  enthält  manche  wertvolle  Nachrichten 
über  die  Aromunen.  Ion  Arginte anu*®)  hat  eine  „Istoria  Romänilor 
macedoneni"  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  unsere  Tage  verfasst. 
So  etwas  ist  ein  kühnes  Unternehmen  und  ich  muss  gestehen,  dass  der 
Verf.  sich  die  grösstc  Mühe  gegeben  hat,  das  Material  aus  allen  erreich- 
baren Quellen  zusammenzutragen.  Eine  neue  Quelle  hat  er  nicht  ge- 
funden. Hätte  er  sein  Material  in  vorurteilsloser  Weise  zusammengestellt, 
so  würde  er  immerhin  ein  recht  brauchbares  Werk  wonigst(»ns  als  Anfang 
zu  einer  Geschichte  der  Aromunen    geliefert    haben.     So  aber  erzählt  er 

33)  Ebd.  XXVI  .36.  34)  Ebd.  XXVI  p.  65.  35)  Ebd.  XXVI  p.  27. 
36)  Transilvania  1904  p.  161,  37)  Bitolia  (Monastir)  Liceul  roman,  6  Fr.  jähr- 
lich. 38)  PärävuliT,  ßucuresci  1904,  64  S.  39)  Bukarest,  bei  Cucu  1903,  32  S. 
40)  Bukarest,  LMnd^pendancc  roumainc  1904,  333  S. 

*)  Ich  höre,  dass  D.  zurückgetreten  ist. 


G.  Weigand.  I  113 

uns  von  den  Makedoniern,  Römern,  Thrakern,  Dacem,  Bulgaren,  dem 
bulgaro-walachischen  Reiche,  wobei  er  die  Rolle  der  Walachen  ganz  ge- 
waltig überschätzt,  bis  er  erat  von  8.  170  ab,  auf  sein  eigentliches 
Thema,  die  Aromunen  zu  sprechen  kommt.  Aber  hier  vermisst  man  zu 
sehr  eine  objektive  Betrachtung;  Einseitigkeit  in  der  Darstellung  und 
Mangel  an  Kritik  bei  Benutzung  der  Quellen  drücken  den  Wert  des 
Buches  ungemein  herab.  Für  das  Jahr  1904  werden  in  der  offiziellen 
Statistik  der  rumänischen  Schulen  in  Mazedonien  und  Epirus  99  Schulen 
mit  4500  Schülern  angeführt.  Ich  wundere  mich,  dass  derartige  Zahlen 
den  Rumänen  immer  noch  nicht  die  Augen  öffnen  über  die  waJiren  Ver- 
hältnisse in  Mazedonien,  da  meine  Angaben  keinen  Glauben  gefunden 
haben. 

Metrik.  Über  rumänische  Metrik  ist  bisher  so  gut  wie  nichts  ge- 
schrieben worden,  denn  die  Arbeit  Rudows  über  diesen  Gegenstand  ist 
gänzlich  verfehlt,  um  so  freudiger  ist  es  zu  begrüssen,  dass  Alexander 
Bogdan**)  diesen  Gegenstand  in  Angriff  genommen  hat  und  uns  „die 
Metrik  Eminescus"  in  fast  erschöpfender  Weise  zur  Darstellung  bringt. 
In  knapper,  fast  zu  gedrängter  Form  bespricht  er  die  Silbenzählung,  den 
Rhythmus,  Reim  und  Strophe  und  bringt,  angeregt  durch  Sarans  „der 
Rhythmus  des  französischen  Verses"  einen  Nachtrag**)  zu  seiner 
Dissertation,  worin  er  als  Hauptprinzip  des  rum.  Rhythmus  in  erster 
Linie  den  Akzent,  in  zweiter  Linie  die  Alternation  aufstellt;  und  das  ist 
zweifellos  richtig,  und  gilt  nicht  nur  für  die  Kunstpoesie,  sondern  auch 
für  die  Volkspoesie,  wenn  auch  B.  glaubt  (p.  365,  9  v.  u.),  dass  die 
gesungenen  Verse  der  Volksliteratur  streng  alternierend  seien.  Dass  das 
Volk,  wenn  es  seine  Lieder  rezitiert,  streng  alternierend  spricht,  womöglich 
mit  dem  Fusse  den  Takt  dazu  tritt,  ist  richtig,  allein  bei  dem  unbe- 
stimmten Rhythmus  der  älteren  Volkslieder  ist  das  durchaus  nicht 
der  Fall,  wovon  B.  sich  leicht  überzeugen  kann,  wenn  er  die  Lieder  IV 
V  VI,  deren  Melodien  ich  in  meinen  „Dialekten  der  Bukowina  und 
Bessarabiens"**)  mitgeteilt  habe,  darauf  ansieht  z.  B.  in  IV  vel  merge 
singunt  de-l  vrea\  gesungen:  vel  merge  s^ingü-ra'  dei  vrea';  in  V 
§i'  cu  a'rme,  gesungen:  ^vi  cu'  a'rme  etc.  Jedenfalls  bildet  aber  Bs. 
Arbeit  eine  gediegene  Grundlage  für  die  weiteren  Studien  auf  diesem 
Gebiete.  Interessant  wäre  besonders  der  Vergleich  bei  anderen  Dichtern 
in  bezug  auf  den  Abfall  von  Vokalen  im  Anlaute  (nebenbei  sei  bemerkt, 
dass  meine  Behauptung,  dass  in-,  irn-  weiter  nichts  als  //,  ///,  nach 
Vokal  meist  nur  -w-,  -m-  sind,  auch  in  der  Metrik  eine  Bestätigung 
findet)  und  Auslaute,  ferner  inwieweit  bei  Hiatus  im  Inlaut  resp.  bei 
Verschleifung  der  feste  Stimmeinsatz  gegenüber  dem  leisen  Stimmeinsntz, 
der  im  Rum.  die  Regel  ist,  eine  Rolle  spielt,  ein  Punkt  der  vom  Verf. 
gänzlich  unberücksichtigt  gelassen  wurde,  und  worüber  man  doch  auch 
gerne  etwas  wissen  möchte,  um  so  mehr,  als  hierüber  lediglich  der  ge- 
borene Rumäne  sichere  Auskunft  zu  geben  vermag.  —  Über  den  Rhyth- 
mus, wie  er  in  den  häufigsten  Liedern  der  mm.  Volksliteratur,  den 
Deinen,  vorkommt,  hat  G.  Weigand  in  seinen  „Dialekten  der  Bukowina 
und  Beasarabiens"    p.  90  gehandelt.     Es    soll    keine    eingehende  Unter- 

41)  JBIR8.  XI  193-272.    42)*  JBIRS.  XI  364.    43)  Leipzig  1904,  102  S. 

VoUmÖller,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  g 


I  114  Rumänische  Sprache.    1904. 

suchung,  sondern  vielmehr  eine  Anleitung  zum  richtigen  Lesen  der  dort 
mitgeteilten  Volkslieder  sein.  Der  vorherrschende  Typus  ist  — ^  |  -^  || 
— -  I  — ^  mit  einigen  möglichen  Abweichungen;  der  zweite  w.  |  -£^  j  — ^  || 
— ^^  I  — :  der  dritte  — ,^  |  — ^-  |  -^^A  Allgemein  gilt,  dass  zwei  Hauptakzente 
vorhanden  sind,  dazu  kommen  meist  zwei  Nebenakzente.  Der  Versakzent 
muss  nicht  notwendig  mit  dem  Wortakzent  zusammenfallen,  der  Rhythmus 
ist  trochäisch  alternierend.  Die  Silbenzahl  spielt  eine  untergeordnete  Rolle, 
auch  der  Reim  ist  vielfach  unrein,  oder  die  Assonanz  muss  ihn  ersetzen. 
Die  Hauptarbeit  auf  diesem  Gebiete  bleibt  der  Zukunft  vorbehalten. 
Jedenfalls  muss  dabei  die  gesprochene  und  gesungene  Poesie  unterschieden 
werden,  bei  letzterer  wieder  die  moderne  rein  rhythmische  Musik  von  der 
älteren  „periodischen".  Es  gibt  da  genug  Probleme  zu  lösen,  die  den 
Musiker  wie  den  Metriker  reizen  können. 

Hilfswissenschaften.  EthnograpMe.  Ich  möchte  die  ein- 
schlägige Literatur  wenigstens  kurz  erwähnen,  wenn  ich  auch  nicht  auf 
eine  nähere  Besprechung  eingehen  kann.  Fischer,  Die  Herkunft  der 
Rumänen,  eine  historisch-linguistisch-ethnographische  Studie,  mit  1  Karte 
und  4  Lichtdruck  tafeln,  Bamberg  1904,  303  S.  Der  Verf.  war  der 
Aufgabe  bei  weitem  nicht  gewachsen,  s.  meine  Kritik  in  ZRPh.  XXIX 
377,  auch  CL.  XXXIX  278.  Fischer,  Die  Gebirgs-  und  Bergnamen 
in  Siebenbürgen  im  Jahrbuch  des  siebb.  Karpathen Vereins  XXIV  1904. 
Unter  aller  Kritik.  Jirecek,  Die  Romanen  in  den  Städten  Dal- 
matiens  während  des  Mittelalters,  DAkWien.  48  und  49  enthält 
ein  reiches  historisches  und  sprachliches  Material,  das  auch  für  den  Ru- 
mänisten  von  hervorragender  Bedeutung  ist;  ich  mache  z.  B.  darauf  aufmerk- 
sam, dass  das  Suffix  -ul  in  Personennamen,  wie  es  im  Vornamen  Radul, 
bezw.  Familiennamen  Radulescu  vorkommt  nichts  mit  dem  rum.  Artikel 
'Ul  zu  tun  hat,  sondern  dem  it.  -oto  entspricht,  das  im  Slav.  bereits  unter 
der  Form  -iil  erscheint,  Radul,  Raduloif,  Radulovic.  Man  darf  also 
nicht  aus  einem  Namen  Dragid,  Radul  in  serbischen  Dokumenten  schliessen, 
dass  der  Träger  ein  Rumäne  gewesen  ist.  Bulgaren  und  Serben  sind  die 
Vermittler  dieses  Suffixes  an  die  Rumänen  gewesen.  Russu  ^irianu, 
Rominii  din  Statul  ungar,  Bukarest  1904,  330  S.  5  Fr.  (recht 
brauchbar).  Al.  Sturdza,  La  t^rre  et  la  race  roumaines,  depuis  leurs 
origines  jusqu'a  nos  jours,  Piuis,  Rothschild  XVI  -|-  724  S.  (noch  nicht 
eingesehen)  I.  Ie^an,  Romänii  din  Bosnia  ^i  Herfegovina  in 
trccuts^i  p rezent,  Buk.  1905,  26  S.,  AAR.  XXVII  enthält  ausser 
der  Notiz,  dass  in  einem  Dörfchen  Cepulica  in  Bosnien  in  der  Nähe  von 
Bugojno  und  sonst  zerstreut  Rumänen  sein  sollen,  eine  Fülle  von  phan- 
tastischen Angaben  und  falschen  Erklärungen.  Es  handelt  sich  offenbar 
bei  den  in  Bosnien  zerstreut  lebenden  Rumänen,  um  Zigeuner,  die  ehe- 
mals aus  Rumänien  eingewandert  sind,  und  wie  in  Cepulica  eine  ganz 
verderbte  rum.  Sprache  reden,  die  auch  einige  aromunische  Wörter  ent- 
hält, die  sie  auf  ihren  Wanderungen  aufgeschnappt  haben.  Ich  erinnere 
mich  öfters  auf  meinen  Reisen  in  Albanien  rumänisch  sprechende  Zigeuner 
getroffen  zu  haben.  Ob  die  Balija,  über  die  zuerst  Dr.  Patsch  berichtet, 
dessen  Namen  I.  nicht  erwähnt,  in  der  Herzegowina  rumänischer  Abkunft 
sind,  bleibt  noch  zu  untersuchen,  jedenfalls  ist  Ie§ian  absolut  ungeeignet 
für  derartige  Untersuchungen,    und    ich  wundere  mich,   dass  niemand  in 


G.  Weigand.  I  115 

der  rum.  Akademie  die  Drucklegung  eines  so  minderwertigen  Werkes 
verhindert  hat.  Gar  nichts  Neues,  aber  viel  Falsches  enthält  die  Arbeit 
von  Dr.  A.  Mariene8Cü  „Ilirii,  Macedo-Romänii  ^i  Albanesii" 
AAR.  XXVIBuk.  1904,  528.  Iorga**)  in  seinen  „Drumuri  9i  ora^e 
din  Romänia''  gibt  ein  interessantes  Bild  der  rumänischen  Städte  be- 
sonders in  kultureller  und  historischer  Beleuchtung.  Die  Offenheit  und 
Wahrheitsliebe,  womit  der  Verf.  die  beobachteten  Schäden  aufdeckt,  der 
flotte  und  klare  Stil,  den  ich  sonst  an  dem  Verf.  nicht  gerade  gewöhnt 
bin,  und  nicht  zum  wenigsten  die  Schönheit  der  Schilderunjz;  machen  das 
Buch  zu  einer  sehr  anziehenden  Lektüre,  und  für  Rumänen  —  auch 
lehrreichen.  Für  die  Nichtrumänen  dient  eher  Vlahuta"**)  „La  Rou- 
manie  pittoresque".  Von  der  Geographischen  Gesellschaft  ist  als  Er- 
gänzung zu  dem  geograph.  Lexikon  ein  „Dic^ionarul  geografic  al 
Basarabiei"*')  herausgegeben  worden,  das  Z.  Arborea  zum  Verf.  hat. 
Vollständig  ist  das  Verzeichnis  nicht.  Bukovineanü  *^)  „Rutenisarea 
Bucovinei"  sucht  die  Ursachen  des  Rückganges  der  rum.  Bevölkerung 
gegenüber  der  rutenischen  klar  zu  legen. 

Geschichte*  Eine  sehr  instruktive  Arbeit  „Überdieru  manischen 
Knesen"  veröffentlicht  J.  Bogdan  im  ASPh.  XXV  522  und  XXVI  100. 
In  der  BZ.  XIII  bespricht  Jirecek  sehr  eingehend  H.  Geizers  „Der 
Patriarchat  von  Achrida",  ein  Buch,  das  ja  auch  für  die  Rumänen 
von  Wichtigkeit  ist,  wegen  der  Abhän^gkeit  der  rum.  orth.  Kirche  von 
Ochrida.  Iorga,  Istoria  lui  fjtefan  cel  Mare,  Buk.  1904,  372  S. 
Ders.  ^tefan  cel  Mare,  Mihail  Viteazul  ^i  Mitropolia  Ardealului, 
Buk.  1904.  35  S.  AAR.  XXVIL  Bianu,  Episcopia  Strehaiei 
1673—88.  Buk.  1904,  11  p.  AAR.  XXVIL  Carol  I,  Nicopole 
1396—1877  bis  1902,  AAR.  XXVII  24  S.,  enthält  die  Rede  König 
Carols  in  der  rumänischen  Akademie  am  21.  März  1904,  worin  die  Rolle 
die  Nikopolis  in  der  rumänischen  Geschichte  gespielt  hat,  dargelegt  wird. 
Von  Iorga  „Studii  9i  documente"  ist  der  VI.  Band  Buk.  1904 
660  S.  erschienen,  der  einen  reichen  Inhalt  von  Urkunden  enthält,  die 
z.  T.  auch  philologisches  Interesse  bieten. 

Yolksliteratnr  1904.  Das  bedeutendste  Werk  auf  dem  Gebiete 
des  Folklores  im  Jahre  1904  hat  den  bekannten  Sammler  Marianu  in 
Suczawa  (Bukowina)  zum  Verf.,  wie  denn  überhaupt  die  Bukowina  am 
besten  f olkoristisch  durchforscht  ist.  Der  Titel  ist :  „  L  e  g  e  n  d  e  1  e  M  a  i  c  i  i 
Domnului,  studiu  folkloristic"**).  Wenn  das  Werk  auch  nicht 
wie  der  Titel  besagt  ein  „Studium"  ist,  so  wollen  wir  doch  dankbar  an- 
erkennen, dass  es  eine  überaus  reiche  Sammlung  der  auf  die  Mutter 
Grottes  bezüglichen  Volkslegenden  ist,  von  denen  die  meisten  aus  der 
Bukowina  stammen.  Ebendaher  stammt  auch  die  sehr  umfangreiche  und 
wertvolle  Sammlung  von  Frau  Elena  Nicolija-Voronca  „Datinele 
§i  credinfele  poporului  romän"*%  die  noch  aus  dem  vorigen  Jahre 
nachzutragen  ist. 

§T.  MuNTEANU  bietet  eine   Sammlung  von    „O  sutä  de  doine  ^i 

45)  Buk.  1904,  Minerva  291  S.  46)  Buk.  1903.  L'Ind^pcndance  roumaino, 
330  S.  mit  Karte  und  vielen  Abbildungen.  47)  Buk.  1904,  Socecu  237  in  4<>. 
48)  Buk.  1904,  Minerva  373  S.  3,50  Fr.  49)  Buk.  1904,  4  Fr.  344  S.  Ausg. 
der  rum.  Akad.    50)  Czcmowitz  1904,  3  Bände. 

8* 


I  116  Rätoromanische  Sprache.    1904. 

strigäturi^^),  die  aus  dem  Munde  von  Soldaten  in  Siebenbürgen  ge- 
sammelt sind.  Dugan-Opait  veröffentlicht  unter  dem  Titel  „Vätäjelul 
sali  uräri"^^)  eine  Sammlung  von  Hochzeitsliedern  aus  der  Bukowina, 
Radulescu-Codin  undTuTESCU  bringen  „Däfii,  snoave  ^i  pove^ti"") 
etwa  50  Volksanekdoten,  die  zum  Teil  originell  zu  sein  scheinen.  Teo- 
DORESCU-KiRiLEANU  behandelt  zum  zweit^en  Male  (s.  vorigen  Bericht)  die 
Gestalt  Stephans  des  Grossen:  „Amintirile  poporului  despre^tefan 
cel  Mare"5*),  Der  IX.  Band  der  von  Artur  Gorovei  trefflich  redi- 
gierten „§ezätoarea"*°)  enthält  ein  reiches  Material  an  Erzählungen,  Liedern, 
Zaubersprüchen,  Schwänken,  Legenden  u.  dgl.  Auch  die  „^zätoarea 
Säteanului"^*),  die  von  Dümitrescü-Bumbe^ti  herausgegeben  wird,  bringt 
manches  wertvolle  Material. 

Über  die  rumänische  Volkskunde  im  allgemeinen  schreibt  Sperantia 
„Introducere  in  literatura  popularä  rom&na"")  ein  umfang- 
reiches Werk;  es  fehlt  aber  dem  Verf.  an  Klarheit  und  kritischem  Blick. 

Für  solche,  die  sich  mit  rum.  Folklore  vergleichend  beschäftigen, 
sind  zwei  neuerschienene  Arbeiten  von  Wichtigkeit:  Abbot,  „Macedonien 
Folklore"^®)  und  von  Negelein  „Mazedonischer  Seelenglaube 
und  Totenkult"**).  Ich  weiss  nichts  ob  es  bekannt  ist,  dass  der  Vor- 
schlag eines  Engländers  auf  Ehe  zur  Probe,  der  einen  walu^n  Ent- 
rüstungssturm hervorgerufen  hat,  im  westlichen  Teile  des  rumänischen 
Sprachgebietes  in  Ungarn  in  Praxis  umgesetzt  ist  und  trotz  aller  An- 
strengung der  Geistlichkeit  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  bei  der  dortigen 
rum.  Landbevölkerung  gehalten  hat. 

Vom  General  Nästurel  wurde  das  Manuskript  des  Nastürei. 
DE  Fiere^ti^^),  Via^a  lui  Varlaam  ^i  Joasaf,  1648  aus  dem 
Griechischen  übersetzt,  herausgegeben. 

Leipzig.  G.  Weigand. 


Rätoromanisclie  Sprache.  1904. 

Zu  den  Monographien,  die  in  den  letzten  Jahren  von  romanischen  Grau- 
bündnern  über  die  Untermundarten  ihrer  Heimat  veröffentlicht  wurden,  bringt 
das  Berichtsjahr  eine  weitere  von  Johann  Luzi  über  die  Laut  lehre  der  Sub- 
s  e  1  v  i  s  c  h  e  n  Dialekte^).  Diese  Gnippe,  die  sich  nach  Ascoh'  vom  Flimser- 
walde  bis  Stalla  und  Bergün  ausdehnte,  beschränkt  sich  heutzutage  auf  die 
romanischen  Dörfer  rechts  und  links  vom  Hinterrhein  von  Andeer  bis  Ems 
und  fällt  literarisch  natürlich  mit  dem  weitaus  wichtigeren  Obwaldischen 
zuf>ammen.  Die  lautlichen  Unterschiede  zwischen  der  Sprache  der  ein- 
zelnen Dörfer  sind  aber  um  so  bedeutender,  wenn  sie  auch  keine  Sprach- 
grenze bedingen  dürften,  wie  sie  Luzi  zwischen  dem  unteren  und  oberen 
Heinzenberg  aufstellen  will.     Dass    übrigens    der   letztere    mit    seinem  o 

51)  Kronstadt,  Ciurcu  1904,  94  S.  52)  Czernowitz  1904.  53)  Craiova 
1904.  54)  Buk.,  Minerva  190  S.  65)  Folticeni  1904.  56)  Tirgu-Jin  VI.  Band 
1904.  57)  Buk.  1904.  58)  Cambridge  1903.  59)  Zeitschrift  des  Vereios  für 
Volkskunde  1904.    60)  Buk.  1904. 

1)  Zürch.  Diss.  Erl.  Junge.  1904.  (RF.  XVI  757—846.) 


M.  G.  Bartoli.  I  117 

anstatt  au,  besonders  in  den  Partizipien  der  ersten  Konjupfation^  schon 
sehr  an  das  Oberengadinische  erinnert^  war  schon  1852  einem  der  ersten 
rätoromanischen  Grammatiker,  Carisch*),  aufgefallen.  Nach  dem  jetzt 
üblichen  Schema  gibt  uns  nun  Luzi  eine  übersichtliche,  mit  zahlreichen 
Beispielen 'auch  aus  den  nachbarlichen  Mundarten  versehene  Darstellung 
von  der  spontanen  und  kombinatorischen  Entwicklung  der  subselvischen 
Laute.  Wie  schon  Pult  in  seinem  Parier  de  Sent,  so  stellt  auch  er 
zwischen  dem  geschlossenen  e  u.  i  em  e,  und  diesem  entsprechend  ein 
H  auf,  das  übrigens  bisher  nicht  nur  von  Carigiet,  sondern  auch  von  dem 
leider  vor  kurzem  so  jung  verstorbenen  Joseph  Huonder  in  seinem  Voka- 
lismus der  Mundart  von  Disentis  „notiert"  wurde.  Die  floissige  Arbeit 
würde  noch  gewonnen  haben,  wenn  ihr  Verfasser  ein  kleines  R6sum6 
beigefügt  hätte,  wie  es  Candrian  für  den  Dialekt  von  Bivio-Stalla  ge- 
gegeben hatte,  ein  R6sum6,  aus  dem  sich  die  Stellung  des  Subselvischen 
den  westlichen  und  östlichen  Nachbardialekten  gegenüber  leichter  hätte 
überblicken  lassen.  Auch  wären  einige  Angaben  über  die  von  dem  Ver- 
fasser bei  der  Sammlung  seines  Materiales  befolgte  Methode,  speziell  über 
Stand  und  Alter  seiner  mündlichen  Quellen  willkommen  gewesen.  —  Im 
Anschluss  an  das  französische  grincer  bringt  Ui.rich  auch  das  räto- 
romanische sgrixchiar^)  mit  dem  deut*^chen  Laut  wort  kritzen  zusammen; 
auch  möchte  er  supckia,  sohchia%  Schemel,  nicht  mit  Huonder  von 
sublica  *),  sondern  von  snp2)€dia  ableiten,  das  durch  siippedium  und 
suppeditaneum  bei  Du  Cange  unterstützt  würde. 

München.  G.  Hartmann. 


Italienisohe  Sprache. 
(1902,  1903)  1904. 

Redigiert  von  Carlo  Salvloni  (Milano). 
Lingaa  letterarla.  1903.  Fra  i  lavori  critico-bibliografici  va  qui 
ricordata  tutt'  al  piü  una  Rassegna  critica  del  ViDoesiCH*),  che  vi 
esamina  tra  altro  gli  studi  di  K.  Strekelj*)  sugli  scanibi  lessicali  tra 
italiano  e  slavo.  Ma  riguardano,  meno  qualche  eccezione  (v.  qui  a  van  Li 
8.  V.  indarno),  i  dialetti  romanzi  e  slavi  della  Venezia  Giulia  (Friuli 
Orientale  ed  Istria)  e^del  Litorale  illirico  (Liburnia  e  Dalmazia).  Di  vari 
lavori  analoghi  dello  Str.  e  di  altri  v.  JBRPh.  I  119,  618;  V411  sgg. — 
Delle  Origini  trattano  il  compianto  Policarpo  Petrocchi  ^)  e  Alfon80 
SiSTi  *) :  piü  difiusamente  il  Morandi  e  con  maggior  competenza  il  Rajna,  nella 

2)  Gramm.  Formenlehre  etc.  107.  3)  ZRPh.  XXVIII.  1904.  114.  4)  ibid. 
611.    ö)  RF.  XI  438. 

1)  Rassegna  degli  studi  etnografici,  dialettali  e  toponomastici,  1902  — 
giugno  1905;  estratto  dall'  ATr.  S.  III,  Vol.  II,  XXX  della  raccolta  [Trieste, 
Caprin,  1905J.  2)  Zur  Kenntnis  der  slavischen  Elemente  im  Italien.  Wortschätze, 
ASPh.  XXVI  407-36;  Zur  slavischen  Lehn  Wörterkunde,  DAKWien,  Vol.  L. 
3)  La  lingua  e  la  storia  letteraria  d'Italia  dalle  origini  fino  a  Dante.  Koma 
(Loeacher)  1903,  in  8«,  pp.  304.  V.  GSLIt.  XLII  439-440,  RCr.  N.  S.  LV 
269—70  (Dejob),  RBLIt.  XI  223—8  (Lisio),  LBKiRPh.  XXV  121-4  (Vossler), 
ASN8.  CXI  469—71  (Wiese).  4)  Le  prime  origini  della  lingua  ital.,  Milano 
(SoDzogDo)  1903,  in  lU"  =  Biblioteca  del  popolo  Vol.  32(5. 


I  118  Liugua  letteraria.    1903. 

introduzione  del  Manuale  D'Ancona-Bacci  (v.  JBRPh .  II 109),  e  il  Pa- 
rodi  in  un  lavoro  che  sara  pubblicato  tra  breve.  —  Una  Crestomazia 
deiritaliano  antico  curarono  il  Savj-Lopez  e  il  Relatore*);  al 
primo  spetta  la  scelta  dei  testi,  al  secondo  l'appendice  grammaticale  e  il 
glossario.  Neil*  appendice  il  Vossler  avrebbe  desiderato  V  aggnippamento 
secondo  i  dialetti,  che  non  mi  piace  appunto  per  la  ragione  del  'Ver- 
zetteln', da  lui  addotta. 

FoneHca.  —  Vocali. —  Neil*  articolo  La  vocal  tonica  alte- 
rata  da  una  consonante  labiale,  in  ZRPh.  XXVII  579 — 93, 
Silvio  PiERi  continua  un  suo  studio  di  cui  si  h  detto  in  JBRPh.  VII 107. 
Tenta  d'  infirmare  le  obbiezioni  mossegli  dall'  Ascoli  e  aggiunge  vari 
eseinpi  dalP  italiano  e  da  altri  idionii  neolatini.  II  secondo  esempio, 
schiena,  che  il  P.  ripete  da  spina,  gli  offre  Toccasione  di  toccare  di 
due  altri  f enomeni  ch'  egli  avverte  nelle  labiali :  di  s  p  in  ^e  {scola  spola) 
e  di  «uno  j  anorganico,  il  quäle  si  svolga  dietro  a  una  cons.  labiale» 
{inumice  pom.).  Per  questi  due  fenomeni,  che  pajon  davvero  fenomeni, 
vale  Tobbiezione  fatta  (1.  c.)  alla  ipotesi  che  I  sia  diventato  e  per  efTetto 
del  p. 

Consonanti.  —  Un  lavoro  molto  promettente,  di  Giulio  Panconcelli- 
Calzia,  Contribution  a  l'6tude  des  articulations  constrictives 
de  ritalien  litt^raire,  in  Par.  IV  394  —  409,  e  un  altro  di  Giacomo 
De  Gregorio,  8ur  la  siniplicit^  de  deux  articulations  pr^pala- 
tales  et  sur  la  n^cessitö  d*  admettre  une  classe  de  phonemes  ainsi 
nomni^s,  in  SGIt.  III  299 — 312  trattano  di  c  ^f  in  dieciLuigi  e  in  merce 
erge,  Del  primo  pajo,  che  si  puö  rappresentare  con  s  x,  si  occupa 
specialmente  il  P.-C.  e  arriva  alla  conclusione  che  s  «est  une  fricative 
simple  dont  ^  est  la  correspondante  double»;  analogamente,  come  pare, 
z  sta  a  i'-.  A  questa  e  ad  altre  conclusioni  (pag.  409)  giunge  il  P.-C. 
studiando  la  fonetica  sperimentale  ed  e  sperabile  ch'  egli  studiere  con 
altrettanto  profitto  anche  la  fonetica  storica  e  comparata.  Quanto  a  ^  ^ 
in  merce  erge,  il  De  G.  aiferma  c\h  che  V  Ascoli,  il  Lenz  ed  altri  ave- 
vano  preveduto  (v.  ZVglS.  XXIX  33)  e  la  fonetica  sperimentAle  ha  appro- 
vato  (v.  specialmente  Rousselot,  Principes  de  phon^t  exp^rim.  619),  cio6 
che  c  g  non  equivalgono  a  U dx,  Cfr.  anche  qui  addietro  Zünd-Burguet, 
JBRPh.  V  276.  —  John  Taggart  Clark  studia  Les  explosives 
sourdes  entre  voyelles  en  Italien,  in  Ro.  XXXII  593 — 6.  Anzi- 
tutto  qui  vanno  studiate  non  solo  le  esplosive,  ma  anche  le  spiranü 
{s  e  /");  non  solo  le  intervocaliche,  ma  tutle  le  interne  di  sillaba  libera 
(anche  dinanzi  a  r  e  Z);  e  non  solo  nella  «ville  de  Florence»  (595),  ma  in 
tutta  una  zona  che  oomprende  la  Corsica,  la  Gallura,  la  Toscana  e  le 
Marche.  In  questa  zona  appare  in  primo  luogo  la  sorda:  -ata  {-o  -e  -/), 
-osa  (-0  -e  -'/),  graiirola  dietro,  rapa,  tafano  ecc;  poi  la  sonora: 
-ada  rofayrica.ravanclloeiiQ.  Le  condizioni  che  vorrebbero  ora  la  sorda  ora  la 
sonora,  non  si  vedono  e  forse  non  esistono,  se  invano  le  cercarono  un 
Ascoli    e    un    Meyer-Lübke «),  il  Pieri    e  il    Chu-k  (v.  JBRPh.  VI   174). 

5)  Altitalien.  Chrestomathie,  mit  einer  grammatischen  Übersicht  und  einem 
Glossar,  Htrasburgo  (Trubner)  1903,  in  8«,  pp.  214.  V.  DLZ.  XXIV  1901 
(MuHHAFiA),  RCr.  N.S  LVI  207  (Dejob),  LBlGRPh.  XXV  407—8  (Vossler). 
6)  Da  ultimo  Ascoli,  Ancora  della  sibilante  tra  vocali  nel  toscano,  AGIt.  XVI 


M.  G.  Bartoli.  I  119 

Esistono  piuttostO)  come  il  Clark  ha  ragione  di  animetterc,  (lue  strati 
idiomatici.  Ma  non  giä  «deux  dialectes  dans  la  ville  de  Florence  eile- 
m6me,  Tun,  limit^  aux  classes  ignorantes  et  illettr^ä,  danä  lequel  la  sonore 
6tait  normale,  Tautre,  propre  au  clerg^  et  aux  classes  61ev6es,  dans  lequel 
la  sourde  se  maintenait  sans  changeinent».  La  sorda  ^  normale,  meglio 
che  nell'  italiano  medio,  nel  meridionale,  nel  dalmatico,  nel  rumeno  (e 
albano-rom.,  slavo-rom.,  greco-roni.,  v.  Dalm.  I  §  160  sg.);  la  sonora,  in 
tutto  il  resto  del  territorio  romanzo.  Con  questo  e  eon  altri  suoni  e  varie 
forme  (v.  ibid.),  confluiscono  nell*  Appennino  settentrionale  le  due  meta 
della  Romania:  il  pireneo-alpino  e  V  appennino-balcanico. 

Morfologia*  II  tipo  morfologico  di  voldndola  h  studiato 
in  un  beir  articolo  del  Pieri,  ZRPh.  XXVII  459—64.  Egli  tende  e 
riesce  a  «mostrare  che  in  parecchi  sostantivi,  per  la  maggior  parte  italiani, 
in  -anda  -enday  si  deve  celare,  quasi  'sotto  mentite  spoglie',  un  participio 
presente».  Vidi  Catonem  in  bibliotheca  legenteni,  che  neU' italiano 
antico  e  arcaico  vale  vidi  Catone  leggendo  in  biblioteca,  si  rende  oggi 
con  V.  C.  che  leggeva  in  b.  Ma  non  si  h  perduto  del  tutto  cotesto  -ndo, 
che  equivale  al  «participio  presente»  (-ns  -wfe,  che  legge  -eva);  si  h  con- 
servato  nella  forma  -vda:  per  inäuenza  dei  molti  -nda  passivi  {leggenda 
*che  va  letta*),  *volando  =  -nte  si  trasformö  in  rolanda  *volante  d'una 
macchina'.  Di  qui  il  dimin.  -ola  :  voldndola  *farfalla*  e  sim.  E  da 
questo,  il  masch.  -olo  :  frucdndoh  *frugone',  non  direttamente  da  *-ndo. 
n  F.  chiude  il  suo  lavoro  confrontando,  per  suggerimento  del  Gröber, 
r  ital.  -ndo  (-a)  =  -ns  col  franc.  -nt  =  -ndo:  v.  Tobler,  Verm.  Beitr.* 
I  36—52.  —  In  RIL.  XXXVI  607—9  il  Salvioni  discopre  alcune 
Vestigia  italiane  del  tipo  flessionale:  sing,  formica,  plur.  -cae. 
Alla  lingua  letteraria  spetterebbe  gua?ieia,  «che  sarebbe  quindi  da  gu- 
ance,  plur.  di  *guanka»f  forma  che  si  continua  nel  merid.  ganga 
=  Wange. 

SinttMSi:  J.  E.  Shaw,  The  use  of  venire  and  aiidare  as 
auxiliary  verbs,  P.  I  (Baltim.  1903).  V.  JB.  VII  109.  —  Hulla 
stilistica  h  il  titolo  d' un  lavoro  di  Fr,  Colagrosöo,  in  RAALBAN. 
1903,  che  non  ho  potuto  vedere. 

Lessico,  Le  Note  lessicali  ed  ononiatologiche  di  Giovanni 
Flechia,  in  SFR.  IX  693 — 706,  «ono  estratte  dalle  carte  del  compianto 
linguista,  che  coli'  Ascoli  fondava  la  scuola  italiana.  Le  vien  pubblicando 
con  senno  e  con  amore  filiale  Giuseppe  Flechia.  Le  Note  citate  conteii- 
gono  anzitutto  nuove  voci  o  forme,  raccolte  da  testi  antichi  e  da  dialetti 
toscani:  ca/;are/fo  (cfr.  JBRPh.  IV  155),  caschereccio,  caveroxxola,  *nt' 
tarelli  (Poliziano,  Prose,  ediz.  del  Lungo,  p.  30,  dove  andrebbe  letto 
gittatelli  =  trovatelli),  giiilleresco,  lapislaxxero,  macheroxxolo  {=  mater- 
maher-),  marmerucola  (mannor-  jxaQfiaQ-),  milldghera,  pacchierotto, 
pilwckerare,  spicchieroney  tdffera^  trdjero.  Nuove  etimologie  son  pro- 
poste  per  vari  nonii  propri:  Anfrione  da  Onofri-o,  Bonturo  da  Büu(a)- 
ventura,  Donoratico  Donn-  da  Domnul-us,  Lnjatico  Hilari-us, 
Maccnjone  Macari-us,  e  i  nomi  di  luogo  Oriano  UrUcmo  da 
Aureli-us,    Usigliano    da  Auseli-us.     Segue   una  serie  di  *  Nomi  ori- 

175—92;  e  v.  la  recensione  particolareggiata  del  lavoro  del  Pieri,  ibid.  369—89, 
pubblicata  dal  Meybr-Lübke  in  ZRPh.  XXVII  368—71. 


I  120  Lingua  letteraria.    1903. 

ginariamcnte  personal!,  diventati  senza  piü  nomi  locali»;  son  tutti  nonii 
gentilizi,  in  -ius.  E  da  ultimo  una  bella  raccolta  di  «Forme  accorciate 
di  nomi  propri  italiani»,  del  tipo  Bice  =  B(eatr)ice  e  Bieo  =  (Al)b(er)ico.  — 
Gli  Appun  ti  eti  mologici  del  Pieri  in  SR.  I  33  sgg.  e  quelli  di  R.  Hol- 
brock in  MLN.  XVIII  42  ag.  non  mi  pervennero  ancora  sott'occhio. 
Saranno  esaminati  nella  relazione  delF  anno  venturo,  assieme  forse  alla 
Fraseologia  italiana  di  G.  B.  Ballesio'^). 

In  un  notevolissimo  articolo  della  ZRPh.  XXVII  137—141  il  Ni- 
gra tende  «a  dimostrare  che  agaxa  non  ^  parola  gennanica,  ed  a  dichia- 
rare  possibilmente  1'  origine  dei  nomi  romanzi  della  pica,  rappresentati 
dalle  due  forme  aprov.  agassa  ed  it.  gcuza»,  Infatti  T  unica  fönte  del 
preteso  german.  (ted.  alto  ant.)  agaxa  h  la  glossa  «pica  1.  agaza  agilst» 
che  il  Nigra  spiega:  pica  vel  agaza  [latine]  =  agikt  [german.].  Manca 
agaza  agF  idiomi  germanici,  non  ai  neolatini,  anzi  appare  nel  rumeno 
(gaf(a?)j  dove  mancano  elementi  germanici  anteriori  al  tedesco  (v.  Meyer- 
Lübke,  ZVglS.  N.  S.  XIX  593  sg.).  L'  ital.  ga^ia  verrebbe  da  dialetti  del- 
r  Italia  Alta,  dove  z  rappresenta,  tra  altro,  -]-:gaja  sarebbe  il  nome  di 
persona  (Gajus  -a),  come  titus  *colombo*,  martin  pescatore,  checa  e 
sim.  —  Di  andarr  -niente  quest'  anno,  fuorchö  in  MSLP.  XII  82,  ma  con- 
vien  attendere  lo  studio  dell'  Horning.  —  II  Marchot®)  ricerca  jier  quäl 
via  beccaio  e  boucher  abbiano  assunto  il  significato  di  *macellaio*,  mentre 
la  carne  di  becco  h  tanto  poco  commestibile.  Ma  ö  tale  la  came  di 
capretto.  «Or,  qu'  est-ce  qu'un  jeune  chevreau  mÄle,  sinon  un  bour?  .  . 
Le  boucher  n'est  donc,  dans  le  principe,  que  le  tueur  des  tout  jeunes 
boucs».  —  bigio:  Horning,  ZRPh.  XXVII  347  sg.;  difende  T  etimo 
del  Diez:  bombyc-iu.  —  boa:  Nigra,  ibid.  341—3:  da  questa  forma 
(latina)  son  derivati  bova  boja  (lat.  e  neolat.)  e  dal  significato  'serpente', 
quello  di  *segnale  galleggiante*,  *catena',  *gogna*  (lat.)  e  *carnefico'.  — 
rarogna:  ibid.  343;  lo  deriva  il  Nigra  dal  provenz.  carot'a,  -aufla,  e 
questo  da  un  *caralnia,  carnalia,  metetesi  ardua,  ma  forse  resa  men 
ardua  per  la  spinta  di  caro.  —  diodarro :  K.  Völlers,  ibid.  624  sg.; 
voce  orientÄlo,  come  da  lungo  si  sa,  cio^  da  un  egiziano  dewädär.  — 
greggio  -zzo:  Carl  C>\  Rice,  MPh.  I.  337 — 42;  da  gerdius  *gre-,  altra 
metatesi   ardita;   il  R.   da   abbondanti   notizie   suUa  storia  di  questa  voce. 

—  incrociarc  -ameNto:  Arlia,  EBA.  I  1;  note  filologiche,  che  non  ho 
potuto  vedore. —  indarno:  ötrekei>j,  A8Ph.  XXVI  433  sgg.;  con  ottime 
anni  difende,  contro  il  Körting,  V  etimo  slavo,  ma  con  armi  migliori  ri- 
batto  il  Vidoss^ich,  ATr.  XXX  162;  il  glottologo  slavo  fu  male  informato 
sulla  storia  di  questa  voce,   gia    studiata  dall' Ascoli  (v.  JBRPh.  II  91). 

—  sorra:  De  Gregorio,  ZRPh.  XXVII  846  sg.;  dair  arabo  smTa 
*pancia'. 

Fra  i  libri  SCOlastlcl  ricordiamo  breveniente  le  grammatiche  del 
Ciciloni*),  di  Enrico  Levi^®)  e  un  manuale  della  coningazione,  di  M.  v. 

7)  Firenze  (Bcmporad)  100:J,  in  4^  dispcDsa  86— 110  (fine).  8)  Dans  quel 
»ens  en  France  et  en  Italie  le  boucher  est-ii  le  tueur  de  ,boucs*  ?  SFR.  IX 
14r)— r)2.  9)  Italian  (irammar  with  considerable  additions  by  prof.  Giovanni 
Gl'erini,  new  edition  carefully  revised  and  improved  hey  E.  M.  Stevens,  To- 
riuQi  Paravia)  1!)03,  lü"  pp.  271.*  10)Grammatica  itaiiana, parte  II  (sintassi),  Livoruo 


M.  G.  Bartoli.  I  121 

WiTZLf:BKN^^).  Poi  i  vocabolari  del  Doülcet^^),  del  Mesqüita")  e 
un  manuale  dei  sinonimi,  di  Giuseppe  Grassi^^).  Infine  i  manuali  di 
stilistica  di  C.  Trabalza^^),  L.  Valmagoi^*)  e  i  testi  di  Carl 
Weber  ^'')eA.  Scartazzini^®).  Quest'  ultimo,  ripubblicando  una  commedia 
delGoldoni  in  «seconda  edizione,  rifatt^  e  corretta»  vi  ha  lasciato  cor- 
rere  alcuni  pochi  errori  di  stampa:  die  6,  all  50,  si  15.  Ma  piü 
importa  che  in  una  terza  edizione  ei  notino,  per  gli  stranieri,  gli  arcais- 
mi,  i  venetismi  e  i  francesismi  del  G.  Anzitutto:  di  mia  figliuola  21 
G  57  (anche  dt  mie  fortune  8,  di  contro  a  la  mia  figlia  55,  la  VO' 
stra  figlia  43).  II  venetismo  redere  a  disperarsi  46,  rede  a  comparire 
56  ed  altri  notati  dal  Mussini  (v.JBRPh.  VII  109).  E  abbiaterni  com- 
passione  11,  P  estraordinario  muovente  20,  interessatexxa  33,  seco  35 
(per  con  lei),  sposarsi  a  40,  genti  ^l  (pergente  =  frtmcgenSt  ted.  Leute, 
sl.  Ijudi  ecc),  riverä  56.  I  'puristi'  non  vogliono  oggi  h  di  lei  noxxe  39 
(ma  le  n.  di  lei),  la  di  lui  40,  il  di  lui  43;  qn)  10,  19,  34;  quäl 
piü  34  (per  come  meglio).  Impossibile  la  virgola  tra  niente  e  che  34, 
necessaria  fra  tomi  e  l'arrd  35. 

1904.  Alle  origini  ci  fa  ritornare  (v.  retro)*G.  Senes:  Unitä 
del  linguaggio,  origine,  natura  e  fonti  della  lingua  italiana*). 
Problemi  analoghi  tratta  Guglielmo  Belardinelli,  come  pare:  La 
questione  della  lingua:  un  capitolo  di  storia  della  letteratura  italiana, 
I:  Da  Dante  a  Gerolamo  Muzio*).  E  ancora  di  tali  questioni,  rinno- 
vate  due  secoli  dopo  dal  Giordani^)  e  da  altri,  toeea  Euoenia  Monta- 
NARi.  Di  Niccol(^  Tommaseo  (v.  JB.  VII  106  sg.)  ancora  A.  Arlia*), 
P.  Mazzoleni^),  M.  Morici«),  F.  Pasini''),  Amalia  Pizzini ^),  E.  Vergaß). 

La   grammatica    italiana    quasi    tutta,    nieno   la   formazione    dclle 

Giußti)  1903,  in  16°  =  Bibliot.  d.  studenti.  Vol.  86.  11)  Handbuch  der 
regelmässigen  und  unregelmässigcn  Verben  der  italienischen  Spr.,  mit  deutschen 
Bemerkungen;  zweite  verbesserte  und  erweiterte  Auflage  des  Hilfsbuchs  zur 
schnellen  Erlernung  d.  it.  Spr.  Leipz.  (Gerhard)  1903,  in  8°.  12)  Dictionnaire 
italien-bulgare-franyais,  a-  eaardire,  Parigi  (Klincksieck)  1903,  in  8°,  pp.  804  = 
Actes  de  la  Society  philol. ,  organe  de  T Oeuvre  de  Saint-Jöröme ,  Tome 
XXIX  (I  de  la  II I«  s^rie).  13)  Nuovo  vocabolario  contenente  tutte  le  parole 
usuali,  coUa  loro  pronunzia  figurata  (ital.-portogh.),  Parigi  (Garnier)  1903. 
14)  Saggi  intorno  ai  sinonimi  della  lingua  ital.,  7  ediz.,  Torino  (libr.  Salesiana) 
1903  =  BGlt.  Nr.  89.  15)  La  stilistica  e  1'  insognamento  di  esBa  neir  universitä, 
Borna  (societä  editr.  D.  Alighieri)  1908,  in  H\  pp.  31;  v.  Vossler,  ZRPh. 
XX VII  363  sg.  16)  Element!  di  stilistica  e  metrica,  Torino  (Paravia)  1903  = 
CLIE.  Nr.  396.  17)  Auswahl  italienischer  Loscstücke,  mit  genauer  Bezeichnung 
der  Aussprache  und  einem  Wörterbuch,  Halle  (Niemcyer)  1903,  in  8°,  pp.  57. 
18)  Un  curioso  accidente,  commedia  in  tre  atti  di  Carlo  Qoldoni,  Davos  (Rich- 
ter) 1903  =  Biblioteca  ital.,  für  den  Unterricht  im  Ital.  mit  Anmerkungen  in 
deutscher,  französischer  und  engl.  Spr.  hsg.  von  A.  Scartazzini,  I.  Bändchen. 
1)  Empoli  (Travcrsari)  1904,  8^  263  pp.  (Lire  4).  2)  Roma  (Amadori 
e  C.)  1904,  8^  XV  288  pp.  (L.  3.50).  3)  Arte  e  letteratura  nella  prima 
metk  del  secolo  XIX,  J:  Pietro  Giordani,  Firenze  1903  (ma  1904?).  4)  II 
Tommaseo  e  il  Lambruschini,  FD.  XXVI  24.  5)  Dell'  ingegno  e  dcll'  animo  di 
N.  T.,  Zara  (Artale)  1904,  8^  57  pp.  6)  Lettere  di  N.  T.,  A.  Maffci,  M.Ricci, 
L.  Ventura  al  prof.  Turris,  Firenze  1904,  8«.  15  p.  7)  T.  e  Rosmini,  FD.  XXVI 
17.  8)  N.  T.,  AMAVM.  1903—1904.  9)  II  primo  esilio  di  N.  T.  (1834—1839), 
Lettere  di  lui  a  Cesare  Gantü,  Milano  (Cogliati)  J904,  16",  VIII  246  pp. 


I  122  Lingua  letteraria.    1904. 

parole  e  la  sintassi,  h  compresa  nel  lavoro  intitolato  La  lingua  italiana^®) 
di  Francesco  D'OviDioe  Wilhelm  Meyer-Lübke  e  rielaborato  da  Wilhelm 
Meyer-Lübke  nella  2*  ediz.  dell'Enciclopedia  del  Gröber.  Delle  modifi- 
cazione  e  aggiunte  sieno  ricordate  qui  solo  quelle  che  non  furono  intro- 
dotte  nelle  due  grammatiche  del  Maestro.  Si  badi  dunque  all'  indice  della 
Gramm,  romanza  e  alla  traduzione  dell'It.  Gr.^^).  —  Fonetica.  §  4: 
aggiunta  la  nasale  di  bancOj  che  perö  contrasta  col  seguente  incudine, 
—  Vocali  toniche.  §  26:  ie  uo  normali  nei  proparossitoni  (v.  ancora 
AGIt.  XII  109,  XVI  397,  Suppl.  V  225).  pecora  e  anche  lepre 
sarebbero  qui  le  bestie  piü  ricalcitranti.  A  domarle  si  dovra  forse  ricorrere 
a  mezzi  disperati.  La  sincope  in  *piecra  ci  attesta  p.  e.  Bari  {peyrg 
accanto  a  J^^JS^S^  Abbatescianni  p.  8  e  15)  oltre  che  Veglia  ecc.  (v.  JB. 
VII  126):  ^pieera  avra  perduto  il  dittongo  per  la  stessa  ragione  che 
liepre  e  forse  -vietre  {Castelvetro  o  sim.)  e  gli  arcaici  cuopre  uopra^ 
cioe  per  la  posizione  seriore.  Cfr.  perö  la  posizione  latina  in  pietra 
(Pietro),  dietro;  ma  pur  qui,  forse,  intero  e  palpebra  (AGIt.  XVI  373). 
\J-o-  di  pecora  sarebbe  poi  risorto,  o  mantenuto  nel  plurale,  per  virtü 
dei  plur.  in  -ora,  possente  schiera  nell'  ital.  merid.  e  ant.  (Salvioni, 
SME.  I  414  sg.).  g  26:  a  ^Heice  rece  e  *prieite  prete  h  aggiunto  *liei 
lei.  Una  dissimilazione  analoga  sarebbe  forse  7i{u)ove  b{u)ove.  Ma  si 
potö  mantenere  V  uo  mizMe:  novo.  46:  Ancora  per  dissimilazione  cadra 
il  V  in  buo{v)e.  La  ragione  poi  di  bu(o)e  tu{o)e  su{o)ey  tu(o)o  su{o)o, 
mi[e)o  di{e)o  ri(e)o  i{e)oy  e  forse  altri,  di  fronte  a  buoi  tuot  suoi  miei 
stark  forse  nel  fatto  che  Titaliano  non  ha  nessun  -Oß  -oo  -eo  popolare, 
si  invece  vari  -o^  -ei :  poi  vuoi  e  noi^  voi^  sei  bei  ed  ei  {quei  ddi  ecc., 
capfH)  -ei  (godei  ecc).  Ma,  s*  intende,  non  e  affar  finito,  nh  qui  si  puö 
finire.  Ad  ogni  modo  die  (deve)  87  pu5  ri venire  a  diee  da  p  (Parodi, 
GSLIt.  X  191,  Vidossich,  SRSFR.  IV  §  3).  —  51:  bella  T  aggiunta  di 
greto  e  sp{i)edo;  notevole  speuto  nel  von.  ant.  (Monum.  di  Lio  Mazor, 
ed.  U.  Levi,  s.  v.).  —  E  cassato  il  §  52  e  ciö  che  il  D'O.  scrive  o 
scriveva  della  quantita  nel  §  11  e  nelle  note  ai  §§  13 — 19,  27,  30,  32, 
39;  di  piü  bmcia  M,  bmstola  32  (v.  JB.  VII  112),  floscio  33.  (cfr.  It. 
Gr.  213=117),  foggia  42  (JB.  VII  156),  menovare,  otta  42.  Dagli 
esempi  di  ü  32  passano  a  quelli  di  ü:  ayinunxia  assunto  pusiola 
wrwa35:  viceversa,  come  pare,  fiotto  q  Trebisonda  S3.  —  Vocali  atone. 
52:  -c  =  -e;  v.  Parodi,  JB.  V  144  sg.  —  Consonanti.  Qui  il  M.-L. 
non  da  piü  tanta  importanza  all'  accento.  V.  anzitutto  il  §  introduttivo 
61.  Poi,  quanto  all' interna  di  sillaba  libera  (63  sg.  68,  70),  ö  ammesso 
in  fondo  che  si  conservi  la  sorda  tanto  postonica  che  protonica  (meno 
-c-,  ma  cfr.  §  87,  dove  (^  cassato  il  tipo  supposto  päco  pagdre)  e  anche 
talora  Tintertonica  {d  :  mdcinä  nianndre  ecc.  63).  Gli  esempi  eslegi 
vengono  specialmente  dal  gallo-romano  (63,  64,  70),  in  parte  per  immistione 

10)  Die  italien.  Sprache  von  Frances<'0  D'Ovidio  und  Wilhelm  Meyer- 
Lübke,  neugearbeitet  von  Wilhelm  Me>'er-Lübke,  GG.*  I  637—711.  Anche  a 
parte,  Strasburgo  3904.  Una  traduzione  italiana  ne  sta  preparando  E.  Polcari. 
11)  Dimenticata  da  quest'Annuario:  Wilhelm  Meyer-Lübke,  Grammatica 
«torico-comparata  della  lingua  italiana  c  dei  dialetti  toscani. 
Riduzione  c  traduzione  ad  uso  degli  studcnti  di  Icttere,  per  cura  di  Matteo 
Bartoli  e  Giacomo  Braun,  con  aggiunte  delTautore,  Torino,  Ermanno 
Loescher,  1901,  8°,  XVI  269  pp. 


M.  G.  Bartoli.  I  123 

molto  antica:  persino  padre  madre,  spofo  spofa  (Ascoli,  AGIt.  XVI 
188,  Dalm.  II  426).  Nel  §  72  resta  un  „nach  dem  Tone«,  ma  per 
mera  svista,  perch^  h  cassato  poi  il  corrispondente  „vor  dem  Tone"  (ib. 
in  fine)  ed  ^  ammessa  in  parte,  per  palagio  e  sim.,  la  teoria  del  Pu^cariu 
(v.  qui  avanti).  Resta  infine  al  §  87  il  tipo  -^ggio  -idre,  ma  vi  an- 
dranno  poste  due  basi,  diverse  d'origine  o  almeno  di  eta:  cfr.  Parodi 
MLAsc.  457,  Pieri  ib.  421  (v.  SR8FR.  I  39).  —  Nella  flessione  verbale 
si  noti  la  spiegazione  di  tremare  da  un  postverbale  trema  84,  di  prvdere 
<^urere  ib.,  di  io  ud\  dall'enclisi  (io  udii-llo)  89,  faemmo  faesH  da 
una  fusione  con  agere  ib.,  che  spiegherebbe  anche  fa{ge)re.  Nella 
flessione  nominale,  il  plur.  -H  -gi  sarebbe  in  parte  di  stampo  dottrinale 
(secondo  il  Goidanich),  ma  popolare  nei  nomi  di  plurale  frequente:  amici 
magi;  negli  altri  casi  sempre  kg:  fuochi  luoghi  ecc,  mofmrchi 
colleghi  ecc,  98  (ma  Belgf,  per  Influenza  francese);  cfr.  JB.  VII  131.  — 
Vari  singoli  esempi  sono  aggiunti  {acro  100,  advggere  87,  adultero  72, 
Mlica  85,  chieppa  e  collm'a  53,  diacere,  diacinto  e  disquidere  81, 
ficcare  55,  friscello  55,  leccare  55,  matassa  57,  matera  72,  neo  68, 
nibbio  81,  omai  54,  sdupare  67,  statea  72,  verno  56)  e  altri  spiegati 
diversamente  che  nella  I*'  ediz.  {doma  45,  yiiscire  79,  orecchio  55, 
parUtico  18,  quattordid  45,  rettorico  83,  saldo  46,  scortica  45,  vin- 
tare  67  come  AGIt.  XVI  168).  ßi  notino  le  aggiunte  ai  gallicismi: 
coltre  84  {ligusta  85,  trota  40);  e  alle  voci  dottrinali:  adula  dnmo 
lusso  32;  Torigine  popolare  vedrebbe  invece  il  M.-L.  in  hoja  trqja  42, 
preda  48,  mentre  il  D'O.  vi  sentiva  Torigine  letteraria.  —  Anche  nella 
forma,  piü  curata  e  piü  tersa,  la  II»  ediz.  ^  migliore  della  prima:  vi  h 
indicata  spesso  la  base  latina  (52  sgg.)  e  migliorata  la  nomenclatura 
(liquide  69  sgg.;  perfetti  in  consonante  distesa  89).  Restano  alcune 
imperfezioni  tipografiche  (leggi  luftga  638ig,  ba-iile  6463,  resta  651*, 
protiggere  656*^  venerdl  608,5,  giyitstra  659",  urna  66235,  segola 
672«,  istato  678i^,  perinello  674i»,  forno  680^,  Ciälia  681«»,  Cassaria 
690^  ipsum  653S  exhalare  68O22  e  qualche  altro,  101  649^,  87 
657,g),  delle  quali  alcune  poche  possono  nuocere  alla  intelligenza  del  teste: 
653^®~*^  tra  können  e  zeigen  va  un  punto  e  sie  (o  diese  Formen  o 
sim.);  666,  nota  3,  s'intenderä:  Mit  morsica  hat...  mpx^ica  ecc.  cosi 
mgxxico  .  . .  moxxo  (di  cui,  per  ora,  Puj?cariu:  Etym.  Wörterbuch  I  1136). 
Molto  meno  importanti  sono  due  altri  lavori  di  grammatica  italiana, 
destinati  veramente  a  scopi  didattici.  Comincio  con  quello  che  mi  pare 
raggiunga  Io  scopo  modesto:  h  la  Grammatica  della  lingua  italiana**) 
di  Francesco  Zambalbi,  premiata  al  Concorso  Nazionale  della  Societa 
Editrice  Sonzogno,  giudici  TAscoli  (presidente  della  Commissione),  il  Pieri 
ed  altri.  Anzi  TA.  e  il  P.  rividero  il  testo;  ma  solo  in  parte,  perchfe 
son  rimaste  alcune  mende,  che  Io  Z.  sapra  levare  in  una  II*  ediz.  Si 
potrebbero  forse  relegare  in  un  corpo  di  tipi  men  grande  le  forme  d'  uso 
meno  frequente  o  meno  «corretto»  (?/r^'  or  di  notte  8;  cfr.  Ascoli,  AGIt. 
XV  323  sg.;  li  scogli  10,  equivochi  18,  infimissimo  20,  reboare  30, 
voi  amavi  31,  divertisco  ib.,  oh  che  per  0  che  106;  le  norme  intorno 
2i  ie  uo  atoni  201  vanno  completate  coli'  aiuto  del  D'Ovidio,  IjC  correzioni 

12)  Milano  (Sonzogno),  s.  a.,  S*»  VII  239  pp.  (L.  2.) 


I  124  Lingua  letteraria.    1904. 

ai  Promessi  Sposi*,  235)  e  lo  stesso  trattaniento  dovrebbero  subire,  nella 
parte  scientifica,  le  notizie  che  non  sono  «di  grande  evideiiza»  (p.  VI)  e 
sono  anzi  malsicure  (au-^o-^  179,  -e  180,  olio  184,  noi  ecQ,  187,  strido 
195).  E  si  dovrebbe  distinguere  sempre  Torigine  letteraria  dalla  popolare 
(commedia  \11,  ansia  186,  axione  188),  Tevoluzione  d'eta  latina  dal- 
Tevoluzionc  seriore  (dileguo  del -v-  184  e  212  e  delPw  185,  spenel87: 
Ro.  XXXV  205,  ALLG.  XIII 152;  T  u  in  eo  onde  i  u  178).  Riniangono 
anche  altre  sviste  e  imperfezioni  tipografiche  (nel  iiesso  178,  stiva  ib., 
il  seguente  187i^,  in  Cicilia  e  saleiccia  assimilazione  regressiva  ib.),  ma 
in  complesso  ö  corretto  e  utile  questo  manuale,  provvisto  di  un  comodo 
indice  di  suoni,  fomie,  parole  e  altro.  Andrebbe  provvisto  ancora,  nella 
II*  ediz.,  di  qualche  nota  bibliografica,  che  ricordasse  almeuo  la  It.  Gr. 
del  Meyer-Lübke  e  TArchivio,  almeno.  —  In  abito  men  modesto,  come 
appare  dai  tentativi  di  critica  (249,  p.  150),  dall' apparato  degFindici 
lessicali  (arabo,  greco,  celtico  ecc.)  e  specialmente  dalla  bibliografia,  si 
presenta  il  manuale  di  B.  Wiese:  Elementi  d'italiano  antico^').  Fu 
lodato  molto  questo  libro*^«).  ^^^  J.  Angladc,  Bit.  V  180—182  (e  808); 
A.  qarnoy  ?),  Mus.  (N.  S.)  V  399  sg. ;  e  dal  Vossler,  LBGRPh.  XXVI 1 900 ; 
non  cosi  invece  dallo  Schädel,  DLZ.  XXVI  222—226.  Del  quäle  il 
Vossl.  loda  varie  osservazioni  su  dati  e  fatti  particolari,  piö  che  la  critica 
del  nietodo  in  generale.  Altri  potra  esber  di  parer  contrario.  Comunque, 
io  non  farö  qui  nessuna  osservazione  in  particolare.  Non  dirö  niente 
della  introduzione  bibliografica  (a  questo  proposito  lo  Schädel  1.  c,  sentenziando 
intorno  a  studi  liguri,  cassa  un  giudizio  dato  in  Ro.  XIX  479 — 488, 
dall'autoro  degli  Studi  liguri,  JB.  VII  159)  e  niente  della  classificazione 
dei  dialetti  (che  traftcura  il  distacco  fra  gallo-rom.  e  italo-rom.  e  altro): 
„ich  erwähne  nur  noch,  dass  die  grammatische  Darstellung  der  Sprache 
nicht,  wie  sonst  üblich,  vom  Lat.  ausgeht,  sondern  vom  Ital."  Per  cotal 
via  Va,  tende  a  uno  scopo  pratico,  ch*ö  raggiunto  direttamente  dalla 
traduzione  deil'  It.  Gr.  del  Moyer-Lübke  (e  da  altre  pubblicazioni  italiane), 
perche  qui,  negP  indici,  son  registrati  suoni  forme  e  voci  appunto  secondo 
queir  ordine:  rimontandosi  dair  it.  al  lat.  Ma  il  testo  di  una  grammatica, 
per  elementare  che  sia,  non  dev'  esscr  un  registro.  La  Gr.  del  W.  non 
b  un  registro  alfabetico,  perchö  segne  un  altro  ordine,  non  precisato  e 
non  precisabile.  Nel  §  1,  d,  si  rogistra:  1,  dair  ä  lat.  (e  sta  bene): 
2,  dalla  riduzione  di  di:  aria  da  aira  aer-;  3,  da  äu:  lalde  =  laude! 
Viceversa  nei  casi  di  riduzione  e  dileguo  al  §  21  (72 — 78)  il  W.  ritorna 
air  ordine  scientifico  (dal  lat.  discendendo  all' it.).  Chi  invece  fabbrica 
sempre  sulle  fondamonta,  sulla  base,  non  corre  il  rischio  di  codesti  squi- 
libri.  A  piü  gravi  pericoli  espone  gli  allievi  una  sentenza  di  questo  tipo 
(scritta,  tra  parent^»si,  in  uno  «tile  tutt'  altro  che  limpido  per  un  „Elem.- 
Buch"):  20.  Im  Aretin.  wird  auch  lat.  i  vor  « -|- pal.,  a* -f- gutt,  und 
[vor]  Ijy  das  (cio^  T)  im  Florent.  i  bleibt,  zu  e\  piü  giil:  „ebenso 
im  Altlomb.  und  Altver."  e  infine:  „das  Altgen.  zeigt  auch  e"  (cioe  auch 
da.s  Altgen.).  C'osiceh^  si  dimentica  (jui  V  e  di  tutta  la  restante  Italia 
(a  parte  ri>f>/ di  Sicilia-Calabria  e  Istria  ed  eccottuata  j^ola  ri  =  ?'  di 

13)  Altit.  Elciucntarbuch,  Heidelberg  (Winter)  1904,  8^  XI  320  pp.  i=  nella 
SREB.    diretta  dal  Meyer-Lübice,  I  4.     13a)  GSIt.  XLIV  509. 


M.  G.  Bartoli.  I  125 

Sardegna),  oltre  che  di  quasi  tutto  il  restante  mondo  neolatlno  e  antico  e 
moderno  (Meyer-Lübke  I  §  84  c  95)  e  senza  dire  che,  oltre  i  confini  di 
tempo  e  di  luogo,  anche  T  ampiezza  del  fenomeno  e  diininuita:  qua  coll'i 
va  considerata  per  lo  meno  aiiche  Te,  per  non  dire  del  paio  ü  ö,  che 
col  paio  1  e  ha  Borti  per  lo  meno  affin i  anche  dav.  a  nessi  di  palatale 
(prepal.  e  velare).  Kelle  consonanti  poi  Ta.  ^  costretto  dal  suo  metoilo 
a  ripetere  le  stesee  eose  una  ventina  di  volte,  perch^  eono  una  ventina 
circa  le  consonanti  italiane.  Ma  talora,  nelle  singole  venti  rubriche  delle 
iniziali  lunghe  (tipo  a  mme  a  tte  a  llui  ecc.)  Ta.  stesso  si  stanca  del- 
Tantifona  e  per6  la  biascica  abbreviando  (113,  145,  149, 156, 104,  169)  e 
la  dozzina  che  resta  (87  egg.)  sottace.  Non  parle  poi  delle  interne, 
tutte  „verzettelt'^  come  ama  dire  il  Vossl.  1.  c.  non  piü  in  venti  ma  in 
quaranta  e  piü  rubriche  (dove  si  distingue  persino  -^b-  da  -b—  163).  E 
non  dico  delle  singole  mende,  che  si  notano  anche  per  quei  dialetti  che 
Ta.  piü  coltiva  o  predilige  (come  certi  "oberit."  matre  e  sim.  106,  dottri- 
nalissimi).  Concludendo:  quando  Tallievo  abbia  sott'occhio  raggruppati 
i  fatd  affini,  li  comprende  e  perö  gli  apprende  e  li  ritiene;  se  no, 
impara  a  memoria  con  fatica  inutile,  senza  profitto  duraturo.  Dunque 
non  solo  non  b  scientifico,  ma  non  e  nemmeno  pratico  il  metodo  seguito 
dair  a.  N^  certo  il  Meyer-Lübke  (v.  p.  V)  V  intendeva  a  quella  maniera, 
perch^  altrimenti  si  dovrebbe  dire  di  lui  ch'egli  fa  il  contrario  di  Padre 
Zappata:  il  quäle  predicava  bene  e  bazzicava  male.  Tuttavia  il  manuale 
del  W.  h  utile,  se  non  agli  studenti,  agli  Studiosi,  in  grazia  dei  materiali 
abbondanti  (specialmente  uella  sintassi)  e  delle  note  bibliografiche,  dove 
perö  il  soperchio  (cfr.  p.  e.  la  bibliogr.  che  da  il  Meyer-Lübke  in  GG.'^ 
I  637  sgg.)  e  le  dimenticanze  {samo  166,  -iamo  231),  e  le  spiegazioni 
citate  non  ben  a  posto  (decedocto  107)  o  non  attribuite  al  loro 
padre  legittimo  {trapanay'e  13,  GG.^  I  524)  dimostxano  che  Ta.  quanto 
\  nella  storia  letteraria  informato,  nella  liuguistica  h  invece,  necessaria- 
mente,  poco  informato. 

Per  la  foneticd,  in  particolare,  quest*  anno  ci  regala  due  poderosi 
lavori:  Tuno  storico,  del  Pu^cariu,  1' altro  sperimentale,  del  Panconcelli- 
Calzia.  Si  assomigliano  in  questo,  che  oltre  all'  ammirazione  1'  uno  e 
r  altro  coi  loro  ardiri  incute  spavento.  Sextil  Pu^cariu  studia  le  sorti 
di  ti  e  kj^  latini  nel  rumeno,  italiano  e  sardo^*).  Della  forte 
sintesi  dira  dunque  altro  relat.  (e  v.  Dalm.  1300);  dell' italiano  solo 
e  di  sole  due  norme,  principalissime,  si  potra  dire  brevemente  in  questo 
luogo:  tipi  palagio  e  goccia.  Per  il  primo  il  P.  parte  dalla  risoluzione 
fonetica  e  popolare  *palazzu  (=  -ttsu)  e  dalla  grafia  letteraria  palatium; 
da  questa  somma  deriva  egli  il  semilctterario  '''palasiu,  e  da  qui  -ßo 
(col  f  di  rosa,  franc.  ted.  rose  Rofe  ecc.)  e  poi  -go,  come  occasionem 
>  cagume  ecc,  E  sarebbe  semiletterario  anche  il  franc.  palaif  (poi 
-is)  -eife  ecc.,  come  da  lungo  propone  THorning.  Questa  teoria  e  espo.sta 
a  vari  pericoli  (di  cui  teste  V  Herzog  e  piü  fugacemente  il  Suchier,  GG*. 
I  786),  ma  forse  im  ostacolo  grave  puö  esser  eliminato  con  una 
modificazione.     Crede    il   P.   che    la  «pronuncia»    cio^   il   suono   -s^-  ci 


14)  Lateinisches  i\  and  kj^  im  Kumänischen,  Italienischen  und  Bardischen, 
JBIBS.  XI   1—187.      Anche  a  parte:  Lipsia  (Barth)  1904. 


I  126  Lingua  letteraria.   1904. 

venga  rappresentato  dalla  grafia  sapiensie  ecc.  in  «nuraerose  iscrizioni 
del  secoli  V — VII»  (v.  anche  Densusianu  BSFRB.  I  20).  Ma  in  queste 
eta  molto  remota  quella  grafia  (-si-)  rappresentera  piuttosto  un  -fi-  cio^ 
un'  affricata  che  manteneva  un  resto,  non  precisabile,  dell'  occlusione.  Da 
palafiu  cioh  -xiu  (-tsiu)  si  verra  poi  a  -idu  {'dßu)  come  da  dexe  (-tse 
-cem)  si  viene  a  ds^e  {-dfe  e  poi  -fe,  dif  ecc.)  nel  pirerieo-alpino.  Qui, 
tra  parentesi,  siano  ricordate  le  voci,  piü  dottrinali  ancora,  come  abhaxia 
(di  fronte  allo  slavo  opatija^  Abtei  ecc.)  curaxta^  mercanxfa  e  pur  xw, 
oltre  le  dottrinalissinie  come  Milxiade  e  sim. :  Parodi,  Salvioni,  Vidossich, 
AGIt.  XVI  368.  —  Da  gutt-(u)la  deriva  il  Pu^cariu  guk'la  e  da 
questo  diminutivo  un  primitivo  guk'a  (come  vinc-ulum  >  vinco  e  sim.), 
onde  goccia,  Anche  questa  teoria  seduce,  ma  provoca  insieme  una 
riforma.  Seduce  perch^  anche  il  ven.  p.  e.  ripudia  guttea  e  brama 
gutt(u)la  onde  gl-  =  joxa  {goxa  -sa  ecc).  Ma  guk'la  o  anzi  guk*l% 
piuttosto  che  tornare  a  un  primitivo  {gukfä)  sara  progredito  a  gukfV'Ula, 
onde,  per  dissimilazione,  guk*ula  gocciola.  E  gocciolare  e  sdrucdolare 
e  anche  il  rucciolare  della  Bassa  Italia  132  e  altri  esempi  che  adduce 
il  F.  dando  varie  etimologie,  tutte  ingegnose  e  belle  e  molte  pur  buone. 
A  malincuore  le  devo  passare  sotto  silenzio,  perchö  la  solita  «via  lunga 
ne  sospigne».  Rilevo  solo  la  mirabile  larghezza  di  vedute  del  F.,  ma 
insieme  la  disinvoltura  di  alcuni  suoi  giudizi  infondati  quanto  recisi 
(specialmente  nel  capitolo  III,  intorno  al  sardo);  quella  virtü  il  F.  ha 
tnräfat  alla  scuola  di  G.  Faris  e  del  Meyer-Lübke,  questo  vixio 
invece  in  tutt'  altra  scüola.  —  Nella  dissertazione  di  Giulio  Fanconcelli- 
Calzia,  De  la  nasalit^  en  italien,  Far.  1904,  1 — 118  interessano 
specialmente  i  nessi  di  w  -j-  conson.,  che  raccoglierei  in  quesd  cinque  tipi : 
1.  äsa  2.  änsa  3.  an'sa  4.  anxa  5.  {aficä) 
täfo  tdnfo  tan^fo  —  tamfo 

I  risultati  sperimentali  e  statistici  del  F.  non  possono  interamente  lumeggiare 
la  storia  e  nemmeno  la  geografia  dei  cinque  tipi.  Tuttavia  se  ne  pu6 
dedurre  questo:  il  I  tipo  (sul  quäle  il  F.  tende  e  riesce  a  concentrare 
molta  luce  della  sua  chiara  esposizione,  molto  piü  che  sugli  altri  tipi)  h 
notato  dal  F.  in  vari  soggetti  del  territorio  gallo-romano;  il  quarto  tipo 
neir  italo-romano  (ital.  centr.  e  merid.);  gli  altri  lipi  (molto  meno  chiari) 
apparirebbero  un  po'  dappertutto.  II  II  e  adombrato  dal  F.  con  le  parole 
«influenc^  par  l'orthographe».  Tale  Influenza  della  scrittura  sussiste,  ma 
in  questi  limiti:  il  lat.  parlato,  «volgare»,  e  perö  le  lingue  romanze  per- 
dettero  N  dav.  asFV  (pesare  ecc.  i  Strumen  tum  ecc).  Ma  si  conservö 
pure  nelle  lingue  parlate  in  molte  voci  o  perch^  d'origine  letteraria,  piü 
o  meno  antica  (pensare  ecc),  o  per  varie  spinte  analogiche:  cio5  (son 
cose  note,  ma  il  F.  le  nega  a  pag.  107)  V  in-  dei  normali  inabile  in- 
tenio  ecc,  vivo  e  forte  in  varie  funzioni,  ebbe  la  forza  di  procreare  gli 
anormali  instrumento  iiisperahile  ecc,  pronunciati  tnsperabile  ts,  in^s. 
—  II  F.  trascura  il  tipo  tenpo  (o  tenpo  ten^po  che  sia)  ossia  la  «nasale 
indistinta»  del  D*0.  GG.^  I  639.  IVascurabile,  pensera  il  F.,  appunto 
perchö  «indistinta»,  non  documentata  dalla  fonetica  sperimentale,  che  non 
gli  diede  np  nb,  Eppure,  che  questi  esistano  nella  Venezia  (almeno  qui 
in  Istria)  e  nelF  Illirio,  non  soltanto  lo  sento  nella  mia  pronunciä,  ma 
pur  lo  vedo  nel  ronab  e  nel  tenap  che  da  noi  appresero  i  nostri  Slavi 


M.  G.  Bartoli.  I  127 

(Dalm,  II  373).  Cfr.  Parodi,  AGIt.  XVI  353,  Salvioni  ib.  407  sg., 
Vidossich  8RSFR.  IV  §  23.  In  generale  anche  di  questo  lavoro  del 
Panc.  h  da  ridire  quanto  s'e  detto  qui  a.  p.  118,  ma  presto  avrä  egli  anche 
ie  debite  informazioni  storiche.  Lo  studio  di  cui  a  p.  14  ehiede  infor- 
mazione  ö  quello  deU'AscoLi,  intorno  a  (n)8  e  in  generale  -s-  (AGIt. 
XVI 175  sgg.).  E  sempre  per  la  stessa  ragione,  cioö  per  non  esser  ancora 
abbastanza  informato,  1'  a.  trincia  giudizi  curiosi  (come  la  dove  parla  di 
meriti  e  demeriti:  18,  43,  114),  cosi  offuscando  un  poco  la  serenita,  la 
limpidezza  e  la  serieta  del  suo  lavoro.  [V.  DLZ.  XXVI  538].  —  Qui, 
in  appendice,  citiamo  ancora  una  nota  di  Freemann  Josselyn,  Nasality 
in  Italian  MLN.  XIX  254.  —  Ancora  dei  nessi  di  nasali,  dal  lato 
storico,  tocca  John  Taqgart  Clark:  nd  et  mb  protoniques  en 
Italien  Ro.  XXXIII  246—248.  Ma  vedine  in  ZRPh.  XXIX  246, 
dove  il  Meyer-Lübke  ammette  mb  nd  in  m  n  dav.  1' intertonica: 
am{b)€duo  man{d)ucare  ecc.  (v.  JB.  VII  113).  Questi  ed  altri  esempi 
sarebbero  difiusi  (almeno  dagli  Appennini  ai  Balcani:  it.  ant  'tnanuca 
■ica^  vegl.  marwfika  -aika,  rum.  mdntncä  ecc.)  e  perö  antichi,  anzi  oschi 
secondo  il  Densusianu  I  §  54,  nel  quäl  caso  si  aspetterebbe  verameute, 
in  it,  mm  nn.  —  IID'Ovidio  studia  le  varianti  grafiche  lo  che^  lochd 
hcckd,  in  BSIt.  X  2,  4.  —  Alla  fonetica  e  al  lessico  spetta  un  lavoro 
del  Nigra  dal  titolo  Metatesi  ZRPh.  XX VIII  1 — 10,  dove  intraprende 
una  riabilitazione  di  questa  calunniata.  Ne  diftidava  sino  il  Manage,  pur 
cosl  indulgente  ad  altri  traviamenti  della  parola.  II  N.,  Ordinate  varie 
categorie,  passa  in  rivista  rapidament«  le  piü  note  (it.  gaveggiare  2; 
tovaglia  3,  ma  cfr.  Meyer-Lübke,  Rom.  Namenst.  p.  78;  Orla?ido  3; 
scatola  3,  earogna  3;  v.  anche  XXVIl  343).  Le  seguenti  si  fan  di 
piü  in  piü  ardite:  mis{s)altare  da  salmistrare  4.  E  si  arriva  alle 
complesse:  branca  da  pranga  (coUo  scambio  di  sorda  in  sonora  e  vice- 
versa)  =  grampa;  bar-attolo  -ile  da  rab-  arb-  alv-us  6  sg;  viceversa 
arg-ano  da  rag-  gar-  yEQavog-^  baleno  da  lab"  alb-enus;  putiferio 
da  futip,  vitup-erio  (v.  qui  avanti).  Tali  metatesi  ricordano  quelle  che  si 
ammettono  per  vari  idiomi  slavi,  da  queste  rive  dell'  Arsa  (srb.-cr.  Ras) 
o  da  Albona  (Lahin)  fino  a  quelle  dell^Elba  (Alb-  Lab):  di  cui  test4 
il  Vondräk  e  J.  Baudouin  ASPh.  XXVI  406. 

Poche  cose  dalla  tnorfologia*  II  Pieri,  che  studiando  Tetim. 
di  carpone,  aveva  toccato  di  questo  tipo  vi  ritorna  ora  studiando  tutto 
II  tipo  avverbiale  di  carpone,  Ro.  XXXIII  230—238.  E  vi 
ritornerä  ancora,  perchi  ora  si  appresta  a  rispondere  al  M.-L.  Perciö  fa 
d'  uopo  attendere.  —  Alla  funzione  piü  che  alla  sintassi  dei  pronomi 
spetta  The  use  of  lei  and  la  as  polite  form  of  address  in  Italian, 
lavoro  di  O.  M.  Johnston  in  MPhi.  I  2. 

Alla  «into«^  in  vece,  lo  studio  del  Salvioni  Delpronomeenclitico 
(v.  JB.  VII  131).  —  In  un  articolo  intitolato  L'imperfetto  storico, 
questioncella  di  sintassi  ital.,  R.  Fornaciari,  SRSFR.  II  27 — 39, 
nota  che  Tuso  di  cantai  neUa  funzione  di  cayitava  s'incontra  spesso 
nei  poeti,  specialmente  negli  epici  del  300  e  400,  mentre  nella  prosa 
storica  «dal  Boccaccio  al  Botta  quest'  uso  non  comparisce».  Ma  «parliamo 
di  scrittori  diligenti  ed  approvati».  Nella  novella  del  Cantü  citata  in 
JB.  VII  114    raccolsi    una    messe    copiosa    di    tale    imperfetto,   special- 


I  128  Lingua  letteraria.    1904. 

mente  a  p.  7  sgg.  36  sgg.  44  sgg.  Invece  le  novelle  del  Boccaccio 
comlnciano  spesso  con  fu  e  le  fiabe  con  era:  c^ era  una  volta.  (Di  can- 
tava  per  go  kantä  nel  ven.  Orient  v.  per  ora  G.  Berghoffer:  Contrihuti 
allo  studio  del  dial.  fium.,  Fiume  1894,  p.  28).  —  II  Savj-Lopez,  che  in 
questo  lavoro  del  Fornaciari  cercava  e  non  trovö  1*  indagine  «psicologica» 
(ZRPh.  XXIX  481),  ne  dara  saggio,  m'immagino,  esaminando,  in  un 
articolo  critico,  Un  nuovo  libro  di  sintassi  storica  e  psicologica 
NAS.  I.  —  Un  altro  Napoletano  e  filosofo  e  critico,  B.  Croce,  disserta  di 
Stile  ritmo  rime  ed  altre  cose  Cr.  II  3.  E  sullo  stile  del  Goldoni 
e  del  Manzoni  scrivono  Attilio  Momigliano ^*)  eil  Dott.  Gino  Bat- 
TOCCHIO  ^®). 

II  Vbcabolavio  della  Crusca^')  ^  arrivato  alla  parola  maxzuolo. 

Uno  studio  di  ononiasiologia,  il  piü  ricco  fra  quanti  furono  pubbli- 
eati  finora,  ^  quello  del  Dott.  Clemente  Merlo:  I  nomi  romanzi 
delle  stagioni  e  dei  mesi^®).  Molte  cose  di  bene  e  qualcuna  di 
male  (nella  classificazione  dei  dialetti  a  p.  260  si  citano  fiior  di  posto 
gli  studi  del  Vidossich  e  i  niateriali  dei  dilettanti)  se  ne  potrebbe  dire, 
ma  non  in  questo  Annuario,  dove  rileverö  solo  la  lunga  nota  a  p.  138 — 140 
SU  luglio  (dalm.  lulo:  Dalm.  II  271).  —  Lo  stesso  Merlo  ci  dona  poi 
una  mezza  dozzina  di  Etimologie  (TATM.  Scher.  33),  delle  quali  spettano 
alla  lingua  piü  o  meno  letteraria:  moUica  e  sira.  da  moll(ia  panis)-|- 
-ic-ula,  e  procacchia  port{u)lac-a  porcacia,  v.  CGIL.  VII  109. 

A  proposito  del  metodo  d' investigazione  nella  storia  della  parola 
ZRPh.  XXVIII  102  sg.  il  Nigra  dice  quanto  sia  utile  la  conoscenza 
delle  cose  agP  investigatori  delle  parole;  dice  in  teoria  il  N.  e  in  pratica 
dimostra,  perch^  nessun  lessicografo  mcglio  di  lui  conosce  fauna  e  flora, 
citta  e  campagna,  Talpe  e  il  piano,  insomma  la  natura  tutta  quanta  e  i 
suoi  segreti,  non  meno  di  quelli  della  diplomazia.  Alla  marina  p.  e. 
r  occhio  di  lui  ha  «osservato  con  attenzione  a  piü  riprese  nel  porto  di 
Genova,  nella  laguna  di  Venezia  ed  altrove»  la  boa  (p.  104)  e  ci  vide 
r  imagine  d'  un  serpente.  Invece  per  lo  Schuchardt,  che  nello  stesso 
volume  (316 — 325)  risponde  al  N.,  in  un  articolo  dello  stesso  titolo, 
„gab  die  lautliche  und  begriffliche  Übereinstimmung  jener  Wörter  [bqja, 
boti^e]  mit  deutschem  Bauehen  u.  s.  w.  den  Ausschlag.»  Ma  anche  lo 
Seh.  vuole  la  conoscenza  delle  cose  e  anzi  accarezza  nella  mente  T  ideale 
di  un  «Museo  romanzo»  (cioe  per  il  lessico  romanzo),  e  lo  deve  chia- 
mare  per  intanto  «castello  in  aria»  (ciofe  romanzesco).  —  Dello  stesso 
Nigra  v.  ancora  le  Note  etimologiche  e  lessicali,  ZRPh.  XXVIII 
641 — 648.  Cominciano  con  avella7io  ecc.  (cfr.  JB.  VI  160,  dove  si  da 
un  suffisso  lat.  -ona,  ch'^  un  desiderio,  piü  o  meno  pio).  Seguono: 
frasca  643  da  un  brasca  e  questo  da  grasjyn  (veneto);  ovatta  645,  da 
ov-  (perch^  fatta  colla  chiara  d'uovo)  e  suffisso  ignoto  (cfr.  qui  avanti 
ciabatta);  piaggiare  646  da  placid-us  con  -idiare:  pisciure  646 
(con  pigiare)  da  pist-um. 

15)  Lo  Stile  e  V  umorismo  nel  Bugiardo,  Asti  (Paglieri)  1904,  8®,  24  pp. 
16)  Di  alcune  similitudini  nei  versi  di  AI.  Manzoni,  Feltre  (Castaldi)  1904,  8*^, 
27  pp.  17)  Vocabolario  degli  Accademici  della  Crusca,  quinta  im- 
pressione,  Vol.  IX,  fasc.  8,  Firenze  (Lc  Monnier)  1903,  4®.  18)  Torino  (Loescher) 
1904,  8^  2a4  pp.  (L.  10.) 


M.  G.  Bartoli.  I  129 

Sui  continuatori  e  gli  eredi  di  pinna  lat  (punta,  piniia  ccc.)  e 
penna  (nel  signific.  di  penna)  convergono  due  8tudi,  ZRPh.  XXVIII 
535 — 549  e  682  sg.:  il  primo  del  D'Ovidio  e  il  secondo  del  Pu^jicariu, 
che  tratta  veramente  quasi  soltanto  del  ruineno.  II  D'O.  inveco  precisa 
anzitutto  il  rapporto  fra  le  due  forme  latine;  poi  da  pinna  ripete  Ve 
del  nostro  pmna,  da  pinna  ancora  Tarc.  Hmpejinarsiy  e  di  qua,  forse 
per  la  spinta  dello  spagn.  empinar  'alzare'  (conie  altri  termini  della 
cavallenxxa  548),  impennarsi;  infine  pen?iato  542  e  sim.  (anche  il 
Pcnat'Ur  di  Ragusa). 

II  PiERi  continua  in  8RSFR.  I  33 — 56  la  serie  di  Appunti  eti- 
mologiei  che  per  metä  furono  pubblicati  in  MLAsc.  421 — 445  e  ora 
comprendono  in  tutto  un  centinaio  di  articoli.  Ecco  le  voci  italiane 
della  II»  meta.  ariento  33,  da  un  «volgar-latino»  aregen  tu  (osco 
aragetud).  «Ma  osserverö  che  appunto  i  dial.  nierid.  d'Italia  non 
conoscono  la  forma  ariento»  (Savj-Lopez,  ZRPh.  XXIX  480).  Vera- 
mente la  conosce  appunto  V  aquilano  (Finamore  s.  v.)  o  almeno  V  aquilano, 
ma  certo  ci  vuol  prudenza:  Tarc.  ariento  (non  viva  la  parola  e  non  in- 
digena  la  cosa)  puö  esser  venuto,  per  un  momento,  dalle  parkte  o  dalle 
scritture  dell'Alta  e  della  Bassa  Italia,  dove  non  mancano  y  =  ^.  «^Mer- 
catanti  da  Ragugia  .  .  .  anno  ripieno  tutto  il  nostro  coniune  d' ariento» 
si  legge  p.  e.  in  un  documento  fiorentino  riportato  da  C.  Jirecek,  Die 
Bedeutung  von  Ragusa,  p.  57:  cfr.  per  ora  Dalm.  I  154,  248.  Ma  in 
favore  del  Pieri  parla  forse  V  arigint  di  testi  friulani:  cfr.  Ascoli,  AGIt. 
IV  355.  —  brandello  -one  33,  da  brano,  che  rimane  «oscuro».  — 
briUo  35  da  burrus:  seducente  il  significato,  la  forma  invece  non  piö 
salda  che  neU'  ebriillus  delP  Ascoli.  —  AU' opposto  per  bruUo  35 
con  brutto,  il  significato  lascia  qualche  dubbio.  —  bnca  36  da  büca  per 
bücca,  doppioni  che  non  piacciono  al  Meyer-Lübke.  —  cenerentola  36, 
da  ciner-ulentus.  —  Piü  SLncora.  pmce  certone  agerto  37  da  lacertus 
(=  vegl.  laöär  ecc,  JB.  VII  149).  —  cesso  da  recessus  (dalm.  rekesa). 

—  coccov-eggia  38  con  xixvß-og  ecc.  (Dalm.  I  306).  —  friscello  da 
flor-  fioriscello.  —  fujo  41  ladro,  anche  in  Dante.  —  garba  41 
(cribro),  da  gherbare  cribr-.  —  gattoni  4:2  con  gota  (JB.  VII  111).  — 
gavaxxare  42  da  vag-axx.  —  gioglio  42  'lolio',  col  g-  di  g-ettone  (cfr. 
Meyer-Lübke,  It.  Gr.  167,  WS.  XXV  90).  —  imbuto  43  im'butor,  ron- 
dotto  -ductor.  —  ingollare  44   -gutl-.  —   nmmlracchia  menetr-ix, 

—  nebbia  45  da  *nibula  (per  nubila).  —  Per  analoghi  scrupoli 
grco  46  da  lurcus.  —  ostolare  47  =  ustul-.  —  pevera  47  da  piv-a 
con  IV  (v.  retro),  come  gaxx-era  «ecc.»  —  putiferio  da  vituperio 
(v,  retro):  /*  per  una  qualche  immistione  di  Putifar-,  secondo  mi  ^?uf!:gerisce 
il  Vidossich.  —  raxxare  48  non  da  radiäre.  —  sbiixiare  49,  da 
-vers-  con    altri  simili  e  dissimili.  —  scalpitare  51,  non  da  ralpestare. 

—  sguaiato  53  :=  sguagliato  o  svariato,  da  cui  *facilment«.>  si 
verrebbe  a  'disgraziato'  ecc.  —  smaccinre  53,  dal  niam  ven.;  mono  pro- 
babile  che  sia  «tutt'uno  smaci»  (smancerie).  —  valanga  54  dal  piUo- 
rom.  (piem.  lavanca,  franc.  -cke).  —  veronica  =  vera  eixovrjy  di 
cui  Santa  Veronica  sarebbe  figlia  non  ma(ire.  —  vixxo  aiinxxare,  da 
viet-us,  con  ie  in  i  «per  il  peso»  di  xx;  gravi  problemi  cotesti  dittonghi 
lat.  ie  ue:  Meyer-Lübke  Einführ.  §  82,  Rom.  Namenst.  I  77  sg. 

VoUmoller,  Rom.  Jahresbericht  VIIl.  9 


I  130  LiDgua  letteraria.   1904. 

Lo  ScHUCHARDT  continua  la  sua  pesca  miracolosa  per  quantita  e 
qualita  di  roba:  tr(mver  III  (ZRPh.  XXVIII  36)  e  Etimologie 
(ibid.  129).  Vi  pesca  anche,  tra  altre,  perle  italiane  e  ne  lavora  alcuna 
per  tutti  i  versi.  La  prima  retata  si  arresta  per  un  po'  a  un  gancio  42 
da  yafjiyjög,  Poi  intomo  a  cattare  43  fruga  1*  a.  in  terre  alpine  e  sub- 
alpine (certo  materiale  molto  grezzo,  dato  a  p.  44,  e  dirozzato  a  p.  55); 
vedine  ancora  nello  stesso  volume  a  p.  676  sgg.  (Pu^cariu).  Nella  seconda 
schiera,  con  a  capo  il  «triest  faloto»  (piü  transalpine  o  austriaco  che 
triestino)  129  sg.,  compaiono  farabutto  132  (a  Rag.  parlabut,  Dalm. 
I  231),  faechino  137,  fanfarone  145  ed  altra  simile  compagnia,  con 
haldoria  ibid.,  rischiarata  da  fald  140  e  fallische  142  sg.  (e  738  sg.); 
'ultimo  a  comparir  h  gamba  storta':  ciotto  145  in  nota.  —  Non  meno 
variopinto  ^  Jl  mazzo  di  giaeifiti  148  sg.,  con  altri  fiori  e  frutti,  tra  i 
quali  mi  gusta  xucca  149,  perchi  messa  insieme  con  ttico  prov.  e  tyky 
slavo,  invece  che  con  cu^cuzxa  (lad.  di  Muggia  kihisa,  vegl.  kikoxa  ecc.). 

Resta  un  manipolo  di  note  etimologiche  e  lessicali  di  vari  autori: 

bugliolo  e  btigno  da  buglio  deverb.  da  bollire,  con  -/'-  1|:  Sal- 
vroNi,  AGIt.  XVI  487.  —  caffo  da  gafa  arabo  ecc:  Schuchakdt, 
ZRPh.  XXVIII  98  sg.  —  caramella  cannamele:  Baist,  ib.  106  sgg. 
—  ciabatta  =  i'abata  orient.:  Schuchardt,  ib.  195—197.  —  cor- 
bexxolo  ib.  192  (JB.  VI  174).  —  erro  da  Herr:  Volpi,  EBA.  I  65.  — 
fattu^chiere,  bei  riflcsso  di  fatucl-us:  Pieri,  ALLG.  XIII  582.  — 
ghetfo:  Teza^'^).  —  {l)ampone  da  {bryinib-eri  d'alto  ted.  ant:  Horning, 
ZRPh.  XXVIII  525 — 533,  investigazione  insistente  e  seria,  come  tutte 
le  altre  di  quest'a.  (cfr.  Marchot,  RF.  XVI  734).  —  {l)axxo  (=  -ttso) 
*gesto'  ecc.  da  actio:  Pieri  MLAsc.  425  e  Maddalena*^).  II  quäle 
indipendentementc  e  argutamente  ne  tesse  la  storia.  Non  h  storia  piü 
antica,  a  quanto  pare,  che  la  Commedia  del  500;  perciö  non  fara  diffi- 
colta  dal  lato  morfologico  un  tal  nominati vo  letterario  (cfr.  JB.  VII  1 1 1). 
Dal  lato  fonetico  lo  xx  (di  fronte  a  daxio  ecc,)  ö  fin  troppo  in  regola: 
partirei  da  {l)axio  -xxio  (ib.  114),  plur.  -xxi  onde  il  singol.  -xxo,  Esiste 
pure  una  Variante  la^^o  (-cldfo)  *gesto':  forse  per  virtü  del  popolare  e 
frequente  la22o  'acido'  il  dottrinale  e  raro  lazzo  'gesto*  diventö  laJti^o; 
analogamente  dietro  lonÄa  *lombo'  il  dottrinale,  dantesco  lonza  (lyncea) 
divento  poi  lon^a,  secondo  il  Pieri  e  il  Pu^cariu  (JBIRS.  XI  103).  — 
leggrr  la  vita  *da  die  Leviteyi  lesen:  Vidossich,  AGIt.  XVI  367. 

In  appendieo  possiamo  ricordare  alcune  ricerche  ermeneutiche,  piü 
che  lessicali,  sulla  lingua  di  Dante.  Oltre  fitjo  e  lo7ixa  ricordati  qui 
si  noti:  acrismare;  Crescini,  GSLIt.  XLV454:.  —  favella;  De  Chiara, 
HSIt.  X  2.  —  fiumaiia;  G.  Flechia,  GSLig.  IV  7.  —  nato,  sue  ed 
altro;  Netri^^).  —  sollenare;  Paget  Toynbee,  Bit.  IV  285.  —  Un 
lavoro  di  E.  Zaccaria  riguarda  Voci  e  frasi  spagnuole  e  portoghesi 
nel  Sassetti,  EBA.  I  7. 

Per  i  libri  scolastici  rimane  poco  spazio  in  questa  relazione.  In 
altro    luogo    adunque    si   riferira    diffusamente ,    mostrandone   i   pregi   e   i 

19)  Intorno  alla  voce  ghettOy  dubbi  da  togliere  e  da  risvegliare  AIV., 
Tomo  LXIII.  Cfr.  ATr.  1905,  p.  146.  20)  Estratto  dal  Volume  *Ad  Adolfe 
Mussafia,  gli  studenti  italiani  dalmati»,  Spalato  190^1,  8^  21)  Haggio  di 
note  dantcßche,  Trani  (Vecchi)  1903. 


C.  Salvioni.  t  13l 

difetti  (germanismi  ed  altro),  delle  Lettere  Toussaint-Laugen- 
scheidt*^),  pubblicate  dal  Dott.  Heinr.  Sabersky  col  prof.  Gustavo 
Sacerdote;  poi  delle  grammatiche  Link*^),  Lovera^*),  Mussafia- 
Maddalena'*),  Rebajoli^^  Teichmann^'),  8.  Alge  (San  Gallo- 
Lipsia),  Häüsser-Giusti  (Karlsruhe),  K.  Nyrop  (Copenaghen),  G.  Zordan 
(Berlino).  E  si  dovranno  esaminare  le  antologie  del  Barboni*^)  e  del 
Maddalena");  e  pure  1' edizione  ortofonica  della  Divina  Commedia,  ediz. 
curata  dal  prof.  trieötino  Luigi  Polaccx)'^).  Altri  invece  riferira  intorno 
i  trattati  e  mauuali  di  metrica,  pubblicati  da  Em.  Bodrero^^),  C.  Corso^*), 
Giov.  Federzoni^*),  e  il  rimario  di  Gius.  Giovanelli^*).  E  il  Voca- 
bolarietto  onomatopeico  di  L.  Molinaro  Del  Chlaro**).  V.  ancora 
il  Dizionario  (ital.-franc.  e  franc.-ital.)  Ferrai-Angeli^**)  e  quelli  di 
H.  Edgren  (Londra)  e  G.  Locella  (Lipsia);  e,  per  i  sinonimi,  il  Saggio 
del  Grassi,  in  ?■  ediz.  (v.  retro).  Infine  i  manuali  di  corrispondenza 
conimerciale  di  A.  de  Beaux  (SG.),  Farüffini-Ciardini  (Karlsruhe), 
Gottschalk  (Lipsia). 

Albona  (Istria),  Pasqua  1906.  Matteo  Giulio  Bartoli. 

Dialetti  italiani  antiehi.  1904.  Una  nuova  e  ben  utile  cresto- 
mazia  di  testi  italiani  antichi,  accompagnati  ad  un  ampio  commentario 
linguistico,  a.  delle  note  critiche  e  a  un  glossario,  Tha  fornita  Bertoldo 
Wiese  1).  Di  essa  v.  GSLIt.  XL VII  1900  2).  Interessa  Pintiera  Italia 
una  nota  di  Al.  Sepulcri^)  sulle  antiche  tracce  delle  voci  verbali  tolsi 
tolto,  tolli  (perf.)  ecc.  Per  la  Toscanct  ho  da  notare  un  articolo  di 
J.  LuCHAiRE*)  chMo  non  ho  veduto,  una  pubblicazione  di  L.  Biadene^) 
e  una  di  Pio  Pecchiai^),  che  riguardan  Pisa.  Inoltre  un  rimaneggia- 
mento  toscano  (del  1265)  del  libro  di  Ugu9on  da  Laodho,  pubblicato  e 
illustrato  da  G.  Bertoni');  e  la  pubblicazione  interessa,  come  ognun 
vede,  anche  i  dialetti  antichi  dell'alta  Italia.  Per  1'  UmbTia  so  di 
una  pubblicazione  di  Giro  Trabalza®),  e  debbo  segnalare,  riparando  a 
una  omissione  della  precedente  rassegna,  la  nuova  edizione,  procurata  da 
G.  Mazzatinti,    della   Cronaca  di   ser   Guerriero   da  Gubbio*)  e  di  altri 

22)MethodeTou88aint-LangeDBcheidt,  Brieflicher  Sprach-  und  Sprech- 
unterricht für  das  Selbststudium  der  italien.  Sprache  von  Dr.  Heinr. 
Sabersky  unter  Mitwirkung  von  Prof.  Gustavo  Sacerdote,  Berlino,  8®,  711  pp. 
con  7  supplem.  e  un  indice  copioso.  23)  Ratisbona  (Ooppenrath).  24)  Lipsia 
e  Berlino  (Teubner).  25)  Vienna  (Braumüller).  26)  Monaco  di  Baviera  (Acker- 
mann). 27)  Erfurt  (Güther).  28)  Livorno  (Giusti).  29)  Vienna  (Brauraüller). 
30)  Milano  (Hoepli).  31)  Saluzzo  (S.  Vincenzo).  32)  Palermo  (Reber).  33)  Bo- 
logna (ZanicheUi).  34)  Firenze  (Bencini).  35)  Napoli  (Priore).  36)  Parigi 
(Mouillot). 

1)  Altitalienisches  Elementarbuch.  Heidelberg,  Karl  Winter,  1904. 
Pp.  XI— 320.  2)  V.  ancora  Vosslee  LBlGRPh.  XXVI  406—407,  Schädel 
DLZ.  a.  1905,  222  sgg.  3)  Antiche  tracce  d'un  verbo  volgare,  in 
TATM.  pp.  27—29.  V.  ancora  SME.  I  417.  4)  Quelques  formes  du 
dialecte  siennois,  nelle  MPhBru.  5)  Canzone  d'amore  di  un  antico 
rimatore  pisano.  Pisa,  F.  Mariotti,  1904.  Pp.  22.  Nozze  D'Ancona-Cardoso. 
6)  Un  serventese  ghibellino  inedito  per  la  battaglia  di  Montecatini,  in  SS.  XllI 
348  sgg.  7)  Un  rimaneggiamento  toscano  del  "Libro"  di  Ugu^on  da  Laodho, 
in  SME.  1  235  sgg.  8)  Un  corredo  nuziale  eugubino  del  Cinquecento. 
Perugia  1904.  Nozze MontesperelU-Ricciarelli.  9)  Cronaca  di  ser  Guerriero 
da   Gubbio    dalTanno    MCCCL   alTanno   MCCCCLXXII.     Nella    nuova 

9* 


I  132  Dialetti  italiani  antichi.    1904. 

testi  interessauti  pure  Gubbio.  Dalle  JUaTChe  rioonlo  imprima  un 
lavoro  del  Neümann-Spaixart  ^%  che  tiene  conto  anche  della  lingua  de' 
documenti;  si  ha  poi  un  articolo  di  L.  Zdekauer^^)  in  cui  son  riportati 
de'  brevi  franmienti  del  registro  della  dogana  del  porto  di  Recanati,  fram- 
menti  anche  linguisticamente  interessanti  e  che  fanno  desiderare  di  veder 
pubblicato  integralmente  11  registro.  Notiamo  il  genere  mascolino  degli 
antichi  neutri  plur.  in  -a,  che  risulta  dal  piü  volte  ripetuto  vasa  penti 
'vasa  dipinte'  (ricostrutto  latinamente  in  rasarum  pictorum,  certanim 
vasnnim  pictorum),  e  ha  confenna  da  esempi  come  li  j^eccata,  li  libra 
i  libri,  li  nomina  li  eostumina,  —  gli  ultimi  due  esempi  anche  altrimenti 
bon  notevoli,  —  in  antichi  testi  di  Urbino  (v.  ancora  SFR.  VII  188 — 189 
e  Neumann-Spallart  ZRPh.  XXVIII  450).  Da  rilevarsi  ancora  Tappli- 
cazione  della  metafonesi  all*  6  da  au  in  Uosemo  Osirao  (Aux-).  Di  un 
antico  laudario  urbinate,  che  parrebbe  risalire  alla  fine  del  sec.  XIII,  da 
notizia  G.  Grimaldi  ^*),  che  anche  ha  pubblicato  delle  antiche  rime  ascetiche 
desunte  da  un  ms.  fabrianese  ^').  AW!  Ahvtizzo  ci  riporta  una  pubbli- 
cazione  del  Rajna  ^*),  dove  al  testo  s'  acconipagna  un  sobrio  commentario 
linguistico.  In  esso,  il  R.  considera  il  g  di  regami  come  dovuto  al  ben 
noto  fenomeno  abruzzese  (v.  Parodi  GSLIt.  XXV  121 — 122)  di  |i:  estirpator 
deiriato;  sennonchö  regame  va  oltre  TAbruzzo  (V.  AGIt.  XVI  215). 
Non  ho  potuto  vedere  una  pubblicazione  relativa  alla  CdlobriCL^^)  e 
che  sarebbe  in  ogni  modo  di  eta  relativamente  tarda.  —  Per  la  VetfiezUl 
debbo  ricordare  un  lavoro  che  non  conoscevo  quando  dettavo  V  ultima 
rassegna.  Son  le  ricerche  che  August  Todt^*)  ha  consacrate  alle  branche 
franco-italiane  del  lienart,  e  che,  condotte  in  base  a  un  diligentc  e 
minuzioso  esame  linguistico  della  redazione  g  (il  testo  del  Teza)  e  della 
redazione  i  (il  testo  del  Putelli),  giungono  alla  conclusione  che  tra 
r  originale  francese  e  V  archetipo  di  g  e  i  intercedano  uno  o  piü  rifaci- 
menti  italiani.  E  fin  qui  il  Todt  ha  ragione.  Ma  le  altre  conclusioni, 
e  cioe:  che  fosse  lombardo  il  testo  da  cui  immediatamente  dipendono  g 
e  i;  che  qucsti  due  t(?sti  siano  stati  tradotti  in  veneziano;  che  fosse  mila- 
nese  lo  scriba  di  g  e  verosimilmente  friulano  quello  di  i,  —  s'  appoggiano 
a  troppo  fragile  base»  perche  le  si  possano  accogliere.  Per  il  testo  lombardo 
dovrebbe  provare  iioit  notte,  come  se  il  lombardo  non  dicesse  e  anclie 
in  antico  non  avesse  detto  nor  {nogie  in  Bonv.),  e  come  se  noit  non 
pot<^sse  spiegarsi  da  un  mezzo  adatUmiento  del  franc.  nuit  (cfr.  desdoit  = 
des(hift);  noit  h  del  resto  in  Fra  Giacom.  da  Verona,  e  il  Todt  ben  lo 
sa.  Per  il  carattere  milanose  di  g  s' invoca  s^ira,  sera,  ch'ö  di  tutta  la 
Ijombardia,    deirEmilia  fino  a  Bologna,    ed   era   anche  veneto  (v.  Ascoli 


edizione  dei  RIS.  diretta  da  G.  Carduccl  e  V.  Fiorini  (t  XXI  parte  IV). 
10)  Zur  Charakteristik  des  Dialektes  der  Marche,  in  ZRPh.  XXVIII 
273  Bgg.,  451  8gg.  11)  La  Dogana  del  Porto  di  Recanati  nei  1396,  in 
Ma.  IV  ().')  sgg.  12)  ün  laudario  della  Compagnia  di  S.  Croce  d'Ur- 
bino.  Nel  volume  per  Nozze  Hermanin-Hausmann  (Perugia,  Unione  tip.  coope- 
rativa,  1904).  13)  Versi  popolari  in  un  ms.  fahr,  del  sec.  XIV,  in  Ma.  III. 
14)  II  Padiglione  di  Ke  Alfonso.  Firenze,  Tip.  Galileiana,  1904.  Pp.  23. 
Nozzc  D'Ancona-Oardoso.  15)  Alcune  ottave  popolari  del  sec.  XVI  in 
dialetto  calabrese.  MessiDa,  Tip.  de*  Tribunali,  1904.  Nozze  d'AUa-Pitrß. 
16)  Die  f ranco-italicnischen  Kenartbranchen.  Darmstadt,  G.  Otto's 
Hofbuchdruckerei,  1903.    Pp.  XI— 114.    Dissertazione  di  Giesscn. 


C.  Salvioni.  I  133 

A6It  I  421  n,  452  n)  e  persin  veneziano,  come  acccnna  il  Meyer-Lübke 
nel  paragr.  56  della  It.  gramm.  che  il  Todt  pur  cita;  s'invoca  vosa,  o 
Dieglio  il  metaplaBma  di  cui  questa  parola  fornisce  un  csempio,  o  che 
s'  incontra  un  pö  dappertutto,  non  esclusa  s'  intende  la  Venezia  (non  pcrö 
nel  noxa  allegato  dal  Todt,  di  cui  v.  invece  GSLIt  XV  270);  s'attri- 
buisce  importanza  alla  grafia  fiioli  all.  a  fioli  (a  Milano,  dicono  fjö)\ 
e  si  fa  caso  anche  del  pronome  rei terato  in  vu  (/uardessivu  (pag.  104, 
neir  osservaz.  riguardante  il  verso  807),  come  »e  essa  fosse  eselusiva- 
mente  milanese  e  come  ee  in  fondo  volesse  dire  gran  che.  D  desumere 
poi  l'origine  friulana  dalla  3*  sing.  perf.  in  -d,  e  dalle  forme  braida 
platt  (cfr.  il  mil.  plajt  guajo)  b  quasi  una  puerilita.  Cade  cosi  anche 
r  ipotesi  della  traduzione  veneta,  e  la  grave  induzione  cui,  dato  che  quella 
fosse  giusta,  s' abbandonava  il  Meyer-Lübke  (LBlGRPh.  XXVI  201). 
Abbiamo  in  realta  da  fare  con  testi  franco-veneti,  dalle  caratteristiche 
franceßi  per6  assai  ridotte,  a^sai  piü  scarse  che  non  negli  altri  documenti 
d'uguale  linguaggio;  e  riman  da  determinare  la  causa  e  il  luogo  d'origine 
di  certi  fatti  non  veneti  come  il  dittongo  dell'  e  e  V  ei  da  ^  -j-  n  (bcin 
bene,  ecc.)  in  i.  Sovviene  forse  Temiliano.  —  Lo  spoglio  fonctico  e 
morfologico  ^  fatto  con  molta  cura,  ma  il  giudizio  sui  fatti  mostra  nel 
Todt  della  inesperienza  e  talvolta  il  difctto  della  necessaria  dottrina,  cosl 
la  dove  vede  in  fasol  la  corrispondenza  di  un  it  faggntolo  (vedi  anche 
malvaggia  a  pag.  15),  p.  21  e  42,  rimanendo  poi  stupito  che  s' abbia 
fasol  e  non  fnxol;  0  dove  (p.  61)  ragionando  di  sc  est,  1  73,  78,  t^cc, 
ignora  1'  esistenza  del  ven.  se  e  le  discussioni  cui  questa  fonna  ha  dato 
luogo;  o  dove  si  nega  (p.  67)  T  Umlaut  all' an t.  venez.  (v.  invece  GSLIt. 
XV  260).  Ma  un  esame  dettagliato  di  questi  i)arngrafi  ci  torrebbe  troj)i>o 
spazio,  e  meglio  varra  di  soffermarci  invece  sul  capitolo  (pp.  96  sgg.) 
delle  osservazioni  al  testo  o  meglio  ai  due  t-esti.  I.  ad  g:  v.  11.  alr 
in  olv  non  avrebbe  esempi  e  perö  non  vale  V  cmendazione  del  Martin ; 
malvolenter  potrebb'  essere  per  *mal  volonteroso',  ma  forse  vi  ha  una 
lacuna  tra  i  vv.  10  e  11 ;  v.  20.  Parmi  che  spexa  possa  stare,  col  valore 
di  *mettere  in  subbuglio,  dividei*e,  conturbare';  sprexar  non  h  alto-italiano ; 
V.  22.  regama  sta  evidentementc  per  i'egiamaj  e  il  gi  rappresenterebbe 
una  mera  grafia  come  nel  lombardo,  ecc.;  v.  26-  L'/  di  rivcr  esclude 
senz'  altro  reversum.  La  voce  invece  o  sani  da  rlpa  o  andra  col 
franc.  river',  vv.  27 — 28.  Si  rilevi  Tuso  che  qui  ^  fatto  di  chCy  uso 
eh'  6  assai  frequente  tuttodi  nella  poesia  popolaro ;  v.  29.  Non  avrenmio 
veramente  bisogno  del  franc.  per  ispiegare  ai]  tuttavia  Taversi  anche 
deu  sayda  (1.  deus  ayda)  nelle  Laudi  cadorine  edite  dal  Carducci  (I  7), 
con  cui  riconosco  ora  sia  da  mandare  il  dexaga  di  altri  testi  (v.  I)el- 
l'ant  dial.  pav.,  gloss.  s.  v.),  rende  ben  probabile  Torigine  francese  della 
formola;  infatti  deiis  rispett.  d^^x  non  potrebbe  non  esser  francese;  v.  40, 
Ijeggi  d' entro'j  w.  39 — 40,  col  deute  pare  che  spotti  al  v.  40,  nel 
quäle  poi  e  da  sostituire  corp  a  venire,  ottenendosi  cosi  V  assonanza 
not:  cor})]  v.  50,  meMer  ministero,  ufficio;  v.  52.  Da  notarsi  //  or^ 
*le  ore'  nel  senso  canonico,  che  ritorna  al  v.  320.  Slam  forse  a  un 
masoolino,  determinato  dai  quasi  sinoninii  ^ufficio'  *niestier':  vv.  59  60. 
Vanno  questi  due  versi  invertiti,  e  circa  a  criri,  v.  AGIt.  XIV  237  n.; 
V.  67,    lamcnta]  v.  73»    choUd    puo    stare,    attrihuendogli    il    si'nso    di 


I  134  Dialetti  italiani  antichi.    1904. 

*tanto':  ck- segnor  *tanto  sign-';  v.  107.  Leggi  entre  nu;  v.  127.  ro- 
magno  non  6  3*  pers.  come  dice  il  Todt  (pag.  61).  Si  tratta  di  'rima- 
nere'  adoperato  transitivameute :  *vi  rimango  T  obbligazione*  per  'mi  rimane 
r  obbl.  verso  voi' ;  nel  trapasso  poteva  f orse  influire  un  *vi  rimango  obbli- 
gato',  che  stesse  davanti  alla  mente  dello  scriba,  il  quäle  avrebbe  voluto 
scrivere  me  reman  V  obligaxon'^  v.  141.  ^-olte  per  'raggiri'?:  'avessimo 
anche  torto  palese,  vinceremo  il  processo  mediante  raggiri,  cavilli'  (v.  i 
vv.  157  sgg.);  V.  146.  Siccome  occorre  in  testi  veneti  che  il  condizionale 
sia  in  -d  (=  -äve\  v.  Cavassico,  lUustraz.  num.  85),  cosi  non  sara  ille- 
cito  supporre  che,  anche  nella  perifrasi  sciolta,  ave  venisse  ad  o,  quindi 
a  onci?'  =  ave  oncir\  v.  170.  Leggi  sete;  v.  184.  Forse  ze7i  *an- 
diamo',  non  parendomi  probabile  che  Den  spetti  a  un  dialetto  veneto  che 
riduce  i  a  d  (cfr.  degner  bellun.  rust.,  ecc);  v.  189.  Ha  forse  ragione 
il  Gröber;  ma  non  occorrerebbe  sostituire  tenga  a  tenia,  quella  essendo 
forma  toscana,  e  tenia  ben  potendo  ragguagliarei  a  tegna^  ciofe  alla 
giusta  forma  veneta  del  congiuntivo  di  *tenere';  v.  245.  de  h  guarentito 
dal  dexi  di  v.  255;  v.  269.  reie  =  rea;  (cfr.  rea  v.  286,  e  reio,  reo, 
in  tanti  testi  alto-italiani)  ? ;  v.  284.  In  omaggio  a  i  318,  e  da  emen- 
dare  rexonrion  in  responsian,  e  cosi  rexocion  al  v.  335;  vedi  Todt 
pag.  78;  v.  372.  toh  *accetta*:  v.  379.  II  Martin  ha  pienamente 
ragione;  e  la  voce  scakar,  depredare,  co'  suoi  derivati  era  assai  diffusa 
neir  alta  Itelia  (v.  AGIt.  XII  429);  v.  380.  äri  pr-  'prenderei': 
V.  389.  lagar  pu6  stare;  e  circa  al  costrutto  b  da  vedere  AGIt.  XVI 
274 — 275;  v.  410.  Di  cavreo,  v.  ora  Parodi  nel  gloss.  alle  poesie 
tabbiesi  (ol  chavred  nel  Gloss.  berg.);  v.  462.  K  torme  mea  possa\ 
V.  486.  Ha  ragione  il  Teza:  v.  505.  ^  to  *hai  tu*:  e  la  fräse  h  forse 
intorrogativa;  v.  530.  Tremo  dal  trar  evare,  sottrarre;  v.  595.  fnosta; 
V.  616.  qtiende  via  qui:  cfr.  la  lavta  cola,  ecc,  in  varieta  lombarde, 
e  Wendriner  par.  145:  v.  618.  canxe  =  (^onxe  *raggiunge*;  v.  635.  IS  si 
poramo  ie  torrmremo\  v.  641.  avcAic,  v.  667.  retegerme  mostra  la 
grafia  di  g  \^qt  gn  (AGIt.  XII  3S3);  vv.  733-  4.  volse  foxir;  oppur  si 
lasci  r  eniendato  vohe  al  suo  posto,  che  allora  assonerebbe  (o  rimerebbe, 
poiche  anche  un  roiise  b  qui  possibile:  v.  Ascoli  AGIt.  I  470  n.,  398) 
con  coJise  (=  ^onse  *raggiunse').  In  ogni  modo  manca  un  verso;  v.  759. 
sgosio  h  legittinio.  V.  Lorck,  Altberg.  Sprache! .  177,  235,  Parodi,  nel 
gloss.  alle  poesie  di  Tabbia  s.  *ascoxi\-  v.  801.  salto  ^assalto'  (v.  v.  814).  — 
Ad  i;  V.  24.  postra,  poscia,  non  ha  punto  bisogno  d'essere  emendato 
in  posta,  com'  h  proposto  dal  Todt  a  p.  69,  essende  troppo  frequenti  i 
casi  di  str  da  st.  E  posta  sara  poi  il  bei  riflesso  di  posthäc:  v.  62. 
'avniine'  o  *avretene*,  e  forse  bisognera  sopprimere  iV;  v.  66.  ^ant  h 
francese:  *gente';  v.  74.  perciada  =  franc.  pcrcvc^  v.  132.  percara\ 
V.  154.  f  üi  presentar? \  v.  161.  averern^  v.  172.  lasa?\  v.  176. 
Circa  a  Ic  tason  (v.  Todt  p.  46),  penso  sia  da  leggere,  secondo  la  mente 
degli  scribi,  Letaason^  altrimenti  non  ci  spiegherenuno  T  artic.  nella  forma 
di  h  (li)  solo  in  unione  a  tasson:  il  Ic  taisson  delP  originale  francese 
ö  cioi'  stato  interpretato  come  un  nome  proprio,  o  come  un  aggettivo 
attrihuto  di  Cilhert]  v.  260.  afor^-er]  v.  279.  afofxa'^  v.  361.  reteite 
(v.  To<lt  pag.  8)  non  ha  retci  da  *retenl,  ma  b  il  prodotto  radiofonico 
di  *rctcjnie]   v.  371.    7nantegna'^   v.  375.     Non  occorrerebbe    in   ogni 


C.  Salvioni.  I  I35 

modo  di  emondare  travesar  in  travcrsar,  il  veneto  avendo  tresso  tra- 
verso.  Ma  travesar  e  forse  'travasar',  risententesi  tuttalpiü  di  versar\ 
V.  393.  De  interjezione?  meo\  v.  395.  cavriel  sara  il  diminutivo  dcl 
cavredo  onde  qui  indietro,  e  cioö  *cavredel,  O  da  capreu?  v.  395. 
me  tegna  de  lavorer  =  mi  attenga  al  lavoro,  a  lavorare?  v.  417« 
arerese;  v.  442.  intrer\  v.  500.  a  chi  en  doia  h  espressione  corri- 
äpondente  a  quella  di  v.  681  e  di  g  809:  doia  'dolga':  v.  506«  lo  sol 
iramonta?  e  allora  andrä  tradotto  cosi  pure  il  v.  536  di  g;  v.  574. 
mno;  v.  577.  a  mm  salea  (cfr.  v.  581);  v.  596.  ama7iiment\  v.  605. 
Credo  anchMo  che  mane^ar  sia  *minacciare' ;  ma  la  parola  b  forse  da 
emendare  o  in  mena^ir  0  in  maftafar',  v.  610.  ni  per  dos;  v.  618. 
basea  dev'essere  un  sinonimo  di  cresuda  v.  614;  v.  621,  tole]  altri- 
menti  sara  il  futuro  in  funzione  d'imperativo;  v.  638.  levar,  levarsi, 
come  di  spesso  ne'  monumenti  alto-italiani ;  quindi  ncssun  bisogno  di 
sostituire  se  a  sii]  v.  663.  indre  elo]  v.  666.  pia  puö  in  fondo 
Stare  malgrado  il  passo  corrispondente  di  g;  vi  si  vedrebbe  un  piarse 
'appigliarsi'  attaccarsi;  v.  672.  el  sia;  v.  699.  II  ne  par  di  troppo.  — 
II  glossario  ^  riuscito  molto  scarno,  soprattutto,  parmi,  perchö  non  vi 
siano  accolte  tutte  le  parole  di  sua  spettanza,  di  cui  il  Todt  giä  s'  e 
occupato  durante  le  precedenti  trattazioni.  Qui  qualcuna  delle  piü  signi- 
ficative  omissioni;  conprer  scontare  1  513,  618;  curent  i  32,  che  par 
detto  delle  bestie  che  vanno  sulle  ganibe,  de'  quadrupedi,  in  opposizione 
alle  altre  (vedi  il  verao  342  di  1);  ersira  jerseni  g  602;  forer  pungere 
i  544;  fin  che  fino  da  che  g  571:  inavra  innaverato,  ferito,  i  71; 
mantegnerse  astenersi  i  371;  menar  mercadanUa  praticare  il  commercio 
i  381  g  422;  oltra  indietro  i  668;  piteto  piccolo  g  438  (AGIt.  XVI 
462),  che  non  sara  un  gallicismo  come  petifi  I  878;  salto  i  18  (?); 
scacador  ecc.  i  364  g  390;  scniracer  *scorazzare'  inseguire  I  543;  se 
no  soltanto  g  352  i  838;  soxorner  sexorn  dilettare,  diletto,  diporto, 
g  491  I  137  (v.  GSLIt.  VIII  416);  tor  accogliere  g  372;  tosto  nella 
locuzione  de  tosto  in  tosto  velocemente  i  671,  686  g  761;  t?'a  qui  da 
qui  g  86;  tropo  molto  i  69.  —  Opera  ben  utile  ha  fatto  U(iO  Lkvi^') 
pubbljcando  integralmente  gli  Atti  di  Lido  Maggiore,  la  cui  importanza 
gia  era  stata  rilevata  dall*Ascoli  (AGIt.  I  465  sgg.),  che  insieme  ne 
fomiva  una  succosa  illustrazione.  I  testi  fanno  V  impressione  d'  essere 
ben  riprodotti  e  ragionevoli  pajonmi  le  proposte  emendative  deir  editore 
(a  1  t.  44  e  66,  L  ein  che  in  analogia  a  2  r.  4,  a  meno  che  non 
s'abbia  che  :=  chi  come  in  Miscellanea  Graf  397 — 398;  a  1  t.  55: 
ueii  de  la  dornan  =  *veuero  V  indomani'  oppure  *venne,  fu  di  mattino'; 
a  2  r.  5^  el  portegal;  a  9  r.  4,  visti  gli  esempi  del  tipo  tonar  tro- 
vare,  non  parrä  inverosimile  che  anche  pli4,  in  primo  luogo  nella  proclisi, 
si  facesse  ptil;  a  9  r.  16,  teryne  potrebb' essere  ben  legittimo  come  il 
giusto  continuatore  di  termen,  ch' 5  anche  neir  a.  lucch.  termr;  &  11  r. 
14,  uie7i  contraddice  al  par.  3  delle  lUustraz.  e  d'altronde  dovrebbe 
essere  una  forma  di  perfetto;  onde  vi  vedrenio  un  errore  della  stampa; 
a  14 r.  9,    non  mi  risulta   chiaro   nel  conte.sto  Ui  pena  che  era  denfcr 

17)  I   monumenti   del   dialetto    di    Lio    Mazor.     Venezia,  Viscntini, 
1904.  Pp.  83.     [V.  ora  anche  Vidossich  ZßPh.  XXX  1)0  sgg.] 


I  136  Dialetti  italiani  antichi.    1904. 

eh]  a  14 r.  10 — 11,  non  chiaro  che  c«;  a  27t.  79,  ne  uole^;  a 
III  22:  eo  non  starebbe  foneticamente  per  elo  =  en  M  v.  AGIt.  XVI 
296  n;  a  VI  43,  (ymi  puö  st«re;  a  XVI  158,  el  no  ge  uotise;  la 
proposta  eniendativa  circa  a  lasarse  dovrebbe  in  ogni  modo  suonare:  sc 
lasase]  sennonchfe  l'infinito  puö  benissimo  stare,  e  vedi  Tosservaz.  fatta 
qui  indietro  al  v.  389  del  testo  g  del  Renart).  L' esposizione  fonetica 
e  morfologica  h  riusoita  un  p5  sovrabbondante,  pur  non  essendovisi  tenuto 
conto  di  tutto.  §  1.  otuhri,  3  t.  30  ecc,  ö  pure  dovuto  all'«*  neU'iato 
{-brio)]  §  13.  e'n'umo  22 r.  27.  §§  15—16.  MichaUto  Micheletto 
passini,  dove  forse  si  sente  Va  di  Michael]  Salvester  27r.  49;  e  ui- 
gnare  sara  pure  esempio  per  la  tendenza  veneta  che  porta  er  atono  a  ar. 
§  18.  cn^tionaua  qiie-  27  t.  58.  §  19».  Felipo  3  t  30,  38,  ecc. 
§  22.  Tutti  gli  es.  di  -o  per  -e  si  riducono  a  due  categorie,  quella  dei 
niasc.  in  -e,  e  quella  della  3*  sing,  del  perf.  forte.  Nella  prima  categoria 
si  tratta  di  metaplasini,  nella  seconda  di  una  qualcbe  analogia  che  a  noi 
öfugge.  Non  si  tratta  quindi  di  fenomeno  fonetico,  malgrado  anQo  de- 
nanrOy  anzi,  dinanzi  XVI  155;  27  t.  83,  che  sara  dovuto  a  qualche 
contaminazione  da  parte  di  voci  sinonime  (*piuttosto'  ecc.)  e  non  si  limita 
del  resto  ai  doc.  di  Lio  Mazor  (v.  GSLIt  XV  267,  Wendriner  §§  147). 
§  23.  uera  rappresenta  [consa]  uera  (e  vera  =  'h  [cosaj  vera'). 
§  28.  dies  ecc.  non  h  gia  esempio  per  la  caduta  di  -k-\  h  forma  ana- 
logica  tirata  sul  tipo  *daesse'  ^traesf^e'  {diesi  'düesse* ::  digo:*dago').  §30. 
Non  capisco  perche  sia  un'  eccezione  annsi,  ch'e  indubbiamente  ami^H. 
Forse  pensa  il  L.  al  modenio  anü(;iy  ch'fe,  attraverso  amixi,  il  riflesso 
del  letter.  nmici  (cfr.  anche  vo^'e  =  roxe  =  voce,  ecc).  §  32.  volpe 
non  ^  di  ragion  fonetioii.  §  46.  eio  \o  26  r.  11,  o  assai  verisimilment« 
Rnche.  partirq/e  ecc.  (=  partirC)-j-e;  cir.  partiro-e  par.  61);  3f«7w/!?o  Maffeo 
1  r.  18.  cosfraly  che  sara  certamente  *costale'  (v.  il  Boerio  s.  *costrai'). 
§  47**.  ffiger  non  sara  gia  per  dissimilazione,  ma  per  analogia  di  altre 
voci  in  cui  tra  due  vocali  (di  cui  una  labiale)  Y  iato  era  tolto  da  g. 
§  48.  i^  iniportante  di  sapere,  a  guarentigia  appunto  del  fenomeno,  che 
di  hraca,  barca,  h  un  secondo  esempio  a  4r.  8,  e  che  ritoma  tori-ai, 
trovai,  a  XV  142.  —  §  51.  fra  fratello  3t.  41,  5t.  27,  18t.  34,  sor 
sorella  14  r.  6,  15;  14  t.  45,  allato  a  serar  14r.  35.  Notevole  poi  che 
ancora  compaja  un  resto  doli' antica  flessione  Petro  (o  -trus)  -tronis: 
Penm  Floca,  20r.  3—4;  27r.  50,  allato  a  Pero  Floea  21  r.  3,  ecc. 
§  53.  Non  Consta  il  fatto  affermato  dal  L.  in  questo  par.,  pitsCy  ai 
passi  indicati,  essendo  singolare  non  plurale.  Piuttosto  potevasi  notare 
che  ancora  altenii  il  plur.  amisi  3  t.  35;  13r.  10,  col  sing,  arnigo  19r. 
16.  S  54.  ladi  non  ^  punto  una  forma  di  plur.  portata  al  singolare, 
-/  rapi)resonti\ndovi  il  ncutr.  -us  (AGIt.  XVI  317 n).  §§  55.  quala 
14r.  25;  14  t.  42.  §  56.  Potevasi  notare  il  costante  Ifi  podestä  = 
il  p-:  del  predito  ntiser  la  p-  2  t.  28,  ecc.  §  62.  Assai  fn.*quenti  i 
casi  di  //e  =  nos  e  nobis  riflessivi:  Jiu  iie  me nassem  4r.  72,  nanam- 
ne  toironaudo  5t.  5,  fesewo-ne  dar  18  t.  40,  7m  ne  piasevi  \,  .  ,  e 
tirasono-se]  VI  47,  ecc.  §  66.  rhi  nelle  funzioni  di  genitivo:  per 
chi  coniandaniento  *por  comando  di  chi'  XIX  176;  v.  Mis^cellanea  Graf 
399-- 400  (nella  Cron.  bologn.  di  P.  di  Mattiolo,  p.  43:  al  quäle 
saldo  .  .  .  ello  stera  al  cui  soldo  egli  t^tava).     §  74.  Son  perfetti  forti 


C.  Salvioni.  I  137 

anche  tm  14t.  53  e  toi  4r.  9;  12r.  9;  XIX  181.  §  75.  In  uegein 
il  9  fe  gutturale  e  va  con  quello  di  vegando  (v.  GSLIt.  XV  264, 
AGIt.  XVI  657).  Dipendon  da  veyo  (cfr.  anche  cregö),  analogico,  di 
piü  documenti  e  dialetti  vivi  alto-italiani.  §  76«  placha,  3  t.  67,  va 
col  plaqtui  di  altri  testi  veneti,  e  dipende  dal  perfetto.  §  84«  maia 
niai,  coir  -a  degli  indeclinabili,  se  non  v'  ha  errore.  §  85.  inde  di  la 
llr.  5.  (?a  qui  26r.  10;  18r.  9  (anche  in  qualche  parlata  lombarda, 
p.  es.  nella  brianzuola,  h  costante  m  *qua'  nelle  fiinzioni  di  *qui'). 
§  87.  dre  neir  uso  temporale,  in  dre'  la  ter^a  cain\mna  dopo  [suonata] 
la  t-c-  7t.  14,  21,  25,  dre'  cena  21r.  4.  §  89.  Circa  alFuso  sintattico 
dell*  articolo,  si  vedano  ancora  questi  esempi:  dala  parte  di  fianco  3  t.  52; 
pa  e  terpa  sera  *e  giä  la  t-  s-'  28  r.  2;  lo  Peringa  sat  21  r.  28  ma 
PeririQa  uoleua  ib.  22,  ecc;  sula  testa  et  col  3t.  52.  §§  OOsgg. 
Notevole  la  Omission  delF  enclitico  oggetto  nella  risponta  a  una  domanda 
nella  quäle  giä  ^  espresso  T  oggetto,  o  in  altri  anedoghi  casi:  domanda 
s'el  tochä  luj,  dis:  no  tochö  *domandato  se  lo  tocc(\  disse:  non  mi 
toccö'  2t  35 — 36;  tu  no  la  toraj ;  et  fan  dis:  si  torö  3r.  23 — 24; 
e'  dis:  a  me  li  deueua:  et  el  dis:  no  darö  2t.  32 — 33;  a  V acusarö 
mi,  et .  .  .  dis:  no  fare:  et  e  dis:  si,  faraui  se  uoles  15t.  39 — 40; 
tornare^me-la  .  .  .,*  ele  dis:  si,  farem  XI  99,  ne'  quali  ultimi  esempi 
perö  si  potrebbe  avere  il  suo  schietto  valore  avverbiale  di  'cos^.  Per  la 
costruzione  deir  enclitico,  h  poi  notevole:  se  (pjin<;e  a  ste  parole  et  mise 
de  mego  *si  accostö  .  .  .  e  si  .  .  .';  no  sc  li  jßdä  dar  *non  si  Mb  di 
darli'  2r.  8.  §  97.  Aggiungi  Tenempio  che  qui  precede.  §  100.  da 
que  hora  8  t.  21,  da  pasä  nona  XI  100.  Circa  ad  esempi  come  aver 
de  una  cana,  son  veramente  curiosi  e  mostrano  quanto  sia  antico  il 
costrutto  di  cui  in  AGIt.  XVI  1  ^go^,y  393 — 394  (cfr.  anche  teu  .  .  . 
d'un  rnorel  Alione  303).  —  Molto  e  da  aggiungere  e  da  correggere 
nel  lessico:  a,  19t.  39;  2t.  32,  par  essere  il  pronome  enclitico  onnigenere 
di  3*  persona  (v.  I^evi  §  61);  ma  per  il  primo  esempio  si  chiedo  se 
non  si  tratti  di  *anche'  (v.  15t.  39).  —  apö  presso  8t.  26:  18r.  6; 
4r.  3,  ecc.  —  aurir-se  staccarsi,  scpararsi,  in  modo  da  lasciare  uno 
spazio  libero,  aperto  nel  mezzo,  3t.  37.  —  bacegar  rovesciarsi  fuori, 
spandersi.  —  barber  sgherro,  famiglio  dol  podesta,  27 r.  30,  32,  VII 
59,  VIII  68.  —  branchar  abbrancare,  afferrare,  4r.  7;  17r.  9.  — 
bruscar  rimproverar  bruscamenü»  (cfr.  il  fr.  hrusqner),  —  buratar 
h  forse  da  emendare  per  ha-,  —  castigar  ammonirc  26t.  43.  —  cerchar 
inquisire,  interrogare,  XVI  158.  —  comenyada  incominciamento  26r. 
17.  —  costi  17r.  5,  16;  18r.  6;  27r.  40.  —  costral  par  che  dica 
il  *8uolo  della  barca*  piuttosto  che  *una  tavola'  di  osso  t^uolo.  —  d'enter 
de-  tra  3t.  37;  12t.  29;  14r.  9.  —  de  recö  di  nuovo,  daccapo  27r. 
27.  Curioso  che  Vo  da  ävo  non  si  trovi  piü  in  caro  capo.  —  dur 
portare  IV  27,  ecc.  —  e  e  en  anche  3r.  7  (v.  Levi  §  88);  Ir.  11; 
3  t.  70  (cfr.  ib.  66:  anche  anchora).  Si  riannodera  M' enca  feltrino- 
bellunese  (Ascoli  AGIt.  I  413;  Cavnssico  II  308).  —  entiuar  pararo 
2r.  8;  3t  47.  —  fiata:  enia  f-  subito,  11  per  li,  20r.  10,  20,  ecc. — 
fieta  andra  col  basso-lat  phioia  (franc.  fiolc ;  v.  il  Dict  gen.)  col 
suffisso  dimimutivo  sostituito.  —  fio  o  fiiolo  adopcrati  indifierentomente 
Tun  per  Taltro.  —  lanyeta  temperino,  coltellino  da  ta^ca,  7t  26,  ecc. 


I  138  Dialetti  italiaDi  antichi.    1904. 

—  largar-se  allontanarsi,  prendere  il  larp;o,  4r.  1.  —  leuar  levarsi 
26t.  33;  27  t.  57.  —  materia  pazzla,  atto  da  pazzo,  niattia.  —  mejo: 
per  m-  di  fronte,  in  faccia,  incontro,  15t.  40;  20t.  1;  21r.  31;  27r.  8; 
V.  AGIt.  XVI  311  (aggiungi:  perme'  la  boclia  el  te  basä  sulla  bocca 
ti  baciö  GSLIt.  XLIV  376  II  v.  9);  —  meca  terxa  X  84,  la  meta 
dello  spazio  tra  il  levar  del  sole  e  la  terza  (v.  AGIt.  XVI  456).  — 
nienarse  cole  man  menai-si  le  mani  addosso  12t.  27,  32.  —  mesa  de 
vin,  llr.  6,  par  che  dica  *portata',  ma  potrebbe  anch' essere  il  nome 
d'  una  miäum  di  capacitä  per  i  liquidi.  —  noo  no;  il  doppio  o  accenna 
evidentemente  a  una  negazione  in  grado  enfatico.  —  nouembri,  5t  1, 
sta  per  -brio  (cfr.  otiihri  =  -brio),  —  ognora  raai  3r.  8,  ma  siamo 
a  una  proposizione  negativa.  —  otubri  ottobre,  v.  qui  indietro  al  §  1, 
e  Merlo,  I  nomi  rom.  d.  mesi  163.  —  partir  sp-  6r.  11.  —  pesa 
peso  di  bilancia  XIX  175,  180.  —  peurada:  far  a  p-  mettere  in  pepe, 
preparare  col  pepe,  20t.  47;  21t.  40.  —  plachimento  piacimento; 
tirato  direttamente  sul  tipo  placa  (v.  qui  indietro);  cfr.  plaquiniento  ne' 
Prov.  super  Nat  feniinarum,  gloss.  —  portar  trasportare,  menare,  15t 
19.  —  portegal  portico  2r.  5;  16t  25.  —  posta:  tcgnir  eil  p- 
appostare  5t  21.  —  pugnada  pugno  (AGIt  XII  424)  16t  5 — 6.  — 
querir  cercare  XIII  115. —  ra9a  razza  (ven.  rasa  Boerio)  22 r.  16.  — 
sair  scendere  (a  terra)  18 r.  13,  25:  19r.  4,  5;  27 r.  28,  salire  X  88, 
saltare  27r.  29,  uscire,  con  valore  transitivo  {me  sai  fora  ini  fece  uscir 
fuori)  17r.  10.  —  sanguar  sanguinare  3  t  52  (AGIt  XII  428).  Cosi 
piuttosto  che  sanyar  poichö  il  seniplice  g  di  sangö  dipendera  appunto 
dalla  special  congiuntura  (e  cosi  in  sango  sangue).  —  san:  de  s-  eil 
pla7i  tranquillamente  16t  4 — 5;  poiche  io  riferisco  questa  locuzione 
avverbiale  omioteleuta  al  verbo  star  che  precede  e  non  al  vegnir  che 
segue.  —  Stadi  Eustachio  14r.  36  (v.  Ascoli  AGIt  I  465).  —  8ti90 
e  sti9un  tizzone  17r.  9,  18.  —  strayar  strappare  2t  22.  —  straisora, 
13r.  8,  5  forse  da  emendare  per  stras-  (cfr.  strasora  nel  Boerio).  — 
tor  prendere.  —  uantar  agguantare  (Levi  §  39).  —  uarda  guardia 
pass.,  non  -dia,  come  ha  il  L.  —  uardar  aspettare  al  varco  3  t.  39.  — 
9obia  feniin.  —  9onzer  raggiungere  6r.  28;  8t  14,  -er-se  accostarsi 
19r.  21.  —  Dei  brevi  t<^sti  veneti  e  dalmatini  ragguardevoli  anche  per 
la  loro  eta  (1289—1 283),  sono  stati  pubblicati  da  G.  Gelcich^*).  Per  la 
Lofnbardia  h  da  menzionare  in  prinio  luogo  il  frammento  di  una 
gramnmtica  latino-bergamasca  fatto  conoscere,  di  su  un  ms.  ambrosiano 
(sec.  XIII — XIV),  daR.  Sabbadini^®).  Con  esso  *il  dialetto  bergamasoo 
viene  ad  acquistare  il  suo  piü  antico  e  piü  genuino  documento*.  E  in- 
fatti,  si  guadagnan  qui  forme  piü  schiette  che  non  quelle  date  dai  docu- 
menti  del  Lorck.  Mi  annoto  la  2"  pers.  sing,  imperf.  indic.  sempre 
senza  vocal  d'uscita:  er  eras  ^w^r//' amabas  avif  habebas,  e  cosi  il 
cong.  pres.  de*  verbi  della  l^  in  ei?atta  rispondonza  coUa  forme  latine, 
esce  nel  singolaro  per  eonsonante:  am  amem  -s  -t  Ne  verbi  forti: 
reng  (=  ren)  vcnl  ma  ren  venit  Per  le  tendenze  ricostruttive  (cfr. 
jjrefa  =  preda  piotra),  son  notevoli  le  forme  di  ß  fieri  come  fitf  ßMi^a 

18)    Saggi    di   scritture   di  bordo  del  raedioevo,  in  ATr.  XXIX. 
19)  Frammento  di  grammatica  latino-bergamasca,  in  öME.  1  281—292. 


C.  Salvioni.  I  139 

ecc.  corrispondenti  al  fid-  di  altri  documenti  alto-italiani.  Alla  regione 
cisabduana  della  Lombardia,  a  Brescia,  ci  riconduce  pure  una  lauda 
pubblicata  da  A.  Foresti  *''^).  Vi  segnalo  T  interrogativo  neutro  ken 
(V,  AGIt.  XII  425;  e  ken  \tog*  aj?  che  hai?]  senipre  vivo  a  Mesocco). 
II  quäle  benemerito  studioso  ci  da  poi  una  giunta  piü  grossa  della 
derrata,  col  ripubblicare  in  assai  piü  sicura  lezione  qualcuno  de'  testi 
bergamaschi  gia  editi  dal  Rosa.  Di  qua  dall'  Adda  ci  riconducono  due 
lavori  dello  scrivente,  uno  riguardante  i  testi  lodigiani  pubblicati  dal- 
TAgnelli*^)  e  r  altro  che  consiste  nella  pubblicazione  e  breve  illustrazione 
dello  Statuto  d'  una  confratemita  comasca").  In  una  noticina  del  com- 
menio  si  tocca  della  declinazione,  secondo  il  genere,  dei  nunieri  cai'dinali. 
Orbene,  gioverä  ricordare,  per  quello  che  puö  valere,  che  quatre  parte 
si  legge  nel  poema  di  Uggeri  il  Danese  (MAST.  S.  II,  vol.  L,  pag.  215)^^), 
Della  regione  emiliana  avremmo  un  antichissimo  documento  in  una 
ballata  politica  pubblicata  da  E.  Rivalta**),  se  Teditore  avesse  ragione 
di  riteverla  niantovana.  La  quäle  ipotesi  non  risulta  confermata  dal- 
Tesame  della  lingua,  che  offre  si  pochi  elenienti  specifici,  da  appena  poter 
esser  detta  alto-italiana.  t^  una  lingua  poetica  di  scuola,  che,  con  ben 
poche  mutazioni,  potrebbe  anche  dirsi  toscana.  E  forse  l'alta  Italia 
v'  entra  realmente  per  nulla.  Un  corredo  di  nozze  bolognese,  d'  eta  tarda, 
e  stato  pubblicato,  colle  opportune  illustrazioni  lessicali,  da  Albano  Sor- 
BELLi**),  e  alla  stessa  citta  ci  riporta  una  canzone  pubblicata  da  Leone 
DoREZ**),  ma  che  in  realta  offre  ben  pochi  eleinenti  dialettali.  Sta  a 
cavaliere  tra  i  dialetti  einiliani  e  quelli  della  Idguria  la  parlata  di 
Bobbio.  Alla  storia  di  cssa  ha  arrecato  un  molto  prezioso  contributo 
C.  CiPOLLA*'),  colla  pubblicazione  di  pochi  e  brevi  niodelli  epistolari 
sorti  sicuramente  cola.  Genovese  e  piacentino  insienie  vi  puö  essere 
il  dittongo  delF  e  {vedeyre  1  deveyre  4,  cfr.  podd  sappjei  nella  parlata 
odierna,  pmeyve,  oggi  -eva)y  ma  vi  son  genovesi  il  -l-  in  r  {ayniguerere  1 ; 
cfr.  modern,  stombraa  stimolare  Pap.),  e  il  j  secondario  in  g  {mara- 
vegio  1,  vogiando  4,  megio  4,  figioJo  3,  4).  Cfr.  inoltre  monto  molto  1, 
sovre  Bopra  4.  Curiosa  la  forma  havodo  avuto  1  (ma  recevudo  4), 
in  quanto  s' accompagni  ad  altre  forme  participiali  nelle  quali  s'ha  vo 
al  posto  di  vü  (v.  AGIt.  XIV  220).  Notevole  il  trovar  qui  la  base 
onde  viene  caresifa,  e  cio^  caresto  {cm^esto  de  messt  in  corrispondenza 
al  paucissime  nunciorum  del  niodello  latino:  'mancanza  di  m-').  La 
forma    corrotta    in   cui  i  testi    ci  si    presentano   fa  pensare  a  una  copia. 

»— — 

20)  Per  ]a  storia  di  una  lauda,  Id  GSLIt.XLIV351  sgg.  (v.p.368,  e  pp. 
3738gg.).  21)GSLIt.XLIV420sgg.  22)  Gli  Statuti  volgari  della  confrater- 
nitadei  dißciplinati  di  S.  Marta  di  Daro,  in  BSSIt.  XXVI  81  sgg.  23)  Ri- 
cordo  qui  una  pubblicazioDe,  la  cui  menzioDe  ho  omcssa  nell'  ultima  rasHegna ; 
fe  quella  di  Giov.  Seregni,  Del  luogo  di  Arosio  c  de'  suoi  statuti  nei 
sec.  XII— XIII,  in  MSIt.  s.  III,  t.  VII.  In  una  dotta  prefazione,  Taut,  da 
ragione  di  molte  voci  volgari  degli  Statuti  latini  da  lui  editi,  voci  che  poi  son 
insieme  raggruppate  in  un  indicc  finale.  24)  Una  ballata  politica  del  sec. 
XIII.  Bologna,  Zanichelli,  1904.  Pp.  43.  25)  II  corredo  di  una  sposa 
bolognese  del  sec.  XVI.  Bologna,  Zamarani  e  Albertazzi,  1904.  26)  La 
canzone  delle  virtü  e  delle  scienze  di  Bartoloraeo  di  Bartoli  da 
Bologna.  Teste  inedito  del  sec.  XIV.  Bergamo.  Ist.  it.  d' Arti  grafiche,  1904. 
Pp.  152,      27)  Brcvi   aneddoti    in    volgare   bobbiese   del  cadere  del 


I  140  Dialetti  moderni  dcirAlta  Italia.    1904. 

Non  sempre  il  testo  latino  ajuta  alla  intelligenza  del  volgare,  anche  perchfe 
la  corrispondenza  tra  latino  e  volgare  non  ^  sempre  letterale,  ma  di  spesso 
soltanto  ideale,  hnge^  1,  lingue,  sara  un  errore  per  Unge  (cfr.  il  piem. 
lenga);  che,  1  1.  2,  ö  da  leggersi  de  {eciam  de);  da  locha  a  locha, 
1  1.  6 — 7,  riproduce  il  lat.  oreteniis,  il  /-  sara  quindi  da  emendare  in 
b-;  a  reereuay  1  1.  9,  corrisponde  scribas,  e  s' aspetterebbe  quindi  un 
rescriva.  Di  carattere  storico-letterario  ^  il  buon  libro  che  Franc.  Lüigi 
M ANNUCCi  *®)  ha  consacrata  all'  anonimo  rimatore  genovese;  ma  che  qualche 
vantaggio  ne  possa  indirettamente  venire  anche  all'  indagine  linguistica  fe 
cosa  evidente.  Intanto,  ringraziam  1'  autore  de'  due  bei  facsimili  ch'  egli 
ci  regala  corrispondenti  al  principio  delle  due  parti  pubblicate  1*  una  dal 
Lagomaggiore,  T  altra  dal  Parodi.  —  Per  il  Piemonte  non  saprei 
ricordare  altro  che  la  edizione  degli  statuti  biellesi  procurata,  non  senza 
qualche  errore  di  lettura,  da  Pietro  Sella*').  II  glossario,  che  vedra 
piü  tardi  la  luce  mostrerä  quanto  della  pubblicazione  s'avvantaggi  la 
lessicografia  piemontese^®).  —  Per  la  Sardegna  rimando  senz' altro 
alla  rassegna  del  Guarnerio  in  questo  stesso  volume. 

PS.  Di  seconda  mano  apprendo  che  le  note  del  Luchaire,  di  cui 
alla  nota  4,  rigiiardano  aniscondere  (cfr.  fiiscnSy  nascosto,  de  ni-  e  de 
fiescondön,  anche  in  varieta  lombarde;  deve  rimpiattarvisi  un  ^-escondere 
*exc-  per  a^c-  =  absc-),  agiumai^  eiptä  -adini,  viagio^  palaxo,  Inoltre 
pubblica  il  L.,  traendoli  dagli  archivi  di  Siena,  tre  piccoli  documenti 
inediti  senesi  degli  anni  1369,  1371,   1372. 

Milano,  15  gennajo  1906.  Carlo  Salvioni. 

Dialetti  moderni  dell'Alta  Italia.   1904.   Lavori  d'indole 

generale.  Un  notevole  contributo  ricevono  gli  studi  onomasiologici  dalla 
monografia  di  Cl.  Merlo^)  sui  nomi  delle  stagione  e  dei  mesi.  I  dia- 
letti italiani  vi  hanno  la  parte  del  leone;  e  la  materia  vi  h  trattata  con 
sicuro  giudizio  critico,  con  metodo  rigoroso,  con  amplissima  informazione, 
attinta  non  solo  ai  fonti  scritti  ma  anche  agli  orali.  I  molti  problemi 
che  s'  impongono  all'  Aut.  nell'  esame  delle  denominazioni  romanze  delle 
stagioni  e  de'  mesi,  nonchö  de'  loro  traslati  e  derivati,  son  sempre  coraggio- 
samente  affrontati,  e  se  anche  non  sempre  risolti,  pur  sempre  lumeggiati 
e  trattati  in  modo  che  la  risoluzione  se  ne  renda  meno  ardua.  Ben  poco 
avrei  io  da  aggiungere  per  ciö  che  riguarda  l'Alta  Italia.  Noto  che  a 
Leggia  di  Val  Mesolcina  tutti  i  nomi  delle  stagioni  sono  feminili,  anche 
inv^ni  e  autnn.  II  che  si  spiega  in  parte  dell'  influenza  delF  ambige- 
nare  ^estate',  e  anche  da  ciö  che  V  autün  veniva   sentito   come  la  utün 

sec.  XIV,  in  AAST.  XXXIX.  28)  L'anonimo  genovese  e  la  sua 
raccolta  di  rime  (sec.  XIII— XIV).  Genova,  a  cura  del  Municipio,  1904. 
Pp.  VII— 272.  29)  Statuta  Comunis  Bugelle  et  Documenta  Adiecta. 
Vol.  I.  Statuta.  Vol.  II.  Documenta  adiecta.  Biella,  G.  Tcsta,  1904.  30)  Im- 
ix)rtante  per  il  lessico  medievale  del  Piemonte  ^  anche  un  lavoro  di  AI.  Lattes, 
che  sgraziatamcntc  noo  h  stato  ricordato  nclla  precedente  rassegna,  e  riguarda 
Alcuni  capitoli  inediti  decli  statuti  di  Alcssandria,  in  MSIt.  b.  III, 
t.  VII.  *= 

1)  I  nomi  romanzi  delle  stagioni  e  dei  mesi  studiati  parti- 
colarmente  nci  dialetti  ladini,  italiani,  franco-provenzali  e  pro- 
vcnzali.    Öaggio  di  onomasiologia.    Toriuo,  Loescher,  1904.    Pp.  284. 


C.  Salvioni.  I  141 

(v.  SFR.  VII  2 1 7,  dove  aon  da  aggiungere  il  romagn.  aseda.  aceto,  mil. 
la  strolabbia  astrolabio,  cfr.  Bale.strieri,  Gerus.  Lib.  XVI  I,  la  altare 
in  qualche  tcsto  antico  dell'Italia  centrale,  che  ora  non  so  ricordaroi  e 
feminili  son  pure  ajüt,  nello  stesso  comune  di  Leggia,  e  avis,  avviso, 
a  Campodolcino  di  Chiavenna).  Che  poi  inr^m  aeguisse  gli  altri  suoi 
compagui,  e  cosa  ben  naturale.  Nel  dialetto  8emi-provenzale  di  Koaschia 
in  val  di  Gesso  (Piemonte)  c'ö  Sanf  Ana  per  *luglio'.  Circa  al  hresc. 
stricds  (p.  81)  h  da  vedere  V  emil.  strikar  (Ascoli  AGIt.  XIV  338) ;  forme 
come  il  veneto  febriiar  (p.  246)  rappresentan  la  dissimilazione  sillabica 
di  un  "'^febrarüar;  ecc.  Un  tema  assai  imbrogliato  della  fonetica  neo- 
latina,  quello  de'  riflessi  di  ti  e  ki  nel  rumeno,  neir  italiano  e  nel  sardo, 
k  trattato  da  Sextil  Pusoariu*),  in  un  lavoro  acuto,  ma  nel  quäle 
troppo  si  abusa  di  ipotesi  ardite,  come  quella  di  -aceio  ecc.  da  ^-ak'k'u 
*'ak'klu.  Per  la  parte  alto-italiana,  che  qui  c' intere6.sa,  un  problema 
che  TAut  avrebbe  dovuto  afFrontare  ed  ö  invece  appena  sfiorato  (v. 
pp.  119 — 120)  k  quello  del  doppio  riflesso  attuale:  sex  (onde  s).  E  assai 
probabile  che  8  (che  h  x>  nelle  antiche  scritture,  e  nelle  forme  dotte  de* 
nomi  locali:  Carla^-Carlaxxo,  LeiUa-Lexxa,  Ld^eU'Ldxxeno,  Rei^önik 
RexxonicOy  ecc.)  dipcnda,  qui  e  ne'  riflessi  di  ce  tri  iniziali  e  posconsonantici, 
da  anterine  l^y  che  non  sarebbe  certo  il  ^  letterario  ma  si  sarebbe  conser- 
vato,  per  ragioni  a  noi  ancora  ignota,  allato  a  x.  Infatti  la  Valsesia  ri- 
sponde  all'  ingrosso  al  .<?  lombardo  con  d.  (hrar  =  bras,  lad  =  com.  toi 
laccio  mil.  lax,  öa  =  sa  ecce-hac,  hevacä  =  bevasä  sbevazzare;  cfr. 
ancora  dampa  =z  sampa  zampa,  Sauce  =  a.  mil.  sa7isä  cianciare,  (riar- 
latan  =  mil.  sarlatä,  ciattru  =  mt  rospo,  ^-ük  =  tic.  iük  mil. 
spk  ciocco,  ccppo;  e  sempre  c  quando  si  tratti  di  ce  ci:  dod^  dolce,  iorci 
torcere,  cenk  mil.  send  cenare,  ces  lomb.  sesa  siepe  caesa,  ecc),  e  al 
X  con  s  {ptis  =  lomb.  pux  pozzo,  per  cui  in  Lombardia  non  ho  mai 
sentito  pu8,  qiuissi  =  lomb.  quax  treccie  'codaccie',  süka  =  xüka  zucca 
ecc.).  II  libro  abbonda  di  proposte  etimologiche  audaci  e  in  parte  gia 
caduche  per  ciö  che  s'appoggino  su  nozione  inesatte.  Cosl  Bilitium 
(pag.  96)  non  esiste;  il  nl.  h  documentato  per  la  prima  volta  in  Greg, 
da  Tours  nella  forma  accusativa  di  Bilitionem'^  -sanxibio  (1.  -sa7is-] 
pag.  100)  ha  il  .s  di  Eusebio  (sau-  s-y,  —  colxa  (p.  103)  e  dal  franc. 
colxa,  che  nulla  ha  da  vedere  col  latino;  —  il  lomb.  narir  (p.  108) 
non  puö  essere  *narlcem,  ma  ö  un  diminutivo  *narlclu;  di  lo7ubris 
(p.  117),  V.  Ro.  XXIX  551  —  552  [e  che  sara  il  parm.  hrnbn'x  che, 
a  giudicare  dalle  grafie,  parrebbe  essere  lombrtz  (-/rf.v)  cfr.  da  una  parte 
tacadfxx,  attaccaticcio,  da  una  parte,  e  max,  maggio,  contrapposto  a 
maxx  mazzo,  dalFaltra];  e  circa  a  Umbresinat  esso  si  legge  lembres-, 
e  sarebbe  in  ogni  modo  *lumbricfna;  —  lusarol  {p,  118)  si  legge  his- 
e  si  connette  direttamente  a  luse  luce;  —  saresd  le-  (pag.  118)  e  *.s'a- 
licea  salice;  —  Spinats  (lomb.  -mix),  p.  118,  ö  forse  Ta.  franc.  a^in- 
nache  che  dipende  alla  sua  volta  dallo  sp.  espinaca  e  questo  dair  ar. 
aspanäkh;  —  xaina  (p.  118)  va  coli' it  xann  ed  e  voce  germanica 
(v.  Brückner,   Die  german.  Elem.,  pag.  18);  —  dal   doppione   lombardo 

2)  Lateinisches  ti  und  ki  im  Rumänischen,  Italienischen  und 
Bardischen.    Leipzig,  J?  A.  Barth,  1004.    Pp.  187. 


I  142  Dialetti  moderni  delPAlta  Italia.    1904. 

faxa  e  faia  (p.  121)  non  ö  da  cavare  nessuna  illazione  finchfe  non  siasi 
trovata  una  ragione  del  doppio  esito  x  q  s  anche  in  esempi  come  hrax 
allato  a  hras,  ecc.  Ricordo  poi  che  facie  si  continua  normalmente  anche 
nell'  ast.  facx  (Alione) ;  —  circa  a  nomi  in  -axxo  del  tipo  di  nevaxxo 
(p.  124),  stimerei  che  si  possa  credere  a  nominativi  dotti,  dopo  quanto  h 
detto  in  AGIt.  XVI  332,  472—473,  657.  Non  panni  cioe  che  il  mm. 
tremuriciüy  che  avra  per  avventura  ragioni  proprie,  sia  da  tanto  da  in- 
firmare  gli  altri  esempi.  Quanto  a  popolaceio  o  sara  un  diretto  derivato 
da  popoloy  o  meglio  -accio  vi  avra  sostituito  -axxo;  —  mil.  piä<C*pi- 
care  (p.  131)  sarebbe  intieramente  anormale;  —  il  trev.  bisorholo 
(p.  133)  h  un  diminutivo  di  bisorba  *biscia  orba';  —  al  mgl.  streVutsä 
(p.  146)  non  corrispondera  il  lomb.  straliLsd  lampeggiare  s/ra/i^^lampo? 
E  poichö  siamo  a  un  ragguaglio  rumeno-italiano,  ricordo  che  lo  Strekelj, 
Zur  slav.  Lehnwörterkunde  50,  s'accorda  meco  nel  ritener  veneto  lo 
slavo  raca  (Pu^ariu  pag.  47);  e  che  forsc  non  sarebbe  stato  superfluo 
il  ricordare,  a  proposito  di  ///r/ar  (p.  52)  Talto-it.  pei'o  zampetto  di 
pörco,  e  analoghe  voci  (SFR.  VII  216n);  —  il  mil.  ha  hntiga  e  büsfka 
(p.  156),  non  lentedm  e  buxzekka]  —  gen.  gandügga  (pag.  157)  = 
gajidulia  (v.  AGIt.  XII  405):  il  trent.  faca  (p.  159),  come  anche  il. 
lomb.  e  piem.  faiia,  non  h  che  la  voce  italiana  importata.  —  Attraverso 
tutti  i  dialetti  italiani  ci  conduce  pure  il  lavoro  del  Nigra  ^)  sulla  meta- 
tesi.  In  esso  si  cerca  di  distribuire  le  specie  di  metatesi  in  varie  categorie 
secondo  la  loro  rispettiva  struttura.  Molto  vi  s'  apprende  di  nuovo, 
molto  vi  si  rivede  di  ciö  che  il  N.  giä  ci  aveva  ammannito.  Ma 
crederei  che  dair  insieme  degli  etimi  remoti  la  cui  chiave  il  N.  trova 
nella  metatesi,  la  diffidenza  verso  questa  debba  andarne  piuttosto  accre- 
sciuta  che  scemata.  Tra  i  motivi  del  fenomeno,  pare  che  il  N.  trascuri 
quello  per  cui,  trasponendo,  si  ottenga  di  accostare  una  voce  a  un'  altra, 
cosi  nel  chiav.  rem4^'  *meriggio'  (riposo  meridiano  delle  vacche),  con  cui 
ci  si  veniva  accostando  a  ^remi-  remugare  ruminare.  I B.  Circa  a  ma- 
garäss  b  da  notare  che  il  bolognese  non  ha  r  da  dr  (v.  invece  AGIt. 
XVI  310).  II  B.  Del  piem.  dilCj  occorrerebbe  sapere  onde  il  Nigra 
r  abbia,  poiche,  p.  es.,  in  qualche  parte  potrebb*  essere  il  normal  riflesso 
della  voce  latina,  cosi  nella  Valsesia,  altrove,  tra  le  popolazioni  proven- 
zali  0  franco  provenzali,  il  normal  riflesso  di  *dulcu.  D' altra  parte 
occorrerebbe  sapere  perche  si  debba  dubitare  del  düd  del  Biondelli 
(v.  Nigra  AGIt.  XIV  364).  Comunque  sia  non  mi  par  attendibile  il 
*duclo  del  Nigra.  V  B.  rebu^Ulo  parmi  stia  meglio  nella  cat.  V. 
VIII  2.  II  bellun.  inarela  lo  crederei  piuttosto  da  niare  madre.  VIII  10. 
Le  voci  qui  accolte  vanno  con  *bara*.  VIII  20.  II  mantov.  dlech  parmi 
un  deverbale  da  un  *dlegar  o  *dleguar  dileguare.  Lo  stesso  Nigra 
tratta  altrove*)  del  ven.  baüta  (cfr.  il  piem.  bavera):  da  quello  stesso 
bav-  onde  bar-aglio  ecc;  del  valdost  mekcen  servidore,  da  'meschino'; 
del  brosco  di  Bonvesin,  che  si  traduce  per  *rospo';  nella  quäle  opinione, 
che  anche  a  me  par  giusta,  il  N.  era  stato  preceduto  dal  Biadene  (II 
libro  delle  Tre  Scritture  di  Bonv.,  ecc,  pag.  112).     E  un'  altra  serie  di 

3)  Metatesi,   in   ZRPh.   XXVIII   1  egg.      4)  Note   etimologiche  e 
lessicali,  in  SRSFR.,  fasc.  3«,  pp.  97  sgg. 


C.  Salvioni.  I  143 

note  etimologiche  ha  stampate  il  N.  nella  ZRPh.°),  trattando  dei  riflessi 
roraanzi  dl  abellana  -ina  -ania  (circa  a  a^car  *ausicare,  non  avremo 
giä  au-  in  o-,  nia  eara  da  giudicare  come  V  aait.  ascurir,  oscurare  AGIt. 
XII  389;  a-  e  il  prefisso  ad-);  del  canav.  ba^a  amb-,  ecc.,  =  *badac4-; 
del  lucch.  caciöttoro  con  cui  ragguaglia  il  canav.  kai^öla  supponendo, 
cosa  assai  inverosimile!,  che  questa  voce  sia  stata  tolta  di  peso  dal  to- 
scano;  del  piem.  desbU  =  *di8-bellare';  del  ven.  fönteqo  =  fonda^o, 
con  metatesi  di  grado;  di  frasca  =  *graspa,  attroverso  *brasm,  come 
in  altri  assai  dubbiosi  es.  che  il  N.  allega  di  br-  in  fr;  deir  afr.  fronchier 
e  dell' altoit.  broncä  ecc.,  da  ßgöyxog-^  del  ven.  ghebo  da  *caveu  (nel 
Boerio  c'fe  pure  gebo,  forse  secondario  da  *gjebo  e  quosto  da  *gejbo 
o  *gebjö);  di  lomb.  incallä-s,  ecc,  da  callis  anzi  che  da  callum;  del 
bol.  e  ferr.  magarass  (v.  qui  indietro);  del  canav.  misdota  bambola,  da 
*7nistyd  =  inaystd  =  maiestate;  del  valscvs.  niiyda  ecc.  ==  *metale; 
di  ovatta  ecc.  (canav.  wata  specie  di  corpetto),  da  ovu,  perche  colla 
chiara  d'uovo  si  spalma  la  falda  di  cotone  per  poter  diventare  ovatta'^ 
di  lucch.  pdcito  piem.  pdsi  ecc.  (v.  anche  AGIt  XVI  459,  e  cfr.  Ta. 
lomb.  piaxere  essere  in  pace,  aver  pace,  BSSIt.  XXVI  91)  da  *pacidu; 
di  pisciare  ecc.,  riprendendosi  Tetimo  dell' Ulrich  da  *pl8tiare,  dove 
devo  notare  che  in  favore  della  origine  onomatopeica  della  voce  si  puö 
allegare  V  arbed.  pisa,  che  dovrebbe  altrimenti  suonare  pis-]  del  sie.  sbar- 
ruari  piem.  sbaru4  =  'spaurare'  (molto  inverosimile  per  il  -rr-  sie.  e  per 
altre  ragioni;  una  analoga  voce  deve  possedere  Ta.  franc);  del  valbross. 
sgerpar  fendere  ecc,  dalla  rad.  skarp  (ma  se  coli' invocazione  del  lat. 
ex-  e  dis-cerpere,  s'intende  di  connettere  con  essi  la  voce  sgerpar, 
credo  si  vada  male,  poich^  il  risultato  ne  sarebbe  stato  serj^far)  deserp(ar) ; 
sgerpar  sara  in  realta  scatpar  colla  riduzione  franco-provenzale  di  ca  a 
ca,  quindi  pa-,  e  coli'  e  sorto  nelle  arizotoniche,  oppure  per  la  riduzione 
piemontese  di  dr -{- cons.  a  er)\  del  piem.  skableta  da  scabellu;  del 
canav.  svulip  =  sviltippo'^  del  piem.  tarana  ecc.  =  terranea;  del 
piem.  tramd  *oltremare';  del  valses.  trosk  ecc,  dal  germ.  trask  tresk 
(v.  Körting  9524;  ma  il  canav.  taskün  trae  la  sua  special  ragione  da 
nrskun  *trska,  v.  AGIt.  XVI  536,  RIL.  s.  II  vol.  XXXVII  1054n); 
del  ven.  san  Trovaso  =  s.  Protaso,  per  metatesi  reciproca  (v.  anche 
ZRPh.  XXni  528).  Toccano  di  piü  voci  deir  alta  Italia  le  buone  note 
di  Gl.  Merlo®)  su  molUea  e  portulaca  pordllaca]  e  c*ö  da  raccogliere 
per  noi  anche  nell'  articoio  che  il  D'  OviDio  ha  scritto  su  *impennarsi'  '^), 
e  in  quello  che  V  Horning  ^)  ha  consacrato  a  fraise  e  framboise.  Circa 
all'  'öm  di  amjJom,  non  puö  valere  per  -rn  la  invocazione  del  feno- 
meno  valmaggino  per  cui  -an  da  'ö?n,  e  ciö  perchö  la  foi-ma  ampöm 
va  ben  oltre  i  limiti  della  Valmaggia  per  dialetti  che  punto  non  direbbero 
bot&m  bottone.  Onde  h  da  vcdere  la  spiegazione  ch'  io  ne  ho  tentata 
in  BSSIt.  XXIV  65—66.  II  valtell.  ancd  h  certamente  un  plur.  di 
anda  (cfr.  amcia  =  arnpcia,  nausea,  a  Berbenno  nella  stessa  Valtellina. 
Monti)  e  questo,  con  dynpia,  rispecchia  *ampa  ampliato  mediante  y, 
Noto  ancora  il  metaplastico  ampoma  a  Brescia  e  Bergamo  (onde  proviene 

5)  XXVIII  641  sgg.  6)  Etimologie,  in  TATM.  33  sgg.  7)  Impen- 
narsi  ed  altre  voci  affini,  in  ZRPh.  XXVIII  535  sgg.  8)  ZRPh.  XXVIII 
513  sgg. 


I  144  Dialetti  moderni  dell'  Alta  Italia.    1904. 

Vampome,  plur.,  del  Boerio),  e  risalira  a  questo,  o  meglio  al  suo  dimi- 
nutivo,  r  ampomelle  che  ü  Voc.  annota  con  un  solo  esempio  del  Soderini, 
e  che,  ridotto  dal  Boerio  ad  arnpömele,  ricompare  come  ampcyfnele  nel- 
Tarticolo  dell'  Horning.  II  Monti  ha  ancora  un  verzasch.  ampöl  cW  h 
forse  uu  errore  per  ampoi  (e  sarebbe  colä  il  normal  plurale  di  sing. 
ampöii),  ma  potrebbe  anch*  essere  ma  forma  singol.  di  cui  avremno  il 
plur.  nell'  a7n]}di  che  lo  stesso  Monti  attribuisce  alle  Tre  Pievi.  Avremmo 
allora  un  ampöl  ottenuto  da  un  masc.  dmpoL  Circa  a  ampün  mi  per- 
metto  di  persistere  nella  mia  opinionc  (ZRPh.  XXIII  515—516),  per 
quanto  V  H.  non  la  stimi  nemmen  degna  d'  essere  ricordata.  Delle  eti- 
molofi^e  friulane  dello  scrivente®),  parecchie  interessano  i  dialetti  alto- 
italiani:  s.  ^ghdxxis'  (cfr.  ancora  il  parm.  sehcxxi  trampoli,  il  valses. 
scheda  gamba  degli  zoppi,  notevoli  per  il  loro  4)  son  citati  esempi  della 
sparizione  di  s  impuro  iniziale;  s.  '^h^cul\  formazioni  reduplicative  per 
verbi  indicanti  *balbettare'  ecc,  v.  ancora  il  Monti,  Voc.  com.  s.  *coccona'; 
s.  ^chialarV  si  tocca  in  nota  del  ven.  calumar  e  si  allegano  esempi 
alto-italiani,  per  derivati  in  -äda  da  verbi  che  non  sieno  della  1*;  s.  W- 
vidin\  si  citano  esempi  in  cui  Taggetivo  di  patria  non  dipende  daUa 
forma  attuale  del  nome  locale;  s.  ^ddrie\  si  tocca  del  piem.  dijjra  e  di 
voci  nelle  quali  h  scomparsa  la  sillaba  iniziale;  s.  'lutä'  h  allegato  il 
bonn.  slöjtär;  s.  'nauUnimentri'  si  ricordano  avverbi  risalenti  a  *non 
volendo';  s.  'pärie\  si  tocca  del  trev.  pera  ecc.  (circa  al  lad.  sper,  noto 
ch'era  gia  suUa  buona  via  il  Gärtner,  GG.,  1*  ed.,  467);  s.  ^picül\ 
delle  corrispondenti  voci  venete;  s.  ^rauexz\  del  lomb.  rgs  del  ven. 
rocio  recio  ricondotti  a  *röteu  rötulu;  s.  ^refe\  del  feltr.  r(fa\  s. 
^salugee*  si  ricordano  es.  veneti  di  r  in  /;  s.  ^sfisä\  h  ragionato  del  päd. 
bosclo,  del  cremon.  botiseer'^  s.  'sium'  sono  esempi  della  metatesi  di  j; 
s.  'tdnidn',  in  nota,  si  tocca  del  bellun.  varh;  —  s.  *Nomi  locali  in 
-05*,  sono  considerati  nelle  note  parrecchi  nomi  locali  lombardi  uscenti 
per  -d  -dgo  -die.  In  un  articolino  aggiunto  sul  franc.  flageolet^^)  si 
viene  a  parlare  del  bol.  ficßba,  del  ven  fiabuolOy  ecc;  e  in  un  altro^^)  sul 
friul.  l)öse  derivato  da  bcijbau,  si  riconducono  alla  stessa  base  il  trent. 
xborOf  il  piem.  böja,  il  berg.  bona,  si  tocca  del  ven.  boseh,  e  s'  alle- 
gano esempi  di  j  che  toglie  Tiato  pur  tra  consonanti  di  cui  nessuna  sia 
palatina.  —  Bibliograficamente  puö  essere  utile  il  capitolo  sulle  versioni 
dialettali  della  Secchia  Rapita  che  si  legge  in  un  libro  di  G.  Rossi^*). 
Singoli  dialetti.  üegiane  veneta.  Di  ^grande  importanza 
per  il  lessico  delF  intiera  regione  sono  le  indagini  dello  Strekelj  ^*)  sugli 
clementi  slavi  nelF  italiano,  e  sugli  elementi  stranieri  nello  slavo  ^*),  inda- 
gini che  si  completano  a  vicenda.  Le  prime  riguardano  particolarmente 
voci  venete,  istriane  e  friulane  (per  T  italiano  in  genere  sono  degne 
d'esame  le  note  su  pistola  e  indaryio),  e  anche  su  chi  non  s'  intcndc 
di  lingue  slave  producon  1'  impressione  di  colpir  sempre  nel  segno.  lo 
vorrei   perö    fare  qualche   riserva    almeno   per  rreola   che  si  puö  ritener 

9)  Spigolature  friulane,  in  AGIt.  XVI  219  sgg.,  894,  656.  10)  Ib. 
pp.  243—244.  11)  Ib.  p.  366.  12)  Studie  ricerche  tassoniane.  Bologna, 
Zanichelii,  1904.  Pp.  406.  13)  Zur  Kenntnis  der  slavi  sehen  Elemente 
im  italienischen  Wortschätze,  in  ASPh.  XXV.  14)  Zur  slavischen 
Lehnwörterkunde,  in  DAkWien.  L. 


C.  Salvioni.  I  145 

connesso  a  un  *crei?ar  crepare,  per  ro^e  roxi  che  si  radducono  a  *röteu, 
inentre  dal  ven.  ro^o  roxxo  dipenderanno  le  voci  slave  (v.  AGIt.  XVI 
234);  per  igurbd^e,  che  e  certo  da  cürvare  (cfr.  il  com.  corbä  curvare). 
Nella  seconda  monografia  e  da  rilevare  che  lo  Strekelj,  s.  'modras',  non 
crede  che  questa  voce  sia  la  fönte  del  ven.  yyiadrdso  ecc.,  ma  vice  versa; 
e  cosi  ritien  egli  che  lo  slavo  raea^  anitra  dipenda  dal  ven.  raxa.  Lo 
scrivente^*)  ha  ammannito  le  illustrazioni  alFEgloga  e  agli  altri  testi 
pubblicati  in  AGIt.  XVI  71  sgg.  Essi  non  sono  bellunesi  ma  trivigiani, 
come  lo  prova,  tra  altro,  la  risuluzione  di  -öni  per  -ö.  Quanto  a  sartar, 
esso  ö  anche  bellunese  e  perö  nuUa  dice  di  speciale  in  favor  di  Treviso. 
Sui  singoli  paragrafi  della  lUustraz.  ho  da  notare:  §  5**.  biesta  potrebbe 
essere  da  bestja  per  attrazionc;  ma  che  anche  besta  potesse  dare  biesta, 
ce  lo  dicono  honiesta  temjnesta  che  trovo  in  qualche  teste  pavano  e 
confortano  il  bellun.  riesii  (v.  Cavass.  §  6).  §  67.  E  nominativo 
dotto  anche  stremisi  di  cui  nel  Glos».  Nel  Glossario:  s.  *bus',  h  note- 
vole  assai  un  buosa,  buca,  dato  dal  Boerio  come  antiquato;  s.  *fil^', 
aggiungi  ven.  petö  spilorceria;  s.  *garner  (nota):  di  -atello,  v.  Meyer- 
Lübke  It  gramm.  pag.  300;  s.  *maras',  v.  qui  indietro:  s.  *mariga':  vado 
sempre  piü  convinceridomi,  e  la  forma  in  -a  mi  vi  rafforza,  che  marigo 
-a  altro  non  sia  che  un  primitive  estratto  da  marigola  (mariegola)  *ma- 
tricola':  il  mariga  sarebbe  *quel  dela  marigoW  colui  che  tiene  e  dirige 
la  marigola,  e  anche  si  pensa  a  marigola  venuto  a  dire  'comunita',  poi 
*chi  rappresenta  la  comunita'  (cfr.  il  due  valori  del  lat.  tnagiMratus 
e  di  podestä)'^  s.  *scatturar*,  se  v*entra  'cattura'  ö  da  confrontarsi  il 
significato  ch'  h  in  apprehensio.  Preziosi  materiali  di  lessicografia  soprattutto 
botanica  comunica  Ett.  de  Toni^®),  che  li  ha  desunti  dalla  viva  bocca 
del  popolo  e  da  vecchi  manoscritti  e  stampe.  Completano  utilmente  i 
lessici  veneti.  II  Vidossich  ^'^)  s'fe  occupato  della  etimologia  di  skdjo 
ricondotto  al  gr.  fiaoxdXriy  e  di  quella  di  xolo  dipendente  da  laqueolu. 
Lo  ScHUCHARDT^^),  polemizzando  ad  armi  cortesi  col  Nigra,  di  fende 
bove  come  base  del  ven.  bövoh,  impugna  la  connessione  di  boro  e 
baretola  con  *orbo',  e  propone  una  divers^  interpretazione  della  metatesi 
nel  ven.  btisterSlo  [e  nel  piac.  taxnar],  Altrove^^)  tocca  del  triest. 
faloto,  che  deriverebbe  daH'ar.  fal/iti,  e,  per  incidenza,  del  ven.  farato 
-xxOf  dove  s' anniderebbe  il  ted.  Verrat.  Troppo  onore;  e  mi  par  proprio 
non  ci  fosse  bisogno  di  staccare  la  voce  da  fare  sostantivato  (u7i  brät 
fä  *un  brutto  fare',  lo  si  dice  anche  a  Milano).  Non  entrerebbe  in  questa 
rassegna  ma  pur  sia  ricordato  uno  studio  estetico-stilistico  di  Giac.  To- 
BELLi^®).  Ce8.  Musatti,  tanto  benemerito  della  dialettologia  veneziana, 
ha  raccolti  e  illustrati  con  ispirito  una  sessantina  di  motti  popolari 
veneziani ^^),  e  pubblicati  altri  proverbi  veneti**),   e  altre  curiosita  folklo- 


15)  IllustrazioDi  eistematiche  alP^'Egloga  pastorale  c  So- 
netti,  ecc",  in  AGIt.  XVI  245  sgg.,  394,  65Ü-657.  16)  Appuntl  dia- 
lettali,inAtVen.,ann.XXVII.  17) AGIt.  XVI  368-369.  18)  ZurMethodik 
der  Wortgeechichte,  in  ZRPh.  XXVIII  316  sgg.  19)  Etymologisches, 
ib.  ib.  129  sgg.  20)  Saggio  d*uno  studio  estetico  e  stilistico  delle 
commedie  goldoniane  dialettali.  Venezia,  Tip.  Ferrari,  1904.  21)  Motti 
opolari  veneziani,  in  AtVen.  XXVII.  22)  Alcuni  proverbi  veneti 
i  maldicenza  intercomunale,  in  ASTP.  XXII  255—256. 
VollmSller,  Born.  Jaliresberioht  VIII.  IQ 


§ 


I  146  Dialetti  moderni  dell'  Alta  Italia.   1904. 

riebe  veiieziaBe*^).  Ant.  Pilot  ^*)  continua  a  comunicare  delle  poesie 
veneziane  dialettali  in  cui  sotto  la  Serenissima  si  commentavano  gli  avveni- 
menti  della  giornata.  LMndefesso  A.  Balladoro^^)  continua  nella 
pubblicazione  di  interessanti  testi  folk-lorici  veronesi.  C.  Battisti*')  ha 
raccolti  nel  Trentino  de'  termini  geogi*afici  dialettali,  e  sul  comune  di 
Lavarone,  neUo  stesso  teiritorio,  ha  fatto  degli  studi  toponomastici  G.  Pe- 
DROTTi^'j.  Delle  poesie  vernacole  trentine  sono  State  poi  pubblicate  da 
L.  Oberziner*^).  Per  pubblicazione  relative  a  Trieste,  all*  Istria,  alla 
Dalmazia  el  al  dialetto  tergestino,  v.  intanto  la  rassegna  di  G.  Vidossich 
in  ATr.  XXX  152  sgg.,  dove  si  vedrä  ricordata  qualche  pubblicazione 
da  nie  non  avvertita  nella  precedente  ras.«egna.  lo  qui  solo  ricordo  un 
lavoro  di  Giannandrea  Gravisi  ^®)  d*  indole  lessicale,  relative  all'  Istria,  e 
uno  di  P.  G.  GoiDANiCH^^),  nel  quäle  ancora  una  volta  si  rivendica 
la  veridicita  del  Mainati,  e  si  studia  il  dittongo  delV  e  davanti  an,  e  la 
riduzione  a  palatale  del  n  intervocalico.  Di  veglioto  edierno  vi  sono  i 
testi  che  continua  a  pubblicare  Tlve^^). 

ZiOmbardia.  Dobbiamo  un  breve  ma  succoso  glossario  del 
dialetto  di  Bedano  (Lugano),  e  insieme  la  versione  della  solita  parabola, 
a  ViTTORE  Pellandini  ^*).  Lo  scrivente  ha  atteso  a  una  nuova  serie 
di  etimologie  di  nomi  locali  ^%  dove  ö  frequente  V  occasione  di  richiamare 
fenomeni  fonetici  e  morfologici  lombardi:  s.  *Arundinetum-Rondaneriura', 
si  constata  lo  scanibio  tra  i  suffissi  -äriu  (lomb.  -^)  e  -etu  (lomb.  -^); 
s.  *Brebbia',  sono  allegati  molti  esempi  di  pr-  er-  in  br  gr,  nonchö  di  c- 
iniziale  in  g\  s.  *Carlazzo'  =  Castellaccio,  si  tocca  delle  sorti  della  pro- 
tonica;  neirartic.  *Di  qualche  nome  locale  lombardo  in  -ds  e  -is',  si 
avanza  T  ipotesi  che  in  tali  nomi  possan  celarsi  -äcu  e  -icu  in  veste  di 
locativo-genitivo  o  di  plurale  (cfr.  a  tale  riguardo,  il  nl.  piemontese  Stü- 
pi)üs  Stupinigi,  che  ^  Suppunico  nelle  vecchie  carte).  Di  nomi  locali 
lombardi  s'occupa  anche  Jos.  Leop.  Brandstetter  e  cioe  di  Zocco 
-a^*)  e  di  Spluga'^%    II  primo  andrebbe  c>oir  it  ciocco  (franc.  souche,  ecc); 

23)  Dalle  ninnenanne  agli  indovinelli.  Bricciche  di  folklore  vene- 
ziano,  inNTo.  1 16—19.  24)  II  divorzio  di  Aldo  Manu zio  il  giovane,  in 
AtVen.  XXVII;  "Disordini  c  Sconcerti"  del  broelio  nella  Republica 
Veneta,  ib.  ib.;  Ancora  del  broglio  nella  Republica  Veneta,  ib.  ib.; 
L'elezione  del  doge  Marino  Gri man i  e  una  canzone  inedita,  in  PIst.II; 
Un  capitolo  vernacolo  inedito  contro  il  giuoco,  ib.  ib.;  La  peste  del 
1575  e  una  frottola  vernacola,  in  Pi.  III.  25)  Tre  novellette  del  con- 
tado  veronese.  Verona,  Franchini,  1004. Pp.  14.  Nozze  Perroni Grande-Marciante. 
Canzonette  infantili  veronesi,  in  ASTP.  XXII  175  sgg.  Dodici  no- 
velline del  contado  veronese,  ib.  ib.,  pp.  245  egg.  Due  riscontri 
veronesi  al  Novellino,  in  NTo.  I  19—21.  E  poiehfe  mi  accade  di  ricordare 
questo  nuovo  periodico  di  Folklore,  debbo  soggiungere  che  purtroppo  non  ho 
potuto  vederne  che  un  numero,  il  2^  26]  Termini  geografici  dialettali 
raccolti  nel  Trentino,  in  Tri.  VII.  27)  Contributo  alla  toponomastica  del 
comune  di  Lavarone,  ib.  ib.  28)  Le  poesie  d'occasione  nel  Trentino, 
in  EBa.  II  80—87.  29)  Termini  geografici  dialettali  usati  in  Istria, 
in  PIst.  II.  30)Intorno  alle  reliquie  del  dialetto  tergestino-mugli- 
sano  in  AAVTI.  Classe  di  Scienze  stör,  ecc,  I.  31)  Proverbi  in  veglioto 
odierno,  in  AÖTP.  XXII  252— 254.  32)  Bedano.  Usi  e  costumi  — Dialetto 
—  Uomini  illustri,  in  SAV.  ann.  1904.  33)  Quisquiglie  di  toponomastica 
lombarda,  in  ASL.  XXXI  372  sgg.  34)  Der  Ortsname  Tschuggen,  in 
GFr.  LIX.    35)  Der  Name  Splügen,  in  PBU.  XI  170  sgg. 


C.  Salvioni.  I  147 

sennonch^  nella  region  ticinese,  della  quäle  s^occupa  il  Br.,  la  voce  ehe 
vi  corrisponde  b  8ük  (miJ.  ipA:);  onde  riterrei  piü  conveniente,  aiiche  per 
altre  ragioni,  di  invocare,  come  gia  faceva  il  Monti,  per  i  null,  lombardi 
Zocca  e  2jücchy  il  lomb.  xpk  -ka  fosso,  fossa.  Quanto  al  secondo,  i  cui 
rappresentanti  cisalpini  sono  ben  piü  numerosi  di  quelli  ricordati  dal 
Brandstetter  [Spriig  conosco,  p.  es.,  come  nome  d'  una  frazione  di  Monte- 
carasso  presso  Bellinzona),  il  Br.  avrebbe  riconoeciuto  superfluo  il  suo 
artieolo,  ove  avesse  saputo  ciö  che  di  Spluga  fe  detto  in  BSSIt.  XVIII  26 
e  Ro.  XXXI  292  (v.  ora  anche  AGIt.  XVI  597).  Lo  Schuchardt  tocca 
di  etirai  lombardi  in  ZRPh.  XXVIII  318—319.  Sono  le  parole  come 
crotiy  erotöm  (cosl  ha  il  Monti),  sat,  ipt,  e  compagni,  suUe  quali  egli. 
ritorna  (v.  ZRPh.  XVIII).  Poteva  forse  anche  ricordarsi  quanto  n*  h 
detto  in  RIL.  s.  11  vol.  XXX  1505 — 1506.  I^  scrivente  e>'  b  occupato 
di  bigolä  *brulicare'  e  uuovamente  di  .ilga  in  AGIt.  XVI  369 — 370. 
Abbiamo  infine  delle  pubblicazioni  di  testi  dialettali,  letterari  e  folklorici, 
dovute  a  Speri  Della  Chiesa^^),  in  varesino  ruatico,  ad  Ant.  Massara*'') 
(Novara),  ad  Omero  Franceschi  ^®)  (Valtellina).  Per  la  Lombardia 
Orientale,  mi  annoto  da  Cremona  una  pubblicazione  di  Melchiorre 
Bellini  ^•)  e  uu'altra  di  Giov.  Lonati  *%  e  da  Brescia  una  poesietta  di 

GIU8.   BlANCHI**). 

IHemonte»  A  un  fenomeno  fonetico,  per  cui  il  Piemonte  stretta- 
mente  s'  unisce  al  ligure,  ha  lo  scrivente  consacrato  una  eua  nota  **).  ft  il 
fenomeno  per  cui  da  a-/,  a-ü  ecc.  «i  giunge  a  g;*  ecc.  Per  öj  da  a-o, 
cfr.  ancora  pöjr  e  euira  aneurra  nel  Papanti,  alle  versioni  di  Palazzo 
e  Pramolle.  Un  antico  esempio  di  a4  in  fj  sarä  poi  il  meneicia  (cfr. 
menaycia  negli  Stat.  di  Vercelli)  detto  di  legna  che  ö  trasportata  dalle 
acque',  cio^  legna  menaticcia'  (v.  AI.  Lattes,  nel  lavoro  sugli  Stat.  d'Aless., 
che  s'allega  nella  rassegna  de'  "Dialetti  italiani  antichi").  Circa  a  kyt, 
cfr.  poi  caitics  AGIt.  XIV  13,  e  di  kweys,  'covaticcio'  odore  di  rinchiuso, 
ö  un  es.  anche  in  AGIt.  XV  121.  Altre  aggiunte  si  legp^ono  in  una 
nota  al  §  183  di  un  altro  lavoro  dello  scrivente  sul  dialetto  di  Val  Soana*'), 
un  lavoro  nel  quäle,  come  facilmente  s'  intuisce,  il  dialetto  piemontese 
non  potrebbe  non  venir  considerato  dircttaraente  o  indirettamente.  Diretta- 
mente  lo  ^,  p.  es.,  nel  §  183,  nel  quäle  si  parla  dei  casi  d'accento 
come  vrddf  fem.,  verde,  ecc.  (Nello  Zalli,  vol.  2®  App.,  ö  annotato 
paletä  e  paltd  paletta).  Alle  forme  proclitiche  di  ille  nel  dialetto  del 
Gelindo  ö  consacrata  una  noticina  del  compianto  Mussafia**),  nel  quäle 

36)  Do D  Vi cente(I Parvenüs).  A ppendiceai"Nos tri  buoni  villi ci". 
Varese,  Macchi,  1904.  Pp.  115.  37)  Usi  nuziali  delTagro  novarese  d'una 
volta  e  d'adesso,  in  ASTP,  XXII  257— 272.  38)  Raccolta  di  proverbi  e 
motti  popolari.  Oontribuzione  alle  studio  della  vita  popolare 
valtellinese.  Morbegno,  G.  Spreafico,  1904.  Pp.  16.  39)  El  prim  d^  de 
Quaresima.  Seene  cremonesi.  Cremona,  G.  Frisi,  1904.  Pp.  37.  40)  Ga- 
zaboi.  Raccolta  di  poesie  in  dial.  cremon.  colTaggiunta  di  altre 
in  lingua  italiana.  Cremona,  G.  Frisi,  1904.  Pp.  219.  41)  El  sior  e  la 
pastura.  Padova,  Tip.  Gallina  1904.  Nozze  Bonomi-TodescbiDi  Ijanducci. 
42)  A  proposito  di  due  voci  piemontesi  (dena  subito,  prontameDte,  c 
monf.  fireisa  filatrice)  in  RIL.  S.  II  vol.  XXX VII  522  sgg.  43)  Appunti 
Bul  dialetto  di  Val  Soana.  I.  Appunti  fonctici,  ib.  ib.,  pp.  1043  sgg. 
44)  Lat.  ille  nel   Gelindo,   in  TATM.  43  sgg. 

10* 


I  148  Dialetti  moderni  delPAlta  Italia,    1904. 

ricerca  e  ritrova  la  ragione  del  doppio  esito  dell'  articolo  determinato  (el 
er,  e  o)  nella  natura  della  vocal  successiva.  Una  analoga  constatazione 
aveva  gia  fatta  il  Giacomino  a  proposito  delF  astigiano  dell'  Alione 
(§  26).  Deir  etimo  di  avdbi  (=  aquatio,  nomin.  dotto)  e  del  canav. 
skendi  (=  descendere -|-  scandere)  s' ^  occupato  lo  scrivente**).  Di 
testi  ricordero,  un  pö  in  ritardo  (la  pubblicazione  essendo  avvenuta  nel 
1 903),  la  riedizione  dei  due  sonetti  dialettali  delP  Alfieri,  per  opera  del 
GuARNERio  **),  dove  perö  la  qualifica  di  'astigiano'  andra  intesa  nel  senso 
che  si  tratti  del  comun  piemontese  parlato  da  un  signore  astigiano  (v. 
Toppino,  AGIt.  XVI  517 — 518n).  Non  ho  potuto  vedere  e  non  so 
.quindi  se  sia  di  dialetto  vercellese  un  libro  di  Ett.  Ära*''). 

lÄguiria.  Col  capitolo  delle  consonanti  e  con  quello  consacrato 
agli  accidenti  generali  s'^  conchiusa  la  niagistrale  fonetica  genovese  del 
Parodi*").  II  quäle  s'ö  reso  nuovamente  assai  benemerito  del  ligure 
coUe  illustrazione  alle  poesie  tabbiesi  da  lui  edite  in  collaborazione  con 
GiR.  Rossi  *^).  Lo  spoglio  ö  condotto  colF  accuratezza  e  acume  consueti 
nel  Parodi.  Neil'  interessante  lessico,  mi  chiedo  se  accovefitdo  non  di- 
penda  da  convento  patto,  conveuzione,  e  dica  quasi  *congiurato' :  Bar- 
rabän  potrebbe  in  fondo  anche  rappresentare  il  tipo  di  flessione  in  -a 
-änis;  in  hoi?idena  si  potrebbe  anche  sospettare  l'alterazione  di  *bo7l 
de  7i'a  *il  buon  Dio  ne  ajuti';  a  proposito  del  gen.  Brera  ricordato  s. 
*braja',  ö  da  menzionare  anche  il  mil.  Brera  cW  era  anticamente  Braida ; 
dedenaiy  se  la  correzione  del  Parodi  b  giusta,  h  da  interpretarsi  come 
boindena]  leira  parrebbe  *lira',  ma  come  spiegare  Tei?;  pere,  ventricolo, 
mi  fa  ricordare  il  gen.  peve,  che  par  essere  appunto  *pere  *pee,  con  ee 
poi  risolto  diversamente  dal  solito  (v.  Parodi  AGIt.  XVI  129),  e  cioe 
riparando  all'iato  colla  introduzione  di  ?;;  di  sconscia  ecc,  v.  anche 
SFR.  VIII  34.     Dalla  Spezia,    si  ha  una  raccolta  di  sonetti  di  A.  Zo- 

LE8[*»^). 

Emilia*  E  opera  pietosa  e  anche  scientificamente  meritoria  quella 
di  Ant.  Boselli  ch'fe  venuto  pubblicando  il  manoscritto  del  defunto 
Ägide  Piagnoli^^),  iiggiungendovi  di  proprio  delle  note  morfologiche. 
Quello  del  Piagnoli  e  lavoro  di  uomo  che  conosceva  bene  la  materia  che 
studiava,  —  era  egli  stosso  parmigiano,  —  e  era  eccellentemente  agguerrito 
della  necessaria  dottrina  ed  esperienza  metodica,  dottrina  cd  esperienza, 
che  il  defunto  sarebbe  certo  venuto  accrescendo,  in  modo  da  darci  un 
lavoro  perfetto.  Ma  ancho  cosi  com'  ö,  e  una  monografia  assai  pregevole 
e  completa  e  insieme  corregge  e  controlla  le  risultanze  del  Gorra  (v. 
JBRPh.  IV,  I,  17G).  Curioso  che  non  compaja  in  nessun  posto  un 
notevole  esempio  come  vie,  antenati,  che  si  trova  certissimamente  nel 
Malaspina,  non  nel  suo  posto  alfabetico  ma  sotto  un'  altra  voce  che  non 
so    purtroppo  ricordare.     fi  un  prozioso  resto  della  metafonesi,  per  quanto 

45)  AGIt.  XVI  332,  369.  46)  Due  sonetti  in  dialetto  astigiano 
di  Vittorio  Alfieri,  in  N&A.  XIII  31 — 33.  47)  N'esposission  privä 
dMstantanee.  Vercelli,  Tip.  VerecUini,  1904  Pp.  153.  Ediz.  fuori  commercio. 
48)  AGIt.  XVI333sgg.  49)  Poesie  in  dialetto  tabbiese  del  sec.  XVII 
pubblicate  da  E.  G.  Par.  eG. R.,  illustrate  da  E.  G.  Par.,  in  GSLLig.  IV.  49a)  Ghe 
n'^  per  tüti.  Spezia,  Franc.  Zappa,  1904.  Duo  volumi,  pp.  235,  71.  50)  Fo- 
netica parmigiana  di  A.  Pia.  riordinata  cd  accresciuta  delle  note 
morfologiche  per  cura  di  A.  Bo.    Torino,  Tip.  Salesiana,  1904.  Pp.  84. 


H.  SchneegaDB.  I  149 

mi  riesca  dubbio  se  mandarlo  col  mil.  vil^  (cfr.  ^W  =  tres  masc.)  0  ae 
rispeccbi  un  anteriore  He^^  (cfr.  jfwr  pieve,  e  pl.  vi<T  =  i^ieö  nel  bolognese). 
Vi  nianca  pure,  ai  relativi  luoghi,  un  esempio  come  il  rust.  gönder  o 
gö-,  udire,  che  nelle  giunte  del  Malaspina  (IV;  pag.  28)  e  in  quelle  del 
%lio  Iperide  h  dato  come  apenninico.  AI  §  131,  h  da  notare  che  il 
tramonto  della  silkba  iniziale  in  San  Ran»ian  =  San  Terenziano,  e 
dovuto  a  ci5  che  *San  Tr-  fu  interpretato  per  Sant  7?-.  Circa  a  tet' 
(§  113),  V.  ora  AGIt.  XVI  437.  nimnär  (§  116n)  potrebb' essere 
*ruminiare,  Le  note  morfologiche  del  Boselli  son  riuscite,  parmi,  al- 
quanto  scarne,  e  avrebbero  potuto  tener  conto  di  altri  fatti.  Cosi  circa 
alla  fonna  fem.  plur.  deir  articolo,  era  da  avvertire  che  1f  (ilf)  h  forma 
prevocalica,  in  modo  piü  chiaro  che  non  risulti  dair  apposizione  del- 
Tapostrofe  (v.  JBRPh.  I  129).  AI  §  137,  tra  gli  esempi  di  metafonesi, 
era  da  allegare  il  gia  ricordato  viCy  e  tra  le  forme  plurali  passatc  al 
ßingolare,  anche  biolx  bifolco.  A  §  140,  non  si  doveva  omettere  una 
forma  di  partic.  pres.  fossile  come  arcordent  *ricordante'  memorabile. 
Circa  alla  congiunzione  es  (§  142),  n' era  ragionato  in  AGIt.  XIV  266 n. 
Per  Mantova,  ho  da  segnalare  la  seconda  edizione,  molto  accresciuta,  del 
vocabolarietto  di  Ett.  Berni^^),  e  delle  poesie  di  chi  si  cela  sotto  lo 
pseudonimo  di  Anfibio  Rana  ^')  e  devon  rispecchiare  la  varieta  dialettale 
di  Villagrossa  presso  al  confine  veronese.  Piacenza  ci  manda  le  belle 
poesie  di  Valente  Faustini  *^),  e  cosi  abbiamo  per  Voghera,  un  nuovo 
volume  poetico  di  Ai.ess.  Maragliano  ^*),  e  un  opuscoletto  di  Archim. 
Griziotti^^)  per  Pavia.  —  Per  le  Marche,  che  in  parte  sono,  com'  ^ 
risaputo,  di  lingua  gallo-italica,  ricordo  il  lavoro  del  Neumann -Spallart 
nominato  nella  precedente  rassegna  alla  nota  10**  (v.  ancora  Crocioni,  in 
SR.  fasc.  3^  113  sgg.). 

Milano,  27  gennajo  1906.  Carlo  Salvioni. 

Sflditalienisehe  Dialekte.  1904.  In  unsonn  Berichtsjahr  sind 
u.  W.  keine  Arbeiten  über  die  süditalienisohen  Mundarten  erschienen. 
Doch  haben  wir  noch  einiges  nachzuholen,  was  uns  im  letzten  Jahr 
nicht  zu  besprechen  möglich  war,  da  uns  die  botreffen(ien  Arbeiten  da- 
mals nicht  zugänglich  waren.  In  der  P^estschrift  zu  Ehren  Ascolis^) 
sind  zwei  Arbeiten  erschienen,  die  volle  Beachtung  vordioiien.  In  einer 
scharfsinnigen  und  von  gründlicher  Sachkenntnis  zeugenden  Abhandlung 
untersucht  Cp:8ARE  de  Ix>llis*)  die  Fälle,  in  denen  auslautendes  -a,  das 
gewöhnlich  im  abruzzischen  Dialekt  zu  e  wird,  doch  hie  und  da  bleibt. 
Unter  Hinzuziehung  von  reichem  Beweismatt^ial,  namentlich  aus  seinem 
Heimatdorf  Casalincontrada,  kommt  er  zu  folgendem  Ergebnis.    Es  bleibt 


61)  Vocabolarietto  mantovano-i taliano  per  le  scuole  e  per  il 
popoio.  2»ediz.  accresciuta  e  corretta.  Mantova,  Tip.  Mondovl,  1904.  Pp.  XII 
— 4(J6.  52)  Poesie  in  vernacolo  niantovano.  Mantova,  0.  Barbicri,  ]9()4. 
Pp.  47.  53)  J'cn  tütt  toc  ad  Tanma  mia  .  .  .  Milano,  Turati  e  C,  1904. 
Pp.  121.  54)  Sestine  e  souetti  in  dialetto  voghercse.  Castepgio,  Raim. 
Cerri,  1904.  Pp.  VIII— 120.  55)  V^rs  in  pav^s.  Pavia,  Ottani-IkTnasconi, 
[1904].  Pp.  15. 

1)  MLAsc.  Torino,  Loescher  1901.  2)  Deir  -a  in  (jualche  dialetto  abruz- 
zeae,  p.  275  ff. 


I  150  Süditalienische  Dialekte.    1904. 

-a:  1.  in  den  Femininformen  des  bestimmten  und  unbestimmten  Artikels, 
sowie  der  Adjectiva  demonstrativa :  fa,  'na,  Sia,  ssa^  kgla^  fenimffi^y 
2.  im  fem.  Substantiv,  wenn  es  zwischen  dem  unbetonten  und  betonten 
Demonstrativum  steht:  §ta  ftmynena  ku£st§,  3.  nach  dem  Demonstrativ 
bei  engerer,  syntaktischer  Verbindung  von  Substantiv  und  Adjektiv  im 
mittleren  Wort:  §ta  ßmrnena  bbßll§  neben  ,^ta  bbella  femm^g,  3.  im 
fem.  Subst.  und  Adj.,  wenn  das  zweite  zur  stärkeren  Akzentuierung  wieder- 
holt wird:  f^innifna  rossa  ross§,  fpbbra  forta  fort^,  5.  in  den  ur- 
sprünglichen lat.  Neutris,  wenn  sie  mit  dem  Adj.  verbunden  sind:  /^ 
fikera  freskg,  .6.  beim  Kardinalzahlwort:  kuaranda  juorn§y  7.  in  einigen 
Adverbien,  wenn  sie  mit  einem  andern  Wort  zusammenstehen:  apptna 
juorne^  8.  in  der  3.  Person  des  Konjunktivs  der  Verba  potere  und  vo- 
lere:  i^oxxa  muri  dg  sübbete.  In  allen  diesen  Fällen  ist  nach  Ansicht 
des  Verfassers  das  Verbleiben  des  -a  der  parataktischen  Proklise  zu  ver- 
danken, infolge  deren  der  Vokal  wie  in  proklitischer  Stellung  steht;  so- 
bald dieser  Grund  wegfällt,  wird  wiederum  -a  zu  -^.  Doch  gibt  es  Fälle, 
in  denen  diese  Erklärung  nicht  ausreicht.  Dies  ist  der  Fall  bei  Sub- 
stantiven, in  denen  -a  nicht  direkt  auf  das  Latein  zurückgeht :  Vuommena 
rni  =  i  miei  uomini,  also  beim  Subst.  mascul.  -j-  betontem  adj.  poss. 
oder  -\-  betontem  adj.  demonstr.:  M'  uömmpta  kiMe.  Auch  unter  den- 
selben Umständen  bei  dem  fem.  Subst.  Flur.:  If  fßjnm^a  mi\  .^tg  f§m- 
mgna  kistg.  Ebenso  bei  ursprünglichen  Neutris:  li  tiemba  mi  =  i 
tempi  miei,  sti  tiemba  kiste.  Doch  ist  nicht  in  phonetischer  Hinsicht 
das  ursprüngliche  -a  des  Neutrum  Pluralis  der  Grund,  wie  man  aus 
letztem  Beispiel  annehmen  könnte,  —  schon  die  vorhergehenden  beweisen 
es,  —  vielmehr  die  kollektivische  Bedeutung,  die  in  allen  diesen  Fällen  vor- 
herrscht, und  um  derentwillen  analogisch  das  alte  a  der  Neutra  pluralia 
wieder  hier  auftritt.  Zu  diesem  syntaktischen  Grund  kommt  freilich  noch 
ein  phonetischer  —  anderer  Art  —  hinzu.  Das  -a  dieser  Substantiva 
i.st  hier,  wie  in  den  oben  angeführten  Fällen  stets  in  vortoniger  Stellung. 
Sonst  verbleibt  -a  nicht,  selbst  bei  unveränderter  syntaktischer  Bedeutung. 
Cf.  folgendes  lehrreiche  Beispiel:  li  vuva  si'  neben  //  vifvg  d§  kiiillg. 
Die  pronominalen  Adjectiva,  welche  die  Quantität  bezeichnen,  haben  auch 
diese  spezielle  Endung  -a.  Auch  ist  das  ein  besonderer  Beweis  dafür,  dass 
eben  der  kollektivische  Sinn  ausserordentlich  viel  beiträgt  zur  Bewahrung 
dieser  ursprünglichen  Endung  des  Nentrum  Pluralis.  Also  bei  quanto: 
kuanda  pane  sowohl  in  interrogativischer  als  hypothetischer,  bewundernder, 
korrelativischer  und  absoluter  Bedeutung.  Ebenso  tanto:  a  kkg  seTV§ 
tanda  femmgii^^  Auch  poco  wird  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ähn- 
lich behandelt,  -a  haben  wir  schliesslich  erhalten  in  einigen  Indeklina- 
bilien,  wenn  sie  mit  anderen  verbunden  sind:  sopra  sopr§,  sotta  sottg; 
nach  de  Lollis  ist  in  manchen  Verbindungen  -a  auch  ein  Rest  von  ad: 
rCnicnd*  a-virne^  allat'  a  fum^,  vecin'  a  mme.  Auch  bei  come,  dove, 
quando  lässt  sich  ähnliches  beobachten. 

In  einer  ebenfalls  recht  beherzigenswerten  Abhandlung  unterzieht 
GoiDANiCH^)  einzelne  sprachliche  Erscheinungen  des  Dialekts  von  Cam- 
pobasso  einer  eingehenden  Untersuchung.     D'Ovidio's  Regel  in  seiner 


3)  P.  G.  Goidanich:  Intorno  al  dialetto  di  Campobasflo,  p.  403—413. 


H.  Schneegans.  I  151 

bekannten  Studie  über  diesen  Dialect  (AGIt.  IV  147  ff.):  e  (l)  +  -öf» 
-c,  -o,  und  ö  (ii)  -f-  -fl,  -e,  o-  >  e  und  ei,  p  und  ou  fiel  G.  mit  Recht 
wegen  ihres  doppelten  Resultates  auf.  Er  fragt  sich,  ob  nicht  vielleicht 
Irrtum  vorliegen  könnte,  um  so  mehr  als  d'Ovidio  selbst  1.  c.  sagte,  dass 
er  seit  längeren  Jahren  fem  von  seiner  Heimat  gelebt  und  vielfach  aus 
Reminiszenzen  habe  schöpfen  müssen.  Deshalb  kommt  G.  auf  die 
a  priori  nicht  unwahrscheinliche  Vermutung,  es  könnte  sich  vielleicht  hier 
doch  um  zwei  Dialekte  handeln.  Die  Aussage  eines  seiner  Schüler  aus 
Campobasso,  dass  e  (l)  und  ö  (ü)  in  Paroxytonis  in  der  Stadt  stets  e  o 
lauteten,  dagegen  auf  dem  Lande  ei,  ou,  oder  eher  6o,  e  §  bestätigt  für 
ihn  diese  Vermutung.  Er  glaubt  auch  nicht  an  einen  literarischen  Ein- 
fluss,  denn  o  und  e  fänden  sich  im  Munde  Aller,  sowohl  der  Gebildeten 
als  der  Ungebildeten  in  Campobasso.  Die  weitere  Behauptung  d'Ovidios 
"oriOy  -oria  >  iir§  ora  mit  Ausnahme  von  pr^'atorejgj  mag7iator^jg, 
*nggmgtorgjg  (girovagando)  und  rasttgle  (rasojo)  wird  ferner  unter- 
sucht. G.  kommt  zum  Resultat:  pryatoreje  sei  gelehrten  Ursprungs, 
magnatoreje  (scorpicciata)  und  'nggrvgtorgjg  seien  Latinismen  burlesker 
Schöpfung,  rasuole  statt  rasule  (neap.)  sei  vielleicht  eine  Entlehnung  aus 
einem  Nachbardialekt.  Im  Abbruzzischen  werden  ö  ~|-  u  und  ö  -\-  u 
zusammengeworfen.  —  Eine  besondere  Untersuchung  widmet  G.  dann 
der  merkwürdigen  Erscheinung,  dass,  während  in  Paroxytonis  e  und  ö  -|-  i, 
u  stets  >  ie,  uo  wird,  in  Proparoxylonis  dagegen  sich  ein  doppeltes 
Ergebnis  zeigt:  ig  und  f,  ug  und  o.  Er  ist  der  Ansicht,  es  seien  die 
Wörter,  die  den  Diphthongen  nicht  haben,  literarischen  Ui*sprungs:  cen- 
deseme,  pateteke  (langsam),  dtbbgte.  In  allen  drei  Fällen  sei  das  e 
nicht  normal,  weil  aus  e  i  oder  e  und  niemals  f  entstehe.  Aber  auch 
diese  literarischen  Wörter  hätten  gemäss  der  Regel  im  Pluralis  ie  ange- 
nommen, hätten  sich  also  dem  Flexionssystem  nicht  entziehen  können, 
so  debbetg  (sing.)  diebhete  (plur.),  patet§kg  (sing.),  paiietgcg  (plur.).  Auch 
mongkg,  siömgkgy  dfcgntg,  mumendg  seien  literarische  Entlehnungen. 
Aber  weshalb  soll  miedgkg  (niedicumj  nicht  auch  dazu  gehören,  das  dem 
Begriffe  nach  ebenso  gelehrt  oder  sogar  —  für  das  italienische  Volk  — 
gelehrter  sein  dürfte  als  moneke?  Es  untersucht  alsdann  G.  den  Ein- 
fluss  von  -a,  -e,  -o  auf  (%  ö  in  betonter  Silbe.  In  Paroxytonis  haben 
wir  e  p,  in  Proparoxytonis  dagegen  und  in  gedeckter  Silbe  f,  oi  preta 
neben  Ißpgrg,  prgva  neben  fOrxg,  Es  sei  Grund  anzunehmen,  dass  f, 
0  durch  €,  p  hindurchgegangen  seien.  Die  Verben  der  1.  mit  dem 
Stammvokal  e,  Ö  haben  in  der  3.  Plur.  f,  o,  die  Verben  der  anderen 
Konjugationen:  i^,  tio.  Die  Unterscheidung  f//(?,  ojiw,  sei  nicht  dem  a 
und  ii  der  späteren  Endungen  j_ano,  j_ono  (aut,  unt)  zu  verdanken* 
Es  sei  nur  die  Erklärung  möglich,  dass  der  Unterschied  in  der  vokalischen 
Behandlung  von  volgiig^  portgng  gegen  dnnrm^riP,  prejrn^  gegen  stien- 
ngng  auf  eine  Zeit  zurückzuführen  sei,  in  der  die  Pluralisform  noch  nicht 
die  Endung  -o  hatte,  sondern  a  und  w,  also  nicht  -ano,  -OHOy  sondern 
-ant,  -unt  in  der  letzten  Silbe.  Aus  prögant,  völant  musste  sich 
aber  prejan,  vplan  entwickeln.  Wenn  man  heutzutage  pr^jgng^  ^'Olgne 
hat,  so  bedeutet  es,  dass  e  und  o  der  Proparoxytoiia  neueren  Datums 
.sind  und  von  früheren  e  und  g  stammen.  Beweisen  lasse  sich  das  aber 
nur  für  die  offenen  Silben.  —  G.  untersucht  dann  weiter  den  analogischen 


I  152  Söditalienische  Dialekte.    1904. 

Einfluss  von  meus  auf  tuus  und  suus:  tuus,  suus  sollten  /w,  »u 
geben,  aber  da  tora^  sova  neben  sich  ein  m&jja  hatten,  so  bildete  sich 
nach  mie-m&jja  ein  tnö,  sug  neben  tora,  sova.  Daraus  sei  aber  noch 
durch  Verstärkung  der  analogischen  Wirkung:  tie,  sie,  tßjja,  sejja  ge- 
worden. Von  besonderem  Interesse  ist  auch  die  Untersuchung  der  neu- 
tralen Form  der  Demonstrativa.  Neben  dem  masc.  quillg,  quiStg,  quissg, 
fem.  kella,  kesta,  kessa,  haben  wir  neutr,  kessg,  kellg,  keätg.  D'Ovidio 
hatte  sich  schon  gefragt,  ob  vielleicht  die  neutrale  Form,  die  der  femininen 
bezüglich  des  Tonvokals  gleich  war,  zurückginge  auf  eine  frühere  Neutrum- 
pluralis-Form  oder  eine  eliptische  Form  mit  dem  hinzuzudenkenden  cosa 
sei.  Meyer- Lübke  (Ital.  Gramm,  p.  24)  erklärte  sich  den  Unterschied 
zwischen  Maskulinum  und  Neutrum  trotz  der  Gleichheit  der  vokalischen 
Endung  dadurch,  dass  das  -ud  (u)  der  Neutra  zu  o  geworden  sei,  zu  einer 
Zeit,  da  das  us  (u)  der  Maskulina  noch  u  lautete.  G.  hält  die  Ver- 
mutung, es  handle  sich  um  ursprüngliche  Neutra  pluralia,  für  am  wahr- 
scheinlichsten, meint  aber,  es  sei  möglich,  dass  die  in  der  populären  Sprache 
vorhandenen  Pluralformen  istaec,  illaec  (*ip8aec)  zugrunde  lägen, 
und  zwar  meint  er  das  deshalb,  weil  wir  in  den  neutralen  Formen  in 
der  Endung  e  und  nicht  a  haben  wie  im  fem. :  kesse  gegen  fem.  kessa.  — 
Besondere  Beachtung  verdient  dann  auch  die  Untersuchung  über  den  sog. 
„synkopierten"  Infinitiv  in  piirtd  rede.  G.  hält  es  nicht  für  richtig,  eine 
solche  Form  synkopiert  zu  nennen,  sondern  stellt  sie  auf  dieselbe  Linie, 
wie  die  Verstümmelung  der  in  Emphase  ausgesprochenen  Eigennamen: 
Franci  für  Franceso,  Toto  für  Totonno,  oder  bella  /e'  für  bella 
femina,  rn'be  für  ebbene.  So  hätten  wir  kaje  a  ffa,  ptu)xze  muri. 
Weniger  häufig  seien  solche  Formen  in  den  Proparoxytonis :  nur  bei 
facere,  dicere  hätten  die  Participia  fattOy  diito  die  Entwicklung  solcher 
Formen  erleichtert. 

Die  Kritik  seiner  früheren  Arbeit  nahm  d'Ovidio  nicht  ohne  weiteres 
hin.  In  oft  recht  gereiztem  Tone  antwortet  er  G.*)  Er  gibt  wohl  zu, 
dass  er  heutzutage  manches  anders  auffassen  oder  darstellen  würde  als 
damals.  Doch  kann  er  nicht  die  Richtigkeit  der  Behauptung  G.s,  in  der 
Stadt  Campobasso  kämen  gar  keine  Diphthongen  vor,  zugeben.  Hat 
er  doch  z.  B.  Jahre  lang  in  einem  Hause  gewohnt,  auf  welche  ein  Gräss- 
chen  mündete,  das  vom  Volke  genannt  wurde:  Rua  de  tre  ddeita  (Via 
di  tre  dita);  er  erinnere  sich  ganz  gut,  wie  seine  Eltern  ihm  diese  Aus- 
sprache verboten  hätten.  Er  meint,  von  einem  Unterschied  zwischen 
einem  städtischen  und  ländlichen  Dialekt  hätte  man  damals  für  die  Städte 
des  Südens  nicht  sprechen  können.  In  seiner  Kindheit  hätten  die  Bauern 
und  das  niedere  Volk  den  alten  Dialekt  gesprochen,  d.  h.  den  mit  Diph- 
thongen; diese  Mundart  sei  in  dem  Munde  derjenigen,  die  italienisch  zu 
sprechen  gewohnt  waren,  also  der  Städter,  veredelt  und  verfeinert  worden. 
Die  typische,  alte  treue  Aussprache  hätte  man  besonders  gefunden  im 
rione  von  San  Mercurio,  bei  der  Kirche  Sanf  Antuono,  Jetzt  sei  cö 
anders.  Die  Bauern,  die  früher  abends  in  die  Stadt  zurückkamen,  seien 
teils  ausgewandert,  teils  sei  es  ihnen  verboten,  abends  mit  ihren  Herden 
in  die  Stadt  zurückzukehren.     So  seien  die  armen  Leute,  das  niedere  Volk 

4)  Per  il  dialetto  di  Campobasso.    SFR.  vol.  IV  fs.  26  1902. 


P.  E.  Guarnerio.  I  153 

in  der  8tadt  viel  weniger  zahlreich  als  früher.  Daher  käme  es,  dass  man 
die  Diphthonge  nicht  mehr  im  Weichbild  der  Stadt  höre.  Die  Fortschritte 
der  Bildung  in  der  Stadt  seien  sehr  gross.  Die  Bürger  hatten  die  Neigung, 
fein  italienisch  zu  sprechen  und  sprächen  deshalb  die  Diphthonge  nicht. 
Schon  zu  seiner  Zeit  hätte  man  einen  Übergang  bemerkt.  Gewöhnliche 
Wörter  hätten  die  Diphthonge  gezeigt,  andere  dagegen,  die  den  höheren 
Standen  eigentümlich  wären,  hätten  die  Diphthonge  nicht  gehabt.  Es 
hätte  ein  Kampf  stattgefunden  zwischen  dem  „pretto  vernacoh  campo- 
bassano'^  und  dem  „volgare  illustre  della  cittadi7ianxa  superior&% 
aber  nicht  zwischen  zwei  Dialekten,  dem  „paesano^"^  und  ,,rustico^'.  Die 
Bauern  wären  nur  die  y^ritardatarii^'  gewesen,  die  die  Entwicklung  des 
jfparlar  pulito^^  aufhielten  und  die  wahre  ländliche  Aussprache  be- 
halten hätten.  Man  könne  nur  in  Canipobasso  von  einem  Anwachsen 
des  literarischen  Elementes  sprechen,  das  sich  eben  in  der  gebildeten  Be- 
völkerung zeige  und  nicht  von  zwei  Dialekten. 

Mir  scheint  die  ganze  Frage  mehr  ein  Streit  um  Worte.  Auch  die 
gebildeten  Familien  sprechen  inCampobasso  doch  noch  Dialekt;  derselbe  klingt 
aber  anders  als  der  Dialekt  der  Umgebung.  G.  gibt  den  beiden  Sprachen 
den  Namen  „Dialekte**,  während  d'Ovidio  einem  Anlehnen  des  Dialekts 
an  die  Schriftsprache  den  Namen  eines  besonderen  Dialekts  nicht  aner- 
kennt. In  Sizilien  findet  man  ganz  dasselbe.  Ich  habe  es  in  meiner  Unter- 
suchung des  sizilianischen  Dialekts  öfters  konstatiert.  Und  zwar  besonders 
hinsichtlich  der  Diphthonge  zeigt  sich  ein  Unterschied  zwischen  der  ge- 
bildeten und  roheren  Bevölkerung.  Ich  bin  aber  nicht  der  Ansicht,  dass 
es  vom  grösseren  Einflusa  des  Italienischen  auf  die  Gebildeten  herrührt, 
dass  diese  die  Diphthonge  weniger  sprechen.  Im  Italienischen  haben  wir 
ja  ie  und  uo  in  offener  Silbe,  wenn  auch  freilich  der  Diphthong  nicht  mehr 
sehr  stark  auftritt.  Der  Diphthong  bildet  sich  vielmehr  unter  dem  Ein- 
fluss  stärkerer  Expiration.  Diese  ist  aber  eine  Folge  des  Schreiens,  das 
seinerseits  durch  den  Affekt  hervorgerufen  wird.  Das  Volk  spricht  aber 
affektischer  als  der  Gebildete,  infolgedessen  gebraucht  es  mehr  den 
Diphthong.     Der  Unterschied  ist  psychologischer  Art. 

Würzburg.  Heinrich  Schneegans. 

Dialetti  Sardi.  1902.  Una  not^vole  attivita  si  e  manifestata  in 
questi  ultimi  anni  negli  studi  linguistici  sardi,  e  c'^  da  compiaccrsi  che 
alla  schiera  degli  antichi  studiosi  .sc  ne  vadano  aggiungendo  dei  nuovi, 
pur  tra  gli  stessi  isolani.  Di  questi  il  primo  posto  spetta  a  Giovanni 
Campus,  a  cui  dobbiamo  uno  studio  diligente  e  coscienzioso  sulla  fonetica 
del  Logudoro^).  lo  ho  gia  diseorso  altrove  di  questa  importante  mono- 
grafia*);  mi  limito  quindi  a  brevi  osservazioni.  La  niateria  vi  h  distri- 
buita  in  modo  assai  chiaro  e  con  buon  metodo;  sarebbe  solo  a  desiderarsi 
che  il  C.  non  fosse  stato  cosi  parco  di  esempi.  A  lui  i  materiali  non 
dovevano  fare  difetto;  una  copiosa  serie  di  voci  per  ciascun  feiiomeno 
avrebbe  meglio  avvalorata  la  legge,  c  avrcbbc  insieme  offerta  materia 
ad    altre    speciali    osvsorvazioni.    Neil*  introduzione  generale  parmi  vi  siano 

1)  Fonetica  del  dialetto  logudorese.  Torino,  Bona,  1901  (ma  non 
pubblicato  che  nei  1902.    2)  AGIt.,  XVI,  384  sgg. 


I  154  Dialetti  sardi.    1902. 

alcune  inesattezze.  Cosi  p.  es.,  sta  bene  fare  dei  dialetti  della  Sar- 
degna  due  gruppi:  a)  dialetti  sardi  propriameiite  detti  (logudorese 
o  centrale,  campidanese  o  meridionale) ;  b)  dialetti  la  cui  fomiazione 
6  dovuta  in  tutto  o  in  parte  a  lingue  romanze  estranee  all'  isola  (al- 
gherese  e  gallurese).  Se  non  che  non  ^  esatto  T  affermare  poi,  che 
il  logudorese  e  il  campidanese  si  siano  svolti  dal  latino  volgare  parlato 
neir  isola,  quasi  che  il  gallurese  non  si  sia  svolto  esso  pure  dal  latino 
volgare;  e  taccio  dell'  algherese  che  5  un  vero  linguaggio  importato,  una 
Vera  e  propria  colonia.  Piü  couforme  alla  realta  dei  fatti  sarebbe  stato 
dire  che  il  linguaggio  fondamentale  della  Sardegna,  e  il  logudorese,  che 
si  divari6  nel  campidanese  al  mezzogiomo  e  nel  gallurese  al 
settentrione;  e  dal  gallurese  si  distaccö  il  sassarese,  che  pu6  considerarsi 
un  tipo  distinto  e  indipendente,  come  risulta  dalla  dimostrazione  fattane'). 
E  sempre  a  proposito  delle  varieta  sarde  non  si  comprende  come  il  C. 
a  pag.  5  scriva  che  «il  logudorese  ed  il  campidanese  siano  piü  studiati 
e  meglio  conosciuti,  che  non  il  catalano  d*  Alghero  ed  il  gallurese», 
mentre  a  pag.  8 — 9  osserva  che  si  conoscono  bene  gl'  idiomi  parlati 
nella  Gallura  ed  in  Alghero  per  alcuni  studi,  quali  non  si  sono  fatti 
per  il  logudorese,  ne  per  il  campidanese,  nonostante  che  questi  due 
dialetti  abbiano  maggiore  importanza  e  sieno  in  realtii  piü  studiati  dai 
glottologi.  La  contraddizione  h  evidente  e  non  la  si  spiega,  se  non 
supponendo  che  il  C.  intese  riferirsi  alla  maggior  conoscenza  che  si  ha 
dei  logudorese  antico,  e  in  parte  anche  dei  campidanese  antico,  pei 
documenti  che  ce  ne  restano,  mentre  i  lavori,  a  cui  allude,  intorno 
agli  idiomi  della  Gallura  e  di  Alghero,  hanno  solo  di  mira  le  parlate 
odierne.  Nella  introduzione  inoltre,  il  C.  tocca  di  volo  e  quasi  timidamente, 
della  separazione  dei  sardo  dagli  altri  linguaggi  neo-latini;  e  meglio  avrebbe 
fatto  a  porre  risolutamento  la  questione,  e  a  risolverla  in  favore  deU' 
indipendenza  dei  sardo.  Si  sarebbe  trovato  in  buona  compagnia:  basti 
il  nome  dei  Meyer-Lübkk,  che,  come  ^  risaputo*),  fa  dei  sardo  una 
lingua  romanza  a  s^;  ma  ha  il  torto  di  staccare  dalla  famiglia  italiana 
il  cörso,  dei  che  avremo  occasione  di  parlare  altra  volta.  Anche  timida- 
mente il  C.  rigetta  raffermazione  dello  Spano,  che  le  varieta  dialettali 
sarde  si  devono  in  gran  parte  all*  influsso  esercitato  dagli  Arabi ;  e  in- 
fatti,  mentre  il  C.  propende  a  credere  che  si  deva  cercare  V  origine  dei 
suoni  sartli  nelle  lingue  parlate  nella  Sardegna,  prima  ancora  che  fosse 
romanizzata,  conchiude  poi  che  A^  affermazione  dello  Spano  deve,  secondo 
ogni  probabilita,  essere  messa  da  parte».  Ma  queste  sono  lievi  mende, 
facili  nel  campo  delle  generali zzazioni;  e  scompaiono  infatti  nell'  indagine 
particolare  che  sussegue  all'  introduzione.  Proponendosi  di  studiare  la 
fonetica  logudorese,  quäle  si  raccoglie  dalla  bo<'ca  dei  popolo  il  C.  in- 
siste  a  ragione  suU'  osservazione,  gia  fatta  ripetutamente,  che  il  logu- 
dorese, quäle  si  rileva  dalle  scritture  dei  poeti  e  degü  oratori,  non 
risponde  alla  realta  deUa  pronuncia.  Esso  i>  una  specie  di  «volgare 
illustre»,  disciplinato  dalF  uso  tradizionale,  che  subisce  non  poche  ni 
lievi  modificazioni  nelle  parlate  effettive  di  ciascuiui  regione.  Gia  lo 
Spano,  non  ostante  il  preconcetto  di  teuer  fede  a  codesto  volgare  illustre, 


3)    AGlt..  XIII,  1258gg.  e  XIV,  131  sgg.    4)  Einführung  §  23. 


P.  E.  Guarnerio.  I  155 

aveva  distinto  tre  principali  varieta  logudoresi,  che  sono  in  fondo  le 
stesse  che  rileva  il  C;  ma  questi,  precisando  i  fatti  con  piü  rigorose 
esame,  dimostra  che  le  difierenze  essenziali  di  dette  varieta  riguardano 
principalmente  due  ordini  di  fatti:  a)  il  trattamento  delle  sorde  inter* 
vocaliche;  —  b)  V  esito  dei  gruppi  consonantici,  di  cui  primo  elemento 
sia  R,  8,  L.  In  conseguenza  di  ci6,  le  tre  varieta  dialettali  logudoresi 
sono:  !•)  varieta  meridionale,  che  diremo  di  Nuoro;  essa,  in  ispecie 
nella  sottovarieta  di  Bitti,  ^  la  piü  vicina  al  latino,  di  cui  conserva  la 
gravita  e  l'energia  fonetica,  mantenendo  intatte  in  generale  le  sorde 
intervocaliche,  e  anche  i  nessi  rco»»-  s*^**"  ,  e  del  nesso  l®***"-  mutando 
solo  il  L  in  r.  —  2»)  varieta  centrale,  che  diremo  di  Bonorva,  o 
vero  e  proprio  logudorese,  che  ha  per  peculiare  caratteristica  il  degrada- 
mento  delle  sorde  intervocaliche  a  sonore,  e  in  generale  V  incolumita  delle 
consonanti  r,  s  e  L  come  primo  elemento  di  un  gruppo  consonantico;  — 
3»)  varieta  settentrionale,  che  diremo  di  Ozieri,  in  cui  oltre  il 
degradamento  delle  sorde  intervocaliche  a  sonore,  si  ha  una  speciale 
risoluzione  dei  gruppi  r««"»,  s*'**"-  e  l^*»*"-.  Nella  trattazione  che  segue, 
vocalismo  e  consonantismo,  il  C.  suol  dare  nel  teste  T  esito  comune 
del  logudorese  odiemo,  e  in  nota  rileva  le  differenze  che  offre  ciascuna 
delle  tre  varieta.  AU'  esito  normale,  fa  poi  tener  dietro  quelle  che  egli 
chiama  irapropriamente  eccezioni,  e  che  in  realta  non  sono  che  ri- 
soluzioni  divergenti  o  turbate  da  cause  ulteriori,  che  talora  il  C.  fa  mani- 
feste, ma  che  spesso  trasoura  di  cercare.  Questa  invece  sarebbe  stata  la 
parte  veramente  nuova,  in  cui  avrebbe  dovuto  esplicarsi  tutta  V  attivita 
indagatrice  delP  autore.  Comunque,  le  felici  osservazioni  non  mancano  ed 
io  ne  ho  giä  messe  in  rilievo  alcune  nella  citata  recensione.  Voglio  qui 
richiamare  V  attenzione  su  due  punti  importanti  della  fonetica  logudorese  ; 
quelle  che  riguarda  il  trattamento  di  c  e  o  iniziale  e  mediane,  e  quelle 
intomo  alle  sorti  di  tj.  II  C.  ritiene  che  il  caso  del  c-  iniziale  non  si 
possa  disgiungere  da  quello  del  -c-  mediane  intervocalico,  e  come  questo 
non  possa  dividersi  dall*  esito  del  -g-  nelle  medesime  condizioni,  per  la 
cui  fase  il  Lei  deve  passare.  Ora,  siccome  la  risoluzione  odierna  di  JLgL, 
qualunque  sia  la  vocale  attigua,  h  il  dileguo,  specialmente  nella  2*  e  3» 
varieta  logudorese:  liare  ligare,  fau  fagu,  7iie(/du  nigellu,  suere 
sugere,  fuire  fugere,  prohaina  pro  pagin  e,  ecc,  cosi  h  facile  in- 
ferirne  che  anche  il  g-  iniziale,  sia  avanti  a,  o,  u  sia  avauti  e,  i, 
quando  si  trovi  in  posizione  debole  (cio^  preceduto  da  parola  useente 
in  vocale)  possa  cadere,  ende  infatti:  ainxu  Gaviniu,  ula  gula, 
ustu  gustu  e  anche  enneru  gen  er u,  irare  girare,  ecc.  Se  non  chö 
codeste  voci  si  incontrano  in  siffatta  forma  solo  nella  posizione  debole, 
poich^  quando  stanno  da  sole,  o  sono  precedute  da  parole  uscenti  in 
consonante,  assumono  un  ft-,  che  il  Campus  chiama  eufonico,  onde  si 
avra  in  bula,  sos  benneros  e  sim.  In  un  discreto  numero  di  parole 
lo  stesso  trattamento  il  C.  riconosce  pel  c-,  che  dopo  es^sersi  fatto  g-,  b 
trattato  come  g-  primario  e  si  dilegua,  lasciando  traccia  di  sfe  nel  b-  eu- 
fonico: adfhi  callu,  atiia  oapliva,  attn  gatto,  arriu  -arc  caricu- 
are,  arminare  carminare,  urte(j(hi  cultellu,  odale  cotale,  ochJire 
colligere,  ecc,  il  che,  osserva  il  C,  h  dovuto  al  fatto  che  senza 
dubbio   nella   2*  e  3*  varieta  il    suono    c-    si    digrada   spesso  e   diventa 


I  156  Dialetti  sardi.    1902. 

y*),  il  quäle  poi  origina  il  b-,  E  indubitafco  che  in  questi  casi  la  risoluzione 
fonetica  si  complica  con  alterazioni  d*  ordine  sintattico;  ed  ^  pur  vero 
che  non  si  puö  scompagnare  il  caso  di  q-  da  quello  di  1.Q1.;  ed  io 
aggiungerö  che  non  si  puö  scindere  da  quello  di  B-.  Infatti,  come  in 
tutto  il  Logudoro,  tranne  nella  varieta  di  Nuoro,  il  b-  nel  mezzo  della 
fräse  cade,  quando  e  preceduto  da  vocale,  onde  su  asu  *il  bacio',  kaddu 
ajii  *cavallo  baio',  cosi  cade  pure  il  g-  nelle  stesse  condizioni  e  si  ha 
SU  eiineru  41  genero',  sa  ula  *la  gola',  su  usiu  'il  pranzo'.  Viene 
dunque  a  coincidere  e  confondersi  innanzi  alla  mente  del  parlante  una 
Serie  con  V  altra,  e  come  esso  ricostruisce  basu,  baju  e  sim.,  quando 
la  voce  sta  da  sola  o  fe  in  posizione  forte,  cosi  reintegra  del  pari  benneru, 
bukiy  bustu  e  sim.  £d  h  tanta  V  efTicacia  analogica  che  arriva  a  porre 
il  b-  anche  innanzi  a  vocali  iniziali  legittimamente  etimologiche,  oome 
si  vede  in  bessire  per  e^ssire  exire,  bokkire  per  okkire  occidere, 
batture  per  atture  adducere,  e  sim.,  pareggiandole  alle  voci  che 
hanno  perduto  il  b-  e  il  g-,  cfr.  JBRPh.  II,  lOG.  Le  risoluzioni  di  cui 
si  tocca  hanno  poi  perfetta  corrispondenza  neir  esito  delle  mediane; 
poichö  come  nella  2*  e  3«  varieta  dicesi  laore  labore,  tHulnre  tribu- 
lare,  faedda  fabella,  taedda  tabella,  accanto  a  labore,  tribulare, 
e  perfino  paraytila  parabola,  della  varieta  di  Nuoro,  cosi  anche  il  l.gJ 
si  dilegua  nella  2*  e  3*  varieta:  nieddu  nigellu,  suere  sugere,  pro- 
baina  propagine,  kogimre  koniugare,  mentre  in  quella  di  Nuoro 
si  ha  -y-:  niyeddu,  suyere,  parpayine  e  perfino  b  in  koiubare.  Ma  il 
caso  del  c-,  a  guardar  bene,  6  alquanto  diverso  da  quello  di  g-  e  Z.GJ5L. 
Anzi  tutto,  mentre  per  o-  V  esito  b-  e  la  norma  costante,  in  ordine  al 
u-  invece,  insieme  con  baddu,  b-aitia,  b-attu,  b-arriu  -are,  b-armi- 
nare  b-urteddu,  b-odale,  b-oddirey  occorrono  le  voci  indigene  kaJdUj 
kafnpu,  korrti  cornu,  occ.,  e  soltanto  berda  e  bentone,  di  cui  si 
dira  piü  avanti,  accanto  a  kedda  cella,  kera,  kerrere  cernere,  kervu, 
kixu  ciliu,  kiiarxu  cibariu,  Icimiye  cimice,  kito  cito,  ecc.  Inoltre, 
non  in  tutti  gli  esempi  accade  V  avvicendarsi  del  />-  e  del  dileguo ;  in 
alcuni  il  b-  non  cade  mai^)  e  in  altri  si  nlternano  invece  il  fe-  e  il  g-^ 
ed  fe  notevole  che  gia  negli  Statuti  sassaresi  accanto  a  gurtellu,  gollire 
e  garriiire  occorre  anche  varriu,  che  corrisponde  all' od.  barriu  caricu. 
Se  si  tien  conto  quindi  di  questi  fattiedelP  esito  di  ycJL,  che  resta  nella  1*  var. 
e  diventa  y  nella  2»  e  3»,  e  si  considera  inoltre  che  in  quasi  tutti  gli 
esempi  di  c-  in  b-,  il  c-  6  seguito  da  a  o  da  o  e  solo  in  due  da  vocal 
fievole   e,  i,    mi    pare    si    possa   ragionevolmente    suppoiTe    che    nel  caso 

*)  Con  y  indichiamo  la  fricativa  gutt.  sonora,  che  il  C.  trascrive  come 
FAGIt.  con  jf  e  due  puntini  sovrapposti. 

5)  II  C.  a  pag.  45  avverte  che  il  b-  eufonico  cade  nella  posizione  debole, 
e  allega  solo  gli  esempi  hula  e  benneros:  ma  io  ho  ragione  di  dubitare  che  dö 
avvcnga  pei  casi  di  c-  in  b-.  V.  per  ora  il  sass.  AGIt.  XIV,  182.  6)  II  C. 
registra  a  pag.  39—40  fra  gli  esempi  in  cui  scompare  il  b-  succedaneo  a  c, 
uffiarCf  umpire,  umpare,  upu  e  upuale.  Per  questi  due  ultimi  io,  contro  quello 
che  De  scrissi  AGIt  XIV,  401,  accedo  ora  al  suo  etimo,  avvalorato  dal  bosano 
gupu;  ma  per  gli  altri  penso  sempre  che  risalgano  ainflare,  iraplere,  im- 
pare,  con  i-  atono  airiniziale  in  m-  jxjr  influsso  del  suono  labiale  attiguo, 
come  giä  notai  AGIt,  XIII,  112  e  v.  piü  innanzi.  Quanto  a  tipa,  aüpa  v. 
MLAsc.  245. 


P.  E.  Guarnerio.  I  157 

della  äorda  il  b-  sia  sorto  specialinente  in  una  combinazione  sintattica, 
in  cui  il  c-  veniva  a  trovarsi  tra  u  -a,  onde  per  via  di  g-  y-  veniva  a 
b  (r),  come  si  vede  tuttora  a  formola  interna  in  koiubare  per  komyare 
da  coniugare  e  in  kubuddu  per  kuyuddu  da  cucullu. 

Riguardo  all'  altro  punto,  a  cui  accennavo,  il  C.  a  pag.  59  riconosce 
che  il  riflesso  piü  diffuso  h  -tt-  nella  2*  e  3"»  varieta  e  j)  nella  1*,  che 
rappresenta  come  il  punto  di  mezzo  tra  il  suono  x  dei  documenti  (trascritto 
con  th)  e  \\  t  che  si  ode  oggi  nella  maggior  parte  del  Logudoro.  La 
Serie  dell*  evoluzione  h  dunque  ti,  ^,  p,  t,  come  giä  e  rilevato  nelF 
JBRPh.  II,  110.  Degli  altri  esiti,  che  egli  allega,  quello  in  x  appresso 
consonante  o  xx  tra  vocali,  k  pure  popolare,  ma  di  data  recente,  mentre 
gli  altri  in  xiu,  siu  sono  d'  origine  dotta,  per  quanto  possano  mettere 
capo  a  una  risoluzione  popolare  A.  Quanto  ai  riflessi  s,  x,  g,  j\  a  seconda 
delle  varieta,  il  C.  doveva  notare  che  ricorrono  in  resone^  regone  rejmiey 
isiajone,  preju,  che  rientrano  nella  serie  •  delF  italiano  ragiane,  pregio 
e  sim.,  pei  quali  e  da  vedere  ora  la  Ro.  XXXIV,  75  sgg.  Giova  poi 
rilevare,  che  il  C.  a  proposito  dello  svolgimente  //,  x,  p,  t,  osserva  ch'  h 
curioso  vedere  come  il  sardo  da  un  suono  gia  intaccato  da  un  %  aeguente, 
ritorni  di  nuovo  alla  dentale  esplosiva  pura ;  il  che  darebbe  indirettamente 
ragione  all'  opinione  deir  Ascoli  intorno  all'  intacco  del  c  lat.  nel  sardo.Questo 
^  appunto  1'  argomento  di  un'  altra  memoria  del  C. "%  della  quäle  pure 
ho  giä  diöcorso®).  Egli  mostra  di  conoscere  bene  la  quistione  e  i  critici 
che  r  hanno  trattata,  ma  nell'  esame  che  ne  fa,  non  porta  nuova  luce  * 
alla  parte  generale  del  problema  dell'  alterazione  della  gutturale  latina  c 
av.  e,  i,  nh  tiene  nel  debito  conto  le  testimonianze  dei  grammatici  la- 
tini,  sapute  apprezzare  dal  Meyer-Lübke,  Einführ.,  139.  Quanto  poi  alla 
parte  speciale,  che  si  riferisce  al  logudorese,  egli  tenta  contrastare  la 
nota  teoria  dell'  Ascoli,  che  i\  k  e  g  del  logudorese  non  siano  la  vera 
e  propria  continuazione  dell'  esplosiva  velare  latina,  ma  piuttosto  una 
particolare  reintegrazione  del  log.  stesso,  il  quäle  da  un  suono  giä  intinto 
di  palatina,  retrocedette  a  quelle  schiette  gutturali.  Contro  codesta  opinione 
il  C.  non  accampa  nuovi  argomenti,  limitandosi  ad  attaccare  le  ragioni 
degli  awersari  per  due  vie,  1'  una  nell'  ordine  meramente  teorico,  1'  altra 
in  quello  degli  esempi.  Rispetto  al  primo,  il  fatto  che  egli  stesso  deve 
riconoscere  un  ritorno  sulla  via  del P  evoluzione  nel  caso  di  tj,  toglie 
ogni  valore  alla  sua  obbiezione,  che  sia  meraviglioso  il  retrocedere  del  log. 
dal  suono  palatalizzato  alla  schietta  gutturale.  Neil'  ordine  degli  esempi 
poi,  non  si  puö  accogliere  la  spiegazione  che  di  pösca  propone  il  C, 
tanto  piü  che  egli  stesso  rimane  incerto,  se  debba  darsi  la  palma  alla 
base  postquam  o  a  postqua.  Inoltre  su  posca  non  h  ancora  detta 
r  ultima  parola,  poichö,  come  vedremo  piü  innanzi,  pare  accertato  che  la 
forma  piü  antica  sia  osca,  Anche  le  obbiezioni  che  il  C.  muove  agli 
argomenti  da  me  desunti  dall'  esame  dall'  antica  carta  sarda  in  caratteri 
greci*),  sono  piü  apparenti  che  reali,  come  parmi  aver  diniostrato  nel  cit. 
luogo  dell'  AGIt. 

7)  Sulla  questione  dell' intacco  del  C  latino,  note  ed  osservazioni. 
Torino,  Bona,  1901  (ma  veramente  1902).  8)  AGIt,  XVI,  390  sgg.  9)  Cfr. 
L'intacco  latino  della  gutturale  di  CE,  ci,  in  SP  AGIt.  IV,  47  sgg. 


I  158  Dialetti  sardi.    1902. 

Un  altro  valoroso  che  allo  studio  deirisola  nativa  volse  le  eure 
dell'  ingegno  ö  il  dott.  Antonio  Mulas.  Egli  non  h  un  glottologo  e 
Topera  sua^®)  spetta  piü  alla  storia  letteraria  che  alla  Imguistica; 
ma  il  suo  bei  volume  merita  di  essere  qui  menzionato  con  lode,  perch^ 
per  piü  rispetti  riuscira  utile  all' esplorazione  delle  parlate  logudoresi.  Le 
poesie  che  il  M.  raccolse  e  pubblicö  non  sono  popolari  nel  vero  senso 
della  parola,  e  del  resto  egli  stesso  lo  riconosce  apertament«  nel  titolo  dei 
libro,  oltre  che  nella  prefazione,  dove  tocca  della  poesia  sarda  dotta 
e  di  quella  dialettale;  ma  esse  sono  in  buona  parte  notevoli  per  schiettezza 
di  sentimento  e  spontaneita  di  forma,  e  ben  fece  il  M.  a  scamparle 
dalla  distruzione,  a  cui  sarebbero  andate  incontro,  vagando  di  bocca  in 
bocca  aftidate  solo  alla  memoria.  Esse  furono  composte  tra  il  1750  e 
il  1850  e  di  ciascun  autore  il  M.  ci  fornisce  un  cenno  biografico. 
Sono  tutti  di  Tissi,  piccolo  villaggio  di  1200  abitanti  circa,  nella 
provincia  di  Sassari;  e  di  essi  sono  specialmente  degni  di  menzione  per 
r  abbondanza  della  vena  poetica:  Pietro  Cherchi,  un  povero  cieco, 
semplice  sagrestano  nella  chiesa  di  Tissi  e  Antonio  Maria  Scano,  anal- 
fabeta,  ignorante  e  ignorato,  come  dice  il  M.  Precedono  le  poesie  alcune 
notizie  storiche  e  geografiche  intorno  a  Tissi,  di  cui  il  primo  cenno  h  in 
un  documento  del  1118  del  Condaghe  di  S.  Pietro  di  Silki;  poi 
a  ciascuna  poesia  seguouo  delle  note,  a  schiarimento  delle  voci  e  locuzioni 
dialettali  meno  chiare  o  di  allusioni  a  fatti  o  persone  che  abbisognano 
di  luce;  talvolta  il  M.  raccoglie  in  speciali  elenchi  le  voci  che  occorrono. 
in  qualche  poesia,  come  si  vede  a  pag.  65,  dove  e  un  repertorio  alfabetico 
dei  nomi  delle  merci  menzionate  in  ^Sa  buitega»,  e  a  pag.  73  un 
altro  repertorio  di  nomi  di  piante  ed  erbaggi.  Infine,  il  volume  si  chiude 
con  un  indice  cronologico  degli  autori  e  delle  loro  poesie,  e  con  un  altro 
indice  alfabetico  del  primo  verso  di  ciascuna  poesia.  II  grosso  volume 
di  oltre  500  pag.  ^  dunque  ben  fatto;  ma  quello  che  lo  rende  prezioso 
al  linguista,  oltre  alle  note  sopraindicate,  ^  la  grafia  adottata  dal  M. 
nella  trascrizione  del  dialetto  del  Meilogu,  a  cui  spetta  il  suo  Tissi.  II 
dialetto  del  Meilogu  appartiene  alla  3*  varieta  logudorese,  secondo  la 
nomenclatura  del  Campus,  e  il  M.  ne  espone  con  sufficiente  chiarezza 
le  principali  caratteri stiebe.  Egli  non  fa  uso  di  segni  speciali,  ma  senza 
romperla  del  tutto  con  la  inveterata  tradizione  scritta^  tenta  di  rappre- 
sentare  con  opportuni  raggruppamenti  delle  consuete  lettere  alfabetiche 
i  suoni  della  sua  favella  nativa.  Cosi  trascrive  con  skh,  sgh,  Ith,  Idh, 
ij  i  suoni  risultanti  dell'  incontro  di  r,  s,  l  con  c,  g,  t,  dy  e  p,  b,  f^ 
V,  m,  corrispondenti  a  quelli  sassaresi,  di  cui  h  discorso  nell'  AGIt.  XVI, 
158 — 59.  Nel  testo  non  tien  conto  delle  alterazioni  d' ordine  sintattico, 
ma  nelle  illustrazioni  sulla  grafia  e  fonetica,  a  pag.  26 — 27,  da  una 
rapida  rassegna  delle  modificazioni,  a  cui  vanno  incontro  sia  le  consonanti 
finali,  sia  quelle  iuiziali  in  mezzo  del  discorso.  In  codeste  annotazioni, 
se  fa  difetto  il  rigoroso  linguaggio  della  scienza,  non  si  puö  dire  che 
manchino  la  diligenza  e  V  acutezza  dell'  osservazione,  ed  ö  prova  evidente 
che  anche  senza   V  ausilio   di  studi  glottologici   il  coscienzioso  osservatore, 

10)  Poesie  dialettali  tisscsi,  dcttate  dal  1750  al  1850,  raccolte 
ed  illustrate  per  cura  del  dott.  Antonio  Mulas;  Sassari,  Giuseppe  Dessl 
edit,  1902. 


P.  E.  Guarnerio.  I  159 

se  alieno  da  vieti  preooncetti  e  animato  60I0  dalF  amore  del  vero,  puö  riu- 
scire  a  utili  risultati. 

Accanto  a  questi  due  giovani  trovi  qui  posto  anche  un  veterano, 
Enrico  Ck>6TA,  a  cui  fu  aiüdato  dalla  sua  citta  la  redazione  di  una 
Storia  delTArchivio  antico  e  moderno  di  Sassari  con  un  ^om- 
mario  dei  documenti  piü  importanti.  AU'  incarico  egli  rispose  con  un  ele- 
gante volunie  di  oltre  300  pag.  ^^)y  che  aara  consultato  con  frutto  dagli 
Studiosi  di  cose  sarde.  Per  conto  nostro  ricordiamo  quello  che  riferisce 
intorno  agli  Statuti  della  repubblica  dassarese.  II  C.  ne  tocca  in  due 
luoghi:  a  pag.  92 — 94  da  brevi  ragguagli  sul  codice  originale  in  sardo 
e  8ulla  copia  autentica  di  esäo,  sul  codice  in  latino  e  auUa  sua  trancrizione; 
a  pag.  176— -78  fomisce  particolari  notizie  sulla  copia  degli  Statuti 
sassaresi,  che  V  avv.  Giovanni  Zirolia  scoperse  recentemente  in  Castelsardo, 
e  della  quäle  discorre  nella  monografia:  Esten sione  territoriale 
degli  Statuti  del  Comune  di  Sassari,  che  mi  rimase  inaccessibile. 
Linguisticaniente  V  importanza  del  docuniento  non  ^  molta,  perche  si  tratta 
di  una  copia  tardiva  del  codice  originale;  ma  ^  notevole  pel  fatto  che 
apparisce  trascrizione  di  un  esemplare  piü  completo  di  quello  attualmente 
posseduto  dal  Comune,  poichö  il  testo  di  Castelsardo  contiene  diversi 
capitoli,  che  mancano  in  quell' originale.  II  dottor  Vittorio  Finzi, 
bibliotecario  della  Universitaria  di  Sassari,  si  e  accinto  ad  una  nuova 
edizione  degli  Statuti  sassaresi,  col  sussidio  anche  di  codesta  copia  di 
Castelsardo;  aspettiamo  dunque  a  darne  giudizio  definitive,  quando  la 
pubblicazione,  che  procede  assai  len tarnen  te  neir  Ateneo  Veneto,  sia  com- 
piuta. 

Neir  opera  «Les  origines  romanes,  6tudes  sur  le  lexique 
du  latin  vulgaire»  F.  Mohl  ha  esposto  V  idea  che  nel  lat.  volg. 
d'Italia  esistesse  una  preposizione  da  0  da  che  faceva  concorrenza  a  de; 
e  la  metteva  in  relazione  con  1'  osco  dat,  mentre  connetteva  il  sardo 
log.  daie  dae  con  un  osco  *dafei.  A  tutta  prima  1' ipotesi  poteva 
apparire  seducente^  ma  non  poteva  reggere  ad  un  serio  esame;  e  ben 
fece  il  Meyer-Lübke  a  dimostrare  ampiamente  che  non  era  un  bell'  edi- 
ficio  ma  un'  illusione  ^^).  Rilevo  qui  in  particolare  quello  che  riguarda  il 
sardo.  II  M-.L.  comincia  a  riprovare  sdegnosamente  il  sospetto  messo 
innanzi  dal  Mohl,  che  1' antica  forma  daba  addotta  dal  Delius  Sard. 
Dial.  4,  n.  2,  sia  mendace;  e  infatti  non  da  una,  ma  da  piü  esempii 
fu  confennata  dalle  carte  venute  in  luce  appresso.  Di  poi,  prende  a 
ricercare  le  forme  e  1'  uso  di  codesta  preposizione  in  tutti  i  documenti, 
seguendone  1'  ordine  cronologico,  dal  piü  antico  (la  nota  carta  in  caratteri 
greci)  fino  agli  Statuti  sassaresi.  Dali'  esame  di  essi  risulta  chiaro  che 
V  ant.  sardo  aveva  una  preposizione  ave,  ava^  oppure  dave^  dax'a,  e 
che  la  forma  in  -a  h  cagliaritana,  mentre  quella  in  -e  e  logudorese.  Essa 
mantiene  sempre  il  suo  valore  di  preposizione,  anche  quando  e  in  compo- 
sizioni  avverbiali,  p.  es.  in  dave  st^pra,  dave  ^  preposizione  e  supra 
avverbio.  Risulta  inoltre  che  dave  b  piu  reoente  di  ave,  e  il  M.-L. 
ritiene    che    ave  non   sia    che  ab    con  -e    paragogico  in  log.  {-a  in  cam- 

11)  Enrico  Costa,  Archivio  del  Comune  di  Sassari;  Sassari, 
Giuseppe  Dessl.  1902.  12)  Oskisch  dat.  ital.  da,  sard.  dae  in  Z RPh.  XXV, 
602—610. 


I  160  Dialetti  sardi.    1902. 

pid.),  mentre  dave  risiütera  da  una  combinazione  aintattica  t —  ab,  nella  quäle 
il  t  veniva  poi  a  foggiarsi  a  somiglianza  deiriniziale  del  suo  sinonimo  de, 
onde  cP'Ob-e  d-av-e  {dab-a,  d-av-a),  come  anche  V  ant.  sardo  sen^  'senza' 
ha  preso  al  suo  contrario  ]con  il  i-  e  si  ö  fatto  kene.  Oltre  a  questa 
breve  scorsa  nel  campo  gardo,  al  Meyer-Lübke  dobbiamo  in  quest*  anno 
una  memoria  suU'  ant.  log.  ^^).  Essa  ö  un  completo  esame  della  lingua 
del  Condaghe  di  S.  Pietro  di  Silki  (cfr.  JBRPh.  VI,  i  187),  sotto 
il  rispetto  fonologico  (pp.  4 — 36),  niorfologico  (36 — 51),  sintattico  (51 — 55) 
e  lessicale  (55 — 74)  e  deve  considerarsi  come  fondamentale  per  chi  voglia 
conoscere  Talog.  Mi  limiterö  qui  a  indicare  alcune  delle  piü  importanti 
risultanze,  che  o  accrescono  o  perfezionano  le  nozioni,  che  la  scienza 
possiede  intomo  all*  alog.  Nel  vocalismo  ö  notevole  casa  da  causa, 
cfr.  JBRPh.  VI,  I  189  e  192,  che  insieme  agli  altri  esempi  attesta  come 
r  esito  normale  del  dittongo  du  nell'  alog.  sia  semplicemente  o,  senza 
che  nella  sillaba  attigua  sussegua  u,  onde  fraude,  laude,  pauso  e  sim. 
non  saranno  indigeni,  allo  stesso  modo  che  nol  sono  cosa,  frodu,  e  sim. 
Ne  consegue  la  felice  spiegazioue  della  particella  a  in  principio  di  do- 
manda,  p.  es.  a  partis,  a  lu  fagkes?  partite,  lo  fate?  la  quäle  non  6 
che  la  continuazione  di  aut.  Un  altro  esempio  h  cama  *ardore  meridiano' 
dacauma,  gr.xdvjbia,  come  aveva  giä  veduto  il  RoUa,  cfr.  JBRPh.  II 111, 
e  or  ora  il  Nigra  AGIt.  XV  483.  Aggiunge  poi  il  M.-L.  i  camp. 
ixorrogu  ixorrogai  accanto  a  sarragai,  arragai,  che  vanno  coi  log. 
surragare,  sarragare^  sarragu  da  sub-raucu,  cfr.  AGIt.  XIV  405. 
Nella  lingua  del  Cond,  sono  sempre  continuate  regolarmente  le  vocali 
lat.  e,  i,  o,  u  in  accento  non  confondendo  in  un  unico  suono  e,  o, 
rispettivamente  T  e  e  T  /,  V  ö  q  V  ü,  come,  fanno  tutte  le  altre  lingue 
romanze.  Non  deviano  dalla  norma  che  elike  14:5,  186,  187,  311  accanto 
a  iltke  257,  430,  436  e  pulUtm  155,  251,  cfr.  log.  od.  pucldedru, 
gall.  puddetru,  sass.  puddreddu.  Rispetto  alla  prima  voce,  estendendo 
r  indagine  a  tutto  il  dominio  romanzo,  il  M.-L.  viene  a  riconoscere  da  una 
parte  una  forma  *eilex,  donde  il  lat.  Ilex  con  le  voci  romanze  con  i, 
p.  es.  log.  od.  ilike,  camp,  ilizi  ecc,  e  dall'  altra  una  forma  umbro- 
volsca  *elex,  donde  le  forme  con  e,  come  log.  elighe,  tose.  elce.  Ri- 
spetto alla  seconda,  con  la  comparazione  degli  altri  esiti  romanzi,  con- 
chiude  esser  necessario  postulare  accanto  al  lat.  ptilliter  non  solo  le  basi 
pullitru  e  pulletru  ma  anche  pulle tru.  Prescindendo  dai  paragrafi 
intomo  alle  vocali  in  iato  e  a  quelle  finali,  dove  accoglie  insieme  con 
sorre  da  soror,  il  log.  od.  mere,  camp,  meri  da  maior,  come  propose 
il  Nigra,  importante  ö  il  §  9  intorno  all'  atona  dei  proparossitoni,  in  cui 
a  proposito  dei  nomi  in  -^men  -mene,  egli  combatte  la  teoria  del  Mohl, 
il  quäle  pensa  che  in  Sardegua  non  sia  finita  la  lotta  tra  i  casi  diretti 
e  gli  indiretti  dei  neutri  in  -en,  e  poich^  vi  si  dice  nomen  e  lurnene 
per  *nome\  crede  che  il  caso  diretto  sia  rappresentato  dalla  forma  nomen 
e  il  caso  in  diretto  da  lumene,  sostituitosi  per  un  processo  semantico  a 
nonmie,  II  M.-L.  invece  nota,  come  giä  V  Hofm.  59,  che  nell'  alog. 
le  forme   in  -wen    sono    usate   tanto   pel  nominativo    quanto  per  il  caso 

13)  Zur  Kenntnis  de»  AI tlogudoresischen  von  Wilhelm  Meyer- 
Lübke,  eßtr.  SBAkWienphhKl.  vol.  CXLV,  di  cui  ho  giä  reso  conto  nell'Ar- 
chivio  storico  sardo,  I,  147. 


P.  E.  Guarnerio.  I  161 

obbliquo,  e  possiamo  aggiungere  che  anche  nel  log.  od.  le  due  forme  si 
usano  indifferentemente  in  tutti  i  casi,  cfr.  Campus,  Fon.  log.  22. 
Le  forma  normale  risalente  all'  antico  neutro  h  pel  M.-L.  -7we/^,  donde 
con  la  vocale  paragogica  si  ha  -mene,  mentre  dall'  obbliquo  derivano 
solo  i  femminili  in  ^mine,  e  le  altre  forme  in  -mine  sono  latinizzamenti 
o  italianismi.  Qualche  riserva  si  puft  fare  a  questa  teoria  e  vedremo  piü 
innanzi  le  osservazioni  del  Bartoli.  Nel  §  14  rileva  cumone  che  h  pure 
degli  Stat.  sass.;  come  si  aa,  il  Mohl  vi  vedrebbe  una  reliquia  dell' osco 
comono,  ma  il  M.-L.  osserva  che  comone  si  ha  pure  nel  Friuli  e  nella 
Dalmazia^  dove  non  pu5  ammettersi  influenza  osca,  e  perciö  ricordando 
altri  esempi,  quali  coloatru,  colobra,  pensa  che  vi  abbia  luogo  una 
assiniilazione  o  una  metatesi  di  vocali.  Cosi  spiega  anche  la  curiosa 
forma  ad  tutturo  32,  42  da  ad  tortu,  con  metatesi  del  r:  ad  totru 
e  con  quella  delle  vocali:  ad  iutro,  donde  con  epentesi  di  u:  ad  tuturo. 
Nel  §  17  cominciando  il  consonantismo,  rileva  il  valore  fonetico  e  il 
fondamento  etimologico  del  caratteristico  th.  Avuto  riguardo  all'  influsso 
greco  in  8ardegna,  egli  crede  che  th  riproduca  il  S  greco  e  ne  abbia  il 
Buono.  Piü  tardi  il  th  ^  sostituito  da  x,  ma  deve  ess^ere  passato  prima 
per  V  interdentale,  donde  poi  i  due  esiti  parallel!  x,  t  (tt),  di  cui  si  h  giä 
toccato  piü  sopra.  Nel  §  18  dopo  ricordati  gli  esempi  di  labializzazione  di 
qu  gu  av.  a,  osserva  che  av.  ^e,  i  accentati  qu  si  continua  con  k,  come 
kerrere  quaerere,  ki  it  che,  ki7nbe  quinque,  gitteu  (leggi  ghitteu) 
quid-|-deu;  perö  si  ha  pure  Imbiricu  da  quiricus.  Quanto  a  gitteu 
in  cui  io  pure  riconoscevo  la  combinazione  quid-j-deu,  Ro.  XXXI  592, 
e  pensavo  avesse  nel  g-  iniziale,  di  cui  non  conosceva  il  valore  fonico, 
una  palatina  anorganica,  come  quella  che  si  riscontra  in  geo  ego;  sono 
ora  d'accordo  col  M.-L.  che  il  g-  abbia  valore  gutturale,  e  in  ciö  mi 
assicurano  anche  gli  esempi  della  Carta  de  Logu,  Fuor  d'  accento 
riapparisce  la  labializzazione,  onde  sambene,  kimbcj  abila  aquilae  anche 
pintantty  se  da  quintana.  Nel  §  21,  rilevato  il  fatto  che  b-  sostituisce 
V',  quando  precede  parola  uscente  in  consonante,  o  ancora  sussistente, 
o  preesistente,  e  che  si  pu6  mantenere  anche  preceduto  da  vocale,  sie 
badu  4,  sa  binkitura  79;  rileva ti  inoltre  altri  casi,  come  ena  197  per 
vena,  gruke  4  e  una  volta  bruke  404,  log.  od.  n4ghe  da  cruce,  e 
insieme  golligo  291,  gollettu  27,  gollettoriu  202  da  c olligere,  od. 
boddire,  gotantu  56,  314,  od.  bodale,  gosi  200,  ga^i  322,  od.  goi,  gai, 
ed  altri  ancora,  il  M.-L.  tocca  uno  dei  punti  piü  deücati  della  fonetica 
logudorese,  quello  delle  alterazioni  cosi  variabili  delle  consonanti  iniziali. 
Io  ho  giä  esposto  qua  sopra  e  nella  citata  recensione  dell'Arch.  stör. 
sard,  il  mio  pensiero,  vediamo  ora  come  ne  giudica  il  M.-L.  Per  quäl 
ragione,  egli  chiede,  si  ha  oggi  accanto  al  camp,  pertia,  il  log.  bertiga 
e  anche  ertigat  Se  si  pu5  spiegare  pampa  per  vampa,  pesjjeru 
per  vesperu  con  1'  assimilazione,  resta  sempre  a  domandarsi  perch^ 
eotale  arrivi  per  via  di  gotale  a  bodale  e  1'  ital.  carminare  al  log. 
arminare  e.captiva  ai  log.  battiay  attia  *vedova*?  E  mentre  si  dice 
keluy  kentUy  kervu,  ecc.,  perchö  si  abbia  il  log.  berda  *minuzzoli  di 
came  dopo  fatto  Io  strutto',  se  si  puö  connctterlo  col  lat.  cerda  di  mus- 
cerda  *minimus  fimus*?  e  perchö  anche  il  log.  bentone  *camicia  da 
uomo',    se  puö  identificarsi  con  centone?     Parimenti,    perchö    si    abbia 

VoUmSller,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  H 


I  162  Dialetti  sardi.    1Ü02. 

fr-  in  luogo  di  br-  q  f-  invece  di  v-y  in  frabu  per  bravu^  frusku 
per  brusku,  ecc.  fentana  per  lo  spagn.  ventana  ^finestra',  e  fentomare 
per  ventmnare  da  7nentavare?  In  codeste  cosi  varie  risultanze  non  pu6 
aver  operato  una  causa  sola.  Certo  che  le  alterazioni  transitorie  d'  ordine 
sintattico  vi  hanno  molta  parte  e  ben  fece  il  M.-L.  a  fermarvi  1'  attenzione, 
Bpiegando  p.  es.  il  t-  costante  in  testimonxtc,  colla  combinazione 
sintattica  assai  frequente  ad  testimoniu,  e  cosi  ghitieu  preponderante 
SU  kitteu  per  la  combinazione  proghitteu,  Ma  altri  esempi  possono  avere 
una  ragion  d'  essere  all*  infuori  della  fonetica  sintattica,  come  sarebbe 
quello  di  gisterra  198,  404  per  cisterna,  di  cui  si  ha  la  forma  ragusan. 
gusHema.  Ora,  prescindendo  da  b-  in  f-  br-  in  fr-  e  v-  in  /"-,  che  sono 
piuttosto  specifici  del  camp.,  io  credo  che  la  maggior  parte  degli  altri 
casi  possa  spiegarsi  con  due  fasi  dell'  alterazione  sintattica,  che  da  transi- 
toria  si  fissi  definitivamente  nella  parola,  riducendo  il  k-  in  ^-  e  il  p-  in 
b-y  onde  gollighere  da  colligere,  bertiga  da  pertica,  ecc.  e  poi  eli- 
dendo  il  ^*  e  il  6-,  come  si  vede  anche  oggi  nel  sass.  in  ggla  di  fronte 
a  Wola  (cfr.  a  formola  mediana  longu  e  lea  lega);  onde  ollighere^ 
ertiga.  8e  non  che  c'  era  anche  ena  per  bena  vena,  e  sim.,  e  cosi  si 
ricostruiva  il  b-  pure  innanzi  a  oUighere,  che  h  riuscito  all' od  boddire^ 
e  parimenti  innanzi  a  addtighere,  onde  Tod.  batture.  Illusoria  dunque 
h  la  labializzazione  in  b-  del  semplice  k-  e  battia  sarä  da  spiegarsi  con 
la  Serie  captiva  gattia  attia  b-attia  e  del  pari  b-odale,  b-erdc^  b- 
entone.  Nel  §  27  il  M.-L.  avverte  che  accanlo  alla  serie  normale  con 
-cl-  incolume,  occorre  nel  Cond.  anche  veione  109,  che  ^  certamente 
da  *vec'lone  *vetul-one,  acui  corrisponde  il  log.  od.  bexxone  (con  x  sorda, 
non  sonora  come  scrive  il  M.-L.);  e  siccome  la  risoluzione  normale  di 
'Ijc  nel  Cond,  ^  i,  che  ha  poi  dato  £  nel  log.  od.,  cfr.  fiios  di  fronte 
a  ß^oSj  cosi  egli  oaserva  a  ragione  che  i  vi  rappresenta  tanto  V  esito 
di  -cl-  (-tl-),  quanto  quello  di  -/^-.  Non  sapendo  spiegarsi  perch^  * 
serva  per  entrambi  gli  esiti,  notando  che  vetulu  ha  nel  log.  due  continua- 
tori:  beju  *anno8o'  usato  specialmente  per  gli  alberi,  e  bexxUy  camp. 
becciu  *vecchio',  il  M.-L.  rimane  in  dubbio  di  sciogliere  la  difficolta  con  un 
imprestito  dal  genov.,  perche  vede  lo  stento  dell'  accatto  di  una  simile 
parola.  II  fatto  ö  che  accanto  a  veione  del  Cond.  h  anche  il  log.  od.  pija 
-are  piega-are  da  *picla-are  per  plica-are,  oltre  ispijare^^)  spiegare,  da 
*expiclare  per  explicare;  e  cosi  1' uno  come  Taltro  attestano  un' altra 
risoluzione  del  nesso  -cl-.  6  nota  la  spiegazione  che  da  il  D'  Ovidio  dei  due 
esiti  di  -cl-,  di  contro  all'Ascoli.  Ora,  nel  sardo  T  esito  normale  di  -cl-  h 
certamente  log.  y,  oju  oc'lu,  camp,  g,  ogu,  gall.  kkj,  okkjti,  sass.  cc, 
occu;  e  quello  di  4i'  6  alog.  i,  log.  od.  i,  fiiu,  fixit,  camp.  H  fiUuy 
gall.  dd  fiddolti,  sass.  gli,  figliu.  Ma  per  -cl-  occorre  una  breve  serie 
che  coincide  con  quest'  ultimo,  p.  es.  log.  auxa,  camp,  agulk^  gall. 
agudda  *&cucl&,  \og,lentixa,  cam^p,  gentilla,  *lenticla,  log.  jnÄi  piega 

13)  CoD  questa  voce  io  mandavo  l'alog.  ispiiare  del  Cond,  43,  v.  AGIt 
XVI,  381—82  e  Arch.  stör.  sard.  I  153;  ma  il  ragguaglio  ^  contraddetto  dall* 
acamp.  iapiliari  delle  Carte  Cagliarit.,  che  pare  abbia  lo  stesso  senso  della  forma 
log.,  e  ben  vi  pu5  coirispoDdere  pei  suoni.  Saremo  duDque  ad  altra  base,  come 
ei  vedrä  altrove.  Ma  tolto  pure  l'alog.  ispiiare,  il  ragionameDto  del  testo  rimane 
tal  quäle. 


P.  E.  Guarnerio.  I  163 

da  *picla  plica,  log.  passiiare,  camp,  passillai,  La  deviasione  dalla 
norma  ha  portato  a  supporre  o  che  bi  abbia  un'  altra  base,  p.  es  aculea 
per  auxa,  o  che  si  tratti  di  voci  non  indigene.  lo  credo  perö  che  non 
8i  possa  piegare  tutti  codesti  esempi  sotto  il  ferreo  giogo  di  un  unica  spiegazione, 
e  in  eifetto  se  si  pu6  ammettcre  che  auxa  sia  rifoggiato  sull'  it.  aguglia, 
che  passixare  ripeta  Y  ital.  passeggiarey  che  leiitixa  riproduca  il  genov. 
lentiggia,  come  xea  il  genov.  gea;  non  pare  possibile  concedere  Taccatto 
pel  log.  od.  pixa  che  ha  accanto  pija-are  e  ispijarCy  ne  per  V  alog.  reione, 
a  cui  non  pongo  accanto  il  log.  od.  bexxu^  bexxoney  perch^  hanno  la 
doppia  XX  sorda  e  insieme  col  camp,  becciu  sono  di  accatto  seriore,  per 
cui  non  si  puö  qui  teneme  conto.  L*  alog.  veione  e  Tod.  pija  ecc.  attestano 
una  seconda  fase  delF  evoluzione  di  -cl-  intervocalico,  che  si  fa  prima 
-glr  e  coincide  poi  nel  successivo  svolgimento  con  quello  di  -gl-  origi- 
nario,  cfr.  bixare  *viglare  vegliare,  caxare  *caglare  cagliare,  e  insieme 
con  quello  di  -/i-,  cfr.  alog.  fiios,  log.  od.  fixos. 

Dopo  eseermi  cosi  a  lungo  soffermato  su  questi  due  o  tre  punti 
capitali  della  fonetica  logudorese^  bisogna  che  sorvoli  suUe  altre  parti 
della  preziosa  Memoria.  Riguardo  alFalog.  fache,  od.  fake  da  facies, 
il  M.-L.  nel  §  29»  distingue  il  caso  di  kta,  kiu^  che  per  via  di  Ka  k'u 
«rrivano  a  Va  fu  {xa,  xu\  da  quello  di  kie  che  si  confonde  con  ke  per 
via  dell'  assimilazione  dell'  i  all'  e,  AI  che  si  coUega  la  spiegazione  di 
faska  35,  36  'fascia',  di  cui  sara  discorso  piü  avanti  a  proposito  del 
Pu^cariu,  Nelle  parole  d'  origine  straniera,  §  74,  notevole  il  nome  di 
iuogo  kentu  Istafia,  che  sjgnifica  'cento  stalle',  con  quel  f  di  evidente 
provenienza  osca,  e  nel  lessico,  §  77,  parecchie  le  felici  spiegazioni,  su 
cui  ho  richiamato  V  attenzione  nelF  AGIt  XVI,  380 — 83.  Qui  ricorderö 
solo  che,  tra  gli  avverbi,  il  M.-L.  accoglie  per  conio  'oraTetimo  del  Campus 
Fpn.log.  17  *eccum6do,  ma  vi  crede  necessaria  T  assimilazione  della  vocale 
protonica  alla  tonica  e  la  trasposizione  d'  accento,  perche  "^ec  cum  od  o  avrebbe 
dato  kiimo.  Di  osca  'dopo'  a  cui  corrisponde  Tod.  posca,  derivato,  come 
si  sa,  dall' Ascoli  da  postea,  il  M.-L.  osserva  giustamente  che  se  osca 
fosse  solo  modemOy  non  offrirebbe  difficolta,  e  infatti  vedemmo  ertiga 
allato  a  pertiga;  ma  h  precisamente  nel  tempo  antico  che  si  trova  sola- 
mente  a$ca  e  veramente  in  ispecie  dietro  et,  onde  il  dilegno  del  p-  e 
impoasibile.  Egli  quindi  resta  perplesso  sull'etimo  della  forma  posca 
e  non  ne  propone  circa  osca;  della  quäle  invece  avrenjo  occasione  di 
parlare  ancora  due  volte  piü  avanti.  Ancora  tra  gli  avverbi,  degiii  di 
nota:  etro  risultante  da  et-|-iterum;  sicu  da  sicut;  umpare  'insieme', 
od.  umpare^  curnpare  (Sp.  vc),  non  entrambi  da  cum  pare,  perchfe 
il  dilegno  del  c-  nel  Ckmd.  sarebbe  strano^  ma  umpare  deriva  da  in 
pare  sotto  Tinflusso  di  cunipare  o  sotto  quello  della  labiale  attigua; 
e  tra  le  preposizioni:  cana  da  cata-hc^nA;  isca  e  isca  ad  da  us- 
que  ad;  sene  e  kene  'senza';  quest' ultimo  non  ha  niente  a  che  farc 
con  quin,  come  credeva  lo  Spano  e  si  dovrä  ad  una  contaminazione 
di  sene  o  col  A:-  di  kon  suo  contrario,  come  giä  propose  egli  stesso,  v. 
.qui  sopra,  oppure  con  ke,  come  propone  ora;  e  quanto  a  sene  non  sara 
certo  da  mettere  in  relazione  con  T  antico  seine  della  legge  Repetund,^ 
poich5  in  codesta  V  ei  tien  Iuogo  per  erronea  grafia  dell'  i.  II  M.-L. 
penserebbe   ad  una    preposizione    se    equivalente  a  sine;    sarebbe  quindi 

11* 


I  164  Dialetti  sardi.   1903. 

un'  altra  rarita  che  il  sardo  conservarebbe  nelle  sue  particelle,  ma  la 
cosa  ha  d'  uopo  di  ulteriori  studi.  Infine,  mi  pare  si  possa  consentire 
nella  spiegazione  della  voce  ftor^Äc,  da  potior  maschile  di  potius  e  col 
senso  di  *piuttosto'.  Non  sono  che  spigolature  queste,  le  quali  credo 
basteranno  a  mostrare  quäle  ricca  messe  offrano  le  pagine  del  M.-L.,  che 
non  senza  ragione  dissi  fondamentali  per  la  conoscenza  delP  alog. 

1903.  Anche  i  framraenti  di  un  antico  statuto  di  Castel- 
aardo,  editi  dal  Besta,  cfr.  JBRPh.  VI,  I  183,  hanno  trovato  ben 
presto  nel  dott.  GiULio  Subak  lo  studioso  che  ne  mise  in  rilievo  il 
valore  linguistico ").  II  lavoro  del  S.  contiene  uno  spoglio  abbastanza 
completo  dei  fenomeni  grammaticali  del  testo;  ma  sia  per  la  succinta  e 
confusa  esposizione,  sia  per  la  stessa  poco  felice  disposizione  tipografica, 
i  risultati  da  lui  ottenuti  non  vengono  sempre  ben  chiari  agli  occhi. 
Comunque,  le  sue  pagine  possono  giovare  alla  conoscenza  dell'  antico 
logudorese,  perch^  altro  non  b  il  linguaggio  di  codesti  frammenti,  cfr. 
JBRPh.  1.  c.  184,  per  quanto  il  8.  parli  di  sviluppo  del  dialetto  di 
Castelsardo  «la  cui  forma  attuale  gli  h  affatto  ignota».  Segiiendo  la 
numerazione  delle  pag.  dell' opuscolo,  ecco  alcune  osservazioni:  A.  p.  3 
interessante  e  copiosa  la  serie  degli  esempi  di  comente  et,  a  cui  gia 
accennavo  io  pure  AGIt  XIV,  180,  e  422  sotto  tin' e,  cfr.  Meyer- 
Lübke  GR.  III  §  278;  —  capu  pare  a  me  pure  da  intendersi  per 
*capitale';  —  1'  art.  h  issu,  quando  precede  consonante,  e  5W,  quando 
precede  vocale  e  con  tale  vicenda  sintattica  il  8.  spiegherebbe  icusse^ 
icussu  accanto  a  eussCy  cussu,  cfr.  M.-L.  GR;  II  §  B64  e  JBRPh. 
II,  105;  ma  ora  considerando  le  forme  antiche  akustu  ecc,  io  propen- 
derei  piuttosto  per  la  spiegazione  del  Campus  Fon.  log.  1 7  n  e  cfr.  Ascoli 
AGIt.  XV  308  n.  —  p.  4.  Parecchi  i  casi  di  metaplasmo  e  frequente 
Tawicendarsi  di  un  genere  con  T  altro,  come  unu  die  64,  164  ecc,  e 
sa  die  183  ecc,  ma  V  unico  esempio  maschile  domo  stio  168  di  fronte 
ai  tanti  esempi  femminili,  mi  ösospetto; —  sotto  «curiosa  maniera  di  acooi^ 
dare  T  aggettivo  col  norae...  e  il  verbo  col  soggetto»  il  8.  raccoglie i  casi 
di  totUy  invariabile  per  ogni  genere  e  numero;  ma  era  da  notare  che 
codesto  uso  avverbiale  non  isfuggi  all'  Hofm.  132  e  cfr.  M.-L.  GR.  III 
§  137;  —  reservadu  h  di  certo  usato  come  preposizione,  allo  stesso  modo 
iV\  salvu\  —  al  cap.  177  non  sara  da  correggersi:  et  facta  sos  maiores 
depiaii  7nandare  unu  bandu  ecc.  ?  —  p.  5.  U  -e  di  persone  h  spiegato 
dal  8.  con  Tanalogia  di  isse,  come  aveva  gia  fatto  THofm.  32,  masiccome 
6  sempre  negli  Stat  sass.  persone  e  non  mai  persona  e  sempre  ahsumi 
non  mai  alcune,  cosi  potrebbe  bene  esservi  in  giuoco  per  persone 
r  analogia  dei  sost.  in  -one,  come  proposi  AGIt.  XIII,  106  e  115;  e 
accolse  il  Campus,  Fon.  log.  28.  —  penso  anch'  io  col  8.  che  daessu 
sia  da  dividere  dae'ssu,  come  dessu  sara  ds^ssu,  assu  =  a* ssti,  c 
non  vi  sara  turbamento  nelP  esito  normale  dell' «  di  ipse,  bench6  d' altro 
avviso  sia  il  Pieri  ZRPh.  XXVII  .584n.  —  penso  altresi  che  matessi 
non  sia  indigeno  e  senta  di  importazione  catalana,  come  lantora  di  quella 
genovese.    —    p.  6.  T  unico    tuta  169    di  fronte  ai  costanti   tottu,  totUy 

14)  A  proposito  di  un  antico  testo  sardo,  bricciche  lingui- 
stiche;  estr.  dal  Programma  deiri.  R  Accademia  di  Commercio  e  Nautica  di 
Trieste,  an.  scol.  1902—03;  Trieste,  edit.  T  Autore,  1903. 


P.  E.  Quarnerio.  I  165 

sara  un  italiani^o,  come  riscoder  54;  —  notevole  caratteristica  del 
testo  la  tendenza  a  mutare  -e  in  4,  che  diverra  propria  del  gallurese  e 
del  sassarese  nel  settentrione,  come  del  campidanese  nel  mezzogiorno 
dell'isola;  in  ^gual  condizione  pare  si  presentino  -o  e  -u,  che  nel  gallu- 
rese e  nel  sassarese  coincidono  in  -w,  ma  gli  esempi  sia  che  escono  in  -o, 
in  -t^  o  in  -a  sono  accumulati  con  quella  scarsa  chiarezza,  che  dissi 
nuocere  in  generale  allo  spoglio.  —  p.  7.  quanto  all'  -a  di  suta^  infina 
e  sim.  sto  sempre  per  1'  -a  analogico  delle  particelle,  AGIt  XIV,  422,  e 
cfr.  infatti  infina  accanto  a  infina  ad  65,  infina  a  155  ecc.  —  p.  8. 
parlando  delle  vocali  protoniche,  il  S.  adduce  come  caso  di  aferesi 
nura^he,  che  trae  da  honore  con  un  suff.  -ace,  di  cui  non  giustifica 
il  valore  morfologieo ,  ma  io  starei  sempre  per  V  etimo  del  Flechia, 
AAST.  VII,  1872;  —  mi  pare  invece  accettabile  la  spiegazione  di 
gama  *gregge'  da  un  äya/ua  =  ion.  äyrj/^a ;  —  in  condizioni  oscillanti 
si  mostrano  le  vocali  in  sillaba  protonica,  e  di  qualche  caso  6  data  dal 
8.  la  ragione  delF  esito;  —  notevoli  i  frequenti  esempi  di  gietare  di 
fronte  a  un  solo  gitadu  e  iectu  da  iactare,  ma  non  h  fenomeno  di 
ragione  pardcolare  sarda;  —  dae  154  sara  errore  per  due  *dove*  e 
non  ha  a  che  fare  col  napol.  addö  *in  casa  di',  e  per  inoche  da 
*in-hoc-ue  h  da  vedersi  T  Ascoli  AGIt.  VII,  527.  —  p.  9.  il  testo 
non  reca  luce  alla  questione  dei  sostantivi  in  j^mene^  jjnine^  poichö 
offre  solo  esempi  di  j_men,  se  ne  togli  termimi,  che  non  ha  valore 
essende  gia  nel  lat.  terminus;  • —  inettare  dovra  Vi-  alla  preposizione 
in-j  quasi  fosse  in-nettarcy  e  in  arrobadores  sara  la  prostesi  di  a- 
innanzi  a  r-,  per  cui  v.  AGIt  XIV,  186;  —  il  far  risalire  tuta,  come  fa 
il  8.,  a  duella  *due  terzi  deironcia'  mi  pare  uno  stento  fuori  di  ogni 
ragione  fonetica,  sia  per  V  esito  di  u6  in  ?i,  che  e  in  condizioni  ben 
diverse  di  quelle  di  cui  tocca  il  M.-L.  Altlog.  20,  sia  per  11  in  t\  — 
partioolare  attcnzione  merita  invece  Y  osservazione  che  oscu,  che  si  trova 
nelle  carte  antiche,  deve  essere  la  forma  originaria,  donde  poi  2>osca  per 
commistione  con  piistis,  e  osca  sarebbe  da  eousque  hac,  maame  pare 
possa  bastare  il  semplice  eousque  con  P-a  delle  particelle,  di  cui  si  disse 
orora  e  cfr.  isca  ad  da  usque  ad  veduto  qui  sopra.  —  molto  incerta  la 
condizione  delle  consonanti  sorde  protoniche  e  postoniche,  in  parole  piane 
o  sdrucdole,  che  ora  sono  mantenute,  ora  scadono  a  sonore.  —  p.  10.  nei 
casi  di  dileguo  parmi  non  accettabile  la  spiegazione  del  campid.  arrogai  'rom- 
pere,  spezzare'  da  .*rodicare,  depo  la  persuasiva  comparazione  del  Rolla, 
See.  saggio  et.  sar.  26,  nö  del  log.  innqjare  ecc.  da  *nodicare,  che 
coUegherei  piuttosto  con  Tit.  iiocchio,  e  quanto  a  refogare,  penso  col 
Zanardelli,  Studi  glott.  it.  II,  108  che  sia  da  *refocare,  in  considerazione 
anche  delle  osservazioni  del  Besta,  Fram.  Stat.  Castelsardo,  p.  18,  e  pel 
fatto  che  nello  stesso  capitolo  si  accenna  gia  con  scarbadas  a  ^rompere 
le  zolle',  il  che  si  faceva  depo  aver  concimata  la  terra  con  le  ceneri  degli 
incendi.  —  p.  11.  II  8.  fe  incerto  su  questa  voce;  la  manda  giustamente 
col  log.  ischervare,  e  poi  pensa  a  tre  etimi  caesuare,  acervu  e 
crepare,  senza  decidersi  per  alcuno;  io  proposi  dubitativamente  caespes 
nelF  JBRPh.  I,  144  pel  log.  kerva  o  kesra  *zolla',  ma  parmi  ora 
risponda  meglio  in  ordine  ai  suoni  e  al  senso  la  basc  crepare,  proposta 
dal    M.-L.   Altlog.  74,    e    allora  kesra    sara    esempio    di  r  -|-  cons,    in 


I  166  Dialetti  sanli.    1903. 

8  -}-  C071S.  invece  che  di  5  -[^  cons.  in  r  -|-  cons,\  —  per  minter 
era  da  richiamare  V  AGIt.  XIV,  164,  e  M.-L.  GR.  I  §  587,  mentre  per 
ogiu  oliu,  nella  serie  normale  di  u,  h  proprio  superfluo  Tappellarsi 
al  romano  oyo;  —  la  oontinuazione  normale  di  rj  ^  r^  e  si  poteva 
notare  che  quella  in  -era  sa  di  spagnuolo,  cfr.  AGIt.  XIII,  133,  come 
quella  in  -üiu  di  toscano,  cfr.  infatti  quanto  questa  si  faocia  preponde- 
rante  nel  gall.  e  nel  cörso  ibid.  134 — 135;  ma  accanto  a  cartulariu^ 
cartolariu  196  mi  sembra  orroneo  carturavu,  cartoravu  194,  e  oerto 
non  ha  a  che  fare  con  tolitrauu  del  Cond.  di  S.  Pietro  di  Silki, 
che  ö  da  volutabru  M.-L.  Altlog.  36.  —  p.  12.  Giustamente  il  S. 
dubita  che  sia  indigeno  T  esito  s  di  dj,  che  ^  in  mosana  da  modiu  e 
mesii  da  mediu,  cosl  pensa  anche  il  Campus  Fon.  log.  63,  oltre  che  il 
M.-L.  Altlog.  56,  che  crede  non  si  deva  ricorrere  al  greco  /nioog,  ma 
piuttosto  all'influenza  del  tose,  mexxo;  —  per  l  -|-  cons.  come  pei 
nessi  di  cons,  -j-  l  nulla  di  notevole  che  non  sia  gia  noto.  —  p.  13: 
importante  che  ll  sia  gia  dd  anche  nella  scrittura,  piü  di  frequente 
che  negli  Stat.  sass.  —  p.  14:  ripete  ancora  l'etimo  hoke  per  in 
oche,  e  non  mi  ^  ben  chiaro  il  ragionamento  del  S.  intorno  a  hoque; 
—  infine,  per  gast  anzichi  Tetimo  quasi  delP  Hofm.  73,  il  8.  accoglie 
ecjc'hac  sie  proposto  con  un  punto  interrogative  dal  Campus  Fon.  log.  64, 
e  spiega  gai  con  ecjc'hac  e  Vi  epitetico  che  ö  in  toi,  ma  v.  piü 
innanzi. 

AUa  soverchia  scarsezza  di  richiami  ai  precedenti  autori  e  alla 
mancanza  di  un  glossario,  che  sono  le  piü  notevoli  lacune  del  lavoro  del 
Subak,  ha  supplito  con  la  sua  abituale  diligenza  minuziosa  il  dott. 
Matteo  Giulto  Bartoli  in  una  recensione,  che  ha  assunto  Y  estensione 
e  11  valore  di  un  vero  e  proprio  artioolo**).  Degli  appunti^  che  il  B.  fa 
agli  spogli  del  Subak,  una  parte  coincide  con  qucUi  qui  sopra  rilevati, 
e  r  altra  mi  trova  in  generale  consenziente.  Qui,  basti  dire  che  andranno 
consultati  con  profitto  da  chi  voglia  avere  un  esatto  ragguaglio  del  log. 
degli  Stat.  di  Castelsanlo,  e  siano  solo  richiamate  alcune  osservazioni 
meritevoli  di  particolare  attenzione.  A.  p.  144  il  B.  ritenta  la  questione 
de!  sostantivi  sardi  in  j_men  jjmine  de!  quali,  come  gia  notammo,  solo 
la  prima  forma  occorre  in  codosto  testo.  Egli  ha  presente  il  discorso  dell'  As- 
coli  AGIt.  II,  429sgg.,  ma  prende  le  messe  dall' opinione  del  Campus  Fon. 
log.  22,  che  jjnene  provenga  dal  nominativo  .imen  -|-  c  e  jjmine 
dall' accus,  -ablat.  j.minem,  .imine,  mentre  il  M.-L.,  come  vedemmo 
qua  sopra,  pensa  che  dall'  oblique  derivino  i  femminili,  p.  e.  pöddine, 
hhidfne,  ine  Mine,  fdmine,  e  considera  italianismi  o  latinismi  gli  altri 
in  j_ine.  Ora,  il  B.  ammette  giustamente  che  dall'  ital.  possano  essere 
venuti  alcuni  neu  tri  che  in  ital.  escono  in  jjney  come  fu  Imine,  che  nel 
sardo  appare  accattato  di  fronte  al  popolare  raju;  ma  per  quelli  che  in 
ital.  escono  in  -tne,  p.  es.  fiume,  come  puö  pensarsi  a  siffatta  influenza? 
Bisogna  allora  ammettero  quella  latina;  ma  in  che  senso  e  in  quali 
limiti  di  tempo  dobbiamo  intenderla?  Intanto  c'  h  da  dubitare  rispetto  a 
fr  limine  (cosi  h  addotto  dal  Campus  23  insieme  con  frumene,  accanto 


15)  Ud  p5  di  sardo,  estr.  dairArchcografoTriestino,  vol.I,  ser.  III, 
pp.  129—156.  —  Tricste,  G.  Caprin.  1903. 


P.  E.  Gnarnerio.  I  167 

alle  forme  log.  fiümene,  flumen,  flümene,  mer.  flümini  allegate  dallo 
Bpano),  perch^^  se  in  Sardegna  non  vi  sono  grandi  fiumi  (lo  nota  anche 
il  M.-L.  Alüog.  74)  e  vi  ^  comune  riu  arriu,  consolidato  nell'  uso 
dallo  sp.  Ho,  resta  il  f atto  che  "ßümine  appare  in  una  diBcreta  serie  di 
nomi  locali,  quali  fiuminargia,  flumini  majoHy  fluminada,  ecc.  Ben 
a  ragione  dunque  il  B.  assevera  che  il  problema  non  h  decisamenie  ri- 
solto  e  siano  da  considerarBi  due  possibilitä:  1*)  che  i  fem.  e  mas.  in 
±ine,  fdniiney  ländinsy  pöddine  ecc.  abbiano  attratto  nella  loro  analogia 
le  forme  frümene  rämene  ecc.,  supposte  originarie  da  _Lmen  -|-  e; 
2')  che  oodeste  fonne  da  ^men  -|-  6  si  siano  mutale  in  jAne  per  ragion 
fonetica,  cambiando  cio6  Y  e  ateno  in  i.  £d  io  aggiungerei  che  probabil- 
mento  non  una  legge  unica  govema  tutta  codesta  serie,  e  che  sarä  piü 
cauto  ritenere  che  ora  una  ora  Y  altra  di  queste  possibilita^  ora  questa 
ora  quella  influenza  (non  esdusa  quelle  indigene,  come  p.  e.  la  campidanese 
cosi  propensa  all'  4)  abbia  prevalso  nella  risoluzione  di  ciascun  vocabolo, 
che  entrava  poi  in  serie  con  gli  affini.  —  A  p.  146  il  B.  non  ostante 
le  osservazioni  del  M.-L.  Altlog.  19,  rioordate  qua  sopra,  fa  buon  viso 
all' ipotesi  dell' origine  osca  dell' o  di  cumone'^  e  prendendo  occasione 
del  moderne  ghettare  accanto  a  gettare  degli  Stat.  sass.  e  gietare  degli 
Btat.  di  Gastelsardo,  tocca  un  problema  d'  ordine  piü  generale,  quelle  cio^ 
degli  ital.  gettare,  traghettare,  eonghiettura,  che  restano  oscuri  partendo 
della  base  iactare.  A  rimuovere  le  difficolta,  egli  pensa  anzitutto  a 
tra-iectare,  che  nel  signiiicato  si  toccava  con  iactare  e  dal  quäle  si 
poteva  estrarre  iectare,  donde  gettare  ecc.;  di  piü,  tra-iectare  si 
toccava  nei  suoni  e  nel  signiiicato  con  tra-gere,  e  perö  trag-  comme- 
scendosi  con  tra iectare  poteva  dare  traghettare  nel  Veneto,  dove  si 
aveva  fagando  stagando  e  sim.  e  in  Sardegna  dove  trägere  riusciva  a 
traghere;  infine  eonghiettura  mostrerebbe  nell'ie  un  compromesso  fra 
-iectare  e  -ghettare.  —  A  p.  151  il  B.  in  appoggio  delF  opinione 
del  M.-L.  Altlog.  30,  che  il  dileguo  di  s  in  aniu  asinu  si  debba  a  una 
dissimilazione  d'  ordine  sintattieo  (su  -asinuX  nota  che  anche  1'  unico 
aynos  degli  Stat.  sass.  h  preceduto  da  un  s;  e  col  dileguo,  agevolato 
dalla  protonicita,  il  B.  epiegherebbe  gai  da  ga^i,  Oltre  a  ciö  egli 
richiama  l'  attenzione  sul  fatto  che  in  entrambi  i  casi  s  h  seguito  da  i, 
onde  si  ha  la  formola  _z.9i,  che  h  quella  stessa  dei  casi  di  j_8i  che  riesce 
2lJj  come  ho  detto  in  JBRPh.  I,  145.  Come  e  perchö  ^.si  e  _Lsi  facciano 
la  stessa  via  non  h  detto  dal  B.  nh  ora  a  me  riesce  di  vedere.  —  AI 
glossarietto  p.  153 — 55  saranno  da  aggiungere:  abitaeione  \11  nello 
stesso  senso  del  suo  conti nuatore  vidaxxone  JBRPh.  VI,  I  184;  — 
aeapidada  238,  che  significa  *senza  nulla  in  testa'  e  si  scapidet  238*  si 
levi  lo  scialle  o  la  pezzuola';  —  scajjulu  197,  che  il  Subak  traduce 
^senza  pastore',  e  vale  realmente  *sciolto,  libero';  cfr.  camp.  od.  scappii  c 
iscuppu  st.  sign.  (Spano);  —  magagnaretsi  228  e  magagnada  230 
da  conuettersi  certo  con  1*  it.  magagna  -are,  ma  qui  con  significato  parti- 
oolare  riferito  alle  bestie  da  soma;  ecc.  —  Questa  la  parte  specifica 
deir  articolo  del  B.  intorno  agli  spogli  del  Subak,  ma  ve  n'  e  un*  altra, 
che  la  precede,  a  guisa  di  introduzione  cd  ha  iniportanza  d'  ordine  gene- 
rale. In  questa  il  B.  si  propone  tre  domande:  ^'11  sardo  ö  una  lingua 
o  un  dialetto?"  "QuaP^  il  posto  del  sardo  nella  famiglia  degli 


I  168  Dialetti  saidi.    1903. 

idiomi  neolatiüi?"  "Dov'i  che  si  parla  il  sardo?"  Alla  prima, 
dopo  avere  rilevato  in  una  nota  breve  ma  ben  ordinäta  alcune  principali 
caratteristiche  che  differenziano  il  sardo  (logudorese)  dagli  altri  idiomi 
iieolatini,  risponde  che  il  sardo  deve  essere  coordinato  non  subordi- 
nato  all' italiano.  Per  rispondere  alla  seconda,  espone  dapprima  alcuni 
fenomeni  foneticii  pei  quali  le  lingue  romanze  appariscono  divise  in  due 
grandi  zone,  T  Orientale  o  appennino-balcanica  e  Toccidentale 
oalpino-pirenaica,  e  osserva  poi  che  le  caratteristiche  essenziali  del 
sardo  gli  assegnano  un  posto  di  mezzo  alle  due  zone,  onde  conchiude: 
"La  Sardegna  —  senza  avere  *una  lingua  mista  di  spagnuolo  e  d'  italiano' 
come  si  sente  dire  spesso  —  guarda  con  due  facce  e  alla  zona  appennino- 
balcanica  e  alla  zona  pireneo-alpina.  E,  precisando  ancora:  alla  marina 
occidentale  del  sistema  appenninico  (dalla  Sicilia  alla  Liguria)  e  alla  ma- 
rina pirenaica  Orientale  (dalla  Guascogna  alle  isole  catalane)."  Ma  aggiunge 
che  «alcuni  fenomeni  ei  mostrano  come  la  Sardegna  graviti  di  piü  sulla 
marina  italiana  che  sulla  marina  iberica».  Nei  quali  giudizii  io  pienamente 
convengo,  rispondendo  essi  alle  idee  da  me  svolte,  quasi  nello  stesso 
tempo,  nella  prolusione  a  un  mio  corso.  La  terza  domanda  ooinvolge 
un'  altra  quistione,  da  me  pure  trattata  nello  stesso  discorso,  quella  del 
cörso,  che,  come  notammo  qui  indietro,  fu  dal  Meyer-Lübke,  Einf.  §  23, 
distaccato  dalla  famiglia  italiana,  per  farne  col  sardo  un  gruppo  a  sh 
delle  lingue  neolatine.  II  B.  aveva  gia  altrove^®)  proposto  una  nuova 
classificazione  dei  diaietti  italiani,  ripristinando  come  criterio  fondamentale 
di  divisione  la  configurazione  orografica  deUa  penisola^  suggerita  da  Dante, 
Vulg,  Elog.  §  1,  e  vi  aveva  compreso  come  la  Sicilia  cosi  anche  la 
Corsica,  ma  ve  ne  aveva  separate  la  Sardegna,  non  pensando  che  pren- 
dendo  per  base  il  sistema  orografico,  doveva  comprendervi  dentro  insieme 
con  la  Sicilia  e  la  Corsica,  anche  la  Sardegna.  Qui  il  B.  riprendendo  il 
problema,  tratta  piü  ampiamente  delle  relazioni  del  cdrso  col  gallurese 
e  col  sardo  logudorese  e  rivendica  il  cörso  alla  famiglia  italiana,  osser- 
vando  giustamente  che  il  M.-Ii.  non  vorra  dare  decisiva  importanza 
a  un  solo  fenomeno  fonetico,  quelle  della  distinzione  delF  e  ed  ö  dall'  t 
ed  ü,  distinzione  comune  al  sardo  e  al  corso  ^''),  mentre  «dobbiamo  rioono- 
scere  non  solo  che  le  altre  caratteristiche  del  sardo  mancano  al 
cörso  e,  in  massima  parte,  anche  ai  diaietti  della  Sardegna  settentrionale, 
ma  per  di  piü  che  questi  e  quelle  si  staccano  recisamente  dalla  zona 
occidentale  (spagnuolo  ecc.)  e  s'  incorporano  all'  Orientale  (italiano,  ecc.) 
molto  ma  molto  piü  intimamente  che  T appenninico  settentrionale,  anzi 
meglio  che  tutto  V  italiano  settentrionale».  Infine,  come  a  conclusione, 
osserva  che   «il  cörso  e  il  gallurese   posvsono   essere    stati  sardi  un  giomo 


16)  Dr.  Matteo  Bartoli,  Grammatische  Übersicht  über  die 
italienischen  Mundarten  und  Glossar,  in  Savj-Lopez,  Altitalien. 
Chrestomathie;  vStrassburg,  Karl  J.  Trübner,  1903,  p.  171—214.  17)  E 
anche  sulla  estensione  di  qiiesto  fenomeno  fonetico  in  Corsica,  bisogna  fare  pa- 
rccchie  riscrve,  che  trovano  luogo  nei  mio  discorso.  Intanto  qui  sia  ricordata 
la  rccensione  che  del  lavoro  del  B.  fece  il  Campus  nei  Bollett.  bibliogr. 
sardo  IV  p.  13  (1904),  dove  offre  un'  abbastanza  particolareggiato  raffronto  del 
gallur.  c  del  log.,  il  quäle  sarebbe  riuscito  di  ben  maggiore  utilita.  seegliavesee 
mantenuto  distinto  il  gallurese  vero  e  proprio  dal  sassarese.  Ma  di  piü  si  dirä 
a  suo  tempo. 


.  P.  E.  Guarnerio.  I  169 

(e  non  lo  sappiamo),  ma  oggi  la  coscienza  popolare  sente  che  il  sardo 
h  altra  cosa».  A  proposito  quindi  ricorda  che  lo  Spano  c'  infonna 
deir  U80  di  Sardu^  Sardu  rillaniCy  con  cui  «la  Gallura,  Sassari  e 
Sorso  con  tutta  la  regione  settentrionale,  chiamano  il  rimamente  della 
Sardegna»,  E  altrove:  «non  solamente  i  ßassaresi  ma  tutta  la  Gallura 
e  Sorso  appellano  i  Logudoresi  —  li  Sardi  —  e  la  loro  lingua  Sarda 
e  questo  solamente  restringono  alla  centrale  o  logudorese.» 

AUa  schiera  degli  studiosi  sardi  si  aggiunse  in  quest'  anno  il  prof. 
Giuseppe  Biddaü^®).  La  recensione  che  ho  qui  in  nota  allegata,  mi 
dispensa  da  un  particolareggiato  esame  di  queeto  saggio,  condotto  con 
discreto  metodo  e  sufficiente  ordine  e  chiarezza,  onde  riesce  utile  contri- 
buto  alla  conoscenza  delle  varieta  logudoresi  odieme.  H  B.  mostra  solo 
qua  e  lä  Tincertezza  di  chi  muove  i  primi  passi.  Cosi  p.  es.  in  s6guito 
non  gli  avverra  piti  di  porre  accanto  bexxu  vetus  10,  kisina  cinerem, 
kariasa  cerasum  17,  frissu  frictum  24,  manxanu  matutinus  30  e 
sim.,  come  se  la  voce  latina  attigua  fosse  la  base  di  quella  dialettale, 
mentr^egli  sa  bene  che  corrispondono  invece  a  *veclu,  *cini8ia, 
♦cerasia,  *fricsu,  *manianu  ecc.  Inoltre  non  registrera  tra  le  voci 
indigene  altre  che  sono  pretti  italianismi  o  voci  dotte,  quali  profittu  11, 
kontissa  11,  badessa  12,  ecc,  nh  coUochera  mexorare  meliorare  e 
axzuare  adiuvare  sotto  J.  Ma  a  queste  e  simili  inesattezze  porra  fa- 
cilmente  rimedio  lo  stesso  autore,  una  volta  che  abbia  acquistata  maggior 
pratica  del  metodo  e  degli  strumenti  tecnici.  Sotto  questo  riguardo  la 
piü  grave  menda  del  lavoro  ^  Tincerta  e  confusa  trascrizione  del  x  e  x 
e  del  5  e  s,  onde  si  trovano  karroxxeri,  nexxessariu,  xedere^  bexxuy 
felixh  kaxxadore  ecc,  mentre  si  aspetterebbe  il  contrario,  e  parinienti 
friixa,  balxu  braccio,  lanxo,  unxa,  kalxaj  suxxiij  rexxa,  pexxa  ecc, 
dove  si  dovrebbe  avere  la  sorda.  Anche  del  ,s'  e  del  s  non  si  vede 
bene  se  rispondano  esattamente  al  loro  valore.  Questa  parte  insomma 
ha  bisogno  di  una  piü  accurata  trascrizione,  il  che  il  B.  potra  fare  nella 
seconda  parte  del  suo  studio  (che  comprendera  morfologia  e  lessico)  e  noi 
auguriamo  veder  presto  alle  stampe.  Intanto  anche  qui  all'  esame  fonetico 
del  suo  dialetto  nativo  il  B.  fa  seguire  alcuni  spogli  lessicali  e  alcuni 
testi  per  mostrare  le  differenze  che  corrouo  tra  il  bosano  e  i  dialetti 
affini,  non  indicando  perö  se  questi  spettino  o  no  alla  2^  varieta  logu- 
dorese, come  il  bosano.  Comunque,  fra  le  voci  allegate  rilevo:  bos. 
isina^  log.  sislna  *sexina,  con  la  caduta  del  5-iniziale  ex  in  5;  b. 
ilgemiy  1.  ierni  hibernu  con  prefisso  iU^  probabilmente  per  in-y  cfr. 
it.  invemo;  b.  iskinditta,  1.  istinkid<ia  scintilla,  con  nt  in  nd  e 
scambio  di  suffisso;  b.  prirnarinku,  1.  primadiu  primatiißcio,  da  pri- 
niariu  -|-  ^1  sufF.  -incu:  b.  gupu,  1.  upu  tino  e  b.  gitale,  1.  upuale 
«ecchia,  i  quali  col  loro  g-  confermano  una  base  originaria  con  c-,  vanno 
dunque  con  V  it.  coppo  e  sono  notevoli  V  uno  per  la  conservazione  del 
'P-,  che  accennerebbe  a  doppio  -pp-,  l'altro  pel  dilegno  della  labiale 
intervocalica,  che  attesterebbe  un  semplice  -j)-,  attenuatosi  in  sonora  e  poi 
dileguato.     E  altro  vi  sarebbe  da  spigolare   nei    materiali  raceolti  dtü  B., 

18)  Studio  8ul  dialetto  di  Bosa,  parte  I.  —  Torino,  Bona,  1903; 
e  cfr.  recensione  del  Campus  neirArch,  stör.  sard.  I  284. 


I  170  Dialetti  sardi.    1904. 

come  81  potra  fare  meglio,  quando  1' interessante  pubblicazione  saxk 
compiuta. 

1904.  n  fecondo  risveglio  che  segnalammo  negli  studi  sardi  si  va 
sempre  piü  estendendo,  e  vi  contribuiscono  in  larga  parte  i  cultori  delle  di- 
scipline  storiche  e  giuridicbe,  che  compresi  dell'  importanza  della  genuina 
lezione  degli  antichi  testi  e  documenti,  danno  opera  alacre  e  diligente 
alla  loro  corretta  pubblicazione.  Siano  quindi  qui  ricordate  brevemente 
alcune  memorie,  che  spettano  propriamente  al  campo  storico-giuridico, 
ma  che  per  rifiesso  portano  luce  su  qualche  fatto  interessante  pure  i 
nostri  studi,  o  su  qualche  voce  dubbia  e  oscura.  Tra  le  addizioni  del 
manoscritto  latino  degli  Statuti  di  Sassari,  che  il  Tola  pubblic^  in  s^ 
guito  e  quasi  a  complemento  del  libro  secondo,  si  trovano,  depo  vari 
privilegi  di  re,  vicere,  e  governatori  aragonesi,  alcuni  ordinamenti  in 
sardo^  che,  dietro  1'  asserzione  del  Tola,  si  credettero  finora  emanati  dalla 
citta  di  Sassari  sotto  i  re  d'  Aragona.  Le  prime  e  le  ultime  righe  di 
questi  ordinamenti  appariscono  raschiate  accuratamente,  con  V  evidente 
proposito  di  cancellarvi  i  nomi  dell'  autore,  la  data  e  il  luogo  della 
promulgazione.  Ora  il  Besta,  cosi  benemerito  degli  studi  dell*  antico 
diritto  sardo,  con  cura  paziente  e  acuta  esplorazione  paleografica,  riusci 
a  decifrare  quelle  raschiature,  e  dove  il  Tola  non  aveva  letto  nemmeng 
una  parola,  riusci  a  leggere  che  quelle  leggi  furono  emanate  da  Ugone  IV 
d'  Arborea,  nel  tempo  in  cui  s'  impadroni  di  Sassari  strappandola  al  do> 
minio  aragonese.  Questo  il  B.  comunica  in  una  memoria^*),  in  cui  delinea 
meglio  che  non  fosse  stato  fatto  finora  la  figura  di  Ugone  come  uno 
dei  piü  fieri  nemici  del  nome  aragonese;  ed  esaminando  il  contenuto 
degli  ordinamenti  a  lui  spettanti,  conclude  che  «se  nella  storia  della 
legislazione  medievale  dei  giudicati  sardi  i  primi  posti  spettano  sempre 
a  Mariano  e  ad  Eleonora,  lo  storico  del  diritto  dovra,  accanto  ai  loro 
nomi,  ricordare  pur  quelle  di  Ugone.» 

Degli  Statuti  di  Sassari  si  occupa  pure  Enrico  Costa  in  una  serie 
di  articoli  nel  giornale  La  Nuova  Sardegna,  raccolti  poi  in  un  opuscolo  *% 
Questo,  scritto  con  la  nota  spigliatezza  del  suo  stile,  giova  assai  alla 
divulgazione  delle  nozioni  piö  importanti  intorno  al  famoso  corpo  di 
leggi  della  repubblica  sassarese.  e  oltre  a  ciö  ci  fa  sapere  come  il  C 
riesaminando  il  codice  sardo  sia  riuscito  ad  una  nuova  e  piü  esatta 
lettura  dell'  introduzione,  che  finora  fu  da  tutti,  me  compreso,  interpretata 
cosi:  Haec  sunt  capitula  statuta  et  ordinamenta,  scripta  et  exemplata, 
promalgata  tempore  nohilis  viri  doinini  Cavallini  de  honestis  legum 
doctoris  potßstatis  Sassari,..  Invece  di  prormilgata,  il  C.  afferma  recisa- 
mente  che  si  deve  leggere  in  vnlgari,  ed  ö  facile  vedere  le  importanti 
conseguenze  che  derivano  dalla  nuova  lezione;  poich6  mentre  finora  si 
era  creduto,  sulP  antica  lezione,  che  i  detti  Statuti  fossero  stati  promul- 
gati  nel  1316,  essende  podestii  Cavallino  degli  Onesti,  risulta  ora  che 
essi  furono  a  quel  tempo  solUmto  tradotti  in  volgare  sardo.  Non  b  qui 
il  luogo  di  entrare  nella  discussione  intorno  al  tempo,    in  cui    sara  stato 

19)  Enrico  Besta,  Di  alcume  leggi  e  ordinanze  di  Ugone  IV 
d'Arborea;  Sassari,  Tipogr.  Ubaldo  Sa tta,  1904.  20)  Gli  Statuti  del  Co- 
mune  di  Sassari  nei  sccoli  XIII  e  XIV  e  un  errore  ottantenne 
denunziato  da  Enrico  Costa;  Sassari,  Tipogr.  G.  Gallizzi  e  C,  1904. 


P.  E.  Guarnerio.  I  171 

compoeto  il  testo  originario  latlno  degli  Statut!;  non  posso  perö  lasciar 
passare  inosservata  V  affermazione  del  C.  che  «a  quei  tempi  ed  anche 
molto  prima,  ei  parlaßse  il  sassarese  odierno,  cio^  a  dire  il  volgare 
pisano,  ma  spoglio  dalle  molte  voci  sarde  e  catalane,  ecc.:»  Che  si 
parlasse  giä  nel  sec.  XIII  il  sassarese  si  poträ  anche  ammettere,  ma 
che  fosBe  addirittura  il  volgar  pisano  ^  un' illusione.  Che  le  voci 
accattate  dal  pisano  siano  parecchie,  non  nego;  non  nego  che  la  influenza 
di  quello  si  faccia  sentire  in  qualche  fenomeno  fonetico  e  morfologico;  ma 
ci6  non  toglie  che  il  sassarese  h  e  rimane,  come  era  allora,  un  dialetto 
di  fondo  sardo. 

Agli  antichi  monumenti  linguistici  della  Sardegna  b  rivolta  la  me- 
moria di  V.  Federici*^),  che  studia  il  famoso  palinsesto  delle  Carte 
d'  Arborea,  che  a  prima  vista  sembrava  mostrare  qualche  impronta  di 
autenticita.  Egli  invece  con  un  esame  profondo  e  accurato  ne  ha  dimo- 
strato  in  modo  indubbio  la  falsita  sia  sotto  il  rispetto  paleografico,  sia 
sotto  quello  del  contenuto.  E  il  prof.  Foebster  nella  prefazione  che 
manda  innanzi  al  lavoro  del  Federici,  spiega  il  posto  che  nelle  falsi- 
ficazioni  arboreane  spetta  a  codesta  pergamena,  che  b  stata  fabbricata 
allo  Bcopo  di  provare  con  un  documento  il  primato  della  chiesa  di 
Cagliari  sulla  Sardegna.  Alle  carte  d*  Arborea  si  riferisce  pure  un'  impor- 
tante  communicazione,  che  fece  il  Foerster  al  Congresso  internazionale  di 
scienze  storiche  in  Borna  ^').  Dal  sunto  che  ne  ^  stato  finora  pubblicato 
risulta  che  il  F.  pot^  rilevare  che  il  n.  13  e  il  n.  14  dei  documenti 
arboreani  sono  autentici  e  per  la  scrittura  e  per  la  lingua  e  il  contenuto. 
II  n.  13  contiene  le  norme  doganali  di  Castelsardo  del  1498  in  sardo, 
e  il  n.  14  il  protocoUo  di  un  notaio,  anche  questo  di  tarda  eta. 
Comparando  poi  questi  codicetti  autentici  con  tiitte  le  altre  carte  arbo- 
reane, il  F.  potö  convincersi  con  certezza  matematica  che  queste  sono 
tutte  falsificate.  La  questione  di  codeste  famigerate  carte  era  ormai  res 
judicata  per  gli  studiosi;  ma  siccome  nelFisola  serpeggiava,  o  in  buona 
o  in  mala  fede,  qualche  incredulita,  h  bene  che  V  illustre  professore  di 
Bonn,  il  quäle  alla  indiscussa  competenza  paleografica  e  glottologica 
accoppia  tanto  fervido  affetto  per  la  Sardegna,  abbia  pensato  di  prendere 
occasione  dalla  sua  fortunata  scoperta  per  trattare  di  nuovo  a  fondo  la 
quistione.  Facciamo  dunque  voti  che  esca  presto  alla  luce  Tintera  me- 
moria, che  condanni  inappellabilmente  falsari  e  falsificazioni. 

Tra  gli  studiosi  del  diritto  medievale  sardo  prende  ora  posto  accanto  al 
Besta  il  prof.  Arrigo  Solmi  con  due  memorie,  che  meritano  d*  essere  additate 
all*  attenzione  del  glottologo.  Pj  noto  che  le  diverse  forme  di  diritto  al 
godimento  collettivo  di  vaste  estensioni  di  terre,  riservate  totalmente  o 
parzialmente  all'  uso  dei  cittadini,  prendono  in  Sardegna  la  denominazione 
di  ademp7'ivi,  Ora  il  S.  nella  prima  delle  sue  memorie*^),  trattando 
i 

21)  II  Palinsesto  d* Arborea,  con  prefazione  del  prof.  W.  Foebster; 
estr.  dair  ASIt  vol.  XXXIV,  Firenze  1904.  22)  SulT  autenticita  dei 
Codicid'Arborea,  comrouDicazioDe;  estr.  dagliAtti  del  Congresso  internazionale 
di  scienze  storiche  Vol.  IV,  sezione  Storia  delle  letterature.  —  Eonia,  Tip,  Accad. 
dei  Lincei,  1904.  23)  Arrigo  Solmi,  Ademprivia,  studii  sulla  proprietä  fondiaria 
in  Sardegna;  Estr.  dair  A.  Giur.  «F.  Serafini»  vol.  I,  II  fasc  3—1  (v.  72—73,  3—1 
dell'intera  coUezione);   cfr,  recensione  in  AGIt.  XVI  591. 


I  172  Dialetti  saidi.    1904. 

deir  origine  e  della  natui*a  di  codesto  istituto  giuridico,  comincia  dal 
ricercarne  V  etimo.  Riconosciuto  col  Brandileone  che  il  vocabolo  6  origi- 
nario  dei  paesi  mediterranei  di  Francia  e  Spagna,  si  poDe  a  indagame 
le  tracce  nelle  fonti  franco-spagnuole,  e  stabilito  che  le  forme  ladne  sono 
ademprum  e  ademprameiituin  e  quelle  volgari  empriu  o  empreu,  col 
valore  di  ^appropriazione  di  frutti'  *godimento',  e  che  si  arriva  perfino 
nei  testi  franchi  a  un  droit  d'  empriu  o  jits  empriviandi  per  *godi- 
inento  coUettivo  di  pascoli  e  di  boschi  lasciati  agli  usi  comuni',  il  S.  h 
portato  legittimamente  a  vedere  in  codeste  voci  dei  derivati  da  in-|-pa- 
rare  nel  senso  di  *prendere  possesso,  impadronirsi',  da  collegarsi  col 
prov.  emparar,  a?nparar,  fr.  ernparer  Kört.  4112  e  5898,  non  meno 
che  con  V  ital.  imparare,  che  inetaforicamente  esprime  in  fondo  la  stessa 
rdea.  In  Sardegna  adunque  sopravvive  la  ,co8a'  e  il  ,nome',  ed  h  facile 
vedere  come  da  empriu  con  la  preposizione  ad-  si  sia  fatto  ad-einpriUy 
donde  la  forma  latinizzäta  adempriviuin,  Altri  vocaboli  sardi  ricevono 
nuova  lüce  dalla  documentazione  storica  che  ne  fa  il  S.,  e  fra  le  citazioni 
di  documenti,  parecchi  de'quali  inediti,  va  ricordata  una  carta  dei  1226 
riportata  per  intero  a  p.  38  n.  di  su  una  pergamena  pisana  delle  Garte 
Baille.  Pur  dell' altra  memoria**)  che  abbraccia  un  piü  largo  campo 
storico-giiu-idico,  non  ö  qui  il  luogo  di  un  minuto  ragguaglio.  Basti 
segnalare  la  corretta  spiegazione  di  battor  pedia  *quadrupedi',  com'era 
data  dalFAGIt.  XVI  380,  T  affermazione  delFidentita  di  valore  delle 
tre  voci  villd,  vidaxxone  e  iscolca,  e  la  nuova  etimologia  di  paperos^ 
gh'  egli  ricondurrebbe  a  pabulum.  Nella  ragione  dei  sardo  questa  base 
con  scambio  di  suffisso  puö  aver  dato  *pabore  *paberu,  ma  non  vi  h 
normale  il  -i-  in  -/>-.  Ma  prescindendo  da  questa  difficolta  fonetica,  altre 
maggiori  difficolta  nell'  ordine  dei  significati  ci  si  affacciano  in  questa 
etimologia,  e  sono  pressoche  le  stesse  che  mi  tenevano  in  dubbio  riguardo 
a  quella  da  me  proposta,  paperos  da  papyru  AGIt.  XVI  383.  Nella 
recensione  qui  in  nota  allegata,  io  passo  in  rassogna  i  diversi  luoghi  dei 
Condaghe  di  S.  Pietro,  ove  la  parola  s' incontra,  per  detenninarne 
lo  svolgimento  semasiologico,  e  rimango  ancora  in  dubbio  se  anzieht 
pabulu,  o  papjru,  non  sia  proprio  il  caso  di  accettare  la  base  pau- 
per  es,  che  e  certamente  la  piü  semplice  e  regolare  foneticamente,  ma 
e  ancora  piü  inesplicabile  delle  altre  rispetto  al  senso.  Notevole  inflne 
r  affermazione  recisa  dei  S.  che  le  note  ciirte  sarde  dei  1080 — 85  e 
dei  1212  —  edite  dal  Tanfani  neU'  ASIt.  s.  III  v.  XIII,  p.  363  e 
riprodotte  dal  Monaci  nella  Crest.  it.  primi  sec.  pp.  4 — 5,  .sono  auten* 
tiche,  mentre  allo  Schultz-Gora,  ZRPh.  XVIII  141,  par\'e  di  ritenerle 
apocrife. 

E  noto  che  della  Carta  de  Logu^  il  famoso  corpo  di  leggi  di 
Eleonora  di  Arborea,  si  conosce  solo  un  manoscritto,  che  si  conserva 
nella  Biblioteca  Universitaria  di  Cagliari,  mentre  sr  contano  ben  nove 
cdizioiii  della  stesvsa,  tutte  piü  o  meno  alterate.  Ottimo  divisamento  fu 
(lunque  quelle  dei  valoroso  prof.  Besta  di  divulgare  per  le  stampe  quel 
manoscritto,   «per  liberare  V  importante  opera  legislativa  di  Eleonora  dalle 

24)  Arrigo  Solmi,  La  costituzione  sociale  e  la  proprietä  fondi- 
aria  in  Sardegna  avanti  c  durantc  la  dominazione  pisana,  Firenze 
1004,  estr.  dall  ASIt  disp.  4  dei  1904 ;  cfr.  recensione  in  AGIt.  XVI  593. 


P.  E.  Guarnerio.  I  173 

moclificazioni  e  sovrapposizioni  posteriori,  e  ritornarlo  alla  sua  forma 
genuina».  Egli  volle  associare  all'  opera  il  redattore  di  queste  relazioni, 
che  si  assunse  V  illustrazione  linguistica  del  testo.  Intanto  sono  usciti  i 
due  primi  fascicoli^').  II  fas.  I^  contiene  il  testo,  riprodotto  di  8U  il  ms. 
cagliaritano ;  «solosi  corresse  lä  dove  la  correzione  sembrava  scevra  d'ogni 
incertezza  segnando  sempre  a  pi^  di  pagina  la  grafia  vera  del  codice». 
Per6,  siecome  V  edizione  oltre  che  ai  glottologi,  si  rivolge  ai  giurisd,  cosi 
«si  reputö  conveniente  colmare  le  lacune  di  esso  in  base  alla  migliore 
delle  stampe  per  render  piü  facile  T  intelligenza  dell'  opera  legislativa, 
risparmiando  al  lettore  dei  confronti  che  non  gli  sarebbero  riusciti  facili 
n^  sempre  utili  piü  che  per  la  scarsita  delle  copie  della  Carta  de  Logu 
asistenti  nelle  liostre  biblioteche,  per  la  rarita  delle  edizioni  buone.»  Aiizi 
il  B.  per  facilitare  la  lettura  ai  giuristi,  ha  talvolta  preferita  la  lezione 
letterariamente  piü  corretta  delle  stampe  a  quella  del  ms.,  benche  non 
contenesse  un  vero  e  proprio  errore;  ma  di  queste  varianti  h  dato  un 
elenco  in  una  nota  a  p.  4  del  fas.  11^,  e  di  altre  voci  di  dubbia  inter- 
pretazione  o  lettura,  in  cui  io  dissento  dal  B.,  come  anche  del  colorito 
linguistico  generale  del  testo  sara  discorso  nelle  mic  annotazioni,  che 
occuperanno  il  fas.  III*^.  Nella  sua  prefazione  illustrative,  che  occupa  tutto 
il  fas.  11^  il  B.  considera  la  Carta  de  Logu  quäle  monumento  storico- 
giuridico,  e  a  questa  parte,  che  esce  dai  confini  dei  nostri  studi,  pre- 
mette  alcune  liotizie  importanti  sulle  nove  edizioni  che  si  conoßcono  della 
Ckria  de  Logu,  Egli  le  esamina  tutte  nella  loro  origine  e  filiazione, 
dalla  piü  antica,  anteriore  forse  al  1500,  che  ha  il  valore  quasi  di  un 
raanoscritto,  e  di  cui,  per  quanto  si  sa,  non  esiste  che  un  esemplare  posse- 
duto  dal  barone  Guillot  d'Alghero,  fino  alla  piü  recente  e  piü  usata, 
quella  del  Mameli  de'  Mannelli  del  1805,  che  h  forse  la  peggiore  di 
tutte,  in  causa  del  preconcetto  evidente  di  campidanizzare,  che  lo  porta 
a  modificare  spesso  arbitrariamente  il  testo.  Anche  la  editio  princeps 
mostra  una  lezione  qua  e  la  alquanto  ammodernata,  come  si  vedra  a  suo 
luogo,  ma  indipendentemente  dalla  sua  maggiore  antichita,  era  ben  degna 
di  supplire  alle  lacune  del  ms.  e  correggere  le  alterazioni  delle  altre 
edizioni.  Di  queste  alterazioni,  che  travisano  addirittura  il  senso  dei  capi- 
toli,  il  B.  offre  un  saggio  interessante  a  pp.  10 — 11,  per  dimostrare  V  op^ 
portunita  della  nuova  edizione  in  base  al  ms.  cagliaritano.  Dopo  aver 
dato  di  questo  un'  accurata  descrizione  e  averlo  assegnato  ai  primi  anni 
del  sec.  XV,  di  poco  posteriore  dunque  alla  composizione  delle  leggi,  il 
B.  tratta  delle  quistioni  intomo  alla  loro  origine,  formazione,  e  promul- 
gazione,  e  poi  si  addentra  nell'  esame  giuridico  delle  diverse  disposizioni. 

Neil'  ordine  prettamente  linguistico  h  da  ricordare  in  quest'  anno 
una  terza  centuria  di  note  etimologiche  sarde'^),  da  me  inserite  nella 
Ro.  XXXIII,  50 — 70.  Eccone  1' elenco  con  alcuni  appunti  del  Meyer'- 
Lübke,  ZRPh.  XXVIII,  635:  1.  log.  attetterare  *intirizzire'  ecc,  da 
una  radice  ierit-  col  senso  di  divenir  rigido  nelle  membra  per  freddo, 
che  si  trova  in  voci   ital.  sp,  port  e  cat.  e  connetterei  a   intero  da  in- 

25)  E.  Besta  e  P.  E.  Guarnerio,  La  Carta  de  Logu;  estr.  dagti  Stud<i 
Sassaresi,  an.  III,  Sez.  I,  fas.  I  e  II,  Sassari,  Tip.  G.  Dessi,  1903—1904. 
26)  P.  £.  GuARNERio,  P.o«tille  sul  lesBico  sardo,  terza  0erie;^e8tr.  dalla 
Ro.  XXXHI  50,  Paris,  Bouillon,  1904. 


I  174  Dialetti  aardi.   1904. 

teger.  II  M.-L.  ammette  che  le  voci  sarde  entrino  in  fainiglia  con 
quelle  della  penisola  iberica,  ma  non  con  quelle  ital.,  e  non  crede  che 
soddisfi  Tetimo  proposto.  Egli  pensa  che  si  debbano  ad  una  fonnazione 
onomatopeica,  e  a  tal  proposito  ricordando  i  ted.  xittem,  Htra,  ecc., 
chiede  se  non  sia  da  mettere  in  relazione  la  radice  germanica  con  lä  ro- 
manza.  Per  una  serie  di  vocaboli,  quali  tittiri,  tittia  e  sim.,  io  pure 
aveva  accennato  a  ragioni  onomatopeiche,  e  consentirei  a  distaccarli 
dair  altra  serie,  tetteru,  attetterigare  e  sim.,  per  la  quäle  perö  non 
sento  di  poter  rinunciare  decisamente  aU'influenza  dell'it  interixxare^ 
a  cui  risponderebbe  regolannente  un  log.  Hn-teHttarej  Hn-terettare  e  per 
metatesi  Sn-tetterare.  —  2.  camp,  kastiai  *vedere'  da  castigare,  U  M.-L. 
dubita  che  V  infinito  castigiri  addotto  dallo  Spano  vc,  esista  realmente  e 
pensa  che  sia  stato  desuuto  erroneamente  dalla  fräse  delle  carte  antiche 
qui  milu  castigtt  donnu  Deu,  dove  ^  naturalmente  congiuntivo. 
L' osservazione  ^  giusta,  ma  non  infirma  la  possibilita  dell'etimo  casti- 
gare  e  del  suo  divariato  *castidiare.  —  3.  alog.  chita,  prendendo  in 
esame  i  diversi  luoghi  delle  carte  antiche,  ove  occorre,  e  rifacendo  la 
storia  delle  diverse  interpretazioni,  confermo  la  derivazione  da  accita, 
additata  dal  M.-L.  Altlog.  59,  e  la  sua  significazione  primieramente  di 
«gente  chiamata  per  turno»,  donde  quella  di  «circoscrizione»  o  giudiziaria 
o  militare  o  amministrativa,  infine  di  divisione  locale  «i  quartier!»  o 
anche  temporale  «la  settimana».  —  4.  log.  e  camp,  innidu  'non  pasco- 
lato,  in  nessun  modo  coltivato',  da  gignere,  cir,  pardu  innidu  pratum 
*gignitum  ^prato  che  ha  giä  prodotto,  e  non  essendo  piü  toccato  e 
nemmeno  pascolato,  h  'pieno  d'  erba',  e  innidu  de  sarynentu  *embrione'. 
—  5.  log.  franxikena  'avanzo  del  pasto'  composto  di  un  imperativo  e 
di  un  sostantivo.  —  6.  lacerta  in  nomi  d' animali,  log.  ti-likerta,  H- 
ligerta  ecc.  *lucertola',  H-ligugu,  ti-ligulu  ecc.  'gongilo'  'lumacone  ignudo', 
ti-linga  xüringoni,  ecc.  *lombrico',  tentativo  di  raggruppare  e  coordinare 
diverse  serie  di  curiose  trasformazioni  e  incrociamenti  di  lacerta  e  altre 
basi.  —  7.  lumbricu  e  i  nomi  della  'cavalletta',  sass.  e  log.  ti-librikku, 
temp.  xi'librikku  ecc.^'');  il  M.-L.  ammette  con  me  che  la  tarantola 
(un  rettile)  e  lo  scorpione  (un  aracnide)  possano  scambiarsi  il  nonie,  per 
la  considerazione  che  la  puntura  di  entrambi  h  pericolosa  all'  uomo,  e  co^ 
pure  avvenga  reciprocamente  della  lucertola  e  della  salamandra,  che  en- 
trambi strisciano  per  terra,  ma  si  domanda  dov'^  il  necessario  tertium 
coniparationis  tra  il  lombrico  e  la  cavalletta?  —  8.  camp,  mariuxxu 
da  nasturtiu,  con  772-  iniziale  come  nello  sp.  mastusrxo  ecc.  —  9.  camp. 
murga  'morchia*  da  amurca.  —  10.  log.  margijolu  'vaso  per  mungere' 
da  *mulgiclu  -[-  olu.  —  11.  camp,  norobonas  'auguri  per  Tonomastico' 
da  innora  bona.  —  12.  log.  piskedda  'ricotta  fresca'  da  fiscella  e 
accresce  il  numero  degli  scarsi  esempi  di  f-  in  p-,  —  13.  camp.  Sedaxxai 
*stacciare*  da  setaceu  con  s-  in  ä-,  —  14.  camp.  Hlibt'iri  'lambiccarsi 
il  cervello'  da  *ex-cerebrare.  —    15.  camp,  siddiri  *intirizzire'  da  si- 

27)  L'amieo  Salvioni  mi  richiama  l'attenzioDe  su  telipirche  'cavalletta 
maschio'  e  telaporca  'cavalletta  femmioa',  dati  come  di  Nuoro  oei  Racconti 
sardi  della  Deledda.  Sembra  vi  sia  declinato  anche  la  prima  parte  del  com- 
poeto  teU-tela  e  che  vi  abbia  luogo  la  roetafoneei  t-e,  ö-a.  Certo  sono  meritevoU 
di  studio  e  chi  sa  non  giovino  alTa  soluzione  defiDitiva  del  piccolo  problema. 


P.  E.  Guarnerio.  I  175 

gillü,  cfr.  siddiri  is  dentis  'stringere  i  denti*.  —  16.  log.  tattalliu 
^yentriglio  di  galline',  rifatto  sull'it.  frattaglie.  —  17.  H-  xir  prefisso 
in  nomi  d'animali,  che  avrebbe  come  primo  punto  di  partenza  zinzi- 
lulare.  Penso  ancVio  che  la  quistione  abbia  ancora  bisogno  di  esame 
e  per  provocarne  lo  studio  io  pubblicai  la  noterella.  II  M.-L.  oaserva 
che  come  Tit.  xanxara  da  zinzilulare  ha  il  ir  sonoro,  cosl  dovrebbe 
essere  delle  voci  sarde,  mentre  invece  mostrano  x^  sordo,  che  puö  quindi 
farsi  i'y  eh-,  xinxula,  iintula;  Tobbiezione  h  giusta,  ma  ei  pu5  derimerla, 
notando  che  la  base  originaria  pu5  essersi  alterata  incrociandoei  con  altra, 
e  io  giä  accennato  p.  es.  all'  influeuza  dello  sp.  choiTO  nelle  voci  co- 
mincianti  con  xurru.  Sulla  niedesima  quistione  sono  tornato  poco  depo 
nella  stessa  rivista*®)  per  ricordare  lo  studio  di  C.-J.  Forsyth  Major 
8ui  nomi  yolgari  italiani  di  pipistrello,  ZRPh.  XVII,  148 — 60,  il  quäle 
vede  nei  prefissi  xi-^  zixi-,  xitixi-  ecc.  un  avanzo  del  basco,  che  ha 
parecchi  nomi  d'animali  comincianti  nel  medesino  modo,  quali  chinchiur 
bare  'sanguisuga',  xixari  'verme',  ecc.  Ora,  non  escludendo  che  qualche 
reliquia  basca  si  trovi  in  voci  sardo-cörae,  come  forse  in  giagaru  jakaru 
'cane'  e  saccapinnuto  'pipistrello',  io  concludo  che  anche  V  armonia  fmitativa 
deve  essere  considerata  come  elemento  attivo  in  siffatte  composizioni, 
dove  perb  anche  Y  elemento  lessicale  latino  non  viene  di  solito  a  mancare. 
—  18.  log.  e  sass.  thirikke  'specie  di  dolci'  da  Sql^,  —  19.  alog. 
traginu  'torrente'  da  *trag-inare. 

I  dialetti  sardi  hanno  una  non  piccola  parte  neir  importante  studio  che 
il  Dr.  Sextil  Pü90ARIU  ha  dedicato  alla  storia  di  TJeKJ^*).  Neil*  in- 
troduzione  egli  discorre  in  generale  della  divisione  della  lingue  romanze  e 
in  base  ad  alcuni  fenomeni  fonetici  e  morfologlci  di  esse,  mostra  come  vi 
si  possano  disttnguere  cronologicamente  due  periodi ;  nel  primo,  che  potrebbe 
dirsi  del  'protoromanzo',  esse  sono  ancora  unite  insieme;  nel  secondo,  dal 
3*  sec.  d.  C,  si  avverte  la  separazione  del  *romanzo  Orientale'  da  quello 
'occidentale',  al  primo  de'  quali  il  P.  assegna  solo  il  rumeno,  e  all'  altro 
1'  ital.  col  retorom.,  il  fr.,  il  prov.,  lo  sp.  e  il  port.,  sul  che  avrei  delle 
riserve  da  fare.  Convengo  invece  con  lui  nella  coUocazione  che  da  al 
sardo,  che  riunisce  in  s^  caratteri  dell^  antica  e  della  nuova  fase.  Di 
codesto  posto  speciale  del  sardo  egli  esamina  le  ragioni  storiche  e  geo- 
grafiche;  e  rispctto  al  carattere  d' antichita  ricorda  le  curiose  concordanze 
lessicali  che  ha  col  rumeno,  per  le  quali  bisogna  ritenere  che  quelle  parolc 
iGbo  al  3^  sec.  d.  C.  erano  usate  ancora  generalmente,  mentre  piü  tardi 
nel  romanzo  occidentale  furono  soppiantate  da  altre.  Accanto  a  fenomeni 
della  fase  antica  il  sardo  ne  mostra  altres)  di  quella  nuova,  che  sono 
sconosciuti  al  rumeno  e  sono  propri  del  romanzo  occidentale,  come  p.  es. 
r  addolcimento  delle  interdentali  teuui  in  medie.  A  qucsto  proposito, 
valendosi  anche  dell'  autorita  del  Niessen,  il  P.  ritiene  che  la  Sardegna 
avesse  relazioni  da  una  parte  con  1'  Africa  e  dall'  altra  con  la  Spagna, 
piü  che  OOB  la  penisola  italiaua.  Certo  che  da  singoli  fenomeni  linguistici 
non   si  deve    trarre    troppo    larghe    deduzioni;     ma  ^  importante  l'osser- 

28)  Ancora  di  ti-  (zi-)  elemento  ascitizio  in  parecchi  appella- 
tivi  d'animali  nei  dialetti  sardi,  estr.  Ro.  XXXIII,  259.  29)  Latei- 
nisches TJ  undKJ  im  Bumänischen,  Italieniscfaen  und  Bardischen; 
Leipzig,  Kommissionsverlag,  J.  A.  BarÜi,  1904. 


I  176  Dialetti  sardi.   1904. 

yazione  che  alcune  partioolarita  del  sardo  accennano  al  latino  africano 
del  periodo  cristiano,  e  che  lo  ecrittore  Lueifero  di  Cagliari,  che  puö 
valere  come  fönte  del  latino  della  letieratura  chieHastica,  ci  fa  testimo- 
nianza  della  vita  intellettuale  della  Sardegna  nel  IV  see.  Direttnmente 
alla  Sardegna  si  riferisce  il  cap.  III,  §§  41 — 47,  dove  sono  debitamente 
classificati  tutti  i  materiali  giä  noti  del  camp.  log.  e  sass.,  che  contengono 
il  fonema  tj  kj.  Dalla  abbondanle  esemplificazionc  rißulta  evidente  che 
la  risoluzione  normale  h  V  assibilazione  xXy  che  il  P.  trascrive  tss;  iiioltre 
^  confermato,  come  abbiano  veduto  piü  8opra,  che  il  th  degli  antichi 
t^sti  doveva  avere  il  suono  x  (ts),  e  che  le  foime  odieme  con  xx  (tss) 
sono  una  continuazione  del  medesimo.  Neil'  osservazioni  al  §  46,  il  P. 
mosso  dair  alterazione  in  ^  di  ::&  non  risalente  a  kj  tj,  come  k  in  tukkaru 
zucchero,  ecc,  ha  pensato  che  il  tt  che  si  trova  in  parecchi  casi  in  luogo 
di  xXy  come  in  puttu  puteu,  ecc,  sia  prodotto  da  una  dissimilazione, 
promossa  da  combinazioni  sintattiche,  quali  su  puxxu  che  si  muta  in  su 
puttu,  mentre  resta  xx  nella  combinazione  unu  laxxu,  Avvenuto  poi 
un  conguagliamento  si  diceva  anche  unu  puttu  e  sos  laxxos,  Di  sifiatte 
dissimilazioni  si  hanno  tracce  anche  in  altri  esempi,  come  log.  saltixxa 
salsiccia,  su  atteJitu  absinthiu,  ecc.  Ma  siccome  si  ha  anche  fatto  facio 
(alog.  fatko),  dove  il  tt  non  pu6  essere  stato  portato  alla  dissimilazione 
da  un  attiguo  s,  cosi  infine  il  P.  ^  obbligato  a  venire  alla  conclusione, 
che  gia  indicavo  nell'  JBRPh.  II,  110,  e  che  vedemmo  qui  sopra  confer- 
mata  dalle  ricerche  del  Campus,  e  cioe  che  in  alcuni  territori  del  log.  il 
X  (ts)  resta,  ed  in  altri,  (come  negli  antichi  testi)  il  primitive  x  (anche 
se  non  deriri  da  kj,  tj,  diventa  p,  che  h  la  fase  della  1*  var.  e  quindi 
passa  a  ty  fase  della  2»  e  3*  varieta.  Alla  Sardegna  ritorna  ancora  nel 
cap.  V  §  86,  dove  mostra  di  credere  alla  continuazione  dell'  antica  velare 
latina,  dicendo,  che  mentre  il  log.  muta  kj  in  ts,  oggi  ancora  oonserva 
ke  kl,  e  invece  il  campid.  ha  l'esito  ce  ci,  che  non  pu6  essere  antico,  come 
ha  dimostrato  il  M.-L.  Altlog.  74,  con  Verbat.  Passa  poi  a  discorrere 
dei  noti  esempi  faska  e  poska.  Pel  primo  riconosce  con  V  Hofm.  V  in- 
fluenza  di  faske  <lfascis,  aggiungendo  che  nel  log.  esistono  anche 
faskitta  e  faskare,  entrambi  da  faske,  sui  quali  molto  probabilmente  pu5 
essersi  formato  un  faska,  E  riguardo  alla  spiegazione  del  M.-L.  Alt- 
log. 32 — 33,  che  confronta  faske  con  fakke  <^facies,  afferma  che  non 
puö  comprendeme  il  senso,  se  non  supponendo  che  il  M.-L.  miri  ad  un 
plurale  fasciae,  nel  quäl  caso  e  possibile  un  coufronto  con  facies,  il 
quäle,  ammesso  che  il  gruppo  skje  non  sia  diventato  ssie  nel  periodo 
precedente  al  romanzo,  sarebbe  divenuto  solo  fa^ke,  come  facies  fakke 
e  si  sarebbe  incontrato  con  faske  <lfascis^®).  Per  posca  il  P.  rifiutata 
la  spiegazione  dell'  Hofm.  da  post  -|-  cong.  Ära,  ricorda  come  il  M.-L. 
accettasse  dapprima  la  derivazione  dall'  it  poscia  da  postea,  proposta 
dall'  Ascoli,    e  poi  rimanesse   perplesso   in  segnito   all'  antica  forma  osca^ 

90)  A  propoßito  deir  alog.  fache,  od.  affacca-atu,  il  Salvioni  JBRPh.  VII 
1 129  ricorda  opportunamente  il  mental,  affaccassi  'affacciarsi',  che  spiegherebbe 
con  una  base  *affacicare.  Ame  pure  pare  che  11  log,  äff aeca  ecc.  non  possa 
disgiuDgersi  dal  montal.  affaccassi,  ma  quanto  all' alog.  fache  penserei  sempre 
che  basti  a  spiegarlo  una  oase  *face  per  facie,  come  dissi  in  AGIt.  XIII  113 
e  cfr.  ora  M.-L.  Altlog.  32—33. 


P.  E.  Guarnerio.  I  177 

che  non  puö  spiegarsi  col  dilegiio  del  p-  di  posca,  Ora  il  P.  modificando 
alquanto  V  etimo  proposto,  come  vedemmo  qui  sopra,  dal  Subak,  opina 
che  poska  sia  il  regolare  svolginiento  di  postquam,  e  che  osca  sia 
etimologicamente  diverso  da  quello;  foneticamente  gli  pare  soddisfi  usque 
ad,  e  aiiche  idealmente  giustifica  la  spiegazione  con  T  esempio  del  Con- 
daghe  di  S.  P.  di  Silki,  303,  et  osca  pus  cussa  parthitura,  tenuit  Corona 
=  ed  egli  tenne  Corona  fino  a  tanto  che  questa  divisione  non  avvenne, 
cioö  *e  fino  a  dopo  la  menzionata  divisione  ^^).  lo  per(\  pur  tenendo 
conto  di  questa  felice  osservazione  del  P.,  propenderci  per  la  base  eous- 
que  ad  post  =  osca  pus,  e  posca  non  sara  altro  che  pus -{- osca, 

A  chiusa  della  lunga  rassegna  sia  ricordato  il  limpido  schizzo  che 
dei  dialetti  sardi  ha  dato  il  Meyer-Lübke,  tenendo  conto  dei  piü 
recenti  risultati,  nella  2»  ediz.  del  Grundriss  del  Gröber  pp.  G9G  —  98^^), 
che  sara  sempre  consultiito  con  profitto  da  chiunque  voglia  un'  eaatta 
per  quanto  rapida  nozione  degli  idionii  della  ßardegna.  E  per  ultimo 
abbiano  menzione  le  voci  sarde  accolte  djü  Suhak  nella  sua  breve 
aggiunta  al  vocabolario  del  Körting  •^^).  Eccole  con  qualche  osser- 
vazione; 48  sotto  abscondere  il  camp,  a  scusi  'nascostamente*; 
—  1759*  aggiunge  callum,  donde  con  parecchie  voci  romanze  anche  il 
log.  ad  du  *callo,  cutica,  cotenna';  —  1804  s.  campsare  il  log.  can- 
sciarCj  cansiare 'nv&nmre,  evitare';  —  1915  da  cara  *volto'  il  log.  egall. 
caraxxa  *mascheraS  come  log.  facchile  camp,  faccili  *mascherone'  ecc. 
sono  da  /acAe,  facci\  e  il  log.  corotta  *mascherone',  corottare  'mascherare, 
tingere  il  volto  di  nero*  entreranno  in  famiglia  con  caraxxay  ma  dovranno 
Talterazione  voealica  al  commescersi  con  corriittu-are  'duolo,  prcndere  il 
duolo';  —  20G6"  aggiunge  celtis,  donde  camp,  beltis  *papavero  bi- 
anco';  —  2072  s.  census  lo^.  chenscia  ^lügnRnzR*  cfiensciare  *lagnarsi', 
come  nello  sp.  censor;  —  2265  s.  cloc-  log.  ciochire  gall.  ciuccl 
'covare';  —  2642  s.  cuba  log.  buada  *covile  del  majale',  cuare  *nas- 
condere'  ecc,  gia  additati  dal  Nigra  AGIt.  XV  484;  —  2795  s.  curro 
log.  corrale  camp,  -ali  'cortileS  dallo  sp.  corrale;  —  606 1«  aggiunge 
mel-agru,  donde  log.  niiUagra,  inelac/ra  *acetosella',  ma  quanto  al 
camp,  coraxeddu  'acetosella*  non  vi  entrera  con  acetu  il  coris  hyperi- 
cum,  ma  piuttosto  coru  *cuore*  per  la  fomia  delle  foglie;  —  7374»  agg. 
praefero,  donde  log.  preferrere^  preferire  ecc;  —  7449*  agg.  pro- 
creo,  are  donde  il  camp,  appoixai  'eoricare,  propaginare,  ricorcare 
(piante  e  erbe),  ma  sari  da  mandare  con  V  it.  pmxa;  —  8124*  agg. 
rodesco,  ere  (rodere),  donde  il  camp,  arrösciri  *annoiare,  fa<^tidiare, 
ecc;  —  10117*  agg.  vestigo,  are,  donde  il  log.  isfiya  'traccia, 
orma';  —  10137  log.  e  camp,  rega  'vallata,  pianura'  ecc,  egadu  *ripo- 


31)  Correggo  cosl  la  traduzione  inesatta  che  da  il  P.,  il  quäle  intende 
parthitura  come  'partenza'  (Abreiste),  mentre  bastava  leggesse  il  periodo  prece- 
dente  per  compre'ndere  che  si  tratta  di  una  delle  solite  divisioni.  E  poichti  ne 
ho  J*  occasione,  noto  pure  che  il  P.  scrive  di  solito  Codaghe  per  Condaghe, 
quasi  vi  vcdesse  ancora  1' etimo  codice,  omai  sfatato,  cfr.  AGIt  XVI,  383. 
32)Die  italienische  Sprache,  neu  bearbeitet  von  Wilhelm  Meyer-Lübke, 
in  GGH.,  IB.  3.  Lief.  Strassburg,  K.  G.  Trübner,  1904.  33)  Kleine  Nach- 
träge zu  Körting,  Lateinisch-romanisches  Wörterbuch,  in  ZRPh. 
XXVIII,  357—362. 

VollmoIIer,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  ^2 


I  178  Französische  Lexikographie.    1904. 

sato'  detto    dl  terra    tanti    anni    senza    essere   seminata,    di    provenienza 
spagnuola. 

Milaiio,  aprile  1905.  Pier  Enea  Guarnerio. 


Französisclie  Sprache.  1904. 

Französische  Phonetik.  1904  ist  von  R.  Weeks  I  11  ff.  mit 
der  allgemeinen  Phonetik  zusammen  behandelt. 

Geschichte  der  französischen  Sprache.   1902ff.  von  6.  Ryd- 

berg  folgt  später. 

Französische  Lexikographie.  1904*).  Nach  der  gewaltigen  Hoch- 
flut lexikographischer  Werke,  welche  wir  in  den  letzten  Jahren  zu  ver- 
zeichnen gehabt  haben,  trat  1904  eine  bedeutende  Ebbe  ein. 

Von  grösseren  allgemeinen  Werken  ist  uns  nichts  weder  in  erster, 
noch  in  einer  neuen  Auflage  zu  Gesicht  gekommen. 

Von  F.  SouLiCK  und  A.  L.  öardou  erschien  ein  Petit  Diction- 
naire  raisounß  des  difficult^s  et  exceptions  de  la  langue  fran- 
yaiso  (Paris  Hachette  18®  zu  2  colonnes  III.  578  p.). 

J.  (nicht  F.,  wie  im  JBRPh.  VI  303  fälschlich  gedruckt  ist)  GiL- 
Lil^RON  und  E.  Edmont  setzten  die  Veröffentlichung  ihres  Atlas  lin- 
guistique  de  la  France,  der  1902  in  Paris  bei  Charpentier  begonnen 
war  (LBlGRPh.  1902.  219  Anzeige  von  Meyer-Lübke)  bis  zur  Nummer 
6ol  fort,  bis  quand  eile  est  gonflee  (LBlGRPh.  1904  12.  pag.  425); 
in  Journal  des  Savants  einen  Artikel  von  A.  Thomes  darüber  und  eine 
Antwort  darauf  von  Gilij^ron  (F6vrier  1904). 

Von  Spezialschriften  nennen  wir  Langlois  Table  des  noms 
propres  de  toute  nature  compris  dans  les  chansons  de  geste  imprim^s 
(8®  Paris,  Bouillon)  —  Mildred  Pope,  Etüde  sur  la  langue  de  irbre 
Au  gier,  suivie  d'un  glossaire  de  ses  po^mes  (Paris,  X,  120,  4®)  — 
P.  Bernitt,  Lateinisch  caput  and  capum  nebst  ihren  W^ort- 
sippen  im  Französischen.  Ein  Beitrag  zur  französischen  bezw.  ro- 
manischen Wortgoschichte.  (Kiel,  32,  8®.)  —  Adolf  Tobler,  Etymo- 
logisches (aus  dun  Sitzungsberichten  derpreussischen  Akademie XLIII,  16.8®). 

Ijexikographisches  behandeln  3  Abhandlungen  in  den  MPhBru.  I.Liste 
des  Dictionnaires,  Lexiques  et  Vocabulaires  fran9ais  ant^rieurs 
au  Thr^sor  de  Nicot  (1606)  par  Charles  Beaulieux,  p.  379 — 398, 
in  welcher  sehr  floissigen  aus  Autoren,  die  bisher  diesen  Gegenstand  behandelt 
haben,  wie  aus  einer  grossen  Menge  Bibliothekskataloge  entlehnten  Arbeit 
er  einen  wichtigen  Beitrag  zur  Geschicht^^  der  französischen  Lexikographie 
gegeben  hat.  Er  bespricht  darin  die  Werke  von  etwa  80  Schriftstellern, 
die  zum  Teil  sehr  wenig  bekannt  waren.  Vgl.  LBlGRPh.  1905.  5. 
155  und  ZFSL.  XXIX.  2.  4.  2.  Oskar  Bloch  lieferte  eine  Etüde 
sur  le  dictionnairs  de  Nicot  (1606),  welche  im  Anschluss  an  Maxime 

1)  Bei  1901  (Bd.  VI)  ist  leider  vergessen:  G.  Pfetter,  Beitrage  zum 
Wortschatz  des  dritten  Buches  von  Rabelais  (Marburg  1901).  1902.  (Bd.  VII) 
S.  I  165  Z.  13  V.  u.  lies  Stücke  statt  Starke.  S.  I  170  Z.  4  v.  o.  lies  Mar- 
MiKR  statt  Monxier;  vgl.  dazu  die  ausführliche  Besprechung  von  Herzog  im 
LBlGRPh.  1903,  p.  291— 295. 


K.  Sach».  I  179 

Lanusse's  Werk  über  dieses  Wörterbuch  eine  zahlreiche  Menge  von 
Wörtern  anführt,  die  Nicot  gebraucht  hat,  ohne  sie  in  sein  Buch  an 
ihrer  alphabetischen  Stelle  einzureihen  (13  p.  8^).  —  3.  C.  Kattein  be- 
handelt sehr  ausführlich  das  Wort  Idylle  (p.  219 — 235)  und  sein  Vor- 
kommen in  den  verschiedenen  modernen  Sprachen,  wobei  auch  die  deutschen 
Autoren  sehr  eingehend  besprochen  werden.  LBL  1905,  8.  155.  — 
Cl^dat,  Essai  de  s^mantique  III.  la  famille  du  verbe  sire  (RPh.  fr. 
3 — 4,  1904).  —  Glaser,  Die  Maass-  und  Gewichtsbestimmungen  der 
Franzosen,  ein  Beitrag  zur  Lexikologie  und  Bedeutungsgeschichte  (v.  Vig- 
non  in  RPh.  fr.  3 — 4,  1904).  —  Clara  Hürlimann,  Die  Entwicklung 
des  lateinischen  aqua  in  den  romanischen  Sprachen,  bespricht  Herzog 
in  ZRPh.  XXVIII  3. 

Von  zweisprachigen  Wörterbüchern  erschienen:  Nouveau  Dic- 
tionnaire  ang1ais-fran9ais  et  fran9ais-anglais,  contenant  tout  le 
vocabulaire  de  la  langue  usuelle  et  donnant  ainsi  que  les  mots  nouveaux, 
un  grand  nombre  de  termes  seien tifiques,  techniques  et  ormmerciaux,  la 
prononciantion  iiguröe  de  tous  les  mots  par  E.  Clifton,  ouvrage  entie- 
rement  refondu  et  consid^rablement  angment6  par  J.  Mc  Laughlin,  pro- 
fesseur  ä  Tlnstitut  commercial  de  Paris  (Garnier  Freres,  I*^  partie:  XII, 
658,  2  col;  II,  XX,  673).  Der  zweite  Autor  hat  bei  Garnier  eine 
grössere  Zahl  Werke,  meist  über  englische  Sprache  und  Unterricht,  aber 
auch  2  Wörterbücher,  sowie  einen  Correspondant  commercial  und  ein 
Manuel  6pistolaire  der  beiden  Sprachen  herausgegeben. 

Das  Petit  Dictionnaire  von  Clifton,  das  nach  der  VoiTede  (I.Teil) 
mehr  als  40  Jahre  als  ausgezeichnetes  Taschenwörterbuch  gedient  hat, 
während  nach  Teil  II  das  grössere  Werk  von  E.  Clifton  und  Grimaux 
„The  mine  of  lexicographical  learning"  30  Jahre  lang  ausgiebig  l)enutzt 
ist,  soll  durch  dieses  Werk  ersetzt  werden,  welches  das  kleinere  bedeutend 
erweitert  und  ihm  eine  bessere  Anordnung  gegeben  hat.  Trotzdem  aber 
das  neue  Buch  um  das  Doppelte  grösser  ist,  hat  es  einen  be- 
scheideneren Preis  als  jenes;  es  giebt  die  Aussprache  und  viele  Beispiele, 
dazu  eine  Tafel  der  unregelmässigen  Verba  und  der  Münzen,  Gewichte 
und  Maasse.  Auf  p.  VI  in  I  findet  sich  eine  Instruktion  sur  la  pronon- 
ciation  figur^e  dans  ce  dictionnaire,  auf  VI — XI  in  I  on  French 
pronunciation,  auf  p.  XI,  XII  abr^viations.  Die  List  of  irregulär  French 
verbs  gibt  mehr  Formen  als  die  im  I.  Teile.  Die  Eigennamen  stehen  in 
der  alphabetischen  Folge  mit  den  Appellativen;  aber  beide  Teile  sind 
nicht  gleich  behandelt:  so  fehlt  Argoirie,  während  das  entsprechende  in 
I  zu  finden  ist,  und  dieselbe  Ungleichheit  zeigt  sich  auch  sonst  vielfach 
(vgl.  trolhy  und  fardier).  Naples  fehlt,  während  Neapolitan  und 
Napolitain  gegeben  sind,  Berlinois,  v4locipede  stehen  in  II,  nicht  in  I, 
Oenoese  fehlt  in  I,  aber  Genoa  ist  da  und  in  II  steht  auch  genoese 
bei  genois;  venetia?i  und  renitien  sind  in  I  vorhanden;  Mandchoitrie 
fehlt  wie  viele  andere  Eigennamen. 

Trotz  des  Bestrebens,  möglichst  zu  kürzen,  um  Platz  für  wichtiges 
zu  gewinnen,  stehen  z.  B.  epoux  und  ^pouse  in  zwei  Artikeln,  ebenso 
Meinte  besonders  neben  dem  Verb  ^reinter,  Adverbia  wie  epigranmiati- 
cally,  obligeamrnent  neben  den  Adjektiven;  turque  subst.  noch  neben 
turc^  turqve.     Eine   grosse  Anzahl  veralteter  oder    sehr    seltener  Worte 

12* 


I  180  Französische  Lexikographie.   1904. 

nimmt  unnütz  den  Platz  für  andere  fort,  von  denen  viele  wichtige,  be- 
sonders aus  dem  Gebiete  der  Neologismen  fehlen:  so  cUßnide^  contre- 
torpilletir,  dynamOy  tattersall,  havelock,  lawntennisj  wofür  nur  tennis 
gegeben  ist;  koduk,  i)Ma1eiir^  sportsuonian,  fire-o-clock  tea,  velo- 
drome^  poker,  polo,  ivatt  u.  a.  fehlen,  funü^ular  als  subst.,  film^ 
7na7iille,  trolley,  turf  sind  nur  unzureichend  behandelt.  Eine  Menge 
Worte  steht  in  einem  Teil,  aber  die  entsprechende  dort  gegebene  Über- 
setzung in  der  anderen  Sprache,  die  obenein  ohne  Erklärung  unverständ- 
lich ist,  fehlt  in  dem  andern  Teile,  z.  B.  loto^  ultraxodiacal^  epha,  ephod^ 
ephorc,  epitheme,  diwdi^  antocratrix,  Epicureanisin  und  EpicuHsm 
sind  zwei  Artikel,  aber  Epicure  fehlt,  während  Epictetus  gegeben  ist. 
AuthenticaUy  ist  aufgenommen,  das  Adjektiv  aber  nicht. 

Die  Übersetzungen  sind  häufig  ungenügend  oder  nichtssagend.  Bei 
semaine  war  für  semaine  des  trois  jeudis,  wo  das  oft  gebrauchte 
quatre  für  trois  nicht  angegeben  ist,  besser  Saint  Lammasdx)y,  was  in  I 
fehlt  zu  kennen  etc.  Verweisungen  sind  manchmal  wie  bei  automobile  über- 
flüssig, andere,  wie  z.  B.  eine  solche  bei  heaven  auf  sky  und  kurze  Er- 
klärung darüber  fehlen.  Eigentümlich  machen  sich  die  Bemerkungen 
bei  au  for  ä  le,  bei  du  contraction  oi  de  le  .  ,  .  Der  Druck  ist  im 
ganzen  gut,  w^enn  auch  mit  ziemlich  kleinen  Typen. 

In  dieser  letzten  Beziehung  wie  an  Reichhaltigkeit  st«ht  es  aber  bei 
weitem  über  dem  New  English  and  French  Pocket  Dictionary 
containing  all  the  words  indispensable  in  daily  conversation,  admirably 
adapted  for  the  use  of  travellers  by  Dr.  F.  E.  Feller,  improved  aiid 
enlargcd  by  Prof.  Dr.  H.  Rogivue  (Leipzig,  Teubner  16^  V.  359  und 
Names  of  persons,  countries  etc.  bis  372,  table  of  in-egular  verbs  bis  374. 

Im  Dnick  besser  als  dieses  Augenpulver,  aber  im  übrigen  ein 
sonderbares  Buch  ist  schliesslich  „Der  leichteste  und  kürzeste  Weg  zur 
Aneignung  des  französischen  Wortschatzes,  Französisch -Deutsches 
Wörterbuch  nach  Wortfamilien  zusammengestellt  mit  zahlreichen 
etymologischen  und  sinnerläuternden  Angaben  in  doppelter  —  sachlicher 
und  alphabetischer  —  Anordnung  von  Dr.  F.  Stadelmanx  (Freiburg, 
Oschwend,  klein  8®).  Um  ein  Beispiel  von  der  eigentümlichen  Anord- 
nung zu  geben,  bei  welcher  nach  den  Bemerkungen  zu  Anfang  „das 
Nachsehlagen  nach  der  alphabetischen  Reihenfolge  geschieht",  sehe  man 
z.  B.  p.  179:  recepisse,  rcception  s.  recevoir,  und  nun  eine  ganze 
Masse  nicht  einmal  untereinander  alphabetisch  geordneter  Wörter,  unter 
welchen  auch  apercevahh,  comteption^  d/'f-cption,  su^sceptible,  anti- 
ciper  etc.  Die  klein  gedruckten  und  in  eckige  Klammern  eingeschlossenen 
etymologischen  Angaben,  bei  welchen  deutsch,  altdeutsch  und  ger- 
manisch schnurriger  Weise  gesondert  sind,  fehlen  bei  sehr  vielen  Wörtern, 
wo  sie  gerade  sehr  wünschenswert  wären;  bei  anderen,  wie  z.  B.  fatal, 
f(^e  ist  eine  falsche  Verweisung  gegeben;  bei  fausse-cl/*fy  faux-fuyant, 
fai4X-pas.  sind  sie  überflüssig,  weil  sie  schon  bei  dem  zweiten  Teile  der 
Zusammensetzung  stechen.  Sehr  viele  Worte,  wie  z.  B.  fautenil^  mamelle, 
sou,  tarif  etc.  fehlen. 

Schliesslich  sei  hier  noch  der  Bericht  über  eine  mir  erst  kürzlich 
zugegangene  interessante  Arbeit  aus  dem  Jahre  1902  angeschlossen:  die 
Inauguraldissertation     von     Hubert    Es  au,     Die     Benennung     der 


A.  Doutrepont.  I  181 

wichtigsten  Bestandteile  der  modernen  französischen  Tracht 
Ein  sprach-  und  kulturgeschichtlicher  Versuch  (Kiel,  Peters. 
70,  8®).  In  der  Einleitung  erklärt  der  Autor,  dass  er  sich  auf  die 
bürgerliche  Tracht  beschränkt  und  Amtstrachten,  militärische  und  be- 
sondere Volkstrachten  einzelner  Gegenden,  wie  die  von  Winter  in 
seiner  Marburger  Dissertation  behandelte  Kleidung  und  Putz  der 
Frauen  nach  den  altfranzösischen  Chansons  de  Geste  ausge- 
schlossen habe.  Die  „in  erster  Linie  sprachgeschichtliche  Arbeit"  unter- 
sucht den  Ursprung  und  die  Entwicklung  der  in  Frage  kommenden 
Worte,  nachdem  auf  p.  7 — 10  die  Quellen  der  Schrift  angeführt  sind. 
Im  ersten  Kapitel  behandelt  er  die  Kopfbedeckungen,  ehape  und  seine 
Ableitungen  und  bonnet,  im  zweiten  die  zur  Bezeichnung  der  Bekleidung 
des  Oberkörpers  dienenden  Ausdrücke  (p.  20),  im  dritten  Bein-  und 
Fussbekleidung  (p.  33),  im  vierten  Überkleider  (p.  50),  im  fünften  das 
Hemd  (p.  55 — 62).  In  jeder  Abteilung  folgt  auf  die  etymologische 
und  lautliche  Besprechung  der  Worte  eine  sachliche  über  Zeit  und  Ge- 
brauch der  betreffenden  Kleidungsstücke.  Auf  p.  63  stehen  113  Beleg- 
stellen, und  70  schliesst  mit  einem  kurzen  Index  die  fleissige  Arbeit 
auf  einem  der  vielen  Spezialgebiete,  deren  ähnliche  eingehende  Be- 
arbeitung die  Entwicklung  der  französischen  Lexikographie  in  erfreu- 
licherweise zu  fördern  im  Stande  sein  wird. 

Brandenburg,  Januar  1906.  K.  Sachs 

Altfranzö»iRche  Toxtausgaben.  1904  von  E.  Stengel  siehe 
Bd.  VII  S.  I  170ff. 

Französische  Mundarten.   1904. 

Le  Walion  en  1904.  —  Aneiens  textes,  Les  Chart  es 
namuroises  in^dites  publikes  par  M.  le  chanoine  Roland*)  sont  des 
documents,  la  plupart  du  XIIP  sieclo,  qui  int^n^ssent  diverses  communes; 
Tauteur  les  analyse,  donne  ou  döduit  leur  date,  niontre  leur  iinportance. 
—  Le  vieux  th^ätre  wallen  (Les  Hypocondes,  Li  Voyftge  di 
Chaudfontaine,  Li  Lidjwfes  5gadji,  Li  Fiesse  di  Houte-sM- 
plout,  Li  Mälignant)  a  et6  r^dite  en  feuilleton  par  le  jourmü  Li 
Spirou  en   1903-4. 

JEthnographie,  Geographie,  Toponymie.  Sommes-nous 
Celtes  ou  Gernmins?  Nos  rivicires  portent-elles  des  nonis  celtiques?  Com- 
ment  la  Belgique  m^ridionale  et  TArdenne  rest^rcnt-elles  pays  de  langue 
romane?  Sur  ces  questions  relatives  a  la  Constitution  de  la  frontiere 
linguistique  entre  los  pays  germaniques  et  wallons,  M.  J.  E.  Demarteau, 
dans  sa  solide  £tude  d'Histoire  et  d' Archäologie  intitul6e  L'Ar- 
denne  Belgo- Romaine^),  nous  donne  les  conclusions  les  plus  nou- 
velles  de  la  science  historique.  —  Ijc  travail  de  M.  Jules  Feller  sur 
Les  noms  de  lieux  en  -ster'*)  est  un  modMe  parfait  d'ötude  topony- 

1)  ASANa.,  t.  XXIV,  4«  livraison,  1  vol.  8^  162  pagcs.  2)  BIAL., 
t.  XXXIV,  p.  5—250.  Li^ge,  Ponceiet,  avec  8  planches  et  unc  Carte  statisti- 
que.  Voir  surtout  pp.  25,  92  et  Hl,  239.  Cf.  RIPB.,  t.  48,  1^  livr.,  1905, 
p.  34—5;  W.,  1905,  p.  30—1.      3)  Extrait  du  BSV  AH.,  t.  V,  Verviers,  F^gu- 


I  182  I-«  Walion  en  1004. 

mique:  critique  pnidente  et  m^thodique,  recherches  consciencieuses,  vaste 
Erudition,  tout  contribue  ä  en  faire  une  excellente  le9on  de  toponymie. 
Quel  est  le  sens  exact  de  ce  fameux  suffixe  -ster  qui  a  fait  couler  tant 
d'encre?  M.  Feller,  par  une  s^rie  d'analyses  savantes  et  d'^liminations 
peremptoires,  arrive  a  d^montrer  sa  germanicitß:  c'est  la  forme  normale 
correspondant  aux  suf fixes  sted,  stay,  stat,  dont  Torigine  est  le  vieux 
mot  gothique  staths,  signifiant  place  ou  Etablissement.  Un  lexique 
des  noms  en  -ster,  abondamment  document^  termine  le  memoire*). 

jStymologie»  Un  certain  de  mots  wallons  ont  6te  ou  invoqu6s 
ou  Studios  a  fond  par  les  Etymologistes,  tels  ämöne,  ampounier,  bour- 
lot,  frambÄhe  sous  ses  diverses  fomies,  fr^ve  etc.-,  gardine,  lane- 
resse,  mago,  mwe  etc.,  rouillier'),  ringuele®),  bran,  dicÄce'), 
coperes®). 

Lexicologie.  Traitant  De  quelques  wallonismes*),  M.  Mau- 
rice WiLMOTTE  «restitue  ä  quelques  tours  usit^s  dans  le  fran9ais  de 
Li^ge  ou  de  Namur  leurs  titres  de  noblesse.  II  montre  que  ces  fa9on8 
de  parier,  actuellement  condamn^es  par  les  puristes,  furent  ä  une  certaine 
date  de  bonne  langue,  et  que  ces  archaisraes  ont,  en  somme,  de  qui 
tenir^®)».  —  M.  Willem  Dei^aux,  dans  un  article  sur  Tartarin  .  .  . 
expression  wallonne^*),  avait  cru  d^ouvrir  que  ce  n'est  ni  le  Midi 
ni  Daudet  qui  ont  inventE  Tartarin,  mais  bien  notre  Jean  d'Outremeuse 
en  son  Myror  des  Histors:  «cheaz  de  Cynee  sont  fours  issus,  si  que 
Tartarins  .  .  .  ».  Mais  il  s'agit  ici  de  Tartares^*)!  —  Dans  son  6tude  siu" 
Die  Mass-  und  Gewichtsbezeichnungen  des  Französischen. 
Ein  Beitrag  zur  Lexikograhie  und  Bedeutungsgeschichte*'), 
M.  Kurt  Glaser  cite  et  utilise  nos  meilleurs  vocabulaires  wallons  g6n6- 
raux  ou  techniques.  —  Nous  devons  a  M.  Jean  Haust  un  excellent 
petit  Vocabulaire  du  dialecte  de  Stavelot,  nombreuse  et  curieuse 
collection  de  vocables  ou  de  sens  plus  ou  moins  particuliers  a  la  r6gion, 
et  un  Index  lexicologique  du  t.  XLIV  du  BSLLW.,  donnant  les 
mots,  acceptions,  tournures  ou  spots  que  ne  mentionnent  pas  les  diction- 
naires  de  Forir  et  de  Grandgagnage**).  —  Le  tome  II,  M  ä  Z,  et 
le  Supplement  du  Dictionnaire  wallon-fran9ais  (dialecte  namu- 
rois)  de  M.  Llf.ON  Pirsoul  a  paru**).  C'est  une  oeuvre  de  videur, 
consciencieuse  et  solide  dans  son  ensemble;  mais  par  endroits  les  expli- 
cations  sont  iusuffisantes,  les  d^finitions  inexactes,  etc.  L'auteur  aura 
d6blay6  le  terrain,  mais  il  faudra  plus  tard  reprendre  le  travail  avec  plus 
de  rigueur  et  de  m6thode*^). 

enne,  144  p.  Cf.  RIPB.,  t.  47,  6«  livr.,  1904,  p.  415;  W.,  mars  1905,  p.  104— 
5.  4)  Voyez  aussi,  dans  BSLLW.,  t.  44,  p.  471—6,  le  Rapport  de  M.  Le- 
QUARRE  sur  le  concours  de  Toponymie  wallonne.  5)  ZRPh.,  1904, 
t.  28  pasßim  (voir  rindex).  6)  ZFSL.,  t  XXVIII,  1905,  p.  82.  7)  W.,  1904, 
p.  193,  n.  1  et  2.  8)  W.,  1904,  p.  51—3  9)  M^langes  Paul  Fredericq. 
Bruxellee,  Lamertin,  p.  91—6.  10)  W.,  1904,  p.  303—4  (Oscar  Grojean). 
11)  Ligue  artietique  du  3  d^cembre  1904.  12)  W.,  janvier  1905,  p.  33 
(Oscar  GRaiEAN).  13)  ZFöL.,  1904,  p.  95—220.  14)  P.  493-541  (cf.  W., 
1904,  p.  173—5)  et  543—9.  Voyez  aussi  les  Rapports  de  M.  Jules  Feller 
sur  les  concours  de  Mots  wallons  divers,  p.  465—6,  de  Suffixes 
nominaux  wallons,  p.  455—64,  de  Prosodie  wallonne,  p.  467—70. 
15)  Malines,  Godenne,  8",  364  p.     16)  W.,  mars  1905  (A.  Marechal). 


A.  Doutrcpont.  I  1H3 

Histoi/re  Htteraire.  M.  le  Dr.  Alexandre,  clans  uno  courte 
notice  Sur  Tantiquit^  du  crdniignon^'),  signale  un  seoond  texte  du 
XV®  siecle  oü  il  s'agit  encore,  vraisoniblablement,  d'un  erämignon: 
.  .  .  choraea  hominum  utriusqne  sexus,  quae  ambiens  ...  —  Dans 
le  conflit  eiitre  les  patois  et  le  fran9aid  littiraire,  deux  ^rivains  ont  re- 
vendiqu^  les  droits  et  les  bienfaits  de  ridiome  local.  En  des  consid^ra- 
tions  tr^s  sens^es  nur  La  que.stion  du  wallon^®),  M.  Paul  Scharpf 
reconnait  que  la  disparition  des  dialectes  ...  est  impossible  par  la 
force  des  choses,  qu'ils  ne  sont  pas  un  obstacle  au  progr^s,  qu'ils  ont 
m^me  une  vertu  civilisatrice,  que  T^crivain  se  retrempe  dans  son  parier 
natif  comme  dans  une  fontaine  de  Jouvence,  qu'au  point  de  vue  scienti- 
fique  et  philosophique  une  oeuvre  wallonne,  p.  ex.,  a  plus  de  prix  intrinsb- 
que  qu'une  oBUvre  fran9aise  de  m^me  envergure,  etc.  —  L'^cole  Na- 
tionale, revue  p^dagogique  de  Bruxelles,  avait  dirig^  de  vives  critiques 
contre  le  patois:  eile  en  demandait  la  suppression  en  faveur  de  Tensoi- 
gnement  du  fran9ais.  Dans  une  lettre  adress^e  a  la  m^me  revue  A  pro- 
pos  du  Wallon  et  de  Fenseignement  du  Fran9ais  en  Wallo- 
nie'®),  M.  Oscar  Colson  prend  avec  sagesse  et  une  6motion  communi- 
cative  la  defense  des  parlers  locaux  et  de  notre  riebe  litt^rature  de 
terroir.  —  Une  page  eloquente  s'est  ajout6e  ä  notre  histoire  littßraire: 
c'est  rAper9u  historique  sur  la  Germanisation  de  la  Wallonie 
prussienne  par  M.  Nicolas  Pietkin,  cur^  de  Sourbrodt-Malni6dy*% 
le  plus  actif  des  wallonisants  d*Outre-fagne,  apötre  des  vieilles  nioeurs 
catboliques  et  wallonnes.  C^est  un  travail  trös  consciencieux,  doounient^ 
mönie  jusqu'ä  Texces,  et  qui  niontre  une  fois  de  plus  Tabsurdite  des 
pers^cutions  linguistiques.  —  Une  importante  broc'hure  a  ^t6  consacr^e  ä  notre 
pot'te  populaire  N  icolas  Defrecbeux  (1825 — 1874)  par  M.  E.  Laveflle, 
8.  J.'*^);  c'est  une  biograpbie  cxacte  et  fidele,  une  6tude  compl^te  et  in- 
struetive  appuy^e  de  nonibreux  fragments  bien  choisis  et  soigneusement 
traduits,  qui  donne  le  sentiment  raisonn^  d'un  critique  p^n^trant  et 
judicieux.  —  Signaions  aussi  les  trop  courtes  notices  n^crologiques  consa- 
cr6es  au  c^lebre  auteur  de  Jean  de  Ni volles  et  de  TArgayon,  M.  Tabbe 
Michel  Renard *^).  —  A  qui  veut  se  faire  une  id6e  du  niouvement 
litt6raire  en  Wallonie,  nous  signalons  le  Rapport  de  M.  Nicolas 
Lequarr^  sur  les  travaux  de  la  Soci6t6  li^geoise  de  litt^ra- 
ture  wallonne  de  190  0  ä  1903*^):  durant  cette  pöriode,  405  nie- 
nioires  ou  pi^ces  ont  6t-6  soumises  a  son  appr^ciation,  dont  25  traitaient 
des  questions  de  linguistique  ou  d*  histoire,  51  ^taient  des  piöces  de  th6- 
Ätre  en  prose  (39)  ou  en  vers  (12),  IG  des  seines  populaircs  dialogu^es, 
203  des  crfimignons,    chansons  et  autres  po^sies;    en   1904,   126  compo- 

17)  W.,  nov.-d6c.  1904.  Cf.  XI,  p.  459.  18)  La  Mause  du  22  döc. 
1904.  Reproduit  par  W.,  1905,  p.  68—70.  19)  No«  des  15  mai,  1«'  et  15  Juin 
1904.  R^imprimö  dans  W.,  nov.-d^c.  1904,  p.  349-57.  20)  Extrait  de  W., 
1904,  p.  82—113,  137—62,  200—34,  273-98.  Bruxelies,  Schepens,  1904,  8^ 
IV  —  118  p.,  2f.  50.  Cf.  RIPB.,  t.  48,  p.  44—7  (J.  Feller)  et  Gazette 
de  Lifege  des  5  et  19  d^cembre  1904.  21)  Li^ge,  fecole  professionnelle  de 
Saint  Jean  Berckmans,  8^  63  p.,  avec  portrait.  Cf.  W.,  1904,  p.  238—9. 
22)  W.,  1904,  p.  233—6,  par  Georges  Willame,  et  p.  236—8,  Biographie 
et  Discours  en  wallon  par  M.  Nicolas  Leqüarre.  23)  ASLLW.,  1904, 
p.  41—53. 


I  184  Le  Walion  en  1904. 

sitions  diverses  ont  ete  jup:6eö  par  la  Soci^^te.  Son  Bulletin  de  1  904**), 
coiitenant  les  rapports  et  le«  piöces  couronn^s  en  1901,  se  divise  en 
trois  parties:  Litt^rature,  Histoire  et  philologie,  Appendice 
coinprenant  des  travaux  admis  en  dchors  des  concours.  —  Le  r^pertoire 
de  nos  chant«urs  et  d6clamat«iirs  wallons  s'est  considerableniont  enrichi 
par  la  publication  du  14*^  Annuaire  de  TAssociation  des  Auteurs 
dratnatiques  et  Chansonniers  wallons,  auquel  37  auteurs  ont 
donne  45  chansons,  chansonnettes  ou  nionologues,  du  30®  Annuaire 
duCaveau  li^geois,  avec  des  chants  de  tous  genres,  couplets  de  noces, 
grands  airs,  romanees  sentimentales  ou  couplets  joyeux,  sonnets,  tableaux, 
grosses  farces*^),  36  pieces  en  une  centaine  de  pagcs  issues  de  la  colla- 
boration  d'une  vingtaine  de  bons  faiseurs. 

L'iiit^ressant  Armanack  des  Qwate  Mathy  a  paru  pour  la 
onziöme  fois:  a  quantit^  de  productions  douces  ou  joyeuses,  tondrement 
po6tiques  ou  franchement  gauloises,  Tediteur,  le  poete  Joseph  Vrindts, 
a  eu  rheureuse  initiative  d'adjoindre  toute  une  s^rie  de  vieilles  chansons 
(pie  tous  les  amateurs  seront  heureux  de  poss6der.  —  Le  6®  num^ro 
de  TArmanack  d^  Pays  d'Haive  se  recominande  par  ses  romanees, 
chansons,  chansonnettes,  monologues,  bons  mots,  etc.  Celui  de  La  Mar- 
mite  en  est  a  sa  20®  aiin^e*^  mais  le  Journal  du  mönie  nom,  la  plus 
ancienne  de  nos  feuilles  wallonnes,  a  cess^  de  paraitre  apr^s  32  ann6es 
d'existence*'');  disparu  aussi  Le  Spirou*^),  mais  en  revanche  ont  vu  le 
jour  a  Namur  Li  Couarneu,  a  Charleroi  L'Crequion  (grillon),  a  Ni- 
velles  L'Trintchet. 

Parmi  les  recueils  nouveaux  sont  a  mentionner  ceux  d'lilMiLE 
GJ^:rard:  Oeuvres  wallonnes**),  po^sies  vari^^s,  morceaux  de  prose, 
contes  populaires  et  scene«  de  la  nie,  de  Joseph  Vrindts:  Vis  Airs 
et  Nov^ 3  Respleus,  de  LuciEN  Maubeuge:  Violötes  et  pinsöyos^'^), 
une  trentaine  de  po^sies  dont  les  meilleures  sont  inspir^es  par  le  chamie 
de  la  nature,  de  Martin  Lejeune:  Les  MTilhureüs^^),  oeuvre  d'un 
art  consomme,  de  Jean  Lkjeune:  fe  man^dje^^),  sonnets  d*une  touche 
l^gtire  et  juste,  de^  H.  D£öamor6;  Boqu^ts  Chüsis,  chansonnettes  et 
monologues,  etc.  A  c6t6  de  nouvelles  traduites  conmie  Sondje  d'oühe 
par  Martin  Lejeune^^),  Li  p^tite  bäcöle  et  les  aloum^tes  par 
Antoine  Bouhon^*),  ou  originales  comme  LesTchäfeusävis  covint 
d'Boland  par  Jules  Leruth^*^),  il  faut  signaler  a  part  Lu  fa  do 
diale  ^t  Trotche  Margot  ou  Introducsion  a  Thistware  du 
M a m m'  d i  et  du  S t d v '  1  e ü  par  Jean  Schu ind ^%  sorte  d'^popee 
d'un  style  naif  et  qui  fleure  bon  TarcbaYsme. 

Dans    la   vingtaine   de  pieces    dramatiques    nouvelles,    une    mention 


24)  T.  XLIV,  8«,  552  p.  25)  Cf.  Gazette  de  Li^ge  du  22  novembre 
1904.  26)  Malincß,  Godenne,  S",  112  p.  27)  Cf.  W.,  fövr.  1905,  p.  70-1: 
La  Mort  de  *La  Marmite..  28)  Cf.  W.,  1904,  p.  250.  29)  Quatrifeme 
s^rie,  Li^gc,  Wassoige.  Les  autres  recueils  ont  pani  en  18i)0,  1894  et  1901. 
30)  Planus,  Lize-Beraing,  8",  ()5  p.  31)  BSLLW.,  t.  44,  p.  409—35.  Voir 
außsi,  du  möme,  ibid.,  Sol  Mouse,  Lu  live  du  m^sfte  dM  grand-m<^re, 
Lu  mw^rt  dh  k't^veu  d'lfegne,  Lu  martchi  d^  s^medi,  Sondje 
d'oAh(>,  Tchanson  dh  r^^v.  32)  BSLLW.,  t.  44,  p.  43(i— 48.  33)  BSLLW., 
t.  44,  p.  325—9.  34)  BSLLW.,  t.  44,  p.  3:50—2.  35)  Hodiraont,  Kaiser. 
36)  BSLLW.,  t.  44,  p.  340  sqq. 


J.  Vißing.  I  185 

particuli^re  est  due  a  Li  Consyince,  cn  4  actes,  <le  Maurick  Pecü.ers, 
etude  psychologique  d'un  conscience  malade,  qui  prouve  qiie  la  litt^rature 
draniatique  wallonne  ne  doit  paö  n^cessairemeiit  se  borner  a  peindre  des 
seines  de  m6nap:e,  iiiais  qu\ille  peut  aborder  des  probl^nies  psyehologiques 
et  sociaux^''),  ä  Blofts^ye  en  3  actes  de  Martin  Lejeune^®),  a  Ine 
Astrap&de  en  2  actes  d' Edouard  Doneux^*),  ä  Dins  TglAriöte 
de  Jean  Wynr,  a  Amour  ni  fait  nin  compte  en  1  acte  de  THi:oPHiLE 
BovY,  a  Ruv'nou,  com^die  dramatique,  de  Henri  Hitrard*%  ä  La 
Saint-Djan-Batisse,  tableau  populaire,  de  Nestor  Outer. 

FolkloTe.  —  M.  Oscar  Coij?on  a  fait  paraitre  une  seconde 
edition,  refondue  et  au^ment6e,  de  son  6tude  si  fouill^e  sur  Le  «Cycle» 
de  Jean  de  Nivelle,  Chansons,  Dictons,  Legendes  et  Type 
populaire*^).  —  Don  Ursmer  BerliI:re  a  publik  dans  Jadis  une  bulle 
qui  prouve  que  la  procession  de  Gerpinnes  6tait  d6ja  un  ancien  usage 
au  XV®  sieole.  —  Dans  Wallonia,  M.  Henri  Bragard  continue  ä 
Studier  le  Folkore  de  la  Wallen ie  prussienne  par  La  Noel  a 
Malmödy");  M.  N.  Cuvellier  y  donne  des  notes  de  Meteorologie 
Rustique*^)  et  M.  E.  Mathieu  signale  Le  roi   des   radis  ä  Kain**). 

Li^ge.  A.  Doutrepont 

Anglonormannisch.  1904.  Zuerst  ist  zu  nennen  Louis  Emil 
Menger,  The  Anglo-Norman  Dialect,  a  manual  of  its  phono- 
logy  and  morphology  with  illustrative  speciniens  of  the 
li  terature^),  ein  anglonormannisches  Handbuch  also.  Es  ist  ein  po- 
sthumes  Werk.  Der  Verfasser  kam  im  Jahre  1903  durch  einen  Unfall 
um;  er  hatte  da  nur  einen  Teil  der  vorliegenden  Publikation  in  Korrektur- 
bogen durchsehen  können;  die  Vollendung  des  Druckes  wurde  von  Pro- 
fessor H.  A.  Todd  besorgt. 

Der  ausführliche  Titel  gibt  zu  erkennen,  dass  das  Buch  Phonologie, 
Morphologie  und  Textproben  enthält.  Also  fehlt  sowohl  die  äussere 
Geschichte  des  anglonormannischen  Dialekts  als  die  Wortbildungs-  und 
Verslehre.  Dies  muss  als  ein  schwerer  Mangel  in  einem  anglonor- 
mannischen Handbuch  empfunden  werden. 

Auf  der  andern  Seite  gibt  Verfasser  ausser  der  Angabe  des  Titels 
ein  chronologisch  geordnetes  und  mit  ausführlichen  bibliographischen 
Notizen  versehenes  Veraeichnis  von  anglonormannischen  Texten  oder 
vielmehr  Handschriften  (S.  G  —36),  auf  die  seine  Untersuchungen  haupt- 
sachlich basiert  worden  sind.  Diese  Nebeneinanderstellung  von  Werken, 
die  von  Anglonormannen  kopiert  und  verfasst  worden  sind,  ist  be- 
fremdend. Im  obengenannten  Verzeichnis  kommen  also  als  Anglononnannisch 
Texte,  wie  Alexis,  Roland,  Pölerinage  de  Charlemagne,  vor.  Und 
zwar  sind  alle  diese   Texte    nach    dem  Alter  der  Handschriften  geordnet 


37)  Cf.  Litt^rature  dramatique  wallonne.  Appreciation  des 
journaux  sur  la  pibce  nouvelle  Li  Consyince  .  .  .  Libge,  La  Meuso, 
16  p.,  avec  Pr^face.  38)  BSLLW.,  t.  44,  p.  21,  197—215  39)  B«LLW.,  t  44, 
p.  20— L36.  40)  BSLLW.,  t.  -14,  p.  20,  217-241.  41)  ASANiv.,  t.  VIII,  p 
107—235  Cf.  W.,  t.  VIII;  RIPB.,  t.  48,  p.  67—8.  42)  W.,  1001,  p.  3()1— 4. 
43)  W.,  1904,  p.  88.    44)  W.,  1904,  p.  88-0. 

1)  New- York,  The  Columbia  University  Press.  XX  +  167  S.  8^ 


I  186  Anglonormannisch.    1904. 

worden;  also  werden  z.  B.  das  Adamsspiel  und  die  Karlsreise  zur 
Mitte  oder  zum  Ende  des  XIII.  Jahrhunderts,  Brand  an  zum  Ende  des 
XII.  Jahrhunderts  geführt.  Dies  bringt  gewisse  Uneigentlichkeiten  mit 
sich.  Ist  nur  die  Schreibung  der  Handschriften  für  die  Sprachform  aus- 
schlaggebend, so  ist  die  Sprache  der  Zeit  Philipps  von  Thaun  z.  B. 
nicht  in  der  Untersuchung  mitberücksichtigt.  Werden  aber  sowohl  Reime 
als  Schreibungen  als  Angaben  der  Sprachformen  benutzt,  so  muss 
man  diese  Angaben  zu  verschiedenen  Zeiten  für  jedes  Gedicht  verlegen. 
Also  wenn  z.  B.  Brandan  e  und  ie  im  Reim  nicht  bindet  (was  Ver- 
fasser S.  56  anführt),  ist  dies  bezeichnend  für  die  Sprache  um  etwa 
1122  und  nicht  am  Ende  des  XII.  Jahrhunderts:  da  schreibt  der  Kopist 
ungeniert  e  für  ie. 

Mehrere  der  anfangs  aufgeführten  Texte  sind  am  Ende  des  Buches 
als  Textproben  benutzt  worden,  darunter  auch  die  Karls  reise. 

Es  ist  zu  bedauern,  dass  viele  wichtige  Texte,  wie  Hörn,  Con- 
quest  of  Ireland,  Disticha  Catonis,  Wadington,  Briton  und 
andere  juristische  Abhandlungen,  Chroniken  u.  s.  w.,  nicht  als  Material 
benutzt  worden  sind.  Auch  hätte  ihre  blosse  Erwähnung  zu  einem 
Überblick  über  die  anglonormannische  Literatur  gedient. 

In  dem  Textverzeichnis  fehlt  auch  Denis  Pyramus,  Vie  de  St. 
Edmond,  ein  Text,  der  doch  später  öfters  zitiert  wird  (S.  42,  54,  79, 
91,  112,  121,  127,  128).  Man  weiss  also  nicht,  welche  Zeit  die  aus 
Denis  angeführten  Erscheinungen  nach  Verfassers  Ansicht  repräsentieren. 
Übrigens  scheint  es  mir  zweifelhaft^  ob  überhaupt  Denis  ein  Anglonor- 
nianne  war,  obwohl  er  vermutlich  in  England  gedichtet  hat. 

Die  Phonologie  ist  der  Hauptteil  des  Buches  und  füllt  die  Seiten 
38 — 109.  Sie  gibt  eine  detaillierte,  aber  unkritische  Zusammenfassung 
von  bisher  gemachten  Untersuchungen  über  den  anglonormannischen 
Lautstand,  und  zwar  sind,  wie  gebührlich,  diejenigen  von  Suchier  und 
Stimming  besonders  berücksichtigt  worden.  An  verschiedenen  Stellen 
könnte  man  zwar  Detailanmerkungen  machen;  das  mag  aber  einer  aus- 
führlichen Besprechung  vorbehalten  werden.  Ich  bemerke  nur,  dass,  was 
S.  76  über  die  intrikate  Frage  vom  Lautwert  der  Schreibungen  eo,  oe, 
ö  etc.  gesagt  wird,  mir  nicht  recht  klar  erscheint,  und  dass,  wenn  Ver- 
fasser Hörn  als  Material  benutzt  hätte,  er  sicherlich  auch  von  para- 
gogischem  -n  gesprochen  hätte  (Hörn:  issin  V.  730,  1528,  1687, 
2425,  2932,  3967;  mercin  3979  etc.),  und  vielleicht  auch  ausführlicher 
von  dem  Einfluss,  den  die  südfranzösischen  Dialekte  auf  das  Anglonor- 
mannische ausgeübt  haben,  und  worauf  Verfasser  S.  4  hindeutet,  ge- 
handelt. Auch  scheint  mir  Verfasser  bisweilen  zu  viel  Gewicht  auf 
einzelne  Schreibungen  gelegt  zu  haben;  so  z.  B.  vermag  ich  nicht  in 
der  zweimal  (S.  91  u.  128)  zitierten  Form  pareir  anderes  zu  sehen 
als  eine  Verschreibung  für  poeir,  sowie  ntrorne  (S.  91)  wohl  auch 
Verschrei bung  für  curonne  ist. 

Von  der  Morphologie  (S.  110 — 29)  ist  kurz  zu  sagen,  dass  sie  zu 
knapp  ausgefallen  ist.  Es  ist  offenbar,  dass  Verfasser  hier  nicht  seine 
Arbeit  abgeschlossen  hatte.  Es  heisst  z.  B.  S.  122,  dass  die  2.  Pers, 
PL  auf  -et  für  -ex  in  fünf  genannten  Texten  vorkonmit;  es  sollte  heissen, 
dass  die  Endung   in    einer  Menge  Handschriften    zu   finden  ist,    obwohl. 


J.  Vising.      •  I  187 

wie  die  Keime  zeigen,  sie  relativ  spät  ist.  Wenn  die  Formen  alisum, 
menisum  als  Seltenheiten  bezeichnet  werden  (S.  127),  ist  dies  ja  nicht 
richtig;  sie  sind  ja  auch  die  ursprünglichen.  Für  ereity  eroit,  eroient 
(S.  288)  wäre  eine  Hinweisung  auf  Koch,  Die  Entwicklung  des 
lat.  Hülfsverbs  esse  (1902)  auf  ihrem  Platze  gewesen.  Man  hätte 
dabei  auch  erfahren  können,  dass  diese  Formen   süd westfranzösisch  sind. 

Die  Textproben  schliesslich  (S.  130 — 167)  werden  nach  früheren 
Editionen  gegeben.  Sie  sind  nicht  von  Kommentar  oder  Vokubular  be- 
gleitet 

Die  Entwicklung  der  Vortonvokale  im  Anglonorman- 
ni sehen  von  Alfred  Schabitz  ist  eine  Inauguraldissertation^),  die  sich 
auf  den  Oxforder  oder  Mont6bourg-Psalter  und  auf  die  Quatre 
Livres  des  Rois  beschrankt.  Verfasser  hat  aus  theoretischen  Gründen 
eine  detaillierte  Zerteilung  sebes  Stoffes  vorgenommen,  welche  indess 
die  Übersichtlichkeit  beeinträchtigt  und  das  Lesen  seines  Buches  er- 
müdend macht.  Meiner  Meinung  nach  wäre  es  besser  gewesen,  wenigstens 
Nomina  und  Verba  zusammen  zu  behandeln.  Wievielmale  wird  nun 
nicht  wiederholt,  dass  pro-  pur-,  com  cum  und  com  gibt  u.  s.  w.  Oder 
ist  es  nicht  lästig,  S.  30  von  honurable,  hanurance  etc.  zu  lesen  und 
S.  35  von  oiiurady  honured  etc.? 

In  nicht  wenigen  Fällen  hat  Verfasser  eine  Auffassung,  der  ich 
nicht  beitreten  kann.  Ich  werde  einige  solche  Fälle  anführen.  S.  10 
sagt  Verfasser,  a  sei  erhalten  vor  d  in  z.  B.  ciuieneSy  chael  etc.,  chair 
(S.  17).  Dass  d  hier  eine  Holle  gespielt  habe,  scheint  mir  unanehmbar. 
Vielmehr  ist  a  erhalten,  um  nach  dem  Falle  von  d  Dissimilation  zu  be- 
wirken; so  auch  in  chaeir,  wozu  chair  sich  anschliesst;  chaun  kaiin 
Anbildung  an  chascun  sein.  S.  24  sollte  corporel'  unter  die  Lehn- 
wörter aufgenommen  werden.  Der  Fall  des  protonischen  e  in  den 
Endungen  -eur,  -eJire  wird  8.  25  durch  einige  Beispiele  belegt;  eine  für 
die  Zeit  der  Q.  L.  R.  so  wichtige  Erscheinung  hätte  eine  ausführlichere 
Behandlung  verdient:  alur^(s)  kommt  ja  auch  vor  und  wird  8.  31  zitiert. 
8.  29  finde  ich,  ^vl^q  J^ureyez  sein  lateinisches  ü  behält.  Kennt  also 
Verfasser  mit  Sicherheit  die  Etymologie  dieses  Wortes?  S.  43 f.  gibt 
Verfasser  der  Verbalendimg  -ei er,  -oyer  als  alleinige  Grundform  kare, 
Dass  u  in  dreiturers  ein  lateinisches  ö  representiere  (8.  53),  verstehe 
ich  nicht;  was  bedeutet  übrigens  eben  daselbst  „Q.  L.  R.  122,  148  mit 
erhaltenem  o  (Analogie)**?  Auch  in  diesen  Stellen  hat  das  Wort  u, 
nicht  ö.  Wenn  ymdtipKabh  Lehnwort  ist  8.  60,  sollte  es  auch  8.  55 
Lehnwort  sein.  Solche  Ausstellungen  können  noch  gemacht  werden, 
haben  aber  hier  nicht  Interesse  genug. 

Jules  Derocquigny,  A  Contribution  to  the  study  of  the 
French  Element  in  English*)  hat  wenig  Bedeutung  für  das  Anglo- 
normannische,  mehr  für  das  Englische.  Verfasser  will  den  grossen  Ein- 
satz, den  das  Französische  in  das  Englische  gemacht,  ausdrücklicher 
hervorheben,  als  dies  früher  gemacht  wurde.  Zu  dem  Ende  sucht  er  zu 
konstatieren,  dass  mehrere  Wörter,    die  man    bisher  gewöhnlich   als  latei- 


2)  An  der  Universität  Haue- Wittenberg.  Halle,  Bechstein.      3)  Lille,  Bigot 
Bros. 


1  188  Ai%lonormanni8ch.    1904. 

nische  Lehnwörter  angesehen,  vielmehr  französisch  sinci,  z.  B.  falai, 
rnantley  pnrse  ete.  (Kap.  II),  dass  die  französischen  Lehnwörter  äusserst 
zahlreich  und  durch  ihre  Bildbarkeit  äusserst  wichtig  sind  (Kap.  III), 
dass  eine  Durchsicht  von  Boeve  de  Haumtone,  Bozen,  Gower 
und  Briton  reichliches  Material  zur  Berichtigung  bisher  aufgestellter 
Etymologien  gibt  (Kap.  IV),  dass  auch  die  englischen  Dialekte  etymo- 
logisches Material  von  Ausgiebigkeit  darbieten  (Kap.  V,  VI),  und  dass 
die  englische  Grammatik  dem  Franzosischen  mehr  schuldigt  als  ange- 
nommen ist  (Kap.  VII).  Bei  alledem  handelt  es  sich  ja  um  gemein- 
französischen Einfiuss  ebenso  gut  als  um  anglonormannischen.  Übrigens 
scheint  mir  das  Buch  etwas  rasch  geschrieben  und  dürfte  mit  Kritik 
studiert  werden. 

Die  äussere  Geschichte  des  Anglonormannischen  hat  etliches  aus 
der  Arbeit  Geoffry  Hills,  Some  Consequences  of  the  Norman 
Conquest*)  zu  holen.  Das  erste  Kapitel  hat  die  Überschrift  The 
Change  in  Population.  Verfasser  glaubt  das  Heer  des  Eroberers  zu 
12  000,  dasjenige  Harolds  zu  8000  Mann  schätzen  zu  können.  Be- 
kanntlich gehen  die  Angaben  hierüber  sehr  auseinander,  und  eine  wohl- 
begründete Entscheidung  ist  unmöglich ;  vgl.  Frans ka  SprSket  i 
England  I  6.  Spatz  hat  in  den  Historischen  Studien^)  die  Zahl 
der  normannischen  Eroberer  zu  6000  bis  7000  angesetzt  (S.  30,  33), 
was  ich  als  zu  w^enig  betrachte.  Jedenfalls  ist  diese  Invasion  von  Nor- 
mannen, Bretonen  etc.  nur  ein  Bruchteil  der  Zahl  der  in  jenem  Zeit- 
raum in  England  hineinströmenden  Franzosen.  Schon  vor  der  Er- 
oberung gab  es  in  England  ein  beträchtliches  französisches  Element. 
Während  der  Regierung  Wilhelms  I.  dürften  200  000  Franzosen  hinein- 
gekommen sein,    während  von  der  englischen  Bevölkerung  von  höchstens 

2  000000  etwa  500000  ums  Leben  gebracht  wurden  oder  verschwanden 
(S.  24).  Seit  dem  Tode  Wilhelms  I.  setzte  die  französische  Immigration 
in  verschiedenem  Grade  zu  verschiedenen  Zeiten  fort  bis  etwa  1400,  da 
sie  fast  aufhörte.  Während  dieses  Zeitraumes  kann  das  durch  die  nor- 
mannische Eroberung  nach  England  gebrachte  fremde  Element  zu  20 
oder  wenigstens  15  Prozent  der  Bevölkerung  angeschlagen  werden.  Wenn 
man  nicht  zählt,  sondern  wägt,  hat  dieses  Element  natürlich  eine  weit 
grössere  Bedeutung. 

Was  Verfasser  weiter  über  die  Sicherheit,  die  England  durch  die 
normannische  Eroberung  für  eine  andere  Eroberung  gewann  („Safety 
from  invasion"),  oder  über  gewisse  sprachliche  Eigenheiten  in  England 
ausführt,  hat  für  das  Anglonomiannische  wenig  Interesse  oder  ist  zum 
Teil  nicht  annehmbar.  So  z.  B.  was  Verfasser  über  den  Genetiv  Christ 
his  statt  Christas  sagt  (S.  178 — 189).  Ich  glaube  nichts  dass  jene 
Genetivform  "one  of  the  results  of  the  Norman  Conquest"  (S.  189)  ist. 
In  dem  letzten  Kapitel,  über  Taufnamen  in  England,  möchte  die  Er- 
örterung von  Godfrrd-  -Galfrid — Jeoffrey  etc.  den  einen  oder  anderen 
interessieren. 

(jöteborg.  Johan  Vising. 

4)  liondon,  Eiliot  Stock.    5)  Berlin   189G. 


J.  Anglade.  I  189 

ProTrenzalische  Sprache.   1904. 

AltproTenzalisebe  Orammatik  und  Lexikographie.     1904. 

La  these  de  M.  K.  Karch  ^),  dont  nous  n'avons  pas  pu  parier  plus  t6t, 
sur  les  ^l^nients  fran9ais  en  ancien  proven9al,  est  un  travail  original  et 
important.  Mais  il  est  difficile  d'^tre  complet  daiis  un  travail  de  ce 
genre  (parmi  les  auteurs  de  la  deuxi^me  partie  du  XIII®  siecle  Riquier 
n'est  pas  cit6,  alors  que  Folquet  de  Lunel  et  N'At  de  Mons  le  sont). 
De  plus  certains  mots  que  M.  Karch  croit  d'origine  fran9ai}<e  pourraient 
bion  appartenir  aux  dialectes  septentrionaux  de  la  langue  d'oc.  Enfin 
M.  Karch  aurait  pu  distinguer  parmi  les  mot*^  emprunt^s  au  fran9ais 
ceux  qui  proviennent  du  dialecte  poitevin:  ils  sont  int^ressants  ä  plus 
<run  titre:  cf.  sur  les  mots  en  ei  (p.  36)  et  sxir  joi  (p.  48)  les  obser- 
vations  de  M.  A.  Jeanroy  dans  son  Edition  des  poßsies  de  Guillaume  IX, 
eomte  de  Poitiers,  p.  1 2.  Nous  aurions  aini^  aussi  trouver  quelque  chone 
de  plus  complet  sur  (7/7,  neniiiU  qui  doivent  remonter  assez  haut:,  comme 
nous  Tavons  d^montr^  ailleurs  (RLKt.  43,  p.  58  sq.)  cf.  cependant  pour  o'il 
les  pages  19,  55.  L*6tude  se  termine  par  un  relev^  chronologique  des 
foniies    fran9aisea  eitles. 

Dans  une  courte  note  sur  VUmkiut  en  proven9al,  M.  8avj-Lopez') 
examino  les  conclusions  ^niisess  parM.  Vorotzsoh  a  propos  du  m^me  ph^nom^ne, 
.<ans  apporter  des  conclusions  tres  süres.    IjCS  groupes  ^tudi4s  sont  r/,  s)\  Ij, 

M.  C.  Nigra*)  cite  quelques  exemples  de  m6tath^ses  proven9ales, 
en  6tudiant  ce  pb^nomene  dans  quelques  mots  romans. 

M.  Okstberg*)  a  6tudi6  la  formation  des  pronoms  possessifs  au 
singulier  en  ancien  fran9ais  et  en  ancien  proven9al:  il  essaye  de  donner 
de  ce.«  formes  une  autre  explication  que  celle  que  Ton  donne  d'ordinaire. 
II  s'occupe  d'ailleurs  des  formes  fran9aises  plutot  que  des  formes  pro- 
ven9ales  qui  offrent  peu  de  difficultßs. 

Nous  devons  a  M.  R.  Dittes^)  une  6tude  syntaxique  sur  Temploi 
de  rinfinitif  en  ancien  proven9al.  Malheureusement  M.  Dittes  n'empruute 
ses  exemples  qu'a  un  cercle  de  documents  trös  restreint:  ceoi  diminue  la 
valeur  de  son  travail.  Les  exemples  cit^s  sont  cependant  assez  nom- 
breux  et  cette  6tude  fournira  une  bonne  contribution  a  un  chapitre  de 
la  grammaire  proven9ale. 

Dans  la  Romania^)  M.  Antoine  Thomas  a  demontr^  que  amcjita 
cit6  par  Raynouard  devait  6tre  lu  amenla.  On  doit  au  m^me  savant 
une  interessante  note  sur  conobre'^),  qui  ne  figure  pas  dans  les  diction- 
naires  proven9aux,  et  qui  signifie  oulture,  travail  de  la  terre,  Cf.  a 
ce  sujet  une  courte  communication  de  M.  Emil  Levy,  Ro.  1904, 
p.  460 — 461.  Le  nom  de  Heu  Trafnesaiffues  esl  rattach^  par  M.  Thomas^) 

1)  Robert  Karch,  Die  nordfranzösischen  Elemente  im  alt- 
pro venzali sehen,  Darmstadt,  G.  Ottos  Hofbuehdruckerei  1901,  in-H",  88  p. 
(Heidelberger  Dies.).  2)  Paolo  Savj-Lopez,  Dell' Umlaut  provenzalc, 
Budapest,  Tipografia  deU'Athenaeura  1902,  in-8",  6  p.  3)  C  Nigra,  Metatesi, 
ZRPh.  1904,  1—10.  4)  H.  O.  Oestberg,  Sur  les  pronoms  possessifs  au 
singulier  dans  le  vieux  fran9ai8  et  le  vieux  provenjal,  in-8°,  12  p. 
(Extrait  de  ÜRF.).  5)  R.  Dittes,  Über  den  Gebrauch  des  Infinitivs 
im  Altprovenzalischen,  Syntaktische  Studie,  RF.  1903,  XV  p.  1—40.  6)Ro. 
1904,  p.  261,  460.     7)  Ro.  1904,  p.  262,  461.     8)  AM.  1904,  p.  500. 


I  190  ProveDzalische  Sprache.    1904. 

ä  inter-ambas-aquas ;  le  m£me  auteur  cite  dans  une  note  post^rieure 
d'autres  exemples  du  möme  mot®).  M.  G.  Millardet*®)  doime  une 
ing^nieuse  explication  du  b^arnais  talaraque,  qu'il  explique  par  la  oonta- 
mination  de  tela  aranea  X  theriaca;  Tauteur  cite  quelques  autres 
exemples  de  contamination  en  b^nais. 

Le  M^ME  AUTEUR  rattache  le  laiidais  suhiu  au  lat.-vulg.  *sepJk 
indiquß  par  M.  A.  Thomas  pour  le  v.  fr.  sevil,  D'autres  exemples 
du  changement  de  e  protonique  en  u  rendent  tr^s  vraisemblable  cette 
d^rivation. 

Le  tome  IV  du  Provenzalisches  Siipplementivörterbuch^^)  de 
M.  Emil  Levy  paru  en  1904  contient  les  mots  commen9ant  par  G — L. 
n  est  impossible  d'entrer  dans  le  detail  des  mots  examin^s  dans  ce 
travail  magistral  qui  avance  avec  une  remarquable  r6gularit6.  Nous  nous 
contentons  de  citer  dans  le  dernier  fascicule  les  articles  lexeTy  leUj  levar 
et  ses  nombreux  d^riv^s,  loc,  etc.  hinge  2) :  linge  signifie  encore  aujourd'- 
hui  mince,  Liam  2)  me  parait  en  effet  signifier  lo7ige:  lirnpre  (?)  me 
parait  aussi  douteux;  litjar  doit  ötre  lu  alitjar  (cit6  deux  fois  dans  le 
m^me  texte)  sans  qne  le  sens  soit  bien  clair;  lobret  est  plutöt  petit 
chien  qu'autre  chose;  logres  du  Breviari  d' Amors  doit  ßtre  consid6r6 
comme  synonyme  de  gran^  dos;  latihdan  pour  londan  ne  vaut  gu^re 
la  peine  d'ßtre  cit6;  p.  434»  longamen  =  pour  longtemps?  Scala 
longieyra  peut  designer  simplement  r6chelle  de  la  charrette,  les  deux 
montants;  436'*  longuie  s'oppose  a  acabat,  un  plaisir  long,  lent  a  venir; 
clur  e  clus  de  Riquier  445»  doit  ßtre  maintenu. 

Nenprovenzalische  Grammatik  und  Lexikographie.  1904. 
M.  Eynaudi  a  consacr6  une  6tude  au  dialecte  ni9ard^*),  6tude  faite  sans 
beaucoup  d'ordre  et  de  critique,  mais  avec  une  foi  robuste  et  sinc^re. 
La  brochure,  qui  reproduit  des  textes  d6jä  publi^s  par  Caix  de  Pierlaf?, 
contient  de  longues  discussions  sur  Torthographe  du  dialecte  ni9ard.  II 
fut  longtemps  §crit  avec  Torthographe  italienne,  mais  il  n'y  a  pas  de 
raison  pour  qu'il  ne  soit  pas  6crit  comme  le  bon  proven9al. 

M.  Sarrieu  a  continu6  dans  la  BLR.  son  ^tude  phon^tique  sur  le 
parier  de  Bagn^res  de  Luchon.  M.  S.  a  fait  suivre  le  consonantisme 
de  plusieurs  appendices  int^ressants  sur  les  dissimilations,  les  m^tathiises,  etc. 
Les  exemples  sont  tres  abondants  et  savamment  class^s,  trop  minutieuse- 
ment  a  notre  sens.  Les  comparaisons  avec  le  latin  vulgaire  des  in- 
scriptions  pyr^n^ennes  ne  sont  pas  des  plus  heureusea:  elles  ne  se  justi- 
fieraient  que  pour  un  travail  de  phondtique  historique:  ce  qui  n'est  pas 
le  cas.     P.  137,  fncy  m^Sy  mestre  sont  des  mots  franyais. 

Un  lexique  de  ce  parier  doit  compl6ter  ince^samment  cette  interessante 
publication.  M.  G.  Millardet  ^^)  a  not^  la  r^duction  de  n  final  en 
gascon  ä  y  et  delimit6  de  rayon  oü  ce  ph^nom^ne  se  produit  (sud  du 
dßpartement  du  Gers  et  Hautes-Pyr^n^s). 

9)  AM.  1905,  p.  77.  10)  Ro.  1904,  408.  11)  AM.  XVI,  222—224. 
12)  Emil  Levy,  Provenzalisches  Supplementwörterbuch,  vierter  Band 
(G— L),  Leipzig,  O.  R.  Reisland  1904,  in-8°,  446  p.  13)  Jult  Eynaudi,  Lou 
diaUte  niyard,  Niya,  Eroprimaria  dei  Alpa  Maritima  1903,  in-8°,  55  p. 
14)  Sarrieu,  Le  parier  de  Bagn^res  de  Luchon  et  de  sa  vall^e, 
RLR.  47,   p.  97,    481.       15)  AM.   XVI,    p.  224-226. 


J.  Anglade.  I  191 

AltproYenzalische  Texte.  1904.  —  Poesie.  La  iiouvelle 
Edition  de  la  Chrestomathie  proven9ale  de  Bartsch^®)  que  nous 
oflre  la  librairie  Elwert  präsente  des  diffißrences  notables  avec  la  dernifere 
^ition  publik  du  vivant  de  Tauteur  (1879).  Elle  a  6t6  pr^par6e  par 
le  regrett6  M.  Koschwitz,  surpris  par  la  mort  au  moment  oü  il  allait 
terminer  sa  täche  (M.  Eduard  Wechssler  a  revu  les  ^preuves  des 
quaranta  dernieres  colonnes).  Le  texte  a  6t6  mis  au  courant  des  travaux 
pärus  depuis  vingt<;inq  ans;  quelques  pi^ces,  peu  nombreuses,  ont  ^t6 
supprim^es;  le  nombre  des  variantes  a  6t6  augment^;  le  lexique  a  §t6 
enrichi  d'^tymologies;  le  caractere  typographique  a  4t§  chang6;  le  volume 
s'est  ainsi  accru  d'une  trentaine  de  pages.  Quelques  changements 
d'ailleurs  pr^tent  a  la  cridque;  ainsi  on  ne  voit  pas  bien  Tutilit^  de 
supprimer  la  traduction  allemande  du  glossaire:  le  Systeme  6tabli  par 
Bartsch  6tait  excellent.  Le  tableau  des  formes  flexionnelles  qui  pr^c^dait 
le  glossaire  avait  aussi  son  utilit6:  il  aurait  fallu  le  maintenir.  II  est 
certain  cependant  que  sous  cette  nouvelles  forme  la  vieille  Chrestomathie 
qui  a  rendu  tant  de  Services  aux  ^tudes  proven9ale8  leur  en  rendra  de 
nouveaux  encore. 

M.  V.  DE  Bartholomaeis  ^'')  pr^pare  une  Edition  des  po^sies  d'Elias 
Cairel;  il  donnc  un  sp^imen  de  cette  Edition  en  publiant  un  sirventes 
de  ce  troubadour  (Pus  chai  la  fuelha  .  .  .)  d'apr^s  tous  les  manuscrits. 
Dans  un  commentaire  historique  qui  accompagne  la  pi^ce  M.  de  Bartho- 
LOMAEis  se  rallie  ä  Topinion  de  Gaston  Paris  qui  place  en  1208  la  date 
<le  cette  composition  contrairement  ä  Diez  qui  la  pla9ait  en  1224.  Les 
allusions  historiques  contenues  dans  le  sirventes  s'expliquent  mieux  par 
la  premi^re  de  ces  dates.  M.  de  B.  a  d^ouvert  quelques  renseignements 
sur  les  personnages  qui  y  sont  cit^s  et  une  note  additionnelle  est  con- 
sacr^e  ä  dater  quelques  autres  po^sies  d'Elias  Cairel.  M.  Jeanroy  a 
Joint  quelques  notes  au  commentaire  philologique. 

Le  soulüvemeut  des  chefs  m6ridionaux  en  1242  a  laiss^  quelques 
traces  dans  la  po^sie  des  troubadours.  M.  A.  Jeanroy  ^®)  Studie  a 
ce  point  de  vue  le  sirventes  de  Durand  de  Fernes.  II  en  reporte  la 
composition  ä  Thiver  de  1242 — 1243.  Cette  date  explique  en  effet  la 
plupart  des  allusions  du  sirventes.  Seul  le  nom  du  vicomte  Amalric 
donn6  sous  la  forme  At?neric  est  genant;  le  nom  iVAimeri  et  d'Amalrie 
parait  avoir  alternd  dans  la  famille  des  vicomtes  de  Narbonne.  (Cf.  notre 
kude  sur  G.  Riquier,  p.  5,  n.l).  II  faut  admettre  avec  M.  Jeanroy  que 
la  forme  Aimeri  est  due  a  des  Souvenirs  6piques.  Dans  une  note 
additionnelle  M.  Jeanroy  examine  deux  sirventes,  Tun  de  B.  de  Rovenac, 
Tautre  anonyme  se  rapportant  a  la  möme  6poque. 

Sous  forme  de  lettre  a  M.  A.  Jeanroy  le  Dr.  Dejeanne"),  connu 
par  ses  travaux  sur  les  troubadours,  cherche  ä  expliquer  quelques-unes 
des  6nigmes  que  contient  la  piece  III  (ed.  Zenker)  de  Peire  d^Alvernhe. 

16)  Karl  Bartsch,  Chreetomathie  provenjale,  6«  Edition  enti^re- 
ment  refondue  par  Eduard  Koschwitz,  Marburg,  N.  G.  Elwert  1904,  in-8",  662  col. 
17)  V.  de  Bartholomaeis,  Un  sirventes  historique  d'Elias  Cairel, 
AM.  XVI,  468—494.  18)  A.  Jeanroy,  Le  souRvement  de  1242  chez 
les  troubadours,  AM.  XVI,  311—329.  19)  Dr.  Dejeanne,  A  propos 
d'une  chanson  de  Peire  d'Alvernhe,  AM.  XVI,  341—347. 


I  192  Provenzalische  Sprache.    1904. 

Les  explications  sont  abondantes  et  ingönieuses,  mais  iie  suppriment  pas 
toutes  les  difficult^s  dont  la  pifece  est  remplie. 

Noiis  devons  %alement  au  Dr.  Dejeanne,  cette  fois-ci  en  collo- 
boration  avec  M.  M.  Jeanroy  et  P.  Aubry^®),  une  Edition  de  quatre 
poösies  de  Marcabrus,  avec  la  musique  en  notation  moderne :  c'est  M.  Aubry 
qui  s'est  charg6  de  cette  partie  de  la  täche  commune.  Les  traductions, 
tres  pr^cises  en  gen^ral,  sont  du  Dr.  Dejeanne,  qui  a  6tabl6  le  texte  de 
la  deuxi^me  piöce  (Bei  m'es  quant  .  .  .);  le  texte  de  la  premi^re  (Dirai 
vos  .  .  .)  est  emprunt^  ä  une  Chrestomathie  proven9ale  que  M.  Jeanroj 
publiera  prochainement. 

Prose.  —  M.  A.  Clergeac^^)  a  publie  les  Statuts  de  la 
Confr6rie  de  Thöpital  de  Gimont  (Gers)  qui  datent  de  1288. 
M.  A.  ViDAL  a  Continus  la  publication  des  d^lib^rations  du  conseil 
communal  d'Albi  de  1372  a  1388"). 

NenprOTenzalische  Texte.  1904.  Deux  publicatlons  importantes 
sont  a  signaler  dans  le  domaine  de  la  litt^rature  gasconne  moderne.  La 
premi^re  est  une  Chrestomathie  des  pocites  gascons,  du  XVP  siecle  ä  nos 
jours^'"^).  Le  titre  (Pontes  gascons  du  [d^partement  du]  Gers  sem- 
blerait  indiquer  que  tous  les  po^tes  gascons  ne  sont  pas  repr^ent^s  dans 
cette  Chrestomathie.  Mais,  en  fait,  c'est  dans  la  partie  de  la  Gascogne 
qui  est  devenue  le  d^partement  du  Gers  qu'a  exist^  au  XVI®  et  XVII® 
siöcles  une  v^ritable  ^cole  po^tique,  illustr^e  par  de  nombreux  talents. 
Ijcs  noms  de  du  Bartas,  Garros,  Astros,  repr^sentent  autre  chose  que  de 
m^diocres  rimeurs.  M.  Michelet  publie  de  copieux  extraits  de  leurs 
Oeuvres  et  les  fait  pr6c6der  de  notices  bibliographiques  du  plus  haut 
int6röt.  Les  textes  sont  accompagn^s  de  traductions.  Nous  aurions  a 
signaler  9a  et  la  —  quand  ce  ne  serait  que  dans  la  pr^face  —  des 
affirmations  erron^es,  ou  des  inutilit^s  (p.  157 — 158),  a  relever  des  fautes 
d'impression  dans  les  textes,  mais  le  livre  n'en  garde  pas  moins  sa  valeur 
et  son  iht^r^t.  (Voir  cependant  un  compte  rendu  tres  s^vöre  de  M.  A. 
Jeanroy  dans  la  RPy.  1905.) 

GrÄce  a  M.  M.  Vignaux  et  Jeanroy  on  peut  lire  dans  un  t«xte 
correct  Toeuvre  de  Guillaume  Ader  2*):  ses  poesies  viennent  en  off'el  d'^tre 
r^^dit^es  dans  la  Bibliothöquc  Meridionale:  le  texte  en  6tait  devenu 
des  plus  rares.  Le  gentilome  gascoun  möritait  cette  reimpression: 
Teducation  et  la  vie  du  gentilhomme  gascon  y  sont  depeints  avec  une 
vigueur  toute  gasconne.  Le  Ca  tonnet,  recueil  de  maximes  de  conduite, 
est  loin  d'avoir  le  m^me  attrait. 

Parmi  les  r^Mitions  citons  encore  lous  Gormons  Motats^^)  (les 
gourmands  frustres),  com6die  ecritc  au  XVIIP  siöcle  par  Tabb^  Brugia. 
C'est  rhistoire  de  deux   curös    au    temperament    rabelaisieu    frustres  d'un 

20)  A.  Jeanroy,  Dr.  Dejeanne,  P.  Aübry,  Quatre  poesies  de  Mar- 
cabru,  troubadour  gascon  du  Xlle  siecle,  texte  et  musique.  Paris,  Picard 
1904,  12  p.  gr.  in-b«.  21)  RGasc.  1904,  p.  f)!)— 54.  22)  RLR.  XLVII,  75,  348, 
535.  23)  J.  Michelet,  Pobtes  gascons  du  Gers,  Auch,  Impr.  Bonquet 
1904,  in-8^  493  p.  24)  A.  Vignaux,  A.  Jeanroy,  Poesies  de  Guillaume 
Ader,  Toulouse,  Privat  1904,  in-8^  XLVIII— 232  p.  |BM^.  1'«  a^rie,  tome  IX]. 
25)  Lous  Gormons  motats,  po^me  patois  du  XVIIle  siecle  d'A.  Brügie, 
2e  Edition,  Gabors,  J.  Girma  1904,   in-8^   23  p. 


J.  Anglade.  I  193 

bon  repas.  Le  th^me  est  mince,  inais  le  dialogue  ne  nianque  pas  de 
verve;   les  grosses  plaisanteries  n'y  sont  pas  rares. 

C'est  en  Quercy  ^galement  que  nous  conduit  uiie  jolie  idylle  ehani- 
p4tre  chant^e  en  vers  gracieux  par  M.  FRAN9018  Rigal**).  L'auteur  a 
eu  la  louable  ambition  de  doter  son  Quercy  d'une  Imitation  de  Miröio. 
Comme  Miröio,  son  h^roi'ne  voit  ses  amours  contraries;  mais  plus  heureuse 
que  Mireio  eile  peut  enfin  jouir  de  son  bonheur:  teile  est  Tidylle  que 
M.  Rigal  nous  conte  en  six  chants.  L'intrigue  n'occupe  pas  dans  le 
po^me  la  plus  grande  place;  ce  qui  domine,  ce  sont  les  descriptions  de 
seines  champötres.  L'auteur  s'est  plu  visiblement  a  peindre  les  divers 
travaux  et  les  divertissements  entre  lesquels  sc  partage  la  vie  de  Thomme 
des  cbamps.  L'exactitude  de  ces  descriptions  en  fait  le  cbarme.  La 
langue  est  savoureuse,  peu  cbarg^e  de  gallicismes.  Ce  poeme  nous  parait 
6tre  l'ceuvre  la  plus  remarquable  qui  ait  paru  depuis  longtemps  dans  le 
dialecte  quercinois. 

Lou  Brabe  Juge^')  est  une  comMie  carnavalesque  en  dialecte 
rouergat,  reprösentant  une  scene  des  plus  communes  de  la  vie  de  village. 
Ija  com^die  d'ANDRiu  del  Soürelh*®)  nous  transporte  en  plein  moyen- 
äge.  La  scene  se  passe  du  temps  de  Raymond  VI  de  Toulouse. 
Quoique  sous  une  forme  dramatique,  cette  piece  manque  un  peu  de 
mouvement.  Elle  met  en  scene  une  jeune  fiUe  et  deux  amourcux,  un 
trouvaire  et  un  chevalier.  C'est  au  premier  qu'elle  promet  son  coeur. 
Mais  trop  de  raisonnements  froids  ou  subtils  pröcfedent  cette  d6claration. 
La  graphie  espanlos  (p.  30)  n'est  conforme  ni  a  la  prononciation,  ni  ä 
r^tymologie  du  mot.  V.  1,  neet  est-il  pour  nett?  V.  6crire  vts  et 
non  v'es. 

Ne  quittonspas  leLanguedoc  sans  signaler  TA rm an ac  de  Lengodoc 
e  de  Gascounho^®)  pour  1904,  contenant  de  nombreuses  bistoires, 
contes  populaires  et  proverbes. 

Citons  un  autre  Almanach  de  la  Gascogne*^  public  a  Auch 
comipe  Supplement  de  la  Revue  de  Gascogne. 

Nous  empruntons  ä  l'Ann6e  f61ibr6enne  de  M.  LefI:vre^^) 
l'indication  suivante  de  deux  publications  de  Mistral:  La  fösto  viergi- 
nenco,  musique  et  images  (sans  lieu  ni  date)  et  la  traducioun  en 
lengo  prouvenyalo  doü  discours  de  .Moussu  lou  Baroun  de 
Tourtouloun,  prononc^  aux  Jeux  Floraux  de  Saragosse  (1904). 

M.  L.  Lambert^*),  continuant  ses  recherches  sur  les  chansons  et 
les  contes  populaires,  public  une  s6rie  de  Chansons  de  prin temps. 
L'une  d'elles  est  du  plus  haut  int^rßt:  c'est  a  eile  en  effct  que  Mistral 
a  emprunte  Tair  de  Magali.     On  la  cioyait  perdue:  gräce  aux  pationt<3s 

26)  FRANgois  Rigal,  Le  Motivier,  essai  en  six  chants  avec  tra- 
dactioD  fraD9ai8e  en  regard,  Montauban,  Impr.  coop^rative  1904.  27)  Auüusto 
Benazet,  Lou  brabe  juge,  Villefranche-de-Rouergue,  Impr.  Salingardcs 
[1904],  16  p.  28)  Andriü  del  Sourelh,  Quand  l'Amour  vol.  .  .  .,  Tou- 
I0U80,  A  la  Terro  d'Oc  1904,  in-8^  78  p.  39)  Armanac  de  Lengodoc 
e  de  Oascounho,  Toulouse,  Impr.  G.  Berthoumieu.  30)  Armanac  de  Gas- 
counho,  1904,  Auch  (publik  comme  Supplement  de  RGasc.  31)  E.  Le- 
FEVRE,  LAnn^e  f^libr^enne  (2©  ann^e),  Marseille,  Ruat  1905.  32) L.Lam- 
bert, Chansons  de  printemps,  RLR.  47,  p.  418-441. 
Volimoller,  Rom.  Jahresbericht  VlIL  X8 


I  194  KatalaniBche  Sprache.    1904. 

recherches    (l'un    coUaborateur    de  M.  Lambert    (le   Dr.  Chatjssinand) 
eile  a  6t6  retrouv6e. 

Bordeaux.  J.  Anglade. 


Katalanische  Sprache.  1904. 

Orthographie,  Grammatik.  Der  Umstand,  dass  das  Katalanische 
als  eine  nicht  in  Schulen  gelehrte  Sprache  (die  Begründung  katalanischer 
Volksschulen  nach  dem  Muster  der  in  den  europäischen  Kulturlandern 
bestehenden  wurde  seit  1904  in  die  Wege  geleitet)  keine  feststehende, 
von  jedermann  befolgte  Orthographie  besitzt,  hatte  zu  den  verschieden- 
artigsten Vorschlägen  für  eine  solche  geführt,  die  bald  dem  Etymon, 
bald  dem  im  altkatalanischen  Schrifttum  befolgten  Usus,  bald  dem 
phonetischen  Wert  grössere  Rücksicht  schenkten.  Pompeü  Fabra  ^) 
stellt  nun  in  einem  sehr  vernünftigen  Büchlein  die  Schreibweisen  zu- 
sammen, die  allgemeine  Anerkennung  gefunden  haben ;  annehmbare,  be- 
sonnen neuernde  Abweichungen  fügt  er  bei,  bcvsonders  das  charakteristische 
System  des  ,yÄvenQ**  zu  Barcelona  (p.  57).  Er  hat  damit  den  Weg  zu 
einer  Vereinheitlichung  der  katalanischen  Orthographie,  dem  nicht  zu 
unterschätzenden  Hilfsmittel  zur  Festigung  der  gegenwärtigen  Schrift- 
sprache, gezeigt.  —  Mit  den  einzelnen  Lautwerten  im  Katalanischen  und 
mit  ihrer  Transkription  befasst  sich  ein  Vortrag  von  Rosendo  Serra 
Y  PAG^s*j,  der  auszugsweise  vorliegt.  Es  wird  darin  das  Transkriptions- 
system des  Maitre  Phon^tique  in  Vorschlag  gebracht;  interessant  ist  es, 
dass  in  der  Aussprache  von  Barcelona  die  nicht  hochtonigen  Laute  von 
komey  dojia  verschieden  sind  von  denen  der  Worte  llevor,  cami.  In 
der  Tat  lässt  sich  in  Barcelona  beobachten,  dass,  wenn  der  Auslautvokal 
des  Wortes,  mag  er  nun  auf  a  oder  e  zurückgehen,  auch  den  reinen 
Indifferenzlaut  darstellt,  ein  der  Tonsilbe  direkt  vorangehendes  a  oder 
e"^  (*  mit  etwas  stärkerem  a-Gehalt  gesprochen  wird;  noch  mehr  isf  dies 
da  der  Fall,  wo  der  Vorton  zwei  Silben  vor  dem  Hauptton  sU^ht  und 
unter  seiner  Wirkung  die  gänzliche  Reduktion  des  a  und  e  'in  p  unter- 
blieb, geradezu  die  Stufe  a  erhalten  ist.  —  Eine  Probe  des  Modernkatii- 
lanischen  in  phonetischer  Umschrift  nach  der  Aussprache  von  Barcelona,  meines 
Wissens  die  erste  von  einem  katalanischen  Idiom  überhaupt,  gab  Jos6 
Ma.  Arteaga  Pereira^).  —  Schulzwecken  dient  ein  SiUibari  Catala 
von  P.  Fabra*);  von  einer  Grammatik,  die  E.  VallJ^:s  i  Vidal^)  zum 
Verfasser  hat,  besitze  ich  nur  Kenntnis  aus  BDLIC.  1905  (nilm.  9), 
Januar.     Sie  scheint  keinen  wissenschaftlichen  Charakter  zu  besitzen. 

Untersuchungen    über    einige   Kapitel    der    katalanischen    Lautlehre 


1)  Tractat  de  Ortografia  Catalana  per  Pompeu  Fabra.  Barcelona, 
„TAveriy  "  1904,  107  8.  2)  L'Escriptura  fonctica.  ICxtret  de  la  conferencia 
quo  va  donar  D.  Rosscnt  Serra  y  Pages  en  4  de  Juny  de  1904  en  el 
Institut  Catala  de  las  Arts  dcl  Llibre.  RcvistÄ  Gräfica,  publicaciön  del  Instituto 
Catalän  de  las  Artes  dol  Libro.  Barcelona,  Abril-Junio  1904.  Aiio  IV.  num.  III, 
pg.  9—11.  3)  SpesimfU  katala,  MPh.  juillet-aoüt  1904,  118—128. 
4)  Barcelona,  biblioteca  escolar  de  „l'Aveny."  1904,  151  S.  5)  Resum  de 
Gramatica    catalana,    adapt^it   a   rensenyansa    pcl   Prof.   Emili   Valles  i 


B.  Schädel.  I  195 

stellte  Referent  *)  an.  Sie  werden  näher  in  dieser  Zeitschrift  besprochen 
werden,  wenn  sie  in  wesentlich  erweiterter  Gestalt  als  historische  Laut- 
lehre des  Katalanischen  erschienen  sind.  Infolge  gelegentlich  darin  ge- 
machter Angaben  über  das  Vorkommen  lautlicher  Erscheinungen  in  den 
modernen  Dialekten  gaben  sie  J.  Hadwiger'')  Veranlassung  zu  einigen 
Bemerkungen  über  dialektgeographische  Detailfragen,  deren  Irrtümer  nnd 
Entstellungen  ich  im  LBlGRPh.  berichtige. 

Texte.  Die  Palmesaner  Zeitschrift  BSALu.  fuhr  in  diesem  Jahre 
mit  der  Publikation  von  Urkunden  in  katalanischer  Sprache  fort;  so 
bietet  P.  A.  Sanxo  ^)  einen  permis  a  Urnbert  des  Fonollar  per  cercar 
tresors  amagats  von  1385,  E.  Aguilö  interessante  „Materials  per  un 
epistolari  familiär  catalä"  (5  umfangreiche  Briefe,  die  1505  — 1507  ein 
Pere  Frexa  an  seinen  Sohn  in  Cagliari  richtete;  wertvoll  für  die  Kenntnis 
des  Briefstils).  Zahlreiche  Stücke  aus  Pollensa,  die  mit  grosser 
Sorgfalt  ediert  sind  und  daher  ein  zuverlässiges  sprachliches  Material 
liefern,  enthält  wiederum  der  II.  Band  der  trefflichen  Geschichte  dieses 
Platzes  von  Rotger  y  Capllonch®).  —  Ein  Text  von  vorwiegend 
literarischem  Interesse,  der  libre  dels  ensenyameiits  de  bona  parleria 
de  Mestre  Brunei  Lati  scheint  von  Juan  B.  Codina  y  Formosa  ganz 
ediert  zu  sein;  wenigstens  finde  ich  ein  Fragment  hieraus  in  der  neuen 
Zeitschrift  der  Akademie  zu  Barcelona^®),  deren  vollständiger  Inhalt  mir 
nicht  zugänglich  wurde. 

Mit  der  katalanischen  Fassung  von  Paris  et  Vienne  beschäftigten 
sich  nach  langer  Zeit,  in  der  man  den  Roman  entweder  ganz  mit  Schweigen 
überging  oder  sehr  summarisch  abtat,  gleichzeitig  zwei  Publikationen,  die 
sich  einander  in  verschiedener  Hinsicht  ergänzen.  R.  Kaltenbacher^^) 
druckt  in  seiner  sehr  gründlichen  und  verdienstvollen  Arbeit  über  das 
Schicksal  des  Romans  in  den  verschiedenen  Literaturen  die  1495  von 
Diego  Gumiel  in  Gerona  veranstaltete  Ausgabe  nach  dem  Kopenhagener 
Exemplar  ab;  Angel  Aguilö^^)  reproduziert  mit  den  bekannten  schönen 
Typen  das  am  Schluss  unvollständige  Exemplar  der  Bibliothek  Aguilo, 
das  (Kaltenbacher  348)  nach  Pläcido  Aguilö  vor  kurzem  noch  im  Nach- 
lass  Aguilo  nicht  zu  finden  war  und  daher  Kaltenbacher  unzugänglich 
geblieben  ist.  Umgekehrt  scheint  Aguilo  von  dem  Kopenhagener  Exemplar 
überhaupt  nichts  gewusst  zu  haben  (s.  S.  XXXIV).  Nach  Haebler, 
bibl.    ib.    245    sind    die    beiden    identisch.      Vorausgesetzt    jedoch,    dass 


Vidal.  Barcelona  1904,  VII,  188  S.,  8^  6)  Untersuchungen  zur  katalanischen 
Lautentwicklung.  Ausgewählte  Abschnitte.  Halle  a.  S.  1904,  8^  23  S.  7)  ZRPh. 
XXIX,  6,  S.  712  ff.  8)  BSALu.,  Junio  de  1904.  Sa)  Ib.,  Julio  de  ]9()4. 
9)  Hißtoria  de  Pollensa  por  D.  Mateo  Rotger  y  Capllonch 
can^nigo,  ^ol.  IL  Palma  de  Mallorca,  tip.-lit.  de  Amengaal  y  Muntaner  1904, 
8°,  380,  CXCVII  p.  raas  4  de  indice.  10)  BABLB.  octubre  a  diciembre  de  1903. 
Ano  III,  num.  12.  11)  RF.  XV  (1904),  pg.  647—670.  12)  Paris  e  Viana 
MCCCCXVII.  Se  trobara  de  venda  eu  la  llibreria  d'Alvar  Verdaguer,  Rambla 
del  Mig.,  5.  XXXII  +  II  fol.  — fol.  XXXII  V:  fon  acabada  d'estampar  la 
present  Historia  de  les  araors  de  Paris  e  Viana  filla  del  dalfi  d'Franja,  per 
tercera  volta  en  nostra  llengua  catalana,  a  cura  e  despeses  d'Angel  Aguil6 
en  la  ciutat  de  Barcelona  lo  XXV  d'Octubre  del  any  del  Senyor  MCMiiij. 
[Band  III  der  ,Bibliotheca  de  obretes  Singulars',  worin  früher  R.  Lull,  , Libre  del 
orde  de  Caualycria*  und  B.  Metge,  »Historia  de  Valter  e  de  la  pacient  Griselda' 
erschienen  waren.] 

13* 


I  196  Spanische  Sprache.   1902. 

A.  Aguil6  sich  getreu  an  seine  Vorlage  hielt  und  in  der  Tat  das  von 
Haebler  genannte  Exemplar  der  Bibliothek  M.  Aguilös  benutzte,  kann 
man  nicht  zustimmen.  Nicht  nur  das  Titelblatt  ist  verschieden,  sondern 
auch  an  vielen  Stellen  der  Text  selbst.  Der  Roman  wurde  demnach 
das  erstemal  1495  von  D.  Gumiel  in  Gerona  gedruckt  (Kopenhagener 
Exemplar,  Kalten bacher),  etwas  später  mit  denselben  Typen  wie  die 
2.  Ausgabe  (1497)  des  Tirant  lo  Blmich  und  mit  demselben  Pelikan 
auf  dem  Titel  ebenfalls  von  Gumiel  in  Barcelona;  diese  zuerst  von 
Saavedra  ausgesprochene  Ansicht  besitzt  angesichts  der  Verschiedenheit 
beider  Inkunabeltexte  grössere  Wahrscheinlichkeit  als  diejenige  Haeblers, 
der  die  im  Barceloner  Exemplar  vertretene  Ausgabe  ebenfalls  1495  in 
Gerona  entstanden  sein  lässt.  —  Auf  Grund  von  Aguilos  Text  liesse 
sich  manches  bei  Kaltenbacher  bessern,  auch  die  Lücke  p.  64 9  ausfüllen. 
Halle  a.  S.,  Mai  1905.  Bernhard  Schädel. 


Spanische  Sprache.  1902—1904. 

1902.  Allgemeine  Granimaitik.  Hier  ist  nun  die  Neuausgabe  des 
Bello-Cuervo  ^)  zu  verzeichnen,  den  man  nachgerade  Cuervo-Bello  nennen 
dürfte;  auch  diesmal  mit  einer  Vermehrung  um  26  Seiten. 

Zum  vorigen  Bericht  ist  noch  die  Bearbeitung  der  Sprache  Berceos 
durch  Lanchetas^)  nachzutragen.  Die  ersten  Worte  der  Einleitung 
zeigen,  dass  er  über  den  Alejandre  (der  übrigens  gesondert  behandelt 
werden  durfte)  nicht  unterrichtet  ist,  und  dass  er  Cornus  Feststellung  der 
Zweisilbigkeit  von  f^e)'  gre'i'  nicht  begriffen  hat.  Wie  es  um  die  Laut- 
geschichte steht,  mag  die  Reihe  iacuit  iauce  iouQC  iouge  iogo  zeigen 
(S.  880),  wie  um  das  Formen  Verständnis  die  Auffassung  von  faxerir 
(=  faz  ferir)  als  Frequentativ  von  faxer  (S.  87C).  Man  soll  am  Dorn- 
strauch keine  Maulbeeren  suchen,  aber  wenn  wir  auf  grammatische  und 
lexikographische  Methode  verzichten,  wäre  von  dem  Preisträger  der 
»panischen  Akademie  doch  mechanische  Vollständigkeit  zu  fordern.  Aber 
das  Ergebnis  der  Stichproben  ist  ein  äusserst  ungünstiges.  Für  die  Per- 
fektformen von  Saber  z.  B.  vier  Belege,  während  bei  Haussen,  „Der 
Typus  Ove  Pude",  der  auch  nichts  weniger  als  vollständig  ist,  sechs  weitere 
zu  finden  waren,  darunter  zwei  mit  dem  hier  ganz  fehlenden  ti  im  Stamm. 
Das  Vokabular  versagt  streckenweise  bei  jedem  Worte,  das  ich  nachschlage, 
so  Sto.  Dom.  163  Sorose:  Sederse  fehlt  überhaupt.  1(j4:  s'estido:  Estat\se 
fehlt  überhaupt.  165  por  juego  nin  por  vero:  Juego  fehlt  ganz.  166 
dar  derecho:  ist  unter  Dar  erwähnt,  um  es  falsch  mit  da7'e  poenas  zu 
identifizieren,  aber  ohne  Beleg.  167  el  abbat  non  firme:  unter  Firme 
nur  ein  Beleg  für  die  Bed.  gewiss.  168  echar  de  rasa:  fehlt  unter 
echar.     Ich  bedauere  das  Buch  gekauft  zu  haben. 

1)  Bello,  Andr.,  Graraätica  de  la  iengua  castellaoa. . .  7™»edicion... 
con  notas  .  .  .  per  Ruf.  Jos^  Cuervo.  Paris,  Roger  &  Chernoviz  1902,  IX, 
526  S.  8".  2)  Lanchetas,  Rüfino,  Gramatica  y  Vocabulario  de  las 
ob  ras  de  Gonzalo  deBerceo.  Obra  premiada  por  laRcal  Academia  Espanola 
6  impresa  ä  sus  costas.    Madrid,  Rivadeneyra  1000,  1043  SS.  8". 


G.  Baist.  I  197 

Laotlohre«  In  den  mit  einem  auf  diesem  Gebiet  seltenen  Ernst 
durcharbeiteten  Probeboc^en  seiner  Ausgabe  des  altsp.  Cato  versucht 
PiETfiOH  ^)  in  Appendix  I  für  Berceo  die  Bindung  von  ie :  iie :  e  nach- 
zuweisen. Wenn  wir  zunächst  die  altbekannten  Obras  gesondert  nennen, 
besagen  seine  Belege  für  mich,  dass  der  Dichter  1.  'inent  neben  -mient 
(mente).  2.  gient  neben  gent  (gcntem),  3.  defefida  gleich  ofenda  neben 
defierida  gleich  entienda  zulässt.  Die  erste  Doppelform  ist  überreichlich, 
die  zweite  auch  genügend  bekannt,  die  dritte  wird  von  den  Kopisten  der 
Berceohss.  reimgemäss  geschrieben.  Es  bleiben  dann  auf  die  ca.  12  000  Verse 
noch  zwei  Fälle  von  ie :  e,  Ijoores  31,  wo  cregente  in  eredente  zu 
ändern  (vgl.  Alex.  734,  2345)  mir  statthaft  scheint,  da  Berceo  mehrfach 
Latinismen  in  den  Reim  bringt,  und  Milagros  668,  wo  der  ganze  Halb- 
vcrs  als  sinn  verderbende  Kopistenerfindung  gestrichen  werden  muss.  Ich 
wage  dafür  pagar  mi  creedero  zu  lesen.  Da  Pietsch  Loores  29  mara- 
riella.ella  nicht  anführt,  denke  ich,  dass  er  mit  mir  darin  der 
westlichen  Nachbarschaft  entsprechendes  mararella  erblickt,  vgl.  Alex. 
1366,  1630,  838.  In  der  ganzen  Versreihe  steht  kein  auch  nur  scheinbar 
unreines  ue,  während  doch  gerade  hier  das  Reimbedürfnis  auf  die  Bindung 
drängte,  bei  Juan  Ruiz  die  geniischten  ?/^  etwa  dreimal  so  häufig  sind 
als  die  ie.  Da  die  Hss.,  welche  unseren  Texten  zugmnde  liegen,  wahr- 
scheinlich alle  einer  Zeit  angehören,  die  unbedenklich  bindet,  liegt  die 
Sache  hier  doch  wohl  sehr  klar.  Nicht  ganz  so  bei  dem  Alexandre,  der 
recht  schlecht  überliefert  und  erwiesen  interpoliert  ist  —  leider  scheint 
die  Pariser  Hs.  noch  schlechter  zu  sein  als  die  Madrider.  Ich  halte  auf- 
recht, dass  1467  (Korr.  von  P.  missverstanden),  2126  (die  Kopisten  mussten 
hier  auf  die  Dauer  auch  unabhängig  ändern),  1222  (ist  Unsinn)  nichts 
beweisen  können,  über  734  s.  oben,  171  besteht  kein  Grund,  die  für 
Berceohs.  überlieferte  Flexion  render  riendo  abzulehnen,  es  bleiben 
1121,  2254,  2064,  1222  zu  denen  ich  noch  932,  1065,  1140,  1336 
hinzufüge.  Darunter  ist  2004  faxeduera  zu  lesen,  1121'i  etwa  que  se 
perderie  la  huest  en  ki  carrera:  manera,  932  eroiielh  als  Assonanz 
verdächtig,  1065  era  unverständlich,  1140  ßeros  schlecht  für  einen 
Völkernamen,  wohl  Seros  statt  Seres:  erheblich  nur  2254,  also  wohl 
vom  Verf.  des  Testaments.  Dabei  fehlen  gerade  die  Reimworte,  für  die 
das  Mischungsbedürfnis  am  stärksten  war,  fiesta,  bueno  etc.  Bei  einer 
anglonormannischen  Hs.  ähnlicher  Art  würde  man  unbedenklich  auf  ein 
kontinentales  Original  schliessen.  Nachdem  sich  die  Beobachtung  einer 
sprachlichen  Beziehung  durch  die  Ermittlung  des  Autors  bestätigt  hat, 
muss  die  Sprache  des  Alexandre  an  den  neun  anderen  Gedichten  Berceos 
gemessen  werden  und  nicht  umgekehrt.  Wenn  Pietsch  gegen  die  Be- 
tonung le  das  Fehlen  von  tenie :  crie  fie  etc.  geltend  macht  (S.  35  ^^^), 
so  übersieht  er  das  starke,  sachliche  Hindernis  der  Bindung  des  Imper- 
fekts mit  dem  Konj.  Präs.  im  Vierzeiler.  Auch  wüsste  ich  nicht,  da.ss 
fie  einsilbig  vorkäme.  Richtig  bemerkt  er,  dass  faxi^ri'.  hien  schon  im 
Archipreste  vorkommt,  warum  er  sagt,  dass  ich  mich  für  die  gleiche  Er- 
scheinung im  15.  Jahrh.  nur  auf  einen  Fall  bezogen  hätte,  verstehe 
ich  nicht. 

3)  PiETSCö,  Karl,  Preliniiiiary  Notes  on  two  old  spanish  versions 
of  the  Disticha  Catonis,  Chicago  1902,  S.  32—41. 


I  198  Spanische  Sprache.    1902. 

Formenlehre.  Für  das  Imperfekt  der  zweiten  und  dritt.en  postuliert 
Zauner,  übrigens  ohne  vollständige  Kenntnis  der  vorgan^igen  Erörterung, 
die  Betonung  te  als  die  altspanische  schlechthin*).  Pietsch*)  sucht 
nachzuweisen,  dass  die  dritte  Sing,  bei  Berceo  in  Reim  und  Reihenschluss 
ta  lautete,  im  Versinnern  tV,  weil  schwächer  betont,  und  ändert  demente 
sprechend  da,  wo  die  Überlieferung  im  Inlaut  zweisilbig  misst,  faciosc 
el  viismo  in  faciese  eilt  rnismo  u.  s.  w.  Das  würde  theoretisch  sehr 
gut  passen.  Aber  für  das  Versende  geht  aus  Hanssens  Feststellung, 
dass  3  nur  ausnahmsweise  mit  1  und  mit  dia  reimt,  1  regelmässig  mit 
sich  selbst  und  mit  dia,  doch  hervor,  d^ss  als  Regel  3  für  B.  -ie  lautete; 
auch  wenn  man  die  Neigung  zur  Wiederholung  derselben  Person  in  der 
Strophe  noch  so  hoch  anschlägt.  Daneben  zählen  die  Fälle  der  Zwei- 
silbigkeit im  Versinnern  nicht  nach  Zehnern,  sondern  nach  Hunderten, 
wenn  auch  die  Einsilbigkeit  um  ein  vielfaches  häufiger  ist.  Es  ist  mehr, 
als  ich  hinwegkorrigieren  möcht«. 

Metrisches.  Zu  den  im  Jahresb.  VI,  381  besprochenen  Unter- 
suchungen von  Hanssen  sind  einige  nachzutragen,  andere  hinzugekommen  •). 
Knusts  Varianten apparat  zum  Lucanor  gestattet  in  erheblich  grösserem 
Umfang  als  ich  Gr.  II,  2,  390  angenommen  hatte,  die  Herstellung  des 
Metrums  bei  den  Sprüchen,  eine  Anzahl  Z>veisilbner  bleibt  ungleichsilbig, 
doch  nicht  anders  als  das  beim  Kunstsprich  wort  auch  anderweit  früh 
vorkommt.  H.  reguliert  durchweg;  ohne  methodische  Verwertung  der 
Überlieferung,  oft  recht  unglücklich,  wie  Enx.  7  und  47  oder  2,  wo  die 
von  Ag  gegebenen,  Obras  S.  275  (vgl.  252)  wiederholten  korrekten 
Siebensilbner  mit  dem  Herausgeber  nach  S  in  Sechssilbner  (leoninische 
Alexandriner  nennt  sie  H.)  verwandelt  werden ;  wovon  schon  ein  so  grober 
Sprachfehler  wie  al  pro  hätte  abhalten  sollen.  Wiederholt  beschäftigt 
er  sich  mit  den  lyrischen  Massen  des  Archipreste.  Im  ersten  Artikel 
wird  verkannt,  dass  in  der  Paraphrase  des  Ave  Maria  Duc.  1661  die 
den  Strophen  vorgesetzten  lateinischen  Versikcl  überhaupt  nicht  zählen, 
die  ersten  Verse  Siebensilbner  (span.  Aehtsilbner)  mit  überspringendem 
Binnenreim  sind,  der  auf  der  dritten  oder  vierten  Silbe  liegen  kann.  Er 
sucht  nun  Belege  für  das  Gr.  II,  425  angenommene  Vorkommen  des 
Silben  Wegfalls  vor  dem  Iktus  auch  ausserhalb  des  Arte  mayor,  nicht  ohne 
Missverständnisse,  auch  wenn  man  in  der  Sache  zustimmt:  es  ist  hier 
die  äusserste  Vorsicht  geboten.  Bei  der  Gleichzählung  des  w^eib- 
lichen  mit  dem  männlichen  Versausgang  sei  nochmals  erinnert,  dass  sie 
auch  altfranz.  vorkommt.  Nicht  richtig  ist  die  Behauptung,  dass  in  der 
Arte  an  der  dritten  Stelle  vor  dem  Iktus  keine  unbetonte  Mittelsilbe 
stehe,  argf4?nenio  en  darii,  mniester  non  fvera  etc;.  sind  selten,  aber 
kommen  vor.     Dabei  möchte   ich  anmerken,    dass  gefragt  werden    muss, 


4)  Zattxer,  Das  Imperfektum  II,  III  im  AltspanischeD.  Jhsb.der 
Schot tenfclder  Realschule,  Wien  11)01.  b)  Pietsch,  Two  old  spanish 
versiona  of  the  Disticha  Catonis,  S.  35  Aum.  113  u.  S.  38 — 41. 
6)  Hanssen,  F.,  Notas  ä  la  Versif icacion  de  Juan  Manuel,  in 
AUCh.  m.  101),  vgl.  RABM.  11)02  Okt.  Ders.,  IJn  Himno  de  Juan  Ruiz, 
AUCh.  104;  Ders.,  Sobre  las  Coplas  1656  —  1001  del  Arcipreste  de 
Hita,  ib.  105,  Ders.,  Los  Metros  de  los  Cantares  de  Juan  Ruiz,  ib. 
110,  163-220. 


G.  Baist.  I  199 

ob  die  Vorliebe  für  aiiij)hybra('hisehen  Giuig  aus  der  natürlichen 
Häufigkeit  des  Tons  an  dieser  Stelle  im  Fünfsilbner  erwachsen  konnte. 
—  Den  Bau  desselben  Verses  in  Juan  de  Menas  Laberinto  unter- 
sucht Foulch^-Delboho '')  mit  mustergültiger  Methode  und  Genauigkeit; 
er  konnte  sich  auf  eine  Textüberlieferung  gründen,  die  gleich  günstig  bei 
kaum  einem  anderen  der  ällt^ren  Dichter  vorliegt,  wie  seine  bevorstehende 
Neuausgabe  zeigen  wird.  80  ist  zum  erstenmal  ein  fester  Stab  gegeben, 
an  welchem  Vorgänger  und  Nachfolger  gemessen  werden  können.  Im 
einzelnen  sei  die  bestimmte  Annahme  des  Typus  ,.,,._^_l^  hervorgehoben, 
dessen  Bestätigung  ja  die  varia  lectio  bringen  wird;  mir  waren  solche 
Verse  bisher  verdächtig,  für  Aristotilea  cerca  z.  B.  würde  ich  Aristotil 
vermutet  haben.  Eventuell  wäre  damit  Ursprung  aus  dem  Tanz,  Frei- 
heit die  Stimme  nach  dem  Schritt  und  der  Begleitung  einsetzen  zu  lassen, 
immer  wahrscheinlicher  geworden :  die  relative  Festigkeit  in  der  Cäsur  passt 
sehr  gut  dazu.  Sodann  die  Fixierung  des  ICnjambements  von  Halbvers 
zu  Halbvers.  Ob  Halbvers  und  Vers  zugleich  proparoxyton  ausgehen 
können  (S.  82),  wird  sich  experimentell  kaum  feststellen  lassen,  bei  der 
Seltenheit  dieses  Versausgangs;  unschön  wäre  ja  das  Gebilde.  Verwunder- 
lich ist  die  Meinung,  dass  der  ^{ierzeilige  Halbvers  noch  nicht  beobachtet 
worden  sei.  Wenn  F.  D.  den  Typus  _^wj._^^j.  als  grundliegend  zu 
betrachten  geneigt  ist,  möchte  ich  nochmals  zu  dem  im  Grundriss  ge- 
gebenen Schema  anmerken,  dass  mir  diese  musikalisch  harte  Form  nur 
spät  vorgekommen  ist,  sicher  bei  Gracia  Dei.  Die  Freiheit  der  Bewegung 
am  Verseingang  der  Freiheit  am  Schluss  entspn^chend  zu  nennen,  geht 
schon  deshalb  nicht  an,  weil  hier  der  Iktus  fest  ist  und  dort  nicht. 

Wortschatz  und  Etymologien.  Die  Ortsnamen  der  Halbinsel, 
soweit  sie  Personennamen  enthalten,  hat  Jungfer^)  historisch  gruppiert. 
Löblich  als  erster  Entwurf,  denn  mehr  war  im  Rahmen  eines  Schulpn)gramms 
nicht  zu  geben.  Er  hat  fleissig  Umschau  gehalten,  den  Apparat  zum 
Teil  zusammengebracht,  wenn  auch  so  manches  fehlt,  wie  Balari's 
Origenes  de  Cataluüa  u.  s.  w.  Die  lautlichen  Dinge  bedürfen  diu'chaus 
der  Revision.  Wenn  z.  B.  JunfgcT  für  Compostela  zwischen  rayupits 
stellae  und  campus  apostoli  schwankt  —  es  gibt  noch  mehr  —  um 
sich  für  Giacomo  apostolo  zu  (entscheiden,  das  man  den  italienischen 
Pilgern  abgehört  hätte,  so  ist  das  oben  alles  unmöglich,  ganz  abgesehen 
davon,  dass  die  Italiener  nur  in  Itiilien  zu  pilgern  pflegten;  der  in 
Galizien  noch  einigemal  vertretene  Name  gehört  höchst  wahrscheinlich 
zu  compostum,  sei  es  in  den  sonst  bekannten  mlat.  Bedeutungs Varianten, 
sei  es  in  einer  örtlich  beschränkten.  Es  mag  dabei  erwähnt  sein,  dass 
ich  mit  Cornu,  den  Jungfer  S.  15  nicht  übersehen  hat,  an  die  An- 
wesenheit des  lateinischen  (und  germanischen)  Genetivs  im  Patronimikon 
glaube,  dass  aber  auch  ich  mir  über  mancherlei  Schwierigkeit  nur  durch 
die  Annahme  einer  vorlateinischen  Grundlage  hinweghelfen  kann.  Die 
relativ  starke  Fortdauer  der  aboriginen  Namengebung  überhaupt  gibt  dazu 
das  Recht. 

7)  FoüiiCHE-DELiiosc,  R.,  in  Etüde  sur  le.  Laberinto  de  Juan  de 
Mena,  RHisp.  9,  81—103.  8}  Juxgfer,  Joh.,  Über  Personennamen  in 
den  Ortsnamen  Spaniens  und  Portugal»,  22  SS.  4",  Berlin,  Gärtner 
1902.  (Jahresb.  des  Friedrichgymnasiums).    Zauner  in  LBlGRPh.  IDüf),  ll>3. 


I  200  Spanische  Sprache.    1902. 

Mit  Juiigfers  Arbeit  berührt  sich  eine  Erörterung  der  portugiesiach- 
arabischen  Ortsnamen®),  die  bei  dem  engen  Zusammenhang  der  beider- 
seitigen Toponymie  hier  genannt  werden  soll,  ohne  auf  Einzelheiten,  wie 
die  Frage,  ob  die  Faräo  wirklieh  Harun  sind,  einzugehen.  Zu  den 
Folgerungen,  welche  aus  Beja-Pacem  für  die  Geschichte  des  p  gezogen 
werden,  sei  auf  RF.  IV,  435  verwiesen.  Alvälade  palatium  ist  irrig, 
der  Ortsname  meint  Schiefer,  Platt«,  baldta,  entspricht  den  häufigen 
Losa.  Wir  hören,  dass  zu  des  trefflichen  Saavedra  Geografia  del  Edrisi 
für  die  kastilische  Krone  aus  dem  Nachlass  Simonets  eine  Geografia 
ardbigo-espaiiola  hinzutreten  wird.  —  Auch  die  Drucklegung  eines  hs. 
Antibärbaro  von  Huerta,  über  den  Foulchö-Delbosc  ^®)  berichtet,  wäre 
erwünscht. 

Fitz-Gerald  (vgl.  JBRPh.  VI,  384)  hat  neuerdings  unbedachte 
Etymologien  veröffentlicht,  will  ahorcar  und  eriforcar  bei  Körting  einge- 
führt wissen,  während  enhorcar  hinausgehört,  CONSOCERUM,  als  ob 
es  zweckmässig  wäre,  ein  romanisches  Wörterbuch  mit  den  tausenden 
derartiger  Fremdwörter  zu  belasten,  espolo9i,  das  nicht  obliquus  von  sporOj 
sondern  Augment,  von  espuela  (Rest  des  got.  männl.  -a)  ist,  macht 
aus  dem  Lehnwort  cekbro  ein  erb  wörtliches  ceröbrumy  hält  es  für  löblich, 
zu  sohejano  ein  *supe7'(nilanus  zu  fabrizieren,  glaubt  (früh  über  Marseille 
nach  Nordfr.  gekommenes)  tremontaine  ete.  erbwörtlich,  liest  in  Unkenntnis 
der  metrischen  Elementarregeln  im  Alejandro  7G5  papdver  statt  päpaver, 
hält  sieu  (mir  völlig  dunkel)  für  seiisus,  spricht  über  alijar,  ohne  zu 
merken,  dass  es  franz.  Lehnwort  ist,  teilt  mit,  dass  er  über  frz.  loupe, 
wozu  er  nicht  einmal  Diez  nachgeschlagen  hat,  nichts  weiss,  und  be- 
hauptet fälschlich  Fortdauer  von  lat.  lujm  meretrix,  gibt  entbehrliche 
und  in  Einzelheiten  zu  beanstandende  Zusammenstellungen  über  axyfnuSy 
lis,  tange)'e;  wobei  immerhin  manchen  Romanisten  trotz  Coelho  pg.  as^no 
axynms  und  sp.  ptg.  afr.  aequare  neu  sein  mag^^). 

Alabe  ist  in  erster  Linie  die  Radschaufel,  nicht,  wie  die  Wörter- 
bücher anordnen,  der  zum  Boden  hängende  Zweig,  und  von  franz.  qlbe 
Radschaufel  entlehnt.  Baist.  —  Ro.  31,  633  ist  die  Bedeutungsbestimmung 
niiss verstanden ;  für  die  Herkunft  des  span.  Worts  ists  dabei  ziemlich 
gleichgültig,  ob  man  aube  von  ALBUS  oder  ALVUS  leitet,  da  Ib  neben 
//;  in  dem  franz.  Wort  recht  weit  zurückreicht^^). 

Alar  Dohne,  weil  in  einer  Reihe  ala  aufgehängt,  fälschlich  in 
Span. -deutschen  (u.  span. -franz.)  Wbb.  als  Setzgam,  das  ale7'0  heisst. 
ScH.  —  Die  Verwechslung  wegen  alar  Dachtraufe  =  alero  ^^). 

Argallera  f.  ^gargallera  mit  gdrgol  und  anderen  romanischen  zu 
gurgulio.    Sch.^*). 

BirlochOy  Art  Cabriolet  s.  d.  18.  Jahrb.,  aus  ital.  biroceio  (=  ba- 
rocciö)  wegen  birlar  etc.;  im  calö  daher  birdoche  Postkutsche.  M.  F.^*). 

Bozal  und  boxo^  bigote,  bask.  bixarra  erklärt  Nigra  mit  einer 
Reihe  weiterer  romanischer  Worte  als  Suffigierungen  von  BARBA,  die 
durch  Abfall  der  Stammsilbe  verdunkelt  seien,  ebenso  das  von  den  Wbb. 
geführte  bexon  Sturmbock  aus  BERBEX.  —  Derartige  Kürzung  kommt 

9)  LoPES,  David,  Topönymia  arabe  de  Portugal,  RHisp.  1902, 
30—74.  10)  RHisp.  VllI,  523.  11)  RHisp.  1902,  20.  12)  RF.  12,  652. 
13)  ZRPh.  20,  404.     14)  ZRPh.  26,  418.      15)  BHi.  1902,  361. 


G.  Baiflt.  I  201 

als  Willkürbildung  (Koseformen  eto.)  vor,  nicht  als  ausgedehnte  Sprach- 
erscheinung, mit  den  angezogenen  Fällen  von  Haplologie,  (vgl.  Gr.  Gr. 
Sp.  Spr.  58),  berührt  sie  sich  nur  sehr  entfernt.  Ich  halte  ihre  An- 
nahme hier  überall  für  unzulässig,  auch  in  dem  noch  am  ehesten  den 
Vorbedingungen  entsprechenden  bo^o.  Über  dieses  s.  JBRPh.  IV  312, 
über  bigote  ib.  313;  dass  bixarro  bärtig  meint  steht  bei  Mahn,  wozu 
anderweit  Hinweise  auf  entsprechende  asp.  buena  barba,  barba  optima  ete. 
kommen  *•). 

Cadarxo  zu  ital.  catnrxo  *acathartium  von  axd^agrog.  Sch.^''). 

Caniilto  im  Sprichwort  vom  sastre  del  caniillo,  meint  den  Schneider 
von  der  Ecke.    Fouixjh^-Delbosc^^). 

Carcoma  pg.  corcoma  durch  Kreuzung  einer  cat.  corch-curculio 
entsprechenden  Rückbildung  mit  caries  arag.  quera  ete.  und  comer. 
ScH.  Richtig  ist  jedenfalls  die  stillschweigende  Ablehnung  der  vorge- 
schlagenen caro  und  cardiiomay  aber  die  scharfe  begriffliche  Scheidung 
der  romanischen  Sippen  von  gorgojo  und  corch  enveckt  Bedenken  gegen 
gemeinsamen  Ursprung**). 

Corofidel  zu  einer  Gruppe  romanischer  Kreuzung  von  columna  mit 
eylindrus.   Sch.  Vgl.  JBRPh.  6,  387  unter  ColoJidra^^), 

Curena.  Die  ennittelten  Varianten  in  Form  und  Bedeutung  ergeben 
keinen  sicheren  Schluss.    Sch.**). 

Orisol  innerhalb  der  romanischen  Familie  von  *crocea  *croceolinn 
neben  anderen  durch  Einmischung  von  chrysos  Gold.  —  Ich  möchte 
eher  bei  dem  Lehnwort  die  auch  von  Schuchardt  als  rein  lautlich  ent- 
wickelt betrachteten  südfr.  crusiö  crisiö  in  Rechnung  stellen**). 

Codeso  *cytisstis  f.  cgtisiis  „Einwirkung  von  cupressus  nandssus?^' 
Sch.  —  einfacher  weil  mehrsilbige  auf  -eso  fehlten,  auf  -esso  gekannter 
waren  *'). 

Ciichara  verlange  ?7  wie  fr.  cuiller  u.  a.  Sch.  —  ist  regelrecht  = 
cöchlear,  prov.  und  franz.  durch  eolligit  cueiller  beeinflusst**). 

Daga  dakisches  Kurzschwert,  wovon  *daeula  sp.  dalle  ete.  Sch.  — 
sehr  wahrscheinlich.  Doch  kommt  der  schon  von  Diez  zu  daga  gestellte 
Sichelname  sp.  sicher  aus  der  Provence,  wo  auch  der  des  Dolchs  die 
eigentliche  Heimat  zu  haben  scheint**). 

Ducho  soll  nach  Salvioni  die  neuspan.  Fortsetzung  von  altspan. 
dtiecho  sein,  welches  der  legitime  Reflex  von  dudus  wäre.  Irrig; 
duecho  ist  nur  einmal  handschr.  bei  Borceo  überliefert,  neben  sonst  einzig 
vorhandenem  regelmässigem  ducho  (Sp.  Spr.  23);  jenes  könnte  in  einem 
asturisch-leonesischen  Strich  lautgerecht  sein,  nicht  im  Osten.  Aber  auch 
für  doetv3  ist  dort  keine  Analogie  zu  erbringen,  docho  fehlt  kastilisch: 
ich  fürchte,  dass  duecho  ein  Fehler  ist**). 

Jabalon,  jabalcon  zu  afr.  jabJe  Giebel  und  verwandten.  —  Gt^ht 
nicht,  der  Anlaut  ist  x.  Wahrscheinlich  arabisch,  aber  gamaldn  bei 
Eguilaz  geht  schon  dem  Laut  nach  nicht,  mwaläu  der  Akademie,  an- 
geblich apoyo  oblictio,  ist  mir  nicht  bekannt*''). 

16)  Ro.  31,  502,  503,  504.  17)  ZRPh.  26,  39S.  18)  RHIsp.  VIII,  332. 
19)  ZRPh-  26,  411.  20)  ZRPh.  20,  412.  21)  ZRPh.  26,  412.  22)  ZRPh. 
26,  319.  23)  ZRPh.  26,  410.  24)  ZRPh.  26,  318.  25)  ZRPh.  26,  115  u.  Gl. 
80,  Nr.  13.     26)  Ro.  1902,  252.    27)  ZRPh.  26,  416. 


I  202  Spanische  Sprache.    1902. 

Lindo,  CüERVO**')  weist  nach,  dass  die  ästhetische  Bedeutun«^  des 
Wortes  sich  erst  im  15.  Jahrh.  aus  der  moralisch-sozialen  (=  aecht)  des 
13.  entwickelt,  umgekehrt  bei  limjno:  womit  die  (mir  an  sich  schon  ge- 
nügenden) lautlichen  Bedenken  gegen  die  rezipierte  Doppelentwicklung 
von  LIMPIDUS  durchschlagend  ergänzt  werden.  Das  vorgeschlagene 
LEGITIMUS  pg.  lidimo,  begrifflich  vortrefflich,  lässt  sich  lautlich  nicht 
verstehen.  Die  verglichenen  sc7ida  etc.  sind  verschieden,  d'm  hätte  ge- 
radezu d^n  werden  müssen,  ehe  Metathese  möglich  wurde,  und  ergibt 
sonst  xm,  die  offenbar  deshalb  eingeschalteten  *litinuis  *limitus  sind 
weder  lat<iinisch  noch  spanisch  erklärlich,  regelmässig  wäre  *let/exmo. 
Gotisch  *linths  (geschmeidig)  geht  freilich  auch  nicht,  hätte  stimmlose. 
Über  das  Verhältnis  zu  ital.  lindo  spricht  sich  Cuervo  nicht  aus. 

Mano  ist  direkte  haplologische  Entlehnung  von  maimun,  nicht  von 
ital.  momia-tnadonna  beeinflusst;  engl,  monkey  kommt  über  Flandern 
aus  Spanien.  Batst.  Es  ist  noch  nachzutragen,  dass  wie  rnaimon  bei 
Juan  Manuel  Cab.  Esc.  40  auch  altfranz.  mainmoiiet,  inenionet,  mi- 
monet  vom  Ende  des  13.  bis  16.  Jahrhs.  belegt  ist^®). 

MueJa  i.  d.  B.  eines  natürlichen  oder  künstlichen  Hügels,  mit  franz. 
meule,  Haufen  aus  dem  Keltischen.  —  Das  spanische  Wort  wie  katal. 
mola  meint  Backzahn,  eine  steile  und  abgeflachte  Kuppe,  z.  B,  Muela 
de  Ares  in  Castellon  de  la  Plana  „tiene  truncada  la  cinid,  presen- 
tando  una  Ilamira  de  media  legua  de  largo  y  un  cuarto  de  ancho. 
Por  todas  partes  limitan  su  extension  cortes  casi  perpendimilares 
de  qtiincc  y  reinte  pies  de  altiira'*.  Einen  solchen  künstlich  zur 
Verteidigung  abgeschrägten  Block  meint  m.  =  cerro  herho  ä  mano  des 
Kebrissensis  aus  denj  alle  folgenden  Wörterbücher  das  topographisch 
erstarrte  Wort  weiter  führen.     Es  ist  von  dem  französischen  zu  trennen  ^^). 

Nueso,  rueso.  Als  Grundlage  dieser  spanischen  und  einiger  ausser- 
spanischen  Formen  des  Possessi vums  glaubt  Mohl^^)  ein  vulgärlateinisches 
nosso  konstmieren  zu  dürfen.  Es  ist  ihm  nicht  bekannt  gewesen,  dass 
den  durchaus  mindertonigen  Formen  innerspanisch  niaese  entspricht,  er 
also  auch  noch  einen  „magi^sis''  hätte  anfertigen  müssen. 

Quera  arag.  Holzwurm  mit  anderen  südfr.  oberital.  portug.  Fonnen 
von   Caries.    Sch.  ^). 

Raxa  sei  mit  race  italienisches  raxxa,  das  auf  einem  allzu  schwierigen 
Weg  aus  einer  venetianischen  Form  von  geiieratio  gewonnen  wird.  Die 
bisherigen  Erklärungsversuche,  meint  Salvioni,  finden  sich  bei  Körting. 
Das  ist  natürlich  nicht  richtig,  es  fehlt  dort  die  Rom.  Forsch.  IV,  415 
gegebene  von  arab.  ras  Kopf:  die  nicht  sicher,  aber  möglich  ist.  Und 
das  ist  mehr,  als  man  von  den  anderen  sagen  kann^^). 

Roso,  Die  schon  von  Oudin  und  anderen  geäusserte  Vernmtung, 
dass  in  der  Wendung  „no  dexar  roso  ni  velloso^^  raso  stecke,  winl 
durch  die  varia  lectio  des  ältesten  Belegs  (Mingo  Revulgo)  bestätigt, 
Sbarbis  Erklännig  aus  dem  Reimbedürfnis  ist  richtig.  Eher  als  an  das 
Tuch,  für  das  man  velludo  brauchen  würde,  ist  an  die  Herde  zu  denken 
{raso  vom  Schaf?):    roso   rot,    seit  Covarrubias    in    den  Wörterbüchern, 

28)  RHisp.  1902,  5.  29)  RHisp.  1902,  18.  30)  ZRPh.  2(5,  316  Anm. 
31)  MoHL.  Les  Origines  romanes  II,  S.  81.  3'^)  ZRPh.  26,  411.  33)  Ro. 
1902,  287. 


G.  Bai 8t.  I  203 

scheint  nur  auf  dem  Sprachfehler  zu  horuhen.  M.-F.  —  Dem  ist  im 
wesentlichen  zuzustimmen.  Nur  scheint  mir  quedard  ni  roso  ni  velloso 
(loch  recht  stark  auf  mfr.  donner  autant  des  res  que  des  toiiduSy 
n'espargner  ni  rais  ni  tondu  hinzuweisen;  es  wird  wohl  französisch 
vom  Stofl'  aus  zu  ras  der  Kontrast  velos  (=  velours)  hinzugefügt  worden 
und  von  da  die  Phrase  übernommen  sein.  Um  so  w^ihrscheinlicher  als 
Levy  velos  auch  provenz.  belegt.  Wenn  rosso  (Francios.),  nicht  roso 
existiert,  ist  es  vereinzelter  Provenzalismus  bezw.  Catalanismus^*). 

Rufo.  Das  span.  Seemannswort  könne  auch  auf  engl,  roof  zurück- 
gehen, gegen  ndl.  roef  bei  Körting,  bemerkt  Behrens.  —  Diezens  ge- 
legentliche Bemerkung  ist  bei  K.  verdorben,  das  „span."  Wort  ein  ob- 
scurer  Gallizismus  für  carroxa^°). 

SdbalOy  saboga  etc.  nur  iberisch-sardinisch,  also  kaum  keltisch.  Sch.-  — 
Gewiss  nicht,  ist  nordafrikanisch  arabisch,  wo  mbal,  sabök^  saböli  Arten 
der  Else  bezeichnen,  alle  bei  Simonet,  nur  dass  dieser  an  sapidus  glaubte'®). 

Tdrtara  findet,  gelegentlich  seiner  Erklärung  von  tarta  als  Kreuzung 
von  torta  und  tdrtaro,  Schuchardt  in  Costarica,  Cuba  und  in  der 
Madrider  Conditorei.  —  Der  Erklärung  selbst  kann  ich  nicht  zustimmen, 
halte  übrigens  die  drei  Worte  spanisch  für  entlehnt^'). 

TrasmalU).    Präzisierung  der  Bedeutung*®). 

V(mga,  Das  italienische  Wort  sei  auch  spanisch,  meint  Horning. 
Aber  in  seinem  Beleg  hat  ein  Übersetzer  das  ihm  unverständliche  lateinische 
Wort  einfach  nachgeschrieben,  wie  übrigens  der  Herausgeber  richtig  be- 
merkte ^^y 

Dialekte.  Einer  in  nächste  Aussicht  gestellten  etymologischen  Be- 
arbeitung der  Indianerworte  im  Chilenischen  lässt  Lenz*®)  die  sachliche 
Obersicht,  das  kulturgeschichtliche  Ergebnis  vorausgehen.  Die  naturgemäss 
sehr  zahlreichen  Tier-  und  Pflanzen namen  sind  nur  aufgenommen,  soweit 
sie  sprachlich  nach  irgend  einer  Seite  hin  fruchtbar  werden.  Es  bleiben 
doch  ca.  500  übernommene  Benennungen,  vielfach  natürlich  nur  vulgär 
oder  regional,  aus  Naturleben,  Feldbau,  Nahrung,  Kleidung,  Geräten, 
Aberglauben  und  Spiel,  Ammen-,  Kose-  und  Schimpfworle  u.  s.  w.  In 
wenigen  Fällen  ist  mir  die  Provenienz  aus  Quichna  (warum  daneben 
Keshua?)  oder  Mapuche  zweifelhaft.  Pichola  i)enis  wird  wohl  Ver- 
steckform für  j>/ar«  sein  (galiz.  pichola  Weinmass,  sp.  pichel  Zinnkrug). 
Ckupon,  Geschwür  erinnert  an  die  Spur  des  saugenden  Kusses,  die  für 
das  pg.  Homonym  angegeben  wird,  sp.  chupetmi;  lile  „zittrig"  an  lila, 
das  den  Wbb.  fehlt,  ungefähr  Grasaff  Iwdeutet,  lilao  Ziererei  bei  Quevedo. 
Das  unerklärte  chinchel^  Kneipe,  scheint  aus  cJiinche  nach  bordel  geformt. 

1903.  Grammatik.  Von  dem  Sprichwörtersammler  und  Ortho- 
graphieverbesserer Gonzalo  Correas'*^)  veröffentlicht  der  Graf  Vinaza 
eine  bisher  unbekannte  und  ungedruckte  ausführliche  Grammatik.  Ausser- 
dem   finden  wir  diesmal  nur  Hanssen*^)   auf  dem  Plan,  bemüht,    ältere 

34)  BHi.  1902,  257.  ~3by/.nFh.  26,  060.  36)  ZRPh.  20,  123.  37)  ZRPh. 
26,321.  38)  ZRPh,  26,  404.  39)  ZRPh.  26,  330.  40)  Lenz,  Rudolf,  Die 
iDdianiBchen  Elemente  im  chilenischen  Spanisch.  BREPh.  S.  1—48. 
41)  CoRREAS,  Gonzalo,  Arte  grande  de  la  lengua  castellana 
compuesta  en  1626,  publ.  p.  el  Condc  de  la  Vinaza.  26,  328SS.  8".  Madrid 
1903.  42)  Hanssen,  F.,  Metrische  Studien  zu  Alfonso  und  Berceo, 
in  VDWVS.  5, 


I  204  Spanische  Sprache.    1903. 

Aufstellungen  zu  rechtfertigen.  Der  „Hiatus  bei  Berceo"  ist  ein  verdeckter 
Rückzug.  H.  vergisst,  was  er  mit  Juan  Ruiz  gemacht  hatte,  und  ge- 
langt selbständig  zu  ungefähr  der  Beschränkung,  auf  die  er  hier  (V,  404) 
verwiesen  worden  war.  Er  hatte  pora  la  abadessa  Synalöphe  genannt, 
und  das  ist  zulässig,  wenn  ich  auch  die  genauere  Bezeichnuijg  als  Zu- 
sammenfluss  unbetonten  Gleichlauts  vorgezogen  habe:  er  nennt  es  jetzt 
Elision,  gegen  den  grammatischen  Sprachgebrauch,  da  Votra  nicht  existiert. 
Beatiimmaculuti  kann  Berceo  nicht  aus  der  für  seinen  Hiat  vorbild- 
lichen lat-einischen  rhythmischen  Dichtung  haben,  ebensowenig  als  dei  ec- 
clesia,  denn  diese  trennt  viri  in  Christo  wie  ilJuTn  ludaei  e?nerant: 
B.  macht  hier  der  eigenen  Aussprache  ein  Zugeständnis  und  wir  werden 
daraufhin  el  rey  omnipotente  und  Ähnliches  zurückhaltender  beurteilen, 
als  ich  selbst  ZRPh.  IV  471  getan  habe.  Es  kommt,  wenn  auch  noch 
sehr  beschränkt,  Zusammenziehung  vor.  Wenn  aber  H.  meine  Bemerkung 
samt  dem  Hinweis  auf  LBlGRPh.  97,  335  so  darstellt,  als  ob  ich  für 
Berceo  allgemein  die  Sinalöphe  zugelassen  hätte,  so  beruht  das  auf  der 
oben  berührten  Vergesslichkeit:  ich  habe  das  Gegenteil  gesagt.  Im  Rück- 
schlag der  erst/Cn  Verkennung  nimmt  übrigens  jetzt  H.  beim  Erzpriester 
Zusammenziehungen  an,  an  die  ich  nicht  glaube.  —  »Zur  Prosodie  von 
rey  und  mny^^  will  die  Meinung  verteidigen,  dass  Diphtonge  auf  -//  im 
Auslaut  von  B.  beliebig  zerdehnt  würden,  wieder  mit  stillschweigender 
Darangabe  einer  viel  weitergehenden  Behauptung.  Bey  aus  reye  sei  das 
primäre,  nicht  re\'y  w'iefin  aus  fine.  Der  Beweisvei-such  übersieht  u.  a.,  dass, 
auch  wenn  man  rees  als  den  allein  berechtigten  Plural  betrachtet,  der 
Inlaut  keinen  Schluss  auf  den  Auslaut  ergibt.  Dabei  erfahren  wir,  dass  in 
coydar^  dedo  etc.  „die  Lautgruppe  ye  durch  Synkope  zu  i  geworden  ist". 
Mit  Recht  rügt  H.  beiläufig  eine  falsche  Einreihung  von  grey  im  Grund- 
riss,  er  findet  es  in  der  Neuauflage  an  seinem  Platz.  Die  zahlreichen 
Fälle,  in  welchen  er  bei  B.  zweisilbiges  rnuy  findet,  reduzieren  sich  von 
vorneherein  sehr  stark,  wenn  >vir  diejenigen  beiseite  stellen,  in  welchen 
nicht  mehr  übliche  Formeln  von  den  Kopisten  verschoben  sein  können: 
mucho  fue  buen  obi^po  zu  fue  muy^  7iiucho  issio  buen  omne  zu  i^sio 
mtiy,  mucho  de  mal  senor  zu  de  muy,  mucho  ä  zu  ä  rnuy  u.  s.  w.; 
weiter  den  vorwiegenden  Gebrauch  des  Vollworts  beim  Partizip  herstellen, 
(jne  fue  muy  tnal  trecho  ist  mucho  maltreeho,  ebenso  beim  betonten 
Adjektiv,  wo  sie  frühspan.  allgemein  zulässig  war,  wie  ja  der  portug.  Dichter 
heute  noch  hörnern  muito  soberbio  sagen  darf.  Für  Kopisten  des 
14.  Jahrb.,  das  sich  dem  im  15.  durchgeführten  heutigen  Sprachgebrauch 
stark  nähert.,  war  das  all  unleidlich,  wenn  auch  die  beiden  Haupthss. 
nicht  gleich  radikal  verfahren.  Auch  vorvokalisches  much  ist  ja  zum 
Teil  völlig  eliminiert.  Der  Rest  ist  einzeln  zu  untersuchen,  dabei  nicht 
zu  vergessen,  dass  B.  im  Gebrauch  von  emphatischem  mucho  weiter 
gehen  kann,  als  die  Prosa  des  13.  Jahrh.  Die  italisierende  neuspanische 
Metrik  über  das  14.  und  15.  Jahrh.  hinweg  als  Zeugen  für  Diaerese  an- 
zunifen  ist  nicht  statthaft.  —  „jR/^,  dies^*^  will  die  Herleitung  von  dia 
aus  dem  Einfluss  von  via  *ries  rechtfertigen,  portug.  dia  gegenüber,  bei 
dem  von  *ries  keine  Rede  .sein  kann,  von  vorneherein  gegenstandslos. 
Dass  Berceo  gleich  allen  anderen  altsi)an.  Dichtern  nur  dia  dias  kennt, 


G.  Baißt.  I  205 

ist  bei  dem  so  häufigen  Wort  in  Messung  und  Reim  überreich  gesichert; 
San  Millan  378  Di  ex  e  quatro  dias  ante  de  agosto  eiitrado  ist  ein- 
fach Quatorze  zu  lesen.  Übel  ist  die  Anmerkung,  dass  te  schon  des- 
halb bei  Berceo  zweisilbig  sein  müsse,  weil  das  ein  „Grundgesetz"  der 
ganzen  spanischen  Prosodie  sei.  Die  Deutung,  welche  H.  einem  Jalires- 
ber.  V  403  sehr  mild  behandelten  Angriff  zu  geben  für  gut  findet,  ist 
weder  sachlich  noch  persönlich  annehmbar,  aber  es  verlohnt  nicht,  sich 
dabei  aufzuhalten.  —  Zweisilbiges  diös  bei  Berceo  (schon  vor  H.  ge- 
kannt und  genannt,  aber  von  ihm  zuerst  verfolgt)  soll  zweifelhafte  Be- 
tonung haben,  dtös  oder  diÖs:  mir  ist  bei  gesichertem  dfo  und  an  sich 
die  letztere  unzweifelhaft.  Dass  sie  nach  Apolonio  und  Alf.  X  noch 
vorkomme  ist  nicht  richtig:  es  wäre  ein  Zufall,  wenn  das  Wort  im  15.  Jahrb. 
nicht  ein  paarmal  in  defekten  Versen  stünde,  der  eine  der  beiden  an- 
geführten (C.  B.  I  312)  ist  noch  dazu  schwer  verderbt.  „Baist  hält 
diös  für  proklitisch" :  ich  habe  das  Für  und  Wider  erörtert  und  Er- 
wägung des  Satzhoch  ton  s  gefordert.  Der  Nachweis  der  Einsilbigkeit  im 
Dreikönigspiel  ist  müssig,  wenn  ich  sagte,  diuss  dios  schon  dort  den 
Ton  verschiebt,  so  meinte  ich  doch  nicht,  dass  es  ihn  behält.  Zweisilbig- 
keit im  Fern.  Gonz.  kann  ich  nicht  anerkennen.  Für  seine  Alexandriner- 
bearbeitung von  Ayalas  Versetes  de  mitiguo  rimar  will  H.  sich  auf 
Grundr.  II  2,  421  stützen:  er  verkennt,  dass  ich  in  der  Anmerkung 
nicht  den  Alexandriner,  sondern  die  Cuaderna  via  meine,  die  sich  in 
beiden  Langversen  bewegt.  Aber  wenn  ich  mich  auch  geirrt  hätte,  recht- 
fertigte das  in  keiner  Weise  die  textkritische  Metzelei,  welche  er  an- 
gestellt hat. 

Etymologien.  Die  Behandlung  der  arabischen  Bestandteile  des 
Sizilischen  durch  de  Gkegorio  und  Seybold*^)  berührt  mehrfach  auch 
das  Spanische.  Die  alphabetische  Zusammenstellung  sagt  freilich  recht 
oft  nicht,  ob  ein  Wort  sizilisch  oder  spanisch,  so  wenig  als  ob  es 
gemeinitalienisch  und  auch  sizilfsch  sei,  die  beiden  Gelehrten  setzen 
voraus,  dass  der  Leser  darüber  soviel  als  sie  selbst  wissen  müsse.  Als 
gemein  interessant  sind  Romania  32,  464  die  Artikel  avana,  bagarcia, 
giaimetta  /"=  ginete),  rnrda  (=  barda),  gahella^  gf^1f<^  hervorgehoben. 
Die  drei  ersten  wollen  gar  nichts  Neues  bieten,  sind  mit  zulänglichem 
Quellen  verweis  ausgestattet.  Varda  gibt  auch  nichts,  es  ist  nur  der 
Rückweis  auf  Littr^,  Devic  etc.  gespart,  Sclilimmer  steht  es  bei  gabella, 
hier  ist  der  Referent  direkt  getäuscht  worden  durch  die  Angabe,  einige 
Arabisten,  genannt  wird  Lasinio,  hätten  den  Sachverhalt  angedeutet: 
der  Nachweis  ist  bei  Dozy  und  Devic  vollständig  gegeben,  hier  nur  weiter 
ausgeführt.  Neu  dagegen  ist  für  die  Romanisten,  dass  Amari  gafa  etc. 
von  arab.  kaff'a  herleitete,  freilich  nicht  haltbar.  Was  sonst  richtig  von 
spanisch-arabischem  herbeigezogen  wird,  stand  schon  in  den  oft  nicht 
genannten,  allgemein  bekannten  Hilfsmitteln,  falsch  ist  noch  mantel  von 
mandil,  die  Vermutung  von  almarcha  aus  dem  Landmass  almar',a\ 
mir  unbekannt  ein  axerbe  das  sebba  sein  soll.     Brauchbar  nur  artaniia 

und  zu  nennen  allenfalls  toca  aus   'dk/ff  (s.  u.).     Über  das  eigentümlich 

• 

43)  DE  Greoorio  e  Seybold,  Glossario  delle  voci  eiciliane  dl 
originc  arabe,  in  SGJt.  III  224—251. 


I  206  Spanische  Sprache.    1903. 

sizilianische  Material  habe  ich  hier  nicht  zu  sprechen;  es  ist  nicht  un- 
beachtlich, aber  mit  Vorsicht  zu  benützen.  —  Eine  andere  Artikelreihe 
de  Gregorios**)  gibt  romanische  Etymologien  mit  Körtingscher  Latinitat 
für  in  Sizilien  vorliegende  Worte;  so  weit  das  Spanische  berührt  wird, 
offensichtlich  wertlos:  Nr.  13  estanterol  zu  antael  ist  zuerst  franz.  be- 
legt, dort  anscheinend  gleich  estantiire;  25  calaboxo  von  ^carbiLCca 
(sie!);  32  adala  von  einem  „lateinischen"  dagala,  das  aus  mlat.  dagla 
gewonnen  wird:  nun  hat  aber  Ducange  schon  gesehen,  dass  dies  dagia 
franz.  daüle  ist;  35  dosel  von  ^dosselbim:  ist  aus  afr.  dossei  entlehnt, 
dies  dos  -\-  el  <C  eile;  45  estragar  von  *exierico;  87  pegato,  angeblich 
Pflaster,  von  picahim:  ich  kenne  in  dieser  Bed.  nur  pegote,  picatum 
gibt  pegado;  97  argolla  von  revolrere:  das  Richtige  steht  bei  Dozy; 
113  Thomas  Zusammenstellung  von  timpa  mit  fr.  tiinpe  und  deutsch 
Tümpel  wird  angezweifelt:  sie  ist  nur  insofern  nicht  zutreffend,  als  es 
Tümpelstein,  nich  Tümpel  heissen  sollte,  übrigens  nicht  neu;  114  atoro- 
xonarse  von  torquere:  vielmehr  von  toroxon,  tor^oriy  =  iortio.  Nur 
über  125  bogar  s.  u.  Über  die  Herkunft  des  ital.  etc.  angina  "von 
lat.  ayigina  und  Ähnliches  sollten  wir  lieber  nicht  belehrt  werden. 

Alamo  will*  Salvioni*^)  in  einem  ausführlichen  Artikel  über  alfiiis 
aus  diesem,  nicht,  wie  Diez,  durch  Lautsubstitution,  sondern  durch  Kreuzung 
mit  olmo  entstehen  lassen,  ein  Gedanke,  der  auch  schon  anderwärts  ge- 
äussert ist,  aber  unhaltbar,  da  das  a  unerklärt  bleibt  und  da  die  ausge- 
dehnte und  alte  Oberlieferung,  besonders  auch  in  der  Menge  von  Orts- 
benennungen, nie  eine  Spur  von  Mischung  zwischen  Alameda,  Olmeda 
und  alnus  zeigt.    Letzteres  fehlt  schlechthin. 

Albanal  und  albellon  mit  Bene  von  arab.  ballä%  nicht  mit  Dozy 
von  ballu^a.  —  Es  ist  kaum  erlaubt,  sich  so  zu  verlesen,  Dozy  hat  das 
Richtige,  und  richtiger  als  Bene-Gregorio-Seybold  *'). 

Amarillo  hänge  sicher  mit  amapi.s  zusammen,  wenn  auch  nicht 
auf  dem  Weg  gallig-gelb,  doch  von  einem  Pflanzennamen  aus,  wie  sardisch 
grogii  =  giallo;  dazu  zitiert  Herzog*'')  verschiedene  spanische  Pflanzen- 
namen, die  (wirklich  oder  vermeintlich)  auf  amarus  zurückgehen.  Das 
Beispiel  ist  schlecht,  der  Safran  wird  adjektivisch  von  der  Drogue,  dem 
Farbstoff,  nicht  von  der  Pflanze  aus,  wie  gualdo.  Zu  nennen  waren 
viola,  rosa,  franz.  lilas:  Blütenfürstinnen:  was  soll  neben  ihnen  ein 
hypothetisches  Kraut,  das  H.  nicht  einmal  nachzuweisen  vermag?  „Sicher** 
amarus!  ich  meine  arab.  ämra\  weislich  liegt  palh'dus  noch  etwas 
näher.  Die  berechtigtere  „Ergänzung"  zu  Körting  wäre  ein  Hinweis  auf 
ZRPh.  IV,  480  gewesen. 

Amarrar  durch  Vermittlung  dos  Französischen  von  niederl.  an- 
maaren^^). 

Artanita  (ohne  Erwähnung  des  Vorkommens  in  Spanien)  nach 
Dozy,  Suppl.  aux  Dict.  arab.  arta  nitd^^). 

Baxo,  Diezens  Zusammenstellung  mit  pg.  buxiOj  it.  bigio,  fr.  Ins  und 
den    mlat.   mgr.  Formen  von    boinbyceus  wird  von  Horning*®)    er<)rtert 

44)  de*Gregorio,  Contributi  alla  Etimologia  romanza,  SGJt. 
III  253—289.     45)  AGIt.  15,  453.     46)  SGIt.  III,  228.     47)  ZRPh.  27,  123. 

48)  Batst,  German.  Seemannsworte  i.  d.  franz.  Spr.  Strassburg,  Tnibner. 

49)  SGIt.  III,  22ü.    50)  ZRPh.  27,  348. 


G.  Baist.  I  207 

mit  dorn  Ergebnis,  dass  weder  lautliche  n(K*h  begriffliche  Bedenken  gegen 
sie  vorliegen.  —  Es  ist  möglich,  dass  das  Wort  variiert  in  die  romanischen 
Sprachen  eintrat,  mit  der  weiteren  lautlichen  Entwicklung  kann  man  sich 
ital.  franz.  span.  abfinden,  wenn  auch  m.  E.  nicht  so  wie  H.  will,  während 
mir  allerdings  die  pg.  Form  ganz  unverständlich  bleibt  und  die  durch- 
gehende Haplologie  recht  befremdlich  ist.  Unerfindlich  ist,  wie  dieselbe 
sehr  seltsame  Begriffsverschiebung  -  gefärbt  gleich  dunkel  ist  überhaupt 
nicht  annehmbar  —  sich  an  die  zeitlich  und  örtlich  verschiedenen  Importe» 
heften  sollte.  Stofflich  nachzutragen  ist,  dass  auch  pg.  neben  buxio 
dunkel,  baQO  Milz  und  milzfarben  steht  und  bathx  subrufus  im  Donat 
prov. :  dass  die  drei  Worte  keineswegs  gleichbedeutend  sind  (aschgrau, 
rotbraun,  dunkel);  dass  ital.  bambagio  durch  bambagino  bestinmit  sein 
kann. 

ßogar,  it.  vogare  etc.,  hat  Diez  nicht  ganz  zuversichtlich  zu  deutschem 
Woge  gestellt,  unhaltbar  bei  der  Bedeutungs Verschiedenheit,  wie  de  Gre- 
GORio  sieht,  und  vorher  auch  der  Dict.  g6n.  gesehen  hat.  Sizilianisch 
nicari  deute  auf  vocare,  etwa  weil  sich  die  römischen  Matrosen  bei  Ver- 
stärkung des  Rudertempos  angerufen  hätten.  —  Die  sizilische  (auch 
neapolitiinische)  Tenuis  ist  auffällig,  aber  das  Wort  anscheinend  nicht 
ursprünglich  süditalienisch,  der  Begriff  so  nicht  zu  entwickeln,  die  Priorität 
des  Verbums  nicht  gewiss,  im  13.  Jahrh.  daneben  stehendes  voga  vom 
Ruder  der  Galeere  und  vom  Ruderlager  vielleicht  voranzustellen*^). 

Bnija  zu  einem  romanischen  broscus  Frosch.  —  Phantasie*^). 

Colnmbrar  (erspähen)  von  einem  zu  caligo  gehörigen  *calumbre. 
Mit  anderer  Begriffsentwioklung  asp.  calumne.  Sch.  —  Für  cahimne 
ist  S.  Millan  113  alnmbre  zu  lesen,  aber  Alex.  1680  bleibt"). 

Cuelmo^t  das  span.  fiaccola,  astur,  arnia  bedeute,  komme  von  *ro/- 
nius^  das  durch  Einfluss  der  Labialen  für  culmus  eingetreten  sei,  be- 
hauptet PiERi^*)  bei  dem  „asturischen"  Wort  im  Anschluss  an  Körting. 
Woher  dieser  es  hat,  weiss  ich  nicht;  das  „spanische"  kenne  ich  aus 
Seckendorf,  aber  als  Kienspahn.  Uass  man  Kienspähne  oder  Fackeln 
aus  Stroh  mache,  ist  mir  nicht  bekannt;  über  die  Verwendung  von  Stroh 
zu  Bienenkörben  im  Süden,  nur  dass  den  nördlichen  Einwanderern,  die  sie 
versuchten,  ihre  Pfleglinge  am  Ungeziefer  zugrund  gingen;  ich  halte  sie 
selbst  in  Deutschland  und  Frankreich  für  ziemlich  jung.  Sie  mag  in 
Nordspanien  vorkommen,  ihre  Häufigkeit  bezweifle  ich.  Pieri  und  Körting 
mögen  Existenz  und  Bedeutung  ihres  Wortes  zunächst  sicher  stellen ; 
dann  wollen  wir  uns  weiter  darüb(?r  unterhalten,  ob  das  Spanische  aus 
colnio  ein  colmena  bilden  kann,  und  ob  das  m  in  cuhnus  auf  den  Ton- 
vokal zu  wirken  vermag. 

Oaya^^)  soll  mit  ital.  gaxxa  identisch  und  ein  urlateinisches  Wort 
sein,  der  Name  Gaja^  Oajus  habe  Elster  bedeutet.  Nigra.  Es  ist  das 
eine  wenig  glückliche  Verschiebung  der  ZRPh.  V,  247  ausgesprochenen 
Vermutung,  dass  gago  (Häher)  nebst  dem  französischen  Adj.  gai  von 
<iom  p]igennamen  komme;  beides  semasiologisch  vollkommen  möglich,  so 
unsinnig  es  Körting  vorkommt.     Aber  die  Laute  stimmen  nicht.     In  der 


51)  SGIt.  HI  288.    52)  AGIt.  15,  506.    53)  ZRPh.  27,  614.    54)  ZRPh. 
593.     55)  ZRPh.  27,  140. 


I  208  Spanische  Sprache.    1903. 

Tat  kommt  der  Name  des  Hähers  von  dessen  deutlichem  Zornschrei,  den 
die  Ornithologen  mit  gai  wiedergeben,  die  Namen  von  Elster  und  Häher 
aber  permutieren,  dürfen  also  auch  hier  nicht  getrennt  werden.  Frz.  prov. 
gai  ist  völlig  dunkel. 

Pinco  unmittelbar  niederl.  pinke  ®^).  —  Nach  neueren  Feststellungen 
muss  in  diesem  und  ähnlichen  Fällen  Vermittlung  durch  die  Bai  von 
Bourgneuf  angenommen  werden. 

Revisclar  möchte  Nigra  mit  prov.  reviscolar  zu  afr.  revesquir 
und  Verwandten  stellen,  dies,  dessen  bisherige  Erklärung  aus  revescu 
ihm  unbekannt  scheint,  von  vivisco.  Ich  will  dazu  hier  nur  bemerken, 
dass  mir  das  span.  Wort  nur  lexikalisch  bekannt  ist  und  Katalanismus 
sein  dürfte^''). 

Sapo.   Zusammenstellung    der  gleichbedeutend  lautähnlichen  Worte. 

SCH.*8). 

Simon  Fiaker:  ein  französischer  Wagenbauer  Simon  Grarrou  ist 
1772  in  Madrid  beheimatet,  aber  auch  ein  etwas  älterer  Fuhrhalter  Simon 
Gonzalez  wird  als  Taufpate  des  Fuhrwerks  genannt'^*). 

Siman  ayuda  für  Sunon  von  Kyrene.    M.-F.^®). 

Sorra  sp.  ital.  i.  d.  B.  Tunfischbauch  von  arab.  sorra  Nabel,  nach 
DozY  Suppl.  auch  flaues  d'un  animaL  —  Das  Wort,  soweit  es  in 
Spanien  vorkommt^  ist  aus  Italien  entlehnt.  Über  sorra  —  SABURRA 
erhebt  de  Gregorio  Zweifel,  die  berechtigt  sind,  wenn  man  das  Wort 
(bei  Covarrubias)  als  ein  kastilisches  betrachten  wollte.  Katal.  sarray  die 
doch  wohl  andalusische  Form  xahorra  und  pg.  sabprra  sichern  die 
lateinische  Herkunft  und  wohl  auch  einheimische  Überlieferung,  die  aber 
nach  dem  Zentnun  von  einer  der  Küsten  gekommen  ist*^). 

Talar  war,  wie  mittellat  Belege  zeigen,  frühmittelalterlich  in 
Süd-  und  Nordfrankreich  zu  Hause,  kam  von  dort  nach  Spanien  und 
gehört  zu  dem  von  Diez  genannten  germanischen  Rechts  wort  (ahd.  xdlon). 
Baist«2). 

Toca  u.  s.  w.  von  arab.  fäkija  Kopfbinde,  weisse  Untermütze,  ohne 
dass  versucht  würde,  den  unverstandlichen  Lautwandel  zu  erklären®^). 

Toldv  von  afr.  taud,  tialdy  nordisch  tjald^^).  Bei  der  Zurückführung 
auf  das  Nordische  ist  breton.  telt  Zelt  übersehen,  das  trotz  der  see- 
männischen Verbreitung  und  Vermittlung  fränkischen  Ursprung  wahr- 
scheinlich macht. 

Vexa,  L.  J.  Juroszek  erzählt,  dass  man  das  Wort  gewöhnlich  auf 
viridia  zurückführe,  was  niemandem  einfällt  oder  jemals  einfiel,  entdeckt 
das  Etymon  VICIA,  das  sogar  bei  Körting  steht,  und  behauptet  „die 
im  altspan.  konsequente  Schreibung  reca*^^,  w^ährend  er  sicher  ebensowenig 
einen  altspan.  Beleg  des  unkastilischen  Wortes  (für  arveja)  kennt  als  ich*^). 

Yengo  von  *genuits,  vgl.  JBRPh.  VI,  398,  wo  Salvioni''  gleich- 
artige Beobachtung  übersehen  war.  Breci^elOj  das  von  ihm  an  gleicher 
Stelle  etymologisiert  wird,  ist  ein  längst  berichtigter  Druckfehler  ®®). 

56)  Baist,  Germanische  Seeniannsworte  i.  d.  franz.  Sprache, 
Strassburg,  Trübner  1903.  57)  ZRPh.  27,  345.  58)  ZRPh.  27,  612.  59)  BHi. 
1902,  360;  1903,  186.  60)  BHi.  1903,  186.  61)  ZRPh.  27,  346  und  SGIt.  3, 
241.  62)  In:  Haag,  Die  Latinität  Fredegars  RF.  X  898.  63)  SGIt. 
III  248.  64)  Baist,  GermanischeSeemannsworte  i.  d.  franz.  Sprache, 
Strassburg  1903.     65)  ZRPh.  27,  681.    66)  AGIt.  85,  456. 


G.  Baist.  1  209 

1904*  Grammatik.  Es  hat,  abgesehen  von  Cuervo-Bello,  in 
Spanien  nicht  ganz  an  Versuchen  gefehlt,  sich  die  Tatsachen  der  roma- 
nischen historischen  Grammatik  anzueignen,  die  misslangen  bei  dem  Mangel 
jeder  Tradition  im  Lande  selbst  und  der  UnvoUkommenheit  der  Fühlung 
mit  der  auswärtigen  Wissenschaft.  Seit  einem  Jahrzehnt  etwa  ist  an  der 
Madrider  Universität  das  Fach  vertreten,  im  Zusammenhang  damit  zeigt 
ein  Schulbuch  von  Bolufer  (1902)  unverkennbare  Besserung.  Weit 
darüber  hinaus  geht  die  Grammatik  von  Menendez  ProAL^).  Der  Ver- 
fasser hat.  sich  in  eine  seinen  ersten  Studiengangen  notwendig  fremde 
Anschauungsweise  hineingearbeitet,  die  fremden  seinen  Landsleuten  durch 
ihre  Sprache  verschlossenen  Hilfsmittel  direkt  und  umfassend  benützt, 
kennt,  wie  wir  wissen,  persönlich  die  Quellen :  so  hat  er  zum  erstenmal 
dem  Madrider  Studenten  ein  Handbuch  gegeben,  das  ernstlichen  wissen- 
schaftlichen Anforderungen  genügt.  Nun  hat  aber  die  erste  Freude 
Morel-Fatios  über  einen  Fortschritt,  an  dem  er  als  der  wissenschaftliche 
Gewissensschärfer  Hispaniens  seinen  besonderen  Anteil  hat,  in  einer 
Rezension  der  Romania^)  den  Eindruck  hervorgerufen  und  her^^orrufen 
müssen,  als  ob  das  innerspanische  Ereignis  ein  romanistisches  sei.  Das, 
es  muss  hier  gesagt  werden,  ist  es  nicht.  Es  handelt  sich  nicht  um 
Einzelheiten;  in  dem  phonetischen  Teil  herrscht  in  der  Einordnung  der 
bekannten  Tatsachen  eine  tiefgehende  Verkennung  des  Unterschieds 
zwischen  Erbwort  und  Jjehnwort,  und  im  Zusammenhang  damit  eine  starke 
Unsicherheit  über  das  lautgeschichtlich  Wahrscheinliche  und  Mögliche, 
in  Dingen,  die  längst  abgetan  sind.  Gorra,  der  sich  zunächst  vergleichen 
lässt,  ist  hier  ganz  erheblich  besser.  Dagegen  mag  die  Formenlehre  über 
den  Kreis  hinaus,  für  den  sie  geschrieben  ist,  neben  Gassner  Dienste 
leisten,  da  sie  ausführlicher  ist  als  was  sonst  vorliegt  Auch  Eigenes 
tritt  hier  hervor,  das  allerdings  der  Revision  bedarf.  So  sind  die  angeb- 
lichen suffixlosen  Partizipien  nach  dem  zu  beurteilen,  was  schon  Diez 
n*  153  zum  Provenzalischen,  Meyer-Lübke  H,  333  zum  Portug.  und  Bello- 
Cuervo  607  zum  Spanischen  gesagt  hat:  pago  ist  nicht  nur  asturisch, 
vgl.  den  Dicc.  Aut.  und  das  Pg.,  canso  nicht  nur  jüdisch,  vgl.  jedes 
grossere  Wb.,  Ro.  XI,  445  u.  ALLG.  IX,  175,  nublo  nicht  nur 
altarag.,  das  bekannte  romanische  Adjektiv.  Die  Wortbildungslehre, 
deren  Verteilung  ich  übrigens  nicht  für  zweckmässig  halte,  entspricht 
dem  Programm,  aber  eben  deshalb  nicht  weitergehenden  Zwecken.  Eine 
folgende  Auflage  wird  dem  Wortregister  wohl  auch  noch  eine  Inhalts- 
übersicht beigeben. 

Syntax.  Die  Konstruktion  von  ser  und  estar  mit  dem  Partizip, 
die  bisher  in  fast  allen  Grammatiken  vernachlässigt  wurde,  verfolgt 
CiROT^'J)  mit  scharfen  Augen  in  ihrer  feinen  Faserung.  Dass  vor  Cer- 
vantes der  Sprachgebrauch  abwich  wird  festgestellt,  der  weiter  zurück- 
liegenden Entwicklung  bleibt  noch  nachzugehen. 

Metrik.  Die  Spanier  hätten  zunächst  den  Zehnsilbner  kennen  ge- 
lernt,   daher   im   Poema    del    Cid    eine  Anzahl    regelmässiger   Fälle   von 

1)  Menendez  Pidal,    Ramon,   Manual    elemental    de  Gramdtica 
histörica   espanola.     Madrid,    Suarez    1904,   233  S.   8^       2)  Ro.  33.  270. 
2a)  CiROT,  Gm  Ser  et  Estar  avec  un  participe  pass^.  In:  M^langes  Brunot, 
S.  57-69. 
Vo  Um  oll  er,  Rom.  jAhresberiobt  YIIL  X4 


I  210  Spanische  Sprache.    1904. 

4  -f-  6  (Vgl.  Grdr.  389^).  Wie  der  jüngere  Alexandriner  (ist  er  jünger?) 
sich  mit  dem  Zehner  in  späteren  franz.  Gedichten  mischt»  geschah  das 
auch  hier,  sei  es  unter  dem  Einfluss  dieser  Gedichte  oder  auf  demselben 
Weg.  Bei  der  Arte  mayor  sei  Zusatzsilbe,  nicht  Silbenwegfall  anzu- 
nehmen, diese  Mehrsilbe  eigne  auch  dem  epischen  Vers,  so  dass  der  Ale- 
xandriner neben  6  -|-  6  auch  7  -|-  6,  7  -f-  7  et«,  haben  könne.  Nun 
findet  aber  Saroihandy  ^*»)  das  acht-,  ja  das  neunsilbige  Hemystich  so 
zahlreich  überliefert,  dass  er  auch  es  gelten  lassen  möchte,  ja  auch  das 
dreisilbige.  Und  damit  gibt  er  im  Grund  selbst  zu,  dass  die  Erklärung 
nicht  ausreicht.  Wenn  Zehner  und  Alexandriner  unter  dem  Prinzip  der 
Arte  (4-|-5  =  5-j-4=  5-|-5)  aufeinander  ausgeglichen  worden  wären, 
so  hätte,  sollte  man  meinen,  5-|-6  =  6-[-5  =  6-j-6  entstehen  müssen. 
Das  Poema  sei  die  im  14.  Jahrh.  gefertigte  Prosaübersetzung  eines  viel 
älteren  Gedichts,  schreibt  Menendez  Pidal  an  S.  Dafür  ist  mir  die 
Sprache  zu  altertümlich,  die  Absicht  cantar  zu  sein  zu  deutlich.  Die 
echte  Volksdichtung  nehme  es  mit  den  Silben  nicht  so  genau,  meint 
M^rim^e  BHi.  VII,  70.  Sie  hat  im  Gegenteil,  solang  sie  lebendig  ist, 
ein  sehr  genaues  Gefühl  für  die  Sprachmusik.  Dass  die  Regellosigkeit 
franko-hispanischer  Übersetzungsdichtung  etwas  weiter  geht  als  die  anglo- 
normannische  und  frankoitalienische,  lässt  sich  noch  verstehen  (Entfernung, 
Hiat,  Brandanvers) :  die  ähnlichen  Knittelverse  des  Poema  werden  inuner 
befremden,  trotz  der  Vida  de  San  Ildefonso,  und  immer  wird  man  hinter 
der  überlieferten  Gestalt  eine  regelmässige  suchen.  —  Das  Grdr.  390 
und  425  mit  Recht  oder  Unrecht  vermutete  Vorkommen  des  Arteprinzips 
in  volksmässigen  Versarten  glaubt  nunmehr  Hanbsen***)  für  die  ganze 
Cuaderna  Via  ausser  Berceo,  insbesondere  für  den  Fernan  Gonzalez  be- 
haupten zu  können,  mit  derselben  beliebigen  Mischung  des  Hemistichs 
von  6  und  7  Silben  die  Sar.  für  den  Cid  annimmt.  Dem  letzten  Heraus- 
geber Marden  des  F.  G.,  der  den  Alexandriner  herstellt,  wirft  er  nicht 
mit  Unrecht  willkürliche  Textkritik  vor,  aber  seine  eigene,  von  der  er  eine 
längere  Probe  gibt,  ist  durchaus  nicht  frei  von  demselben  Fehler.  Richtig 
ist,  dass  das  Gedicht  des  13.  in  der  Hs.  des  15.  Jahrhs.  eine  Anzahl 
von  Romanzenhalbversen  aufweist,  die  als  solche  geschrieben  sein  müssen, 
aber  dafür  sind  mehr  Erklärungen  zu  versuchen  als  H.  annimmt;  an  die 
„Freiheit"  glaube  ich  nicht.  Unrichtig  ist  die  Behauptung,  dass  liopez 
de  Ayala  in  einzelnen  Strophen  ohne  Regel  und  Motiv  den  Romanser- 
vers anwende,  er  wechselt  die  Masse  nur  mit  dem  Abschnitt,  man  sehe 
selbst  die  von  H.  angeführte  Stelle  350 — 352  im  Zusammenhang  an. 
Ebenso  steht  es  bei  Juan  Ruiz,  obwohl  hier  die  Überlieferung  grössere 
Schwierigkeiten  macht.  Ein  Appendix  will  zeigen,  dass  beim  Archipreste 
die  Synaloephe  der  gleichlautenden  nicht  leichter  eintrete,  als  die  der  ver- 
schiedenen Vokale,  also  auch  im  13.  Jahrh.  nicht  leichter  eingetreten 
sein  könne.  Der  Rückschluss  ist  nicht  zwingend,  der  untersuchte  Bruch- 
teil zu  wx?nig,  würde  übrigens  das  Gegenteil  von  dem  ergeben,  was  H. 
will,  wenn  er  nicht  fecha  a^  caiTera  as  als  unbetont  gleichwertig  mit 
desta  aldea,  anda  aca,  ciiesta  ayuso  gesetzt  hätte. 

2b)  Saro'ihaxdy,  J.,  Origine  fraD9ai8e  du  vers  des  romances 
espagnolcs.  In:  M^Ianges  Brunot,  S.  310—322.  2c)  Hanssen,  F.,  Sobre 
el    metro    dcl    poema    de    Fernan    Gonzalez.      AUCh.   115,    63 — 89. 


G.  Baißt.  I  211 

Wortgesehiishte  und  Etymologien.   Junofer  veröfTentlicht  eine 

Zusammenstellung  von  lateinischen  Namen  in  den  spanischen  Ortsnamen, 
meist  Bildungen  auf  -anus,  wobei  uns  die  Seltenheit  der  -anis  auf 
celtiberischem  Gebiet  interessiert.  Sprachlich  ist  ein  und  das  andere  zu 
beanstanden,  über  das  „gekürzte"  Suffix  in  Ulan  etc.  der  Grundriss 
nachzusehen,  Cicero  von  germ.  Thiether  unstatthaft,  Bcrlanga  von 
Beriling  mehrfach  bedenklich.  Aber  es  ist  angenehm,  das  Material  ge- 
ordnet zu  finden^). 

Acaptar  erlangen  bei  J.  R.  sei  aceapitare,  sonst  acabdar;  so  bei- 
läufig ScH.  —  Zu  streichen,  es  ist  acabtar  bei  Sanchez  170  gemeint, 
das  in  der  Hs.  acabar  heisst.  Die  Existenz  des  ohne  Beleg  besprochenen 
span.  pg.  recatar  =  recadar  ist  mir  auch  nicht  bekannt.  Beiläufig 
darf  ich  erinnern,  dass  ich  RF.  VIII,  511  afr.  acheder  zu  roman. 
ACCAPITARE  gestellt  habe*). 

Afe,  In  aved  HABETE  -|-  vos  sei  das  f  durch  eine  Art  Dissimi- 
lation entstanden,  meint  Ford.  Eine  seltsame  Sorte  von  Dissimilation! 
PiETSCH  kündigt  eine  andere  Erklärung  an,  die  im  nächsten  Bericht  be- 
sprochen wird*). 

Amidos,  der  Anlaut  durcli  Präfigierung  von  ä.  Ford.  Ich  gebe 
im  Gr.  dieselbe  Erklärung  im  Hinblick  auf  afr.  ä  envis^), 

Ascua,  das  offenbar  germ.  aska  sei,  bringt  Horninü  in  Beziehung 
zu  französischen  Formen  des  Typus  falaresca,  die  er  aus  Einmischung 
jenes  german.  Worts  erklärt  Für  mich  ist  die  gotische  Provenienz  des 
span.  pg.  Worts  lautlich  und  sachlich  ausgeschlossen,  und  ich  füge  hinzu, 
dass  auch  arab.  ba^wa^  an  das  man  denken  könnte,  nicht  geht'). 

Babaxorro  ist  ital.  barbassoro.  Sch.  Natürlich  hat  baba,  babaxa 
eingewirkt.  Das  mitangeführte  valvdsor  aber  kommt  auch  in  der  arag. 
Bed.  nicht  von  it.  varvassore^  sondern  wie  dieses  aus  dem  Französischen  ^). 

Baragana.  Sch.  vermutet  Zugehörigkeit  des  asturischen  Wortes  bei 
Rato  nebst  der  Gruppe  von  barcihunda^  baragouin  von  Berecyntia, 
dem  Fest  der  Kybele.  Ich  habe  den  Eindruck  später  Willkürbildungen 
der  Schelmensprache  •). 

Barrica  und  barril  gewinnt  Nigra  durch  Einmischung  von  barra 
aus  it.  barilCy  dies  in  einem  Artikel  über  Metathese,  den  ich  durchaus 
ablehnen  muss,  aus  ALVUS  alvile  albile  arbile  rabile.  In  Wirklich- 
keit ist  baHl  und  barril  altfranz.,  anderswo  von  dort  entlehnt,  barrira, 
das  Ende  des  15.  Jahrhs.  in  der  Provenze  auftaucht,  vielleicht  verschieden 
und-  span.  von  barro.  Mit  Barra,  zu  dem  es  Diez  stallte,  besteht  aller- 
dings gar  kein  Zusammenhang^^). 

Calabaxa  kat.  carabassa  nach  Sch.  zu  arab.  gleichbed.  kar^a, 
vielleicht  mit  Einmischung  von  *cueurbacea.  (RF.  19,  636  bitte  ich 
beim  arab.  Wort  den  Zirkumflex,  falsch  bei  Pedro  de  Alcala,  zu  streichen). 
Passt  im  ersten  Teil  u.  i.  d.  Bed.  besser  als  das  sonst  vorgeschlagene 
pers.  harbux  arab.   Irirbix     Melone,    aber   der   zweite   ist  schwierig,    das 

3)  Jungfer,  Joh.,  Noms  de  lieux  hispaniques  d'origine  roroaine. 
BHi.  6,  269—275.  4)  ZRPh.  28,  4r).  5)  MPhi.  I.  49.  MLN.  19,  62. 
6)  MPhi.  I,  54.  7)  ZRPh.  28.  737.  8)  ZRPh.  28,  195.  9)  ZRPh.  28,  741. 
10)  ZRPh.  28,  7. 

14* 


I  212  Spanische  Sprache.    1904. 

Adj.  ba^o,  an  das  man  denken  möchte,  sachlich  unwahrscheinlich.  Auf- 
fällig auch  das  späte  Auftreten  pg.  cabafa  gegenüber  ^^). 

Carameh  gehört  mit  canamiel  zusammen,  entsteht  aus  alter  Mischung 
von  calamus  und  canna,  etwa  aus  Südfrankreich.  Durch  Vermischung 
der  beiden  Worte  mit  cannabis  sp.  cänamo  wegen  äusserer  Ähnlichkeit 
von  Hanfacker  und  Roehricht   Baist^*). 

Compe^ar  aus  comengar  -j-  empexar  Subak.  Die  Mischformen 
sind  viel  vollständiger  überliefert:  compe/ixar  steht  bei  Diez,  enmienxar 
im  Wörterbuch.     Zu  pg.  come^r  vgl.  Cornu  Gr.  979^^). 

E?npeine,  Reihen  am  Fuss,  wird  von  d'Ovidio  im  Zusammenhang 
besprochen.  Was  er  für  it.  mpigna  und  pg.  empenha  feststellt,  Entlehnung 
aus  dem  Franz.,  ist  sicher  auch  für  das  Span,  und  für  kat  empenya. 
Ob  dies  pecten  wegen  der  Zehenknochen,  wie  er  vermut^t^  muss  ange- 
sichts der  Form  empiegne  und  der  Diskordanz  des  Präfixes  dahin  ge- 
stellt bleiben.  Beiläufig  berührtes  empeine  i?npetigo  lässt  sich  aus  dem 
latein.  Wort  nur  dann  erklären,  wenn  man  verlorenes  franz.  Zwischen- 
glied annimmt^*). 

Escarlata  versucht  Carol.  Michaelis  aus  cyclahts  herzuleiten. 
Ich  finde  durch  die  Untersuchung  nur  die  Ungangbarkeit  dieses  Weges 
erwiesen,  sachlich  und  lautlich.  Von  den  angeführten  Kreuzungsmöglich- 
keiten ist  auch  das  noch  als  das  wahrscheinlichste  bezeichnete  kermes 
unzulässig.  Das  Wort  (zuerst  bei  Petrus  Venerabilis)  ist  nicht  der  einzige 
Stoffname  seiner  Zeit,  der  völlig  dunkel  ist:  gewebt  und  gefärbt  haben  eben 
ausser  den  Abendländern,  Byzantinern,  Arabern  und  Persern  auch  noch 
Leute  ganz  anderer  Zungen.  Vgl.  auch  Weckeklin,  Lc  drap  escarlatCj 
Lyon   1905^5)^ 

Espanol  ausserhalb  Spaniens  gebildet,  wie  raniagntiolo.  Baist. 
Vgl.  ZRPh.  1906,  469 1«). 

Farota  stellt  Schuchardt  mit  Recht  zu  faraute,  statt  zu  dem  von 
Eguilaz  und  danach  RF.  IV,  357  gegebenen  Etymon.  Die  dabei  be- 
rührte franz.  Wörterbucherklärung  halbreda  ist  sicher  ungenau.  An 
gleicher  Stelle  werden,  abgesehen  von  hier  einzeln  Besprochenem,  Zusammen- 
stellungen und  Vermutungen  zu  farabustear  (vgl.  auch  tarabuster; 
mlat.  frabutationes,  1.  fraudationes),  fanfa^  einem  angeblichen  fuisca 
und  fuina  (ist  fr.  fouine)  mitgeteilt^'). 

Eresa  betrachtet  Hornino  zutreffend  als'  urspr.  zentralfranzösisohes 
Lehnwort;  ebenso  aus  dem  Franz.  frambuesa,  für  das  er  german.  Pro- 
venienz bestätigt.  Von  den  anderen  berührten  Namen  der  Erdbeere  ist 
fraga  zu  streichen,  da  es  hierfür  weder  von  gelehrten  Kreisen  noch  vom 
Volk,  sondern  nur  von  ausländischen  Wörterbüchern  gebraucht  wird,  die 
wirklich  heimischen  lauten  an  ältester  Stelle  (Nebr.)  miexgado  v.  niayueta. 
Hinzuzufügen  zu  den  nachgewiesenen  rom.  Formen  für  die  Halbinsel 
gal.  morodOi  niorogo  zur  Erdbeere,  katal.  gerSy  gerdera  zur  Himbeere 
=  ital.  gelso^^), 

Oandul.    Reichliche    Belege,    Form-    und   Bedeutungsvarianten    des 


11)  ZRPh.  28,  149.  12)  ZRPh.  28,  107.  13)  ZRPh.  28,  35a  14)  ZRPh. 
28,  545.  15)  ZRPh.  28,  431.  16)  RHisp.  XI,  155.  17)  ZRPh.  28,  131. 
18)  ZRPh.  28,  513-534. 


G.  Baist  I  213 

auch  arabisch  dunkelen  Worts;  die  arabische  Herkunft  lässt  8cu.  mit 
Recht  gelten,  es  ist  ein  jüngeres  Gegenstück  zum  tafur^^), 

Oamacha'^  pg.  und  span.  Belege  mit  Zustimmung  zu  der  Herleitung 
von  guamir.  C.  Mich,  de  V.  —  Ich  halte  das  Wort  für  eine  der 
europ.-orient.  Entlehnungen  aus  der  Zeit  des  3.  und  4.  Kreuzzugs.  — 
Die  span.  katal.  Weinsorte  (1.  Traubensorte)  garnacha  sei  sicher  Abi. 
von  granum.  Es  ist  durch  franz.  gamache  vermitteltes  ital.  vefmaccia, 
vgl.  Duc.  garnachia  2  und  vemachtaf  ziemlich  sicher  zu  verno^% 

OoUlla,  Geschichte  der  8ache,  der  bürgerlichen  und  militärischen 
Tracht  im  18.  Jahrb.,  zugleich  des  Wortes  und  der  benachbarten  cham- 
berga,  tontillo  von  M.  F.^^) 

Madr&no.  Zu  den  ostspanischen  Varianten  von  arbuttis,  echten 
und  fragwürdigen,  stellt  Seh.  auch  die  westliche  und  südliche  Benennung 
als  *arbitron€USf  sehr  zu  beachten,  wenngleich  medrar  den  Anlaut 
nicht  bestimmt  haben  kann  und  das  a  der  ersten  Silbe  auffällig  alt  ist. 
Zu  der  beiläufig  gruppierten  Sippe  von  lodono  bem.  franz.  olonier^^). 

Maguer  schon  bei  Vald6s  als  veraltet,  im  18.  Jahrb.  wird  das  wmissver- 
ständliqh  als  gesprochen  aufgefa^st,  das  Wort  wahrscheinlich  durch  Iriarte  zum 
lächerlich  antiquarischen  Typus  gestempelt.  Cuervo.  Die  im  18.  Jahrh. 
einmal  als  bäurisch  angegebene  Betonung  mdguera  erscheint  nicht  glaub- 
würdig, alle  alten  Belege  sind  dagegen,  vgl.  ausser  den  von  C.  ange- 
führten Berceo  passim,  Apol.  321,  und  besonders  Juan  Ruiz  1034  mit 
Verwendung  als  Ausruf.  Diez  II»  Macari  ist  übersehen,  weil  C.  den 
deutschen  Romanisten  geglaubt  hat^  dass  Körting  ein  wissenschaftlich 
brauchbares,  höchstens  einiger  Nachtraglein  bedürftiges  Buch  sei^*). 

Mana,  Geschichte  des  biblischen  Worts  und  der  gelehrsamen  Ver- 
schiebung des  Tones  mdna  zu  mand  im  16.  auf  17.  Jahrh.  Cuervo^*). 

Marisco  in  Zusammenhang  gebracht  mit  neap.  mamxxa  und  einem 
spätlat.  bei.  marucca.   Sch.  Wohl  zu  beachten^*). 

Muermo  und  Verwandte  durch  Kreuzung  von  morbus  mit  dem  german. 
Etymon  von  fr.  gofirme,  ags.  wunyis,  B.  Das  ags.  Wort  dürfte  in- 
dessen ausscheiden,  da  sein  s  stammhaft  ist^^). 

ToniOy  bei  dem  er  früher  an  *tunditus  gedacht  hatte,  hält  Meyer- 
LüBKE  jetzt  für  Schallwort.  Ich  würde  zuerst  nach  dem  Alter  in  den 
verschiedenen  Sprachen  fragen,  bin  der  Meinung,  dass  das  ndd.  Tunte 
unbedingt  zu  trennen  ist.     Als  korsisch    finde    ich    tondu   angegeben*'). 

Trobar.  Da  das  Wort  in  der  Bed.  finden  wie  dichten  und  mit 
Diphthongierung  der  stammbetonten,  dem  kastil.  Osten  durchaus  geläufig 
war,  vermutlich  der  ganzen  Halbinsel,  ehe  es  durch  AFFLARE  verdrängt 
wunle,  sei  auch  an  dieser  Stelle  hingewiesen  auf  den  letzten,  besonders 
dem  Nachweis  von  Suchen  gleich  Finden  gewidmeten  Artikel  Schuchardt« 
und  die  vorausgehenden  weitgreifenden  Untersuchungen,  in  welchen  er 
die  Herleitung  von  turbare  in  der  (unerwiesenen)  Bedeutung  des  Auf- 
treibens der  Fische  zu  rechtfertigen  sucht.  Ich  habe  gegen  Einzelheiten 
von  vornherein  gar  nichts  einzuwenden,  gegen  anderes  um  so  mehr,  halte 
nach  wie  vor  turbare  nicht  für  möglich.    Zugegeben  aber,   dass  die  Mög- 

19)  ZRPh.  28,  135.  20)  ZRPh.  28,  429.  21)  BHi.  6,  114.  22)  ZRPh. 
28.  193.  23)  Ro.  33,  255.  24)  Ro.  33,  249.  25)  ZRPh.  28,  322.  86)  ZRPh, 
28,  111.  27)  ZRPh.  28,  636. 


I  214  Albanesisch.    1004. 

lichkeit  nachgewiesen  sei,  so  bleibt  dem  Hypothesenbau  gegenüber  die 
Tatsache  CONTROPARE,  das  innerhalb  der  Latinitat  der  L.  W.  un- 
möglich  als  umgekehrte  Schreibung  hinweggedeutet  werden  kann  und  sich 
nun  auch  noch  bei  Cassiodor  gefunden  hat.  Wir  sind  über  die  Objekte 
des  abstrakten  Verbums  ungenügend  unterrichtet,  jede  Konjektur  über 
die  semasiologische  Verschiebungsmöglichkeit  ist  daher  äusserst  prekär. 
Dass  aber  ein  Wort,  das  „untersuchen"  bedeutet,  von  „finden"  nicht  so 
unendlich  weit  abliegt,  darüber  s.  Seh.  1.  c.  S.  47  u.  50.  Die  Anhänger 
von  turhare  müssen  sich  m.  E.  mit  contropare  ernstlich  auseinander- 
setzen, ehe  sie  die  Widerlegung  ihrer  Konstruktionen  fordern.  Denn  in 
allen    historischen    Fragen    geht    das   Dokument    vor    der    Konstruktion. 

Trocir  sei  torquere.  Ford.  Spricht,  als  ob  er  nicht  wisse,  dass  torcer  la 
iglesia  um  die  Kirche  herumgehen  heisst;  trocir  das  Gegenteil.  Die 
beiden  Verba  sind  sicher  verschieden  *•). 

TrompOy  Kreisel  wahrscheinlich  zu  oxQdfißog,  wie  siz.  strummula, 
ScHUCHARDT  gelegentlich  eingehender  Verfolgung  der  Benennungen  von 
Haspel  und  Garnwinde.  Mir  scheinen  trompa  und  trompo  in  dieser 
Bed.  vielmehr  zu  trompa  Trompete  zu  gdiören,  wegen  der  Form,  und 
nicht  zu  dem  auch  von  der  Akad.  genannt-en  griechischen  Wort**^). 

Zapato  und  seine  Sippschaft  unterzieht  Sch.  einer  Besichtigung,  die 
nur  flüchtig  sein  soll,  bei  der  aber  natürlich  sofort  der  „Stamm  sapa^ 
verschwindet,  der  gar  nicht  einmal  erwähnt  wird,  während  eine  persische 
und  eine  arabische  Etymologie  abgetan  werden.  Der  Vermutung  gleich 
hohen  Alters  der  abendländischen  Entlehnung  mit  xanca  ist  beizupflichten, 
um  so  mehr  als  es  sich  in  Spanien  bis  ins  11.  Jahrh.  zurückverfolgen 
lässt.  Da  aber  auch  die  Vulgärsprache  des  ganzen  heutigen  arabisch- 
türkischen Orients  es  besitzt,  scheint  mir  die  Aboriginität  des  osttürkischen 
(^nbata  noch  der  Bestätigung  zu  bedürfen,  Vamberys  Hinweis  auf  ^apat 
wickebi  ist  sehr  wenig  einleuchtend*^). 

Freiburg  i.  Br.  G.  Baist. 

Portagiesische  Sprache  von  C.  Michaelis  de  Vasconcellos 
folgt  später. 


Albanesisoli.  1904. 

Unter  den  albanesi.schen  Zeitungen  behaupten  Alb.  und  Drita^) 
fortwährend  die  erste  Stelle.  Von  Drita  erschienen  die  Nummern  36 — 55. 
Eine  Reihe  von  anderen  Zeitungen  sind  mir  im  wesentlichen  nur  durch 
die  Besprechungen  in  Alb.  und  Drita  bekannt;  so  erwähnt  Drita  Nr.  50 
eine  in  Neapel  erscheinende  italienisch-albanesische  Zeitung  Laimtari  i 
Sk'üpenis  („L'araldo  d'Albania");  Drita  Nr.  52  und  Alb.  VIU  167 
berichten  über  eine  von  0OMA  Abrami  und  Milo  Dutsi  in  Ägypten 
(Cairo)  herausgegebene  albanesisch-(griechisch-türkisch-)französische  Zeitung 


28)  ZRPh.  28,  :J6.    29)  MPhi.  1, 54.    30)  Schuchardt,  H.,  an  Musaafia, 
Graz  1905,  41  S.  fol.    Nicht  im  Buchhandel.      31)  ZRPh.  28,  195. 

1)  S.  Note  38   der   Bibliographie   für   1901.      2)  Sofia  1904,  160  S.  12», 


H.  Pedersen.  I  215 

Besä.  Unter  den  Kalendern  verdient  Kaien  dar!  Kombiar^)  in  erster 
Linie  Erwähnung.  Der  inZara  erschienene,  im  scutarinischen  Dialekt  verfasste, 
64  Seiten  grosse  Kalender  ok'üptari  (s.  Drita  Nr.  39)  ist  mir  nicht 
zu  Gesicht  gekommen.  £in  griechisches  Gredicht  von  Naim  Frascri 
'O  äki]^g  Jiö&og  twv  üxvneräQWVy  das  zum  ersten  Male  1886  in 
Bucharest  anonym  erschienen  war  und  1903  in  Sofia  wieder  herausgegeben 
wurde*),  liegt  jetzt  noch  in  albanesischer  Übersetzung  vor*).  Das 
türkisch  geschriebene  Drama  von  Sami  Frascri,  das  in  albanesischer 
Übersetzung  mit  dem  Titel  Besä*)  vorliegt,  ist  von  Agobtino  Ribecoo 
ins  Italienische  übersetzt  worden  (s.  Drita  Nr.  52).  Ein  Ereignis  aus 
dem  Leben  in  Albanien  erzählt  P.  H.  H.  N.  (d.  h.  der  im  Jahre  1905 
ermordete  Priester  Xristo  Haralambi,  s.  Alb.  IX  1,  27),  I  vögcli  Jonat 
Argen di*)  (herausgegeben  von  einem  Zweige  der  Gesellschaft  „Dituria"). 
Das  hinterlassene  Wörterbuch  des  1895  verstorbenen  KristoforiJi  wurde 
in  Athen  herausgegeben'').  Caspare  Jacova  Merturi  gab  eine  Gram- 
mati ca  della  lingua  albanese*)  heraus.  Ich  trage  hier  noch  drei 
mir.  erst  jetzt  zugegangene  serbische  Bücher  nach:  Kujundzi6,  Srpsko- 
arnautski  reönik*)  (serbisch-albanesisches  Wörterbuch);  der  Verfasser 
stammt  aus  G'akova  und  spricht  von  der  Kindheit  an  neben  Serbisch 
auch  Albanesisch ;  auf  Grund  seiner  persönlichen  Kenntnis  gibt  er  eine 
Sammlung  von  mehr  als  4000  serbischen  Stichwörtern  mit  albanesischer 
Übersetzung;  dabei  sind  allerdings  oft  die  Formen  des  Mask.  und  des 
Fem.  der  Adjektive,  des  Sing,  und  des  Plur.  der  Substantive  als  be- 
sondere Stichwörter  aufgeführt  u.  s.  w.;  darauf  folgt  noch  (S.  79 — 138) 
eine  Reihe  von  serbisch-albanesischen  Gesprächen ;  die  Orthographie  ist  sehr 
mangelhaft  Eine  Schilderung  von  Land  und  Leute  gibt  Bogo8Avljevi6, 
O  Arnautima^*^)  („Von  den  Albanesen");  das  Buch  enthält  auch  ein 
Paar  albanesische  Lieder,  gleichfalls  in  mangelhafter  Orthographie ;  der 
Verfasser  war  Offizier  der  serbischen  Grenzgendarmen  an  der  Grenze 
gegen  Albanien  und  stützt  sich  hauptsächlich  auf  eigene  Erfahrung;  wo 
diese  nicht  ausreicht,  beruft  er  sich  auf  die  Bücher  von  Gjurkoviö 
(d.  h.  Gjürkoviö,  Albanija.  Crte  o  zenilji  i  narodu^^),  „Albanien,  Skizzen 
von  Land  und  Leute";  enthält  noch  ein  Paar  Lieder  und  eine  wenig 
vollständige  Bibliographie)  und  Jovanoviö  (Albanasi)^*).  Ein  Sonder- 
abdruck aus  der  Zeitschrift  „Kolo"  ist  der  Aufsatz  von  Dr.  S.  Trojanoviö 
und  M.  Gaji6,  Krv  i  umir  kodSrba  iArnauta^^)  („Blutfeindschaft 
und  Aussöhnung  bei  den  Serben  und  Albanesen").  —  Mit  dem  Balkan- 
problem beschäftigt  sich  Giuseppe  Schirö,  Gli  Albanesi  e  la  questione 
Balcanica^*)  und  Gerardo  Conforti,  Questione  Macedone  o 
Albanese^*).  —  Beitrage  zur  wissenschaftlichen  Behandlung  des  Alba- 
nesischen  liefert  O.  Wiedemann  passim  in  der  Fortsetzung  seines  Auf- 
satzes Etymologien^®).  Wenn  er  S.  67  die  G.  Meyersche  Etymologie 
des  Wortes  mbreme  , Abend*  verwirft  und  dafür  S.  74  eine  Etymologie 

3)  Sofia  (Druckerei  Mbro^fßia)  1903,  16  S.  12^  4)  Sofia  1904, 20  S.  5)  S. 
Note  43  der  Bibliographie  für  1901.  6)  Constanza  in  Rumänien  1904,  gedruckt 
iD  Sofia  (Druckerei  Mbro»?£8ia).  7)  Athen  1904,  502  S.  8^  8)  Rom  1901.  206  S. 
9)  Belgrad  1902,  VlII  +  140  S.  8^  10)  Nisch  1897,  109  S.  12«.  11)  Sarajevo 
1885,  208  S.  12«.  12)  Belgrad  1880.  13)  Belgrad  1901,  27  S.  8».  14)  Neapel 
1904,  600  ö.    15)  Neapel  1904,  80  S.  12^    16)  BB.  XXVHI  1-83, 


1  216  Albanesifich.    1904. 

aufstellt,  die  auf  der  Analyse  des  Wortes  als  mb-reme  beruht,  so  hat 
er  übersehen,  dass  es  eine  Form  prE7ne  gibt  (s.  meine  Alb.  Texte  mit 
Glossar,  8.  181;  jetzt  ist  auch  auf  das  neue  Wörterbuch  von  Kristoforidi 
zu  verweisen).  Und  wenn  er  bei  der  etymologischen  Behandlung  von 
diet  ,Sonne'  S.  71  bemerkt,  dass  die  Betonung  in  U  diele  »Sonntag* 
darauf  hinweist,  dass  zwischen  i  und  e  ein  Laut  geschwunden  ist,  und 
gegen  die  Annahme  spricht,  dass  ie  Diphthongisierung  eines  idg.  e  ist, 
so  weiss  er  offenbar  nicht,  dass  das  Resultat  dieser  Diphthongisierung 
überhaupt  immer  entweder  zweisilbiges  Ie  oder  einsilbiges  je  ist  (vgl.  etwa 
serb.  ije  und  je  aus  urslav.  e);  mit  dem  gleichfalls  zweisilbigen  alb.  ua 
und  üß  als  Diphthongisierung  eines  Einzellautes  vgl.  lit.  dial.  uva  aus 
//  oder  cuwas.  icwar  ,Salz*  aus  urtürk.  Hüx  jakut.  tüs  osm.  tux  (und 
vgl.  ZVglS.  XXXIX  241).  diei  ,Sonne*  ist  mit  k'iet  ,Himmer  (aus 
lat.  caelum)  durchaus  gleichartig.  Die  Verteilung  von  ie  und  je  ist 
wenigstens  zum  Teil  von  der  Silbenzahl  abhängig  [bie  ,falle,  bringe  her*, 
3.  Sing.  Konj.  bjere);  in  der  Flexion  der  Substantive  ist  aber  eine  Aus- 
gleichung eingetreten,  so  dass  ie  mit  je  in  demselben  Paradigma  nicht 
wechselt;  te  diele  »Sonntag*  ist  aber  einfach  der  bestimmte  Akkusativ 
von  diet  (s.  ZVglS.  XXXIII  543).  Wenn  Wiedemann  diei  aus  einer 
Grundform  *deivelos  erklaren  zu  können  glaubt,  so  hat  er  nicht  be- 
achtet, dass  bei  dem  Schwunde  eines  intervokalischen  Konsonanten  nie- 
mals Hiatus  entstanden,  sondern  immer  Kontraktion  eingetreten  ist 
Richard  Löwe  hat  in  einem  Aufsatze  Altgermanische  Elemente 
der  Balkansprachen ^'')  angenommen,  dass  vier  albanesische  Wörter 
aus  dem  Germanischen  entlehnt  wären;  bei  soh  ,ich  sehe*  und  geh  Aor. 
geta  ,ich  finde*  ist  diese  Annahme  schon  wegen  der  morphologischen 
Eigentümlichkeiten  der  beiden  Verba,  die  zweifellos  zum  alleraltesten 
Teile  des  alb.  Sprachschatzes  gehören,  gänzlich  ausgeschlossen;  langim 
,Sprung*  muss  von  got.  laggs  ,lang*  schon  aus  semasiologischen  Gründen 
fern  gehalten  werden;  ein  albanesisches  sijixe  »Gartenmesser*  kann  schon 
wegen  des  s  kein  altgennanisches  Lehnwort  sein.  Von  Kk.  Sandfeld 
Jensen  liegen  die  folgenden  Arbeiten  vor :  DerSchwund  desInfinitivs 
im  Rumänischen  und  den  Balkansprachen^^),  Die  Konjunktion 
de  im  Rumänischen^^)  (berücksichtigt  auch  die  albanesische  Kon- 
junktion e,  ede)  und  Die  nicht-lateinischen  Bestandteile  im 
Rumänischen*®)  (hierin  ist  auch  von  den  Übereinstimmungen  des 
Rumänischen  mit  dem  Albanesischen  die  Rede).  —  Unter  den  Beiträgen 
zur  Kenntnis  des  albanesischen  Volkes  und  Landes  ist  zu  erwähnen: 
Karl  Steinmetz,  Eine  Reise  durch  die  Hochländergaue  Ober- 
alb an  iens^^).  Diese  Reiseschilderung  bildet  das  ers^te  Heft  einer  von 
C.  Patsch  in  fristlosen  Heften  herausgegebenen  Sammlung  Zur  Kunde 
der  Balkanhalbinsel.  Der  Verfasser,  ein  vielgereister  Ingenieur  hat 
im  Jahre  1903  eine  Reise  von  Scutari  durch  das  Gebiet  der  katholischen 
und  mohammedanischen  Hochländer  nach  G'akova  und  hierauf  südlich 
nach  Prizren  und  Kalkandele  unternommen;  das  übergrosse  Misstrauen 
der  türkischen  Behörden  hinderte  ihn  aber,  seine  Reise  in  der  vom  Anfang 

17)  ZVglsTxXXIX  BTl^alä.^Ts)  JBIRS.  ix  75-I31I      ^19)  ZRPh. 
XXVIII  11—35.      20)  GG.   (zweite   Ausgabe)   I  524—534.      21)  Wien   1904, 

t>8  S,  8», 


J.  Gedde«,  Jr.  I  217 

an  geplanten  Weise  fortzusetzen ;  deshalb  kehrte  er  über  Saloniki,  Athen 
und  Corfu  wieder  nach  Bcutari  zurück,  um  von  hier  aus  das  Gebiet  der 
Mirditen  zu  besuchen.  Die  für  andere  Reisenden  sehr  nützliche  Schilderung 
enthält  viele  Erörterungen  über  albanesische  Sitten  und  vor  allem  eine 
sehr  eingehende  und  anschauliche  Darstellung  der  albaneaischen  Stammes- 
verhältnisse. Dankenswert  ist  die  genaue  Angabe  der  Aussprache  der 
Namen.  Ferner  erwähne  ich  Carl  Patsch,  Das  Sandschak  Berat 
in  Albanien^*);  P.  Träger,  Schiffsfahrzeuge  in  Albanien  und 
Macedonien**),  Guillaume  Apollinaire,  Deux  faux  princes 
d^Albanie")  (vgl.  Alb.  VIII  144). 

Holger  Pedersen. 


Homanisclie  Sprachen  ausser- 
halb Europas. 

Canadian-Freneh.      1903—1904.      1902.    BiographicaL 

530.  Chouinard,  Tabb^  E.  P.,  cur6  de  St  Paul  de  la  Croix. 
Galerie  des  prßtres  du  dioc^se  de  St.  Germain  de  Rimouski. 
Quebec,  pp.  252,  in-16^  prix  $  1.50.  Contains  the  biographies  and 
half -tone  portraits  of  all  the  priest»  in  this  diocese.  531.  Desaulnierb, 
F.  L.,  avocat  et  ancien  d6put6  (cf.  no.  275).  Charles  Lesieur 
et  la  fondation  d'Yamachiche,  Montreal,  pp.  24,  petit  in-4^  The 
author  is  a  descendant  of  the  Ijesieur  family  and  claims  that  Charles 
Lesieur  is  the  founder  of  the  parish.  This  side  of  the  case  is  opposed 
to  what  is  set  forth  on  the  subject  by  M.  Bellemare  (cf.  no.  463). 
It  is  difficult  to  determine  just  when  Lesieur  arrived  (cf.  article  in 
RC,  April  1905,  pp.  368—395).  532.  Idem.  Recherches  g^n^a- 
logiques,  ibidem,  pp.  XVI  -f-  197,  in-16^  This  is  the  fourth  volume 
of  the  work  already  noted  (see  nos.  275,  352).  Among  the  families 
described  are  the  Bruneau,  Buisson,  Caron,  Charest,  Cloutier,  Comeau, 
Douville,  Dufresne,  de  I^essard,  Morin,  Proulx,  Tessier.  The  investigation 
is  painstaking.  The  portraits  add  to  the  value  of  the  work.  533.  Dionne, 
N.  E.  Une  grande  figure  de  prötre,  Tabb^  Gabriel  Richard, 
cur6  de  Detroit,  Michigan.  Cbnf^rence  donnee  a  Tuniversit^  Laval. 
Quebec,  pp.  54,  in-8*^.  M.  Richard  was  once  a  member  of  congress. 
534.  Gaonon,  Ernest.  Louis  Jolliet,  d^couvreur  du  Mississippi 
et  du  pays  des  Illinois,  premier  seigneur  de  Tile  d'Anticosti.  ißtude 
biographique  et  historiographique.  Quebec,  pp,  XV  -["  284,  in-4®,  prix 
$  1.00.  The  introduction  is  by  M.  Thomas  Chapais.  Twelve  appen- 
dices  add  to  the  value  of  the  work.  The  latter  concern  the  history  of 
Anticosti  from  Jolliet*s  time  down  to  the  present  day.  With  regard  to 
the  author's  Observation»  about  the  Menier  administration,  cf.  nos.  246, 
521,  which  treat  the  subject  of  "Menier  et  son  ile'\    M.  Chapais  questions 


22)    Wien    1904,    200   Sp.    4«    (Schriften    der    Balkankommifision.     Anti- 
quariache  Abteilung  III).     23)  CBIDAG.  1904,  Nr.  4  und  5-    24)  L'Europ^en. 


I  218  Canadian-French.    1902. 

in  how  far  the  term  "d^ouvreur  du  Mississippi"  belongs  to  Jolliet.  The 
pari  devoted  to  this  explorer  contains  niuch  research  and  is  of  interest 
biographically  as  well  as  historically.  535.  GiroüArd,  D^ir£.  La  fa- 
mille  Girouard  en  France.  L^vis,  pp.  18,  in-8^  This  is  a  Supplement 
to  a  pamphlet  published  in  1884.  The  author,  Judge  Girouard,  having 
since  his  last  voyage  in  France  discovered  new  material  in  regard  to 
bis  family,  has  published  it  in  this  form.  536.  Gosselin,  l'abb^  Au- 
guste. Henri  de  Berni^res,  premier  cur6  de  Qu6bec,  Qu6bec, 
pp.  VIII +  392,  in-12®.  This  book;  altho  bearing  the  name  "Quebec", 
is  issued  as  one  of  a  series:  Les  Norman ds  au  Canada,  of  which 
several  have  been  published  in  France.  This  study  of  a  young  priest 
who  came  to  New  France  in  1659,  is  a  new  edition  of  an  account  of 
Henri  de  Bernieres  which  appeared  from  the  pen  of  Tabb^  Gosselin  in 
the  RCan.  537.  Myrand,  Ernest.  Frontenac  et  ses  amis.  Quebec, 
pp.  XI -|- 188,  in-8^  This  study  treats  rather  more  of  madame  de 
Frontenac  than  of  her  husband.  It  rehabilitates  the  former  by  showing 
her  usefulncss  when  in  France  at  the  court  where  she  remained  to  look 
after  Frontenac's  interests.  The  work  treats  also  of  several  interesting 
characters  of  the  period.  538.  Pampalon,  le  R.  P.  Pierre.  Une 
fleur  canadienne  de  Tinstitut  de  Sain t-Alphonse.  Notice  bio- 
graphique  du  R.  P.  Alphonse  Pampalon,  de  la  Congr^gation  du  trfes 
Saint  R^dempteur,  Montreal,  pp.  200,  in-12®,  prix.  ijS(  0.25.  Father  Pam- 
palon was  noted  for  his  piety.  The  sketch  is  by  his  brother,  a  member 
of  the  same  Congregation.  539.  Roy,  Pierre  Georges.  La  famille 
Fr^mont.  L6vis,  pp.  84,  in-8°.  Genealogical  infomiation  regarding  the 
families:  Bender,  Boivin,  Brewer,  Buckley,  Dessane,  Fräser,  Goderfoy  de 
Tonnancour,  Laframboise,  Leclerc,  P^rodeau,  Potel,  Saint-Germain, 
Saint-Jacques,  Scott.  There  were  some  of  the  members  of  the  Fr6mont 
family  who  sat  in  parliament  and  one  was  mayor  of  Quebec.  The  father 
of  the  well  known  General  Fr^mont  was  born  in  Quebec. 

Educatian.  540.  Abr^g^  de  l'histoire  du  Canada  par  les 
Soeurs  de  la  (yharit^  de  la  Providence  de  Montreal.  Montreal.  541.  Dou- 
ville,  Tabb^  J.  A.  Jr.  Histoire  du  collöge-s^minaire  de  Nicolet. 
1803.  1903.  Tome  Premier,  1803— 1800,  pp.  XII -f- 455;  tome  second, 
1861—1903,  pp.  XIII  +  180  +  302  gr.  in-S»,  prix.  $  3.40  (cf. 
no.  473).  This  important  work  is  not  only  a  history  of  the  seminary 
but  of  much  of  the  entire  country.  Many  distinguished  men  were  grad- 
uatcd,  here,  among  them  Frechett«,  the  poet,  and  Raphael  Bellemare 
(see  no.  463)  who  contributes  the  introduction  to  the  second  volume. 
Complete  lists  of  the  alumni,  faculty,  and  fine  portraits  of  those  prominent 
in  the  history  of  the  institution  make  the  work  especially  desirable  to 
all  interested  in  education  in  the  province  (see  no.  657).  542.  Mag- 
NAN,  Tabb^  J.  Roch.  Cours  fran9ais  de  lectures  gradu6es. 
Montreal,  3  vol.  in-8®.  543.  Nunevais,  le  R.  P.  A.  Le  premier 
livre,  ou  syllabaire  divis^  en  dix  ttibleaux  selon  la  m^thode  phonique. 
Qu6bec.  544.  Pr^cis  de  l'histoire  de  la  littßrature  fran9ai8e. 
La  con(jr6oation  des  .soöurs  de  Ste.  Anne,  Lachine.  545.  S6mi- 
naire  de  St.  Germain  de  Rimouski.  Quel  est  le  v6ri table 
fondateur?    Rimouski,  pp.  9 -|- 94.  8^     The  author  of  this  pamphlet 


J.  Geddes,  Jr.  I  219 

is  the  Rev.  M.  SMrrn  in  charge  of  thc  parish  of  TAnse  au  Griffon.  He 
Claims  the  Rev.  George  Potvin,  late  of  Buckland  parish,  to  be  the  true 
founder  of  the  College.  Othere  maintain  the  real  founder  to  be  Mgr 
Tanguay,  the  author  of  the  genealogical  dictionary  (see  uo.  135).  It  has 
been  shown  that  Bishop  Baillargeon  in  his  correspondence  has  more  than 
once  referred  to  M.  Potvin  as  the  founder.  This  in  itself  is  evidence  of 
the  fact  (cf.  no.  661).  546.  Tremblay,  N^r:^^.  Ab6c6:  Nouvelle 
m^thode  de  lecture  par  Timage  et  l'ancienne  6pellation.  Quebec.  547.  Un  i- 
versit^  Laval  de  Quebec.  Conferences  publiques,  1901 — 1902. 
Quebec,  pp.  463.  8®.  From  an  educational  standpoint,  hardly  anything, 
other  than  the  articles  which  appear  in  the  MSRC.,  possess  the  intrinsic 
merit  of  the  lectures  delivered  during  the  course  of  the  year  at  Laval 
university.  The  lectures  delivered  in  1901  appt^ared  in  print  in  1902. 
An  idea  of  their  ränge  and  nature  may  best  be  got  by  the  titles  of  the 
lectures  and  names  of  those  delivering  them.  The  rector  of  the  university, 
Mgr  O.  E,  Mathieu  opened  the  series  by  giving  the  first  lecture,  intro- 
ductory  to  the  following:  II  and  III,  Mgr  J.  C.  K.  Laflamme.  "L'6glifee 
orthodoxe  russe".  IV  and  V,  Tabb^  A.  H.  Gosselin  "Le  XIX®  siöcle, 
tableau  des  premiöres  ann^es:  Bonaparte  et  Pie  VII,  le  concordat  de 
1801."  These  two  lectures  were  separately  printed  and  as  such  were 
noted  under  no.  467.  As  in  the  case  of  the  articles  appearing  in  the 
MSRC,  many  of  the  Laval  lectures  appear  in  reprints.  VI  and  VII., 
E.  Prince.  "Un  procfes  sous  la  Restauration:  le  mar^chal  Ney";  also 
separately  printed.  VIII  and  IX,  Adjutor  Rivard.  "Du  rythme  dans  la 
langue  fran9ai8e."  X  and  XI,  Tabb^  S.  A.  Lortie.  "Le  socialisme." 
Xn,  Tabbe  H.  Simard.  "Les  courants  ^lectriques  alternatifs  de  haute 
tension  et  de  grande  fröquence."  XIII,  Thomas  Chapais:  "Sur  les  che- 
mins  de  la  croyance."  XIV,  J.  E.  Roy.  "La  16gende  napol6onienne  au 
Canada."  Towards  the  close  of  1902,  the  second  series,  here  likewise 
noted  under  no.  547,  appeared  in  print:  I,  Adjutor  Rivard.  "L'origine 
du  vers  fran9ai8."  II,  III  and  IV,  Tabb^  A.  H.  Gosselin.  "La  France 
au  XIX  si^cle."  V,  Tabb^  Lortie.  "L'äme  anarchiste."  VI,  Eugene 
Rouillard.  "Nos  r^gions  de  colonisation  et  le  recensement  de  1901." 
Vn,  H.  E.  Dionne.  "L'abb6  Gabriel  Richard.  Une  grande  figure  de 
prötre."  VIII,  J.  E.  Prince.  "L'imp^rialisme  anglais  dans  ses  sources." 
IX,  X  and  XI,  Fabb^  L.  A.  Paquet.  "Droit  public  de  T^glise." 
XII  and  XIII,  l'abb^  C.  Roy.  "La  renaissance  litt^raire  en  France  au 
XVI«  siäcle."  XIV  and  XV,  Tabb^  Henri  Simard.  "Magn6tisme  et 
^lectricit^."  It  may  be  said  in  general  that  the  Colleges  thruout  the 
province  of  Quebec  publish  yearly  Annuaires.  They  contain  bcsides 
the  official  lists  of  students,  professors,  College  officers,  trustees,  etc.,  all 
necessary  Information  regarding  entrance,  examinations,  prizes,  courses 
offered,  degrees  conferred,  etc. ;  cf.  no.  657. 

Fr  euch  prodtiction.  548.  Charency,  le  comte  H.  de. 
6  tu  des  algiques.  There  are  three  algonkian  linguistic  topics  treated, 
each  in  an  article  by  itself.  1.  The  verbs  to  be  and  to  have,  the 
aim  of  the  paper  being  to  show  their  modern  developments  in  the  Al- 
gonkian tongues.  2.  The  conjugation  of  the  Basque  and  the  Algonkian 
verb  in  which  the   aim  is  to   demonstrate  a  distinct  relationship  between 


I  220  CanadiaD-French.    1902. 

them.  3.  The  Berber  and  the  Algonkiaii  adjective,  the  attempt  being 
znade  to  trace  the  relationship  of  each  to  the  other  and  of  both  to 
Baeque.  549.  Guilhermy.  Au  hasard.  Croquis  cauadiens.  Montreal, 
pp.  54.  16®.  Short  character  sketches.  550.  Lekoy-Beaulieu,  Paul. 
De  la  colonisation  chez  les  peuples  modernes.  5™®  6d.,  2  vol. 
Paris,  Guillauniin  et  C'^,  pp.  XXV -j-  538;  725.  This  well  known  work 
is  authoratative.  The  subject  of  Freneh  colonization  in  Canada  is  merely 
touched  upon.  551.  Moreau,  Henri.  Sir  Wilfrid  Laurier,  premier 
ministre  du  Canada.  3®  6d.,  Paris,  Plön,  pp.  VII -j- 299.  Contains 
selections  from  the  minister's  addresses  and  the  views  of  oontemporaries 
in  regard  to  bis  activity.  The  work,  written  from  the  sjmpathetic  Freneh 
standpoint^  is  in  nowise  critical.  It  is  even  more  eulogistic  thruout 
than  biographical.  It  is  simply  an  eloquent  tribute  to  the  recognized 
merit  of  an  able  statesman.  552.  Rozier,  Mgr.  Le  bapt^me  d'une 
race.  Conference  faite  au  monument  national,  le  31  mars  1902,  Montr^. 
Mgr  Rozier  came  over  from  France  on  purpose  to  preach  this  lenten 
sermon. 

HistariccU.  553.  Arnold,  Matthew.  ]^tudes  sur  les  Etats- 
Unis,  traduction  d'Edmond  de  Nevers,  Quebec.  In  making  this 
translation,  the  author  of  L'avenir  du  peuple  canadien-fran^ais 
(cf.  no.  200)  has  semingly  desired  to  have  bis  own  views  in  a  measure 
supported  by  the  observations  of  a  distinguished  foreign  writer.  It  will 
be  remembered  that  Arnold's  "Studies"  first  appeju^d  in  the  Nineteenth 
Century,  between  1881  and  1888,  in  the  articles  bearing  the  titles 
"General  Grant",  "A  word  in  regard  to  America",  "Still  anothers  word 
in  regard  to  the  United  States",  "Civilisation  in  the  United  States". 
554.  B^CHARD,  A.,  (cf.  no.  6).  Histoire  de  TIle-aux-Grues  et 
des  lies  voisines.  Arthabaskaville,  pp.  11 -|- 108.  16*^,  prix  ^  0.25. 
A  posthumous  work.  The  island  is  in  the  Saint  Lawrence,  between  the 
Montmorency  and  Tlslet  shores.  There  are  a  number  of  legends  connected 
with  it.  No  new  facts  are  brought  out.  555.  Boürassa,  Henri.  "Le 
patriotisme  canadien-fran9ais,  ce  qu*il  est^  ce  qull  doit  6tre".  RCan.  juin, 
pp.  423 — 448  (cf.  no.  495).  A  streng  presentation  of  the  Freneh  side 
of  conditions  uiider  the  British  dominion.  The  Boer  war  in  South  Africa 
enlistcd  the  Services  of  both  Freneh  and  English  subjects  of  the  British 
crown  despite  the'  fact  that,  according  to  M.  Boürassa,  the  Freneh  of 
Canada  are  under  no  obligations  to  the  country  to  which  they  owe  their 
allegiance.  Enlisting  in  order  to  fight  England's  battles  is  no  part  of 
the  business  of  the  Freneh  Canadians.  It  will  be  readily  understood 
that  the  feeling  of  the  Freneh  population  in  Canada  never  can  be  the 
same  towards  Great  Britain  as  that  of  English  subjects  of  that  country. 
M.  Boürassa  chiims  that  the  descendants  of  the  Freneh  in  Canada  are 
mpre  thoroly  Freneh  than  ever  and  they  have  no  need  to  identify 
themselves  with  British  interests  to  the  extent  of  ser\'ing  under  England's 
flag.  The  idea  so  often  expressed  that  the  Freneh  of  Canada  are  suffi- 
cieiit  unto  themselves  .seems  here  to  find  encouragement.  The  objections 
that  are  invariably  brought  forward  to  the  Freneh  Canadians  isolating 
themselves  in  almost  any  way  whatever  are  that,  in  the  first  place,  this 
is  very  difficult  to  do.     It  is   difficult    owing    to    the    conditions    of    the 


J.  Gedde»,  Jr.  I  221 

times  and  to  the  circumstances  in  which  the  French  Canadians  are 
placed.  In  tbe  second  place,  even  tho  it  were  possible,  it  is  higbly 
questionable  whetber  it  would  be  at  all  deslrable.  It  has  been  often 
shown  tbat  eacb  race  is  a  factor  in  the  welfare  of  the  other.  This  wel- 
fare  bas  largely  been  brought  about  (cf.  JB.  Bd.  V,  i  295,  or  p.  1  of 
Can.-Fr.)  not  by  Separation  but  by  union.  556.  Bulletin  des 
recherches  historiques.  L6vis,  P.  G.  Boy.  This  useful  historical 
review,  embraces  archaeology,  history,  biography,  bibliography,  and  numis- 
matics.  The  volume  for  1902  is  the  eleventh.  The  keen  interest  taken 
thruout  the  provinee  of  Quebec  in  local  history  is  obvious  merely 
when  one  glances  thru  the  portion  of  "Canadian- French"  allotted  to 
biography,  history,  and  religion,  —  parish  history  Coming  in  largely  under 
this  last  head.  Much  of  t.  XI  is  taken  up  with  extracts  from  works 
containing  research  on  points  of  Canadian  history.  There  are  also  short 
original eontributions.  557.  Desjardinb,  Joseph.  Guide  parlementaire 
historique  de  la  provinee  de  Quebec.  Quebec,  pp.  XXIV -f- 396. 
As  a  work  of  reference  for  looking  up  the  members  of  the  legislature, 
Senators,  councilors,  ministers,  govemors,  and  all  who  have  had  a  band 
in  the  past  in  government  affairs,  this  compilation  is  practical  and  use- 
ful. The  concise  historical  summary  of  political  events  tbat  precedes 
different  administrative  Systems  farther  increases  the  value  of  the  book. 
558.  DiONNE,  N.  R  Historique  de  la  biblioth^que  du  parle- 
ment  ä  Quebec,  1792—1892.  Ottawa,  pp.  14.  8®.  Extrait  des  MSRC. 
Contains  list  of  librarians  and  number  of  volumes  purchased  on  various 
subjects  in  different  ycars.  559.  Guay,  Mgr.  Lettres  sur  File 
d'Anticosti.  Montr^,  pp.  315.  4^  The  history  of  this  island  has 
been  written  repeatedly  (cf.  nos.  246,  521,  534).  The  present  work  has 
no  new  material.  The  subject  matter  is  presented  in  the  form  of  letters 
written  by  Mgr  Guay  to  Judge  Plamondon.  The  island  which  was 
discovered  by  Jacques  Cartier  in  1535,  was  owned  at  the  time  Mgr 
Guay  got  together  bis  data,  by  M.  Menier.  The  extensive  Operations 
undertaken  by  the  latter  to  benefit  the  island  and  its  eight  hundred 
inhabitants  are  described  at  some  lengtb.  The  biographical  notes  at  the 
end  of  the  volume  in  regard  to  the  late  Judge  Plamondon  have  been 
contributed  by  the  Hon.  Charles  Langelier  and  M.  Louis  Frechette. 
560.  Inauguration  du  monument  Champlain  ä  Quebec  le 
21  septembre,  1898.  Quebec,  pp.  197.  8^  This  ceremony  was  wit- 
nessed  by  about  25  000  persons.  Representatives  of  the  English,  American, 
and  French  authorities  were  present  in  their  official  capacitics.  The 
addresses,  which  were  an  important  feature  of  the  demonstration,  have 
been  preserved  in  this  form.  They  are,  in  the  main,  historical  in  charact^r 
and  worthy  of  the  memorable  occasion.  561.  Kastner,  Fr£d#.ric  de. 
H^ros  de  la  Nouvelle-France.  Premiere  s^rie,  Quebec,  pp.  94,  8^ 
Mr.  Kastner,  who  is  in  Charge  of  the  French  and  German  instruction 
in  the  Quebec  high  school,  altho  a  foreigner,  has  become  as  en- 
thusiastic  on  the  subject  of  Canadian  history  as  the  natives  are.  The 
result  is  the  present  volume  which  includes  sketches  of  Dollard  des 
Ormeaux,  Madeleine  de  Verch^res,  and  Lemoyne  dlborville.  The  two 
former  figured  in  Indian  warf  are,    the    last-named    in    the    attack  on  the 


I  222  CaDadian-FreDch.   1902. 

British  Hudson  Bay  poats.  561*.  Laflamme,  J.  C.  K.  "Lee  Oanadiens 
aux  Etats-Unis",  RCan.  The  dominant  idea  thruout  this  series  of  articles 
is  that  which  has  been  criticised  above  under  no.  555.  Mgr  Laflamme 
maintains  that  the  best  interests  of  the  French  Ganadiaus  are  served  by 
isolation,  by  keeping  aloof  from  their  neighbore  over  the  border,  and  by 
preserving  intact  their  customs,  native  tongue,  and  their  religion.  This 
view  is  opposed  by  the  Roman  Catholic  church  leaders  of  other  nationali- 
ties  who  claim  that  learning  English  and  adapting  one's  seif  to  one's 
smroundings  is  advantageous.  The  conditions  of  life^  as  shown  in  dis- 
cussing  no.  555,  are  such  as  to  render  creating  barriers  between  the 
races  practically  an  impossibility.  And  granting  the  possibility,  the  gain 
in  the  preservation  of  customs,  language,  and  religion  would  be  more 
than  offset  by  retarded  civilization  resulting  from  isolation.  562.  Nevers, 
Edmond  de.  "Les  Anglais  et  nous".  RCan.  juillet,  pp.  11 — 40.  This 
article  which  has  been  given  the  leading  place  in  the  principal  Canadian 
monthly,  exaggerates  the  points  brought  out  in  nos.  555  and  561".  It 
is  in  the  same  vein  only  more  so.  Nothing  English  should  be  imitated, 
business  methods,  fashions,  speech,  all  should  be  abjured.  The  French 
Canadians  should  go  proudly  on  in  their  own  way.  Not  only  is  this 
idea  of  self-sufficiency  accentuated  in  this  paper,  but  the  writer  exults  in 
the  traditional  feeling  of  enemity  which  has  always  characterized  the 
English  and  French  peoples.  He  rejoices  in  the  reverses  the  English 
have  suffered  in  the  South  African  war  and  recalls  the  deeds  of  prow- 
ess  of  his  ancestors  in  the  early  days  of  New  France.  Moreover,  the 
writer  then  draws  upon  his  imagination,  just  as  Rameau  de  Saint-Pfere 
did  forty^six  years  ago  in  La  France  aux  colonies,  of  which  a 
characteristic  extract  was  given  (Can.-Fr.,  text  to  note  37).  The  idea 
that  the  French  are  to  assume  in  America  the  important  political  röle 
that  they  always  have  in  the  past  and  still  continue  to  play  abroad,  is 
in  the  face  of  present  circumstances  and  conditions  simply  chimericaL 
And  yet  the  fact  that  such  views  as  M.  de  Nevers  puts  forth  are  still 
held  by  many  educated  French  Canadians  shows  how  serious  such  con- 
ceptions  are  and  how  firmly  they  are  rooted.  Isolation,  if  it  were 
possible  to  secure  it,  would  make  more  ingrained  such  impractical  ideas. 
In  a  Word,  provincialism  might  reach  the  limit.  563.  Poirier,  Pascal. 
"Louisburg  en  1902."  MSRC.  t.  VIII,  §  1,  pp.  99-126.  M.  Poirier 
was  appointed  by  the  Royal  Society  a  committee  to  look  into  the  feasi- 
bility  of  securiug  this  historic  site  for  public  property.  The  sketch  des- 
cribes  present  conditions  of  the  fortress  and  environment  564.  Sülte, 
Benjamin.  "Le  r^giment  de  Carignan."  MSRC.  t.  VIII,  §  1,  pp.  25—96. 
Historical  study  of  a  regiment  sent  from  France  in  1665  to  Canada 
and  of  the  service  the  soldiers  accomplished  in  the  way  of  building  forts, 
checking  the  Indians,  etc.  The  regiment  was  recalled  to  France  in 
1667,  but  a  good  part  of  it  remained  in  New  France.  The  work  of 
attempting  to  trace  the  descendants  of  these  soldiers  forms  an  interesting 
part  of  the  study. 

Language.  One  of  the  most  important  movements  towards 
keeping  to  the  fore  the  continual  study  of  the  French  language  in  Canada 
took    place  in  Quebec,  on  the   18*^  of  February,  1902.     On  that  date. 


J.  Geddes,  Jr.  I  223 

under  the  patronage  of  Laval  university,  la  Soci^t^  du  parier  fran^ais 
au  Canada  waa  founded.  Its  object  is  the  study  and  perfecting  of  the 
French  spoken  in  Canada.  The  program  in  general  consists  of  the 
following:  1^.  The  study  of  French  philology,  and  particularly  the  study 
of  the  French  language  in  Canada  as  regards  its  history,  character,  and 
existing  conditions.  2®.  Investigation  of  the  dangers  which  threaten  the 
spoken  idiom  in  Canada:  the  influence  of  environment,  customary  and 
necessary  contact  with  foreign  idioms,  the  gradual  deformation  of  the 
populär  Speech  when  left  to  itself,  decadent  tendencies  noticeable  in  the 
literature  of  the  day,  influence  of  conimercialism  in  the  every-day  life, 
and  a  taste  somewhat  too  pronounced  for  antiquated  forms.  3^  The 
investigation  of  the  best  means  of  preserving  the  language  from  these 
different  dangers  and  of  restoring  to  it  what  it  has  already  lost  and  of 
rectifying  malformations,  endeavoring  at  the  same  time  to  preserve  the 
essential  spirit.  4^.  Calling  attention  to  works  adapted  to  make  of  the 
French  spoken  in  Canada  a  language  which  shall  meet  the  requirements 
of  its  natural  progress,  of  tradition,  new  social  conditions,  and  of  the 
genius  of  the  tongue  itself.  5®.  The  publication  and  dissemination  of 
works,  studies,  and  bulletins  adapted  to  carrying  out  the  above  plan. 
The  officers  of  the  society  are:  honorary  president:  Mgr  O.  E. 
Mathieu,  rector  of  Laval  university;  president:  Hon.  Adölard  Turgeon; 
vice-president:  Mgr  J.  C.  K.  Lafiamme;  archiviste:  M.  Tabb^  S.  A.  Lortie; 
secretary  and  treasurer:  M.  Adjutor  Rivard;  directors:  Hon.  Thomas 
Oiapais^  D.  A.  Vall6e,  M.  J.  P.  Tardivel,  M.  J.  E.  Prince,  M.  l'abb^ 
Camille  M.  Roy.  Seven  months  later  the  members  of  the  new  society 
having  coUected  a  number  of  linguistic  facts,  a  committee  consisting  of 
twenty-five  members  was  empowered  to  revise,  classify,  and  submit  the 
results  coUected  to  the  general  assembly.  It  was  decided  to  publish  a 
nionthly  Bulletin,  the  administration  of  which  was  placed  in  the  hands 
of  MM.  8.  A.  Lortie,  Eugene  Rouillard,  and  Adjutor  Rivard.  The  first 
number  was  issued  in  September;  nine  numbers  foUowed  with  monthly 
precision.  The  title  of  the  new  review  is:  565.  Bulletin  du  parier 
fran9ai8  au  Canada.  Quebec,  pp.  207,  gr.  in-8®;  Quebec,  Marcotte;  Paris, 
H.  Champion.  No  numbers  are  issued  during  the  months  of  July  and 
August;  price  8  fr.  a  year  for  the  countries  in  the  postal  union  (cf. 
Ro.  t  XXXIII,  1904,  p.  138).  This  is  the  first  time  that  a  scientific 
linguistic  review  has  appeared  in  Canada;  scientific  in  the  sense  that  the 
direetions  laid  down  by  Graston  Paris  in  the  first  number  of  the  BPF., 
July  1893,  p.  4,  are  strictly  carried  out  (cf.  text  over  foot-note  144,  Can., 
Fr.).  Moreover,  it  is  appreciated,  for  the  first  time,  that  speech  sounds 
cannot  be  accurately  recorded  by  apelling  according  to  modern  methods, 
but  phonetic  symbols  must  be  used  to  transcribe  the  sounds  of  speech 
which  is  subjected  to  scientific  examination.  The  system  adopted  for 
sound  notation  is  that  of  MM.  Gilli^ron  and  Rousselot.  This  system 
is  so  well  known  to  readers  of  the  JB.  interested  in  phonetics  as  not 
to  need  detailed  description.  Suffice  to  say  that  the  French  consonants 
represent  their  equivalents  in  the  dialects  studied,  excepting  c  which 
appears  always  italicised  and  equals  Fr.  ck  in  chou]  l  italicized  equals 
palatalized   //   in  Fr.   ailleurs,    and  n  =  gn   in    Fr.   agneau,     Vowel 


I  224  Canadian-French.    1902. 

sounds  are  differentiated  largely  by  the  use  of  diacritics  over  the  ordinary 
Symbols  for  the  vowel  sounds.  The  tilde  (")  indicates  nasality.  It  is  a 
very  easy  matter  indeed  to  criticise  any  system  whatever  for  recording 
souiid  notatioii.  This  system  is  no  exception.  Just  one  criticism,  as  a 
matter  of  form  and  as  an  illustrative  example:  The  same  symbol  ("), 
used  to  denote  vowel  nasality,  is  placed  over  the  character  representing 
Fr.  gn,  But  gn  is  already  in  itself  nasal.  Inasmuch  as  lip  nasal  m 
and  point  nasal  n  are  distinguished  by  different  Symbols,  why  palatal 
Fr.  gn  should  not  be,  is  not  clear.  That  point  nasal  n  should  be  used 
as  a  palatal  nasal  by  putting  the  tilde  over  it  is  using  this  sign  to 
indicate  position,  —  a  röle  different  from  that  originally  assigned  to  it 
This  criticism,  however,  as  indeed  much  like  it  that  could  easily  be  made, 
is  a  trivial  matt«r.  It  is  more  thaii  probable  that  the  sign  n  has  been 
adopted,  rather  than  say,  for  instance,  some  such  sign  as  that  of  the 
Paris  API.  in  order  to  save  the  expense  of  chiseling  out  a  new  character. 
The  interesting  question  here  is  not  as  to  whether  this  system  i&  better 
or  woree  than  other  Systems  in  vogue;  but  has  it  much  chance  of  being 
used  other  than  by  its  inventors?  It  certainly  has  some,  inasmuch  as 
the  SPFCanada  has  adopted  it.  But  the  fundamental  question,  after  all, 
is  that  of  phonetic  unity.  At  the  present  day,  in  view  of  the  agitation 
taking  place  in  America,  in  France,  and  in  Japan  in  regard  to  simpli- 
fication  of  spelling,  it  is  of  the  highest  importance  to  make  use  of  one 
phonetic  system.  It  is  needless  to  say  that  the  system  which  already 
has  obtained  the  widest  recognition  is  that  likeliest  to  be  used  by  schol- 
ars  everywhere.  What  would  be  gained  by  adhering  to  the  principle 
here  involved  of  phonetic  unity  has  been  already  shown  in  Can.-Fr, 
(cf.  the  text  over  foot-note  146).  The  main  features  of  the  Bulletin 
are  a  "Lexique  canadien  fran9ais'',  now  in  course  of  publication.  Each 
number  of  the  Bulletin  contains  an  article  devoted  to  this  purpose  and 
containing  words  or  expressions  that  have  been  coUected.  They  are 
divided  into  Archalsmes,  N^ologismes,  Barbarismes,  Anglicismes.  The 
poiiits  brought  out  under  each  of  these  headings  have  been  so  fully 
illustrated  in  the  previous  discussion  of  the  writings  of  Gingras,  Dünn, 
Caron,  Tardivel,  and  others  (see  the  text  to  Can.-Fr.  over  foot-notes 
no.  104,  112,  113,  114)  that  it  seems  unnecessary  here  to  exemplify 
farther.  The  terms  cited  have  been  carefully  studied,  suggestive  parallels 
are  often  made,  and  more  or  less  explanation  is  furnished.  Another 
feature,  which  thruout  the  year  has,  similarly  to  the  "Lexique",  taken 
up  a  few  pages  of  each  number  of  the  Bulletin  is  the  "Terminologie 
des  chemins  de  fer."  So  persistent  is  the  use  of  English  terms  to 
designate  well-nigh  everything  in  connection  with  this  subject  that  there 
is  danger  not  only  of  not  employing  the  French  equivalents,  but  of 
completely  forgetting  their  existence.  Such  terms  as  English:  check, 
conductoTy  junction,  shedj  etc.,  are  apt  to  come  more  naturally  and 
spontaneously  to  the  lips  of  the  average  French-Canadian  than  their 
French  equivalents:  bulletin^  chef  de  train,  bifurcation,  and  haUe  or 
hangar.  Indeed,  the  French  themselves  who  know  how  English  terms 
invade  the  vocabulary  of  sports  can  well  appreciate  the  continual  stniggle 
in  which  their  Canadian  kinsmen  are  constantly  engi^ged.     A  third  feature 


J.  Geddes,  Jr.  1  225 

eontaining  many  items  of  interest  to  the  linguist  is  the  pari  called 
"Echos  et  nouvelles".  The  latest  developments  in  linguistic  work, 
gathered  froni  the  important  reviews  sent  to  the  office  of  the  Bulletin 
are  here  siiceinctly  stated.  A  fourth  part  contains  "Comptes  rendus" 
in  which  a  review  or  notice  of  linguistic  work  along  the  lines  conteni- 
plated  by  the  SPFCanada  is  found.  Nos.  129  and  305,  reviewed  in 
the  JB.,  will  also  be  found  reviewed  in  t.  1  of  the  Bulletin.  Moreover, 
besides  these  linguistic  features  just  described,  a  portion  of  each  number 
usually  contains  a  literary  or  educational  article.  The  aini  of  this  ie  to 
inerease  interest  in  the  French  language  aniong  the  universities.  The  sniall 
portion  of  each  number  devoted  to  the  "Sarclures"  can  well  be  used  by 
the  Cercles  fran9aiä  in  all  our  Colleges.  The  use  of  the  entire 
volume  for  the  year  is  notably  enhanced  by  carefuUy  prepared  special 
Indexes  to  each  of  the  several  parts  discussed:  "Lexique",  "Termimologie 
des  chemins  de  fer",  "Sarclures"  "Comptes  rendus",  "Echos  et  nou- 
velles", Not  only  for  the  study  of  Canadian-French,  but  for  the  study 
of  the  French  language,  looked  at  scientifically  in  its  linguistic  ramifications, 
this  publication  far  and  away  outdasses  anything  along  similar  lines 
published  either  in  French  or  in  English  in  this  country. 

Iax/W.  566.  Bernard,  Mathieiu  A.  Manuel  de  droit  consti- 
tutionel  et  administratif.  Montreal.  567.  Idem.  Manuel  de  droit 
international  public  et  privö.  Ouvrage  bas6  sur  le  droit  inter- 
national de  Charles  Calvo  et  contenant  les  dispositions  du  code  civil  de 
la  province  de  Quebec  et  des  Statuts  imp6riaux  et  fed^raux  applicables 
ä  la  mati^re.  Ibidem.  568.  Boivin,  Joseph.  Loi  corporative  des 
compagnies  ä  fonds  social.  Quebec.  569.  Brunet,  Ludovic.  De 
rhabeas  corpus.  Montreal.  570.  Lortie,  Edmond.  Le  guide  des 
coroners.  Quebec,  pp.  140-|-138.  32^  571.  Mignault,  P.  B.  Le 
droit  civil  canadien,  bas6  sur  les  r6petitions  6crite.s  sur  le  code  civil 
de  Fr6d6ric  Mourton;.  avec  revue  de  la  jurisprudence  de  nos  tribunaux; 
t.  V.  Montr^.  572.  Olivier,  Arthur.  Manuel  de  la  cour  des 
commissaires  de  la  province  de  Quebec,  compl6t4  par  Charles 
A.  Wilson,  Montreal.  573.  Roy,  Ferdinand.  Des  restrictions  au 
droit  de  plaider  en  matiere  civile.  Th^se  pour  le  doctorat,  Quebec 
pp.  301.  8^ 

lÄterary.  574.  Bellerive,  Georges,  6diteur.  Conferences 
et  discours  de  nos  hommes  publics  en  France.  Qu6bec,  pp.  XVIII 
-|-206,  prix  ^  1.00.  Among  the  speeches  of  eminent  French  Canadians, 
which  M.  Bellerive,  a  Canadian  lawyer,  has  coUected  together  in  this 
volume  are  specimens  of  eloquence  from  M.  Honor6  Mercier,  Mgr  La- 
belle, MM.  D^ch^ne,  Turgeon,  Fahre,  Perrault,  Tartc,  Laurier,  and  Judge 
Routhier.  The  book  contains  an  introchiction  by  M.  Bellerive  showing 
the  cordial  relations  existing  between  old  and  new  France  and  naming 
those  persons  of  distinction  who  have  visited  either  country.  575.  Conan, 
Laure  (M"«  Angers);  cf.  no.  75.  L'oubli^.  Montreal,  pp.XX-|-242. 
in-16®.  A  successful  Canadian  historical  novel,  crowncd  in  1903  by  the 
French  Academy.  The  story  deals  with  the  Iroquois  Indians  at  the  tiine 
of  the  founding  of  Montreal,  then  called  Villemarie  (cf.  no.  13).  The 
first  governor  was    M.  Paul   de  Chomedcy,    sieur    de  Maisonneuvo.     His 

Vollmoller,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  15 


I  226  Canadian-French.    1902. 

sergeant-major  was  Lambert  Glosse,  a  brave  soldier  who  did  niuch  for 
the  growing  settlenieiit.  He  is  Toubli^  of  the  story,  for  it  is  only 
recently  that  bis  deeds  bave  been  brought  out  into  the  light.  A  siight 
thread  of  romance  is  interwoven  with  the  hero's  life.  The  religious 
sentiment  thruout  is  all  pervading.  The  preface,  pp.  I — XX  of  the 
second  edition,  is  by  the  abbe  G.  Bourassa  and  is  of  interest  historically. 
The  book  is  dedicated  to  the  consul-general  of  France,  M.  Kleczkowski. 
57G.  David,  L.  O.  Le  drapeau  de  Carillon,  drame  historique  en 
trois  actes  et  deux  tableaux.  Montreal,  pp.  110.  in-16^  The  writer  who 
is  familiär  with  history,  as  will  have  been  noted  (cf.  nos.  52,  143,  189, 
226,  293)  now  tunis  to  dramatic  writing.  This  is  historical  and  breaths 
thruout  the  strong  breath  of  patriotism.  577.  Girard,  Rudolphe. 
Mosai'que.  Montreal,  pp.  216.  in-8^  A  coUection  of  short  stories. 
578.  Lehage,  Jules  S.,  (cf.  nos.  486,  487).  Theorie  du  nierveilleux 
dans  la  litt6rature  franyaise  et  canadienne.  Quebec,  pp.  37.  in-8®. 
The  author  dcpcribes  the  fabulous,  mythical,  and  supernatural  elements 
as  seen  in  XVIP^  Century  French  history,  illustrating  with  material  like 
the  Contes  de  Perrault,  and  then  draws  a  parallel  between  what  he 
has  found  and  the  marvellous  in  the  Canadian  French  songs  and 
legends.  This  study  was  delivered  as  an  address  before  the  Chicou- 
tinii  seminary.  579.  Madeleine  (nom  de  plume  of  M^^®  Gleason, 
daughter  of  the  late  well  known  lawyer  of  Rimouskt).  Premier  p6ch4. 
Recueil  de  nouvelles  et  chroniques  et  d'une  pi^c^  de  th^ätre,  en  un 
acte.  Un  niot  de  preface  par  le  R.  P.  Louis  La  lande.  Montreal,  la 
Patrie,  pp.  162,  in-8^.  The  writer  is  one  of  the  regulär  contributors  to 
la  Patrie  (JB.  V  i  354,  or  Can.-Fr.  p.  62).  580.  Massicotte,  E.  Z. 
Conteurs  canadiens  francais  du  XIX  siöcle.  Montreal,  pp.  330 
in-8^  prix  ^  0.50.  The  editor  of  this  useful  w^ork  to  the  student  of 
Canadian  French  language  and  literature  has  been  noted  (see  no.  435). 
He  is  not  only  a  scientific  writer  but  has  written  a  historical  work: 
Sainte-Cun6gonde  de  Montreal.  Notes  et  Souvenirs.  Montr^ 
1SÜ3.  in-12®;  a  legal  treati.se:  Le  droit  civil  c anadien  r^sum6  en 
tableaux  synoptiques.  Montreal,  1896,  gr.  in-S®;  and  a  play:  Les 
Cousins  du  d6put6.  Com6die  de  nioeurs  canadiennes  en  quatre  actes. 
Montreal,  1897,  in-]  2®,  The  presinit  volume  consists  of  a  preface  ex- 
plaining  how  the  Canadian  conte  and  the  legende  were  modeled  first 
on  the  old  ones  in  France,  and  how  peculiarly  adapted  the  new  country 
was  not  only  to  receive  and  imitatc  but  to  inveut  wonders  of  its  own 
(cf.  no.  577).  Sixtoen  authors  have  becai  selected  as  typical  in  their 
way  and  twenty-four  of  the  most  characteristic  sketches  chosen  from 
their  works.  The  authors  fall  into  two  groups:  1®  Those  who  have 
larg(^ly  drawn  on  populär  stories  and  legends.  2^  Those  who  have 
written  a  story  niore  noarly  in  the  usual  vein  and  bordering  on  the  novel. 
Nearly  all  of  th(\-^e  writers,  of  whom  just  before  their  extracts,  M.  Massicotte 
gives  a  short  biographical  sketch,  have  been  more  or  less  commented 
upon  in  Can.-Fr.  In  the  first  group,  the  selections  given  are  from 
Gasp6  fils  (cf.  no.  130)  Alphon  sc  Poitras,  who  produced  little  but 
was  very  populär  in  his  day,  Fauch  er  de  St.  Maurice  (cf.  no.  254), 
Sultts  (-hauveau  (cf.  no.  274),  Duoharme,  who  diod  in  Montreal  in 


J.  Geddes.  Jr.  I  227 

1890  Rt  the  a^  of  twenty-aix  years,  and  Pamphile  Lemay.  Belonging 
to  the  same  group,  but  adhering  more  closely  to  local  color  are  Philippe 
deGaspyp^re,  the  creator  of  this  particular  style  of  writing,  Fr6chette, 
Beaugrand  (cf.  no8.  45,  396),  and  de  Montigny,  the  youngest  of 
all  the  writers  given.  In  the  sccond  group  iigure  such  writers  as  Fran- 
9oi8e,  (M"«  Barry)  (cf.  no.  179),  Wilfrid  Larose  (cf.  no.  307), 
M™*  Dandurand,  founder  of  the  ladies'  Journal:  Le  coin  du  feu, 
and  daughter  of  the  late  prinie  minister  Marchand  of  Quebec,  and 
IK.  Ernest  Choquette.  A  good  selection  18  also  given  frora  J.  C. 
Tach^'s:  Forestiers  et  voyageurs  (cf.  text  over  foot-note  no.  37). 
The  value  of  this  work  for  the  Student  is  notably  increased  by  the  in- 
structive  linguistic,  historical,  and  geographical  vocabulary  at  the  end  of 
the  volume  (pp.  307 — 328).  The  purely  local  character  of  much  of  the 
literature  selected  rcnders  this  a  necessity  for  the  serious  Student  of 
French  Canadian  literature  (cf.  review  in  t.  1,  BPFC.  p.  75).  581.  MSRC.L 
Dionne,  N.  E.  "Historique  de  la  bibliothöque  du  parlement  de  Quebec. 
1792—1892",  pp.  3—14  (cf.  no.  558).  IL  Le  Moyne,  8ir  Jas. 
Mc.  Pherson.  ''Etüde  ethnographique  des  616ments  qui  constituent  la 
Population  du  Canada.    Origine  de  la  population  canadienne",  pp.  15 — 23. 

III.  Suite,  B.    "Le   r^giment  de  Carignan",   pp.  25—95  (cf.  no.  564). 

IV.  Poirier,  Pascal.  "Louisberg  en  1902",  pp.  97  —  126  (cf.  no.  563). 

V.  Cuoq,  A.  F.  rabb6.  "Notice  biographique".  582.  La  Nouvelle 
France.  This  new  review,  the  first  number  of  which  appeared  in  January, 
is  intended  to  occupy  a  front  rank  among  the  literary  and  historical 
periodicals  that  appear  annually  in  French  Canada.  If  one  may  judge 
by  the  list  of  contributors  to  the  pages  for  1902,  which  contains  some 
of  the  best  knöwn  names  in  the  province  of  Quebec,  G.  Doughty, 
E.  Gagnon,  Tabb^  Lindsay,  J.  E,  Roy,  and  many  others,  the 
project  of  those  having  the  welfare  of  the  monthly  at  heart,  is  destined 
to  prove  a  success.  583.  La  RCan.  (cf.  JB.  V.  I,  353,  or  (Jan.-Fr. 
p.  61).  This  long  established  literary  review  still  retains  ib*  old  time 
prestige  as  the  first  of  the  French-Canadian  monthlics.  It  is  now  in  its 
thirty-eighth  year.  The  names  of  a  few  of  the  writers  with  the  titles  of 
their  contributions  will  give  an  idea  of  the  general  tone  of  the  magazine. 
Auclair,  Elie  J.  "Lld^e  fran9airte  et  catholique  chez  les  Canadions". 
Bourassa,  Henri.  "Le  patriotisme  canadion-fran9ais"  (see  no.  555). 
Chapais,  Thomas.  "A  travers  les  faits  et  los  ceuvres".  Laf lamme, 
J.  C.  K.  "Les  Canadiens  aux  ßtats-ünis",  (soe  no.  501).  Lindsay, 
Tabb^  St.  6.  "Notro  Dame  de  Lorette  en  la  Nouvelle  France"  (sec 
no.  429  of  which  this  is  the  conclusion).  Nevers,  Edmond  de.  "Les 
Anglais  et  nous"  (see  no.  5 02).  It  will  be  scen  that  the  principal 
articles  appear  quite  often  in  another  form,  in  books,  or  are  reprinted 
separately. 

Miscellaneaus*  The  different  kinds  of  almanachs,  here  enumorated 
from  timeto  time  are  curious  as  illustrating local  interosts.  Nos.  404 — 408  give 
a  good  idea  of  their  character.  This  year  nos.  407  and  408  nced  not  be 
repeated,  as  the  date  alone  in  the  title  is  changcd.  584.  Alphabet 
micmac,  calendrier  pour  19  02.  Priores  quotidiennes ;  abreg6  du 
cat^hisme,  etc.  par  le  R.  P.  Pacikique,  pp.  38,  in  8^.     585.  Bernard, 

15* 


I  228  Canadian-French.    1902. 

Henri.  Foiilons  le  drapeau,  C/)te-des-Neige8-Ouest  (pr^s  Montreal). 
The  author  desires  to  have  the  French  Canadians  adopt  the  French 
tricolor  as  the  national  flag.  He  would  have,  however,  upon  this  banner 
a  picture  of  the  sacred  heart,  and  around  the  divine  emblem  a  garland 
of  maple  leaves  with  the  motto  "Je  me  souviens".  Thruout  Fi-ench 
Canada,  the  French  tricolored  flag  is  displayed  to  such  an  ext^nt  tbat 
a  stranger  visiting  the  province  for  the  first  tinie  might  easily  get  the 
Impression  that  this  flag  was  that  of  the  country.  The  desire  for  a 
purely  local  banner  that  is  distinctively  characteristic  is  feit  in  the  pro- 
vince, This  sentiment  has  given  rise  to  a  great  deal  of  newspaper  talk. 
586.  Brunet,  Jo8.  Monuments  de  Mont  Royal.  Montreal.  587.  Aux 
Ganadiens-Franyais.  Notre  drapeau,  par  un  compatriot«  (Fabb^ 
Filiatrault),  Montreal,  pp.  23,  -8®.  The  author  suggests  that  instead 
of  adopti ng  the  tricolor,  the  old  lily- white  flag  of  the  French  monarchy 
be  adopte<l  (cf.  no.  585).  588.  Lanctot,  Denys.  Avenir  des  Ca- 
nadiens-Fran9aiö.  Montreal,  pp.  15 — 16^  Simply  a  lecture  on  the 
subject. 

Poetry.  589.  Pikier,  H.  J.  M.  Po6sies  nouvelles,  8t  Hya- 
cinthe.  590.  PoissoN,  Adolphe.  Sous  les  pins.  Illustrations  de  Henri 
Julien,  Montreal,  pp.  338,  in-16^  prix  ^  1.00  (cf.  no.  157).  The  poet 
has  drawn  his  inspiration  largely  while  under  the  tall  pines  near  his 
home  in  the  little  town  of  Arthabaska.  This  aesthetically  gotten-up 
volume  is  tho  subject  of  a  favorable  review  in  one  of  the  dailies  by 
Louis  Fr^chette.  591.  Proulx,  L.  T.  liecueil  de  cantiques  anciens 
et  nouveaux.  St.  Hyacinthe.  592.  Roy,  J.  H.  Voix  Stranges, 
recueil  de  p(H*nios.    J^owell,  Massachusetts. 

Seligious*  593.  Chouinard,  TABnl^:  E.  P.  cur^  de  St  Paul 
de  la  Croix,  conit6  de  Temiscouata.  Galerie  des  pr^tres  du 
dioct'^se  de  St  Germain  de  Rimouski,  (Qu6bec),  pp.  252  in-lC*. 
594.  DrciAf^,  A.  C.  pr^tre,  eure  de  Saint-Clet  Histoire  de  la 
paroisse  de  Saint-Liguori,  comt6  de  Montcalm,  P.  Q.,  avec  une 
notice  biographique  du  saint  patron,  saint  Clet,  pp.  Vni-j-2-2,  in-8^ 
prix  ^  1.00.  595.  Ghyvelde,  le  R.  P.  Fri^di^ric.  Saint  Joseph,  sa 
vie,  son  culto,  Quebec,  pp.  408  lu-H^.  59G.  Lindsay,  Tabb^  Lionel. 
Catechisme  de  controverse.  Quebec,  2  vol.;  t  I,  pp.  100;  t  II, 
pp.  lOOin-lS^  597.  Idem.  Souvenir  de  la  p^emi^re  messe  c61^br6e 
dans  la  quatriöme  chapelle  du  monastt^re  des  Ursulines  le 
21  novembre  1902,  Quj?bec,  pp.  18  in-8«.  598.  Magnan,  Tabb^ 
D.  M.  A.,  pretre,  D.  D.  A  la  recherche  de  la  v6rit6  r^v^Ue, 
essai  d'apologetique  chr^tienne.  Quebec,  pp.  308  in-16^  prix  ^  0.50. 

599.  Roy,    P.    G.     Saint    Antoine    de    Tilly.    L^vis,    pp.  36   in-8^ 

600.  Scott,  l'ahbö  H.  A.  Xotre-Dame  de  Sainte-Foy;  t  L 
1541  —  1070.  Quebec,  pp.  IX -{-020  m-H^,  Sainte-Foy  is  one  of  the 
very  old  parishes.  Its  hi.story  comprises  that  of  the  beginning  of  the 
colony.  Altho  this  study  appears  at  first  glance  to  be  merely  a 
monograf  of  the  pari>h,  yet  it  in  reality  takes  in  the  history  of  the 
entire  country  surrounding  Quebec.  There  is,  too,  at  band  a  wealth  of 
detail  furnished  by  hitherto  unpublished  documents.  The  work  is  illustrated. 
It  is  quite  a  reniarkable  production.      OOl.TKTr,  Horace.  Des  missions. 


J.  Geddes,  Jr.  I  229 

La  tribu  des  Hurons.  162G  ä  1762  inclusivement;  broehure. 
Quebec,  prix  $  0.10.  602.  Taschereau,  le  cardinal;  M andement s, 
lettres  pastorales  et  circulaires  des  ^v^ques  de  Quebec. 
Nouvelle  s^rie,  t  IV.  Quebec,  1897,  pp.  620—8^.  This  is  the 
eighth  volume  of  the  Mandements  des  6v6ques  de  Quebec.  Altho 
dated  1897,  it  was  only  issued  in  1902.  They  contain  not  only  the 
mandements  of  Cardinal  Taschereau  but  those  of  his  successor  as  well, 
Mgr  B^gin,  from  1893—1897  inclusive.  603.  Wittebolle,  le  R.  P. 
(cf.no.  345*).  Neuvaine  populaire  en  Thonneur  du  Saint  Esprit- 
Ste.  Anne  de  Beaupr6,  pp.  80  in-32^ 

Science  and  sociology,  including  also  industrial  questions.  604.  Ami 
H.  M.  Esquisse  g^ologique  du  Canada.  Mat^riaux  pour  servir 
a  la  pröparation  d'un  chronographe  g^ologique.  Qu(?bec,  pp.  60, 
in-8^  605.  Baillairgi5,  C.  Introduction  au  futur  ouvrage  de 
Tauteur  sur  Torigine,  la  signification,  la  traduction,  Classi- 
fication et  Etymologie  des  noms  propres,  s.  1.  in-4**  (cf.  nos.  346, 
347,  348).  606.  Carriere,  Rodolphe.  Aide  pratique  du  bon 
opticien,  Montreal.  607.  Chauss^,  J.  Alcide.  Le  manuel  de 
Tinspecteur  de  bätiments,  compil6  pour  la  ville  de  Montreal. 
This  work  is  of  practical  use  to  builders,  architects,  contractors, 
plumbers,  cngineers,  electricians,  and  those  whose  business  it  is  to  provide 
the  materials  used  by  these  different  classes  in  building-construction. 
The  index  contains  about  a  thousand  terms  with  references  to  the  desired 
explanation  of  laws  or  technical  terms  involved.  The  work  has  already 
gone  thru  the  first  edition.  608.  Dallaire,  O.  E.  Consid6rations 
sur  les  cercles  agricoles  et  les  sociötes  d'agriculture,  Montreal, 
pp.  24,  in-12®.  609.  Dionne,  C.  E.,  Conservateur  du  mus6e  g^ologique 
a  TuniversitE  Laval  de  Quebec.  Les  mammif^res  de  la  province 
de  Quebec.  Quebec,  pp.  285,  in- 12®.  The  author  determinos  the  nomen- 
clature  of  the  mammifers.  610.  Dorals,  J.  A.  Le  progres  et  la 
soci^tß  contemporaine.  Conference  donnee  a  TUnion  Catholique  de 
Montreal  le  16  f^vrier.  Montreal,  pp.  50,  in-8®.  A  survey  of  the  question 
by  a  Student  of  law.  611.  L'61evage  des  porcs.  Industrie  du 
bacon  (sie).  Son  importance.  Quebec,  pp.  51,  in-8^  612.  Fortier, 
Louis.  Nouveau  cours  d'hypnotisme.  Montreal.  613.  L'hygi^ne 
des  Salons  de  coiffure  de  la  province  de  Qu6bec.  Montreal, 
pp.  15,  gr.  in-8®.  614.  Lachapelle,  Severin,  M.  D.  Feinme  et 
nurse  ou  Ce  quo  la  femme  doit  apprendre  en  hygii'^ne  et  en 
m6decine.  Montreal,  prix  ^  1.00.  615.  Lemoine,  Sir.  J.  M.  "Etüde 
ethnographique  des  Elements  qui  constitueiit  la  population  du  Canada. 
Origine  de  la  population  canadienne".  MSRC,  pp.  9,  in-8^  616.  Pelle- 
tier, W.  Eugene.  Les  comptes  de  la  ferme  ou  Methode  men- 
suelle  de  comptabilit6  agricole.  Ottawa.  617.  Prevost,  P.  E. 
Trait^  d'anatomie,  de  physiologie,  et  d'hygi^ne  priv6e.  Montreal. 
618.  Santerre,  Alec.  Le  potager,  jardin  du  cultivateur.  Quebec, 
pp.  143  in-8®.  619.  Venner,  Walter  F.  Nomenclaturc  latine, 
fran9aise  et  anglaise  des  mammiföres  de  la  province  de  Que- 
bec.  Qu6bec,  pp.  18  in-12®   (cf.  no.  007). 


I  230  Canadian-French.    1902. 

Trat^els.  620.  Gufem,  Charles.  Rapport  d'un  voyage  d'ex- 
ploration  au  nord-ouest  de  Montreal.    Montr^l,  pp.  31. 

Periodicdl  literature  of  the  year.  The  first  volume  of 
an  important  work  in  three  volunies  (see  no.  V,  MSRC.  under  Ca n ad  i an 
French  reviews  for  1904)  juet  issued  by  the  librarian,  N.  E.  Dionne, 
of  the  Legislative  Library  at  Quebec.  Inventaire  chronologique  des 
livres,  brochures,  journaux  et  revues  publice  en  langue  fran- 
gaise  dans  la  province  de  Quebec  depuis  l'6tablissemen t  de 
rimprimerie  au  Ca n ad a  jusqu'ä  nos  jours  1764 — 1905,  Quebec, 
1905,  pp.  VIII -|- 175,  gr.  in-8^  makes  it  possible  to  fumish  a  few 
notes  showing  the  life,  growth,  fluctuations,  and  disappearance  of  the 
periodical  literature  for  the  year.  Of  the  newspupers  mentioned  in  Ca- 
nadian-French (JB.  V  I,  354  or  Can.-Fr.,  p.  62),  nos.  1  and  8: 
Le  courrier  du  Canada,  no.  2.  Le  monde,  no.  7.  L'61ecteur  and 
no.  9.  L'ötendard  have  ceased  to  appear.  The  reviews  which  have 
come  into  existence  during  the  year  1902  are  the  following. 

Weekly:  1.  L'album  universel,  fond6  a  Montreal  le  14  avril,  par 
Berthiaume  pour  remplacer  Lemondeillustr^.  A  kind  of  illustrated  weekly 
containing  much  variety;  literary  to  acertain  extent,  prosperous  and  worthy  of 
encouragement.  2.  Lelac  Saint- Jean,  fond6  ä  Roberwal  le  11  decembre. 
Organe  de  la  soci6t6  de  colonisation.  3.  Le  Journal  de  Fran9oise, 
fond6  a  Montreal  le  29  mars,  par  niadenioiselle  Barry  (Fran9oise)  (cf. 
nos.  75,  179).  Gazette  canadienne  de  la  faniille.  12  pages  par 
livraison.  A  paper  whose  contributors  are  especially  women  and  whose 
articles  are  particularly  for  wonien.  4.  Notre  courrier,  fond6  a  Quebec. 
5.  Le  progres  de  Saint- Henri,  fond6  a  Montreal  le  18  juin.  This 
has  ceased  to  appear.  6.  Le  rappel,  fond6  a  Montreal  le  21  septembre. 
A  political  paper  published  by  young  nien.  It  has  disappeared;  last 
issue,  June  19,  1904. 

Monthly:  7.  L'aurore  litt^raire  du  XX  siecle,  fond6  a 
Montreal,  le  9  juin.  Literary  in  tone.  It  no  longer  appears.  8.  Le 
buUetin  du  parier  fran9ais  au  Canada,  fondö  a  Qu6bec  par  la 
Society  du  parier  fran9ai8  au  Canada.  9.  L'^tincelle,  fond6  a  MontrM; 
literary;  it  no  longer  appears.  10.  Les  lectures  modernes.  Publi- 
cation  nionäuelle  do  romans,  fonde  ä  Montreal  en  octobre.  Morte  en 
1903.  11.  La  lumo,  fond6  a  Montreal.  Journal  esp^rantiste.  Vit 
encore.  12.  La  nouvelle  France.  Revue  des  interöts  religieux  et 
nationaux  du  Canada  fran9ais.  Fondee  le  l*"  janvier,  64  pages  par 
livraison.  President  de  la  rC^daction:  M.  Tabb^  L.  Lindsay,  secretaire: 
J.  F.  Dumontier  (cf.  no.  582).  13.  Les  rapports  pratiques  de 
Quebec,  fondös  a  Montreal  le  7  juillet.  Li^gal,  very  useful  to  the  pro- 
fesv^ion.  Coniprises  collection  of  decisions  on  questions  of  procedure. 
Edited  by  a  Montreal  lawyer,  M.  Edouard  Fabre-Surveyer. 

The  four  following  reviews  were  also  published  in  the  province  of 
Quebec.  As  yet  no  inforniation  in  regard  to  them  has  come  to  band 
farther  than  that  furnished  by  M.  Dionne:  14.  Le  bulletin  de  phar- 
macie,  fonde  a  Montreal  le  18  avril.  15.  L'osprit  foUet,  fonde  a 
Montreal  le  9  juin.  10.  L'Ontario  fran^ais,  fondC*  a  Ottaw^a. 
17.  Paris- Montreal,   fonde  le  30  aoftt.     M.  L.  J.  Tarte,  president  et 


J.  Gcddes,  Jr.  I  231 

g^rant  de  La  patrie,  furnishes  the  following  infornmtion  in  regard  to 
this  sheet:  "Livret  d'une  revue  chant^e  ä  Montreal  par  Numa  Bl^s  et 
Lucien  Boyer,  chanteurs  montniartrois". 

English   tüHtinffs    dealing   tvith   French   Cancuäa. 

621.  Acadiensis,  a  quarterly  devoted  to  the  iiiterests  of  Üie  maritime 
provinces  of  Canada.  Edited  by  David  Russell  Jack;  v.  I,  1901, 
pp.  256;  V.  II,  1902,  pp.  288,  St.  John,  N.  B.  This  magazine  takes 
the  place  of  The  New  Brunswick  niagazine.  It  18  ably  edited  by 
an  enthusiastic  Student  of  local  histoiy.  Mr.  Jack's  Hiötory  of  the 
city  of  St.  John  is  the  first  local  history  ever  issued  of  any  part  of 
New  Brunswick.  In  the  term  Acadia,  the  editor  includes  portions  of 
the  province  of  Quebec  and  the  state  of  Maine  bordering  on  New 
Brunswick.  Altho  inany  of  the  features  concern  the  history  of  the 
English-speaking  portion  of  the  maritime  provinces,  there  are  from  time 
to  time  articles  that  relate  to  the  French  Settlements.  In  the  present 
review,  they  will  be  found  mentioned  under  nos.  622  and  634.  622.Bailey, 
H.  R.  "Acadia  and  New  England",  Acadiensis,  pp.  98—106.  The 
documents  quoted  as  proof  of  the  severity  to  which  the  Acadian  exiles 
were  exposed  go  to  show  that  undue  rigor  was  resorted  to,  particularly 
in  the  matter  of  Separation  of  parents  and  children.  They  were  scattered 
indiscriminately  thruout  the  New  England  towns.  623.  Bourassa, 
Henrl  "The  French  Canadian  in  the  British  empire".  Monthly 
review,  Sept.,  Oct.  The  subject  matter  of  this  paper  is  not  unhke 
what  has  been  already  described  under  no.  455  and  what  is  there  said 
applies  here.  624.  Catherwood,  Mary  Hartwell.  The  story  of 
Tonty.  A  historical  romance.  With  twenty  three  illustnitions  by 
Enoch  Ward,  sixth  eilition,  Chicago,  A.  C.  Mc.  ('lurg,  pp.  227  in-12^  price 
^  1.25.  This  new  edition  of  a  succej^sful  historical  novel  contains  a  special 
introduction.  625.  Chase,  Eliza  B.  In  quest  of  tho  quaint.  Philadelphia, 
Ferris  &  Leach,  pp.  VIII -|- ^•''^^j  illustrations,  price  i)s  1.50.  This  is  a 
well  gotttm-up  book  of  travel  upon  the  region  of  the  lower  St.  Lawrence 
and  the  coast  of  New  Brunswick.  The  many  illustrations  are  made  from 
Sketches.  The  legends  have  an  interest  for  lovers  of  folklore.  Tho 
music  of  a  number  of  French  Canadian  songs  is  given.  The  index  adds 
appreciably  to  the  usefulness  of  the  book.  626.  Crowley,  Mary 
Catherine.  A  daughter  ofNew  France  with  some  account  of  the 
gallant  sieur  Cadillac  and  his  colony  in  the  Detroit;  illustrated  by 
Clyde  O.  De  Land,  Boston,  Little,  Brown  &  Co.;  pp.  409 — 8^,  price 
^  1.50.  Describes  Quebec  at  the  end  of  the  XVII*^  centurj'  and  the 
couut  Frontenac.  The  greater  part  of  the  story  is  taken  up  with  the 
founding  of  the  American  city  of  Detroit,  then  a  French  settlement  fro- 
quented  by  the  diffcrent  classes,  seiu^neurs,  voyagours,  coureurs  de  bois 
that  composed  the  society  of  the  day.  627.  Idem.  The  heroine  of 
the  strait.  A  romance  of  Detroit  in  the  time  of  Pontiac.  Illustrated 
by  Ch.  Grunwald.  Ibidem,  12^  price  1^  1.50.  This  is  a  sccond 
story  of  old  Detroit  along  the  linos  just  described.  628.  DoudHTY,  A. 
in  coUaboration  with  G.  W.  Parmelee.  The  siege  of  (Quebec  and 
the  battle  of  the  plains  of  Abraham.  In  six  volunies,  with  plans, 
portraits    and    views,    Quebec,    pp.   XXX -|- 280;   X-|-317;   X-)-340; 


I  232  Canadian-French.    1902. 

XIII 4- 834;  XI +  362;  346.  The  excuse  for  this  voluminou8  work 
is  that  the  subject  is  historically  of  prime  importance;  in  that  the  battle 
decidecl  the  fate  of  Canada.  Moreover,  perhaps  more  has  been  written 
upon  it  and  more  carefully  than  upon  any  other  of  the  well  known 
historical  events  in  connection  with  Canada's  history.  The  work  is  the 
subject  of  a  six-page  favorable  review  in  the  RHPC,  pp.  33 — 39. 
629.  Drummond,  Dr.  Wm.  H.  Johnny  Cour te au.  A  new  edition 
of  no.  519.  Dr.  Drunimond's  verse  has  been  much  appreeiated.  The 
volume  contains  thirty-four  poems  all  relating  to  the  habitant.  They 
show  an  intimate  familiarity  with  French-Canadian  life  and  customs 
and  are  written  in  the  English  used  by  the  habitant.  Perhaps  the  best 
known  of  these  poems  are  the  first  one,  "Johnny  Courteau",  the  seventeenth, 
"Madeleine  Verch^res",  and  the  thirtieth,  "Phil.  O'Rum's  canoe".  The 
two  last  mentioned  have  boen  published  in  book  form  by  themselves. 
N.  Y.  1898,  Putnams.  630.  Fiske,  John  (cf.  remarks  under  no.  210). 
New  France  and  New  England,  with  niaps.  Boston,  Houghton, 
Mifflin  &  Co.,  pp.  XXIII +  378,  crown  8^  price  ^  1.65.  The  last 
book  upon  which  the  late  John  Fiske  worked.  It  is  simply  a  brief 
history  of  Canada  down  to  the  fall  of  Quebec,  with  particular  reference 
to  relations  that  concerned  also  New  England  (cf.  the  review  in  HPRC,  p.  19). 
631.  Geddes,  J.  Jr.:  Canadian-French.  The  language  and  literature  of 
the  past  decade  1890 — 1900  with  a  retrospect  of  the  causes  that  have  pro- 
duced  them.  Junge  &  Sohn,  Erlangen;  A.  Gamber,  Paris,  pp.  66 — 8^ 
A  reprint  from  the  JB.  V,  (1897—1898),  I,  pp.  294—358.  In  regard 
to  criticism,  see  the  review  which  appeared  in  RHPC,  v.  VII,  1902, 
pp.  210-- 212.  A  commentary  upon  this  review  will  bc  found  in  the 
text  following  no.  438  in  JB.  VI  (1899—1901),  I,  p.  417.  See  also 
the  review  in  the  July  number,  1905,  of  Neuere  Sprachen,  pp.  226 — 228; 
by  E.  Tappolet  in  Basel.  632.  Kennedy,  Howard  Angus.  "The 
French  Canadians**.  Proceedings  of  the  royal  colonial  institute, 
v.  XXXIII,  1901—1902,  London,  published  by  the  Institute;  pp.  XII 
-|-486.  This  article  gives  a  good  summary  of  the  characteristic  traits 
of  the  French  Canadian,  bis  thrift,  bis  lack  of  knowledge  regarding  vital 
political  questions  and  his  reliance  in  all  matters,  in  a  great  measure, 
upon  the  priests.  What  gives  this  article  particular  interest  is  the  dis- 
cussion  which  it  caused  and  in  which  M.  Beicourt  participated  questioning 
some  of  the  points  brought  out  by  the  paper.  He  explains  the  attach- 
ment of  the  habitant  for  the  priest  by  the  fact  that  in  the  early  days 
the  latter  was  the  educated  man  of  the  colony  to  whom  the  former  had 
recourse  not  only,  naturally  enough,  in  things  spiritual  but  in  things 
temporal.  Tradition,  old  established  custom,  still  keep  up  to  a  considerable 
extent  this  usage.  633.  Laut,  Anna  C.  The  story  of  the  trappen 
Toronto,  Briggs,  pp.  XV -|- 254,  illustrations.  Also,  A.  Appleton  &  Co. 
N.  Y.  This  is  an  account  of  the  trapper's  life  especially  in  the  Hudson 
Bay  Companys  territory.  The  account  of  the  fur-bearing  animals  is 
useful.  The  author  is  known  as  a  novelist.  634.  Milner,  W.  G. 
The  settlement  of  LaValli^re's  fief  at  Chignocto.  This  article 
gives,  also,  an  account  of  La  Valliere  himself.  It  gives,  too,  the  census 
of  the   population   in   1686.     This   papor    and   another  upon   Jacau   de 


J.  Geddes,  Jr.  I  233 

Fiedmond,  an  Acadian  who  refused  to  sign  the  decision  of  the  British 
war  Council  of  1759,  will  be  found  in  Acadensis,  see  no.  619. 
635.  Nicholson,  Byron.  The  French  Canadian.  Toronto,  Bryant 
Press,  pp.  132.  This  volume  brings  out  political  and  social  differences 
which  came  to  the  fore  by  reason  of  the  Boer  war,  —  questions  of  race 
and  religion  which  crcated  considerable  feeling;  and  these  sentiments  were 
exploited  for  the  purpose  of  making  political  capital.  It  would  be  use- 
less  to  attempt  to  deny  differences,  but  the  question  of  how  best  to 
reconcile  them  is  not  by  empha^izing  them  but  by  respecting  them.  The 
importance  attached  to  the  views  expre^«sed  by  M.  Nicholson,  (a  review  of 
which  will  be  found  in  RHPC,  p.  100)  is  shown  by  the  fact  that  two 
years  later,  in  1904,  the  book  was  translated  by  Ulrich  Bart  he,  (cf. 
no.  35),  former  editor  of  the  Soleil.  The  views  already  expressed  in 
regard  to  the  writings  of  Henri  Bourassa,  no.  555,  J.  C.  K.  Laflamme, 
no.  561,  and  Edmond  de  Nevers,  no.  562  give  an  idea  of  the  oppoaing 
attitudes  on  questions  of  this  nature.  636.  Parkman,  Francis.  The 
struggle  for  a  conti nent,  edited  by  Pelham  Edgar,  Professor  of 
French,  Victoria  College,  üniversity  of  Toronto.  With  fifty  illustrations, 
including  portraits,  füll  page  plates,  maps,  index,  Boston,  Little,  Brown  &  Co., 
pp.  542 — 8®,  price  ^  1.50.  Presents  a  continuous  account  of  the 
struggle  for  the  possession  of  the  American  conti  nent  from  the  colonization 
of  Florida  by  the  Huguenots  in  1562  to  the  fall  of  Quebec  in  1759 
and  defeat  of  Pontiac  in  1764.  The  volume  is  particularly  useful  to 
the  Student  as  a  guido  to  the  mass  of  interosting  historical  material, 
which  an  index  renders  easily  available.  637.  Idem.  The  romance  of 
Canadian  history.  Edited  from  the  writings  of  F.  P.,  by  Pelham 
Edgar,  Toronto,  Geo.  N.  Morang  Co.,  pp.  XIX -f- 416.  The  idea  of 
Professor  Edgar  in  getting  up  a  book  of  this  kind  is  eminently  practical. 
He  has  wovon  together  the  intensely  interesting  events  related  by  Park- 
man into  a  continuous  whole  and  made  a  volume  that  will  hold  The 
attention  of  the  general  rcader  from  cover  to  cover.  638.  Peyton, 
Pauline  Lancaster.  "Pierre  Gibault,  priest  and  patriot  or  the  North- 
west in  the  eighteenth  Century."  Records  of  the  American  Catholic 
historical  society  of  Philadelphia,  v.  XII,  no.  4,  pp.  452 — 498. 
This  is  an  extremely  interesting  monograf  in  several  ways.  Miss  Peyton 
takes  the  side  of  Pierre  Gibault,  a  French  Canadian  priest  of  Kashaskia. 
This  settlement  together  with  that  of  Vincennes  was  captured  by  Col. 
George  Rogers  Clark,  the  horo  of  early  Kentucky,  who  secured  to  Vir- 
ginia the  imperial  territory  of  Illinois.  The  capture  of  Kaskaskia  is 
generally  ascribed  to  the  influence  of  Pierre  Gibault  over  his  parish- 
ioners  and  Miss  Peyton  calla  him  a  patriot  priest.  On  the  other  band, 
Lieutenant-Governor  Hamilton  roundly  score»  the  priest  as  the  instigator 
of  untold  mischief.  It  is  only  by  a  minute  investigation  of  documents 
that  the  real  facts  can  be  got.  The  roviewer  of  this  article  in  the 
RHPC.  Claims  that  Miss  Peyton  failed  to  examine  the  documents  giving 
the  other  Version  of  the  casc^  differing  from  her  own.  Whatever  the 
facts  may  be,  the  study  in  itsolf  illustrates  procisely  the  kind  of  interest, 
difficulties,  and  partisan  charactor,  in  many  cases,  of  testimony  which  one 
comes  across  in  handling  these  subjects.     639.  Preston,  W.  T.  R.  "The 


I  234  Canadian-French.    1903. 

French  Canadians  and  their  relations  to  the  crown",  Journal  of  the 
Society  of  arts,  London,  February  18*^  pp.  289 — 298.  The  re- 
cognition  due  to  French  Canadians  is  given  generously  in  this  paper. 
The  best  type  resulting  froin  contact  of  the  French  and  English  may 
well  be  held  up  as  that  exeinplified  by  such  a  personality  as  that  of 
Sir  Wilfred  Laurier  (cf.  no.  529).  640.  Review  of  historical  publi- 
cations  relating  to  Canada,  University  of  Toronto,  v.  VI,  1902, 
containing  a  review  of  all  important  historical  publications  in  English 
and  French  issued  during  the  year  1901  and  bearing  upon  the  Dominion 
of  Canada;  v.  VII,  published  in  1903,  contains  a  review  of  most  of  the 
historical  matter  issued  in  1902  noted  in  the  present  article.  The  RHPC. 
keeps  up  a  high  Standard  of  excellence.  It  Covers  a  somewhat  broader  field 
than  the  purely  historical.  This  renders  it  useful  for  students  along  kindred 
lines.  It  fills  a  real-  need  among  books  of  reference  of  the  day  (see 
no.  447;  what  is  therc  stated  still  applies).  641.  Sedgwick,  Henry 
DwiGHT,  Jr.  Samuel  de  Champlain,  Boston,  Houghton  Mifflin  &  Co., 
pp.  126.  Intended  for  populär  reading  in  the  Riverside  biographical 
series,  embracing  characters  whose  lives  are  worth  knowing.  The  volume 
fulfills  well  its  mission.  642.  Thwaites,*  Reuben  Gold.  Father  Mar- 
quette.  New  York,  D.  Appleton  &  Co.,  pp.  XV -|- 244,  illustrated, 
This,  like  the  volume  just  noted  is  mostly  intended  to  be  a  populär 
biography  in  Appleton's  Series  of  life  histories,  Mr.  Thwaites  has 
made  use  of  those  portions  of  his  edition  of  the  Jesuit  relations 
(cf.  no.  210),  which  were  applicable  to  Father  Marquette.  By  retaining 
however,  the  old  fashioned  spellings,  capitalization,  and  word  for  word 
renderings  of  the  Cleveland  edition  of  the  Relations,  the  value  of  the 
work  is  impaired  and,  particularly,  for  populär  use,  —  for  which  the 
volume  is  ill-adapted.  643.  Idem.  The  French  regime  in  Wisconsin; 
edited  by  RGT.  I,  1634—1727.  Collections  of  the  state  histori- 
cal Society  of  Wisconsin,  v,  XVI,  Madison,  pp.  XVIII -j- 514. 
The  competency  of  the  editor  to  perform  the  work  of  bringing  together 
the  existing  historical  data  for  the  history  of  Wisconsin  is  recognized. 
This  last  ho  has  successfuUy  performed.  The  translations  are  in  general 
well  dono,  and  the  notes  and  index  leave  little  to  desire.  644.  Idem: 
Hennepin's  travels  (cf.  JB.  V,  i,  pp.  298—299,  or  Can.-Fr. 
pp.  6,  7),  Chicago,  Mc.  Clurg  &  Co.,  2  vols.  750  copies  octevo,  250  copies 
large  paper.  A  reprint  of  the  edition  of  1698.  With  an  introduction, 
notes,  and  index  by  the  editor.  With  illustrations  in  facsimile  from  the 
maps  and  illustrations  in  the  edition  of  1608.  645.  Wilson,  Wm.  R.  A. 
A  rose  of  Normandy.  Boston,  Little,  Brown  &  CV).,  with  illustrations 
by  Charles  Grunwald,  -12^.  A  historical  romancc  dealing  with  Henri  de 
Tonti,  Robert  Cavelier,  sieur  de  la  Salle  and  their  companions,  the 
heroine  being  the  Rose  of  Normandy  whom  Tonti  finally  wins. 

1903.  JiiograpJiical*  646. Bouchettk, ERROL(cf. no.  503).  Ro bert 
Loz^.  Montreal,  pp.  175 — 12^  647.  Idem  et  A.  D.  De  C/ELLes.  "M^moires 
de  Robert  S.  M.  Bouchette".  RCan.  sep.  oct.  nov.  d^c.  Bouchette  was 
the  son  of  the  geographer  and  figured  in  the  stirring  events  of  1837. 
The  M6moires  are  edited  by  his  son.  648.  Chouinard,  H.  J.  J.  B. 
Monographie  d'une  famille  canadienne-f  ranyaise.  Quebec,  pp.  16, 


J.  Geddes,  Jr.  I  235 

gr.  in-8®.  649.  Dionne,  N.  E.  Le  pere  Sebastien  Rasles,  j^suite 
missionnaire  chez  les  Ab^naquis.  1658 — 1724.  Ottawa,  pp.  17 
in-4®.  A  reprint  from  MSRC.  2"^«  s^rie,  t.  IX,  pp.  117—134.  650.  Gosse- 
LiN,  Tabbö  Auguöte;  Le  docteur  Labrie.  Qu6bec,  pp.  VIII-}- 198. 
This  is  ßimply  a  new  form  of  the  memoir  mentioned  under  no.  114 
and  of  the  book  edition  notecl  under  no.  280.  651.  Jonquet,  le  R.  P.  E., 
O.  M.  I.  Mgr  Grandin,  Oblat  de  Marie  Immacul^e,  ouvrage 
d6di6  ä  r^piscopat  canadien,  om6  de  74  gravures.  Montreal,  pp.  531  in-8^ 
Togetber  with  the  biography  of  the  bishop  is  related  the  evangelization 
of  the  Northwest.  652.  Rouleau,  Tabb^  T.  G.  Le  R.  raessire, 
J.  O.  D.  Naud,  cur6  du  Sacr^-Coeur  de  J^sus.  Qu6bec,  pp.  23  in-12**. 
653.  Roy,  P.  G.  La  famille  d'Estimauville  de  Beaumouchel,  L6vis, 
pp.  80  iu-8^  654.  Idem.  La  famille  Juchereau  Duchesnay.  Ibidem, 
pp.  480  in-8^  131  portraits  hors  texte;  tir6  a  150  exemplaires  num^rot^s, 
prix  0  5.00.  655.  Roy,  R^gis.  "Les  intendante  de  la  Nouvelle-France". 
MSRC.  2«»«  s^rie,  t.  IX,  pp.  65—107.  A  detailed  description  of  fifteen 
of  these  govemment  ofiicials  the  first  of  whom  never  crossed  the  Atlantic. 
The  last  of  these  was  the  notorious  Bigot  (cf.  no.  215*).  His  ancestry 
and  that  of  the  others  is  traced,  and  tlie  coat  of  amis  of  each  intendant  is 
given.  656.  T]ßTu,  Mgr  H.  "M.  Jean-F6lix  R6cher,  cur6  de  Quebec,  et 
son  Journal,  1757 — 1760."  Bulletin  des  recherches  historiques, 
running  thru  five  numbers.  This  diary  is  now  published  from  the 
original  docunients  and  is  useful  in  making  somewhat  clearer  the  period 
noted. 

HdtU^aiion.  657.  Annuaire  de  Tuniversit^  Laval  pour 
rannte  acad^mique  1903 — 1904,  no.  47.  Quebec,  pp.  192  to  which 
aro  added,  pp.  LXI,  the  Annuaire  du  sßminaire  de  Quebec, 
a  preparatory  school  for  the  university  (see  the  remarks  at  the  end  of 
no.  547  in  regard  to  the  general  character  of  tiicse  annuaires). 
658.  Magnan,  C.  J.  Honneur  a  la  province  de  Quebec,  pp.  X-f- 
113,  prix  ^  0.25.  Memorial  sur  T^ducation  au  Canada.  Quebec.  This 
work  is  by  the  editor  of  L'enseignement  primaire,  one  of  the 
French  Canadian  educational  reviews.  It  is  dedicated  to  the  Hon. 
A.  Robitaille,  secretary  of  the  province  of  Quebec.  The  preface  is  by 
the  Hon.  T.  Chapais,  editor  of  Le  courrier  du  Canada  (cf.  no.  314). 
The  object  of  the  treatise  is  to  prove  that  the  province  of  Quebec,  instead 
of  spending  the  least  amount  of  money,  as  has  been  alleged,  for  educational 
puqjoses,  compared  to  the  other  provinces  in  the  Confederation,  has  in 
Proportion  to  the  school-going  Community  spent  the  most.  The  book 
contains  also  an  account  of  the  history  of  education  in  the  province  of 
Quebec  (cf.  the  notice  in  BPFC.  t.  I,  p.  156).  659.  Prince,  le 
docteur,  J.  E.  Le  söminaire  de  Nicolet.  Bouvenir  des  fßtcs  du 
centenaire.  Quebec,  pp.  250,  in-8^  prix,  reli6  ^  1.00  (cf.  no.  541). 
Nicolet  Seminary  is  the  third  oldeat  institution  of  learning  in  Canada, 
Quebec  being  the  first  (1663)  and  Montreal  the  sccond  (1773).  Dr.  Prince 
of  the  Laval  law  faculty  is  an  alumnus  of  Nicolet.  Thruout  these 
festivities  there  is  the  tone  of  a  large  family  reunion.  The  speeches,  worthy 
of  the  occasion,  were  by  Mgr  Gravel,  Mgr  Begin,  Mgr  Langevin,  Mgr 
Bruch^si,  Mgr  Brunault,  Mgr  DouviUe,   Hon.  M.  J.  Blanchet,  M,  Tabbe 


I  236  Canadian-French.    1903. 

Lecoq,  M.  Raphael  Bellemare,  M.  Rodolphe  Lemieux,  M.  l'abb^  P.  O, 
Domiell,  M.  J.  E.  Prince.  The  poetry  was  composed  and  read  by 
M.  Louis  Fr6chette,  M.  Ner6e  Beauchemin,  and  M.  Adolphe  Poisson.  In 
connection  with  the  celebration,  an  Album  du  centenaire  du  s^mi- 
naire  Nicolet,  1803 — 1903  appeared  illustrating  pictorially  the  chief 
events  in  the  history  of  the  College  and  of  its  centennial,  (see  the  review 
in  BPFC.  t.  11,  pp.  188—189).  660.  Rochon,  Tiölesphore.  Methode 
de  lecture.  Ecriture.  Ottawa.  661.  Roy,  TABBi^:  Camille.  L'uni- 
versit^  Laval  et  les  fötes  du  cinquantenaire.  Quebec,  pp.  VIII -[- 
395,  gr.  in-8®.  This  is  a  r^sum^  of  the  fßtes  of  Laval  University  to- 
gether  with  a  history  of  the  Institution  and  sketch  of  education  from  the 
earliest  times.  662.  Simard,  Tabb^  H.  Trait^  616mentaire  de 
physique  r6dig6  confonn^ment  au  programme  de  Tuniversit^ 
Laval.  Qu6bec,  pp.  654  in-8^;  iinprim6  en  France.  663.  Sylvain, 
le  R.  Ph.  De  la  fondation  du  College  de  Riniouski  et  de 
80  n  fondateur.  Rimouski,  pp.  9  in-8^  (cf.  no.  545).  Canon  Sylvain 
quotes  the  correspondence  referred  tc  in  regard  to  the  founder,  Bishop 
Baillargeon. 

French  productian.  664.  Barr^,  Paul.  "Le  Youkon:  son 
d^veloppement".  Revue  frangaise  de  l'^tranger  et  des  colonies, 
aoüt,  pp.  478 — 482.  Shows  how  well  the  Dawson  territory  is  governed. 
The  place  itself  and  immediate  vicinity  has  been  so  thoroly  drained 
of  its  gold  supply,  that  it  is  necessary  to  go  one  hundred  miles  farther 
away  to  secure  profitable  diggings.  The  tarif  for  freight  in  the  region 
is  beyond  anything  heard  of  elsewhere  for  transit.  662.  Bellet, 
Adolphe.  La  grande  p^^che  de  la  morue  a  Terre-Neuve.  2°®6d., 
Paris,  Augustin  Challamel,  pp.  285,  illuströ.  The  author  has  made  a 
specialty  of  the  cod  fish,  its  habits,  and  the  important  industry.  France 
has  devoted  inuch  time  and  energy  to  the  industry,  M.  Bellet  explains 
the  part  that  France  has  taken  regarding  the  fisheries  question  on  the 
Grand  Banks  and  ofl?*  Newfoundland.  In  order  to  settle  the  vext 
Problems  continually  arising  between  England  and  France,  the  doctrine 
of  reciprocity  between  Canada  and  France  is  brought  forcibly  to  the  fore. 
666.  GiRARD,  Sylvain.  L'oeuvre  niilitaire  de  la  Galissonni^re 
en  Canada;  publik  en  France,  brochure.  La  Galissonnifere  was  one  of 
the  ablest  administrators  sent  to  this  country.  He  had  planned  many 
far-reaching  movements  but  was  not  here  long  enough  to  carry  them 
out.  667.  H AMY,  A LFRKi).  Au  Mississippi.  La  premifere  exploration 
(1673).  IjC  p^re  Jacques  Marquette,  de  Laon,  pr^'tre  de  la  Conipagnie 
de  J^sus  (1 637— 1675)  et  Ix)uis  Jolliet,  d'aprös  M.  Ernest  Gagnon, 
Paris,  Champion,  pp.  329,  illustr6.  This  work  is  written  from  a 
thoroly  partisan  standpoint.  Moreovor,  it  abounds  with  inaccuracies. 
The  best  part  is  that  printed  in  Appendix  V,  giving  an  account  of  Mar- 
quette*s  voyage  from  a  manuscript  in  the  l^loole  de  Ste  Genevi^ve.  The 
latter  part  of  the  book  analyzea  Ernest  Gagnon's  book  on  Jolliet  (cf. 
no.  534).  However,  it  is  really  an  attempt  to  belittle  La  Salle.  There 
is  no  index.  668.  Le  Breton,  M.  "La  question  de  Terre-Neuve,  Saintr 
Pierre  et  Miquelon".  QDC.  uvril,  mai,  juin,  pp.  411—428,  640—654, 
712 — 720.      The    regulation    of    the    fisheries    and    the    working    of   the 


J.  Gcddeß,  Jr.  I  237 

bounty  system  is  described.  The  whole  fishini^  industry  at  the  present 
time  is  a  striking  example,  and  a  most  unfortunate  onC)  of  a  State  of 
affaire,  unsatisfactory  in  a  measure  to  all  concerned,  brought  about  by 
restrictions  made  for  gaining  some  individual  advantage.  The  article  gives 
a  description  of  St.  Pierre  et  Miquelon  such  as  is  not  likely  to  attract 
thither  any  class  whatever  of  inhabitants.  Food  other  than  fish  has  to 
be  imported.  Barrenness  and  sterility  characterize  this  rock  in  mid-ocean. 
669.  Le  Goffic,  Charles.  "Deux  tableaux  de  la  vie  terreneuvienne." 
Revue  des  Deux-Mondes,  1^'  sept.,  pp.  130 — 173.  This  is  a  de- 
scription of  social  customs  which  occur  annually  on  the  2^  of  December 
at  Vieux-Bourg.,  Cötea-du-Nord,  in  France  in  connection  with  the  New- 
foundland  fisheries.  The  fair  where  the  assemblage  takes  place  is  called 
La  Lou^  de  la  Mer.  The  article  aims  to  show  the  evil  effects  of  in- 
temperance  which  is  on  the  increase.  The  second  part  of  this  long  paper 
is  taken  up  with  an  account  of  Le  grand  d^part,  when  the  sailors  leave 
Saint  Malo  for  Saint  Pierre  et  Miquelon.  This  scene  like  the  preceding  is 
characterized  by  absolute  want  of  self-control  on  the  part  of  those  leaving 
France.  670.  Noailles,  le  vicomte  de.  Marins  et  soldats  fran- 
9ais  en  Am^rique  pendant  la  guerre  de  l'ind^pendance  des 
Etats-Unis  (1778  —  1783).  Paris,  Didier  Ferrin  et  ö%  pp.  440. 
This  work  is  of  interest  in  the  present  connection  as  showing  the  attitude 
of  the  French  of  Canada  towards  the  British  during  the  period  described. 
671.  Odessus.  "Les  Canadiens-fran9ais  et  le  recensement  de  1901." 
Revue  frangaise  de  l'ötranger  et  des  colonies;  sept.  oct., 
pp.  505 — 519  et  569 — 588.  The  marked  increase  of  the  Canadian 
census  of  1901  of  the  French  in  the  province  of  Quebec  as  compared 
with  the  English  in  Ontario  has  been  remarked  in  France.  "Odessus" 
makes  a  critical  exainination  of  the  figures  of  the  last  census  as  compared 
with  that  of  1891.  It  would  appear  that  many  inaccuracies  were  allow- 
ed  to  creep  into  the  latter  suniming-up.  The  increase  in  the  province 
of  Quebec  iu  the  last  ten  years  was  68,622  and  57,548  of  this  nuniber 
were  French  Canadian  s. 

Historical.  672.  Barthe,  J.  B.  Meilleur  (Meilleur-Barthe). 
Trois-Ri viferes.  Album  illustre.  Histoire,  g§ographie,  industrie.  Trois- 
Riviferes  (cf.  no.  475).  673.  Bourassa,  Henri.  "I^es  Canadiens  fran9ais 
et  Tempire  britannique."  La  Nouvelle- France,  janvier.  This  is 
simply  a  reproduction  in  French  of  the  article  already  noted  under 
no.  623.  674.  Bourgeois,  le  P.  Ph.  F.  L'histoire  du  Canada  en 
200  le9ons,  Montr^l,  pp.  VII -|- 440.  This  is  one  of  a  class  of  text 
books  becoming  yearly  commoner  in  the  province  of  Quebec  in  the 
different  departnients  of  education,  It  is  professedly  a  Roman  Catholic 
text-book  in  the  S^rie  de  livres  catholiques.  As  education  is  alniost 
entirely  in  the  hands  of  the  clergy,  it  is  quite  natural  that  the  side  of 
education  that  is  most  closely  connected  with  the  church  should  be  evcr 
kept  in  mind  and  brought  to  the  fore.  However  good  these  books  may 
be,  this  attitude  cannot  but  strike  the  observer  who  is  used  to  works  of 
a  whoUy  unsectarian  character.  While  such  prominence  is  all  right  in  its 
place,  it  may  be  questioned  whether,  when  made  so  strong  a  feature 
of  all  the  school-books,  it  adds  at  all  to  the  gonoral  iiiterost.     The  facta 


I  238  Canadian-French.    1903. 

are  clearly  stated  in  this  book  and  the  tone  thruout  commendabla 
675.  Casorain,  P.  B.  La  maison  d*Ariioux  oü  Montcalm  est 
mort.  L^vis,  pp.  44  in-8^  676.  Chouinard,  H.  J.  J.  B.  Annales 
de  la  soci4t6  Saint-Jean-Baptiste  de  Quebec,  t.  III,  de  1889  ä 
1901,  Quebec,  pp.  III +568;  t.  IV,  1902,  Quebec,  pp.  586;  in-S» 
(cf.  no.  25).  Four  large  volumes  now  eomprise  the  Annale s  of  this 
Society,  Historically  they  are  of  much  interest.  All  the  great  cele- 
brations  in  which  the  society  has  taken  part  are  well  described  by  one 
who,  holding  the  position  of  city-clerk  of  Quebec,  had  the  material  to 
complete  the  task  in  a  fitting  manner.  677.  Dionne,  N.  R,  le 
docteur.  "Le  ßiöge  de  Quebec."  RCan.,  mai.  This  is  a  review  of  The 
siege  of  Quebec  byA.  G.  Doughty  and  6.  W.  Parmelee  (cf.  no.  628). 
The  editor  of  Old  and  new,  in  an  article  in  the  Montreal  Gazette  took 
exception  to  certain  Statements  in  the  review.  Dr.  Dionne,  then,  in  order 
to  justify  his  review  of  the  book,  wrote  a  reply  which  under  the  title  of 
"The  siege  of  Quebec"  appeared  in  the  ER.,  July  1903,  pp.  134—155. 
678.  G^rin,  IA>n.  "Les  causes  du  conflit  iroquois  huron."  This  is  per- 
haps  the  best  historical  article  in  t.  II  of  La  Nouvelle-France,  now 
in  the  second  year  of  its  existence  (cf.  no.  582).  679.  Girouard, 
D^siRj^,  le  juge.  Supplement  au  lac  St.  Louis.  Montreal,  pp.  301 
-j-  546,  prix  ^  4.00.  This  voluminous  work  contains  the  results  made 
possible  by  the  new  material  taken  from  the  Correspondance  g^n^rale 
volumes  that  have  come  into  the  possession  of  the  Canadian  Archives 
since  Judge  D^sirö  published  his  Lake  St.  Louis  old  and  new.  (cf. 
no.  121»).  680.  Kastner,  Fr^d^ric  de.  H6ros  de  la  Nouvelle 
France.  Deuxi^me  s^rie,  Quebec,  pp.  102  in  8°  (cf.  no.  561).  681.  La- 
MOTHE,  J.  C.  Histoire  de  la  Corporation  de  la  cit6  de  Montreal 
depuis  son  origine  jusqu'a  nos  jours.  Montreal.  Gives  the  history 
of  the  city  of  Montreal  from  the  time  of  its  foundation,  but  particularly 
from  the  time  of  its  incorporation  as  a  city.  The  mayors  figure  promi- 
nently.  682.  Prudhomme,  L.  A.  "Les  premiers  aborig^nes  du  Manitoba 
et  du  Nord-Ouest."  RCan.  pp.  262—276.  This  is  noted  here  simply 
to  call  attention  to  a  subject^  Indian  folklore,  of  much  interest.  This 
paper  treats  briefly  of  the  Mandans,  Sioux,  Assinboins,  Crees,  and  Sauteux. 
The  paper  itself  has  little  worth  (cf.  RHPC.  v.  VIII  p.   193). 

LanguagS'  683.  Bulletin  du  parier  fran9ais  au  Canada. 
The  object  of  the  Society  and  its  organ  the  Bulletin  have  been  so 
fuUy  described  under  no.  565  that  it  now  merely  remains  to  note,  from 
time  to  time,  the  growth  and  development  of  both.  The  first  volume  of 
this  publication,  by  far  the  most  important  of  the  kind  ever  issued  in 
French  Canada,  comprises  207  octavo  pages.  The  second  volume  for  the 
current  year  comprises  335  octavo  pages.  The  quality  of  the  artick« 
both  linguistic  and  literary  have  kopt  pace  with  the  quantity.  The  general 
System  thruout  of  having  space  reserved  in  each  of  the  ten  numbers 
of  the  volume  for  the  "Lexique  canadien-franyais"  as  well  as  for  the 
divisions  already  noted  has  been  adhcred  to  thru  the  entire  year.  The 
foUowing  articles  in  connection  with  the  out -put  of  linguistic  contri- 
butions  desorve  to  be  noted:  "Ce  qu'est  un  patois",  pp.  12 — 14, 
Ch.  Guerlin  de  Guer,  docteur  t*s  lettros.   "Ij<^  parier  franco-canadion". 


J.  Geddes,  Jr.  I  239 

pp.  38 — 46,  65 — 73,  Adjutor  Rivard.  "Les  jeux  et  les  refrains  de 
France  au  Canada",  pp.  97 — 103,  S.  A.  Lortie,  p*'®.  "La  po^sie  en 
province",  beginning  p.  56  et  passim  thruout,  comment  by  the 
editor,  M.  Rivard,  and  specimens  from  such  poets  in  the  French  pro- 
vinces  as  Gabriel  Nigond,  Piare  Marcut,  Louis  Beuve,  Anatole  le  Braz, 
and  a  nuniber  of  others.  "6tude  sur  la  litterature  canadienne",  pp.  1 29 — 140, 
290 — 303,  Camille  Roy,  prötre,  This  important  article  is  continued  in 
t.  m  for  1904.  "Le  suffix  -eur  dans  notre  parier  populaire",  pp. 
161  — 168,  A.  Rivard.  "L'agglutination  de  1' article  dans  notre  parier 
populaire",  pp.  203 — 206,  A.  Rivard.  "La  r^forme  orthographique", 
pp.  225 — 238,  A.  Rivard.  "Canada.  Origine  et  etjrmologie  du  mot", 
pp.  260 — 266,  N.  E.  Dionne.  The  etymology  of  the  proper  nanies 
Quebec  and  Canada  has  long  been  the  subject  of  niuch  philological 
diäcU6sion"  (cf.  no.  514).  "Le  parier  franco-canadien",  pp.  269 — 273. 
Oliver  Asselin.  In  connection  with  the  Society  and  the  Bulletin, 
a  little  pamphlet  entitled:  Plan  d'^tudes.  Methode  de  travail. 
Methode  d'observation  (pp.  24  —  24®)  should  not  be  forgotten.  Besides 
the  Statutes,  Constitution,  and  program  of  the  society,  it  lays  down  ex- 
plicit  directions  in  regard  to  how  to  go  to  work  in  order  to  collect,  syste- 
matize,  and  report  data  for  the  "Lexique  canadien-fran9ais"  now  being 
issued  in  instalments  in  the  Bulletin.  "La  phon6tique",  "Le  lexique", 
"La  morphologie",  "La  syntaxe",  with  examples,  are  all  briefly  yet  care- 
fully  considered.  The  method  of  work  is  laid  down,  compiling,  revising, 
Publishing.  What  to  observe  is  stated  in  twenty-seven  short  explicit 
directions;  and  finally,  a  model  is  furnished  in  which  answers,  covering  the 
twenty-seven  preceding  directions,  are  given  illustrating  fuUy  the  program. 
Linguistic  work  in  the  province  now  seems  fairly  well  established  on  ä 
firm  basis.  684.  L'origine  et  le  parier  des  Canadiens-Fran9ai8. 
Ätudes  sur  T^migration  fran9aise  au  Canada  de  1608  ä  1700, 
sur  r^tat  actuel  du  parier  franco-canadien,  son  hlstoire  et  les  causes  de 
son  Evolution.  This  is  a  reprint  of  the  Socio t6  du  parier  fran9ai8 
au  Canada,  published  by  Honor^  Champion,  Paris,  pp.  80,  gr.  in-8®. 
It  consists  of  two  articles,  the  first  of  which  appearecl  in  t.  I  of  the 
Bulletin  du  parier  fran9ais  au  Canada,  pp.  160 — 165,  by  Stanislas 
A.  Lortie,  p**^®.  The  study  is  along  the  lines  undertaken  by  Benjamin 
Suite:  "Origin  of  the  French  Canadians"  (see  no.  301)  and  based,  as  must 
be  here  all  genealogical  studies  of  this  nature,  to  a  considerable  extent  upon 
Tabb^  Tanguay's  Genealogical  dictionary  (no.  19).  The  statistics 
point  to  the  fact  that  the  most  numerous  of  all  the  provincial  groups 
Coming  from  France  are  the  Normans.  Moreover,  they  took  firmer  hold 
in  the  new  country  than  did  the  comers  from  the  other  provinces.  The 
second  article  is  by  the  secretary  of  the  society,  M.  Rivard,  and  is 
taken  from  t.  II  pp.  38 — 46  and  65 — 73,  as  mentioned  above  under 
no.  683.  The  result  of  his  observations  is  that  the  speech  of  the 
French-Canadian  is  not  properly  speaking  one  single  patois  but  the  result 
of  the  intermingling  of  several  patois.  It  is  not  the  patois  of  one  pro- 
vince, nor  the  speech  of  literary  French,  nor  is  it  so  called  "corrupt 
French".  But  it  is  rather  the  old  XVIP^  Century  French  which  has 
undergono  the  influence  of  several   patois.     This    pamphlet    evoked    con- 


I  240  Canadian-French.    1903. 

siderable  interest,  for  it  was  commentod  upon  by  M.  Robert  de  la  Ville- 
herv6  in  la  Pro  vi  nee,  juin,  p.  50,  by  M.  Vignon  in  Revue  de  philo- 
logie  fran9aise,  t.  XVIII,  p.  308,  by  M.  Ch.-Th.  F^ret  in  la  Vie 
normande,  and  by  M.  Fernand  Hallay  in  RPN.;  also  in  the  Bulletin 
de  r^cole  des  chartes,  sept.  d6c.  p.  621,  in  University  of  To- 
ronto studies,  V.  X,  1905,  p.  105,  and  in  Ro.,  t.  XXXIV,  1905, 
p.  164. 

Law.  685.  Beauchamp,  J.  J.  Le  code  civil  de  la  province 
de  Quebec  annot^,  t.  I,  pp.  1183,  in-8^  Montreal.  686.  Chauveau, 
C.  A.  De  Tautorit^  de  la  chose  jug6e  en  matiere  civile.  Thfese 
pour  le  doctorat,  Quebec,  pp.  166  in-8®.  687.  G^rin-Lajoie,  niadame. 
Trait^  de  droit  usuel.  Montr^l,  pp.  201.  (Madame  G^rin-Lajoie  est 
la  fille  de  Sir  A.  Lacosti).  688.  Lois  commerciales.  Extrait  du 
code  civil.  Par  les  Clercs  de  St.  Vinteur,  Montreal.  689.  Mignault, 
P.  B.  Le  droit  civil  canadien.  Montreal.  This  is  the  sixth  volume 
of  the  Canadian  civil  law  based  upon  "les  r^p^titions  ^crites  sur  le  code 
civil  de  Frßderic  Mourion,  avec  revue  de  la  jurisprudence  de  nos  tribunaux." 
Especial  attention  is  given  in  this  volume  to  the  subject  of  property 
interests  between  husband  and  wife.  (The  fifth  volume  appeared  in  1901; 
Montreal,  pp.  LXIV  +  705.)  690.  Parent,  Thon.  S.  N.  Discours 
sur  la  question  des  droits  de  coupe  sur  le  bois  a  pulpe,  pro- 
nonc6  a  Tassembl^  legislative  de  Quebec,  le  25  avril  1903.  Quebec, 
pp.  47  in-8®.  691.  Vidal,  J.  L.  O.  La  compilation  des  tarifs 
en  force  devant  les  cours  de  justice  de  la  province  de  Quebec, 
Quebec,  pp.  XIV +  494  in-12«. 

IMerary.  092.  Auclair,  TabbiS  £lie  J.  Articles  et  6tudes. 
Montreal,  pp.  311,  in-8®.  The  articles  consist  of  seventeen  essays  upon 
subjects  mostly  connected  with  Canada:  "Notre  langue",  "Nos  revues 
nationales";  "Vers  la  cöte  de  Beaupr^";  "L'art  d^^tre  heureux",  etc.  The 
studies  are  of  a  somewhat  religious  tenor  being  mainly  addresses,  ser- 
mons,  and  criticism  revealing  an  ardent  love  of  Catholic  France  and  the 
fatherland  Canada.  693.  Colombine  (M^^**  Eva  CiRCifi).  Bleu,  blanc, 
rouge,  po^sies,  paysages,  causeries.  Montreal,  pp.  399,  in-8^ 
Prettily  written,  light  sketches,  such  as  often  appear  in  the  columns  of 
the  daily  press,  but  to  which  one  is  apt  to  attach  no  particular  impor- 
tance.  694.  Ligny,  Ernest  de.  "Mercier",  ou  "L'honorable 
H.  Mercier".  Drame,  Montreal.  695.  Marcile,  Tabb^  M.  J.  L6vis 
ou  abandon  de  la  Nouvelle-France.  Drame  historique  en  cinq  actes. 
Montreal.  A  play  containing  much  patriotic  sentiment.  696.  Pelletier, 
Antonio.  Coeurs  et  hommes  de  coeur.  Conferences,  silhouettes,  nou- 
velles,  po6sies.  Montreal,  pp.  192  in-8^.  697.  Rousseau,  Edmond. 
Deux  r^cits.  A  Carillon.  Dans  un  yacht.  Montreal,  pp.  199  in-8®. 
698.  Roy,  Ri^gis.   Amour  et  patriotisme.    Drame. 

JUiscellaneotlS»  699.  L'almanach  du  monde  qui  chante. 
Montreal  700.  Almanach  iroquois  pour  1903  (5™®  an  nee)  par  Tabb^ 
Guillaume  Forbes.  701.  Biblioth^que  de  Tinstitut  canadien  de 
Quebec.  Premier  Supplement  au  catalogue  de  1898.  Quebec.  702.  Cata* 
logue  de  la  bibliotht^que  de  la  16gislature  de  la  province  de  Quebec. 
Quebec,    pp.  746   in-8®.      703.  Gouin,    Tiion.    M.  Lomer.    Question 


J,  Öeddes,  Jr.  t  24i 

actuelle.  Le  renianiement  des  subsidcs  fedßraux  en  faveur  des  provinces. 
D^veloppement  d'un  discours  prononc6  a  Montreal,  le  18  mai  1903. 
Montreal,  pp.  166  in-8^  704.  Guide  du  colon  1903.  Province  de 
Quebec,  pp.  173  in-8^  705.  Hamon,  R.  P.  Le  roi  du  jour,  l'alcool. 
Paris,  pp.  136  in-8^  706.  Labat,  Gaston.  Le  calendrier  de 
Tentente  cordiale.  707.  Idem.  Le  calendrier  des  papes,  Montr&il. 
708.  Marion,  Jos. A.  Le  guide  de  Tinventeur,  Montreal.  709.  Notre 
drapeau.    Par  un  compatriote.  St.  Hyacinthe,  pp.  23  (cf.  nos.  585,  587). 

Poetry.  Botrel,  Theodor.  Chansons  pour  l'^cole  et  le 
foyer.  Montr^l.  In  this  little  volume,  the  best  poeins  of  the  bard  of 
Brittany  have  been  reproduced.  They  are  taken  from  the  Chansons 
en  sabots^  the  Coups  des  clairons,  the  Contes  du  Lit-Clos,  ete. 
There  is  also  an  unedited  poem:  "Salut  au  Canada",  and  a  song  coni- 
posed  by  Botrel  to  the  air  and  with  the  refrain  of  the  populär  Canadian 
song  "Vive  la  Canadienne".  Moreover  a  couple  of  short  poenis  on 
Canadian  subjects.  The  collection  was  gotten-up  when  Botrel  inade  the 
rounds  of  bis  province  of  Brittany  coUeeting  funds  for  the  monument  to 
Jacques  Cartier  at  Saint-Malo.  The  cerenionies  in  connection  with  the 
completion  of  this  monument  take  place  at  the  end  pf  July  1905. 
Botrel's  reply  to  the  mayor  of  Saint-Malo  is  well  known.  The  mayor 
placed  obstacles  in  the  way  of  the  erection  of  the  monument  saying  it 
would-not  be  erected  until  the  Saint-Malo  subscriptions  equaled  "cet  argent 
de  r^tranger".  Botrel  replied  that  when  it  was  a  question  of  Jacques 
Cartier,  "les  Canadians  n'6taient  pas  des  ^ti-angers".  711.  Lemay,  L. 
Fables.  3«  Edition.  Quebec,  pp.  165  in-8^  (cf.  no.  78).  712.  Nelligan, 
fimile  et  son  oeuvre.  Montreal,  pp.  164,  in-8^  portrait.  Consists  of 
Nclligan's  poems  (cf.  no.  418)  and  an  appreciation  by  Louis  Danton. 
Nelligan,  a  young  Montreal  poet  of  much  promise,  became  insane  in  1902. 
His  friends  have  got  together  bis  poems  in  this  volume.  A  critical  esti- 
raate  by  Ch.  Ab  Der  Halden  (cf.  no.  399a)  of  Nelligan's  work,  entirely 
unlike  that  of  any  otlier  Canadian  poet^  will  be  found  in  the  Revue 
d'Europe  et  des  colonies,  1905.  Cf.  also  Camille  Roy's  review  of 
this  criticism in  BPFC.  t.  III,  p.  188.  713.  Rustiqüe,  Urbain.  Po^sies 
nouvelles,  comprenant  la  Taupinade.  St.  Hyacinthe;  prix  ^  0.30  sous. 

JReligiaus»  714.  Bienvknu  d*Osimo,  fr^re.  Notes  du  tiers 
ordre  ä  Quebec.  1678—1902.  Quebec,  pp.  54  iu-8^  715.  Bourassa, 
Tabb^.  Mgr  Bourget.  Souvenir  du  2  4  juin  1903.  Montreal, 
pp.  16  in-8®.  716.  Idem.  La  prophetie  de  Malachie.  Quebec, 
pp.  16  in-8®.  Endeavors  to  show  that  the  prophesy  is  not  authentic. 
717.  Casgrain,  Tabb^  Renj5  E.  Histoire  do  la  paroisse  de  Vange. 
Gardien.  Quebec.  718.  C616bration  de  la  Saint-Joan  Baptiste. 
Montreal,  1903.  Discour.s.  Montreal,  pp.  124  in-8<^.  719.  Chohse- 
GR08,  le  R.  P.  Armand,  S.  J.  Histoire  du  noviciat  de  la  Com- 
pagnie  de  J6sus  au  Canada.  Montreal.  720.  Falcouio,  arche- 
vßque  de  Larisse,  d^l6gu6  apostolique  au  Canada.  (Hommage  a 
Monseigneur  Diomede  Falconico)  Souvenir  de  la  visito  de  Son  P^xcellonce  au 
College  etä  la  paroisse  de  TAssomption,  17,  18  et  19  mai  1902.  Montreal, 
pp.  58  in-8®  (cf.  no.  426).  721.  Frenette,  Vnhh6  F.  X.  Eng. 
Mandements,    lettres  pastorales  et  circulaires  des  eveques  de 

VoUmollor,  Uom.  Jalircabericbt  VIII.  IQ 


I  242  Canadian-French.    1903. 

Chicoutimi.  F«  s6rie,  Mgr  D.  Racine,  1878—1888.  Chicoutimi; 
prix  .j^  1.50  (cf.  no.  602).  722.  Gallifet,  le  R.  P.  Joseph  de. 
L'excellence  de  la  d^votion  au  coeur  adorable  de  Jösus-Christ. 
Montreal,  pp.  XVI-|-204  pp.  in-12^  (r^impression  partielle).  723.  La- 
MARRE,  Uabbß  E.  DE,  S.  T.  D.  La  d^votion  ä  saint  Antoine 
de  Padoue.  12^inille.  Edition  revue  et  augment^e,  Chicoutimi,  pp.  XX 
-}-  259,  prix  ^  0.35  sous  (cf.  no.  159).  Contains:  vie,  cantiques,  priores, 
pratiques  et  oeuvres.  724.  Paquet,  Mgr  L.  A.  De  sacramentis. 
Disputationes  theologicae  seu  commentaria  in  summara  theo- 
logicam  D.  Thomae.  Secunda  pars,  nee  non  de  novissimis.  Qu6bec, 
cf.  no.  431.  725.  Rouleau,  Tabb^  Th.  G.  principal  de  rto)le  normale, 
Laval,  Quebec.  Iilloge  funöbre  de  L6on  XIII  prononc6  ä  T^glise 
Saint-Jean-Baptiste  de  Quebec,  le  28  juillet  1903.  Quebec. 
7  26.  Idem.  Le  R.  messire  J.  O.  D.  Naud,  cur6  du  Sacrß-Coeur  de 
J^sus.  Quebec,  pp.  23  in-12®.  727.  Idem.  Sermon  prononc6  ä  la 
b^n^diction  du  monastöre  des  Cisterciennes  r6form6es  sur  la 
riviöre  Etchemin,  dimanche,  le  9  aoüt,  190  3.  728.  SiROis, 
Tabb^  N.  J.  Monographie  du  Cap  St.  Ignace  depuis  16  72  a 
1903.  L^vis,  pp.  119  in-8^  This  is  work  quite  similar  to  that  noted 
above  (no.  727)  done  by  Tabb^  Casgrain,  local  history.  729.  Tätü, 
Horace.  6difices  religieux  eriges  dans  la  province  de  Quebec 
sous  la  domination  fran9aise.    Quebec,  pp.  22  in-16^ 

Science.  730. GoltmanetLeRoy.  Systeme  m^trique.Montr^al. 
731.  Grignon,  le  D^  W.  Le  petit  livre  d'or  des  cultivateurs  et  du 
Colon.  Trait^  de  m^decine  veterinaire.  Montreal.  732.  Larochelle, 
Joseph  C.  Methode  616mentaire  de  Stenographie  Duploy4. 
Montreal.  733.  Idem.  Nouvelle  m6thode  de  Stenographie  Du- 
ploye.  Montreal.  734.  Santerre,  Alec.  De  la  culture  des  arbres 
et  des  arbres  fruitiers.  Quebec.  735.  Idem.  La  ruche  canadienne. 
Culture  des  abeilles.    Quebec,  pp.  205  in-8^ 

Travels.  736.  Lambert,  Edmond  (Edmond  Buron).  Voyage 
d'un  Canadien-Franyais  en  France,  Paris,  pp.  308  in-12^  See 
the  criticism  by  Henri  Froidevaux  in  Polybiblion,  sept.  1903,  p.  223; 
cf.  also  BPFC.  t.  II,  p.  124.  737.  Plessis,  Mgr  J.  O.  Journal 
d'un  voyage  en  Europe,  1819  — 18  2  0.  Publik  par  Mgr  Henri 
T^tu,  pr61at  de  la  niaison  de  Sa  Saintetß.    Quebec,  pp.  469  in-8^ 

Canadian''French  revietvs.  I.  Bulletin  des  recherches 
historiques  (rioo  no.  556).  The  most  important  article  of  the  year  in 
the  Bulletin,  running  thru  five  numbers  is  Mgr  T^tu's  contribution : 
**M.  Jean-Felix  R^her,  curö  de  Quebec,  et  son  Journal,  1757—1760." 
This  diary  was  dis^covered  by  Mgr  Tdtu  and  Tabb^  Rh6aume  and  is 
now  published  froni  the  original  documents  in  the  archives  of  the  bishops 
of  Quebec.  2®.  Bulletin  du  parler-franyais  au  Canada  (see  nos.  565 
and  683).  3.  MSRC.  I.  Suite,  Benjamin.  "Decouverte  du  Mississippi 
en  1659"  (pp.  3—44);  cf.  no.  534.  IL  Gosselin,  Tabb^  Auguste. 
"Un  Episode  de  l'histoire  de  la  dimc,  1705—1707"  (pp.  45 — 63).  See 
no.  801.  III.  Roy,  Rögis.  "Les  iiitendants  de  la  Nouvelle-France. 
Notes  sur  leurs  familles  avec  portraits  et  armoires"  (pp.  65 — 107);  ^ee 
no.    655.      IV.   Poiricr,    Pascal.     "Mouvenicnt    intollectucl    chez    les 


J.  Goddes,  Jr.  I  243 

Canadiens-Franyais"  (pp.  109—116);  see  no.  812.  V.  Dionne,  N.  E. 
"Le  pere  S^bastien  Rasles,  j^uite  niissionnaire  chez  les  Abenaquis 
1657—1724"  (pp.  117—134);  see  no.  649.  VI.  Lemay,  P.  "Irenna 
la  huronne"  pp.  (135 — 144).  A  poem  in  hexameter  verse  in  four  parts. 
The  Story  of  a  young  Indian  girl.  VII.  Casgrain,  P.  B.  "La  fontaine 
d'Abraham  et  le  site  de  son  habitation";  pp.  145 — 155;  (see  no.  800). 
4^  La  Nouvelle-France  (see  no.  582).  L'abb6  E.  A.  Latulipe  com- 
pletes  bis  series  of  artieles  on  "Une  visite  pastorale  chez  les  Algonquins 
du  lac  Victoria  et  du  lac  Barriere".  The  leading  historical  article  for  the  year 
is  L6on  Görin' 8  "Les  causes  du  conflit  iroquois-huron".  The  tone  of 
theNouvelle-France  is  ecclesiastical  in  a  grcat  measure,  the  contributors 
belonging  largely  to  the  clergy.  5^  La  RC^n.,  (see  no.  583).  Among 
the  leading  artieles  are:  Bouchette,  Errol.  "Mömoires  de  Robert 
S.  M.  Bouchette,  annotös  par  A.  D.  De  Celles  (see  no.  647).  Chapais, 
Thomas.  "A  travers  les  faits  et  les  oeuvrea".  Conan,  Laure.  "Madame 
Seton".  Dantin,  Louis,  "lilmile  Nelligan  et  son  oeuvre"  (see  no.  722). 
Fröchette,  Louis.  "Au  College  de  Nicolet."  Fröchette  is  an  alumnus 
of  this  College  (cf.  no.  659).  Nevers,  Edmond  de.  "Les  fitats-Unis 
ne  sont  pas  un  pays  anglo-saxon".  Routhier,  A.  B.  "Quebec,  site  in- 
comparable", 

PeriodicalUteratureof  the  year.  Daily.  1.  Le  Canada, 
fondö  a  Montreal,  fin  d'avril.  Organe  du  parti  liberal  dans  le  district 
de  Montreal.  Quotidien  exceptö  le  dimanche.  Edition  höbdomadaire  le 
jeudi.  Conducted  by  M.  Langlois,  member  of  the  parliament  at  Quebec. 
Weekly.     2.  Le  courrier  de    Drummond,    fondö  a  Drummondville. 

3.  Le   combat,    fond6  ä  Montreal   le    9  octobre,    parait    le    dimanche. 

4.  La  croix,  fondöe  ä  Montr6al  en  avril.  Journal  dominical.  5.  Les 
döbats^  fondös  ä  Montreal,  cessent  de  paraitre  en  octobre  et  remplacös 
par  Le  combat.  6.  L'6cho  de  Saint-Romuald,  fondö  a  Saint- 
Romuald,  comtö  de  L6vis.  7.  La  litt6rature  moderne,  suite  de  La 
bibliotheque  moderne.  1"  num6ro  en  septembre,  1903.  A  coUection 
of  French  novels,  published  separately,  one  a  week,  quite  cheap,  but 
badly  printed.  8.  Le  sport,  fondö  a  Montreal  le  2  septembre;  parait 
le  dimanche.  9.  L'union  ouvriere  nationale,  fond6e  a  Montreal. 
Has  ceased  to  appear.  Monthly.  10.  Annales  de  Notre-Dame  du 
Sacrö-Coeur,  publikes  par  les  Missionnaires  du  Sacr6-Coeur,  a  Quebec, 
40  p.  par  fascicule.  Paraissent  rögulierement  depuis  leur  foudation. 
11.  L'öcho  du  Labrador  canadien,  publik  par  les  p^res  Eudistes, 
missionnaires  sur  la  Cote  Nord.  C'est  un  petit  Journal  copi6  au  dacty- 
lographe  qui  commenya  ä  paraitre  en  septembre  1903  et  est  tir6  ä 
quelques  centaines  d'exemplaires  seulement.  12.  La  lanterne,  fond6  a 
Montreal  le  29  avril.  This  is  anti-clerical.  It  has  not  app(?ared  regul- 
arly;  five  numbers  have  been  published.  In  regard  to  the  following 
periodicals,  no  information  more  than  that  given  by  M.  Dionne  has  come 
to  band.  13.  Le  Jean-Baptiste,  fondö  a  Montreal  le  13  mai.  14.  Le 
progrös  de  Lachine,  fondö  a  Montreal,  le  21  novembre.  15.  Le 
thöätre,  fondö  ä  Montreal  le  12  octobre  par  G.  H.  Robert.  A  paru 
pendant  quelques  semaines,  16.  Le  vigilant,  fond(?  a  Montreal  le 
6  fövrier. 

16* 


I  244  Canadian-French.    1903. 

Enfflish    works    dealing    ndth    French    Canada. 

738.  "The  American  Lourdes:  öte.  Anne  de  Beauprß  and  her 
miracles."      The    Sunday    at     home,     July,    1903,    pp.  576—584. 

739.  Bracq,  Jean  Charlemagne,  professor  of  French  in  Vasser  G)llege. 
"The  French  side  of  the  Newfoundland  difficulty."  N AR.,  April, 
pp.  582 — 592.  Claims  that  the  Newfoundlanders  do  not  understand 
the  question.  740.  Brady,  Cyrus  Townsend.  "Fronten ac,  the  sa- 
viour  of  Canada,"  The  captain,  March,  pp.  505 — 511.  741.Elliott, 
Richard  R.  "The  Jesuits  of  l'ancien  regime,  who  labored  on 
Michigan  soil,  —  their  detractors."  ACQR.,  January,  pp.  90 — 114. 
Some  original  material  is  published  for  the  first  time.  742.  Dionne, 
N.  E.  The  siege  of  Quebec  and  the  battle  of  the  plains  of 
Abraham.  A  reply  to  the  editor  of  Old  and  new.  Quebec,  pp.  40 
(cf.  no.  677).  743.  Dix,  Edwin  Asa,  Champlain.  The  founder  of 
New  France.  N.  Y.,  pp.  246,  illustrated.  A  work  written  for. populär 
use  in  the  Appleton  series.  744.  Doughty,  A.  G.  The  fortress  of 
Quebec.  Quebec,  pp.  X-[-127.  Iiidition  de  luxe,  consisting  of  seventy- 
four  numbered  copies.  Shows  up  the  System  of  graft  carried  on  during 
the  last  ye^rs  of  the  French  regime.  745.  Doughty,  A.  G.  and  Dionne, 
N.  E.  Quebec  under  two  flags,  a  brief  history  of  the  city  from 
its  foundation  until  the  present  time.  Quebec,  pp.  XI -[~  4=24 -j- LVI. 
Gives  not  only  the  historj'  of  the  city  but  a  good  idea  of  Quebec  as 
it  is  to  day.  746.  Doughty,  A.  G.  and  Middleton  J.  E.,  Biblio- 
graphy  of  the  siege  of  Quebec,  with  a  list  of  plana  of  Quebec, 
by  R.  Ijoe  Phillips  of  the  Library  of  Congress,  Washington,  D.  C,  Quebec, 
pp.  150  +  313.  747.  Ganong,  W.  F.  "Dochet  (vSt.  Croix)  Island."  MSRC. 
2^  seriös,  1902  -1903,  v.  VIII,  §  11,  pp.  127—232.  This  is  a  usefulcontri- 
bution  to  the  knowledge  of  the  first  French  settlement  in  Acadia. 
74vS.  Hedges,  Rev.  Samuel.  Father  Marquette,  Jesuit  missionary 
and  exp lorer,  the  discoverer  of  the  Miss^issippi;  his  place  and  burial 
at  8t.  Ignace,  Michigan.  Introduction  by  Rev.  John  J.  Wynne,  N.  Y., 
pp.  164  (cf.  no.  584).  749.  Hills,  E.  C.  "Notes  on  Canadian 
French."  Reprint  from  the  Publications  of  the  Modem  Language 
Association  of  America,  v.  XVIII,  1903,  pp.  363—377.  This  is  a 
scholarly  study  of  the  dialect  spoken  in  Clayton,  N.  Y.  There  is  there 
a  colony  of  seven  or  eight  hundred  French  Canadians.  The  obser- 
vations  are  noted  in  a  manner  similar  to  tho.^e  of  Professor  Sheldon  (see 
the  toxt  to  Can.-Fr.  accompanpng  noto  141)  and  comprise  comments 
upon  the  phonology,  loxicology,  and  sy n tax  of  the  spoken  French.  Pro- 
fessor Hills  does  not  use  the  samt^  phonetic  notation  employed  by  Professor 
Sheldon.  That  is  immatorial.  The  point  to  be  made,  however,  in  this 
connection,  in  the  obvious  desirability  of  linguists  who  investigate  the 
phenomena  of  French  dialects  using  invariably  one  System  (see  the 
text  accompanying  note  147  and  the  connnents  upon  the  phonetic  System 
adopted  by  the  BPFC.  under  no.  56.")).  The  points  made  by  Professor 
Hills  are  perf(*ctly  clear.  There  is  good  reason  to  believe  from 
the  data  that  the  dialect  is  genuine  French-Canadian.  The  main  fea- 
tun^s  of  this  speoch  have  been  already  quite  thoroly  shown  in  the 
reviews     of     the    publications     of    Paul    de    Caze    (see    text   over    note 


J.  Geddes,  Jr.  I  245 

no.  139),  Napoleon  Legendre  (see  text  over  note  no.  140),  Professor 
Chamberlain  (no.  125)  and  Professor  Squair  (see  text  over  note  149). 
The  Clayton  dialcct  offers  no  important  features  that  have  not  been 
already  noted.  Slight  differences  of  pronunciation,  such  as  exist  between 
different  localities  everywhere  are,  of  course,  observable.  Certain  features 
noticeable  in  and  around  Quebec,  do  not  happen  to  be  particular 
to  ßlayton.  Such  pronunciations,  for  instance,  as  dzire  for  Fr.  dire, 
and  dzü  for  Fr.  du,  do  not  seem  to  be  in  vogue  in  Clayton.  The  pro- 
nunciation of  Fr.  araign^e  is  hidicated  argn6e,  and  oreiller  oryer, 
while  in  other  districts  such  forms  as  arign^o  for  Fr.  araignöe  and 
oryör  for  Fr.  oreiller  are  well  known.  Such  dialect  divergences  are 
interesting,  but  their  character  is  siniply  local  in  that  the  cases  appear 
to  be  sporadic.  In  such  pronunciations  as  Clayton  tabaquöre  for  Fr. 
tabatiere  and  th^quere  for  Fr.  thöiöre,  the  k  in  other  Canadian 
districts  is  a  palatalized  variety.  The  phrases:  Je  voudrais  qu6  vous 
vinssiez  venir  deniain,  je  voudrais  qu'i  vint  aller  are  note- 
worthy  in  as  much  as,  in  general,  no  imperfect  subjunctive  is  in  use  in  the 
populär  dialect.  Faire  froit  would  elsewhere  rather  be  faire  fröt. 
The  expression  pour  c'tt6  fenime-lä  would  rather  be:  pour  ste  femme. 
Elsewhere,  too,  the  r  iu  leur  is  rarely  heard;  instead  of  Clayton  pata- 
ques  roties,  you  are  apt  to  hear  pataques  routies,  etc.  The  many 
interesting  slight  changcs  in  a  great  many  words  and  expressions  are 
due  simply  to  analogy,  assimilation,  dissimilation,  metathosis,  and  laws 
now  quite  generally  recognized  and  understood  (cf.  ihe  review  of  this 
study  in  the  BPFC,  t.  11,  pp.  189—191;  also  in  Ro.,  t.  XXXIV, 
p.  150).  750.  Ketohum,  T.  C.  L.  "The  French  Canadian  and 
the  Boer."  King  and  country,  April-June,  pp.  500 — 508.  The 
author  shows  up  the  ignorance  and  indifference  of  the  English  in  regard 
to  the  French  language.  The  average  man  in  business  sees  no  induce- 
ment  to  learn  that  tongue  and  takes  no  trouble  to  do  so.  There  is  no 
parallel  whatever,  according  to  the  writer,  botwecn  the  relations  to  the 
crown,  of  the  Boer  and  those  of  the  French-Canadian.  751.  Mc.  Aleer, 
George.  The  province  of  Quebec,  its  history  and  its  people. 
A  paper  read  before  the  Associate  Board  of  Trinity  College,  Worce«ti»r, 
Mass.,  pp.  27.  Contains  a  description  of  life  in  the  province  of  Quebec 
and  the  particularly  quaint  usages  connected  with  the  Church,  such  as 
the  auction  sale  of  fann  products  at  the  church  doors  after  mass,  the 
erection  of  the  large  crosses,  noticeable  at  the  roadside  farnis.  The  account 
appears     unduly     tinged     with     prejudice    againj?t     non     Catholic    sects. 

752.  Parker,  Sir  Gilbert  and  Bryan,  Claude  G.  Old  Quebec, 
the  fortress  of  New  France.  London,  Macniillan  Co.,  pp.  XXIV -}- 
486,  illustrated.  This  work  does  not  do  credit  to  the  well  known  uovc- 
iist  (cf.  the  review  in  RHPC,  v.  VIII,  pp.  101  — lOü).  The  work  is 
in  the  nature  of  a  compilation  executed  with  little  regard  for  accuracy. 
The  Macniillan  Co.  advertise  another  work,  or  perhaps  another  form 
of  this  same  publication:  Qu6bec:  The  place  and  the  people, 
2  vols.  8®,    by  Sir  Gilbert   Parker.     This    has    not  yet    conie    to    band. 

753.  Thwaites  Reuben  Gold,  editor  Ilennepin's  A  new  dis- 
covery  of  a  vast  country  in   America.     Reprinted  from  the  second 


1  246  Canadian-Frcuch.    1904. 

London  issue  of  1698,  2  vols.  Chicago,  A.  C.  Mc.  Clurg  Co,  (see  the 
text  over  note  24).  The  index  of  tiis  Tonson  edition  of  1698,  con- 
sisting  of  thirty-four  pages,  has  been  prepared  by  Victor  Hugo  Paltsits, 
librarian  of  the  Lenox  Library  N.  Y.  The  entire  work,  including  the 
maps,  typographic  and  Orthographie  peculiarities  is  as  close  a  reproduction 
of  the  original  as  it  has  been  possible  to  make.  754.  Idem.  How 
George  Rogers  Clark  won  the  Northwest  and  other  essays  in 
Western  history.  Chicago,  A.  C.  Mc.  Clurg  Co.,  pp.  XX -j- 378.  The 
volume  has  a  particular  interest  at  just  this  time,  1905,  in  view  of  the 
Lewis  and  Clark  exposition  now  taking  place  at  Portland,  Oregon. 
Moreover,  there  are  «even  other  essays  connected  with  the  history  of  this 
period  that  are  of  much  populär  interest.  755.  Willison,  J.  8.  Sir 
Wilfred  Laurier  and  the  liberal  party;  a  political  history,  Toronto, 

2  vols.,  pp.  I,  472;  II,  451.  This  work  deals  with  the  constitutional  deve- 
lopment  of  Canada  since  the  Confederation.  It  deals  with  political  issuea 
quite  as  much  as  with  the  personality  of  the  prime  minister. 

Reviews  i/n  Unglish.  RHPC.  vol.  VIII  covering  the  historicul 
publications  for  the  year  1903  (see  no.  640). 

1904.  Biographical.  756.  Bedard,  L.  P.  La  Comtess e  de 
Frontenac.  L^vis,  pp.  96.  Interesting  sketch  not  unlike  the  details 
presented  in  no.  537.  757.  Bellemare,  Raphael  La  famille  Le 
Sieur  et  les  premiers  Colons  du  fief  Grosbois.  Montreal,  pp.  58. 
The  writer  claims  that  the  honor  of  founder  belongs  to  the  G^linas 
family.  The  inon«graf  is  written  as  a  Supplement  to  no.  463,  after 
the  appearance  of  F.  L.  Desaulnier's  work  noted  under  no.  531  opposing 
M.  Bellemare's  view.  758.  Biographie  du  P.  Noel  Chabanel  de 
la  soci^t^  de  J6sus.  Montreal,  pp.  21  in-32^  759.  Biographie 
du  P.  Antoine  Daniel  de  la  soci6t6  de  J^sus.  Montreal,  pp.  75 
in-32^  760.  Biographie  du  P.  Charles  Garnier  de  la  societ^ 
de  J6sus.  Montr^l,  pp.  75  in-32®.  761.  Bouchette,  Errol.  M6- 
moires,  1805  — 1840,  de  S.  M.  Bouchette,  annotös  par  A.  D.  De 
Celles.  Montreal.  This  now  appears  in  book  form  (see  no.  647). 
762.  Chapais,  J.  C.  Jean  Talon,  intendant  de  la  Nouvelle- 
France,  1665-1672.  Quebec,  pp.  XXII  +  540  in-8®.  One  of  the 
best  works  of  the  kind  published  in  French  Canada.  The  task  involved 
research  among  the  archives  of  Ottawa  and  Quebec  as  well  as  in  Paris 
(see  BPFC.  t.  IIL  p.  86.)  763.  Delor,  le  R.  P.  Le  P.  Didon. 
Conference  donn^e  le  6  avril  1904  au  Monument  National  par  le  R.P.D., 
pr^licateur  de  la  Station  du  Car^me  ä  Notre-Dame  de  Montreal.  Montreal, 
pp.  56  in-8^  764.  Dionne,  N.  E.  Serviteurs  et  servantes  de 
Dieu  en  Canada.  Quarante  biographies.  Quebec,  pp.  XVI -[-320 
in-8^.  20  gravures.  Dr.  Dionne  in  this  hagiography  has  selected  the 
best  known  of  the  Canadian  saints.  Beginning  with  Jacques  Cartier  and 
Champlain,  the  list  includes  eiirht  Jesuits,  one  R6collet^  ten  representative 
Indian  convertj^,  the  founder  of  Montreal,  Maisonneuve,  Laval,  of  Laval 
university,  and  fifteen  wonien  distinguished  aniong  those  directing  works 
or  institutions  of  piety.  765.  Dupuis,  Tabb^  J.  B.  C.  Notice  bio- 
graphique.  L'abb6  I.  Gr^goire  Deblois,  deuxi^me  cur6  de 
8aint-Odilon  de  Cranbourne.  Quebec,  pp.  71  in  8^     766.  Gosselin, 


J.  Goddes,  Jr.  I  247 

TabW  Auguste.  Les  Normands  au  Canada.  Jean  Bourdon  et 
son  ami  Tabb^  de  Saint-Sauveur.  Qu6bec,  pp.  248  in-12^  This 
study  18  somewhat  similar  to  that  noted  under  no.  279,  Henri  de  Ber- 
nieres.  It  comprises,  however,  two  biographies,  that  of  Jean  Bourdon, 
an  engineer  and  surveyor,  tfae  firgt  who  came  to  Canada  in  that  official 
capacity,  and  that  of  Jean  Le  Sueur,  the  first  secular  priest  who 
came  to  Canada.  L'abbe  Gosselin's  studies  first  appeared  in  RCan. 
767.  Idem.  Pages  canadiennes.  üne  faniJlle  de  h6ros.  fivreux, 
pp.  19  in-8®.  768.  Hage,  R.  O.  Le  g6n6ral  de  Sonis.  8aint-Hya- 
cinthe.  Conference.  769.  Langelier,  l'hon.  Charleh.  L'honorable 
Thomas  Cushing  Aylwin,  juge  de  la  Cour  du  Banc  de  la  Reine. 
Conference.  Qu6bec,  pp.  56  in-8®.  770.  Ma8SICX)tte,  E.  Z.  La  famille 
Massicotte.  Montreal,  pp.  152  in-8®.  771.  Receveur,  le  venerablo 
Ant.  8ylv.    Un  Canadien  de  dßsir.    Quebec,  in-8®.    Extrait  de  NF. 

772.  Rouleau,  Tabbe  Th.  6.  Notice  biographique  sur  M.  Tabbe 
Mayrand,    curß    de    Saint-Isidore,     Dorchester.      Quebec,    pp.    32. 

773.  Roy,  Tabbe  J.  C.  L^abb6  Casgrain  in  NF.,  juin,  sept^mbre, 
noveinbre.  On  the  11^  of  February  1904,  French  Canada  suffered  a 
severe  loss  when  Tabbe  Casgrain  passed  away.  He  was  one  of  the  most 
distinguished  men  of  letters  not  only  in  the  province  of  Quebec  but  in 
all  Canada.  His  biography  is  ably  told  by  the  abb^  Roy.  774.  Roy, 
P.  G.  La  famille  Godefroy  de  Tonnancour.  L^vis,  pp.  128 
in-8®.  775.  Idem.  La  famille  Tach6,  L^vi*?,  pp.  200  in-S«.  770.  Roy, 
R^Gis.  Les  intendants  de  la  Nouvelle  -  France.  A  reprint  of 
no.  655. 

JEducational.  111.  Bernard,  Henri.  La  ligue  de  Ten- 
seignement:  Histoire  d'une  conapiration  ma9onniquoaMontr6al. 
Nouvelle  Edition,  revue,  augment^e  et  pr^ced^e  d'une  lettre  de  M.  le 
comte  Albert  de  Mun.  Notre-Dame  des  Neiges,  Ouest,  P.  (J.,  pp.  XVI  -|- 
152.  A  great  deal  of  controversy  has  arisen  in  the  province  of  Quebec 
out  of  the  agitation  for  free  public  schools  with  compulsory  attendanee 
and  uniform  text  books.  The  masonic  peril  is  a  danger  to  which  the 
author  endeavors  to  give  its  quietus.  778.  Brucher  de  la  Bru^re. 
^^ducation  et  Constitution.  Montreal,  pp.  100  in-12^.  An  effbrt 
against  the  establishment  of  anything  like  a  Bureau  Central  d'l^ducation 
for  the  Dominion.  The  argument  supports  Lord  Dufferin's  statement  to 
the  effect  that  it  would  be  poor  policy  to  endeavor  to  do  away  with  the 
national  idiosyncrasies.  779.  Chapais,  J.  C.  Un  prob l^ nie  d*6cono- 
mie  sociale.   L'enseignement  agricole.     Montr^tU,  pp.  32  in-8®. 

French  prodticHon.  780.  Auhert,  Louis.  "Fran9ais  d'Anieri- 
que."  RPar.,  d^cembre,  pp.  565 — 582.  This  instructive  paper  is  interestiiig 
particularly  as  coniing  from  a  French  source.  It  is  tho  n^sult  of  th(^ 
writer's  visit  to  Quebec  and  to  New  Orleans.  In  each  of  thi'se  placcs, 
French  conditions  and  interest^  are  sumined  up.  In  Louisiana  there 
only  remain  about  60,000  Crcoles  aniong  35,000,000  poople  in  tho 
Mississippi  basin  alone.  The  French  languago  in  Louisiana  is  dying  out 
to  such  an  exten t  that  in  fifty  years  it  will  practically  havo  disappeared. 
In  the  Dominion  of  Canada,  on  the  other  band,  out  of  a  total  population 
of  6,000,000,    there    are    2,000,000  French  Canadian:?.      Moreovor,    the 


I  248  Canadian-French.    1904. 

statistics  show  that  numerically  they  tend  to  iucrease.  They  strive  by 
their  compactness,  their  unity,  their  intense  desire  to  perpetuate  their 
language  and  religion  to  make  enduring  the  favorable  signs  of  their 
growth.  Nevertheless,  these  very  influences  that  in  one  way  strengthen 
and  solidify  them,  in  another  way  tend  to  isolate  theni,  and  make  them 
secondary  in  the  general  competition  for  material  and  intellectual  pro- 
sperity.  781.  Beaulieu,  J.  A.  '*Les  ressources  naturelles  de  la 
province  de  Quebec".  La  r^forme  sociale,  16  mai,  pp.  765  —  774. 
This  paper  like  the  preceding  is  of  interest  not  only  in  Itself  but  as 
showing  the  interest  the  French  are  taking  in  French  subjects  outside 
of  France.  The  writer  is  fully  aware  to  what  a  great  extent  the  resources 
of  Canada  are  capable  of  being  utilized.  He  points  out:  1®.  The  abun- 
dance  of  good  lands  in  the  hilly  and  woody  country  simply  awaiting 
the  arrival  of  the  energetic  farnier.  2®.  The  uses  to  which  the  immense 
forests  can  be  put  to,  one  important  use  being  the  making  of  pulpwood 
now  so  largely  used  in  the  nianufacture  of  all  kinds  of  paper.  3®.  The 
water-power  available  froni  such  large  streams  as  the  Ottawa  and  Sc. 
Maurice  rivers.  4^.  The  coast  and  inland  fisherics  which  should  be  pro- 
tected  far  more  by  government  provision  than  at  present.  5®.  The  mineral 
wealth  of  Canada.  This  field  has  as  yet  been  worked  but  little. 
782.  B^RARD,  VicrroR  "Questions  ext^rieures.  Les  accords 
anglo-fran9ais.  RPar.,  1®' juillet  pp.  189 — 216.  This  is  a  i^sum6 
of  the  terms  of  the  treaty  with  Great  Britain  in  regard  to  the  fisheries 
question  (see  nos.  784,  785.)  783.  Buron,  Edmond,  J.  P.  Les 
richesses  du  Canada,  Paris,  E.  Guilmoto,  pp.  XIV -|- 368.  This 
volume  is  in  the  nature  of  Propaganda  to  induce  Frenchmen  to  take 
part  in  the  building  up  of  what  still  remains  France's  greatest  colony. 
How  Canada's  national  and  municipal  bonds  may  best  be  sold  in  France 
together  with  many  hints  for  intending  settlers  will  be  found  in  this 
hajid-book.  The  author  himself  is  a  French  member  of  the  Manitoba  bar. 
784.  Caix,  Robert  DE.  "La  question  de  Terre-Neuve".  Questions 
diplomatiques  et  colouiales,  l^^  juin,  pp.  777 — 801;  16  octobre, 
pp.  474 — 490.  M.  de  Caix  shows  what  the  growth  of  French  rights 
on  the  Newfoundlan<l  shore  has  been.  The  cause  of  this  vext  Anglo- 
French  fisheries  question  is  owing  to  the  increase  of  population  in  New- 
foundland.  M.  de  Caix  sympathizes  with  the  Newfoundlanders.  He  finds 
that  conditions  having  changed,  a  readjustment  of  the  whole  question  is 
necessary.  M.  de  C-aix  was  sent  out  to  Newfoundland  by  the  JD.  In 
this  connection,  it  may  here  be  stated  that  on  the  8*^  of  April  1904, 
the  question  was  practically  settled  by  an  agroement.  This  agreement 
stipulated  that  the  French  were  to  retain  their  former  fishing  rights  on 
the  French  shore,  but  to  abandon  the  claim  of  monopoly,  and  recognize 
on  the  shore  the  Jurisdiction  of  the  Newfoundland  government.  Any 
French  interests  that  were  to  suffer  by  this  arrangement  were  to  be 
made  good  by  Great  Britain,  the  compensation  to  be  docided  upon  by 
an  international  commission.  M.  de  Caix  finds  that,  provided  the  con- 
ditions be  carried  out,  the  treaty  is  satisfactory.  785.  Idem  Terre 
Neuve,  Saint-Pierre  et  le  French-Shore.  La  question  des 
p^cheries    et    le   trait6  du  8  avril  1904.    Enquete  par  R.  d.  C. 


J.  Gedde»,  Jr.  I  249 

Paris,  pp.  102.  This  contribution  being  that  of  personal  Observation  on 
the  spot  is  both  suggestive  and  valuable.  M.  de  Caix  visited  not  only 
St.  John's  but  also  St.  Pierre.  His  comments  in  regard  to  the  latter 
place  may  well  be  compared  with  those  made  by  M.  Le  Breton  under 
no.  668.  His  experience  was  that  it  cost  him  to  go  from  Newfoundland 
to  Saint-Pierre,  a  distance  of  fifteen  miles,  as  much  as  to  make  the  passage 
of  over  3000  miles  between  Liverpool  and  St.  John's.  Moreover,  the 
taxes  at  Saiut-Pierre  were  altogether  too  high,  and  harbor  dues  in  many 
cases  prohibitive.  The  Stagnation  that  reigns  in  Saint-Pierre  is  contrasied 
with  the  business  activity  in  St.  John's.  There  the  question  of  cold 
storage  of  fish  products  and  bait,  if  it  can  be  resolved  successfully,  pro- 
mises  to  make  a  new  and  far  more  prosperous  era  than  ever  before  in 
the  fishing  industry.  Moreover,  M.  de  Caix  finds  the  French  administration 
not  only  wofully  defectiye  materially  but  morally,  as  well,  compared  with 
that  at  St.  John's.  In  the  latter  place  the  use  of  liquor  is^  as  far  as 
possible,  discouraged  while  in  the  former  its  use  by  the  French  govern- 
ment  is  encouraged,  and  with  raost  disastrous  results.  786.  Chambre, 
Alexandre.  Un  grand  apötre  du  Canada,  originaire  de  TAngou- 
mois:  le  RJP.J.B.  de  la  Brosse,  n6  ä  Jauldes  (Charente),  mort  ä 
Tadoussac  (Saguenay).  Jauldes,  pp.  XX -f- 364.  This  was  issued 
as  a  memorial  volume  of  a  Eucharistie  congress  of  Angoulöme,  held  in 
July,  1904,  and  for  the  purpose  of  securing  funds  for  parish  work  to 
perpetuate  the  meniory  of  the  illustrious  Citizen  of  Charente.  The  birth- 
place  of  De  la  Brosse  was  long  a  subject  of  dispute.  M.  Chambre,  the 
cur6  of  Jauldes,  finally  discovered  after  seventeen  years  of  research  the 
baptismal  register  showing  that  De  la  Brosse  was  born  in  Jauldes  in  1724. 
This  is  why  the  author  wrote  the  book.  La  Brosse  did  much  for  Catholi- 
cism  in  Canada.  The  pilgrimages  to  the  Tadoussac  church  where  he  is 
buried  testify  to  the  reverence  in  which  he  is  still  held.  All  these 
facta  are  used  by  the  author  for  the  glorification  of  his  hero.  787.  Fitz- 
QERALD,  J.  C.  "L'accord  anglo-fran9ais  sur  Terre-Neuve  jug6 
par  un  Anglais".  Le  correspondant,  25  juin,  pp.  1007  — 1021.  For 
an  outline  of  the  terms  themselves,  see  no.  782.  The  present  article  is 
rather  more  from  the  American  stondpoint.  The  Monroe  doctrine  would 
seem  to  preclude  Great  Britain  Coming  into  possession  of  Saint-Pierre  et 
Miquclon.  This  raises  such  an  interesting  question  as  whether  in  the 
event  of  Holland  becoming  a  part  of  the  German  empire,  Dutch  Guiana 
would  thereby  become  American.  It  is  with  such  speculation  that  the 
paper  is  concerned.  788.  Halden,  Charles  ab  der.  6tudes  de 
litt^rature  canadienne  fran9aise.  Prec6d6es  d'une  introduction: 
"La  langue  et  la  litt^rature  fran^'aise  au  Canada,  la  famille 
fran9aise  et  la  nation  canadienne",  par  Louis  Herbette,  Paris, 
F.  R.  de  Rudeval,  pp.  CIV-|-352.  M.  ab  der  Halden 's  essays  are 
well  written  and  interesting.  They  deal  at  some  length  with  tho  bogin- 
nings  of  Canadian  literature  after  which  a  study  is  made  of  Philippe 
Aubert  de  Gasp6  (cf.  no.  130),  Octave  Crömazie  as  po^te,  exil6, 
together  with  a  commentary  upon  his  literary  theories;  G6rin-Lajoie, 
estimate  of  his  life  and  works,  and  Louis  Fr^chette.  The  secondary 
studies  include  le  D^  Choquette  (cf.  nos.  250,  330),  l'abbe  Bourassa  (cf. 


1250  Cauadian-French.    1904. 

no.  623),  M.  Beaugrand  (cf.  no.  45),  D.  G.  Marchaiid  (noted  under 
no8.  77  and  223)  and  N^r6e  Beauchemin  (cf.  no.  259).  The  long  and 
wearisome  introduction  by  M.  Herbette,  serves  no  other  purpose  than  to 
weigh  down  an  otherwise  readable  volume.  This  introduction  is  füll  of 
the  most  grandiloquent  phrases.  It  abounds  with  sentiment  which  appeals 
to  the  heart  more  than  to  the  head.  The  author  being  a  member  of  the 
Alliancefranyaise  takes  occasion  to  do  that  Organization  a  good  tum  by 
much  Propaganda.  This  in  itself  is  a  useful  object.  But  the  long  contin- 
ued  outburst  of  patriotic  feeling  should  find  vent  elsewhere  more 
appropriately  than  in  the  present  volume.  789.  Klein,  le  rev.  Fi^lix. 
"Au  pays  de  la  vie  intense.  Une  visite  au  Canada:  Fran9ais 
et  Anglais;  chez  les  Iroquois;  la  colonisation;  l'6v6que  de 
Rochester".  Le  correspondant,  mars,  1904,  pp.  933 — 964.  —  "La 
vie  intense"  is  the  French  approximate  rendering.  of  "the  strenuous  lifo". 
Father  Klein  believes  from  his  tour  of  Canada  that,  in  interest  regarding 
ecclesiastical  affairs,  the  French  Canadians  are  far  more  strenuous  than 
in  France.  In  a  sense,  he  is  certainly  right.  The  free  thinking,  notice- 
able  of  late  years  particularly  in  France,  has  not  as  yet  invaded  French 
Canada.  The  clergy  still  retain  a  firm  hold  upon  the  church  and 
school.  The  list  of  congregations  now  in  füll  force  in  the  Dominion 
that  have,  most  of  them,  long  since  disappeared  in  France  is  striking 
and  worthy  of  note  in  connection  with  ecclesiastical  matters  in  French 
Canada.  1®.  The  Basilicans,  more  than  fifty  of  whom  are  at  Toronto. 
2®.  CTianoines  r^guliers  de  lTmmacul6e  Conception,  who  have  sixteen 
homes  in  Canada.  3®.  The  Clercs  de  Saint- Viateur,  who  have  in  different 
parts  of  Canada  five  thousaud  pupils.  4®.  Tho  Dominicans  de  la  pro- 
vince  de  Paris,  who  are  at  St.  Hyacinthe,  Montreal,  and  Ottawa.  5®.  The 
Eudistes  at  Halifax.  6^  The  Franciscans  de  la  province  de  France  at 
Montreal.  7^  The  Frferes  de  St.  Gabriel,  who  have  eleven  hundred  and 
fifty  pupils,  8®.  The  Freres  de  la  Congr^gation  de  Marie,  having  schools 
at  Saint-Boniface  and  at  Winnipeg.  9®.  The  Frbres  de  Ploermel,  who 
have  twelve  establishments.  10^.  The  Maristes,  who  have  charge  of 
schools  and  Colleges  in  the  dioceses  of  Chicoutimi,  Montreal,  Saint-Hya- 
cinthe,  Quebec,  and  Valleyfield.  11^.  The  Oblats  de  Marie  Immacul^, 
among  whom  are  six  bishops  of  the  Northwest.  12®.  The  Pöres  de  la 
Compagnie  de  Marie  in  the  archdioceses  of  Kingston,  Montreal,  and 
Ottawa.  13®.  The  Peri  du  Saint  Sacrement^  seventy-two  of  whom  are 
established  in  Montreal.  14®.  The  Sulpicians  who  have  charge  of  two 
flourishing  parishes  in  Montreal  and  of  schools  or  seminaries  comprising 
eight  hundred  students.  The  only  one  of  these  organizations  that  has 
not  been  dissolved  in  France  is  the  order  of  the  Sulpicians.  Father 
Klein  feels  that  free  thought  in  France  has  estranged  French  Canada 
from  the  mother  country.  790.  Laborer.  "Les  Fran9ais  du  Canada  äPexpo- 
sition  de  Saint-Louis".  Journal  des  ^conomistes,  15nov. pp.  180 — 187. 
This  is  an  account  of  the  showing  made  by  Canada  at  the  St.  Louis 
exposition  in  1904.  This  exhibit  of  farm  products,  and  the  agricultural 
Outlook  in  western  Canada  is  ably  commentod  upon.  The  writer  is  not 
in  favor  of  the  policy  of  protection  and  shows  the  workings  of  the  tarif 
in  the  United  States,   in  Canada,  and  in    the  Argentina.     791.  Musset, 


J.  Geddes,  Jr.  I  251 

GEORaES,  editeur.  La  cosmographie  avec  l'esp^ce  et  regime  du 
soleil  et  du  nord.  Par  Jean  Fonteneau,  dit  Alfonse  de  Saintonge, 
capitaine,  pilote  de  Fran9oi8  l"".  Publik  et  annot^  par  6.  M.,  Paris, 
E.  Leroux,  pp.  599.  M.  Musset  received  the  Loubat  prize  for  editing 
the  Cosmographie.  Yet  it  is  far  froni  satisfactory.  Such  neglect  m  not 
Gomparing  the  French  texts  with  the  English  Version  in  the  third  volume 
of  Hakluyts'  Principal  navigations  (cf.  note  13  to  "Can.-Fr.", 
and  accompanying  text)  aeems  unaccountable.  Alfonse,  moreover,  identi- 
fies  the  Falls  of  Montmorency  with  Niagara  Falls,  which  would  seem,  at 
least,  to  call  for  a  note.  A  number  of  not  insignificant  errors  in  the 
editing  will  be  found  pointed  out  in  RHPC,  v.  IX,  1905,  pp.  18—19. 
792.  MoNTCLAVEL,  RAYMOND.  Les  "canuibales"  de  Vancouver. 
La  nouvelle  revue,  t.  XXV,  pp.  262—268.  This  is  a  populär  account 
of  a  secret  society  of  the  Kwakiutl  Indians  of  Vancouver  Island.  Such 
customs  as  described  are  among  the  few  that  now  remain  ainong  the 
American  Indians.  793.  Reclus,  OnISsime.  "Les  Canadiens  fran9ai8 
d'apr^s  le  recensement  de  1901."  La  g^ographie,  15  juillet,  pp.  19 — 27 
(cf.  no.  671.)  This  is  an  estiniate  of  the  increase  in  the  French  popu- 
lation  of  Canada  sincc  1861  and  later  periods.  The  total  population  of 
Canada  in  1904  is  given  as  5,371,000  of  which  1,666,000,  or  31  per 
Cent,  are  of  French  descent.  In  the  provinco  of  Quebec,  80  per  cent  of 
the  population  is  French;  New  Brunswick  comes  next  with  24  per  cent. 
Then  follow  in  numerical  order  of  proportion:  Athabasca  19,7;  Saskat- 
chewan  15  per  cent;  Prince  Edward  Island  13,5  per  cent;  Nova  Scotia 
10  per  cent;  Manitoba  8,4  per  cent;  Ontario  7,3;  the  Yukon  6,6  per  cent; 
British  Columbia  2,6  per  cent.  A  cousideration  of  the  racial  problem 
follows  and  the  question  of  intermarriage  is  discussed.  784.  Rochemont, 
le  baron  Qüinette  de  et  H.  V^tillart.  Les  ports  maritimes  de 
TAm^rique  du  nord  sur  PAtlantique,  t.  1.  Les  ports  canadiens. 
Paris,  Vve.  Ch.  Dunod,  1898,  pp.  242  et  Atlas.  This  work  apparently 
prepared  for  official  use,  altho  bearing  the  date  1898,  was  published 
in  1904.  It  describes  the  ports  of  Montreal,  Quebec,  Halifax,  and 
St  John.  It  is  accompanied  by  good  maps.  795.  Rck^hemonteix, 
le  P.  Camille,  de  (cf.  no.  172)  Relation  par  lettres  de  TAm^rique 
septentrionale.  Ann6es  1709  et  1710.  fidit^e  et  annot^e  parle 
P.  C.  de  R.,  Paris,  I^touzey  et  An6,  pp.  LXIV  +  222.  This  work 
contains  92  unsigned  letters,  56  of  which  are  dated  from  Quebec.  46  of 
these  were  written  in  1709,  10  in  1710.  They  are  addressed  to  a 
person  who  is  not  named  and  who  inquires  in  regard  to  Canada.  This 
epistolary  form  appears  to  be  used  to  give  greater  freedoni  to  the  writer. 
The  work  appears  to  be  the  editio  prince ps  of  these  Jesuit  letters, 
altho  the  manuscript  has  the  Imprimatur  authorized  by  the  Keeper 
of  the  Seals  and  dated  1725.  The  editor  shows  that  Charievoix  (.«ee 
the  text  over  note  30**)  made  nuich  use  of  these  letters  without  any 
acknowledgment,  as  was  customary  among  the  religious  Orders  of  the 
time.  By  careful  investigation,  the  editor  has  arrived  at  the  concluj?ion 
that  the  real  author  of  the  letters  is  P^re  Antoine  Silvy,  of  the  Com- 
pany of  Jesus,  who  lived  betwcen  1638  and  1711.  The  letters  like 
those    in    the  Jesuit  relations   (cf.  no.  210)    not    only    contain    much 


I  252  Canadian-French.    1904. 

Information  in  regard  to  the  Indiens,  Canadians,  Eskimos,  but  füll 
description  of  Quebec  and  Montreal.  The  obsolete  etymologies  of  Quebec, 
Queubec!  (cf.  no.  514)  alluding  to  the  beak  of  Cape  Diamond,  and 
of  Canada,  from  Spanish  Capodynada,  Cape  of  Nothing  are  of  interest 
in  connection  with  the  discussion,  ever  since  those  times,  of  these  names 
(cf.  review  in  BPFC,  t.  III,  pp.  44—50,  and  also  in  RHPC.  v.  IX, 
pp.  34 — 39,  in  which  the  editor  is  roundly  scored  for  not  providing  an 
index.)  796.  Ronci^re,  Ch.  de  la  "La  question  de  Terre-Neuve. 
Les  droits  indiscutables  de  la  France  d'apres  des  documents 
inconnus."  I^e  correspondant,  10  avril,  pp.  39 — 71.  This  article,  giving 
an  account  of  the  origin  of  the  French  rights  in  Newfoundland,  was 
written  just  before  the  settlement  of  the  question.  It  embodies  much 
research  and  is  useful  to  refer  to.  797.  Schmitt,  Joseph.  Monographie 
de  l'ile  d'Anticosti  (Golfe  Saint-Laurent).  Paris,  Hermann, 
pp.  VI -(-370;  illustrations.  The  chief  interest  of  this  island,  which  is 
somewhat  larger  than  Corsica,  is  its  undeveloped  natural  resources. 
M.  Schmitt,  a  French  physician,  was  appointed  to  bis  position  by 
M.  Menier  (cf.  no.  521).  His  explorations  are  numerous  and  interesting. 
The  historical  part  relating  to  the  cession  of  the  island  to  Jolliet  (cf. 
no.  534)  is  also  of  value.  The  illustrations  have  been  made  from  photo- 
graphs  taken  on  the  spot.  798.  La  vie  militaire  a  l-4tranger:  Les 
milices  fran9aises  et  anglaises  au  Canada,  1627  — 1900.  Paris, 
H.  C.  Lavanzelle,  pp.  368;  dated  1902  but  appeared  in  1904.  The 
volume  is  divided  into  two  nearly  equal  parts.  The  first  describes  the 
history  of  the  Canadian  militia  from  the  time  of  its  formation  to  repel 
the  attacks  of  the  Iroquois  to  the  occupation  of  Pretoria.  The  second 
part  comprises  the  present  Organization  of  the  military  forces  in  the 
Dominion.  Occurrences  such  as  that  of  Chateauguay  (cf.  no.  329)  receive 
naturally  considerable  attention.  The  volume  presents,  clearly  thruout, 
the  subject  with  which  the  anonymous  author  is  thoroly  familiär. 
799.  Waddington,  Richard.  Histoire  de  la  guerre  de  Sept  Ans. 
Histoire  diplomatique  et  militaire;  t.  III.  Paris,  Firmin-Didot  et 
C***.,  pp.  540  (cf.  no.  321  k.)  This  is,  as  the  title  indicates,  rather 
from  the  diplomatic  Standpoint  than  the  historical.  The  third  volume 
deals  with  the  campaign  of  1759,  and  the  questions  to  the  fore  are  those 
that  concern  Kaunitz,  Bernis,  Choiseul,  Minden,  Kunersdorf  and  the 
Montazet  dispatches  rather  than  Montcalm,  Wolfe,  Dann,  and  Frederick. 
Bistoricah  800.  Ca&igrain,  ¥,  B.  "La  fontaine  d'Abraham 
et  le  ölte  de  son  habitation."  MSRC.  (t.  IX,  §  1,  pp.  145—155. 
Abraham  Martin,  whosc  propcrty  was  commonly  known  as  Claire-Fontaine, 
was  a  royal  pilot  of  Saint-Laun^nt.  His  land  occupied  some  of  the 
suburbs  of  Quebec.  The  name  "Plains  of  Abraham"  is  of  recent  origin 
and  may  possibly  be  so  called  because  doniinating  the  property  of  Abra- 
ham Martin.  M.  Casgrain  endeavors  to  locate  exactly  Abraham  Martinas 
land.  801.  Gos8ELIN,  Tabbö  Auguste.  "Un  episodo  de  Thistoire 
de  la  dime  au  Canada  (1705—1707)."  MSRC.  2^^  s6rie,  t.  IX,  §  1, 
pp.  45  —  63.  Considers  the  action  which  was  brought  in  1705  by  the 
cur6s  Boulard  and  Du  Fournel  before  the  Superior  Council  of  Quebec 
for  a  declaration  that  the  titho  was  paj^able  under  the  ordinance  of  1667 


J.  Geddes,  Jr.  I  253 

on  all  producta  of  the  soil  and  on  all  live  stock.  1'he  suit  was  lost. 
The  Canadian  clergy  appealed  but  the  appeal  failed.  L^abb^  Casgrain 
Claims  that  the  clergy  by  their  appeal  gained,  in  as  mach  as  afterwards 
they  had  a  precedent  for  taking  such  cases  to  the  Superior  Council. 

802.  Kastner,  F.  DE  H^ros  de  la  Nouvelle-France.  Troisieme 
s^rie.  Les  La  V6rendrie,  pere  et  fils.  Dufrost  de  la  Jemmeraye  et  la 
d^couverte  du  Nord-Ouest.  Quebec,  pp.  98  in-8°  (cf.  nos.  561  and  680). 
803.  Meilleur-Barthe,  J.  B.  "Jean  Cusson  notaire  au  Cap- 
de-la-Madeleine."  RCan.  pp.  62 — 65.  The  records  of  this  parish 
between  1640  and  1672  being  lost,  the  finding  by  M.  Meilleur-Barthe, 
keeper  of  the  archives  of  Three  Rivers,  of  the  acts  of  the  notary  Jean 
Cusäon,  throws  light  upon  the  date  of  arrival  of  many  French  colonists, 
and  hence  genealogically  has  considerable  value.  804.  Nichoi^on,  Byron. 
Le  Canadien-Fran9ais.  Esquisse  de  ses  principaux  reliefs 
caractöriels  (see  no.  635).  Traduction  fran9aise  de  Ulrich  Barthe. 
Quebec,  pp.  152  in-8®.  Portraits.  805.  Nouvelle-France.  Montcalm's  last 
letter  is  published.  Tt  was  found  by  Mr.Doughty  (cf.  no.  627)  among  the 
Townshend  papers  in  London.  806.  Prud'homme,  L.  A.  "L'^16ment 
fran9ai8  au  Nordwest.  Voyageurs.  Canadiens-fran9ais  et 
m6tis,  1763—1870,  RCan.  aoüt,  pp.  115—141;  sept.  pp.  312—319; 
oct.  pp.  380 — 402.  Shows  the  notable  part  played  by  the  French 
Canadians  in  developing  the  Northwest.  807.  Roy,  J.  E.  Histoire 
de  la  seigneurie  de  Lauzon.  A  good  example  of  much  that  has 
been  done  and  is  still  being  done  in  the  favorite  field  of  local  history 
in  Canada.  The  three  volunies  already  published  (cf.  no.  247)  abound 
with  documentary  evidence  of  every  description.  See  the  review  by 
Henri  Froidevaux  in  Polybiblion,  p.  43,  and  the  reference  in  BPFC. 
t.  III,  p.  26.  808.  Roy,  P.  G.  ün  procös  criminel  ä  Quebec 
au  dix-septieme  siecle:  Anne  Edmond  accus6e  de  s'^tre  travestie  en 
homme  et  d'avoir  r6pandu  de  fausses  nouvelles.  L6vis,  pp.  38.  Tliis 
Story  is  mentioned  by  La  Potherie,  one  of  the  old  historians  in  the  third 
volume  (p.  269)  of  his  Histoire  de  FAm^rique  septentrionale. 
(Paris,  1753.)  Also  by  Hubert  La  Rue  in  the  Soir^es  canadiennes, 
1861,  p.  163.  In  Order  lo  save  her  brother  from  going  to  the  war 
against  the  Iroquois,  the  girl  disguiscd  herseif  in  her  brother*s  clothes  and 
went  from  the  Ile  d'Orleans  to  Quebec.  She  there  told  a  ridiculous 
Story  which  was  detected.  The  girl  was  afterwards  condemned  to  be 
flogged  by  the  executioner.  M.  Roy  produces  the  official  records  of  the 
curious  case.  809.  Sulte,  Benj.  "Dicouverte  du  Mississippi  en 
165  9".  MSRC,  2"»«  s^rie,  t.  IX,  §  1,  pp.  3—44.  Deals  with  the 
Upper  Mississippi  prior  to  its  discovory  by  Radisson  in  1659.  About 
all  the  original  material  bearing  upon  the  subject  is  carefully  worked 
over  (cf.  no.  534). 

LanguCLge.  See  below,  under  Canadian-French  revieica,  no.  1, 
BPFC. 

Idter ary.  810.  Boucher,  Honori5.  La  ligue  de  MM.  le  cur6, 
le  maire,  le  notaire,  et  le  m^decin.  Drame  en  trois  actes.  Artha- 
baska,  pp.  61  in-12^  811.  Le  Sage,  Jules.  Glanures.  Les  aspi- 
rations.     Poesie?    canadiennes    de  W.  Chapnian     (see    no.    817). 


I  254  Canadian-French.    1904. 

Quebec,  pp.  52  in-12®.  Style  of  essay  similar  to  no.  486.  812.  Poiriek,  P. 
Mouvement  intellectuel  chez  les  Canadiens-Fran9ai8  depuis 
1900.  MSRC.  2"°«  s^rie,  t.  IX,  §  1,  pp.  109—116.  The  object  of 
this  somewhat  rapid  survey  of  the  literary  field  is  to  stimulate  studeots 
to  greater  effort  in  the  field  of  science.  M.  Poirier  finds  the  education 
of  the  day  ill-suited  to  practical  needs.  The  study  first  appeared  in 
MSRC.  for  1903;  see  under  Can.-Fr.  reviews  for  that  year. 

JUiscellatieous»  See  the  remark  under  Miscellaneous  for  the  year 
1902.  Unless  this  particular  kind  of  out-put  present«  new  features  differing 
from  those  already  noted,  it  is  taken  for  granted  that  sufficient  attention 
has  been  called  to  the  subject.  813.  JAssociation  catholique  de 
la  jeunesse  canadienne  fran9aise.  Montr^.  The  printed  bulletin 
in  regard  to  this  society  contains  the  Statutes  and  a  well-chosen  program 
of  courses  of  study  (cf.  BPFC.  t.  II,  p.  288).  814.  BaillargiS, 
F.  A.,  ptre.  Le  drapeau  canadien-fran9ais  (azur-fleurs  de 
lis  .  .  .  castor  .  .  .  feuilles  d'^rable.  ficusson).  Nos  raisons. 
Montreal,  pp.  48  in-12®;  (cf.  no.  719).  The  discussion  is  still  going  on 
as  the  following  publications  show:  815.  Carillon!  Carillon!  le 
drapeau  national  des  Canadiens-fran9ais,  par  un  Patriote. 
816.  Comit^  du  drapeau  national  de  Qu6bec.  Le  drapeau 
national  des  Oanadiens-fran9ais.  Un  choix  legitime  et  populaire. 
Quebec,  pp.  312  in-8®.  The  volunie  contains  a  sumniary  of  the  battle 
of  Carillon,  historical  notes,  a  pastoral  letter  from  Mgr  B^gin,  verses  of 
Crömazie,  and  other  poets.  The  object  of  the  appeal  is  to  get  the  flag 
called  Ca rillon-Sacr6 -Coeur  adopted  by  the  French  Canadians  (cf. 
RPFC.  t.  II,  p.  288.) 

Poetry.  817.  Chapman,  W.  Les  aspirations.  Po^sies 
canadiennes.  Paris,  pp.  353  in-4®.  See  the  review  in  PB.  August, 
p.  116.  M.  Chapman  was  awarded  a  prize  of  500  francs  for  bis  poetry 
by  the  French  Acadeniy.  There  is  a  review  of  Les  aspirations  by 
M.  P.  Herbin  in  La  revue  des  poötes.  818.  Lemay,  Pamphile  Les 
gouttelettes.  Sonnets.  Montreal,  pp.  227  in-8^  See  the  review  in 
PB.  for  February,  p.  116,  by  Gabriel  d'Azambuja,  and  in  La  revue  des 
poötes,  July,  p.  160,  by  Jean  Lionnet  The  three  most  successful  poets 
in  French  Canada  arc  Louis  Fr^chette,  Pamphile  Lemay,  and  W.  Chap- 
man. An  appreciative  estimato  of  Lemay's  Gouttelettes  by  J.  E.  Prince 
appeared  in  the  BPFC.  t.  II,  1904,  pp.  306—315. 

JReligiotis.  819.  Charland,  R.  P.  P.  Victor  La  bonne  Ste. 
Anne  ou  Thistoire  de  la  d^votion  a  Sainte-Anne.  Quebec, 
pp.  XVI  4- 320  in-8^.  20  gravwes.  820.  Dusablon,  l'abb^  L.,  ptre. 
Liste  des  missionnaires,  des  servants,  cur^s,  vicaires  et  autres 
prßtres  qui  ont  exerc6  le  saint  minist^re  dans  la  paroisse  de 
rimmaculöe  Conception  des  Trois-Rivieres  depuis  le  commence- 
ment  de  la  colonie  jusqu'a  nos  jours,  etc.  Trois-Rivi^res,  pp.  26 
in-8^.  821.  Fr6d£ric,  R.  P.  La  Vierge  Immacul^e.  Quebec, 
pp.  300  in-8^  822.  Saint-Denis,  Yi\hh6  J.,  cur6  de  Saint-Basile  le 
Grand.  Le  jubile  de  19  04  ä  Tusage  des  communaut^s  et  des 
fideles.  Montreal.  823.  TiiiTU,  Horace.  Livre  d*or  du  clerg6  ca- 
nadien.    Quebec,  pp.  33  petit  iH-12^.     824.  Trudelle,  Joseph.    Les 


J.  Geddes,  Jr.  I  255 

jubil^s,  les  ^glises  et  chapelles  de  la  ville  et  de  la  banlieue 
de  Quebec  de  1615  ä  aujourd'hui;  t.  IL  Quebec,  pp.  XVI -[-428 
in-8^.  Nombreuses  figures,  The  portraits  leave  much  to  be  desired  in 
tbe  art  field. 

Science,  indastrial.  825.  Santerre,  Alec.  Le  poulailler 
de  la  ferme.  iClevage  pratique  des  volailles.  Quebec,  pp.  160 
in-8^ 

Travels.  826.Morice,  leR.  P.  A.  G.  Du  lac  Stuart  ä  Toe^an 
Pacifique  par  le  Pore  M.  (O.  M.  I)  missionnaire  en  Colombie  bri- 
tannique.  Bull,  de  la  soc.  neuchäteloise  de  g^ographie,  t.  XV. 
pp.  32  —80.  Notes  on  the  Indian  tribes  of  the  region  upon  which  tbe 
author   has  written  much  and  with  which  he  is  quite  familiär. 

Canadian  French  revlews.  1®.  Bulletin  du  parier  fran9ais 
au  Canada.  Quebec.  The  ten  numbers  of  this  linguistic  Review  which, 
with  the  number  for  June,  July,  and  August,  just  completes  its  third 
year,  comprise  344  octavo  pages.  The  quality  of  the  work  has  kept 
pace  with  the  quantity.  A  portion  of  nearly  every  number  has  contained 
a  list  of  *'Anglicismes",  carefully  prepared  by  the  Comit6  du  Bulletin,  and 
the  "Lexique  canadien-fran9ais"  appears  regularly  in  instalments.  No 
less  than  seventy-five  reviews,  most  of  them  French  publications,  bearing 
on  dialect  study  are  noted  and  many  items  quoted  in  connection  with 
books,  authors,  and  linguistic  phenomena  relating  to  Canada.  The  biblio- 
graphy  and  book  reviews  are  modeis  of  accuracy  and  conciseness,  and 
in  this  respect  the  French  Canadian  reviews  may  well  profit  by  the 
lesson  before  them.  The  difficulty  of  obtaining  accurate  bibliographical 
Information  has  already  been  pointed  out  (see  no.  181,  and  cf.  RHPC. 
v.  VII,  1903,  pp.  210—212)  and  it  is  fitting  here  to  make  due  ac- 
knowledgment  to  the  Bulletin  and  to  the  editor  M.  Rivard  for  much 
information  hitherto  unprocurable,  2^.  Bulletin  des  recherches 
historiques.  L6vis.  Local  history  and  minute  careful  research 
characterize  the  423  pages  of  this  review.  The  value  of  the  "Question 
and  answer"  department  deserves  note.  The  last  number  of  the  year, 
no.  10  for  December,  contains  a  complete  table  of  contents  for  the  ten 
volumes  of  the  Bulletin,  1895 — 1905.  The  writer  is  much  indebted 
to  the  editor,  M.  Pierre  Georges  Roy,  for  bibliographical  information. 
3^  LaNouvelle-France  has  among  its  contributors  some  of  the  well 
known  names  among  the  Canadian  French  clergy.  The  fact,  however, 
as  already  pointed  out,  that  so  many  of  the  clergy  largely  control  the 
entire  out-put  tends  to  make  the  magazme  of  interest  to  theologians 
particularly  and  ill-adapted  to  the  wants  of  the  general  reader.  The 
articles  are  well  written  and  good  in  themsclves  but  do  not  appeal  to 
the  average  layman.  4^  MSRC.  I.  Pnid'homme,  le  juge,  Thon.  Jos. 
Royal:  Sa  vie,  ses  oeuvres.  II.  Roy,  R^gis.  Les  capitaincs  de 
marin,  sieurs  do  la  Malgue,  Chevaliers  de  St.  Louis,  officiers 
canadiens,  etc.  en  la  Nouvelle-France  de  1  680 — 1  7  0  2.  III.  Rou- 
THIER,  le  juge  A.B.  filoge  historiquc  de  M.  Tabbö  H.  R.  Casgrain. 

IV.  Casgrain,  P.  B.  La  maison  de  Borgia,  premier  poste  de 
Wolfe  a  la   bataille   des    plaines   d*Abraham.    Oü  6tait-elle  situöe? 

V.  DiONNE,  N.  E.  Inventaire  chronologique  des  livres,  brochures. 


I  256  Oanadian-French.    1904. 

journaux  et  revues  publi^s  dans  la  province  de  Quebec  de 
1764  ä  1904.  The  title  appears  here  with  the  other  articles  in  French. 
The  work  itself,  however,  obviously  on  account  of  its  size,  could  not 
appear  in  the  MSRC.  As  a  three  volunie  work,  the  Inventaire  is  now 
in  progress  of  publication  by  itself  {see  Periodical  literature  for  the  year 
1902.)  5®.  RCan.  A  few  among  the  many  articles  in  the  two  volumes 
making  up  the  contributions  for  the  year  are:  Edmond  de  Nevers: 
Influenae  des  races  sur  la  formation  du  caractere  americain. 
E.  Z.  Massicotte.  La  gen^alogie  au  Canada  franyais.  Jean 
Vincent.  Nosvoisins.  L.  A.  Prud*homme.  L'61^ment  fran9ais  au 
Nord-Ouest.  Jacques  Morel.  L'erreur  de  Germaine.  Omer 
Chaput.  Le  march^  de  la  litt^rature  canadienne.  Other  contri- 
butors  are  Henri  Bernard,  L6on  Guerin,  F.  L.  Desaulniers, 
Hermine  Lanctöt,  Aa  compared  with  the  articles  in  LaNouvelle- 
France,  there  can  be  no  question  as  to  the  superiority  of  the  contributions 
that  appear  in  the  Revue  canadienne  judged  simply  from  the  stand- 
point  of  what  concerns  and  appeals  to  the  general  public. 

Periodical  literature  of  the  year.  Weekly.  1.  L'avenir 
de  Test,  fond^  a  Montreal.  Directeur:  L.  B.  Fontaine  2.  Le  courrier 
du  dimanche,  fond^  a  Quebec  en  mai.  Ne  donne  que  quelques  num^ros. 
3.  La  gazette  municipale,  fond^  a  Montreal,  le  8  f^vrier,  en  rapport 
avec  les  affaires  de  la  cite  de  Montreal.  Published  by  the  city  Corporation. 
Issues  the  regulations  of  the  eity  Council,  official  announcements,  and  all 
that  relates  to  levying  taxes  in  Montreal.  The  director  is  Louvigny  de 
Montigny.  4.  Le  nationalste,  fond6  a  Montreal,  par  Olivar  Asselin, 
le  6  mars.  Organe  de  la  Ligue  nationaliste.  Asselin  is  one  of  the 
strengest  and  most  devoted  workers  for  the  cause.  Many  of  the  articles 
are  remarkable  both  as  to  the  matter  it'^clf  as  well  as  to  its  fonn.  Invari- 
ably  interesting.  5.  Leprogrös  du  golfe,  fond6  a  Romouski  le  15  avril. 
6.  Le  sourire  fond6  ä  Quebec,  le  8  mai.  Journal  du  dimanche. 
Le  troisieme  num^ro  donne  le  nom  de  M.  Fernand  Dansereau  comme 
directeur.  Au  cinquiöme,  on  constate  que  MM.  Taschereau  et  Dansereau 
en  sont  les  ^diteurs  propri^taires.  Disparait  le  4  septembre  (18  num^ros). 
Monthly.  7.  L'^cole  rurale,  fond6e  a  Quebec  en  septembre.  C'est 
une  petite  revue  suppl6mentaire  a  TEnseignemcnt  primaire,  consacr^e 
aux  Industries  de  la  province,  ä  Tagriculture,  etc.  Directeur:  C.  J.  Magnan 
(cf.  uo.  658).  8.  L'observateur  naturaliste.  Petite  revue  consacr^e 
a  l'histoire  naturelle,  fondee  a  Qu6bec,  par  un  jeune  homme,  Walter 
Venner,  employe  de  Tadministration.  Doux  num^ros  seulement  ont  paru. 
9.  Le  petit  Canadien,  fond6  ä  Qu6boc  en  mai  par  Ad^odat  Boileau, 
directeur-propri^taire.  Revue  litt^raire  et  pittoresque.  Disparait  avec  le 
deuxi^me  numero.  10.  Le  propagateur.  Bulletin  mensuel  du  clerg#. 
Directeur:  L.  J.  A.  Derome.  Fojid6  ä  Montreal,  le  15  janvier  par  Cadieux 
et  Derome.  C^est  une  nouvoUe  serie  du  Propagateur  des  bons 
livres.  11.  Le  semeur,  fonde  a  Montreal  en  septembre.  Bulletin  de 
l'Association  de  la  jeunesse  catholique  canadienne  franyaise.  Traite  les 
questions  d'^conomie  sociale  et  politique.  A  vigorous  organ,  quite  young, 
but  promising.  The  first  number  comprises  the  months  of  September  and 
Octobcr;  pp.  50  in-8°.     Another  periodical  not  classified  with  tho  above 


J.  Geddes,  Jr.  I  257 

is  12.  Le  c61ibataire,  fond6  k  Saint  Hyacinthe,  qui  parait  "sans 
date  fixe". 

English   wrltings    dealing   with    French-Canada. 

827.  Amöbary,  Wallaoe  Bruce.  The  ballads  of  Bourbonuais. 
Indiauapolis,  Bobbs- Merrill  Co.  Bourbonnais  is  a  settlement  of  five 
hundred  inhabitantd  niade,  by  the  French  of  lower  Canada,  in  Illinois. 
There  are  a  number  of  these  Settlements  in  the  neighhorhood  of  Kankakee. 
There  are  no  Americans  in  Bourbonnais  and  it  is  typical  of  the  French 
life  of  tbat  region.  The  author  exphiins  in  his  introduction  that  the 
ballads  are  written  in  the  hope  of  preserving,  if  possible,  the  dialect  of 
the  Illinois  French  Canadian.  The  scenes  described  in  the  ballads  are 
of  the  niost  primitive  type  and  suggestive  of  civilization  in  the  Middle 
Ages.  As  folklore,  they  may  have  some  iuterest;  also  for  the  dialect 
investigator  who  desires  to  find  those  who  have  as  yet  in  no  wise  been 
influenced  by  education.  828.  Casgrain,  P.  B.  A  few  remarks  on 
"The  siege  of  Quebec"  and  the  battle  of  the  plains  of  Abraham, 
by  A.  Doughty,  in  collaboration  with  E.  W.  Parmelee;  and  on  the 
probable  site  of  the  battle  of  the  plains  of  Abraham,  by 
A.  Doughty.  Transactions  of  the  Royal  Society  of  Canada,  second  series, 
V.  IX,  §  11,  pp.  101—134  (see  no.  628).  829.  De  Celles,  Alpred 
DE.  Papineau.  Cartier.  Toronto.  Morang  &  Co.,  pp.  203 -|- 136.  This 
is  a  historical  book  made  for  the  series  "The  makers  of  Canada", 
which  is  intended  to  make  known  the  lives  and  deeds  of  the  illustrious 
men  who  have  contributed  to  Canada's  history  (see  the  favorable  review 
of  this  volume  in  ßHPC.  v.  IX,  1904,  pp.  72—76).  830.  Fiske, 
John.  New  France  and  New  England.  Boston,  Houghton,  Mifflin 
&  Co.,  pp.  XXX  -|-  338.  This  is  a  new  edition  of  a  well  known  work 
(see  no.  630)  of  the  late  John  Fiske.  It  contains  170  illustrations,  in- 
cluding  maps,  plans,  autographs,  facsimiles,  etc.  831.  Ketcham,  Wil- 
MOT  A.  The  dance  at  Joe  Chevalier.  With  illustrations  by  the 
Toledo  Tile  Oub.  This  is  a  book  containing  French-Canadian  dialect 
poetry  and  verse  —  a  copy  of  which  has  not  yet  come  to  band. 
832.  Laut,  Anna.  The  path  f  inders  of  the  West.  Toronto,  pp.  XXV 
-j-  380.  This  is  a  biography  of  Radisson  who  was  on  the  banks  of  the 
Mississippi  twenty  years  before  La  Salle,  and  in  the  region  of  the  great 
Northwest  a  Century  before  Lewis  and  Clark.  Other  biographical  and 
historical  accounts  in  this  new  volume  of  Miss  Laut  (cf.  no.  633)  are 
those  of  La  V6i*endrye  in  the  Northwest,  Hearne  in  the  ßockies, 
Mackenzie  in  the  Arctic  region,  and  Lewis  and  Clark  over  across  the 
Rockies  to  the  Pacific  coast.  833.  Orgutt,  Wm.  Dana.  Robert 
Cavelier.  The  romance  of  the  sieur  de  la  Salle  (cf.  no.  121*) 
and  his  discovery  of  the  Mississippi  river.  Illustrated  by  Charlotte 
Weber,  Chicago,  A.  C.  Mc.  Clurg  &  Co.  This  is  a  historical  novel. 
The  scene  is  laid  in  Paris,  Quebec,  Montreal,  and  in  the  forests  of  New 
France.  Fact  and  fiction  are  interwoven.  The  Jesuits  are  not  placed 
in  a  favorable  light  and  La  Salle  is  pictured  as  strongly  opposed  to 
them.  The  heroine  is  Anne  de  Courcelle,  daughter  of  the  French 
governor  of  Quebec.  834.  Ray,  Anna  C^apin.  By  the  good  Sainte 
Anne,    Boston,    Little,   Brown  &  Co.     A    summer   novel    in    which    the 

Vollmoll  er,  Rom.  Jahresbericht  VlII.  -^n 


I  258        1^16  afrikaDischeD  Sprachen  und  Literaturen.   1898 — 1906. 

celebrated  shrine  of  Sainte-Anne  is  described.  One  of  the  characters  is 
a  young  French-Canadian  law  Student.  The  book  is  of  some  interest 
to  those  visiting  Quebec.  This  is  a  new  edition  and  contains  a  number 
of  illustrations  from  photographs  of  the  places  described. 

Boston  University,  August  9,  1905.  J.  Geddes  Jr. 


Die  afrikajiisolien  Sprachen  tind 
Idteraturen.  1898—1906. 

Generalites.  R.  Basset,  Rapport  sur  les  langues  africaines 
1891—97.  Paris  1899,  in-8®.  —  Id.  Contes  populaires  d'Afrique,  Paris 
(1903),  in-8®.  Guilmoto  8®  (170  contes  appartenant  aux  groupes  suivants: 
chamitique,  s^mitique,  nilotique,  soudanais,  langues  de  S^n^gambie  et  de 
Guin^e,  hotten  tot,  bantou,  malgache,  n^gre  des  colonies).  —  Rambaud, 
Les  langues  de  TAfrique  occidentale,  Ann6e  linguistique.  T.  IL  Paris 
1904,  in-12«,  p.  187—203. 

IJangue  berh^e.  Mouli^ras,  Legendes  et  contes  merveiUeux 
de  la  Grande  Kabylie  II®  partie,  in-8®,  fasc.  I — III.  Paris,  E.  Leroux 
(contes  LX — LXXXV).  —  G.  Mercier,  Etüde  sur  la  toponymie  herbere 
de  la  region  de  TAur^s.  Paris  1.  IV.  1899,  in-8^  —  R.  Basset,  Etüde 
sur  les  dialectes  herberes  du  Rif  marocain  (dialectes  des  Gueläia,  des 
Kibdana,  des  B.  Ouriar'en,  des  Temsaman,  des  Bot'ioua  et  des  B.  Said 
et  appendice  sur  les  Bot'ioua  du  Vieil  Arzeu).  Paris  1899,  in-8^  I.  N. 
(Gramniaire,  textes,  vocabulaires  fran9ai8-berböre  et  berb^re  fran9ai8).  — 
Id.  Les  noms  berbtires  des  plantes  dans  le  Trait^  des  Simples  d'Ibn  el 
Baltar.  Florence  1899,  in-8®.  Soci6t6  typographique  florentine.  —  Id. 
Les  Sanctuaires  du  Djebel  Nefousa.  Paris,  I.  N.  1899,  in-8^.  —  Id. 
Rapport  sur  les  6tudes  herberes  et  haoussa.  Paris,  1.  IV.,  1899,  in-8^  — 
J.  D.  LuciANi,  Smail  Azikkiou,  chansons  Kabyles.  Alger  1899,  in-8®. 
—  MouLi^RAs,  Le  Maroc  inconnu.  T.  II,  Paris,  Challamel,  in-8®  (chan- 
son  herhöre).  —  G.  Mercier,  Cinq  textes  herberes  en  dialecte  chaouia. 
Paris  1900,  in-8®,  1.  IV.  —  Cidkaoui,  Dictionnaire  pratique  tamacheq- 
fran^ais.  Alger,  Jourdan,  1900,  in-4®.  —  R.  Basset,  N^dromah  et  les 
Traras.  Paris,  E.  Leroux,  1901,  in-8^  forme  le  t.  XXIV  du  Bulletin 
de  Correspondance  africaine  publik  par  TEcole  des  lettres  d'Alger  (Appen- 
dice I,  Dialecte  des  Beni  Bou  Said).  —  Huyghe,  Dictionnaire  Kabyle- 
fran9ais.  2''  ed.  Alger,  Jourdan,  in-8^.  —  R.  Basset,  Rapport  sur  les 
etudes  herberes  et  haoussa,  1897—1902.  Paris  1902,  I.  N.  in-8^  — 
A.  DE  MoTYLiNSKi,  Notice  sur  deux  bracelets  touaregs.  Constantine 
1902,  in -8®.  —  Huyghe,  Dictionnaire  fran9ais-Kabyle  (Zouaoua)  Malines, 
Godenne,  in-8°,  1902—1903.  —  Said  Boulifa,  Recueil  de  po^sies 
Kabyles  (texte  zouaoua  et  tr.  fr.).  Alger,  Jourdan,  1904,  in-8®.  —  A.  de 
C.  DE  MoTYLiNSKi,  Le  dialcctc  herbere  de  R'damfes,  forme  le  tome 
XXVIII  du  Bulletin  de  Correspondance  africaine,  publik  par  TEkjole  des 
Lettres  d'Alger.  Paris,  E.  Leroux,  1904,  in-8®.  —  E.  Littmann,  L'ori- 
gine  de  Talphabet  libyen,  Journal  asiatique.  X^  S^rie,  T.  IV,  1904, 
p.  423 — 440.  —  Said  Boülifa,    Manuscrits  herberes  du  Maroc.    Paris, 


H.  ßasBet.  I  259 

L  N.,  1905,  in- 8®.  —  Id.  I^  K'anoun  d'Adni  (texte  Kabyle  et  trad. 
fr.).  Alger,  Fontaiia,  1905,  in-8^  —  Destaino,  Le  fils  et  la  fille  du 
roi,  conte  herbere  des  Beni  Snoua  (texte  et  tr,  fr.).  Alger,  Fontana, 
1905.  —  MouLi^RAS,  Une  tribu  zen^te  anti-musulmane,  les  Zkara. 
Paris,  Challamel,  1905,  in-8®.  —  E.  Destawg,  L'Ennayr  chez  les 
Beni  Snous  (texte  et  trad.).  Alger,  Jourdan,  1905,  in-8®.  —  A.  de 
MoTTLiNSKi,  Le  nom  berb^re  de  Dieu  chez  les  Abadhites.  Alger, 
Jourdan^  1905,  in-8®.  —  Hütohe,  Dictionnaire  fran9ais-chaouia.  Alger, 
Jourdan,  1906,  in-8.  —  R.  Hasset,  Les  inots  arabes  pa8s6s  en  berbere, 
Orientalische  Studien  Theodor  Nöldeke  gewidmet.  T.  I.  Giessen  1906, 
Töpelmann,  in-8®,  p.  439—448. 

IjO/ngue  luwtissa,  Galtier,  Sur  le  pronom  affixe  de  la 
P  personne  en  haoussa.  Paris,  1.  IV.,  1899,  in-8^  —  Delafosse, 
Manuel  haoussa.  Paris  1901,  in-12°,  Maisonneuve. 

Langue  VOOlofe.  Raimbaud,  La  langue  wolof.  Paris  1903, 
Leroux,  in- 12.  —  Id.  Les  pronoins  personnels  et  possessifs  en  wolof 
B.  S.  L.  P.  XII,  2,  p.  CXVI— CXX. 

I/angues  mandingues.     Abiven,  Grammaire  malink^.    Paris 

1900,  in-8^  —  Id.  Dictionnaire  malink^-franyais.  Paris  1900,  in-8®.  — 
Id.  Dictionnaire  fran9ais-inalink^.  Paris  1900,  in-8®.  —  ***  Methode  de 
lecture-malink^e.  Paris  1900,  in-12®.  —  Delafosse,  Essai  de  manuel 
pratique  de  la  langue  inand6.  Paris  1901,  Leroux,  in-8®  (un  texte  dyoula 
avec  trad.  fr.).  —  C.  Monteil,  Contes  soudanais.  Paris,  Leroux,  1904, 
in-18^  (47  contes  et  fahles  dans  les  langues  soninkh^  bamana  et  khas- 
sonkh6,  trad.  en  fran9aiö).  —  Id.  Consid6rations  g6n6rales  siu*  le  nombre 
et  la  num^ration  chez  les  Mand^s.  Paris,  Masson,  1904,  in-8^ 

Langues  de  Gui/nie*  Delafosse,  Les  VaT,  leur  langue  et 
leur  Systeme  d'6criture.  Paris,  Masson,  1899,  in-8®.  —  Ganot,  Gram- 
maire ibo.  Paris  1900,  in-8®.  —  Delafosse,  Essai  de  manuel  de  la 
langue  agni.  Paris,  Andr6,  1901,  in-8®  (11  16gendes,  contes  et  chansons). 

—  Glic.  DI  Greoorio,  Sulla  struttura  della  lingua  ew6.  Turin,  Loescher, 

1901,  in-8<>.  —  Ganot,  Kat-ekismi  ibo,  Vitry  le  fran9ois.  1901,  in-12®. 

—  Cardoso,  Pequeiio  Vocabulario  do  dialecto  papel.  Bull,  de  la  Soc.  de 
G6ogr.  de  Lisbonne,  T.  XX,  1908,  p.  121—128.  —  Delafosse,  Voca- 
bulaire  comparatif  de  plus  de  soixante  langues  ou  dialectes  parl^s  a  la 
Cöte  dlvoire.    Paris,  Leroux,  1904,  in-8®. 

Langues  du  Soudan.  Bluzet,  Vocabulaire  de  la  langue 
Mossi,  Bulletin  du  Comit6  de  TAfrique  fran9aise.  Paris,  Mars,  1901.  — 
ToQu6,  Essai  sur  le  peuple  et  la  langue  banda.  Paris,  Andr^,  1905, 
in-12^.  —  ***8yllabaire  fran9ais  a  l'usage  des  indigenes  de  langue  songay. 
Paris  1899,  in-12^ 

Langue  peule.  Gibert,  Etüde  de  la  langue  des  Pouls,  Revue 
de  linguistique,  T.  XXXIV,  p.  70 — 78.  —  Arnaud,  Contribution  ?i 
r6tude  de  la  langue  peule,  Bulletin  de  la  Soci^t6  de  Geographie  d' Alger. 
T.  V,  VI  et  VII. 

JEthiopien  (Oheez).  Guidi,  II  Fetha-Nagast  o  legislazione  dei 
Re  (texte  gheez  et  trad.  italienne),  Rome,  typographie  della  Casa  editrice 
italiana.  2  v.  in-8®.  1897 — 99.  —  Conti-Rossint,  I/omilia  di  Yohannes, 
Vescovo  d'Aksum  in  onore  di  Garima.  Paris,  1.  IV.,  1898,  in-8^.  —  Id. 

17* 


1  260        t)ie  afrikanischen  Sprachen  und  Literaturen.   1898 — 1906. 

Rapport  sur  les  progrös  des  ötudes  6thiopiennes  depuis  le  dernier  Congris 
(1892—97).  Paris,  1.  IV.,  in-8^  1898.  —  Manuel  de  Almeida,  Vida 
de  Takla  Haymanot,  ^d.  par.  F.  M.  Esteves  Pereira  (vers.  portu- 
gaise),  Lisbonne,  Lucas,  1899,  in-8^  —  R.  Basset,  Les  Apoeryphes 
Äthiopiens,  T.  IX.  Apocalypse  d'Esdras  (tr.  fr.).  Paris,  lib.  de  la  Haute 
science,  1899,  in -8®.  —  Guidi,  La  liste  dei  Metropolit!  d'Abissinia. 
Rome  1899,  in-8®,  Salviucci.  —  F.  M.  Esteves  Pereira,  Historia 
dos  martyres  de  Nagran  (texte  gheez  et  trad.  portugaise).  Lisbonne. 
1.  IV.,  1899,  in-8*^.  —  Id.  Conversao  de  um  Rei  da  India  ao  Christia- 
nismo,  homilia  do  Archanjo  S.  Michael  (trad.  portugaise).  Lisbonne,  Lucas, 
1900,  in-8^.  —  Id.  Vida  de  S.  Gregorio,  patriarca  de  Armenia.  (l.'s- 
bonne)  in-8®  (texte  gheez  et  trad.  portugaise).  —  Id.  Chronica  de  Susenyos, 
Re  de  Etiopia,  T.  II,  trad.  portugaise.  Lisbonne,  1.  IV.,  1900,  in-8®.  — 
R.  Basset,  Les  Apoeryphes  Äthiopiens,  T.  X.  La  sagesse  de  Sibylle  (tr. 
fran9.).  Paris,  lib.  de  la  Haute  Science,  1900,  in-8®.  —  Conti-Rossini, 
La  leggenda  etiopica  di  Re  Arwe.  Palermo  1900,  in-8®.  —  Id.  Note  per 
la  storia  letteraria  abissina,  Rome,  tip.  deU'Accademia  dei  Lincei.  1900, 
in-8^.  —  Id.  L'Evangelo  d'oro  di  Debra  Libänos,  Rome,  tip.  deU'Acca- 
demia dei  Lincei.  1901,  in-8®  (texte  gheez).  —  ***Id.  II  Gadla  Filpos 
ed  il  Gadla  Yohannes,  Rome,  tip.  Salviucci.  1901,  in-4®  (texte  gheez). 
—  Beguinot,  La  Cronaca  abbreviata  d^Abissinia  (tr.  italiana)  Rome,  tip. 
della  casa  editrice.  1901,  in-8^  —  Guidi,  Qene  o  inni  abissini,  Rome 
tip.  deirAccad.  dei  Lincei.  1901,  in-8®.  —  Id.  La  Cronaca  de  Gälaw- 
dewos.  Florence  1902,  in-8®.  —  Id.  La  Storia  di  Häyla-Mikä'el,  Rome, 
tip.  Salviucci.  1902,  in-8®.  —  F.  M.  Esteves  Pereira,  Martyrio  di 
Santa  Emerayes.  Lisbonne  1902,  in-4^  (texte  gheez  et  trad.  portug.).  — 
Hal^vy,  Te^ezäza  sanbat  (texte  gheez  et  trad.  fran9).  Paris,  Bouillon, 
1902,  in-8^.  —  Conti-Rossini,  Besu^a  Amläk  e  il  convento  della  Trinita 
(texte  gheez),  Rome,  tip.  Salviucci.  1902,  in-8^  —  Guidi,  Langues  6thio- 
piennes,  Ann^e  linguistique,  T.  I.  Paris,  in-12®.  p.  109  —  133. —  C.  Bec- 
CARi,  S.  J.,  Notizio  e  Saggi  di  opere  e  docuraenti  inediti  riguardenti  la 
Storia  di  Etiopia,  T.  I.  Rome  1903,  in-4®.  Casa  editrice  italiana  (Lettres 
en  gheez  et  trad.  ital.,  p.  257 — 2G7).  —  F.  M.  Esteves  Pereira, 
Martyrio  do  Abba  Isaac  de  Tiphre,  texte  gheez.  Lisbonne,  trad.  portu- 
gaise. Coimbra  1903,  in-4.  —  Id.  Vida  de  S.  Maria  egypcia  (texte 
gheez  et  trad.  port.),  Lisbonne,  tip.  do  Commercio,  1903,  in-4^  — 
Hal^vy,  Un  Juif  bien  heureux  (texte  gheez  et  trad.  fr.),  Revue  S6mi- 
tique,  T.  XI,  p.  70.  —  Id.  Qoley5n,  TAigle  et  les  Nafät.  Journ.  asiat. 
Ser.  X,  T.  I,  p.  557  (1903).  —  Perruchon  et  Guidi,  Le  livre  des  mysteres 
du  ciel  et  de  la  terre.  Paris,  Firmin  Didot,  1903,  in-8®  (texte  gheez  et 
trad.  fr.).  —  Conti-Rossini,  Gli  Atti  di  Abba  Yonas  (texte  gheez  et 
trad.  italienne),  Rome,  tip.  Salviucci,  1903,  in-8°. —  Id.  Vitas  sanctorum 
indigenarum.  Paris,  Poussielgue,  1903 — 1905,  6  fasc.,  in-8®  (texte  gheez 
et  trad.  latine).  —  Guidi,  Annales  Johannis  I,  Lyasu  I,  Bakäffä  (texte 
gheez  et  trad.  frany.).  Paris,  Poussielgue  4  v.  in-8®,  1903 — 1905.  — 
Conti-Rossini,  I  manoscritti  etiopici  della  missione  cattolica  di  Cheren, 
Rome,  tip.  Salviucci  1904,  in-8®.  —  F.  M.*  Esteves  Pereira,  Vida 
de  S.  Paulo  de  Thebas,  texte  gheez.  Lisbonne;  trad.  portugaise.  Coimbra 
1905,  in-4^  —  Chaine,  Matzhafa  Dorho  (texte  gheez  et  trad.  fr.).  Paris 


R.  Basset.  I  261 

1905,  in-8^  —  Guidi,  11  Sawasew,  Orientalische  Studien  Th.  Noeldeke 
gewidmet,  T.  II,  913  —  923.  —  Id.  II  Racconto  di  Nargä  (texte  gheez), 
Rome  tip.  Salviucci  1906,  in-8®.  —  Id.  Gli  arehivi  in  Abissinia  (texte 
gheez).  Rome  1906,  in-8^.  —  F.  M.  Esteves  Pereira,  Jacobi  episcopi 
Nisibensi  Homelia  de  adventu  regis  Persarum  (texte  gheez),  Oriental. 
Studien  Th.  Noeldeke  gewidmet,  T.  II,  p.  877—892. 

Langues  du  Nord  de  VAhyaainie.  Conti-Rossini,  Tradizioni 
storiche  dei  Mensa  (texte  tigr6  ed  trad.  ital.).  Rome  1901,  in-8®.  — 
Ghebre  Medhin  DiOHMi^,  Apologhi  ed  aneddoti  volti  in  lingua  tigrinnaj 
Rome,  casa  editriee  italiana.  1902,  in-8®.  —  CbNTi-RossiNi,  Per  la 
C'^tnoscenza  della  lingua  cunama.  Florence  1903,  in-8®.  — Id.  Documenti 
per  lo  studio  della  lingua  Tigr^.  Florence  1903,  in-8^.  —  Id.  Canti 
populari  tigrai,  ZA.  XVII,   1903  p.  23—42;  XVIII,  1904  p.  320—386. 

—  Bllnchi,  Dizionario  e  frasario  eritreo  (tigriüa).  Milan  1903.  —  Cimino, 
Vocabolario  italiano-tigrai  e  tigrai- italiano,  Asmara,  mission  Suödoise. 
1904  (tigrina).  —  Conti-Rossini,  Note  sugli  Agau.  Florence  1903, 
in -8^.  —  Id.  Appunti  suUa  lingua  Khamta  deirAverghelle.  Florence 
1905,  in-8®.  —  Id.  Appunti  suUa  lingua  awiyä  del  Dangheia.  Florence 
1905,  in- 8®.  —  Id.  Poemetto  lirico  tigrai  per  la  battaglia  di  Addichelet5, 
Orientalische  Studien  Th.  Noeldeke  gewidmet,  T.  II,  p.  925—939. 

Langue  afnarina»  J.  Perruchon,  Legendes  relatives  a  Daouit  II 
(texte  amharina  et  trad.  fr.),  Revue  s6mitique  T.  VI,  p.  157 — 171.  — 
Gvwij  Lo  studio  delFAmarico  in  Europa.  Paris,  I.  N.,  1898,  in-8.  — 
J.  Perruchon,  Aper9u  grammatical  de  la  langue  ambarique.  Louvain, 
Totae,  1899,  in-8®.  —  Id.  Notes  pour  T  histoire  de  TEthiopie  con- 
temporaine  (texte  amariiia  et  tr.  fr.),  Revue  8^mitique,  T.  VIII,  p.  176 
— 179  —  GuiDi,  Vocabolario  amarico-italiano.  Rome,  Casa  editriee 
italiana,  1901,  in-S'*.  —  Mondon-Vidailhet,  Proverbes  ethiopiens. 
Journ.  Asiat.  X*  86rie  t.  IV  (1904),  p.  487—498.  —  Id.  Chronique  de 
Thdodoros  II  (texte  amarina  et  trad.  fr.),  Paris,  Guilmoto  (1905),  2  v.  in-12®. 

Langties  du  Stid  de  TAhy8»ine*  Bricchetti  Robecchi, 
Note  sulle  lingue  parlat«  Somali,    Galla,  Harrari.      NaplevS  1898,    in-8®. 

—  Conti-Rossini,  II  nagara  Galla.  Rome,  Salviucci,  1904,  in-8®.  — 
Mondon-Vidailhet,  Les  langues  harari  et  les  dialectes  Äthiopiens  du 
Gouragh^.  Paris,  Leroux,  1904,  in  8®. 

Langues  hantou.  Junod,  Nouveaux  contes  ronga.  Neufchät«l, 
Attinger,  1898,  in  8®  (8  contes  ronga,  textes  et  trad.  fr.).  —  Tui.les, 
Exercices  de  lecture  et  d'^criture  en  pahouin.  Tours  1898,  in-8®.  —  De 
Clercq,  Quelques  mots  sur  la  langue  des  Bena-Lulua,  ZAOSt.  V,  p.  16 
— 19.  —  Jacottet,  Etudes  sur  les  langues  du  Haut  Zambeze,  IP  partie. 
Textes  Soubiya  (78  contes,  legendes,  r6cits  et  chansons  av.  trad.  fr.). 
Bulletin  de  Corre-spondance  africaine,  T.  XVI,  2  fasc,  in-8*^.  Parin  1899, 
E.  Leroux.  —  Courtois,  Elementos  de  grammatica  Tetcnse,  lingua  Chi- 
Nyungue.  CoTmbra  1900,  in-8^.  —  Id.  Diccionario  (^afre-Tctonse-Portu- 
gues.  Coimbra  1900,  in-8".  —  Id.  Diccionario  Portugues-Cafre-Tetense. 
CoTmbra  1900,  in-8®.  —  De  Clercq,  Element«  de  la  langue  Kanioka. 
Vanves  1900,  in-8®.  —  J.  D.,  Essais  de  grammaire  Kikaniba.  Paris 
1900,  in-8®.  —  Tesseres,  Histoire  sainte  tra(luit<*  en  Galoa.  Paris  1900, 
in-8®.  —    Largeau,    EncyclopMie    pahouine.    Paris,    E.  Leroux,   1901, 


I  262        ÖJe  afrikanischen  Sprachen  und  Literaturen.    1898—1906. 

in-8^.  —  De  Clercq,  Vocabulaire  fran9ais-Kanioka.  Vanvee  1901,  in-8®. 

—  Id.  Vocabulaire  Kanioka-fran9ai8.  Vanves  1901,  in-8®.  —  Capüs, 
Dictionnaire  shisumbwa-fran9ais.  Saint  Cloud,  Belin,  1901,  in-ft®.  — 
BuEAYE,  Dictionnaire  fran9ai8-Kikongo  et  Kikongo-fran9ais.  Gand,  W. 
de  Witte,  1901,  in-8®.  —  Jacottet,  Etudes  sur  les  langues  du  Haut 
Zamb^ze,  IIP  partie,  Textes  Louyi  (116  contes,  legendes,  textes,  chan- 
sona  av.  trad.  fr.).  Bulletin  de  Correspondance  africaine,  T.  XVI,  1  v., 
in-8®.  Paris,  Leroux,  1901.  —  De  Clercq,  Recherche  6tymologique  du 
terme  eniploy^  dans  les  langues  bantoues  pour  d^signer  Teau.  ZAOSt.  VIII, 
p.  1 — 4.  —  Id.  Grammaire  de  la  langue  larba.  Louvain,  Istas,  1908,  in-8®. 

—  ♦♦♦Malongi  matutongu :  arithm^tique  en  fran9ais  et  en  Kikongo.  Roulers, 
J.  de  Meesters,   1903,  in-12®.  —    Phrases  gradu6es  en  fran9ais  et  en  Ki 
kongo,  Rulers,  J.  de  Meesters,  1903,  in-12^  —  Van  der  Bürgt,  Dictionnaire 
fran9ais-Kirundi,  Bois  le  Duc,  Soci6t6  d'illustration  catholique.  1 904,  in-8^. 

JUalgache,  ***Traduction8  gradu^s  en  malgache.  Dikan-Teny 
Misy  Anbatoronga.  Tours  1898,  in-8®.  —  Durand,  Manuel  pour  l'usage 
de  la  langue  hova.  Paris  1899,  in-8®.  —  Malzac,  Dictionnaire  fran9ai8- 
malgache.  Paris,  Challamel,  1899,  in-8^  —  Durand  et  Taffanel, 
Cours  de  malgache.  Paris,  Garnier,  1900,  in-8^  —  E.  Gautier,  Les 
Hovas  sont-ils  des  Malais,  6tude  comparative  entre  les  dialectes  hovas  et 
sakalaves.  Paris,  1.  IV.,  1900,  in-8®.  —  Jullez,  Manuel  des  dialectes 
malgaches.  Paris,  Andr6,  1901,  in-8^.  —  Julien,  Pr6ci8  th6orique  et 
pratique  de  la  langue  malgache.  Paris  1901,  in-8®.  —  Id.  Coui-s  public 
de  langue  malgache.  Tananarive  1902,  in-8".  —  Deschamps,  Syllabaire 
fran9ais-malgache.  Paris  1902,  in-8®.  —  G.  Ferrand,  La  legende  de 
Raminia.  Paris,  1.  IV.,  1902,  in-8®.  —  Id.  G6n6alogies  et  legendes 
arabico-malgaches.  Paris,  Lamy,  1902,  in-8^  —  Id.  Les  Musulmans  ä 
Madagascar,  IIP  part.  (textes  malgaches  et  trad.  fr.),  T.  IX  du  Bulletin  de 
Correspondance  africaine,  publie  par  TEcole  sup^rieure  des  Lettres  d* Alger. 
Paris,  licroux,  1902,  in-8^.  —  Id.  Notes  sur  la  trauscription  arabico-mal- 
gache  des  manuscrits  antaimorona.  Paris,  I.  N.,  1902.  —  E.  Gaütier, 
Notes  sur  T^criture  antaimoro,  T.  XXV  du  Bulletin  de  Correspondance 
africaine.  Paris,  I^eroux,  1902,  in-8®.  —  Dupuis  et  Ranaivo,  Le  mal- 
gache simplifi6.  Paris  1903,  in-8®.  —  Durand,  Manuel  de  conversation 
fran9ais-anglais-malgache.  Paris  1908,  in-8®.  —  G.  Ferrand,  Essai  de 
grammaire  malgache.  Paris,  Leroux,  1903,  in-12®.  —  Id.  Un  texte 
arabico-malgache  du  XVP  sifecle.  Paris  1904,  in-4®,  Klingsieck.  —  Id. 
ün  pr6fixe  nominal  en  malgache  sud-oriental  ancien.  Paris,  1.  IV.,  1904, 
in-8^.  —  Id.  L'^l^ment  arabe  et  souaheli  en  malgache  ancien  et  moderne. 
Paris,  I.  N.,  1905,  in-8^.  —  Id.  Un  chapitre  d'astrologie  arabico-mal- 
gache. Paris,  I.  N.,  1905,  in-8^.  —  Id.  ün  texte  arabico-malgache 
ancien.  Alger,  Fontana,  1905,  in-8®.  —  Id.  Trois  ^tymologies  arabico- 
malgaches.  Paris,  I.  N.,  1905,  in-8^  —  Etienne  de  Flacourt,  Diction- 
naire de  la  langue  de  Madagascar,  publik  par  G.  Ferrand,  T.  XXXIII 
du  Bulletin  de  Correspondance  africaine,  publie  par  TEcole  supörieure  des 
Lettres  d' Alger.  Paris,  E.  Leroux,   1905,  in-8®. 

Alger.  Ren^  Basset. 

Romanische  Metrik.  1904  von  E.  Stengel  siehe  B<1.  VII; 
S.  I  217ff. 


IL 

Zweiter  Teil    Literaturwissenschaft. 

Llteratnnrissenschaft  und  Poetik.  1904  von  K.  Borinski 
siehe  Bd.  VII,  S.  n  1. 

Französische  Literatur  1904, 
hezusr.  1902—1904 

1.  Altfranzosiscb. 

Allgemeines.  Das  Karlsepos.  1904  von  E.  Stengel  siehe 
Bd.  VII,  S.  II  46 ff. 

Die  historische  Literatur  des  französischen  Mittelalters. 
1902 — 1904.  Von  einschlägigen  Arbeiten  sei  in  erster  Linie  auf  die 
im  Erscheinen  begriffene  zweite  Auflage  von  Ul.  Chevalier*  „Repertoire 
des  sources  historiques  du  moyen-ftge"^)  sowie  auf  das  gleichfalls 
im  Erscheinen  begriffene  Werk  von  Auguste  Moltnier:  „Les  sources 
de  rhistoire  de  France "2)  verwiesen.  Die  1877 — 1883  in  erster 
Auflage  erschienene  wertvolle  Bibliographie  war  seit  längerer  Zeit  ver- 
griffen. In  der  neuen  Auflage  ist  nicht  nur  der  Inhalt  des  Supplementbandes 
von  1888  dem  eigentlichen  Werke  einverleibt,  sondern  die  Bibliographie 
bis  1900  fortgeführt.  —  G.Paris'  und  A.  Jeanroy«  „Extraits 
des  historiens  du  moyen-äge"  sind  ebenfalls  in  neuer,  fünfter  Auf- 
lage^) erschienen.  —  Mit  den  Kreuzzugsdichtungen  beschäftigten  sich: 
M.  Kawczynski  in  einem  Aufsatze  des  AAkWKrakau.  bist.  phil.  KL 
1902  n®  2.  Februar  betitelt :  „Le  chevalier  au  cygne  et  ses  rapports 
avec  les  po^mes  du  cycle  de  la  premiöre  croisade"  (2  Teile). — 
J.  F.  D.  BLÖTEin  ZRPh.  XXVII  1—24:  „Mainz  in  der  Sage  vom 
Schwan enritter".  B.  erwidert  mit  diesem  Aufsatz  auf  eine  Miszelle 
von  G.  Paris  in  Ro.  XXX  404 ff.  (vgl.  JR.  VI  II  88)  und  hält  nach 
wie  vor  Nimaye   für  den  ursprünglichen   Schauplatz   der  Sage,    Mayence 

1)  Paris,  Picard  1904.    2)  Eb.  bi8her  4  fasc.  Pr.;  ä  5  fr.    3)  Eb.  Hachette 
1902,  Pr.:  2  fr.  50. 
V Olim 5 Her,  Born.  Jfthresberlehi  VlII.  ^ 


II  2    I^>e  historische  Literatur  des  französischen  Mittelalters.    1902—1904. 

sei  erst  später  dafür  eingesetzt  worden.  Ro.  XXXII  625  bemerkt 
M.  Roques  dazu:  //  ne  me  paratt  pas  que  Paris  eut  6U  en  peine  de 
maintenir  sa  these.  M,  BL  se  debarasse  des  textes  qui  le  genent  par  de 
simples  conjeciures.  —  Derselbe  in  ZDA.  XLVII:  „Der  Schwanen- 
ritterpassus  in  einem  Brief  des  Guido  von  Bazoches."  —  Der- 
selbe in  den  Verhandelingen  der  k.  Akad.  van  Wetenschapen  te 
Amsterdam:  „Das  Aufkommen  der  Sage  von  Brabon  Silviue, 
dem  brabantischen  Schwanenritter"*).  Vgl.  dazu  E.  Martin* 
Referat  in  ZRPh.  XXVIII  621.  B.  erörtert  hier  die  spätere  durchaus 
den  Niederlanden  angehörige  Sage,  wie  sie  uns  in  Texten  des  14.  und 
15.  Jahrhs.  vorliegt.  Für  Brabon  handelt  es  sich  nicht  mehr  um  einen 
in  einen  Schwan  verwandelten  Menschen,  welcher  das  Schiff  des  Helden 
herbeiführt,  sondern  er  lässt  den  Helden  einen  Schwan  auf  der  Jagd 
verfolgen  und  so  zu  Suana,  Cäsars  Schwester  und  ihren  Kindern  gelangen. 
—  Camille  Lieoeois  handelte  im  11®  Fascikel  des  Recueil  de  travaux 
p.  p.  les  membres  des  Conferences  d'histoire  et  de  philologie  über  „Gilles 
de  Chin  l'histoire  et  la  legende"**^).  Nur  sehr  lockere  Bande  sind 
es,  welche  den  Roman  von  Gilles  de  Chin  mit  den  Kreuzzugsgetlichten 
verknüpfen.  G.  de  Chin  war  eine  historische  Persönlichkeit,  die  Sage  hat 
sich  seiner  erst  nach  und  nach  bemächtigt,  manche  Reste  und  Ausläufer 
dieser  Sage  haben  sich  aber  bis  heute  erhalten.  Geschichte  und  Sage 
scharf  zu  trennen,  das  gegenseitige  Verhältnis  der  verschiedenen  Ge- 
staltungen der  Sage  zu  ermittelen,  hat  sich  der  Verfasser  zur  Aufgabe  ge- 
stellt. Vergleiche  die  Besprechungen  von  J.Pirson  in  ZFSL.  XXVIP 
40—42  und  Ph.  A.  Becker  in  LBlGRPh.  1904  Sp.  109—113.  — 
Dasselbe  gilt  vom  „roman  de  Gilion  de  Trazegnies",  über  den 
Alphonse  Bayot  im  12.  Heft  des  gleichen  Recueil  eine  mit  zwei  Photo- 
gravüren ausgestattete  Arbeit  veröffentlicht  hat®).  Vgl.  die  Anzeige 
Ph.  A.  Becker*»  im  LBlGRPh.  1903  Sp.  336—339.  —  Über  die 
„Sprache  und  Heimat  des  Balduin  von  Sebourg**')  handelte  auf 
Grund  einer  Reimuntersuchung  des  umfangreichen,  dem  Schwanritterzyklus 
angehörigen  Romans  Hermann  Breuer  in  einer  Bonner  Dissertation, 
leider  ohne  gleichzeitig  das  eng  damit  zusammenhängende  Gedicht  vom 
Bastard  de  Bouillon  mit  in  seine  Untersuchung  einzubeziehen.  B.  lässt 
den  im  14.  Jahrh.  abgefassten  Text  in  der  Gegend  von  Valenciennes 
entstanden  sein.  Vgl.  DLZ.  1904  Sp.  2423f.  —  „Geffrei  Gaimar. 
Die  Komposition  seiner  Reimchronik  und  sein  Verhältnis  zu 
den  Quellen"  betitelte  Max  Gross  seine  auch  in  RF.  XVI  1  er- 
schienene Strassburger  Dissertation^).  Vgl.  DLZ.  1904  Sp.  41 8 f.  G.  be- 
stätigt der  Hauptsache  nach  Ch.-V.  Langlois'  Urteil:  G.s  Chronik  sei 
nur  eine  ziemlich  ungenaue  Paraphrase  der  an golfächsi sehen  Chronik,  in 
die  er  einige  Lokalsagen  über  Havelok,  Ilereward  u.  s.  w.  verwebt  habe. 
Durch  einen  dem  Gaimarschen  Text  von  819 — 3974  Vers  für  Vers  folgenden 
Kommentar  sucht  der  Verfast^er  die  Art,  wie  G.  seine  Quellen  verwertet 
hat,  bis  ins  einzelste  darzulegen.  —  Bei  diesem   Anlass    darf    auch    eine 

4)  Amsterdam,  Job.  Müller  Febr.  1904  V  127  S.  u.  Übersichtstafel,  Pr.: 
5  M.  5)  Louvain,  Charles  Pcetcrs  u.  Paris,  Albert  Fontemoinj^j  1003  S"^  XXTV 
169  et  3  tableaux  lithographi^^s.  6)  Eb.  1903  8^  XXI  +  205  S.,  Pr.;  4  fr. 
7)  Bonn  1904  8°  43  S.    8)  Erlangen.  Junge  u.  Sohn  1902  8°  VI  u.  130  S. 


E.  Stengel.  II  3 

Abhandlung  von  Vier.  Friedel  in  BREPh.:  „L'arriv6e  des  Saxons 
en  Angleterre  d'aprfes  le  texfce  de  Chartre«  et  Thistoria  Brito- 
num"  erwähnt  werden.  —  Auf  „eine  Quelle  für  Wacea  Roman 
de  Rou"  wies  im  ASNS.  1902  CVIII  380  F.  Liebebmann  hin.  Es 
handelt  sich  um  das  Rechtsbuch  Leges  Edwardi  Confessoris,  mit  dem 
allein  Wace  (ed.  Andresen  II  S.  388  f.)  die  Versammlung  von  Baronen 
und  Angelsachsen,  die  Befragung  über  das  künftige  Recht,  das  Schwanken 
zwischen  angelsächsischem  und  normannischem  Rechte,  die  Erbittung  der 
Verfassung  Eadwards  und  deren  Gewährung  durch  den  König  erzähle  und 
zwar  zum  Teil  mit  wörtlicher  Übersetzung  des  lateinischen  Textes.  — 
In  einer  sehr  gehaltvollen  Abhandlung  „Aachen  in  Philipp  Mouskets 
Reimchronik"  von  dem  bekannten  Aachener  Historiker  Edouard  Teich- 
mann (enthalten  in  der  Festschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  für  die 
Generalversammlung  deutscher  Geschichtsvereine  zu  Düsseldorf)  werden  alle 
wichtigen  Anspielungen  und  Erwähnungen  des  Textes  zusammengestellt 
(und  zwar  unter  Benutzung  der  Pariser  Hs.  f.  fr.  4963),  ins  Deutsche 
übersetzt  und  eingehend  besprochen,  insbesondere  findet  sich  eine  ausführliche 
Erörterung  ihrer  historischen  Glaubwürdigkeit,  der  Quellen  aus  denen  sie 
entnommen  und  der  Art  wie  sie  vom  Verfasser  umgemodelt  sind.  — 
Über  „les  M^moires  de  Philippe  de  Novare"  brachte  die  ROL.  IX 
(1903)  8.  164 — 205  einen  längeren  Aufsatz  von  G.  Paris,  der  sie  be- 
sonders nach  historischen  Gesichtspunkten  betrachtet.  Wie  Ro.  XXXII 
8.  475  von  P.  Meyer  mitgeteilt  wird,  ist  der  Aufsatz  bestimmt  einen 
Teil  der  Einleitung  des  demnächst  erscheinenden  Bandes  II  der  HistorieJis 
anneniens  des  croisades  zu  bilden.  —  In  einem  extrait  der  RHE.  B.  IV 
beschäftigt  sich  der  Baron  FRAN90NIS  de  Bethune  mit  „Les  Cooles 
historiques  de  Saint-Denis  et  de  Saint-Germain  des  Pr^s  dans 
leurs  rapports  avec  la  composition  des  Grandes  Chroniques 
de  France"*).  P.  Meyer,  bezeichnet  in  seinem  Referat  (Ro.  XXXIII 
101  — 103)  diese  Arbeit  als  un  res^ume  c/air  et  bien  ordonne  des  rccherches 
qui  ont  eie  publices  drpuis  une  quaraniaine  d'ajinecs  sur  les  travaux 
relatifs  ä  VJiistoire  de  Fran/'e  qui  ont  etc  camjmses  ä  Vnhhaye  de  Saint- 
Denis,  et  particulierement  sur  les  divers  Clements  qui  ont  ete  combines 
dans  la  compilation  frafumse  connue  soids  le  nom  de  (jrandes  chrmiiques 
de  Fratice  ou  de  Chroniques  de  Saint-Denis,  Er  erwähnt  gleichzeitig, 
dass  er  schon  seit  langem  seine  1866  au  sujet  de  Pnmat  ei  d'un  ms, 
des  Grandes  chroniques  appnrtenant  ä  la  Bibliotheque  Sainte-Grnevieve 
ausgesprochene  Ansicht  aufgegeben  hätte.  —  Henri  Omont  besprach 
im  ABSHF.  von  1903  „T^dition  de  Froissart  de  Dacier."  — 
H.  PiRENNE  besorgte  eine  Ausgabe  der  kurzen  „Chronique  rini^e  des 
troubles  de  Flandres  en  137  9—13  80"^^).  Vgl.  dazu  M.  Wil- 
niottes  Anzeige  in  Ro.  XXXII  621 — 624:  Der  Verfasser  des  aus 
1200  Verszeilen  bestehenden  Gedichtes  war  ein  Flamländer.  In  seiner 
Sprache  haben  daher,  wie  W.  des  Näheren  darlegt,  In  sfjntaxe  et  meme 
la  phonetique  d'un  Thims  offenkundige  Spuren  zurückgelassen.  Die 
Interpunktion  und  Akzentuierung  der  Ausgabe  ist  vielfach  mangelhaft.  — 

9)  Aachen,  Cremer  1902  8"  1(X)  S.  10)  l^uvain  1903  8«  48  S.  11)  Gand, 
ßiffer  &  Vuylstekee  1902  8'»  XX  62  S.  (public,  extraord.  n«  Ide  la  Soc.  d'hist. 
et  d*archdologie  de  Gand). 

1* 


II  4  Raoul  de  Houdenc. 

Von  den  Memoire s  de  Philippe  de  Commynes  hat  B.  de  Mandrot 
eine  neue  zweibändige  Ausgabe**)  veranstaltet,  die  erste  seit  60  Jahren. 
Sie  basiert  auf  einer  bisher  unbenutzten  Hs.,  bietet  aber  ausserdem  einen 
reichen  Yariantenapparat  aus  den  sonst  bekannten  Hss.,  einen  lehrreichen 
Kommentar  und  eine  sehr  wertvolle  notice  biographiqtie.  Besonders  die 
Angriffe,  welche  wegen  mangelhafter  Wahrheitsliebe  gegen  C.  gerichtet  worden 
sind,  sucht  der  neue  Herausgeber  als  unberechtigt  darzutun.  —  Eine  contri- 
bution  a  la  critique  des  mömoires  de  Commynes  lieferte  J.  Cal- 
METTE  im  MA.  XIX  S.  201 — 207  über  „Les  ambassades  fran9ai6es 
en  Espagne  et  la  mort  de  Don  Juan  de  Castille  en  1497".  — 
B.  I  einer  im  Auftrage  der  Soci6t6  de  Thist.  de  France  besorgten  Aus- 
gabe der  „Chronique  de  Jean  le  Bei"  von  Jules  Viard  und 
EuGÄNE  D^PREz  ist  erschienen*^).  —  In  einer  co^irte  commtmicatian: 
„A  propos  de  la  Chronique  de  Jean  Molinet  im  BAcB.  1904 
S.  21 — 24  zeigt  H.  Pirenne,  wie  mangelhaft  die  Ausgabe  Buchons  in 
B.  43 — 47  der  CoUection  des  chroniques  nationales  fran9aises  sei,  und 
wünscht,  dass  die  belgische  Akademie  eine  neue  Ausgabe  herstellen  lasse. 
Greifswald.  E.  Stengel. 

Eunstepos. 

Ramil  de  Houdenc.  M.  Friedwagner  ^)  „Zu  Zeitschrift 
XXVI,  475"  erklärt  die  Stelle  in  der  Turiner  Hs.  (v.  1787— 1788b) 
des  Merangis  (Et  RioUns  vona  apries  Qu'il  ne  giroit  ne  hing  ^le  pres 
En  covert  devant  qu'iflj  airoit  le  premier  quHl  encontreroü  Chevalier 
conquis  en  bataille)  durch  zwei  analoge  Beispiele  aus  A.  Toblers  „Ver- 
mischte Beiträge  zur  französischen  Grammatik"  Bd.  II,  S.  30. 

Im  BHLLFPB.  Ann^e  1901.  Bruges  1903,  p.  20—21  bespricht 
auch  Alph.  Bayot  die  Broschüre  E.  Delignieres'  „Nouvelles  recherches 
sur  le  lieu  d'origine  de  Raoul  de  Houdenc  .  .  ."  (s.  darüber  JBRPh.  VI. 
Bd.  II,  94  f.)  und  sagt:  Malgre  son  titre  dejä  bien  significatif,  ceüe 
brochurc  apporte  dans  la  discusifion  relative  au  lieu  d'oi-igine  rfc  Raoul 
de  Houdenc  un  eleme?it  qui,  safis  doute^  est  de  nature  ä  en  preparer  la 
Solution  definitive.  Er  meint  damit  das  dort  mitgeteilte  Dokument, 
welches  ein  obit  pour  Raoul  de  H.  erwähnt.  Seitdem  dürfte  er  wohl 
anderer  Ansicht  geworden  sein.  Übrigens  beurteilt  er  im  ganzen  die 
weitschweifige  dilettantenhafte  Arbeit   nach  Gebühr. 

In  seiner  Göttinger  Dissertation  „La  Vengeance  de  Raguidel.  Eine 
Untersuchung  über  ihre  Beeinflussung  durch  Christian  von  Troyes  und 
über  ihren  Verfasser."  Hannover  1904,  bespricht  Richard  Rohde  im 
ersten  Teile  den  Einfluss,  welchen  Christian  durch  seine  Romane  auf  die 
Vengeance  ausgeübt  hat,  und  zwar  hinsichtlich  des  Stoffes,  der  Zeichnung 
der  Charaktere  und  des  Stiles. 

Wenn  der  Verfasser  auch  oft  auf  Formelles,  Phrasen,  ähnliche  Wort- 
gruppen, die  auch  in  anderen  Dichtungen  jener  Zeit  sich  häufig  finden, 
etwas  zu  viel  Gewicht  gelegt  hat,  so  beweist  er  durch  die  Gesamtheit  der 
Ähnlichkeiten    doch    zur   Genüge,    dass    der   Dichter  der  V.  alle  Werke 

12)  Paris,  A.  Picard  1901-1903  8«  2  Bde.  476  u.  CXL  484  S.  (CTH.). 
13)  Eb.  Laurens  11)04  8"  302  S. 

1)  ZRPh.  XXVIII  (1904)  97-88. 


A.  Jeanroy.  11  5 

Christians  gekannt  hat  und  dadurch  mehr  oder  weniger  beeinflusst  worden 
ist  und  zwar  am  meisten  durch  Perceval,  in  bezug  auf  den  Stil  besonders 
durch  Erec  und  Cliges,  an  einzelnen  Stellen  geradezu  direkt.  Auch  die 
Persönlichkeiten,  welche  Raoul  in  der  V.  schildert,  lassen  sich  fast  alle 
auf  Christiansche  Vorbilder  zurückführen.  Im  zweiten  Teile  befasst  sich 
Rohde  mit  der  Frage  über  die  Einheitlichkeit  der  Vengeance,  da  be- 
kanntlich R.  Zenker  für  v.  1—3351  und  v.  3352—6176  zwei  ver- 
schiedene Verfasser  annahm,  und  über  die  Identität  dieses  Dichters  mit 
Raoul  von  Houdenc. 

Trotz  der  Verschiedenheiten  seien  die  Übereinstimmungen  in  beiden 
Teilen  zu  zahlreich,  als  dass  sich  Zenkers  Annahme  halten  liesse.  Raoul 
habe  nach  Abfassung  des  ersten  Teiles  den  Stoff  liegen  lassen  und  sei 
erst  nach  einem  gewissen  Zeitraum  an  die  Vollendung  des  Werkes  ge- 
gangen; dies  beweise  auch  der  Umstand,  dass  für  die  erste  Hälfte  der 
V.  Perceval  bei  weitem  am  stärksten  benutzt  wurde  und  zwar  in  einer 
Weise,  welche  noch  die  Unselbständigkeit  des  Dichters  deutlich  zeigt, 
während  in  der  zweiten  Hälfte  nur  ganz  geringe  Spuren  sich  davon 
finden,  dagegen  deutlich  Einwirkungen,  namentlich  stilistische,  des  Cliges 
zu  erkennen  sind. 

Alsdann  prüft  der  Verfasser  die  sachlichen  und  stilistischen 
Übereinstimmungen  bezw.  Verschiedenheiten  zwischen  Vengeance  und 
Meraugis  auf  ihre  Beweiskraft  hin.  Er  führt  einige  inhaltliche  Überein- 
stimmungen an,  von  denen  sich  keine  mit  Sicherheit  durch  Entlehnung 
aus  dem  Meraugis  erklären  lässt,  dann  Stellen  mit  Ähnlichkeit  des 
Wortlautes,  wovon  mehrere  nichts  beweisende  wieder  besser  unerwähnt 
geblieben  wären. 

Eine  Reihe  sachlicher  Verschiedenheiten,  die  Gröber  in  seinem 
Grundriss  Bd.  II,  S.  512  f.  anführt,  erkennt  Rohde  nur  zum  geringeren 
Teil  an  und  sucht  sie  durch  betreffende  Ähnlichkeiten  zu  mildern  oder, 
wie  z.  B.  die  Behandlung  der  Frauen,  durch  die  grössere  Abhängigkeit 
von  seinem  Vorbilde  Christian,  der  die  Frauen  auch  oft  sehr  gering- 
schätzig behandelt,  und  dessen  Gestalten  Raoul  als  Anfänger  übertrieben 
habe,  zu  erklären.  Auch  die  übrigen  Verschiedenheiten  erklärt  er 
dadurch,  dass  Meraugis  später  zu  einer  Zeit  geschrieben  worden  sei,  wo 
sich  die  künstlerische  Eigenart  des  Poeten  schon  entwickelt  hatte.  Das- 
selbe gelte  in    noch   höherem  Masse    von    den  stilistischen  Unterschieden. 

Hierauf  führt  der  Verfasser  die  stilistischen  Ähnlichkeiten  zwischen 
V.  und  M.  an,  wovon  sich  manche  bei  Christian  nur  selten  oder  gar 
nicht  finden. 

Er  kommt  schliesslich  zu  dem  Resultate,  dass  die  Übereinstimmungen 
zwischen  V.  und  M.  derart  sind,  dass  sie  sich  nur  durch  die  Annahme 
eines  Autors  für  beide  Werke  erklären  lassen,  der  zuerst  die  Vengeance, 
später  den  Meraugis  verfasst  hat,  Raoul  von  Houdenc. 

Innsbruck.  Wolfram  v.  Zingerle. 

Poesie  lyrique.  1904.  Teoßtes.  L'ann^e  1904  a  6t6  parti- 
culiferement  f beende  en  publications  de  textes  lyriques.  J'ai  examin e 
ailleurs  presque  toutes  ces  publications,  ce  qui  nie  perniettra  d'^tre  ici 
tr^s  bref.     La  plus  importante  et  la  meilleure  de  beaucoup  est  celle  des 


II  6  Poesie  lyrique.    1904. 

chansons  de  Blondel  de  Nesles  par  M.  L.  Wiese ^),  qui  est  im 
vrai  modöle  du  genre.  M.  Wiese  n'a  pas  seulement  6puis6  dans  son  In- 
troduction  toutes  les  questions  relatives  au  texte;  il  est  revenu,  apres  De 
Puymaigre,  sur  la  l%ende  de  Blondel  et  a  d^finitivenient  prouv6  que 
c'est  un  simple  th^me  de  folk-lore,  oü  il  ne  faut  pas  chercher  la  moindre 
parcelle  de  v6rit6  historique.  Sur  la  vie  du  pofete  lui-möme  M.  Wiese 
n^a  rien  trouv6  de  nouveau:  il  eonciut>  d'aprös  sa  langue,  qu'il  6tait 
originaire  de  Nesles  (arr.  de  P^ronne).  II  n*a  pas  donn^  des  chansons 
une  traduction  litt6rale,  mais  il  y  a  supl66  par  d'excellentes  notes  ex6- 
getiques,  oü  il  a  fait  un  effort  louable  pour  expliquer  le  texte  dans  tous 
ses  (Utails  et  suivre  le  cours,  souvent  trös  capricieux,  de  la  pens^.  — 
Aueune  des  6ditions  que  je  dois  mentionner  maintenant  n'est  aussi  com- 
pl^te;  a  chacune  d'elles  manquent  un  ou  plusieurs  des  excureus  que  Ton 
est  en  droit  d'attendre  d'un  ^diteur  soigneux.  Celles  d'Andrieu  Contredit 
par  M.  R.  Schmidt*)  et  de  Jean  de  Neuville  par  M.  M.  Richter*) 
contiennent  bien  des  recherches  sur  la  vie  du  poöte,  le  rapport  des 
rnanuscrits,  la  langue  et  la  versification  des  chansons,  mais  les  notes 
grammaticales  manquent  absolutnent,  et  rien,  en  dehors  de  la  ponctuation 
ne  nous  renseigne  sur  la  fayon  dont  les  ^diteurs  ont  compris  leur  texte. 
—  Cette  laoune  se  retrouve  aussi  dans  T^dition  de  Richard  de  Fournival 
par  M.  P.  Zarifoi»oi/),  et  eile  est  d'autant  plus  regrettable  que  les 
chansons  de  Richard  sont,  en  gen6ral,  particulierement  subtiles  et  obscures; 
il  est  manifeste  que,  dans  bien  des  cas,  T^diteur  n'a  pas  compris  la 
pensee  du  po^te,  et  les  corrections  ou  conjectures  que  j'ai  proposßes 
n'ont  pas  suffi  a  la  rendre  partout  intelligible.  —  L^ßdition  de  Taube 
Gaite  de  la  tor  par  M.  A.  Restori*),  qui  est  faite,  comme  toutes  les 
publications  de  ce  savant,  avec  beaucoup  de  soin,  donne  les  r^sultats 
d'une  nouvelle  etude  de  la  melodie  de  cette  piece  c^löbre  et  y  ajoute 
une  interpr^tation  du  röle  des  personnages  fort  ingönieuse,  a  laquelle 
pourtant  je  ne  puls  me  rallier.  —  Je  n'ai  pu  voir  les  Quinze  po^sies 
de  Machault  (ballades  et  rondeaux)  publiees  par  M.  B.  Monod  ®).  — 
L'  edition  des  oeuvres  de  Villen  publice  par  M.  W.  von  Wurzbach''), 
quoique  surtout  destin^e  au  grand  public,  rendra  des  Services,  puisque 
Celle  de  M.  Longnon  est  6puisee;  le  texte  est  celui  de  cette  derni^re 
Edition,  avec  les  corrections  de  G.  Paris;  Tapparat  critique  manque.  Le 
texte  eüt  pu  Otre,  ga  et  la,  am61ior^;  Tannotiition  est  satisfaisante  dans 
Tensemble,  mais  les  interpretations  proposees  ne  sont  pas  toujours  süres, 
comme  l'a  montr^  M.  F.  E.  Schneegans  dans  un  instructif  compte  rendu, 
auquel  je  renvoie  en  note. 

1)  Die  Lieder  des  Blondel  de  Nesles.  Dresden  1904.  LXIV  +  210p. 
(GRL.  V);  cf.  Ro.  XXXIV,  329.  2)  Die  Lieder  des  Andrieu  Contredit 
d' Ar  ras,  Halle  1903,  79  p.  (Diss.  Halle;  ne  m'ost  parvenu  qu'en  1904);  cf. 
Ro.  XXXIIl,  424.  3)  Die  Lieder  des  altfranzösischen  Lyrikers 
Jehan  de  Nucvile.  Halle  1904,  73  p.  (Diss.  Halle);  cf.  Ro.  XXXIIl,  617. 
4)  Kritischer  Text  der  Lieder  Richards  de  Fournival.  Halle  1904, 
59  p.  (Di.ss.  Halle);  cf.  Ro.  ibid.  5)  La  Gaite  de  la  Tor.  Messina  1904, 
'22  p.  (Estratto  dalle  Misccllnnca  nuziale  Petraglioni-Serrano).  6)  Quinze 
po(^sic8  inddites  de  (luillaume  de  Machault.  Versailles  1903,  16  p. 
(Pour  le  mariage  L.  Levy  et  J.  Javal);  cf.  Ro.  XXXIIl,  310.    7)  Die  Werke 


J.  BoDDard.  H  7 

Oi*ttiQtl€S*  Mon  livre  sur  les  Origines  de  la  po6sie  lyrique 
en  France,  6pnis6  depuis  longtemps,  a  6te  reimpriinö  textuellement  et 
page  pour  page^);  mais  j'y  ai  ajout6,  sous  le  titre  de  Addition s,  cor- 
rections  et  Appendice  bibliographique  une  s4ri8  de  notes  (p.  515 
— 527)  oü  j'ai  rectifi^  quelques  eiTeurs,  fourni  de  nouvelles  röf^rences 
et  eit6  (parfois  en  les  r^sumant)  les  travaux  parus  sur  le  sujet  de  1889 
a  1904.  —  M.  E.  LAyGiX)is®)  a  propos6,  sur  la  foi  d'un  ms.  de  Dijon, 
d'attribuer  a  Richard  de  Fourni val  la  chanson  religieuse  J*ai  un  euer 
mout  lent  (Raynaud,  695),  mais  il  n'y  a  pas  lieu  de  tenir  compte  de 
cette  attribution,  Thibaut  d'Amiens  s'^tant  lui-m6me  donn6  comme  auteur 
dans  un  couplet  que  nous  ont  conserv6  trois  mss.  qui  paraissent  ind^pen- 
dants  (voy.  P.  Meyer  dans  BS  AT.  1901,  73).  —  Les  deux  livres  de 
M.  M.  G.  Raynaud^®)  et  E.  Hoepffner^^)  sur  Eustache  Descbamps, 
^rits  independamment  Tun  de  Tautre  coincident  sur  bleu  des  points 
et  se  compl^tent  sur  d'autres.  M.  Raynaud,  gräce  ä  sa  parfaite  connais- 
sance  de  Thistoire  de  XIV^  siecle  et  ä  la  proximit^  de  grands  d^pöti* 
d'archives,  a  pu  fournir  un  plus  grand  nombre  de  d^tails  biographiques ; 
M.  H.  qui  s'est  appuy6  surtout  sur  les  oeuvres  du  po^te,  est  arriv6,  au 
reste,  a  des  resultats  sensiblement  identiques.  La  partie  des  deux  ouvrages 
relative  aux  oeuvres  de  Deschamps  est  loin,  heureusement,  de  faire  double 
emploi :  M.  Raynaud  proc§dant  surtout  par  analyses  et  par  listes  de  noms 
et  de  faits,  son  ouvrage  se  pr^te  mieux  ä  des  recherches  de  detail;  Tex- 
position  de  M.  H.  6tant  plus  suivie,  est  naturellement  plus  vivante,  et 
Tauteur  a  eu  Toccasion  d'y  exposer  sur  la  litt^rature  et  les  majurs  au 
XIV®  siecle  des  idees  justes  et  interessantes.  En  somme  on  peut  dire  que, 
gräce  a  ces  deux  excellents  livres,  le  sujet  est  maintenant  6pui86. 

Toulouse.  A.  Jeanroy. 

BeliglöseLiteratnr.  Traduetians  de  la  Bible,  Legende  de 
laVierge,  LSgendes  htigiographiques,  Contesdevots,  etc. 

M.  ScHERPiNG  a  6tudi6  la  langue  et  la  source  du  Livre  de  Job*)  con- 
tenu  dans  le  ms.  Ars.  3142.  II  considere  ce  poeme  comme  compos6  tout 
a  la  fin  du  XIIP  siecle  ä  Tournai  ou  a  Valenciennes,  plus  vraisembla- 
blement  dans  cette  derni^re  ville.  II  a  mis  hors  de  doute  que  la  source 
ä  laquelle  a  puis6  l'auteur  anonyme  est  le  Compendium  in  Job^  rcdigö 
par  Pierre  de  Blois  pour  le  roi  d'Angleterre  Henri  II.  —  M.  Schmiel 
s'est  occup6  de  la  langue  de  la  traduction  de  TApocalypse  renferm6e 
dans  le  ms.  B.  N.  403*).  II  conclut  que  cet  ouvrage,  dont  nous  ne 
connaissons  qu'un  exemplaire,  du  a  la  plume  d'un  copiste  anglo-normand, 

Maistre  Frangois  Villons.  Erlangen  1903,  186  p.  (Ext.  des  RF.  XVI): 
cf.  LBlGRPh.  1904,  238—242.  8)  Les  Origines  de  la  po^sie  lyrique 
en  France  au  moyen  äge.  2^  ed.  Paris  1904,  XXXI— 536  p.  9)  Quel- 
ques OBUvres  de  Richard  de  Fournival,  dans  BECh.  1904,  101  sa. 
10)  (Euvres  compl^tes  de  E.  Deschamps,  Introduction.  Paris  1903, 
379  p.  (CEuvrea  de  E.  D.  p.  p.  la  SATF.  tome  XI.  11)  Eustache  Des- 
champs' Leben  und  Werke.  Strassburg  1904,  233  p.  (cf.  RCr.  1904,  II, 
198). 

1)  über  die  Sprache  und  die  Quelle  des  altfranzösischen  Livre 
de  Job,  Dissertation  de  Halle.  2)  Die  Laute  und  Formen  der  Apo- 
calypse  en  fran5ais  (Bibl.  Nat.  fr.  403),  Dissertation  de  Halle. 


II  8  Beligiöse  Literatur.    1904. 

est  l'oeuvre  d'un  traducteur  loiTain,  vraisemblablement  originaire  de  Metz. 
—  M.  P.  Meyer  a  dornig,  dans  la  Ro.^),  la  notice  du  ms.  Med. -Pal. 
141  de  la  Laurentienne,  ceuvre  d'un  copiste  d'Arras,  noram^  Jehans 
li  Escohiers,  qui'terniina  soii  travail  en  aoüt  1399.  Des  203  nurn^ros 
que  renferme  ce  lögendier,  la  tr^s  grande  majoritö  sont  des  vies  de  saints. 
157  paraisscnt  provenir  d'une  Version  de  la  Legende  dor^e  de  Jacques 
de  Varazze  difKrente  de  Celles  qui  avaient  6t6  signalees  auparavant  et 
datant  vraisemblablement  de  la  fin  du  XIII®  ou  du  comniencement  du 
XIV®  si^cle ;  d'autres  sont  emprunt^es  ä  d'autres  Irgend iers.  M.  P.  Meyer 
public  en  appendice  la  legende  en  prose  de  St.  Gr^goire,  teile  qu'elle 
figure  aux  i^^  318» — 319^  du  raanuscrit.  Comparant  ce  r^it  ä  la  vie 
en  vers  6dit^e  par  Luzarche,  il  conclut  qu'ils  doivent  remonter  tous  deux 
ä  une  source  commune.  —  Le  m^ime  ^rüdit  a  mis  au  jour,  dans  la  Ro.*), 
un  poöme  en  82  quatrains,  intitule  La  Vie  saint  Sauveur  Termite 
et  contenu  dans  le  ms.  Ars.  2115,  f*'^  48  et  52 — 57.  Ce  po^me,  qui 
date  du  commencement  du  XV®  si^cle  ou  peut-^tre  de  la  fin  du  XIV®, 
est  une  r6daction,  inconnue  jusqu'a  maintenant,  de  la  legende  de  J'enfant 
vou6  au  diable.  M.  P.  Meyer  estime  qu'il  ne  provient  pas  du  miracle  par 
personnages  qui  traitent  le  möme  sujet^)  et  qu*il  n'en  est  pas  non  plus  la 
source,  mais  que  tous  deux  remontent  ä  une  r^daction  latine  encore  a 
d6couvrir.  Le  texte  publik  n'a  pas  de  valeur  litt^raire  et  se  präsente 
dans  un  6tat  lamentable  ®).  —  M.  Brandin  a  publi6,  dans  la  Ro.  '^), 
un  fragment  de  95  vers  de  la  Vie  de  St.  Gilles  contenu  dans  le  ms. 
Brit  Mus.  Harl.  912,  f««  183^°— 184»"<>.  Ce  fragment,  qui  correspond 
aux  vers  2975  a  3057  de  Tedition  des  ATF.,  ne  provient  pas  d'une  copie 
du  manuscrit  de  Florence,  seul  connu  jusqu'ä  maintenant.  —  M.  John 
E.  Matzke  a  continue,  dans  les  PMLA.^),  son  6tude  sur  la  Legende 
de  St.  Georges®).  II  s'est  sp6cialement  at.tach6  a  mettre  e%  lumi^re 
les  rapports  entre  diverses  r6dactions  anglaises  de  la  vie  du  saint  et  la 
legende  fran9ai8e  de  Bovon  de  Hanstone.  La  fusion  de  Thistoire  de 
Bovon  avec  celle  de  St.  Georges  se  manifeste  dans  les  deux  poemes 
fran9ais  dont  Graf  a  traite  dans  son  ouvrage:  I  Complementi  della  Chan- 
son d'Huon  de  Bordeaux,  Halle  1878.  —  M.  Gordon  Hall  Gerould 
s'cst  livr6,  dans  les  PMLA.^®),  ä  une  ^tude  approfondie  sur  les  origines 
et  le  d^veloppement  de  la  Legende  d'Eu stäche.  Ce  travail,  fort 
^tendu,  n'est  mentionn^  ici  que  parce  qu'il  existe,  dans  la  litt^rature  fran- 
§aise  du  moyen  äge,  de  nombreuses  vies  de  St.  Eustache  ^^),  que  M.  Ge- 
rould ne  mentionne  du  reste  pas.  —  M.  Watenphul^^)  a  pass6  en 
revue  les  diverses  formes  qu'a  rev^tues,  dans  les  diffiSrentes  litt^ratures 
europ^ennes,  du  XIII®  au  XX®  siöcle,  le  miracle  de  Notre-Dame  auquel 
Gautier  de  Coinci  donne  le  titre:  C'est  d'une  nonnain  qui  issi  de 
Tabbaie  por  son  ami.  II  les  considere  comme  d6rivant,  directement 
ou  indirectement,   de  la  Version  donn^e  par  un  auteur  latin  du  commen- 

3)  XXXIIl  1-49.  Of.  ZRPh.  XXVIII  635  et  Ro.  XXXIV  137  not«. 
4)  XXXIIl  163—178.  5)  Mir.  de  N.  D.  par  personnages  1  1—56.  6)  V.  219, 
ajoutez:  die,  7)  XXXIIl  94-98.  8)  XIX  449-478.  9)  Cf.  Krit.  Jahres- 
bericht VII,  n,  81.  10)  XIX  335—348.  11)  Cf.  Ro.  XXX  311—312.  12)  D  i  e 
Geschichte  der  Marienlegende  von  Beatrix  der  Küsterin.  Nea> 
wied,    Heuser.  Dissertation  de  Göttingen.    Cf.  ZRPh.  XXIX  640. 


R.  Mahren  holtz.  H  9 

cenient  du  XIII®  siMe,  Caesarius  de  Heisterbach,  et  indique  en  detail 
les  divergences  qu'elles  präsenten t  entre  elles.  A  ajouter,  parmi  las 
r^dactions  modernes,  la  belle  piöce  de  vers  publice  sous  le  titre:  L'in- 
t6rini,  par  le  vicomte  de  Borelli  dans  la  RPar.  du  15  aoüt  1900.  — 
M.  A.  CoviLLE  a  fait  paraitre,  dans  la  BECh.*^),  un  memoire  tr^s 
document^  sur  Jean  Courtecuisse  et  ses  oeuvres  oratoires.  Ce 
personnage  fut,  dans  les  demiferes  ann^s  du  XIV®  siegele  et  dans  le 
premier  quart  du  XV®,  un  des  orateurs  les  plus  en  vue  de  TUni versitz 
de  Paris.  Doyen  de  la  Facult6  de  th^logie  depuis  1416,  il  fut  61u  par 
le  chapitre  6v6que  de  Paris  le  27  d^cembre  1420.  Son  ^lection  fut 
confirm^e  par  le  pape,  mais  il  se  heurta  ä  une  Opposition  constante  de 
la  part  du  gouvemement  anglo  bourguignon.  Pour  en  finir,  le  souverain 
pontife  le  transf6ra  sur  le  siöge  de  Geneve,  oil  il.  mourut  quelques  mois 
plus  tard,  en  mars  1423.  M.  Coville  a  retrouv^  un  certain  nonibre  de 
ses  sermons,  les  uns  latins,  les  autres  fran9ais,  dans  le  manuscrit  BN. 
lat.  3546,  et  a  donn6  de  ces  derniers  quelques  extraits  qui  montrent  en 
Jean  Courtecuisse  un  orateur  vigoureux  et  digne  de  figurer  en  bon  rang 
parmi  les  pr^dicateurs  du  XV®  si^cle. 

Lausanne,  7  octobre  1905.  Jean  Bonnard. 

Anglonormannisch.  Was  im  Jahre  1904  für  die  anglonormannisclie 
Literaturgeschichte  speziell  getan  worden  ist,  beschränkt  sich  auf  eine 
Abhandlung  von  Max  Gross,  Geffrei  Gaimar,  Die  Komposition 
seiner  Reimchronik  und  sein  Verhältnis  zu  den  Quellen 
(v.  819 — 39  7)^).  Verf.  zeigt,  dass  Gaimar  für  diese  Partie  als  Quelle 
eigentlich  nur  die  Sachsenchronik  benützt  hat,  obwohl  er  dieselbe  bis- 
weilen missverstanden,  oder  sie  ausgeschmückt  oder  gekürzt  hat  Die 
Kürzungen  kommen  meist  auf  die  Kirchengeschichte,  die  er  prinzipiell 
weggelassen  hat.    Vgl.  übrigens  LBlGRPh.  XXVI  71. 

Den  Textausgaben  ist  nur  die  immer  fortschreitende  Publikation  von 
Year  Books  und  State  Papers  in  der  Record  Series  in  Erinnerung 
zu  bringen. 

Göteborg.  Johan  Vising. 

2.  Nenft-anzösisch. 

Französische  Literatur  yon  ca.  1630  an.  a)  XYII.  Jahr- 
linndert.  1904.  Gegen  die  in  neuerer  Zeit  wieder  auftauchende  Neigung,  aus 
den  Komödien  Moli  eres  Selbstoffenbarungen  des  Dichters  herauszu- 
konstruieren,  wendet  sich  mit  sachlicher  Schärfe  Eugene  Rigal^),  der 
bekannte  Verfasser  des  bahnbrechenden  Werkes  über  Alexandre  Hardy. 
Mit  Recht  meint  er,  dass  die  biograph.  Notiz  von  La  Grange  in  der  Aus- 
gabe der  Werke  Moli^res  von  1682  die  Urheberin  aller  willkürlichen 
Deuteleien  und  Hineinlegungen  gewesen  sei.  Die  Einzelheiten  der  ver- 
ständnisvollen   Abhandlung   sind    natürlich    nicht    neu.      Dem    leitenden 

18)  LXV  469-529. 

1)  Schon  1902  separat  erschienen,  aber  1904  in  dem  fertigen  XVI.  Bande 
der  RF. 

1)  La  com^die  de  Meliere,  rhomme  dans  Tceuvre.   RHLF.  XI  1—21. 


II  10  Französische  Literatur.    XVII.  Jahrh.  1904. 

Grundsätze  Rigalrf  ist  Heinrich  Bchneegans  in  seinem  auf  dem  Neu- 
philologentage (1904)  gt^haltenen  Vortrage  „der  Subjektivismus  Molii^res"*) 
wenig  gefolgt.  Von  der  Meinung  ausgehend,  dass  Paul  Lindaus  ober- 
fltlchliche  und  unselbständige  Feuilletonarbeit:  „Moliöre.  Eine  Ergänzung 
der  Biographie  des  Dichters  nach  seinen  Werken"  eine  Art  Markstein  in 
der  Molierekritik  bedeute,  offenbart  er  angebliche  Selbstenthüllungen  des 
Dichters,  die  meist  schon  seit  recht  langer  Zeit  und  recht  oft  in  die 
Öffentlichkeit  gebracht  und  etwa  ebenso  oft  angezweifelt  oder  abgelehnt 
sind,  bisweilen  auf  lockrer  Quellengrundlage  stehend.  Über  „Nachahmungen 
italienischer  Dramen  bei  einigen  Vorläufern  Moliöres"  äussert  sich  in  sehr 
gelehrter  und  schlagender  Weise  Artur  Ludw.  Stiefel').  Für  unsere 
Periode  kommen  aus  dieser  Abhandlung  insbesondere  d*Ouvilles:  Aymer 
Sans  la  voir  (nach  „Hortensie"  von  Alessandro  Piccolomini  aus  Siena 
(1571)  und  „les  Morts  vivants"  (nach  ,J  Morti  vivi"  (1576)  von  Sforza 
d'Oddi  aus  Perugia)  in  Betracht.  Beide  französische  Stücke  werden  als 
ganz  unselbständige,  verschlechternde  Nachahmungen  charakterisiert 

Von  Albert  Mennung^  Biographie  Öara sin  s  liegt  der  zweite  (Schluss-) 
Band  vor  (Bd.  I  s.  JB.  VII  ii  92).  Sein  Inhalt  reicht  vom  November 
1648  bis  5.  Dezember  1654,  dem  Todestage  S.s.  Im  Gegensatz  zum  ersten 
Teile,  führt  uns  dieser  in  bekanntere  und  anziehendere  Geschichtsereignisse, 
schildert  uns  S.s  enges  Verhältnis  zur  Familie  Cond6  während  der 
Frondezeit,  sein  bewegtes  Leben,  die  politische  Rolle,  welche  er  spielte, 
seine  Beziehungen  zu  Mazarin,  seine  Vertrautheit  mit  den  bedeutendsten 
Dichtern  und  Schöngeistern  damaliger  Zeit,  seine  vielseitige,  wennschon 
etwas  planlose  litenu-ische  Tätigkeit  Verf.,  der  sich  das  Ziel  gesetzt  hat, 
S.s  Bild  von  den  Flecken  zu  reinigen,  die  Unkenntnis,  Entstellungssucht 
und  Klatsch  ihm  angeheftet  haben,  verschweigt  jedoch  keineswegs  einzelne 
Fehler  und  Niedrigkeiten  seines  Helden,  wie  z.  B.  Rachsucht,  Eigennutz, 
mangelnde  Wahrheitsliebe.  Die  Schriften  S.s  in  Vers  und  Prosa  werden 
auch  hier,  wie  im  ersten  Bande,  genau  nach  Quellen,  Inhalt,  Zeitbe- 
ziehungen, Einwirkung  auf  die  Nachwelt  untersucht.  Besonderes  Interes.se 
hat  noch  jetzt  für  uns  ein  unvollendetes  Geschichtswerk:  La  conspiration 
de  Valstein"  (Wallenstein),  das  S.  nur  bis  zum  April  1632,  dem  Zeit- 
punkt, wo  Wallenstein  zum  zweiten  Male  Generalissimus  wurde,  fort- 
führte. Die  Ähnlichkeit,  welche  das  Verhältnis  des  ehrgeizigen  Generals 
zum  Kaiser  mit  der  Rebellion  von  S.s  Beschützer  Conde  hatte,  mag  der 
Anlass  der  Nichtvollendung  gewesen  sein.  S.  hat  für  diese  Geschichts- 
darstellung neben  schriftlichen  Quellen  [he».  Priorato,  Hist  della  vita 
d'Alberto  Valstein,  Duca  di  Fridland,  1643,  Thomas  Carve's-„Jtinerarium", 
1639)  die  Mitteilungen  seines  Freundes,  des  marquis  de  Feuquiferes,  des 
französischen  Gesandten  in  Dresden  und  Frankfurt,  benutzt,  ist  auch 
wahrscheinlich  von  den  Ministem  Bouthillier  und  Chavigny  instruiert 
worden.  Die  Auffassung  Wallensteins  ist  nach  der  moralischen  Seite 
hin  eine  sehr  ungünstige.  Er  übt  seit  seiner  ersten  Absetzung  in.  R(»gens- 
burg  planinässigen  Verrat  an  Österreich,  will  sich  zum  König  von  B(")hmen 
machen,  bleibt  auch  später,  als  er  kaiserlicher  Generalissimus  zum  zweiten 

2)  Abgedr.  ZVglL.  XV  407—422;  vgl.  ebds.  XVI  194—221,  die  scharfsinnig 
Entgegnung  von  Ph.  A.  Becker,  die  ireilich  auch  manches  Subjektive,  z.  B. 
über  Autorschaft  der  FameuHc  Com^dienne,  enthält.     3)  ZFSL.  XXVII 18Ü— 2(>5. 


R.  Mahrenholtz.  II  U 

Male  geworden,  Verräter.  Gewiss  hat  S.  Grau  in  Grau  genmU,  trotz 
seiner  Anerkennung  der  geistigen  Grösse  W.s.  Wir  möchten  aber  doch 
seine  Auffassung  nicht  für  so  ganz  ungeschichtlich  halten,  wie  Verf.,  auf 
Grund  eingehender  Studien,  es  tut.  Die  Verhandlungen  mit  Gustav 
Adolf  während  der  Zeit  seiner  Zurückgezogenheit  vom  Kriegsleben  haben 
den  Charakter  des  Hochverrates  und  lassen  sich  kaum  damit  entschuldigen, 
dass  W.  als  Reichsfürst  auch  mit  auswärtigen  Mächten  verhandeln 
durfte,  denn  sein  Herzogtum  Mecklenburg  verdankte  er  doch  nur  der 
Gnade  des  Kaisers.  Abgebrochen  sind  diese  Verhandlungen  von  Gustav 
Adolf,  der  W.s  unzuverlässiges  Wesen  erkannte.  Der  Plan,  König  von 
Böhmen  zu  werden,  ist  als  historische  Tatsache  nicht  nachweisbar,  aber 
immerhin,  bei  W.s  Beziehungen  zu  den  böhmischen  Emigranten,  sehr 
wahrscheinlich«  Die  erneuten  Verhandlungen  mit  Sachsen,  Schweden, 
Frankreich,  grossenteils  hinter  dem  Rücken  des  Kaisers,  können  noch 
weniger  von  dem  Vorwurfe  des  Hochverrates  freigesprochen  werden,  als 
die  früher  mit  Gustav  Adolf  geführten,  denn  damals  war  W.  nur  kaiser- 
licher Feldherr.  Dankenswert  ist  natürlich  die  Berichtigung  mancher 
geschichtlicher  Irrtümer  S.s  in  Mennungs  Werke,  z.  B.  der  exorbitanten 
Forderungen,  die  W.  angeblich  bei  Übernahme  des  zweiten  Generalats 
gestellt  haben  soll.  Fraglich  bleibt  es  aber,  ob  wirklich  die  Friedens- 
sehnsucht treibendes  Motiv  für  W.s  Handeln  gewesen  ist,  und  nicht 
Rachsucht  und  Ehrgeiz  ihn  geleitet  haben.  Nach  neueren  Aktenpubli- 
kationen, besonders  der  von  Gaedeke  und  Irmer,  (die  übrigens  auch  M. 
benutzt  hat),  kann  man  von  dem  Charakter  des  Friedländers  und  seiner 
Verhandlungen  mit  Österreichs  Feinden  nur  einen  unbedingt  schlimmen 
Eindruck  empfangen. 

Über  die  letzten  Tage  S.s,  der  ein  frühzeitiges  Opfer  seiner  Lebens- 
lust wurde,  die  hohe  W^ertschätzung,  deren  er  sich  als  Schriftsteller  bei 
Mit-  und  Nachwelt  erfreute,  die  Bibliographie  seiner  Werke  u.  a.  erfahren 
wir  noch  schätzenswerte  Details,  so  dass  wir  mit  dem  Bewusstsein,  aus 
einem  streng  wissenschaftlichen  und  sachlichen  Werke  reiche  Belehrung 
empfangen  zu  haben,  auch  von  diesem  zweiten  Teile  scheiden. 

Der  Sittenporträtist  La  Bruyöre  ist  in  der  Sammlung  „Les  Grands 
6crivains  Fran9ais**  von  Paul  Morillot*)  geschildert  worden.  Sein 
Hauptwerk:  „Les  caract^res'*  wird  als  eine  Schrift  im  klassischen 
Schema  charakterisiert.  La  Br.  stände  in  dem  Streite  der  anciens  et 
modernes  vermittelnd  da,  wisse  aber,  im  Gegensatz  zu  den  meisten 
anderen  literarischen  Zeitgenossen,  das  IG.  Jahrb.  mannigfach  zu  schätzen. 
Kein  Freund  Molieres,  halte  er  sich  doch  von  der  Schwärmerei  für 
den  schnell  veraltenden  Corneille,  dem  er  Racine  vorziehe,  fern.  Beein- 
flusst  sind  die  Auffassungen  in  seinem  Werke  von  Pascal  und  la  Roche- 
foucauld, auch  von  Montaigne.  Die  höfische  Gesellschaft  sei  in  demselben 
scharf  gekennzeichnet,  doch  sei  die  moralische  Anschauung  eine  flache. 
Mit  seiner  Zeit  teilt  er  die  Bewunderung  für  Ludwig  XIV.  und  die 
kirchliche  Richtung.  Er  wisse  die  Mitte  zu  halten  zwischen  dem  Pessimis- 
mus Montaignes  und  dem  Egoismus  La  Rochefoucauld's,  zeichne  sich  vor 
beiden     durch     seinen  Glauben    an    die  Vervollkommnungsfähigkeit    des 

4)  Eingeh.  bospr.  von  A.  Rebelliau,  RHLF.  XI  G7:i-()79. 


II  12  Französische  Literatur.    XVIII.  Jahrh.  1904. 

Menschen  und  durch  seine  Anteilnahme  an  den  Leiden  des  niederen 
Volkes  aus.  Diese  Beurteilung  des  Charakterschilderers  ist  jedenfalls  eine 
massvoll  abwägende,  auch  ist  Morillot«  Darstellung,  sowohl  in  dem  ein- 
gehenden biographischen  Teile  der  Schrift,  wie  auch  in  den  kritischen 
Abschnitten,  sehr  anziehend. 

Charles  Perrault,  der  in  dem  Streite  der  „anciens  et  modernes" 
die  führende  Rolle  spielt,  ist  jetzt  Gegenstand  einer  zusammenfassenden 
Darstellung  geworden,  während  er  bisher  mehr  gestreift,  als  eindringend 
gewürdigt  wurde  ^).  Mit  gleicher  Objektivität  fanden  wir  in  derselben 
die  persönlichen  Verhältnisse,  den  Charakter,  die  schriftstellerische  Tätig- 
keit P.s  und  seinen  Streit  mit  Boileau,  dem  er  besonders  seine  literarische 
Stellung  verdankt,  geschildert. 

Von  den  diis  minorum  gentium  in  der  französischen  Literatur  der 
ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhs.  hat  Ch.  du  Beys  (1610—1659)  als 
Horaz-Traves tierer  noch  ein  gewisses  Interesse.  Seine  „Ödes  d'Horace  en 
vers  burlesques"  (L.  I,  O.  1 — 38),  werden  von  E.  Stemplinger •)  näher 
besprochen  und  als  „Fortschritte  in  der  Geschichte  des  horazischen  Nach- 
wirkens" bezeichnet.  „Hatten  Ronsard  und  Du  Bellay",  urteilt  St,  „die 
Horazoden  auf  hohem  Kothurn  in  der  französischen  Literatur  eingeführt, 
so  zeigt  sie  du  Beys  auf  dem  niederen  Soccus  der  lachenden  Mitwelt". 
Ein  besonderes  Interesse  kann  man  diesen  „Parodien,  bezw.  Trarestien" 
nicht  gerade  abgewnnen. 

Für  die  Einwirkung  der  französischen  Dichtung  auf  England 
bringt  Dorothea  Francis  Canfield,  in  ihrer  Aufzählung  der  englischen 
Übersetzungen  Corneilles  und  Racines  von  den  Zeiten  Karls  I.  bis  etwa 
1825,  mancherlei  Unbekanntes,  wenngleich  nicht  immer  in  kritischer 
Sichtung'). 

(Über  die  in  ASNS.  XIII  N.  F.  begonnene  Biographie  von  Cyrano 
de  Bergerac  [Verf.:  H.  Dübi]  s.  Ref.  f.  1905). 

b)  XYIIl«  Jahrhundert.  1904.  Der  noch  in  das  Ende  des  17.  Jahrhs. 
mit  seinem  dichterischen  Schaffen  hineinreichende  Lustspieldichter  F ran 9015 
Regnard  ist  Gegenstand  einer  Studie  von  Pierre  Toldo  ®).  Besonders 
geht  derselbe  den  von  R.  benutzten  Quellen  und  Vorbildern  nach.  So 
ermittelt  er  manche,  bisher  übersehene  Entlehnungen  aus  Moli^re  z.  B. 
in  der  „S6r4nade"  (l'Avare),  in  der  Posse:  „Le  Bai"  (M.  de  Pourceaugnac), 
im  „Joueur"  (Don  Juan),  weist  auf  la  Bniyeres  „Caract^res'*  als  gelegent- 
liche Quelle  zum  „Distrait",  auf  eine  italienische  Novelle  (1544)  von 
Cademosto  di  Lodi  hin.  Auch  sonst  hebt  er  manche  Reminiszenzen  und 
Zeiti\nspielungen  hervor,  betont  den  Einfluss  der  Plautinischen  Komödie, 
und  kommt  zu  dem  Urteil,  dass  R.  zwar,  wie  sein  grosser  Vorgänger 
Moli^re,  sich  an  der  Com6die  italienne  geschult,  aber  die  Vertiefung  des- 
selben nicht  erreicht  habe. 

Einen  jetzt  ziemlich  vergessenen  Dichter  aus  der  ersten  Hälfte  des 
18.  Jahrh.    Deslisle  de   la  Dr^vetiöre  (1682—1756)    widmet  Huoo 

5)  Paul  BoNNEFON :  Ch.  Perrault,  Essai  sursa  vie  et  ses  ouvrages. 
RHLF.  XI  a6r)-42a  6)  ZF^BL.  XXVII  1  u.  3,  266-277.  7)  Corneille 
and  Racine  in  England.  New- York,  C-olumbia  Univ.  Press,  (s.  des  Ref. 
Bespr.  ZFSL.  XXVII  113f.).  8)  Etudes  sur  le  the&tre  de  Regnard. 
RHLF.  XI  5G-87. 


B.  Mahrenholtz.  II  13 

Humbert  *),  der  Sohn  des  jüngst  verstorbenen  Moliöre-Forschers,  Cl. 
Humbert,  eine  Art  Monographie.  Nach  eingehender  Besprechung  seiner 
Lehrgedichte,  Dramen  etc.  kommt  er  zu  dem  Schlussurteil:  „Das  Fazit 
unserer  Studie  ist,  dass  wir  Deslisle  als  Dichter  im  engeren  Sinne  des 
Wortes  keine  hervorragende  Stelle  in  der  französischen  Literatur  ein- 
räumen können;  formales  Talent  besass  er  nur  in  geringem  Masse;  seine 
Bedeutung  beruht  vielmehr  auf  den  beiden  kulturhistorischen  Dramen 
und  dem  wesensgleichen  Lehrgedicht."  Diesem  Schlussergebnis  über  den 
Autor  von  Arlequin  sauvage,  Timon  le  Misanthrope,  Essai  sur  Tamour 
propre  etc.  wird  man  wohl  beistimmen.  Im  einzelnen  nimmt  sich  Verf. 
dieses  Dichters  wohl  noch  allzusehr  an  und  macht  sich  z.  B.  seine  Ver- 
teidigung gegen  Laharpes  Tadel  etwas  leicht.  Die  Studie  enthält  auch 
eine  gut  gesichtete  bibliographische  Zusammenstellung. 

Voltaires  bekannte  Gefangennahme  in  Frankfurt  a.  M.  ist  noch 
einmal  zum  Gegenstande  einer  wenig  Neues  bietenden  Abhandlung  ge- 
macht worden  ^^).  Verf.  hat  nämlich  den  Briefwechsel  V.s  mit  dem 
Frankfurter  Senator  Erasmus  von  Senkenberg  in  der  Giessener  Univ.- 
Bibliothek  benutzt  und  auch  im  Frankfurter  Stadtarchiv  und  Berliner 
Staatsarchiv  Nachlesen  gehalten,  so  dass  er  einige  Details  mehr  weiss, 
als  Varnhagen,  der  bekannt«  erste  Aktenerforscher  dieses  leidigen  Vorfalls. 
Aber  über  die  Vorgeschichte  der  Verhaftung  bringt  er  nur  Bekanntes 
und  auch  von  dem  eigentlichen  Thema  gewinnen  wir  kein  neues  Bild. 
Das  widerwärtige  Verhalten  der  vor  Preussens  grossem  König  schweif- 
wedelnden Frankfurter  Behörden  wird  sehr  wohlfeil  beschönigt.  Bezeich- 
nenderweise gibt  übrigens  Verf.  zu:  „Freilich  hat  Friedrich  d.  Gr.  es 
nicht  der  Mühe  w^ert  gehalten,  ein  solches  formelles  Verhaftungsgesuch 
an  den  Frankfurter  Rat  zu  richten."  Irrtümlich  ist  die  Behauptung, 
dass  alle  auf  Friedrichs  d.  Gr.  Seite  stehenden  Beurteiler  des  Vorganges 
das  Verhalten  des  von  ihm  Beauftragten  (Freytag)  nur  für  „bornierte 
Exaktheit"  gehalten  hätten.  Referent  hat  in  seiner  dem  Verf.  wohl  un- 
bekannt gebliebenen  Voltaire- Biographie  die  persönliche  Gereiztheit  und 
Böswilligkeit  dieses  „Residenten"  nachdrücklich  hervorgehoben.  Aller- 
dings steht  derselbe  nicht  unbedingt  auf  Friedrich  d.  Gr.  Seite, 
aber  wer  täte  das,  ausser  vielleicht  Varnhagen?  Der  Verf.  dieser  Ab- 
handlung tut  es  tatsächlich  auch  nicht.  Die  gegen  den  verstorbenen 
Voltaireforscher  Desnoiresterres  gerichteten  Vorwürfe  treffen  nebenbei.  So 
soll  D.  die  französischen  Gedichte  Friedrichs  ungerecht  beurteilt  haben, 
und  doch  stimmt  seine  Wertschätzung  mit  der  wohlhegreiflichen  Selbst- 
bescheidung des  auch  in  der  Selbsterkenntnis  „Einzigen"  ganz  gut 
überein.  Zudem  ist  ein  Franzose  von  der  litterarischen  Bedeutung  eines 
D.  in  diesem  Falle  doch  ungleich  kompetenter.  Ebenso  soll  der  Sünden- 
bock D.  Friedrich  d.  Gr.  ungerechterweise  vorgeworfen  haben,  dass 
er  sich  nicht  in  Güte  mit  Voltaire  auseinanderzusetzen  versuchte.  Aber, 
wie  zur  Verteidigung  seines  Gegners,  sagt  Hr.  H.  selbst:  „Weshalb 
Friedrich  d.  Gr.  nicht  durch  Vermittlung  der  ihm  (und  Voltaire)  be- 
freundeten Herzogin  Luise  Dorothea  von  Gotha  sein  Gedichtbuch  zurück- 

9)  Deslisle  de  la  Dr^veti^re,  s.  Leben  u.  s.  Werke.  ZFSL. XXVII 
1  u.  3,  2—68.  10)  Hermann  Haupt,  Voltaire  in  Frankfurt  1753. 
ZFSL.  1  u.  3.  160-187. 


II  14  Französische  Literatur.    XVIII.  Jahrh.    1904. 

zuerhalten  versucht  hat,  ist  nicht  klar."  Doch,  bei  Friedrichs  ctamaliger 
Stimmung  V.  gegenüber  begreift  sich  das  leicht.  Die  von  D.  über- 
gegangene „Bayreuther  Episode"  beweist  für  seine  Parteilichkeit  gar  nichts. 
Denn  Wilhelminen  von  Bayreuth  war  von  ihrem  königlichen  Bruder 
keineswegs  eine  Vermittlung  zwischen  ihm  und  Voltaire  übertragen 
worden  (das  zu  erweisen,  macht  Verf.  natürlich  gar  keinen  Versuch) 
sondern  weit  eher  wurden  ihr  kleine  Polizeidienste  zugemutet  Auch  was 
Hr.  H.  zur  Verteidigung  der  Willkür  des  ersten  aller  „aufgeklärten 
Despoten"  sagt,  ist  recht  schwach.  Der  verhängnisvolle  Ausdruck  „Scrip- 
turen  und  Poesien"  in  dem  Reskripte  an  Freytag,  der  bekanntlich  zu 
der  Verlängerung  von  V.s  Haft  Anlass  gab,  soll  ganz  unverfänglich  ge- 
wesen sein,  da  Friedrich  sich  seinem  Pariser  Gesandten  Keith  gegen- 
über auch  unbestimmt  (aber  doch  nicht  irreführend,  denn  er  schreibt 
„un  livre  que  je  lui  ai  donn6")  äussere,  dieser  aber  die  Sachlage  ver- 
standen habe.  Doch  Lord  Marechal  war  eben  in  den  Verhalt  eingeweiht, 
als  Vertrauter  Friedrichs,  der  untergeordnete  Freytag  nicht.  Wie  weit 
die  Ungenauigkeit  des  Ausdruckes  dem  Schreiber  des  Reskriptes  (Fre- 
dersdorf),  nicht  Friedrich  selbst  zur  Last  fällt,  ist  natürlich  unerweisbar 
und  auch  nebensächlich,  da  die  eigentliche  Verantwortung  auf  dem  preussi- 
schen  Herrscher  sitzen  bleibt.  Ähnlichen  Wert  hat  die  Annahme,  dass 
der  vernichtende  Brief  von  Friedrichs  Vorleser,  abb^  de  Prades,  an  V. 
(s.  Moland,  oeuvres  compl.  de  V.,  Corresp.  n.  2530)  keine  Auslassung 
Friedrichs  sei,  zumal  Verf.  selbst  sagt:  „nicht  ausgeschlossen  ist  freilich, 
dass  der  König  vielleicht  den  abb6  zur  Abfassung  des  Briefes  veranlasst 
hat."     Was  sollen  derartige  Advokatenkünste  bei  einem  Friedrich  d.  Gr.? 

Verf.  gefällt  sich  bisweilen  darin,  die  Gedanken  und  Absichten  eines 
Friedrich  d.  Gr.  und  Voltaire  besser  zu  verstehen,  als  diese  selbst  es 
vielleicht  getan  haben  würden.  So  soll  Voltaire  trotz  seines  ent- 
schiedenen Schreibens  an  Friedrich  (vom  1.  Jan.  1753)  und  der  Zu- 
rücksendung  seiner  Insignien  (Orden  und  Kammerherrn  Schlüssel)  auf 
Wiederverleihung  der  letzteren  gerechnet,  Friedrich  an  V.s  Rückkehr 
nach  Potsdam  geglaubt  haben,  obwohl  er  in  einem  Briefe  (19.  April 
1753)  (las  Gegenteil  äussert,  denn  das  sei  nur  ironisch  zu  verstehen. 
Genug,  die  Ausnutzung  des  Briefwechsels  mit  Senkenberg,  so  gering- 
fügige; und  nebensächliche  Umstände  er  auch  für  vorliegendes  Thema 
beibringt,  wäre  vielleicht  motiviert  gewesen,  zu  einer  nochmaligen,  durch- 
aus nicht  abschliessenden  und  lückenlosen  Darlegung  der  Frankfurter 
Affaire  lag  kein  Grund  vor. 

Ein  Drama:  „Vraie  Mere"  von  dem  literarischen  Abenteurer  Mous- 
bier  de  Moissy  (1771),  das  sich  gegen  das  Armen wesen  richtet,  be- 
spricht F.  Gaiffe^^). 

Voltaires  gegen  Montesquieu  gerichtete  polemische  Bemerkungen 
werden  von  P.  Sakman  mit  grosser  Vollständigkeit  zusammengestellt**). 
Verf.  glaubt,  dass  V.  hier  als  Verteidiger  des  aufgeklärten  Despotismus 
gegen  M.s  republikanische  Ideale  schreibe  (den  Irrtum,  dass  M.  eigent- 
licher Republikaner  gewesen,  hat  bereits  der  Hsg.  des  ASNS.,  H.  M orf, 


11)  MPhBru.  189—200.     12)  Voltaire  als  Kritiker  Montesquieus. 
AScVs.  XIII  374-301. 


E.  Mahrenholtz.  H  15 

[391  Anm.|  berichtigt),  und  da?s  er  als  „geborener  Historiker  mit  dem 
kälteren  Blicke  des  Realisten"  manche  Phantasien  M.s  zu  zerstören  suche. 
Auf  sehr  eingehenden  Studien  ruht  ein  Werk,  das  sich  der  Wertschätzung 
und  dem  Einflüsse  Goethes  in  Frankreich  zuwendet ^^).  Insbesondere 
erfahren  wir  aus  ihm  genauere,  wenn  schon  nicht  immer  unbedingt  neue 
Details  über  die  Einwirkung  des  „Werther",  der,  durch  die  Rousseau- 
stimmung dem  französischen  Empfinden  näher  gebracht,  von  Mme.  de  Btael 
gelobt,  nicht  ohne  Einfluss  auf  Nodier,  Chateaubriand,  S^nancour  (Ober- 
man)  und  Benj.  Constant  (Adolphe)  doch  Angriffe  von  katholischer  Reite 
während  der  Kaiserzeit  hervorrief,  auch  im  Merc.  de  France  als  revo- 
lutionäres Werk  herabgesetzt  wurde.  Der  Goethekult  in  dem  engeren 
Kreise  der  französischen  Geistesaristokratie  wurde  durch  die  Besuche  von 
Mme.  de  Stael,  Benj.  Constant,  Villoison,  Ampere,  Victor  Cousin  u.  a.  in 
Weimar  gefördert,  auch  von  der  Romantik  gegenüber  dem  Klassizismus 
gelegentlich  ausgebeutet.  Doch  fehlte  es  an  Gegnern,  wie  z.  B.  Stendhal 
und  H.  de  Balzac,  nicht.  Der  Einfluss  des  „Faust",  dessen  Tl.  I  zu- 
erst durch  die  Stael  und  B.  Constant  bekannt  wurde,  löste  den  des 
„Werther"  und  den  vorübergehenden  des  „Götz"  kurz  vor  Beginn  der 
Romantik  ab.  Die  der  neuen  Richtung  vorarbeitende  Zs.  „le  Globe" 
feierte  Goethe  als  Antiklassizisten.  Von  den  Gedichten  Goethes  wurden 
nur  einzelne  (Mignon,  König  von  Thule,  Erlkönig,  Braut  von  Korinth  u.  a.) 
bekannter,  die  Dramen,  mit  Ausnahme  des  „Goetz"  und  „Clavigo",  drangen 
in  Frankreich  nicht  recht  ein.  Das  zunehmende  Verständnis  für  Volks- 
dichtung hob  dort  die  Schätzung  Goethes.  Auch  als  Naturforscher  und 
sogar  als  Philosoph  wurde  er  von  Männern,  wie  Ste.  Beuve,  Taine,  Littr^, 
Renan  anerkannt,  von  Caro  freilich  wegen  seines  Pantheismus  angegriffen. 
Die  kirchlichen  Kreise,  sowohl  die  katholischen  wie  die  prot^stanti.schen, 
liebten  den  „Philosophen"  begreiflicherweise^  so  wenig,  wie  den  Dichter, 
desto  mehr  feierten  ihn  die  religiösen  und  politischen  Radikalen.  Mit 
den  Eindrücken  des  Jahres  1870  sank  die  Vorliebe  für  Goethe  auch  bei 
unbefangen  denkenden  Beurteilern.  Wie  zuweilen  auch  in  Deutschland, 
wurde  Goethe  ebenso  in  Frankreich  wegen  seines  angeblichen  „Egoismus" 
und  seiner  „impassibilit^"  angefeindet  und  seine  Selbstbiographie  nicht  voll- 
auf gewürdigt.  Die  „naturalistische"  Richtung  fand  an  ihm  natürlich  keinen 
Gefallen.  Goethe,  so  lautet  B.s  Gesamturtoil,  wird  von  Victor  Hugo  nie 
ausgestochen  werden,  den  Wechsel  der  literarischen  und  religiösen  Rich- 
tungen überdauern,  ohne  je  populär  zu  werden.  Nur  die  geistige  „Elite" 
wird  ihn  als  Vorkampfer  der  rein  menschlichen,  tief  innerlichen  Geistes- 
freiheit (im  Gegensatze  zu  dem  äusserlichen  politischen  und  künstlerischen 
Freiheitsprinzip  V.  Hugos)  bewundern. 

Am  Schluss  sei  noch  einer  Abhandlung  von  F.  Cohn:  La  Qucstion 
du  Latin  dans  les  Inscriptions  au  XVIII  S. ^*)  gedjicht,  worin  er- 
erörtert wird,  wie  in  Frankreich  schon  das  18.  Jahrh.  von  Voltaire  bis 
zur  Konventszeit  sich  gegen  die  Anwendung  des  Latein  in  Inschriften 
auflehnte,  und  das  Französische  im  nationalen  Sinne  b(jvorziigte.  Als 
Fortsetzung    des    früher    hier    erwähnten  Buches:    der  Marquis  du  Sa  de 

13)  Fernand  Baldensperger,  Goethe  c  n  I^"  r  a  n  c  c.  Par,  Hachcttc. 
14)  MPhBru.  1904. 


II  16  Franzosische  Literatur.    XIX.  Jahrh.    1904. 

und  seine  Zeit,  lässt  EüG,  Dühren  „Neue  Forschungen"  über  das  gleiche 
Thema  erscheinen,  die  mehr  für  die  Pornographie,  als  für  die  Literatur- 
geschichte von  Wichtigkeit  zu  sein  scheinen^*). 

c)  XIX.  Jahrhundert.  1904.  Mancherlei  ist  zur  Detailforschung  der 
Werke  Chateaubriands  beigebracht  worden.  Die  Textkritik  der 
„Martyrs"  von  Ch.  wird  in  einem  Aufsatze  von  Vict.  Giraud  und 
Alb.  Geschwind  gefördert,  indem  dieselben  den  Abweichungen  der 
ersten  Ausgabe  (1809)  von  der  Gesamtausgabc  1825/26  und  der  bei 
Didot  erschienenen  im  einzelnen  nachforschen  ^®).  Femer  weist  Vier. 
Giraud  auf  ein  von  Chateaubriand  selbst  herrührendes,  teilweises  Msk. 
der  „M^moires  d'Outretombe"  hin  ^'^),  das  im  Besitz  des  Verlagsbuch- 
händlers H.  Champion  sich  befindet.  Der  Veröffentlichung  dieser  Me- 
moiren in  der  „Presse"  (1848 — 1850)  lag  die  Kopie  eines  Sekretärs  von 
Chateaubriand  zugrunde.  Cli,  selbst  erwähnt  1834  in  RDM.  zwei 
Manuskripte,  von  denen  eines  für  seine  Gattin,  eines  für  seine  Freundin, 
Mme.  de  R^camier,  bestimmt  war.  1816  war  von  letzterer  eine  Kopie 
von  Buch  I — III  mit  Beihilfe  von  Ch.  Lenormant  angefertigt  worden, 
die  1874  unter  dem  Titel  „Souvenirs  d'enfance  et  de  jeunesse  de  Ch. 
msc.  de  1826"  erschien.  Verschiedene  Autographen- kündigte  Charavay  in 
R.  des  autographes  (April  1902)  an.  Eines  davon,  Fragment  von  Buch  I, 
hat  G.  kollationiert.  Es  nähert  sich  dem  Texte  des  Ms.  von  1826,  ist 
aber  älteren  Datums,  vielleicht  das  Ms.  primitif.  Dieses  Fragment  wird 
nun  hier  veröffentlicht  und  mit  denen  von  1826,  1834  und  der  Bir6- 
schen  Ausgabe  von  1859  verglichen.  Mancherlei  treffende  Einzelbeobach- 
tungen über  diese  Memoiren,  über  Ch.s  Hauptschrift,  le  Gönie  du 
Christianisme,  über  Victor  Hugos  Abhängigkeit  von  Chateaubriand  u.  a. 
gibt  DER8.  Autor  in  einer  anderen  Schrift^®).  Schultz-Gor^v  weist 
darauf  hin,  dass  Ch.  in  seinem  „Le  dernier  Abencerrago"  nicht  Perez  de 
Hita  „Guerras  civiles  de  Granada"  benutzt  habe,  die  Quelle,  wenn  über- 
haupt eine  solche  existiere  und  die  Erzählung  nicht  Phantasiebildung  sei, 
noch  aufzufinden  bleibe^®).  J.  Haas  bringt  urkundlichen  Beleg  bei,  dass 
Ch.  im  Oktober  1806  wirklich  in  Jerusalem  weilte,  was  B6<lier  (Essais 
crit.  192  f.)  geleugnet  hatte  *^). 

In  seiner  für  die  Prärogative  des  Papsttums  eintretenden  Streitschrift: 
Le  Pape  et  T^glise  gallicane,  wendet  sich  Joseph  de  Maistre  natür- 
lich auch  gegen  die  Freiheiten  der  gallikanischen  Kirche,  nach  der  be- 
kannten Deklaration  von  1683,  und  gegen  Bossuet,  als  Verfasser  der 
letzteren.  Die  Polemik  war,  wie  C.  Latrelle  aus  dem  Ms.  der  er- 
wähnten Schrift  nachweist,  ursprünglich  noch  viel  heftiger  als  in  der 
Druckausgabe  *^). 

Manche  kleinere  Beiträge  haben  Victor  Hugo  zum  Gegenstande. 
Erneöt  Dupuy    bespricht    die    freundschaftliche  Korrespondenz  zwischen 

15)  Berl.,  Max  Harrwitz,  Ref.  rauss,  da  das  Buch  nicht  einging,  sich  auf 
J.  Haas    eingehendes  Keferat  (ZP\^L.  XXVII  Hoff.)    verlassen.  16)  Les 

variantes  des  Martyrs.  RHLF.XI  110—139.  17)  Un  Fragment  auto- 
graphe  du  Ms.  primitif  desM^m.  d'Outre-Tombe.  RHLF.  XI 421— 435. 
18)  Etudes  litt^raires.  Par.  Hachette,  vgl.  die  Besprechungen  von  J.Haas 
u.  Maurice  Masson  ZFSL.  XXVII  211  ff.  u.  RHLF.  XII  158  ff.  19)  ZFSL. 
XXVII  2  u.  3,  211-212.  20)  Ebd.  212—113.  21)  Bossuet  et  Jos.  de 
Maistre  d^aprbs  des  doc-  in^d.    RHLF.  XI  263-281. 


R.  Mahrenholtz.  II  17 

ihm  und  Alfr.  de  Vigny"),  auf  Grund  von  21  Briefen  H.s,  darunter 
17  ungednickten.  Die  durch  Alex.  Soumet  und  Emile  Deschamps  ver- 
mittelten Beziehungen  beider  begannen  1820,  lockerten  sich  nach  1830 
und  scheinen  1846  geendet  zu  haben.  In  dem  letzten  Briefe  vom 
26.  Februar  1846  beglückwünscht  H.  den  in  die  französische  Akademie 
Aufgenommenen.  Von  Vigny  sind  noch  3  Briefe  erhalten,  deren  einer 
(Trostschreiben  beim  Tode  der  Tochter  Hugos)  schon  publiziert  ist.  Ausser- 
dem hat  Edm.  BirjS  in  s.  „Vict.  Hugo  avant  1830"  ein  Schreiben 
Vigny s  vom  Oktober  1823  veröffentlicht.  Die  Briefe  beziehen  sich  vor 
allem  natürlich  auf  gemeinsame  literarische  Interessen,  scheinen  uns  aber, 
da  sie  meist  der  Jugendzeit  beider  Dichter  angehören,  keine  hervor- 
ragende geschichtliche  Bedeutung  zu  haben.  Ein  eigentlicher  Bruch  fand 
wohl  nicht  statt,  doch  scheint  Alfr.  de  Vigny  Hugos  plötzliche  politische 
Schwenkung  im  J.  1830  mit  Recht  übel  vermerkt  zu  haben. 

Dramatische  Versuche  des  erst  14jährigen  Hugo  hat  ein  Enkel  des 
letzteren  veröffentlicht,  worunter  eine  in  Altegypten  spielende  Tragödie 
Irtam^ne  hervortritt.  Diese  Vorübungen  späteren  Schaffens  werden  von 
GusT.  Simon  eingehender  gewürdigt  '^^).  Victor  Hugos  „Dramat.  Technik 
nach  ihrer  histor.  u.  psychol.  Entwicklung**  lautet  der  Titel  einer  noch 
unvollendeten  Abhandlung  von  Wolfgang  Martini  2*).  Sein  „psycho- 
logisch-zeitgeschichtlicher Standpunkt"  ähnelt  dem  von  Renouvier  und 
Mabilleau,  daher  das  Vornehmtun  gegenüber  der  Sleumerschen  Arbeit 
nicht  nötig  war.  Der  allgemeine  Überblick  der  Entwicklung  der  fran- 
zösischen Literatur  vom  klassischen  Zeitalter  an  gibt  natürlich  nichts 
Neues,  ebenso  weicht  das  über  V.  Hugo  selbst  Bemerkte  nur  in  gering- 
fügigen Einzelheiten  von  französischen  Autoritäten  ab.  Sonst  ist  die 
Arbeit  sachlich  und  fleissig. 

Ein  Separatabzug  aus  der  RG.  (Jan.  1904):  „les  Drames  de  V.  Hugo," 
von  A.  CouNSON  verfasst,  bespricht  die  Umänderungen,  welche  der  Dichter 
mit  seinen  Dramen  vornahm,  auf  Grund  der  Forschungen  der  beiden 
Glachant,  streift  manche  Entlehnungen  Hugos,  u.  a.  auch  aus  Schiller, 
geht  aber  zu  wenig  ins  Detail,  hat  aphoristischen  Charakter  und  ist,  trotz 
Andeutung  mancher  Schwächen  H.s,  von  Enthusiasmus  durchdrungen. 

Alfred  de  Vigny s  „Eloa"  ist  Gegenstand  einer  Studie  von  Schultz- 
GoRA*^),  in  welcher  auf  die  Nachahmungen  aus  Miltons  „Paradise  lost" 
und  Klopstocks  „Messias"  hingewiesen  und  eine  Reihe  feiner  ästhetisch- 
sprachlicher Bemerkungen  beigebracht  wird.  Auch  sei  die  massvoll 
zwischen  Lob  und  Tadel  abwägende,  übersichtlich  zusammenfassende 
Biographie  Vignys  von  F^lix  H^:mon  erwähnt  ^^). 

Über  George  Sand  liegt,  wohl  im  Hinblick  auf  den  hundertsten 
Geburtstag  publiziert,  einiges  vor.  Aus  ihrem  Nachlass  ist  von  Fi^ux 
Decori  ihre  „Correspondance"  mit  Alfr.  de  Musset,  ferner  im  Auf- 
trage ihrer  Schwiegertochter,  Mme.  Maurice  Sand,  ihre  „Correspondance" 
mit  Gustave  Flaubert  von  Henri  Amic  herausgegeben  ^''j.  Th.  Paul 
handelt  über  „George  Sand  und  ihre  Auffassung  von  Liebe  und  Ehe"  ^^), 

22)  V&m\ti6  d'Alfr.  de  Vigny  et  de  V.  Hugo  cbds.  184—219. 
23)  RHLF.  XI  22-41.  24)  ZFSL.  XXVII  1  u.  3,  298-348.  25)  ZFSL. 
XXVn  1  u.  3,  278—297.  20  Cours  de  Lit^rature  Par.  Ch.  Delagrave 
XXVI.        27)  Par.  Deman    u.    C.  Uvy.        28)  Berlin,    Magaz.  Verl.  Hegner. 

V  Ol  Im  oller,  Rom.  Jahresbericht  Ylll.  2 


II  18  Französische  Literatur.    XIX.  Jahrh.    1904. 

hauptsächlich  im  apologetischen  Sinne.  Von  den  Vorläufern  und  Vor- 
läuferinnen in  der  Reform  der  Ehe,  wie  Rousseau  und  Mme.  de  Stael, 
ausgehend,  erörtert  er,  dass  G.  S.  zwar  für  Ehescheidung,  doch  nicht 
für  Ehebruch  plädiere,  dass  sie  gleiche  gesetzliche  Rechte  und  tun- 
lichst gleiche  Bildung  der  Ehegatten  erstrebe,  die  Ehe  vom  romantischen 
Standpunkt  als  Gefühlssache  auffasse,  das  Zölibat  auch  bei  Geist- 
lichen bekämpfe,  von  Einmischung  der  Kirche  nichts  wissen  wolle,  und 
in  Hinblick  auf  die  Fesseln  der  Konventionsehe,  selbst  die  Vertreterinnen 
der  freien  Liebe  im  Sinne  von  A.  Dumas'  Kameliendame  schildere.  Sie 
hasse  die  modernen  Formen  und  Schranken  der  Ehe  nur,  um  Raum  für 
eine  idealere  Zukunftsehe  zu  schaffen. 

Eine  Biographie  Alfr.  de  Mussets  hat  FiCLix  H^mon,  eine  Studie 
über  ihn  G.  Crugnola  (s.  JB.  VII  ii  108)  verfasst*®).  Letztere  ist  von 
Pio  Spkzzi  in  der  RASLA.  Anno  IX,  Fase.  III,  3  — 11  sachlich  ge- 
würdigt worden,  erstere  enthält  eine  Reihe  feinsinniger  ästhetischer  Be- 
merkungen. Der  jetzt  ziemlich  vergessene  Kritiker  Barbey  d'Aure- 
villy  liess  1883  im  „Gil  Blas"  einen  schon  1835  verfasst;en  Roman 
„Germaine"  erscheinen,  dessen  erste  Abfassung,  sowie  Umarbeitungen  von 
1856  und  1883  Eu«.  Grel6  bespricht ^O).  Der  Inhalt  des  Romans  — 
gleichzeitige  Liebelei  mit  Mutter  und  Tochter,  Rückkehr  zu  ersterer  aus 
Mitleid  —  scheint  uns  ohne  sonderliche  Bedeutung  zu  sein.  Eine  unmittel- 
bar hingeworfene  Schilderung  eines  Sturmes  im  Oktober  1859  aus  Jules 
Michelets   Feder    (umgearbeitet  1869)    bespricht    Marcel  Britnet  ^^). 

Einer  der  Haupt  vorkämpf  er  des  französischen  Naturalismus,  Gu- 
stave Flaubert,  ist  von  Ren£  Dumesnil  in  einer  an  H.  Taines  Kon- 
struktion smethode  erinnernden  Weise  geschildert  worden**).  Wenngleich 
man  kein  wesentlich  neues  Bild  von  Fl.,  weder  als  Mensch,  noch  als 
Schriftsteller,  aus  diesem  Buche  gewinnt,  so  enthält  es  doch  eine  Reihe 
geistvoller  Vermutungen  und  feiner  psychologischer  Bemerkungen.  Da 
es  sich  auf  das  Gebiet  der  Pathologie  begiebt,  so  überschreitet  es  etwas 
den  literarisch-historischen  Bannkreis. 

Interessante  Beiträge  zur  Beurteilung  der  gegenwärtigen  pessimisti- 
schen Strönmng  in  der  französischen  Tagesliteratur,  bes.  im  Romane,  gibt 
G.  Thurau*^).  Vier  bisher  ungednickte,  kleine  Zuschriften  von  Gaston 
Paris  an  L.  Lemcke  fachwissenschaftlichen  Inhalts  aus  den  Jahren 
18G5  — 1872    teilt    nach  Wolfenbüttler  Archivalien    E.  Stengel    mit^*). 

Endlich  sei  noch  eine  geschmackvoll  ausgestattete  und  illustrierte 
Wiederauflage  von  Evg.  Borel^  ,, Album  Lyrique  de  la  France  moderne", 
welches  Proben  von  Ducis  bis  zur  unmittelbarsten  Gegenwart  enthält, 
hier  erwähn  t^^). 

Dresden.  R.  Mahrenholtz. 

29)  Cours  de  Litt^rature  Par.  Ch.  Delagravc  XXVII.  30)  RHLF. 
XI  504-651.  31)  MPhBru.  399—411.  3'1)  Flaubcrt,  Hon  Höredit^  — 
80 n  milieu  —  sa  nK'^thodc.  8FJL.  19  03.  (Zu  spät  oinposandt.)  33)  Vom 
modernen  Geist  in  Frankreich,  Gg.  XXXIIl  2,  23-25.  34)  ZFSL.  2 
u.  4,  209—211.  35)  Oi^mc  (id.  p.  Marc  A.  Jean-Jaquet.  Stuttg.  D.  Ver- 
lagsanstalt. 


M.  Mayr.  II  19 

Die  französische  Literatur  im  Jahre  1904. 

A.  lioniane,  JErzHhUnifßen  und  dramfiHsche  Werke. 

I.  Staat  und  Gesellschaft.  Auch  jetzt  steht  die  Literatur  vor  allem  im 
Zeichen  des  Sozialismus;  diesen  Umstand  hebtauch  M.  A.Leblond  in  seinem 
Werke  La  Soci6t^  f  ranyaise  sous  la  troisiöme  R^publique  d'apr^s 
les  romancicrs  contemporains  hervor^).  Der  Ausgangspunkt  der 
sozialen  Macht  dieser  Strömung  ist  die  Annahme,  dass  eine  Vergesell- 
schaftung der  Dinge  für  den  einzelnen  den  ihm  zukommenden  Kreis 
von  Freiheit  und  Wohlbefinden  zur  Folge  haben  würde.  Mit  der 
Erörterung  dieser  Frage  beschäftigt  sich  der  Roman  Lc  mßme  pro- 
bl^me  von  Jacques  Doez  (Paris,  Amat),  worin  auf  die  zahlreichen, 
bereits  bestehenden  gemein  wirtschaftlichen  Organisationsformen  hingewiesen 
wird  (le  collectivisme  d*Etat),  welche  nicht  nur  eine  unökonomische  Wirt- 
schirftsform  sind,  sondern  die  Beschränkung  des  einzelnen  bedingen.  Trotz 
der  Opfer,  welche  das  Kampfmittel  des  Strikes  erfordert,  vermöge  auf 
diese  Weise  die  Frage  nicht  gelöst  zu  werden.  Die  Stellung  des  heutigen 
Fabrikanten,  welcher  zugleich  vor  die  moralischen  Anforderungen  des 
Arbeiterschutzes  und  die  wirtschaftliche  Notwendigkeit  der  kapitalistischen 
Wirtschaftsmethode  gestellt  ist,  veranschaulicht  Edouard  Rod  in  Un 
vainqueur  (Paris,  Fasquelle).  Del^mont  besitzt  eine  Flaschen fabrik 
und  verwendet  darin  aus  Italien  zusammengekaufte  Kinder,  deren  ge- 
fälschte Dokumente  die  Erreichung  des  gesetzlich  vorgeschriebenen  Mindest- 
alters vortäuschen.  Dem  durch  Arbeit  und  Mühe  emporgekommenen 
Manne  bleiben  zwar  Gewissensbisse  ni(^ht  erspart,  doch  kämpft  er  sie 
nieder  und  lässt  sich  auch  durch  die  Skrupeln  seiner  Tochter  und  seines 
Sohnes  nicht  beirren.  Im  Kampfe  mit  dem  Gewerbeinspektor  Antoinc 
Durier  beharrt  er  bei  der  energischen  Durchführung  seiner  geschäftlichen 
Pläne.  Die  Schwester  Alice  überlässt  ihren  Bräutigam  der  jüngeren 
Schwester,  doch  winl  diese  an  ihrem  Hochzeitstage  von  einem  Fabriks- 
mädchen durch  eine  Kugel  getötet,  die  dem  Bräutigam,  dem  ehemaligen 
Betrüger,  zugedacht  war.  Frau  Del^mont  verfällt  darob  in  Wahnsinn. 
Doch  alles  dies  erschüttert  die  Energie  des  Fabrikanten  nicht.  —  Eine 
Regenerierung  der  Gesellschaft  durch  die  Arbeit  wird  in  dem  Vierakter 
Oiseaux  de  Passage  von  Maurice  Donnay  und  Lucien  Descaves 
(Paris,  ThMtre  Antoine)  gepredigt.  Die  zwei  russischen  Nihilistinnen 
Vera  und  Tatiana  leben  mit  ihrem  Lehrmeister  und  Agitator  Gregorief 
in  der  Schweiz,  dem  idealen  Lande  für  philanthropischen  Mystizismus 
und  der  Werkstätte  für  Russlands  Wiedergeburt.  Da  kommt  durch  den 
Komplizen  Zakmarine  die  Nachricht  von  Veras  Gatten  Tode  und  diese 
verbinrlet  sich  jetzt  in  freier  Liebe  mit  dem  gleich  gesinnten  Studenten 
Julien  Dufour;  alle  Vorurteile  von  Rasse  und  Kaste  sollen  schwinden. 
Doch  der  Gatte  ist  nicht  gestorben,  er  schmachtet  in  den  Minen  von 
Irkutsch;  Vera  will  jetzt  mit  diesem  arbeiten,  leiden  und  sterben  und  so 
dem  Volke  durch  Arbeit  und  Einfachheit  ein  Beispiel  der  Wiederge- 
nesung geben. 

1)  Vgl.    Le    mouvement  litt^?raire    socialistc   depuis  1830  par  J.  M.  Gros 
(Paris,  Michel)  uDd  die  Halbmonatschrift  Vox.  II.  Paris,  Ruc  Saint-Denis,  101. 

2* 


II  20  JDie  französische  Literatur  1904. 

Die  Schattenseiten  der  parlamentarischen  Verfassungsforaien  be- 
schäftigen noch  immer  die  Öffentlichkeit  und  liefern  Stoff  zu  satirischen 
Behandlungen.  Eine  Art  Annalen  derselben  ist  Trois  ans  Rue  Royale, 
moeurs  ministerielles  1901 — 1904,  von  G.  Bonhomme  (Paris,  Libr.  Univ.). 
In  dem  Dreiakter  Le  Maroquin  von  Julien  Berr  de  Turiqüe  (Paris, 
Palais  Royal)  machen  und  stürzen  Frauen intriguen  Minister.  Diesen 
Stoffkreia  finden  wir  auch  in  dem  an  Wahlgeschichten  reichen  Romane 
Integre  von  Pierre  Le  Rohn  (Paris,  Perrin).  Pierre  Raval  wurde 
von  Geistlichen  devot  und  reaktionär  erzogen;  zum  Manne  geworden, 
stehen  diese  Eigenschaften  seinem  politischen  Ehrgeize  entgegen,  weshalb 
er  sie  über  Bord  wirft  und  als  Republikaner  trotz  der  Intriguen  seiner 
Gegner  zum  Abgeordneten  gewählt  wird.  —  Eine  soziale  Satire  bringen 
Pierre  Veber  in  dem  Vierakter  Frere  Jacques  (Paris,  Vaudeville) 
und  der  Einakter  L'Avare  de  venu  mendiant  von  Charles  de 
BussY.  In  heiterer  Weise  kommt  der  Geizhals  Moli^res  auf  die  Bühne, 
der  den  vielen  Steuern  des  20.  Jahrhunderts  dadurch  entgeht,  dass  er 
als  Bettler,  mit  seinem  Schatze  unter  einem  schützenden  Kürasse,  die 
Strassen  zieht  und  die  Leute  um  Almosen  anbettelt.  Da  trifft  er  seine 
wiedererstandenen  Genossen  Gro8-R6n6  und  Marinette,  mit  denen  er 
köstliche  Betrachtungen  über  Einst  und  Jetzt  anstellt.  —  Ein  repu- 
blikanischer Roman  ist  Jep  von  Emile  Poüvillon  (Paris,  Fasquelle). 
Jep  ist  von  den  Ideen  der  Revolution  ergriffen,  schüttelt  das  väterliche 
Joch  ab,  tritt  bei  dem  freidenkenden  Schmied  Malhibem  in  Dienste  und 
gewinnt  dessen  Tochter  Beppa  lieb.  Zur  Zeit  der  zweiten  Republik  lässt 
er  sich  in  Roussillon  für  sozialistische  Ideen  gewinnen;  doch  die  Reaktion 
siegt  und  er  lässt  die  Politik.  Heimgekehrt,  widmet  er  sich  der  Arbeit 
und  will  seine  alte  Liebe  Beppa  wiedergewinnen.  Als  aber  die  Unruhen 
wieder  beginnen  und  der  Staatsstreich  von  2.  Dezember  droht,  verbindet 
er  sich  im  Geheimen  mit  einigen  Gleichgesinnten  und  inuss  in  die  Berge 
fliehen;  die  Liebe  zieht  ihn  aber  insgeheim  zur  Geliebten.  Von  seinem 
buhlerischen  Bruder  Bernadoch  aus  Rache  angezeigt,  mit  dem  er  seit 
jeher  in  Hader  lebt,  wird  er  vor  Gericht  gestellt  und  zur  Deportation 
verurteilt.  Vor  der  Abreise  heiratet  er  jedoch  im  Gefängnisse  die  Braut, 
welche  sieh  Mutter  fühlt  und  mit  ihm  in  die  Fremde  zieht. 

Die  Vaterlandslosigkeit  der  anarchistischen  Richtung  wird  in  L*Inu- 
tile  Revolte  von  Henri  Giierlin  (Paris,  Tallandier)  als  absurd  hinge- 
stellt. Paul  M^villot,  in  der  Ecole  des  Chartes  erzogen,  ist  ein  Feind 
des  Militärdienstes,  Anarchist  und  Internationalist  und  desertiert  trotz  der 
Bitten  seiner  Braut  Jeanne.  Wohin  er  seinen  Fuss  setzt,  überall,  in 
Deutschland,  Italien,  England  und  der  Schweiz,  fühlt  er  sich  fremd;  es 
zieht  ihn  in  die  Heimat  zurück,  sein  Individualismus  und  sein  Inter- 
nationalismus zeigen  sich  als  illusorisch,  überall  ist  der  Mensch  ein  Knecht 
der  Kollektivität*);  die  Idee  des  Vaterlands,  der  Familie  und  der  Liebe 
ist  ihm  angeboren.  Eitel  ist  seine  Revolte  —  Inutile  Revolte!  deshalb 
wandert  er  eines  Tages  in  sein  Vaterland  zurück,  um  da  seine  Flucht 
zu    büsson    und    wieder    eine   Heimat    zu    erwerben.     Dagegen    wird    in 


2)  Vgl.  L'Anarchie    ot    le    Collectivisme    von  Alfred    Naquet  (Paris,  Bibl. 
intern,  d'^d.). 


M.  Mayr.  II  21 

Combat  pour  rindividu  von  G.  Palante  (Paris,  Alcan)  dem  sozialen 
Geiste  der  des  Individuums,  dem  Rechte  der  Menge  das  des  einzelnen, 
der  Freiheit  der  Menge  die  individuelle  gegenübergestellt.  Der  Autor 
kämpft  gegen  gesellschaftliche  Tyrannei  in  Sitte  und  Meinung.  —  Pascal 
FoRTHUNY  schreibt  in  Le  Roi  r^gicide  (Paris,  Tallandier)  den  utopischen 
Traum  vor  dem  Regierungsantritte  eines  für  den  Anarchismus  gewonnenen 
Königs  nieder.  Der  alte  König  Adrien  VII.  von  Sylvanie  ist  ermordet 
und  die  Minister  eilen  auf  die  Jacht  zu  dem  Prinzen  Harold,  um  ihm 
als  neuem  König  zu  huldigen;  doch  dieser  ist  darob  unglücklich,  denn 
mit  seinen  freien  Fahrten  auf  der  blauen  Flut,  mit  dem  ungezwungenen 
Verkehr  mit  seinen  alten  Lehrern  und  dem  altem  Seebären  Vox  hat  es 
nun  ein  Ende:  er  ist  nicht  mehr  frei,  denn  er  ist  König.  Er  geht  an 
die  Arbeit  und  will  sein  Volk  glückhch  machen,  durch  langsame  Ent- 
wicklung zur  Freiheit  führen.  Doch  nach  dem  alten  Vox  ist  nicht  dies, 
sondern  die  Revolution  der  Weg  hiezu.  Der  König  lächelt  zu  solcher 
Ansicht  und  folgt  ihm  eines  Abends  in  Gesellschaft  der  Freunde 
des  Vox  in  den  Sitz  der  Anarchie  des  Landes.  Der  König  wird  bald 
ein  begeisterter  Anhänger  der  Anarchisten  und  entschlossen,  einschneidende 
Reformen  in  Gerichtsbarkeit,  im  Kultus  und  in  der  Armee  einzuführen. 
Dagegen  rufen  die  Reaktionären  und  das  konservative  Bürgertum  den 
feindlichen  Nachbar  zu  Hilfe.  Nach  blutigem  Kampfe  versammelt  der 
König  das  Parlament,  verkündet  ihm  seine  Abdankung  und  prokhi- 
miert  die  Republik.  Jetzt  wenden  sich  die  Konservativen,  die  Anarchisten 
und  Sozialisten  gegen  ihn,  die  Revolution  bricht  nach  der  Prophezeiung 
des  Vox  aus  und  alle  drei  Parteien  verlangen  den  Tod  des  Königs, 
werfen  ihn  mit  Vox  ins  Gefängnis,  woraus  sie  durch  die  Mörder  des 
Königs  Adrien  gerettet  werden.  Sie  s(^hiffen  sich  auf  den  Sagittaire  ein, 
wo  der  König  seine  Maitres^e,  eine  schöne  Anarchistin,  findet.  Doch 
sie  alle  sollen  zugi'unde  gehen:  der  Anarchist  Vox  versenkt  das  Schiff, 
um  die  Niederlage  der  Anarchisten  zu  rächen.  —  Anschliessend  sei  das 
dreiaktige  soziale  Stück  Anarchist  es  von  Poinhot  und  Normandy 
(zum  erstenmal  aufgeführt  im  Grand  Th^atre  de  Lille,  Paris,  Edition  de 
la  Revue  Vox)  erwähnt.  —  Ein  Buch  mit  Blut  geschrieben  ist  Mal- 
faiteurs  von  Jean  Grave  (Paris,  Stock),  das  der  Autor  als  moralischer 
Urheber  verschiedener  Attentate  niedergeschrieben  hat.  Es  ist  eine 
realistische  Darstellung  der  Kreise,  in  denen  der  Anarchismus  heimisch 
ist.  Allen  Gemässigten  wird  mit  Hass  begegnet  und  den  „Sozialisten" 
Ehrgeiz  als  Triebfeder  unterschoben. 

Einen  der  Hauptangriffspunktcj  des  Anarchismus,  den  Militarismus, 
berührt  unter  anderen  auch  Forces  et  Moralit^s  Octave  Mirbeau 
(Paris,  Fasquelle),  sechs  kleine  einaktige  Stücke,  (Epidemie,  Vieux  m^nages, 
Amants,  Scrupules,  Intei-view  und  Portefeuille).  So  ist  in  Epidemie 
eine  Stadt  von  einer  unheilvollen  Krankheit  bedroht,  zehn  Soldaten  sind 
schon  daran  gestorben.  Doch  was  tut  das:  „Les  soldats  sont  faits  pour 
mourir",  und  man  legt  der  Sache  wenig  Wert  bei:  als  aber  ein  Bürger 
an  der  Krankheit  stirbt,  ist  die  ganze  Stadt  über  cli(\s  grosse  Unglück 
in  grösstor  Aufregung. 

Auf  konkrete  Gesetzesabänderung  läuft  das  Stück  Les  Respon- 
sables    von    E.  Moreau    und    P.  Bonetti    (Paris,    Th6dtre  Populaire) 


II  22  Die  französische  Literatur  1904. 

hinaus.  Das  strenge  Militärgesetz  entreisst  der  Familie  den  Ernährer 
und  so  soll  die  arme  Witwe  alle  erhalten.  Der  kranke  Sohn  geht  selbst 
in  den  Tod,  damit  die  Mutter  von  seiner  Last  befreit  sei  und  der  andere 
Sohn  als  Stütze  der  Familie  vom  Militär  frei  werde.  Es  ist  die  Frage, 
wer  all  dies  Elend  verschulde.  Die  schlechten  Gesetze,  meint  der  Autor, 
und  vor  allem  die  Militärgesetze,  welche  die  armen  Familien  mehr  be- 
rücksichtigen und  eine  Erleichterung  in  der  militärischen  Dienstzeit  ein- 
führen sollten.  —  Als  Repräsentant  der  antisemitischen  Richtung  finde 
Erwähnung  La  Conquöte  de  Paris  von  Victor  Joze  (Paris,  Soc. 
d'6d.  cont.),  dem  zweiten  Teile  der  Romanserie  Les  Rosenfeld,  histoire 
d'une  famille  juive  sous  la  Troisiöme  R^publique,  wovon  der  erste  Teil, 
La  Tribu  dlsidore  (Paris,  Chamuel,  1897),  die  korrumpierten  Zustände 
in  Russisch -Polen  schildert.  Allerdings  soll  der  vorliegende  Teil  nach 
des  Autors  eigenen  Worten  kein  Pamphlet  gegen  die  Juden  sein,  sondern 
nur  die  Macht  des  Blutes,  den  Einfluss  der  Ahnen  auf  die  Handlungen 
der  Nachkommen  zeigen.  Man  vergleiche  hierzu  L*Exode,  trois  actes, 
von  Ren15  Fauchois  (Paris,  Nouveau  Th^ätre)  und  den  Vierakter  D6ca- 
donce  von  Albert  Guinon  (Paris,  Vaudeville),  wo  der  Herzog  von 
Barflour  seine  Tochter  Jeannine  dem  steinreichen  Juden  Nathan  Stroh- 
mann zur  Frau  gibt  und  sich  diese  nach  manchem  Liebesabenteuer 
wieder  an  den  Juden  kettet,  also  eine  Gesellschaft  von  reichen  Juden 
und  herabgekommenen  Aristokraten.  Hier  ist  auch  Le  fils  de  TEtoile, 
drame  en  cinq  actes,  von  Catulle  Mendes  zu  nennen.  Die  Juden 
stehen  unter  der  römischen  Herrschaft,  erwarten  mitten  auf  den  Tempel- 
ruinen ihre  Rettung  von  Barkok6ba,  dem  Fils  de  TEtoile.  Die  jungen, 
kräftigen  Völker  leben  von  Liebe  und  Glauben,  doch  im  Laufe  der 
Jahrhunderte  entnerven  sie  und  gehen  durch  Ausschweifung  und  Aber- 
glauben zugrunde. 

Eine  andere  soziale  Erscheinung,  nämlich  die  Klosterschulen,  tritt 
in  den  Vordergrund,  beherrscht  die  Politik  und  findet  auch  in  der 
Literatur  ihren  Ausdruck.  So  hat  Petite  Germaine  von  Rustica 
(Paris,  Gauticr)  die  Auflösung  der  Klosterschulen  zum  Hintergrunde. 
Die  kleine  energische  Gormaine  wurde  bei  den  frommen  Schwestern  er- 
zogen; hie  darf  auch  nur  mit  deren  Zustimmung  den  angehenden  Lehrer 
Louis  lieben  und  ihm  ihr  Herz  versprechen.  Als  aber  die  Schwestern 
vertrieben  werden,  fordert  sie  Louis  auf,  die  Universität  zu  verlassen, 
um  nicht  von  dieser  gottlosen  Regierung  (infame  gouvernement)  abhängig 
zu  sein.  Er  weigert  sich,  sie  bricht  die  Verlobung,  wird  eine  Art  Laien- 
schwester, um  in  dieser  versteckten  Weise  das  Werk  der  frommen 
Schwestern  fortzusetzen.  Germaine  ist  also  der  Typus  für  den  tief- 
gehenden Einfluss  der  Klostererziehung. 

In  Soeur  Alexandrine  (Paris,  Plön)  tritt  Champol  als  ent- 
schlossener Verteidiger  der  Kongregationen  auf,  deren  Aufgabe  es  sei, 
(h\s  Leid  zu  mildern,  den  Armen  Brot  zu  geben,  den  verzweifelnden 
Mut,  Tugend  den  Verbrechern  einzuflössen.  Die  Heldin  Alexandrine 
hat  ihr  wohlbestelltes  Elternhaus  verlassen,  um  sich  ganz  den  Armen  und 
Unglücklichen  zu  widmen,  Tag  und  Nacht  durch  Paris  zu  eilen  —  oü 
tant  de  miseres  sont  a  soulager  — .  Da  trifft  sie  das  Gesetz,  die  Schwestern 
werden  zerstreut  und  nur  je  zweien  ist  Gemeinsamkeit  erlaubt.     Sie  bleibt 


M.  Mayr.  H  23 

bei  der  armen,  paralytischen  Oberin  und  zu  ihnen  gesellt  sich  die  jugend- 
liche Schwester  C^cile.  Man  verfolgt  diesen  Bund  zu  dreien  und  schon 
ist  der  Regierungsbeamte  daran,  sie  zu  ergreifen,  als  die  Oberin  stirbt 
und  Alexandre  und  C^cile  weiter  dem  Gesetze  nicht  verfallen.  — 
Kritische  Beleuchtung  dieser  Frage  findet  man  in  Les  cahiers  d*un 
congr^ga niste  von  Louis  Lümet  (Paris,  Fasquelle),  in  dem  Plaidoyer 
für  die  Freiheit  des  Unterrichtes  La  R^forme  intellectuelle  du 
Clerg^  von  P.  Saintyces  (Paris,  Nourry)  und  die  Ereignisse  in  der 
Grand  Chartreuse  zeichnet  Ll^ON  Barracand  in  Ep^e  Briste  (Paris, 
Plön).  Die  Unnatürlich  keilen  bei  der  Erziehung  in  einer  Jesuitenschule 
beleuchtet  Jean  Rodes  in  Adolescents,  moeurs  coll^giennes  (Paris, 
Mercure  de  France).  Der  Autor  will  durch  seine  Erzählung  allgemein 
aufklärend  wirken,  denn  in  der  Vorrede  heisst  es:  Ma  critique  ne  vise 
pas  le  seul  enseignement  congr^ganiste,  mais  notre  Systeme  scolaire  tout 
entier  et  ce  fond  m^me  de  nos  moeurs.  —  Das  Ijeben  der  Nonne  wird 
als  eine  geistige  Verkümmerung  in  S6cularis6e  von  Jean  Bouvier 
(Paris,  Tallandier)  hingestellt.  Der  Autor  sieht  in  einem  solchen  Wesen 
den  eigentlichen  weiblichen  Kern  schon  verderbt:  Les  S6cularis6es,  quoi 
qu'elles  fassent,  ou  qu'elles  veulent,  ne  seront  jamais  Tidöal  d'uno  6pouse 
crinstituteur.  Die  Erzählungen  desselben  Autors  Nos  bons  cur^a, 
leurs  joyeusct^s,  leurs  p^ch^s  (Paris,  Libr.  ill.)  tragen  ausgesprochenen 
antiklerikalen  Charakter. 

Eine  andere  Gruppe  von  Werken  betrachtet  die  Gesellschaft  in  ihren 
Entartungserscheinungen.  So  findet  sich  eine  Musterkarte  von  dekadenten 
Personen,  welche  die  sogenannte  gute  Gesellschaft  repräsentieren,  in  der 
Novellensammlung  Le  P6ch6  Mutuel  von  Robert  Scheffeb  (Paris, 
Mercure  de  France),  und  zwar  besonders  in  der  Erzählung  Madame 
Lärme.  Auch  P.  Brulat  hat  neuerdings,  gleichsam  anschliessend  an 
seinen  Roman  La  Gangue,  in  L' Eldorado  (Paris,  Michel)  die  Hypro- 
krisie  der  aktuellen  Gesellschaft  gegeisselt.  Auf  dem  Paquebot  Eldorado 
stossen  sich  die  gesellschaftlichen  Typen  hart:  der  Anarchist,  der  von 
Kraft  strotzende  Naturmensch,  die  müde  Kurtisane,  der  liebesbrünstige 
Kranke,  die  vor  jedem  Woite  zusammenschaudernde  Bigotte  —  alle 
kommen  sie  durch  Schiffbruch  in  lieben sgef ah r,  der  Tod  droht;  da  werfen 
sie  alle  die  Maske  ab  und  ein  jeder  will  noch  schnell  das  Leben  ge- 
messen: die  Schranken  der  konventionellen  Moral  fallen  —  allgemeine 
Orgie!  Nur  die  kleine  Kurtisane  Lola  bleibt  standhaft,  es  ekelt  sie  der 
fleischliche  Missbrauch  an.  Es  kommt  Rettung,  und  damit  auch  wieder 
die  alte  Ordnung  —  die  zivilisierte  Heuchelei.  —  Dialogue  des  bßtes 
von  Mme.  Colette  Willy  (Paris,  Mercure  de  France)  sind  satirische 
Betrachtungen,  angeblich,  damit  der  Mensch  aus  dem  Schweigen  der  Tiere 
ihre  symbolische  Grösse  erkenne.  Die  zwei  Lieblinge  der  Erzählerin, 
Toby-Chien  und  Kiki-la-Doucette,  plaudern  am  Herde  über  das  Treiben 
ihrer  Herren  und  über  ihr  eigenes  eingeschränktes  Leben;  eigentlich  eine 
Satire  auf  die  dekadente  Gesellschaft,  die  auch  der  Einakter  Asyle  de 
Nuit  von  M.  Maurey  (Paris,  Antoine)  zum  Gegenstände  hat.  —  La 
Dßch^ance  (Paris,  Fasquelle)  von  L^on  Daudet  ist  ein  düsteres,  er- 
greifendes Bild,  wie  junge  Leute  von  ehrlichen,  wohlhabenden  Eltern 
keinen    festen   Willen    haben,    die    Arbeit    scheuen,    ein    lockeres    Leben 


11  24  ^ie  französische  Literatur  1904. 

führen,  von  Stufe  zu  Stufe  fallen,  zu  Verbrechern  werden  und  der  Justiz 
in  die  Hände  fallen.  Fraii9oi8  Aubryet  heiratet  die  reiche  Laure  Mont^ 
ni61ian,  fällt  aber  bald  in  die  Ketze  der  jungen,  schönen,  leichtfertigen 
Jane  Verneuil,  die  von  ihrer  unmoralischen  Mutter  den  Hang  zum  Laster 
ererbt  hat.  Fran9ois  und  Jane  fliehen  mit  dem  teuflischen  Bösewicht 
Darnot  nach  Spanien,  kehren  aber  bald  zurück  und  verfallen,  von 
Gläubigern  bedrängt,  jetzt  dem  Elend,  er  dem  Alkohol  und  der  geschlecht- 
lichen Ausschweifung.  Hierbei  gerät  sie  auch  in  die  Hände  des  Duc  de 
Fonteroy,  den  alle  drei  eines  Tages  berauben;  dabei  werden  sie  vom 
Sohne  des  Herzogs  ertappt,  der  bestialische  Darnot  erwürgt  den  jungen 
Herzog  und  die  Räuber  fallen  den  Richtern  in  die  Hände.  —  Der  Fluch 
der  Vererbung  kehrt  wie<ler  in  Dans  la  paix  des  Campagnes  von 
Maurice  Mont^gut  (Paris,  Illustration).  Im  Geschlechte  der  Comtc 
Valroy  müssen  alle  männlichen  Mitglieder  durch  Selbstmord  enden.  Vom 
letzten  Sprosse  soll  durch  die  Amme,  die  Frau  des  armen  Waldhüters, 
dieser  Fluch  abgelenkt  werden.  Sie  verwechselt  ihren  Sohn  Joseph  mit 
Jacques  Valroy ;  von  da  ab  fühlt  der  falsche  Graf  all  die  Schicksalsbürde 
auf  seinen  Schultern  und  ruft  aus:  C*est  un  mal  h^rMitaire  et  contagieux; 
c'est  le  conseil  de  ceux  qui  sont  partis  a  ceux  qui  sont  rest^s,  le  conseil 
de  les  suivre  .  .  .  J'entends  ces  voix.  Je  vais  vers  eux,  vers  elles  .  . . 
Et  cela  vaut  bien  mieux  ainsi!  .  .  .  Dans  nos  familles,  a  nous,  on  est 
solidaire,  c'est-a-dire  que  les  fils  payent  pour  les  peres.  Und  als  er 
erfährt,  dass  er  kein  Valroy,  sondern  des  Waldhüters  Sohn  sei,  treibt 
ihn  die  Wut  darob  zum  Selbstmord.  Die  Mutter  ist  verzweifelt,  und 
nachdem  sie  ihrem  falschen  Sohne  alles  gebeichtet  und  Verzeihung  er- 
halten hat,  schliesst  sie  ihre  wunden  Augen.  —  Eine  Art  Atavismus, 
nach  dem  der  Sohn  demselben  Schicksale  verfällt  wie  der  Vater,  zeichnet 
auch  Adolph e  Aderer  in  L'  I  n  6  v  i  t a  b  1  e  A  m  o  u  r  (Paris,  L€ vy ).  Robert 
d'Aymieu  hat  seinen  Sohn  Jean-Jacques  nach  dem  Tode  der  Mutter, 
einer  Bauemdirne,  unter  die  Bauern  von  Chamb^ry  gegeben;  dort  solle 
er,  fern  von  allen  politischen  und  gesellschaftlichen  Kniffen,  zum  redlichen 
Landmann  aufwachsen.  Indes  ist  der  Vater  Robert  lebensmüde,  da 
seine  politische  Karriere  durch  die  Ereignisse  von  1870  abgebrochen  ist 
und  er  auch  seine  alten  Liebesbeziehungen  zur  Marquise  de  Valperga 
nicht  mehr  erneuern  kann.  Er  geht  in  den  Tod.  Eines  Tages  kommt 
die  Marquise  in  die  Gegend  von  Chamb^ry,  trifft  da  Jean-Jacques,  der 
nach  den  Eröffnungen  in  des  Pfarrers  Bibliothek  von  seiner  „Maman" 
träumt,  veranlasst  ihren  Mann,  diesen  schönen,  intelligenten  jungen  Mann 
als  Verwalter  aufzunehmen  und  zeigt  bald  mehr  als  mütterliche  Zuneigung 
zu  ihm.  Dieser  erfährt  von  dem  einstigen  Verhältnisse  zwischen  seinem 
Vater  und  der  Marquise  und  nicht  mehr  Herr  seiner  selbst,  nimmt  er 
Gift  mit  der  Bitte  an  die  Mutter:  „d'unir  dans  ses  regrets  le  p^re  et  le 
fils  qui  Tont  aim^e  tous  deux  .  .  .  jusqu'ä  mourir".  Die  Geschichte 
eines  hereditär  belasteten  hysterischen  Mädchens  erzählt  Louis  Philippe 
in  Marie  Donadieu  (Paris,  Fasquelle).  Das  Mädchen  verlässt  um  ihres 
Geliebten  Jean  willen  die  Eltern,  täuscht  ihn  aber  durch  ihre  Unbe- 
sonnenheit so,  dass  sie  erst  nach  manchem  Missgeschick  wieder  zurück- 
kehrt, doch  abgestossen  wird  und  endlich  bei  ihrcr  Mutter,  einer  Frau 
zweifelhaften  Charakters,  eine  notdürftige  Zuflucht  findet.     Ganz  ähnlichen 


M.  Mayr.  H  25 

erblich  belasteten  Charakters  \nt  die  Heldin  in  dein  romantischen  Romano 
Le  Vent  empörte  la  poussiere  von  George  Bonnamour  (Paris, 
Plön).  Ähnlich  ist  Le  Trapp iste  von  Henri  Dantfn  (Paris,  Dujarric). 
Ein  junger  Mann  kennt  seine  Abkunft  nicht,  glaubt  in  seiner  Wohl- 
täterin seine  Mutter  zu  finden,  ersticht  aus  Eifersucht  seinen  Vater  und 
geht  zu  den  Trappisten,  um  seine  und  seiner  Eltern  Tat  zu  sühnen. 

Diese  traurige  soziale  Lage  wird  wesentlich  durch  den  Genuss  von 
Alkohol  beeinflusst,  so  zeigt  dies  L'Apprentie,  wo  Gustave  Geffroy 
(Paris,  Fasquelle)  nach  dem  Muster  Zolas  die  traurige  Lage  einer  Vor- 
stadtfamilie zur  Zeit  der  letzten  Belagerung  schildert,  und  wir  ersehen, 
wie  sich  bei  zwei  Wesen,  unter  den  gleichen  Umständen  und  Einflüssen 
aufgewachsen,  ganz  verschiedene  Charaktere  entwickeln;  die  Eltern  Pom- 
mier  sehen  ihre  zwei  hofTnungs vollen  Söhne  vom  Krieg  nicht  mehr  zurück- 
kehren, worüber  sich  der  Vater  aus  Gram  dem  Trünke  hingibt  und  im 
Irrenhause  stirbt.  Die  leichtfertige  Coline  ist  für  alles  Schlechte  zugäng- 
lich und  verlässt  das  Haus,  indes  die"  zarte,  gute  C^cile,  die  aus  Kummer 
ergraute  und  kranke  Mutter  bis  zum  Tode  pflegt  und  dann,  durch  die 
Erfahrung  belehrt,  entschlossen,  weiter  zu  dulden,  den  I^ebenspfad  fort- 
setzt. —  Das  grauenerregende  Leben  in  den  untersten  Schichten  des 
sozialen  Lebens  zeichnet  Le  fl^au  von  Gustave  Guitton  (Paris,  Juven); 
es  ist  ein  Tendenzroman  gegen  die  verheerenden  Wirkungen  des  Alkohols. 
Die  ganze  Familie  des  ursprünglich  braven  Arbeiters  Ch^nieux  geht  zu- 
grunde, nur  Marie,  noch  in  gesunden  Zeiten  gezeugt,  unterliegt  nicht  und 
heiratet  einen  Mann,  der  diesem  Laster  nicht  huldigt.  La  Majest6 
TAlcool  von  L.  Bandry  de  Saunier  (Paris,  Dunod)  weist  die  Wirkung 
des  Alkohols  auf  die  Vermehrung  der  Verbrechen  nach.  —  Andere  Übel 
werden  als  für  die  Gesellschaft  verhängnisvoll  hingestellt  in  Nevrose 
von  Emil  Morel  (Paris,  Bibl.  intern.  d'6d.).  Es  ist  die  Leidensgeschichte 
eines  Neurasthenikers,  der  nur  durch  den  Gebrauch  von  Opium,  diesem 
„Idole  noire",  von  allen  Leiden,  auch  von  denen  der  Liebe  befreit  wird^). 
Auch  in  La  fraude  Nuptiale  von  ReniS  Emery  (Paris,  M^ricant)  ist 
die  leidenschaftliche  Liebe  junger  Frauen  und  Mädchen,  die  sich  im 
Falle  der  Not  einem  Chirurgen  anvertrauen,  um  ihre  Sünde  der  Welt  zu 
verbergen,  als  eine  krankhafte  soziale  Erscheinimg  zu  betrachten. 

Angesichts  dieser  Missstände  gewinnt  die  Frage  des  bessernden  Ein- 
greifens des  einzelnen,  die  Frage  der  Politik,  an  Bedeutung.  Die  einen 
sehen  die  Aufgabe  derselben  in  4er  durchgreifenden  Umbildung  des 
inneren  Menschen,  die  anderen  in  einer  zähen  und  bedachtsamen  An- 
passung an  die  Bedingungen  der  Entwicklung.  Letzterer  Meinung 
neigt  Eglantine,  roman  social,  von  EuoiiiNE  de  Ronchamp  (Lyon, 
Storck)  zu.  Die  ideale  Frau  ist  der  Typus  der  körperlichen  und  geistigen 
Schönheit,  welches  Wesen  sich  der  Autor  in  ferner  Zukunft  durch  eine 
Art  künstliche  Selektion  denkt.  Es  soll  den  Vernünftigen,  welche  sich 
den  wirklichen  Verhältnissen  akkommodieren  und  für  sich  und  die  andern 
das  Beste  zu  wählen  suchen,  eine  Art  Scelenprozess  vorgeführt  werd(^n, 
aber  an  der  Hand  der  unvernünftigen  Seelen  —  mal  faitcs  pour  la  vie 
terrestre,    qui  attendent  tout  de  la  vie    supraterrestre   et  valeront  k  Taise 

3)  Vgl.  La  Neurasth<$nie,  mal  social,  von  Dr.  Angcloni  (Paris,  Corndly). 


IX  26  I^Jc  französische  Literatur  1904. 

en  plein  ciel  — .  Der  Held  St.  Prest  ist  ein  solcher  Träumer,  der,  mit 
einer  hinreichenden  Lebensrente  versehen,  nur  dem  beschaulichen  Leben 
sich  hingeben  will,  den  schmerzlichen  Freuden,  den  Enttäuschungen, 
welche  nur  die  Verehrer  der  Schönheit  kennen,  immer  in  der  täuschenden 
Hoffnung  nach  einem  uneiTeich baren  Ideal.  Prest  nimmt  ein  armes 
Arbeitermädchen  zur  Frau,  lebt  mit  ihm  Jahre  des  Glückes;  doch  Zank 
mit  der  Familie  vernichtet  das  Eheglück :  die  Mutter  stirbt  aus  Kummer, 
Eglantine  tötet  sich,  indes  der  Held  die  Menschen  durch  seine  Schriften 
belehren  will,  dass  die  Arbeit  vor  dem  Sklavenjoche  schütze  und  der  Gredanke 
uns  von  der  lästigen  Materie  befreie.  —  Der  menschliche  Charakter  i.st 
aber  vielfach  den  Anforderungen  des  Lebens  nicht  gewachsen,  so  in  Les 
B^noit  von  Edmond  Haraucourt  (Paris,  Librairie  universelle),  wo  ein 
schwacher  Charakter  den  Verhältnissen  nicht  Stand  zu  halten  vermag, 
nur  die  erbarmungsvolle  Güte  anderer  ihn  aufrecht  hält,  aber  endlich 
doch  untergeht.  Benoit  ist  ein  Kind  des  Zufalls,  hat  den  Namen  von 
Benoite,  einer  Freundin  der  Mutter,  angenommen;  nach  dem  Tode  dieser 
ist  ihm  Benoite  liebevolle  Pflegerin,  opfert  für  ihn  Geld,  Vergnügen,  nur 
um  das  intelligente  Kind  studieren  zu  lassen.  Nach  Absolvierung  der 
Ecole  Normale  geht  er  mit  seiner  Adoptivmutter  in  ein  Provinzstadtchen, 
wo  beide  in  gegenseitiger  Liebe  und  Aufopferung  leben.  Jetzt  beginnt 
sich  eine  Flut  von  Verleumdungen  über  sie  zu  ergiessen,  und  um  diesen 
ein  Ende  zu  machen,  heiratet  er  die  unschuldige  Benoite.  Dies  setzt 
aber  dem  Ganzen  noch  die  Krone  auf  und  er  muss  das  Städtchen  ver- 
lassen. In  das  Herz  des  jungen  Mannes  schleicht  sich  auch  die  Liebe 
eines  intelligenten  Mädchens  ein,  Benoite  stirbt  und  jetzt,  ganz  verzweifelt 
und  ohne  Lebenskraft  der  Wirklichkeit  gegenüber,  nimmt  er  sich  das 
Leben  *). 

Den  Ruf  nach  einer  den  Forderungen  des  Lebens  Rechnung  tragenden 
Erziehung  erhebt  G.  de  Peyrebrune  im  Romane  Uno  Sentimentale 
(Paris,  OUendorff).  Die  Heldin  Regina  de  Grandchamp  wächst  mitten 
unter  neuen,  sich  vielfach  widersprechenden  Ansichten  an  der  Seite  einer 
sentimentalen  Lehrerin  und  mit  ebensolchen  Gespielinnen  auf;  sie  wird 
daher  ein  trübsinniges  Mädchen,  unfähig,  das  Leben  zu  geniessen.  Mit 
sechzehn  Jahren  wird  sie  die  Frau  des  benachbarten  Pierremont  und 
findet  in  der  Ehe  nur  eine  traurige  Enttäuschung.  Nach  dem  Tode  ihres 
Gatten  findet  sie  auch  in  Paris  keine  Befriedigung,  nur  den  um  vieles 
älteren  Maler  Pierre  Herbaut  erkeiyjt  sie  als  brüderlichen  Freund,  der 
bald  heftige  Liebe  empfindet,  aber  von  ihr  im  Hinblick  auf  den  grossen 
Altersunterschied  zurückgewiesen  wird.  Beide  trennen  sich  und  ein  reger 
Briefwechsel  soll  ihre  gegenseitige  Neigung  wach  halten;  da  erkrankt  der 
Greis  Pierre,  Regina  eilt  an  sein  Krankenbett  und  beide  geniessen  die 
aufrichtige  Liebe,  bevor  er  stirbt.  —  Im  Mittelpunkte  des  Romans 
La  Matern  eile  von  Li^:on  FrapiI^  (Paris,  Librairie  Universelle)  steht 
die  Lehrerin  Rose  mit  idealen  Plänen,  die  ihre  Unabhängigkeit  ennngt. 
und  beim  Unterrichte  der  kleinen  Jugend  zur  Überzeugung  kommt,  dass 
die    wirtschaftlichen  Verhältnisse,    die    herrschenden    Gesetze,    mit    einem 

4)  Vgl,  Lc8  Visages  et  les  Ames  v.  Genia  Lioubow,  wo  der  Autor  nach 
dem  Grundsätze  „Tout  homrae  portc  sa  d(?stin6e  sur  son  visage"  den  Charakter 
zu  entwickeln  sucht. 


M.  Mayr.  H  27 

Worte  die  jyanze  Gesellschaft  von  unten  auf  einer  Reform  zugeführt 
werden  müsse  und  die  Kinder  in  der  Volksschule  —  La  Maternelle,  base 
de  r^cole  priniaire  —  nicht  zu  Heuchlern  erzogen  werden  sollten.  Auch 
in  anderen  Werken  wird  eine  Reform  in  der  Erziehung  angestrebt,  so  in 
Le  Droit  des  Vierges  von  Paul  Hyacinthe  und  in  Vers  la  Vie 
von  Lydie  Martial,  wo  die  Erziehung  der  Mädchen  für  das  Leben 
und  die  Ehe  gefordert  wird  (siehe  VII). 

Von  den  Autoren,  welche  das  Ret^hts-  und  Moralproblem  behandeln, 
sei  Marcel  Pr^vost  mit  Princesse  d'Erminge  genannt  Er  predigt 
die  Lehre,  dass  Bewusstsein  der  Existenz  und  Notwendigkeit  des  Gesetzes 
erst  eine  Verletzung  desselben  sei  (siehe  II).  Die  starre  Auffassung  des 
Ehrbegriifes  wird  in  ihren  Konsequenzen  in  Ce  qu'  honneur  veut  von 
Fr^d^ric  Berthold  (Paris,  Lemerre)  vorgeführt  Audr6  Berthier  ist 
ein  gegen  sich  strenger,  ehrlicher  Mann,  hält  seinen  Beruf  als  Arzt  hoch 
und  vor  allem  ist  ihm  die  Ehre  des  Hauses  wert,  weshalb  er  auch  seine 
Frau  Emmeline  nach  ihrem  Fehltritte  zwingt,  Gift  zu  nehmen,  und  den 
Galant  auf  Reisen  schickt.  Ebenso  ernst  ist  der  skeptisch  angelegte 
Sohn  Jean.  Er  ahnt  der  Mutter  Vergehen  und  des  Vaters  Tat,  weshalb 
er  in  einer  Aufregung  insgeheim  den  Vater  erdolcht  Jetzt  peinigt  ihn 
das  Gewissen;  nur  der  Gedanke,  die  Mutter  gerächt  zu  haben,  hält  ihn 
vor  Verbrechen  zurück  und,  um  seine  Ehre  vor  der  Welt  zu  retten,  eilt 
er  in  die  Fremde,  nach  Afrika,  um  im  Dienste  einer  wissenschaftlichen 
und  humanitären  Expedition  das  Übel  der  Familie  gleichsam  zu  sühnen. 
—  J.  Bois  fügt  den  Schlusstein  zu  seinem  Zyklus  über  den  Sinn  des 
modernen  Lebens  ein  in  Hippolyte  cou rönne,  drame  antique  et  en 
vers  (Paris,  Charpentier);  er  führt  in  das  Altertum.  Wie  wir  in  den 
früheren  Werken  von  Jules  Bois  die  Verzweiflung  des  Jahrhunderts  sehen, 
das  Gott  so  vernachlässigt  hat,  dass  es  nichts  mehr  von  ihm  zu  hoffen 
hat  (II  ne  faut  pas  mourir),  ferner  in  Les  Noces  de  Sathan,  die  gegen  alles 
revoltierende  Seele,  die  nur  in  der  Wirksamkeit  der  Liebe  Glück  findet 
und  endlich  in  La  Porte  h^roique  du  Ciel  das  moderne  altruistische 
Heldentum,  so  wird  in  dem  vorliegenden  Drama  das  angedeutete  Thema 
von  Hippolyte  mit  der  vom  Christentum  unabhängig  geschaffenen  Gestalt 
des  altruistischen  Helden  auf  die  Bretter  gebracht.  —  Andrj6  Couvreur, 
der  Verfasser  sozial-anthropologische  Gesichtspunkte  vertretender  Werke 
(Mal  nßcessaire,  Force  du  Sang,  La  Graine),  stellt  in  Caresco  sur- 
homme  ou  le  Voyage  en  Euer a sie  die  philosophische  Lehre  auf, 
dass  es  gut,  unabweisbai*  notwendig  sei  zu  leiden  und  das  wahre  Glück 
nur  aus  Leiden  entstehen  könne.  Auch  Nonce  Casanova  zieht  in  La 
Mort  des  Sexes,  dem  zehnten  Bande  der  Serie  La  face  de  TEtre 
(Paris,  Ambert),  die  Konsequenz  seiner  pessimistischen  Weltauffassung: 
das  Laster  der  Wollust  richte  die  Welt  zugrunde.  Der  Dichter  Cantara 
sieht  in  der  Liebe  nur  das  Mittel  zur  Erhaltung  der  Menschheit  und  da 
steht  er  in  Widerstreit  mit  dem  mystischen  Maler  OrtioUes  —  magnifique 
et  t^n6breux  —  und  dessen  Maitresse  Clara,  dem  Doktor  Marterry  und 
dessen  Frau  Sophie,  und  schliesslich  werden  alle  seine  Hoffnungen  zu- 
nichte, denn  seine  Maitressc  Sophie  begeht  an  dem  Kinde,  das  sie  unter 
dem  Herzen  trägt,  ein  Verbrechen,  stirbt  daran  und  von  ihr  bleibt  nach 
der  Verbrennung  nur  ein  Häufchen  nichtiger  Asche.  —  Auch  in  Mar- 


II  28  Die  franzosische  Literatur  1904. 

chand  de  bonheur')  von  Henry  Kistemaeckers  (Ps.  Jeannine) 
findet  der  Held  kein  Glück.  Der  reiche  Paul  Sombreuil  ist  vom  Wunsche 
beseelt,  Glück  zu  machen  und  auch  andere  zu  beglücken;  doch  schlagt 
ihm  alles  fehl,  bei  der  industriellen  Spekulation  mit  dem  Ingenieur  Ferner 
und  beinahe  auch  bei  seinen  Liebesangelegenheiten.  Paul  ist  ein  merk- 
würdiger Egoist:  Quand  il  soulageait  quelques  mis^es  humaines,  c'^tait 
a  lui  qu'il  faisait  la  charit^.  ...  II  ^cartait  la  souffrance  comme  on 
^carte  les  cailloux  du  chemin.  C'6tait  si  simple  de  porter  la  main  ä  sa 
poche  et  d'esquisser  le  geste  du  semeur!  Alors,  c'^tait  magique,  des 
sourires  naissaient,  les  cailloux  se  transformaient  en  fleurs  .  .  .  Sein 
zarter  Egoismus  fällt  auch  auf  die  Schauspielerin  Sergine;  zwischen  ihnen 
steht  nur  als  Hindernis  ihr  Beruf.  Sie  entsagt  dem  Theater,  heiratet 
Paul  und  teilt  mit  ihm  seine  Leidenschaft. 

II.  Stände  typen.  Ein  mutiger  Frauen  typus,  der  es  wagt,  sich  aus 
der  Sklaverei  der  sich  auflösenden  aristokratischen  Gesellschaft  zu  be- 
freien, ist  La  Princesse  d'Erminge  von  Marcel  Pr^vost  (Paris, 
Lemerre;  RDM.).  Es  ist  das  Plaidoyer  für  die  Rechte  der  vornehmen 
Frau,  denn  die  Heldin  Arlette  befreit  sich  durch  ihren  natürlichen  Mut 
aus  der  trügerischen,  geist-  und  gefühltötenden  Sphäre.  Die  vornehme 
Frau  besitzt  das  Recht,  müssig  zu  leben,  sich  zu  putzen,  an  allen  Ver- 
gnügungen und  Zerstreuungen  der  Männer  teilzunehmen,  aber  sie  ist 
dabei  Sklavin  der  Tradition,  der  Etikette,  der  aristokratischen  Mode,  sie 
lebt  unter  dem  Drucke  ihres  Milieus.  So  hat  die  reizende  Blondine 
Arlette  de  Gud^re  mit  ihrer  koketten  Mutter  fast  alle  Seebäder  Europas 
besucht  und  das  Saison  leben  der  vornehmen  Welt  durchgemacht,  bis  sie 
mit  dem  atavistisch  gesinnten  Abkömmlinge  deutscher  Raubritter,  Prinzen 
Christian  d'Erminge,  verheiratet  wird.  Dieser  Weltmann  verbirgt  hinter 
seinen  Manieren  eine  brutale,  wildsinnliche  Natur  und  kennt  als  Hüter 
der  Adelstraditionen  und  der  Ehre  seines  Hauses  keine  Konzession  und 
kein  Erbarmen;  doch  vertragt  es  sich  mit  seinen  atavistischen  Anschau- 
ungen, die  verführerisch  schöne  Gräfin  Madeleine  de  Guivre  in  sklavischer 
und  eifersüchtiger  Unterwürfigkeit  zu  seiner  Maitresse  zu  machen  und 
sich  von  seiner  Gattin  abzuwenden.  Dieses  Verhältnis  wird  vor  der  Welt 
als  komische  Färse  des  Anstandes  und  der  Freundschaft  weiter  gespielt, 
bis  endlich  Arlette  in  die  Netze  des  blonden,  hübschen  Anbeters  R^mi 
de  Lasserade  fällt,  sich  Mutter  fühlt  und  sie  von  Reue  über  ihren  Fehl- 
tritt gepeinigt  wird.  Da  kommt  als  Retterin  ihre  Zofe  Martine,  die  einst 
als  Dorflehrerin  Liebe  zu  einem  kränklichen  Kollegen  gefasst  hat,  Mutter 
geworden  ist  und  jetzt  nach  dem  Tode  des  Geliebten  in  Paris  als  Kammer- 
mädchen sich  und  ihrem  Kinde  Brot  erwirbt.  Ihr  ganzes  Leben,  ihr 
einziges  Glück  ist  ihr  kleiner  Pierre,  der  auf  dem  Lande  in  einem  Bauern- 
hause prächtig  gedeiht.  An  dieser  Freude  erkennt  Arlette  als  die  wahre 
Pflicht  und  einzige  Freude  des  Weibes,  Mutter  zu  sein,  und  sie  ist  ent- 
schlossen, alle  bösen  Gedanken  gegen  ihr  und  des  Kindes  Leben  zu  ver- 
scheuchen, sondern  dem  Gatten  ihren  Fehltritt  zu  gestehen  und  für  ihr 
Kind  zu  leben.  Als  sie  vor  dem  Gatten  bekennt,  erwacht  die  Brutalität 
in  ihm,  er  schleudert  sie  vor  die  Tür,     Die  mitleidige  Zofe  Martine  hebt 

5)  Auch  als  Theaterstück  bearbeitet. 


M.  Mayr.  H  29 

die  Bewusstlose  auf  und  beide  verlassen  in  finsterer  Nacht  das  Haus. 
Arlette  ist  jetzt  frei  von  der  Sklaverei  aristokratischer  Tradition,  erwirbt 
für  sich  und  ihr  Kind  als  Modistin  das  Brot  und  es  winkt  ihr  die 
Hoffnung,  für  sich  noch  einmal  einen  treuen  Gatten  und  für  ihr  Töchter- 
lein einen  sorgsamen  Vater  zu  haben.  Christian  tötet  im  Duell  den 
Verführer  K^mi,  der  auch  Madeleines  heimlicher  Geliebte  war,  und  obwohl 
Madeleine  dem  Grafen  Christian  den  Fluch  ins  Gesicht  schleudert: 
„Mörder!  du  hast  ihn  gemordet",  dauert  ihr  Verhältnis  fort,  denn  nur 
kein  Skandal  vor  der  Welt.  Gleich  degenerierter  Adel  findet  sich  auch 
in  dem  Stücke  Duchesse  von  Carolus  d'Harrans  (Rouen,  Th^ätre 
fran9ais),  wie  in  Les  Berge rie?  von  Claude  Anet  (Paris,  L6vy),  wo 
das  Leben  der  Aristokraten  in  ihrer  oft  geistigen  Beschränktheit  und 
leidenschaftlichen  Ausgelassenheit  bürgerlichen  Frauen  gegenüber  zutage 
tritt;  so  auch  in  Fleur  d'Ombre  von  Charles  Foley  (siehe  IV)  und  in  Vie 
de.ch&teau  von  Claude  Ferval  (Paris,  Fasquelle).  Unter  den  be- 
güterten aristokratischen  Müssiggängern,  gibt  es  doch  ab  und  zu  ein  wahr- 
haft aufrichtiges  Herz,  das  aber  im  Getriebe  der  Ränke  beseitigt  wird. 
Hiezu  gehört  die  Interessenheirat:  Hubert  de  Rochemont,  im  exklusiven 
Ahnenkultus  erzogen,  erbt  beim  Tode  seines  Vaters  eine  verschuldete 
Domäne,  die  nach  dem  Rate  des  Rechtsfreundes  Maitre  Tarbidois  durch 
die  Spekulationsheirat  mit  der  Millionärin  Germaine  Lebouchard  gerettet 
werden  soll.  Nur  kurze  Zeit  dauert  die  Freude  Huberts  über  seine  so 
erworbenen  Güter  und  den  jungen  Ehebund,  —  oü  la  nouveaut^  de 
s'appartenir  simule  Tamour  ä  s'y  m6prendre  —  denn  bald  wird  er  seiner 
Frau  untreu;  sie  sucht  zuerst  Trost  in  der  Lektüre,  lässt  sich  aber  bald 
von  den  Liebeswerbungen  des  abenteuerlichen  Liebhaberschauspielers 
Maxence  Dutreil  umgarnen.  Einige  Zeit  wird  beider  Ehehälften  Untreue 
stillschweigend  ignoriert,  bis  sie  sich  endlich  trennen,  denn  eine  Erbschaft 
erlaubt  jetzt  Hubert,  nach  seiner  Laune  im  Hause  seiner  Ahnen  zu  leben. 
—  Auch  die  Gelehrten  verschiedener  Art  rufen  die  Satire  heraus,  so  bei 
Gahisto  in  Cr  du  Silence  (Valenciennes,  Thi^ry)  und  in  On  en 
meurt  von  Adrienne  Champry  (Paris,  Plön).  Es  ist  die  komische  Ge- 
schichte eines  Gelehrten,  der  vergisst,  die  Mutter  seiner  Tochter  Ciarisse 
zu  heiraten,  es  auch  nicht  versteht,  Ciarisse  zu  erziehen,  und  deshalb  den 
ebenfalls  gelehrten,  aber  doch  praktischer  angelegten  Didier  M6riel  zum 
Vormunde  bestimmt.  Diese  Gelehrtengeschichte  entwickelt  sich  für  beide 
zum  Nachteile.  —  Dass  das  vernünftige  Raisonnement  über  die  Liebe 
auch  den  Gelehrten  vor  Leidenschaft  nicht  schützt,  geht  aus  L'Escalade 
von  Maurice  Donnay  (siehe  VI)  hervor  und  wie  der  naive  Gelehrte 
zum  Zyniker  wird,  ersehen  wir  in  Orni^re  von  Antoine  Reschal 
(Paris,  Michel).  Das  Zusammentreffen  von  Wissenschaftlichkeit  und  ver- 
brecherischem Hange  behandelt  Paul  Eudel  in  Truquage  (Paris,  Rou- 
veyre),  wo  gelehrte  Fälschung  von  Büchern,  alten  Manuskripten  und 
Autographen  psychologisch  erklärt  werden  sollen. 

In  vielen  Büchern  wird  auf  das  Missverhältnis  hingewiesen,  das 
zwischen  der  menschlichen  Unzulänglichkeit  des  Hüters  des  Rechtes  und 
dessen  Aufgabe  besteht.  Ein  düsteres  Beispiel  des  materiell  schlechtge- 
stellten Advokatenstandes  entfaltet  Maurice  Lanbay  in  LesRobes 
Noires  (Paris,  Ollendorff),    eine   Kritik    der   Geschworenen gerichtsbarkeit 


II  30  Die  französische  Literatur  1904. 

ipt  Resultat  d'un  hüls  clos  von  Paul  Mathiex  (Paris,  Michel).    Jean 
IjOuIs    Beaujard    hat   als    Geschworener    einen   Angeklagten    wegen    Ver- 
führung eines  Mädchens  schuldig  gesprochen;  kaum  hat  er  den  Gerichts- 
saal verlassen,  so  kommt  er  seihst  auf  die  abschüssige  Bahn,   von  Stufe 
zu  Stufe,  bis  er  zwölfjährige  Mädchen  verführt  und  daher  desselben  Ver- 
brechens schuldig  gesprochen  wird.  —  Die  Umständlichkeit  des  Strafver- 
fahrens wird  ironisch  in  der  dreiaktigen  Komödie  L'Af faire  Marcheton 
von  Eugene  GnI^meneur   (Nantes,  Th6ätre  Municipalj   behandelt     Ein 
Individuum    wird    eines    Frauenmordes    angeklagt;    Zeugen    belasten    den 
Angeklagten,    doch    er    leugnet;    schliesslich    verurteilt   man  ihn,    weil  er 
beim  Transporte  der  Leiche  vergessen  hat,  die  Wagenlaterne  anzuzünden. 
Einen    Rechtsirrtum    geisselt    Lucien    Besnard    in    L'Af faire    Grisel 
(Paris,  Th6ätre  du  peuple),    wo    die  Bewohner   eines    kleinen    Städtchens 
sich  in  zwei  Parteien  teilen,    die  eine   für  den  armen  Grisel,    die  andere 
für    einen    reichen  Philanthropen.     Ein    grauenvolles  Bild    entwirft  Fer- 
nand Sarnette  in  Histoire    d'un    for9at  innocent  (Paris,  Librairie 
illustr^).     Charles   Redon    wird    im    Januar    1877  vom    Gerichtshöfe    in 
Moulin-sur-Allier   wegen    Mordes    zu    lebenslänglicher    Zwangsarbeit    ver- 
urteilt   und    nach    dem    ungesunden    Guyane    exportiert      Seine    Leiden 
daselbst,  die  Rohheit  der  Aufseher,   seine  Rettung  durch  einen  Chinesen, 
sein  Versteck  in  den  Urwäldern,  seine  freundliche   Aufnahme  und  milde 
Pflege  in  Nakaracibo,  seine  Rückkehr  mit  seinem  Vater  von  Paramaribo 
nach  Europa  und  seine  endliche  Begnadigung  (1903)  werden  mit  grellen 
Farben  geschildert  und  dadurch  die  Schuld  des  Rechtsirrtums  noch  erhöht. 
Das    Künstlerleben  finden  wir  in  L'Utile  amievon  Gustave  HuE 
(Paris,  FonLemoing),  wo  die  Heldin  Jeanne  ihrem  Gemahle  Paul  Hardy  zuerst 
Gehilfin,    dann    gefährliche  Konkurrentin    ist,    bis    sie   endlich   zur  Über- 
zeugung  kommt,    dass    die    wahre  Bestimmung    der  Frau    am  häuslichen 
Herde    als    Frau    und    Mutter    ist      In    dem    vorliegenden    utopistischen 
Romane  stellt  sich  die  schöne,   durch    ihre  Erziehung  herbe  Liane  Diron 
die  sonderbare   Aufgabe,    mit  Hintansetzung  aller  Rücksichten,    mit  Auf- 
opferung ihrer  Mädchenehre  dem  Maler  Armand  Bouchon  zur  Berühmtheit 
zu.  verhelfen,  ihm  eine  „nützliche  Freundin"  zu  sein.     So  gewinnt  sie  den 
Gemäldehändler  Morel,    den   Industriellen  Babin-Latourette  und  Armand 
wird    ein    berühmter   Maler,    mit    dem    Zeichen    der  Ehrenlegion    an    der 
Brust.   —   In  das  Pariser  Künstlermilieu  versetzt  der  Roman  Les  fr^res 
Jolidan    von    Michel   Corday    (Paris,    Fasquelle).     Der    edle,    ideale, 
aufrichtig  liebende  Dichter   Pierre  Jolidan    liebt   die    leichtfertige,    schöne 
Marthe,  die  den  Schauspieler  Victor  Jolidan,  einen  Komödianten  in  jeder 
Richtung,  bewundert  und  allen  Erfolg  der  Stücke  Pierres  nicht  dem  geist- 
reichen Inhalte  und  der  klassiscken  Form  zuschreibt,  sondern  dem  künst- 
lerischen Talente  Victors;  daher  will  sie  nur  seine  Frau  werden,  trotz  der 
Bemühungen    der    verheirateten    Schwester   La  Rochette,    die    zu    Victor 
Neigung  hegt.     Schliesslich  schwindet  auch  die  blinde  Liebe  Pierres  und 
findet  bei  der  reizenden  kleinen  Liebhaberin  Lizeray  eine  Ablenkung.  — 
Das  Leben  einer  Künstlerin    schildert    Charles  Henry  Hirsch  in  La 
Demoiselle  de  coni6die  (Paris,  Fasquelle);  Szenen  aus  der  Theaterwelt 
und  der  politischen  Streberei    enthält   das    schon  erwähnte  (siehe  I)  drei- 
aktige  Stück  Maroquin  von  Berr  de  Turique    (Paris,  Palais   Royal), 


M.  Mayr.  ü  31 

das  Komödiantenleben  behandelt.  Les  Pantins  von  Grillet,  das  Leben 
einer  unglücklichen  Zirkusreiterin  der  Vierakter  Friquet  von  Willy, 
nach  einem  Romane  von  Gyp  (1901),  das  Leben  einer  Pariser  l'änzerin 
La  möme  Picrate  (Paris,  Michel)  von  Willy,  die  Journalisten  L*Es- 
brouffe  von  A.  Hermant  (Paris,  Vaudeville)  und  die  schmarotzenden 
Schriftsteller  geisselt  Jeanne  France  in  Les  CEuvres  des  autres 
(Paris,  6d.  de  France-Semeuse).  Hier  seien  auch  Gueule-Rouge  von 
Maurice  Leblanc  (Paris,  OUendorfT)  und  La  Fugitive  von  J.  H. 
RoBNY  (Paris,  Fontemoing)  erwähnt,  worin  das  Sportleben  Behandlung 
findet. 

Das  Soldatenleben  findet  kritische  Beleuchtung  in  üne  caserne 
allemande  von  Arthur  Novakowski  (Paris,  libr.  ill),  indem  er  an- 
geblich Selbsterlebtes  in  einem  preussischen  Infanterieregimente  erzählt, 
wie  auch  P.  Gavault  und  Louis  Bourgain  in  Dame  du  23  (Paris, 
Nouvaut^s)  nach  dem  Lehen  zeichnen  und  Jean  de  la  Hire  (=  Adolphe 
d'Espie  de  LA  Hire)  in  L'Enfer  du  Soldat  (Paris,  Informateur  des 
Gens  de  lettres  et  des  Lettr^s  —  Berlin,  Langen  scheid  t)  gegen  die  haar- 
sträubenden, unmenschlichen  Zustände  in  den  französischen  Militärspitälern, 
gegen  die  Übelstande  des  Sanitätswesens  in  der  französischen  Armee 
Anklage  erhebt.  Der  Autor  will  in  diesem  Document  humain  kein 
Pamphlet,  sondern  nur  Selbsterlebtes  erzählen,  keinen  Angriff  auf  das 
französische  Heer  bringen,  sondern  zu  ernsten  Reformen  mahnen  und 
damit  die  Übelstände  beheben.  Vor  allem  geisselt  er  im  Rahmen  seiner 
Erlebnisse  die  Rohheit  und  die  tyrannische  Strenge  der  Ärzte,  die  Bigotterie 
der  barmherzigen  Schwestern  und  schildert  die  unsäglichen  Leiden  der 
sterbenden  Soldaten.  Der  Autor  bittet  den  Kriegsminister,  er  möge  sich 
unangemeldet  in  ein  Lazarett  begeben  und  von  der  Wahrheit  dieser  Mit- 
teilungen überzeugen.  —  Die  schon  oben  erwähnte  antimilitaristische 
Richtung  liess  auch  eine  französische  Nachahmung  des  bekannten  Bilse- 
schen  Romanes  erwarten;  dies  ist  IJne  petite  garnison  fran9ai8e, 
roman  de  moeurs  militaires,  von  Charly  (Paris,  Tallandier).  Ein  ver- 
heirateter Oberst  hält  eine  Maitresse,  die  ihn  mit  den  Offizieren  und  Soldaten 
des  Regimentes  schnöde  hintergeht;  ja  sie  arbeitet  mit  ihren  Liebhabern 
dienstliche  Bestimmungen  aus,  die  sie  dem  Oberst  in  die  Feder  diktiert. 
Die  Tochter  eines  braven,  aber  strengen  Hauptmanns  wird  von  einem 
leichtfertigen  Offizier  verführt;  dieser  weigert  sich,  sie  zu  heiraten,  denn 
es  winkt  ihm  eine  reiche  Frau.  So  führt  der  Autor  solche  Liebschaften, 
Spiel,  Schuldenmacherei  und  den  Soldatendrill  vor,  der  die  Soldaten  wohl 
für  die  Parade,  aber  nicht  für  den  Krieg  schult.  Auch  ist  es  in  der 
französischen  Annee  Mode,  antirepublikanisch  gesinnt  zu  sein;  die  in  den 
Klosterschulen  erzogenen  Jünglinge  geben  das  beste  Material  hiefür  ab. 
Die  in  Staatsanstalten  erzogenen  Offiziere  arbeiten  auch  gegen  die  Regierung 
und  so  treiben  die  Offiziere  mehr  Politik  zum  Schaden  der  Disziplin  und 
des  Dienstes  fürs  Vaterland. 

Hier  sei  auch  Le  Regiment  d'Irma  von  Jean  dk  la  Hirp: 
(Paris,  Ambert)  genannt.  Es  ist  der  dritte  Teil  einer  Serie  über  die 
zeitgenössische  Gesellschaft,  wie  sie  sich  im  Geiste  des  Helden  Jean  de 
Sainte  Ciaire,  den  wir  schon  in  Vice  provincial  und  L'Enfer  du  Soldat 
kennen  gelernt  haben,  wiederspiegelt  und  in  dessen  Träumereien,  Lieben, 


II  32  I^ie  französische  Literatur  1904. 

Hassen  und  Wünschen  zum  Ausdruck  kommt.  In  dem  vorliegenden 
Werke  lesen  wir  die  Geschichte  eines  Mädchens:  diese  wird  im  Kloster 
ensogen,  liebt  einen  Leutnant  und  einen  Soldaten  und  lässt  jenen  durch 
diesen  ermorden,  worauf  der  Soldat  erschossen  wird.  —  Eine  etwas 
hysterische  Psychologie  wird  dieser  Neigung  zum  Militär  in  Minne  von 
Willy  (Paris,  Ollendorff)  unterschoben.  Minne  ist  „une  Äme  amoureuse 
de  la  force  et  des  myst^res,  une  nature  visionnaire  .  .  .  Minne  ressent 
un  amour  peu  a  peu  croissant  pour  un  .  .  .  panache".  Von  diesem 
Manne  möchte  sie  gerne  geliebt  werden,  denn  er  ist  für  sie  ein  seltener 
Typus  vom  Bravour  und  Anziehung  geworden. 

Les  Sir^nes  von  Jean  Reibach  ist  ebenfalls  ein  Liebesroman  in 
Militarkreisen.  Marthe  Verneuil  ist  nach  dem  Tode  ihrer  Eltern  ganz 
verlassen  und  muss  sich  den  Lebensunterhalt  als  Lehrerin  in  einem 
Mädchenpensionate  erwerben.  Bald  scharen  sich  viele  Bewerber  um  die 
geistreiche  Marthe,  so  dass  sie  durch  das  Gerede  boshafter  I^eute  kom- 
promittiert wird.  Unter  den  Verehrern  nimmt  es  der  sympathische  Albert 
Lantenay  ernst,  aber  seine  Mutter  hat  für  ihn  eine  reiche  Braut  in  Aus- 
sicht. Alles  wendet  sich  von  dem  Mädchen  ab,  nur  der  Kapitän  Martel 
und  der  alte  Kommandant  Darley  nehmen  sich  desselben  als  Freunde 
seines  verstorbenen  Vaters  an  und  der  alte  Herr  ist  entschlossen,  es 
zu  heiraten.  Da  kommt  aber  der  Verehrer  Lantenay  wieder,  seine  Liebe 
ist  nicht  geschwunden  und  auch  Marthe  liebt  ihn  noch  immer.  Der 
alte  Darley  weicht  -der  Jugend  und  Lantenay  und  Marthe  werden  ein 
glücklich  Paar;  wie  hätte  auch  diese,  voll  Jugend  strotzend,  an  Seite  des 
dem  Grabe  zuwandernden  Mannes  volles  Glück  geniessen  können!  — 
In  Fantöme  de  Terre-Neuve  entfaltet  L^on  Berthaut  ein  grauses 
Bild  der  Leiden  der  armen  Seeleute  an  der  westfranzösischen  Küste  und 
erinnert  vielfach  an  Ix^tis  Pßcheur  d'Islande.  Einen  heiteren  Marine- 
wettkampf erzählt  Pierre  Giffard  in  Humanit6  (Paris,  Tallandier); 
auf  der  Wettfahrt  von  Shanghai  nach  London  erreicht  der  kühnere  und 
geschicktere  Kapitän  zuletzt  das  Ziel,  weil  er  unterwegs  SchiflTbrüchige 
rettet.     Die  Humanität  der  Leute  entschädigt  ihn  dafür  reichlich. 

Die  Friedensidee  wird  bei  Gelegenheit  einer  Satirc  auf  die  Schrecken 
des  Krieges  in  Le  Uhlan  von  Charles  Froment  (Paris,  Th^Ätre  Pour 
Tou«)  und  in  dem  sentimentalen  Roman  L' Esprit  militaire  von 
Stephane  Pol  (Paris,  Giard  et  Bri^re)  gepredigt. 

III.  Paris,  Provinz  (Dezentralisation)  und  Ausland.  Wie 
schon  in  früheren  Jahren  gezeigt  wurde,  hat  das  Zuströmen  der  Be- 
völkerung in  die  Grossstadt  eine  doppelte  Wirkung,  indem  dies  einerseits 
der  Literatur  den  Stempel  derselben  aufdrückt,  anderseits  wieder  eine 
Reaktion  zur  Folge  hat.  Jules  Claretie  veranschaulicht  in  La  Vie 
a  Paris  (Paris,  Fasquelle)  das  moderne  Paris  des  20.  Jahrhunderts  Paul 
Acker  zeichnet  in  Petit  es  Confessions  (Paris,  Fontemoing)  führende 
Persönlichkeiten  in  Kunst  und  Literatur  (Massenet,  Hervieu  u.  a.);  in  Le 
Salon  de  Mme  Truphot  von  Fernand  Kolney  (Paris,  Michel)  ;«ehen 
wir  moderne  Schriftsteller,  Politiker,  mit  einem  Worte  ein  buntes  Zeitbild, 
und  Mme  Gyp  übergiesst  in  Les  Po i res  gesellschaftliche  Kreise  mit 
ihrem  Spotte*').     Die  dreiaktige  Komödie  L'Esbrouffe  von  Ahel  Her- 

6)  Von   ihr  erschien    bei   Flammarion   der    Roman  Cloclo.   —   Vgl.   die 


M.  Mayr.  H  33 

MANT  (Paris,  Vaudeville,  Flanimarion)  ist  das  klassische  moderne  Jour- 
nalistenstück und  bringt  Erinnerungen  an  den  vor  etwa  acht  Jahren  ver- 
storbenen Lebemann  Lebaudy,  genannt  Sucrier.  Es  sind  die  Abenteuer 
des  Journalisten  Beigrand,  der  sich  in  Deutschland  die  Liebe  der  Frau 
des  Theaterdirektors  Richter  erwirbt  und  mit  ihr  nach  Paris  flieht  Hier 
setzt  Beigrand  sein  Abenteuerleben  fort,  ein  Leben  voll  Unordnung,  Ge- 
nuss  und  Arbeit  —  es  wird  dies  mit  staunenswerter  Virtuosität  ge- 
schildert —  braucht  Geld  und  sucht  den  beschränkten  Millionär  Lam- 
bercier  für  sich  zu  gewinnen  und  ihm  Geld  zu  entlocken.  Auch  unterhält 
er  Beziehungen  zu  Lamberciers  Geliebten,  weshalb  ihn  die  Frau  verlassen 
will;  in  ihrer  Herzensgüte  verschafft  sie  ihm  aber,  bevor  sie  ihn  verlässt, 
für  geheime  Briefe  eine  grosse  Summe  Geld  von  Seite  des  Deputierten 
Lambercier,  um  ein  grosses  Blatt  zu  gründen. 

In  La  Jungle  de  Paris  (Paris,  OUendorff)  zeichnet  Jean  Rameau 
Parisersitten;  im  Mittelpunkte  steht  neben  Künstlern  die  brave  zwanzig- 
jährige Josette  Carlus,  von  der  Pariserwelt  „La  Reine  du  vermicelle"  ge- 
nannt, nicht  etwa  eine  Arme,  sondern  eine  von  vielen  herabgekommenen 
Adeligen  begehrte  Millionärin;  sie  jedoch  wusste  ihr  Hen  und  ihren 
Reichtum  für  einen  armen  Künstler  besser  zu  verwenden.  Den  Typus 
der  Parisergamine  zeichnet  L6o  March^  in  Cour  de  Cabotine  (Paris, 
Soc.  paris.  d'6d.);  die  Heldin  Fanny  M6guin  betrügt  ihren  Geliebten 
Georges  Fabeyre  bei  jeder  Gelegenheit,  weiss  ihn,  den  Schwachkopf,  aber 
immer  zu  beruhigen  und  flieht  endlich  aus  Paris,  denn  „en  amour,  il  n'y 
a  qu'une  victoire,  la  fuite."  —  Das  arme,  von  dem  Pariser  Bourgeois  be- 
trogene, fast  rechtlose  Parisermädchen  tritt  in  dem  Dreiakter  Leur 
Gourme  von  Maurice  Landy  (Paris,  Th^atre  Moliöre)  auf.  Madeleine 
Ramon  ist  eines  jener  tausend  Mädchen  aus  dem  Arbeiterstande,  die  von 
wohlhabenden,  gewissenlosen  Bourgeois  verführt  werden,  denn  diese  müssen 
sich  ja  austoben  —  jeter  la  gourme  — .  Als  sie  sich  von  Henri  Lardens 
Mutter  fühlt,  wird  sie  nicht  bloss  von  ihm  verlassen,  sondern  auch  von 
den  Eltern  als  entehrt  auf  die  Strasse  gesetzt.  Als  sie  sich  bei  der 
Obrigkeit  Recht  und  Brot  zu  erbetteln  sucht,  antwortet  ihr  der  Kommissär 
mit  den  zynischen  Worten:  Vous  6tes  victime  de  cette  vieille  tradition 
bourgeoise  qui  veut  que  les  jeunes  gens  s'amusont  et  s'assagissent  en 
faisant  la  f^te  .  .  .  c'est  aux  femmes  ä  se  tenir  ä  leurs  gardes!  Für 
solche  Mädchen  gilt  also  kein  sie  schützendes  Gesetz;  es  bleibt  ihnen  nur 
der  Selbstmord  oder  die  Prostitution.  —  Für  die  Studenten  des  Quartier 
latin,  die  ihre  Zeit  mit  Nichtstun  und  Torheiten  vergeuden,  ist  der  Held 
Joe  in  L'Usure  von  Hubert  Fillay  (B^ziers,  Fahre)  ein  Typus  sowie 
Notre  Jeunesse  von  A.  Capus  (siehe  VH)  und  Beispiel  für  Pariser- 
ehebruch sind  der  Roman  Mon  fils,  sa  femmc  et  mon  amie  von 
Pierre  Valdagne  (Paris,  Ollendorff*),  wo  Vater  und  Sohn  um  die  erst 
spröde,  dann  aber  weitherzige  Isabelle  Costaly  girren,  Isabelle  die  Fniu 
des  Sohnes  (Robert  Comar)  wird,  der  Vater  sich  mit  einer  anderen  Maitres^se 
begnügt  und  den  Lächerlichen  spielt;  man  vergleiche  die  humoristische 
Ehebruchsgeschichte    Le   Relais    galant   von  Henry  Kistkmaeckers 


literarische  Revue  (1903)  La  Vic  de  Paris  vom  Chronisten  Jean  Bernard  (Paris, 
Lemerre). 

VoUmoUer,  Rom.  Jahreibericht  VIIX.  3 


II  34  I^ie  französische  Literatur  1904. 

(Paris,  Fasquelle).  Recht  drastisch  und  heiterironisch  fasst  EuoliNß 
Morel  in  La  parfaite  maraichfere  (Paris,  Fasquelle)  das  Leben  in 
Paris  auf.  Er  nennt  in  ernstkomischer  Weise  sein  Werk  „Roman  trös 
simple,  orn^  de  considerations  po^tiques  et  utiles  sur  la  culture  et  le 
for9age  de  l^gumes  dans  la  r^gion  de  Paris".  Ferner  besagt  die  Widmung 
an  seine  Grossmutter  und  an  die  vergiftete  Seine,  dass  diese  Erzählung 
der  braven  Fran9oise  und  all  den  armen  Teufeln,  die  nicht  das  Land  be- 
wohnen können,  zur  Zerstreuung  und  Erbauung  dienen  möge. 

Eine  Abkehr  vom  bewegten  Leben  und  Zukehr  zur  Natur,  besonders 
zur  Tierwelt,  ersieht  man  auch  in  Le  double  jardin  von  M.  Maeter- 
linck (Paris,  Fasquelle).  Viele  werden  mitten  in  den  lärmenden  Ver- 
gnügungen der  Hauptstadt  auf  die  „vergiftete  Seine"  aufmerksam.  Diese 
Flucht  in  die  Provinz  in  Politik  und  Literatur,  um  in  weniger  verderbter 
Einsamkeit  Ruhe  und  Heilung  zu  finden,  wächst  immer  mehr  an.  In 
Tages-,  Wochen-  und  Monatsschriften  gibt  es  die  ständige  Rubrik  „D6cen- 
tralisation"');  man  vergleiche  Revue  for^zienne  illuströe  (1904)^), 
Vox®),  publication  mensuelle,  das  epochemachende  Werk  La  Race  et 
le  Terroir  von  A.  Grimaud;  ferner  die  vielen  Werke,  welche  durch  Pflege 
des  lokalhistorischen  Gebietes  diese  Richtung  unterstützen  und  auf  diese 
Weise  der  Bevölkerung  die  Heimat  wert  zu  machen  suchen,  so  Nouvelle 
histoire  de  Lyon  von  A.  Steyert  (Lyon,  Cumin  et  Masson),  La  Vie 
lyonnaise  und  he  Lyon  des  nos  p^res  von  E.  Vingtrinier  (ib.),  Chansons 
de  l'ancienne  France  von  W.  Graham-Robertson,  folätreries  beaujolaises 
von  Carlochristi  (Paris,  Ollen dortf),  La  famille  celtique  von  Arbois  de 
Jubainville,  Origine  des  Ossalois  von  J,  et  P.  Passy  (Bouillon);  daneben 
viele  Abhandlungen  über  die  Bedeutung  und  Stellung  des  Patois  (siehe 
Vox  I,  la  question  des  Patois  von  G.  Normandy).  Um  diese  Dezentrali- 
sation zu  fördern,  wurde  zu  Beginn  1904  auf  Veranlassung  des  Maurice 
DE  Faramond  das  „Th6ätre  des  Peuples"  gegründet,  d.  h.  eine 
Wandertruppe  solle  mit  auserlesenem  Repertoire  —  des  pi^ces  6crites  par 
des  m6ridionaux  sur  les  moeurs  actuelles  ou  Thistoire  du  midi  —  in  den 
grösseren  und  kleineren  Städten  Südfrankreichs  behufs  „Dezentralisation 
und  Demokratisierung  der  dramatischen  Kunst"  alljährlich  Vorstellungen 
geben*®).  Während  von  dieser  Seite  der  Südländer  als  Vorkämpfer  der 
neuen  dezentralisierenden  Richtung  erscheint,  zieht  ein  Hauptbegründer 
derselben,  Maurice  Barrys,  in  Les  Lözardes  sur  la  maison  (Paris, 
Sansot)  gegen  diese  als  gegen  die  eigentlichen  Schädlinge  der  Nation  zu 
Felde  **).  In  ihnen  rege  sich  der  böse  Geist  des  „R^gionalisme",  der 
entgegen  der  modernen  Auffassung  des  Individuums  als  eines  historisch 
und  durch  die  Umgebung  bedingten  Wesens  und  der  dieser  Auffassung 
entsprechenden  Politik  einen  revoltierenden  und  zügellosen  Geist  zeigt. 
In  dieser  Charakterveranlagung  bei  den  Abgeordneten  der  sogenannten 
„Dep^che"  (Aquittiins  et  Narbonnais)  sei  der  Ursprung  der  antiklerikalen 
Kampagne,  der  Angriffe  gegen  die  Armen,  der  antielsässischen  Gesinnung 


7)  Vgl.  die  in  den  früheren  Berichten  angeführten  Werke  und  Zeitschriften. 
8)  Saint-Etienne,  J.  Thomas  et  Cie.  9)  Paris,  4  rue  Rameaii.  10)  Vgl.  A^ma- 
nach  des  Spectacles,  aun^»e  1903,  von  Albert  Soubis  (Paris,  Plön).  11)  Über 
Barrys  und  Romantik  siehe  Les  Marges,  gazette  litt<$raire  etc.,  publik  par 
E.  Montfort,  1904. 


M.  Mayr.  II  35 

des  Herrn  Jaur^a  zu  suchen.  Mit  einem  Scheine  von  Unparteilichkeit 
wird  der  Charakter  des  Südländers  gezeichnet  —  charmant,  artiste,  rapide  — 
derselbe  sei  für  das  öffentliche  Wirken  weniger  tauglich  als  der  männlich 
besonnene,  verständige  Bewohner  der  Nord-  und  Westprovinzen.  —  In 
dem  Romane  La  Vertu  du  Sol  von  Marcel  Mielvaque  (Paris,  Plön) 
wird  wieder  gezeigt,  dass  das  Individuum,  vom  heimatlichen  Boden  ent- 
fernt, vollständig  entgleise,  alle  seine  physischen  und  moralischen  Eigen- 
schaften verkümmern  und  nur  durch  Verhinderung  dessen  der  nahe  soziale 
Ruin  aufgehalten  werden  möge. 

Die  Liebe  zum  heimatlichen  Boden,  zu  dem  die  heimischen  Götter 
den  Menschen  unwiderstehlich  zurückziehen,  durchweht  den  Roman  Les 
Dieux  fa miliers  von  Mme  Jean  Bertheroy  (Paris,  Fontemoing). 
Der  Autor  versetzt  den  Leser  nach  Nimes  und  dessen  Umgebung  zwischen 
Olivenbäume,  wo  Andrien  mit  seiner  Schwester  Flavie  in  Liebe  und 
Fireundschaft  lebt  und  sie  sich  versprechen,  nie  den  heimatlichen  Boden, 
die  alten  Hausgötter  zu  verlassen.  Zu  ihnen  gesellt  sich  Lucette,  die 
reizende  Tochter  eines  alten  Gelehrten.  Eines  Tages  erwacht  zwischen 
Andrien  und  Lucette  die  Liebe,  doch  jenen  treibt  Ehrgeiz  nach  Paris  und 
er  triffl  hier  einen  reichen  Südamerikaner,  dem  er  seine  Schwester  Flavie 
vermählt.  So  scheint  nun  die  schöne  Heimat  von  Nimes  ganz  vergessen 
zu  werden.  Flavie  wird  aber  enttäuscht,  eilt  bei  der  Nachricht  vom  Tode 
einer  Tante  in  die  Heimat  und  lebt  dort  wieder  körperlich  und  seelisch 
auf.  Auch  Andrien  kommt  dorthin,  heiratet  die  blühende,  schöne  Lucette 
und  jetzt  bleiben  alle  drei  der  Heimat  treu.  —  Histoire  d'une  Soci6t6 
(I®**  livre)  von  Ren£  Behaine  (Paris,  Clerget,  rue  Secourbe  91)  ist  nach 
dem  Vorbilde  Zolas  der  erste  Teil  einer  Romanserie  über  das  Leben 
einer  Familie  in  der  Gesellschaft,  wobei  die  Einwirkung  der 
einzelnen  Mitglieder  aufeinander  psychologisch  entwickelt  wird.  Im  vor- 
liegenden ersten  Teile  ist  im  Mittelpunkt  Alfred  Varambaud,  der  Enkel 
des  Landapothekers  Chassaigne  in  Villemeurthe.  Alfred  wird  sorgfältig 
erzogen,  besucht  ein  Lyceuni,  studiert  in  Paris  die  Rechte,  macht  auch 
während  dieser  Zeit  die  Liebesbekannt*<chaft  einer  Arbeiterin,  und  er- 
reicht nach  Vollendung  seiner  Studien  die  Stelle  eines  stellvertretenden 
Richters  beim  Tribunale  in  Dampierre.  Neben  diesen  Tatsachen  erfahren 
wir  auch  eingehende  Details  über  das  Leben  in  der  Provinz,  das  zwar 
nicht  die  Abwechselung  einer  Grossstadt  bietet,  aber  dafür  von  deren 
verderbtem  Geiste  frei  ist. 

Der  Roman  La  vie  d'un  simple,  M^moires  d'un  m^tayer,  von 
Emile  Guillaumin  (Paris,  Stock)  führt  den  Leser  ins  Landleben,  wie 
auch  Le  D61aiss6  von  Mme  Octave  Feuillet  (Paris,  Levy).  Die 
ländlichen  Sitten  in  der  Umgebung  von  Fontainebleau  schildert  La 
Mariette  von  Georges  Denoinville  (Paris,  Dujarric)  und  Andri5 
Theuriet  entwirft  in  Chanteraine  (Paris,  Lemerre)  ein  idyllisches  Bild 
des  kleinbürgerlichen  Lebens  in  der  Nähe  von  Paris,  wo  die  Leute  mit 
tausend  nichtssagenden  Kleinigkeiten  sich  das  Leben  verbittern.  Vor 
allem  andern  ist  der  Richter  Simon  Fontonac  unglücklich,  denn  er  nuiss 
sich  von  seiner  untreuen  Frau  trennen,  auf  sein  Amt  verzichten  und 
zieht  sich  mit  seinem  nichtsnutzigen  Sohne  Landry  und  seiner  hübschen 
Tochter    Clairette    nach    L'Hay    zurück.      Es    schmerzt    ihn    wegen    des 

3* 


II  36  Die  französische  Literatur  1904. 

sohlechten  Einflusses,  dass  seine  Kinder  ab  und  zu  mit  der  Mutter  —  so 
will  das  Gesetz  —  verkehren.  Ausserdem  lebt  er  mit  einem  habsüchtigen 
Nachbar  wegen  eines  angeblichen  Schatzes  in  Unfrieden,  wird  verurteilt 
und  all  dies  bringt  ihn  ins  Grab.  Sein  missratener  Sohn  verschuldet 
das  Gut;  die  tugendhafte  Clairette  bringt  jedoch  Rettung,  indem  sie  den 
edelgesinnten  Sohn  des  rohen  Nachbars  heiratet.  —  Jules  Mary  frischt 
in  dem  patriotischen  Koman  La  fianc6e  de  Lorraine  die  Schmach 
von  1870  wieder  auf  und  die  Worte  des  geheimnisvollen  Ghambrillon 
drucken  die  Idee  des  Werkes  aus: 

O  France,  relfeve  ton  front 

Et  lave  le  sang  de  ta  face*^). 
Lothringisch  sind  die  Souvenirs  des  vertes  saisons  von  Andr£ 
Theuriet  (Paris,  OllendorflT),  worin  der  Autor  bei  den  Jugenderinnerungen 
an  das  Land  seiner  Mutter  denkt  und  über  den  Sinn  des  Lebens  sagt: 
Elle  (la  vie)  est  m^lang^e  de  malheureuses  et  de  heureuses  conjonctuies, 
et  si  nous  savons  agir  et  nous  d^cider  a  propos,  les  secondes  servent  a 
corrigcr  les  premi^res.  —  Auch  La  Cruche  cass^e  (siehe  VI)  von 
Gabrielle  R^val  atmet  den  Geist  dieses  Landes,  denn  „les  murs  vivent 
la  vie  loiraine".  In  Le  Guide  de  TEmpereur  (Paris,  L6vy),  der  Gre- 
schiehtc  einer  elsässischen  Waise,  erinnert  der  Autor  Ren^  Bazin  an 
seinen  früheren  Roman  Les  Oberle  (siehe  Bericht  1901).  Ein  ebenfalls 
in  dieser  Richtung  bereits  bekannter  x\utor  ist  Maurice  des  Ombiaux  ^*) 
mit  Conte  de  Sombre  et  Meuse  (Edit.  de  TAss.  des  Ecriv.  Beiges). 
Andere  Werke  führen  in  die  Normandie,  so  Les  Hötes  de  TEstuaire 
von  Jean  Reval,  wo  eine  Reihe  von  Erzählungen  Ereignisse  an  der 
Mündung  der  Seine  vor  Augen  führen,  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur 
grossen  Revolution;  La  Tragique  aventure  du  mime  von  Properce 
Albert  Boissiäre  (Paris,  Fasquelle)  geissolt  oft  in  launiger  Weise  die 
sozialen  Zustände  in  der  Gegend  von  Caux.  Bretagne,  H eures 
v^cues  (Paris,  Fischbacher)  und  Dans  Täme  d'un  Breton  d^racin^ 
von  Gharles  Fuster  lenken  auf  die  dezentralisierende  Bewegung  in  der 
Bretagne  hin,  wobei  dem  Romanschriftsteller  Jean  Pl^meur  eine  grosse 
Rolle  zufällt.  Die  Eigen schaftc^n  des  bretonischen  Volkes  —  Vaillance, 
önergie  sans  faiblesse,  sobri^t^  —  treten  in  dem  Seeromane  Le  Marquis 
de  Valcor  und  in  der  Fortsetzung  Madame  de  Ferneuse  (Paris, 
Lemerre)  von  D.  Lesneür  hervor  (siehe  IV),  während  Th.  Caradec,  der  durch 
seine  Werke  Au  fil  de  la  Route  Bretonne,  En  Norv^ge  und  De  France 
en  Russie  bekannt  ist,  in  Autour  des  lies  Breton nes  (Paris,  Lamm) 
die  sonderbarsten  Liegenden  aus  den  entlegensten  Winkeln  der  bretonischen 
Inseln  und  Inselchen  hervorzieht.  So  eine  Erzählung  hat  Pervenche 
von  Gyp  (Paris,  Juven)  zum  Hintergrunde.  Die  blauäugige  Pervenche, 
eine  Art  Aschenbrödel,  wird  von  allen  geliebt,  muss  aber  in  allem  und 
jedem  ihren  beiden  heiteren,  flirtenden  Schwestern,  Yvonne  und  Clairette, 
nachstehen.  Man  denkt  nur  diese  beiden  leichtfertigen  Schmetterlinge 
an  den  Mann  zu  bringen,  und  als  der  Sekretär  des  Millionärs  Lannillis  aus 

12)  Der  Autor  teilt  im  L'Informateur  des  gens  de  lettres  et  des  lettr^s 
II  5  pclbst  mit,  wie  eine  Erzähhing  ihn  zum  vorliegenden  Romane  veranlasst  hat 
13)  Früher  Milieu  d'Art^ne,  worin  Ackerbau  und  heimatlicher  Boden  verherr- 
licht werden. 


M.  Mayr.  H  37 

Amerika  in  das  Städtchen  kommt,  um  für  seinen  Herrn  eine  Braut  zu 
suchen,  denkt  kein  Mensch  an  die  bescheidene  Pervenchc,  ja  die  Gross- 
mutter sieht  schon  entweder  Yvonne  oder  Clairette  als  prunkende  Madame 
Lannillis;  aber  im  Geheimen  haben  die  Reize  der  bescheidenen  Pervenche 
den  fremden  Herrn  schon  gefesselt.  Dieser  entpuppt  sich  als  der  ange- 
kündigte Millionär  und  wirbt  zur  allgemeinen  Überraschung  um  Per- 
venche; diese  zieht  als  Herrin  in  das  Schloss  ein  und  wird  ihren  bösen 
Schwestern  eine  Wohltäterin.  —  Dem  Bretonen  ist  sein  Land  das  Ideal; 
wer  jedoch  dort  fremd  ist,  der  verwelkt  dort,  wie  die  Heldin  in  La  Ci  t6 
de  Mort  von  Charles  Geniaux  (Paris,  Fasquelle),  die  sich  wie  in 
einer  Totenstadt  fühlt.  —  Im  Süden  Frankreichs,  bei  den  starken  impul- 
siven Natumen  der  Gascogne  und  der  Landes  weilt  Emmanuel  Del- 
BOUSQUET^*)  im  Roman  L'Ecarteur  (Paris,  OUendorff)  und  sucht  die 
reine  Menschenrasse  dieser  Gegend  in  voller  Urwüchsigkeit  im  Bilde  des 
Helden  Simonnet  zu  zeichnen:  large  d'6paule  et  mince  de  taille,  souple 
et  hardi,  les  pieds  joints  sur  son  beret  bleu  —  und  daneben  Ponyab^re: 
Fendurance,  le  courage  indomptable  et  la  puissance  tranquille,  süre  d'elle- 
mdiiie.  —  Ebensolche  Charaktere  finden  sich  in  L'Amour  s^me,  la 
mort  fauche  von  Teneo  et  Chapiseau  (Paris,  Dujarric),  einer  Samm- 
lung naturalistischer  Erzählungen  aus  den  Landes,  darunter  die  anziehendste 
von  der  armen  und  schönen  Austernfischerin  Francillotte.  Ihre  Mutter 
stirbt,  der  Vater  wird  krank  und  so  wird  in  ihr  jetzt  umsomehr  eine 
starke  Sehnsucht  nach  einer  Art  Liebe  wach,  die  anders  ist  als  die  rohe 
Art  der  Fischer.  Da  wird  sie  durch  die  Liebesbeteuerungen  eines  „Herrn" 
verführt,  der  sie,  zur  Mutter  geworden,  verlädst.  Sie  gerät  immer  in 
grösseres  Elend  und  daher  wird  auch  ihre  Rachsucht  immer  heftiger,  bis 
sie  in  den  Forsten  des  Verführers  einen  Waldbrand  stiftet  und  sich  an 
einer  Tanne  erhängt  —  les  branches  cravachent  la  figure  violette  de  la 
suicidöe,  en  face  de  Tinfernale  trag^die  du  feu.  —  Verschiedene  Volks- 
typen  aus  dem  Süden  enthalten  Propos  d'Änies  simples  von  Jean 
Lorrain  (Paris,  OUendorff)  und  Les  Routes  d'Arles  von  Andr^^ 
GoDARi)  (Paris,  Perrin).  Dass  auch  die  Liebe  hier  heftigere  Formen 
annimmt,  sehen  wir  in  Les  Amants  de  Trigance  von  Jules  Maz^: 
(Paris,  Tallandier)  und  in  Fine  von  Georges  Beaume  (Paris,  Nilsson), 
der  uns  unter  die  Bauern  Südfrankreichs  in  der  Nähe  des  reichen  Schloss- 
herrn Maurice  de  Valdeize  versetzt.  In  der  Umgebung  lebt  die  Gänsc- 
hirtin  Fine,  arm,  aber  für  ihre  sechzehn  Jahre  überreif  und  leidenschaftlich ; 
sie  liebt  den  benachbarten  Adrien  mehr  wegen  seines  kleinen  Vermögens 
als  aus  aufrichtiger  Neigung;  aber  auch  der  junge,  hübsche  und  reiche 
Schlossherr  hat  sie  bemerkt  und  er  will  und  muss  sie  haben,  ihre  Poltern 
müssen  sie  ihm  verkaufen.  Trotz  einigen  Zauderns  ergibt  sie  sich  bahi 
und  zieht  ins  Schloss  als  Maitresse  des  Herrn  ein.  —  Von  den  vielen 
Liebesromanen  aus  dem  Süden  sei  noch  Los  Tendres  M6nages  von 
P.  J.  ToiTLET  (Paris,  Mercure  de  France)  erwähnt.  Die  Provinzdame 
Sylvijre  Noel  de  Ribes  heimlet  den  Baron  de  Mariolles,  der  auf  der 
Hochzeitsreise  die  früher  verehrte  San  Buscar  wiedertrifft  und  in  heiteren 
Tagen    in    Paris    seine    Frau    hintergeht.     Es    erfolgt  Verzeihung    sowie 


14)  Von  ihm  Les  Mazarcilh  (1003),  Erzählung  aus  den  Landes. 


II  38  Die  fraDzösische  Literatur  1904. 

Rückkehr  in  die  weniger  verderbte  pyrenäische  Einsamkeit,  um  da  das 
eheliche  Glück  zu  finden.  —  Ins  Land  der  Basken,  wo  die  Männer  über 
weite  Meere  fahren  und  die  Zurückgebliebenen  ihrem  Lieben  und  Hassen 
nachgehen,  führt  uns  Jean  Rameau  in  Zarette  (Paris,  OUendorff).  In 
dieser  Liebe.sidylle  sieht  der  Autor  das  Leben  mit  optimistischen  Blicken. 
Zarette  ist  das  Kind  verbotener  Liebe  während  der  Abwesenheit  des 
Mannes  in  Amerika.  Sie  wächst  als  Nichte  an  der  Seite  der  Mutter 
auf,  als  die  Tochter  einer  Kusine  der  Mme  d'Haspara.  Roland,  der 
Sohn  dieser,  fasst  zu  Zarette  Zuneigung,  und  als  beide  von  ihrer  angeb- 
lichen Verwandtschaft  hören,  sind  sie  unglücklich,  da  ihnen  das  Gesetz 
die  Ehe  verbietet.  Jetzt  hilft  eine  List:  Zarette  wird  als  Kind  einer 
Klosterfrau  erklärt  und  so  können  beide  ein  Paar  werden.  —  Die 
Romantik  nimmt  es  auch  mit  den  politischen  Grenzen  nicht  so  ge- 
nau, wie  in  Une  Idylle  en  Foröt  Noire  von  Comte  A.  de  Saint- 
AiTLAiRE  (PariH,  Perrin);  der  Leser  wird  wiederum  wie  in  La  Vierge  de 
Nuremberg  (1903)  nach  Deutschland  geführt  und  ihm  anmutige,  feen- 
hafte Bilder  des  Landes  im  Rahmen  einer  poesievollen,  rührenden  Ge- 
schichte entworfen.  —  Vor  allem  interessiert  aber  Russland,  der  noch  immer 
zärtlich  geliebte  Bundesgenosse:  man  lese  über  die  dortigen  Verhältnisse 
Ro übles  et  Roublard,  voyages  aux  pays  russes,  von  Pierre  Giffard 
(Paris,  8k)ck),  die  Myst^res  de  Saint-P^tersbourg  von  Pierre 
Decourceli.e  et  Stanihla  Rzewusky,  worin  Szenen  am  Nevastrande 
gegeben  wenden,  so  das  Tableau  „eine  Winternacht"  oder  Bilder  aus  den 
niederen  Volksschichten  in  Le  Cabaret  de  la  framboise;  femer  Seize 
ans  cn  Sib^rie  von  Charles  Raymond  (Paris,  Librairie  Universelle) 
und  das  schon  erwähnte  Stück  Oiseaux  de  Passage  von  M.  Donnay 
und  L.  Des('ave8,  worin  die  jüngste  Phase  in  der  Geschichte  des  russischen 
Bundesgenossen  verzeichnet  wird.  —  Die  spanische  Ritterlichkeit  lässt 
Gaston  Routier  in  Le  Roman  d'Espagne  h^roique  (siehe  IV.) 
wieder  aufleben  und  auch  Achille  Ehsebac  führt  in  Les  Griffes 
(Paris,  Ambert)  über  die  Pyrenäen.  —  Viele  der  schon  erwähnten  Werke 
lenken  nach  Italien,  dem  Lande  der  Sehnsucht,  und  Edouard  Schur£ 
lässt  den  grossen  Künstler  in  dem  fün faktigen  Drama  Leonard  de 
Vinci  ^^)  (Paris,  Perrin)  ideale  Gedanken  ül)er  Kunst  und  Wissenschaft 
entwickeln.  —  Die  Kolonien  bieten  den  Franzosen  unerschöpfliche  An- 
regung. Pepete  Le  Bien-Aime  von  Louis  Bertrand  (Paris,  OUen- 
dorff), gleichsam  eine  Fortsetzung  und  Ergänzung  ihr  früheren  Romane 
des  Autors  (Sang  des  Races,  Cina;  siehe  JB.  1899  —  1901),  ist  in  dem- 
selben eigenartigen  Geiste  gehalten,  welcher  der  ethnologischen  Charakteristik 
in  vollkommenster  Weise  Rechnung  trägt.  Der  Schauplatz  ist  derselbe 
und  man  findet  hier  wieder  das  L(»ben  des  Völkergemisches  in  Algerien: 
II  y  avait  h\  des  homnies  de  toutes  nations.  Vom  Helden  heisst  es: 
Jouissant  dölicieusement  de  sa  paresse,  avec  le  fatalisme  de  sa  race  qui, 
sans  jamais  semouvoir,  accepte  le  destin  tel  qu'il  se  prösente  et  aussi 
avec  cette  sensualite  artiste  de  Touvrier  m6ridional  (jui,  de  temps  en 
tenips,    aime  ä  respirer   l'air   de    la  vie    libre    et   joyeuse   et  pour  qui  ce 

15)  Dies  ist  die   Fortsetzung  des  Th^nitre  de  l'Ame  (L^Enfant  de  Lucifer, 
SüDur  gardien ne  etc.). 


M.  Mayr.  II  39 

travail  n'est  qii'iin  jeu  oü  se  d^pense  le  trop  plein  de  sa  force.  —  In 
La  Sarabande  von  Mariüs  Ary  Leblond  (Paris,  Fasquelle)  geben 
sich  Neger,  Kreolen  und  Weisse  um  die  Wette  der  Freude  des  Lebens 
hin,  in  der  brüderlichen  Illusion  für  das  ferne  Frankreich  schwelgend. 

Die  Negerfrage  im  amerikanischen  Sinne  wird  in  dem  fünfaktigen 
Drama  Libert^  von  Massillon  Coicou  (Paris,  Theätre  d'Art)  aufge- 
worfen; der  Zuschauer  tut  einen  Blick  in  die  Freiheitskämpfe  zwischen 
Schwarzen  und  Weissen  auf  S.  Domingo.  Kommissäre  verkünden  Frei- 
heit und  Gleichheit  aller,  welcher  Farbe  sie  immer  seien.  Daraus  ent- 
stehen Freiheitsreden,  blutige  Szenen,  bis  endlich  eine  freiheitliche  Apo- 
theose das  Stück  schliesst.  —  Cölina  Land  rot  von  Jacques  und 
Marie  Nerval  (Paris,  Mercure  de  France)  versetzt  den  Leser  nacb 
Kaledonien,  wo  um  die  Liebesabenteuer  der  Celina,  der  schönen  und 
leidenschaftlichen  Tochter  eines  befreiten  Verbrechers,  das  Leben  auf 
fremden  Boden  veranschaulicht  wird.  —  In  Les  basques  blancs  ent- 
wickelt L.  G.  HoLL  (Paris,  Ambert)  ein  Bild  der  Insel  Madagascar  zur 
Zeit  der  Kolonisation  der  Insel  unter  General  Galli^ni.  Der  Autor  sagt 
selbst,  er  wolle  die  volle  Wahrheit  über  die  Kolonisationssoldaten,  ge- 
nannt basques  blancs  oder  Marsouins,  mitteilen,  überzeugt,  dass  bei  der 
Wahrheit  bleiben,  nützlich  sein  bedeute.  —  Über  den  Orient  bringen 
neue  Beiträge  die  Haremsgeschichte  Le  Harem  de  Syta  von  Jeane 
DE  LA  Vaud^re  (Paris,  M^ricant),  Passage  de  B^douins,  Conqu^te 
de  Jerusalem  von  Mme  Myriam  Harry,  Au  Pays  du  Mystere 
von  Pierre  Mael  (Paris,  OUendorff),  wo  anknüpfend  an  die  englische 
Expedition  nach  Thibet  der  Autor  sagt:  c/est  donc  une  occasion  Offerte 
aux  curieux,  ä  tous  ceux  que  passioiine  la  recherche  de  locculte  et  du 
surnormal,  de  se  faire  une  id6e  de  ce  quo  peut  r6v61er  le  Thibet  inconnu. 
—  Reizende  Erzählungen  voll  Aktualität  aus  dem  japanischen  Leben 
enthält  Aquarelles  Japonaises  von  Jean  de  la  Jaline  (Paris, 
Lemerre),  wozu  die  Geschichte  eines  japanischen  Staatsmannes  Okoubo 
von  Courant  (Paris,  Lemerre),  Le  Japon  d'aujourd'hui  (Paris,  Colin), 
Japon  von  F.  R%amey  (Paris,  Paclot)  und  Le  Japön  politique,  6conomique 
et  social  von  Henry  Dumolard  (Paris,  Colin)  als  neueste  Japanliteratur 
kommen.  —  In  romantischer  Art  wird  in  La  Gescha  Amoureusc  von 
Mme  Jane  de  la  Vaudij^re  (Paris,  Flammarion)  Japan  vorgeführt:  die 
schöne  Mousm6  Lotusai'  möchte  gerne  Gescha  werden  und  gleich  ihrer 
Schwester  Azimama  in  das  Haus  der  Liebe  —  Lunes  d'opale  —  ziehen; 
doch  die  Eltern  verurteilen  sie,  den  reichen  Matazu  zu  heiraten.  Bei 
einer  Vorstellung  des  Stückes  „La  Gescha  Amoureuse"  lernt  sie  jedoch 
den  jungen  Franzosen  Georges  Duval  kennen,  der  sich  nach  Japan  be- 
geben hat,  um  die  berühmte  Schauspielerin  Sada-Koko  zu  einer  Tournee 
nach  Europa  zu  bewegen.  Lotusai  sendet  mit  Hülfe  ihrer  Schwester 
Azimama,  die  durch  ihren  Verkehr  mit  Seeleuten  etwas  französisch  kann, 
dem  Geliebten  Briefe,  studiert  die  Rolle  der  Sada-Koko  und  folgt  ihm 
statt  dieser  nach  Europa.  Sie  wird  von  Azimama  begleit^jt  und  der 
Europäer  geniesst  auf  dem  Schiffe  die  Liebe  beider  Schwestern,  die  er 
wegen  ihrer  Ähnlichkeit  verwechselt.  Lotusai  feiert  in  Paris  grosse  Er- 
folge, Azimama  grollt  der  Schwester,  weil  sie  ihr  Duval  entrissen  hat. 
Bei  einer  Vorstellung  der  „Gescha  Amoureuse"  wird  zum  Schlüsse  Lotusai 


II  40  Die  französische  Literatur  1904. 

von  dem  ihr  nachfolgenden  Matazu  ermordet.  —  Pierre  Giffard  macht 
in  Les  Soir^es  de  Moukden  (Paris,  Juven),  einer  Reihe  von  Er- 
zählungen, mit  dem  geheimnisvollen,  originellen  Leben  in  der  Mandschurei 
bekannt.  —  Der  ostasiatische  Krieg  hat  die  Furcht  vor  der  gelben  Rasse 
auftauchen  lassen  und  so  behandelt  der  Belgier  Ivan  Gilkin  in  Jonas 
(Bruxelles,  Lamertin)  den  Kampf  der  gelben  Rasse  gegen  die  weisse,  des- 
gleichen auch  Fi^:Lix  BltuY^RE  und  L.  Gastine  in  L'Asie  en  feu,  roman 
d'invasion  (Paris,  Delagrave).  —  Den  schon  Jahrhunderte  währenden 
Gegensatz  zwischen  der  französischen  und  der  englischen  Bevölkerung 
hat  sich  Jean  Madeline  in  Le  Detroit  (Paris,  L4vy)  zum  Vorwurf 
genommen.  Er  versucht  den  Pariser  Blutmann  Valory  als  einen  Typus 
Hier  romanischen  Rasse  der  Engländerin  Miss  Ellen  Green  entgegenzu- 
stellen und  in  beider  Liebesgeschichte,  die  wegen  der  Rassenunterschiede 
zu  keinem  Erfolge  führt,  die  Merkmale  dieser  Rassen  konsequent  zu  ent- 
wickeln. —  In  Le  Gant  (Paris,  Flammarion)  führt  uns  Mme  Claude 
LemaItre  das  freie  Liebesleben,  den  Flirt  und  ähnliche  Familienzustände 
in  England  vor,  vor  allem  aber  die  strengen  Prinzipien  und  das  äussere, 
würdevolle  Benehmen,  welches  die  Engländer  mit  „Cant"  bezeichnen, 
hinter  dem  aber  nach  dem  Romane  nur  Heuchelei  und  vollkommener 
Mangel  an  aufrichtiger  Würde  stecken.  Der  reiche  Industrielle  Alfred 
Th^rie  lebt  mit  seiner  jungen,  reizenden  Frau  Ciaire  glücklich,  bis  der 
Verführer  in  der  Person  des  blonden,  reichen  Associe  erscheint.  Der 
Gatte  schickt  seine  Frau  nach  London,  wo  sie  in  einer  bekannten  Familie 
Wunder  über  die  französische  Sitten  verderbtheit  hört;  dennoch  unterhält 
aber  die  Pastorstochter  Cissie  mit  jungen  und  älteren,  reifen  Männern 
Liebeständeleien  und  entflieht  eines  Tages  mit  dem  reichen  amerikanischen 
Industriellen  Cashwood.  Nach  manchen  Liebesabenteuern  kommt  Mme 
Th6rie  noch  rechtzeitig,  moralisch  gesund,  nach  Frankreich  zurück  und 
lebt  dort  glücklich  mit  ihrem  Manne.  Ähnlich  ergeht  es  der  Heldin  in 
Isolde  von  Brada  (Paris,  Plön),  der  Geschichte  der  Waise  Sylvaine, 
welche  nach  dem  Tode  ihrer  Grossmutter  ganz  allein,  ohne  Heim,  isoliert 
in  der  Welt  dasteht.  Bei  dem  Onkel  Gordon ne,  dessen  Sohn  Alb^ric 
ihr  Jugendfreund  war,  hätte  sie  Zuflucht  finden  können,  wenn  er  nicht 
eine  eifersüchtige  Frau  genommen  hätte.  So  zieht  sie  nach  England  zum 
reichen  Bruder  der  Grossmutter,  den  sie  einmal  beerben  soll.  Nach 
einigem  Verweilen  in  diesem  amüsant-streng-abgeniessenen  englischen  Milieu 
kehrt  sie  nach  Frankreich  zurück,  verzichtet  auf  die  reiche  Erbschaft  und 
heiratet  den  Kousin  Alb^ric  und  beide  leben  glücklich  auf  heimischem 
Boden. 

IV.  Romantische  Stoffe.  Die  heutige  Welt,  weit  davon  ent- 
fernt, grau  und  monoton  zu  sein,  zeigt  eine  Fülle  buntesten  Wechsels. 
Der  grosse  Kontrast  zwischen  arm  und  reich,  gesittet  und  roh,  die  weiten 
vom  Menschen  durcheilten  Gefilde  und  Ozeane,  das  gewissenhafte  Streben 
nach  Wahrheit,  der  im  politischen  Leben  durchbrechende  Wille,  der  Ge- 
sellschaft und  der  Welt  eine  vernünftige  Gestaltung  zu  verleihen,  und 
die  Besorgnis,  diesem  stünnischen  Drange  gegenüber  die  bestehenden, 
geliebten  Güter  zu  bewahren,  alles  dies  ist,  wie  es  die  zeitgenössische 
Literatur  beweist^  mit  ihren  zahlreichen  Brechungen  und  Widerständen 
hinreichend,  um  die  Literatur  einer  Nation  nahezu  auszufüllen.     Die  seit 


M.  Mayr.  H  41 

Balzac  beginnende,  die  Romantik  der  Gegenwart  ausbeutende  Richtung, 
viel  zu  eng  mit  dieser  verbunden,  als  dass  sie  einen  lehrhaften  Zug  ent- 
behren könnte,  ist  noch  heute  die  Herrschende.  Wenn  sich  zum  Staunen 
der  Welt  selbst  die  überraschenden  Fälle  ereignen,  dass  Prinzen  der 
Gänsemädchen  wegen  auf  Krone  und  Szepter  verzichten,  so  ist  dies  für 
die  Romanschriftsteller  eine  nicht  zu  versäumende  Gelegenheit,  darüber 
einen  Traum  zu  spinnen. 

Fleur  d'Ombre  von  Charles  Foley*''')  (Paris,  Fout-emoing)  hat 
jüngste  Ereignisse  an  europäischen  Höfen  zum  Hintergrunde.  Die  Fleur 
d'Ombre  ist  die  reizende  Violette,  genannt  Ix>lotte,  welche  ein  Prinz  in 
Paris  trifft  und  sie,  ohne  seinen  Stand  und  sein  Kommen  zu  nennen, 
liebt  und  heiratet.  Aber  da  gemahnt  den  Prinzen  der  Tod  seines  Bruders 
an  andere  Pflicht:  die  Liebe  zu  Lolotte  muss  der  sozialen  Pflicht  weichen; 
der  Prinz  ist  auf  den  Thron  berufen  und  er  verlässt  die  freudig  trauernde 
Lolotte,  die  glücklich  ist^  ihren  Monseigneur  von  Zeit  zu  Zeit  zu  sehen: 
Lorsque  Monseigneur  arrivera  en  notre  petit  hötel  de  Neuilly,  ce  sera 
un  jour  de  soleil.  Or,  un  petit  coup  de  soleil,  seulement  de  temps 
en  temps,  c'est  peut-^tre  süffisant  .  .  .  Von  Mord  und  Tod  im 
modernen  Bankhause,  von  geheimnisvollem  Dolch  im  meerumbrandeten 
Schlosse  erzählt  Crime  d'Aix,  pi^e  en  cinq  actes  et  huit  tableaux, 
par  Albert  Püjot  (Paris,  Ambigu).  Der  alte  G^rard  zieht  sich  nach 
dreissig  Jahren  treuer  Dienste  der  Bank  Leroy  in  die  Ruhe  zurück 
und  betrachtet  seine  zwei  Neffen  Lucien  und  Raymond,  ebenfalls  Beamte 
derselben  Bank,  wie  seine  eigenen  Kinder.  Nur  die  Neigung  Luciens  zu 
Rose  Pompon  trübt  das  Verhältnis,  doch  geht  ihre  Neigung  nicht  so 
tief  und  deshalb  ist  sie  bereit,  gegen  eine  Abfertigung  von  30000  Franken 
von  ihm  zu  lassen.  Lucien  lässt  sich  zur  Ausstellung  eines  Wechsels 
verleiten,  vergreift  sich  am  Gelde  der  Bank  und  die  leichtfertige 
Rose  zieht  mit  der  Demi-Mondaine  Tub^reuse  und  zwei  Schurken  von 
dannen.  Diese  zwei,  lüstern  nach  dem  Gelde,  erdrosseln  Rose  und  die 
Umstände  sprechen  dafür,  Lucien  sei  der  Täter;  doch  die  Untersuchung 
belastet  ihn  nicht,  aber  sein  Onkel  G^rard  verlangt  Sühne  für  Luciens 
Fehltritte,  er  soll  als  Soldat  in  der  fremden  Legion  seine  Ehre  im  Kampfe 
gegen  die  Araber  wieder  reinigen.  —  La  Maison  desDames  Renoir 
von  Jacques  des  Gachons  (Paris,  Fontemoing)  ist  die  traurige  Ge- 
schichte des  Hauses  Renoir.  Die  schöne  Mme  Renoir  leiht  den  Liebes- 
werbungen Charles  Tissiers  ein  Ohr  und  ist  auch  denen  des  Kapitäns  Frilot 
nicht  abhold.  Zwischen  beiden  Verehrern  kommt  es  zum  Duelle,  in 
welchem  Tessier  verwundet  wird  und  sich  darauf  nach  Paris  zurückzieht. 
Der  etwas  hypochondrisch  angelegte  Mr  Renoir  macht  zwar  seiner  Frau 
keine  Vorwürfe,  erhenkt  sich  aber  am  nächsten  Bjiume.  Seine  Mutter 
wird  darob  irrsinnig  und  Frau  Renoir  peinigen  Gewissensbi.-se.  Ihre 
Tochter  Lucienne  blüht  indes  zur  Jungfrau  heran  und  fasst  zu  dem 
jungen  Doktor  Tissier,  der  sich  gegen  den  Willen  des  Vaters  und  trotz 
des  Geredes  der  Leute  in  Issondun  niederlässt:,  und  nach  vielen  Hinder- 
nissen  treten    beide   vor  den   Altar.     Man  vergleiche    den    romantischen 

16)  Von  ihm  eine  illustrierte  Ausgabe  von  Novellen  „Vend^e**  (Tours, 
Marne).  *r 


II  42  1^16  französische  Literatur  1904. 

Liebesroman  P^r^grine  et  P^r^grin  von  P^ladan  (Paris,  Mercure  de 
France).  —  Auf  ein  romantisches  Ritterschloss  führt  den  Leser  auch 
La  fianc^e  veuve  von  Fernand  Lafargue  (Paris,  Tallandier).  Ger- 
maine Privat  erwartet  als  Braut  ihren  Geliebten  Maxime  de  Luz,  doch 
man  bringt  ihr  dessen  Leiche.  Der  alte  Vater  Privat  arbeitet  auf  seinem 
Gute  am  Fusse  des  verschuldeten  Schlosses  derer  von  Luz,  bearbeitet  die 
Erde,  die  Ernährerin  aller  —  la  m^re  universelle  aux  puissantes  mamelles, 
la  terre,  nourriciere  des  hommes!  Nicht  biossauf  die  fruchtbaren  Felder, 
sondern  auch  auf  die  schöne,  gesunde  Germaine  hat  der  Schlossherr 
Georges  de  Luz  ein  Auge  geworfen  und  nach  manchem  Zaudern  in  Er- 
innerung an  Maxime  wird  Germaine  Comtesse  de  Luz.  —  An  Räuber- 
und  Ritterromane  erinnert  Le  R^voltö,  piece  en  un  acte  et  en  vers, 
von  Antoine  Yv an  (Paris,  Lemerre) ;  es  ist  die  Liebe  eines  Mädchens  zum 
stolzen  Banditen,  den  Vincent  de  Paul  aus  der  Gewalt  der  Bogenschützen 
rettet:  so  sehr  das  Mädchen  das  sündige  Treiben  des  Geliebten  verab- 
scheut, so  kann  sie  doch  seiner  Liebe  nicht  entsagen,  denn: 
Mais,  quand  il  entre  avec  son  air  de  majest6, 
II  est  mon  roi,  dans  sa  jeunesse  et  sa  beaut6, 
Avec  ses  yeux,  son  fier  sourire,  sa  parole 
Vibrante  et  douce.  Un  seul  baiser  et  tout  s'envole, 
Tous  les  chagrins,  tous  les  remords  sont  oubli^s. 
Auf  italienische  Intrigue,  die  nicht  vor  Mord  zurückscbeut,  ist  der  Roman 
Luciole  von  J.-H.  Rosny  (Paris,  Ollendorff')  aufgebaut.  Die  wilde 
Heldin  fasst  leidenschaftliche  Zuneigung  zu  dem  preussischen  Maler  Jean 
Savigny,  lässt  in  ihrer  Leidenschaft  Gatten  und  Onkel  ermorden  und 
heiratet  Jean.  Diesen  quält  eine  geheimnisvolle  Ahnung  von  Mitschuld 
und  er  findet  erst  einige  Beruhigung,  als  er  einem  Kinde  das  Leben  ge- 
rettet hat^'').  —  ün  petit  coin  du  monde  von  Jules  Perrin  (Paris, 
Fasquelle)  gehört  auch  hierher.  Mathieu  Roussel  hört  von  den  Gold- 
gruben in  Alaska  und  entwendet  dem  Baron  G6rusal  dreissigtausend 
Franken,  um  im  neuen  Eldorada  seinen  Töchtern  ein  Vermögen  zu  er- 
werben; er  wird  aber  des  Diebstahls  angeklagt  und  zu  zwei  Jahren 
Gefängnis  verurteilt.  Nach  Verbüssung  der  Strafe  geht  er  nach  Alaska 
und  erwirbt  sich  in  fünfzehn  Jahren  die  dem  Baron  geraubte  Summe, 
die  er  zurückstellt,  und  auch  sonst  noch  eine  bedeutende  Summe:  Er 
gilt  als  Millionär.  Seine  zwei  Töchter  sind  indes  von  Verwandten  er- 
zogen w^orden  und  Aline,  ein  gutes,  bescheidenes  Mädchen,  heiratet  den 
armen,  fleissigen  Jacques  und  lebt  mit  ihm  glücklich;  Denise  dagegen, 
schön,  feurig  und  ehrgeizig,  wird  die  Gesellschafterin  einer  reichen  Dame, 
lässt  sich  von  Herren  der  verschiedensten  Gattung  den  Hof  machen, 
entführen,  und  als  die  Nachricht  vom  Reichtume  des  Vaters  eintrifft, 
bietet  ihr  der  Vicomte  des  EcheroUes  die  Hand  an.  Dieser  Traum 
schwindet  aber  sofort,  als  man  erfährt,  es  sei  keine  Million,  sondern  nur 
70000  Franken;  der  Vicomte  verschwindet  und  Denise  geht  eine  ihrer 
Stellung  und  ihrem  Vermögen  entsprechende  Ehe  ein.  —  Einen  Aben- 
teuerroman aus  der  Bretagne  haben  wir  in  Le  Masque  d'Amour,  Le 
Marquis    de  Valcor;    Madame    de  Ferneuse,    2  vol.    von    Mme.   Daniel 

17)  Von  denaelbeÄ  Autoren  La  belle  Tessinoise  (Paris,  La  Revue). 


M.  Mayr.  II  43 

Lesneur  (Pari@,  Lemerre).  Renaud  de  Valcor  aus  altadeligem  bretonischem 
Geschlechte  und  Bertrand  aus  der  Fischerfamilie  Gael  ähneln  sich  beide 
sehr  und  wandern  nach  Amerika.  Renaud  hat  mit  der  Grafin  Gaetane 
de  Ferneuse  ein  illegitimes  Kind  Herv^  das  den  Namen  der  von  Fer- 
neuse  trägt.  Nach  Jahren  kommt  der  totgeglaubte  Benaud  mit  einer 
Tochter  Micheline  zurück  und  zu  dieser  fasst  bald  Herv6  Zuneigung;  der 
Heirat  steht  jedoch  entgegen,  dass  sie  Geschwister  sind.  Benaud  aber 
bestreitet  dies,  zeigt  der  Gräfin  gegenüber  auffallende  Kühle  und  weiss 
nichts  von  dem  Ringe,  den  die  Grafin  seinerzeit  ihrem  Geliebten  mitge- 
geben hat  Jetzt  wird  Herv6  von  der  Mutter  ausgesendet,  um  nach  dem 
Vater  zu  forschen,  und  findet  in  Amerika  die  Leiche  des  richtigen  Benaud 
mit  dem  Binge  am  Finger.  Die  Mutter  des  angeblich  in  der  Fremde 
verstorbenen  Bertrand  erkennt  im  falschen  Benaud  ihren  Sohn,  Micheline 
zeigt  auch  auffallende  Ähnlichkeit  mit  Bertrands  in  der  Heimat  gelassener 
Tochter  Bertrande.  Die  Mutter  sagt  aber  hievon  nichts,  da  Bertrand 
trotzdem  ein  wirklicher  Valcor  ist,  und  sie  verheimlicht  aus  Stolz  und 
Scham  diese  Tatsache,  die  alle  Verwechselungen  und  Ähnlichkeiten  erklärt. 
Der  wirkliche  Bertrand  und  der  falsche  Benaud  stürzen  sich  zum  Schlüsse 
von  einem  Felsen  ins  Meer.  —  Wie  hier  so  findet  sich  auch  ein  Bild 
des  Adels  in  dem  Boman  romanesque  Les  Bergeries  von  Claude 
Anel  (Paris,  L^vy),  wo  die  reizende  Jacqueline  in  die  Hände  des  rohen 
Charles  Morel  und  damit  in  eine  Sphäre  von  eigennützigen  Menschen 
auf  dem  Schlosse  Bergeries  fällt.  —  Der  nachgelassene  Boman  Beth- 
sab^e  von  Fernand  Lafakgue^^)  (Paris,  Flammarion)  führt  uns  ein 
Monstrum  in  einer  Familie  aus  den  oft  lebhaft  gezeichneten  Landes  vor, 
das  alles  beseitigen  will,  um  selbst  alleiniger  Erbe  zu  werden.  David 
d'Anglemar  hat  neben  den  physisch  schönen  Sohne  Michel  den  hässlich 
entstellten,  bösen  Bomuald.  Auf  dem  Schlosse  herrscht  ständig  Gesell- 
schaft und  die  Üppigkeit  verderbt  die  Umgebung.  So  verführt  David 
die  sittsame  Bürgersfrau  Elisabeth  Stains  —  eine  moderne  Bethsab^  — 
während  der  Abwesenheit  des  Gatten,  der  aus  Gram  in  den  Tod  geht. 
Das  Kind  dieser  Beziehung  setzt  der  heimtückische  Bomuald  dem  Sonnen- 
brande aus,  so  dass  es  stirbt.  Auch  seinen  Bruder  Michel  weiss  er 
meuchlings  beseitigen  zu  lassen;  doch  der  Bösewicht  soll  nicht  triumphieren, 
er  soll  nicht  der  Erbe  werden,  denn  aus  dem  Bunde  zwischen  David 
und  Bethsab^e  Stains  ersteht  ein  neuer  Sprosse. 

La  Collectionneuse,  Boman  von  J.-H.  Bossny  (Dluslration 
fran9.),  verwebt  den  Charakter  einer  Kunstliebhaberin  mit  einer  Erb- 
schaftsangelegenheit. Elisabeth  Ferronnaye  ist  eine  reiche  Kunstsammlerin 
und  will  diese  Kunstwerke  sowie  ihr  Vermögen  an  einen  Würdigen  ver- 
erben; deshalb  schliesat  sie  ihren  Neffen,  der  durch  geschäftliche  Speku- 
lationen alles  verliert,  von  der  Erbschaft  aus  und  bestimmt  für  ihn  nur 
eine  jährliche  Pension.  Dessen  Tochter  Jacqueline  soll  üniversalerbin 
werden,  wenn  sie  den  fieissigen,  begabten,  sympathischen  Graveur  Laty 
heiratet,  sonst  soll  Laty  selbst  erben,  denn  er  ist  ja  der  einzige,  der 
die  Kunstschätze  zu  würdigen  weiss.  Autoine  Ferronnaye  ahnt  aber  die 
Absicht  seiner  Tante  Elisabeth   und   deshalb   sucht  er  mit  betrügerischer 

18)  Vgl.  die  Biographie  Lafargiies  (f  1908)  von  Comte  La  Larmandie. 


II  44  Die  französische  Literatur  1904. 

Hilfe  Latys  das  ursprüngliche  Testament  zu  vernichten  und  benützt  die 
verschiedenen  Schlaganfälle  der  Tante,  um  sie  in  ein  Irrenhaus  zu  stecken. 
Durch  dieses  Vorgehen  noch  mehr  erbittert^  händigt  sie  Laty  ein  neues 
Testament  ein,  das  die  obige  Bestimmung  enthält,  der  sich  auch  schliesslich 
alle  fügen  und  so  werden  Jacqueline  und  Laty  ein  Paar.  —  Das  Dämo- 
nische einer  modernen  Erscheinung  behandelt  Rachilde(=Mme  VaijLiETTe) 
in  Le  Dessous  (Paris,  Mercure  de  France).  Die  schöne,  kluge 
Marguerite  Davenel  trifft  im  Hause  ihres  Vaters  den  anarchistischen 
Vagabunden  Fulbert,  der  sie  trotz  seines  rohen  Sarkasmus  interessiert 
und  ihr  schliesslich  gefällt,  ja  der  Autor  meint:  Elle  s'enfuit  heureuse 
des  injures,  comme  si  eile  avait  recueilli  dans  ce  repaire  une  ample  Pro- 
vision de  caresses.  Es  stellt  sich  bald  gegenseitige  Zuneigung  ein,  aber 
der  wilde  Geselle  eilt  von  dannen,  nimmt  für  kurze  Zeit  seine  Vaga- 
bundage wieder  auf,  bis  er  ganz  unerwartet  die  von  ihm  verlassene  und 
an  ihrem  Leben  bedrohte  Geliebte  Flora  findet.  Diese  erträgt  wiederum 
seine  Wildheit,  sein  Elend  und  seine  ungerechte  Eifersucht  und  lebt  bei 
ihm  für  die  Welt  als  eine  Schwester.  Auch  Marguerite  kommt  dorthin, 
und  den  Todeskeim  in  der  Brust,  bittet  Flora  diese,  dass  sie  Fulbert  als 
Schwester  lieben  möge,  und  geht  dem  Tode  entgegen.  Des  andern  Tages 
frdlt  Fulbert  als  Opfer  von  Margaretens  Rache  durch  einen  Schuss  zu 
Boden. 

Die  Romantik  eignet  sich  auch  die  modernen  Mittel  der  Hypnose 
und  des  Spiritismus  an  wie  im  dreiaktigen  Stück  Le  Message  von 
Edmoni)  Fley  (Paris,  Nouveau  Th^iltre).  Madeleine  Braux  ist  Mutter 
eines  Knaben,  hasst  aber  dessen  Vater,  ihren  Gatten,  und  als  das  Kind 
eines  natürlichen  Todes  stirbt,  gelingt  os  ihr,  durch  ein  geschicktes 
Medium  sich  selbst  zu  suggerieren,  dass  der  Vater  der  Mörder  sei,  ja 
das  Kind  selbst  erscheint  und  bestätigt  dies.  Die  exaltierte  Frau  bringt 
auch  ihren  Mann  dazu,  dies  einzugestehen,  nachdem  sie  ihm  lügnerischer 
Weise  gesagt,  der  Knabe  sei  eines  anderen  Mannes  Kind.  Die  krank- 
haft erregte  Frau  zückt  sogar  das  Messer  gegen  ihren  Mann  und  verliert 
somit  dun  Frieden  des  Herzens  und  des  Geistes. 

Eine  ganze  Sanindung  von  Spiritisten  und  Zauberern  bietet  Jean 
Ramkai:  in  dem  romantischen  Romane  Chevaliers  de  Tau-dela  (Paris, 
Ollendorfi*).  Mme  Toussaint  hat  ihr  Kind  verloren  und  gibt  sich  in 
ihrer  Trauer  um  dasselbe  allem  möglichen  Aberglauben  —  den  Chevaliers 
d'au-dela  —  und  vor  allem  dem  russischen  Betrüger  Klaroff  hin,  der  sie 
überzeugt,  dass  Lilettc  wirklich  vom  Tode  erstanden  sei.  —  Mit  dem 
Gruseln  der  ländlichen  abergläubischen  Vorstellungen  schmückt  Hugues 
Lepaire  in  Le  Courandier  (Paris,  Combert)  seine  Erzählungen  aus 
und  den  Hexenglauben  in  den  savoy sehen  Bergen  belebt  Henri  Bor- 
deaux in  Le  Lac  noir  (Paris,  Fontemoing).  Eine  Frau  in  gesegneten 
Umständen  wird  ermordet  und  dem  ungeborenen  Kinde  das  Herz  heraus- 
geschnitten. Advokaten  und  Richter  halten  nach  allen  Anzeichen  einen 
Nachbar  für  den  Täter;  nur  ein  Richter  wird  schwankend  und  leitet  den 
Verdacht  auf  einen  in  der  ganzen  Gegend  bekannten  Hexenmeister.  Es 
herrscht  der  Aberglaube,  dass  er  sich  durch  Verschlingen  des  Herzens 
von  einem  neugeborenen  Kinde  unsichtbar  machen  könne.  Vgl.  L'Ensor- 
cel6o  von  Barbey  d'Aurevilly.  Hier  seien  noch  erwähnt:  Der  legendäre  Aben- 


M.  Mayr.  II  45 

teuerroman  Les  Atlantes  von  Ch.  Lomon  und  B.  Gheusi  (Paris, 
Nouvelle  Revue),  wo  Mystik,  Legende,  Realität  und  Wissenschaft  mitein- 
ander abwechseln;  Maitre  du  Monde  von  Jules  Verne  (Paris,  Hetzel) 
ist  der  geniale  Erfinder  einer  Wundermaschine ;  ein  Wagen  mit  Rädern, 
ein  Luftballon,  ein  Schiff,  alles  nach  Belieben ;  in  Les  Derniers  Inva- 
lides (Paris,  Delagrave)  lässt  der  Autor  Guy  Peron  die  Invaliden 
deren  Erlebnisse  in  Afrika,  im  Krimkriege  etc.  erzählen  und  in 
Le  Tresor  des  Panthierry  von  Mme  Stanislas  Meunier  (Paris, 
Lemerre)  hat  der  Gelehrte  Held  die  Idee,  den  Schatz  zu  beheben,  den 
sein  Vater  während  der  Revolution  im  Schlosse  verborgen  hat.  Da  wohnt 
sein  verwitweter  Bruder  mit  der  schönen  Tochter  Etien nette.  Er 
schleicht  ins  Schloss,  um  den  Schatz  zu  suchen,  verliebt  sich  aber  in 
Etien  nette,  die  ihm  zuliebe  ihren  Bräutigam  lässt. 

Während  der  grösste  Teil  der  zeitgenössischen  Literatur  im  vollsten 
Sinne  mitten  in  der  Gegenwart  steht  und  sie  nicht  nur  wie  alle  Literaturen 
aus  derselben  historisch  zu  erklären  ist,  sondern  das  Verstehen  derselben 
auch  die  Kenntnis  der  gleichzeitigen  Bewegungen  auf  anderen  Gebieten,  den 
soziologischen  und  wirtschaftspolitischen,  voraussetzt,  so  ist  es  ein  Merkmal 
der  Zeit,    dass   sich   die   Poesie   auch   gegenwärtig   des  Rechtes   nicht  be- 
geben  hat,    ihre   Motive   aus   der  Vergangenheit    und   sogar  .aus   Poesie- 
produkten der  alten    und    neuen    Zeit  selbst   zu  holen.     So  macht  Bro- 
celiande,  lögende  dramatique  en  quatre  actes  et  en  vers,  von  Georges 
Chesley  (Paris,  Fontemoing)  den  Versuch,  mit  Ausnützung  aller  theatra- 
lischen   Effekte   und  Benützung    des    mittelalterlichen   Milieu    die    durch 
germanischen  Einfluss  umgebildete  bretonisch-gallische  Fabel  von  Tristan 
und  Isolde  in  ihrer  ursprünglichen  Form  wieder  herzustellen.     Dabei  wird 
die  Tristansage   mit  der   Gralsage   in  Verbindung  gebracht   und  vielfach 
für  die  handelnden  Personen  Charaktere  im  modernen  Sinne    aufgestellt. 
Mit  antiken  Motiven  wird   freies  Spiel  getrieben,   um  moderne  Sym- 
bole auszudrücken,  so  in  Les  Centaures  von  A.  Lichtenberg  (Paris, 
L6vy).     Die  Kentauren   lebten    in   Frieden,    so   lange  die  unreinen   und 
perfiden  Menschen  sie  nicht  belästigten.     So   streckte    einst  Naram  seine 
ruchlose  Hand   nach   der    goldblonden    Kaiida,    der  Tochter   des  Königs 
K16vorak,    aus   imd   diese  verschmähte  von  nun    ab   Kentaurenliebe.   Da 
kam  es  zum  Kampfe,    fast    alle  Kentauren  wurden  getötet    und  Naram, 
das   Haupt   der    Menschen,    schlang    seinen  Arm    um   Kaiida  und   diese 
empfand    Wollust.      Darob    erhob    sich    Kl^vorak,    zerschmetterte    seiner 
Tochter  den  Kopf,  zermalmte  Naram,   stürmte  dem  Meere  des  Okzidents 
zu  und  stürzte  sich  in  die  Fluten,  um  sein  Leben  den  ewigen  Gestirnen 
zurückzugeben.    —    Ein    beliebtes    Traumgebiet    ist    der    Kirchenglaube, 
sich  zurückziehen  in  das  mystische  Reich,  das    „für  sich  sein"   der  Seele 
mit  Gott.     In  La  Conqu^te  de  Jerusalem  von  Mme  Myriam  Harry 
(Paris,  Levy)  findet  der  Held  H61ie  Jamain  an  der  heiligen  Stätte  nicht 
das  gesuchte  Ideal,  denn,  etwas  Heidentum  im  Herzen,  fasst  er  bald  Zu- 
neigung zur  puritanischen  Diakonissin  und  nimmt  sie  zur  Frau.     Auf  der 
Reise  durch  das  heilige  Land  fühlt  sich  die  Frau  bald  nicht  im  Einklänge 
mit  der  religiösen  Gesinnung   des  Mannes    und    bedauert   deshalb,    nach 
Jerusalem    zurückgekehrt,    ihre  Verirrung  und  verlässt   den  Gatten,    um 
ganz  wieder  dem  Herrn  anzugehören.     H61ie  ist  bald  ganz  verlassen  und 


tl  46  I^ie  französische  Literatur  1904. 

geht  daher  in  dieser  Stadt,  „die  sich  von  Trauer  und  Tranen  nährt*', 
dem  Tode  entgegen  —  eile  se  nourrit  de  tristesse  et  de  larmes  .  .  .  eile 
n'est  point  aux  paiens  et  aux  chini6riques. 

Religiös  mystisch  angehaucht  ist  auch  Le  Visage  ^merveill^  (Paris, 
L6vy)  von  Mme  La  Comtesse  de  Noailles.  Die  Heldin,  ein  zartes, 
intelligentes,  empfindsames  Mädchen,  tritt  ins  Kloster  und  findet  da  nicht 
Zufriedenheit.  Die  Ergebenheit  ihrer  Schwestern  kann  ihr  liebesbedürftiges 
Herz  nicht  beschwichtigen,  und  als  sie  einen  jungen  Maler  im  Kloster 
erblickt^  wallt  ihr  Sinn  auf,  ihre  Ruhe  ist  dahin  und  schmerzvoll  seufzt 
sie :  J'ai  un  coeur  amolli  qui  s'abandonne ...  Je  suis  une  vall6e  6troite 
oü  un  immense  soupir  est  entr^.  So  leidet  sie,  bis  sie  der  Jungfrau 
Maria  im  duftenden  Monate  Mai,  wo  alle  Frauen  zu  ihr  Zuflucht  nehmen, 
ihr  Leid  und  ihr  Glück  aufopfert.  In  ähnlichem  Sinne  sind  auch  die 
Novellen    Histoires   cchevel6es    von  Florian  Parmentier  gehalten. 

Die  Abkehrung  von  der  Welt  hat  die  lyrische  Episode  in  Versen 
Adagio  Consolan te  (Adagio  consolateur)  von  Adolphe  Ribaux  und 
C.  Antona-Traversi,  musique  von  Pompilio  Sudessi  (Paris,  Lemerre), 
zum  Gegenstande.  Anselme  hat  mit  seiner  C16op&tre  Ruhm  geemtet, 
an  der  Seite  der  Künstlerin  La  Torelli,  der  Darstellerin  seiner  Heldin, 
Liebe  genossen;  doch  sein  Liebesstern  begann  zu  schwinden,  die  Falsche 
betrog  ihn  und  deshalb  suchte  er  hinter  den  Klostermauem  Ruhe  und 
Wiedergenesung : 

Tout  respire  en  ces  lieux  une  paix  infinie. 
Le  triste  coeur  et  troubl6  renait  a  Tharmonie. 
Mut  und  Hoffnung  kehren  ihm  wieder.     Sein  Herz  muss  aber  noch  einmal 
die  Probe  bestehen:    Die   gealtert«  La  Torelli  will    ihn    noch    einmal    in 
ihre  Arme  ziehen,  indem  sie  ihn  an  die  Vergangenheit  erinnert.     Da  tönt 
das  Ave  Maria  (musique  divine!)   an    sein  Ohr;   Liebe  und  Ehrgeiz  sind 
in  ihm  erstorben,  er  will  nur  Gott  und  dem  ewigen  Leben  angehören: 
Je  suis  a  Dieu,  je  suis  a  la  vie  ^ternellel  .  .  . 
C'est  ä  Dieu  qu'il  faut  demander  pardon  ...  il  est  dement! 

Im  heiligen  Gesänge,  von  seinem  Violoncelle  begleitet,  findet  er 
nach  des  Lebens  Stürmen  Ruhe  und  die  wahren  Güter.  —  Vergleiche 
zu  den  hier  angeführten  Werken  romantischen  Charakters  auch  manche 
in  anderen  Kapiteln  erwähnte,  wie  Pastel  Vi  van  t  von  P.  Flat  (siehe  VI). 

V.  Historische  Stoffe.  In  den  früheren  und  auch  späteren  Kapiteln 
finden  sich  vielfach  Werke  mit  historischem  Hintergrunde;  hier  seien  noch 
solche  erwähnt,  wo  dieser  mehr  in  den  Vordergrund  tritt.  Die  mythische  Er- 
zählung von  Leander  und  der  Venuspriesterin  Hero  sowie  die  Liebe  der 
schönen  Griechin  Eucharis,  der  Freundin  H^ros,  zu  dem  Sklaven  Er- 
manos  erzählt  Edgar  Capelin  in  Les  Amies  de  Madytos  (Paris, 
Dujarric);  die  Geschichte  der  Seniiramis  bringt  die  vieraktige  Tragödie 
S^miramis  von  P^ijidan  (Nimes,  Amphith6&tre)  auf  die  Bühne,  in 
Les  Amours  de  Lycippe  et  de  Clitophon  von  Pierre  de  Querlon 
und  Charles  Verrier  (Paris,  Mercure  de  France)  ersteht  wieder  das 
Liebesleben  im  alten  Tyrus  und  Alexandrien,  wo  um  die  zwei  Liebenden 
nachklassische  verderbte  Sitten  in  buntem  Durcheinander  abwechseln. 
Historisches  Gewand  hat  die  symbolische  Dichtung  Le  Masque  de 
Sable,  histoire  veritable  du  grand  Sphinx  von  Maurice  Vaucaire 


M.  Mayr.  II  47 

(Paris,  Joanin).  Das  Volk  bririf^  zu  Pharaons  Krönung  Eph^ne,  die 
Tochter  einer  Priesterin,  als  Huldigung  —  sie  gilt  als  die  verkörperte 
Beele  des  Volkes.  Am  selben  Tage  heiratet  der  König  Fiedda,  die 
Tochter  des  soeben  besiegten  Feindes;  er  liebt  aber  Eph^ne,  die  sich  aus 
Gram  in  den  See  stürzt,  gerettet  wird,  aber  gelähmt  ist.  Pharaon  fleht 
umsonst  zu  der  Göttin  um  deren  Heilung,  flieht  aus  Schmerz  in  die 
Wüste  und  errichtet  seiner  Geliebten  die  Sphinx  von  Gizeh.  Indes 
heilt  ein  Arzt  Eph^ne,  die  Pharaons  Aufenüialt  auskundschaftet,  die 
Königin  dorthin  führte  die  sich  aber  einsam  fühlt  und  sich  tötet.  Jetzt 
erklart  der  Priester,  Pharaon  könne  Eph^ne,  die  „Seele  des  Volkes", 
heiraten.  Ihr  Sohn  ist  Menes,  der  erste  König  der  ersten  Dynastie.  — 
Das  sinkende  Heidentum  im  alten  Ägypten  zeichnen  Aim£  Giron  und 
A.  TozzA  in  dem  Romane  Antinois  (Paris,  Ambert)  und  das  Eindringen 
des  Christentums  in  Born  führt  Le  Roman  d'une  äme  antique  von 
G.  DE  PiMODAN  (Paris,  Vanicr)  vor.  Marius  Julius  Classicus,  der  Ur- 
enkel des  zum  Kaiser  ausgerufenen  Sabinus,  sucht  vergeblich  in  den 
Lehren  der  antiken  Philosophen  die  Erklärung  des  Wesens  der  Dinge 
und  wird  durch  das  Eindringen  der  Germanen  veranlasst,  sich  an  die 
Spitze  einer  Verschwörung  zu  stellen ;  dabei  verraten,  zum  Tode  verurteilt, 
lernt  er  durch  das  Beispiel  seines  griechischen  Sekretars  Thaies  die  Lehre 
des  Christentums  kennen  und  stirbt  gläubig  am  Kreuze.  —  Ein  Gemenge 
von  Christentum  und  Islam  findet  sich  in  L'Empereur  de  Carthage 
von  Alfred  Rambaud  (Paris,  Flammarion).  Der  Autor  lasst  das  christ- 
liche Karthago  des  7.  Jahrhunderts  mit  seinem  Glänze  wieder  aufleben, 
wo  römisches  und  griechisches  Wesen  mit  arabischem  sich  paart,  so  im 
Kampfe  des  Patriziers  Gregorius  gegen  die  Tyrannei  des  byzantinischen 
Kaisers.  Die  Prinzessin  Ir^ne,  die  Tochter  des  Herrschers  von  Karthago, 
wendet  ihre  Liebe  dem  muselmanischen  Krieger  Ben  Zob6ir  zu,  der  ihren 
Vater  besiegt  hat,  und  opfert  sich,  um  ihm  Leben  und  Freiheit  zu  retten. 
—  C0MTE88E  DE  Pesqüidoüx  entwirft  in  L'Omnium  (Lille,  Soc.  d'6d. 
mod.)  getreue,  lebendige  Bilder  aus  der  Zeit  Neros.  Die  edle,  heidnische, 
hochmütige  Römerin  Valerie  ist  der  ephemeren  Liebe  satt  und  fasst  zu 
dem  Künstler  Claude  aufrichtige  Zuneigung.  Dieser  steht  im  Verdachte, 
dem  Christenglauben  zugetan  zu  sein,  denn  er  liebt  die  schöne  gallische 
Christensklavin  Paula.  Trotz  der  Bemühungen  der  Valerie,  in  deren 
Hera  sich  auch  Gefühl  für  die  neue  Lehre  regt,  den  schönen  Künstler 
für  sich  zu  gewinnen,  bleiben  sich  Claude  und  Paula  treu  und  gehen,  den 
Christenglauben  im. Herzen,  in  den  Tod.  An  diese  Werke  schliessen  sich  Les 
Amies  de  Madytos  von  E.  Capelin  und  das  Versdrama  Armide  et 
Gildis  von  Camille  de  St.-Croix,  wo  die  Zirze  der  christlichen  Epopöe 
wieder  auflebt  und  der  Widerstreit  zwischen  Liebe  und  kriegerischer 
Tugend  in  sechs  Tableaux  vorgeführt  wird.  —  Von  spanischer  Ritter- 
lichkeit erzahlt  Le  Roman  de  TEspagne  heroique  von  Gaston 
RouTiER^*),  (Paris,  Sava^te)und  zwar  nach  einem  alten  Manuskript,  vielleicht 
aus  dem  XI.  Jahrhunderte,  die  Taten  des  ritterlichen  Gotensprossen  Chinda- 
viste,  der  überall  Sieg   und  Tod  säet.     Nach   mancherlei  Gotteslästerung 

19)  Dem  Roman  ist  als  Anhang  eine  eingehende  Biographie  des  Autors 
beigegeben. 


II  48  Die  französische  Literatur  1904. 

kehrt  er  in  den  Schoss  der  christlichen  Kirche  zurück,  nachdem  er  die 
Höllengeister  bezwungen,  findet  endlich  seine  Braut  R6ciberga,  zieht  voll 
Trauer  über  ihren  Verlust  gegen  die  Mauren  und  wird  Retter  und  König 
seines  zerrütteten  Vaterlandes.  Nach  einer  prophezeienden  Vision  erbaut 
er  das  Kloster  des  h.  Boman  v.  Hornja,  wo  er  mit  seiner  geliebten  R^i- 
berga  begraben  wird.  —  In  das  französische  Mittelalter  lenken  uns 
L'Abbaye  des  Damn6es  von  Paul  Dollfus  (Paris,  Fasquelle),  die 
ti-agischen  und  heiteren  Erzählungen  Contes  de  la  Vieille  France 
von  Jean  MorI^as  (Paris,  Mercure  de  France)  und  die  Zeit  des 
Königs  Ren6  von  Anjou  belebt  Fernand  Sarnette  in  La  Princesse 
fugitive,  fabliau  en  un  acte  (Paris,  Th6Ätre  d'Art).  Der  Dichter  Cas- 
carinet  hat  das  Herz  der  sechzehnjährigen  Prinzessin  Yseultine  in  Liebe 
entflammt.  Er  trägt  um  den  Hals  einen  vielgesuchten  Wunderkern,  aus 
dem  ein  prächtiger  Baum  mit  kostbaren  Früchten  erwachsen  soll.  Ist 
der  Träger  ein  Unedler,  so  verfällt  er  dem  Tode.  Es  erstehen  dem 
Dichter  strenge  Kläger,  doch  endlich  siegt  er  und  heiratet  die  Prinzessin. 
—  Die  Zeit  Heinrichs  IV.  von  England  bringt  wiederum  Jacques 
RiCHEPiN  in  dem  fünf  aktigen  Versdrama  Falstaff,  wo  ziemlich  unab- 
hängig von  Shakespeare  die  tollen  Streiche  des  Prinzen  Harry  und  seines 
Genossen,  des  dicken  Schlemmers  behandelt  werden;  doch  der  Prinz  zieht 
aus  dem  zügellosen  Leben  nur  Belehrung,  überlässt  seine  Genossen  den 
Ausschweifungen  und  wird  nach  dem  Tode  seines  Vaters  Heinrichs  IV. 
ein  guter  König.  Man  vergleiche  hiezu  die  vieraktige  Verskomödie  Le 
Vert  Galant  von  Louis  Marsolleau  und  A.  Souli^  (Paris,  Od6on), 
welche  die  Liebe  dieses  Königs  zu  der  schönen  Charlotte  von  Mont- 
morency  zum  Gegenstande  hat.  —  Die  Religionskämpfe  unter  Karl  IX. 
und  dabei  den  Seelenkampf  des  hugenotischen  Ritters  A.  de  Rougi^res, 
dessen  Liebe  zu  einer  Katholikin  und  endlich  dessen  Tod  beleuchten 
Les  H^r^tiques  von  Alphonse  Benvenisti  (Paris,  Plön).  Reiche 
Ausbeute  gewährt  noch  immer  das  17.  Jahrhundert:  Madame  de  Main- 
tenon  k  Caint-Cyr  von  D'Haussonville  und  G.  Hanotaux  (Paris, 
L6vy),  nach  bisher  ungedruckten  Dokumenten  die  letzte  Zeit  der  be- 
rühmten Favoritin,  wobei  man  auch  ihre  Briefe  an  ihre  Nichte  Mme  de 
Caylus  erfährt.  —  Der  Abenteuerroman  La  Messe  Noire  von  Gabriel 
Legu6  (Paris,  Fasquelle)  hat  die  Montespan,  Bilder  des  Hofes  Lud- 
wigs XI V.  (Catherine  Deshayes,  Monvoisin  dite  La  Voisine,  eine  be- 
kannte Zau  berin  und  Giftmischerin  etc.)  zum  Gegenstande. 

Das  Stück  La  Montespan^®)  von  Romain  Roland  bringt  ein 
Bild  des  französischen  Hofes  zu  Versailles  um  das  Jahr  1680,  als  der 
Stern  der  allmächtigen  Kurtisane  schon  im  Sinken  war.  An  diesem  ver- 
pesteten Hofe,  wo  die  einen  ihre  Seele  dem  Teufel  um  Geld,  die  andern 
um  Ehre,  die  dritten  um  Ijiebe  verkauften,  war  alles  voll  Korruption 
und  Laster;  die  Königin  sagt:  La  cour  est  infect^e.  Les  uns  ont  vendu 
leur  äme  au  diable  pour  de  l'argent,  les  autres  pour  des  honneurs,  les 
autres  —  c'est  le  plus  ignoble  —  les  autres  pour  de  Tamour!  .  .  . 
Tout  est  dans  la  terreur.     On  n'ose  plus  rien  toucher:  tout  a  le  goüt  de 

20)  Siehe  La  Revue  d'art  dramatique  et  musicale,  X,  1904,  Paris,  25,  nie 
d'ülm. 


M.  Mayr.  H  49 

poison.  Ce  matin^  eii  traversant  la  Galerie  des  BatalUes,  soudain  une 
odeur  de  souffre  m'a  saisi  ä  la  gorge.  —  Mafie-Aube:  Les  murailles,  lea 
draps,  tout  me  semble  gras  de  vice.  L'haleine  de  la  mort  me  suffoque  . .  . 
Ne  sentez-vous  pas  autour  de  moi  rhorreur  de  Fadul töre?  —  Die  laster- 
hafte Gesellschaft  kehrt  sich  aber  dabei  um  keinen  Gott,  um  keine 
Religion,  denn  wozu  denn  Gott  mit  solchen  Kleinigkeiten  belästigen, 
meint  Mlle  de  Fontanges:  fau1>il  d^ranger  Dieu  pour  cela?  Et  puis,  a 
quoi  serviraient  les  confesseurs,  si  Ton  n'avait  rien  ä  leur  raconter?  — 
Die  Königin  sagt  vom  König  selbst:  II  faut  qu'il  bröle  toujours  pour 
quelque  cotillon.  Den  Wunsch  der  Montespan  drückt  der  Dichter  mit 
den  Worten  aus:  „Je  demande  Tamour  du  Roi:  qu'il  me  soit  continuö. 
Que  nulle  autre  n'entre  dans  son  lit.  Que  mes  rivales  meurent.  Que 
la  race  de  la  Reine  s*6teigne  sans  enfants,  que  mes  enfants  prennent  leurs 
places  dans  leurs  honneurs  et  dans  le  tr^ne:  Que  je  sois  toute-puissante 
aux  conseils  du  Roi  ...  La  Reine  4tant  r^pudi^e,  je  puisse  6pouser 
le  Roi."  Doch  dieser  Wunsch  ist  umsonst,  der  König  ist  ihrer  schon 
überdrüssig,  denn  seit  15  Jahren  liebt  er  sie  schon  und  das  ist  eine 
lange  Zeit:  Cest  un  long  t-emps  pour  un  amour!  —  In  Les  Rencontres 
de  M.  de  Br6ot  zeichnet  Henri  de  R^onier  ein  sonderbares  Sitten- 
gemälde oder  vielmehr  eine  burleske  Komödie  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert, denn  in  der  Vorrede  heisst  es:  Ce  sont  cux  que  le  dix-septieme 
si6cle  appelait  du  nom  de  li bertin s.  —  Es  sind  die  Erlebnisse  des 
weichgestimmten  Herrn  von  Br^ot,  der  von  der  Provinz  in  die  Haupt- 
stadt kommt,  um  da  Glück  zu  machen,  da  in  den  Kreis  der  Mme  de 
Blionne  gerät;  diese  ergeht  sich  als  Brunnennymphe  in  Wollust  mit 
tanzenden  Frauen  —  cette  belle  personne  ressemblait  assez  bien  a  une 
fontaine  tant  par  le  bassin  miroitant  de  sa  robe  que  par  la  vasque  de 
ses  ^paules  et  la  frange  de  sa  coiffure  ^tincelante.  —  Von  dieser  Ge- 
stalt ist  der  Held  wie  besessen  und  geniesst  mit  ihr  im  Glänze  der 
Feerien  göttliche  Liebe.  Darum  webt  der  Autor  eine  Reihe  anderer  zeit- 
gemässer  Gestalten.  —  An  die  Zeit  Richelieus  erinnert  das  kleine  Vers- 
drama La  main  lourde  du  Cardinal  de  Richelieu  von  Armand 
Bourgeois  und  der  Roman  La  Vie  amoureusc  de  Franyois  de 
Barbazanges  von  der  retrospektiven  Schriftstellerin  Mme  Marcelle 
TiNAYRE*^)  (Paris,  Levy)  erwähnt  eine  romantische  Liebesgeschichte 
aus  dem  17.  Jahrhunderte,  wo  der  Held  Franyois  nach  dem  gestellten 
Horoskop  eine  glorreiche,  aber  einzig  dastehende  Liebe  erleben  werde, 
denn  bei  seiner  Geburt  wurde  Venus  von  Saturn  erschreckt  —  dont  la 
face  mal^fique  apparaissait  de  Tautre  cöt6  du  ciel  entre  les  quatre  6toiles 
du  capricorne.  —  Er,  der  schöne,  sanfte  Fraii9ois,  ist  im  Gegen satze  zu 
seinem  Jugendgenossen  Pierre  Broussol  allen  weiblichen  Liebeswerbungen 
feind,  weist  die  in  duftenden  Spitzen  prangende  Mme  Phelletin  ebenso 
zurück  wie  das  zierliche  Mädchen  aus  dem  Volke,  Margot  La  Chabrette, 
die  aus  Liebosgram  in  den  Wellen  den  Tod  sucht.  Fran9ois  verläset 
seine  Heimat,  geht  auf  Reisen  und  da  trifft  er  trotz  der  Abmahnungt»n 
eines  Fischers  auf  dem  Schlosse  Cbmbareilh  die  gefürchtottj,  schöne  Hya- 
cinthe;    sein  Flötenspiel    erweicht    ihr  Herz,    die    mondhelle   Nacht   führt 


21)  Vgl.  ihren  Roman  Maison  du  p^h^, 

Vollmöller,  Born.  Jahretbeiictat  VIIX. 


II  50  I^ie  französische  Literatur  1904. 

beide  als  Liebende  zusammen,  was  er  den  andern  Morgen  mit  dem  Leben 
büssen  muss;  ein  Schuss,  streckt  ihn  an  der  Alleekrümmung  nieder. 
—  Louis  XV.  et  Mme  de  Pompadour  von  Pferre  de  Nolhac 
(Paris,  L^vy)  entrollt  das  ganze  Liebesleben  dieser  allmächtigen  Dame 
und  die  einzelnen  Kapitel  geben  einen  Überblick  über  die  breite  Anlage 
des  Werkes:  Mme  de  Nonnaux  d'Etioles,  L'arm^  de  Fontenoy,  La  vie 
ä  la  Cour,  Le  triomphe  de  la  Marquise,  Les  Voyagee,  les  maJsons,  la 
famille.  Anschliessend  erzählt  Eugene  Demolder  in  Le  Jardinier 
de  la  Pompadour  (Paris,  Mercure  de  France)  von  dem  Liebesverhältnisse 
der  hohen  Dame  und  dem  Gärtner  Jasmin  Buguet,  der  sich  mit  der 
schönen  Soubrette  Martine  verheiraten  muss.  Um  dieses  Paar  und  die 
königliche  Favoritin  ist  ein  ganzer  Schwann  von  Kurtisanen,  Soubretten 
und  Dirnen  und  über  ihnen  allen  der  König  Ludwig  XV.  —  Ein  Sitten- 
bild der  hohen  französischen  Aristokratin  des  18.  Jahrhunderts  entwirft 
La  Marquise  de  Montesson,  douairifere  d'Orl^ans  (1738 — 1805)  von 
Joseph  Turquan  (Paris,  Tallandier)  und  in  die  Zeit  der  grossen  Revo- 
lution führt  Saturn ales  rouges  von  Fernand  Nief,  welches  Werk 
der  Autor  selbst  Roman  des  temps  r6volutionnaires  nennt.  —  Ein  grauses 
Bild  aus  dem  Leben  der  Halbwelt  am  Ausgange  des  18.  Jahrhunderts 
gibt  Henri  d'Alm^as  in  der  Ijebensbeschreibung  der  Emilie  de 
Sainte-Amaranthe,  die  mitten  unter  den  reichen  Buhlen  ihrer  nicht 
schönen,  aber  liebenswürdigen  und  geistreichen  Mutter  heranwuchs  und 
beim  Ausbruch  der  grossen  Revolution  dreizehn  Jahre  zählte.  Sie  wunle 
die  Frau  des  reichen  Herrn  von  Sartine,  um  ungescheut  die  Maitresse 
des  Schauspielers  Ellevion  zu  werden,  des  Abgottes  aller  Pariser  Damen. 
Fälschlich  beschuldigt,  mit  dem  Schreckensmann  Danton  in  Verbindung 
zu  stehen,  wurde  die  ganze  Familie  Amaranthe  samt  Parteigenossen  ver- 
haftet^ ins  Gefängnis  gesteckt,  eines  Komplets  gegen  die  Republik  be- 
schuldigt, zum  Schafott  verurteilt,  in  rote  Hemden  gesteckt  und  auf  offenem 
Leiterwagen  zum  Richtplatz  geführt,  wo  die  frivole  achtzehnjährige  Pariserin 
Emilie  mit  den  Ihren  endete. 

In  der  einaktigen  historischen  Komödie  La  f^te  des  Roses  (Paris, 
Lemerre)  beleben  die  Autoren  Emile  Bl^mont  und  Jui^s  Truffier 
die  Zeit  von  Carnot,  Fouche,  Robespierre  wieder  und  Isabell  Kaiser 
in  Vive  le  Roi  (Paris,  Perrin)  und  Auguste  Barrau  in  Chez  nous 
(Paris,  Biblioth^ue  de  TAssociation)  die  historischen  Ereignisse  in  der 
Vend^e.  Hierzu  vergleiche  man  auch  Le  Roman  d*un  Convention nel 
von  Ernebt  Daudet  (Paris,  Hachette),  M6moires  du  duc  deChoiseul 
(1719 — 1785)  und  das  historische  Drama  Varennes,  six  tableaux, 
von  Henri  Lavedan  und  G.  Lenötre  (Paris,  Librairie  Universelle, 
ThMtre  Sarah  Bernhardt).  Heldentaten  französischer  Soldaten  aus  der 
Zeit  des  Königtums,  der  Republik  und  des  ersten  Kaiserreichs  führt 
Henry  d'Estre  in  Au  temps  du  panache  (Paris,  Plön)  vor  und  das 
Stück  La  Montanster")  von  Robert  Flers,  Gaston  de  Caillavet 
und  JoFFRiN  (Paris,  Gait6)  bringt  die  bekannte  Schauspielerin  und 
Theaterdirektorin   mit    ihrer  Truppe    auf    die   Bühne.     Generäle,  Prinzen, 


22)  Vgl.  Bonaparte  Fianc^  ä  Mlle  Montansier,    Iconographie   de  la  Mon- 
tansier  in  Interm^iaire  des  chercbeurs  et  des  curieux,  1904,  20  avril. 


M.  Mayr.  H  51 

Btaatsmänner  und  sonstige  einflussreiche  Männer,  sowie  arme  Künstler 
werben  um  die  Liebe  der  alternden  Dame.  Sie  ist  nahe  daran,  vom 
Konvente  verhaftet  zu  werden;  sie  beweist  aber  ihren  Patriotismus,  indem 
sie  ihre  Schauspieler  auffordert,  in  das  Heer  der  Bepublik  einzutreten. 
Sie  zieht  ins  Feld  und  ihre  Schauspielerinnen  mit,  um  die  Soldaten  zu 
pflegen;  so  führt  sie  bei  Jemappes  die  Franzosen  zum  Siege.  Zuletzt 
gibt  sie  im  Theater  auf  dem  Schlachtfelde  das  Stück  Mathurine  Punie 
und  während  des  Stückes  versöhnt  sie  sich  —  in  Wirklichkeit  —  mit 
ihrem  Geliebten.  —  Die  oft  behandelte  Zeit  der  schönsten  Frau  Frank- 
reichs unter  dem  ersten  Kaisertum  beleuchtet  neuerdings  der  junge 
Schriftsteller  Edouard  Herkiot  in  Mme  R^camier,  einen  Beitrag  zur 
Napoleonliteratur  liefern  Mömoires  pour  servir  ä  Thistoire  de 
France  sous  le  r^gne  de  Napoleon,  6crites  ä  8ainte-H61ene  sous 
la  dict^e  (Paris,  Garnier)  und  Le  R6tour  des  cendres  von  E.  M.  Sutter 
Lauman  (Paris,  Daragon). 

La  Grande  Aventure,  Roman  d'histoire  contemporaine  von 
Georges  de  Labrüt^ire,  hat  die  Ereignisse  der  Julimonarchie  von  dem 
bekannten  Strassburger  Komplott  (Oktober  1886)  an  zum  Hintergrunde 
und  für  die  Situation  sind  die  Worte  des  Königs  charakteristisch:  Un 
complot  en  pr^paration.  Un  jeune  homme,  un  fou,  qui,  parce  qu'il  porte 
le  nom  de  Napoleon,  s'imagine  avoir  h6rit6  de  son  g^nie,  a  r^v6  de  me 
chasser  de  tröne  ...  Et  il  s'appr^te  a  fomenter  une  sedition  parmi  les 
troupes  m^mes  que  vous  commandez  avec  tant  de  distinction,  Baron 
Voirol;  c'est  ä  Strasbourg  qu'il  a  dessein  .  .  .  Historische  Erinnerungen 
aus  der  Revolutionszeit  gibt  F^licien,  souvenir  d'un  6tudiant  de  48, 
von  Charles  Louis  Chassin  (Paris,  Gorn^ly)  und  politische  und  literarische 
Berühmtheiten  aus  dem  zweiten  Kaisertum  enthalten  Mes  premi^res 
armes  politiques  et  litt^raires  von  Edmond  Adam  (Paris,  Lemerre). 
Wie  in  früheren  Jahren  so  ist  auch  diesmal  der  Krieg  von  1870 — 71*'*) 
vielfach  der  Gegenstand  für  literarische  Tätigkeit,  so  entwirft  Paul 
GiNiSTY  in  Paris  intime  en  r^volution  (Paris,  Fasquelle)  ein  düsteres 
Bild  der  Schrecken  der  Kommune,  die  uns  ebenso  drastisch  in  La  Commune 
von  Paul  et  Victor  Margueritte  (Paris,  Plön)  vor  Augen  treten. 
Durch  die  vier  Werke  D6sastre,  Tron9ons  du  glaive.  Braves  Gens  (vgl.  Jahres- 
bericht VI  und  VII)  und  La  Commune  glauben  die  Autoren  einer  nationalen 
Aufgabe  nachgekommen  zu  sein,  denn  sie  sagen  selbst:  En  remettant  en 
lumi^re  les  deux  figures  qui,  aprös  les  d^sastres  et  a  travers  la  lutte  des 
braves  gens,  personnifi^rent  la  nation:  la,  Gambetta,  inspirateur  h^roique 
de  la  defense  nationale,  ici,  Thiers,  libörateur  d'un  territoire  qu'il  n'avait 
pas  juge  bon  de  disputer  par  les  armes  jusqu'au  bout,  ce  que  nous  pr^tendons 
montrer,  c'est  la  n^cessit^  impßrieuse,  vitale  de  la  guerre,  de  la  guerre 
acharn^e,  quand  eile  döfend  le  sol  et  Tavenir  de  la  Patrie.  —  Der  Eintritt 
französischer  Soldaten  in  die  Schweiz  liegt  dem  Romane  Une  jeune 
fille  von  Mme  Louis  Georges  Renard  (Paris,  Bibl.  de  femme  nou- 
velle)  zugrunde.  Die  anziehende  Schweizerin  Antoinette  erzählt  ihre 
Kinder-  und  Mädchenzeit.  Mit  dem  Tode  ihres  Vaters  kommt  der  Ernst 
des  Lebens  zur  Zeit  des  Krieges  1870 — 71,  wo  viele  Verwundete  in  der 

23)  Vgl  La  Guerre  de  1870—71  von  General  Zurlinden  (Paris,  Hachette). 

4* 


II  52  i^ie  französische  Literatur  1904. 

Schweiz  liegen:  unter  diesen  ist  auch  Jean  Berthoy,  dem  Antoinette  ihr 
Herz  schenkt.  Sie  werden  aber  getrennt,  finden  sich  in  Paris  wieder, 
und  erst  nachdem  die  strenggläubige  Mutter  Antoinettens  über  den  religiösen 
Indifferentismus  des  Bräutigams  beruhigt  ist,  werden  beide  ein  glück- 
liches Paar. 

VI.  Liebe.  Dass  die  Liebe  ein  Mikrokosmus  des  Lebens  ist, 
lehrt  C.  Bouü£  in  L'Amour,  miroir  de  l'humanit^  (Paris,  Miehalon); 
dem  einem  wird  sie  zum  Verhängnisse,  ja  sogar  zum  Tode,  dem  andern 
eine  Quelle  des  Glücks,  so  in  L'inevi  table  Amour  von  Adolphe  Aderer 
(Paris,  L6vy).  Der  von  mehreren  Kritikern  als  moderner  Misanthrop 
bezeichnete  Maurice  Donnay  will  in  der  vieraktigen  Komödie  L'Escalade 
(Paris,  Renaissance)  diesen  Stoff  zu  einer  wissenschaftlichen  Betrachtung**) 
machen.  Der  Gelehrte  Guillaume  Soindres  hat  eine  wissenschaftliche  Alv 
handlung,  Essai  sur  la  prophylaxie  et  la  thßrapeutique  de  Tamour,  ge- 
schrieben; die  Symptome  der  Liebe  können,  meint  er,  wie  bei  anderen 
Ijeiden  experimentell  untersucht  werden,  gegen  die  es  aber  keine  Mittel 
gebe.  Der  alternde,  bisher  gegen  Liebe  unempfindsame  Gelehrte  Soindres 
wird  in  die  Netze  der  schönen,  reichen,  koketten  Witwe  Cecile  de  Gerberoy 
gezogen;  diese  durch  unglückliche  Ehe  verbitterte  Dame  will  durch  kalte 
Koketterie  an  den  Männern  für  entgangenes  Liebesglück  Rache  nehmen, 
unterliegt  aber  doch  schliesslich  der  Leidenschaft  des  aufrichtig  liebenden 
Mannes.  Der  Gelehrte  kämpft  anfangs  gegen  seine  leidenschaftliche 
Neigung  an,  lässt  aber  doch  schliesslich  seine  wissenschaftliche  Arbeit 
liegen,  dringt  nachts  auf  einer  Ijeiter  (Escalade)  in  ihr  Zimmer  und  die 
Frau  unterliegt  seiner  Liebeswerbung.  —  Dieselbe  Allgewalt  der  Liebe 
über  die  wissenschaftliche  Skepsis  setzt  sich  auch  über  die  Bedenken  der 
Sitte  hinweg,  wie  in  Une  Page  de  Vie  von  Claude  Reni  (Paris, 
Juven).  Die  junge  Ijehrerin  Therese  ist  Mutter  und  Witwe,  fühlt  sich 
zu  dem  bürgerlichen,  praktisch  gesinnten  Raoul  hingezogen.  Als  sie  sich 
Mutter  fühlt,  will  er  jede  Verpflichtung  von  sich  abwälzen,  indes  sich 
die  vertrauensvolle  und  energische  Mutter  ganz  der  Sorge  um  das  Kind 
hingibt  und  auch  den  Geliebten  über  die  Vorurteile  der  Welt  erheben 
möchte,  denn  „Quand  un  attrait  mysterieux  a  rapproche  deux  ^tres,  c'est 
ä  Täme  la  plus  clairevoyante  de  prendre  conscience  de  Tamour  le  plus 
61ev^,  et  si  eile  est  as^e«  forte,  d'entrainer  Fautre  avec  eile  vers  les 
sommets."  —  Wie  aber  freie  Liebe  oft  zum  Un  heile  wird,  ersieht  man  in 
dem  Romane  La  Pente  (Paris,  Plön),  wo  die  Autorin  Mme  Claude 
LoRRis  die  These  aufstellt,  dass  jedes  Wesen  ein  Anrecht  auf  Liebe 
habe.  Juliette  Leuer  setzt  r?ich  in  dieser  heuchlerischen  Welt  über  manches 
in  der  christliehen  Moral  hinweg  und  erwirbt  sich  durch  redliche  Arbeit 
als  Ijehrerin  ihr  Brod.  Die  Liebe,  auch  die  freie,  scheint  ihr  keine 
Sünde  und  so  liebt  sie  Andr6  Reyoil,  dessen  Frau  in  einer  Irrenanstalt 
weilt.  Da  fühlt  sie  sich  eines  Tages  Mutter  und  jetzt  beginnt  für  sie, 
die  geglaubt,  ohne  kirchliche  und  weltliche  Behörde  Liebes-  und  Mutter- 
freuden geniessen  zu  dürfen,  die  peinliche  Wahl,  entweder  selbst  von 
ihren  Freunden  als  eine  Entehrte  gemieden  zu  werden  oder  zu  uner- 
laul)ten   Mitteln  zu  greifen  und  sich  der  Mutterschaft  zu  entledigen.    Sie 

24)  Vgl.  Psychologie  amoureuse  von  G.  de  Bouh^lier  (Paris,  La  Bevue  1904). 


M.  Mayr.  II  53 

wählt  das  Letzte.  —  Den  harten  Kampf  zwischen  Liebe  und  Pflicht 
bringt  auch  La  dette  von  P.  Gavault  und  G.  Berr  (Paris,  Od6on) 
und  ebenso  streift  in  Marie  Ciaire  (Paris,  Perrin)  von  FRAN901S 
Deschamps  die  sanfte  Marie  Ciaire  diese  Grenze,  denn  nur  schwer 
können  ihre  Kinder  und  ihr  Gatte  sie  in  der  Pflicht  halten  und  wäre  nicht 
ihr  Verehrer  Mauvannes  selbst  ehrlich  von  ihr  gewichen,  so  wäre  sie 
wohl  gefallen.  —  In  La  seconde  faute  (Paris,  Stock)  entwirft  Henri 
d'Hennezel,  ein  Schüler  Huysmans,  dem  auch  das  vorliegende  Werk 
gewidmet  ist,  den  Streit  zwischen  Pflicht,  Liebe  und  Glauben,  denn  der 
Held  Marc  Hersent  heiratet  nach  manchem  jup:endlichen  Streiche  auf  den 
Rat  des  Abbe  L^raigne  eine  oberflächliche  Weltdame,  ist  aber  dieses 
Joch  bald  müde  und  gibt  sich  trotz  Gewissensbisse  der  Liebe  einer  jungen 
Frau  hin,  die  sein  von  Zwiespalt  gepeinigtes  Herz  einigermassen  beruhigt. 
—  Ein  echt  romantisches  Buch,  in  dem  die  Ehe  als  geheimnisvolle 
heilige  Kraft  aufgefasst  wird,  die  das  Konkubinat  des  Priesters  als  ein 
Sakrament  derselben  erscheinen  lässt,  ist  Pastel  Vivant  von  Paul 
Flat  (Paris,  Revue  Bleue),  zugleich  eine  Apotheose  des  Portraitisten 
Latour^*).  Der  junge,  katholisch  empfindsam  erzogene  Sebran  konmit 
in  die  Stadt  St.  Quentin,  um  die  Kirche  und  die  Sammlung  L6cuyer  zu 
besuchen.  Während  seiner  Besuche  in  der  Kirche  begeistert  ihn  ein 
Pastell  Latours  und  zu  seinem  Erstaunen  erblickt  er  ein  Weib,  das  dem 
auf  dem  Pastelle  gleicht.  Es  ist  die  von  frommen  Tanten  erzogene 
Alberte,  de  Tarragnon;  beide  sehen  sich  nun  öfter  und  sind  entschlossen, 
ein  Paar  zu  werden,  aber  die  Tanten  setzen  dieser  Verbindung  „den  gleichsam 
religiösen  Charakter  des  Mädchens"  entgegen  und  zudem  ist  dieses  ja 
durch  Erbschaft  zur  Stiftsdame  in  Salzburg  bestimmt.  Sebran  tritt  nun 
auch  in  den  Orden  an  der  Kirche  von  St.  Quentin.  Jahre  vergehen.  — 
Eines  Tages  kommt  Alberte  zu  S6bran  beichten;  da  die  Tanten  indes 
gestorben  sind,  stünde  ihrer  Vereinigung  kein  äusseres  Hindernis  mehr 
entgegen;  ihre  Liebe  wird  wegen  ihrer  idealen  Art  von  keinen  Gewissen- 
bissen getrübt.  Nach  dem  Tode  Albertens  im  Wochenbette  sieht  man 
noch  einige  Zeit  in  der  Gallerie  einen  Mann,  der  das  Zimmer  nicht  ver- 
lässt,  in  dem  ihr  Bildnis  hängt  —  „il  mourut  comme  un  saint  .  .  .  il 
allait  la  retrouver".  —  Diese  so  dunkle  Macht  der  Liebe  führt  zu  mancher 
Verirrung.  In  Le  Choix  de  la  Vie  von  Mme  Georgette  Leblanc 
(Paris,  Fasquelle)  ist  eine  gebildete  Frau  von  der  Schönheit  eines  Land- 
mädchens so  ergriffen,  dass  sie  dasselbe  zu  sich  nimmt,  erzieht  und  es 
sich  zur  Freundin  macht,  damit  beide  in  der  Hauptstadt  das  Gflück  ge- 
messen. Doch  das  Mädchen  kommt  wieder  in  eine  kleine  Provinzstadt, 
die  Frau  ergeht  sich  in  lesbischer  Liebe,  indem  sie  den  Kuss  zweier 
Freundinnen  als  höchstes  Vergnügen  geniesst  und  in  der  leiblichen  Schön- 
heit ihrer  jungen  Freundin  schwelgt,  indes  diese  dabei  um  ihr  frisches 
ländliches  Glück  kommt.  —  L'Etreinte  dangereuse  von  GuY  de 
T^RAMOND  will  die  These  beweisen,  dass  die  Liebe,  auch  noch  so  feurig, 
enthaltsam  bleiben  solle,  denn  der  nächste  Augenblick  könne  die  Liebenden 
schon  verändert  finden.  Dies  sucht  der  Autor  in  der  Liebe  zweier  Ge- 
schwister   zu   zeigen,   Jocelyno    und    Gabriel.     Als   beide   ihre  Verwandt- 


24)  Maurice  Latour,  französischer  Fastellmalcr  (1704 — 1788). 


II  54  I^ie  französische  Literatur  1904. 

Schaft  ei*fahrcn,  wollen  sie  anfangs  von  ihrer  Neigung  nicht  lassen;  doch 
eine  unheilbare,  vielleicht  durch  die  Blutsverwandtschaft  der  Eltern  be- 
dingte Krankheit  wirft  das  Kind  auf  das  Sterbebett;  jetzt  wendet  sich 
Jocelyne  von  Kind  und  geliebtem  Bruder  mit  Abscheu  und  Gleichgiltig- 
keit  ab  und  schenkt  ihre  Neigung  dem  das  Kind  pflegenden  Arzte  zu. 
—  In  Probit^  sentimentale  (Paris,  Ambert)  stellt  Louis Narquet  die 
Liebe  zur  Mutter  und  Tochter  dar,  wobei  schliesslich  die  Ehrlichkeit 
siegt.  Ähnlich  behandelt  La  Joie  d'aimer  par  l'Auteur  d'Amitiä 
AMOUREU8E**)  (Paris,  Levy)  die  Liebe  der  Schwiegermutter  zum  Schwieger- 
sohne während  der  Abwesenheit  der  Tochter.  Nach  der  Rückkehr  dieser 
tritt  die  Mutter  wieder  in  ihre  alte  Rolle  zurück.  —  In  Jeanne  d'As- 
cain,  pi^e  en  trois  actes,  von  Mme.  Pescherard  (Paris,  Th^ätre  Victor 
Hugo)  ist  die  Liebe  Jacques  Savenays  zur  bezaubernd  schönen  Schwieger- 
mutter Jeanne  die  bewegende  Kraft.  Jacques  findet  ob  dieser  Neigung 
im  Hause  keine  Ruhe  und  seine  Frau  Christine  wird  darob  trübsinnig. 
Erst  als  die  Schwiegermutter  das  Haus  verlässt  und  im  Kloster  bei  den 
englischen  Fraulein  ihre  sündige  Neigung  abbüsst,  ziehen  bei  den  beiden 
Ehehälften  wieder  Ruhe  und  gegenseitige  Zuneigung  ein.  —  Unnatürliche 
Neigung  beherrscht  auch  den  Helden  in  Le  Pere  Gibus  von  Henri 
Desplaces  (Paris,  Plön).  Pere  Gibus  liebt  seine  Tochter  Madeleine 
leidenschaftlich  und  leidet  dabei  an  der  Manie,  sein  Vermögen  als  Wohl- 
täter zu  verschenken.  Dies  führt  ihn  zum  finanziellen  Ruin  und  das 
Mädchen  hat  vor  lauter  Liebe  nicht  den  Mut,  ihm  die  Wahrheit  zu  er- 
öffnen, ja  sie  erniedrigt  sich  sogar,  um  seiner  senilen  Neigung  nachzu- 
kommen. Vor  seinem  Tode  aber  werden  dem  Greise  noch  die  Augen 
über  die  Wirklichkeit  geöffnet  und  er  stirbt  in  Reue.  Die  Liebe  der 
alteniden  Frau  bringt  der  Vierakter  Maman  Colibri  von  Henry 
B ATAILLE  (Paris,  Vaudeville).  Maman  Colibri  fasst  im  Alter  von  etwa 
40  Jahren  Liebe  zu  einem  zwanzigjährigen  Studenten,  dem  Freunde  ihrer 
Kinder;  sie  meint  zwar:  il  y  a  quelque  chose  de  maternel  dans  mon 
amour.  Sie  hat  an  der  Seite  eines  geschäftlich  gesinnten  Gratten  nie 
echte  Liebe  empfunden  und  so  liebt  sie  diesen  Jungen  mit  Leidenschaft, 
flieht  mit  ihm  nach  Algier,  weil  ihr  Treiben  von  Gatten  und  Sohn  erkannt 
ist.  In  der  Fremde  wird  der  Geliebte  Soldat;  doch  hier  ziehen  ihn  bald 
die  jugendlichen  Reize  der  Miss  Deacon  mehr  an  als  die  alternde,  mütter- 
liche Frau;  diese  wird  sich  bald  ihrer  törichten,  flüchtigen  Liebe  bewusst, 
eilt  zu  dem  verheirateten  Sohne  Richard  zurück,  dem  Vaterfreuden  bevor- 
stehen, findet,  nachdem  der  Sohn  die  Bedenken  der  Verwandten  zerstreut 
hat,  hier  Verzeihung  und  Aufnahme,  gedenkt  mit  Resignation  ihrer 
flüchtigen  Torheit  und  lebt  wieder  in  Grossmutterfreuden  auf.  —  Die 
psychologische  Entwicklung  des  Mädchens  zur  leidenschaftlichen  und 
alternden  Frau  behandelt  Gustave  Guitton  in  Les  T^tards  (Paris, 
Mcricant)  und  Ren6  Emery  in  dem  schon  erwähnten  Fraude  nuptiale 
(Paris,  ib.),  der  leidenschaftlichen  Liebe  junger  Mädchen  und  Frauen,  die 
sich  im  Notfalle  einem  geschickten  Chirurgen  anvertrauen,  um  ihre 
Sünde  der  Welt  zu  verbergen. 

Nervöse  Liebesleiden schaft,    die   erst  die   Mutterpflichten  ernüchtern, 

25)  Mme  Lecomte  de  Nouy. 


M.  Mayr.  H  55 

bringt  Theodor  Cahu  in  Leurs  Amants  (Paris,  ib.);  dagegen  wird  die 
leidenschaftliche  Frau  in  Le  docteur  Harambur  von  J.  H.  Rosny 
(Paris,  Plön)  zur  heimtückischen  Verbrecherin,  nur  um  ihren  Sohn  reich 
zu  verheiraten;  so  auch  in  La  cruche  cass^e  von  Mme.  Gabrielle 
R^VAL  (Paris,  Lovy).  Der  verabschiedete  Kapitän  Robert  lebt  mit  Frau 
und  zwei  Töchtern,  Aline  und  Suzanne,  bescheiden  in  dem  kleinen 
Städtchen  Gondreville.  Die  Frau  ist  gebieterisch  und  anspruchsvoll  und 
will  durch  Verheiratung  der  Tochter  Aline  mit  dem  wohlsituierten  Arzte 
Vimart  die  bedrängte  Lage  der  Familie  verbessern;  aber  das  Mädchen 
widerstreitet  dieser  Verbindung,  fühlt  zu  einem  unglücklich  verheirateten 
Manne,  dessen  Frau  im  Narrenhause  interniert  ist,  Zuneigung,  gewährt 
diesem  eines  Tags  Einlass  in  ihr  Zimmer  und  dieser  wird  von  dor  heim- 
tückischen Frau  Roberts  bei  dem  Stelldichein  ertappt  und  erschossen.  Die 
unkluge  Aline  muss  nun  büssen:  Nach  Paris  geflüchtet,  erwirbt  sie  sich 
und  der  Familie  durch  ihre  Arbeit  den  Unterhalt,  findet  neue  Liebe  und 
hiedurch  sowie  durch  die  harten  Schicksalsschläge  wird  der  egoistische 
Charakter  der  Mutter  gemildert  und  nachsichtig.  Erwähnung  finde  hier 
La  Cit6  de  Mort  von  Charles  G^niaux  (Paris,  Fasquelle),  wo  sich 
eine  ganze  Stadt  gegen  das  Jpiebesglück,  gegen  das  Leben  in  Freiheit 
und  Wahrheit  auflehnt,  sowie  die  Liebe  einer  Lehrerin  zum  Bräutigam 
ihrer  Schülerin  in  Au-dessus  de  TAbime  von  Th.  Bentzon  (Paris, 
JAyj),  —  In  Le  Pass^  von  Resclauze  de  Bermon  (Paris,  Plön)  ent^ 
sagt  ein  Mädchen  dem  Bräutigam  und  heiratet  einen  Greis,  um  die  Ehre 
des  Vaters  zu  retten.  Jahre  vergehen  und  da  fasst  die  Tochter  zum 
Sohne  des  einstigen  Bräutigams  Zuneigung;  nachdem  er  in  China  als 
Soldat  gekämpft  und  manches  Hindernis  überwunden  hat,  finden  beide 
das  langersehnte  Glück.  —  Sylvia  ou  le  Roman  du  Nouveau  Werther 
von  Ernest  Gaubert  (Paris,  Bibl.  intern.  d'6dit.)  behandelt  den  Gegen- 
satz zwischen  der  romantischen  und  antik-sinnlichen  Liebe.  Sylvia,  ein 
südfranzösisches  Mädchen  von  geheimnisvollem  Liebeseindrucke,  erweckt 
überall  Liebe,  aber  bis  jetzt  hat  die  Welt  noch  keinen  ihrer  würdigen 
Geliebten.  Da  erscheint  auf  einmal  ein  Dichter,  der  ihre  Liebe  erregt, 
doch  —  pour  me  plier  davantage,  eile  semble  ignorer  son  triomphe.  — 
Um  Sylvia  zu  vergessen,  eilt  der  Jüngling  in  die  Hauptstadt  und  sie 
wird  indes  eines  anderen  Frau.  Er  stürzt  sich  in  die  Freuden  der  Kurti- 
sanen und  des  Alkohols  und  vergisst  seine  Pflichten  —  ces  devoirs  qui  nous 
dictent  de  regarder  en  avant  et  de  m^priser  les  regards  puörils.  —  Da 
rettet  ihn  ein  Freund,  führt  ihn  in  die  Provence,  wo  er  eines  Tages  in 
den  Armen  einer  antik  schönen  Arlesiennerin  vollstes  Liebesglück  geniesst. 
Im  Traume  ermahnt  ihn  Pallas  Athene,  der  Ahnen  zu  gedenken  und  zu 
werden  wie  sie:  Ils  furent  actifs,  voluptueux  et  raisonnables.  Ils  fonderent 
des  cit^s  et  perfectionnerent  Tamour*®).  —  Romantisch  klingt  auch  Le 
Secret  des  Robes  von  Marius  Ary  Leblond  (Paris,  Fasquelle),  die 
Liebeswerbung  fünf  junger  Leute  um  ein  Mädchen,  das,  in  der  Liebe  zur 
Natur  erzogen,  ihre  Kleider  dem  Hauche  der  Atmosphäre  anzupassen  weiss. 
Der  gleiche  Geist  waltet  in  L'A venture  d'Huguette  von  Guy  Chante- 
PLEURE  (Paris,  L6vy)    sowie    inLaVoie    sans    retour    von    Henry 

86)  Vgl.  das  fün faktige  Drama  Werther  von  Pierre  Decourcelle. 


II  56  I^ie  französische  Literatur  1904. 

Bordeaux  (Paris,  Fonteinoing-CoUection  Minerva),  einer  glühenden  Liebes- 
geschichte zwischen  einem  genuesischen  Mädchen  aus  dem  Volke  und 
einem  Marineoffizier,  worin  die  Gestade  des  Mittelmeeres  mit  ihren  reizenden 
landschaftlichen  Bildern  eine  grosse  Rolle  spielen.  —  Einen  phantastisch 
romantischen  Charakter  hat  der  versifizierte  Vierakter  L'Embarqucment 
pour  Cythere^')  von  Emile  Veyrin  (Paris,  Bouff.  Paris).  Die  Heldin 
Pomponette  liebt  Florestan  und  möchte  gerne  mit  ihm  ein  Schäferleben 
nach  dem  Stile  Ludwigs  XV.  führen,  denn  sie  ruft  aus: 

Nous  irons  vivre  au  fond  d'un  modeste  ermitage, 

Vous  servir  de  mes  mains,  que  faut-il  d'avantage? 

J'irai  cueillir  pour  vous  les  airelles  des  bois; 

Quand  vous  parlerez,  je  boirai  votre  voix. 

Et  quand  tu  te  tairas,  je  boirai  ton  silence. 
Eine  Liebesgeschichte  von  Intriguen  in  industriellen  Kreisen  be- 
handelt Le  Prestige  (Bruxelles,  Libr.  de  la  Libre  critique)  von  dem 
Belgier  Paul  Andr6;  die  Heldin  H^löne  ist  zwar  dem  Falle  nahe,  kommt 
aber  zu  ihrer  ersten  Liebe  zurück  und  bleibt  ihrem  Manne  treu.  — 
Mehr  oder  weniger  Darstellungen  des  Kokotten wesens  sind:  L'Amant 
passionn6  von  Camille  Lemonnier  (P«ris,  Flammarion),  Nos  Mon- 
daines,  Leurs  Amants,  Roman  passionnel,  von  Th.  Cahu  (Paris, 
M^ricant),  Le  Proletariat  de  Tamour  von  Henri  Turot  (Paris,  Libr. 
illustr.),  La  Gueule  du  loup  von  Hennequin  et  Paul  Bilhaud 
(Paris,  des  Nouveautös),  wo  in  der  Wolfshöhle  der  Junggesellen  Frauen 
und  Herren  die  Treue  brechen,  und  L'Ecole  des  Amants  von  Pierre 
CoRRARD  (Paris,  Michel),  die  Geschichte  eines  jungen  Mannes^  der  alle 
möglichen  Leidenschaftssphären  durchmacht  und  endlich  an  der  Seite 
einer  ihm  ergebenen  Frau  Zuflucht  findet.  In  Les  Amants  d'Ixelles 
behandelt  Th.  Cahu  politische  Liebesintriguen,  A.  Deix^amp  in  Journal 
d'une  Courtisane  (Paris,  Michel)  und  Paul  Adam  in  Le  Troupeau 
de  Ciarisse  die  Erlebnisse  einer  Pariser  Kokette.  Clarisse  hat  Bildung 
genossen,  das  Konservatorium  besucht,  sich  auch  mit  Kunst  beschäftigt, 
will  aber  Kurtisane  werden  und  um  sich  eine  ganze  Truppe  von  An- 
betern haben.  Um  dabei  zu  gemessen,  müsse  man  es  nicht  wie  in 
früheren  Zeiten  machen;  nicht  Wahrheit  darf  in  ihren  Worten,  gesunde 
Leidenschaft  in  ihren  Mienen  liegen,  denn  „II  nous  faut  vivre  en  mentant, 
tout  comme  la  vie  .  .  .  Mens  donc,  si  tu  veux  manger  et  jouir  .  .  .  il 
n'est  de  salut,  de  gloire  de  fortune  que  dans  le  mensonge  et  la  bßtise. 
—  Die  Petites  vies  blanches  von  Trilby  (Paris,  Garnier)  sind  da- 
gegen die  in  der  Provinz,  fern  vom  verpesteten  Pariserleben  aufgewachsenen 
Jungfrauen,  wie  Marielle,  welche  sich  das  sündige  Leben  ihrer  leicht- 
fertigen Mutter  so  zu  Herzen  nimmt,  dass  sie  in  den  Tod  geht.  Man 
vergleiche  noch  L'Avenir  de  nos  filles  von  Gabriklle  R^val  (Paris, 
Hachette),  le  mal  d*aimer  von  H.  Ardel  (Paris,  Plön),  Doit-on 
aimer  von  G.  Sauvin  (ib.),  Le  livre  d'une  Amoureuse  von  J.  Marni 
(Paris  Flammarion),  Confessions  d'une  Amante  von  Judith  Cladel 
(Paris,  Mercure  de  France),  Sibylle  femme  von  R.  T.  d' Almas  (Paris, 

27)  Vgl.  LArt  du  Th^&tre  1904  (Paris,  51,  rue  des  Ecoles). 


M.  Mayr.  II  57 

Ollendorff),  Les  Coöurs  malades  von  EuoibNE  Montfort  (Paris,  Fas- 
quelle) und  manche  in  den  anderen  Kapiteln  erwähnten  Werke  (siehe  VII). 
VII.  Ehe.  Die  Institution  der  Ehe  findet  wieder  vielseitige  Be- 
handlung, jedoch  ist  hierbei  im  Gegensatz  zu  den  früheren  Jahren  eine 
ruhigere  Beurteilung  zu  beachten;  so  tritt  vor  allem  die  Frage  der  Pflicht 
der  Ehegatten  hervor.  Georges  Fonsegrive  steht  in  Mariage  et 
Union  libre  (Paris,  Plön)  auf  dem  orthodoxen  Standpunkte  der  Ehe; 
für  ihn  kommt  das  Glück  der  Ehegatten  erst  nach  der  Pflicht  und  nicht 
umgekehrt,  wie  bei  den  Vertretern  der  modernen  Ansicht.  Nach 
Fonsegrive  muss  sich  das  Individuum  dem  Interesse  der  Pflicht  opfern 
und  hat  in  erster  Linie  kein  Anrecht  auf  Glück;  daraus  schliesst  der 
Autor  wie  Auguste  Combe  die  Theorie  von  der  Unlösbarkeit  der  Ehe^^). 
Dieselbe  Tendenz  gegen  die  Ehescheidung  verfolgt  der  langatmige  Roman 
Jeanne  von  A.  Chaudey  (Paris,  Soc.  fran§.  d'impr.  et  de  libr.).  Jac<pies 
Sureau  wird  in  seinem  Hause  durch  die  Ankunft  der  Schwester  Mme 
Vilfrey  beunruhigt,  denn  diese  verlangt  nach  kurzer  Ehe  die  Scheidung 
von  ihrem  ehrlichen,  unschuldigen  Manne.  Die  Tochter  Jeanne  wird  im 
Glauben  an  die  Schuld  ihres  Vaters  erzogen,  liebt  den  jungen  Georges 
Melsey,  dessen  Eltern  aber  erst  ihre  Zustimmung  zur  Ehe  geben,  als 
sich  beide  geschiedenen  Ehegatten  durch  die  Einsicht  und  Liebe  der 
Tochter  Jeanne  wieder  nähern.  Auch  die  Helden  in  Trois  Anabaptistes 
von  A.  Brisson  und  Julien  Berr  de  Turique  (Paris,  Vaudeville)  ent- 
puppen sich  als  Gegner  der  Ehetrennung.  Vor  allem  wird  vielfach  die 
Ehescheidung  verdammt,  wenn  Kinder  darunter  leiden;  so  in  dem  Vier- 
akter  La  D^serteuse  von  Brieux  und  Sigaux  (Paris,  Stock;  Od^on), 
in  Pour  TEnfant  von  Alrert-Emile  Sorel  (Paris,  Flammarion)  und 
Le  livre  d'une  Amoureuse  von  J.  Marm  (Paris,  OUendorfT).  Hier 
heiratet  eine  arme  Lehrerin  den  Vater  ihrer  Schülerin,  wird  dem  Gatten 
untreu,  denkt  an  Trennung  ^^),  wird  aber  durch  ihre  Tochter  wieder  zum 
Gatten  und  zur  Mutterpflicht  zurückgerufen.  In  Un  Divorce  spricht 
sich  Paul  Boürget  (Paris,  Plön,  RDM.  XXI— XXII,  1904)  gegen  die 
Wiedervermählung  des  Vaters  oder  der  Mutter  mit  Rücksicht  auf  die 
Pflichten  der  Kinder  aus  erster  Ehe  aus.  Im  vorliegenden  Falle  kommen 
hiezu  noch  die  religiösen  Bedenken  der  Mutter.  Gabrielle  de  Chambault 
trennt  sich  von  ihrem  Manne  und  bringt  in  ihre  neue  Verbindung  mit 
dem  gelehrten,  charakterfesten  Albert  Darras  einen  Sohn  Lucien  mit; 
diese  Ehe  wird  aber  nur  zivil  eingegangen,  denn  die  katholische  Religion 
kennt  unter  den  obwaltenden  Umständen  keine  Ehetrennung.  Albert 
lässt  Lucien  sorgfältig  erziehen,  ebenso  auch  die  ihm  geborne  Tochter  im 
katholischen  Glauben,  obwohl  er  Freidenker  ist;  er  hofl^t  sie  später  in 
seinen  freien  Ideen  zu  unterweisen.  Da  bemächtigen  sich  der  schon 
alternden  Frau  religiöse  Zweifel  über  ihre  zweite  Ehe,  mit  Zittern  hört 
sie  von  deren  Ungiltigkeit  vor  dem  katholischen  Richterstuhle;  zwischen 
beiden  sich  so  aufrichtig  Liebenden  entfaltet  sich  ein  moralischer  Bnich, 
der  noch  genährt  wird,  als  auch  Lucien  —  das  Kind  aus  erster  Ehe  — 
offne  Stellung  gegen  den  Stiefvater  als  den  Verführer  der  Mutter  nimmt. 

28)  Vgl.  Supplique  k  S.  S.  le  Pape  Pia  X  pour  la  reforme  des  ocuvrea  en 
mati^re  du  divorce  par  P^ladan  (Paris,  Mercure  de  France).  29)  Vgl.  Trois 
Enqußtes  (La  Mort,  Le  Divorce,  Le  Duel)  von  Fr^d^ric  de  France. 


n  58  I^ic  französische  Literatur  1904. 

Auch  der  Tod  des  ersten  Gatten  ändert  an  der  Lage  nichts.  Auf  den 
Rat  eines  Priesters  verlangt  die  Frau  die  kirchliche  Segnung  ihres  Bundes; 
Albert  könnte  nur  nach  grossem  Seelenkampfe  darauf  eingehen  und  was 
würde  dies  jetzt  bedeuten?  „Voila  ce  qu'il  serait  aujourd'hui,  la  condam- 
nation  publique  et  solennelle  de  notre  vie  commune,  le  d^saveu  de  notre 
mariage  actuel.  —  Gabrielle  flieht  die  eheliche  Gemeinschaft,  nachdem  sie 
zwölf  Jahre  diesen  ehelichen  Bund  gegen  das  Vorurteil  der  Welt  ver- 
teidigt hat  Beide  sind  in  ihren  Ansichten  aufrichtig  und  ehrlich  und  da 
rat  ein  Priester  zur  Rückkehr.  Albert«,  un  homme  d'une  absolue  bonne 
foi,  lässt  sich  von  der  Pflicht  bewegen  und  gewährt  die  Rückkehr  mit 
der  Tochter,  wenn  die  Frau  diese  Ehe  —  contract  moral  —  als  giltig 
ansehe;  die  Töchter  können  religiös  erzogen  werden.  Der  Priester  hält 
die^e  Bedingung  für  annehmbar,  weil  sich  Albert  in  dem  Zustande  der 
„ignorance  invincible"  befinde  und  in  Vorurteilen  lebe,  die  er  für  Wissen- 
schaft halte;  man  solle  auf  die  Zukunft  hoffen,  vielleicht  werde  auch 
noch  der  Mann  selbst  zur  besseren  Einsicht  gelangen.  Mit  diesem  leisen 
Hoff*nungsschimmer  beugt  sie  sich  unter  das  Gebot  der  Ehetrennung 
—  loi  criminelle,  loi  meurtri^re  de  la  vie  familiale  et  de  la  vie  religieuse, 
loi  d'anarchie  et  de  d^sordre,  qui,  promettant  la  libert6  et  le  bonheur, 
n'apporte  que  la  servitude  et  la  misfere!  —  Bei  andern  macht  die  Anwesen- 
heit eines  Kindes  die  Ehe  erforderlich:  Die  beiden  Helden  in  L'impos- 
sible  libertö  von  Paul  Andr£  (Paris,  Havard)  leben  schon  eine  Reihe 
von  Jahren  in  freier  Ehe,  und  als  ihr  Töchterlein  zur  heiratsfähigen 
Jungfrau  heranwächst,  überschüttet  sie  die  Eltern  mit  Vorwürfen,  denn 
auch  eine  jetzt  nachträglich  geschlossene  kirchliche  Ehe  vermag  das  Kind 
in  der  öffentlichen  Meinung  nicht  zu  rehabilitieren,  deshalb  sagt  der 
Autor  in  der  Vorrede:  L'enfant,  n6  de  Tunion  libre  de  deux  6poux  qui 
ont  m^pris^  les  contraintes  des  lois  sociales  et  des  lois  religieuses,  porte 
la  tare  de  cette  naissance,  illegitime  devant  la  loi,  coupable  aux  yeux  du 
monde,  damnable  aux  yeux  de  TEglise.  L'impossible  libert6  est  celle 
dans  iaquelle  nous  ne  pouvons  vivre,  parce  que  par  eile  serait  vou^  a 
rinf^riorite  et  ä  Tinfortune  Tavenir  de  Tenfant  a  qui  nous  donnons  le  jour. 
Den  Mädchen  soll  ihre  künftige,  gleichberechtigte  Stellung  mit  dem 
Manne  klargemacht  werden.  So  tritt  Gabrielle  R^val  in  L'Avenir 
de  nos  filles  (Paris,  Hatier)  für  die  natürliche  soziale  Stellung  und 
Beschäftigung  der  Frau  ein,  deren  Wille,  ebenbürtig  an  der  Seite  des 
Mannes,  immer  ihr  Geschick  mitbestimmen  solle  und  die  Autorin  sagt: 
ce  livre  aux  m^res  envisage  courageusement  pour  leurs  filles  un  avenir 
de  travail,  afinqu'elles  puissent  un  jour  cr^er,  avec  all^gresse,  le  foyer 
qui  reste  pour  toutes  les  femmes  le  gardien  du  bonheur^®).  Paul  Hva- 
ciNTHE  LoYSON  beansprucht  in  Le  Droit  des  Vierges,  trois  actes 
(Th^&tre  Victor  Hugo)  für  junge  Mädchen  das  Recht,  das  Leben  und 
den  künftigen  Leben sgenos.sen  vor  Eintritt  in  die  Ehe  kennen  zu  lernen. 
Diese  feministische  Forderung  tritt  immer  mehr  hervor,  so  in  Vers  la 
Vie,  Education  humaine  von  Lydie  Martial  (Paris,  Union  de  la 
pens6e  femm.).  —  Die  Frau,  welche  eines  Mannes  bedarf,  um  die  Ziele 
ihres  Ehrgeizes  zu  erreichen,  zeichnet  Paul  Junka  in  La  fausse  Am  ante 

30)  Vgl.  La  maisoD  sociale  von  Louis  Dausset  (Paris,  Fontemoing). 


M.  Mayr.  II  59 

(Paris,  Librairie  Moli^re).  Die  ehrgeizige  Frau,  die  zum  literarischen  Ruhm 
gelangen  will,  aber  nicht  hiezu  die  ruhige  Ausdauer  des  Willens  be- 
sitzt^ benützt  die  Liebe  eines  Mannes,  denn  für  sie  „I'amour  n'est 
qu'un  moyen,  l'horaine  qu'un  instrument  de  r^ussite".  Josephe  Hortand, 
die  Tochter  eines  Bauers,  will  eine  der  Königinnen  des  Lebens  werden, 
wie  sie  deren  in  glänzenden  Droschken  sieht,  und  gibt  sich  der  Liebes- 
laune des  leichtfertigen  Leutnant  Miraumont  hin,  denn  die  Ehrlichkeit  ist 
ja  doch  nur  eine  Dummheit.  Die  literarische  Karriere  winkt  ihr,  doch 
ohne  besonderen  Erfolg  und  nach  manchen  Liebesabenteuern,  die  ihr  zum 
Ruhme  verhelfen  sollen,  bleibt  sie  die  „Fausse  Amante'^  welche  den 
Mann  liebkost,  um  alles  von  ihm  zu  erhalten,  wird  körperlich  und  geistig 
alt  —  sie  hat  ihren  Weg  verfehlt.  —  Tous  ces  malheurs,  toutes  ses 
fautes  6taient  venus  de  ce  qu'elle  avait  cru  .  .  .  que  pour  r^ussir  la 
femme  a  besoin  d'un  hemme.  —  Feministische  Tendenz  zeigt  auch  L'Etre 
double  von  der  Amerikanerin  Paul  Riversdale'*)  (Paris,  Lemerre); 
zwischen  zwei  Frauen  steht  der  rohe,  egoistische  Raoul,  von  dem  sich  die 
Frau  Göraldine  abwendet  und  sich  mit  der  Freundin  in  Verachtung  des  männ- 
lichen Egoismus  findet.  Lafaroüe  entwirft  in  Inviol6es  (Paris, 
Tallandier)  etwa  dreissig  Silhouetten  von  Jungfrauen,  Gattinnen  und 
Witwen  —  profils  de  femmes  honnötes  — ,  die  alle  von  Liebe  ergriffen 
sind,  aber  dabei  ehrsam  bleiben.  Offrande  a  Flore  von  L.  M.  Olivier 
(Paris,  8oc.  Frany.  d'impr.  et  de  libr.)  ist  die  Schilderung  der  klugen, 
tugendhaften  Mütter,  die  das  Schöne,  Wahre,  Gute  und  die  Natur  be- 
wundern. Die  Skepsis,  welche  sich  im  praktischen  Leben  der  Eheinstitution 
immer  mehr  geltend  macht,  sehen  wir  in  Le  Choix  de  la  femme  von 
Paul  Pourot  (Paris,  Dujarric).  Der  Held  Jacques  Servance  möchte 
gern  an  Liebe,  an  die  Güte  der  Menschen  und  an  Lebensglück 
glauben,  will  aber  all  dies  Glück  nicht  anderen  Menschen,  sondern  sich 
selbst  verdanken;  deshalb  wendet  er  sich  der  Arbeit  zu,  uni  seine  Träume 
zu  verwirklichen.  Da  enthebt  ihn  eine  grosse  Erbschaft  von  Seite  einer 
Tante  aller  Mühe  und  er  sehnt  sich  jetzt  nach  häuslichem  Glück:  für 
Frau  und  Kind  zu  arbeiten,  sei  die  schönste  Aufgabe  des  Mannes!  Aber 
die  Wahl  wird  ihm  sehr  schwer,  denn  bisher  hat  er  nur  frivole,  falsche 
und  verkommene  Frauen  kennen  gelernt;  nur  eine  kleine  Kousine,  schon 
verlobt,  zieht  ihn  an,  an  deren  Seite  er  das  Glück  zu  erlangen  hoSt  — 
Entbehren  sollst  du,  sollst  entbehren,  klingt  es  unter  solchen  Umständen 
manchem  jungen  Manne  ins  Ohr,  so  bei  Delormel  in  Les  deux  mai- 
tresses  de  TEtudiant  (Paris,  Bibl.  intern.  d'M.),  denn  der  Held  aus 
dem  Quartier  Latin  ist  ein  Sonderling,  der  die  Jugendzeit  nicht  wie 
andere  geniesst,  schliesslich  in  seiner  Sentimentalität  enttäuscht  wird  und 
das  Leben  mit  Ironie  betrachtet;  anders  fassen  seine  Genossen  in 
L'Urne  von  Hubert  Fillay  das  Leben  auf.  Bei  Mme  Henri 
Ardel  in  Le  Mal  d^aimer  (Paris,  Plön)  heiratet  von  den  drei 
T()chtern  eines  geachteten  Dichters  die  älteste  Marguerite  einen  bescheidenen 
bürgerlichen  Beamten  und  lebt  mit  ihm  in  Ergebung  und  Zurückgezogen- 
heit. Die  zweite,  CoUette,  liebt  den  Luxus,  verachtet  die  missliche  Lage 
der  Schwester    und    zieht   einen    nichtssagenden,    linkischen,    aber  reichen 

31)  Von  ihr  die  Erzahlungea  Neteuk^  (Paris,  Lemerre). 


II  60  I>ie  französische  Literatur  1904. 

Erben  in  ihre  Netze.  Die  dritte,  France,  will  sich  den  Schmerz  der  Liebe 
ersparen,  denn  an  dem  ehelichen  Leben  ihrer  zwei  Schwestern  sieht  sie 
nur  abschreckende  Beispiele  und  deshalb  weist  sie  e'uien  um  sie  werbenden 
Maler  ab.  Diesen  trifft  aber  Unglück:  Er  heiratet  eine  Engländerin, 
deren  Binn  sich  bald  nach  der  Geburt  eines  Kindes  umnachtet  und  die 
endlich  ertrinkt;  gerade  diese  Reihe  von  Missgeschick  bringt  Collette 
dem  Maler  wieder  näher  und  beide  werden  ein  Paar.  —  Der  Ausweg 
ist  jedoch  gewöhnlich  eine  freie  Geschlechtsgemeinschaft,  wie  in  Coutins 
Germalns  von  Mary  Floran.  —  Einen  entsagenden  Mädchentypus 
bringt  Catherinette  von  Gustav  Guesviller  (Paris,  Illustration  fr.), 
nämlich  den  Verzicht  auf  Liebe  und  die  Befriedigung  im  Wohltun.  Der 
Professor  Mahout  hat  alles  verspielt,  geht  aus  Verzweiflung  ins  Wasser 
und  80  müssen  seine  etwas  beschränkte  Frau  und  die  Tochter  Sophie 
bei  dem  Onkel  Achille  ein  bescheidenes  Heim  suchen.  Sophie,  die  bisher 
verwöhnte  Professorstochter,  ist  ohne  Murren  in  der  Wirtschaft  tätig.  Da 
erwacht  in  ihr  die  Liebessehnsucht,  sie  fürchtet,  sie  werde  ihre  Lebens- 
aufgabe nicht  erfüllen  (remplir  normalement  son  r6le  terrestre),  das  Volk 
werde  auf  sie  als  eine  „Catherinette"  zeigen.  Sie  fasst  nun  heimlich  Zu- 
neigung EU  dem  fleissigen  Dorfschmiede  und  es  bricht  ihr  fast  das  Herz, 
als  sie  ihn  in  den  Armen  einer  andern  sieht  Schmerzerfüllt  pflegt  sie 
den  alten  Onkel  Achille  und  erbt  nach  dessen  Tode  sein  grosses  Erbe. 
Jetzt  kauft  sie  das  väterliche  Gut,  entsagt  für  immer  der  Mannesliebe 
—  bleibt  eine  Catherinette  —  und  findet  im  Wohltun  Befriedigung.  — 
In  La  plus  faible  von  M.  Pr^vost  (Paris,  Com6die  Fran9ai8e)  streiten 
«ich  twel  in  ihrer  Leidenschaft  übertriebene  Frauen  um  einen  mittel- 
mässlgen  Literaten  bis  zum  Hasse.  —  Frei  von  allem  Zwange,  inmitten 
der  Vorurteile  des  Orients  und  Okzidents,  schliessen  in  dem  Fünfakter 
Oasls  von  Jean  Jullien  (Paris,  Tli^atre  de  TCEuvre)  ein  Muselmann 
und  eine  entsprungene  Nonne  einen  idealen,  zwanglosen  Bund;  ähnlich 
vereint  in  Sibille-Femme  von  Ren]6e-Tony  d'ülmes  (Paris,  OllendorflF) 
Mann  und  Frau  kein  soziales  Band,  sondern  nur  ihre  gegenseitige  Neigung. 
Sibylle  ist  von  feministisch  gesinnten  Freundinnen  umgeben,  ein  paar 
studieren  Medizin,  eine  geht  infolge  ihrer  übertriebenen  Neigungen  zu- 
grunde; Sibylle  gewinnt  ihr  Leben  durch  Arbeit  und  vermählt  sich  in 
freier  Ehe  mit  einem  jungen  Doktor,  den  sie  als  ihren  legalen  Gatten 
betrachtet.  —  Une  page  de  vie  von  Claude  Ren i  (Paris,  Juven),  eine 
Art  Autobiographie  (siehe  VI),  streift  die  Mutterschaft  ausser  den  Götzen. 
Th^n^se  Simon  ist  Mutter  von  drei  Kindern,  lebt  von  den  Erträgnissen 
ihrer  Arbeit  und  hat  trotz  ihrer  vielen  Sorgen  noch  Zeit  und  Lust  mit 
einem  jungen  Manne,  den  sie  nie  heiraten  kann,  ein  Liebesverhältnis 
einzugehen.  Sie  wird  wieder  Mutter  und  erzieht  dies  Kind  wie  die  anderen 
aus  legitimer  Ehe.  Auch  in  dem  schon  erwähnten  Oiseaux  de  Passage 
von  Mi  DoNNAY  schwärmt  Vera  für  eine  freie  Ehe,  über  jeden  Hass 
und  alle  Vorurteile  von  Rasse  und  Kaste  erhaben,  denn  jede  andere 
führe  zu  einer  unglücklichen  Verbindung,  so  auch  in  Le  Coeujr  chemine 
von  Daniel  Leöneür,  wo  die  Wandelbarkeit  des  weiblichen  Herzens, 
selbst  der  sogenannten  „Fhonn^te  femme",  zutage  tritt.  Hardibert,  Direktor 
der  Gewerke  in  La  Martaude,  macht  mit  seiner  zarten,  melancholisch  an- 
gelegten   Frau    Nicole    eine    Reise    nach    Antwerpen,    er,    um    die    neue 


M.  Mayr.  H  61 

Maschinen  Industrie  zu  studieren,  sie,  um  in  Gesellschaft  ihrer  Ziehtochter 
Toquette  die  Kunstwerke  zu  bewundeni.  Da  trifft  sie  ihren  Jugendfreund 
Georges,  Ogier  S^r^nis  als  Dichter  benannt;  beide  erneuern  die  einstige 
Jugendliebe.  Dies  errichtet  zwischen  den  beiden  Ehehälften  eine  grausame 
Eintönigkeit,  denn  auch  Hardibert  will  jetzt  sein  Liebesglück  geniessen 
und  installiert  zur  Verzweiflung  der  Nicole  in  Paris  Fany,  die  kleine 
Arbeiterin  von  La  Martande.  Toquette  heiratet  Georges  und  dies  stellt 
einigermassen  äusserlich  das  Gleichgewicht  wieder  her.  Man  vergleiche 
hiezu  den  Roman  Les  coeurs  malades  von  EuoiiNR  Montfort  (Paris, 
Fasquelle),  den  Dreiakter  La  main  passe  von  Feydeau,  wo  bei  dem 
Ehebruch  auch  der  Phonograph  eine  Rolle  spielt,  die  dreiaktige  Ehe- 
bruchskomödie Les  drag^es  d'Hercule  von  Paul  Bilhaud  und 
Maurice  Hennequtn,  die  heitere  Ehegeschichte  in  vier  Akten  L'Assas- 
81  n6  von  Grenet-Daücourt  (Paris,  Antoine).  Bei  solchen  unglücklichen 
Verbindungen  hat  der  eine  oder  der  andere  Teil  oft  einen  schweren 
Kampf  um  die  Ehre  zu  bestehen,  so  die  Heldin  in  Confessions 
d'honn^tes  femmes,  La  Com^die  secröte^*),  wo  Mme  Stanislas 
Meunier  den  Frauen,  die  hart  am  Rande  der  Untreue  stehen,  predigt, 
innerhalb  der  ehelichen  Ordnung  die  Tugend  zu  bewahren.  Mme  Che- 
verny  steckt  ihren  Sohn  in  ein  Institut^  fasst  leidenschaftliche  Liebe  zu 
dem  reichen  Industriellen  Montignac,  und  um  diesem  nahe  zu  sein,  veran- 
lasst sie  ihren  Gemahl  nach  Russland  zu  ziehen  und  sich  mit  Montignac 
in  industrielle  Spekulationen  einzulassen.  Schon  der  zügellosen  Liebe 
nahe,  wird  sie  blattemkrank,  der  Geliebte  flieht  vor  der  entstellenden 
Krankheit  und  so  werden  Ehre  und  Ruhe  der  Mme  Cheverny  gerettet 
und  sie  von  dieser  geheimen  Verbindung  erlöst.  —  In  solcher  Lage 
kommt  der  Mensch  nicht  selten  zur  richtigen  Wertschätzung  humaner 
Tendenzen;  so  in  Sur  la  Branche  von  Mme  Pierre  de  Coulevain 
(Paris,  L6vy).  Mme  de  My^res,  die  betrogene  und  verzeihende  Frau, 
ist  mit  einem  reichen,  intelligenten  Manne  verheiratet,  wird  von  ihm  mit 
der  Kusine  CoUette,  ihrer  Jugendfreundin  betrogen  und  bald  Witwe. 
Jetzt  wandert  sie  herum,  um  ihren  Schmerz  bald  in  Amerika,  bald  in 
England  zu  vergessen  und  in  geistiger  Beschäftigung  Trost  zu  finden. 
Da  trifft  sie  wieder  Collette,  verzeiht  ihr  und  adoptiert  ihren  und  ihres 
Mannes  Sohn,  fühlt  bald  für  diesen  nur  mütterliche  Gefühle  und  ver- 
heiratet ihn  mit  einem  reizenden  Mädchen,  das  als  Morgengabe  das  Schloss 
derer  von  Myferes  erhält.  So  führt  die  gute  Mme  de  Myöres  beide  in 
das  Schloss  ihres  Gatten  ein  und  über  der  Vergangenheit  weht  der 
Schleier  der  Vergessenheit.  —  Verzeihung  für  den  Fehltritt  der  gefallenen 
Frau  predigt  Henri  Buteau  in  La  faute  (Paris,  Plön).  Pierre  Lagarde 
geht  auf  die  See  und  lässt  seine  tugendhafte  Frau  Hanne  in  Paris 
zurück.  Sie  denkt  anfangs  nichts  Böses  vom  Umgänge  mit  dem  be- 
rühmten Dichter  Povfere,  doch  bald  trübt  sich  gegen  ihren  Willen  der 
klare  Spiegel  ihrer  Seele.  Reue  und  Leiden  der  Verzweiflung,  Entsetzen 
vor  dem  Verführer,  vor  sich  selbst!  Bei  der  Rückkehr  des  Gatten  be- 
kennt sie  ihren  Fehltritt  und  ist  dem  Wahnsinne  nahe.  Der  verzeihende 
Gatte  führt  sie  aufs  Land,   um  dort  Ruhe  und  Genesung  zu  finden.  — 

32)  Vgl.  Dames  ^ph^m^res  von  Fr.  de  Nion  (Paris,  Fasqoelle). 


II  62  t)ie  französische  Literatur  1904. 

In  Un  grandamour  (Paris,  Librairie  ^trangere)  lässt  der  Autor  Robert 
EüDE  den  Arzt  Marcel  Derians  nach  ungHicklicber  Liebe  in  der  Einsam- 
keit des  Landaufenthaltes  Trost  suchen.  Hier  wählt  er  sich  die  rosen- 
wangige  kraftige  Tochter  des  Pächters  als  Frau  aus  und  hier,  fem  von 
stadtischer  Nervosität,  mitten  in  der  reichsprossenden  Natur  hoBft  er  ge- 
sunde Kinder  zu  erziehen  und  so  die  Pflicht  des  Menschen  zu  erfüllen. 
Da  rafft  ihm  nach  kurzer  Zeit  das  Fieber  Frau  und  Kind  dahin  und  er 
sucht  seine  düstere  Lebensanschauung  auf  Reisen  zur  See  zu  erhellen. 
Er  trifft  auf  dem  Schiffe  die  eitle,  egoistische,  herrschgierige  Dame,  die 
ihn  einst  betrogen  und  vor  der  er  geflohen  ist.  Sie,  Mme  Valmont,  ist 
von  ihrem  Manne  Verstössen,  von  Stufe  zu  Stufe  gesunken.  Es  ist  ihr 
gelungen,  ihren  letzten  Geliebten  langsam  zu  vergiften  und  sie  flieht  jetzt 
mit  dem  ererbten  Reichtum;  man  ist  ihr  jetzt  auf  den  Fersen.  Da  wirft 
Marcel  die  gestohlenen  Wertpapiere  ins  Meer,  denn:  Mes  ressources  sont 
süffisantes  pour  deux^'  und  so  gehen  sie  in  Ägypten  einem  neuen  Leben 
entgegen.  —  Romeo  und  Julie  im  modernen  Gewände  ist  La  Buisson- 
niöre  (Paris,  Illustration)  von  PaulBertnay.  Die  Familie  Boissier  hat 
den  Ehrgeiz,  die  Bürgermeisterehre  bf.i  der  Familie  zu  bewahren.  Der 
dem  Anschein  nach  sozialistisch-gesinnte  Tony  Boissier  lebt  mit  dem 
Besitzer  von  La  Buissonniöre,  Herrn  Girardot,  in  heftigen  Grenzstreitig- 
keiten; diese  Feindschaft  erreicht  den  Höhepunkt,  als  durch  Girardots 
Unterstützung  der  klerikale  Baron  de  la  Rosi^re  Maire  des  Ortes  wird. 
Nicht  so  heftigen  Charakters  ist  Boissiers  Sohn  Pierre,  der,  in  der  Liebe 
zur  Mutter  auferzogen,  in  ein  Pariser  College  kommt,  Offizier  wird,  und 
als  er  eines  Tages  auf  Erholung  zu  Hause  weilt,  Gratienne,  die  Enkelin 
von  des  Hauses  Feinde  Girardot,  aus  Räubersgefahr  rettet.  Die  beiden 
jungen  Leute  finden  an  einander  Gefallen,  sie  kümmern  sich  wenig  um 
der  beiden  Häuser  Prozesse  und  Feindschaft,  schwören  sich  Liebe  und  weder 
des  Pfarrers  Vermittlung  noch  des  Barons  Bemühung,  sie  mit  seinem 
Sohne  Denys  zu  vermählen,  vermögen  etwas.  Da  auch  die  Eltern  gegen 
diese  Verbindung  sind,  so  soll  Gratienne  im  Kloster  ihre  Neigung  ver- 
gessen. Sie  flieht  aber  zu  ihrer  wegen  der  Liebe  zu  einem  Maler  ver- 
stossenen  Tante  Camille  nach  Paris,  der  es  gelingt,  dem  ehrgeizigen  Tony 
Boissier  die  Bürgermeisterehre  wieder  zu  verschaffen,  beide  feindlichen 
Häuser  zu  versöhnen  und  Gratienne  in  die  Arme  ihres  Geliebten  nach 
freier  Wahl  zuführen.  —  So  finden  sich  auch  die  Liebenden  trotz  aller 
Unbilden  in  Les  fian9ailles  d' Yvonne  von  J.  H.  Rosny  (Paris, 
Joanin),  der  Liebesgeschichte  des  Fran9oi8  Bernays  und  der  schönen, 
treuen  Yvonne  Gazelle.  Der  Vater  will,  um  seine  materielle  Lage  zu 
bessern,  Yvonne  mit  dem  reichen  Amerikaner  Hamilton  vermählen.  Die 
brave  Tochter  bittet  um  ein  Jahr  Aufschub;  Bernays  geht  nach  Amerika, 
kommt  als  Millionär  zurück  und  jetzt  werden  beide,  trotz  der  Machinationen 
Hamiltons,  ein  glücklich  Paar.  So  haben  auch  in  Joseline  von  Edouard 
Delpit  (Paris,  L6vy)  materielle  Hindernisse  nicht  die  Kraft,  eine  glück- 
liche Ehe  zu  hindern;  Joseline,  die  einfache  Tochter  eines  verun- 
glückten Mechanikers,  nimmt  aus  Rücksicht  für  ihre  arme  Familie,  trotz 
ihrer  Liebe  zu  Paul,  den  steinreichen  Industriellen  C4sar  Th^nissay  zum 
Manne.  Als  sie  aber  Witwe  wird,  siegt  ihre  alte  Liebe  und  sie  heiratet 
nach  vielen  Schwierigkeiten  Paul.  —  Die  alles  umändernde  Wirkung  des 


M.  Mayr.  II  63 

Zeitablaufes  betont  ÜAutre  route  von  C.  Nisson.  Die  Heldin  wächst 
bei  ihrem  Onkel  und  der  Tante  Pontchanin  in  zurückgezogener  Zu- 
friedenheit auf,  denkt  nur  für  andere  und  so  auch  für  den  Vetter 
Jacques  Pontchanin,  der  von  der  Kolonie  heimkehrt  und  bald  für  die 
niedliche  Suzanne  Liebe  fühlt.  Er  träumt  als  Offizier  von  Ruhm  und 
Heldentaten,  indes  sie  es  nicht  versteht,  sich  für  eine  grosse  Sache  zu 
opfern.  So  wandert  er  nun  wieder  in  die  Ferne  und  sie  lebt  ganz  für 
ihre  Zieheltern  und  in  stiller  Liebe  zu  dem  Geschiedenen.  In  der  Nach- 
barschaft wohnen  drei  niedliche  Schwestern,  von  den  Eltern  vernachlässigt, 
und  deshalb  sorgt  Suzanne  für  sie,  besonders  für  die  Jüngste,  der  sie 
nach  dem  Tode  der  Mutter  ganz  ihre  Sorge  weiht  und  die  durch  ihre 
Bemühungen  von  ihrem  schweren  Leiden  geheilt  wird.  Diese  uneigen- 
nützige Güte  flösst  dem  Vater  der  drei  Mädchen  dankbare  Zuneigung 
und  schliesslich  Liebe  zu  Suzanne  ein,  die  ihm  nach  schwerem  Herzens- 
kampfe, denn  ihre  Liebe  gehört  dem  schmucken  Offizier,  zum  Traualtare 
folgt  Da  stirbt  der  Pflegevater  und  Jacques  eilt  heim,  um  seine  geliebte 
Suzanne  heimzuführen  und  die  alte  Mutter  zu  pflegen.  Aber  welche  Ver- 
änderung! In  beider  Herzen  lebt  noch  Liebe,  doch  Suzanne  hat  Treue 
geschworen  und  daher  muss  Jacques  wieder  in  die  Fremde  —  II  faut 
partir  une  fois  encore,  changer  en  gloire  tes  chagrins  et  tes  regrets;  c'est 
moi  qui  soignerai  ma  tante.  —  Über  das  Verhältnis  des  vorehelichen 
Liebeslebens  setzt  sich  in  versöhnlicher  Weise  Alfred  Capüs  in  Notre 
Jeunesse^'),  com^die  en  quatre  actes  (Paris,  Com^die  Fran9aise)  hinweg. 
Dieses  echte  Pariserstück  führt  einem  nicht  mehr  jungen  Manne  seine 
Jugendsünde  vor.  Luden  Briant,  der  mit  seinem  alten,  mit  der  Welt 
unzufriedenen,  tyrannischen  Vater  ein  Gewerke  in  Besan9on  leitet,  hat 
einst  als  Student  der  Ecole  des  mines^*)  im  Quartier  latin  Liebesbe- 
ziehungen mit  der  Papierhändlerin  Loulon  unterhalten.  Zwanzig  Jahre 
sind  seitdem  ins  Land  gegangen;  das  Kind  der  Liebe  Lucienne  steht 
am  Krankenbette  seiner  Mutter  und  diese  legt  sterbend  der  Tochter  ans 
Herz,  sich  im  Falle  der  Not  an  den  Jugendfreund  in  Tourville  zu 
wenden.  Nach  dem  Tode  der  Mutter  erscheint  nun  die  reizende,  be- 
scheidene und  dem  Anscheine  nach  schüchterne  Lucienne  im  Hause  des 
Lucien  Chartier,  als  er  mit  seiner  verwitweten  Schwester  Laure,  seiner 
Frau  H^lfene  und  dem  philiströsen  alten  Briant  zu  Tische  sitzt.  Lucienne 
bittet  um  kein  Bettelbrod,  sondern  um  eine  Stellung.  Bald  wird  klar, 
dass  sie  Luciens  Tochter  ist,  welcher  einst  die  Mutter  für  ihre  Neigung 
reichlich  mit  Geld  entschädigt  hat.  —  Dem  Mädchen  soll  Unterstützung 
werden,  doch  dasselbe  will  den  Vater  weder  sehen,  noch  belästigen, 
sondern  sich  nur  den  Lebensunterhalt  erwerben.  Aber  Laure  enthüllt 
das  Geheimnis  und  Lucienne  erscheint  vor  Luciens  Gattin  H6It;ne,  die 
bisher  kein  Glück  gefunden  hat,  zuerst  des  alten,  dann  des  jungen  Briant 
überdrüssig  geworden  ist  und  daher  Lauren  ihr  Leid  klagt.  Das  fremde 
Mädchen  macht  auf  sie  Eindruck,  erweckt  Zutrauen  und  Mitleid  und  so 
ruft  ihm  H61öne  ermutigend  und  tröstend  zu:  Soyex  tranquille,  vous 
serez   de    notre    famille;    c'est  moi  qui   m'en  charge!     Unbekümmert    um 

33)  Vgl.  L'Art  du  Th^Ätre,  d^c.  1904.  34)  Erinnert  an  des  Autors  eigenes 
Leben,  der  aus  seiner  Heimat  Aix  nach  Paris  kam,  zuerst  die  Ecole  polytechnique, 
dann  die  Ecole  des  mjnes  besuchte  und  Ingenieur  werden  wollte, 


II  64  I^ie  französische  Literatur  1904. 

die  öffentliche  Meinung  und  die  Ansicht  des  tyrannischen  Schwiegervaters 
soll  Lucienne  als  Kind  im  Hause  bleiben  und  dem  straubenden  Gatten 
sagt  H^l^ne:  Elle  est  seule  au  monde  et  pr^te  ä  se  donner  pour  un 
peu  de  Sympathie  et  de  tendresse  .  .  .  tends-lui  la  main,  toute  son  ime 
t'appartiendra.  Et  quelle  lumiere,  quelle  chaleur  eile  apporterait  dans 
notre  existence!  Lucien!  Comment  ne  vois-tu  pas  que  c'est  ta  jeunesse 
qui  revient  vers  toi!  Ne  la  laisse  pas  s'enfuir,  ce  serait  pour  toujours! . .  . 
Tu  n^as  pas  pu  me  donner  un  enfant,  pr^te-m'en  un! 

J5«  Gedichte.  In  einer  Abhandlung  über  die  Bezüge  der 
„Modernen"  zur  antiken  Literatur  musste  auch  Mme  Nicolette  Hennique 
als  eine  Art  moderner  Ovid  Erwähnung  finden.  In  ihren  Des  H6ros 
et  des  Dieux  (Paris,  Fasquelle)  tritt  die  antike  Götter-  und  Heroen- 
welt in  modern-lyrischem  Gewände  auf;  so  der  fremde  Hirte  Musagetes, 
Pelops,  die  Hesperiden,  die  mildtätige  Ceres: 

Car  toujours  du  m^me  or  et  toujours  de  soleil, 
Lasse  de  nous  donner  avec  la  s^ve  blonde 
Le  pain  quotidien  dont  se  nourrit  le  monde 
Elle  se  repose  au  coBur  de  la  bise  profonde. 
Daneben  der  Riese  Herkules  im  Kampfe  mit  dem  nemeischen  Löwen: 
Tous  deux  lourds  et  peius  et  tous  deux  rugissants 
S'acharnent  au  combat  mortel  .  .  . 
An  die  Dichterin  Sappho    erinnert   üne    femme    m'apparut   von 
Ren^e    Vivien'*)    (Paris,    Lemerre),    an    die  Antike    Pommes   aristo- 
phanesques  von  Laurent  Tailhade    (Paris,   Mercure  de  France),   an 
den  Orient  die  lyrischen,  allegorischen  Novellen  Copeaux  von  H^ljine 
DE  ZuYLEN  DE  Nyevelt  (Ib.)    Und    die  Liebeslieder  Tourmentes  (ib.) 
von  Jean  de  la  Jaline;  einen  Ritt  durch  romantische  Zeiten,  im  alten 
Ägypten,   auf   mittelalterlichen  Höfen    und    in    unserer  Zeit    machen    die 
Liebesdichtungen    L'Ame    voyageuse    von    Am^d^e  Prouvost  (Paris, 
Maison  des  Pontes).     Alfred  Joubert  besingt  in  Peintres  et  Sculp- 
teurs  (Paris,   Lemerre)    historische    Ereignisse**),    so    zur  Zeit  der  Mme 
Pompadour,  von  deren  Einfluss  es  heisat: 

Et  ce  sont  ses  baisers  qui  gagnent  les  batailles; 
und  in  der  Vision  Velasquez  erweckt  der  Dichter  Erinnerungen  an  Spanien : 
Espagne,  Espagne:  o  m^re  accueillante  et  farouche, 
Le  Maure  aux  bras  cuivr^s  a  dormi  dans  ta  couche, 
Ce  sont  vos  helles  nuits  qui  fiambeut  dans  tes  yeux. 
Die  Symbolistin  Marie  Krysinska,  die  sich  für  die  Erfinderin  des 
freien  Verses  hält,    erinnert    in  Interm^des  (Paris,  Vanier)    an  Liebes- 
tändeleien des  18.  Jahrhunderts,  denn  Liebespaare  wie  Paul  und  Virgine 
wandern  durch  Felder  und  Wiesen: 

Oü  toutes  les  fleurs 
Marien  t  les  couleurs 
De  leurs  6blouissantes  coroUes. 
Bei  allem   siegt  nach   der  Dichterin  Worten    die    Liebe    über    alles, 
selbst  über  den  Tod: 

35)  Von  ihr  erschien  auch  La  dame  k  la  louve  (ib.).  36)  Vgl.  Pommes  de 
France  et  de  Bourbon  von  Olivaint  (Paris,  I^emerre), 


M.  Mayr.  H  85 

L'Amour  est  seul  vainqueur 
De  la  mort 
Hier  kann  man  auch  Feuilles  ^parses  (1840-^1904)  vom  greisen 
Dichter  Fr^d^ric  Passy  (Paris,  Soc.  fran9.  d'impr.  et  de  libr.)  einreihen,  wo 
wir  die  Leiden  und  Freuden  von  des  Autors  langem  Leben  kennen  lernen; 
ferner    Hommage  ä   L6on  Valade  von   J.  Valmy-Baisse.     In  einer 
Art  poetischer  Prosa  besingt  Cloviö  Hugues  inLes  Roses  duLaurier 
(Paris,  Fasquelle)  die  Ereignisse  der  letzten  Dezennien  vom  Tode  V.  Hugos 
an;  vor  allem  ist  er  begeisterter  Südfranzose  und  Anhänger  Hugos,  den 
er  in  Parallele  mit  Napoleon  setzt,  diesem  Gotte,  dessen  Priester  Hugo  ist: 
L'Id^l  6ternel  est  plus  fort  que  la  force; 
Tu  n*6tais  qu'un  passant  dans  ce  grand  si^cle,  o  Corsel 

L'Enfant,  c'^tait  Victor  Hugo. 
Da  wir  bei  der  Erwähnung    historischer  Stoffe    sind,    mögen    gleich 
die  sozialen  angegliedert  werden.     Unlängst  haben  Poinsot  und  Normandy 
in   der    Revue   For^zienne^')    dieses   Stoffgebiet   zum    Gegenstande    einer 
allgemeinen  Erörterung  gemacht  (Sur  les  tendances  de  la  po^sie  nouvelle) 
und  die  Berücksichtigung  der  sozialen  Bedürfnisse  als  Hauptcharakteristikon 
hingestellt,    das  sich  nicht  nur  in  der  Bevorzugung   gewisser  literarischer 
Formen  (Roman,  Drama),  sondern  auch  in  der  ganzen  Richtung  als  eine 
„litt^rature  utile"    im    eigentlichen    Sinne    des  Wortes    äussert.     Hier   sei 
von    der  Lyrik   die    Rede    und   als  Beispiel    dieser    Art    Les    Minutes 
profondes  von  C.  Poinsot  (Paris,  Soci6t^  des  Pontes  Fran9ais,  Charles) 
erwähnt      Es    ist    das    Leben    in    einer    nordischen  Fabrikstadt   —    les 
immenses  nuits  des  pöles  6toil6s  —  wo    sich  die  Menschen   einer  stillen 
Resignation  hingeben  und  alle  den  Dichter  zum  stummen  Mitleid  stimmen : 
Effroi  de  tous,  effroi  des  hommes  et  de  la  plante 
Qui  mettent  dans  les  yeux  des  Stranges  clart^s 
Et  qui,  au  bord  des  mers,  donnent,  si  affolante, 
L'Attitude  de  fuite  aux  pins  6pouvant^s. 
Das  Meer  —  Teau  pacifique  ei  pleine  de  soleil  —  das  alsbald  der 
Wind  aufwühlt  und  in  schäumende  Wogen  verwandelt,  ist  ihm  ein  Bild 
des  menschlichen  Lebens.  —  Als  bedeutende  Erscheinung  des  Jahres  sei 
auch  Les  Clart^s  humaines  von  Fernand  Gregh  (Paris,  Fasquelle) 
genannt.     Die    verschiedensten    lyrischen    Stimmungen    werden    mit    dem 
gemeinsamen  Zuge  ins  Titanische,  ins  Unendliche  vorgebracht.     Die  Bilder- 
sind  dem  nordisch-romantischen  Vorstellungskreise  entnommen.     Wie  bei 
Ossian  weht  auch  hier  starker  Herbstwind: 

Grand  vent  m^lancolique  et  febrile  d'automne 


Trop  tard!  c'est  Tennemi  patient  de  la  vie. 

II  d69oit  plus  encore  le  souhait  et  Tenvie 

Que  son  fr^re  cruel,  Jamais,  aux  grands  yeux  froids. 
Dem  soeben    genannten  Dichter   verwandt  ist  John  Antoine  Nau 
in  Hiers  bleus  (Paris,  Messein),  dem  das  Blau  des  Himmels  geheimnis- 
voll und  der  Widerschein  im  Wasser  traurig  ist: 

L'eau  bleue  qui  le  reflete  est  sereinement  triste. 


37)  Saint-Etienne,  Soci^td  de  rimprimerie  Th^olier  —  J.  Thomas  et  Cie. 
VoUmoUer,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  5 


II  66  I^ie  französische  Literatur  1904. 

Ebenso  flösst  dem  Dichter  Philippe  Düfour  das  unendliche,  immer 
gleiche  Meer  Achtung  ein,  denn  in  den  Dichtungen  De  Songe  en 
Songe  (Paris,  Lemerre)  singt  er: 

Tu  poursuis  ton  grand  songe  immuable  et  sublime. 

La  nuit,  Tombre,  T^cume  errent  sur  ton  abtme. 


Et  d'ftge  en  äge,  6  mer,  tu  demeures  ainsi. 
Der  Dichter   preist   den    glücklich,    der  wie   das  Meer   stoisch    und 
stark  in  der  Einsamkeit,  ein  Verächter  der  menschlichen  Eitelkeiten  von 
Jahr    zu   Jtihr    sein   Herz    in    einen   unsterblichen  Traum   wiegt.     Paul 
Plan  singt  in  Les  Roses  de  la  vie  (Paris,  OUendorflT): 
Ce  soir,  je  contemplais  cet  immense  oc6an 
Qui  renferme  en  ses  flots  le  1*6 ve  et  le  n^nt. 
Maurice   Donnay    sagt   dazu    in   der  Vorrede:    D'autres,    comme   la 
fantaisie  que  vous  indtulez  „A  une  vieille  chaise'*  ont  le  parfum  m^lan- 
colique  des  roses  fän6es.     Man  vergleiche   La  Prairie  en  fleurs  von 
Edouard  Ducot^  (Paris,  Mercure  de  France).  —  Ähnliche  Stimmungen 
kehren    in    Par  TAmour  (Paris,  Messein)   von   Mme  Marie  Dauguet 
und  in  Musique  d'Automne  (Paris,  Fasquelle)  von  Louis  Leoendre 
wieder.  —  Der  sprachgewandte  Dichter  Olivirr  Calemard  de  la  Fayette 
sieht  in  Les  R^ves  des  jours  (Paris,  Sansot)  im  wogenden  Ährenfeld 
und    anderen   Naturerscheinungen   ein  Bild   des  Weltenganges,    der  Ver- 
gangenheit und  Zukunft  (R^ves  des  bl^),  ergeht  sich  dabei  an  den  Ab- 
hängen des  Kithäron,  träumt  mit  den  Satyren  und  singt: 
Les  Souvenirs,  qui  me  viennent  ce  soir, 
Emouvants  et  berceurs,  m'apportent  de  Tespoir. 
Eine    Verherrlichung    der    den    Menschen    umgebenden    Ereignisse 
heiterer   und    trauriger   Art    bringen    Les   Heu  res    von    A.  Montandy 
(Paris,  Daragon).     Sozialen  Anstrich  haben  Chants  de  Revolte  (Paris, 
Massein)  von  Louis  Chollet    und    Les    Sillons  et  les  flots  (Paris, 
Lemerre)  von  Charles  Limet,   wo   sich    neben   Naturbetrachtungen   der 
angedeuteten    Art    auch    kritische   Bemerkungen    über    das    Treiben    der 
Menschen  finden,    so    über   die   morosen    Engländer,    die  in  der  Schweiz, 
unbekümmert   imi   alles    um    sie  her,    ihren   Launen   nachgehen.  —  Die 
schon  im  Berichte  VII  erwähnte  Angloamerikanerin  Ren^e  Vivien  revoltiert 
.in  Venus  des  Aveugles  (Paris,  Lemerre)  gegen  die  männliche  Tyrannei 
zugunsten   der  verkannten,    erniedrigten  Frau,   hasst  den  Mann  —  pour 
la  hasse  f6rocit6  de  ses   lois   et  de  sa  morale  impure  —  und  ihre  Hand 
ist  nicht  zur  Mutter  geschajffen: 

J'irai  vers  le  Martyre  ensanglot^  de  roses, 

Car  mon  coBur  est  trop  lourd  pour  une  main  d'enfant. 

(Sonnet  k  une  enfant.) 
Die  Dichterin  flieht  zur  Antike  und  schlägt  in  Les  Kithar^des 
(ib.)  melodische  Gesänge  an,  inspiriert  von  den  griechischen  Dichterinnen. 
—  Eine  Winterstimmung,  selten  einen  Freudenstrahl  und  doch  eine  Art 
optimistischer  Resignation  enthält  Parfüms  (Paris,  Sansot)  von  Jean 
Mariel: 

J'ai  chass^  loin  de  moi  Tanalyse  et  le  doute 
Pour  faire  simplement  ma  t&che  jusqu'au  soir. 


M.  Mayr.  II  67 


Qu'il  te  choisisse  donc,  Goethe,  pour  exemplaire 
D'harmonieuse  et  de  virile  huinanit6, 
Toi  qui  ne  pris  ta  part  de  toutes  nos  miseres, 
Que  pour  les  vaincre  en  en  tirant  de  la  beaut6. 
Aber  diese  stärkende  Erinnerung  ist  nicht  immer  beruhigend,    denn 
L'Empreinte  du  pass^  demeure  trop  profonde; 
Trop  de  vide  subsiste  en  ce  d6cor  trop  calme. 
Auch  in   Pommes   de    la   solitude  von   Henri  Allorge  (Paris, 
Revue  des  Pontes)  weht  eine  düstere  Lebensauffassung;  der  Dichter  lebt 
nur  in  traurigen  Erinnerungen,  seine  Seele  gleicht  einem  Parke  im  Herbste 
—  plein  d'oubli,  plein  de  mort  —  und  sein  Herz  wird  von  einem  uner- 
reichbaren Ideal  gemartert;  deshalb  wünscht  er  sich  ein  ruhiges  Asyl: 
Heureux  le  coin  tranquille  oü  Ton  ne  voit  personne! 
Mon  äme  est  comme  un  parc  aux  tristes  soirs  d'automne. 
Für  Charles  EprY  ist  in  Vers  la  piti6  (Paris,  Lemerre)  das  Leben 
düster,  tot;  er  verzichtet  auf  alles,  denn  sein  Glück  ist  dahin,  auf  seinem 
Lebenspfade  trifft  er  nur  Schatten  und  so  fühlt  er  sich  vereinsamt: 
Me  voici  seul,  l'oeil  sec,  parmi  les  morts  sans  nombre. 
Voici  venir  le  temps  d'exil. 
In    Tableaux    intimes    möchte    der    Dichter  Joseph  Boughard 
(Paris,  Lemerre)  gerne  glücklich  sein,  gerne  lachen,  aber: 

Je  me  sens  Täme  triste  et  me  sens  le  coeur  las. 
Gleiche  Stimmung  beherrscht  Mme  H6lI:ne  de  Zuylen  in  L'Ef- 
feuillement  (Paris,  Lemerre)  und  Theodore  Maurer  in  La  Princesse 
Avril  (Paris,  Maison  des  Pontes).  Den  Dichter  Charles  Derennes 
gemahnt  in  L'Enivrante  Angoisse  (Paris,  Ollendorff)  die  Abendglocke 
sowie  die  anbrechende  Nacht  an  den  Tod: 

La  nuit  doscendra  sur  mon  front; 
Je  mourrai  comme  tout  le  monde. 
Doch  der  Tod  erschreckt  ihn  nicht,  denn  im  Leben  war  ihm  Liebe 
gegönnt: 

.  .   .  l'amour 
A  caress6  toute  ma  vie. 
In  Poem  es  will  Lours  Le  Cardonnet  (Paris,  Mercure  de  France) 
alte  Erinnerungen  auffrischen: 

Malgre  les  jours  enfuis,  je  suis  chanteur  encore 
Et  je  vous  redirai  le  chant  des  jours  anciens. 
Dabei  überschleicht  ihn  oft  Traurigkeit,  denn  er  singt: 

Un  grand  r^ve  en  moi  veille  et  s'inquiöte  et  pleure, 
und  der  Gedanke  an  den  Tod  tritt  ihm,  allerdings  nicht  mit  Schaudern, 
wiederholt  entgegen: 

Nous-mtoes,  empourpr^s  par  un  dernier  espoir, 
Nous  sentirons  bientßt  tomber  aus^i  le  soir, 

Et  tomber  Thiver  sur  nos  Ämes  .  .  .  (En  foret). 
In    Les    gräces    inemploy^en    von    Charles-Adolphe-Canta- 
cuz^NE  (Paris,  Perrin)  finden  wir  melancholit*che  Stimmung,    da  der  Ab- 
lauf der  Zeit  zum  Bewusstsein  kommt. 


II  68  Die  französische  Literatur  1904. 

Que  de  derai-heures  perdues 
A  d^uvrir  les  ing^nues; 
Et  8ur  ses  pas,  et  sur  ses  pas 
L'Eternit6  ne  revient  pas. 


Je  m'en  vais  comme  vers  le  nord 
Vers  la  mort. 
Auch  die  Frauenherzen    haben    dem  Dichter    nicht   immer    treu    ge- 
schlagen, aber  doch  will  er  in  ihren  Armen  sterben: 
Elles  ne  valent  pas  beaucoup; 
Mais  je  veux  mourir  mes  bras  autour  de  leur  cou. 
Den   Optimismus   vertritt    der   Südländer    Henri  Bataille    in  Le 
Beau   Voyage    (Paris,    Fasquelle).      Dieser    „möridional    corrig6    par    le 
Symbolisme"  besingt  flüchtige  Erinnerungen  seines  Lebens,  Erinnerungen 
an  seine  Ahnen,    die  in  einem  „weissen  Hause"  alle  friedlich  beisammen 
wohnen,  unbekümmert  um  die  Dinge  dieser  Welt;    in   dieses  Haus  wird 
auch  der  letzte  Sprosse  bald  eingehen: 

Rien  ne  sera  change  dans  la  maison  profonde  . .  . 
Votre  enfant  seulement  aura  repris  sa  chambre. 
Doch  auch  hier  sind  die  Gredichte  gleichsam   eine  wehmütige  letzte 
Reise,  wo    alles    nur  Egoist,    ganz    am  Rande  des  Todes,    wo  sich  alles 
eines  schönen  Abends  beruhigt: 

Une  histoire,  une  histoire,  tout  finit  en  histoire. 
Tout  se  calme  par  un  beau  soir. 
Zu    einem    ähnlichen   Schlüsse    gelangt    auch  Tancr^de  de  Visan 
in  Paysages  introspectifs  (Paris,  Jouven),  denen  er  eine  Theorie  der 
symbolischen  Dichtung   voranschickt    (un  essai  sur  le  symbolisme).     Wie 
oft  wurde  schon  der  Dichter  als  der  Priester  der  Allbeseelung  aufgefasst; 
nun   wird  das  als    das  Bezeichnende   des   symbolistischen  Dichters  hinge- 
stellt: „Leur  d6sir  a  6t^  d*exprimer  immMiatement  Tinexprimable,  si  j'ose 
dire,    de   fondre   leur  Arne    avec    la    conscience    universelle  afin  de  noter, 
par    une   sorte    d'auscultation    intollectuelle ,    jusqu^aux    pulsations    de    la 
mati^re,  jusqu'a  la  respiration  du  monde."  —  Der  Autor  weiss  das  Leben 
zu  geniessen,  die  verschiedenen   Freuden  zu  durchkosten;  freilich  ist  sein 
Traum  vielfach  nicht  in  Erfüllung  gegangen,  denn  in  Regrets  heisst  ea: 
Mais  mon  äme  est  tout  autre  et  mon  reve  a  chang^, 
_  Tu  ne  comprendras  plus  mes  larmes  d'afflig6; 
Je  n'irai  plus  te  voir  baigner  le  long  des  saules. 
Zu  dem  Symbolismus  von  der  Art  Maeterlincks  gehört  La  Chanson 
d'Eve  von    Charles  van  Lerberghe^®)    (Paris,    Mercure    de  France). 
Die  .jungfräuliche  Eva    singt   in    den   vorliegenden  Liedern  heilige,    para- 
dies-un  schuld  ige  Weisen.      Ihre    Seele    erwacht   wie    eine    Rose    zu    dem 
reichen  Leben,   zur  Liebe,   aber  die  Gottheit  wiegt    sie  wieder    in  Schlaf. 
Neben  all  dem  Schönen  und  Guten  hat    sie   als  die  erste  geweint,    aber 
aus  göttlicher  Freude: 

Entre  le  ciel,  entre  la  terre, 
L'aube  sainte  et  le  soir  sacre, 

38)  Über  diesen  neuen  Dichter  Belgiens  vergleiche  Charles  Van  Lerberghe 
von  Albert  Moskel  in  Mercure  de  France,  1904. 


\ 


M.  Mayr.  II  69 

Entre  les  rires  de  la  lumi^re, 
C'est  moi,  au  monde,  la  premiere, 
Qui  de  joie  divine  ai  pleur6. 
An  diese  symbolistische  Art    reiht    sich    der  Einfluss   des  Glaubens 
in  Pour   TEnfant  von   Charles    de  PoMAraoLs   (Paris,    Plön).     Das 
Ganze  bewegt  die   schmerzliche  Erinnerung    und    die  Liebe  zu  dem  ver- 
lorenen   Kinde;    das    Band    zwischen    Vater   und    Kind    geht   über    das 
irdische  Dasein  hinaus,  der  Vater  setzt  den  Verkehr  mit  dem  Kinde  fort: 
O  trfes  candide  enfant  plus  pure  que  les  vierges. 
Dieses  Wesen   gestaltet    sich  ihm    zu    einem  geliebten  Schatten,    zu 
einer  unsichtbaren  Gottheit: 

Elle  est  d6sormais  Tombre  et  sa  place  est  plus  grande. 

L'Amour  le  plus  parfait  dont  Täme  s'ennoblisse, 
Cest  l'Amour  inspir^  par  un  6tre  lointain. 
Er  flieht  zum  Grabe,    wo  es  ihn  schmerzlich    stimmt,    dass    er    nur 
Staub  und  Erde  findet  (Plus  Rien);  doch  die  Seele  lebt  in  hohen  Sphären 
(Au-delä),    schwebt    schattenlos    frei    durch    den    unendlichen  Raum   und 
kommt  auch  in  seine  irdische  Wohnung; 

Dans  ce  rose  j ardin  discret, 
Peupl6  de  Timage  mortelle 
Od  ton  enfance  m'apparait, 
Ta  petite  Äme  revient-elle? 

(Petita  ftme  au  jardin.) 

So  kommt   der  Dichter    durch    die    ewige  Liebe   zum   Glauben  und 
durch  diesen  zur  Hoffnung:  « 

Les  traits  que  j'ai  d^peints,  la  gr&ce  que  j'ai  dite, 
L'ingu^rissable  mal  dont  m'a  ble8s6  sa  fuite, 
D'61ans  toujours  piureils  que  la  douleur  r6pöte 
Habiteront  en  moi:  ma  vie  en  sera  faite, 
Comme  un  fond  triste  oö  seul  reluit  un  grand  espoir. 
In  Joie  et  Tristesse  (Paris,  Ollendorff)  behandelt  F^lix  George, 
ähnlich  wie  früher  in  Lyre  et  Clairon    und   Ombre   et   Clarte,    die  Gott- 
heit in  Geschichte    und  Natur;    hier    finden    sich    auch    Hymnen    hohen 
Klangs,  so  Jadis,  worin  dem  Worte  Christi  auf  den  Ruf  „Venez  a  moi!" 
Männer  und  Frauen,  Greise  und  Kinder  von  allen  Seiten  zuströmen  und 
seine  Ijehre  wird  allen  zum  Tröste,  denn: 

C'6tait  le  pain  du  pauvre  et  Fespoir  du  proscrit; 
Tous  les  desh6rit6s  savouraient  sa  parole. 
Auch   in   Les  Charmes  von  Mme  Catulle  Mend^s  (Paris,  Fas- 
quelle) spielt  der  religiöse  Sinn  eine  Rolle.     Diese  Liebesdichtungen,  der 
poetische  Roman  einer  Seele,  gleichen  Gartenblumen: 

O  douces  fleurs  de  la  plus  douce  destinöe, 
Filles  de  la  nature  et  soeurs  de  la  vie. 
Die  Dichterin  erwartet  den  Geliebten  im  Garten  (L'Attentc  au  jardin) 
am  Springbrunnen  mit  Sehnsucht,  durcheilt  Wiesen  und  Wälder  —  au 
coeur  des  plus  Vivantes  choses  —  aber  der  Auserwählte  lässt  lange  auf 
sich  warten.  Sie  will  sich  für  ihn  mit  dem  Schönsten,  was  die  Natur 
bietet,  schmücken; 


II  70  Die  französische  Literatur  1904. 

Je  veux  pour,  d^s  Tinstant  qu'il  me  verra,  lui  plaire, 
Savoir  tout  le  secret  des  parfums  et  des  fards. 
Er  soll  sie  wie  eine  Königin  sehen : 

Qu'il  croie  en  me  voyant,  fröle,  grave  et  par^, 
Voir  une  reine  enfant  avec  ses  attributs. 
Bei  all  dieser  Liebessehnsucht  empfindet  sie  aber  doch  eine  leise 
Furcht,  sobald  sich  die  Liebestandelei  dem  Ernste  nähert,  sobald  das 
Herz  versprochen  ist  (Le  Coeur  promis).  Bei  all  der  tiefen  Liebe  ( —  Je 
vous  aime!)  kommt  eine  leise  Reserve:  sie  will  der  Gottheit  einen  kleinen 
Platz  im  Herzen  bewahren  und  so  schleicht  sich  mit  den  „schönen  Sorgen" 
auch  der  Ernst  des  Lebens  in  ihr  Herz  ein,  in  dieses  Herz  der  Liebe 
und  der  Mutter: 

J'ai  peur,  o  nion  enfant,  que  mes  deux  mains  de  fard, 
Lorsqu'a  ma  rohe  d'or  en  riant  tu  t'attaches, 
N'imposent  a  ton  front  leurs  invisibles  taches! 
Sie  beneidet  die,    welche  die  Reinheit  ihres  Herzens   dem  Gotte  ge- 
weiht, und  sucht  in  der  Kunst   (vgl.  La  Musique),    in   der  Freundschaft 
Trost  und  opfert  der  Gottheit  alle  ihre  Schmerzen,  Enttäuschungen,  ihre 
ganze  christliche  Seele.  —  Die  elementare  Kraft   der   in   ihrer  Überfülle 
dem  Herzen  schmerzlich    entbrausenden  Gefühle    bringt    die   junge  Polin 
Joanne  Sienkiewiez    in    Flamm  es   de  la    vie    zum  Ausdruck.     Es    ist 
eine  Reihe   von    ausdnicksvollen  Versen,    die   alle   den  Liebesdichtungen 
zuzuzählen  sind.     Die  Dichterin  vergleicht  sich  mit  dem  Winde,   der  wie 
der  ewige  Jude  über  die  Erde  trauernd  dahineilt,  aber  doch  nicht  aufhört 
zu  lieben  und  zu  leiden: 

*  Pourtant,  mon  eoeur  a  moi,  dans  sa  douleur  profonde, 

N'a  pas  cess^  d'aimer  et  de  souffrir  un  jour. 
Mit  einer  an  Dantes  Sonett  gemahnenden  Wendung  heisst  es: 
Je  livrerai  mon  coBur  et  mon  äme  en  pÄture 
Aux  affam^s  d'amour  pleurant  sur  mon  chemin. 
Et  sur  chaque  douleur  et  sur  chaque  blessure 
Je  repandrai  mon  coeur  trop  pesant  et  trop  plein. 
Eine  andere  Dame,  Marie  Weyrich,   die  Frau   des   Romanschrift- 
stellers Jean  de  la  Hire,  ergeht  sich  in  Les  Jardins  du  Soir  (Paris, 
Bibliotheque  Int.)  in  unbestimmten,  wenig  bedeutenden  Bildern,  so: 
Mon  coeur,  la  nuit  est  la,  ne  r^ve  plus  et  dors 
Sur  les  lys  bleus  courb^s,  dans  le  bruit  des  fontaines, 
Dans  le  feuillage  vert  ainsi  que  dans  la  mort, 
Et  goöte  la  douceur  des  choses  incertaines. 
L'Amour  enseveli  von  Jacques  D'adelswart  (Paris,  Messein)  ist 
der  Ausdnick  der  stürmischen,  ungeduldigen  Liebesempfindung.     Die  Be- 
handlung ist  geistreich  und  stimmungsvoll  zugleich: 

Je  suis  a  genoux  comme  devant  la  Vierge; 
Nos  serments  de  jadis,  ä  la  lueur  des  vierges, 
Edairent  vaguement  la  chapelle  d'amour. 
Die  Erinnerung  an  die  Vergangenheit  bereitet  ihm  keine  Freude  mehr: 
L'heure  tintait^  et  j'aurai  cru 
Voir  au  loin  des  perles  breves 


\ 


\ 


M.  Mayr.  H  71 

S'6grener  d*un  coUier  de  r^ves 
Qu'on  ne  retrouve  jamais  plus. 

(Cantil^ne). 
L'heure    amoureuee   et   fun^raire    (Paris,   Stock)    von  Pierre 
FoNS  sind  Liebeserinnerungen  in  besonnenem  Tone: 
Petite  aim^,  ^oute  enfin:  Voici  TAdieu 
Merci;  tu  m'as  donn6  des  baisers  de  ta  vie, 
Aux  vieux  jardins  oü  mon  enfance  t'a  suivie. 
Doch    findet    sich    wiederholt    ein    düsterer  Gedanke    mit   Herbstes- 
stimmung, so  in  Deux  Novembre: 

Ce  soir  d'Automne,  h61as!  est  plus  beau  que  mon  coBur, 
Puisqu'il  sourit  encor  tandisque  je  frisonne. 
Que  la  Mort  mette  en  lui  l'ineffable  douceur! 
Moi,  je  ne  pourrai  pas  mourir  avec  TAutomne. 
Dabei    beschleicht    ihn    oft  Zweifel    und  Angst  und    so    ruft  er    in 
Angoisse  aus: 

Je  ne  voudrais  pourtant  que  connaitre  ma  voie, 
Et  pour  goüter  enfin  cette  humble  et  simple  joie, 
Je  donnerais  mon  art  peut-^tre  vain  et  faux. 
Zu  den  Liebesgedichten,  bei  denen  die  Eleganz  der  Hauptvorzug  ist^ 
gehören    Les    Elans    et   les    Chutes    (Paris,    Messein)    von   FRAN9018 
Faust.     Die  Furcht,    dass    der   angebeteten   Dame    des   Dichters    Liebe 
lästig  sei,  und  die  Bitte  um  die  Gnade,  ihre  schone  Gestalt  im  Gesänge 
bewundern    zu    dürfen,    sind    bezeichnende    Motive.      An    anderer   Stelle 
(Tristesses)    liest    der  Dichter    unendliche  Traurigkeit    in    den  Augen  der 
Geliebten,  forscht  umsonst  nach  dem  Grunde  ihrer  Verzweiflung,  fürchtet, 
dass  für  sie  das  Leben  eine  „ewige  Lüge*'  sei,  und  fragt  sie: 
Le  soir  fait-il  revivre  en  vous  des  reves  morts? 
Sentez-vous  la  dent  de  Tennui  ou  du  remords, 
Ou  l'assaut  des  d^sirs  obscurs  qui  s'accölere? 
L'Amour  chante  von  Xavier  Privas    (Paris,  OUendorfF)  enthält 
zarte  und  leidenschaftliche,  manchmal  melancholische  Liebesdichtungen  z.  B.: 
Ta  chhre  &me  est  le  port  qui  re§oit  ma  d^tresse, 
Navire  ballott^  par  les  flots  de  Tennemi; 
Et  le  pharc  orgueilleux  qui,  dans  Tombre,  se  dresse, 
A  pour  lumiöre  d^or  ta  splendide  jeunesse 
Dont  Tamoureuse  flamme  ensoleille  ma  nuit 
Der  lyrische  Roman  LeNouveau  Werther  von  Jean  Daleyden 
(Paris,    Charles)    bringt    die    Liebesgeschichte    eines    Malers,    der    an    die 
Sentimentalität  eines  Werther  gemahnt. 

In  De  TAmour,  de  Tlronie,  de  la  Piti6  von  Octave  Aubry 
(Paris,  Plön)  tritt  der  Leben süberdruss  zum  Vorscheine  mit  einem  An- 
hauche von  Neurasthenie: 

La  vie  est  si  plate  et  Thomme  est  si  bas, 
Que  deux  coeurs  altiers  n'ont  rien  mieux  ä  faire 
Que  de  s'exiler  sans  autre  fracas 
D*un  monde  oü  Tamour  devient  une  aifaire. 
Bevor  wir  uns  zur  dezentralisierenden  Bewegung  wenden,   finde  Er- 
wähnung,   dass    die  Dichtung   auch    das  Leben  der  Grosstadt  behandelt; 


II  72  Die  französische  Literatur  1904. 

so  in  Paris  ä  travers  les  Sages  von  Amory  (Paris,  Soci6t^  par  d'6d.) 
und  La  Beaut6  de  Paris  von  Paul  Souchon  (Paris,  Mercure  de 
France).  Es  sind  Dichtungen  über  das  Treiben  daselbst,  so  Eindrücke 
an  einem  lauen  Sommerabende: 

Aux  soirs  bleus  de  Paris,  les  soirs  d*or  de  Provence 
Se  mdlent  dans  mon  coeur,  quand  mon  coeur  se  souvient. 
Daneben  ist  aber  das  Hervortreten   der  Provinz    schon    so   weit  ge- 
diehen,   dass    jede    Gegend    ihren   Vertreter   aufweist.     Da    ist  vor  allen 
anderen  das  schon  erwähnte  (siehe  III)  Werk  LaRace  et  leTerroirvon 
A.  Grimaud,  Anthologie  des  po^tes  du  clocher  (Petite  bibl.  prov.,  Cahors)  zu 
nennen,  ferner  Quelques  Pontes  de  TH^rault  von  Henri  Bauquier 
(Fahre,  ä  B6ziers),  Pontes  du  Nord  von  A.  M.  Gosöez  (Paris,  OUendorff), 
Anthologie  des  Pontes  normands  contemporains  avec  ^tude  de  Ch. 
Th.  F^RET (Paris,  Floury),  Anthologie  des  Pontes  lyriques  fran9.  von 
J.  F0N8NY   et  J.  Van  Dooren    (Termann,  a  Verviers,  Belgique);    zahl- 
reiche Zeitschriften  und  Vereine  widmen    sich    mit   Eifer    der    dezentrali- 
sierenden   Tätigkeit    (vgl.  Vox  I.,  II.   Paris,    nie    St-Denis    101).      Die 
Normandie  hat  ihren  Sänger  in  Louis  Beuve  de  Vesly,   die  Bretagne 
in  FiÖLiciEN  SoüLiER  (Les  Dicts  d'Amour  et  de  Jouvence),  die  Auvergne 
in  J.  Ajalbert,  an  dessen  frühere  Gedichte  L'Auvergne  sich  Ars£:ne 
Vermenouze  mit  Mon  Auvergne  (Paris,  Plön)  anschliesst;  wie  früher 
in  seinen  Gedichten    Flour  de  Brousso    (vers   languedociens)    weht    auch 
hier  Begeisterung  für  seine  Heimat  und  Flucht  vor  der  Hauptstadt: 
Va,  tu  seras  mangß  par  la  ville  vorace, 
Min6  par  les  poisons  meurtriers  de  Paris; 
Vieux  avant  Tage,  Täme  et  le  cerveau  taris. 
Tu  mourras  sans  laisser  des  enfants  de  sa  race. 
Die    Auvergne    mit    antiken    Anklängen    besingt    auch    Fr^d^ric 
Plessis  in  Po^sies  complötes  (Paris,  Fontemoing). 

In  Les  Mansu6tudes  sucht  Charles  Droulers  (Paris,  Lemerre) 
auf  Reisen  seine  Lust,  vor  allen  in  den  Gegenden  des  Südens  und 
deshalb  besingt  er  bald  die  Wellen,  den  Wind,  bald  die  Sandwüste,  bald 
die  südlichen  Städte: 

Le  Steamer  fend  les  flots.  La  voile  se  döploie. 
Des  hommes  ignorant  la  douceur  de  leur  sort 
S'^happent  du  brouillard  oü  notre  coeur  se  noie. 
Vers  les  pays  heureux  ils  prennent  leur  essor. 
Silvain   bringt   in  Mon   Gamet,   Sonnets    familiers,    pr6faoe    von 
J.  Claretie  (Paris,  Lemerre),  neben  persönlichen  Erinnerungen  bukolische 
Klänge;   ebenso   der  Provenzale  Emile   Ripert   in  Le  Chemin  Blanc 
(Paris,  Fasquelle).     Er  besingt  die  Oliven-  und  Lorbeerhaine  seiner  Heimat, 
die  ehrwürdigen  Platanenriesen,    lauscht  dem  Zirpen    der  Grille   und   der 
Zikade,    sonnt    sich    in    der    lauen   Luft   und  liebt  sein  Heimatstädtchen 
wie  eine  Grossmutter: 

Et  je  marchais,  grave  et  muet,  avec  la  crainte 
Qu'elle  ne  s'6veill&t  soudain,  la  ville  Steinte, 
Car  ce  qui  me  plaisait,  ce  soir-la,  seulement, 
C'6tait  de  m'approcher  d'elle  trös  doucement 


M.  Mayr.  H  73 

Pour  mettre,  sans  troubler  sa  röverie  altiere, 
ün  baisser  sur  le  front  de  la  bonne  grand'  möre. 
InLes  soufflee  libres  (Paria,  Lemerre)  betrauert  der  Dichter 
LuciEN  Patjö  den  Tod  seiner  Mutter  und  seines  Kindes,  dessen  Leben 
so  kurz  war,  besingt  dann  seine  Heimat  die  Bourgogne  mit  den  hoch- 
ragenden Pappeln,  obwohl  er  lange  Jahre  in  der  Fremde  lebte.  Der  weite 
Ozean  ist  ihm  ein  Verräter: 

La  mer  est  un  ablme  oü  dort  la  trahison. 
HuQüES  Lapaire  ist  der  „Poete  national  de  Beny",  welches  Land 
er  in  Sainte  Solange,    Noels  Berriands    und    in   Le  Courandier  (Paris, 
Combet)    verherrlicht.     Andere    Dichter  besingen    im    allgemeinen,    ohne 
eine  bestimmte  Landschaft  vor  Augen  zu  haben,  das  Landleben,  die  Vor- 
züge   der  Landbevölkerung;    so  Maurice  Bonchor   in    Contes    popu- 
laires  (Paris,  Delagrave),  A.  Foülon  de  Vaulx  in  L'All^e  duSilence 
(Paris,  Lemerre),    den  eine    unentrinnbare  Traurigkeit   befallen  hat,    denn 
die,Freude  am  Frühling,  an  dem  Landleben  bricht  sich  nur  mühsam  durch: 
O  Vous  dont  Tamitiö  m'est  comme  une  veilleuse. 
Mehr    Freude    zeigt   an    der   Naturbetrachtung,    an    der  Arbeit    des 
Landmannes,  der  mühsam  die  Erde  bearbeitet,  den  Samen  ihr  anvertraut 
und  der  gütigen  Vorsehung   —  La  bonne  niere  que  la  terre  —  das  Ge- 
deihen überlässt,  der  Dichter  Andr^  Fontaine  in  Matines  (Paris,  Fonte- 
moing),  denn  er  singt: 

Et  dans  Fadorable  mystöre 
Du  total  recommencement 
La  moisson  mont«  solitaire. 
Man  vergleiche  Chanson  s  des  Mois  von  J.  Doucet  (Paris,  Michaud), 
Musiques    d'Automne  von    Louis  Legendre    (Paris,   Fasquelle)    und 
La  Prairie  en  fleurs  von  Edouard  DucoTjß  (Paris,  Mercure  de  France). 
In  Horizons    et   Coins   du    Morvan  (Paris,  Mercure  de  Franc«) 
steht  der  Dichter  Horace  Bachelin  ganz  auf  dem  Boden  der  primitiven 
Naturbetrachtung:  Es  ergötzt  ihn  die  Silhouette  der  grasenden  Ziege,  die 
grunzenden  Schweine,  die  Gänse  auf  der  Strasse,  die  rothaarigen  Füchse, 
die  nachts  in    den   Hühnerstall   einfallen,    die  im  fahlen    Mondblau    ver- 
schwindenden Berge.     Am    langen   Winterabende   (En  hiver)    gedenkt  er 
in  seiner  Hütte  der  alten  Schlossbewohner: 

Je  me  raets  ä  penser  aux  chätelaines  mortes. 
Et  r^vant  ä  des  soirs  pareils  dans  les  manoirs, 
Je  devine,  6tendu  prös  du  feu,  loin  des  portes. 
De  grands  16vriers  blancs  sur  les  dallages  noirs. 
Paysages  de  Täme  et  de  la  Terre  von  Roger Fräne  (Toulouse, 
Soc.  prov.  d'^d.)  drücken  auch  vielfach  die  Verherrlichung  des  heimatlichen 
Bodens  aus;    so  sind  dem  Dichter  die  Wiesen,    Wälder,  Felder,  sein  be- 
scheidenes Haus  teuer: 

Cet  6t4  ma  maison  6troite,  blanche  et  morne, 
Elöve  au  dur  soleil  son  toit  triste,  des  viornes 
L'entourent,  la  poussiere  et  le  chant  des  grillons 
Passent  sur  le  chemin  .  .  . 
Man  vergleiche  La  Chanson  des    blouses  bleues,    po^sies  d*un 
paysan,  von  Auguste  Gaud  (Paris,  Lemerre). 


II  74  Die  französische  Literatur  1904. 

In  Roses  de  Touraine  et  Gen^ts  de  Bretagne  (Paris,  Arrault) 
belebt  Horace  Hennion  die  Landschaft  durch  die  Liebe,  liebt  es,  sich 
am  schattigen  Flussufer  an  dem  Rieseln  des  klaren,  langsamen  Wassers 
zu  erfreuen,  und  lauscht  am  langen  Winterabende  (Veill6e)  den  Er- 
zählungen der  Grossmutter: 

Quelle  Emotion!    A  peine  on  respire 
Lorsqu'elle  d^crit  TOgre  aux  longues  dents 
Qui  sent  la  chair  fraiche!  et  quel  joyeux  rire 
Quand  le  nain  subtil  le  fourre  dedans! 

on  rit,  on  frissonne 

Des  beaux  contes  bleus  de  la  m^re-grand! 

C  Verstorbene,  Albert  Christophle,  geb.  1830  in  Dom- 
fort, gest.  in  Paris;  Deputierter,  Minister;  widmete  sich  in  Mussestunden 
der  Dichtkunst;  Fahles  (Lemerre),  verschiedene  historische  Studien. 

J.  A.  Coulangheon,  gest.  in  Paris,  29  Jahre  alt.  Werke:  Ten- 
dresse,  L'Inversion  sentimentale,  Les  Yeux  de  la  Pr^fecture,  Novellen  ,Le 
B6guin  de  Gö  (Mercure  de  France). 

Paul  Delmet,  gest.  Paris;  volkstümlicher  Liederdichter:  Les  Stances 
a  Manon,  Petits  Chagrins,  Chansons  des  Petits  Pav6s  etc. 

Emile  Martin  Deschanel,  geb.  1819  zu  Paris,  gest.  26.  Januar 
ib.,  Professor,  Senator,  Publizist  und  Politiker.  Mitarbeiter  vieler  Zeit- 
schriften, so  Revue  des  deux  Mondes  etc.;  politisch-sozialökonomische 
Artikel  (Catholicisme  et  socialisme  1850);  wurde  beim  Staatestreich  2.  Dez. 
1852  gefangen  genommen  und  verbannt;  beschäftigte  sich  in  Belgien 
mit  literarhistorischen  Studien,  kehrte  1859  nach  Paris  zurück,  1876 
Deputierter,  wurde  1881  zum  Professor  am  College  de  France  ernannt 
und  später  Senator.  Zahlreiche  Werke  verschiedener  Richtung:  Les 
Courtisanes  de  la  Gr^ce,  Histoire  de  la  conversation,  Christophe  Colomb, 
Sur  Aristophane,  A  bätons  rompus,  Le  mal  qu'ou  a  dit  des  femmes,  Le 
bien  qu'on  a  dit  des  femmes  etc.  etc. 

Th^ophile  Gautier,  genannt  Th6  oder  Toto,  Sohn  des  gleich- 
namigen grossen  Dichters  und  Bruder  der  Schriftstellerin  Judith  Gautier 
und  der  Mme  Emile  Bergerat,  gestorben  69  Jahre  alt  in  Paris,  als 
Kritiker,  Übersetzer,  Romanschriftsteller  und  Mitarbeiter  vieler  Revuen 
bekannt. 

Pierre  des  Gachons  (=  Pierre  de  Guerlon),  gestorben  24  Jahre 
alt  in  Etamps;  Romanschriftsteller,  Werke:  Liaison  F&cheuse,  Joues 
d*H6Une  (voir  Mercure  de  France  1903),  Les  Amours  de  Leucippe  et 
de  Clitophon  (voir  Chroniques  des  Livres  1904),  Princesse  ä  TA  venture, 
la  Maison  den  Dames  Renoir  (siehe  diesen  Jahrensbericht  IV). 

Ferdinand  Girandeau,  gest.  in  Paris,  Freund  vieler  Dichter  wie 
Sardou,  Calmettes,  Rostand;  Werke:  Napoleon  III  intime,  Paris  Chari- 
table  et  pr6voyant  etc. 

Virgile  Joz,  gest.  45  Jahre  alt  in  Paris;  Kritiker  und  Dichter; 
Werke:  Don  Juan  en  Flandre  (Od6on),  Rembrandt  etc. 

Jacques  Le  Lorrain,  gest.  48  Jahre  alt  in  einer  Heilanstalt  bei 
Paris;  kam  als  poöte  boh^mien  nach  Paris,  schrieb  Romane:  Nu,  Le 
Rousset,  Les  Voluptueux,  L'Au-Dela,  Sensations  et  Souvenirs,  La  Petite 
Classe  etc.;  Gedichtesammlungen:  ^^a  et  Ui,  Evoh^,  fleurs  päles  etc.    Als 


J.  Anglade.  II  75 

er  all  sein  Vermögen  verloren  hatte  und  auch  durch  seine  Werke  wenig 
erwarb,  lie^^s  er  sich  im  Quartier  latin  als  Schuster  nieder,  wanderte  dann 
nach  einer  kleinen  Provinzstadt  und  schrieb  die  KomcMlie  Don  Quichotte; 
der  schwer  kranke  Dichter  reiste  wieder  nach  Paris,  um  hier  noch  einmal 
sein  Glück  zu  versuchen,  starb  aber  bald  darauf. 

Mac^,  geb.  1835,  gest.  zu  Paris;  durch  Souvenirs  (Roman  judiciaire)  etc. 
als  Honianschrifttiteller  bekannt. 

Pierre  Mael  (=  Causse),  gest.  zu  Paris,  Romanschriftsteller:  Le 
Torquilleur  Nr.  107,  Terre  de  Fauves,  Derrniöre  pens6e,  Femme  d'artiste, 
Roman  de  femme,  Une  fran9aise  au  pol  du  Nord,  Au  pays  du  Mystere  etc. 

Louise  Michel,  bekannte  französische  Kommunardin,  die  Prophetin 
der  Revolution,  auch  La  Vierge  Rouge  genannt,  organisierte  1871  in 
Paris  die  „Union  der  Frauen  zur  Verteidigung  der  Stadt  und  zu  sanitärem 
Dienste",  wurde  nach  Neukaledonien  verbannt,  kehrte  nach  Amnestierung 
der  Kommunarden  nach  Paris  zurück,  wo  sie  die  heftigste  Teilnehmerin 
an  anarchistischen  Versammlungen  war,  wurde  März  1883  wegen  Ver- 
leitung junger  Leute  zu  Unruhen  verhaftet,  zu  sechs  Jahren  Gefängnis 
verurteilt,  wies  1885  die  Begnadigung  zurück  und  führte  bis  zu  ihrem 
Tode  ein  wechselvolles,  kümmerliches  Leben,  immer  ihren  revolutionären 
Ideen  treu.  Ihre  Werke  fanden  zeitweise  Anhang,  so  M^moires,  ein 
wunderliches  Buch  als  Document  humain  für  die  B^te  humaine,  Legendes 
et  Chants  de  guerre  canaques  (in  der  Verbannung  geschrieben),  La 
Commune,  Les  Meprises,  La  fiUe  du  peuple,  Les  Crimes  de  TEurope  und 
mehrere  heute  vergessene  Dramen  für  die  Revolution  sociale. 

Gustave  Toudouze,  geb.  1847,  gest.  zu  Paris,  bedeutender 
Romanschriftsteller,  der  selbst  seine  Werke  in  vier  Serien  teilt:  Les 
visions  antiques,  La  Vie  passionnelle,  La  Vie  familiale,  La  Vie  familiale 
et  Sociale.  Von  seinen  Werken  seien  genannt:  Le  Pompon  vert,  Mme 
Lamballe,  P^re  Froisset,  La  Baronue,  Toinon,  P6ri  en  mer,  Rebouton, 
L'Orgueil  du  nom,  L'Apötre,  Enfant  perdu  etc.  (siehe  JbFL.  v.  M.  Mayr 

I— ni). 

Fiume.  M.  Mayr. 


ProTrenzalische  Literatur.   1904 

AltproYenzalische  Literatur.  1901.  M.  R.  Zenker  ^)  a  soumis 
a  une  p^n^trantc  critique  T^tude  de  M.  Andraud  sur  le  troubadour  Raimon 
de  Miraval.  II  faut  avouer  quo,  si  ses  conclusions  sont  exact<?s,  elles 
donnent  du  seigneur  de  Miraval  une  id^e  toute  difFörente  de  celle  que 
nous  a  donn6e  le  livre  de  M.  Andraud.  M.  Zenker  se  refuse  a  identi- 
fier  le  Raimon  Miraval  de  1157  avec  notre  pot^te,  et,  si  l'on  se  souvient 
de  rhabitude  du  moyen-Äge  de  conserver  le  möme  pr6nom  a  plusieurs 
peraonnes  de  la  meme  famille,  on  doit  partager  ses  scrupules  et  souscriro 
a  ses  conclusions.  II  propose  avec  une  tres  grande  vraisemblance  d'identi- 
fier  Pastoret  (qui  ne  peut  decidement  representer  R.  Roger,  vicomte  de 
Beziers)  avec  R.  Roger,    comte  de  Foix.     Enfin  si  le  sirventes  anonyme 

1)  ZRPh.    XXIX.  Bd.  (1005)  p.  34Ö— -^58. 


II  76  Altprovenzalische  Literatur.    1904. 

Vai  Hmpnet  pouvait  ßtre  attribu^  a  R.  de  Miraval  (et  les  raisons  don- 
n^es  par  M.  Zenker,  surtout  celle  qui  est  tir6e  du  criterium  m^trique,  ne 
manquent  pas  de  force)  Raimon  de  Miraval  aurait  jou6  dans  la  soci6t6 
de  son  tenips  un  aiitre  röle  que  celui  d'un  vieillard  anioureux,  indifferent 
aux  ^v^nements  tragiques  qui  se  d^roulaient  autour  de  lui. 

Le  troubadour  Bert  ran  del  Pojet^)  ne  nous  est  connu  que  par 
une  tenson  et  un  sirventes.  C'^tait  un  noble  de  Tentourage  de  Charles 
d'Anjou.  II  re9ut  de  lui  de  nombreuses  donations  et  remplit  de  hautes 
fonctions  dans  le  nouveau  royaume.  M.  C.  de  Lollis  a  retrouve  son 
nom  dans  plunieurs  documents  historiques,  ainsi  que  celui  d'autresi  homo- 
nymes: il  a  donn^  une  Edition  critique  de  ses  deux  po^sies. 

M.  Wilhelm  Bohs^)  a  fait  pric^der  son  edition  critique  du  po^me 
de  Raimon  Vidal  de  Bezaudun  (Äbrils  issy'e  mays  intrava)  d'une 
6tude  sur  les  ensenhamens  dans  la  litt^rature  provenjale.  M.  Bobs,  cher- 
chant  a  dßfinir  d'une  mani^re  pr^cise  les  ensenhamens,  veut  r^server  ce 
nom  aux  po^mes  didactiques  destin^s  a  enseigner  les  bonnes  mani^re8, 
le  bon  ton.  Par  suite  de  cette  d^finition  le  sirventes  joglaresc  de  Rai- 
mon de  Miraval  (Forniers,  per  mos  enseignamens)  rentre  dans  la  cat6- 
gorie  des  en.senbamens,  tandis  que  d'autres  po^sies  d*un  caract^re  didac- 
tico-moral  en  sont  exclues  (cf.  p.  210).  Cette  division  nous  parait  trop 
formelle:  M.  B.  attache  en  particulier  trop  d'importance  ä  la  suscription 
de  certaines  pi^ces  dans  les  manuscrits.  M.  J.  Bathe*)  d^finit  d'une 
fa9on  plus  large  le  genre  des  ensenhamens  et  les  classe  plus  justement. 
C'est  ainsi  que  nous  avons  pu  appeler  nous-möme,  sans  aucune  exag6ration 
a  notre  avis,  certaines  6pitres  de  Riquier  des  ensenhamens,  (Cf.  Le 
troubadour  Guiraut  Riquier,  p.  276). 

Revenant  apr^s  M.  Antoine  Thomas  sur  les  sources  du  B^ggi- 
mento  de  Francesco  da  Barberino,  M.  Ortiz^)  montre  encore  plus  de 
sceptioisme  que  M.  A.  Thomas  sur  les  connaissances  que  Barberino  aurait 
pu  avoir  iV ensenhamens  provencjaux. 

M.  G.  Bertoni^)  a  consacre  une  de  ses  noterelle  proven9ales  a 
Bienvenu  de  Salerne,  dont  Tceuvre  sur  les  maladies  des  yeux  et  sur  leur 
traitement  nous  est  parvenue  en  plusieurs  redactions.  M.  Bertoni  exa- 
mine  surtout  les  versions  proven9ale  et  fran9aise.  La  Version  proven9ale 
representerait  le  texte  le  plus  rapproch6  du  texte  primitif.  Le  möme 
savant  public  le  texte  (l'une  traduction  italienne  (XVP  siMe)  de  la 
sextine  d'Arnaut  DanieF).  Elle  se  trouve  dans  un  feuillet  d^tach^  du 
ms.   1290  de  la  Biblioth^que  Universitaire  de  Bologne. 

M,  Bertoni  s'etait  demand^®)  si  Tassoni,  en  6crivant  ses  Conside- 
rnxioni  sul  Petrarcay    n'avait   pas    eu    sous    les    yeux   un    chansonnier 


2)  Cesare  de  Lollis,  Di  Bertran  del  Pojet,  trovatore  delT  etä 
nngioina  (Miscellanea  di  studi  critici  edita  in  onore  di  Arturo  Graf,  Bergamo, 
11)03,  p.  ()J)1— 710).  3)  Wilhelm  Bohs,  Abrils  issy*  e  mays  intrava, 
RF.  XV,  I,  p.  204-316.  4)  J.  Bathe,  ASNS.  Bd.  CXIII,  p.  394-399.  5)  Ra- 
MIRO  Ortiz,  II  .Rcggimento»  del  Barberino  ne'  snoi  rapporti  colla 
Icttcratura  didattico  -  morale  degli  '^ensenhamens»,  ZRPh.  28(1904), 
p.  r)f)0— r)70.  6)  G.  Bertoni,  Sülle  redazioni  provenzale  e  francese 
dclla  Practica  Oculorum  di  Benvenuto,  RLR.  47  (1904),  p.  442-451. 
7)  G.  Bertoni,  Una  vorsione  del  Cinquecento  dclla  sestina  di 
Arnaldo  Dauiello,  RLR.  47  (1904)  p.  154—150.      8)  RLR.  47,  p.  156—158. 


J.  Anglade.  H  77 

proven5al  qui  se  serait  perdu  depuis.  M.  Jeanroy*)  montre  qu'il  a'agit 
du  ms.  K.  et  M.  Bertoni  consid^re  cette  Hypothese  comme  tout  ä  fait 
vraisemblable. 

NenproTenzallsche  Literatur.   1904.    M.  Edmond  Lef^.vre  ^^) 

a  entrepri.s  une  publication  annuelle  de  bibliographie  f^libr^enne. 
On  connait  la  conip^tence  de  Tauteur  de  la  Bibliographie  Mistra- 
lienne:  comme  cette  derniöre  publication,  le  präsent  volume  est  des  plus 
pr^cieux.  M.  E.  Lefevre  a  non-seulement  recueilli  le  titre  des  princi- 
pales  publications  se  rapportant  au  mouvement  f^libr^en,  mais  on  lui  doit 
d'int^ressantes  indications  sur  de  nombreux  articles  anonymes  ou  sign^s 
panis  dans  des  journaux  ou  des  revues.  Seulement  M.  Lefövre  embrasse 
trop  de  choses  sous  la  rubrique  fßlibrige;  Touvrage  devient  par  moments 
une  bibliographie  romane;  on  peut  se  demander  si,  contrairement  au  pro- 
verbe  latin,  cette  abondance  ne  nuit  pas. 

Sous  ce  titre:  Les  Majoraux  du  F61ibrige,  M.  E.  Lefävre^*) 
a  commenc^  la  publication  d'une  s^rie  d*^tudes  bio-bibliographiques,  qui 
rendront  les  plus  pr^ieux  Services  ä  Thistorien  de  la  litt<^rature  proven- 
9ale  moderne.  Une  des  premieres  parues  est  consacr^e  a  M.  L.  de  Ber- 
luc-P6russis,  qui  a  6t6  trfes  möl6  au  mouvement  f61ibr6en  dös  ses  döbuts. 
Ces  bibliographies  sont  Tailleurs  extraites  d'un  Essai  d'un  Diction- 
naire  bibliographique  de  la  Langue  d'Oc  en  pr^paration. 

Le  poöte  nimois  Bigot  a  et6  Tobjet  d'une  6tude  complfete  due  a 
M.  L,  Planchon.  M.  P.  ^^)  insiste  sur  le  caractöre  populaire  de  ce  fa- 
buliste  languedocien.  L'ötude  est  bien  conduite,  agr^ablement  6crite  et 
§maill6e  de  nombreuses  citations.  II  est  ä  reniarquer  que  Bigot  a  v6cu 
en  dehors  ou  ä  cot^  du  f^librige.  Sous  le  titre  L^onceCouture  etle 
Fölibrige,  M.  Laclavere'*)  a  6crit  en  gascon  (avec  traduction  fran9aise) 
r^loge  du  savant  directeur  de  la  Revue  Gase onne.  C^.  le  m^me  61oge 
fait  par  M.  A.  Jeanroy  dans  Rgasc.  Janv.  1905.  Dans  la  m^me  revue 
M.  C.  Daug]6^*)  a  6tudi6  le  mouvement  felibr6en  dans  le  Sud-Ouest. 
L'article  expose  les  origines  et  montre  le  d^veloppement  de  ce  mouvement 
litt^raire  qui  devient  de  plus  en  plus  vivant  en  Gascogne.  Cf.  sur  le 
m^me  sujet  mdme  revue,  m^me  ann^e,  p.  481. 

M.  F.  Sarran^^)  a  6tudi6  les  moeurs  populaires  de  la  Gas- 
cogne au  XVIII®  siecle  surtout  d'apres  les  lettres  de  la  femme  d'un 
ing^nieur  fran9ais.  Cette  dame  6tait  d'origine  hessoise,  mais  eile  ^tait  la 
fille  d'un  r6fugi6  fran9ai8.  Les  renseignements  que  renferment  des  lettres 
ne  manquent  pas  d'int^r^t.  M.  J,  Brissaud  ^®)  a  racont^  un  curieux 
proc^s   de   sorcellerie  a  Agen  au  XIV®  siöcle.     M.  V,  Foix^'')  continue 

9)  A.  Jeanroy,  G.  Bertoni,  A  propos  d'un  chansonnier  proven9al, 
AM.  XVI,  347 — 349.  10)  L'ann^e  f^libr^enne,  premier  suppldment  du 
Catalogue  f^Iibr^en  et  de  la  bibliographie  mistralienDe,  Marseille, 
Kuat,  1904,  in-8^  50  p.  11)  Edmond  Lefevre,  Les  Majoraux  du  F61i- 
brigc  :  Bio- Bibliographie  de  L^on  de  Berluc  -  P^russis,  Grande 
Imprimerie  provenyale,  Villedieu  -  Vaison ,  1904,  in-8^  12  p.  (non  pagin^). 
12}  L.  Planchon,  Le  po^te  nimois  Bigot  et  ses  poi^sies  languedoci- 
ennes,  RLR.  47,  p.  305—335.  13)  Laclavere,  L^onne  Coutnre  et  le 
F^librige,  RGasc.  1904,  p.  481—504.  14)  C.  Dauge,  Le  mouvement 
f^libr^en  dan«  le  Sud-Ouest,  RGasc.  1904,  p.  1—23.  15)  F.  Sarran, 
RGasc.  1903,  p.  392-398.  16)  J.  Brissaud,  RHg.  1903,  p.  119—126. 
17)  V.  Foix,  RGasc.  1904,  p.  64-78,  123,  185  (fin). 


II  78  La  Poesia  italiana  XII— XIV  sec.    1903. 

(lans  la  Revue  de  Gascogne  ses  ^tudes  'sur  le  Folklore;    il  a  tennin6 
son  glossaire    de    la    sorcellerie    landaise.     M.  L.  Pineau*®)  pro- 
fesseur  a  TUniversite  de  Clemiont,  a  ouvert  une  enqu^te  sur  le  Folklore 
de  TAuvergne:  la  Revue  d'Auvergne  en  publiera  les  r^sultats. 
Bordeaux.  J.  Anglade. 


Italienisclie  Literatur.   1904. 

La  Poesia  italiana  XII— XIY  sec.   1903.    Poesia  Urica. 

A.  Pubblicazioni  di  Testi.  —  La  Societa  filologica  Roniana  ha 
continuato  la  pubblicazione  del  Libro  di  varic  romanze  volgare, 
(Roma,  Pr(»sso  la  Societa)  e  in  questo  anno  sono  usciti  i  fascicoli  II  e 
III  contenenti  le  poesie  dal  n.  50  al  n.  153.  AI  Prof.  S.  Satta  che  ne 
avea  iniziato  la  stampa,  si  ^  ora  aggiunto  il  Prof.  Fr.  Egidi  coU'aiuto 
del  quäle  si  spera  che  V  edizione  possa  procedere  con  niaggiore  speditezza. 
Ricordo  qui  pure  che  nel  volume  di  GruLio  Bertoni  intitolato  I  Trova- 
tori  minori  di  Genova  (Dresden)  insieme  con  una  poesia  provenzale 
di  Percivalle  Doria  sono  ristampate  le  due  composizioni  italiane  che 
riniangono  di  questo  riniatore.  Non  saprei  dire  perö  per  quäl  ragione 
della  seconda:  Korne  lo  giorno  quand'ö  dal  maitino  il  Bertoni 
abbia  dato  la  sola  prima  stanza  seguita  da  puntini,  quasichö  il  codice 
che  ce  la  conserva,  oifra  solo  un  frammento.  Anche  nella  stampa 
del  tosto  si  desidera  niaggiore  accuratezza:  I,  7  ai]  cod.  mi  come 
richiede  anche  il  senso;  v.  15  argolglio]  cod.  orgolglio;  v.  17  desio] 
cod.  disio;  nc  tutte  le  varianti  del  cod.  sono  indicate  nelle  note. 
-  -  E.  Lamma  pubblica  in  forma  diplomatica  le  rime  Di  un  frammento 
di  codice  del  sec.  XV  (Citta  di  Castello,  Lapi;  nella  Collezione  di 
Opu!i?coli  danteschi  incditi  o  ra  ri  dir.  da  G.  L.  Passerini)  di  proprieta 
(leiravv.  Giovanni  Bardera.  Consta  di  17  carte  che  sembra  facessero 
parte  non  di  una  miscellanca  di  rime,  ma  di  un  codice  d'altra  materia, 
scritto  nel  quattrocento  e,  come  risulta  da  una  nota  nelF  ultima  carta, 
appartenonte  a  Guidubaldo  della  Rovere  di  Urbino.  Le  poesie  sono  fra 
s()n(»tti  c  canzoni  venti^ette,  attribuite  a  Guido  GuinizoUi,  Cino  da  Pistoia, 
Maestro  Rinuccino  di  Firenze,  Dante  Alighieri,  Gianni  Alfani,  Messer 
Oncsto,  8er  Dino  Frescobaldi,  Verzellino,  Terino  da  Castelfiorentino,  Ser 
Lippo.  AI  testo  delle  rime  il  Lamma  ha  fatto  seguire  una  serie  di 
annoUizioni  nelle  quali  vuol  mostrare  Tutilita  che  si  pu6  cavare  dal 
codice  per  le  attribuzioni  e  per  la  leziono;  ma  non  c'e  gran  che,  ne 
sembrano  sufficienti  gPindizi  rilevati  dalFeditore  per  argomentare  un' 
af finita  tra  il  testo  Bardera  e  i  codici  Chig.  L.  VIII.  305  e  Casanatense 
d.  V.  5,  come  inclinorebbe  a  credere  il  Lamma.  Fra  le  annotazioni  piü 
ampie  qui  importa  far  menzione  di  quella  che  si  riferisce  a  un  frammento 
di  sonetto  di  Ser  Lippo  indirizzato  a  un  Dante  che  il  Lamma  giudica 
ossere  Dant-ti  da  Maiano.  AI  quäl  proposito  egli  torna  sulla  questione 
maianose,  ribadondo  la  sua  opinione,  socondo  la  quäle  al  minor  Dante 
sono  da  assegnarsi    oltre   il  frannnent/O    del   cod.  Bardera  e  i  due  sonetti 


18)  RAuv.  1904,  p.  .391). 


M.  Pelaez.  II  79 

provenzali  conservatici  dal  ainzoniere  laurenziano,  il  sonefcto  Se  Lippo 
amico  sei  tu  che  mi  leggi  (che  ha  le  medesime  rime  del  f rammen to 
del  cod.  Bardera)  e  la  stanza  Lo  meo  servente  core  che  trovansi  nel 
cod.  Vat.  3214  e  nel  cod.  Bologna;  i  due  sonetti  Tre  ponsier  aggio  etc. 
e  Gia  non  m'agenza  etc.  indirizzati  a  Chiaro  Davanzati  e  conservati 
nei  codd.  Mgb.  VII,  1187  e  Marc.  Ital.  IX,  191.  Quanto  alle  rime 
che  al  maiaiiese  attribuisce  la  nota  edizione  giuntina,  il  Lamma,  come  gia 
il  Borgognoni,  le  giudica  tutte  una  falsificazione  del  Cinquecento.  Noi 
crediamo  invece  doversi  ammettere  Tautenticita  di  esse  e  rimandiamo  senz' 
altro  a  quel  che  ne  scrisse  il  Bertacchi  nell'Introduzione  alla  edizione 
nuova  ch'egli  diede  qualchc  anno  fa  di  quelle  rime*).  —  Basterä  sol- 
tanto  che  sia  qui  riconlata  la  Altitalienische  Chrestomathie  mit  einer 
grammatischen  Übersicht  und  einem  Glossar  von  Dr.  Savj- 
LoPEZ  und  Dr.  Matteo  Bartoli  (Strassburg,  K.  J.  Trübner)  nella  quäle 
il  S.  L.  che  ha  curato  la  scelta  dei  testi,  ha  inserito  saggi  delFantica 
poesia  italiana  dello  scorcio  del  sec.  XII  e  del  sec.  XIII.  — -  Fra  le  pubbli- 
cazioni  di  testi  dobbiamo  infine  registrare  i  Sonetti  editi  e  inediti  di 
8er  Ventura  Monachi,  rimatore  fiorentino  del  secolo  XIV  per 
eure  di  Adolfo  Mabellini  (G.  B.  Paravia).  II  Monachi  b  un  epigono 
dello  Stil  nuovo,  sebbene  assai  rozzo,  e  le  sue  rime  erano  State  in  parte 
sparsamen te  messe  in  luce  dallo  stesso  Mabellini,  dal  Monaci  e  da 
me*);  il  Mabellini  ora  le  ha  ristampate  insieme  con  le  poche  inedite 
ri mäste,  industriandosi  di  fermarne  il  testo  piü  sicuramente  con  la  scorta 
di  varü  codici  e  illustrandole  con  parafrasi  e  con  annotazioni.  Precede 
il  testo  delle  poesie  una  prefazione  in  cui  sono  raccolte  le  notizie  bio- 
grafiche  del  rimatore,  alcune  informazioni  sui  codici  ed  b  infine  dato  un 
breve  cenno  sul  valore  dei  sonetti.  Rispetto  alla  biografia  il  Mabellini 
non  aggiunge  nuUa  di  nuovo  a  quel  che  era  stato  gia  detto  da  altri.  Ven- 
tura Monachi  fu  notaio,  ebbe  in  patria  uffici  che  ce  lo  attestano  uomo 
assai  stimato,  principale  quelle  di  Cancelliere  del  comune;  mori  vittima 
della  pestilenza  nel  1348  ed  ebbe  sepoltura  nel  chiostro  del  convento  di 
8.  Croce,  dove  anche  oggi  si  vede  la  lapide  con  Tarme  e  un'  iscrizione 
in  versi  latini.  Come  cancelliere  scrisse  molte  lettero  di  cui  la  massima 
parte,  un  mezzo  migliaio,  in  latino,  e  solo  trentotto  in  volgare:  di  queste 
ultime  se  ne  hanno  a  stampa  tredici  che  il  Mabellini  ha  ripubblicato  in 
appendice  al  suo  libro.  Non  sarebbe  stato  inopportuno  ch'egli  avcsse 
aggiunto  anche  le  inedite  in  modo  da  raccogliere  in  un  volumetto  tutto 
quelle  che  si  ha  in  volgare  del  Monachi,  tanto  piü  se  si  considera  che 
alle  lettere  non  va  data  lode  solo  per  la  purezza,  ma  anche,  come  scrisse 
il  Monaci  che  primo  ne  dette  un  saggio,  «per  la  efficacia  del  dire  c  per 
la  densita  della  .  .  .  fräse  pur  sempre  chiara  sciolta  e  vibrata».  E  ancor 
piü  si  sarebbe  desiderato  che  a  delineare  la  figura  del  Monachi  il  Mabellini 
si  fosse  giovato  di  tutta  la  produzione  cancelleresca  del  fiorentino.  Forse 
che  anche  i  suoi  sonetti  politici  ne  avrebbero  ricevuto  lume.  (-orae  ci» 
appare  incompiuta  per  questo  rispetto  la  prefazione,  cosi  e  per  quel  che 
riguarda    la    esplorazione  e  lo    studio    dei    codici.     II    Mabellini   a  quelli 

1)  Cfr.  RBLIt.  IV,  126.  2)  Nel  volume,  non  ricordato  dal  Mabellini, 
Rime  antiche  italiane  secondo  la  lezionc  del  cod.  vatic.  3214  c  easan,  d, 
V.  5.    Bologna,  Roma^noii  DeirAcqua  1895, 


II  80  La  Poesia  italiana  XII— XIV  sec.    Ili03. 

che  gia  indico  il  Mouaci  piü  di  veiiticlnque  anui  fa,  non  dc  ha  aggiunto 
che  uno  segnalato  dall*Arlia,  laddove  altri  ne  avrebbe  trovati,  anche 
senza  fare  ulteriori  ricerche,  registrati  dal  Bilancioni**).  Ed  anche  dei 
codici  di  cui  si  serve  non  e  disciis.sa  ne  fermata  la  varia  autorit^i 
sia  rispetto  all' attribuzione  dei  sonctti  al  Monachi,  sia  rispetto  alla 
lezione  che  ciascuno  offre.  Infatti  egli  a  pag.  22  scrive  «Meno 
c'interedsano  i  sonetti  aniorosi,  non  tutti  da  attribuirsi  con  sicurezza 
al  nostro  ...»  senz*  altni  osservazione;  e  in  fronte  a  ciascun  sonetto 
indica  i  codici  che  lo  contengouo  senza  dirci  quäle  di  essi  egli  abbia 
prcso  a  fondamento,  raa  solo  dalle  note  apparisce  che  ha  scelto  le  lezioni 
ora  da  uno  ora  da  un  altro  senza  un  criterio  fisso,  talvolta  anzi  sbagliaiido;  nb 
infine  ha  riprodotto  esattaniente  la  lezione  in  quei  sonetti  che  ci  sono  stati 
conservati  da  un  codice  solo,  oppure  Tha  corretta  inopportunaniente. 
Valgano  alcuni  esenipi.  Nel  primo  sonetto  il  v.  14  ci  6  dato  con  esatta 
lezione  dal  cod.  casanatense  d.  V.  5:  In  punto  vidi  chi  furava 
Tarne,  mentre  il  Mabellini  preferisce  gli  altri  codici  che  hanno  Tarnie, 
perch5  questa  parola,  sebbene  guasti  la  rima  d^  un  senso  che  non  da 
Taltra.  II  vero  ö  che  arne  o  arnie,  cioe  alveari,  non  guai^ta  ia  rima  e 
da  un  senso  chiarissimo  corrispondente  al  pensiero  di  tutta  la  terzina. 
Un  caso  simile  abbiamo  in  uno  dei  sonetti  responsivi  di  Giovanni  di 
messer  Lambertucci  al  Monachi,  che  il  Mabellini  ha  pure  ristam|)ato. 
Quivi  (p.  48)  al  V.  14  Tunico  codice  che  lo  conserva,  cioö  il  casanatense, 
ha  per  la  parola  in  rima  la  lezione  esatta  erronica,  laddove  il  Mabellini 
stampa  erronea,  forse  perö  questa  volta  per  errore  tipografico.  Nel 
medesimo  sonetto  al  v.  12  il  codice  ha  codico  e  non  ö  necessario 
correggere  lodico.  Inoltre:  Son.  9,  v.  5  cod.  casan.  pareggiar  (per 
cui  cfr.  Dante,  Paradiso  XXIII,  67)  e  non  ^  necessario  con-eggere  in 
passeggiar;  Son.  11,  v.  2  cod.  chiaro  che  puo  stare,  mentre  il  Mabellini 
stampa  caro;  Son.  12  v.  1  deUa  coda,  cod.  casan.  Di  ritornare  in 
uom  che  sta  bene,  Mabellini:  nn  uom;  Son.  13,  v.  9  cod.  casum, 
ferita,  Mabellini:  feruta;  v.  14  cod.  sopra  me  ponga  le  spanne, 
Mabellini:  sopra  ne;  Son.  15,  v.  4  cod.  casan.  Amor  lo  sa  via  men 
ch'altra  persona,  Mabellini:  ma  men  etc.  Nelle  annotazioni  il  Mabellini 
registra  talvolta  le  varianti  di  altri  codici,  da  la  parafrasi  .  int-erpretativa 
dei  sonetti  e  chiarisce  alcuni  punti  particolari  sia  rispetto  al  senso,  sia 
rispetto  alla  lingua.  Non  in  tutto  ci  sentiremmo  di  accordjm5i  con  lui, 
ma  senza  ripeterc  le  osservazioni  che  furon  gia  fatte  da  altri  ^)  ci 
limiteremo  a  queste  poche:  Son.  5,  v.  IG:  scalito  non  e  da  scalire  per 
öcalare,  ma  deve  senz' altro  intendersi  per  salito  e  leggere  come  se  fosse 
scritto  S9alito;  Son.  9,  v.  2  L'avara  uccisiön  di  Donno  Amicaro 
non  deve  intendersi  la  crudele  uccisione,  come  vorrebbe  il  Mabellini 
che  pur  nota  non  avere  avara  questo  significatcj;  ma  piuttosto  spiegare: 
uccisione  per  toglier  denaro,  cagionata  da  avidita  di  denaro.  Infine  per 
J'influsso  dantesco  che  si  pu?)  qua  e  la  cogliere  in  queste  rime  si  poteva 
segnalare  nel  son.  21  il  verso  8,  e  nella  risposta  a  questo  di  Ser 
Gaudio,  a  proposito  dei  v.  12  Non  so  se  io  fmi]  sogno  nel  Parnaso 


2a)  C.  e  L.  Fiiati,    Indico  delle   carte  di  P.  ßllancioni,   Bologna, 
Zava  e  Garaquani  1893  p.  428,    3)  Ma.  III,  303 ;  recensiope  di  Giulio  Qrimaldi, 


M.  Pelaez.  II  81 

riehiamare  Purpj.  c.  XXVIII,  141.  I  sonetti  del  Monachi  che  si  son  coiiser- 
vati  fino  a  noi  sono  ventidue  in  tutto,  sei  satirici,  quattro  politiei,  sette 
amorosi  e  cinque  morali.  Tra  i  satirici  alcuni  sono  in  corrispondenza 
con  Giovanni  Lambertucci  de  Frescobaldi  e  con  Matteo  Frescobaldi;  in 
corrispondenza  con  ignoti  sono  pure  alcuni  sonetti  ainorosi,  e  tutti  e  cinque 
i  morali  sono  indirizzati  a  un  Ser  Gaudio  che  via  via  risponde  con 
altrettanti.  II  Monachi  in  ciascuno  dei  suoi  mette  in  riiievo  i  mali  che 
vengono  al^uomo  dal  malo  uso  dei  cinque  sensi;  Ser  Gaudio  risponde 
dandone  la  ragione  e  mostrando  il  buon  uso  che  devono  farne  gli  uoniini. 
B.  Indagini  storico-letterarie.  —  Francesco  Torraca  ha 
pubblicato  alcune  nuove  osservazioni  e  congetture  Sul  «Ritmo  Cassi- 
nese»^")  colFintento  di  migliorarne  il  testo,  dare  una  nuova  spie- 
gazione  dei  contenuto  e  finalmente  additare  il  probabile  autore  di 
esso.  Rispetto  al  testo  il  Torraca  niuove  dalla  considerazione  che  la 
staiiza  dei  Ritmo  sia  costituita  cosi:  i  primi  tre  versi  e  il  quarto 
compongono  una  serie  di  sette  ottonari  con  la  stessa  rinia;  segne  poi 
una  coppia  di  endecasillabi.  Ne  vien  fuori  un  organisnio  metrico  che 
assomiglia  a  quello  di  altri  testi  meridionali  come  il  Cato  di  Catenaccio, 
il  Regimen  Sanitatis  e  i  Bagni  di  Pozzuoli,  mache  nella  identica 
forma  non  troviamo  altrove.  Ora  se  T autore  dei  Ritmo  seppe  costruire 
una  stanza  non  semplice  e  ricca  di  rime,  non  pot^  comporre  versi  che 
zoppicassero.  Perciö  se  nel  codice  «par  che  i  versi  ballino  il  ballo  di 
S.  Vito»  sarä  «colpa  di  chi  li  trascrisse,  il  quäle,  forse,  li  aveva  imparati 
a  mente  con  poca  attenzione  o  da  troppo  lungo  tempo».  Premesso  questo 
il  Torraca  si  b  accinto  a  restituire  tutti  i  versi  <valla  loro  giusta  misura, 
aggiungendo  o  niutando  il  minor  numero  possibile  di  parole,  per  lo  piü 
con  tagli  opportuni  di  superfluita  e  di  escrescenze»  sccondo  lo  Schema 
strofico  sopra  indicato.  II  testo  cosi  ricostituito  ö  stampato  in  fine  dell' 
opuscolo  con  a  fronte  quello  dato  alcuni  anni  fa  dai  signori  Giorgi  c 
Navone  nella  Rivista  di  Filologia  Romanza*).  La  nuova  lezione  certo 
chiarisce  qua  e  la  alcuni  punti  oscuri,  ma  sebbene  sia  giustificato  ogni 
tentativo  che  si  faccia  di  correggere  e  modificare,  date  le  condizioni  in  cui 
il  testo  ci  e  giunto,  tuttavia  i  concieri  introdotti  dal  Torraca  potranno 
apparire  a  qualcuno  «arditi»  ®)  in  quanto  troppo  si  discostano  talvolta  dal 
codice,  o  addirittura  mirano  a  riempir  lacune  di  esso.  Buon  fondamento 
mi  sembra  perö  a  qualsiasi  emendazione  dei  testo  V  aver  fermato  lo  schema 
metrico  della  stanza.  —  Rispetto  alla  interpretazione  generale  dei  Ritmo 
il  Torraca  muove  da  quella  dei  Novati,  che  modifica  e  determina  in  ci5 
che  conceme  i  due  personaggi  interlocutori  delFapologo.  Secondo  il 
Novati  r  uno  rappresenta  V  uomo  dedito  alla  vita  spirituale,  V  altro  V  uomo 
che  giace  sotto  V  impero  dei  sensi.  Per  il  Torraca  invece  neir  apologo 
abbiamo  uno  di  quei  contrasti  o  dialoghi  tra  il  Morto  e  il  Vivo,  cosi 
frequenti  nel  medioevo,  con  questa  differenza  che  nel  Ritmo  il  Morto 
disceso  dal  Paradiso  viene  in  soccorso  dei  Vivo,  die  b  suUa  via  dei 
peccato,  con  la  sua  esperienza  della  vita  celestiale,  laddove  nei  contrasti 
medievali    in    generale    il    Morto    vien    dalP  Inferno  e  ammaestra  il  Vivo 

3a)    Nella  Miscellanea    per    Nozze  Percopo-Luciani,    Napoli,    Luigi 

Pierro  e  Figlio.       4)  Vol.  II,   91—110.  5)  Vcdi  Crescixi  in  /RPh.,  XXX 
(1905)  p.  619. 
VoUmöUer,  Rom.  Jahreriicht  VIXl.  a 


II  82  La  Poesia  italiana  XII— XIV  sec.    1903. 

coUa  desorizione  dei  tomienti  infeniali.  Anche  nel  Ritnio  e  da  notare  11 
diverso  modo  con  ciii  e  rappresentato  il  Paradiso  che  non  e  un  luogo  di 
delizie  immaginate  a  somiglianza  delle  terrene,  come  si  vede  in  Uguccioiie 
e  in  Giaconiino  da  Verona,  ma  offre  contentezze  spirituali  superiori  ad 
ogni  godimento  umano.  II  Torraca  fa  una  proposta  anche  riguardo  all' 
autore  del  Ritmo,  che  per  lui  potrebbe  essere  quel  Messer  Catenaccio 
cavaliere  d'Anagni  che  tradusse  liberamente  i  Disticha  Catonis^). 
Questo  nome,  egli  dice,  gli  s'offerse  «spontaneaniente  a  colmar  la  lacuna 
della  seconda  stanza»   del  Ritmo  nel  modo  segnen te: 

Trubato  aio  co  Catenaezo        c'a  ecriptura  be'  me  placzo 
novu  dictu 
e  coUe  parole  medesime  quasi  del  Cato  in  cui  si  legge: 
Bui  che  queste  seDtentie  legete  et  ascoltate 

c'aio  io  Catenayu  in  vulgaru  trovate  etc. 

II  1  orraca  conforta  la  sua  ipotesi  con  alcuni  riscontri  di  pensiero  e 
di  parole  fra  il  Ritmo  e  la  panifrasi  dei  Disticha.  Questa  attribuzione 
viene  a  diminuire  assai  Tantichita  del  Ritmo,  creduto  finora  uno  dei 
vetusti  documenti  letterarii  del  volgare,  perche  Catenaccio  secondo  le 
notizie  che  primo  indico  il  Monaci,  dovette  nascere  verso  la  meta  del 
sec.  XIII,  se  nel  1283  fu  vicario  di  Loffredo  Gaetani  podesta  di  Todi. 
A  questo  non  contraddirebbe  Feta  del  co<lice  in  cui  e  trascritto  il  Ritnio, 
perche  il  Giorgi  nel  suo  studio  paleografico  intorno  a  quello  ammise  che 
la  scrittura  di  esso  puo  appartenere  anche  a  tutto  il  secolo  decimoterzo. 
Tuttavia  se  il  Ritmo  fu  trascritto  a  memoria,  come  insieme  col  Giorgi  ammette 
il  Torraca,  oppure,  fu  copiato  da  altro  codice  non  facilmente  decifrabile,  come 
farebbero  pensare  le  lacune  e  i  guasti  del  testo,  mi  sembra  che  la  compo- 
sizione  di  ess?o  debba  risalire  a  qualche  decennio  piü  addietro,  della 
seconda  meta,  del  dugento,  la  quäl  cosa  ci  porterebbe  ad  escludere  F  attri- 
buzione a  Catenaccio.  II  Ritmo  non  sara  forse  da  riportare  a  eta  troppo 
remota,  ma  neanche  ^  probabile  sia  da  far  scendere  fino  agli  ultimi 
decenni  del  secolo  XIII. 

In  questi  ultimi  anni  gli  studiosi  hanno  rivolto  la  loro  attenzione 
sulle  poche  rime  che  si  sono  conservate  di  Ciacco  delF  Anguillaja,  un 
nmatore  del  dugento  che  potrebbe  essere  il  personaggio  dantesco  condan- 
nato  ad  essere  continuamente  colpito  dalla  pioggia  infernale  per  la 
dannosa  colpa  della  gola.  Ultimamente  Paolo  Savj-Lopez  ha  esaminato 
una  di  queste  poesie  di  Ciacco,  Giema  laziosa'),  conservata  solamente 
nel  codice  vaticano  3793,  proponendo  di  essa  una  nuova  interpretazione. 
Questa  poesia  a  una  prima  lettura  sembrerebbe  oftrirci  1'  esempio  di  un 
motivo  comune  nella  poesia  medievale:  un  dialogo  in  cui  il  poeta  chiede 
amore  a  una  villanella  (v.  2)  che  dopo  aver  tentato  di  resistere  finisce 
coir  accondiscendere  alla  domanda.  Ma  il  Savj-Ijopoz  considerando  alcuni 
versi  del  contrasto  in  cui  si  parla  piü  di  fede  che  di  amore,  sospetta  che 
si  tratti  di  una  poesia  religiosa  celata  sotto  ve.^ti  profane,  come  ce  ne 
sono  nella  poesia  provenzale  e  francese,  e  conclude  col  dire  che  colei  cui 
il  poeta  vagabondo  avea  richiesto  d' amore   «5  dunque  una  pia  distributricc 

6)  Sul  volgarizzamcnto  di  Catenaccio  fti  veda  una  reccnte  nota  di  E.  Mo- 
naci in  RAL.  vol.  VIII,  fa^c.  5"— G^  p.  245.  7)  Nella  M{:?CGraf.,  Bergamo, 
Ist.  Ital.  d'Arti  grafiche  p.  885, 


M.  Pelaez.  II  83 

di  buoni  coiiBigli,  una  aerva  di  religione*.  LMpotesi  del  Savj-Lopez 
farebbe  acquistare  alla  poesia  di  Ciacco  un'  importanza  storica  singolare, 
percb^  essa  verrebbe  a  rappresentare  nell'antißa  {>oesia  italiana  «il  riflesso  . . . 
d'una  evoluzione  peicologica  avvenuta  nella  poesia  d'oltr'alpe».  Qucsta 
interpretazione  a  me  sembra  dubbia  e  i  riscontri  forestieri  addotti  in 
sostegno  non  in  tutto  convenienti.  Fra  questi  il  Savj-Lopez  si  fernia 
particolarmente  ad  esaminare  la  vaquiera  di  Joan  d'Esteve,  in  cui  per6 
r intendimento  religioso  h  evidente:  il  iK)eta  trova  la  donna  che  guarda 
una  vacca  ed  un  vitello,  in  atto  di  pregare  devotamente  e  le  chiede 
amore;  ma  ella  risponde  subito  richiamandolo  al  pensiero  di  Dio.  Nel 
contrasto  italiano  indizi  sicuri  di  un  senso  religioso  non  mi  par  che  ve 
^  ne  siano;  alcuni  versi  anzi  lo  escluderebbero.     II  poeta  nella  terza  stanza 

dichiara  alla  donna  che  non  vuol  saperne  del  suo  amore:  io  muoio  per 
voi  amando,  se  non  mi  venite  in  soccorso: 

Per  vui  perisco  amando 
Se  no  mi  socorite. 

E  nell' ultima  stanza  quando  ella,  vinta,  ha  giä  domandato  al  poeta: 
Dimmi  che  Vb  in  piacire,   il  poeta  risponde: 

Madonna,  a  me  non  piacie 
Castella  n^  monete: 
Fatemi  far  la  pacie 
Com  quel  che  vi  sapete. 
Questo  adimando  a  vui 
E  faciovi  fenita; 
Donna  siete  di  lui, 
£d  egli  e  la  mia  vita. 

>  Ora  il  quarto  verso  non  puö  alludere    che  ad  Amore,    altrimenti  i  due 

versi  della  terza  stanza  che  ho  sopra  citato,  come  s' accorderebbero  con 
quello?  II  poeta  che  non  ö  corrisposto  dalla  villanella,  b  inquieto  con 
Amore;  ella  adunque  si  comporti  in  modo  che  egli  faccia  la  pace  col 
crudele  Dio.  II  Savj-Lopez  osserva  che  la  risposta  della  donna  al  poeta 
che  erede  di  morire,  se  ella  non  lo  soccorrera: 

Ma  stu  credi  morire 
Inanzi  ch'esca  Tanno 
Per  te  fo  messe  dire, 
Ck>me  altre  donne  fanno. 

sarebbe  «d'ironia  e  di  scherze»  se  non  consuonassc  *col  tono  religioso 
dell' insieme*.  Ma  quelle  parole  non  sarebbero  meno  ironiche,  anzi 
sarebbero    addirittura    uno    scherno,    ammettendo    il    senso   religioso   della 

f  poesia,  perch^  la  donna  deve  pur  sapere  che  morendo  neir  ira  di  Dio  le 

messe  poi  non  con  tan  nulla.     II  vero  b  che  il   poeta  non  vuol  morire  e 

I  soggiunge: 

'  Fa  si  ch'io  non  perisca, 

Ch^  Tom  morto  non  torna 
Per  far  poi  cantar  messa. 

E  dellc  messe  non  gliene  importa  niente: 

Quand'  odi  ch*i'  sia  morto, 
NoD  far  mcssa  caotarc. 

Si  potrebbe,  b  vero,  pensare,  che  qui  si  alluda  alla  niortc  deiranima, 
ossia  alla  dannazione;  ma  i  versi  41 — 48  tolgono  il  dubbio,  giacche  la 
(Jonna  osserva:   credi  forse  di  non  morire?     Neanche  se  tu  fossi  un  Dio 


6 


* 


II  84  La  Poesia  italiana  XII—XIV  aec.    1903. 

in  terra,  potresti  sfuggire  alla  morte.  —  In  uii  volumetto  di  Guglielmo 
VoLPi  intitolato  Note  di  varia  erudizione  e  critica  letteraria 
(Firenze,  Bernardo  Seeber)  il  primo  studio  si  riferisce  alla  famosa  balla- 
tetta  di  Guido  Cavalcanti,  ehe  comincia  Perch'  i'  npn  spero  di  tornar 
giammai,  che  dai  critici  ^  stata  sempre  considerata  come  scritta 
neir  esilio  di  Sarzana.  II  primo  a  far  questa  asserzione,  sebbene  in  forma 
dubitativa,  fu  il  Tiraboschi  e  dopo  di  lui  con  maggior  o  minor  fede 
Thanno  ripetuta  gli  altri.  II  Volpi  nel  suo  volume  sul  Trecento'") 
espose  gia  succin tarnen te  le  ragioni  per  le  quali  non  credeva  di  accettare 
la  tradizionale  opinione,  ed  ora  nel  nuovo  studio  esamina  piü  largamente 
la  questioncella  e  dimostra  con  buoni  argomenti  che  il  poeta  stando  a 
Sarzana  non  poteva  dire,  come  dice,  che  inviava  la  sua  ballatetta  in  Tos- 
cana,  perche  la  citta  in  cui  stette  esule  apparteneva  anch'essa  alla  Tos- 
cana,  come  attestano  poeti  e  scrittori  contemporanei.  Piü  probabile  sembra 
al  Volpi  che  la  ballatetta  Perch'  i'  non  spero  e  Taltra  La  forte  e 
nova  mia  disavventura  che  appare  ispirata  dal  medesimo  stato  d' animo 
e  si  e  creduto  finora  appartenere  come  la  prima  al  periodo  dell' esilio, 
debbano  assegnarsi  al  tempo  del  viaggio  che  il  Cavalcanti  fece  per  andare 
in  pellegrinaggio  a  S.  Jacopo  di  Galizia.  AI  santuario  il  poeta  non 
arrivö,  che  anzi  si  ferm6  prima  a  Nimes  e  poi  a  Tolosa.  Della  sua 
fermata  a  Nimes  c'informa  un  sonctto  del  senese  Nicolö  Muscia  il  quäle 
aggiunge  che  Guido  si  dette  per  malato  per  giustificare  T  interruzione  del 
viaggio.  Ma  la  malattia,  osserva  il  Volpi,  pot^  esser  vera,  ed  apparire 
un  pretesto  al  Muscia  il  quäle  non  credeva  aUe  intenzioni  devote  di 
Guido  ch'era  in  voce  di  epicureo.  Orbene  a  Nimes,  lontano  dalla  patria 
e  dalla  sua  donna  in  un  momento  di  supremo  sconforto,  pote  Guido 
scrivere  le  due  ballate  cosi  piene  d'affetto.  E  vero  che  in  Provenza  egli 
scrisse  versi  per  una  Mandetta,  clie  non  s' accorderebbero  coUe  due  ballate 
angosciose,  ma  il  Volpi  risponde  che  di  Mandetta  Guido  s'innamorö  a 
Tolosa  e  che  si  pu(S  ben  ammettere  come  il  poeta  guarito,  ridestatosi 
alle  speranze,  lasciata  Nimes  e  percorsa  una  buona  parte  della  Francia 
meridionale  si  fermasse  a  Tolosa  dove  si  lasciö  allettare  da  un  nuovo 
amore.  La  buona  ipotesi  del  Volpi  darebbe  maggiore  unita  al  canzoniere 
di  Guido  Cavalcanti,  perch^  permetterebbe  di  mettere  fra  le  rime  scritte 
per  Giovanna  fioreiitina  le  due  ballate  che  finora  bisognava  pensare 
scritte  per  un*  altra  fiorentina.  Ma  checchö  si  pensi  di  ciö,  mi  sembra 
fuori  di  dubbio  che  la  ballata  Perch'  io  non  spero  non  possa  piü 
assegnarsi  al  tempo  dell*  ultimo  esilio  a  Sarzana®).  —  Non  ho  sotto  gli 
occhi  un  libro  di  Liborio  Azzolina  intitolato  II  «dolce  stil  nuovo» 
(Palermo,  A.  Rcber)  e  perö  mi  limito  a  rimandare  chi  volesse  aveme  infor- 
mazione  alParticolo  su  di  esso  pubblicato  da  P.  Savj-Lopez  in  Giorn. 
Stör.  d.  lett.  ital.  vol.  XLV,  74. 

II.  Poesia  didattica  e  religiosa.  —  La  Societa  Filologica 
Romana  ha  continuato,  sempre  per  cum  del  prof.  Francesco  Egidi,  la 
pubblicazione  de  I-Documenti  d'Amore  di  Francesco  da  Barberino 
(In  Roma,  Presso  la  Societa),  e  in  quest*anno  ne  h  venuto  fuori  un 
grosso  fascicolo,  il  terzo,  che  va  da  p.  97  a  p.  208.  —   E.  G.  Parodi  ha 


7a)  Milano,  Vallardi,  p.  257-6.    8)  Cfr.  GSLIt.  XLIV,  225. 


M.  Pelaez.  II  85 

preso  in  esame  nella  Rassegna  bibliograf  ica,  XI,  116 — 124,  I  versi 
comuni  a  Pietro  da  Barsegap^  e  ad  Uguccione  da  Lodi  per 
dimostrare  che  i  versi  del  Libro  di  Uguccione  che  si  leggono  nel  Ser- 
mone del  Barsegap6  non  souo  stati  inseriti  da  questo,  ma  debbono  con- 
siderarsi  conie  tarde  interpolazioni.  Diversainente  invece  giudicarono  il 
Tobler,  il  Balvioni  e  il  Keller  i  quali  ammisero  che  il  Barsegap^  inseri 
egli  stesso  i  versi  di  Ugucxjione  nell'opera  sua.  I  versi  in  queetione  del 
Barsegap^  sono  222—237,  2180—2201,  2220—2223,  2234—2245, 
2264-2269,  2272—2279,  2294—2319,  2334-  2367,  2384—2392») 
corrispondenti  rispettivamente  ai  vv.  1067—1180,  1713 — 1734,  1739 — 
1742,1743—1754,1757—1762,1763-1770,1773—1798,1801—1834, 
1835 — 1843  di  Uguccione*^).  II  Parodi  osserva  che  espungendo  dal 
Sermone  i  versi  che  appartengono  al  Libro  non  solo  il  senso  non 
soffro  alcuna  soluzione  di  continuita,  ma  talvolta  si  tolgono  delle  inutili 
ripetizioni  spesso  mal  saldate  coi  versi  originali  del  rimatore  milanese,  e 
conclude:  «Forse  un  manoscritto  del  Barsegap^  venne  glossato  lungo  i 
margini,  con  passi  analpghi  del  Libro  di  Uguccione,  per  opera  del  siio 
possessore,  che  potremmo  anche  imaginäre  provvedesse  cosi  ai  bisogni 
della  sua  professione;  e  piö  tardi  le  glosse  furono  fuse,  con  assai  poco 
discernimento  ma  non  forse  scnza  un  determinato  proposito,  col  testo 
originale.  In  una  vera  e  propria  edizione  critica  del  Barsegap^  questi 
passi  interpolati  dovrebbero  essere  espunti».  La  dimostrazione  del  Parodi 
non  appare  in  tutto  persuasiva,  se  si  considera  anzitutto  che  egli 
stesso  pei  vv.  242 — 252  del  Sermone  che  «rammentano  abbastanza 
vivamente,  per  Tandamento  e  il  signifieato  i  vv.  1085  e  sgg.  di  Uguccione» 
non  esclude  che  il  Barsegap^  «avcsse  qualche  ricordo  del  Libro  del  suo 
predecessore  e  in  questo  passo  lo  seguisse  almeno  alla  lontana  ...» 
Come  in  questo  cosi  negli  altri  luoghi  discussi  non  pot^  il  Barsegap6 
giovarsi  di  Uguccione?  Mi  manca  qui  lo  spazio  per  prendere  in  esame 
tutti  i  passi  controversi  e  mi  contcntcro  di  un  esempio  per  giustificare 
i  miei  dubbi.  II  Barsegape  nei  vv.  2168 — 2179  parla  del  giudizio  uni- 
versale quando  Cristo: 

Molto  tosto  e  prestamente 
2179     Asemblara  tuta  la  yente. 

Seguono  poi  i  vv.  2180 — 2201  appartenenti  ad  Uguccione,  nei  quali 
si  parla  dei  scgni  che  precederanno  il  giudizio  e  si  diee: 

2192    Mo  quando  quili  auran  pagura 

Que  porä  dirc  11  peccator, 

Ki  no  Bcran  mundi  ni  lavai 

Dali  crudelissimi  pcccai? 

Multi  poran  csscr  dolenti, 

Ke  la  DO  trovaran  parenti 

Ke  posa  l'un  Faltro  ascondir; 

Ke  molto  auran  de  si  a  dir. 

Ol  deo,  cum  seran  bcai. 
2201     Killi  k'eran  mondi  trovai! 

Dopo  questi  versi  ricomincia  il  racconto  originale  del  Barsegape: 


9)  Die  Bcimpredigt  des  Pietro  da  Barsegap^  von  Dr.  E.  Keller, 
Frauenfeld,  J.  Huber  1901.  10)  Das  Buch  des  Uguyon  da  Laodho  von 
A.  Tobler,  Berlin  18Ö4, 


II  86  La  Poesia  itoliana  XII  -XIV  sec.    1903. 

2202    Partir  i  aurä  lo  segDore 

Si  como  fa  lo  bon  pastorc 

Ki  mete  le  pegore  aal'una  parte 

£  li  caprili  mete  desvarte. 

Ora  il  Parodi  osserva  che  si  puö  discutere  sul  buono  o  cattivo 
accordo  fra  i  vv.  2179  e  i  se^fuenti,  ma  ^  difficile  concedere  che  dopo  i 
vv.  2200 — 2201  che  si  riferiscono  solo  ai  giusti  trovino  luogo  conveni- 
ente  i  vv.  2202  e  segg.  dove  si  toriia  alla  divisione  delle  pecore  dai 
becchi.  Ma  il  fatto  e  che  nei  versi  precedeuti  a  2200 — 2201  si  parla 
dei  peccatori,  cosicchö  il  racconto  in  tutti  i  versi  sopracitati  si  svolge 
scnza  alcuiia  stonatura.  II  rimatore  dice:  Cristo  adunera  tutti;  segni 
straordinarii  annuenzieranno  il  giudizio ;  che  diranno,  che  faranno  i  pecca- 
tori che  non  avranno  alcuno  che  li  difenda  e  protegga?  Come,  per 
contrario,  saranno  beati  i  giusti !  II  Signore  dividera  i  buoni  dai  cattivi  etc. 
Corae  in  questo  caso  cosi  negli  altri  non  vedo  gravi  difficolta  per  ammettere 
che  rinserzione  dei  versi  del  Libro  sia  stata  fatta  dello  stesso  Barse- 
gape,  e  se  anche  talvolta  essi  non  ci  parranno  perfettamente  fusi  col 
testo  originale,  dobbiamo  riconoscere  che  il  fatto  puö  essere  una  con- 
scguenza  naturale  delPavere  il  rimatore  milanese  copiato  dal  Libro 
i  passi  in  questiohe  dopo  che  avea  terrainato  la  composizione  del 
Sermone.  Vere  e  proprie  ripetizioni  nei  versi  tolti  dal  Libro  non 
si  puö  dire  che  ce  ne  siano;  si  tratta  piuttosto  di  ampliamenti  degli 
stessi  concelti  con  particolari  nuovi  quasi  per  im  primer  meglio  nella 
mente  di  chi  ascolta  ammonimenti  e  ammaestramenti,  che  b  un  procedi- 
mento  non  insolito  nelParte  di  questi  rozzi  giullari  sacri.  —  Una 
not-evole  pubbliaizione  riguardante  la  poesia  religiosa  ci  e  offerta  dal 
Dott.  Marco  Vattasso  nella  raccolta  di  Studi  e  Testi  a  cura  della 
Biblioteca  Vaticana;  e  intitolata  Per  la  Storia  del  dramma  sacro 
in  Italia  (Roma Tipografia  Vaticana)  e  si  collega  in  part-c  per  la  materia 
con  un  altro  volume  dello  stesso  Vattasso,  appartenente  alla  medesima 
coUezione,  uscito  in  luce  due  anni  fa^^).  II  nuovo  volume  si  componc 
di  quattro  parti,  la  prima  delle  quali  ci  offre  alcuni  Nuovi  Aneddoti 
drammatici  in  antico  dialetto  romanesco  tratti  dal  cod.  Vat. 
Reg.  352,  cartaceo  e  scritto  nella  prima  meta  del  sec.  XV.  II  codice  ö 
miscellaneo,  anzi  un  vero  zibaldone  «in  cui  cose  liturgiche  si  frammischiano 
a  cose  superstiziose,  e  frammenti  di  drammi  e  leggende  di  santi  e  ricette 
mediche  e  brevi  notizie  di  storia  ron)ana  in  brutti  versi  e  in  peggior  prosa 
s'alt<»rnano  in  tal  disordine,  che  ci  fa  quasi  meraviglia  com'  esso  sia 
potuto  pervenire  sino  a  noi.»  In  tanta  materia  sono  veramente  notabili 
alcuni  documenti  del  teatro  sacro  medievale  a  Roma^*),  che  furon  trascritti 
da  un  tal  Stefano  Barocello,  il  cui  nome  ricorre  piü  volte  in  varie  carte 
del  codice  con  appunti  dai  quali  il  Vattastfo  deduce  che  la  compilazione 
dello  zibaldone  deve  assetrnarsi  alla  prima  meta  del  sec.  XV.  Chi  fosse 
il  Barocello  non  sappiamo,  ma  da  alcuni  indizi  del  codice  si  puö  arguire 
che  appartenesse  a  una  fraternita  romana   di   disciplinati  e  probabilmente 

11)  Aneddoti  in  dialetto  romanesco  del  sec.  XIV  tratti  dal  cod.  Vatic.  7654, 
Roma  Tipografia  Vaticana  11)01.  12)  Nei  codice  fe  trascritta  una  redazione  in 
dialetto  romanesco  della  Legenna  de  sancta  Margarita,  che  ö  un  rifaci- 
mento  del  teato  pubblicato  da  F.  Zambrini  in  Pr.  IIl,  p.  2a,  pp.  410—435.  II 
Vattasso  in  nota  a  p.  12  ne  pubblica  un  saggio  col  testo  dello  Zambrini  a  fronte. 


M.  Pelacz.  II  87 

a  quella  della  Maddalena,  sebbene  il  Vattasso  non  ne  abbia  trovato 
alcuna  menzione  nei  libri  dl  questa  che  conservansi  insieme  con  quelli  di 
altre,  neirarchivio  della  confraternita  maggiore  del  Gonfalone. 

II  primo  documento  dramniatico  conservatosi  nello  zibaldone  del 
Barocello  h  La  Legenna  de  sancta  liocia,  in  cui  h  notevole  anzitutto 
il  titolo  di  Leggen  da  col  signiiicato  di  racconto  drammatico  che  si  trova  pure, 
per  quel  che  si  sa,  in  un  altro  componimento  dello  steseo  genere,  abruzzese, 
fatto  conoscere  dal  Monaci,  cosicchö  deve  aggiungersi  agli  altri  che  conos- 
ciamo,  coi  quali  fu  designat»  il  dranima  sacro  nei  secoli  XIV  e  XV  secondo 
la  varia  natura  delF  argomento.  Fonti  della  Legenna  de  Sancta 
Locia  sono  sostanzialmente  il  racconto  conservatoci  da  Lacopo  da  Varazze 
nella  Leggenda  Aurea  e  la  redazione  di  esso  pubblicata  dal  Surio  nelle 
Historiae  seu  vitae  sanctorum,  dai  quali  ai  discosta  per  l'aggiunta 
di  alcuni  episodi  quali  la  conversione  di  Lucia  e  della  madre,  per 
Fomissione  della  profezia  che  fece  la  martire  dopo  essere  8tata  ferita 
alla  gola  e  del  particolare  del  supplizio  di  Pascasio,  e  in  fine  per  qualche 
Jieve  modificazione  riguardante  la  distribuzione  delle  sostanze  fatta  da 
Lucia  ai  poveri.  Rispetto  alla  sua  struttura  nianca  nella  nostra  Legenna, 
come  in  genere  nelle  devozioni  del  sec.  XIV,  Tannunzio  della  festa  agli 
spettatori  e  il  congedo  detti  dall'angelo;  mancano  pure  niolte  didascalie 
che  in  origine  doveano  esserci,  e  la  forma  metrica  ö  quella  della  ballata 
maggiore,  sebbene  non  sempre  rigorosamente  rispettata.  II  Vattasso  ha 
raffrontato  questo  dramma  con  quello  di  S.  Giovanni  decollato  di  cui 
egli  diede  notizia  nei  volume  qui  addietro  menzionato,  e  rileva  che  alcuni 
versi  della  Legenna  derivano  da  esso.  Esempi  di  plagi  siffatti  ne 
abbiamo  tanti  altri  nella  drammatica  sacra,  ma  uel  caso  presente  essendo 
i  due  componimenti  romaneschi  e  del  secolo  decimoquarto,  il  Vattasso  ne 
inferisce  che  la  Legenna  e  posteriore  al  S.  Giovanni  e  forse,  con- 
siderata  anche  una  certa  affinita  di  Stile,  potrebbero  essere  dello  stesso 
autore.  Che  il  nuovo  documento  fatto  conoscere  dal  Vattasso  sia  del 
sec.  XIV  non  sembra  dubbio  anche  per  lo  stesso  schema  metrico  e  per 
il  poco  sviluppo  deirargomento,  ma  che  sia  veramente  romanesco  e  non 
piuttosto  umbro,  e  trascritto  da  un  amanuense  romano,  non  credo  che  si 
possa  ugualmente  affermare,  giacchö  la  prova  tratta  dalle  rime,  cui  ricorre 
r  editore,  non  riesce  questa  volta  risolutiva;  anzi  egli  stesso  ne  riconosce 
la  debolezza,  e  osserva  che  «parecchie  semisonanze  ed  assonanze,  che  si 
riscontrano  nella  nostra  rappresentazione  diventerebbcro  rime  perfette, 
sostituendo  al  romanesco  il  termine  umbro  corrispondente».  Se  non  che 
ad  attenuare  questa  difficolta  invoca  Tuso  della  rima  imperfetta  frequente 
nella  poesia  popolaresca  cui  il  nostro  dramma  appartiene.  Ma  se  questo 
h  vero,  non  pu6  essere  un  argomento  sufficiente  a  credere  romanesco  il 
dramma,  quando  manchino,  com'  h  nei  caso  nostro,  altri  argomenti  piü 
solidi.  E  prudenza  dunque  far  qualche  riserva  aU'  affermazione  del  Vat- 
tasso, sebbene  dispiaccia  di  non  poter  accrescere  con  un  nuovo  documento 
la  scarsa  produzione  della  letteratura  romanesca  medioevale. 

II  Vattasso  crede  pure  che  siano  romaneschi,  sebbene  non  ne  dia  la 
dimostrazione,  alcuni  Frammenti  di  drammi  suUa  Passione  che  formano 
r  argomento  del  secondo  Aneddoto.  Elementi  romaneschi  veramente  non 
ne  mancano,  ma  le  rime  o  assonanze  non   offrono   nulla  di  notevole  che 


II  88  La  Poesia  italiana  XII— XIV  eec.    1903. 

sia  particolare  del  volgare  di  Roma,  e  qualche  indizio  non  manea  qua  e 
la  che  faccia  sospettare  un  rifacimento  romanesco  di  testi  originariamente 
forse  umbri. 

Importanti  8ono  le  eonclusioni  che  il  Vattasso  cava  da  questi  frani- 
menti  rispetto  alla  costumanza  che  vi  fu  in  Roma  assai  prima  della 
fine  del  sec.  XV,  di  rappresentare  Fepisodio  piü  notevole  della  vita  di 
Cristo.  Si  sapeva  finora  che  sulla  fine  del  sec.  XV  Giuliano  Dati  Fio- 
rentino,  Bernardo  di  Maestro  Antonio  e  Mariano  Particappa  romani  ave- 
vano  in  servigio  della  G)mpagnia  del  Gonfalone  di  Roma  coniposto  il 
Dramma  ciclico  della  vita  di  Gesö,  del  quäle  furon  poi  date  alle  stampe 
due  parti,  laPassione  e  la  Risurrezione.  Vincenzo  De  Bartholomaeis 
che  si  accinse  qualche  anno  fa  airesame  di  questi  documenti  e  di  altri 
conservati  neir  Archivio  del  Gonfalone,  ricercandone  la  genesi  acutamente, 
congetturo  che  nel  laudario  del  sodalizio  romano  dovea  esserci  tutto  il 
materiale  di  cui  i  sopronominati  compilatori  si  servirono  ^*).  Ora  il  rinveni- 
mento  dei  frammenti  pubblicati  dal  Vattasso  conferma  la  congettura. 
Essi  trovansi  nello  zibaldone  del  Barocello  e  appartenevano  probabil« 
mente  alla  confraternita  di  S.  Maddalena  cui  era  ascritto  il  Barocello. 
Questi  adunque  ci  ha  tramandato  frammenti  del  Dramma  della  Passione 
che  si  soleva  un  tempo  recitare  dai  suoi  confi*atelli.  I  frammenti  di  cui 
parliamo  sono:  a)  Dialogo  fra  il  cattivo  e  il  buon  ladrone  e  le  sette 
parole  dette  da  Cristo  sulla  croce;  b)  Lamento  della  vergine  ai  piedi 
della  croce;  c)  Episodio  di  S.  Giovanni  il  quäle  dopo  la  condanna  del 
Maestro  va  a  raccontare  a  Maria  Taceaduto;    d)  S.  Giovanni  racconta  a 

I  Maria  l'arresto  di  Gesü,    e  Maria   se    ne  duole;    e)  Lo  stenso  argomento 

del  frammento  e,  salvo  che    la  vergine   va   in    cerca   di  Gesü  e  incontra 

I  S.  Giovanni  da  cui  apprende  la  condanna  del  figlio;  f)  Dialogo  fra  Gio- 

vanni e  Maria  dopo  la  morte  di  Gesü. 

Nel  secondo  frammento  vi  sono  due  strofe  di  cui  alcuni  versi  si 
rinvengono  nel  laudario  umbro  del  cod.  Vallicelliano  A.  26,  onde  il 
Vattasso    crede    poter   affermare    la    dipendenza    di  quelle   da  questo.     II 

I  codice  Vallicelliano  h  della  seconda  meta  del  sec.  XIV,  ma  il  frammento 

romanesco  da  esso  dipendente  e  cosi  gli  altri  affini  sembrano  dover 
assegnarsi  ad  ogni  modo  al  trecento,  sia  pure  estremo.  II  metro  dei 
frammenti  ^  la  sestina  originariamente  ottonaria,  ma  nogli  esempi  presenti 

i  costituita  da  versi  che  ondeggiano    da    un  minimo   di  otto  a  un  massimo 

di  undici  e  piü  sillabe,  fornendo  cosi  Tunico  csempio  che  si  conosca  di 
lauda  drammatica  romanesca  in  sestine  ottonarie.  Gli  altri  documenti 
noti  ci  offrono  la  ballata  maggiore  (come  nella  Nascita  e  nella  Decol- 
lazione  di  S.  Giovanni  Battista^*)  e  nella  leggenda  di  S.  Lucia)  la 
sestina  endecasillaba  (come  in  alcuni  frammenti  della  Passione  descritti 
da  V.  De  Bartholomaeis)  e  V  ottava  endecasillaba  (come  in  altri  frammenti 
pur  d(!scritti  dal  medesimo  De  Bartholomaeis),  vale  a  dire  tutte  le  forme 
in  cui  la  drammatica  si  venne  (kirante  la  sua  evoluzione  adagiando. 

Tanto  la  Legen  na  de  Sancta  Locia  quanto  i  frammenti  della 
Passione  sono  pubblicati  dal  Vattasso  secondo  la  lezione  pret^isa  del  codice 


13)  SFR.  pubbl.  da  E.  Monact,  VI,  190.      14)  Vattaro,  Aneddoti  in 
dial.  rom.  etc.,  p  12. 


M.  Pelaez.  II  89 

vaticano,  salvo  che  egli  racchiwle  «in  parentesi  quadre  le  voci,  le  sillabe 
o  le  lettere,  che  per  ragion  metrica  o  vanno  espurite  oppure  omesse  nella 
lettura» ;  cosicchfe  il  lettore  si  trova  ad  avere  sotto  gÜ  occhi  dei  testi  che 
hanno  spessissimo  in  un  verso  due  e  magari  tre  di  quelle  parentesi  che 
sopprimono  due,  tre  sillabe  e  talvolta  una  parola  intera.  A  noi  non 
sembra  questo  metodo  da  approvarsi,  perchö  nel  cäso  particolare  non  offre 
alcuna  garanzia  di  farci  avvicinare  a  quello  che  dovrebbe  essere  stato  il 
testo  originario,  per  le  condizioni  tutte  speciali  di  siffatti  componimenti 
drammatici  costituiti  spesso  da  versi  di  cui  non  sapreinmo  con  sicurezza 
fissare  la  misura  alla  stregua  della  quäle  debbano  essere  corretti  quelli 
che  sono  o  paiono  a  noi  troppo  lunghi.  E  questo  anche  astrazion  fatta 
da  quelle  aferesi,  sincx)pi  ed  elisioni  che  si  solevano  fare  soltanto  nella 
lettura.  Meglio  era  dunque,  io  credo,  riprodurre  il  testo  senza  l'ingombro 
delle  parentesi  quadre. 

I  capitoli  2®  e  .3®  del  libro  del  Vattasso  ci  dänno  preziose  infor- 
mazioni  suUe  recite  di  dramini  sacri  al  Colosseo  nei  secoli  XV  e  XVI, 
e  sebbene  oltrepassino  i  limiti  cronologici  assegnati  a  questa  rassogna, 
tuttavia  ne  dareino  una  breve  notizia.  II  Vattasso  ha  esplorato  TArchivio 
deir  Arciconfraternita  di  S.  Lucia  del  Gonfalone  nella  speranza  di  trovar 
documenti  che  potessero  illustrare  gli  Aneddoti  di  cui  s'ö  addietro  par- 
lato,  ma  non  ha  rinvenuto  ne  alcun  dramma  sacro  sconosciuto,  ne  alcun 
laudario  dialettale;  ha  potuto  perö  trovare  quando  cominciarono  le  sacre 
rappresentazioni  al  Colosseo  e  seguime  il  corso  fino  a  che  caddero  in 
disuso,  e  in  fine  aver  notizia  degli  attrezzi  e  abiti  drammatici  di  cui  la 
Compagnia  del  Gonfalone  si  serviva.  La  piü  antica  nienzione  nei  registri 
dell' archivio  s'incontra  nel  libro  delle  Entrate  e  delle  Uscite  delPanno 
1489 — 1490  donde  si  ricava  che  il  Venerdi  santo  9  aprile  1490  venne 
rappresentato  il  dramma  della  Passione  al  Colosseo,  dove  pure  furono 
fatte  tre  recite,  in  quell' anno  almeno,  della  Disputa  di  Gesü  coi  Dottori. 
II  Vattasso  pubblica  lo  spoglio  di  parte  delle  spese  fatte  per  le  devozioni 
della  Passione  del  1490,  "92,  "93,  "94,  "96,  "97,  "98,  "99,  1500; 
nel  1500  oltre  alla  Passione  fu  rappresentata  la  Risurrezione.  La  Passione 
e  la  Resurrezione  per  la  loro  natura  dovettera  essere  recitate  certo  in 
due  giomi  diversi,  la  seconda  ilSabato  santo  o  la  domenicadiPasqua;  abbiamo 
cosi  una  prova  che  fin  dal  1500  il  gran  dramma  del  Colosseo  ci  si  pre- 
senta  come  una  rappresentazione  divisa  in  due  giornate.  Ma  Tusanza 
della  recita  della  Resurrezione  al  Colosseo  deve  risalire  a  qualche  anno 
prima  del  1500,  perch^  in  uno  degl' Inventari,  scritto  tra  il  1490  e  il 
"93  e  negli  Inventari  del  "94  e  "98  sono  menzionati  gli  attrezzi  della 
Resurrezione,  nö  probabilmente  questa  sara  stata  sempre  tralasciata  negli 
anni  in  cui  sappiamo  che  fu  rappresentato  il  dramma  della  Passione, 
sebbene  dell'  omissione  si  trovi  esplicito  ricordo  solo  in  un  registro  del 
1526.  Altre  notizie  di  rappresentazioni  si  hanno  negli  anni  1503,  "04, 
"06,  "07,  "12,  "16,  "17,  "19,  "20;  nel  1522  furono  sospese,  nel 
1525  riprese  e  poi  fu  stabilito  che  si  facessero  ogni  quattro  anni;  nel 
fatto  perö  si  ebbero  solo  nel  1531,  nel  "34  e  T  ultima  volta  nel  "39. 
Poi  Paolo  III  vietft  alla  Compagnia  di  dare  simili  rappresentazioni;  e 
sebbene  nel  1561  si  stabilisse  per  T  anno  prossimp  di  tornarc  all*  antica 
usanza,  i  guardiani  delF Arciconfraternita  non  ebbero  <lal  pontefice  il  per- 


II  90  La  Poesia  itÄÜana  XII— XIV  sec.    1903. 

messo.  Fuori  del  Colosseo  si  diedero  dalla  Conipagnia,  nella  ricorrenza 
delle  maggiori  solenniÄ,  delle  rappresentazioni  simboliche  che  erano  sempre 
in  uso  iiel  1560;  e  cosi  pure  sappiamo  che  nel  "62  la  medesima  Coni- 
pagnia rappresentö  nella  chiesa  d'Ara  coeli  l'Annunziazione  della 
Vergine.  Dopo  questa  data  non  abbiamo  alcun  altro  ricordo  di  rappre- 
sentazioni drainmatiche  fatte  dal  Gonfalone. 

A  complemento  delle  precedenti  notizie  il  Vattasso  ha  pubblicato  da 
un  codice  dell'Archivio  del  Gonfalone  quattro  inventari  di  vesti  ed 
attrezzi  usati  nelle  rappresentazioni,  i  quali  furono  scritti  negli  ultinii 
anni  del  sec.  XV  e  provano  lo  sviluppo  che  raggiunse  il  dramma  sacro 
a  Roma  in  quel  tempo. 

Neil' ultima  parte  del  suo  volume  il  Vattasso  pubblica  un  dramma 
della  conversione  di  S.  Paolo  rimaneggiato  da  altro  piü  antico  da  fra 
Pietro  di  Antonio  da  Lucignano  in  Val  di  Chiana  nel  sec.  XV,  e 
rappresentato  nella  chiesa  conventuale  di  Cesena  nelPanno  1460.  II 
rimaneggiamento  consiste  nelFavere  interpolato  fra  Pietro  al  dramma, 
che  ^  in  sestine,  alcune  ottave  le  quali  o  contengono  pensieri  gia  espressi 
in  altre  sestine,  o  rappresentano  episodi  inverosimili  che  non  si  leggono 
negli  Atti  degli  Apostoli  da  cui  il  dramma  deriva.  A  quäl  tempo  risalga 
il  dramma  originario  non  sappiamo^*),  n6  ö  conosciuto  alcun  dramma  in 
volgare  su  questo  argomento  che  sia  anteriore  al  nostro,  anzi  al  sec.  XVII; 
ma  non  fu  ignota  alle  confraternite  dei  disciplinati  italiani  la  devozione 
della  conversione  di  S.  Paolo,  ch^  se  ne  ha  un  cenno  nel  libro  di  spese 
del  1376  della  Confraternita  deir  Annunziata  di  Perugia. 

Ricorderö  alla  fine  di  questa  rassegna  Topuscolo  del  Prof.  Pericle 
Ricci  su  Frate  Agnolo  da  Camerino  e  la  sua  Lau  da  (Camerino, 
Tipogr.  Savini)  nel  quäle  ö  pubblicata  dal  Cod.  Chigiano  LVII.  266. 
una  lauda  del  detto  frate  sulla  nativita  di  Cristo^  che  comincia  Per 
Talegreza  del  nostro  signiere.  La  stampa  ^  fatta  assai  malamente, 
ch&  il  Ricci  non  si  b  curato  neanche  di  sciogliere  le  abbreviazioni  molto 
chiare  del  codice  e  vi  ha  aggiunto  delle  osservazioni  che  rivelano  ine- 
sperienza  assoluta  di  questi  studi.  Che  vuol  dire,  per  esempio,  Taffer- 
mazione  del  Ricci  che  Frate  Agnolo  fu  tra  i  piü  insigni  precursori  di 
Dante?  (p.  10).  II  nostro  frate  fu  eletto  vescovo  di  Cagli  nel  1295  e 
di  Fiesole  nel  1297;  la  paternita  della  lauda  gli  e  stata  da  alcuni 
negata,  ma  sembra  che  sia  sua;  tuttavia  essa  non  offre  nulla  di  notevole 
neanche  rispetto  alla  lingua,  checchö  ne  dica  il  Ricci. 

Pisa,  Aprile  1906.  Mario  Pelaez. 

15)  Secondo  il  Vattasso  il  dialetto  primitive  del  dramma  non  ai  discosta 
dal  senese  «csscudo  improbabile  che  i  dialettismi  di  cotesta  provincia,  i  quali 
tuttora  vi  si  riscontrauo,  siano  tutti  dovuti  alFopera  del  rifacitore*. 


II 

Seite 


Zweiter    Teil:      Literatur- 
wissenschaft. 
Literaturwissenschaft  und  Poe- 
tik (K.  Borinski,  s.  Bd.  VII, 
S.  II  1  flf.) 
Französische    Literatur    1904, 
bezw.  1902—1904. 
1.  Altfranzösisch. 

Allgemeines.  Das  Karls- 
epos (E.  Stengel,  s.  Bd.VII, 
S.  II  46  ff.). 

Die  historische  Literatur 
des  französischen  Mittel- 
alters 1902—1904  (E. 
Stengel) 


II 

Seite 


2.  Neufranzösisch. 

Französische  Literatur  von 
ca.  1630  an  (R.  Mahren- 
holtz)    ....... 

Die  französische  Literatur 
im  Jahre  1904  .... 

Provenzalische  Literatur. 

Altprovenzalisch  (J.  Anglade) 

Neuprovenzalisch  (J.  Anglade) 

Italienische  Literatur. 

La  Poesia  italiana  XII— XIV 

sec.  1903—1904  (M.  Pelaez) 


19 

75 

77 


79 


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ZvglS. 

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140  „ 

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141  „ 

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144  „ 

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Kritischer  Jahresbericht 

Über  die  Fortschritte  der 

BoMDischen  Philologie. 


Unter  Mitwirkung  von  über  hundert  Fachgenossen 

herausgegeben  von 

Karl  Yollmöller. 


Mltredlglert  von 
G.  Bai8t,  Otto  E.  A.  Dickmann,  R.  Mahrenholtz,  V.  Rosai,  C.  SalvionL 


VIll.  Band.   —    1904. 


2.  Wien. 

Auegegeben  April  1908. 
Ladenpreis  dieses  Heftes  Mark  14.50. 


Erlangen  1908.     Fr.  Junge. 

Seyffardtsche  Buchh.,  Amsterdam.  —  A.  F.  Host  &  Sön,  Hofbuchh.,  Kopen- 
hagen. —  Williams  &  Norgate,  Covent  Garden,  London.  —  0- Schulze  &  Co., 
Edingburgh.  —  Parker  &Son,  Broad  Street,  Oxford.  —  H.  Welter,  Paris. — 
Bioh.  Hoenniger,  St.  Petersburg,  Grosse  Morskaja  12. — Loescher  &  Co.,  Rom. — 
Nordiska  Bokhandeln,  Aktiebolaget,   Stockholm. 


Gesellschaft  für  Romanische  Literatur. 


Zweok  der  Gesellschaft  ist  die  Herausgabe  wichtiger,  noch  nicht  oder 
nicht  genügend  edierter  romanischer  Handschriften,  bezw.  seltener  oder  gar  nur 
in  einem  Exemplar  vorhandener  romanischer  Druckwerke,  insbesondere  von 
Romanen,  Novellen,  Theaterstücken  und  anderen  interessanten  LKeraturwerkeli,  auch 
von  solchen,^  die  für  die  Kultur-,  Uteraturgeschichte,  Volkskunde  und  Dialektforachang 
der  romanischen  Länder  wertvoll  sind. 

Die  Ausgaben  sind  je  nach  Bedürfnis  kritische  oder  Neudrucke.  Im  letzteren 
Falle  erfolgt  der  Abdruck,  abgesehen  von  Format  und  Schrift,  welche  natürlich 
für  die  Sammlung  einheitlich  sind,  so  getreu  dem  Original,  daß  der  Neudruck 
dieses  vollkommen  ersetzt.  Einleitungen,  Anmerkungen  usw.  bringen  in  dentscher, 
einer  romanischen  oder  in  englischer  Sprache  alles  zum  Verständnis  des  Textes 
Kotige.  Nach  Bedürfnis  werden  photographische  Nachbildungen  von  interessanten 
Titelblättern,  Textseiten  usw.  beigegeben.  Überhaupt  ist  die  Ausstattang  eine 
derartig  vornehme  (gelblich  getöntes,  imitiertes  Büttenpapier),  daß  sie  auch 
den  Ansprüchen  der  Bibliophilen  gentigen  wird.  Auch  sind  Faksimilewledergaben 
ganzer  Werke  in  Aussicht  genommen.  Jedes  Exemplar  enthält  auf  der  Rück- 
seite des  Titelblattes  Namen,  Wohnort  und  Nummer  des  betr*  Mitgliedes,  mit 
der  Buchdruckerpresse  eingedruckt. 

Vorstand  der  Gesellschaft: 

Vorsitzender  und  Sekretür:  Dr.  Karl  Voll möU er,  ord.  Universitätsprofessor 
a.  D.  in  Dresden. 

Stellvertretender  Vorsitzender:  Dr.  G.  Bai  st,  ord.  Professor  an  der  Universität 

Freiburg  i.  Br. 
Sehatzmeister:  Dr.  Max  Nicmeyer,  Verlagsbuchhändler  in  Halle  a.  S. 
Beisitzer: 

Dr.  F.  Baron  Bethune,  Professor  an  der  Universität  Löwen. 

Dr.  F.  A.  Coelho,  Professor  am  Curso  superior  de  Lettras  in  Lissabon. 

Dr.  0.  Densu^iann,  Professor  an  der  Universität  Bukarest. 

Dr.  M.  Menöndez  y  Pelayo,  Professor  an  der  Universität  Madrid. 

Dr.  Ramön  Jienöndez  Pidal,  Professor  an  der  Universität  Madrid. 

Dr.  W.  Meyer-Lübke,  ord.  Professor  an  der  Universität  Wien. 

Frau  Dr.  C.  Michaelis  de  Vasconcellos  in  Porto* 

Dr.  E.  Monaci,  ord.  Professor  an  der  Universität  Rom. 

Dr.  A.  Morel-Fatio,  Directeuradjoint  aT^cole  des  Hautes-Etudes  in  Paris. 

Dr.  Kr.  Nyrop,  ord.  Professor  an  der  Universität  Kopenhagen. 

Dr.  H.  A.  Renne rt,  ord.  Professor  an  der  Universität  Philadelphia. 

Dr.  J.  J.  Salverda  de  Grave,  Professor  an  der  Universität  Groningen. 

Dr.  C.  Salvioni,  ord.  Professor  an  der  R.  Accademia  scientifico>letterariä 

in  Mailand. 
Dr.  C.  Wahl  und,  Professor  an  der  Universität  Upsala. 

Jahresbeitrag:  20  Mk.    Einmaliger  Gründungsbeitrag  für  Lebenszeit:  300 Mk. 
Die  Mitglieder  erhalten  hierfür  die  Veröffentlichungen  der  Gesellschaft  umsonst! 
Anmeldungen  zum  Beitritt  sind  zu  richten  an  Professor  Dr.  Karl  Vollmöller 
Dresden-A.',  Wienerstraße  9.  ' 


Von  den  Veröffentlichungen  der  Gesellschaft  für  Romanische  Literatur  sind 
bis  jetzt  erschienen: 

Erstes  Verwaltungsjahr  1902: 

Band    1:  Hervis  von   Metz,    Vorgedieht  der  Lothringer   Geste.     Nach  allen 

Handschriften  zum  erstenmal  vollständig  herausgegeben  von  E  Stenirel 

Band  I:  Text  und  Varianten.  *  ^     ' 

Band   2:  La  Leyenda  del  Abad  Don  Juan    de  Montemayor.     Publicada 

por  Kamön  Men6ndez  Pidal. 


M.  Pelaez.  U  9I 

Anticii  poesia  italianu.  XII— XI?  sec.  —  1904.  —  I.  JPoesia 
li/ricam  A.  Publicazioni  di  testi.  Ln  Societä  filologica  romana  ha 
continuato  la  pubblicazione  (\e\V  edizione  diploinatica  del  canzoniere  vati- 
cano  3793.  Sono  usciti  queet'  anno  i  faecicoli  IV  e  V,  e  con  essi  6  riprodotta 
tutta  la  parte  del  codice  contenente  le  canzoni.  Da  queeta  edizione  del  codice 
vaticano  ha  ristampato  £.  Monaci  l'unica  poesia  italiana  Donna,  audite 
como  del  re  Giovanni  nella  raccoltina  Poesie  del  re  Giovanni 
con  la  sua  leggenda  narrata  da  un  inenestrello  di  Reims  (Borna, 
Ermanno  Loescher  e  Co.).  —  Un  nuovo  testo  inedito  Una  ballata 
politica  del  sec.  XIII  (Bologna,  Ditta  Nicola  Zanichelli)  ha  pubbli- 
cato  Ercole  Rivalta.  Si  trova  trascritta  di  mano  del  sec.  XIII  sopra 
un  foglio  nieinbranaceo  che  servc  di  copertina  al  cod.  Marciano  271, 
cl.  XIV  dei  latini,  contenente  profezie  mcrliniane  e  astrologiche  e  un 
trattato  mutilo  di  astrologia.  U  Rivalta  ne  ha  dato  la  lezione  diplomatica, 
la  lezione  critica  con  annotazioni  filologiche,  1' interpretazione  in  prosa, 
riserbando  a  un  capitolo  finale  la  discussione  suU'eta  e  il  luogo  a  cui 
convenga  assegnare  la  ballata  e  suU'  autore  di  essa  che  il  codice  non  ci 
ha  conservato.  II  nuovo  docuniento  poetico  ha  veramente  una  notevole 
importanza,  perch^  rapprcsenta  la  piü  antica  ballata  pervenutaci,  cui  si 
possa  assegnare  una  data  certa,  ed  h  anche  una  delle  piü  antiche  poesie 
storiche  che  ci  sia  giunta  intera.  Comincia  col  verso  Sovrana  ballata 
piacente,  e  il  rimatore  vi  annuncia  la  discesa  in  Italia  di  un  imperatore 
Corrado  da  cui  s'aspetta  benefizi  pel  suo  paese;  perciö  invita  tutti  a  fargli 
onore,  e  termina  coi  versi: 

Vaten,  balata  novella 

Ed  Pisa  cantante  'mpromcra: 

donna  'n  Toscana  s'apella; 

quella,  ch'^  drit*  empNerera, 

h  stata  sempre  fontera 

en  mare  et  en  tera  proata; 

balda  possanya  laodata, 

Sana  si  forte  malore. 

Le  allusioni  della  ballata  non  sono  chiare,  e  perö  suUe  prime 
si  puö  dubitare  se  il  rimatore  ghibellino  scrivesse  per  la  discesa  di 
Corrado  IV  nel  1251  0  per  quella  di  Corradino  nel  1267.  II  Rivalta 
dopo  una  lunga  discussione  conclude  che  la  ballata  fu  scritta  per 
Corrado  IV;  nia  il  dott.  Gino  Lega  che  ha  ripreso  in  esame  la 
questione^)  dimostra,  secondo  me  definitivamente,  che  il  principe  gloriücato 
ö  Corradino,  e  opportunamente  pone  a  riscontro  colla  nuova  poesia  una 
tenzone  in  sonetti  sullo  stesso  argomento  che  si  scambiarono  alcuni  rima- 
tori  fiorentini*).  II  nome  delF  autore  della  ballata  non  e  possibile  scovarlo, 
perciö  il  Rivalta  s'e  dovuto  contentare  di  determinare  la  patria  di  esso; 
e  considerando  alcuni  elementi  dialettali  della  poesia  ed  altre  ragioni, 
conclude  assegnandola  all' Italia  settentrionale.  Ancora  rileva  Timpor- 
tanza  di  un  documento  poetico  di  tal  genere  in  quella  regione,  nel  secolo 
XUI,  ed  afierma  essere  il  piü  antico  che  si  conosca,  dimenticando  pero 
le  composizioni    di    Gerardo   Patecchio    che    sono   anteriori.     Ma  a  parte 

1)  In  GSLIt.  XLVI,  82  (1905)  c  cfr.  anche  L.  Biadene  in  RBLIt.  XIII,  82. 
2)  Ant.  rime  volgari,  ediz.  D'Ancona  e  Comparetti  vol.  V;  e  cfr.  Gaspary, 
Storia  della  letter.  ital.  I,  74  (ediz.  ital.). 

Vollmöller,  Rom.  Jahresbericht  YIII.  7 


n  92  Antica  poeaia  italiana.    XII— XIV  aec.    1904. 

questo,  anche  riguardo  alla  patria  ci  eembra  che  non  possano  acoogliersi 
le  conclusioni  del  Kivalta  e  che  colga  invece  nei  segno  U  Lega  il  quäle 
fa  chiaramente  vedere  che  si  tratta  di  una  ballata  toscana,  forse  anche 
fiorentina,  che  passati  i  confini  del  dolce  paese,  fu  cantata  altrove  e  poi 
trascritta  da  un  settentrionale  nella  coperta  di  un  libro  di  profezie  inerliniane 
che  profetavano  di  quei  medesinii  avveniinenti  di  cui  canta  ranoniino 
rimatore.  Botto  la  penna  del  copista  settentrionale  la  ballata  assunse 
quel  medesimo  colorito  dialettale  che  noi  vediamo  nelle  rime  del  codice 
vaticano  barberino  3953,  trascritte  nella  prima  metä  del  sec.  XIV 
appunto  da  un  trevigiano^);  n6  4  difficile  che  fosse  pure  trevigiano  il 
trascrittore  della  ballata,  almeno  a  giudicare  dalle  caratteristiche  dialettali 
sovrappostesi  airidioma  originario.  II  Rivaita  non  ^  stato  felice  neanche 
nelle  illustrazioni  filologiche  e  nella  riproduzione  del  testo,  e  a  queste 
parti  ha  pure  provveduto  il  Lega  retdficando  la  lezione  della  balÜata  e 
correggendo  le  osservazioni  del  primo  editore.  —  II  oodice  vaticano  3793 
conserva  ai  numeri  803 — 810  otlo  sonetti  di  Messer  Ubertino  di  Gio- 
vanni del  Bianco  d'Arezzo,  che  costituiscono  una  tenzone  amorosa  fra 
l'amante  e  il  poeta  a  somiglianza  di  altre  che  abbiamo  di  Guittone 
d'Arezzo  e  di  Chiaro  Davanzati.  Ma  la  didascalia  del  primo  sonetto  h 
accompagnata  dalle  parole  «Tenzone  X»,  il  che  prova  che  nel  codice 
mancano  almeno  due  sonetti.  Ora  il  prof.  A.  F.  Masbera  in  un  articolo, 
pubblicato  nel  GSLIt  vol.  XLIV,  382^  ha  additato  altri  tre  sonetti  che 
fanno  parte  della  tenzone,  conservati  nei  nn^  485 — 487  del  cod.  Chig. 
L.  VIII.  305  giä  da  parecchi  anni  a  stampa.  I  sonetti  nel  Chigiano 
sono  anonimi  e  circondati  da  altri  che  appartengono  indubbiamente  a 
Cecco  Angiolieri,  ma  nulla  hanno  che  vedere  col  patrimonio  poetico  del 
rimatore  senese,  come  altra  volta  credette  il  Massera  che  qui  corregge  il 
suo  errore.  II  Massera  ha  ristampato  gli  undici  sonetti,  seguendo  per  i 
primi  Otto,  con  qualche  lieve  correzione,  la  stampa  del  cod.  3793  procurata 
dai  proff.  D'Ancona  e  Comparetti,  e  per  gli  altri  il  cod.  chigiano  nova- 
mente  riscontrato.  —  Una  nuova  antologia  di  testi  italiani  ^  stata  pubbli- 
cata  da  Berthold  Wiese  nel  suo  Altitalienisches  Elementarbuch 
(Heidelberg,  Karl  Winters  Universitatsbuchhandlung)  in  cui  sono  raccolti 
anche  saggi  di  lirica  e  poesia  didattica  del  sec.  XIII  con  grammatica  e 
glossario:  b  un  ottimo  manuale  che  giovera  assai  agli  studenti.  —  Guido 
Mazzoni  per  occasione  nuziale  (Matteucci-Tortoli;  Firenze,  Tip.  Galileiana) 
ha  pubblicato  di  su  un  foglio  di  membrana  scritto  verso  la  fine  del  sec. 
XIV  e  il  principio  del  XV  un  sonetto  attribuito  a  Francesco  Petrarca 
(com.:  Nan9i  ch'  i'  voglia  rumper  o  spezarmi)  che  non  fe  oerta- 
mente  di  lui,  ma  forse  del  trecentista  fiorentino  Francesco  Peruzzi, 
e  un  altro  (com.:  S'io  vegoil  di  che  liiai  dinar  imborsi)  attri- 
buito, sembra  a  ragione,  ad  Antonio  da  Ferrara.  —  Si  conosceva 
finora  intorno  alla  battaglia  di  Montecatini  (1315)  una  notevole  balla- 
tuzza  di  lamento  composta  da  un  ignoto  rimatore  guelfo^),  che  ^ 
quanto  di  meglio  ci  rimaneva  fin  qui  delle  poesie  che  dovettero  essere 
spirate  da  quell'  avvenimento.     Ora  il   signor  Pio  Pecchiai   ha   trovato, 

2a)  G.  Leoa,  II  canzoniere  vaticaDo-barberino  latino  3953.  Bo- 
logna, Eomagnoli  dalPAcqua  1905.  3)  Si  pii5  vedere  in  G.  Cardttcci,  Riroe 
di  M.  Cino  da  Pistoia  etc.    Firenze,  ü.  Barbara  1862,  p.  öOl. 


M.  Pelaez.  II  98 

trascritta  in  una  pagina  d'un  codice  membranaceo  dell'Archivio  capitolare 
di  Pisa,  un'  altra  poesia  in  cui  un  giullare  dl  sentimenti  ghibellini  si 
rallegra  per  la  vittoria  riportata  da  Uguocione  della  Faggiuola.  (Un 
serventese  ghibellino  inedito  per  la  battaglia  di  Montecatini 
in  Btudi  Storici  diretti  da  A.  Crivellucci,  vol.  XIII.)  i!>  un  serventese 
popolareseo  (com.:  Nel  mille  trecento  sedici  anni,  ed  ha  lo  schema 
tipico  di  tal  coniponimento  AAAb,  BBBc  etc.)  desünato  ad  esser  reeitato 
al  popolo  come  risulta  dal  v.  7,  e  nella  sua  rozzezza  non  manca  di  tratti 
effleaci,  sebbene  riesca  certo  inferiore  alla  ballatuzza.  AI  racooglitore  di 
testimouianze  storiche  vive  e  contemporanee  farä  piacere  sentire  intorno 
a  quella  battaglia  anche  la  voce  del  ghibellino. 

B.  Indagini  storico-letterarie.  -*-  Interessanti  i  risultati  degli 
studi  di  8.  Debenedetti,  Intorno  ad  alcune  postille  di  A.  Colocci 
(in  ZRPh.  XXVIII,  56).  8i  tratta  principalmente  delle  postille  al  cod. 
vat.  3793  che  altri  credettero  del  Bembo  e  il  Debenedetti,  seguendo 
Topinione  del  Monaci,  afferma  risolutamente  essere  di  Angelo  Colocci, 
come  si  puö  vedere  da  un  confronto  fra  esse  e  gli  autografi  delF  umanista 
iesino.  Stabilita  1' attribuzione  di  esse,  il  D.  le  raccoglie  in  gruppi  e  ne 
studia  la  fönte  e  il  carattere.  Notevoli  fra  le  altre  sono  le  inda^ni  che 
si  riferiscono  alle  note  di  richiamo  al  «Libro  grande»  ovvero  «Libro 
reale»  che  era  un  codice  di  rime  ora  smarrito,  di  cui  il  Monaci  ritrovö 
alcuni  anni  fa  e  pubblicö  la  tavola.  II  D.  ha  rinvenuto  nel  cod.  vat. 
4817  c.  214*  un  nuovo  accenno  del  Colocci  al  detto  manoscritto:  «Calvo 
ha  il  canzoniero  di  libro  reale  dice  el  Molza»,  e  nota  che  nella  postilla 
scoperta  la  parola  libro  non  puö  avere  altro  significato  che  di  materia 
scrittoria,  e  perciö  a  reale  bisogna  assegnare  il  significato  ancora  oggi 
usato  per  un  certo  formato  di  carta,  di  cui  si  cominciano  ad  avere  le 
prime  scarse  testimonianze  nella  prima  meta  del  sec.  XV  e  poi  abbon- 
danti  nel  sec.  XVI.  In  questo  tempo  libro  reale  era  equivalente  a 
papiro  reale  e  si  riferiva  a  codici  cartacei,  il  cui  formato  era  di  gran 
dimensione,  ma  inferiore  all' Imperiale.  II  famoso  canzoniere  dunque 
appellato  Libro  reale  e  cosi  rimpianto  dagli  studiosi,  era  un  codice 
cartaceo  suUa  cui  antichita  h  lecito  ora  avanzare  dei  dubbi.  Ma  il 
D.  ha  tentato  pure  di  determinare  il  valore  intrinseco  della  silloge 
e  ha  concluso  dopo  i  necessari  riscontri  che  le  fonti  del  Libro  reale 
sono  il  Laur.-Red.  9  e  il  Chig.  L.  VIII.  305;  perciö  esso  ö  opera 
di  Studioso,  forse  G.  Camillo  Delminio,  derivata  da  raccolte  conosciute. 
II  tempo  cui  spetta,  ondeggia  fra  la  fine  del  sec.  XV  e  il  principio  del 
sec.  XVI.  —  II  dott.  Francesco  Scandone  che  da  un  pezzo  ha  iniziato 
esplorazioni  sistematiche  nelle  carte  angioine  del  K.  Archivio  di  Stato  di 
Napoli  per  trarne  documenti  e  notizie  che  valgano  ad  illustrare  la  vita 
dei  nostri  antichi  rimatori  italiani,  ha  raccolto  in  un  volume  di  Notizie 
biografiche  di  rimatori  della  scuola  poetica  siciliaua  con 
documenti  (Napoli,  R.  Tipogr.  di  Franc.  Giannini)  i  risultati  delle  sue 
indagini,  comprendendovi  anche  quelli  giä  comunicati  agli  studiosi  in  prece- 
denti  pubblicazioni.  I  rimatori  di  cui  lo  Scandone  si  occupa  sono: 
Ruggiero  De  Amicis,  Messer  Rosso  da  Messina,  Cielo  Dalcamo,  Notar 
Arrigo  Testa  di  Lentino,  II  Notaro  Giacomo  da  Lentino,  Percivalle 
Doria,    Messer   Folco    di    Calabria,    Tommaso    di    Sasso,    Don  Arrigo   di 


11  94  Antica  poesia  italiana.    XII— XIV  sec.    1904. 

Castiglia,  Mazzeo  di  Ricco,  Stefano  di  Protonotaro,  Marabotto,  Garibo, 
Stefano  da  Mes.siua,  Messer  Filippo  da  Messina,  Messer  Rinaldo  De 
Aquino,  Messer  Jacopo  Mostacci,  Guido  delle  Colonne,  Messer  Jacopo 
d*Aquino,  Giaeomo  Pugliese,  Ruggiero  Apugliesi,  Roggerone  da  Palermo, 
Rainieri  da  Palermo,  Manfredi  Maletta,  Messer  Migliore  degli  Abbati. 
Le  conclusioni  suUa  famiglia,  la  patria  e  la  cronologia  di  questi  rimatori 
non  sono  tutte  ugualmente  sicure^),  ma  il  libro  porta  senza  dubbio 
nel  suo  insieme  un  buoii  contributo  alla  storia  della  scuola  poetica 
siciliana.  Dalle  ricerche  dello  Scandone  risulterebbe  che  il  piü  gran 
numero  dei  poeti  meridionali  appartenga  all'  isola  di  Sicilia  e  che  la 
scuola  siciliana  durö  nel  Regno  come  durava  nell'  Italia  settentrionale 
e  media,  giacche  vissero  fin  dopo  la  fine  del  sec.  XIII  quegli  stessi,  che 
alla  Corte  di  re  Manfredi  avevnno  cantate  le  loro  canzoni  d'amore.  La 
scuola  poetica  siciliana  si  spense  soltanto  allora,  quando  un  nuovo  conte- 
nuto  espresso  anche  in  nuova  forma  die^le,  in  Toscana  sopratutto,  col 
fiorire  della  scuola  dello  stil  nuovo,  un  altro  indirizzo  alla  poesia;  e 
questo  fu  preferito  pure  dalla  nuova  Corte  del  re  di  Napoli,  il  dotto 
Roberto  d'Angio.  —  A  un  rimatore  della  scuola  siciliana  si  riferisce  la 
breve  e  conclusiva  nota  di  Albino  Zenatti  intomo  a  II  commiato 
d'una  canzonctta  di  Giacomino  Pugliese  (Per  nozze  d'Alia-Pitr6; 
Perugia,  Unione  tijwgrafica  cooperativa).  Si  tratta  del  commiato  della 
canzonett4\  Lontano  amore  mi  man  da  sospiri  conservata  dal  solo 
codice  vaticano  3793*):  della  lezione  e  interpretazione  di  esso  si  e  pure 
occupato  lo  Scandone  nel  libro  sopra  menzionato,  ma  credo  che  la  nota 
dello  Zenatti  chiarisca  tutto  in  modo  migliore.  Ecco  il  testo  com'  egli 
lo  ha  fennato: 

Canzonctta,  va'  a  quella  ch'^  dea 

Che  l'altre  donne  tcne  in  dimino 

da  la  Magna  in  fino  in  Agulea: 

di':  —  Quelle  regno  ch*^  piü  fino 

degli  altri  regni,  a  Deo,  quanto  nii  piace!  — 

In  doize  terra  dimoranza  face 

Madonna,  c'a  lo  fiore  sta  vicino. 

II  pocta  a<Iunque  manda  la  canzonetta  a  colei  che  «tene  in  dimino» 
tutte  le  altre  dalla  Germania  all'  Italia  («cioe  ogni  altra  donna  dell'  Im- 
j)ero,  anche  se  il  poeta,  forse  per  ragione  della  rinia  e  del  nome  che 
richiama  TAquila  imperiale,  abbia  indicata  1' Italia  con  un  suo  luogo 
settentrionale,  ma  in  com})enso  ben  ghibellino»);  a  lei  dica  la  canzonetta 
che  il  regno  piii  fino  ö  il  regno  d' amore.  QuestÄ  donna  sovrana  dimora 
in  una  dolce  terra  ed  ö  vicina  al  fiore.  Tanto  vicina,  si  domanda  lo 
Zenatti,  da  essere  una  cosa  sola  con  esso?  Oppure,  come  e  piü  probabile, 
si  tratta  di  due  donne:  Tuna  regina  o  imperatrice,  T altra  sua  dama  di 
compagnia?  —  Ai  rimatori  toscani  posteriori  al  j^eriodo  svevo  ci  richiama 
una  pubblicazione  di  Leandro  BiadenE,  intitolata  Canzone  d' amore 
di  un  antico  rimatore  pisano  (per  nozze  D'Ancona-Cardoso;  Pisa, 
Tiix)gr.  F.  Mariotti).  II  Biadene,  studiando  le  oscure  e  difficili  rime  dei 
poeti  pisani  del  sec.  XIII,  ha  notato  che  la  canzone  Di  si  alta  valens' 


4)  Cfr.  RBLIt.  XIV,p.    5)  II  Libro  de  varie  romanze  volgare  a  cnra 
di  S.  Sathic  F.  Egidi;  Roma,  Soc.  fil.  roni.  MDCCCCIII,  p.  59. 


M.  Pelaez.  H  95 

a  signoria  di  Panuccio  del  Bagno®)  si  ripresentii  »otto  altra  forma  in 
una  canzone  diversa  Conaiderando  l'altera  valensa')  attribuita  a 
Meo  Abbracciavacca  dal  oodice  laurenziano  IX,  G3  e  conservata  anouima 
dal  cod.  Palatino  418.  Senza  alcun  dubbio  la  seconda  ^  rifacimento 
della  prima  cou  reminiscenze  aiiche  di  altre  rime  di  Panuccio  del  Bagno, 
ed  h  ragionevole  credere,  come  dice  il  Biadene,  che  si  debba  veramente 
all' Abbracciavacca,  accogliendo  T attribiizione  del  codice  laurenziano;  meno 
facile  sarebbe  invece  rendersi  conto  del  perchfe  Panuccio  stesso  rifacesse  la  sua 
canzone.  II  Biadene  ha  ristampato  le  due  canzoni  criticamente,  accom- 
pagnandole  con  un  commento  utilissimo  che  schiarisce  le  oscurita  e  diffi- 
colta  del  testo  che  non  son  poche.  —  Intorno  alla  poesia  dello  stil  nuovo 
debbo  ricordare  alcuni  studi  del  Vossler,  del  De  Lollis  e  del  Salva- 
DORi.  Non  ho  sotto  gli  occhi  il  libro  del  primo  intitolato  Die  philo- 
sophischen Grundlagen  zum  „süssen  neuen  Stil**  des  Guido 
Guinicelli,  Guido  Cavalcanti  und  Dante  Alighieri  (Heidelberg), 
ma  chi  desiderasse  averne  informazione,  puö  vedere  un  esame  ragionato  di  esso, 
nel  GSLIt  XLV,  74 — 88,  dovuto  a  P.  Savj-Lopez.  Da  questo  libro  muove 
il  De  Lollis  nel  suo  articolo  Dolce  stil  novo  e  «Noel  dig  de  nova 
mae  Stria»  (inSME.1, 1 — 23),  nel  quäle  dopo  aver  rilevatoche  il  Vossler  rico- 
nosce  un  filo  di  vera  e  propria  conti nuita  tra  la  maniera  provenzale  e  la  poesia 
dello  Stil  nuovo,  osserva  che  il  critico  tedesco  «trascura  un  tratto  essenziale 
iiella  delicata  questione:  che  cio^  la  poesia  trovadorica  non  contribui  alla 
formazione  di  quella  nuova,  come  materia  tradizionale,  che  vale  quanto 
dir  morta,  ma  in  essa,  viva  ancora  sia  pur  d'  una  vita  Stents),  si  tramutö 
per  fatalitä  d'evoluzione.»  Di  ci6  si  ha  una  prova  uel  fatto  che  la 
maniera  che  conduce  diritti  allo  stil  nuovo,  6  quella  rappresentata  dai 
trovatori  piü  tardi,  specialmente  da  G.  Montanhagol,  da  un  verso  del 
quäle  e  tolta  una  parte  del  titolo  di  questa  memoria.  In  questi  trova- 
dori  il  concetto  deir  amore  (che  non  era  mai  stato  un  giuoco  di  parole, 
ma  sempre  aveva  avuto  salda  base  nelle  dottrine  filosofiche  del  tempo) 
venne  evolvendosi  in  modo  da  far  capo  alle  idealita  celesti  dei  rimatori 
dello  Stil  nuovo.  Con  un  esame  della  teorica  d' amore  degli  ultimi  tro- 
vatori il  De  Lollis  mostra  che  le  vie  del  cielo  furono  aperte  dalla  poesia 
provenzale  e  che  la  creatura  angelica  dello  stil  novo,  come  una  crisalide 
dal  bozzolo,  usci  dal  suo  «eno.  Una  conferma  di  queste  sue  vedute  trae 
il  De  Lollis  dai  passi  della  Divina  Commedia  in  cui  Dante  giudica  i 
poeti  anteriori  a  lui.  In  Purg.  XXVI,  55—57  Dante  contrappone 
Tarte  sua  a  quella  di  Bonagiunta,  del  Notaio  e  di  Guittone,  faticosi  imi- 
tatori  della  poesia  provenzale,  ma  non  disapprova  questa;  per  contrario 
in  Purg.  XXVI,  97 — 99,  si  atteggia  reverente  davanti  a  Guido  Guini- 
zelli;  come  Guido  a  sua  volta  riconosce  la  superiorita  del  Daniello.  Cosi 
nei  luoghi  danteschi  ricordati  si  avrebbero  accennate  le  fasi  di  formazione 
del  dolce  stil  novo:  il  primo  passo  nella  poesia  provenzale,  gli  altri  nel 
Guinizelli  e  in  Dante.  Se  lo  stil  novo  fosso  stato  il  prodotto  di  una 
«rivoluzione   poetica»    come    parve   al   Cian^),    o  almcno    di   un  dislacco, 

6)  Poeti  del  primo  eecolo  della  lingua  italiaua,  Firenze  1816, 
vol.  I,  p.  338.  7)  Op.  cit.  vol.  11,  pag.  8.  8)  1  contatti  lotterari  italo- 
provenzalie  la  prima  rivoluzione  poetica  dalla  lettcratura  italiana; 
Messina,  Privato  1900. 


II  90  Antica  poesia  italiana.    XII— XIV  sec.    1904. 

come  crede  il  Vossler,  dalla  poesia  provenzale,  Dante  Tavrebbe  notato 
per  renderne  merito  al  Guinizelli  al  quale  era  disposto  a  far  tante  lodi. 
—  GiULio  Salvadori  che  da  parecchi  anni  studia  il  problema  dello 
Stil  nuovo,  torna  al  suo  argoniento  prediletto  con  un  articolo  Guido 
Guinizelli  e  le  origini  dello  etil  nuovo  (in  FD.  10  luglio  1904) 
in  cui  riassume  le  conclusioni  di  un  corso  di  lezioni  da  lui  fatte  all^üni- 
versita  di  Roma  nel  1896 — 97.  Dopo  aver  indicate  le  scarsissime  notizie 
biografiche  del  riniatore  bolognese,  esamina  le  sue  poesie  distinguendo 
quelle  in  cui  si  mostra  seguace  di  Guittone,  dalle  altre  in  cui  fu  iniziatore 
dello  Stil  novo,  deterniinandone  la  cronologia,  rilevandone  i  caratteri  e 
mostrando  con  fine  analisi  in  che  consista  la  novitä.  Per  il  Salvadori 
gli  elementi  della  nuova  concezione  del  Guinizelli  (gentilezza,  amore, 
differenza  tra  gli  uomini)  preparati  nelle  rime  degli  ultimi  trovadori  rice- 
vono  da  lui  luce  e  vita,  perch^  animati  col  senso  dello  spirito  e  del 
divino.  «La  novita,  egli  conclude,  che  appare  anche  a  chi  legga  la 
prima  volta  con  intelletto  d'arte  le  nuove  rime,  e  che  la  mente  irrequieta 
del  Guinizelli  passa  oltre  il  visibile,  vede  la  vita  di  quaggiü  in  intima 
relazione  con  un'  altra  vita,  la  luce  della  bellezza  esteriore  con  la  luce 
nascosta  dell'anima,  e  sente  in  s4  la  passione  purificarsi  gradatamente 
neir  amore  della  bellezza  spirituale.  £  V  apparire  dello  spirito  nella 
materia  e  del  divino  nelle  cose,  il  principio  della  grande  poesia.  Nella 
storia  della  civilta,  quello  del  Guinizelli  fu  un  gran  passo  per  cui  s'arrivö 
a  sentir  novamente  il  mistero  che  e  nell'  amore  e  la  bellezza  delF  anima: 
il  sentimento  della  famiglia,  vivo  e  armonizzato  con  IMdeale,  sarebbe 
venuto  dopo:  intanto  nella  poesia  la  donna  tornava  a  esser  donna,  cio6 
nobile  aiuto  delF  uomo  al  suo  miglioramento  morale  e  quindi  a  rag;^ungere 
il  fine  degno  dell*  umanita.»  Come  si  vede  il  Salvadori  espone  le  medesime 
idee  fondamentali  gia  manifestate  in  un  suo  vecchio  articolo  pubblicato 
nella  RN.  del  1892.  Ma  come  per  la  biografia  del  rimatore  bolognese 
si  serve  dei  risultati  di  recenti  indagini,  cosi  conforta  di  nuove  osservazioni 
r  esame  della  ragion  poetica  delle  rime  di  Guido,  e  aggiunge  poi  rispetto 
al  numero  di  queste  una  congettura.  Le  poesie  che  si  sogliono  sicura- 
mente  assegnare  al  Guinizelli  fra  canzoni  e  sonetti  sono  ventuno,  ma  il 
Salvadori  propendcrebbe  ad  attribuirgli  anche  i  sonetti  che  trovansi  ano- 
nimi  nel  codice  vaticano  87 93  ai  nn'.  858 — 864  e  366 — 377  uno  dei 
quali  Ultimi  h  dato  a  Guido  dagli  altri  codici  che  lo  conservano.  Tutti, 
dice  il  Salvadori,  portano  i  segni  del  pensiero  e  del  sentimento  guini- 
zelliano,  lasciandosi  classificare  la  prima  serie  al  primo  periodo  dell'atti- 
vita  poetica  di  Guido,  la  seconda  al  tempo  delle  nuove  rime.  Invero 
non  si  ha  alcun  indizio  esteriore  per  afiermare  Tautenticitä  di  questi  so- 
netti, e  gli  argomenti  interni  si  sa  quanto  possono  riuscir  fallaci  specie 
in  argoniento  di  poesie  e  di  quel  tempo:  perci^  le  riserve  nel  caso  nostro 
non  saranno  mai  troppe.  —  Intorno  a  questioni  lungamente  e  variamente 
discusee  torna  Alberto  Corbellini  nelle  sue  Quistioni  Ciniane  e  la 
«Vita  Nova»  di  Dante  (Pistoia,  Casa  Lipo-Tipo  editrice  Sinibuldiani). 
Qual  fu  Tanno  della  nascita  di  Cino  da  Pistoia?  II  Corbellini  combatte 
Topinionc  del  prof.  Pasqualc  Papa  che,  fondandosi  su  un  documento 
bologne.se  riguardante  Cino,  da  lui  recentemente  edito  e  illustrato^),  asse- 

9)  BSPist.  I,  3. 


M.  PelaeB.  II  97 

gnerebbe  la  nnscita  dell'amoroso  messer  Cino  al  1275  circa.  H  Gor- 
beUini  invece  non  crede  doversi  dipartire  dalla  data  tradizionale  1270, 
e  non  crede  neanche  che  debbasi  togliere  al  rimatore  Pistoiese  il  sonetto 
Naturalmente  chere,  responsivo  al  primo  sonetto  della  Vita  Nova, 
e  che  il  Papa,  come  giä  il  Ferrari,  assegna  volentieri  a  Terino  da  Castel- 
fiorentino,  anche  perch^  mal  si  concilierebbe  la  data  che  converrebbe  asse- 
gnargli  (1283)  con  quella  della  naacita  di  Cino  (1275)  da  lui  sostenuta. 
Alcuni  degli  argomenti  in  favore  dell'  autenticitä  del  sonetto  erano  gia  stati 
accennati  da  me  in  un  articolo  sfuggito  al  Corbellini^%  ma  questi  ha  il 
merito  di  averli  svolti  e  accresciuti,  specialmente  fermandosi  a  dimostrare 
l'autorita  dei  codici  che  assegnano  il  sonetto  a  Cino.  Un  argomento 
contro  la  nascita  di  Cino  nel  1275  h  fornito  dalla  data  della  canzone 
Avegna  ch'aggia  colla  quäle  il  pistoiese  confort6  Dante  del  dolore 
per  la  morte  di  Beatrice.  A  me  sembra  che  il  Corbellini  dimostri  che 
questo  canzone  non  pot^  essere  scritta  se  non  prima  ch'^li  avesse 
conoscenza  della  Vita  Nova,  e,  sebbene  qualche  tempo  depo  la  morte 
di  Beatrice  (il  che  h  dichiarato  dal  poeta  stesso)  non  tanto  perö  che  ci  si 
possa  spingere  troppo  lontani  da  questa  data.  E  siccome  il  Corbellini 
esprime  e  conforta  Topinione  che  la  Vita  Nova  fosse  composta  verso 
la  fine  del  1291  o  poco  piü  tardi,  cosi  la  canzone  consolatoria  deve 
porsi  nel  1291.  Senza  entrare  ora  nella  questione  della  Vita  Nova, 
qualunque  sia  la  data  da  assegnarsi  ad  essa,  quel  che  nii  par  certo  e 
che  la  composizione  della  canzone  non  implica  per  nulla  la  conoscenza 
dell' operetta  dantesca.  E  se  la  canzone  h  del  1291,  non  si  pu5  credere 
che  in  quell'  anno  Cino  avesse  poco  piü  di  quindici  anni.  La  canzone 
ebbi  giä  occasione  di  dirlo,  e  il  Corbellini  ^  della  mia  opinione,  non  e 
davvero  un  imparaticcio  scolastico,  come  qualcuno  ha  mostrato  di  credere, 
sebbene  in  essa  si  notino  alcuni  riscorsi  di  versi  danteschi  appartenenti 
aUa  canzone  del  dolore  Li  occhi  dolenti.  —  Aldo  Francesco  Massera 
vien  preparando  la  edizione  dei  sonetti  di  (Decco  Angiolieri  e  intanto 
pubblica  nel  secondo  fascicolo  degli  Studi  Romanzi  il  risultato  dei 
suoi  studi  intomo  a  I  sonetti  di  C.  A.  contenuti  nel  cod.  Chig. 
L.  VIII.  305.  Si  sa  che  questa  silloge  di  rime  6  la  piü  importante  per 
i  sonetti  di  Cecco  cosi  pel  numero  come  per  la  bonta  della  lezione.  Ma 
purtroppo  non  c'6  un  componimento  in  tutto  il  co<lice  che  porti  il  nome 
del  bizzarro  senese,  onde  vario  fu  sin  qui  il  giudizio  degli  Studiosi  nella 
scelta,  e  perciö  il  critico  deve  procedere  con  molta  circospezione.  H 
Massera  giovandosi  opportunamente  del  processo  eliminatorio,  viene  alla 
conclusione  che  i  sonetti  che  nel  cod.  Chigiano  portano  i  nn'.  293  e 
339 — 341,  debbono  essere  assegnati  a  Cecco  con  qualche  dubbiezza,  ma 
i  nn'.  374 — 492  debbono  sicuramente  considerarsi  del  senese:  per  una 
parte  di  questi  ultimi  abbiamo  la  testimonianza  non  discutibile  di  altri 
codici,  per  Taltra  basta  «lo  stile  del  componimento,  i  sentimenti  che  vi 
sono  espressi,  i  personaggi  che  vi  sono  riconlati  per  poterne  riconoscere 
l'autore  nel  figlio  di  messer  Angioliero».  —  A  complemento  di  questa 
prima  parte  della  rassegna  ricorderö  un  succoso  opuscolo  di  Albino 
Zenatti  il  quäle  ha  raccolto  e  valutato  criticamente  non  senza  farvi 
qualche  aggiunta  le  notizie  che  si    hanno  di    alcuni  Antichi  Rimatori 

10)  RBLIt.  IX  (im).  '  ' 


II  98  Antica  poesia  italiana.    XH— XIV  sec.    1904. 

Päd o  van i  (Padova,  R.  Stab.  P.  Prosperi)  del  trecento,  che  sono  Antonio 
da  Tempo,  Tautore  del  piü  notevole  fra  i  veochi  trattati  di  metrica 
italiana,  Jacopo  Flabiani,  Andrea  Zamboni  ed  Andrea  da  Tribano,  i  quali 
Ultimi  scambiarono  sonetti  eol  primo.  E  bastera  infine  registrare  il  volume 
postumo  del  Prof.  Leonello  Modona  sulla  Vita  e  le  opere  di  Im- 
manuele Romano  (Firenze,  R.  Bemporad  e  Figlio),  in  cui  6  ristampato 
in  appendice  senza  alcuna  mutazione,  ma  col  nuovo  titolo  Immanuele 
Romano  considerato  come  poeta  volgare  Topuscolo  ehe  il  Modona 
pubblic5  nel  1898  per  occasione  di  nozze  Rime  volgari  di  J.  R.  poeta 
del  sec.  XIV,  del  quäle  fu  giä  discorso  in  queste  Annuario.  Una 
nuova  edizione  de  I  8onetti  volgari  di  Immanuele  Romano 
(Torino,  ßtamperia  Paravia)  ha  dato  pure  il  Dott  Santorre  Debene- 
DETTi,  ma  io  non  bo  potuto  vederla. 

jTT.  Poesia  didattica*  —  Giulio  Bertoni  ha  trovato  in  un 
codice  Campori  della  Estense  di  Modena,  scritto  certamente  nel  sec.  XIII 
e  non  dopo  il  1265,  Un  Rimaneggiamento  toscano  del  «Libro» 
di  UgU9on  da  Laodho  (in  SME.,  vol.  I,  fasc.  2*^  pp.  235—262).  II 
codice  e  corredato  qua  e  la  di  note  filologiche  dovute  a  uno  studioso 
del  sec.  XVI,  in  cui  il  Bertoni  ha  riconosciuto  con  sicurezza  Gelso  Citta- 
dini.  II  dotto  ßlologo  senese  avea  anche  lui  rilevato  da  alcune  postille 
sulle  guardie  del  codice  la  data  di  esso  e  avea  congetturato,  non  sappiamo 
SU  quali  indizi,  che  il  rimaneggiamento  fosse  di  Bono  Giamboni.  Nelle 
note  filologiche  non  ritroviamo  ora  nulla  di  notevole,  ma  la  sagacia  del 
Cittadini  si  rivela  sempre  in  qualche  felice  emendazione  di  errori  doVuti 
al  copista  e  in  qualche  osservazione  di  carattere  linguistico.  L'anonimo 
autore  del  testo  non  rifece  toscano  tutto  11  «Libro»  di  Uguocione,  ma 
solo  alcuni  brani  che  poi  cuci  insieme;  due  volte  attinge  anche  a 
una  fönte  di  versa  per  una  serie  di  precetti  morali  e  per  un  altro  passe 
che  rappresenta  una  nuova  redazione  del  noto  contrasto  del  Vivo  col 
Morto.  Ma  anche  per  queste  parti  estranee  ad  Uguccione,  la  fönte  h 
evidentemente  settentrionale  anch'  essa,  come  rivelano  le  rime.  In  tutto, 
il  rimaneggiamento  consta  di  978  versi,  e  il  Bertoni  lo  pubblica  per 
intero  corredandolo  di  uno  spoglio  grammaticale  e  dinote,  in  cui  raffronta, 
ogni  volta  che  ö  opportune,  il  testo  toscano  con  T  originale  di  Uguccione. 
—  Importantissime  notizieci  da  PioRajna  inun  suoarticolo  suUo  Schiavo 
di  Bari  pubblicato  nella  BSIt.  A.  X,  3»  serie,  n.  18  (15  Novembre 
1904).  Intorno  ad  esso  cui  e  attribuita,  come  ö  noto,  una  serie  di 
ammaestramenti  morali  in  forma  di  serventese  caudato,  piü  volte  stampata 
nel  quattrocento,  nulla  si  sapeva  fin  qui  e  incerta  ne  era  perfino  la 
cronologia.  Solo  si  poteva  arguire  che  fosse  un  giudice  da  coloro  che 
eran  disposti  a  credere  alla  identificazione  col  personaggio  di  cui  si 
si  parla  nella  13"  novella  del  Novellin o  (ediz.  di  Guido  Biagi,  Firenze 
Sansoni).  Ora  il  Rajna  comunica  di  avere  da  qualche  tempo  ritrovato 
in  vari  codici  una  redazione  latina  del  suddetto  serventese,  che  suol  por- 
tare  in  fronte  i  due  segnen ti  versi: 

Incipiunt  Sciavi  de  Harro  consona  dicta 
A  Beneventano  Jacobo  per  carmina  fieta, 

dai  quali  si  ha  la  testimonianza  esplicita  che  lo  Schiavo  di  Bari  fu 
rimatore  volgare.     Om  siccome  la  redazione  latina  spetta  al  sec.  XIII  e, 


M.  Pelaez.  II  99 

ag^f^unge  il  Rajna,  *oso  dire,  non  agli  ultiini  suoi  dc«euni»,  cosf  lo 
ßchiavo  «ne  riceve  un  bollo  di  antichita,  vantaggioso  di  certo  anche  per 
ridenüficazione  sua  col  personaggio  del  Novellino».  E  giova  pure  a 
questo  intehto  ricordare  la  citazione  che  fa  dello  Schiavo  autore  «di  diti» 
Pautore  delle  Lodi  della  Vergine,  attribuite  a  Giacomino  da  Verona ^^). 
Un'  altra  notizia  importante  ha  tratto  il  Rajna  da  un  passo  della  Bhe- 
torica  novissima  di  Maestro  Boncompagno,  quäle  si  legge  in  un  codice 
inarciano  ed  ^  stata  di  recente  pubblicata  dal  Gaudenzi^^).  In  quella, 
in  un  capitolo  del  libro  uono,  che  s'intitola  «De  transumptionibus  iocu- 
latorum»  che  vorrebbe  dire  «Del  parlar  metaforico  dei  giullari»  si  legge: 
«loculatores,  tarn  in  compositionibus  cantionum  quam  in  modis  loquendi 
omni  tempore  transumere  omnia  moliuntur.  ßclavo  quideni  Barensis, 
ingeniosus  in  ydiomate  materno  transumptor,  in  quadam  cantione  aniicam 
8uam  transumpsit  in  navem,  ornamenta  que  sibi  dederat  in  anchoras  et 
apparatus  puppis,  et  contradictionem  et  inobedientiam  ipeius  in  ascensum 
prore  ad  ursam,  postribulum  de  quo  illam  traxerat  in  portuni,  et  solam 
camisiam  quam  habebat  in  unum  filium.  loculatores  etiam  alii  etc.  ...» 
Lo  Schiavo  fu  dunque  molto  probabilmente  giudice  e  rimatore,  autore  di 
poesie  morali  e  amorose,  le  quali  per  certi  accenni  di  Boncompagno  ci 
richiamano  a  un  ambiente  poetico  diverso  e  piü  basso  da  quello  onde 
vien  fuori  la  lirica  siciliana.  Si  ricordi  ancora  che  Francesco  da 
Barberino^^)  menziona  lo  Schiavo  conie  autore  di  una  di  quelle  poesie 
che  i  Provenzali  chiamavano  Plaxer,  cosicch^  egli  puö  ormai  confeiderarsi 
come  un  rimatore  popolaresco  che  nel  mezzogiomo  d'Italia  fa  riscontro 
al  settentrionale  Patecchio,  col  quäle  gareggia  pure  per  T antichita.  Infatti 
la  Rhetorica  novissima  ^  del  1235,  come  Boncompagno  stesso  dichiara 
verso  la  line  dell'  opera  sua,  e  il  perfetto  transurnpsit  oon  cui  si  accenna 
allo  Schiavo,  permette  di  porre  Tattivitä  di  questo  ai  primi  xlecenni  del 
.secolo  XIII  senza  che  si  escluda  che  cominciasse  alla  fine  döl  XII.  — 
Francesco  Egidi  ha  dato  fuori  negli  SRSFR.  fasc.  II,  p.  149,  alcune 
Po  stille  Barberiniane  a  cui  ha  premesso  una  risposta  alle  critiche 
fatte  da  Paul  Meyer  alle  prime  puntate  della  stampa  dei  Documenti 
d'amore  che  si  viene  pubblicando  a  cura  della  Societa  filol.  rom.  Le 
postille  sono  due  e  mirano  a  illustrare  due  allusioni  del  commento  latino  ai 
Documenti.  La  prima  si  riferisce  ai  versi  «se  cou  medici  serai,  |  tratta 
con  lor  del  conservar  santade»  cui  corrispondono  nel  commento  le  parole: 
«bona  est  lictera;  nam  de  conservatione  sanitatis  pulcer  est  tractatus,  et 
non  aborretur.  Immo  etiam  niulti  nobiles  utuntur  libro  super  hac  materia 
compilato»  ^*).  U  Egidi  crede  che  il  Barberino  alluda  a  quel  poemetto 
provenzale  in  ottonari,  che  sotto  il  titolo  di  Diätetik  pubblicö  il 
Suchier^*)  e  del  quäle  si  hanno  varie  redazioni  che  ne  dimostrano  la 
fortuna.  Nella  seconda  postilla  T  Egidi  illustra  il  biasimo  dato  dal  Bar- 
berino^^) al  rimatore  Rustico  di  Filippo  per  aver  detto  male  delle  donne, 
riferendo  alcuni  opportun i  versi  di  questo.  —  Air  altra  opera  del  Barberino 

11)  A.  Mussafia,  MoDuni.  Ant.  di  dial.  ital.  in  SBAkWicnphhKl.  vol. 
XLVI,  p.  194.  12)  BJMAe.  1890;  vol.  III,  p.  249-297.  13)  Reggimento 
e  Costumi  di  donna  (ediz.  Baudi  di  Vesme)  p.  32.  14)  Documenti 
d'amore  (ediz.  Egidi)  vol.  I,  86—87.  15)  In  Denkmäler  provenzalischer 
Literatur,  Halle,  ^Memeye^,  1883    p.  201.       16)  Documenti  etc.  p.  89—91. 


II  100  Antica  poeeia  italiana.  XII— XIV  sec.    1904. 

Del  Reggimento  e  dei  co8tumi  delle  donne  e  dedicato  uno  studio 
di  Ramiro  Ortiz  (in  ZRPh.  vol.  XXVII,  550—570  e  vol.  XXVIII, 
649  —  675),  il  quäle  studia  il  Reggimento  nei  8Uoi  rapporti  oolla 
letteratura  didattico-morale  degli  «ensenhamens»  dividendo  in  due  parti 
la  sua  trattazione.  Anzitutto  indaga  le  fonti  dell'opera  barberiniana, 
movendo  dall'  affermazione  dell'  autore  il  quäle  dice  di  far  cosa  nuova, 
perch^  molti  hanno  scritto  dei  costumi  degli  uomini,  nessuno  di  quelli 
delle  donne.  II  vero  6  perö  che  oosi  in  Italia  come  in  Francia  altri  ne 
avean  discorso,  ma  nessuno  di  quelli  che  conosciamo  ^  citato  dal  Bar- 
berino  che  di  citazioni  non  h  pajco  cosi  nel  Reggimento  come  nel 
commento  latino  ai  Documenti  d'amore.  U Ortiz  contrariamente  all' 
opinione  dei  Thomas  inclina  a  credere  che  al  Barberino  fossero  ignoti  i 
componimenti  didattico-morali  italiani,  francesi  e  provenzali  aifini  al  suo, 
che  noi  conosciamo;  o  se  pur  li  conobbe  non  se  ne  servf,  non  essendosi 
trovato  alcun  riscontro  diretto  fra  essi  e  il  Reggimento.  Se,  cono- 
scendoli,  ne  avesse  tratto  qualcosa,  egli  cosI  scrupoloso  nell'  indicare  le 
sue  fonti,  li  avrebbe  certamente  menzionati.  Ne  conosoeva  per5  e  ne 
usd  altri  francesi  e  provenzali  andati  perduti,  che  ricorda  nel  Reggi- 
mento e  piü  ancora  nel  commento  latino  ai  Documenti.  Queste 
citazioni  T  Ortiz  raccoglie  e  illustra,  ricostruendo  quando  pu6  la  storia  di 
esse  fonti  smarrite,  e  concludendo  che  la  novita  dell'  opera,  affermata  nel 
principio  dall'  autore  stesso,  e  vera  rispetto  al  disegno  generale  di  essa. 
Quest'  ultimo  risultato  anche  a  me  sembra  giusto,  ma  io  non  sarei  disposto 
a  seguiro  T  Ortiz  nell'  affermare  ch'egli  fa  la  indipendenza  dei  Barberino 
dagli  autori  di  ensenhamens  provenzali  e  di  qualche  altro  componi- 
mento  francese  affine.  A  lui  ö  sfuggito  uno  studio  dei  Prof.  Egidio 
Gorra  sul  Reggimento  nei  suoi  rapporti  coUa  letteratura  provenzale  e 
francese^'').  In  esso  e  esaminata  la  materia  dei  Reggimento  e  posta  a 
riscontro  con  altri  poemetti  provenzali  e  francesi,  cosi  che  anche  a  me, 
come  al  Gorra,  par  difficile  ammettere  che  di  quelli  non  abbia  fatto  il 
Barberino  lungo  uso,  sebbene  scelga,  vagli  e  spesso  trasformi  la  materia 
che  ha  davanti  «per  modo  che  talvolta  h  d'accordo  con  questo,  tal' altra 
con  quello,  ed  ora  coiitro  tutti,  poichö  auch'  egli  avea  idee  e  tendenzc 
proprie».  L' Ortiz  obbietta,  come  s'^  veduto,  che  il  Barberino  non  cita 
queste  fonti;  ma  ricortliamoci  che  le  citazioni  di  fonti  smarrite  ch'^li 
addita  sono  trotte  in  gran  parte  dal  commento  latino  ai  Documenti; 
che  il  Reggimento  e  opera  non  rifinita  dall' autore,  come  crede  anche 
r Ortiz;  che  se  fosse  finita,  voglio  dire  nella  parte  volgare  poetica  e 
completat»  magnri  anch'  essa  con  un  commento,  forse  1' autore  ci  avrebbe 
indicato  altre  fonti  fra  le  opere  didattico-morali  provenzali  e  francesi  che 
noi  conosciamo.  II  Reggimento  fu  abbozzato  in  Italia  dal  Barberino 
prima  dei  suo  viaggio  in  Francia,  ripreso  e  ridotto  nella  forma  in  cui  lo 
leggiamo  ora  dopo  il  suo  ritomo  dalla  Francia,  dove  non  pot6  non 
conoscere  le  opere  affini  al  suo  argomento,  curioso  com'  era  di  tal  materia. 
Nella seconda  parte della  sua  memoria  1' Ortiz  studia  Lo  schema  generale 
(lel  «Reggimento^  in  relazione  colie  opere  didattico-morali, 
che  ci  sono  pervenute,   raggruppando,    sotto  questo    titolo  generale  e 

17)  Nel  voJume  Studi  di  eritica  letteraria;  Bologna,  Zanichelii  1892, 
p.  357  e  8cgg. 


M.  Pelaez.  II 101 

discutendo  la  questioni  riguardanti  la  partizione  della  materia,  le  niiniature 
che  purtroppo  sono  andate  perdute  insieme  col  codice  originale  del  Reggi- 
mento,  e  finalmente  la  forma  stessa  dell'opera.  La  partizione  della 
materia  non  offre  argomento  di  gravi  discussioni  e  quel  che  riguarda  le 
miniature  e  le  sue  relazioni  col  testo  poetico  fu  giä  studiato  dall'Egidi^^). 
Tuttavia  per  queste  ultime  l'Ortiz  raccoglie  ed  aggiunge  qualche  osser- 
vazione  a  quelle  fatte  dal  suo  predecessore  circa  Toriginalita  del  Barberino 
neir  idea  di  illustrare  con  miniature  il  testo  poetico.  Egli  attenua  questa 
Originalita  ricordando  esempi  auteriori  di  pitture  illustrate  con  epigrafi  in 
versi  volgari,  come  quelle  del  Camposanto  di  Pisa,  dalle  quali  al  testo 
volgare  del  Barberino  strettamente  collegato  coUe  miniature,  h  breve  il 
passo.  Tuttavia  a  me  pare  che  se  gli  esempi  addotti  dall'Ortiz  si  pu6 
credere  avessero  qualche  efficacia  sul  Barberino,  non  sono  tali  da  attenuare 
Timportanza  di  questo  segnalata  dall'Egidi,  quando  si  pensi  che  il  poeta 
dugenteseo  ^  il  primo  forse  ad  applicare  ad  un'  intera  opera  volgare  questo 
sistema  di  illustrazioni.  Giustamente  l'Ortiz  aggiunge  a  riseontro  dcl- 
r  opera  del  Barberino  illustrato  da  miniature,  il  codicetto  di  Giusto  pittore, 
scoperto  e  fatto  conoscere  dal  Venturi^%  e  che  insieme  col  Conciliato 
d'amore  di  Tommaso  di  Giunta  si  possono  creilere  derivati  dalPesempio 
del  Barberino.  Infine  l'Ortiz  segnala  due  nuove  testimonianze  di  Tom- 
masino  de'  Cerchiari  nel  suo  Welsch  Gast  e  di  Frate  Giovanni  Domi- 
nici  nel  Governo  di  cura  familiäre,  che  dimostrano  l'efficacia  edu- 
cativa  che  si  attribuiva  nel  medioevo  alla  pittura  e  in  genere  alle  arti 
del  disegno,  e  che  ci  rendono  senipre  piü  persuasi  delle  ragioni  che  mossero 
il  Barberino  alle  illustrazioni  artistiche  delle  sue  opere.  Per  la  forma 
l'Ortiz  non  crede  che  il  Reggimento  abbia  relazione,  come  pensavano 
il  Galvani  e  il  Raynouard,  col  8 es  nom  di  Raimbaut  d'Aurenga; 
piuttosto  gli  sembra  derivare  dal  Tesoretto  di  Brunetto  Latini  non  solo 
per  1' allegoria  introdotta,  sull' esempio  di  questo,  nell' ensenhamen,  ma 
anche  per  le  ragioni  che  adduce  il  Barberino  riguardo  all'  uso  della  prosa 
insieme  coi  versi,  che  sono  le  stesse  addotte  dal  Latini.  Questa  mesco- 
lanza  della  prosa  coi  versi  da  occasione  all'Ortiz  di  intrattenersi  suUo 
svolgimento  generale  della  poesia  didattica,  suUMnnesto  della  prosa  in 
esso  e  sul  definitivo  trionfo  della  prosa  nelle  opere  didattiche.  II  Reggi- 
mento ha  qua  e  la  lacune  che  il  niodemo  editore  di  esso,  il  Baudi  di 
Vesme,  credette  attribuire  alle  difficolta  incon träte  dal  copista  nella 
lettura  del  codice  originale ;  ma  1'  ürtiz,  a  ragione,  se  accoglie  per  qual- 
cuna  di  esse  la  suddetta  spiegazione,  per  altre  giudica  che  risalgano 
all' autografo  e  conclude  che  T  opera  fu  lasciata  incompiuta,  non  sappiamo 
perch^,  dal  Barberino.  —  Dello  stesso  Ortiz  b  un  altro  studio,  su  Le 
Imitazioni  dantesche  e  la  questione  cronologica  nelle  opere 
di  Francesco  da  Barberino  (negli  Atti  delF  Accademia  di  Archeo- 
logia,  Lettere  e  belle  Arti  vol.  XXIII),  argomento  giä  discusso  con 
varii  risultati  da  altri  critici.  L'Ortiz  non  crede  si  debba  dare  soverchia 
importanza  alle  imitazioni  dantesche  del  Barberino  iinche  della  data  della 
divulgazione  della  Divina  Commedia   non  si  avra   tal  certezza  da  poterla 

18)  Le  Miniature  dei  codici  barberiniani  dei  «Documeoti 
d'Amore»  nel  5<>  volume  de  L'Arte.  19)  Vedi  Le  GNIt.  Anno  IV,  p.  334 
e  V,  301. 


II 102  Antica  poesia  italiana.    XII— XIV  sec.    1904. 

prendere  conie  punto  di  partctiza  a  ricerche  cronologiche  ulteriori.  Tuttavia 
movendo  da  due  glosse  dei  Documenti  novellainente  interpretate,  crede 
di  poter  affennare  che  della  Divina  Comniedia  il  Barberino  avesse  notizia 
piü  che  non  si  creda,  Quanto  alle  corrispondeiize  che  si  9on  volute 
trovare  fra  la  prosa  della  Vita  Nova  e  il  commento  latino  ai  Docu- 
menti e  fra  il  sonetto-visione  del  Barberino  e  il  primo  sonetto  della 
Vita  Nova,  egli  le  esclude.  In  fine  per  la  cronologia  delle  opere 
barberiniane  si  allontana  dai  critici  che  lo  hanno  preceduto,  e  dopo 
varie  indagini  conclude  che  i  Documenti  nella  parte  volgare  inconiinciati 
in  Italia  verso  il  1308,  furono  continuati  e  finiti  in  Francia  dal  1309 
al  1313;  il  commentario  latino  fu  terminato  fra  il  1324  e  il  1335;  il 
Reggimento  cominciato  in  Italia,  ma  interrotto  durante  il  viaggio  dell'a. 
in  Francia,  fu  ripreso  e  compiuto  non  prima  del  1318  e  forse  intorno 
al  1325  o  132G.  —  Di  recente  E.  G.  Parodi  nei  suoi  Studi  liguri*®) 
ha  illustrato  sotto  Taspetto  linguistico,  insieme  con  altri  documenti,  la 
noti\  raccolta  di  rime  genovesi  che  fu  gia  pubblicata  parte  da  lui  stesso, 
part«  dal  dott.  N.  Lagomaggiore.  Sotto  il  rispetto  letterario,  sebbene  il 
Bartoli  e  il  Gaspary  ne  segnalassero  Timportanza,  non  era  stata  fin  qui 
esaminata  da  nessuno.  Ora  il  prof.  Francesco  Luigi  Mannüoci  ha 
dedicato  ad  essa  un  volume  di  duecento  e  settandue  pagine  (L'Ahonimo 
Genovese  e  la  sua  Raccolta  di  Rime  (sec.  XIII  —  XIV), 
con  un'  appendice  di  trentatre  })oesie  latine  inedite  del  medesimo  autore. 
(Genova,  A  cura  del  Municipio).  Riguardo  al  nome  del  poeta  purtroppo 
il  Mannucci  non  puö  dirci  nuUn,  ed  esso  rimane  ignoto  a  noi,  come  gia 
fu  ai  vecchi  eruditi.  Dobbiamo  contentarci  soltanto  di  spremere  dalle 
rime  qualche  notizia  sulla  sua  condizione  e  sul  t^mpo  in  cui  fiori.  La 
data  piil  antica  che  si  puo  assegnare  ad  una  sua  poesia  latina  6  il  1270, 
la  piü  recente  ö  il  1311;  parecchi  indizi  fanno  credere  che  nel  1320 
egli  fosse  gia  morto:  la  sua  vita  quindi  si  distende  nella  seconda  meta 
del  sec.  XIII  e  i  prinii  anni  del  XIV,  risultando  cosi  contemporaneo  di 
Bonvesin  da  Riva  nel  piü  stretto  senso  della  parola.  Ebbe  cariche  dalla 
repubblica  in  patria  e  fuori,  viaggio  e  vide  molte  citta;  sembra  fosse  di 
condizione  secolare  e  di  profcvssione,  notaio.  Come  tale  oltre  le  necessarie 
nozioni  giuridiche  ebbe  anche  una  certa  cultura  letteraria  che  risulta  dalle 
sue  rime.  Prima  di  venire  all'  esame  di  queste  il  Mannucci  s'  intrattiene 
a  discorrere  della  cultura  in  Genova,  nel  sec.  XIII,  e  determina  l'influsso 
delle  letterature  volgari,  che  fu  scarso,  sull'anonimo  genovese.  L' esame 
della  produzione  poetica  di  lui  occiipa  la  maggior  parte  del  volume.  Le 
poesie  tolgono  l'ispirazione  e  la  niateria  o  dalle  scritture  religiöse  o 
dal  popolo;  ma  in  alcune  i  due  elementi  si  fondono  cosi  da  non  potersi 
distinguerc.  La  raccolta  costituita  da  147  poesie  ci  off're  una  grande 
varieta  di  argomenti,  alcuni  efficaceinente  trattiiti,  che  trovano  riscontro 
nella  poesia  didattica  neolatina  medievale.  II  Mannucci  facendone  la 
rassegna  in<h'ra  via  via  lo  fonti  e  fa  ragguagli,  ma  mi  sembra  che  non 
approfondisca  sempre  ugualmente  lo  indagini.  Strettamente  religiöse  sono 
il  Decalogo,  il  Miserere,  un  coniponimento  intitolato  Modus  confi- 
tendi  peccata,  una  Icttora  ai  confratelli  della  congregazione  di  S.  Caterina 

20)  AGIt.  XIV,  1  —  110;  XV,  1—82. 


M.  Pelnez.  II 108 

(V Alessandria  in  cui  e  descrittö  T  Inferno  colle  sue  pene,  alcune  novellette 
sul  genere  degli  Exempla  cosi  comuni  nel  medioevo,  la  leggendä  della 
Vergine  che  narm  la  passione  di  Cristo  e  la  leggendä  di  S.  Caterina. 
Ad  altra  fönte  attingono  la  materia  gli  Ammaestramenti  per  le  donne 
da  marito,  per  le  donne  maritate,  la  satira  contro  i  villani  saliti  in  alto 
grado,  i  versi  in  cui  biaBima  i  chierici  corrotti,  altri  in  cui  da  consigli 
pratici  pel  commercio  o  ammaestramenti  da  desco.  Non  mancano  esempi 
Dotevoli  di  Contrasti  fra  l'uomo  e  la  den  na,  fra  la  gola  e  la  ragione,  fra 
Carnevale  e  Venerdi,  fra  TEstate  e  Tlnverno  e  infine  poesie*  politiehe 
ispirate  da  avvenimenti  cosi  interni  come  esterni,  nelle  quali  Fanonimo 
autore  ci  si  rivela  di  una  esattezza  storica  scrupolosa,  niostrando  senti- 
menti  piuttosto  guelfi  che  ghibellini,  sebbene  applaudisca  al  felice  inizio 
della  spedizione  di  Arrigo  VII  in  Italia.  Anche  alle  fonne  del  dire  e 
della  nietrica  dedica  il  Mannucci  un  capitoletto  di  questo  suo  libro  che 
riesce  al  fine  di  far  conoscere  meglio  e  di  mostrare  Timportanza  della 
raccolta  di  rime  genovesi  di  cui  le  piö  recenti  storie  letterarie  non  dicon 
nuUa.  —  Registro  in  fine  d\  questo  paragrafo  una  osservazione  del  Prof. 
E.  MoNACi  da  lui  comunicata  nel  BSFR.  N.  VI,  p.  10.  Egli  riehiania 
Tattenzione  sopra  un  prosa  latina,  conservata  in  un  codice  del  sec.  XII 
e  pubblicata  dal  Dr.  A.  Kirpitschinikow  nelle  RF.  vol.  VII,  403, 
perche  con  essa  ha  assai  strctte  ed  evidenti  relazioni  la  Giostra  delle 
Virtö  e  dei  Vizi,  antico  poemetto  marchigliano  edito  nel  vol.  XX  del 
Fr.  dal  P6rcopo,  e  di  cui  fu  gia  segnalata  come  fönte  la  Psycho machia 
di  Prudenzio. 

III.  Poesia  reUgioaa.  Nel  volume  nono  dell'AGIt.  (p.  23) 
il  Salvioni  pubblicö  alcuni  anni  fa  insieme  con  altre  due  scritture 
lombarde  la  lauda  Partete  core  e  vane  a  l'amore  da  lui  trovata  in 
un  codice  della  seconda  meta  del  secolo  XIV  della  comunale  di  Como. 
In  essa  il  Pl^RCOPO  riconobbe  un  raffazzonamcnto  della  lauda  di  Jacopone 
Piaze  dolente  aiiima  predata  della  quäle  il  testo  comasco  conserva 
la  ripresa  e  cinque  stanze  precedute  da  due  versi  e  seguite  da  tre  stanze 
estranee  al  componimento  iacoponico.  Lo  stesso  Salvioni  in  una  postilla 
air  articolo  del  P6rcopo  additö  della  medesima  lauda  da  lui  edita  una 
versione  semibergamasca  fatta  conoscere  da  Gabriele  Rosa.  Ora  in  un 
articolo  Per  la  Storia  d'una  lauda  (GSLIt.  vol.  XLIV  p.  351) 
Arnaldo  Foresti  non  solo  segnala  un  terzo  testo  della  medesima  lauda 
trascritto  da  una  mano  del  sec.  XV  nelF  ultimo  foglio  di  guardia  di  un 
codice  iacoponico  della  biblioteca  civica  di  Bergamo  ^^),  ma  dimostra  anche 
che  detta  lauda  «ci  il  prodotto  dell'innesto  sul  vecchio  tronco  della 
lauda  iacoponica  di  un'  altra  pure  importata  dair  Italia  centrale»  e  conser- 
vata adesposta  e  anepigrafa  in  quattro  codici  fiorentini  del  quattrocento: 
comincia  Partiti  core  evanne  alTamore.  Ancora  sappiamo  dalF articolo 
del  Foresti  che  la  lauda  innestatasi  su  quella  di  Jacopone  ci  h  pervenuta 
immune  dalla  contaminazione,  ma  travestita  del  tutto  per  rispetto  alla 
lingua  e  con  profondi  rifacimenti  e  aggiunte,    in  una  raccoltina  di  laude 

21)  Nel  medesimo  codice  di  seguito  alla  lauda  e  della  stesvsa  mano  4 
trascritta  una  parafrasi  del  Decalo^o  in  distici  alessandrini  a  bocca  baciata, 
che  il  Foresti  pubblica  in  nota.  Commcia:  Chi  vole  a  dio  piacere  e  com 
luy  »empre  gaudcre. 


II 104  ADtica  poedia  italiaoa.    XII— XIV  sec.    1904. 

I 
che  fii  g:iä  illuBtrata  da  Mons.  Fe  d*Ostiani,  e  leggesi  pure  trascritta  di 
mano  del  sec.  XVI  in  iin'  appendice  manoscritta  aggiunta  all'edizione 
iacoponica  di  Benaglio  (1514)  conservata  nella  biblioteca  Quiriniana  di 
Brescia.  Cosl  la  lauda  fiorentina,  come  la  contaminazione  di  essa  con 
quella  iacoponica,  e  il  travestimento  dialettale  sono  dal  Forest!  pubblicati 
criticamente,  documento  nuovo  e  iniportante  del  propagarsi  «al  minuto», 
come  ebbe  a  dire  il  Rajna,  della  letteratura  dell'  Italia  centrale  nelle  altre 
provincie.  L'articolo  del  Foresti  ^  seguito  da  un'  utile  appendice  nella 
quäle  sono  accuratamente  descritte  le  fonti  da  cui  Gabriele  Rosa  tolse 
i  testi  dialettali  riprodotti  nel  suo  libro^*),  e  inline  sono  stampati  tie 
componimenti  religiosi  sulla  passione  di  Cristo  che  rimanevano  ancora 
inediti  in  quelle  fonti.     D  primo  6  mutilo  in  principio  e  la  prima  strofe  ^ 

conseiTata  comincia:  E  quando  guardi  la  tua  facia;  il  secondo  com.  T 

Cescadü  si  pianga  cum  dolor;  il  terzo  com.:  Salve  Jesu  Cristo 
salvator  superno.  —  Alla  letteratura  delle  laude  ci  richiamano  pure 
altre  pubblicazioni.  Flaminio  Pellegrini  trae  alcuni  Documenti 
inediti  in  dialetto  veneto  del  sec.  XIII  dal  codice  capitolare 
veronese  DCCL  (in  AMAVer.  serie  IV,  vol.  IV)  e  fra  essi  pubblica 
una  lunga  meditazione  sulla  Passione  di  piü  che  quattrooento  versi.  — 
G.  Grimaldi    da    notizia    di    Un    Laudario    della    Compagnia    di  \ 

S.  Croce  d'Urbino  (nel  volume  per  nozze  Hermanin-Hausmann,  Perugia, 
Unione  Tipografica  Cooperativa)   conservato   nell' Archivio   di  S.  Croce  di  j 

quella  citta,  in  un  codice  che  potrebbe  essere  della  fine  del  sec.  XIII  o 
tutto  al  piö  dei  primi  anni  del  sec.  XIV.  Delle  72  laude  che  contiene, 
alcune  delle  quali  di  Jacopone  o  a  lui  attribuite,  il  Grimaldi  pubblica 
per    saggio    la    18*  De   Planctu  virginis    che   com.  Borella  tu   ke  4 

plangni,  riserbandosi  di  riprodurre   in  altro   momento    tutta  la  raccolta. 

—  ViTTORio  CiAN  descrive  una  Silloge  ignota  di  laudi  sacre  (nel 
volume  per  nozze  8cherillo-Negri,  Milano  Ulrico  Hoepli)  posseduta  da  un 
privato  a  Pisa  e  che  potö  solo  per  brevissimo  tempo  avere  nelle  mani. 
II  codice  ^  membranaceo  della  metä  del  sec.  XV  e  comprende  55  com- 
ponimenti di  cui  il  Cian  da  le  rubriche  latine,  il  principio  e  la  fine,  per 
moltissimi  segnalando  riscontri  con  altre  raccolte  manoscritte  o  stampate 
e  dando  in  fine  per  saggio  il  testo  di  uno  che  ^  il  Contrasto  tra  il 
vivo  e  il  morto,  di  cui  abbiamo  diverse  redazioni,  variamente  attribuite. 

—  II  sopra  menzionato  G.  Grimaldi  col  titolo  Versi  popolari  in  un 
manoscritto  fabrianese  (nella  ri vista  Ma.  vol.  IV)  pubblica,  traendoli  da 
un  libro  di  appunti  di  un  mercante,  una  breve  lauda  contro  la  morte  che 
comincia:  O  ieyo  christo  per  tua  cortegia,  ed  altri  pochi  versi  che 
mal  si  leggono  per  i  guasti  dell'umidita,  in  cui  una  donna  (una  rimar 
trice?)  confessa  a  Dio  i  suoi  peccati.  —  D.  Toni  nel  BSFR.  n.  VI 
p.  22  dk  una  notizia  sommaria  del  contenuto  del  Laudario  Orvietano 

che  si  conserva  in   un    codice    della  Vittorio  Emmanuele   di  Roma  e  di  | 

cui  annuncia  la  pubblicazione  integrale.  —  Neil'  occasione  di  nozze  do- 
mestiche  TAccademico  della  Crusca  Giovanni  Tortoli  ha  pubblicato  un  i 

fascicoletto    di    Rime    pie    edite   e    inedite    di  Messer    Dolcibene 

22)  Dialetti,  Costumi  c  tradizioni  nelle  provincie   di  Bergamo  e  Brescia; 
Brescia,  Flori  e  C.  1870. 


N.  Zingarelli.  II 105 

(Prato,  Fratelli  Passerini  e  C).  Di  questo  trecentista  di  cui  novella 
piacevolmente  Franoo  8acchetti  e  che  a  tempi  suoi  fu  inolto  piü  famoso 
eome  uomo  di  corte  che  eome  riinatore,  sappiamo  poco  e  poco  ci  rimane. 
II  meglio  delle  sue  composizioni  ^  rappresentato  da  due  compoiiimenti 
Le  Sante  cose  che  si  truovano  nel  viaggio  del  Sepolcro  e  il 
Passio  del  Nostro  Signore  Geso  Cristo,  il  primo  dei  quali  soltanto 
fu  pubblicato  molti  anni  fa,  ma  non  del  tutto  correttanientei  dallo  Zam- 
brinL  Ora  il  Tortx)li  ha  curato  di  tutti  e  due  una  edizione  secondo  il 
testo  di  un  codice  riccardiano  del  sec.  XIV. 

Pisa,  Marzo  1907.  Mario  Pielaez. 

Dante.  1903—1904.  Vita  e  opere.  AUa  fine  del  1903  fu 
finito  di  pubblicare  il  mio  volume,  di  cui  la  pnma  dispensa  vide  la 
luce  nel  1899:  tratta  nella  prima  parte  la  vita,  nella  seconda  le  opere 
ed  ha  infine  una  larga  appendice  bibliografica,  con  giunte  e  correzioni. 
L^opera  h  entrata  ormai  nel  dominio  di  tutti  gli  studiosi,  e  serve  da 
un  pezzo  felicemente  per  ulteriori  studi.  Vi  sono  riprese  in  esame  tutte 
le  questioni,  e  poste  molte  altre  nuove^).  Anche  di  carattere  generale  ö 
il  libro  di  C.  A.  Dinsmore,  il  quäle  ha  riunito  una  serie  di  articoli  per 
la  conoscenza  della  vita  e  delle  opere  di  Dante.  Preoede  un  saggio  del 
Church  sulle  fazioni  in  Firenze  ed  uno  del  Norton  sulle  condizioni 
spirituali  e  morali  d'  Italia  e  l'importanza  di  Dante;  segue  una  sezione 
biografica  dove  al  capitolo  di  6.  Villani  e  alle  vite  di  F.  Villani  e  del 
Boa»ccio  si  aggiunge  una  biografia  del  Norton;  tre  articoli  suUa  Vita 
Nuova  del  Dinsmore,  del  Gaspary,  del  Norton;  sei  brevi  articoli 
sulle  altre  opere  niinori;efinalmente  undici  sulla  Commedia  (Longfellow, 
Gardner,  Witte,  Wicksteed,  Comparetti,  Scartazzini,  Dins- 
more,  Church,  Gaspary,  Lowell).  Questa,  con  i  due  articoli  intro- 
duttivi,  h  la  parte  piü  ricca  e  migliore.  Vi  h  da  oseervare  che  la  bio- 
grafia del  Norton  h  antiquata;  che  gli  articoli  sulle  opere  minori  sono 
insufficienti ;  che  il  libro  in  sostanza  da  piuttosto  un  concetto  esatto  degli 
studi  danteschi  in  lughilterra  e  negli  Stati  Uniti,  ma  non  costituisce  una 
raccolta  del  meglio  e  del  piü  importante  che  siasi  scritto  nel  mondo.  ^ 
aggiunta  una  traduzione  dell'  Epistola  a  Cangrande,  che  gli  studiosi 
inglesi  in  generale  credono  autentica,  e  un  utile  estratto  della  Somma 
teologica  di  Tommaso  d'Aquino*).  Anche  qui  va  ricordato  il  libro 
di  P.  A.  M£NZio  sul  presunto  traviamento  intellettuale  di  Dante:  egli 
fa  la  storia  della  lunga  polemica  originata  da  un  noto  saggio  del  Witte, 
e  s'intrattiene  naturalmente  sul  nesso  tra  la  Commedia^  il  Conmrio  e 
la  Vita  Nuova.  Sebbene  sia  da  lodare  senza  riserve  la  diligenza  dell'A,, 
non  oonvengo  con  lui  per  Forganismo  del  lavoro.  Egli  espone  prima  la 
teoria  del  Witte,  nelle  sue  varie  tappe,  e  quindi  le  opere  di  coloro  che 
la  sostennero  e  la  oombatterono ;  poi  la  teoria  dello  Scartazzini  e 
quella  dei  suoi  difensori  e  oppositori;  fa  in  ultimo  in  due  capitoli  distinti 
la  critica  a  quelle  due  teorie.     Meglio  era  trattare  la  materia  con  rigore  e 

1)  N.  Zingarelli,  Dante  (vol.  III  della  Storia  della  letteratura  italiana 
scritta  da  una  societä  di  studiosi),  Milano,  Vallardi.  Importante  la  recensione 
di  M.  Barbi,  BSDIt.  n.  s.  XI,  1 ;  inoltre  RoccA,  GSLIt.  XLV  (1905),  P.  Toyn- 
BEE,  Ro.  XXXIV,  122.    2)  CHARI.E8  Allen  DiNSM ORB,  Aids  to  the  Study 


II 106  Dante.    1903-1904. 

online  storico,  evitando  ripetizioni  c  forse  monotonia.  Ne  trovera  consenso 
il  Menzio  nella  sua  affennazione  che  la  canz.  Voi  che  intendendo  fosse 
scritta  in  origine  per  una  donna  reale*). 

Un  numero  considerevole  di  buoni  scritli  danteschi  e  nel  vohinie 
per  nozze  Scherillo-Negri;  P.  Toynbee  discorre  della  lezione  Tisirim 
primo  in  Vita  Nuora  §  XXIX,  nei  manoscritti  e  nelle  atanipe, 
e  in  rapporto  alle  scritture  medioevali  di  astronomia;  W.  Warren  Ver- 
NON,  Contrasts  in  Dante,  vuol  vedere  uno  stato  orginario  nello  spirito 
di  Dante  nel  quäle  Topera  apparisse  come  un  insienie,  quasi  un  quadro 
con  i  contrasti  di  luce  ed  orabre,  o  un  poenia  musicale  con  i  grandi  accordi 
e  le  grandi  dissonanze;  il  poeta  dov^  scrivere  centinaia  di  versi  prima  di 
dar  loro  la  forma  attuale;  onde  le  varianti  disputabiU;  e  cosi  troviamo 
rispondenze  strane  tra  i  canti  (p.  es.  il  sesto  di  ciascuna  cantica);  e  cosi 
contrasti,   come  tra  la   foresta    infernale  dei  euicidi  e  la  selva  dell'  Eden. 

F.  D'Ovroio  spiega  il  pie  fermo  sermpre  era  il  piü  basso  in  senso 
morale  e  letterale,  ciofe  che  Dante  salisse  timido  e  malsicuro,  e  il  piede 
sicuro,  fermOy  era  sempre  piü  basso,  e  Pincerto  quello  alzato.  E.  G.  Parodi 
sostiene  che  nell'  episodio  di  Brunetto  Latini  Dante  fu  mosso  da  ragione 
politica  e  personale,  perche  nel  centro  del  viaggio  infernale  volle  che 
Brunetto  proclamasse  le  eccellenti  disposizioni  sue  in  contrapposto  ai  cittadini 
malvagi,  cosi  come  Cacciaguida  fara  nel  centro  del  viaggio  pel  Paradiso. 
M.  PoRENA  tenta  una  nuova  interpretazione  ^v  Purg.  XXIII,  43 — 48, 
e  difende  molto  bene  la  vecchia  di  Far.  III,  66.  L.  RoccA  dimostra 
la  derivazione  della  processione  mistica  suU'  Eden  dal  Prologus  galeatus 
di  san  Gerolamo  alla  Bibbia  e  dalla  Epistola  ad  Paulimini  dello  stesso. 

G.  ZuccANTE  espone  la  dottrina  di  s.  Tommaso  sulla  vita  attiva  e  la 
confemplativa,  i  simboli  da  lui  adottati,  la  figurazione  geometrica  della 
contemplazione  in  quanto  moto,  e  dimostra  come  si  acpordi  con  ci5  il 
pensiero  e  la  poesia  delF  Alighieri.  P.  Rajna,  a  frenare  la  corrente  di 
credulita  che  si  manifesta  a  favore  della  lettera  di  F.  Ilario,  ne  esamina 
le  fonti,  e  cio^  Tepistola  metrica  di  Giovanni  del  VirgQio  e  il  trattato 
proemiale  del  Convivio;  ammette  che  fosse  composta  poco  dopo  la  morle 
di  Dante,  e  pensa  al  fratello  di  Uguccione  della  Faggiuola  monaco  nel 
monastero  del  Trivio  presso  le  sorgen ti  del  Tevere,  e  che  si  volesse  giusti- 
ficar  Dante  presso  i  grammatici  intoUeranti  del  volgare*).  Anche  molti 
articoli  nel  volume  in  onore  di  A.  Graf:  G.  A.  Cesareo  cerca  i  sensi 
allegorico  e  morale  e  anagogico  in  Purg.  XXIV,  52 — 54;  V.  Crescini 
indaga  gli  elementi  della  poetica  dantesca,  e  in  vita  a  ricerche  ulteriori; 
P.  Chistoni  ristudia  la  figura  e  il  mito  della  lonza;  N.  Vaccalluzzo 
vuol  trovare  riscontri  di  Boezio,  Consolat,  nella  figura  di  Pier  della 
Vigna;  G.  Boffito  si  occupa  della  leggenda  degli  antipodi  prima  di 
Dante ;  E.  Gorra  sintrattiene  suU'  in venzione   della  valletta  dei  principi, 

of  Dante,  Boston  a.  New  York,  Mifflin  a.  C,  1903;  8^  pp.  435;  con  13  illu- 
Btrazioni.  3)  P.  A.  Menzio,  II  traviamente  intellettuale  di  Dante 
Alighieri  secondo  il  Witte,  lo  Scartazzini  ed  altri  critici  e  com- 
mentatori  del  sec.  XIX;  Livorno,  Giusti,  1903;  pp.  242;  cfr.  BSDIt  X, 220. 
4)  öettanta  Aütori,  Da  Dante  al  Leopardi,  Milano,  Hoepli  (Settembre 
1904);  con  facsimili  e  tavole;  4«,  pp.  782.  La  lettera  diFte.  Ilario  in  ediz. 
di  P.  Rajna,  SRSFR.  1904,  n.  2. 


N.  Zingarelli.  IHO? 

in  Purg.  VII,  a  proposito  <li  Carlo  I  crAnjou;  infine  la  descrizione  del 
cod.  Cauoniciano  miscell.  449  della  Bodleiana  di  Oxford  per  A.  Fiam- 
MAzzo.  Si  riferisoono  alla  storia  del  ciilto  di  Dante  una  nota  di 
L.  PiccrONi,  relativa  a  Benedetto  da  Cesena  che  circa  il  1452  com- 
pose  un  poemetto  in  terza  rima  De  honore  viulierimi;  Tediz.  di  un 
capitolo  in  terza  rima,  Vha  serva  Italia,  or  te  nasconde  e  cela 
per  G.  Crocioni,  di  su  un  raeraoriale  di  Velletri  del  1511;  un  arti- 
coletto  di  P.  Bellezza  sul  cor  di  Dante  attribuito  dal  Manzoni  al 
Monti;  e  un  piccolo  saggio  delle  ricerche  di  P.  Toynbee  sulla  fama  di 
Dante  in  Inghilterra^).  —  Import« nte  h  la  terza  serie  degli  studi  danteschi 
di  E.  Moore,  la  quäle  contiene  cinque  saggi  su  Tastronomia  di  Dante, 
la  geografia,  la  data  fittizia  della  visione,  il  simbolismo  e  Tapocalissi  nell' 
Eden,  e  iinalmente  Pepistola  a  Cangrande^).  Di  questa  egli  h  fortissimo 
Bostcnitore,  e  a  spiegare  come  mai  Tepistola  fosse  usata  dagli  antichi 
commontatori  seuza  il  nonie  di  Dante,  immagina  il  Moore  che  il  poeta 
avesse  scritto  un  suo  schema  a  dichiarazione  del  concetto  generale,  del 
titolo,  dei  propositi  del  suo  poema  (ch&  questa  ^  la  parte  comune  con 
gli  antichi  commenti),  e  che  esso  da  una  parte  passasse  ai  commentatori, 
senza  che  ne  sapessero  l'origine,  dall'altra  all'epistola  quando  TAlighieri 
ebbe  bisogno  di  scriverla.  6  un'  ipotesi  come  un'altra:  ma  ad  ogni  modo 
questa  h  la  trattazione  piü  ampia  intorno  alla  famosa  epistola,  la  quäle 
])er  alcuni  sostenitori  delF  autenticita  h  molto  importante  alla  comprensione 
del  poema  e  specialmente  del  prologo  della  terza  cantica,  per  altri  sosteni- 
tori non  ha  valore.  —  La  terza  edizione  di  tutte  le  opere  di  Dante  di 
E.  Moore  si  h  avvantaggiata  delle  due  edizioni  del  Rajna  pel  De  VuU 
gari  Eloquentia,  di  quella  di  Wicksteed  e  Gardner  e  di  quella  delF- 
Albini  per  le  Eclogae,  deir  ediz.  dello  Shadwell  per  la  Quaestio. 
6  da  lamentare  che  sieno  stati  conservati  gl'  importuni  Salmi  peni- 
tenztali  e  Professione  di  Fede,  E  speriamo  che  in  una  ediz.  suc- 
cessiva  il  Moore  faccia  di  meglio  anche  per  le  Rime,  dove  ha  accolta 
soltanto  nuovo  la  tenzone  con  Forese:  egli  avrebbe  potuto  senza  scrupoli 
espellere  alcuni  componimenti,  accoglierne  altri,  e  anche  correggere  qualche 
cosa.  Cosi,  ö  fuor  di  dubbio  che  alla  canz.  A7nor  che  mvovi  tun 
virtii  dal  cielo  non  spetta  il  secondo  commiato  Canxone,  ai  tre  men 
rei  di  nostra  terra,  il  quäle  appartiene  invece  alla  canz.  lo  sento  s) 
d'amor  la  gran  possayixn;  nella  canz.  XII,  v.  19  bisogna  sopprimere 
la  virgola,  v.  26  mettere  l'interrogativo  dopo  altrui;  canz.  XVI,  1 
bisogna  leggere  sjxieiata,  non  dispietata,  che  ha  una  sillaba  di  piü; 
XX,  32  occorre  una  virgola  dopo  la  parentosi;  son.  LIII  correggasi  in 
rima  carte  in  luogo  di  carne,  come  ha  mostrato  il  Torraca.  Un  errore 
b  certament-e,  sin  dalla  prima  edizione,  in  Inf.  XXXIII,  145,  ed  tm 
suo  prossimano  invece  di  e  d'un  suo  prossimano'^). 

Interessante  e  una  nota  di  L.  RoccA,  il  quäle  rileva  da  un  cod. 
magliabech.,    Palch.  I,  39,    una   t^^stimonianza   indipendente   relativa  alla 

5)  MSCGraf.  1903;  4«,  pp.  850.  Cfr.  BSDIt.  X,  323.  6)  Edward  Moore, 
Studies  in  Dante.  Third  Series:  Miscellaneous  Essays,  Oxford,  Cla- 
rendon Press,  1903;  S\  pp.  XVI— 388,  cfr.  G.  Vandelli,  BSDIt.  ns.  XII,  J93. 
7)  Tutte  le  opere  di  D.  A.,  nuovam.  rivedute  nel  testo  da  E.  Moore,  con  indice 
eorapilato  da  P.  Toynbee;  3»  ed.,  Oxford,  1904. 

Vollmöller,  Rom.  Jahreabericht  VIII.  ^ 


II 108  Dante.    1903—1904. 

storicita  di  Beatrice,  Moglie  che  fn  di  mc  ...  dt  geri  dei  Bardi; 
perchfe  ne  Pietro  Alighieri  nh  il  Boccaccio  dicono  che  il  marito  di  Beatrice 
fosse  il  figliuolo  di  Geri,  e  il  Del  Lungo  era  arrivato  alla  conclufiione 
che  di  questo  Simone  di  Geri  si  trattasse,  non  delF  altro*).  —  A.  Della 
ToRRK  prende  in  esanie  una  testiinonianza  di  Filippo  Villani,  impugnata 
giä  da  V.  Imbriani,  sull*  amicizia  di  Dante  con  Giovanni  Villani  suo 
zio:  pubblica  alcuni  documenti  dai  quali  risulta  con  certezza  che  Giovanni 
fu  dei  fondatori  della  societa  dei  Peruzzi  nel  IBOO,  contribuendovi  per 
due  mila  üorini;  e  questo  importa  che  egli  nascesse  non  piü  tardi  dei 
1276,  siecht  non  era  cosi  giovine  conie  sosteneva  V  Imbriani,  quando 
Dante  lascio  Firenze;  osserva  inoltre  che  Giovanni  e  Dante  abitavano  in 
due  strade  che  erano  l'una  il  prolungamento  delUaltra;  onde  lä  notizia 
di  Filippo  non  ha  caratteri  d'inverosiniiglianza').  —  Sulla  questione 
relativa  alla  casa  di  Dante  informa  J.  Del  Badia,  nö  la  disputa  pu5 
dirsi  ceseata*®).  Importante  piü  che  per  le  opere,  per  la  vita  dei  poeta 
h  la  sua  tenzone  con  Forese  Donati;  la  quäle  grazie  specialmente  alle 
eure  dei  ToRRACA,  h  divenuta  meno  oscura;  ma  restano  ancora  dei  punfi 
assai  difficili;  ne  le  osservazioni  dei  Venturi  e  di  V.  Rossi  sono  tutte 
accettabili;  come,  p.  es.,  la  proposta  di  un  nuovo  ordinamento  dei  sonetti; 
persuasiva  ^  bensi  la  dimostrazione  dei  Rossi  contro  la  condanna  dei 
padre  di  Dante  per  opera  dei  frate  inquisitore  Salamone,  a  cui  pensö  il 
Torraea  per  ^7  nodo  Salamone ^^).  Molto  pregevole  per  le  illustrazioni 
assai  bene  scelte  e  Fedizione  italiana  d eil' opera  di  C.  Federn,  notevol- 
mente  migliorata  nel  testo  da  C.  Foligno,  e  assai  bene  stampata**). 

Coniniedia.  Notevoli  miglioramenti  contiene  la  quinta  edizione 
dei  common to  di  T.  Casini,  vera  e  propria  nuova  edizione;  esso  conserva 
il  progio  singolare  della  sobrieta  e  insieme  da  notizie  di  piü  larga  letteratura; 
onde  la  sua  fortuna  non  solo  nelle  scuole,  ma  anche  nel  gi-an  pubblico'*). 

—  R.  FoRNAciARi  ha  pubblicato  un'  edizione  minuscola  ad  uso  delle 
letture  pubbliche  e  delle  scuole^  per  i  frequentatori  cioö  delle  letture 
dantcsche  e  per  le  scuole  me<lie;  perci6  fe  parco  nelle  notc;  quasi  senipre 
felice  nella  scelta  delle  spiegazioni,  se  anche  si  appigli  a  qualcuna  impro- 
babile  non  vi  insiste  molto.  Non  siamo  ancora  alP  edizioncina  ideale, 
che  non  sorge  ancora  in  Italia  in  mezzo  a  tanta  furia  di  lavori  dantest^hi  ^*). 

—  G.  Vandelli  ha  curato  la  quarta  ediz.  dei  commento  scolastico  di 
G.  A.  Scartazzini,  migliorandolo  notevolmente ;  e  vi  ö  aggiunto  un 
rimario  perfezionato  di  L.  Polacco**).   —  Ma   un    saggio    ben    piü   pro- 

8)  L.  RoccA,  Beatricc  Portinari  nei  Bardi,  in  GDa.  XI,  142. 
9)  A.  Della  Torre,  L'amicizia  di  Dante  c  Giovanni  Villani;  in  GDa. 
XII,  80.  10)  JoDOCO  DEL  Badia,  Le  Gase  degli  Alighieri;  in  (t Da.  XII,  10. 
11)  Francesco  Torraca,  La  Tenzone  di  Dante  con  Forese  ]>onati, 
Memoria  letta  all'  Accadcmia  Pontaniana,  17  aprile  1004.  Napoti,  1904  (Atti 
vol.  XXXIII);  G.  A.  Venturi,  La  Tenzone  di  D.  con  F.  I).  in  RIt.  fasc. 
marzo  1904;  V  Rossi,  in  ßSDlt.  XI,  289.  12)  C.  Federn,  Dante,  trad. 
e  rifuso  da  Cesare  Folkjno,  con  3  tavolo  e  182  illustraz.,  Bergamo,  Istituto 
Italiano  d'Arti  Grafiche,  1903.  Cfr.  GSLlt,  vol.  XLII,  241.  13)  La  Divina 
Commedia  di  Dante  Alighieri  con  il  Commento  di  Tommaso  Casini. 
5»  ediz.  accresciuta  e  corretta.  Firenze,  Sansoni,  1903.  Cfr.  BSDIt.  X,  58. 
14)  La  Divina  Commedia  con  poHtille  e  cenni  introduttivi  dei  prof. 
Raffaello  FoRNACiARi.  Milano,  Hocpli  (1904);  32^  15)  Dante  Alighieri, 
La   divina    Commedia    rivcduta    nel    tcsto  c   commentata   da  G.  A. 


N.  Zingarelli.  IIIOÖ 

mettente  di  testo  critico  ci  da  G.  Vandelli  nell'  edizione  illustrata  a 
cura  di  V.  Alinari:  egli  da  ragione  deir  opera  sua  in  una  bella  e 
interessante  prefazione;  e  in  un  fascicolo  del  BSDIt.,  n.  s.  XI,  127, 
registra  per  comodo  degli  Studiosi  tutte  le  varianti  del  suo  testo  rispetto 
a  quello  del  Witte.  Sebbene  restiamo  lontani  dalla  piena  eertezza, 
molto  possiamo  dire  di  aver  guadagnatO;  e  il  Vandelli  si  h  ormai  acqui- 
stata  una  bella  riputazione  in  questa  materia.  Quanto  al  valore  delle 
illustrazioni  della  edizione  Alinari,  ^  piuttosto  scarso  in  generale;  ve  ne 
sono  tuttavia  parecchie  ben  riuscite,  come  quelle  di  Zabdo,  Cambellotti, 
Chini:  magnifica  ö  la  stampa^®).  —  II  benemerito  G.  L.  Passerfni  ci 
da  un  dizionarietto  della  Commedia  molto  comodo  e  utile,  complemento 
dei  suoi  volumetti  nella  bibliotechina  del  Sansoni.  tl  desiderabile  che  in 
una  ristampa  egli  sopprima  le  ripetizioni,  essendo  non  di  rado  ripetuta  la 
notizia  pel  nome  e  pel  casato  del  personaggio;  e  che  curi  lo  eguaglianza 
nella  bibliografia,  abbondante  in  alcune  voci,  scarsa  in  altre^').  —  CJon 
piacere  abbramo  veduto  la  seconda  edizione  deir  opera  di  E.  G.  Gardner 
sul  Paradiso,  il  piü  bei  commento  che  esista  suUa  composizione  archi- 
tettonica  e  simbolica  della  mirabile  cantica:  solamente  h  da  osservare  che 
dove  Fa.  insiste  troppo  a  cercare  il  procedimento  sistematico,  e  dove  vuole 
trovare  le  ragioni  recondite,  li  non  riesce  persuasivo.  8e  la  terza  parte 
della  cantica  comincia  col  cielo  Stella to,  perch^  il  poeta  non  ha  posto  il 
segno  esleriore  della  nuova  materia?  Inoltre  io  non  crederö  mai  che 
Dante  intendesse  far  discendere  i  beati  dall*  Empireo  nelle  varie  sfere  per 
sentirli  parlare:  b  solamente  una  rappresentazione  allegorica,  per  comodita 
sua.  Del  resto  vi  sono  osservazioni  molto  buone  e  molto  acute,  e  larga 
informazione  della  materia.  Anch'egli  conchiude  con  una  dissertazione 
suUe  epistole  di  Dante,  fermandosi  specialmente,  e  felicemente,  sulP  epistola 
ai  cardinali  che  illustra  con  opportuni  raffronti,  e  aulle  egloghe.  La 
parte  piü  notevole  in  questo  libro  sono  i  raffronti  con  i  dottori  della 
Chiesa^^).  —  F.  Flamini  inizia  una  serie  di  ricerche  sui  sensi  reconditi 
del  poema,  stimando  che  le  alte  escogitazioni  filosofiche  e  politiche  di 
Dante  non  valgano  meno  della  sua  bella  poesia.  In  un  capitolo  intro- 
duttivo  discutc  le  idee  di  Dante  e  dei  suoi  autori  prediletti  sui  sensi  delle 
scritture;  e  ammesso  che  nel  poema  vi  sieno  tutt'e  quattro  i  sensi, 
letterale,  allegorico,  morale,  anagogico,  ne  limita,  per  dir  cosi,  i  dominii. 
Posto  ciö,  comincia  con  lo  studiare  la  scena  deir  azione  fittizia:  la  selva 
sarebbe  finta  come  un  burrone  di  certa  profondita,  salendo  dal  quäle 
Dante  arrivö  ad  un  terreno  pianeggiante,  la  piaggia,  come  sarobbe  provato 
dal  pi^  fermo;  la  selva  non  sarebbe  altro  che  la  stessa  valle  d'abisso, 
dentro  cui  precipitit  TAcheronte,  come  direbbe  appunto  hif.  II,  108  S7i 
la  fiv7nana  ove  il  mar  non  ha   vanto,     Sostiene    che   Tinferno    fossc 

Scartazzini;  4»  ed.  nuovamente  riveduta  da  G.  Vandelli  col  rimario  per- 
fezionato  di  L.  Polacco  indice  dei  oomi  propri  e  di  cose  notabili.  Milano, 
Hoepli,  1903;  16^  XXX1I~1042  e  124.  16)  Dante  Alighieri,  La  Divina 
Commedia  novamente  illustrata  da  artisti  italiani  a  cura  di 
V.  AiJNARL  Firenze,  Alinari,  1902—1903,  3  voll,  in  fol..  con  135,  120,  12G 
illustrazioni  fototipiche.  Cfr.  F.  Romani  in  BSDIt.  XI,  113.  17)  G.  L  Passerini, 
Dizionarietto  dantesco,  indice  di  nomi  di  persone  e  di  luoghi 
ricordati  nella  Div.  Commedia.  Firenze,  Sansoni,  1904,  32",  pp.  268. 
18)  Edmund   Gardner,   Daute's   Ten    Heavcns,   a   study   of  the 

8* 


IHK)  Dante.    1903-1904. 

creato  con  il  primo  atto  della  creazione,  prima  degli  angeli;  e  mostrata 
la  perfetta  antitesi  tra  Dio  e  Lucifero  spiega  che  la  faccia  rossa  indichi 
Todio,  la  ncra  T  ignoranza,  la  gialla  T  impotenza,  le  tre  coppie  dl  ali 
sventolanti  le  spirazioni  di  tre  colpe  fondamentali,  rispett.  malizia,  besti- 
alit«,  incontinenza.  Cerca  poi  di  conciliare  questa  dottrina  con  quella  dei 
peccati  capitali  e  la  loro  derivazione  da  amore,  in  Purg,^  animettendo 
perciö  in  Inf.  due  accidie  e  due  ire ;  la  bestialita  sarebbe  una  cosa  stessa 
con  la  violenza,  perch^  essa  k  appunto  la  malizia  bestiale  di  Aristotele. 
La  dimostrazione  del  Flamini  lascia  molti  dubbi,  perchö  qualche  volta  si 
fonda  sopra  requivoco;  e  suppone  una  cosi  gran  massa  di  sottintesi,  e 
lacune  e  passaggi,  che  non  a'  intende  quäle  interesse  Dante  avrebbe  avuto  a 
nascondersi  tanto*®).  —  N.  Vaccalluzzo  raccoglieed  esaminagP  imprestiti  di 
Dante  da  Virgilio,  e  da  saggio  di  acutezza  d'ingegno;  nia  la  tendenza  al- 
r  amplificazione  toglie  valore  e  interesse  seien tifico  al  libro.  Egli  movendo 
da  singole  imitazioni,  le  allarga  volentieri  a  tutta  la  parte  dove  si  trovano. 
Cosi  intitola  h  piü  alte  Cime  il  lungo  capitolo  dove  vuol  dimostrare 
la  continuita  tra  la  popolazione  dell'  Avemo  virgiliano  e  quella  dell'  in- 
ferno  dantesco.  Non  sempre  tien  conto  degli  studii  anteriori;  ne  sempre 
si  rammenta  della  diiferenza  tra  le  due  civilta  che  i  due  poeti  rappresen- 
tano*®).  —  A.  Bonaventura  studia  il  lato  musicale  del  poema,  dopo 
aver  parlato  delle  probabili  cx)noscenze  che  Dante  ebbe  di  musica;  quindi 
in  un'  appendice  passa  in  rassegna  le  composizioni  musicali  inspirate  dalle 
opere  di  Dante.  II  libro  ha  certamente  interesse;  specialmente  per  Tana- 
lisi  degli  episodii,  nia  non  da  niolte  notizie  nuove  agli  studiosi  quanto 
alla  biografia  e  in  generale  alla  storia^^).  —  Son  continuate  a  Firenze, 
a  Roma,  a  Napoli,  a  Genova  le  letture  pubbliche  sul  poema;  e  oltre  a 
parecchi  volumetti  Sansoni**),  fe  del  iniziata  una  serie  di  volumi  con  le  letture 
gonovesi^'):  naturalmente  alcune  sono  interessanti,  e  vanno  conosciute,  altre 

Paradiso.  London,  Constable  a.  Co.  1904;  8^  XV— 351.  19)  F.  Flamini, 
I  significati  reconditi  della  Commedia  di  Dante  e  il  suo  fine 
siipremo.  P.  I.  Livorno,  Giusti,  1903,  16®,  pp.  266;  e  cfr.  D.  RöNZONi,  La 
scena  delT  azionc  fittizia  nella  D.  C,  in  RSL  IV  (1903),  n.  9—10; 
F  Flamini,  risposta  in  Suttina,  BD.,  II,  1903;  e  anche  I.  Senesi,  ib.  136. 
20)  N.  Vaccalluzzo,  Dal  lungo  silenzio.  Messina,  Muglia,  1903;  16°, 
pp.  214,  con  1  tavola.  Cfr.  BBDIt.  X,  208.  21)  Arnaldo  Bonaventura, 
Dante  e  la  Musica,  Livorno,  Giusti,  1904;  16^  pp.  338;  cfr.  A.  Restori, 
BSDIt.  ns.  XI,  161.  SuUo  stesso  tema  una  conferenze  di  C.  L.  Bassi, 
Parma,  1904.  22)  F.  Novati,  Purg.  VI,  Firenze,  Sansoni,  1903,  E.  Pan- 
ZACCHi,  Purg.  XI,  1903;  Fl.  Flamini,  Purg.  XII,  1904;  F.  Tocco,  Purg. 
XXXIII,  1903;  G.  Mazzoni,  Par.  I,  1903;  G.  Albini,  Par.  VI;  1904; 
St.  De  Chiara,  Par.  X,  1904;  A.  Bkrtoldi,  Par.  XI,  1904;  Fed.  Ro- 
MANi,  Par.  XXVIl,  1904;  E.  Pistelli,  Par.  XXXIII,  1904,  intomo  alle 
quali  letture  cfr.  E.  G.  Parodi  in  BSDIt.  n8.  XI,  177  e  XII,  321.  23)  Lectura 
Dantis  Genovesc.  I  canti  I  —  XI  delT  Inferno  interpretati  da 
L.  Leynardi,  f.  Pellegrini,  G.  Mazzoni,  S.  Bellotti,  E.  G.  Parodi,  A. 
Ghkjnoni,  Ö.  f.  Bionoxe,  M.  Scherillo,  F.  Buttrini,  con  un  discorso  pre- 
lirainare  del  padre  Skmeria.  Firenze,  Succ.  Le  Monnier,  1904;  16^  pp.  II— 44.Ö. 
Cfr.  BöDIt.  XI,  273,  e  GSLIt.  44, 466.  Inoltre  E.  Panzacchi,  II  canto  delFodio 
(Inf.  XXXIIl)  in  NA.  del  1°  genn.  1903;  V.  Capetti,  II  c.  VIII  del  Purra- 
torio  (notevole),  Milano,  1903;  G.  Maruffi,  II  c.  XXIX  dell'Inf.,  Napoli,  R. 
Universitil,  1904;  R.  Garofalo,  II  c.  XXXIV,  dclFInf.;  Napoli,  Detken,  1904; 
G.  F.  GoBBi,  II  c.  III  e  il  c.  XVI  dell'Inf.  (nel  Calendinaggio  di  Dante  e  del 
IVtrarca),  Milano,  1904;    P.  L.  Kambaldi,   11  c.  XX  del  l'Inf.,  Mantova,  1904 


N.  Zingarelli.  H  11 1 

sono  iniprovvisazioni  di  dilcttnnti  e  non  hanno  valore.  Aucho  letture  contiene 
il  volunietto  di  V.  Graziadei,  sullo  sdegno  di  Dante  2*).  —  La  Dante 
Sockty  di  Londra,  insttillatasi  dal  1903  in  Conduit  Street,  H8,  con  sale  di 
lettura  e  biblioteca,  ha  pubblicato  in  un  volume  otto  letture  fatte  nel  1 904, 
quasi  tutte  relative  al  poenia,  con  inten to  di  divulgazione**).  —  Scegliamo 
tra  le  chiose  spicciolate.  F.  Torraca  ha  dimostrato  ehe  i  cnmjnoni 
nudi  ed  nnti  di  Inf,  XVI,  22  sono  i  lottatori  dell' antichita,  non  i 
duellanti  del  Medioevo*-*®);  P.  Nadiani  pubblica  una  lettera  di  E.  (.'Aso- 
RATi  eu  Inf,  XVI,  94 — 102  e  la  discesa  di  San  Benedetto,  confer- 
mandone  le  conclusioni;  da  inoltre  notizia  del  testamento  di  Riniero  dei 
Calboli,  Purg.  XIV,  dal  cui  codicillo  del  2H  aprile  1280  risulta  che 
non  lasciö  il  castello  al  figliuolo,  giu.sto  come  nei  vv.  89  sg.  lameutasi 
la  degenerazione  della  famiglia*'');  A.  Belloni  dimostra  che  Tusuriere 
Vitaliauo  di  Inf.  XVII,  69  ö  Vitaliano  Dente,  conosciuto  per  tale  da 
Albertino  Mussato,  De  Oestis,  XII,  e  da  documenti,  non  giä  il  figlio  di 
Jacobo  Vitaliani  ^®) ;  e  M.  A.  Reois  comunica  che  V  in venzione  del  sacchctto 
appeso  al  collo  degli  usurieri  ^  inspirato  da  ciö,  che  nel  Palagio  padovano 
i  rei  di  concussione  erano  dipinti  con  una  borsa  al  collo*®);  il  campo 
Picen  di  XXV,  149  ha  dato  luogo  ad  un  vivace  scambio  tra  il  Torraca  e  il 
Bassbrmann;  in  conclusione  non  essendo  Moroello  Malaspina  condottiero 
dei  Neri  nella  presa  di  Pistoia  il  1B06,  h  da  ritenere  che  si  accenni  alla 
presa  di  Serravalle  nel  6  sett.  1302^^);  anche  su  Aghinolfo  di  Rome- 
na  il  Torraca  comunica  intcressanti  notizie'^);  A.  Marchesan  con  la 
pubblicazione  di  documenti  trevisani  relativi  a  Gaia  da  Camino,  Purg.  XVI, 
140  ha  rimesso  in  discussione  se  Dante  la  lodasse  0  la  biasimasse;  e 
con  lui  sono  d'accordo  alcuni  critici;  ma  senza  che  la  lode  sia  probabile 
in  verita:  non  5  possibile  trovare  tracce  di  biasimo  in  documenti  di 
famiglia^*);  di  Matelda  discorre  G.  Picciola  difendendo  con  uovita  di 
argomenti  la  contessa  di  Canossa'^);  G.  A.  Zanon  e  A.  Simeoni  contra- 
stano  intorno  alla  Malta  di  Par.  IX.  54,  se  sia  di  Viterbo  o  di  Bolsena 
o  di  Cittadella  nel  Veneto^*).     Notevole  un  articolo  di  P.  Toynbee  sugli 

(Atti  deir  Accad.  Virgiliana),  ampio  e  interessante;  A.  Salandra,  Manfredi,  (in RIt. 
maggio),  Roma,  1904.  24)  V.  Graziadei,  Lo  Sdegno  di  Dante,  Palermo,  Keber, 
1904.  25)  11  volume contiene :  De Renzis,  Dante;  Austin,  Dante's  rcalistic 
treatment  of  the  Ideal;  Mbs.  Craioi£(J.  O.  Robbes),  Dante  and  Botti- 
celli;  RiCH.  Garnett,  The  Vicissitude  of  Dante's  literary  reputation; 
L.  Ricci,  Fair  Women  in  the  Div.  Commedia;  Th.  Hodgkin,  Charles 
Martel;  Miss  Cath.  M.  Philumore,  Od  the  exile  of  Dante;  Count 
Plunkett,  One  of  Dante's  Illustrators  (Pinelli);  H.  J.  Chaytor,  Folquet 
de  Marselha  troubadour,  biBhop  and  Inquisitor.  Queeta  Societä  ha 
promosso  e  aiutato  la  fondazione  della  Sala  Dante  in  Ravenna.  26)  GDa.  XI,  17. 
27)  PoMPEO  Nadiani,  Enea  Casorati,  ricordi  danteschi  nella  valle 
del  Montone.  Argenta,  1901.  Cfr.  Torraca  in  BSDIt.  XII,  70.  28)  A.  Belloni, 
L'usuriere  Vitaliano,  in  GSLIt.  44,  392.  29)  M.  Aurelio  Regis,  11  sac- 
chetto  degli  usurai,  in  GDa.  XII.  30)  F.  Torraca,  Sopra  Campo 
Picen,  in  RCLIt.  VIII,  1;  A.  Bassermann,  Sopra  Campo  Picen,  in  GDa. 
XII,  97;  Laiolo,  Questione  dantcsco-sallustiana,  Novara,  1903;  cfr. 
Parodi,  in  BSDIt.  XI,  67.  31)  BSDlt.  XI,  97.  32)  A.  Marchesan,  Gaia 
da  Camino  nei  monumenti  trevisani,  in  Dante  e  nei  commentatori 
della  Divina  Commedia.  Treviso,  1004;  cfr.  RENiERin  (tSLU.  43, 411  ein  FD. 
26  (1904),  n.  4;   (}.  B.  Picorro  in  GDa.  XII,  81;  Rajna  in  BSDIt.  XI,  349. 

^33)  G.  Picciola,  Matelda,   l^logna,  Zanichelli,  1903;   cfr.  Renier,  in  (iSLIt. 

*44,  465.    34)  G.  A.  Zanon,  La  Malta  dantesca  e  la  Malta  cittadellese, 


II 112  Dante    1903—1904. 

accenni  al  vetro^^).  P.  Gambera  tratta  questioni  astrononiiche  e  mate- 
niatiche;  e  parmi  molto  acuta  la  nota  suUa  data  della  nascita  del  poeta 
desunta  oon  niaggiore  precisione  dalle  parole  del  Boccaccio  a  Piero  Giar- 
dini  di  Ravenim:  prese  alla  lettera,  dicono  che  fosse  il  31  niaggio  1265^®). 
E  aiiche  da  ricordare  la  Strerma  dantesca  per  alcune  note  ermeneutiche. 
Curioso  b  iin  articolo  di  D.  Santoro  su  due  acrostici,  che  sarebbero 
formati  dalle  iniziali  delle  terzine  di  Piirg.  XII,  9 — 20,  VOVMy  e  di 
Par,  XIX,  38—45,  LVE^"^);  a  proposito  dei  quali  E  Proto  ha  pre- 
sentato  una  congettura  suirorigine  della  invenzione  dc«:li  splendori  che  si 
dispongono  in  forma  di  lettere  in  Par,  XVIII '^).  —  Mabell  Priscilla 
Cook  sostiene  con  interessanti  raffronti  e  ricerche  che  indico  legno  lucido 
e  sereno  di  Piirg.  VII,  74  sia  Tambra,  e  che  del  color  giallo  il  poeta 
intendesse  parlare,  un  giallo  diverso  dalF  aureo'^).  —  lUustra  alcuni  luoghi 
nuniisniatici  Aug.  Franco,  Numismatica  dantesca^  Firenze,  1903;  ma 
non  persuade  ciö  che  egli  dire  sul  delitto  di  Maestro  Adamo.  —  H.  S. 
Verschoyle  esamina  con  molta  giustezza  il  concetto  della  liberta  in 
Dante,  nel  senso  spirituale  ed  etico,  e  riesce  interessante  cosi  per  qualche 
nuova  interpretazione  di  passi  filosofici,  come  pei  rapporti  che  egli  nota 
con  Aristotele  ed  Hegel*"). 

Opere  niinori.  —  E.  Lamma  riproduce  il  cod.  Bardera,  sec.  XV, 
consistente  in  im  foglio  di  16  pp.,  stralciato  probabilmente  da  una  mis- 
cellanea,  con  rime  del  circolo  di  Dante,  dal  Guinzelli  a  Cino,  26  in  tutto, 
oltre  a  due  vv.  del  son.  Dante,  eo  lo  che  Uio  stato  proveggi,  A 
proposito  del  son.  Guido,  vorrei,  sostiene  contro  il  Barbi  la  vecchia 
lezione,  con  deboli  argomenti.  Tra  quelle  rime  h  una  canz.,  Ben  aggia 
Vamoroso  e  dolce  core,  che  a  torto  il  Salvadori  e  il  Federzoni  vogliono 
dantesca*^).  —  J.  B.  Fletcher  tratta  della  filosofia  e  delP  amore  di 
Guido  Cavalcauti,  sostenendo  che  questi  vagheggiava  un  ideale  altissimo 
con  la  coscienza  che  non  si  potesse  raggiungere,  onde  la  tristezza,  l'ira, 
il  desiderio  della  morte:  la  donna  reale  non  fa  se  non  ispirare  la  figu- 
razione  dell'  alto  ideale,  ma  non  e  amata  per  sb,  e  il  poeta  pu5  passare 
facilmente  da  una  ad  altra.  Cosi  si  unisce  all*  amore  una  dottrina 
scettica,  e  Guido  ^  un  precursore  del  Leopardi;  cosi  la  tradizione  che 
ne  fa  un  libero  pensatore  trova  conferma  nella  sua  dottrina  dell'  amore**). 
—  E.  V.  Zappia  ö  contrario,  invece,  alla  realta  di  Beatrice  e  alla 
storicita  della  Vita  Nuova:  non  accede  all'  opinione  del  Bartoli  e  del 
Renier,  secondo  cui  Dante  celebrava  un'  idea  di  perfezione  femminile, 
nb  dice  sinora  in  che  consista  Tallegoria.  Giudicando  la  narrazione 
dantesca  alla  stregua  delle  idee  e  consuetudini  moderne,  critica  facilm.ento 

Casteggio,  Gern,  1904 ;  Attilio  Simeoni,  Malta,  GDa.XlI,  161.  35)  P.Toyn- 
BEE,  Dante's  references  to  glass,  in  GSLIt.  41,  78.  36)  P.  Gambera, 
Note  danteschecon  duetavole  astronomiche.  Salerno,  1903;  16°,  pp.  88. 
37)  D.  ÖANTORO,  Due  acrostici  nella  D.  C.,inGDa.  XII,  21.  38)  E.  Proto, 
Per  due  acrostici,  ecc,  in  GDa.  XII,  109.  39)  PMLA.  XVIII.  luglio  1903. 
40)  Dante's  qiiest  of  Liberty,  in  Hermathena,  1904,  N.  XXX.  41)  E.  Laäima, 
Di  un  frammento  di  codice  del  sec.  XV,  di  una  canzone  pseudo- 
dantesca.  Cittä  di  Castello,  Lapi,  1903  (Collez.  di  opuscoli  danteschi,  n.  76); 
pp.81.  Cfr.  (iSLIt.  44,  46;i.  42)  Twenty  second  annual  report  of  the 
Dante  Society  (Cambridge  Mas8.)  1903;  Boston  1904,  oltre  ad  un  rapporto 
sulla   pubblicazione   delle   cSncordanzc   dello  Bheldou,   anche  J.  B.  Fletcher,' 


N.  Zingarelli.  H  113 

gli  altri,  ma  non  pensn  che  la  sua  8pie|2;iizione  si  presta  anche  a  critiche 
briose.  Ha  studiato  con  grandissima  cliligenza  la  questione,  nia  corre 
troppo  con  la  fantasia  a  proporre  ipotesi.  Dice  p.  es.  che  vi  e  una 
luiiga  lacuna  tra  §  38  e  39,  e  questa  va  riempita  col  Co?ivivto:  ipotesi 
non  nuova,  ma  assurda.  II  puntx)  di  partenza  della  dimostrazione  b  che 
non  puö  negarsi  fede  alla  dichiarazione  del  Comdvioy  essere  la  donna 
pietosa  la  filosofia,  e  di  qui  la  prova  del  contenuto  allegorico  del  libretto. 
Buone,  utili,  sagaci  osservazioni  si  trovano  per  tutto  il  volume,  special- 
mcnte  nelP  esanie  dei  due  primi  §§;  notevoli  le  pagine  sulF  allegoria  nei 
poeti  e  teologi;  ma  domina  gencralmente  il  criterio  soggettivo,  e  occorre- 
rebbe  piö  larga  conoscenza  della  poesia  medioevale  *^).  —  F.  Beck  ha 
tradotta  la  Vita  Nuova,  premettendo  uno  studio  fonetico  e  morfologico 
per  giustificare  alcune  varianti  da  introdursi  nel  testo  italiano.  La  tra- 
duzione  non  h  soddisfacente,  sembraudo  piü  un'  esercitazione  che  un  lavoro 
in  servigio  del  gran  pubblico  tedesco.  Infatti  non  mancano  le  parentesi 
e  le  parafrasi;  e  vi  ^  una  pagina  di  Übersetxiingsiarianten  in  cui  si 
propongono  dubitativamente  nuove  interpretazioni.  Una  breve  disamina 
della  versione  lascia  vedere  subito  dei  difetti:  §  2  ^  trapassando  molte 
cose  le  qiiali  si  potrehbero  trarre  dalV  esemplo  onde  nascono  queste 
e  tradotto:  unter  Übergehung  vielem-  beiveisd'ieiüicJie^i  Dinge^  aus 
welchen  diese  Worte  hervorgehen  senza  intendere  che  /'  esemplo  h  il 
libro  della  memoria,  e  non  son  cose  che  devano  servir  di  esempio;  §  3 
nel  grande  seeolOj  cioö  in  cielo,  nell'etemita,  ^  tradotto:  in  der  tveiten 
Welt;  e  poco  depo  al  solingo  luogo  d'una  mia  carnera  h  reso:  in 
ein  einsames  Plätzchen  eines  meinen  Zimmer,  mentre  la  camera 
stessa  b  il  solingo  luogo,  solitudine:  §  3,  son.  v.  12,  lei  pascea  b  reso  ass  sie, 
mentre  Amore  da  a  mangiare,  non  mangia;  e  poco  depo  b  detto  die 
richtige  Antwort  je7ier  gab,  den  ich  den  ersten  meiner  Freumlen 
nenne,  laddove  Dante  dice  che  nessuno  di^  la  spiegazione  giusta**).  — 
Paget  Toynbee  in  Conv.  IV,  22  (ed.  Oxford),  11.  131  —  133  corregge 
r interpunzione,  ma  in  sostanza  accetta  quella  del  Giuliani  (2*  cd.  1897), 
e  dipid  inctte  un  esclamativo  alla  fine  del  periodetto  successivo  *^).  Per 
Vita  Nuova  §  12  e  40  da  altri  esempi  di  sollenare;  e  qui  avrebbe 
potuto  ricordar  Tuso  dei  derivati  di  leiiis  nelle  lingue  romanze**).  — 
Una  nuova  cdizione  delle  Eclogae  da  G.  Albini,  a  poca  distanza  da 
quella  di  Wicksteed  e  Gardner,  e  se  ne  avvantaggia  sicuramente,  e 
colma  una  lacuna  nella  letteratura  dantesca  italiana.  Notevole  il  favore- 
volissimo  giudizio  sul  latino  di  queste  egloghe,  ingiustamente  ripreso  da 
altri;    e  notevoli    le    illustrazioni    del   testo    con    raffronti    classici *'').   — 

The  phiiosophy  of  Love  of  Guido  Cavalcanti.  43)  E.  V.  Zappia, 
Studi  sulla  Vita  Nuova  di  Dante.  Della  questione  di  Beatrice. 
Roma,  Loescher,  1904;  8°,  pp.  376.  Cfr.  BSDIt.  XII,  204—223;  GSLIt.  44, 
460;  RCLIt.  X,  250.  44)  Das  Neue  Leben  des  D.  A.  übersetzt  und  mit 
einer  kurzen  Laut-  und  Formenlehre  des  Denkmals  versehen  von 
Friedrich  Beck.  München,  Piloty  u.  Loede,  1903 ;  8^  VIII— 79.  45)  BIUM., 
III,  n^  3  (juillet  septembre  1903)  p.  173—175.  46)  BIUM.  IV.  n«.  3  (juillet- 
sept.  1904).  47)  Dantis  Eclogae,  Joannis  de  Virgilio  Carmen  et  ecloga 
responsiva.  Testo,  commento,  versione  a  cura  di  G.  Albini,  con  una  foto- 
grafia  di   una  pagina   del   zibaldone   boccaccesco  laurcnziano.    Firenze,  Sansoni, 


11114  Dante.   1903—1904. 

A.  Belloni  porta  utili  contributi  al  testo  cH  questi  coniponimenti  latini**); 
e  E.  Carrara  ritoma  suUa  spiegazione  dei  decem  vascula  data  dal 
Novati^®).  —  Kennet  McKenzie  appoggiandosi  ad  uii  articolo  del 
Federzoni  sostiene  contro  M.  Scherillo  la  disposizionc  sinimetrica  della 
Vita  Nnova  propugnata  da  E.  Norton;  ina  in  verita  queila  sinimetria 
e  per  lo  nieno  cosi  dubbia  che  h  nieglio  non  farne  conto  per  nessun 
proposito''®). 

Bibliografla  e  staria  della  fartuna  di  T>ante.  — 
L.  SuTTiNA  sui  primi  del  1905  ha  pubblicato  la  bibliografia  del 
1903,  notevole  per  diligenza  e  compiutezza  *^).  La  23  relazione 
annuale  della  societä  dantesca  di  Cambridge  pubblica  per  cura  di 
W.  Coolidge  Lane  il  catalogo  dei  libri  entrati  nella  biblioteca  di  Har- 
vard dal  1898  al  1904,  anch'  esso  diligente  per  le  indieazioni  degli  arli- 
coli  critici  relativi  a  ciascuno  scritto  registrato*^).  —  C.  Del  Balzo  nel 
vol.  VIII  della  sua  laboriosa  ed  utile  opera  accoglie  specialmente  le  compo- 
8izioni  poetiche  del  Villardi,  la  profezia  del  Byron  con  Ire  traduzioni, 
di  cui  una  in  francese,  una  canzone  del  Monti,  NelV  ora  che  piü 
V  alma  e  peregrina,  ccntone  dantesco  e  imitazione  della  canz.  Tre  donne^ 
e  il  dramma  di  J.  Kollmann:  sono  dunque  composizioni  del  primo  terzo 
del  sec.  XIX.  Non  va  tralasciato  che  M.  Nord  au  ha  riveduto  il  testo 
del  dramma  del  Kollmann *3),  —  Molto  rumore  soUevarono  alcuni 
scritti  di  F.  P.  Luiso  sugli  antichi  commenti  della  Commedia,  il  quale 
cred^  di  poter  provare  che  un  figlio  di  Dante,  Jacopo,  componesse  le 
prime  e  piü  antiche  chiose  latine,  forse  su  postille  e  spiegazioni  di  Dante 
medesimo:  il  testo  latino  sarebbe  passato,  su  per  giü,  in  quel  commento 
del  cod.  Laurenz.  90,  sup.  114  che  giä  s' intitola  Chiose  di  Dante  le 
qaali  fece  il  figliuolo  co  le  sve  inani  (e  del  quale  il  Luiso  ha  pubbli- 
cato anche  la  parte  relativa  al  Piirgatorio),  ed  in  altri  commenti  conte- 
nuti  in  vari  codici,  cio^  le  Chiose  volgaH  di  Jacopo  Alighieri  pubbli- 
cate  da  Lord  Vernon  e  il  commento  di  Graziolo  dei  Bambaglioli: 
il  celebre  commento  di  Jacopo  della  Lana  sarebbe  stato  un  plagio  delle 
Chiose  del  cod.  Laurenziano.  II  Luiso  ha  posto  molta  energia  nella 
sua  dimostrazione,  ed  una  sicurezza  eccessiva:  intanto  risultano  due  cose 
principalissime;  la  prima,  che  le  Chiose  rolgari  di  Jacopo  Alighieri 
non  sono  niente  affatto  la  riduzione  maldestra  di  un  testo  latino,  ma 
corrispondono  perfettamente  all'  uso  di  quelle  scrittore,  cioö,  almeno  in 
qualche  buon  testo,  sembrano  proprio  T  opera  originale  di  lui;  la  seconda, 
che  le  Chiose  latine  del  laur.  90,  s.  114,  secondo  quelle  che  il  Luiso 
ne  ha    pubblicato,    sono    cosl    barbare  e  inette,    in    molte   parti,    da    non 

1903;  8^  pp.  XXX— 81.  Cfr.  Parodi,  in  BSDIt.  ns.  XI,  136.  48)  A.  Belloni, 
Frammenti  di  eritica  letteraria,  Milano,  Albrighi,  Segati  e  C,  1903,  8^ 
pp.  XV— 268;  art.  II.  Cr.  BSDIt.  X,  193.  49)  E.  Carrara,  La  pecorella 
di  Dante,  in  GDa.  XI,  33.  50)  PMLA.  XVIII,  3  (luglio  1903).  51)  Biblio- 
grafia  dantesca:  raescgna  bibliografica  degli  studi  intorno  a  Dante, 
al  trecento  e  a  cose  franccscane;  di  LuiGi  SurriNA;  a.  II,  q.  I — XII, 
p.  I  (gennaio-dicembre  1903).  Fireuze,  Lumachi,  1905,  febbraio.  52)  Twenty- 
third  annual  rcport  of  Dante  Society  (Cambridge  Mass.)  1904.  Boston, 
1905:  Additions  to  the  Dante  Collection  in  the  Harvard  College 
Library  (1898—1904),  by  W.  Coolidc4E  Lane.  53)  Poesie  di  Mille  Autori 
intorno  a  Dante  Alighieri,    racc.   e   ordinate   cronologicaniente  ecc. 


N.  Zingarelli.  IT  115 

attestar  punto  la  purissima  origine  loro  attribuita.  Si  aggiunge  che,  come 
11  Barbi  ha  (limostrato,  il  testo  di  quelle  chiose  non  pare  altro  che  pro- 
clotto  di  iina  contaniinazione,  perch^  altri  codd.  danno  la  forma  origiiiaria, 
piü  attendibile  del  testo  fondamentale.  NuUa  si  e  aggiunto  frattanto  su 
questo  argomento^*).  —  G.  Crocioni  ricerca  e  pubblica  le  rime  auten- 
tiche  di  Pietro  Alighieri,  e  le  illustra,  insienie  col  capitolo  della  morte 
conteso  tra  Pietro  e  Jacopo;  ricompone  le  notizie  biografiche  di  Pietro; 
ma  non  h  probabile  la  venuta  di  costui  a  Firenze  nel  1348,  come  si 
argomenterebbe  dalla  breve  epistola  del  Petrarca;  e  TAvena  ha  fatto 
anzi  conoscere  un  documento  veronese  del  1348  giä  contrario  a  quelhi 
ipotesi;  A.  Della  Torre  Tha  con  migliori  argomenti  combattuta.  A 
proposito  della  Morale  delle  sette  arti  di  Pietro,  b  interessante  la  ricerca 
SU  una  concistoro  di  frati,  coufermata  da  una  comunicazione  di  C.  Di 
PiERRO,  BSDIt.,  XII,  41,  che  rammen ta  una  proibizione  della  lettura  di 
Dante  nel  capitolo  provinciale  dei  Domenicani  in  Firenze  li  8  settembre 
1335.  Secondo  il  Crocioni,  la  Morale  fu  il  modello  alla  nota  in- 
venzione  di  Ant  Pucci  nel  capitolo  dantesco  del  Centiloqnio^%  Anche 
sulla  varia  fortuna  di  Dante  nel  sec.  XIV  discorre  F.  P.  Luiso,  in 
ordine  alle  varie  opere*®).  Ed  U.  Cosmo  tratta  molto  bene  delle  pole- 
miche  tasscBche  la  Crusca  e  Dante  sullo  scorcio  del  sec.  XVI  e  il  prin- 
cipio  del  XVII  •'^'').  —  P.  Toynbee  ricerca  le  versioni  inglesi  di  Dante 
dal  sec.  XIV  al  XVIII,  accertandone  che  sino  ad  Harington  e  Milton 
solamente  Chaucer  ebbe  di  Dante  conoscenza  diretta;  e  dalle  citazioni  e 
imitazioni  si  vede  benissimo  che  possedeva  le  qualita  per  tradurre  il  poema 
intero;  quindi  Barker  conosce  e  traduce  Dante  attraverso  i  Capricci  del 
Bottaio  del  Gelli,  il  Peterson  attraverso  il  Galateo,  il  Tofte  tradu- 
cendo  la  Lettura  della  Gelosia  del  Varchi.  II  Milton  tradusse  T  apo- 
strofe  a  Costantino  in  versi  bianchi,  e  cosi  suggeri  forse  al  Gary  Tuso 
di  questo  metro  nella  versione  del  poema '^^).  L.  Combini  a  proposito 
di  A.  Varano  studia  il  culto  di  Dante  presse  il  Magalotti,  il  Maffei  e  il 
Varano,  e  dichiara  le  cause  delP  insuccesso  di  costui  nelle  Visioni^^), 
G.  VoLPi  e  C.  Brognoligo  in  alcuni  articoli  s'  intrattengono  delle  remi- 
niscenze  dantesche  nel  Morgante  del  Pulci^®),    suUe  quali    panni  che  vi 

da  C.  Del  Balzo;  vol.  VIII,  Roma,  Forzani,  1903.  54)  P.  Luiso,  Di  un 
commento  inedito  alla  D.  C.  fönte  dei  piü  antichi  commentatori. 
Ck)muDicazioDe  al  CoDgresso  interDazionale  di  scienze  Btoriche.  Firenze,  1903, 
pp.  13.  —  Tra  Chiose  e  commenti  antichi  alla  D.  C.  Cap.  I:  Le  Chiose 
airinferno  di  Jacopo  Alighieri  sono  traduzione  informe  di  un 
originale  latino.  Cap.  II:  11  piü  antico  commento  del  Purgatorio,  in 
ASIt.  1903—04.  —  Chiose  di  Dante  le  quali  fece  el  figliuolo  co  le  sue 
mani,  vol.  II,  Purgatorio;  Firenze,  1904;  8^  pp.  IV— 185.  Cfr.  F.  Torraca, 
in  RCLIt.  IX,  44,  e  M.  Barbi,  BSDIt.  XI,  194,  e  Fiammazzo,  in  GOa.  XII, 
170.  55)  Giov.  Crocioni,  Le  rime  di  Pietro  Alighieri,  Cittä  di  Castello, 
Lapi,  1903  (Collez.  di  opuscoli  danteschi,  n.  77—78);  pp.  113;  Ant.  Avena, 
Nuovi  documenti  per  la  vita  di  Pietro  di  D.  A.  (nozze  Simeoni-Colpi), 
Verona,  Marchiori,  1905;  cfr.  BSDIt.  XIII,  42;  e  anche  M.  Vattasso,  Del 
Petrarca  e  di  alcuni  suoi  amici  (in  Studi  e  Testi),  Roma,  1804.  Cfr. 
GSLIt.  44,  464.  5ö)  GDa  XI.  57)  ü.  Cosmo,  Le  polemiche  tassesche, 
la  Crusca  e  Dante  sullo  scorcio  del  cinque  e  sul  principio  del  sei- 
cento,  GSLIt.  42,  112.  5S)  JCL.,  vol.  I  (1903,  oct.-dec),  pp.  345-365. 
59)  Leon.  Combini,  Intorno  allo  svolgimento  della  visione  poetica  da 
Dante  alPArcadia,  Livorno,  Debatte,  1904.      60)  G.  Volpi,  La  D.  C.  nel 


II 116  Giovanni  Boccaccio.    J902. 

sia  ancor  molto  da  spigolare ;  G.  Maruffi  studia  i  rapporti  tra  la  Commedia 
e  i  due  poemi  delP  Ariosto  e  del  Tasse,  con  diligenza  e  con  certo  successo, 
specialmente  dove  dimostra  che  il  Tasso  attinge  e  ei  avvicina  ai  concetti 
e  simboli  danteschi  assai  piü  che  non  facesse  T Ariosto  ^^).  M.  Ker- 
BAKER  conferma  i  rapporti  di  Goethe  con  Dante  per  V  epilogo  Celeste 
nel  Faitst^^).  J.  B.  Sufino  da  notizie  delle  niedaglie  con  T  effigie  del 
poetii  esistenti  nel  museo  del  Bargello,  tutte  del  sec.  XIX:  e  G.  Mazzoni 
parla  di  recite,  dranimi,  versi  per  Dante  di  poca  notorieta®^).  —  Alla 
storia  del  culto  di  Dante  piü  che  alla  biografia  appartengono  veramente 
i  ritratti,  ed  ^  notevole  la  poleniica  a  proposito  di  un  ritratto  che 
A.  Chiappelli  crede  di  rawisare  nell'  affresco  del  paradiso  di  Andrea 
Orcagna  nella  cappella  Strozzi  in  Santa  Maria  Novella;  P.  Papa  e 
riuscito  ormai  a  persuadere  che  questti  opinione  non  h  accettabile**). 
Palermo.  N.  Zingarelli. 

Gioyanni  Boccaccio.  1902.  Francesco  Moroncini  desunse 
dalle  opcre  del  De  Sanctis  una  serie  di  lezioni  su  la  storia  della  lette- 
ratura  italiana,  ad  uso  delle  scuole  secondarie :  il  primo  voluine,  comparso 
in  quest'  anno,  tratta  principalmente  de'  tre  maggiori  fiorentini.  E  basti 
accennarvi:  chö  troppo  note  sono  le  pagine  consecrate  dal  geniale  divi- 
natore  de'  secreti  deir  anima  e  de'  secreti  dcU'  arte,  al  Boccaccio  *).  Sara 
utile  e  bella  impresa  questa  che  si  assunse  il  rielaboratore:  il  De  Sanctis 
messe  alla  moda  .  .  .  storica!  Per  me,  ci  sento  una  stonatura:  ma  lascia- 
mo  andare.  Dal  De  Sanctis  al  Rajna,  che  vuol  dire  dalla  intuizione 
alla  scienza:  ed  in  questo  caso  vnol  dire  anche,  da'  discorsi  generali, 
intorno  alla  vita  ed  alle  opere  del  Boccaccio,  alla  ricerca  determinata  e 
precisa  per  approfondire  un  tema  speciale.  Bellissimo  tema:  le  questioni 
amorose  del  «Filocolo»,  che  in  so  contengono  il  germe  del 
«Decamerön».  Di  codeste  sue  indagini  il  Kajna  aveva  giä  pubblicatx) 
un  saggio,  che  venne  dobitamente  da  noi  ricordato  nel  resoconfo  boccaccesco 
deir  anno  innanzi^).  Valeva  la  pena  di  ricercare  le  fonti  anche  di  questo 
«Decamerön»  embrionale:  e  il  Rajna  seppe  venirne  a  capo  da  pari  suo. 
L'episodio  delle  amorose  questioni  pu6  stare  a  sti:  perciö,  staccato  dal 
prolisso  romanzo,  al  quäle  apparteneva,  ebbe  vita  e  fortuna  sue  proprie, 
indipendenti,  ed  in  Italia  e  fuori,  in  Ispagna,  in  Francia,  in  Inghilterra. 
L'  autore    investiga    prima   e    segue   le    vicende  varie  dell'  episodip,    dalla 

Morgante  di  Luigi  Pulci,  in  GDa.  XI,  170;  Brognoligo,  GDa.  XII,  10. 
61)  G.  Maruffi,  La  D.  C.  considerata  quäle  fönte  dell'  Orlando 
furioBo  e  della  Gerusalemme  Liberata.  Napoli,  Pierro,  1902.  Cfr.  BSDIt. 
XII,  307.  62)  M.  Kerbaker,  L'eterno  femminino  e  T epilogo  Celeste 
nel  Fausto  di  W.  Goethe.  Napoli,  Pierro,  1903.  63)  Strenna  dantesca 
compilata  da  O.  Bacci  e  G.  L.  Passerini,  a.  II,  Firenze,  1903.  64)  A.  Chi- 
appelli, II  ritratto  di  Dante  nel  Paradiso  dell' Orcagna,  (estr.  dalla 
NAnt.),  Roma,  1903);  P.  Papa,  I  ritratti  di  D.  in  Santa  Maria  Novella, 
in  GDa.  XI,  1,  e  Questioni  d'iconografia  dantesca,  GDa.  XII,  54;  cfr. 
rimportante  articolo  di  P.  L.  Rambaldi,  in  BÖDIt.  X,  361. 

1)  Lezioni  storiche  di  Lett.  Ital.  desunte  dalle  opere  di  F.  De 
Sanctis  e  adattate  ad  uso  delle  scuole  secondarie  da  F.  Moroncini, 
I;  Napoli,  Morano,  1902.  Sul  ßocc.  pp.  355—423  (Lezioni  XV  e  XVI).  2)  JBRPh. 
VII,  n,  270. 


V.  Crescini.  II 117 

versificazione  in  terza  rimn  di  Jaconio  di  Giovanni  di  Ser  Minoccio,  che 
ne  trasse  «II  Libro  di  Difinizioni»,  intorno  alla  nieta  del  quattrocento, 
alla  redazione  inglese  comparsa  e  ricomparsa  presso  lo  scorcio  del  secolo 
deciniosesto :  poi  raccosta  Fusanza  delle  questioni  d' aniore,  attestata  dal 
racconto  boecaccesco,  alla  influenza  del  costume  francese  su  le  corti  e  su 
le  baronie  deU'Italia;  e  piü  particolarniente  pone  in  rilievo  le  relazioni, 
che  stringono  i  dibattiti,  rappreaentati  da  messer  Giovanni,  alla  consuetudini 
ed  ai  soggetti  de'  giuochi  partiti  occitanici  ed  oitanici.  Ma  il  Rajna  ha 
troppa  esperienza  della  ncerca  delle  fonti  novellistiche  e  romanzesche  per 
contenersi  entro  a'  limiti  de*  partinienti :  eccolo  dunque,  ove  V  occasione 
si  porga,  avventurarsi  piü  oltre  assai,  per  V  occidente  e  per  V  Oriente,  nel 
regno  sconfinato  delle  umane  fantasie,  frenando  perö  sempre,  con  la  solita 
prudenza  metodica,  la  fantasia  propria.  Col  Rajna  si  avanza  faticosa- 
niente,  ma  sicuramente,  attraverso  ad  un  continuo  processo  di  eliminazione, 
che  per  via  fa  imparare  tante  cose  accessorie,  oltre  alle  principali,  e 
schiude  il  cammino  alla  verit«  fra  la  selva  de'  dubbi.  Ad  una  ad  una 
sono  esaminate  le  tredici  questioni  amorose,  in  una  rassegna  paziente, 
piena  d'  acuta  dottrina,  che  rende  manifeste  le  fila  molteplici,  per  cui 
r  immaginoso  lavoro  del  Boccaccio  si  congiunge  a'  rifacimenti  altrui, 
prossimi  o  lontani,  su  la  trama  di  tesi  universali,  ond'  h  fatta,  ancora 
una  volta,  palese  1'  unita  del  pensiero  uniano,  per  entro  alle  distanze  del 
tempo  e  dello  spazio.  Bei  saggio  questo  pertanto  di  filologia  comparat-a; 
e  buon  contributo  altresi  allo  studio  delle  costumanze  napolitane  durante 
la  giovauile  dimora  del  Boccaccio  la  dove  s'  apersero  1'  ali  della  sua  mente 
a'  liberi  voli  ne'  cieli  del  80gn9  e  dell'arte:  poichö  il  Rajna,  dopo  avere 
analizzato  il  quadro,  s'  indugia  anche  su  1'  incorniciatura ;  ed  aggiunge 
osservazioni  e  fatti,  che  giovano  alla  indngine  particolare  della  vita  esterna 
e  psichica  del  grande  novellatore  ed  alla  storia  dell'  opera  sua^). 

Ed  a  proposito  del  Boccaccio  e  del  suo  soggionio  a  Napoli,  vorrö 
far  menzione  dello  studio  del  Cocchia,  ripubblicato  nell'anuo,  del  quäle 
ora  m'occupo,  su  la  tomba  di  Virgilio  e  su  le  tradizioni,  anche 
boccaccesche,  ad  essa  relative*). 

II  «Filocolo»  inoltre  mi  conduce  al  «Decamerön»,  e  proprio  dall' 
episodio  delle  questioni  amorose,  dove  sono  due  novelle,  come  san  tutti, 
che  ricompaiono  nel  capolavoro  boecaccesco.  In  un  garbato  «[)er  nozze» 
il  MoNACi  volle  offrire  1'  esempio  della  lezione  d'  un  manoscritto  romano, 
contenente  le  cento  novelle;  ms.  della  Chigiana,  con  la  segnatura  M.  VII. 
XLVI ;  sconosciuto,  e  non  privo  d'  importanza,  come  quello  che,  per 
opera  di  un  Filippo  di  Andrea  da  Bibienti,  sembra  riflettere  un  apografo 
spesso  divergente  dal  teste  vulgato  del  Mannelli.  L'  opuscolo  dava  in- 
tanto  la  novella  di  Griselda^). 

Questo  cenno  intorno  al  «Decamerön»  mi  richiama  alla  mente  l'acuto 


3)  P.  Eajna,  L' episodio  delle  questioni  d'amorenel  «Filocolo»  del  Bocc, 
Ro.  XXXI,  28—81.  Alla  sua  volta  questo  lavoro  del  R.  h  un  episodio  de'  suoi 
studi  su  le  corti  d'  amore,  che  ha  finito  per  avere,  anch'  esso,  vita  sua  propria 
e  indipendeDte.  4)  E.  Cocchia,  Öaggi  filologici,  V.  III,  135  sgg.;  Napoli, 
Pierro,  1902.  5)  E.  Monaci,  La  novella  di  Griselda  secondo  la  lez.  di  un  ms. 
non  ancora  illustrato  del  Decaracron,  Perugia,  1902  [Per  Nozze  Tomraasini- 
Broun]. 


II 118  Giovanni  Boccaccio.    1902. 

saggio  (iel  Cannizzaro  pu  la  leg^nda  svolta  nella  novella  V  della 
giorn.  IV,  di  Lisabetta  da  Messina;  nia  piü  avanti  mi  sara  data  occasione 
di  toccarno  ancora.  Mi  duole  iion  sapere  in  che  consista  il  contributo 
alla  biografia  del  Boccaccio,  che  le  mie  Schede  mi  dicono  essere  stato 
inserito  dal  Wesselofsky  nel  cospicuo  volume,  messo  insieme,  per  cura 
di  allievi  e  di  estimatori,  a  celebrare  il  trentesimo  anno  delF  insegnaniento 
del  prof.  N.  J.  Storoschcnko  *).  Agli  studi  su  la  vita  del  Boccaccio 
s'  intrecciano  quelli  che,  incessantemente,  suscitano  le  opere  minori  in  vol- 
gare,  nelle  qiiali  ha  cosi  vivida  parte  Telemento  autobiografico.  Ho  gia 
accennato  ai  due  scritti  del  Manicardi  e  del  Mass^ra  su  le  rime  del 
nostro''):  ramnienterö  adesso  che  io  ne  feci  un'  ampia  recensione,  dove  ho 
rivendicata  a'  vecchi  miei  contributi  la  priorita  delF  ordinamento  storico 
del  canzoniere  boccaccesco,  e  mi  sono  voluto  giovare  dell*  occasione  per 
aggiungere  qualche  appunto  nuovo,  massime  in  riguanlo  alle  ballate  del 
«Decamerön».  I  due  giovani  autori  prelusero  co'  loro  saggi  ad  un 
maggior  lavoro,  che  ö  necessario  e  sara  simpaticamente  meritorio:  il  testo 
critico  delle  rime  di  messer  Giovanni®). 

Nel  principio  della  vita  di  Dante  scritta  dal  Boccaccio  occorre  una 
sentenza  di  Solone:  Albert  S.  Cook  la  tolse  ad  argomento  d'una 
speciale  nota  illustrativa").  Rileggiamo  ora  il  trattatello  boccaccesco  in 
laude  di  Dante  nel  volume  postumo  di  Oddone  Zenatti,  dove  si  trovano 
raccolte,  in  servigio  delle  scuole,  ma  con  utilita  grande  anche  degli 
Studiosi,  per  la  dotta  larghezza  e  le  acute  novita  delle  note  e  delle 
appendici,  le  antiche  scritture  concernenti  T  Alighieri  e  Firenze  contemjK>- 
ranea.  AI  trattatello  precedono  altre  t^stimonianze  del  culto  dantesco  del 
Boccaccio:  le  terzine  ben  conosciute  dell'  «Amorosa  Visione»;  il  canne  al 
Petrarca,  nel  mandargli  copia  della  «Commedia»;  la  risposta  del  Petrarca; 
con  le  osservazioni  e  le  traduzioni  del  Carducci,  estratte  dalle  belle  pagine 
di  questo  su  la  varia  fortuna  di  Dante.  Seguono  le  chiose  del  Boccaccio, 
nel  commento  su  la  «Commedia»,  circa  Torigine,  la  vita,  il  nome  del 
poeta:  e  piil  avanti  i  due  libri  finali,  XIV  e  XV,  del  «De  Genealogiis 
Deorum»,  che  svolgono  la  materia  de'  §§  9  e  10  del  «Trattatello»,  e  ne' 
quali  messer  Giovanni  difende  la  poesia,  i  settatori  di  essa,  sk  medesimo, 
dalla  turba  degli  ignoranti,  de'  saccenti,  de'  giurisperiti,  dogl'  ipocriti.  E 
sempre,  a  piö  dei  testi,  persegue  il  pensiero  e  la  parola  del  Boccaccio  la 
illustnizione  accurata,  insistente  dell'  editore,  che  la  quasi  strabocchevole 
dottrina  sfoga  poi  nelle  appendici;  Pottava  delle  quali  torna  ancora  alle 
cose  del  Boccaccio,  a  proposito  della  conoscenza  che  in  quelle  si  manifesta 
pur  de'  minori  scritti  di  Dante.  Mi  pare  che  sia  da  osprimere  il  desiderio 
che  a  questa  prima  possa  teuer  dietro  in  breve  una  seconda  edizione,  ove 
la  materia  dalla  mano  fraterna,  che  diede  1'  ultime  eure  al  libro,  sia  meglio 
ordinata,  e  l'abbondante   serie    delle    giunte   e  correzioni    ottonga  i  debiti 

6)  Cfr.  GSLIt.  XXXIX,  472 -473!  7)  Cfr.  JBRPh ,  VII,  n,  268. 
8)  V.  Crescini,  Di  due  recenti  saggi  sulle  liriche  del  Bocc,  Padova, 
Randi,  1902  (da  AMAP.  XVIII,  2,  59-85).  Cfr.  RBLItX,  1— 2.  9)  Albert 
H.  Cook,  The  opening  of  Boccaccios  Life  of  Dante,  MLN.  XVII,  1902, 
CG.  276 — 277.  Rieordo  ora  che  nel  vol.  X  della  collezione  di  «Yale  Studies  in 
Englishv.,  edita  dallo  stesHO  Alb.  S.Cook,  si  trovano  The  Earliest  Lives  of 
Dante  translated  from  the  italian  ofGiov.  Boccaccio  andLionardo 
ßruni  Aretino,  per  cura  di  J.vmes  Robinson  Smith,  New- York,  Henry  Holt 


V.  CresciDi.  11119 

luoghi  per  entro  alPopera,  che  va  considerata  come  un  assai  giovevole 
contributo  anche  in  ordine  agli  studi  boccacceschi  ^^). 

Ma  un  contributo,  che  fa  epoca,  h  quello  di  Oscar  Hecker,  intorno 
al  quäle  non  h  mestieri  che  spendiamo  treppe  parole,  tauto  plauso  1'  accolsc 
e  tanta  fania  ne  dura.  S'ebbe  gia  Toccaeione,  in  un  precedente  reso- 
conto,  di  ricordare  1'  articolo,  con  che  il  ricercatore,  meri tarnen tc  fortunato, 
anticipava  la  notizia  de'  preziosi  ritrovamenti,  da'  quali  deriva  la  sostanza 
deir  opera  maggiore^^).  E  questa  divisa  in  quattro  capitoli,  con  le  relative 
appendici:  riguarda  il  primo  la  biblioteca  del  Boccaccio,  la  formazione  di 
essa  e  le  vicende;  la  posdibilita  di  rintracciarne  i  codici,  niediante  Tin- 
ventario  della  partm  libreria  del  convento  di  8.  Spirito  di  Firenze:  il 
secondo,  i  libri  ed  autografi  del  Boccaccio  per  questo  modo  rinvenuti:  il 
terzo,  r  originale  delle  ecloghe:  il  quarto,  T  originale  della  «^Genealogia 
deorum».  £  le  appendici,  in  fondo  ad  ogni  capitolo,  illustrano,  la  prima, 
il  canne  su  Dante  inviato  al  Petrarca,  aggiungendonc  il  testo;  la  seconda, 
rinventario  della  parua  libreria;  mentre  danno  saggi  Taltre  due  degli 
autografi,  riproducendo  TeclogaKIV;  come  pure  i  proemi,  i  libri  XIV  e 
XV,  la  conclusione  della  «Genealogia».  Accurata  e  poi  la  pubblicazione, 
per  ogni  conto,  con  gl'  indici,  i  complementi  minori,  i  fac-simili.  E  basti 
cosl :  che  recensioni  autorevoli  dell'  opera  furono  gia  fatte,  alle  quali 
possiamo  star  contenti  di  rimandare  chi  voglia  saperne  di  piü^^). 

Un  altro  contributo  allo  studio  dell'  attivita  umanistica  del  Boccaccio 
öi  deve  a  Laura  Torretta.  Sorrise  a  una  donna  V  idea  di  trattarc 
delle  celebrita  storiche  del  suo  sesso,  secondo  la  mente  e  la  dottrina  di 
mes8cr  Giovanni,  che  la  donna  am6,  esaltö,  dipinse,  maledi,  con  tale 
veemenza  nella  duplice  vicenda,  che  vale  a  mostrarci  quäle  fascino  eser- 
citasse  su  la  psiche  tonnentata  dello  scrittore  V  immaginc  bella  e  terribile, 
dagli  anni  de'  voluttuosi  abbandoni  giovanili  a  quelli  cstremi  del  penti- 
mento  e  del  rimpianto.  Depo  alcune  pagine  introduttive  su  la  misoginia 
filosofica  e  religiosa  del  medioevo  in  contrasto  con  la  filoginia  cavalleresca, 
e  su  le  contraddizioni  palesi  negli  scritti  del  Boccaccio,  anzi  nello  stesso 
trattato  intorno  alle  chiare  donne;  l'autrice  passa  a  indagare  le  fonti  di 
esso  trattato.  Qui  la  ricerca  si  fa  men  superficiale  e  piü  utile:  come 
pure  dove  l'autrice  determina  in  quäl  modo  l'umanista  usasse  delle  sue 
fonti  latine,  amplificando  o  contaminando  o  copiando,  non  senza  frettolosc 
misture  d' inesattezze  e  d'  errori,  che  tuttavia  sono  qualche  volta  impu- 
tabili,  piuttosto  che  al  compilatore,  a'  manoscritti,  di  cui  gli  era  dato  ser- 
virsi.  Questa  parte  del  lavoro  giova  al  giudizio  delP  umauesimo  boccaccesco 
ed  alla  storia  complessiva  della  filologia.  Siamo  ancora  a'  ruvidi  esordi 
dello  studio  degli  antichi:  ed  il  Boccaccio  manifesta  quasi  una  grossolana 
idolatria  verso  le  sue  fonti,  che  ancora  vieta  lo  svolgimento  delle  perso- 
nalitli  critica  indipendente,  da  cui  verra  una  piü  sicura  e  picna  reinte- 
grazione  del  classicismo,  un  piü  libero  movimento  del  pensiero,   quando  i 


a.  Company,  1901.  Cfr.  BSDIt.  IX,  271.  10)  O.  Zenatti,  Dante  e  Firenze: 
prose  antiche,  con  notc  illustrative  ed  appendici;  Firenze,  Sausoni,  |1902J  (nclla 
Bibl.  scolaatica  di  Classici  Italiani  dir.  da  G.  Carducci).  11)  JBRPh.  V,  Ji,  289. 
12)  O.  Hecker,  Boccaccio-Funde»  Stücke  aus  der  bislang  verschollenen  Biblio- 
thek des  Dichters  ecc. ;  Braunschwci^,  Westermann,  1902.  Cfr.  GSLlt.  XLIf, 
199  (Hauvette);  LBKiRPh.  XXIII,  22:]  (Wiene);  Ro.  XXXI,  17G  cc-c. 


II 120  Giovanni  Boccaccio.  1902. 

tempi  saranno  maturi.  Non  paga  dl  codeste  investigazioni  d*  ordine  interno, 
rautrice  persegue*poi  la  fortuna  del  trattato  boccaccesco,  discorrendo  de' 
traduttori  di  es80,  in  italiano,  in  ispagnuolo,  in  inglese,  in  tedesco;  e 
finalmente  de'  plagiari,  degl'  imitatori,  de'  conti  nuatori.  Lodevoli  dunque, 
tutt'  iusienie,  i  pregi  virili  di  questo  scritto  femminile :  ci6  che  parra 
scortese,  ma  ^  boccaccesco,  secondo  un*  osservazione  della  nostra  autrice^'). 

La  quäle  novera,  fra  le  altre,  anche  una  versione  spagnuola  del 
libro  «de  claris  mulieribus»,  come  poco  fa  s'avvertiva:  ma  della  rino- 
manza,  che  esso  libro  ottenne  in  Ispagna  si  occupa,  con  maggiore  lar- 
ghezza,  Bernardo  Sanvisenti  nel  volume,  che  indaga  ed  illustra  V  influenza 
esercitata  dalF  opera  delle  tre  corone  fiorentine  su  la  letteratura  spagnuola, 
durante  il  quattrocento.  Nel  cap.  VIII  V  autore  esainina  i  rapporti  del 
trattato  di  Alvaro  de  Luna  su  le  virtuosas  y  ciaras  mugeres  con  il 
«de  cl.  mulieribus»:  poi  quelli  di  altri  scritti  castigliani  e  catalaui  con  il 
^Corbaccio»,  che  fece  prevalere  nella  fama  iberica  del  nostro  poeta  quel 
carattere  misoginico,  il  quäle,  in  fondo,  contrastava  con  la  natura  sua  piü 
intima  e  schietta  d'uomo  e  di  scrittore**). 

II  ToLDO,  ripercorrendo  i  tempi  a  ritroso,  dallo  studio  della  commedia 
francese  nella  rinascenza  sali  a  quello  del  teatro  comico  presso  i  nostri 
fratelli  d'  oltr'  Alpe  durante  il  medioevo,  per  determinare  i  vincoli  della 
novella  e  della  farce.  Egli  persegue  veramente  V  iüflusso  della  novella 
su  la  conmiedia  anche  piü  in  lä  de'  limiti  del  medioevo,  lungo  la  rina- 
scenza e  nel  secolo  XVII:  anzi  egli  procede  a  coglier  l'eco  estrema  dell' 
antica  novella  nella  letteratura  scenica  fin  quasi  a*  d\  nostri.  Cosi  gli 
avviene  di  ricordare  molto  spesso  il  «Decamerön»,  sia  che  lo  additi  come 
fönte  immediata,  che  per  il  medioevo  b  piü  raro;  sia  che  ue  lumeggi 
comparativamente  i  temi  e  le  favole^^). 

Nel  chiuder  questi  cenni  su  la  fortuna  del  nome  e  dell'  opera  del 
Boccaccio,  mi  vien  fatto  di  rammentare  che,  lungo  la  vita  dello  scrittore, 
il  piü  fervido  amico,  oltre  che  della  persona,  della  fama  di  lui  fu  il 
Petrarca.  Or  bene,  come  va  che  il  Boccaccio  non  sia  noverato  fra  i 
poeti  volgari  nel  trionfo  d'amore?     Anche  il  Vossler,   nella   recensione 

13)  L.  Torret ta,  II  «Liber  de  claris  mulieribus»,  GSLIt.  XXXIX, 
252  8gg.  (Parti  I  e  II);  XL,  35  sgg.  (Parti  III  e  IV).  Cfr.  per  1' osservazione 
rammentata  or  ora,  p.  262  GSLIt  XXXIX.  Massime  su  gli  argomenti  sfiorati 
nella  prima  parte,  ci  sarebbe  non  poco  da  ridire:  ma  questa  non  vuol  essere  che 
una  rassegna  obbiettiva.  Benott  de  Sainte-More  o  de  Sainte-Maure^  se  roeglio 
piaccia:  non  de  Saint-More  (GSLIt.  XXXIX,  289).  14)  B.  Sanvisenti,  I 
primi  influssi  di  Dante  del  Petrarca  e  del  Boccaccio  suUa  letteratura  spagnuola; 
Milano.  Hoepli,  1902.  Notevole  1'  app.  II  con  la  notizia  ed  il  sommario  della 
versione  catalana  della  «Fiarametta»  (pp.  395—416).  Non  benevola  accoglienza 
fu  fatta  al  volume  del  S.  (cfr.,  per  es.,  RBLlt.  XIII,  199):  si  doveva  tuttavia 
considerare  che  questo  giovine  dava  in  quel  volume  il  primo  suo  saggio,  la  disser- 
tazione  dottorale,  per  buona  parte:  e  che  si  metteva  per  una  via  nuova  alle 
ricerche  de'  nostri  principianti.  15)  P.  Toldo,  Etudes  sur  le  th^tre  comique 
fran^ais  du  moycn  age  et  sur  le  röle  de  la  nouvelle  dans  les  farces  et  dans 
les  com^dies,  SFR.,  IX,  2  (fasc.  25),  pp.  181  sgg.  Cfr.,  per  es.,  pp.  183,  185, 
221,  234,  243,  253,  266  ecc.  ecc.  V.  pure  JBKPh.  Vif,  n,  267.  —  Per  le 
imitazioni  in  Francia,  ed  ancor  piü  in  Inghilterra,  dallc  novelle  italiane, 
massime  da  quelle  del  Bocc,  cfr.  altresl  F.  Flamini,  II  Cinquecento,  Milano 
1902,  p.  480.  —  Osservazioni  istruttive  e  qualchc  aggiunta  al  cit.  lavoro  del 
Toldo,   vedansi    iu    GSLIt.  XLII,   234—237. 


V.  Crescini.  II 121 

del  volume  dell'  Appel  su'  trionfi  petrarcbeschi,  accenna  al  problema,  e 
ripete  con  le  parole  del  suo  etesso  autore,  che  la  spiegazione  di  codesto 
silenzio  non  fu  trovata  ancora**).  Manif es  tarnen  te  il  Boccaccio  iion  aveva 
rinoinanza  tradizionale  ed  assodata  di  poeta  lirico. 

1908.  Giuseppe  Gerola  volle  deterniinai'e  quando  avvenisse  al 
Petrarca  e<l  al  Boccaccio  di  trovarsi  nel  Trentino.  Quest*  ultimo  dovette 
percorrere  1'  alta  valle  dell'  Adige  nel  recarsi,  ambasciatore  de'  Fiorentini 
alla  Corte  di  Lodovico  di  Brandeburgo,  durante  i  primi  due  mesi  del  1352, 
allorchö  il  cont«  del  Tirolo,  dalla  marca  brandeburgbese  trasferitosi  giü 
a  inezzogiorno,  aveva  posta  non  fissa  dimora  nella  zona  alpina,  aggirandosi 
per  il  Tirolo  e  la  Baviera  meridionale  ^'^)  Importante  b  poi,  nell'  ordine 
delle  indagini  biografiche,  lo  studio  del  Mass^ra  su  le  piü  anticbe  vite 
del  Boccaccio:  quella,  che  fu  elaborata  e  rielaborata  da  Filippo  Villani; 
il  compendio,  che  ne  trasse  niaestro  Domenico  Bandini  d'Arezzo;  i  pochi 
cenni  di  Siccone  Polenton;  T amplificazione  di  Giannozzo  Manetti.  La 
prima,  la  biografia  del  Villani,  non  solo  sta  innanzi  all'  altre  cronologi- 
camente:  si  anche  per  il  valore  storico.  II  bravo  Mass^ra  dimostra  che 
il  cancelliere  perugino,  il  lettore  di  Dante,  rifece  Lopera  sua  su  V  origine 
di  Firenze  e  su'  cittadini,  che  la  illustrarono;  dimostra  altresl  che  la 
versione  italiana  derivö  dal  rimaneggiamento ;  in  modo  che  il  problema 
delle  divergenze  fra  essa  versione  e  quello  de'  due  testi  latini,  ch'  era  prima 
il  piü  conosciuto,  si  risolva  con  lucidita  matematica.  Acquista  cosi  maggiore 
lume  e  saldezza  la  tradizione  della  nascita  del  Boccaccio  a  Parigi;  tra- 
dizione  corrispondente  alle  sicure  testimonianze  autobiografiche.  II  Villani 
assevera  legittima  quella  nascita:  ma  i  cenni  su  1'  amativita  gioconda, 
facilona,  scostumata  di  Boccaccio  padre,  e  su  V  abbandonarsi  alle  fiamme 
veementissime  per  la  giovinetta  parigina^  ove  s'  adombra  un  romanzo 
passionato,  e  quella  stessa  aggiunta  premurosa,  secondo  la  quäle  gli 
ammiratori  dello  scrittore  volevano  che  la  fanciulla  fosse  ßtata  condotta 
in  moglie  e  Giovanni  perciö  avesse  avuta  V  origine  piü  regolare  di  questo 
mondo;  destano  il  sospetto  che  qualche  voce  non  fosse  mancata  intorno 
alla  nascita  illogittima.  L'  inciso  della  biografia  Bandini  quamquam  alia 
commuJiior  sit  opinio,  confemia  codesto  dubbio:  od  h  T  esplicazione 
d'  un  senso,  che  all'  aretino  sembrasse  incluso  nelle  parole  del  Villani? 
Ci  vide  il  Bandini  quello  che  ci  vediamo  ora  noi;  od  era  giunta  a  lui 
pure  l'eco  di  quelle  voci,  che  abbiamo  poco  fa  supposte^®)?  II  Mass^ra 
off're  i  testi,  amorevolmente  curati,  delle  biografie:  ma  perch^  vuol  dire 
«critico»  anche  il  testo  della  redazione  autografa?  ...  Se  1'  autografo 
c'ö,  non  fa  piü  mestieri  tentare  di  ricostituirlo  criticamente!^^) 

Riguarda  gli  anni  ultimi  della  vita  del  Boccaccio,  quali  si  rispecchiano 
sconfortati  e  dolenti,  o  üanimanti  di  collere  generöse,  in  un  gruppo  di 
sonetti  (VI — XI  delle  stampe  del  Baldelli  e  del  Moutier),  uno  scritto  di 
Giuseppe  Gigli*®):    e  riprende  a  trattare    delle   rime   del    nostro  autore 

16)  K.  Vosaler,  nella  ZKPh.  XXVT,  352.  Cfr.  Appel,  Die  Triumphe  Fr. 
Petrarcas,  in  krit.  Texte,  Halle  a.  S.,  Niemeyer,  1901,  p.XIV.  17)  G.  Gerola, 
Petrarca  e  Boccaccio  nel  Trentino;  estr.  da  Tri.,  faec.  VIII;  Trento,  1903. 
18)  0fr.  il  mio  «Contributo»,  p.  30,  n.  19)  A.  F.  Massfera,  Le  piü 
antiche  biografie  del  Boccaccio,  estr.  da.  ZRPh.  XXVII,  298  sgg.  A  p.  308: 
^Segue  il    tcfito   critico  delle  diic  rcdazioni  della  biografia.  ..>     Zi))  G.  Gigli, 


II 122  Giovanni  Boccaccio.   1903. 

ViTTORio  Amedeo  Arullani,  ponendone  in  rilievo  i  pre^i,  superiori 
olla  fania,  e  sostenendo,  contro  altri,  che  non  manca  a  quelle  riine  una 
lor  propria  libera  movenza,  che  in  parte  le  riscatta  dall' accusa  della 
treppe  servile  imitaziene,  rispette  al  canzeniere  petrarchesco*^). 

Tra  le  cese  attribuite  al  Beccaccie  ö  pure,  come  egnune  sa,  Y  «Ur- 
bane»,  che  appartiene  al  cicle  favolese  di  Cestantine  magno.  Amos 
Parducci  fece  cenescere  ed  illuströ  una  redazione  della  leggenda  cestan- 
tiniana,  che  gli  parve  dever  perre  tra  le  fonti  del  raccento  pseude- 
beccaccesce  **).  Queste  per  debite  di  cronaca,  senza  punto  voler  nemmeno 
accennare  alla  questiene  se  la  novella  spetti  e  no  al  nestro  peeta. 

Ed  eccoci  ancora  a  ben  altre  nevelle:  a  quelle  del  «Decamerön;». 
Ci  si  fa  innanzi  di  nueve  un  comparatore  orniai  degno  di  stima  fidente 
e  di  sinipatia:  Pxetro  Toldo.  Siamo  alla  novella  II  della  giorn.  I, 
alla  cenversione  di  Abraani  giudee.  II  Toldo  addita  una  fönte,  non 
conosciuta  dal  Landau  e  dal  Cappelletti,  in  une  degli  aneddeti  trainan- 
dati  da  fitienne  de  Bourbon,  monace  francese,  vissuto  fin  verso  il  1261; 
fönte  piil  conforme  al  concetto  ed  alle  svelgimente  della  novella  boccaccesca 
che  il  selito  episodio  di  Saladino,  cempreso  nell'  «Avventureso  Ciciliano» 
di  Busene  da  Gubbie,  e  citato  da'  due  ricercatori  poce  fa  rammentati, 
senza  guardar  piü  eltre.  H  Boccaccio  non  avra  direttamente  attinte  alla 
raccolta  del  monace  francese,  le  cui  narrazioni  non  sogliono  essere  originali: 
derivö  ferse  il  raccento  sue  da  una  cemiine  sorgen te  o  dalla  tradizione 
orale.  Ben  fa  il  Toldo,  come  che  sia,  a  rilevare  gl'  indizi  manifesti  nella 
novella  boccaccesca  d'  una  prebabile  erigine  francese:  il  nome  stesso  di 
Giannetto  di  Civign),  la  dimora  a  Parigi  di  lui  e  di  Abraam,  il  battesimo 
di  costui  da  parte  de'  chierici  di  Noire  Dame,  Quante  alla  voce  tecca 
adoperata  da  Busene  da  Gubbie,  il  cui  raccento,  affine,  in  ogni  modo,  a 
quelle  del  Boccaccio,  appartiene  ad  un  cicle  cesi  diffuse  eltr'  Alpe,  a 
quelle  di  Saladino;  risale  indubbiamente  a  teche  del  francese  antico:  ma 
va  tuttavia  notato  che  quella  voce  era  entrata  ancer  prima  nell'  uso 
letterario  italiano.  Non  faceva  punto  mestieri  che  Busene  la  spiccasse 
proprio  allora  da  un  teste  eitanico,  ch'  egli  avesse  innanzi  gli  ecchi  *•"*). 

La  novella  IX  della  giorn.  II  entra  nel  gire  deUe  favele  ispirate 
dal  motivo  della  scommes^sa  su  la  virtü  d'una  donna:  dall'una  parte  si 
vanta  la  sua  inespugnabilita;  dall' altra  si  sfida  il  garante  e  si  fa  scom- 
messa  di  arrivare  a  sedurla  e  di  effrire  sicurissime  segnale  della  censeguita 
vitteria.  II  motivo  fu  glorificato,  eltre  che  da  quelle  del  Beccaccie,  dal 
genio  delle  Shakespeare,  nel   «Cimbeline»:  ed  e  tra  i  piü  attraenti  nella 

Di  alcuni  sonetti  del  Boccaccio,  in  MSCGraf,  pp.  48:^  sgg.  21)  V.  A.  Arullani, 
Pei  regni  dell' arte  e  della  eritica,  Nuovi  saggi;  Torino-Roma,  Roux  e  Viarengo, 
1903;  pp.  55—67.  Cfr.  GSLIt.  XLII,  252.  22)  A.  Parducci,  La  leggenda 
della  nascita  e  della  gioventü  di  Costaotino  Magno  in  una  nuova  redazione,  ucgli 
SRSFR.  I,  57  ßgg.  23)  P.  Toldo.  La  convei-sione  di  Abraam  giudee,  GSLIt. 
XLII,  355—359.  Del  resto,  il  Du  Möril,  Histoire  de  la  Poesie  Scandinave, 
p.  344,  non  esprime  per  suo  conto  ncssuna  opinione  circa  la  dipendenza  della 
novella  di  Abraam  da  quella  di  Saladino  nell'  «Avv.  Ciciliano».  Egli  non  fa 
che  citare  le  *  Novelle  letterarie»  del  1754  (per  isvista  forse  tipografica  1574), 
col.  545.  Per  tecca  da  teche,  cfr.  Körting,  Lat.-Rora.  Wort.*,  9331,  9346.  Anche 
il  Cappellctti,  Studi  sul  Dec.,  p.  293,  n.,  ponc  accanto  a  tecca  la  corrispondente 
voce  francese. 


V.  CreBcini.  H  128 

novellistica  univei'sale,  dove  conduce  ad  esaltare  la  donna  conie  vittinui 
soave  della  vanita  e  della  perfidia  degli  uomini,  per  opera  de'  quali  pre- 
valgono  e  la  ed  altrove  i  teini  iuvece  ed  i  pensieri,  che  la  donna  deprimono 
e  vituperano.  Illuströ  la  novella  boccaccesca,  riguardo  airorigine,  a' 
suoi  rapporti  con  altra  novella  anoniina  parimente  italiana,  e  del  trecento, 
al  posto  che  le  spetta  nel  coraplesso  del  ciclo,  il  Paris,  diffondendo  gli 
Ultimi  sprazzi  di  quella  dottrina  geniale,  che  lunganiente  raccomandera  la 
sua  memoria  air  ammirazione  de'  romaniäti.  Querto  egli  fece  opportuna- 
mente,  nel  contribuire  al  volume  giubilare  in  onore  di  Arturo  Graf;  ma 
non  fu  una  tale  ricerca  boccaccesca  se  non  parte  d'un  piii  vasto  lavoro 
sul  ciclo  intero  della  «acommessa»,  svolto  ne'  corsi  del  Collegio  di  Francia, 
e  pubblicato  nel  periodic©,  che  dovette  al  Paris  tanta  parte  deUa  sua 
fama**). 

La  scaturigine  lontana  del  racconto  boccaccesco,  relativo  al  tema  della 
«scommessa»,  fu  dal  Paris  supposta  nella  sua  terra  di  Francia:  anche 
lo  ZiNGARELLi  immaginö  che  fosse  transalpina  la  fönte  d'  un'  altra  narrazione, 
quella  di  Bergamino  uom  di  corte,  che  invano  attende,  impoverendosi,  la 
sospirata  liberalita  di  Cangrande  della  Scala  (I,  7);  poichö  gli  par\'e  che 
una  tal  condizioiie  trasparisse  dalle  cobbole  scambiate  fra  Ugo  di  sain 
Circ  e  il  visconte  di  Turenna;  e  ingegnosamente  congetturö  che  una 
7'axos  accompagnarfse  le  cobbole,  desumendo  da  queste  una  novella  espli- 
cativa,  onde  fosse  potuta  poi  derivare  quella  del  Boccaccio*'). 

ün  nuovo  scritto  di  T.  Cannizzaro,  che  fa  seguito  polemico  al- 
r  altro  piü  sopra  nienzionato  sul  lamento  di  Lisabetta  da  Messina,  ci 
conduce  ora  a  considcrarc  la  quinta  novella,  giornata  quarta,  del  «De- 
camerön».  Questa  non  sarebbe  stata,  secondo  V  acuto  pensiero  del  Can- 
nizzaro, che  la  raxos,  a  volere  di  nuovo  adoperare  la  voce  poc'  anzi  usata, 
perchö  quel  pensiero  sia  chiaro  tosto  a  chi  legge  ed  ha  competcniza  in 
cosi  fatte  materie;  la  ra^os  fantastica,  romanzosca  di  una  liriai  siciliana; 
frantcsa  nel  migrare  altrove,  massime  per  la  parola  grasta  «vaso  di 
fiori»,  mutatasi  in  grasca^  grcstu,  resta,  testet;  e  spiegat«  per  guisa  da 
suscitare  la  leggenda,  che  il  Boccaccio  riclaborö  nella  8ua  novella.  II 
Cannizzaro  difende  contro  il  D'Ancona  le  parti  varie  del  suo  commento: 
l'origine  messinese  della  poesia,  le  allusioni  sensuali,  Tipotesi  su  Toccasione 
storica  di  essa:  non  fa  invece  piit  motto  dell*  attribuzione,  prima  supposta, 
della  poesia  medesima  a  Mazzeo  di  Ricco,  l'antico  rimatore  di  Messma. 
A  proposito  della  quäle  attribuzione,  sorpreiide  come  fin  da  principio  non 
ne  apparisse  air  autore  la  stranozza  anacronistica.  Sarebbe  infatti  necessario 
immaginare  che  un  poeta  del  dugento  potesse  scrivere  su  fatti  fiel  1841, 
se  il  canto  di  Lisabetta  veramente  adombra  la  doglia  e  i  lanienti  di  Elisa- 
betta  legina,  moglie  di  Pietro  II  d'Aragona,  privativ,  per  golosia  del  re, 
del  suo  favorito  Matteo  Palizzi*''). 

Ma  lasciamo  il  cantore  messinese,  poich^*  il  C.  non  c'  insiste.  In 
cambio,    da    un    documento    relativo    alle    discordie,    che    nella    casa    di 


24)  G.  Paris ,  Le  comte  de  la  Gaqeure  dans  Boccacc,  MSCGraf,  pp.  107  sgg. ; 
Le  cycle  de  la  Gageure,  Ro.  XXXII,  481  sgg.     Su    la   nov.    boccacesca  v.  ivi. 
pp.  500 — 501.     25)  N.  Zingarelli,  Docuraentum  Liberalitatis,  per  nozze  Zin 
garelli-Iannotti ;  Napoli,  1903.    2(>)  V.  il  facile  appunto  anche  in  GSLIt.  XLII, 
2Ü0— 261. 

VollinöUer,  Rom.  Jahrersicbt  VIII.  a 


11  124  Giovanni  Boccaccio.    1903. 

Pietro  II,  tra  11  re,  da  un  lato,  e  il  fratello,  vicario  generale  <li  Sicilia, 
e  le  regine,  la  madre  e  la  moglie,  dall'altro,  avevano  accese  i  fratelli 
Palizzi,  Matteo  specialmente ;  come  da  oscure  memorie  di  una  regina  spa- 
gnuola,  ove  balena  il  nome  di  Lisabetta,  ancora  vive  ne'  canti  popolari  e 
ne'  giuoebi  infantili  delle  terre  messinesi;  egli  aggiunge  novelli  conforti  a 
riconnettere  il  pianto  per  il  furaniento  della  grasta  di  bassilico  al  romanzo 
amoroso  della  regina  di  Sicilia  e  del  suo  ministro,  strappatole  e  mandato 
in  bando.  Ma  nelle  deduzioni  del  C.  ö  sempre  troppo  sottile  il  ricamo 
della  fantasia.  Si  badi  perö  ch'  egli  non  ci  s'  infervora  al  punto  da  var- 
care  audacemente  i  limiti  concessi,  nell'  indagine  critica,  all'  ipotesi.  Quanto 
alla  spiegazione  principale,  che  l'essersi  testa  sostituito,  fuor  di  Sicilia, 
air  originaria  voce  paesana  gi^asta,  per  maggiore  chiarezza,  abbia  pol  fatto 
scambiare  Tinsolito  senso  di  «vaso  di  fiori»  {testa  e  troppo  latino,  e 
nell' uso  toscano  prevalse  te^to)  per  il  conuinissimo  di  «capo»;  e  che  di 
qui  sia  germogliata  la  leggenda  della  cara  testa  delFamante  sepolta  nel 
vaso  del  bassilico,  soave  erba  amorosa;  mi  sia  lecito  avvertire  che  mal 
sMntende  allora  come  mai  pot-esse  rimanere  incolume  ne'  due  primi  versi 
della  poesia,  citati  in  fondo  alla  novella  boccaccesca,  T  originaria  forma 
grasta  con  la  significazione  genuina  e  primitiva,  giacchö  il  novellatore 
mostra  di  saperla  tradurre  nella  voce  testo  corrispondente.  AI  tempo  del 
Boccaccio  F  equivoco  non  s'era  ancor  prodotto:  ed  in  t«l  caso  come  si 
sarebbe  formata  la  leggenda,  che  die  luogo  alla  novella?  Pote  forse 
continuarsi  V  antica  lezione  gi'asta  accanto  alla  nuova,  e  quest'  ultima, 
testa,  seguire,  per  suo  conto,  la  propria  via,  suscitando  la  immaginosa 
suggestione,  che  generö  la  tragica  leggenda?  II  Boccaccio  avrebbe  trovata 
cosi  da  una  parte  la  leggenda  sorta  dall'  equivoco ;  dall'  altra,  la  canzone 
autentica  senzo  equivoco  alcuno:  ne  sarebbe  venuta  una  specie  di  con- 
taminazione.  O  non  fu  piuttosto  la  leggenda,  magari  nella  forma  conferi- 
ü^le  ormai  dal  Boccaccio,  la  causa  genetica  della  Variante  testu  in  luogo 
della  lezione  originaria?  Accenno,  interrogo  e  passo,  perchö  la  rapida 
obbiettivita  di  questa  raSvsegna  non  suol  concedere  indugi  e  ricerche.  Basti 
solo  ch'  io  noti  come  il  v.  52  della  poesia,  secondo  il  ms.  laurenziano  38, 
PL  XLII, 

fosse  chi  IIa  mi  rinsegnar  di  voglia, 
intorno  al  quäle  si  sofferma  e  discute  il  C.  nel  secondo  suo  scritto,  p.  19, 
contiene  probabilmente  un  altro  esempio  di  quella  rara  forma  dell'  antico 
italiano,  che  rispecchiava  il  futuro  esatto  ed  il  perfetto  congiuntivo  della 
flessione  verbale  latina;  forma  viva  sempre  nello  spagnuolo  e  nel  por- 
toghese,  come  nel  macedo-rumeno  e  una  volta  anche  nel  daco-rumeno  o 
nel  veglioto.  Dalla  8  ps.  sg.  -arit,  in  cui  morfologicamente  confluivano 
i  due  tempi  Intini,  vennero  all'  italiano  -are,  -ar,  ossia  un  apparente 
infinito  di  I  conjugazione.  II  v.  pertanto  sonerebbe:  <  fosse  chi  la  m'  indi- 
casse  .  .  .»^'). 


27)  T.  Oannizzaro,  Lettera  al  prof.  A.  D*Ancona;  Messina,  1903.  La 
precedente  mem.  s'intitolava:  II  lamento  di  Lisabetta  da  Messina  e  la  leggenda 
del  vaso  di  basilico  nella  nov.  V,  giorn.  IV  del  «Decanieron>;  Catania-Messina, 
1902.  La  recens.  D' Ancora  era  in  RBLIt.  XI,  124:  e  cfr.  lo  stesso  D'Ancona, 
La  ])oe8ia  pop.  ital.,  2  ed.,  Livorno,  Giusti,  1900,  pp.  23—24.  Nella  n.  2,  p.  24, 
il  D'A.  oivdc   proforibilo    per  cagion   di  rima  gresta,  resta  a  r/rasta ;    ma  -asta 


V.  Crescioi.  11125 

E  paHäianio  ora  a  qualchc  ceinio  finale  su  la  fortuna  delle  opere 
del  Boccaccio.  Leggero,  incompleto,  inesatto,  anche  a  considerarlo  come 
lavoro  divulgativo,  secondo  Tautor  suo  volle  che  fosse,  lo  scritto  di 
P.  BoROHESi  intomo  al  Boccaccio  ed  al  Chaucer*®).  Ma  per  fortuna  in 
questa  rubrica,  a  proposito  de'  rapporti,  onde  si  collegano  le  creazioni 
del  poeta  italiano  e  quelle  dell'  inglese,  abbiamo  tosto  a  ricordare  un 
saggio  del  Bajna,  su  le  fonti  della  novella  chauceriana  attribuita  al 
«possidente» :  nel  quäle  saggio,  ch'^  come  un'  appendice  alle  ricerche  8u 
le  questioni  amorose  del  «Filocolo»,  si  confuta  la  conclusione  dello  Scho- 
(ield  circa  la  indipendenza  del  testo  inglese  dalla  storia  di  Tarolfo  nella 
questione  IV  e  di  messere  Ansaldo  nella  novella  V,  giornata  X,  del 
«Decamerön».  II  filologo  italiano  ribadisce  inoppugnabilmente  Tantica 
opinione  che  faceva  derivare  dalle  non  confessate,  anzi  dissimulate,  fonti 
boccaccesche  il  Franklin' s  Tale^^). 

Sarebbe  molto  interessante  una  compiuta  ricerca,  la  quäle  perseguisse 
la  fortuna  del  Boccaccio  in  Francia.  Contribuiva  al  futuro  libro  l'operoso 
Hauvette,  dedicando  la  tesi  latina,  prescritta  dall'  uso  francese  a'  laure- 
andi,  appunto  ad  una  parte  di  codesto  soggetto:  la  vita  e  gli  scritti  di 
Loren zo  de  Premierfait;  che  fu  primo  a  volgere  in  francese  alcune  delle 
opere  del  Boccaccio.  Pochissimo  sappiamo  delle  vicende,  dell'indole,  de' 
costumi  dell'  antico  boccaccista  transalpino.  Intanto  questo :  che  fu  di 
Champagne,  chierico  della  diocesi  di  Troyes:  e  che  mort  a  Parigi  nel 
1418.  Altre  notiziuole  spigola  il  ricercatore  di  su'  mss.  contenenti  le 
versioni  del  Premierfait.  Nel  1400  fu  compiuta  la  versione  del  «De 
casibus  virorum  illustrium»;  anzi  proprio  il  sabato  13  novembre  di  quel- 
l'anno:  e  venne  dedicata  ad  un  oonsigliere  di  re  Carlo  VI  di  Francia, 
Jean  Chanteprime,  membro  del  parlamento  di  Parigi  dal  1376,  decano 
della  chiesa  di  cola,  vissuto  fino  al  1414  tra  gli  uffici  e  i  buoni  studi. 
Cinque  anni  depo,  troviamo  il  volgarizzamento  del  «De  Senectute»  di 
Marco  TuUio  essere  stato  dedicato,  e  proprio  il  5  novembre  (mese  fatale 
delle  dediche  per  il  chierico  umanista  e  boccaccista;  se  altri  mesi  non  si 

ed  -esta  abbiamo  anche  nel  rimalmezzo  del  v.  7,  ms.  laurenz.  38,  PI.  XLII,  ed. 
Alvisi,  Canzonette  antiche,  Firenze,  1884,  p.  24 ;  con  la  riconferma  di  -asta  per 
la  replicazione  del  v.  finale  nelP  inizio  della  str.  seg.,  secondo  il  tipo  delle  cobtas 
capfinidas.  Ciö  che  non  sorprende,  chi  ripensi,  per  es.,  -anza:  -enza,  tra  la 
1  e  la  2  Str.  del  sirventese  de'  Geremei  e  de'  Lambertazzi.  Che  l'esordio  sia 
stato  omesso  ne'  rimaneggiamenti  (Alvisi,  pp.  27,  32),  appunto  per  evitare  la  ruvi- 
ditä  primitiva  della  imperfetta  riraa  -asta:  -esta,  dove  non  era  altrimenti  riduci- 
bile,  in  fondo  alla  1  str.?  —  Biguardo  alla  forma  rinsegnar  ed  alla  spiegazione 
da  me  pensata,  v.  Canello,  nella  «Riv.  di  Fil.  Rom.»,  I,  46  sgg.;  Meyer- Lübke, 
Gramm,  der  rom.  Spr.,  II,  358;  III,  140;  De  LoUis,  ne'  BRPhMuss.,  pp.  1  sgg.; 
Crescini,  ZRPh.  XXXIX,  619.  28)  Peter  Borghesi,  Boccaccio  and  Chaucer, 
Bologna,  Zanichelli,  1903.  Cfr.  p.  es.  H.  Hauvette.  nella  BD.  del  Suttina, 
II,  1,  pp.  93—94.  Cito  ma  non  conosco  G.  L.  Hamilton,  The  indebtedness 
of  Chaucer's  Troilus  and  Criseyde  to  Guido  dalle  Colonnes  Historia  Troiana, 
New  York,  1903.  29)  P.  Rajna,  Le  origini  della  novella  narrata  dal  «Franke- 
leyn»  ne'  «Canterbury  Tales*  del  Chaucer,  Ro.  XXXII,  204  sgg.  Cfr.  del  R. 
stesso  il  lavoro  cit.  sopra,  n.  3;  p.  47,  n.  2.  E  v.  ora  anche  L.  Foulet,  Le 
prologue  du  «Franklin's  Tale»  et  les  Lais  bretons,  ZRPh.  XXX,  698  sgg.;  dov'e 
parimente  respinta  1'  autenticitä  della  fönte  brettone  assegnatasi  dal  Chaucer. 
Aggiungasi  la  citaz.  di  W.  H.  Hchofield,  Chaucer's  Franklin's  Tale,  Baltimore, 
1901;  da  PMLA.,  XVI,  3. 

9- 


II 126  Givanni  Boccaccio.    1903, 

vcdessero  da  lui  notati  altrovo^  per  coiisimili  ragionÜ),  ad  un  piCi  cccelso 
personaggio,  alle  zio  maierno  del  re  stesso,  al  duca  liuigi  di  Bourbon. 
Costui  fu  cof^i  contento  del  lavoro  e  della  dediea,  che  alle  stesso  traduttore 
commise  di  volgergii  in  francese  dal  latino  di  Tullio  medesimo  il  «De 
Aniicitia».  Quest' ultima  fatica  iion  ebbe  com pimento  che  piü  tardi  assai, 
iiel  1416;  e  frattanto  avvenne  che  il  j)rincipe  committente  se  ne  andassse 
air  altro  mondo.  Ma,  rimanendo  pure  in  questo  di  qua,  non  possiamo 
seguire  punto  per  punto  la  diligente  ricostnizione  biografica  dell'  Hauvette: 
il  quäle,  in  queste  sue  pagine,  per  quanto  sobrie  ed  austere,  ci  rianima 
qualche  parte  della  Parigi  cortigianescamenü)  erudita  e  letteraria  de'  prin- 
cipi  del  secolo  XV,  che  stacchera  anche  la  Francia  dal  medioevo  e 
r  avvierä  alla  rinascenza  classica :  che  vuol  dire,  in  f ondo,  a  subire  V  im- 
pero  spirituale  deiritalia  su  tutta  Europa.  Lorenzo  de  Pi-emierfait  non 
si  restrinse  alFattivitÄi  modesta  di  traslatore:  venne  giudicalo  da'  con- 
temporanei  ;;oe/a  et  orator  eximins:  e  ci  i-esta,  per  esempio,  un  suo 
carme  latino  in  lode  del  Boccaccio,  che  non  ha  tuttavia  se  non  valore 
storico,  quäle  documento  dell*  opinione  e  delle  notizie  che  i  letterati 
parigini  avevano  del  grande  italiano,  non  molti  anni  dopo  la  sua  morte 
e  quando  incominciava  la  storia  mondiale  della  sua  fama.  Si  conoscevano 
soprattutto  le  opere  latine  del  Boccaccio  e  le  cento  novcUe,  dalle  quali 
il  Premierfait  separa,  noverandolo  prima  e  come  cosa  a  so,  il  racconto  di 
Griselda;  ci(^  che  va  rilevato  conie  un  altro  segno  della  particolare  cele- 
brita  della  favola  eroica  e  pietosa,  fatta  piü  insigne  dalla  traduzione  latina 
del  Petrarca:  mentre  le  altre  scritture  volgari  non  pare  che  nemmen  sieno 
accennate  nella  didar^calia  preniessa  al  carme.  Naturale  che  fossero  oltr' 
Alpi  pregiate  le  opera  latine  del  Boccaccio  e  del  Petrarca  prima  e  meglio 
che  gli  scritti  volgari,  chi  pensi  come  allora,  fra  il  trecento  e  il  quattro- 
cento,  r  italiano  fo^se  in  Francia  ignorato,  mentre  il  latino  si  spandeva 
universalmente  inteso  nella  internazionale  societa  de'  dotti.  L'  Hauvette 
aggiunge  anche  quest'  altra  ragione:  il  «Decamerön»  e  il  canzoniere 
petraixjhesco  avevano  in  s^  Taiiima  della  eta  nova,  che  la  rediviva  anti- 
chita  stava  per  finir  di  schiudere  al  mondo:  mentre  le  opere  latine  del 
novellatore  e  del  lirico  meglio  si  conformavano  a'  sensi  ed  a'  giudizi  del 
medioevo:  e  i  Francesi  erano  ancora  dentro  al  ciclo  mentale  di  quell'  epoca. 
Ci  sarebbe  da  ridire  parecchio  circa  la  non  medievalita  delle  novelle 
boccaccesche  e  delle  liriche  petrarchesche.  L' Hauvette  non  fa  qui  che 
ripetere  un  vecchio  concetto  o  preconcetto  della  critica  impressionista.  E 
poi  non  contraddice  a  codosia  idea  V  avere  precisamente  il  Premierfait 
volto  in  f rance.se,  oltre  al  <'De  casibus  virorum  illustrium»,  il  «Decamerön»? 
Vale  invece  V  altra  ragione,  la  prima,  quella  doli'  ignoranza  del  volgare 
italiano  da  parte  do'  Franccsi:  e  invero  il  Premierfait  non  tradusse 
direttamente  dal  testo  originale  il  cof)ohivoro  boccaccesco:  si  ebbe  bisogno 
che  un  frate  d'Arezzo  glielo  facesse  latino,  per  potere  alla  sua  volta  dal 
latino  tramutiirlo  in  francese.  Ottenne  maggiore  fortuna  il  morale  trattato 
su  la  caducita  delle  umane  grandezze,  che  1' immorale  volume  indulgente 
alle  umane  debolezze:  ma  conviene  avvertire  che  la  predilezione  s'avvera 
di  mezzo  ad  un  circolo  timorato  e  capato  di  signori  e  di  preti  letterati, 
il  cui  giudizio  o  pregiudi/.io  non  puo  avere  un  valore  molto  esteso,  che 
ci  abiliti  a   troppo   gravi    conclusioni    d' online   generale.     Come   che    sia, 


L.  Piccioni.  H  127 

nutriti  e  bene  elaborati  sono  i  (lue  capitoli  su  le  traduzioiii  del  «De 
ciisibus»  e  del  «Decanierön» :  cosi  pure  quello  che  riguarda  la  versione 
francese  del  «De  claris  mulieribus»,  che  il  nostro  autore  inostra  essere  stata 
non  giustamente  attribuita  allo  stesso  Preinierfalt.  Degno  insonima  anche 
questo  sagglo  della  fama,  onde  gode  T  Hauvette  fra  i  boccaccisti;  n^  solo 
fra  costoro^®). 

Adoratore  deir  Italia,  della  sua  lingua,  della  sua  letteratura  fu  Walter 
Savage  Landor,  che  qui  ricerco  ansioso  e  bevve  l'aura  ideale,  onde 
Tanima  sua  sentiva  irresistibile  bisogno.  Lunghissime  dimore  fece  egli 
iiel  bei  paese :  s'  insigiiori  del  nostro  idionm  cosi  da  parlarlo  e  scriverlo 
con  disinvolta  facllita:  studio  passiona tarnen te  la  nostra  letteratura  dalle 
origini  a'  principi  del  suo  secolo,  il  XIX,  prediligendo  Dante  e  il  Tre- 
cento.  Povero,  sfortunato,  vecchio  rivenne  quaggiü,  nella  patria  sua 
spirituale,  ed  a  Firenze  chiuse  gli  occhi  al  nostro  bei  sole,  per  sempre, 
il  7  settembre  1864.  Johannes  Auer  volle  rintracciare  ed  illuströ  le 
testimonianze,  palesi  nell' opera  letteraria  del  Land or,  delle  influenze  che 
SU  la  sua  fantasia  e  su  la  sua  arte  escrcitarono  i  tre  eroi  della  conquista 
geniale  del  mondo  operata  dall*  Italia  risorgente,  nel  trecento,  Dante,  il 
Boccaccio,  il  Petrarca.  II  Boccaccio  fu  entusiasticamente  ammirato  dal 
Landor,  che  non  esitava  a  porlo  innanzi  agli  altri  due  (di  che  il  Boccaccio 
stesso  sarebbe  stato  il  priino  ad  aver  nieraviglia);  e  lo  fe'  protagonista 
d'una  trilogia  e  di  tre  dialoghi,  e  lo  imitö  coniponendo  certe  sue  novelle^^). 
Episodio  anche  questo  d'  una  storia  ett^na,  che  narra  V  amore  del  mondo 
per  r  Italia,  fatta  cara  e  sacra  dal  duplice  fascino  della  natura  e  del- 
r  ingegno. 

P.  S.  A  coinpleuiento  delle  mie  note  vale  anche  per  gli  anni 
1902 — 1903  la  rieca  Bibliografia  bocciiccesca  di  G.  Traveröari,  or  ora 
uscita,  Citta  di  Castello,  1907,  pp.  130—146;   195—196. 

Padova.  V.  Crescini. 

Letteriitara  italiana  del  sec.  XYIII.  1904.  Opere  generali 
e  hihUograflche.  —  La  rapida  e  merit^^ta  fortuna  che  s'ebbe  nelle 
scuole  la  Storia  della  letteratura  italiana  di  Vittorio  Rossi^),  ha  pro- 
curato,  a  due  anni  di  distanza  dalla  prima,  una  seconda  edizione 
riveduta  del  III^  volume,  che  comprende  appunto,  sotto  il  titolo  di  Eta 
moderna,  la  storia  lettcraria  del  periodo  di  transizione  (1575 — 1763)  e 
la  restante,  che  tocca  la  seconda  nieta  del  sec.  XVIII  e  tutto  il  secolo 
successivo:  opera  organica,  dettata  con  metodo  lodevolissimo  e  in  forma 
piana  e  piacevole,  che  si  raceomanda  alla  lettura  ed  aUo  studio  anche  di 
chi  non  frequenti  una  scuola  di  lettere  ed  abbia  la  mente  volta  ad  altre 
occupazioni.  E  un'  altra  pubblicazione  voglio  ricordare,  che  puö  a  tutti 
riuscire  di  gradita  e  interessante  lettura,  ed  h  particolarmente  utile  allo 
studioso  del  sec.  XVIII:    le  Lettres  familiäres  6crites  d'Italie  en 

30)  H.  Hauvette,  De  Laurentio  de  Primofato  (Laurent  de  Premierfait) 
qui  primus  loannis  Boccaccii  opcra  quacdam  guilice  traostulit  incuntc  saeculo 
aV  etc.;  Parisiis,  MCMIII.  31)  Johaones  Auer»  Walter  Savage  Landor  in 
seinen  Beziehungen  zu  den  Dichtern  des  Trecento  Dante,  Boccaccio,  Petrarca 
(DisfH'rtaz.  dottorale  di  Münster),  Rheydt,  1903. 

1)  Milano,  Vallardi,  1904. 


II  128  Letteratura  italiana  del  sec.  XVIII.    1904. 

173  9  et  1740  par  Ch.  De  Brosses,  di  cui  R.  Colomb  ha  fatta 
una  quinta  edizione^),  accompagnata  da  note  e  da   uno  studio  biografico. 

Staria  del  costume  e  della  cultura.  —  Buon  argomento 
ebbe,  senza  dubbio,  alle  niani  G.  Natali  trattando  de  La  guerra  e  la 
pace  nel  pensiero  italiano  del  sec.  XVIII^),  e  seppe  infatti  offrire 
uno  studio  diligente  e  curioso,  specialmente  per  le  testinionianze  che 
raceolse,  ricordando  fra  i  difensori  della  pace  il  Parini,  TAlfieri  e  il 
Goldoni,  pel  quäle  ultimo  non  ebbe  che  a  riassuniere  uno  scritto  di 
G.  Brognoligo  su  II  Goldoni  e  la  guerra*).  E  F argomento  scelto  dal 
Natali  mi  richiama  alla  menzione  di  un  altro  studio,  che  ha  con  quello 
certe  relazioni  di  pensiero:  lo  studio  di  G.  Macc^hioro  su  Teorie  e 
riforme  econoraiche,  finanziarie  ed  amministrative  nella  Lom- 
bardia  del  sec.  XVIII ^).  fi  noto  conie  nella  seconda  meta  del  Sette- 
cento  il  malcontento  serpeggiava  in  quasi  tutti  gli  Stati  d*  Europa,  e  nel- 
Tanimo  di  tutti  s'erano  venuti  maturando  il  presentimento  e  Taugurio  di 
quei  mutamenti  radicali,  ai  quali  aveva  cooperato  e  andava  efficacemente 
cooperando  T  enciclopedisnio  francese').  Specialmente  la  Lombardia  offre 
in  questo  tempo  uno  spettacolo  meraviglioso  del  rifiorire  delle  scienze  e 
delle  lettere,  col  Beccaria  e  col  Parini,  con  Pietro  Verri,  con  Pompeo 
Neri,  con  G.  R.  Carli,  con  G.  B.  Gherardo  D'Arco;  e  il  Macchioro  esa- 
mina  appunto  accuratamente  le  teoriche  economiche  degli  scrittori  lom- 
bardi  e  ricerca  Tazione  pratica  ch'  essi  svolsero  in  questo  secolo,  coine 
uomini  di  governo,  nel  riordinamento  ammini^trativo  e  finanziario  della 
Lombardia. 

Alla  storia  della  cultura,  specialmente  artistica,  del  sec.  XVIII 
offerse  un  buon  contributo  anche  U.  SegrI:  col  volume  su  Luigi  Lanzi 
e  le  sue  opere''),  in  cui,  toccata  brevemente  la  biografia  dello  scrittore 
marchigiano,  s'estese  soprattutto  sui  vari  scritti  di  quel  pregevole  storico 
dell'arte  pittorica;  e  non  meno  buon  contributo  diede  A.  Bertarelli, 
studiando  I  libri  illustrati  a  Venezia  nei  secoli  XVII  e  XVIII*). 
II  periodo  di  gloria  pel  libro  illustrato  comincia  infatti  nel  sec.  XVIII, 
e  Venezia  tiene  il  primato;  e  il  Bertarelli  ricorda  appunto  gli  Zucchi,  i  primi 
che  in  Venezia  dessero  nel  Settecento  un  impulso  veramente  artistico 
air  illustrazione  del  libro,  i  Remondini  di  Bassano,  e  molti  altri,  di  cui 
il  Bertarelli  offre  riprodotte  anche  le  piü  celebrate  incisioni.  —  Quanto 
air  arte  della  musica  e  alla  sua  storia,  sono  assai  importanti  i  documenti 
nuovi  e  le  lettere  inedite  di  Giuseppe  Tartini  a  G.  R.  Carli,  che 
pubblicö  B.  ZiLiOTTO®).  —  Difettosa  preparazione  bibliografica  e  scarsa 
novita  di  ricerche  e  di  apprezzamenti  sono  invece  in  quella  Storia 
delle  idee  estetiche  in  Italia*%  in  cui  A.  Rolla  tratt<>,  per  quanto 
si  riferisce  al  sec.  XVIII,   del  Gravina,   di  Antonio  Conti,    del  CesarotU, 

2)  Paris.  Perrin,  1904.  3)  In  IM.,  ottobre  1904.  4)  In  RIt.,  aprile  1902. 
5)  Cittä  di  Castello,  Lapi,  1904.  6)  AI  quäl  proposito  giova  pure  ricoixiarerarti- 
colo  di  V.  Rössel,  Une  cncycJop^die  romande  au  dix-huiti^me 
sifecle  (in  BUR8.  no.  108  an.  1904),  in  cui  ßi  parla  del  romano  Fortunato 
Bartolomeo  De  Feiice,  che  pubblic5  in  Svizzera  una  enciclopedia,  suUa 
quäle  ^  uscito  nel  1903  uno  studio  speciale  di  E.  Maccaber,  che  non  mi  h  rtato 
poßsibile  rintracciare.  7)  Assisi,  Tip.  Metastasio,  1904.  8)  In  RBA.  XIV,  3—4, 
9)  G.  R.  Carli  e  Giuseppe  Tartini;  in  PL,  II,  7.     10)  Torino,  Bocca,  1904. 


L.  Piccioni.  H  129 

(lel  Vico,  attenendosi,  piö  che  ad  altro,  a  lavori  giä  fatti  (di  alcuno  dei 
quali  ho  giä  dato  iiotizia  nei  rendiconti  precedenti),  raentre  suU'  estetica  dell'  Ar- 
cadia,  di  cui  van  considerati  principali  rappresentanti  il  Oescimheni  e  il 
Muratori,  non  espose  idee  ne  chiare  nh  precise:  peccato  davvero,  perchfe 
il  tema  era  ed  h,  seiiza  dubbio,  uno  de'  piü  attraenti  e  de'  piü  interessanti! 
A  dare  un'  idea  delle  condizioni  della  cultura  in  Italia  nel  sec.  XVIII 
valgono  efficacemente  quelle  ricerche  che  sono  volte  a  dar  notizia  del- 
r  istruzione  pubblica  e  delle  scuole,  e  delle  quali  abbiamo  in  quest'  anno  da 
ricordare  parecchie  non  trascurabili,  che  si  riferiscono  a  diverse  regioni 
italiane.  Cosi  S.  Romano,  ripigliando  un  tema  in  parte  giä  trattato  e  di 
cui  ho  giä  avuto  occasionc  di  dar  notizia  nel  rendiconto  precedente, 
s'occup(>del  Riordinamento  degli  studi  nel  Piemonte  promosso 
nel  sec.  XVIII  da  due  illustri  siciliani  ^^):  i  giureconsulti  e  letterati 
Nicola  Pensabene  e  Francesco  D'Aguirre,  che  Vittorio  Amedeo  II 
incaricö  di  quel  riordinamento,  da  cui  usci  il  20  novembre  1720  la 
nuova  UniversitÄ.  Dei  due  rifonnatori,  il  piü  noto  e  indubbiamente  il 
D'Aguirre,  il  quäle  invitö  da  Modena  il  Tagliazucchi  docente  di  eloquenza, 
e  G.  V.  Gravina,  che  mori  disgraziataniente  per  viaggio  nel  1718;  ma 
le  notizie  che  in  proposito  ci  da  il  Romano,  sono  in  gran  parte  dovut« 
agli  studi  dei  Vallauri  e  non  hanno  gran  sapore  di  novitä.  Sicchö,  per 
questo  rispetto,  son  piü  pregevoli  le  notizie  che  lo  stesso  8.  Romano  ci 
ha  date  su  Libri  di  metodica  e  di  pedagogia  pubblicati  in 
Sicilia  nel  1700  e  nella  prima  metä  dei  1800"),  discorrendo  di 
parecchi  scritti  che  giovarono  a  diffondere  la  cultura  specialmente  neue 
classi  medie  e  inferiori  dei  popolo  siciliano.  —  Di  Alcuni  pedagogisti 
veneti  dei  secoli  XVIII  e  XIX^^),  a  torto  dimenticati  nella  storia 
della  pedagogia,  tratto  utihnent«  G.  Fabris,  dando  notizie  della  loro  vita 
ed  esaminandone  le  opere  e  le  teoriche  pedagogiche:  siecht  per  merito 
suo  converrä  d'ora  innanzi,  nella  esigua  schiera  dei  pedagogisti  veneti  dei 
sec.  XVIII,  che  motte  capo  a  Gaspare  Gozzi,  teuer  conto  anche  di 
Giacomo  Pellizzari  (1782—1817),  di  Giovanni  Scola  (1737—1820) 
e  di  Agostino  Vivorio  (1743 — 1822).  Nomi  questi,  senza  dubbio, 
oscuri  e  certo  non  degni  di  grande  fama,  specialmente  se  noi  li  poniamo 
accanto  a  quello  di  Gaetano  Fi  lange ri,  da  cui  gli  uomini  della  Rivo- 
luzione  appresero  certamente  assai  piü  di  quanto  si  possa  comunemente 
pensare.  Sicchö  ben  fece  G.  Nisio,  studiando  G.  Filangeri  e  i  peda- 
gogisti della  rivoluziohe  francese^*),  a  considerare,  con  diligenza 
ed  acume  encomiabili,  T  influsso  che  esercitö  il  quarto  libro  della  Scienza 
della  Legislazione,  riguardante  Teducazione,  i  costurai  e  T istruzione 
pubblica,  e  a  dimostrare  le  tracce  evidenti  dello  spirito  rifomiatore  dei 
Filangeri  nei  disegni  di  legge  sopra  1' istruzione  pubblica  nella  Francia 
di  quel  tempo,  per  conchiudere  che  quel  libro,  pur  con  tutti  i  suoi 
innegabili  difetti,  ^  la  concezione  pedagogica  e  giuridica  piü  originale, 
piü  compiuta,  piü  importante  e  piü  conforme  allo  spirito  democratico  della 
societä  modern a,  che  il  sccolo  XVIII  ci  abbia  lasciato.  —  Finalmente 
su    L'istruzione    pubblica    in    Pisa    nei    secoli    XVI,    XVII    e 

11)  In  ACISS.  vol.  XI;  Roma,  Loescher,  1904.       12)  Ibidem.       13)  Vi- 
cenza,  Rumor,  1904.     14)  In  RIt.,  febbraio  1904. 


II  180  Letteratura  italiana  del  sec.  XVIII.    1904. 

XVIII  ^'^j  raccolse  un  opuscoletto  di  appunti,  da  docunienti  deir  archivio  di 
Stato  pisano,  A.  Segrä,  il  quäle,  proseguendo  e  approfondendo  le  sue 
indagini,  potrebbe  trovar  niateria  ad  un  buono  ed  utile  libro:  cosi,  le 
notizie  che  ci  da  sono  scaree,  e  a  me  bastera  notare,  a  propopito  del 
sec.  XVIII,  ch'egli  acceiina  ai  programmi  di  latino,  di  rettorica  e  d'altre 
materie,  alle  numerose  vacanze,  alle  coiidizioni  degV  insegnanti,  tutt'  altro 
ehe  liete  anche  allora,  alF  indiseiplina  e  al  numero  degli  Scolari,  i  quali 
erano  nel  1740  trentacinque  in  tutto,  nia  andarono  poi  gradatamente  e 
costantemente  crescendo. 

Anche  la  fortuna  e  la  fama  dei  gi-andi  poeti  del  passato  sono  un 
buon  indice  della  cultura  di  un  secolo;  e  a  due  specialniente,  fra  i  piü 
grandi  che  V  umanita  possa  vantare,  dobbiamo  tener  V  occhio :  Shakespeare 
e  Dante.  Chi  ha  studiato  La  fama  dello  Shakespeare  nel  secolo 
XVII I^*)  in  Inghilterra,  in  Francia,  in  Germania  e  in  Italia,  ^  stato 
G.  ScHiAVELLO;  ma  la  sua  opera  h  troppo  superficiale  e  non  svolge, 
come  dovrebbe,  V  arduo  ma  importantissimo  tenia.  A  dare  un'  idea  chiara 
e  sicura  della  fama  che  il  poeta  d'Otello  ebbe  tra  noi,  non  basta  far 
menzione  e  dar  notizie  di  quegli  Italiani  che  lo  conobbero  e  Papprezzarono: 
di  Antonio  Conti,  su  cui  perö  lo  Shakespeare  non  ebbe  nessun  influsso; 
di  Paolo  Rolli  che,  com'  h  noto,  difese  lo  Shakespeare  contro  il  Voltaire; 
di  Carlo  Goldoni;  di  Alessandro  Verri;  di  Giuseppe  Barett),  famoso  i)el 
suo  violento  Discours  sur  Shakespeare  et  sur  monsieur  de  Voltaire;  di 
Lorenzo  Pignotti,  autore  del  poemetto  su  La  tomba  di  Shakespeare;  e,  giü 
giü,  dell'Alfieri,  del  Monti  e  va  dicendo;  ma  convien  pure  indagare,  con 
sottile  e  acuta  analisi,  i  rapporti  di  pensiero  e  di  gusto  e  le  riposte  ragioni 
da  cui  mossero  talvolta  l'ammirazione  e  le  difese,  e  i  legami,  spesse  volte 
non  facilmente  visibili,  fra  quell' arte  e  la  nostra;  senza  di  che  1' opera 
minaccia  di  riuscire  in  gran  parte  vana,  specialniente  se  t^  venuta  forman- 
dosi,  come  questa,  da  compilazioni  varie  d'opere  precedenti  su  questo  o 
SU  quest' altro  scrittore.  —  Quanto  all' Alighieri,  non  toccherö  deirarti- 
colo  Su  i  detrattori  di  Dante  nel  Sottecento,  che  P.  Pardücci 
ha  raccolto  in  un  suo  volume  di  Spigolature  letterarie*')  e  che^ 
come  r altro  suUe  Controversie  linguistiche  nei  secoli  XVIII  e  XIX, 
ö  composto  di  notizie  d' accatto  infioratc  d' inesatt^zze;  e  m' accontenterö 
di  accennare  a  quell'  utilissima  pubblicazione  dirctta  da  G.  L.  Passerini, 
Dantisti  e  Dantofili  dei  t^ecoli  XVIII  e  XIX,  che  si  viene  da 
quattro  anni  stnmpando  a  fajscicoletti,  colla  collaborazione  di  parecchi 
Studiosi,  e  ch'e  certo  un  buon  contributo  alla  storia  della  fortuna 
di  Dante:  una  serie  di  biografie,  accompngnate  anche  da  buoni  ritratti  e 
da  copiose  e  diligenti  notizio  bibliografiche,  delle  quali  appartengono  finora 
al  sec.  XVIII  quelle  di  Carlo  D'Aquino,  Girolamo  Tartarotti,  Francesco 
Algarotti,  Giuseppe  Valeriano  Vannetti,  Ijorenzo  Angelini,  Giulio  C^sare 
Becelli,  Innocenzio  Barcellini,  Giovanni  Jacopo  Dionisi,  Gian  Vincenzo 
Gravina,  Antonio  Conti,  Cosmo  Betti. 

Ma  ö  noto  come,  tanto  lo  Shakespeare  quanto  l' Alighieri,  non 
ebbero  nel   sec.  XVIII    troppi    cultori  e  «mmiratori:    lo   spirito  e  i  gusti, 

15)  Pisa,  Mariotti,  li)04.  16)  Camerino,  Savini,  1904;  ma  vcramente  nol 
frontispizio  interno  si  legge  la  data  del  IDO.'J.  17)  Roma-Milaiio,  Societä  Editr. 
Dante  Alighieri,  1004. 


L.  Piccioni.  II  131 

i  costiimi  e  il  clinia  morale  dcl  secolo  non  eran  quelli  che  piü  potevan 
favorire  la  fortuna  di  quella  forte,  alta  e  talvolta  rüde  poesia.  Quella 
era  Teta  del  lusso,  dei  salotti  e  dei  ritrovi  galanti,  che  per  Venezia 
hanno,  in  qiiest' anno,  illustrati  P.  Molmenti,  parlando  di  Galanterie 
e  salotti  veneziani^^)  e  toccando,  fra  le  altre  dame,  di  Caterina  Tron, 
giä  studiata  da  E.  Castelnuovo^');  e  A.  Simioni,  a  proposito  del 
salotto  di  Giiistina  Renier  Michiel,  V  ultimo  salotto  prettamente  veneziano 
del  sec.  XVIII,  in  una  garbata  prefazione  a  Dieci  lettere  inedite  di 
Jacopo  Vittorelli^).  Quella  era  Teta  dei  grandi  ti'ionfi  del  cantante 
Farinelli,  il  cav.  Carlo  Broschi,  beniamino  di  principi,  di  dame  e  di 
poeti,  del  quäle  C.  Rrcci*^)  ha  rinfrescata  la  memoria,  ripubblicando  uno 
studio  del  1890  che  illustra  i  buoni  rapporti  del  famoso  soprano  con 
Bologna,  e  la  vita  passata  da  lui  in  quella  citta;  Teta,  che  vedeva 
L'abate  Galiani  fornitore  di  donne  di  teatro"),  come  ce  Tha 
rappresentato  F.  N[icolini]  in  un  episodio  della  sua  vita;  Teta  delle 
Satire  allegre  e  delle  pasquinate,  quäle  ce  Tha  illustrata  G.  Zanni^^),  a 
proposito  del  conclave  del  1774;  Feta  infine  dei  grandi  avventurieri,  come 
il  conte  di  Cagliostro  e  Giacomo  Casanova.  Sul  Casanova  quest'anno 
la  critica  ha  lavorato  poco:  solo  G.  Dolcetti,  in  alcune  sue  pregevoli 
Briciole  di  storia,  che  si  chiudono  con  una  buona  Nota  Casano- 
viana  bibliografica,  ha  narrato  La  fuga  di  Giacomo  Casanova 
dai  Piombi  di  Venezia^*),  dove  era  stato  rinchiuso  il  25  luglio  1755, 
condannato  a  cinque  anni  per  colpe  di  religione,  e  donde  fuggi  la  notte 
del  31  ottobre;  e  C.  Ricci  ha  trattato  della  relazione  di  lui  colla  ballerina 
bolognese  Corticelli^*);  mentre  int^rno  al  conte  di  Cagliostro,  oltre  a  una 
notizia  di  8.  Pedrolij^*')  sul  suo  soggiorno  a  Rovereto,  merita  parti- 
colare  menzione  Topera  di  H.  D'Alm^ras  su  Cagliostro,  la  franc- 
ma9onnerie  et  Toccultisme  au  XVIII  si^cle,  d'aprös  des 
documents  inßdits^'),  la  quäle  tende  a  considerare  il  Cagliostro  con 
criteri  diversi  dai  consueti,  e  a  di  mostrare  che,  se  la  riputazione  di  lui  fe 
cattiva,  egli  valse  assai  pift  della  sua  fama,  e  fu  dotato  di  buoni  senti- 
menti,  cui  le  tristi  necessita  della  vita  gl*  impedirono  di  mettere  in  pratica. 
Tale  fu  Teta  che  non  pote  comprendere  a  fondo  e  molto  ammirare 
Tarte  e  Tanima  di  Dant-e  e  dello  Shakespeare.  II  che  non  vuol  dire 
ch'  essa  abbia  trascurat«  del  tutto  la  serieta  degli  studi  letterari ;  e  lo 
provano  due  scritti  comparsi  neU'annata:  Funo,  su  Le  Accademie  in 
Arcevia  (secoli  XVI—  XIX)  e  Rimo  dialettali  arceviesi 
(17  33—  190  0)*^),  in  cui  G.  Crocioni  da  notizie  di  accademie  taciute 
da  tutti  gli  storici,  fra  le  quali  e  particolannente  notevolc  pel  sec.  XVIII 
TArcadica  Colonia  Misena  sorta  nel  1750  e  morta  nol  1812,  la 
quäle  onorevolmente  associ5  agli  sdilinquimenti  poetici,  per  lo  piü  in  egloghe 
teatrali  su  tenvi  e  quesiti  accademiei,  di  cui  il  Crocioni  offre  alcuni  raggua- 

18)  In  NAnt.,    16  gennalo  1904.       19)  Una  dania  veneziana  del  sec. 
XVIII;    in    NAnt.,    15  giugno   1882.  20)  Per    nozze    Mandato-Florianello. 

21)  Vita  barocca;  Milano,  Cogliati,  1904.  22)  In  NN.  XIII,  11.  23)  La 
satira  a  Roma  in  tempo  di  scde  vacante:  il  conclave  del  1774; 
in  F.  XXIII,  8—9.  24)  In  NA  Von.,  NB.  VII,  1.  25)  In  Vita  Barocca; 
Milano,  Cogliati,  1004,  26)  11  Cagliostro  a  Rovereto;  in  AAA.,  S.  111 
Vol.  X.     27)  Paris,  Soci^t^  franjaise  ccc,  1904.     28)  In  Ma.  IV,  3—4. 


II  132  Letteratura  italiana  del  sec.  XVIII.    1904. 

gli  accompagnandoli  con  un  utilissinio  glossario,  le  piü  serie  eure  per 
le  ricerche  di  storia  patria,  secondo  le  tracce  dello  Zeno,  del  Fontanini, 
del  Maffei,  del  Muratori;  Taltro,  su  Un  mecenate  del  Settecento. 
II  Card.  Angel  0  Maria  Dur  in  i^**),  in  eui  G.  B.  Marchesi  ritesse 
le  vicende  ed  esamina  gli  scritti  di  quel  munifico  patrizio,  al  quäle  il 
Parini  dedicö  Tode  La  gratitudine  e  che  fu  pure  poeta  latino  non 
ispregevole,  dandoci  altresi  un  saggio  interessante  delle  sue  lettere  diplo- 
matiche,  che  sono  iinportanti  anche  perche  illustrano  la  storia  della  Polonia, 
dove  il  Durini  fu  Nunzio  apostolico. 

Epistolografla»  —  A  tout  seigneur  tout  hon  neun  e 
Tonore  del  prinio  posto  in  questo  capitolo  spetta  a  L.  A.  Muratori, 
di  cui  il  marchese  M.  Campori,  con  una  diligenza  e  una  costanza  veramente 
ammirabili,  ha  pubblicato  neir  annata  il  7®  volume  delF  Epistolario^% 
il  quäle  contiene  660  lettere,  che  vanno  dal  1728  al  1733  e  che  dis- 
corrono  specialmente  della  famosn  raccolta  dei  Rerum  Italicarum 
Scriptores  e  dell'altra,  non  nieno  utile,  delle  Antiquitates  Italicae 
Medii  Aevi;  e  ciö,  nientre  E.  Filipptni*^)  ricercava  in  alcune  lettere 
del  grande  storico  i  giudizi  sul  Quadriregio  e  sul  suo  autore,  P.  Wenzel 
pubblicava  Cinque  lettere  inedite  di  L.  A.  Muratori^*),  di  cui  due 
al  Card.  Passionei,  due  a  G.  G.  Orsi  e  una  all' ab.  Giacinto  Speranza, 
e  P.  Fedele,  stampando  Lettere  di  eruditi  e  G.  L.  Mingarelli**), 
ne  attribuiva  due  anche  al  Muratori,  contro  il  parere  di  G.  Mercati^*), 
che  giudicava  non  esser  quelle  due  lettere  dirette  al  Mingarelli,  ma  bensi 
a  Nicolö  Antonelli,  segretario  del  coUegio  dei  cardinali. 

Intanto  L.  Auvray  ha  continuato  a  pubblicare  il  suo  interessante 
contributo  all*  epistolografia  del  sec.  XVIIII,  dando  1' luven taire  de  la 
Collection  Custodi  conservee  a  la  Bibliothfeque  Nationale'*), 
a  cui  ho  gia  accennato  nel  rendiconto  preceilente;  e  di  molti  personaggi 
di  quel  secolo  compaiono  qui  elencate  le  lettere:  di  monsig.  Angelo 
Fabroni,  di  Gaetano  Filangieri,  di  Carlo  di  Fimiian,  di  C.  L  Finigoni, 
di  Giuseppe  Baretti,  di  Giorgio  Giulini,  di  Paolina  Grismondi,  di  Ales- 
sandro  Guidi,  di  Giovanni  Laini.  -  -  Cosi,  giacch^  ho  toccato  di  scritti 
che  danno  notizia  od  illustrano  contcniporanemente  le  lettere  di  parecchi 
scrittori  dello  stesso  secolo,  giustizia  vuole  che  ricordi  anche  altre  pubbli- 
cazioni  consimili.  G.  Chiuppani  pubblico,  ad  eseinpio,  Alcune  lettere 
di  scrittori  trentini  possedute  dalla  civica  biblioteca  di 
Bassano'®),  e  precisaniente  appartenenti  all' epistolario  del  famoso  biblio- 
gi-afo  bassanese  Bartolomeo  Gamba  (1766—  1841),  ricco  di  ben  2441 
autografi  di  personaggi  dei  secoli  dal  XV  al  XVIII;  le  lettere  del  sec. 
XVIII,  di  cui  il  Chiuppani  da  notizia,  sono  in  numero  di  41,  delle  quali 
36  inedite,  e  fra  di  esse  sono  specialmente  notevoli  le  lettere  di  Giro- 
lamo  Tartarotti,  di  Clementino  Vannetti,  di  Carlo  Antonio 
Pilati.  G.  Celoria  pubblico  una  nota  SulTepistolario  di  Ales- 
sandro  Volta  esistente  presso  il  R.  Istituto  lonibardo^'),  in  cui 
e  specialmente  degno    di   particolare    attenzione    il   carteggio  con  Martino 

29)  In  ASL.,  S.  IV,  vol.  XXXI,  fascic.  3.  30)  xModeua,  Soc.  Tipogr. 
Modenese,  1904.  31)  In  GnF.,  nn.  23-24  an.  1904.  32)  In  MSE.  II,  6—7 
33)  Ibidem.  34)  Per  due  lettere  del  Muratori,  ibidem.  35)  In  Bit.  IV, 
4  (ott.-dic.  1904).    36)  In  Tri.  VII,  6—7.    37)  In  RIL.  XXXVII,  5. 


L.  Piccioni.  H  133 

van  Marum,  segretario  perpetuo  della  Societa  Olandese  delle  scienze  e 
direttore  del  Museo  Teyleriano:  quaranta  lettere,  che  vanno  dal  28  no- 
vembre  1782  al  22  ottobre  1802,  di  eui  sono  specialmente  importanti 
per  la  storia  della  pila  voltaica  le  due  del  80  agosto  e  delF  11  ottobre 
1792,  conie  dimostra  in  una  nota  che  segue  alla  comunicazione  del  Celoria, 
il  dott.  G.  BosscHA,  attuale  segretario  perpetuo  di  quella  Rocieta. 
F.  NiccoLiNi,  dopo  d'essersi  occupato  de  L'abate  Galiani  epi- 
grafista®^),  complet5  la  serie  d'articoli,  a  cui  ho  gia  accennato  nel  rendi- 
conto  precedente,  ricavando  e  pubblicando  Dal  carteggio  dell'ab. 
Galiani'®)  lettere  inedite  del  Galiani  stesso,  del  Grimm  e  del  Paisiello, 
scritte  dal  1776  al  1781.  E  infine  merita  particolare  menzione  il  volume 
di  G.  Gasperoni,  che  tratta  de  La  storia  e  le  lettere  nella  seconda 
meta  del  sec.  XVIII*^  del  quäle  Targomento  Toffersero  le  brevi 
note  sul  C/arteggio  inedito  di  due  abati  del  sec.  XVIII  pubblicate  in 
quel  Saggio  di  studi  storici  sulla  Romagna*^),  del  quäle  ho  gia  parlato 
nel  precedente  rendiconto.  In  questo  volume  il  Gasperoni  studia  special- 
mente il  copioso  carteggio  inedito  dell'ab.  G.  C.  Amaduzzi,  che  si  con- 
serva  in  ben  43  volumi  nella  Biblioteca  comunale  di  Savignano  in  Ro- 
magna,  esaminando  la  vita  e  gli  studi  di  lui,  e  gli  elementi  principali  del 
pensiero  e  della  vita  della  seconda  meta  del  sec.  XVIII,  fra  cui  special- 
mente il  Giornalismo  letterar io  a  cui  T Amaduzzi  contribui,  Gorilla 
Olimpica,  di  cui  TAmaduzzi  fu  amico  e  ammiratore,  la  questione  tra 
demente  XIV  e  i  Gesuiti,  a  cui  T Amaduzzi  s' interessö  parteggiando 
pel  papa.  A  complemento  del  suo  studio,  il  Gasperoni  pubblica  anche 
quattro  lettere  inedite  dell' Amaduzzi,  di  cui  tre  ad  Anna  Sern  in  i 
e  una  a  Girolamo  Ferri,  e  parecchie  dirette  all' Amaduzzi  stesso:  una  di 
Giuseppe  Bendoni,  diciassette  del  riminese  Giovanni  Bianchi,  tre 
di  Isidoro  Bianchi,  tre  di  Melchiorre  Cesarotti  (che  con  quattro 
di  Girolamo  Tiraboschi  e  una  di  Vincenzo  Monti  furon  gia  pubblicate 
da  Luigi  Amaduzzi  fin  dal  1892  nelle  Spigolature  letterarie  inedite), 
tre  di  Ludovico  Coltellini,  cinque  di  Gorilla  Olimpica,  due  di 
A.  M.  Curiazio,  due  di  Carlo  Denina,  due  di  Girolamo  Ferri, 
una  di  Gregorio  Fontana,  due  di  Pietro  Metastasio,  una  di  Elisa- 
betta  Mosconi,  ventuna  di  Ippolito  Pindemonte;  e  finalmente  una 
del  principe  Luigi  di  Gonzaga  a  Gorilla  Olimpica. 

Del  carteggio  Tra  G.  R.  Carli  e  Girolamo  Tartarotti  s'e 
occupato  amorevolmente  F.  Pasini  *^),  narrando  le  relazioni  letterarie 
corse  tra  i  due  valentuomini,  soprattutto  colla  scorta  di  numerose  lettere, 
dettate  tra  il  1743  e  il  1748,  che  il  Pasini  ha  ricavato  dalle  biblioteche 
di  Capodistria  e  di  Rovereto  e  ha  qui  pubblicate  con  buone  note  e  acute 
considerazione  storiche.  Contemporaneamente,  la  pubblicazione  di  Lettere 
di  G.  B.  Bodoni  e  di  Lodovico  Savioli*^),  i  cui  autografi  sono  nella 
Biblioteca  Palatina  di  Parma,  e  cio^  due  lettere  del  Bodoni  del  1778  e 
del  1807,  e  cinque  del  Savioli  degli  anni  1803 — 1804,  ha  contribuito 
ad  illustrare  i  rapporti  fra  il  poeta  bolognese  e  il  celebre  stampatore  di 
Parma,    specialmente    per  quanto    riguarda    un'  edizione    bodoniana  della 

38)  In  NN.  XIII,  2.  39)  In  Cr.  II,  6.  40)  Jesi,  Tip.  FA'Mv.  Cooperativa, 
1904.  41)  Imola,  Galeati,  1902.  42)  In  AMSIASP.  XX,  1—2.  43)  Bologna, 
Zamorani  e  Albcrtazzi,  1904. 


II  134  Letteratura  italiana  dcl  sec.  XVIII.    1904. 

Gerusalemme  Liberata  e  la  versione  di  Tacito  fatta  dal  Savioli. 
Cosi,  lettere  di  Angelo  Mazza  al  p.  Pozzetti  si  possono  trovare  nelle 
Biografie  Mirandolesi**)  che  vien  pubblicando  a  volumi  F.  Cerretti; 
e  quattro  Lettere  di  G.  C.  Passeroni  a  Flaminio  Scarselli, 
appartenenti  all' anno  1745,  ha  fatto  conoscere  R.  Sperati*'),  ricavandole 
dagli  autografi  conservati  nella  Biblioteca  Universitaria  di  Bologna,  insieme 
con  due  sonetti:  La  poesia  e  II  cioccolate. 

Poesia  e  JPoeH,  —  An  che  in  quest'  anno  ^  stato  assai  scarso 
il  contributo  della  critica  allo  studio  sintetico  di  particolari  generi  poetici; 
chfe,  a  dire  il  vero,  di  nessun  valore  sono  le  pagine  di  S.  Piccitto  suUa 
Lirica  siciliana  nel  Settecento*'),  e  lavoro  poco  sobrio  e  poco 
limato  6  quello  di  A.  Abruzzese  su  II  Cantico  dei  Cantici  in  al- 
cune  paraf  rasi  poetiche  italiane*''),  contributo  alla  storia  del  dramnia 
pastorale,  in  cui  si  sostiene  che  il  poemetto  ebraico  ha  il  carattere  di 
canto  erotico  e  si  nega  che  ad  esso  possa  aver  attinto  il  dramma  pastorale; 
nh  molto  valore  ha  la  comunicazione  di  U.  Frittelli*^)  su  di  un  poemetto 
maccheronico  del  sec.  XVIII,  intitolato  Amusus  Cuccagnae  inna- 
moratus,  ispirato  dalla  3*  novella  della  VIII*  giornata  del  Decameron. 

Quanto  agli  studi  e  alle  ricerche  che  riguardano  singoli  poeti,  il 
primo  posto  spetta  indubbianiente  agli  scritti  ehe  furon  dettAti  intorno  al 
Metastasio;  e  ciö,  non  tanto  per  lo  Studio  su  Pietro  Metastasio  di 
M.  ZiTO**),  un'ottantina  di  pagine  di  giudizi  e  notizie  comunissime, 
dettate  sulla  scorta  d'altri  scritti;  quanto  per  un  gustoso  ed  assennato 
articolo  su  II  primo  amore  di  P.  Metastasio*^  in  cui  E.  Celani 
tento  con  documenti  inediti  di  ricostruire  la  storia  della  vita  trascorsa  dal 
Metastasio  dal  1710  al  1719  e  dal  1724  al  1730.  II  primo  amore  del 
poeta  risale  circa  al  1719  o  1720,  e  f u  per  una  Rosalia  Gasparini, 
ch'egli  Celebrex  sotto  il  nomc  di  Nico,  e  ch'era  figlia  dell' ainico  Fran- 
cesco Gasparini  maestro  di  cappella.  Ma  il  cuore  di  Rosalia  non  doveva 
essere  pel  poeta,  perchö  nel  1720  la  fanciulla  sposava  un  Carlo  Gilioni 
e  il  Metastasio  fuggiva  addolorato  a  Napoli,  dove  ben  presto  doveva 
trovar  conforto  neir  amore  della  Bulgarelli.  -  E  giaech(i  ho  ricordato  il 
Metastasio,  Targomento  mi  porta  ad  aecennare  anche  allo  studio  che  su 
di  Un  precursore  del  Metastasio,  cW  b  il  reggiano  Pietro  Pariati,  ha 
ripubblicato  N.  (-ampanini*^):  studio  che  risale  al  1889  e  che  e  interessante, 
oltre  che  per  la  storia  della  poesia  drammatica,  della  quäle  non  e  mio 
compito  d*  occuparmi,  e  per  le  molte  notizie  importanti  sulla  vita  del  poeta, 
anche  perche  pubblica  in  Appendice  parecchi  versi  del  Pariati,  degni  ancor 
oggi  di  ricordo,  e  parecchi  documenti  che  illustrano  la  prigionia  del  poeta 
nelle  carceri  di  Kubiera. 

Anche  su  G.  C.  Passeroni  s'^  fermata  Tattenzione  di  due  Studiosi; 
ma  mentre  G.  Bonfiglioli  nel  parlare  di  U  n  amico  del  Parini") 
non  ha  avuto  che  lo  scopo  modesto  di  dar  notizia  della  vita  e  delle  opere 
principali  del  poeta  nizzardo,  in  occasione  del  primo  centenario  della  sua 


44)  Mirandoln,  Grilli,  1904;  vol.  III  p.  211.  45)  Bologna.  Zamorani  e 
Albertazzi,  1904.  46)  Ragiisa,  Destefano,  1904.  47)  Trani,  Vecchi,  1904.  48)  In 
Minuzzoli  di  critica;  Pergola,  Gasi)erini,  1904.  49)  Napoli,  (iargiulio,  1904. 
r>0)  In  RMIt.  XI,  2.  51)  P^ircnze,  Öansoni,  1904.  52)  In  RIL.  S.  2  Vol. 
XXXVII,  2. 


L.  Piccioni.  H  135 

niorte,  che  cadeva  appunto  il  26  diceinbrc  1903:  M.  A.  Giani'^),  dopo 
aver  accennato  brevemente  alla  vita  del  poeta,  con  speciale  rigiiardo  alle 
notizie  che  si  ricavano  dal  Cicerone,  ma,  pare,  ignorando  la  interessante 
biograßa  che  del  Passeroni  usci  anoninm  a  Milano  dalla  Stamperia  Rivolta 
nel  1822,  ha  occupata  buona  parte  dell' opuscolo,  ch*^,  piü  che  altro,  im 
saggio  di  un  buono  ed  utile  lavoro  non  ancora  fatto,  a  studiare,  dopo  le 
relazioni  d'aniicizia  fra  il  Passeroni  e  il  Parini,  i  riscontri  fra  il  Cicerone 
e  il  Giorno,  specialmente  per  la  satira  contro  gli  scrittori,  le  donne  e 
il  forestierume  invadente  del  sec.  XVIII. 

Di  iin  altro  poeta  burlesco  s'e  occupato  D.  Bolzi,  dettando  un 
Breve  studio  su  G.  B.  Fagiuoli,  poeta  burlesco  ai  tempi  di 
Cosimo  3®  Granduca  di  Toscana^*),  tempi  della  trionfante  bacchet- 
toneria,  cosi  ben  sferzata  dal  Gigli  nel  suo  Don  Pilone;  ma  ö  uno 
studio  assai  superficiale,  che  non  porta  nessun  nuovo,  per  quanto  minimo, 
contributo,  composto  suUa  scorta  di  lavori  precedenti,  specialmente  di 
quelli  di  M.  Bencini  e  G.  Baccini.  —  lucomparabilmente  migliore  ö 
lo  studio  di  G.  Zaccaonini  su  Gli  apologhi  in  versi  e  in  prosa 
di  N.  Forteguerri**),  che  il  giocondo  poeta  pistoiese  lasciö  inediti  e 
che  furono  pubblicati  da  F.  Camici  in  appendice  al  volume  di  Notizie 
della  vita  e  delle  opcre  di  N.  Forteguerri^®).  Non  sono  gran  cosa,  come 
anche  lo  Zaccagnini  concede,  questi  venti  apologhi,  di  cui  undici  in  prosa, 
quasi  tutti  ispirati  dalla  caccia,  e  dettati  a  scopo  morale  in  una  forma 
latina  piana  e  scorrevole :  la  loro  importanza  sta  soprattutto  nell'  originalita, 
perchö  s' allontanano  dal  tipo  classico  di  Esopo  e  di  Fedro,  e  perchö  il 
loro  contenuto  eminentemente  soggettivo  ci  da  modo  di  conoscere  i  criteri 
artistici  e  la  vita  del  poeta. 

Cosi,  mentre  A.  Pilot  ha  ricavato  da  un  codice  Cicogna  del  Museo 
Correr  di  Venezia  Sei  sonetti  contro  Melchior  Cesarotti^"),  nei 
quali  e  sferzato  con  vivacita  di  spirito  il  filologo  e  traduttore  padovano; 
e  G.  Agnelli  ha  reso  conto  delle  Onoranze  centenarie  al  poeta 
Francesco  Di  Lemene'^%  del  quäle  ricorreva  appunto  neir  annata  il 
secondo  centenario  della  morte;  E.  Bertana,  offrendo  nuovi  appunti 
sulla  storia  del  preromanticismo  italiano,  s'e  occupato  di  Un  altro  ar- 
cade  younghista^^),  Tabate  torinese  Luigi  Richeri,  che  assecondö  il 
gusto  delFArcadia  piagnucolosa  e  ne  tentö,  senza  alcun  garbo,  tutti  i 
motivi  e  tutti  i  toni,  pur  essendo  e  dichiarandosi  antiromantico.  —  Final- 
mente  ricorderö  che  E.  Fillipini,  occupatosi  a  varie  riprese  del  poeta 
estemporaneo  folignate  Sante  Ferroni  (?  —  1800),  ha  pubblicato  anche 
neir  annata  due  scritti  d' argomento  fcrroniano:  Quattro  lettere  di 
Sante  Ferroni®®),  dirette  a  Giuseppe  Bornardoni,  consigliere  aulico  del 
governo  austriaco  in  Milano  e  letterato  ed  erudito  molto  pregiato,  le  quali 
contengono  molti  particolari  biografici;  e  «II  primo  amore»  Fcrroni- 
ano^^), un  componimento  in  isciolti,    ch'  ebbe    speciale   fortuna  e  che  fu 

53)  Di  Gian  Carlo  Pasaeroni  e  di  alcuni  riscontri  fra  il  „Ci- 
cerone" e  il  „Giorno";  Tortona,  Bossi,  1904.  54)  Castiglion  Fiorentino, 
Bennati,    1904.       55)  In   RaCLIt.  IX,    1—4.     56)  Siena,  S.  Bernardino,  1895. 

57)  Nel  volume  In  memoria  di  Oddone  Ravenna;  Padova,  Gallina,  1904. 

58)  In  ASCL.  XXIXI,  aprile-giugno  1904.  59)  In  MNSN.,  Milano,  Hoepli,  1904. 
60)  In  U.,  VI,  21-22.     61)  In  MNSN.,  sopra  cit. 


II  136  Letteratura  italiana  de!  aec,  XVIII.    1904. 

uno  (lei  pochi  noii  estemporanei,  cui  il  Filippini  ha  riferito  iiitegral- 
mente,  secondo  T  autografo  conservato  a  Brera,  di  fronte  al  comun  testo 
ch'h  andato  sinora  per  le  stampe. 

Criuaeppe  Pari/ni»  —  La  critica  non  s'fe  occupata  afiatto  nel- 
Fannata  nh  della  vita  nh  delF  opera  maggiore  del  poeta  brianzolo;  che 
gli  Studiosi  hanno  posto  quasi  esclusivamente  la  loro  attenzione  alle  odi, 
di  cui  hanno  rieercato  amorosamente  le  bellezze,  le  allusioni  e  le  fonti. 
Infatti,  se  ne  eccettui  lo  studio  su  II  Parini  e  le  belle  arti'^),  in  cui 
8.  Ricci,  prendendo  ad  esanünare  i  Pensieri  sulle  belle  arti,  ha 
creduto  ravvisare  in  quest'  opera  pariniana  notevoli  uovita  d'  intenti,  e  la 
Noterella  pariniana*')  di  G.  Natali,  nella  quäle  s'ö  preso  oecasione 
di  un  accenno,  che  h  in  un  f rammen to  poetico  del  Parini,  ai 

terapi  oscuri 
Quando  con  formidabile  staffile 
Regnarono  i  pedanti  .  .  . 
per  toccare,  con  testimonianze  di  scrittori  d'ogni  eta,  da  Salomone  al 
Manzoni,  della  barbara  disciplina  usata  per  tanti  secoli  nelle  scuole,  e  di 
chi  la  sostenne  e  di  clii  la  combatt^;  delle  odi  solamente  s'oecupano  tutti 
gli  altri  scritti  di  cui  ora  dirö.  «La  Caduta»  fu  illustrata  e  magni- 
ßcata  da  G.  Carducci**),  che  la  difese  da  par  suo  dagli  appunti  mossi 
da  altri ;  mentre  di  essa  procurava  una  nuova  eilizione  D.  Scipioni  *^)  con  un 
common  to  molto  accurato  e  fin  troppo  minuto.  «L'  educazione»  **)  fu  studiata 
da  N.  Vaccalluzzo,  il  quäle,  premesso  che  il  nocciolo  delF  ode  pariniana 
h  la  parlata  di  Chirone,  a  cui  s'  atteggia  e  vorrebbe  assomigliare  il  poeta, 
giudica  che  Tidea  sia  venuta  al  Parini  dalla  satira  La  Musica  di 
Salvator  Kosa,  dove  V  eroe  h  Alessandro  e  il  maestro  ^  Antigono,  ma 
il  motivo  poetico  e  lo  stesso;  come  appunto  M.  Fuochi*')  ravvisa  nel- 
Tode  «L' impostura»  reminiscenze  delle  Divin ae  Institutiones  di 
Lattanzio,  mentre  B.  Cotronei,  in  alcune  postille  all'  articolo  del  Fuochi, 
vorrebbe  trovarvi  piuttosto  Tinflusso  del  Voltaire.  All*  ode  «La  laurea» 
ha  volto  la  mente  V.  Osimo®®),  raccogliendo  molte  notizie  su  Maria 
Pellegrina  Amoretti  di  Oneglia,  che  si  addottorö  in  leggi  a  Pavia  nel 
1778  e  fu  festeggiata  da  molti  poeti,  fra  cui  dal  Parini  appunto  coli' ode 
«La  laurea». 

Veramente,  prima  di  ricordare  questi  vari  scritti  intomo  alle  odi 
pariniane,  avrei  dovuto  parlare  dello  studio  di  D.  Forti  su  II  caratterc 
del  Parini  desunto  dalle  sue  Odi*%  ma  non  m'ö  riuscito  d'averne 
visione,  sieche  m'  e  d'  uopo  accontentarmi  di  questo  fuggevole  cenno  per 
norma  del  lettore. 

Vittorio  Alfleri.  —  Gli  echi  della  commemorazione  centenaria 
del  grande  Astigiano  si  sono  naturalmente  ripercossi  in  quest' annata, 
sieche  di  parecchie  pubblicazioui  debbo  ancora  render  conto,   anche  lasci- 

621  Ibidem.  63)  II  bastone  pedagogo;  in  MNPS.,  Messina,  Nicastro, 
1904.  d4)  «^Le  Caduta»  ode  di  Giuseppe  Parini;  in  NAnt.,  16  marzo 
1904.  65)  Roma,  Forzani,  1904.  66)  <iL' educazione*  del  Parini  e  una 
satira  di  Salvator  Rosa;  in  RaP.  XXI,  3—4.  67)  Lattanzio  e  un'  ode 
di  G.  Parini;  in  A&R.  VII,  64 — 6;').  68)  Una  figura  pariniana;  nel 
Yolumo  In  memoria  di  Oddone  Ravcnna,  sopra  cit.  69)  Vonczia,  Draghi, 
1904. 


L.  Piccioni.  II  137 

ando  a  parte  la  critica  di  quel   teatro,    che  fu   pure  la  maggior  gloria  di 
Vittorio  Alfieri. 

Trascuro  affatto  lo  scritto  di  P.  De  Nardi  sulla  Filoaofia  del 
gen  10  di  V.  Alfieri''%  potendo  bastare  quanto  ho  detto  di  questo 
critico  filosofo  nel  rendicorito  precedente;  e  ricordo  invece  ehe  della  inaggior 
opera  ehe  sia  stata  dettato  suU' Alfieri  in  occasione  del  centenario,  quella 
di  E.  Bertana,  fu  pubblicata  neir  annata  una  seconda  edizione''^),  acere- 
sciuta  di  un  capitolo  su  La  gloria,  in  cui  il  Bertana  cerca  determinare 
il  valore  estetico  delle  tragedie  e  della  Vita:  e  una  seconda  edizione 
di  opera  cobI  ponderosa,  alla  distanza  di  soli  due  anni  dalla  prima,  ^ 
indubbiamente  la  prova  migliore  delF  interesse  che  V  opera  del  Bertana 
ha  suscitato  nel  pubblico  colto  e  fra  gli  studiosi  del  poeta,  nonostanti  le 
fiere  opposizioni  e  le  spesso  imineritate  censure.  Cosi  l'opinione  del 
Bertana  contraria  alla  leggenda  di  un  Alfieri  illetteratissimo  tra 
gente  illetteratissima,  ha  trovato  nuova  conferma  nello  studio  di  E.  Levi 
Malvano  SU  Un  consigliere  delT  Alfieri.  II  conte  Agostino 
Tana'*),  il  quäle  non  fece,  in  verila,  grandi  cose,  ma,  in  niezzo  alla 
scioperataggine  letteraria  allora  dominante,  fu  un  esempio  di  onesta,  seria, 
ben  diretta  operosita:  poeta  di  fine  gusto,  critico  studioso  e  sottile,  fu  ben 
degno  di  consigliare  1' opera  incerta  delF  Alfieri  principiante,  come  T  Alfieri 
stesso  ricorda  nella  sua  Vita. 

Altre  briciole  delle  carte  alfieriane,  gia  spogliate  a  Montpellier  dal  Mazza- 
tinti,  ha  fatte  note  L.  G.  P^lissier''^),  mentre  Amy  CochraI^e  Vitel- 
LESCHf  s'e  occupata  della  contessa  d'Albanv  in  un  suo  interessante 
volume'*);  e  di  due  personaggi  ch'ebbero  rapporti  colP  Astigiano  Hanno 
trattato  due  altri  valentissimi  studiosi:  F.  Novati '''*),  rinfrescando  la 
memoria  e  delineando  la  figura  di  queir  abate  avventuriero  e  screditato, 
Francesco  Zacchiroli,  contro  il  quäle   T  Alfieri   lanci5  il    noto   epigramma: 

Fosco,  losco,  e  non  Tosco, 

Ben  ti  conosco: 

Se  pan  tu  avessi,  non  avresti  tosco; 
autorc  anche  di  un  dialogo  in  cui  sono  introdotti,  a  scopo  satirico,  1' Al- 
fieri e  Francesco  Albergati  Capacelli;  e  E.  Teza''^),  illustrando  gli  amiche- 
voli  rapporti  del  poeta  con  Andrea  Ch^nier,  a  proposito  di  un  discorso 
del  Ch^nier  8ur  la  perfection  des  arts,  messo  da  poco  in  luce  da 
Abele  Lefrauc'').  Cosi  delF  opera  di  M.  Porena  su  Vittorio  Al- 
fieri e  la  tragedia''®)  segnalerö  i  capitoli  su  La  Vita  dell'Alfieri 
e  SU  L'artista,  il  cittadino  e  Tuomo,  che  hanno  piü  diretta  relazione 
con  quanto  spetta  a  me  di  trattare,  ma  aggiungerö  ancbe  subito  che,  in 
niezzo  a  molta  ammirazione  per  V  Astigiano,  il  Porena  dimostra  pure 
molta  rettorica  e  molta   enfasi   delle  men    buone.     E  ricorderh  da  ultimo 


70)  Forli.  Tip.  Sociale,  1904.  71)  Vittorio  Alfieri  »tudiato  nella 
vita,  nel  pensiero  e  nell'arte,  con  lottere  e  documenti  inediti, 
ritratti  e  facsimile;  Torino,  Loescher,  1904.  72)  In  RSA.  XIII,  S.  II,  XV. 
73)  EDCore  quelques  documents  autour  dMlfieri;  in  CCEL.  III, 
XI — XIV.  74)  A  court  in  exile.  Charles  Edward  Stuart  and  the 
romance  of  the  Countcss  d'Albany.  London,  Hatchinson,  1904. 
75)  Vittorio  Alfieri  e  Francesco  Zacchiroli;  in  BSIt.,  An.  X,  S.  III, 
6—7.  76)  V.  Alfieri  e  A.  Chönier;  Ibid.  19.  77)  In  Re.,  settembre-di- 
cembre  1899,     78)  Milane,  Hoepli,  1904. 


II  138  I^tteratura  italiana  del  sec.  XVIII.    1904. 

lo  studio  di  E.  Fonti  su  II  sentimento  musicale  di  Vittorio 
Alfieri'''^),  il  quäle,  condotto  con  niolto  senno  e  lodevole  diligenza,  con- 
chiude  che  TAlfieri  possedeva  orecchio  musicale,  suonava  qualche  stm- 
raento,  e  mostrava  molto  buon  gusto  per  1'  arte  dei  suoni,  siecht,  se 
r  armonia  non  si  sente  molto  nelle  sue  tragedie,  dove  i  versi  sono  spesso 
duri,  irti,  sprezzanti  d'  ogiii  doicezza  e  d'  ogni  armonia,  questo,  senza 
dubbio,  il  poeta  volle  deliberatamente. 

Mi  resta  a  dir  qualche  cosa  degli  scritti  che  riguardano  le  opere 
minori  dell' Aliieri,  e  mi  sbrigo  in  poche  parole.  C.  Deni,  in  un  volu- 
metto  intitolato  I  sonetti  di  Vittorio  Alfieri  ed  altri  saggi^®),  ci  ha 
offerto,  piil  che  altro,  un  buon  compendio  di  ci6  che  fu  giä  scritto  da 
altri  suir  argomento ;  cosicch^  per  noi  ha  maggior  valore  V  articolo  di 
P.  SiRVEN  dettato  A  propos  d'un  sonnet  d'Alf  ieri®^),  d'uno  cioö  dei 
due  sonetti  inspirati  dalla  tomba  di  Dante  a  Ravenna  nel  1783,  conser- 
vato  nella  coUezione  Custodi  della  Biblioteca  Nazionale  di  Parigi,  e  che 
offre  parecchie  varianti  notevoli  del  testo  sinora  pubblicato.  —  Ne  giova 
trascurare  affatto  la  nuova  edizione  che  del  trattato  Della  Tirannide 
ha  curata  E.  C.  Aroldi  per  la  Biblioteca  Universale  del  Son- 
zogno  ^^),  non  foss'  altro  per  la  breve  prefazione,  nella  quäle  T  editore 
nota  neir  operetta  aUieriana  V  assenza  di  un  criterio  storico  direttivo,  e 
invece  molta  poesia  apologetica  e  convenzionale,  indettata  da  quel  falso 
classicismo,  da  cui  non  si  b  ancora  emancipata  V  educazione  moderna. 

Per  la  fortuna  infine  del  poeta  astigiano  ^  interessante  la  notizia 
che  ha  pubblicato  G.  Bustico®^),  esaminando  e  riassumendo  una  quasi 
ignota  Apoteosi  di  V.  Alfieri,  ch'ö  un  dramma  allegorico  di  un  cotal 
Giovanni  Quazzi^  recitato  ad  Asti  nel   1815. 

Prosa  e  Pvosatorim  —  Una  dotta  e  interessante  comunicazione 
che  B.  Croce  ebbe  occasione  di  fare  Per  la  storia  della  critica  e 
storiografia  letteraria  al  Congresso  Internazionale  di  Scienze  Storiche 
che  si  tenne  a  Roma  nel  1903^*),  tocco  anche  brevemente  della  critica 
e  dei  critici  del  sec.  XVIII,  e  specialmente  di  G.  B.  Vico  (deUe  cui 
Iscrizioni  latine  pel  convento  dei  Cappuccini  di  Arienzo  il 
Croce  s*  occup5  altrove  ^%  il  quäle,  per  quanto  tenebroso  e  obliato,  pure 
esercit^  notevole  influsso  sulla  critica  letteraria  italiana,  come  lo  dimostrano 
il  Cesarotti,  Mario  Pagano,  Francesco  Torti,  il  Foscolo,  l'Emiliani  Giudici, 
il  De  Sanctis,  che  sono  indubbiamente  molti  e,  quel  che  piü  monta,  assai 
bei  nomi  di  Scolari.  Nö  minor  numero  di  Scolari,  se  non  tutti  cosi 
famosi,  ebbe  il  grandc  Muratori  nella  sola  Romagna,  come  ha  dimostrato 
G.  Gasperoni  accennando,  a  proposito  di  Ludovico  Antonio  Mura- 
tori e  della  scuola  storico-critica  romagnola^^)  all' opera  erudita 
di  Giuseppe  Garampi,  Pasqualc  Aniati,  Gaetano  Marini,  Gian  Cristoforo 
Amaduzzi,  Marco  Fantuzzi,  che  scguirono  le  orme  dello  storico  vignolese. 
Del  quäle  i  Rerum  Italicarum  Scriptores  hanno  continuato  nel- 
l'annata  a  uscire  a  dispense  nella  nuova  e  diligentissima  edizione,    a  cui 

79)  In  RMIt.  XI,  3.  80)  Catania,  Monaco  e  Mollica,  1904.  81)  In  Bit. 
IV,  3.  82)  Milano,  Sonzogno,  1904.  83)  Un'  «apoteosi  ^»  sconosciuta 
di  Vittorio  Alfieri;  Firenze,  Ricci,  1904.  84)  In  Atti  del  Congresso  stesso; 
Roma,  Loeecher,  1904;  Vol.  IV,  Sez.  III.  85)  In  NN.  XIII,  1.  86)  In 
Ro.  I.  1. 


L.  Piccioni.  H  139 

ho  gia  acceninito  iiel  rendiconto  precedente,  mentre  Vittorio  Fiorini, 
che  non  dimentica,  ed  h  suo  gran  merito,  nel  suo  alto  ma  certo  poco 
confortevole  ufficio^  le  lettere  e  i  buoni  studi,  ha  iniziato  un  Archivio 
Muratoriano,  che  prepari  il  terreno  e  serva  di  compimento  a  quella 
edizione,  della  quäle  ormai  si  puö  dire  l'unico  direttore,  da  che  il  Car- 
Duoci  non  s'  ö  riavuto  dalle  sue  poco  liete  condizioni  di  salute. 

E  di  critici,  storici  e  scienziati  s'  e  quasi  esclusivainente  occupata  la 
critica  delP  annata.  Ottima,  ad  esernpio,  e  la  Bibliografia  Maga- 
lottiana  di  S.  Fermi®''),  che  ottenne  il  premio  del  concorso  Brambilla, 
indetto  dalla  Societa  Bibliografica  Italiana  in  onore  del  suo  benemerito 
presidente:  lavoro  diligentissimo  sotto  ogni  rapporto,  che  tien  conto 
scrupoloso  delle  varie  edizioni  dei  vari  scritti  dello  scienziato  romano, 
delle  opere  che  parlano  di  lui,  delle  lettere  edite  ed  inedite,  degli  scritti 
suoi  inediti  in  versi  e  in  prosa.  E  lavoro  molto  accurato  ö  Tedizioue 
della  Vita  di  Pietro  Giannone  scritta  da  lui  medesimo,  fatta 
da  F.  NicoLiNi^^),  cha  ha  il  vanto  d'aver  offerto  agli  studiosi  la  prima 
edizione  integra  di  quell'  autobiografia.  —  Ma  la  pubblicazione  senza  dubbio 
piü  importante  intorno  ad  uno  scrittore  del  sec.  XVIII,  della  quäle  debbo 
pur  dar  notizia,  ö  quella  che,  iniziatasi  nel  1903,  nel  mio  precedente 
rendiconto  esprimevo  la  speranza  di  veder  completata  per  V  anno  successivo. 
Alludo  ai  tre  volumi  che  T  Ateneo  di  Scienze  Lettere  ed  Arti  di  Bergamo 
volle  dedicati  a  Lorenzo  Mascheroni  per  celebrarne,  in  modo  degno  e 
duraturo,  il  primo  centenario  della  morte.  Ma  dei  tre  volumi,  solo  due 
per  ora  hanno  visto  la  luce,  n^  si  sa  quando  comparira  il  terzo,  gia  da 
lungo  tempo  promesso;  e  mi  par  giunta  Tora  che  almeno  dei  due  pubbli- 
cati  io  renda  conto  ai  lettori.  A  risoUevare  la  fama  dello  scienziato  e 
poeta  bergamasco,  pieno  di  maschia  e  geniale  vigoria  di  pensiero,  ha 
contribuito  efficacemente  il  volume,  che  fu  il  primo  pubblicato,  di  Poesie 
e  Prose  italiane  e  latine  edite  ed  inedite,  il  cui  testo  critico  fu 
curato  da  C.  Caversazzi®*).  La  raccolta  degli  scritti  mascheroniani  b 
in  questo  volume  assai  diligente:  tutti  riveduti  sui  manoscritti  originali  o 
riprodotti  dalle  prime  edizioni  a  stampa,  questi  scritti,  pubblicati  parte 
come  saggi  di  virtü  poetica  e  letteraria  e  parte  come  documenti  di  pensiero 
e  di  vita,  furono  dalF  editore  cronologicamente  ordinati  e  accompagnati  da 
brevi  ma  sicure,  e  spesso  assai  dotte,  note  dichiarative.  Poche  sono  le 
prose  e  le  poesie  italiane  inedite,  che  si  pubblicano  nel  volume;  tutte 
inedite  invece  le  prose  e  le  poesie  latine ;  ma  se  V  editore  avesse  trovato 
modo  di  distinguere  nell'  Indice  gli  scritti  editi  dagl'  inediti,  avrebbe  certo 
meglio  accententato  gli  studiosi  che  non  hanno,  pur  troppo,  tempo  da 
perdere.  Molto  dotta  e  dettata  cou  forma  signorilo,  che  talvolta  perö  si 
desidererebbo  piü  semplicc  e  pii^  sobria,  ^  Tlntroduzione  storico- 
letteraria  che  il  Caversazzi  ha  falto  precedere  all' edizione  degli  scritti 
mascheroniani:  notevole  contributo,  senza  dubbio,  alla  storia  delle  lettere 
e  delle  idee  del  sec.  XVIII,  anche  per  le  frequenti  citazioni  di  poesie  e 
di  prose  italiane  e  latine,  ignote  e  mal  note.  Questa  Introduzione  tratteggia 
la  figura    del   Mascheroni    seminarista    ed  insegnante  e  ne    scruta    acuta 

87)  PiacenzÄ,  Foroni,  1904.  88)  In  ASPM.  XXIX,  2—3.  La  pubbli- 
cazione fu  poi  raccolta  in  elegantissimo  volume  con  fac-simile  e  indice  assai 
diligente  e  copioso   (Napoli,  Pleno,  1905).       89)  Bergamo,  Arti  Grafiche,  1903. 

Vollraöllor,  Ilom.  JahroBbcrichl  VIII.  \{) 


II  140  Letteratura  italiana  del  sec.  XVIII.    1904. 

inente  i  sentinienti  e  le  idee;  stiidia  il  pedagogista  o  il  rifonnatore  degli 
studi  e  ne  rivela  il  senno  e  la  novita  dei  criteri;  e,  dopo  aver  dedicate 
argute  e  dotte  pagine  alla  mania  del  tenipo  pel  vcrseggiare  d'occasione, 
trova  niolta  spontaneita  d'arte  e  di  vita  nelle  poesie  burlesche  e  nei 
carmi  latiiii  dello  scienziato  berganiajico.  Cosi,  a  illustrazione  delle  sue 
prose,  ne  studia  le  idee  politiche  e  vi  trova  molto  senno  e  niolto  equilibrio 
mentale;  e  a  proposito  delPInvito,  di  cui  narra  minutamente  le  origiiii 
e  la  storia,  studia  i  rapporti  tra  il  poeta  e  Lesbia  Cidonia,  e  dimostra 
ch'  essi  furono  semplicemente  di  ossequio  e  di  obbligazione,  con  un  pizzico 
di  quella  galanteria,  che  il  costunie  del  tempo  esigeva.  Degli  altri 
due  volunii,  destinati  a  trattjire  dell'opem  scientifica  e  della  biografia  del 
Mascheroni,  se  n'  b  pubblicato  iiell'  annata  uno  .solo,  che  comprende 
quanto  di  notizie,  di  documenti  e  di  lettere  pub  servire  a  una  completa 
biografia  uiascheroiiiana®**).  Non  v'ha  dubbio  che  sarebbe  stato  assai 
nieglio  e  piü  opportuno  che  questo  volume  avesse  offerto  quella  completii 
biografia,  a  cui  invece  vuole  solo  contribuire  e  gli  studiosi  avrebbero 
onnai  diritto;  nia  cio  non  toglie  che  anche  questo  volume  sia  molto  utile 
e  interessante.  Esso  b  dovuto  in  gran  parte  alle  eure  di  A.  Fiammazzo; 
ma  v' hanno  contribuito  anche  altri:  S.  Lussana,  con  un  articolo  su 
L'orologio  portatile  inciso  da  Lorenzo  Mascheroni  nel  1776: 
E.  FoRNONi,  con  un  altro  articolo  su  L'opera  di  L.  Mascheroni  nella 
costruzione  della  cupola  del  Duomo;  e  finalmente  G.  Loria,  con 
brevi  pagine,  anch'esse  di  natura  scientificii,  su  Mascheroni  contro 
Varignon.  A.  Fiammazzo  studia  la  vita  del  Mascheroni  dalla  nascita 
all*  entrata  nell'  Universita  di  Pavia,  e  poi  a  Parigi  dove  mori  esule;  e 
le  notizie  che  il  Fiammazzo  ci  oflfre  coUa  piö  scrupolosa  coscienziosita, 
correggendo  altre  notizie  e  vecchi  apprezzamenti  falsati  od  erronei,  sono, 
come  ognun  puö  credere,  molto  interessanti,  e  riguardano,  oltre  che  il 
Mascheroni,  anche  la  sua  famiglia  e  i  suoi  amici,  e  lumeggiano  assai  bene 
fatti  e  particolari  finora  oscuri  o  mal  noti.  Sui  quali  gettano  pure  nuova 
luce,  come  sul  carattere  di  lui  e  sulla  composizione  del  suo  Invito,  le 
molte  lettere  ijiedite  del  poeta  e  di  altri  a  lui,  e  tutta  la  corrispondenza 
tra  il  Mascheroni  e  il  conte  Fogaccia  suo  amico,  che  il  Fiammazzo  ha 
pubblicato  nello  stesso  volume.  II  quäle  perö,  se  ha  un  difetto,  e  a  mio 
parere  non  lieve,  e  quello  d'  essore  un  po'  fairaginoso  e  di  tornare  spesso 
sopra  fatti  e  notizie  di  cui  tocca  giä  il  volume  curato  dal  Cavereazzi. 

Giacchö  ho  parlato  di  uno  scrittore,  ch*ebbe  fama  specialnlente 
come  scienziato,  b  qui  il  luogo  di  ricordare  due  altri  scritti  che  si  riferiscono 
a  scienziati  dello  stosso  secolo:  lo  studio  di  F.  Candio  su  Michelangelo 
Fardella  professore  di  filosofia  a  Padova  (1  700--- 1  7  0  9)»'),  e 
r  articolo  di  B.  Terkibilk  su  Un  astronomo  oritano  del  XVIII 
socolo^^):  il  gesuita  G.  B.  ('arbono.  Ma  tornando  ai  critici  ed  agli 
}?torici,  giovcra  anzitutto  far  monziono,  giacche  del  Giannone  ho  gia  toccato, 
dello  scritto  di  F.  Carakkllese  su  L' ultimo  denigratore  di  Pietro 
Giannone®^),  Domonico  Arcaroli,  nato  nel  1731  e  morto  dopo  il  1820; 
e  poi  accennare  a  (lue  aneddoti  che  G.  Biadecjo    ha    fatto    noti   intorno 

90)  CoDtributi  alla  biografia  di  Lorenzo  MaHcheroni;  Bergamo, 
Arti  Grafiche,  1904.  91)  Padova,  Drucker,  1904.  92)  In  HSSa.  I.  1.  93)  In 
RaP.   XXI,  11—12. 


P.  Bellezza.  II  141 

a  Scipione  MafFei^*),  in  occasione  che  i  professori  Tullio  Ronconi  e 
Antonio  Belloni  si  preparano  ad  iilustrare  Topera  coniplessa  letteraria  e 
scientifica  dello  scrittore  veronese,  pel  prossiino  primo  centenario  deiristi- 
tuzione  del  liceo  di  Verona,  che  porta  appunto  il  nome  glorioso  del  Maffei: 
Tuno,  a  proposito  delle  Meniorie  del  generale  Alessandro  Maffei,  fratello 
di  Scipione;  V  altro,  suU'  impresa  teatrale  che  Scipione  assunse  per  lo 
spettacolo  inaugurale  del  nuovo  teiitro  dei  Filarmonici  di  Verona,  dove  fu 
nel  1732  rappresentata  La  fida  Ninfa,  dranima  per  niusica  dello  stesso 
Maffei.  —  Cosi  de  La  storia  romana  in  una  storia  d'Italia  inedita 
di  Alessandro  Verri  s' occupö  A.  De  Marchi®''^),  rieavando  interessant! 
appunti  da  un  saggio  storico  che  il  Verri  scrisse  a  venticinque  anni  e 
che  rimase  inedito  per  T  audacia  delle  idee  che  v'erano  espresse;  e  CT. 
Postinger  tratt<^  de  L'amicizia  di  Clement  in  o  Vannetti  col 
fiorentino  Giovanni  Fabbroni^®),  mentre  si  pubblicava  dello  stesso 
Vannetti  un  sonetto*'),  ch'  ^,  senza  dubbio,  importantc  per  la  storia 
della  coscienza  d'italianita  del  Trentino  nel  1754. 

Quanto  alla  letteratura  aniena,  due  sole  opere  debbo  segnalare  agli 
Studiosi  del  Settecento:  il  volunie  di  A.  Albert azzi  su  II  Roman zo*®), 
di  cui  il  Ciip.  IV  della  1^  Parte  tratta  dei  romanzi  del  sec.  XVIII, 
secondo  gli  intenti  di  divulgazione  che  s'ö  proposta  la  coUana  di  opere 
sui  vari  generi  letterari  italiani  a  cui  il  volume  appartiene;  e  lo  studio 
di  G.  Amalfi  SU  Un  altro  novelliere  palermitano:  Nicola 
Salerno®®):  novelliere  in  verita  poco  noto,  le  cui  novelle  furon  pubbücate 
nel  1764  e  scritte  per  farne  uno  specchio  di  «ragionevole,  civile  e 
cristiana  pieta». 

Torino.  Luigi  Piccioni. 

La  letteratura  italiana  nel  seeolo  XIX.  I.  La  scuola 
claSSiCii  1904.  Jtlonti.  L'  epistolario  montiano,  gia  cosi  raggu- 
ardevole,  viene  notevolmente  aumentato  da  un  buon  numero  di  Lettres 
in^dites  de  madame  de  Stael  a  V.  Monti,  rese  di  pubblica 
ragione  da  Ida  Morosini  ^).  Vanno  dal  1804  al  1816,  e  sono  ricchi 
di  particolari  biografici  finora  ignoti  o  mal  noti,  specialmcnte  per  ciö  che 
riguarda  i  rapporti  del  M.  con  mad.  di  Stael,  il  cui  entusiasmo  per  il 
suo  poeta  e  qui  un'  altra  volta  dimostrato.  U  editrice  le  fa  precedere  da 
un'  introduzione  e  le  accompagna  di  diligonti  note  illustrative.  Poche 
soltanto  delle  lettere  furono  gia  stampate  in  altre  occasioni;  la  maggior 
parte  (in  numero  di  ventisei)  vedono  ora  per  la  prima  volta  la  luce.  — 
Un  altro  contributo  all' epistolario  del  M.  reca  F.  Pasini  colle  sue  Spigo- 
lature  Montiane*).  Si  tratta  di  due  lettere  inedite  che  si  serbano 
nella  bibliot^eca  civica  di  Trento,  e  d'  un  bigliettino  della  moglie  del 
M.,  Teresa  Pickler,  a  Caterina  Zaiotti,  di  non  grande  importnnza,  a  dir  il 
vero,  ma  che  il  Pasini  illustra  con  utili  notizie.     Lo  stesso  P.  pubblica 

94)  Per  Scipione  Maffei;  Verona,  Franchini,  1904.  95)  In  MNSN. 
giäcit.  96)  In  AAA.  X,  3— 4.  97)  Un  sonetto  di  Clementino  Vannetti; 
in  CCEL.  in,  21-23.  98)  Nella  Storia  dei  generi  letterari  italiani; 
Milane,  Vallardi,  1904.    99)  Salerno,  Jovane,  1904. 

1)  GGSIt.  fasc.  136-137,  pp.  1  sgg.  2)  Capodistria,  Cobol  c  Priora, 
pp.  16,  16".  Efltr.  dalle  PIst.  II,  3. 

10* 


II  142       Lft  lett-  ital.  nel  sec.  XIX.    I.  La  scuola  classica.    1904. 

e  postilla  uiulici  lettore  del  M.  a  Clenientino  VannettP).  Sono  degli 
anni  1780 — 81  e  trattano  di  argoinenti  letterari.  p]  aggiunto  un  poema 
inedito  del  M.,  intitolato  „La  Solitudine**,  e  che  evidentemente  iion  ebl>e 
r  ultima  niano.  Pure  del  Pasini  b  una  studio  sopra  V.  Monti  in  di- 
fesa  dello  Shakespeare*),  il  quäle  confernia  la  larghezza  di  vedute  e 
requaniniitÄ  di  giudizio  di  quello  che  era  pure  il  Corifeo  della  scuobi 
classica  in  Italia. 

Ang.  Solerti  da  Tesatta  versione  Di  un' ode  di  V.  Monti*), 
che  e  quella  per  una  solenne  inascherata  rappresentante  un  trionfo, 
eseguita  da  alcuni  nobili  di  Ferrara.  —  Di  un'  altra  ode  montiana,  L'ode 
di  V.  Monti  per  nozze  illustri  veronesi,  si  occupa  Fl.  Pelle- 
GRiNi^),  e  reca  molti  particolari  ignorati  suUa  genesi  e  suUe  vicende  di 
questo  componimento,  il  quäle  fu  steso  nel  1822,  ma  pubblicato  soltanto 
nel  1826.  Uno  studio  comparativo  istituisce  Ines  Panella  tra  II 
«Caio  Gracco»  del  Monti  e  il  «Caio  Gracco»  di  Andrea  Ch6- 
nier''),  ma  e  a  deplorarsi  che  l'autrice  non  conoscesse  o  non  abbia 
tenuto  conto  del  molto  che  gia  fu  scritto  sul  «Caio  Gracco»  in  Italia  e 
altrove. 

Foscolo»  AUa  distanzadi  ventidue  anni  dalla  prima  com pare  la  nuovn 
edizione  delle  Poesie  di  U.  Foscolo  per  cura  di  G.  Chiarini®).  Essa 
differisce  notevolmcnte  da  quella*)  per  la  disposizione  dei  coraponimenti 
e  specialmente  dei  frammenti  dolle  «Grazie».  Sono  qui  inoltre  raccolti 
i  risulmti  degli  studi  che  nel  frattempo  si  vennero  facendo  dal  Mestica, 
dair Antona-Traversi,  dal  Martinetti,  e  dal  Chiarini  stesso.  Le 
poesie  sono  distribuite  in  quattro  gruppi:  quelle  pubblicate  e  riconosciute 
dal  F.;  i  frammenti  delle  «^ Grazie»;  le  poesie  postume,  traduzioni  minor! 
e  imitazioni;  le  poesie  giovanili  rifiulate.  Tra  i  componimenti  inediti 
appaiono  qui  per  la  prima  volt«  dei  frammenti  di  satire,  che  non  hanno 
grande  importanza  nö  letteraria,  n^  storica.  Chiudono  il  volume  alcune 
appendici  che  contengono  una  bibiiografia  delle  poesie  foscoliane  e  docu- 
menti  illustrativi  di  varia  indole.  —  Valendosi  similmente  delle  ricerche 
compiute  dai  critici  sopraccennati,  Giov.  Trischitta  pubblica  un  volu- 
metto  sopra  la  Storia  ed  estetica  delle  «Ultimo  lettere  di 
J.  Ortis»  di  N.  U.  Foscolo^®).  Nella  prima  parte  ricostruisce  la  storia 
della  composizione  del  romanzo  nella  sua  primitiva  e  incompiuta  redazione 
della  «Vera  Storia»  e  in  quella  ulteriore  delle  «Ultimo  lettere»,  detenni- 
nando  fin  dove  e  possibile,  col  sussidio  delle  testimonianze  del  F.  stesso, 
quali  personaggi  roali  siano  adomhrati  in  quel  romanzo.  Nella  seconda 
parte  esamina  la  materia,  i  caratteri  o  la  forma  delle  «Ultime  Lettere»  e 
mette  in  rilievo  il  sentimento  della  natura  che  ispira  alcune  di  quelle 
pagine.  —  Del  sentimento  deü'  arte  nel  poota  di  Zante  si  occupa  invece 
R.  Gavagnin  in  un  garbato  studio  sopra  II  sentimento  dell' arte 
nei  sonetti  di  U.  F.")-  —  Scritti  d' indole  speciale  sono  ancora: 
F.  Rosso,  Un  sonetto  del  F.  dichiarato  e  commentato*^)  (e  quello 

3)  Nova  Montiana,  Capodistria,  Cobol  e  Priora,  pp.  45,  16".  4)  FD. 
XXVII,  5.  5)  Bologoa,  Zanichelli,  ediz.  di  60  eserapl.,  per  nozze  Mazzoni- 
Zanichelli.  6)  Sta  nel  volume:  Dai  tempi  antichi  ai  tcmpi  mo- 
dern i,  ecc.  Hocpli  1904  (per  nozze  Scherillo-Negri).  7)  Rom.  I,  6.  8)  Nu- 
ova  ediz.  critica.  Livorno,  Giusti,  pp.  CXIII— 612,  16".  9)  Livorno,  Vigo 
18S2.  10)  Mes.«;ina,  Miiglia,  pp.  108, 8".     11)  AtVcn.  XXVII,  II,  2.     12)  Pi.  II,  33. 


P.  Bellezza.  H  143 

che  coniincia:  «Te  nudrice  alle  Muse  ospite  e  dea»);  L.  Ci'Ccurüllo, 
Di  uns  probabile  fönte  dei  «Sepolcri»  foscoliani^')  (si  tititta 
d*uno  scritto  del  conte  Luigi  Lambertenghi,  edito  nel  periodico  «II 
Caff^»)^^);  G.  MiNOLFi-MiNOLFi,  Foscolo  e  Byron'**)  (uno  dei  troppi 
paralleli,  che  non  approdano  a  nulla,  qiiando  i  raffronti  non  siano  istituiti 
eon  la  conoscenza  sicura  e  T  esame  diretto  delle  opere  rispettive) ;  Fr. 
ViGLiONE,  Sul  teatro  di  U.  Foscolo.  Studio**)  (si  espongono  le 
teorie  drammatiche  del  F.  in  confronto  a  quelle  deirAlfieri,  da  cui  se  ne 
mostra  la  derivazione;  seguono  degli  studi  sul  «Tieste»,  l'«Aiace»,  la 
«Ricciarda»  e  suUe  loro  fonti,  e  infinc  T  esanie  de'  disegni  di  tragedie, 
che  il  poeta  lasciö  inattuati  0  incompiuti), 

Di  contenuto  biografico  sono  i  lavori  segnen ti:  U.  Foscolo  a 
Venezia^'),  in  cui  A.  A.  Michieli,  servendosi  di  documenti  poco  noti 
o  inediti  aäatto,  ritesse  la  vita  del  poeta  nella  sua  patria  d'  adozione^  il 
8U0  esordire  nelle  lettere,  i  suoi  prirni  lavori  di  prosa  e  di  verso,  1'  entusia- 
snio  patriottico  del  giovine  poeta  e  la  parte  da  lui  presa  nelP  agitata 
vita  politica  di  quel  tempo.  Si  recano,  tra  Taltro,  i  verbali  delle  sedute 
dei  circoli  di  cui  il  F.  era  assiduo  frequentatoree  oratore  caldissimo.  II 
volume  contiene  anche  alcune  lettere  inedite.  —  Altri  particolari  suUa 
vita  giovanile  del  F.  si  traggono  dallo  studio  che  G.  Valsecchi  dedica 
a  Giuseppe  Marin i^^),  fervida  anima  di  rivoluzionario,  amico  del  poeta, 
e  uno  di  coloro  che  con  lui  parteciparono  alle  adunanze  della  municipalita 
veneziana  e  passarono  a  Milano  dopo  il  trattato  di  Campoformio.  A 
questo  proposito  notiamo  che  notizie  curiose  sul  F.  e  lettere  inedit«  di 
lui  e  di  amici  suoi  sopra  argomenti  di  politica  si  trovano  riferite  in 
un  recente  voluine  di  E.  Casa,  pur  d'  indole  strettamente  storica  e 
speciale^®). 

Non  mancano  anche  quest'anno  i  contributi  alla  storia  di  questo  o 
di  queir  amore  del  F. —  V.  Santi,  in  una  Nota  foscoliana*®),  rettifica 
qualche  errore  comuiesso  dai  biografi  circa  i  rapporti  del  poeta  con  la 
Francesca  Giovio,  rapporti  su  cui  getta  nuova  luce  una  lettera  inodita  del 
F.  stesso,  in  data  26  ag.  1808,  probabilniente  indirizzata  alla  sorella  di 
lei,  marchesa  Felicia  Porro,  natu  Giovio.  A.  Neri,  prendendo  in  esame 
La  caduta  di  Luisa  Pallavicini^^),  indaga  alcuni  particolari  interes- 
santi  che  si  riferiscono  a  queir  episodio,  attingendo  da  scrittori  contem- 
poranei,  e  specialniente  dai  M4moires  del  generale  Thiebault;  aggiunge 
anche  un  ritratto  deireroina. 

Leopardi.  —  Un  benemerito  cultore  del  Recanatese,  Bon.  Züm- 
BiNi,  riunisce,  in  due  volumi  di  Studi  sul  Leopardi^*),  poco  aggiungendo 
di  nuovo,  i  suoi  lavori  precedenti  sul  poeta;  lavori  pregevoli  piü  per 
Tentusiasmo  e  T  interpretazione  sagace,  che  non  per  la  severita  della 
critica.     Una  nuova  spiegazione  dei  «Paralipomeni»   tenta  Tom.  Pagnotti 

13j  BSIt.  XI,  1.  14)  fc  da  vcdcrsi  la  rettifica  di  V.  Cian  nel  num.  3 
della  steBsa  BSIt.  15)  Catania,  Monaco  e  MoUica,  pp.  18,  4°.  16)  Pisa,  tip. 
8UCC.  Nistri  (estr.  daAScNS.  vol.  XVIII).  17)  Venezia,  Visentioi,  pp.  171,  16« 
(estr.  da  NAVon.).  18)  Pi.  nn.  1,  2,  4,  0.  19)  I  carbonari  parmigiani  e 
guastallesi    cospiratori    nel    1821,   ecc.  Parma,  tip.  Rossi  1904,  pp.  306. 

20)  Modena,    Soc.    tipogr.    pp.    14,    16"    (estr.    da    Scoltenna    1804,    n.  1). 

21)  GSLLig.   5,  6.      22)  Firenze,    Barbcra    1902-04,    16«;    vol.  I:    pp.  XIV, 


II  144         La  lett.  ital.  nel  sec.  XIX.    1.  La  scuola  classica.    1904. 

nel  suo  esame  delCanto  terzo  dei  «Paraliponieni  della  Batracomio- 
niachia»  di  G.  L.^^)  nel  quäle  si  decifrano,  spesso  felicemente,  le  allusioni 
politiche  e  i  tratti  satiriei  di  cui  va  pieno  quel  componiniento,  e  tocca 
delle  opinioni  filosofiche  e  religiöse  del  L. 

Di  tali  opinioni  fa  una  sintesi  ordinata,  sviscerando  II  carattere 
della  filosofia  leopardiana**),  F.  Tocco  e  altrove  II  «frainmento 
apocrifo  di  Stratone  da  Lampsaco»  di  G.  L. *®),  framniento  che 
il  poeta,  come  e  noto,  volle  far  credere  d'aver  tradotto  dal  greco. 
G.  Chiarini  studia  I  tentativi  drammatici  di  G.  L.^^)  e  suUa  scorta 
di  dati  inediti  detemiina  V  epoca  a  cui  risalgono  il  «Pompeo  in  Egitto», 
i  f rammend  delle  tragedie  «Maria  Antonietta»  e  «Telesilla»  e  Tabbozzo 
deir  «Erminia».  V.  A.  Arullani  addita  in  alcune  stanze  di  Angelo  di 
Costanzo  Una  Nuova  fönte  delle  «Ricordanze»  leopardiane*"'). 
Contributo  alla  storia  della  fortuna  del  L.  recano:  G.  Barini,  G.  L.  in 
Francia^^);  A.  Marenduzzo,  Un  giudizio  di  G.  Mazzini  su  G.  L.^"). 

I  sette  volumi  dei  «Pensieri»  continuano  come  per  Taddietro  a  fornire 
molteplici  materiali  a  studi  riassuntivi.  M.  Valgimigli,  in  una  Diva- 
gazione  leopardiana^®),  espone  i  concetti  del  L.  sulla  poesia  lirica; 
G.  Setti  rintraccia  Omero  nei  Pensieri  di  G.  L.^*);  Rom.  Giani 
in  Note  leopardiane^*),  tratta  delle  idee  professate  dal  poeta  rispetto 
alla  lingua  e  dell'  applicazione,  non  sempre  conseguente,  che  ne  fece  ne' 
suoi  scritti.  Lo  stesso  A.,  in  La  lirica  e  Tarte  musicale  nei  Pen- 
sieri di  G.  L.^^),  fornisce  un  buon  complemento  al  suo  volume,  pubbli- 
cato  in  questo  stesso  anno:  L'estetica  nei  Pensieri  di  G.  L.^*).  Dei 
sette  capitoli  di  cui  si  compone,  il  I  (Le  conclusioni  delT  etica 
leopardiana)  reca  molti  opportuni  raffronti  con  lo  Spinoza,  il  Locke, 
THelvetius,  il  Condillac,  il  Diderot  e  altri  filosofi  de  secolo  XVIII.  II II 
(II  piacere  estetico)  dimostra  come  sia  tutto  modema,  nel  metodo  e 
nello  spirito,  V  indagine  con  cui  il  L.  rileva  la  somma  del  piacere  che  ^ 
neir  intensita  e  nella  vastitä  delle  sensazioni:  notevole  il  ravvicinamento 
delle  teorie  del  L.    su  questa    materia    con  le  dottrine  del  Nietzsche.     II 

III  capitolo  (L'oggetto  del T  arte)  ^  dedicato  alle  teoriche  leopardiane 
suirarte  e  sul  suo  oggetto.  Nel  IV  (L'imitazione  della  natura) 
espone  le  condizioni  che  il  L.  credeva  necessarie  perch(^  si  produca  il 
fatto  estetico,  perch^  la  sensazione  si  traduca  in  inimagine.  11  V 
(CoroUari)  ^  la  riprova  che  il  L.  non  puö  cssere  propriamente  anno- 
verato  nfe  tra  i  classici,  nö  tra  i  romantici.  II  VI  (La  lirica  e  l'arte 
musicale)  compendia  le  idee  del  L.,  spesso  profonde  e  precorritrici  de' 
tempi,  suirarte  de*  suoni.  II  VII  (L'arte  e  Tesaltazione  delTio) 
illustra  r  egotismo  leopardiano  ed  e  come  la  sintesi  del  lavoro.  II 
quäle,  malgrado  qualche  menda    (si  esagora  sopratutto,    come   del  resto  h 

33G;  vol.  II:  pp.  VIII,  378.  23)  Saggio  di  commento  nuovo.  Spoleto  tip. 
A.  EagDoli,  pp.  XLIV,  44.  II  lavoro  fu  beusi  stampato  nel  1901,  ma  fu  reso 
noto  solo  nel  1904,  in  seguito  alla  mortc  delF  A.  Cfr.  la  recensione  di  G.  Crocioxi 
inOSLIt.  1904,  p.  183.  24)  Sta  nel  vol.  Dal  tempi  antichi,  ece.  (v.  nota  6). 
25)  A&R.  VI,  59.  26)  Da  dociimcnti  inediti  (NAnt.  16  apr.  1904). 
27)  FD.  XXVI,  42.  28)  FD.  XXVII,  JO.  29)  N&A.XIII,24.  30)  Fi.  III.  6. 
31)  BScIt.  3  (in  continnaz.).  32)  II  Campo,  I,  5.  33)  RMIt.  34)  Torino, 
Bocca,  pp.  XI— 254,  8°. 


P.  Bellezza.  II  Uo 

vezzü  quasi  generale,  la  grandezza  del  L.  filosofo)  ö  certo  dei  migliori  a 
cui  abbia  fornito  occasione  e  matcria  lo  «Zibaldone». 

La  figura  del  Leopard i,  poeta  e  pensatore,  b  di  quelle  che  raeglio 
s?i  prestano  a  sludi  paniUeli  e  comparativi.  Anche  in  questo  campo  la 
eritica  non  fu  inoperosa.  Ricordiamo:  T.  Tosi,  Poesia  antica  e  poesia 
nioderna^*),  intorno  ad  alcuni  elementi  classici  elaborati  nella  poesia 
del  L.  (nonchö  del  Carducci);  R.  GiANi,  L.  ed  Ossian-^^);  V.  A.  Arul- 
LANi,  Una  canzonetta  del  Metastasio  e  un  canto  del  L. '');  Or- 
80LA  M.  Barbiano,  G.  L.  e  Maurice  de  Gu6rin^^)  (il  ravvicinamento 
e  felice,  e  notevoli  sono  le  somiglianze  e  affinita,  specialmente  psicologiche,  tra 
i  due:  l'uno  e  Taltro  infelice,  vittinie  ambedue  del  male  del  eecolo, 
nonch^  della  loro  naturale  disposizione  Per  il  Gu^rin,  nato  nel  1810, 
inorto  nel  1839,  Tautrice  si  vale  specialmente  di  un  poema  di  lui,  di 
alcune  liriche  e  delle  lettere;  per  il  L.,  ricorre  specialmente  allo  «Zibal- 
done»); Fr.  Cantella,  G.  L.  e  Max  ßtirner^'*)  (ne  mette  a  raffronto 
le  dottrine  sociali,  e  assoda  che  trent'  anni  prima  che  uscisse  in  luce 
L'  Unico,  r  opera  principale^  del  filosofo  tedesco,  il  L.  aveva  gia  formulata 
la  teoria  individualistica.  E  perö  vero  che  lo  Stirner  andö  anche  piü  in 
la,  e  giunse  al  nullismo,  negando  inesorabilmente  tutto  ciö  che  costituisce 
Tuomo  civile).  Un  nudrito  studio  h  infine  quello  in  cui  Ges.  De  Lollis*®) 
esamina  per  via  di  parallele  il  Petrarca  e  il  L.  nella  loro  vita  interiore, 
«due  melanconici  nati»,  rileva  V  influenza  che  il  primo  esercit^  sul  secondo, 
le  derivazioni  di  forma  e  di  pensiero,  e  conchiude  che  il  L.  «ebbe  comune 
col  Petrarca  non  solo  il  fondo  della  natura  poetica,  che  fu  elegiaco  nel- 
r  uno  e  neir  altro,  ma  anche  un  senso  mirabile  della  dignita  sempre 
vigilante  sugl'  impeti  del  sentimento». 

]Hi/nori»  —  Va  di  anno  in  anno  aumentando  il  giä  tanto  ricco 
9pistolario  del  Giordani.  Un  discreto  manipolo  di  lettere  inedite  pubblica 
Taw.  Fr.  Cuzzetti**):  vanno  dal  1834  al  1848  e,  se  non  offrono  im- 
portanza  speciale,  sono  tra  le  migliori  del  G.  quanto  alla  forma.  Vertono 
sugli  argomenti  che  tanto  spesso  ricorrono  nelle  lettere  di  lui:  lagnanze 
di  cattiva  salute,  diatribe  contro  la  polizia  vessatoria  e  la  posta  malfida, 
invettive  contro  i  suoi  persccutori  e  lodi  entusiastiche  al  Leopardi.  Piü 
interessant!,  perche  hanno  quel  che  si  suol  chiamare  il  valore  deir  attualita, 
sono  le  Lettere  di  P.  G.  al  P.  AI.  Checcucci  D.  S.  V.  per  cura 
di  Erm.  Pistelli*2):  due  lettere,  una  del  1841,  Taltra  del  1842,  in 
cui  il  G.,  che  ne  era  stato  richiesto  dal  suo  corrispondente  (Scolopio,  in- 
segnante  nel  coUegio  dei  nobili  a  Urbino),  tocca  con  molto  senno  di 
alcune  questioni  relative  al^in^?egnamento  delle  scuole  medie.  A.  D'An- 
CONA,  col  titolo:  G.  Capponi  e  P.  Giordani*"*),  pubblica  una  lettera 
(del  18  die.  1833,  estratta  dair  archivio  parmense)  del  primo  al  secondo, 
in  cui  ai  parla  specialmente  della  storia  del  Colletta.  —  Degli  Studj 
di  storia  letteraria  di  G.  Brognoligo **)  il  VII  passa  in  rapide 
esame  il  poemetto  giovanile  del  Pindemonte   <'<La  Gibilterra  salvata»  e  ne 


35)  A&R.  VI,  00.  36)  II  Campo  I,  11.  37)  BScIt,  X,  16.  38)  Torino, 
Clnusen,  pp.  120,  10°.  39)  Pavia,  tip.  succ.  Bizzoni,  pp.  30,  8".  40)  RIt.  vol. 
II,  pp.  70  segg.  41)  CAB.  Brescia,  Apollonio,  pp.  8—112.  42)  Firenzc,  tip. 
Barbera,  pp.  17,  8'  (per  nozzc  Bianchi-Gherardi).  43)  Sta  nel  vol.  Dai  tempi 
aiitichi,    ecc.    (v.  nota  0).    4i)  Roma,  Albrighi  e  Segati,  pp.  1—243,  16". 


II  146      La  lett.  ital.  ncl  sec.  XIX.    II.  U  Ronianticisnio  ecc.    liK)2.  1903. 

fissa  la  data  della  prima  stampa,  che  deve  esser  posta  nel  1782.  AI 
Meli,  che  crediamo  di  dover  inchiudere  nel  gruppo  dei  classici,  dedica  un 
volume  6.  Navanteri,  Studio  critico  su  G.  M.  Con  un  saggio 
bibliografico**),  volume  che,  se  pecca  forse  di  soverchio  entusiasnio 
(il  Meli  fe  proclamato  «il  Dante  siciliano» !  p.  227),  e  di  poca  severita 
di  metodo  critico,  contiene  parecchie  utili  notizie  relative  alla  vita  e  alle 
opere  del  poeta.  —  Da  qualche  anno  si  ha  un  vivo  risveglio  di  studi 
intorno  a  Vincenzo  Cuoco.  A.  Butti  ai  suoi  lodati  saggi  aggiunge  ora 
Una  lettera  di  V.  Cuoco  al  Vicer^  Eugenio**),  che  si  trova  nel- 
Farchivio  di  stato  milanese  e  getta  luce  sulla  parte  che  il  C.  ebbe  nella 
compilazione  del  «Giornale  italiano»;  B.  Croce*'')  pubblica  Un  articolo 
dimenticato  di  V.  C.  sugli  scrittori  politici  italiani;  6.  Olivieri 
fornisce  delle  Notizie  su  la  vita  di  Gabr.  Pepe*^)  che  sono  utili 
anche  per  la  biografia  del  Cuoco;  M.  Romano,  in  un  vasto  lavoro  di 
Ricerche  su  V.  C.  politico,  storiografo,  romanziere,  giorna- 
lista^^),  distribuite  in  cinque  capitoli,  ne  ritesse  la  biografia,  valendosi 
dello  studio  recente  del  Ruggieri  e  dell'  epistolario  inedito  di  G.  Pepe  che 
h  presso  la  deputazione  provinciale  di  Campobasso;  illustra  il  pensiero  del 
C.  nelle  sue  varie  manifestazioni,  e  chiude  con  un'  appendice  contenente 
saggi  copiosi  di  articoli  giornalistici  di  lui,  mentre  promentte  di  pubbli- 
carli  per  intero.  Notevoli  specialmente  le  pagine  dove  mette  in  evidenza 
le  qualita  del  C.  come  scrittore,  e  stabilisce  che  V  influenza  del  Vico  sul 
C.  fu  «intrinseca  e  feconda». 

Milano,  ottobre  1906.  Dr.  Paolo  BcUezza. 

II.  II  Bomanticismo  e  la  letteratura  italiana  durante  il 
Bisorgimento    Nazionale.     1902—1903.    Itomanticismo.   — 

Ognun  sa  che  il  romanticismo  italiano,  pur  avendo  certi  suoi  tratti 
caratteristici  e  atavici,  che  gli  danno  una  fisionomia  sua  propria,  tuttavia 
ha  stretta  parentela  col  romanticismo  straniero:  e  gli  scambi  tra  la  nostra 
letteratura  romantica  e  le  straniere  furono  piö  frequenti  che  non  si  creda 
comunemente.  A  far  conoscere  questo,  diremo  cosi,  duplice  lavorio  d'im- 
portazione  e  d' esportazione  letteraria  puö  giovare  Topuscolo  del  dott. 
Guido  Muoni:  La  fama  del  Byron  e  il  byronismo  in  Italia^). 
L'Aut.  tralta  i  seguenti  argomenti:  1.  Le  prime  traduzioni  italiane  e  le 
«Vite»  del  Byron.  —  2.  II  Byron  giudicato  dai  letterati  italiani  —  I 
romantici  lombardi:  Silvio  Pellico  —  Derivazioni  byroniane  nel  Berchet  e 
nella  poesia  patriotica  italiana  —  Carlo  Tebaldi  Fores  —  Alessandro 
Manzoni.  —  3.  Gli  uomini  della  generazione  precedente:  Vincenzo  Monti 

—  Ippolito  Pindemonte  —  Ugo  Foscolo.  4.  II  gruppo  toscano:  Pietro 
Giordani  —  G.  B.  Niccolini  —  Gino  Capponi  —  Niccolö  Tommaseo. 
5.  La  forma  esteriore  del  byronismo  e  la  critica  estetica  di  G.  I^eopardi 

—  Derivazioni  byroniane  nella  poesia  del  Leopardi.  6.  II  contenuto 
etico  del  byronismo  e  la  critica  democratica:  Giuseppe  Mazzini  —  Carlo 
Cattaneo  —    II   piü    gran    byroniano    d'Italia:    F.  D.  Guerrazzi.   —  La 

45)  Palermo,  Reber.  46)  Sta  nel  vol.  Dai  tempi,  ecc.  (v.  nota  6). 
47)  Cr.  III,  4.  48)  Campoba.sso,  pp.  81,  8".  49)  Isemia,  Colitti  e  f».  pp.  291, 
8".   Cfr.  la  recensione  di  A.  Butti  in  GSLIt.  1905,  pp.  412  sogg. 

1)  Milano,  Societä  editriee  libraria,  1903. 


Della  Giovanna.  H  147 

critica  cattolica:  Rosmini  e  Gioberti.  7.  Le  ultime  propaggini  del  byro- 
nismo  —  I  byroniani  di  Napoli  —  L'  «Armando»  di  Giovanni  Prati  — 
La  poesia  byroniana  e  il  byronismo  giudicati  dal  Carducci.  -  Di  tutti 
questi  argomenti  senza  dubbio  interessanti  TAut.  discorre  nelle  45  pagine 
del  suo  opuscolo,  cui  meglio  che  il  titolo  di  «ßaggio»  converrebbe  quello 
di  «Appunti»  sia  per  la  brevita  della  trattazione,  sia  anche  per  la  sua 
foraia  frammentaria.  In  ogni  modo  al  gnippo  toscano,  anzieht  il  pia- 
centino  Giordani,  sarebbe  da  assegnare  il  livornese  Carlo  Bini,  di  cui 
TAut.  non  parla  affatto,  e  che  pure  fu  un  ammiratore  e  un  traduttore  del 
Byron.  E  a  proposito  delle  ultime  propaggini  del  byronismo  nelU  Italia 
meridionale  non  sarebbe  da  dimenticare  la  poetessa  siciliana  Giuseppina 
Turrisi  Colon  na,  alla  cui  ammirazione  per  il  Byron  accenna  la  lettera  del 
Guerrazzi  citata  a  pag.  39.  —  Di  alcuni  romantici  stranieri  (Byron,  Shelley, 
Keats,  Chateaubriand,  la  Stael,  Lamartine,  De  Musset)  che  trassero  ispirazioni 
dalle  bellezze  naturali  e  artistiche  delF  Italia,  parla  difFusamente  Urbatn 
Mengin  nel  suo  volume:  L' Italic  des  romantiques*).  Questo  lavoro 
b  tutt'altro  che  completo,  perche  nuUa  vi  si  dice  dei  romantici  tedeschi, 
e  tutti  sanno  che  non  pochi  di  essi,  e  sopra  tutti  il  Goethe,  furono 
ammiratori  e  studiosi  delle  cose  nostre:  e  quel  che  e  peggio,  non  va 
immune  da  plagi.  —  Del  Lamartine  e  delle  sue  relazioni  con  T  Italia, 
meglio  che  il  Mengin,  tratta  la  sig"«*.  Gemma  Cenzatti  nel  suo  studio: 
Alfonso  de  Lamartine  e  T Italia^):  studio  condotto,  ove  si  prescinda 
da  qualche  svista,  con  diligenza  e  con  ordine.  II  famoso  romanticista 
francese,  ora  denigratore  e  ora  ammiratore  dell' Italia,  h  studiato  dal- 
TAut®®.  con  imparzialita  lodevole,  specialmente  in  quegli  scritti  che  gli 
furono  ispirati  dair Italia.  —  Per  la  Stael  h  anche  da  vedere  quanto 
scrive  il  gia  ricordato  G.  Muoni  nel  suo  saggio  Ludovico  di  Breme 
e  le  prime  polemiche  intorno  a  Mad.  di  Stael  ed  al  romanti- 
cismo  in  Italia  (1816)*).  Da  questo  scritto,  piü  ampio  e  piü  impor- 
tante  delF  altro  succitato,  appare  meglio  la  conoscenza  che  della  letteratura 
romantica  ha  TAut.,  il  quäle  ci  affre  non  poche  notizie  interessanti  intorno 
al  iiostro  primo  romanticismo  e  ai  primi  nostri  romantici  e  sopra  tutto 
intorno  alla  vita  e  alcuni  scritti  di  Ludovico  di  Breme,  che  fu  vera- 
mente  il  primo  banditore  del  verbo  romantico  in  Italia,  mentre  dai  piü 
si  suol  a.ssegnare  questo  posto  al  Berchet.  —  Un  utile  contributo  non 
pure  alla  storia  del  nostro  primo  romanticismo  ma  si  anche  a  quella,  che 
ancor  si  desidera,  del  giornalismo  italiano  6  la  monografia  di  Edmondo 
ClericiiII  «Conciliatore»  periodic©  milauese  (1818  — 1819)*).  Intorno 
a  questo  famoso  periodico  che  fu  detto  anche  il  «Foglio  azzurro»,  non 
esisteva  che  un  lavoro  assai  confuso,  poco  imparziale  e  punto  organico, 
quantunque  interessante  per  molte  cose  inedite  e  per  molti  aneddoti  curiosi, 
di  Cesare  Cantö,  e  un  diligente  articolo  pubblicato  da  Giuseppe  Piergili 
nella  N.  Ant.  del  1886.  II  Clerici  esamina,  meglio  che  non  abbiano 
fatto  i  suoi  due  predecessori,  il  contenuto  del  «Foglio  azzurro»  e  in 
particolar  modo  il  contenuto  letterario,  proponendosi  di  fare  un  lavoro 
d'indole  letteraria,  c  divido    il   suo  lavoro  in  due  parti:    nella  1*  che  ha 


2)  Paris,   Plön,    1902.      3)   Livorno,    Giusti,    190-].       4)   Milano,   Societä 
editrice  libraria,  1902.     5)  AScNS.  Pisa,  Nistri,  1903. 


II  148     La  lett.  ital.  nel  sec.  XIX.    II.  II  Roraanticisnio  ecc.    1902—1003. 

per  titolo  La  societa  del  «  Conciiiatore»,  e<j;li  stuclia  rorigiiic.  Tin- 
(lole^  la  materia,  i  coUaboratori,  g\i  amici  e  i  nemici  del  periodico;  nella 
2%  intitolata  Le  dottrine  romantiche  del  «Foglio  azzurro»,  pre- 
niessi  alcuni  cenni  suUa  questione  classico-roinantica  sirio  nlla  comparsa 
del  «Conciiiatore»,  espoiie  distintamente  le  dottrine  letterarie  e  quelle 
morali  e  sociali,  economiche  e  storiche,  svolte  e  propugnate  dal  periodico; 
parla  degli  amici  e  nemici  del  romanticismo  (Monti,  Foscolo,  Manzoni, 
Leopardi);  accenna  alla  fine  della  societa  del  conte  Porro,  agli  arresti  ed 
agli  esili  che  ne  seguirono,  e  alla  fondazione  delF  «Autologia»  che  continu^ 
a  Firenze  V  opera  del  periodico  milanese ;  e  conchiude  col  parlare  nel- 
r  ultimo  capitolo,  del  carattere  generale  del  primo  romanticismo  italiano, 
della  sua  importanza  letteraria,  politica  e  sociale  e  de'  suoi  benefici  effetti 
sulla  vita  e  cultura  italiana.  L'Aut.  si  era  proposto  di  fare  non  un 
lavoro  storico,  ma  un  lavoro  di  storia  letteraria,  ed  ha  fatto  opera  in- 
dubbiamente  utile;  se  non  che  nello  studiare  un  periodico  letterario  che, 
come  tutti  i  congeneri,  appartiene  alla  letteratura  d'occasione  e  che  per 
giunta  ebbe  intendimenti  anche  politici,  non  si  pu6  prescindere  dalle 
indagini  storiche:  e  se  egli  avesse  potuto  esplorare  gli  archivi  e  le  biblio- 
teche  private  di  Milano,  certamente  sulla  storia  del  «Conciliatx>re»  ci 
avrebbe  dato  uno  studio  piü  compinto  e  piü  nuovo.  Anche  certe  questioni 
ci  paiono  trattate  un  po'  alla  lesta  e  con  poca  precisione,  come  Tarruffata 
questione  della  lingua  (pagg.  146 — 150);  a  proposito  della  quäle  era 
opportuno  accennare  all*  avversione,  che  i  classici  ebbero  in  generale  per 
la  letteratura  dialettale,  e  al  favore  che  essa  trovö  presso  i  romantici, 
amanti  com'  erano  di  tutto  cio  che  e  vivo  e  popolare,  e  intenti  a  creare 
una  letteratura  viva  e  popolare.  E  piuttosto  confusa  ci  pare  anche  quella 
parte  del  lavoro,  in  cui  il  Clerici  vuol  dotx^rminare  il  romanticismo, 
diremo  cosi,  dei  classici  e  il  classicismo  dei  romantici:  vero  ^  che  un  po' 
di  confuöione  era  anche  nella  mente  e  nelle  teorie  letterarie  degli  uni  e 
degli  altri,  e  che  troppo  spesso  si  polemizzava  per  ripicchi  e  antipatie 
personali  e  per  ragioni  politiche  anziehe  per  veri  dissensi  letterari.  Altri 
difetti  di  questo  lavoro  furono  notati  da  Paolo  Prunas  in  una  sua  dili- 
gente  e  garbata  rccensione  *"'),  alla  quäle  riinandiamo  i  nostri  lettori.  — 
Non  vogliamo  qui  parlare  di  un  lungo  articolo  dello  stesso  Prunas:  Le 
origini  dell'  «Antologia»,  periodico  di  G.  P.  Vieusseux'),  percht^, 
mentre  scriviamo,  l'Aut.  ha  pubblicato  suUo  stesso  argomento  un  ampio 
e  notevole  volume,  di  cui  faremo  a  suo  tempo  un'  adegnata  recensione. 
—  Guido  Mazzoni  in  alcuni  suoi  «appunti>:  Rossini  classico  e 
romantico^),  dice  che  il  grande  maestro  pesarese  «fervidamente  non 
milit<^  mai  in  favore  ue  di  qucsta  scuola  nö  di  quella;  ma  ^  lecito  affer- 
mare  che  insieme  1'  educazione  letteraria  e  le  amicizie  lo  ponevano  piuttosto 
tra  i  classicisti,  in  letteratura,  che  tra  i  romantici.  Or  qui  e  subito 
curioso  a  notare  che  il  Rossini  parve  invece  a  molti,  per  la  qualita  della 
sua  musica,  un  romantico  dell'  acqua  piCl  pura,  o  della  piü  impura,  secondo 
i  gusti».  E  l'arguto  e  dotto  scrittore  cerca  le  ragioni  esterne  di  tal 
fatto;  le  quali,  secondo  lui,    sono:  Tammirazione  del  Rossini  pel  Mozart, 


6)  RBLIt.    anno   XI    (1903),    ni  10,    11,    12.       7)   RN.    P  luglio,    1003. 
8)  Onoranze    fiorentine  a  G.   Rossini:    Firenze,    Tipog,    Galletti  e  Cocci,    1902. 


DelJa  Giovanna.  II  149 

considerato  da  molti  conie  V  iniziatore  del  melodramma  romantico;  reffetto 
patriottico  che  consegnivano  alcune  almeno  delle  sue  arnionie;  e  le  qua- 
lita  romantiche  di  alcuni  6uoi  libretti. 

Aleasandro  Manzani.  —  Giovanni  Sforza,  il  dotto  e  amo- 
roso  editore  delle  opere  del  grande  scrittore  lombardo,  in  un  opuscolo 
nuziale*),  ce  lo  presenta  come  giornalista.  8'  ignorava  che  11  Manzoni 
avesse  mai  scritto  articoli  per  giornali  politici,  si  sapeva  invece  quäl  conto 
facesse  della  professione  di  giornalista  che,  secondo  lui,  h  tult'  uno  con 
quella  di  avventuriero :  ora  apprendiamo  dallo  Sforza  che  due  volte  il 
Manzoni  diede  il  suo  contributo  alla  stampa  quotidiana.  La  prima  volta 
nel  '48,  quando  fu  eletto  deputato  di  Arona,  mandö  un  articolo  al  gior- 
nale  torinese  «La  concordia»;  la  seconda,  quando  il  Thiers  sentenziö  che 
il  problema  dell'  unita  italiana  soinigliava  a  quella  della  quadratura  del 
circolo,  egli  prot€st5  con  una  nobile  lettera  indirizzata  al  «Corriere  di 
Milano».  —  Francescx)  Novati  con  V  aiuto  di  memorie  ufficiali  e  di 
lettere  non  tutto  conosciute,  in  un  garbato  ed  esauriente  articolo  *®)  fa  la 
8toria  delle  relazioni  che  intercedettero  tra  il  Manzoni  e  il  R.  Istituto 
Lombardo.  Nominato  nel  1840  membro  prima  effettivo  e  poi  onorario 
dell'  «Imperial  Regio  Istituto  Lombardo»,  dopo  vent'  anni  fu  per  accla- 
mazione  eletto  presidente  perpetuo,  e  tenue  questo  ufiicio  circa  due  anni 
e  mezzo,  sino  a  che,  ripugnandogli  di  non  potere  nemmeno  imperfetta- 
mente  occupare  l'onorevole  posto,  vi  rinunziö  il  13  decembre  1861  con 
una  lettera,  che  il  Novati  pubblica  per  la  prima  volta.  —  Alla  vita 
pubblica  del  Manzoni  si  riferisce  pure  una  sua  lettera  cdita  da  Attilio 
BuTTi^^).  La  preziosa  lettera,  scritta  il  9  settembre  1870,  ö  indirizzata 
al  «Presidente  della  Societa  di  nmtuo  soccorso  degli  artisti  e  operai  — 
Vigevano».  In  essa  il  Manzoni,  ringraziando  la  Societa  del  titolo  di 
Socio  onorario  conferitogli,  accenna  all'  utilita  degli  istituti  di  previdenza 
e  di  cooperazione.  Una  lettera  inedita  del  Manzoni  h  pubblicata  da 
Francesco  Lo  Parco")  e  un'altra  da  Raffaello  Barbiera  nel  volume 
a  cui  accenneremo  piü  sotto;  la  prima  h  del  5  aprile  1868,  la  seconda 
del  14  ottobre  1819  (?):  entrambo  preziose.  —  Paolo  Bellezza,  ben 
noto  agli  studiosi  per  la  sua  singolare  conoscenza  delle  opere  manzoniane, 
ricerca  quäle  stima  il  Manzoni  facesse  di  Dante ^^).  La  scrittore  lom- 
bardo nella  sua  giovinezza  fu  un  fcrvido  ammiratore  dell' Alighieri;  ma 
dopo  la  sua  conversione  religiosa  e  lotteraria  continuö,  si,  a  lodarlo^  ma 
non  senza  qunlche  riserva.  Di  questo  fatto  V  egregio  critico  esamina  con 
finezza  le  ragioni  varie  e  eomplesse.  —  Con  questa  indagine  letteraria  ha 
stretta  attinenza  l'altra  dello  stesso  Bellezza:  II  «cor  di  Dante» 
attribuito  dal  Manzoni  a  V.  Monti^^).  Anche  qui  l'Aut.  con 
pregevole  copia  di  fatti  e  di  citnzioni,  analizzando  il  noto  epigramma  del 
Manzoni  sul  Monti,  dimostra  non  solo  che  il  cor  di  Dante  e  il  canto 
di  Virgilio,  secondo  il  concetto  che  il  Manzoni  aveva  dei  due  poeti,  si 
riscontrano  nella  poesia  montiana,    ma  che  in  questo  caso  egli,    piuttosto 

9)IlManzoni  giornalista:  Modena,Tip.Soliani,  1902.  10)  (;SLIt.annoXX 
(1902),  vol.  XXXIX,  fasc.  116— 117.  H)  Ibidem,  anno  XXI  (1903),  vol.  XLI, 
fasc.  121.  Vi)  Trapani,  Tip.  Gervasi-Modica,  1902.  l.-J)  Ibidem,  anno  II  (1902), 
vol.  XXXIX,  fasc.  116-117.  14)  MSCGraf,  Bergamo,  Istit.  ital.  d'arti 
grafiche,  1903. 


II  150     La  lett.  ital.  ncl  sec.  XIX.    II.  II  Romanticismo  ecc.    1902— 190H. 

che  espriniere  un  sentinieiito  personale,  noii  ha  fatto  che  ripetere  quello 
de*  suoi  contemporanei.  —  Dobbiamo  esser  grati  a  Gilberto  Boraschi 
di  aver  curato  diligentemente  la  ristampa  dei  Promessi  Sposi**)  neue 
due  edizioni  del  1840  e  del  1825  gia  raifrontate  da  Riccardo  FoUi. 
Questa  nuova  edizione  e  seguita  da  un  indice  metodico  delle  correzioiii, 
fatte  dal  Manzoni  al  suo  capolavoro,  il  quäle  aiuta  a  raifrontare  meglio 
le  correzioni  e  a  risolvere  tanti  dubbi  sulla  coerenza  dei  criteri  linguistici 
adottati  dal  Romanziere.  —  II  compiauto  Policarpo  Petrocohi  ha 
compiuto  il  suo  commento  storico,  estetico  e  filologico  ai  Promessi 
Sposi  raffrontati  sulle  due  edizioni  del  1825e  1840^^*),  ch'egli 
aveva  c>ominciato  a  pubblicare  nel  1893^').  Specialmente  T  ultima  parte 
di  questo  lavoro,  scritta  a  pezzi  e  bocconi  e  in  mezzo  a  molte  preoccu- 
pazioni,  come  ben  sanno  i  suoi  amici,  non  h  scevro  di  incongnienze,  di 
errori,  di  svistc  e  d'  interpretazioni  inesatte.  Inoltre  il  Commentatore,  pur 
essendo  in  fatto  d'  arte  e  di  lingua  un  fervido  nianzoniano,  dissentiva 
profondamente  dal  Manzoni  nelle  idee  religiöse  e  politiche,  ne  dal 
Manzoni  aveva  appreso  quella  temperanza  e  serenita  di  giudizio,  che 
oltre  ad  essere  serapre  una  virtü  amabile,  e  poi  indispensabile  per  inter- 
pretare  il  pensiero  altrui;  siecht  egli  non  ha  saputo  trattenersi  dal  fare 
qua  e  la  nelle  note  qualche  sfuriata  politica  e  anticlericale:  il  che  e  per 
lo  meno  inopportuno  in  un  commento  destinato  alle  scuole.  Ma  chi 
consideri  quanto  sia  difficile  evitare  le  contraddizioni  e  le  conclusioni 
arbitrarie  commentando  i  Promessi  Sposi  senza  Taiuto  di  un  indice  com- 
pleto  d^i  vocaboli,  dovra  non  disconoscere  i  pregi  e  Tutilita  del  lavoro 
del  Petrocchi.  E  di  queste  pregi  avrebbe  potuto  teuer  conto  il  Bellezza 
nella  recensione  molto  minuziosa  e  troppo  severa  che  egli  ha  fatto  di 
questo  commento  ^^):  tanto  che  certi  rimproveri  mossi  al  Petrocchi  in 
materia  di  lingua  ci  sembrano  infondati  o  discutibili.  —  Non  un  vero  e 
proprio  commento  ma  una  serie  di  studi  critici  e  Topera  di  Giovanni 
'•Negri  intitolata:  Commenti  critici  estetici  e  biblici  sui  Pro- 
messi Sposi  di  A.  Manzoni^®).  L'Aut.  dice  nella  prefazione:  «Ho 
scritto  questi  commenti  piü  per  me  che  per  gli  altri.  Nondimeno  li 
pubblico  .  .  .  sembrandomi  che  qualche  cosa  di  buono  e  di  nuovo  ci 
sia ;  non  fops'  altro,  le  indicazioni  delle  fonti  bibliche  e  i  confronti  col- 
V  Imitazione  di  Cristo  (il  gran  libro  a  cui,  dopo  le  Scritture,  il  Manzoni 
s'ö  ispirato  maggiormente) :  indicazioni  e  confronti  che  stimo  utilissimi  a 
chiarire  sempre  meglio  i  concetti  deirAutore  e  a  farci  penetrare  piü 
addentro  nelle  sue  intenzioni».  II  1®  volume  di  questi  Commenti  contiene 
i  seguenti  capitoli:  I.  L^opinione  del  Manzoni  e  quella  del  Fo- 
gazzaro  intorno  alT  amore;  II.  La  finzione  dello  scartafaccio 
^  un'  ingenuita  un  po'  maliziosa;  III.  A  questo  mondo  c*  ^ 
giustizia  finalmente!  ossia  i  propositi  di  Vendetta  di  Renzo; 
LV.  La  spedizione  di  fra  Cristoforo  al  palazzotto  di  Don 
Rodrigo  e  il  filo  della  Provvidenza;  V.  Le  ultime  parole  delT 
Addio  ai  monti  e  la  fine  del  capitolo  ottavo  dei  Promessi 
Sposi;  VI.  L'episodio  di  Gcrtrudo.     Appertengono  invece  al  2®  vo- 

15)  Milano,  Lihreria  editr.  naz.,  1903.  16)  Firenze,  Sansoni,  1902. 
17)  JßRPh.  II.  18)  GÖLIt.  anno  XXI  (1903),  vol.  XLI,  fa»c.  122-123. 
19)  Milano,  Libreria  Salesiana,  1903. 


Della  Giovanna.  H  151 

lunie  questi  altri  capitoli:  I.  La  passione  di  Don  Rodrigo  e  il 
pernio  dei  Proniessi  Spoai;  II.  Fra  i  tumulti  pel  rincaro  del 
pane;  III.  DalT  osteria  della  Luna  piena  a  quella  di  Gorgon- 
zola;  IV.  I  pentinienti  di  Renzo  e  la  sua  fede  nella  Provvi- 
denza;  V.  Del  Conte  zio  e  del  Padre  provinciale;  VI.  II* 
racconto    del    Mercante  e  la    cronologia    dei    Promessi    Sposi; 

VI.  La  conversione  delT  Innoniinato  e  il  eonvito  della  Grazia; 

VII.  Se  la  conversione  dell' Innominato  fu  per  il  Manzoui  un 
miracolo.  Anche  dal  solo  titolo  si  pu6  giudicare  la  varia  importanza 
degli  argomenti  trattati  dal  Negri,  il  quäle,  se  qualche  volta  e  troppo 
sottile  e  un  po'  sofistico  nelle  osservazioni,  nondimeno  diinostra  larghezza 
e  novita  di  raffronti  e  buon  senso  critico.  —  Con  sottili  argonientazioni 
lo  stesso  Negri  ha  tentato  di  risolvere^^)  i  sette  dubbi  d'  un  inanzoniano, 
ossia  sette  iucongruenze  scoperte  dal  Bellezza  nei  «Promessi  Sposi»*'), 
e  di  chiarire  altri  punti  in  cui  parrebbe  che  il  Manzoni  si  fosse  contrad- 
detto.  Intomo  ad  una  di  queste  distrazioni  o  apparenti  contraddizioni 
del  Manzoni  hanno  scritto  anche  Eugenio  C-hecchi'^*)  e  Francesco 
D'OviDio*^).  —  Ad  illustrare  la  parte  storica  dei  «Promessi  Sposi» 
giova  indubbiamente  il  Commentario  dei  Promessi  Sposi,  ovvero 
la  rivelazione  di  tutti  i  porsonaggi  anonimi  di  Luigi  Lucchini^*). 
Non  ostante  che  il  titolo  prometta  piü  che  non  attenga,  questo  lavoro 
reca  un  pregevole  contributo  di  notizie,  desunte  da  documenti  ignoti,  e 
pu6  considerarsi  un  buon  supplemento  al  Commento  storico  del  Cantü. 
Voler  rivelare  tutti  i  personaggi  anonimi,  alcuni  dei  quali  sono  stati  creati 
dalla  fantasia  del  Manzoni,  e  impresa  vana  e  che  puö  condurre  a  con- 
clusioni  cervellotiche :  per  es.  T  identificazione  di  Don  Rodrigo  e  di  suo 
cugino  Attilio  con  due  Airoldi  ci  sembra  arbitraria.  Notevole  sopratutto 
ö  la  parte  di  questo  lavoro  che  concerne  in  generale  i  Cappuccini  %  in 
ispecie  fra  Cristoforo,  il  quäle,  se  ebbe  alcune  delle  virtü  predicate  da 
S.  Francesco  d'Assisi,  mal  puö  paragonarsi  al  Serafico  Patriarca,  come 
ha  tentato  di  fare  F.  Pennacchi**).  —  Importante  h  la  Memoria  di 
Giuseppe  Galli:  Un' operetta  inedita  del  Card.  Federico  Bor- 
romeo sopra  la  peste  in  Milano  ed  i  «Promessi  Sposi  »^®). 
Questo  trattato  del  Card.  Borromeo,  quantunque  inedito,  era  noto  al 
Manzoni,  nonchö  ad  altri;  ma  e  merito  del  Galli  d'avere  dimostrato 
in  quäl  modo  Tautore  dei  «Promessi  Sposi»  se  ne  sia  servito  per  il  suo 
racconto.  Strette  sono  infatti  le  rassomiglianze  tra  le  due  nan-azioni,  ma 
sono  rassomiglianze  volute  dal  Manzoni  «per  dare  al  suo  racconto  e 
alle  sue  descrizioni  un  carattere  piü  intenso,  piü  spiccato,  piü  vivo  di 
verita».  Intorno  a  questo  argomento  gli  studiosi  potranno  leggere  util- 
mente  anche  Tarticolo  di  Carix)  Del  Lungo:  La  peste  nel  racconto 
del  Manzoni  e  le  idee  d*uu  medico  lombardo*'^").  —  II  Manzoni 
nella  sua  giovinezza  ammirö  e  studio  Ig  tragedie  deir  Alfieri  quantunque 
poi  il  suo  entusiasmo  per  il  fiero  AUobrogo  sboUisse  non  poco:  altri  gia 


20)  Dubbi  manzoLiiani  e  risposte:  Milaoo,  Casa  editr.  Giacomo 
Agnelli,  1903.  21)  JBRPh.  VII.  22)  FD.  16  marzo,  1902.  23)  Ibidem, 
23  marzo  1902.  23)  Bozzolo,  Tip.  Commerciale,  1902.  24)  S.  Francesco 
d'As&ißi  c  A.  Manzoni:  Assisi,  Tip.  Metastasio,  1903.  26)  ASL,  fasc.  XXXIX, 
Milano,  1902.     27)  NAnt.  16  maggio,  1902. 


II  152      La  lett  ital.  nel  sec.  XIX.    II.  II  Romanticismo  ecc.    1902—1903. 

aveva  notato  una  derivazione  alReriana  nell'  episodio  iiianzoniano  di  Lodo- 
vico,  dove  il  racconto  del  duello  ricorda  la  narrazione  di  Egisto,  nella 
Merope;  Manfredi  Porena  scorge  altre  due  reminiscenze  alfierane  nei 
«Proinessi  Sposi»^^).  La  scena  che  si  8volge  in  casa  di  Lucia,  la  mattina 
Stabilita  per  le  nozze,  ricorda  la  scena  5"  del  1®  atto  nella  Virginia;  e 
la  scena  tra  il  padre  Cristoforo  e  Don  Rodrigo,  al  palazzotto  di  costui, 
somiglia  a  quella  di  Achimelech  davanti  a  Saul,  nel  4^  atto  del  capo- 
lavoro  alfieriano;  in  ogni  modo,  pifl  che  di  vere  e  proprie  derivazioni,  si 
tratta  di  somiglianze  probabilmente  fortuite.  —  Questa  stessa  avvertenza 
si  deve  fare  quando  si  vuol  raffrontare  il  Manzoni  con  lo  Scott,  i  cui 
romanzi,  secondo  L.  M.  Capelli*®),  si  considerano  generalmente  come 
la  principal  fönte  dei  «Promessi  Sposi».  —  I  personaggi  del  romauzo 
manzoniano  continuano  ad  esscre  oggetto  di  studi  piü  o  roeno  utili.  Uno 
studio  aneddotico-critico  vuol  essere  quello  che  Francesco  Lo  Pargo 
intitola:  La  serva  e  il  signor  padrone^*').  L'Aut.  s'ingegna  a 
tratteggiare  aneddoticamente  Perpetua  e  Don  Abbondio,  cio^  a  completare 
queste  due  figure  manzoniaue  coi  mezzi  che  il  Romanzo  gli  offre.  Questo 
lavoro,  che  si  potrebbe  dire  di  aniplificazione  e  di  adattaniento,  tra  niolte 
divagazioni  e  superfetazioni,    contiene   anche  osservazioni   curiose  e  acute. 

—  Di  Perpetua  parla  piü  brevemente,  ma  con  maggior  brio  e  con  fine 
gusto  artistico,  Vittorio  Graziadei  nel  suo  opuscolo:  La  serva  di 
Don  Abbondio^*).  —  Nulla  di  nuovo  aggiunge  agli  studi  manzoniani 
il  lavoretto  di  Luiofna  Filippini:  La  Donna  nei  Promessi  Sposi  e, 
specialmente,  Lucia^*).  Argomen ti  cosi  fatti  richiedono  un  ingegno 
acuto  e  bene  esercitato  nelle  indagini  psicologiche  ed  estetiche;  altriraenti 
non  si  fa  che  ripetere  le  solite  considerazioni,  le  quali  possono  essere 
utili  in  una  scuola  di  giovinette,  cui  si  debba  illustrare  il  Romanzo^  ma. 
daft  alla  stampa,  sono  un  inutile  ingombro  per  la  letteratura  manzoniana 

—  Poco  probabile  ci  pare  Topiniono  di  Eyssenhardt,  il  quäle  vuol 
dimostrare  che  la  Monaca  di  Monza  non  e  gia  Virginia  de  Leyva,  come 
si  h  creduto  dopo  le  rivelazioni  di  TuUio  Daudolo  (vedi  «II  secolo  XVII 
in  Italia»),  ma  invece  Severetta  Zalugi  di  Acqui^^).  —  Superficiale  ^  lo 
Studio  SU  versi  di  Alcssandro  Manzoni  di  Maria  Appiani**),  la 
quäle  commenta  i  notissimi  versi  appartenenti  a  quella  che  ella  chiama 
erroneamente  Ode  a  Carlo  Imbonati.  Nondimeno  il  commento  morale, 
destinato,  come  pare,  alle  signorine,   pu(>   avere  qualche    utilita  educativa. 

—  Del  determinismo,  considerato  come  carattere  essenziale  dell*  arte 
manzoniana,  tocca  Francesco  D'Ovidio  in  un  suo  geniale  articolo:  II 
determinismo  nelT  arte  e  nella  critica^^).  — Qualche  buona  osser- 
vazione  suir  umorisino  del  Manzoni,  argomento  gia  da  altri  trattato,  si 
legge  in  una  conferenza  tenuta  da  Emma  Boghen-Coniqliani  all'  Isti- 
tuto  Sociale  d*  istruzione  di  Brescia^®).  —  Doppo  tutto  quello  che  ö  stato 
scritto  sul   sentimento    religioso    del  Manzoni,    non  h  inutile   sapere  ciö 


28)  RIt.  ottobre  1903.  29)  Per  la  maggior  fönte  letteraria  dei  Pro- 
messi Sposi:  Novara,  Miglio»  1903.  30)  Ariano,  Stabil,  tip.  Appulo-Irpino, 
1902.  31)  Palermo,  Reber,  1903.  32)  Brescia,  Tip.  (Jiudiz.  R.  Codignola,  1903. 
33)  La  Lettura,  Milano,  1902.  34)  Torino,  Tipografia  Salesiana,  1903.  85)  II 
Giornale  d' Italia,  31  maggio  1903.  36)  L^umorismo  in  Italia:  Rocca 
S.  Casciano,  L.  Cappelli,  1902. 


Della  OiovaDna.  II  153 

che  ha  scritto  in  proposito  Baldassarre  Labanca^').  Infine  vogliamo 
accennare  all'  utile  contributo  che  il  Bellezza  ha  reeato  alla  bibliografia 
manzoniana  col  .^uo  erudito  articolo:  Intorno  alle  versioni  inglesi, 
tedesche  e  rusäe  dei  Promessi  Sposi '***). 

Scrittori  vissuti  durante  il  periodo  del  Risorgi- 
mento  Nazianale.  —  Raffaello  Barbiera  jiel  suo  volume: 
Pasaioni  del  Risorgimento*"'®)  ci  offre  molte  notizie  interessanti  intorno 
al  Manzoni,  a  Giovanni  Berchet,  a  Tomniaso  Grossi,  al  inatematico  e 
letterato  Gaetano  Barbieri,  a  Giuseppe  Mazzini,  a  Silvio  Pellieo,  a  Gio- 
vanni Pniti,  a  Niecolö  Toniinaseo,  a  Michele  Amari,  a  Carlo  Portti,  a  Giu- 
seppe, Regaldi,  a  Carlo  Cattaneo,  a  Cesari  Cantö,  a  Massimo  D'Azeglio, 
a  Giuseppe  Revere  e  a  Francesco  Dali'  Ongaro.  Sono  notizie  tratte  da 
archivi  e  da  documenti  ignoti  o  i)oco  noti  e  corredate  di  scritti  inediti. 
Tra  questi,  oltre  la  lettera  del  Manzoni  a  cui  abbiamo  piü  sopra  aceemiato, 
sono  notevoli  alcune  lettore  del  Berchet,  del  Mazzini  e  del  Dair  Ongaro, 
due  sonetti  del  Porta  e  una  poesia  del  Prati.  Questo  libro,  di  cui  un 
critico  assai  competente  ebbe  a  dare  un  giudizio  piuttosto  severo*®),  pu(> 
dirsi  veramente  una  serie  di  bozzetti  storici;  nia  il  filo  conduttore  che, 
secondo  TAut.,  li  unisce  non  h  senipre  visibile.  Certo,  egli  ci  ha  dato 
un'  opera  piacevole  e  insienie  utile  a  leggersi,  ma  ne  avrebbe  accresciuto 
il  pregio,  se  avesse  appurato  nieglio  i  fatti  e  si  dimostrasse  una  storico 
piü  obiettivo  e  piü  spassionato.  —  Filipino  Orlando  ha  pubblicato  una 
nuova  dispensa  dei  Carteggi  inediti  o  rari  antichi  e  moderni*^). 
Le  lettere  contenute  in  questa  dispensa,  che  e  la  quarta  della  prima 
Serie,  non  sono  tutte  iniporianti  ed  appartengono  al  Foscolo,  al  Niccolini, 
al  Giordani,  al  Gioberti,  alFAcerbi,  a  Costanza  Monti-Perticari,  a  Luigi 
Cerretti,  ad  Antonio  Ranieri,  al  Giusti,  al  Vieusseux,  al  Tomniaseo,  a 
Salvatore  Betti,  a  Enrico  Montazio.  Tra  le  piü  iniportanti  sono  quelle 
del  Giordani,  dalle  quali,  oltre  ad  alcuni  notevoli  giudizi  sul  Mazzini, 
sul  Pellieo,  sul  Lambruschini,  apprendiamo  che  il  suo  grande  affetto  per 
il  Leopardi,  contrarianiente  a  quanto  e  stato  detto,  non  vonne  mai  meno 
anche  quando  il  Recanatese  nioströ  di  non  curarsi  del  suo  vecchio  amico 
piacentino.  Per  la  cronaca  delle  nostre  niiserie  letterarie  ricordianio  una 
lettera  del  classicista  romano,  Salvatore  Betti,  nella  quäle  il  Manzoni 
h  detto  «il  milanese  umilniente  superbo»,  e  alcune  lettere  poeo  decorose 
del  Montazio  alFAdeinoUo.  —  Meritevoli  di  essere  date  alla  luce  erano 
le  tredici  lettore  inedite,  indirizzate  all*  illustre  Editore,  Alessandro 
D'Ancona,  dal  Bonghi,  dal  Capponi,  dal  Guerrazzi,  dal  Mamiani,  dal 
Salvagnoli,  dal  Toinmaseo,  dal  Vannucci  e  dal  Vieusseux,  quand*  egli  fece 
il  suo  priino  ingresso  nel  niondo  letterario  *^).  —  E  parso  non  inutile  a 
Guido  Mazzoni  ripubblicare  Due  articoli  di  Giovanni  Berchet*^), 
che  invano  si  cercano  nelF  edizione  delle  opere  editc  ed  inodito  curata 
da  F.  Cusani.  I^  due  scritture  apparvero  per  la  prima  volta,  sotto  il 
noto  pseudonimo  di  Grisostomo,  nel  «Conciliatore»  del  1818:  nella  prima 
Tautore  mette  in  derisione  il  valore  filosofico   della   storia  del  Tiraboschi, 

37)  Gesö  Cristo:  Torino,  Bocca,  1903.  38)  RN.  ottobre  1902.  39)  Mi- 
lano  Fratelli  Treves,  1903.  40)  CS.,  24  maggio  1903.  41)  Firenze,  libr.  Fos- 
colo, 190-2.  4'i)  Pisa,  Tip.  Mariotti,  1903:  Nozze  Esdra-Franco.  43)  Firenze, 
Barbara,  1902:  Nozze  Guidotti.  Della  Torre 


II  154     La  lett.  ital.  nel  sec.  XIX.   II.  II  Romanticismo  ecc.    1902-1903. 

e  neUa  seconda  parla  piuttosto  favorevoliiiente  di  im  diacorso  di  Gugliel- 
nio  Roscoe  intorno  airorigino  e  alle  vicende  delle  lettere,  scienze  ed 
arti,  e  alla  loro  Influenza  sullo  stato  presente  della  societa.  —  Alessakdro 
Luzio  nel  suo  pregevolissimo  volunie:  II  processo  Pellico-Maron- 
celli  seeondo  gli  atti  officiali  segreti^^)  ha  narrato  la  storia  di 
uno  degli  episodi  piü  importanti  e,  dopo  le  reoenti  rivelazioni^  p\h  contro- 
versi  del  nostro  Risorgimento  Nazionale.  L'Aut.  conferma  il  giudizio 
che  egli  ebbe  gia  a  darc  deir  inquisitore  austriaco,  Antonio  Salvotti,  il 
quäle,  seeondo  lui,  non  sarebbe  stato  un  feroce  persecutore  dei  nostri 
patrioti  ma  un  abilissinio  e  zelante  funzionario  di  null'  altro  colpevole  se 
non  di  aver  servito  fedelinente  un  governo  straniero  e  tirannico  a  danno 
dei  propri  connazionale;  e  difeude  ampiamente  la  condotta  del  Pellico  e 
del  Maroncelli,  i  quali,  se  nei  noti  processi,  compromisero  altri  con  impru- 
denti  confessioni,  peccarono  non  per  interesse  o  per  vilta,  ma  per  essersi 
lasciati  abbindolare  dalle  arti  dell*  inquisitore,  o  per  iscrupolo  di  coscienza 
restia  a  mentire,  o  per  debolezza  di  carattere.  II  volume  del  Luzio  ^ 
certamente  lo  studio  piit  notevole  che  sia  stato  fatto  in  questi  anni 
sull' argomento,  ma  rivela  nell' Aut.  un  certo  sforzo  di  riabilitazione:  ond'e 
che  le  sue  conclusioni  non  piacquero  ad  Emilio  Del  Cerro  (Niceforo), 
il  quäle  in  un  suo  articolo:  Pietro  Maroncelli  e  il  suo  processo 
del  18  20  —  21*')  ri hatte  alcune  argomentazioni  del  Luzio,  confermando 
le  accuse  contro  il  Maroncelli.  Del  volume  del  Luzio  e  di  alcune  cri- 
tiche  mossegli  ha  fatto  un'  ampia  e  saggia  recensione  EksiDio  Bellorini**), 
ben  noto  per  altri  suoi  studi  sul  Pellico,  tra  i  quali  dobbiamo  qui 
segualare  alcune  note  Intorno  ad  alcune  lettere  di  Silvio  Pellico*''), 
le  Spigolature  pellichiane*^)  e  un  articolo  Silvio  Pellico  e 
Federico  Confalonieri**).  Nel  primo  opuscolo  TAut.  correggendo  la 
data  di  alcune  lettere  del  Pellico  e  alcuni  errori  del  Rinieri  ci  fomisce 
nuovi  particolari  intorno  alla  vita  e  alle  tragedie  del  Saluzzese;  nel  seeondo 
parla  dei  primi  amori  del  Pellico,  del  cap.  2®  delle  Mie  Prigioni  e  delle 
due  tragedie  Tancreda  ed  Ester  d'Engaddi,  nell' articolo  poi  ricorda  i 
conforti  e  soccorsi  che  il  Pellico  ebbe  dal  generöse  e  nobile  suo  amico 
Confalonieri.  Questi  sparsi  studi  dimostrano  una  cosi  larga  e  sicura 
conosccnza  della  vita  e  delle  opere  del  Pellico  da  augurarsi,  come  altri 
disse,  che  il  Beltx)RINI  s' induca  a  darci  un  lavoro  compiuto  e  spassio- 
nato  intorno  al  Martire  della  Spielberg.  —  Se  un  lavoro  spassionato 
intorno  al  Pellico  ^  impresa  non  facile,  ^  anche  piü  difficile  scrivere  im- 
parzialmente  del  Mazzini,  specie  in  Italia  dove  ancora  fervono  le  passioni 
politiche  ravvivate  dal  grande  agitatore  genovese.  Non  ^  quindi  mera- 
viglia  che  uno  straniero  abbia  saputo  parlare  del  Mazzini  con  quella 
equanimitä  che  invano  si  desidera  nei  nostri  studi  mazziniani:  alludiamo 
a  BoLTON  King  autore  di  un  notevole  volume:  Mazzini  pubblicato  a 
Londra  nel  1902  e  poi  tradotto  in  italiano  da  Maria  Pezzä-Pa8COLATO 
per  la  collegione  Pantheon  del  Barb<^ra  •'''^).  La  scrittore  inglese,  che  pur 
mostra  di  conoscere  assai  bene   la   storia    del    nostro  Risorgimento,    forse 

44)  Milano,  L.  F.  Cogliati,  1903.  45)  RIt.  novembre  1903.  46)  GSLIt. 
anno  XXII  (1904)  vol.  XLIV  fasc.  130—131.  47)  Ciineo,  tip.  Isoardi,  1902. 
48)  Saluzzo,  Bovo  e  Baccolo,  1903.  49)  GSLIt.  anno  XXI  (1903)  vol.  XLI, 
fasc.  124—123.      50)  Firenze,  Barbara,  1903. 


Della  Giovann«.  II  155 

stucKa  un  po^troppo  iL  Mazzini  in  8^  fuori  dell' ambiciite  politieo  in  cui 
visse  e  operö;  ma  con  molta  serenita  ne  mette  in  rilievo  le  grandi  e 
singolari  virtü  nonch^  i  difetti,  conie  si  pu6  vedere  specialmente  nel 
magistrale  confronto  che  egli  istituiäce  tra  il  Mazzini  e  il  Cavour.  II 
volume  acquista  anche  maggior  importanza,  perch^  TAut.  si  ö  potuto 
valere  di  carleggi  inglcsi  inediti  e  lo  ha  corredato  di  iina  bibliografia 
mazziniana,  se  non  completa,  indubbiamente  utile.  —  Lodevole  b  pure 
Uequanimita  che  in  generale  dimostra  Federico  Donaver  nella  sua 
Vita  di  Giuseppe  Mazzini^^),  opera  di  agevole  Icttura  e  utile  special- 
mente per  la  parte  biografica,  non  ostante  che  alcune  notizie  siano  ine- 
satte  0  non  bene  accertate.  AI  volume  6  aggiunta  un'  appendice  di  scritti 
del  Mazzini  poco  noti  o  ignoii  affatto  in  prosa  e  in  poesia,  di  scarso 
valore  letterario,  se  si  eccetui  quello  concemcnte  gli  uffizi  e  i  doveri  della 
critica.  —  Che  il  pensiero  politieo  del  Mazzini  abbia,  come  altri  asseri  *^), 
una  genesi  letteraria,  e  che  i  pregi  letterari  siano  la  cagione  non  ultima 
della  fortuna  degli  scritti  mazziniani,  massime  presso  i  giovani,  anche  a 
noi  non  par  dubbio;  ciö  anzi  va  detto  anche  di  altri  uomini  politici  del 
nostro  Risorgimento,  quali  il  Gioborti,  il  Balbo,  il  D'Azeglio,  il  Mamiani; 
siecht  chi  si  accinge  a  studiarli  non  pu6  disgiungere  Tuomo  politieo  dal 
letterato.  Quanto  al  Mazzini,  parecchi  hanno  giä  tentato  di  studiarlo 
con  tale  intendimento;  ma  i  tentativi  non  furono  felici,  nh  pu5  dirsi  che 
sia  riuscito  meglio  in  quest'  ardua  impresa  Giuseppe  Ugo  Oxilia,  *  il 
quäle  nel  suo  volume:  Giuseppe  Mazzini  uomo  e  letterato")  si  ^ 
proposto  di  ricercare  il  Mazzini  letterato  uc'  suoi  scritti  letterari,  politici 
e  privati,  conseguentemente  di  separare  nell'  uomo  la  mente  dal  cuore,  e 
di  Studiare  del  cuore  i  sentimenti,  della  mente  i  pensieri.  Oltrech^ 
questa  distinzione  pu5  sembrare  viziosa  a  proposito  di  uno  scrittore,  in 
cui  il  sentimento  e  tanta  parte  del  pensiero,  TAut.  s'ingolfa  in  questioni 
generali  assai  gravi,  senza  la  necessaria  preparazione  a  trattarle,  e  anche 
in  ciö  che  si  attiene  al  Mazzini,  dimostra  poca  chiarezza  dMdee.  Non 
pochi  difetti  generali  e  particolari  di  questo  lavoro  furono  messi  in  rilievo 
da  Emilio  Bertana  in  una  sua  giudiziosa  e  minuziosa  recensione  ^^).  — 
£  noto  che  il  Mazzini  era  molto  amante  della  musica  cui  attribuiva 
una  virtü  attamente  educativa:  chi  voglia  sapere  quali  idee  egli  avesse 
del  melodramma  puö  leggere  il  breve  ma  succoso  saggio  di  G.  A.  Fano: 
II  melodramma  nel  pensiero  di  Giuseppe  Mazzini").  —  Lettere 
inedite  del  Mazzini,  piü  o  meno  importanti,  ci  sono  fatte  conoscere  da 
G.  Tambara**),  da  E.  Del  Cerro*'')  e  da  A.  Luzio^®)  ma  importan- 
tissimo  ^  il  1®  volume  dell'  Epistolario  edito  a  cura  della  Commissione 
che  attende  alla  pubblicazione  di  tutti  gli  scritti  delFApostolo  genovese^"). 
In  questo  volume  sono  raccolte  le  lettere  da  lui  scritte  negli  anni 
1831 — 34:  preziosi  documenti  che  riguardano  non  solo  Ic  sue  idee  e  i 
suoi  disegni  politici  ma  si  anche  i  suoi  aifctti  intimi  e  i  suoi  studi  predi- 
letti.     II  volume  b  preceduto  da  un*  ampia  prefazione,  in  cui,  oltre  alcune 

51)  Firenze,  Successori  Le  Monnier,  1903.  52)  GSLIt  anno  XXII  (1904) 
vol.  XLIII,  fasc.  128-129,  pag.  431.  53)  Firenze,  Öeeber,  1902.  54)  GSLIt. 
anno  XXI  (1903)  vol.  XLl,  fasc.  1217.  55)  Pensieri  suUa  musica:  Bologna, 
Trevee,  1903.  56)  Kit.  aprile,  1902.  57)  Fra  le  quinte  della  storia:  Torino, 
Bocca,  1903.     58)  CS.  9  agosto,  1903.     59)  Firenze,  Sansoni,  1902. 

VollmoUer,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  H 


II  156     La  lett.  ital.  nel  scc.  XIX.    IL  II  Romanticismo  eoc.    1902—1903. 

notevoli  1  eitere  del  Mazzini  a  Giuseppe  Giglioli,  sono  inserite  le  seguenti 
scritture:  Memoria  sulT  infanzia,  adolescenza  e  gioventü  di 
Giuseppe  Mazzini  —  Memorie  sul  suddetto  di  due  suoi  com- 
pagni  di  studio  —  Ricordi:  scritture,  tranne  Tultima,  giä  note,  ma 
pur  sempie  utili,  per  1'  origine  loro,  alla  biografia  mazziniana.  I^e  dili- 
genti  note  illustrative,  ond'  ö  ricco  il  volume,  sono  dovute  a  Mario 
Menghiki.  —  Quando  il  Guerrazzi  fu  relegato  a  Montepulciano  per 
un  troppo  ardito  discorso  letto  all' Accademia  Labronica,  il  Mazzini  andö 
a  trovarlo  per  convertirlo  alla  carboneria;  ma  ebbe  Tamara  delusione  di 
comprendere  che  il  Guerrazzi  non  sentiva  profondamente  che  se  stesso 
e  che  avrebbero  battuto  vie  diverse.  Questa  e  tant'  altre  notizie  appren- 
diamo  da  un  pregevole  studio  che  Rosolino  Guastalla  ha  cominciato 
SU  La  vita  e  le  opere  di  F.  D.  Guerrazzi®^).  Intanto  il  1®  volume 
narra  la  vita  del  Livornese  dal  1804,  anno  della  sua  nascita,  sino  al 
1835,  anno  in  cui  gli  niori  il  fratello  maggiore  Giovanni  Gualberto,  e 
reca  in  appeudice  molti  documenti  importanti  non  solo  per  la  biografia 
del  Guerrazzi  ma  anche  per  la  storia  della  Toscana  e  della  sua  letteratura 
politica  durante  il  nostro  Risorgimento.  L'Aut  merita  lode  e  per  la 
larga  e  sicura  conoscenza  della  materia  che  tratta,  e  per  l'equanimita  che 
dimostra  nel  giudicare  uno  scrittore,  come  il  Guerrazzi,  per  natura 
impetuoso,  appassionato,  incostante,  e  perciö  non  facile  a  studiarsi.  — 
Un  altro  scrittore  che  e  per  la  varieta  e  vastita  della  sua  opera  letteraria 
c  per  la  singolarita  del  suo  ingegno  e  del  suo  carattere  presenta  non 
lievi  difficolta  a  chi  voglia  obiettivamente  studiarlo,  h  Niccolö  Tom- 
niaseo,  intorno  al  quäle  aiicora  si  desidera  un  lavoro  compiuto  e  spassio- 
nato.  Tuttavia  il  primo  centenario  della  sua  nascita  (1902)  ci  ha  recato 
una  mes.se  abbastanza  copiosa  di  contributi  biografici  e  bibliografici. 
Segnaliamo  intanto  due  articoli  di  Isidoro  Del  Lungo:  Tommaseo  e 
Capponi  (da  lettere  inedite  dell'  ottobre-novembre  1833,  con  due 
ritratti)^^)  e  II  Tommaseo  a  Firenze^*);  parrecchie  lettere  inedite 
indirizzate  dallo  scrittore  dalmata  a  Francesco  DalF  Ongaro  negli  anni 
1848 — 51®^);  due  lunghe  lettere  del  1837  al  dantiata  veronese  Paolo 
Perez,  contenenti  acute  osservazioni  sulF  arte  di  Dante**);  altre  lettere 
inedite  relative  all' unione  dei  Dalmati  e  dei  Croati®*);  e  le  31  lettere 
pubblicate  per  la  prima  volta  e  annotate  da  Giuseppe  Baocini*®),  le 
quali  giovano  senza  dubbio  a  far  conoscere  molti  particolari  della  vita 
del  Tommaseo  e  specialmente  i  suoi  studi  e  i  suoi  lavori  durante  il 
volontario  esilio  di  Francia.  Neil'  importante  carteggio  che  il  Tommaseo 
ebbe  col  Viensseux  e  che  ora  si  conserva  nella  Biblioteca  Nazionale  di 
Firenze,  Michele  Barbi  ha  spigolato  parecchi  aneddoti  curiosi  e  giudizi 
notevoli  intorno  al  Monti,  al  romanticismo,  al  Grossi,  al  Leopardi,  e 
segnataniente  intorno  al  Manzoni  e  ai  «Promessi  Sposi»*').  —  II  primo 
centenario  della  nascita  del  Tommaseo,  oltrech^  ^  stato  degnamente 
commemorato    con    discorsi    o    saggi    critici    da  E.  Maddalena  •®),    da 


60)  Rocca  S.  Casciano,  L.  Cappelli,  1903.  61)  NAnt.  16  ottobre,  1902. 
62)  Ibidem,  1®  noverabre,  1902.  63)  Emilio  Del  Cerro:  op.  cit.  64)  Milano, 
Cogliati,  1903.  65)  RN.  16  aprile  1903.  66)  RBA.  luglio-agosto  1903,  e  gennaio- 
febbraio-aprile  1904.  67)  MSGGraf.  gia  citata.  68)  Niccol(i  Tommaseo, 
Capo  d' Istria,  Cabol  e  Priora,  1903. 


Della  Giovanoa.  H  157 

E.  Panzacchi'*),  da  F.  D'Ovidio''®),  da  G.  Biadeoo''^),  ha  suggerito 
alla  Rivista  Dalmatica  V  ottima  idea  di  dedicare  tutto  intero  un  fascicolo  '^^) 
alla  memoria  dello  scrittore  dalmata.  In  questo  fascicolo  si  leggono  i 
seguenti  scritti:  I.  Del  Lungo  e  P.  Prunas;  Dal  primio  esilio,  lottere 
prime  di  N.  Tommaseo  a  G.  Capponi  (sono  lettere  del  1834  dili- 
gentemente  annotate  e  costituiscono  un'  aggiunta  all'  articolo  piü  sopra 
citato  euUe  relazioni  tra  i  due  insigni  scrittori).  —  A.  Franchetti, 
N.  T.  e  l'educazione  (argomento  convenientemente  trattato  anche  da 
A.  Codara ''')).  —  V.  MiAGOSTOViCH,  Alcune  lettere  inedite  di 
N.  T.  al  dott.  F.  Galvani.  —  G.  Canna,  Alcuni  pensieri  su 
N.  T.  —  Lettera  di  N.  T.  a  Stefano  Grosso.  —  N.  Castagna, 
Ricordi  e  note  intorno  a  N.  T.  (non  tutti  questi  ricordi  fanno  onore 
all'animo  del  T.).  —  P.  Mazzoleni,  Alcuni  scritti  editi  e  inediti 
di  N.T.  riguardanti  persone  e  cöse  patrie.  —  Lettera  di  Suor 
Chiara  Tommaseo  (intorno  ai  libri  e  mauoscritti  paterni).  —  V.  Brunellt, 
Manoscritti  e  stanipe  di  N.  T.  conservati  alla  Biblioteca  Pa- 
ravia  di  Zara.  —  Appunti  e  notizie  (le  onoranze  di  N.  T.,  nel 
centenario  della  sua  nascita  —  pubblicazione  nel  centenario  della  nascita 
di  N.  T.).  II  fascicolo  contiene  anche  le  seguenti  illustrazioni:  Ritratti 
di  N.  T.  nel  1861  e  nel  1873.  Ritratto  di  Girolamo  Tommaseo.  —  Casa 
ove  nacque  N.  T.  a  Sebenico  —  II  monumento  a  N.  T.  in  Sebenico  — 
Fac-simile  di  un  autografo  di  N.  T.  —  Albeix)  genealogico  della  famiglia 
Tommaseo.  —  Alla  memoria  del  Tommaseo  e  nell' anniversario  della 
sua  morte  Emilio  Teza  ha  dedicato  un  Proemio  a  Canti  di  popolo 
della  Bulgaria  e  della  Russia'*):  in  esso  proemio  col  suo  consueto 
acume  e  con  la  sua  singolare  dottrina  mette  in  rilievo  le  non  comuni 
virtü  deir  uomo  e  dello  scrittore  per  il  quäle  egli  sente  una  particolare 
venerazione.  —  Per  la  stessa  ricorrenza  del  primo  centenario  il  gia  ricor- 
dato  Miagostovioh  ha  convenientemente  raccolte  ed  ordinate  le  Pre- 
ghiere  di  N.  Tommaseo  edite  e  inedite*^*)  e  da  un  libro  inedito  del 
Tommaseo  ha  tratto  alcuni  Fiori  evangelici'*):  meno  interessanti 
perch^  desunti  dagli  scritti  del  Tommaseo  gia  noti,  sono  gli  opportunissimi 
ammaestramenti  annotati  dal  sac.  F.  Bara '''').  L' edizione  delle  poesie 
del  Tommaseo  curata  dall*  autore  stesso  e  pubblicata  nel  '72  era  ora- 
mai  esaurita;  va  quindi  lodato  Giuseppe  Manni  che  ha  avuto  il  felice 
pensiero  di  ristamparle,  attenendosi  strettamente  all' edizione  originale''®). 
II  benemerito  editore  vi  ha  anche  premesso  una  lunga  prefazione,  nella 
quäle,  senza  dirci  cose  nuove,  parla  del  Tommaseo  poeta  con  una 
venerazione  che  rasenta  il  feticismo,  e  con  una  parzialita  che  sa  di 
partigianeria.  Invece  di  questo  fervoroso  ed  entusiastico  panegirico  sarebbe 
riuscito  piü  utile  un  temperato  discorso  critico.  —  Anche  degli  scritti  del 
poeta  e  martire   Goffredo   Mameli   si   desiderava  un' edizione   accurata 

69) Donne  e  poeti,  Catania,  Giannotta,  1 902.  70)  R i m p i a n t i ,  Palermo, 
SandroD,  1903.  71)  Discorsi  e  profili  letterari,  Milano,  Cogliati,  1903. 
72)  Fase.  3  ann.  IV  (1903).  73)  11  pensiero  educativo,  Milano,  Cogliati, 
1903.  74)  Venezia,  Ferrain,  1902.  75)  Firenze,  Suse.  Le  Monnier,  1902. 
76)  Trieste,  Tip.  G.  Balestra,  1902.  77)  N.  Tommaseo:  Per  la  mente  e 
per  il  euere;  Napoli,  Tip.  d'Auria,  1903.  78)  Nicola  Tommaseo:  Poesie; 
Firenzei    Succ.    Le  Monnier^  1902. 

11* 


II  158     La  lett.  ital.  nel  sec.  XIX.   II.  II  Roraanticismo  ecc.    1902—1903. 

e  completa,  perche  quella  del  *50,  da  cui  derivaronö  tiitte  le  altre,  oltre 
ad  essere  scorretta,  6  divenuta  rara.  A  questo  desiderio  ha  pienamente 
soddisfatio  Anton  Giulio  Barrili  pubblicando  in  un  bei  voluine,  rive- 
duti  sugli  autografi  o  dagli  autografi  per  la  prima  volta  dösunti,  tutti  gli 
scritti  editi  e  inediti  del  Poeta  ligure'^).  In  questo  volume  ^  piaciuto 
all' editore  di  ristampare  la  biografia  del  Marne li,  apparsa  anonima  nella 
citata  edizione  del  '50  e  dettata  dal  mazziniano  Micbele  Giuseppe  Cassale, 
noncbe  ciö  che  per  quella  stessa  edizione  scrisse  il  Mazzini  del  suo 
glorioso  discepolo  con  tanto  calore  di  eloquenza.  II  discorso  ehe  precede 
il  volume  e  in  cui  il  Barrili  con  molto  amore  studia  il  Mameli  nella 
vita  e  nell' arte,  sebbene  non  nianchi  di  difetti  e  d' inesattezze  (su  di  che 
giova  leggere  Tarticolo  pubblicato  in  proposito  dal  Luzio  nel  CS.®**)), 
pure  reca  un  utile  contributo  di  notizie  nuove  suUa  storia  del  popolarissinio 
inno  «Fratelli  d'Italia»  e  su  altri  scritti  del  Mameli  meno  noti  o  afiatto 
sconosciuti.  —  Intorno  aPietro  Giannone,  integerrimo  patriota,  ainico 
e  operoso  cooperatore  del  Mazzini,  gia  in  fama  di  poeta  per  il  poema 
«L'esule»  ma  oggi  quasi  dimenticato,  ha  fatto  un  diligente  studio  la 
sig*'".  Ada  Chiappe®^),  valendosi  degli  scritti  editi  e  inediti  di  lui,  di 
molte  lettere  inedite  del  Mazzini  e  di  altri  documenti  finora  sconosciuti. 
A  questo  lavoro  sulla  vita  e  gli  scritti  del  Poeta  modenese  aggiunge 
pregio  uua  copiosa  appendice,  la  quäle  oltre  ad  alcuni  documenti  bio- 
grafici,  contiene  due  interessanti  scritti  del  Giannone  inediti  (cioe  Pen- 
sieri  politici  del  giugno  1  848  e  un  Articolo  scritto  per  r«Alba» 
alTannuncio  della  fuga  del  Papa.  Novembre  1848)  e  undici  lettere 
inedite  tutte,  tranne  la  prima,  da  lui  indirizzate  al  suo  amico  e  biografo 
Atto  Vannucci.  —  Nel  1902  ricorreva  anche  il  primo  centenario  della 
nascita  di  Angelo  Brofferio;  per  tale  ricorrenza  Giovanni  Faldella 
ha  voluto  ravvivare  la  memoria  del  patriota  e  poeta  piemontese  con  un 
notevole  discorso,  apparso  nella  NAnt.  del  16  marzo  1903;  e  L.  De- 
Mauri  ne  ha  pubblicato  e  commentato  la  raccolta  completa  delle  canzoni 
piemontesi  e  dei  poemetti®^).  II  common to  vale  assai  piü  della  Vita, 
premessa  alla  Raccolta;  ma  anche  il  commento  sarebbe  stato  piü  utile, 
se  TAut.,  invece  di  perdersi  troppo  spesso  in  notizie  e  nozioni  risapute, 
avesse  sempre  spiegato  le  allusioni  storiche,  di  cui  riboccano  i  versi  del 
Brofferio,  e  molte  frasi  dialettali  oggi  disusate.  —  Tra  i  moltissimi 
canti,  sgorgati  dalla  facile  e  inesauribile  vena  poetica  di  Giovanni 
Prati,  molti  sono  di  argomeuto  politico:  tuttavia  questa  non  era  uua 
ragione  siifüciente  per  dedicare  un  intero  volume  allo  studio  della  sua 
atfcivita  politica,  come  ha  fatto  E.  Canderani  ^^).  Vero  ö  che  TAut  ha 
considerato  l'attivita  politica  del  Prati  non  solo  nelle  poesie  ma  anche 
nella  vita;  se  non  che  non  si  pu5  scindere  una  cosa  dall'  altra  in  un 
poeta  la  cui  attivita  politica  si  esplicö  precipuamente  in  canti  di  argo- 
mento   politico.     Si    aggiunge    che    il    lavoro    del   Canderani  e  condotto 


79)  Goffrodo  Mameli:  Scritti  editi  e  inediti;  Genova,  Societä ligare 
di  storia  patria,  1902.  80)21— 22  luglio  1902.  81)Lavitae  gli  scritti  diPietro 
Giannone;  Pistoia,  Casa  Tipo-lito  editrice  sinibuldiana  G.  Flori  e  C'.,  1903. 
82)  Angelo  Brofferio:  Raccolta  completa  delle  canzoni  piemontesi 
c  dei  poemetti;  Turino,  Libreria  antiquaria  patristica.  1902.  83)  L^attivitA. 
politica  di  G.  Prati    considcrata   nella  sua  vita  e  nelle  sue   poesie 


Della  Giovanna.  H  159 

senza  nietodo  critico  e  abbönda  d' inesattezze,  di  giudizi  errati  e  di 
osservazioni  superficiali.  Nondimeno  TAut.  ha  saputo  racimölare  nei  fogli 
volanti  e  nei  gioniali  del  tempo  notizie  non  iiiutili  per  la  vita  del  poeta 
e  per  i  suoi  canti.  —  Qualche  buona  oäservazione  sull'  ultima  maniera 
poetica  del  Prati,  quella  cio6  tra  romantica  e  claBsica,  pu5  trovarsi  nei 
saggio  critico  in  cui  Vittorio  Amedeo  Arullani  ®*)  prende  a  disaminare 
riside.  —  Cesare  Bettoloni,  Tinfelice  poeta  che  si  suicidö  nei  1858, 
h  stato  degnamente  commemorato  da  Oiüseppe  Biadego  con  un  discorso 
elequente  e  denso  di  notizie®*).  L'Aut.,  pubblicando  per  volonta  del 
Municipio  di  Verona  il  suo  discorso  commemoYativo,  vi  ha  aggiunto  un' 
appendice  che  contiene  una  diligente  e  compiuta  bibliografia  degli  scritti 
editi  del  Poeta  veronese  e  alcune  lettere  inedite,  variamente  importanti, 
di  lui  o  a  lui  dirette  dall'  Aleardi,  dal  Tommaseo,  da  Benassü  Montanari, 
da  Caterina  Bon  Brenzoni,  da  Andrea  Maffei,  da  Anna  Maffei-Nu- 
voloni.  —  Nicola  Sole,  mediocre  poeta,  fu  giudicato  da  alcuni  critici, 
come  il  De  Sanctis,  con  eccessiva  severita,  e  da  altri,  come  lo  Zumbini, 
con  eccessiva  benevolenza:  invece  Giovanni  Mari  ne  ha  dato  un  giudizio 
piü  sereno,  e  quindi  piü  conforme  al  vero,  nei  suo  lavoro:  Nicola  Sole 
e  la  Basilicata  de'  suoi  tempi®®).  Ci6  va  detto  a  lode  deirAut;  se 
non  che,  consentendo  con  lui  che  il  Sole  non  fu  un  poeta  insigue,  n^ 
tale  da  aver  avuto,  come  toccö  ad  altri  poeti  pur  mediocri,  una  fortuna 
degna  di  essere  studiata,  ci  pare  che  non  meritasse  un  studio  speciale  c 
ampio.  N^  intorno  alla  Basilicata  dei  tempi  del  Poeta  TAut.  ci  ha  detto 
cose  nuove,  nh  le  ventisette  lettere  inedite,  che  compongono  T Appendice 
del  suo  libro,  sono  tutte  importanti.  —  Di  un  altro  meiliocre  poeta,  ma 
fervente  patriota,  colto  letterato  e  benemerito  educatore,  Giuseppe 
Arcangeli,  sono  venute  in  luce  alcune  lettere  inedite  con  lodevole  dili- 
genza  annotate  da  Corrado  Masi®').  Queste  lettere,  indirizzate  tutte, 
trenne  una,  a  Michele  Fcrrucci,  quantunque  in  so  poco  notevoli,  possono 
tuttavia  essere  un  non  inutile  documento  per  la  conoscenza  della  vita  e 
delle  opere  deir  Arcangeli.  E  ancor  meno  di  notevole  contengono  le 
due  brevissime  appendici,  nella  prima  delle  quali  si  riportano  alcuni  passi 
inediti  spigolati  nella  corrispondenza  deir  Accademia  Empolese  di  scienze 
economiche,  di  cui  l'Arcangeli  era  socio,  e  nella  seconda  si  pubblica 
nuovamente  una  sua  poesia  patriottica,  apparsa  per  la  prima  volta  nei 
giornale  fiorentino  «La  Patria»  (3  febbraio  1848)  e  che  manca  alla 
raccolta  del  Bindi.  —  Di  un  altro  poeta  toscano,  ma  assai  piü  popolare, 
cio^  Antonio  Guadagnoli,  si  ^  occupato  G.  Stiayelli  in  un  suo 
saggio  di  studi**^),  nei  quäle  si  esaminano  specialmente  le  poesie  in  sesta 
rima,  che  il  Poeta  aretino  dal  1832  al  '58  ha  premesso  come  prefazioni 
al  lunario,  molto  diffuso  in  Toscana,  di  Sesto  Caio  Baccelli.  L'Aut.  nei 
suo  troppo  breve  opuscolo  si  ^  proposto    di    di  mostrare  contro  coloro  che 

(1840—1850):  Fireuze,  Pacetti,  1903.  84)  Pei  regni  dell'arte  e  della 
critica:  Torino-Koma;  Koux  e  Viarengo,  1903.  ö6)  Cesare  Betteion i: 
Discorso  commemorati vo  con  docuraenti  e  la  bibliografia  del 
poeta;  Verona,  Tip.  Franchini,  1902.  Questo  discorso  Icggcsi  anche  nei  «'Dis- 
corsi  e  profili  letterari>  dcllo  stesso  Biadego  (Milano,  Cogliati,  1903).  86)  Mclfi, 
Tip.  G.  Grieco,  1903.  87)  Lettere  inedite  di  G.  Arcangeli.  Empoii,  Tip. 
editr.  E.  Travcrsari,  1903.  88)  Antonio  Guadagnoli  poeta  satirico, 
Koma,  Mariani,  1902. 


XI  160  Ratoromaoische  Literatur.    1904. 

altro  non  videro  uel  Guadagnoli  se  non  im  poeta  giocoso  e  frivoio, 
che  egli  fu  invece  un  poeta  satirico  animato  da  sensi  überall  e  da 
intenti  politici.  Vero  h  die  non  si  pu5  sempre  distinguere  nettamente 
la  poesia  giocosa  dalla  satirica;  ma  non  e  men  vero  che  i  versi  giooosi 
del  Guadagnoli  hanno  un  significato  politioo  molto  diseutibile. 
Roma.  Ildebrando  Della  Giovanna. 


Rätoromanisolie  Literatur.  1904. 

Auf  652  Seiten  des  6.  Bandes  seiner  Chrestomathie^)  entrollt 
Decubtinb  ein  nahezu  vollständiges  Bild  des  engadinischen  Schrifttums 
im  17.  Jahrhundert.  Das  gebotene  Material  ist  zu  zwei  Dritteilen  religiös, 
unter  dem  Einflüsse  der  mächtigen  protestantischen  Bewegung,  die  schon 
das  16.  Jahrhundert  charakterisiert,  an  dessen  zahlreiche  dramatische  Be- 
arbeitungen biblischer  Motive  nur  noch  die  langatmige  Histoargia  davart 
la  Saenchia  Cidlia  erinnert.  Um  so  mehr  Raum  beanspruchen  die 
biblischen  Prosatexte,  denen  interessante  Einleitungen  vorausgehen  und 
die  schone  Nachdichtung  der  Psalmen  von  Lurainz  Wietzel.  Einen  Teil 
der  70  Seiten  füllenden  Proben  aus  den  drei  ersten  Büchern  Mose  von 
Joan  Pitschen  Salutz,  der  durch  seinen  polemischen  Kapuziner  bekannt 
geworden  ist,  hätte  man  wohl  lieber  gegen  einige  Kapitel  aus  Grittis 
neuem  Testamente  eingetauscht.  Beachtenswert  sind  aus  der  profanen 
Literatur  vor  allem  die  Lieder  auf  den  Untergang  von  Pliu^  Gioerin 
Wietzels  Veltlinerkrieg,  der  schon  18G5  von  Alf.  v.  Flugi  mit  dem  ihm 
so  nahe  verwandten  Müsserkriege  veröffentlicht  wurde,  die  Tragicomedia 
(eines  hier  fast  allzu  grausig  gewordenen  Don  Juan)  hayida  iji  Ztiox 
1673,  endlich  die  Auswahl  aus  der  kraftvollen  Philomela  des  Johannes 
ex  Martinis  und  mit  Rücksicht  auf  den  Verfasser,  ein  Brief  von  Georg 
Jenatflch.  So  natürlich  auch  in  diesem  Bande  wieder  die  chronologische 
Reihenfolge  ist,  so  lässt  sie  sich  bei  dem  Mangel  mancher  Daten  doch 
nicht  ganz  konsequent  durchführen  und  sie  erschwert  auch  die  rasche 
Orientierung  über  das,  was  zur  Literatur  im  engeren  und  im  weiteren 
Sinne  dieses  Wortes  gehört,  über  das,  was  religiös  und  profan,  eigen  und 
übersetzt,  ober-  und  unterengadinisch  ist.  Unbe<lingte  Anerkennung  ver- 
dient jedoch  die  Fülle  des  bisher  grossenteils  noch  ungedruckten  Materials, 
in  welchem  der  Herausgeber  in  dankenswerter  Weise  einige  wesentliche 
orthographische  Verbesserungen  zur  Erleichterung  der  Lektüre  angebracht 
hat.  —  Eine  Ergänzung  zur  Chrestomathie  bietet  der  schon  öfter  ge- 
nannte, rührige  Sammler  A.  Vital  mit  Dalg  fatt  da  Deis*),  einer 
etwas  holperigen  Reimchronik.  Dieselbe  geht  nach  einer  kurzen  Über- 
sicht über  die  biblische  Geschichte  zu  den  Kämpfen  des  Engadins  mit 
Österreich  zu  Beginn  des  dreissigjährigen  Krieges  über,  gewinnt  hier  unter 
dem  Eindruck    der  Gegenwart    etwas  mehr  Farbe,    wie    schon    die  Probe 

1)  Kätoromanischc  Chrestomathie.  Hsg.  von  Dr.  C.  Decurtins, 
VI.  Oberengadinisch-Unterengadinisch.  Das  XVII.  Jahrh.  Erlangen,  Junge  1904. 
XII  m),   8^  =  BF.  XVII,  Erl.   1904.       2)   ASBR.   XVIII,    1904,   79-100. 


^ 


S.  Pu^cariu.  H  161 

(Vers  466  ff.)  zeigt,  die  Mohr  iu  seiner  Survist«  della  littenitura  ladina^) 
davon  gegeben  hatte,  und  endigt^  dem  Titel  entsprechend,  damit,  ein 
religiöses  Exempel  zu  statuieren. 

München.  G.  Hartmann. 


Rumänisolie  Literatur.  1904. 

Ältere  Periode  bis  1800  im  Jahre  1904  von  G.  Weigand 
folgt  mit  1905  zusammen  im  folgenden  Band. 

1800  bis  Gegenwart.  Zeitschriften.  Das  Jahr  1904  zeichnet  sich 
durch  keine  besonders  reiche  literarische  Produktion  aus.  Im  Mittelpunkt  der 
lit.  Bewegung  steht  noch  immer  die  Wochenschrift  SiSmänätorul,  um  welche 
sich  neue  Kräfte  gesammelt.  Die  besten  Gedichte  sind  St  O.  Josif  und 
P.  Cerna  unterzeichnet.  Jede  Nummer  bringt,  ausser  der  reiclilichen  Chronik, 
mit  trefflichen  Bemerkungen  über  neue  Bücher,  einen  Leitartikel  N.  Jorga'', 
worin  alle  für  die  Kulturgeschichte  der  Gegenwart  Rumäniens  wichtigen 
Begebenheiten  besprochen  und  gewürdigt  werden.  Die  Budapester  Zeit- 
schrift Luceafärul,  welche  auch  in  künstlerischer  Beziehung  einen 
grossen  Fortschritt  bedeutet,  wird  inhaltlich  reicher.  Der  jugendliche  Dichter 
O.  GoGA  erhebt  sich  mit  einem  Schlage  zu  einem  der  bedeutendsten 
rumän.  Lyriker.  Eine  dritte  Zeitschrift,  derselben  nationalen  Richtung 
wie  die  zwei  anderen  huldigend,  der  Fat  frumos  in  Birlad,  ward  von 
einigen  jungen  Schriftstellern  der  Moldau  ins  Leben  gerufen.  Was  darin 
veröffentlicht  wird,  reicht  oft  über  das  Mittelmass  hinaus;  hervorzuheben 
sind  ausser  den  wichtigen  Beiträgen  A.  C.  CuzA»,  die  unter  dem  Pseudonym 
Emilgar  (Leutnant  Emil  Gärleanu)  geschriebenen  Novellen  und  die  Ge- 
dichte  von    MiNDRÜ,    MOLDOVAN,    NaNÜ    und   TUTOVEANU. 

Kritik  und  IdteratnrgesehicJite.  Es  ist  sehr  erfreulich, 
dass  auch  in  Rumänien  die  Leute  anfangen,  den  Nachlässen  der  grossen 
Schriftsteller  ihre  Aufmerksamkeit  zu  widmen.  In  den  der  Bukarester 
Akademie  vor  einigen  Jahren  geschenkten  Manuskripten  Eminescus,  fand 
Dr.  J.  ScuRTU  einen  vollständigen  Roman,  welchen  er  unter  dem  Titel: 
Geniu  Pustiu,  Buc.  Minerva  veröffentlicht,  mit  dem  Jugendbildnis  des 
Dichters  und  mit  zwei  Faksimilen  geschmückt  und  mit  einem  kritischen 
Aufsatze  eingeleitet.  Der  Roman  stammt  aus  der  Zeit  des  Wiener 
Aufenthaltes  des  Dichters,  ist  also  eine  Jugendarbeit  E.s  (er  zählte  damals 
21  Jahre).  Unter  dem  Einfluss  der  deutschen  Romantiker  beschreibt  E. 
die  Schicksale  eines  unglücklichen  jungen  Mannes  während  der  48er  Frei- 
heitskämpfe. Der  ästhetische  Wert  der  Schrift  ist  nicht  besonders  her- 
vorragend, und  noch  mehr  als  in  seinen  späteren  Arbeiten,  gewinnt  man 
den  Eindruck,  dass  E.  der  unerreichte  Lyriker,  zum  Prosaschriftsteller 
nicht  geeignet  war.  Daher  gefällt  auch  in  diesem  Romane  am  meisten 
die  stimmungsvolle  Beschreibung  der  brennenden  Mühle,  eine  Episode 
von  ausgezeichneter  dichterischer  Schönheit  Für  den  Literarhistoriker 
ist  aber  die  Bekanntschaft  mit  diesem  Jugendwerke  E.s  von  der  grössteii 

3)  Ibid.  XVI  149, 


11  162  RumänKsche  Literatur.    11)04. 

Wichtigkeit,  gerade  wegen  seiner  subjektiven  Färbung  und  bei  seiner 
Lektüre  dringen  wir  nicht  nur  in  die  Seelenkämpfe  und  die  philosophi- 
schen Ideen  des  damaligen  E.  ein,  sondern  wir  sind  auch  imstande  zu 
erkennen,  von  welchen  ausländischen  Schriftstellern  und  Denkern  er  in 
dieser  Zeit  besonders  beeinflusst  war.  —  In  V.  Alecsandri:  Scrisori, 
I,  Buc.  Socecu,  teilen  II.  Chendi  und  E.  Carcalechi  die  Brief©  Ale- 
csandris  an  Maiorescu,  J.  Negruzzi,  Papadopol-Galimach  und  Paulina 
Alecsandri  mit.  Die  wichtigsten  darunter  sind  die  zum  grössten  Teile 
schon  in  GL.  veröffentlichten  Briefe  an  J.  Negruzzi.  Wir  ersehen  aus 
ihnen  den  regen  Anteil,  den  A.  an  der  Redaktion  der  Convorbiri  literare 
und  an  der  Bekämpfung  der  von  der  siebenbürgischen  Schule  in  die  Schrift- 
sprache eingeführten  geschmacklosen  Latinismen  genommen  hat  Auch  in 
die  Entstehungsgeschichte  seiner  bedeutendsten  W^erke  gewinnen  wir  einen 
Einblick,  und  an  Hand  seiner  Briefe  lässt  sich  nun  feststellen,  welcher 
Inspiration  oder  welchem  Einflüsse  der  Plan  zu  diesem  oder  jenem  Ge- 
dichte und  Drama  zu  verdanken  ist.  Während  des  Sommers  arbeitet  A. 
so  gut  wie  nichts,  um  so  fleissiger  aber  im  Winter,  und  in  der  Zurück- 
gezogenheit auf  dem  ihm  so  lieben  Landgute  Mirce^ti  entstehen,  während 
der  Schneemonate,  mit  erstaunlicher  Raschheit  seine  grössten  Schriften. 
Aber  gerade  diese  Einsamkeit  al;?  Gutsbesitzer  oder  als  Gesandter  in 
Paris  bringt  es  mit  sich,  —  alle  Briefe  stammen  aus  der  Periode,  wo 
A.  keinen  regen  Anteil  mehr  an  dem  politischen  Leben  nahm,  —  dass 
wir  in  seinen  Briefen  fast  keine  Erwähnung  der  literarischen  Bewegung 
seiner  Zeit  finden.  So  spricht  sich  A.  über  Eminescu  ein  einzigesmal 
in  zwei  Zeilen  aus  (S.  140).  Was  die  Herausgabe  der  Briefe  betrifft, 
so  ist  sie  sorgfältig  gemacht  und  es  wird  eher  zu  viel  als  zu  wenig  mit- 
geteilt Es  finden  sich  nämlich  auch  viele  darunter,  die  lediglich  ge- 
schäftlichen Inhalts  und  infolgedessen  belanglos  sind.  An  ihrer  Stelle 
hätten  die  Herausgeber  mit  mehr  Nutzen  einige  Erklärungen  geben 
können,  da  man  oft  Anspielungen  auf  politische  Begebenheiten  findet, 
die  nicht  ohne  weiteres  als  bekannt  anzunehmen  sind.  Auch  in  der 
Datierung  einiger  Briefe  finden  sich  Lücken.  Wenn  der  Brief  396  z.  B. 
das  Datum  29.  Januar  trägt,  so  ist  dies  offenbar  ein  Druckfehler  statt 
29.  Juni;  beisst  es  doch  in  der  ersten  Zeile:  „Heute  ist  der  Peter-  und 
Paulstag."  Dem  viertfolgenden  Brief  hätte  ohne  weiters  hinter  „Mitt- 
woch" das  Datum  „27.  August"  beigefügt  weixlen  können,  da  darin  ge- 
schrieben wird:  „Samstag  .  .  .  wird  die  Feier  der  Eroberung  von  Grivi^a 
stattfinden",  welche  bekanntlich  auf  den  .30.  August  fällt  (vgl.  auch 
den  folgenden  Brief).  Sehr  reichhaltig  ist  die  an  Stelle  einer  Ein- 
leitung gegebene  Bibliographie,  die  nicht  nur  die  gedruckten  Schriften 
A.s,  sondern  auch  die  bekannten  Manuskripte  und  die  kritischen  Auf- 
sätze über  den  Dichter  umfasst.  In  letzterer  Beziehung  wäre  allerdings 
wünschenswert  gewesen,  wenn  die  Herausgeber,  denen  die  reiche  Biblio- 
thek der  rum.  Akademie  zur  Verfügung  stand,  durch  kurze  Beschrei- 
bungen auch  den  Wert  der  einzelnen  Schriften  über  A.  gezeigt  hätten. 
Wenn  man  bedenkt,  dass  die  meisten  davon  in  Zeitungen  und  in  solchen 
Zeitschriften  erschienen,  die  nur  für  diejenigen  zugänglich  sind,  welche 
in  Bukarest  leben,  wird  man  vorstehen,  wie  sehr  dieser  Wunsch  berechtigt 
ist,  —  II.  Chendi*':    Foiletoane,  Buc.  Minerva,  gibt  eine  Fortsetzung 


8.  Put^cariu.  H  IGH 

seiner  unter  dem  Titel:  Preludii  im  Vorjahre  veröffentlichten  kritischen 
Aufsätze.  Auch  hier  wird  mit  Schärfe  Gutes  vom  Schlechten  geschieden 
und  in  überzeugender  Weise  begründet.  Sehr  gut  skizziert  erscheinen 
einige  Typen,  wie  der  „Namenlose",  der  „Rächer",  der  „Renegat"  u.  s.  w., 
die  leider  noch  in  der  rum.  Literatur  ihren  Platz  behaupten.  —  Din 
Via(a  romanii.  Buc,  aus  der  Feder  des  auch  sonst  sehr  tätigen  Vor- 
standes der  Bukarester  Akademie,  J.  Kalinderu,  ist  eine  Sittenbeschreibung^^ 
des  römischen  Lebens,  die  von  tiefen  Kenntnissen  des  behandelten  Stoffes 
Zeugnis  legt.  Das  Buch,  das  mit  prächtigen  Illustrationen  geschmückt 
ist,  kann  als  ein  Beweis  des  grossen  Fortschrittes  auf  dem  Gebiete  der 
einheimischen  Buchdruckerkunst  gelten.  —  Aribtizza  Romanescu*:  80  de 
ani,  Amintiri.  Buc.  Socecu,  enthält  nicht  nur  eine  Selbstbiographie  der 
grossen  rum.  Schauspielerin,  sondern  auch  sehr  wichtige  Beiträge  zu  einer 
Geschichte  des  nun.  Theaters  in  den  letzten  30  Jahren.  Das  leiden- 
schaftliche Temparament,  welches  sie  als  Bühnenkünstlerin  berühmt  ge- 
macht hat,  entreisst  der  schwungvollen  Schriftstellerin  manche  unberech- 
tigten Ausbrüche  gegen  diejenigen,  die  sie  verkannt  haben.  —  Wertlos  ist 
das  Buch:  Criticä  dramatica,  Buc.  1904,  in  welchem  M.  Dragomireöcu 
seine  in  der  Zeitung  Epoca  veröffentlichte  Theaterchronik  abdruckt. 
Dem  Verfasser  fehlt  sowohl  die  feine  Beobachtungsgabe,  als  auch  die 
Belesenheit  und  der  Stil  eines  Essayisten,  so  dass  das  ganze  Werk  fast 
nur  zu  einer  Herumreiterei  auf  ein  paar  veralteten  ästhetischen  Prinzipien 
wird.  —  Ebenso  kann  ich  nichts  Gutes  von  Th.  Sperantia*:  Intro- 
ducere  in  litcratura  populär^  romänä,  Buc.  Clementa,  berichten. 
Obschon  darin  der  Versuch  gemacht  wird,  die  rum.  Volksliteratur  von 
manchen  neuen  Gesichtspunkten  aus  zu  beurteilen,  die  an  und  für  sich 
beachtenswert  sind,  fehlt  dem  Buche  jede  Methode  einer  wissenschaftlichen 
Untersuchung  und  bei  dem  Vergleich  mit  anderen  Volksliteraturen  kann 
S.  fast  nie  das  Wesentliche  vom  Gelegentlichen  un<l  Belanglosen  unter- 
scheiden. 

Gedichte.  A.  Vlahuta  veröffentlicht,  aus  Anlass  seijies  fünf- 
undzwanzigsten Dichterjubiläums,  seine  gesammelten  Gedichte  unter  dem 
Titel:  Poezii,  Buc.  Socecu.  V.  ist  der  einzige  unter  den  Schülern  Emi- 
nescus,  der  sich  neben  dem  Meister  behaupten  konnte.  Obschon  die  Art 
der  Inspiration  und  die  Formvollendung  in  seinen  Versen  von  Eminescu 
beeuiflusst  sind,  hat  die  Ausarbeitung  des  Stoffes,  der  philosophische  Ge- 
halt seiner  Gedichte  immer  ein  scharf  ausgesprochenes  individuelles  Gepräge, 
so  dass  man  behaupten  kann,  dass  V.  ohne  den  Meister  dasselbe  Werk,  in 
anderer  Form  vielleicht,  geschaffen  hätte.  Was  den  grossen  Unterschied 
zwischen  ihm  und  E.  ausmacht,  ist  das  Fehlen  der  Leidenschaft,  die  E. 
im  hohen  Masse  besass,  und  die  immer  die  Richtschnur  seines  Gedanken- 
ganges war.  Übte  einmal  auf  ihn  irgend  etwas  einen  starken  Eindruck, 
so  brauste  seine  ganze  Seele  auf  und  ergoss  sich  in  leidenschaftlichen 
Versen,  aus  denen  nicht  nur  Aufrichtigkeit,  sondern  auch  vollständige 
Überzeugung  spricht.  Bei  Vlähuja,  im  Gegentx^il,  folgt  immer  dem 
äusseren  Eindruck  ein  unbezwingbar  logisches  Grübebi,  seine  Welt- 
anschauung ist  so  fest,  dass  die  Eindrücke  sie  nicht  mehr  ändern  können, 
sondern  sich  ihr  anpassen  müssen.  Am  Grabe  seiner  Geliebten,  wo  der 
tiefe  Schmerz  ihm  die  masslose  Ungerechtigkeit  des  menschlichen  Lebens 


II  164  Rumänische  Literatur.    1904. 

in  grellen  Farben  ausmalt,  erhebt  er  in  einem  Augenblick  gerechter  Ver- 
zweiflung den  Ai*m  drohend  gegen  den  Himmel,  doch  gleich  sinkt  dieser 
Arm,  denn  der  Anblick  der  Herrlichkeit  des  Himmelgewölbes,  des  Mondes, 
der  seine  ewigen  Bahnen  gleitet,  bekehrt  ihn  zum  Glauben,  übenceugt 
ihn,  dass  diese  Wunder  doch  von  einer  Allmacht  geleitet  werden  müssen, 
der  sich  er,  der  nichtsbedeutende  Mensch,  unterzuordnen  hat  Ganz 
anders  klingen  die  Verse  Eminescus  m  Mortua  est  und  dieser  Dichter, 
der  vor  einer  Trane  im  Auge  seiner  betrügerischen  Geliebten  in  seinem 
leidenschaftlichen  Fluche  innehält,  ist  nicht  imstande  wie  V.  vor  der  un- 
sichtbaren Allmacht  Herz  und  Knie  zu  beugen.  In  dem  Monologe  Diu 
präg  („Auf  der  Schwelle")  stellt  sich  V.  in  einem  jener  Augenblicke 
dar,  wo  ihn  Selbstmordgedanken  verführerisch  heimsuchen.  Und  wenn 
er  die  Tat  nicht  vollbringt,  so  ist  es  nicht  der  Gedanke  an  den  Tod, 
an  das  Nichts,  der  ihn  davon  zurückhält,  sondern  es  ist  die  Unendlich- 
keit des  Nichts,  das  folgen  wird,  das  „nie  und  nimmer**  das  damit  ver- 
bunden ist,  und  so  schliesst  er  mit  den  Worten:  „inaintea  morfii 
mekt  moartea  dragostii  de  inatä,'^  Aus  dem  ganzen  Band,  der  eine 
Tätigkeit  von  fünfundzwanzig  Jahren  umfasst,  spricht,  wie  J.  Grorun 
trefflich  bemerkt  hat,  vor  allem  anderen  die  Liebe  herauS;  die  Liebe 
als  solche,  in  allen  ihren  Erscheinungen,  die  sinnliche  oder  schwärme- 
rische Liebe  des  Mannes  zum  Weibe,  die  sanfte  Liebe  zum  Kinde,  die 
grosse  Liebe  zum  Leben,  die  heisse  Liebe  zu  seinem  Volke,  u.  s.  w.  — 
für  alle  ihre  Formen  hat  V.  Saiten  auf  seiner  Leier  gefunden  und  selbst 
seine  beisscnden  Satiren  sind  im  Grunde  genommen  nur  gegen  die  Liebe- 
losen gerichtet.  Die  musterhaften  Übersetzungen  aus  Ada  Negri,  der 
seelenverwandten  italienischen  Dichterin,  bilden  den  Schluss  des  Bandes, 
durch  den  sich  V.  einen  der  ehrenvollsten  Plätze  in  der  rum.  Literatur 
erworben  hat.  —  Ziemlich  grosses  Aufsehen  rief  seinerzeit  H.  Leoca 
mit  seinen  ersten  Gedichten  hervor.  Dann  aber  sah  man  sich  in  seinen 
Hoffnungen  getäuscht  und  heute  sind  es  nur  sehr  wenige,  die  unter  seine 
Bewunderer  zählen.  Der  neueste  Band  des  sehr  fruchtbaren  Dichters: 
Poezii,  Buc.  Minerva,  legt  ein  neues  Zeugnis  dafür  ab,  dass  L.  nichts 
mehr  als  ein  geschickter  Versifikator  ist.  Ich  möchte  ihn  geradezu  einen 
Zeitungsberichterstatter  nennen,  der  seine  Artikel  in  gebundener  Sprache 
wiedergibt.  Der  Stoff  seiner  Gedichte  ist  entweder  längst  vergangenen 
Zeiten  entnommen,  erfüllt  von  einem  süsslichen  Romantismus,  und  dann 
fehlt  jede  Spur  von  Wahrheit,  seine  Gestalten  sind  Wachsfiguren  ohne 
Seele  und  Gedanken,  —  oder  er  ist  beherrscht  von  einem  Realismus 
ärgster  Sorte,  der  die  abscheulichsten  Wohnstätten  der  Armut^  der  körper- 
lichen und  seelischen  Krankheiten  und  der  Prostitution  aufsucht  Was 
er  in  diese  seine  Berichte  von  sich  selbst  hereinbringt,  ist  gleich  Null: 
man  sucht  darin  umsonst  das  Erzittern  der  Diehterseele  und  kein  einziger 
philosophischer  Gedanke  knüpft  sich  an  die  abscheulichen  Szenen,  es  sei 
denn  abgedroschene  Phrasen  über  die  Nichtswürdigkeit  und  die  Un- 
gerechtigkeit des  menschlichen  Lebens;  seinen  Versen  fehlt  es  an  der 
Kunst  zu  charakterisieren,  seine  Bilder  sind  nie  in  scharfen  Linien  ge- 
zeichnet. Er  glaubt  sich  durch  das  Schauerliche  und  Ungewöhnliche 
seines  Stoffes  seiner  Wirkung  sicher  und  es  gibt  manche,  die  tatsächlich 
nicht  mehr  von  einem  Dichter  zu  erwarten  scheinen.  —  In  G.  Co^BUC: 


S.  Pu^cariu.  H  165 

Cintece  de  vitejie,  Buc,  Carl  Gobi  sind  die  letzten  patriotischen 
Gedichte  des  grossen  Meisters  enthalten.  Was  im  vorjährigem  Berichte 
über  C.  gesagt  worden  ist,  gilt  in  noch  grösserem  Masse  vom  diesjährigen 
Bande,  in  dem  jedoch  einige  Stücke,  wie  z.B.  O  scrisoare  dela  Muselim 
Selo,  durch  die  tiefe  Psychologie  und  Formvollendung  an  seine  früheren, 
unerreichten  Verse  erinnern. 

Montane,  Novellen,  Erzählungen,  Memoiren.  Am 
reichsten  war  die  diesjährige  Produktion  auf  dem  Gebiete  der  Belletristik. 
Vor  allem  ist  das  Erscheinen  eines  noch  sehr  jiuigen,  doch  schon  ganz 
reifen  und  überaus  produktiven  Schriftstellers:  Mihail  Sä^doveanu  zu 
vei'zeichnen,  der  sich  mit  vier  Büchern  auf  einmal  in  die  nun.  Lit.  ein- 
führte: Porestiri.  §oimii.  Dureri  innäbu^ite.  Grimma  lui  Mo§- 
Precu,  Buc.  Minerva.  S.  sucht  die  Stoffe  seiner  Erzählungen  nicht  im 
Getümmel  der  Grossstadt,  wo  die  menschlichen  Seelen  so  kompliziert  er- 
scheinen, dass  sie  einer  eingehenden  Analyse  bedürfen,  sondern  er  wendet 
sich  dem  Leben  am  Lande  zu,  wo  die  Sonne  hell  scheint  und  die 
Schatten  dicht  sind  und  die  Taten  der  Menschen  ungehemmt  durch  die 
traditionellen  Schranken  der  gesellschaftlichen  Forderungen  als  direkte 
Reflexe  äusserer  Eindrücke  erfolgen.  In  den  Seelen  dieser  Naturmenschen, 
deren  Aspirationen  direkt  zum  Ziele  führen,  deren  Innerstes  der  Künstler 
scharf  gezeichnet  vor  unseren  Augen  enthüllt,  versteht  er  Konflikte  ent- 
stehen zu  lassen,  in  welchen  das  rein  Menschliche  unverfälscht  zur  Sprache 
kommt.  Dabei  zeigt  sich  S.  nicht  nur  als  ein  scharfer  Beobachter,  son- 
dern auch  als  ein  ausgezeichneter  Psycholog.  In  jenem  weissen  Hause, 
welches  fröhlich  aus  der  grünen  Haide  dem  heimkehrenden  Gutsbesitzer 
winkt,  wohnt  sein  Aufseher  Nikolaus.  Doch  für  den  Dichter  wohnt  da- 
rin noch  jemand,  —  ein  jedes  Heim  hat  sein  Gespenst  —  „die  Tote".  Und 
diese  schwebt  über  das  Gespräch  der  zwei  I^ute,  ihres  Mannes  und 
ihres  einstigen  Geliebten,  um  dessen  willen  sie  gestorben,  und  sie  erstickt 
ihre  Stimmen  vor  Tränen,  die  so  verschiedenen  Gefühlen  entstammen.  In 
Sluga  wird  die  Angst  als  solche  meisterhaft  beschrieben,  in  Cei  trei  der 
stille  Kampf  unter  drei  Freunden  um  ein  Weib,  in  Cozma  Räcoare  die 
Macht  der  Frau,  die  den  entführenden  schrecklichen  Räuber  zum  Wort- 
brüchigen macht,  u.  s.  w.  S.  ist  ein  Meister  des  Stiles,  welcher  vielleicht 
nicht  genug  sorgfältig,  aber  immer  stimmungsvoll,  durchweg  der  Handlung  an- 
gepasst  ist^  sie  vorbereitend  und  in  meisterhafter  Weise  begleitend.  Mit  Recht 
sind  aller  Hofliiungen  auf  dieses  junge  Talent  gerichtet,  das  auch  Herr 
ist  über  eine  reine,  volkstümliche  und  farbenreiche  Sprache.  —  Über 
C.  Sandu'*:  Drum  ^i  popas,  Buc.  Minerva,  enthalte  ich  mich  einer 
Würdigung,  da  seither  der  Verfasser  selbst  in  einem  neuen  Buche, 
welches  im  nächsten  Bericht  besprochen  werden  soll,  das  erste  gänzlich 
überholt  hat.  —  Wie  in  seinem  vorjährigen  Bande,  gibt  N.  Gane 
auch  in  Pacate  märturisite,  Jassy,  Iliescu  und  Grossu,  eine  Reihe 
Jugenderinnerungen,  die  sowohl  durch  den  behandelten  Stoff",  als 
auch  durch  den  echten  Humor  des  heiteren  Greises,  und  durch  den 
schlichten  ehrlichen  Ton,  in  dem  sie  gehalten  sind,  einen  besonderen 
Wert  gewinnen.  —  S.  Nadejde**  Roman:  PatiraY,  Buc.  Sfetea,  ist  nicht< 
als  ein  Zeitungsroman  mit  vielen  faden  Dialogen,  der  sich  zwar  an  ernste 
soziale  Probleme  heranwagt,  ohne  sie  jeiloch  zu  vertiefen.  —  Auch  J.  3run 


II  100  CriouJos  Portngiieses.    1904-1905. 

und  N.  Papahagi»  Roman:  Mo^neagul  dela  Munte,  Buc.  Minerva, 
hat  keinen  künstlerischen  Wert,  obschon  die  Verfasser  redlich  bemüht 
waren,  darin  das  ganze  Leben  und  Treiben  der  Riunänen  am  Pindus, 
ihre  Sitten  und  Gebräuche  zu  beschreiben.  Das  Zwitterding,  welches 
weder  Roman  noch  folkloristische  Studie  ist,  enthält  auch  viele  hoch- 
trabende patriotische  Reden,  die  besser  andernorts  passen. 

Es  bleiben  mir  noch  ein  paar  Worte  über  J.  Adam'  Romane 
Ratäcire,  Buc.  1901  und  Sybaris,  Buc.  1902  (beide  im  eigenen  Ver- 
lage), zu  sagen,  die  mir  erst  nach  Abschicken  des  vorigen  Berichtes  be- 
kannt wurden.  Sie  bilden  die  ersten  zwei  Teile  einer  Trilogie,  doch 
scheint  mir  die  Verbindung  nicht  natürlich,  sie  beruht  nur  darauf,  dass  zu- 
fällig dieselbe  Person  in  beiden  Romanen  handelnd  auftritt.  Die  Schriften" 
verdienen  Beachtung  und  ihr  Autor  besitzt  schätzenswerte  Eigenschaften, 
die  unverkennbar  sind.  Doch  fehlt  es  ihm  an  künstlerischem  Mass,  so- 
wohl in  der  Sprache,  die  von  farblosen  Provinzialismen  wimmelt,  als  auch 
in  der  Ausarbeitung  seines  Stoffes.  In  der  Geschichte  der  kurzen  Liebe 
eines  in  einem  Kloster  aufgewachsenen  natürlichen  Kindes  und  der  aus 
dem  Eltemhause  entflohenen  degenerierten  Aristokratin  gibt  es  Stellen, 
wie  z.  B.  die  nächtliche  Jagdszene,  die  voll  dichterischer  Schönheit  sind. 
Doch  in  dem  zurückgezogenen  Walde,  wo  die  zwei  leben,  fehlt  es, 
scheint  es  mir,  an  Luft;  man  hat  immer  den  Eindruck,  dass  der  Wald 
künstlich  sei.  Ganz  brutal  ist  der  Schluss,  und  der  betrogene  Geliebte, 
der  seine  Hand  abhackt,  um  sie  seinem  Weibe  an  den  Hals  zu  werfen, 
wirkt  nicht  nur  unnatürlich,  sondern  auch  abstossend.  Viel  besser  ist 
Sybaris,  worin  das  moralisch  verpestete  Grossstadtleben  in  grellen  Farben 
beschrieben  wird;  hier  stösst  man  auf  wirkliche  Menschen,  die  lebendig 
sind,  einen  Willen  haben  und  so  handeln,  wie  ihre  Charaktere  es  er- 
heischen, und  wenn  man  A.  auch  vorwerfen  kann,  dass  er  nur  das 
Schlechte  sieht  und  es  siegen  lässt,  wo  in  Wirklichkeit  dem  nicht  ge- 
rade so  ist,  so  muss  man  es  ihm  doch  lassen,  dass  er  alles  motiviert 
und  den  Triumphzug  des  seelenlosen  Pralea  künstlerisch  vorbereitet. 
Wir  sind  jedenfalls  berechtigt,  dem  letzten  Teil  der  Trilogie  mit  Spannung 
entgegen  zusehen . 

Wien.  Dr.  Sextil  Pu^cariu. 


Romanische  Literaturen  ausser- 
halb Europas. 

Crionlos  Portngneses.— Lingoae  litteratnra.— 1904— 1905. 

FJ  extremamente  pouco  o  que  tenho  de  dizer,   e  isso  mesmo   refere-se   so 
ao  Oriente.     Dos  crioulos  africanos  nada  pude  obter. 

1904.  J.  Ceildo»  1.  Continuou  a  publica9äo  do  periodico  inti- 
tulado  The  Paris h  Paper:  vol.  XII,  de  Setembro  de  1903  a  Agosto 
de  1904,  —  doze  numeros.  Os  n***  1  a  4  jd  foram  citados  no  meu 
artigo  preeedente.  Cada  um  dos  rc^stnntes  content  como  os  outros, 
trechos  em  ingU\s  e  em  portugues-crioulo. 


J.  Leite  de  Vasconcellos.  JI  167 

Eiö  algumtiö  frascs  que  däo  ideia  da  constnic^äo  syntactica:  fium 
trombeta  Unha  suffrado,  ne  o  dando  de  a  lei  sobre  Monti  Sinai; 
0  VO'X  de  aquel  ja  suffrd  longo^  a  ja  fied  niais  e  mais  forti;  aquel 
ja  faxe  aU  Moses  per  temd  e  per  fremd  grandimenti,  e  todo  o  povo 
per  treme;  ne  hum  abrir  e  ficluir  de  olhos,  o  laste  ^)  trumbeta  lo  da 
soni,  e  OS  mm'tos  lo  ser  resuscitado.  Veoios  aqui  diversas  maneiras 
de  indicar  os  tempos  dos  verbos:  ja  s^iiffrä  «8oproii>,  U)  da  «darä*  (o 
presente  jndicÄ-se  com  U  e  tä).  Os  artigos  hum  e  o  serveni  para  os 
dois  generös.  Em  ne  o  dando  «no  dar»,  «ao  dar»,  o  participio  ^  prece- 
dido  de  preposi9äOy  e  correspoiide  ao  nosso  infinitivo:  cfr.  Dalgado,  Dial. 
de  Ceiläo,  pag.  62 — 63.  TJso  de  per  em  fax6  .  .  per  tremd,  como 
no  complemento  directo:  vid.  Dalgado,  ob.  cit,  p.  57. 

Vocabulos  avulsos  e  locu9Öes:  cabo  «destino?^,  ansqui  «antes  de», 
di'Svestido  «despido»,  travelhd  «trabalhar»,  minito  «minuto»,  mao  «mal», 
expectd  outro  hum  dia  «esperar  outro  dia»,  vi  «vir»,  irgui  «erguer», 
paricö  «parecer»,  logomesmo  «immediatamente»,  erienees  «filhos»,  eo7i- 
fidencia  «confian9a»,  aHbo  «para  cima  (a  riba)^  baso  «em  baixo»,  lesti 
«lestes»,  U)  ser  juntado  per  humha  (==  üa)  «seräo  todos  juntos»*), 
orelho  «orelha»,  masqni  (por  mais  que)  tu  quer^e  o  näo  «auer  queiras, 
quer  näo»,  secure  (seccura)  «sßde»,  vos  teni  cuberto  com  rotures  (ro- 
turas)  «estaes  rotos»,  «estaes  esfarrapados»,  cahide  «quMa»^).  Com 
epenthese  de  v:  diiventi  «doente»,  exelutndo  «excluido»,  distruvf 
«destruir»,  ruvinado  «arruinado». 

Pena  6  que  os  textos  estejam  desfigurados  äs  vezes  com  a  ortho- 
graphia:  julgecao  (em  Dalgado  julga^äo),  paisao  =  paisao  «paixäo», 
seperecao  =  sepere9äo  (em  Dalgado  sej)eraQäo\     Falta  til  e  cedilha. 

2.  Com  o  titulo  de  Lovoris  de  Natal  (1904),  por  J.  de  Fransz, 

mandou-me    o   Sr.  Tavares    de   Mello  uma   poesia   religiosa,    especie   de 

hymno,  de  qu§  dou  aqui  para  amostra  o  principio: 

Oh  Deus  podoroso! 

Oljo  foi  nacido, 

Per  da  salva9ao*) 

Per  gentis  perdido 

^,  {  Gloria  na  alture  —  Per  Deus  viventi. 

Chorus 


( 


E  pas  nÄ  todo  t^rres  —  Per  Jesus  nocenti. 


II.  MeUaca  e  Macao.  O  n<^.  18  (Dezembro  de  1904)  do 
Boletim  do  gov^rno  ecclesiastico  da  diocese  de  Macao  6  con- 
sagrado  a  commemorar  a  defini9äo  do  dogma  da  «immaculada  concei9äo» 
e  cont^m  artigos  em  prosa  e  poesias.  Entre  as  poesias,  que  sao  em 
v&rias  lingoas,  ha  uma  em  portugues  de  Malaca  e  outra  em  portuguös 
de  Macao:  pag.  187—188. 

A  pag.  189 — 193  däo-se  algumas  noticias  da  geographia  e  uso  da 
lingoa  portuguesa  no  Oriente. 

1)  «Final»,  «ultima».  Do  ingl.  last,  2)  £m  port.  arch.  «m  huum,  Junta 
em  huum;  em  hesp.  en  uno.  Cfr.  D.  Carolina  Michaelis  in  RLu.  I,  130. 
3)  Sobre  „cahida"  em  port.  classico  vid.  Moraes,  Dicc.  da  lingoa  portu- 
guesa.   4)  No  texto  erradamente  «salvacao:". 


II  168  Crioulos  Portugueses.    1904—1905. 

Para  aniostra  litteraria  e  dialectal,  aqui  transcrevo  a  poesia  redigida 
em  portugu^s  de  Malaca: 

Pura  oomo  unga  flores  di  albi, 

Salve  filla  di  Deus  Padri! 

Mae  di  FiUo  Bedemptor, 

Sposa  di  aquelle  Spirito 

Com  quem  nos  chomä  Amor. 

Sem  peccado  na  conoei9ao, 
Sempre  libre  de  mal  tengao, 
Scolhido  di  Trindade 
Com  demoni  ja  veneß 
Tudo  tempo  di  sua  idade. 

Ella  un9om  fic&  libre 

Di  aquelle  terrivel  tigre 

Ene  com  tudo  gente  mord4 

Antes  di  aquelle  idade 

Que  jÄ  p6de  comprend^. 

1905.  Im  CeUdO.  1.  Continua9äo  da  publiea9äo  do  periodico 
The  Parish  Paper:  vol.  XIII,  de  Setembro  de  1904  a  Agosto  de 
1905,  —  doze  numeros.  Falta-me  o  n®.  2.  Gada  um  dos  outros  cont^m 
um  trecho  em  portuguös. 

2.  Com  o  titulo  de  Folk-lores  ceylonenses  publicou  o  Sr.  Ta- 
VARE8  DE  Mello  no8  11**«  29,  32,  38  a  41  e  47  a  49  (Maio  a  Se- 
tembro de  1905)  do  jomal  indiano  O  Nacionalista*)  uma  valiosa  serie  de 
artiges  cujos  assuntos  säo:  a)  [Adivinhas];  b)  Cantiga  per  Säo 
Francisco;  c)  Maxims  e  proverbis;  d)  Miserere;  e)  Nossa 
obreiros  (can5Öe8);  f)  Batt^,  batt^  (can9Öes). 

Na  classe  das  adivinhas,  ou  §  a,  temos  esta,  do  «hpmem»: 

Manhd  andä  con  4  p^, 

Meo-dia  con  dös  p^, 

Ne  tarde  con  tres  pö  .  .  . 
que  corresponde  ao  conhecido  problema  proposto  a  Edipo  pela  Esphinge. 
A  adivinha  do  «ranho»: 

Rico  gardä  ne  bolsa 

Pobre  botä  f6ra 
corre   em  Portugal  pouco  mais  ou  menos   nessa   forma.     A'  adivinha  do 
«anel» : 

Redunda  e  redonda 

Tudos  te  gostä  («todos  gostam») 

Criance,  beata  e  päpa 
corresponde  em    Portugal    uma  que  come9a:    *Redondo,    redondete».     A 
adivinha  do  «gallo»: 

Nu6  home,  mas  cantä  benf^to; 
Yisti  corado,  mas  näo  cortado 

5)  De  S.  Thome  (Salsete).  —  Devo  ao  Sr.  Dr.  Antonio  Maria  da  Cunha, 
director  d-0  Heraldo,  de  Nova-Goa,  a  posse  dos  numeros  do  Nacionalista 
a  que  aqui  me  refiro. 


J.  Leite  de  Vasconcellos.  II  169 

aproxima-se  d'esta  portuguesa,  quanto  £  forma: 

Pass^a  na  pra9a  Canta  de  missa, 

Näo  6  estudante,  Sem  rer  sacristÄo  etc.*). 

A  adivinha  do  «carro  com  dois  bois  e  seu  guia» : 
Vae,  vi  tres  bocus,  d6s  p6 
onde  OS  bois,  o  guia  e  o  carro  se  englobam,    faz  lembrar  uma    que    em 
Portugal  se  diz  assim: 

Oito  batem  na  cal9ada, 
Quatro  olham  para  o  oeu, 
Um  ajusta  a  cangalhada, 
Outro  toca  o  seriueu. 
As  outras   adivinhas    de  Ceilao  tem,    na   totalidade,  ou  na    maior   parte, 
caracter  local. 

Do  §  b  dou  a  seguinte  amostra: 

Quem  tem  per  v6s,  quem  tem  per  n6s, 
Varän  sarän,  huma? 
Huma  nossa  Criador, 
Si,  varan  saran,  minha  Sinhor. 

Que  tem  per  v6s,  quem  tem  per  n6s, 
Varan  saran,  dös? 
Dös  Puders')  de  Moys^s, 
Uma  nossa  Criador, 
Si,  varan  saran,  minha  Sinhor. 
E  assim  se  väo  seguindo  os  numeros  tres  (Patriarchas),  quatro  (Evan- 
gelistas),  cinco  (chagas  de  Christo)  at6  doze.  Esta  ora9äo,  que  a 
tradiyao  populär  attribue  a  S.  Francisco  Xavier,  6  uma  Variante,  muito 
curiosa,  da  Ora9äo  do  Anjo  Custodio,  tambem  chamada  das  «doze 
palavras  ditas  e  retornadas*,  que  näo  s6  corre  em  Portugal,  mas  por  toda 
a  Europa®).  A  expressäo  varan  saran  significa,  quanto  a  mim,  tyaräo 
Cebrian,  isto  6  «varäo  Cypriano».  A  forma  Cebrian  lö-se  em  Gil  Vi- 
cente  (sec.  XVI):  Noms  de  San  Cebrian^  Esconjuro-te,  Satan^).  Em 
um  doc.  do  sec.  XVI  lö-se  Oibräao  e  Oibräo^^),  Noutros  docc:  Oi- 
briäo^^).  Ainda  hoje  ha  o  appellido  Oibräo,  e  a  toponymia  tem  S.  Ci- 
bräo.  A  palavra  deve  ter  ido  para  Ceilao  na  forma  Cebrian  ou  *Cehran  **) 
=  ^Ckbrä;  esta  forma  mudava-se  sem  grande  difficuldade  em  ^Cerä  = 
Seräj  d'onde  Sara  =  Saran.  Em  vista  d'esta  explica9ao,  a  fräse  ceilo- 
nense  deverä  escrever-se  assim :  varan  Saran  (ou  varä  Sara).  Na  ora9ao 
portuguesa  que  Ihe  corresponde  figura  umas  vezes  o  Anjo  Custodio,  como 
fica  dito,  outras  Simäo,  outras  o  proprio  S.  Cypriano^').  N-0  Grande 
Livro  de  S.  Cypriano,  s.  1.  n.  d.  (6  por6m  do  sec.  XIX),  pag.  90, 
diz-se:  «A  orayäo  do  Anjo  Custodio  foi  ensinada  a  S.  Cypriano  etc.». 
Este  livro  näo  tem  o  valor  ethnographico  que  podia  ter,  porque  foi  publicado 
com  intuitos  meramente  mercantis,  mas  a  noticia  transcrita  ^  significativa. 
Fica  aesim  confirmado  o  que  digo  a  cima.     S.  Cjrpriano  goza  de  grande 

6)  Th.  Braga,OPovo  Portug.11,387.  7)  «pedras»  (TaboasdaLei).  8)Vid. 
Rev.  Lusit  I,  24688.  (artigo  de  Adolfe  Coelho).  9)  Obras,  ed.  de  Ham- 
burgo,  II,  353.  10)  Viterbo,  Elucidario  s.  v.  11)  Viterbo,  loc.  cit.  12)  Em 
lego  ha,  no  onomastico,  C  ihr  an  e  San  Gib  r  an.  13)  De  uma  versao  com 
Cypriano  falla  Adolfe  Coelho  na  Bomania,  III,  269—273. 


II  1  70  Crioulos  Portiiguesea.    1904—1905. 

reputo§äo  nas  creii§as  magicäs  do  nosso  povo.  Com  rela9ao  ä  frase, 
iiotarei  que  tanto  podia  ella  ser  na  origem  o  varäo  S,  Cebfian^  como 
siniplezmente  o  raräo  Cebrian^  sem  a  palavra  «san(to)»,  poia  varäo  tem 
significa9äo  venera vel;  corrente  6  na  lingoa  moderna  a  expressaö  «F.  4 
um  Santo  varäo»  para  se  dizer  que  alguem  6  boa  pessoa.  Compre- 
hende-se  que  a  ora9äo  se  applicasse  eni  Ceilao  a  8.  Francisco  Xavier, 
depois  de  perdida  a  no9ao  de  que  nella  entrava  S.  Cypriano,  pois  S.  Fran- 
cisco tem  muita  popularidade  ha  India,  e  a  sua  lenda  absorveu  elementos 
de  outras  lendas.  Para  melhor  se  ver  a  remelhanya  da  orayao  ceilonense 
com  a  do  Anjo  Custodio,  aqui  transcrevo  o  comÖ90  de  uma  vereao  (Festa : 

—  Anjo  Custodio,  queres  ser  santo? 

—  Sim  senhor,  quero. 

—  Diz'-me  o  que  6  um. 

—  E*  a  hora  em  que  Dens  nasceu  para  sempre.  Amen. 

—  Anjo  Custodio,  queres  ser  santo? 

—  Sim  senhor,  quero. 

—  Dize-me  as  duas. 

—  Säo  as  duas  taboinhas  de  Mois6s  ^*). 

No  §  c  do  artigo  do  Sr.  Tavares  de  Mello  escolho  alguns  proverbios 
que  tem  paralleles  na  tradi9äo  de  Portugal:  Caeht/rro  qite  ludrd  nan 
mtirde  =  Cäo  que  ladra  näo  morde;  eile  quem  fem  sihnte,  consente 
=  quem  cala,  consente;  faxe  bon  sem  respetä  de  pesswi^^)  =  faze 
o  bem,  näo  olhes  a  quem.  A  collec9äo  estä  dieposta  alphabeticamente, 
e  6  extensa.  Se  alguns  dos  adagios  säo  tradicionaes,  outros  por^m  tem 
origem  ecclesiastica. 

O  Miserere,  no  §  seguinte,  ^  uma  das  versöes  cantadas  nas  igrejas 
catholicas  de  Ceilao. 

Amostra  do  §  e.  Quadras  em  redondilha  menor  e  em  versos  de 
sete  syllabas: 

Todo  foi  barrato  Alguns  rico  sinhoris 

Ne  tempo  passado,  Pagä  p6co  dinhöro, 

Mas  agorra  ja  susd^^®)     Outro  nom  querr^  dÄ 
Per  pagä  dobrado.  Pagamen  to  de  obröro. 

As  cantigas  do  §  f  säo  cantadas  por  todas  as  classes  de  gente  da 
ilha.  Dizo  Sr.  Mello:  «As  linhas  säo  soltas,  sem  äs  veres  ter  combina9ao 
uma  com  a  outra». 

Estes  materiaes  vem  äs  vezes  acompanhados  de  traduc9äo  em  por- 
tugu^s,  outras  vezes  de  notas.  O  Sr.  Tavares  de  Mello  presta  bom  8ervi90 
ä  Glottologia  e  Folklore  portugueses  proseguindo  nesta  colheita,  que 
conv^m  completar  quanto  antes,  pois  o  dialecto  estä  condemnado  a  adul- 
terar-se  cada  vez  mais  e  a  morrer.  Tem  maior  valor  philologico  os 
materiaes  de  orfgem  populär,  como  os  que  o  Sr.  Mello  publica,  do  que 
os  artiges,  folhetos  e  livros  de  caracter  ecclesiastico  ou  litterario,  porque 
nestes  a  lingoagem  6  bastante  artificial,  ao  passo  que  os  primeiros  repre- 
sentam  a  lingoa  pura  e  viva. 

14)  Vid.  06  mens  Ensaios  Ethnographicos,  III,  209.  15)  Vem  da 
f6rma  port.  arch.:  pessoa,    16)  «Succede»,  «acontece>. 


M.  Kaluza.  H  171 

II.  Diu.  Nunia  correspoiuiencia  publicada  no  Diario  de  Noticias 
de  Li^boa,  de  14  de  Dezembro  de  1905,  pag.  7,  däo-se  interessantes  in- 
foriiia9Öes  näo  so  ac^rca  dos  costumes,  mas  do  fallar  portugu^s  de  Diu,  e 
fazem-se  observa9Öe8e  con-ecyöes  äs  Kreolische  Studien  de  Schuchardt, 
III  (Diu),  Wien  1883.  Segundo  diz  o  correspondente,  os  textos  publi- 
cados  por  Schuchardt  reproduzem  o  dialecto  ein  voga  ha  uns  30  annos. 
«O  puro  dialecto  crioulo  de  Diu  ja  hoje  näo  existe  .  .  os  naturaes  da 
terra,  pelo  menos  os  niais  illustrados,  falam  e  escrevem  agora  a  lingua 
nacional,  tao  bem,  ou  melhor,  que  qualquer  Indo-Portuguds».  A  corre- 
spondencia  terniina  por  algmis  esp^ciines  poeticos.  Oxalä  que  o  corre- 
spondente, observador  como  6,  realize  a  promessa  que  faz  de  proceder  a 
mais  demorado  estudo  d*este  dialecto.  S6  os  que  vivem  nas  proprias 
localidades  6  que  podem  escrever  com  aniplitude  a  respeito  dos  dialectos, 
pois  tem  tudo  d  mäo  para  isso. 
Lisboa,  Bibliotheca  Nacional. 

Dr.  J.  Leite  de  Vasconcellos. 

Kanadische  Literatur.    1902—1904  von  James  Geddes  jr. 
mit  der  Sprache  zusammen  behandelt  I  21 7  ff. 


ISTechselbezieliuiigezi  ziarisolien 

romanisolier  und  germanisolier 

Literatur. 

Bomanische  Einflösse   anf  die  englische   Literatur   des 

Mittelalters.  1902.  Die  im  Auftrage  der  Gesellschaft  für  deuteche 
Philologie  zu  Berlin  herausgegebene  zusammenfassende  Übersicht  über  die 
Ergebnisse  und  Fortschritte  der  germanistischen  Wissen- 
schaft im  letzten  Viertel  des  19.  Jahrhunderts*)  enthält  in  dem  von 
John  Koch  verfassten  Abschnitte  über  Mittelenglische  Literatur 
(S.  374 — 437)  auch  eine  Zusammenstellung  der  Forschungen  auf  dem 
Gebiete  der  mittelenglischen  Literatur  und  deren  Beeinflussung  durch  die 
Literatur  Frankreichs  und  Italiens.  Einen  guten  Überblick  über  den 
Einfluss  der  altnordischen  Literatur  auf  die  englische  gibt  C.  H.  Nordby*): 
über  den  Einfluss  der  italienischen  Renaissance  auf  die  englische  Literatur 
handelt  ein  treffliches  Buch  von  L.  Einstein^). 

Von  allgemeinen  englischen  Literaturgeschichten,  die  auch  die  mittel- 
englische Literatur  berücksichtigen,  ist  vor  allem  der  erste  Band  einer 
von  David   Patrick    herrührenden    Neubearbeitung    von    Ch amber s*s 


1)  Ergebnisse  und  Fortschritte  der  germanistischen  Wissen- 
schaft im  letz  ton  Vierteljahrhundert.  Im  Auftrage  der  Gesellschaft  für 
deutsche  Philologie  herausgegeben  von  Bethge.  Leipzig,  Keisland  1902.  2)  The 
Influence  of  Old  Norse  Literature  upon  English  Literature.  Co- 
lumbia University  Germanic  Studies  Vol.  I,  Nr.  3.  New  York,  The  Macmillan 
Company  1901.    3)  The  Italian  Renaissance  in  England.    New  York,  The 

Vollmollor,   Koni.  Jahresbericht  VIII.  |2 


tl  172     Komani^che  Einflüsse  auf  die  engl.  Literatur  des  Mittelalters.    1902. 

Cyclopaedia  of  Enp:li8h  Literature*)  hervorzuheben,  in  der  die  in 
den  früheren  Auflagen  recht  knappe  Übersicht  über  die  mittelenglische 
Literatur  durch  eine  völlig  neue  und  erheblich  erweiterte,  freilich  im  Ver- 
hältnis zu  der  ausführlichen  Behandlung  der  neuenglischen  Literatur 
immer  noch  recht  dürftige  Darstellung  von  Alpred  W.  Pollari> 
(p.  31 — 119)  ersetzt  und  insbesondere  Chaucer  etwas  ausführlicher  und 
unter  Berücksichtigung  der  neueren  Forschungen  behandelt  worden  ist 
(p.  59 — 74).  Weiter  wären  aus  dem  Berichtsjahre  zu  erwähnen  die 
kurzgefassten  englischen  Literaturgeschichten  von  Adolf  Hansen^)  und 
R.  Ackermann^). 

Eine  neue  Ausgabe  der  Romanze  von  Havelok  wurde  von  Walter 
W.  Skeat')  veranstaltet.  Die  Ashmolehandschrift  von  Sir  Orfeo, 
von  der  Zielke®)  nur  die  Varianten  mitgeteilt  hatte,  ist  im  Scottish 
Antiquary^)  vollständig  abgedruckt  worden.  Eine  neue  kritische  Ausgabe 
des  Sir  Triam our  wird  von  Huoo  Bauszus'®)  angekündigt,  der  als 
Probe  Strophe  1—12  abdruckt  und  zugleich  über  das  Handschriften  Ver- 
hältnis, die  Quellen  und  Ort  und  Zeit  der  Abfassung  handelt.  Das 
Gedicht  ist  um  1400  im  Norden  des  Mittellandes  entstanden.  Eine 
direkte  französische  Quelle  wie  bei  anderen  mittelenglischen  Romanzen 
lässt  sich  für  Sir  Triamour  nicht  nachweisen;  vielmehr  sind  die  einzelnen 
Motive  anderen  englischen  Romanzen  und  zum  Teil  uraltem,  volkstüm- 
lichem Sagenstoff  entnommen;  insbesondere  zeigen  sich  wörtliche  An- 
klänge an  die  mittelenglischen  Romanzen  von  Launfal,  Octovian,  Libeaus 
Desconus,  Sir  Beves  of  Hamtoun,  The  Squyr  of  Lowe  Degree  und 
Ywain  and  Gawain.  Auf  die  Übertragung  der  Romanze  von  Sir  Gawain 
and  the  Green  Knight  in  moderne  englische  Prosa  ^^)  hat  Jessie  L. 
Wp:ston  die  Übertragung  anderer  in  Malory's  Morte  D'Arthur  nicht 
vertretener  englischer,  französischer  und  niederländischer  Romanzen  und 
Lais  folgen  lassen,  nämlich  Tristan  and  Iseult*^),  Guingamor, 
Lanval,  Tyolet,  Le  Bisclaveret^^),  Morien^*),  Sir  Cleges,  Sir 
Libeaus  Desconus^*)    und    Sir   Gawain    at   the   Grail   Castle^**). 

Macmillan  Company  1902.  4)  Chambers's  Cyclopaedia  of  English 
Literature.  Isew  Edition  by  David  Patrick.  A  History  Critical  and  Bio- 
graphical  of  Autbors  in  the  English  Tongue  from  the  Earliest  Times  tili  the 
Present  Day  with  Specimens  of  their  Writings.  Vol.  I.  London  and  Edinburgh, 
W.  &  R.  Chambers  1901.  5)  Den  engel8ke  og  den  Dordamerikaniske 
litteraturs  historie  i  omrids.  Kj^benhavn,  Gyldendalske  boghandels  forlag 
1902;  vgl.  ES.  32,  401.  6)  Kurze  Geschichte  der  englischen  Literatur 
in  den  Grundzügen  ihrer  Entwicklung.  Stuttgart,  Lehmann  1902. 
7)  The  Lay  of  Havelok  the  Dane.  Reedited  from  Ms.  Laud  Mise.  108  in 
the  Bodleian  Library,  Oxford,  Clarendon  Press  1902.  8)  Sir  Orfeo,  Breslau 
1880.  9)  ScAnt.  XVI,  30—88.  10)  Die  mittelenglische  Romanze  Sir 
Triamour  mit  einer  Einleitung  kritisch  herausgegeben.  Königsberger  Disser- 
tation 1902.  11)  Vgl.  JBRPh.  VI,  II,  303.  12)  Tristan  and  Iseult.  Rendered 
into  English  from  the  Gcrman  of  Gottfried  of  Strassburg.  2  vols.  London,  D. 
Nutt  1899  (ArR.  II).  13)  Guingamor,  Lanval,  Tyolet,  Le  Bisclaveret 
Four  Lays  rendered  into  English  Prose  from  the  French  of  Marie  de  France 
and  others.  London,  D.  Nutt  1900  (ArR.  III).  14)  Morien.  A  Metrical  Ro- 
mance  rendered  into  English  Prose  from  the  Mediaeval  Dutch.  London,  D.  Nutt 
1902  (ArR.  IV).  15)  Sir  Cleges.  Sir  Libeaus  Desconus.  Two  Old  English 
Metrical  Romances  rendered  into  Prose.  London,  D.  Nutt  1902  (ArR.  V). 
16)  Sir  Gawain   at  the  Grail  Castle.    Threc  Versions:    a)  From  the  Conte 


M.  Kai  uz a.  U  173 

Zugleich  hat  sie  ihre  Stiulien  zur  Artussa^re  fortgesetzt  in  den  Schriften 
über  die  Sage  von  Sir  Lancelot  du  Lac^'')  und  über  The  Three 
Days  Tournainent^^).  O.  Hartenstein^')  entscheidet  sich  für  rein 
englischen  Ursprung  der  Hörn  sage,  während  L.  Morsbach  ^*^)  aus  der 
französierten  Form  der  in  King  Hörn  vorkommenden  Eigennamen 
{Ailmar,  AilbniSy  Outherd,  Suddene,  Amoldin  etc.)  umgekehrt  schliesst» 
dass  der  englische  Dichter  eine  anglofranzösische  Vorlage  benutzt  hat. 
P.  C.  HoYT^*)  behauptet  angelsächsischen  Urspiimg  der  Bevessage 
und  weist  auf  den  engen  Zusammenhang  zwischen  Beves  of  Hamtoun 
und  King  Hörn  hin.  W.  W.  Newell**)  erklärt  Gawain  (aus  Wal- 
weia7ius,  Walwen)  als  König  von  Galloway,  da  auch  William)  of  Mal- 
mesbury  'WalwerC  als  ^King  of  Walweitha  or  OaUmvay'  erwähnt. 
Die  Entstehungszeit  des  Sir  Isumbras  wird  von  Ostermann *^)  in  die 
Zeit  zwischen  1343  und  1384  verlegt.  Max  Weyrauch**)  beschäftigt 
sich  im  Anschluss  an  die  Dissertation  von  Paul  Tunk*^)  mit  der 
Romanze  vom  Squyr  of  Lowe  Degree  und  ist  der  Meinung,  dass  von 
den  beiden  Versionen  P  trotz  aller  Kürze  und  Verderbtheit  dem  Original 
näher  steht  als  C  und  dass  die  beiden  Hauptzüge,  in  denen  sich  P  und 
und  C  unterscheiden,  die  Einführung  des  Steward  und  der  siebenjährigen 
Probezeit,  nicht,  wie  Tunk  annimmt,  von  dem  Verfasser  von  P  eliminiert, 
sondern  vielmehr  von  dem  Verfasser  von  C  in  Anlehnung  an  den  Zeit- 
geschmack neu  eingeführt  sind.  H.  Bradley*®)  zeigt,  dass  der  im 
15.  Jahrhundert  lebende,  bisher  unter  dem  Namen  Loiielich  the 
Skynner  bekannte  Verfasser  längerer  Gedichte  über  den  Graal  und 
über  Merlin  vielmehr  Louelich  hiess,  was  von  AV.  AV.  Skeat  *")  bestätigt 
wird.  Die  weitere  Vermutung  Bradleys,  dass  'skinner*  für  *smitene7^ 
verlesen  sei,  wird  aber  von  Skeat  zurückgewiesen,  da  Lovelich  sein  Ge- 
dicht vom  heiligen  Graal  auf  Veranlassung  des  'Harry  Barton,  alder- 
7nan  and  skinner  of  London'  verfasst  hat^  somit  auch  für  lovelich 
selbst  Zugehörigkeit  zu  dieser  Zunft  wahrscheinlich  ist.  Darauf  hat 
F.  J.  Furnivall*^)  aus  lateinischen  Urkunden  {„de  Henrico  Love- 
lle he  oive  et  pellipario  Lofidon*')  sowohl  die  Namensform  Love- 
lich als  seinen  Stand  als  'skinnei'^  über  allen  Zweifel  festgestellt. 

del  Graal;  b)  from  Heinrich  von  dem  Türlin's  Diu  Crone;  c)  from  the  Proee 
Lancelot.  Bendered  into  English  Prose  from  Mediaeval  French  and  German. 
London,  D.  Nutt  1902  (ArR.  VI).  17)  The  Legend  of  Sir  Lancelot  du 
Lac.  Studies  upon  its  Origin,  Development  and  Position  in  the  Arthurian 
Romantic  Cycle.  London,  D.  Nutt  1902  (Grimm  Libr.  XII;  vgl.  ES.  32, 
113—117).  18)  The  Three  Days  Tournament.  A  Study  in  Romanoe  and 
Folklore.  Being  an  Appendix  to  the  Author's  Legend  of  Sir  I^ancelot  du  Lac. 
London  D.  Nutt  1902  (Grimm  Library  XIV).  19)  Studien  zur  Hornsage 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  anglonormannischeu  Dichtung  vom  wackeren 
Bitter  Hom  und  mit  einer  Hornbibliographie  versehen.  ESt.  H.  4,  Heidelberg, 
Winter  1902.  20)  Die  angebliche  Originalität  des  frühmitteleng- 
lischen  King  Hom  nebst  einem  Anhange  über  anglofranzösische  Konsonanten- 
dehnung. BREPh.  p.  297—330.  21)  The  Home  of  the  Beves  Saga. 
PMLA.  17,  237-246;  vgl.  MLN.  17,  135.  22)  Arthurian  Notes.  2.  Ga- 
wain. MLN.  17,  277 f.  23)  Bonner  Beitr.  zur  Anglistik  12,  97.  24)  Zur  Kom- 
position, Entstehungszeit  und  zur  Beurteilung  der  mittelenglischen 
Romanze  The  Squyr  of  Lowe  Degree.  ES.  31,  177ff.  25)  Vgl.  JBRPh. 
VI,  n,  362.  26)  Ath.  3914,  587.  3918,  722.  27)  Ath.  3917,  684.  3919,  758. 
28)  Ath.  3924,  50  (1903). 

12* 


II  174     Roraanische  Einflüsse  auf  die  engl.  Literatur  des  Mittelalters.    1902. 

Zur  Legendendichtung  ist  für  das  Jahr  1901  noch  nachzutragen 
HoRSTMANN"  Ausgabe  der  Nova  Legen  da  Anglie^®),  einer  Sammlung 
lateinischer  Legenden,  die  als  Quellen  für  die  Legenden  in  der  Volks- 
sprache in  Betracht  kommen.  Eine  verdienstvolle  Untersuchung  über 
das  Handschriftenverhältnis  und  die  Quellen  der  nordenglischen  Homilien- 
sammlung  bietet  Gordon  Hall  Gerould  ^^).  Die  älteste  mittelenglische 
Version  der  Assumptio  Mariae  wurde  von  E.  Hackauf^^),  das  nord- 
englische Gedicht  De  lamentacioue  Marie  von  Walter  Fröhlich '*) 
neu  herausgegeben.  Als  Quelle  des  letzteren  Gedichtes  hatte  schon  der 
Cambridger  Handschriftenkatalog  einen  Traktat  Bernhards  von  Clair- 
vaux,  Dß  dolore  et  lamentatione  beate  et  gloriose  Virginia  Marie  in 
niort«  dilecti  filii  sui  bezeichnet.  Daneben  hat  der  englische  Dichter,  wie 
Fröhlich  zeigt,  die  Evangelien,  insbesondere  das  Johannesevangelium  be- 
nutzt; eine  französische  Predigt  über  denselben  Gegenstand  war  ihm  aber 
offenbar  unbekannt.  Bei  Gelegenheit  seiner  Untersuchungen  zur 
Guthlac -Legende^*)  druckt  H.  Forstmann  eine  bisher  noch  nicht  ver- 
öffentlichte mittelenglische  Fassung  der  Guthlaclegende  im  septenarischen 
Reimpaar  ab,  die  sich  eng  an  die  lateinische  Vita  Guthlaci  in  den 
Acta  San  Ctorum  vom  11.  April  anschliesst.  Die  längst  erwartete  Aus- 
gabe der  geistlichen  Gedichte  des  William  of  Shoreham^*)  hat  Max 
KoNRATH  in  dem  Berichtjahre  veröffentlicht.  Auf  eine  genauere  Fest- 
stellung der  Quellen,  die  William  of  Shoreham  benutzte,  hat  Konrath 
leider  verzichtet.  Eine  neue  Ausgabe  von  John  Myrc's  Instructions 
for  Parish  Priests  hat  F.  J.  Furnivall^^),  drei  mittelenglische  Versionen 
der  Benediktinerregel  E.  A.  Kock^®)  veröffentlicht.  Einige  kleinere  Ge- 
dichte von  Rate  druckt  John  T.  T.  Brown  ^')  nach  der  Ashmolehandschrift. 
Untersuchungen  zu  Ratis  Raving  und  dem  Gedicht  The 
Thewis  of  God  Women  veröffentlicht  Ludwig  Ostermann'®).  Auch 
er  weist  die  Vermutung  John  T.  T.  Browns,  dass  alle  m\t  quod  Rate 
unterzeichnet-en  Dichtungen  der  Ashmolehs.  Gl  den  Franziskanerpater 
David  Rate  zum  Verfasser  haben  sollen ^^),   entschieden  zurück.     Eine 

29)  Nova  Legend a  Anglie.  As  collected  by  John  of  Tynemouth, 
John  Capgrave  and  others,  and  first  printed  with  New  Lives  by  Wynkyn 
de  Worde  A.  D.  MDXVI.  Now  re-edited  with  fresh  material  from  MS.  and 
printed  sourccs.  2  vols.  Oxford,  Clarendon  Press  1901.  30)  The  North 
English  Homily  CoUection.  A  Study  of  the  Manuscript  Relations  and  of 
the  Sourccs  of  the  Tales.  Oxforder  Dissertation  1902.  31)  Die  älteste  mittel* 
englische  Version  der  Assumptio  Mariae.  Engl.  Textbibl.  8.  Berlin, 
Felber  1902,  mit  dem  Nachtrag,  Zu  der  ältesten  mittelenglischen 
Version  der  Assumptio  Mariae,  ES.  33,  179-182.  32)  De  lamen- 
tacione  sancte  Marie.  Eine  englische  Dichtung  des  14.  Jahrhunderts. 
Leipziger  Dissertation  1902.  33)  Bonner  Beitr.  12,  1—40.  34)  The  Poems 
of  William  of  Shoreham,  ab.  1320  Vicar  of  Chart-Sutton.  Re-edited  from 
the  Unique  Ms.  in  the  British  Museum  by  M.  Konrath.  Part  I.  Preface, 
Introduction,  Text  and  Notes.  EETS.  ES.  86.  London,  Kegan  Paul,  Trench, 
Trübuer  &  Co.  1902.  35)  John  Myrc'a  Instructions  for  Parish  Priests. 
Revised  Edition  by  F.  J.  Furnivall.  EETS.  31.  London,  Kegan  Paul,  Trench, 
Trübner  &  Co.  1868/1902.  36)  Three  Middle  English  Versions  of  the 
Eule  of  St.  Benet  ed.  by  E.  A.  Kock.  EETS.  120.  London,  Kegan  Paul, 
Trench,  Trübner  &  Co.  1902.  37)  Rate's  Poems.  A  Lay  of  the  Com- 
mandnients.  Scott.  Antiqu.  10,  19G-198.  38)  Bonner  Beitr.  12,  41—102. 
39)  JBRPh,  VI,  II,  309. 


M.  Kaluza.  II  175 

Studie  über  Charakterentwicklung  und  ethisch-theologische 
Anschauungen  des  Verfassers  von  Piers  the  Plowman  von 
Mensendieck*®)  ist  aus  dem  Jahre  1900  nachzutragen.  Eine  neue 
Ausgabe  der  Scala  Perfectionis  von  Walter  Hilton  wurde  von 
J.  B.  Dalgairas*^),  eine  aus  dem  14.  Jahrhundert  stammende,  einen 
Teil  des  neuen  Testaments  umfassende  englische  Bibelübersetzung  von 
A.  C.  Paues")  veröffentlicht. 

Ein  Artikel  von  A.  ß.  Bayley,  A  Possible  Gloucestershire 
Origin  for  Geoffrey  Chaucer*^)  war  mir  nicht  zugänglich.  Über 
das  Grab  Ch'aucer's  handeln  John  W.  Hales**),  Albert  Hart- 
8HORNE**)  und  Charix)tte  C.  Stopes*®).  Eine  gute  Sonderausgabe 
des  Prologs  zu  den  Canterbury  Tales  und  der  Erzählungen  des  Ritters 
und  des  Nonnenpriesters  veröffentlichte  Mark  H.  Liddell*'').  Die  Ein- 
leitung enthält  auch  A  Brief  Sketch  of  Chaucer's  Life*^)  auf 
Grund  der  neueren  Forschungen;  dagegen  fehlen  Erörterungen  über  die 
Quellen  der  veröffentlichten  Gedichte.  John  Koch  handelt  über  die 
neapolitanische  Handschrift  von  Chaucer's  Clerkes  Tale**)  und 
gibt  eine  kritische  Ausgabe  von  C'haucers  The  Pardoner's  Prologue  and 
Tale*^®)  heraus,  die  erste  wirklich  kritische,  auf  Grund  des  gesamten  hand- 
schriftlichen Materials  hergestellte  Ausgabe  einer  der  Canterbury  Tales.  In 
der  Einleitung  ^ *)  handelt  J.  Koch  auch  über  die  Quellen.  Eine  direkte  Vorlage 
für  Chaucer's  Erzählung  lässt  sich  nicht  nachweisen.  Die  zugrunde  liegende 
Sage  stammt  wahrscheinlich  aus  dem  Orient  und  findet  sich  in  mannigfachen 
Variationen  in  dem  Sagenschatz  der  verschiedensten  Völker.  Eleanor 
Prescott  Hammond''^)  erörtert  das  Handschriftenverhältnis  des  Parla- 
ment of  Foules,  kommt  aber  wegen  Unterschätzung  der  Hs.  Gg  zu 
falschen  Resultaten.  J.  B.  Bilderbeck  ^^)  untersucht  eingehend  das 
Handschriften  Verhältnis  der  Legend  ofGoodWomen,  wobei  die  früher 
von  S.  Kunz**)  gewonnenen  Resultate  mehrfach  berichtigt  werden.  In 
der  Frage  des  Prologs  entscheidet  sich  Bilderbeck  mit  W.  Skeat, 
John  Koch,  Legouis  u.  a.  für  die  Priorität  von  A.     Die  Entstehungszeit 


40)  London  und  Leipzig,  Wohlleben  1900;  vgl.  ES.  31,  285—288- 
41)  The  Scale  or  Ladder  of  Perfection  written  by  Walter  Hilton, 
with  an  Essay  on  the  Spiritual  Life  of  Mediaeval  England  by  the  Rev. 
J.  B.  Dalgairas.  London,  Art  &  Book  Company  1901.  42)  A  Four- 
teenth  Century  English  Biblical  Version  consisting  of  a  Prologue  and 
Parts  of  the  New  Testament.  Edited  from  the  MBS.  together  with  some  Intro- 
ductory  Chapters  on  Middle  English  Biblical  Versions  (Prose  Translations). 
Uppsalaer  Dissertation.  Cambridge,  University  Press  1902.  43)  N&Q.  IX,  9, 
134.  44)  Ath.  3902,  189.  45)  Ath.  3905,  288.  46)  Ath.  3913,  5.52.  47)  Chaucer. 
The  Prologue  to  the  Canterbury  Tales.  The  Knightes  Tale.  The 
Nonnes  Prestes  Tale.  Edited  in  Critical  Text  with  Grammatical  Introduction, 
Notes  and  Glossary  by  Mark  H.  Liddell.  New  York.  The  Macraillan  Com- 
pany 1901.  48)  p.  CIX-CXVIII.  49)  BNPh.  p.  257—285.  50)  The  Par- 
doncr's  Prologue  and  Tale  by  Geoffrey  Chaucer.  A  Critical  Edition 
by  John  Koch.  Berlin,  Felber  1902.  Engl.  Tcxtbibl.  7.  51)  Introduction. 
p.  XXIV-XXVII.  52)  On  the  Text  of  Chaucer's  Parlament  of 
Foules.  DPCh.  Vol.  VII.  Chicago  The  University  Press.  1902.  53)  Chaucer's 
Legend  of  Good  Women.  The  Character  and  Relation  of  the  Manuscripts. 
The  Prologues.  Somo  Doubtful  Readings.  London,  Hjizell,  Watson  i<:  Vinoy 
1902.     54)  Das  Vcrhiiltni.'*  der  HandschriftcMi  von  Chance i'»*  Logcnd 


n  176     Romauiöche  Einflösse  auf  die  engl.  Literatur  des  Mittelalters.    1902. 

von  Chaucer*s  Fortune  verlegt  J.  B.  Bilderbeck '^')  in  die  Zeit  zwischen 
1391  und  1394  oder  1396.  Frank  E.  Bryant*«)  weist  auf  einige  auf- 
fällige Übereinstimmungen  zwischen  der  Schilderung  des  Ritters  in 
Chaucers  Prolog  und  der  des  Königs  Evander  in  Boccaccios  Teseide  VI, 
402  hin.  J.  D.  Rodeffer*')  zeigt,  dass  die  Annahme  von  Leopold 
Constans*®),  Chaucer  habe  den  Roman  de  Th^bes  nicht  gekannt,  un- 
berechtigt ist.  Walter  Skeat®*)  weist  nach,  dass  der  im  House  of 
Fame  1228  genannte  Pseustis  der  Schäfer  ist,  der  in  der  Ecloga 
Theoduli  den  Wettstreit  beginnt,  und  W.  H.  Stevenson®*)  weist  auf 
die  grosse  Verbreitung  der  Ek^logen  des  Theodulus  im  Mittelalter  hin. 
Über  die  astronomische  Deutung  einer  Stelle  im  Prolog  der  Parson's 
Tale  spricht  R.  Garnett ®^). 

J.  H.  Lange®*)  bringt  weitere  Übereinstimmungen  zwischen  Frag- 
ment B  des  Romaunt  of  the  Rose  und  den  Werken  Lydgates,  die 
aber  natürlich  nicht  für  Lydgates  Verfasserschaft  beweisend  sind,  wie 
Lange  meint,  sondern  die  nur  zeigen,  was  schon  Skeat  und  Sieper  hervor- 
gehoben haben,  dass  Lydgate  Fragment  A  und  B  des  Romaunt  of  the 
Rose  genau  kannte.  H.  Bradley")  erklärt  v.  205—228  und  707—1268 
der  Plowman's  Tale  für  spätere  Interpolationen.  Auch  der  Prolog  ist 
nach  Bradleys  Meinung  unecht  und  stammt  erst  aus  der  ersten  Hälfte 
des  16.  Jahrhunderts,  wahrscheinlich  von  demselben  Verfasser  wie  die 
Interpolationen.  Da  nun  der  Hinweis  auf  die  Verfasserschaft  von  Piers 
the  Plowman's  Crede  in  v.  1065 f.,  also  in  einer  der  Interpolationen 
sich  findet,  so  ist  dieses  letztere  Gedicht  nicht  dem  ursprünglichen  Ver- 
fasser von  The  Plowman's  Tale,  sondern  vielmehr  dem  Interpolator  zuzu- 
weisen. E.  Koeppel**)  erklärt  den  in  einem  Gedichte  Lydgate's  On 
the  Mutability  of  Human  Äff  airs  vorkommenden  Ausdruck  'Vowes 
of  pecock*  als  Anspielung  auf  eine  epische  Dichtung  des  Franzosen 
Jacques  de  Longuyon,  Voeux  du  paon.  Ein  ausführliches  Wörter- 
buch zu  Maundeville  bietet  R.  H.  Fife®^). 

Eine  Anthologie  aus  schottischen  Dichtungen  des  14. — 16.  Jahr- 
hundert^ gibt  G.  G.  Smith  ®®).  G.  Neilson  sucht  historische  Anspielungen 
auf  zeitgenössische  Ereignisse  in  einzelnen  Stellen  von  Morte  Arthure*') 
und  Golagrus  and  Gawain®^),  zeigt,  dass  die  Handschrift  des  Hun^ 
terian-Museum  zu  Glasgow  I,  4,  1  De  preliis  die  unmittelbare  Vorlage 
für  The  War 8  of  Alexander  gebildet  hat^*),  weist  Parallelen  zwischen 
The  Pearl  und  The  Awntyrs  of  Arthur  auf®)  und  sucht  in  zwei 
Schriften    über    Sir    Hew    of    Eglintoun    and    Huchown    of    the 


of  Good  Women.  Breslauer  Dissertation  18S9.  55)  Ath.  H873,  82f.  56)  Did 
Boccaccio  suggest  the  Character  of  Chaucer^s  Enight?  MLN.  17, 
470—471.  57)  Chaucer  and  the  Roman  de  Thfebes,  MLN.  17,  471-473. 
58)  Le  Roman  de  Thfebes  II,  CLIX,  SATF.  Paris  1800.  59)  Ath.  3879, 274. 
60)  Ath.  3881,  338.  61)  Ath.  3800,  625.  62)  E8.  31,  159—102.  63)  Ath. 
3898,  62.  64)  Lydgates  Vowes  of  Pecock  ASNS.  108,  29-31.  65)  Der 
Wortschatz  des  englischen  Maundeville  nach  der  Version  der  Cottonhs. 
Titus  CXVL  Leipzig,  Seele  1902.  66)  Specimens  of  Middle  Scots  with 
an  lotroduction,  Notes  and  Glossary.  Edinburgh  and  Ix>ndon,  Blackwood  1902. 
67)  Ath.  3916,  602f.  3919,  758.  NQ.  IX,  10,  101-165.  68)  History  in  the 
Romance  of  Golagrus  and  Gawayne.  PPhSG.  1902.  69)  Ath.  ,3895, 
784,       70)   Gross    Links    between    the    Pearl    and    the   Awntyrs   of 


M.  Kaluza.  H  177 

AwleRyalo'^)  undHuchown  of  the  A wie  Ryale,  ihe  alliterativo 
poet'^j  dem  von  Wyntown  in  seiner  Originale  Cronykil  of  Scotland  er- 
wähnten Dichter  Huchown  of  the  Awle  Ryale,  den  er  mit  Sir 
Hug:h  of  Eglintoun  identifiziert,  nicht  bloss  Morte  Arthure  und  The 
Pistil  of  Swete  Susanne,  sondern  auch  Sir  Gawayn  and  the  Grene 
Knight,  Cleanuess,  Patience,  The  Pearl,  The  Awntyrs  of  Arthur,  Golagrus 
and  Gawayn,  The  Wars  of  Alexander,  The  Destruction  of  Troy,  The 
Siege  of  Jerusalem,  The  Parlement  of  Three  Ages  und  Wynnere  and 
Wastoure,  also  fast  sämtliche  alliterierende  Gedichte  des  14.  Jahrhunderts 
zuzuschreiben,  was  schon  deswegen  ganz  unmöglich  ist,  weil  diese  Ge- 
dichte in  der  ganzen  Anlage,  im  Versbau  und  in  der  poetischen  Diktion 
so  grosse  Verschiedenheiten  aufweisen,  dass  sie  unmöglich  alle  von  einem 
und  demselben  Verfasser  herstammen  können,  wie  dies  u.  a.  auch  in 
einer  Kritik  des  Neilsonschen  Buches  durch  John  T.  T.  Brown''*)  her- 
vorgehoben ist.  Über  einige  kleinere  Gedichte  von  William  Dun  bar 
handelt  Friedrich  Mebus"*).  E.  Aschauer,  Zur  Wallacefrage''*) 
zeigt,  dass  der  Druck  von  1570  von  der  einzigen  uns  erhaltenen  Hand- 
schrift stark  abweicht  und  zahlreiche  willkürliche  Änderungen  enthält,  in 
denen  u.  a.  gehässige  Bemerkungen  gegen  die  Engländer  gemildert  und 
alle  *papistischen'  Ausdrücke  ausgemerzt  sind.  Daneben  aber  deuten 
andere  Abweichungen  von  der  Handschrift  darauf  hin,  dass  der  Drucker 
eine  andere  und  zwar  korrektere  Handschrift  benutzt  hat  als  die  uns 
erhaltene.  Damit  werden  aber  alle  Schlussfolgerungen,  die  J.  T.  T. 
Brown  an  den  Umstand  geknüpft  hat,  dass  John  Ramsays  Manuskript 
die  einzige  existierende  Handschrift  des  Schir  Wallace  ist,  hinfällig.  Auf 
einige  Anspielungen  David  Lindsays  auf  mittelenglische  Dichtungen 
macht  E.  Koeppel '^''')  aufmerksam.  J.  Gollancz*^^)  zeigt,  dass  der 
bisher  für  einen  schottischen  Dichter  dos  15.  Jahrhunderts  gehaltene 
John  of  Glassinbery  oder  Glastonbury,  von  dem  einige  Gedichte 
u.  a.  in  dem  sogen.  Gray  Ms.  der  Advocates  Library  zu  Edinburgh  ent- 
halten sind,  vielmehr  in  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  im 
Norden  von  England  gelebt  hat.  Sein  Complaint  zeigt  deutliche  An- 
klänge an  The  Pearl  und  ist  in  derselben  Strophe  abgefasst;  ein  anderes 
Gedicht  in  derselben  Strophenform :  This  irnrld  is  verra  vanite  wird 
von  GoUancz  abgedruckt.  Clark  S.  Northrup'^)  weist  sodann  den- 
selben Refrain  auch  anderwärts  nach. 

Auf  dem  Gebiete  des  älteren  englischen  Dramas  ist  zu  er- 
wähnen Holthausen**  neuer,  mehrfach  verbesserter  und  mit  erklärenden 
Anmerkungen  versehener  Abdruck  des  von  Brandl'®)  zum  ersten  Male 


Arthur.  Scotts  Antiqu.  16,  67—78.  71)  Sir  Hew  of  Eglintoun  and 
Huchown  of  the  Awle  Ryale.  A  Biographical  Calcndar  and  Literary  Esti- 
mate.  PPhSG.  1900/1901.  72)  Huchown  of  the  Awle  Ryale,  the  Allite- 
rative Poet.  A  Historical  Criticisin  of  14**»  Century  Poems  ascribed  to  Sir 
Hew  of  Eglinton.  Glasgow,  Mac  Lehoso  1902.  73)  Huchown  of  the  Awle 
Rvale  and  his  Poems  oxamined  in  the  Light  of  Recent  Criticism,  Glasgow 
1902.  74)  Studien  zu  William  Dunbar.  Breslaucr  Dissertation  1902. 
75)  BNPh.  p.  132—14-).  Wien,  Braimiüller  1902.  76)  Sir  David  Lindsay's 
Anspielungen  auf  mittelonglische  Dichtungen.  ASNS.  108,  0«)— 68. 
77)  Poems  of  the  Gray  Ms.  Ath.  :{883,  tOiif.  78)  Ath.  :»»90r>,  2SH.  79)  Qncllon 
des  weltlichen  Dramas  vor  Shakespeare.  Strassburg  1898. 


II  17H     Romanische  Einflüsse  auf  die  engl.  Literatur  des  Mittelaiters.    11)03. 

gedruckten  Interludiuniö  The  Pride  of  Life^^)  und  ein  gleichfalls  von 
HoLTHAUSEN  besorgter  verbesserter  Abdruck  des  Spiels  der  Weber 
zu  Coventry^^).  Dasselbe  Spiel  der  Weber  zusammen  mit  dem  der 
Tuchscherer  und  Schneider  wurde  von  H ardin  C'raig®^)  für  die  EETS. 
herausgegeben.  Für  das  Noahspiel  zu  Newcastle  upon  Tyne  nimmt 
HoLTHAUSEN®')  eine  direkte  oder  indirekte  Benutzung  der  lateinischen 
Dichtung  des  Avitus  an,  insbesondere  des  4.  Buches  seiner  Poemata, 
De  diluvio  mundi,  v.  ISHff.  Eine  ausführliche  Studie  über  die  lustige 
Person  im  englischen  Drama  gibt  E.  Eckhardt®*).  Die  Entwicklung 
des  historischen  Dramas  bis  auf  Shakespeare  untersucht  F.  E.  Schelling®^). 
Das  'Moment  der  letzten  Spannung'  in  der  englischen  Tragödie  bis  auf 
Shakespeare  bildet  den  Gegenstand  einer  Dissertation  von  G.  E.  Sander  ^•). 

Englische  Lieder  aus  Handschriften  des  15.  und  16.  Jahrhunderts 
veröffentlicht  Bernhard  Fehr®"').  Holthausen  ®®)  zeigt,  dass  das  von 
K  öl  hing®*)  nach  der  Auchinleckhandschrift  zuerst  veröffentlichte  Ge- 
dicht Lob  der  Frauen  eine  auch  in  der  Form  getreue  Nachbildung 
eines  schon  von  Thomas  Wright*^)  gedruckten  altfranzösischen  Ge- 
dichtes des  Ms.  Harley  2203  ist.  Holthausen  druckt  beide  Gedichte 
nochmals  nebeneinander  ab  und  fügt  Anmerkungen  hinzu.  Über  die 
Verbreitung  des  eigentümlichen  in  die  Form  von  Frage  und  Antwort  ge- 
kleideten enzyklopädischen  Werkes  Sidrac  und  über  die  in  England 
davon  jetzt  noch  erhaltenen  französischen,  italienischen,  niederländischen 
und  englischen  Handschriften  und  Drucke  handelt  Karl  D.  Bülbrtng'^). 
Als  Verfasser  des  englischen  Gedichtes  ist  Hughe  of  Campeden e 
anzusehen.  Max  Förster'^)  druckt  eine  Sammlung  älterer  lateinischer 
Sprichwörter  mit  französischer  oder  englischer  Übersetzung  ab.  Eine 
frühmitteleuglische  Fassung  des  Herbarium  Apuloii  wurde  von  Hugo 
Berberich ®^)  herausgegeben. 

1903.  Eine  neue,  durch  zahlreiche  Illustrationen  und  Faksimiles 
geschmückte  Darstellung  der  englischen  Literaturgeschichte  ist:  English 
Literature.  An  Illustrated  Record.  By  Richard  Garnett  and 
Edmund  Gosse*).  Der  erste,  von  R.  Garnett  verfasste  Band*)  gibt 
unter  Berücksichtigung  der  neueren  Forschung  eine  Übersicht  über  die 
wichtigeren  alt-  und  mittelenglischen  Denkmäler,  wobei  auch  der  Einfluss 
der  französischen  Literatur  auf  die  englische  gebührend  hervorgehoben 
wird.     Freudig   zu    begrüssen    ist   die  Begründung  einer  neuen  Fachzeit- 

80)  ASNS.  108,  32—59.  81)  Angl.  25,  209-250.  82)  Two  Coventry 
Corpus  Christi  Plays,  1.  The  Sheamien  and  Taylors'  Pageant.  2.  The 
Weavers'  P&geant  Re-edited  by  HardinCraig.  EETS.  ES.  87.  London, 
KeganPaul,  Trench,  Trübner&Co.  1902.  83)  Shakespeare-Jahrbuch  36  277  ff. 
84)  Die  lustige  Person  im  älteren  englischen  Drama  bis  1642. 
Berlin,  Mayer  &  Müller  1902.  Pal.  XVII.  85)  The  English  Chronicle 
Play.  A  Study  in  the  Populär  Historical  Literature  Environing  Shakespeare. 
New  York,  The  Macmillan  Company  1902.  80)  Das  Moment  der  letzten 
Spannung  in  der  englischen  Tragödie.  Berlin  und  Weimar  1902. 
87)  ASNS.  107, 48-61. 109, 33—72.  88)  ASNS.  108,  288—301.  89)  ES.  7, 101  ff. 
90)  Specimens  of  Lyric  Poetry.  London  1872.  Percy  Soc.  91)  Sidrac 
in  England.  BREPh.  p.  44.3—478.  92)  ES.  31,  1—20.  93)  Das  Her- 
barium Apulcii  nach  einer  frühnii ttelenglischon  Fassung  (Angl. 
Forsch.  5).    Heidelberg,  Winter  1902. 

1)  4  vols.  London,  Heinemann  19(>3.     2)  From  the  Beginn iugs  to  the 


M.  Kaluza.  II  179 

schrift  in  Amerika:  Modern  Philology^).  Die  ersten  Hefte  enthalten 
einige  weiter  unten  zu  erwähnende  Aufsätze  zur  mittelalterlichen  Literatur, 
insbesondere  auch  zur  Chaucerforschung. 

Das  von  F.  J.  Furnivall  i.  J.  1864  gedruckte  sti-ophische  Ge- 
dicht Le  Morte  Arthure  wurde  von  J.  D.  Bruce*)  für  die  EETS. 
neu  herausgegeben.  In  derselben  Sammlung  hat  auch  die  Veröffent- 
lichung des  Laud  Troy  Book  durch  E.  Wülfing*)  begonnen. 
R.  H.  Fletcher®)  sucht  es  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  Layamon 
für  Einzelheiten  seines  Brut  neben  Wace's  Bmt  auch  die  Historia 
Britonum  des  Gottfried  von  Monmouth  benutzt  hat  und 
Arthur  C.  L.  Brown'')  weist  darauf  hin,  dass  Layamon  einige  Züge 
der  Geschichte  von  Artus  direkt  aus  der  wallisischen  Überlieferung  in 
sein  Werk  aufgenommen  hat.  Weitere  Studien  zur  Artussage  lieferten 
A.  C.  L.  Brown  ^)  und  L.  A.  Paton^).  Eine  eingehende  Untersuchung 
über  die  Entwicklung  der  Hornsage  bietet  W.  H.  Schofield  ^®).  Er 
stellt  einen  Stammbaum  der  verschiedenen  Versionen  der  Hornsage  auf, 
die  er  im  wesentlichen  auf  nordischen  Ursprung  zuiückführt.  Der  Sagen- 
stoff wurde  seiner  Meinung  nach  zuerst  in  angelsächsischer  Sprache  be- 
arbeitet und  von  da  in  das  Anglonormannische  übernommen.  Der  mittel- 
englische King  Hörn  beruht,  wie  ja  auch  Morsbach *^)  annimmt,  auf 
einer  anglonormannischen  Vorlage:  „King  Hörn,  it  seems  to  me  most 
probable,  is  based  on  a  Norman  redaction  of  the  Saxon  account  of 
Hörn".  H.  E.  Heymann '^)  unterzieht  die  verschiedenen  französischen 
und  englischen  Fassungen  der  Haveloksage  einer  näheren  Untersuchung 
und  stellt  auf  S.  146  einen  Stammbaum  auf,  wonach  der  englische 
Havelok,  der  sich  enger  als  irgendeine  der  französischen  Bearbeitungen 
an  die  ursprüngliche  Form  der  Sage  anschliesst,  nicht  auf  ein  fi-anzö- 
sisches  Gedicht  zurückgeht,  sondern  direkt  aus  der  mündlichen  Über- 
lieferung geflossen  ist.  E.  K.  Broadus^^)  zeigt,  dass  das  Vorbild  von 
Spenser's  Red  Gross  Knight  nicht,  wie  man  bisher  gewöhnlich  annahm, 
in  der  Geschichte  von  Gareth  and  Linet  in  Malory's  Morte  Darthur, 
sondeni  vielmehr  in  der  mittelenglischen  Romanze  von  Libeaus  Disconus 
zu  suchen  ist.  Auch  auf  andere  Teile  der  Faerie  Queen  hat  Libeaus 
De  sc  onus  Einfluss  ausgeübt;  so  ist  namentlich  der  Aufenthalt  des 
Libeaus  Desconus  auf  der  Goldinsel  von  Spcnser  verwertet  worden. 
Wahrscheinlich     hat     Spenser    den    alten    Druck    aus    dem     16.    Jahr- 

Age  of  Henry  VIII.  3)A  QuarterJy  Journal  Devoted  to  Research  in 
Modern  Languages  and  Literature.  Chicngo,  The  University  Press.  I.  1903. 
4)  Le  Morte  Arthure.  A  Romaiice  in  stanzas  of  eight  lines  re-edited  from 
Ms.  Harley  2252  with  introduetory  notcs  and  glossary  and  index  of  names. 
EETS.  ES.  88.  London,  Kegan  Paul,  Trench,  Trübner  &  Co.  1903.  5)  The 
Laud  Troy  Book.  A  Romancc  of  about  14(X)  AD.  now  first  edited.  I.  II 
(Lines  1-18,  6C4).  EEST.  121,  122.  London,  Kegan  Paul,  Trench,  Trübner  & 
Co.  1903;  vgl.  JBRPh.  VI,  ii,  3G3.  6)  Some  Arthurian  Fragments.  IIL 
Did  Layamon  make  use  of  Geoffrey 's  Historia?  PMLA.  18,91—94.  7)  Welsh 
Traditions  in  Layaraon's  Brut.  MPhi.  I,  95  —  103.  8)  Iwain,  a  Study 
in  the  Origins  of  Arthurian  Romance.  HSN.  VIII.  9)  Studies  in 
the  Fairv  Mythology  of  Arthurian  Romance.  RCM.  13.  Boston, 
Ginn  &  Co.  10)  The  Story  of  Hörn  and  Rimenhild.  PMLA.  18,  1—83. 
11)  8.  o.  1902,  S.  173.  12)  Studies  on  the  Havelok  Tale.  Upsalaer 
Dissertation  1903.      13)  The  Red  Cross  Knight  and  Libeaus  Desconus. 


II  ISO     Romanische  EioflüsBe  auf  die  engl.  Literatur  des  Mittelalters.    1903. 

hundert  benutzt,  von  dem  uns  zwar  kein  £xemplar,  wohl  aber  eine 
Abschrift  in  dem  Percymanuskript  erhalten  ist^*).  P.  Gilson")  identi- 
fiziert Sir  Thomas  Malory,  den  Verfasser  des  Morte  Darthur  mit  dem 
in  einer  Urkunde  vom  17.  Mai  1451  genannten  *armiger  Thomas  Malorye 
of  Papworth  Agnes'  in  Cambridgeshire. 

Rudolf  Fischer")  druckt  unter  dem  Titel  *Vindicta  Salva- 
toris*  eine  von  Bergau*'')  nicht  berücksichtigte,  im  einzelnen  auch  stark 
abweichende  Handschrift  der  Vengeaunce  of  Goddes  Deth  (Bataile 
of  Jerusalem)  ab.  Von  F.  J.  Furnivalls  Ausgabe  von  Robert  of 
Brunne's  Handlyng  Synne  mit  dem  entsprechenden  französischen 
Texte  von  William  of  Waddington's  Manuel  des  Peschiez  ist 
der  zweite  Teil,  der  den  Text  zum  Abschluss  bringt^  erschienen  *®).  Eine 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  stammende,  in  der  sechs- 
zeiligen  Seh  weif  reimstrophe  abgefasste  Version  der  Theophiluslegende 
veröffentlicht  W.  Heuser^®).  Der  Stoff  ist  darin  sehr  frei  bearbeitet, 
so  dass  sich  Beziehungen  zu  anderen  Fassungen  nicht  feststellen  lassen. 
Zwar  finden  sich  Anklänge  an  Ruteboeufs  Mirakelspiel,  aber  eine  direkte 
Benutzung  desselben  scheint  gleichfalls  ausgeschlossen  zu  sein.  Im  An- 
schluss  daran  stellt  G.  H.  Gerould*®)  fest,  dass  die  von  W.  Heuser 
als  noch  ungedruckt  bezeichnete  jüngste  Fassung  der  Theophiluslegende 
von  William  Forrest  von  Ludorff  mit  einer  Einleitung  im  7.  Bande 
der  Anglia  gedruckt  worden  ist 2^). 

G.  L.  KiTTREDGE**)  weist  nach,  dass  Chaucer  in  dem  Prolog  zur 
Ijegend  of  Good  Women  A  61  ff.,  B  G6ff.  wahrscheinlich  auf  vier  Ge- 
dichte von  Eustace  De  seh  am  ps,  die  den  Streit  zwischen  feuille  und 
flm(r  zum  Gegenstand  haben,  anspielt.  Zugleich  zeigt  er,  dass  Sir 
Lewis  Clifford  (1886 — 1404)  ein  gemeinsamer  Freund  von  Deschamps 
und  Chaucer  war  und  macht  über  seine  I^ebensschicksale  weitere  Angaben. 
Clifford  war  eine  der  Hauptstützen  der  Loliarden ;  kurz  vor  seinem  Tode 
widerrief  er  aber  in  seinem  Testament  seine  Überzeugung,  woraus  Kittredge 
mit  Recht  schliesst,  (hiss  auch  Chaucers  RetraHntio  nicht  ohne  weiteres 
als  unecht  angesehen  werden  darf.  In  diesem  Testament  erwähnt  Clifford 
u.  a.  auch  Sir  Thomas  Clanvowe,  den  Skeat^^)  für  den  Verfasser 
von  The  Cuckoo  and  the  Nightingale  hält.  Kittredge  ist  jedoch  der 
Meinung,  dass  mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  der  Vater  des  Sir  Thomas 
Clanvowe,  der  im  Jahre  1891  verstorbene  Sir  John  Clanvowe,  der  ein 
Freund  des  Sir  Ix»wis  Clifford  und  gleich  diesem  ein  Anhänger  Wyclyffes 

MLN.  18,  202—209.  14)  Libeaus  Desconus  hsg.  v.  Kaluza,  p.  Xf.  15)  Sir 
Thoraas  Malory.  Ath.  3931,  275.  16)  ASNS.  111,  285—298.  112,  25—45. 
17)  Untersuchungen  überQuellc  und  Verfasser  des  mittelenglischen 
Reimgedichts:  The  Vengeaunce  of  Goddes  Deth  (The  Bataile  of 
Jerusalem).  Königsberg  1901;  vgl.  JBRPh.  VI,ii,363f.  18)  Robert  of 
Brunne  *8  Handlyng  Synne,  with  those  Paris  of  the  Anglo-French  Treatise  on 
which  it  was founded,  William  of  Waddington's  'Manuel  des  Peschiez'. 
Re-edited  by^  Dr.  F.  J.  Furnivali.  Part.  II.  EETS.  123.  London,  Kegan 
Paul,  Treuch,  Trübner  &  Co.  1003.  19)  Eine  neue  mittel  englische 
Version  der  Theophilussagc.  lÄ  33,  1—27.  20)  The  New  Version 
of  the  Theophilus.  MLN.  18, 145f.  21)  William  Forrests  Theophilus- 
legende. A.  VII,  (iO— 11.').  22)  Chaucer  and  somc  of  his  Friends. 
MPhi.  I,  1—18.  23)  Ac.  Mav  2,  IWK;  und  Chaueorian  and  Othcr  Piecos, 
p.  LVIIff. 


M.  Kaluza.  II  181 

war,  als  Verfasser  von  The  Cuckoo  and  the  Nightingale  anzusehen  ist, 
so  dass  demnach,  da  in  Clanvowes  Gedicht  zwei  Verse  aus  der  Er- 
zählung des  Ritters  zitiert  sind,  Chaucers  Knightes  Tale,  was  ja  auch 
aus  anderen  Gründen  wahrscheinlich  ist,  vor  1390  oder  1391  entstanden 
sein  muss.  Über  den  Einfluss  von  Boccaccio  auf  Chaucer  handelt 
eine  Schrift  von  Peter  Borohesi**),  der  allerdings  weder  Kissners 
grundlegende  Arbeit  über  Chaucer  in  seinen  Beziehungen  zur  italienischen 
Literatur  *^)  zu  kennen,  noch  auch  über  die  Chaucerforschung  der  letzten 
Jahrzehnte  hinreichend  unterrichtet  zu  sein  scheint,  so  dass  er  z.  B.  das 
House  of  Farne  in  das  Jahr  1374  (statt  1384)  verlegt.  Dass  Borghesi 
Chaucers  heroischen  Vers  aus  dem  italienischen  Endecasillabo  herleitet, 
klingt  wahrscheinlich;  wenig  wahrscheinlich  aber  ist  es,  dass  die  sieben- 
zeilige  Chaucerstrophe  aus  der  Ottava  Rima  herstammen  soll.  Borghesi 
erwähnt  auch  die  verschiedenen  vergeblichen  Versuche,  den  geheimnis- 
vollen Namen  *Lollius*  zu  erklären;  seine  eigene  Ansicht  aber,  dass 
Chaucer  den  Namen  Boccaccios  deshalb  nicht  genannt  habe,  weil  dieser 
in  keinem  guten  Rufe  stand,  hilft  uns  wohl  auch  nicht  über  die  Schwierig- 
keiten hinweg.  J.  8.  P.  Tatlock 2®)  glaubt,  dass  Chaucers  Troilus 
and  Criseide  spätestens  1376  bet^idet  gewesen  sein  müsse,  da  Gowers 
Mirour  de  TOmme,  der  ungefähr  in  das  Jahr  1377  zu  setzen  ist,  eine 
Anspielung  darauf  enthält,  v.  5254 — 56:  U  qn'il  oi't  chanter  la  geste 
De  Troilus  et  de  lu  belle  Creseide.  Ferner  weist  Tatlock  nach,  dass 
die  Zulassung  einer  Stellvertretung  Chaucers  in  seinem  Amte  als  Steuer- 
kontrolleur im  Jahre  1385  nach  Ausweis  einer  noch  vorhandenen  Urkunde 
auf  Robert  de  Vere,  den  neunten  Grafen  von  Oxford,  nicht,  wie  ten 
Brink  annahm,  auf  die  Fürsprache  der  Königin  zurückzuführen  ist,  so 
dass  •  demnach  das  von  ten  Brink  aus  diesem  Umstände  hergeleitete 
Argument  für  die  Datierung  der  Legend  of  Good  Women  hinfällig 
wird,  wenn  auch  natürlich  trotzdem  ungefähr  das  Jahr  1385  als 
Entstehungszeit  des  Gedichtes  beizubehalten  ist.  Über  die  Abhängig- 
keit von  Chaucers  Troilus  and  Creseyde  von  der  Historia  Trojana 
des  Guido  delle  Colonne  handelt  G.  L.  Hamilton*').  Kate 
O.  Petersen^®)  zeigt,  dass  Chaucer  in  seiner  Boethiusübersetzung  nicht 
den  lateinischen  Kommentar  dos  Pseudo-Aquinas,  sondern  den  des 
Nicholas  Trivet  benutz  hat.  E.  P.  Anderhon *•)  handelt  über  Chaucers 
Behandlung  des  Somniuni  Scipionis.  Das  Handschriftenverhältnis 
von  Chaucers  Parlament  of  Foules  wird  von  John  Koch'®)  aus- 
führlich dargestellt.  Hans  Remi\s'*)  handelt  über  den  romanischen 
Wortschatz  Chaucers  und  stellt  einirehendere  Untersuchungen  darüber  in 
Aussicht. 

Das    pseudochaucersche    Gedicht    Chaucer 's    Dream,    jetzt    nach 

24)  Boccaccio  and  Chaucer.  Bologna,  Nicholas  Zanichelli  1903. 
25)  Bonn  1807.  26)  The  Dates  of  Chaucer'8  Troilus  and  Criseyde  and 
Legend  of  Good  Women.  MPhi.  I,  317—329.  27)  The  Indebtedncss 
of  Chaucer'8  Troilus  and  Criseyde  to  Guido  dcllo  Colon ne's  Historia 
Trojana.  New  York,  Columbia  Üniversity  Press  1903.  28)  Chaucer  and 
Trivet.  PMLA.  18,  173-193.  29)  Some  Notes  on  Chaucer's  Treatment 
of  thc  Somnium  Scipionis.  TAPhA.  33,  XCVni  f.  30)  Das  Hand- 
schriftenverhältnis von  Chaucers  Parlament  of  Foules.  ASNS.  111, 
64—92.  299— 31.Ö.  112,  46-69.      31)   Untersuchungen    über   den    roma- 


II  182     Romanische  Einflüsse  auf  die  engl.  Literatur  des  Mittelalters.    1903. 

Braudls  Vorschlag  The  Isla  of  Ladies  genannt,  wurde  von  Jane 
B.  Sherzer^^)  mit  einer  ausführlichen  Einleitung  neu  herausgegeben. 
Einen  ernsten  Versuch,  die  Quellen  festzustellen,  hat  die  Herauegeberin 
nicht  gemacht,  sondern  nur  einzelne  Anklänge  an  den  Roman  de  la 
Rose  und  Chaucers  Dichtungen  hervorgehoben.  In  dem  Abschnitte 
^Beziehungen  zu  wirklichen  Vorgängen'  hätten  Brand Is  Vermutungen, 
auf  deren  Un Wahrscheinlichkeit  schon  Kittredge^*)  hingewiesen  hatte, 
entweder  besser  begründet  oder  entschieden  zurückgewiesen  werden  müssen. 
Walter  W.  8keat^*)  identifiziert  von  neuem  die  Verfasserin  von  The 
Flower  and  the  Leaf  mit  der  von  The  Assembly  of  Ladies  und 
wiederholt  zugleich  seine  früher^*)  ausgesprochene  Vermutung,  dass  diese 
beiden  Gedichte  wahrscheinlich  von  der  Verfasserin  der  Verses  by  a 
Lady  in  den  Paston  Letters  III,  802,  also  von  Margaret  Neville, 
der  jüngsten  Schwester  des  Grafen  von  Oxford,  herstammen.  John 
W.  Hales^**)  macht  aber  darauf  aufmerksam,  dass  sie  als  'Margaret' 
dann  auch  die  Partei  des  Massliebchens  hätte  ergreifen  müssen,  was  nicht 
geschieht.  H.  Lange  ^''j  sucht  nachzuweis^en,  dass  der  Verfasser  des 
Court  of  Love  mit  Fragment  B  des  Romaunt  of  the  Rose  bekannt 
war.  E.  P.  Hammond^**)  druckt  eine  *Balade  made  by  Lydgate 
at  the  Departyng  of  Thomas  Chaucyer  on  Ambassade  in  to 
France*.  Thomas  Chaucer,  vermutlich  der  Sohn  des  Dichters,  war  einer 
der  Gesandten,  die  im  Jahre  1417  Friedensverhandlungen  mit  Frankreich 
führten.  Von  E.  Siepers  Ausgabe  von  Lydgates  Reson  and  Sen- 
suallyte  ist  der  zweite  Band^®)  erschienen,  der  eine  ausführliche  Ein- 
leitung und  Anmerkungen  zu  dorn  in  dem  ersten  Bande  veröffentlichten 
Texte*®)  enthält.  Insbesondere  handelt  Kap.  VI  der  Einleitung  über 
die  Hauptquelle  von  Lydgates  Gedicht,  die  noch  ungedruckte  altfran- 
zösische Liebesromanze  Los  Echecs  Amoureux,  und  die  Anmerkungen 
bringen  zahlreiche  Parallelstellen  zu  Lydgates  Text  aus  älteren  eng- 
lischen, französischen  und  lateinischen  Quellen.  Th.  Prosiegel*^)  gibt 
als  Ergänzung  zu  Steeles  Ausgabe  von  Lydgates  Secreta  Secre- 
torum*^)  eine  kritische  Untersuchung  über  The  Book  of  the  Gouer- 
naunce  of  Kynges  and  Princes.  Max  Förster*'*)  weist  eine  bis- 
her unbekannte  Handschrift  von  The  Boke  of  Bochas  translated 
into  English  by  John  Lydgate  Monk  of  Bury  nach.  Ein  Band 
der  neuen  Ausgabe  von  Arbers  English  Garner   enthält   unter  dem 


nischen  Wortschatz  Chaucers.  Hallenser  Dissertation  1903.  32)  The 
Isle  of  Ladies.  Herausgegeben  nach  einer  Handschrift  des  Marquis  von  Bath 
zu  Longleat,  dem  Ms.  Add.  10 303  des  ßrit.  Mus.  und  Speghts  Druck  von  1598. 
Berlin,  Mayer  und  Müller  1903;  ein  Teil  (p.  1—46)  auch  als  Berliner  Disser- 
tation 1902.  33)  ES.  13,  24 f.  34)  The  Authoress  of  the  Flower  and 
the  Leaf.  Ath.  3933,  340.  35)  MQLL.  II,  111.  36)  Ath.  3935,  403.  37)  Zu 
Scogan  and  the  Court  of  Love.  ASNS.  110,  104.  38)  The  Departing 
of  Chaucer.  MPhi.  I,  .331— 33().  39)  Lvdgate's  Reson  and  Sensuallyte. 
Edited  froni  the  Fairfax  I^Is.  10  (Bcdleian)  and  the  Additional  Ms.  29,  729 
(BMus.)  by  Ernst  Sieper.  Vol.  LI.  Studios  and  Notes.  EETS.  ES.  89. 
London,  Kegan  Paul,  Trench,  Trubncr  &  Co.  4( )  JBRPh.  VI,  ii,  307.  41)  The 
Book  of  the  Gouernauncc  of  Kynges  and  Prynces.  Die  von  Lydgate  und 
einem  Anonymus  hinterlas.sone  niittelenglipche  Bearbeitung  des  Secretum  Seerc- 
torum  kritij»ch  untersucht.  Miinchonrr  Dissertation  190.').  42)  Lydgate's  and 
Burgh's    Sccrces    of    Philisoffros.    ECTS.  ES.  0(3.      43)  ASNS.  110,  103. 


M.  Kaluza.  H  183 

Titel  Fiftecnth  Century  Prose  and  Verse**)  nach  einer  Einleitung 
von  Alfred  W.  Pollard  eine  Reihe  kleinerer  poetischer  und  prosaischer 
Texte  aus  dem  15.  Jahrhundert,  u.  a.  Ly diätes  The  Siege  of  Har- 
fleur  and  the  Battle  of  Agincourt  1415,  Occleves  Letter  of 
Cupid,  den  ältesten  Druck  von  A  Little  Gest  of  Robin  Hood 
and  his  Meiny  and  of  the  Proud  Sheriff  of  Nottingham,  eine 
Anzahl  von  English  Carols,  A  Miracle  Play  of  the  Nativity, 
The  Pageant  of  the  Shearmen  and  Taylors  aus  den  Corpus 
Christi  Plays  zu  Coventry  und  Everyman,  a  Morality,  ausserdem 
verschiedene  Prosatexte,  u.  a.  Vorreden  und  Nachworte  von  Ca x ton  zu 
den  von  ihm  veranstalteten  Drucken. 

Auf  dem  Gebiete  der  schottischen  Literatur  wäre  zu  erwähnen 
eine  neue  Ausgabe  der  Taill  of  Rauf  Coilyear  von  W.  H.  Browne**) 
und  der  erste,  Buch  I — III  des  Textes  enthaltende  Band  einer  neuen 
Ausgabe  von  Andrew  of  Wyntouns  Original  Chronicle  von 
Amours*®).  Eine  neue  Darstellung  der  schottischen  Literaturgeschichte 
von  J.  H.  MiLLAR*^)  erwähnt  auch  die  in  den  letzten  Jahren  viel- 
erörterten Streitfragen,  die  sich  an  Huchown,  Barbour  und  The 
Kingis  Quhair  anschliessen *®).  Weitere  Erörterungen  über  schottische 
alliterierende  Dichtungen  des  14.  Jahrhunderts,  insbesondere  Morte 
Arthure*®),  Wynnere  and  Wastoure  und  The  Awntyrs  of  Arthur 
wurden  von  G.  Neilson'®)  und  H.  Bradley*^)  angestellt.  Bradley 
verlegt  die  Entstehungszeit  von  Wynnere  and  Wastoure  in  das  Jahr 
1352,  Neilson  in  die  Jahre  1858  oder  1359.  Bradley  widerspricht  dabei 
zugleich  der  Ansicht  von  J.  GoUancz,  dass  Wynnere  and  Wastoure 
von  dem  Verfasser  des  Parlament  of  Three  Ages  herstammt.  Als 
Quelle  für  W.  Kennedys  umfangreichstes  Gedicht  The  Passion  of 
Christ^*)  hat  Holthausen ^^)  die  Vita  Christi  des  Ludolf  von 
Sachsen  festgestellt.  Er  teilt  einzelne  Stellen  daraus  mit  und  benutzt 
sie  zugleich  zur  Korrektur  des  Textes.  Über  schottische  Zustände 
unter  Jakob  IV.  nach  den  Dichtungen  von  W.  Dunbar  handelt 
ein  Programm  von  Teichert'*). 

Über  das  mittelalterliche  Drama  handelt  ein  Aufsatz  von 
Brander  Matthews  ^^)  und  ein  zweibändiges  Werk  von  Chambers  ^^), 
das  besonders  für  die  Kenntnis  der  Volksbelustigungen  des  Mittelalters 
von  Wichtigkeit  ist.     p]s  zeigt,   wie  das    moderne  Drama   nicht  bloss  an 


44)  An  English  Garner.  Fifteenth  Century  Prose  and  Verse. 
With  an  Introduction  by  Alfred  W.  Pollard.  Weetminster,  A.  Constable, 
1903.  45)  The  Taill  of  Rauf  Coilyear.  A  Scottieh Metrical  Romance  of  the 
Fifteenth  Century.  Edited  with  lotroduction,  Notes,  and  Glossarial  Index  by 
W.  H.  Browne.  Baltimore,  The  Johns  Hopkins  Press  1903.  46)  The  Ori- 
ginal Chronicle  of  Andrew  of  Wyntoun.  Edited  with  Introduction,  Notes 
and  Glossary  by  F.  J.  Amours.  Vol.  II.  (Texte:  ßooks  I-III).  STS.  50. 
Edinburgh,  W.  ßlackwood  and  Sons  1903.  47)  A  Literary  History  of 
Scotland.  (Library  of  Literary  History.  Vol.  5.)  London,  Fiaher  Unwin  1903. 
48)  Vgl.  JBRPh.  V,  II,  422.  VI,  ii,  369f.  49)  G.  Neilson,  Huchown's 
Morte  Arthure  and  Annais  of  1327-1364.  The  Antiquary  3Ö.  73—76 
und  229-232.  50)  Ath.  3942,  626.  3944,  689.  3946,  754.  3955,  281.  51)  Ath. 
3938,498.  3943,657.  3948,  816.  52)  Vgl.  JBRPh.  VI,  u,  370.  53)  Kennedy - 
Studien  I.  Zur  Erklärung  und  Textkritik.  AöNS.  110,  359—387.  54)  (Gör- 
litz 1903.    55)  The  Mediaeval  Drama.  MPhi.  I,  71— 94.    56)  The  Mediao- 


II  184     Romaiiifyche  Einflusöe  auf  die  engl.  Literatur  des  Mittelalters.    1904. 

die  kirchliche  Liturgie,  8ondern  auch  an  die  Vorträge  der  Minstrels  und 
Jongleurs  und  an  die  verschiedenen  Volksbelustigungen  anknüpft  Einen 
kleinen  Beitrag  zu  den  Fronleichnamsspielen  zu  Beverley  liefert 
F.  Liebermann").  A.  Bunzens^^)  Schrift  über  die  Wakefielder 
Mysterien  ist  vorwiegend  metrischen  Inhalts.  Das  Interlude  of  the 
Four  Elements  wurde  von  J.  Fischer**)  mit  einer  Einleitung  neu 
herausgegeben. 

Ein  didaktisches  Gedicht  von  Peter  Idle,  der  in  der  ersten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  in  Kent  lebte,  Instructions  to  his  Son,  wurde 
von  Fritz  Miessner®^)  näher  untersucht  und  die  ersten  50  Strophen 
daraus  abgedruckt.  Als  Hauptquelle  dient  das  Liber  consolationis 
et  consilii  und  der  Tractatus  de  amore  et  dilectione  dei  des 
Albertano  da  Brescia. 

1904.  Eine  neue  Darstellung  der  englischen  Literaturgeschichte  von 
F.  St.  John  CoRBETT ^)  ist,  soweit  die  mittelenglische  Literatur  in 
Betracht  kommt,  unzureichend  und  unzuverlässig;  insbesondere  ist  die 
Chaucerforschung  der  letzten  Jahrzehnte  an  dem  Verfasser  spurlos  vorüber- 
gegangen. Das  Testament  of  Love,  als  dessen  Verfasser  Thomas  Usk 
erkannt  ist^),  wird  z.  B.  noch  als  ein  echtes  Werk  Chaucers  hingestellt 
und  daraus  gefolgert,  dass  Chaucer  nach  dem  Hennegau  und  nach 
Holland  flüchten  musste,  in  den  Tower  geworfen  und  aus  demselben  nur 
dadurch  befreit  wurde,  dass  er  seine  Genossen  verriet  Auch  soll  Chaucer 
der  erste  englische  Dichter  gewesen  sein,  der  ein  Laie  war  u.  s.  w. 

Eine  ansprechende  deutsche  Übertragung  der  Romanze  von  King 
Hörn  veröffentlichte  H.  Lindemann*).  Ober  die  in  Thomas  Grays 
französischer  Prosachronik  Scalachronica  enthaltene  Version  der  Havelok- 
sage  handelt  E.  K.  Putnam*).  J.  E.  Matzke^)  erörtert  die  Entwick- 
lung der  Legende  vom  heiligen  Georg  und  ihre  Verschmelzung  mit  der 
Sage  von  Beves  of  Hamtoun.  Über  die  Verbreitung  und  weitere 
Ausbildung  der  Eus  tachiuslegende  handelt  G.  A.  Gerould*).  William 
P]dward  Mead'')  veröffentlichte  eine  vortreffliche  Ausgabe  der  Romanze 
vom  Squyr  of  Lowe  Degree,  die  zu  den  beiden  bisher  bekannten 
Fassungen  C  (Coplands  Druck)  und  P  (Percyhandschrift)  noch  zwei  Frag- 
mente  (180  Verse)    einer    dritten,    von  Wynkyn  de  Werde    unter   dem 

val  Stage.  2  Vols.  Oxford,  Clarendon  Press  1903.  57)  ASNS.  110.  426f. 
58)  Ein  Beitrag  zur  Kritik  der  Wakefielder  Mysterien.  Kieler  Disser- 
tation 1903.  59)  Das  Interlude  of  the  Four  Elements.  Mit  einer  Ein- 
leitung neu  herausgegeben.  MSt.  Marburg,  Elwert  1903.  60)  Peter  Idle: 
Instructions  to  his  Son.    Greifswalder  Dissertation  1903. 

1)  A  History  of  British  Poetry  from  the  Earliest  Times  to  the 
Beginning  of  the  Twenticth  Century.  London,  Gav  &  Bird.  2)  Vgl.  Chaucerian 
and  other  Pieces  ed.  by  Walter  W.  Skeat.  Oxford  1897.  3)  King 
Hörn,  eine  mittelenglische  Romanze  aus  dem  13.  Jahrhundert  ins  Deutsche 
übertragen.  Cöln,  P.  Neubner  (Festschrift  zum  11.  deutschen  Neuphilologen- 
tage). 4)  The  Scalachronica  Version  of  Havelok,  TAPhA.  34,  XCIf. 
5)  Contributions  to  the  History  of  the  Legend  of  St.  George  PMLA. 
18,  99—176  und  The  Legend  of  St  George.  Its  Development  into  a 
Roman  d'A venture  PMLA.  19,  449—478.  6)  Forerunners,  Congeners 
and  Derivatives  of  the  Eustace  Legend  PMLA.  19,  335—348.  7)  The 
Squyr  of  Lowe  De^re.  A  Middle  English  Metrical  Romance.  Edited  in  all 
Üie  Extant  Forms  witn  Introduction,  Notes  and  Glossary.  (The  Albion  Series 
of  Anglo-Saxon  and  Middle  English  Poetry)  Boston,  Ginn  &  Co.  1904. 


M.  Kaluza.  H  185 

Titel  Vndo  youre  dore  im  Jahre  1520  gedruckten  und  mit  C  ziemlich 
genau  übereinstinmienden  Version  hinzufügt.  Nach  Mead  geht  sowohl 
die  verkürzte  und  verstümmelte  Fassung  von  P,  wie  die  ausführlichere 
Darstellung  von  C  und  W  auf  eine  ältere,  uns  nicht  mehr  erhaltene 
Textgestalt  zurück:  „C  and  P,  then,  represent  independent  attempts  to 
construct  a  romance  by  using  an  early  nucleus  that  is  no  longer  extant." 
Charakteristisch  für  die  Romanze  ist  das  Vorherrschen  des  Dialogs  und 
lange  Aufzählungen  von  Bäumen,  Vögeln,  kostbaren  Speisen  und  Weinen, 
Musikinstrumenten  etc.  Die  einzelnen  Motive,  aus  denen  sich  die  Hand- 
lung zusammensetzt,  finden  sich  in  älteren  Romanzen  wieder,  ohne  dass 
sich  ein  direktes  Vorbild  nachweisen  liesse.  Am  nächsten  stehen  unserer 
Romanze  die  Erzählung  vom  Kaiser  Herodes  (Polemus  in  der  englischen 
Version)  der  Gesta  Romanorum,  The  Knight  of  Curtesy  and  the 
Fair  Lady  of  Faguell  und  Guy  of  War  wie k;  an  letzteren,  und 
zwar  an  die  Fassung  B,  finden  sich  auch  wörtliche  Anklänge.  Eine 
direkte  französische  Vorlage  für  unser  Gedicht  scheint  jedenfalls  ausge- 
schlossen zu  sein.  Mead  widerlegt  sodann  überzeugend  die  bisher  üb- 
liche Ansicht,  dass  Chaucer  die  Romanze  vom  Squire  of  Low  Degree 
gekannt  und  in  seinem  Sir  Thopas  persiffliert  habe.  Damit  fällt  auch 
die  Notwendigkeit,  den  Squyr  of  Lowe  Degree  in  das  14.  Jahrhundert 
zu  verlegen;  vielmehr  weist  das  Metrum  und  der  Wortschatz  etwa  auf 
die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  als  Entstehungszeit  hin.  Ein  unter  dem 
Titel  The  Cokwolds  Daunce  bisher  schon  mehrfach  gedrucktes  mittel- 
englisches Gedicht  wurde  unter  dem  Titel  Syre  Corneus  von  H.  Hedenus®) 
neu  herausgegeben.  Es  ht  eine  der  zahlreichen  Bearbeitungen  der  Becher- 
oder Trinkhornsage,  deren  Heimat  auf  keltischem  Boden  zu  suchen  ist. 
Das  englische  Gedicht  stimmt  in  den  wesentlichsten  Zügen  mit  dem 
anglonormannischen  Lai  du  Cor,  in  anderen  Punkten  mit  dem  Fabliaii 
du  Mantel  überein,  doch  finden  sich  auch  manche  Abweichungen.  Da 
ein  Herzog  von  Gloucester  in  dem  Gedichte  erwähnt  wird,  nimmt  Hedenus 
an,  dass  es  einen  versteckten  Angriff  auf  den  Herzog  Humfried  von 
Gloucester  (geb.  1391)  darstellt,  der  seine  erste  Gemahlin  Jacqueline  Ver- 
stössen und  ein  Fräulein  Eleonore  Cobham  zur  Maitresse  genommen  hatte. 
Diese  Vermutung  ist  aber  sehr  unsicher.  E.  Flügel®)  plant  eine 
Ausgabe  der  mittelenglischen  in  reimlosen  Septenaren  um  1445  abge- 
fassten  Übersetzung  von  Claudians  De  consulatu  Stilichonis  für 
die  EETS. 

Auf  dem  Gebiete  der  geistlichen  Dichtung  ist  vor  allem  die  Neu- 
veröffentlichung  der  in  der  Handschrift  Harl.  913  überlieferten  sogen. 
Kildare-Ge dichte  durch  W.  Heuser^®)  zu  erwähnen,  die,  wie  der 
Herausgeber  nachweist,  in  dem  Franziskanerkloster  zu  Kildare  in  Irland 
am  Ende  des  13.  und  am  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  entstanden  und 
somit  als  älteste  Denkmäler  des  anglo-irischen  Dialekts  anzusehen  sind. 
Als  Verfasser  eines  Hymnus  nennt  sich  Frere  Michel  Kyldare;  doch 
ist  es  fraglich,    ob  von  ihm  auch  die   übrigen  Gedichte  herstammen.     In 

8)  Syre  Corneu8.  Ein  mitteleDglisches  Gedicht.  Erlanger  Dissertation. 
9)  A  Middie  English  Anecdoton.  TAPhA.  34,  XCIVf.  10)  Die  Kil- 
darc-Gedichte.  Die  ältesten  mittelen gli sehen  Denkmäler  in  anglo- irischer 
Überlieferung.     Bonner  Beitr.  14.    Bonn,  Hanstein  1904. 


II  18G     Romanische  Einflösse  auf  die  engl.  Literatur  de«  Mittelalten?.    ll)i>4. 

dem  S arm  Uli  wird  der  hl.  Bernhard  als  Gewährsmann  angeführt.  Die 
Quindecim  Signa  ante  Judicium  beruhen  auf  der  von  Pallustre^^) 
gedruckten  französischen  Fassung  der  Quinze  Signes;  doch  geht  der 
englische  Bearbeiter  mit  seiner  Vorlage  ziemlich  frei  um.  Bei  dieser  Gre- 
legenheit  gibt  Heuser'*^)  auch  eine  dankenswerte  Übersicht  über  alle 
mittelenglischen  Bearbeitungen  der  fünfzehn  Zeichen  und  ihre  Quellen 
(Quinze  Signes  —  Beda  (Adso)  —  Petrus  Comestor).  Für  das  folgende 
Gedicht  Fall  and  Passion  lässt  sich  eine  direkte  Quelle  nicht  nach- 
weisen. Unter  den  zahlreichen  mittelenglischen  Gedichten  über  die  Ten 
Commandments  und  die  Seven  Sins  stellt  der  Text  der  Kildarehand- 
schrift  „die  älteste  und  mit  keiner  der  übrigen  verwandte  Fassung  dar**. 
Das  von  Barbazan*^)  abgedruckte  französische  Gedicht  vom  Schlaraffen- 
lande  weicht  in  den  Einzelheiten  von  dem  gleichfalls  in  der  Kildare- 
band  Schrift  enthaltenen  Land  of  Cokaygne  stark  ab,  so  dass  für 
dieses  wohl  eine  uns  verloren  gegangene  französische  Fassung  als  Quelle 
anzusetzen  ist;  doch  scheint  die  satirische  Schilderung  des  Klosterlebens 
alleiniges  Eigentum  des  englischen  Bearbeiters  zu  sein,  da  sich  darin 
direkte  Anspielungen  auf  die  Gray  Abbey  zu  Kildare  finden.  Zum 
Schluss  druckt  Heuser  noch  einige  bisher  unbekannte  Versionen  der  in 
den  Kildare-Gedichten  behandelten  Stoffe  ab.  Einige  weitere  geistliche 
Lieder  With  an  O  and  an  I^*)  und  Ave  Maria")  sind  gleichfalls 
von  Heuser  veröffentlicht  worden,  der  auch  hier  zur  Vergleichung  andere 
Versionen  derselben  Stoffe  mit  abdruckt.  Die  theologischen  Grund- 
anschauungen des  Verfassers  der  Perle  sucht  Carleton  F.  Brown ^*) 
festzustellen,  während  W.  H.  Schofield  ^'')  nachweist,  dass  der  Dichter 
die  14.  lateinische  Ecloge  Boccaccios  als  Quelle  benutzt  hat  und  daraus 
den  Schluss  zieht,  dass  das  Gedicht  nicht  autobiographisch,  sondern  rein 
allegorisch  aufzufassen  ist.  Wenn  auch  Schofield  in  dieser  Schluss- 
folgerung offenbar  zu  weit  geht,  so  bleibt  die  Feststellung  der  Quelle 
doch  sehr  dankenswert.  Die  Dissertation  von  A.  C.  Paues^^)  über  eine 
englische  Übersetzung  einiger  Teile  des  neuen  Testaments  aus  dem 
14.  Jahrhundert  ist  in  erweiterter  Fassung  in  Buchfonn  erschienen.  Über 
biblische  Namen  im  Fiühmittelonglischen  handelt  G.  H.  Mcknioht^*). 
Eine  englische  Übersetzung  des  Alphabetum  Narrationum,  einer 
Sammlung  von  Erzählungen,  die  als  Beispiele  für  Predigten  beliebt  waren, 
wurde  von  Mrs.  M.  M.  Banks -^o),  eine  Sammlung  interessanter  geistlicher 
und  politischer  Gedichte  aus  einer  Oxforder  Handschrift  von  J.  Kail*^) 
veröffentlicht. 


ll)Adam,  mystbre  duXIIesifecle.  12)p.  199f.  13) Fabliaux et contes 
IV,  175.  14)  Angl.  27,  283—319.  15)  And.  27, 320— 330.  16)  The  Author  of 
the  Pearl  Considered  in  the  Light  of  his  Tbeological  Opinions. 
PMLA.  19,  115—153.  17)  The  Nature  and  Fabric  of  the  Pearl.  PMLA. 
19,  154—215.  18)  A  Fourteenth  Century  English  Biblical  Version 
consisting  of  a  Prologue  and  Parts  of  the  New  Testament.  Now  for  the  first 
time  edited  from  the  Mss.  together  with  an  Introduction  and  Appendixes.  Cam- 
bridge, University  Press ;  8.0.  1902,  Nr.  42.  19)  Scriptural  Namee  in  Early 
Middle  English.  PMLA.  19,  304—333.  20)  An  Alphabet  of  Tales  in 
Northern  English  from  Latin.  Part  L  EETS.  126.  London,  Kegan  Paul.  Trench, 
Tröbner  &  Cb.  21)  Twenty-six  Political  and  other  Poems  from  Digby 
Ms.  102.    Part.  I.    EETS.   124.    Ix)ndon,    Kegan  Paul,   Treneh.  Trübner  &  Co. 


M.  Kaluza.  II  187 

Eine  knappe  Darstellung  des  Lebens  und  der  Werke  Chaucers, 
durch  die  freilich  die  Forschung  nicht  weiter  gefördert  wird,  schrieb 
W.  TuCKWELL^*).  Das  Rätsel  des  Namens  Lollius  sucht  J.  W.  Bright**) 
dadurch  zu  losen,  dass  er  'Lollius'  als  scherzhafte  Übersetzung  des 
Namens  'Boccaccio'  ansieht:  „Chaucor  took  the  radical  syllable  loll  which 
had  come  to  designate  activities  of  the  tongue  (see  NED.)  to  serve  as 
an  effective  equivalent  of  the  bocca  in  the  foreign  name.  Or,  which 
comes  to  the  same  thing^  he  passed  directly  froni  loüard  or  loller  to 
Lollius  by  the  simple  process  of  Latinisation.  It  niade  a  good  name 
and  it  could  not  härm  bis  beloved  author.''  John  Koch  lässt  auf  die 
Untersuchung  des  Handschriften  Verhältnisses  des  Parlament  of  Foules**) 
eine  kritische  Ausgabe  des  Gedichtes  folgen**).  Walter  W.  Skeat*^) 
gibt  einen  modernisierten  Text  der  Erzählung  des  Recht.8gelehrten.  E.  P. 
Hammond*')  druckt  aus  einer  Handschrift  des  Britischen  Museums  zwei 
ihrer  Meinung  nach  von  Chaucer  herstammende  kleinere  Gedichte  ab. 
John  Livinoton  Lowes  ^^)  führt  in  die  Erörterung  der  Frage,  welche 
der  beiden  Fassungen  des  Prologs  der  Legende  von  den  guten 
Frauen  die  ältere  ist,  ein  neues,  wichtiges  Moment  ein,  indem  er  nach- 
weist, dass  Chaucer  in  der  Fassung  B,  V.  68 ff.:  j^But  helpethj  ye  thai 
hau  conning  and  jnighi,  Ye  hvers  fkaf  can  male  of  sentemevt^*'  etc. 
die  französischen  Dichter  Machault,  Froissart  und  Deschamps  im 
Auge  hat  und  sich  in  B,  V.  40 — 65  fast  wörtlich  an  ihre  Marguerite- 
Dichtungen  (Machaults  Dit  de  la  fleur  de  lis  et  de  la  marguerite, 
Froissarts  Ditti6  de  la  flour  de  la  margherite  und  Paradys  d'  aniours, 
Deschamps  Lay  de  Franchise)  anlehnt,  während  B,  V.  84 — 96  aus  den 
Eingangsstrophen  von  Boccaccios  Filostrat»  entnommen  sind,  die  im 
Troilus  übergangen  waren.  Da  nun  diese  Anrede  an  die  Marguerite- 
dichter  in  der  Fassung  A  fehlt  und  dort  auch  das  in  B  aus  französischen 
Quellen  entnommene  Material  anders  gruppiert  und  selbstständig  ver- 
arbeitet erscheint,  so  schliesst  Lowes  daraus  mit  vollem  Recht,  dass  die- 
jenige Fassung,  die  sich  enger  an  die  Quellen  anschliesnt,  also  B,  die 
ältere  und  A  eine  spätere  Neubearbeitung  davon  ist.  Weiterhin  zeigt 
Lowes,  dass  die  bisher  übliche  Identifizierung  des  Liebesgottes  mit  König 
Richard  ganz  unbegründet  ist  und  dass  auch  Alcestis  nicht  ohne  weiteres 
mit  der  Königin  Anna  identifiziert  werden  darf;  viehnehr  sind  alle  diese 
scheinbaren  Anspielungen  auf  die  Königin  weiter  nichts  als  Übersetzungen 
konventioneller  Phrasen  der  französischen  Gedichte.  Da  nun  eine  von 
Chaucers  Quellen,  Deschamps'  Lay  de  Franchise,  zur  Feier  des  1.  Mai 
1385  ge<lichtet  ist,  so  erhalten  wir  in  diesem  Datum  zugleich  den  ter- 
minus  a  quo  für  die  Entstehung  der  älteren  Fassung  des  Prologs,  was 
ja  mit  den  bisherigen  Feststellungen  gut  übereinstimmt.     In  einem  anderen 

22)  Chaucer  (Beirs  Miniature  Series of  Oreat  Writers).  London,  George  Bell 
ÄSons.  23)  Chaucer  and  Lollius.  PMLA.  19,  XXIIf.  34)  S.o.  1903,  Nr.  30. 
25)  Versuch  einer  kritischen  Textausgabo  von  Chaucers  Parle- 
ment  of  Foul  es.  Wissenschaftliche  Beilage  zum  Programm  des  Dorotheen- 
städtischen Realgymnasiums.  Berlin,  Weidmannsche Buchhandlung.  26)Chaucer'8 
Man  of  Law's  Tale  done  into  Modem  English.  London,  Moring.  27)  Omis- 
sions  from  the  Editions  of  Chaucer.  MLN.  19,  35—38.  28)  The  Pro- 
logue  to  the  Legend  of  Good  Women  as  Related  to  the  French  Marguerite 

Vollmöller,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  13 


II  188    Homanische  Einflüsse  auf  die  engl.  Literatur  des  Mittelalters.    1904. 

Artikel  erklärt  Loweh^®)  die  Erwähnung  des  ^fernpest  at  hir  hoom- 
cominge'  in  der  Erzählung  des  Ritters  (Cant.  Tales  A  884)  für  eine 
Reminiscenz  Chaucers  an  die  Springflut  bei  der  Ankunft  der  Konigin 
Anna  in  Dover  (18.  Dez.  1381).  G.  Ph.  Krapp^»)  weist  darauf  hin, 
dass  die  Bemerkung  über  die  Augenbrauen  der  Criseyde  (Troilus  V, 
813 f.:  And^  save  her  browes  joineden  i-fere,  Ther  nas  no  lak  in 
aught  I  can  espyen)  auf  B^noit  de  Sainte  More  oder  Guido  delle 
Colonne  zurückgeht.  Siefken^*)  untersucht  den  Typus  des  geduldigen 
Weibes  (Constanze-Griseldis)  in  der  englischen  Literatui'  bis  auf  Shake- 
speare. 

George  Hamilton  weisst  nach,  dass  Gower  für  seine  Confessio 
Amantis  eine  erweiterte  Fassung  von  B^noit  de  Sainte  Morels  Roman 
de  Troie  benutzt  hat"'*)  und  erklärt  die  Stellen  Conf.  Am.  6498fr.  und 
Mirour  de  TOmme  23449fr.  durch  einen  Hinweis  auf  die  Exempla  des 
Jacques  de  Vitry^^).  Der  dritte  Band  der  Ausgabe  von  Lydgates 
Bearbeitung  von  Guillaume  de  Deguilevilles  P^lerinage  de  la  vie  humaine  **) 
wurde  von  Miss  LococK^^)  besorgt.  E.  P.  Hammond^®)  erörtert  die 
Beziehungen  Lydgates  zu  dem  Herzog  und  der  Herzogin  von  Gloucester 
und  druckt  ein  Gedicht  Lydgates  zur  Feier  der  Vermählung  des  Herzogs 
von  Gloucester  mit  Lady  Holland,  sowie  ein  Complaint  for  my  Lady 
of  Gloucester  ab.  Otto  Gärtner^')  würdigt  die  Bedeutung  John 
Shirleys  (1366 — 1456)  als  Dichter,  Übersetzer  und  Abschreiber  von 
Handschriften.  E.  A.  Kock^^)  beginnt  eine  Ausgabe  von  Lovelich's 
Roman ce  of  Merlin,  von  der  Kölbing  im  Anhange  zu  seiner  Aus- 
gabe von  Arthur  and  Merlin^®)  nur  die  ersten  1638  Verse  abge- 
druckt hatte. 

Von  Amours  Ausgabe  von  Andrew  of  Wyntouns  Original 
Chronicle*^)  ist  ein  zweiter  Band  erschienen*^).  In  zwei  Fortsetzungen 
seiner  K e  n  n ed y-  S  t ud i e  n  *^)  druckt  Holthausen  *^)  die  für  die  P as si  ou  n 
of  Christ  in  Betracht  kommenden  Stellen  der  Vita  Christi  des  Lu- 
dolf  von  Sachsen  ab  und  erörtert  das  Verhältnis  des  schottischen 
Gedichtt^s  zu  seiner  Quelle.  Ausser  der  Vita  Christi  hat  Kennedy  noch 
die  Legenda  Aurea  benutzt  und  ein  lateinisches  Gedicht  des  Philippe 


Poems  aod  to  the  Filostrato.  PMLA.  19,  593—683.  29)  The  Terapest  at 
hir  hoom-cominge.  MLN.  19,  240—243.  30)  Miscellaneous  Notes  III. 
MLN.  19,235.  31)  Der  Oonstan^ze-Grieeldis  Typus  in  der  englischen 
Literatur  bis  auf  Shakespeare.  Progr.  des  Bathenower  Progymnasiums, 
der  erste  Teil  auch  Leipziger  Dissertation.  32)  Gower's  üse  of  the  En- 
larged  Roman  de  Troie.  PMLA.  19,  XXVIIL  33)  Notes  od  Gower. 
MLN.  19,  51  f.  34)  Vgl.  JBRPh.  VI,ii,3G7.  35)  The  Pilgriraage  of  the 
Life  of  Man.  Englisht  by  John  Lydgate  from  the  French  of  Guillaume 
de  Deguilcville.  Part.  III.  EETS.  ES.  92.  London,  Kegan  Paul,  Trench, 
Trübner  &  Co.  36)  Lydgate  and  the  Duchess  of  Gloucester.  And.  27, 
381—398.  37)  John  Shirley,  sein  Leben  und  Wirken.  Hallenser  Disser- 
tation.  38 )  L  o  V  c  1  i  c h '  8  R  o  m  a  n  c  e  o f  M  e  r  1  i  n  edi ted  from  the  unique  Ms.  Part.  I. 
EETÖ.  ES.  93.  London,  Kegan  Paul,  Trench,  Trübner  &  Co.  39)  Altengl. 
Bibliothek.  4.  Leipzig  1890.  40)  S.o.  1903,  Nr.  40.  41)TheOriginalChronicle 
of  Andrew  of  Wyntoun.  Edited  with  Introduction,  Notes  and  Glossary. 
Vol.  Iir.  Texts:  Book  IV,  V,  Chapter  I— XII.  STS.  53.  Edinburgh,  Blackwood 
andSons.  42)  S.o.  1903,  Nr.  53.  43)  Kennedy-Studien.  IL  Die  Quellen  der 
Passioun  of  Christ.  ASNS.  112,  298—315.   IIL  Verhältnis  der  Passioun  of  Christ 


L.  Fränkel.  H  189 

de  Greve,  das  Holthausen  schon  früher**)  zusammen  mit  einer  mittel- 
englischen Übersetzung  veröffentlicht  hatte.  Eine  Programmarbeit  von 
Baudisch*^)  über  die  schottische  Legendensammlung  war  mir 
nicht  zuganglich. 

Die  sog.  Macro  Plays  (Mankind,  Wisdom  und  The  Castle 
of  Perseverance)  wurden  von  F.  J.  Fürnivall  und  Alfred  W. 
PoLLARD*^)  neu  herausgegeben.  Von  Pollard*  Ausgabe  einiger  älterer 
Mysterien  und  Moralitäten  erschien  die  4.  Auflage*").  P.  Hameliüs*®) 
handelt  über  den  Charakter  des  Cain  in  den  Towneley  Plays. 
G.  H.  Gerould**)  zeigt,  dass  in  dem  ersten  Hirtenspiel  der  Towneley 
Plays  die  weit  verbreitete  Geschichte  von  dem  Milchmädchen  und  dem 
Milchtopf  verwertet  ist.  W.  Perret *<^)  und  E.  Bode*^)  handeln  über 
die  Entwicklung  der  Learsage  bis  auf  Shakespeare. 

Königsberg  i.  Pr.  Max  Kaluza. 

Bonianlsch-  insbesondere  italienisch-englische  Literatar- 
beziehnngon   im    16.,    17.  and  18.  Jahrhundert.    1896—1901. 

Vorbemerkunff.  Nach  längerer  Pause,  seit  1900,  tritt  hier  eine 
Übersicht  der  ausgedehnten  jüngeren  romanisch-,  besonders  italienisch- 
englischen  Wechselbeziehungen  literarischen  Gebiets,  soweit  sie  auf  neuere 
gedruckte  Veröffentlichungen^  und  zwar  auf  solche  seit  dem  Jahre  1896, 
sich  stützen  kann,  hervor.  Bei  diesem  Anlasse  sei  über  den  Umfang 
der  herbeigezogenen  Materialien  sowie  über  die  Anlage  dieses  revueartigen 
Referats  auf  Bd.  IV  des  „Kritischen  Jahresberichts  über  die  Fortschritte 
der  romanischen  Philologie"  (1900)  II  440f.,  474—476,  549  ein  für 
alle  Male  verwiesen.  Nachdem  ich  dort  die  ungewöhnlichen  Schwierig- 
keiten, welche  es  für  das  „Spezialressort"  des  dargebotenen  Überblicks 
zu  überwinden  gilt,  sowie  die  angewandte  Methode  dargelegt  habe,  be- 
merke ich  hier  nur,  dass  diesmal  wegen  der  sonst  nicht  bezwingbaren 
Massen  und  des  natürlichen  Raummangels,  andererseits  aber  auch  im 
Hinblick  auf  die  zahllosen  einschlägigen  Hinweise,  Auszüge  und  Be- 
sprechungen, welche  andere,  durchweg  romanistische  Kapitel  unserer  Enzyklo- 
pädie enthalten,  nach  Möglichkeit  äussersie  Beschränkung  geübt  worden 
ist.  So  sind  des  öfteren  leicht  erlangbare  Journalartikel  oder  Abhand- 
lungen, die  nicht  im  ganzen  in  unsere  Sonderrubrik  hineinfallen,  bloss 
bibliographisch  verzeichnet:  ein  Verfahren,  das  häufig  auch  gegenüber 
wichtigeren  Aufsätzen,  von  denen  eben  die  allein  möglichen  knappen 
Andeutungen  kein  klares  Bild  liefern  könnten,  angewendet  werden  musste, 

zu  Ludolfa  Vita  Christi.  ASNS.  113,  302—306.  44)  ASNS.  105,  23ff.  45)  Ein 
Bei  trag  zur  Kenntnis  der  früher  Barbour  zu  geschriebenen  Legen  den- 
ßammlung.  Programm.  Wien  1904.  46)  The  Macro  Plays:  1.  Mankind. 
2.  Wisdom.  3.  The  Castle  of  Perseverance.  Eklited  with  Introductioa 
and  Glossarial  Index.  EETS.  £S.  91.  London,  Kegan  Paul,  Trench,  Trübner 
&  Co.  47)  Eofflish  Miracle  Plays,  Moralities  and  Interlade». 
4^1^  Edition.  Oxford,  Clarendon  Press.  48)  The  Char acter  of  Cain  in  the 
Towneley  Plays.  JCL.  1,  324—344.  49)  Moll  of  tho  Prima  PastoraBiw 
MLN.  19,  225—230.     50)  The  Story  of  King  Lear  from  Geoffrey  of 


mouth  to  Bhakespeare.  Pal.  35.  Berlin,  Mayer  &  Müller.  51)  Die  Learsam 
vor  Shakespeare  mit  Ausnahme  des  ältesten  Dramas  und  d«r  RattA, 
SEPh.  17.  Halle,  Niemeyer. 

13* 


II  190    Roman.-engl.  Literaturbeziehungen.   16.  bis  18.  Jahrh.    1896—1901.  I. 

ohne  dass  dies  also  im  geringsten  als  Massstab  für  den  Grad  der  Be- 
achtung gelten  dürfte.  Namentlich  ist  die  ältere  Zeit  in  Rücksicht  auf 
die  seit  meinem  vorigen  Beitrage  von  1900  erfolgte  Abtrennung  dieser 
Periode,  desgleichen  das  Spezifisch-dramatische  und  das  ausschliesslich 
Stoffgeschich tlicho,  weil  auch  diese  inzwischen  eigenen  Bearbeiteni  im 
Rahmen  des  JBRPh.  zufielen,  meist  kurz  behandelt  oder  beiseit  ge- 
lassen worden.  —  Der  englische  bezw.  anglistische  Gesichtspunkt  bildet 
für  uns  hier  das  ausschlaggebende  Moment  oder  den  Ausgang;  daher  stehen 
die  Einflüsse  auf  englische  Literatur  im  Vordergrunde. 

L  Teil.  1896—1899. 
A.  Allgeineines.  Ein  imposantes  Nachschlagewerk  regsten  Eifers 
und  reichster  Wissensfülle,  „Englisches  Reallexikon  (mit  Aus- 
schluss Amerikas).  Unter  Mitwirkung  von  Becker,  Böddecker,  Krüger, 
Leitritz,  Wershoven  herausgegeben  von  Clemens  Ki.öpper"^),  für  dessen 
Wert  vom  Standpunkte  der  eigentlichen  Interessenten  auf  lange  Anzeigen 
der  Anglisten'^)  verwiesen  sei,  gewährt  unter  den  verschiedensten  Stich- 
wörtern höchst  reichliche,  meist  authentische  Auskunft  über  Ein-  und  Rück- 
wirkungen geistiger  Art  überhaupt  —  nicht  imr  literarischer  —  welche  Eng- 
land mit  dem  französischen,  dem  ganzen  romanischen,  dem  lateinischen 
Sprachgebiete  verbinden.  In  dieser  Hinsicht  erfreut  man  sich  sowohl  bei 
den  im  Verlauf  des  Abc  den  einzelnen  Schriftstellern,  Literaturwerken, 
poetischen  Gestalten  gewidmeten  selbständig  ausgeführten  Artikeln,  wie 
bei  den  mannigfachen  sprachlichen  Kleinigkeiten  und  grösseren  Zusammen- 
stellungen —  etwa  „Foreign  words**  1101 — 1116,  „Dictionaries"  735 — 792 
—  gründlicher  Rücksicht  auf  die  Zusammenhänge  mit  dem  anderssprach- 
lichen, zumal  dem  romanischen  Festlande.  Daneben  stellen  wir  die  aus- 
führliche (an  3000  Seiten)  „Geschichte  von  England",  welche 
Moritz  Brohch  als  Fortsetzung  der  bekannten  Lappenberg-Paulischen  gleich- 
betitelton  über  die  Jahrhunderte  seit  1500,  also  seit  Anfang  der  Neuzeit,  ver- 
fasst  hat^).  Sie  verdient  hier  entschiedenste  Hervorhebung,  einmal  als  einzige 
breite  Darstellung  der  neuenglischen  Gesamtgeschichte  in  deutecher  Sprache, 
sodann  als  streng  quellenmässige  Arbeit,  der  der  in  Venedig  lebende  Ver- 
fasser (gest.  Juli  1907)  italienische  Originalmaterialien  des  dortigen  Archivs 
(das  namentlich  für  das  IG.  und  17.  Jahrhundert  viel  wertvolle  Akten 
bot,  wie  Brosch'  Fussnoten  bekunden)  und  der  Markusbibliothek  (s.  VI 
S.  IV)  vielfach  dienstbar  gemacht  hat,  endlich  wegen  der  höchst  sorg- 
samen Abschnitte  über  die  Literatur,  beim  Schlüsse  jeder  Periode.  — 
Aus  Raummangel  muss  über  die  Gesamtbehandlungen  der  englischen 
Literatur  während  der  Berichtsfrist  geschwiegen  werden;  als  Typus  eines 
guten  deutsch  geschriebenen  Abrisses  achtet  die  „Englische  Literatur- 
geschichte" des   bewährten  Anglisten  Karl  Weiser*),   wo  nötig,  auf 

1)  4  Halbbände  je  15  Mk.  Leipzig  1897—09.    Rengersche  ßuchhdlg.  Geb- 
hardt  u.  Wiliech.  8".  2548  S.    2)  Z.  B.  H.  Klinghardt  E8.  XXVI  295—801  u.a. 

3)  5  Bände,  Gotha,  F.  A.  Perthes.  1890—97;  eigener  „Register**- Band  1898. 
Das  Werk  ist  ein  Teil  der  nach  einander  von  Heeren,  Ukert,  Giesebrecht, 
jetzt  von  K.  Lamprecht  redigierten  grossen  „Geschichte  der  europäischen  Staaten*' 
und  zählt  nun  in  der  Gesamtdarstellung  Lappenberg- Pnuli-Brosch  als  deren  Bände 
VI— X,   während  Titel   und    Register   sich    nur   auf    Brosch*   Arbeit    bezieheo. 

4)  Leipzig,  G.  J.  Göschen,  1898,  155  S.;  2.  Aufl.  190(>. 


L.  Fränkel.  II  191 

die  romanischen  Einfliwse  und  Vorbilder,  so  bei  Chaucer,  seinen  Vor- 
gängern und  Nachfolgern  (S.  28 — 34),  den  Lyrikern  und  Epikern  des 
16.  Jahrhunderts  (46 — 51),  den  Tudor-  und  Stuartdramatikern  u.  8.  w. 
—  Als  Zeugnis  der  erst  allmählich  ernster  werdenden  Beschäftigung  der 
Italiener  mit  der  Entwicklung  der  englischen  Literatur  sei  A.  R.  Levi" 
„Storia  della  letteratura  inglese  dalle  origini  al  tempo  prä- 
sente"') genannt,  das  erste  derartige  Werk,  das  ein  Gesamtgemälde 
versucht,  und  Richard  Garnett»  (gest.  1907)  „History  of  Italian 
Literature"®),  welche  eine  vielerprobte  literarhistorische  Kraft  auf  einem 
Felde  Jahrhunderte  alter  englischer  Liebe  tätig  zeigt,  danebengestellt. 

Während  R.  Zwick  Betrachtungen  „Über  das  lateinische  Ele- 
ment in  der  englischen  Sprache"'')  anstellt  und  Lucy  M.  Gay 
auf  die  „Anglo-French  words  in  English"*)  eingeht,  weist  Ph. 
Aronstein  betreffend  „Gebrauch  von  Eigennamen  als  Gattungs- 
namen im  Englischen"®)  unter  andern  (S.  248)  'Dr.  CantwelF,  den 
Heuchler  bei  Burns,  als  Hauptcharakter  in  Cibbers  Lustspiel  „The  Hypo- 
crite",  einer  Nachahmung  von  Moli^res  „Tartuffe",  nach  und  findet 
interessant,  dass  der  verkommene  Adlige  Molieres  zu  einem  Geistlichen 
wird,  ferner  (S.  249)  'Crichton',  ein  Universalgenie  bei  Dickens,  als  einen 
vielseitigen  Gelehrten  (1560 — 83),  der  zu  Mantua  im  Duell  fiel.  — 
William  Johnson  Stone»  Broschüre  „On  the  use  of  classical 
metres  in  England" ^^)  verbreitet  sich  über  die  Verwendung  des  antiken 
Hexameters,  daneben  des  Distichons  und  der  selten  übernommenen 
lyrischen  Strophen  formen  in  der  englischen  Poesie,  wobei  das  altgriechische 
Vorbild  das  lateinische  ganz  in  Schatten  stellt,  auch  in  den  Proben 
S.  52  —  59.  —  Eine  Darstellung  der  früheren  metrischen  Regeln  schickt 
Charlton  M.  Lewis  voraus,  ehe  er  „The  foreign  sources  of  modern 
English  versification.  With  especial  reference  to  the  so- 
called  lambic  Lines  of  8  and  1 0  syllables"^^)  untersucht.  Erst 
S.  91 — 104  spricht  er  über  den  Einfluss  des  lateinischen  und  fran- 
zösischen Verses  auf  den  englischen.  Zufolge  M.  Kaluza^^),  der  die 
von  Frankreich  stark  beeinflussten  Dichter  Gower  und  Hoccleve  vermisst, 
hat  sich  bei  Lewis  „für  die  innere  Entwicklung  des  englischen  Vers- 
baues nur  wenig  Neues  ergeben".  —  Von  den  grossen  Bühnentragikern 
der  elisabethanischen  Ära  und  der  Folgezeit  sieht  G.  Larroumet  bei 
seiner  Frageformel  „Pourquoi  la  trag^die  ne  s'est  pas  implant^e 
en  Italic,  en  Espagne,  en  Angleterre?"")  ab.  —  In  Francis 
T.  Palgrave"  „Landscape  in  poetry  from  Homer  to  Tennyson 
with  many  illustrative  examples"**)  entfallen  11  der  18  Kapitel 
auf  britisches  Gebiet  und  auch  sachlich  der  Löwenanteil  auf  die  englische 
Poesie  seit  der  Renaissance;  dabei  sowie  in  den  Abschnitten  über  *the 
later  Roman  Epic  and  the  Elocutio  Novella'  (Kap.  V)  und  *early  Italian 

5)  Palermo  1898,  Reber.  6)  In  LW.,  London.  Heinemann,  XII +  431  S. 
7)  Programm  Landeshut  i.  Schi.  1898;  19  S.  4°.  8)  MLN.  XIV  (1899), 
p.  80—85.  9)  ES.  XXV,  245—258.  10)  London.  Henry  Frowde,  1899,  59  S. 
11)  Dias.  Yale  University ;  Berlin,  Mayer  u.  Müller,  VIII  +  104  S.  12)  LBlGRPh. 
XXXI,  Sp.  9— 12;  andere  einschlägige  Besprechungen  KCr.  1898  Nr.  28  u.  von 
E.  Legouis  RPhFL.  XII  nr.  2.  13}  RCC.  V  (1897)  nr.  12.  14)  London,  Mac- 
millan  and  Co.  1897»  s.  unten  Nr.  149. 


II  192     RomaD.-eDgl.  Literaturbeziehungeu.    16.  biß  18.  Jahrh.    1896—1901.  I. 

poetry'  (Kap.  VII)  zeigen  sich  wieder  und  wieder  die  Berührungen  und 
Abweichungen  des  Naturgefühls  in  der  Dichtung  hüben  und  drüben  des 
Kanals. 

In  TuLLO  Massarani"  „Studi  di  letteratura  e  d'arte"'^)  steht 
u.  a.  ein  Artikel  „Poeti  inglese  nelle  versioni  italiani'^  Gegenüber  diesem 
neueren  Eindringen  englischer  Literatur  auf  der  Apenninenhalbinsel  be- 
schreibt G.  Fanchiotti  mit  genauer  bibliographischer  Signatur,  etwaigen 
Auszügen  u.  s.  w.  „I  Mss.  Italiani  in  Inghilterra"^*),  und  zwar  als 
der  „Serie  I:  Londra.  II  Museo  Britannico"  vol.  II:  Le  coUezioni  Har- 
grave  (1),  Burney  (7),  Arundel  (6).  Stowe  (23). 

B.  Dante.  Einem*  anonymen  Artikel  „Dante  in  England"^'') 
tritt  VAiiGiMiGLi,  „II  culto  di  Dante  in  Inghilterra""),  zur  Seite. 
Gurteens  Buch  „The  Epic  of  the  fall  of  Man.  A  Comparative 
Study  of  Csedmon,  Dante,  and  Milton"  besprechen  Hand  Browne") 
ausführlich  und  ein  Anonymus^®).  Aufs  gründlichste  behandelt  Oskak 
Kuhns  „Dante's  influeuce  on  Shelley"**)  und  in  längerem  Verfolge 
„Dante's  influence  on  English  poetry  in  the  nineteenth  Cen- 
tury""), der  in  Dante  Gabriel  Rossetti  gipfle,  in  Robert  Browning,  da- 
nach in  Byron  weitere  Hauptvertreter  besitze. 

C.  XVI.  Jahrhundert.  W.  J.  Courthope»  „A  History  of 
English  Poetry"*')  gelangt  mit  Band  II  zu  „The  Renaissance  and 
the  Reformation:  Influence  of  the  Court  and  the  Universities".  Joel 
Elias  Spingarn  bietet  mit  „A  History  of  literary  Criticism  in  the 
Renaissance:  With  special  reference  to  the  influence  of  Italy  to  the 
formation  and  development  of  modern  classicism"**)  „eine  Geschichte  der 
literarischen  Kritik  in  der  Renaissance,  wie  sie  sich  der  Reihe  nach  in 
Italien,  Frankreich  und  England  entwickelt  hat",  gemäss  E.  Koppels 
sorgsamer  Anzeige*^),  nimmt  besonders  die  italienischen  Grundlagen,  d.  h. 
die  Renaissancepoetik,  vors  Auge  und  fasst  zusammen:  This  critical  system 
passed  into  France,  England,  Spain,  Germany,  Portugal,  and  Holland; 
so  by  the  beginning  of  the  seventeenth  Century  there  was  a  common  body 
of  Renaissance  doctrine  throughout  western  Europa.  Den  Tatsachen 
entspricht  es,  dass  der  englisch  schreibende  Verfasser  den  Siegeslauf  der 
italienisch  gefärbten,  durchaus  romantischen  Renaissancepoetik  örtlich  mit 
England  begrenzt.  —  Arnes'  Ausgabe  von  „Themirror  of  sinful 
soul,  translated  from  the  french  of  Margaret  de  Navarre  by 
the  Princess  Elizabeth"  veranlasste  längere**)  und  kürzere*')  An- 
zeigen. —  P.  Bellezza  schreibt  über  „II  primo  poeta  satirico 
inglese  [Thomas  Wyatt]  e  le  sue  imitazioni  italiani"^®)  und  be- 
kundet damit  erneut  arge  Unkenntnis*®)   in  der  älteren  Periode  und  der 

16)  2»  ediz.,  Firenze,  Le  Monnier.  VI  +  527  S.  1899.  16)  Londra  WC. 
55  Torrington  Square  (L'Officio  di  Paleografia  Italiaoa).  1899.  8^  100  S.  Gedruckt 
Caserta  bei  Salvatore  Marino.  17)  Ac.  1428  (1899).  18)  GDa.  VI  (1898)  nr.  1. 
19)  MLN.  XII,  91  (181).  20)  Ath.  nr.  3625.  21)  MLN.  XIII,  161  (321). 
22)  Ebd.  XIV  p.  176-186.  23)  London.  Macmillan.  458  S.  8^  24)  New 
York,  The  Macmillan  Comp.,  1899,  in :  CUSRPhL.  25)  LBlGRPh.  XXI  341-343. 
26)  Z.  B.  Ac.  nr.  1313  (1897).       27)  Z.  B.  R.  W[ülker],   LCBl.  1898   nr.  1. 

28)  Istituto  lombardo  di  scienze  e  lettere;  rendiconti.  Serie  II,  vol.  XXX,  Heft  8. 

29)  Vgl.  meine  bezüglichen  Bemerkungen  JBRPh.  IV  ii  447,  42—45  u.  488, 
41-43. 


L.  Fränkcl.  fl  193 

Geschichte  der  englischen  Literatur.  Ihm  fehlt  der  Einblick  in  die  Ent- 
faltung^ der  Gattung,  den  wir  bei  Raymond  Macdonald  Alden  an- 
treflen,  „einem  tüchtigen  und  gewissenhaften  Arbeiter",  wie  ihn  E.  Koppel** 
Referat^^)  nennt:  „The  rise  of  formal  satire  in  England  und  er 
classical  influence"^^).  Alden  stellt  fest,  dass  Juvenal  stärkeren 
Einfluss  als  Horaz  und  Persius  ausgeübt  hat;  Koppel  (8.  169  f.)  seiner- 
seits italienischen  Einfluss  auf  Joseph  Halls  Satiren  um  1600.  —  A.  Bel- 
JAME  behandelt  „John  Lyly  et  TEuphuisme.  La  jeunesse  et 
les  debuts  litt^raires  de  John  Lyly"^*),  während  Rich.  Acker- 
mann^^) im  Anschluss  an  Clarence  G.  Child"  neuere  Monographie'*), 
auf  Grund  eigener,  teilweise  ungedruckter  Sonderstudien,  eine  reichliche 
Scheidung  zwischen  italienischen,  spanischen  und  andern  Einflüssen  vor- 
nimmt. —  Einen  Überblick  über  „Novels  of  the  Italian  Renais- 
sance" gibt  ein  längerer  anonymer  Essay**)  im  Anschluss  an:  The  De- 
camerone  of  G.  Boccaccio,  translated  by  J.  Payne;  The  Nights  of  Straparola, 
translated  by  Waters;  II  Novellino  of  Masuccio  Salernitano,  translat. 
by  Waters;  Matteo  Bandello,  translat.  by  Percy  Pinkerton.  —  Im 
Gegensatze  zu  diesen  auffällig  zahlreichen  neuesten  Übersetzungen  älterer 
italienischer  Novellistik  steht  Mary  Augüsta  Scott*  Liste  „Elizabeth an 
translations  from  the  Italian:  The  titles  of  such  works  uow  first 
collected  and  arranged",  die  sie  jetzt  fortsetzt^*).  —  J.  J.  Jusserand" 
gediegene  Darstellung  der  englischen  erzählenden  Prosa  am  Ausgange 
des  16.  Jahrhundert«  wurde  als  „The  English  Novel  in  the  Time 
of  Shakespeare"*'),  translated  from  the  French  by  Elizabeth  Lee  sowie 
revised  and  enlarged  by  (he  author,  in  einem  new  impression  vorgelegt. 
—  „English  Madrigals  in  the  time  of  Shakespeare"  sind  edited, 
with  an  introduction,  by  F.  A.  Cox***),  während  Fred.  I veö  Carpenter  ^•) 
über  „Thomas  Watson's  'Italian  Madrigals  Englished'  15  90" 
eine  Untersuchung  anstellt.  —  Frederic  W.  Moorman  spezialisiert 
sich  in  einer  gründlichen  Monographie  auf  „William  Browne 's  His 
Britannia's  Pastorals  and  the  Pastoral  Poetry  of  the  Eliza- 
beth an  Age"*®),  die  u.  a.  L.  Pröscholdt**)  anzeigt;  im  zweiten  Teile 
weist  Moorman  deutlich  an  den  einzelnen  hervorragenden  Dichter- 
persönlichkeiten nach,  wie  sich  die  Auffassung  und  Darstellung  der  Natur 
von  Chaucer  bis  auf  Bacon  geschichtlich  entwickelt  hat,  und  betrachtet 
da  nach  bezw.  neben  einander  die  Troubadours,  Chaucer,  Dante,  Petrarca, 
Boccaccio,  Sannazzaro,  Tasso,  Sidney,  Spenser,  Lodge,  Shakespeare,  Marot, 
Remy  Belleau  u.  a. 

Über  den  Rang  einer  simpeln  Anthologie  reichen  hinaus  „Specimens 
of  the  Pre-Shaksperean  Drama.  With  an  introduction,  notes  and 
glossary  by  John  Matthews  Manly"**).     Spiegeln  die  daselbst  in  dem 

30)  LBlGRPh.  XXI  107-171.  31)  Boston,  Ginn  and  Co.  VII  + 
264  S. ;  Publicatious  of  the  University  of  Pennsylvania,  als  „Series  in  Philology, 
Literature  and  Archaeology"  vol.  VII  nr.  2.  32)  RCC.  VIII  (1899)  lOu.18. 
33)  ABbl.  VIII  (1897/98)  nr.  9.  34)  MB.  Heft  7  •,  vgl.  JBRPh.  IV  11 502,  85-80. 
35)  ER.  1897,  April.  36)  PMLA.  XIV  (1899)  nr.  4;  vgl.,  statt  neuer  „Abfuhr", 
JBRPh.  IV II  449.  58—61.  37)  London,  T.  Fisher  Unwin,  1899;  8«,  434  S. 
38)  London  1899,  Dent.  12*,  292  S.  39)  JGPh.  II  (1899)  nr,  3.  40)  QF. 
81;  X  4-  159  S.,  1897.  41)  LBlGRPh.  XVIII,  310-314.  42)  In: 
APS.,  hrsg.  von   G.  L.  Kittredge   und  C.  T.  Winchester;   Boston  und  London, 


II  194    Roman.-engl.  Literaturbeziehungeu.    16.  bis  18.  Jahrh.    1896—1901.  I. 

einleitenden  Abschnitt  „Liturgical  Plays"  sowie  den  Teilen  I,  II,  teil- 
weise noch  III  und  IV  abgedruckten  mittel-  bezw.  frühneuenglischen 
Dramen  mittellateinische  und  romanisch-geistliche  Einflüsse  wieder,  so 
liefern  die  weiteren  Abschnitte  bis  incl.  VIII  ganze  Belege  (nur  solche 
Gottlob,  keine  Proben)  für  die  unter  den  Einflüssen  der  „silbernen 
Latinitat"  (Seneca)  und  deren  romanischer  Gefolgschaft  ausgebildete  vor- 
klassische Bühnendichtung  Englands.  Alle  Haupt<lokumente  der  letzteren, 
auch  „Gorboduc",  „The  Spanish  Tragedy",  Stücke  von  Lyly,  Greene, 
Peele,  sind  in  extenso  kritisch  mit  Varianten  abgedruckt.  Auf  ALors 
Brandl"  dickes  und  (namentlich  in  der  Manlys  magere  Beigaben  weit 
überbietenden  stoff-  und  quellengeschichtlichen  Einleitung)  gehaltreiches 
Sammelwerk  „Quellen  des  weltlichen  Dramas  in  England  vor 
Shakespeare.  Ein  Ergänzungsband  zu  Dodsley's  Old  English  Plays"**) 
gehen  wir  in  Kr.  113  unseres  Abschnitts  D  ausführlich  ein;  zur  Orientierung, 
auch  über  die  stofflichen  und  sonstigen  Bezüge  zur  fremden  Dramatik» 
genügt  vergleichshalber  die  längere  Anzeige  Manlys  und  Brandls  durch 
L.  Pröscholdt**).  —  Auf  Rudolf  Fischer'  originellen  Beitrag  „Zur 
Kunstentwicklung  der  englischen  Tragödie  von  ihren  ersten 
Anfängen  bis  zu  Shakespeare"^^)  mit  seinen  feinen  Distinktionen 
innerer  und  greifbarer  lateinischer  wie  romanischer  Vorbilder  geht  Jos. 
Schick  ausführlich  ein*®),  wobei  er  besonders  auch  die  Vermischung  der 
verschiedenen  zusammenlaufenden  Stile  des  näheren  aufgreift.  —  Wenn 
auch  nicht  eben  neue  Aufklärungen  „Zur  Geschichte  des  englischen 
Dramas  im  XVI.  Jahrhundert",  jedoch  interessante  Einblicke  in  die 
Fortschritte  seiner  Technik,  insoweit  sich  nationale  sowie  dem  Romanischen 
entlehnte  Stoffe  mehr  und  mehr  von  den  klassizistischen  Formen  unab- 
hängig machten^  gewährt  Karl  Lüick*'').  Er  stellt  sich  damit  bewusst 
selbständig  neben  Fischers  ergebnisreiche  Erwägungen,  indem  er  das 
Ringen  des  über  minderwertige^  meist  romanische  Vorlagen  emporwachsenden 
englischen  Nationaldramas  an  dem  Massstabe  misst,  dass  (S.  142)  „volle 
Einheitlichkeit  nur  dort  vorhanden,  wo  sie  bereits  in  der  Quelle  vorge- 
bildet war,  namentlich  da,  wo  der  Dichter  eine  Novelle  verarbeitet". 
Ganz  analog  äussert  sich  Luick  (S.  182 f.)  betreffs  des  eigentlich  elisa- 
bethanischen  Dramas,  wobei  er  für  dessen  einheitliche  Komposition 
Seneca,  trotz  seiner  grossen  Einwirkungen,  als  Vater  abstreitet,  dagegen 
(S.  187)  bei  den  lateinischen  Dramen  Englands  im  16.  Jahrhundert  die 
Einheitlichkeit  als  Ergebnis  des  altklassischen  Einflusses  hinstellt  Auch 
allerlei  Gesichtspunkte  technischer  Art  bringt  Luick*'*)  bei,  indem  er 
hauptsächlich  die  Einheit  des  Helden  und  der  Handlung  ins  Auge  fasst, 
aber  (S.  182 — 184),  wenigstens  für  die  Männer  des  elisabethanischen 
Dramas,  aus  den  beliebtesten  Stoffquellen,  den  Novellen,  also  nicht  aus 
den  älteren  Vorbildern  ableitet,  mögen  diese  nun  mittelalterliche  Morali- 
täten  oder  lateinische  Senecastücke  bezw.  deren  Sippe  sein.  Dabei  ist 
der  zwiefach  romanische  Einfluss  bei  ziemlich  vielen  interessant,  die  neben 

Ginn  and  Co.  I:  1897,  XXXVII -f  618  S.;  II:  1898,  IX -f  590  S.  43)  QF. 
80.  44)  LBIGRPh.  XXII 110-115.  45)  Strassburg  1893.  Trübner.  46)  LBI- 
GRPh.  XVIII  268—273.  47)  In:  FNLH.  Weimar,  E.  Felber  1898  (21  Mit- 
arbeiter; 567  S.);  S.  131—187.  47»)  Besprochen  von  W.  K[ellerJ  JbDSG.  35, 
298  f. 


L.  Fränkel.  II  195 

ihrer  klasHizistischen  Richtung  stofflich  auf  italienischen  Novellen  fussen 
(vgl.  z.  B.  8.  140  „Tancred  and  Gismunda''  nach  Boccaccio  Decamerone 
IV  1  u.  „Promus  and  Cassandra"  nach  Cinthios  Hecatommiti  VIII  5).  — 
In  engsten  Zusammenhang  hiermit  gehörten  die  sachlich  höchst  willkommenen 
Mitteilungen  über  „Die  lateinischen  Universitätsdramen  Eng- 
lands in  der  Zeit  der  Königin  Elisabeth"^^),  die  George 
B.  Churchill  und  Wolfgang  Keller,  mit  Vorwort  von  A.  Brandl, 
geben.  Ausser  den  Inhaltsauszügen  und  sonstigem  positiven  Material 
interessieren  uns,  natürlich  neben  der  Tatsache  des  regen  lateinischen 
Theaterbetriebs  im  London  des  ausgehenden  16.  Jahrhunderts,  die  mannig- 
fachen Anlehnungen  an  italienische  Bühnendichter,  wie  Luigi  Groto, 
(8.  253  u.  319),  wie  sie  für  jene  28  8tücke  acht  verschiedener 
Gattungen  nachgewiesen  werden.  Eine  ganze  Rubrik  von  acht  Nummern 
überschreiben  die  Verfasser  der  Notizen  direkt  „Italienische  Komödie'S 
wozu  sie  (8.  286/7)  bemerken:  „Das  italienische  Lustspiel  mit  seinen 
packenden  8ituationen  nahmen  sich  auch  die  Engländer  zum  Muster  und 
unter  den  Universitätsstücken  finden  wir  manche  Bearbeitung  eines 
italienischen  Vorbildes  . .  .  Mag  auch  8hakespeare  [in  „What  you  will", 
das  gemeiniglich  mit  der  Intronatenkomödie  „Gli  Ingannati"  zusammen- 
gebracht wird]  'Laelia'  nicht  benutzt  haben,  jedenfalls  zeigt  uns  dieses 
Beispiel,  wie  eine  italienische  Komödie  in  lateinischem  Gewände  sich  dem 
englischen  Publikum  präsentierte.  Dass  der  moralische  Einfluss  dieser 
Lustspiele  auf  die  Studenten  ein  vorteilhafter  war,  wird  bei  der  bekannten 
Unsittlichkeit  der  italienischen  Komödie  mit  Becht  bezweifelt  werden 
nmseen.  Nicht  für  alle  diese  Stücke  ist  eine  italienische  Quelle  nachge- 
wiesen, aber  jedes  trägt  den  Stempel  Italiens  auf  der  Stirn,  wenn  auch 
einige  nur  englisches  Fabrikat  nach  italienischer  Art  sind."  Erwähnt 
seien:  Boccaccios  Decamerone  IV  10  als  Quelle  von  Nr.  19,  *Hyme- 
naeus'  (8.  289),  die  Rabelais- Anspielung  ^nam  os  habes  instar  Gargan tuae' 
in  „Silvanus"  wie  III  2,  210  in  dem  mit  der  Situation  der  drei  Liebenden 
ähnelnden  *As  you  like  it'  Shakespeares  (S.  297);  das  Schäferspiel  „Pastor 
fidus"  nach  Guarinis  gleichnamigem.  Das  Resum^  (S.  322)  lässt  die 
Tragödie  „an  Senecas  hohem  Beispiel,  teilweise  in  sklavisch  äusserlicher 
Nachahmung,  bald  auch  unter  dem  Einflüsse  seiner  italienischen  Jüngeres 
die  Komödie  mehr  und  mehr,  das  Schäferspiel  gänzlich  nach  italienischen 
Mustern  sich  entfalten. 

„Ariosts  'Orlando  Furioso'  in  der  englischen  Literatur 
des  Zeitalters  der  Elisabeth"  verfolgt  Jakob  Schömbs*^),  die  bisher 
zerstreuten  Bemerkungen  über  den  Einfluss  dieses  bedeutungsvollen  itali- 
enischen Epos  auf  die  wichtigste  Periode  des  „englischen  Schriftwesens" 
(S.V)  sammelnd,  prüfend,  bereichernd,  also  diese  starken  Einwirkungen  in  ihrer 
Gesamtheit.  Nach  seiner  Reihenfolge  kommen,  teils  im  ganzen,  teils  in 
Spuren,  in  Betracht:  Peter  Beverleys  „Ariodante  and  Jenevra";  George 
Turbervile;  Fenton,  Ein  „Ariodante"-Schauspiel:  Gascoigne;  G.  Whet- 
stones  Rinaldo  und  Giletta;  J.  Stewart  of  Baldyneis,  Roland  furious; 
Marlowe  in  „Tamburlaine" ;  Sir  John  Harington,  Orlando  Furiose;  Spenser, 

48)  JbDSG.  XXXIV,  221—323.  49)  Strassburger  Dißs. ;  Soden  a.  T.,  Druck 
von  P.  J.  Posch  1898.  (VIII -f-)  107  S.;  Schömbs*  kurzer  Nachtrag  dazu  ES. 
XXVI,  456. 


II  196    Roman.-engl.  Literaturbeziehungen.    16.  bis  18.  Jahrh.    1896-1901.  I. 

The  Faery  Queeiie;  Bryskett,  The  Mourning  Muse  of  Thestylis;  R.  Greene, 
The  Historie  of  Orlando  Furioso,  auch  anderwärts;  Robert  Tofte;  Shake- 
.speare  in:  A  Mids.  N.'s  Dream,  As  You  Like  it,  M.  A.  a.  N.,  The 
Teinpest;  Gervase  Markham  in  *Rodomont'  und  anderwärts.  Sodann 
für  vereinzelte  Beziehungen  und  Entlehnungen :  George  Pettie,  The  Bug- 
beai-s;  Thomas  Howell,  in:  His  Devises  (ed. Grosart,  p.  230);  Thom.  Watson; 
Samuel  Daniel;  William  Byrd,  La  Verginella;  Thomas  Lodge;  George 
Peele;  Joseph  Hall;  The  Beturn  from  Parnassus;  John  Webster;  Richard 
Bamfield;  auch  Orlando  im  Sprichwort  [bei  Hazlitt^  English  Proverbs, 
2.  ed.,   1882,  p.  324]. 

D.  Shakespeare«  —  Das  lebhafte  Interesse,  aber  auch  sogar  regel- 
rechtes Studium  Shakespeares  war  in  Italien  der  näheren  Beschäftigung 
mit  sonstiger  englischer  Literatur  schon  längst  vorausgegangen.  Jedoch 
ist  eigentlich  immer  noch  G.  Chiarini  der  einzige,  der,  mit  seinen 
„  Studi  S  h  akespeareani"^^),  wirklich  in  die  Reihen  der  literarhistorischen 
Forscher  tritt.  Von  englischen  Fachleuten,  die  dieser  Tatsache  Rechnung 
tragen,  nenne  ich  nur  Ch.  H.  Herford  in  seiner  sorgsamen  Anzeige*'). 
Im  übrigen  kommen  die  hergehörigen  Notizen  meistens  auf  „Dante  and 
Shakespeare"**)  zurück  oder  auf  poetisch  stoffliche  Anknüpfungen  des 
britischen  Genius:  so  G.  Lenti,  „Di  Giulietta  e  Romeo"*')  und  der 
schon  früher  bei  seinem  Thema  tatig  gewesens  G.  Brognoligo  mit 
„Nuove  notizie  intorno  a  Luigi  da  Porto"**)  —  den  ersten  nach- 
weisbaren Bearbeiter  dieses  italienischsten  Shakespearestoffs  mit  den  dann 
üblich  gewordenen  Namen  —  oder  der  Veteran  vergleichender  Literatur- 
geschichte Arturo  Graf  in  dem  Artikel  „Gino  Monaldi,  II  Fal- 
staff  e  Topera  buffa"**).  Auch  die  ofterörterte  Frage  „War  Shake- 
speare in  Italien?"  ist  in  diesem  Zusammenhange  erneut  in  Angriff 
genommen  worden.  Zur  Diskussion  darüber  weist  E.  Koppel*®)  gegen- 
über G.  Sarrazin  —  in  einem  eigenen  Kapitel  (5)  von  dessen  an  Hypo- 
thesen, aber  auch  an  originalen  Einfällen  (zur  vergleichenden  Literatur- 
und  zur  inneren  Motivkunde  zmnal)  reichem  Buche  „William  Shakespeares 
Lehrjahre"  —  auf  die  einfache  Tatsache  hin,  dass  Sarrazins  ein  Grund  für 
des  Dichters  Anwesenheit  auf  der  (nördlichen)  Apenninenhalbinsel,  es 
habe  damals  noch  keine  Reisehandbücher  und  -Beschreibungen  zur  Orien- 
tierung eines  Schriftstellers  gegeben,  durch  des  Walisers  William  Thomas*') 
authentische  'Historie  of  Italic'  (Ijondon  1548),  daneben  dessen  gram- 
matisch-lexikalisches Elementarbuch  des  Italienischen  (1550;  4.  Aufl. 
1567),  das  auf  das  Verständnis  Boccaccios,  Petrarcas,  Dantes  im  Titel 
Bezug    nimmt,     als     bequemes     geographisches     Orakel     hinfällig    wird. 

50)  Livomo,  Giusti,  1897,  478  S.  8".  51)  ASNS.  CI,  186.  52)  Ath. 
3761  (1899).  53)  Spoleto  1897,  133  S.  64)  BSIt.  VIII  (1899)  Heft  7/8. 
55)  NAnt.  151  (1897)  p.  528—536.  56)  JbDSG.  35,  121—126.  57)  Dieser 
hat  1544—1549  auf  dem  Kontineot,  zumeist  in  Italien,  gelebt  und  ausser 
dem  obengenannten  sehr  aufschlussrcichen  Buch  über  Italien  (neue  Auf- 
lagen 1561  u.  1562),  aus  dem  Koppel  bezeichnende  Auszüge  gibt,  von  Padua 
aus  1548  an  einen  Freund  daheim  das  Manuskript  seiner  1550  zuei*st  gedruckten 
„Principal  Rvles  of  the  Italian  Grammer,  with  a  Dictionarie  for  the  better 
vnderstandyng  of  Boccace,  Petrarcha,  and  Dante''  (schon  1568  die  vierte  und  letzte 
Auflage)  geschickt  Vgl.  auch  Koppel,  ZVglL.  N.  F.  ill  433f.:  „Dante  in  der 
englischen  Literatur  des  16.  Jahrhunderts." 


L.  Fränkel.  H  197 

Koppel  knüpft  an  Gregor  Sarrazins  Wahröcheinlichkoitcjan nahmen  eines 
italienischen  Aufenthalts  Shakespeares  an,  die  dieser  selbständig  ver- 
fahrende Gelehrte,  angelehnt  an  frühere  eigene  Studien  *®),  in  jenem  Kap.  V 
(„Shakespeare  in  Italien?")  seiner  literarhistorischen  Studie'  „William 
Shakespeares  Lehrjahre"**)  zu  begründen  unternommen:  und  zwar 
letzteres  aus  Personen-,  Ortsnamen,  Lokalkolorit,  Stimmung  u.  s.  w.,  am 
Schlüsse  (S.  310)  auch  auf  Shakespeares  französische  Kenntnisse  hin- 
deutend. Sarrazin  lässt  die  Sache  übrigens  doch  hypothetisch  und  zieht 
]iebenbei,  wie  in  der  sonstigen  Betrachtung  des  jungen  Shakespeare,  ge- 
schickt Stilunterschiede  heran;  so  markiert  er  in  der  schön  übersichtlichen 
I^dzusammenfassung  (S.  217)  mit  dem  J.  1592  „einen  bedeutenden 
Fortschritt  und  Umschwung  .  .  .:  die  Sprache  wird  blühender,  phantasie- 
voller und  erhält  ein  mehr  südliches,  italienisches  Kolorit  .  .  .  Diese 
Stilentwicklung  scheint  zusammenzufallen  mit  dem  Anfang  der  Sonetten- 
dichtung, mit  den  Liebessonetten  (vielleicht  auch  mit  der  vermuteten 
italienischen  Reise)."  Inzwischen  hat  sich  nun  aber  Sarrazins  verschiedenen 
Skizzen  und  Erwägungen*^)  ein  in  demselben  Fachorgan •^)  hervorge- 
tretener Spezialist,  der  nach  über  dreissigjähriger  Autopsie  urteilt,  Theodor 
Elze,  mit  einem  Bande  „Venezianischer  Skizzen  zu  Shake- 
speare"**) beigesellt.  Darin  vertritt  er,  laut  Vorrede,  grundsätzlich 
die  Ansicht,  „dass  es  nicht  so  sehr  darauf  ankommt,  zu  erforschen,  wie 
Shakespeare  zu  seiner  Kenntnis  Italiens  und  der  italienischen  Literatur 
gelangte,  als  vielmehr  wie  sehr  er  dieselbe  zu  seinem  geistigen  Eigentum 
gemacht  hat,  wie  anstrengungslos  und  frei  er  über  dieselbe  verfügt  und 
sie  im  grossen  Ganzen  wie  in  kleinsten  Einzelheiten  aus  seinem  Wissen 
in  seine  dichterischen  Schöpfungen  hinauszugestalten  vermag".  Obwohl 
nun  Elze,  mit  genauer  selbständiger  Kenntnis  der  Ortlichkeiten,  Sitten  u.  s.  w. 
sowie  mit  guter  Wiedergabe  der  Ergebnisse  der  Shakespeare-Stoff-  und 
Quellenkunde,  die  in  Betracht  kommenden  Dramen,  darunter  auch  die 
fünf  antiken  Kömerstücke,  peinlich  auf  italische  Niederschläge  sondiert, 
so  spricht  er  sich  doch  endgiltig  für  direkte  schriftliche  und  mündliche 
Berichte  englischer  Italienfahrer  als  die  Quellen  Shakespeares  aus  betreffs 
Venedigs  und  Paduas,  während  seine  Kenntnis  der  Lombardei,  von 
Florenz  und  Pisa  aus  Büchern  stammen  könne.  Ober  Elzes  zusammen- 
hängende Auseinandersetzungen  hat  ein  längerer  Aufsatz  Fr.  Wilh. 
Altmann*  (in  Rom),  „War  Shakespeare  in  Italien?"^*)  referiert, 
und  auch  ein  gleichzeitiger  Artikel  von  — r.,  „Shakespeare  in 
Italien"**),  fusst  auf  gleichem  Boden.  Und  Wolfg.  Keller  mutmasst 
„Zu  Shakespeares  italienischer  Reise"*')  gegenüber  Sarrazins 
Fundament^  dem  italienischen  Verse  *Venetia,  Venetia  etc.'  in  Love's 
Labour's  Lost  IV  2,  100,  der  Dichter  könne  solche  Stellen  wie  manches 
andere  Zitat  oder  Charakteristikum  z.  B.  aus   James  Sandfords    *Houres 

58)  Vgl.  JBRPh.  IV  II  459,  .i~-t^  59)  LF.  V.  Weimar  1897;  XIII -f 
232  S.;  Kap.  V  steht  S.  118-131.  60)  Besonders  JbDSG.  XXIX/XXX, 
249—254;  XXXI,  164—176.  61)  Eb.  XV,  263  u.  ö.  62)  München.  Theod. 
AckermanD  1899,  161  S.:  die  meisten  der  acht  Kapitel  sind  überarbeitete  und 
vervollstäDdigte  Joumalaufsätze.  Die  Beitenziffern  des  InhaltsverzeichDisses 
weichen  durchweg  von  denen  des  Textes  ab!  63)  G.  57.  Bd.  (1900)  Nr.  4 
S.  55—58.  64)  „Der  Thürmer",  hrsg.  v.  Grotthuss,  Jahrg.  1900,  Febr, 
65)  JbDSG.  XXXV,  260-264. 


II  198     Roman.-engl.  Literaturbeziehungen.    IG.  bis  18.  Jahrh.    1896—1901.  I. 

of  Recreation«»»)  or  .  .  .  The  Garden  of  Pleasure  .  .  .'  (1573;  2.  Aufl. 
1576)  oder  aus  dem  Londoner  Verkehr  mit  Italienbesuchern  bezw.  Ori- 
ginalitalienern kennen  gelernt  haben.  Die  Frage  nach  etwaiger  persön- 
licher Bekanntschaft  des  grössten  Schriftstellers  englischer  Zunge  mit 
romanischer  Kultur  an  Ort  und  Stelle  vermag  eben  bei  der  Möglichkeit 
„War  Shakespeare  in  Italien  ?"  direkt  einzuhaken. 

Eine  ganz  neue  Brücke  schlagen  die  Studien  William  Vollhardt" 
für  „Die  Beziehungen  des  Sommernachtstraums  zum  itali- 
enischen Schäferdrama""*).  Abschnitt  I,  „Der  bisherige  Stand 
der  Quellenfrage.  Charakteristische  Züge  des  Sommernacht- 
traums", weist  besonders  auf  die  von  ten  Bnnk  eröffneten  Anklänge  an 
Yorge  da  Montemayors  „Diana",  die  Shakespeare  ja  für  „The  two  gent- 
lemen  of  Verona"  benutzt  haben  soll,  hin,  neigt  aber  weit  mehr  zur  An- 
nahme starker  Anleihen  beim  —  wie  er  (S.  5  f.)  andeutet,  auch  von 
Lyly  in  mehreren  Dichtungen  nachgeahmten  —  „italienischen  Pastoral- 
drama", dem  er  Kap.  II  widmet,  leider  ohne  schon  Smith'  Schrift 
„Pastoral  Inf  lue  nee  in  the  English  Drama",  über  die  G.Sarrazin 
gut  referiert  hat*'),  zu  kennen.  Im  III.  folgt  ein  „Vergleich  des 
Sommernachts traums  mit  einzelnen  [italienischen]  Schäfer- 
dramen", unter  deren  Verfassern  übrigens  der  auch  sonst  —  vgl.  oben 
Nr.  48  und  „Romeo  and  Juliet"  —  für  Shakespeare  bedeutsame  Luigi 
Groto  figuriert.  Endlich  Abschnitt  IV  führt  „Oberen  und  Titania"") 
ausführlich  auf  mythologische  Tradition  zurück.  Über  die  so  weit  ge- 
druckte Arbeit ^•)  referiert  Rudolf  Fischer  sachkundig'®).  —  Von 
Wilhelm  Wetz'  ganz  selbständig  angelegter  Betrachtung  von  „Shake- 
speare vom  Standpunkte  der  vergleichenden  Literaturge- 
schichte", die  mit  Band  I,  „Die  Menschen  in  Shakespeares  Dramen", 
immer  noch  als  Torso  dasteht,  ist  eine  2.  (Titel-)Ausgabe  eben  dieses 
1.  Bandes,  dieser  literarästhetischen,  antiphilologischen  Shakespearepsycho- 
logie voll  Tainescher  Methode  und  französischer  Parallelen,  erschienen'^). 
—  „Zu  *Merchant  of  Venice'  I  3"  zieht  A(lois)  B^andl)'^)  aus 
„Pollock    and    Maitland,    History  of  English  law"   II  222    einen   bisher 

65»)  W.  Keller  beschäftigt  sich  zwar  a.  a.  O.  S.  261—262  mit  der  Titel- 
änderuDg  des  zweimal  aufgelegten  Buches,  stelltauch  fest,  dass  dessen  editio  princeps 
von  1573  nur  The  Garden  of  Pleasure'  (ganz  ohne  Einfluss  auf  Shakespeares  Be-  - 
Zeichnung  der  Lombardei  als  'the  pleasant  garden  of  Italy'  [The  tamg.  of  th. 
shr.]?!),  die  zweite  Ausg.,  v.  1576,  obigen  (übrigens  viel  langem)  Doppeltitel 
tragt;  aber  die  deutliche  Anlehnung  im  Anfangsbestandteile  des  neuen  Titels  au 
Lodovico  Guicciardinis  'Höre  di  Rccreatione',  das  damals  viclgelesene  und  wieder- 
holt aufgelegte  Anekdotenbüchlein  (s.  authentische  Ausg.  Antwerpen  1568; 
andere  Ausg.  1571,  1572,  1573  u.  ö. ;  die  französische  Obersetzung  stammt  von 
Belleforest,  dem  Mitredaktor  des  Boaistuauschen  französischen  Bandello,  der  für 
zahllose  englische  erzählende  wie  dramati.^^he  Poesien  der  klassischen  Periode 
die  Basis  gebildet  hat:  vgl.  Fränkel  ZVglL.  N.  F.  III  187  f.,  IV  54  u.  ö.)  fehlt 
da.  66)  Beilage  zum  Jahresbericht  der  II.  Realschule  zu  Leipzig,  1899, 
Nr.  603.  Leipzig.  Druck  v.  Bruno  Zabel.  32  S.  67)  ES.  XXV  (1898).  298. 
68)  Auch  in :  VxLivVPhS.  Dresden  1898:  „Die  Vorbilder  Shakespeares  für  Oberon 
und  Titania."  69)  S.  32:  „Aus  rein  äusserlichen  Gründen  konnte  vorläufig  nur 
ein  Teil  der  Arbeit  im  Drucke  erscheinen,  doch  wird  diese  demnächst  in  einer 
Fachzeitschrift  vollständig  zur  Veröffentlichung  gelangen".     70)  ABbl.  X,  nr.  5. 

71)  Hamburg   1897,    Händcke   u.    Lemkuhl,    XX  u.  579  S.    (1.  Aufl.  1890). 

72)  ASNS.  Bd.  0,  S.  3341 


L.  Fränkel.  H  199 

den  Erklärern  entgangenen  Gegensatz  der  englischen  Gepflogenheit  eine» 
Schuldbriefs  ohne  Angabe  einer  Verfallstrafe  zu  'the  bond  with  a  clause 
of  defeasance'  (mit  Verfallsklausel),  wie  ihn  italienische  Wechsler  im 
späteren  Mittelalter  gelegentlich  importierten,  heran:  „manchmal  werden 
dabei  auch  Zinsen  erwähnt,  besonders,  wenn  der  Verleiher  ein  Italiener 
war.  Shylocks  Schein  machte  daher  auf  die  Leute,  unter  denen  Shake- 
speare lebte,  mehr  den  Eindnick  des  Fremdländischen  als  des  Uner- 
hörten." —  Elimar  Klebs,  „Die  Erzählung  von  Apollonius  aus 
Tyrus"''*)  bietet  „eine  geschichtliche  Untersuchung  über  ihre  lateinische 
Urform  und  ihre  späteren  Bearbeitungen"  und  greift,  wo  er,  gemäss 
seinem  Rezensenten  Fr.  Panzer''^)  (dieser  bespricht  wesentlich  nur  den 
ersten,  der  „Urform"  geltenden  Teil),  die  „mittelalterlichen  und  neueren 
Bearbeitungen  eingehend  und  sorgfältig  verfolgt",  auch  auf  das  Ein- 
dringen ins  englische  Schrifttum  über.  Näher  widmet  dieser  Sache 
Albert  H.  Smyth  sein  fleissiges  Buch  „Shakespeare's  Pericles  and 
Apollonius  ofTyre"'*),  das,  obzwar  „a  study  in  comparative 
literature"  benannt,  doch  mehr  nach  als  aus  einander  ableitet:  the  story 
of  Apollonius,  the  origin,  the  antiquity,  the  persistence;  German,  Scandi- 
navian,  Dani^h,  Dutch,  Hungarian,  Italian,  Spanish,  Proven9al,  French, 
Modern  Greek,  Russian  versions;  The  story  in  English;  Shakespeare's 
"Pericles  Prince  of  Tyre";  the  stability  of  the  story;  correlated  stories; 
als  Anhang  der  Text  aus  den  Gesta  Romanorum.  —  Dem  Sinne, 
Gebrauche  und  der  Fortpflanzung  des  Wortungeheuers  „Honorifica- 
bilitudinitatibus"  in  Shakespeares  Love's  labour's  lost  VI,  42f.,  über 
dessen  neuere  Aufiiellung  man  JBRPh.  IV  ii  509  us — ig  vergleiche,  geht 
nochmals  Alfr.  v.  Maüntz''**)  nach,  stellt  es  bei  italienischen  Latinisten  des 
18.  und  14.  Jahrhunderts  als  üblich  fest,  aus  deren  Drucken  im  15.  und 
IG.  Jahrhundert  es  neu  erwacht  und  so  jedenfalls  durch  Joannes  de  Balbis 
epochemachendes  *Catholicon'  (19  Ausgaben  des  15.  Jahrhmiderts  in 
Italien,  Frankreich,  Deutschland)  englischen  Gelehrten  jener  Zeit  be- 
kannt geworden  sei''').  -^  Zur  Urgeschichte  des  Othello"  weist 
Eduard  Engel'®)  auf  die  längst  belegte  Anknüpfung  Shakespeares 
an  den  Venetianer  Christophalo  Moro  (bei  Marino  Sanuto  VII  S.  65G 
unter  27.  Oktober  1508)  und  das  noch  ungelöste  Rätsel  der  Herkunft 
des  Namens  Othello  hin.  Engel  stellt  da  fest:  1.  des  Comniendatore 
Levi  in  Venedig  neuerliche  angeblich  archivalisch  ausgegrabene  Geschichte 
aus  der  Familie  der  dortigen  Mori  besitzt  mit  der  Othellofabel  „kaum 
die  entfernteste  Ähnlichkeit";  2.  Christophalo  Moro,  bis  1508  venezi- 
anischer capitano  Cyperns,  ist  zweifellos  das  historische  Vorbild  des 
Othello  der  Dichtung;  3.  ausser  dem  symbolischen  (griechisch  „Die  Un- 
glückselige") Namen  Disdemona  lässt  der  Novellist  Cinthio,  ganz  wieder 
seine  Gewohnheit,  alle  Personen  der  Othellogeschichte,  auch  deren  Helden, 
unbenannt;  4.  der  Name  Othello  kommt  nicht,  wie  alle  Erklärer 
(Johnson-)  Steevens*  Ausgabe  nachgeschrieben,  in  Reynolds'  Buch  vor, 
das   eine  Basis    für   die   Shakespearesche   Handlung,    auch  Jagos  Namen 

73)  Berlin,  G.  Rciracr,  1899,  XII -f  532  S.  Gr.  8^  74)  LBIGRPh.  XXII, 

8p.  1-4.    75)  Philadelphia,  Mac  Calla  and  Co.  1898, 1 12  S.  76)  JbDSG.  XXXIII, 

271-274.  77)  Vgl.  JBRPh.  a.  a.  O.  Borinski  u.  a.  78)  JbDSG.  XXXV. 
271—273. 


II  200    Boman.-eDgl.  LiteraturbeziehuDgen.    16.  bis  18.  Jahrb.    1896—1901.  I. 

enthalten  solle:  dies  Doppelratsel  ist  also  unp:elöst;  5.  Shakespeare  ina^ 
die  Namensform  der  italienischen  Quelle  Disdeniona  in  Desdemona  ge- 
ändert haben,  um  seine  Zuhörer  nicht  *this  demon'  hören  zu  lassen.  — 
„Der  Streit  um  die  Küste  von  Bohemia  im  Wintermärchen", 
von  Ludwig  Fränkel''®)  mit  vielen  literarischen  Parallelen  und  histo- 
rischen Ausblicken  nachgeprüft,  eröffnet  u.  a.  eine  eigenartige  Übersicht 
über  Shakespeares  geographische  Kenntnis  der  Apenninenhalbinsel  und 
gibt  Anlass,  dies  problematische  Wissen,  in  Verbindung  mit  einer  Menge 
zufällig  (lazustimmender  literarischer  Momente,  unter  die  Lupe  zu  nehmen, 
wobei  allerdings  der  sicher  absichtliche  Märchencharakter  in  *The  Winters 
Tale'  einen  Fingerzweig  dafür  gibt,  bewusste  Seltsamkeiten  des  äussern 
Sachverhalts  nicht  bis  aufs  I-Tüpferl  quellenmässig  zurückzuverfolgen. 
—  Gemäss  dem  oben  (zu  Nr.  CG)  zitierten  Ausgangspunkte  W.  Voll- 
hardts  schlägt  R(ud.)  Tobler^®)  zwischen  „Shakespeares  Sommer- 
nachtstraum und  Montemayors  Diana*^  eine  noch  viel  massivere 
Brücke  als  bisher,  indem  er  beide  Zauberpflanzen  des  Engländers 
{love-in-idleness;  Dianas  bud)  im  spanischen  Roman  bezw.  dessen  Fort- 
setzung (von  Gil  Polo)  aufspürt  und  auch  die  Geschichte  der  Liebes- 
paare des  „Midsummer  Night's  Dream"  wenigstens  bis  zum  Ende  des 
II.  Aktes  bei  Montemayor  Buch  I  entlehnt  sein  lässt 

„Die  Urquelle  von  Shakespeares  *Much  Ado  about 
Nothing'"  findet  Konrad  Weichberger®^)  freilich  in  dem  spat- 
griechischen Roman  des  Chariten  aus  Aphrodisias  (c.  380 — 430),  „Chaereas 
und  Kallirrhoe",  versteckt^  nimmt  aber  natürlich  als  Basis  der  Shake- 
speareschen  Behandlung  Bandellos  Novelle  I  22  an,  die  wiederum  auf 
die  in  Florenz  (Benediktinerkloster  La  Badia)  liegende  Chariton-Handschrift 
(erst  1750  gedruckt)  zurückgehen  dürfte.  Das  letztere  gilt  zweifellos 
auch  von  G.  Giraldi  Cinthios  Hecatommiti,  introdutt,  nov.  9,  die  neben 
dem  „geradezu  äffischen  Abbild**  der  eigentlichen  betrügerischen  Komödie 
nach  Chariton  aus  Bandello,  ferner  den  verwandten  Geschichten  in  Ariosts 
„Orlando"  IV  55 — VI  16  und  dem  altkatalanischen  Ritterroman  *Tirant 
lo  Blanch'  des  Johan  Martorell  (Valencia  1430)  cap.  267—283  (Ausg. 
Aguilo  y  Fuster,  1877,  III  216)®^«)  „eine  Art  grobes  Ragout"  gebraut 
hat.  Auch  diese  romanischen  StofFvariationen  vergleicht  Weichberger  kurz 
mit  einander  und  stellt  als  Pendant  einer  ähnlichen  Fabelfiliatiou  eingangs 
das  „Romeo  und  Julia"-Thema  mit  seiner  Beliebtheit  bei  den  italienischen 
Renaissancenovellisten  und  seiner  angeblichen  Wurzelung  beim  Spätgriechen 
Xenophon  Ephesios  daneben^**»). 

In  den  Zusammenhang   Shakespeares    mit  Italien    gehört  das   Buch 

79)  Eb.  XXXIV,  346-357.  80)  Eb.  S.  358-366.  81)  Eb.  ö.  334—345. 
81a)  Dieses  kuriose  Werk,  im  vergleichend-literarhistorischen  Sione  bei  Dunlop- 
Liebrecht,  Gesch.  d.  Prosadichtg.  S.  172  u.  287 f.,  sowie  bei  Simrock,  Die 
Quellen  Shakes[)earcs ^  II  169  herangezogen,  fand  auch  bei  Alb.  Mennung, 
„Der  Bei  Inconou  des  Benaut  de  Beaujeu  in  seinem  Verhältnis  zum  Lybeaos 
Disconus,  Carduino  und  Wigalois*'  (1890;  vgl.  JBRPh.  I  419.  421,  648).  Berück- 
sichtigung. 81b)  Weichberger  S.  339  rekurriert  hierfür  wie  noch  die  meisten 
neuesten  Begistrierer  auf  (K.  P.  Schultzes  s.  Zt.  ausreichende  Abhandlung) 
JbDSG.  XI  140,  obwohl  durch  L.  Fränkel.  ZVglL.  N.  F.  III  171,  IV  48,  VII 
143,  dieses  typische  Beispiel  für  ein  romanisch  (ita]ieni8ch)-engli8che6  Quellen- 
Verhältnis  aDerkanntenna.H8en  auf  ganz  neue  Grundlagen  gestellt  worden  ist. 


L.  Fränkel.  H  201 

t 
Edward  MEYER^  „Machiavelli  and  the  Elizabethaii  drama"®^). 
Dessen  ersterer  viel  kürzerer  Teil  behandelt  „Maehiavelli  in  English 
Literature  previous  to  the  drania",  von  S.  30  an  „in  the  drama".  Laut 
S.  XI  hat  sich  Meyer  395  auf  Machiavelli  bezügliche  Stellen  aus  der 
Elisabethanischen  Literatur  notiert.  Seite  3«,  26,  94  f.,  116,  118,  124, 
130,  142,  169  spricht  er  über  den  Einfluss  des  *Belphegor' ®*),  den  er 
eigentlich  ausschloss.  S.  14  heisr^t  es  von  Dante,  Petrarca  und  Boccaccio . . . 
Machiavelli,  Ariost,  Tasso  .  .  .:  These  brilliant  lights,  accompanied  by 
lesser  luminaries,  had  all  appeared  before  England  (To  be  sure,  Chaucer 
had  lit  up  bis  country  immediately  after  the  first  great  Italian  frio;  but, 
when  the  glow  of  bis  genius  died  out,  a  very  gloomy  twilight  set  in), 
Germany,  France,  and  Spain,  had  emerged  from  inedieval  du.sk."  Gemäss 
Meyer  S.  18  ist  auch  Aretino  zahlreiche  Male  (simply  legion)  bei  den 
Elisabethanern  zitiert.  Auch  für  Dante,  Petrarca,  Boccaccio,  Ariost, 
Sannazzaro,  Michelangelo  finden  sich  reichliche  Belege  bei  Meyer  verstreut. 
Dieser  zitiert  S.  174  Anm.  1  aus  "Walton  and  Cotton's  complete  angler" 
ed.  Nicholas  CLXVI  eine  Stelle  von  sechs  ianibischen  Fünffüsslern,  wo 
Cockayne  dem  Cotton  dankt,  dass  er  aus  dessen  Bibliothek  im  Originale 
d'Avila,  Beutivoglio,  Guicciardine  |!|  und  ^Machiavil'  habe  lesen  können, 
„the  prime  historians  of  late  times;  at  least  in  the  Italian  tongue  allo- 
wed  the  best".  Abgesehen  von  Adolf  Haupfen"  höchst  interessantem 
Nachweise  „Zu  Machiavelli  in  England"**),  dass  die  bezügliche 
Wissensquelle  der  englischen  Pamphletisten  und  Poeten  um  1600,  Gen- 
tillets  ungerechter,  ja  gehässiger  „Discours  sur  les  Moyens  de  bien 
gouverner .  .  .  Contre  Nicholas  Machiavel"  (1576),  bereits  1577  anonym 
für  England  als  „Commentariorum  de  regno  .  .  .  libri  tres  .  .  .  Adversus 
Nicolaum  Machiavellum"  lateinisch  erschienen  und  so  (Neuauflagen  1578, 
1590,  1599,  1611,  1647)  zweifellos  das  Hauptfuudament  der  anti-  und 
pseudomachiavellischen  Kenntnisse  der  damaligen  Literaten  Englands  ge- 
worden sei,  sind  unter  den  Besprechungen,  die  E.  Meyers  Fleiss  und  Resul- 
tate loben,  zu  nennen  die  von  G.  Schleich®*),  H.  Logeman®®),  ganz 
besonders  die  von  E.  Koppel®''),  diese  von  Schleich  (S.  206)  „eine  unent- 
behrliche Ergänzung"  getauft,  die  sie  stofflich  ist,  und  die  von  Rud. 
Fischer®®),  die  über  Meyers  anerkannte  Sammelergebnisse  hinaus  das 
vermisste  tiefere  Resum6  gibt. 

Das  Hin  und  Wider  Shakespearescher  Beziehungen  zu  Frankreich 
ist  sehr  vielseitig.  Kurz  vor  Meister  Williams  Glanzzeit  waren  „The 
Essays  of  Michael,  Lord  of  Montaigne"  translated  by  John 
Florio,  den  bekannten  mit  Shakespeare  mannigfach  verknüpften  Lon- 
doner Sprachlehrer  und  Übersetzer:  Israel  Gollancz  hat  diese  Arbeit 
jetzt  für  die  Temple  Classics  neu  herausgegeben  ®®).  Dem  Problem 
„Montaigne  and  Shakespeare"  rückt  John  M.  Robertson*®)  ge- 
lehrt zu  Leibe,  während  ein  Anonymus  speziell  „Hamlet  and  Mon- 
taigne"*^)    in   der   Anschauung    zusammenbringt.  —  Wo  man  es  nicht 

82)  LF.  I.  Weimar  1897,  E.  Felber,  XII  -f-  181  S.  83)  Vgl.  JBRPh.  IV 
II 506  100.  84)  JbDSG.  XXXV,  274—276.  85)  ASNS.  Bd.  C  S.  203-206. 
86)  Mus.  V,  Heft  4.  87)  ES.  24. 108— 18.  88)  ABbl.VlII,  I89anr.  12.  89)  Lon- 
don, J.  M.  Dent.  1:  VIII -f- 294  S.;  II:  497  S.  90)  Ix)ndon,  University  Press. 
169  S.  S\    91)  Ac.  nr.  1366  (1898). 


II  202    Roman.-engl.  Literaturbeziehungen.    16.  bis  18.  Jahrh.   1896—1901.  I. 

• 
vermutet,  in  einer  Revue  über  „Neuere  und  neueste  Hainleter- 
klärung",  kontrastiert  A.  Schröer»*)  (S.  140--143)  sauber  Shake- 
speares Handlung  mit  der  dieser  zugrunde  liegenden  Gestaltung  der 
Saxo  Grammaticusscben  Fabel  in  Belleforests  ,,Histoire8  Tragiques".  — 
Bei  Paul  Stapfer  stehen  „Moliere  et  Shakespeare"®*)  in  seiner 
Charakteristik  beisammen.  —  Einen  neuen,  bei  aller  Gedrängtheit  voll- 
standigen  Überblick  über  „Shakespeare  in  Frankreich"  von  der 
Mitte  des  17.  Jahrhunderts  bis  auf  die  jüngsten  literarhistorischen  Studien 
liefert,  auf  eine  Fülle  bestimmter  Daten  und  Belege  gestützt,  Jakob 
Engel®*).  Den  einzelnen  Aneignern  volle  Grerechtigkeit  widerfahren 
lassend,  leugnet  Engel  doch  die  wahre  Rezeptionsfähigkeit  des  franzö- 
sischen Publikums  für  Shakespeare  bis  auf  diesen  Tag.  Zu  den  wenigen 
Ausnahmen  gehört  ein  Gewährsmann  Engels,  J.  J.  Jusserand  (vgL 
oben  Nr.  37),  mit  seiner  ausgezeichneten  Darstellung  „Shakespeare 
en  France  sous  l'ancien  regime"**),  die,  dann  als  „Shakespeare  in 
France  under  the  Ancient  r^gime"*^)  rasch  englisch  erschienen,  im 
Mutterlande  des  im  geschichtlichen  Fortleben  Porträtierten  das  Bedürfnis 
erwiesen  hat.  Den  Reichtum  seines  Inhalts  und  die  Sicherheit  des  Vor- 
gehens erweisen  schon  die  Kapitelüberschriften:  Au  temps  de  Shakespeare: 
Anciennes  relations  litt^raires  entre  la  France  et  TAngleterre.  —  Influ- 
ences  6trang^res  sur  notre  th^ätre  au  temps  de  Shakespeare.  —  Sous 
Louis  XIV:  Les  Ind^pendants  fran9ais.  —  Le  triomphe  des  R^guliers. 
—  Rapports  avec  TAngleterre  avant  et  api*^s  la  Restauration.  —  Le 
XVIIP  si^cle:  Vers  TAnglomanie.  —  Influence  du  thMtre  anglais  sur 
la  sc^ne  fran9aise.  —  Les  innovations  de  Voltaire.  —  Anglomanie  et 
francomanie.  —  Resultats  de  ces  tendances.  —  La  Guerre  ä  propos  de 
Shakespeare.  ~  Shakespeare  sur  la  scöne  fran9aise.  —  L'^poque  de  la 
Revolution.  —  6pilogue:  Shakespeare  siffl^  (1822).  —  Shakespeare  jou4 
en  anglais  a  Paris  (1827).  Les  personnages  et  les  drames  shakespeariens 
vulgaris6s  en  France.  Statt  abgerissener  Glossen  zu  diesem  neuen 
Grundwerk  über  englischen  Literatureinfluss  in  Frankreich  notieren  wir 
als  gehaltvollste  Würdigungen  Jusserands  die  von  Joseph  Texte  •"'), 
C.  Stryienski^^),  f.  Ed.  Schneegans®®),  einem  Anonymus^®®).  — 
Gleichsam  zur  Ergänzung  einzelner  Partien  dieses  überaus  stattlichen 
Kompendiums  nenne  man  noch:  Ch.  Dejob,  „La  trag^die  historique 
chez  Voltaire  et  Shakespeare"^^^);  die  Blossstellung  „Lemercier's 
als  Plagiator  Shakespeares"  durch  A.  L.  Stiefel^®*),  welche 
sich  auf  die  Komödie  „Le  frere  et  la  soeur  jumeaux"  (1816)  —  nach 
„Twelfth-Night",  wohl  mit  Neben  benutzung  von  dessen  QueUe,  Bandellos 
Novelle  II  36  oder  der  französischer!  Übersetzung  der  letzteren  durch 
Belieferest  [vgl.  oben  Nr.  92]  IV  nr.  63  —  bezieht  und  daher,  zumal 
in  Rücksicht  der  von  Stiefel  S.  338  selbst  reproduzierten  Ansicht  Albert 
Lacroix'^®^)  über  Lemerciers   sonstige  freiere  Anlehnung  an  Shakespeare, 

92)  JbDSG.  XXXV,  136—165.  93)  Paris,  Hachette  et  Cie.  4.  ^t.  16«. 
398  S.  94)  JbDSG.  XXXIV,  66—118.  95)  Paris,  Armand  Colin  et  Cie.  1898; 
schon  Cosm.  1896,  novb.  u.  decb.,  1897  jan.  u.  febr.  ein  Essay  Jusseraods 
unter  derselben  Überschrift.  96)  London,  T.  Fisher  Unwin.  97)  RHLF.  VI, 
S.  144.  98)  RCr.  1899  nr.  3.  99)  LBlGRPh.  XX,  379  f.  100)  Ath.  nr.  3719. 
101)  RCC.  VII  (1899),  31.  102)  ES.  XXVI,  337-352.  103)  In  seiner 
ausführlichen    Preisschrift     „Histoire    de    Tinflucncc    de    Shakespeare    sur   le 


L.  Fränkel.  II  203 

mit  dem  allgemeinen  Makelausdruck  zu  scharf  ist;  ferner  Mantoux, 
„La  jeune  France  et  le  vieux  Shakespeare"^^*).  —  VewHenstlich  gab 
Fern.  Henry  „Les  sonnets  de  Shakespeare  traduits  en  fran9Hi8 
avec  introduction,  notes  et  bibliographie"*®*)  gut  heraus. 

ESne  nette  Probe  der  Stellungnahme  solcher  Epigonen,  welche 
Shakespeare  dramatische  Stoffe  oder  Leitmotive  der  Handlung  entlehnten 
und  doch  die  Quellen  selbständig  durcharbeiteten,  stellt  die  Rostocker 
Dissertation  Willy  Schramm*  dar:  Thomas  Otways  „The  History 
and  Fall  of  Gaius  Marius**  und  Garricks  „Romeo  and  Juliet" 
in  ihrem  Verhältnis  zu  Shakespeares  „Romeo  and  Juliet'^ 
und  den  übrigen  Quellen *^^).  Da  sehen  wir  den  genialen  Schau- 
spieler Garrick  auch  als  gewiegten  Dramaturgen,  der  z.  B.  (S.  64 f.; 
Garricks  Einleitung  zu  seiner  Tragedy,  1751,  Einltg.  S.  1)  „Bandello, 
the  Italian  Novelist,  from  whom  Shakespeare  has  borrowed  the  Subject 
of  this  Play*^  mit  Shakespeare  vergleicht  und  da  letzteren  das  Erwachen 
der  Julia  vor  Romeos  Tod  übersehen  lässt  „not  perhaps,  from  Judge- 
ment,  but  from  reading  the  Story  in  the  French  or  English  Translation, 
both  which  have  injudiciously  left  out  this  Addition  to  the  Catastrophe" ; 
so  hat  denn  Garrick  auch  diese  von  Bandello  erzählte  Episode  seiner 
Novelle  „La  Sfortunata  Morte  di  Due  Infelicissimi  Anianti"  eigen» 
dramatisiert.  —  Lediglich  als  einen  Beleg  für  eine  intensive  Beschäftigung 
mit  dem  englischen  Dichterfürsten  in  Italien  nennen  wir:  „Shakespeare 
o  Bacone?  Controversia  letteraria.  Discorno  inaugurale  letto  Da  Mo- 
destino DE  Bellis,  Professorio  ordinario  di  Lingua  e  Letteratura  inglese 
[in  Bari]"*®')  —  wie  es  deren  letztere  am  10.  November  1895,  wo  diese 
vorgetragen,  auf  der  Apenninenhalbinsel  erst  gar  wenige  gab. 

Die  erste  deutsche  kritische  und  erläuterte  Gesamtausgabe:  „Shak- 
s  per  es  Werkte.  Herausgegebeu  und  erklärt  von  Nikolaus  Deliüs",  ist 
in  einer  billigen  6.  (Stereotyp-)  Auflage  in  2  Bänden  erschienen*®^)  und  lässt 
auch  von  dem  Standpunkte  dieses  unseres  Sammelreferats  erneut  die 
Sorgfalt  bewundern,  mit  der  N.  Delius,  dieser  emsige,  auch  im  Romanischen 
vorzüglich  beschlagene  Anglist,  lange  vor  dem  Beginne  einer  rationellen 
Quellen-  und  Versionen vergleichung  in  den  Einleitungen  und  Fussnoten 
zu  dem  hier  dargebotenen  Texte  Art  wie  Grad  der  Abhängigkeit  bezw. 
Beeinflussung  Shakespeares  festzulegen  gewusst  hat.  —  In  Meyers 
Klassikerausgaben  sind  eingereiht  worden :  „Shakespeares  dramatische 
Werke.  Übersetzt  von  Aug.  Wilh.  von  Schlegel  und  Ludwig  Tieck. 
Herausgegeben  von  Alois  Brandl"*®*).  Aus  dieser  von  geübten  Philo- 
logenaugen überwachten  unbedingt  verlässliehen  Revision  interessieren  uns 
hier  in  erster  Linie  die  durchweg  sicheren  Angaben  über  das  Quellen- 
verhältnis, die  Filiation  der  Stofffassungen  u.  s.  w.  in  den  Einleitungen. 
Da    seien    beispielsweise    hervorgehoben:    Bd.  IV  S.  5   für   „Romeo  und 

ThdAtre  francais  jusqu'ä  nos  jours"  (Brüssel  1850).  104)  S.  Ac.  1421  (1899). 
105)  Paris,  Ollendorff,  1899,  4«.  106)  Greifswald,  Druck  von  Julius  Abel,  1898, 
76  S.  107)  Ohne  Ort  und  Jahr  (Bari  1896);  134  Ö.,  davon  115—134  literar- 
historischer und  bibliographischer  appendice ;  natürlich  lehnt  de  Bellis  die  „Bacon- 
Theorie"  glatt  ab.  108)  Berlin  (-Carlshorst),  Hans  Friedrich,  o.  J.  (1899),  I. : 
1088  S.;  II.:  858  S.  109)  10  Bände,  Leipzig  u.  Wien,  Bibliographisches  In- 
stitut (Meyer),   1897—1899. 

V  Ol  Im  8  Her,  »om.i^J«hr«ab«rioht^VIII.  14 


II  204    Roman.-engl.  Wechselbeziehungen.    16.  bis  18.  Jahrh.   1896—1901.    I. 

Julians  wo  auch  S.  4  fein  bemerkt  ist:  „Es  ist  bezieichnend,  dass  er 
gerade  hier,  das  einzigemal  in  seinen  Werken,  Petrarca  und  die  Laura- 
sonette anzieht  (A.  II  Sz.  4)",  in  demselben  Bande  S.  270  für  die  itali- 
enischen Elemente  in  „Othello";  bei  den  drei  Bänden  (VII— IX) 
„Komödien"  liegt  Anlass  zu  derartigen  literarvergleichenden  Angaben  be- 
sonders auf  der  Hand,  und  die  hinter  jedem  Stücke  gebotenen  weiter- 
führenden Anmerkungen  heben  auffällige  Abweichungen  des  Meisters  von 
seinen  Vorlagen  zur  einzelnen  SteUe  knapp  hervor.  Das  äusserst  genaue 
Register  am  Schlüsse  des  10.  Bandes  zeigt,  welche  grosse  Zahl  romanischer 
Genossen,  Vorgänger,  Quellen,  Parallelen  u.  s.  w.  A.  Brandls  Einleitungen 
anziehen:  vgl.  darin  z.  B.  Amyot,  Bandello,  Belleforest,  Boccaccio,  Gior- 
dano  Bruno,  Dante,  Du  Bellay,  Froissart,  Victor  Hugo,  Mendoza,  Mon- 
taigne, Rabelais  u.  s.  w.  In  Hinsicht  der  literarhistorischen  Beigaben^ 
denen  natürlich  mit  im  Vordergrund  die  gründliche  allgemeine  Einleitung 
—  Bd.  I  S.  1 — 76  —  zurechnet,  wo  namentlich  S.  41  f.  über  den  durch- 
weg fremden  Ursprung  des  Kerns  der  Fabeln  gehandelt  wird,  steht  dieser 
Neudruck  der  noch  immer  unüberholten  sogen.  Schlegel-Tieckschen  Über- 
setzung unbedingt  an  der  Spitze  (dahin  rücken  sie  auch  das  Äussere  und 
die  Wohlfeilheit). 

Im  allgemeinen  ist  hier  noch  das  tüchtige  Buch  Emile  Faguet« 
„Drame  ancien,  drame  moderne"^*®)  einschlägig,  für  dessen  herge- 
hörige Abschnitte  auf  oo 's  kurzes  Referat ^^*)  und  F.  Ed.  Schneegans' 
Ifljigeres^^^)  verwiesen  sei.  Ersterer  erinnert  an  Faguets  eigenartig  durch- 
dachte, oft  paradox  gelaunte  Literaturstudien  über  das  16. — 19.  Jahr- 
hunderts, die  besonders  bei  Voltaire  überscharf  seien,  lässt  ihn  vorwiegend 
nur  die  shakespearesche  und  die  französische  klassizistische  Tragödie  als 
„modern"  ansehen,  obwohl  letztere  wesentlich  rhetorisch -didaktisch  wirke, 
während  die  englische  nach  historischer  und  philosophischer  Vertiefung 
strebe.  Schneegans  (S.  288)  zieht  folgende  uns  hier  angehende  Gedanken 
heraus:  „Für  die  Spanier,  für  Shakespeare  und  die  von  ihm  beeinflussten 
Dichter  ist  das  Drama  ein  Spiegel  des  Lebens:  unbekümmert  um  die 
Ehiheiten  der  Zeit  und  des  Ortes,  mannigfaltig  wie  das  Leben,  mit  den 
schroffen  Gegensätzen  .  .  .  der  wechselnden  Sprache  mit  Episoden  über- 
laden, reiht  sich  Szejie  an  Szene  zu  einem  färben-  und  lebensvollen 
Bilde  .  .  .  Weder  das  griechische  noch  das  shakespearesche  Drama 
dürfen  nach  den  Regeln  der  klassischen  Theoretiker  beurteilt  werden. 
Gegenüber  dem  reichgegliederten  griechischen  Drama,  den  phantasievollen 
Schöpfungen  Shakespeares  erscheint  die  klassische  Tragödie  Frankreichs 
arm  und  nüchtern."  Ferner  (S.  289):  „Es  ist  wohl  gelungen,  den 
wesentlichen  Unterschied  jener  drei  Formen  des  Dramas  in  dem  Schluss- 
kapitel an  charakteristischen  Beispielen  klar  zu  legen:  Corneilles  Od, 
Romeo  und  Julia,  Sophokles'  Antigene,  deren  Handlung  auf  derselben 
Grundlage  beruht,  dem  Konflikt  zwischen  der  Liebe  und  den  Geboten 
der  Pflicht."  —  Eine  ausserordentliche  Fülle  von  Stoff,  wie  zur  Geschichte 
des  Theaters  und  der  dramatischen  Kunst  beim  Übergange  vom  Mittel- 
alter zur  Neuzeit  überhaupt,  so    zu  den    romanischen  Einflüssen  auf  die 

110)  Paris,   Armand   Ck)lin  et  Cie.  8^    274  8.    (1898).      111)  AZB.  1898 
Nr.  76,  8.  8.     112)  LBIGRPh.  XIX,  288—290. 


L.  Fränkel.  II  205 

einschlagige  englische  Literatur  insbesondere  bietet  der  dickleibige,  aber  der 
Einheitlichkeit  seiner  Materie  wegen  kaum  teilbar  gewesene  Band  ,,  Quellen 
des  weltlichen  Dramas  in  England  vor  Shakespeare.  Ein 
Ergänzungsband  zu  Dodsley's  Old  English  Plays.  Heraus- 
gegeben von  Alois  Brandl"^^^).  8.  VII:  Die  wesentlichsten  Fest- 
stellungen, die  in  der  streng  sachlichen  und  sehr  gut  gegliederten  Ein- 
leitung zu  dem  überaus  dankenswerten  kritischen  Abdrucke  der  schwer 
oder  gar  nicht  zugänglichen  alten  Texte  für  jene  Einwirkungen  auf- 
stossen,  seien  herausgehoben*^*).  Genug  geistlose  Produkte  des  vor- 
shakespeareschen  englischen  Dramas  sind  zur  Aufhellung  des  grossen 
Entwicklungsprozesses,  durch  den  aus  schlichtgeformten  Volksspielen  und 
Nachahmungen  der  Klassiker  die  romantische  Dramatik  hervorging,  „der 
Kunstrahmen  Shakespeares"^^*),  unentbehrlich.  S.  XVI f.:  Zu  den  in- 
direkten Quellen  des  abgedruckten  „The  pride  of  life"  (15.  Jahrb.) 
rechnet  der  älteste  abendländische  Totentanz.  Der  Ur-Totentanz  war  wohl 
ein  altfranzösisches  Drama  aus  dem  dritten  Viei-tel  des  14.  Jahrhunderts, 
liegt  aber  nicht  im  Original  vor,  sondern  ist  besonders  aus  einer  spanischen 
und  einer  niederdeutschen  Umdichtung  des  15.  Jahrhunderts  zu  er- 
schliessen:  *Dan9a  general  de  los  muertos'  (Ticknor  II  598 — 612)  und 
lübeckisch-revalscher  Gemäldetext  (Niederdtsch.  Jhrb.  1891,  68—80). 
Fernerab  steht  die  französische  ^Danse  macabre'.  Brandl  gibt  eine 
lange  Keihe  Belege  für  die  Abhängigkeit  des  „Pride  of  life"  von  jenem 
spanischen  Totentanze,  namentlich  in  Reden  und  in  den  „Typen  von 
Ständen".  S.  XIX:  Der  englische  Dichter  gebraucht  Bühnenanweisungen 
in  lateinischer  Sprache,  französische  Ausdrücke,  kennt  die  Rechtsausdrücke 
maynpris  und  supersedeas^^%  S.  XXX:  Für  die  Quellenfrage  der  ab- 
gedruckten Mankind-Faa^ung  sind  deren  Übereinstimmungen  mit  Lydgates 
*Assembly  of  gods'  wichtig.  Auch  hier  ist  der  Mensch,  Freewill,  auf 
einem  Felde,  Mikrokosmus,  gedacht.  Das  Ackerfeld-Motiv,  den  Parallelen 
fremd,  erscheint  also  schon  zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  in  er- 
zählender Form,  bei  Lydgate  als  einem  Autor,  der  aus  den  mannigfachsten 
lateinischen  und  französischen  Quellen  schöpfte,  ohne  besondere  Eigen- 
erfindung, so  dass  der  Faden  noch  weiter  zurück  verfolgt  werden  kann. 
8.  XLIII  zu  Nr.  III,  „Nature":    Die  Urquelle  für  den  Typus  der  eng- 


113)  Strassburg,  Karl  J.  Trübner,  1898,  8^  QF.  LXXX.  CXXVII  + 
667  S.  114)  Die  Beichhaltig-  und  Wichtigkeit  rechtfertigt  die  AuBführh'chkeit 
der  hier  folgenden  Auszüge.  115)  So  ist  zweifellos  in  Brandls  Text  „der  KuD8t- 
rahmen  Shakespeare"  zu  verbessern.  116)  Diese  Beziehungen  zwischen  dem 
englischen  Drama  des  15.  und  16.  Jahrhunderts  einer-  und  der  romanischen  Toten- 
tanz-Sippe andererseits  Bind  äusserst  bezeichnend  für  die  romanisch-englische 
Literaturverbindung.  Das  Buch  von  H.  Green,  Shakespeare  and  the  cmblem 
writers;  an  exposition  of  their  singularities  ofthouffht  and  cxpression.  Preceded 
by  a  view  of  emblem-literature  down  to  1616  (London  1870),  hat  dies  für  Shake- 
speare zusammengestellt,  und  ein  1906  auegegebener  Antiquarkatalog  (Nr.  118) 
von  Ludwig  RosENTHAL  in  München  über  ,, Shakespeare.  His  works,  his 
times,  his  influence.  Including  Emblem  books  and  Dances  of 
Death"  enthält  im  Anschluss  an  Green  p.  56,57  ein  Kap.  'Dance  of  death' 
(Nr.  406—488)  und  eines  „Emblem  books"  (Nr.  489—599),  fast  lauter  Komanisches; 
auch  die  Rubrik  „Shakespeareana''  verzeichnet  u.  a.  eine  Menge  lateinische,  itali- 
enische, französische  Nummern  nebst  englischen  Ableitungen,  welche  auf  die 
englische  Benaissanceliteratur  eingewirkt  Imben. 

14* 


II  206    Roman.-engl.  LiteraturbeziehaDgen.    16.  biß  18.  Jahrh.    1896—1901.  I. 

lischen  Moralitaten-Gruppe  vom  Kampfe  zwischen  Tugend  und  Laster  ist 
Prudentius,  wahrscheinlich  durch  eine  französische  Zwischenstufe;  in  einem 
französischen  Moralspiel  des  15.  Jahrhunderts  (Creizenach,  Gesch.  des 
Dramas,  I  471)  wollen  nämlich  Mundus,  Caro  und  Daemonia  den  christ- 
lichen Ritter  bezwingen:  „im  Falle  solcher  Cbereinstimraung  hat 
sich  im  Mittelalter  noch  immer  Frankreich  als  der  gebende, 
England  als  der  lernende  Teil  herausgestellt."  8.  XLVII: 
Die  Humanisten  hoben  das  englische  Zwischenspiel  Anfangs  des  16.  Jahr- 
hunders  wesentlich.  Der  Schwarzkünstler  in  Skelton's  „Necromancer** 
(1504  gedruckt)  „war  nicht  im  englischen  Leben,  wohl  aber  in  den 
Komödien  der  romanischen  Völker  eine  beliebte  Figur**;  die  Übeltäter 
Avaritia  und  Simonia,  von  ihm  vor  den  Notar  gerufen,  werden  dem  bei- 
gezogenen Teufel  zugesprochen,  ein  Prozessmotiv,  das  an  *Pathelin'  (1486 
gedr.)  und  dessen  kontinentalen  Kreis  erinnert.  S.  LUX:  John  Hey- 
woods abgedrucktes  Stück  *Love'  „steht  in  der  Tradition  der  Liebesfragen, 
die  von  den  Tenzonen  der  provenzalischen  Dichter  ausgingen,  in  Boccaccios 
*Filocolo'  eme  grosse  Episode  bildeten  (Gaspary,  G.  d.  i.  L.  II  7)  und 
u.  a.  noch  1512  eine  spanische  Behandlung  erfuhren  .  .  .  Der  Tod  der 
glücklich  Geliebten  [im  Spanischen]  spielt  auch  bei  Heywood  herein". 
S.  LXXIf.,  zu  *An  Interlude  showing  the  beauty  and  good  properties 
of  women',  einfacher  *Calisto  and  Melibaea'  genannt  (Dodsley,  Old  English 
plays,  I  90):  „Quelle  war  die  spanische  Tragikomödie  von  Calisto  und 
Melibaea,  die  1500  erschien  (ten  Brink  II  494—497).  Die  englische 
Bearbeitung  .  .  .  vermeidet  tragischen  Ausgang  und  führt  statt  dessen 
nach  Moralitätenart  rechtzeitige  Rettung  durch  den  Vater  der  sittlich 
gefährdeten  Person  ein  .  .  .  Die  gelehrten  Anspielungen  auf  Petrarca 
und  Heraklit,  Nero  und  Poppäa,  Alexander,  Hektor  und  Narzissus  zeigen, 
dass  wir  uns  hier  in  einem  Schulkreis  befinden.**  Zu  dem  bei  ihm  ab- 
gedruckten *Misogonus*  bemerkt  Brandl  S.  LXXX,  die  eigenartigste  Ver- 
änderung gegenüber  der  Hauptvorlage,  des  Gnaphäus  *Acola8tus'  von 
1529,  sei  der,  dort  ganz  übergangene,  in  der  Bibel  nur  unfreundlich 
kurz  erwähnte  rechtschaffene  Bruder.  Konkrete  Übereinstimmungen  lassen 
sich  am  ehesten  mit  Ariosts  (gest.  1533)  Komödie  „I  suppositi**,  die 
Gascoigne  1566  ins  Englische  übertrug,  aufdecken;  den  Rollentausch 
darin  veranlasst  eine,  später  in  Shakespeares  „Taming  of  the  threw**  ver- 
wertete Liebesgeschichte.  Brandl  findet  alsdann  eine  Anzahl  kleinerer 
Einzelzüge  des  italienischen  Stücks  beim  Engländer  wieder  und  schliesst 
S.  LXXXI:  „Wie  endlich  ein  lange  verschollener  Sohn  bei  Ariost  durch 
eine  Nanienserinnerung  und  ein  Körpermal  sicher  erkannt  wird  (A.  V 
Sz.  5),  so  Eugonua,  wobei  es  freilich  an  leichten  Veränderungen  der 
beiden  Motive  und  an  Zutaten  nicht  fehlt  (A.  IV  Sz.  1  V.  88  ff.)". 
S.  LXXXIX:  „Neben  d(ies)en  Originalstücken  (nach  Senecaschem  Vorbild) 
entstanden  allerlei  Übersetzungen  antiker  Dramen  .  .  .  Eiunpides  fand 
Dolmetscher  anGascoigne,  der  mit  Kinwelmersche  zusammen  *Jocasta' 
aus  der  italienischen  Übersetzung  des  Dolci  ins  Englische  brachte  (1566). 
Und  als  seiner  (Senecas)  eng  geschlossenen  Form  Marlowes  ungebundener 
Drang  ins  weite  stürmisch  entgegentrat,  da  versuchte  es  der  höfische 
Kreis  der  Sidneys  noch  mit  Übersetzungen  des  französischen  Seneca- 
schülers  Garnier.**     Brandl    führt   Mar}'   Sidney-Pembrokes   Antonie- 


L.  Fränkel.  II  207 

Bearbeitung  (s.  unten  Nr.  122)  und  die  Kyds  von  *Cornelie' **'')  an  und 
6chlies8t  dann  ab:  „Erst  als  dieser  kombinierte  Angriff  des  Klassizismus, 
der  vielleicht  auf  die  symmetrisch  gemessene  Komposition  und  die  Zutat 
des  Chors  in  'Romeo  und  Julia'  nicht  ohne  Einfluss  blieb,  vorüber  war, 
hatte  Shakespeare  offene  Bahn  für  eine  grosse  Reihe  seiner  romantischen 
Tragödien."  S.  CXI  beim  Abschnitt  „Die  romantische  Komödie"  äussert 
Brandl,  anlässlich  der  Modernisierung  von  Redfords  alter  Erziehungs- 
komödie *Wit  and  ecience'  u.  d.  T.  *The  marriage  of  wit  and  science' 
(lic.  1569)  schürfte  man  eine  andere  Ader  von  romantischem  Edel[?]metall 
an,  die  Ritterbücher,  voran  Amadis  de  Graul  (engl,  zuerst  v.  Thom. 
Paynel  1567).  Die  Anklänge  dieses  Stils  greifbar  hervorkehrend,  be- 
merkt Brandl,  diese  eigentümliche,  halb  romantische  Art  von  Moralität 
sei  von  Robert  Wilson  weiter  gepflegt  worden,  der  *The  three  ladies 
of  London'  (gedr.  1584)  und  *Three  lords  of  London',  vielleicht  auch  die 
noch  tiefer  in  die  fabulos-ideale  Welt  der  Ritterromane  hineinführenden 
romantischen  Komödien  ^Common  Conditions'  (lic.  1576)  und  *Clyomon 
and  Clamydes'  (gedr.  1599)  verfasst  hat.  Brandl  druckt  die  erstere 
dieser  beiden,  *C.  C,  nach  dem  undatierten  Druck  ab  und  rechnet 
(8.  CXVII)  den  Wüterich  Cardolus,  der  die  schöne  Dame  in  einen  Turm 
sperrt  und  vom  tapfem  Liebhaber  besiegt  wird^  „zum  ständigen  Hausrat 
der  Ritterromane  vor  Cervantes".  S.  CXII:  für  das  verlorene  Ritterstück 
'Paris  and  Vienne',  Anfang  der  siebziger  Jahre  am  Londoner  Hofe  ge- 
spielt, ist  „schon  der  Titel  aus  einem  wohlbekannten  Roman  jener  Zeit 
[s.  Fränkel,  ASNS.  80,  69]  geschöpft". 

Endlich  weist  Brandl  (S.  CXIX)  auf  den  in  Gascoignes  Bearbeitung 
von  Ariosts  *Suppositi*  importierten  Ansatz  zu  einer  bürgerlichen  Komödie 
hin  und  stellt  als  derselben  angehörig  das  etwas  spätere  Lustspiel  in 
Reimen  „The  Bugbears"  daneben,  einen  „italienischen  Einfuhrartikel". 
Gleichzeitig  hat  Carl  Grabau  „The  Bugbears.  Komödie  aus  der 
Zeit  kurz  vor  Shakspeare"  kritisch  abgedruckt ^^^)  und  die  Quellen- 
sowie  verwandten  stofflichen  Fragen  kurz  geprüft^**).  Danach  ist  dies 
wohl  eine  englische  Kontamination  nach  Ant.  Francesco  Grazzinis  (il 
Lasca  in  der  Florentiner  Accademia  della  Crusca,  1503 — 1583)  aladann 
hier  erweiterter  Komödie  *La  Spiritata',  deren  ältester  Druck  von  1561 
„vollständiger  sein"  soll  als  die  späteren,  z.  B.  der  von  Grabau  benutzte 
von  1582,  daneben  nach  Terenz'  *Andria',  endlich  der  Intronatenkomödie 
„Gl'  Ingannati"  (1537  u.  1554  gedr.);  doch  ist  es  auch  nicht  ausge- 
schlossen, dass  wir  es  mit  einer  (im  letzten  Drittel  des  16.  Jahrhunderts 
entstandenen)  Übersetzung  einer  vielleicht  schon  in  Italien  vorgenommenen 
Bearbeitung  des  Spiritata-Stücks  zu  tun  haben.  Grabau  erinnert  (S.  323) 
auch,  daran,  dass  Grazzinis  „Ija  strega"  in  Shakespeares  Hamlet  und 
Merchant  of  Venioe  Spuren  hinterlassen  zu  haben  und  „GF  Ingannati" 
mit  dessen  „What  you  will"  stofflich  eng  zusammenzuhängen  scheint. 

Unter  die  (in  nr.  106, 121, 132  sowie  in  der  Fussnote  nr.  65"  gestreifte) 
Abhängigkeit  literarischer  Werke* der^ englischen  Blütezeit  vom  Novellisten 
Bandello   gehört    die  von  W.  „Zu  Shakespeares    Richard    III." ^-^) 

117)  Brandl  verweist  hierfür  auf  den  Abdruck  bei  Dodsley  V  175  ff.,  ver- 
gisst  aber  H.  Gassners  Neudruck  1894  (Programm  der  Luitpold-Realschulc  München). 
118)  ASNS.  98,  304-322;  99,  25-.58  u.  311-315.  119)  ASNS. 99,  315-325. 
120)  JbDSG.  34,  375  f. 


II  208     Koman.-engl.  Litoraturboziehungen.    K».  bis  18.  Jahrh.    1896—1901.  I. 

beigebrachte  Analogie  der  Szene  dieser  tragedy  mit  II  (1554)  nr.  22 
des  Italieners.  Andererseits  scheint  dem  Autor  W.  die  Novelle  introd. 
N.  4  in  den  Hecatommiti  Giambattista  Giraldi  Cinthios  (1565),  welchem 
Shakespeare  bekanntlich  den  Stofl  zu  *Measure  for  Measure'  und  'Othello' 
entlehnt,  Vorbild  für  diese  „am  meisten  in  der  späteren  dramatischen 
Literatur  nachgeahmte"  Situation  (Richard  Glosters  Liebesbeteuerung  und 
Aufforderung  ihn  mit  seinem  Schwert  zu  töten). 

In  einem  überzeugenden  Plaidcyer  für  „die  Abfassungazeit  von 
*Viel  Lärm  um  Nichts'"  um  Herbst  1598  auf  Grund  festgestellter 
Vorkommnisse  in  Shakespeares  Freundeskreis  kontrastiert  G.  Sarrazin  ***) 
(S.  132  f.)  die  nun  im  Stücke  vorliegende  Gestaltung  des  Vorwurfs  mit 
der  durch  eine  Bandello-Novelle  repräsentierten  älteren. 

£.  Shakespeares  dramatische  Zeitgenossen  nnd  unmittel- 
bare Vorläufer  wie  Nachfolger.  Gelegentlich  ihres  Neudrucks  von 
„The  Countess  of  Pembroke's  Antonie"*^^)  handelt  Alice  Luce 
im  2.  Teile  über  Gamiers  'Marc  Antoine',  femer  über  den  Seneca-Typus 
in  dieser  Tragödie,  sowie  Lady  Pembrokes  Übersetzung,  1592  gedruckt, 
„das  erste  jener  Reihe  von  Dramen  nach  Seneca  in  der  letzten  Dekade 
von  Elisabeths  Regierung"  (einziges  Exemplar  im  British  Museum).  Die 
Übersetzerin  folgte  Gamiers  Ausgabe  von  1585,  nicht  der  ersten  von 
1578.  Mary  Sidney  (gest.  1621)  übertrug  das  Prosastück  'Le  Ex- 
cellent  Discours  de  la  Vie  et  de  la  Mort'  von  Du  Plessis  Mornay.  — 
WoLFO.  Keller"  Anzeige^^^)  von  Jos.  Schicks  Ausgabe  von  Thomas 
Kyds  „The  Spanish  Tragedy""*)  weist  das  III  15,  129  zitierte 
italienische  Sprichwort  als  „Chi  mi  fa  meglio  che  non  suole,  Tradito  ni 
ha,  o  tradir  mi  vuole"  unter  den  in  Sandfords  'Garden  of  Pleasure'  (vgl. 
JbDSG.  35,  290)  abgedruckten  und  übersetzten  *Proverbs  of  Piovano' 
nach,  das  also  nicht  aus  Ariost,  sondern  dem  florentinischen  Eulenspiegel 
des  16.  Jahrhunderts,  Piovano  Arlotto,  stammen  dürfte.  —  E.  Koppel" 
feine  Deutung  der  oft  angeführten  Stelle  „Robert  Greenes  *Mad 
preest  of  the  sonne'" ^**)  im  Vorwort  vor  dessen  Geschichtensammlung 
*Perimedes  The  Blacke-Smith'  (1588)"*)  auf  „an  other  enterlude  of  the 
lyfe  and  Deathe  of  Heliogabilus",  wie  es  für  Juni  1595  als  Verlags- 
artikel John  Danters  in  London  bezeugt  ist,  zieht  diese  Dramatisierung 
des  spätrömischen  Kaisers,  des  ^Sonnenpriesters'  Elagabal,  aus  der  Mario we- 
gmppe  mit  fesselnden  Ausblicken  auf  Anspielungen  literarischer  Polemik 
heran. 

Ein  gründliches  Buch    über    „Ben   Jonsons    Poetik   und    seine 


121)  Eb.  35,  127—135.  122)  Edited  with  Introduction  (Weimar,  E. 
Felber,  1897):  LF.  III  (120  S.,  8^  3  Mk.);  ausfuhrlich  besprochen  LBlGfePh. 
XX  124/Ö,  desgl.  ES.  XXV  299,  ABbl.  VIII  269 f.  123)  ASNS.  103, 
386 f.  J24)  London,  J.  M  Dent  aod  Co.  1898.  125)  ASNS.  102,  357:61. 
126)  Für  die  auswärtigen  Einflüs^se  auf  das  englische  Schrifttum  jener  Periode 
ist  folgende  bei  Koppel  S.  357  abgedruckte  Stelle  überaus  lehrreich:  „Such  mad 
and  scoffing  poets,  Üiat  haue  propheticall  spirits,  as  bred  of  Merlins  raoe,  if 
there  be  aoye  in  England  that  set  the  end  of  scoUarisme  in  an  English  blanck 
verse,  I  thinke  either  it  is  the  humour  of  a  nouicc  that  tickles  them  with  seife- 
loue,  or  to  much  frequenting  the  hot  house  (to  vse  the  Germaine  prouerbe)  hath 
swet  out  all  the  greatest  part  of   their  wits,    which   wasts  Gradatim^   ae  the 


L.  Fränkel.  H  209 

Beziehungen  zu  Horaz''  von  Huoo  Reinbch^^*^)  erstreckt  eich  zwar 
naturgemäss,  auch  abgesehen  vom  speziellen  Thema  der  starken  Abhängig- 
keit Ben  Jonsons  von  der  horazischen  praktischen  und  theoretischen 
ars  poetica,  auf  sein  Verhältnis  zum  klassischen  Altertum;  jedoch  kommt 
eben  dafür  (ausser  Homer  und  Pindar)  fast  ausschliesslich  klassische 
bezw.  nachklassische  lateinische  Literatur  in  Betracht,  da  der  fruchtbare 
,,gelehrte''  Poet  auf  romanisch-englische  Grundlage  fusst,  indem  er  überall 
aiitike  Lateiner  oder  Engländer  als  Vorbilder  vor  sich  sieht,  mittelalter- 
liche oder  neuere  Romanen  aber  nicht  einmal  für  Gattungen  wie  pastoral 
play  oder  masque.  Ausführliches  Referat  über  Reinsch'  Nachweis  der 
Übersetzungen,  Nachahmungen,  Anspielungen  gab  O.  Glöde'*®). 

Unermüdlicher  £ifer  und  liebevolle  Teilnahme  werden  seit  ungefähr 
einem  Jahrzehnt  der  so  überaus  bedeutsamen  Entwicklung  des  britischen 
Dramas  vor,  zugleich  mit  und  nach  seinem  Meister  Shakespeare  seitens  der 
Philologie,  Literatur-  und  Theatergeschichte,  insbesondere  vom  vergleichenden 
Standpunkte  aus,  geschenkt.  Es  ist  schlechterdings  unmöglich  im  Rahmen 
unseres  einseitigen  Referats  sämtliche  bemerkliche  romanische  Beziehungen 
auch  nur  nackt  zu  verzeichnen,  die  da  erinnert  oder  neu  aufgedeckt 
werden.  Unter  den  besondern  Pflegern  solcher  Werk-,  Stoff-  und  Arbeit- 
vergleichung ragt  auf  die  Dauer  Emil  Koppel  hervor,  dessen  „Quellen- 
studien zu  den  Dramen  George  Chapmans,  Philip  Massingers 
und  John  Fords""*)  sich  seinen  älteren  zu  denjenigen  Ben  Jonsons, 
J.  Marstons  sowie  Beaumont^Fletchers  ^'®)  anschliesscn,  oft  noch  ergebnis- 
reicher und  wohl  noch  methodischer  in  Nachweisen  der  Einflüsse  der 
romanischen  mittelalterlichen  und  Renaissanceprosa  auf  das  englische 
Bühnenstück  am  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  ausgebaut.  Dabei  zieht 
der  sorgsame  Forscher  immer  reichlicher  neben  der  eigentlichen  Novelle 
und  daneben  dem  Drama  auch  historische  Darstellung,  darunter  gern 
solche  belletristischen  Anstrichs,  als  Basis  heran;  denn  er  sucht  die 
literarischen  Quellen  im  weitesten  Sinne  auf  Grund  wohlgeordneter  er- 
staunlicher Belesenheit:  nicht  nur  Vorlagen  für  die  Gesamtfabel,  sondern 
auch  Vorbilder  für  einzelne  Situationen,  Figuren gruppen,  isolierte  Figuren, 
stoffliche  wie  geistige  Anregungen.  Dabei  weiss  K.  mit  Kunst,  von  den 
Fragen  äusserer  Anlehnung  ausgehend,  in  die  Tiefe  der  Gesamtkomposition 
zu  steigen  und  es  erwächst  unter  seiner  kritischen  Sonde  das  Stuartdrama 
aus  dem  Tudordrama  mit  mannigfach  veränderten  Bedingungen  der  stoff- 
lichen und  sonstigen  dramatischen  Unterlagen.  Sieben  Hauptträger  des 
Stuartdramas,  d.  h.  des  unter  Jakob  I.  und  Karl  I.  blühenden,  führt  K. 
nun  in  den  zwei  Bänden  von  1895  und  1897  vor,  dazu  in  den  An- 
hängen noch  Hey  wood,  Tourneur,  Brome  nebst  anonym  überlieferten  Dramen, 
und  bespricht  so  auf  387  Seiten  133  abendfüllende  Dramen !  Insbesondere 
lehrreich  für  den  ersten  Einblick  ist  im  1897er  Band  das  angehängte 
Verzeichnis  aller  aufgedeckten  Quellen,  nach  dem  sich  der  erdrückende 
romanische  Prozentsatz  schön  gliedern  und  abwägen  lässt*^^). 


Italians  say  Poco  ä  poco."  127)  MB.  XVI.  X  +  130  S.,  1899.  128)  LBIGRPh. 
XXI  12—14.  129)  QF.  82.  X  +  229  S.,  1897.  130)  S.  dazu  JBRPh.  IV 
u  462;  G.  Sarrazin  ABNS.  97,  412;  JbDSG.  33,  293;  A.  L.  Stiefel  ZVglL. 
XII  3./4.  Heft;  R.  Fischer  ABbl.  VIII  nr.  12.  131)  Referate:  L.  Fränkel 
LCBl.  1897  nr.  22,  Sp.  722;   R.  Fischer  ABbl.  VIII  353—355;   R.  Boyle  E8. 


II  210     Romaii.-engl.  Literatlirbeziehungen.    IH.  bis  18.  Jahrb.    1896 — 1901.  I. 

Ein  Gesamtbild  der  Tätigkeit  „John  Marstons"  (1575—1634) 
entwirft»")  Wolfgang  VON  Wurzbach;  S.  93,  105,  107,  109f.,  Ulf., 
118  weist  er  Einflüsse,  Vorbilder,  Parallelen  bei  Italienern  und  Spaniern 
nach,  insbesondere  bei  Bandello,  der,  in  Painters  englischer  Bearbeitung, 
mit  der  nov.  I  4  für  Marstons  *The  Dutch  courtezan'  und  für  *The 
insatiate  countess',  ausserdem  für  die  Nebenhandlung  der  letzteren  mit 
seiner  Novelle  I  15  die  Vorlage  geboten  hat  —  W.  v.  Wurzbach  hat 
auch  „Philip  Massinger"  (1583 — 1638)  porträtiert^*^),  jedoch  wenig 
Positives  für  dessen  direkte  romanische  Literaturbeziehungen  nachweisen 
können:  lateinische  Schriftsteller  hat  er  für  seine  Stoffe  des  Altertums 
zwar  gründlich  zu  Rate  gezogen  und  sogar,  Nachdrucks  halber,  oft  neue 
Ausdrücke  mit  Zuhilfenahme  des  Lateins  geprägt;  mit  italienischer  oder 
spanischer  Literatur  sei  er  aber  kaum  näher  bekannt  gewesen,  ausser 
nach  den  schon  zahlreichen  englischen  Übersetzungen;  jedoch  zeigen 
Massiugers  Dramen  viele  Erwähnungen  und  Anspielungen,  die  besondere 
Vorliebe  für  Cervantes  und  speziell  dessen  Don  Quijote  bekunden  (8.  232). 
—  Während  A(rtur)  L(udwig)  Stiefbl,  „George  Chapmau  und 
das  italienische  Drama"*^^),  die  Stücke  des  letzteren  angibt  und  aus- 
zieht, welche  Chapman  ganz  oder  teilweise  benutzt,  sodann  den  Situationen, 
Motiven,  Charakteren  nachgeht,  die  er  sonst  dem  italienischen  Lustspiel 
entnimmt  (danach  ist  Chapman,  gemäss  seiner  starken  Anleihen  in  Italien, 
„als  Komiker  nicht  origineller  wie  als  Tragiker*'),  stellt  Albert  S.  Cook  *^*) 
„The  sources  of  two  similes  in  Chapman's  *The  Revenge  of 
Bussy  d'Ambois"  fest,  und  Elise  Woodbridge  „An  unnoted 
source  of  Chapman's  All  Fools"*^^).  —  L.  Lacour  behandelt 
„Le  thöätre  de  Beaumont  et  Fletcher:  Philaster  ou  PAmour 
qui  saigne"^^'),  wenn  auch  ohne  weitere  literarische  Nachweise,  so  doch 
zum  ersten  Male  ernstlich  in  Frankreich.  —  In  Benno  Leonhardt® 
fleissiger  Arbeit  „Die  Textvarianten  von  Beaumonts  und  Flet- 
chers  *Philaster,  or  Love  lies  a-Bleeding'  nebst  einer  Zu- 
sammenstellung der  Ausgaben  und  Literatur  ihrer  Werke""^) 
interessiert  uns  hier  die  Übersicht  aller  einschlägigen  Quellen-  und 
Parallelennachweise.  —  „Über  die  Quelle  von  J.  Fletchers  'Is- 
land Princess'"  äussert  A.  L.  Stiefel ^^®),  bewusst  wie  oben  unter 
nr.  134  wider  E.  Koppels  Quellenstudien  polemisierend,  die  Ansicht,  es 
sei  nicht  der  Franzose  de  Bellan,  sondern  vermutlich  Bartolomß  Leonardo 
de  Argensola,  'Conqvista  de  las  islas  malvas  al  rey  Felipe  III'  (1609), 
welche  romantische  Erzählung  auch  (S.  301  —  308)  ins  iVanzösische  und 
spanische  Drama  übergegangen  ist. 

„ThePrince  of  the  BurningCrowne  und  Palmerin  d'Oliva" 
bringt  Emil  Koppel^*®)  in  engen  Zusammenhang,  indem  er  die  Er- 
wähnung des  Prinzen  mit  der  brennenden  Krone  bei  dem  Londoner 
Pamphletisten  Kemp  von  1600  aus  Anthony  Munday's,  bei  den  elisa- 
bethanischen  Literaten,  wie  Koppel  belegt,  genau  bekannter  englischer 
Übersetzung  (1588)  der  Jan  Mauginschcn  französischen  Bearbeitung  (1572) 

XXV  289—297.  132)  JbDSG.  33,  8ri— 120.  133)  Eb.  35,  214-24G.  134)  Eb- 
35,  180—213.  135)  JGPh.  I,  Heft  4.  136)  Eb.  I,  Heft  3.  137)  RCC  1897» 
nr.  23.  138)  A.  XIX,  30—74  ü.  .509-541.  .  139)  ASNS.  103,  277—308- 
140)  Eb.  100,  23—30. 


L.  Fränkel.  II  211 

des  spanischen  Ritterromans  von  Palmerin  de  Oliua  herleitet;  „diese  end- 
losen Abenteuerromane  mit  ihren  verwirrenden  Einschaltungen  bilden  ge- 
wiss ein  wichtiges  Substrat  auch  des  elisabethanischen  Schriftwesen s'^ 
lautet  Koppels  —  von  ihm  schon  ASNS.  95,  164  ff.  für  Spensers  *Bla- 
tant  Beast'  praktisch  bewährte  —  Schlussbeobachtung.  —  Desgleichen 
weißt  £mil  Koppel  einen  Niederechlag  spanischer  Literatur  in  der  Stuart- 
periode nach,  wo  er  den,  oben  nr.  133  für  Massinger  hervorgehobenen 
Cervantes-Eintritt  verfolgt:  „Don  Quixote,  Sancho  Pansa  und  Dul- 
cinea  in  der  englischen  Literatur  bis  zur  Restauration 
(16  60)"^**).  Er  weist  da  Anspielungen  bei  Literaten  1607 — 1654  nach, 
namentlich  dramatischen,  bespricht  Thomas  Sheltons  frische,  wenn  auch 
freie  und  flüchtige  Übersetzung  von  1611/12  (nach  dem  Brüsseler  Cer- 
vantesdruck von  1607),  die  neuerdings  philologisch  abgedruckt  worden 
ist^*^),  und  verweist  dabei  für  einige  *Curio6o'-Dramen  und  Cervantes-An- 
spielungen englischer  Dramatiker  auf  seine  oben  nr.  127  erledigten 
„Quellenstudien"^*^);  Rud.  Fürst*  Artikel  „Don  Quijote-Spuren  in 
der  Weltliteratur"^**)  setzt,  so  warnt  Koppel,  für  England  erst  nach 
seinem  Zeitraum  ein,  überhaupt  nur  einige  bekannteste  Tatsachen  bietend. 
An  den  bei  Koppel  S-  94  für  das  Jahr  1615  gelieferten  Hinweis  des 
Erstvorkommens  des  Namens  'Dulcina'  (Dulcinia,  Dulcinea)  schliesse  sich 
Alfred  Claqhorn  Potter^  Feststellung  über  „Dulcinea  and  the 
Dictionaries"^*^),  der  zufolge  diese  Don  Quixote-Dame  zuerst  nicht,  ge- 
mäss den  englischen  Wörterbüchern,  1748  in  SmoUett's  *Roderich  Randow', 
sondern  1638  bei  Burton,  Anatomy  of  Melancholy  ^*®)  V  p.  518  vor- 
komme. 

F.  Milton.  17.  Jahrhnndert  nach  der  Revolution  und 
IS.'^Jahrbnndert.  —  S.  Humphreys  Gurteen  in  seinem  Buche  „The 
Epic  of  the  Fall  of  Man.  A  comparative  study  of  Csedmon,  Dante,  and 
Milton"  ^*')  weist  keine  direkten  Beziehungen  nach,  gibt  vielmehr  nur  gegen 
Ende  eine  vergleichende  Darstellung  des  Themas  bei  den  drei  Dichtern  ^*^). 
Daran  reihen  wir  eine  gelegentliche  Notiz  in  den  oben  nr.  14  gewürdigten  fesseln- 
den Betrachtungen  Francis T.  Pälorave**,  „Landscape  in  poetry  from 
Homer  to  Tennyson"^*^),  S.  109:  Prof.  Palgrave's  frietidshij)  has 
led  Mm  into  a7i  avivMng  anticlimaj':  he  puts  Milton  „in  Company 
—  at  kost  it  pleases  me  to  fancy  —  with  Homer  and  Sophocles, 
with  Verffil,  ivith  Dante,  with  Ten?iyso?i'\  —  Oskar  Kuhns'  längerer 
Aufsatz  über  „Dante's  influence  on  Milton"**®)  geht  ziemlich  ins 
Einzelne.      Seit  [1632  'trieb    Milton    Italienisch    und    studierte    Dante, 

141)^Eb.  101,  87-98.  142)  Vgl.  Fränkel  JBRPh.  IV  ii  501  u.  460„; 
„The  History  of  Don  Quixote  of  the  Mancha  Translated 
from  the  Spanish  Vof^  Miguel  de  Cervantes  by  Thomas  Shelton 
Annis  1612,  1620  With  Introductione  by  James  Fitzmaürice- 
Kelly":  4  Bde.,  London  1896  (The  Tudor  Traoslations  ed..by  W.  E.  Henley, 
vols.  XIII— XVI  (je  2  Bde.  enthalten  Tl.  I  bezw.  II  der  Übersetzung).  Vgl. 
den  daran  angeschlossenen  Artikel  Ac.  1286.  143)  Das.  8.  95  u.  99  (Don 
Quixote),  100  (Bauoe  de  Argel),  144  (Novelas  Exemplares),  100  A.  2  (Trato  de 
Argel),  136  A.  2  (Viejo  Zeloso).  144)  AZB.  1898  nr.  61.  145)  MLN.  XII  224 
(447  f.).  146)  Vgl.  Fränkel  JBRPh.  IV  ii  ölS,,«.  147)  New- York  and  London 
1896:  G.  P.  Putnam's  Sons;  vgl.  oben  Nr.  19.  148)  Vgl.  Hand  Browno's  aus- 
führliches Referat  oben  nr.  19;  ferner  Ath.*fnr.  3^)25  (1897).  149)  London, 
Macmillan  and  CJo.  1897.  XI  -f  802  8.     150)  MLN.  XIII  1—12:  s.  oben  nr.2l-22. 


II  212     Ronian.-engl.  Literaturbeziehuiigen.    IH.  bis  18.  Jahrh.    1896—1901.  I. 

Petrarca,  Tasso,  Ariost  gründlich.  Kuhns  bringt  viele  Belege  bei  für 
Anlehnung  des  Paradise  Lost  an  die  Divina  Comniedia.  Resum^  8.  12: 
y,In  conclusion,  I  may  say  that  in  writing  this  article  my  purpose  has 
not  been  to  prove  in  every  case  cited  that  Milton  directly  or  indirectly 
borrowed  from  Dante,  but  simply  to  bring  together  what  seemed  to  me 
niore  or  less  striking  resemblances  between  the  two  poets.  That  Milton 
was  influenced  by  Dante,  can,  I  think,  admit  of  no  doubt  The  extent 
of  this  influence  will  be  a  matter  of  opinion  on  the  pari  of  those  who 
examine  the  evidence  in  the  case.  My  function  has  been  to  supply,  as 
well  as  I  knew  how,  the  materials  which  may  serve  as  a  basis  for  such 
opinions."  Eine  Fussnote  bestreitet  James  Russell  Lowells  Behauptung, 
dass  Miltons  versification  ganz  nach  dem  Italienischen,  besonders  der 
Divina  Commedia,  gebildet  sei. 

CongreTe  und  Tanbrugh.  —  Einen  vielseitigen  und  tiefen  Ein- 
blick in  die  Abhängigkeit  der  englischen  Literatur  des  sogen.  Restaurations- 
zeitalters von  Frankreich,  daneben,  wesentlich  indirekt,  von  Italien  und 
Spanien,  gewährt  D.  Schmid^  sehr  fleissiges  und  einsichtiges  Buch 
„William  Congreve,  sein  Leben  und  seine  Lustspiele^**). 
Deshalb  und  weil  niemals  die  gerade  massgebende  Literaturgattung  des 
modernen  England  annähernd  ähnlich  die  romanische  Zufuhr  verarbeitet 
hat  wie  damals,  wiederholen  wir  hier  Schmids  einschlägigen  gründlichen 
allgemeinen  und  seine  hauptsächlichen  speziellen  Ausfühnmgen,  statt  sie 
gezwungen  zu  umschreiben  oder  notdürftig  auszuziehen. 

S.  30  —  31:  „Das  unterscheidet  die  englische  Literatur-Entwicklung 
vornehmlich  von  der  französischen,  dass  diese  von  dem  Beginne  der 
Renaissanceperiode  an  mit  der  alten  nationalen  Richtung  fast  vollständig 
brach,  während  der  besonnene  und  von  nationalem  Selbstbewusstsein  er- 
füllte Engländer  die  fremden  Einflüsse  in  sich  aufnahm,  sie  seinem 
Wesen  assimilierte  und  so  die  Kontinuität  der  nationalen  Entwicklung 
nicht  störte.  Besonders  für  das  Lustspiel  triffl  dies  vollinhaltlich  zu. 
Nikolaus  Udalls  'Ralph  Roister  Doister'  (um  1540)  und  Bischof  John 
Stills  *Gammer  Gurton's  Needle'  (um  1566)  waren  trotz  der  antiki- 
sierenden Form  echt  englische,  derbe  Komödie.  Neben  den  Römern 
studierte  man  auch  die  Italiener,  bei  denen  einzig  und  allein  in  Europa 
die  Volkskomödie  einen  ununterbrochenen  Zusammenhang  mit  den  komischen 
Charakteren  des  altitalienischen  Lustspiels  gewahrt  hatte  (Koch,  Shake- 
speare, S.  206).  Dort  stand  die  *Comedia  dell'  arte'  in  Blüte,  welche 
durch  jahrhundertelange  Tradition  feste  Lustspielcharaktere  ausgebildet 
hatte,  so  dass  die  Aufgabe  individualisierender  Charakterisierung  für  den 
Dichter  fast  ganz  wegfiel.  Das  war  für  das  englische  Lustspiel  ein  Nach- 
teil, ein  Rückschritt  zu  den  kaum  überwundenen  Tyjjen,  und  wir  stehen 
hier  vor  der  keineswegs  vereinzelten  Erscheinung,  dass  die  Bekanntschaft 
mit  den  alten  und  romanischen  Literaturen  anfangs  das  gerade  Gegen- 
teil von  dem  bewirkte,  was  sie  bewirken  sollte.  Anderseits  erweitert  die 
an  verwickelten  und  interes^^anteu  Handlungen  oft  nur  zu  reiche  Komödien- 
literatur den  beschränkten   Horizont  des  englischen  Lustspieles  und  führt 

151)  WBEPh.  Bd.  VI  (Wien  1897,  Braumüller),  VIII -f- 179  S.  Beeprochen 
z.  B.  von  A.  E.  H.  Swaen  ES.  25,  448. 


L.  Fränkel.  H  213 

zur  Entwicklung  der  Intriguenkomödie,  der  'comedy  of  incident'.  Wenn 
nun  noch  erwähnt  wird,  dass  neben  den  antiken  und  italienidchen  Mustern 
auch  die  Spanier  besonders  nach  der  Richtung  der  Vermischung  des 
Tragischen  mit  dem  Komischen  hin  als  Vorbilder  vielfach  benutzt  wurden  . . ." 
„Originell  in  dem  Sinne,  dass  er  sich  die  Fabeln  seiner  Lustspiele  selbst 
erfunden  hätte,  war  er (Cngr.)  nicht,  und  man  verzichtet  gern  auf  diesen  übrigens 
sehr  fragwürdigen  Vorzug,  wenn  man  sieht,  mit  welcher  psychologischen 
und  dramaturgischen  Meisterschaft  er  seine  vorzüglichste  Lustspielquelle, 
die  italienischen  Novellen  Sammlungen,  bearbeitete."  S.  32:  „unter  dem 
Schutze  des  theaterliebenden  Fürsten  [Karls  II.]  sowie  unter  dem  nun- 
mehr allmächtig  werdenden  französischen  Einflüsse  begann  man  nun 
wieder  für  das  Theater  zu  schreiben.  Besonders  nachhaltig  war  der  Ein- 
fluss  Molieres  auf  die  Lust«pieldichter  der  Zeit  .  .  ."  8.  33:  „Zwei 
Dinge  kommen  also  bei  einer  Untersuchung  des  Restaurations-Lustspiels 
vor  allen  andern  in  Betracht:  die  Abhängigkeit  von  den  Franzosen,  be- 
sonders von  Moliöre,  und  die  Sittenlosigkeit."  S.  34:  „ganz  wie  im 
französischen  Ehebruchsdrama  wird  im  englischen  Restaurationslustspiel 
durch  das  Liebesgetändel  mit  einem  Hausfreunde  nur  einer  Mode  ge- 
huldigt" und  dies  bei  den  Franzosen  noch  nach  aussen  gefällig  gleissende, 
taktvolle  Form  bewahrende  Verhältnis  wird  jenseits  des  Kanals  derber, 
frecher,  schamloser.  S.  35  von  den  vier  in  Betracht  kommenden  Dichtem: 
„bei  Congreve  ist  wenigstens  in  bezug  auf  die  Form  das  Streben  nach 
französischer  Eleganz  bemerkbar".  S.  39:  „Dass  Moliere  auf  die  eng- 
lischen Lustspieldichter  einen  mächtigen  Einfluss  ausgeübt  hat,  unterliegt 
gar  keinem  Zweifel.  Schon  in  der  2.  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 
(Moliere  gest.  1673)  waren  Übersetzungen,  Bearbeitungen  und  Nach- 
ahmungen in  Menge  da"*''*).  Schmid  polemisiert  S.  39 — 41  gegen 
Alex.  Bennewitz*^^),  „Congreve  und  Moliere"  (1890),  wo  Congreves 
Tätigkeit  als  ein  arg  handwerksmässiges  Zurech tsch neiden  Molierescher 
Stücke,  Szenen,  Situationen  und  Personen  hingestellt  wird,  und  nennt  die 
Ergebnisse  jener  geistreichen  Arbeit  problematisch.  Schmid  lässt  Congreve, 
einen  gründlichen  Kenner  und  Bewunderer  des  französischen  Lustspiel- 
dichters, selbständig,  „nicht  in  Umarbeitungen,  bewussten  Nachahmungen" 
jenem  zur  Seite  treten,  er  ist  kein  Kopist  oder  Plagiator  und  hat  übrigens, 
was  Bennewitz  übersah,  von  Wycherley,  „der  übrigens  auch  schon  stark 
von  Moliöre  beeinflusst  erscheint",  ebenso  viel  gelernt  wie  von  Molifere 
selbst.  —  Im  einzelnen  bemerkt  Schmid,  zu  „The  old  bachelor",  S.  51: 
„Heatvoll  erinnert  an  Molieres  Misanthrope."  S.  56:  „Wenn  man  schon 
unbedingt  Vorbilder  haben  muss,  so  möchten  wir  Araminta  und  Belinden 
lieber  mit  den  ungleichen  Schwestern  in  *Les  femmes  savantes',  mit 
Henriette  und  Armande,  vergleichen",  statt,  wie  Bennewitz,  das  gesunde 
Naturkind  Araminta  mit  C^lim^ne  im  *Misanthrope*.  S.  56:  „Die  Ara- 
minta  hat  der  Jüngling  aus  der  Tiefe  seines  in  Sehnsucht  nach  herz- 
lichem Anschluss  vergehenden  Herzens  geschöpft,  nicht  emer  C^limene 
nachgebildet."     S.  69  f.  gibt  Schmid   es  Bennewitz  als  „Halbwahrheiten" 

152)  D.  Schmid  zitiert  hierzu  Ward,  Hietory  of  Engl.  Dram.  Lit  11477: 
„Moliere  was  copied  by  our  English  dramatists  more  unscrupulously  than  pro- 
bably  any  other  writer  before  or  eince."  153)  Vgl.  darüber  Mahrenholtz  JBRPh. 
I  205. 


II  214     Konian.  engl.  Literaturbeziehungen.    16.  bis  18.  Jahrh.    1896— J90I.  I. 

zu,  dass  Congreve  in  'The  old  bachelor'  Moli^resche  Figuren  nachgebildet 
habe:  Sganarelle  in  'Mariage  forc6*  (vielleicht  auch  der  'Misanthrope'), 
Vainlove  und  Bellmour  nach  Don  Juan,  Arabella  nach  C^lim^ne,  Läütia 
nach  Isabelle  in  *:fcjole  des  maris'.  S.  106 f.:  Für  *The  Double-Dealer' 
(1693)  gibt  Schneid  zu,  dass  rücksichtlich  der  Haupthandlung  Moli^res 
*Tartuffe'  vorschwebte",  dass  Congreve  „gern  und  ohne  Skrupel  an  Motiven 
des  Franzosen  benützte,  was  ihm  passend  schien",  leugnet  aber,  dass  er 
„von  vornherein  systematisch  aus  und  nach  Moli^re  seine  Stücke  baute" 
(S.  107).  S.  142:  In  *Love  for  love'  habe  der  spätverliebte  hartherzige 
Vater  mit  Moliöres  Harpagon  „doch  nur  sehr  entfernte  Ähnlichkeit"  und 
Scaudal  sei  kein  Alcest.  „Der  Dichter  hat  die  franzosischen  Kunstregeln 
über  Bord  geworfen"  (8.  143),  seine  Sittenkomödie  greife  keck  ins  volle 
Menschenleben.  S.  175:  für  *The  way  of  the  world'  (1700);  der  Dichter 
wahre  „hier  die  vollste  Originalität"  trotz  Bennewitz'  „weitspurigen  Be- 
trachtungen über  die  Beziehungen  zu  allen  möglichen  Moli^reschen". 

Auf  diesem  Wege  vergegenwärtigt  sich  bei  Schmid  eine  Individualität 
aus  den  Anfängen  neuester  englischer  Poesie  in  ihrer  relativen  Anhäng- 
lichkeit an  einheimische  Art,  aber  doch  in  den  Banden  des  gewaltigen 
Franzosen  liegend. 

Neben  diese  Charakteristik  William  Congreves  tritt  Max  Dametz'^^*) 
Monographie  über  „John  Vanbrughs  Leben  und  Werke"***).  Sein 
II.  Kapitel,  Abschnitt  B,  behandelt  die  Übersetzungen  und  Bearbeitungen, 
S.  151  — 197.  Vanbrugh  passt  die  übertragenen  Stücke  möglichst  dem 
Greschmacke  seines  englischen  Publikums  an,  manchmal  an  der  Fabel, 
manchmal  an  einzelnen  Szenen  ändernd,  stet>s  vom  Bestreben  nach  Natür- 
lichkeit geleitet.  Dametz  prüft  nun  die  etwaigen  Verbesserungen  oder 
Verschlechterungen  der  (französischen)  Originale.  Boursaults  'Äsope  ä  la 
ville',  eine  sogen,  pi^ce  a  tiroir  (d.  h.  Szenen  beliebig  aufeinander  folgend), 
hat  Vanbrugh  für  seinen  „Aesop"  jedenfalls  nur  infolge  der  kolossalen 
Beliebtheit  desselben  in  Frankreich  (allein  1690  in  Paris  43mal  gespielt) 
als  Vorlage  gewählt;  Dametz  setzt  S.  154 — 156  Vanbrughs  wesentliche 
Verbesserungen  an  der  abstossenden  Handlung,  S.  156  — 165  die  der 
Charaktere  sowie  die  Abänderungen  und  Zusätze  in  den  Episoden  aus- 
einander. Auf  S.  165 — 189  bespricht  Dametz  Vanbrughs  Obersetzungen 
und  Bearbeitungen  von  Stücken  des  FlorentCarton  Dancourt  (1661 — 1725). 
Dieser  meist  oberflächlich  erwähnte,  aber  unter  Moli^res  Nachfolgern 
namentlich  durch  Humor  hervorragende  Verfasser  von  52  Theaterstücken 
aus  33  Jahren,  lieferte  für  Vanbrughs  „The  false  friend"  den  Stofl^  mit 
*La  trahison  punie',  welches  (s.  S.  177)  seinerseits  auf  eine  spanische 
Vorlage  weist,  für  „The  confederacy"  mit  *Les  bourgeoises  ä  la  mode', 
dem  sich  Vanbrugh  stofflich,  auch  technisch  ganz  eng  anschloss,  so  dass 
er  hier  beinahe  als  Übersetzer  Dancourts  erscheint;  als  solcher  muss  er 
bei  der  Farce  *The  country  house'  gegenüber  *La  maison  de  campagne' 
ja    ohne    weiteres     angesprochen    werden.      Endlich    betrachtet    Dametz 


154)  Nach  L.  Pröscholdt«  (LBlGRPh.  XIX  376—379)  ausföhrlichcr  An- 
zeige Bchniids  und  Dametz'  steht  erstercr  wceentlich  hoher;  8.  379:  „Sehr  ein- 
vcrdtaodcn  kann  man  mit  dem  sein,  was  Schm.  gegen  die  von  Bennewitz  be- 
hauptete Art  der  Abhängigkeit  Congreves  von  Moli^re  vorbringt.**  155)  WBEPh. 
Bd.  VIl.  (Wien  1898,  Braumüller),  Vn-{-199S. 


L.  Fränkel.  II  215 

8.  189 — 190  Übersetzungen  und  Bearbeitungen  Molifereseher  Stücke. 
Vanbrugh  übersetzte:  Le  cocu  imaginaire  (diese  Arbeit  nicht  erhalten), 
Le  d6pit  amoureux  (bekanntlich  nach  des  Italieners  Secchi  „L'  interesse" 
mit  dem  vielbenutzten  Motiv  der  Wette,  woraus  Molifere  eine  Erbschaft 
machte)  als  *The  mistake',  und  *M.  de  Poui-ceaugnac*  als  „Squire  Trelovby, 
or  the  Cornish  Squire**.  Vanbrughs  Abweichung  liegt  beidemal  nur  in 
der  Ausdrucksweise  und  szenischen  Nebendingen;  Szene  für  Szene,  ja 
beinahe  Gedanke  für  Gedanke  behält  er  bei,  nur  im  zweiten  Stücke 
streicht  er,  der  Vereinfachung  und  Wahrscheinlichkeit  halber,  einige  Epi- 
soden. 

Gay.  Als  eine  wahre  Bereicherung  unserer  Kenntnis  englischen  Schrift- 
tums und  seiner  Beeinflussung  durch  romanisches  gelte:  „John  Gays 
Singspiele.  Mit  Einleitung  und  Anmerkungen.  Neu  heraus- 
gegeben von  Gregor  Sarrazin" **•).  Seine  Fabeln,  ein  bis  in  die 
Neuzeit  beliebtes  Kinderbuch  (I.  1725),  ahmen  geschickt  La  Fontaine 
und  besonders  Lamottc  nach  (S.  VI).  Der  Stammbaum  der  „Beggar's 
Opera",  J.  Gays  dazumal  populärster  Dichtung  (S.  VII),  führt  vielleicht 
auf  Moli^res  „Festin  de  Pierre".  Wie  Dom  Juan  zwischen  Mathurine 
und  Charlotte  (F.  de  P.  II  5),  so  gerät  Macheath  zwischen  Polly  und 
Lucy  (B.  O.  II  13,  III  10)  in  Bedrängnis;  sogar  die  Reden  lauten  fast 
glei<;h.  „Auch  in  dem  pointierten,  senteuzenreichen,  satirischen  Stil  des 
Dialogs,  in  dem  halb  französisch  klingenden  Staccato  des  Konversations- 
tons lässt  sich  der  Einfluss  älterer  Lustspiele  noch  erkennen.  Daneben 
wollte  Gay  die  Formen  der  italienischen  Oper  parodieren  (vgl.  S.  6 
Anm.  S  205  zu  S.  3),  durch  eingefügte  Arien  und  Duetten,  auch  in 
der  Bildersprache  der  Lieder,  gab  es  aber  bald  auf  (S.  XIII  f.).  Aber 
schon  vor  Gays  *Beggar's  Opera'  beobachtet  man  Hinneigung  des  eng- 
lischen Lustspiels  zum  Singspiel,  das  die  ungefähr  gleichzeitigen  Anfänge 
der  franzosischen  Operette,  des  Vaudevilles,  angeregt  haben  mögen.  Die 
Prosa  in  Gays  Singspielen  erinnert  noch  an  die  ältere  Komödie  fran- 
zösischen Ursprungs  (S.  XV).  Dies  eine  Stück  schlug  die  italienische 
Oper  aus  dem  Felde  (8.  XXII).  In  Gays  Oper  *Polly',  der  Fortsetzung 
von  'Beggar^ö  Opera^,  erinnert  der  reiche  Pflanzer  Ducat  zuweilen  an 
Moli^res  Monsieur  Jourdain  (S.  XXX).  Gegenüber  den  quasi-Rousseau'schen 
Ideen  in  der  Hervorkehrung  des  Idealzustandes  der  Wilden  in  „Polly" 
denke  man  daran,  dass  schon  Moli^res  Misanthrope  ähnliche  Ansichten  aus- 
spricht (S.  XXXI). 

Notiz.  Weiteres  zum  XVIII.  Jahrhundert,  das  XIX.  Jahrhundert,  so- 
wie Nachträge  zu  1896 — 1899  folgen  im  nächsten  Bande  in  Teil  II  dieses 
Kapitels  bei  der  Bearbeitung  der  Erscheinungen  der  Jahre  1900  —  1901. 

München.  Ludwig  Fränkel. 

156)  ETBi.  II.  (Weimar  u.  Berlin,  Falber,  1898). 


II  216    AltfraozösischeB  Kunstepos  und  Romane.   1899  bezw.  1895—1902. 

Altfranzösisches  Kanstepos  nnd  Bomaue.  1899—1902. 
Allgemeines»  Wer  immer  sich  fortan  mit  der  altfranzösischen  hofischen 
Epik  und  überhaupt  mit  altfranzösischer  Literatur  befassen  will,  hat  von 
der  hervorragenden  Literaturgeschichte  G.  Gröber^  ^)  auszugehen.  Die 
letzten  Lieferungen  der  eine  Unsumme  von  Material  und  zahlreiche  neue 
Gesichtspunkte  darbietenden  Arbeit  halten  reichlich,  was  die  ersten  ver- 
sprochen. Das  ist  um  so  dankenswerter,  als  sich  bisher  der  Mangel  an 
einer  systematisch  angelegten,  gründlichen,  möglichst  vollständigen  und 
auch  Werke  von  mehr  untergeordneter  Bedeutung  behandelnden  altfran- 
zösischen Literaturgeschichte  für  die  Epigonenzeit  noch  fühlbarer  machte 
als  für  die  Anfänge  und  die  Hochblüte.  —  H,  Suchier"  Geschichte 
der  französischen  Literatur  „von  der  Urzeit  bis  zum  16.  Jahrhundert"^) 
ist  zwar  für  ein  weiteres  gebildetes  Publikum  bestimmt,  allein  auch  dem 
Kenner  der  altfranzösischen  Literatur  bietet  sie  mannigfache  Belehrung 
und  Anregung.  Die  wichtigeren  uns  hier  näher  angehenden  Texte 
—  auch  die  Prosaromane  —  werden  von  dem  aus  dem  Vollen  schöpfenden 
Verfasser  besprochen  oder  wenigstens  kurz  erwähnt  und  treffend  charak- 
terisiert, —  Dem  sonderlichen  Buche  des  Vicomte  Ch.  de  la  Lande 
DE  Calan  „Les  Personnages  de  TEpop^e  Romane"*^)  sind  zwar 
hauptsächlich  die  Nationalepen  zugrunde  gelegt;  der  Verfasser,  dem  nie- 
mand Fleiss,  Eifer  und  —  bretonischen  Patriotismus  absprechen  kann, 
hat  aber  auch  eine  Reihe  von  höfischen  Epen  exzerpiert  —  und  zwar 
mehr,  als  man  nach  dem  Index  bibliographique  vermuten  sollte  — ,  um 
einzelne  Personennamen  mit  Recht  oder  Unrecht  solchen  in  den  National- 
epen zur  Seite  zu  stellen.  Gar  zu  oft  und  zu  rasch  werden  nach  echter 
Dilettantenart  Namen,  die  einander  lautlich  irgendwie  ähnlich  sind,  identi- 
fiziert. Was  wird  da  z.  B.  nicht  alles  den  Königen  der  Bretagne  Guiomar 
und  Erispo6  gleichgestellt*^)  und  welche  Reminiszenzen  an  den  Gott 
Belinus  werden  da  aufgetischt!  Eine  Reihe  von  Anspielungen  auf  König 
Artus  und  Einflüsse  der  Artusepen  auf  die  Nationalepen  werden  8.  329  ff. 
aufgezählt,  eigentümliche  Identifizierungen  mit  dem  Totengott  Maelwas 
finden  sich  S.  G6ff.  Trotz  dem  Mangel  an  wissenschaftlicher  Methode  ^^) 
wird  das  zusammengestellte  Material  doch  hin  und  wieder  einige  An- 
regung bieten  können :  Vorsicht  wird  aber  geboten  sein.  —  O.  Söhring, 
der  sich  die  Aufgabe   gestellt    hat,    im  Zusammenhang   das  darzustellen, 

1)  B.  JBRPh.  Vu454f.  Die  Abschnitte,  die  die  höfische  Epik,  romantische 
Verserzählungen  und  Prosaromane  betreffen,  finden  sich  S.  724 ff.,  769 ff.,  832  ff., 
910ff.,  992ff.,  ]052f.,  1082ff.,  3 195 ff.  Allein  auch  andere  Kapitel  enthalten  gar 
manchen  hierhergehörenden  wertvollen  Hinweis,  la)  S.  JBRPh.  VI  n  56 f. 
Ib)  Redon  1900;  vgl.  JBRPh.  VI  ii  63.  Ic)  Vgl  ft.  208 ff.,  261  ff.  bezw.  203 ff. 
Id)  Im  Gegensatz  dazu  ist  die  sorgfältige  Arbeit  von  E.  Langlois,  Table  des 
noms  propres  de  toute  nature  compris  dans  les  chansons  de  geste 
imprim^es.  Paris  1904  (XX +  674  S.  8")  methodisch  und  übersichtlich  ange- 
legt; sie  wird  dem  Literarhistoriker  nicht  geringe  Arbeit  ersparen  und  auch 
manchem  Historiker  wertvolle  Dienste  leisten  können.  Der  Einfluss  der  höfischen 
Epik  auf  die  späteren  Nationalepen  lässt  sich  fortan  leichter  überblicken.  — 
Diesen  Einfluss  speziell  auf  das  Nationalepos  Huon  de  Bordeaux  suchte 
C.  VoRETZSCH  sowohl  in  bezug  auf  einzelne  Episoden  wie  auf  den  ganzen  Aufbau 
des  Epos  nachzuweisen  in  seinen  Epischen  Studien.  I.  Die  Komposition 
des  Huon  von  Bordeaux,  nebst  kritischen  Bemerkungen  über  Be- 
griff  und    Bedeutung    der   Sage.      Halle  1900,   Kap.   III,    8.   122—153. 


E.  Freymond.  II  217 

„was  eine  Anzahl  der  wichtigsten  Epen  aus  dem  11.  bis  14.  Jahrhundert 
an  Beschreibungen  von  Werken  bildender  Kunst  enthält" '«),  schöpft  sein 
Material  hauptsächlich  aus  höfischen  Epen  verschiedener  Richtung.  Die 
wohl  erwogenen  Vorbemerkungen  zeigen  unter  anderem,  dass  der  Ver- 
fasser derartige  Schilderungen  keineswegs  überall  für  bare  Münze 
nimmt,  sondern  dass  er  mit  Recht  zwischen  blossem  Aufpute,  schmückenden 
Zusätzen  und  vom  Dichter  beabsichtigten,  mit  seinem  Stoff  zusammen- 
hängenden Darstellungen  oder  Hinweisen  zu  unterscheiden  sucht.  Auch 
die  Möglichkeit  literarischer  Überlieferung  und  mündlicher  Tradition  wird 
gebührend  berückbichtigt.     Die  sorgfältige  Arbeit  zerfällt  in  drei  Kapitel: 

I.  Bauwerke  (A.  Profanbauten;   B.  Kultusstätten   und   Grabdenkmäler), 

II.  Werke  der  Bildhauer-  und  Goldschmiedekunst  (A.  Dekorative  Plastik, 
Goldschmiedearbeiten;  B.  Rundfiguren;  C.  Musikwerke  und  mechanische 
Kunstwerke);  III.  Werke  der  Malerei  und  Textilkunst  (A.  Wandgemälde: 
B.  Tafelgemälde,  Porträts,  Siegel :  C.  Schildschmuck,  Wappen ;  D.  Teppiche 
und  Gobelins  mit  bildlichen  Darstellungen;  E.  Kleidungsstücke  mit 
bildlichem  Schmuck;  F.  Zelte). 

Antike  Stoffe.  Alexander.  Einen  durch  Dietrich  Volkmann  in 
einer  Bonitz  gewidmeten  Festschrift  des  Gymnasiums  zu  Schulpforta  ge- 
druckten, wenig  beachteten  lateinischen  Alexandertext  hat  Otto  Wagner  *f) 
weiteren  Kreisen  zugänglich  gemacht.  Die  in  einer  Metzer  Handschrift  des 
10.  Jahrhunderts  überlieferte  Epitome  rerum  gestarum  Alexandri 
Magni  ist  das  zweite  Buch  eines  im  4.  oder  5.  Jahrhundert  veranstalteten 
Auszugs  aus  einer  älteren  Geschichte  Alexanders;  es  beginnt  mit  dem 
Tod  des  Darius  und  !«chlie8st  mit  dem  Tod  Alexanders.  Der  Text  bietet 
sowohl  dem  Philologen  wie  dem  Literarhistoriker  Beachtenswertes.  Die 
sprachlichen,  z.  T.  archaischen  Erscheinungen,  sowie  die  sprachlichen  Vor- 
bilder haben  G.  Landgraf^)  und  E.  Wölfflin^)  besprochen;  Land- 
graf hat  aussenlem  der  „Vorlage  der  neugefundenen  Epitome 
rerum  gestarum  Alexandri  Magni"  einen  Artikel*)  gewidmet  und 
vermutet,  die  Epitome  sei  in  ihrem  Hauptteil  ein  Auszug  aus  einer 
lateinischen,  um  die  Wende  des  3.  Jahrhunderts  geschriebenen  Be- 
arbeitung der  griechischen  Alexandergeschichte  des  Timagenes  (vielleicht 
auch  unter  Beiziehung  des  Kleitarchos).  Der  Verfasser  dieser  lateinischen 
Bearbeitung  gehöre  wahrscheinlich  dem  Kreise  des  Asinius  Pollio  an,  der 
eine  archaisierende  Diktion  nach  dem  Muster  der  Historien  Sisennas  pflegte. 
Den  Literarhistoriker  interessiert,  dass  der  Schluss  der  neuen  Epitome 
romanhaft  ist  und  an  den  Schluss  des  Pseudokallisthenes  erinnert.  Es 
ist  möglich,  —  so  meinen  Landgraf  und  Wölfflin  —  dass  sich  dieser 
Schluss  nicht  in  dem  ausführlicheren  Text  vorfand  und  dass  ihn  der 
Epitomator  einer  anderen  Quelle  entnahm^).  Anders  urteilt  darüber 
W.  Kroll  in  seinem  inhaltvollen  Aufsatz  „der  griechische  Alexander. 

le)  Werke  bildender  Kunst  in  altfranzösischen  Epen.  1.  Teil. 
Dias.  Berlin  1900,  vollständig  erschienen  in  RF.  XII  493-640;  s.  JBRPh 
VIn60f.  und  E.  Fkeymond  in  ASNS.  CVII  S.  444—447.  If)  Incerti 
auctoris  Epitome  rerum  gestarum  Alexandri  Magni  e  codice 
Mette nsi  in  JbbKlPh.  Suppl.  26,  Leipzig  1900,  8.  91—167.  2)  BPhWS. 
1901,   Nr.  8.         3)   ALLG.  XII    187-196.  4)  BPhWÖ.    1901,    Nr.  ,13. 

5)  Vielleicht  nach  Landgraf  einer  nicht  erhaltenen  älteren  oder  ursprünglichen 
Fassung  der  Handschrift  des  Pseudokallisthenes. 


II  218    Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

roman"®),  in  dem  er  in  aller  Kürze  den  sogen.  Pseudokallisthenes  — 
Verbreitung'),  Inhalt,  Bestandteile,  Quellen  u.  dgl.  —  bespricht.  Der 
sicher  in  Ägypten^),  und  zwar  im  3.  Jahrhundert  schreibende  Autor  hat 
—  so  meint  Kroll  —  den  sehr  romantischen  Bericht  über  Alexanders 
Tod  wörtlich  aus  der  griechischen  Vorlage  der  in  der  Metzer  Hand- 
schrift erhaltenen  Epitome  abgeschrieben.  —  In  einem  höchst  interessanten 
Buche  „Alexander  der  Grosse  und  die  Idee  des  Weltim- 
periums in  Prophetie  und  Sage.  Grundlinien,  Materialien 
und  Forschungen"*)  verfolgt  Franz  Kampers  die  von  einem  Rezen- 
senten *^)  als  „grossartig"  bezeichnete  Idee,  nach  welcher  die  spatjüdische 
Prophetie  über  Alexander  als  messianischen  Heldenkaiser  das  Vorbild  der 
römisch-deutschen  Kaiseridee  ist^^).  Auf  Grund  einer  vielseitigen  Be- 
lesenheit bespricht  Kampers  die  Entstehung  der  beiden  Ü herlief erungs- 
reihön  der  Alexandersage,  nämlich  einerseits  der  orientalischen  Legende 
des  Übermenschen  Alexander,  andererseits  die  des  durch  den  Pseudo- 
kallisthenes vertretenen  Alexanderromans,  in  welcher  Alexander  eher 
die  Rolle  eines  phantastischen  Abenteurers  als  die  eines  Helden  zugeteilt 
ist.  Uns  geht  hier  als  Quelle  der  mittelalterlichen  Alexanderromane  nur 
der  Pseudokallisthenes^^)  etwas  näher  an,  über  dessen  Entstehung 
Kampers  zwischen  den  verschiedenen  Auffassungen  von  Ausfeld**)  und 
Kroll  zu  vennitteln  sucht.  Er  spricht  sich  dabei,  wie  mir  scheinen  will, 
nicht  präzis  genug  aus.  Während  Ausfeld  den  Pseudokallisthenestext  aus 
einer  älteren  Komposition  durch  Hinzufügung  der  Briefe  und  anderer 
Stücke  entstanden  wissen  will,  lehnt  Kroll  in  dem  genannten  Artikel  die 
Benutzung  einer  älteren  zusammenhängenden  Komposition  ab;  er  meint, 
der  halb  gelehrte  Verfasser  sei  auch  der  eigentliche  Vater  des  Romans, 
der  seinen  Stoff  aus  einigen  historischen  Kompendien,  aus  gelehrten 
Quellen  und  Wunderbüchern  zusammengestoppelt  habe;  die  vielen  kleinen 
Briefe  dürfe  man  getrost  auf  seine  Rechnung  setzen,  die  romanhaften 
Züge  der  Alexandersage  aber  seien  zum  grossen  Teil  älter  und  bereits 
in  der  Generation  nach  Alexanders  Tod  ausgebildet.  Da  Kroll  selbst 
z.  B.  für  den  sachkundigen  Bericht  über  die  Anlage  von  Alexandria  im  Pseudo- 
kallisthenes eine]  Quelle  annimmt,  nämlich  eine  [Stadtbeschreibung  aus  der 
Ptolemäerzeit,  da  auch  er  die  beiden  grossen  Briefe  an  Aristoteles  und  Olympias 
für  Einschiebsel  ansieht,  da  er  endlich  die  Quelle  für  den  romantischen 
Bericht  über  Alexanders  Tod  für  nachweisbar  hält,  so  fragt  Kampers 
(S.  186),  warum  der  unbekannte  Autor  dann  nicht  auch  eine  der  Aus- 
feldschen  Rekonstruktion  nahekommende  einheitliche  Chronik  der  Taten 
Alexanders  benutzt  und  „zum  Gerüst  für  sein  Opus  gemacht  haben  soll". 
Bald    darauf   aber    meint  Kampers,    Ausfeld  habe  Unrecht    darin,    diese 


6)  AZB.  1901,  Nr.  38.  7)  Auf  einem  Versehen  oder  Druckfehler  beruht 
der  von  Kroll  dem  afz.  Romandichter  beigelegte  Name  Lambert  de  Fort  statt 
Lambert  li  Tors,  8)  Ich  benutze  die  Gelegemieit,  um  aufmerksam  zu  machen 
auf  G.  Maspebo,  Comment  Alexandre  devint  Dien  en  Egypte  in 
EPHESSHPh.  Annuaire  1897.  Paris  1898.  9)  Freiburg  i.  B.  1901,  XI  +  192  8.  8» 
(Bd.  I,  H.  2  u.  3  der  SDGG.)-  10)  J.  Geffcken  in  DLZ.  1902,  c.  352 ff. 
11) 'Alexander  ist  schon  bei  Lebzeiten  Held  einer  sibyllinischen  Tradition  ge- 
worden. 12)  S.  die  Abschnitte  „Überlieferung,  Inhalt  und  Bestandteile  des  Pseudo- 
kallisthenes*' B.  55 — 68  und  „Zur  Komposition  und  Textgeschichte  des  Pseudokallis- 
thenes" S.  184—188.    13)  8.  JBRPh.  III  114»». 


E.  Freymond.  II  219 

Chronik  als  „Urgestalt  des  Pseudokallisthenes"  zu  bezeichnen.  —  Über 
diese  schwierige  Frage  dürfte  die  von  Kroll  vorbereitete  kritische  Aus- 
gabe des  griechischen  Romans  mehr  Klarheit  bringen^*).  —  Kampers 
kommt  wiederholt  auf  Kandake  zu  sprechen;  er  glaubt,  dass  sich  hinter 
ihr  eine  babylonische  Mythenfigur  Sabitu  —  die  Meereskönigin  im  Nimrod- 
epos  —  verberge,  und  sucht  zu  zeigen,  dass  im  Pseudokallisthenes  historische 
und  mythische  Elemente  vermischt  wurden.  Ausgehend  von  der  Candace- 
episode  im  deutschen  Alexanderlied  bespricht  W.  Wilmanns^*)  die  Ent- 
stellungen, die  diese  Episode  in  der  vorausgehenden  Überlieferung  er- 
fahren hat  und  berührt  dabei  auch  das  afr.  Alexanderepos;  schon  im 
Pseudokallisthenes  sei  die  Episode  nicht  ursprünglich,  aber  von  einem 
Liebesverhältnis  zwischen  Alexander  und  Candace  ist  nur  in  folgenden, 
im  Grunde  auf  den  Pseudokallisthenes  zurückgehenden  Texten  die  Rede, 
nämlich  in  der  äthiopischen  Version,  im  französischen  und  im  deutschen 
Alexanderepos.  Es  ist  möglich,  aber  nicht  durchaus  notwendig,  dass 
diese  Umgestaltung  der  Episode  darauf  beruhe,  dass  byzantinische  Chronisten 
des  6. — 8.  Jahrhunderts  berichten,  Alexander  habe  Candace  geheiratet, 
oder  darauf,  dass  andererseits  eine  in  jüngeren  Texten  tatsachlich  vor- 
liegende Verwechslung  oder  Vermischung  von  Candace  und  Cleophis, 
von  welch  letzterer  lateinische  Geschichtsschreiber  (Justin  u.  a.)  erzählen, 
von  Einfluss  war.  \^  ilmanns  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  selbständig 
eine  abgerundete  Geschichte  über  die  Begegnung  Alexanders  und  Candacens 
existiert  und  in  verschiedenen  Fassungen  weiter  gelebt  habe;  so  di'u^tc 
die  äthiopische  Version  durch  eine  derartige  selbständige  Tradition  beein- 
flusst  sein;  auch  im  Abendland  könnte  eine  solche  Tradition  bekannt  ge- 
wesen sein;  allein  diese  Annahme  ist  für  die  Ausgestaltung  der  Episode 
im  französischen  und  deutschen  Epos  entbehrlich;  letztere  wird  sich  viel- 
mehr allmählich  aus  Elementen  der  vom  Pseudokallisthenes  ausgehenden 
Tradition  entwickelt  haben. 

Eine  nicht  für  den  Buchhandel  bestimmte  Gelegenheitsschrift  ist 
O.  ScHULT35-G0RA®  Veröffentlichung  der  Vengeance  Alixandre  von 
Jehan  le  Nevelon^*).  Der  leider  nur  in  50  Exemplaren  gedruckten 
Ausgabe  ist  der  Text  der  Hs.  M  (Bibl.  Nat.  f.  24  365)  zugninde  *re- 
legt^'');  nur  ausnahmsweise  wird  ein  Vers  bezw.  eine  Lesart  einer  anderen 
Handschrift  entnommen,  die  der  Herausgeber  alle  mit  Ausnahme  von  P 
(Oxford)  benutzt  hat^®).  In  den  Vorbemerkungen  entscheidet  sich  Schul tz- 
Gora  für  den  Autornamen  Jehan  le  Nevelon^  der  sich  nur  in  M*®) 
findet,  und  tritt*®)  P.  Meyers  Annahme  bei,  nach  welcher  der  Dichter 
—  der  übrigens  ausser  dem  Roman  d' Alexandre  noch  andere  Alexander- 
texte*^)  benutzt  habe  und   das  Epos  Folcon  de  Candie  kannte  —  für 


14)  Ausser  dem  Alezander  zieht  Kampera  gelegentlich  ganz  kurz  andere 
afz.  Texte  heran,  so  8.  83  die  Faits  des  Komains,  8.  105  die  Prophe- 
zeihuDgen  Merlins;  S.  137  wird  die  Herakliossage  erwähnt  15)  Ale- 
xander und  Candace  in  ZDA.  45,  229—244.  16)  Berlin,  Ehering  1902, 
101  S.  8^  17)  Mit  Recht  nach  C.  Walbero,  der  in  Ro.  32,  S.  155-165 
Schnltz-Groras  Ausgabe  und  die  Arbeit  Sachrows  sachkundig  bespricht.  Ich 
sdüiesse  mich  dieser  Auffassung  an.     18)  E^e  Varia  lectio  wird  nicht  gegeben. 

19)  Die  Has.  NOQH  haben  Venelais^  PS  nouviaus  hoirs,   Jehan  Wauquelin  in 
seiner    Proeabearbeitung  Jehan   Nevelaux\    Fauchet    las    Jehans    U   Nevelois. 

20)  Ebenso  Gröber  GG.  IV  817.       21)  S.  Anm.  zu  V  726;   es   braucht  sich 

V  o  1 1  m  5 11  e  r ,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  ]  5 


II  220     AltfranzöBJsches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895  —  1902. 

Heinrich  V.,  Grafen  von  Luxemburg  (1288 — 1308)  und  spateren  deutschen 
Kaiser,  schrieb^*).     Die  dem  Text  beigegebenen  Anmerkungen  enthalten 
sachliche,  textkritische,  syntaktische  Bemerkungen,  sowie  solche  zur  Vers- 
lehre'^).    Zu  diesen  Anmerkungen  konnte  Schultz-Gora  noch  die  fleissige 
Dissertation  von  Karl  Sachrow  „Über  die  Vengeance  d'Alexandre 
von  Jean  le  Venelais   [Jehan   li  Venelais]**)  benutzen.     Sachrow 
teilt  reichhaltige  bibliographische  Notizen  mit,  bespricht  die  Überlieferung 
des  Textes  ^^)    und  das  Handschriften  Verhältnis    und    gelangt   hierbei    zu 
einem  anderen  Ergebnis  als  Schultz-Gora.     Er  entscheidet  sich  ferner  für 
die  Namensfonn  Jehan  li  Ve^ielais^^)  und  sucht  auf  Grund  einer  Unter- 
suchung der  Verstechnik,  Sprache  u.  s.  w.  den  Nachweis  zu  führen,  dase 
der  Gönner  Jehans  Henri  I  le  Large,  Graf  von  der  Champagne^  war  und 
dass  die    Vengeance  daher  vor  dessen   Tod,    d.  h.  vor  dem  Jahre  1181 
verfasst  sein  müsse.     Jehan   kannte    natürlich    den   Roman  d'Alexandre, 
und  zwar  wohl  alle  vier  Branchen,  aber  vielleicht  in  einer  Redaktion,  in 
der  der  Anfang  noch  nicht  umgearbeitet  war;  er  benutzt  ausserdem  Justin 
und    Verwertet   zwei    Namen    aus   Nationalepen.     In   seiner  inhaltreichen^ 
ausführlichen  Besprechung  äussert  E.  Walberg  Bedenken  gegen  Sachrows 
Auffassungen ;  er  fasst  das  Handschriftenverhältnis  noch  anders  au^  ent- 
schliesst  sich  aber,  obwohl  die  Sprache  des  Gedichts  seiner  Meinung  nach 
eher  auf  die  erste  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  hinweise,  dazu  in  jenem  Henri 
mit    Sachrow    Henri  I   le  Large    (1152 — 1181)   zu  erblicken.      Er  ent- 
scheidet sich  mit  Schultz-Gora  für  den  Dichtemameu  Jehan  le  Nevelon 
und  gibt  eine  Reihe  von  Besserungsvorschlägen  zu  Schultz-Groras  Ausgabe. 
Thebes,  Eneas,  Troie.    F.  M.  Warren  spricht  sich  in  einem 
Aufsatz  On  the   latin   sources    of   Th^bes  and  En6as*')  zunächst 
dahin    aus,    dass   ca.  vier   Fünftel   von   Benoits   de   S®  More  Roman  de 
Troie    direkt    aus    einem    lateinischen,     unter    Dares'   Namen    gehenden 
Roman  übersetzt   sind.     In  der  QueUenfrage  für  den   Roman  de  Th^bes 
und  den  Eneas^^)  nähert  sich  Warren  der  Auffassung  von  Constans**): 

eventuell  nur  um  einen  (Justin)  zu  handeln.  22)  Demg^enüber  könnten 
folgende  Worte  8.  5 f.  als  Widerspruch  angesehen  werden:  „Man  darf  mit 
G.  Paris  annehmen,  dass  Jehan  im  Dienste  des  Grafen  Heinrich  stand.'*  G.  Paris 
wollte  in  dem  Gönner  des  Dichters  Heinrich  II.,  Grafen  von  der  Champagne 
(1181  — 1192)  erkennen.  Allein  der  Herausgeber  will  hier  das  Dienstverhältnis 
des  Dichtera  zu  einem  Henri  hervorheben.  23)  Jhilatine  ist  nicht,  wie  Anm 
zu  V.  73—75  vermutet  wird,  der  Name  von  Candacens  Schwiegertochter,  sondern 
ein  geographische  Bezeichnung;  vgl.  due  de  Baletine  in  Michelants  Ausgabe  dos 
Roman  d'AUxandre  S.  373,  V  7  u.  Bälatine  529,  V  27,  wofür  die  Hs.  G  und 
die  von  Michelant  benutzte  junge  Hs.  der  Arsenal bibliothek  dtte  de  PakUine 
schreiben ;    vgl.    übrigens   Ro.  32,  156.       24)   Halle,   H.  John  1902,    74  S.,  8'. 

25)  Eine  Vergleichung  der  Aufzählung  der  Folios  nebst  Verszahl  von  N  (S.  17) 
mit  einer  von  mir  besorgten  Kopie  derselben  Hs.  lässt  mich  vermuten,  dass 
Sachrow  auf  f°.  109 d  und  lila  je  einen  Vers  übersehen  hat.  Der  Name I)e<dus 
in  Michelants  Ausgabe  8.  373  V.  3  (s.  Sachrow  S.  26)  ist  fehlerhaft;  statt  des 
Candenlus  —  so  in  Hs.  G   —  schrieb    der  Kopist   das   falsche  guant  JDeolus. 

26)  Diesen  Namen  will  Sachrow  mit  Ventelay  (Dorf,  d^p.  Marne)  zusammen- 
bringen, was  von  Schultz-Gora  und  Walberg  abgelehnt  wird.  27)  PMLA.  XVI 
375—387.  28)  In  Prag  war  merkwürdigerweise  nicht  aufzutreiben  eine  kurze 
Programmschrift  von  K.  F.  Bargetzi,  Dido  in  der  Geschichte  und  in  der 
Dichtung.  Wien  1898,  17  S.  (Jahresber.  d.  Staats-Realschule  im  VII.  Wiener 
(Temeindebezirk  (Neubau).  29)  S.  JBRPh.  V  ii  457.  —  Bei  dieser  Gelegenheit 
möchte  ich  einen   mir   selbst   unbegreiflichen  Fehler   in  diesem  meinem  Beridit 


E.  Freymond.  H  221 

die  unmittelbaren  Quellen  dieser  afz,  Epen  seien  nicht  Statius'  Thebals^®) 
bezw.  Vergils  Aeneis,  sondern  verlorene  lateinische  Prosabearbeitungen, 
die  eingeschobene  Liebes-  und  Kampfszenen  enthielten  und  unter  anderem 
schon  aus  diesem  Grunde  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  an- 
gehörten.    Ich  kann  nicht  sagen,  dass  mich  Warren  überzeugt  hat. 

Im  Anschluss  an  das  Vorausgehende  seien  zwei  Arbeiten  über 
ApoUoniusvon  Tyrus  erwähn  t^  weil  in  ihnen  auch  französische  Be- 
arbeitungen des  Stoffes  Berücksichtigung  finden.  S.  Singer  zog  in  seinem 
gelehrten,  aber  nicht  gerade  durchsichtig  geschriebenen  Buch  „Apollonius 
von  Tyrus.  Untersuchungen  über  das  Fortleben  des  antiken 
Romans  in  späteren  Zeiten""^^)  8. 16ff*.  den  Jourdain  de  Blaivies,  passim 
den  ünedierten  französischen  Prosaroman  von  ApoUonius  nach  drei  Hand- 
schriften Von  Wien,  London  (Brit.  Mus.)  und  Chartres  und  S.  1060".  die 
in  der  Übersetzung  der  Gesta  Romanorum  (Le  Vidier  des  histoires  romaines) 
enthaltene  Version  heran  und  stellte  (S.  219)  eine  Spezialuntersuchung 
über  die  romanischen  Fassungen  in  Aussicht.  —  Singers  Untersuchungen 
benutzte  E.  Klebs  zu  den  Abschnitten  über  die  Vulgärfassungen  in 
seinem  im  Jahresbericht  schon  gewürdigten  Buch  „Die  Erzählung  von 
ApoUonius  von  Tyrus.  Eine  geschichtliche  Untersuchung 
über  ihre  lateinische  Urform  und  ihre  späteren  Bearbei- 
tungen"^*). S.  412  ff*,  werden  einige  Verweise  auf  den  ApoUoniusstofT 
in  altprovenzalischen  und  altfranzösischen  Texten  angeführt^  5  Hand- 
schriften und  der  älteste  Druck  des  afz.  Prosaromans  erwähnt  und  ziem- 
lich vergessene  neufranzösische  Bearbeitungen  behandelt:  so  der  Druck 
von  Gilles  Corrozet^'),  der  eine  absichtlich  modernisierte  Version  enthält, 
ferner  die  weit  unbedeutendere  Fassung  von  (Antoine  Louis)  Le  Bmn 
(Paris  1710)  und  die  hierher  gehörenden  Abschnitte  aus  Fran9ois'  de 
Belieferest  Histoires  tragiques  1582.  —  Das  Hauptresultat  von  Klebs 
—  dass  nämlich  die  lateinische  Erzählung  von  ApoUonius  von  Tyrus 
nichts  wie  man  früher  eher  anzunehmen  geneigt  war,  die  Bearbeitung 
eines  verlorenen  griechischen  Originals  durch  einen  Christen  des  5.  oder 
6.  Jahrhunderts  sei,  sondern  vielmehr  ursprünglich  lateinisch  ge- 
schrieben war  und  von  einem  Anhänger  der  heidnischen  Religion  herrührte, 
der  im  3.  Jahrhundert  lebte  —  dies  Hauptresultat  von  Klebs  hat  bei 
den  klassischen  Philologen  ^^)  Anklang  gefunden,  deren  Besprechungen 
mir  bekannt  sind**). 

korrigieren:  JBRPh.  V  ii  459  Z.  1  v.  u.  und  S.  460  Z.  10  ist  Dippe Biatt  Dilke 
zulesen.  30)  In  einem  kurzen  Artikel  Chaucer  and  the  Roman  de  Th^bes 
(MLN.  XVII  471—473)  sucht  J.  D.  Rodeffek  Ck)n8tan8  gegenüber  zu  zeigen, 
dass  Chaucer  ausser  Statius'  Thebai's  nicht  noch  den  Roman  de  Th^bes  oder  eine 
Prosaredaktion  davon  gekannt  zu  haben  braucht.  —  Zu  Untersuchungen,  in 
denen  für  mittelenglische  Texte  Benoits  Roman  als  Quelle  vermutet  wird,  gehört 
der  Aufsatz  von  Broatch;  s.  schon  JBRPh.  V  ii  419'*,  wo  freilich  statt  AJPh. 
JGPh,  zu  lesen  ist.  —  Die  bereits  JBRPh.  VI  ii  363  erwähnte  Ausgabe  des 
Laud  Troy  Book,  besorgt  von  J.  Ebnst  WtJLFiNG  ist  erschienen  (Part.  I  EETS. 
Orig.  8er.  121,  1902).  31)  Halle  1895,  VI  +  228  S.  8^  s.  JB.  IV  ii  9".  32)  Beriin 
1899,  XII 4-  532  S.  8°,  s.  JB.  VI  ii  31>"".  33)  Die  von  Bibliographen  diesem  Druck 
beigelegte  Zahl  1530  scheint  auch  mir  verfrüht  zu  sein.  34)  Klebs  will  übrigens 
nicSt  jeden  griechischen  Einfluss  leugnen  (s.  S.  215,  306,  322).  35)  Vgl.  Weih- 
rich  ZOG.  51,  469ff.;  Weymann  DLZ.  1900,  675ff.;  Landgraf  LCBl.  1900, 
204 ff.  —  t.  BPhWK   1901,   1323 ff.;   Gerathewohl   ALLG.  XI,  608 ff.;   etwas 

15* 


II  222    Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    18d9  bezw.  1B95— 1902. 

Nach  Klebs  8.  288  ff.  hat  der  Verfasser  der  Historia  ApoUonii 
zweifellos  die  Metamorphosen  des  Apulejus  benutzt,  der  stofflich  ganz  von 
den  Griechen  abhängt  (8.  322). 

In  einer  ganzen  Reihe  von  polnisch  geschriebenen  Arbeiten  be- 
schäftigte sich  M.  Kawczynski  mit  Apulejus  und  dessen  Schriften, 
besonders  m.it  der  Erzählung  Amor  und  Psyche  und  ihrer  Einwirkung 
auf  Märchen  und  jüngere  Erzählungsstoffe**).  Kawczynski  bemühte  sich, 
seine  Untersuchungen  auf  eine  breite  Basis  zu  stellen:  er  gab  zunächst*') 
ein  Sittenbild  des  zweiten  christlichen  Jahrhunderts  und  suchte  die  bis- 
herigen das  Leben  des  Apulejus  betreffenden  Angaben  zu  berichtigen: 
die  Metamorphosen  seien  ca.  185 — 190  entstanden.  Auf  eine  Unter- 
suchung über  Apulejus'  oratorische  und  philosophische  Schriften  '*)  folgten 
Betrachtungen  über  die  Geschichte  vom  Goldenen  Esel  und  ihr  Ver- 
hältnis zur  direkten  und  indirekten  Quelle  '•),  sowie  solche  über  Märchen  *•), 
die  der  Erzählung  von  Amor  und  Psyche  mehr  oder  weniger  nahestehen. 
Daran  knüpfen  sich  Andeutungen  über  eine  neue,  sogen,  historische 
Theorie  betr.  die  Entstehung  und  Verbreitung  der  Märchen.  —  Erst 
danach  wurde  eine  Übersetzung,  Analyse  und  Erklärung  der  Geschichte 
von  Amor  und  Psyche  gegeben**).  Nach  dem  R^um6  zu  urteilen,  scheint 
sich  Kawczynski  in  dieser  Arbeit  vornehmlich  mit  dem  Einfluss  des 
Apulejus  auf  Martianus  Capella  sowie  mit  den  bisherigen  Erklärungsver- 
suchen befasst  zu  haben.  —  In  weiteren  Arbeiten  untersuchte  Kaw- 
czynski altfranzösische  Texte**),  die  mit  dem  Märchen  von  Amor  und 
Psyche  zusammenhängen  bezw.  davon  abhängen:  zunächst  den  Parte- 
nopeus,  in  dessen  Stoff  er  acht  —  übrigens  recht  heterogene  und  nicht 
ausreichende  —  Themen  unterscheidet.  Die  Betrachtung  jener  Themen, 
bei  denen  zeitgenössische  Beziehungen  herausgefunden  werden,  führen 
Kawczynski  zu  dem  Resultat,  dass  das  Gedicht  schon  im  Jahre  1153 
verfasst  worden  sei,  dass  Anspielungen  auf  spätere,  in  das  Jahr  1157 
gehörende  Ereignisse  einer  späteren,  vom  Dichter  selbst  vorgenommenen 
Umarbeitung  zuzuschreiben  seien.  Der  Dichter,  der  mit  dem  Hofe  von 
Blois  in  Verbindung  stehe,  sei  kein  Pikarde,  sondern  stamme  aus  der 
Gegend  von  S®.  Maure;  er  als  erster  habe  die  sich  aus  der  Troubadour- 
lyrik ergebende  Auffassung  der  Minne  dem  Norden  übermittelt  —  Schon 
aus  dem  R^sum^  ist  zu  ersehen,  dass  Kawczynski  wissenschaftliche  Methode 
abgeht.  Gegen  seine  Aufstellungen  wandte  sich  W.  Foerster**),  der 
kurz  zeigt,  dass  man  es  bei  dem  Dichter  des  Partenopeus  mit  einem 
Pikarden  zu  tun  habe,  dem  Crestiens  Cliges  und  Yvain  bekannt  waren. 
—  Kawczynski  verteidigte  sich  gegen  Foerster**). 

zögernder  drückt  sich  R.  Helm  WSKPh.  1900,  68  aus.  Der  Germaoist  F.  Panz^ 
glaubt  LBlCrRPh.  XXII  Iff.  nicht  an  das  griechische  Original.  —  Zu  den 
Kapiteln  über  die  mittelalterlichen  Bearbeitungen  s.  noch  S.  Smger,  Anglia,  Bei- 
blatt X  233  ff.,  1900.  36)  Ich  verweise  hier  nur  auf  die  deutsch  geschriebenen 
K^sum^s,  erschienen  in  AAkWKrakau,  Krakau  1899  ff.  37)  Ib.  189d,  S.  317  ff. 
38)  Ib.  ö. 497 ff.  39)  Ib.  1900,  S.  124ff.  40)  Ib.  1901,  S.  off.  41)  Ib.  S.86£l 
42)  Amor  i  Psyche  w  poczyi  starof rancuskiej.  I.  Partenopeus  de 
Blois,  poemat  zdwunastego  wieku.  Streszczenie,  rozbior  i  objas- 
n  i  e  n  i  e  (Kosprawy  Akademii  umiejetnosci.  Wydzial  filologiczny.  Serya  II,  Tom.  XIX, 
WKrakowie  1902,  S.  1—1  ü2  (A.  und  P.  in  der  altfranzösischen  Dichtung.  I.  Parte- 
nopeus de  Blois,  Gedicht  aus  dem  12.  Jahrhundert.  Analyse,  Inhaltsangabe  und  Er- 
klärung. AbhAkKrakau.  Philol.  Kl.  Serie  II  Bd.  19.  43)  LBlGRPh.  XXIII  28ff. 
44)  Bulletin  de  TAcad^^mie  des  Sciences  de  Cracovie.  F^vrierl902,  S.  25ff.  Kaw- 


E.  Freymond.  H  223 

3tatieve  de  Sretagfie»  Hierzu  sei  zunächst  nochmals  auf 
F.  Lots  Studien  über  Namen  der  Ärtursage  und  Episoden  in 
Artustexten  hingewiesen**),  von  denen  im  folgenden  Einzelheiten  am 
geeignet  erscheinenden  Orte  hervorgehoben  werden  sollen. 

Nenn i US :  L.  Traube*^)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  E.  W. 
B.  Nicholson*')  in  einem  Brief  an  Mommsen  ganz  unabhängig  von 
Thurneysen  die  Richtigkeit  des  von  diesem  erschlossenen  Titels  für  die 
Vorlage  des  Nennius  stützte;  nach  Traube  muss  aber  dieser  Titel  JBöC- 
perta  fili  Urbtigen  de  origine  et  genealogia  B7^tonum  in  libro  sancti 
Germani  inventa  gelautet  haben.  —  Die  Lokalisierung  der  Szene 
zwischen  dem  wahrsagenden  Ambrosius  und  König  Vortigirn  in  montibu^ 
Hereri  erklärt  F.  Lot*®)  aus  dem  Namen  eines  am  Fuss  des  Snowdon 
liegenden  Felsen  Dinas  Emrys,  d.  h.  Festung  des  Ambrosius;  wahr- 
scheinlich sei  hierbei  eine  ursprünglich  irische  Erzählung  unter  dem  Ein- 
fluss  einer  Volksetymologie  umgestaltet  worden.  Der  englische  Name 
Snowdon  beruhe  auf  einer  Volksetymologie:  Hereri  erinnere  an  walisisch 
eira,  Schnee;  eine  andere,  vielleicht  bessere  Etymologie  bringt  diesen 
Namen  mit  eryr,  Adler,  zusammen. 

Galfrid  von  Monmouth**):  In  seinem  Artikel  über  den  Namen 
und  die  Rolle  des  Königs  Loth  bei  Galfrid,    in   walisischen  Texten  und 


czvirsKi  hat  dann  noch  eine  Reihe  anderer  altfraozoslBcher  Texte  mit  Apulejus'  Er- 
zählung von  Amor  und  Psyche  zusammengebracht;  so  den  Chevalier  auCygne, 
denHuon  deBordeaux  — (vgl.  dazu  JBRPh.  Villi  63)  —,  zuletzt  auch  Werke 
Crestiens  de  Troyes;  dies  in  seinem  Aufsatz  „Ist  Apulejus  im  Mittel- 
alter bekannt  gewesen?  (Mit  einem  Anhang  zu  Partenopeus,  zu 
Crestien  de  Troyes  und  zu  Beoaud)'^  in  BRPhMuss.,  Halle  1905, 
8.  192—210.  Das  Motiv  des  Verbot«  im  Parteiiopeus  habe  —  so  meint  Kaw- 
czyAski  —  Crestien  de  Troyes  dazu  veranlasst,  im  Ercc  ein  (legenstuck 
zum  Partenopeus  zu  liefern;  auch  Yvain  hänge  von  Partenopeus  ab 
u.  8.  w.  —  Kawczi^ski  wendet  sich  hier  auch  gegen  Gröber,  der  im  Grund- 
riss  11^  587  eine  direkte  Abhängigkeit  des  Partenopeus  vom  lateinischen  Märchen 
für  ausgeschlossen  hält;  dsg}.  und  zwar  mit  nicht  gerade  gewählten  Worten 
gegen  Voretzsch'  Besprechung  LBlGRPh.  XXV  107  ff.  —  J.  H.  Reinhold 
scheint  einige  Ideen  Kawczyiiskis  gelten  lassen  zu  wollen;  s.  Ro.  XXXI V  326 ff. 
—  Die  ehedem  den  Gonzaga,  später  dem  Grafen  Ashburnhara  gehörende  Hand- 
schrift, auf  Grund  deren  sicn  KawczyAski  zu  einer  irrtümlichen  Heimats- 
bestimmung des  Partenopeusdichters  hat  verleiten  lassen,  ist  gegenwärtig  im 
Besitz  der  Pariser  Nationalbibliothek;  s.  dazu  G.  Paris,  Ro.  XXXI  473. 
45)  S.  schon  JBRPh.  V  ii  462f.  nebst  Anm.  58  und  02.  46)  Zu  Nennius, 
NA.  Bd.  XXIV  (1899)  721—724.  47)  Nach  RC.  XXI  125  bespricht 
Nicholson  in  ZCPh.  III  104 ff.  die  Handschrift  von  Chartres  der  Historia 
Brittonum;  sie  enthalte  nicht  das  Werk,  sondern  eine  Quelle  des  Nennius, 
die  Redaktion  reiche  nicht  über  das  Jahr  752  hinaus;  ein  Teil  des  Stoffes 
sei  einem  Leben  dos  heiligen  Germanus  von  Auxerre  entnommen,  das  einen 
filius  Urbagen  —  vermutlich  identisch  mit  Paulinus,  Erzbischof  von  York 
(625—644)  —  zum  Verfasser  habe.  Vgl.  zu  alledem  JBRPh.  III  152  ff.  und 
dazu  sei  hier  nachgetragen,  dass  F.  Lot  in  einer  Besprechung  von  Momrosens 
Ausgabe  der  Historia  Brittonum  (MA.  IX  1  ff.  bezw.  25  ff.)  die  Hs.  von  Chartres, 
deren  Text  Mommsen  und  Thurneysen  für  eine  vornenn iani sehe  Version  an- 
sahen, für  einen  ungeschickten  Auszug  aus  Nennius  halten  wollte  und  die  ur- 
sprüngliche Historia  Brittonum  vom  Jahr  679,  zu  der  die  uns  hier  näher  an- 
gehenden Arthuriana  gehören,  sowie  des  Nennius  Zutaten  in  der  Zeit  zwischen 
796  und  822  auch  seinerseits  zu  bestimmen  versuchte.  48)  Ro.  XXVIII 
337—342.  49)  Nicht  zugänglich  war  mir  W.  Lewis  Jones,  Geoffroy  of 
Monmouth   in   TSCym.    1899,    S.  Iff.   (auch  separat,   London   1900).    Nach 


II  224     AltfraDzoßisches  Kunstepoß  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

in  den  Artusromanen  schliesst  J.  Loth'^^)  unter  anderem,  daas  Gralfrid 
für  seine  Einteilung  Sehottlands  eine  Quelle  aus  dem  Anfang  des  11.  Jahr- 
hunderts benutzte.  Nach  F.  Lot**)  hat  Galfrid  die  Namen  Eventus, 
OorloiSj  Caliburnus,  Walgainus  nicht,  wie  Zimmer  meinte,  armori- 
kanischen,  sondern  walisischen,  bezw.  komisehen  Quellen^  denNamen  Hiderus 
einer  französischen  Quelle  entnommen;  den  Namen  Morgan  führt  F.  Lot**) 
auf  irischen  Ursprung  zurück:  Galfrid  aber  habe  sein  Morgen  eher  in- 
direkt, d.  h.  einer  walisischen  —  auf  irische  Quelle  zurückgehenden  — 
Erzählung  entnommen.  —  Die  bisher  einem  l^et^efo•(?^/fifa5  zugeschriebene, 
1234 — 1237  in  Hexametern  verfasste  Übertragung  der  Historia  Galfrids 
wurde  von  F.  Lot**)  einem  Dominikaner  Ouillaume  de  Rennes  zuge- 
schrieben. G.  Paris**)  sprach  darüber  sein  Bedenken  aus.  —  Robert 
Huntingdon  Fletcher**)  sucht  Wards  Argumente  dafür  zu  entkräften, 
dass  Galfrid  den  Text  seiner  Historia  mehrmals  überarbeitet  habe.  Für 
eine  andere  Version  Galfrids  sprechen  weder  die  Abweichungen  und 
—  Merlin  sowie  Vortigern  betreffenden  -^  Auslassungen  in  Heinrichs 
von  Huntingdon  Brief  an  Warinus,  noch  die  nur  in  der  Berner  Hs.  sich 
vorfindende  Widmung  an  Stephan  und  Robert  von  Gloucester;  endlich 
sind  auch  Wards  auf  Ordericus  Vitalis  fussenden  Argumente  hinfällig. 
Galfrid  war  1135  mit  der  Abfassung  seiner  Historia  beschäftigt,  als  er, 
wie  er  selbst  sagt,  auf  Bitten  des  Bischofs  Alexander  und  anderer  seine 
Arbeit  unterbrach  und  um  die  Mitte  des  Jahi*es  1135  die  Prophezeiungen 
Merlins  veröffentlichte^®).  Darauf  vollendete  Galfrid  die  Historia,  in  die 
er  die  Prophezeiungen  Merlins  mit  einigen  Änderungen  einführte.  — 
F.  Ha VERFiELD  *')  bemerkt,  dass  in  der  ersten  Fassung  von  Heinrichs 
von  Huntingdon  Historiae  Anglorum  v.  J.  1129  einige  notizenhafte 
Angaben  fehlen,  die  Heinrich  nach  1139  Galfrid  von  Monmouth  ent- 
lehnte und  seinem  Werke  später  hinzufügte.  —  Kornische  Sagenzüge  bei 
Galfrid  suchte  F.  Lot*®)  nachzuweisen.  —  Arriragtis  ist  nach  Galfrid 
IV  15  ein  bretonischer  König,  der  sich  dem  römischen  Kaiser  Claudius 
unterwarf  unter  der  Bedingung,  des  Kaisers  Tochter  Genuissa  zu  heiraten. 
W.  H.  ScHOFiELD**)  glaubte  darin  ebenso  wie  in  Chaucers  Erzählung 
vom  Freisassen  alte  keltische  Überlieferungen  vorzufinden.  —   In  einem 

B.  Huntingdon  Fletcher  —  e.  unten  Anm.  55  —  widerspricht  Jones  Wards 
AusfuhruDgen  über  Galfrid  (Catal.  of  RomanceB  I  207  ff.)  nur  in  wenigen  Punkten. 
Nach  RC.  XXI  127  meint  Jones,  es  habe  die  Historia  regum  Britaniae  1139  in 
einem  ersten  Entwurf  vorgelegen ;  die  definitive  Fassung  war  vor  1 147  vollendet. 
Der  Verfasser  glaubt,  dass  Galfrid  jedenfalls  z.  T.  bretonische  Überlieferungen 
benutzt,  z.  T.  selbst  mancherlei  hinzugedichtet  habe;  doch  sei  ein  verlorenes 
bretonisches  Buch  nicht  ausgeschlossen.  50)  RC.  XV  84—88.  51)  Ro. 
XXVlff.  52)  Ro.  XXVIII  321—338.  Morgue  la  F^e  et  Morgan-Tud. 
53)  Ib.  329— 333.  Guillaume  de  Rennes,  auteur  des  Qesta  Regum 
Britauniae.  54)  Ibid.  333  Anm.  2.  55)  Two  Notes  on  the  Historia 
Regum  Britanniae  ofGeoffroy  of  Monmouth.  I.  The  Versions  of  thc 
Historia,  II.  The  Story  of  Beli'nus  and  Brennius,  PMLA.  1901,  461— 474. 
56)  Diese  selbständige  Fassung  der  Prophezeiungen  habe  Ordericus  Vitalis  noch 
i.  J.  1135  benutzt.  57)  Henry  of  Huntingdon  and  Geoffroy  of  Mon- 
mouth in  Ath.  1901  Nr.  3832,  S.  434.  58)  Sources  cornouaillaises  de 
Gaufrei  de  Monmouth.  Cador  dux  Coruubiae  et  Goriois  dux  Cor- 
nubiae.  Ro.  XXX  11—13.  59)  Chaucer's  Franklins  Tale,  PMLA.  XVI 
405—449;  (vgl.  schon  JBRPh.  VI  ii365**);  F.  Lot  sprach  sich  gegen  Schofields 


E.  Freymond.  H  225 

Aufsatz  „Barint US"  zeigt  C.  L.  Brown  •^),  dass  der  in  der  Vita  Merlini 
des  Oalfrid  genannte  Barintus,  der  —  ein  keltischer  Charon  —  Artur 
nach  der  Schlacht  von  Camlan  in  einem  Schiff  zur  glücklichen  Insel 
führt,  mit  dem  keltischen  Meergott  Manannan  identisch  ist;  Barintus  = 
Barrfind  =  Weiss  hau  pt®^)  ist  ein  irischer  Zuname  des  Gottes.  — 
F.  Lots  ^tudes  sur  Merlin**)  bringen  den  Nachweis,  dass  Galfrid 
sicher  die  Vita  Merlini,  von  der  eine  Analyse  mitgeteilt  wird,  verfasst 
hat,  und  zwar  1148 — 1149.  Wards  Untersuchungen*^)  über  die  Ab- 
hängigkeit einiger  Episoden  der  Vita  von  der  Geschichte  Lailokens  werden 
ergänzt  Die  Myrddin  zugeschriebenen  kymrischen  Gedichte  (letztes  Drittel 
des  12.  Jahrhs.)  sind  nicht  Galfrids  Quelle,  sondern  haben  umgekehrt 
ihm  Züge  entlehnt.  Galfrid  verwertete  ausser  der  „kaledouischen"  Ge- 
schichte Lailokens  ältere  kymrische  Sagen,  die  auch  den  Verfassern  jener 
kymrischen  Gedichte  bekannt  waren. 

Artur  sage.  F.  Lot**)  verweist  darauf,  dass  ähnlich  wie  in  dem 
Reisebericht  .des  Hermann  von  Laon**)  der  ftimus  und  die  cathedra 
Arturs  erwähnt  wird,  in  einem  walisischen  Text  vom  Tisch  Arturs  in 
Dyfnaint  —  das  heisse  nicht  bloss  Devonshire,  sondern  auch  Com- 
wall  —  die  Rede  ist;  in  einer  Triade  werden  sein  Hof  und  Stuhl  in 
Cornwall  erwähnt.  Das  in  dem  ersten  Text  sich  findende  Celliwig 
(Kelli-wic),  eine  Residenz  Arturs,  ist  nach  F.  Lot  mit  Bodmin  in  Corn- 
wall identisch;  Lot  fand  seitdem  auf  einer  Karte  v.  J.  1813  den  Orts- 
namen Calüwith  in  unmittelbarer  Nähe  von  Bodmin**).  Er  weist  die 
von  Phillimore  vorgeschlagene  Identität  der  bekannteren  Residenz  Arturs 
Caradigan^'^)  mit  Cardinham  bei  Bodmin  zurück;  Caradigan  sei  Cardigan 
(S.W.  von  Wales);  ferner  sei  Dinatiran,  wo  Artur  nach  Perceval  V.  3909 
und  3929  Hof  hält,  ==  din  Antyrron.  Antyrron  ist  ein  Flüsschen  in 
der  Nähe  von  Aberystwyth  an  der  Grenze  von  Nord-  und  Südwales.  — 
Nach  der  um  1100  geschriebenen  Vita  sancti  Carantoci  wird  Carantoc  in 
das  Land  Catos  und  Arturs  geführt;  hier  zähmt  und  beseitigt  er  auf 
Arturs  Wunsch  einen  Drachen.  F.  Lot  zeigt*®),  dass  das  Schloss  Catos 
und  Arturs  Dintraithov  gleich  Din  Tredui  (erwähnt  im  Glossar  des 
907  getöteten  irischen  Bischofs  und  Königs  Cormac)  und  —  worauf 
Phillimore  hinwies  —  gleich  dem  im  Nennius  zitierten  Cair  Draithov 
ist;  es  entspreche  heutigem  Castle  an  Dinas  (östlich  von  Crantock). 
Dreissig  Jahre  vor  Galfrid  von  Monmouth  wird  also  die  Residenz  Catos 
und  Arturs  nach  Cornwall  verlegt  —  W.  H.  Dickinson  ist  an  die  Ab- 
fassung seines  Buches  King  A?'tkur  in  Cornwall ^^)  —  wie  ich  einer 
Besprechung  von  Wm.  A.  Nitze'®)  entnehme  —  nicht  genügend  vorbereitet 
herangetreten ;  er  berücksichtige  ausschliesslich  geographische  und  historische 
Erinnerungen  an  Artur,  meine,  dass  Artur  die  Rolle  eines  Kriegführers 
in  einem   beschränkten  Teile  im  Westen   (inkl.  Wales  und  Cornwall)  ge- 

Ergebnisse  aus,  MA.  XV  109  ff.  60)  RC.  XXII  339-344;  vgl.  die  Besprechung 
von  F.  Lot  MA.  XV  117.  61)  S.  dazu  Zimmer  ZDA.  43,  314.  62)  I.  Los 
sources  de  la  Vita  Merlini  de  Gaufroi  de  Monmouth.  (Aßret.  avrii 
et  juillet  1900,  SA.  55  S.;  e.  Ro.  XXX  473  u.  KC  XXI  257.  63)  8.  JBRPh. 
III  186.  64)  La  Table  et  laChaire  d'Arthur  en  Cornwall.  Ro.XXVlII 
342—347.  66)  S.  JBRPh.  V  ii  469.  66)  Ro.  XXX  13 ff.  67)  Ib.  19 ff.  De ux 
localit^s  arthuriennes,  Caradigan  et  Dinatiron.  68)  Arthur  on 
Cornwall,  ib.  1—10.    09)  London,  Longmanns  Green  <&Cic  1900.    70)  MLN. 


II  226     Altfranzößischea  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

spielt  habe,  dass  er  zum  Osten,  wenn  überhaupt,  nur  geringe  Beziehungen 
gehabt  habe,  dass  aber  auch  der  Norden  der  Schauplatz  einiger  seiner 
Taten  gewesen  sei.  Unter  den  im  Nennius  genannten  zwölf  Schlachten 
sei  nur  diejenige  von  Badon  Hill  (520)  historisch;  die  Schlacht  bei  Camlan 
sei,  auch  wenn  sie  im  Nennius  nicht  erwähnt  sei,  doch  nicht  ausser  acht 
zu  lassen.  Dickinson  sucht  die  Auffassung  von  Skene  und  Stuart 
Glenn ie  zu  stützen,  wonach  der  Schauplatz  dieser  Schlacht  in  Schott- 
land —  im  Tale  von  Firth  of  Forth  —  liege.  Nitze  tritt  dafür  ein. 
dass  man  die  Schlacht  bei  Camlan  eher  nach  Cornwall  zu  verlegen  habe''*); 
Dickinsons  Auseinandersetzungen  über  einige  Lokalisierungen  von  Artur- 
sagen  —  so  in  Tintagel  und  Kelliwic  —  seien  interessant  —  Ein 
kymrischer  Text  aus  der  Mitte  oder  dem  Ende  des  13.  Jahrhunderts'") 
berichtet  von  dem  heiligen  wunderkräftigen  öl,  mit  dem  Artur,  nachdem 
er  zu  Kaer  Jtidei  das  Schwert  aus  dem  Stein  herausgezogen  hatte, 
durch  Erzbischof  Dubric  gesalbt  wurde.  Einer  der  Herausgeber  jenes 
Textes,  G.  Hartwell  Jones  hatte,  da  ihm  die  Namen  aus  französischen 
Romanen  und  Malory  nicht  bekannt  waren,  auf  eine  alte  walisiische  Quelle 
schliessen  wollen.  F.  Lot  zeigt''')  im  Gegensatz  dazu,  dass  diese  Episode 
auf  die  Vulgata  des  Merlin  zurückgeht.  Der  Name  des  Erzbischofs 
DubHces  findet  sich  in  gleichem  Zusammenhang  im  Livre  d'Artus 
(Version  P)  und  anderwärts;  was  aber  Karr  Judei  Ijetriffl,  so  birgt  dieser 
Name  eine  Erinnerung  an  eine  historische  Schlacht  im  7.  Jahrhundert, 
in  der  Oswiu,  König  von  Nörthumberland,  Sieger  blieb;  die  dazu  ge- 
hörende von  Nennius  interpolierte  Stelle  in  der  Historia  Brittonum  gehe 
auf  einen  von  Nennius  mit  Atbret  Juden  bezeichneten  epischen  Bericht 
zurück.  —  In  einem  kurzen  Artikel  The  island  of  Avalen  macht 
F.  M.  Warren''*)  darauf  aufmerksam,  dass  G.  Paris  sich  irrte,  als  er 
Lot  gegenüber  hervorhob,  Avalen  werde  von  Wace  nicht  als  InseP*) 
bezeichnet.  Von  Arturs  Schwert  Excalibur  sagt  Wace  Brut  V.  9514, 
der  sich  dabei  an  Galfrid  hält,  dass  es  en  Fisle  d' Avalen  fu  faite. 
Dagegen  habe  G.  Paris  mit  Recht  darauf  hingewiesen,  dass  der  Glaube 
an  Avalen  auf  keltische  Sage,  nicht  auf  literarische  Einflüsse  zurück- 
gehe ;  der  mit  Wace  gleichaltrige  und  von  diesem  unabhängige  Verfasser 
des  Couronnement  de  Louis  verweise  V.  1796  auf  Vor  d'Avalon'^^),  — 
Der  ausführlichste  Bericht  über  Arturs  Tafelrunde  findet  sich  in 
La^amons  Bearbeitung  von  Waces  Brut.  Es  ist  von  einer  bestimmten 
Rangordnung'''')  bei  einem  Fest  an  Arturs  Hof  die  Rede,  die  zu  blutigen 
Streitigkeiten  führt.  Der,  der  den  Streit  begonnen,  wird  erschlagen,  seine 
Verwandten  werden  in  barbarischer  Weise  bestraft     Einer  Wiederholung 

XVII  427-43K  7irVgirdazil~F.  Lot  in  Ro.  XXX  S.  16ff.  La  bataille 
de  Camlan.  Die  schon  im  10.  Jahrhundert  io  den  Annalee Cambriae  erwähnte 
Schlacht  ist  am  Fluss  Camel  in  der  Gegend  von  Camelford  bei  Bodmin  zu 
lokalisieren.  72)  S.  Selections  from  the  HengwrthMss.  preserved  in  the 
Peniarth  library  ed.  R.  Williams  and  G.  Hartwell  Jones.  London  II 
1892,  325  bezw.  663.  73)  L^preuve  de  T^p^e.  RC.  XXI  1—9.  74)  MLN. 
XIV  93-95.  75)  S.  JBRPh.  Vii468.  76)  Der  bretonischen  Hoffnung  auf 
Arturs  Wiederkehr,  die  G.  Carducci,  Opere  complete  VIII  (Bernhard  von 
Ventadorn)  erwähnt,  stellt  A.  Lumbroho  den  analogen  s.  Z.  verbreiteten  Glauben 
an  die  Wiederkehr  Napoleons,  l)ezw.  an  die  König  Karl  Alberts  zur  Seite; 
8.  ASTP.  XX  420  (1901),  wo  übrigens  statt  5'maggio  1815  naturlich  5  m^gio 
1821    zu   lesen   ist.      77)  Eine   solche  Rangordnung    für  die  königliche 


E.  Freymond.  II  227 

derartiger  Fälle  wird  dadurch  vorgebeugt,  dass  Artur  sich  in  Cornwall 
eine  runde  Tafel  herrichten  lässt,  an  der  alle  gleich  seien;  obwohl  sie 
600  Personen  und  mehr  Platz  gewährt,  kann  sie  dennoch  mit  Leichtig- 
keit transportiert  werden.  Arthur  C.  L.  Brown''®)  weist  darauf  hin, 
dass  von  Streitigkeiten  wegen  des  Vortritts  bei  Festen  in  keltischen 
(irischen)  Sagen  öfters  die  Rede  ist  und  schon  Posidonius  (ca.  130 — 146 
V.  Chr.)  berichte  Ähnliches''®)  von  den  Kelten.  Das  primitive  keltische 
Haus  sei  ein  Bundbau  gewesen,  der  zur  Einführung  einer  runden  Tafel 
geführt  haben  könne.  Der  Bericht  La;amons,  der  walisische  Über- 
lieferungen kannte,  soll  nach  Brown  auf  eine  alte  walisische  Sage  zurück- 
gehen ®%  nach  welcher  Arturs  Tafel  gleichwie  anderen  ihm  angehörenden 
Dingen  wunderbare  Eigenschaften  zugesprochen  wurden.  —  In  einer 
Beihe  von  mittelalterlichen  Texten  verschiedener  Herkunft  ist  von  einem 
wunderlichen  Kampf  Arturs  mit  einem  Katzenungetüm  die  Rede; 
er  wird  am  ausführlichsten  geschildert  in  der  Vulgata  des  Li  vre  d' Artus. 
Der  Referent®*)  hat  die  betreffende  Episode  nach  zwei  Hss.  und  zwei 
alten  Drucken  (1505  und  1526)  abgedruckt  und  zur  Vergleichung  noch 
die  mndl.,  sowie  die  der  Vorlage  besser  folgende  me.  Prosaversion  heran- 
gezogen; es  wird  dabei  konstatiert,  dass  der  dieser  Episode  unmittelbar 
vorangehende  Passus  aus  Waces  Brut  entlehnt  ist.  Der  sagenhafte 
Kampf  wurde  auch  mit  einem  für  Artus  tragischen  Ausgang  erzählt  und 
das  Katzenungeheuer  wird  gelegentlich  Capalu  genannt.  Schon  in  mittel- 
kymrischen  Texten  wird  ein  Katzenuntier  Cath  Paliic  erwähnt  und  ich 
habe  nachzuweisen  gesucht,  dass  das  verschiedene  Metamorphosen  durch- 
machende Monstrum  ursprünglich  ein  Was-serdämon  war.  Der  kym- 
rische  Ursprung  der  Sage  ist  wohl  zweifellos;  wenn  auch  in 
einem  kymrischen  Text  Kei,  nicht  Artur,  mit  dem  Untier  Cath  Palug 
kämpft,  so  zieht  nach  einem  anderen  kymrischen  Text  doch  Artur  mit 
einem  Heer  gegen  eine  Sau  aus,  aus  der  das  Katzenungetüm  hervorging. 
—  Sonderlich  ist  es,  dass  der  Kampfplatz  im  Livre  d'Artus  an  den 
Lac  de  Losane  verlegt  wird  und  dass  der  Berg,  auf  dem  der  Kampf 
stattfand,  Moni  du  Chat  genannt  wurde.  Es  handelt  sich  hierbei  um 
eine  Verwechslung  des  Lac  de  Losane,  d.  h.  des  Genfersees,  mit  dem 
Lac  du  Bourget  oder  den  Lacs  du  Chevelu^%  in  deren  unmittelbarer 
Nähe  sich  der  noch  heute  so  genannte  Mont  du  Chat  befindet;  dieser 
Berg  begegnet  urkundlich  zunächst  unter  dem  Namen  Mans  Mtmni 
bezw.  Mona  Munihcs,  wohl  weil  er  alte  Römerbefestigungen  aufwies, 
dann  —  seit  1232  —  unter  dem  Namen  Moris  Cati,  Moni  du  Chat 
und  in  Chroniken    seit    dem    Ende   des   14.  Jahrhunderts  wird  er  Mont 


schreiben  die  walisischen  Gesetze  des  Hywel  Dda  (ca.  940)  vor.  78)  The 
Round  Table  before  Wace.   Boston  1900  (S.-A.  ausSNPhL.  Vin83— 204). 

79)  S.  dazu  Jeanroy,  der  in  RCr.  Bd.  53,  Ulf.  Browns  Folgerungen  nur  ge- 
ringe Bedeutung  zuspricht;  ebenso  E.  Brugger  in  seiner  Besprechung  von 
Louis  F.  Mott,  The  Round  Table  (PMLA.  XX  2,  1905)  in  ZFSL29^239. 

80)  In  Anzeigen  von  Browns  Arbeit  nimmt  G.  Paris  Ro.  XXIX,  634  dabei  eng- 
lische Vermittlung  an,  F.  Lot  in  MA.  XV  116  glaubt,  dass  die  ursprünglich 
irische  Sage  —  nicht  pankeltischo  Sage,  wie  Brown  meint,  —  direkt  zu  den 
Kymren  gelangte.  81)  E.  Freymond,  Artus*  Kampf  mit  dem  Katzen- 
ungetüm. Eine  Episode  der  Vulgata  des  Livre  d'Artus,  die  Sage 
und  ihre  Lokalisierung  in  Savoyen  in  BRPh.  Halle  1899,  S.  311—396. 
82)  Mit  Chevelu  vgl.   Cath  Palug,    Capalu,   bezw.  Chapalu. 


II  228     AltfraDzösisches  Kunstepos  und  RoinaDe.    1899  bezw.  1895—1902. 

du  Chat  Artus  genannt.  Spätere  Lokalchronisten  wie  Johannes  Reinerius 
und  Jacobus  Delexius,  auch  Fod6r6  erzählen  von  dem  Kampf;  an  Artus* 
Stelle  sind  aber  zwei  seiner  Ritter,  die  Brüder  Berius  und  MeUanus 
getreten,  zweifellos  um  mit  Hilfe  dieser  Namen  die  Gründung  von 
Chamh4ry  und  M(yntm4lian  auf  sagenhafte  Helden  zurückführen  zu 
können.  Es  läast  sich  schwer  feststellen,  ob  die  ursprünglich  in  Wales 
nachweisbare  Sage  infolge  der  nachgewiesenen  Beziehungen  zwischen  dem 
savoyischen  Grafenhaus  zu  Frankreich  bezw.  England  oder  durch  Rom- 
pilger nach  Savoyen  gelangte;  eine  viel  begangene  Reiseroute  von  Frank- 
reich nach  Italien  führte  über  den  Mont  du  Chat.  Schon  Galfrid  von 
Monmouth  berichtet  von  der  Besiegung  der  Allobroger  durch  Artur  und 
es  kann  die  Sage  auf  den  Berg  verlegt  worden  sein  unter  dem  Einflusa 
von  Ortsnamen,  die  an  Chat  bezw.  Chapalu  erinnerten;  vielleicht  hat 
ein  auf  dem  Berg  befindlicher  Fels,  an  dem  man  eine  Katzengestalt  erkennen 
will  und  an  den  die  beiden  noch  lebenden  Versionen  der  Sage  anknüpfen, 
die  Lokalisierung  veranlasst®^).  —  William  Wells  Newbll,  der  meine 
Arbeit  nicht  gekannt  hat,  verweist  in  einer  kurzen  Notiz  darauf,  dass  ein 
Feind  in  Childs  English  and  Scottish  Ballads  Nr.  30  mit  Chapalu  oder 
mit  einem  Mitglied  seiner  Sippe  identisch  sein  wird®*).  —  Ebenda  be- 
schäftigt sich  Newell  mit  der  Herkunft  des  Namens  Walwen®*), 
d.  i.  Gauvain.  Da  Wilhelm  von  Malmesbury  Walwen  als  König  von 
Waliveitka  oder  Gallotvay  bezeichnet,  sei  der  Name  mit  Hilfe  von 
Walweia  zu  erklären;  er  sei  verhältnismässig  jungen  literarischen  Ur- 
sprungs ;  der  Form  nach  irisch,  bezeichne  er  einen  Mann  von  halbgerma- 
nischer Abstammung,  da  die  Iren  unter  Oall^  Oaedel  Mischlinge  aus 
Schotten  und  Norwegern  verstanden.  —  Der  Gedanke  der  Miss  Jessie 
M.  Weston^^)  durch  Feststellung  der  ursprünglichen  Sage  Gauvains 
zur  Aufklärung  der  gesamten  Artursage  beizutragen,  ist  zweifellos  ein 
richtiger.  Die  Verfasserin  war  aber  für  diese  schwierige  Aufgabe  noch 
nicht  so  gut  vorbereitet  wie  für  einige  ihrer  späteren  Arbeiten ;  die  in 
Betracht  kommenden  afz.  Texte  kannte  sie,  abgesehen  von  Crestiens 
Perceval  und  vom  Prosa-Merlin  nur  aus  G.  Paris'  Analysen  in  der 
Histoire  litt^raire  Bd.  XXX,  so  dass  ihre  Untersuchung  schon  aus  diesem 
Grunde  keine  abschliessende  werden  konnte.  Gauvain,  der  von  afz. 
Dichtern  zum  Muster  des  Rittertums  gestempelt  wurde,  muss  nach  Miss 
Westen  ursprünglich  der  Held  bestimmter  Abenteuer  gewesen  sein. 
Auf  Grund  einer  konsequenten  Vergleichung  der  ursprünglichen  Rolle, 
die  er  in  Crestiens  Perceval  bezw.  bei  Wolfram  spiele,  mit  der,  die  ihm 
in  anderen  Gedichten  zugedacht  ist-,  und  nach  Heranziehung  von  Parallelen 
aus  keltischer,  speziell  irisciier  Sage  —  wo  z.  B.  Cuchulinn  ähnliche  Züge 
wie  Gauvain  zugeschrieben  werden   —  glaubt  die  Verfasserin,  dass  Gau- 

83)  S.  dazu  die  Besprechungen  von  G.  Paris  und  J.  Loth,  Ro.  XXIX  121—126, 
H.  SüCHiEB,  GGA.  1901,  Nr.  5.  413ff.,  A.  Wallensköld,  RLR.  XLIII,  173f.,  E. 
WECH8SLER,LBlGKPh.  1901,875—380.  U)Arthurian  Notes  iDMLN.XVII277. 
85)  Nach  F.  Lot,  Ro.  XXV  3  handelt  es  sich  bei  diesem  Namen  nicht,  wie  Zimmer 
wollte,  um  eine  Annlogicbildung  zu  Yvafn\  Guingalet,  der  Name  von  Gauvains 
Pferd,  ist  nicht  bretonischer  Herkunft  (ib.  4ff.).  86)  The  Legend  o£  Sir 
Gawain.  I^tudics  upon  its  original,  scope  and  significance.  London, 
D.Nutt.  1897,  XIV -j- 117  8.  8^  s  die  Anzeigen  Ro.  XX VI  630;  Melusine  IX  1; 
W.  FoERSTEB  weist  die  Eesultate  der  Arbeit  schroff  zurück  ZFSL.  XX  95— 103. 


E.  Freymond.  II  229 

yain,  ein  Sonnenheros,  in  der  ursprünglichen  keltischen  Sage  das  auf 
einer  Insel  gelegene  Jenseits  aufgesucht  hahe,  um  dessen  Königin,  die  er 
liebt,  zu  befreien;  neben  ihr  spielt  ein  Zauberer  und  Beherrscher  des 
Jenseits  eine  nicht  klare  Bolle.  Abenteuer  mit  Jenseitsmotiven  werden 
mit  Gauvain  wie  mit  keinem  zweiten  Helden  in  Verbindung  gebracht.  — 
Miss  Weston  arbeitete,  um  zu  ihren,  übrigens  nicht  genügend  präzisierten 
Ergebnissen  zu  gelangen,  mit  gar  zu  heterogenem  Material;  gar  manche 
ihrer  Behauptungen  wird  mau  nicht  gelten  lassen  können:  so  glaubt  sie 
(8.  43),  dass  Grauvain  derart  mit  dem  Jenseits  verbunden  war,  dass  dies 
in  allen  ihm  zugeschriebenen  Abenteuern  zu  merken  sei;  dass  Gauvain 
nach  verschiedenen  Texten  so  viele  Liebesverhältnisse  hat,  soll  darauf 
hinweisen,  dass  sein  Verweilen  im  Frauenland  ein  Hauptmoment  der  ihn 
betreffenden  Sage  bildet  (8.  44).  Gauvain  und  Perceval  sollen  die 
ältesten  mit  Artur  verbundenen  Helden  sein  (S.  64);  Gauvain  müsse, 
wenn  die  Entführungsgeschichte  der  Guenievre  ursprünglich  zur  Artursage 
gehörte,  wohl  ihr  Befreier  gewesen  sein  (S.  75).  Miss  WfiSTON  beschäftigt 
sich  schon  in  Chapter  VIII  Le  Chevalier  de  la  Charrette  (8.  67 — 89) 
mit  der  Lancelotsage.  —  Diesem  Gegenstand  widmete  sie  ein  be- 
sonderes Buch  The  Legend  of  Sir  Lancelot  du  Lac®').  Die  Sage, 
die  an  den  spät  —  erst  bei  Crestien  de  Troyes  —  auftretenden  Lancelot 
anknüpft,  hat  weder  einen  historischen  noch  einen  mythologischen  Kern; 
Züge,  die  ursprünglich  anderen  Helden  zugesprochen  wurden,  sind  viel- 
mehr nachträglich  auf  den  in  kurzer  Zeit  populär  gewordenen  Lancelot 
übertragen  worden.  Dies  gilt  für  den  nach  Miss  Weston  die  Lancelot^ 
sage  am  meisten  charakterisierenden  Zug,  nämlich  für  die  Jugendgeschichte 
des  Lancelot  du  Lac  (Aufenthalt  eines  Sterblichen  bei  einer  Fee);  dies 
gilt  aber  auch  für  das  Liebesverhältnis  zwischen  Lancelot  und  Guenievre 
(vgl.  Tristan  und  Isolde),  endlich  dafür,  dass  Lancelots  Sohn,  Galahad, 
zum  Gralfinder  gestempelt  wurde.  Lancelot  selbst  konnte  als  Liebhaber 
Guenievrens  diese  Rolle  nicht  spielen.  —  Was  die  literarische  Form  der 
Sage  betrifft,  so  wurde  nach  Miss  Weston  Lancelot  zuerst  in  Lais  be- 
sungen, und  Ulrichs  Lanzelet  soll  nichts  anderes  als  eine  Anein- 
anderreihung einzelner,  ursprünglich  selbständiger  Lais  sein®^).  —  Miss 
Weston  spricht  sich  an  verschiedenen  Stellen  ihres  Buches  gegen  W. 
Foersters  in  der  Einleitung  zur  Laucelotausgabe  ausgesprochenen  Thesen  ®®) 
aus.  So  hebt  sie  für  die  Artursage  neben  den  historischeu  und 
romantischen  Elementen  das  mythische  hervor •®)  (s.  S.  56  ff.),  dsgl. 
den  Zusammenhang  der  Artur-  und  Gauvainsage  mit  irischen  Überliefe- 
rungen; daher  plädiert  sie  für  den  insularen  Ursprung  dieser  Sagen  und 

87)  Studios  upon  its  Origin,  Development  and  Position  in  the 
Arthurian  Romantic  Cycle.  London,  D.  Nutt.  1901,  Xll-f  252  S.  8^ 
S.  dazu  die  Besprechungen  von  A.  Jeanboy,  RCr.  N.  S.  54,  483 ff.;  H.Gaidoz, 
Melusine  X  288— 285,  W.  Golther  ZVglL.  N.  F.  XV  168—172  und  S.  Singer 
ABbl.  XIV  168 — 190,  der  zugleich  die  Arbeit  von  Miss  Weston  über  das  drei- 
tägige Turnier  —  s.  oben  8.  230  —  kritisiert.  88)  Golther  L  c.  weist  das  zurück. 
89)  8.  diesen  Bericht  8.  240 f.  90)  Gaidoz  billigt  dies  a.a.O.  uod  macht,  um 
das  hier  einzuschieben,  auf  den  häufig  auftretenden  FamilienDamen  Lancelot  auf- 
merksam. Bei  dieser  Gelegenheit  darf  ich  vielleicht  bemerken,  dass  ich  in  einem 
seltenen  .Druck  v.  J.  1539  einen  messire  Lancelot  du  lae,  Gouverneur  von 
Orleans   fand;   s.  meine  Besprechung  von  W.  Foersters  Lancelotausgabe  (DLZ. 


II  2'M)     Altfranzösisches  Kimstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895— J902. 

lässt  auch  agn.  Artusgedicbte  gelten*^):  so  für  die  Vorlage  des  Sir  Oor 
wain  and  tke  Green  Knight^^)\  vor  allem  spricht  sie  der  mündlichen 
Überlieferung  und  den  Lais  (s.  8.  62  ff.)  eine  bedeutende  Rolle  bei  der 
Entwicklung  der  Artusromane  zu.  Am  Tyolet  lai  verfolgt  sie  die  all- 
mählich fortschreitende  „Arthurisation".  —  Miss  Weston,  die  für  diese 
Arbeit  die  Originaltexte  herangezogen  hat^  handelt  natürlich  auch  von 
deren  Verhältnis  zueinander  und  bemüht  sich  namentlich  zu  erklären,  wie 
in  den  Prosaroman  ketten  Lancelot  oder  vielmehr  sein  Sohn  Galahad  all- 
mählich Perceval  als  Gralfinder  verdrängt.  Dabei  wendet  sie  sich  gegen 
Wechsslers  Auffassung,  nach  welcher  Galahad  als  der  ursprüngliche  Gral- 
fi nder  anzusehen  sei.  Auch  dies  Buch  enthält  eine  Reihe  von  gewagten 
Hypothesen,  ist  aber  entschieden  wertvoller  als  das  über  die  Gauvain- 
sage.  Dankenswert  ist  es  unter  anderem,  dass  sie  den  mndl.  Lancelot 
in  weiterem  Umfang  zu  ihren  Untersuchungen  heranzog*^)  und  desaen 
nähere  Verwandtschaft  mit  dem  Druck  des  franzosischen  Prosaromaus 
V.  J.  1533  und  Malorys  Vorlage  nachwies.  —  Als  Appendix  zu  diesem 
Buche  veröffentlichte  Miss  Jessie  L.  Weston  eine  Schrift  The  Three 
Days  Tournament®^),  die  mir  leider  nicht  zugänglich  war.  Einigen 
Besprechungen®*)  entnehme  ich,  dass  die  Verfasserin  das  dreitägige  Turnier, 
das  unter  anderem  im  Ipomedon  und  im  Lanzelet  vorkommt,  behandelt: 
der  Held  tritt  an  drei  aufeinanderfolgenden  Tagen  jedesmal  in  anders- 
farbiger Rüstung  auf  und  jedesmal  geht  er  als  Sieger  aus  dem  Kampfe 
hervor.  Miss  Weston  bringt  eine  Reihe  von  Parallelen  aus  anderen 
Artusromanen  sowie  aus  Volksmärchen  bei  und  bemüht  sich,  auf  Grund 
der  Märchenzüge  aus  dem  Lanzelet  und  dem  Ipomedon  Vorstufen  für 
Crestien  zu  gewinnen.  Suchier  lässt  die  Ergebnisse  von  Miss  Weston 
in  Bezug  auf  das  Alter  des  Lanzelet  und  die  Priorität  der  Volksmärchen 
gelten.  Golther  weist  ne  zurück:  Crestien  habe  die  Märchenformel 
durchaus  nicht  —  wie  Miss  Weston  glaubt  —  mi ssverstanden  und  ver- 
schlechtert, sondern  einerseits  gewahrt,  andererseits  geistvoll  weitergeführt; 
während  nach  der  Verfasserin  der  Clig^s  das  Turnier  aus  dem  Lanzelet, 
der  Ipomedon  aber  aus  der  Volkssage  entnahm,  ist  es  Golther  wahr- 
scheinlich, dass  Crcstiens  Cliges  die  Quelle  für  den  Lanzelet  und  den 
Ipomedon  abgab.  —  Noch  anders  urteilte  G.  Paris •*)  über  diesen  Punkt: 
der  Cliges  sei  vielleicht  der  erste  Roman,  der  diesen  Zug  aufweist;  allein 
er  erscheine  hier  bereits  stark  verwischt  und  verändert  und  seine  Quelle 
sei  nicht  nachweisbar,  —    Comte  Fleury®   Schrift  über  Artur  und  die 


1901  c.  544).  91)  Daes  Ulrichs  von  Zatzighofens  lanzelet  anglonormannischer 
Herkunft  ist,  sucht  S.  Singer  I.  c.  S.  170 f.  zur  Unterstützung  von  Miss  Westons 
Ansichten  durch  innere  Gründe  zu  zeigen.  92)  Eine  freie  neuenglische  Über- 
tragung dieses  Textes  gab  Miss  Weston,  Arthurian  Romances  unrepre- 
sented  in  Malory^s  „Morte  d'Arthur".  Nr.  I  Sir  Gawain  and  the 
Green  Knight.  A  Middle-English  Arthurian  Romance  Retold  in 
Modern  Prose,  with  Introduction  and  Notes  .  .  .  With  Designs  by 
M.  M.  Crawford.  London,  D.  Nutt.  1898,  XII -f  96  S.,  kl.  8^  —  S.  dazu 
E.  KöLBiNG,  ES.  XXVI  ;^99— 403  und  G.  BiNZ  ABbl.  X  13f.  93)  Im  Appendix 
B.  215—247  wird  eine  Inhaltsangabe  davon  roit^teilt.  94)  A  Study  in 
Romance  and  Folk-Lore,  Being  an  Appendix  to  the  Autor's  Legend 
of  Sir  Lancelot  .  .  .  London,  D.  Nutt.  1902  (GrL.  Nr.  15)  Xl-f  59  S.  8«. 
95)  W.  Golther  in  ZFSL.  26*,  C— 10;  H.  Suchier  LCbl,  1903,  8.  1611; 
S.  Singer  a.  a.  O.      96)  In  seiner  umfangreichen  Besprediung  von  Foeraters 


E.  Freymond.  H  231 

Gralsage*')  fordert,  wie  ich  aus  der  kurzen  Anzeige  W.  Golther«*^) 
schliesse,  die  Wissenschaft  nicht.  Im  ersten  der  3  Abschnitte,  in  die 
diese  Arbeit  zerfällt^  werden  kurz  die  bisher  über  den  Ursprung  und  die 
Heimat  der  Artusromane  aufgestellten  Ansichten  —  allerdings  weder 
vollständig  noch  kritisch  —  zusammengestellt  und  Fleury  entscheidet  sich 
für  G.  Paris'  agn.  Vorstufe.  Alsdann  werden  die  historischen  Grund- 
lagen und  die  walisischen  sowie  bretonischen  Artursagen  kurz  angegeben, 
ferner  die  Geschichte  von  König  Artus  nach  Galfrid,  Wace  und  dem 
Lancelotroman  erzählt,  dsgl.  die  Novelle  vom  kurzen  Mantel.  Der  dritte 
Abschnitt  endlich  enthält  hauptsächlich  eine  Analyse  des  grossen  Gral- 
romans und  es  wird  für  die  Gralsage  eine  flüchtig  motivierte  keltische 
Vorstufe  angenommen. 

Tristan.  Tristansage  und  Tristantexte  haben  in  den  Jahren,  über 
die  hier  zu  berichten  ist  (1895—1902)  mehrfache  und  erfolgreiche  Studien 
hervorgerufen.  Zu  einer  erheblichen  Klärung  der  meisten  in  Betracht 
kommenden  und  verwickelten  Fragen  haben  erst  die  seitdem  erschienenen 
gründlichen  und  umfassenden  Untersuchungen  J.  B^dier***)  wesentlich 
beigetragen;  manche  der  vorher  von  anderer  Seite  gewonnenen  Ergebnisse 
werden  dadurch  unsicher  oder  werden  beseitigt;  immerhin  ist  im  folgenden 
doch  das  Wesentlichste  aus  den  in  diesen  Bericht  gehörenden  Arbeiten 
hervorzuheben.  Recht  dankenswert  waren  die  zusammenfassende  Arbeit 
W.  Röttiger® *^®)  „Der  heutige  Stand  der  Tristanforschung"  und 
W.  GoLTHER®  „Bemerkungen  zur  Sage  und  Dichtung  von  Tristan 
und  Isolde"^®^).  Röttiger  besprach  den  Ursprung  und  die  Entwicklung 
der  Sage  sowie  das  Verhältnis  der  verschiedenen  Bearbeitungen  zueinander. 
Er  beschäftigte  sich  mit  den  Namen  der  Haupt-  und  Nebenfiguren  der 
Sage,  mit  der  Heimat  Tristans,  wiederholte  aber  nicht  nur  die  Resultate 
anderer,  sondern  gab  gelegentlich  eigene  Erklärungsversuche,  so  in  bezug 
auf  die  Geschichte  von  Tristans  Vater,  des  Kelten  und  Herren  von 
Loenois,  das  von  Röttiger  mit  F.  LoT^®*)  in  Schottland  liegend  gedacht 

Clig^ausgabe.  JB.  1902,  8.  370;  8.  dazu  diesen  Bericht  Anm.  154.  97)  Du  roi 
Arthur  et  de  la  legende  du  Graal.  Paris.  Henri  Vivien  1901,  90  S.  8». 
98)  ZF8L.  26^  13f  99)  In  Band  H  seiner  Tristanausgabe:  Le  Roman  de 
Tristan  par  Thomas.  I.  Texte.  IX +420  8.,  Paris  1902.  —  II.  Introduction. 
426  8.,  Paris  1905  (8ATF.).  100)  Wiss.  Beil.  zum  Jahresbericht  des  Wilhelm- 
gymnasinrns  zu  Hamburg.  Ostern  1897  (Nr.  760).  8.  dazu  vor  allem  E.  Muret 
So.  XX VII  608—619,  eine  Besprechung  die  oben  noch  weiter  herangezogen 
wird,  femer  W.  Golther  LBlGRPh.  1898,  17—20  und  JBRPh.  V  ii  408;  die 
Notiz  ibid.  IV  ii  13  ist  ungenügend.  101)  ZFSL.  22»,  1—22.  Nicht  zugänglich 
waren  mir  die  Abhandlung  von  W.  Söderhjelm,  Sagan  om  Tristan  och 
Iseut  in  At.  1901,  33  8.  und  das  Buch  von  A.  Bossert,  La  legende  che- 
valeresque  de  Tristan  et  Iseult,  essai  de  litt^rature  compar^e.  Paris, 
Hachette  1902,  VI +  280  8.  8°,  das  nach  Golther«  Anzeige  in  ZFSL.  24*, 
143  f.  keine  selbständigen  Untersuclinngen  mit  neuen  G^ichtspunkten  enthält, 
sondern  den  französischen  Leser  vornehmlich  mit  Gottfrieds  Tristan  bekannt 
machen  will.  Aus  der  Anzeige  von  Bosserts  Buch  (Ath.  1902,  Nr.  3908)  ersehe 
ich,  dass  Bossert  die  mythischen  Elemente  der  Tristansage,  die  neuerdings  mehr 
und  mehr  ^eugnet  werden,  noch  gelten  lässt  und  die  Beste  von  Zauber,  ferner 
die  barbanschen  Züge  sowie  die  der  Sage  anhaftende  Melancholie  für  die 
charakteristischen  keltischen  Züge  hält.  10;i)  F.  Lot  hatte  Ro.  XXV  14  ff.  die 
Namen  Tristan,  Isolt  und  Marc  bezw.  den  walisischen  Ursprung  der  Sage  be- 
sprochen —  8.  schon  JBRPh.  III  168  —  uod  unter  anderen  Loenois  oder 
LeonoiSt  das  Reich  von  Tristans  Vater,   mit  einem  Gebiet  im  Südosten  Schott- 


II  282    AltfraDzosisches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895 — 1902. 

wird.  Röttiger  versuchte  auch  die  ursprüngliche  Form  der  Tristansage 
zu  rekonstruieren,  die  nach  ihm  schon  das  Liebesverhältnis  Tristans  und 
Isoldens,  nicht  aber  die  Motive  des  Minnetranks  und  des  Drachenkampfea 
enthielt  ^^^).  Die  bei  den  nördlichen  Britten  an  der  Grenze  Schottlands 
entstandene  Sage  sei  —  so  meint  Röttiger  —  im  9.  Jahrhundert  zu 
den  Angelsachsen  und  den  Kelten  von  Wales  gekommen,  bei  denen  sie 
ihre  weitere  Ausbildung  und  zugleich  eine  Verschiebung  des  Schauplatzes 
erfuhr.  Bretonische  Sänger  ^®^)  hätten  ihrerseits  Züge  aus  der  bietonischen 
Sage  hinzugefügt,  so  dass  sich  nebeneinander  eine  englische  und  eine 
bretonische  Version  der  Sage  ausbildete.  Durch  Sänger  aus  dem  zwei- 
sprachigen bretonischen  Gebiet  wurde  die  Sage  den  Normannen  bekannt, 
die  in  England  auch  dort  wiederum  eine  reich  entwickelte  Tristansage 
vorfanden.  Daher  seien  auch  zwei  anglonormannische  Dichter  die  Haupt- 
vertreter der  poetischen  Tristansage:  Thomas,  der  Vertreter  der  englischen 
und  Berol,  der  Vertreter  der  bretonischen  Version;  die  bretonische  Version 
sei  auch  auf  dem  Kontinent  bearbeitet  worden,  so  wahrscheinlich  auch 
von  Crestien  de  Troyes  und  La  Chievre.  Französische  Spidleute  endlich 
modelten  den  Stoff  der  Sage  nach  Art  der  Abenteuerromane  um  —  vgL 
den  2.  Teil  des  Berolfragments  —  und  verquickten  ihn  mehr  und  mehr 
mit  der  Artursage.  Die  bretonische  Version  habe  mehr  ursprüngliche 
Züge  bewahrt  und  könne  als  ältere  bezeichnet  werden,  ohne  dass  darum 
Berol  vor  Thomas  gedichtet  haben  müsste.  Wertvoll  war  Röttigers 
Vergleichung  des  Prosaromans  mit  den  anderen  Versionen;  die  Prosa 
stamme  in  ihrem  Hauptteil  aus  einer  Eilharts^^^)  Quelle  nahestehenden 
Kompilation,  die  zur  bretonischen  Version  zu  rechnen  wäre.  —  In  seiner 
ausführlichen  Besprechung  von  Röttigers  Arbeit  leugnet  Mubet  die  von 
diesem  angenommene  prähistorische  Version  der  Tristansage;  er  hält  die 
schärfere  Unterscheidung  einer  bretonischen  und  englischen  Tristanversion 
für  unmotiviert,  wenn  auch  englischer  Einfluss  bei  Berol  zweifellos  sei. 
Sowohl  Berol  wie  Thomas,  den  Röttiger  etwas  zu  weit  zurückdatierte, 
als  er  ihn  vor  1150,  vielleicht  ca.  1140  setzte*®*),  gehen  auf  eine  ältere 
Dichtung  zurück;  Muret  meinte,  auf  die  Dichtung  des  Crestien  de  Troyes**^''). 
Die  unter  Berols  Namen  gehenden  Fragmente  wollte  Muret  Ro.  XXVII 
613  ein  und  demselben  Dichter  zusprechen,  der  aus  der  nördlichen  Nor- 
niandie  gebürtig,  um  1200  verschiedene  Quellen  benutzte,  nämlich  ausser 

lands  identifiziert;  er  hob  auch  hervor,  dass  Leonois  spater  mit  Lion  in  der 
Basse-Bretagne  verwechselt  worden  sei.  Böttiger  möchte  Albine  —  nach  dem 
Prosa-Tristan  Residenz  in  Loenois  -—  dem  Ländernamen  Albania  (Nordwesten 
von  Schottland)  gleichsetzen  und  stützt  das  von  W.  Hertz  erschlossene  Ermenie 
—  8.  JBRPh.  III  leO-«»*  —  durch  Grant  Hermenie  bei  Rusticien  de  Pise; 
es  sei  an  der  Westküste  von  England  nicht  weit  von  Nordwales  zu  suchen. 
J.  LOTH  brachte  RC.  XVIII  315—317  —  s.  JBRPh.  V  u  32"  —  Ermenia 
und  Farmenie  mit  der  Insel  Eubonia  (d.  i.  Man)  und  Ormond  (d.  i.  Ost- 
Munster  in  Irland)  zusammen.  Mubet  (Ro.  XXVII  609)  möchte  in  Ermenie 
die  Umgebung  von  Carnarvon,  d.  i.  das  alie  Mania,  erblicken.  103)  S.  dagegen 
W.  GOLTHEB  in  der  Besprechung  von  Röttigers  Arbeit  104)  Muret  und 
Golther  treten  für  Erzähler,  nicht  »änger,  ein.  105)  Nach  E.  Schbödbr  ZDA. 
42,  72ff.  ist  Eilhart  eher  zwischen  1190  und  1200  als  zwischen  1170  und  1180 
anzusetzen.  106)  Nach  Bedieb*  Untersuchungen  muss  Thomas,  der  Waoens 
Brut  benutzte  und  Crestien  bekannt  war,  zwischen  1150  und  1170  geschrieben 
haben.  107)  Diese  Ansicht  hat  Mubet  inzwischen  aufgegeben;  vgl.  seine  Aus- 
gabe Le  Roman   de  Tristan   par   ßeroul  et  un  anonyme.   Paris  1903 


E.  Freymond.  H  233 

Crestien  noch  Prosaerzählungen,  die  vielleicht  durch  Englander  oder  Anglo- 
nonnannen  verbreitet  wurden  ^**^).  Muret  gab  seiner  Besprechung  von 
Röttigers  Arbeit  einen  Stammbaum  der  Tristantexte  bei,  der  dem  von 
Golther  in  seinen  „Bemerkungen"*^')  aufgestellten  in  mannigfacher  Be- 
ziehung ähnelt  Beide,  Muret  und  Goltlier  schreiben  den  Prosaerzählern 
eine  gewichtige  KoUe  bei  der  Vermittlung  der  Tristansage  an  die  Tristan- 
dichter  zu;  Golther  unterscheidet  dabei  bretonisch-französische  und  walisisch- 
anglonormannische  Erzähler,  darunter  Breri  ^^%  Beide,  Muret  und  Golther, 
hielten  Crestien  de  Troyes  für  den  ältesten  Tristandichter  ^^^),  von  dem 
Thomas  nach  Golther  abhängig  sein  sollte;  beide  wollten  La  Chievres 
Tristan,  die  vermeintliche  Vorlage  Eilharts    und    der  Prosa,   bezw.  einer  j 

Version  des  Prosaromans,  auf  Crestien  zurückführen.  —  Der  um  die  Er-  j 

forschung  der  Tristanliteratur  verdiente  W.  Golther  *^*)  bemühte  sich  in  | 

seinen  „Bemerkungen"  das  Abhängigkeitsverhältnis  der  franzosischen  Ge-  | 

dichte  festzustellen,    um    danach    die  Entwicklungsgeschichte  der  Tristan-  \ 

sage  in  der  Literatur  zu  bestimmen.  Er  unterscheidet  in  der  Sage  zwei 
Bestandteile,  einen  geschichtlichen,  dessen  Hauptereignis  er  ähnlich  wie 
W.  Hertz  und  Röttiger  in  Tristans  Holmgang  mit  Morolt  auf  St.  Sanson, 
einer  der  Scillyinseln,  erblickt,  und  einen  romanhaften,  der  die  aus  einem  | 

Märchen  ^^*)    hervorgegangene   Liebessage    mit    dem  Minnetrank    enthält.  ! 

Im    Gegensatz    zu  seiner  früheren   Auffassung  —  s*  JBRPh.  I  412  — 
lässt  Golther  nunmehr  eine  walisische  Tristansage   für  das  9. — 10.  Jahr- 
hundert gelten,    aus  der  sich   eine  jüngere  bretonische   entwickelte;    diese  j 
habe    für    die    ältesten    französischen    Tristandichter  —   Golther  verstand 
darunter  Crestien  de  Troyes  und  Robert  von  Reims  (La  Chievre)^^*)  — 

(SATF.)  S.  Ulf.  108)  Nach  langen  Überlegungen  ist  E.  Muret  neuerdings 
—  8.  die  eben  genannte  Ausgabe  S.  LXIIIff.  —  zu  seiner  früheren  Aufftissung 
(vgl.  JBRPh.  f  411),  die  er  immerhin  modifiziert,  zurückgekehrt.  Den 
1.  Teil  des  Gedichte  bis  V.  2756  schrieb  ßerol  um  1170;  V.  3032—4487,  nach 
1191  vcrfasst,  rühren  von  einem  anderen  Jongleur  her,  der  zu  Berol  in  irgend- 
welchen näheren  Beziehungen  stand,  aber  aus  anderen  Quellen  als  Berol  schöpfte. 
V.  2757 — 3031  und  einige  andere  Stellen  sind  als  Bindeglieder  aufzufassen. 
109)  S.  oben  S.  231  Anm.  101.  110)  8.  JBRPh.  I  399  und  III  171.  Golther 
lasst  jetzt  die  Identität  von  Breri  una  Bledericus  gelten.  Der  Name  Bledericus 
dux  Comubiae  bei  Galfrid  soll  nach  F.  Lot  (Ro.  XXVIII  336 f)  einer  kom- 
wallischen  Quelle  entetammen  111)  Auch  Golther  hat  wie  Muret  diese  Ansicht 
aufgegeben  —  vgl.  seine  Besprechungen  „Neue  Tristanbücher"  —  ZFSL. 
29*  151  u.  155  —  und  zwar  zugunsten  des  von  B^ier  angenommenen  Urtristan 
(spätestens  1120).  112)  Kürzere  hierhergehörende  Aufsätze  Golther^  sind: 
„Tristan  und  Isolde  im  Epos,  Drama  und  Bild*'.  —  Bühne  und  Welt 
120(1899)  und  „Tristan  und  Isolde"  in  der  Sonntagsbeilage  zi*r  Vossischen 
Zeitung  1901,  Nr.  7/8.  113)  R.  Köhler«  bekannten  Aufsatz  „Tristan  und 
Isolde  und  das  Märchen  von  der  goldhaarigen  Jungfrau  und  von 
den  Wassern  des  Todes  und  Lebens"  —  erschienen  Germ.  XI 389 — 406  — 
dsgl.  den  Hinweis  auf  ein  gälisches  Märchen,  bezw.  auf  ein  Analogen  zu  dem 
„kühnen  Wasser",  welches  veranlasst,  dass  der  Bruder  von  Isolde  Weisshand 
deren  Jungfrauschaft  erfährt  -  Germ.  XIV  246  f.  -—  hat  Bolte  von  neuem 
herausgegeben  und  mit  einigen  ergänzenden  Notizen  versehen.  (Kleinere 
Schriften  von  Reinhold  Köhler,  hrsg.  v.  Jon.  Bolte,  Berlin  1900,  Bd.  II 
8.  329—347.  114)  Gröber  im  GG.  11^  494  identifiziert  La  CMvre  mit  dem 
lyrischen  Dichter  Bobert  von  Beims,  genannt  La  Chhvre.  Gröber  hat  auch 
das  Marienmirakel  lyune  none  treaoriere  qui  fu  hors  de  s'abeie  .V,  ans  et 
Nostre  Dame  servt  pour  li,  in  welcher  Li  Kievrcs  als  Dichter  der  Liebe  von 
Tristan  und  Isault  genannt  wird  —  s.  W.  Foersters  Erecausgabe  1890,  S.  12  — 


II  234    Altfranzöaisches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895-1902. 

die  Quelle  abgegeben.  Die  in  England  schreibenden  Dichter  —  Marie 
de  France,  Thomas,  Berol  —  kannten  vielleicht  Einzelheiten  der  walisischen 
Fassung;  aber  die  ursprüngliche  Verbindung  Isolts  mit  der  Sage, 
woraus  sich  aus  der  Heldensage  erst  die  eigentliche  Liebessäge  ergab, 
sei  nicht  in  die  VVikingerzeit  zurückzuverlegen ;  sie  soll  vielmehr  nach 
Golther  von  französischen  Bretonen  hergestellt^*^)  und  durch  Prosa- 
erzählungen verbreitet  worden  sein,  nachträglich  aber  habe  die  walisisch- 
anglonormannische  Tristansage,  vermittelt  durch  Erzähler,  Einfluss  auf 
die  bretonisch-französische  Wendung  der  Sage  gewonnen.  Es  sei  grund- 
los, vorliterarische  Tristanlais  bezw.  anglonormannische  Lais  als  Vor-  oder 
Zwischenstufen  der  französischen  Epen  anzunehmen***);  die  erhaltenen 
Lais  **'^)  setzen  die  £pen  voraus  und  gehen  alle  von  demselben  Gedanken 
aus.  Golther  glaubte  mit  W.  Foerster,  dass  Crestien  de  Troyes  den 
Tristan  auf  Grund  bretonisch-französischer  Sage  in  die  Literatur  ein- 
führte**^), ferner  dass  unter  seinen  Nachfolgern  Thomas  und  Berol  inso- 
fern eine  besondere  Stellung  einnahmen,  als  sie  beide  daneben  auch  die 
walisisch-anglonormannische  Version  berücksichtigten.  —  G.  Paris' glanzende 
Abhandlung  Tristan  et  Iseut  ist  von  neuem  gedruckt  und  mit  einigen 
Anmerkungen  versehen  worden  **^*). 

Elemente  der  Tristansage.  Zu  der  Episode  von  den  durch 
Tristan  geschnitzten  Holz  Stäbchen,  die,  durch  den  Bach  zu  Isolden 
getrieben,  als  Liebesbotschaft  dienen,  glaubte  F.  Lot**®)  ein  vielleicht 
primitiveres  Analogon  in  einem  irischen  Epos  zu  finden.  Dieser  durch 
Isolde ns  Kammer  fliessende  Bach  ist  nach  G.  Paris  (Tristan  et 
Iseut  S.  10)  ein  keltischer  Zug  der  Sage  und  das  Anzeichen  einer  primi- 
tiveren Kultur.  Nach  Küno  Meyer  *^*)  ist  das  wasserrlurchströmte  Haus 
durch  ein  praktisches   Bedürfnis   zu   erklären    und    noch   heute  in  Wales 

bekannt  gemacht,  und  zwar  in  BREPh.  Halle  1902,  S.  421  ff.  115)  a  auch 
(lolthers  oben  Anm.  100  erwähnte  Kritik  von  Böttigers  Arbeit;  ähnlich  sprach  sich 
Golther  noch  neuerdings  aus,  ZFSL.  29\  156.  —  Ich  kann  Ihm  darin  nicht 
beipflichten,  sondern  glaube  immer  noch,  dass  bereits  die  ältere  kymrische 
Süse  das  Liebesverhältnis  zwischen  Drystan  und  f^ylt  kannte.  Das  ist  auch 
Bddiers  Meinung;  ob  aber  der  Schöpfer  des  von  Didier  erschlossenen  Urtristan 
nur  die  Namen  der  beiden  Liebenden  und  Markes  der  älteren  Sage  entnahm, 
ist  m.  £.  nicht  zu  ergründen.  116)  Auch  Brugger,  der  in  seiner  schon  JBRPh. 
yn463ff.  besprochenen  Arbeit  Über  die  Bedeutung  von  Bretagne,  Breton 
in  mittelalterlichen  Texten  gelegentlich  auf  die  Tristansage  und  die 
Tristanlais  eingeht,  meint,  dass  die  erste  Gestaltung  der  Tristansage  diejenige 
eines  Romans  oder  Epos  war.  117)  Auf  einen  verlorenen  Lai  geht  wohl  zurück 
das  alemannische  Gedicht  aus  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts 
Tristan  als  Mönch;  s.  dazu  JBBPh.  IV  ii  396.  —  Die  zur  Tristansage  ge- 
hörenden Stellen,  die  sich  in  dem  z.  T.  schon  von  L.  Sudre  (Bo.  XV  556 f.) 
herangezogenen  Donnei  des  amants  vorfinden,  besprach  G.  Paris  in  Bo.  XXV 
535;  s.  schon  JBRPh.  IV  ii  104  f.  und  113;  im  Text  Ro.XXV  508,  V.  481  ist 
der  Punkt  zu  tilgen.  —  Dass  die  ausfiihriichste  Stelle  des  Donnei  (V.  453—534, 
589—662)  aus  einem  verlorenen,  altertümliche  Züge  aufweisenden  Lai  hervorging, 
ist  auch  mir  wahrscheinlich.  Bei  der  fragmentarischen  Überlieferung  der  afz. 
Tristandichtung  liegt  es  gewiss  nahe,  solche  sonst  nicht  erhaltene  Episoden  in 
die  eine  oder  die  andere  Version  einreihen  zu  wollen;  allein  G.  Paris  hatte  sicherlich 
Recht,  auch  isolierte,  für  sich  allein  bestehende  Episoden  anzunehmen,  die 
übrigens  zu  gar  verschiedenen  Zeiten  gedichtet  worden  sein  können.  118)  Vgl. 
oben  Anm.  111.  119)  Poemes  et  Legendes  du  Moyen-Age.  Paris  (1900), 
S.  113-180.  120)  Ro.  XXIV  322;  s.  dazu  L.  Chr.  Stern  JBRPh.  lVn30. 
121)  Eine  Episode   in    Tristan    und    Isolde  und  das  keltische  Haus. 


E.  Freymond.  H  235 

anzutreffen;  es  entbehre  dieser  Zug  nicht  einer  gewissen  Romantik.  — 
Die  Stadt  des  Seneschalls  Dinas  heisst  bei  Beroi  Di7ia7i,  bei  Eiihart 
nach  F.  Lot  ***)  richtiger  hidan,  Dinas  Lidan  bedeutet  auf  kymrisch 
„grosse  Festung".  Ein  sich  in  einer  alten  Überlieferung  findendes  penn- 
teulu  oder  dystein  dynas  lydan,  Seneschall  der  grossen  Festung,  wird 
als  s^näehal  Dinas  de  Lidan  aufgefasst  worden  sein.  —  Albayi,  den 
Namen  eines  Ritters  im  Prosatristan  will  F.  Lor^"^^)  mit  dem  Länder- 
namen Alban-Schottlafid  zusammenbringen  [??].  —  Der  Vater  von  Isolde 
Weisshand  heisst  in  Tristan  texten  Hoel  und  ist  Herr  von  Kerahes. 
F.  LoT*^*)  versuchte  zwischen  den  Namen  Hoel,  Ohes  —  Herrn  von 
Carabes  im  Roman  d'Aiquin  — ,  Ahes^^^)  —  nach  bretonischer  Über- 
lieferung eine  steinalte  Frau,  der  unter  anderem  grosse  Bauten  und 
Strassenanlagen  zugeschrieben  werden  —  und  Carhaix  einen  Zusammen- 
hang nachzuweisen.  Carhaix  sei  =2  her  (Schloss,  Stadt)  -|-  Ohes  und 
Caer^Ohes  sei  bretonische  Umschreibung  von  civitas  Osismiortim  ***). 
Aus  der  gelehrten,  aber  nicht  gerade  klar  geschriebenen  Abhandlung  sei 
nur  noch  hervorgehoben,  dass  Hoel  unter  bretonischem  Einfluss  in  die 
Sage  gelangt  ist,  aber  zugleich  mit  einer  Sage,  die  von  der  Artursage 
unabhängig  sei;  es  sei  das  ein  neues  Argument  für  die  verschiedenartige 
Herkunft  der  Elemente  der  Tristansage.  —  Die  Episode  von  der  Reinigung 
durch  den  Eid  —  dass  niemand  mit  Ausnahme  des  Verkleideten 
(Tristan)  Isolt  umarmt  habe  — ,  findet  sich  ähnlich  wieder  in  der  in  einer 
toskanischen  Mischsprache  geschriebenen  Novelle  in  Oktaven  II  Favo- 
lellö  del  Geloso,  die  J.  Ulrich^*')  nach  einer  Handschrift  zu  Perugia 
edierte.  G.  Paris"®)  bemerkt  dazu,  dass  hier  wohl  nicht  direkte  Ent- 
lehnung aus  dem  französischen  Tristan  vorliege. 

Tristan  texte.  E.  G.  Parodi*»  treffliche  Ausgabe  des  dem  13.  Jahr- 
hundert angehörenden  toskanischen  Prosa-Tristan^*^®),  der  unter  Heran- 
ziehung dreier  anderer  Handschriften  der  cod.  Rice.  2543  (R)  zugrunde 
gelegt  wird,  bietet,  abgesehen  von  der  sprachlichen  Seite,  über  die  der 
Herausgeber  unterrichtet,  auch  dem  Literarhistoriker  Interessantes.  Diese 
Version  geht  ja  im  grossen  und  ganzen  auf  den  afz.  Prosa-Tristan  zurück; 
Parodi  macht  aber  an  verschiedenen  Stellen  der  Einleitung  auf  die  Ab- 
weichungen von  der  durch  Löseths  Analyse  bekannten  Vorlage  aufmerk- 
sam*^*^) und  vergleicht  die  beiden  Versionen  (S.  C VIII  f.).  —  Ein  Frag- 

ZRPh.  XXVI  7 16 f.  122)  Ro.  XXIV  337 f.  123)  Le  Chevalier  Alban. 
Ro.  XXVIII  335f.  124)  Le  roi  Hoel  de  Kerahes,  Ohfes  le  vieil  barb^, 
les  Chemins  d'Ah^s  et  la  ville  de  Carhaix.  Ro.  XXIX  380—402. 
125)  Zu  der  Ablage,  die  nicht  ohne  weiteres  orientalischen  Ursprungs  ist,  wie 
Lot  meinte,  s.  G.  Paris,  La  legende  de  la  vieille  Ahfes.  Ro.  XXIX 
416—424.  126)  S.  dagegen  J.  Loth  ib.  604f.  und  Lot«  Antwort  605—610. 
127)  MLAsc.  S.7— 25.  128)  Ro.  XXX  567.  129)  II  Tristane  Riccardiano 
edito  e  illustrato.  Bologna,  Romagnoli  —  Dali' Aqua  1896  (COIRa.  CCX4- 
467  8. 8^  laO)  So  S.  XXVII,  XXX,  XLVI,LXVff.,  hier  werden  auch  längere 
Auszüge  aus  einer  Modeneser  Hs.  des  afz.  Frosa-TristaD  verwertet,  dsgl.  wird  die 
Tävola  Polidori  (S)  herangezogen.  Parodi  vermutet,  da««  S  auf  R  zurückgeht, 
aber  vielleicht  daneben  den  fz.  Roman  benutzt  hat.  Zusätzen,  die  z.  T.  in 
Italien  hinzugekommen  sein  mögen,  stehen  Kürzungen  gegenüber;  so  fehlen  in 
R  die  Abschnitte,  die  ungefähr  Löseth  §  57—74  entsprechen  und  Parodi  neigt 
der  Ansicht  zu,  dass  hierbei  die  italienische  Fassung  eine  ältere  Version  dar- 
stelle, dass  also  jene  Abschnitte  im  afz.  Roman  jüngere  Zusätze  sind.  Ebenso 
hat  R  nach  Parodi  das  Ursprünglichere  bewahrt,  indem  es  statt  Andrei^  Segu- 
VollmöUer,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  ^6 


II  236    Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

ment  des  Prosa-Tristan  (2  Folioblätter  der  Iniisbrucker  Universitätsbiblio- 
thek, ca.  1300),  die  Beschreibung  des  Turniers  von  Louvecerp  enthaltend, 
druckte  W.  von  Zingerle*^*)  ab.  —  Die  Tristanliteratur  hat  Joseph 
B^dier  in  ganz  vortrefflicher  Weise  bereichert.  Er  rekonstruierte  die 
Sage  auf  Grund  der  französischen  Tristan  texte  und  deren  Bearbeitungen, 
indem  er  sich  für  den  mittleren  Teil  seiner  Dichtung  an  Berol  anschliesst, 
dessen  Fragmente  er  aber  durch  Heranziehung  anderer  Tristantexte  nicht 
mechanisch  ergänzt,  sondern  —  wie  sich  G.  Paris  in  der  Pr^face  aus- 
drückt —  gewissermassen  organisch  wiedererstehen  lässt.  B^diers  für 
einen  weiteren  Leserkreis  bestimmtes  Werk  bringt  nur  die  wichtigsten  und 
interessantesten  Episoden  der  unvergänglichen  Sage  in  nenfnuizösischer 
Prosa,  aber  in  einer  Prosa,  deren  poetischer,  dabei  ursprünglicher,  meist 
knapper  Stil  deutlich  die  Spuren  einer  eindringenden  Kenntnis  sämtlicher 
alten  Tristanromane  verrat  und  unleugbar  von  grosser  Wirkung  ist 
B^DIER^  Dichtung  erschien  in  einer  Luxusausgabe  ^^^),  die  mit  ungefähr 
150  künstlerisch  bedeutenden,  kolorierten  Illustrationen  von  Robert 
Engels  geschmückt  ist.  Die  Bilder  zeichnen  sich  —  ich  möchte  sagen  — 
durch  eine  geniale  Herbheit  aus.  Die  Dichtung  wurde  von  neuem  durch- 
gesehen, ergänzt  und  erschien  ohne  die  Illustrationen,  von  einer  warm 
empfehlenden  Vorrede  von  G.  Paris  begleitet;  sie  wurde  von  der  Acaddmie 
frangaise  mit  einem  Preis  gekrönt  und  erlebte  rasch  mehrere  Auflagen  ^**). 

—  Eine  sinngetreue  deutsche  Übertragung  von  B^diers  Dichtung  gab 
Julius  Zeitler  "*).  —  Joseph  B^iTter  hat  ausserdem  Thoma  s'  Tristan 

—  8  Fragment-e  nach  5  Handschriften  mit  3144  Versen,  d.  h.  ungefähr 
den  sechsten  Teil  der  ganzen  Dichtung  —  kritisch  herausgegeben***) 
und  das  Fehlende  durch  einen  neufranzösischen  Text  ergänzt^  der  mög- 
lichst genau  auf  den  voneinander  unabhängigen  Bearbeitungen  aufgebaut 
ist,  d.  h.  es  wird  die  nordische  Saga  des  Robert  (1226)  zugrunde  gel^, 
die  bei  allem  Tatsächlichen  der  verlorenen  Vorlage  getreu  folgt;  da  sie 
aber  lyrische  Stellen  —  Dialoge,  Monologe,  Betrachtungen  —  kürzt, 
wird  der  Text  nach  den  anderen  Bearbeitungen  des  Thomas  geschickt 
ergänzt,  nämlich  nach  Gottfried  von  Strassburg  und  dem  Sir  Tristrem; 
gelegentlich  werden  noch  die  Folie  Tristan  (ms.  Douce)  und  die  Tavola 
Ritonda  herangezogen.  Die  Rekonstruktion  war  verhältnismässig  einfach 
und  mechanisch,  wenn  wejiigstens  zwei  der  fünf  Texte  zusammengehen, 
aber  gar  oft  liegen  erhebliche  Divergenzen  vor.     B^dier,  der  sich  liebevoll 

rades,  Lamhegues  die  Namen  Ghedin^  Lambegues,  Sagris  aufweist;  ivit  Ghedin 
wird  das  besser  motiviert  als  für  die  beiden  anderen  Namen.  In  zwei  Appendici 
werden  der  Tristano  veneto  und  der  Trietano  Corsini  besprochen;  oesooderB 
wertvoll  ist  noch  das  Namen-  und  Sachregister  am  Schluss.  131)  Ein  Tristan - 
fragment  in  Tyrol.  RF.  X  475—486.  132)  La  legende  de  Tristan 
et  Yseut,  reconstitu^e  par  J.  Bedier  d'apr^s  les  fragments  conserv^s 
des  po^mes  fran9ai8  clu  XII«  si^cle.  Uu  vol.  in-4°,  Raisin  de  grand 
luxe,  illustrd  par  R.  Engels  de  150  compositions  en  couleurs.  Paria, 
11.  Piazza  &  Cie.  1900.  133)  Le  Roman  de  Tristan  et  Yseut,  traduit 
et  restaur^  p.  J.  Bedier.  Pr^face  de  G.  Paris.  Paris,  Edition  H.  Piazza 
&  Cie.  P.  Sevln  et  E.  Rey  libraires  1900.  —  In  der  mir  vorliegenden  5.  Auf- 
lage gibt  Bedier  8  ISff.  kurz  die  Vorlagen  für  die  19  Kapitel  seiner  Dichtung 
an.  134)  Der  Komao  von  Tristan  und  Jseut  von  J.  Bedies.  Mit  Ge- 
leitwort von  G.  Paris.  Autorisierte  Übersetzung.  Leipzig,  H.  See- 
mann Nachfolger  (VI -f  246  S.  8«}.       135)  S.  oben  S.  231  Anm.  99. 


E.  Freymqmd.  H  237 

in  die  Texte  eingelebt  hat,  musste  in  solchen  Fällen  vorsichtig  aussuchen. 
Zweckmässig  gewählte  Zeichen  und  verschiedenartiger  Druck  zeigen  an, 
ob  der  Text  auf  einer  oder  auf  mehreren  Versionen  beruht.  Der  Text 
wird  entsprechend  den  Ausgaben  von  Gottfrieds  Tristan  in  37  Abschnitte 
eingeteilt  und  ist  von  Anmerkungen  verschiedener  Art  begleitet,  die  die 
Rekonstruktion  des  Textes  begründen.  Wesentlichere  Abweichungen  in 
den  Bearbeitungen  werden  am  ßchluss  eines  jeden  Abschnitts  angegeben. 
BMier  hat  seine  ungemein  mühevolle  Arbeit  in  glänzender  Weise  gelöst  *'*•). 
Artusromanei").  Nach  GSLIt.  XXVIII  8.  473  soUte  F.  No- 
VATi»  Aufsatz  L'epopea  brettone  nel  medio  evo^***)  eine  Reihe  von 
populären  Artikeln  einleiten,  in  denen  der  Verfasser  zeigen  wollte,  in 
welchem  Umfang  die  phantastischen  Erzählungen  des  bretonischen  Sagen- 
kreises Dichter  und  Künstler  inspiriert  haben.  —  Hingewiesen  sei  hier 
auf  F.  Sahan«  Ausführungen  „Zur  Komposition  der  Artus- 
romane"^"):  während  in  den  „volkstümlichen  Dichtungen"  fast  alle 
Momente  wesentliche  Bestandteile  einer  fortlaufenden  Handlung  darstellen, 
die  man  nicht  beliebig  auslassen,  umstellen  oder  ersetzen  könne,  hängen  die 
Teile  der  Artusromane  nur  selten  innerlich  zusammen;  es  handelt  sich 
bei  den  Artusromanen  meist  um  eine  ziemlich  einfache  Rahmenfabel  mit 
episodischen  Einschüben,  die  oft,  ohne  dem  Ganzen  zu  schaden,  beiseite 
gelassen  werden  können.  Während  dem  Epos  eine  historisch  verknüpfende 
Technik  eigen  sei,  weise  der  Artusroman  eine  episodenhafte  Technik  meist 
ohne  leitenden  Grundgedanken  auf.  Die  Abenteuerverschränkung  sei 
eine  bewusste  Kompositionsmanier.  Die  Trennung  der  Hauptmotive  von 
den  aus  einförmigen  Material  bestehenden  Nebenmotiven  ermöglichen  es 

—  so  meint  Saran  —  von  jedem  Artusroman  ein  genaues,  übersichtliches 
Schema  aufzustellen.  —  Obgleich  Saran  dem  Kenner  der  Artusromane 
kaum  wesentlich  Neues  bietet,  sind  seine  Auseinandersetzungen  doch 
dankenswert;  er  hätte  hinzufügen  können,  dass  manches  davon  auch  für 
verschiedene  Abenteuerromane  gilt.  —  Die  schematische  Betrachtungs- 
weise der  Artusromane  ist  m.  E.  nicht  immer  so  leicht  durchführbar,  wie 
Saran  zu  meinen  scheint;  sonst  hätten  z.  B.  über  die  Hauptmotive  des 
Yvain  nicht  so  verschiedenartige  Meinungen  ausgesprochen  werden  können. 

—  Paul  Marchot  versuchte  den  Studenten,  namentlich  den  angehenden 
Romanisten  in  aller  Kürze  über  den  sogen,  bretonischen  Roman  (über 
die  Lais-,  Artus-  und  Graltexte)'*®)  zu  unterrichten.  Seine  Arbeit  —  ein 
Abschnitt  aus  seinen  an  der  Univ.  Freiburg  (Schweiz)  gehaltenen  Vor- 
lesungen — ,  will,  wie  der  Verfasser  selbst  sagt,  nichts  Neues  bringen, 
sie  genügt  aber  nicht,  um  ihren  Zweck  zu  erfüllen.  Marchot  hat  sich 
auf  einige  ungleichwertige  Analysen  beschränkt  und  das  Wesentlichste  aus 
verschiedenen  Arbeiten  von  G.  Paris  mitgeteilt.  Die  viel  umstrittene 
Frage  über  den  Ursprung  der  matiere  de  Bretagne  wird  nur  kurz  berührt; 
bibliographische  Notizen  fehlen  ganz.     Kurz,  Marchot  ist  nicht  genügend 

136)  Als  Probe  seiner  Rekonstruktion  hatte  J.  B^dier,  bevor  die  Ausgabe 
erschieD,  das  2.  uod  B.Kapitel  mitgeteilt  in  den  FKPh.  Halle  1900,  S.  75—114. 
187)  S.  dazu  auch  schon  oben  den  Abschnitt  Artursage  S.  225  ff.  138)  Emp.  IV  2 1 . 
139)  Über  Wirnt  von  Grafenberg  und  den  Wigalois  in  PBB.  XXI 
253— 420, speziell  S.  290ff.  140)  Le  Roman  Breton  en  France  au  Moyen 
Age.   Fribourg   (Siiisse),   Librairie  de   l'üniversit^.   (B.  Veith)   1898,  90  S.  8«. 

16* 


II  238     Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

vorbereitet  an  seine  Aufgabe  herangetreten  und  hat  sich  die  Sache  gar 
zu  leicht  gemacht.  —  Nicht  zugänglich  waren  mir  Miss  Jessie  L.  Weston* 
„King  Arthur  and  bis  kuights,  a  survey  of  Arthurian  Ro- 
ma nee"  ^*^),  ein  Schriftchen,  das  nach  RC.  XXI  117  alles,  was  man 
über  die  Artursage  und  seine  Greschichte  seit  dem  6.  bis  zum  13.  Jahr- 
hundert wisse,  zusammenfassen  und  eine  Bibliographie  enthalten  soll, 
ferner  der  Aufsatz  von  Ch.  de  Calan,  Les  Romans  de  la  Table 
Ron  de  ^").  —  A.  Nütt  ^*')  besprach  einen  Passus  in  Courthopes 
History  of  Engli'Sh  Poptryy  in  welchem  die  keltischen  Elemente  der 
Artusromane  auf  ein  Minimum  beschrankt  und  unter  anderem  die  Be- 
hauptung aufgestellt  wurde,  dass  Crestien  de  Troyes  seinen  Gönner  Philipp 
von  Flandern  auf  dessen  Kreuzzug  begleitet  und  im  Orient  griechische 
Novellen  kennen  gelernt  habe,  die  er  dann  in  seineu  Gredichten  verwertete. 
An  die  ablehnende  Besprechung  Nutts  schloss  sich  eine  längere  Polemik 
an^**),  in  welcher  besonders  die  eigenartige  Liebesauffassung  in  den 
Artusromanen,  vor  allem  die  höfische  ehebrecherische  Liebe,  wie  sie  sich 
im  Tristan  und  im  Lancelot  zeige,  den  Streitpunkt  bildet.  Courthope 
verficht  seme  Ansicht,  dass  jene  Liebesauffassung  nicht  alten  keltischen 
Quellen  entnommen  sein  könne;  es  solle  sich  darin  vielmehr  ein  germa- 
nischer oder  römisch-germanischer  Geist  {TeutoniCj  Lauft' Te^itonic  spirit) 
wiederspiegeln,  der  ein  Produkt  des  mittelalterlichen  Katholizismus  und 
des  Rittertums  sei  [??J.  Weiter  besteht  Courthope  auf  seiner  Hypothese, 
dass  Crestien  zu  seinem  Clig^s  eine  Episode  aus  dein  von  Xenophon 
[vielleicht  im  5.  Jahrhundert  n.  Chr.]  verfassten  Roman  von  Habrocomas 
und  Anthia  verwertete;  Crestien  habe  diesen  Text  nicht  nur  für  den  Auf- 
bau seines  Gedichts,  sondern  auch  für  Einzelheiten  benutzt***).  Nutt 
verwahrte  sich  ausdrücklich  dagegen,  jene  den  Artusromanen  eigene  Auf- 
fassung der  Liebe  für  rein  keltisch  zu  halten.  Die  ähnlichsten  Analoga 
dazu  findet  er  allerdings  in  irischen  Erzählungen,  allein  in  den  Artus- 
romanen handele  es  sich  dabei  um  ein  Ergebnis  historischer  und  sozialer 
Verhältnisse,  die  sich  —  hierzu  verweist  Nutt  auf  die  Auseinandersetzungen 
d'Arbois*  de  Jubainville^***)  —  z.  T.  durch  die  Anerkennung  gewisser 
Frauenrechte  erklären  lassen :  das  Hauptunterscheidungsmerkmal  der  Artus- 
romane einerseits  und  der  vorhergehenden  Liebesgeschichten  andererseits 
beruhe  darauf,  dass  das  Weib  einen  ebenso  grossen  oder  sogar  einen 
grösseren  Anteil  als  der  Mann  an  der  Einfädelung  und  am  weiteren 
Verlaufe  von  Liebesaffären  nehme;  es  beanspruche  in  dieser  Beziehung 
die    gleichen   Rechte   wie    der  Mann.  In    seinem    Gralbüchlein    zieht 

Eduard  Wechshler**')  naturgemäss  auch  die  Artusromane  gelegentlich 

141)  Heft  4  der  PSMRF.  London,  D.  Nutt  1900,  40  S.  16«.  —  Auch  das  erste 
Bändchen  dieser  Sammlung  enthaltend:  A.  Nutt,  Celtic  and  medieval  ro- 
mance.  1900,  32  S.  ist  mir  leider  nicht  zu  Geeicht  gekommen.  142)  BBV. 
1902  (S.A.  55  S.  8").  143)  The  Celtic  element  in  French  romance. 
Ath.  1895,  Nr.  3536,  S.  102.  144)  The  sources  of  the  „machinery"  of 
love  in  arthurian  romance.  Ath.  1895,  Nr.  3537,  S.  192  (CotJRTHOPE) ; 
Nr.  3538,  S.  224 f.  (Nurr);  Nr.  3539,  8.  260 f.  (Courthope);  Nr.  3540,  S.  292 
(Nutt);  Nr.  3543,  S.  387  (Courthope).  ..145)  G.  Paris  hat  JS.  Dtombre 
1902,  8.  648  Anm.  2  gleichfalls  auf  diese  Ähnlichkeit  in  bezug  auf  die  Motive 
vom  Schlaftrunk  und  von  der  Bestattung  der  Lebenden  hingewiesen,  ohne  jedoch 
den  griechischen  Roman  als  Quelle  für  Crcatien  hinzustellen.  146)  RC  X  143. 
147)   Die   Sage   vom    heiligen   Gral    in   ihrer   Entwicklung    bis   auf 


E.  Freymond.  II  239 

heran:  hervorgehoben  sei  hier  seine  noch  nähere  Prüfung  erfordernde 
Vennutung^*®),  dass  diese  Romane  in  Rhapsodien  zu  ca.  2000  Versen 
zerfallen  sollen,  deren  jede  als  Lektüre  für  einen  Tag  beabsichtigt  und 
durch  Ruhepunkte  oder  durch  schärfere  Abschnitte  gekennzeichnet  seien. 

—  William  Wells  Newell*"),  ein  glühender  Verehrer  Crestiens  de 
Troyes,  will  weiteren  Kreisen  die  Sagen  vom  König  Artus  und  seiner 
Tafelrunde,  so  wie  man  sie  bei  Crestien  und  dessen  Nachfolgern  darge- 
stellt findet,  mitteilen.  Er  übersetzt  daher  mit  Kürzungen  den  Erec,  den 
ersten  Teil  des  Clig^s,  Yvain,  Perceval  und  beschränkt  sich  auf  kürzere 
Analysen  für  die  Prosaromane  Merlin,  Lancelot,  die  Queste,  endlich  für 
den  ersten  und  letzten  Teil  des  mittelenglischen  Gedichts  Morte  Darthur. 
In  den  dem  2.  Band  hinzugefügten  Notes  wird  über  die  im  Text  aus- 
gelassenen Teile,  sowie  über  verschiedene  nicht  berücksichtigte  Texte  Aus- 
kunft gegeben;  freilich  benutzt  Newell  für  die  Prosaromane  z.  T.  nur 
P.  Paris'  Analysen  (Les  Romans  de  la  Table  Ronde).  Hin  und  wieder 
nur  wird  eine  Bemerkung  über  die  Quellen  eingeschoben.  In  der  Ein- 
leitung will  Newell  die  kymrischen  und  überhaupt  keltischen  Elemente 
der  Artursage  lediglich  auf  Szenerie  und  Einzelheiten  beschrankt  wissen ; 
die  Erzählungen  seien  durchweg  literarische,  von  Franzosen  und  Anglo- 
normannen  herrührende  Produkte.  Auf  kurze  Angaben  über  die  ältere 
Sage  bei  Gildas,  Nennius,  Wilhelm  von  Malmesbury,  Galfrid  von  Mon- 
mouth  folgen  Ausführungen  über  Crestien  und  seine  Verdienste;  Newell 
nimmt  an,  dass  Crestien  franzosische  und  anglonormannische  Vorläufer 
gehabt  habe  und  dass  es  überhaupt  zahlreiche  anglonormannische  Artus- 
romane gegeben  habe  [?].  Der  den  Spezialstudien  fernstehende  Laie  er- 
hält durch  das  schön  ausgestattete  Werk  einen  im  grossen  und  ganzen 
richtigen  Begi-iff  von  dem  Artursagen kreis.  —  Wer  sich  über  die  mittel- 
englischen Artusromane  rasch  und  kurz  unterrichten  will,  findet  das  Nötige 
in  dem  praktisch   angelegten  Handbuch  von  Anna  Hunt  Btlltngs  ^**). 

Crestien  de  Troyes.  An  erster  Stelle  sind  die  Ausgaben  von 
W.  FoERSTER  zu  nennen,  nämlich  die  umfangreiche  Ausgabe  des  Lancelot 
und  des  Guillaume  d'Angleterre  **^),  mit  welcher  der  hochverdiente 
Gelehrte  die  gewaltige  Aufgabe,  die  er  sich  vor  einem  Menschenalter  ge- 

Bichard  Wagners  Parsifal.  Halle.  Niemeyer  1898,  VII  -|-  212  S.  S\ 
148)  Anm.  83,  S.  159ff.  149)  Kin^  Arthur  and  tho  Table  Round.  Tales 
chiefly  after  cheOld  French  oFCrestien  of  Troyes  with  an  Account 
of  Arthurian  Romance  and  Notes.  2  volumes.  Boston  and  New-York, 
Houghton,    MiffUn  &  Cie.,   Cambridge   (M.)   1898,    LIII  +  230  S.,   268  S.  8^ 

—  S.dazuAth.  1898,  Nr.  3682.  S.  659.  150)  A  Guide  to  the  MiddleEng- 
lish  MetricalRomances  dealingwith  english  and  germanic  legends, 
and  with  the  cycles  of  Charlemagoe  and  of  Arthur.  New  York  1901 
(YStE.  Bd.  9)  XXIV  4- 232  8.8%  S.  85!f.  Der  Titel  zeigt,  dass  nicht  nur  Artus- 
romane, sondern  auch  Bearbeitungen  der  Karlssage,  ferner  Bearbeitungen  anglo- 
f ranzosischer  Epen,  bczw.  Sagen  besprochen  werden,  so  King  Hörn,  Guy  of  War- 
wick,  Sir  Beues  of  Hamtoun  und  William  of  Palerne.  151)  Der  Karrenritter 
(Lancelot)  und  das  Wilhelmsleben  (Guillaume  d'Angleterre)  von 
Christian  von  Troyes.  Halle,  Nieracyer  1899  (Bd.  IV  der  Gesamtausgabe). 
Zum  Text  s  A.  Mussafia,  ZurKritik  und  Interpretation  romanischer 
Texte.  5.  Beitrag.  Über  Foersters  Ausgabe  des  Karrenritters 
(Lancelot).  SBAkWienphhKl.  Bd.  143  XI.  Abb.  —  Andere  kürzere  Besprech- 
ungen berühren  mehr  die  literarhistorischen  Ausfuhrungen  Foersters;  so  die  von 
W.  GoLTHER  ZFSL.  22*,  S.  J-5,  die  des  Referenten  DLZ.  22,  541—545; 


II  240     AltfraDzosisches  Kunstepos  und  Roinane.    1899  bezw.  1895 — 1902. 

stellt  ^^^),  beschlosß,  ferner  die  mit  Einleitungen  und  Glossaren  versehenen 
Textausgaben  des  Erec^^^),  sowie  in  zweiter  umgearbeiteter  und  ver- 
mehrter Auflage  die  des  Clig^s^**)  und  des  Yvain"*).  Es  braucht 
kaum  noch  wiederholt  zu  werden,  dass  die  Texte  durchweg  nach  allen 
Regeln  der  Kunst  hergestellt  sind;  deutlich  ist  das  aus  den  stets  be- 
achtenswerten Anmerkungen  zu  ersehen,  von  denen  die  zu  den  Textaus- 
gaben neu  hinzugekommen  sind;  die  Glossare  der  kleinen  Ausgaben  smd 
mit  Rücksicht  auf  den  Anfänger  erheblich  erweitert  worden.  Es  ist  wahr- 
lich nicht  die  Schuld  des  unermüdlichen  Herausgebers,  des  besten  Kenners 
der  Sprache  Crestiens,  dass  in  den  Texten,  namentlich  im  Clig^s,  noch 
einige  Stellen  unklar  blieben ;  es  hat  daher  nicht  an  längeren  Besprechungen 
und  zahlreichen  Besserungsvorschlägen  gefehlt.  Wertvoll  ist  das  der 
Lancelotausgabe  beigegebene  Namensverzeichnis  und  das  Register  zu  den 
Anmerkungen  der  vier  Bände  der  grossen  Ausgabe.  In  den  Einleitungen 
werden  die  nötigen  Mitteilungen  über  die  Handschriften,  —  in  der  zum 
Lancelot  auch  Winke,  die  manchem  späteren  Herausgeber  zustatten 
kommen  werden  — ,  ferner  biographische  Notizen  gegeben  bezw.  wieder- 
holt, und  namentlich  werden  die  Stoffe  auf  ihren  Ursprung  hin  unter- 
sucht, wobei  Foerster  wie  früher  den  Anteil  Crestiens  an  der  Verarbeitung  und 
Ergänzung  gegebener  Motive,  wie  mir  scheint,  entschieden  zu  hoch  ansetzt. 
Betrachten  wir  zunächst  die  Einleitung  zum  Lancelot;  sie  ist  etwas 
weitschweifig  ausgefallen  und  weist  leider  eine  Reihe  von  Wiederholungen, 
ferner  Unklarheiten  auf,  die  gewiss  unterblieben  wären,  wenn  Foerster 
die  letzte  Feile  an  seine  Arbeit  hätte  legen  können.  Aus  dieser  Einleitung 
sind  zwei  Exkurse  hervorzuheben,  von  denen  der  erste  (S.  LX XX VIII  ff.) 
die  Frage  behandelt,  ob  die  Annahme  gereimter  Artusromane  vor 
Crestien  berechtigt  sei.  Foerster  verneint,  wie  nicht  anders  zu  er- 
warten war,  diese  Frage  und  polemisiert  gegen  Ed.  Wechsslers  Ansichten 

kurze  Anzeigen  sind  die  von  G.  Pabis  Ro.  XXIX  154 f.  und  die  von  Schultz- 
GoRA  LCBl.  1900,  S.  2072f.  Miss  Jessie  Weston  nimmt  in  ihrem  Buch  The 
Legend  of  Sir  Lancelot  du  Lac  in  zahlreichen  Fragen  einen  andern 
Standpunkt  ein  als  Foerster,  s.  schon  oben  S.  229  f.  152)  Über  Kristian  von 
Troyes  und  W.  Foersters  Ausgaben  hielt  K.  Vollmöller  in  der  Dresdener  Ge- 
sellschaft für  neuere  Philologie  am  15.  I.  1900  einen  Vortrag,  der  einem  Artikel 
in  der  AZB.  1900,  Nr.  218  zugrunde  liegt.  153)  Erec  und  Enide,  Halle 
1896,  XLV-4-229  S.  (RB.  Bd.  XIII).  Berichtigungen  dazu  gab  W.  Foerster 
selbst  in  LBlGRPh.  XVII  254  und  ZFSL.  18*,  249;  s.  dazu  F.  LoT.  MA.  IX 
164—166;  W.  GoLTHER,  ZFSL.  19-,  171  f.;  A.  Jeanroy,  RCr.  42,  370f,; 
G.  Schläger,  LBlGRPh.  XIX  64— 67.  154)  Cligfes.  Halle  1901,XLV  +  231  S. 
kl.  8**  (RB.  Bd.  I).     Von  den  Besprechungen  dieser  Ausgabe  ist  die  von  G.  Paris 

—  JS.  1902  f^vrier,  juin,  juillet,  aoöt,  novembre  —  zu  einer  gehaltvollen  Ab- 
handlung von  nahezu  80  Quartseiten  augewachsen,  in  der  nicht  nur  Textßtellen 
anders  erklärt  und  eingehend  Foersters  literarhistorische  Einleitung  kritisiert 
werden,  sondern  zahlreiche  neue  Gedanken  zu  Crestien  und  seinen  Werken,  be- 
sonders zum  Clig^,  femer  zur  Tristanliteratur  u.  s.  w.  mitgeteilt  werden.  — 
Noch  umfangreidier  ist  die  teztkritische  Besprechung  G.  Cohn»,  ZFSL.  25*, 
146—220  —  s.  noch  ibid.  26-,  114f.  und  27',  117—159  — ,  aus  der  ich  nur 
die  speziell  den  Literarhistoriker  angehenden  Punkte  hervorhebe,  dass  nämlich 
Crestien  nicht  nur  die  Ars  amatoria,  sondern  auch  die  Rcraedia,,amori8  übertrug, 

—  W.  Foerster  und  G.  Paris  sprachen  sich  über  die  letztere  Übersetzung  nicht 
endgültig  aus  —  und  dass  Fenice,  Clig^s'  Geliebte,  vielleicht  eine  Entstellung 
von  ^BQsvlxT)  =  BsQsvixfj  sei.  —  S.  ferner  noch  W.  Golther,  ZFSL.  24*, 
7-11    und    J.  Mettrop,   Ro.  XXXI  420-425,       155)  Yvain.  Halle   1902, 


E,  Freymond.  ü  241 

und  Hypothesen^**);  er  weist  unter  anderem  das  Argument  Wechsslers 
(bezw.  6.  Paris')  zurück,  dass  z,  die  Quelle  des  Lanzelet  von  Ulrich  von 
Zatzikhofen  vorchristianisch  sei.  Die  Priorität  von  z  vor  Crestien  lässt 
sich,  wie  Foerster  selbst  zugibt,  nicht  nachweisen^*'');  die  inneren 
Gründe,  die  er  zugunsten  seiner  Auffassung  anführt,  —  so  dass  die 
schlechte  Komposition  auf  eine  späte  Zeit  hinweise  —  sind  jedenfalls 
nicht  zwingend.  Woher  will  man  denn  wissen,  dass  Ulrich  sein  Original 
treu  wiedergibt,  wie  Foerster  ß,  LXXI  meint,  bezw.  wie  viele  von  den 
Mängeln  im  Lanzelet  Ulrich  oder  seiner  Quelle  zuzuschreiben  sind?  Die 
Liste  der  Ritter  der  Tafelrunde  im  Erec**®)  berechtigt  Wechssler  (bezw. 
6.  Paris)  keineswegs  zu  dem  „sicheren"  Schluss,  dass  die  darin  genannten 
Helden  und  ihre  Taten  aus  älteren  Gedichten  bekannt  gewesen  seien; 
aber  auch  Foersters  bestimmte  Behauptung,  dass  es  sich  um  mündliche 
Erzählungen  handelte,  ist  nicht  nachweisbar.  Beides  ist  möglich.  —  Dass 
vor  Crestien  (s.  8.  XCVin)  höchstens  einzelne  Episoden  von  Artusstoffen 
in  kurzen  contes,  die  gereimt  worden  wären,  existiert  haben  könnten, 
bezweifle  ich;  ich  halte  es  auch  immer  noch  nicht  für  ausgeschlossen, 
dass  es  ältere  Artuslais  gegeben  hat^*®).  —  Im  zweiten  umfangreichen 
Exkurs  (8.  XCIX — CLH)  „Die  Wiege  der  Artusdichtung  und  die 
sogen,  anglonormannische  Hypothese"  setzt  Foerster  auseinander, 
dass  die  Artursage  in  Aremorika  entstanden  sei  und  dass  Nordfrankreich 
die  Wiege  der  Artusromane  ist.  Foerster  geht  zu  weit  mit  den  Be- 
hauptungen, die  kymrische  Artursage  habe  erst  durch  den  Einfluss  roma- 

LXVI  +  249  S.  (RB.*'Bd.  V),  angezeigt  von  W.  Goltheb,  ZFSL.  25%  138—140. 
—  Vom  Yvain  ist  inzwischen  eine  dritte  Auflage  notwendig  geworden.  Halle 
1906.  —  Im  Folgenden  werden  die  Textausgaben  wieder  mit  erec,  cligh,  yvain 
zitiert.  166)  S.  oben  S.  238.  Gröber  spricht  sich  im  GG.  II'  497  ähnlich  wie 
Foerster  aus,  dsgl.  Hu chier  in  seiner  afz.  Literaturgeschichte  S  137.  —  Gegen 
W.  Foersters  Thesen  s.  Jessie  L.  Weston  1.  c.  Cnapter  V.  The  position  of 
Chr^tien  de  Troyes  in  the  Arthurian  cycle  und  die  Besprechung  dazu 
von  S.  Singer.  AßbLXIV  169ff..  vgl.  oben  S.229.  157)  Nach  Golther  ZFSL. 
22*,  B.  3  wäre  für  z  die  Zeit  zwischen  1180  und  1190  wahrscheinlich.  Das  müsste 
noch  genauer  motiviert  werden;  denn  Foersters  Annahme,  dass  einige  Zuge  im 
Lanzelet  aus  Werken  Crestiens  entnommen  sind,  beruht  doch  wohl  auf  der 
Prämisse,  dass  Crestien  der  erste  Dichter  von  Artusromanen  ist.  S.  noch  yvain^ 
XXXVIII  bezw.  yvain' XXXIX.  —  Zu  antiken  Traditionen  im  Lanzelet, 
bezw.  zu  sizilianischen  Lokalsagen,  die  durch  Normannen  mit  dem  Artussagen- 
kreis verbunden  worden  und  durch  diese  nach  England  gebracht  worden  seien, 
s.  S.  Singer,  Zu  Wolframs  Parzival,  AbhGPh.,  Halle  1898  (S.A.  S.78ff.) 
und  die  Anm.  156  genannte  Besprechung.  —  Albert  Gruhn  sucht  in  seinem 
Aufsatz  Erec  und  Lanzelet  (ZDA.  43,  265 — 302)  nachzuweisen,  dass  Ulrich 
ein  Vorgänger  Hartmanns  von  Aue  ist  und  seinen  Lanzelet  1193 — 1195  ge- 
schrieben habe;  s.  dagegen  K.  Zwierzina  ib.  45,  367  f.  158)  Bei  dieser  Ge- 
legenheit sei  die  Dissertation  von  Ernst  Friedlander  genannt  „Das  Ver- 
zeichnis der  Ritter  der  Artustafelrunde  im  Erec  des  Hartmann 
von  Aue,  verglichen  mit  dem  bei  Ohrestien  de  Troyes  und  bei 
Heinrich  von  dem  Türlin.  Strassburg  1902,  3  4-^  ^*  8*^;  hier  wird  ge- 
zeigt, welche  Namen  Hartmann  ohne  Änderung,  bezw.  mit  geringen  Verlesungen 
Q hernahm,  welche  Namen  er  miss verstand  und  zu  verbessern  suchte  und  in 
welchen  Fällen  er  selbständig  änderte.  159)  Vgl.  JBHPh.  I  402  und  ZFSL. 
XVII^  13 ff.  Das  hindert  natürlich  nicht,  dass  andere  ältere  Lais,  deren  Helden 
namenlos  waren  oder  dem  Artuskreise  nicht  angehörten,  später  arthurisicrt 
wurden;  vgl.  dazu  Miss  Weston,  Legend  of  Lancelot  (passim),  »o  S.  02. 
8.  2.5  spricht  die  Verfasserin  die  Vermutung  aus,  dass  vielleicht  die  schöne  Melodie 
eines  Lais  wesentlich  zur  Popularität  des  dann  besungenen  Helden  beigetragen  habe. 


II  242     AltfranzÖsisches  Kuust^poB  und  Romane.    1899  bezw.  1895  —  1902. 

nischer,  d.  h.  französischer  Texte  literarische  Pflege  gefunden  ^•^)  und 
ältere  anglonormannische  oder  gar  walisische  Artustexte  seien  überhaupt 
ausgeschlossen  und  hätten  nie  bestehen  können.  Foerster  unterschätzt 
die  von  gegnerischer  Seite  —  so  von  Loth  und  Lot  —  geleistete  Detail- 
arbeit in  der  Auffindung  insularkeltischer  Elemente;  wenn  er  bei  Ab- 
weisung von  Loths  Annahme  geschriebener  kymrischer  Quellen  bemerkt, 
die  Namensformen  seien  in  der  Beweisfühnmg  der  Armorikanisten  etwas 
Sekundäres,  so  hat  er  doch  selbst  einige  Jahre  zuvor***)  diese  Namens- 
formen als  ein  Argument  hingestellt^  das  die  ganze  Frage  „ohne  Wider- 
rede gegen  G.  Paris"  entscheiden  solle;  in  der  Einleitung  zum  Lancelot 
S.  CXIIIff.  macht  er  von  diesem  Argument  ausgiebigen  Gebrauch.  — 
In  den  Ausführungen  darüber,  dass  es  eine  anglonormannische  Vorstufe 
nie  gegeben  habe,  wiederholt  Foerster  die  m.  E.  unmotivierte  Auffassung, 
dass  jene  agn.  Artusromane  einen  ungewöhnlich  hohen  künstlerischen 
Wert  gehabt  haben,  dass  Crestien  ein  verschlechternder  Überarbeiter  ge- 
wesen sein  müsste.  Er  sagt  ferner  unter  anderem  auch,  dass  für  die 
anglonormannische  Glanzperiode  [?]  keine  Zeit  übrig  bleibe,  da  Artus 
schon  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  in  Italien  volkstümlich  war.  Ich 
kann  ihm  da  nicht  folgen  und  beschränke  mich  auf  den  Einwand,  dass 
Artursage  und  Artustexte  doch  verschiedene  Dinge  sind.  —  Endlich  be- 
handelt Foerster  8.  CXXVIIfl;  die  sogen.  Mabinogionfrage"*)  und 
gelangt  zu  dem  Resultat,  dass  die  drei  kymrischen  Texte  Geraint,  Peredur, 
Jarlles  y  Ffynnawn  ausschliesslich  auf  Crestiens  entsprechende  Romane 
zurückgehen,  und  zwar  auf  eine  verlorene  Handschrift,  die  besser  und 
vollständiger  war  als  die  erhaltenen;  der  Verfasser  der  kymrischen  Er- 
zählungen habe  seine  Vorlage  stark  gekürzt  und  kymrisiert.  Foerster 
wendet  sich  dabei  unter  anderem  gegen  P.  Hagen  ^^*),  der  den  Geraint 
nicht  aus  Crestiens  Erec  herleiten  wollte  und  für  Hartmann  ausser 
Crestiens  Erec  noch  eine  zweite  Quelle  postulierte;  er  wendet  sich  weiter 
gegen  F.  Piquet^**),  der  für  Hartmann  ein  ähnliches  Quellenverhältnis 
annimmt  wie  Hagen,  aber  Geraint  und  Erec  auf  eine  gemeinsame  Quelle 
zurückführt.  Für  Geraint  —  betont  Foerster  S.  CXXXIII  —  ist  die 
Benutzung  einer  zweiten  Quelle  ausgeschlossen;  S.  CXXXVII  aber  gibt 
er  für  die  Episode  vom  Freudenhof  die  Möglichkeit  zu,  „dass  der  Kymry, 
der  so  viel  später  als  Kristian  lebte  und  daher  so  viel  mehr  Romane  ge- 
lesen hat,  eine  solche  bessere  Variante  anderswoher  kannte  und  daher 
einige  Mängel  seiner  Vorlage  nach  dieser  fremden  Reminiszenz  bessern 
konnte".  Das  „anderswoher"  weist  doch  auf  eine  zweite  Quelle  I  Und 
Ähnliches  gilt  für  den  Peredur,  „dessen  Kymrisierung  freilich  so  stark  ist, 
dass  zu  dem  Kristianschen  Kern  ein  beträchtlicher  fremder  Zusatz  ge- 
kommen ist"  (S.  CXXXIII);  ebenda  spricht  Foerster  auch  von  beträcht- 
lichen,   durch  „M  eingeführten   fremden    Kapiteln"  ^*'^).  —  Nach  alledem 

~  1607  sT^däziT  JeÄnrÖy^  RCr.~M7^o37  lÖÖff.  m)~  8.  LBlGRPh. 
1890,  c.  267.  162)  Hierzu  sei  folgende  neue  Ausgabe  erwähnt:  The  Mabi- 
nogion  translated  by  Lady  Charlotte  Guest,  with  notes  by  Alfbed 
NuTT.  London.  D.  Nutt  190':^.  S.  dazu  W.  Golther  ZFSL.  25»  Ulf.  — 
Zu  dem  Verhältnis  der  „Mabinogion"  zu  den  entsprechenden  afz.  Texten  8.A0ch 
weiteruntenAnm.]65,S.245f.u.2r)4.  163)  Zum  Erec.  ZDPh.  XXVII  463— 474; 
vgl.  JBRPh.  IVii392.  164)  Etüde  sur  Hartmann  von  Aue.  Paris,  Leroux 
XIII +  385  H.  8^  vgl.  weiter  unten  S.  254.    166)  Jeanboy  RCr.  Bd.  53,  109  f. 


E.  Freymond.  II  243 

sind  Foersters  Ausführungen  in  der  Einleitung  zum  Lancelot  nicht  wider- 
spruchsfrei; immerhin  muss  man  ihm  Dank  wissen,  dass  er  sich  die 
Mühe  nicht  hat  verdriessen  lassen,  seinen  Standpunkt  nochmals  ausführ- 
lich zu  erörtern. 

Bevor  ich  auf  andere  Arbeiten  zu  Werken  des  Dichters  eingehe, 
seien  einige  Bemerkungen  zur  Biographie  Crestiens^^^)  und  einiges 
andere  eingeschoben.  Ober  Crestiens  Leben,  Beruf  und  die  Zeit  seiner 
literarischen  Tätigkeit  sind,  auch  abgesehen  von  Foersters  Auseinander- 
setzungen eine  Reihe  verschiedenartiger  Ansichten  und  Vermutungen  ge- 
äussert worden;  wesentliche  neue  Tatsachen  Hessen  sich  nicht  feststellen. 
—  In  Handschriften  des  Ovide  moralis^,  in  welchem  G.  Paris  Crestiens 
Jugend  werk  Philomena  entdeckte,  findet  sich  der  Verfassername  Crestiens 
li  gois.  Dies  li  gois,  das  von  verschiedenen  Kopisten  nicht  verstanden 
worden  ist  und  nach  A.  Thomah^®')  zu  dem  Namen  Legouais  führte, 
ist  in  der  Berner  Hs.  (Nr.  10)  ganz  eigenartig  geschrieben:  Referent 
glaubte  diese  Schreibung  aus  de  Troy{e)s  erklären  zu  können  ^•®). 
6.  Paris  hält  li  gois  für  einen  unerklärlichen  Beinamen,  den  der  Dichter 
in  seiner  Jugend  geführt  habe^**).  E.  Wechsslers  Vermutung^'®),  dass 
Orestien  Cancellarius  des  Kathedralkapitels  von  St.  Peter  in  Beauvais 
gewesen  sei,  wird  von  W.  Fo  erst  er  mit  Recht  abgelehnt  ^'^).  Dagegen 
hält  6.  Paris  Foerster  gegenüber,  der  die  zur  Biographie  des  Dichters 
im  cligös*  gegebenen  Daten  ^''*)  in  der  zweiten  Auflage  revidiert  und  er- 
gänzt, daran  fest,  dass  Orestien,  der  gelehrte  (klerikale)  Studien  getrieben 
habe,  Waffenherold ^'^)  gewesen  sei.  Foerster  glaubt,  dass  Crestiens 
dichterische  Laufbahn  mit  oder  knapp  vor  den  fünfziger  Jahren  des 
12.  Jahrhunderts  beginnt  (s.  cligfes*  XIII)  und  dass  der  Tristan  und 
Erec  um  1150  (ib.  8.  XXXVIII),  der  Cligfes  um  1155  anzusetzen  sind 
(ib.  S.  XXXVIII)  *'*).  Das  ist  sicherlich  etwas  zu  früh;  denn  der  nach 
Foerster  (ib.  XII)  vor  dem  Erec  verfasste,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach*'*) 
Alienor,  der  Gattin  Heinrichs  II.,  gewidmete  Roman  de  Troie  kann  kaum 
vor  1154  begonnen  worden  sein^^®).  —  G.  Paris  schliesst  aus  Stellen 
im  Cligfes,  dass  Crestien  England  besucht  habe,  und  kommt  zu  dem  Er- 
gebnis, dass  Crestiens  poetische  Tätigkeit  in  die  Jahre  1165 — 1175*"') 
&llt.  In  trefflicher  Weise  wird  Crestiens  Stellung  in  der  französischen 
Literatur  und  seine  Bedeutung  durch  G.  Paris  dargelegt  ^'^).  —  Zu  Crestiens 

glaubt  eine  klarere  Darstellung  und  gewisse  Archaismen  in  den  „Mabioogion" 
durch  Annahme  von  ErzahluDgco  als  Quellen  erklären  zu  sollen,  die  den  Origi- 
nalen näher  standen  als  Crestiens  Quellen;  ähnlich  spricht  sich  Arthur  C.  L. 
Brown  in  seinem  Artikel  The  Knight  of  the  Lion  —  vgl.  unten  S.  253 
Anm.  243  —  S.  684 f.  in  bezug  auf  Ivain  und  Jarlles  y  Ffynnawn  aus,  die  aus 
einer  gemeinsamen  Quelle  geflossen  sein  sollen.  166)  S.  schon  oben  B.  240. 
167)  S.  JBRPh.  III  173"«.  168)  AbhTobler,  Halle  1895,  S.  314-320;  s. 
dagegen  den  mir  nicht  ganz  klaren  Einwand  von  G.  Paris  in  Ro.  XXIV  459. 

169)  .IS.  1902,  S.  293,   ähnlich  Suchier   in  seiner  Literaturgeschichte  S.  137. 

170)  Sage  vom  Gral  (s.  oben  S.  238J  S.  146-148.  171)  S.  cligfes-  XIV  Anm.  1 ; 
auch  Laucelot  XI  f.  Anm.  1.  178)  Auch  erec  VII  f.  und  yvain'  VII  ff. 
173)  1.  c.  296;  vgl.  dagegen  Lancelot  ibid.  und  Wech ssler  1.  c.  174)  yvain- 
VIII  wird  der  Tristan  vor  1154,  der  Clig^  auf  1155  gesetzt;  ebenso  yvain*  VI. 
176)  S.  GG.  IV  584.  176)  Vgl.  il  Paris  1.  c.  303 ff.  177)  Damit  weist 
G.  Paris  Wechsslers  Vermutung  (a.  a.  O.  45  und  148 ff.)  zurück,  wonach  der 
Conte  del  Gral  1180  —  1181  am  Königshof  zu  Paris  verfasst  worden  sei.  178)  1.  c. 
306ff. 


II  244     AltfraDzö^iBches  Kunstepos  und  Bomane.    1899  bezw.  1895 — 1902. 

Technik  sei  kurz  augeführt  die  mir  nicht  zugänglich  gewordene  Arbeit 
von  JoH.  Alph.  Simon  ,,Akrosticha  bei  den  augusteischen 
Dichtern",  nebst  einem  Anhang,,  Akrostichische  und  telestichische 
Texte  aus  der  Zeit  von  Plautus  bis  auf  Grestien  de  Troyes 
und  Wolfram  von  Eschenbach"*'®).  Die  Dissertation  von  Alfons 
HiLKA  „Die  direkte  Rede  als  stilistisches  Kunstmittel  in  den 
Romanen  des  Chrestien  de  Troyes"^®®)  bringt  nur  die  historische 
Einleitung  zu  dem  eigentlichen  Thema  ^^*)  und  beschäftigt  sich  noch  nicht 
mit  Crestien.  Die  folgenden  Kapitelüberschriften:  I.  Die  Stellung  der 
direkten  Rede  im  Epos,  II.  Die  Arten  der  direkten  Rede; 
III.  Die  direkte  Rede  bei  den  antiken  Epikern;  IV.  Die  direkte 
Rede  im  afz.  Volksepos  zeigen,  auf  welch  breiter  Grundlage  der 
Verfasser  seine  Untersuchungen  aufbaut  —  Paul  Mbrtens  stellte  sich 
die  an  und  für  sich  dankenswerte  Aufgabe,  „Die  kulturhistorischen 
Momente  in  den  Romanen  des  Chrestien  de  Troyes"^**)  zu- 
sammenfassend zu  behandeln  und  dabei  die  Züge,  die  in  älteren  analogen 
Arbeiten  hervorgehoben  wonlen  sind,  zu  ergänzen.  Er  schildert  I.  das 
geistige  Leben  (im  weitesten  Sinn,  einschliesslich  der  Äusserungen  des 
Seelen-  und  Gemütslebens,  soweit  sie,  noch  nicht  konventionell,  aus  der 
natürlichen,  geistigen  Veranlagung  hervorgehen),  äussert  sich  unter  anderem 
über  die  Kunst  des  Lesens  und  Schreibens,  über  medizinische  Kenntnisse, 
über  die  geistige  Regsamkeit  der  Zeit^  auf  die  man  aus  Crestaens  philo- 
sophierend-reflektierender  Darstellung  schliessen  könne,  ferner  über  die 
Pflege  der  Kunst  u.  s.  w.  In  Kapitel  II  behandelt  Hertens  das  sitt- 
liche Leben,  —  ritterliche  Ehre  (Standesbewusstsein,  Halten  des  ge- 
gebenen Wortes,  Wahrhaftigkeit,  Erprobung  der  körperlichen  Tüchtigkeit 
u.  s.  f.),  dann  ausführlicher  die  Liebe,  wobei  er  zu  dem  mir  etwas  über- 
trieben vorkommenden  Ergebnis  kommt,  dass,  von  einigen  lichten  Punkten 
abgesehen,  die  von  Crestien  geschilderte  Gesellschaft  das,  was  ihr  gefällt, 
für  erlaubt  hält  und  sich  rücksichtslos  dem  sinnlichen  Genuss  ei^be: 
es  werden  dann  noch  kurz  religiöse  Züge  und  Gebräuche  aufgezählt. 
Kap.  m  „Das  gesellschaftliche  Leben",  gibt  Auskunft  über  das 
Leben  auf  der  Burg,  über  Erziehung,  Turnier,  Unterhaltung,  über  die  Mahl- 
zeiten, über  Neigung  zu  Luxus  in  Hausgerät  und  Kleidung,  über  Gast- 
freundschaft, über  Unterwürfigkeit  vor  dem  König  und  Betragen  Damen 
gegenüber.  In  Kap.  IV  „Das  öffentliche  Leben"  endlich  werden 
einige  Notizen  über  das  Leben  und  Treiben  der  einzelnen  Stände  mit- 
geteilt; es  werden  kurz  verschiedene  Erwerbszweige,  Königtum  und  Städte- 
wesen, Kriegsführung  und  Rechtszustände  gekennzeichnet  Das  Gesagte 
zeigt  wohl  schon,  dass  die  Abhandlung  einer  scharfen  Disposition  er- 
mangelt; leider  wird  auch  kaum  der  Versuch  gemacht,  das  bei  Crestien 
gefundene  Material  mit  historisch  glaubwürdigen  Berichten  zu  vergleichen. 


179)  (Exoterische  Studien,  2.  Teil)  Köln,  Kölner  Verlagsanstalt  1899, 
VIII -f  240  S  8".  180)  Breslau  1902.  (53  S.  8'.  181)  Die  voUsLändige  be- 
achtenswerte Arbeit  ist  seitdem  erschienen:  Die  direkte  Rede  als  stilistisches 
Kunstmittel  in  den  Romanen  des  Kristian  von  Troyes.  Ein  Bei- 
trag zur  genetischen  Entwicklung  der  Kunstformen  des  mittel- 
alterlichen Epos.  Halle  1003,  177  S.  8^  Der  Hauptteil  zerfällt  wie  das 
4.  Kapitel  in  die  drei  Abschnitte:    Monolog,  Dialog,  Chorrede.       182)  Erlanger 


E.  Freymond.  II  245 

In  Einzelheiten  enthält  Mertens'  Arbeit  gewiss  manche  interessante  Be- 
obachtung, so  über  die  reich  entwickelte  Synonymik;  allein  es  wären 
zahlreiche  Fehler  und  Versehen  zu  berichtigen:  so  spricht  der  Verfasser 
wiederholt  von  den  agn.  Prosaromanen,  die  Crestiens  Quellen  waren ;  aus 
der  Anführung  des  Yvain  li  avoutre,  von  dessen  Abenteuern  mir  nur 
wenig  bekannt  ist,  wird  schlankweg  geschlossen,  dass  manche  Ritter  mit 
dem  Ehebruch  Sport  trieben.  Der  Waldmensch  im  Yvain  wird  wieder 
falsch  aufgefasst*^^).  Den  Guillaume  d'Angleterre  will  Mertens  Crestien 
de  Troyes  unter  anderem  deswegen  absprechen*®*),  weil  Guillaume  seiner 
Frau  Fleisch  vom  eignen  Schenkel  anbietet;  „sollte  dieser  potenzierte 
Kannibalismus"  —  so  fragt  Merlens  —  „ein  plumper  Scherz  Crestiens 
sein?"  Ganz  falsch  wird  Pereeval  V.  3972 f.  aufgefaest,  wo  auf  den 
Gebrauch  einer  Perrücke  geschlossen  wird.  Das  damalige  anspruchslose 
Publikum  soll  in  guteu\  Glauben  die  Berichte  ihres  Dichters  als  Tatsachen 
hingenommen  haben.  „Wie  sollte  man  sonst"  —  meint  Mertens  —  „das 
von  Crestien  so  oft  eingeführte  zauberhafte  Element  erklaren?"  — 

Erec.  Die  Betrachtung  einiger  Ortsnamen '®*)  in  Crestiens  Erec  führte 
F.  Lot  ^®*)  zu  der  Annahme,  dass  Crestiens  Quelle  nicht  kontinental  war^®'). 
Der  ursprüngliche  Held  Geraint  war  ein  König  in  Coniwall,  der  im 
7. — 8.  Jahrhundert  lebte:  er  sei  entweder  von  einem  kontinentalen  Bre- 
tonen  oder  von  Crestien  durch  Erec  (=  Weroc)  ersetzt  worden.  Die 
Sage  sei  nicht  direkt  aus  Coniwall  zu  den  Bretonen  oder  zu  Crestien 
gekommen,  sondern  über  Wales.  Die  kymrische  Erzählung  von  Geraint 
ist  nicht  eine  blosse  Übersetzung  des  Erec;  es  sei  überhaupt  fraglich, 
ob  der  Kymre  Crestiens  Gedicht  gekannt  habe,  da  sich  gewisse  Ähnlich- 
keiten durch  Annahme  einer  gemeinsamen  Quelle  erklären  liessen*^^). 
Jedenfalls  enthalte  der  Geraint  einige  ältere  Züge,  so  den  Pagen  Amhar 
vab  Arthur  und  Arthurs  Hund  Caval,  die  sich  schon  im  Nennius  vor- 
finden. —  Auf  den  Namen  Erec  (Weroc)  ist  F.  Lot  in  seiner  Notiz 
Erec*®*)  zurückgekommen ;  der  Name  Erec  beweise  trotz  seiner  bretonischen 
Herkunft  (Weroc,  Guerec,  Erec)  keineswegs,  dass  es  Bretonen  waren, 
die  ihn  statt  Geraint  in  die  Sage  einsetzten;  Erec,  der  bei  Crestien  zu 
Nantes  gekrönt  wird^  erinnere  an  einen  historischen  Grafen  Guerec  von 
Nantes *®®)  (gest.  ca.  990),    der   aber  ein  Feind   der  Bretonen   gewesen 

Dies.  Berlin,  69  S.  8".  183)  Vgl.  diesen  Bericht  S.  251  nebst  Anra.  233.  184)  S. 
weiter  unten  S.  256  und  Anm.  265.  185)  Schon  vorher  hatte  F.  Lot  Ro.  XXIV  335 
den  im  Erec  und  anderwärts  vorkommenden  Stadtenaroen  Limors  kymrischen 
llya-mawr  =  grand  chdteau  gleichsetzen  wollen,  wobei  freilich  schriftliche  Ver- 
mittlung angenommen  werden  müsste.  —  Guergeain  ist  nach  Erec  1961  duc  de 
Hautbois;  dazu  führt  F.  Lot,  ibid.  336  kymrische  Analoga  aus  dem  12.  Jahr- 
hundert an.  186)  Ro.  XXV  7—12.  187)  Einen  Grund  dafür  findet  er  in  dem 
von  Zimmer  angesetzten  Destre-Galles  statt  (d'JOutre-Gales  (Erec  3883),  dem 
Reich  von  Erecs  Vater.  Destre-Galhs  sei  aber  nicht  Dextra  GalUa,  d.  h.  Süd- 
frankreich, sondern  Süd- Wales.  S.  dagegen  G.  Paris  Ro.  XXV  32  Anm.,  der 
d^ Ostregales  ==  Australis  Wällia  lesen  will.  —  Vgl.  dazu  neuerdings  E.  Brügger, 
Beiträge  zur  Erklärung  der  arthurischen  Geographie.  I.  E^tre- 
gales.  ZFSL.  27«,  69—116  und  A.  Schulze  ZRPh.XXX352ff.  188)  S.  da- 
gegen W.  FoERSTER,  Erec  XXIII  ff.  —  F.  Lot  verteidigte  seinen  Standpunkt 
in  seiner  Besprechung  von  Foerstera  Erecausgabe,  MA.  IX  164—166.  —  Die 
Abhängigkeit  des  Geraint  vom  Erec  Crestiens  erörtert  W.  Foerster  ausfuhrlicher, 
LancelotCXXVIII  ff.,  CXXXIV  f.,  CXLI  Vf.  189)  Ro.  XXV  588-590.  190)  Nach 


II  246     Altfranzösischee  Kunstepos  und  Komane.    1899  bezw.  1895—1902- 

sei.  Nur  Untertanen  des  Grafen  von  Nantes^  also  Franzosen,  hatten 
Guerec  zu  dem  Sagenhelden  stempeln  können;  Guerecs  Bruder,  Hoel, 
lebte  in  der  Sage.  —  Nach  Crestiens  Erec  wurde  der  französische  Mar- 
schall H4rec  de  Beavjeu  benannt  (geb.  wahrscheinlich  1226,  gest.  ver- 
mutlich 1270  auf  dem  Kreuzzug  Ludwigs  des  Heiligen),  über  den 
A.  Thomas"^)  auf  Grund  eines  z.  T.  sprachlich  interessanten  urkund- 
lichen Materials  eine  Reihe  von  historischen  Notizen  zusammenstdlt  — 
Den  Namen  Enide  will  F.  Lot"*)  von  kymrischem  enii  (<p  enid), 
Waldlerche,  herleiten,  das  im  Bretonischen  fehle;  W.  Foebsteb  will  ihn 
mit  Eneas  zusannnen bringen""^)  [?].  —  E.  Philipot*'*)  untersuchte  die 
Episode  der  Joie  de  la  cort^®*)  und  bemühte  sich  zu  zeigen,  dass  sie 
nicht  so  widerspruchsvoll  und  unnütz  sei,  wie  dies  s.  Z.  G.  Paris  behauptet 
hatte"®);  Crestien  hätte  dem  Stoff  einen  sentimentalen  Anstrich  gegeben 
und  dadurch  manches  Ursprüngliche  verwischt.  Die  Episode  selbst  zer- 
falle in  zwei  Teile,  die  sich  vollständig  voneinander  getrennt  und  in 
anderer  Reihenfolge  im  Bei  Inconnu  (BI)  und  im  me.  Ly  Beaus  Desconnos 
(LBD)  vorfinden*®**).  Die  Einführung  der  Episode  bei  Crestien  —  Erec 
bei  Evrain,  sein  Eintritt  in  den  Zaubergart«n  —  entspreche  dem,  was  in 
den  Texten  vom  Schönen  Unbekannten  der  Episode  vom  Zauberkuss 
vorausgehe;  das  Abenteuer  im  Garten  (Enserrement  Mabonagrain)  ent- 
spreche der  Episode  von  Malgier  le  Gris  im  BI,  bezw.  von  Maungys  im 
LBD.  Die  gemeinsame  Quelle  der  beiden  zuletzt  genannten  Texte  gehe 
indirekt  auf  dieselbe  Grunderzählung  zurück,  aus  der  Crestiens  dh^kte 
Quelle,  der  conte  d'a venture,  geflossen  ist.  Die  kymrische  Erzählung 
Geraint  beruhe  auf  Crestiens  Gedicht,  so  dass  Othmers  Resultat,  wenigstens 
für  diese  ICpisode  richtig  sei'®'').  Philipot  schliesst  sich  meiner  Ansicht***) 
an,  dass  es  sich  bei  der  ganzen  Episode,  speziell  bei  dem  Zaubergarten 
mit  seinen  Zauberfrüchten  um  einen  alten,  ungemein  weit  verbreiteten 
Sagenzug  handelt.  An  den  Namen  des  Mabonagrain  ^^^)  —  so  heisst 
der  von  Erec  im  Zaubergarten  besiegte  und  befreite  grosse  Ritter  — 
knüpft  Philipot  verschiedene  Betrachtungen.  Der  Zaubergarten  ist  in 
den  Texten  vom  Schönen  Unbekannten  das  Werk  Zweier:  im  BI  des 
Mabon  und  Eurain,  im  LBD  des  Maboun   und  Iray?i,    Das  erinnert 

dem  kyrarischen  Text  wird  Geraint  in  Carnant  gekrönt,  das  nach  F.  LoT  (Ro. 
XXV  9  ff.)  nicht,  wie  Zimmer  wollte,  =  Caer  Nant  (d.  h.  Stadt  Nantes),  sondern 
mit  der  Ortschaft  Ros  Carnant  in  Cornwall  zusammenzustellen  sei.  191)  H^rec 
de  Beaujeu,  mar^chal  de  France,  et  les  derniers  vicomtes  d'Au- 
bu88on  in  BKEPh.  Halle  1902,  8.  8(5-98.  192)  Ro.  XXX  21.  193)  clig^* 
XII.  194)  Un  Episode  d'Erec  et  Enide:  La  joie  de  la  cour.  — 
Mabon  Tcuehanteur,  Ro.  XXV  258—294.  196)  S.  JBRPh.  111  174f. 
196)  Wcchssler,  Sage  vom  Gral  8.  138  Anm.  48  versteigt  sich  soweit,  zu 
sagen,  Crestien  habe  stets,  so  im  Erec  in  der  Joie  de  la  cort  alles  möglichst 
natürlich  zu  gestalten  gesucht.  196a)  S.  dazu  schon  G.  Paris,  Ro.  Xa  156 
Anm.  2.  197)  S.  JBRPh.  I  418.  198)  ZF8L.  \1\  S.  117.  199)  G.  Paris 
Ro.  XX  153,  Anm.  4,  wollte  Mobonagrain  gleich  Mabon  ad  [Sohn]  Grain  setzcflti; 
nach  F.  Lot,  Ik).  XXIV  321  ist  Mabonagrain  vielmehr  Mabon  +  Eurain; 
Eurain  sei  Fehler  für  Euuain,  kymr.  Twen,  auch  gesprochen  Owen,  Owein 
Ina  Geraint  ist  offenbar  n:  Evrain  im  Erec.  Somit  seien  Evrain  und  Mäbona- 
grain  eigentlich  dieselbe  Person,  und  wenn  Crestien  daraus  zwei  verschiedene 
Figuren  geuiacht  hat,  so  zeige  dies,  dass  er  schon  sich  widersprechende  Quellen 
benutzt  habe.    Nach  Philipot  ist  das  zweite  Element  des  Kompositums  Mabona- 


E.  Freymond.  II  247 

Philipot  an  Mdbux,  den  Herrn  des  Zaubergichlosses  im  Lanzelet  und  an 
dessen  feindlichen  Nachbarn  Iweret]  der  bei  einer  Fee  gefangen  ge- 
haltene Mabon  sei  ein  Doppelgänger  Merlins  und  beisse  in  anderen  afz. 
Texten  Madnc  oder  le  Noir  Chevalier.  —  Philipot  zeigt  in  seiner  Ab- 
handlung viel  Scharfsinn,  geht  aber  in  seinen  Schlüssen  mitunter  zu  weit 
und  trägt  den  Abweichungen  in  den  verschiedenen  Versionen  nicht  immer 
genügend  Rechnung.  —  F.  Lot  stellte  der  (L')6pisode  des  lärm  es 
d'Enide  dans  Erec^^®)  ein  Aualogon  in  Galfrids  Historia  XII  2.  3 
zur  Seite.  —  Schliesslich  sei  hier  erwähnt,  dass  O.  von  Heinemann  in 
ZDA.  42,  S.  259—267  einen  wertvollen  Fund,  ein  „ Wolfe nbütteler 
ßruchstück  des  Erec"  von  Hartmann  von  Aue  —  2  Pergament- 
doppelblätter, wohl  aus  der  2.  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  —  veröfTent- 
lichte^®*);  in  diesem  Fragment  liegt  die  erste  ausdrückliche  Nennung  von 
Hartmanns  Gewährsmann  Crestien  vor;  Gawein  erscheint  als  Waliwan, 
sein  Ross  heisst  Wintwalite. 

Clig^s.  Aus  W. FoERSTER*  Einleitung  zur  Textausgabe  (s.  oben  S. 240 
Anm.  1 54)  ist  folgender  Gedanke  besonders  hervorzuheben :  nachdem  schon 
von  verschiedenen  Seiten  auf  gewisse  Ähnlichkeiten  zwischen  dem  Tristan 
und  Cligfes  hingewiesen  worden  war*^®*),  hat  Foerster  eine  genauere  Ver- 
gleichung  der  Stoffe  und  des  Aufbaues  der  Handlung,  die  in  der  Tat 
frappante  Analoga  aufweisen,  vorgenommen;  er  setzt  dabei  voraus,  dass 
Crestien  nicht  nur,  wie  nach  Novati  von  vei-schiedenen  Seiten  angenommen 
worden  ist,  eine  Tristanepisode**^'),  sondern  einen  Tristanroman, 
und  zwar  den  ältesten  Tristanroman  oder  wenigstens  den  ersten  Teil  davon 
verfasst  habe,  auf  den  aile  späteren  Tristanfassungen  zurückgehen  (S.  XXI). 
Foerster  zeigt,  dass  nicht  nur  der  erste,  wohl  sicher  von  Crestien  er- 
fundene Teil  des  Cliges  —  die  Geschichte  der  Eltern  des  Helden  —  in 
vielen  Punkten  der  Geschichte  von  Tristans  Eltern  ähnelt^®*),  sondern  er 
meint,  dass  der  Tristan  Crestien  bei  der  Abfassung  des  Cliges  stets  vor- 
geschwebt habe,  ja,  dass  der  Cliges  seinem  Grundgedanken  nach  als 
Antitristan  aufzufassen  sei.  G.  Parib,  der  sich  diesem  Gedanken 
gegenüber  zunächst  skeptisch  und  ablehnend  verhält,  lässt  im  Laufe 
seiner  Betrachtungen  Foersters  geistreiche  Auffassung  mehr  und  mehr 
gelten*®*).  Es  widerstrebt  mir,  den  Cliges  mit  Foerster  als  Antitristan, 
geschweige  denn  mit  Grolther  als  Tristanparodie  zu  bezeichnen;  ich  möchte 
ihn  lieber  für  ein  Seitenstück  zum  Tristan  ansehen.  Es  lässt  sich  schwer 
bestimmen,  ob  Crestien  aus  eigener  Initiative  oder  in  fremdem  Auftrag 
—  im  Auftrag  einer  Dame  —  die  Schlechtigkeit  des  Tristanideals  in  einem 
besonderen  Roman  nachzuweisen  suchte  und  ihm  ein  anderes,  scharf  ent- 

gndn  ursprüngl.  das  Adj.  euryn^  das  „vergoldet"  bedeute.  200)  Ro.  XXVIII 
333—335.  201)  K.  Zwieezina,  Mhd.  Studien.  13.  Textkritik  zu  Erec  (ZDA. 
45,  317  ff.)  ist  der  Ansicht,  dass  die  Wolfenbütteler  Erechandschrift  den  Text 
Hartmanns  viel  rücksichtsloser  behandelt  als  die  junge  Ambrnser  Haudschrift. 
202)  So  GO.  11*  499,  Wechssler,  Sage  vom  Oral  154  Anm.  67.  203)  Eine 
Tr is  tanepisode  hält  G.  Paris,  JS.  1902,  S.  298  für  wahrscheiulich.  204)  Auf 
Eomj)osition8fehler  im  Clig^  macht  G.  Paris  ibid.  mehrfach  aufmerksam,  so 
S.  360,  374ff.,  378.  205)  Seitdem  ist  van  Hamel  in  seinem  Aufsatze  Cliges 
et  Tristan,  Bo.  XXXIII  465—489,  mit  neuen,  allerdings  nicht  immer  stich- 
haltieen  Argumenten  für  den  Gedanken  Foersters  eingetreten ;  s.  dazu  W.  Foerster 
ZRPh.  XXX  116ff.     Vorher  hatte  sich  J.  Mettrop  in  seiner  Besprechung  von 


II  248    AltfraDzöHisches  KuDstepos  und  Bomane.    1899  bezw.  1895-1902. 

gegengesetztes  IdeaP^^)(S,  XXV)  gegenüberstellte.  Allein  man  wird  Foerster 
kaum  darin  beistimmen  können,  dass  die  eheliche  Liebe  den  Clig^s- 
roman  beherrsche^®'');  sondern  man  wird  mit  van  Hamel  zugeben  können, 
dass  Crestien  im  Cliges  den  Satz  illustrieren  wollte,  dass  das  Weib  nur 
dem  völlig  angehören  solle,  den  es  liebt.  —  Foerster  geht  diesmal  auf 
die  Quellenfrage  des  zweiten  Teils  von  Cliges  etwas  genauer  ein.  Crestien 
entnahm  den  Stoff  vermutlich  einer  Sammlung  von  Exempla,  d.  h.  einem 
lateinischen  Prosat^xt^®^).  Das  lateinische  Exemplum  dürfte  nicht  viel 
Anderes  enthalten  haben  als  die  kurze  Frzahlung  von  Cliges  im  Marques 
de  Rome,  die  aber  nach  Foerster  nicht  auf  Crestien  beruht *®^).  Es  ist 
dem  Herausgeber  nicht  entgangen,  dass  die  Erzählung  im  Marques  von 
Cligös  nicht  unwesentlich  abweicht,  dass  z.  B.  im  Marquös  das  Liebes- 
paar schon  vor  dem  Scheintod  dem  Ehebruch  fröhnt.  G.  Paris  macht 
noch  auf  weitere  Unterschiede  zwischen  beiden  voneinander  unabhängigen, 
auf  eine  gemeinsame  Quelle  zurückgehenden  Texten  aufmerksam,  hebt 
hervor,  dass  Crestien  auch  die  Sage  von  Salomon  und  Marolf  kannte,  in 
der  stets  von  Verstellung,  nicht  von  einem  Tranke  die  Rede  ist,  und 
verfolgt  diese  Salomonsage,  die  auf  einen  byzantinischen  Roman  jüdischer 
Herkunft  zurückzuführen  sei^^®). 

Lancelot.  Aus  W.  Foerster**  Einleitung  zur  Lancelotausgabe  sei 
hier*^*)  noch  Folgendes  mitgeteilt:  Crestiens  Gönnerin,  Marie  de  Cham- 
pagne, beauftragte  bekanntlich  den  Dichter  mit  der  Abfassung  des  Che- 
valier de  la  Charrette,  zu  dem  sie  ihm  —  s,  V.  26  —  mattere  et  san 
gab.  Unter  dem  sa7i  ist  nach  Foerster  S.  XXII  die  Grundidee,  nämlich 
die  sklavische  Liebe  zu  verstehen  *^^),  die  den  Liebhaber  zum  willenlosen 
und  niedrigen  Werkzeug  seiner  ihn  absolut  beherrschenden  Greliebteu  er- 
niedrigt. Dass  Crestiens  Quelle  nur  eine  kurze  mündliche  Erzählung 
der  Gräfin  sein  kann,  ist  wahrscheinlich,  aber  nicht  ausgemacht  Hypo- 
thesen bleiben  es,  ob  —  wie  Foerster  S.  XXII  vermuten  möchte  —  Marie 
die  Veranlassung  dazu  gab  oder  ob  Crestien  von  selbst  darauf  kam,  den 
Helden,  den  Befreier  Guenievrens  —  der  weder  in  Ulrichs  von  Zatzik- 
hofen  Lanzelet  noch  in  der  Kröne  Heinrichs  von  dem  Türlin  ein  Liebes- 
verhältnis mit  Artus'  Gattin  hat  —  zum  Liebhaber  der  Königin  und 
zum  Ehebrecher  zu  stempeln.     Der  Schritt  von  der  Entführung  zur  Ver- 

cligfe8^  Ro.  XXXI  420—425,  dagegen  ausgespnxjhen.  206)  Ideal  ist  doch 
wohl  nicht  das  passende  Wort.  S.  XVIIl  heisst  es  in  schroffem  Gegensatz  dazu, 
dass  der  eigeDtliche  Cligfesroman  —  das  ist  der  zweite  Teil  des  Clig^  —  die 
Geschichte  vom  betrogenen  Ehemann  enthalte.  20?)  Ebensoweniff  dient  m.  E. 
der  Yvain  —  nach  Foerster  ein  Gegenroman  zum  Lancelot  —  zur  Verherrlicfaung 
der  ehelichen  Liebe.  208)  Die  Annahme  einer  mundlichen  Erzählung  wäre 
auch  nicht  unmöglich  (S.  XXI).  209)  Anders  Mettrop,  der,  was  ganz  un- 
wahrscheinlich ist,  die  Erzählung  im  Marques  auf  Crestiens  Clig^  zurückführen 
will.  GoLTHER  ZFSL.  24^  8f.  schwankt  und  gibt  die  Möghdikeit  einer  ge- 
meinsamen Quelle  für  den  Öliges  und  für  die  Erzählung  im  Marqu^  zu; 
ebenso  K.  Warnke  in  seiner  Anzeige  von  cligfes*,  DLZ.  1901,  c.  1319—1321. 
210)  S.  JS.  1902,  644  ff.  —  Golther  a.  a.  0.  S.  9  glaubt  nicht  an  einen 
griechischen  Roman,  sondern  meint,  so  manche  Einzelheit  wie  die  Bemerkung 
am  Schluss  des  Clig^,  dass  die  Kaiserinnen  in  Konstantinopel  seitdem  einge- 
schlossen gehalten  wurden,  habe  eher  in  einer  Spielmannsgeschichte  des  12.  Janr- 
hunderts  gestanden.  211)  S.  schon  oben  S.  240.  212)  Ähnlich  sprach  sich 
schon  G.  Paris  Ro.  XIT  5 16 ff.  aus;  vgl.  auch  Suchiers  Literaturgeschichte 
S.  139. 


E.  Freymond.  U  249 

fübrung  (durch  den  Befreier)  war  jedenfalls  kein  grosser;  denn  schon  in 
der  südwestbritannischen  Sagenform  —  Vita  Gildae,  12.  Jahrh.  —  wird 
Guennuvar  entführt  und  bei  Galfrid  von  Monmouth  und  Wace  ist  sie 
Ehebrecherin.  —  Foerster  glaubt,  dass  Malory  im  ersten  Teil  seiner 
Lancelotepisoden  einzig  und  allein  auf  Crestiens  Lancelöt  oder  vielmehr 
direkt  auf  den  z.  T.  auf  Crestien  beruhenden  Prosa-Lancelot  zurückgeht 
und  nicht,  wie  G.  Paris  meinte,  ein  anderes,  auf  insularer  Fassung  he- 
ruhendes  Gedicht  benutzt  habe.  Mir  scheint,  Foerster  legt  zu  grosses 
Gewicht  darauf,  dass  der  Name  Lancelot  wahrscheinlich  kontinentalen 
Ursprungs  ist***).  Aber  nehmen  wir  auch  an,  dass  Zimmer  und  Foerster 
in  diesem  Punkte  Recht  haben,  so  braucht  doch  dieser  Name  für  den 
kontinentalen  Ursprung  der  Quelle  Crestiens  (s.  S.  LXXVII)  nicht  aus- 
schlaggebend zu  sein*'^).  Der  Held  kann  ursprünglich  anders  geheissen 
haben;  in  der  Vita  Gildae,  d.  h.  in  der  südwestbritannischen  Sagenform 
des  Motivs,  das  Foerster  selbst  für  den  „Grundkern"  von  Crestiens 
Lancelot  ansieht  —  s.  S.  LXVII  — ,  ist  der  Held,  der  Befreier  der  entr 
führten  Königin,  ihr  Gatte  Arthur! «>')  Foersters  Schluss  (S.  LXVHI), 
dass  die  kontinentale  Fassung  mit  Lancelot  als  Befreier  „natürlich  viel 
höher  hinaufreichen"  muss,  ist  entschieden  unberechtigt.  —  Ohne  den 
mythologischen  Keni  leugnen  zu  wollen,  scheint  Foerster  (S.  LXXI)  doch 
eher  der  Ansicht,  die  ich  nicht  teile,  zu  sein,  dass  Crestien  die  Verbindung 
des  in  seiner  Quelle  bereits  vorliegenden  Motivs  von  der  Entführung  mit 
dem  des  Totenreichs  einer  altklassischen  Sage  entnommen  habe***).  — 
Der  Kleriker  Godefroy  de  Leigni,  der  die  „Charrete"  mit  Crestiens 
Einwilligung  vollendete  und  dessen  Sprache  einige  jüngere  Züge  aufweist 
(s.  S.  Xinf.),  dürfte  nach  Foerster  aus  Lagny  bei  Meaux  —  so  meint 
auch  Suchier  —  oder  aus  Lagny-le-Sec  (Öise)  in  der  Nähe  von  Senlis 
stammen.  —  Meleagants  Königreich  OofTe  war  von  Rhys  der  Halbinsel 
Omyr^  Ooe7'j  Oower  in  Süd-Wales  gleichgestellt  worden.  Um  dies  zu 
erklären,  verweist  F.  Lot**'')  darauf,  dass  sich  die  Bewohner  der  alten 
Domnonia  das  Totenreich  jenseits  des  Wassers  vorstellten.  Dem  wider- 
spricht aber  der  Umstand,  dass  Meleagants  Residenz  Bade  wohl  gleich 
Bath  (Somerset)  ist^  worauf  G.  Paris  aufmerksam  gemacht  hatte.  Ent- 
weder —  so  meint  Lot  —  handle  es  sich  bei  letzterem  Namen  um  Ein- 
fluss  des  Namens  Badetnagut  —  so  heisst  Meleagants  Vater  —  oder 
Crestien  bezw.  Godefroy  de  Leigni  haben  ihre  Quellen  frei  verwertet, 
oder  Gorre  sei  einfach  „la  prononciation  fran9ai8e"  des  kymr.  Wortes 
gutVy  Glas**®).  —  Man  sieht,  an  Kombinationen  fehlt  es  Lot  nicht.  — 

218)  Wenn  Foerster  ö.  CXV  sagt,  noch  niemand  habe  diese  konti- 
nentale Herkunft  des  Namens  geleugnet,  so  hat  er  J.  Loth>  Herlcituug  von 
dem  inselbrittischen  Ortsnamen  Lansuluc  bei  Herefordshire  (heute  Sellack)  über- 
sehen; 8.  RC.  XIII  495  und  dazu  F.  LoT  Ko.  XXV  13.  214)  Vgl.  damit 
Gröbers  Worte  (GG.  II*  5(X)):  „Lancelot  ist  der  wahrscheinlich  willktirlich  ge- 
wählte Name  für  den  liebekranken  Ritter."  216)  Im  Livre  d'Artus,  Version 
P  §  53  weist  Guenievrc  die  Liebeserklärung  des  Gosengos  keineswegs  zurück, 
und  ibid.  §  67  wird  sie  von  Urien,  dem  Erbauer  gefährlicher  Brücken  entführt; 
8.  ZFSL.  17^  B.  41  und  45.  —  Ich  bedauere,  dass  mir  JohnBh^s,  ßtudies  in 
the  Arthurian  legend,  dessen  drittes  Kapitel Gwenhwyvar  and  bis  cap- 
tors  behandelt,  gegenwärtig  nicht  zugänglich  ist;  vgl.  JRRPh.  III 160  f.  216)  Nach 
GOLTHER  ZFSL.  22«,  2  vielleicht  aus  Ovid.    217)  Ro.  XX  IV  331  f.    218)  Seit- 


II  250    Altfranzösischee  KuDstepos  uod  Bomane.    1899  bezw.  1895-1902. 

Gejieivis,  das  Reich  Pante,  des  Vaters  von  Lanzelet  bei  Ulrich  von 
Zatzikhofen,  identifiziert  F.  Lot^'^)  mit  Venedotia  (Nord-Walee),  kynir. 
Qivynedd.  —  G.  Rosenhagen  ^^®)  spricht  im  Anschluss  besonders  an 
den  Ortsnamen  muntdne  Clüse  in  Parzival  382,24  —  Montanikbise 
im  Tandareis  des  Fleier  —  eine  Reihe  von  Vermutungen  aus  über  eine 
deutsche  auf  Crestien  beruhende^  freie  Bearbeitung  der  Lancelotsage  und 
glaubt,  dass  die  direkte  Bekanntschaft  mit  den  französischen  Epen  in 
Deutschland  etwas  Seltenes  war. 

Yvain*^^).  Die  dritte  Auflage  der  W.  L.  Holland  sehen  Ausgabe 
des  Löwenritters  ist  von  neuem  ediert  worden  und  Alfred  Schulzb 
hat  dazu  ein  Glossar  geliefert*^*).  Eine  Besprechung  dieses  auch  separat 
erhältlichen  Glossars**^)  durch  G.  Steffens*'-**)  führte  zu  einer  uner- 
quicklichen Polemik**^).  —  V.  1406 — 2165  wurden  nach  W.  Foersters 
Text  (yvain*)  mit  geringfügigen  graphischen  Änderungen  abgedruckt  und 
mit  einer  nfz.  Übersetzung  versehen  in  der  Chrestomathie  du  moyen- 
age  von  G.  Paris  und  E.  Langlois*"),  S.  95  —  129.  —  Über  den 
Stoff  und  die  vermutlichen  Quellen  des  Yvain,  bezw.  einzelner  Episoden 
dazu  sind  in  den  hier  zu  behandelnden  Jahren  1895 — 1902  eine  Reihe 
von  Ansichten  geäussert  worden.  —  Mit  der  Entstehung  des  Epos  be- 
schäftigte sich  Axel  Ahlötröm^*'');  er  wandte  sich  zunächst  gegen 
W.  Foersters  Annahme,  dass  der  Yvain  eine  Variante  der  Erzählung 
von  der  Matrone  von  Ephesus  sei;  die  Grundfabel  sei  viehnehr  die  Liebe 
eines  Sterblichen  zu  ei  ner  S  c  h  w  a  n  e  n  j  u  n  g f  r  a  u.  Damit  seien  noch  zwei 
andere  wesentliche  Motive  verbunden  worden:  1.  die  Wunderquelle,  deren 
Hinzunahme  sich  dadurch  erkläre,  dass  die  ursprüngliche  Bedeutung  der 
auf  die  ursprüngliche  Sagenform  noch  hinweisenden  Bezeichnung  Laudinens 
als  dame  de  la  fantaine^^^)  vergessen  war;  2.  der  dankbare  Löwe,  der 
vielleicht  dadurch  mit  dem  Hauptthema  verbunden  wurde,  dass  in  einer 
Variante  der  Hauptfabel,  im  Guigemarlai  der  Vater  des  Helden  sire  de 
Liun  sei  und  dass  die  Herren  von  L^onnois,  wenigstens  zur  Zeit  der 
Kreuzzüge,  einen  Löwen  im  Wappen  hatten  **'^).  Crestien  habe  diese 
drei  Hauptmotive  wohl  schon  in  seiner  aus  der  Bretagne  kommenden, 
aber  nicht  sicher  in  der  Bretagne  entstandenen  Quelle,  einer  umfangreichen 
Erzählung   oder    einem    kleinen  Prosaroman,    vorgefunden;    er   habe   den 


dem  schlug  E.  Brugger  ZFSL.  27»,  S.  69—116  für  Gorre  die  Etymologie 
Sirathmore  (die  Landschaft  nördlich  des  Firth  of  Tay)  vor;  doch  s.  dazu 
A.  Schulze  ZRPh.  XXX  357  f.  219)  Ro.  XXIV  335.  220)  ZDPh,  29. 
150—164.  221)  Yvain  =  Eventus  bei  Galfrid  begegnet  nach  F.  Lot  Ro. 
XXV  1,  in  der  Form  E weint  schon  in  den  kymrischen  Genealogien  des  10.  Jahr- 
hunderts. 222)  Li  Romans  dou  Chevalier  au  lyon  von  Crestien  von 
Troyes,  heg.  von  Wilh.  Ludw.  Holland.  3.  Aufl.  Neue,  durch  ein 
Glossar  von  Alfred  Schulze  vermehrte  Ausgabe.  Berlin,  Meyer  &  Möller 
1902.  XIII +  280 +  63,  gr.  8«.  223)  Alfred  Schulze,  Glossar  zum  Ro- 
mans dou  Chevalier  au  lyon  von  Crestien  von  Troyes  (hsg.  von 
W.  L.  Holland).  BerUn,  Mayer  &  Müller  1902,  63  S.  gr.  8^  224)  LBlGRPh. 
1902,  294  f.  225)  Ibid.  356-358;  386— 390,  430.  226)  Vgl.  JBRPh.  V  n  79". 
227)  Sur  rorigine  du  «Chevalier  au  Hon»  inMPhRWahl.  MÄcon  1896. 
(Nicht  im  Buchhandel),  S.  289—303.  S.  dagegen  W.  Föerster  ZFSL.  20*, 
99  f.,  der  seine  Herleitung  des  Stoffes  von  der  „Matrone  von  Ephesus"  ver- 
teidigt; vgl.  auch  yvain'  XXXI  ff.  und  weiter  unten  8.  252.  228)  S.  dagegen 
yvain*  XLIV.      229)  Das  erscheint  G.  Paris,   der  sonst  (Ro.  XXVI  106)  «u- 


E.  Froymond.  II  251 

Stoff  künstlerisch  disponiert  und  namentlich  in  den  Szenen  zwischen 
Yvain,  Liinete  und  Laudine  mit  psychologisch  feinen  Zügen  verbmmt.  — 
Ahlstrom  gegenüber  lehnte  G.  Baist  in  einem  kurzen  Artikel ^*^)  ein 
Märchen  des  Schwanenfrauentypus  als  Original  Crestiens  ab^^*)  und 
suchte  zu  zeigen,  dass  der  erste  ^*^)  und  zweite  Teil  des  Yvain  auf  gänz- 
lich verschiedenen  Grundlagen  beruhen«  Für  den  ersten  Teil,  der  stoff- 
lich den  Charakter  eines  Lais  trage,  nimmt  Baist  als  wesentlich  das  Motiv 
von  der  Wetterquelle  an,  deren  Darstellung  bei  VVace  Crestien  zwar 
kannte,  aber  nicht  ausschliesslich  verwertete,  wie  sich  das  aus  dem  Auf- 
ti'eten  des  Wildhirten,  einer  charakteristisch  inselkeltischen  Erscheinung  er- 
gebe *^^).  Die  Abenteuer  des  zweiten  Teils  seien  im  Grunde  nur  äusser- 
lich  verbunden ;  Yvains  Tollheit  wäre  durch  die  Folie  Tristan  und  dessen 
W^aldleben  nahegelegt  und  Crestien  sei  es  gewesen,  der  die  durch  die 
Kreuzzüge  nach  dem  Westen  gelangende  Erzählung  vom  dankbaren 
Löwen  nach  Britannien  verlegte.  —  Im  Abenteuer  bei  der  Wunderquelle 
(V.  380ff.,  413ff.,  459ff.)  ist  bekanntlich  von  einer  Schatten  spendenden 
Fichte  die  Rede,  auf  der  zahlreiche  Vögel  einen  harmonischen  Gesang'^***) 
anstimmen  imit  qu'il  orent  fei  lor  servise.  E.  Kölbing^^s)  fasste 
diese  Worte  in  der  Bedeutung  „Hören  singen"  auf  und  glaubte,  das 
ganze  Motiv  sei  der  Brandanuslegende  entnommen.  Die  von  ihm  ver- 
mutete Möglichkeit,  dass  Crestien  Benedeits  agn.  Brandan Version  neben 
der  Navigatio  gekannt  habe,  erscheint  mir  wenig  überzeugend.  In  der  Ein- 
leitung zu  seiner  Ausgabe  der  isländischen  I  v  e  n  s  -  S  aga  *^*)  S.  VI  ff.  besprach 
DERSELBE  Gelehrte  auch  die  afz.  Vorlage  und  ihre  Entstehung,  glaubte 
aus  V.  665 ff*,  und  im  Hinblick  darauf,  dass  Artus  zu  Pfingsten  Hof 
hielt,  folgern  zu  können,  dass  Crestien  sein  Gedicht  i.  J.  1169*^'^)  ver- 
fasste  und  schloss  sich  der  Ansicht  W.  Foersters  und  Schlägers*^*)  an, 
dass  nicht  eine  den  ganzen  Zusammenhang  umfassende  Vorlage  anzu- 
nehmen, sondern  dass  das  Gedicht  als  eine  freie  Schöpfung  Crestiens 
anzusehen  sei,  der  aus  ganz  verschiedenen  Gebieten  hergeholte  Motive  in 
höchst  kunstvoller  Weise  zu  einem  Ganzen  verknüpft  habe*^*^).  —  In 
der  Einleitung  zu  yvain^   sucht  W.  Foeröter  die    Quelle   und  Kompo- 

Btimmt,  gezwungen.  230)  Die  Quellen  des  Yvain,  ZRPh.  XXI  402-40r). 
231)  Ebenso  W.  Golther  ZFSL.  28\  35.  232)  Vgl.  dazu  yvain^-  XXVI  ff., 
bezw.  yvain»  XXIII ff.  233)  8.  dazu  jetzt  Arthur  C.  L.  Brown,  The 
Knight  of  the  11  on  in  PMLA.  XX  682 ff.  (1905).  234)  S.  dazu  yvain^ 
IXf.  235)  Christians  von  Troyes  Yvain  und  die  Brandanuslegende, 
ZVglL.  N.  F.  XI  442—448.  Calogi-enante  Abenteuer  an  der  Wunderqiicile  und 
die  Einrichtung  des  Abenteuers  werden  übrigens  auch  erzählt  im  Livrc  d'Artus, 
Version  P;  s.  E.  Freymond  ZFSL.  17S  S.  53ff.  236)  Ivens-Saga,  hsg.  von 
E.  KÖLBING.  Halle,  Niemeyer  1898  (Altnordische  Saga- Bibliothek,  hsg.  von 
G.  Cederschiöld,  H.  Gering  und  E.  Mogk.  Bd.  7),  XVII  +  135  S.  8«.  237)  Das 
Datum  mag  passen,  lässt  sich  aber  nicht  sicher  nachweisen;  s.  yvain^  XI ff., 
bezw.  yvain»  IX  ff.  238)  Schläger  (LBlGRPh.  1898,  S.  64 ff.)  drückte  sich  in 
seiner  besonnenen  neutralen  Besprechung  der  erec-Ausgabe,  in  der  er  beachtens- 
werte Einwände  gegen  Foersters  Auffassungen  vorbrachte,  doch  vorsichtiger  aus 
als  Kölbing  annimm.  239)  Hier  sei  gleich  eingeschoben,  dass  eine  nochmals 
vorgenommene  Vergleichung  der  schwedischen  Version  Herra  Iwan  Lejon-riddaren 
(verf.  zwischen  1299  und  1319)  mit  Crestiens  Yvain  und  der  Sa^a  Kölbing 
(S.  XXII)  zu  dem  Schluss  führt,  dass  der  Verfasser  der  schwedischen  Visa 
neben  eiiiem  Manuskript  der  nordischen  Saga  auch  eine  Handschrift  des  franz. 
Yvain  vor  sich  gehabt  und  sich  ganz  nach  Belieben  bald   an  die  eine,   bald  an 

Vo  Um  oller,  Rom.  Jahresbericht  VIU.  ]^'j^ 


II  2r)2     Altfranzösisches  Kunstopos  und  Romane.    1890  bezw.  1895—1902. 

j'ition    dos    Löwenritters    genauer    festzustellen**®).      Er    betont    Goq'neni 
gegenüber  (S.  XVIII  f.),  dass  er.  als  er  die  Sage  von  der  leicht  getrösteten 
Witwe,  die  in  der  Variante  der  „Matrone  von  Ephesus"  am  bekanntesten 
ist,  als  „Kern"  des  Yvain  bezeichnete,  darunter  den  „Ausgangspunkt  der 
Fiktion"   oder  den   „Anlass"^**)    zur  Abfassung    seines  Romans    gemeint 
habe.     Der  Grundgedanke   des   Ganzen   sei   die  Allgewalt  der  Liebe 
und  der  Yvain    sei    ein    Gegenstück    zum   Erec.     „Jetzt  muss  der 
Held,  anstatt  wie  im  Erec  sich  ganz  der  Minne  zu  widmen  und  zu  ver- 
liegen,  die  Minne  verschmähen  und  nur   dem  Rittertum  leben.     Dadurch 
wird  auch  das  wetterwendische  Weib  gestraft"  (S.  XLVI).     Crestien  habe 
zur    Durchführung    seiner   Gnmdidee   „eine   Reihe    von    selbsterfundenen 
oder  vorgefundenen  Episoden,  die  mannigfaltig  geändert  w^erden,  verbunden 
und  verknüpft"  (S.  XXIII).     Foerstc^r  macht  auf  auffällige  Obereinstiin- 
nmngen  einiger  Episoden  des  Yvain  (Quelle,  leicht  getröstete  Witwe)  mit 
der  p]pisode  von  Iweret-Iblis  im  Lanzelet  Ulrichs  und  mit  dem  Abenteuer 
von  Dunostre  im  Huon  de  Bordeaux^**)    aufmerksam    und    glaubt    nun, 
der  Yvain   enthalte  das  Märchen motiv    von    der   Befreiung    einer 
Jungfrau    aus    der    Gewalt    eines    Riesen,    also    ein    Motiv,    das 
Crestien    selbst    schon    im   Erec    (Freudenhof)    verwertet   hatte    und    das 
anderwärts  vielfach  begegnet.     Crestien  habe  darin  bloss  die  Quelle  nach 
Wace  in  Broceliande  lokalisiert,  das  Gong  an  eine  frühere  Stelle  gesetzt, 
bei    der  Quelle   dasselbe    durch    den   Sturm    ersetzt   und    endlich  —  die 
letzt(^.   und   geschickteste  Änderung  —  die  Tochter   des  Erschlagenen  zu 
dessen  Frau  gemacht  und  das  Witwenmotiv  darauf  gepfropft.     Das  Löwen- 
motiv   ist    nach    W.  Foerster   von   GVestien    als    ursächliches  Bindemittel 
eingeführt  worden,    unter   anderem    zu    dem  Zweck,    um    die  vergessliche 
Witwe  mit  dem  nie  vergessenden  dankbaren  Löwen  in  einen  gewollten 
Gegensatz  zu  bringen  [?].     Dies  Motiv  verdanke  Crestien  wohl  der  einem 
Golfer  de  las  Tors  •  zugeschriebenen  Variante  der  Androklusgeschichte*"). 

die  andere  Fassung  oder  auch  an  beide  angelehnt  habe.  240)  Nur  geringe 
Abänderungen  bezw.  Zusätze  bringen  die  entsprechenden  Partien  der  EinleituDg 
zu  yvain".  241)  Clig^s  XVI,  wiederholt  Yvain  XXI,  sprach  W.  Foerster  von 
dem  „Kern  des  Yvain,  um  den  alles  andere  gewickelt  ist";  somit  konnte  doch 
„Kern"  und  „Grundgedanke"  leicht  verwechselt  werden.  242)  S.  hierzu 
die  Ausführungen  von  C.  Voretzsch,  Epische  Studien  I  131  ff.,  der  die 
Yvainepisodc  heranzog  und  unter  anderem  vermutet,  dass  die  Darstellungen  des 
Fallgatters  im  Yvain  und  im  Guiglois,  der  Vorlage  des  deutschen  Wigalois  und 
des  Papageienromans,  die  Vorbilder  für  den  analogen  enqin  im  Huon  seien. 
Zu  Voretzsch  s.  JBRPh.  VI  ii  75.  243)  Seitdem  ist  die  Frage  nach  dem  Ur- 
sprung des  Yvain  in  ein  neues  Licht  gerückt  worden  durch  die  Untersuchungen 
von  Arthur  C.  L.  Brown,  Ywain,  a  Study  in  the  Origin  of  Arthurian 
Romance  (SNPhL.  vol.  VIII),  Boston  1908,  VI +  143  S.  8«;  s.  dazu  W.GoL- 
THER  ZFSL.  28^  S.  34—37.  —  Brown  führt  den  Hauptteil  des  Yvainstoffes 
—  bis  zum  Auftreten  des  Löwen  —  auf  keltische  Erzählungen  von  der  Fahrt 
und  dem  Aufenthalt  eines  Sterblichen  bei  einer  P^ee  zurück  und  zieht  unter 
anderem  eine  irische  Erzählung  Serglige  Conculaind  heran,  enthalten  in  der  um 
1100  angelegten  Sammlung  Lebor  na  h-Uidre,  in  der  sich  mehrere  Yvainmotive 
trotz  erheblicher  Abweichungen  in  z.  T.  anderer  Reihenfolge  erkennen  lassen. 
Crestien,  dessen  direkte  Quelle  nach  Brown  eine  „brittische"  —  Golther  sagt 
dafür  1.  c.  eine  ,,bre  ton  Ische"  —  Erzählung  ähnlichen  Inhalts  gewesen  sein  wira, 
habe  die  ursprüngliche  Bedeutung  der  darin  enthaltenen  Motive  nicht  mehr  ver- 
standen und  den  Stoff  rationalisiert,  sowie  dem  Geschmacke  seiner  Zeit  äuge- 
passt.    Brown  sucht  S.  114  den  Inhalt  der  Vorlage  Crestiens  zu  bestimmen  und 


K.  Freymond.  U  o'iH 

Episoden.  ZurWiinderquelle  sei  vorwiesen  auf  das  dem  Referenten 
nicht  zup:anglich  gewordene  zweibändige  Werk  von  Fl$Lix  Bellamy,  La 
For^t  de  Br6ch61iant"*).  Nach  Ro.  XXVI  345"'*)  enthält  es  neben 
vielem  Bekannten,  Ijberflfissigen,  Unsicheren  und  Wertlosen  beacht(^ns- 
werte  Aufschilisse.  —  Bei  dem  Third  Meeting  der  philological  association 
of  the  Pacific  Coast  hielt  O.  M.  Johnston  ^*®)  einen  Vortrag  über  die 
Quellenepisode  in  Crestiens  Yvain,  in  welchem  er  ausführte,  dass  das 
Hauptmotiv  dieser  Episode  der  Regen  verursachende  Stein  sei,  der  wahr- 
scheinlich auf  eine  wälsche  Sage  vom  See  Dulyn  oder  auf  die  irische 
Sage  von  Gilla  Daker  zurückgehe.  Dies  Motiv  sei  wahrscheinlich  von 
Crestien  selbst  mit  dem  keltischen  Märchen  von  der  Liebe  eines  über- 
irdischen Wesens  zu  einem  Sterblichen  und  von  der  Gehorsamsprobe  ver- 
bunden worden;  möglich  wäre  es  freilich,  dass  Crestien  die  Vereinigung 
der  beiden  Motive  bereits  in  seiner  Vorlage  vorgefunden  hätte.  —  Das 
Motiv  der  Blutprobe  als  Aberglaube,  dann  auch  als  Rechtsmittel  ver- 
breitet^ scheint  im  Yvain  (V.  11 73 ff.)  zuerst  nachweisbar;  von  seinem 
ersten  Auftreten  bis  auf  die  neueste  Literatur  verfolgt,  wie  ich  aus  einer 
Notiz  von  F.  Holthau8EN*^'')  ersehe,  dies  Motiv  Chr.  Villads  Chri- 
STENSEN**®),  und  zwar  sowohl  vom  literarhistorischen  wie  vom  religions-, 
kultur-  und  rechtsgeschichtlichen  Standpunkt  aus.  —  Hartmann  von  Aue 
ist  in  seinem  Iwein  bei  der  Episode  vom  Raube  der  Königin  weit 
ausführlicher  als  Crestien  an  der  entsprechenden  Stelle.  Hartmann  hat 
Crestiens  Lancelot,  wo  sich  dies  Motiv  findet,  nicht  gelesen.  G.  Rosen- 
hagen***) suchte  in  einem  kurzen  Artikel  zu  zeigen,  dass  hier  eine 
indirekte  Übennittlung  des  Stoffes  vorliegen  müsse;  nicht  nur  Analysen 
ganzer  Gedichte,  sondern  einzelne  Szenen  und  Motive  mögen  in  Form 
von  Anekdoten  und  Schnurren  verbreitet  worden  sein. 

Das  Verhältnis  der  Bearbeitungen  höfischer,  besonders 
Crestien  scher  Epen  zu  den  Originalen  ist  von  verschiedenen  Seiten 
untersucht  und  verschieden  beantwortet  worden;  es  ist  ganz  interessant 
zu  beobachten,  dass  die  Einschätzung  mhd.  Bearbeitungen  durch  Hart- 
mann von  Aue  trotz  meist  erstrebter  Neutralität  seitens  französischer  Ge- 
lehrter im  allgemeinen  anders  ausgefallen  ist  als  seitens  deut^^cher.  In  einer 
zeitlich  etwas  weiter   zurückliegenden   Programmschrift  Hartmanns  von 

daraus  ist  zu  ersehen,  dass  auch  nach  Brown  Crestien  mancherlei  hinzugefügt 
haben  muss,  nämlich  den  Gewitterzauber,  den  dankbaren  Löwen  und  verschiedene 
konventionelle  Kämpfe  zwischen  Rittern.  Crestien  habe,  kurz  gesagt,  ein  Märchen 
in  einen  Ritterroman  umgewandelt.  —  Diese  Auffassung  hat  Arthur  C.  L.  Brown 
seither  noch  etwas  modifiziert  in  seinem  schon  oben  S.  243  Anm.  lOö  und  S.  251 
Anm.  233  erwähnten  Aufsatz  The  Knight  of  the  Lion.  Der  hilfreiche  Lowe 
—  ursprünglich  ein  Führer  ins  Jenseits  —  gehe  im  Grunde  gleichfalls  auf  eine 
alte  Erzählung  keltischen  Ursprungs  zurück  und  der  ganze  Yvain  beruhe  auf 
einer  einzigen  keltischen  Erzählung.  244)  La  For^t  de  Br^ch^liant,  la 
fontaine  de  Barenton,  quelques  lieux  d'alentour,  les  principaux 
personnages  qui  8*y  rapportent.  Kennes,  Plihon  1896,  t.  I,  IX+603  S., 
t.  II,  772  S.  gr.  8^  245)  S.  jetzt  noch  yvain«  XXVI  Anm.  1.  246)  The 
Fountain  Episode  in  Chr^tien  de  Troyes's  Yvain.  TAPhA.  Boston 
(Mass.)  1902,  vol.  XXXIII,  S.LXXXII1  f.  247)  ASNS.  CVII 109.  248)Baare- 
prgrven,  dens  historie  og  stilling  i  fortidens  rets-og  naturo- 
pfattelse  1900,  Philol.  Doktoraiss.  von  Kopenhagen;  s.  dazu  Dan  eil,  DLZ. 
1901,  Nr. 8.  249)  Die  Episode  vom  Baub  der  Königin  in  Hartmanns 
Iwein  (PhStSiev.)     Halle  1896,   S.  231—236;   vgL  schon  JBRPh.  IV  ii  392. 

17* 


II  254     Altfraiiz/isische«  KiinstopoR  und  Romane.    1890  bczw.  1895—1902. 

Aue  Erec  und  seine  altfranzosische  Quelle^^®)  hatte  Karl Dreyer 
Recht  daran  getan,    auch  die  kymrische   und    die   nordische  BearbeitUDg 
heranzuziehen:    er    hob    vor    allem    diejenigen    Stellen    in    Crestiens   und 
Hartmanns  Erec   hervor,    in    denen    dieser  von    seinem  Vorbild   abweicht 
und  seine  eigene  Auffassung  zu  erkennen   gibt,  und  gelangte  (S.  27)  zu 
folgenden  Resultaten:  Die  Grundlage  des  „Mabinogi",  der  deutschen  uml 
der    nordischen  Bearbeitung    der  Erecaage    ist  Crestiens  Gedieh^    für  die 
beiden  ersteren  Texte  aber  in  einer  anderen  Redaktion  als  die  vorhandenen 
Handschriften  des  französischen   Epos  sie  aufweisen^'*).      Trotz  mancher 
Zusätze  und  Änderungen  und  eines  mehr   und   mehr  sich  zeigenden  Be- 
strebens, die  Erzählung  zu  kürzen,  schliesst  sich  das  „Mabinogi"  doch  im 
ganzen  eng  an  seine  Vorlage  an.  die  Crestien  sehr  nahe  steht»    \vähren<1 
Hartmann  den  Stoff  in   freier  Weise   behandelt   und    dem  Charakter  des 
deutschen   und   höfischen   Dichters   gemäss    umgestaltet.     Auch  der  Sagn 
hat  das  französische  Gedicht  vorgelegen,  aber  unter  Benutzung  des  deutschen 
Textes,    an    den    sich    der  Sagaschreiber,    wenn  es  ihm  passte,  anschloss. 
Dadurch  erklären  sich  dann  auch  die  wenigen  Stellen,  in  denen  die  Saga 
luid    das    deutsche    Gedicht    mit    dem    „Mabinogi"    übereinstimmen.    — 
Mehrere    von    Dreyer    hervorgehobene    Punkte    verwertete  F.  Piquet    in 
seinem  Buche  fitude  sur  Hartmann  d'Aue***),  aus  dem  ich  hier  nur 
das    in    fünf  Abschnitte    zerfallende  vierte  Kapitel,    das  den  Romanisten 
naher  angeht,  kurz  heranziehe.     Piquet  berührt  S.  99 ff.   kurz  die  Artur- 
sage  im  allgemeinen,  zeigt  (S.  104  ff.),    dass    der  Yvain    nicht   einheitlich 
aufgebaut  ist,  dass  die  ursprüngliche  Einteilung  im  „Mabinogi"  von  Owen 
besser  bewahrt  sei,  dass  der  naive  Kymre   mitunter  logischer  erzähle  als 
Crestien  u.  s.  f.  (S.  123);  weiter  werden  die  keltischen  Elemente  im  Yvain 
und  Erec  zusammengestellt  (S.  166),  die  man  keineswegs  bloss  als  „Bei- 
werk" ansehen  dürfe,  und  Piquet  schliesst  sich  denen  an,   die  im  Yvain 
nicht  eine  Variante    der    Matrone  von  Ephesus,    sondern    die    Erzählung 
vom  Aufenthalt    eines   Sterblichen    bei    einer  Fee   finden    (S.  169).     Die 
meisten  Abenteuer  im  Yvain  und  Erec  beruhen  auf  alter  Sage  oder  auf 
Mythen,  die  nicht  immer  richtig  verstanden  und  unter  höfischem  Einfluss 
verändert  wurden.     Diese  Elemente  wurden  zu  Erzählungen  vereinigt  und 
schliesslich  durch  Crestien  verarbeitet  (177).     Um  zu  beweisen,  dass  die 
Quelle  von  Crestiens  Erec  eine  dem  definitiven  Text  nahestehende  Fassung 
enthielt,    vergleicht    ihn  Piquet    mit    dem   kymrischen    Geraint    sowie  mit 
Hartmanns  P>ec  und  sucht  zu  zeigen,  dass  der  Geraint  nicht  auf  Crestiens 
Erec  zurückgeht,    sondern    auf  eine   französische  Version,    die  Hartmann 
neben  seiner  Vorlage  (Crestiens  Erec)  zu  einigen  Zügen  benutzte.      Der 
Vergleich  der  beiden  Dichter  Hartmann  und  Crestien,  in  welchem  (S.  190  ff.) 
Crestiens  Talent  cliarakterisiert  wird,    enthält  eine  Reihe  von    feinen  Be- 
obachtungen und  führt  Piquet  zu  der  Überzeugung,  dass  man  Hartmanns 
Vorzüge  im  allgemeinen  zu  hoch  eingeschätzt  habe.  —  Das  ist  jedenfalls 


250)  Jahresbericht  d.  städt  Realgymn.  zu  Königsberg  i.  Pr.  1893. 
Nr.  20,  33  S.  4°;  s.  JBRPh.  HI  174«"  und  Foersters  Lancelotaui^ 
S.  OXXIXff.  sowie  oben  8.  242.  251)  Vgl.  dazu  erec  XIX.  262)  Vri.  schon 
oben  S.  242  und  die  Anzeigen  von  Piquets  Buch:  A.  E.  Schönbach,  ZDA.  43, 
28—38;  G.  Ehrismann,  LBlGRPh.  XX,  364—367;  Äf.  J.  Minckwitz.  ZFSL. 
22«,  5-10. 


E.  Freymond.  H  255 

zu  Crestiens  Ungunsten  geschehen  in  den  beiden  Greifswalder  Disser- 
tationen von  Bernhard  Gaster,  Verglei<}h  des  Hartm an n sehen 
Iwein  mit  dem  Löwenritter  Crestiens"*)  und  Oskar  Reck,  Das 
Verhältnis  des  Hartmannschen  Erec  zu  seiner  französischen 
Vorlage^**).  In  beiden  Arbeiten  werden  vorwiegend  die  Abweichungen 
der  behandelten  Epen  von  den  entsprechenden  Vorlagen  untersucht. 
Gaster  zählt  ziffernmässig  Hartmanns  Auslassungen  und  Zusätze  auf  und 
geht  bei  der  Vergleichung  Schritt  für  Schritt  vor,  während  Reck  den 
Stoff  in  verschiedenen  Kategorien  unterbringt  (Kap.  I  Dichter  und  Publikum ; 
Kap.  II  Abweichende  künstlerische  und  persönliche  Eigenai-t  der  Dichter; 
Kap.  III.  Die  abweichende  psychologische  Motivierung).  Gaster  behauptet 
unter  anderem,  Crestien  beabsichtige  gar  nicht,  Seolenzustände  zu  malen, 
sondern  führe  lieber  Äusserlichkeiten  wie  Kampf-  und  Empfangsszenen 
breit  aus.  Das  Urteil,  das  Reck  über  Crestien  fällt,  lautet  noch  un- 
günstiger. —  Einen  just  entgegengesetzten  Standpunkt  vertritt  J.  FiR- 
MERY*^^-^)  in  seinereinem  umfassenderen  Thema  gewidmeten  Arbeit  Notes 
critiques  sur  quelques  traductions  allemandes  de  poenies 
fran9ais  au  moyen  Äge,  in  der  er  sich  gegen  die  seit  Massmann  auf- 
gekommene Überschätzung  der  mhd.  Epen  wendet  und  zeigen  will,  dass  die 
Abhängigkeit  der  deutschen  Übersetzer  erheblicher  ist,  als  man  bisher 
glaubte.  In  einem  ersten  Abschnitt  wird  die  schon  früher  veröffentlichte 
Studie**'*)  über  den  französischen  Eneas  und  Heinrich  von  Veldeke 
wiederholt,  wobei,  abgesehen  von  Herborts  von  Fritzlar  Trojanerkrieg,  die 
Eneit  als  die  miserabelste  Übersetzung  im  12.  und  1.3.  Jahrhundert 
hingestellt,  aber  Heinrichs  Einffuss  hervorgehoben  wird.  Dann  wendet 
sich  Firmery  (S.  55 — 104)  zu  einer  Vergleichung  der  Yvainepen  des 
Crestien  und  Hartmann  von  Aue.  Er  knüpft  an  Henricis  Angaben  der 
Obereinstimmungen  und  Zusätze  im  Iwein,  desgl.  an  Piquets  Unter- 
suchungen an  und  setzt  auseinander,  dass  zahlreiche  Stellen,  die  man  im 
Iwein  für  originell  ansah,  nach  Inhalt,  oft  auch  im  Ausdruck  den  Vor- 
lagen entlehnt  seien;  man  habe  die  durch  das  Reimbedürfnis  bedingten 
Umstellungen,  sowie  Wiederholungen  Hartmanns  nicht  genügend  berück- 
sichtigt. Die  Zusätze  Hartmanns  seien  entweder  meist  durch  Crestien 
inspirierte  Betrachtungen,  denen  um  einer  Antithese  oder  um  des  Reimes 
willen  mehr  Platz  eingeräumt  werde,  oder  es  handle  sich  um  Erweiterungen 
des  Beiwerks  der  Erzählung;  hierbei  trete  das  eigentlich  höfische  Element 
bei  Hartmann  mehr  hervor.  Nach  einer  kurzen  Besprechung  der  beiden 
Erecepen  wird  im  Abschnitt  III  Gottfrieds  von  Strassburg  Tristan  und 
sein  Verhältnis  zum  franz.  Tristan  behandelt  und  auf  Übereinstimmungen 
in  Crestiens  Cligös  und  bei  Gottfried  aufmerksam  gemacht.  Darauf  folgt 
ein  ganz  interessantes  Kapitel  (S.  130 — 145)  De  la  courtoisie  et  de 
la  d^cence  dans  la  peinture  de  Taniour,  in  welchem  Massmanns  Be- 
hauptung von  der  versteckten  Frivolität  der  Franzosen  zurückgewiesen 
wird;  endlich  werden  einige  Notizen  zu  Füeterers  Lancelot  gegeben,  der 


253)  Greifswald  189G,  154S.  8";  s.  dazu  E.  Kölbing  ZDPh.  30,387—390. 

254)  Greifswald    1898,  94  S.  8«.     Zu    beiden    Arbeiten  vgl.  JBRPh.  Vii4()lf. 

255)  (AUL.  Nouv.  86t.  II.  Droit,  Lettres  fasc.  8).  1901,  150  S.  8°;  s.  dazu 
W.  GoLTHER  LBlGRPh.  1903,  82—84;  Ö.  Singer  ZDA.  47,337—342.  256)  S. 
JBRPh.  Vu  461. 


II  256     Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

direkt  auf  den  französischen  Prosa-Lancelot  zurückgehe**'').  —  L.  Cl£- 
DAT  hat  von  einer  Reihe  afz.  Epen  Auszüge  oder  Fragmente  in  neu- 
französischer  ^Übersetzung  mitgeteilt,  die  z.  T.  in  Prosa,  z.  T.  in  acht- 
silbigen,  mitunter  paarweis  gereimten  Versen  und  in  sogen,  archaisierendem 
Stil  geschrieben  sind;  so  vom  Clig^s^^^),  vom  Yvain***),  vom  Lancelot *®% 
von  Berols  Tristan *^^),  vom  Erec*®*),  endlich  vom  Anfang  des  Pereeval 
Crestiens *'*'*),  die  zuletzt  genannte  Übersetzung  zuerst  in  Versen,  dann 
nochmals  in  Prosa,  was  wohl  überflüssig  war. 

Guillaume  d'Angleterre.  Dies  Gedicht  ist  nach  den  Aus- 
führungen des  Herausgebers  W.  Foerster*'*)  wohl  sicher  Crestien  de 
Troyes  zuzuschreiben^®*)  und  nach  dem  Cligös  entstanden *•**).  Foersters 
Text  ist  die  Hs.  C  (Cambridge)  zugrunde  gelegt^®'),  doch  werden  hin 
und  wieder  auch  Lesarten  der  anderen  Hs.  P  bevorzugt*"*).  Der  Dichter 
bemerkt  bekanntlich  am  Schluss,  er  verdanke  den  8tof{*  seinem  Gefährten 
Rogier;  im  Gegensatz  dazu  verweist  er  in  den  Anfangszeilen  auf  St.  Es- 
moing  —  damit  ist  die  Klosterbibliothek  von  Burg  Saint  Edmonds  in 
Suffolk  gemeint  — ,  wo  man  die  Geschichten  Englands  findet,  darunter 
eine,  die  gefällig  und  wahr  ist.  Nach  Foersters  Anmerkung  S.  427 
handelt  es  sich  hierbei  um  einen  Schera,  um  die  gewöhnliche  Formel  der 
dokumentenlosen  Erzähler.  Die  mündliche  Quelle  Crestiens,  dsgl.  analoge 
Erzählungen,  die  besprochen  werden,  gehen  nach  W.  Foerster  auf  die 
Eustachiuslegende  zurück *^^). — Die  Dissertation  A  comparative  study 
of  the  poem  Guillaume  d'Angleterre  with  a  dialectic  treat- 
ment  of  the  manuscripts*"®)  von  Philip  Ogden,  der  Foersters  Aus- 
gabe noch  nicht  benutzt  hat,  gibt  nur  einige  Abschnitte  aus  einem  grösserem 
Buch,  in  dem  die  Sage  und  die  Sprache  des  Wilhelmslebens  untersucht 
werden  soll.  Nach  einer  kurzen  Einleitung  werden  nur  mitgeteilt  eine 
knappe  Analyse  des  Guillaume  d'Angleterre  nach  den  Handschriften, 
ferner  eine  schematische  Tafel  mit  Aufzählung  der  Motive  in  31  Versionen 


257)  Es  würde  zu  weit  führen,  wollte  ich  einigermassen  vollständig  die 
germanistischen  Arbeiten  namhaft  machen,  in  denen  —  wie  z.  B.  ZDA.  40, 
224-242  von  K.  Zwierzina  —  gelegentlich  Stellen  aus  Crestiens  Werken  heran- 
gezogen werden.  Nur  eine  ßeraerkung  von  Zwierzina  ZDA.  45,  324  möchte 
ich  bei  dieser  Gelegenheit  hervorheben.  Mit  S.  Singer  (Die  mhd.  Schrift- 
.sp räche,  Zürich  1900,  MGDSZ.  Heft  V,  Anm.  37)  neigt  Zwierzina  immer  mehr 
der  Ansicht  zu,  dass  es  eine  rheinische  Aitusdichtung  schon  lange  vor  Hartmann 
gegeben  haben  muss,  der  Wolfram  sehr  viel,  aber  auch  Hartmann  und  Ulrich  nicht 
wenig  verdanken.  258)  RPhFP.VHl  214-244.  269)Ibid.  1X176— 187.  260)  Ibid. 
188-11):5.  261)  Ibid.  193—198.  262)  Ibid.  X  177-213,  275-288,  KPhFL.XI 
223-235,  XII  81-104,  161-181.  263)  Ibid.  XI 3— 16.  264;  S.  die  oben  S.  239 
Anm.  151  genannte  Ausgabe  S.  CLXIVff.  265)  G.  Paris  zweifelte  noch  daran 
JS.  1902  S.  58;  vgl.  auch  oben  S.  245.  266)  Nach  yvain*  VII,  bezw.  yvain» 
V  ist  der  Guillaume  d^\ngleterre  „um  den  Pcrccval  herum"  anzui«etzcn. 
267)  W.  Menzel,  ein  Schüler  Foersters,  konnte  zu  seiner  Dissertation  Sprach- 
liche l'ntcrsuchung  der  Hs.  C  des  Wilhelm  von  England  von 
Christian  von  Troyes  (Bonn  1900,  45  ö.  8°)  Foersters  Kollation  von  C  be- 
nutzen und  gelangt  zu  dem  Resultat,  dass  die  Heimat  des  Schreibers  an  der 
Südgrcnzc  der  Champagne  zu  suchen  ist,  und  zwar  da,  wo  die  Departements 
Aubc,  Yonne  und  Cötc  d'Or  zusammcnstossen.  268)  Zu  der  kürzenden,  von 
Knust  1 878  herausgegebenen  spanischen  Prosaübcrtmgung  s  Foei'stcrs  Einleitung 
S.  CLVIff.  269)  Einige  Züge  finden  sich  in  dem  erheblich  altercii  rfilitext 
Patäeärä;  s.  DLZ.  1901,  S.  5l4f.     270)  Exccrpts  from  the.(abovo  printed 


E.  Freymond.  II  257 

der  Sage*'*),  endlich  ein  Abschnitt^  in  dem  das  Verhältnis  der  ver- 
schiedenen Fassungen  zueinander  besprochen  wird.  Nach  verschiedenen 
Motiven,  besonders  nach  dem  Einleitungsmotiv  —  das  unschuldig  ver- 
folgte Weib,  bezw.  der  durch  das  Schicksal  oder  durch  Gott  auf  die 
Probe  gestellte  Mann  —  werden  die  verschiedenen  Versionen  ganz  kurz 
aufgezählt,  es  werden  auch  einige  Stammbäume  für  verschiedene  Versionen 
und  ein  Hauptstammbaum  angesetzt,  aus  dem  unter  anderem  ersichtlich 
ist^  dass  die  Vorläufer  des  Guillaume  d'Angleterre  aufsteigend  sein  sollen 
eine  anglonormannische,  eine  lateinische,  eine  arabische,  eine  Pehlevi- 
version,  die  aus  einer  Sanskritversion  als  letzter  Quelle  hervorgegangen 
sei.  Der  Verfasser  scheint  ein  umfangreiches  Material  verarbeitet,  hin 
und  wieder  aber  auch  ferner  liegende  Dinge  hineingezogen  zu  haben: 
aus  den  gedruckten  skelettartigen  Abschnitten  lässt  sich  jedoch  ein  end- 
gültiges Urteil  über  die  Arbeit  nicht  abgeben*'*). 

Sonstige  Artus romane.  Zu  Raoul  de  Houdenc  s.  Wolframh 
VON  ZiNGERLE  Berichte  JBRPh.  V  ir  101  f.,  VI  ii  91  —  96.  —  Renaut 
de  Beaujeu,  Bei  Inconnu*'^).  E.  Philipot  schloss  auf  Grund  seiner 
Vergleichung  der  Episode  vom  Freudenhof*'*)  in  Crestiens  Erec  mit 
Episoden  im  Bei  Inconnu  und  im  nie.  Libeaus  Desconus,  dass  die  nie. 
Version  nicht,  wie  Kaluza  meinte,  bloss  eine  Übersetzung  des  afz.  Epos 
sei,  sondern  dass  beide  Texte  auf  dieselbe  gemeinsame  Quelle  zurück- 
gehen. —  Zu  einem  ähnlichen  Resultat  gelangte  W.  H.  Schofield  in 
seiner  breit  angelegten  Untersuchung  über  den  Sagen  stoff  vom  schönen 
Unbekannten*'').  Er  verglich  zunächst  schrittweise  vorgehend  den 
Inhalt  der  vier  hier  besonders  in  Betracht  kommenden  Texte,  nämlich 
Libeaus  Desconus  (LD),  Renauts  Bei  Inconnu  (BI),  Carduino  (Car)  und 
Wigalois  Wirnts  von  Grafenberg  (Wig),  stellte  die  Übereinstimmungen 
von  LD,  Car  und  Wig  gegenüber  BI  zusammen*'^)  und  stützt  über- 
zeugend G.  Paris'  Anschauung,  nach  welcher  BI  und  LD  aus  einem 
gemeinsamen  Original  hervorgegangen  sind.  Es  fallen  namentlich  die 
z.  T.  wörtlichen  Entlehnungen  aus  Crestiens  Erec  ins  Gewicht*'').     Die 

in  accordance  with  the  regulatioDS  of  the  University.  Baltimore. 
John  Murphy  Company  1900,  VII  +  318  8^  271)  Darunter  4  französische 
(Guillaume  d^Angleterre,  Belle  H^l^ne,  Octavian,  Beuve  d'Hanstom),  verechiedene 
deutsche,  italienische,  englische,  lateinische  und  griechische,  endlich  eine 
Beihe  orientaüecher  Texte.  272)  Dass  Ogdcn  die  näher  mit  dem  Guillaume 
d'Angleterre  zusammenhängenden  Texte  als  Dit  bezeichnet,  kann  irrefuhren. 
Auffällig  ist  die  öfters  falsche  vorkommende  Schreibung  Crestien.  273)  G. 
Paris*  Ucrleitung  des  Namens  Guinglain  vom  walis.  Wimcaloen  war  von 
Zimmer  zurückgewiesen  worden.  F.  Lot  (Ro.  XXV  4)  betont,  dass  Winwaloe 
jedenfalls  ein  in  Cornwall  gut  bekannter  Heiliger  war  und  dass,  falls 
Guinglain  von  Winwaloe  herkomme,  dies  nicht  durch  bretonische  Vermittlung 
geschehen  sein  könne.  Referent  erklärte  ZFSL  17',  50  Anra.  1  Guinglain 
aus  *6rUf[n]^a/oi^  +  '4^«*»«  274)  S.  schon  ol)en  S.  246.  275)  Studics  on 
the  Libeaus  Desconus.  SNPhU  vol.  IV  189.5,  IV  +  24Ö  S.  8«;  s.  schon 
JBRPh.  IV  II  397  und  43G,  ferner  die  Besprechungen  von  F.  Lot  MA.  IX  10 
und  E.  Philipot  Ro.  XXVI  290—305.  276)  Dabei  werden  freilich  mitunter 
belanglose  und  nebensächliche  Dinge  als  I'ntcrsoheidungsmorkraale  angeführt. 
Ä77)  Die  s.  Z.  von  Mcnnung  —  s.  JBRPh.  I  421  f.  —  ftusgosj)ro<*henen  An- 
sichten, z.  B.  über  die  zu  verschiedenen  Zeiten  vorgenommenen  Entlehnungen 
aus  Crestiens  Erec  werden  von  fc>chofield  mehrfach  modifiziert,  bezw.  zurück- 
gewiesen;  8.  z.  B.  S.  152;  180  Anm.  3;  190,  192.  —  Apch  Philipt  gibt  a.a.O. 


II   2i)H     AltfranzösitK'hes  Kunstepos  und  Romane.    1S90  hezw.  1895—1902. 

von  Renaut  vorgenommenen  Abweichungen  werden  zu  erklären  gesucht: 
die  Jugendgeschichte  des  Helden  soll  Renaut  z.  B.  fortgelassen  haben, 
weil  Crostiens  Erec  nichts  Ähnliches  aufwies*'®);  den  Aufenthalt  bei  der 
Zauberin*'®)  kann  er  weiter  ausgemalt  haben,  weil  er,  der  Dichter,  seine 
Geliebte  mit  ihr  identifizierte;  der  Knappe  Robert  sei  von  Renaut  vielleicht 
in  Anlehnung  an  einen  Begleiter  Peredurs  eingeführt  wortlen;  der  im 
Erec  auftretende  Käme  des  Zauberers  Mabonagrain *®®)  hätte  schon  im 
Original. Renauts  die  Namen  zweier  Zauberer,  nämlich  Mabon  und  Evrain, 
abgegeben.  Inwieweit  Renaut  den  Perceval  benutzte,  lasse  sich  nicht  mit 
Bestimmtheit  sagen.  Was  nun  den  Sagenstoff  anlangt,  so  glaubt  Schofield, 
dass  die  Episode  vom  fler  baiscr  d.  h.  das  Motiv,  das  man  bisher  wohl 
allgemein  als  das  iXe^i  Stoff  besonders  charakterisierende  angesehen  hat, 
ursprünglich  nicht  dazu  gehörte;  die  Grundfabel  bilden  vielmehr  die 
Jugendgeschichte  eines  im  Walde  auferzogenen  jungen  Helden  und  seine 
Abenteuer,  mit  anderen  Worten:  der  schöne  Unbekannte  soll  nichts 
anderes  sein  als  ein  Perceval*®^)  mit  anderem  Namen.  Das  sollen  Über- 
einstimmungen der  Urform  der  Sage  mit  dem  Peredur  beweisen,  womit 
natürlich  nicht  behauptet  wird,  dass  der  Peredur  selbst  die  Quelle  für 
den  Stoff  abgegeben  habe.  Die  Stützen,  die  Schofield  zugunsten  dieser 
seiner  Behauptung  vorbringt,  betreffen  z.  T.  typische  Episoden  und  scheinen 
mir  recht  schwach.  Man  wiixl  trotz  Schofield  weiterhin  den  Zauberkuss 
für  einen  Griuidzug  unseres  Sagen  Stoffes-®^)  ansehen.  Schofield  sucht  den 
Inhalt  der  ältesten  Version  des  Stoffes  (A),  die  vermutlich  französisch 
gewesen  sei,  zu  rekonstruieren;  dsgl.  den  Inhalt  der  erweiterten  Version 
B,  in  der  unter  anderem  die  Sperberepisode  aus  Erec  hinzugekommen  sei, 
ferner  die  Episode  mit  dem  Hund;  ein  Analogon  dazu  aus  dem  Lay  of 
the  Great  Fool  wird  als  Stütze  für  den  keltischen  Ursprung  der  Perceval- 
sage  angeführt.  —  W.  Foerster  und  G.  Paris  gegenüber  sucht  Schofiehl 
erfolglos  zu  zeigen,  dass  der  Gliglois  einiges  mit  dem  Guinglain  gemein 
habe.  —  Puccis  Cartluino^^^)  soll  nicht  eine  altere,  .**ondern  eine  jüngere 
Version  des  Stoffes  darstellen  *^^*)  und  heim  Dümmlingsmärchen  auffallende 


292  zu,  dnss  Renaut  Crc.stiens  Erec  auswendig  kannte  oder  vor  sich  hatte;  trotz- 
dem bemüht  er  sich  zu  zeigen,  dass  sich  gewisse  Übereinstimmungen  in  beiden 
Texten  durch  die  gemeinsame  Quelle  erklären  lassen  sollen.  Philipot  geht  ent- 
schieden zu  weit,    wenn   er   den  Erec   als  fünfte  Version  des  Zyklus  bezeichnet. 

278)  Philipot  1.  c.  297  unterscheidet  eine  mehr  menschliche  Jugendgeschichte, 
wie  sie  in  Car,  LD  und  Perceval  vorliegt  und  eine  mehr  märchen-  oder  feen- 
hafte, wie  man  sie  aus  Andeutungen  in  BI  entnehmen  könne  und  Wigaloissic 
bietet;    er- verweist    bei    letzterer  auf   den  Lancelot,    speziell   auf  den   Lanzelet. 

279)  Philipot  (S.  302)  verweist  hierzu  auf  Yvain.  280)  Vgl.  dazu  Ix)te  Erklärung 
oben  Anni.  199.  281)  Nach  Philipot  ist  der  schöne  Unbekannt«  nichts  anderes  als  I.ian- 
cclot,  was  von  F.  Lot  zurückgewiesen  wird  und  Miss  Weston,  Legend  of  Sir  Gawain 
S.  7)H  dagegen  zu  stützen  sucht ;  vgl.  auch  ibid.  05  Anm.  282)  Die  Grundfabel 
un  petit  roman  d^aventure,  mag  nach  Phili|X)tl.  c.  803  f.  den  Episoden  im  Zyklus 
dcft  Guillaume  d'Orangc  ähnlich  gewesen  sein,  in  denen  von  Kenouarts  Aufent- 
halt in  Avalon  und  seinem  Kampf  mit  Capalu  erzählt  wurde.  Dies  Monstrum 
—  vgl.  dazu  oben  S.  227  —  wurde  dadurch  entzaubert,  dass  es  Renouartj;  Ferse 
leckte.  Das  Motiv  des  schonen  l'nbckannten  findet  sich  freilich  darin  nicht 
283)  Carduino  soll  au8  Carados,  bezw.  aus  Caradun  (Gral  V,  12  597  ff.)  ent- 
standen .Hein  durch  die  Stufe  ''Cardunino;  interessant  ist,  dass  sich  im  Meleranz 
des  Plciers  ein  Ritter  Lybealz  nennt,  dessen  Vater  Kardeuz  ist.  284)  S.  dazu 
Weston,    Gawam  «Off.;   dagegen  F.   Lot  MA.  IX  151  f.  u.  Philipot   I.  c.  301. 


E.  Freymond.  II  259 

Ähnlichkeit  mit  der  JugeiulgeBchichte  Percevals  im  Prosa-Tristan  auf- 
weisen. —  In  dem  Kapitel  „Entzauberung  durch  einen  Kuss"  werden 
ganz  kurz  zahlreiche  ähnliche  Episoden  aufgezählt  —  Was  den  Wigalois 
betriiFfc,  so  war  Wirnts  Quelle  nach  Schofield  entweder  die  gemeinsame 
Grundlage  von  BI  und  LD  oder  eine  ihr  nahestehende  Version.  Seinem 
Gewährsmann,  einem  Knappen,  verdankte  Wirnt  nach  Schofield  gerade 
diesen  Teil,  nicht  das  Cbrige.  Schofields  diesbetr.  Hypothesen  brauchen 
nicht  mitgeteilt  zu  werden,  da  darüber  die  ^jTündliche  Untersuchung  von 
F.  Saran  bessere  Auskunft  gibt.  —  Die  französische  Prosafassung  des 
Claude  Platin  ist  eine  getreue  Bearbeitung  von  Renauts  Gedicht.  Schliess- 
lich verweist  Schofield  auf  zwei  übrigens  ziemlich  belanglose  Züge,  die  sich 
ähnlich  in  LD  wiederfinden,  und  berichtet  kurz  über  die  späteren  Schick- 
sale des  englischen  Romans.  Ein  Verzeichnis  der  im  Bei  Inconnu  vor- 
kommenden Namen  beschliesst  den  Band. 

Aus  der  eben  erwähnten,  auch  methodologisch  wichtigen  Arbeit  von 
F.  Saran,  Über  Wirnt  von  Grafenberg  und  den  Wigalois^®^), 
s(ii,  da  sie  im  Jahresbericht  bereits  durch  Wechssler  eine  eingehende  Be- 
sprechung erfahren  hat^^®),  nur  folgendes  kurz  hervorgehoben:  Die  Wirnt 
mündlich  vermittelte  Quelle  O  war  ein  französischer  Wigalois  oder  besser 
Guiglois  des  12.  Jahrhunderts,  bestimmt  für  ein  Publikum,  das  sich  für 
Kreuzzüge  interessierte.  O  entnahm  nach  Saran  einer  Quelle,  auf  die 
BI  und  LD  indirekt  zurückgehen,  nur  einige  Motive:  die  Hauptquelle 
für  O  aber  war  ein  ganz  anderer  Bericht,  dessen  Hauptaben teuer  —  das 
Abenteuer  von  Koren tin  —  im  Chevalier  du  pagegau  wiederkehrt. 
Diesen  wohl  dem  1 4.  Jahrhundert  zuzuweisenden  Prosaroman  gab  F.  Heucken- 
KAMP^^')  heraus;  er  enthält  ganz  absonderliche  Abenteuer  —  so  Kämpfe 
Artuö'  mit  Monstren,  eine  Geistererscheinung  und  Geisterspuk  und  weist 
als  komische  Figiu*  den  sprechenden  Papagei  auf;  beachtenswert  erscheinen 
mir  die  vier  lehrhaften  Stellen,  die  an  kymrische  Triaden  erinnern. 
Heuckenkamps  Einleitung  orientiert  über  die  einzige  Pariser  Handschrift, 
über  den  Inhalt  des  Romans,  über  die  literarischen  Beziehungen,  kurz 
auch  über  Komposition  und  Stil,  sowie  Sprache.  Während  Saran  und 
Heuckenkamp  darin  übereinstinnnen,  dass  P  (Chevalier  du  papegau)  hin- 
sichtlich der  in  P  und  Wig  vergleichbaren  Teile  im  allgemeinen  als  ältere 
Fassung  anzusehen  ist,  gehen  sie  in  anderen  Punkten  etwas  auseinander, 
so  betr.  die  Entstehung  von  P,  bez.  des  Verhältnisses  von  P  zu  seiner 
Quelle  u.  s.  w.  Saran  teilte  nach  dem  Erscheinen  von  Heuckenkamps 
Ausgabe  Nachträge  und  Verbesserungen  zu  seiner  Untersuchung  mit  und 
benutzte  die  Gelegenheit,  um  seine  Ansichten  zu  verteidigen*^^). 

Brunor.  Ein  in  Nr.  934  der  Nouvelles  Acquisitions  de  la  Biblio- 
thöque  Nationale  aufbewahrtes  Blatt,  das  von  einem  Einband  losgelöst 
wurde,  enthält  144  Verse  (gepaarte  Achtsilbner)  eines  Artusromans,  die 
P.  Meyer  abdruckte*^^).  Der  König  weist  einen  Ritter,  der  einen 
schlecht  zugeschnittenen  Mantel  trägt  und  um  eine  Gnade  bittet,  ab  und 
wird  deswegen  von  Gauvain  gescholten;  Gauvain  lässt  mit  Artus'  Er- 
laubnis den  Junker  zurückholen.     G.  Paris  konstatierte,  dass  das  Frag- 

285)  EBB.  XXI  253-420;  s.  auch  oben  S.  237.  286)  JBRPh.  IV  ii 
397 ff.  287)  Halle  1897,  LXIII  +  143  8.;  s.  echon  JBRPh.  V  i  206  und  V  ii  409. 
288)  PBB.  XXII  151—157.      289)  Fragment   du  Vallet  ä  la   cote   mal 


II  260    Altfranzösisches  Kunstepos  nnd  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

ment  dem  Roman  Bntnor  oder  Le  Vallet  ä  la  cote  mal  taiüiee  an- 
^hört,  der  verändert  im  Prosa-Tristan  Verwendung  fand. 

Eine  neue  Ausgabe  des  Chevalier  ä  l'^pöe  lieferte  Edward 
CooKE  Armstrong*®®),  der  auf  den  Text  eine  sprachliche  und  literar- 
historische Untersuchung  folgen  lässt;  das. Ergebnis  des  Herausgebers, 
nach  welchem  der  Dichter  aus  Isle  de  France  oder  vielleicht  aus  der 
Pikardie  stammen  soll,  ist  von  G.  Paris  (Ro.  XXIX  593—600)  und 
E.  Herzog  (ZFSL.  22^  151 — 155)  angezweifelt  worden.  Die  Heimat 
des  unbekannten  Autors  ist  demnach  wohl  in  der  Normandie  zu  suchen. 
Das  von  Armstrong  erschlossene  Datum  —  vor  1210  —  scheint  nicht 
genügend  verbürgt.  In  dem  Kapitel  über  das  anderweitige  Vorkommen 
der  Episoden  des  Gedichts  zeigt  Armstrong  anerkennenswerte  Belesenheit 
G.  Paris  gab  dazu  einige  ergänzende  Bemerkungen. 

Froissarts  Meliador.  Ausser  den  Fragmenten  dieses  letzten 
xVrtusromaus^*'^)  fand  A.  Longnon  auf  der  Pariser  Nationalhibliothek  ein 
Exemplar  des  Gedichts,  das  trotz  seiner  30  771  Achtsilbner  nicht  voll- 
ständig ist:  es  fehlt  am  Schluss  hauptsächlich  noch  der  Bericht  über  den 
weiteren  Verlauf  der  Liebesgeschichte  von  8agremor  und  Sebille***),  hinter 
der  sich  nach  Longnon  vielleicht  persönliche  Erinnerungen  Froissarts  ver- 
bergen. Longnon  gab  den  Roman  heraus*®^)  und  setzte  in  der  Ein- 
leitung zum  ersten  Band  auseinander,  dass  zwei  Redaktionen  anzunehmen 
sind,  von  denen  die  eine  —  verfasst  kurz  nach  13C5  —  durch  die  Frag- 
mente, die  andere  —  gedichtet  in  den  80er  Jahren  des  14.  Jahrhunderts  — 
durch  die  umfangreiche  Handschrift  (BN.  f.  12  557)  repräsentiert  werde. 
Froissart  unternahm  die  zweite  Redaktion  für  seinen  Gönner  Wenzeslaus, 
Herzog  von  Luxemburg  und  Brabant''^^*),  dessen  Lieder  —  11  Balladen, 
16  Virelais  und  52  Rondeaux  —  er  in  sein  Gedicht  aufnahm.  Der 
Roman,  von  dem  eine  ausführliche  Inhaltsangabe  mitgeteilt  wird  (Bd.  I 
S.  VIff.)  hat  der  älteren  Artusepik  einige  wenige  Personennamen,  hin 
und  wieder  die  Ort^sstaffage,  auch  die  Vorliebe  für  konventionelle  Aben- 
teuer und  Kämpfe  entnommen;  ältere  Sagenzüge  sind  selten***);  einiges 
—  so  die  Residenz  des  Königs  Harmont  von  Schottland,  Signandon 
(=  heutigem  Stlrlimj)  —  soll  Froissart  nach  Langlois  mündlicher  Tradition 
verdanken.  Jedenfalls  scheint  der  Dichter  recht  vieles  selbst,  und  zwar 
nicht  gerade  originell,  erfunden  zu  haben.  Die  mit  zahlreichen  Turnieren 
verbundenen  Schilderungen  von  Wappen  veranlassten  Longnon  zu  einem 
heraldischen  Exkurs  am  Schluss  des  dritten  Bandes,  der  auch  ein  Glossar 

tailli^e.  Ro.  XXVI  27Gff.  290)  Le  Chevalier  ä  L'Ep^e,  and  old 
fron  eh  poem.  Dies.  Johns  Hopkins  Univ.  1897.  Baltimore  1900.  72  S.  8^ 
291)  S.  JBRPh.  III  177.  292)  Ich  bemerke,  dass  im  Livre  d'Artus  (Version  P) 
ein  Liebesverhältnis  zwischen  Sagremor  und  Sebile  geschildert  wird  (s.  ZFSL. 
XVir  S.  112f.  §  220ff.,  S.  121  S  *^-^ö);  sonstige  Übereinstimmungen  mit  der 
nur  fragmentarisch  überlieferten  Episode  des  Meliador  scheinen  nicht  vorzuliegen. 
293)  Meliador  par  Jean  Froissart,  ronian  comprenant  les  podsiea 
lyriques  de  Wenccslas  de  Boheme,  duc  de  Luxembourg  et  de  Bra- 
bant.  3  vols.  Paris  189.")-  1899  (doch  später  erschienen).  294)  Im  3.  Band 
S.  ;i63ff.  verteidigt  Langlois  diese  Auffassung  und  die  angesetzten  Daten  gegen- 
über G  L.  KiTTREDGK,  dcr  in  seinem  Aufsatz  „Chaucer  and  Froissart 
(with  a  discussion  of  the  date  of  the  Meliador)*'  -  ES.  2(5.  321—336  —  die  Ansicht 
äuftHcrte,  die  erste,  Wenzeslaus  gewidmete  liedaktion,  der  die  Fragmente  ange- 
hören, 8ci  nach  130'ft;  die  andere  nach  1388  verfasst,     295)  S.  dazu  Gröber  im 


E.  Freymond.  II  261 

und  ein  Namenregister  enthält  Jener  Exkurs  verdient  hier  besondere 
Erwähnung,  weil  Langlois  darin  die  handschriftlich  erhaltenen  Wappen- 
bücher der  Tafelrunde  zum  Vergleich  heranzieht,  mit  denen  Froissarts 
Schilderungen  übrigens  nichts  zu  tun  haben.  Von  einem  Wappenbuch 
der  Tafelrunde  veranstaltete  A.  de  Blangy  eine  nur  in  50  Exemplaren 
vervielfältigte  Luxusausgabe **•)  und  meinte,  der  Verfasser  dieses  Buches, 
das  im  ersten  Teil  von  Turnieren  und  Festversammlungen  an  Artus'  Hof, 
im  zweiten  von  den  Gefährten  der  Tafelrunde  handelt  und  deren  Wappen 
verzeichnet,  von  Johann  IL,  Herzog  von  Burgund  und  Schwager  Ludwigs  XL, 
herrührt^  während  Langlois  es  Jacques  d*Armagnac,  späterem  Herzog  von 
Nemours  (geb.  ca.   1433),  zuschreibt. 

De  ortu  Waluuanii**')  und  Vita  Meriadoci"®).  Endlich  ist 
hier  über  zwei  in  lateinischer  Prosa  geschriebene  Artusromane  zu  berichten, 
die  J.  Douglas  Bruce  nach  der  einzigen  Handschrift  (Brit.  Mus.  Cotton. 
ms.  Faustina  B  VI)  veröffentlichte:  sie  gehen  z.  T.  auf  verlorene  afz. 
Romane  zurück  und  bieten  trotz  deutlich  epigonenhafter  Merkmale  einige 
interessante  Züge.  Beide  schrieb  zweifellos  derselbe  unbekannte  Autor 2®®) 
—  vielleicht  ein  englischer  Kleriker  —  etwa  im  zweiten  Viertel  des 
13.  Jahrhundert«.  Der  eine  Roman  De  ortu  Waluuanii  erzählt  in 
seinem  ersten  Teil  die  Aussetzung  Gauvains,  des  unehelichen  Kindes  Loths 
und  der  Anna,  Arturs  Schwester.  Ein  Fischer  Viamundus,  der  das 
Kaufleuten  überlassene  Kind  entführt  hat,  bringt  es  nach  Rom,  wo  der 
Knabe  nach  des  Fischers  Tod  am  Kaiserhof  aufgezogen  wird  und,  heran- 
gewachsen, seinen  bisherigen  Namen  Fner  sine  nomine  gegen  einen 
neuen  Miles  cum  tunica  armaturae  vertauscht.  Miles  wird  vom  Kaiser 
dazu  bestimmt,  in  einem  Zweikampf,  der  einen  Krieg  zwischen  den  Persem 
und  den  Christen  zu  Jerusalem  entscheiden  soll,  dem  Riesen  Gormundus 
gegenüber  zu  treten.  Unterwegs  mit  seinen  Genossen  an  eine  von  einem 
Zwergvolk  bewohnte  Insel  verschlagen,  deren  König  Milocrates  die  Frau 
des  Königs  von  Illyrien,  zugleich  eine  Nichte  des  Kaisers,  entführt  hatte, 
trägt  Miles,  dem  diese  die  siegverheissende  Rüstung  des  Milocrates  ver- 
schafft wesentlich  zur  Eroberung  der  Insel  und  zur  Befreiung  der  Königin 
bei.  Auch  eine  von  Milocratis  Bruder,  Egesarius,  geführte  Flotte,  die 
sich  im  Kampfe  des  griechischen  Feuers  bedient,  wird  mit  Hilfe  des  Miles 
besiegt*®^).  Dieser  geht  natürlich  —  nach  Jerusalem  gelangt  —  auch 
aus  dem  Zweikampf  mit  Gormundus  siegreich  hervor,  kehrt  darauf  nach 
Rom  zurück  und  begibt  sich  dann,  tatendurstig,  an  Arturs  Hof.  Artur 
wird  durch  seine  über  Propheteng« be  verfügende  Gattin  Gwendoloena 
die  Ankunft  eines  Ritters  vorhergesagt,  der  tüchtiger  sei  als  er,  Artur. 
Miles  besiegt  in  der  gleichen  Nacht    die    ihm    an   einer  Furt  gegenüber- 

Gnmdrise  11*  IO.'kJ.  296)  La  forme  des  tournois  au  tcmps  du  roy  Uteret 
du  roy  Artus,  suivic  de  TArmorial  des  Chevaliers  de  laTable  Ronde. 
Caen  JvS97,  in-4^  297)  De  Ortu  Waluuanii,  an  arthurian  romance  now  first 
editcd  .  .  .  PMLA.  XIII  305  -456;  auch  separat.  298)  Vita  Meriadoci:  an 
arthurian  romance  now  first  odited  .  .  .  PMLA.  XV  326-414.  299)  Der  Auf- 
bau beider  Romane,  einige  ähnliche  Züge  —  es  sind  deren  mehr  als  Bruce  an- 
nimmt — ,  endlich  die  rhetorische  Sprache  sprechen  für  ein  und  denselben  Ver- 
fasser. —  Im  Meriadoc  ist  übrigens  S.  'M\')  7j.  7  statt  des  auch  Bruce  auf- 
fallenden hanc  doch  hatid  und  ö.  378  Z.  14  statt  Ueradario  vermutlich  uiri- 
diario  zu  lesen.  300)  Eine  i^fecschlacht  ist  m.  W.  etwas  Neues  in  einem  Artusroman. 


II  2Ö2  Altfianzosisches  Kunstepos  und  Romane.    1899—1902. 

tretenden  Artur  und  Kai  und  wird  bei  Hofe  wenig  freundlich  empfangen. 
Artur,  dem  im  Roman  sonstige  Eigentümlichkeiten  des  Kai  beigelegt 
werden,  lehnt  die  ihm  von  Miles  gegen  Feinde  angebotene  Hülfe  ab. 
Dieser  erwirbt  sich  aber  des  Königs  volle  Anerkennung,  nachdem  er,  wie 
er  sich  ea  vorgenommen,  allein  etwas  ausgeführt,  was  Arturs  gesamte 
Ritterschaft  nicht  fertig  brachte:  er  besiegt  nämlich  einen  Ritter,  der  die 
Artur  befreundete  Herrscherin  des  Castellum  Puellarum  entführt  hatte 
und  vernichtet  dessen  Heer.  Grosse  Freude  herrscht  an  Art«rs  Hof, 
als  der  König  auf  Grund  von  sicheren  Erkennungszeichen,  die  dem  Miles 
schon  bei  der  Aussetzung  mitgegeben  waren  und  die  dieser  dem  Artur 
überliefert  hatte,  als  Arturs  Neffe  Walwanius  erkannt  wird. 

Bruce  hat  gewiss  Recht  mit  der  Behauptung,  dass  die  Quelle  für 
den  dritten  Teil  des  Romans  —  Gauvain  bei  Artur  —  ein  verlorener 
afz.  Artusroman  ist.  Einige  Züge  im  ersten  Teil  (Gauvains  Herkunft 
und  Aussetzung)  finden  sich  im  Perlesvaus,  desgleichen,  freilich  auf  Gau- 
vains Bruder  Mordrec  übertragen,  im  Merlin-Huth  wieder;  darauf  hatte 
G.  Paris  bereits  Hist.  litt.  XXX  Bl   Anm.  —  allerdings  etwas  zu  weit-  j 

gehend  und  mit  einem  Versehen  —  hingewiesen.     Die  gemeinsame  Quelle  i 

für  die   drei  verschiedenen    Berichte  erblickt  Bruce  in  einer  älteren   fran-  I 

zösicfchen  Fassung    der   Gregoriuslegende,    ähnlich    der    jüngeren    in    den  | 

Gesta  Romanorum;   vermutlich  erzählte   diese  Quelle    —  nach  Bruce  ein  j 

fnuizööischer  Prosaroman  —  die  Ereignisse  bis  zu  dem  Punkt,   wo  Gau-  j 

vain  Führer  der  Christen  in  Jerusalem  wird;  die  Quelle  verwertete  einige 
Züge  aus  Galfrid^*^^).  Für  einige  andere  Züge  im  lateinischen  Roman 
verweist  Bruce  auf  Analogien  in  französischen  Artustexten,  bezw.  auf 
Heinrichs  Kröne.  Das  Hesse  sich  wohl  in  einigen  Punkten  ergänzen:  das 
Schwert  und  die  Waffen  des  Königs  Milocrates,  die  dem  Miles  durch  die 
entführte  Königin  von  lilyrien  übergeben  werden  und  mit  deren  Hülfe 
Milocrates  besiegt  werden  sollte,  erinnern  an  Caradocs  Schwert  im  Prosa- 
Lancelot  (s.  P.  Paris,  Les  Romans  de  la  Table  Ronde  IV  317)  und  an 
den  Livre  d'Artus,  Version  P  (ZFSL.  XVII^  S.  G2).  Zu  Gwendoloenas 
Zweifel  an  Arturs  Tüchtigkeit  s.  JBRPh.  IH  IGO*^^  Auch  ich  glaube, 
dass  die  Beschreibung  der  Herstellung  des  griechischen  Feuers  nicht  in 
tler  von  Bruce  angenommenen  Quelle  stand:  so  grotesk  diese  Beschreibung 
(Tsclieint,  sie  i?jt  m.  E.  für  den  Folkloristen  nicht,  uninteressant  und  ähnelt 
z.  T.  absonderlichen  Rezepten,  die  sich  der  mittelalterliche  und  spätere 
A  berglaube  zurech tlegte. 

Die  im  zweiten  Roman  Vita  Meriadoci  vorkommenden  walisischen 
Namen  haben  mit  dem  Stoff,  der  gar  heterogene  Elemente  enthält,  ur- 
sprünglich nichts  zu  tun.  \Vähren(l  der  erste  Teil  einige  Züge  mit  der 
Haveloksnge  gemein  hat,  erinnern  Einzelheiten  des  zweiten  und  dritten 
Teils,  dessen  Helden  z.  T.  germanische  Namen  tragen,  deutlich  an  ver- 
schiedene Artusromane.  Der  verräterische  Griffin,  von  seinem  Bruder 
Caradoc  mit  der  Regierung  von  Cambria  betraut,  lässt  diesen  töten  und 
will  auch  dessen  Kinder,  die  Zwillinge  Meriadoc  und  Orwen,  verderben: 
sie  werden    aber  von   dem    Jäger    Ivorius  und    dessen  Frau  Morwen    ge- 


aOl)  8.  dazu   G.  Gröber   in  ZKPh.  XXII  oTOf.  und  G.  Paris'  NoUz, 
Rü.  XX VIII  165  f. 


E.  Freymond.  II  203 

littet  und  im  Walde  erzogen :  das  Zwillingsj)nar  wird  von  Kai  entführt. 
Urianus,  König  von  S(?hottland,  heiratet  Orwen;  ihr  Bruder  Meriadoc  wird 
von  Ivorius  bei  Arturs  Hofe  gefunden  und  bald  sind  die  Geschwister  mit 
ihren  Pflegeeltern  vereint.  GrifFin,  von  Artur  und  Urian  bekriegt,  büsst 
seine  Tat  durch  den  Tod.  Meriadoc,  der  sein  Erbe  seinem  Scli wager 
Urian  überlasst,  um  sich  in  Kriegstaten  zu  üben,  besiegt  an  Arturs  Hof 
drei  Ritter,  die  seine  treuen  Gefährten  werden,  und  unteretützt  den  Kaiser 
von  Deutschland  im  Krieg  gegen  König  Gundebald,  der  des  Kaisers 
Tochter  in  sein  „Land  ohne  Rückkehr"  entführt  hatte.  Nach  verschiedenen 
Abenteuern  in  einem  sonderlichen  Palast,  wo  alles  schweigt^  in  einem 
Schloös,  wo  alle  frei  Eintretenden  furchtsam  werden,  besiegt  und  tötet 
Meriadoc  Gundebalds  Bruder  Guntram  und  befreit  des  Kaisers  Tochter; 
vorher  hatte  er  auf  ihren  Rat  unt€r  falschem  Namen  in  Gundebalds 
Dienste  zu  treten  vorgegeben,  sich  der  dortigen  Grewohnheit  gemäss 
auf  der  eine  sumpfige  Insel  durchkreuzenden  schmalen  Strasse  mit  Gunde- 
bald im  Kampfe  gemessen  und  diesen  mit  Hilfe  des  ihm  von  der  Kaiser- 
tochter gegebenen  Pferdes  und  der  Waffen  des  Gegners  getötet.  Der  Kaiser 
hatte  Meriadoc  die  Hand  seiner  Tochter  für  deren  Befreiung  zugesagt;  wort- 
brüchig verspricht  er  sie  aber  dem  König  von  Gallien^  der  ihn  im  Kampfe  hart 
bedrängt,  und  lässt  Meriadoc,  den  er  der  Entehrung  der  Tochter  beschuldigt, 
gefangen  setzen.  Meriadoc  entkommt,  besiegt  unerkannt  auf  Seiten  des  Königs 
die  Führer  des  kaiserlichen  Heeres  und  schliesslich  den  Kaiser  selbst.  Der 
König  tritt  ihm  die  Kaiserstochter  ab  und  bestimmt  ihn  zu  seinem  Nach- 
folger. Von  Meriadoc  stammen  viele  Könige  und  Fürsten  ab.  —  Auch 
für  diesen  Roman  verweist  Bruce  auf  einige  Analogien  in  anderen  Texten 
—  so  für  die  Insel  auf  Sone  de  Nausay  — .  Die  Namen  der  drei  von 
Meriadoc  besiegten  Ritter  —  Niger,  bezw.  Roseus,  bezw.  (Jandidus 
Miles  de  Nigro,  bezw.  Roseo,  bezw.  Candido  Saltu  —  sind  gewiss  wie 
der  ganze  Abschnitt,  in  dem  sie  auftreten,  geschmacklos;  ob  sie  absicht- 
lich burlesk  sind,  wie  Bruce  meint,  ist  nicht  ohne  weiteres  zu  entscheiden, 
da  man  in  verschiedenen  Artusromanen  ihresgleichen  finden  kann. 

Gralsage  und  Graltexte.  In  den  Jahren  1895 — 1902  ist  von 
verschiedenen  Seiten  und  auf  recht  verschiedenen  Wegen  der  Versuch 
gemacht  worden,  die  Schwierigkeiten,  die  die  Gralprobleme  bieten,  zu 
heben.  Trotzdem  einige  der  in  Betracht  kommenden  Arbeiten  auf  um- 
fangreichem —  dem  Romanisten  übrigens  z.  T.  fernliegenden  —  Material 
aufgebaut  sind  und  viel  Scharfsinn  verraten,  hat  keine  der  vorgeschlagenen 
Lösungen  allgemeine  Anerkennung  gefunden.  —  Einen  gut  orientierenden 
Überblick  über  Gralsage  und  Graltexte  bot  Wilhelm  Hertz*  Abhandlung 
Die  Sage  von  Parzival  und  dem  Gral,  im  Anhang  zu  seiner  meister- 
haften, freien  und  vielfach  —  namentlich  in  den  ersten  beiden  Büchern 
kürzenden  —  Bearbeitung  von  Wolframs  von  Eschenbach  Parzival  ^^*). 
Die  inhaltreiche,  die  Forschung  in  verschiedenen  Punkten  fördernde  Arbeit 
ist  aus  einem  gleichbetitelten  Vortrag  hervorgegangen  ^®^).  Hervorgehoben 
seien  hier  nur  die  Aufzahlung  von  Wunschdingen  S.  430  fr.;  die  Parallelen 
zum  Dümmlingsmärchen   S.  440  AT.,   die  Vermutung  betr.    das  Entstehen 

302)  Parzival  von  Wolfram  von  Eschen bach.  Neu  bearbeitet.  Stutt- 
gart, Cotta  1898,  VI -+-558  S.  8^  s.  S.  413—466.  303)  Zuerst  erschienen  in 
Nord  und  Süd,  Juli  1881,  dann  separat,  Breslau  1882. 


II  264     Altfrari7.ftai8ches  KuDstepos  und  Romane.    1899  bczw.  1805— HK)2. 

<lor  vorhjingnisvolleii  Frage  S.  44G,  oiullich  die  Aupfühningen  über  spät<*ix« 
Gralsagen  S.  454  ff.  Die  wertvollen  Anmerkungen  enthalten  literar-  und 
kulturgeschichtliche  Notizen^''*).  —  Die  eine  der  beiden  Hau ptün sichten 
über  den  Ursprung  des  Grals  —  der  Gral  ein  Wunschgefäss 
keltischen  Ursprungs  —  hat  Eduard  Wechssler  vertreten  in  sehiem 
Gralbüchlein  ^^^),  in  welchem  er  die  künstlerische  Entwicklungsgeschichit* 
der  Gralsage  bis  auf  Wagnei*s  Parsifal  zu  schildern  unternimmt;  er  be- 
spricht etwas  eingehender  die  Anfänge  und  die  künstlerischen  Höhepunkte 
der  Sage  —  (Vestien  de  Troyes,  Guiot- Wolfram,  Richard  Wagner  — , 
behandelt  in  Anmerkungen  und  Exkursen  (S.  109 — 190)  diejenigen  Gral- 
texte, die  keinen  poetischen  Eigenwert  besitzen,  die  Bildung  der  grossen 
Prosaromanzyklen,  einzelne  Elemente  der  Sage  und  Quellenfragen  sowie 
verschiedenes  andere,  was  z,  T.  nur  lose  mit  den  Gralproblemen  zusammen- 
hängt. Beachtenswert  ist  die  Bibliographie  '*®*)  und  die  Beilage,  ein  Blatt 
auf  welchem  ganz  kurz  die  verschiedenen  Bedeutungen  des  Grals  in  allen 
erhaltenen  Graldichtungen  verzeichnet  werden.  Die  Urbedeutung  des 
Grals  als  märchenhaftes  Wunschgefäss  soll  stets  klar  zutage  treten  oder 
leicht  zu  erkennen  sein  [?].  Trotz  dieser  Urbedeutung  wird  bald  darauf 
auseinandergesetzt,  dass  das  Grundwort,  lat.  gradaUs  oder  prov.  graxal 
ursprünglich  eine  Prunkschüssel  mit  Fächern  sei,  die  ähnlich  einem 
modernen  Tafelaufsatz  verschiedene  Gerichte  zugleich  aufnehmen  konnte  ^^'). 
P^in  solches  Wunschgefäss  wurde  mit  der  altchristlichen  Legende  von 
Joseph  von  Arimathia  verknüpft  und  wurde  zum  Symbol  des  christlichen 
Glaubens.  Die  ursprünglich  lateinische  Grallegende  sei  von  Laien  „in 
ihrer  Zelle"  konstruiert  worden  und  auf  keltischem  Boden  entstanden. 
Auf  einen  keltisch-lateinischen  Gralzyklus  gehe  nicht  bloss  der  Gnilzyklus 
des  Robert  von  Boron  zurück,  sondern  auch  der  Zyklus  des  Walter 
Map,  mit  dem  Unterschied  freilich,  dass  der  erstere  möglicherweise  eine 
bretagnische,  der  zweitgenannte  eine  insulare  Form  darstelle.  In  der  ur- 
sprünglich walisischen  Parzivalsage  sei  der  Held  schon  durch  einen 
keltischen  Dichter  zu  einem  höfischen  Ritter  gestempelt  worden  [?].  Die 
Parzivalsage  ohne  den  Gral  lebe  im  me.  Sir  Perceval  und  im  mndl. 
Moriaen  weiter,  die  direkt  auf  verlorene  französische,  indirekt  auf  keltische 
Rittergedichte  [?]  zurückgehen  sollen.  Die  Sagen  von  Paizival  und  vom 
Gral  wurden  „sicher"  [?]  erst  in  Frankreich  vereinigt,  und  zwar  vor 
Crestien,  bei  dem  eine  junge  Entwicklung  der  Gralsage  vorliege.  Über 
Guiot  —  nach  Wechssler  die  einzige  Quelle  Wolframs  — ,  der  (S.  76) 
nächst  Crestien  der  hervorragendste  Troveor  ist,  Crestien  sogar  überragt 
(S.  77),  werden  allerlei  Vermutungen  ausgesprochen,  obwohl  S,  78  zuge- 
geben werden  muss,  dass  sich  der  Anteil  Guiots  und  Wolframs  nicht 
genau  abgrenzen  lässt.     Kurz,  Wechssler   hat   eine  lange  Reihe  der  vep- 

304)  Dankenswert  sind  die  Hinweise  darauf,  inwieweit  Wolfram  von 
anderen  Graltexten  abweicht,  bezw.  mit  ihnen  übereinstimmt.  Hertz  glaubt  nicht 
daran,  dass  Wolfram  ausschliesslich  Crestien  als  Quelle  benutzt  habe.  305)  S. 
oben  Anm.  147.  306)  Einige  Ergänzungen,  besonders  zu  B.  Waffuer  gab 
W.  GoLTHER  LBlGRPh.  XX  17.  —  Zur  Artus-  und  Gralsage,  zu  den  Gral- 
romanen, zur  Schwanrittersage  und  zu  Wolframs  Quellen  findet  man  biblio- 
graphische Angaben  in  Friedrich  Panzer«  Bibliographie  zu  Wolfram 
von  Eschenbach.  Mönchen  1897,  S.  16—27.  307)  Nach  W.  Hertz  a.  a.  O- 
S.  420  soll  gradalis  einer  Umdeutung  des  älteren  Wortes  garcUis  sein;   s.  auch 


E.  Froyniond.  JI  20;") 

.<chie<lenstoii  Hypotheson  aufgestellt;  die  Arcfunientation  ist  aber  häufiji^ 
genug  eine  nur  wenig  überzeugende  un(l  mehrfach  werden  die  vordem 
aufgestellten  Hypothesen  bald  darauf  als  sichere  ResulUite  hing(\stellt 
und  verwertet.  Gar  vieles  in  Wechsslers  Buch  ist  zu  rasch  erschlossen 
und  kann  einer  nüchternen  Krilik  gegenüber  nicht  8tand  halten.  —  Wie 
Wechssler  trat  Alfred  Nutt  von  neuem  für  den  keltischen  Ur- 
sprung der  Gralsage  ein  in  seiner  für  weitere  Kreise  bestimmten 
Schrift  The  Legend«  of  the  Holy  Gr^iPo«).  Er  hebt  die  Grund- 
motive 1.  aus  den  Texten  hervor,  in  denen  der  Nach di-uck  auf  der  Suche 
nach  Talismanen  liegt  —  einer  davon  ist  der  Gral  —  (Queste- Versionen), 
2.  aus  den  Texten,  in  denen  das  Wesen  und  die  Geschichte  dieser  Talis- 
mane hei*vortritt  Zu  der  ersten  Gruppe  rechnet  er  den  Conte  del  Graal 
Crestiens  und  seiner  Fort^etzer,  Wolframs  Parziviü,  Peredur,  Sir  Perce- 
val,  zu  der  zweiten  Roberts  von  Boron  Joseph  von  Arimathia  und  Merlin, 
den  Grand  Saint  Graal,  auch  die  Queste,  ferner  den  Perceval-Didot  und 
den  Perceval  le  Gallois.  Beide  Gimppen  unterscheiden  sich  durch  Auf- 
fassung und  Stimmung  derart  voneinander,  dass  sie  unmöglich  für  ver- 
schiedene Varianten  eines  gemeinsamen  Originalstoffes  anzusehen  sind; 
immerhin  gehen  die  Kapitel  der  Gral  suche  in  den  Texten  der  zweiten 
Gruppe  teilweise  auf  eine  Fassung  zurück,  die  derjenigen  im  Conte  del 
Graal  verwandt  ist;  beide  Gruppen  haben  einander  Einzelheiten  ent- 
nommen. Das  christliche  Element  der  Sage  ist  sekundär;  die 
Sage  ist  vielmehr  heidnischen  Ursprungs  und  enthält  einerseits 
ein  mit  geheimnisvollen  Talismanen  (Lanze,  Schwert)  verbundenes  Rache- 
motiv, andererseits  ein  Entzauberungsmotiv,  das,  noch  älter  als  jenes,  mit 
dem  Gral  verbunden  ist.  Der  Gral,  der  bald  unerschöpflich  Nahrung 
spendet  und  LebeUvSelixier  ist,  bald  einen  Fruchtbarkeitstalisman  darstellt, 
ferner  Schwert  untl  I^anze  erinnern  aber  nach  Nutt  am  deutlichsten  an 
ähnliches  in  keltischen  (irischen  und  walisischen)  Texten,  so  der  Gral  an 
verschiedene  Wunderkessel.  Kurz,  die  Gralsage  beruht  auf  einer  Ver- 
bindung keltischer  mythischer  Erzählungen  mit  anderen,  in  denen  die 
hervortretende  Stellung  Britanniens  und  gewisse  das  Christentum  betreffende 

Gköber  im  Grundriss  II*  502.  308)  Populär  Studies  in  Mythology,  Romance 
and  Folklore  Nr.  14,  London,  D.  Nutt  1902,  80  S.  in-lG».  —  Nutte  Ergebnisse 
unterscheiden  sich  nur  unerheblich  von  denen,  die  er  in  seinem  bekannten  Bueh 
Studies  on  the  Legend  of  the  Holy  Grail  1888  —  s.  JBRFh  I  390  —  ausführ- 
lich begründet  hatte  —  Unzugänglich  war  mir  Nütt«  Artikel  Early  know- 
ledge  of  the  Grail  legend  in  England  in  Academy  1896  Nr.  1273  und 
S.  Evans*  In  quest  of  the  Holy  Grail  in  Ath.  1899,  3722.  A.  Nütt  be- 
teiligte sich  an  einer  Polemik  gegen  einen  Anonymus  und  gegen  Evans  in  der 
Academy  1899  vol.  LVI  S.  466 f.  und  vol.  LVII  S.  93 f.,  167 ff.,  ^214f.  Den 
Anstoss  dazu  gab  eine  Besprechung  von  Seb.  Evans'  englischer  Übertragung 
des  Perlesvaus,  The  High  History  of  the  Holy  Grail  (2  vols.  London, 
Dent);  der  anonyme  Kritiker  hatte  sich  über  die  f, pedantische",  an  Gral-  und 
Lanceloteage  anknüpfende  Forschungsweise  Bemerkungen  erlaubt  und  das  Alter 
des  Perlesvaus  demjenigen  der  ältesten  Kathedralen  Englands  gleichgestellt. 
Evans  hält  Academy  LVII  S.  45,  93,  190,  239  den  Perlesvaus  für  fons  et  origo 
der  Gralsage,  leugnet  ihren  keltischen  Ursprung  und  verteidigt  Lesarten  der 
Monser  Handschnft  des  Conte  du  Gral.  Diese  und  andere  Vermutungen,^  die 
Evans  auch  in  einem  Anhang  zu  seiner  —  im  übrigen  gerühmten  —  Über- 
setzung geäussert  hatte,  hat  auch  Wm.  A.  Nitze  zurückgewiesen  in  seiner  Be- 
sprechung jener  Übersetzung»  MLN.  XIV  494—499. 


II  266     Altfranzosißches  Kunstepos  und  Romane.   1899  bczw.  1895—1902. 

Vorrechte  dieses  Landes  verherrlicht  wurden.  Die  Umbildune:  der  mythischen 
keltischen  Erzählungen,  deren  Halbgött-er  schon  früher  in  Heroen  umge- 
wandelt worden  waren,  in  christlich  symbolische  und  mystische  Sagen 
lässt  sich  schwer  verfolgen.  Roberts  de  Boron  Bericht  der  Bekehnmg 
durch  Joseph  verrate  keltische  Züge  und  durch  die  Envähnung  von 
Avalen  besonders  Züge  der  Artursage,  die  Robert  aber  selbst  nicht  ver- 
standen habe^^®);  schon  in  seinen  Quellen  wird  die  Geschichte  der  Be- 
kehrung durch  Joseph  mit  ,  einer  Brau  zugeschriebenen  Bekehrungsge- 
schichte vermischt  gewesen  sein,  und  diese  Vermischung  konnte  darum 
leicht  eintreten,  weil  die  Josephslegende  in  Glastonbury,  das  Avalon 
gleichgesetzt  war,  lokalisiert  wurde.  Dadurch  wurde  aber  die  Sage  mit 
Artur  zusammengebracht.  In  den  Quellen  Crestiens  des  Troyes  und 
Guiots  werden  ritterliche  Abenteuer  mehr  im  Vordergrund  gestanden  haben 
und  diese  beiden  —  Guiot  noch  mehr  als  Crestien  —  haben  trotz  Bei- 
behaltung des  hei(hii8chen  Elements  der  Sage  besonders  in  Bezug  auf  die 
Gral  suche  eine  erhabenere  Moral  verliehen;  Guiot  habe  sich  selbst  seinen 
Misserfolg  in  Frankreich  zuzuschreiben,  er  sei  zu  sehr  für  das  Haus  Anjou 
eingetreten.  Crestiens  Nachfolger  haben  je  nach  Neigung  das  abenteuer- 
liche bezw.  das  spezifisch  christliche  Element  mehr  ausgearbeitet;  andere 
vermischten  beide.  Das  Auftreten  Lancelots  als  Gralsucher  an  Stelle  von 
Perceval  führte  zu  einer  Reaktion  in  asketischem  Sinne,  so  dass  Galaad 
seinen  Vater  ersetzte.  Die  me.  Version,  der  Sir  Perceval,  biete  einen 
vorchristlichen  Bestandteil  der  Sage,  der  walisische  Peredur  einen  anderen, 
doch  ist  dieser  Text  durch  Crestien  und  andere  französische  Quellen  stark 
beeinilusst 

Den  orientalischen  Ursprung  der  Gralsage  suchten,  freilich 
auf  verschiedenen  Wegen,  Paul  Hagen  und  A.  N.  Wesselofsky  nach- 
zuweisen. Unter  der  Voraussetzung,  dass  Kiot,  Wolframs  einzige  Quelle, 
Crestien  gegenüber  mehrere  ältere  Züge  aus  der  Parzivalüberlieferung  er- 
halten hat,  geht  P.  Hagen  von  Wolframs  Angaben  und  Vorstellungen 
vom  Gral  aus,  um  über  die  Herkunft  und  Bedeutung  des  Grals  Be- 
stimmteres zu  ergründen  ^^^).  Er  macht  Beziehungen  zwischen  den  Gral- 
dichtungen und  der  Sage  vom  Priester  Johannes  ausfindig  und  glaubt, 
dass  einige  Elemente  dieser  Sage  zweifellos  Material  für  Wolframs  Ge- 
dicht abgegeben  und  wahrscheinlich  bereits  in  Crestiens  und  Kiots  Quelle, 
6iner  lateinischen  Prosaschrift^  vorhanden  gewesen  seien;  wahrscheinlich 
seien  in  diese  Schrift  gewisse  Einzelheiten  über  das  Khalifat  von  Bagdad 
aus  der  hebräischen  Reisebeschreibung  des  Rabbi  Benjamin  aus  Tudela 
in  Spanien  (1170)  aufgenommen  worden.  Hagen  sucht  darauf  den,  der 
nach  Wolframs  Parzival  453,  30  schreip  vons  gräles  dventiury  genauer 
festzustellen  und  will  in  ihm  den  gewöhnlich  Thebit  genannten,  viel- 
seitigen Gelehrten  (826  —  921)  erkennen,  der  sich  in  einem  seiner  vielen 
Werke  über  den  Gral  geäussert,  vielleicht  ihm  aber  auch  eine  selb- 
ständige Schrift  gewidmet  habe.  Thebit  wird  als  Astrolog  das  Wort 
Gral,  wie  Wolfram  sagt,  aus  den  Sternen  herausgelesen  und  vielleicht  als 
harranischer  Ssabier  einen  Stein  mit  dem  Jupiter  in  Beziehung   gebracht 

309)  Vgl.  dazu  Newells  weiter  unten  S.  270f.  mitgeteilte  Auffassung  und 
dessen  Schrift  S.93f.    310)  Der  Gral.  Strassburg  1900,  124 S.  8'  (QF.H.85). 


E.  Freyraond.  H  207 

hnhon.  Dor  Gral  sei  ein  Meteorstein;  für  «lie  zweite  Bezeichnunjü: 
des  Grals  bei  Wolfnim  (469,7)  lapsit  exillts,  an  dem  viel  herumgedeutelt 
worden  ist,  schla.^t  Hagen  die  Korrektur  Uipis  betillis  vor.     Die  Baetylen 

—  vornehmlich  Meteorst/oine  —  spielen  als  Fetische  \m  verschiedenen 
orientalischen  Völkern  —  so  bei  Syrern  —  eine  hervorragende  Rolle  und 
schon  Crestien  werde  wie  Kiot  unter  dem  Gral  einen  Baetylus  verstanden 
hal)en.  Es  war,  wie  Hagen  unter  Benutzung  einer  Stelle  bei  Plinius, 
Nat.  Hist,  37,  13')  schliesst,  ein  zum  Siege  verhelfender  Wunderstein; 
es  handele  sich  also   hierbei,    ebensowenig  Avie   bei    der  blutenden  Lanze 

—  einer  zur  Rache  bestimmten  Waife  —  um  ein  ursprünglich  christliches 
Heiligtum.  Hagen  zeigt  noch,  dass  den  Baetylen  manche  Wunder  zuge- 
schrieben wurden  und  bringt  die  Bezeichnung  mit  Bei- El,  dem  Hause 
Eis,  zusammen,  wo  ein  heiliger  Stein  die  Stelle  der  Himmelsleiter  an- 
zeigt: ähnlich  sei  „der  Gral,  dessen  Orden  unmittelbar  vom  Himmel  seine 
Befehle  erhält,  ein  Symbol  des  Gedankens,  dass  Himmel  und  Erde,  Gott 
und  die  Menschen  in  Verbindung  stehen;  wie  Jakobs  Haus  bezeichnet 
er  mystice  eine  Stätte  der  Gottesverehrung**;  wie  Jakob  Land  und  Schutz 
verheissen  wird,  so  soll  Peredur,  der  verheissene  Befreier,  den  Gral  er- 
ringen ;  die  Gralritter  sollen  in  herrenlose  Länder  ziehen ;  für  die  Tempel- 
ritter müsste  diese  G'ottesverheissung  von  Land  und  Schutz  die  höchste 
Bedeutung  haben.  Die  vom  Himmel  herabsteigende,  eine  Oblate  auf  dem 
Gral  niederlegende  Taube  ist  durch  Evang.  Job.  1,  51  und  Lukas  3,  21  f., 
sowie  Acta  Apostel.  X  11  ff.  erklärlich.  Kiot  habe  die  Bedeutung  von 
Bethel  aus  Hieronymus  entnommen  [?],  dem  er  auch  den  Sinn  des  Wortes 
baruch  entlehnte.  —  Wie  Jakob  war  Parzival  der  Gralkönig  ein  Gottes- 
kämpfer, was  in  anderem  Sinne  die  um  den  Gral  versammelten  Templeisen  in 
der  Geschichte  waren.  Die  keltische  Erkundigungsfrage  musste  zur  christlich- 
menschlichen Mitleidsfrage  werden.  Endlich  hält  es  Hagen  für  möglich, 
dass  der  Gral  des  Thebit^  bevor  er  in  die  Dichtung  des  Abendlandes 
drang,  bei  den  Templern  oder  einer  Sekte  des  Orients  irgendwelche  Be- 
deutung erlangt  habe.  —  Das  sind  der  Hypothesen  viele,  die  gewiss 
scharfsinnig  die  eine  auf  der  anderen  aufgebaut  zu  sein  scheinen.  Allein 
Hagens  Resultate  erregten  Widerspruch;  während  F.  Pa^nzer**^)  Hagens 
Nachweis  des  Presbyterbriefs  als  Quelle  als  besonders  wertvoll  bezeichnete, 
will  S.  Singer^")  auch  diesen  Nachweis  nicht  gelten  lassen.  Panzer 
glaubt,  dass  die  orientalischen  Daten  ei*st  von  Wolfram,  nicht  aber  von 
Kiot  herrühren  und  dass  sich  Wolfram  seine  von  Crestien  abweichenden 
Nachrichten  vom  Gral  aus  dem  Presbyterbrief  geholt  habe;  auf  den  Gral 
als  solchen  sei  aber  wenig  zu  schliessen.  Ähnlich  urteilten  über  den 
letzten  Punkt  S.  Singer  und  G.  Paris  ^"). 

Um  den  orientalischen,  speziell  syrischen  Ursprung  der 
Gral  sage  nachzuweisen,  geht  A.  N.  Wesselofsky  in  seiner  Abhandlung 
Zur  Frage  über  die  Heimat  der  Legende  vom  heiligen  GraP**) 
von  einer  in  das  8.  Jahrhundert  gesetzten  grusinischen  Legende  von 
Joseph  von  Arimathia  aus,  nach  der  Joseph,  der  Christi  Blut  aufgefangen, 
mit   dem    Apostel    Philipp    zu  Ludi   (heute  Ludd)   das  Evangelium  ver- 

311)  LBlGRPh.  1901, 147—152.    312)  ZDA  45,  30—36.    313)  Ro.  XXIX 

480.    314)  ASPh.  XXIII  (1901)  321—385.  —  Nicht  zuganglich  war  mir  Wesse- 

LOFSKYS  Arbeit  SkasaDija   o  Wawilonje,  Skinij    i  sw.  Gralje   (Die  Er- 

zahluDgBD  von  Babylon,  der  Stiftshfitte  und  vom  heiligen  Gral).  Petersburg  1896. 

Vollmöller,  Rom.  jAhreibericht  VIII.  \^ 


II  268     Altfraneösisches  Kunstepoa  und  Romane.   1809  bezw.  1895—1902. 

kümlet  und  def  auf  wunderbare  Weise  geheilte  Enias  in  der  dort  ge- 
gründeten Kirche  zum  ersten  Bischof  geweiht  wird.  Die  Geschichte  von 
Enias,  den  Wesselofsky  »S.  347  allerdings  zögernd  als  Prototyp  für 
Josephe,  Josephs  Sohn  im  Grand  Saint  Graal,  hinstellen  mochte,  oder 
wenigstens  der  Name  des  Enias  sei  vielleicht  erst  sekundär  mit  der  Ge- 
schichte Josephs  verbunden  worden,  als  nämlich  dieser  auf  des  Herrn 
Geheiss  in  Ludl  auftrat;  nwglicherweise  enthielt  die  syrische  Quelle  jener 
grusinischen  Legende  auch  den  Zug,  dass  es  Joseph  —  vgl.  Grand  Saint 
Graal  —  bei  Segnung  der  Hostie  scheint,  er  opfere  und  zerteile  das 
Kind.  Eine  wohl  im  8.  Jahrhundert  ent^^tandene  apokryphische  Legende 
ähnlicher  Art  mit  jüdisch-christlicher  oder  vielleicht  nestoria nischer  Färbung 
sei  vermutlich  zur  Zeit  der  Kreuzzüge,  also  zu  Anfang  des  12.  Jahr- 
hunderts unmittelbar  dem  romanischen  Abendland  übermittelt  worden,  ihr 
religiöser  Inhalt  sei  aber  von  den  römischen  Katholiken  nicht  recht  ver- 
standen und  verschieden  ausgelegt  worden.  Dabei  wirkte  das  Prinzip  der 
Lokalisierung  mit,  d.  h.  es  ergaben  sieh  Vermischungen  mit  Zügen  ört- 
licher Volkssagen;  es  habe  sich  die  Legende  z.  B.  den  Peroeval  ange- 
eignet, üter  Pendragons  Rundtafel  ward  nach  Jesu  und  Josephs  Abend- 
mahlstafel als  dritte  Tafel  aufgefasst.  Hehron-Bron  mag  mit  Srafiy  der 
Gral  mit  märchenhaften  Talismanen  identifiziert  worden  sein.  Die  Er- 
zählung von  der  Verkündung  des  Christ-entums  in  einem  abgelegenen 
Winkel  des  Orients  verwandelte  sich  in  den  Bericht  über  eine  frühe 
Christianisierung  Britanniens.  Die  Legende  wurde,  da  sie  Zwecken  politisch- 
religiösen Kampfes  entsprach,  populär,  erfuhr  aber  eine  weitere  rein 
literarische  Veränderung  dadurch,  dass  der  religiöse  Inhalt  mehr  und  mehr 
durch  fremde  phantastische  Züge  verdunkelt  wurde  und  auf  Wegen  des 
Mystizismus  wurden  die  Motive  der  alten  Legende  —  nämlich  das  der 
Erkorenheit  innerhalb  des  Geschlechts  und  das  der  Prüfung  —  ersetzt 
durch  Motive  der  himmlischen  Vorsehung,  des  Suchens  und  Sehnens 
nach  Erleuchtung  durch  den  Gral.  —  Bevor  Wesselofsky  zu  diesen 
Schlussfolgerungen  gelangt,  untersucht  er  —  und  das  ist  seine  Haupt- 
arbeit —  die  beiden  Versionen  ^^^)  jener  syrischen  Legende,  die  einerseits 
durch  Roberts  von  Boron  Joseph  von  Arimathia,  andererseits  durch  den 
ersten  Teil  des  Grand  Saint  Graal •^*®)  vertreten  sind.  Wesselofsky  zeigt, 
wie  im  Joseph  von  Arimathia  der  Abendmahlstisch,  das  Blutgefäss,  Fisch 
und  Fischer  an  die  ältesten  Darstellungen  des  Sakraments  der  Eucharistie 
erinnern  und  betont  die  Verbrüderung  der  Bekenner  gleichen  Glaubene«. 
Hebron  (=  syr.  habrü,  Genosse,  Freund)  gemahne  mit  seinem  Fischfang 
an  Tobias  und  an  Probus  in  der  nur  in  slavischen  Versionen  erhaltenen 
gleichnamigen  Erzählung  syrischen  Ursprungs;  er  werde  darum  ein  reicher 
Fischer,  ein  Fänger  genannt,  weil  er  selbst  den  Fisch  fängt  und  weil 
die  Rolle  des  Fisches  beim  Mahle  auf  seine  eucharistische  Bedeutung 
hinweise.  Alahij  Hebrons  keuscher  Sohn,  ein  Priester  und  Diener  des 
Herrn,  sei  vielleicht  durch  syr.  &länä,  Hirt,  Führer,  zu  erklären.  Avarcnh 
wohin  sich  Petrus  begibt,  sei  vielleicht  mit  syr.  havärä,  albus,  purus  zu- 

315)  Auf  eine  besondere  Version  soll  FlegetÄnis-Kiot  hinweisen.  316)  Dieser 
erste  Teil  schliesst  ab  mit  der  Entfernung  Josephs  und  seiner  Genossen  aus 
Sarras,  wo  sie  das  Christentum  einführten,  und  entspricht  in  Huchers  Text 
Band  II  S.  1—320. 


E;  Freymond.  \l  209 

«iniinonziibringen  iinil  wei^e  iirjsprünglich  auf  das  Gebiet  der  Aevxoovqoi, 
der  syrischen  Kappadozier  am  Taurus.  In  dem  C'ubiculum  der  heib'g(>n 
Lucina  ebenso  wie  in  der  Kapelle  des  Kallixtus  träfj^t  der  Fi.sch  —  das 
bekannte  mit  der  Passion  und  dem  Heilandswerk  in  Verbindung  ge- 
brachte Symlwl  ~  einen  geflochtenen  Korb  mit  Broten  und  einem  Wein- 
gefäss;  nach  Hieronymus  gibt  es  keinen  reicheren  Mann  als  den,  der  in 
einem  geflochtenen  Korb  den  Leib  Christi  und  in  einem  Glasgefäss  sein 
Blut  bei  sich  trägt;  somit  könnte  nach  Wesselofsky  der  Gral  als 
^n-atalis  Weiterbildung  zu  crates  viminea  sein;  vgl.  ml.  grassah: 
ram'^trunij  corhis,  Fischkorb:  erst  als  der  Gral  verhältnismässig  spät 
als  Kelch  aufgefasst  wurde,  trat  eine  Vermischung  mit  rrrater,  crattis 
ein.  —  Wesselofsky  folgt  dann  dem  Bericht  von  Grand  Saint  Graal 
Teil  I,  der  auf  einer  syrischen,  in  einer  jüdisch-christlichen  Gemeinde  in 
Nord-Mesopotamien  entstandenen  Legende  beruhen  soll;  er  sucht  einige 
der  im  Roman  genannten  Lokalitaten  zu  bestimmen.  Bcthanie,  wo 
Joseph  im  Walde  Halt  machte  soll  Batanriea,  ar.  El  Bethanije  (östlich 
vom  See  Genezareth)  sein,  ein  Gebiet  im  nördlichen  Teil  von  Gilead, 
GaUiad;  dieses  habe  den  Namen  für  den  letzten  Gralhüter  Oalaad  ab- 
gegeben; Harros  sei  =  Harrdn  mit  seinem  Mond-  und  Sonnenkult 
(syr.  sahra,  Mond).  Orberique,  wo  Sarracintes  Mutter  herrscht,  sei  = 
JPr  Bakkah,  nahe  der  Mündung  des  Balik  in  den  Euphrat,  Orcaus, 
wohin  £valach  zieht,  =  Orrhai-Edesss,  Auch  für  eine  Reihe  von 
Personennamen  schlägt  Wesselofsky  mit  Hülfe  von  Prof.  Marr  einige 
Erklärungsversuche  vor:  Astapkath  (Var.  für  Selaphas)^  der  Dämon, 
der  ohne  Josephes  Erlaubnis  die  die  Taufe  ablehnenden  Heiden  tötet,  ist 
augenscheinlich  gleich  dem  ophitischen  Astapliaws,  Kvalach  sei  =  syr. 
Jahbalah{a)  =  Theodor,  Evalachs  Name  nach  der  Taufe  Mordrain  = 
syr.  maröd  renffOy  beharrlich  im  Denken.  Mof/danis  —  das  statt  Mor- 
drain in  einem  Texte  vorkommt,  soll  etymologisch  davon  getrennt  sein  und 
zu  Mygdonia^  dem  Namen  für  den  durch  Mazedonier  kolonisierten  Norden 
von  Mesopotamien,  gehören.  In  Sarracinte  —  so  heisst  Evalachs 
Schwester  und  Gattin  Nascien-Seraphes  —  stecke  syr,  kahinta,  die  Reiche: 
der  ganze  Name  bedeute  dann  vielleicht  „die  Glaubensreiche"  oder  der 
Name  enthalte  das  syr.  Adj.  klntft,  die  Gerechte.  Seraphe  dürfte  syr. 
srapMy  Seraph  sein,  NasHen  komme  von  nesära,  Nazaräer.  Der  Name 
des  durch  die  Lanze  verwundeten  Königs  Pelleham  und  seines  Vaters 
Felles  im  Grand  Saint  Graal,  Pelleham-Pelles  in  der  Queste,  Fellinor 
im  Livre  d'Artus,  wird  mit  der  Wunden  und  Heilung  verursachenden 
Lanze  des  Peleus  in  Verbindung  gebracht;  möglich  sei  auch,  dass  bei  der 
Heilung  der  Umstand  mitspielte,  dass  das  Gebiet  Galaad  durch  Balsam  und 
Ärzte  bekannt  war  [?].  An  die  Stelle  der  Peleus-Lanze  trat  infolge  einer 
Verwechslung  erst  spät  die  Lanze  des  Longinus^^''),  die  als  Blutreliquie  unge- 

317)  0.  KRÖNEBhat  in  seiner  Dissertation  Die  LoDginuslcsende,  ihre 
Entstehung  und  Ausbreitung  in  der  französischen  Litteratur. 
Münster  1899,  59  S.  8*^  aus  Nationalepen  und  anderen  Dichtungen  verschiedener 
Art  oft  bedeutungslose  Stellen  über  Longin  gesammelt;  er  bringt  auch  Dinge 
(so  S.  52 f.),  die  zu  seinem  Thema  gar  nicht  gehören,  sedenkt  aber  nicht  mit 
einem  Worte  der  Bolle,  die  die  Lanze  des  Longinus  in  der  Gralsage  spielt. 

18* 


II  270     Altfraozosisches  Kunstepos  und  Romane.   1800  bezw.  1805—1902. 

schickt  mit  cbm  Gral  verbundon  wurde.  Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  class* 
Wesselof.sky  Spuren  der  Grallegende  in  Byzanz  leugnet  Ich  bin  weit  davon 
entfernt,  mir  ein  Urteil  über  semitische  Etymologien  zuzumuten ;  mit  Ne- 
welP^^)  kann  ich  mich  aber  nicht  des  Gefühls  erwehren,  dass  die 
Deutungsversuche  Wesselofskys  wenigstens  z.T.  in  erster  Linie  nur  auf  laut- 
licher Ähnlichkeit  aufgebaut  sind.  —  William  Weli^  Newell  ver- 
einigte unter  dem  Titel  The  Legend  of  the  Holy  Grail  and  the 
Perceval  of  Chrestien  of  Troyes^^®)  eine  Reihe  von  vorher  im 
Journal  of  American  Folk-Lore  1897— -1899  und  1902  veröffentlichten 
Aufsätzen.  Das  älteste  Gedicht,  das  vom  Gral  spreche,  nämlich  Crestiens 
Perceval,  verfolgt  nach  Newell  die  Tendenz,  die  ritterliche  Erziehung  zu 
schildern.  Perceval,  dessen  Beiname  U  galois  so  viel  wie  Dümmling 
bedeute,  werde  daher  zuerst  in  den  Waffen  geübt,  dann  in  der  Liehe 
unterwiesen  und  habe  drittens  die  Ritterpflichten  kennen  zu  lernen,  vor 
allem  das  Gebot  der  Schweigsamkeit  zu  beobachten,  das,  wie  Newell 
zeigt,  in  der  mittelalterlichen  Spruchweisheit  als  erste  Pflicht  hingestellt 
wird.  Eine  Parallele  zur  Grundidee  des  Perceval  soll  die  Legende  von 
Barlaam  und  Josaphat  bieten :  ähnlich  wie  Josaphat  im  christlichen  Glauben 
unterwiesen  und  bekehrt  wird,  obgleich  sein  Vater  ihn  mit  allen  Mitteln 
davor  zu  bewahren  suchte,  soll  Perceval  zum  Ritter  erzogen  werden,  wo- 
vor ihn  seine  Mutter  vergeblich  hüten  wollte.  Den  Gral  —  eine  Ab- 
leitung von  crater  —  habe  man  bei  Crestien  als  etwas  ganz  Nebensäch- 
liches und  Zufälliges  zu  betrachten ;  nichts  weise  bei  ihm  auf  eine  Beziehung 
zur  Eucharistie,  sondern  Gral,  Schwert  und  Lanze  sind  rein  literarische  Re- 
quisiten. Perceval  könne  seine  Aufgabe  erst  nach  strenger  Erziehung 
erfüllen  und  müsse  zuvor  Enttäuschungen  erfahren.  —  Wahrscheinlich 
beruhe  die  Komposition  auf  Sagenelementen,  die  in  literarischer  Absicht 
frei  verwoben,  d.  h.  um  eine  Hauptidee  gruppiert  wurden;  Crestien  mag 
Vorläufer  gehabt  haben,  die  in  ähnlichem  Sinne  wirkten,  aber  einem 
kymrischen  Erzähler  wäre  derartiges  nicht  zuzutrauen.  Crestien  müsse 
eine  Erzählung  vielleicht  agn.  Ursprungs  über  Perceval  gekannt  haben; 
war  sie,  was  möglich  sei,  komisch  gehalten,  so  habe  ihr  erst  Crestien 
ernste  Bedeutung  beigelegt.  Auf  Crestiens  ritterlichen  Roman  folgte 
Roberts  von  Boron  religiöses  Gedicht,  der  an  Widersprüchen  reiche 
Joseph  von  Arimathia;  in  ihm  wurde  der  geheimnisvolle  Gral  unter  Be- 
nutzung von  apokryphischen  Werken  und  Winken  in  Wilhelms  von 
Malmesbury  De  Äntiquitate^^^)  mit  christlichen  Symbolen  verbunden 
und  dem  Abendmahlskelch  gleichgestellt.  Robert  von  Boron  sei  so- 
nnt als  Schöpfer  der  Gralsage  zu  bezeichnen.  CVestiens  Werk 
sowie  dasjenige  Roberts  von  Boron  blieben  unvollendet  - —  Newell  will 
Robert  nicht  nur  den  Perceval,  sondern  auch  den  Merlin  absprechen — . 
Fortsetzer  versuchten  nun,  die  Auffassungen  dieser  beiden  Dichter  mit- 
einander in  Einklang  zu  bringen  und  Hessen  ihrer  Phantasie  freien  Lauf. 
Die  Fortsetzer  Crestiens  verwoben  dessen  Winke  mit  Gemeinplätzen  der 
romantischen  Dichtung,  wie  Newell  für  einige  Episoden  zu  zeigen  sucht; 
möglich  ist  es,  dass  Mennecier,  sicher,  dass  Gerbert  die  Galaadversion 

318)  S.  dessen  Bemerkung  in  seinem  oben  zitierten  Buch  8. 94.  819)  Cam- 
bridge, Mass.  Ch.  W.  Sever  &  Co.,  licipzig,  Harrassowitz  1902,  VI  +  94S.  8*. 
320)  S.  dazu  8.  93. 


E.  Freymond.  H  271 

kannte.  Im  Perceyal-Didot  werden  Motive  Roberts  und  Crestiens  mit 
solchen  aus  der  zweiten  Fortsetzung  Crestiens  vermischt.  Newell  be- 
spricht weiterhin  die  Gralaadromane,  d.  h.  den  Grand  Saint  Graal,  den 
man  besser  mit  dem  Namen  Nascien  bezeichnen  sollte,  den  Agravain, 
die  Queste,  hebt  in  kurzen  Analysen  die  wichtigsten  Motive  hervor  und 
betont  ihre  Abhängigkeit  von  jeweils  älteren  Gralromanen.  Nach  einigen 
allgemeinen  Bemerkungen  über  die  Art  der  Entwicklung  und  der  Be- 
arbeitungen mittelalterlicher  Romane  zieht  Newell  noch  die  ausländischen 
Versionen,  namentlich  Wolframs  Parzival,  heran  und  glaubt,  dass  Wolfram 
irgendwelche  fragmentarische  Kenntnisse  zeitgenössischer  Romane  frei  um- 
gemodelt und  in  dem  Stoff  seiner  Hauptquelle,  Crestien,  untergebracht 
habe.  Dabei  werden  aber,  wie  W.  Golther  in  seiner  im  allgemeinen 
zustimmenden  Besprechung  von  Newells  Arbeit ^^^)  mit  Recht  hervorhebt, 
weder  Kiot  noch  die  Beziehungen  zu  Anjou  berücksichtigt.  Was  Hein- 
rich von  dem  Türlin  betrifft,  so  habe  er,  meint  Newell,  Crestien,  dessen 
ersten  Fortsetzer  und  Wolfram  benutzt,  ferner  Züge  aus  der  Mule  sans 
frein,  sowie  aus  den  Lais  vom  Hörn  und  vom  Mantel^  bezw.  aus  nicht 
erhaltenen  Fassungen  dieser  Lais  verwertet  und  im  übrigen  seine  Er- 
findung schalten  lassen.  Nach  Scheidung  der  originellen  und  der  mit 
dem  Conte  du  Gral  übereinstimmenden  Hauptmotive  wird  der  Peredur 
als  freie  Umarbeitung  der  genannten  Vorlage  bezeichnet;  der  Sir  Perceval 
sei  das  Werk  eines  ungebildeten  Minstrels,  der  seinen  Stoff  schlechter 
mündlicher  Überlieferung  verdanke.  Endlich  sieht  Newell  auch  den  Biaus 
Desconus,  den  Carduino  und  Tyolet  als  Schösslinge  des  Percevals  Crestiens 
bezw.  seines  ersten  Fortsetzers  an  und  beschäftigt  sich  auch  kurz  mit 
Volks-(Dümmlings-)märchen,  von  denen  das  von  Peronnik  Pidiot*^'^)  zwar 
Züge  der  Artusdichtung,  aber  keine  nähere  Verwandtschaft  mit  CVestien 
aufweist.  Die  gälische  Ballade  Laoidh  an  Amadan  M6ir  (Lay  of  the 
Great  Fool)  hat  sicher  mit  dem  Gral  nichts  zu  tun  und  die  Story  of 
the  Great  Fool,  der  Nutt  s.  Z.  eine  grosse  Bedeutung  zusprechen  wollte, 
sei  nicht  mit  Perceval  verwandt,  sondern  enthalte  nur  einige  nebensäch- 
liche, übrigens  weit  verbreitete  Züge  der  Sage.  Endlich  werden  noch 
Tennysons  Holy  Grail  und  Wagners  Parsifal  kurz  berührt.  —  Nur  der 
Vollständigkeit  wegen  sei  zur  Gralfrage  noch  eine  Abhandlung  von 
A.  T.  Vercoutre  genannt,  Un  problöme  litt^raire  r^solu.  Ori- 
gine  et  genese  de  la  legende  du  Saint-Graal^22aj^  j^g  „j^ßj^  ^[gjj^^ 
was  in  der  Romania  XXXI  170  f.  darüber  zu  lesen  ist,  trotz  des  zu- 
versichtlichen Titels  ein  Kuriosuni  ist^*^). 

321)  ZFSL.  26'*  10—12.  322)  S.  E.  Souvestre,  Le  foyer  breton.  Paris 
1874,  n  137 ff.;  s.  übrigens  dazu  W.  Hertz  a.  a.  O.  493.  322a)  Paris, Leroux 
1901.  24  B.  8^  323)  Höchst  beachtenswert  dagegen  sind  die  seitdem  erschieDene 
Arbeit  des  Theologen  Willy  Staerk,  über  den  Ursprung  der  Gral- 
legende. Ein  Beitrag  zur  christlichen  Mythologie.  Tübingen  u. 
Leipzig  1903,  der  den  keltischen  Ursprung  der  Gralidee  zurückweist  und  sie  auf 
Grund  der  Legende  zu  deuten  sucht.  Die  Gralsage  sei  entstanden  aus  realistisch, 
paganistisch  gefassten  Vorstellungen  des  Abendmahlsakraments;  ferner  die  Be- 
sprechung dazu  von  K.  Burdach  DLZ.  1903,  S.  3000— 3058,  weiter  Burdachs 
Ausführungen. ibid.  S.  2821— 2824  und  ASNS.  CVIII  31  ff.,  der  dafür  eintritt, 
dass  die  Gralsage  aus  altchristlichen  Pilgermärchen  und  aus  der  Popularisie- 
rung, Paganisierun^  und  Magisierung  der  Messliturgic,  insbesondere  des  Vorbe- 
reitungsteilcs  und  der  grossen  lutroitusprozession  herzuleiten  sind. 


II  272     Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.   1899  bezw.  1895—1902. 

Einzelheiten.  In  der  Einleitung  zu  seiner  Lancelot- Ausgabe 
S.  CXLII  spricht  W.  Foeester  die  Vermutung  aus,  das  livre,  die 
Quelle  Crestiens,  sei  nur  eine  kurze  Prosaerzahluug  in  der  Art  der 
Exempla  und  der  Quelle  für  den  Cliges  gewesen ;  dennoch  soll  es 
(S.  CXLI)  den  uns  sonst  bekannten  [doch  immer  verhältnismässig  um- 
fangreichen] Graltexten  ähnlich  gewesen  sein^**).  —  Ober  eine  von  der 
Pariser  Nationalbibliothek  erworbene,  vordem  unbekannte,  leider  fragmen- 
tarisch  erhaltene  Handschrift  des  Perceval,  die  mit  Mss.  frau^.  12576 
nahe  verwandt  ist^  s.  Ro.  XXIV  622.  —  Nach  Voretzbch,  Epische 
Studien  I  146  f. '^*)  soll  dem  Huondichter  unter  anderen  das  Perceval- 
motiv  vorgeschwebt  haben ;  das  Hunger  und  Durst  stillende  Wunderhom 
erinnere  an  den  Gral:  s.  ib.  126^^^).  —  Nach  der  ersten  Fortsetzung 
von  Crestiens  Perceval  wird  ein  Sohn  Gauvains  im  Chäteau  de  Li» 
erzogen;  nach  F.  Lot^^')  spreche  das  für  die  keltische  Herkunft  der 
unmittelbaren  Vorlage:  Llys  bedeutet  auf  walisisch  „Sehloss^'^  und  wurde 
für  einen  Eigennamen  gehalten;  es  liege  somit  eine  Tautologie  vor.  — 
Die  erste  Fortsetzung  von  Crestiens  Perceval  enthält  bekanntlich  die 
Episode  von  Caradoc,  der,  wie  sich  herausstellt,  nicht  der 
Sohn  eines  gleichnamigen  Caradoc,  sondern  eines  Zauberers  ist.  Cara- 
doc der  jüngere  wird  von  einer  Schlange,  die  sich  an  seinem 
Arme  festsaugt  und  ihm  den  Tod  bringen  sollte,  dadurch  befreit,  dass 
Cadors  Schwester  dem  Tier  ihre  nackte  Brust  darbietet.  Cador  schlägt 
der  Schlange,  die  sich  an  der  Brust  festgebissen,  den  Kopf  ab,  zugleich 
aber  auch  einen  Teil  der  Brust,  die  auf  wunderbare  Weise  durch  eine 
goldene  ersetzt  wird.  Ein  Aufsatz  von  Miss  Carrie  A.  Harper 
Carados  and  the  serpent^^^)  machte  auf  verwandte  Versionen  in 
einem  gälischen  Märchen  und  einer  angloschottischen  Ballade  aufmerksam 
und  gab  die  Veranlassung  zu  einer  Untersuchung  von  G.  Paris,  Cara- 
dos et  le  serpent^*®),  nach  welcher  die  ursprünglich  irische  Sage  einer- 
seits nach  Schottland,  andererseits  nach  der  Bretagne  gekommen  sei,  wo 
sie  erst  mit  Karada wc  verbunden  wurde;  von  der  Bretagne  aus  sei  sie  in 
den  Perceval  sowie  nach  Wales  gelangt.  Eine  Reihe  anderer  Punkte 
werden  zugleich  besprochen,  so  der  Beiname  des  Caradoc,  nämlich  Breich- 
bras  {breich  =  lyi'achium^  bras  =  starky^^  volksetymologisch  um- 
gewandelt zu  afz.  Briebras  [Kleinarm  bei  Wisse-Colin),  ferner  Keusch- 
heit«proben,  der  Ursprung  von  Monstren,  die  der  Zauberer  mit  verschiedenen 
Tieren  zeugte.  —  F.  Lot  bestritt  einige  Folgerungen  von  G.  Paris  in  seinem 
Artikel  Carados  et  Saint  Patern  ^^*).  Die  Episoden  von  der  Schlange 
und  die  Keuschheitsprobeji  von  Mantel  und  Hörn  seien  skottischer  Her- 


324)  Foersters  Behauptung  S.  CXL  „Alle  Gralfassungen  gehen  stpfflich 
nur  soweit  als  P  geht,  der  bekanntlich  unvollendet  ist*',  verstehe  ich,  offen  ge- 
sagt, nicht  325)  S.  oben  S.  216  Anm.  Id.  32G)  Da  das  Wunderhom  auch 
die  Gabe  hat,  Krankheiten  zu  heilen,  könnte  man  ihm  m.  E.  auch  den  wunder- 
baren, am  Tore  der  Hagia  Sofia  angebrachten,  einer  Flöte  ähnlichen  Riegel  zur 
Seite  stellen,  der  nach  den  Aussagen  von  Chronisten  wie  Robert  de  Clan  und 
Antonius  von  Nowgorod  Kranke  heilte,  wenn  sie  ihn  in  den  Mund  nahmen. 
Vgl.  hierzu  E.  Galtiers  gelehrten  Aufsatz  Bvzantina  in  Ro.  XXIX  501—527. 
327)  Ro.  XXIV  322.  328)  MLN.  XIII  417-431.  329)  Ro.  XXVIII  214^231. 
330)  8.  dazu  Zimmer  in  Focrnters  Laucelotausgabc  {!>.  CXXIV.  381)  Ro. 
XXVIII  568-578. 


E.  Freymond.  II  273 

kunft)  sie  seien  wahrscheinlich  von  Nordwestschottland  aus  den  benach- 
barten Briten  von  ßtrathclyde  und  Cumberland  übermittelt  worden,  die 
sie  auf  einen  ihrer  Haupthelden,  Caradoc  Breichbras,  übertrugen.  Von 
den  Nordbriten  kamen  die  an  Caradoc  und  seine  Frau  Tegau  Eurvron 
anknüpfenden  Episoden  wohl  schon  zusammenhängend  nach  Wales  und 
nichts  spreche  für  Volkssagen  über  Caradoc  in  der  Bretagne.  Die  Caradoc- 
episode  im  Ferceval  gehe  auf  eine  mündliche  oder  geschriebene  wali- 
sische Quelle  zurück.  —  Peredurs  Körperkräfte  scheinen  —  dar- 
auf schloss  F.  LoT^^^)  aus  einer  Stelle  der  bekannten  walisischen  Er- 
zählung —  ähnlich  denjenigen  Gauvains  von  den  Tageszeiten  abhängig 
zu  sein,  ein  zweifellos  mythischer  Zug,  der  nicht  auf  den  Ferceval  über- 
tragen wird.  —  Peredurs  Sohn  heisst  in  einem  im  Schwarzen  Buch 
von  Caermarthen  (3.  Viertel  des  12.  Jahrhunderts)  enthaltenen  Qral- 
gedicht  Mor;  ihm  stellt  F.  Lot  ^*^)  Percevals  Sohn  Moriaen  im 
mndl.  Lancelot  gegenüber,  der  wohl  unter  volksetymologischem  Einfluss 
des  Namens  (nämlich  fz.  Maure)  zu  einem  Neger  gestempelt  wurde. 

Friedrich  Kraus  sucht  in  seiner  Dissertation  Über  Girbert  de 
Montreuil  und  seine  Werke*^*),  auf  Grund  einer  Untersuchiuig  von 
Versbau,  Sprache,  Wortschatz  und  Stil  den  Nachweis  zu  führen,  dass 
Girbert  de  Montreuil,  der  Verfasser  des  Boman  de  la  Violette,  mit  Ger- 
bert, dem  Fortsetzer  von  Crestiens  Ferceval,  identisch  ist.  Er  hält  es  für 
wahrscheinlich,  dass  die  Percevalfortsetzung  10—15  Jahre  älter  ist  als 
der  Veilchenroman,  der  zwischen  1225  und  1230  zu  setzen  ist,  er  hält 
es  für  möglich,  dass  auch  das  kleine  Gedicht  De  Oroifignet  et  Petit 
von  demselben  Girbert  herrühre  ^^*).  Gegen  die  sprachlichen  Ausführungen 
lässt  sich  einiges  einwenden  *^*).  Im  letzten  Abschnitt  wird  allerlei  Formel- 
haftes herangezogen,  was  wenig  besagt;  einige  wörtliche  Übereinstimmungen 
(s.  S.  70  ff.)  sind  allerdings  auffallend.  Falsch  ist  S.  25  der  Hinweis 
auf  Guis  de  Cambrai  Vengeance  d' Alexandre.  —  Die  Identität  der  beiden 
Gerbert  stützte  Maurice  Wilmotte  durch  neue  Argumente  in  seinem 
Aufsatz  Gerbert  de  Montreuil  et  les  Berits  qui  lui  sont  attri- 
bu6s^^').  Die  Suite  de  Tristrant,  die  Gerbert  arrienda  ,  ,  tot  a  coth- 
pas  f?]'*®),  ist  nach  Wilmotte  nicht,  wie  Kraus  S.  10  annahm,  eine 
Fortsetzung  von  Crestiens  verlorenen  Tristan,  sondern  eine  Episode  in 
Gerbeits  nur  zum  Teil  bekannter  Percevalfortsetzung^^®). 

Eine  Reihe  von  Untersuchungen  über  Wolframs  Quellen^*®) 
haben    zu   gar   verschiedenen   Ergebnissen   geführt,    an    die  im  folgenden 

332)  Ro.  XXIV  323 f.  333)  Ibid.  336 f.;  s.  auch  W.  Hertz,  Parzival  von 
Wolfram  von  Eschenbach,  S.  476.  334)  Würzburger  Diss.  Erlangen  1897, 
83  S.  8*.  335)  Nach  Gröber  Grundrise  IV  532  ist  der  Veilchenroman  Gerberts 
erstes  Werk;  auch  nach  Suchier,  Literaturgeschichte  S.  202  sind  die  Verfasser 
der  beiden  Epen  identisch.  336)  S.  A.  Tobler  im  A8NS.  IC  S.  206—207  und 
G.  COHN  in  DLZ.  1898,  S.  1526—29.  337)  BAcB.  Classe  des  Lettre«  1900, 
Nr.  3,  BruxeUes,  24  8.;  s.  dazu  Ko.  XXIX  481.  338)  8.  Potvins  Ferceval- 
ausgäbe  VI  213.  339)  Zur  Identität  Gauchers  de  Dourdau  (Donain)  mit 
Wauchier  de  Denain,  dem  Verfasser  von  Heiligenleben  s.  P.  Meyer  Ro. 
XXXII  583 — 586;  ausser  diesem  nach  meinen  Berichtsjahren  erschienenen  Artikel 
seien  noch  kurz  genannt  die  Aufsätze  von  Miss  J.  L.  Weston,  Wauchier  de 
Denainas  a  continnator  of  Perceval  and  the  prologue  of  the  Mens 
Ms.  in  Ro.  XXXIII  333ff.  und  Wauchier  de  Denain  and  Bleheris 
(Bledhericus)  ibid.  XXXIV  100  ff.    340)  S.  schon  oben  S.  264,  267,  271. 


II  274    Altfranzösisches  Kun8teix>8  und  Homanc.   1899  bezw.  1895— 11H)2. 

nur  kurz  erinnert  werden  soll,  da  einige  davon  im  Jahresbericht  bereit* 
besprochen  wurden.  Eduard  Wechssler**^)  stellte  nochmals  die  bei 
Crestien  fehlenden  Gralmotive  Wolframs  zusammen;  da  sich  fast  alles, 
was  Wolfram  über  Crestien  hinaus  vom  Gral  und  der  Gralfamilie  er- 
zählt, in  anderen  französischen  Texten  ebenso  —  [oder,  sagen  wir,  ähn- 
lich] —  vorfindet,  hält  er  die  Benutzung  Crestiens  und  weiterer  Quellen, 
vornehmlich  Guiots,  wenn  nicht  für  erwiesen,  so  doch  für  wahrschein- 
lich^*^). Nicht  lange  darauf  aber  betrachtete  er  Guiot  für  den  einzigen 
Gewährsmann  Wolframs  ^*^).  Dieselbe  Ansicht  vertraten  S.  Singer  in 
seinen  Bemerkungen  zu  Wolframs  Parzi vaT^**),  ferner  G.  Boet- 
TiCHER  in  seinem  Artikel  Noch  einmal  das  IX.  Buch  des  Parzi- 
val®**)  und  P.  Hagen  in  seinen  Untersuchungen  über  Kiot***). 
Singer  schloss  sich  dabei  Heinzeis  Auffassung^*')  an,  dass  Kiot  die  ge- 
meinsame Quelle  für  Crestien  und  Wolfram  war.  Eine  Vergleichun«: 
der  verschiedenen  dem  Titelhelden  gegebenen  Ratschläge  lässt  ihn  ver- 
muten, dass  in  der  gemeinsamen  Vorlage  die  Gralsuche  in  den  Rahmen 
eines  Ruodliebromans  gepresst  war,  welchen  Rahmen  dann  wieder  Crestien 
und  Wolfram  (oder  dessen  Vorlage)  zerschlagen  haben  ^*®).  Singer  hat 
Recht,  dass  man  sich  bei  der  Behandlung  der  Quellenfrage  des  Parzival 
nicht  bloss  auf  rein  mechanische  Vergleiche  beschninken  solle,  sondern 
die  Abweichungen  daraufhin  zu  untersuchen  habe,  ob  sie  den  Charakter  der 
Erfindung  durch  einen  deutschen  Dichter  oder  den  des  französischen 
Epos  tragen.  —  Hagen  will  zeigen,  dass  Kiot  mit  Plinius  und  Solinus 
gründlich  vertraut  war,  und  dass  die  gesamte  Gelehrsamkeit  im  Parzival, 
wie  sie  sich  in  den  Steinnamen,  in  Völkernamen  u.  s.  w.  zeige,  Kiot  zu- 
zuschreiben sei.     G.  RoETHE,  der  die  Existenz  Kiots  in  dubio  lässt^  be- 

341)  Zur  Beantwortung  der  Fragen  nach  den  Quellen  von 
Wolframs  Parzival  in  Philologische  Studien.  Festgabe  für  E.  Sievers,  Halle. 
Niemeyer  1896,  S.  237—251.  342)  S.  dazu  die  Bemerkung  von  O.  Behaghel 
LBlGRPh.  1898,  S.  115.  343)  S.  schon  JBRPh.  IV  n  394  und  die  Notizen 
in  Wechssler«  Sage  vom  Gral,  Guiot  und  Wolfram  S.  164—177  und 
Die  Ursachen  des  Verlustes  von  Guiots  Gedicht  S.  177f.,  vgl.  schon 
oben  S.  266  und  JBRPh.  V  ii  402  ff.  344)  AGPh.  Halle  1898,  84  S.,  vgl. 
JBRPh.  V  II  406.  345)  ZDA.  45,  149—152.  346)  Ibid.  187-217.  347)  S. 
JBRPh.  III  178  ff.  348)  Diese  Auseinandersetzungen  bilden  den  ersten  Teil 
der  Abhandlung;  der  zweite  gibt  Erklärungen  religiöser  Vorstellungen  bei  Wolf- 
ram. In  weiterem  Umfang  hatte  schon  vorher  Anton  Sattlee,  Die  religiösen 
Anschauungen  Wolframs  von  Eschenbach  — (Grazer  Studien  zur  deutschen 
Philologie,  hsg  v.  A.  E.  Schönbach  u.  B.  Seuffert,  H.  1)  Graz,  Styria  1895.  112S.  8« 
—  dies  Thema  behandelt,  und  zwar  auf  Grund  einer  ständigen  Vergleichune  mit 
Werken  von  Theologen,  die  Wolframs  Zeitgenassen  waren  oder  vor  ihm  lebten. 
Der  Verfasser,  der  selbst  Theologe  ist,  arbeitet  mit  einem  dem  Philologen  sonst 
fern  liegenden  gelehrten  Apparat,  so  dass  er  Romanisten  und  Germanisten,  nament- 
lich dem  Nichtkatholiken,  mannigfache  Belehrung  bringt.  Die  Gralsage  las»! 
er  aber  beiseite«  da  er  der  Meinung  ist,  die  Feststellung  der  positiven  religiösen 
Anschauungen  Wolframs  bilden  dazu  eine  Vorarbeit.  Obgleicn  das  Endresultat 
der  ganzen  Untersuchung  Sattlers  darauf  hinweist,  dass  Wolfram  —  wenn  man 
von  den  neutralen  Engeln  absieht  —  in  seinen  religiösen  Anschauungen  der  her- 
kömmlichen Schulmeinung  folgt,  so  wäre  die  auch  so  dankenswerte  Unter- 
suchung fruchtbringender  gewesen,  wenn  auch  franzosische  Graltexte  herange- 
zogen worden  wären.  Nur  an  einer  einzigen  Stelle  (S.  70)  wird  ein  altfranzösischer 
Text  erwähnt,  nämlich  ein  „sehr  altes  Missale'S  das  ein  dem  eigenartigen  Glaubens- 
bekenntnis des  Feirefiz  ähnliches  Glaubensbekenntnis  enthält. 


E.  Freymond.  II  275 

streitet  das ^^'j.  —  Dafür,  das8  Wolfram  allein  auf  Crestien  beruhe, 
traten  ein  Julius  Lichtenstein,  Zur  Parzivalfrage^^®)  und  Ludwig 
Grimm^  Wolfram  von  Eschenbach  und  die  Zeitgenossen^'^); 
ähnlich  äusserte  sich  kurz  W.  Foerhter  (Lancelot  S.  CXXXI):  W.  (Wolf- 
ram) gibt  im  wesentlichen  P  (Crestiens  Perceval)  treu  wieder  ^*^). 

Schliesslich  sei  noch  darauf  aufmerksam  gemacht,  das«  sich  in  dem 
Abenteuerroman  8one  de  Nausay'*^)  V.  4569ff.  eine  Episode  findet, 
in  der  eine  in  mancher  Beziehung  eigenartige  Geschichte  von  Joseph 
d'Abarimathie  eingeflochten  ist.  Goldschmidt  Verwies  S.  556  auf  Ähn- 
lichkeiten mit  der  Darstellung  bei  Wolfram;  8.  Singer  ging  in  seiner 
Abhandlung  Über  die  Quelle  von  Wolframs  ParzivaP")  näher 
darauf  ein.  Es  handelt  sich  namentlich  um  folgende  Punkte:  „Die  Krank- 
heit des  Gralkönigs  als  Strafe  für  Liebe  zu  einer  Heidin,  die  hässliche 
Botin  aus  dem  Lande  des  Grals,  ihre  Botschaft  vermischt  mit  Bot- 
schaft und  Gericht  der  Vorgeschichte,  in  der  eine  Gralprinzessin  und  eine 
französische  Fürstin  sich  um  den  Helden  bewarben,  endlich  Anschluss 
der  Schwanrittersage." 

Zu  den  Romanzyklen.  Der  Kompilation  des  Robert  von  Boron, 
die  aus  acht  Branchen  bestanden  haben  soll  —  1.  Joseph  von  Arimathia, 
2.  Merlin,  3.  Alain,  4.  Petrus,  5.  Moyses,  6.  Bron,  7.  Queste,  8.  Mort 
d'Artus  —  sowie  deren  mutmasslichen  Quellen  widmete  E.  Wechssler 
einen  kleinen  Exkurs  in  seinem  Büchlein  Sage  vom  Gral  S.  12401 
Ebenda  S.  126 ff.  handelt  er  von  dem,  vor  1189  angesetzten,  fünf  Branchen 
—  1.  Joseph  von  Arimathia,  2.  Bekehrung  des  Mogdain-Evalac  und 
Seraphe-Nascien,  3.  deren  und  Celidoines  Versuchungen,  4.  Bekehrung 
Englands,  5.  Queste  —  umfassenden  Gralzyklus  des  Walter  Map  und 
setzt  in  aller  Kürze  seine  Auffassung  von  der  Entwicklung  des  Gral- 
Lancelot-Zyklus  auseinander.  Die  beiden  Zyklen,  die  inhaltlich  in  mehreren 
Branchen  übereinstimmen  (Robert  1.  3 — 7,  bezw.  Map  1.  4.  5),  in  zweien 
ganz  voneinander  abweichen  (Robert  2.  8,  bezw.  Map  2.  3)  seien  von 
einem  dritten  Unbekannten  derart  gemischt  worden,  dass  in  den  Map- 
zyklus der  Merlin  zwischen  4  und  5,  die  Mort  d'Artus  an  den  Schluss 
gesetzt  wurde.  Den  so  auf  sieben  Branchen  angewachsenen  Zyklus  ver- 
band dann  ein  Vierter  mit  einer  ganz  anderen  Romanreihe,  nämlich  mit 
dem  Lancelot,  der  z.  T.  vor,  z.  T.  hinter  die  Queste  eingeschoben  wurde; 
so  ergaben  sich  neun  Branchen.  Diese  Kompilation  ist  nun  in  der  ur- 
sprünglichen Fassung  nicht  überliefert,  sondern  nur  in  zwei  Bearbeitungen 
zweier  Unbekannter  (Pseudomap  und  Pseudorobert),  von  denen  jeder 
selbständig    eine    zehnte    Branche,    die  Suite    Merlin^**),    einschob.     Der 

349)  ZDA.  45,  223—227.  350)  BGDSL.  XXII  1—93.  351)  I.  Teil; 
Zur  Entstehung  des  ParziFal.  Leipziger  Dies.  1897;  s.  dazu  und  zu  Lichten- 
ßteins  Arbeit  JBRPh.  V  ii  404  ff.  352)  Endlich  sei  hier  bemerkt,  dass 
E.  Bernhardt  über  die  Person  der  Anrede  in  Crestiens  Erec,  Yvain  und  Perce- 
val, ferner  auch  im  Tristan  des  Thomas  sowie  in  dem  Nationalepos  Aliscans 
bandelt  in  seiner  Abhandlung  Über  du  und  ir  bei  Wolfram  von  Eschen- 
bach, Hartmann  von  Aue,  Gottfried  von  Strassburg  und  tu  und  voa 
in  den  entsprechenden  altfranzösischen  Gedichten  in  ZDPh.  39, 
368—390,  besonders  381  ff.  353)  Hsg.  von  Moritz  Goldschmidt.  LV.  Bd.  216. 
1899.  656  8.  354)  ZDA.  44,  321—342,  besonders  S.  327  ff.  355)  Im  Pseudomap 
ist  die  Suite  Merlin  derLivre  d'Artus;  die  Suite  Merlin  im  Pseudorobert  ist  der 


II  276     Altfrauzößisches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

Pseudoniap  ist  uns,  wenig  gekürzt,  in  zahlreichen  Handschriften  über- 
liefert, von  dem  Pseudorobert  aber,  der  wiederholt  gekürzt  wurde,  sind 
uns  nur  wenige  Reste  der  ursprünglichen  Redaktion,  grössere  Bruchstücke 
aber  von  zwei  Kürzungen  erhalten.  —  Alle  diese  Ergebnisse  teilt  Wechssler 
a.  a.  O.  in  aller  Kürze  ohne  jede  Motivierung  mit.  Vorher  hatte  er  sich 
in  seiner  Habilitationsschrift  Über  die  verschiedenen  Redaktionen 
des  Robert  von  Borron  zugeschriebenen  Graal-Lancelot- 
Cyklus^^®)  eingehender  mit  dem  Pseudorobert  befasst.  Für  beide  Zyklen 
nahm  er  nur  die  sechs  Branchen  an,  die  P.  Paris  in  seiner  Analyse  des 
Gral-Lancelot-Zyklus  angegeben  hatte,  nämlich  1.  Gral,  2.  Merlin,  3.  8uite 
Merlin,  4.  Lancelot,  5.  Queste,  6.  Mort  d'Artus.  Abgesehen  von  der 
Suite  Merlin,  die  in  beiden  Zyklen  ganz  verschiedene  Texte  repräsentiert, 
unterscheiden  sich  die  beiden  Zyklen  hauptsächlich  dadurch,  dass  der 
Pseudorobert^^')  Teile  aus  dem  Prosa-Tristan  aufgenommen  hat  Auf 
Grund  einer  Durchsicht  der  Pariser  Gral-  und  Lancelothandschriften  ver- 
suchte nun  Wechssler  die  verschiedenen  Redaktionen  des  Pseudorobert 
festzustellen  und  besprach  zunächst  die  gekürzten  Redaktionen.  Eine 
jüngere  Kürzung  {Pseudarobert  C),  z.  T.  durch  Hs.  Huth**^)  ver- 
treten, ergab  eine  Trilogie,  deren  drei  gleiche  Teile  enthalten  1.  Merlin  **•) 
und  den  Anfang  der  Suite  Merlin,  2.  ein  weiteres  Bruchstück  der  Suite 
Merlin,  3.  eine  Queste  und  Mort  d'Artus.  C  beruht  auf  der  Redaktion 
^360 j  ß^  g|,jg  ältere  Kürzung  des  Pseudorobert,  war  ebenfalls  eine 
Trilogie  aus  drei  gleichen  oder  annähernd  gleichen  Teilen,  nämlich  1.  ein 
Li  vre  del  Graal  (heute  verloren),  2.  Merlin  und  Suite  Merlin  (erhalten 
z.  T.  in  Hs.  Huth,  z.  T.  in  der  Hs.  Paris  f.  fr.  112),  3.  eine  Queste 
und  Mort  d'Artus;  das  dritte  Drittel  ist  uns  in  der  portugiesischen 
Demanda'^^),  teilweise  auch  in  den  Pariser  Hss.  f.  fr.  343  und  112,  bezw. 
die  Branche  Mort  d'Artus  im  Palamedes  f.  fr.  340  überliefert  Der 
Redaktor  von  C  liess  das  erste  Drittel  von  B,  den  asketischen  Livre  del 
Graal  aus.  Der  ungeküi-zte  Pseudorobert  (A),  der  sich  von  B  bezw.  C 
dadurch  unterschied,  dass  er  auch  den  Lancelot  enthielt,  ist  nur  bruch- 
stückweise in  Trißtanhandschriften  auf  uns  gekommen.  Pseudohelie,  der 
Umarbeiter  des  Tristanzyklus  des  Luce  de  Gast^  kannte  Pseudorobert  A 
und  verweist  öfters  auf  ihn;  spätere  Abschreiber  nahmen  dann  grössere 
Abschnitte   aus  A    in    den  Tristanzyklus    auf.     Nachdem    schon  Sommer 

Text,  der  bisher  teilweise  nur  durch  die  Hs.  Huth,  teilweise  in  etwas  anderer 
Rezension  durch  die  portugiesische  Demanda  bekannt  ist.  356)  Halle  1895, 
64  S.  8".  357)  Pseudorobert  wird  der  eine  Zyklus  genannt,  weil  das  Ganze 
Robert  von  Boron  zugeschrieben  wurde;  im  Pseudomap  werden  einige  Branchen 
dem  Robert,  die  anderen  dem  Waltor  Map  zugeschrieben.  358)  S.  JBRPh. 
I  424  f.  359)  G.  Paris  dachte  sich  in  seiner  Ausgabe  des  Merlin  8.  LI  die  Ein- 
teilung anders,  nämlich  derart,  dass  der  Joseph  von  Arimathia  und  der  erste 
Teil  des  Merlin  den  ersten  Abschnitt  bildeten.  860)  0  soll  B  so  gekürzt  haben, 
dass  er  seine  Vorlage  einfach  dort  abbrach,  wo  sie  über  die  Grenzen  hinaus- 
reichte,  die  er  seinem  Werke  setzte.  H  dagegen  schnitt  nicht  einfach  am  Ende 
ab,  sondern  entfernte  im  Inneren  entbehrliche  Abschnitte.  361)  J.  CoRNU 
machte  Wechssler  —  s.  a.  a.  O.  S.  14  —  darauf  aufmerksam,  dass  auch  das 
zweite  (und  erste?)  Drittel  der  portugiesischen  Übertragung  erhalten  ist;  es  ist 
wohl  das  erste.  Vgl.  dazu  weiter  unten  S.  281  bezw.  ZRPh.  XXVI  170.  — 
R.  Wendriner  (LBlGRPh.  1895,  S.  57  Anm.)  entdeckte  Fragmente  einer  alt- 
venezianischen Version  dieser  Redaktion. 


E.  Freymond.  II  277 

die  Existenz  eines  solchen  Fragments  in  einer  Londoner  Hs.  des  Tristan 
konstatiert  hatte,  sucht  Wechssler  andere  Bruchstücke  dieses  Pseudorobert 
A  besonders  in  Malorys  me.  Kompilation  nachzuweisen,  indem  er  diejenigen 
Elemente  hervorhebt,  die  sich  an  analogen  Stellen  wohl  bei  Malory^**), 
nicht  aber  in  der  Redaktion  B  vorfinden;  Malory  gibt  die  Version  A  so 
mangelhaft  wieder,  dass  für  die  Kenntnis  von  A  die  Kürzung  B  immer 
noch  wertvoller  ist.  —  Was  den  verlorenen  Brait  Merlm  betriflTt,  so  soll 
das  nach  Wechssler  eine  Art  Biographie  Merlins  gewesen  sein;  die 
spanische  Übertragung  ei-setze  ihn  uns  zur  grosseren  Hälfte.  Der  Ver- 
fasser oder  vielmehr  der  Redaktor  <les  Brait  Merlin,  Helie,  behielt  aus 
der  Redaktion  A  den  Merlin  ganz  bei,  die  Suite  nur,  insoweit  sie  auf 
Merlin  und  Baudemagus  Bezug  nimmt  ^•^).  Der  Redaktor  B  des  Pseudo- 
robert hatte  bei  der  Herstellung  seiner  Trilogie  ausser  der  ungekürzten 
Redaktion  A  auch  den  Brait  Merlin  vor  sich;  bei  seinen  Kürzungen 
liess  er  Abschnitte,  die  im  Brait  vorhanden  waren,  fort  und  verwies  auf 
diesen  Text  Der  Redaktor  C  knüpfte  an  Titel  (Brait)  und  Verfasser- 
namen (Helie)  allerlei  Fiktionen  und  schrieb  dem  Werke  alles  das  zu, 
•was  er  von  seiner  Vorlage  B  fortliess.  —  Wechssler  hat  sich  in  seiner 
Habilitationsschrift  eine  sehr  schwere,  aber  dankenswerte  Aufgabe  gestellt, 
die  viel  Geduld,  ruhige  Erwägung  und  klare  Darstellung  erfordert.  Die 
Darstellung  ist  nun  nicht  immer  durchsichtig  genug;  eine  reichlichere  Be- 
gründung wäre  erwünscht  gewesen.  Bei  so  verwickelten  Verhältnissen, 
wie  sie  augenscheinlich  bei  der  Entstehung  der  Prosaromanzyklen  vor- 
liegen, wird  erst  eine  Untersuchung  aller  Handschriften  der  Prosaroman- 
zyklen —  eine  Aufgabe,  die  freilich  die  Arbeitskraft  und  Geduld  eines 
Einzelnen  übersteigen  dürfte  —  zeigen,  inwieweit  Wechsslers  Resultate 
richtig  sind.  Soviel  ist  sicher,  dass  Wechssler  einige  Hss.  richtiger  ein- 
geordnet hat,  als  das  vordem  geschehen  war.  —  Von  seinen  zahlreichen 
Hypothesen  zur  Gralsage  und  zu  Graltexten  hat  Wechssler  einige  zu 
begründen  •  gesucht  in  seinen  Untersuchungen  zu  den  Gral- 
romanen***).  Er  bespricht  hier  Roberts  von  Boron  kleinen  Gralzyklus, 
die  Estoire  del  Oranl,  der  als  Roberts  Werk  ausser  Joseph,  Merlin, 
auch  der  Perceval  und  als  besondere  Branche  die  Mortd'Artus 
angehören  sollen  [?].  Er  glaubt,  dass  die  Stelle,  in  der  nach  der 
Modeneser  Hs.  des  Perceval  Crestien  genannt  ist,  interpoliert,  dass  da- 
gegen der  Passus  im  Perceval,  an  der  von  der  Lanze  des  Longinus  als 
der  wichtigsten  Reliquie  neben  Gral  und  Schüssel  erwähnt  wird,  echt  sei'**). 

362)  Bei  dieser  Gelegenheit  schliesst  Wcch«sler  auf  verschiedene  verlorene 
afz.  Original  werke,  die  nicht  bloss  für  Malory,  sondern  auch  für  Teile  des  ur- 
sprünglichen Gral- Lancelotzyklus  die  Quellen  abgegeben  haben  sollen;  sie  ge- 
hören zu  den  „zahlreichen  durch  Crestiens  Lancelot  hervorgerufenen  episodischen 
Lancelotromanen,  aus  denen  der  Prosaroman  Lancelot  kompiliert  ist".  Wechssler 
gibt  diesen  Romanen  die  Titel  Teriquam,  Gaheriet  Helaine  von  Ascalot,  Urre 
von  Hongre  [?|.  363)  In  seiner  anerkennenden  Besprechung  von  Wechsslers 
Arbeit  —  Ro.  XXIV  475  —  wandte  sich  G.  Paris  gegen  diese  Auffassung. 
Nach  ihm  ist  der  Brait  Merlin  eine  kleine  Branche,  die  ausser  der  Hauptepisode 
(Besuch  des  Baudemngus  an  Merlins  Grab)  nur  wenige  Abenteuer  dieses  Baude- 
magus  erzählt  habe.  364)  ZRPh.  XXIII  135—173.  366)  Wollte  man  uiit 
AN'cchssler  den  Perceval  Robert  zusprechen,  so  niüsste  man  sich  fragen,  warum 
Robert  die  Lanze  nicht  schon  im  JoHcph  von  Arimathia  herangezogen  hat. 


II  278    Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.   1899  bezw.  1895—1902. 

Der  Anglonormanne  Robert,  der  im  12.  Jahrhundert  schrieb'**),  benutzte 
—  meint  Wechssler  —  von  Crestien  unabhängige  Quellen,  die  eine  ein- 
fachere, ursprünglichere  Sagenform  darstellen;  daher  sei  Roberts  Zyklus, 
wenigstens  in  der  sagengeschichtlichen  Chronologie  älter  als  Crestien.  Die 
Widersprüche  zwischen  Perceval  und  Merlin  will  Wechssler  durch  Quellen- 
mischung erklären.  Er  handelt  von  den  vier  Branchen  Roberts,  näm- 
lich Alain,  Petrus,  Moyses,  Bron,  die  ein  Abschreiber  zwischen  den 
Branchen  Merlin  und  Perceval  hatte  ausfallen  lassen  und  deren  Inhalt 
sich  teils  aus  den  erhaltenen  Branchen  Roberts,  teils  aus  den  abweichenden 
Versionen  Walter  Maps  annähernd  bestimmen  lassen,  femer  von  der 
Komposition  Roberts.  Robert  habe  in  seinem  Zyklus  Quellen  zweierlei 
Art  —  Werke  über  Joseph  und  die  Graltafel  mit  Werken  über  Artus 
und  die  Runde  Tafel  —  vereinigt.  Wechssler  versucht  noch  die  Quellen 
von  Roberts  Gralzyklus  festzustellen:  man  habe  zwei  Hauptquellen 
anzunehmen,  nämlich  eine  Graüegende  von  Joseph,  Bron  und  Galaad, 
die  den  Branchen  Joseph,  Alain,  Petrus,  Moyses,  Bron  zugrunde  liegen 
und  Ansatzstücke  des  Perceval  darboten,  zweitens  den  sogen.  Pseudo- 
blasius,  eine  Merlinbiographie,  der  Robert  den  Merlin  und  einige  Epi- 
soden des  Perceval  und  der  Mort  d' Artus  verdanke.  Die  Gralsuche 
Galaads  ersetzte  der  Kompilator  durch  einen  höfisch-ritterlichen  Roman 
von  Percevals  Gralsuche  und  Hirschjagd,  der  auf  einen  vorcrestien sehen 
Roman  zurückgehe,  den  auch  Gaucher  und  Gerbert  benutzt  hätten.  Die 
Mort  d 'Artus  beruhe  auf  Martins  von  Rocester  Übersetzung  von  Galfrids 
Historia.  Den  überlieferten  Text  des  Joseph  habe  Robert  durch  Ein- 
schaltungen aus  einer  mystisch -symbolischen  Grallegende  kirchlichen 
Charakters  ergänzt,  in  der  der  Gral  nicht  mehr  als  Wunschgefäss, 
sondern  als  Blutreliquie  aufgefasst  war.  Robert  habe  endlich  wahr- 
scheinlich einer  weiteren  Quelle  eine  dritt-e  Anschauung  vom  Gral  als 
Abendmahlschüssel  entnommen  und  eine  Version  von  Merlins  Prophe- 
zeiungen benutzt.  Wechssler  nimmt  also  für  Robert  sechs  ^zw.  sieben 
Quellen  an;  das  ist  etwas  viel  und  zugleich  recht  unsicher.  Vor  allem 
wird  man  seinen  Nachweis,  dass  Robert  den  Perceval  geschrieben  habe, 
kaum  als  völlig  gelungenen  bezeichnen  können.  Der  Passus  in  Hs.  f. 
fr.  749  mit  Hinweis  auf  Martins  von  Rocester  Brutübersetzung  (s.  S.  138), 
die  über  frühere  Könige  von  Northumberland  Auskunft  .geben  soll,  ge- 
nügt m.  E.  nicht,  um  diesen  Text  für  eine  Quelle  Roberts  zu  erklären. 
Der  Beweis  für  die  These  (S.  136),  dass  in  den  Fortsetzungen  zu  Grestieas 
Perceval  wertvolle  Reste  verlorener  vorcrestienscher  Gral- 
dichtungen vorliegen,  ist  nicht  erbracht,  ebensowenig,  dass  Galaad 
einer  so  alten  Grallegende  angehörte,  u.  s.  w.  —  Wechsslers  Resultate 
sind  von  Gröber  und  Süchier  nur  zum  geringen  Teil  angenommen 
worden.  Es  sei  hier  mit  Nachdmck  auf  Grob  er  s  manchen  neuen  Ge- 
danken enthaltende  Ausführungen  zu  Robert  (Grundriss  11^  S.  521  ff.)  und 
zu  den  Prosaromanen  (ibid.  S.  724 ff.  und  996 ff.)  hingewiesen.  Aus 
Suchiers  kurzer  Darstellung  (S.  132 ff.  160 ff.  der  Literaturgeschichte) 
sei    hervorgehoben,    dass    der    Gral  —  prov.  graxal  —  in    den   ostfran- 

366)  S.  148:    Stil,  Diktion  Bollen   auf  eine  Zeit  hinweisen,  in  der  die  all- 
gemeine Technik  noch  eine  wenig  entwickelt«  war  [?J. 


E.  Freymond.  H  270 

zösisclion  und  proveiizjilischen  Mundarten  so  viel  wio  Mühle  bozoiehnet •^^'). 
—  In  seiner  These  De  Walterio  Mappio*'**^),  in  der  or  besonders  Maps 
Hauptwerk  De  Nugis  eurialiiim  bebandelt,  kommt  J.  Bardoux  (S.  1590*.) 
auch  auf  die  Frage  zu  sprechen,  mit  welchem  Recht  man'  Walter  >rap 
einige  Prosaromane  oder  wenigstens  Teile  davon  zuschreiben  dürfe. 
Bardoux  bejaht  die  Frage •*••)  mit  Argumenten,  die  im  allgemeinen  wenig 
beweisen;  neuere  Arbeiten  über  die  Prosaromane  sind  ihm  z.  T.  unbekannt 
geblieben,  und  wenn  er  S.  167  schliesst:  E  brevi  Mappii  carmine  tota 
hütoria  LancelloH  de  Lacu  tra^cii  originem,  qncmadmodmn  Magnum 
Sanctum  Qraalum  et  hiquisitio  de  S^.  Qraalo  .  .  .,  so  dürfte  er  mit 
dieser  Behauptung  nicht  viel  Anklang  finden. 

Zu  einzelnen  Romanen  der  Zyklen.  Joseph  von  Ari- 
mathia.  Um  Heimat  und  Abfassungszeit  des  Roman  du  Saint  Gral 
des  Robert  von  Boron  zu  bestimmen,  sieht  Max  Ziegler ^'^j  vollständig 
von  dem  Namen  des  Autors  und  dem  seines  Dienstherrn,  sowie  auch  von 
den  Beziehungen  des  Gedichts  zu  den  übrigen  Gralromanen  ab.  Er 
untersucht  ausschliesslich  den  Versbau^''),  ferner  z.  T.  etwas  gar  zu  breit 
und  nicht  fehlerfrei  Laut-  und  Formenlehre  des  Textes.  Danach  wäre 
dies  Gedicht  in  den  zwei  letzten  Jahrzehnten  des  12.  Jahrhunderts  ver- 
fasst,  und  zwar  vermutlich  in  dem  Grenzgebiet  zwischen  Ile  de  France 
und  Picardie,  genauer  im  südlichsten  Ponthieu  oder  Beauvaisis.  Allein 
es  finden  sich  vereinzelte  anglononnannische,  wallonische  Züge  u.  s.  w. 
Jedenfalls  zeigt  die  Untersuchung,  dass  die  s.  Z.  von  P.  Paris  ange- 
nommene lothringische  Herkunft  des  Verfassers  (aus  Boron  bei  Delle, 
d^p.  Haut  Rhin)  ebenso  unsicher  ist  wie  die  von  Hucher  vermutete  (am 
südlichen  Ende  des  Waldes  von  Fontainebleau  im  Gätinais)*'*). 

Von  der  nur  in  einer  einzigen  Pariser  Handschrift  (f.  fr.  337)  erhaltenen 
umfangreichen  Version  des  Li  vre  d'Artus,  mit  der  ich  mich  bereits  in  einer 
besonderen  Abhandlung  beschäftigt  hatte  ^'''j,  habe  ich  seitdem  eine  ziemlich 
ausführliche  Inhaltsangabe  mitgeteilt^'*),  die  von  einleitenden  Bemerkungen 
und  Anmerkungen  begleitet  ist.  Der  Kompilator  dieses  wohl  im  zweiten 
Viertel  des  13.  Jahrhunderts  verfassten  Abenteuerromans  bringt  eine 
Masse  von  Abenteuern,  von  denen  einige  Varianten  von  Episoden  in  be- 
kannten Artusepen  sind;  weiteres  ist  durch  die  anderen  Branchen  —  be- 
sonders durch  den  Lancelot  —  des  Zyklus  inspiriert,  in  den  der  Livre 

367)  Zu  der  ibid.  160  ausgesprochenen  Vermutung  Suchiers,  dass  die  Prosa- 
auflösuDgen  von  Roberts  Joseph  und  Merlin  wahrsdieinlich  für  die  ältesten 
Versuche  in  französischer  Originaiprosa  seien,  hat  G.  Paris  Bedenken  geäussert, 
G.  Paris  hält  einen  vor  1220  existierenden  Prosa-Lancelot  für  den  ältesten  fran- 
zösischen Prosaroman;  s.  JB.  1901,  S.  708.  368)  Thesim  Parisiend  Universi^ 
tati  propoeuit  J.  Bardoux.  Ck)lumbarii8  1900,  XII -[-207  S.  8^  369)  Ebenso 
Suchier  in  seiner  Literaturgeschichte  S.  161;  Gröber  verneint  sie  Onindriss 
11*725.  370)  Über  Sprache  und  Alter  des  von  Robert  de  Boron  ver- 
fassten Roman  du  Saint  Graal.  Leipziger  Diss.,  Gotha  1895,  95  8. 
371)  Ziegler  untersucht  da  hauptsachlich  den  reichen  Reim  nach  dem  s.  Z.  von 
mir  aufjsestellten  Schema.  Um  dem  Leser  zu  zeigen,  dass  er  nur  „annähernd" 
meine  Frozentziffern  erreicht,  hätte  er  gut  daran  getan,  diese  Ziffern  neben  die 
seinigen  zu  drucken.  372)  Vgl.  hierzu  Wechssler,  Sage  vom  Gral  8.  126  und 
ZRPh.  XXIII  142.  378)  S.  JBRPh.  III  187 f.  374)  E.  Freymond,  Bei- 
träge zur  Kenntnis  der  altfranzösischen  Artusromane  in  Prosa.  I. 
ZFSL  17»,  1— 12a 


II  280     Alfcfranzosifiches  Kunat43po»  und  Romano.    1809  bczw.  1805—1902. 

frArtuF«  als  letztes  ZwischoDglled  naehtracjlich  zwischen  Merlin  und  Lanc*elot 
eingefügt  wurde.  Öfters  wird  gleichsam  die  Vorgeschichte  von  Episoden 
des  Prosa-Lancelot  gegeben.  Die  Entstehung  verschiedener  Abenteuer 
wird  auf  die  verhassten  Sachsen  zurückgeführt.  Der  Text  ist  keineswegs 
uninteressant,  obwohl  eich  verschiedene  Motive  wiederholen  und  vieles 
schablonenhaft  erscheint,  obgleich  ferner  die  Darstellung  eine  ausserordent- 
lich breite  ist  und  namentlich  dadurch  ermüdet,  dass  ver.schiedene  Hand- 
lungen fortwährend  nebeneinander  hergehen  und  kaum  ein  Abenteuer 
ununterbrochen  ei-zahlt  wird^'*).  Ich  glaube  gezeigt  zu  haben,  dass  eine 
Episode  —  die  von  Guionmar  und  Morgan  —  deutlich,  und  zwar  nicht 
bloss  wegen  der  gleichen  Namen  der  Hauptpersonen,  sondern  dem  In- 
halte nach  an  erhaltene  lais  brefons  erinnert;  wie  diese  Episode,  so 
werden  nach  meiner  Vermutung  noch  andere,  mehr  oder  weniger  direkt, 
mit  anderen  verlorenen  Lais  zusammenhängen.  Allein  der  Kompilator 
schöpfte  sein  Sagengut,  das  er  z.  T.  in  älterer  Form  bietet  als  die 
Artusepen,  nicht  nur  aus  der  ntatiere  de  Bretmpie;  in  der  merkwürdigen 
Episode  der  Luide  Semblance  verwertete  er  einen  ursprünglich  griechi- 
schen Stoff,  eine  Variante  der  Medusen  sage®"®).  — 

Auf  zwei  in  der  Berner  Stadtbibliothek  aufbewahrten  Doppelblättern 
und  auf  einem  Handschrifteinband  konstatierte  der  Referent  verschie- 
dene Fragmente  des  Prosa-Lancelot^''''). 

Mort  d' Artus.  Hierhin,  und  zwar  zu  der  Szene  vom  sterbenden 
Artus  und  Giflet^'®)  kann  man  die  persische  Parallele  stellen,  die 
Reynold  A.  Nicholson®''®)  zu  der  Erzählung  von  Sir  Bedivere  und 
Artus'  Schwert  Excalibur  in  Tennysons  Passing  of  Arthur  aus  einem  Text 
des  12.  Jahrhunderts,  Tadhkiratu  'l-Auliyä,  hervorhebt.  Nicht  ein  Schwert, 
sondern  seine  theosophischen  Schriften  will  der  im  9.  Jahrhundert  lebende 
Al-Tirmidhi  in  den  Oxus  werfen  lassen.  Abu  Bakr  WarrÜg  erfüllt  die 
Bitte  zunächst  nicht;  als  er  es  tut,  fallen  die  Schriften  in  eine  an- 
geschwommene KistC;  die  sich  alsbald  scbliesst  und  die  Bücher  zu 
Al-Tirmidhis  Bruder  Kidr  bringen  soll.  — 

Auf  drei  Pariser  Handschriften,  die  Bruchstücke  des  Perle sv aus 
enthalten,  verwies  E.  Wechssler  *^®).  —  William  Albert  Nitze  geht 
in  seiner  Untersuchung  „The  old  french  Grail  Romance  Perle s- 
vaus,  a  study  of  its  principal  sources^^^)  auf  die  bisher  bekannten 

Handschriften    dieses    Romans    und    ihr  Verhältnis    zueinander    ein,    be- 

I 

375)  Ich  habe  diesem  Ü beistand  dadurch  abzuhelfen  gesucht,  dass  ich  die 
Episoden  und  Episoden  teile  beziffert  und  stets  auf  Zusatnmengehörendes  verwiesen 
habe.  376)  S.  S.  70  ff.  Nach  verschiedenen  mittelalterlichen  Texten  besass  Alexander 
das  Grorgonenhaupt;  s.  dazu  J.  Anitchkoff«  Anzeige  von  Wesbelofsky"  mir 
nicht  zugänglichen  Arbeit  Quelques  nouvelles  versions  orientales 
d'Alexandre.  Vizantiiskii  Vreniennik  1897  Nr.  3  und  4  in  Ro.  XXVIII  125f. 
—  Aus  meiner  Arbeit  darf  ich  vielleicht  noch  die  Anm.  S.  54  f.  hervoriieben, 
in  der  von  Monstris  hominum  die  Rede  ist,  femer  die  Anm.  8.  103  ff.,  in  der 
die  in  den  Livre  d'Artus  aufgenommene,  in  Einzelheiten,  wie  mir  scheinen  will, 
beachtenswerte  Übersetzung  des  Evangelium  Nicodemi  besprochen  wird.  377)E.Frey- 
MOND,  Handschriftliche  Miszellen,  in  AbhTobler  S.  308—314.  378)  Vgl. 
P.  Paris,  Romans  de  la  Table  Ronde,  t.  V  350f.  379)  The  Arthurian 
Legend,  a  Persian  parallel  in  Ath.  1901,  Nr.  3832,  S.  434.  380)  Hand- 
schriften des  Perlesvaus.  ZRPh.  XX  80—82.  381)  Diss.  Baltimore, 
J.  Murphy  Company  1902^  113  S.  8°;    s.  dazu  W.  Goltheb  ZFSL.  26*.  12 f. 


E.  Freymond.  If  281 

spricht  iiftoh  der  Oxforder  iiiul  einer  Pariser  Handschrift  das  in  Potvins 
Text  fehlende  Stück  der  Episode  Cercle  (Vor^  und  hält  es,  wie  s.  Z. 
Heinzel,  für  sicher,  dass  der  Perlesvaus  kein  für  sich  hcstehendes  Ganze 
bildet,  sopclern  zu  einem  Zyklus  gehört.  Es  werden  dann  die  bisher 
über  den  J^erlesvaus  von  Potvin,  Hucher,  Zarnke,  Birch-Hirschfeld, 
G.  Paris,  Heinzel  geäusserten  Ansichten  besprochen.  Der  in  den  erst<5n 
Jahren  des  13.  Jahrhunderts  verfasste  Roman  wollte  für  einen  Kreuzzug 
Stimmung  machen.  Die  Vorgeschichte  des  Grals  beniht  auf  den  An- 
gaben Roberts  von  Boron,  soweit  sie  nicht  mit  der  Hauptquelle,  Crestiens 
Perceval,  in  AViderspnich  stehen.  Nitze  vergleicht  die  Episoden,  die  dem 
Perlesvaus  und  dem  Perceval  Oestiens  und  seiner  Fort*>etzer  gemeinsam 
sind  und  sucht  zu  zeigen,  dass  der  Verfasser  des  Perlesvaus  aus  Crestiens 
Gedicht  und  dessen  ersten  beiden  Fortsetzungen,  also  aus  dem  sog. 
Pseudo-Gautier  und  Gautier  Verschiedenes  entlehnte  und  frei  verwertek^; 
er  ist  ein  nicht  gerade  geschickter  Kompilator;  seine  Widersprüche  werden 
sich  dadurch  erklären  lassen,  dass  er  einen  grossen  Teil  des  Stoffes  aus 
dem  Gredächtnis  niederschrieb.  Die  Fortsetzungen  Maneciers  und  Gerbers 
sind  ihm  nicht  bekannt  gewesen.  Unter  dem  Jehan  de  Nesle,  dem  die 
Hs.  B  ^^*)  gewidmet  wurde,  ist  mit  Potvin  der  ältere  des  Namens  zu  ver- 
stehen, der  im  vieilen  Kreuzzug  eine  hervorragende  Rolle  spielte;  da- 
gegen war  der  Bischof  von  Cambrai,  der  die  Dedikation  veranlasste,  nicht 
Roger  von  Waurin  (f  1191);  es  werde  wohl  Johann  IH.  von  Bßthune 
gewesen  sein.  —  Auf  verschieilene  portugiesische  und  spanische  Gral- 
romane, die  sich  handschriftlich,  bezw.  in  alten  Drucken  erhalten  haben, 
macht  Otto  Klob  aufmerksam  in  seinen  Beiträgen  zur  Kenntnis 
der  spanischen  und  portugiesischen  Gralliteratur^®^).  Er  zieht 
von  portugiesischen  Texten  heran  den  Liuro  de  Joseph  ab  Arimathia 
(16.  Jahrb.)  —  die  Bearbeitung  eines  älteren  verlorenen  portugiesischen, 
wohl  dem  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  angehörenden  Textes  — ,  die 
Istoria  do  emperador  Vespasiano  ^®*),  die  Demanda,  ferner  die  Geschichte 
von  Lnncelot,  Leonel  und  Galvan.  Von  spanischen  Texten  werden  kurz 
behandelt  die  Drucke  eines  Merlin  (nebst  Suite),  eine  Demanda  (samt 
Mort  d'Artus)  und  deren  nicht  erhaltene  Vorlage,  der  Baladro  del  sabio 
Merlin,  handschriftliche  Fragmente  eines  Joseph,  eines  Merlin  und  einer 
Demanda,  endlich  eine  Lancelothandschrift '^*).   — 

Zu  Perce forest,  speziell  zur  Episode  vom  treuen  Weibe ^®*)  sei 
bemerkt,  dass  Reinhold  Köhler^  Aufsatz  Zu  der  Erzählung  Adams 
von  Cobsam  The  Wright's  chaste  Wife  von  neuem  abgedruckt 
worden  ist^*').  —  Von  dem  isoliert  stehenden  Schössling  der  Artus- 
Prosaromane,  von  Ysaye  le  Triste  hat  J.  Zeidler*^®)  eine  ziemlich 
ausführliche  Inhaltsangabe  mitgeteilt;  der  Analyse  sind  die  beiden  Hand- 
schriften zu  Gotha  und  Darmstadt  zugrunde  gelegt.    In  den  kurzen  ein- 

382)  Nicht  der  Text,  wie  Suchier,  Literaturgeschichte  S.  163  meinte;  s. 
dazu  G.  Paris.  JS.  1901,  8.  709.  383)  ZRPh.  XXVI  168-205.  S.  177  Anm. 
wird  ohne  nähere  Angabe  eine  afz.  Artnshs.  der  Madrider  Nationalbibliothek  er- 
wähnt, ferner  eine  afz.  LaDcelothandschrift.  381^)  Vgl.  C.  Michaelis  de  Vasoon- 
celloe  und  Th.  Braga  im  Grundriss  IP  214  ff.  385)  Zum  span.  Lancelot  s.  jetzt 
G.  Baist  RF.  XXn  97f.  386)  8.  dazu  JBRPh.  IH  188f.  387)  Kleinere 
Schriften.  II  444ff.  388)  Der  Prosaroman  Ysaye  le  Triste,  ZRPh. 
XXV  175-214,  472—489,  641-668. 


II  282     Altfranzosischc»  KunstejK)««  «nd  Romane.   1899  bozw.  liS95— 1902. 

leitondon  Beniorkun«ron  verweist  Zeidlcr  darauf,  da;*?,  abgesehen  von 
Tristan,  Artus-  und  Graltexten,  die  aber  nicht  näher  angegeben  wenlen, 
als  Quellen  für  den  Roman  einige  Nationalepen  in  Betracht  kommen, 
besonders  der  Huon  de  Bordeaux,  für  einzehie  Züge  ferner  Aucassin  et 
Nicolette,  Gautiers  Eracle,  der  Florimont  und  Eneas.  Von  den  in  den 
Roman  eingestreuten  Gedichten  ist  das  eine  Nachahmung  des  allegori- 
schen Rosenromans,  das  andere  eine  solche  der  Voeux  du  paon.  Der 
Ysaye  gehört  noch  dem  14.  Jahrhundert  an.  — 

Lai8  bretans  und  Marie  de  France.  1899—1902^«»).  Hier 
sei  zunächst  F.  Lot^  Abhandlung  La  patrie  des  lais  bretons'*^) 
genannt,  eine  Erwiderung  auf  Bruggers  gegen  ihn  gerichteten  Angriffe 
betr.  die  Herkunft  der  Lais.  Lot  verweist  darauf,  dass  Britones,  Bri- 
iannij  getis  Britannica  bei  Heinrich  von  Huntingdon,  Wilhelm  von 
Malmesbury  u.  s.  w.  „Wälsche"  bedeuten  könne;  er  zeigt,  dass  schon 
seit  dem  11.  Jahrhundert  zwischen  Kymren  und  Franzosen  freundschaft- 
liche Beziehungen  bestanden,  und  dass  der  Glaube  an  Arture  Wieder- 
kehr nicht  ausschliesslich  in  der  kontinentalen  Bretagne,  sondern  auch 
in  Wales  verbreitet  war.  Weiter  spricht  er  sich  gegen  Bruggers  Schluss- 
folgerungen  aus  den  geographischen  Angaben  in  den  Lais  aus;  mit 
anderen  glaubt  Lot,  dass  Artus'  Residenz  Carduel  nicht,  wie  Bnigger 
wollte,  mit  einer  der  beiden  kleinen  kontinentalen  Ortschaften  Kerduel 
oder  Keridol  zusammenzubringen,  sondern  gleich  Carlisle  an  der  Grenze 
Schottlands  sei;  es  sei  aus  der  älteren  Namensform  Carluel  entstanden. 
8.  46  wendet  sich  Lot  ganz  kurz  gegen  Bruggers  Theorie  von  der  Ent- 
stehung der  Romane  aus  den  Lais^®^).  —  Der  Text  der  zweiten  Auf- 
lage von  Karl  Warnke*  bewährter  Ausgabe  der  Lais  der  Marie  de 
France^®*)  unterscheidet  sich  von  dem  der  ersten  durch  eine  Reihe  von 
Besserungen,  die  z.  T.  auf  die  Besprechungen  der  ersten  durch  Mussafia, 
Tobler  und  G.  Paris  zumckgehen,  z.  T.  aber  von  dem  Herausgeber  selbst 
herrühren.  Das  Glossar  ist  neu  bearbeitet  worden;  in  der  Einleitung 
konnten  füglich  die  Kapitel  über  die  Sprache,  Dialekt  und  Abfassungs- 
zeit fortbleiben,  da  Warnke  die  Sprache  eingehender  in  der  Einleitung 
zu  seiner  Ausgabe  von  Mariens  Fabeln  ^•*)  untersucht  hatte.  Dafür  sind 
neu  hinzugekommen  eine  Abhandlung  über  die  erzählenden  Lais,  femer 
Inhaltsangaben,  die  R.  Köhlers  vergleichenden,  von  Warnke  ergänzten 
Anmerkungen  vorausgehen.  In  jener  umsichtigen  Abhandlung  (8.  III  bis 
XXXV)   werden    die  bisher  über  die  Herkunft  des  Wortes***)  und  der 

389)  Vgl.  JBRPh.  V  n  471—476.  390)  Nouveaux  essais  sur  la  pro- 
venance  du  cycle  arthurien  IL,  Ro.  XXVIII  1—48;  s.  schon  JBRPh. 
Vii  462»»  und  463".  391)  Vgl.  damit  Suchiers  Literaturgeedüchte  S.  165: 
Eine  Vorstufe  des  Arthurromans  ist  im  Lai  nicht  zu  erblicken.  392)  Die  Lais 
der  Marie  de  France,  hsg.  v.  K.  W.  Mit  vergleichenden  Anmerkungen  von 
R.  Köhler,  2.  verb.  Aufl.,  Halle,  Niemeyer  1900,  CLX  +  303  S.  8»  (Bibl. 
norm.  II J).  —  S.  dazu  die  umfaugreiche  Besprechung  von  Georg  Cohn  ZFSL. 
24^  S.  11—73,  in  der  hauptsächlich  Textbesserungen  vorgeschlagen  werden.  — 
Ich  bin  vermutlich  nicht  der  einzige,  dem  eine  wohlfeile  Textausgabe  der  Lais, 
event.  eine  Auswahl  zu  Unterrichtszwecken  sehr  wünschenswert  erscheint. 
393)  Marie  de  France.  Fabeln.  Mit  Benutzung  des  von  Ed.  Mall  hinter- 
lassenen  Materials.  Halle,  Niemeyer  1898,  OXLVI  +  447  8.  8^  394)  Es  hatte 
der  Vollständigkeit  wegen  auf  E.  MüRET"  Erklärungsversuch  von  lai  aus  eantu^ 


fi.  t^reymond.  Jl  283 

Gattung  La^,  sowie  über  ihre  Entwicklung  ausgesprochenen  Ansichten 
zusammengefasst  und  besprochen«  Warnke  lehnt  dabei  F.  Lots  Auf- 
fassung ab,  dass  lai  breton  ein  konventioneller  Ausdruck  gewesen  sei; 
er  versteht  unter  bretonisch  ausschliesslich  kleinbretonisch.  Bezüglich  des 
Haveloklai  teilt  er  die  s.  Z.  schon  von  F.  Wolf  ausgesprochene  Ver- 
mutung, dass  der  Stoff  den  Anglonormannen  durch  Bretonen,  und  zwar 
in  der  Form  eines  Lais  zuging.  Insulare  Elemente  mögen  bretonische 
Spielleute  gelegentlich  in  England  kennen  gelernt  und  benutzt  haben; 
das  gelte  für  Chievrefueil,  vielleiclit  auch  für  D^sirö  und  Gurun,  Yonec, 
Melion,  ferner  für  den  Lai  du  Cor.  Die  Lieder,  durch  die  Marie  und 
andere  zu  ihren  erzählenden  Gedichten  angeregt  wurden,  sind  kleinbretoni- 
sehen  Ursprungs,  d.  h.  sie  wurden  teils  in  der  kontinentalen  Bretagne, 
teils  auch  in  England,  besonders  in  Nordengland  [?]  von  Bretonen  ge- 
schaffen ;  diese  werden  ihre  Lais  in  bretonischer  Sprache  gesungen  haben. 
Aus  den  bekannten  Bezeichnungen  Chieviefueü^  engl.  Ootelef  im  Gais- 
blattlai,  aus  russignol,  bezw.  nihtegale  im  Laüstic  sei  nur  zu  schliessen, 
dass  Marie  die  bretonischen  Titel  übersetzte.  Die  Form  der  bretonischen 
Lais  erinnerte  vielleicht  an  die  irischen  Lais  und  an  die  Lais  im  Prosa- 
Tristan  (Achtsilbner,  monorime  Vierzeiler)*'**).  Alle  bretonischen  Lais 
scheinen  lyrische  Lieder  gewesen  zu  sein,  die  zu  einer  bestimmten  Ge- 
schichte gehörten,  mit  Bezug  auf  eine  bestimmte  Geschichte  gedichtet 
wurden  ^®®).  Die  Erzählungen  gingen  mitunter  selbständig  neben  den 
Lais  her  und  die  Bezeichnung  lai  konnte  auf  sie  übertragen  werden; 
zweisprachige  Bretonen  vermittelten  sie  französischen  Erzählern,  von  denen 
sie  Marie  und  die  übrigen  französischen  Laidichter  vernahmen.  Von  Mund 
zu  Munde  gehend,  mussten  sie  zahlreiche  Veränderungen  erfahren,  so  dass 
sie  nicht  unverfälschte  bretonische  Volksüberlieferung  wiedergeben.  Warnke 
bespricht  einige  Veränderungen  und  tritt  der  Auffassung  bei,  dass  die 
„Arthurisierung"  nachträglich  erfolgte.  —  L.  CliSdat  hat  von  Mariens 
Lais  ausführliche  Inhaltsangaben  mitgeteilt,  unterbrochen  von  sogenannten 
traductions  archaiqices^^'^)]  ebenso  vom  Lai  de  TOmbre^*^).  —  Von 
Wilhelm  Hertz*  köstlichem  Spielmannsbuch^®*),  das  bekanntlich 
unter  anderen  meisterhafte  Übersetzungen  von  Lanval,  Yonec,  Guinga- 
mor,  Tydorel,  Dous  Amanz,  Fraisne,  Eliduc  enthält,  ist  eine  zweite  ver- 
besserte und  vennehrte  Auflage  erschienen.  Aus  der  Einleitung  seien 
Kapitel  2  (die  ältesten  französischen  Novellen)  und  3  (die  bretonischen 
Feen),  ferner  die  ausgezeichneten  Anmerkungen  am  Schluss  hervor- 
gehoben. —  Endlich  seien  noch  zwei  englische  Übersetzungen  afr.  Lais 
erwähnt,  diejenige  von  Jessie  L.  Weston*^®)  und  von  Edith  Rickert*®*). 

laicuSf  Carmen  iaecum  (Ro.  XX VII 611  f.)  hingewiesen  werden  können.  S.  ferner 
Suchiers  Herleitung  aus  ir.  laid  in  MLAsc.  und  Ro.  XXX  569.  395)  Zu  den 
Lais  im  Prosa-Tristan  s.  übrigens  C.  Micha£lis  de  Vasconc^ellos'  Lais  de 
Bretanha.  Capitulo  inedito  do  Cancionoiro  da  Ajuda.  RLu.  VI;  vgl. 
Ro.  XXIX  63B.  396)  Vgl.  damit  meine  Erklärung  JBRPh.  1 402.  397)  RPhFP. 
VIII  161-205.  398)  Ibid.  IX  167—175.  399)  Novellen  in  Versen  aus 
dem  12.  und  13.  Jahrhundert.  Stuttgart,  Ck)tta  1906,  VI +  466  ö.  8\ 
400)  Marie  de  France  and  others.  Guingamor,  Lanval,  Tyolet,  Le 
Bisclaveret:  Four  lais  rendered  into  English  prose.  With  designs 
by  Caroline  Watts.  (Arthurian  Romances  non  represented  in  Malorys  Morte 
d'Arthur  Nr.  3)   London,   Nutt,  118  S.  8^  1900.      401)  Marie   de   France. 

Volltn oller,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  2  9 


tl  284    AltfraDSosisclics  Runstepoe  und  Romane.   1899  bezw.  1895—1902. 

—  In  einer  auf  umfassender  liektüre  beruhenden  Abhandlung  beschäftigt 
sich  William  Henry  Schofield*'*^)  mit  den  Lais  von  Gr aalen  t  und 
Lanval.     Durch  Hinweise  auf  den  Gurunlai  wird  zunächst  gezeigt,  dass  j 
Personennamen  in  Lais  —  auch  in  Romanen  —  leicht  durch  andere  er-  I 
setzt    werden.      Im   Anfang    des   Graelent    ist  der  Stoff  unter  dem  Ein-  | 
fluss    des    ersten   Teils    der   Wielandsage   umgeformt    worden;    Schofield 

zieht  nämlich  als  Parallele  dazu  die  Episode  von  Wieland  und  den  Schwan- 
jungfrauen im  mhd.  Friedrich  von  Schwaben  (14.  Jahrh.)  heran,  die  auf 
eine  afz.  Vorlage  zurückgehe.  Dies  nordische  Motiv  sei  von  den  Sachsen 
zu  den  Normannen  gelangt  und  von  diesen  zu  Bretonen  und  Franzosen 
gekommen,  die  es  unter  dem  Einfluss  von  Stoffen  wie  Guigemar  oder 
Schwanritter  umgeformt  hätten.  Der  Held  Oaland  wurde  mit  dem 
Bretonen  Oraalen  oder  Oraelen  Mor  verwechselt.  Graelent  ist  also 
nicht  ursprünglich  mit  dem  Stoff  verbunden  gewesen.  Der  Graelentlai, 
der  gewöhnlich  für  älter  angesehen  wurde  als  Mariens  Lanval,  enthält 
neben  ursprünglicheren  mehrere  entschieden  jüngere  Züge  —  so  eine  An- 
spielung auf  Cicero,  eine  subtile  Diskussion  über  die  Liebe.  Der  Graelent- 
dichter,  der  auf  dem  Kontinent  schrieb,  verflocht  in  seine  Erzählung 
Elemente  verschiedener  Art;  er  benutzte  1.  eine  ältere  Lanvalgeschichte, 
die  der  Mariens  sehr  ähnlich  war,  2.  eine  ältere  Version  des  Sagen kerns 

—  die  Verbindung  eines  Sterblichen  mit  einer  Fee  — ,  der  bestimmt 
keltischer  Herkunft  sei,  3.  die  Episode  von  Wieland  und  den  Schwan- 
jungfrauen;  vielleicht  kannte  er  auch  den  Lanvallai  Mariens,  der  die  Sage 
in  ursprünglicherer  Form  aufweise,  abgesehen  von  der  erst  später  vor- 
genommenen  Arthurisation.      Schliesslich    zeigt  Schofield,  dass  die  Stoffe 

der  Lais  gar  viele  heterogene,  keineswegs  ausschliesslich  keltische  Elemente  i 

enthalten*®*).  —  In  seiner  Dissertation  Sir  Lande val*®*)  stellt  Rudolf 
Zimmermann  die  in  England  geschriebene  Handschrift  H  oder  eine  ihr 
nahe  verwandte  als  Quelle  der  me.  Fassungen  hin.  —  Zum  Lai  du 
trot.  Gleichwie  s.  Z.  M.  Landau  in  seinen  Quellen  des  Dekameron* 
8.  285  zieht  auch  W.  A.  Neilson  diesen  Lai  heran  in  seinem  kurzen 
Artikel  The  Purgatory  of  cruel  beauties*^*).  —  Die  Ähnlich- 
keiten, die  C.  VoRETZSCH *°^)  im  Huon  de  Bordeaux  und  im  Lai  du 
Cor  herausfindet,  sind  m.  E.  bedeutungslos.  —  Ohne  auf  den  Lai 
Des    dous    amanz    hinzuweisen,    macht   Alberto  Lumbroso   in   einer 

Scven  of  her  lays  done  into  English.  With  designs  by  Caroline 
Watts.  London,  Nutt,  VIll  +  199  S.  8^  402)  The  lays  of  Graelent  and 
Lanval  and  the  story  of  Wayland  in  PMLA.  XV  121—180.  403)  Zu 
ISchofields  Resultaten  vgl.  Warnke  a.  a.  O.  S.CXIlIf.;  G.  Paris  Ro  XXIX 
487;  G  HuET  MA.  XV  44  ff.  und  Fr.  Panzer  io  der  Einleitung  zu  seiner 
Ausgabe  des  Merlin  und  Seifrit  de  Arderaont  von  Albrecht  von 
Scharfenborg  in  der  Bearbeitung  Ulrich  Füetrers.  Tübingen  1902 
(LV.  Bd.  227,  S.  LXXXlIIff.  —  Schofield  verwertete  auch  italienische  Bear- 
beitungen des  Stoffes,  nämlich  Pulzella  Gaia,  Bei  Gherardino  und  Liom- 
bruno;  hierzu  gibt  Francesco  Flamini  Berichtigungen  und  Ergänzungen  und 
zeigt,  dass  sich  Anklänge  an  Lais  auch  bei  Polizian  finden;  RBLIt.  IX  11 — 17. 
404)  mittclenglisches  Gedicht  in  Reimpaaren,  kritisch  heraus- 
gegeben und  mit  Einleitung  und  Anmerkungen  versehen.  Königs- 
berg lüOO,  62  S.  8".  405)  A  note  on  the  sources  of  the  8*1»  novel  of 
the  ötiidayof  the  Decameron.  Ro.  XXIX  85— 93.  406)  Epische  Studien 
I  128  f. 


E.  Freymond.  II  285 

kurzen  Notiz*®')  auf  eine  moderne  Variante  davon  in  Guys  de  Maupassant 
Notre  Coeiir  aufmerksam;  es  sind  aber  in  ihr  die  Rollen  insofern  ver- 
tauscht, als  das  Mädchen  den  Geliebten  auf  den  Berg  tragen  soll.  Ich 
weiss  nicht,  ob  dieser  Rollentausch  Guy  de  Maupassant  selbst  zuzu- 
schreiben ist;  jedenfalls  wird  auch  von  ihm  die  Sage  an  die  Cöte  des 
deux  amants  bei  Roüen  verlegt  *®®). 

Zu  Eliduc.  Eine  jüngere  Variante  der  Legende  du  mari  aux 
deux  femynes  wird,  wie  Ren^  Basset  **>®)  zeigt,  in  der  Altmark  erzahlt. 
Ein  verheirateter  Herr  von  Jagow  führt  einen  ihm  durch  päpstlichen 
Dispens  angetraute  Türkin  als  zweite  Gattin  heim;  das  Grab  der  „beiden 
Frauen"  soll  sich  in  Grossen-Garz  befinden.  Die  Familie  von  Jagow 
besitze  ein  Bild  jener  Türkin  und  eine  alljährlich  stattfindende  Almosen- 
verteilung soll  von  jenem  Herrn  nach  seiner  glücklichen  Heimkehr  aus 
türkischer  Gefangenschaft  gestiftet  worden  sein*^®).  Basset  bemerkt  noch, 
dass  der  Sagenstoff  in  zwei  Erzählungen  von  1001  Nacht  vorkomme, 
dass  aber  die  im  Morgenlande  verbreitete  Polygamie  der  Erzählung  den 
Reiz  nehme,  den  sie  auf  Abendländer  ausübe. 

Orientalische  Stoffe.  1895—1902.  A.  Risop  untersuchte  in 
seiner  gelehrten  Abhandlung  Ungelöste  Fragen  zum  Florimont"^) 
die  vulgärgriechischen  Redewendungen  in  Aimons  Gedicht;  sie  sind  nicht 
nach  dem  Gehör  niedergeschrieben,  sondern  beruhen  auf  schriftlichen  Vor- 
lagen, und  zwar  in  einer  Umschrift,  die  nur  mit  Hilfe  der  lateinischen 
oder  nichtfranzösischen  Lautlehre  erklärt  werden  kann.  Vermutlich  hat 
sich  Aimon  zur  Vorbereitung  auf  seine  Orientreise  eines  für  Leute  aus 
dem  Abendland  bestimmten  Sprachführers  bedient,  ähnlich  den  Glossaren 
von  Avranches  und  Auxerre,  in  denen  w^ie  in  Interlinearversionen  Wort 
für  Wort  die  griechische  Übersetzung  in  lateinischer  Umschrift  mitgeteilt 
wird.  Den  Stoff  seines  Romans  habe  Aimon  nicht  einer  lateinischen 
Version,  sondern  der  mündlichen  Überliefemng  entnommen,  d.  h.  den 
Kern  seines  Stoffes  bildete  eine  in  Philippopolis  heimische  Lokalsage,  die 
er  mit  anderen,  z.  T.  französischen  Dichtungen  entlehnten  Elementen 
vereinigte.  Die  griechischen  Wendungen  gestatten  keinen  Schluss  auf 
die  Quellen  des  Gedichts;  denn  sie  bewegen  sich  nur  im  Rahmen  der  in 
der  ritterlichen  Gesellschaft  Frankreichs  geltenden  Vorstellungen  und 
Gebräuche;  Ehneos  sei  vielleicht  mit  Helenus,  dem  Namen  des  troja- 
nischen Königssohns,  zu  identifizieren,  FloHmmit  sei  flor  del  mot  (mundi) 
gleichzusetzen*^*).  —  Liese  teilt  in  seiner  st-örende  Druckfehler  ent- 
haltenden Programmarbeit  Der  altfranzösische  Roman  Athis  et 
Prophilias,  verglichen  mit  einer  Erzählung  von  Boccaccio 
(X  8)*^^)  eine  Inhaltsangabe  des  Romans  mit,  zählt  Boccaccios  Abweich- 

407)  Una  leggenda  brettone  narrata  da  Guy  de  Maupassant, 
ASTP.  XX  588.  408)  Vgl.  W.  Hertz,  Spielmaonsbuch,  2.  Aufl.  S.  396ff.  — 
Nicht  zugänglich  waren  mir  Walter  W.  Skeat"  Notes  on  the  Lays  of 
Marie  de  France  in  MQLL.  I  134  und  E.  G.  W.  Braukholtz,  Lays  of 
Marie  de  France,  ibid.  227.  409)  La  legende  du  mari  aux  deux 
fem m es,  RTP.  XVI  614—616.  410)  Basset  verweist  auf  Temme,  Die 
Volkssagen  der  Altmark,  Berlin  1839  und  Grässe,  Sagenbuch  des  preussischen 
Staates,  Glogau  Bd.  I  208f.  411)  In  Abh.  Tobler,  Halle  1895,  S.  430-463. 
412)  S.  dazu  G.  Paris  Ro.  XXIV  460 f.  413)  Beilage  zum  Jahresbericht  der 
Stadt.  Realschule  zu  Görlitz,  1901,  19  S.  4«. 

19* 


II  286    Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.   1899  bezw.  1895—1902. 

ungen  auf  und  schliesst  daraus,  dass  Boccaccio  den  Roman  als  Vorlage 
benutzt  und  nur  dem  Zeitgeschmack  zuliebe  mancherlei  Änderungen  vor- 
genommen habe.  Nur  in  den  letzten  Zeilen  ist  von  der  Version  bei 
Petrus  Alfonsus  die  Rede,  die  Boccaccio  wahrscheinlich  neben  dem  Roman 
benutzt  habe;  sollte  der  Novellist  —  was  schliesslich  auch  als  möglich 
hingestellt  wird  —  eine  Quelle  vor  sich  gehabt  haben,  welche  die  bei 
Petrus  Alfonsus  vorkommende  Abweichung  vom  Roman  enthält,  so  müsste 
sie  mit  dem  Roman  auf  das  genaueste  übereingestimmt  haben.  Liese, 
der  ausser  dem  afz.  Roman  in  Webers  Ausgabe  nur  Boccaccios  Text  und 
W,  Grimms  Abhandlung  benutzte,  hat  es  für  überflüssig  gehalten,  sich 
die  Version  des  Petrus  Alfonsus  genauer  anzusehen  und  kennt  auch 
M.  Landaus  Quellen  des  Decameron  nicht;  die  Möglichkeit  einer  münd- 
lichen Überlieferung,  die  doch  Boccaccio  für  seine  Novellen  besonders 
her\^orhebt,  wird  gar  nicht  erwogen !  —  Verschiedene  Fassungen  der  Sage 
von  Floire  et  Blancheflour  berührte  E.  Kölbing  in  der  Einleitung 
zu  seiner  Ausgabe  der  F16res-Saga  ok  Blankiflür*^')  S.  Xf.  Er 
nahm  noch  zwei  Sagenkreise  an,  während  Vincenzo  Crescini***)  noch 
einen  dritten  Kreis  voraussetzt-,  zu  dem  ausser  dem  spanischen  Roman 
und  Boccaccios  Filocolo  auch  das  Cantare  di  Fiorio  e  Biancifiore  gehört 
Nach  G.  Paris  **^)  gehen  die  drei  eben  genannten  Texte  mehr  oder 
weniger  direkt  auf  eine  verlorene  afz.  Version  zurück,  die  in  Einzelheiten 
dem  afz.  Original  näher  zu  stehen  scheint  als  die  Hauptrepräsen tauten 
der  beiden  anderen  Sagenkreise,  nämlich  die  beiden  erhaltenen  afz.  Vers- 
romane, Für  andere  Züge  gilt  das  aber  nicht;  G.  Paris  vermutete  daher, 
dass  die  höfische  afz.  Version  I  und  die  verlorene  III  unabhängig  von- 
einander aus  dem  verlorenen  afz.  Original  geflossen  sind,  während  der 
Verfasser  der  afz.  Spielmannsversion  II  wohl  I  und  III  kannte.  — 
G.  HuET  lehnt  in  seinem  Aufsatz  Sur  Torigine  de  Floire  et 
Blanchefleur*^®)  den  seit  Ed.  du  M6ril  von  verschiedenen  Seiten 
angenommenen  byzantinischen  Ursprung  der  Sage  ab  und  zeigt  auf  Grund 
der  älteren  höfischen  afz.  Version,  dass  sich  in  arabischen  Erzählungen, 
besonders  in  denen  von  1001  Nacht  ähnliche  Sitten  und  die  hauptsäch- 
lichsten Elemente  belegen  lassen*^'):  nämlich  der  Verkauf  der  Geliebten 
an  Kaufleute,  bezw,  an  einen  mächtigen,  über  einen  Harem  verfügenden 
Herrscher;  der  grosse  abgesperrte,  von  Odalisken  bewohnte,  von  Eunuchen 
bewachte  Turm;  des  Herrschers  Eifersucht *^^);  das  für  einen  nicht  Ver- 

413)  Halle.  Niemeyer  1896,  XXIV -[-87  S.  8°  (Altnord.  Saga-Bibl.  5).  — 
Aus  der  Einleitung  seien  noch  die  Vermutungen  über  die  Art  und  Weise,  wie 
die  afz.  Vorlagen  nordischer  Bearbeitungen  nach  dem  Norden  gelangten,  hervor- 
gehoben, ferner  y.  VII  ff.  die  Aufzählung  von  Sagas,  die  auf  fz.  und  lat.  Quellen 
fussen.  414)  II  Cantare  di  Fiorio  e  Biancifiore,  ed.  ed  illustrato. 
Bologna,  Romagnoli,  vol.  I  1889,  XI +  506,  vol.  II  1899,  VII +  250  S.  (ScCL.). 

415)  in    der   Besprechung   von    Crescinis    Ausgabe.      Ro.    XXVIII   439—447. 

416)  lio.  XXVIII  348 — 359.  417)  In  einem  ergänzenden  und  berichtigenden 
Artikel  hat  G.  Hüet  Ro.  XXXV  95  ff.  bemerkt,  dass  vor  ihm  bereit«  Jan  Tew 
Brink,  Geschiedenis  der  Nederlandsche  Letterkunde.  Amsterdam 
1897,  S.  115  f.  arabische  Herkunft  der  Sage  angeoommen  hatte.  Huet  verteidigt 
diese  Aufassung  gegenüber  J.  Henry  Reinhold,  der  RPhFL.  XIX  152—175 
den  Stoff  einem  französischen  Dichter  zuschreibt,  der  verschiedene  Züge  afz. 
höfischen  Epen  u.  s.  w.  entlehnt  habe.  S.  noch  Reinhold  Ro.  XXXV  335  f. 
418)  Dies  Motiv  kann  natürlich  nur  in  Verbindung  mit  anderen  Bedeutung  haben. 


E.  Freymond.  H  287 

storbenen  errichtete  Grabdenkmal;  die  Fahrt  eines  als  Kaufmann  Ver- 
kleideten auf  der  Suche  nach  seiner  Geliebten,  sein  Eindringen  in  den 
Harem  mit  Hülfe  einer  Kiste,  in  der'  er  sieh  versteckt.  Der  Stoff  einer 
dieser  ErzählunG:en  von  1001  Nacht  ist  unleugbar  in  den  Hauptmotiven 
demjenigen  von  Floire  et  Blancheflour  sehr  ähnlich;  Huets  Vermutung 
aber,  dass  der  ürtypus  des  Liebesromans  in  einer  Erzählung  komischen 
Gepräges  zu  suchen  sei,  erscheint  mir  wenig  einleuchtend.  —  Aucassin 
et  Nicolette.  Suchier*  Ausgabe,  die  keiner  Empfehlung  bedarf,  er- 
schien in  den  hier  in  Betracht  kommenden  Jahren  in  vierter  Auflage, 
wiederum  in  vervollkommneter  Gestalt**®).  Suchier"®)  konnte  hierzu 
den  gelungenen  Faksimilelichtdruck  der  einzigen  Handschrift  des  Textes 
benutzen,  den  F.  W.  Bourdillon  veröffentlichte,  zugleich  mit  einem 
buchstäblichen  Abdruck,  in  dem  die  Abbreviaturen  beibehalten,  aber  die 
Wörter  getrennt  sind***).  In  der  Einleitung  wird  die  Handschrift  genau 
beschrieben.  Bourdillon,  der  sich  als  tüchtiger  Paläograph  ausweist,  liest 
an  einigen  Stellen  anders  als  Suchier,  was  dieser  z.  T.  gelten  lässt  in 
seiner  Besprechung*"),  in  der  er  zugleich  eine  weitere,  hier  zu  nennende 
Ausgabe  des  Textes  nebst  englischer  dem  Original  gegenüber  gedruckter 
Übersetzung  durch  Bourdillon**^)  kritisiert.  Die  Introduction  dieses 
Bandes  von  Bourdillon  bietet  manche  feine  Bemerkung  zum  Autor,  zu 
Form  und  Inhalt  des  Textes.  Bourdillon  sucht  unter  anderem  zu  zeigen, 
was  in  der  lieblichen  chantefable  konventionell,  was  originell  und  wahr- 
haft künstlerisch  ist;  er  hält  es  für  möglich  (S.  XXX  und  LXIX),  dass 
der  Verfasser  von  Aucassin  griechische  oder  gar  arabische*''**)  Texte  ge- 
kannt habe;  das  ist,  wörtlich  genommen,  gewiss  nicht  richtig.  Der  afz. 
Text  hält  sich  mit  Ausnahme  weniger  verderbter  Stellen  eng  an  die 
handschriftliche  Überlieferung;  doch  sind  die  Abkürzungen  aufgelöst,  es 
werden  Akzente   gesetzt  und   nach    moderner  Art  wird  interpungiert  *^*). 

419)  Aucassin  und  Nicolete.  Mit  Paradigmen  und  Glossar. 
4.  Aufl.  Paderborn.  Schöningh  1899,  XI  +  122  8.  8^  —  ö.  dazu  die  Besprech- 
UDg  von  A.  Schulze  AöNS.  CII  224—229,  der  feststellt,  dass  in  der  Hs.  V  2 
des  Textes  antif  statt  caitif  steht;  er  will  den  Vers,  der  dadurch  eine  Quellen- 
angabe enthielte,  Del  deport  d^un  viel  antif  lesen,  was  aber  Schwierigkeiten 
macht.  Vgl.  dazu  auch  G.  Paris  Ro.  XXIX  287—292,  der  Suchiers  Lokali- 
sierung des  Textes  nach  Artois  (Arras)  zustimmte  und  hinter  §  33  eine  Lücke 
annahm.  Suchier  ist  in  der  seitdem  erschienenen  5.  Auflage,  die  in  französischer 
Überlieferung  erschien  —  Aucassin  et  Nicolette.  Texte  critique  accom- 
pagn6  de  paradigmes  et  d'un  lexique,  cinqui^me  ddition  partielle- 
ment  refondue,  traduite  en  fran9ais  par  Albebt  Counson.  Paderborn, 
Schöningh  (auch  J.  Gamber,  Paris)  1903,  X+132  S.  8"  —  bei  seiner  alten 
Lesart  von  V.  2  del  deport j  du  duel  caitif  stehen  geblieben.  420)  Ebenso 
A.  Schulze  in  seiner  Besprechung.  421)  Cest  DaucasI  &  De  Nicolete. 
Eeproduced  in  Photo-facsimile  and  Type-transliteration  from  the 
unique  MS.  in  the  Bibliothbque  Nationale  at  Paris,  f.  fr.  2168. 
Oxford.  Clarendon  press  1896,  VIII  +  75  8.  4».    422)  LBlGKPb.  XIX  333—338. 

423)  Aucassin  &  Nicolette,  an  old-French  love  story  edited  and 
translated  by  F.  W.  Bourdillon.  Second  edition,  the  text  collated  afresh 
wlth  the  manuscript  at  Paris,  the  translation  revised  and  the  Introduction 
rewritten.  London,  Macmillan  and  CJo.  limited.  New- York,  the  Macmillan  Co. 
1897,  LXXII  +  229  S.  8".  S.  dazu  auch  H.  üelsner  MQLL.  I  222—225 
und   G.  Paris   Ro.  XXVII  331  f.      Die   erste   Auflage    war   1887   erschienen. 

424)  Letzteres  vermutete  s.  Z.  Fauriel.  425)  Eine  Keihe  von  Besserungsvor- 
schlägen, bezw.  andere  Lesungen  werden  in  den  Notes  S.  137 — 153  vorgebracht. 


II  288    Altfranzösisches  Kunstepos  und  Eomane.   1899  bezw.  1895—1902. 

In  der  englischen  Übertragung  bemüht  sich  Bourclillon,  das  Original  so 
getreu  als  möglich  wiederzugeben;  einige  Versstellen  sind  gereimt,  aber 
nicht  durchgereimt.  In  Appendices  8.  157 ff.  werden  die  Musiknoten, 
das  Wort  mir  als  Bezeichnung  für  die  Augen,  ferner  die  Tageseinteilung 
im  Mittelalter  besprochen,  dsgl.  die  geographischen  Namen,  6.  Paris' 
Ansicht  (Ro.  VIII)  über  die  Abfassungszeit  der  chantefable,  endlich  einige 
Parallelstellen.  Eine  Bibliographie  und  ein  Glossar  beschliessen  die  be- 
achtenswerte Publikation.  —  Von  G.  Paris'  geistreichem  Aufsatz,  der  die 
längst  vergriffene  französische  Übersetzung  von  Bida  (1878)  einleitete,  ist 
ein  etwas  gekürzter  Neudruck  erschienen *'^^).  —  Die  Abschnitte  15 — 27 
sind  nach  der  dritten  Auflage  von  Suchiers  Ausgabe  abgedruckt  wonlen 
in  der  Chrestomathie  du  moyen  äge  von  G.  Paris  und  E-Langlois"*^). 
—  Auszüge  aus  Aucossin  in  neufranzösischer  Sprache,  z.  T.  in  Versen, 
hat  L.  Cii^DAT  mitgeteilt ^^^).  —  Einen  Neudruck  der  1752  von  Sainte- 
Palaye  besorgten  ersten  Übertragung  ins  nfz.  veranstaltete  R.  de  Gour- 
MONT*^®).  —  Übersetzungen  ins  Neufranzösische  veröffentlichten  Arthur 
BovY*^^),  ferner  in  etwas  altertümlichen  Stil  G.  Michaüt*^*).  Michaut 
gibt  im  Avertissement  S.  XXIII f.  literarhistorische  Notizen  und  charakteri- 
siert den  Text;  es  war  nicht  nötig,  die  sonderlichen  Abenteuer  des  Liebes- 
paares in  Torelore  gesondert  als  Appendice  mitzuteilen.  —  Von  deutschen 
Übersetzungen  sind  zu  nennen  diejenige  von  Edmund  von  Sallwürk  ^ **''), 
die  stellenweis  sehr  frei  ist  und  sogar  einige  Zusätze  aufweist,  ferner  die 
neue  Auflage  derjenigen  von  Wilhelm  Hertz^^^).  Hertz'  gelehrte  An- 
merkungen dürfen  nicht  übersehen  werden.  —  Weiter  seien  von  englischen 
Übertragungen,  abgesehen  von  der  kurz  zuvor  genannten  von  Bourdillon, 
angeführt  die  Neuabdrücke  der  1887  zuerst  erschienenen  Übertragung 
von  Andrew  Lang*^*),  zwei  Auflagen  derjenigen  von  Henry  und 
ToMPSON*^^)   endlich    die  hübsch   ausgestattete,   mit  4  Illustrationen  ver- 

426)  Pommes  et  Legendes  du  Moyen  Age.  Paris,  Soci^t^  d'<5dition 
artietique  1900,  S.  97 — 112.  427)  Extraits  publ.  avec  des  traductions,  des  notes, 
une  iotroduetion  grammaticalc  et  des  notes  litt^raires.  Paris,  Hadiette  1897* 
S.  130—152.  428)  RPhFP.  VIII  244-  2()4.  429)  Das  entnehme  ich  SuchierS 
5.  Aufl.  S.  VII,  der  bemerkt,  dass  die  im  LBlGRPhi.  1902  c.  52  verzeichnete  Aus- 
gabe —  Aucassin  et  Nicolette,  Chantefable  du  XIIl®  sifecle.  Tra* 
duction  de  Lacnrnc  de  Sainte-Palaye,  revue  et  corapl^t^e  sur  le 
texte  original  par  R.  de  Gourmont.  Vol.  pet.  in-4®.  Paris,  Editions  du 
Mercure  de  France  —  nicht  existiert.  430)  Les  Romans  du  Moyen  Age, 
(XIIo  aifecle)  Aucassin  etNicolette.  Adam  de  la  Halle  (Xllfc  sifecle). 
Le  Jeu  de  Robin  et  de  Marion.  Bruxelles,  Soc.  beige dclibrairie  1898, VI -|- 
128  S.  kl.  8".  Die  Verjsstellen  werden  in  Blankversen  beliebiger  I^oge  wieder- 
gegeben. 431)  Aucassin  et  Nicolette,  chantefable  du  XIII®  si^cle, 
mise  en  fran^ais  moderne.  Avec  une  pr^face  de  J.  Bedier.  Paris,  Fontemoing 
XLVII  +  140  S.  8°  [1901].  S.  dazu  R.  Tobler  ASNS.  Bd.  CVIII  465  ff..  Ich 
habe  davon  nur  die  zweite  edition,  revue  et  corrigee  [19()5J  einsehen  können. 
432)  Aucassin  und  Nicolettc.  Eine  altfranzösische  Novelle,  frei 
übertragen.  Leipzig,  Liebeskind  1896,  X  +  ^01  ^-  ^^^^*  —  In  dem  Vor- 
wort wäre  die  Bemerkung  S.  VIII  über  die  Verse  „mit  vier  Tonstellen"  u.  s.  w. 
besser  fortgeblieben.  433)  Spiclmannsbuch-  S.  277ff.  434)  Aucassin 
and  Nicolete,  done  into  English.  Nach  Öuchicrs  fünfter  Ausgabe  S.  VIII 
wieder  abgedruckt  London  1896  und  18<J8;  der  Portland  Me.  T.  B.  Mosher  1896, 
Old  nord  Series  Nr.  2  8®  erschienene  Druck  ist  nach  demselben  Gelehrten  keine 
autorisierte  Ausgabe.  435)  Aucassin  and  Nicolette,  and  old  French 
song  tale,  translated  by  M.  8.  Henry  and  versified  by  Edward 
W.  Thompson.  Boston  1896,  auch  Ix)ndon,  Brown,  Langham  &  Co.  1902,  61  S.4«. 


E.  Freymond.  H  289 

sehene  Übersetzung  von  Laürence  Housman*^*).  Schliesslich  ist  zu  be- 
merken, daes  Aucassin  et  Nicolette,  bekanntlich  nicht  zum  erstenmal, 
den  Stoff  zu  einer  Oper  abgegeben  hat;  das  von  SopHua  Michaelis 
dänisch  geschriebene  Libretto  ist  von  E.  von  Enzberg  ins  Deutsche  über- 
setzt worden*^"').  —  William  Morris'  englische  Übertragungen  der  im 
Anschluss  an  Aucassin  et  Nicolette  von  Moland  und  d'H^ricault*^®)  ge- 
druckten Prosaerzählungen,  nämlich  Roi  Constant  Tempereour,  Ami 
et  Aniile,  Roi  Floire  et  belle  Jeanne,  Istoire  d'outre  mer 
waren  vergriffen  und  sind  von  neuem  herausgegeben  worden*'®).  Joseph 
Jacobs  schrieb  dazu  eine  interessante  Einführung,  in  der  unter  anderem 
die  griechische  oder  byzantinische  Herkunft  dieser  Erzählungen  voraus- 
gesetzt und  auf  verschiedene,  auch  modernere  Fassungen  hingewiesen 
wird.  —  REiNHOiiD  Köhler"  Besprechung  von  Wesselofskys  Druck  des 
Dit  de  Vempereur  Constant,  zuerst  in  ZRPh.  II  180  ff,  erschienen, 
findet  man,  um  einige  bibliographische  Notizen  vermehrt,  in  den  kleineren 
Schriften  von  Reinhold  Köhler,  hsg.  v.  J.  Bolte  Bd.  II  Nr.  51. 
—  Zur  Episode  im  Constant,  die  man  mit  Gröber,  Grundriss  IP  911 
kurz  „üriasbrief"  nennen  könnte,  gibt  es  ein  Analogon  in  der  Vie  des 
P^res.  E.  Galtier  zeigt  in  seinen  interessanten  Byzantina  betitelten 
Artikeln  **®),  dass  G.  Paris  s.  Z.  Recht  hatte,  das  Motiv  auf  byzantinischen 
Ursprung  zurückzuführen,  und  gibt  in  französischer  Übersetzung  eine 
moderne  griechische  Variante  aus  der  Mirakelsammlung  des  Athanasios 
Landes,  besser  bekannt  unter  dem  Namen  Agapios.  —  Zum  Escoufle 
und  zum  Guillaume  de  Döle  schlug  A.  Mussafia**^)  Verbesserungen 
vor  und  gab  eine  Reihe  von  Erklärungen  (meist  syntaktisch),  die  unter 
anderen  zeigen,  dass  verschiedene  Erscheinungen  in  beiden  Romanen  in 
ähnlicher  VVeise  auftreten;  besonders  der  Verfasser  des  Guillaume  de 
Döle  wendet  gern  Zwischenbemerkungen  an.  —  Aus  einem  isolierten 
Blatt  einer  Handschrift  der  Brüsseler  Bibliothek  (B  139)  druckte  P.  Meyer 
ein  Fragment  des  Escoufle  ab*"):  es  sind  160  Verse  =  V.  1273ff. 
der  Ausgabe.  —  R.  Köhler"  Aufsatz  Das  altdeutsche  Gedicht  der 
Busant  und  das  altfranzösische  L' escoufle  ist  von  neuem  gedruckt 
worden*").    —    Gerbcrt    de    Montreuil,     Roman     de    la    Vio- 

436)  Aucassin  &  Nicolette,  a  translalion  in  prose  and  verse 
from  the  old  French,  together  with  Amabei  and  Amoris  givcn  for 
the  first  time  by  Laürence  Housraan  with  drawings  by  PaulWood- 
roffc  engraved  on  the  wood  by  Clemence  Housman.  London,  J.  Murray 
1902,  103  Ö.  437)  Aufgeführt  ira  kgl.  Theater  zu  Kopenhagen  am  3.  IL  1896,  femer 
in  Prag  und  Hamburg  1897.  438)  Nouvelles  f  ran5ai8es  en  prose  duXIII«  siMe.  Paris, 
Janet  1856.  439)  Old  French  Romances  done  into  English  by  William 
Morris  with  an  introduction  by  Joseph  Jacobs.  London,  G.  Allen, 
Euskin  House  1896,  XXV -[-169  S.  8«,  440)  Ro.  XXIX  507 ff.  441)  Zur 
Kritik  und  Interpretation  romanischer  Texte.  2.  Beitrag:  UEs- 
coufie.  SBAkWienphhKI.  Bd.  CXXXV  Abh.  XIV  1897,  72  S.  —  3.  Beitrag 
ibid.  Bd.  CXXXVI  Abh.  VII  1897,  S.  1—34  Guillaume  de  Döle;  S.  35—48 
Lexikalisches  zu  Escoufle  und  Guillaume  de  Döle.  Die  S.  14  zu 
Vers  2215  vorgeschlagene  Änderung  Jouglez  \  qui  met  sor  Var^on  la  viele  statt 
J.  q.  m,  Vargon  aar  la  viele  ist  gewiss  unrichtig.  —  Ein  Besserungsvorschla« 
Mussafias  veranlasste  G.  Paris'  Artikel  Labaustre  (Alabaster);  Ro.  XXIX 
426—429.  442)  BSATF.  24  S.  84—93.  443)  Kleinere  Schriften  II  Nr.  50. 
Nicht  zugänglich  war  mir  die  Dissertation  von  C.  A.  Hinstorff,  Kulturge- 
schichtliches im  Roman  de  l'Escoufle  und  im  Roman  de  la  Rose 
ou  de  Guillaume  de  Döle.    Ein  Beitrag   zur  Erklärung  beider  Ro- 


II  290    Altfranzösisches  Kunstepoa  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

lette***).  Ausser  den  schon  oben  S.  273  erwähnten  Arbeiten  von  Friedrich 
Kraus  und  Maurice  Wilmotte  ist  hier  Robert  Walleczek«  Abhand- 
lung Die  Sprache  des  Roman  de  la  Violette**^)  zu  nennen,  in 
der  Gerberts  pikardischer  Dialekt  untersucht,  einiges  zur  Verslehre,  ferner 
Emendationen  zum  Text  mitgeteilt  werden.  Im  Anschluss  daran  macht 
J.  SuBAK**®)  einige  Bemerkungen  zur  Laut-  und  Formenlehre.  — 
Adenet,  Cleomades.  —  Arthur  Bovy  bespricht  in  seiner  Mono- 
graphie über  Adenet  le  Roi  ausser  dessen  Bearbeitungen  von  National- 
epen**'') auch  den  Cleomades**^),  dem  man  schon  darum  mehr  Originalität 
zusprechen  müsse,  weil  er  auf  einen  mündlichen,  aus  Spanien  stam- 
menden Bericht,  nicht  auf  schriftliche  Quellen  zurückgehe.  Bovy  zieht 
einige  orientalische  mit  dem  Cleomadesstx)ff*  verwandte  Texte  heran  und 
sucht  kurz  die  Bestandteile  von  Adenets  Gedicht  festzustellen:  er  unter- 
scheidet zwischen  Elementen,  die  angehören  1.  der  den  Märchenzug  vom 
fliegenden  Zauberpferd  enthaltenden  Erzählung  von  1001  Nacht,  2.  dem 
aus  Spanien  stammenden  Bericht  (d.  h.  der  Quelle  Adenets),  3.  dem 
Volksglauben  oder  altfranzösischen  Romanen,  4.  der  Erfindung  Adenets 
selbst.  —  In  einem  Artikel  Pacolet***)  et  les  Mille  et  une  Nuits 
zeigt  der  belgische  Orientalist  Victor  Chauvin  **%  dass  die  arabische 
Erzählung  in  zwei  Formen  überliefert  ist;  Adenets  Cleomades  und  der 
Meliacin  des  Girard  d'Amiens  nähern  sich  mehr  der  einen  besseren  Version 
als  der  anderen.  Da  der  Meliacin  einige  Züge  des  Originals  getreuer 
bewahrt  hat  als  der  Cleomades,  ist  er  von  diesem  unabhängig.  Beide 
sollen  auf  eine  gemeinsame  Quelle  zurückgehen,  die  nach  Chauvin  ein 
spanisches  Gedicht*^*),  nach  G.  Paris  in  französischer  Sprache  geschrieben 
und  auf  einer  mündlichen  spanischen  Version  basiert  war.  Mit  Gröber***) 
bezweifle  ich,  dass  Adenets  Berufung  auf  schriftliche  Unterlagen  zu 
trauen  sei,  halte  aber  im  Gegensatz  zu  Gröber  einen  mündlichen,  aus 
Spanien  stammenden  Bericht,  der  auch  bereits  die  Geschichte  vom  Zauber- 

mane.  Heidelberg  1806,  69  S.  8".  444)  Über  den  weit  verbreiteten  Hagenstoff 
von  der  Wette,  der  ja  dem  Veilchenroman  zugrunde  liegt,  hatte  G.  Paris  eine 
für  die  Histoire  litt^raire  bestimmte  Untersuchung  nahezu  vollendet,  die  J.  Bedier 
1903  aus  den  nachgelassenen  Papieren  unter  dem  Titel  Le  Cycle  de  la 
Gageure  (Ro.  XXXll  481—551)  herausgegeben  und  ergänzt  hat.  '  445)  Neun- 
zehnter Jahresbericht  der  Staats-Realschule  in  Jägerndorf  1896,  32  S.  gr.  8'. 
446)  Zum  Roman  de  la  Violette,  ZRS.  XXII  711—714.  —  Seitdem  sind 
noch  erschienen  Kahl  Seelheim,  Die  Mundart  des  altfranzösischen 
Veilchenromans.  Diss.  Leipzig  1903,  163  S.  und  Douglas  Labaree  Buffüm, 
Le  Roman  de  la  Violette,  a  study  of  thc  manuscripts  and  the 
original  dialect.  Diss.  Baltimore,  J.  F.  Fürst  Company  1904,  84  S.  8". 
S.  dazu  P.  Meyer  Ro.  XXXIV  168 f.  447)  S.  JBRPh.  V  ii  83  f.  448)  ASAB. 
t.  XI  266  ff.  449)  Pacolet  hiess  der  das  fliegende  Pferd  besitzende  Zauberer 
im  verlorenen  (redicht  Valentin  et  Sansnom.  450)  W.  t.  VI,  Li^ge  1898;  s. 
dazu  G.  Paris  Ro.  XXVII,  325 f.  451)  Dass  Adenet,  um  seinem  Gedächtnis  nach- 
zuhelfen, wie  Bovy  meint,  vielleicht  neben  dem  mündlichen  aus  Spanien  stam- 
menden Bericht  einen  spanischen  Text  benutzt  habe,  halte  ich,  ganz  abgesehen 
davon,  was  Adenet  V.  18  509  ff.  sagt,  für  ausgeschlossen.  Hätte  Adenet  spanisch 
lesen  können,  so  hätte  er,  der  ja  bekanntlich  im  Cleomades  oft  schwülstig  wird, 
höchstwahrscheinlich  irgendwelche  spanische  Brocken  angebracht.  Inwieweit  die 
heraldischen  Argumente  des  (irafen  De  Marsy  —  s.  dazu  Ro.  XIII  179 f.  — 
mit  Sicherheit  spanischen  Einfluss  verraten,  könnte  ich,  auch  wenn  ich  die  Arbeit 
vor  mir  hätte,  nicht  beurteilen;  nur  scheint  mir  das,  was  Bovy  darüber  sagt, 
nicht  genügend  beweiskräftig.    452)  Grundriss  IV  780. 


E.  Freymond.  II  291 

pferd  enthielt^  für  wahrscheinlich.  —  Chauvin  sucht  den  Namen  Pacolet, 
der  im  Wallonischen  in  verschiedenen  Bedeutungen  erhalten  ist,  dadurch 
zu  erklären,  dass  er  das  ßubst.  pacolet  =  cheinlle  für  das  Ursprüng- 
lichere hält  G.  Paris  geht  demgegenüber  von  dem  Namen  aus  und 
setzt  ihn  dem  in  der  Bataille  Loquifer  vorkommenden  Picolet  gleich. 

Rahmenerzählung.  Roman  des  Sept  Sages.  Georg  Ebeling 
handelte  in  der  Einleitung  s^einer  vortrefflichen  Ausgabe  von  Auberee***) 
S.  5  ff.  von  den  einen  verwandten  Stoff  enthaltenden  orientalischen  Versionen 
der  Sage  von  den  Sieben  weisen  Meistern.  —  Einer  Besprechung  von 
G.  Paris  **^)  entnehme  ich,  dass  Hermann  Peter  Barend  Plomb  in 
seiner  Dissertation  De  Middelnederlandsche  bewerking  van  het 
gedieht  van  den  VII  Vroeden  van  binnen  Rome*'^''),  die  diesem 
niederländischen  Getlicht  des  13.  Jahrhunderts  am  nächsten  stehende 
Version  des  afz.  Prosaromans  der  Sieben  Weisen,  nämlich  den  Text  der 
Hs.  Bibl.  Nat  f.  f.  95  untersucht  und  abgedruckt  hat*^®).  —  Nicht  zu- 
gänglich waren  mir  leider  mehrere  Arbeiten,  die  nichtfranzösischen  Versionen 
des  Stoffes  gewidmet  sind ;  ich  erwähne  nur  die  Arbeit  von  K.  Campbell, 
A  study  of  the  Roman  of  the  Seven  Sages  with  special 
references  to  the  middle  English  versions*")  und  J.  Loth" 
Artikel  La  version  gauloise  des  Sept  sages  de  Rome  et  le 
Mabinogi  de  Kulhwch  et  Olwen*").  Endlich  sei  die  Dissertation 
von  Hermann  Fischer  genannt  Beiträge  zur  Litteratur  der  Sieben 
weisen  Meister.  I.  Die  handschriftliche  Überlieferung  der 
Historia  sapientum*"),  in  der  am  Schluss  einige  Textproben  aus 
freieren  Bearbeitungen  der  Historia  mitgeteilt  werden. 

IdebeS"  und  Abenteuerromane  verschiedener  Her- 
hunftm  F.  LoT*^®)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  einiges  in  den 
ersten  1500  Versen  von  Gautiers  d'Arras  Ille  et  Galeron  Ereignissen 
ähnelt,  die  die  zwischen  1050  und  1056  geschriebene  Chronik  von  Nantes 
ca.  zum  Jahre  981  berichtet:  Hoel,  Graf  von  Nantes,  wurde  durch 
Galuron,  einen  Vasall  des  Grafen  Conan  von  Rennes,  getötet.  Gautier 
oder  seine  Quelle  habe  irrtümlich  diesen  Namen  Galuron  zu  einem  Frauen- 
namen gestempelt;  der  Name  des  für  Galuron  im  Roman  eintretenden 
Mannes  Ille  findet  sich  im  10.  Jahrhundert  in  den  Formen  Ili  und  Uta 
praepositus,  und  zwar  im  Cartulaire  de  Redon.  —  Amadas  et  Idoine. 
Auf  Grund  von  sprachlichen  und  metrischen  Indizien  zeigte  G.  Paris 
in  einem  einer  Festschrift  einverleibten  Artikel *®\),  dass  die  Stellen  des 
Gedichte,    in    denen    die   s.   Z.    von  Andresen***)    gedruckten    Göttinger 

453)  Altfranzösisches  Fablel,  mit  Einleitung  und  Anmerk- 
ungen.  Halle,  Nieraeyer  1895,  Vn+170-fl47  S.  8°.  454)  Ro.  XXVIII 
448 ff. ;  daselbst  werden  auch  kurz  die  Arbeiten  von  A.  J.  Botermans  ange- 
zeigt, nämlich  die  Reproduktion  des  einzigen  Exemplars  der  Hystorie  van  die 
scuen  wijse  mannen  van  Romcn  und  seine  ebenso  betitelte IJtrcchter  Disser- 
tation über  diesen  Text;  beide  Haarleni,  Bohn.  1898.  455)  Utrecht,  van  Boek- 
hoven  1899,  97  -J-  67  S.  8^  456)  S.  dazu  auch  Botermans  Besprechung  LBlGRPh. 
22, 201—203.  457)  Diss.  Baltimore  1898,  auch  in  PMLA.  XIV  1—107.  458)  RC. 
XXIII  349—352.  459)  Diss.  Greifswald  1902.  129  S.  8^  460)  Une  source 
historique  d'Ille  et  Galeron.  Ro.  XXV  585— r)88.  461)  Sur  »Amadas 
et  Idoine'  in  An  English  Miscellany  presented  to  Dr.  Furnivall  in  honour  of 
his  seventv-fifth  birthdav.  Oxford,  Ix)ndon  1901,  S.  386—394;  auch  separat. 
462)  ö.  JBRPh.  I  427.' 


II  292    Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902. 

Fragmente  vom  Text  der  Hippeauschen  Ausgabe  abweichen,  in  der  frag- 
mentarischen Handschrift  das  ursprünglichere  bieten;  er  vermutete,  dass 
das  Original  von  einem  Anglonormannen  herrühre,  der  die  Idee  des 
Liebeswahnsinns  seines  Helden  ziemlich  zu  gleicher  Zeit  wie  Crestien  de 
Troyes,  aber  unabhängig  von  ihm  in  die  Literatur  eingeführt  habe.  — 
Guy  de  Warwick.  Max  Weyrauch  besprach  seit  dem  Erscheinen 
seiner  Dissertation  Die  mittelenglischen  Fassungen  der  Sage  von 
Guy  of  Warwick  und  ihre  altfranzösische  Vorlage**')  noch 
„Eine  Umbildung  des  Motivs  vom  Entzauberungskuss"*'*)  im 
letzten  Teil  des  Romans,  wo  Guis  Sohn  Reynbrun  den  Freund  seines 
Vaters  aus  der  Gewalt  eines  Schlossherrn  befreien  soll :  Reynbrun  schlägt 
diesem  das  Haupt  ab  und  soll  den  Kopflosen  küssen  und  erlösen.  — 
Der  Kuss  soll  hier  nach  Weyrauch  einer  bevorstehenden  Verzauberung 
vorbeugen*®*).  —  Belle  H61öne.  Rudolf  Ruths  führt  in  seiner  Disser- 
tation Die  französischen  Fassungen  des  Roman  de  la  belle 
Heia  ine*®®),  die  bisher  über  diesen  Text  ausgesprochenen  Meinungen 
an,  bespricht  die  drei  Handschriften  des  in  den  pikardisch-wallonischen 
Provinzen  heimischen  Versromans  (Alexandriner)  und  deren  Verhältnis 
zueinander,  darauf  die  beiden  Prosabearbeitungen,  von  denen  die  eine,  in 
zwei  Handschriften  und  in  Drucken  vorhanden,  von  einem  Pikarden,  die 
andere  von  Wauquelin  (1448)  herrührt.  Es  folgt  darauf  S.  25  ff.  eine 
ausführliche  vergleichende  Analyse  der  poetischen  und  der  Prosaversionen, 
der  im  allgemeinen  die  Hs.  P  (Bibl.  Nat.  f.  f.  12482),  für  einen  längeren 
Abschnitt  Hs.  A  (Arraser  Stadtbibliothek  Nr.  762)  zugrunde  gelegt  wird. 
—  In  einer  Besprechung  von  E.  Picots  Ausgabe  des  Livre  et  Mistere 
du  glorieux  seigneur  et  martir  Saint  Adrien  macht  W.  Söder- 
HJELM*®')  auf  die  Ähnlichkeit  der  Geschichte  von  der  abgehauenen  Hand, 
die  durch  ein  Wunder  wieder  anwächst  mit  dem  entsprechenden  Motiv  im 
Roman  de  la  Belle  H^ltine  aufmerksam.  —  Leo  Jordan*®®)  gibt  über 
den  nur  in  einer  Handschrift  (Arsenal)  erhaltenen,  bisher  wenig  bekannten 
Abenteuerroman  Cristal  et  Clarie  dankenswerte  Auskunft.  Das  9084 
paarweis  gereimte  Acbtsilbner  zählende  Gedicht  zerfällt,  wie  die  Inhalts- 
angabe zeigt,  in  eine  Liebesfragen  erörternde  Einleitung  ( —  V.  396)  und 
zwei  Hauptteile,  „deren  erster  ( —  V.  6476)  Cristals  Irrfahrten  beschreibt, 
deren  zweiter  seine  Erlebnisse  am  Hofe  des  Königs  von  Abilant  und 
dann  seinen  Roman  niit  Clarie  entwickelte^  Chabaille  hatte  s.  Z.  darauf 
aufmerksam  gemacht,  dass  sich  der  unbekannte  Verfasser  des  Romans, 
der  nach  W.  Foerster  mit  dem  Dichter  der  Venus  la  Deesse  d^Aniar 
identisch  ist,  Plagiate  aus  Wacens  Brut,  aus  Partenopeus,  aus  Roberts 
von  Blois  «Chastiement  des  Danies»  erlaubt  hatte;  von  Feilitzen  hatte  solche 
aus  Crestiens  Yvain  nachgewiesen*^^).  Jordan  geht  nun  diesen  Ent- 
lehnungen   genauer    nach    und    zeigt*'®),    dass    nahezu   1500  Verse   mit 

463)  Breslau,  Marcus  1901,  96  S.  8°.  464)  SVglL.  II  360f.  465)  Der 
Aufsatz  von  A.  C.  L.  Brown,  The  Source  of  a  Guy  of  Warwick  Chap- 
Book  in  JGPh.  III  H.  1  war  mir  nicht  erreichbar.  466)  Greifswald  1897, 
147  S.  8".  467)  LBlGRPh.  XVII  235.  468)  Über  den  altfranzösischen 
Abenteuerroman  „Cristal  et  Clarie".  Diss.  Bonn  1809,  6G  S.  8".  469)8. 
W.  Foersters  Yvainausgabe  S.  IX  und  XXXIVff.  470)  ö.  das  Kapitel  „Eigen- 
tum lichkeiten  des  Verfassers''  S.  20—27  und  die  Tabelle  der  Entlehnungen  S.  45f. 


E.  Freymond.  II  293 

Stellen  aus  den  genannten  Dichtungen,  bezw.  mit  solchen  aus  Crestiens 
Perceval,  Narcissus,  Athis  et  Prophilias,  dem  Lai  du  Conseil  und  dem 
Lai  del  Oiselet,  sowie  einem  religiösen  Gedicht  Koberts  von  Blois  überein- 
stimmen; er  schliesst  daraus,  dass  der  Dichter  selber  Spielmann  gewesen 
und  ein  auswendig  gelerntes  Repertoire  bei  seinen  eigenen  Dichtungen 
benutzte,  wobei  ihn  mitunter  sein  Gedächtnis  im  Stich  gelassen  habe. 
Ich  glaube  nicht,  dass  dieser  Schluss  ohne  weiteres  berechtigt  ist;  denn 
höfische  Epen,  die  bei  den  Plagiaten  besonders  in  Betracht  kommen, 
wurden  wohl  nur  ganz  ausnahmsweis,  ein  Werk  wie  Wacens  Brut 
aber  gewiss  nie  von  Spielleuten  auswendig  gelernt  und  kolportiert.  Auch 
war  es  m.  E.  nicht  Sache  eines  Spielmanns,  sein  Gedicht  mit  Erörte- 
rungen über  das  Wesen  der  Liebe  zu  beginnen.  Ich  möchte  eher  in 
ihm  einen  Kompilator  erblicken,  der  die  benutzten  Gedichte  vor  sich 
liegen  hatte;  er  verfügte,  wie  Jordan  zeigt,  über  einen  gewissen  Witz 
und  legte,  wenn  ich  aus  den  wenigen  mitgeteilten  Stellen  den  Schluss 
ziehen  darf,  auf  die  Form  kein  grosses  Gewicht.  Vielleicht  hat  er  noch 
anderen  unbekannten  oder  nicht  erhaltenen  Werken  weitere  Züge  ent- 
nommen; ich  hebe  den  die  Folkloristen  interessierenden,  wie  mir  scheint, 
für  die  altfranzösische  Literatur  originellen  Zug  vom  Nix  im  Brunnen 
hervor,  der  ein  von  einem  zweiköpfigen  Riesen  auf  einen  Baum  gebanntes 
Mädchen  bewacht  Merkwürdig  sind  z.  T.  auch  die  Personennamen.  — 
Jordan  gibt  S.  2  7  ff.  Anmerkungen  zum  Text,  die  ohne  diesen  wenig 
verständlich  sind,  und  gelangt  auf  Grund  einer  Reimuntersuchung  zu  dem 
Ergebnis,  dass  das  im  13.  Jahrhundert  verfasste  Epos  dem  12.  Jahr- 
hundert so  nahe  zu  rücken  ist  „als  es  die  Sprache  erlaubt";  die  Stellen, 
die  mit  solchen  bei  Robert  von  Blois  übereinstimmen,  will  Jordan,  wenn 
ich  ihn  recht  verstehe,  auf  eine  gemeinsame  Quelle  zurückführen.  Der 
Verfasser  von  Cristal  et  Clarie  war  ein  Pikarde,  der  sich  aber  einige 
mundartliche  Züge  abgewöhnt  hatte.  —  Sone  de  Nausay*^^).  In  einem 
Nachwort  zu  seiner  oben  S.  275  herangezogenen  Ausgabe  des  umfang- 
reichen, epigonenhaften  Abenteuerromans  Sone  de  Nausay  (S.  555 ff.) 
gibt  MofiiTZ  Goldschmidt  die  nötigsten  Bemerkungen  zu  der  einzigen 
Handschrift  des  Textes,  zum  Verfasser,  zu  einigen  Quellen;  er  bespricht 
kurz  den  Versbau  und  die  pikardische  Sprache  (Laut^  und  Formenlehre), 
und  bringt  dann  eine  Analyse,  Anmerkungen  und  ein  Wörterverzeichnis. 
Berichtigungen  zum  Texte  gaben  A.  Toblär*^^)  und  im  Anschluss  daran 
G.  Paris*^^).  —  Eher  einem  nicht  bekannten  Abenteuerroman 
als  einem  Traktat  über  die  Falkenzucht  gehören  nach  P.  Meyer*''*) 
einige  zum  Lobe  des  Falken  gedichtete  Verse  an,  die  sich  auf 
dem  letzten  Blatt  der  Hs.  Bibl.  Nat.  f.  f.  12560  finden.  Ähnlich  glaubt 
DERSELBE  GELEHRTE,  dass  der  in  Bractons  oder  Brattons  De  legibus 
et  de  consuetvdinihus  Angliae  (verfasst  ca.  1250)  enthaltene  Bericht 
von  dem  Baron,  der  die  Witwe  eines  Jongleurs  vergewaltigt 
hatte*''*)  und  sie  auf  König  Roberts  Befehl  heiraten  musste,  auf  einen 

471)  Gröber  (Grundriss  IV  785)  meint,  der  Dichter  habe  bei  Nausay 
oder  Nansay  vielleicht  an  Nancy  gedacht.  G.  Paris  zog  Ro.  XXXI  113  Anm.  1 
Nansai  vor  und  sah  darin  Namhsheim  bei  Neu-Breisacn.  472)  ASNS.  CVII 
114-124.  473)  Ro.  XXXI  113—132.  474)  Eloge  d^un  ^pervler  (frag- 
ment  d'un  po^me  inconnu),  Ro.  XXVI  83ff.    475)  Le Roman  du  comte 


II  294    Altfranzosisches  Kunstepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895 — 1902. 

verlorenen  Roman  zurückgeht.  Das  ist  gewiss  sehr  gut  möglich; 
allein  die  Darstellung  könnte  doch  auch  vielleicht  einem  Faktum  ent- 
sprechen und  es  erscheint  fraglich,  ob  man  mit  P.  Meyer  anzunehmen  hat^ 
dass  Bracton  kaum  andere  Dokumente  als  uns  zugangliche  über  König 
Robert  benutzte.  —  Über  den  ursprünglich  provenzalischen,  nur  in 
französischer  Umschrift  erhaltenen,  in  paarweis  gebundenen  Acht- 
silbnern  geschriebenen  Roman  Eledus  und  Seren a,  der  in  einer  jetzt 
zu  Paris  befindlichen  Handschrift  aus  dem  Anfang  des  15.  Jahrhunderts 
erhalten  ist, — Bibl.Nat.  Nouv.acqui8.fran9. 1 943  —  berichtete H.Süchier*'*). 
Er  stellte  für  den  Anfang,  d.  h.  für  136  Verse,  den  provenzalischen 
Text  her,  gab  eine  Analyse  des  Gedichts,  das  mehrere  weit  verbreitete 
Motive  enthält,  verwies  auf  Anspielungen  auf  den  Roman  in  anderen 
Texten  und  erwähnte  schliesslich  Hinweise  in  Eledus  auf  andere  Stoffe, 
die  z.  T.  bisher  nicht  bekannt  waren.  Einige  Ortsnamen  scheinen  orien- 
talisch zu  sein.  Nach  Suchier  ist  der  Roman  kaum  vor  der  Mitte  des 
13.  Jahrhunderts  entstanden,  aber  vor  1288  vollendet  worden;  P.  Meyer*'"^) 
setzt  ihn  um  die  Mitte  des  13.  Jahrhunders.  —  In  der  Einleitung  zu 
seiner  Ausgabe  des  englischen  Romans  Ponthus  and  Sidone*''®)  kommt 
der  Herausgeber  P.  J.  Mather,  wie  ich  G.  Paris'  Anzeige *'^®)  entnehme, 
auch  auf  das  französische  Original  —  bekanntlich  eine  Bearbeitung  von 
Hom  —  zu  sprechen;  er  schliesst  sich  Anatoles  de  Montaiglon  Ansicht 
an,  dass  der  französische  Roman  für  Ponthus  de  la  Tour  Landri,  den 
Enkel  Geoffrois,  des  Verfassers  des  Livre  du  Chevalier  de  la  Tour  Landri, 
geschrieben  sei.  G.  Paris  dagegen  vermutet,  dass  jener  historische  Ponthus 
eher  dem  Romanhelden  seinen  Namen  verdanke  und  dass  der  Roman 
vielleicht  von  jenem  Geoffroy,  und  zwar  zwischen  ca.  1371—1372  und 
1390  verfasst  sei.  —  Nichts  näheres  habe  ich  erfahren  können  über  den 
Neudruck  von  Crapelets  Ausgabe  Histoire  du  chätelain  de  Coucy 
et  de  la  dame  de  Fayel*^®).  —  Von  der  Novelle  Chastelaine  de 
Vergy  gab  L.  Cl^dat*^^)  eine  neufranzösische,  A.  Kemp-Welch*®*) 
eine  englische  Übersetzung. 

Romane  verschiedener  Herkunft  nUt  ntxtianaler 
Fürhv/ng.  Melusine.  Ausser  J.  Kohler"  im  Jahresbericht  bereits 
genügend  besprochener  Schrift  Der  Ursprung  der  Melusinensage*®*) 
sei  hier  erwähnt  K.  Schorbach»  Aufsatz  Die  Historie  von  der 
schönen  Melusine*®*),  in  dem  in  aller  Kürze  die  Ansichten  über  die 
Entstehung  der  Sage  und  ihre  Ausbildung  auf  Grund  von  Familien- 
traditionen besprochen,  sowie  die  Melusinen  texte  aufgezählt  werden.  Be- 
achtenswert ist  die  Bibliographie  zu  deutschen  Bearbeitungen.  Auch  die 
Rolle,  die  die  Sage  in  der  Oper,  in  Feerien  und  Balletten,  endlich  in 
der  zeichnenden  Kunst  spielt,  wird  berührt***^).  —  Den  Dit  de  Robert 

et  de  la  veuve  du  Jongleur  d'apr^s  Bracton,  Ro.  XXV  310f.  476)  Ober 
Eledus  und  Serena,  ZRPh.XXI112— 127.  477)  Ro. XXVI  327.  478)King 
Ponthus  and  the  fair  Sidone.  Baltimore  1897,  LXVIII  +  150  S.  8« 
(PMAA.  XII  1).  479)  Ro.  XXVI  4ü8ff.  480)  St.  Quentin,  Poette  152  S.  8^ 
1895  oder  1896.  481)  RPhFP.  VIII  205-213.  482)  The  Ch&telaine  of 
Vergi,  a  13*»»  Century  French  romance  done  intoEnglish  by  A.Kemp- 
Welch  with  introduction  bv  L.  Brandin.  London,  D.  Nutt  1902, 
XXIII -f- 96  S.  8".  483)  Eine  ethnologische  Untersuchung.  Leipzig, 
Pfeffer  1895,  66  Ö.  8«;  s.JBRPh.  IV  n  400f.    484)  ZBü.  I  132—142.    486)  Der 


E.  Freymond.  II  295 

le  Diable  hat  K.  Breul*®®)  nach  drei  Pariser  Handschriften  heraus- 
gegeben.—  Kurz  sei  auf  Emil  Beneze"  Sagen-  undLitterarhistorische 
Untersuchungen  Nr.  2  —  Orendel,  Wilhelm  von  Orense  und 
Robert  der  Teufel*^')  —  hingewiesen,  in  denen  Sagen,  die  zu  Grind- 
kopfmärchen gehören,  zusammengestellt  werden.  Die  Sage  von  Robert 
dem  Teufel  wird  von  diesen  Märchen  hergeleitet.  Die  Arbeit  Benez^s 
verrät  zweifellos  grosse  Belesenheit,  enthält  aber  manche  gewagte  und  sonder- 
liche Hypothese,  —  Richard  Coeur  de  lion.  Bekanntlich  ist  das  fran- 
zösische Original  des  me.  Romans  Richard  Coeurdelyoun  verloren  gegangen. 
Mit  diesem  Roman  hatte  sich  F.  Jentsch  beschäftigt*®^).  Seitdem  hat 
G.  Parib  kurz  nach  Veröffentlichung  seiner  Ausgabe  von  Ambroises 
Estoire  de  la  guerre  sainte  (1190 — 1192)*®^)  dem  Gegenstand  eine 
interessante  Untersuchung  gewidmet  *®®),  in  der  er  grossen  teils  zu  wesent- 
lich anderen  Resultaten  gelangte  als  Jentsch.  G.  Paris  besprach  die  Über- 
lieferung des  me.  Textes  und  hob  hervor,  dass  die  phantastische  Ein- 
leitung und  die  sich  daran  anschliessende  Episode,  so  wie  sie  in  Webers 
Ausgabe  (1810)  vorliegt,  nicht  ursprünglich  und  für  die  Quellenunter- 
suchung wertlos  sind.  Er  teilte  dann  eine  Analyse  des  Romans  mit, 
wandte  sich  gegen  die  Resultate  von  Jentsch  in  Bezug  auf  die  Quellen**^) 
und  führte  aus,  dass  der  me.  Roman  wohl  die  ziemlich  treue  Übersetzung 
eines  verlorenen  agn.  Romans  sei,  der  kaum  vor  1230  verfasst  worden 
sein  mag.  Der  unbekannte  Verfasser  scheine  hauptsächlich  mündliche 
Berichte  —  z.  T.  von  Teilnehmern  an  Richards  Kreuzzug  —  gesammelt 
zu  haben,  Einzelheiten  mag  er  auch  von  Pilgern  erfahren  haben;  endlich 
habe  er  mehrere  Züge  altfranzösischen  Epen  und  Kreuzzugsanekdoten, 
die  mit  Richard  nichts  zu  tun  hatten,  entlehnt.  Dabei  verfolgte  er  die 
Absicht,  Richard  zum  Natioualhelden  zu  stempeln.  Die  im  Roman  zu- 
tage tretende  Feindseligkeit  gegen  die  Franzosen  weisen  unter  anderem 
darauf  hin,  dass  das  verlorene  Epos  von  einem  Anglonormannen,  nicht 
von  einem  Kontinentalfranzosen  herrühre,  —  Wistasse  le  Moine. 
Der  Titel  von  W.  W.  Comfort»  kleinem  Artikel  The  treatment  of 
nature  in  Wistasse  le  Moine*®^)  besagt  etwas  zu  viel;  denn  Com- 
fort  hebt  nur  die  Verse  1140  — 1172  hervor,  in  denen  Wistasse  in 
NachtigaUentönen  seinen  Feind  foppt,  der  diese  Töne  nach  seiner  Weise 
versteht.  —  Der  altfranzösische  Roman  Paris  et  Vienne,  der 
trotz  seines  grossen  Erfolgs  in  französischen  Literaturgeschichten  keine 
Berücksichtigung  gefunden  hatte,  wurde  von  Robert  Kaltenbacher  in 
seiner  Dissertation    untersucht*®^).     Es  handelt  sich   um    die   Geschichte 

Aufsatz  von  H.  Gaidoz,  Le  cinqcentenaire  de  Melusine  in  M^l.  VIT 
H.  4  war  mir  nicht  zugänglich.  486)  AbhTobler.,  Halle,  Niemeyer  1895, 
S.  464—509.  487)  Eine  Studie  zur  deutschen  und  französischen 
Sagengeschichte.  Halle,  Niemeyer  1897,  112  S.  8°;  s.  schon  JBRPh. 
V  II  399^**.  488)  Die  mittelenglische  Romanze  Richard  Coeur  de 
Lion    und    ihre   Quellen.    ES.  XV  161-247;    s.   noch   ibid.   XVI  142ff. 

489)  Paris  1897  in  der  Ck)lIection  des  Documenta  in^dits  sur  Thistoire  de  France. 

490)  Le   Roman   de   Richard   Coeur    de   Lion  in   Ko.  XXVI  353—393. 

491)  Hauptquelle  nach  Jentsch  das  Itinerarium  Ricardt,  eine  lateinische  Über- 
setzung der  oben  genannten  Estoire  de  la  guerre  sainte.  492)  MLN.  XIII 
513ff.  493)  Erlangen  1901,  54  S.  &".  R.  Kaltenbacher  hat  seitdem  den  Roman 
herausgegeben,  RF.  XV. 


II  296    Aitfranzosisches  Kunatepos  und  Romane.    1899  bezw.  1895—1902, 

Paris',  der  die  Liebe  Viennep,  Tochter  seines  Lehnsherrn  Godefroy  de 
Lanson,  Herrn  des  Dauphin^,  erwirbt,  durch  seine  Treue  in  ihren  Besitz 
kommt  und  Herr  des  Landes  wird.  Unerkannt  spielt  und  singt  Paris 
vor  Viennens  Fenster  aubades,  unerkannt  nimmt  er  in  weisser  Rüstung 
an  zu  Ehren  Viennes  veranstalteten  Turnieren  teil.  Als  Vienne  zufällig 
erfährt,  dass  Paris  ihr  Kämpe  war,  erglüht  sie  in  Liebe  zu  ihm  und  ver- 
spricht ihm  ewige  Treue.  Ein  Fluchtversuch  des  Paares  misslingt;  Vienne 
wird  ergriffen  und  heimgebracht.  Da  sie  sich  sträubt,  den  ihr  von  ihrem 
Vater  zugedachten  Freier  zu  empfangen  bezw.  anzunehmen,  wird  sie  ge- 
fangen gesetzt;  durch  eine  sonderliche  List  weiss  sie  den  Bewerber  zum 
Verzicht  zu  veranlassen.  Paris,  der  bei  jenem  gemeinsamen  Fluchtversuch 
entkommen  war,  hatte  im  Orient  die  Gunst  eines  Sultans  erreicht  (vgl. 
Eracle);  er  erfährt,  dass  Viennens  Vater,  der  Dauphin,  als  Kundschafter 
vor  einem  geplanten  Kreuzzug  zu  Alexandria  in  Gefangenschaft  geraten 
war;  er  befreit  ihn,  da  es  ihm  gelingt,  die  Wächter  trunken  zu  machen 
(vgl.  Floire);  vorher  hatte  der  Dauphin  dem,  der  ihn  befreien  würde,  sein 
Land  und  die  Hand  seiner  Tochter  versprochen.  Nach  der  glücklichen 
Heimkehr  des  Dauphin  gibt  sich  endlich  Paris  Vienne,  die  nochmals  eine 
schwere  Prüfung  durchzumachen  hatte,  zu  erkennen  und  wird  Herr  von 
Viennois.  —  Ausser  einer  Analyse  des  Romans  teilt  Kaltenbacher  die 
Bibliographie  mit,  d.  h.  er  zählt  die  7  Handschriften  und  12  Drucke 
des  französischen  Prosaromans  auf,  weiter  die  zahlreichen  italienischen 
Bearbeitungen,  eine  spanische,  katalanische,  verschiedene  englische  und 
flämische  Drucke,  endlich  je  eine  schwedische,  lateinische  und  armenische 
Version;  er  vergleicht  Handschriften  und  Ausgaben,  die  in  zwei  Gruppen 
zerfallen.  Es  ist  zweifelhaft,  ob  der  Roman  wirklich,  wie  der  im  Vor- 
wort französischer  Handschriften  und  Drucke  als  Verfasser  genannte 
Pierre  de  la  Cipede*'*)  behauptet,  auf  einem  katalanischen  Text  be- 
ruht. Der  Roman  ist  sicher  vor  1364  verfasst,  aber  er  kann  füglich 
noch  weiter  zurückdatiert,  werden ;  möglicherweise  ist  er  durch  den  Dynastien- 
wechsel im  Dauphin6  i.  J.   1282  veranlasst 

Nachtrag.  Schon  bei  den  Artusromanen  hätte  bemerkt  werden 
können,  dass  Otto  Berlit  zu  Ulrichs  Ausgabe  von  Roberts  de  Blois 
Beaudous  und  Floris  et  Liriope  Textberichtigungen  auf  Grund  der 
Hs.  24301  der  Pariser  Nationalbibliothek  gegeben  hat*®*). 

Prag*  E.  Freymond. 

Altfranzösisches   Kunstepos.    1903—1906.    Allgemeines. 

Von  zusammenfassenden  Arbeiten  sei  hier  zunächst  auf  die  betr.  Ab- 
schnitte des  recht  brauchbaren  Handbuchs  von  C,  Voretzsch*)  (vom 
8.   Kapitel    ab)    verwiesen.      Besondere    Beachtung    verdient    seine    ein- 

494)  Pierre  de  la  Cipede  wird  (s.  S.  47)  der  letzte  Bearbeiter  bezw.  Ober- 
setzer aus  dem  provcnzalischcn  Original,  vielleicht  aber  nur  ein  Schreiber  sein. 
495)  Die  Sprache  des  altfranzösischen  Dichters  Robert  von  ßlois. 
Diss.  Halle  190(),  41  S.  8°.  Danach  schreibt  Eobert  in  der  Mundart  von  Isle 
de  France;  wenige  Eigentümlichkeiten  weisen  vielleicht  auf  Blois. 

1)  DasStudium  der  altfranzösischen  Li  teratur  =  Sammlung  kurzer 
Lehrbücher   der   romanischen    Sprachen    und  Literaturen.   II.   Halle,  Niemeyer 


A.  Hilka.  II  297 

gehende  Würdigung  der  Dichtungen  Kristians  von  Troyes  (nebst  gut  ge- 
wählten Proben)  auch  Dach  der  stilistisch-psychologischen  Richtung  hin, 
sowie  die  besonnene  Abwägung  der  arg  verschlungenen  Theorien  bezüg- 
lich der  Herkunft  und  Bedeutung  des  keltischen  Elements  in  der  Artus- 
und  Gralsage,  wozu  mit  Recht  auch  die  Tristansage  und  die  Laidichtung 
herangezogen  wird  (S.  339 — 352).  —  In  dem  letzten  Werke  von  6.  Paris, 
das  in  der  Sammlung  der  Temple  Primers  (I^ondon,  Dent)  1902  in  eng- 
lischer Sprache  erschienen  war  und  jetzt  in  der  französischen  Ausgabe 
wesentlich  verbessert  von  P.  Meyer  aus  des  Freundes  Nachlasse  veröffent- 
licht worden  ist^),  werden  die  Abschnitte  IV  und  V  wertvolle  Dienste 
leisten. 

1903.  Zwischen  volkstümlichem  und  höfischem  Epos  eine  Scheide- 
linie zu  ziehen,  bemühen  sich  mehrere  Arbeiten  vorwiegend  durch  die  Unter- 
suchung stilistischer  Züge.  Referent^)  versucht  dies  unter  Zu- 
grundelegung der  Romane  Kristians  von  Troyes  durch  eine  Prüfung  des 
Monologs,  des  Dialogs  (nebst  kurzer  Wechselrede)  und  der  Chor- 
rede nach  Form  und  Inhalt,  wobei  sich  ihm  bestimmte  Kriterien  über  die 
Stellung  beider  epischer  Arten  zueinander  und  ihrer  wichtigsten  Vertreter  er- 
geben. Die  ausführliche  Einleitung  verweist  auf  die  Wichtigkeit  ähnlicher  Dar- 
legungen für  das  antike  Epos,  um  den  Massstab  für  die  Beurteilung  der 
mittelalterlichen  Dichtung  zu  gewinnen.  Seitdem  können  mehrere  Ab- 
schnitte des  schönen  Buches  von  Richard  Heinze*)  über  die  Monologe 
und  Dialoge  bei  Vergil  benutzt  werden.  Die  von  Gas  ton  Paris  ange- 
kündigte Studie  Mettrop®*)  über  den  Monolog  in  der  gesamten  roman. 
Literatur  scheint  noch  nicht  erschienen  zu  sein.  —  Ein  ähnliches  Ver- 
fahren schlägt  Otto  Schulz^)  ein,  der  die  Darstellung  psychologischer 
Vorgänge  (Schmerz,  Zorn,  Furcht,  Liebe)  bei  den  antiken  Epikern^  in 
den  ältesten  französischen  Dichtungen  und  im  altfranzösischen  Volksepos 
in  der  Einleitung  bespricht,  um  auf  dieser  Grundlage  ein  Urteil  über 
Kristian  (resp.  seine  Vorläufer  und  Zeitgenossen)  fällen  zu  können. 
Leicht  ergeben  sich  ihm  dann  die  Unterschiede  zwischen  beiden  Epos- 
arten,  insbesondere  die  starke  psychologische  Analyse  des  Liebesgefühls 
im  Kunstepos,  worin  Kristian  nicht  ausschliesslich  Meister  ist.  —  Die 
JB.  VII  II  49  besprochene  umfangreiche  Arbeit  von  L.  Beszard*^)  be- 
schäftigt sich  mit  der  Darstellung  des  Weinens  im  Epos  auf  breiter 
Grundlage  (homer.  Epen,  die  ältesten  chansons  de  geste,  das  poema  del 
Cid  und  die  germ.  Volksepen  —  Aeneis,  die  altfranz.  antiken  Romane, 
Kristian,  die  Abenteuerromane  und  Ariost).  Für  den  sprachlichen  Ausdruck 
ergibt    sich    die    starre   Formel   im  Volks-,  lebendige    Abwechslung    im 

1905.  XVII  u.  573  S.  (Rez.  DLZ.  1906  (Suchier).  RCr.  61  (1906),  460  (E.Bour- 
ciez).  2)  Esquisse  de  la  litten  fr9se.  au  ro.  äge.  Paris,  A.  Ck)b*n.  XI  u. 
319  S.  3)  Die  direkte  Rede  als  stilistischeB  Kunstmittel  in  den 
Romanen  des  Kristian  von  Troyes.  Ein  Beitrag  zur  genetischen  Entwick- 
lung der  Kunetformen  des  mittelalterlichen  Epos.  Halle,  Niemeyer  1903.  177  8. 
(Einleitung  als  Breslauer  Dies.  1902).  Rez.  Ro.  XXXII  (1903),  348  (G.  Paris).  DLZ. 
1904,  Sp.  2802  (A.  Pillet).  LCBl.  55  (1904),  Sp.  1339.  4)  Vergils  epische 
Technik.  Leipzig.  Teubner  1903.  VIII  u.  488  S.  5)  Ro.  XXXII  (1903),  348. 
6)  Die  Darstellung  psychologischer  Vorgänge  in  den  Romanen  des 
Kristian  von  Troyes.  Halle,  Niemeyer  1903.  XLI  u.  156  S.  (Einleitung 
als  Breslauer  Diss.  1902).  Rez.  DLZ.  1904,  Sp.  2802  (A.  Pillet).    7)  Les  lärm  es 


II  298         Altfranzösisches  KuDstepos  und  Romane.    1903—1906. 

Kunstepos,  sowie  der  allgemeine  Satz:  „La  po^sie  courtoise  ^limine  les 
larmes."  Scheinen  die  Aufstellungen  des  Verf.  nicht  immer  ihre  genaue 
Bestätigung  zu  finden®),  so  erregt  auch,  wie  M.  Roques®*)  hervorhebt, 
seine  etwas  mechanische  Einteilungsweise  des  Stoffes  Zweifel  an  end** 
gültigen  Ergebnissen. 

1904.  Die  treffliche  Dissertation  von  Alfked  Renn^rt^)  behandelt 
die  wichtigsten  Stilformen  im  volkstümlichen  und  im  kunstmässigen  Epos. 
Für  letzteres  erlangt  er  das  Resultat:  überall  herrscht  der  Einfluss  der 
ersteren  Gattung,  aber  es  ist  zu  verzeichnen  eine  bedeutende  Fortbildung 
durch  Einwirkung  der  höfischen  Lyrik,  der  Anschauungen  des  Minne- 
dienstes und  des  entwickelten  ästhetischen  Feinsinns  des  persönlichen 
Dichtergenius.  —  William  Wistar  Comfort")  (vgl.  JB.  VII  n  50) 
wendet  sich  gegen  A.  Nutt's  Ausführungen  in  „Celtic  and  Mediaeval 
Romance"  S.  15  ff.  und  beweist,  dass  bis  in  die  späteste  Zeit  die  „matiere 
de  France"  von  der  „matiere  de  Bretagne"  deutlich  getrennt  blieb.  Mochte 
auch  der  romantische  Geist  die  späteren  chansons  de  geste  durchziehen, 
so  fand  doch  keine  Verschmelzung  statt.  Selbst  nach  der  Aufnahme 
von  Liebesepisoden  war  nie  die  Frau  das  einzige  Ziel  des  Helden  oder 
gar  dieser  ihr  gegenüber  in  einer  untergeordneten  Rolle.  —  Zur  Termino- 
logie von  „cortois"  und  „vilain"  auch  im  Kunstepos  liefert  einen 
kleinen  Beitrag  Stanley  Leman  Galpin  ^^).  Durch  Heranziehung  von 
Prosatexten  und  besonders  der  Sprichwörter  hätte  allerdings  der  Verf. 
mehr  Neues  erzielt  (vgl.  P.  Meyer,  Ro.  XXXIV  (1905),  350).  —  Die 
wertvolle  Dissertation  von  Richard  Herzhoff  ^%  worin  der  I.  Abschnitt 
„Die  Liebe",  durch  die  Anordnung  des  reichlich  zusammengetragenen 
Materials  bemerkenswert  ist^  verzeichnet  eine  aufsteigende  Linie  der  Per- 
sonifikationen in  der  (epischen)  Literatur.  Der  Verf.,  der  nur  den  IL  Teil 
seiner  Untersuchungen  veröffentlicht  hat  (Teil  I  (die  Naturpersonifikationen) 
soll  später  erscheinen)  hätte  wohl  auch  eine  historische  Ableitung  dieses 
stilistischen  Kunstmittels  im  Volks-  und  Kunstepos,  sowie  im  geistlichen 
Lehrgedicht  zum  Schlüsse  geben  können.  S.  45  konnte  zu  Eneas 
3001 — 04  (wahre  und  falsche  Träume)  auf  die  antiken  Quellen  verwiesen 
werden.  Dasselbe  gilt  von  den  Darstellungen  des  Amor  und  der  Schil- 
derung der  Liebe  als  eines  quälenden  und  als  förmliche  Krankheit  auf- 
gefassten  Zustands  (S.  4  ff.).  —  Georg  Goerke^^)  spricht  von  Ver- 
wandlungen von  Feeen,  Kobolden  und  Menschen  in  den  altfran- 
zösischen Literaturdenkmälern.     Das  Kunstepos  ist  dabei  oft  zu  kurz  ge- 

dans  r^pop^e,  particuli^remcnt  dans  l'^pop^e  fr9se.  jusqu'ä  la  fin 
du  Xlle  si^cle.  Etüde  de  litt,  corapar^e.  ZRPh.  27  (1903),  385 ff.,  513 ff., 
641  ff.  (Ein  Teil  als  Strassburger  Diss.  1902).  8)  Zu  S.  533  u.  663:  Es  ist 
durch  nichts  erwiesen,  dass  der  bis  zur  Anbetung  gesteigerte  Minnekult  keltischen 
Ursprungs  ist.  8a)  Ro.  XXXIII  (1904),  131  ff.  9)  Studien  zur  altfranz- 
Stilistik  Versuch  einer  historischen  Stilbetrachtung.  Diss.  Göttingeu  1904. 
122  S.  10)  The  essential  differcnce  between  a  Chanson  de  geste 
and  a  Roman  d'Aventure.  PMLA.  XIX  (1904),  64—77.  11)  Cortois  and 
V ilain.  A  Study  of  the  distinctions  made  between  them  by  the  French  and 
Proven9al  poets  of  the  12tii,  13^^  and  lA^  centuries.  Diss.  der  Yale  üniveraity 
1904.  New  Haven,  Conn.  1905.  104  S.  12)  Personifikationen  lebloser 
Dinge  in  der  altfranz.  Literatur  des  10.  bis  12.  Jahrhunderts. 
Teil  II.  Pei-8.  von  Abstrakten.  Berliner  Diss.  1904-  52  8.  13)  über  Tierver- 
Wandlungen  in  franz.  Dichtung  und  Sage.   Diss.  Königsberg  1904.  63  S. 


A.  Hüka.  II  299 

kommen,  wo  gewiss  noch  grössere  Ausbeute  möglich  ist.  Die  Literaturangabe 
enthält  z.  B.  Texte,  die  in  der  Abhandlung  nicht  berücksichtigt  zu  sein 
scheinen  (Kristian,  Guillaume  de  Paleme  (für  die  Werwolfsage),  Parteno- 
peus  u.  a.).  Besonders  stark  sind  vom  Verf.  französische  Volksüber- 
lieferungen benutzt.  Dank  wird  man  ihm  für  die  Beibringung  heimischer 
(preuss.)  Parallelen  wissen,  die  er  selbst  gesammelt  hat.  —  Der  Historiker 
Ch.  V.  Langlois^^)  bietet  uns  in  seinem  aus  seinen  Studien  über  die 
Geschichte,  also  auch  Kulturgeschichte  des  13.  Jahrhunderts  entstandenen 
Buche  eine  gefällige  Analyse  von  10  sehr  geschickt  gewählten  Aben- 
teuerromanen (Galeran,  Joufroi,  Guillaume  de  Dole,  Escoufle, 
Flamenca,  le  Chätelain  de  Couci,  la  Ch&telaine  de  Vergi,  la 
comtesse  d'Anjou,  Gautior  d'Aupais,  Sone  de  Nansai  (nicht 
Nausay,  wie  Goldschmidt  druckte)  im  weiteren  Sinne  des  Wortes,  die  ein 
reiches  Bild  der  geselligen  Verhältnisse  jener  Zeit  entrollen.  L.  bringt 
zu  jedem  Roman  eine  kurze  Einleitung  über  Verfasser,  Abfassungszeit, 
Handschriften  und  Ausgaben,  darauf  folgt  die  sorgfältige  Analyse  nebst 
Anmerkungen  über  alles  Wissenswerte  über  Sitten  und  Gebräuche.  Bei- 
gefügt ist  eine  sehr  nützliche  Bibliographie  von  135  Arbeiten,  die  die 
Geschichte  der  französischen  Gesellschaft  im  MA.  nach  den  literarischen 
Quellen  behandeln.  Gewiss  wird  das  Buch,  das  eine  willkommene  Er- 
gänzung zu  A.  Schultz  bildet  und  für  ein  weiteres  Publikum  berechnet 
ist,  auch  vom  Fachmann  mit  Genuss  gelesen  werden.  „Le  Iwre  a  6t6  ^crit 
ä  des  moments  de  loisir,  comme  deUmsemeiit^  je  voudrais  qtie  Von  eüt 
autant  d^agr&tnent  ä  le  lire  que  fen  ai  euä  le  faire.''  —  Die  mittel- 
alterlichen Theorien  von  der  höfischen  Liebe  stellt  eine  Studie 
von  E.  PoRfBOWicz^*)  dar.  Leider  ist  sie  nicht  vollständig.  Während 
die  italienische  und  provenzalische  Literatur  ausreichend  behandelt  sind, 
ist  Nordfrankreich  zu  kurz  gekommen.  Hier  werden  nur  die  spitzfindigen 
Erörterungen  des  Andreas  Capellanus  (De  amore  libri  tres)  aus  dem  Ende 
des  12.  Jahrhunders  (darunter  z.  B.  jene  über  amor  purus  und  amor  mixtus) 
wiedergegeben.  Eine  Betrachtung  der  nordfranzösischen  Kunstepik  hätte 
gewiss  noch  andere  interessante  Gesichtspunkte  ergeben.  Auch  bleibt  die 
Frage  noch  immer  ungelöst,  woher  die  seltsame  Auffassung  der  Liebe  in 
Frankreich  seit  dem  12.  Jahrhundert  in  die  Poesie  eingedrungen  ist. 
Denn  die  Analyse  der  Liebe  war  für  das  damalige  Publikum  durchaus 
ein  novum.  Auf  Berührungen  mit  orientalischer  (pers  -arab.)  Poesie  ist 
schon  öfters  verwiesen  worden,  z.  B.  auf  die  Symptome  der  Liebeskrankheit 
in  einer  Anmerkung  bei  Binet^®).  Doch  muss  diese  ganze  Frage  der 
„Liebe  als  Krankheit",  wo  gewiss  orientalische  Motive  mit  in  Frage 
kommen,  einmal  im  Zusammenhange  behandelt  werden,  da  sie  von  grosser 
Bedeutung  insbesondere    für  die  Beurteilung    der  altfranzösischen  Liebes- 

14)  La  soci^t^  fr98e.  au  XIII«  si^cle  d'apr^s  diz  romans  d'aventure. 
Paris,  Hachette  1904.  XXIII  u.  329  8.  (Eez.  Eo.  XXXIII  (1904),  314  (F.  M.) 
MA.  2e  8^r.  IX  (1905)  145,  (Rousselle).  ZFSL.  XXVIII*  (1905),  173  (R.  Kiess- 
mann).   MLN.  XIX  (1904),  134  (Critchlow).    SRSFR.  III   (1905),   146  (Bloch). 

15)  Teorya  sredoiowieczna  «mitoöci  dwornej»  in  s.  *Studya  do  dzie- 
j6w  literatury  sredniowieczDej».  I.  Lwöw  (Lemberg),  Winiarz  1904,  S.  7—52.  In- 
haitsaDgabe  im  „Extrait  du  Bulletin  de  TAcad.  des  Scieoccs  de  Cracovie''.  1904, 
S.  106—112.       16)  Ix    style  de  la   lyrique  courtoifie  en   France  aux  XII«    et 

VollmöUer,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  20 


II  300  Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1903—1906. 

romane  ist  (man  denke  an  die  Liebesepisoden  im  Eneas  und  im  Clig^s). 
Eine  interessante  Vorstudie  dazu  kann  der  Aufsatz  des  Helsingforeer 
Dozenten  Hjalmar  Crohns  ^'^)  bilden,  der  von  der  Novelle  von  Antiochus 
und  Stratonike  ausgehend  (vgl.  E.  Roh  de,  Der  griech.  Roman*,  S.  55)  d  i  e 
.  Ansichten  der  alten  Ärzte  über  die  pathologischen  Erschei- 
nungen der  Liebe  bespricht  (Galen,  Paulus  von  Aegina,  besonders 
Avicenna  im  berühmten  Kanon  B.  3,  Fen.  1,  Trakt.  4,  cap.  23).  Nicht 
unwichtig  scheint  zu  sein,  dass  um  Mitte  des  11.  Jahrhunderts  die 
arabischen  medizinischen  Schriftsteller  durch  lateinische  Übersetzungen  in 
Westeuropa  bekannt  wurden.  Wir  können  gespannt  sein,  von  welchen 
Gesichtspunkten  aus  Burdach  den  versprochenen^^)  Nachweis  führen 
wird,  dass  „für  den  konventionellen  Minnebegriff  bei  den  Minnesängern 
und  in  den  mittelalterlichen  Ritterromanen  mittelbar  die  alexandrinische 
Hofdichtung  und  ihre  Fortsetzung  bei  den  Persern  im  Zeitalter  der  Sas- 
saniden  und  Firdusis,  unmittelbar  aber  die  arabische  Sitte  der  Hofdichter 
sehr  wesentlich  mitgewirkt  haben".  Hinzugefügt  sei,  dass  für  die  Auf- 
fassung der  Liebe  als  Frauendienst  und  Vassallitat  bereits  E. 
Wechssler^®)  eine  ausführliche  Studie  schrieb,  die  Porebowicz  nicht  an- 
führt. Mit  Recht  bestreitet  letzterer  das  platonische  Element  bei  den 
französischen  und  provenzalischen  Dichtem  des  12.  Jahrhunderts,  da  so- 
wohl Plato  wie  auch  Apuleius,  ein  Anhänger  des  Neuplatonismus,  dem 
MA.  unbekannt  blieb.  Der  entgegensetzten  Ansicht  ist  freilich  sein 
Kritiker  J.  H.  Rein  hold  ^®),  da  er  sich  zu  den  Ansichten  Kawczyriski's 
bekennt,  die  schwerlich  geteilt  werden  können. 

1905.  F.  L.  Critchlows*^)  wertvolle  und  auf  historischen  Prin- 
zipien (Kirchen Vorschriften,  antiken  Bräuchen,  Ausblicken  auf  deutsches 
Recht) aufgebaute  Studie  handelt  von  den  Verlobungs-  und  Hochzeits- 
gebräuchen, wie  sie  in  einer  Reihe  von  höfischen  Epen  (etwa  200  Jahre 
umfasv^end)  geschildert  werden.  Der  Verf.  verspricht  eine  Fortsetzung 
seiner  interessanten  Studien  für  das  deutsche  MA.  unter  Ausnutzung  der 
mhd.  Literatur  und  des  deutschen  Rechts.  —  Zweikämpfe  sind  natürlich 
auch  im  Kunstepos  nicht  selten.  Doch  finden  sich  hier  Züge,  die  von 
den  Kämpfen  der  Heldenepen  wesentlich  abweichen.  Diese  verfeinerten 
Grundsätze  hat  Otto  Leibecke '^*)  auf  Grund  einer  sorgfältigen  Unter- 
suchung S.  87  zusammengestellt,  sodass  auch  hier  ein  Masstab  für  die 
Beurteilung  beider  epischer  Arten  gewonnen  wird.  —  Die  in  den  Epen 
über  antike  Sagenstofle  enthaltenen  Sprichwörter  und  Sentenzen  führt 
Fritz  Schepp*^)    nach    dem    Inhalt    geordnet    an,    bespricht    ihre  Fomi 

XlJIesiöcles.  Par.  1891,  S.  103.  17)  Zur  Geschichte  der  Liebe  als 
„Krankheit*'.  Archiv  für  Kulturgeschichte.  III  (1905),  S.  66-86.  18)  SBAk- 
BerlinphhKl.  1904,  S.  808  (Exkurs)  und  sein  Vortrag  (S.  933  skizziert):  Über 
den  Ursprung  des  mittelalterl.  höfischen  Minnesangs,  Liebes- 
romans und  Frauendienstes'S  der  später  erscheinen  soll.  19)  Frauen- 
dienst und  Vassallitat.  ZFSL.  XXIV  (1902),  159—191.  20)  Ro.  XXXIV  (1905), 
326.  21)  On  the  Forms  of  betrothal  and  wedding  ceremonies  in  the 
Old-French  Romana  d'aventure.  MPhi.  II  (1904-05),  497-537.  22)  Der 
verabredete  Zweikampf  in  der  altf ranz.  Literatur.  Dias.  Göttingen  1905. 
88  S.  23)  Altfranz.  Sprichwörter  und  Sentenzen  aus  den  höf.  Kunst- 
epen Ober  antike  Sagenstoffe  und  aus  einigen  didakt.  Dichtungen  nebst  e. 
Unters,  über  Sprichwörtervarianten.  Greifswalder  Diss.  Boma-Leipzig,  B.  Noeke 
1905.  70  S. 


A.  Hilka.  II  301 

(besonders  Alliteration  und  Antithese)  und  stellt  in  seiner  auch  einige 
didaktische  Dichtungen  berücksichtigenden  Arbeit  zuletzt  Varianten  von 
31  Sprichwörtern  zusammen.  Wichtig  ist  das  Glossar  dazu,  doch  dürft« 
der  nicht  nach  den  Stichworten,  sondern  nach  einer  Auslese  von  Worten 
innerhalb  der  Sprichwörter  geordnete  Index  praktischen  Bedürfnissen  nicht 
entsprechen.  —  Das  stilistische  Kunstmittel  der  Wiederholung  in  der 
frühen  Kunstepik  bespricht  F.  M.  Warren  ^*)  in  einem  ersten  Artikel. 
Er  betrachtet  hier  die  Manier  des  „transposed  parallelism'S  für  die 
er  lyrischen  Ursprung  annimmt  und  deren  Geschichte  er  verfolgt,  um 
1150  aufgekommen,  findet  sie  sich  zuerst  bei  Gaimar  und  erfreut  sich 
grosser  Beliebtheit  im  Roman  de  Th^bes.  Eingeschränkt  wird  sie  durch 
starke  Persönlichkeiten  wie  Thomas  und  Kristian.  Marie  de  France  hält 
sich  von  ihr  fern. 

1906s  In  einem  zweiten  Artikel  beschäftigt  sich  Warren  ^*)  zu- 
nächst mit  der  „direct  repetition",  worin  Wace  und  der  Dichter  des 
Eneas  gross  sind,  sowie  den  Wortspielen  als  einer  Abart  (bei  Wace, 
Thomas  und  Kristian),  sodann  mit  der  Stichomythie  und  dem  Brechen 
der  Zeile,  die  man  als  kurze  Wechselrede  zu  bezeichnen  pflegt. 
Letztere  stilistische  Erscheinung  ist  im  Eneas,  bei  Thomas,  Gautier  und 
Kristian  besonders  in  den  Liebesmonologen  zur  höchsten  Entwicklung 
gelangt  und  wirkt  fast  dramatisch.  Über  ihren  Ursprung  kann  der  Verf. 
auch  nichts  Sicheres  ermitteln  (er  verweist  auf  Terenz  und  möglichen 
Einfluss  der  scholastischen  Dialektiker).  Ein  Hinweis  auf  des  Refe- 
renten betr.  Abschnitte  zur  kurzen  Wechselrede  im  Monolog  und  Dialog 
(S.  108  u.  144fF.)  fehlt.  —  Über  Zauber  und  Verzauberung  spricht  De 
LA  Warr  Benjamin  Easter^^)  in  einer  ansprechenden  Disseiiation,  die 
auch  wertvolle  Anmerkungen  (z.  B.  nr.  21,  30)  und  eine  gute  Biblio- 
graphie enthält  Der  Verf.  hätte  auch  in  den  Romanen,  die  auf  antike 
Stoffe  zurückgehen,  viel  Interessantes  gefunden  (Alexanderdichtungen, 
Eneas  1908 — 1226  u.  a.).  Zu  dem  Treiben  des  Zauberere  in  der  sog. 
volkstümlichen  Version  von  Floire  et  Blancheflor  findet  sich  bei  Scham- 
bach eine  wichtige  Ergänzung  aus  der  Heliodor-,  Salomon-,  Vergil-  und 
Faustsage^').  Die  vollständige  Arbeit,  deren  reicher  Inhalt  vorn  ange- 
geben wird,  wird  uns  willkommen  sein.  —  Auftreten  und  Herkunft  von 
Riesen  und  Zwergen  behandelt  nach  den  chansons  de  geste  und  den 
Eomanen  bis  Mitte  13.  Jahrhunderts  Fritz  Wohlgemuth^^).  Das 
Volksepos  kennt  nur  „riesen  massige  Helden".  Das  Vorbild  für  die  Sarra- 
zenenriesen  geben  die  Vorstellungen  vom  Teufel  ab.  Eigentliche  jayants 
kennt  erst  der  Roman  unter  keltischem  Einfluss,  der  auch  die  Zwerge 
begünstigt  (eigentliche  nains).  Verf.  verweist  auf  die  damahgen  Hof- 
zwerge als  liter.  Typus  des  „verkleinerten  Menschen"  und  auf  den  inter. 
Zwerg  Frocin  im  Tristan  (B^roul),  der  als  Astrolog  aufgefasst  wird.  Die 
feineren    Züge    aus    den    germanischen   Vorstellungen    über    Riesen    und 

2^)  Some  features  of  style  in  early  French  narrative  poetry 
(1150-1170).  MPhi.  III  (1905— 06),  179-209.  25)  Ebd.  513-539.  26)  A 
Study  of  the  magic  elemente  in  the  Romans  d'Aventurc  and  the 
Born  ans  Bretons.  Part.  I.  Johns  Hopkins  Dies.  Baltimore,  Fürst.  1906, 
IX  u.  56.  27)  Vergil  ein  Faust  des  Mittelalters.  III.  Progr.  Nord- 
hauseu  1906,  S.  44.  28)  Riesen  und  Zwerge  in  der  altfranz.  erzählenden 

20* 


II  302         Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1903—1906. 

Zwerge  haben  in  die  französische  Dichtung  keine  Aufnahme  gefunden.  — 
In  einem  Aufsatze  von  PAUii  Hermant^*)  wird,  ohne  den  Gegenstand 
zu  erschöpfen,  die  mittelalterliche  Liebesauffassung  einmal  aU 
Vassallität  (ausführlicher  schon  beiWechssler,  und  mystisch-ekstatischer 
Zustand  (Verschmelzung  beider  Herzen),  sodann  als  pathologische 
Erscheinung  (Liebe  als  Art  Wahnsinn  oder  Gift  oder  delirischer  Zu- 
stand) besprochen.  Beachtung  verdient  der  „fßtichisme  dans  Tamour" 
(Haare,  Ring,  Hand).  Dankenswert  sind  die  Hinweise  auf  die  mystische 
und  die  moderne  medizinische  Literatur.  Eine  historische  Anordnung  der 
benutzten  Quellen  fehlt. 

Antike  Stoffe.  1903 — 1906.  Allgemeines.  In  die  schwierige 
Chronologie  der  Romane  von  Theben,  Eneas  und  Troja  sucht 
M.  WiLMOTTE  ^^)  Klarheit  zu  bringeji.  Er  benutzt  als  Kriterium  die  g^en- 
seitige  Nachahmung,  ohne  aber  trotz  dieser  Methode  zu  positiven  Resultaten 
gelangen  zu  können^  wie  dies  bei  ganz  gelaufigen  Reimschemen  (paile: 
Tessaile  u.  a.)  oder  Anspielungen  allgemein  bekannter  Art  (kostbare  Gewänder, 
bekannte  Gestalten  aus  dem  Altertum,  Vergleiche  u.  a.)  nur  natürlich 
ist.  Die  Benützung  dieser  Dichtungen  durch  Walter  von  Arras  und 
Kristian  v.  Tr.  ist  schon  mehrfach  hervorgehoben  worden,  auch  die  starke 
Abhängigkeit  des  letzteren  vom  Eneas.  Zu  dem  wenig  Neues  enthaltenden 
Buche,  auf  das  wir  noch  später  zurückgreifen  müssen,  gibt  Jeanroy's 
Besprechung  wertvolle  Zusätze,  wo  mit  Recht  eine  genauere  Untersuchung 
über  den  Stil  in  den  Liebesszenen  und  die  Psychologie  in  jenen  Romanen 
und  vor  allem  über  den  Ursprung  der  Liebesepisoden  gefordert  wird,  die  um 
jene  Zeit  modern  wurden  und  von  denen  (vgl.  die  romantischen  Zusätze 
im  Eneas)  in  den  lateinischen  Originalen  keine  Spur  vorhanden  ist  — 
Auch  E.  Langloiö'^)  prüft  die  gegenseitigen  Entlehnungen  in  den  drei 
Epen  und  beweistendgültig  die  Reihenfolge  Thfebes-Eneas-Troie.  — 
Vergils  Rolle  imMA.  scheinen  zwei  mir  nicht  zugängliche  Aufsätze  von 
Thompson  ^^)  und  Carnoy^*)  zu  behandeln,  während  auf  die  III.  Ab- 
handlung von  Schambach  bereits  früher  verwiesen  worden  ist.  —  Schon 
mehrfach  hat  Kawczynski^*)  (gest.  1906)  die  Ansicht  zu  begründen  ge- 
sucht, dass  Apuleius  im  MA.  gekannt  und  nachgeahmt  worden  sei.  Dies 
gelte  in  erster  Linie  von  dem  Märchen  „Amor  und  Psyche",  das  in 
seiner  Sammlung  der  Metamorphosen  Aufnahme  gefunden  hat,  aber  auch 
von  seiner  Schrift  „de  deo  Socratis",  auf  die  bei  Galfrid  von  Monmouth 
(Hi.st.  rogiun  Britanniae  VI  c.  17 — 18)  angespielt  sei  (Lehre  von  der 
Inkubation).  K.  sieht  Nachahmung  der  Schicksale  Psyches  nicht  nur  im 
Partenopeus  (gegen  Gröber  im  Grdr.  IP,  587),  sondern  auch  im  Huoii 
von  Bordeaux  und  in  Berte  as  grans  pies.     Bei  dieser  Gelegenheit  polemisiert 

Dichtung.  Tübinger  Diss.  Stuttgart  1906.  ,109  S.  29)  Le  sentiment 
amoureux  dans  la  iitt^r.  m^di^vale.  Etüde  peychologique  et  sociale. 
Revue  de  synth^se  historique.  XII  (1906).  152—181.  30)  L^^volution  du 
roman  fraD9ais  aux  environs  de  1150.  Paris,  Bouillon  1903.  67  S.  Bez. 
ßo.  XXXIII  (1904),  312  (P.M.),  419  (Jeanroy).  DLZ.  25  (1904),  354  (A.  Coun- 
son).  31)  Chronologie  des  romans  de  Thfebes,  d'Eneas  et  de  Troie. 
BECH.  LXVI  (1905),  107—120.  32)  Vergil  in  mediaeval  culture.  AJTh.  1906. 
33)  La  h'gondc  de  Virgile  au  raoyen  äge.  Tr.  XVIII.  34)  Ist  Apuleius  im 
Mittelalter  bekannt  gewesen?  Mit  einem  Anhang  zu  Part^nopeua,  zu 
CresJion  de  Troyes  und  zu   Renaud.  BRPhMuss.  1905.    Halle,    Niemeyer   1905. 


A.  Hilka.  n  303 

er  heftip:  gegen  den  „folkloristischen  Nebel,  der  die  afrz.  Lit(»raturgesehichte 
einhüllt"  und  ergeht  sich  in  scharfen  Ausdrücken  gegen  die  Besprechung 
seines  Buches  über  Huon  v.  B.  (1902)  durch  Voretzsch  (LBGRPb.  25 
(1904),  107).  Weitere  Folgerungen,  die  sich  K.  ergeben,  sind  folgende: 
Das  „Motiv  des  Verbots"  habe  auch  Kristian  gedrängt,  im  Erec  ein 
Gegenstück  zum  Partenopeus  zu  liefern,  dieser  Einfluss  gehe  auch  im 
Yvain  weiter  u.  s.  w.  Doch  sind  dies  alles  nur  unerwiesene  Behauptungen 
des  kühnen  Verfassers,  der  den  Partenop.  viel  zu  früh,  selbst  vor  Eneas 
(spätestens  1158),  ansetzen  möchte  verleitet  durch  eine  früher  den  Gon- 
zagas  gehörende  Hs.  (Bibl.  nat  fr.  nouv.  acq.  7516;  vgl.  G.  Paris,  Ro. 
XXXI  (1901),  473).  Widerlegt  hat  mit  Erfolg  K.s  Theorien  E.  Pore- 
bowicz,  dessen  Broschüre**)  man  nachlesen  möge.  —  In  einem  gehalt- 
vollen Gymnasialprogramm  weist  Karl  Bürger**)  für  die  Historia 
Apollonii  regis  Tyri  die  Benützung  einer  ganzen  Reihe  von  Märcheu- 
motiven  nach  und  stellt  sie  in  Beziehung  zur  fabula  von  Amor  und 
Psyche,  zum  Lukiosroman,  zu  Antonius  Diogenes  und  Jamblichus.  Er  be- 
kämpft die  Ansicht  von  Klebs,  dass  die  Historia  eine  lateinische  Fassung 
aus  der  1.  Hälfte  des  3.  nachchristl.  Jahrhunderts  darstelle  und  nimmt 
mit  guten  Gründen  griechischen  Ursprung  an,  dies  im  Anschluss  an  die 
Kritiker  des  sonst  ausgezeichneten  und  grossartigen  Werkes  von  Klebs 
(Wilcken  und  von  Wilamowitz).  Die  älteste  griechische  Form  des  Apol- 
loniusromans  dürfte  in  die  2.  Hälfte  des  2.  Jahrhunderts  n.  Chr.  fallen. 
Eine  hübsche  deutsche  Übersetzung  nebst  umfänglicher  Einleitung, 
die  aber  kaum  über  die  bei  Klebs  (dieser  wird  erst  zum  Schluss  zitiert) 
niedergelegten  Ergebnisse  hinausgeht,  liefert  Richard  Peters^''),  der 
auch  mit  Recht  ein  griechisches  Original  annimmt.  Der  nach  2  Hss. 
angefertigten  Übersetzung  ist  eine  bildliche  Darstellung  auf  einem  Sig- 
maringer  Dambrettstein  (11.  Jahrh.)  beigefügt. 

Alexaud erdicht ung.  Über  ein  neues  Bruchstück  einer  Hs.  des 
Julius  Valerius,  sowie  über  die  Alexandersage  im  „Scelentrost" 
(niederdeutschen  Ursprungs,  vor  1358)  berichtet  Heinrich  Fttchs**)  und  be- 
tont die  Wichtigkeit  von  kritischen  Ausgaben  sämtlicher  Alexandertexte.  Die 
wichtige  Textgestalt  der  Epitome  des  Julius  Valerius  in  derOxforder 
Hs.  (Corpus  Christi  College  82)  ist  von  G.G.  Cilli^*®)  in  einer  Diss.  herausge- 
geben worden,  die  fortan  neben  Zachers  Epitome  gute  Dienste  bei  Quellenunter- 
suchungen leisten  wird.  —  Das  von  W.  Hertz*®)  gross  angelegte  Werk 
„Aristoteles  im  Mittelalter**,  von  dem  erst  im  Laufe  der  Zeit  einige 
Teile  erschienen  waren  und  das  leider  der  verdienstvolle  Forscher  nicht 
vollenden  konnte,  ist  nunmehr  aus  seinem  Nachlasse  veröffentlicht  worden. 
Aus    den   Jahren    1890  —  99    stammen    die  Abhandlungen    „Ar.   in   den 


192—210.  Rez.  Ro.  XXXV  (1906),  118.  36)  Odprawa  prof.  KawczyAs- 
kiemu.  Lwöw,  Winiarz  1903,  28  S.  36)  Studien  zur  Geschichte  des 
griech.  Romans.  II.  Die  literargeschichtliche  Stellung  des  Antonius  Diogenes 
und  der  Historia  Apollonii.  Progr.  Blankenburg  a.  Harz  1903.  37)  Die  (ie- 
schichte  des  Königs  ApoUonius  v.  Tyrus,  der  Licblingsrom  an  des  Mittel- 
alters eingeleitet  und  zum  erstenmal  übersetzt.  Berlin  u.  I^ipzig  s.  a.  (Kultur- 
histor.  Liebhaberbibliothek  XVIII).  180  S.  38)  Beiträge  zur  Alexander- 
sage. Progr.  Giessen  1907.  22  S.  39)  De  Julii  Valerii  Epitoma  Oxoni- 
ensi.  Strassburger  Diss.  1905.  XXXIII  u.  53  S.  40)  Ges.  Abhandlungen 
hrsgb.   V.    Friedrich   von    der   Leyen.     Stuttgart   u.    Berlin    1905.    519  S. 


II  304         Altfraozösisches  Kunstepos  und  Romane.    1903  —  1906. 

Alexanderdichtungen",  „die  Sage  vom  Giftmädchen",  „Ar.  bei  den  Parsen". 
Neu  sind  „Ar.  als  Schüler  Piatons"  und  „die  Sagen  vom  Tode  des  Ar.'* 
Die  Studie  „Aristoteles  und  Phyllis"  war  auch  von  Hertz  vorbereitet, 
inzwischen  hat  Borgeld**)  in  seiner  trefflichen  Abhandlung  das  gleiche 
Material  übersichtlich  zusammengestellt.  —  Ein  zwischen  628  und _  637 
entstandenes  syrisches  Alexanderlied  gibt  Lic.  Dr.  Hunnius*^)  nebst  Über- 
setzung heraus,  das  er  schon  in  seiner  Göttinger  Dissertation  (1904)  be- 
handelt hatte.  —  Die  Fragmente  des  Alexanderromans  in 
koptischer  Sprache  (1  Blatt  im  Brit. Mus.  u.  2  Bl.  in  der  kgl.  Bibl.  JBerlin) 
druckt  Oskar  von  Lemm*^)  nebst  Faksimile  ab.  Der  Text  des  koptischen 
Romans  geht  sicher  auf  eine  griechische  Vorlage  zurück,  es  kann  dabei 
aber  neben  der  des  sog.  Pseudo-Callisthenes  vielleicht  noch  eine  andere 
Rezension  in  Frage  kommen.  Die  früher  publizierten  6  Bruchstücke  ge- 
hören mit  diesen  neuen  zu  einer  einzigen  Hs.  —  Nachdem  sich  mit  der 
handschriftlichen  Überlieferung  der  Fortsetzung  des  Alexanderromans 
„Vengeance  Alexandre"  durch  Jehan  le  Nevelon  Schul tz- Gor a  (in 
seiner  Ausgabe  1902,  die  in  nur  50  Exemplaren  abgezogen  wurde) 
und  K.  Sachrow  (in  seiner  Hallenser  Diss.  1902)  beschäftigt  hatten, 
schneidet  E.  Walberg**)  die  verwickelte  Frage  von  neuem  auf.  Er 
verwirft  die  von  beiden  aufgestellten  Stammbäume  und  gibt  textkritische 
Beiträge  zu  beiden  Schriften.  Auf  Grund  seiner  eigenen  Klassifizierung 
der  Hss.  stellt  er  einen  neuen  kritischen  Text  in  Aussicht^  der  mehr 
archaisch  aussehen  wird.  —  Mit  der  wichtigen  Alexanderdichtung  des 
Eustache  von  Kent,  auf  der  die  englischen  Fassungen  (King  Alisaunder) 
beruhen  und  die  bei  P.  Meyer  (I  177,  II  273)  ihre  Würdigung  gefunden 
hat,  befasst  sich  jetzt  H.  Schneegans  *^)  und  liefert  als  Vorarbeit  zu 
der  von  ihm  geplanten  kritischen  Ausgabe  des  Epos  einen  wertvollen 
Beitrag  über  dessen  Sprache  (vorläufig  den  betonten  Vokalismus).  Auch 
stellt  er  bereits  den  Stammbaum  der  uns  erhaltenen  Hss.  auf.  —  Als  10.  Band 
der  „Gesellschaft  für  romanische  Literatur"  erschien  von  Morel-Fatio  *®) 
ein  getreuer  Abdruck  des  Libro  de  Alixandro,  dieses  einzigen  antiken 
Epos  in  der  spanischen  Literatur  während  des  13.  Jahrhunderts,  nach  der 
Pariser  Hs.  Die  Quellen  hatte  der  Verf.  schon  1875  (Ro.  IV)  besprochen. 
Die  Behandlung  sämtlicher  mit  dieser  Dichtung  zusammenhängenden 
Fragen,  insbesondere  die  Vergleichung  mit  der  Madrider  Hs.,  wird  für 
ein  Heft  der  BECh.  in  Aussicht  gestellt.  Die  didaktischen  Stellen,  die 
in  dem  spanischen  Werke  mehr  als  ein  Drittel  ausmachen,  untersucht 
LuciLLA  PisTOLEsr  Bandana-Vacc'OLIni*')  und  meint,  dass  der  Haupt- 

41)  Aristoteles  en  Phyllis.  Groningen  1902.  42)  ZDMG.  60  (1906).  169ff., 
558ff.,  802ff.  43)  Der  Alexanderroraan  bei  denKopten.  Ein  Beitrag  zur 
Geschichte  der  Alexandersage  im  Orient.  Text,  Übers.,  Bemerkungen.  Mit  2  Tafeln. 
St.  Petersburg  1903.  XVIII  u.  161  S.  44)  Ro.  XXXII  (1903),  loOff.  Aus- 
führlich in  „Classification  des  manuscrits  de  la  Vengeance  d'Ale- 
xandre  de  Jean  le  Nevelon".  FrSnfilologiska  föreningen  i  Lund.  Spräkliga 
uppsatser  III.  1906,  5—30.  45)  Zur  Sprache  des  Alexanderromans  von 
Eustache  von  Kent.  Festschrift  zum  XII.  allg.  deutsch.  Neuphilologen  tage 
in  München.  Pfingsten  1906.  Erlangen,  Jimge,  S.  1—19.  46)  El  libro  de 
Alixandro.  Manuscrit  esp.  488  de  la  Bibl.  Nat.  de  Paris,  avec  deux  facsimi)^ 
Dresden  1906.  XXVIII  u.  333  S.  Vgl.  Ro.  XXXV  (1906).  150.  47)  De! 
posto  che  spetta  al  libro  de  Alexandro  nella  storia  della  lett 
spagnuola.   RLll.  46,  5«  s^rie  t.  VI  (1906),   2.Ö5-281.     Re?.  ZRPh.  XXVIII 


A.  Hilka.  II  305 

zweck  Beroeos  war,  eine  Art  Enzyklopädie  alles  Wissenswerten  in  der 
damaligen  Zeit  zu  geben.  Das  Alexanderleben  sei  also  nur  der  Rahmen 
dazu.  Dieser  didaktische  Charakter  der  Dichtung  weise  dem  Gedicht  in  der 
spanischen  Litgesch.  eine  weit  höhere  Bedeutung  zu.  Es  ist  aber  wohl  anzu- 
nehmen, dass  Berceo  in  der  Aufnahme  solch  ausgedehnter  didaktischer 
Partieen  einfach  dem  Zuge  der  Zeit  folgte.  Die  Verfasserin  übersieht, 
dass  gerade  die  antiken  Romane  von  solchem  gelehrten  Beiwerk  strotzen; 
daher  ist  es  kein  Wunder,  dass  es  nebst  der  Sage  selbst  nach  Spanien 
drang. 

Thebendichtuiig.  Die  Geschichte  des  thebanischen  Sagen- 
kreises in  seinen  letzten  Ausläufern  in  Italien  verfolgt  P.  Sa vj-Lopez  *®) 
und  geht  dann  auf  die  beiden  venezianischen  Texte  ein,  von  denen  der 
ältere  (2.  Hälfte  des  14.  Jahrhs.)  eine  Übersetzung  des  3.  Teiles  der 
von  P.  Meyer  als  „Histoire  ancienne  juaqu'a  C^sar"  bezeichneten  fran- 
zösischen Prosa  ist  und  somit  auf  Th^bes  zurückgeht,  der  andere  (15.  Jahrh.) 
eine  Übertragung  der  Fiorita  des  Armannino,  eines  Richters  aus  Bologna 
(14.  Jahrb.),  (Hauptquelle  Statins)  darstellt.  Dem  Abdruck  der  Texte 
(der  ältere  „II  Romanzo  d'Edipo"  vollständig,  der  jüngere  in  Proben) 
geht  eine  kurze  Darstellung  der  Laut-,  Formenlehre  und  der  Syntax 
voran.  Der  Schluss  enthält  Anmerkungen  nebst  einem  Glossar,  das 
leicht  hätte  vermehrt  werden  können. 

Trojadichtung.  Die  Ausgabe  des  „Roman  deTroie"von  A.  Joly 
(1871)  war  sehr  mangelhaft  und  der  Hauptsache  nach  nur  nach  einer 
noch  dazu  nicht  der  besten  Hs.  (K  bei  Constans)  angefertigt,  weil  er  diese 
für  normannisch,  demnach  dem  Original  am  nächsten  hielt.  Eine  neue 
kritische  A  usgabe  war  daher  ein  dringendes  Bedürfnis  geworden.  Diese 
gibt  nun  für  die  „Soci^tö  des  anciens  textes  franyais"  L.  Con- 
stans*®) in  durchaus  nuistergültiger  Weise  nach  37  Hss.  aus  den  ver- 
schiedensten Bibliotheken,  nachdem  er  schon  1890  in  den  „fitudes  romanes 
d^di^es  a  G.  Paris"  und  1898  in  Revue  des  Univ.  du  Midi  die  Frage  der 
Einreihung  der  Hss.  und  der  Sprache  des  langen  Romans  erörtert  hat. 
Von  der  auf  4  Bände  berechneten  Ausgabe  sind  bereits  die  ersten  zwei 
erschienen.  Eine  Einleitung  soll  erst  im  4.  Bande  ihre  Stelle  finden. 
Dem  Text  beigegeben  ist  ein  Variantenapparat  nach  7  Hss.  Band  I  ent- 
hält die  Verse  1—8328,  Band  II  8329—14958.  So  werden  wir  bald 
in  der  glücklichen  Lage  sein  (mit  Ausnahme  der  Alexanderdichtungen, 
sowie  der  noch  völlig  ungedruckten  franz.  Bearbeitungen  des  ApoUonius- 
romans)  sämtliche  antike  Romane  in  guten  Ausgaben  zu  besitzen.  —  Auf 
den  am  Schluss  der  Hs.  Bibl.  Nat.  fonds  fr.  375  sich  nennenden  Neffen 
des  Adam  de  la  Halle,  Jehan  Madon,  macht  L.  Jordan^**)  aufmerksam. 
J.  M.  versichert,  dass  er  die  Abschrift  des  Trojaromans  ohne  Rock  und  Überrock 
habe  machen  müssen,  da  beide  versetzt  seien  (i.  J.  1288).  —  Sehr  eingehend 
untersucht  Rudolf  Witte *^)  den  Einfluss  des  Trojaromans  auf  die 


(1904),  633  (Öchultz-Gora).  48)  Storie  Tebane  in  Italia.  Testi  inediti  illu- 
strati.  Bergamo  1905.  XLIII  u.  127  S.  (Bibl.  stör,  della  lett.  ital.  dir.  da  Fr.  No- 
vati.  vol.  8.)  Bez.  ASNS.  116  (1900)  462.  (B.  Wiese).  ZRPh.  XXX  (1906)  341. 
(G.  Bertoni).  49)  Le  Rom  an  de  Troie  par  Benott  de  Sainte-Maure  publik 
d'aprfes  tous  les  mss.  connus  (8ATF).  Paris,  Didot.  t.  I,  1904,  XII  u.  464  S. 
II,  1906,  399  S.    50)  RF.  XVI,  2  (1904),  634—636.      51)  Der  Einfluss  von 


II  306  Altfranzö8ischea  Kuustepoe  und  Bomane.    1903—1906. 

spätere  Epik  und  findet,  dass  fast  alle  Anspielungen  auf  die  Trojasage 
in  der  afr.  Literatur,  auch  der  Ettore  Trojano  (hsg.  Ad.  Bartoli)  sich 
auf  unseren  Roman,  nirgends  auf  die  klassische  Überlieferung,  aber  auch 
nicht  auf  Dictys  und  Dares  beziehen.  Bei  den  Entlehnungen  unter- 
scheidet er  zwischen  jenen,  die  ohne  Umarbeitung  übernommen  sind,  und 
solchen,  die  in  andere  Dichtungen  hineinverwoben  wurden.  Die  Frage, 
ob  Troie  oder  Eneas  älter  ist,  lässt  er  bis  zum  Erscheinen  der  neuen 
kritischen  Ausgabe  offen.  In  der  Briseida-Episode  sieht  der  Verf.  mit 
Recht  den  Höhepunkt  des  Gedichts.  Diese  habe  Benoit,  angeregt  durch 
die  Rede  im  Thöbes  3919fr.,  aus  sich  herausgestaltet.  Diese  anmutige 
Szene  hat  dann  als  einzige  des  Trojaromans  ihren  Siegeslauf  durch  die 
Weltliteratur  genommen.  Bei  dem  Teile  „stihstische  Beeinflussung"  scheint 
der  Verf.  die  neueren  Arbeiten  nicht  zu  kennen  (Wilmotte,  O.Schulz, 
Ref.)  —  Auf  die  Quellen  der  Trojageschichte  in  Gowers  Confessio 
amantis  geht  George  L.  Hamilton*^)  ein.  Bekanntlich  bildet  Benoits 
R.  de  Troie  die  Basie  für  die  Historia  Trojana  des  Guido  delle  Colonne. 
Eine  bisher  unbekannte  französische  Fassung  (umfassender  als  die  Achilleis 
des  Statins),  auf  die  Konrad  von  Würzburg  und  der  Dichter  der  mittel- 
englischen Seege  of  Troye  gehen,  muss  auch  Gower  vorgelegen  haben. 
Dieselbe  Fassung  war  auch  die  Quelle  für  die  spanische  Crönica  Troyana 
und  für  die  Stelle  im  Libro  de  Alixandro    über   den  trojanischen  Krieg. 

Cäsardichtunng.  Von  dem  unedierten  Roman  de  Jules  C6sar 
des  Jacot  de  Forest  gibt  es  nur  zwei  Hss.  (Bibl.  nat.  fr.  1457  (Auszüge 
bei  Settegast  in  den  Anmerkungen  zu  seinem  Prosa-Caesar  des  Jehan 
de  Tuim,  Halle  1881)  und  Rouen  (vgl.  P.  Meyer,  Ro.  XV  (1886),  129). 
Bei  einem  marchand  de  curiosit^s  hat  P.  Meyer  *^^  ein  neues  Bruchstück 
gefunden,  von  dem  er  Anfang  und  Schluss  abdruckt.  Er  stellt  fest, 
dass  alle  drei  Texte  voneinander  unabhängig  sind  (nach  Settegast  ist  das 
Gedicht  des  Jacot  de  Forest  eine  Bearbeitung  der  Prosa  des  Jehan  de  Tuim). 

Kristian  von  Troyes.  Allgemeines.  Die  Technik  des  Aufbaues 
der  Monologe,  der  Dialoge  und  der  Volksszenen  in  den  Romanen 
des  Kristian  von  Troyes  behandelt  vom  genetischen  Standpunkt  aus 
der  Referent**)  in  seinem  bereits  genannten  Buche  und  weist  nach,  dass 
Kr.  nicht  der  Schöpfer,  sondern  ein  Hauptvertreter  dieser  Stilisierung  ist. 
Insbesondere  stehen  die  Monologe  beim  Eneas  und  bei  Walter  von  Arras 
in  ihrer  feinen,  bis  zur  Spitzfindigkeit  durchgearbeiteten  Form  denen  in 
den  Werken  Kristian s  vöUig  ebenbürtig  zur  Seite.  Dies  gilt  auch  von 
dem  stilistischen  Kunstmittel  der  „kurzen  Wechselrede".  Eine  gleiche 
Stellung  weist  O.  Schulz*^)  in  seiner  ebenso  oben  angeführten  Schrift  Kr. 
fürdieDarstellung  psychologischer  Vorgänge  zu.—  Die  Abhängigkeit 
Kr.'s  von  seinen  Vorgängern  erweist  an  vielen  Punkten  M.  Wilmotte*®). 
Wichtig  ist,  dass  der  Zauberring  im  Yvain  (1032 ff.)  eine  Reminiszenz 
aus  dem  Trojaroman  (1678 ff.)  ist,  besonders  stark  aber  tritt  die  Be- 
nützung des  Eneas  für  die  Liebesnionologe  und  andere  Züge  hervor.  Das 
Motiv  der  „leicht  getrösteten  Witwe"  scheint  auch  dort  schon  angedeutet 

BcDotts  Roman  de  Troie  auf  die  altfraoz.  Literatur.  GÖttiDger  Dias. 
1904.  102  S.  52)  Gower's  Use  of  the  enlarged  Roman  de  Troie. 
PMLA.  XX  (1905),  179—196.  53)  Ro.  XXXV  (1906),  58-03.  54)  Vgl.  oben 
S.  297.    55)  S.  oben  Ö.  297.     56)  Vgl.  oben  ö.  302, 


A.  Hilka.  II  307 

zu  sein  (S.  44,  Anm.  1).  In  der  Tristanfrage  steht  er  auf  Foeretere  Seite: 
Thomas  habe  wie  Wace,  so  auch  Kr.'s  Tristangedicht  geplündert.  Mit 
demselben  Forscher  hält  er  auch  an  Kr.'s  Verfasserschaft  des  Guillaume 
d'Angleterre  fest.  —  Jeanroy  ^'')  brachte  bei  der  Besprechung  des  letzteren 
Buches  weitere  Beiträge:  Die  Thessala  im  Ch'g^s  braucht  nicht  wegen 
ihrer  Zauberkünste  auf  die  Medea  im  Roman  de  Troie  zurückzugehen, 
eher  (wie  schon  G.  Paris,  JS.  1902,  362  Anm.  3  sah)  auf  die  Thessala 
des  Lucan,  der  in  den  Schulen  des  12.  Jahrhunderts  stark  gelesen  wurde. 
Auch  bringt  er  Parallelen  aus  der  provenzalischen  Lyrik  für  die  Schilde- 
rung von  Liebesszenen  (S.  424,  Anm.  1 ).  —  Auf  die  vielfach  seltsamen  Theorien 
von  Kawczynski  *®),  die  sich  bis  auf  Kr.'s  Werke  erstrecken,  wurde  schon 
hingewiesen.  Er  sucht  überall  nach  Variationen  des  „Motivs  des  Ver- 
bots" (Amor  und  Psyche)  und  findet  sie  im  Erec,  Lancelot^  Yvain,  Peroeval. 
Selbst  das  Scheinbegräbnis  der  Fenice  muss  ihm  ein  Gegenstück  abgeben  zu 
dem  Verweilen  der  Psyche  in  einem  versteckten  Palaste.  Warum  hat  er 
hier  nicht  noch  an  Tristans  und  Isoldens  Liebesidyll  in  der  „Minnegrotte" 
gedacht?  —  Eine  geistreiche  Theorie  verficht  mit  Geschick  E.  Por^bo- 
wicz**),  wonach  Kristians  Romanen  in  der  damaligen  verfeinerten  höfischen 
Gesellschaft  mit  ihrem  Drang  nach  neuen  packenden^  vor  allem  ver- 
schiedene Liebesverhältnisse  in  immer  neuer  Beleuchtung  vorführenden 
StoflTen  dieselbe  Stellung  zukomme,  wie  dem  modernen  psychologischen 
Roman  eines  Paul  Bourget,  E.  Rod  oder  Marcel  Pr^vost.  Kristian  sei 
es  nie  eingefallen,  als  Moralprediger  aufzutreten,  eher  sei  ihm  eine  satirisch- 
humoristische Auffassung  von  der  Unbeständigkeit  der  Frau  anzumerken 
(Yvain,  Lancelot).  Die  Tatsache,  dass  Kr.  den  Lancelot  nicht  vollendet 
hat,  will  er  dadurch  erklären,  dass  er  in  der  Liebe  des  Helden  zur 
Königin  Guenevere  seine  eigene  heimliche  Leidenschaft  für  seine  schöne 
Herrin  (Marie  von  Champagne)  schildern  wollte  (vgl.  in  einem  seiner 
Lieder:  Mais  ie  criem  par  trop  haut  choisir  Ne  soit  mes  guerredons  trop 
cours),  aber  deshalb  gezwungen  wurde  ihren  Hof  zu  verlassen  und  sich  nach 
Flandern  zu  begeben.  Dies  ist  eine  ebenso  kühne  Hypothese  wie  sein 
Versuch  der  Rekonstruktion  des  verlorenen  Tristan  Kristians  (S.  82flP.). 
—  Die  treflTliche  und  besonnene  Abhandlung  von  Heinrich  Euler ^®) 
setzt  an  Stelle  der  bisher  vorwaltenden  stofflichen  Betrachtung  der 
Dichtungen  Kr.'s  eine  zeitgeschichtliche.  Sie  wurzeln  durchaus  in  den 
Rechtsanschauungen  und  den  Rechtsverhältnissen  seiner  Zeit  die  überall 
in  der  epischen  Handlung  und  in  den  Charakteren  jener  Helden  einen 
entsprechenden  getreuen  Ausdruck  finden.  In  neun  interessanten  Kapiteln 
spricht  der  Verf.  über  das  Lehenswesen,  die  Stände,  die  Waffenbrüder- 
schaft, über  einige  Kampfregeln,  das  Familien-  und  Strafrecht,  das  gerichtliche 
Verfahren,  die  Rechtskraft  des  Versprechens,  den  Frauendienst  als 
Vassallität^  in  einem  10.  führt  er  einige  feudale  Ausdrücke  in  ihrer  bild- 


57)  Ro.  XXXIII  (1904),  419  ff.  58)  Vgl.  oben  S.  302.  59)  Studya  do  dziejöw 
literatury  ^redniowieeznej.  IL  Belletrysta  XII-  go  wieku,  Chrestien  de 
Troyes.  Lwöw  1904,  54—86  (Auszug  im  „Bulletin  de  rAcad^mie  des  Sciences 
de  Cracovie",  1904,  101—105).  Rez.  Ro.  XXXIV  (1905),  326ff.  60)  Recht 
und  Staat  in  den  Komanen  des  Crcstien  von  Troyes.  Marburger  Diss. 
1906.  129  S.  Rez.  ASNS.  117  (1906),  413. 


II  308         Altfranzösischeß  Kunstepos  und  Bomane.    1903 — 1906. 

liehen  Anwendung  an.  Die  vomehmete  all  jener  Ideen  ist  das  persön- 
liche Treuverhältnis. 

Erec.  Gustav  Ehrismann**)  beschäftigt  sich  in  einer  gehaltvollen 
Arbeit  mit  den  Artusepen,  die  er  nach  Saran's  Vorgang  in  Episoden  zer- 
legt, in  denen  zuletzt  Märchen-  und  Sagenmotive  vorherrschen.  Nach  diesem 
Gesichtspunkt  untersucht  er  die  „heroischen  Partien"  in  den  fünf  ältesten 
Artusepen:  1.  Lanzelet  des  Ulrich  von  Zazikhoven,  der  oft  altertümlicher 
sei  als  Kr.'s  Roman  (L.  als  Märchenfigur  und  echte  Fassung  des  keltischen 
Mythus),  2.  Wigalois.  3.  Erec.  4.  Iwein.  5.  Parzival.  Für  alle  nimmt  er  als 
Grundlage  der  zwei  Motive  (Verlockungs-  und  Befreiungsmotiv) 
den  keltischen  Sagenschatz  an:  „Die  heroischen  Partien  der  Artusepen 
sind  Umbildungen  von  Märchen,  und  diese  Märchen  sind  vielfach  Nieder- 
schläge der  irischen  Heldensage,  d.  i.  in  der  Hauptsache  der  Sage  von 
dem  irischen  Nationalhelden  Cuchulinn".  Damit  stellt  sich  der  Verf.  auf 
den  Standpunkt,  der  zuletzt  von  Brown  (gegen  Foerster)  verfochten  worden 
ist.  Für  den  Erec  überträgt  er  (S.  35  ff.)  den  starken  Standesunterschied 
zwischen  den  beiden  Hauptpersonen,  sowie  das  Verbot  des  Redens  (als 
ge  s  s)  auf  mythische  Vorstellungen.  Die  vom  Hauptthema  abweichende  Doppel- 
episode vom  Schloss  Brandigan  und  der  „joie  de  la  court"  stelle  den  Gegensatz 
zwischen  dem  (ir.)  Toten  reich  (Riesen bürg  mit  den  in  der  Gefangenschaft 
schmachtenden  Jungfrauen)  und  dem  Feenlande  dar  (vgl.  G.  Paris,  Ro. 
XX,  152  u.  Philipot,  Ro.  XXV,  258).  Dieselben  Nebenfiguren  erscheinen 
im  Erec  wie  im  Karrenroman  (Mabonagrain  =  Meleaganz,  Evrains  =  Bade- 
magus).  Das  „Motivdes  Verliegens"  finde  sich  schon  im  alten  Text 
Serglige  Conculaind,  sei  also  nicht  französische  Erfindung,  auch  die  Sitte 
der  auf  Pfähle  gesteckten  Köpfe  (Erec  5680)  sei  echt  irisch  u.  a.  Oft 
wird  man  dem  Verf.  nicht  folgen  können,  dagegen  scheint  der  Nach- 
weis der  Benützung  der  irischen  Sage  nicht  ganz  von  der  Hand  weisen 
zu  sein.  Dass  in  diesem  frühen  Romane  Kr.*s  das  Verhältnis  von  Mann 
und  Frau  so  arg  von  der  höfischen  Sitte  abweicht,  kann  wohl  auch 
historisch  erklärt  werden,  indem  der  Dichter  von  den  bereits  kräftig  ein- 
setzenden Ideen  (vgl.  Eneas,  Tristandichtung  des  Thomas)  noch  nicht 
durchdrungen  war,  sie  vielmehr  sich  allmählich  aneignete.  Der  Verf. 
stützt  sich  auf  den  Begriff  des  Redeverbots  (gess),  muss  aber  selbst  zu- 
geben, dass  es  Kr.  vor  allem  darauf  ankam,  das  Wesen  der  weiblichen 
Seele  zu  zeichnen. 

Clig^s.  Hier  sind  zunächst  die  Urteile  der  Kritik  über  das  1902 
erschienene  Buch  von  Jessie  L.  W  es  ton  bezüglich  des  Motivs  des 
„dreitägigen  Turniers*',  wie  es  sich  besonders  im  Lanzelet,  jm  Ipomedon 
und  im  Clig^s  vorfindet,  zu  verzeichnen.  W.  Golther®*)  weist  die  Auf- 
stellungen der  Verfasserin  zurück,  die  behauptet  hatte,  dass  das  erfolg- 
reiche dreitägige  Tournier  in  drei  verschiedenen  Rüstungen  im  Cligös  ge- 
trübt erscheine,  Kr.  also  das  Motiv  nicht  verstanden  und  einen  viertägigen 
Kampf  daraus  gemacht  habe,  überhaupt  die  Formel  nur  nach  dem  Clig^s  rein 
erscheine.     Frl.  W.  hatte  daraus  den  Schluss  gezogen,  dass  Lanzelet  und 

61)  Märchen  im  höfischen  Epos.  BGDSL.  XXX  (1905),  U— 54. 
62)  The  Three  Dav's  Tournament,  a  studv  in  romance  and  folk-lore. 
I^ndon,Nutt  1902,  Xi;59  (C4nram  Library  nr.  15).  *63)ZFSLXXVP  (1904),  6 ff. 
ZVglL.  NF.   15   (1904),  378. 


A.  Hilka.  H  309 

Ipomedon  aus  derselben  Quelle  wie  Kristian  geschöpft  haben.  M.  E.  betont 
Golther  mit  Recht,  dass  im  Clig^s  die  Märchen  formel  doch  gewahrt 
sei  (der  4.  Tag  ist  nur  eine  Erweiterung  durch  den  unentschiedenen  Kampf 
mit  Gauvain).  Das  Motiv  ist  eine  Schöpfung  Kristian's.  Die  folkloristische 
Beweisführung  ist  hier  durchaus  zu  verwerfen,  zumal  sie  durch  nichts  die 
streng  literarhistorische  und  philologische  Methode  Foersters  erschüttert. 
Auffällig  ist  auch  der  scharfe  Ton,  den  die  Verfasserin  gegen  den  Meister 
der  Kristianforschung  anzuschlagen  beliebt  (S.  14,  15,  42,  47).  In 
ähnlichem  Sinne  äussert  sich  A.  Nitze"*),  der  ferner  ihre  Aufstellungen 
eines  „Urlanzelot"  von  Walt  er  Map  (er  soll  nach  der  Verf.  bereits  sehr  für 
Folklore  eingenommen  gewesen  sein),  worin  bereits  das  Märchen motiv  ge- 
standen habe,  ablehnt.  Ein  treffendes  Beispiel  des  dreitägigen  Turniers  im 
Perlesvaus  habe  sie  überdies  übersehen.  —  Auch  nach  der  zweiten  kleinen 
Foersterschen  Ausgabe  des  Ciiges  wird  infolge  der  mangelhaften  Über- 
lieferung immer  noch  viel  zu  bessern  übrig  bleiben.  Einen  überaus 
förderlichen  Beitrag  dazu  gibt  Georg  Cohn®^)  in  seiner  reichhaltigen 
(fast  80  Seiten  umfassenden)  Besprechung.  Er  bringt  eine  grosse  Anzahl 
von  Textbesserungen,  wobei  er  seinen  Scharfsinn  in  der  Beurteilung  des 
hdschr.  Apparats,  sowie  seine  gründliche  Kenntnis  des  altfranzösischen 
Sprachgebrauchs  bekundet.  Seine  Sammlungen  sind  erstaunlich,  auch  für 
anscheinend  unbedeutende  sprachliche  Züge.  Seine  Annahme,  dass  Fenice 
wohl  aus  fenice  (also  ferenice,  ein  griech.-maked.  Name)  in  der  latei- 
nischen hdschr.  Quelle  entstellt  sei  und  Kr.  das  Abkürzungszeichen 
übersehen  oder  absichtlich  vernachlässigt  habe,  um  ein  Wortspiel  mit 
Fenix  (2727)  verwenden  zu  können,  will  nichts  weiter  als  eine  Hypo- 
these sein.  Daneben  hat  sich  Alfred  Schulze®*)  grosse  Verdienste 
um  den  Text,  besonders  um  den  schwierigen  Mono- Dialog  (626 fF.) 
erworben,  zu  dem  er  einen  sehr  ansprechenden  Erklärungsversuch  nach 
Foerster,  Mussafia,  G.  Paris  und  G.  Cohn  bietet.  Letzterer*')  stellt  noch 
einen  anderen  Deutungsversuch  an,  der  mir  beachtenswert  erscheint.  —  Nicht 
viel  neues  bringt  uns  Albin  Müller*^)  in  zwei  Schulprogrammen,  zumal 
da  er  die  ganze  Cligesliteratur  schon  seit  1900  nicht  mehr  berührt.  So 
kennt  er  noch  nicht  die  wichtigen  Artikel  von  G.  Paris  (JS.  1902), 
ebensowenig  die  neuerdings  aufgestellten  Theorien  über  das  Verhältnis 
des  Ciiges  zum  Tristan.  Dafür  glaubt  er  uns  noch  an  manchen  Stellen 
veraltete  Ansichten  von  Uhland,  Roquefort,  Ijanson  auftischen  zu  müssen. 
Doch  sind  manche  Hinweise  im  2.  Teil  von  Nutzen,  z.  B.  auf  den 
griechischen  Roman  (Jamblichus,  Achilles  Tatius  (in  letzterem  findet  sich 
auch  der  Vogel  Phönix,  sowie  die  Erzählung  von  Tereus,  Prokne  und 
Philomele,  die  Kr.  in  einer  eigenen  Dichtung  behandelt  zu  haben  ver- 
sichert), auf  den  Einfluss  der  Karlssage  für  die  Einführung  der  Sachsen, 

64)MLN.XVJI  (1903),  1o4ff.  Vgl.  sonet  Ath.  1903,  oT.EÖ.  34  (1904),  377 
(J.  Koch).  ABbl.  14  (1903),  168—180  (Singer).  RCr.  55  (1903),  518  (L.  P.).  LCBI.  54 
(1903),  Sp.  1611  (-ier).  65)  ZFSL.  XXV»  (1903),  146—220.  XXVP  (1904) 
114—115.  Schluss  dazu  unter  den  „AbhaDdlungen'*  XXVIP  (1904),  117—159 
als  „Textkritisches  zum  Cligbs".  Dazu  vgl.  A.  Schulze.  ZRPh.  29 
(1905),  492—495.  66)  ASNS.  110  (1903),  468—472.  —  „Zu  Cligfes  626  ff." 
ZFSL.  XXXVP  (1904),  254-269.  67)  ZFSL.  XXVIP  (1904),  158  Anm.  Vgl. 
dazu  A.  Schulze.  ZRPh. 29  (1905),  497.  68)  Li  contes  de  Ciiges.  Jahres- 
bericht   der    Landes-Oberrealschule   zu   Iglau.   I,   1904.   20  S.    II,   1905.  31  S. 


II  310         Altfranzösieches  Kunstepos  und  Romane.    1903—1906. 

auf  den  germanischen  Brauch,  die  Rüstung  und  den  Schild  vor  seiner 
Behausung  aufzuhängen,  was  bei  fürstlichen  Personen  die  Anwesenheit 
im  Orte  bedeutete,  auf  die  vielleicht  durch  die  Historia  regum  Britannonim 
vermittelte  Anknüpfung  des  Königs  Artus  mit  Byzanz  u.  a.  Hoffentlich 
stehen  dem  Verf.  bei  weiteren  Studien  die  neuesten  Hülfsmittel  zu  Gre- 
bote.  —  In  A.  6.  van  Hamel  (gest.  1907)**)  hat  Foerster  einen  neuen 
Verteidiger  seiner  Hypothese  (Clig^s  als  Anti-Tristan)  gefunden.  Nun 
kann  nicht  geleugnet  werden,  dass  van  H.  viele  neue  fruchtbare  Gesichts- 
punkte anführt:  Die  bekannten  Stellen  5311  ff.  (die  Bedenken  der  Fenice) 
und  3 137 ff.,  der  Kern  des  Romans,  spiegeln  mehr  die  literarische  Tendenz 
des  Dichters  ab,  als  die  Ansichten  der  Heldin.  Gar  viele  Bestandteile 
des  Romans  bezeugen  einen  direkten  Einfluss  der  Tristandichtung  des 
Thomas,  gegen  den  Kr.  öfters  selbst  eine  Polemik  zu  führen  scheint. 
Man  kann  zugeben,  dass  sein  Clig^s  „une  oeuvre  de  controverse  et  d* Emu- 
lation litt^raire"  ist,  da  gewiss  das  Thomasgedicht  damals  einen  mächtigen 
Eindruck  auf  alle  liter.  Kreise  gemacht  haben  muss.  Aber  in  der  Herbei- 
schaffung von  Parallelen  scheint  mir  doch  der  Verf.  öfters  bedenklich 
weit  gegangen  zu  sein.  Nach  seiner  alle  Einzelheiten  ängstlich  zusammen- 
raffenden Methode  erhält  man  fast  den  Eindruck,  als  ob  Kr.  sich  be- 
mühte, bis  in  die  letzten  Verzweigungen  seiner  Geschichte  einen  AntJ- 
Tristau  zusammenzustückeln.  Vorläufig  möchte  ich  immer  noch  daran 
glauben,  dass  auch  der  erste  Teil  des  Romans  (ohne  die  Verbindung  mit 
Artus)  in  seiner  Quelle  gestanden  hat,  also  nicht,  wie  Verf.  vermutet, 
Soredamors  als  Pendant  zur  Iseut  la  blonde  vom  Dichter  frei  erfunden 
worden  ist.  In  der  erhaltenen  Fassung  des  Marques  de  Rome  sehe  ich 
nur  einen  stark  verkürzten  Auszug  aus  jener  Quelle,  in  der  wohl  auch 
schon  die  Ärzte  gestanden  haben  werden.  Ob  Fenice  dem  seltenen  Vogel 
Phoenix  bis  zur  Erneuerung  durch  den  Tod  gleichen  sollte,  ist  sehr 
zweifelhaft,  da  sie  doch  nie  tot  gewesen,  also  von  den  Toten  nicht  auf- 
erstanden ist.  Verf.  übertreibt,  wenn  er  in  der  Anführung  von  feu,  flame, 
charbon  (6024,  6038),  die  doch  nur  zum  Schmelzen  des  Bleis  bei  der 
Tortur  der  Fenice  dienen,  eine  Absicht  Kristians  sieht,  auf  die  Selbst- 
verbrennung des  Phönix  hinzudeuten.  Künstlich  gesucht  erscheinen 
mir  solche  „analogies  de  detail"  wie  der  Turm  im  Clig^s:  „la  salle  des 
images  la  fossure  a  la  gent  amant"  im  Thomasgedicht;  Clig.  6413  (kein 
Sonnenstrahl  dringt  in  die  Gartenlaube):  der  berühmte  Sonnenstrahl,  der 
auf  das  Gedicht  der  schlafenden  Isolde  niederfällt;  Clig^s  legt  sein 
Schwert  ,devant  le  lit*  (0421):  das  Schwert  Tristans  zwischen  den 
beiden  Liebenden;  Tristan  verliebt  sich  in  Isolde  Weisshand:  Cligfes  er- 
klärt der  Fenice:  J'aniai  de  la,  Mais  n'amai  rien  qui  de  la  fust  (5278)  u.  s.  w. 
Der  Verf.  glaubt  auch  an  einen  Tristan  Kristians,  worin  Marc  die  Haupt- 
rolle spielte.  Aus  Ärger  über  den  des  Thomas  habe  er  dann  einen 
anderen  mit  den  neuen  Figuren  Glig^s  und  Fenice  geschrieben.  Es  sei 
hinzugefügt,  dass  van  Hauiel  die  Auffassung  und  Begründung  des  Cliges 
als  Anti-Tristan    schon  vorher    in  zwei   Vortragen '®),    wesentlich  Foerster 

69)  Cliges  et  Tristan.  Ro.  XXXIII  (1904),  465ff.  Vgl.  die  Besprechung  von 
Foerster  (ZRPh.  30  (1906),  116),  der  auf  seiner  Meinung  des  kristianiachen 
Urtristan  und  der  Nachahmung  des  Cliges  durch  Thomas  beharrt,  70)  Les 
röcits    m^di^vaux    de    Tristan   et  Iseut    (Conference   faite  ä  TUniv.   de 


A.  Hilka.  II  311 

wiederholend,  vertreten  hatte,  ohne  auch  nur  den  Namen  Foersters  anzu- 
führen. —  Alfred  J.  Morrison'^)  sieht  im  Cliges einen  In triguen roman 
von  ziemlich  ungeschickter  Ausführung,  da  es  Fenice  mit  ihrem  Gewissen 
vereint  habe,  Isolde  zu  verurteilen  und  doch  bei  ihrer  Handlungsweise 
dem  öffentlichen  Gerede  zu  entgehen.  Sie  schliesse  eben,  anstatt  Cliges 
bis  zum  Schlüsse  zu  widerstehen,  eine  glänzende  Heirat  und  spinne  dann 
zum  Schaden  ihres  Gemahls  ihre  schlauen  Tricks  aus.  Dies  deute  Kristian 
am  Schlüsse  an  (6769:  Comant  Fenice  Alis  de5ut).  Diese  Auffassung 
erweist  sich  als  einfach  und  natürlich,  zumal  auch  im  Eracledes  Walter 
von  Ar  ras,  den  der  Verf.  in  einem  zweiten  Artikel  behandelt,  ein  ähn- 
liches, aber  besser  durchgeführtes  Beispiel  einer  solchen  Intrigue  gegeben 
ist  (vgl.  3695  im  Monolog  der  Dame  del  Doignon:  Et  coment?  Se  je 
faz  folie  |  Je  ne  sui  pas  li  premeraine  |  Ne  ne  serai  li  daerraine). 

Karrenroman.  Die  Redensart  „Or  est  venus  qui  aunera" 
aus  dem  Karrenroman,  einen  Heroldruf,  um  einen  rühmlichst  bekannten 
Ritter  bei  seinem  Erscheinen  in  den  Schranken  zu  preisen,  von  dem 
man  eine  endgültige  Entscheidung  hofft,  hatte  G.  Paris  (Ro.  XVI,  101 
u.  JS.  1902,  295)  zu  seiner  Hypothese  benützt.  Er  hatte  diese  Formel 
auch  in  einem  Liede  aus  dem  J.  1381,  Tob  1er  im  roman  de  Ham  ge- 
funden. Eine  weitere  Stelle  aus  der  Moralit6  de  Charit^,  die  jetzt  G.  Paris 
(Ro.  XXXII  (1903),  442)  bringt,  beweist,  dass  diese  Formel  noch  im 
15.  Jahrhundert  allgemein  üblich  war. 

Yvain.  Hier  sind  in  erster  Linie  die  Untersuchungen  von  Arthur 
C.  L.  Brown''*)  über  die  Quellen  des  Yvain  zu  nennen.  Nachdem 
Fcerster  selbst  als  Grundlage  des  I.  Teiles  neben  seiner  früheren  (aus- 
schliesslichen) Ableitung  aus  der  Novelle  von  der  Witwe  von  Ephesus 
neulich  in  der  2.  Yvainausgabe  (1902)  ein  Märchen,  nämlich  die  Be- 
freiung einer  Jungfrau  aus  den  Händen  eines  Riesen,  hatte  gelten  lassen, 
versucht  der  Verf.  in  einer  gründlichen,  aber  etwas  breit  angelegten  Ab- 
handlung den  Nachweis,  dass  Kristian  ein  keltisches  Märchen  vorgelegen 
hat,  das,  ähnlich  wie  die  altirische  Erzählung  von  der  „Krankheit  des 
Cüchulainn"  (Serglige  Conculaind,  übersetzt  von  d'Arbois  de  Jubain- 
ville  im  V.  Bande  seines  Cours  de  litt^r.  celtique,  174 — 216)  die  Reise 
eines  Helden  in  die  andere  Welt  (Feenreich)  zum  Gegenstande 
hatte.  Der  Verf.  zieht  auch  andere  keltische  Texte  zur  Vergleichung  heran, 
unter  denen  die  irischen  Reisebeschreibungen  (imrama)  dadurch 
bemerkenswert  sind,  dass  sie  die  gefahrvollen  Abenteuer  einer  solchen 
Reise  zur  Fee  schildern.  Hier  findet  sich  auch  der  riesige  Hirt,  der  ge- 
fährliche Zugang  und  eine  Schilderung  der  Landschaft  (Quelle  nebst 
Baum  und  Vögeln),  die  stark  an  Yvains  Quelle  von  Barenton  erinnert. 
Ähnlichen  Landschaftsschilderungen  begegne  man  auch  in  anderen  Ro- 
manen (vgl.  den  Freudenhof  im  Erec),  wo  nur  der  Gewitterzauber  fehlt. 
Auf  spätere  keltische  Texte^  die  eine  Rationalisierung  des  Märchens  ent- 


Bordeaux). Revue  philomathique  de  Bordeaux  et  du  Sud-Ouest.  VII  (1904), 
241—265.  Bijdrage  tot  de  vergelijking  van  Cligfes  en  Tristan. 
Taal  en  Letteren.  XIV.  Leiden  1904.  19  ö.  (Vortrag  auf  dem  hoUänd.  Philologen- 
kongress  zu  Utrecht).  71)  The  French  novel  of  intrigue  from  1150  to 
1300.  I.  MLN.  XXI  (1906),  241—244.  72)  Iwein.  Studies  and  notes  in 
philology  and  literature.  VIII.  1903,  1-147.    Boston,  Ginn  &  Co. 


II  312  Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1903—1906. 

halten  (z.  B.  Gilla  Decair  (18.  Jahrh.)  S.  115  ff),  hätte  besser  der  Verf. 
kein  Gewicht  legen  sollen.  Die  Wunderquelle  sei  später  aus  der  Feen- 
landschaft als  regenbringend  in  Barenton  wahrscheinlich  unter  Waces 
Einfluss  lokalisiert  worden,  aus  dem  sie  Kristian  übernahm.  S.  114  teilt 
der  Verf.  mit,  wie  er  sich  den  Inhalt  jenes  keltischen  Märchens  denkt, 
das  der  Dichter  dann  mit  ritterlichen  Zügen  ausgestaltet  hat.  Jedenfalls 
hat  Brown,  wie  sein  Kritiker  W.  Golther'*)  anerkennt,  den  Zusammen- 
hang der  mythischen  Landschaft  im  Yvain  mit  keltischen 
Sagen  erwiesen.  Dagegen  glaubt  letzterer  den  Feencharakter  derLaudine 
abweisen  zu  müssen.  Noch  skeptischer  verhält  sich  Jeanroy '^*)  und  weist 
auf  die  gleichfalls  bestehenden  Abweichungen  zwischen  Kristians  Yvain 
und  Serglige  Conculaind  bedeutsam  hin.  Aber  freilich  hält  er  dafür  an  der  von 
G.  Paris  und  Ahlström  vorgetragenen  Ansicht  fest,  dass  Laudine  wahr- 
scheinlich eine  Wasserfee  sei,  was  sich  als  häufiges  Thema  in  bretonischen 
Erzählungen  vorfinde.  Sonst  gibt  er  die  Richtigkeit  des  Beweises  Browns 
für  die  Entlehnung  vieler  Züge  aus  der  keltischen  Sage  durch  Kristian 
zu,  obwohl  Brown  viele  scheinbare  Berührungen  hätte  gut  fortlassen, 
andere  aber  zusetzen  können,  wie  den  Waldschrat  aus  der  „Geburt 
Conchobars"  und  dem  „Fest  des  Bricriu"  (Cours  de  litt.  celt.  VII,  8  u. 
144).  Völlig  auf  Browns  Seite  stehen  G.  Huet'^*),  dem  seine  Beweis- 
führung überzeugend  erscheint,  und  der,  was  keltischen  Ursprung  anbe- 
trifil,  auf  den  Zusammenhang  zwischen  Yvain  und  Partenopeus  von  Blois, 
sowie  zwischen  der  Lanzelotsage  und  altirischen  Sagen  hinweist,  sowie 
W.  A.  Nitze'^*).  —  Zu  ähnlichen  Resultaten  wie  Brown  gelangt  Euris- 
MANN  in  dem  bereits''')  erwähnten  Aufsatze  S.  40 — 44.  Die  Quellen- 
geschichte setze  die  Hofesfreude  aus  dem  Erec  fort.  Hinzugefügt  sei 
die  Rolle  der  Lunete.  So  sieht  er  im  I.  Teile  des  Yvain  einmal  ein 
Feenmärchen  (Verlockungsmotiv  nebst  Mutprobe),  sodann  das  Einsetzen 
des  Themas  von  der  treulosen  Witwe,  also  der  Tragödie  der  weib- 
lichen Schwäche  '^^).  Für  letztere  könnten  auch  spätklassische  Erinnerungen 
(Ref.  wies  auf  die  grosse  Ähjilichkeit  mit  Thtibes  hin  (Jocaste),  auch  die 
Rolle  Didos  und  Annas  dürfte  dahin  gehören)  oder  überlieferte  oriental. 
Stoffe  (vgl.  Geschichte  der  sieben  Weisen)  in  Betracht  kommen.  Der  Verf. 
betont  den  stark  abweichenden  Schluss  des  Märchens  im  Yvain  und  in 
Serglige  Conculaind.  Auch  fügt  er  noch  anderes  aus  Yvain  hinzu,  was 
offenbar  keltisch  ist,  wie  die  beabsichtigte  Bestrafung  der  Lunete  durch 
Feuertod,  die  Freundeskämpfe,  Keu  als  komisch  verneinendes  Element, 
worauf  schon  Zimmer  aufmerksam  gemacht  hatte  (ZDA.  32.  u.  33.  Bd.) 
u.  a.  Foerster  wendet  sich  in  der  neuesten  Yvainauflage  (1906)'*)  nur 
allgemein  gegen  Browns  Aufstellungen  und  beklagt  sich  über  sein  Tot- 
schweigen, auch  über  „die  nichtfachmännischen  Rezensenten,  die  dessen 
Ideen  kritiklos  wiedergeben".  Eine  ausführliche  Entgegnung  stellt  er  für 
die  ZRPh.  in  Aussicht,  die  bisher  nicht  erschienen  ist.  —  Nach  William 
A.  NiTZE^^)    soll    in    der    Laudinegeschichte    ein   Niederschlag    des  alt- 


73)  ZFBL.  XX VHP  (1904),  34  ff.  ZVglL.  IV  (1904),  481  ff.  74)  RCr.  59 
(1905),  4—6.  75)  MA.  17  (1906),  65.  76)  MLN.  XIX  (1904),  80  ff,  Auch  zu- 
stimmend  DLZ.  1903, 2030.  77)  Vgl.  oben  S.  308.  78)  Man  vergleiche  Ausfälle  wie 
B.  de  Troie  13441  ff.  Quant  qu'ele  a  en  set  anz  am^  |  A  ele  en  treis  iorz  obli^.  | 
One  nule  ne  pot  duel   aveir.       79)  S.  XXXI,  XXXIV,  XLIX.      80)  A  new 


A.  Hilka.  II  313 

italischen  Dianamythus  zu  finden  sein:  Diana  galt  als  Beschützerin 
der  wilden  Tiere  und  als  regenmachend,  ihr  waren  die  Junifeuer  (24.  Juni) 
geweiht  als  der  Hüterin  der  Wälder  und  Fluren.  In  Frankreich  blühte  ihr 
Kult  besonders  in  den  Ardennen.  Wace  (Brut  636)  schildert  sie  als 
Zauberin.  Was  aber  der  Verf.  zur  Stütze  seiner  seltsamen  Ansicht  vor- 
bringt (Ähnlichkeit  der  Situation,  einzelner  Züge  und  der  Namen)  ist 
verwunderlich:  Er  legt  Gewicht  auf  die  Ankunft  des  Artus  an  der 
Quelle  „la  voille  Saint  Jehan  Batiste"  (668),  das  sprudelnde  Wasser  soll  an 
Dianas  Quelle  und  ihren  vom  Priester  bewachten  Hain  in  Aricia  erinnern. 
Weil  Calogrenant  mittags  ankommt,  so  ist  Laudine-Diana  ein  „midday- 
demon  or  fire  divinity",  Lunete  ein  „original  tree-spirit".  Mit  den  Namen  wird 
ein  sonderbares  Spiel  getrieben  und  folgende  Gleichungen  werden  aufgestellt: 
Lunete  =  Luna,  Laudine  =  La  Diane  (der  Name  sei  keltisiert  worden), 
la  Dameisele  Sauvage  =  Silvanus  (!!)  or  Silvana  (!)  „as  a  matter  of 
course",  Personennamen  werden  in  Ortsnamen  aufgelöst  u.  s.  w.  Dies 
mag  genügen.  —  Die  Jokastegeschichte  aus  dem  Thebenroman  kann 
wohl  Kristian  mit  beeinflusst  haben,  die  „leicht  getröstete  Witwe"  voll 
psychologischer  Treue  auszugestalten,  so  dass  er  also  auf  die  „mati^re  de 
Rome"  auch  hier  wie  sonst  vielfach  zunlckgriff.  Dies  betont  Alfred 
J.  Morrison®*).  Dass  ich  selbst®***)  bereits  diese  Parallele  gezogen  habe, 
scheint  dem  Verf.  unbekannt  geblieben  zu  sein.  (Dabei  lässt  er  noch 
aus  das  dreit  faire  (Thfebes  384  fr.),  ferner  399:  Car  femme  est  tost  menee 
a  tant  |  Qüe  on  en  fait  tot  son  talent^  die  Hochzeit  am  selben  Tage  (auch 
3  Tage  nach  dem  Tode  des  ersten  Gatten)  und  die  bezeichnenden  Worte  447 : 
Li  dueus  del  rei  est  obliez^  |  Cil  qui  mort  Ta  est  coronez  |  Et  la 
reine  a  moillier  prent,  vgl.  Yvain  2164ff.).  —  Auch  den  IL  Teil  des 
Y  V  ai  n  führt  Arthur  C.  L.  Brown  ®*)  durch  die  Untersuchung  der  E  pi  s  o  de 
vom  dankbaren  Löwen  auf  ein  keltisches  Märchen  zurück:  der  Held 
schlägt  sich  mit  einem  hilfreichen  Tiere  durch  furchtbare  Gefahren  zur 
anderen  Welt  durch.  Es  finde  also  eine  Art  Wiederholung  des  L  Teiles 
statt.  Brown  meint,  dass  hiermit  Kr.  alles  aus  keltischer  Sage  und  zwar 
aus  einer  einzigen  Quelle  genommen  habe.  Der  dankbare  Löwe  stamme 
also  auch  nicht  aus  anderen  Überlieferungen,  etwa  dem  Golfier  de 
Lastours,  der  bekannten  Kreuzzugsgeschichte  (vgl.  jetzt  Foerster,  yvain ^ 
p.  XLH).  Denn  in  einer  Reihe  von  keltischen  Texten  (besonders  Toch- 
marc  Emere  in  einer  Hs.  vor  1050)  finde  sich  der  Löwe  als  Führer 
in  die  andere  Welt.  Auch  andere  Tiere  spielen  da  eine  ähnliche  Rolle. 
Verf.  bringt  auch  Analogien  aus  der  Mule  sans  frein,  dem  Papegau,  dem 
Wigalois  und  Meliador,  die  auch  solche  (keltische)  Märchen motive  ver- 
wendet haben.  Diese  hätte  er  lieber  beiseite  lassen  sollen,  da  es  sich  hier 
leicht  um  eine  Nachahmung  Kristians  handeln  kann.  Da  Kr.  den  Löwen 
nicht  als  Führer,  sondern  als  Helfer  aufführt,  so  habe  er  wohl  seine 
Vorlage  missverstanden,  wie  auch  sonst  vieles  im  II.  Teil  des  Yvain 
recht  wirr  sei.  Brown  ergreift  zugleich  die  Gelegenheit,  seine  früheren 
Aufstellungen  energisch  zu  verteidigen,  darunter  die  Benützung  moderner 

source  of  the  „Yvain".  MPhi.  III  (1905— 06),  267— 280.  81)  De  Vidua: 
Yvain  9 3 3  — 2048.  MLN.  XXI  (1906),  127—128.  81a)  S.  128,  A.  1  (vgl.  Zitat 
bei  Ehrismanna.  a.  0.43).  82)  The  Knight  of  the  Lion.  PMLA.  XX  4 
(1905),  073-706. 


II  814         Altfranzosisches  Kunstepos  und  BomaDe.    1903 — 1906. 

keltischer  Sagen.  Auch  diesen  Aufsatz  Browns  weist  Foeröter  (Yvain', 
XLIX)  als  völlig  verfehlt  zurück.  Doch  ist  m.  E.  der  dem  Yvain  so  ähn- 
liche Text  Tochmarc  Emere  (ein  Löwe  Führer  und  Trager  des  Cüchulinn 
zur  Feenwelt)  nicht  so  ganz  abzuweisen.  Kr.  kann  ihn  sehr  wohl  wenigstens 
gekannt  und  nachgeahmt  haben.  Das  Thema  von  „dankbaren  Tieren" 
ist  ja  auch  sonst  aus  dem  Folklore  bekannt.  Jeanrot®')  gibt  Brown  im 
ganzen  recht,  jedoch  sei  dieser  in  seinem  Bestreben  zu  weit  gegangen, 
einen  völligen  Parallelismus  zwischen  Teil  I  und  II  anzunehmen.  Ab- 
weichungen stellen  sich  von  selbst  ganz  natürlich  ein.  —  Schon  im 
vorigen  wurde  wiederholt  der  3.  Auflage  des  Yvain  von  Foerster**) 
Erwähnung  getan,  worin  er  nur  bei  Kleinigkeiten  seine  früheren  Ansichten 
etwas  modifiziert.  Die  Einleitung  ist  wenig  vermehrt  (weitere  Zeugnisse  für 
die  Sturmquelle,  darunter  aus  dem  wichtigen  Bienenbuche  des  Thomas  Cantim- 
pratensis  (S.  XXV  ff.),  das  Paradiesmotiv  für  die  Schilderung  des  Wunder- 
gartens (aus  dem  Alexanderroman)  (S.  XLIV)).  Am  Text  waren  nur 
wenige  Einzelheiten  zu  bessern.  Neu  sind  neben  der  Besprechung  der 
schlecht  überlieferten  Stellen  die  zahlreichen  erklärenden  Anmerkungen, 
die  dem  Anfänger  alle  Schwierigkeiten  wegräumen.  Das  Glossar  ist  un- 
verändert abgedruckt. 

Wilhelmsleben.  Gordon  Hall  Gerould^*)  liefert  uns  eine 
ebenso  umfängliche  wie  ergebnisreiche  vergleichende  Studie  über  die  ver- 
schiedenen Fassungen  der  Eustachiuslegende  als  Beitrag  zur  Dar- 
stellung des  Einflusses  der  Legende  auf  das  Epos,  In  zahlreichen  Beispielen 
im  Orient  verbreitet,  gelangte  die  Sage  nach  Europa  und  erhielt  ihre  Ver- 
knüpfung mit  der  geistlichen  Eustachius-Placidus-Legende.  Ihre  älteste 
Ableitung  ist  das  altfrz.  Wilhelmsleben  nebst  den  drei  wenig  voneinander 
verschiedenen  Fassungen  des  „Dit  de  Guillaume"  (spätes  13,  Jahrh.), 
der  spanischen  „Estoria  del  rey  Guillelme  de  Ynglaterra" 
(15.  Jahrh.)  und  der  „Crönica  del  Rey  don  Guillermo"  (16.  Jahrb.). 
Für  den  Roman  hält  auch  Gerould  die  Verfasserschaft  Kristians  von 
Troyes  trotz  der  Dissertation  von  Rud.  Müller  (Bonn  1891)  und  den  Aus- 
führungen Foersters  in  seiner  Ausgabe  (S.  CLXIVff.)  nicht  für  erwiesen, 
und  man  wird  ihm  wie  auch  G.  Paris  und  anderen  Forschern  beipflichten 
müssen  ^•). 

Tristanromane,  1903 — 1906.  Das  wichtigste  Ereignis  bilden 
die  langersehnten  Ausgaben  der  Tristangedichte  von  Thomas  und  BerouL 
Die  sonst  verdienstliche  Sammlung  der  Tristanfragmente  durch  Fr.  Michel 
(3  Bändchen,  London  1835 — 39)  genügte  schon  längst  nicht  mehr  den 
Forderungen  der  seither  mächtig  geförderten  Tristanforschung.  Jetzt  be- 
sitzen wir  zwei  tüchtige  Leistungen,  die  uns  Thomas  und  Beroul,  ja  in 
gewissem  Grade  den  „Urtristan"  wiedergegeben  haben.  So  schuf  Joseph 
B^DiER^''),    neben   Wolfgang  Golther    der    beste    Kenner    auf    dem 

83)  RCr.  62  (1906),  431.  84)  Kristian  von  Troyes,  Yvain  (der 
Löwenritter).  Textausgabe  mit  Einl.,  crkl.  Anmerkungen  u.  vollst.  Glossar. 
3.  vermehrte  Auflage.  Halle,  Niemeyer  1906.  (Rom.  Bibl.  Nr.  5).  LXIV 
u.  275  S.  85)  Forerunners,  Congeners,  and  Derivatives  of  the 
Eustace  Legend.  PMLA.  XIX  (1904),  335—448.  86)  Der  „Perceval" 
folgt  bei  dem  Abschnitte  über  die  Gralsage.  87)  Le  Roman  de  Tristan  par 
Thomas,    po^me  du  XII«  siMe  p.  p.  J.  Bedier.    (SATF.).   Paris,  Didot.  t.  1 


A.  Hilka.  H  315 

schwierigen  Gebiete,  für  den  Thomas-Tristan  ein  Meisterwerk,  für  das 
er  1906  den  prix  La  Orange  erbalten  bat.  Nachdem  er  uns  1902  als 
I.  Band  seiner  Ausgabe  nicht  nur  den  kritischen  Text  der  erhaltenen 
Fragmente  (3144  Verse),  sondern  auch  eine  in  allen  Teilen  wohl  ge- 
lungene Wiederherstellung  des  ursprünglichen  Romans  (ca.  17 — 20000  Verse) 
nach  den  bekannten  fremdländischen  Bearbeitungen  (die  saga  erwies  sich 
als  besonders  wertvoll)  geschenkt  hat,  bietet  er  uns  1905  im  IL  Bande 
die  ebenso  wichtige  wie  ergebnisreiche  literarhistorische  Einleitung.  Im 
1.  Teile  spricht  Bedier  von  dem  Gedichte  des  Thomas,  beschreibt  die 
fünf  Hss.  und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  er  Anglonormanne  war  und 
sicher  sein  Werk  in  England  zwischen  1150  und  1170  schuf,  wie  sein 
Verhältnis  zu  Waces  Brut  und  Kristians  Clig^s  beweist  Damit  sinken 
auch  alle  Hypothesen  über  Kristians  Bedeutung  für  die  Tristansage.  „Es 
war  doch  wohl  etwas  vorschnell,  in  Kristian  den  Schöpfer  der  Tristtm- 
dichtung  zu  sehen"  (W.  Golther  in  der  gehaltvollen  Besprechung^^), 
S.  15,  vgl.  S.  155).  Alsdann  rechtfertigt  Bedier  sein  Rekonstruktions- 
verfahren der  verlorenen  Teile  des  Thomasgedichtes  nach  den  sechs  Ab- 
leitungen (Saga  -|-  Gottfried  von  Strassburg  -|-  Sir  Tristrem  -|-  la  Folie 
Tristan  -|-  Tavola  ritonda  -[-  niederfränkisches  Fragment^  von  Patera  in 
der  Dombibliothek  zu  Prag  gefunden).  Der  2.  Teil  ergeht  sich  über 
Thomas'  Quellen  und  die  Beziehungen  seines  Gedichtes  zu  den  anderen 
Tristanfassungen.  Für  den  Ursprung  der  Legende  bieten  die  Arbeiten 
über  die  keltischen  Namen  fast  den  einzigen  Schlüssel,  wobei  neben  anderen 
besonders  Zimmer  zu  glänzenden  Resultaten  kam.  So  ergibt  sich  zunächst 
ein  piktisches  Stadium  der  Legende  vom  Helden  Drostan.  Dieser  wurde 
in  der  kymrischen  Überlieferung  zu  Drystan  und  dabei  mit  der  Ge- 
schichte des  Königs  Marke  von  Cornwall  verknüpft.  Der  spätere  Gang 
der  Sage  ist  nach  Zimmer  und  B6dier  der,  dass  sich  die  zweisprachigen 
Bretonen  mit  den  Normannen  vermischten  und  1066  die  Legende  mit 
nach  England  herüberbrachten,  wo  dann  dreisprachige  Jongleurs,  wie  die 
Lais  der  Marie  de  France  beweisen,  für  die  weitere  Verbreitung  des 
Stoffes  sorgten.  Die  keltischen  Elemente  in  der  Tristansage  werden  vom 
Verf.  noch  einmal  nachgeprüft.  Auch  den  „Urtristan"  sucht  er  zu 
erschliessen.  „A  la  base  de  toute  la  tradition  po^tique  conserv^e  de  la 
legende  de  Tristan,  il  y  a,  non  pas  des  compilations  semi-coh6rentes,  mais 
un  po^me  regulier,  compos^  a  une  haute  6poque,  d^s  le  d^but  du  XIP  si^cle, 
par  un  homme  de  g^nie"  (S.  186).  Episode  für  Episode  (S.  188—300) 
nachprüfend  sucht  Bedier  diesem  „poöme  primitif"  nach  den  fünf  er- 
haltenen Versionen  nachzugehen  [B  =  B6roul  (ca.  1165)  -j-T  =  Thomas 
(ca.  1170)  +  O  =  Eilhart  von  Oberg  (1190—1200)  -f  R  =  Prosa- 
roman (ca.  1230)  +  F  =  Folie  Tristan  (2.  Hälfte  des  XII.  Jhdtj*.]. 
Mit  Recht  wird  dabei  ebenso  von  dem  verlorenen  Gedichte  Kristians  wie 
dem  des  Li  Kievres  Abstand  genommen.  Nach  B6dier  ist  dieser  „Ur- 
tristan", auf  den  auch  die  Troubadours  zu  verweisen  scheinen,  lange 
vor  1154  (ca.  1120)  entstanden  und  könne  schon  in  die  Zeit  des  franz. 
Rolandsliedes  fallen.     Vielleicht  war  der  Verfasser  Anglonormanne,  doch 


(1902)  IX  und  497  8.    Vgl.  JB.  VII  ii  85  (J.  Vising),  t.  2  lotroduction  (1905), 
462  S.     88)  ZFSL.  29*  (1906),  150  ff.  Vgl.  ZRPh.  25  (1904),  49  ff. 
VoIlmSller,  Rom.  Jabretbertoht  VIII.  21 


II  816  AltfraDzösisches  Kunstepos  und  Eomane.    1903—1906. 

steht  nichts  fest.  Mit  der  Hypothese  von  G.  Paris,  die  dieser  leider 
nicht  mehr  begründen  konnte,  kann  sich  B^dier  nicht  befreunden  (der  ür- 
tristan  sei  ein  englisches  Gedicht  gewesen,  vgl.  JS.  1902,301  n.  2). 
Thomas  hat  dieses  altehrwürdige  Gedicht  den  ritterlichen  Idealen  seiner 
Zeit  angepasst  und  seinem  Roman  durch  die  feine  psychologische  Stili- 
sierung einen  Ehrenplatz  in  der  altfranzösischen  Literatur  für  immer  ge- 
sichert. Der  Anhang  enthält  einmal  den  Abdruck  der  ältesten  Teile,  die 
aus  dem  französischen  Prosaroman  nach  den  Hss.  103  und  757  (Bibl. 
nat.  fonds  fr9s.)  herausgeschält  werden  (Golther  hält  einen  kritisch  her- 
gestellten Text  nach  allen  vorhandenen  Hss.  für  dringend  nötig),  sodann 
sämtliche  Anspielungen  auf  die  Tristansage  in  der  mittelalt.  Literatur. 
Ein  erschöpfendes  Glossar  beschliesst  das  ganze  epomachende  Werk,  zu 
dem  nur  wenige  Zusätze  zu  bringen  weiterer  Forschung  überlassen  bleiben 
wird.  So  wünscht  W.  Golther  (a.  a.  O.)  neben  der  Anführung  des 
Theseusmotivs  die  des  noch  wichtigeren  Oenonemotivs  (vgl.  auch  den 
Hinweis  bei  Filipek,  Le  roman  de  Tristan  et  Yseult  dans  la  litt.  fr. 
du  m.  Ä.    Progr.  Realschule  Krakau  1902,  S.  33). 

Weitere  Aufschlüsse  sind  nach  demselben  Kritiker  von  einer  aus- 
führlichen Darstellung  über  das  Verhältnis  der  Tristanlais  zum  Roman 
zu  erwarten.  —  In  einer  besonderen  Abhandlung  beschäftigt  sich 
W.  GoLTHER^^)  mit  jenem  „ürtristan"  auf  Grund  eigener  Forschungen, 
die  B^dier  ergänzen.  Er  will  dies  älteste  Gedicht  nicht  soweit  (bis  1120) 
heraufrücken,  sondern  nimmt  die  Ab fassungs zeit  1140  — 1150  an.  Der 
Stil  sei  noch  formelhaft  nach  Art  der  chansons  de  geste  gewesen,  wie  auch 
B^dier  annahm.     Schon  in  ihm  sind  zwei  Bestandteile  zu  unterscheiden: 

1.  eine  keltische  Sagengeschichte  nebst  dem  Stempel  der 
Normannenzeit  (Raubfahrten  der  Wikinger,  Holmgaug).  Der  Roman- 
dichter bekam  ein  Gebilde  der  Wikingerzeit  (etwa  10.  Jahrb.),  entstanden 
aus  älteren  irisch-britischen  Mythen  und  geschichtlichen,  bis  ins  6.  Jahrb. 
zurückgehenden  Erinnerungen.  Die  Heimat  der  Tristansage  ist  Wales. 
Sie  wurde  durch  die  keltisch  und  französisch  sprechenden  „conteurs 
bretons"  auf  englischem  Boden  dem  französischen  Tristandichter  etwa 
1140  mündlich  überliefert.  Diese  bretonisc^he  Übermittlung  machte  Tristan 
zu  einem  Sohne  Riwalins,  des  Ahnherrn  aller  bretonischen  Fürstenge- 
schlechter, und  verlegte  die  Heimat  der  Sage  in  die  Bretagne.  Dieser 
bretonische  Schauplatz  wurde  von  jenem  ersten  Bearbeiter  beibehalten. 
Dieser  bot  aber  eine    planvolle  Verknüpfung    des    keltischen  Stoffes  mit 

2.  einem  Liebesroman.  Den  Grundton  bildet  das  Märchen  von 
der  gold  haar  igen  Jungfrau  mit  bald  schwankhafter  bald  tragischer 
Ausgestaltung,  während  der  Schluss  unter  Einfluss  antiker  Sagen  eine 
Bearbeitung  des  Oenone-  -j-  Theseusmotivs  darstellt  Daneben 
schaltete  der  Romandichter  ganz  frei  mit  allerlei  Stoffen,  wie  sie  ihm  die 
Spielmannsdichtung  bot:  Märchen  und  Novellen  von  Liebeszauber 
und  Frauenlist  (Drachenkampf,  die  untergeschobene  Braut,  mideidige 
Mord  knechte,  zweideutiger  Reinigiuigseid,  Verkleidungen  u.  a.).  Golther 
verspricht  uns  auch  ein  Tristanbuch,  auf  das  wir  gespannt  sein  können. 


89)   „Das    älteste    französische    Tristangedicht".    NJbbKlA.  17 
(1900),  G02— 703. 


'A.  Hilka.  II  317 

—  Gewiss  sind  in  die  Tristansage  besonders  für  die  Darstellung  von 
Isoldens  Ehebruch  manche  Züge  des  allgemeinen  Novellenschatzes  einge- 
drungen, von  denen  sich  manche  Parallelen  im  Orient  finden.  Hertz,  Tr.  u. 
Is.^  S.  478  brachte  bereits  eine  auffällige  altpersische  Parallele  aus  d.  1 1.  Jhdt. 
Ich  verweise  (zu  B^dier,  II  208  und  II  179  -|-  265)  bezüglich  des  Motivs 
vom  „falschen  Reinigungseid"  auf  die  sehr  ähnliche  in  Indien  (Agra) 
lokalisierte  Erzählung  „La  femme  justifi^e"  aus  Megmoun  Hikai'at 
bei  Cardonne,  M^langes  de  litt^r.  Orientale  (La  Haye,  1771,  S.  23 — 28), 
wo  der  Liebhaber  der  angeschuldigten  Frau  den  „fol"  in  gleicher  Weise 
wie  Tristan  vor  dem  Gottesurteil  spielen  muss  (auch  andere  Züge  be- 
rühren sich  dort  mit  der  Tristansage).  Sie  stammt  aus  der  15.  Erzählung 
der  ^ukasaptati  (vgL  Benfey,  Pantschatantra  (1859)  I  457;  Landau, 
Quellen  des  Dekameron«  (1884)  S.  130;  Hertz.  Tr.  u.  Is.«  545ff.;  Fr. 
von  der  Leyen,  Zur  Entstehung  des  Märchens  =  ASNS.  116  (1906),  16). 
Über  das  „verstellte  Gespräch  der  Frau  mit  dem  Liebhaber" 
vgl.  Benfey  I  370;  Landau,  S.  131;  über  „die  untergeschobene 
Braut"  Landau,  8.  135.  —  Besserungen  zum  Thomastext  liefert  A.  MussA- 
FiA®®).  —  In  einem  schönen  Buche  hatte  B6dier  den  Tristanroman 
einem  weiteren  Publikum  zugänglich  gemacht,  wozuG.  Paris  ein  glänzendes 
Geleitwort  schrieb®^).  Eine  autorisierte  deutsche  Übersetzung  von  Julius 
Zeitler  ®^)  wird  dem  deutschen  Publikum  angenehm  sein.  Sie  ist  als 
gelungen  zu  bezeichnen.  Um  den  von  B^dier  glücklich  getroffenen 
archaischen  Stil  zu  erreichen,  will  Zeitler  vor  allem  eine  sinnvolle  Wieder- 
gabe erreichen  und  hat  deshalb  für  die  Namen  die  anglo-kelto-bretonischen 
Formen  „mit  ihrem  eigenen  Stimmungswert'^  gewählt.  Ebenda  wird  auf 
die  Verbindung  von  Dichtung  (B^dier)  und  Illustration  in  der  grossen 
iUustrierten  Ausgabe  des  Tristanromans  von  Robert  Engels  (im  gleichen 
Verlage)  verwiesen,  die  uns  nicht  vorgelegen  hat.  —  Für  den  Beroul- 
Tristan  sind  wir  Ernest  Muret"^)  zu  Dank  verpflichtet.  Die  Ein- 
leitung, die  Grestaltung  des  uns  erhaltenen  Textes  (4487  Verse)  und  das 
Wörterbuch  erfüllen  aufs  beste  alle  unsere  Wünsche.  Muret  unterscheidet 
in  dem  Fragment  zwei  Verfasser:  das  erste  Stück  (v.  1—2756)  ist 
von  Beroul  gegen  1170  verfasst.  Die  Fortsetzung  (v.  3032—4487) 
stammt  von  einem  Anonymen  und  kann  wegen  des  v.  3853  erwähnten 
„mal  d'Acre"  erst  nach  1191  fallen.  Eine  Verbindung  beider  ungleich- 
artiger Stücke  bilden  die  Verse  2757 — 3031.  Das  ganze  Gedicht  wird 
jetzt  von  Muret  mit  Recht  dem  kontinentalen  (normannischen)  Sprach- 
gebiet zugeteilt.  Vgl.  auch  JB.  VII  ii  89  (J.  Vising).  —  Dass  der 
schlecht  Überliefertc  Text  immer  noch  mancher  Feile  bedarf,  beweisen  die 


90)  „Per  11  Tristane  di  Thomas,  6d.  B^dier."  Ko.  XXXIII  (1904). 
415—418.  91)  Le  roman  de  Tristan  et  Iseut,  traduit  et  restaure  par 
Joseph  B^dier.  Pr^face  de  Gaston  Paris.  Ouvrage  couronn^  par 
l'Acad^mie  franyaiee.  Paris»  Edition  H.  Piazza  et  Co.  s.  a.  (1901),  289  8. 
92)  Der  Roman  von  Tristan  und  Isolde  von  J.  Didier.  Autor. 
Ü  oersetznng.  Leipzig,  H.  Seemann  Nachfolger,  1901,  VI  u.  246  S.  Rez. 
BtvglL.  III  (1903),  508  (W.  Golther).  93)  Le  roman  de  Tristan  par 
Beroul  et  un  anonyme,  po^me  du  XII«  si^le,  p.  p.  Ernest  Muret.  (SATF.) 
Paris,  Didot  1903.  LXXX  u.  256  S.  Rez.  ZFSL.  292  (1906),  157  (W.  Golther). 
SRSFR.  III  (1905),  144  (Bloch). 

21^ 


II  318         Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1903—1903. 

scharfsinnigen  Besserungen  von  A.  Mussafia**)  und  A.  Tobler**).  — 
Eine  neue  Ausgabe  der  Folie  Tri  st  ran  wird  von  Albert  Eugene 
CuRDY  geplant.  In  einer  Dissertation  der  Johns  Hopkins  University'*) 
bringt  er  bereits  einen  Teil  seiner  ganzen  Abhandlung  über  die  Douce-Hs. 
der  F.  Tr.  (gedruckt  bei  Fr.  Michel,  Teile  bei  Bartsch,  Chrest,  von 
Morf  nach  Bemer  Hs.  in  Ro.  XV,  558—574),  nämlich  Beschreibung  der 
Hs.,  ihr  Vorkommen  in  der  Fachliteratur  (Scott,  EUis,  de  la  Rue,  von  der 
Hagen,  Fr.  Michel,  Vetter,  Lutoslawski),  Analyse  des  Inhalts  sowie  die 
betonten  Vokale  nebst  Bibliographie.  —  Eine  einfache  Übersicht  über 
B6diers  Rekonstruktion  des  Thomas-Tristan  gibt  Ed.  Bondurand**^), 
glaubt  aber  immer  noch,  dass  der  Prosaroman  des  Luce  de  Gast  „a  pour 
noyau  une  analyse  en  prose  du  Tristan  de  Chr6tien"  (S.  285).  —  B6dier 
hatte  sich  (II  157,  n.  4)  bemüht,  der  seltsamen  Angabe  nachzuforschen, 
dass  ein  Fluss  die  unteren  Räume  des  Schlosses  König  Markes  durch- 
jBiesst  und  verwies  neben  keltischen  Angaben  auf  Robert  le  Diable  (ed. 
Laseth)  v.  1231,  wo  es  sich  aber  um  eine  Wasserleitung  handele,  die 
von  einer  Quelle  im  Garten  gespeist  wird  und  auch  durch  die  inneren 
Gemächer  geht®®).  G.  Paris  sah  in  dieser  Stelle  der  Tristansage  An- 
zeichen einer  primitiven  Kultur,  ja  halbwilden  Lebensweise.  KuNO 
Meyer®®)  erweist  hier  einen  deutlich  keltischen  Zug,  eine  allen  Insel- 
kelten gemeinsame  Anlage  und  Einrichtung  des  Hauses,  wie  er  sie  noch 
in  Wales  am  Geburtshause  eines  grossen  wälschen  Naturdichters  beobachtet 
hat.  Meist  handelt  es  sich  um  Bergbäche,  die  teils  mitten  durch  die 
Häuser,  teils  an  ihrem  Eingang  vorüber  geleitet  sind.  Gegen  G.  Paris 
sieht  er  darin  gerade  ein  Zeichen  von  grosser  Romantik  und  tiefer  Liebe 
zur  Natur  bei  diesem  auch  sonst  die  Freuden  des  Landlebens  gern 
schildernden  Volke.  Aus  derselben  Episode  bringt  K.  Meyer  ^®®)  einen 
zweiten  Zug  in  Verbindung  mit  der  irischen  Sage,  nämlich  „la  scöne 
des  copeaux"  (ein  Bach  fliesst  durch  Isoldens  Gemächer,  Tristan  ver- 
kündigt ihr  seine  Ankunft,  indem  er  Holzspäne  hineinwirft).  Etwas 
ähnliches  wird  von  Finns  Sohn,  Ossin,  in  einer  Sammlung  irischer  Sagen 
berichtet^  die  zum  Teil  ins  9.  Jahrb.  zurückgeht.  Doch  fehlt  hier  das 
erotische  Moment,  auch  durchströmt  hier  der  Bach  kein  Gemach.  Es 
sei  hinzugefügt,  dass  F.  Lot  Ro.  XXIV  (1895),  322  („les  morceaux 
de  bois  jet^s  au  ruisseau")  auf  einen  Abschnitt  des  altirischen  Epos 
von  Conchobar  und  Cuchulainn  aufmerksam  gemacht  hat,  worin  erzählt 
wird,  wie  letzterer  Held  von  Blathnats  Ankunft  dadurch  Kunde  erhält^ 
dass  diese  Milch  in  den  Bach  giesst,  der  aus  der  Festung  kommt,  wo 
ihr  Gemahl  wohnt.  (Vgl.  d'Arbois  de  Jubainville,  Cours  de  litt  eelt» 
V,  327 — 328).  —  Ebensowenig  wie  B4dier  lag  uns  eine  sonst  nirgends 
bekannte  wälsche  Tristanfasssung  (Prosa  mit  Versen  untermischt)  vor, 
die  sich  in  zwei  Hss.  zu  Cardiff  befindet     In    dieser  Episode,    über    die 

94)  „Per  il  Tristano  di  B^roul,  ^d.  Muret".  Ro.  XXXIV  (1905), 
304-307.  95)  „Zu  Murets  Ausgabe  von  BerouU  Tristan".  ZRPh.  30 
(1906),  741— 745.  96)  La  Folie  Tristan,  an  anglo-norman  poem  ed.  by 
Albert  Eugene  Curdy.  Part.  I.  Baltimore,  John  Murphy  Co.  1903,  39  S. 
97)  „Tristan  et  Iseut".  RMi.  t  33,  Nlmes  1903,  272-290.  98)  In  der 
oben  erwähnten  Orient  Erzählung  „la  femme  justifiÄ?"  ist  auch  von  einer 
Wasserleitung  die  Rede.  99)  „Eine  Episode  in  , Tristan  und  Isolde* 
und   das   keltische    Haus".    ZRPh.  20  (1902),  716—717.       100)  „Tristan 


A.  Hilka.  n  319 

IvoR  B.  JoHN^®^)  berichtet,  handelt  es  sieh  um  die  Verfolgung  der 
Liebenden  durch  die  Heere  Markes  und  Arturs,  wobei  jene  Zauber  unter- 
stützt. Schliesslich  kommt  es  zur  Versöhnung,  wobei  Artur  die  Ent- 
scheidung über  Isoldens  Schicksal  übertragen  wird.  Sie  soll  Tristan  und 
Marke  abwechselnd  gehören.  Dieser  wählt  die  Zeit,  wo  die  Bäume  ohne 
Laub  sind.  Isolde  frohlockt,  dass  sie  jetzt  für  inmier  Tristan  gehören 
werde,  da  Stechapfel,  Efeu  und  Eibe  das  ganze  Jahr  hindurch  belaubt 
seien.  —  Schon  früher  war  G,  van  Hamelns  Vortrag  zu  Bordeaux  (1904) 
„Les  r^cits  m^dißvaux  de  Tristan  et  Iseult"  erwähnt,  der  nichts 
wesentlich  Neues  bringt.  Die  „Schwalbenepisode"  wird  herausgegriffen, 
um  zu  zeigen,  wie  Thomas  einen  so  alten  Zug  rationalistisch  umgestaltet 
hat.  —  Ein  Gegenstück  zur  Würdigung  des  Thomas  liefert  für 
Gottfried  von  Strassburg  E.  Piqüet  ^®^),  rühmlichst  bekannt  durch 
seine  verdienstvolle  Studie  über  Hartmann  von  Aue  (1898).  Obwohl 
sich  zumeist  an  B^iers  Resultate  (Band  I)  anschliessend,  wahrt  er  sich 
doch  überall  in  den  oft  sehr  eingehenden  Untersuchungen  ein  selbständiges 
Urteil.  Er  macht  es  sich  zur  Aufgabe,  alles  herauszuschälen,  was  Gott- 
fried durchaus  allein  angehört,  um  ihn  auf  dieser  Grundlage  zuletzt  in 
einem  hübschen  Kapitel  als  Mensch  und  als  Dichter  feieni  zu 
können.  Für  die  Episode  zwischen  Riwalin  und  Blancheflor  möchte  ich 
dem  Verfasser  nicht  folgen.  Wenn  in  der  Saga  die  plötzlich  aufkeimende 
Neigung  als  pathologischer  Zustand  geschildert  wird,  so  sehe  ich  darin 
nicht  nur  einen  Beweis  für  die  echt  altfranzösische  Fassung  dieser  Stelle, 
die  zugleich  für  ein  hohes  Alter  des  Originals  zeugt,  sondern  stelle  sie 
auch  künstlerisch  höher  als  die  Substitution  einer  „belle  et  fine  6tude 
morale"  bei  Gottfried.  Auch  die  Unterbrechung  des  Liebesmonologs  ist  doch 
höchst  psychologisch  (vgl.  Clig^s).  So  zeigte  schon  der  Thomas-Tristan 
(vielleicht  schon  der  „Urtristan")  alle  Spuren  der  neueren  Technik  für 
die  Ausmalung  komplizierter  Seelenzustände.  —  E.  Li^seth^®^),  dessen 
Verdienste  um  den  Tristanprosaroman  (1890)  gebührend  anerkannt  sind, 
untersucht  nunmehr  die  Londoner  Hss.,  sechs  an  der  Zahl  (davon  zwei 
des  Palam^de).  Neben  einigen  wichtigen  Varianten  ist  das  Ergebnis  der 
mühsamen  Arbeit  fast  ganz  negativ  geblieben,  selbst  für  die  Frage,  ob 
die  französische  Quelle  des  italienischen  Tristane  Riccardiano  (hgb.  von 
Parodi,  Bologna  1896)  älter  ist  als  die  uns  bekannten  französischen 
Versionen.  Doch  bekämpft  er  die  von  Parodi  vertretene  Ansicht  der 
Priorität  der  italienischen  Version.     Die  Schrift  bietet  eine  gute  Ergänzung 


und  Isolde  und  keltische  Sage."  ZRPh.  28  (1904),  353-354.  l()l)„Note8 
on  Celtic  Studies"  by  Ivor  B.  John.  Transactions  of  the  Guild  of 
Graduates  of  the  üniversitv  of  Wales  for  the  year  1903,  9—17.  Cardiff  1904. 
Darüber  B^dier.  Ro.  XXXV  (1905),  469.  102)  „L'originalitö  de  Gott- 
fried de  Strasbourg  dans  son  pofeme  de  Tristan  et  Isolde." 
Etüde  de  littßr.  oompar^.  (Travaux  et  Memoire«  de  l'Univ.  de  Lille.  Nouv. 
sörie.  I.  Droit-Lettres  fasc.  V).  Lille  1905.  380  Ö.  Rez.  ASNS.  117  (1906), 
LCBl.  57  (1906),  Sp.  1243. 195—199  (Minckwitz).  ZFSL.29»(1906),  159  (W.Golther). 
DLZ.  1906,  öp.  483  (Martin).  RCr.  1906  (Bloch).  1Q3)  „Le  Tristan  et  le 
Palam^de  des  mss.  fr9S.  du  BritishMuseum."  Etüde critique.  Christiania 
Videnskabs-Selskabets  Skrifter.  II.  Histor.-filos.  Klasse  1904  38  S.  Kez.  ASNS. 
115  (1905),  478.  Ro.  XXXV  (1906),  155.  RCr.  62  (1906),  356  (A.  Jeanroy).  ZFSL. 
29M1906),  161  (W.Golther).  RPhFL.  20(1906),  (L.  Vignon).  DLZ.  1906,  8p.  488 


11  320         Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1903—1906. 

zu  seinem  gross  angelegten  Werke  über  die  Tristanprosaromane.  —  Über 
•ine  bildliche  Darstellung  auf  Elfenbein  in  der  Vaticana  (Tristan  und 
Isolde  sehen  im  Garten,  wie  sich  das  Bild  des  zwischen  den  Zweigen 
eines  Baumes  versteckten  und  sie  belauschenden  Königs  Marke  im  klaren 
Wasser  der  Quelle  abspiegelt)  berichtet  Attilio  Rossi^®*).  —  Eine 
interessante  Tristaninterpolation  in  der  Percevalfortsetzung 
des  Gerbert  bildet  den  Gegenstand  der  Ausführungen  des  Frl.  Jessie 
L.  Weston  und  des  Abdrucks  dieses  kurzen,  aber  an  alten  Zügen  reichen 
Tristangedichtes  (la  Luite  del  Tri s tan t)  nach  den  zwei  Hss.  der  Bibl. 
Nat.  (fr.  12576  fol.  165^  und  Nouv.  acq.  fr.  6614  fol.  132  f.)  durch 
J.  Bi^dier'®^).  Im  Gegensatz  zum  Prosaroman,  wo  Lancelot  der  Haupt- 
held ist,  ist  hier  Gawain  noch  der  führende  Ritter  an  Artus'  Hofe, 
während  Lancelot  eine  untergeordnete  Rolle  spielt.     Tristan  erscheint  mit 

1 2  Artusrittem,  alle  als  Spielleute  verkleidet,  am  Hofe  Markes,  und  alle  geben 
eine  Probe  ihrer  Kunst.  Als  abends  Tristan  den  lai  del  chievrefueil 
spielt,  erkennt  ihn  Isolde  und  bewerkstelligt  eine  heimliche  Zusammen- 
kunft. Die  Fremden  greifen  dann  in  ein  Turnier  ein,  die  Insti-umente 
am  Halse;  Perceval  kommt  herangeritten  auf  seiner  queste  du  graal, 
wird  vonjKeu  verspottet,  besiegt  diesen,  aber  auch  Tristan,  bis  Gauvain 
sich  Percevaus  zu  erkennen  gibt  und  die  Versöhnung  zwischen  Marke 
und  Tristan  herbeiführt.  Im  ganzen  sind  es  1524  Verse,  die  Gerbert 
einem  älteren  Tristangedicht  entnahm,  um  sie  seinem  Perceval  nicht  ohne 
einige  Modifikationen  einzuverleiben  (Neis  la  Luite  del  Tristant  |  Amenda 
il  tot  a  compas;  |  Nule  rien  ne  vus  en  trespas).  Von  da  ab  verschwindet 
Tristan  völlig  im  Perceval.  —  W.  Hertz,  Tr.  u.  Is.^  483  hatte  auf 
den  Namen  Tristan  in  einer  Urkunde  vom  1.  Oktober  807  „in  loco  et 
in  villa  Arcuna"  (am  Bodensee)  hingewiesen,  so  dass  also  die  Tristan- 
legende schon  sehr  früh  auf  dem  Festlande  bekannt  gewesen  sei,  bevor 
noch  die  Franzosen  mit  der  Tradition  in  England  in  Berührungen  kamen. 
Wie  F.  Lot  ^^^)  zeigt,  sind  alle  nach  dieser  Seite  aufgestellten  Folgerungen 
hinfällige  da  in  jener  Urkunde  Cristan  (Christian)  zu  lesen  ist.  —  Viele 
schätzenswerte  Beitrage  zur  Tristansage  bringt  M.  Deutschbein  ^•')  in 
seinem  gehaltvollen  Buche  über  die  Sagengeschichte  Englands,  auf  das 
bereits  W,  Golther  verwiesen  hat.  So  verfolgt  er  das  Verkleidungs- 
motiv von  der  orientalischen  Salomosage  an  bis  Wilhelm  von  Malmes- 
bury.  In  der  Jugendgeschichte  Tristans  zeigen  sich  Beiührungen  mit  der 
Haveloksage  und  damit  Einflüsse  der  Wikingerzeit.  Eingehend  beschäftigt 
er  sich  mit  dem  älteren  Teile  des  Tristanromans  (der  alten  Helden- 
sage, deren  Hintergrund  die  Wikingerzeit  abgibt,  mit  historischen  Ele- 
menten) und  hebt  die  einzelnen  Bestandteile  hervor,  die  nicht  immer  konse- 
quent miteinander  verbunden  sind,  wie  der  doppelte  Aufenthalt  Tristans  in 

(E.  Stengel).  RLR.  49  (1906),  573.  104)  „Lee  ivoires  gothiques  fraD9ai8 
des  musees  sacr^  et  profane  de  la  Bibl.  Vaticane."  GBA.  33  (1905), 
390—402.  105)  „Tristan  m^nestrel.*'  Extrait  de  la  continuation  de  Perceval 
par  Gerbert,  par  J.  L.  Weston  et  J.  Radier.  Ro.  XXXV  (1906),  497—530. 
106)  „Un  faux  Tristan  Wiirtenibergeois  en  807."  Vxo.  XXXV  (1906), 
596—597.  107)  „Studien  zur  Sagengeschichte  Englands.**  J.  Teil: 
Die  Wikingersagen :  Hornsage,  Haveloksage,  Tristansage  (S.  169—180),  Boevesage, 
Guy  of  Warwicksage.  Cörhen,  0.  Schulze  1906.  XII  und  264  S.  Rez.  LCBI. 
57  (1906),  Sp.  1276  (-ier). 


A.  Hilka.  I]  32I 

Irland  zeigt.  Den  jü ngeren  novellistischen  Teil  (Roman  oder  Novelle  von 
der  ehebrecherischen  Liebe  von  Isolde  zu  Tristan)  hat  der  Verf.  leider 
nicht  weiter  ausgeführt.  8.  179  liefert  er  endlich  den  Nachweis,  dass 
unter  Ermonie  (Armonia)  als  Heimat  Tristans  um  Mitte  des  12.  Jahrhs. 
auch  Wales  oder  ein  Teil  davon  verstanden  wurde  (neben  Armonia  = 
Bretagne).  Die  Bretonen  fassten,  wie  D.  vermutet^  dies  Armonia  als  in- 
sula  Ahnonica  (Armorica)  auf  und  verlegten  Tristans  Heimat  in  die 
Bretagne,  wie  sie  bei  Loonois  (=  Lothian  in  Süd  Schottland)  an  L6on  in 
der  Bretagne  gedacht  haben  werden. 

Marie  de  France  und  die  Laidichttmg.  1903 — 1906. 
1903.  In  einer  Hs.  der  Bodleiana  (Rawlinson  B  149  fol.  55 — G4,  Ende 
14.  Jahrh.)  hat  G.  L.  Kittredge ^®®)  einen  lateinischen  Text  „Narratio 
de  Arthuro  Rege  Britanniae  et  Rege  Gorlagon  lycanthropo" 
gefunden,  den  er  veröffentlicht.  Es  ist  eine  Wer  wolfsage,  eng  ver- 
wandt mit  Mariens  lai  de  Bisclaveret,  dem  anonymen  lai  de  Melion 
und  einer  Gruppe  von  irischen  Sagen.  Kittredge  bestimmt  das  Verhältnis 
dieser  Fassungen  zu  einander  und  findet,  dass  die  Werwolfsage  im  Bis- 
claveret  am  treuesten  erhalten  ist.  Das  Thema  (der  Gatte  wird  von 
der  Frau  in  einen  Werwolf  verwandelt)  ist  von  Wales  nach  Irland  ge- 
wandert und  dort  mit  einem  2.  Motive,  aus  einer  altirischen  Erzählung 
von  der  „Suche  Etains"  (Tochmarc  Etaine,  Hs.  gegen  1100)  konta- 
miniert worden  (eine  Fee  heiratet  einen  Sterblichen,  kehrt  aber  zu  ihrem 
ersten  Gatten  zurück;  der  menschliche  Gatte  sucht  und  gewinnt  sie 
wieder).  Die  Kontamination  kam  nach  Frankreich  und  ward  dort  zum 
Melion,  dessen  Verfasser  sie  mit  dem  Artuskreise  verband.  In  späteren 
Versionen  kamen  noch  andere  Züge  hinzu.  Die  starke  Ähnlichkeit  des 
!  Melion  mit  Tochmarc  Etaine,    sowie  der  aus    einer  wälschen  Sage  (einer 

Art  von  mabinogi)  stammende  lateinische  Text  (der  Anfang  erinnert  an  die 
Karlsreise)  liefern  nach  Kittredge  einen  guten  Beweis  für  das  Einströmen 
keltischer  Stoffe  in  Frankreich  und  insbesondere  für  die  Wichtigkeit 
des  irischen  Materials.  Irland  ist  der  Ausgangspunkt,  Wales  das  Ver- 
mittlerland. Der  Methode  und  der  Beweisführung  des  gut  belesenen  Verfassers 
gebührt  alle  Anerkennung.  Jeanroy*®®)  billigt  seine  Ausführungen  und  gibt 
einen  interessanten  Zusatz:  Der  Zug,  dass  Artus  nicht  eher  absteigen  will,  als 
bis  er  die  Geschichte  hört,  erinnert  an  die  erste  Fortsetzung  von  Kristians 
I  Perceval  (v.  16825,   17  025,   17141).     In  einer  gehaltvollen  Besprechung 

I  schliesst  sich  auch  G.  Huet^*®)  Kittredge  an,    bezweifelt  aber   den  von 

'  diesem  angenommenen    oriental.    Ursprung    der    Bisclavoretsage. 

^  Unter  Hinweis  auf  E.  Rhode  und  Wein  hold   erinnert  er  an  die  Ver- 

wandtschaft dieses  Verwandlungsmotivs  (die  älteste  Form  ist  die,  dass 
der  Zorn  einer  Zauberin  durch  einen  Menschen  oder  ihren  Mann  erregt 
wird,  die  ihn  dann  in  ein  Tier  verwandelt)  mit  der  Rahmenerzählung 
vom  „goldenen  Esel"  des  Apuleius.  Der  Stoff  gehöre  also  zu 
jenem  Vorrat  sehr  alter  Erzählungen,  deren  Ursprung  wir  nicht  mehr  er- 
mitteln können.  —  Bekanntlich  tritt  der  Stoff  des  lai  d'Eliduc  auch 
im    Roman  von    der  Doppelehe    des    Herrn  von  Trazegnies    (Prosa    des 

!  108)  „Arthur   and    Gorlagon."     Studies  aod  Notes  in  philologv  and 

Hterature.  vol.  VIII.  Boston,  Ginn  &  Co.  1903,  149—275.  Rez.  DLZ.  'l903, 
Sp.  2260.      109)  ROr.  59  (1905),  5-6.      110)  MA.  17  (1904),  60. 


II  322         Altfrauzöeisches  Kunetepos  und  Romane.    1903—1906. 

15.  Jahrhs.)  und  in  der  Legende  vom  Grafen  von  Gleichen  auf.  Jenem 
Prosaroman  vonGillion  de  Trazegni  es  widmet  Alphonse  Bayot^^^) 
eine  eingehende  und  anziehende  Studie.  Er  ist  uns  in  drei  Hss.  (Jena, 
Brüssel,  Dülmen)  erhalten  und  geht  (ähnlich  wie  die  Chronik  des  Gilles 
de  Chin)  auf  eine  allerdings  hier  verlorene  Dichtung  in  Achtsilbnern 
zurück,  deren  Existenz  (ca.  1365)  der  Verfasser  zu  erweisen  sucht.  Der 
Verfasser  der  Prosa  sei  unbekannt,  stilistische  Gesichtspunkte  scheinet!  dafür 
zu  sprechen,  dass  er  mit  dem  Verfasser  der  Chronique  de  Gilles  de  Chin  und 
des  Livre  des  faits  de  Jacques  de  Lalaing  identisch  ist.  Wichtig  ist  der 
Abschnitt  über  die  Quellen  des  Gillion  (der  lai  d'  Eliduc  als  Hauptquelle  ist 
erwiesen)  und  über  seine  Ableitungen,  vor  allem  die  Sage  vom  Grafen 
von  Gleichen,  die  nach  G.  Paris  und  dem  Verfasser  aus  dem  franzosischen 
Romane  stammt  und  durch  den  bekannten  Grabstein  in  der  Petersbergs- 
Kirche  bei  Erfurt  (heute  im  Dome)  auf  ein  Mitglied  dieser  Grafenfamilie 
im  16.  Jahrh.  übertragen  worden  ist  G.  Paris  verwarf  den  orientalischen 
Ursprung  des  Motivs,  A.  Nutt  und  B^dier  nahmen  für  den  Stoff  des 
Eliduc  keltische  Herkunft  an.  Bayot  verweist  als  Quelle  auf  Kälidäsa's 
Drama  Vikramorva9l,  das  noch  auf  dem  Prinzip  der  Monogamie  aufge- 
baut ist,  ohne  sich  die  Schwierigkeiten  einer  solchen  literarischen  Ab- 
leitung zu  verhehlen  (vgl.  S.  107,  n.  1).  Dies  gilt  nicht  nur  für  den 
Eliduc,  sondern  auch  für  die  dänische  Sage  von  der  Bigamie  des  Amlethus 
bei  Saxo  Grammaticus  (Ende  12.  Jahrhs.).  Hier  gelten  wohl  eher 
folkloristische  wie  literarische  Beziehungen.  Der  Stoff  des  „man  aux  deux 
femmes"  scheint  gleichfalls  durch  einen  Grabstein  im  Hennegau  eine 
Übertragung  auf  einen  Gilles  de  Trazegnies,  der  etwa  1136 — 1162  dort 
herrschte  und  dessen  Gemahlin  Damise  später  auch  Gerberge  genannt 
wurde,  gefunden  zu  haben.  —  Eine  eingehende  Darstellung  des  Gri- 
seldismoti vs,  das  gewiss  auch  in  Marie ns  lai  du  Fresne  herein- 
spielt und  das  A.  de  Gubernatis  (1902)  in  einem  Vortrage  „Sa- 
countala  et  Griselda"  (auf  dem  13.  internat  Orientalistenkongress  zu 
Hamburg)  für  orientalisch  hält,  liefert  Ortgies  Siefken^^*),  der  den 
Typus  der  „rein  weltlichen  Liebesmärtyrerin"  in  den  drei  Erscheinungs- 
formen Florenze  -[-  Griseldis  -[-  Konstanze  zunächst  in  der  englischen 
Literatur,  aber  mit  guten  Seitenblicken  auf  seinen  Ursprung  und  auf  die 
verwandten  Fassungen  verfolgt. 

1904.  Für  Marien s  lai  d'Yonec  werden  zu  Köhlers  Liste,  die 
nur  den  Occident  umfasst,  von  Pietro  ToLDO^' )  wichtige  Ergänzungen 
und  orientalische  Parallelen  beigebracht  (Firdusi  und  ein  indisches  Märchen 
mit  heiterem  Ausgang,  der  im  Yonec  tragisch  ist).  Eine  russische  Sage 
vom  „glänzenden  Falken"  kommt  dem  lai  besonders  nahe.  Als  letzten 
Ursprung  des  Motivs  nimmt  Toldo  Mythen  von  der  Liebe  der  Engel  zu 
den  Töchtern  der  Sterblichen  an,  so  dass  das  lai  eine  Mischung  von 
Heidentum  und  Christentum  zeige.  —   Der  im  lai  de  Guingamor  und 

111)  „Le  Roman  de  Gillion  de  Trazegnies."  Louvain  et  Paris,  1903. 
Üniversit^  de  Louvain,  recueil  de  travaux,  fasc.  12.  XXI  u.  200  S.  Vgl.  die 
ausgezeichnete  Kritik  des  Buches  durch  Ph.  Aug.  Becker.  LBlGRPh.24  (1903), 
Sp.  336 — 339.  112)  „DerKonstaDze-Griseldistypus  in  derengl.  Liter, 
bis  auf  Shakspere."  Progr.  Rathenow  1903,  Ul  S.  113)  „Yonec."  RF. 
XVI  2  (1904),  609-629. 


A.  Hilka.  II  323 

im  Sir  Orfßo  behandelte  Stoff  vom  langen  Verweilen  bei  Feen 
und  Rückkehr  in  die  Welt  hat  auch  noch  in  jüngster  Zeit  (Irvings 
„Kp  van  AVinkle",  Frenssens  „Jörn  Uhl")  Liebhaber  gefunden,  wovon 
August  Andreae^^*)  in  seinen  Sammlungen  (S.  328)  ganz  anziehend 
plaudert 

1905.  Das  Verhältnis  der  anonymen  lais  zu  Marie  de 
France  beleuchtet  in  einer  ergebnisreichen  Abhandlung  Lucien  Fou- 
let*^*), der  mit  Liebe  auf  diesem  dornenvollen  Gebiete  tätig  ist.  Er  be- 
weist in  ihrem  ersten  Teile,  dass  die  Verfasser  aller  anonymen  lais  Marie 
bewusst  nachgeahmt  haben.  Beim  Graelent,  Espine,  D6sir6  könne  sogar 
der  Vorwurf  des  Plagiats  erhoben  werden,  der  sich  öfters  recht  kompliziert 
gestaltet.  So  ist  die  Dichterin  nicht  nur  die  Schöpferin  einer  berühmten 
literarischen  Dichtungsart,  sondern  auch  die  einzig  bedeutende  auf  diesem 
Gebiete.  Doch  werden  die  Aufstellungen  des  Verfassers  von  J.  Sedier *^*) 
in  mehr  als  in  einem  Punkte  erheblich  eingeschränkt  (z.  B.  für  den  lai 
de  TEspine  will  er  immer  noch  lieber  mit  G.  Paris  (Ro.  XXII,  610)  trotz 
der  schwachen  Darstellung  Verfasserschaft  der  Marie  annehmen).  Im 
2.  Teile  ^^'')  wird  durch  die  Betrachtung  der  Prologe  und  Epiloge  bei  Marie 
festgestellt,  dass  die  Einleitung  zur  ganzen  Sammlung  der  Prolog  zum 
Guigemar  abgibt,  den  Abschluss  dagegen  der  von  den  Herausgebern  als 
Prolog  gedruckte  Text.  Der  lai  de  Guigemar  wurde  also  von  Marie 
zuerst  verfasst,  seine  Angaben  haben  daher  auch  besondere  Geltung. 
Darauf  studiert  Foulet  die  schwierige  Geschichte  des  Begriffes 
„lai"  in  der  französischen  Literaturgeschichte.  Ursprünglich 
bedeutet  ein  lai  nur  „Melodie,  Vogelsang,  Lied  zur  Harfe  öder  rote",  allmäh- 
lich wurde  von  Marie  die  Neuerung  eingeführt,  darunter  ein  kleines 
episches  Gedicht  über  die  mati^re  de  Bretagne  zu  verstehen.  Ihre 
Nachahmer  prägten  die  Begriffe  lai  =  conte  allgemein,  selbst  =  fabliau. 
Anfang  14.  Jahrhs.  starben  auch  diese  in  Frankreich  aus.  Die  bretonischen 
Lais  kannte  Marie  wohl  nur  durch  Hörensagen,  mit  den  Bretonen  kam 
sie  in  keinerlei  Berühnmg.  Ihre  aus  mündlicher,  wohl  auch  schriftlicher 
Überlieferung  geschöpften  Stoffe  sind  sehr  alt  und  haben  erst  die  bre- 
tonische Musikbegleitung  hervorgerufen.  Die  eigentlichen  „contes  bretons" 
gehören  einer  früheren  Zeit  an.  Die  Dichterin  hat  zwischen  „lais" 
keltischer  Herkunft  (ein  solcher  ist  zweifellos  der  Guigemar)  und  den 
anderen  nicht  streng  geschieden,  also  ist  es  nach  Foulet  überflüssig,  überall 
nach  keltischen  Originalen  fahnden  zu  wollen.  Kein  ernstlicher  Beweis 
könne  ferner  dafür  angetreten  werden,  inwiefern  Marie  bretonisch  oder  auch 
nur  englisch  verstand.  Die  zwei  eingestreuten  englischen  Worte  fallen 
nicht  stark  ins  Gewicht  Diesen  (nightegale  und  gotelef)  widmet 
DERSELBE  VERFASSER ^ ^ ^)  einen  besonderen  Artikel.  G.  Paris  (Ro. 
XIV,  605)  wollte  aus  ihrem  Vorkommen  schliessen,  dass  Marie  aus  einem 
englischen  Originale  (wenigstens  an  einigen  Stellen)  übersetzte.  Doch 
dichtete   sie   für  Franzosen   nach    ihrer   eigenen  Versicherung  (im  Espur- 


114)  i.Das  Weiterleben  alter  Fablios  (sie!),  Lais,  Legenden 
und  anderer  alten  Stoffe."  RF.  XVI  2  (1004),  321—353.  115)  „Marie 
de  France  et  les  Lais  bretona."  ZRPh.  29  (1905),  19—56,  293—322. 
116)  Ro.  XXXIV  (1905),  479.  117)  Rez.  Ro.  XXXV  (1906),  137  (M. 
Roques).      118)  „English  words   in    the   Lais   of  Marie   de    France." 


II  324         Altfranzöeisclies  Kunstepos  und  Romane.    1903—1906. 

gatoire).  Den  englischen  Zuhörern  konnte  es  nicht  viel  nützen,  wenn 
für  sie  von  ihr  rossignol  mit  nightegale  und  chievrefueil  mit  gotelef  über- 
setzt wurde.  Auch  die  Annahme  Warnke's  (Ausg.  der  lais*,  8.  XXI) 
kann  nicht  gelten,  wonach  das  iirsprüngl.  breton»  lai  je  nach  der  Zu- 
hörerschaft zwei  Namen,  einen  französischen  oder  einen  englischen  trug*^*). 
Dies  „bretonische  lai"  ist  nach  Foulet  doch  hypothetisch,  und- mit  Recht 
fragt  er,  warum  die  doppelte  Bezeichnung  von  Marie  nur  beun  lai  de 
Chievrefueil  angewandt  wurde.  Foulet  bringt  eine  neue  Ansicht  vor,  die 
m.  E.  den  Kern  der  Sache  triift.  In  dieser  Manier  sieht  er  Waces 
Einfluss,  dessen  Stil  auch  sonst  in  ihren  Dichtungen  Spuren  hinterlassen 
hat.  Wace  liebt  es,  fremde  Wörter  zu  gebfauchen  und  sie  zu  über- 
setzen, um  mit  seiner  Gelehrsamkeit  zu  prunken  (besonders  lehrreich  ist 
Brut  8383  über  die  dolmen  bei  Stonehenge:  Breton  les  solent  en 
bretons  |  Apeler  Karole  as  gaians  |  Senhange  ont  non  en  anglois  | 
Pierres  fandues  en  fran5ois).  Auf  den  beiden  englischen  Wörtern  kann 
also  keine  Theorie  über  die  Sprache  der  Quellen  Mariens  aufgebaut 
werden.  —  Die  Quellenfrage  des  lai  d'Yonec  rollt  Oliver  M.  John- 
ston ^*®)  nach  Köhler  und  dem  oben  besprochenen  Aufsatze  von  Toi  de 
noch  einmal  auf  sehr  breiter  Grundlage  auf.  Seine  interessanten  Aus- 
führungen beruhen  auf  dem  Satze,  dass  dieses  lai  eine  Kontamination 
zweier  Themen  (Inclusa  (westliche  Sage) -|- eifersüchtige  Stief- 
mutter (wahrscheinlich  orientalischen  Ursprungs)  darstellt.  Diese  Ver- 
schmelzung entstammt  den  Erzählern  vor  Marie,  von  denen  sie  die  Sage 
borgte.  Eine  Fülle  von  Erzählungen  aus  dem  reichen  Schatze  des 
Folklore  steht  dem  Verf.  zu  Gebote.  —  Nach  Florence  Leftwich 
Ravenel^^^)  geht  der  lai  de  Tydorel  nicht  direkt  auf  Marie  de  Fr. 
zurück,  vielmehr  bietet  er  eine  grosse  Ähnlichkeit  mit  der  christlichen 
Legende  von  Robert  dem  Teufel,  die  dann  im  englischen  Sir  Gowther 
(hsg.  K.  Breul,  Oppeln  1886)  ihren  Niederschlag  gefunden  hat.  Der 
Verfasser  vergleicht  beide  Dichtungen  auf  die  verwendeten  Motive  hin 
und  sucht  den  Quellen  nachzugehen.  Tydorel  (1.  Viertel  des  13.  Jahrhs.) 
hat  zwei  Motive  (Kinderwunsch  -[-  Wunderkind),  deren  Ver- 
bindung überdies  ein  höfischer  Ton  nach  dem  Vorbilde  Mariens  aufge- 
tragen wird.  Sir  Gowther  (15.  Jahrhs.)  enthält  viel  altes  Material, 
vor  allem  aber  den  Eintritt  des  Mythus  vom  Wunderkinde  (vielleicht  in 
einem  alten  lai,  aber  nicht  von  Marie  französisch  bearbeitet)  in  eine  christ- 
liche Sphäre,  da  dessen  Vater  zum  Teufel  gemacht  wird. 

1906.  Bei  der  Besprechung  der  Quellen  des  mhd.  Gedichtes  Peter 
von  Staufenberg  (um  1310),  das  von  Eduard  Schröder  (Berlin 
1894)  publiziert  worden  ist,  findet  C.  William  Prett yman *"),  dass  der 
deut^jche  Verfasser  (Egenolf  von  Staufenberg)  wegen  der  auffallenden 
Parallelen  und  selb.st  wörtlicher  Übereinstimmungen  Mariens  lai  de 
Lanval  gekannt  und  einen  Teil  daraus  benutzt  haben  muss.    Demnach 


MLN.  XX  (1905),  109ff.  119)  Ähnlich  äussern  eich  bei  Gelegenheit  des  „loven- 
drinc"  bei  Beroul  Muret  (S.  XIV)  und  ß^dier  (Thomas-Tristan  II  128  u. 
316).    120)  „Sources  of  the  Lay  of  Yonec-  PMLA.  XX  (1905),  322—338. 

121)  „Tydorel    and    Sir   Gowther.**    PMLA.   XX  (1905)»    152—178. 

122)  „Peter  von  Staufenberg  and  Marie  de  France."  MLN.  XXI 
(1906),  205-208. 


A.  Hilka.  II  325 

ist  Köhlers  Liste  zu  ergänzen.  —  Dem  lieblichen  lai  des  dous  Amanz 
widmet  Oliver  M.  Johnston  *^')  eine  hübsche  Studie.  Auch  dieses  Gedicht 
bildet  eine  Verschmelzung  zweier  verschiedener  Stoffe,  die  auf  die  Rechnung 
der  Spielleute  vor  Marie  zu  setzen  ist:  1.  Tod  der  Königin  und  des 
Königs  Liebe  zu  seiner  Tochter  (wegen  des  2.  Teils  ist  aber  im  lai  die 
Heiratslust  des  Vaters  ausgelassen)  -|-  2.  Einwilligung  des  Königs  zur 
Heirat  seiner  Tochter  unter  bestimmten  vom  Freier  zu  erfüllenden  Be- 
dingungen: Wettrennen  -|-  Wagen  rennen  -|-  Rätsellösen  -|-  Tragen  der 
Geliebten  bis  zum  Berggipfel  (in  einer  italienischen  Geschichte,  in  der 
deutschen  Legende  von  Ludwig  dem  Bärtigen  und  in  unserem  lai).  Die 
weitere  Tradition  (Iniuriosus  und  Scholastica  bei  Gregor  von  Tours  sowie 
die  Lokalisierung  der  Geschichte  auf  dem  Berge  in  der  Nonnandie)  hatte 
bereits  W.  Hertz  (Spiel man nsbuch**,  397)  behandelt.  Ein  keltischer 
Ursprung  kann^  wie  der  Verfasser  nachdrücklich  betont,  bei  keinem  der 
beiden  Motive  in  Frage  kommen.  —  Der  Sir  Orföo  ist  bekanntlich  die 
Übersetzung  eines  uns  verlorengegangenen  französischen  lai  d'0rph6e. 
Zuletzt  handelte  darüber  Kittredge  (AJPh.  VII  176ff.).  Die  bisher 
nicht  untersuchten  Anfangszeilen  liefern  dem  unermüdlichen  Lucien 
Foulet  ^^*)  sehr  wichtige  Anhaltspunkte  bezüglich  der  Herkunft  der 
sogen,  „bretonischen  lais".  Das  französische  Original  wird  sie  gewiss  be- 
reits enthalten  haben  und  zu  den  jüngeren  lais  aus  einer  Zeit  gehören, 
wo  man  viel  von  bretonischen  lais  sprach  und  nach  Marions  Manier 
zwischen  Prolog  und  Epilog  irgendeine  Geschichte  einschob.  Hier  handelt 
es  sich  um  die  geschickte  Bearbeitung  eines  klassischen  Mythus.  Foulet 
bezweifelt  wohl  mit  Recht  das  Vorhandensein  eines  bretonischen  lai,  das 
der  französische  Übersetzer  nur  wenig  änderte,  wie  Kittredge  annahm. 
Denn  die  Einleitung  zeigt  denselben  Übergang  des  Wortes  „lai**  (=  Lied) 
in  die  Bedeutung  „kurze  epische  Dichtung  über  einen  keltischen  oder 
selbst  anderen  StofP*,  wie  ihn  Foulet  bereits  ZRPh.  29,  299  (vgl.  oben  unsere 
Besprechung)  für  die  Werke  Mariens  dargelegt  hatte,  die  ursprünglich 
noch  zwischen  „conte**  oder  „a venture**  und  einem  bretonischen  „lai" 
einen  Unterschied  gemacht  hatte.  Für  die  dadurch  entstandene  Ver- 
wirrung ist  auch  der  verlorene  lai  d'Orph^e  verantwortlich  zu  machen.  — 
Nochmals  zur  Frage  der  „bretonischen  lais"  ergreift  derselbe 
Forscher»*')  das  Wort,  da  der  (nach  Rajna,  Ro.  XXXH,  204  aus 
Boccaccio  direkt  stammende)  Prolog  der  Franklin  Tale  bei  Chaucer 
auch  die  Bretonen  erwähnt  (Cant.  Tales  11021 — 27:  Thise  olde  gentil 
Britons  in  hir  dayes  |  Of  diuerse  aventures  maden  layes,  j  Rymeyed  in  hir 
firsfce  Briton  tonge;  j  Which  layes  with  hir  instruments  they  songe,  |  Or 
elles  redden  hem  for  hir  plesaunce;  |  And  oon  of  hem  have  I  in  remem- 
braunce,  |  Which  I  shal  seyn  with  good  wil  as  I  can).  Bei  dieser  Ge- 
legenheit erweitert  und  begründet  er  die  von  ihm  früher  vorgetragenen 
Ansichten.  Die  französischen  Dichter  des  14.  Jahrhs.  können  Chaucer 
nicht  mit  den  lais  der  Marie  de  Fr.  bekannt  gemacht  haben,  letztere 
scheint  in  dieser  Zeit  in  völlige  Vergessenheit  geraten  zu  sein.  Man 
kennt  „lai**  nur  noch  in  der  Bedeutung   „lyrisches  Gedicht**  (so  Machaut, 

123)  „Sources  of  the  Lay  of  the  two  Lovers",  MLN.  XXI  (1906), 
34—39.  124)  „The  prologue  df  Sir  Orfeo."  MLN.  XXI  (1906j,  46-50. 
125)  „Le  Prologue  du  Franklin's  Tale  et  les  Lais  bretons."    ZRPh. 


II  326         Altfraozösiaches  Kunstepoe  und  Romane.    1903—1906. 

Froissart,  Deschamps),  dasselbe  zeigt  sich  auch  bei  Chaucer.  Nur  in 
diesem  Prologe  des  Franklin  tritt  jener  andere  Sinn  auf.  Foulet  beweist, 
dass  hier  entschieden  der  Dichter  unter  der  Einwirkung  des  Sir  Orf^ 
(ca.  1320)  und  der  in  England  aufkommenden  Übersetzungen  der 
Dichtungen  Mariens  (erhalten  sind  nur  die  des  Fraisne  und  des  Lanval) 
den  Neologismus  aufgenommen  hat.  Vielleicht  flösste  ihm  der  Sir  Orf4o 
die  Idee  ein,  auch  einen  „bretonischen  lai'*  zu  verfassen.  Damit  kann 
Chaucers  Werk  nach  Foulet  als  der  letzte  Ausläufer  der  ein  nur  kurzes 
Dasein  fristenden  Laidichtung  angesehen  werden. 

Bretonische  Mamane.  1903—1906.  Für  Tennyson's  Idyll 
„Geraint  and  Enid"  weist  Alfred  J.  Morrison**'*)  die  Bekanntschaft 
des  Chevalier  aus  deus  espees  (v.  483011*.)  nach.  Noch  wirksamer 
ist  die  Parallele  aus  dem  späten  Abenteuerroman  Sone  von  Nansay 
(Anfang  14.  Jahrhs.)  v.  12  673  ab  für  die  Schilderung  des  armen  Schloss- 
herrn, der  Ursache  seiner  Verarmung  und  des  Mahles.  —  Eine  Episode 
aus  dem  grossen  Rigomer-Roman  (vgl.  G.  Paris  über  die  Gauvain- 
romane  in  der  Hist.  litt^r.  XXX)  bringt  Stengel  ^^'j  zum  Abdruck,  um 
diesen  Text  vor  der  endgültigen  Zerstörung  zu  schützen.  Eine  Turiner 
Hs.,  die  durch  den  Brand  schwer  gelitten  hat,  enthält  dies  vielfach 
interessante  Artusgedicht  (1337  Verse)  und  ist  eine  direkte  Kopie  der 
Chantilly-Hs.  Wichtig  ist  darin  eine  Nachbildung  jener  Szene  aus  dem 
Rolandslie<le,  wo  die  Barone  sich  der  Reihe  nach  zur  Botschaft  an  Mar- 
silion  erbieten,  ferner  des  Eingangs  von  Karls  Pilgerfahrt  (Artus  bedroht 
die  Königin  mit  dem  Tode),  die  Liste  der  Artusritter  und  eine  Auf- 
zählung von  wilden  Tieren  (ein  feuerspeiendes  Tier  la  pante  mit  Zügen 
aus  Tristans  Drachen  kämpf).  —  Der  episodische  Artusroman  „Li  Atre 
P  e  r  i  1 1  o  s  "  (6 7 00  V.,  vgl.  GrGrdr.  II 1 ,  5 1 8.  Hist.  litt.  XXX  7 9),  worin  Gau- 
vain  die  Hauptrolle  spielt,  ist  in  drei  Hss.  erhalten,  von  denen  nur  Bibl. 
nat.  fonds  fr.  2168  anonym  publiziert  ist  (ASNS.  42,  1868,  148—212). 
Der  Verfasser  ist  unbekannt-,  auch  die  Dame,  auf  deren  Geheiss  er 
schreibt.  Th.  Wassmuth^*^)  untersucht  die  Reime  nach  dieser  einen 
(pikardischen)  Hs.  und  kommt  zu  dem  Ergebnis,  dass  etwa  von  v.  5700 
ab  ein  anderer  Verfasser  angenommen  werden  muss,  der  über  den 
franzischen  Dialekt  verfügt  (anders  Freymond,  ZRPh.  VI  190),  während 
der  Anfang  von  einem  Normannen,  etwa  aus  der  Gregend  des  heutigen 
Bernay  (Westen  des  Dep.  Eure)  stanmit.  Diese  Ansicht  bestätigt  der 
heutige  Dialekt  (Blätter  des  Atlas  linguistique).  W.  verspricht  uns  eine 
kritische  Ausgabe  des  ganzen  Romans  auf  Grund  des  vollständigen 
Handschriftenmaterials.  —  Der  Fergus  des  Guillaume  le  Giere  (vgl. 
GrGrdr.  II  1,  515)  steht  so  sehr  unter  dem  Banne  der  Darstellungskunst 
in  Kristians  Romanen,  daf^s  er  typisch  für  die  Art  ist,  wie  die  Epigonen 
des  po^te  champenois  Motive  und  stilistische  Kunstmittel  gründlich  aus- 
schlachteten.    Dies    zeigt    im    einzelnen    die    Dissertation    von  Wilhelm 

XXX  (1906),  698-711.  126)  „An  Old  French  parallel  to  certain  lines 
in  Geraint  and  Enid."  MLN.  XVIII  (1908),  220ff.  127)  „Die  Turiner 
lligomer-Episode.  König  Artus  und  Lancelots  Abenteuer  in  der 
Male  Gaudine  und  in  Quin tcfcui  11c,  zum  erstenmal  hng.  Greifswald,  L.  Bamberg 
H)Or>,  20  S.  (Festschrift).  128)  „Untersuchung  der  Reime  des  altfranz. 
Artusromans  'Li   Atre  Perillos'".     Bonner  Diss.  61  S.   Rez.  ASNS.  114 


A.  Hilka.  II  327 

Marquardt  **•).  Am  stärksten  hat  GuDlauine  Kristians  Perceval  geplündert, 
den  Karrenritter  scheint  er  gar  nicht  benutzt,  das  Wilhelmsleben  nicht 
einmal  gekannt  zu  haben.  —  In  seiner  Ausgabe  des  Artusromans  „Dur- 
mart  le  Galois"  (nur  in  einer  Hs.  aus  der  2.  Hälfte  des  13.  Jhdts. 
überliefert,  der  Verfasser  ist  unbekannt)  konnte  E.  Stengel  die  Laut- 
und  Flexionsverhältnisse  nur  flüchtig  berühren.  In  einer  sorgfältigen 
Dissertation  füllt  jetzt  Heinrich  Müller*^®)  diese  Lücke  aus.  Doch 
hätte  er,  wie  Stengel  ^^^)  bemerkt,  die  1888  mitgeteilten  Resultate  einer 
neuen  Hs.-Vergleichung  verwerten  können.  Auch  will  St  nicht  zugeben, 
dass  der  Durmart  im  äussersten  Süden  des  Dep.  Somme  oder  im  Nord- 
westzipfel von  Oise  entstanden  sei.  Eher  ist  er  geneigt,  mit  Foerster 
den  Roman  kurz  vor  1200  anzusetzen. 

Idebes'  und  Abenteuerromane.  1903—1906.  Floire  et 
Blancheflor.  Grosse  Verdienste  um  diesen  Liebesroman,  von  dem 
nach  einer  Notiz  in  Ro.  XXXIII  (1904),  308  eine  neue  Ausgabe  durch 
O.  M.  Johns  ton  von  der  Leland  Stanford  junior  University  in  Kali- 
fornien in  Aussicht  gestellt  wird,  hat  sich  J.  H.  Reinhold  erworben. 
Über  die  höchst  interessante  Quellenfrage  hatte  zuletzt  G.  Huet^^*)  ge- 
handelt und  dort  orientalischen  Ursprung  mit  G.  Pari 8*^')  behauptet.  Auf 
den  byzantinischen  Einfluss,  den  fidelestand  du  M^ril  in  seiner  wert- 
vollen Einleitung  zur  Ausgabe  betont  hatte,  scheint  man  neuerdings  zu 
verzichten,  so  auch  Suchier  in  der  letzten  Auflage  der  chantefable. 
J.  H.  Reinhold  ^'*)  setzt  sich  mit  den  bisherigen  Ansichten  auseinander 
und  bekämpft  eifrig  G.  Huct.  Es  sei  überflüssig,  die  Übertragung  des 
Stoflfes  nach  dem  Okzident  in  arabischen  Erzählungen  wie  der  Sammlung 
1001  Nacht  zu  suchen,  deren  Chronologie  nicht  einmal  feststehe.  Alle 
Hauptmotive  will  er  aus  der  vorangehenden  lateinisch-französischen 
Literatur  erklären.  In  der  „Tor  as  puceles"  will  er  durchaus  keinen 
Harem  sehen,  das  Scheingrab  flnde  sich  auch  in  der  Historia  Apollonii, 
bezüglich  der  m6salliance  habe  der  Dichter  das  Märchen  des  Apuleius 
(Amor  und  Psyche)  benützt,  der  nach  ihm  (und  Kawczynski's  wieder- 
holten Aufsätzen)  auf  das  MA.  eingewirkt  habe.  Für  das  Haremein- 
schlicssungsmotiv  verweist  er  auf  den  griechischen  Roman  und  das 
Buch  Esther.  Der  Korb  mit  Blumen  entspreche  nicht  der  Warenkiste  aus 
1001  Nacht,  ebensowenig  wie  die  Tonne  in  Charroi  de  Nlmes,  sondern 
das  Prototyp  aller  drei  sei  das  hölzerne  Pferd.  Der  Dichter  von  Fl.  und 
Bl.  kann  den  Eneasroman  benutzt  haben,  doch  ist  die  Schilderung  der 
Fortuna  (2239 — 2268)  ein  (Jemeinplatz  der  altfranz.  Kun3tepik[(Guigemar, 
Partenopeus  u.  a.)^*^),  ebenso  die  Verwünschungen  des  Todes  (vgl. 
G.  Paris,  JS.  1902,  452,  n.  2),  die  sich  selbst  in  einem  geistlichen  Gedicht 
wie  „La  Passion  Nostre  Dame"  (RLR.  1906,  507,  v.  230—235)  finden. 

(1905),  482.  129)  „Der  Einfluss  Kristians  von  Troyea  auf  den  Roman 
*FergU8'  desGuillaume  LeClerc."  Gottinger  Diss.  1906, 66  S.  130)  „Unter- 
suchung der  Reime  des  altfranz.  Artusromans  ?od  ^Durmart  le  Galois'".  Bonner 
Diss.  1906,  55  S.  131)  DLZ.  1906,  Sp.  1228.  132)  „Sur  l'origine  de 
Floire  et  Blanchefleur."  Ro.  XXVIII  (1899),  348—359.  13«)  „Pommes  et 
legendes  du  M.  A.''  S.  104,  Aum.  134)  „Quelques  remarques 
Bur  les  sources  de  *Floire  et  ßlanceflor'".  RPhFL.  XIX  (1905). 
153—175.  135)  Auch  die  mitte  Hat.  Literatur  gefällt  eich  in  Beschreibungen  der 
Glucksgöttin,  deren  Zusammenstellung  nicht  überflüssig  wäre   (z.  B.  Gesta  Ro- 


II  328         Aitfranzösiscbes  Kunstepoe  und  Romane.    1903—1906. 

Gegen  Reinhold  wandte  sich  Huet*^'),  verwies  auf  den  einheitlichen 
Charakter  des  ganzen  Roinanes  und  verteidigte  gegen  R.s  Einwurf 
das  hohe  Alter  der  1001  Nacht  unter  Berufung  auf  Burton  und  andere 
Orientalisten.  Auch  hofil  er,  dass  sich  einmal  die  Quelle  des  franz. 
Romans,  eine  arabische  Erzählung,  auffinden  lassen  werde.  Mit  Recht 
bekämpft  er  die  Hypothese  von  einem  Einflüsse  des  Apuleius.  In  einer 
Entgegnung  verwahrte  sich  wiederum  Reinhold  ^^^)  gegen  die  Einwürfe 
Huets,  der  ihn  in  einigen  Punkten  missverstanden  hätte  und  nahm  noch- 
mals zu  ihm  Stellung  in  seinem  vorzüglich  augelegten  Buche*'*)  „Floire 
et  Blancheflor^S  das  nunmehr  die  beste  Übersicht  über  unseren  Roman 
bietet.  Drei  Kapitel  sind  der  gründlichen  Erörterung  der  beiden  er- 
haltenen Formen  des  Epos  nebst  den  zahlreichen  fremdländischen  Be- 
arbeitungen gewidmet,  für  die  bereits  tüchtige  Vorarbeiten  (Herzog,  Sund- 
macher, Hausknecht)  geleistet  worden  sind.  Die  sogen.  „Version  aristo- 
cratique"  in  den  drei  Hss.  A,  B  und  C  ist  zwischen  1160  und 
1170  abgefasst.  Die  Episode  von  der  „fosse  aux  lions"  ist  eine  unge- 
schickte Einschiebung  in  die  Hs.  A.  Hier  gelangt  R.  zu  entgegen- 
gesetzten Resultaten  wie  seine  Vorgänger.  Für  die  sogen.  „Version 
populaire"  (in  einer  einzigen  Hs.)  waren  fünf  Hypothesen  (du  M6ril, 
Kölbing,  Hausknecht,  Suchier,  Herzog,  Crescini,  G.  Paris) 
aufgestellt  worden,  die  R.  der  Reihe  nach  kritisch  beleuchtet  und  sämtlich 
zurückweist.  Er  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  „La  ^versimi  popu- 
laire'  n'est  qu'un  remanienient  ex^cuU  de  memoire  d'apres  la  pre- 
miere  Version  et  adapU  au  goüt  du  milieu.  dans  lequel  se  trouvait 
le  poete.  Quel  4tait  (te  inüieu?  Je  crois  que  cette  verstört  6tait 
destin4e  ä  etre  r4ciUe  aux  pekrins  allant  ä  Saint-Jacquss  de  Com- 
posteile;  parmi  eux  ^tait  saris  doute  le  poete  lui-meme.'*  (S.  115). 
Das  4.  Kapitel  vom  Ursprung  und  den  Quellen  des  Romans 
fasst  die  bereits  in  seinem  früheren  Aufsatze  ausgeführten  Ansichten 
zusammen  (Widerlegung  der  arabischen  Theorie,  überhaupt  der  folklo- 
ristischen Anschauungen  (vgl.  S.  44,  164  ff.),  Annahme  von  zwei  Haupt- 
quellen, nämlich  Apuleius  und  Buch  Esther).  In  seiner  Anzeige  des 
Buches  rühmt  Groeber^^®)  die  erfolgreiche,  durch  strenge  Methode  aus- 
gezeichnete Untersuchung,  die  mit  der  so  beliebten  Herbeiziehung  der 
entlegensten  Erzählungselemente  und  Genealogisierungen  durch  Hu  et  und 
andere  aufgeräumt  habe  und  tadelt  nur  die  Überschätzung  des  Einflusses  eines 
Schriftstellers  wie  Apuleius  auf  den  Kreis  der  franz.  Dichter  (Fl.  und  Bl.  sowie 
Parteuopeus),  daAp.  gewiss  selbst  bei  lat.  Gebildeten  im  12.  Jhdt.  gänz- 
lich unbekannt  gewesen  ist.  —  Von  der  nieder  rheinischen  Be- 
arbeitung (gegen  1170)  besitzen  wir  nur  16  Fragmente  in  368  Versen, 
von  denen  bei  Reinhold  S.  16 — 20  die  Rede  ist.  H.  Schafstaedt  ^*®) 
veröffentlicht  vier  arg  verstümmelte  Pergamentstücke  (183  Verse,  Ende 
13.  Jhdts),  die  vom  Einbände  einer  der  Mühlheimer  Gymnasialbibliothek 
gehörigen  Kölner  Bibel  von   1575   losgelöst  worden   sind.      Die  Hs.  war 

maDoruDi  nebst  Holkots  MoralieatioDen  sowie  Imagioes  Ovidii).  136)  „Encore 
Floire  et  Blanchefieur."  Ro.  XXXV  (1906),  95-100.  137)  Ro.  XXXV 
(1906),  335.  138)  „Floire  et  Blancheflor."  Ätude  de litt^r. comparöe.  Paris, 
Larose  &  üeuthner  1906,  IV  u.  179  S.  (6  fr.)  139)  ZRPh.  XXX  (1906),  153. 
140)   „Die  Mühlheimer  Bruchstücke    von   Flors    und   Blanzeflors." 


A.  Hilka.  II  329 

von  kleinstem  Format.  Er  nimmt  eine  ripuarische  Übertragung  der 
franz.  Dichtung  an,  bevor  die  mittelndd.  Bearbeitungen  entstanden. 
Dagegen  setzt  J.  Franck  (DLZ.  1906,  Sp.  2502),  der  die  Trierer  Fragmente 
(hgb.  Steinmeyer)  als  „limburgische  Version"  im  Gregensatz  zu  der 
jetzt  gefundenen  „ripu arischen  Version**  nennen  möchte,  die  letztere 
in  Beziehung  zu  dem  niederdt.  Gedichte  (vgl.  Herzog,  Germ.  29,  147 ff.. 
Reinhold  S.  41),  dem  sie  vorangegangen  sein  wird.  —  Hier  sei  hin- 
gewiesen auf  die  Neuausgabe  des  (mit  der  Version  populaire,  dem  Filo- 
colo  des  Boccaccio  und  dem  spanischen  Roman)  zur  jüngeren  Redaktion 
der  Legende  gehörenden  „Cautare  di  Fiorio  e  Biancofiore"  nach 
einer  bisher  unbekannten  Hs.  aus  Velletri  (in  dialektlicber  Beziehung 
wichtig)  durch  Giovanni  Crocioni^**)  für  die  „Societa  filologica  romana". 
Er  bringt  auch  wichtige  Varianten  zur  früheren  Ausgabe  von  Crescini 
(Bologna  1899).  V.  Crescini^")  gibt  Anmerkungen  zu  dieser  redazione 
velletrana.  Zur  Wiederherstellung  der  ursprüngl.  Redaktion  trägt  sie 
trotzdem  nicht  viel  bei. 

Partenopeus  von  Blois.  Die  in  unserem  Bericht  schon  mehrfach 
erwähnten  Theorien  von  Kawczynski  (1901  ab),  die  jetzt  auch  Rein- 
hold  (Fl.  et  Bl.  S.  lölff)  zu  verteidigen  sucht,  sind  von  der  Kritik  fast 
allgemein  abgelehnt  worden.  Um  die  Stoffgeschichte  hat  sich  namentlich 
Koelbing  verdient  gemacht.  Leider  steht  uns  noch  immer  keine  Neuausgabe 
dieses  wichtigen  Romans  zu  Gebote.  Neuerdings  ist  in  A.  Trampe 
BÖDTKER  am  Handelsgymnasium  in  Christiania  ein  berufener  und  tüchtiger 
Erforscher  des  weitverzweigten  Gebietes  entstanden,  der  uns  bereits 
mehrere  wichtige  Beiträge  geliefert  hat.  1904  gibt  er  in  einer  dem  An- 
denken von  G.  Paris  gewidmeten  Studie  ^*^)  eine  Bibliographie  des  franz, 
Gedichts  und  eine  Übersicht  über  alle  Versionen  (Gruppe  y  -|-  z).  Bei 
der  Gruppe  z  (span.  -j-  katal.  -[-  engl,  -j-  isländ.  -[-  dän.)  ist  eine  grosse 
Freiheit  in  der  Bearbeitung  zu  verzeichnen,  besonders  in  den  isländischen 
und  dänischen  Texten,  die  ausführlich  behandelt  werden.  Die  isländische 
Version  (saga)  stammt  aus  der  norwegischen,  die  Mitte  13.  Jhdts.  unter 
Häkon  dem  Alten  herüberkam.  Die  letztere  beruht  wahrscheinlich,  da 
England  als  Vermittlerland  in  Frage  kommt,  auf  einem  verlorenen  anglo- 
norm.  Texte.  Das  dänische  Gedicht  stammt  aus  dem  J.  1484.  Für 
die  Gruppe  z  nimmt  B.  (Koelbing  entgegengesetzt)  an,  dass  sie  ein 
remaniement  der  Gruppe  y  bildet  und  nach  einer  franz.  Hs.  der  Familie 
P.  entstanden  ist.  Auch  untersucht  er  die  schwierige  Frage  des  Schlusses 
in  y.  Der  Herausgeber  Robert  hatte  Unrecht,  die  Lücke  der  Arsenalhs. 
nicht  durch  andere  Hss.  auszufüllen.  Das  Original  wird  nur  eine  Heirat 
enthalten  haben,  die  Doppelhochzeit  ist  eine  spätere  Erweiterung.  —  In 
einer  zweiten  Abhandlung^**)  wendet  sich  Bödtker  der  katalanischen 

Progr.  Gymn.  Mülheim  a.  Rh.  1906.  30  8.  141)  „II  cantare  di  Fiorio  e 
Biancofiore  secondo  un  ms.  velletrano.'*  Miscellanea  di  letter.  del 
medioevo,  fasc.  2.  Roma,  Loescher  1903.  42  S.  Vgl.  Ro.  XXXIII  (1904),  126 
(P.  M ).  142)  „La  redazione  velietrana  del  Cantarc  di  Fiorio  e  Bi- 
ancofiore. 8RSFR.  (ed  Monaci)  II  (1904),  5—25.  Vgl.  Ro.  XXXV  (1906),  145 
(P.M.).  ZRPh.  29  (1905).  481  (P.  Savj-Lopez).  143)  „Partenopeus  de  Blois. 
£tude  comparative  des  versions  islandaise  et  danoise."  ChristiaDia 
1904,  55  8.  (Videnskabs  Selskabets  8krifter.  II.  hist.-filos.  Klasse,  1904,  Nr.  3). 
Rez.  Ro.  XXXIV  (1905),  167  (P.  M.).  DLZ.  1905,  Sp.  34  (E.  Stengel).    144)  „ Par- 


II  330         Altfranzösieches  Eunstepos  und  Romane.    1903—1906. 

und  spanischen  Version  zu  und  spricht  die  Vermutung  aus,  dass  der 
katal.  Text  aus  einer  kastilianischen  Ausgabe  übersetzt  sei,  die  etwa 
zwischen  den  Ausgaben  von  Toledo  (1526)  und  von  Valladolid  (1623) 
stehe.  Im  Anhange  erörtert  er  die  isländische  Namensform  Urakia,  die 
nebst  der  dänischen  auf  ein  altnord.  Uraka  hindeute,  dem  Urake 
des  englischen  Bruchstücks  entspreche  und  ein  franz.  U  r  r  a  q  u  e 
voraussetze.  —  Die  Frage  nach  dem  wirklichen  Schlüsse  des  franz.  Ge- 
dichts wird  von  K.  Sneyders  de  Vogel  ^**)  ausführlich  behandelt,  ohne 
dass  er  zu  einem  festen  Resultate  gelangt  zu  sein  scheint.  Es  gibt  zwei 
Rezensionen:  a)  (Hs.  A  in  der  Ausg.  Robert-Crapelet)  -|-  ß)  (die  anderen 
Hss.  nebst  den  fremden  Übersetzungen).  Die  Verschiedenheit  beginnt  bei 
V.  9163  der  Ausgabe  und  es  fragt  sich,  welche  der  beiden  Fortsetzungen 
dem  Verfasser  des  I.  Teiles  zugeschrieben  werden  muss.  Leider  fehlt 
das  Ende  in  beiden  Rezensionen.  Sich  auf  die  wichtige  bisher  wenig 
gekannte  Hs.  Tours  stützend,  sowie  auf  die  holländische  Version 
(leider  auch  nur  in  Fragmenten  erhalten),  die  beide  miteinander  verglichen 
werden,  möchte  der  Verfasser,  mit  dem  wir  das  Fehlen  einer  kritischen 
Ausgabe  der  Redaktion  ß  bedauern,  schliessen,  dass  die  Fortsetzung  der 
letzteren  den  natürlichen  Abschluss  unseres  Romans  bilde  und  vom  Ver- 
fasser des  I.  Teiles  herrühren  könne,  während  die  Fortsetzung  zu  a  nicht 
von  derselben  Hand  wie  der  Anfang  zu  stammen  scheine.  Dazu  hebt 
Bödtker  am  Schlüsse  seiner  2.  Abhandlung  hervor,  dass  8n.  de  V.  allzu 
starkes  Grewicht  auf  Ungenauigkeiten  innerhalb  eines  Textes  Gewicht  lege, 
die  bei  altfranz.  Dichtern  nicht  so  ganz  selten  sind,  wie  Yvain  2395 — 2441 
beweist.  Jedenfalls  endet  die  längere  englische  Bearbeitung  unmittel- 
bar nach  der  Hochzeit  (Brit.  Mus.  Addit.  35  288:  And  [jUS  Endeth 
l^e  Romans  of  partonope).  —  Milton  A.  Büchanan^*^)  ergänzt  viel- 
fach die  obigen  Untersuchungen,  insbesondere  ist  seine  Bibliographie  der 
„peninsular  versions"  des  Partenopeus  recht  nützlich.  Alsdann  zeigt  er 
den  Einfluss  der  Geschichte  auf  Tirso  de  Molin a's  Amor  por  senas 
(1606?)  und  Lope  de  Vega's  Laviuda  valenciana  (um  1604).  Selbst 
im  letzteren  Drama  ist  von  einem  Einflüsse  des  Apuleius  wehig  zu 
suchen  (das  Verbot  geht  von  der  Dame,  der  reichen  Witwe  Leonarda, 
aus;  Heirat  am  Schluss  wie  im  Partinupl^s).  In  der  Einleitung  zu  der 
von  ihm  in  Aussicht  gestellten  Ausgabe  des  Partinupl^s  will  Buchanan 
sich  mit  den  obigen  Ansichten  Bödtkers  über  den  katalanischen  Text 
auseinandersetzen . 

Guillaume  de  Palerne.  Die  Abhandlung  von  Zinoarelli^*'') 
über  diesen  anonymen  Roman  (GrGrdr.  II  1,  529)  hat  uns  nicht  vor- 
gelegen. —  Die  dort  als  Hauptmotiv  benutzte  Werwolfsage  führt 
Kate    Watkins  Tibbals^*®)  auf  drei  Typen  solcher  Verwandlungen  in 

tenopeus  in  Catalonia  andSpain."  MLN.  XXi  (1906), 234—235.  145)„La 
suite  du  Parth^nopeu  de  Blois  et  la  Version  hollandaise."  RLR.  48 
(1905),  5-29.  Rez.  Ro.  XXXV  (1906),  617  (P.  M.).  ZRPh.  XXX  (1906),  510 
(Schultz-Gora).  146)  „Partinupl^s  de  Bles.  Anepisode  in  Tirso's  Amar 
por  Sanas.  Lope's  La  viuda  valenciana,"  MLN.  XXI  (1906),  3 ff.  147)  „II 
*Guillaume  de  Palerne*  e  i  suoi  dati  di  luogo  e  di  tempo."  Palermo 
1906.  Estratto  dalla  Miscelianea  d'archeologia  dcdicata  al  prof.  A.  Salianas. 
148)   „ElemeDts     of    magic    in    the     romance    of    William     of    Pa- 


A.  Hilka,  11  331 

einen  Wolf  zurück,  nachdem  besondere  W.  Hertz  (1862)  und  K.  F. 
Smith  (PMLA.  1894)  das  einschlägige  reichliche  Material  herbeigeschafft 
haben.  Die  Verf.  betont  die  grosse  Verwandtschaft  dieser  Sage  mit  der 
Schwanrittersage,  der  eine  ausführliche  Darlegung  in  der  hübschen 
Studie  zuletzt  gewidmet  ist. 

Le  Comte  de  Poitiers.  Veilchenroman  des  Gerbert  von 
Montreuil.  Guillaume  de  D61e.  Über  das  in  diesen  drei  Ro- 
manen vorkommende  weitverzweigte  Motiv  der  Wette  schrieb 
G.  Paris  einen  Aufsatz,  der  von  P.  Meyer  und  J.  B6dier"*) 
nach  seinem  Tode  aus  seinen  Papiei-en  herausgegeben  worden  ist. 
Er  enthält  in  bekannter  Gründlichkeit  eine  Prüfung  der  Bearbeitungen 
dieses  durch  Boccaccio  (Dec,  II  9)  und  Shakespeare's  Cymbeline  bis 
auf  Webers  Oper  „Euryanthe'^  fortgepflanzten  Stoffes  (,,un  homme  se 
porte  garant  de  la  vertu  d*une  femme  ä  l'encontre  d'un  autre  homme  qui 
se  fait  fort  de  la  sMuire;  par  suite  d'apparences  trompeuses,  la  femme 
semble  avoir  en  eflet  cM€  au  s^ducteur,  mais  enfin  son  innocence  est 
reconnue"),  der,  oft  behandelt,  hier  genetisch  und  erschöpfend  dargestellt 
wird.  Über  140  Bearbeitungen  sind  bekannt  geworden,  von  denen  zum 
Schluss  eine  Überaicht  über  ihre  Einreihung  gegeben  wird.  Drei  Haupt- 
typen lassen  sich  unterecheiden :  A  (Bonne  foi  du  galant;  Substitution 
et  mutilation)  +  B  (Mauvaise  foi  du  galant;  indices)  -["  ^  (Mauvaise 
foi  du  galant;  indices;  son  aveu  surpris;  röle  passif  de  la  femme).  „La 
forme  primitive  de  notre  th^me  parait  6tre  celle  oü  la  femme  feint 
de  c^er  aux  poursuites  du  galant,  mais  substitue  en  son  lieu  et  place 
une  femme  de  condition  inf^rieure,  que  le  galant  mutile;  la  femme  qu'il 
croit  avoir  s6duite  prouve  son  innocence  en  montrant  qu'elle  n'est  pas 
mutil6e"  (S.  482).  Guillaume  de  Döle  (1199—1201)  wird  unter 
B^a  eingereiht.  Sein  Verfasser  Jehan  (Renart)  ist^  wie  G.  P.  vermutet, 
mit  dem  des  Escoufle  und  des  lai  de  TOmbre  identisch  (S.  487 — 490). 
Zu  C  gehört  le  Comte  de  Poitiers  (wohl  der  älteste  Text)  und  le 
Roman  de  la  Violette  (1225—1301)  (S.  535).  Der  Veilchenroman 
ist  von  geringerer  Bedeutung  für  den  Stoff,  da  er  auf  zwei  Hauptquelleu, 
den  C.  de  P.  und  G.  de  D.,  zurückgeht.  —  Einen  Auszug  aus  dieser 
Studie  konnte  noch  G.  Paris  ^'®)  kurz  vor  seinem  Tode  in  der  Miscellanea 
für  A.  Graf  (Turin)  geben,  worin  er  das  Kapital  gewählt  hat,  das  sich 
auf  Boccaccio's  Novelle  bezieht  und  mit  Shakespeare's  Cymbeline  Ähn- 
lichkeit hat  Auf  Grund  der  Prüfung  des  Verhältnisses  zwischen  Boccaccio, 
einer  anonymen  ital.  Novelle  (14.  Jhdt.)  und  einer  deutschen  Fassung 
(Druck  Nürnberg  1489  auf  der  Berliner  kgl.  Bibl.)  ergibt  sich  ihm  der 
Schluss,  dass  das  Original  von  A  -[-  B  I^  wahrscheinlich  gegen  Ende  des 
13.  Jhdts.  (nicht  vor  1252)  in  ital.  Sprache  abgefasst  worden  ist.  Die  franz. 
Quelle  wird  nicht  näher  erörtert,  kann  aber  keines  der  überlieferten 
franz.  Gedichte  gewesen  sein.  Vgl.  übrigens  die  Anmerkung  B^diers 
(Ro.  1903,  507  n.  1).  —  Im  Anschluss  an  die  mittelenglische  Romanze 
„The  Avowing  of  Arthur"  (drei  Gelübde  Balduins  gegen  Eifersucht, 

lerne."  MPhi.  I  (1903—04),  355—371.  149)  .,Le  cycle  de  la  *Gage- 
ure*".  Ro.  XXXII  (1903),  481—551.  Rez.  ZRPh.  28  (1904),  264  (G.  G.). 
150)  „Le  conte  de  la  Gageare  dans  Boccace  (D^c.  II,  9)."  Mis- 
cellanea di  studi  critici  editi  in   onore  di  Arturo  Graf.  Bergamo  1903  (850  S.), 

VollmSUer,  Rom.  Jahreiberioht  VIII.  22 


II  332  Altfranzösisches  Kiinstepos  uud  BomaDe.    1903-  190(). 

Mangel  an  Gastlichkeit  sowie  Feigheit,  ähnlich  den  keltischen  Verboten 
[geasa])  berührt  Edwin  A.  Greenlaw^*^)  auch  die  Griseldissage  und  das 
Motiv  der  fälschlich  angeklagten  Frau  und  ergänzt  hierin  die 
Ausführungen  von  G.  Paris  über  das  Wettemotiv,  das  er  für  orientalisch 
hält.  —  Vom  Veilchenroman  existiert  nur  eine  von  Fr.  Michel 
nach  zwei  Hss.  hergestellte,  überdies  mangelhafte  Ausgabe.  Karl  Seel- 
heim ^®*)  hat  auch  nur  diese  beiden  Hss.  benutzt,  verspricht  aber  eine 
Neuausgabe  auf  Grund  des  gesamten  Handschriftenmaterials.  Zuvörderst 
untersucht  er  in  seiner  Dissertation  die  Sprache  der  Schreiber  und  des 
Dichters.  Es  ergibt  sich  ihm,  dass  der  letztere  nicht  in  der  pikardischen 
Mundart  von  Montreuil  schrieb,  sondern  dass  dafür  das  Dreieck  mit 
Laon,  Montcornet  und  Hirson  (D6p.  Aisne)  in  Betracht  kommt.  Kleine 
Verschiebungen  will  er  aber  nicht  ausschliessen.  Als  Abfassungszeit 
will  er  aus  sprachlichen  Gründen  etwa  1240  ansehen  (analoges  e  in  der 
1.  sg.  pr.  ind.  1.).  —  Besser  ausgestattet  ist  Douglas  Labaree  Buffum*'''), 
der  bereits  alle  vier  bekannten  Hss.  zwecks  kritischer  Ausgabe  verglichen 
hat.  Er  teilt  sie  in  zwei  Gruppen:  a)  Bibl.  Nat.  fr.  1553 -{"  Hs.  aus 
der  Privatbibliothek  von  J.  E.  Ken*  (Pierpont  Morgan-Sammlung,  vgl, 
Ro.  1905,  87  [P.  M.])  in  New- York;  b)  Bibl.  Nat.  fr.  1374  -f  St. 
Petersberg,  kais.  öfftl.  Bibl.  In  einem  2.  Teile  übt  der  Verfasser  eine 
ausführliche  Kritik  über  die   rein   sprachliche  Abhandlung  von  Seelheim. 

Robert  le  Diable.  Von  diesem  Abenteuerromane  (der  noch 
in  einer  Oper  von  Meyerbeer  einen  Ausläufer  gefunden  hat)  besassen 
wir  nur  eine  veraltete  Ausgabe  von  Tr^butien  (Paris  1837).  So  war 
es  nur  freudig  zu  begrüssen,  dass  E.  Lätseth^^*)  für  die  SATF.  eine 
treffliche  Neuausgabe  geliefert  hat.  Die  Einleitung  erörtert  die  beiden 
Hss.,  gibt  eine  Analyse  des  Romans  und  einen  Exkurs  über  die  Ent- 
wicklung der  Legende,  darunter  auch  über  Sir  Gowther  (hgb.  Breul,  1886). 
Der  Verfasser  betont  nochmals  den  rein  poetischen,  nicht  historischen 
Charakter  der  Sage:  Robert  Guiscard  gab  nicht  das  Vorbild  für  Robert 
den  Teufel  ab  (vgl.  GrGrd.  II  1,  775).  Die  Reimuntersuchung  lehrte 
dass  der  Verfasser  ein  Pikarde  war.  Dem  trefflich  hergestellten  Text 
ist  ein  Glossar  nebst  Namenverzeichnis  angehängt. 

Gui  de  Warwick.  In  seinem  anregenden  Buche  behandelt 
Deutschbein  ^'''^)  an  5.  Stelle  die  Sage  von  Guy  of  Warwick  (S.  214ff.). 
Im  1.  Teile  ist  sie  eine  höfische  Ritterdichtung,  der  2.  Teil  trägt  einen 
asketisch-christlichen  Charakter,  der  aus  Heiligengeschichten  geschöpft  ist 
(Alexius  -|-  Eustachius).  Der  Zweikampf  zwischen  Guy  und  Colbrand 
ist  dem  nltfranz.  Moniage  Guillaume  nachgebildet.  Der  Stoff  ist  in  Eng- 
land lokalisiert  worden  und  hat  durch  die  Einführung  mehrerer  skandin. 
Namen  ein   den  Erzählungen    skandin.  Ursprungs   ähnliches  Gepräge  er- 

107—116.  Vgl.  Ro.  1903,  500—511.  151)  „The  vows  of  Baldwin."  A  Study 
in  mediaeval  fictiou.  PMLA.  XXT  (1900),  575—636.  152)  „Die  Mund- 
art des  aitfranz.  Veichenromaüs.''  Diss.  Leipzig  1903,  161  S.  153)  „Le 
Roman  de  la  Violette.  A  Study  of  the  manuscripts  and  the  original 
dialect.  Diss.  Johns  Hopkins  Üniversity  1904.  Baltimore,  J.  H.  Funit  Co., 
84  S.  Rez.  Ro.  XXXIV  (1905),  168  (P.  M.)\  154)  Robert  le  Diable,  ro>nan 
d'aventurcs  p.  p.  E.  Löseth.  Paris,  Didot  1903  (SATF.),  XLVIII  und 
264  S.  Rez.  8RSFR.  (1905),  144  (Bloch).  U^h)  „Studien  zur  öagenge- 
schichte  Englands."  I.  1906.  Rez.  DLZ.  1906,  öp.  1378 ff.  (A.  Stimming). 


A.  Hilka.  II  333 

halten.  —  J.  A.  Herbert*'*)  teilt  Auszüge  aus  einer  neuen  Hs.  mit 
nebst  Faksimile  und  Varianten  zu  einem  ebenfalls  abgedruckten  Cam- 
bridger Bruchstück.  Die  neue  Hs.,  von  den  jetzt  bekannten  zwölf  die 
älteste  (Mitte  XHI.  Jhdts.,  12  762  Verse),  stammt  aus  der  Bibliothek 
des  Sir  Henry  Hope  Edwardes,  die  1901  versteigert  wurde  und  in  den 
Besitz  eines  englischen  Bibliophilen  überging,  der  noch  immer  seinen 
Namen  verheimlicht.  Interessant  ist  es,  dass  der  Text  mit  der  berühmten 
Chan9un  de  Willame  sowie  Adgars  Marienlegende  (vgl.  Ro.  XXXII,  394) 
ursprünglich  vereinigt  war.  Möge  bald  eine  Ausgabe  des  interessanten 
Romans  folgen,  zu  dem  besonders  von  Anglisten  (z.  B.  Weyrauch)  in 
letzter  Zeit  treffliche  Arbeiten  geliefert  worden  sind. 

Gilles  de  Chin.  Eine  hübsche  Studie  über  die  Lokallegende 
von  Gilles  de  Chin  nebst  übersichtlichen  Tafeln  über  ihre  verschiedenen 
Entwicklungsphasen  schenkte  uns  Camille  Li^geois^^'').  Es  ist  ihm 
gelungen,  Greschichte  von  Legende  in  einem  Stoffe  zu  trennen^  der  von 
der  Palastinafahrt  und  dem  Löwenkaippfe  eines  1137  im  Turinier  ge- 
fallenen Gilles  handelt  und  auf  den  in  der  Chronik  des  Gilbert 
de  Mons  (1195 — 1221)  angespielt  wird.  Ein  episches  Gedicht 
(5544  Achtsilbner  in  der  Arsenalhs.  (hgb.  Reiffenberg  1847)  aus  der 
ersten  Hälfte  des  XHI.  Jhdts.  (etwa  1230),  verwertet  dies  Thema  nach 
dem  Muster  eines  Abenteuerromans  und  steht  unter  dem  Einflüsse  von 
Krisiian  (Yvain)  und  seiner  Schule,  ferner  ahmte  der  Dichter  stark  den 
Eneas,  das  lai  de  Lauval,  vielleicht  auch  die  Chanson  d'Antioche  nach. 
Der  Roman  erfuhr  zwischen  1450  und  1470  eine  Prosabearbeitung 
in  der  interessanten  Chronique  du  hon  chevalier  Messire  Gilles 
de  Chin,  die  Li6geois  mit  dem  Livre  des  faits  de  Jacques  de 
Lalaing  (gegen  1470),  sowie  der  Histoire  de  Gillion  de  Trazegnies 
(gegen  1450)  vergleicht,  um  in  Übereinstimmung  mit  Bayot  die  sehr 
wahrscheinliche  Vermutung  auszusprechen,  dass  alle  drei  Werke  von 
einem  unbekannten,  aber  sehr  fruchtbaren  Kompilator  herrühren.  Er  be- 
kämpft auch  die  Ansicht  von  G.  Raynaud  (Ro.  XXXI  [1902],  527 ft.), 
der  das  Livre  des  Faits  dem  Verfasser  des  Petit  Jehan  de  Saintr6,  also 
Antoine  de  la  Säle,  zugeschrieben  hat.  Eine  neue  Form  erhielt  die 
Gillesgeschichte  durch  die  Anknüpfung  an  die  Legende  vom  Drachen 
von  Wasmes  (der  an  die  Stelle  des  von  Gilles  in  Palästina  besiegten 
Löwen  getreten  ist),  gewiss  gegen  1600  unter  den  Mönchen  von  Saint- 
Ghislain  entstanden,  der  Grabstätte  Gilles.  Später  kam  in  Mons  ein 
Zug  aus  der  Legende  des  heil.  Georg  hinzu.  Die  letzten  Ausläufer 
finden  sich  im  19.  Jhdt.  bis  zur  satirischen  Darstellung  (le  dragon 
amoureux  de  sa  jeune  captive).  In  der  Verfasserfrage  des  Romans  wird 
man  jedoch  Li6geois  nicht  folgen  können.  V.  5528  ist  Gautiers  de 
Tornai  und  4904  Gautiers  li  Cordiers  genannt.  L.  scheint  mit 
seiner  Hypothese  nicht  das  Rechte  getroffen  zu  haben,  dass  der  Verfasser 
Gautier  de  Tournay  ist,  der  ein  älteres  Werk,  eine  Art  Kreuzzugsdichtung, 
eines  Gautier  le  Cordier   (er  will  es    1163 — 1175    ansetzen)   überarbeitet 

166)  „An  early  Me.  of  Gui  de  Warwick."  Ro.  XXXV  (1906),  68--81. 
Rez.  ZRPh.  XXX  (1906),  752  (G.  G.)  157)  Gilles  de  Chin,  Thistoire  et  la 
legende.  Louvain  et  Paris,  Fontemoing  1903.  XXIV  u.  169  S.  mit  3  Tafeln. 
(Univ.  de  Louvain.    Recueil  de  travaux  pnbli^s  par  les  membres  des  Conferences 

22» 


II  384         AltfraDzösisches  KuDstepos  und  Eomane.    1903 — 1906. 

habe.  Dies  wird  von  der  Kritik  mit  Recht  abgelehnt.  In  der  Tat  ist 
die  Darstellung  in  beiden  Teilen  doch  recht  verschieden.  J.  PmsoN'*®) 
verweist  auf  das  Vorkommen  vieler  neuer  Ausdrücke  im  2.  Teile  (v.  4904 
ab),  z.  B.  glaive  (statt  branc  des  1.  Teiles),  sowie  auf  den  feineren  Stil 
und  schliesst  sich  der  ungekünstelten  Ansicht  an,  dass  der  Roman  von 
einem  Gautior  le  Cordier  begonnen,  von  einem  Gautier  de  Tournay  be- 
endigt worden  ist  (so  schon  Hist  litt.  XXIII,  396,  auch  GrGrdr.  II 1,  763). 
A.  PiLLET^**)  äussert  sich  in  einer  gehaltvollen  Besprechung  im  ähn- 
lichen Sinne  und  beweist,  wie  sehr  dem  Ganzen  eine  einheitliche  Kompo- 
sition fehlt  und  der  eilige  Schluss  4904  ff.  ganz  unvermittelt  einsetzt, 
übrigens  hätte  jenes  alte  Kreuzzugsgedicht  in  Form  von  Laissen  abge- 
fasst  sein  müssen.  Zwei  Verfasser  behauptet  auch  Ph.  Aug.  Becker****) 
in  der  sehr  ausführlichen  und  gründlichen  Kritik  und  stellt  die  erste 
Fassung  vor  Gilberts  Anspielung.  Gautier  le  Cordier  (etwa  1190)  will 
er  als  den  Hauptverfasser  betrachten,  der  den  Helden  bis  ins  heilige 
Land  führte,  während  Gautier  de  Tournay  (etwa  1225)  den  Schluss 
dichtete  unter  starker  Rücksicht  auf  historische  Daten.  Dagegen  greift 
E.  Langlois  *®^)  auf  Suchier  zurück,  der  in  seiner  Literaturgeschichte  S.  156 
eine  und  dieselbePersönlichkeit  als  Verfasser  des  Epos  annimmt, 
nämlich  Gautier  le  Cordier  aus  Tournay.  Diese  Deutung  scheint 
mir  sehr  ansprechend  zu  sein,  wie  auch  der  doppelte  Nachweis  durch 
Langlois:  1.  die  Verse  4904 — 5487  sind  interpoliert.  2.  Gautier  le 
Cordier  =  Gautier  de  Tournay  wie  Adam  le  Bossu  =  Adam  d'Arras 
oder  Jean  Chopin el  =  Jean  de  Meun.  Ob  es  Li^geois  in  einer  2.  Studie 
über  die  Sprache  des  Gedichts  gelingen  wird,  seiner  Hypothese  eine 
festere  Grundlage  zu  verleihen,  bleibt  abzuwarten. 

Sone  de  Nansai.  Von  dem  Verfasser  dieses  ausführlichen 
späten  Aben teuerromans,  über  den  ausser  dem  Herausgeber  Goldschmidt 
(1889)  und  Groeber  (Grdr.  II  1,  784)  zuletzt  Ch.  V.  Langlois  (La 
soci^t^  fryse.  1904)  p.  271 — 310  gehandelt  hat,  ist  die  Kühnheit  zu 
rühmen,  mit  der  er  den  Leser  nach  den  entlegensten  Ländern,  vor  allem 
nach  dem  Norden  führt  und  dort  selbst  Joseph  von  Arimatbia  begraben 
und  sein  Schwert  nebst  den  Gralgeräten  aufbewahrt  sein  lässt.  Groeber 
bezweifelte  seine  Kenntnis  der  vom  Helden  besuchten  Länder.  „Land 
und  Leute  hat  er  so  wenig  gesehen  wie  die  italienischen  Städte  und 
Landschaften,  von  denen  er  redet.  Sein  Wissen  floss  auch  nicht  aus 
Büchern."  K.  Nyrop^®*)  unternimmt  den  interessanten  Nachweis,  dass  der 
Dichter  Norwegen  aus  persönlicher  Anschauung  schildert,  wenn  er 
eine  so  genaue  Lokalkenntnis  (von  einem  im  Innern  des  Landes  an 
einem  Fiord  gelegenen  Kloster)  sowie  den  Anblick  eines  Elentieres,  des 
Gulo  luscus  und  des  Wa^sservogels  Colymbus  glacialis  (=  galice  im  Roman) 
verrät.  Er  muss  auch  an  einem  solchen  Festmahle  wie  dem  skandi- 
navischen heitstrenging,  das  er  so  anschaulich  beschreibt,  persönlich 
teilgenommen  haben.     Zum  Schluss    macht  Nyrop    auf    die    literarischen 


d'hist.  et  de  philologie,  fasc.  11).  158)  ZFSL.  XXVIP  (1904),  40,  169)  ASNS. 
113  (1904),  447-453.  160)  LBlGRPh.  25  (1904),  Sp.  109—113.  161)  BECh.  65 
(1904),  203—209.  162)  „Sone  de  Nansai  et  la  Norvfege."  Bo.  XXXV 
(1906),  555—569. 


A.  Hilka.  H  335 

Beziehungen  zwischen  Frankreich  und  Norwegen  unter  der  Regierung 
Hakons  V.  aufmerksam. 

La  Chastelaine  de  Saint  Gille.  Zur  Ausgabe  dieser  dem 
fablel  verwandten  Dichtung  durch  O.  Schultz-Gora  (1899)  liefert 
G.  Ebelino^*^)  eine  sehr  lange  und  überaus  fruchtbare  Besprechung,  be- 
sonders viele  syntaktische  Bemerkungen  aus  einem  Gebiete,  auf  dem  E. 
bekanntlich  Meister  ist. 

La  Chastelaine  de  Vergy.  Diesen  ebenso  schlichten  wie 
rührenden  Liebesroman  hatte  nach  M6on  G.  Raynaud  (Ro.  XXI,  145) 
publiziert.  Nur  wenige  Besserungen  bietet  der  elegante  Abdruck  in  einem 
gefälligen  Bandchen  des  rühmlichst  bekannten  Verlages  von  A.  Nutt  in 
London***).  Die  einzige  wichtige  Änderung  durch  Brandin  ist  v.  393: 
in  der  Einleitung  bekämpft  er  mit  Glück  Raynauds  Ansicht,  dass  der 
Roman  ein  Nachklang  historischer  Ereignisse  zwischen  1267  und  1272 
sei.  Da  er  1280 — 1290  geschrieben  ist,  so  ist  die  Annahme  viel  natür- 
licher, dass  dem  Dichter  jegliche  Anspielung  auf  eine  historische  Skandal- 
geschichte fernlag.  Dankenswert  sind  die  Hinweise  auf  plastische  Dar- 
stellungen des  Stoffes  und  die  Beifügung  von  vier  Tafeln,  die  den 
Schnitzereien  eines  Elfenbeinkästchens  im  Brit.  Mus.  entnommen  sind 
und  18  Szenen  des  Romans  zum  Gegenstande  haben.  Leider  fehlt  die 
Erklärung  dazu,  die  öfters  Schwierigkeiten  bereitet.  Die  bei  aller  Ge- 
fälligkeit sehr  getreue  englische  Prosaübersetzung  von  Frl.  Alice  Kemp- 
Welch  kann  gelobt  werden. 

Oktavian.  Am  Schlüsse  seiner  Studie  „Floovant  und  Julian" 
(S.  52  ff.)  sucht  E.  Setteqaöt  ^®*)  zu  beweisen,  dass  auch  im  Oktavian- 
stoffe,  der  in  enger  Verbindung  mit  dem  Fiovostoffe  (1.  Abteilung  des 
libro  di  Fioravante)  steht,  ein  Nachklang  der  Julian  sage  zu  sehen  ist. 
Einige  Elemente  stammen,  wie  8.  meint,  aus  der  Geschichte  des  Kaisers 
Julian  und  seines  Nachfolgers  Valens.  Für  den  Hauptkeru,  nämlich 
die  Geschichte  von  der  unschuldig  verfolgten  Gattin  und  ihrer  beiden 
Söhne,  einen  uralten  Sagenstoff,  möchte  S.  überdies  Beeinflussung  durch 
die  Familiengeschichte  des  römischen  Kaisers  Oktavianus 
August  US  wahrscheinlich  machen.  Er  benützt  dazu  die  drei  Texte: 
1.  Florent  et  Octavian,  die  inedierte  chanson  de  geste,  2.  die  Kürzung 
in  dem  von  Vollmöller  hgb.  Roman,  3.  den  Libro  di  Fioravante  (hgb. 
P.  Rajna)  cap.  61  ff.  Die  dort  beigebrachten  Parallelen  verdienen  die 
vollste  Beachtung. 

Hier  sei  auch  hingewiesen  auf  das  4.  Kapitel  von  Setteoaht^*^®)  um- 
fänglichem Buche,  das  dem  Generidesroman  gewidmet  ist.  Der 
dem  Eledusromane  (vgl.  3.  Aufsatz)  verwandte  Stoff  ist  uns  nur  in  zwei 
englischen  Versionen  erhalten,  die  aber  wohl  auf  einer  franz.  Quelle  be- 

163)  ZFSL.XXVM1903),  1—21.  164)LaCh&telaine  ofVergi.  a  13*1» Cen- 
tury french  Bomance,  done  into  english  by  A.  Kemp  -  Welch, 
edited  with  an  introduction  by  L.  BrandiD  with  contemporary  illu- 
strations.  I^ndon.  A.  Nutt  1903,  XXIII  u.  95  S.  Rez.  Ro.  XXXII  0903), 
638  (A.  M.  F.).  RCr.  56  (1903),  474  (A.  Jeanroy).  MA.  17  (1904).  258  (G. 
Huet).  Athen  1903,  513.  DLZ.  1903,  Sp.  2205.  LCBl.  55  (1905),  481  (-ier). 
SRSFR.  I  (1903),  133.  165)  „Floovant  und  Julian  nebst  einem  Anhang 
über  die  Oktaviansage."  9.  Beiheft  zur Z RPh.  Halle,  Niemeyer  1906,  67  S. 
166)    Quellenstudien    zur    gallororaauischen    Epik.      Leipzig,    Har- 


II  336         Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1903—1906. 

ruhen.  Settegast  entdeckt  in  ihm  historische  Elemente,  die  der  Geschichte 
der  Kaiser  Justinian  und  Zeno  und  der  Königin  Zenobia  (475 — 477) 
entlehnt  seien,  während  der  Lihalt  sich  im  wesentlichen  mit  der  indischen 
Sakuntalasage  (nach  Kftlidasas  Drama,  nicht  nach  dem  Mahftbhftrajta) 
decke,  die,  durch  persische,  syrische,  byzantinische  und  griechische  Ele- 
mente verstärkt,  nach  dem  Okzident  gewandert  sei.  Man  kann  nicht 
sagen,  dass  die  sehr  verworrenen  Quellenverhältnisse  schon  wirklich  geklart 
sind.  Leo  Jordan^®')  meint  mit  Recht,  dass  solche  Untersuchungen  nur 
„folkloristisch"  sein,  also  eine  Sammlung  der  verwandten  Märchenmotive  entr 
halten  dürfen.  Dies  gelte  auch  für  das  weitverbreitete  Sakuntalathema. 
Für  das  Verhältnis  der  Stiefmutter  zum  Helden  fehle  der  Hinweis  auf 
den  Syntipas  und  den  Dolopathos.  Allgemein  wird  in  S.s  Buche  die 
oft  überkühne  und  wenig  wissenschaftliche  Herleitung  der  Eigennamen 
nach  der  von  ihm  beliebten  Methode  der  „Buchstaben Versetzung"  getadelt, 
die  aller  Willkür  Tür  und  Tor  öffnet. 

JProsanovelle  und  Prosaroman.  Aucassin  et  Nicolete. 
Von  SüCHiER»  allbeliebter  Ausgabe  der  chantefable  ist  nach  1899  eine 
5.  Auflage^*®),  diesmal  in  einem  französischen  Gewände,  erschienen, 
„das  sie  hoffentlich  nächstens  wieder  ablegen  wird"  (Foerster).  Die  Vor- 
rede ist  recht  günstig  umgestaltet,  auch  sonst  hat  der  grammatische  Stoff 
manche  Bereicherung  erfahren.  Die  Lesart  du  uiel  antif  von  Schulze 
(ASNS.  102,  224—220)  steht  jetzt  unter  dem  Texte  und  Suchier  fragt 
sich,  ob  doch  nicht  darin  ein  Name  des  Jongleurs  gelesen  werden  könne. 
Die  Übersetzung  von  Counson  ist  sehr  sorgfältig.  Wichtige  Bemerkungen 
zu  dieser  5.  Auflage  gibt  W.  Foerster ^^*)  („Zur  Uniformierung  des 
Textes."  „Verfasser  und  Heimat").  Er  entdeckt  vielfach  Anklänge 
an  Kristian  (Parallele  2,  16  ff.  zu  Erecs  „Vorliegen",  10,  7  ff.  zum  Karren- 
roman u.  a.).  Wegen  dieser  Kristiananklänge  ist  er  geneigt,  die  chante- 
fable noch  weiter  (unmittelbar  nach  dem  Perceval)  heraufzurücken.  Im 
Dichter  will  F.  keinen  Spielmann  sehen,  eher  einen  den  höheren  Ständen 
angehörenden  Verfasser,  und  denselben  nicht  mit  Suchier  nach  dem 
Hennegau,  sondern  lieber  in  das  wallonische  Sprachgebiet  versetzen. 
Suchier*''®)  nimmt  Stellung  zu  Foersters  Randglossen  (gegen  dessen 
gardine  5,  11)  und  verharrt  bei  seiner  Ansicht,  dass  die  Dichtung  aus 
dem  Anfange  des  13.,  höchst-ens  noch  Ende  12.  Jhdts.,  stamme.  Sonst 
dankt  er  für  die  ergebnisreiche  Durchsicht.  —  V.  Crescini'®  Aufsatz*''*)  lag 
uns  nicht  vor,  einige  Einwendungen  (bezüglich  der  Berechtigung  der 
Durchführung  der  Assonanz  in  den  vers  orphelins  sowie  der  Änderung 
15,  18  S'orne  t'abries)  macht  Suchier  in  der  letzteren  Kritik  S.  520.  — 
Antonio  Boselli^'^')  hat  sich  das  Verdienst  erworben,    durch  eine  sehr 

rassowitz  1904,  V  u.  395  8.  (IV.  Generides,  232-290).  Vgl.  Ro.  XXXIV  (1995). 
324.  BCr.  61  (1906),  228-230.  167)  ASNS.  114  (1905),  212—216.  168)  Au- 
cassin et  Nicolette.  Texte  critique  accompagD^  de  paradigmes  et  d'un 
lexique  par  H.  Suchier.  5^'™®  ^ition  partiellement  refondue  traduite  en  fran9ai8 
par  Albert  CtouNSON.  Paderborn,  Schocningh  1903,  X  u.  132  S  Rez,  LCBl. 
55  (1904),  466.  ZFSL.  XXVIP  (1904),  156  (J,  Pirson).  169)  „Randglossen 
zur  Cantefable."  ZRPh.  28  (1904),  492—512.  170)  „Zu  Aucassin  und 
Nicolette."  ZRPh.  30  (1906),  513—521.  171)  Poetilla  a  „Aucassin  et 
Nicolette"  Miscellanea  nuzialeScherilloNegri.  Milano,  Hoepli  1904,  S  49—50. 
172)  Aucassin  e  Nicoletta  (cantafavole  franceae  del  secolo  XII)  per 


A.  Hilka.  H  337 

getreue  italienische  Übersetzung,  die  erste  ihrer  Art>  die  Novelle  weiteren 
Kreisen  übermittelt  zu  haben.  Unter  den  Anmerkungen  ist  jene  über 
die  couvade  beachtenswert.  Auch  in  Deutschland  dürfte  die  Monaci 
gewidmete  Übertragung  manche  Freunde  finden.  —  Nicht  übel  ist  im 
allgemeinen  eine  neue  deutsche  Übersetzung  von  Paul  Schafen ack er  ^''*), 
allerdings  wie  es  scheint,  noch  nach  der  alten  Ausgabe  (1889)  hergestellt. 
Doch  können  die  Assonanzen  nicht  immer  als  mustergültig  angesehen 
werden  (offene  und  geschlossene  Laute  sind  nicht  geschieden).  Das  ge- 
reimte Geleitwort  „zur  Wegfahrt."  ist  uns  willkommen.  Die  gereimte 
Übersetzung  der  21  Tiraden  im  Anhange  trifft  wohl  den  Ton  des  Originals 
am  besten.  Die  Stelle  5,  11  (gaudine  statt  gardine)  ist  geschickt  um- 
gangen. 

Paris  et  Vienne.  Dieser  im  MA.  sehr  beliebte  Roman,  wie 
die  zahlreichen  fremden  Übersetzungen  bezeugen,  war  bisher  schwer  zu- 
gänglich, da  die  Ausgabe  von  Terrebasse  (1885)  in  nur  128  Exem- 
plaren gedruckt  vorlag.  Dankenswert  ist  daher  die  Neuausgabe  durch 
Robert  Kaltenbacher  *'*)  nebst  umfänglicher  Einleitung  (darunter  über 
den  sich  als  Verfasser  in  der  Vorrede  bekennenden  Pierre  de  la  Cypede 
und  die  innere  Verwandtschaft  des  Stoffes  mit  Aucassin  und  Nicolete). 
Der  Text  ist  nach  einer  der  besten  Hs.  (Bibl.  Nat.  fr.  1480)  nebst 
Varianten  von  vier  anderen  Hss.  sorgfältig  gegeben.  Im  Anhange  sind 
Auszüge  aus  den  katalanischen,  spanischen  und  italienischen  Versionen 
abgedruckt.  P.  Meyer  ^'^)  macht  einige  Einwendungen  zur  sprachlichen 
Einleitung  und  zum  Variantenapparat,  auch  vermisst  er  einen  Index  und 
ein  Glossar  wenigstens  der  selteneren  Wörter.  Dagegen  äussert  sich 
A.  Jeanroy  ^''®)  lobend,  hält  jedoch  nicht  mit  K.  Pierre  de  la  Cypede  für 
ein  Pseudonym,  auch  die  Existenz  des  katalanischen  Textes,  aus  dem  der 
Roman  durch  die  provenzalische  Zwischenstufe  nach  Frankreich  gekommen 
sein  soll,  ist  ihm  sehr  wahrscheinlich,  falls  er  selbst  bereits  aus  dem 
Französischen  oder  Provenzalischen  übersetzt  war  (vgl.  Jeanroy,  BHi. 
1905,  208).  Die  ursprüngliche  Erzählung  muss  gegen  Mitte  14.  Jhdts. 
in  der  Dauphin^  geschrieben  sein,  wie  aus  den  Anspielungen  hervorgeht. 
Zum  historischen  Teil  der  Einleitung  liefert  J.  treffliche  Ergänzungen, 
desgleichen  zum  Kapitel  über  die  Quellen  des  Romans. 

Von  dem  grossen  roman  de  Perceforest,  einer  späten  Nach- 
ahmung der  Prosaromane  der  Tafelrunde  (vgl.  G.  Paris,  Ro.  XXIII 
[1904],  78—140),  GG.  II  1,  1009)  lag  uns  ein  Spezimen  einer 
beabsichtigten  Ausgabe^'")  vor  (nach  den  beiden  alten  Drucken 
1528  und  1531).  Die  Drucklegung  war  sowohl  der  GRL.  als  auch 
den  RF.  angeboten,  bis  jetzt  ohne  Erfolg.  Erstere  kann  dieses  grosse 
Werk  nicht  bringen,  letztere  nur,  wenn  50—100  Abnehmer  garantiert 
werden.  Auch  sollte  doch  die  Ausgabe  nach  den  Hss.  gemaclit  werden, 
nicht  nach  den  Drucken. 

la  prima  volta  tradotta  in  italiano.  Parma,  Luigi  Battei  1906,  XV  u.  51  S. 
(1,50  L.)  Vgl.  GSLIt.  48  (1906),  270.  173)  Aucassin  und  Nicolete.  Ein 
altfranz.  Roman  aus  dem  13.  Jhdt.  übs.  (Bibl.  der  Gesamtlit.  des  In-  und  Aus- 
landes Nr.  1705).  Otto  Hendel,  Leipzig  1903,  64  S.  174)  Der  altfranz.  Ro- 
man Paris  et  Vienne.  Erlangen,  Junge  1904,  394  S.  (RF.  XV).  (Ein  Teil 
als  Freiburger  Diss.  1901).  Vgl.  LCBl.  57  (1906),  Sp.  395  (-ier).  175)  Ro.  XXXIV 
(1905),  315 ff.     176)  RCr.  60  (1905),  385  ff.    177)  XVI  u.  48  S.  1  Janvier  1907, 


II  338         Altfranzösisches  Kunstepos  und  Romane.    1003—1906. 

Rahmenerzühlungen,  In  erster  Linie  sei  hier  nachdrücklich 
auf  die  für  Romanisten  unentbehrliche  Bibliographie  von  Victor  Chau- 
vin^''®) hingewiesen.  Auf  die  früher  erschienenen  vier  Teile  über  1001  Nacht 
folgt  der  VIII.  Band  über  den  Syntipas  mit  allen  seinen  Abzweigungen 
und  abendländischen  Varianten  in  254  Vergleichungsartikeln,  bei  denen 
die  Verweise  auf  romanische  Literaturen  recht  reichlich  (S.  2 2  ff.,  184  ff.) 
ausgefallen  sind.  Ebenso  wichtig  ist  der  IX.  Band  über  die  Disciplina 
clericalis  des  Petrus  Alphonsi  (8.  1 — 44)  samt  einer  „Table  des 
contes  occidentaux  les  plus  remarquables"  (ß.  87 — 95).  —  Zur  Historia 
Septem  sapientum  bringt  G.  Büchner^''*)  neue  Bemerkungen,  die  An- 
gaben von  H.  Fischer*®^)  über  die  Hss.  erweiternd.  Die  Pariser  Hs. 
N.  8506  stimmt  mit  der  Innsbrucker  v.  J.  1342  in  allen  wesentlichen 
Punkten  überein,  sonst  ist  sie  lediglich  eine  gekürzte  Fassung  der 
letzteren.  Dasselbe  gilt  vom  cod.  lat.  3855  der  Bibl.  Mazarine,  die  je- 
doch mehrere  Abweichungen  bietet.  Das  im  Brit.  Mus.  befindliche  ms. 
Egerton  N.  2258  enthält  statt  der  vollständigen  Erzählung  oft  nur  die 
Einleitungsworte,  auch  die  Namen  der  sieben  weisen  Meister  lauten  anders 
als  in  der  Innsbr,  Hs.  Zwei  Drucke,  die  B.  auf  der  Bibl.  Maz.  ge- 
funden hat,  weichen  von  den  bisher  bekannten  nicht  wesentlich  ab.  — 
Eine  Neuausgabe  der  spanischen  Version  (13.  Jhdt.)  des  Syntipas 
gibt  in  der  Bibliotheca  hispanica  t.  XIV  (Barcelona  u.  Madrid  1904)*®*) 
Adolfo  Bonilla  y  San  Martin  (zuerst  hgb,  von  Comparetti*®*),  später 
1882  von  der  Folk-Lore  Society  in  London).    Sie  lag  uns  nicht  vor. 

Dolopathos.  Die  Episode  vom  Pfeilschuss  mit  Liebesbrief  im 
Eneas  stammt,  wie  StENGEL  bereits*^')  bewiesen  hatte,  aus  Girbert  de 
Mes.  Jetzt  ^^^)  bringt  er  auch  andere  Anklänge  daran,  darunter  aus 
Dolopathos  V.  11097.  Er  vermutet  eine  gemeinsame  ältere  Vorlage.  — 
In  der  Beschreibung  der  bösen  Königin  v.  3859 — 3861:  Petite  bouche 
bien  assize  |  Et  sanbloit  que  toujours  deist:  |  „Baise,  baise",  et  qu'il 
ne  quist  |  ist  vielleicht,  wie  F.  M.  Warren*®*)  ausfährt,  der  Refrain 
eines  verlorenen  lyrischen  Gedichts  zu  sehen.  Eine  ähnliche  Anspielung 
findet  sich  in  Floriant  et  Florete  v.  293:  Petite  bouche  bien  seant  |  i 
samble  qu'enfes  vait  disant:  |  „Baise,  baise,  je  voil  baisier"  und  in 
einem  Gedicht  in  Bartsch'  Chrestomathie  (4.  Ausg.  341,  8 — 11):  Sa 
frecc  bouce  riant  |  ki  tous  jors  dist  parsamblant:  |  „Baisies,  baisies  moi, 
amis,  I  toudis."  Alle  drei  Fassungen  deuten  wohl  auf  eine  gemeinsame 
Quelle  hin.  Doch  sei  Floire  et  Bl.  v.  587  anders  zu  fassen.  —  Eine 
erschöpfende  Übersicht  über  die  verschiedenen  Darstellungen  der  Schwan» 
rittersage  ist  in  der  oben  erwähnten  Bibliographie  von  Chauvin  (VIII. 
S.  206—208  zu  Nr.  248)  enthalten.     Nachdem  sich  J.  F.  D.  Blöte"«) 

MacoD,  Protat  fr^refl,  Imprimeurs.  (Hugues  Vaganey,  Biblioth^aire  des  Facalt^ 
catholiques  de  Lyon).  178)  Bibliographie  des  ouvrages  arabes  ou  rela- 
tifs  aux  Arabes  publica  dans  l'Europe  chr^tienne  de  1810  ä  1885. 
Lifegesx  Leipzig,  Harra^sowitz.  VIII.  Syntipas,  1904,  219  S.  (6,50  fr).  IX.  Pierre 
Alphonse  u.  a.  1906,  136  S.  (4  fr.).  179)  Beiträge  zur  „Geschichte  der 
7  weisen  Meister".  ASNS,  113  (1904),  297—301.  ISO)  Beiträge  zur 
Literatur  der  7  weisen  Meister.  I.  Greifswalder  Diss.  1902.  181)  Vgl. 
Morel-Fatio  in  Ro.  XXXV  (1906),  151  (gibt  Besserungen  zum  Text).  182)  Ricerche 
infino  al  libro  di  Sindibäd.  Milano  1809.  183)  ZFSL.  XIX',  296.  184)  ZFSL. 
XXVIIP(]905),  14  Anm.  1.  185)  „A  possible  refrain  of  a  lost  mediaeval 
French   poem."    MLN.  XXI  (1906),  231—232.     186)   „Das   Aufkommen 


A.  Hilka.  II  339 

mit  der  Entwicklung  dieser  Sage  bereits  in  mehreren  gehaltvollen  Artikeln 
beschäftigt  hatte  (zuerst  ZDA.  38  [1894],  212,  vgl.  JB.  VI  ii  87  [Stengel]) 
und  im  Laufe  der  Zeit  selbst  von  seiner  Annahme  mythischer  (germa- 
nischer oder  keltischer)  Elemente  abgekommen  war,  schlägt  er  jetzt  in 
einer  grossen  Studie  mehr  das  Verfahren  einer  rein  historischen  Kritik 
ein  und  sieht  im  Nachenmotiv  sowie  im  Frageverbot  nur  sekundäre  Be- 
standteile. In  ZDA.  42  (1898),  1  ff.  erörtert  er  die  Verbindung  der 
Sage  mit  dem  klevischen  Grafengeschlecht.  Die  ebenso  interessante  wie 
schwierige  Frage  der  Übertragung  auf  das  Haus  der  Herzöge 
von  Brabant  sucht  Blöte  unter  Ausnützung  der  Chronikenliteratur  in 
lateinischer  und  einheimischer  Sprache  zu  lösen  und  verweist  auf  die 
genealogischen  Beziehungen  zwischen  dem  Brabanter  Hause  und  Gottfried 
von  Bouillon  (1179  heiratet  der  4.  Herzog  von  Brabant,  Heinrich  I. 
(1190—1235)  Mathilde  von  Boulogne  (gest.  1211).  Die  Kinder  dieser 
Ehe  hiessen  mit  Recht  Nachkommen  des  Schwanritters  infolge  der  Her- 
kunft ihrer  Mutter.  Infolge  einer  Identifizierung  der  Namen  Bouillon, 
Niederlothringen  und  Brabant  kam  schon  früh  im  13.  Jhdt  eine  Über- 
tragung dieser  Abstammung  auf  die  früheren  Brabanter  Herzöge  zustande. 
Die  Form  der  damals  am  braban  tischen  Hofe  absichtlich  gepflegten  Ge- 
schichte glich  wohl  der  uns  in  der  Chanson  du  chevalier  au  cygne  vom 
Schwanritter  überlieferten,  der  als  eines  der  Schwanen kinder  eine  Zeit 
lang  in  der  Gestalt  eines  Schwanes  gelebt  haben  und  später  als  Mensch 
in  einem  Kahne,  den  sein  Schwan  gebliebener  Bruder  zog,  nach  Nim- 
wegen  gekommen  sein  soll,  um  als  Befreier  der  Herzogin  des  Landes 
und  ihrer  Tochter  aufzutreten.  Zwischen  1320  und  1330  wurde  die 
Legende  in  Brabant  rationalistisch  umgedeutet  und  der  Schwanritter  er- 
hielt den  Namen  Brabon  oder  vielleicht  schon  Brabon  Silvius,  zu- 
gleich wurde  er  mit  Caesar  und  Octavian  verbunden.  Diese  Tradition 
wurde  bis  nach  1500  weiter  ausgebaut.  Seit  1512  haben  wir  durch 
Jean  Lemaire  des  Beiges  eine  Verschmelzung  der  Brabon  sage  und  der 
klevischen  Schwanrittersage.  So  ergeben  eich  drei  Perioden.  Eine  Tabelle 
veranschaulicht  die  „Entwicklung  des  Sagen  komplexes  von  Brabon".  Ein 
völlig  abschliessendes  Urteil  kann  uns  auch  diese  gründliche  Arbeit  nicht 
verschaffen,  da  vielfach  die  zur  Lösung  der  Quellenfragen  nötigen  Ele- 
mente fehlen.  Auch  hätte,  wie  Spiller  und  Petsch  mit  Recht  hervor- 
heben, Blöte  mehr  scheiden  sollen  zwischen  dem  Begriff  der  Volkssage 
und  der  bewusst  gepflegten  Familientradition.  —  G.  Huet^®')  vergleicht 
den  Bericht  in  dem  Epos  Elioxe  (oder  Naissance  du  Chevalier 
au  cygne)  mit  dem  lateinischen  Dolopathos,  wonach  die  Mutter  der 
Schwanenkinder  in  den  Sternen  die  Geburt  derselben  liest.  Dieser  Zug 
könne  nicht  auf  einem  „conte  populaire"  beruhen,  entstamme  vielmehr 
einer  älteren  Dichtung  eines  gelehrten  Verfassers.  Einige  Versionen  der 
„Beatrixgruppe"  (vor  allem  die  lat  Hs.  der  Bodleiana,  gedruckt  von 
Reiffenberg,  Ch.  au  C.  I  181  ff.)  lassen  den  Schluss  zu,  dass  die  nur 

der  Sage  von  Brabon  Silvius,  dem  brabantischen  Schwanritter." 
Amsterdam,  J.  Müller  1904,  V  u.  127  S.  nebst  1  Tafel.  Rez.  LCBl.  55  (1905), 
Sp.  284— 286  (ßpiller).  ZRPh.  28  (I904),C21  (E.Martin).  DLZ.  1905,  Sp.  161—163 
(J.  Franck).  RCr.  60  (1905),  53—56  (Bayot).  AÖNS.  1 16  (1906),  149  (R.  Petsch). 
187)  »Sur  quelques   formes  de   la  legende  du   chevalier  au  cygne." 


II  340  Altfraozösischee  Kunstepos  und  Komane.    1903 — 1906. 

hier  vorkommende  „accusation  d'un  accouplement  bestial,  portße 
contre  une  jeune  femme"  (die  böse  Schwiegermutter  bezichtigt  die 
Mutter  der  Schwanenkinder,  Hunde  zur  Welt  gebracht  zu  haben)  das 
Vorhandensein  einer  verlorenen  chanson  de  geate  bedingt.  Da  die  An- 
klage dem  Elioxe  und  bef^onders  dem  Dolopathos  fremd  ist,  der  den 
alten  Stoff  am  getreuesten  bewahrt  hat,  so  hält  Huet  diesen  Zug  für 
einen  späteren  Zusatz  der  alten  Sage.  In  seiner  Besprechung  gibt  ihm 
Gröber '®®)  Recht  und  meint,  dass  die  Erwähnung  der  Schwankinder  bei 
Wilhelm  von  Tyrus  (gest  vor  1190)  sehr  wohl  auf  ein  altes  Gedicht 
zurückgehen  könne,  das  wie  jener  lateinische  Text  von  Gottfried  von 
Bouillon  berichtete. 

Eustache  le  Moine.  Die  Komposition  des  Sammelromans  von 
den  Taten  des  Seeräubers  Eustache  le  Moine  (GG.  II  1,  634)  unter- 
sucht Leo  Jordan ^^•).  Er  unterscheidet  drei  Teile  in  der  Dichtung: 
Nek romantische  Streiche  -j-  Abenteuer  eines  outlaw  auf  dem  Festlande 
(lange  Liste  von  Streichen,  deren  sieben  Grundtypen  volkskundlich  ver- 
folgt werden,  besonders  das  Verkleidungsmotiv)  ■-\-  Abenteuer  eines  See- 
räubers mit  historischem  Hintergrund.  Er  beweist,  dass  die  Basis  des 
II.  Teiles  (Gegnerschaft  zwischen  dem  Grafen  von  Boulogne  und  Eustache 
vor  des  Grafen  Übergang  zu  England)  durch  die  Geschichte  nicht  be- 
stätigt wird.  Dagegen  steht  der  III.  Teil  tatsächlich  auf  historischer 
Grundlage,  wie  die  Chronikenberichte  bekunden.  Infolge  der  Ähnlichkeit 
mit  dem  Robin-Hoodballaden  im  II.  Teile  und  der  Berührung  mit  eng- 
lischen Cyhroniken  und  Akten,  die  dem  letzten  und  wichtigsten  Teil  mit 
den  Seeabenteuern  als  Muster  gedient  haben  werden,  neigt  Jordan  zur 
Annahme,  dass  der  ursprüngliche  Roman  gleich  dem  Fulko  Fitz  Warin 
(13.  Jhdt.)  in  anglonormannischer  Prosa  abgefasst  worden  ist.  Der  Ab- 
schnitt mit  den  Landabenteuern  wurde  unter  Einfluss  der  Balladen  über 
Robert  Hood  und  anderer  Abenteurer  frei  erfunden  und  verschaffte  dem 
Roman  Eingang  in  Nordfrankreich.  Der  späteren  gereimten  Spielmanns- 
version wurde  der  nekroman tische  Anfang  von  den  Studien  in  Toledo 
und  einigen  magischen  Abenteuern  in  Nachahmung  des  Maugis  d*Aigre- 
mont  oder  verwandter  Werke  vorgesetzt.  Eine  Vergleichung  des 
Eustacheromans  mit  dem  Trubert  dient  dem  Verfasser  zu  einer 
wirksamen  Gegenüberstellung  des  germanischen  Elements  des  ersteren 
(Vorliebe  für  die  Verkleidung  und  den  Pferdediebstahl),  das  auf  eine 
germanische  Herkunft  desselben  schliessen  lässt,  und  der  grob- 
erotischen Streiche  im  Tnibert,  die  für  die  romanische  Novellistik 
charakteristisch  sind. 

Schelm enroman.  Der  Trubert  des  sonst  unbekannten 
Douin  de  Lavesne  (29S5  Achtsilbner,  nur  in  der  Pariser  Hs.)  aus  dem 
13.  Jhdt.  ist  im  4.  Bande  der  GRL.  aufs  neue  von  J.  Ulrich"®)  ab- 
gedruckt   wonlen    (alte  Ausgabe   bei  M^on).     In    der    Einleitung    spricht 

Ro.  XXXIV  (1905),  206—214.  188)  ZRPh.  80  (1906),  374,  189)  Quellen  und 
Komposition  von  Eustache  le  Moine  nebst  Analyse  des  Trubert 
und  Nachweis  der  Existenz  mehrerer  Robin  Hood-Balladen  im 
13.  Jahrhundert.  ASNS.  113  (1904),  06-100.  Nachträge  dazu  ASNS.  116 
(1906),  375-381.  190)  Trubert,  altfranz.  Schelmenroman  des  Douin 
de  Lavesne  nach  der  Handschrift  mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Glossar 


E.  Stengel.  II  341 

der  Verfasser  vom  Standpunkte  des  Volksforschers  über  die  verschiedenen 
Abenteuer  des  ebenso  verschlagenen  wie  unverschämten  Schelmen  Trubert. 
Immerhin  lassen  sich  die  volkskundlichen  Züge  leicht  vermehren,  wie  die 
Zusätze  zu  Ulrichs  Buche  durch  L^on  Pineau,  Leo  Jordan  und 
Pietro  Toldo  zeigen.  Das  Glossar  ist  unzulänglich,  die  spärlichen 
Anmerkungen  unter  dem  Texte  erscheinen  oft  als  überflüssig.  Toldo ^"*) 
in  seinem  Aufsatze  „Dali*  Alphabetum  narrationum"  rückt  die  Er- 
zählung von  „Trubert  als  Braut"  in  Zusammenhang  mit  ähnlichen  Themen 
bei  Caesar  von  Heisterbach,  des  Thomas  Cantimpratensis  Bienenbuch  und 
dem  Alphabetum  narrationum  des  Arnuldus.  In  der  früher  erwähnten 
Studie  nebst  Nachträgen  zeigt  Leo  Jordan***),  wie  der  Dichter  des 
Trubert,  dieses  echt  franzosischen  Niederschlags  der  Outlawromane,  seine 
Episoden  im  romanischen  Sinne  umgestaltet  und  ernsthafte,  besonders 
Märchenmotive  travestiert.  Die  Hauptsache  ist  ihm  die  Intrigue  grob- 
erotischer Natur  oder  eine  kräftige  Prügelszene. 

Breslau,  1.  Oktober  1907.  Dr.  A.  Hilka. 

Das    französische    Drama    im    Mittelalter.      1902—1904. 

„The  mediaeval  stage"  betitelt  sich  ein  2-l)ändiges  Werk  von  E.  K. 
Chambers  ^),  welches  aber,  wie  Ro.  XXXIII 316  angibt,  une  suite  de  disser- 
tationsj  ind^pendantes  plutöt  q7i'u7ie  histoire  bien  coordonn4e  bildet. 
Auch  beschäftigt  sich  der  Verfasser  hauptsächlich  mit  dem  englischen 
Theater  und  behandelt  überdies  viele  Fragen,  die  nur  wenig  mit  seinem 
eigentlichen  Thema  im  Zusammenhange  stehen,  während  er  viele  äusserst 
wichtige  Kapitel  ganz  übergangen  hat.  —  Bereits  im  letzten  JB.  (II  S.  112) 
wurde  die  französische  Übersetzung  erwähnt,  welche  E.  Philipot  von 
JoHAN  MoRTENSEN«  Vortragzyklus :  Medeltids  dramat  i  Frankrike 
unter  dem  Titel  „Le  th^atre  fran9ais  au  moyen  age"  erscheinen 
liess.  Die  für  einen  gemischten  schwedischen  Hörerkreis  bestimmten  Vor- 
lesungen wollen  nur  eine  möglichst  anschauliche  Übersicht  über  den  Ent- 
wicklungsgang der  französischen  dramatischen  Dichtung  während  des 
Mittelalters  vom  Standpunkt  der  neuesten  Forschung  aus  gewähren,  sie 
beanspruchen  also  weder  selbst  neue  Resultate  mitzuteilen,  noch  auch 
direkt  den  Leser  zu  eigener  Arbeit  auf  diesem  Gebiete  anzuleiten.  Es 
ist  daher  grundsätzlich  von  der  Mitteilung  jeglichen  wissenschaftlichen 
Apparates  abgesehen.  Original  wie  Übersetzung  dürfen  innerhalb  der 
selbst  gesteckten  Grenzen  als  wohl  gelungen  und  recht  empfehlenswert 
bezeichnet  werden.  Schade  nur,  das»  in  der  vier  Jahre  nach  dem  Original 
erschienenen  Übersetzung  die  inzwischen  veröffentlichten  Arbeiten  keine 
weitere  Verwendung  zu,  wenn  auch  nur  leichter,  Retouche  gefunden  haben. 
So  findet  sich  S.  52  auch  jetzt  noch  die  Angabe,  Jean  Bodel  habe  in 
der  Mitte  des  13.  Jahrhs.  gelebt,  sei  also  ein  Zeitgenosse  Adans  de  la 
Haie  gewesen.  Schon  1900  gab  indessen  Mortensens  liandsmann 
O.  Roh n ström  in  seiner  J^hide  siir  J.  Bodel  auf  Grund  der  1899  er- 


neu herausgegeben.  Dresden  1904.  XXXIV  u.  85  S.  (10  Mk.)  Rez.  RCr.  59 
(1905),  246  (Uon  Pineau).  SRSFR.  III  145  (Bloch).  191)  ASNS.  117  (1906). 
295ff.    102)  ASNS.  113  (1904),  87-90;  116  (1906),  375—381. 

1)  Oxford,  Clarendon  press  1903  2  vol.  8«  XLII  419  u.  480  S.      2)  Paris, 
A.  Picard  1903  S*'  IX  u.  255  S.  Pr.:  3  fr.  50  c. 


II  342  Das  französische  Drama  im  Mittelalter.    1902—1904. 

schienenen  Ermittlungen  Guesnons  als  wirkliches  Todesjahr  Bodels  1210 
an,  so  dass  J.  B.  ungefähr  30  Jahre  tot  war,  bevor  Adan  das  Licht  der 
Welt  erblickte.  —  Gleichfalls  für  einen  weiteren  und  zwar  franzosischen 
Leserkreis  bestimmt  hat  das  Mitglied  des  Senats  Eugene  Lintilhac 
eine  auf  10  Bände  berechnete  „Histoire  g^n^rale  du  th^ätre  en 
France".  Von  ihr  liegt  der  erste  Band  vor,  welcher  dem  Theätre 
s^rieux  du  moyen  äge  gewidmet  ist*).  L.  ist  mehr  Kritiker  als  Romanist 
im  eigentlichen  Sinne,  seine  Kenntnis  der  älteren  Sprache  lasst  manches 
zu  wünschen  übrig  (vgl.  insbesondere  dazu  die  Anzeige  von  A.  Thomas 
in  Ro.  XXXIV  131  f.),  aber  auch  seine  Beherrschung  der  älteren  Literatur 
ist  trotz  umfangreicher  Lektüre,  auch  auf  dem  speziellen  Gebiete  des 
Dramas  vielfach  lückenhaft,  insbesondere  sind  ihm  die  neueren  Erschei- 
nungen nur  teilweise  bekannt  geworden  und  doch  konnte  er  Gröbers 
Grundriss,  den  bisherigen  Jahresberichten  und  den  bibliographischen  Zu- 
sammenstellungen der  Zeitschriften  ohne  Schwierigkeit  die  erforderlichen 
Nachweise  entnehmen.  Um  nur  einige  mir  aufgestossene  Mängel  anzu- 
deuten, soll  nach  S.  248  Anm.,  wie  nach  Mort^^nsen,  J.  Bodel  vei's  le 
militni  du  XIII^  siecle  gedichtet  haben,  S.  140  bleiben  meine  und 
Peins  Einwürfe  gegen  Eustache  Marcad^s  Autorschaft  an  der  Arraser 
Passion  ganz  unbeachtet,  S.  296  wird  Tiviers  haltlose  Vermutung,  Millet 
sei  auch  der  Verfasser  des  Siege  d'Orl^ans  gewesen,  beweislos  von  neuem 
vorgebracht  und  S.  299  wird  gänzlich  irreführend  behauptet^  dass  Millet 
für  seine  Histoire  von  der  Zerstörung  Trojas  au  latin  du  faux  Daves 
et  du  faux  THctys  a  certainnement  Joint  la  compilation  du  poeme 
des  erudit  et  nai'f  Benoit  de  Sainte-More.  Das  wegen  seiner  viel- 
fachen und  einschneidenden  Bühnen  Umarbeitungen  recht  bedeutsame 
Mystere  de  s.  Gerds  ist  völlig  mit  Stillschweigen  übergangen,  und  aus 
der  kurzen  Erwähnung  der  12  Myst^res  von  Jean  Louvet  auf  S.  242 
wird  kein  Leser  sich  irgendwel(;he  Vorstellung  von  diesen  allerdings 
recht  schwachen  Nachbildungen  der  40  Mirakel  des  14.  Jahrhs.  machen 
können,  hier  war  doch  \V.  Lohmanns  fleissige  Arbeit  zu  bemcksichtigen. 
Zu  S.  333  Anm.  wie  zu  vielen  früheren  Stellen  des  Buches  sind  nun- 
mehr auch  E.  Roys  später  zu  erwähnende  Arbeit  über  die  Passionsspiele 
zu  beachten,  welche  dem  Verfasser  ja  allerdings  noch  nicht  vorlag.  Das 
Buch  ist  also  jedenfalls  nur  mit  Vorsicht  zu  benutzen,  bietet  aber  gleich- 
wohl mancherlei  beachtenswerte  Ausführungen.  Kurz  verwiesen  sei  hier 
noch  auf  eine  literarische  Anzeige  von  P.  Maredy  in  der  von  ihm  heraus- 
gegebenen Monatszeitschrift  „Vox"  vom  Juli  1905  S.  225 f.  —  Eine 
gedrängte  aber  treffliche  Übersicht  bietet  Marius  Sepet  in  seinem:  „Le 
drame  religieux  au  moyen  äge"*).  Teile  qu^elle  est,  bemerkt  der 
Verfasser  mit  Recht  im  Avertissement  zu  der  beigegebenen  Bibliographie, 
comjiUtC'e  par  les  indications  et  renvois  plus  sp^eiaux  que  nous 
avons  joints  au  texte  eile  suffira^  ermjons  nous^  pour  guider  les 
Premiers  pas  des  personnes  qui  apres  nous  aioir  lu,  se  sentiraient 
tent^es  de  faire  plus  aniph  connaissance  avec  le  drame  religieux 
du    Moye7i   Age.     Der  Verfasser   des    Drame  chretien  au  m.  a,  von 

3)  Eb.  E.  Flammarion  [1904]  8°  340  S.  Pr.:  3  fr.  50  c.     4)  Eb.  Bloud  & 
Cic.  1903  8«  63  S.    Pr.:  0,60  fr. 


E.  Stengel.  H  343 

1878  und  der  Origines  catholiqueb  du  thddtre  moderne  von  1901 
war  besonders  zur  Abfassung  einer  derartigen  zusammenfassenden  Dar- 
stellung berufen,  seinen  ausgesprochen  klerikalen  Standpunkt  braucht 
ja  der  Leser  nicht  ohne  weiteres  zu  teilen.  Zahlreiche  ins  Neufranzosische 
übertragene  Textproben  erhöhen  die  Anschaulichkeit  der  Darstellung.  — 
Nicht  zu  Gesicht  gekommen  sind  mir  Ch.  ÜRBAIN*  „Quelques  points 
de  rhistoire  du  th^ätre  au  m.-a.  d'apr^s  des  travaux  r^cents" 
im  BBi.  (16  S.).  —  Nachtraglich  sei  hier  noch  A.  G.  van  Hamel* 
hübsche  Abhandlung  „Frankrijks  oudste  Tooneeldichters"  im 
zweiten  Band  seiner  unter  dem  Titel  „Het  letterkundig  leven  van  Frankrijk" 
erschienenen  Aufsatzsammlung^)  8.  67 — 108  angeführt.  Das  Adamspiel, 
Jean  Bodels  Jeu  de  s.  Nicolas  und  Adan  de  la  Haies  Jeu  de  la  feuillie 
werden  von  v.H.  in  feinsinniger  Weise  besprochen.  —  Beachtung  verdient  hier 
auch  die  umfangreiche  Pariser  Dissertation  von  A.  Le  Braz:  „Essai 
sur  rhistoire  du  th^Ätre  celtique"*),  da  das  reichhaltige  Repertoire 
des  bretoniöchen  Theaters  vielfach  auf  verlorenen  französischen  Vorbildern 
beruht.  Der  Verfasser  gibt  ein  Verzeichnis  aller  gedruckt  und  hand- 
schriftlich vorhandenen  Stücke.  Ro.  XXXIII  630  bemerkt  A.  Th[oma8]: 
Le  Iwre  de  M.  Le  Brax  est  surtout  descriptif  et  impressioniste  : 
V4rudition  n'est  pas  la  gründe  pr4occupation  de  Vauteur  et  il  ne 
se  dissimule  pas  qti'il  laisse  beaucoup  ä  faire  a  cetix  qui  voudront 
dSterminer  avee  rigueur  les  soiirces  fra^igaises  de  mysteres  bretonsy 
tels  que  la  Vie  de  saint  Pierre  et  de  saint  Paul,  la  Vie  de  saint 
Ouillaume,  la  Vie  de  saint  Laurent^  la  Vie  des  quatre  Fils  Ayinoriy 
la  Vie  ds  Huon  de  Bordeaux  etc.  —  Ähnliches  Interesse  beanspruchen 
J.  A.  WoRP":  Geschiedenis  van  het  Drama  en  van  het  Tooneel 
in  Nederland  B.  I"'),  wegen  dessen  ich  auf  G.  Ealffs  Besprechung 
in  DLZ.  1904  n"  14  verweise,  ferner  G.  Kalff*  Bijd ragen  tot  de 
geschiedenis  van  ons  middeleeuwsch  dramain  Tijdschr.  voor Nederl. 
Taal  en  Letterkunde  XXII,  4;  sowie  eine  Abhandlung  „Per  la  storia 
del  dramma  sacro  in  Italia"  von  M.  Vatasso®).  —  Mit  den 
„th^&tres  dans  Tancienne  France"  befasst  sich  ein  Aufsatz  von  Fr. 
Funk-Brentano  in  der  Zeitschrift  Minerva  vom  15.  Oktober  1902.  — 
Im  14.  Jahresbericht  der  dritt€n  städtischen  Realschule  zu  Leipzig  für 
1904 — 05  handelt  H.  Jahn  von  der  „Confr6rie  de  la  Passion**. — 
„Une  repr^sentation  du  myst^re  de  la  Passion  ä  M^zi^res  en 
1531"  schildert  C.  Guilly  de  Taürines  in  der  RHA.  von  1903.  — 
Man  vergleiche  auch  wegen  der  Gleichartigkeit  der  darin  geschilderten 
Verhältnisse  die  Arbeit  von  Dr.  H.-J.-E.  Endepols:  „Het  decoratief 
en  de  opvoering  van  het  middelnederlandsche  Drama  volgens 
de  middelnederlandsche  Tooneelstukken"*).  — Weitere  „Docu - 
ments  relatifs  ä  des  r^pr^sentations  sc^niques  en  Provence 
au  XVI«  et  au  XVII«  siöcle"  teilte  E.  Poup^  in  BHPh.  1903  8.  26 
und  1904  S.  13  mit.  —  Recht  interessant  ist  auch  eine  Artikelreihe  von 
E.  Male:    „Le   renouvellement  de  Tart   par  les  Mysteres  ä   la 

5)  Amsterdam,  P.  N.  van  Kampen  k  Zoon  1899  8°.  6)  Paris  Calmann- 
Levy  1904  8<>  VIII  544  S.  7)  Groningen,  J.  B.  Wolters  1904  8°  VIII  u. 
466  S.  Pr.  geb.:  fl.  4.90.  8)  Roma,  tip.  vat.  1903  8«.  9)  Amsterdam.  C.  L. 
van  Langenhuysen  1903  8^  XII  u.  139  S. 


II  344  Das  französische  Drama  im  Mittelalter.    1902—1904. 

fin  du  Moyen  Age"  in  GBA.  1904  I  S.  89—106,  215—30,283—301, 
379 — 94.  Er  weist  darin  nach,  welch  tiefgehenden  £influs8  die  Medi- 
tationes  des  hl.  Bonaventura  auf  die  französischen  Passionsspiele  des 
15.  Jahrhs.  und  durch  ihre  Vermittlung  auf  die  Ikonographie  der  Zeit 
ausgeübt  haben  und  kommt  zu  der  Schlussfolgerung:  c^eat  ä  la  Fra7ice 
que  revient,  en  gründe  partie,  Vhonneur  d'avoir  cr6e  par  Vinter- 
mädiaire  du  theatre,  la  nouvelle  iconographie  reügieuse  .  .  ,  On 
trmive  dans  nos  inanuscrits  fran^ms  du  temps  de  Charles  V  et  de 
Charles  VI  la  plupart  des  themes  sur  lesquels  s'exerceront  au 
XV^  siech  les  mattres  flamands^  allemands  et  meine  italiens  .  .  • 
La  France  .  .  .  apres  avoir  offert  ä  VEurope  un  grand  Systeme 
iconographique  au  XIII^  siecle  lui  en  proposait  un  autre  au  com' 
mencement  du  JCP.  —  Der  Aufsatz  G.Cohen"  „Le  costume  dans 
le  th^ätre  religieux  du  moyen  Äge"  in  der  RBe.  (Bruxelles  1903) 
ist  nur  ein  Bruchstück  der  inzwischen  vollständig  erschienenen  Arbeit 
desselben  Verfassers:  „Histoire  de  la  mise  en  sc^nc  dans  le 
th^atre  religieux  fran9ais  du  moyen  äge^S  von  der  übrigens,  wieder 
Verfasser  mir  mitteilt,  demnächst  eine  deutsche  verbesserte  und  vermehrte 
Ausgabe  erscheinen  wird.  —  Gerh.  Lindner^  Greifswalder  Dissertation 
handelt  über  „die  Henker  und  ihre  Gesellen  in  der  altfran- 
zösischen Mirakel-  und  Mysteriendichtung''^^).  In  vier  Ab- 
schnitten werden  die  Bezeichnungen  und  Namen  für  Henker  und  ihre 
Gresellen,  die  in  den  herangezogenen  Texten  verwandt  werden,  und  alle 
ihr  Handwerk  und  dessen  Ausübung  betreffenden  Angaben,  zusammen- 
gestellt und  geschildert.  Die  Abschnitte,  welche  die  Entwicklung  der 
Henker  als  Bühnenfiguren,  die  Bedeutung  der  Henkerszenen  für  das 
Drama  und  die  Sprache  und  Ausdrucksweise  der  Henker  behandelt,  sind 
leider  aus  Raummangel  ungedruckt  geblieben.  —  In  einer  Miszelle  der 
Ro.  XXXni  S.  239—245  betitelt  „Les  trois  Maries,  mystöre 
liturgique  de  Reims"  veröffentlicht  P.  Meyer  von  neuem  das  Bruch- 
stück eines  Mysters  von  40  Zeilen,  welches  kurz  zuvor  schon  der  Biblio- 
thekar von  Reims  H.  Loriquet  im  Hss.-Katalog  der  Reimser  Bibliothek 
B.  I  (=  B.  XXXVIII  des  Catalogue  g§n6ral  des  mss.  des  Bibl. 
de  France^^)  bei  der  Beschreibung  von  Hs.  n®  55  mitgeteilt  hatte.  Es 
gehört  einem  rein  französischen  liturgischen  Myster  des  13.  Jahrhs.  an, 
weicht  stark  von  dem  einzigen  bisher  sonst  bekannten  liturgischen 
Myster  gleichen  Inhaltes,  das  neben  lateinischen  auch  französische  Dialog- 
stellen enthält,  von  dem  der  Abtei  Origny  Sainte-Benoite  (jetzt  in  S.- 
Quentin)  ab  und  ist  auch  wegen  ganz  individueller  Lautbezeichnung  und 
wegen  der  Verwendung  verschiedener  Rhythmen,  die  offenbar  auf  musi- 
kalischen Vortrag  deuten,  interessant.  Nebenbei  weist  Meyer  8.  242  Anm.  2 
darauf  hin  quHl  y  a  ä  lierlin  un  ms,y  provenant  d^  Origny  et  exi- 
cut4  en  1312  et  1314^  qui  paratt  contenir  les  memes  textes  que  celui 
de  Saint'Quentiyi  und  bezieht  sich  dafür  auf  eine  Angabe  Durrieus  in 
BECh.  Lin  122 — 24.  —  Eine  neue  Ausgabe  von  Jean  Bodels  „Li  jus 
de  Saint  Nicolai"^*)  verdanken    wir  Georg  Manz.     Vorausgeschickt 

10)  Greifswald  1902  8"  83  S.     11)  Paris,  Plön  1904.     12)  Erlangen,  Junge 

1904  8«  124  S. 


E.  Stengel.  II  345 

ist  dem  über  der  Hs.  neu  verglichenen  Texte  eine  Untersuchung  der 
Sprache  und  des  Metrums  des  Stückes,  für  welche  auch  die  anderen 
Werke  des  Dichters  sowie  die  Adans  de  la  Haie  zur  Vergleichung  heran- 
gezogen sind.  Am  Schluss  stehen  Anmerkungen  und  ein  Glossar,  dieses 
wie  jene  sind  nicht  erschöpfend.  Auf  die  literargeschichtliche  Bedeutung 
des  Stückes  ist  der  Verfasser  gar  nicht  eingegangen,  hat  auch  die  Frage, 
ob  die  disparateu  Elemente  etwa  auf  jüngere  Überarbeitung  oder  auf 
Interpolationen  schliessen  lassen,  gar  nicht  aufgeworfen,  geschweige  denn 
einer  sorgfältigen  Prüfung  unterzogen.  Ich  verweise  hierfür  auf  die 
kurzen  Bemerkungen  in  meiner  Besprechung  von  G.  Paris'  Esquisse 
(Paris  1906)  in  ZFSL.  XXXP  S.  17f.  —  Wohl  aus  Anläse  von  Manz' 
Neuausgabe  hat  W.  Cloetta  in  der  ÖRu.  V  S.  200 — 208  einen  mir 
unzugänglichen  Aufsatz:  „JeanBodels  Nicolausspiel**  veröffentlicht. 

—  In  seinen  „Notes  sur  le  Jeu  de  la  Feuill6e  d'Adam  le 
Bossu"  in  der  Ro.  XXXII  S.  384—93  hält  E.  Langlois  1.  gegenüber 
Guesnon  (in  M.-A.  1902,  172 — 3)  die  Autorschaft  Adans  an  dem  Stücke 
aufrecht,  bestreitet  aber  2.  gegenüber  Guy  (Essai  sur  .  .  ,  A.  de  le  H. 
S.  337)  und  anderen,  dass  das  Stück  ait  ete  composi  pour  une  s4ance 
solennelle  du  Piiy  und  dass  es  am  Tage  der  Wahl  des  neuen  Prinzen 
selbst  zum  ersten  Male  aufgeführt  worden  sei  (eb.  S.  XL),  da  es  mit 
besonderer  Schärfe  sich  gegen  Robert  Soumeillon,  den  neuen  Prinzen  des 
Pui  wende,  und  die  allgemeine  Ansicht,  das  Stück  sei  gelegentlich  der 
Festlichkeiten  an  den  Mai-Kalenden  aufgeführt,  einen  weiteren  Anlass  für 
die  Aufführung  ausfindig  zu  machen  überflüssig  erscheinen  lasse.  3.  Auch 
Guys  Schlussfolgerung  aus  den  Worten  des  „derv6":  Taisi^  pour  les 
dames  (425),  es  seien  bei  der  Aufführung  Frauen  anwesend  gewesen, 
widerlegt  er  in  überzeugender  Weise  und  sucht  endlich  4.  die  Zeilen 
866 — 872  als  anlässlich  einer  späteren  Aufführung  interpoliert  nachzu- 
weisen. Ich  glaube  zwar,  dass  er  auch  hier  im  ganzen  Riecht  hat,  gehe 
aber  noch  weiter  und  halte  sowohl  die  ganze  Stelle  836 — 873,  sowie 
33 — 182  und  1091 — 96,  d.  h.  die  drei  einzigen  Partien  in  6-zeiligen 
Strophen,  für  interpoliert  —  Ebenda  S.  422 — 441  weist  F.  Lot  in 
einem  Aufsatz  über  die  in  Adans  de  la  Haie  Stück  erwähnte  „m  es  nie 
Hcllequin  et  le  comte  Ernequin  de  Boulogne"  (und  zwar  im  An- 
schluss  an  eine  Miszelle  von  G.  L.  Kittredge  ebenda  S.  303 — 6)  nach 
que  fe  comte  de  Boulogne^  trds  historique,  AmouU  bekannt  unter  dem 
Namen  Hemequin,  n'a  rien  ä  faire  avec  la  „mesnie  Herlequin".  — 
Die  ganze  Arlequinofrage  im  Zusammenhang  untersucht  Otto  Driesen 
in  seinem  interessanten  und  allseitig  als  lehrreich  anerkannten  Buche: 
„Der  Ursprung  des  Harlekin,  ein  kulturgeschichtliches  Problem" ^^). 

—  Unter  dem  Titel  „fitude  sur  le  th^ätre  fran9ais  des  XIV* 
et  XV*"  si^cles"^*)  veröffentlicht  Emile  Roy  aus  Hs.  f.  lat.  8163 
der  Pariser  Nationalbibliothek  ein  mittellateinisches  Drama:  Comm- 
moedia  sine  nomine,  das  zwar  in  Italien  entstanden,  aber  durchaus 
den  bekannten  französischen  „Miracles  de  N.  D.  par  personnages"  des 
14.  Jafarhs.  nachgebildet  ist  und  auch   inhaltlich  sich   als    eine   dramati- 

13)  Berlin,    A.  Dunker  1904  8«  X  u.  286  S.  Pr.:  5  Mk.       14)  Paris,  E. 
Bouillon  19U2  8«  CCXVUI  36(5  S. 


II  346  I^as  französische  Drama  im  Mittelalter.    1902->19(H. 

sierte  Fassung  der  Manekinesagc  darstellt.  Die  Jungfrau  Maria  ist  in 
ihm  durch  eine  delphische  Priesterin  ersetzt.  Ein  grosser  Teil  der  Ein- 
leitung wird  vonR.  der  Erörterung  verschiedener  literarhistorischer  Fragen  hin- 
sichtlich der  „Miracles  de  N.  D.  p.  p."  gewidmet.  So  werden  der  Reihe 
nach  ihre  Entstehung  und  Datierung,  ihre  Beziehung  zu  den  Pariser 
Mysterien,  zur  Confr6rie  de  la  Passion  und  die  Oeschichte  gerade  dieser 
Confr^rie  ausführlich  besprochen,  freilich  ohne  dabei  auf  wertvolle  Unter- 
suchungen wie  die  von  H.  Schnell  über  den  Abfassungsort  der  Miracles 
oder  von  W.  Lohmann  über  J.  Louvets  12  analoge  Mirakelstücke  de» 
16.  Jahrhs.  irgendwie  Bezug  zu  nehmen.  —  Das  mit  den  Mirakelstücken 
des  14.  Jahrhs.  ebenfalls  zusammenhängende,  freilich  wesentlich  jüngere 
Miracle:  „Le  Chevalier  qui  donna  sa  femme  au  diable"  hat  von 
Eugene  und  Eduard  Adenis  eine  neufranzösische  Bearbeitung  „en  2  tab- 
leaux  en  vers"  erfahren.  Zugleich  damit  ist  die  dazu  gehörige  ,,mu8ique 
de  sc^ne"  von  Theodore  Mathieü  veröffentlicht  worden^*).  Die  Erst- 
aufführung dieses  Stückes  hat  am  4.  April  1903  auf  dem  Od4on-Theater 
in  Paris  stattgehabt.  —  In  seinen  „fitudes  sur  le  th^ätre  fran9ais 
au  XIV®  si^cle"^®)  veröffentlicht  E.  Roy  zum  ersten  Male  den  Text 
von  „Le  Jour  du  Jugement  mystöre  fran9ais  sur  le  grand 
schisme''  nach  der  Hs.  579  der  Bibliothek  von  Besan9on.  Der  rund 
2500  Zeilen  lange  Text  sollte  nach  R.s  Annahme  sogar  genau  vom 
5.  April  1398  datieren.  Hiergegen,  wie  überhaupt  gegen  die  Deutung 
des  Stückes  auf  das  grosse  Schisma,  sind  aber  Ro.  XXXII  636  und  im 
JS.  1903  S.  677—86  von  Noel  Valois  gewichtige  Bedenken  geltend 
gemacht,  wenn  auch  gegen  die  Möglichkeit,  dass  das  Stück  im  14.  Jahrh. 
verfasst  sei,  nichts  eingewendet  werden  könne.  In  seinem  sogleich  zu 
nennenden  Werke  über  das  Passionsspiel  in  Frankreich  hat  R.  die  Triftig- 
keit von  V.s  Einwürfen  anerkannt.  Seine  sehr  ausführliche  und  inhalt- 
reiche Einleitung  handelt  insbesondere  noch  von  den  Quellen,  der  In- 
szenierung und  der  Sprache  des  Stückes  und  bringt  überdies  eine  aus- 
führliche Bibliographie  der  sämtlichen  Dramen,  welche  den  Antichrist 
und  das  jüngste  Gericht  zum  Gegenstand  haben.  —  Noch  wertvoller 
und  umfangreicher  ist  die  dritte  hier  zu  nennende  Arbeit  E.  Roy',  be- 
titelt: „Le  mystöre  de  la  Passion  en  France  du  XIV®  au 
XVI®  sifecle,  6tude  sur  les  sources  et  le  classement  des  mysteres 
de  la  Passion,  accompagn^e  de  textes  in^dits:  La  Passion 
d'Autun  —  La  Passion,  bourguignonne  de  Semur  —  La  Passion 
d'Auvergne,  — LaPassion  secundum  legem  debet  mori"^'').  Der 
Schluss  des  Titels  lässt  den  vollständigen  Abdruck  von  vier  bisher  unver- 
öffentlichten Texten  erwarten,  doch  ist  tatsächlich  die  Passion  d'Autun 
überhaupt  nicht,  und  von  der  Passion  d'Auvergne  sind  nur  Bruchstücke  abge- 
druckt, ebenso  von  der  „Moralit§  my störe  et  figure  de  la  Passion  de  n.s.  Jesus- 
Christ  nomm^e  secundum  legem  debet  mori**  nach  einem  Lyoner  Druck 
und  einer  Pariser  Hs.  Vollständig  ist  nur  mitgeteilt  ausser  dem  Wieder- 
abdruck der  lateinischen  Predigt  „Passio  secundum  legem  debet  mori"  nach 

16)  Paris,  Librairie  th^ätrale  1903  in  16"  46  S.  Pr.:  1  fr.  50.  16)  Eb. 
E.  Bouillon  1902  8«  VIII  u.  268  8.  17)  Eb.  H.  Champion  u.  A.  Rousseau  o.  J. 
(Revue  Bourguignonne  publi6e  par  Tuniversit^  deDijon  1903  Tome  XIII  n®  3—4) 
VIII,  124*,  512  S. 


E.  Stengel.  H  347 

einem  Inkunabeldruck  von  Denis  Roce,  die  in  Hs.  904  der  bibl.  uat-  in 
Paris  überlieferte  Passion  deSemur  bestehend  aus  rund  9600  Vers- 
zeilen. Die  Ausgabe  dieses  Textes  ist  von  E.  ßtreblow  in  seiner  Greif s- 
walder  Dissertation  (Borna-Leipzig  1905),  dem  Referenten  (ZF8L.  XXIX* 
165 ff.),  A.  Jeanroy  (RLR.  XLIX  220ff.)  und  E.  Langlois  (MA.  1905 
S.  313  ff.)  zum  Teil  sehr  eingehend  kritisiert  und  vielfach  verbessert 
worden.  Weiterhin  hat  sich  Roy  die  doppelte  Aufgabe  gestellt,  einmal 
mit  möglichster  (Genauigkeit  die  Quellen  der  behandelten  Mysterien  auf- 
zuspüren (einige  seiner  diesbezüglichen  Angaben  hat  Jeanroy  in  Ro.  XXXV 
365  ff.  nachgeprüft  und  ergänzt),  andererseits  ihr  gegenseitiges  Abhängig- 
keits-  und  Verwandtschaftsverhältnis  zu  ermitteln.  Die  letztere  Aufgabe 
ist  aber  dabei,  wie  Jeanroy  (im  JS.  1906  September)  dargetan  hat,  zu 
kurz  gekommen.  Im  übrigen  ist  es  ziemlich  schwer,  sich  in  der  durch 
viele  Exkurse  unterbrochenen  Darstellung  des  Verfassers  zurechtzufinden, 
und  eine  selbständige  Kontrolle  der  Aufsiellungen  des  Verfassers  ist  ausser- 
halb Frankreichs  wegen  der  Unzugänglichkeit  des  dazu  erforderlichen 
Materials  vielfach  ganz  ausgeschlossen.  Die  Einzelforschung  über  die 
verschiedenen  Mysterien  wird  nun  aber  um  so  erfolgreicher  einsetzen 
können  und  ihren  Ausgangspunkt  stets  von  Roys  Arbeit  zu  nehmen 
haben.  Als  besonders  dankenswert  muss  noch  der  Nachweis  verschiedener 
bisher  gänzlich  unbekannter  oder  unbeachtet  gebliebener  Passionsfassungen 
hervorgehoben  werden.  —  In  der  gleichen  Hs.  wie  die  Passion  von 
Arras  und  unmittelbar  darauf  folgend  befindet  sich  das  noch  ungedruckte 
Myst^re  de  la  Vengence  Jhesu  Crist,  welches  Eustache  Marcad6  zum 
Verfasser  hat.  Von  dem  Herausgeber  der  Arraser  Passion  J.  Richard 
und,  wie  es  scheint,  fast  allgemein,  wird  auch  diese  daher  demselben  Verfasser 
zugeschrieben.  Dieser  Ansicht  hatte  Referent  (ZFSL.  XVII  21 8  f.)  be- 
reits kurz  widersprochen,  ausführlicher  geschah  es  nachher  von  Ernst 
Pein  in  seiner  Greif swalder  Dissertation;  „Untersuchungen  über  die 
Verfasser  der  Passion  u.  der  V.  J.-Ch.  enthalten  in  der  Hs. 
n<>  69  7  der  Stadtbibliothek  zu  Arras"  ^**).  Der  Verfasser  gibt, 
was  der  Titel  nicht  andeutet,  auf  Grund  seiner  vollständigen  Kopie  eine 
ausführliche  durch  zahlreiche  Textproben  bereicherte  Analyse  des  Textes, 
bei  der  die  Unterschiede,  welche  beide  Dramen  erkennen  lassen,  besonders 
betont  werden,  kurz  auch  das  Verhältnis  der  Arraser  Vengence  zu  der 
von  Anthoine  Verard  1493  gedruckten  und  zu  dem  den  gleichen  Stoff 
behandelnden  erzählenden  Gedichte  angedeutet  wird.  (Eingehend  ist 
das  Verhältnis  der  beiden  Vegence- Mysterien  inzwischen  von  Oberlehrer  Dr. 
Oldörp  dargelegt).  Als  wesentlichsten  Unterschied,  neben  der  der  Passion 
fremden  Neigung  Marcad^s  zu  allgemeinen  Betrachtungen  und  An- 
spielungen auf  Zeitverhältnisse,  hebt  P.  die  verschiedenartige  Verwen- 
dung der  Rondelform  und  auch  anderer  strophischer  Gebilde  in  beiden 
Stücken  hervor,  er  handelt  deshalb  auch  am  Schluss  speziell  hierüber.  Vgl. 
W.  Suchiers  zustimmende  Besprechung  im  ASNS.  CXIl  460  ff.  E.  Roy 
dagegen  (Le  myst.  de  la  P.  etc.  S.  275)  tritt  ohne  indessen  auf  P.s  und 
meine  Beidenken  einzugehen,  wegen  der  gleichen  Benennung  der  auf- 
tretenden Personen    und  wegen   Grebans  Benutzung   gerade   der  Arraser 

18)  Greifswald  1903  8°  43  S. 

V  o  1 1  m  5 1 1  e  r ,  Rom.  Jahreaberlclit  V LEI.  23 


II  348  Das  französische  Drama  im  Mittelalter.    1902—1904. 

Passion  für  Marcad^s  Autorschaft  auch  an  der  Passion  ein.  Seine  Argu- 
mentation betrachtet  auch  Jeanroy  (Ro.  XXXV  373  n.  1)  als  convain- 
cante.  Ich  kann  sie  aber  gegenüber  den  vorerwähnten  Argumenten  nicht 
als  durchschlagend  anerkennen.  —  In  Ro.  XXXI  (1902)  104 — 6  teilt 
P.  Meter  ein  kurzes  „Fragment  d'un  myst^re  du  XV*  siöcle" 
mit.  Es  steht  auf  einem  länglichen  Papierstreifen,  der  sich  im  Archiv 
von  Reillane  erhalten  hat,  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhs.  datiert  und 
un  röle  appartenaiit  ä  un  rnysUre  fran^is  des  neutestamenth'chen 
Zyklus  enthält.  Es  ist  der  dritte  derartige,  bisher  bekannt  gewordene 
interessante  Originalausschnitt  einer  einzelnen  Theaterrolle.  Wie  die  beiden 
andern  stammt  auch  diese  Rolle  aus  Südfrankreich.  —  Ein  längeres  „Bruch- 
stück eines  altfranzösischen  Mystöre"  veröffentlicht H.  Andresen 
in  ZRPh.  XXVI  S.  76—  100.  Es  sind  6  Blätter  aus  dem  Ende  des 
15.  Jahrhs.,  die  Prof.  Philippi-Münster  in  der  Bibliothek  des  Schlosses 
Anholt  gefunden  hatte.  Ihrem  Inhalte  nach  gehörten  sie  einem  Texte 
an,  der  zu  einem  nicht  geringen  Teile  auf  eine  gemeinsame  Vorlage  mit 
dem  Stücke  der  Jubinalschen  Myst^res  du  XV*  si^cle  zurückgeht,  welches 
den  Märtyrertod  der  Apostel  Petrus  und  Paulus  enthält.  Andresen 
druckt  neben  den  Anholter  Text  die  entsprechenden  Stellen  der  Sainte- 
Geneviövehs.  ab  und  fügt  eine  Anzahl  vorwiegend  sprachliche  Anmerkungen 
an.  Das  Anholter  Bruchstück  gehört  zweifellos  einer  jüngeren,  öfters 
erweiterten  Überarbeitung  des  Jubinalschen  Textes  an,  ähnlich  wie  das 
von  O.  Erler  1896  untersuchte  Mystöre  des  S.  Denis.  —  Nicht  zuge- 
gangen ist  mir  eine  Arbeit  von  J.-P.  Jacobsen:  „Det  komiske 
Dramas  Oprindelse  og  Udvikliug  i  Frankrig  for  Renais- 
sancen"^®). —  Fascicolo  25  der  SFR.  IX  2  enthält  Pierre  Toldo" 
„fitudes  sur  le  th^ätre  comique  fran9ais  du  moyen-äge  et  sur 
le  röle  de  la  nouvelle  dans  les  farces  et  dans  les  com6dies^''^). 
Mit  Recht  bemerkt  der  Verfasser  S.  186:  Aucu7i  cfiiique  rCa  6tudt^, 
que  je  sache,  dans  leur  ensemble  les  rapporU  existant  entre  les 
nouvelks  et  le  tMätre  comique,  et  les  sources  qui  ont  6ti  i7idiqu4es 
pour  les  farces  du  moyen-äge,  laissent  ä  petne  entrevoir  V6tat  de 
la  question.  Petit  de  Julleville  hatte  versichert  que  st  la  farce  hirite 
de  Vesprit  narquois  et  de  Vhumeur  libre  du  fabliauj  eile  est  n^an- 
moins  tout  ä  fait  indApendante  et  dispose  d*un  fond  comique  en 
grande  partie  original  et  propre  ä  eile,  Toldos  Resultate  gehen  dem- 
gegenüber dahin,  dass  man  abgesehen  von  einem  fond  commun  d^in^ 
spiratio7i  populaire  auch  einen  direkten  Einfluss  exercde  sur  la  farce 
d'nn  cöte  par  les  fahliaux  et  de  Vautre  par  les  nouvelles  nicht  aus- 
ßchliessen  dürfe.  Gerade  in  letzter  Beziehung  ist  die  Arbeit  reich  an 
neuen  Ergebnissen,  so  wird  die  Farce  „le  Cousturier,  Escopet  le 
gentilhomme  et  la  chambriere"  hier  zum  erstenmal  dem  Fabliau  „ D u 
tailleur  du  roi  et  de  son  sergent"  gegenübergestellt  E.  Roy  be- 
merkt nur  mit  Recht  in  seiner  Besprechung  (in  RHLF.  IX  694 ff.), 
dass  Toldos  these  eilt  probablement  gagn4  s'il  avait  sacrifU  des 
rapprochements  ragues  (voir  le  chapitre:  Contre  le  Mariage)  et  s'il 

19)  KopenhageD,  Bojesen  1903  8«.     20)  Tonne,  E.  Löscher  1902  8^    Fr.: 
L.  12,50. 


E.  Stengel.  II  349 

avatt  mieux  d4tache  ks  r^sultats  vrai?nent  neufs  acquis  par  sov. 
enquete  7iouvelle,  —  Das  Buch  von  O.  Mirbeau:  „Farces  et  mora- 
lit^s^**^)  ist  noch  nicht  in  meine  Hände  gelangt.  —  Emil  Dreger^ 
Göttinger  Dissertation:  „Über  die  dem  Menschen  feindlichen 
allegorischen  Figuren  auf  der  Moralitätenbühne  Frank- 
reichs"*^) besteht  ausser  einer  kurzen  Einleitung  aus  G  Abschnitten. 
Der  erste  bietet  tabellarisch  eine  Übersicht  über  die  menschlichen  Ver- 
treter und  die  ihnen  feindlichen  allegorischen  Figuren  in  den  38  be- 
handelten Moralitäten,  der  zweite  schildert  den  Gang  der  Handlung  in 
den  einzelnen  Stücken,  soweit  er  geeignet  ist,  das  Wesen  der  unter- 
suchten Figuren  zu  beleuchten.  Abschnitt  III  bringt  ein  alphabetisches 
Verzeichnis  der  betreffenden  Namen  und  eine  Erörterung  ihrer  Bedeutung 
und  der  Gründe  für  ihre  Wahl.  Im  folgenden  Abschnitt  wird  die  Rolle, 
welche  die  Trager  dieser  Namen  auf  der  Bühne  spielen,  im  fünften  ihre 
äussere  Erscheinung  geschildert.  Der  letzte  endlich  sucht  ihren  Ursprung 
zu  ermitteln.  Sie  sollen  sich  nach  D.  aus  den  Teufelfiguren  der  Myst^res  ent- 
wickelt haben.  Die  klar  disponierte  und  sorgfältig  ausgeführte  Arbeit 
bietet  also  recht  willkommene  Zusammenstellungen  und  wertvolle  Resultate. 
—  Nicht  einsehen  konnte  ich  Henri  Chardon®  Ausgabe  von  Fran9ois 
Briands  „Farce  de  Taveugle  et  de  son  varlet  Tort"^*).  —  Der  SocifeTlS 
DES  Anciens  Textes  verdanken  wir  eine  Faksimilewiedergabe  des  „Mais  tre 
Pierre  Pathelin  histori^,  gedruckt  gegen  1500  von  Marion  de  Malau- 
noy  veuve  de  Pierre  Caron^*).  Eine  ausführliche  Introduction  biblio- 
graphique  hat  Emile  Pi(X)t  beigesteuert.  Sie  verzeichnet  12  Pathelin- 
ausgaben,  die  seit  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  bis  gegen  1515 
erschienen  sind  und  auch  deren  gegenwärtig  bekannte  Fundorte.  —  Wegen 
der  sehr  ausführlichen  und  wertvollen  Monographie  von  L.  E.  Chevaldin: 
„Les  Jargons  de  la  Farce  de  Pathelin  pour  la  premiere  fois 
reconstitu6s  traduits  et  comment^s  avec  le  bienveillant  con- 
cours  de  philologues  fran9ais  et  de  professeurs  d'universit^s 
fran5aise8  et  etrangöres"^^)  verweise  ich  auf  die  Besprechungen  von 
A.  Jeanroy  in  RM.  n<>  61  und  von  Risop  in  DLZ.  1904  n^'  28.  — 
Höchst  willkommen  ist  selbstverständlich  der  von  E.  Picot  für  die 
Soci^tö  des  Anciens  Textes  hergestellte  „Recueil  g^n^ral  des  Sottics", 
von  dem  2  Bände  vorliegen.  Sie  bringen  in  chronologischer  Anordnung 
den  Text  von  18  Sotties  aus  den  Jahren  1420 — 1530.  Voraus  geht 
eine  inhaltreiche  allgemeine  Einleitung  und  jedem  Stücke  sind  wertvolle 
Vorbemerkungen  und  Fussnoten  beigegeben.  Auch  die  schwierige  Auf- 
.gabe  d'dueider  les  faits  auxquels  les  auteurs  des  sotties  fönt  allusion 
ist,  so  weit  wie  das  zurzeit  möglich  war,  in  dankenswerter  Weise  gelöst 
.worden.  Dass  hierfür  wie  für  Besserung  der  oft  bis  zur  ünverständlich- 
keit  entstellten  Texte  noch  vieles  zu  tun  übrig  bleibt,  ist  von  vornherein 
klar  und  wird  vom  Herausgeber  unverhohlen  anerkannt.  —  Schliesslich 
sei  auch  noch  ein  mir  nicht  zugegangenes  Schulprogramm  von  H.  Bau- 

21)  Paris  1904  8«  287  S.    Pr. :  3  fr.  50  c.      22)  Göttingen  1904  8»  86  S. 

23)  Paris,  Champion  1903  8°  34  S.    (Sonderdruck  aus:  La  Province  du  Maine). 

24)  Eb.  F.  Didot  1904  8"  12  u.  60  S.  (Faksimile).  25)  Eb.  Fontemoing  1903 
8"  XVI  515  S.    26)  Eb.  F.  Didot  1902-04  XXXII  272  u.  374  S. 

23* 


II  350  Katalanische  Literatur.    1904. 

MANN  über  „Victor  Hugo  et  Pierre  Gringoire"*''),  den  bekanntesten 
Sottiedichter,  hier  erwähnt 

Greifswald.  E.  Stengel. 

J.  J*  Bonssean«  1904.  II  s'est  form^  ä  Gen^ve  une  Soci6t6  Jean- 
Jacques  Rousseau,  qui  a  tenu  sa  premi^re  s^ance  le  6  juin  1904. 

Cette  Soci^t^,  qui  a  son  si^ge  a  Genöve,  a  pour  but  de  d^velopper 
et  de  coordonner  les  ^tudes  relatives  ä  Jean-Jacques  Rousseau,  ä  ses 
oeuvreS;  et  ä  Tinfluence  qu'il  a  exerc6e ;  et  de  pr^parer  une  Wition  critique 
de  ses  ouvrages,  et  un  recueil  de  sa  correspondance. 

Elle  associe  les  personnes  qui,  dans  tous  les  pays,  sMnt6ressent  aux 
m^mes  travaux.  Au  moment  oü  nous  ^crivons  (octobre  1907)  eile  compte 
plus  de  trois  cents  membres;  prfes  de  la  moiti^  appartiennent  ä  la  Suisse. 

Elle  r^uiiit  sour  le  nom  d'Archives  J.  J.  Rousseau,  une 
coUection  de  manuscrits,  imprim^s,  portraits,  m^lailles  et  Souvenirs  de 
tout  genre  qui  se  rapportent  ä  cet  6crivain. 

Elle  public  un  recueil  pöriodique,  les  Annales  J.  J.  Rousseau, 
qui  servira  d^sormais  de  centre  pour  toutes  les  recherches  et  les  ^tudes 
qui  se  rapportent  au  philosophe  de  Genöve.  Les  volumes  de  1905  et 
1906  ont  paru. 

Geneve.  Eugöne  Ritter. 


Katalanisohe  Literattir.  1904 

Bibliographie,  Allgemeines.  Von  1908  ist  die  Begrün- 
dung der  ,,Biblioteca  populär  de  FAven^^^  nachzuti-agen,  von  deren 
zahlreichen  Bändchen  ä  la  Reclam  nur  einige  wenige  dem  Romanischen 
Jahresbericht  vom  Verlag  zuganglich  gemacht  wurden.  Ein  urteil  über 
die  Unternehmung  muss  ich  mir  daher  versagen.  Das  Verzeichnis  ent- 
hält die  Schriften  namhafter  Prosaschriftsteller  der  Gegenwart,  wie  Mass6 
Torrents,  Santiago  Rusinol,  Victor  Catalä,  Gabriel  Alomar, 
Narcfs  Oller,  sowie  eine  reichhaltige  Übersetzungsliteratur. 

Die  wichtige,  von  J.  Ma8s6  Torrents  geleitete  Revista  de  Biblio- 
grafia  Catalana,  das  einzige  bibliographische  Organ  für  Neuerscheinungen 
auf  dem  Gebiet  des  Katalanischen,  erfuhr  ihre  Fortsetzung  in  einem 
stattlichen,  leider  erst  spät  herausgegebenen  sechsten  Bande,  der  das 
ganze  Jahr  1903  umfasst.  Ausser  der  laufenden,  diesmal  sehr  reich- 
haltigen, wenn  auch  die  katalanische  Presse  nicht  mehr  berücksichtigenden 
Bibliographie  bringt  der  Band  eine  Reihe  literarhistorischer  und  biblio- 
graphischer Abhandlungen,  auf  die  ich,  da  dieser  Jahrgang  III  1906 
erschienen  ist,  in  dem  Bericht  über  dieses  Jahr  näher  eingehen  werde. 
Im  Interesse  nicht  nur  der  Ausländer,  die  sich  mit  katalanischer  Sprache 
und  Literatur  beschäftigen,  sondern  auch  der  katalanischen  Gelehrtenwelt 
würde  es  gewiss  liegen,  wenn  dieses  bibliographische  Zentralorgan  Kata- 
loniens in  (Kirch  gleichmässige  Intervalle  getrennten  Jahresbänden,  deren 


27)  Torgau  1902  4«  14  8. 


B.  Schädel.  II  351 

jeder  immer  über  das  unmittelbar  vorausgehende  Jahr  berichtet,  erschiene. 
Referent  und  Benutzer  der  katal.  Abteilung  des  JBRPh.  würden  diese 
Regelmässigkeit  gewiss  mit  Freude  begri'issen. 

Von  dem  Bändchen,  das  M.  Obrador  t  B^nnassar  unter  dem 
Titel  „La  nostra  arqueologia  Uteraria^^^)  publizierte  und  den  treff- 
lichen Anregungen  zur  Herausgabe  altkatalanischer  Literaturdenkmäler, 
die  darin  gegeben  werden,  habe  ich  bereits  in  der  DLZ.  1906,  Nr.  1, 
gehandelt.  Ich  möchte  im  Anschluss  an  diese  Besprechung  an  dieser 
Stelle  noch  vor  der,  wie  mir  scheint,  übergrossen  Sorgfalt  warnen,  mit 
der  man  in  Katalonien  das  typographische  Äussere  solcher  Text- 
ausgaben zu  behandeln  pflegt.  Nicht  darum  handelt  es  sich,  dass  für 
die  Sammlemeigungen  einiger  reicher  Bibliophilen  neue  Luxusaus- 
gaben auf  Pergament  und  in  zweifarbenem  gotischem  Druck  geschaffen 
werde:  die  Zeit  Aguilös  hat  an  solchen  äusserlich  kostbaren,  von  text- 
kritischem Standpunkte  aus  aber  oft  recht  dürftigen  Ausgaben  mehr 
als  genug  in  die  Welt  gesetzt.  Dass  von  philologisch  geschulten  Kennern 
der  alten  Sprache  den  heutigen  Ansprüchen  angemessene  kritische  Ausgaben 
besorgt  werden,  nicht  für  einige  wenige  Bibliophilen  bestimmt,  sondern  in 
anspruchslosem  Gewände  jedermann  zugänglich,  ist  eine  Forderung,  für 
die  in  den  literarisch  interessierten  Kreisen  Kataloniens  das  volle  Ver- 
ständnis noch  nicht  in  dem  gehörigen  Masse  wach  geworden  ist.  Obra- 
dors  gotische  Druckmuster  sind  gewiss  sehr  schön,  man  würde  es  sich 
auch  wohl  gefallen  lassen,  dass  mit  dieser  Ausstattung  Texteditionen  ge- 
liefert werden,  sofern  sie  aus  seinen  eigenen  gründlichen  Studien  hervor- 
gegangen sind;  ich  fürchte  jedoch,  dass  solche  auf  die  äussere  Form  be- 
züglichen Anregungen  besonders  begierig  von  den  Editoren  aufgegriffen 
werden,  die  ihre  linguistische  Unwissenheit  und  die  Kritiklosigkeit  ihrer 
Publikationsmethode  hinter  blendendem  äusserem  Schmuck  verbergen 
möchten.  In  allen  anderen  Punkten  kann  ich  den  Vorschlägen  des  Ver- 
fassers und  seinem  lebhaften  Appell  an  den  literarischen  Patriotismus  der 
Katalanen,  indem  ich  auf  meine  obengenannte  Besprechung  hinweise, 
nur  voll  zustimmen.  Möge  das  grosse  Werk  einer  Gesamtpublikation 
von  Kataloniens  heute  vielfach  nur  in  entstellter  und  verpfuschter  Form 
zugänglichen  oder  in  verborgenen  Winkeln  schlummernden  literarischen 
Schätzen  bald  verwirklicht  werden!  — 

Eine  Revista  mensual  d'educaciö  nadonaU  orgue  de  les  entitats 
escolars  i  docents  catalanes  begann  1904  unter  dem  Titel  ,,  Universität 
Catalana"^)  zu  erscheinen. 

Geschichte  der  Literatur.  Die  Ernte  des  Jahres  ist  eine  äusserst 
spärliche. 

G.  Llabr^s  behandelt  die  Frage  ,yquien  es  et  autor  de  la  Cr&nica 
de  San  Juan  de  la  Pena"^)  und  kommt  zu  dem  Ergebnis,  dass  sie 
ursprünglich  in  katalanischer  Sprache  auf  Geheiss  Pedros  IV.  von  dessen 
Chronisten  Bernat  Dezcoll  geschrieben  wurde  und  anfänglich  unter 
dem  Titel  Neohgia  dels  Reys  d^ Arago  bekannt  war. 

Über    die    beiden   grossen    Schöpfungen    von    Mossen   Cinto   ver- 

1)  Palma  de  Mallorca,  Impr.  de  les  Filles  de  J.  Colomar  1905  (zuerst  im 
BSALu.  1904  erschienen).  2)  Direcciö:  Barcelona,  Biera  Alta,  21—35.  3)  BHue. 
1903,  1. 


II  352  Katalanische  Literatur.    1904. 

breitet  sich  der  Bretone  ^mile  Leouiel  in  einem  kritischen  Essay*). 
Der  wesentliche  Inhalt  dieser  Arbeit  besteht  in  einer  Analyse  der  beiden 
Gedichte;  die  beigefügte  Kritik  lobt  viel  und  tadelt  manches.  Sie  hat 
in  Roussillon  wenig  Zustimmung  gefunden.  Im  Gegensatz  zum  Verfasser 
(pg.  106)  und  aus  eigener  Erfahrung  heraus  möchte  ich  behaupten,  dass 
es  sogar  höchst  notwendig  ist  für  den  Nichtkatalanen,  der  „Ciiwtyd" 
wirklich  verstehen  und  geniessen  will,  die  Pyrenäen  zu  durchwandern. 
Einen  besonderen  Wert  besitzt  Leguiels  Studie  nicht. 

Über  M.  S.  Oliver*  Ensaijos  criticos  [la  literatura  en  Mallorca 
1840  —  1903)^)  vermag  ich  kein  Urteil  abzugeben,  da  mir  das  Buch 
nicht  zugänglich  wurde;  ebensowenig  über  W.  J.  A.  Barber,  Rayrnofid 
Lull,  the  illuminated  doctor^). 

Von  sonstigen  1904  erschienenen  literarhistorischen  Studien  ist  bis 
jetzt  nichts  eingelaufen.  Die  rückständigen  Verhältnisse  im  spanischen 
Buchhandel  haben  die  unangenehme  Folge,  dass  oft  Jahre  vergehen,  bis 
Neuerscheinungen  dem  Nichtspanier  bekannt  und  zugänglich  werden. 
Ein  Nachtrag  über  1904  kann  eventuell  gegeben  werden,  sobald  Bd.  IV 
der  eingangs  erwähnten  Zeitschrift  von  Masso  Torren ts  erschienen  ist 
und  über  die  literarhistorischen  Arbeiten  dieses  Jahres  eine  Orientierung 
gestattet. 

Ein  vollständiger  Überblick  über  die  literarische  Bewegung  der 
Gegenwart  im  Anschluss  an  die  bis  1890  reichende  Zusammenstellung 
von  A.  RuBi6  y  Lluch")  muss  hier  aus  demselben  Grunde  unterbleiben. 
Es  können  nur  die  folgenden  Werke  aus  der  Zeit  bis  1904  verzeichnet 
werden : 

Lyrik:  Joan  Maragall,  Poesies,  Barcelona,  Aven9,  1895.  — 
MiQUEL  Costa,  del  ngre  de  la  terra,  poemes.  Palma  1897.  —  J.  Mara- 
OALL,  visions  y  rants,  Barcelona,  Aven9,  1900.  -  J.  Plana  y  Dorca, 
Curtas  y  mes  curtas,  Barcelona  1901.  —  Thomas  Forteza  y  Cort^ 
poesies,    Palma  1902.  —  E.  Guanyab^^ns,   VoliniJie^,  Barcelona  1903. 

—  J.  Delpont,  jRefilets,  1904.  —  J.  Plana  y  Dorca,  Bastides  y 
Pedruscall,  1904.  —  M.  Costa  y  Llobera,  p"*,  tradidons  y  fanta- 
s-iesy  0.  J. 

Novelle  und  Roman :  J.  Massö  Torrents,  croquis  pirenencs, 
Barcelona,  Aveny  1896  und  öfter.  —  Santiago  Rusinol,  Anant  pel 
ynon,  Barcelona  1896  und  öfter.  (Cf.  RCHLEP.  I,  94—96).  —  Ray- 
MON  Casellas,  eh  sots  fercsteehsy  2*  ed.  Barcelona  1902.  —  J.  Mass6 
Torrents,  Desillusiöy  Barcelona  1904.  —  J.  Rossell6,  En  Rupit, 
Barcelona  1904. 

Übersetzungen  und  Sammlungen:  J.  Maragall,  Ifigenia  a  Tau- 
rida,  1898.  —  T.  Sucona  y  Vall^s,  los  salms  de  Daind,  Tarra- 
gona  1901.  —  Historia  de  Robert  lo  Diable,  treslat  d'una  versiö 
francesa  del  XI V^^  segle  eu  llengua  catalana.  Barcelona,  Alt^,  1901. 

—  J.  YxART,  obres  catalanes,  Bare.  Aven5,  1895.   (Cf.  RCHLEP.  I, 

4)  Emile  Leguicl,  un  grand  poMc  contemporain  en  langue  catalane, 
Ensai  sur  l'„Atlantida",  et  le  „Canig6"  de  Jacinto  Verdaffuer;  avec 
pr^face  de  M.  J.  Delpont.  Barcelona,  Aveny;  Ceret,  L.  Lamiot,  Bue  Saint- 
Ferr^ol,  1004.  IX,  109  S.,  2  frs.  5)  Palma  de  Mallorca,  Muntaner,  1903,  8*, 
301  pÄgs.    6)  London,  Heywood,  1904.     7)  JBRPh.  1. 


B.  Schädel.  II  353 

29—31,  RHisp.  1896,  n®  7—9).  —  Llüis  Mii^,  Colecdö  de  articles 
oriffinals.  Barcelona  1894.  —  Lluis  Mila,  Colecdö  de  monölechs  (25). 
Barcelona  1901—02. 

Im  übrigen  verweise  ich  auf  die  Besprechungen  der  neuesten  Er- 
scheinungen in  den  beiden  grossen  katalanischen  Zeitungen  „Few  de 
Catalunga^^  und  „El  Pöble  Catalä",  auf  die  zusammenfassenden  Über- 
sichten im  Calendari  Catald  %  sowie  auf  einzelne  Artikel  in  RCHLEP. 
z.  B.  n,  309  über  C.  Bosch  de  la  Trinxeria  [gest.  1897,  Werke: 
Die  Skizzen  Recorts  de  un  excursionista  (1887),  Pia  y  Montanya 
(1888),  De  ma  cullita  (1890),  Tardanias  (1892)  und  die  Novellen 
Vhereii  Novadell  (1899),  Montalbd  (1892),  Vhereu  Subird  (1893), 
Sera  (1894)];  III,  116ff.  [R.  D.  Per^s,  notas  catalanas,  über  Santiago 
Rusinol,  Mass6  y  Torrents,  Rafael  Altamira,  Narciso  Oller 
etc.] ;  rV,  84  über  E.  Vi  dal  deValenciano  [gest.  1899,  Aufzählung  seiner 
dramatischen  Werke  seit  1865],  IV,  159-168.  232—246  [Rede  von 
CosME  Parpal  y  Marques  auf  die  Tätigkeit  des  grossen  Rubiö  y 
Ors  als  Geschichtsschreiber],  IV,  171 — 183  [guter  Überblick  über  des- 
selben dichterisches  und  wissenschaftliches  Schaffen],  VI,  6  7  ff.  [über 
Victor  Balaguer]  oder  der  RHisp.,  1901,  573ff.  [überdens.]  und  der 
Ro.  XXIX,  472  (über  RubiöyOrs'  letzte  Werke).  Zusammenhängende 
kritische  Würdigungen  des  literarischen  Lebens  der  Gegenwart  (etwa  seit 
Tu  bin  OS  grossem  Werk)  und  seines  rapiden  Aufschwungs  fehlen ;  es  ist 
die  Aufgabe  der  Katalanen  selbst,  diese  Lücke  zu  füllen.  Selten  be- 
schäftigen sich  kastilische  Zeitschriften  und  Zeitungen  mit  den  Leistungen 
der  Katalanen  auf  literarischem  Gebiet.  Eine  ungemein  reichhaltige 
Buchausstellung,  die  in  Verbindung  mit  dem  Oktober  1906  abge- 
haltenen „Primer  Cvngres  internadonal  de  la  Uengua  catalana**  die 
Bedeutung  und  den  äusseren  Umfang  des  katalanischen  Schrifttums  des 
19.  Jahrhs.  und  der  Gegenwart  der  Welt  und  —  Kastilien  greifbar  vor 
Augen  führte,  dürfte  die  Veranlassung  zu  einer  gerechteren  Einschätzung 
der  neukatalanischen  Literatur  auf  kastilischer  Seite  geben  und  zu  einer 
Besserung  der  Beziehungen  beitragen,  die  die  Geisteskultur  der  beiden 
Landesteile  verknüpfen. 

Halle  a.  S.,  im  November  1906.  Bernhard  Schädel. 

8)  Ed.  Joan  Bta.  Batlle,  L\,Ärxiu'\  carrer  de  la  Tapineria  48,  Barce- 
lona, Bd.  I  1898,  VI  1903. 


IIL 

Dritter  Teil.     Grenzwissenschaften. 

Volkskunde. 

Allgemeine  und  franzosische  Yolkskunde  von  R.  Reuschel 

folgt  später. 

Folklore  wallen.    1904  von  A.  Doutrepont  siehe  I  185. 

Folklore  in  Italia.  1904—1906.  Nel  triennio  del  quäle  verrö 
occupandomi  in  questn  breve  notizia  abbiamo  avuto,  dove  piü  e  dove 
meno,  piibblicazioni  intorno  ai  diversi  ranii  del  Folklore  in  Italia.  La 
materia  dei  racconti  fe  stata  pari  a  quella  dei  canti,  e  quindi  la  prosa 
narrativa  pari  alla  poesia  cantata.  Rieca  la  produzione  delle  usanze  e  delle 
superstizioni,  pcarsa  invece  e  povera  anzi  che  no  quella  dei  proverbi. 
Notevole  questo:  il  genere  narrativo  ha  avuto  pabolo  di  svolgerei  ed  affer- 
marsi  nella  leggenda.  Se  ne  togli  diciotto  fiabe  pubblicate  nelle  Tra- 
dizioni  popolari  friulane  da  LuiGi  Gortani  (üdine,  1904),  nelle 
quali  pure  son  canti  in  buona  parte  religiosi  e  parodie  e  canzonette  in- 
fantili;  se  ne  togli  anche  qualche  tentativo  artistico  di  novelle  per  fan- 
ciulli,  tutto  il  resto  b  esclusivamente  leggendario.  E  al  leggendario, 
comprese  le  pubblicazioni  originali  della  notissima  £mma  Parodi  (la 
quäle,  prendendo  motivi  o  interi  temi  di  leggende  toscane  ha  dato  fuoii 
or  ora  presso  la  Casa  Salani  quattro  bei  volumi  di  Novelle  della 
Nonna  (Firenze  190G),  appartengono  parecchie  pubblicazioni  di  studi 
critici  sopra  singoli  temi.  I  meno  intendenti  nella  specialita  non  saranno 
soddiöfatti  di  questa  limitazione;  ma  giova  osservare  che  per  via  di 
monografie  particolari  si  potra  giungere  a  svolgere  nella  sua  pienezza 
un  fatto  e  ad  assodare  singoli  risultati  che  poi  serviranno  di  leggi  generali. 

Notevole  anche  que^^to:  le  poche  opere  di  argomento  leggendario 
venute  in  lucc  sono  del  tutto  negative.  Mi  spiego:  riescono  a  dimostrare 
tutto  il  contrario  di  quello  che  si  b  creduto  e  detto  finora:  esempio  special- 
mente  il  libro  di  GiNO  Chiarini  sopra  Romeo  e  Giulietta.  La  storia 
degli  amanti  veronesi  ricercaüi  nelle  novelle  italiane  e  nella  tragedia  di 
Shakspeare  (Firenze,  8ansoni  1905),  tragedia  che  il  Chiarini  tniduce  dal- 
ringlese,    mette    al   bando  le   secolari    affemiazioni  e  le  tradizioni  attuaL' 


G.  Pitrfe.  III  2 

sugli  ipotetici  personaggi,  dei  quali  non  si  cessa  ancora  di  indicare  il 
sepolcro  chQ  non  fu  mai  loro  sepolcro. 

Lavoro  anch'  esso  di  ardita  demolizione  h  quello  testö  iniziato  da 
Benedetto  Croce  con  le  sue  quattro  Leggen  de  napoletane  (Napoli, 
Morano  1905);  dove,  narrato  coi  passi  di  scrittori  napoletani  i  racconti 
dell'  Arco  di  S.  Eligio,  della  Regina  Giovanna,  del  Pozzo  di 
S*.  Sofia  e  degli  Amori  del  Pergolesi  a  Napoli,  il  Croce  li  viene 
sfatando  con  solida  erudizione.  Dico  iniziato  il  lavoro  del  Croce,  perch^ 
il  suo  volumetto  h  il  principio  d'  una  serie  di  altri  sull'  aigomento,  storico 
e  demografico  ad  un  tempo. 

Solo  a  titolo  bibliografico  ho  il  dovere  di  citare  un  volume  di  Studi 
di  loggende  e  Nuova  Raccolta  di  Loggende  pop.  siciliane 
(Torino,  Rinck  1904).  Esso  h  il  XXII  della  Biblioteca  delle  tra- 
dizioni  pop.  sicil.  che,  presto  farä  quarant'  anni,  venne  incominciata 
dall*  Autore  in  Palermo.  La  parte  principale  del  libro  b  una  monografia 
sopra  il  famoso  nuotatore  tradizionale  dl  Messina  chiamato  Cola  Pesce, 
che  sarebbe  vissuto  ai  tempi  di  Federico  II®  lo  Svevo  mentre  la  leggenda 
era  piü  che  millenaria  quando  Frederico  non  era  ancora  nato.  La  lette- 
ratura  erudita  e  la  rusticana,  intorno  a  questo  tipo  di  marangone  stra- 
ordinario,  mezzo  tra  l'uomo  e  Tanfibio,  5dall^A.  mensa  a  contributo  per 
la  illustrazione  non  solo  di  Cola  ma  anche  dell'  ente  divenuto  dapprima 
le^endario,  ora  mitico.  Altro  tema  di  ricerche  ^  il  ciclo  leggendario 
del  Vespro  Siciliano. 

Brevi  Studi  di  Loggende  abruzzesi  comparate  (Teraino  1905) 
sopra  Ponzio  Pilato,  Longino  e  la  distruzione  di  Corfino  son  quelli  di 
Giovanni  Pansa;  che,  a  dir  vero,  non  saprei  mettere  a  fronte  degli 
altri  recentissimi  di  Gaetano  Amalfi  sopra  Parten io  di  Nicea  e 
le  favole  milesie  (Napoli,  Priore  1906)  prima  parte  di  una  monografia 
dovuta  ad  un  uomo  molto  competente  nella  storia  delle  novelle  special- 
mente  antiche  e  provetto  nelle  ricerche  piü  gravi  di  fonti  e  di  com- 
parazioni. 

Nel  vasto  campo  della  poesia  popolare,  il  libro  piü  considerevole 
non  solo  pei  canti  tradizionali,  ma  anche  per  tutte  le  altre  materie  del 
Folklore  nazionale,  h  la  nuova  edizione  de  La  poesia  pop.  italianadi 
A.  D'Ancona  (Livomo,  Giusti  1906).  Ventott' anni  di  nuovi  studi,  un 
numero  copioso  di  documenti  nuovi,  quasi  sempre  difficili  a  trovare,  han 
reso  quest*  opera  capitale  per  la  storia  di  quella  poesia,  che  da  ora  in 
poi  dovra  entrare  nella  storia  della  letteratura  in  Italia.  La  lirica  popo- 
lare, sopratutto  d'amore,  assorge  per  essa  ad  una  importanza  non  prima 
sognata,  quando  fino  ad  un  terzo  di  secolo  fa  raccoglitori  ed  editori  ^i  canti 
venivano  derisi  o  compatiti.  Storia  non  ^,  ma  critica  oggettiva,  serena, 
stringente  di  quella  lirica  che  da  tre  secoli  corre  per  le  bocche  dei  volghi 
della  penisola,  e  della  origine  e  degli  adattamenti  e  delle  forme  metriche 
di  essa,  e  delle  sue  relazioni  con  la  poesia  letteraria.  La  quäle  critica 
h  riuscita  ad  assodare  che  patria  d' origine  della  lirica  pop.  italiana  h  la 
Sicilia.  «La  chiara  fontana,  scrive  sapientemente  e  poeticamente  il 
D'Ancona,  h  quell'  onda  sotterranea,  sempre  fresca  e  vivace,  che  scorre 
da  un  capo  all' altro  d' Italia;  h  quella  misteriosa  Aretusa,  che  sgorga 
nell'  Isola  ed  attraversa  lo  Stretto,  e  neUa  quäle  fa  suo  lavacro  la  Musa 


III  3  Folklore  in  Italia.    1904—1906. 

del  popolo;  e  quando  n^esce  fuori,  le  stille  che  le  cadono  ai  piedi,  sono 
come  gronda  di  dolce  pioggia  di  perle  e  dl  rubini  scintillanti  ai  raggi 
del  nostro  sole  .  .  .  e,  nato  con  veste  del  dialetto  in  Sicilia,  in  Toscana 
aseunse  forma  illustre  e  comune,  e  con  riffatta  veste  migrö  nelle  altre 
provincie.» 

Lo  studio  dei  prinii  tentativi  nel  canipo  delle  tradizioni  popolari  ha 
indotto  il  Prof.  Giovanni  Giannini  a  ristampare  una  raccolta  tanto 
decantata  quanto  sconosciuta  di  poesie  popolari  fatta  tra  il  1834  e  il 
1842  dal  oorso  Silvio  Giannini.  JDico  i  Canti  dei  cainpagnuoli  to- 
scani,  (Arezzo  1904),  apparsi  nella  Viola  del  Pensiero  e  poi  nei 
Canti  pop.  toscani,  corsi,  illirici  e  greci  del  Tonimaseo  (rilevo  di 
passaggio  la  ristampa  dei  Canti  greci  di  qnesta  celebre  raccolta,  ristampa 
fatta  dal  traduttore  P.  E.  Pavolini,  Milano  1905). 

La  ristanipa  comprende  132  rispetti  con  le  tre  prefazioni  che  allora 
li  acoompagnarono  di  Silvio  Giannini  e  di  Pietro  Thouar,  ed  ^  un 
documento  per  la  bibliografia  della  poesia  rustica  in  Italia.  II  Senti- 
inento  del  Marc  nella  poesia  italiana  (Torino,  Paravia  1905)  ö 
stato  ricercato  dalla  giovane  professoressa  Albertina  FüRNO  nella  poesia 
erudita  e  nella  popolare.  Gli  elementi  di  questa  non  sono,  a  dir  vero, 
abbondanti;  tutt'  altro!  Ed  h  strano  che  in  una  terra  tutta  circondata 
dal  mare,  sia  tanta  scarsezza  di  sentimento  di  esso.  Una  letteratura 
pop.  marinaresca  come  quella  che  offrono  altri  paesi,  Tltab'a  non  ha:  e 
quello  che  la  Furno  ha  saputo  mettere  insieme,  specialmente  in  Sicilia, 
che  h  la  meglio  posta  in  evidenza,  h  giä  qualche  cosa. 

Altra  volta  ebbi  ad  avvertire  il  contributo  sempre  copioso  di  tra- 
dizioni per  occasione  di  nozze.  Anche  stavolta  devo  constatare  il  fatto 
per  recenti  pubblicazioni  delFAMALFi,  del  Di  Martino,  del  Ferraro; 
tutte  per  nozze.  Tra  le  notevoli  ö  quella  del  prof.  Giovanni  Fabris 
(Faustissime  Nozze  Fabris-Savardo.  Udine,  Dal  Bianco  1906) 
che  fa  risaltare  le  relazioni  iutime  ed  esteriori  tra  alcune  laudi  medie- 
vali  dei  disciplinanti  del  Veneto  e  le  laudi  moderne,  altre  liriche,  altre 
narrative.  Le  relazioni  sono  cosi  strette  che  una  parentela  non  puö 
negarsi.  I  componimeuti  di  questo  genere  dei  secoli  scorsi  ed  i  componi- 
menti  presi    dalla  bocca  dei   volghi  d'oggi  hanno  veri  contatti. 

Scarsa,  anzi  addirittura  nulla,  h  stata  la  produzione  tecnica  della 
musica  tradizionale. 

Un  piccolo  saggio  ci  e  venuto  dall'  Estero  e  da  una  forestiera  molto 
intelligente,  la  Sig*  Ella  de  Schoultz-Adaiewski,  che  ha  dato  fuori 
Volksweisen  und  Texte  aufgezeichnet  bei  den  Slaven  von 
Torre,  Torre,  Udine,  Luzevera  sono  aH'estremo  confine  d' Italia,  e  le 
melodie  quivi  udite  e  trascritte  presse  quegliSlavi  hanno  un' importanza 
speciale  in  quanto  confermano  la  italianita  anche  di  quella  musica. 
Questa  italianita,  dalla  brava  raccoglitrice  non  rilevata,  risulta  da  qualsi- 
voglia  documento  tradizionale  di  quella  regione,  anche  sottoposta  aU' 
Austria,  come  Fiume,  ed  e  ragione  di  nuove  ripetute  conferme. 

Proprio  quest'  anno  il  prof.  Albino  Zenatti  ha  chiamato  la  simpatia 
degli  Studiosi  sopra  Un  Canto  pop.  d'Ampezzo  (siamo  sempre  li  nel 
Friuli):  che  egli  e  Giosuö  Carducci  (Trento,  Zippel  1906)  udirono  nel 
1892,    canto   che   al    forte  poeta  parve  ed  e  una  rivelazione  d' italianita 


G,  Pitrfe.  III  4 

in  quella  terra  divisa  da  secoli  dalla  madre  patria;  e  che  principia: 
«Vegnira  po*  '1  di  de  Luni,  —  8ul  marca  coraprar  le  funi».  Lo  studio  del 
Zenatti  passa  a  rassegna  la  maggior  parte,  se  non  tutti,  i  ricordi  della 
settimana  degli  amanli  nella  tradizione  poetica. 

Chi  cerchi  poesia  popolareggiante  potra  mettere  gli  occhi  sopra 
Cecco  d'Ascoli  e  la  Musa  popolare  di  Carlo  Lozzi  (Ascoli-Piceno 
1904)  e  Attraverso  il  quattrocento  di  F.  Ravelix)  (Torino  1904). 

Ho  detto  che  le  pubblicazioni  di  usaiize  superano  quelle  di  qualsi- 
voglia  ramo  di  Folklore.  Le  prove  son  li  in  un  volume  di  ricerche 
originali  d'archivio,  di  L.  Fumi:  Superstizioni,  pregiudizi  e  malie 
in  Lucca  nel  medio  evo  (Lucca,  Giusti  1905);  in  una  nuova  splendida 
edizione  illustrata  della  Storia  di  Venezia  nella  vita  privata  di 
Pompeo  Molmenti  (Bergamo  1905)  ed  in  un' altra  dozzina  di  libri  ed 
opuscoli.  II  settecento  in  Sicilia,  in  Napoli,  in  Venezia  ed  altrove  fe  stato 
trattato  dall' Autore  di  questo  cenno  in  due  volumi  sopra  Palermo 
cento  e  piü  anni  fa  (Palermo,  Reber  1904 — 05);  da  L.  M.  Majorca 
MoRTiLLARO  nel  volume  Lettighe,  Portantine  e  personaggi  nel 
settecento  (Terza  edizione,  Palermo,  Reber  1906);  da  E.  Mele,  che 
ha  esumato  e  tradotto  dalle  spagnuolo  in  italiano  una  parte  del  Via  je 
di  Leandro  Fernandez  de  Moratin  riferibile  a  Napoli  nello  scorcio  del 
medesimo  secolo  (Trani,  Vecchi  1906).  I  lazzari,  i  mendicanti,  il  patriziato, 
la  curia,  i  paglietti,  il  Clero,  la  milizia  vi  rivivono  e  si  agitano. 

Le  credenze  sopra  II  tarantolismo  sono  State  studiate  in  una 
farsa  del  sec.  XVIII  da  F.  Guerrieri  (Lecce  1904),  cosi  come  i 
Mariti  e  Cavalier  serventi  nelle  commedie  del  Goldoni  da  una 
donna!  la  Signora  Maria  Merlato  (Firenze,  Carnesecchi  1906).  Antiche 
costumanze  basilische  sono  descritte  nel  X  capitolo  delle  Memorie 
storiche  di  Oppido  Basili'cata  di  Frangesoo  Giannone  (Palermo, 
Marsala  1905),  e  compresi  in  un  volumetto  di  Manfredi  Fasülo 
sopra  L'Isola  di  Capri  (iSorrento  1906). 

Di  essen  diabolici  si  sono  occupati,  ciascuno  per  proprio  conto,  il 
Prof.  Carlo  Pascal  nel  suo  libro  Dei  e  Diavoli  (Firenze,  Le  Mounier 
1904)  e  QüiRiNO  BiANCHi  in  una  monografia  sopra  L'evoluzione  del 
Diavolo  nella  delinquenza  (Napoli,  Lubrano  1905)  e  di  usanze 
nuziali  D.  Chiattone  in  Matrimoniana  (Saluzzo  1905).  Tutta  questa 
materia  pu5  dirsi  nuova,  o  presso  che  nuova.  Gli  autori  han  saputo 
dove  metter  le  mani  nello  sceglierla,  e  come  farne  ragione  di  studi  nello 
svolgerla. 

Di  seconda  mano  ha  invece  lavorato  A.  De  Blasio  scrivendo  de' 
Pregiudizi  sugli  eventi  umani  (Napoli,  Pierro  1906);  come  a  dire 
dei  giomi  fausti  ed  infausti,  dei  numeri,  e  di  altre  superstizioni. 

Vengo  ora  a  parlare  d'un  gruppo  di  pubblicazioni  miscellanee  a 
base  specialmente  di  costume. 

Nella  immensa,  svariata  produzione  popolareggiante  di  G.  C.  Croce, 
il  proverbiale  autore  di  Bertoldo  e  di  Bertoldino,  Alberto  Trauzzi  ha 
cercato  le  molteplici  manifestazioni  della  vita  bolognese  della  fine  del 
Cinquecento  e  dei  primi  del  seicento  e  ne  ha  fatto  un  buon  libro  intitolato: 
Bologna  nelle  opere  di  G.  C.  Croce  (Bologna,  Zanichelli  1905).  La 
citta  pel  Trauzzi  rivive  con  i  suoi  gusti,  i  suoi  vestiti,  i  suoi  divertimenti, 


m  5  Folklore  in  Italia.    1904—1906. 

le  sue  feste,  i  suoi  amori,  le  sue  pazzie:  vero  caleidoscopio  di  pereone  e 
di  cose  animate  e  parlanti. 

Appunti  di  costumanze,  di  ubbie,  di  molti  e  di  curiosita  storico- 
deinografiche  formano  le  Mescolanze  di  tradizioni  popolari  di 
Gherardo  Nerucci  (Pistoia,  Fiori  1904),  nome  caro  alle  discipline 
ling^stiche  e  dialettali.  Sono,  ripeto,  appunti  che  fanno  deplorare  che  il 
loro  autore  non  abbia  occupato  Tacuto  ingegno  e  la  larga  erudizione  in 
opere  di  lena  e,  come  suol  dirsi^  di  polso. 

Mescolanza  di  canti  d'amore  e  di  leggende  religiöse,  di  fiabe  e  di 
feste  calabresi  e  il  libro  di  M.  Meoali  Del  Giudice:  Nel  Paese 
degli  Uli  vi  (Reggio  di  Calabria,  D'Angeli  1905),  Di  tutto  vi  e  un 
poco:  un  saggio;  e  mentre  le  fiabe  sono  complete,  le  leggende  sacre  in 
poesia  riescono  incomplete  e  frammentarie:  come  la  8*  Gaterina,  la 
S*  Rosalia,  la  S*.  Genoveffa,  S.  Giuliano  ecc. 

Altri  canti,  altre  feste  sacre  e  profane,  di  Natale  e  della  Settimana 
Santa,  altre  superstizioni  e  credenze  volgari  sono  pure  Nel  paese  della 
fata  (Reggio  di  Calabria  1905)  del  niedesimo  autore. 

Ad  una  lunga  visita  (1901)  alla  Val  Fierozza  e  Val  di  Fersina, 
che  accoglie  una  popolazione  simile  a  quella  dei  Sette  Comuni  vicentini, 
che  parla  il  cimbro  e  Titaliano,  il  Prof.  A.  Baragiola  ha  fatto  aeguire 
uno  studio  etnografico  legato  al  Folklore.  I  punti  principali  di  siffatto 
studio  sono  la  vita  fisica  e  materiale  di  quegli  abitanti,  le  loro  case,  i 
loro  costumi^  le  loro  credenze  e  la  loro  lingua,  che  e  tedesca:  studio  del 
tutto  nuovo. 

Sotto  Taspetto  etnografico  ö  anche  interessante  nella  grave  opera 
del  Comune  di  Modica  di  Paolo  Revelli  (Palermo,  Sandron  1904) 
la  parte  delle  abitazioni,  dell'  igiene,  del  sentimento  religioso,  dei  vincoli 
di  famiglia,  del  dialetto  parlato,  dei  proverbi,  dei  canti  della  Contea  di 
Modica,  una  specie  di  isola  etnica  neir  isola  di  Sicilia. 

Ristampa  con  aggiunte  ed  illustrazioni  ö  Roma  nei  proverbi  e 
nei  modi  di  dire  di  Marco  Besso  (Roma,  Loescher  1904).  Ristampa 
h  anche  quella  dei  Proverbi  di  Stefano  Guazzo,  della  Civil  Conver- 
sazione.  Questa  opera  dal  1581,  in  cui  venne  la  prima  volta  in  luce, 
in  poi  ebbe  venti  edizioni,  due  versioni  francesi,  una  spagnuola,  una  latina. 
Ora  da  essa  b  partito  il  Prof.  Luioi  Bonfigli  per  ricostruire  la  biografia, 
in  vero  povera  ed  oscura  finora,  del  geniale  scrittore  cinquecentista,  la 
quäle  precede  Toperetta:  Stefano  Guazzo  e  la  sua  Raccolta  di 
Proverbi  (Arezzo,  Sinatti  1905).  La  biografia  ha  per  noi  un  interesse 
limitato;  1' interesse  invece  lo  ha  lo  spoglio  di  quattro  diverse  Operette 
del  Guazzo,  che  apprestano  al  Bonfigli  una  buona  raccoltina  di  proverbi 
quali  essi  correvano  nel  sec.  XVI,  e  quali  potranno  servire  alla  ragione 
cronologica  d'  una  futura  raccolta  di  proverbi  italiani.  In  due  conferenze 
t^nute  allo  Ateneo  Vcneto  il  Dr.  Cehare  Musatti  ha  trattato  dello 
argoniento  suo  prediletto,  i  Motti  pop.  veneziani  (Venezia,  Pellizzato 
1904'.  Questi,  in  numero  di  sessanta  circa,  sono  antichi,  modemi  ed 
anche  contemporanei :  proverbi,  modi  di  dire,  frasi,  motteggi,  nati  chi  sa 
come  e  stati  finora  trascurati  senza  che  alcuno  pensasse  a  niccoglierli  ed 
a  levarli  alla  dignita  della  illustrazione.  Esse  vertono  sopra  eiüfizi,  aweni- 
menti,  costumanze  e  persone. 


A.  Schultz.  III  6 

Peccato  che  non  corrisponda  alle  buone  intenzione  del  sig.  Anoelo 
Zennaro  la  8ua  opericciuola  di  Vocaboli  e  Proverbi  chiogiotti! 
(Venezia,  Pellizzato  1905):  discutibile  contributo  alla  paremiografia  in  un 
paese  che  ha  avuto  i  lavori  del  Pasqualigo,  del  Musatti  e  della  Nardo- 
Cibele. 

Palermo,  23  Dicembre  1906.  G.  Pitrö. 

Bfttoronianische  Volkskunde.  1904.  Den  schon  früher')  ver- 
öffentlichten sieben  engadinischen  Märchen  hat  O.  Bundi  noch 
ebensoviele*)  (nicht  9,  wie  sich  aus  Nummer  XVI  der  letzten  Er- 
zählung vermuten  Hesse)  folgen  lassen.  Man  vermisst  bei  einigen  die 
Lokalfarbe,  freut  sich  aber  um  so.  mehr  über  den  Humor,  wie  er 
insbesondere  //  primip  e  siieu  comper  auszeichnet.  Dieser  Gevatter 
Pächter  beschwindelt  seinen  Prinzen  (mit  welchem  auch  ein  enga- 
dinischer  König  in  //  fer  laina  vi'n  Gravatscha  zu  vergleichen  ist) 
mehrmals,  zuletzt  auch  mit  einem  Pfeifchen,  womit  er  scheinbar  seine 
Frau  vom  Tode  auferweckt,  womit  aber  der  Prinz  den  von  ihm  ad  hoc 
erschossenen  Schreiber  nicht  mehr  auferwecken  kann:  ein  Motiv,  das  uns 
an  Isabellas  Tod  in  Ariostos  rasendem  Roland  erinnert  Und  da  dem 
Prinzen  endlich  ein  Licht  aufgeht,  il  cumper  a^i  vaiva  fat  our  della 
puolvra,  wie  der  Engadiuer  unsere  bekannte  Redewendung  nicht  nur 
hier  so  hübsch  übersetzt 

München.  G.  Hartmann. 

Rumänische  Yolksllteratur.  1904  von  G.  Weigand,  siehe 
8.  I  Hof. 

Kanadisehe  Yolkskunde.  1902 — 1904  von  James  Geddes  jr. 
wurde  mit  der  Sprache  und  Literatur  I  21 7  ff.  zusammen  behandelt. 

Historische  Geographie  und  Ethnographie  Frankreichs. 
1904  von  R.  Poupardin  folgt  später. 


Homanisolie  Ktilttirge8oliioh.te. 
1904—1906. 

Eine  hübsche  kleine  Abhandlung,  die  er  seiner  Mutter  und  seiner 
Gattin  weiht,  hat  Prof.  Anton  Renato  Brebciani  unter  dem  Titel 
„Usi  moderni  a  Pompei  negli  scritti,  nei  graffiti  e  nei  segni 
sui  muri  con  qualche  confronto  di  scrittori  italiani''  (Brescia, 
Castoldi  1903)  veröffentlicht  Er  bespricht  die  Reklame-Grafiiti,  die  an  den 
Wänden  angeschriebenen  Zitate  aus  Dichtem,  die  Proben  populären  Aus- 

1)  ASRR.  XV  215ff.,  XVI  337ff.  2)  Parevlas  engiadinaisas.  Con- 
tinuÄsiun,  ibid.  XVIII,  1904,  269—298. 


in  7  Romanische  Kulturgeschichte.    1904-1906. 

dnickes.  Neues  bringt  er  so  gut  wie  gar  nichts,  dagegen  weiss  er  seinen 
Stoff  hübsch  zu  gestalten. 

Friedrich  Kauffmann  schildert  in  seiner  Rektoratsrede  (Kiel, 
5.  März  1904)  „Römisch-germanische  Forschung.  Theodor 
Mommsen  zum  Gedächtnis"  (Kiel  1904)  die  grossen  Verdienste,  die 
sich  der  verstorbene  Grossmeister  auch  um  die  Erforschung  der  ältesten 
germanischen  Zustände  erworben  hat. 

Links  neben  der  Westfassade  der  Kirche  Anastasia  zu  Verona  sieht 
man  über  einem  Tore  des  alten  Klosters  hoch  oben  das  merkwürdige 
Grabdenkmal  des  Guglielmo  Castelbarco.  Das  Leben  dieses  Mannes 
hat  Giuseppe  Gerola  im  Annuario  degli  Student!  Trentini  (VIT.)  ge- 
schildert. Ein  mächtiger  Herr  im  Lande  des  Bischofs  von  Trient,  lebt 
er  meist  in  Fehde  mit  seinem  Fürsten,  gestützt  durch  die  Freundschaft 
der  Scaligeri  in  Verona.  Er  starb  1319.  In  seinem  Testamente  be- 
stimmte er  eine  Summe  zur  Errichtung  seines  Grabmales;  weitere  Legate 
vermachte  er  der  Stadt  Rovereto  zum  Ausbau  des  Südschiffes  vom  Dome 
zu  Trient;  endlich  hat  er  auch  Stiftungen  zum  Bau  von  Santa  Anastasia 
und  San  Fermo  in  Verona  hinterlassen,  also  sich  als  hervorragender 
Förderer  der  Kunst  erwiesen. 

Über  die  Priester  der  alten  Gallier  hat  G.  V.  Calleoari  unter 
dem  Titel  „II  Druidismo  nelF  antica  Gallia"  (Padova,  Verona  1904, 
frat.  Drucker)  eine  lehrreiche  Abhandlung  veröffentlicht,  in  der  er  das  Wenige, 
was  über  die  Druiden  bekannt  ist,  zusammengefasst  und  zugleich  mit  den 
Autoren,  die  früher  die  gleiche  Frage  behandelten,  sich  auseinandersetzt. 
Über  den  Aberglauben  der  späteren  Zeit  bietet  uns  Max  Gerhardt 
eine  interessante  Untersuchung.  Die  Dissertation  „Der  Aberglaube 
in  der  französischen  Novelle  des  16.  Jahrhunderts"  (Schöne- 
berg b.  Berlin  1906)  ist  für  die  Sittengeschichte  von  Bedeutung.  Oskar 
Kühn  liefert  in  seiner  Schrift  „Medizinisches  aus  der  altfran- 
zösischen Dichtung"  (AbhGM.  1904)  einen  Beitrag  zur  Greschichte 
der  Krankheiten  des  Mittelalters,  der  für  alle,  die  sich  mit  der  altfran- 
zösischen Poesie  beschäftigen,  von  hohem  Werte  ist;  gerade  die  Art  des 
Leidens,  das  in  den  Dichtwerken  des  französischen  Mittelalters  erwähnt 
werden,  mit  Bestimmtheit  zu  erkennen,  war  ja  bisher  mit  so  grossen 
Schwierigkeiten  verbunden.  „Das  Befestigungswesen  in  der 
altfranzösischen  Literatur"  (Diss.  Göttingen  1906)  behandelt  Hans 
Schumacher.  Der  Wert  dieser  Arbeit  liegt  in  der  Zusammenstellung 
und  Ordnung  der  in  Betracht  kommenden  Belegstellen;  eine  Erklärung 
derselben  hat  der  Verfasser  in  der  Regel  nicht  versucht  Immerhin  hat 
er  einem  späteren  Bearbeiter  des  schwierigen  Stoffes  eine  nicht  gering  an- 
zuschlagende Beihilfe  geliefert.  Ernst  Neümann  hat  in  seiner  Disser- 
tation „Der  Söldner  (soudoyer)  im  Mittelalter  nach  den  fran- 
zösischen (und  provenzalischen)  Heldenepen"  (Marburg  1905) 
ein  wichtiges  Kapitel  des  mittelalterlichen  Kriegswesens  ebenso  einsichtig 
wie  gründlich  behandelt  und  sich  damit  ein  grosses  Verdienst  erworben, 
-da  er  auch  sich  nicht  auf  die  Ansammlung  des  Materials  beschränkte, 
.sondern  den  Stoff  wirklich  zu  gewältigen,  ein  lebensvolles  Bild  zu  ent- 
werfen sich  bestrebte. 

Eine    sehr    interessante    Frage    behandelt    Ludwig   WoLTBiANN    in 


A.  Schultz.  III  8 

seinem  Buche  „Die  Germanen  und  die  Renaissance  in  Italien" 
mit  über  hundert  Bildnissen  berühmter  Italiener  (Thüringische  Verlags- 
anstalt, Leipzig  1905).  Er  will  beweisen,  dass  die  wichtigsten  Vertreter 
der  italienischen  Renaissance  von  germanischer  Herkunft  waren;  die  viel- 
artigen Belege,  die  er  für  seine  Meinung  beibringt,  wird  schwerlich  ein 
einzelner  alle  und  gleich  kompetent  zu  würdigen  vermögen.  Interessant 
aber  bleibt  die  Anregung  immer  und  verdient  w^ohl  gründlich  geprüft  zu 
werden.     Die  Abbildungen  sind  nicht  besonders  gut  ausgeführt. 

Mehr  nur  für  die  Spezialforschung  ist  die  Arbeit  von  Giacomo 
N1GIDO-D10NI8I  von  Belang:  „L'Accademia  della  Fvcina  di  Messina 
(1630 — 1678)"  ne  suoi  rapporti  con  la  storia  della  cultura  in  ßicilia. 
Con  cenni  biograßci,  indicazioni  e  descrizioni  bibliografiche"  (Catania, 
C.  N.  Giannotta  1903)  bespricht  das  Wirken  der  Akademie  von  der 
„Schmiede",  schildert  ihre  Schicksale  und  teilt  Proben  von  den  dichterischen 
Leistungen  ihrer  Mitglieder  mit. 

München.  Alwin  Schultz. 


Homanisclie  Kunstgesohiolite. 
1904-1906. 

Den  Einfluss  der  Kunstschule  von  Cluny  auf  einige  Kirchenbauten 
der  Schweiz  bespricht  Dr.  Emma  Reinhart,  „Die  Cluniazenser 
Architektur  in  der  Schweiz  vom  X.  bis  XIII.  Jahrhundert** 
(Zürich  1904).  Die  Klosterkirchen  von  Romainmötier,  von  Payerne,  aber 
auch  die  der  anderen  Cluniazenserpriorate  in  der  Schweiz,  besonders 
das  Kloster  Allerheiligen  in  Schaffhausen   werden    eingehend   geschildert. 

Unter  dem  Titel  „Italienische  Forschungen,  herausgegeben 
vom  kunsthistorischen  Institut  in  Florenz.  I.  Berlin  1906"  ver- 
öffentlicht Prof.  Dr.  Heinrich  Brockhaus  eine  Reihe  von  Abhandlungen, 
deren  erste  „Das  Aktenbuch  für  Ghibertis  Matthäusstatue 
an  Or  San  Michele  zu  Florenz"  von  Dr.  Alpred  Doren  heraus- 
gegeben ist,  die  zweite  „J.  Solari  architetti  e  scultori  lombardi 
etc.**  von  Dr.  Fr.  Malaöuzzi  Valeri  verfasst  wurde.  Der  Wert  dieser 
Beitrage  zur  itahenischen  Kunstgeschichte  braucht  nicht  erst  besonders 
hervorgehoben  zu  werden.  —  Eine  jedem  Freunde  der  Sittengeschichte  ge- 
wiss hochwillkommene  Abhandlung  verdanken  wir  dem  jüngst  verstorbenen 
Dr.  Gustav  Ludwig.  Er  hat  mit  Beihilfe  des  Dr.  Fritz  Rintelen 
eine  Reihe  von  Untersuchungen  über  den  venezianischen  Hausrat  zur 
Zeit  der  Renaissance  verfasst  und  in  diesem  Bande  ist  ausser  der  sehr 
instruktiven  Einleitung  zunächst  der  Abschnitt  „Restello,  Spiegel- 
und  Toilettenutensilien  in  Venedig  zur  Zeit  der  Renaissance" 
veröffentlicht.  Restello  ist  ein  Wandspiegel,  an  dessen  Rahmen  Stifte 
zum  Aufhängen  der  Toilettenutensilien  angebracht  sind.  Kunstgeschicht- 
lich sind  diese  Toilettenspiegel,  weil  bedeutende  Künstler  sie  zuweilen 
mit  ihren  Gemälden  verzierten  immerhin  zu  beachten.  Es  wäre  recht 
sehr  zu  wünschen,  dass  das  Beispiel,  das  Ludwig  gegeben,  Nachahmung 
finden  möge. 


III  9  Romanische  Kimstgeschichte.   1904—1906. 

Nich  viel  zu  bedeuten  hat  der  Aufsatz^  den  Th.  Etmard  in  der 
Vox  (IT,  Nr.  13.  -  Paris  1905)  über  einige  Aquarellmaler  Gaston 
Prunier,  Mlle  Popelin,  M.  Jourdain,  M.  Lechat  und  Pierre  Vidal  ver- 
öffentlicht hat. 

München.  Alwin  Schultz. 

Palaeographie  und  Handsehriftenwesen  1904  von  6.  Qu  nder- 
mann  folgt  zusammen  mit  1905  im  nächsten  Band. 


IV. 

Vierter  Teil. 

Unterricht  in  den  Romanischen 

Sprachen. 

Redigiert  von  Karl  Vollmöllcr. 

A.  An  Universitäten. 

1.  Preussen.    Folgt  im  nächsten  Band. 

2.  Bayero.  1904.  München.  Im  W.S.  1908— 04  las  Prof.  Breymann: 
Geschichte  der  französischen  Literatur  bis  zum  Ausgang  des  Mittelalters 
4  stündig  und  behandelte  im  Seminar  2  stündig  die  provenzalische  Literatur 
in  alter  und  neuer  Zeit  nebst  Interpretation  alti)rovenzalischer  Texte. 
Privatdozent  Dr.  Hartmann  las  2  stündig  Französische  Literaturgeschichte 
im  17.  Jahrhundert,  ebenfalls  2  stündig  Einführung  in  die  italienische 
Sprache  und  1  stündig  Einführung  in  die  spanische  Sprache.  Der  Lektor 
Dr.  Jules  Simon  hielt  sowohl  Übungen  für  Neuphilologen  allein  als 
für  Studenten  aller  Fakultäten.  In  den  ersteren  veranstaltete  er  Über- 
setzungs-  und  In terpretations Übungen  nach  den  Lettres  choisies  du  18  s,, 
trieb  französische  Syntax  und  liess  längere  schriftliche  Aufsätze  anfertigen. 
In  den  letzteren  machte  er  praktische  Übungen  und  las  über  neuere 
französische  Literatur  des  lf3.  Jahrhunderts  mit  Lektüre  und  Erklärung 
von  kurzen  Auszügen. 

Im  S.S.  1904  las  Prof.  Breymann»  Grundzüge  der  allgemeinen 
Phonetik  und  Aussprache  des  Französischen  im  19.  Jahrhundert  2  stündig, 
und  interpretierte  2  stündig  Karls  des  Grossen  Reise  nach  Jerusalem, 
zugleich  als  Repetitorium  der  historischen  Lautlehre.  Im  Seminar  ver- 
anstaltete er  spanische  Übungen  im  Anschluss  an  Calderons  LelM^n 
und  Werke  nebst  Übersetzung  der  vida  es  siieno.  Privat<lozent  Dr.  Hart- 
mann las  2stündig  über  Dantes  Leben  und  Werke  mit  Interpretation 
ausgewählter  Gesänge  der  Divina  commedia;  daneben  hielt  er  2stündige 
deutsch-italienische  Übersetzungsübungen.  Endlich  las  er  Istündig  über 
Rätoromanisch.  Lektor  Dr.  Simon  repetierte  mit  den  Neuphilologen  die 
neufranzösische   Phonetik   und   Metrik,    veranstaltete    Übersetzuiigs-   und 

VoUmöllnr,  Rom.  Jahrrsbortcht  VIII.  ] 


IV  2  l^ntcrriclit  in  den  llomanischen  Sprachen  an  Tniversi taten. 

Interpretationsübungen  im  Anschluss  an  La  Fontaines  Fabeln  und  liess 
längere  schriftliche  Aufsätze  anfertigen.  Mit  Studenten  aller  Fakultäten 
machte  er  praktische  Übungen  und  las  über  neuere  französische  Literatur 
des  19.  Jahrhunderts. 

An  Dissertationen  erschien  während  des  Studienjahres  eine  Arbeit 
von  Leykauff  über  Haberts  Leben  und  Weltanschauung,  die  im  30.  Heft 
der  Münchener  Beiträge  veröffentlicht  wurde. 

In  Erlangen  behandelte  Prof.  Pirson  im  W.S.  1903/04  den 
ersten  Teil  der  historischen  Grammatik  des  Französischen  4stündig,  im 
S.S.  2stündig  den  zweiten  Teil.  Dazu  las  er  noch  über  französische 
Metrik  2stündig.  Im  S.S.  und  W.S.  hielt  er  je  1  stündige  altfranzösische 
und  2stündige  neufranzösische  Übungen  im  Seminar  ab. 

An  Dissertationen  werden  für  das  Studienjahr  angegeben:  Bittex- 
HOFF,  Das  lateinische  -inde  im  Französischen  und  Manger,  Die  fran- 
zösischen Bearbeitungen  der  Legende  der  h.  Katherina  von  Alexandrien. 

In  Würzburg  las  Ref.  im  W.S.  1903/04  46tündig  Geschichte 
der  französischen  Literatur  vom  IG.  Jahrhundert  an  und  hielt  2stündig 
altfranzösische  Übungen  ab  im  Anschluss  an  Chretien  de  Troyes  Dichtungen. 
Im  S.S.  behandelte  er  in  einem  4stündigen  Kolleg  die  Geschichte  der 
französischen  Literatur  im  18.  Jahrhundert  und  erklärte  im  Seminar 
2stüudig  die  ältesten  Denkmäler  der  französischen  Sprache.  Der  Ijektor 
Abb6  Saulze  hielt  2stündig  praktische  französische  Übungen  im  An- 
schluss an  den  Misanthrope  im  W.S.  und  im  S.S.  im  Anschluss  an 
Athalie. 

Im  Laufe  des  Studienjahres  erschien  eine  Dissertation:  Sc^hober, 
Rabelais'  Verhältnis  zum  Disciple  de  Pantagruel. 

Würzburg.  Heinrich  Schneegans. 

3.  Sachsen.  1904.  Dr.  phil.  Ottomar  Dittrich  (geb.  1865  in  Wien, 
Verfasser  der  „Grundzüge  der  Sprachpsychologie",  Bd.  I  1903)  hat  sich 
mit  der  Schrift  „Über  Wortzusammensetzung  auf  Grund  der  neufran- 
zösischen Schriftspraclie"  als  Privatdozent  für  allgemeine  Sprachwissen- 
schaft habilitiert." 

Im  Anschluss  an  die  „Einführung  in  die  spanische  Sprache" 
(1903/04)  bot  Prof.  BiRCii-HiitS(;HFELD  im  Sommersemester  ein  Kolleg 
über:  „Spanische  Grammatik  und  Lektüre."  Der  Lehrstoff  wurde  sonst 
nur  noch  erweitert  durch  die  Vorlesungen  des  Lektors  Dr.  Blondeaux: 
„Lamartine  et  Alfred  de  Vigny"  (1904)  und  „Alfred  de  Musset.  Sa  vie 
et  ses  oöuvres"  (1904/05). 

Leipzig.  Fj,  Michael. 

4.  Württemberg.  1902.  In  der  Vertretung  des  Faches  hat 
sich  gegen  das  vorige  Berichtsjahr  nichts  geändert.  In  den  Vorlesungen 
wurde  im  SS.  zum  erstenmal  Mistrals  Mii'cio  behandelt,  im  Seminar 
im  SS.  Isemhart  und  Gormont  (nach  Baists  Neudruck),  im  WS. 
1902/03  Spanisch. 

Die  beiden  wichtigsten  Ereignisse  des  Jahres  betreffen  das  Seminar. 
Djiss   sich    für   diosts    im    Bericht<*jahr  vorläufige  Räumlichkeiten  ge- 


C.  Voretzsch.  iV  3 

funden  haben  und  dadurch  die  Bibliothek  des  Seminars  erst  recht  nutz- 
bar gemacht  werden  konnte,  ist  bereits  im  vorigen  Bericht  (VI  iv  31) 
erwähnt  worden.  Dazu  kommt  ein  bedeutender  und  die  romanistische 
Arbeit  im  Seminar  ausserordentlich  fördernder  Zuwachs  der  Bibliothek 
durch  die  Erwerbung  einer  Anzahl  Text-  und  Zeitschriftenserien  aus  der 
Bibliothek  des  am  7.  Januar  1902  verstorbenen  Wilhelm  Hertz  in 
München.  Es  ist  das  Verdienst  des  Tübinger  Oberbibliothekars  Dr.  Geiger, 
den  zum  Verkauf  bestimmten  Teil  der  Hertzschen  Bibliothek  (im  wesent- 
lichen die  rein  wissenschaftlichen  Werke)  erworben  und  den  dafür  nötigen 
Betrag  (5000  Mk.)  grossenteils  durch  Schenkungen  und  besondere  Zu- 
schüsse zusammengebracht  zu  haben,  so  dass  unser  Seminar  für  eine 
verhältnismässig  sehr  bescheidene  Summe  eine  Reihe  wertvoller  Serien 
in  einer  grossen  Zahl  von  Bänden  erhielt.  Die  Hälfte  des  ganzen  Be- 
trags, 2500  Mk.,  wurde  von  zwei  Freunden  des  Dahingegangenen,  dem 
(nunmehr  auch  verstorbenen)  Kommerzienrat  Gustav  Siegle  (dem  der 
„Bruder  Rausch"  gewidmet  ist)  und  dem  Verlagsbuchhändler  Krön  er, 
gestiftet;  1000  Mk.  kamen  aus  dem  für  Universität^zwecke  bestimmten 
Dispositionsfonds  des  Kultusministeriums,  400  Mk.  aus  der  Rektorat,^- 
kasse,  600  Mk.  nahm  die  Universitätsbibliothek  selbst  auf  sich.  Den 
Rest  von  500  Mk.  brachte  das  Seminar  für  neuere  Philologie  auf  und 
zwar  so,  dass  jede  Abtc^ilung  je  einen  halben  Jahresetat  zahlte  (die  Ro- 
manische Abteilung  200,  Deutsche  und  Englische  Abteilung  je  1 50  Mk.). 
Die  so  erworbenen  Werke  fielen  als  ganzes  natürlich  der  Universitäts- 
bibliothek zu,  aus  welcher  dem  Seminar  und  seinen  Abteilungen  alsdann 
die  dort  schon  vorhandenen  Serien  überwiesen  wurden.  Die  Deutsche 
Abteilung  des  Seminars  erhielt  auf  diese  Weise  u.  a.  die  kompletten 
Serien  der  Zeitschrift  für  deutsches  Altertum,  der  Germania,  der  Zeit- 
schrift für  deutsche  Philologie,  die  Englische  Abteilung  die  Early  English 
Text  Society,  Anglia  etc. 

Die  Romanische  Abteilung  bekam  die  folgenden  Serien,  deren  Er- 
werbung ihr  ohne  diese  günstigen  Umstände  schwer  oder  nie  erreichbar 
gewesen  wäre:  Soci^t^  des  anciens  textes  (bis  1901,  ebensowie  die  im 
folgenden  aufgeführten  Zeitschriften,  soweit  sie  noch  erscheinen),  Eberts 
und  Lemckes  Jahrbuch  für  romanische  und  englische  Sprache  und  Lite- 
ratur, Romania,  Zeitschrift  für  romanische  Philologie,  Litecaturblatt 
für  germanische  und  romanische  Philologie,  Zeitschrift  für  vergleichende 
Literaturgeschichte.  Für  diese  wertvolle  und  fruchtbringende  Bereicherung 
unserer  Seminarbibliothek  gebührt  dem  Urheber  und  Vermitth^r,  Herrn 
Oberbibliothekar  Geiger,  und  ebenso  den  beteiligten  Spendern  auf- 
richtiger Dank. 

Es  versteht  sich,  dass  die  noch  weiter  erscheinenden  Zeitschriften 
(ebensowie  die  Soc.  d.  anc.  textos)  weiter  gehalten  werden,  wozu  noch 
die  nicht  aus  der  Bibliothek  Hertz  stammenden  Zeitschriften  kommen: 
Böhmers  Romanische  Studien,  Zeitschrift  für  französische  Sprache  und 
Literatur,  Revue  d'histoire  littöraire  de  la  France,  Studien  zur  ver- 
gleichenden Literaturgeschichte,  Zeitschrift  für  französischen  und  englischen 
Unterricht,  Annales  politiques  et  litt^raires.  Von  Textserien  sind  noch 
Romanische  Bibliothek,  Romanische  Textgesellschaft,  Altfranzösischo  Biblio- 
thek,   Bibliothccn  Normannica,    Vollmöllers  Französische   Neudrucke  und 

1* 


IV  4  Unterricht  in  den  liomaniHchcn  Sprachen  au  Uni vci-si taten. 

Soci6t6  des  textes  fraii9ais  modernes  vorhanden,  von  der  Bibliothek  des 
Literarischen  Vereins  die  meisten  der  romanischen  Publikationen  (teils 
Dubletten  der  Universitätsbibliothek,  teils  Geschenke  des  Literarischen 
Vereins). 

Die  im  Berichtsjahr  promovierten  Doktoren  (W.  v.  Wurzbach, 
W.  Hoch,  B.  Schädel)  sind  schon  im  vorigen  Bericht  mit  den  Titeln 
ihrer  Dissertationen  jrenannt.  (Mit  Herbst  1902  hat  übrigens  auch  die 
Tübinger  Philosophische  Fakultät  den  Druckzwang  für  Dissertationen 
eingeführt) 

1903.  Die  bereits  im  Vorjahr  von  Fakultät  und  Senat  für  den 
Etat  1903/05  beantragte,  vom  Ministerium  in  den  Etat  eingestellte  Um- 
wandlung des  bisherigen  Extraordinariats  für  romanische  Philologie  in 
ein  Ordinariat  wurde  von  den  Ständen  bewilligt  (ebensowie  die  Umwand- 
lung des  englischen  Ijektorats  in  ein  Extraordinariat)  und  demgemäs«^ 
Referent  durch  Erlass  vom  22.  August,  mit  Rückwirkung  vom  1.  April 
des  Jahres  ab,  zum  Ordinarius  ernannt  Die  obligate  Antrittsrede  hielt 
er  am  19.  November  (s.  u.).  Eine  Änderung  im  I^ehrauftrag  oder  in 
der  Ausübung  der  Lehrtätigkeit  verursachte  diese  Umwandlung  nicht»  da 
Referent  sich  schon  bisher  bemüht  hatte,  die  romanische  Philologie  als 
ein  „ordentliches"  Lehrfach  zu  betreiben. 

Im  Seminar  wurden  den  Übungen  im  SS.  die  ältesten  französischen 
Sprachdenkmäler,  im  WS.  1903/04  altitalienische  Dialekttexte  (nach 
Monaci,  Crestomazia)  zugmnde  gelegt. 

Doktorpromotionen:  Otto  Engelhardt,  Huon  von  Bordeaux 
und  Herzog  Ernst  (Witten  1903),  Reinhold  Frick,  Hernani  als 
literarischer  Typus  (Plieningen  1903). 

1904.  Im  Dnick  erschien  die  Antrittsrede  des  Referenten:  Die 
Anfänge  der  Romanischen  Philologie  an  den  deutschen  Uni- 
versitäten und  ihre  Entwicklung  an  der  Universität  Tü- 
bingen^). Im  zweiten  Teil  werden,  dem  Titel  entsprechend,  die 
Tübinger  Verhältnisse  besonders  besprochen,  von  den  Lektoren  des  alten 
CoUegium  illustre  bis  zu  Uhland,  Rapp,  Keller,  Holland  und  Stürzinger. 

Unter  den  Vorlesungen  erscheint  neu  die  einstündige  über  Land 
und  Leute  in  Frankreich. 

Im  Seminar  dienten  im  SS.  französische  Texte  des  IG.  Jahrhunderts, 
im  WS.  1904/05  Boileau's  Art  po^tique  als  Grundlage  für  die  Übungen. 
—  Die  für  dius  Gesamtsominar  für  neuere  Philologie  ausgesetzte  Stipendieii- 
snmme  von  257,14  Mk.  (s.  früheren  Bericht  S.  30)  wurde  nach  Antrag 
der  Vorstände  auf  3U0  Mk.  erhöht. 

Prüfungsordnting.  Im  Ansdiluss  an  die  im  ersten  Bericht  be- 
handelten allgemeinen  Verhältnisse  (vgl.  VI  iv  32)  ist  noch  über  die 
Prüfungsordnung  zu  berichten,  welche  ja  in  erster  Linie  auf  die  Bedürf- 
nisse der  Schulen  und  somit  auf  die  Schulverhältnisse  des  einzelnen 
Landes  berechnet  ist,  aber  auch  den  akademischen  Unterricht  berührt, 
insofern  die  künftigen  Lehramtskandidaten  heutzutage  im  wesentlichen 
die  Hörerschaft  der  neuphilologischen  Dozenten  an  den  Universitäten 
bilden.     Einerseits  kann  sich  der  Dozent,  welchem  romanische  (oder  eng- 

1)  Tubingen,  Ijauppsche  Biichandlung.  82  S. 


C.  Vorctzsch.  IV  5 

lische)  Philologie  als  ideales  Lehrgebiet  übertragen  ist,  der  praktischen 
Aufgabe  nicht  entziehen,  die  künftigen  Lehrer  der  neueren  Sprachen  auf 
ihren  besonderen  Beruf  vorzubereiten,  andererseits  hat  er  aber  auch  durch 
aktive  Teilnahme  an  den  Staatsprüfungen,  gegebenenfalls  auch  durch 
Abgabe  seines  Urteils  bei  Vorbereitung  einer  neuen  Prüfungsordnung,  die 
Möglichkeit  auf  diese  selbst  oder  wenigstens  auf  ihre  Handhabung  ein- 
zuwirken und  damit  auch  den  Bildungsgang  der  Lehrer  der  neueren  Sprachen 
mit  zu  bestimmen. 

Für  die  Beurteilung  der  württembergischen  Prüfungsordnung  ist  es 
notwendig,  sich  die  besonderen,  von  den  meisten  deutschen  Bundesstaaten 
abweichenden  Schul  Verhältnisse  des  Landes  zu  vergegenwärtigen, 
wofür  besonders  drei  Punkte  charakteristiscli  und  wichtig  sind.  An  erster 
Stelle  treten  uns  hier  die  zahlreichen  kleinen  Landschulen  entgegen, 
welche  auch  den  Kindern  kleinerer  Orte  eine  über  das  Ziel  der  Volks- 
schule hinausgehende  Bildung  vermitteln  oder  die  Befähigung  zum  Ein- 
tritt in  eine  Mittelklasse  von  Vollanstalten  verleihen  sollen.  Diese 
Schulen  haben  in  der  Mehrzahl  zwei  Klassen,  z.  T.  mit  mehreren  Jahr- 
gängen, zu  einem  nicht  geringen  Bruchteil,  etwa  zu  einem  Drittel,  nur 
eine  Klasse,  der  Rest  drei,  vier  und  nur  ausnahmsweise  fünf  o<ler  sechs 
Klassen,  sodass  etwa  ein  der  Obertertia  anderer  Schulen  entsprechendes 
Lehrziel  hier  erreicht  werden  kann.  Die  ein-  bis  zweiklassigen  Schulen 
haben  ein  bis  zwei,  die  mehrklassigen  zwei  bis  drei  Lehrer,  welche,  ab- 
gesehen etwa  von  einer  Hilfskraft  für  Religion  oder  rein  technische 
Fächer  wie  Turnen  oder  Singen,  den  ganzen  Unterricht  bewältigen  müssen. 
In  der  Regel  werden  in  einem  Klassenraum  mehrere  Jahrgänge  gleich- 
zeitig von  einem  und  demselben  Lehrer  unterrichtet,  sodass  die  Schüler 
viel  schriftlich  beschäftigt  werden  müssen^).  Nach  Lehrplan  und  Lehr- 
ziel zerfallen  diese  Schulen  in  Lateinschulen^),  deren  Württemberg,  nach 
dem  neueston  Staatshandbuch,  noch  57  (mit  mnd  2000  Schülern)  zählt, 
und  in  Realschulen,  welche  dem  Vorbild  der  älteren  Lateinschulen  nach- 
gebildet sind  und  z.  Z.  die  Zahl  04  (mit  rund  3000  Schülern)  erreichen. 
In  letzter  Zeit  sind  eine  Anzahl  Lateinschulen,  dem  Zug  der  Zeit  ent- 
sprechend, in  Realschulen  umgewandelt  oder  mit  den  Realschulen  des 
betreffenden  Orts  verschmolzen  worden.  Dass  diese  kleinen  Landschulen 
von  dem  einzelnen  Lehrer  eine  sehr  vielseitige  Tätigkeit  und  damit  eine 
sehr  in  die  Breite  gehende  Vorbildung  und  Vorbereitung  erfordern, 
braucht  nicht  erst  gesagt  zu  werden. 

Was  hier  sich  in  gewissem  Sinn  als  notwendige  Folge  der  Verhält- 
nisse ergibt,  kehrt  bei  den  gi'össeren  Anstalten  als  gewolltes  Prinzip 
wieder:  das  sogen.  Klassenlehrersystem,  und  das  ist  der  zweite 
Punkt.  W^ürttemberg  zählt  zur  Zeit  14  Gymnasien  (wozu  die  4  sogen, 
niederen  Seminare  als  zwei  gymnasiale  Oberabteilungen  hinzuzurechnen 
sind),  2  Progymnasien,  5  (neuerdings  mit  Göppingen  G)  Realgymnasien, 
6  R^alprogymnasien  (mit  je  2  Oberklassen)^   10  Oberrealschulen,   6  Real- 


1)  Über  diese  und  andere  Unzuträglichkeiten  des  Systems  vgl.  C.  Ad. 
Fetzer,  Vorschläge  zur  Neuordnung  des  württembergischen  Gelehrten-  und  Real- 
schulwesens, Stuttgart  1001.  2)  Vgl.  über  diese  zuletzt  K.  Hirzel»  Die  „kleineren" 
Lateinschulen  Württembergs:  Das  humanistische  Gymnasium,  XV  (1904), 
S.  214—223,  sowie  die  dort  verzeichnete  Literatur. 


IV  G  Unterricht  in  den  Romanischen  Sprachen  an  ünivereitätcn. 

schulen  mit  zwei  oder  drei  oberen  Jahreskursen,  13  Realschulen  mit 
einem  oberen  Jahreskurs  (ungerechnet  die  vorhin  erwähnten  niederen 
Real-  und  Lateinschulen),  endlich  13  höhere  Mädchenschulen,  die  seit 
kurzem  der  bisherigen  „Kultministerialabteilung  für  Gelehrten-  und  Real- 
schulen" und  nunmehrigen  „Ministerialabteilung  für  die  höheren  Schulen" 
unterstellt  sind').  Auch  an  diesen  grösseren  Anstalten  besteht  das  Prinzip, 
zum  mindesten  in  den  unteren  und  mittleren  Klassen,  den  Lehrer  mit 
dem  gesamten  Unterricht  in  der  einzelnen  Klasse  zu  betrauen.  Er  muss 
also  entweder  in  allen  Unterrichtsfächern  geprüft  sein  oder  in  einer  Reihe 
von  Fächern  unterrichten,  in  denen  er  keine  Prüfung  abgelegt  und  auch 
keine  besonderen  Studien  gemacht  hat.  Das  letztere  gilt  für  die  sogen. 
Professoratskandidaten,  welche  die  höhere  Lehramtsprüfung  in  einer  be- 
schränkt/Cn  Zahl  von  Fächern  ablegen,  das  erstere  für  die  Kollaboratoren 
und  Reallehrer  resp.  Priizeptoren.  Aber  auch  für  den  Professoratskandi- 
daten,  wenigstens  für  den  realistischen,  ergibt  sich  aus  den  gegebenen 
Anfordennigen  noch  immer  eine  respektable  Zahl  von  Fächern,  wie  auch 
noch  die  gegenwärtige  Prüfungsordnung  lehrt.  Wenn  auch  die  untersten 
Klassen  den  Lehrern  der  zweiten  Kategorie  überlassen  bleiben,  so  müssen 
die  Professoratskandidaten  doch  lange  Jahre  an  Mittelklassen  oder  kleinen 
Landschulen  als  „Klassenlehrer"  wirken,  ehe  sie  an  eine  obere  Abteilung 
kommen  und  sich  etwas  mehr  konzentrieren  können.  Es  wäre  vom  päda- 
gogischen Standpunkt  aus  gewiss  kein  Nachteil,  wenn  auch  die  Pro- 
fessoratskandidaten von  der  Pike  auf  dienen,  d.  h.  als  „Ordinarien" 
(nicht  als  „Klassenlehrer")  bei  den  unteren  Klassen  beginnen  müssteii 
und  allmählich  aufstiegen,  wobei  ihnen  je  nach  ihrer  Lehrfakultas  da- 
neben immer  noch  bestimmte  Unterrichtsstunden  in  oberen  Klassen  zuge- 
wiesen werden  könnten;  aber  so  wie  die  Verhältnisse  liegen,  ist  es  be- 
greiflich, dass  sie  so  rasch  wie  möglich  nach  Anstellung  an  der  oberen 
Abteilung  streben,  zumal  damit  höherer  Titel  (Professor)  und  wesentlich 
höhere  Gehaltsstufe  verbunden  ist. 

Aus   dem  Gesagten    ergibt    sich    zugleich  und    hiermit  kommen 

wir  auf  den  dritten  charakteristischen  Punkt  — ,  dass  an  den  württem- 
bergischen  höheren  Lehranstalten  mehrere  Kategorien  von  Lehrern  Unter- 
richt erteilen:  neben  den  höher  geprüften  Professoren  und  (an  huma- 
nistischen Anstalten  lehrenden)  Oberpräzeptoren  oder  (an  Realanstalten 
lehrenden)  Oberreallehrern  die  Präzeptoren  resp.  Reallehrer  und  schliess- 
lich die  Kollaboratoren  (Elementarlehrer  mit  Latein  oder  Französisch). 
Für  alle  drei  Kategorien  bestehen  oder  bestanden  besondere  Prüfungen 
mit  verschiedenartigen  Anfordemngen.  Die  Prüfungen  für  Präzeptoren 
und  Reallehrer  sind  durch  die  Prüfungsordnung  von  1898  abgeschaflft 
und  haben  im  Frühjahr  resp.  flerbst  1899  zum  letztenmal  stattgefunden, 
sodass  es  sicli  jetzt  nur  noch  um  Professor« ts-  und  Kollaboraturprüfung 
handelt,  aber  naturgemäss  ist  dadurch  der  Unterschied  in  der  Vorbildung 
der  zur  Zeit    noch    unterrichtenden  Lehrer   nicht  hinweggeschafFfc,    sodass 

3)  Eine  vollständige  Sammhing  aller  auf  Organieation,  Lchrplan,  Titel- und 
Rangverhältnisse  etc.  bezüglichen  Erlasse  und  Vorschriften  gibt  G.  Fehleisen, 
Sammlung  der  wichtigsten  Bestimmungen  für  die  Gelehrten-  und  Eealschulen 
Württembergs,  Stuttgart  1900. 


C.  Voretzsch.  IV  7 

noch  auf  einige  Jahrzehnte  hinaus  mit  den  verBchiedenen  Kategorien  ge- 
rechnet werden  niuss. 

Nicht  minder  wesentlich  als  dieses  und  gerade  für  die  Prüfungs- 
ordnung wenig  vorteilhaft  ist  die  scharfe  Scheidung  von  humanistischen 
und  realistischen  Lehrern,  welche  auf  der  Einteilung  der  gesamten  Schulen 
in  „Gelehrtenschulen"  und  „Realschulen"  beruht.  Letztere  haben  aller- 
dings von  Haus  aus  einen  ganz  anderen  Bildungszweck,  die  Vorbereitung 
auf  technische  Fächer  und  Mathematik,  im  Auge  und  werden  erst  neuerdings 
den  infolge  der  Neuordnung  des  Berechtigungswesens  erweiterten  Zielen 
mehr  angepasst.  Aber  eine  ganze  Anzahl  Fächer  sind  doch  beiden 
Schulgattungen  gemeinsam,  was  auch  in  der  Anstellung  von  Mathematikern 
an  Gymnasien  seinen  Ausdruck  findet.  Sonst  aber  sind  beide  KategorieJi 
von  höheren  Lehrern  streng  voneinander  geschieden,  selbst  im  ausser- 
amtlichen  Zusammenschluss,  wie  denn  die  humanistischen  Lehrer  ihren 
eigenen  Verein  zur  Pflege  und  Wahrung  ihrer  Interessen,  und  ebenso 
die  realistischen  Ijehrer  ihren  bef<onderen  Verein  haben.  Die  Humanisten 
haben  ihre  besondere  Prüfungsordnung  (auch  für  Französisch)  und  ihre 
besondere  Prüfungskommission  und  ebenso  die  Realisten.  Die  ersteren 
werden  an  Gymnasien  und  Realgymnasien,  die  letzteren  fast  ausschliess- 
lich an  Realschulen  und  vereinzelt  an  Realgymnasien  (die  zu  den  „Ge- 
lehrtenschulen" zählen)  angestellt.  Der  französische  Unterricht  an  Gym- 
nasien liegt  im  wesentlichen  in  der  Hand  von  Altphilologen,  von  denen 
nur  ein  Teil  eine  Prüfung  in  Französisch  abgelegt  hat.  Zur  Zeit  (1907) 
verfügt  nur  ein  Gymnasium  über  einen  wirklichen  Neuphilologen,  der 
die  Professoratsprüfung  in  den  neueren  Sprachen  gemacht  hat.  Hier 
würde  ein  Austausch  von  Lehrkräften  herüber  und  hinüber  sehr  von 
Vorteil  sein,  vor  allem  würde  die  Anstellung  eines  Neuphilologen  an 
jedem  Gymnasium  dem  französischen  Unterricht  an  Gymnasien  zugute 
kommen. 

Diese  Verhältnisse  muss  man  im  Auge  haben  und  voraussetzen, 
wenn  man  sich  die  Eigenart  der  württembergischen  Prüfungsordnungen 
erklären  will.  Ä^on  Anfang  an  tritt  uns  die  Zweiteilung  in  humanistische 
und  realistische  Kandidaten  entgegen.  Das  Prinzip  des  „Klassenlehrers" 
ist  noch  heute  nicht  überwunden  und  findet  unter  praktischen  Schul- 
männern selbst  häufig  beredte  Fürsprache.  Einer  Neuordnung  der  Land- 
schulen etwa  dahin,  dass  die  nur  schwach  besuchten  kleinen  Anstalten 
aufgehoben,  die  besser  frequentierten  mehrklassigen  Anstalten  mit  einem 
zahlreicheren  Lehrkörper  ausgestattet  würden,  stehen  die  Interessen  der 
die  Kosten  tragenden,  aber  auch  auf  Erhaltung  der  einmal  vorhandenen 
Schulen  bedachten  Gemeinden  entgegen.  Dass  aus  mancherlei  anderen 
Gründen  schon  an  Verstaatlichung  dieser  Schulen  gedacht  worden  ist*), 
mag  in  diesem  Zusammenhang  nicht  unbemerkt  bleiben.  Eine  Verstaat- 
lichung würde  gewiss  auch  manche  weitere  Veränderungen  und  wohl 
auch  Verbesserungen  zur  Folge  haben. 

Die  frühere  Entwicklung  der  Lateinschulen  bringt  es  mit  sich,  dass 
in  älterer  Zeit  zunächst  nur  von  Prüfungen  für  den  Unterricht  an  diesen 
die  Rede  ist.     Schon    in    der  ,Grossen   Kirchenordnung*    von   1559  wird 


4)  Vgl.  K.  Hirzel  a.  a.  O.  S.  123. 


IV  S  Unterricht  in  den  Romanischen  Sprachen  an  Universitäten. 

der  Prüfung  der  Schulmeister  oder  Collabo^'atores  durch  die  »ver- 
ordneten Theologen'  und  die  beiden  Pädagogarchen  des  Stuttgarter  Päda- 
gogiums in  Probelektion,  Grammatik  und  Katechismus  gedacht.  Die  Ver- 
pflichtung des  Stuttgarter  Rektors  zum  Examinieren  der  neu  anzunehmenden 
praeceptores  der  unteren  fünf  Klassen  oder  auch  derer  draussen  auf  dem 
Lande  wird  in  den  Leges  et  Statuta  Diicalis  Oymnasn  von  1686  er- 
wähnt. Im  übrigen  zeigt  die  1804  erlassene  »Instruktion  für  das  Heil- 
brunner Oberkonsistorium*  (dem  die  gesamte  höhere  Aufsicht  und  Leitun«: 
über  das  Schul-  und  Erziehungswesen  in  den  neu  erworbenen  Landes- 
teilen übertragen  war),  dass  die  Prüfung  derer,  welche  bei  einem  Gym- 
nasium, Lyzeum  oder  sonstiger  stadtischer  lateinischer  Schule  angestellt 
sein  wollten,  damals  noch  von  dem  plenurn  cmisistorii  vorgenommen 
werden  sollte '^). 

Im  übrigen  scheinen  die  Anforderungen  an  die  Kandidaten  mehr 
durch  den  Usus  als  durch  feststehende  Bestimmungen  geregelt  woixlen 
zu  sein.  Erst  unterm  14.  August  1828  finden  wir  eine  »Verfügung  des 
Ministeriums  d  e  s  I  n  n  e  r n ,  die  Prüfung  der  Bewerber  um  Lehranstalten  an 
den  lateinischen  Unterrichtsanstalten  und  Realschulen  betreffend*,  die  sich 
als  eine  Prüfungsordnung  bezeichnen  lässt.  Durch  die  Vereinigung  des 
Departements  des  Inneren  mit  dem  des  Kirchen-  und  Schulwesens  im 
Jahre  1817  waren  die  gelehrten  Schulen  dem  Ministerium  des  Innern, 
speziell  dem  diesem  untergeordneten,  neben  evangelischem  Konsistorium  und 
katholischem  Kirchenrat  selbständig  stehenden  „kgl.  Studien  rat"  unter- 
stellt worden,  der  aus  einem  Direktor,  zwei  weltlichen  und  zwei  geistlichen 
Raten  (einem  lutherischen  und  einem  katholischen)  bestand.  Vor  dieser 
Behörde  fanden  die  durch  die  Verfügung  von  1828  angeordneten  Prüfungen 
statt,  die  in  drei  Kategorien  mit  verschiedenen  Fächern  eingeteilt  werden: 
1.  Prüfung  für  Prof e ssorate  an  Lyzeen,  Gymnasien,  Seminarien  etc. 
(jährlich  einmal)  in  alten  Sprachen,  fi-anz.  Sprache,  Philosophie,  Geschichte 
und  Geographie^  theoretischer  und  angewandter  Mathematik  (Arithmetik, 
Algebra,  Geometrie,  Naturlehre):  2.  für  Präzeptors-  und  Kolla- 
boratorsstellen  (halbjährlich)  in  alten  Sprachen,  deuÄcher  und  fran- 
zösischer Sprache,  Geschichte  und  Geographie,  Religion  und  Arithmetik: 
8.  für  Real-  und  Elementarlehrers  stellen  (einmal  jährlich)  in 
deutscher  Sprache,  in  den  Anfangsgründen  der  lateinischen  Sprache, 
Religion,  Formenlehre,  Mathematik,  Naturlehre,  Naturgeschichte,  Techno- 
logie, Geschichte  und  Geographie  (wozu  durch  Erlass  von  1829  noch 
Französisch  und  durch  Erlass  von  1833  auch  noch  Zeichnen  kommt). 
Die  Anforderungen  in  den  einzelnen  Fächern  werden  nicht  genauer  be- 
stinmit,  auch  bezüglich  der  Bildungslaufbahn  nur  die  Angaben  des  Be- 
werbers nebst  Zeugnissen  seiner  L{»hrer  und  Vorgesetzten  eingefordert. 

Schon  hier  tritt  uns  die  scharfe  Trennung  der  Prüfungen  nach  bts 
rstimmten  Kategorien  von  Lehrstellen  und  damit  nach  Schidgattungen 
entgegen,  die  in  der  Folgezeit  ihren  weiteren  Ausbau  in  besonderen 
Prüfungsordnungen  für  realistische  Lehrer  findet,   deren  erste  schon  acht 

5)  Siehe  die  älteren  hier  zitierten  Erlasse  von  MfiO— 1846  bei  A.  L.  Reyecher, 
Vollständige,  historisch  und  kritisch  bearbeitete  Sammlung  der  württemb.  Gesetze 
XI,  2.  Abt.  Mittelschulgcsetzc  (von  Kari  Hirzcl),  Tübingen  1847,  S.  54,  153, 
3:i5,  589,  066,  910. 


C.  Voretzech.  IV  9 

Jahre  nach  der  allgemeinen  Regelung  von  1828  erscheint  in  der  Be- 
kanntmachung des  Studienrats  vom  30.  Juli  1836  betreffend 
die  Zeit  und  Einrichtung  der  Prüfungen  der  Real-  und  Ele- 
mentarlehrer.  Diese  sieht  eine  zweimalige  Prüfung  im  Jahr,  die  eine 
im  Frühling,  die  andere  im  Herbst  vor.  Für  alle  Kandidaten  verbind- 
lich ist:  Bekanntschaft  mit  den  Hauptsätzen  der  Pädagogik  und  Didaktik, 
Religion  und,  zur  Bewährung  des  Lehrgeschicks,  Probelektionen.  Von 
den  Elementarlebrern  (für  Unterklassen)  wird  deutsche  Sprache,  lateinische 
Sprache,  Mathematik  (gemeine  Arithmetik  sowie  Geometrie),  Geschichte, 
Geographie,  Naturgeschichte,  Gesang  gefordert.  Von  den  Kandidaten 
für  Reallehrerstellen:  deutsche  Sprache  (mit  erhöhten,  genauer  bezeichneten 
Anforderungen),  französische  Sprache  („Kenntnis  der  Grammatik,  fertige 
Übersetzung  einer  leichteren  französischen  Schrift,  grammatisch  richtige 
Übertragung  eines  leichteren  deutschen  Themas,  einige  Übung  im 
Sprechen,  mit  richtiger  Aussprache"),  Mathematik  (Arithmetik,  Algebra, 
ebene  Geometrie  und  Stereometrie,  ebene  Trigonometrie,  praktische  Geo- 
metrie, Anfangsgründe  der  darstellenden  Geometrie),  Naturlehre  (d.  h. 
Physik),  Naturgeschichte  (Mineralogie  und  Geographie,  Botanik,  Tierkunde), 
Geschichte,  Geographie  (math.  und  phys.  Geographie,  Länderkunde),  Frei- 
handzeichnen, Gesang.  Für  diejenigen  aber,  welche  die  Befähigung  für 
Oberreal klassen  bezwecken,  gelten  nicht  nur  dieselben  Anforderungen  wie 
an  die  Reallehrer,  „nur  zum  Teil  in  der  durch  die  grössere  Reife 
14 — 16  jähriger  Schüler  bedingten  wissenschaftlicheren  Auffassung  und 
Begründung,  sondern  von  ihnen  (werden)  auch  in  der  Mathematik,  Natur- 
lehre und  Naturgeschichte  ein  grösserer  Umfang  positiver  Kenntnisse, 
namentlich  bei  der  Mathematik  noch  sphärische  Trigonometrie,  Kegel- 
schnitte, analytische  Geometrie,  die  Anfangsgründe  der  höheren  Analy^^is 
und  praktische  Geometrie  in  weiterer  Stufe,  sowie  Bekanntschaft  mit  den 
Fächern  der  allgemeinen  Chemie  und  der  Technologie  erfordert,  wobei 
jedoch  durch  tüchtige  Leistungen  und  tieferes  Eindringen  in  einzelnen 
der  angeführten  Fächer  die  Anforderungen  in  Beziehung  auf  andere 
Fächer  bis  auf  einen  gewiss(»n  Grad  sich  ermässigen.**  Um  jedoch  den- 
jenigen Kandidaten,  welche  an  solchen  Leistungen  noch  nicht  genug 
haben,  keinen  Zwang  anzutun,  wird  vorsorglich  hinzugefügt:  „dass  den- 
jenigen, welche  sey  es  in  den  bisher  bezeichneten  Fächern  mehr  zu  leisten, 
oder  in  einem  und  dem  andern  weitern  Fache  sich  prüfen  zu  lassen 
im  Stande  seyn  sollt/cn,  auf  Verlangen  Gelegenheit  dazu  winl  gegeben 
werden." 

Den  Charakter  dieser  alten  Reallehrerprüfung  mit  ihrem  Vielerlei 
von  Fächern  hat  auch  die  heutige  „Realistische  Prüfung  sprachlich- 
historischer  Richtung**  (Professoratsprüfung)  nicht  ganz  abge?*treift.  Völlig 
weggefallen  ist  nur  Gesang,  hinzugekonnnen  aber  Englisch.  Die  übrigen 
Fächer  sind  geblieben,  nur  dass  bei  der  einen  Kategorie  von  Kandidaten 
die  sprachlichen,  bei  der  anderen  die  mathematisch-naturwissenschaftlichen 
Fächer  auf  den  Rang  von  Nebenfächern  herabgesetzt  wurden:  sie  wurden 
1876  einer  Vorprüfung,  1898  der  zweiten  Dienstprüfung  zugewiesen. 
Aber  noch  jetzt  wird  von  den  in  Sprachen  und  Geschichte  geprüften 
Realkandidaten  auch  eine  mathematische  und  physikalische  Fakultas  ver- 
langt, selbst  das  Freihandzeichnen  hat  seinen  Platz  bis  heute  behauptet. 


IV  l'i)        Unterricht  in  den  Romanischen  Sprachen  an  Universitäten. 

Im  übrigen  hat  sich  die  weitere  Entwicklung  bis  zur  neuesten  Regelung 
von  1898  kurz  wie  folgt  abgespielt: 

Die  Prüfungsordnung  von  1846  ®)  ist  weniger  eine  Neuregelung  der 
Anforderungen  in  der  Prüfung  selbst  als  eine  genauere  Besümmung  der 
Vorbildung.  Hiernach  wird,  nach  Besuch  einer  Realschule  oder  (nicht 
vollständigen)  lateinischen  Schule  mindestens  einjähriger  Besuch  der  oberen 
Abteilung  eines  Gymnasiums  oder  einer  Lyzeal-  oder  Oberrealklasse  ge- 
fordert; weiterhin  für  Bewerber  um  I^hrstellen  an  niederen  Realanstalten 
vierjähriger  Besuch  des  Polytechnikums  (wofür  teilweise  Besuch  eines 
Lyzeums,  Obergymnasiums  oder  evangelischeu  Seminars  eintreten  kann); 
für  Bewerber  um  Lehrstellen  an  höheren  Realanstalten  (Oberrealklassen) 
ausser  den  genannten  vier  Jahren  noch  wenigstens  zwei  Jahre  gründlicher 
wissenschaftlicher  Ausbildung,  wozu  vorzüglich  der  Besuch  einer  Universität, 
aber,  als  gleichwertig,  auch  der  weitere  Besuch  einer  polytechnischen 
Schule  neben  Benützung  von  Lehrvorträgen  an  einer  höheren  humanistischen 
Lehranstalt  dient.  Neu  ist  die  Einteilung  der  Piüfung  in  eine  erste 
Dienstprüfung,  die  im  wesentlichen  der  bisherigen  —  unter  Wegfall  des 
Gesangs  sowie  des  pädagogischen  Teils  —  entspricht,  und  in  eine, 
mindestens  durch  ein  Jahr  praktischer  ünterricht«studien  von  jener  ge- 
trennte zweite  Dienstprüfung,  welche  schriftlich  und  mündlich  die 
wissenschaftliche  Fortbildung  des  Kandidaten,  durch  Lehrj)roben  sein 
Lehrtalent  und  endlich  seine  fortgeschrittene  Fertigkeit  in  den  verschiedeneu 
Arten  des  Zeichnens  festzustellen  hat.  Es  handelt  sich,  wie  man  sieht, 
durchaus  um  den  Nachweis  einer  Lehrbefähigung  für  den  Unterricht  an 
Lehranstalten,  welche  im  wesentlichen  zur  Vorbereitung  für  technische 
und  praktische  Berufe  dienen  sollten. 

Einen  gewissen  Fortschritt  brachte  die  Prüfungsonlnung  von  1864'), 
welche  wenigstens  für  die  Prüfung  auf  Hauptlehrstellen  an  Oberreal- 
schulen (realistische  Prof essoratsprüf ung)  eine  Zweiteilung  vorsieht, 
sodass  dem  Kandidaten  die  Wahl  zwischen  der  mathematisch-naturwissen- 
schaftlichen und  der  sprachlich-historischen  Prüfung  (Deutsch,  Französisch, 
Englisch,  Geschichte,  Geographie,  event.  als  freiwillige  Fächer  Lateinisch 
und  Italienisch)  bleibt.  Was  aber  diesen  Fortschritt  sehr  beeinträchtigte, 
war  die  für  die  Professoratskandidaten  bestehende  Verpflichtung,  vorher 
die  in  der  alten  Ausdehnung  gebliebene  Reallehrerprüfung  bestanden 
zu  haben  (mit  der  Durchschnittsnote  „gut"  in  der  für  die  Professorats- 
prüfung  gewählten  Abteilung).  Wesentlich  ist  als  weitere  Vorbedingung 
für  die  Zulassung  zur  Prof  essoratsprüf  ung  die  Ablegung  der  Maturitäts- 
prüfung für  die  Universität  und  zwar  für  die  Kandidaten  der  sprachlich- 
historischen Richtung  diejenige  der  humanistischen  Maturitätsprüfung 
mit  darauffolgenden)  mindestens  zweijährigen  Besuch  der  Universität, 
während  den  Bewerbern  um  Hauptlehrstellen  an  niederen  Realschulen 
(Reallehrern)  die  Wahl  zwischen  Aufnahmeprüfung  für  die  polytechnische 
Schule  oder  Maturitätsprüfung  für  die  Universität,  zwischen  Besuch  dieser 
o<ler  jener  für  mindestens  zwei  Jahre  freigestellt  ist.  Von  Interesse  sind 
noch    <lie   Anfordenuigen,    welche    für    die    französische  Sprache    gestellt 

6)  Kegierungsblatt  für  das  Königreich  Württeaiberg  vom  Jahr  1846. 
S.  33  ff.,  auch  Revschcr  a.  a.  O.  S.  010  ff.  7)  liogicrungsblatt  1864,  Nr.  14, 
S.  119-130. 


0.  Voretzöch.  IV  11 

werden :  in  der  Reallehrerprüfung  „gründliche  Kenntnis  der  Schulgranimatik, 
schriftliche  Übersetzung  eines  deutschen  Themas  ins  Französische,  Nieder- 
schreiben eines  französischen  Diktats,  mündlicher  Vortrag  und  Übersetzung 
eines  vorgelegten  französischen  Lesestücks";  in  der  Professoratsprüfung 
„vollständige  Kenntnis  der  Grammatik;  Fertigkeit  im  mündlichen  Über- 
setzen eines  prosaischen  oder  poetischen  Stücks  ins  Deutsche  mit  liin- 
reichender  Kenntnis  der  Synonymen;  korrekte  schriftliche  Übertragung 
eines  deutschen  Originalstücks  ins  Französische,  Bekanntschaft  mit  der 
klassischen  Literatur  der  neueren  Zeit;  Abfassung  eines  fnmzösischen 
Aufsatzes  über  ein  gegebenes  Thema;  Übung  im  Sprechen".  Sprach- 
geschichtliche Kenntnisse,  wie  sie  die  um  dieselbe  Zeit  (12.  Dez.  1866) 
herausgegebene  preussische  Prüfungsordnung  für  „wünschenswert"  erklärt, 
werden  nicht  gefordert. 

Neben  Reallehrer-  und  Professoratsprüfung  blieb  auch  die  alte 
Kollaboraturprüfung  bestehen,  für  welche  bei  Bewerbung  um  Realschul- 
stellen Französisch  obligat  war  („schriftlich  ein  leichteres  deutsches  Thema 
grammatisch  korrekt  ins  Französische,  und  ein  ebensolches  französisches 
Diktat  richtig  uiederzuschrciben  und  ins  Deutsche  zu  übertragen ;  münd- 
lich einen  Abschnitt  aus  einem  leichteren  französischen  Schriftsteller  mit 
guter  Aussprache  des  Französischen  richtig  zu  übersetzen  und  dabei 
Kenntnis  der  französischen  Elementargrammatik  zu  beweisen").  Ferner 
wurde  ein  Jahr  darauf  (1865)  auch  die  Prüfung  für  das  „Philologische 
Lehramt"  (d.  i.  für  Lehrstellen  an  Gymnasien  und  Lateinschulen)  neuge- 
ordnet ^).  Hier  erscheint  das  Französische,  ebenso  wie  das  Englische, 
in  der  Professoratsprüfung  (für  Oberklassen)  als  fakultatives  Fach,  wofür 
„ein  korrekter  Aufsatz  über  ein  gegebenes  Thema,  fertige  Übersetzung 
und  Erklärung  eines  Abschnitts  aus  einem  poetischen  oder  prosaischen 
Schriftsteller  und  einige  Übung  im  mündlichen  Gebrauch  der  Sprache" 
verlangt  wird.  Für  die  —  der  Reallehrerprüfung  entsprechende  —  niedere 
humanistische  Prüfung  (Pmzeptoratsprüfung)  ist  Französisch  obligat,  hier 
wird  „korrekte  schriftliche  Übersetzung  eines  minder  schwierigen  Themas 
aus  dem  Deutschen  und  geläufige  mündliche  Übersetzung  aus  einem 
französischen  Prosaiker  ins  Deutsche  mit  Kenntnis  der  Grammatik  und 
mit  sorgfältiger  und  gebildeter  Aussprache  des  Französischen  erwartet". 
Man  hatte  also  tatsächlich  fünf  Kategorien  von  Lehrern  (realist.  Pro- 
fessoren, philologische  Professoren,  Reallehrer,  Präzeptoren,  Kollaboratoren) 
mit  fünferlei  Prüfungsanforderungen  für  Französisch  zur  Verfügung. 

Diese  Prüfungsordnung  ist  im  wesentlichen  bis  1898  bestehen  ge- 
blieben, das  Tempo  der  Reformen  hatte  sich  mit  der  Zeit  immer  mehr 
verlangsamt.  Die  älteste  P.O.  wurde  schon  nach  8  Jahren,  die  zweite 
(von  1836)  nach  10  Jahren,  die  dritte  (von  1846)  nach  18  Jahren 
durch  eine  neue  ersetzt,  und  die  von  1864  hat  mehr  als  ein  Menschen- 
alter überdauert.  Die  im  Jahre  1876  erfolgte  Dispensation  der  rea- 
listischen Professoratskandidaten  von  der  Erstehung  der  Reallehrerprüfung ^) 


8)  Verfügung  des  kgl.  württemb.  Ministeriums  des  Kirchen-  und  Schulwesens 
vom  28.  Nov.  1865,  Regierungsblatt  1865,  Nr.  43,  S.  488—496,  auch  Correspon- 
denzblatt  für  Gelehrten-  und  Realschulen  1866,  1—8.  9)  Bekanntmachung  des 
Minist,  f.  Kirchen-  u.  Schulwesen  vom  15.  Febr.  1876,  Regierungsblatt  1876, 
no.  7,  S.  64—68,  auch  Correspondenzbl.  f.  Gel.  u.  Ilcalsch.  1876,  145—148. 


IV  12        Unterricht  in  den  Romanischen  Sprachen  an  Universitäten. 

war  nur  eine  Modifikation,  richtiger  eine  logische  Konsequenz  der  P.O. 
von  1864.  An  Stelle  der  Reallehrerprüfung  trat  nunmehr  eine  (in  der 
Regel  Ende  des  dritten  Studiensemesters  abgelegte)  Vorprüfung,  welche 
sich  für  Kandidaten  der  sprachlich-historischen  Richtung  (Neuphilologen) 
auf  Arithmetik  und  Algebra,  Planimetrie,  Stereometrie  und  ebene  Trigono- 
metrie, für  die  Mathematiker  und  Naturwissenschaftler  auf  Deutsch,  Fran- 
zösisch und  Englisch,  mit  den  für  diese  Fächer  in  der  Reallehrerprüfung 
(s.  o.)  geltenden  Anforderungen  erstreckt.  Die  Vorprüfung  findet,  in 
Gegenwart  eines  Vertreters  der  Kultministerialabteilung  für  Gelehrten- 
und  Realschulen,  für  die  Kandidaten  sprachlich-historischer  Richtung  am 
mathematisch-physikalischen,  für  die  Kandidaten  mathematisch-naturwissen- 
schaftlicher Richtung  am  Seminar  für  neuere  Sprachen  in  Tübingen  statt 
(Ende  des  Wintersemesters).  Examinatoren  sind  die  Seminarlehrer  in 
den  Fächern,  in  welchen  sie  unterrichten  (für  Englisch  und  Französisch 
die  beiden  Lektoren).  Ein  Dispens  von  dieser  Vorprüfung  wird  nur 
Abiturienten  von  Realgymnasien  und,  bei  der  math.-nat.  Professorats- 
prüfung,  Abiturienten  vollständiger  Realanstalten  erteilt,  vorausgesetzt 
dass  sie  im  Reifezeugnis  in  bestimmten  Gruppen  von  Fächern  mindestens 
die  Durchschnittsnote  ,genügend*  erreicht  haben. 

Mit  dieser  Modifikation  von  1876  hat  die  P.O.  von  1864  noch 
weitere  23  Jahre  bestanden,  die  letzte  Prüfung  nach  dieser  Ordnung  hat 
Ostern  1899  stattgefimden.  Eine  Eigentümlichkeit  der  Prüfung  war 
nicht  nur  das  Vielerlei  von  Fächern,  sondern  auch  die  weitgehende 
Gliederung  der  einzelnen  Fächer  in  sich.  So  erhielten  die  Kandi- 
daten in  Englisch  3,  in  Französisch  4  Noten,  und  zwar  erstens  in  Ex- 
position (Übersetzen  aus  der  Fremdsprache  ins  Deutsche),  zweitens  in 
Komposition  (Übers,  aus  dem  Deutschen  in  die  Fremdsprache),  Grammatik 
nebst  Sprachkunde,  drittens  Aufsatz  und  Konversation  (fiel  bei  Englisch 
weg),  viertens  Aussprache.  Die  Note  für  Exposition  setzte  sich  aber 
wie(ler  zusammen  aus  4  Einzelnoten :  für  Exposition  schriftlich,  Exposition 
mündlich  nach  dem  Buch,  dito  nach  dem  Ohr,  Gallizismen;  die  für 
Komposition  gar  aus  7  (Komp.  mündlich  nach  dem  Buch,  mündlich  nach 
dem  Ohr,  Komp.  schriftlich,  Diktat,  Synonymik,  Grammatik  und  • —  wohl  auf 
dem  Wege  der  Geschäftsordnung  eingeführt  —  Sprachgeschichte),  die  für 
Aufsatz  und  Konversation  aus  )i  (Aufsatz,  Literatur,  Konversation).  Für 
die  Zusammenrechnung  der  Noten  aber  und  die  Berechnung  der  Durch- 
schnitt.'^note  für  das  gesamte  Examen  wurde  die  zweite  Note  (für  Kom- 
position) doppelt,  die  anderen  nur  einfach  gerechnet,  ebenso  beim  Eng- 
lischen, sodass  Französisch  5,  Englisch  4  galt  u.  s.  w.  Durch  solches 
Multiplizieren  einzelner  Noten,  darauffolgendes  Addieren  der  verschiedenen 
Noten  für  die  einzelnen  Fächer  und  endliches  Dividieren  durch  den 
Generaldivisor  wurde  dann  die  Gesamtnote  für  das  ganze  Examen  fest- 
gestellt. Nichtbestehn  in  einzelnen  Fächern  war  für  die  Erteilung  der 
Gesamtfakultas  kein  Hindernis,  sobald  nur  der  Durchschnitt  ,genügend^ 
eiTeicht  war.  Das  System  der  schematischen  Berechnung  der  Fachnoten 
sowie  der  Schlussnote  ist  freilich  auch  unter  der  neuen  P.O.  geblieben, 
aber  in  wesentlich  vereinfachter  Gestalt. 

Bis  zum  Jahrci  1895  waren  an  der  realistischen  Prüfung  sprachlich- 
historisciier  Richtung   die  Facli Vertreter   der  Universität   nicht  beteiligt, 


C.  Vorctzsch.  IV  13 

während  die  Vertreter  der  klassischen  Philologie  sowie  der  Mathematik 
und  Naturwissenschaften  schon  längst  an  den  entsprechenden  Prüfungen 
mitwirkten.  In  einer  an  das  Ministerium  gerichteten  Eingabe  vom  20.  No- 
vember 1894  bat  die  Lehrerschaft  des  Seminars  für  neuere  Sprachen 
darum,  künftig,  neben  den  als  Examinatoren  fungierenden  Lehrern  der 
technischen  Hochschule  und  der  Stuttgarter  Oberrealschule,  zur  realistischen 
Professoratsprüfung  berufen  zu  werden,  worauf  von  seiten  des  Ministeriums, 
auf  Gmnd  eines  Berichts  der  Kultministerialabteilung  für  Gelehrten-  und 
Realschulen,  ein  ablehnender  Bescheid  erfolgte.  Eine  erneute  Eingabe 
vom  31.  Januar  1895,  wenn  die  Berufung  aller  vier  Lehrer  am  Seminar 
zur  Prüfung  nicht  tunlich  wäre,  den  Ordinarius  der  gennanischen  Philo- 
logie (H.  Fischer)  und  den  Extraordinarius  der  romanischen  (Referent) 
speziell  als  wissenschaftliche  Vertreter  ihrer  Fächer  zur  Mitwirkung  zu 
berufen,  wurde  durch  Erla&s  vom  1.  Oktober  1895  dahin  erledigt,  dass 
„der  Vorstand  des  Seminars"  (Prof.  Fischer)  zu  den  Arbeiten  der  Kom- 
mission beigezogen  wurde.  Erst  anderthalb  Jahre  darauf,  Frühjahr  1897, 
wurden  auch  die  Vertreter  des  Englischen  und  des  Romanischen,  der 
neuberufene  Lektor  Prof.  Dr.  W.  Franz  und  Referent,  in  die  Prüfunge- 
kommission berufen.  Historiker  und  Geograph  der  Universität  wirken 
erst  seit  der  neuen  P.O.,  seit  1899  resp.   1900,  mit. 

Das  Bedürfnis  nach  einer  Neuregelung  der  P.O.  hatte  sich  unter- 
des je  länger  je  drängender  geltend  gemacht.  Nicht  nur  die  Anforde- 
rungen in  den  einzelnen  Fächern  bedurften  einer  Revision,  auch  die 
Einrichtung  der  Vorprüfung  nach  der  Verordnung  von  1876  konnte  auf 
die  Dauer  nicht  völlig  befriedigen,  da  die  Kandidaten  durch  sie  verhindert 
wurden  sich  von  vornherein  mit  voller  Kraft  ihrem  eigentlichen  Haupt- 
studium zu  widmen.  Dazu  kam  die  Teilung  in  höhere  und  niedere 
Prüfung  und  die  dadurch  bedingte  Trennung  der  Lehrer  an  den  höheren 
Schulen  in  mehrere  Kategorien,  die  besonders  bei  den  Altphilologen  als 
unbillig  und  lästig  empfunden  wurde,  da  die  Präzeptoren  hier  im  wesent- 
lichen dieselbe  Vorbildung  wie  die  Professoren  genossen,  die  aber  auch 
bei  den  Realisten  zu  ünzuträglichkeiten  führte.  Im  übrigen  war  ja  schon 
die  Tatsache,  dass  die  P.O.  seit  33  Jahren  in  Geltung  war,  genügender 
Grund  zu  einer  Revision,  zumal  gerade  in  dieser  Zeit  sowohl  der  Betrieb 
der  Wissenschaften  an  den  Universitäten  als  auch  I^ehrplan  und  Unter- 
richt an  den  Mittelschulen  tiefgehende  Änderungen  erfahren  hatten. 

So  ging  denn  die  Behörde,  die  aus  dem  ehemaligen  „kgl.  Studieu- 
rat"  hervorgegangene  „kgl.  Kultministerialabteilung  für  Gelehrten-  und 
Realschulen"  1897  an  die  Neuordnung  der  Prüfungen  für  das  realistische 
wie  für  das  humanistische  Lehramt  heran.  Man  wird  der  Behörde  nicht 
den  Vorwurf  machen  können,  dass  sie  die  neue  P.O.  übereilt  oder  ohne 
Informationen  bei  <ien  beteiligten  Kreisen  zustimde  gebracht  hätte.  So- 
wohl der  Entwurf  für  die  humanistische  ^^^e  der  für  die  realistische  P.O. 
wurde  in  Form  von  „Gruudzügen**  im  „Korrespondenzblatt"  ^^)  ver- 
öffentlicht und  einzelnen  Mitgliedern  der  beiden  Prüfungskommissionen 
sowie  den  beteiligten  Fakultäten  (philosophische  und  math.-naturwissen- 
schaftliche)  zur  Begutachtung  vorgelegt;   die  humanistischen  „Grundzüge" 


10)  NKBlGRWürtt.  1897,  S.  137  ff.,  179  ff. 


IV  14        rnterricht  in  den  liomanisc'hen  Sprachen  an  Universitäten 

wurden  auf  der  Landesversanimlunir  des  Württemb.  Gymnasiallehrervereins, 
15.  Mai  1897  in  Stuttgart,  die  realistischen  auf  der  Tagung  des  Württemb. 
Vereins  für  neuere  Sprachen  in  Plochingen,  23.  Mai,  sowie  auf  der 
Württemb.  Reallehrerversammlung  in  Stuttgart,  28.  Juni  1897,  eingehend 
beraten  ^M.  Ein  danach  neu  hergestellter  ,Entwurf'  für  die  realistische 
Prüfung  nebst  erläuternden  ,Bemerkungen^  wurde  der  philosophischen 
Fakultät  (der  übrigens  die  Vertreter  der  englischen  und  romanischen 
Philologie  damals  noch  nicht  angehörten)  sowie  der  math.-nat.  FakultÄt 
zur  abermaligen  Begutachtung  vorgelegt.  Aber  man  wird  sagen  dürfen, 
dass  gerade  in  einigen  wesentlichen  Punkten  die  Anschauungen  und 
Wünsche  der  Universität  und  ihrer  Vertreter  weniger  Berücksichtigung 
gefunden  haben  als  von  anderer  Seite  vertretene  Wünsche  und  Interessen. 
Die  vom  12.  September  1898  datierte  , Verfügung*  des  Ministeriums 
, betreffend  die  Dienstprüfungen  für  das  realistische  Lehr- 
amt*^*) zerfällt  in  fünf  Teile:  I.  Allgemeine  Vorschriften  (§  1 — 6), 
II.  Die  erste  Dienstprüfung  (§  7 — 19),  III.  Die  zweite  Dienstprüfung 
(§  20 — 26),  IV.  Von  der  Erweiterungsprüfung  und  der  fakultativen 
Prüfung  (§  27—28),  V.  Übergangsbestimmungen  (§  29—30).  Aus  den 
allgemeinen  Vorschriften  ist  hervorzuheben:  die  (wie  bisher  übliche) 
Teilung  der  Prüfung  in  eine  erste,  wissenschaftliche,  und  eine  zweite, 
vorzugsweise  praktische  Prüfung;  die  Gliederung  je<ler  dieser  Prüfungen 
in  eine  solche  der  sprachlich-geschichtlichen  und  der  math. -naturwissen- 
schaftlichen Richtung;  die  Abhaltung  der  Prüfungen  zu  Stuttgart  im 
Herbst  vor  einer  teils  aus  Lehrern  der  Landesuniversitat  und  der  Tech- 
nischen Hochschule,  teils  aus  praktischen  Schulmännern  zusammengesetzten 
Kommission  unter  Leitung  eines  Mitgliedes  der  Ministerialabteilung;  die 
Bezeichnung  der  Befähigungsstufen  nach  drei  Klassen:  I.  (obere), 
II.  (mittlere),  beide  mit  Unterabteilungen  a  und  A,  III.  (untere).  Im 
II.  Abschnitt  werden  zunächst  die  Bedingungen  für  die  Zulassung 
zur  I.  Dienstprüfung  geregelt:  Reifezeugnis  eines  deutschen  Gym- 
nasiums bezw-.  Realgymnasiums  oder  einer  württemb.  zehnklassigen  Real- 
anstalt, letzteres  für  Kand.  der  sprachlich-geschichtlichen  Richtung  er- 
gänzt durch  ein  Zeugin's  über  die  erfolgreiche  Erstehung  der  Reifeprüfung 
eines  Gymnasiums  oder  eines  Realgymnasiums  im  Fach  der  lateinischen 
Sprache;  Nachweis  eines  mindestens  vierjährigen  Studiums  (eingerechnet 
das  zwischen  der  Wahl  eines  Themas  für  die  wissentschaftliche  Abhand- 
lung und  der  I.  Dienstprüfung  liegende  Jahr)  auf  einer  deutschen  Uni- 
versität oder  Technischen  Hochschule,  worunter  mindestens  4  Semester 
Universitätsstudium  (darunter  mindestens  2  Semester  an  der  Landesuni- 
versität) sein  sollen,  während  ein  der  sprachlichen  Ausbildung  gewidmeter 
Aufenthalt  im  franz.  und  engl.  Sprachgebiet  bis  zu  2  Semestern  einge- 
rechnet werden  kann;  Nachweis  zweier  grösserer  Vorlesungen  über 
Philosophie  und  einer  über  Pädagogik;  Abfassung  einer  nicht  mehr 
als    4  Bogen    gewöhnlicher    Schrift    umfassenden  wissenschaftlichen    Ab- 


11)  NKBlGKWürtt.  1897,  S.  217 ff.,  341  ff.,  391  ff.,  428ff.,  1898,  S.  225. 
12)  Regierungsblatt  1898  Nr.  14,  S.  ISOff.,  NKBIGRWörtt.  1898,  S.  365 ff.  Neuer- 
dings mit  allen  Ercänzungs Vorschriften  und  Erläuterungen  hsg.  von  Univ.-Aktuar 
Albert  Kien  ha  rat,  Die  Vorschriften  über  die  Ausbildung  für  das  realistische 
Lehramt  in  Württemberg,  Tül)ingcn,  SchnürJcn  lOO.'). 


0.  Vorctzsch.  IV  15 

Handlung  (für  die  Kand.  der  sprachlich-geschichtl.  Richtung  dem  Ge- 
biet der  deutschen,  franz.  oder  engl.  Sprache  und  Literatur  zu  entnehmen), 
an  deren  Stelle  auch  eine  akademische  Preisschrift,  eine  Doktordissertation 
oder  eine  sonstige  Druckschrift  aus  den  genannten  Gebieten  vorgelegt 
werden  kann. 

Die  erste  Dienstprüfung  sprachlich-geschichtlicher  Rich- 
tung hat  als  unerlässliche  Fächer  Deutsch,  Französisch,  Englisch, 
hierzu  als  viertes  Hauptfach  nach  eigener  Wahl  des  Kand.  entweder 
Geschichte  oder  Geographie,  das  nicht  gewählte  der  beiden  Fächer 
als  Nebenfach,  in  welchem  nur  mündlich  geprüft  wird.  Für  Oberklassen 
ist  die  Lehrbefähigung  des  Kand.  auf  diejenigen  Fächer  und  für  die 
zwei  obersten  Klassen  in  der  Regel  auf  diejenigen  Hauptfächer  beschränkt, 
in  welchen  er  auf  Grund  dieser  Prüfung  für  befähigt  erkannt  worden 
ist.  Von  den  Anforderungen  in  den  einzelnen  Fächern  kommen  hier 
nur  die  für  Französisch  (§  13)  in  Betracht:  „Im  Französischen  wird 
bei  der  schriftlichen  Prüfung  die  Übersetzung  eines  deutschen  Original- 
stücks ins  Französische,  die  Übertragung  eines  Abschnitts  aus  einem 
franz.  Schriftsteller  ins  Deutsche,  die  Niederschrift  eines  franz.  Diktats 
und  ein  Aufsatz  über  ein  der  franz.  Literaturgeschichte  entnommenes 
Thema  verlangt.  Die  mündliche  Prüfung  besteht  in  einem  Kolloquium 
über  Sprach-  und  Literaturgeschichte.  Neben  einer  guten  Aussprache 
und  Bekanntschaft  mit  den  Elementen  der  Phonetik  hat  der  Kandidat 
Sicherheit  in  der  Grammatik,  Kenntnis  des  franz.  Sprachgebrauchs  und 
Beherrschung  des  Ausdrucks  im  schriftlichen  und  mündlichen  Gebraueli 
der  Sprache  nachzuweisen.  Mit  der  Sprachgeschichte  soll  er  so  weit 
vertraut  sein,  dass  er  ein  klares  Verständnis  der  franz.  Laut-  und  Wort- 
bildung und  der  poetischen  Form  besitzt  und  einen  Abschnitt  aus  einem 
älteren  von  ihm  gelesenen  Schriftsteller  zu  übersetzen  und  zu  erklären 
imstande  ist.  In  Literaturgeschichte  wird  eine  übersichtliche  Kenntnis 
des  Entwicklungsgangs  der  franz.  Literatur  gefordert;  insbesondere  soll 
der  Kandidat  das  eine  oder  andere  Werk  der  älteren  franz.  Literatur 
und  eine  Anzahl  hervorragender  Werke  der  neueren  mit  eindringendem 
Verständnis  gelesen  haben".  Dieselben  Forderungen  gelten  mit  sinn- 
gemässer Abänderung  auch  für  das  Englische.  —  Die  Kand.  der  math.- 
nat.  Richtung  haben  die  Wahl  zwischen  der  math. -physikalischen  Ab- 
teilung (Hauptfächer  Mathematik,  Mechanik,  Physik,  Nebenfach  Chemie) 
und  der  natiurwissenschaftlichen  Abteilung  (Hauptfächer  Chemie,  Minera- 
logie mit  Geologie,  Botanik,  Zoologie,  Nebenfächer  eine  Reihe  math. 
Fächer  und  Experimentalphysik). 

Die  zweite  Dienstprüfung  soll  von  der  ersten  durch  das  prak- 
tische Vorbereitungsjahr  an  einer  Realanstalt  getrennt  sein,  spätestens  aber 
3  Jahre  nach  der  ersten  abgelegt  werden.  Gegenstände  der  Prüfung 
sind:  1.  Deutscher  Aufsatz,  in  welchem  der  Kand.  seme  Fähigkeit 
zu  erweisen  hat,  eine  allgemeine  wissenschaftliche  Frage  in  geordneter 
und  klarer  Darstellung  und  mit  Verständnis  zu  behandeln.  —  2.  Frei- 
handzeichnen, worin  Herstellung  korrekter  Umrisse  nach  Modellen 
(Ornament  oder  Körper)  gefordert  wird,  auch  hat  der  Kand.  bei  der 
Meldung  Beteiligung  an  öffentlich  eingerichteten  Zeichenkursen  nachzu- 
weisen   und    eine  Auswahl    beglaubigter  Arbeiten    im  Freihand-   und  im 


IV  IG        Unterricht  in  den  Komani$chen  Sprachen  an  I^niversitaten. 

geometrischen  Zeichnen  vorzulegen.  —  3.  Die  Ergänzungsprüfung 
in  der  vom  Kand.  für  die  erste  Dienstprüfung  nicht  gewählten  Richtung, 
also  für  Mathematiker  und  Naturwissenschafüer  Prüfung  in  Französisch 
und  Englisch  (schriftliche  Übersetzung  eines  nicht  zu  schwierigen  deutschen 
Originalstücks  und  Diktat,  mündlich  Übersetzung  aus  einem  franz.  oder 
engl.  Schriftsteller  und  Kenntnis  der  schulmässigen  Grammatik  nebst 
einiger  Übung  im  Gebrauch  der  franz.  Sprache),  für  die  Neuphilologen 
Prüfung  in  Arithmetik  und  Planimetrie  (nur  schriftlich:  nicht  zu  schwierige 
Aufgaben  richtig,  klar  und  zweckmässig  zu  lösen),  sowie  in  elementarer 
Physik  (nur  mündlich:  Kenntnis  der  Hauptlehren  der  Physik,  Bekannt- 
schaft mit  den  gewöhnlichen  Schulapparaten).  —  4.  Die  Lehrproben, 
von  denen  jeder  Kand.  zwei  Probelektionen  in  Hauptfächern  seiner  ersten 
Dienstprüfung  und  eine  an  Mittelklassen  in  einem  Fach  seiner  zweiten 
Dienstprüfung  zu  halten  hat;  der  Gegenstand  kann  von  ihm  selbst  unter 
Vorbehalt  der  Genehmigung  der  Prüfungskommission  gewählt  werden  und 
ist  vorherrschend  in  der  Weise  lehrender  Entwicklung  (nicht  bloss  exami- 
natorisch) zu  behandeln. 

Für  die  Erweiterungsprüfung  und  die  fakultative  Prüfung 
kann  ein  Nebenfach  der  ersten  Dienstprüfung,  oder  für  die  betr.  Richtung 
nicht  vorgeschriebene  Fächer  derselben  (für  Neuphilologen  also  math.- 
nat.  Fächer),  endlich  Latein  und  Italienisch  in  Betracht  kommen. 

Diese  Übersicht  wird  die  oben  gemachte  Bemerkung  nicht  ganz  un- 
gerechtfertigt erscheinen  lassen,  dass  auch  die  realistische  Professorats- 
prüfung  sprachlich-historischer  Richtung  den  Charakter  der  alten  Real- 
lehrerprüfung noch  nicht  ganz  abgestreift  hat.  Gegenüber  diesem  Vielerlei 
von  teilweise  ganz  heterogenen  Fächern  erscheint  die  im  selben  Jahr, 
unterm  21.  März  1898,  erlassene  Prüf ungsordnung  für  die  Kandi- 
daten des  humanistischen  Lehramts ^^)  viel  einheitlicher  und  ge- 
schlossener. Zulassungsbedingungen  zur  I.  Dienstprüfung  sind  Reife- 
zeugnis eines  Gymnasiums,  vierjähriges  Universitätsstudium,  Einreichung 
einer  lateinisch  abgefassten  wissenschaftlichen  Abhandlung.  Die  erste 
Dienstprüfung  umfasst  nur  3  Fächer,  als  utierlässliche  Fächer  Lateinisch 
und  Griechisch,  als  drittes  Hauptfach  nach  Wahl  des  Kand.  Deut^h 
oder  Geschichte  oder  Französisch  (bezw.  Hebräisch),  die  zweite  Dienst- 
prüfung ausser  den  Lehrproben  nur  deutschen  Aufsatz  (mit  ähnlichen 
Anforderungen  wie  bei  den  Realisten)  und  eine  mündliche  Prüfung  in 
Philosophie  und  Pädagogik.  Für  die  Erweitemngsprüfung  stehen  dem 
Kand.  die  nicht  gewählten  Fächer  der  I.  Dienstprüfung,  Deutsch,  Ge- 
schichte, Französisch,  für  die  fakultative  Prüfung  die  übrigen  Gymnasial- 
fächer, nämlich  Mathematik,  Physik,  Geographie,  Englisch,  Hebräisch  und 
(mit  beschränkterer  Befähigung)  Französisch  zu  Gebote.  —  Die  Anforde- 
rungen im  Französischen  als  Hauptfach  stimmen  mit  denen  im  rea- 
listischen Examen  nicht  ganz  überein.  Von  den  schriftlichen  Arbeiten 
wird  nur  der  franz.  Aufsatz  gefordert,  in  welchem  der  Kand.  nachzu- 
weisen hat,  „dass  er  von  dem  Entwicklungsgang  der  franz.  Literatur  ein 
deutliches  Bild  gewonnen  und  einzelne  Hauptwerke  auch  aus  neuester 
Zeit  gelesen  hat".     Im   übrigen   wird    „neben    einer    sorgfältigen   und  ge- 

13)  Regierungsblatt  1808,  S.  8.1  ff.,  NKBlGRWürtt.  1898,  285—295. 


C.  Voretzsch.  IV  17 

bildeten  Aussprache  im  schriftlichen  und  mündlichen  Gebrauch  der  Sprache 
Beherrschung  des  Ausdruck.«^,  grammatische  Korrektheit  und  Kenntnis 
des  franz.  Sprachgebrauchs  und  Satzbaus  verlangt.  Ausserdem  hat  der 
Kandidat  in  der  mündlichen  Prüfung  seine  Bekanntschaft  mit  der  ge- 
schichtlichen Entwicklung  der  Sprache  und  hinreichendes  Verständnis  der 
franz.  Laute,  Formen  und  Wortbildungen,  sowie  seine  Fähigkeit  darzu- 
tun, vorgelegte  Stellen  aus  gelesenen  älteren  Schriftstellern  zu  übersetzen 
und  zu  erklären."  Ein  im  franz.  Sprachgebiet  zugebrachtes  Halbjahr 
kann  als  ein  Semester  Universitätsstudium  angerechnet,  ausserdem  kann 
die  Prüfung  in  Franzosisch  auf  die  zweite  Dienstprüfung  verschoben 
werden.  —  Für  die  fakultative  Prüfung  in  Französisch  kommt  die  Sprach- 
geschichte in  Wegfall,  der  Aufsatz  wird  durch  eine  Übersetzung  aus 
dem  Deutschen  und  ein  franz.  Diktat  ersetzt. 

Die  humanistische  Prüfung  mit  ihren  drei  Fächern  und  ihrer  Prüfung 
in  Philosophie  und  Pädagogik  steht  im  wesentlichen  auf  der  Stufe  der 
preussischen  P.O.  Die  realistische  P.O.  findet  weder  ausserhalb  Württem- 
bergs noch  in  der  humanistischen  P.O.  Württembergs  selbst  ihre  Parallele, 
sie  bedeutet  auch  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  noch  eine  Überlastung  der 
realistischen  und  speziell  der  neuphilologischen  Kandidaten.  Die  Um- 
wandlung der  mathematischen  Vorprüfung  in  eine  mit  der  II.  Dienst- 
prüfung verbundene  Ergänzungsprüfung  ist  freilich  ein  Fortschritt  gegen 
früher,  da  sich  nun  die  Neuphilologen  von  Anfang  an  ihrem  eigentlichen 
Studium  widmen  können,  aber  im  Vergleich  zu  dem,  was  anderwärts  vom 
Neuphilologen  verlangt  wird,  doch  nur  ein  sehr  relativer  Fortechritt. 
Wichtiger  ist  die  Abschaffung  der  Reallehrerprüfung  und  die  dadurch 
herbeigeführte  Vereinheitlichung  in  der  Vorbildung  der  Lehrer  der  neueren 
Sprachen  (nur  an  den  beiden  untersten  Klassen  werden  die  niederge- 
prüften ,Kollaboratoren*  verwendet,  welche  nunmehr  ,Tieallehrer*,  an  Real- 
schulen, oder  ,PräzeptorenS  an  human.  Anstalten,  heissen).  Die  offizielle 
Einführung  der  Sprachgeschichte  und  der  älteren  Literaturgeschichte  so- 
wie die  Forderung  einer  wissenschaftlichen  Abhandlung  bedeutet  eine 
wissenschaftliche  Vertiefung  der  Prüfung  in  den  einzelnen  Fächern  wie 
im  ganzen.  Aber  bei  der  Überzahl  von  Fächern  kann  diese  Vertiefung 
nicht  so  zur  Geltung  kommen  wie  anderwärts.  Die  Zulassung  der  Real- 
abiturienten, wenn  auch  mit  Ergänzungsprüfung  im  Latein,  zum  Pro- 
fessoratsexamen,  das  von  der  P.O.  zugelassene  Studium  der  Neuphilologen 
am  Polytechnikum  Hessen  den  Zusammenhang  der  neuen  Ordnung  mit 
der  alten  Reallehrerprüfung,  zum  Nachteil  der  Sache,  deutlich  erkennen: 
ein  neunjähriges  Lateinstudium  lässt  sich  durch  einen  ad  hoc  vorge- 
nommenen Schnellkurs  in  Latein  nicht  oder  nur  bei  besonderer  Begabung 
und  ausserordentlichem  Fleiss  ersetzen,  und  der  Neuphilologe,  welcher 
der  wissenschaftlichen  Durchbildung  so  gut  bedarf  wie  der  praktischen, 
hat  seinen  natürlichen  Platz  an  der  Universität,  nicht  am  Polytechnikum. 
Noch  manches  andere  wie  der  vorgeschriebene  geringe  Umfang  der  wissen- 
schaftlichen Abhandlung  oder  die  Bestimmung,  dass  ein  im  ganzen  be- 
standener Kandidat  auch  in  einem  Hauptfach,  in  welchem  er  durchge- 
fallen ist,  in  mittleren  und  oberen  Klassen,  mit  Ausnahme  der  beiden 
obersten  Klassen,  unterrichten  darf  —  schien  dem  eigentlichen  Zweck 
der  Prüfung  wenig  zu    entsprechen,    und    so    hielt  es    der    Referent    für 

Vollmoller,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  2 


IV  IS        Unterricht  in  den  Komanischen  Sprachen  an  I'niversi täten. 

seine  Pflicht,  die  neue  P.O.  von  dem  hier  anp^edeuteten  Standpunkt  aus 
einer  öffentlichen  Besprechung  zu  unterziehen  ^*).  Diese  Kritik  fand  zu- 
erst eine  objektive  Wiedergabe  in  der  „Württemb.  Volkszeitung****),  rief 
aber  bald  die  Freunde  des  Polytechnikums  und  der  Realschule  sowie  die 
Verteidiger  des  Hergebrachten  auf  den  Plan.  Im  »Schwäbischen  Merkur' 
suchte  ein  Einsender  G.  (der  sich  im  zweiten  Artikel  als  Professor  Otto 
GüNTTER  bekannte),  in  der  ,Württemb.  Volkszeitung*  ein  „Realschul- 
mann", der  auch  in  der  Duplik  den  Schutz  der  Anonymitat  nicht  ver- 
liess,  die  Ausführungen  des  Referenten  zu  widerlegen  oder  zu  entkräften  *•). 
Eine  Entgegnung  des  Referenten  wurde  im  ,MerkurS  eine  zweite,  welche 
erst  nach  einer  vorgenommenen  ^Umarbeitung'  von  der  Redaktion  akzep- 
tiert wurde,  in  der  , Volkszeitung*  gedruckt^').  Beide  Einsender  erhielten 
in  ihren  Zeitungen  nochmals  das  Wort,  der  ,Realschulmann'  sogar  eine 
durch  zwei  Nummern  hindurchgehende  „kurze  Antwort"'^),  dem  Referenten 
wurde  die  Bitte  um  Aufnahme  einer  kurzen  „Erklärung"  von  den 
Redaktionen  abgeschlagen.  Eine  vergleichende  Betrachtung  der  neuen 
württemb.  P.O.  mit  der  neuen  preussischen  P.O.  (von  1898),  ohne  Ein- 
gehen auf  die  hier  berührten  Streitfragen,  hatte  der  ,Staatsanzeiger^  in 
seiner  Beilage  vom  2.  Dezember  1898  unter  dem  Kennzeichen  -e-  ge- 
bracht i»). 

In  diese  Zeit  (Jan.  1 899)  fällt,  allem  Anschein  nach  nicht  ohne  Zusammen- 
hang mit  den  um  das  Polytechnikum  als  Bildungsanstalt  für  Neuphilologen 
geführten  Debatten,  eine  »Erweiterung  der  ünterrichtsgelegenheit  der  Lehr- 
amtskandidaten an  der  Technischen  Hochschule*  durch  Erteilung  von 
Lehraufträgen  für  »Geschichte  der  französischen  und  englischen  Sprache 
und  Literatur*  an  die  Privatdozenten  Dr.  Gustav  Pfeiffer  und  Frhr. 
Dr.  V.  W^ESTENHOLZ,  sodass  nunmehr  auch  das  wissenschaftliche  Studium 
des  Französischen   und  Englischen   am   Polytechnikum   repräsentiert  war. 

Unterdes  hatte  Prof.  Fr.  Gerhardt  (München)  eine  eingehende 
Vergleichung  der  ,Neuen  Prüfungsordnungen  in  Württemberg  und  in 
Preussen*  miteinander  und  zugleich  mit  der  bayerischen  von  1895  ver- 
öffentlicht*®). Auch  er  wendete  sich  gegen  die  Zulassung  der  Real- 
abiturienten sowie  gegen  das  Studium  am  Polytechnikum,  endlich  auch 
gegen  die  verschiedene  Behandlung  der  Humanisten  und  Realisten  und 
das  Vielerlei  der  Fächer  bf.i  diesen:  „Sicher  steht  die  realistische  Prüfung 
nicht  auf  der  Höhe  der  humanistischen;  sie  kann  es  nicht,  weil  Multa 
und  Multum  sich  nicht  vertragen,  wie  sich  wohl  bald  zeigen  winl  .  .  . 
Solche  Zumutungen,  wie  sie  Württemberg  in  den  Ergänzungs-,  Erweite- 
rungs-  und  fakultativen  Prüfungen  an  die  Kandidaten  des  realistischen 
Ijehramt«    stellt,    sind    allenfalls   bei    Volksschullehrem    am   Platz,    aber 

14)  Die  neue  Prüfungsordnung  für  die  württemb.  Neuphilologen,  AZB. 
2898,  Nr.  259  (15.  Nov.).  15)  W.  V.-Z.  Nr.  274,  24.  Nov.  16)  Schw.  Merkur 
(II:  Schw.  Kronik)  13.  Dez.  1898,  Nr.  291.  —  Beil.  zur  W.  V.-Z.  14.  Dez. 
1898.  17)  Merkur  (8.  Kr.)  Nr.  306,  31.  Dez.  1898.  —  Beilage  z.  W.  V.-Z. 
31.  Dez.  1898.  18)  Merkur  Nr.  6,  4.  Jan.  1899.  —  W.  V.-Z.  Nr.  24  u.  25, 
30.  u.  31.  Jan.  1899.  19)  Beilage  zum  württemb.  Staatsanzeiger  1898  Nr.  280. 
2(0  BUGySch.,  München  1899,  Heft  1,  S.  1—50.  —  Eine  bequeme  Zusammen- 
Stellung  der  gesamten  deutschen  Prüfungsbestinimungen  hat  kürzlich  Otto 
Schröder  gegeben:  Die  Ordnung  des  Stud.  f.  d.  höh.  Jjchramt  in  Deutschland, 
Leipzig  1900. 


C.  Vorctzsch.  IV  19 

nicht  bei  akademisch  Gebildeten."  Eine  ähnliche  Vergleichung  der 
jNeuen  württemb.  Prüfungsordnungen  für  das  humanistische  und  realistische 
Ijehramt*  mit  der  preussischen  RO.,  freilich  mehr  in  apologetischem  Sinne 
zugunsten  der  württemb.  P.O.,  hat  Rektor  Dr.  Klett  in  den  »Südwest- 
deutschen  Schulblättern*  angestellt*^).  Die  Arbeit  Qebhardts  wie  andere 
vorausgegangene  Besprechungen  der  württemb.  P.O.  werden  hier  nicht 
erwähnt,  was  den  Referenten  zu  einer  Berichtigung  an  die  Redaktion 
und  im  weiteren  Verlauf  der  Angelegenheit  zu  seiner  »Erklärung*  vom 
Mai  1899  veranlasste^^).  —  Ein  unnützes  Nachspiel  fand  der  Streit  um 
die  P.O.  zwei  Jahre  darauf,  als  ein  Anonymus  -r-  in  der  ,Neuen  Freien 
Presse'  die  Württemb.  P.O.  auf  Grund  des  Artikels  des  Refei'enten  zum 
Gegenstand  eines  Feuilletonartikels  machte,  der  auszugsweise  in  die 
jHochschulnachrichten'  überging  und  hier  natürlich  eine  Erwiderung  von  der 
anderen  Seite  fand**).  Referent  hielt  die  Sache  auf  diesem  Boden  für  erledigt 
und  eine  Berichtigung  der  darin  enthaltenen  unzutreffenden  Behaup- 
tungen für  überflüssig. 

Die  Reform  der  württemb.  P.O.  für  die  sprachlich-historischen  Fächer 
wird  und  muss  kommen,  schon  die  Gerechtigkeit  verlangt  eine  grössere 
Angleichung  der  realistischen  an  die  humanistische  P.O.  Die  mehr  und 
mehr  rudimentär  gewordene  math.-physikalische  Ergänzungsprüfung  nebst 
Freihandzeichnen  muss  bei  der  nächsten  Neuordnung  ganz  fallen.  Auch 
die  Fächerzahl  der  I.  Dienstprüfung  muss  vereinfacht  und  womöglich  wie 
bei  den  Altphilologen  auf  3  reduziert  werden,  was  sich,  unter  Berück- 
sichtigung der  speziell  württemb.  Verhältnisse,  am  besten  durch  eine 
Teilung  in  zwei  verschiedene  Kombinationen  erzielen  lässt:  entweder 
Französisch,  Englisch  und  ein  drittes  Wahlfach  (Deutsch,  Geschichte, 
Geographie)  oder  Deutsch,  Geschichte  und  ein  drittes  Fach  (Geographie, 
Fninzösisch,  Englisch).  Eine  freiere  Kombination,  namentlich  die 
anderwärts  von  verschiedenen  Seiten  gewünschte  Trennung  des  Fran- 
zösischen vom  Englischen^*),  wird  auf  absehbare  Zeit  in  Württem- 
berg nicht  durchführbar  sein.  Die  Hauptsache  ist,  dass  das  Vieler- 
lei der  Fächer  beseitigt  wird,  die  schultechnischen  Bedenken,  die  da- 
gegen geäussert  werden,  sind  keineswegs  unüberwindlich,  selbst  für  die 
kleinen  Landschulen  nichts  für  welche  ja  die  KoUaboratoren  da  sind. 
Je  mehr  die  Anforderungen  in  den  einzelnen  Fächern  gewachsen  sind, 
desto  weniger  sind  die  Kandidaten  in  der  Lage,  den  Anforderungen  in 
allen  Fächern  zu  entsprechen.  Schon  jetzt  lässt  sich  aus  den  Zeugnissen 
der  Kandidaten  nachweisen,  dass  manchem  tüchtigen  Neuphilologen  seine 
Schlussnote  durch  Geschichte  und  Geographie  herabgedrückt  und  ver- 
dorben worden  ist.  Auf  der  anderen  Seite  kommen  gerade  diese  Fächer, 
weil  sie  die  Rolle  von  Nebenfächern  spielen  (auch  wenn  eines  offiziell 
als  jHauptfach^  gewählt  wird),  nicht  genügend  zur  Geltung,  was  auch 
nur  durch  eine  Teilung  im  oben  angegebenen  Sinn  gebessert  werden 
kann.     Dass  gegenwärtig  infolge  ministerieller  Verfügung  an  Stelle  einer 


21)  SwdSchBlL,  Karlsruhe  1899,  S.  66-77.  22)  Beilage  zur  Juninumraer 
des  LBlGRPh.  1899.  23)  Neue  Freie  Presse  1.  Sept.  1900,  Nr.  12940,  S.  17.  — 
HN.  1900,  Dez.-Nr.,  1901  MärzNr.  24)  So  Rosemann,  Verb.  d.  43.  Vers.  d. 
Phil.  u.  Schulm.  S.  100  ff.  —  Hans  Borbein,  Die  mögliche  Arbeitsleistung  des 
Neuphilologen,  NS.  XII,  Heft  6  (auch  separat). 

2* 


IV  20         Unterricht  in  den  Koinnnischen  Sprachen  an  Universitäten. 

wissenschaftlichen  Abhandlung  aus  einem  der  drei  obligaten  Hauptfächer 
Deutsch,  Französisch^  Englisch  ausnahmsweise  eine  historische  Abhand- 
lung vorgelegt  werden  kann,  ist  ein  Notbehelf,  der  bei  dem  vorwiegend 
neuphilologischem  Charakter  der  Prüfung  nicht  einmal  ohne  Bedenken  ist. 

Im  übrigen  hat  sich  auf  dem  Wege  der  Geschäftsordnung  oder  der 
Praxis  manches  schon  geändert  oder  gebessert.  Da  die  Limitierung  der 
wissenschaftlichen  Arbeit  auf  4  Bogen  in  erster  Linie  aus  Rücksichten 
auf  die  Examinatoren  hervorgegangen  war,  wurde,  wofern  der  betr.  Be- 
gutachter nichts  dagegen  hatte,  seither  auch  die  Einreichung  längerer 
Arbeiten  gestattet,  wovon  die  Kandidaten  reichlich  Gebrauch  machen.  — 
Ein  Antrag  der  drei  Vertreter  der  Germanistik,  Anglistik  und  Romanistik 
an  das  Ministerium  (Mai  1899),  die  Kandidaten  zur  Wiederholung  eines 
Faches,  in  welchem  sie  nicht  beslanden  haben,  zu  verpflichten,  wurde 
freilich  abgelehnt;  es  soll  dem  Kandidaten  nur  ,gestattet'  sein,  die  Prüfung 
in  dem  betr.  Fach  zu  wiederholen.  Aber  da  es  nach  wie  vor  möglich 
ist  (und  tatsächlich  auch  vorkommt),  dass  ein  Kandidat  in  zwei  Haupt- 
fächern (z.  B.  Französisch  und  Englisch)  durchfällt  und  vermöge  des 
Ineinanderrechnens  der  Fächer  die  Prüfung  im  ganzen  doch  besteht,  so 
bleibt  hier  eine  schärfere  Regulierung  unabweislich ,  wenn  nicht  die 
Interessen  des  Unterrichts  Schaden  leiden  sollen.  —  Die  Zulassung 
der  Realabiturienten  mit  lateinischer  Erganzungsprüfung  zur  neuphilo- 
logischen Prüfung  ist  in  praxi  dadurch  etwas  weniger  bedenklich  ge- 
worden, dass  die  betr.  Studierenden  ihr  Latinum  in  den  ersten  Semestern 
zu  absolvieren  suchen.  Aber  2 — 3  Semester  oder  mehr  gehen  auf  diese 
Weise  den  betr.  Kandidaten  für  das  eigentliche  Studium  so  gut  wie  ver- 
loren, und  viele  bekennen  es  selbst,  dass  sie  besser  getan  hätten,  sich 
bei  Zeiten  dem  Gymnasium  oder  Realgymnasium  zuzuwenden.  Die  für 
das  Studium  der  Sprachgeschichte  notwendige  Sicherheit  in  der  Latein- 
kenntnis wird  auf  diesem  Wege  tatsächlich  selten  erreicht,  und  selbst  bei 
Behandlung  neuerer  französischer  Dichtwerke,  wie  z.  B.  des  Art  po6tiq%ie 
von  Boileau,  niacht  i^ich  mangelhafte  Kenntnis  des  Latein  und  Nicht- 
ken nen  des  Griechischen  störend  bemerkbar.  Es  ist  aber  auch  die 
ganze  philologische  Schulung  überhaupt,  welche  das  Gymnasium,  wenigstens 
zur  Zeit  noch,  vor  der  Realschule  voraus  hat.  —  Das  Polytechnikum  wird 
von  Neuphilologen  meist  wohl  nur  noch  aus  äusseren  Gründen  aufgesucht, 
sei  es  dass  der  Vater  seinen  Wohnsitz  in  Stuttgart  hat,  sei  es  dass  der 
Kandidat  den  Wunsch  hegt,  auch  seine  Stuttgarter  Examinatoren  vor 
dem  Examen  kennen  zu  lernen. 

Um  das  Bild  der  württemb.  Prüfung  für  Neuphilologen  zu  vervoll- 
ständigen, seien  nur  kurz  einige  charakteristische  Einzelheiten  erwähnt» 
welche  sich  nicht  ohne  weiteres  aus  dem  Studium  der  P.O.  ergeben  und 
meist  in  der  nichtgedruckten  ,Geschäftsordnung'  niedergelegt  sind.  Die 
beiden  Prüfungskommissionen  für  das  humanistische  und  das  realistische 
Lehramt  sind  völlig  unabhängig  voneinander,  auch  bei  den  gleichen 
Fächern  sind  die  Examinatoren  hier  und  dort  nicht  immer  dieselben  (in 
der  humanistischen  Prüfung  prüft  Refei-ent  zusammen  mit  Prof.  Dr. 
Sakmann  vom  Eberhard-Ludwigs-Gymnasium,  in  der  realistischen  zu- 
sammen mit  Prof.  Koller  vom  Polytechnikum).  Die  Kommissionen  sind 
nicht  permanent,  sondern  werden  jeweils  für  die  im  Herbst  stattfindenden 


J.  Haas.  IV  21 

Prüfuiigüii  neu  einberufen.  Die  Meldungen  der  Kandidaten  gehen  deni- 
geniäsB  nicht  an  die  betr.  Komoiission,  sondern  an  die  k.  Kultministerial- 
abteilung  für  höhere  Schulen,  welche  auch  über  die  Zulassung  entscheidet 
und  die  ganze  Prüfung  vorbereitet.  Vor  Beginn  der  Prüfung  findet  eine 
vorberatende  Sitzung  der  Kommission  statt,  in  welcher  die  schriftlichen 
Aufgaben  auf  Grund  der  Antrage  der  Fachreferenten  festgestellt  werden, 
nach  vollendeter  Prüfung  eine  Schlugsitzung,  in  welcher  die  Ergebnisse 
der  Einzelprüfungen  mitgeteilt  werden  und  das  Gesamtresultat  gezogen 
wird.  Für  jedes  Fach  sind  zwei  Referenten  aufgestellt,  die  in  der  münd- 
lichen Prüfung  beide  prüfen  und  sich  in  der  Stellung  der  schriftlichen 
Aufgaben  und  der  ersten  Korrektur  der  Arbeiten  in  der  Regel  jährlich 
abwechseln.  Dieses  Verfahren  hat  sein  gutes:  der  Kandidat  wird  nicht 
einseitig,  allerdings  auch  viel  intensiver  geprüft,  da  der  eine  Referent 
mehr  die  praktische,  der  andere  mehr  die  wissenschaftliche  Befähigung  des 
Kandidaten  prüft.  Jeder  Kandidat  wird  einzeln  vorgenommen,  ein  Mit- 
glied der  Kultministerialabteilung  ist  als  Vorsitzender  bei  jeder  Einzel- 
prüfung anwesend.  In  Französisch  (und  ebenso  in  Englisch)  wird  jeder 
Kandidat  je  1  Stunde  geprüft,  von  jedem  Referenten  25 — 80  Minut-en. 
Der  Kandidat  erhält  je  eine  besondere  Note  für  die  schriftliche  und  die 
mündliche  Prüfung  in  den  einzelnen  Fächern.  In  den  beiden  Fremd- 
sprachen müssen  die  beiden  Noten  auch  jetzt  noch  auf  dem  Wege 
schematischer  Einzel  berech  nung  gefunden  werden,  doch  k»,  dass  praktische 
Fertigkeit  und  theoretisches  und  historisches  Wissen  ungefähr  in  dem 
richtigen  Verhältnis  zur  Geltung  kommen.  Bei  der  Berechnung  der  Ge- 
samtnote gelten  alle  drei  Sprachen  gleichviel,  Geschichte  und  Geographie 
zusammen  soviel  wie  eine  derselben  (wobei  das  von  beiden  als  ,Haupt- 
fach*  gewählte  Fach  doppelt  soviel  zählt  als  das  andere).  Erst  wenn 
die  hieraus  sich  ergebende  Durch schnittsnote  mindestens  »genügend'  er- 
gibt, wird  —  entsprechend  einem  s.  Z.  gestellten  Antrag  der  Vertreter 
der  Germanistik,  Anglistik  und  Romanistik  —  auch  die  wissenschaftliche 
Abhandlung,  mit  der  Bewertung  eines  Hauptfaches,  mit  eingerechnet  und 
so  das  endgiltige  Zeugnis  für  die  erste  Dienstprüfung  festgestellt.  Man 
hat  so  die  Gewähr,  dass  nicht  von  vornherein  Mängel  in  der  praktischen 
Beherrschung  der  Sprachen  durch  rein  wissenschaftliche  Leistungen 
kompensiert  werden  können  und  dass  nicht  ein  Fach  (dasjenige,  dem  das 
Thema  der  wissenschaftlichen  Abhandlung  entnommen  ist)  bei  der  Ent- 
scheidung über  die  Frage,  ob  bestanden  oder  nicht,  doppelt  in  die  Wi\g- 
schale  fällt. 

Die  württembergische  Prüfungsordnung  bedarf  nach  allem  in  vielen 
und  sehr  wesentlichen  Punkten  einer  Neuregelung  und  Modernisierung, 
aber  sie  besitzt  auch  manches,  was  man  als  berechtigte  Eigentümlichkeit 
und  als  Vorzug  anderen  Prüfungsordnungen  gegenüber  anerkennen  muss. 

Tübingen.  C.  Voretzsch. 

6.  BadeD«  1904.  Die  Vertreter  der  romanischen  Sprachwissen- 
schaft der  Universität  Heidelberg  waren  während  des  SS.  1904 
und  des  W.S.  1904/0')  die  Herren  Hofrat  Dr.  Fritz  Neumanx  Prof.  ord., 
Prof.  extraord.  Dr.  F.  Schneeganh  und  Prof.  extraord.  Dr.  K.  Vossler, 
unter  deren  I^eitung  auch  die  Übungen    des  romanischen  Seminars  statt- 


IV  22        l^nterricht  in  den  Romanischen  Sprachen  an  Universitäten. 

fanden,  dessen  Direktor  Herr  Hofrat  Prof.  Dr.  F.  Keuniann  ist.  Im 
S.S.  las  Herr  Hofrat  Neumann  4stündig  Historische  Grammatik  der 
französischen  Sprache  I  (Lautlehre)  und  interpretierte  in  2stündig6r  Vor- 
lesung einen  altfranzosischen  Text.  Herr  Prof.  Schneegans  trug  2stündig 
die  Geschichte  des  französischen  Romans  im  18.  Jahrhundert  und  mit 
gleicher  Stundenzahl  die  Geschichte  der  französischen  Literatur  im 
XV.  Jahrhundert  vor;  ausserdem  erklärte  er  einmal  in  der  Woche  „aus- 
gewählte Kapitel  der  französischen  Syntax*'  im  Anschluss  an  praktische 
Übungen.  Herr  Prof.  Vossler  nahm  in  1  stündiger  Vorlesung  die 
Lektüre  provenzalischer  Texte  mit  grammatischen  Übungen  vor  und  trug 
1  stündig  in  italienischer  Sprache  die  Geschichte  der  italienischen  Literatur 
der  Gegenwart  vor. 

In  der  romanischen  Abteilung  des  gennanisch-romanisehen  Seminars 
hielt  Herr  Hofrat  Neumann  Übungen  an  altfranzösischen  und  proven- 
zalischen  Texten  ab,  Herr  Prof.  Schneegans  in  zwei  Kursen  für  An- 
fänger und  Vorgerücktere  Übungen  im  mündlichen  und  schriftlichen 
Gebrauch  des  Französiselien,  Herr  Prof.  Vossler  el)enfalls  in  zwei 
Kursen  praktische  Übungen  in  der  italienischen  Sprache. 

Im  Wintersemester  1904/05  hielt  Herr  Hofrat  F.  Neumann  eine 
4stündige  Vorlesung  über  die  Historische  Formenlehre  der  französischen 
Sprache  und  eine  2stün(lige  Interpretation  eines  altfranzösischen  Textes. 
Ausser  den  syntaktischen  Übungen  gleicli  denen  des  Sommersemesters 
1904,  las  Herr  Prof.  Scihneegans  die  Geschichte  der  französischen 
Literatur  des  IG.  Jahrhunderts  Sstündig  und  1  stündig  Diderots  Leben 
und  Werke.  Herr  Prof.  Vossler  führte  in  2stündiger  Vorlesung  in 
das  Studium  der  romanischen  Sprachwissenschaft  ein.  Die  Übungen  im 
romanischen  Seminar  waren  die  gleichen  wie  im  vorhergehenden  Sommer- 
semester. 

Im  Sommersemester  1904  und  im  Wintersemester  1904/05  lag  der 
Unterricht  in  den  romanischen  Sprachen  an  der  Universität  Freiburg  in 
den  Händen  der  Herren  Prof.  ord.  Dr.  Baiöt,  Prof.  extraord.  Dr.  Levy 
und  Lektor  Dr.  Pauflkr.  In  die  Leitung  der  Seminarübungen  teilten 
sich  Prof.  Dr.  Balst,  der  Direktor  des  Seminars,  und  Lektor  Dr.  Paufler; 
zu  diesen  kam  im  Wintersemester  1904/05  Referent  hinzu,  der  neben 
seiner  Haupttatigkeit  am  Friedrichsgymnasium  in  Freiburg  i.  B.  mit  Ab- 
haltung von  Übungen  im  romanischen  Seminar  beauftragt  wurde. 

Hen*  Prof.  Dr.  Baist  las  3stündig  Altfranzösische  Literaturgeschichte 
(I.  Teil)  und  interpretierte  2stündig  einen  altfranzösischen  Text.  Herr 
Prof.  Levy  erklärte  in  3stüudiger  Vorlesung  einen  altfranzösischen  Text, 
las  provenzalische  Lautlehre  und  hielt  noufranzösische  Ijeseübungen  ab. 
Herr  Lektor  Dr.  Paufler  tnig  4stündig  die  Geschichte  der  dramatischen 
Dichtkunst  in  Frankreich  von  Dumas  fils  bis  zur  Gegenwart  vor. 

Im  romanischen  Seminar  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Baist  altfranzösische 
Übungen  für  Vorgerücktere  2ötündig.  Herr  Lektor  Dr.  Paufler  ver- 
anstaltete neufranzösische  grammatische  Übungen,  Konversations-  und 
Stilübungen  für  Vorgerücktere:  ferner  literaturgesehichtliche  Übungen  (an 
den  Haupttypen  des  modernen   realistischen  Theaters). 

Im  Wintersemester  las  HeiT  Prof.  Dr.  Balst  Bstündig  altfranzösische 
Literaturgeschichte  (2.  Teil)  und  erkh'irte  2stündig  La  Chancun  de  Will- 


E.  Heuser.  IV  23 

elnie.  Herr  Prof.  Dr.  Levy  interpretierte  28tüii(li^  provenzaliöche  Texte 
und  hielt  in  gleicher  Stundenzahl  neufranzösische  Ausspracheübungen. 
Herr  Lektor  Dr.  Paüfler  trug  28tündig  in  französischer  Sprache  Le 
Roman  fran9ais,  repr^nt^  dans  ses  types  principaux  vor. 

Im  romanischen  Seminar  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Baist  altfranzösische 
Übungen  2stündig  für  Vorgerücktere  ab;  dgl.  Lektor  Dr.  Paufler 
literaturgeschichtliche  Übungen  (mit  Zugrundelegung  von  Chateaubriands 
Ästhetik)  an  den  ersten  Gredichten  Lamartines,  de  Vignys  und  V.  Hugos, 
ausserdem  nahm  er  neufranzösische  stilistische  und  Konversationsübungen 
vor.  Referent  erklärte  2stündig  ausgewählte  Kapitel  der  französischen 
Syntax  im  Anschluss  an  Übersetzungen  aus  Heine,  Französische  Zu- 
stände und  einstündig  La  Fontaines  Fabeln. 

Freiburg  i.  B.  J.  Haas. 

6.  Hessen«  1901 — 1904.  Der  für  unser  Fach  in  Betracht  kommende 
Jjehrkörper  bestand  in  dieser  Zeit  aus  dem  ordentlichen  Prof.  Dr.  Dietrich 
Behrens  und  dem  Lektor  Albert  Goetschy.  Der  erstere  trug  vor: 
Geschichte  der  französischen  Literatur  von  ihren  Anfängen  bis  zum  Zeit- 
alter der  Renaissance  W.S.  1901/02.  Die  altfranzösischen  Sprachdenk- 
mäler W.S.  1901/02.  Einführung  in  das  Studium  des  Altfranzösischen 
W.S.  1901/02.  Einführung  in  das  Studium  des  Italienischen  S.S.  1902. 
Französische  Syntax  S.S.  1901.  Französische  Grammatik  T.  1.  Laut- 
lehre im  W.S.  1902/03.  Erklärung  eines  altfranzösischen  Textes  für  An- 
fänger W.S.  1902/03.  Französische  Verslehre  W.S.  1902/03.  Fran- 
zösische Formenlehre  S.S.  1903.  Einführung  in  das  Studium  des 
Provenzalischen  S.S.  1901/03.  Lektüre  und  Erklärung  des  altfranzösischen 
Adamsspiels  S.S.  1903.  Geschichte  der  französischen  Literatur  I.  das 
Epos  W.S.  1903/04.  Das  altfranzösische  Rolandslied  S.S.  1901  und 
W.S.  1903/04.  Ausgewählte  Kapitel  der  Grammatik  des  Neufranzösischen 
W.S.  1903/04.  Französische  Wortbildungslehre  S.S.  1904.  Die  franzö- 
sischen Mundarten  S.S.  1902  und  04.  Lektüre  und  Erklärung  ausgewählter 
Lustspiele  Moliferes  S.S.  1904.  Syntax  des  französischen  Verbums  W.S. 
1904/05.  Lektüre  und  Erklärung  ausgewählter  Texte  aus  dem  Zeitalter 
der  Renaissance,  Geschichte  des  französischen  Dramas  S.S.  1902  und 
W.S.  1904/05.  Ausserdem  leitete  er  Übungen  im  gennanisch-romanischen 
Seminar  und  im  praktischen  Seminar  für  neuere  Sprachen. 

Lektor  Goetschy  leitete  ebenfalls  Übungen  im  praktischen  Seminar  für 
neuere  Sprachen  und  behandelte  im  S.S.  1901:  Le  roman  r^aliste  en  France 
au  19«si^cle.  W.S.  1901/02:  Voltaire,  sa  vie  et  ses  oeuvres.  S.S.  1902: 
Histoire  du  romantisme  fran9ais.  W.S.  1902/03:  Le  th6ätre  en  France 
au  19®  siecle,  de  Dumas  a  Rostand.  S.S.  1903:  Le  roman  naturaliste 
en  France:  Maupassant,  Daudet,  Zola.  W.S.  1903/04:  George  Sand,  sa 
vie,  ses  oeuvres,  soii  influence.  S.S.  1904:  La  poesie  lyrique  en  France 
au  19*^  siöcle.  W.S.  1904/05:  Le  roman  fran9ais  au  19*"  siecle  de  Balzac 
a  Zola. 

Ausserdem  las  im  W.S.  1901/02  der  Privatdozent  Dr.  J.  Collen: 
Geschichte  des  modernen  Romans  in  Deutschland  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung des  Franz()si^'chen  und  im  S.S.  1904:  Geschichte  des  deutschen 
Romans  im  19.  Jahrh.  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  PVnnzösisclion. 


IV  24        Unterricht  in  den  Romanischen  Sprachen  an  Universitäten. 

An  Dissertationen  erschienen  in  unseren  Berichtszeitraum:  KiiAU», 
Josef,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Mundart  der  nordöstlichen  Champagne 
im  13.  und  14.  Jahrh.  1901;  Nehb,  Georg,  Die  Formen  des  Artikels 
in  den  französischen  Mundarten,  Berlin  1901.  Bender,  Franz,  Die 
vom  Perfektstamm  gebildeten  Formen  des  lateinischen  Hilfsverbs  esse  in 
den  lebenden  französischen  Mundarten  1903;  Todt,  August,  Die 
franko-italienischen  Renartbranchen,  Darmstadt  1903;  Glaser,  Kurt, 
Die  Maass-  und  Gewichtsbezeichnungen  des  Französischen,  Berlin  1903; 
Heymann,  W.,  Französische  Dialektwörter  bei  Lexikographen  des 
16. — 18.  Jahrhundert  1903;  Rentrop,  Emil,  Setzung  des  Personalpro- 
nomens als  Subjekt  im  älteren  Neufranzösisch  1 903 ;  Massing,  Heinrich, 
Die  Geistlichkeit  im  altfranzönischen  Volksepos  1904. 

Giessen.  Emil  Heuser. 

7.  Mecklenburg.  Nachtrag  zu  VIT,  iv  8.  Das  Referat  über  den 
Unterricht  in  den  Romanischen  Sprachen  in  Mecklenburg  im  vorigen  Bande 
des  Jahresberichts  enthält  S.  8  leider  eine  Lücke.  Es  ist  nachzutragen,  dass 
bereits  Victor  Aim^  Huber,  der  kurze  Zeit  in  Rostock  als  ordentlicher 
Professor  der  Ästhetik,  Kunstgeschichte,  Rhetorik,  neuen  Geschichte  und 
neuen  Literatur  wirkte,  daselbst  Vorlesungen  über  romanische  Literatur- 
geschichte gehalten  und  Untenicht  in  den  wichtigsten  romanischen 
Sprachen  erteilt  hat  (geb.  10.  März  1800  in  Stuttgart  als  Sohn  des 
Schriftstellers  Ludwig  Ferdinand  Huber  und  seiner  Gattin  Therese,  der 
Witwe  Georg  Forsters,  einer  Tochter  des  Philologen  Heyne,  studierte 
Medizin  in  Würzburg  und  Göttingen,  seit  1821  in  Paris,  bereiste  bis 
1823  Spanien,  Portugal,  Schottland  und  England,  1833 — 36  in  Rostock, 
ging  dann  nach  Marburg  und  1843  nach  Berlin,  gest.  19.  Juli  1869 
in  Wernigerode;  s.  über  ihn  Elvers,  V.  A.  H.,  sein  Werden  und  Wirken, 
2  Bde,  Bremen  1872 — 74,  und  Jäger,  V.  A.  H.,  ein  Vorkämpfer  der 
sozialen  Reform,  Berlin  1879).  Huber  las  1833  4 stündig  über  Allge- 
meine Literaturgeschichte  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Poesie, 
1833/34  östündig  über  fi-anzösische,  englische,  spanische  und  italienische 
Literaturgeschichte,  1834/35  2stündig  über  Geschichte  der  schönen 
Literatur  {litterai^ni  elegantiorum)  Spaniens  und  Portugals  und  1835 
4stündig  über  Geschichte  der  schönen  Literatur  der  romanischen  Nationen, 
ferner  kündigte  er  fast  regelmässig  Unterricht  in  der  englischen,  fran- 
zösischen, spanischen,  portugiesischen  und  italienischen  Sprache  an.  Sein 
Nachfolger  wurde  1837  Christian  Wilbrandt  als  o.  Prof.  der  Ästhetik 
und  neuen  Literatur,  der  sich  aber  mit  den  romanischen  Sprachen  in 
seinen  Vorlesungen  nicht  befasst  hat. 

Rostock.  R.  Zenker. 

8.  Elsass-Lothringen.  1904.  Im  W.S.  las  Prof.  Gröber  4stüudig 
Historische  Grammatik  der  französischen  Sprache  und  2stündig  Französische 
Syntax.  Dabei  hielt  er  noch  2stündig  Übungen  im  Seminar  ab.  Lektor 
H.  GiLLOT  las  2stündig  über  Literatur  im  18.  Jahrhundert  1750 — 1800, 
im  Seminar  liess  er  von  Vorgeschrittenen  literarhistorische  Arbeiten  an- 
fertigen und  erklärte  Texte  aus  dem  17.  bis  19.  Jahrhundert.  Dazu  gab 
er  noch  einen  2stündigen  praktischen  Kurs  für  Studenten  aller  Fakultäten. 


W.  Scheffler.  IV  25 

Lektor  Dr.  Bartoli  las  italienisch  über  die  dramatische  Literatur  in 
Italien  bis  zur  Renaissance  und  veranstaltete  im  Seminar  neuitalienische 
Übungen  auf  Grund  der  Sammlung  „il  tesoretto  della  poesia  italiana". 
Für  Hörer  aller  Fakultäten  las  er  Italienische  Elementargrammatik  mit 
leichten  Übersetzungsübungen. 

Im  S.S.  1904  erklärte  Prof.  Gröber  das  Rolandslied  48tündig  und 
veranstaltete  2stündig  Seminarübungen  auf  Grund  der  ältesten  Sprach- 
denkmäler. Der  Lektor  Gillot  las  über  Histoire  g^n^rale  du  Romantisme, 
über  Französische  Sprache  für  Hörer  aller  Fakultäten,  liess  im  Seminar 
Lyriker  des  19.  Jahrhunderts  (Gedichte  von  V.  Hugo,  Th.  Gautier, 
Lamartine,  Lecomte  de  Lisle)  erklären  und  schriftliche  Übersetzungen 
aus  den  literaturgeschichtlichen  Werken  von  Hettner,  Kreyssig,  J.  Schmidt 
anfertigen,  wobei  Fragen  der  französischen  Grammatik  erörtert,  Lexiko- 
graphie und  Synonymik  herangezogen  wurden.  Der  italienische  Lektor 
Dr.  Bartoli  behandelte  in  der  Vorlesung  historische  Grammatik  der 
italienischen  Schriftsprache  und  der  Mundarten  und  für  Hörer  aller 
Fakultäten  italienische  Elementargrammatik.  Im  Seminar  erläuterte  er 
den  Tesoretto  und  liess  schriftliche  Übungen  aus  Mussafias  Ital. 
Sprachl.  II.  Teil  anfertigen. 

An  Dissertationen  erschienen  im  Laufe  des  Studienjahres:  Beszard, 
Les  larmes  dans  Töpop^e,  particuli^rement  dans  T^pop^e  fran5aise  jusqu'ä 
la  fin  du  12®si^cle;  Driesen,  Der  Ursprung  des  Harlekin;  Hoepffner, 
Eustache  Deschamps,  biogr.  Studie;  Hümbert,  Delisle  de  la  Dr^veti^re, 
sein  Leben  und  seine  Werke,  ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Nouveau 
th^ätre  italien  in  Paris;  Reis,  Die  Sprache  im  Librere  du  hon  Jehan, 
Duc  de  Bretagne  des  Guillaumo  de  Saint  Andr6  (14.  Jahrhundert). 

Würzburg.  Heinrich  Schneegans. 


B.  An  den  Teclinischen  Hochschulen  des 
Deutschen  Reiches  im  Studienjahr  1903/04 

(Vgl.  den  Aufsatz  mit  gleichem  Titel  im  Roman.  Jahresbericht  1901/02,  IV  48  f. 
und  Jahresbericht  1902/03  IV  19.) 

Aachen  als  Technische  Hochschule  besitzt  keine  Vertretung 
der  neueren  Sprachen,  um  so  starker  die  ihr  angegliederte  Handels- 
hochschule. Hier  liest  Herr  Dr.  Kolsen  von  romanischen  Sprachen 
Französisch  und  Italienisch.  Französisch  im  1.  Semester:  Einführung 
in  die  französische  Umgangs-  und  Geschäftssprache.  Der  französische 
Briefstil  im  allgemeinen.  Paris  und  seine  Bewohner.  Im  2.  Semester: 
Über  Belgiens  Handel  und  Industrie.  Französische  Handelskorre- 
spondenz I.  Im  3,  Semester:  Über  Frankreichs  Handel  und  Industrie.  Fran- 
zösische Handelskorrespondenz  II.  Im  4.  Semester:  Geschichte  des  fran- 
zösischen Handels.  Französische  Handelskorrespondenz  III.  Im  1.  Halb- 
jahr sind  H  Stunden  wöchentlich  Vortrag  mit  Übungen  vorgesehen;  in 
den  folgenden  3  Semestern  je  2  Stunden  Vortrag  mit  Übungen.  Itali- 
enisch in  wöchentlich  3  Stunden  Vortrag  und  Übungen  im  Winter,  und 
2  im  Sommer.  Im  1.  Semester  Einführung  in  die  italienische  Umgangs- 
und   Geschäftssprache.      Der    italienische    Briefstil    im    allgemeinen.     Im 


IV  2ü     l'nterr.  i.  d.  Roman.  Sprachen  a.  d.  Techn.  Hochschulen  d.  D.  Reichs. 

2.  Semester:  Italiens  Handel  und  Verkehr.  Italienische  Handelskorre- 
spondenz. —  Spanisch  lehrt  Herr  Dr.  Vogel  in  wöchentlich  3  Stunden 
Vortrag  mit  Übungen  im  Winter,  und  2  im  Sommer.  Im  1.  Semester: 
Grammatikalische  Übungen^  Konversation,  Korrespondenz.  Im  2.  Semester: 
Vortrage  über  Spaniens  Handel  und  Verkehr.  Alle  Übungen  werden  in 
allmählich  zunehmendem  Masse  in  der  fremden  Sprache  abgehalten. 

An  der  Königl.  Technischen  Hochschule  Berlin  hält  Herr 
Oberrealschuldirektor  Dr.  Gropp  Winter  wie  Sommer  2  Stunden  Vor- 
trag, sowie  Übungen,  und  zwar  Ijektüre  französischer  Schriftsteller,  und 
Übungen  im  mündlichen  Gebrauch  der  französischen  Sprache.  Herr 
Dr.  Gropp  ist  unter  die  nicht  etatsmässig  angestellten  Professoren  und 
Dozenten  der  Abteilung  für  allgemeine  Wissenschaften  eingereiht.  Der 
unter  den  Lektoren  für  fremde  Sprachen  aufgeführte  Herr  G.  Rossi  hält 
Winter  wie  Sommer  in  je  2  Stunden  Vorträge  und  Übungen  im  Itali- 
enischen ab  und  zwar  a)  für  Anfänger  italienische  Grammatik  und 
Übungen,  b)  für  Vorgeschrittene  italienische  Lektüre  und  praktische 
Übungen  im  Sprechen  des  Italienischen. 

An  der  Herzogl.  Technischen  Hochschule  Carola-Wilhel-. 
mina  zu  Braunschweig  traten  im  Berichtsjahre  wesentliche  Änderungen 
ein.  Am  24.  April  1903  starb  infolge  Schlaganfalles  der  bisherige 
Lektor  für  englische,  französische  und  italienische  Sprache  Herr  Walter 
Farmer,  der,  wie  die  Hochschule  iiim  nachrühmt,  diesen  Unterricht  seit 
einer  Reihe  von  Jahren  mit  grossem  Erfolge  erteilte.  Seine  Stelle  ward 
in  der  bisherigen  Weise  nicht  wieder  besetzt,  sondern  eine  Reihe  von 
Dozenten  zugelassen  und  zwar  die  Lektoren  Bird,  J^röme  und  Zeidler 
für  englische  bezw.  fi*anzösische  und  für  russische  Sprache.  Nach  dem 
Programm  des  Berichtsjahres  sollte  französische  Sprache  (privat)  4  Stundeji 
wöchentlich  getrieben  werden  und  zwar  sollte  abgehalten  werden:  a)  Ele- 
mentarvorlesung für  Anfänger;  b)  Technische  Korrespondenz;  c)  Konver- 
sation über  Gegenstände  der  Technik;  d)  Lektüre  eines  modernen  tech- 
nischen Werkes. 

An  der  Grossherzogl.  Technischen  Hochschule  Darmstadt 
las  der  ordentliche  Professor  der  neueren  Sprachen  Herr  Dr.  Hangen 
a)  für  Anfänger:  im  Winter  2  Stunden  wöchentlich  französische  Gram- 
matik im  Anschluss  an  La  D^bäcle  par  Zola  (im  Auszug),  im  Sommer: 
Guerre  de  1870/71  par  Chuquet,  H6risson  etc.:  b)  für  Geübtere  3  Stunden 
wöchentlich,  im  Winter:  1.  Französische  Konversation  im  Anschluss  au 
le  Fils  de  Giboyer  par  Emile  Augier;  im  Sommer:  1.  Le  Gendre  de 
Monsieur  Poirier  par  Augier  et  Sandejiu  (2  St.);  2.  Lektüre  mit  Aus- 
wahl: Trente  et  Q.uarante  par  E.  About  (1  St). 

An  der  Königl.  Sächsischen  Technischen  Hochschule  zu 
Dresden  war  der  ao.  Professor  Herr  Dr.  Richard  Koppel,  der  für 
englische,  italienische  und  spanische  Sprache  und  Literatur  wirkt,  für 
das  Wintersemester  1903/04  Studienhalber  (Shakespearestudien)  beur- 
laubt. Berichterstatter  —  ao.  Professor  für  französische  Sprache 
und  Literatur,  sowie  für  technische  Sprache  (französich-englisch)  las  im 
Winter:  1.  Die  Technische  Sprache  ((l(?utsch-französisch-englisch),  Vor- 
trag mit  Übungen  vornehmlich  für  Fortgeschrittene  (2  St.).  2.  Erläute- 
rung   französischer   Schriftsteller    durch    Bild    und  Modell.     Im  Sonnner: 


W.  Scheffler.  IV  27 

1.  Auteurs  fran9ais  6tudi^8  au  point  de  vue  esth^tique  (1  St.).  2.  Die 
Technische  Sprache  (französisch-englisch),  Vortrag  mit  Übungen,  besonders 
für  Anfänger  (2  St.). 

An  der  Königl.  Technischen  Hochschule  Hannover  wirkt 
Herr  Prof.  Dr.  Kasten  bekanntlich  als  Dozent  für  Englisch;  als  Dozent 
für  Französisch  Herr  Direktor  Dr.  Lohmann.  Derselbe  las  im  Studien- 
jahr für  Anfänger  (2  Stunden  wöchentlich).  Lektüre  leichter,  techno- 
logischer oder  novellistischer  Schriftsteller.  Sprechübungen  im  Anschluss 
an  Krön:  Le  Petit  Parisien.  Grammatische  Übungen  im  Anschluss  an 
Ploetz  zur  {Erlernung  der  französischen  Syntax;  für  Geübtere:  Lektüre 
von  Moli^re,  Tartuffe  und  Augier  und  Sandeau,  le  Gendre  de  M.  Poirier. 
Daneben  Übungen  im  freien  mündlichen  und  schriftlichen  Gebrauch  der 
Sprache,  Briefstil. 

An  der  Grossherzogl.  Badischen  Technischen  Hochschule 
Fridericiana  zu  Karlsruhe  wirkte  nach  wie  vor  auf  dem  Gebiete  der 
Pädagogik  der  Hen-  Geh.  Hofrat  Oberschulrat  Dr.  von  Sallwürck. 
Im  Winter  las  der  ordentliche  Professor  der  Geschichte  und  Literatur 
an  der  Sektion  für  allgemeine  bildejide  Fächer  Herr  Dr.  Böthlingk: 
Die  französische  Revolution  und  Napoleon  (2 stündig);  im  Sommer  neue 
Geschichte  und  die  neueste  Literatur  (je  2stündig).  Im  Winter  wie  im 
Sommer  wurde  ein  literarischer  Abend  (je   l^/j stündig)  abgehalten. 

An  der  Königl.  Technischen  Hochschule  zu  München  las 
der  Honorarprofessor  Dr.  von  Reinhardstoettner  2  St.  im  Winter: 
Gottfrieds  von  Strassburg,  Tristan  (mit  grammatischer  Einleitung);  ferner 
Allgemeine  Geschichte  der  Pädagogik  (2  St.  i.  W.),  Grundzüge  der  Päda- 
gogik (2  St.  i.  S.);  zugleich  wurde  ein  2stündiges  pädagogisches  Seminar 
i.  S.  abgehalten.  Für  französir«che  Sprache  und  Literatur  wirkt  der 
Gymnasialprofessor  a.  D.  Herr  Dr.  Hippenmeyer.  Er  hält  im  Winter 
und  Sommer  4 stündige  Vorlesungen  ab;  daneben  1  Stunde  Übungen  im 
Winter.  Herr  Dr.  Hippenmeier  ist  unter  die  Lehrer  der  allgemeinen 
Abteilung  eingereiht;  ebenso  der  Vertreter  für  italienische  Sprache  und 
Literatur  Herr  Dr.  Hartmann,  Privatdozent  an  der  Universität.  Seinen 
Vorträgen  über  italienische  Sprache  2stündig  im  Winter,  3stündig  im 
Sommer  schliessen  sich  2  Stunden  Übungen  im  Winter  an. 

Die  Königl.  Württembergische  Technische  Hochschule  in 
Stuttgart  allein  lässt  bekanntlich  an  der  Abteilung  6:  Allgemein 
bildende  Fächer  auch  Kandidaten  des  realistischen  Lehramtes  sprachlich- 
geschichtlicher Richtung  zu.  Der  Stundenplan  für  diese  Kandidaten,  so- 
weit die  romanischen  Sprachen  in  Betracht  kommen,  ist:  Französische 
Sprache  und  Literatur,  Altfranzösisch,  sowie  italienische  Sprache  und 
Literatur.  Fachlehrer  für  französische  und  englische  Sprache  und  Literatur 
ist  Herr  Professor  Koller.  Ihm  zur  Seite  steht  Herr  Dr.  Schwend, 
Hilfslehrer  an  der  Friedrich-Eugens- Realschule,  für  Geschichte  der  fran- 
zösischen Sprache  und  Literatur.  Der  italienische  Vizekonsul  Herr  Pro- 
fessor Cattaneo  wirkt  für  italienische  Sprache  und  Literatur;  die  letzt- 
genannten beiden  Herren  sind  unter  die  Fach-  und  Hilfslehrer  ihrer 
Abteilung  eingereiht. 

In  7  Stunden  lehrt  Herr  Professor  Koller  Französisch;  der  Unter- 
richt   umfasst:     Exposition,     Komposition,    Grannnatik,    Diktat,    Gallis- 


IV  28         Allgemeine  Methodik  des  neusprachl.  Unterrichte.    1903. 

meii^),  französisch-englische  Übungen,  Synonymik,  Redeübungen.  Vor- 
träge in  französischer  Sprache  (1  St)  über:  La  Ütt^rature  fran9ai8e  aux 
XVII"«  et  XVIII"»«  siöcles. 

Geschichte  der  französischen  Sprache  las  im  Winter  mit  2  Stunden 
Herr  Dr.  Seh  wen  d;  desgleichen  gibt  er  28tündig  im  Sommer:  Er- 
klänuig  eines  altfranzösischen  Textes  mit  Übungen. 

Hierüber  las  im  Sommer  2stündig  der  Privatdozent  an  der  Abteilung 
für  allgemein  bildende  Fächer  Herr  Dr.  Marx:  Napoleon  und  seine  Zeit 

Herr  Vizekonsul  Professor  Cattaneo  hielt  für  italienische  Sprache 
und  Literatur  ausser  einem  2stündigen  Elementarkursus  (Grammatik  nebst 
Übungen)  einen  Kurs  für  Vorgerücktere  ab  und  zwar:  a)  Grammatik, 
1  St.;  b)  Vorträge  in  italienischer  Sprache,  1  St;  im  Winter:  I  poeti 
Ariosto  e  Tasso  com  lettura  e  traduzione  di  alcuni  canti.  Im  Sommer: 
Lettura  di  alcune  commedie  del  Goldoni. 

Dresden,   13.  September  1905.  Wilh.  Scheffler. 


C.  An  höheren  Lehranstalten  (einschliesslich 
Selbstunterricht). 

L  Unterricht  in  der  französischen  Sprache. 

Redigiert  von  Dr.  Otto  E.  A.  Dickinann  (Cöln). 
1.  Allgemeines. 

a)  Allgemeine  Methodik  des  nensprachllehen  Unterrichts. 

1904.  In  dem  8.  Teile  des  Lehrbuchs  der  Pädagogik  von  Schumann 
und  Voigt  behandelt  Röttc4ER8^)  den  Unterricht  im  Französischen. 
Er  beginnt  mit  einem  Überblick  über  die  geschichtliche  Entwicklung 
dieses  Lehrfachs,  der  zwar  nicht  erschöpfend  ist,  aber  sich,  besonders 
auch  bei  der  Besprechung  der  Refonn  und  ihrer  Gegner,  durch  Sachlich- 
keit und  ruhige  Form  auszeichnet.  Im  folgenden  wird  das  ganze  Gebiet 
der  Methodik  des  französischen  Unterrichts  in  den  Kreis  der  Betrachtung 
gezogen.  Dass  der  Verfasser  das  Verfahren  beim  Ausspracheunterricfat 
so  eingehend  behandelt,  rechtfertigt  sich  durch  die  Wichtigkeit  dieses 
Gegenstandes.  Auf  alle  Kapitel  hier  einzeln  einzugehen,  würde  viel  zu 
weit  führen.  Bringt  die  Darstellung  auch  nicht  gerade  Neues,  so  sind 
doch  alle  Ansichten  verstand  ig  und  klar  begründet.  So  bietet  sich  dem 
angehenden  Lehrer  eine  ausserordentlich  praktische  Zusammenstellung 
alles  dessen,  was  er  von  der  Methodik  des  französischen  Unterrichts 
wissen  muss,  um  im  Anschluss  daran  sich  in  den  einschlägigen  Einzel- 
schriften des  weiteren  zu  belehren.  Das  angehängte  Verzeichnis  von 
Lehrmitteln  macht  auf  Vollständigkeit  keinen  Anspruch.  —  Ebenfalls 
das  ganze  Gebiet  unifasst,  wenn  auch  auf  kleinerem  Räume,  die  Metho- 
dische Anleitung  zum  Unterricht  im  Französischen  von 
Cl.  Pilz'^).     Sie  ist  für  die  Lehrerbildungsanstalten  bestimmt.     Das  ein- 

1)  Nach  t  Prof.  Fricdr.  PoUe  eprachrichtiger  für  Gallizismen. 
1)  Hannover,  C.  Meyer  1004,  11.  Aufl.,  S.  224-368.    Preis  dieses  Bandes 
Mk.  5.     2)  Leipzig  u.  Berlin,  J.  Klinkhardt,  32  S.,  Mk.  0,40. 


A.  Guncllach.  IV  29 

leitende  Kapitel  über   den   Bildungt^wert    des  Französischen    konnte  weg-  j 

bleiben,  zumal  da  es  manches  Schiefe  enthält,    wie  der  Absatz  über  den  j 

Wortschatz;  denn  dass  ein  deutsches  Wort  durch  mehrere  französische 
wiedergegeben  werden  kann,  beweist  noch  nichts  für  den  grösseren  Reich- 
tum des  Französischen  an  Wörtern;  umgekehrt  ist  es  doch  ebenso.  S.  5 
beginnt  die  Methodik:  „Wie  soll  unterrichtet  werden."  Der  Verfasser 
will  von  der  „direkten"  Spracherlernung  nichts  Rechtes  wissen ;  er  meinte 
die  Namen,  welche  die  deutsche  Sprache  den  Gegenständen  gibt,  seien 
so  eng  mit  ihren  Vorstellungen  verknüpft,  dass  das  Kind  die  französische 
Bezeichnung  nicht  in  unmittelbarer  Anlehnung  an  den  geschauten  Gegen- 
stand, sondern  in  Anlehnung  an  den  deutschen  Namen  einpräge  und 
reproiluziere;  jedenfalls  sei  dies  der  Fall  auf  der  unteren  und  mittleren 
Stufe.  Daraus  folgert  er,  dass  eine  ausländische  Sprache  durch  die 
Muttersprache,  nur  durch  ihre  Vermittlung  erlernt  werden  könne.  Dass 
meine  Auffassung  eine  andere  ist,  brauche  ich  hier  nicht  weiter  aus- 
einanderzusetzen. Für  die  Einführung  in  Sprache  und  Schrift  empfiehlt 
er  einen  kurzen  Lautkursus.  Mit  der  Schrift  hat  der  doch  wohl  nichts 
zu  tun.  Wenn  er  fortfährt  (p.  7):  „Natürlich  handelt  es  sich  dabei  nur 
um  das  Wesentliche:  Unterscheidung  von  e,  e^  e,  (e),  von  an^  in,  on, 
un,  von  einigen  (!)  wichtigen  stimmhaften  und  stimmlosen  Mitlauten, 
von  ca  und  fa,  ga  und  gea,  um  Aussprache  von  u,  eau,  oi  u.  s.  w.", 
so  haben  wir  da  wieder  die  alte  Verwechslung  von  Laut  und  Schrift. 
Die  Reihefolgen  der  Tätigkeit:  a)  Vorsprechen  von  seiten  des  Lehrers, 
b)  Nachsprechen  einzeln  und  im  Chor,  c)  Lesen,  d)  Schreiben,  ist  richtig, 
doch  darf  sich  an  die  Einübung  des  Lautes  nicht  unmittelbar  das  An- 
schreiben der  orthographischen  Form  an  die  Tafel  anschliessen ;  dadurch 
wird  sofort  das  Lautbild  getrübt,  der  Schüler  wird  durch  den  Buchstaben 
veranlasst,  den  Laut,  den  er  in  seiner  Muttersprache  damit  zu  verbinden 
pflegt,  für  den  fremden  einzusetzen.  Die  für  das  Sprechen  und  Lesen 
aufgestellten  Grundsätze  sind  zu  billigen,  doch  hätte  auch  ein  Wort  über 
die  vokalische  Bindung  gesagt  werden  müssen.  Von  „stummen  Silben" 
darf  man  nicht  reden.  Dass  „man"  in  gehol)ener  Sprache  ein  c  muet 
auch  an  Wörter  setzt,  die  es  nicht  haben,  ist  in  dieser  Fassung  nicht 
richtig,  geht  auch  die  Schüler  im  Anfangsunterricht  nichts  an.  Ebenso- 
wenig darf  man  sagen,  dass  der  Franzose  ein  h  überhaupt  nicht  sprechen 
könne.  Bei  franz.  a  „behält  die  Zunge  ihre  natürliche,  horizontale  und 
zwanglose  Lage  bei".  Welche  ist  das?  Die  dem  Deutschen  gewöhnliche? 
Und  bei  welchem  franz.  a  ?  Die  Anweisung  zur  Bildung  der  Nasal  vokale 
ist  zu  empfehlen.  Dass  das  stimmhafte  s  im  Deutschen  als  Anlaut  ge- 
braucht wird,  trifft  in  dieser  Allgemeinheit  nicht  zu.  Unklar  ist  die  An- 
gabe zur  Bildung  des  durch  gn  bezeichneten  Lautes.  Die  Bemerkung, 
dass  die  Muttersprache  auf  phonetischer  Grundlage  geübt  werden  müsse, 
unterschreibe  ich  durchaus.  Die  übrigen  Abteilungen  des  Büchleins: 
Wortschatz,  Lektüre,  Konversation,  Grammatik  enthalten  brauchbare  An- 
weisungen. Bei  den  schriftlichen  Arbeiten  bringt  der  Verfasser  eine 
verblüffende  Ansicht  vor:  „Französische  schriftliche  Arbeiten  müssen 
Fehler  aufweisen;  fehlerlose  Hefte  beim  grössten  Teile  der  Seh.  einer 
Klasse  sind  ein  Zeichen  von  falschem  Betriebe  des  Sprachunterrichts." 
Im  Gegenteil:    ungenügende  I^c^istungcn    bei  der  Mehrzahl  der  Seh.  sind 


IV  30        Allgemeine  Methodik  des  neusprachl.  rntcmchts.     1904. 

ein  Zeichen  fehlerhaften  Betriehes  von  seiten  des  Lehrers.  Auch  kann 
ich  dem  Verf.  darin  nicht  beipflichten,  das.s  auf  die  franz.  Interpunktion 
durchaus  kein  Wert  zu  legen  sei.  Meine  abweichende  Ansicht  über  das 
schriftliche  Übersetzen  in  das  Französische  brauche  ich  nicht  mehr  aus- 
einanderzusetzen, dagegen  stimme  ich  dem  Verfasser  zu,  dass  das,  was  in 
franz.  Sprache  verstanden  werden  kann,  nicht  aus  Bequemlichkeit  deutsch 
gesagt  werden  soll.  Der  Schlussabschnitt,  (üe  Lehrmethoden,  hätte  weg- 
bleiben können;  er  ist  doch  sehr  unvollständig.  Es  sind  also  manche 
Einzelheiten  von  dem  Schriftchen  auszusetzen,  dennoch  halte  ich  es  für 
ganz  geeignet,  dem  Seminaristen,  der  einmal  in  Volksschulen  Französisch 
unterrichten  soll,  Anhalt  und  Anleitung  zu  geben.  —  Von  dem  neu- 
sprachlichen Unterricht  im  17.  und  18.  Jahrhundert,  insbe- 
sondere seiner  Methode  im  Lichte  der  Reform  der  Neuzeit 
handelt  A.  Lehmann  3).  Er  gibt  wertvolle  Beiträge  zur  Geschichte  des 
neusprachlichen,  besonders  des  französischen  Unterrichts  durch  eingehende 
Besprechung  einer  grossen  Anzahl  von  Ijchrbüchern  des  17.  und  18.  Jahr- 
hunderts. Der  Titel  führt  aber  irre:  „im  Lichte  der  Reform  der  Neu- 
zeit" bedeutet,  dass  der  Verfasser  hie  und  da  einen  Seitenblick  auf  die 
heutigen  Forderungen  der  Reform  wirft;  diese  vereinzelten  kurzen  Be- 
merkungen beleuchten  die  damalige  Methode  gar  nicht.  Und  wenn  der 
Verfasser  am  Schlüsse  sagt:  „Es  wäre  zu  wünschen,  dass  nun  auch  für 
die  deutschen  Neuphilologen  auf  die  Zeit  weitgehender,  erregter  Meinungs- 
verschiedenheiten eine  Zeit  ruhiger  Weiterausbildung  der  Methode  des 
neusprachlichen  Unterrichts  folgte",  so  ist  dieser  Wunsch  nur  zu  billigen, 
aber  —  dann  hätte  er  auch  Ausfälle  vermeiden  sollen,  wie  „Heissporne 
der  neusprachlichen  Reform"  u.  dgl.,  wie  p.  9  u.:  „Und  heutzutage  glaubt 
man  —  u.  s.  w."  Der  Schluss,  den  er  an  dieser  Stelle  zieht,  ist  un- 
richtig. Der  von  ihm  angeführte  D.  Martin  hat  trotz  mehrjährigen 
Aufenthaltes  in  Deutschland  nicht  gewagt,  die  deutsche  Übersetzung 
selbst  anzufertigen;  er  sagt,  dass  die  propri^tes  de  la  langue  mater' 
neue  .  .  ,  se  pr^^entent  ä  tous  coups  au  Heu  des  etrangers]  daran 
knüpft  L.  die  Bemerkung:  „Und  heutzutage  glaubt  man  die  Muttersprache 
beliebig  lange  unterdrücken  zu  können."  —  Ja,  durch  die  Femhaltung 
der  Muttersprache  soll  eben  der  von  Martin  gerügte  Fehler  möglichst 
vermieden  werden!  Auch  hinsichtlich  der  Konjugationsübungen  findet 
sich  ein  kleiner  Irrtum.  L.  sagt  p.  16:  „Wenn  in  neuerer  Zeit  auf  die 
Wichtigkeit  derartiger  Übungen  wieder  häufig  hingewiesen  wird,  so  be- 
weist das  am  besten,  dass  die  Zeiten  glücklich  vorüber  sind,  da  manche 
Neuphilologen  nicht  wagten,  im  Kreise  von  Fachgenossen  solche  An- 
sichten zu  vertreten,  aus  Furcht,  für  ,ganz  verknöchert'  angesehen  zu 
werden."  Aber  —  Chifflet^  auf  den  er  sich  bezieht,  meint  ausdrücklich 
das  Satzkonjugieren,  wofür  er  zahlreiche  hübsche  Beispiele  gibt,  nicht  aber 
das  Herleiern  von  Paradigmen.  --  Also:  abgesehen  von  solchen  kleinen 
Ausfällen  auf  die  Reform  ist  die  Schrift  als  Beitrag  zur  Geschichte  der 
Methodik  eine  weitvolle  Ergänzung  zu  den  vorhandenen  Darstellungen, 
besonders  durch  die  eingehende  Analyse  der  Grammatiken,  auch  zu 
K.  DoRFELD*),   dessen  vortrefflicher  Aufsatz    über    die  Entwicklung 

3)  Progr.  der  Annenschule  zu  Dresden  1904,  39  S.    4)  In  Beins  Enzykl. 
Handbuch  Bd.  3,  31  S. 


A    Gundlarh.  IV  31 

des  franz.  Unterrichts  in  W.  Reins  enzyklopädischem  Handbuch 
der  Pädagogik  in  2.  Auflage  vorliegt.  Er  behandelt  die  Erlernung  der 
franz.  Sprache  ungefähr  vom  12.  Jahrhundert  an,  z.  T.  in  Anlehnung 
an  die  Andeutungen  in  den  alten  Epen,  die  Erlernung  besonders  durch 
die  höheren  Stande  in  früherer  Zeit^  dann  die  Aufnahme  des  Faches  in 
die  Schulen,  sowie  das  Französische  als  Lehrgegenstand  im  19.  Jahr- 
hundei-t.  Den  zweiten  Teil  bildet  dann  die  Entwicklung  der  Metho<le. 
Wenn  auch  eine  unbedingte  Vollständigkeit  nicht  zu  erwarten  ist,  so 
werden  doch  alle  wichtigen  Punkte  sowohl  in  der  Entwicklung  des  Unter- 
richtö  wie  der  Methodik  herangezogen  und  kritisch  beleuchtet.  Der  Ver- 
fasser geht  dabei  stets  auf  die  Quellen  zurück  und  behandelt  den  Stoff 
in  durchaus  selbständiger  Weise.  Wer  sich  über  die  einzelnen  Punkte 
näher  belehren  will,  findet  in  den  Literaturangaben  entsprechende  Hin- 
weise. 

Randbemerkungen  zur  Frage  der  Lehrmethode  im  neusprachlichen 
Schulunterricht  gibt  Adriano  Belli*)  in  seiner  Broschüre:  „Der  Lehrer 
der  neueren  Sprachen."  Der  Verfasser,  Professorin  Ck)mo,  geht  zwar 
von  italienischen  Verhältnissen  aus,  indes  ist  die  Schrift  für  alle  Neu- 
philologen lesens-  und  beherzigenswert  Nach  allgemeinen  Bemerkungen 
über  die  Fragen:  „Warum  lernt  man  neuere  Sprachen?",  über  die  ver- 
schiedenen Anstalten,  über  Alter,  Stundenzahl,  Schülerzahl  geht  der 
Verfasser  zu  seinem  Verfahren  über.  Wenn  er  als  einen  Grundsatz  auf- 
stellt, dass  der  ganze  Unterricht  einen  möglichst  beschränkten,  aber 
streng  logisch-grammatischen  Unterbau  habe,  so  ist  damit  nicht  etwa  ge- 
meint^ dass  nun  nach  dem  alten  grammatischen  Verfahren  unterrichtet 
werden  solle.  Im  Gegenteil:  er  steht  ganz  auf  dem  Boden  der  Reform. 
Er  räumt  aber  im  Anfangsunterricht  dem  Dingwort  den  Hauptplatz  ein 
und  verschiebt  das  eigentliche  Zeitwort  auf  später.  Damit  kann  ich  mich 
nicht  einverstanden  erklären.  Auch  bei  dem  Unterricht  im  Deutschen 
lässt  sich  die  Handlung  von  Anfang  an  ganz  gut  mit  dem  Gegenstände 
verbinden.  Das  kommt  dann  auch  bei  B.  sehr  bald.  Der  Verfasser 
stellt  ein  Stück  Schulleben  dar,  wie  er  es  selbst  mit  einer  Klasse  wirk- 
lich durchlebt  hat.  Er  geht  von  Grussformeln  aus  und  führt  die  Schüler 
in  die  fremdsprachliche  Behandlung  der  sie  umgebenden  Vorkommnisse 
des  Alltagslebens  ein.  Voraus  geht  ein  Lautierkursus;  er  geht  aber 
nicht  von  den  einzelnen  Lauten,  sondern  von  Wörtern  aus,  an  denen 
dann  die  Laute  klar  gemacht  werden.  Dabei  spricht  er  sich  auch  für 
phonetische  Bemerkungen  einfacher  Art  aus,  wie  kurze  Belehrungen  über 
die  Mundstellung,  Unterschied  der  stimmhaften  und  stimmlosen  Laute 
u.  dgl.  Im  weiteren  gibt  er  eine  eingehende  Darlegung  des  Unterrichts- 
ganges von  der  ersten  Stunde  an,  wobei  er  den  Unterricht  im  Deutschen 
zugrunde  legt.  Sein  Verfahren  beruht  auf  der  direkten  Anschauung. 
Gegen  Ende  des  ersten  Jahres  zieht  er  dann  auch  Wandbilder  heran. 
Von  schriftlichen  Arbeiten  kommen  für  die  erste  Stufe  Diktate  und  Be- 
antwortungen von  Fragen  in  Betracht,  die  dann  weiterhin  auf  den  Auf- 
satz auf  den  höheren  Stufen  vorbereiten.  Auch  dieser  soll  immer  zuerst 
mündlich  bearbeitet   werden.     Die    Einübung    des    grammatischen  Stoffes 

5)  Vcnezia,  Tipografia  Emiliana,  &)  S.,  L.  1,50. 


IV  32         Allgemeine  Methodik  des  neusprachl.  Unterrichts.    1904. 

geschieht  auch  gesprachswei.se.  Sehi*  lehneich  ist  die  Probe,  die  er  für 
die  Einübung  der  deutschen  Verba  mit  trennbarer  und  untrennbarer 
Silbe  gibt,  in  den  Gesprächen  über  aufstehen  und  aufwachen,  anziehen, 
ausgehen  u.  s.  w.  In  dieser  Weise  wird  der  Gang  für  vier  Jahre  dar- 
gelegt. Hinübersetzungen  sollen  erst  dann  geschehen,  wenn  die  Schüler 
einen  so  grossen  Wortschatz  besitzen  und  eine  derartige  Sprachgewöhnung 
sich  angeeignet  haben,  dass  der  Lehrer  mit  ihnen  diese  Übungen  wie 
Herübersetzungen  vornehmen  kann.  „Dieselben,  auf  der  mittleren  und 
unteren  Stufe  .  .  .  getrieben,  einsticken  das  erwachende  Sprachgefühl  im 
Keime."  —  Im  zweiten  Teile  behandelt  er  die  Frage:  „Wer  ist  zum 
Unterricht  in  den  neueren  Sprachen  vollkommen  befähigt?"  Er  erörtert 
die  verschiedenen  Vorschläge  zu  einer  besseren  Ausbildung  der  Neuphilo- 
logen und  meint,  ausländische  Neuphilologen  sollten  erst  zwei  Jahre  in 
ihrem  Lande,  dann  zwei  Jahre  in  dem  Lande,  dessen  Sprache  sie  später 
unterrichten  sollen,  studieren;  dann  sollten  sie  ein  Jahr  hospitieren,  auch 
erst  in  ihrem  Vaterlande  die  fremde  Sprache  lehren  und  dann  den  Unter- 
richt ihrer  Muttersprache  in  dem  fremden  Lande  übernehmen.  —  Die 
Schrift  enthält  selbständige  Gedanken  und  bietet  eine  Fülle  von  An- 
regung. 

Eine  Lanze   für   das  Übersetzen    in    die    Fremdsprache   bricht  Chr. 
Beck  in  seiner  Schrift :  „Videant  Consules!"®)     Er  verfährt  so,  dass 
er  sich  auf  „Autoritäten"  stützt,    d.  h.    er  führt   den  Ausspruch    irgend- 
eines   „massgebenden"   Mannes    an    und    zieht   daraus  Schlüsse    für   das  i 
Übersetzen,     Wie  er  dabei  vorgeht,  erhellt  gleich  aus  dem  ersten  Zitat: 
An  Mommsens  Wort  über  den  Bildungswert  des  Sprachunterrichts:  „Der 
Sprachunterricht  ...  ist    die  Grundlage   aller   Bildung"    knüpft   er  den  ' 
Schluss:  „Und  warum  ist  dem  Sprachunterricht  dieser  hohe  Bildungswert 
zuzuerkennen  ?    Weil  er  die  Seelenkräfte  des  Schülers  mehr  oder  weniger 
gleichmässig  entwickelt  ...    So  übt  das  Übersetzen  in  die  fremde  Sprache 
nicht  nur  das  formal-logische  Denken,    sondern    verschaffl  zugleich  einen 
nicht    geringen    ästhetischen    Genuss."     Das    folgert    er    aus    Mommsens  | 
Worten?    Auch  der  Grundsatz,    dass   klares  Erkennen  das  Grundprinzip  I 
für  unser  Wollen  und  Fühlen  (?)  ist,  muss  für  die  Übersetzung  herhalten,  ! 
denn  „das  beste  Mittel,  um   sich  zu  überzeugen,    ob    man   dem   fremden 
Sprachidiom  objektiv  gegenübersteht,  .  .  .  ist  die  Übersetzung,  die  Wieder- 
gabe von  einem   in    der  Muttersprache   ausgedrückten   Begriffe   durch  die 
fremde    Sprache".     Die  Äusserung  von  Kaluza,   welche   die  Übersetzung  j 
mit  den  Fingerübungen    auf   dem  Klavier   vergleicht,    wäre   besser   nicht 
angeführt  worden,  da  der  Vergleich  zwar  sehr  hübsch  klingt,  aber  doch  gar 
zu  sehr  hinkt.     Nun  kommt  ein  Ausspruch  Haucks  (in  der  Anmerkung 
wird  bei  jedem  Namen  die  Stellung  der  Betreffenden  angegeben).     Dieser 
sagt  sehr  richtig:  „Wir  müssen  die  Schüler  lehren,  sich  in  dem  fremden 
Gedankengange,  wie  er  in  einer  fremden  Sprache  zum  Ausdruck  kommt, 
zurechtzufinden."    Von    Übersetzen    sagt    in    dem    ganzen    Zitate   Hauck 
nichts.     B.  aber  schliesst  an:    „Wo  ist   das    in    höherem  Grade    möglich 
als  bei  der  Übersetzung  in  die  fremde  Sprache?"   Aus  Albrechts  Äusserung, 
dass  durch  die  Beschäftigung  mit  der  Sprache  der  Schüler  zu  moralischer 

6)  Nürnberg,  C.  Koch,  20  S. 


A.  Gundlach.  IV  33 

Energie  erzogen  werden  soll,  zieht  der  Verfasser  ganz  unmotivierte 
Schlüsse.  Dass  Jäger  so  wenig  zitiert  wird,  nimmt  eigentlich  Wunder; 
freilich  beweisen  seine  Äusserungen  für  die  neueren  Sprachen  auch  nichts. 
Wenn  Harnack  das  Sprechen  und  Schreiben  der  Sprache  betont  und 
geradezu  das  freie  Schreiben  befürwortet,  so  kann  daraufhin  B.  zwar 
den  freien  Aufsatz  nicht  abweisen,  aber  —  il  revient  ä  ses  moutons  — 
„daneben  müsste  die  Übersetzung  in  vollem  Masse  bestehen  bleiben". 
Je  näher  wir  dem  Ende  der  Broschüre  kommen,  um  so  kühner  werden 
die  Schlüsse.  Er  versteigt  sich  sogar  zu  dem  rückständigen  Ausspruch, 
dass  nach  der  schriftlichen  Übersetzung  in  der  Hauptsache  die  Kennt- 
nisse der  Schüler  bewertet  werden  sollen.  Die  zuletzt  ausgesprochene 
Befürchtung,  dass  mit  der  Abschaffung  der  Übersetzung  in  die  Fremd- 
sprache der  Unterrichtsgegenstand  in  den  Augen  der  Schüler  und  der 
Aussenwelt  an  Ansehen  und  Bedeutung  verlieren  und  dass  der  Lehrer 
der  neueren  Sprachen  in  Misskredit  kommen  und  die  Achtung  seiner 
Kollegen  einbüssen  würde,  setzt  dem  Ganzen  die  Krone  auf.  Bewiesen 
hat  B.  mit  seiner  Schrift  für  die  Übersetzung  nichts. 

Weit  sachlicher  und  gründlicher  wurde  die  Frage  auf  dem  Cölner 
Neuphilologentage  1904  behandelt,  wo  Waao')  in  seinem  Vortrage: 
„Wie  übermitteln  die  neusprachlichen  Schulen  gegenüber 
den  altsprachlichen  eine  gleichwertige  Allgemeinbildung?" 
sich  für  die  Herübersetzung  aussprach,  M.- Walter®)  die  Behandlung 
der  Lektüre  in  der  Fremdsprache  befürwortete,  aber  eine  gelegent- 
liche Musterübersetzung  daneben  nicht  ausschloss.  Es  zeigte  sich  dabei, 
dass  die  vermittelnde  Richtung  und  die  Reform  sich  in  dieser  Frage  gar 
nicht  so  fenistehen,  als  mancher  geglaubt  hat.  In  derselben  Versamm- 
lung hielt  H.  Borbein  einen  höchst  interessanten  Vortrag  über  die 
mögliche  Arbeitsleistung  der  Neuphilologen®).  Seine  Aus- 
führungen gipfeln  darin,  dass  sich  die  Beschränkung  der  neuphilologischen 
Tätigkeit  auf  eine  fremde  Sprache  aus  sachlichen  "Gründen  ebensosehr 
als  eine  Notwendigkeit  erwiesen  hat,  wie  sie  der  natürlichen  Entwicklungs- 
tendenz unseres  Standes  entspricht. 

Mit  der  Ausbildung  speziell  nordamerikanischer  Studenten  im  Aus- 
land beschäftigt  sich  die  Schrift  von  J.  Geddes:  „Educational  Ad- 
vantages  for  American  Students  in  France"^®).  Nach  einem 
vergleichenden  Überblick  über  die  Entwicklung  der  für  Ausländer  be- 
stehenden Studieneinrichtungen  und  Promotionsbestimmungen  bespricht 
der  Verfasser  besonders  Paris,  vor  allem  die  Sorbonne,  sodann  die  Pro- 
vinzuniversitäten. Er  empfiehlt  den  jungen  Amerikanern  den  Aufenthalt 
in  Frankreich  und  gibt  ihnen  Anleitung  zur  fruchtbringenden  Benutzung 
der  gebotenen  Gelegenheiten.  Es  soll  nicht  vergossen  werden  zu  be- 
merken, dass  er  die  deutschen  Universitäten  und  die  seinen  Landsleuten 
in  Deutschland  bereitete  Aufnahme  besonders  lobt. 

Das  Buch  von  H.  Müller:  „Das  höhere  Schulwesen  Deutsch- 
lands   am    Anfang    des  2  0.  Jahrhunderts"^^)   berührt  das  Gebiet 

7)  Vgl.  VerhandluDgen  des  XI.  deutschen  NeuphilologeDtages  in  Cöln, 
S.  39—44.  8)  Ebd.  S.  148-176.  9)  Vgl.  die  Verhandlungen  p.  44— 5ü  und 
der  Sonderabdruck  aus  Neuere  Sprachen  XII,  6.  Marburg,  El  wert,  19  S. 
10)  Reprinted  from  Bostonia,  23  S.     11)  Stuttgart,  Belser,  13.5  S. 

V  o  1 1  m  o  11  e  r ,  Rom.  Jahresbericht  VIII.  3 


IV  34  Stand  des  franzÖRischen  Unterrichte  in  Bayern.    UK)4. 

<los  neusprachlichen  Unterrichts    nur    ganz   nebenbei.     Es   genügt   daher, 

hier  auf  das  sehr  fleissig  gearbeitete    und   belehrende  Werk  hinzuweisen. 

Weilburg  a.  L.  Dr.  A.  Gundlach. 

b)  Stand  des  Unlerrichts  im  Französischen  an   den  höheren 
Lehranstalten  der  deutschen  Grosstuiten  und  Österreichs.  1904. 

1.  Preusseu.    Folgt  im  nächsten  Bande. 

2.  Bayern.  Auch  im  Jahre  1904  hat  sicH  in  bezug  auf  den  fran- 
zösischen Unterricht  bei  uns  nichts  geändert.  Nach  wie  vor  ist  der  un- 
zähligemale  geäusserte  dringendste  Wunsch  der  bayerischen  neuphilo- 
logischen Lehrerschaft  unerfüllt  geblieben :  eine  Vermehnmg  der  Stundenzahl 
am  humanistischen  Gymnasium  ist  nicht  eingetreten.  Es  ist  hier  nicht 
der  Ort,  die  Gründe  für  diese  Tatsache  zu  erörtern ;  es  wäre  auch  schwer, 
sachliche  Gründe  für  dieselbe  ausfindig  zu  machen.  Nur  das  Eine  sei 
auch  hier  der  Öffentlichkeit  geklagt:  der  Lehrer  des  Französischen  an 
unseren  hum.  Gymnasien  sieht  sich  im  Besitz  einer  anerkannt  trefflichen 
Schulordnung,  aber  man  gewährt  ihm  nicht  die  nötige  Zeit  um  den  An- 
forderungen derselben  einigermassen  gerecht  zu  werden.  Und  doch  sollte 
man  denken,  dass,  was  im  übrigen  Deutschland  möglich  gewesen  ist, 
auch  bei  uns  möglich  gemacht  werden  könnte,  wenn  an  den  massgebenden 
Stellen  nur  der  gute  Wille  dazu  vorhanden  wäre. 

Angesicht«  dieses  negativen  Erfolges  treten  die  kleinen  Fortschritte, 
welche  die  neuphilologische  Lehrerschaft  als  solche  bei  uns  gemacht  hat, 
vollständig  in  den  Hintergrund.  An  den  Realschulen  wurden  8  Assistenten- 
stellen in  Reallehrerstellen  verwandelt.  Auch  wurde  gelegentlich  der 
Besetzung  der  neugeschaffenen  Konrektorstellen  eiiie  solche  einem  Neu- 
sprachler übertragen,  an  einem  Realgymnasium,  wodurch  zum  erstenmale 
bei  uns  ein  Fachgenosse  in  die  Kategorie  Vb  des  Gehaltsregulativs, 
d.  h.  in  Rang  und  Gehalt  eines  Gymnasial rektors,  einrückte.  Die  Tat- 
sache, dass  diese  Beförderung  neben  14  Altphilologen  und  7  Mathematikern 
nur  einem  Neuphilologen  zuteil  wurde,  erscheint  auf  den  ersten  Blick 
befremdend.  Doch  ist  dieselbe  ausreichend  damit  erklärt,  dass  von  den 
Jahrgängen  bis  zum  Konkurs  1875  gegen  28  vollqualifizierte  Mathe- 
matiker nur  4  Neuphilologen  vorhanden  waren,  von  denen  überdies  einer 
aus  nicht  näher  bekannten  persönlichen  Gründen  die  ihm  zugedachte  Be- 
förderung ablehnte.  Auch  wird  uns  erklärt,  dass  eine  Hintansetzung  der 
Neuphilologen  dem  Ministerium  und  dem  obersten  Schulrat  ganz  fern 
liege,  und  dass,  was  sich  diesmal  nicht  habe  machen  lassen,  später  nach- 
geholt werden  würde.  —  Gleichzeitig  mit  oder  kurz  nach  dieser  Be- 
förderung wurden  einige  Gymnasialprofessoren  für  neuere  Sprachen  durch 
Verleihung  dos  Titels  „Studienrat  *,  der  ihnen  den  Rang  (nicht  den  Ge- 
halt) eines  Rekters  gewährt,  ausgezeichnet.  -  Wie  schon  gesagt,  werden 
diese  kleinen  Erfolge  durch  die  beharrliche  Verweigerung  einer  ange- 
messenen Stundenziihl  für  unser  Fach  an  der  bei  uns  wichtigsten  Mittel- 
schulgattung, dem  hum.  Gymnasium,  mehr  als  paralysiert. 

Im  Schuljahre  1903/04  trat  das  unter  dem  2.  Juli  1903  veröfTent- 
lichte    neue    Lehr  mittel  Verzeichnis    für    «lie    neueren    Sprachen    zum 


F.  Schwend.  IV  35 

ersten  Male  in  Wirksamkeit.  Durch  dasselbe  waren  für  die  Gymnasien 
genehmigt  worden  die  Grammatiken  (resp.  Übungsbücher)  von  Beck, 
Breymann,  Ploetz  (Kurzgefasste  syst.  Gr.  u.  Method.  Lese-  u.  Übungs- 
buch I  u.  II)  und  Wohlfahrt,  ferner  Link  (Gr.  de  R^capitulation)  nur 
für  Realgymnasien;  dann  an  Übersetzungsbüchern  Eidams  Mustersätze, 
Bauer-Link-Ulrichs  Materialien  (nur  f.  Realgymn.)  und  au  Lehrbüchern 
Bauer-Englert-Link,  Lüdecking,  Ploetz  (L.  choisies),  Stcinmüller  (Auswahl 
von  50  fr.  Gedichten  und  (nur  für  Realgymnasien)  Steuerwald.  —  Ferner 
für  die  Realschulen  die  Lehr-  und  Übungsbücher  von  Boerner  (Ausg. 
C),  Breymann,  Link,  Strien  und  Wimmer;  die  Übersetzungsbücher  von 
Bauer-Link-Ulrich,  Manger,  Scholl;  die  Lesebücher  von  Bauer-Englert- 
Link,  Englert  (Anthologie  des  poetes  fr.  modernes),  Gassner- Werr,  Steuer- 
wald und  Wimmer.  —  Nach  den  Jahresberichten  pro  1903/04  verteilte 
sich  die  Verwendung  der  genehmigten  Grammatiken  in  folgender  Weise: 
a)  Gymnasien:  Beck  3,  Breymann  27,  Ploetz  6,  Wohlfahrt  10;  b)  Real- 
gymn a  s  i  e  n :  Breymann  4 ;  c)  P  r o gy  m  n  a  s  i  e n :  Breymann  1 2,  Ploetz  1 0  , 
Wohlfahrt  6;  d)  Realschulen:  Boerner  3,  Breymann  34,  Ploetz  25, 
Strien  2,  Wimmer  1.  (Einigemale  ist  keine  Angabe  wegen  des  Ix^hr- 
buches  zu  finden;  öfter  sind  an  derselben  Anstalt  mehrere  Grammatiken 
im  Gebrauch,  was  auf  einen  vor  kurzem  eingetretenen  Wechsel  hindeutet.) 

Der  Bayerische  Neuphilologen  verband,  von  dessen  Gründung 
Wolpert  im  V.  Bande  dieses  Jahresberichtes  Mitteilung  macht-e,  zählt 
jetzt  227  Mitglieder,  so  dass  es  nur  noch  wenige  Fachkollegen  sind,  die 
demselben  noch  nicht  angehören.  In  dieser  zahlreichen  Beteiligung  liegt 
die  beste  Anerkennung  der  Tätigkeit  des  Verbandes,  resp.  seines  Aus- 
schusses. Derselbe  erstrebt  gera<le  jetzt  die  Errichtung  pädagogisch- 
didaktischer Seminare  auch  für  die  neuphilologischen  Lt^hramtskandidaten, 
nachdem  solche  für  Altphilologen  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  be- 
stehen. Da  an  Kandidaten  kein  Mangel  ist  (im  (iegenteil !),  so  darf 
man  wohl  erwaiten,  dass  dieser  selbstverständlich  erscheinende  Wunsch 
bald  in  Erfüllung  gehen   wird. 

Bamberg.  Dr.  B.  Herlet. 

3.  Sachsen  folgt  im  nächsten  Band. 

4.  Württemberg.  Da  im  Bd.  II  des  JB.  S.  294—209  Herr 
Oberstudienrat  Ehrhart  einen  sehr  eingehenden  und  sorgfältigen  Berieht 
über  den  damaligen  Stand  des  französischen  llntcirrichts  in  Württemberg 
gegeben  hat,  kann  sich  der  diesmalige  auf  die  seither  eingetretenen  Ver- 
änderungen beschränken.  Die  wichtigste  derselben  brachten  für  die 
höheren  Schulen  die  Lehrpläne  der  »lahre.  1908 — 06,  die  für  alle  diese 
Anstalten  zunächst  die  Stundenpläne  feststellten.  Für  tlie  OberrealschuhMi 
erschien  1903  auch  eine  ausführliche  Vorschrift  über  Lehrziel,  Stoffver- 
teilung und  Methode,  vorerst  in  der  Form  eines  Entwurfs,  nach  dem  seit 
einem  Jahr  unterrichtet  wird.  Die  Herausgabe  eines  vollständigen  Lehr- 
plans für  alle  diese  Anstalten  ist  für  die  nächsten  Jahre  in  Aussieht 
genommen. 

Im  Jahr  1907  wurde  auch  zum  erstenmal  eine  genaue  Verordnung 
über  die  Versetzungsprüfungen  (mit  Ausschluss  der  Reifeprüfung)  heraus- 

3* 


IV  3G      Stand  des  französischen  Unterrichte  in  Württemberg.    1904.. 

gegeben,  welche  die  Regierung  immer  noch  nicht  glaubt  entbehren  zu 
können.  Hier  ist  dem  Französischen  ein  sehr  bedeutsamer  Platz  einge- 
räumt, indem  es  an  allen  Anstalten,  mit  Ausnahme  einzelner  Klassen 
des  Gymnasiums,  wo  das  Verhältnis  der  Wertung  von  Deutsch  und 
Französisch  wie  3  :  4  ist,  bei  den  nicht  von  der  Prüfung  dispensierten 
Schülern  doppelt  so  stark  gewertet  wird  als  das  Deutsche.  Dass  an  den 
Realschulen  nur  zwischen  Hin  Übersetzung  einerseits  und  Herübersetzung 
mit  Diktat  andererseits  die  Wahl  gelassen,  also  nicht  unter  allen  Um- 
ständen ein  Diktat  gefordert  wird,  ist  bedauerlich;  denn  die  Hinüber- 
setzung wird  aus  Bequemlichkeitsgründen  und  technischen  Rücksichten 
—  die  Expositionsaufgabe  müsste  zur  nachherigen  Übersetzung  vom 
Lehrer  vervielfältigt  werden  —  vermutlich  nahezu  die  Regel  und  infolge- 
dessen die  Übung  des  Ohrs  der  Schüler  vernachlässigt  werden.  Auch 
könnte  man  wünschen,  dass  die  Stellung  eines  Aufsatzes  wenigstens  als 
Möglichkeit  vorgesehen  worden  wäre. 

An  den  Realschulen  wurde  der  Beginn  des  französischen  Unter- 
richts-um  ein  Jahr  hinaufgeschoben  und  als  Stundenzahl  festgesetzt  für 
VI— IV  8,  III  6,  II  5,  I  4,  zusammen  54  Stunden  gegen  bisher  61. 
Diese  Erleichterung  Hess  sich  ohne  Schaden  für  die  Leistung  im  ganzen 
und  mit  geringfügigen  Änderungen  der  Stoffverteilung  an  den  unteren 
und  mittleren  Klassen  erreichen.  Überhaupt  bedeutet  der  Entwurf  vom 
16.  Juli  1903  in  mannigfacher  Hinsicht  einen  Fortschritt.  Das  beweist 
schon  die  Bestimmung  des  Lehrziels:  „Entsprechende  Gewandtheit  im 
mündlichen  und  schriftlichen  Gebrauch  der  französischen  Sprache,  Be- 
kanntschaft mit  einer  Anzahl  französischer  Schriftwerke  der  letzten  drei 
Jahrhunderte  und  den  Hauptwandlungen  der  französischen  Literatur  und 
Kultiur  in  dieser  Zeit,  Kenntnis  der  Grammatik  der  lebenden  Sprache," 
Wenn  diese  Vorschriften  bei  der  endlichen  Fassung,  wie  wir  hoffen,  bei- 
behalten werden,  vermag  der  französische  Unterricht  auch  an  den  Ober- 
klassen ein  wirkliches  Bildungsmittel  für  den  Geist  zu  werden  und  sich 
an  den  Unterricht  in  deutscher  Literatur  und  Geschichte  organisch  auzu- 
schliessen.  Einzelne  Anstalten  haben  auch  schon  die  Konsequenz  der 
Verfügung  gezogen  und  die  Lektüre  an  den  Oberklassen  nach  historischen 
Gesichtspunkten  geordnet,  während  an  anderen,  vielleicht  an  den  meisten, 
die  in  Deutschland  im  allgemeinen  übliche  Systcmlosigkeit  des  Lesens 
waltet.  Im  einzelnen  lautet  die  Lehraufgabe  für  die  verschiedenen  Klassen: 
„Klasse  VI  und  V  Einführung  in  die  Lautlehre:  Übungen  in  der  Aus- 
sprache und  im  Le.^en.  Sprechübungen,  Umformungen  und  Nachbildungen, 
Diktate,  Übertragungen  aus  der  deutschen  in  die  französische  Sprache 
und  umgekehrt,  je  im  Anschluss  an  die  Lesestücke  des  Elementarbuchs, 
Aneignung  eines  angemessenen  Wortschatzes,  (xrammatik  und  zwar  in 
VI:  Einübung  der  Konjugation  der  Hilfszeitwörter  und  der  regelmässigen 
Zeitwörter,  der  regelmässigen  Formen  des  Hauptworts,  des  Eigenschafts- 
worts und  des  Umstandsworts,  Erlernung  der  Zahl-  und  Fürwörter,  in 
Klasse  V:  Wiederholung  der  Formenlehre;  Einübung  der  un regelmässigen 
Formen  des  Haupt-  und  des  Eigenschaftsworts,  sowie  einiger  häufig  vor- 
kommender unregelmässiger  Zeitwörter;  einige  Grundregeln  aus  der  Satz- 
lehre. Klasse  IV  und  III:  Sprechübungen,  Umformungen  und  Nach- 
bildungen im  Anschluss  an  das  Gelesene,  besonders  mündliche  und  schriftliche 


F.  Öchwend.  IV  37 

Wiedergabe  von  Gelesenem  und  Gehörtem.  Diktote  und  Übertragungen 
ins  Französische  und  ins  Deutsche.  Wiederholung  und  Abschluss  der 
Laut-  und  Formenlehre.  Systematische  Behandlung  der  Satzlehre  und 
zwar  in  IV:  Nach  Wiederholung  der  regelmässigen  Zeitwörter  Einübung 
der  unregelmässigen;  Verwendung  der  Hilfszeitwörter;  die  rückbezüglichen 
und  die  unpersönlichen  Zeitwörter;  fortgesetzte  Einübung  der  Fürwörter, 
besonders  in  fragenden  und  verneinenden  Sätzen;  in  U  III:  in  der 
Formenlehre  die  übrigen  W^ortarten,  in  der  Satzlehre  die  Wortstellung, 
Gebrauch  der  Zeitformen,  Moduslehre;  in  O  III:  Abschluss  der  Satzlehre. 
Klasse  ü  II:  Lesen  leichterer  Prosa  werke.  Fortsetzung  mündlicher  und 
schriftlicher  Übungen,  der  Diktate  und  Übertragungen.  Wiederholung  und 
Vertiefung  der  Satzlehre.  Klasse  OH  —  Ol:  Lesen  prosaischer  und 
poetischer  Werke  in  geeigneter  Auswahl,  so  dass  Bekanntschaft  mit  den 
bedeutendsten  französischen  Schriftstellern  erreicht  und  zugleich  Einblick 
in  den  Entwicklungsgang  der  neueren  französischen  Literatur  gewonnen 
wird.  Im  Anschluss  an  das  Gelesene  mllndliche  und  schriftliche  Wieder- 
gabe und  Zusammenfassung,  des  Gelesenen.  Besprechung  häufig  vor- 
kommender Synonymen.  Einführung  in  die  französische  Verslehre  vor- 
zugsweise in  Klasse  O  IL  Diktate,  Übertragungen  beiderlei  Art.  Fortsetzung 
der  Sprechübungen  auf  höherer  Stufe,  nicht  notwendig  im  Anschluss  an 
das  Gelesene.  Wiederholung  der  Satzlehre  mit  tieferer  Begründung  der 
sprachlichen  Erscheinungen."  Die  Frage  der  Lehrmethode  ist  auch  in 
Württemberg  vielfach  erörtert  worden.  So  befassen  sich  manche  Artikel 
im  Neuen  Korrespondenzblatt  für  die  Gelehrten-  und  Realschulen  Württem- 
bergs mit  derartigen  Dingen,  z.  B.  1897  Stübler:  Über  den  Unterricht 
im  Französischen  an  einer  zweiklassigen  Realschule.  1900  Millkr:  Der 
französische  Unterricht  an  Mittelklassen.  1901  Hehselmeyer:  Zum 
Betrieb  des  Französischen  an  den  Mittelklassen  unserer  Gelehrtenschulen. 
Speziell  über  die  Methode  an  Oberklassen  sprachen  Prof.  Zeller  („Das 
formale  Ziel  im  Französischen  an  Oberklassen)  und  Referent  im  Württ. 
Verein  für  neuere  Sprachen;  letzterer  Vortrag  erschien  erweitert  als  Pro- 
gramm der  Friedrich-Eugens  Realschule  für  1906  unter  dem  Titel  „Zum 
französischen  Unterricht  an  Oberklassen".  Der  Lehrplanen twurf  äussert 
sich  folgendermassen :  „Eine  gute  Aussprache  ist  von  Anfang  an  sorg- 
fältig zu  pflegen;  die  Anforderungen  an  Sicherheit,  Gewandtheit  und 
richtige  Betonung  sind  dem  Fortschritt  des  Unterrichts  entsprechend  zu 
steigern;  mit  Nachdruck  ist  darauf  zu  achten,  dass  der  Schüler  nicht 
durch  Gestattung  einer  nachlässigen,  bequemen,  mundartlichen  Aussprache 
des  Deutschen  verleitet  werde,  auch  in  der  Aussprache  des  Französischen 
sich  gehen  zu  lassen.  Sprechübungen  sind  auf  allen  Stufen  des  Unter- 
richts in  angemessen  fortschreitender  Weise  zu  betreiben.  Sie  können 
an  das  Gelesene  und  —  namentlich  auf  der  unteren  Stufe  —  an  die 
Vorführung  von  Anschauungsmitteln  und  an  die  Vorgänge  des  täglichen 
Lebens  angeknüpft  werden;  auf  der  Oberstufe  wird  vielfach  eine  freiere 
Behandlung  oder  wenigstens  die  Wahl  von  Stoffen,  welche  über  das  rein 
Äusserliche  hinausgehen,  angezeigt  sein.  Durchweg  ist  ein  gleichmässig 
wiederkehrendes  Abfragen  feststehender  Antworten  zu  venneiden.  W^esent- 
lich  muss  berücksichtigt  werden,  dass  die  Sprechübungen  zugleich  der 
Aneignung    eines    grösseren,    auch    die  Ausdrücke    des    täglichen  Lebens 


IV  BS       Stand  de»  französischen  rnterrichts  in  Württemberg.    1904. 

unifasseiulen  Wortschatzes  zu  dienen  haben.  Einprägung  und  Vortrag 
geeignet/er  prosaischer  und  poetischer  Stücke  ist  auf  allen  Stufen  em- 
pfehlenswert. Auf  die  L(»ktüre  ist  ein  Hauptn  achdruck  zu  legen:  sie 
soll  daher  .so  bald  als  möglich  in  deji  Vordergrund  treten.  Ihre  Aus- 
wahl und  Anonlnung  ist  in  den  höheren  Klassen  Sache  der  Verständigung 
zwischen  den  betreffenden  Ijchrern:  unter  möglichster  Einhaltung  eines 
Stufengangs  vom  I^eichteren  zum  Schwereren  ist  sie  .«o  zu  treffen,  dass? 
in  erster  Linie  der  Zweck  en-eicht  wird,  die  Schüler  in  die  Literatur, 
sowie  in  das  Volkstiun  und  die  Kultur\'erhaltnisse  Frankreichs  einzu- 
führen. Dabei  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  die  Lektüre  auch  noch 
anderen  Zwecken  zu  dienen  hat,  so  —  wie  schon  erwähnt  —  der  Ver- 
wendung für  Sprachübungen,  ferner  der  Befestigung  in  der  Grammatik, 
besondere  auf  der  Unterstufe  und  insbesondere  auch,  soweit  zutreffend, 
den  in  den  Bemerkungen  über  die  Lektüre  im  Deutschen  genannten 
Zwecken  [gemeint  ist  wohl  wesentlich  Weckung  des  ästhetischen  Sinns]. 
Bei  der  Lektüre  von  der  Übertragung  in  die  Muttersprache  abzusehen, 
erscheint  nur  ausnahmsweise  in  den  obersten  Klassen  angängig  und  nur 
unter  der  Voraussetzung,  dass  der  Lehrer  seiner  Sache  durchaus  mächtig 
ist  und  sich  in  geeigneter  Weise  dessen  versichert,  dass  die  Schüler 
folgen  und  den  Inhalt  genügend  erfassen.  Bei  der  Behandlung  der 
Grammatik  ist  von  seltener  vorkommenden  Erscheinungen  abzusehen; 
dagegen  ist  unbedingt  zu  fordern,  dass  das  Wesentliche  gründlich  einge- 
übt und  zu  vollem  Verständnis  gebracht  wird  und  dass  die  Schüler 
Sicherheit  in  der  Anwendung  der  unentbehrlichen  Regeln  erlangen.  Es 
ist  deshalb  ein  nur  nebensächlicher  und  beiläufiger  Betrieb  der  Grammatik 
unzulässig  und  eine  systematische  Unterweisung  derselben  unter  Ver- 
teilung des  Stoffs  auf  die  einzelnen  Klassen  unentbehrlich.  Inmierhin 
wird  namentlich  auf  der  Unterstufe  insofern  ein  induktives  Verfahren 
Platz  greifen  können,  dass  die  Regeln  aus  dem  zu  diesem  Zweck,  wenn 
erforderlich,  anzupassenden  Stoff  des  Lesebuchs  abgeleitet  werden.  Auf 
der  mittleren  und  oberen  Stufe  jedenfalls  soll  eine  Grammatik,  die  aber 
in  deutscher  Sprache  abgefasst  ist,  im  Gebrauch  der  Schüler  sein.  Im 
Auge  ist  zu  behalten,  dass  an  den  Realschulen  dem  Unterricht  in  der 
französiechen  Sprache  auch  die  Aufgabe  zufällt^  dem  Schüler  eine  ange- 
messene sprachlich-logische  Bildung  zu  verschaffen  und  ihm  das  Ver- 
ständnis für  den  Bau  eines  sprachlichen  Organismus  zu  eröffnen.  Schrift- 
liche Übungen  sind  regelmässig  auf  allen  Stufen  zu  betreiben,  sowohl  in 
der  Form  von  Klassen-  als  von  Hausarbeiten;  im  Französischen  jeden- 
falls ist  wöchentlich  je  eine  Aufgabe  der  einen  und  der  andern  Art  zu 
st<3llen.  Die  Übungen  sollen  bestehen  aus  Diktaten,  mit  denen  möglichst 
früh  zu  beginnen  ist,  und  aus  Übertragungen  sowohl  in  die  Fremdsprache 
als  ins  Deutsche;  auf  der  unteren  Stufe  treten  L^mformungen  und  Nach- 
bildungen hinzu;  an  den  obersten  Klassen  soll  es  nicht  ausgeschlossen 
sein,  an  Stelle  von  Übertragungen  hie  und  da  auch  freiere  Arbeiten 
fertigen  zu  lassen.  Zur  Übertragung  in  <lie  Fremdsprache  sollten  schon 
an  den  mittleren  Klassen  Stücke  gegeben  werden,  welche  durch  ihren 
Inhalt  das  Interesse  der  Schüler  anzuregen  geeignet  sind,  ohne  dass  sie 
aber  zu  grosse  Schwierigkeiten  bieten  dürfen.  Bei  der  Übertragung  ins 
Deutsche  ist  danuif  zu  achten,  dass  der  Sinn  richtig  wiedergegeben   winl 


F.  Schwend.  IV  39 

und  (lass  die  Schüler  nicht  zu  wörtlich  in  einer  dem  Sprachgebrauch  zu- 
widerlaufenden Weise,  aber  auch  nicht  unnötig  frei  übersetzen."  Inwieweit 
diese  Vorschriften,  die  wichtige  Errungenschaften  der  neuen  Methode 
gebührend  berücksichtigen,  tatsächlich  verwirklicht  werden,  entzieht  sich 
der  näheren  Beurteilung,  da  die  Programme  sich  nicht  darüber  auszu- 
sprechen pflegen.  Die  Regierung  gewährt  zudem  in  diesen  Fragen  eine 
gewisse  Freiheit,  wohl  aus  der  richtigen  Überzeugung  heraus,  dass  die 
Methode  in  erster  Linie  von  der  Persönlichkeit  des  Lehrers,  von  seinen 
Fähigkeiten  und  Neigungen  abhängen  muss.  Die  übertriebene  Forderung 
zweier  schriftlicher  Arbeiten  in  der  Woche  wird  kaum  beibehalten  werden, 
wie  aus  der  Tatsache  hervorzugehen  scheint,  dass  einzelne  Lehrer,  die  auf 
alle  schriftlichen  Hausaufgaben  verzichten  wollten,  dazu  ohne  Schwierig- 
keit die  Erlaubnis  erhielten,  natürlich  unter  der  Bedingung,  dass  sie  das 
vorgeschriebene  Lehrziel  wirklich  erreichten. 

An  den  Lehrplan  der  Realschulen  schliesst  sich  an  derjenige  der 
Stuttgarter  Handelsschule,  sowie  der  einer  Privatvorbereitungsan- 
stalt  für  die  Einjährigenprüfung. 

Das  Realgymnasium  hat  in  seinem  neuen  Stundenplan  vom  Jahr 
1906  die  Zahl  der  französischen  Stunden  von  28  auf  27  heruntergesetzt, 
indem  Klasse  IV  2  verlor,  U  III  eine  mehr  erhielt^  also:  4,  5,  5,  4,  3,  3,  3. 
Als  Lehrbuch  ist  Plötz-Kares,  Kurzer  Lehrgang  der  französischen  Sprache: 
Elementarbuch  Ausgabe  A,  Sprachlehre,  Übungsbuch  Ausgabe  A  vorge- 
sehen, die  Benützung  der  Ausgabe  B  oder  auch  eines  anderen  Lehr-  und 
Übungsbuchs  soll  aber  nicht  ausgeschlossen  sein.  Die  Stoffverteilung 
auf  die  einzelnen  Klassen  lautet:  IV  Elemcntargrammatik  nach  dem 
Elementarbuch.  IT  III  Formenlehre  (PL  K.  Sprachlehre  §  9—49.  Übungs- 
buch I).  O  III  Syntax  des  Zeitwort«,  Artikels  und  Adjektivs.  (PI.  K. 
Sprachlehre  §  50-94.  Übungsbuch  II  und  III,  I-IX).  ü  II  Abschluss 
der  Syntax.  (PI.  K.  Sprachlehre  §  95 — 132  und  Anhang.  Übungsbuch 
in,  X— XVI).  Schriftlich  in  IV— U  II  wöchentlich,  O  II— O  I  alle 
14  Tage  eine  Arbeit,  teils  Diktate,  teils  Kompositionen,  letztere  teils  zu 
Hause,  teils  in  der  Klasse  auszuarbeiten. 

Das  Gymnasium  hat  dem  im  letzten  Bericht  von  Ehrhart  und 
wieder  von  Prof.  Dr.  J.  Miller  auf  der  Versammlung  des  Gymnasial- 
lehreiTereins  gerügten  Übelstand  der  zu  geringen  Stundenzahl  des  Fran- 
zösischen an  III  in  seinem  neuen  Lehrplan  von  1906  abgeholfen,  auch 
im  Ganzen  bei  etwas  anderer  Verteilung  dem  Französischen  eine  Stunde 
zugefügt,  80  dass  die  Zahlen  jetzt  lauten  IV  4,  III  3,  II  2,  U  I  3,  0  11. 
Diese  in  IV  und  V  eingesetzte  weitere  Stunde  soll  es  ermöglichen  „die 
Bestimmungen  des  bisherigen  Lehrplans  betr.  Sprechübungen  und  Lektüre 
eines  französischen  Textes  in  höherem  Mass  als  bisher  zu  befolgen;  die 
weitere  Stunde  in  U  I  ist  hauptsächlich  auf  Erweiterung  der  französischen 
Lektüre  nebst  Ausblicken  auf  die  Entwicklung  der  französischen  Literatur 
und  Übungen  im  mündlichen  Gebrauch  der  französischen  Sprache  zu 
verwenden."  Es  ist  nur  bedauerlich,  dass  sich  für  O  I  nicht  auch  eine 
weitere  Stunde  finden  liess,  der  Lehrer  also  gerade  an  dieser  besonders 
wichtigen  Klasse  auf  eine  Behandlung  der  französischen  Literatur  nahezu 
wird  verzichten  müssen.  Für  das  Lehrbuch  gelten  dieselben  Bestim- 
mungen wie  am  Realgymnasium.     Die  Stoffverteilung   ist  folgende:    IV: 


IV  40       Stand  des  französischen  Unterrichts  in  Württemberg.    1904. 

Elementargrammatik  nach  dem  Elementarbuch.  U  III:  Lautregeln.  Formen- 
lehre: Zeitwort-  nach  Sprachlehje  §  1 — 24,  Übungsbuch  Heft  I,  I — XXV. 
O  III :  Formenlehre :  Hilfsverben,  Artikel,  Hauptwort,  Eigenschaftswort^ 
Umstandswort,  Zahlwort,  Fürwort,  Verhältniswort,  Bindewort,  Empfindungs- 
wort. Syntax:  Wortstellung,  Zeitwort  (Rektion,  Gebrauch  der  Zeiten)  — 
nach    Sprachlehre   §    25—65,    Übungsbuch    Heft  I,   XXVI— XXXVI.  ' 

Heft  II,  I — XIII.  U  II:  Syntax:  Zeitwort  (Gebrauch  der  Modusformen, 
Infinitiv  und  Partizip,  Übereinstimmung  des  Verbs  mit  dem  Subjekt), 
Artikel-  nach  Sprachlehre  §  66—89.  Übungsbuch  Heft  II,  XIV— XXVII.  I 

Heft  m,  I— VI.    O  II:  Syntax:  Adjektiv,  Adverb,  Fürwort,  Gebrauch  j 

der  Präpositionen.  —  Silbeneinteilung  und  Interpunktion    —  nach  Sprach-  , 

lehre   §  90—132     und    Anhang.     Übungsbuch    Heft    III,    VII— XVI.  ' 

Schriftlich  in  IV  und  U  III  wöchentlich  eine  Komposition,  teils  als  Haus- 
teils als  Klassenarbeit,  oder  ein  Diktat.  In  O  III  alle  14  Tage  eine  i 
Komposition,  in  der  Regel  als  Haus-  zuweilen  als  Klassenarbeit;  dazu  I 
alle  14  Tage  ein  Diktat  In  U  II — O  I  alle  14  Tage  eine  Komposition, 
in  der  Regel  als  Hausarbeit;  dafür  zuweilen  eine  Klassenarbeit  (Kompo- 
sition oder  Diktat).  Um  den  Untorricht  im  Französischen  vollends  ganz 
durch  Altphilologen  erteilen  lassen  zu  können,  wurde  für  diese  eine  be- 
sondere Prüfung  im  Französischen  eingerichtet,  die  häufig  in  der  Form 
einer  Nachprüfung  erstanden  wird.  Daneben  wird  an  manchen  Anstalten 
der  Unterricht  immer  noch  durch  Lehrkräfte  erteilt,  clie  über  keinen 
genügenden  Ausweis  französischer  Studien  verfügen,  obgleich  gerade  von 
altphilologischer  Seite  schon  darüber  geklagt  worden  ist  (vgl.  den  Vor-  i 
trag  von  Prof.  Dr.  J.  Miller  auf  der  Versammlung  des  Gymnasial- 
lehrervereins 1900).  Dagegen  wurde  wenigstens  dem  von  beiden  Lehrer- 
vereinigungen geäussert-en  Wunsch  nach  Einrichtung  französischer  Ferienkurse 
für  Lehrer  an  Mittelklassen  Rechnung  getragen.                                                               i 

Das  1899  von  Privaten  gegründete  Stuttgarter  Mädchengym- 
nasium ist  das  einzige  Reformgymnasium  des  Landes.  Es  übernimmt 
seine  Schülerinnen  von  den  Töchterschulen    und    führt    sie  in  6 jährigem  I 

Gang  zur  Maturität.  Dem  Französischen  sind  mit  Rücksicht  darauf,  dass 
die  Mädchen  schon  bessere   französische  Kenntnisse    mitbringen,    als    die  | 

Knaben   in    der   entsprechenden  Klasse    des  Gymnasiums  haben,    in  III  | 

je  3,  in  II  und  I  je  2  Stunden  zugewiesen,  also  2  Stunden  weniger  als  | 

in  den  Knabengymnasien,    nach   deren   Lehrplan    sich  das  Mädchengym-  | 

nasium  im  übrigen  richtet,  da  seine  Schülerinnen  ihre  Prüfungen  an  den 
Knabenanstalten  ablegen  müssen. 

Die  höheren  Mädchenschulen  des  Landes  sind  inzwischen  der  \ 

Ministerialabteilung  für  die  höheren  Schulen  unterstellt  worden  und  haben 
im  Jahr  1903  einen  neuen  Lehrplan  erhalten.  Die  Anstalten  zählen 
jetzt  10  Klassen.  Im  4.  Schuljahr  beginnt  der  französische  Unterricht, 
dem  dann  7,  7,  6,  7,  5,  4,  4,  zusammen  40  Stunden  gewidmet  sind. 
Das  Lehrziel  wird  ziemlich  niedrig  bestimmt:  „Die  Schülerinnen  sollen  im 
mündlichen  und  schriftlichen  Gebrauch  der  Sprache  geübt  und  instand 
gesetzt  werden,  auf  einfachere  in  französischer  Sprache  an  sie  gerichtete 
Fragen  französisch  zu  antworten  oder  den  Inhalt  leichterer  französischer 
Leseabschnitte  in  derselben  Sprache  wiederzugeben,  sowie  einen  nicht  zu 
schwierigen  Schriftsteller  zu  lesen  und  zu  verstehen.     Es  soll  ihnen  damit 


F.  Schwend.  IV  41 

auch  der  Zugang  zur  franzÖHischen  Literatur  eröffnet  werden.  Auf  gute 
Aussprache  ist  v^on  Anfang  an  zu  achten/*  Die  Lehraufgabe  im  einzelnen 
lautet:  „Klasse  IV:  Der  Unterricht  beginnt  mit  Hör-  und  Aussprache- 
übungen und  geht  dann  zu  Leseübungen  weiter.  Einübung  der  Dekli- 
nation sowie  der  Formen  des  Indikativ  von  avoir  und  ßtre  und  vom 
Aktiv  der  ersten  Konjugation.  Klasse  V  und  VI:  Formenlehre  bis  zum 
Anfang  der  unregelmässigen  Zeitwörter.  Klasse  VII:  die  unregelmässigen 
Zeitwörter  vollständig.  Behandlung  grösserer  Lesestücke.  Klasse  V — VII: 
In  Verbindung  mit  dem  Lesen  Vorbereitung  der  Satzlehre.  Klasse  VIII 
und  IX:  Satzlehre.  Lektüre.  Klasse  X:  Wiederholung  und  Vertiefung 
des  grammatischen  Stoffs  von  VIII  und  IX.  Lektüre.**  Dazu  werden 
noch  „Methodische  Bemerkungen**  gefügt:  „1.  Aussprache  und  Wortschatz. 
Die  Anwendung  der  Regeln,  welche  die  Phonetik  an  die  Hand  gibt,  wird 
im  Anfangsunterricht  gute  Dienste  leisten.  In  Klasse  IV — VII  soll  ein 
sicherer  Wortschatz  erworben  und  die  Formenlehre  hauptsächlich  im 
Unterricht  selbst  gründlich  eingeprägt  werden.  Sprechübungen,  die  jedoch 
nicht  in  auswendig  gelerntes  Frag-  und  Antwortspiel  ausarten  dürfen, 
sind  auf  allen  Stufen  anzustellen.  Hiebei  ist  dem  Verständnis  und  der 
Auffassung  der  betreffenden  Altersstufe  Rechnung  zu  tragen.  2.  Im 
Mittelpunkt  des  Unterrichts  steht  überall  die  Fxposition  (Lektüre).  In 
allen  Klassen,  auch  in  den  oberen,  wird  in  der  Regel  von  dem  Gelesenen 
eine  sinnrichtige  und  gute  deutsche  Übersetzung  gegeben.  Doch  kann 
unter  günstigen  Umständen  eine  Besprechung  des  Gelesenen  in  fran- 
zösischer Sprache  an  die  Stelle  treten «  Die  Bedeutung  idiomatischer 
Wendungen  ist  gebührend  zu  berücksichtigen.  Der  Lesestoff  in  den 
höheren  Klassen  wird  nicht  zu  schwierigen  Schriftstellern  entnommen, 
wobei  zu  deren  Verständnis  literargeschichtliche  Bemerkungen  angeknüpft 
werden  können.  3.  Schriftliche  Übungen  auch  in  der  Komposition 
werden  teils  als  Klassenarbeit  teils  als  Hausaufgabe  auf  allen  Stufen 
vorgenommen.  Beim  fremdsprachlichen  Unterricht  darf  nicht  aus  dem 
Auge  gelassen  werden,  dass  auch  er  seinen  Beitrag  zur  logischen  Schulung 
des  Geistes  liefern  muss,  da  für  die  höhere  Mädchenschnle  im  sprachlichen 
Unterricht  das  Schwergewicht  des  gesamten  Unterrichtsbetriebs  liegt.  Da- 
bei wird  namentlich  ein  langsames,  sicheres  Fortschreiten  von  Bedeutung 
sein.  Soweit  das  Verständnis  nicht  gefährdet  wird,  ist  der  Gebrauch  des 
Französischen  als  Unterrichtssprache  zu  empfehlen.**  Da  an  den  Mädchen- 
schulen seit  ihrer  Unterordnung  unter  die  staatliche  Behörde  immer  mehr 
geprüfte  Neuphilogen  bezw.  Neuphilologinnen  unterrichten  werden,  und 
da  die  Mädchen  erfahrungsgemäss  sehr  viel  Begabung  für  Sprachen  und 
Sinn  für  Literatur  haben,  ist  zu  hoffen,  dass  die  tatsächlichen  Leistungen 
über  diese  etwas  matten  Vorschriften  hinausgehen  werden. 

Ausser  den  staatlich  beaufsichtigten  existiert  noch  eine  Anzahl 
privater  höherer  Töchterschulen  mit  ähnlichem  Programm. 

In  Stuttgart  bestehen  zwei  gehobene  Volksschulen  für  Knaben, 
Bürgerschulen  genannt.  Sie  stehen  unter  der  Ministerialabteilung  für 
die  höheren  Schulen  und  unterscheiden  sich  von  den  gewöhnlichen  Volks- 
schulen hauptsächlich  durch  den  an  den  mittleren  und  oberen  Klassen 
erteilten  französischen  Unterricht.     Ein  Lehrplan  ist  eben  in  Bearbeitung. 

Die   gehobenen   Volksschulen    für    Mädchen    heisson  Mädchenniittel- 


I 


IV  42  »Stand  des  französischen  Untemchts  in  Baden.   1904. 

schulen,  stx:»heii  aber  noch  unter  dem  protestantischen  Konsistorium  bezw. 
dem  katholischen  Kirchenrat.  Es  gibt  43  protestantische  Mädchen mittel- 
schulen  mit  etwa  6000  französisch  lernenden  Schülerinnen;  die  katho- 
lischen sind  sehr  wenig  zahlreich.  Die  Lehrkräfte  sind  seminaristisch 
ausgebildet,  müssen  aber  mindestens  die  Durchschnittsnote  II  a  erreicht 
und  ein  Examen  in  Französisch  bestanden  haben  oder  sich  sonstwie  über 
ihre  Befähigung  für  den  französischen  Unterricht  ausweisen  können ;  meist 
besuchen  sie  Ferienkurse  im  Ausland.  Ein  genauer  zunächst  provi- 
sorischer Lehrplan  besteht  seit  1906  für  die  Stuttgarter  Mädchenmittel- 
schule. Demnach  zählt  diese  Anstalt  8  Klassen,  dazu  eine  schwächer 
besuchte  freiwillige  9.  Französisch  wird  vom  4.  Schuljahr  an  gelehrt  in 
je  4  Wochen  stunden.  Lehrbuch:  Banderet  und  Reinhard,  dessen  Stoff 
auf  Klasse  IV — VIII  verteilt  ist.  In  Klasse  VIII  werden  noch  fakul- 
tativ „Lustspielauszüge  und  Gedichte"  gelesen.  Die  freiwillige  Klasse  IX 
hat  als  Programm:  „R6sum^  von  Banderet.  Als  Lesebuch  wird  das  Buch 
Le  tour  de  la  France  von  Bruno  benützt.  Angeschlossen  werden  Dik- 
tate prosaischen  und  poetischen  Inhalts,  Übungen  in  der  Konversation 
und  soweit  möglich  in  (kaufmännischer)  Korrespondenz." 

An  einzelnen  Volksschulen  z.  B.  in  Stuttgart  und  Ulm  wird  privatim 
von  einzelnen  Lehrkräften  ausserhalb  der  Schulzeit  französischer  Unter- 
richt erteilt,  der,  von  der  Gemeinde  eingerichtet,  keinerlei  staatlicher 
Aufsicht  untersteht;  eine  Statistik  liegt  daher  nicht  vor. 

Französisch  ist  als  Wahlfach  auch  ünterrichtsgegenstand  der  Fort- 
bildungsschulen. Da  durch  ein  1909  in  Kraft  tretendes  Gesetz  das 
ganze  Fortbildungsschulwesen  eine  tiefgehende  Änderung  erfahren  und 
zugleich  ein  neuer  Lehrplan  herausgegeben  werden  wird,  empfiehlt  es  sich, 
die  Berichterstattung  bis  zu  diesem  Zeitpunkt  aufzusparen. 

Eine  Statistik  aller  französisch  lernenden  Schüler  kann 
nicht  mit  absoluter  Genauigkeit  durchgeführt  werden.  Die  dem  Bericht- 
erstatter zugänglichen  Quellen  ergaben  folgende  Zahlen: 

Humanistische  Anstalten  rund       4000  Schüler 
Realgymnasiale       „  „  1 700       „ 

Realistische  „  „        12  000       „ 

Höhere  Mädchenschulen      „  3500       „ 

Mittelschulen  „  GOOO       „ 

Berechnet  man  dazu  noch  die  grosse  Anzahl  der  französischen  Fort- 
bildungsklassen und  einige  nicht  mitgezählt-e  Privatanstalten,  so  wird  man 
die  Gesamtzahl  der  französisch  Lernenden  auf  etwa  30000  anschlagen 
können. 

Stuttgart.  Friedrich  Schwend. 

5.  Baden.  1904.  An  den  Gymnasien  sind  im  Betriebe  des 
französischen  Unterrichts  keine  bemerkenswerten  Änderungen  eingetreten. 

An  den  Real  ans  talten,  insbesondere  an  den  neun  klassigen,  hat 
sich  allmählich  infolge  der  Erfahnnigen,  welche  man  bei  den  in  die 
höheren  Klassen  aufrückenden,  nach  der  rein  analytischen  Methode  unter- 
richteten Schülern  machte»,  die  Anschauung  von  der  Notwendigkeit  einer 
gründlicheren  gi-ammatischen  Unt(*rweisung  Bahn  gebrochen,  und  es  sind 
daher   fast    überall    neben    der    eingehenden    Pflege    des  mündlichen  Ge- 


J.  Ellinger.  IV  48 

hmuches  der  Sprache  auch  die  schriftlichen  Übungen  wie<ler  mehr  zur 
Geltung  gelangt,  meist  in  der  Form  von  Umformungen,  Variationen  und 
kleinen,  an  den  behandelten  Lehrstoff  sich  anlehnenden  Aufsätzen. 

Ein  gleicher  Zug  der  Vertiefung  scheint  auch  in  der  Lektüre  hervor- 
zutreten und  äussert  sich  besonders  in  der  häufigeren  Verwendung  der 
klassischen  Werke  und  der  historischen  und  allgemein  bildenden  Schrift- 
steller, während  die  auf  blosse  Aneignung  von  Realien  abzielenden  oder 
naturwissenschaftliche  Kenntnisse  übermittelnden  Werke  in  den  Hinter- 
gnmd  treten. 

Die  von  Oberschulrat  Dr.  Waag  auf  dem  Neuphilologentag  in  Köln 
dargelegten  Anschauungen  über  den  Betrieb  der  fremdsprachlichen  Lektüre 
in  den  obern  Klassen  haben  um  so  schneller  überall  Beifall  gefunden, 
als  dadurch  die  von  erfahrenen  Pädagogen  schon  häufig  gemachten  Be- 
denken gegen  die  grundsätzliche  Vernachlässigung  der  Übersetzung  ihre 
Bestätigung  fanden.  Ein  tief  eindringendes  Verständnis  und  eine  geistige 
Verarbeitung  eines  schwierigen,  inhaltlich  wertvollen  Schriftstellers  und 
der  durch  ihn  vorgeführten  Geisteswelt  ist  ohne  gute  und  sinnent- 
sprechende Wiedergabe  in  der  Muttersprache  ausgeschlossen,  und  die 
Oberrealschulen  würden  sich  des  Anspruchs  auf  Gleichwertigkeit  der  durch 
sie  übermittelten  Geistes-  und  Gemütsbildung  berauben,  wenn  sie  auf  die 
wertvolle  Übung  des  Umdenkens  und  Nachfühlens  —  der  angeblich  dadurch 
geschädigten  Sprachfertigkeit  zulieb  —  verzichten  wollten. 

Mannheim.  Dr.  Rose. 

6.  Österreich.  1902 — 1905.  Der  bekannte  Erlass  des  französischen 
Untemchtsministers  G.  Leygues  vom  26.  Februar  1901  „Simplification 
de  V enseignemeiit  de  la  syntaxe  francm^e''  wurde,  wie  in  einzelnen 
Staaten  des  Deutschen  Reiches,  so  auch  in  Österreich  freudig  begrüsst. 
Der  „Wiener  Neuphilologen  verein"  und  der  Verein  „Realschule"  wandten 
sich  gemeinsam  au  das  Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  mit  der 
Bitte,  es  wolle  den  Lehrern  des  Französischen  an  den  höheren  Lehran- 
stalten gestatten,  die  in  französischen  Schulen  ge<liddeten  Abweichungen 
von  den  starren  Regeln  der  Grammatik  auch  in  den  Arbeiten  ihrer 
Schüler  zu  dulden.  Das  Gesuch,  vom  Landesschulrate  warm  befürwortet, 
hatte  den  erwünschten  Erfolg;  denn  es  kam  eine  ministerielle  Verord- 
nung, welche  die  erbetene  Erlaubnis  gewährte. 

Von  der  Betrachtung  ausgehend,  dass  junge  Studierende  oft  fruchtlos 
die  Zeit  in  Paris  verbringen  und  nach  einem  mehrmonatlichen  Aufenthalt 
zurückkehren,  ohne  die  erhoffte  Sprach  Vervollkommnung  erlangt  zu  haben, 
hat  sich  das  k.  k.  Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  über  Anregung 
des  Neuphilologenvereins  entschlossen,  ein  „österreichisches  Institut 
für  neufranzösische  Sprache  in  Paris"  zu  gründen.  Für  die 
Leitung  des  Instituts  wurde  ein  hervorragender  Fachgelehrter,  Professor 
Leopold  Sudre  vom  College  Stanislas  zu  Paris,  gewonnen,  der  den 
Kandidaten,  die  sich  studienhalber  in  Paris  aufhalten  wollen,  nicht  nur 
billige  Wohnung  und  Verpflegung  verschafft,  sondern  ihnen  auch  unent- 
geltlich Konversationsunterricht  erteilt,  für  ihren  gesellschaftlichen  An- 
schluss  sorgt  und  ihnen  überhaupt  mit  Rat  und  Tat  zur  Seite  steht. 
Es  muss  anerkannt  werden,    dass  dieses  Institut,   an   dem   jährlich  0  bis 


IV  44     Stand  des  französischen  Unterrichts  in  Österreich.    1902—19(^5. 

7  österreichische  Lehramtskandidaten  Aufnahme  finden,  eine  sef»;ens- 
reiche  Einrichtung  ist,  die  den  Neusprachlern  ausserordentlich  zugute 
kommt. 

Eine  Erweiterung  des  Rahmens,  in  dem  die  Aneignung  der  Sprech- 
fertigkeit seitens  der  Lehramtskandidaten  sich  bisher  bewegte,  stellte  der 
von  dem  k.  k.  Landesschulinspektor  Stephan  Kapp  im  „Neuphilo- 
logischen Verein"  in  Wien  am  28.  Oktober  1904  gehaltene  Vortrag  in 
nahe  Aussicht.  Der  Vortragende  teilte  der  Versammlung  mit,  dass  das 
französische  Unterrichtsministerium  sich  behufs  gegenseitigen  Austausches 
von  Lehramtskandidaten  zur  speziellen  praktischen  Ausbildung  in 
der  deutschen,  resp.  französischen  Sprache  an  die  österreichische  Regierung 
gewendet  habe  und  dass  ein  offizieller  Vertreter  Frankreichs  mit  den 
massgebenden  österreichischen  Behörden  in  Verhandlungen  getreten  sei. 
Der  Referent  erklarte,  dass  ihm  die  Entscheidung  über  die  Annahme 
oder  die  Verwerfung  des  Angebotes  von  den  folgenden  drei  Fragen  ab- 
hängig scheine:  L  Welche  Stellung  wird  der  ausländische  Kandidat  in 
der  französischen  Lehranstalt,  der  er  zugewiesen  werden  wird,  einnehmen? 
—  II.  Entspricht  die  ihm  angewiesene  Stellung  den  Zwecken  seiner  Aus- 
sendung ins  Ausland?  —  III.  In  welcher  Weise  ist  das  k.  k.  Ministerium 
für  Kultus  und  Unterricht  imstande,  dem  Ministh'e  de  V Instruction 
Publique  et  des  Beaux-Arts  eine  Gegenleistung  zu  bieten?  Hierauf 
ging  er  an  die  Beantwortung  dieser  Fragen,  indem  er  auseinandersetzte, 
dass  der  österreichische  Lehramtskandidat  als  assistant  in  den  lycees 
verwendet  werden  könnte,  dass  diese  Stellung  dem  Zwecke  der  wissen- 
schaftlichen und  praktischen'  Weiterbildung  des  Kandidaten  vollkommen 
entspreche  und  dass  auch  die  Frage,  wie  der  französische  Kandidat  in 
Österreich,  wo  es  fast  keine  Internate  gibt,  untergebracht  und  zur  Förderung 
der  Ziele  des  französischen  Unterrichts  verwendet  werden  könne,  bei 
einigem  guten  Willen  sich  lösen  lasse.  Da  Hofrat  Dr.  Huemer,  der 
als  Vertreter  des  k.  k.  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht  dem  Be- 
richt und  der  daran  sich  schliessenden  Debatte  mit  lebhaftem  Interesse 
gefolgt  war,  diese  neue  Institution  auch  ohne  Inanspruchnahme  budgetärer 
Anforderungen  —  im  Rahmen  des  für  Auslandsstipendien  ausgeworfenen 
Betrages  —  für  durchführbar  hielti,  nahm  die  Versammlung  den  Vorschlag 
betreffs  des  „Austausches  von  Lehramtskandidaten  mit  Frankreich"  ein- 
stimmig an. 

Im  grellen  Gegensätze  zu  diesen  Bemühungen  der  Behörde,  die 
Sprech fertlgkeit  der  Neusprachler  zu  fördern,  stehen  die  Klagen,  die  hie 
und  da  aus  den  Kreisen  der  Lehrerschaft  ertönen,  dass  die  Sprachfertig- 
keit in  der  Schule  nicht  zu  erreichen  sei.  So  machte  Prof.  Friedrich 
Bock  in  der  Versammlung  des  Vereines  „Realschule"  am  17.  Oktober 
1903  den  Vorschlag,  das  fruchtlose  Streben  nach  Sprechfertigkeit  bei 
den  Schülern  aufzugeben  und  dafür  eine  geistbildende  Lektüre  möglichst 
zusammenhängender  Werke  von  der  III.  Klasse  an  in  den  Vordergrund 
zu  stellen.  Nach  längerer  Erörterung  dieses  Vorschlags  beschloss  die 
Versammlung,  durch  den  Ausschuss  eine  Enquete  von  Fachlehrern  einzu- 
berufen, um  die  Frage  der  Autorenlektüre  zu  beraten,  eventuell  die  ge- 
eigneten Literaturwerke  ausfindig  zu  machen,  sowie  an  die  österreichischen 
Realschulen  Anfragen    bezüglich    der   mit    der  Autorenlektüre  gemachten 


R.  Krön.  IV  45 

Erfahrungen  zu  richten.  Vorläufig  bleiht  es  also  bei  der  bisherigen  Ge- 
pflogenheit, auf  der  Unter-  und  Mittelstufe  (I. — IV.  Klasse)  kurze  I^se- 
stücke  nach  den  vorgeschriebenen  I^se-  und  Übungsbüchern,  auf  der 
01)erstufe  (V. — VIL  Klasse)  längere  Proben  französischer  Literaturwerke 
auf  Grund  einer  Chrestomathie  zu  lesen. 

Der  französische  Unterricht  an  österreichischen  Gymnasien  schreitet 
rüstig  vorwärts.  Das  relativ-obligate  Französisch  ist  schon  an  drei  Wiener 
Gymnasien  und  an  einem  Grazer  Gymnasium  eingeführt  und  die  erzielten 
Unterrichtserfolge  sind  äusserst  günstig.  In  einem  Vortrage,  den  Dr.  Karl 
Vrba,  Professor  am  k.  k.  Erzherzog  Rainergymnasium  in  Wien  am 
14.  Januar  1905  im  Vereine  „Mittelschule"  hielt,  äusserte  er  sich  aus- 
führlich über  die  verschiedenen  Methoden  und  die  am  Gymnasium  zu 
erreichenden  Ziele  und  stellte  zum  Schlüsse,  wie  üblich,  eine  Anzahl 
Thesen  auf,  die  nach  lebhafter  Debatte  angenommen  wurden.  Von  den 
15  Thesen  mögen  nur  drei,  die  sich  mit  der  Lektüre  befassen,  heraus- 
gehoben werden:  11.  „Vom  zweiten  Semester  der  VI.  Klasse  an  wird  in 
jedem  Semester  je  ein  unverkürztes,  durch  Inhalt  und  Form  bedeutendes 
französisches  Werk  gelesen."  12.  „Eine  kanonmässige  Festlegung  der  auf 
der  Oberstufe  und  im  II.  Semester  der  VI.  Klasse  zu  absolvierenden 
Lektüre  zusammenhängender  französischer  Meisterwerke  seitens  der  Be- 
hörde erscheint  nicht  wünschenswert."  15.  „Die  Ergänzung  der  I^ktüre 
dient  ein  im  wesentlichen  den  Forderungen  des  Breslauer  Kanonaus- 
schusses entsprechend  eingerichtetes  Lesebuch  (Chrestomathie)."  Es  ist 
zu  hoffen,  dass  sich  in  ähnlicher  Weise  auch  die  französische  Lektüre 
auf  der  Oberstufe  der  Realschule  wird  regeln  lassen. 

Wien,  26.  Dezember  1906.  J.  Ellinger. 

2.  Lehrweise. 

a)  Leiirmitt«!  für  den  Selbstunterricht  im  Französischen. 
1902—1905.  Aus  den  Berichtsjahren  1902 — 05  liegt  nur  wenig  Neues 
zum  Selbststudium  des  Französischen  vor.  Ein  handliches  Bändchen  der 
Sammlung  Göschen^)  vermehrt  die  stattliche  Zahl  der  Handels- 
briefsteller, krankt  aber,  wie  alle  seine  Vorgänger,  an  dem  Grundübel, 
dass  es  nur  fertige  Musterkorrespondenzen  bringt.  Der  praktische 
Wert  solcher  ist  naturgemäss  gering,  weil  der  Ratsbedürftige  darin  nur 
selten  das  findet,  was  er  gerade  braucht.  Sprachliche  Erläuterungen  gibt 
de  Beaux  mcht;  der  Lernende  ist  daher  in  zahlreichen  Fällen  auf  ein 
allgemeines  Wörterbuch  angewiesen. 

Von  des  Berichterstatters  erweiterter  Neubearbeitung  seines 
Guide  ^pistolaire*)  ist  die  2.  Auflage  in  kleinem,  handlicherem  Oktav- 
format erschienen.  Dieser  Guide  ^pistolaire  unterscheidet  sich  von  den 
Briefstycllern  aller  anderen  Herausgeber  dadurch,  dass  er  die  wesentlichen 
Gedanken  jeder  der  verschiedenen  Briefgattungen  in  wechselvoller  Ge- 
staltung des  französischen  Ausdrucks  vereinigt  und  dadurch  dem  Lernenden 

1)  Französische  Handelskorrespondenz  von  Th.  de  Beaux.  Leipzig 
1903,  144  S.;  geb.  Mk.  0,80.  2)  Guide  ^pistolaire.  Anleitung  zum  Abfassen 
französischer  Privat-  und  Handelsbriefe  von  Prof.  Dr.  R.  Krön.  2.  Aufl.,  Frei- 
burg (Baden),   J.  Bielefelds  Vertag   1903,   96  S.;    geb.  Mk.  1,50. 


IV  46     Lehrmittel  für  dcD  Selbstunterricht  im  Französischen.    1902— 1905. 

die  Möglichkeit  bietet,  den  Wortlaut  jeder  Brief art  nach  Belieben  zu 
variieren  und  jeden  Hauptgedanken  bald  durch  diese,  bald  durch  jene 
Variante  zum  Ausdruck  zu  bringen^). 

Desselben  Verfassers  P  e  ti  t  P  a  r i  s  i  e  n  *)  zum  Studium  der  lebendigen 
Umgangssprache  auf  allen  Gebieten  des  taglichen  Verkehrslebens  liegt 
in   12.  Auflage  (43.-58.  Tausend)  vor*). 

Praktischen  Reisezwecken  sollen  zwei  Sprachführer  von  O.  Robert 
und  einer  von  A.  Seidel  dienen.  Das  Werkchen  von  O.  Robert*)  ist 
in  einer  grösseren  und  einer  kleineren  Ausgabe  erschienen ;  in  der  kleineren 
ist  das  Wörterbuch  kürzer  gefasst;  auch  ist  die  Anordnung  der  Haupt- 
abschnitte eine  umgekehrte.  Beide  Ausgaben  bringen  ausser  dem  deutsch- 
französischen und  französisch-deutschen  Wörterbuch  eine  freilich  recht 
dürftige  Sprachlehre  und  eine  Anzahl  Konversationen.  Jede  Seite  der 
Konversationen  enthält  zwei  Spalten  fertiger  Fragen  (deutsch-französisch) 
und  daneben  in  einer  dritten  Spalte  die  einschlägigen  französischen 
Vokabeln.  Einen  gewissen  Notbehelf  zur  Verständigung  dürften  die  beiden 
Bändchen  gewähren,  vorausgesetzt,  dass  der  Benutzer  vor  der  Ankunft 
im  Auslande  sich  den  Inhalt  zu  eigen  macht.  Die  einzelnen  Sprach- 
gebiete konnten  freilich  nur  oberflächlich  behandelt  werden. 

Weniger  gelungen  erscheint  A.  Seidel^  „Praktischer  Sprachführer 
für  Reise  und  Verkehr"®).  Er  ist  nach  Anlage  und  Durchführung  eine 
Art  Seitenstück  zu  den  Werkeheu  von  O.  Robert,  jedoch  mit  dem 
Untei-schiede,  dass  Seidel  auf  jeder  Seite  zwei  Spalten  Vokabeln  und  nur 
eine  Spalte  Fragen,  sowie  eine  systematische  Sammlung  französischer 
Wörter  bietet,  bei  deren  Auswahl  nicht  immer  die  gebührende  Rücksicht 
auf  den  praktischen  Verkehr  genommen  wurde.  Die  vorangestellte  Gram- 
matik ist  nicht  hervorragend:  die  Übersichtlichkeit  lässt  viel  zu  wünschen, 
kleine  Unebenheiten  begegnen  darin  wiederholen tlich,  unentbehrliche  Einzel- 
heiten werden  vermisst. 

Ein  ausgezeichnetes  Bändchen  zum  Selbststudium  des  kaufmännischen 
Französisch  liegt  seit  1905  unter  dem  Titel:  On  parle  francais')  vor. 
Sein  Verfasser  ist  der  nunmehrige  Direktor  Dr.  M.  Schweigel  (Düssel- 
dorf). Das  Werkchen  kann  als  das  handlichste,  zuverlässigste  und  reich- 
haltigste dem  angehenden  wie  auch  dem  berufsmässigen  Kaufmann  wann 
empfohlen  werden.  Jeder  landläufige  Geschäftszweig  ist  darin  gründlich 
und  ungemein  praktisch  abgehandelt:  ein  Dialog,  einem  bestimmten  Ge- 
schäftszweige gewidmet^  eröffnet  jeden  der  39  Abschnitte;  hieran  schliessen 
sich  Fragen  über  den  Inhalt  des  betr.  Gesprächs;  als  dritter  Teil  jedes 
Abschnitts    folgt    ein     sehr    vielseitiges    Warenverzeichnis    des    in    Rede 

3)  Ebenso  gearbeitete  Seitenstücke  fürs  Englische,  Italienische, 
Spanische  und  Russische  sind  ebenfalls  in  J.  Bielefelds  Verlag,  Freiburg 
(Baden)  erschienen.  4)  Le  Petit  Parisien.  Par  R.  Krön,  12«  6dit.,  ibid.  1905 ; 
geb.  Mk.  2,50.  5)  Otto  Robert,  Taschenwörterbuch  und  Sprach- 
führer. Ravensburg,  Verlag  O.  Maier,  o.  J.  250  bezw.  100  S.  8»,  Mk.  1,40  bezw. 
0,80  kart.  6)  Deutsch- Französisch  von  A.  8eidel.  Stuttgart,  Muthschc 
Veriagsbuchhandlung,  o.  J.,  124  S.  S^;  geb.  Mk.  1,20.  7)  Dr.  M.  Schweigel, 
On  parle  fran9ais.  Ein  Konversationsbuch  zum  Gebrauch  in  kaufmännischen 
Schulen,  beim  Privat-  und  Selbstunteiricht,  sowie  ein  Hilfsbuch  im  praktischen 
Gcschäftslelien.  Mit  Aussprachehüfen  und  ausführlichen  Warenverzeichnissen. 
VllI,  210  S.  8«.    J.  Bielefelds  Vertag,    Freiburg  (Baden)    1905;   geb.  Mk.  2,50. 


R.  Krön.  IV  47 

ätehendeii  Geöchäft8zwei<j:e9.  Die  Aneignung  (lie^5eö  Warenverzeichnisses 
ist  für  jeden  Ijernenden  der  betr.  Branche  das  Wichtigste  und  besondei*« 
Fesselnde.  Über  die  Warenlisten  der  ihm  fernliegenden  Zweige  kann 
er  ohne  Schaden  hinweggehen,  nicht  aber  über  die  Gespräche  und 
Fragen.  Durch  diese  kluge  Einrichtung  des  Buchs  hat  Schweigel  es 
vermieden,  die  Lernenden  mit  Dingen  zu  belasten,  die  ihnen  gleichgültig 
und  praktisch  nebensächlich  sind ;  zugleich  aber  hat  er  für  alle  Interessenten 
ein  reiches  Material  in  gefälliger  Form  zusammengetragen.  Die  Aus- 
sprache jedes  irgendwie  zu  verfehlenden  Wortes  ist  in  leichtf asslicher 
Umschrift  bezeichnet. 

Haberland*»  „Unterrichtsbriefe"  sind  der  Redaktion  zur  Be- 
urteilung nicht  geliefert  worden;  der  Referent  ist  daher  ausserstande,  über 
dieses  Unternehmen  eingehender  zu  berichten. 

Kiel.  R.  Krön. 

b)  Dber  den  auf  Abbildnngeii  gegründeten  Anschauungs- 
unterricht im  Französischen.  1902 — 1905.  Aus  der  Berichtszeit 
1902 — 05  ist  nicht  sonderlich  viel  Neues  über  den  Anschauungsunterricht 
zu  verzeichnen.  Im  allgemeinen  lässt  sich  ein  gewisses  Abflauen  der 
Begeisterung  für  diese  Art  der  Sprachunterweisung  nicht  verkennen.  Es 
wäre  indes  ein  bedenklicher  Rückschritt  und  ernstlich  zu  beklagen, 
wollte  man  sich  bei  den  Sprechübungen  nunmehr  wieder  ganz  vom  An- 
schauungsbilde abwenden.  Für  den  einsichtigen  Lehrer  bilden  An- 
schauungsbilder nach  wie  vor  ein  überaus  wertvolles  Lehrmittel  im  neu- 
sprachlichen Unterricht. 

Von  dem  in  der  Berichtsperiode  neu  erschienenen  Anschauungs- 
material ist  in  erster  Reihe  zu  nennen  G.  Reichel**  Karte  von 
Frankreich^),  eine  vorzüglich  gelungene  französische  Verarbeitung  der 
Sydow-Habenichtschen  Wandkarte  1  :  TilOOOO.  Plastische  Anschaulich- 
keit, harmonische  Farbengebung  und  besonnene  Wahl  der  Schriftgattungen 
machen  sie  zu  einem  vortrefflichen  kartographischen  Hilfsmittel,  das  sich 
für  die  historische  Lektüre  und  für  geographische  Sprechübungen  gleich 
wertvoll  erweist.  Der  eine  oder  andere  mag  vielleicht  die  Namen  mehrerer 
kleinen  Ortschaften  mit  geschichtlicher  Vergangenheit  auf  der  Karte  ver- 
missen. 

Ein  gar  eigenartiges  Anschauungsmittel  ist  Schenk'*  „Paris  p^da- 
gogique"^).  Auf  einem  weissen  Blatt  (Grösse  c.  80X1^0  cm)  ver- 
zeichnet der  Schweizer  und  ehemalige  Kieler  Lektor  Schenk  die  Pariser 
It/r^es,  Colleges,  ecoles  siiperieitres,  ecoles  munidpales  und  17  Theater 
in  topographischer  Anordnung.  Jedes  Gebäude  wird  durch  einen  farbigen 
Punkt  (rot,  grün,  gelb,  blau)  angedeutet  und  mit  einer  Nummer  versehen. 
Am  Rande  des  Blattes  ist  jeder  Nummer  der  Name  und  die  Strassen- 
adresse  der  betreffenden  Anstalt  beigesetzt.  Damit  aber  die  Sache  nicht 
ganz  in  der  Luft  schwebe,  hat  Schenk  wenigstens  einige  Hauptmerk- 
male   von    Paris    angedeut^it,    u.  a.    die    Seine,    die  Festungsmauern,    die 

1)  Carte  de  France,  d'apr^^  la  carte  murale  de  Sydow-Habenicht,  adaptee 
ä  Tenseigneraent  du  franyais  parGEOR<J  Reichel.  Gotha,  Justus  Perthes  [1902], 
IGOX  1^0  cm,  Mk.  10.  Aufgezogen  mit  Stäben  Mk.  18.  2)  A.  Schenk,  Paris 
pedagogique.    Echelle  1:20000.   Kiel,  R.Cordes  [1902].    Auf  Papier  Mk.  2. 


rV  48   über  d.  auf  Abbildungen  gegründ.  Anschauungsunterricht.  1902—1905. 

äusseren  und  die  grossen  Boulevards,  sowie  den  Grimdriss  einiger  Monu- 
mentalbauten. Warum  aber  fehlen  die  für  die  Pädagogik  nicht  zu  unter- 
schätzenden Volksschulen  und  Kirchen?  Waiiim  fehlen  mehrere  höhere 
Lehr-  und  Kunstanstalten?  Wenn  Schenk  die  Theater  als  pädagogisch 
bedeutsam  aufzunehmen  für  nötig  erachtete,  so  hätte  er  sie  vollzählig 
bringen  sollen;  es  fehlen  ihrer  mehrere  (Antoine,  TCEuvre,  etc.).  Sarah 
Bernhardt  schreibt  sich  mit  dt.  Als  Ganzes  betrachtet,  macht  der  Plan 
einen  ebenso  verfehlt-en  wie  dürren  Eindruck.  Was  könnte  mit  einem 
Anschauungsmittel  solcher  Art  bezweckt  werden?  Es  hiesse  das  Ziel  der 
Anschauungsbestrebungen  arg  verkennen,  wollte  man  diesem  Unterricht 
bis  auf  die  Bestimmung  der  örtlichen  Lage  von  Pariser  Bildungsstätten 
ausdehnen,  die  der  grossen  gebildeten  Mehrheit  nicht  einmal  dem  Namen 
nach  bekannt  sind  und  auch  nicht  zu  sein  brauchen. 

Auch  die  Wiener  Firma  Hölzel  ist  mit  neuen  Wandbildern*)  her- 
vorgetreten. Es  sind  die  drei  Nummern  XIV  (Hafen),  XV  (Hausbau) 
und  XVI  (Berg-  und  Hüttenwerk,  Doppelbild).  Das  Hafenbild  ist 
zwar  voll  regen  Lebens  und  von  schöner  Farbengebung,  zeigt  aber  im 
einzelnen  mancherlei  sachliche  und  künstlerische  Mängel  (vgl.  Gymnasium, 
Bd.  XX,  Spalte  835).  Das  Bild  vom  Hausbau  bietet,  wie  der  Hafen, 
ungemein  viel  Lehrreiches  und  eignet  sich  für  Sprechübungen  aufs  beste. 
Das  Berg-  und  Hüttenbild  ist  an  sich  eine  schöne  künstlerische 
Leistung.  Ob  Lehrer  und  Schüler  den  zahlreichen  Einzelheiten  indes 
das  nötige  Verständnis  entgegenbringen  werden,  erscheint  fraglich;  gehört 
doch  eine  tiefergehende  fachtechnische  Vorbildung  zur  sachgemässen  Be- 
sprechung solcher  Dinge.  Höchst  erfreulich  ist  es  daher,  dass  sich  in 
W.  Kasten*)  ein  geeigneter  französischer  Interpret  der  drei  genannten 
Bilder  gefunden  hat.  An  technischen  Bildungsanstalten  wird  man  seine 
französische  Besprechung  der  Bilder  mit  Nutzen  verwenden,  ungeachtet 
vereinzelter  sprachlicher  Schiefheiten,  die  aber  gegenüber  dem  Gesamt- 
werte der  schwierigen  Arbeit  nicht  viel  bedeuten. 

Zu  Bordeaux  sind  neuerdings  im  Verlage  von  G.  Delmas,  10  nie 
St.-Christoly,  unter  Leitung  von  E.  Rochelle,  professeur  au  Lyo^e  de 
Bordeaux,  französische  Anschauungsbilder ^)  erschienen.  Kunstleistungen 
erster  Güte  sind  es  zwar  nicht,  vielmehr  erscheinen  sie  vielfach  stark 
überladen  und  stellenweise  gar  sehr  verzerrt.  Immerhin  haben  sie  für 
uns  Deutsche  einigen  Wert,  weil  sie  eben  typisch  Französisches  veran- 
schaulichen.     Die    16  Delmasbilder   liegen    in    zwei    Ausgaben    vor:    als 

3)  Hölzel«  Wandbilder  für  den  Anschauungs-  und  Sprachunterricht 
Blatt  XIV  (Der  Hafen),  Blatt  XV  (Der  Hausbau),  Blatt XVI  (Doppelbild ; 
Das  Berg-  und  Hüttenwerk).  In  14  fächern  Farbendruck.  Grosse  jedes  Bildes 
140:93  cm.  Wien,  Hölzel.  Preis:  Bl.  XIV  und  XV  auf  Papier  mit  Ösen  je 
Mk.  4,25,  auf  Leinwand  je  Mk.  5,50,  mit  Stäben  je  Mk.  7,25;  BI.  XV  Mk.  7 
bezw.  8,75,  bezw.  11,25.  4)  Einführung  in  die  technische  Aus- 
drucksweise im  Französischen  an  der  Hand  der  Anschauung.  Material 
zur  Besprechung  der  Hölzelbilder:  Le  Fort  —  Le  Bätiment  —  In- 
Urieur  d'une  Houillere^  La  Mine  et  la  Forge  von  Prof.  Dr.  Wilh.  Kasten. 
Mit  4  Abbildungen.  C.  Meyer,  Hannover  1903,  52  S,  gr.  8*;  geh.  Mk.  0,90. 
5)  Collection  Delmas  pour  l'enseignement  pratique  des  langues  Vivantes 
par  l'image  et  la  m^thode  directe.  I.  Tabloaux  auxiliaires  Delmas, 
]6  tableaux  (en  feuilles  s^par^s,  Ofr.  30,  ou  en  2  cahiers  5  fr.).  IL  Tableaux 
rauraux   en    couleurs    (en   feuilles   s^par^es  4  fr.,   ou  en  3  serics,    152  fr.). 


R.  Krön.  IV  49 

grössere  farbijire  Wandbilder  [tahleaux  mwaux  eri  couleurs,  Grösse 
90  X  120  cm)  und  in  nicht  kolorierter  Handausgabe  (tableaux  auxi- 
liaires  ou  portatifs,  Grösse  20  X  29  cm).  Ein  Probebild  der  grösseren, 
farbigen  Serie  liefert  der  Verlag  Delmas  franko  gegen  Einsendung  von 
1  fr.  50.  Die  16  Bilder  veranschaulichen  die  geläufigen  Gegenstande 
und  Vorgänge  des  täglichen  I^bens.  Vokabularien  {vocabulaires,  im 
Format  der  Handausgabe)  und  kleine  Begleittextc  (Hvrets  explicatifs) 
sind  für  sechs  Sprachen  (Französisch,  Deutsch,  Englisch,  Italienisch, 
Spanisch,  Russisch)  erschienen;  sie  zeichnen  sich  aus  durch  ansprechende, 
gründliche  und  idiomatische  Behandlung  des  im  Bilde  Dargestellten.  Wer 
ihren  Inhalt  beherrscht,  der  „kann  eine  ganze  Menge"! 

In  demselben  Verlag  ist  vom  Herausgeber  vorgenannter  Bilder  eine 
lesenswerte  Broschüre  über  den  Anschauungsunterricht®)  erschienen. 

Neuauflagen  liegen  vor  von  den  auf  den  Hölzelbildern  fussenden 
Büchern  von  Durand-Delanghe''),  Schild®),  Wilke-D^nervaud % 
Heine***)  und  Rossmann-Schmidt**)  I.  Teil.  Zu  dem  letztgenannten, 
nunmehr  in  einigen  zwanzig  Auflagen  verbreiteten  Lehrbuch  auf  Grund- 
lage der  Anschauung  äussert  K.  Seitz  in  den  „Südwestdeutschen  Schul- 
blättern", 1903,  S.  182  f.  den  Wunsch  nach  ausgiebigster  Verwertung 
der  inneren  Anschauung  im  Gouinschen  Sinne.  Die  Erfüllung  dieses 
Wunsches  würde  indes  eine  völlige  Umgestaltung  des  Buches  bedingen. 
Ob  damit  aber  allen  Benutzern  gedient  würde,  steht  dahin. 

Der  seit  Jahren  mit  Ungeduld  erwartete  II.  Teil  des  Lehrbuchs 
von  Rossmann-Schmidt*^)  ist  zu  Beginn  des  Jahres  1903  erschienen 
und  hat  sich  alsbald  die  Gunst  weitester  Fachkreise  erworben.  Da  Direktor 
Schmidt  dienstlich  allzu  stark  in  Anspruch  genommen  war^  musste  er 
die  Ausarbeitung  dieses  II.  Teils  seinem  bewährten  Mitarbeiter  Rossmann 
allein  überlassen.  Am  Arbeitsplan  und  seiner  Durchführung  hat  Schmidt 
jedoch  stets  das  wärmste  Interesse  genommen.  Das  Buch  stellt  sich  die 
Aufgabe,  stilistische,  grammatische  und  lexikologische  Übungen  im  An- 
schluss  an  gut  gewählte  Lesestoffe  geschichtliehen,  novellistischen,  be- 
schreibenden, dialogischen  und  technischen  Inhalts  zu  pflegen.  Diese 
Aufgabe  löst  es  auch  in  der  Tat.  Sämtliche  Übungen  sind  trefflich  ge- 
eignet, an  Hand  der  anschaulichen,  lehrreichen  Textstoffe  zu  gram- 
matischer Sicherheit  und  Sprachgewandtheit  in  Wort  und 
Schrift  zu  führen.  Hier  zeigt  Rossmann  in  optima  forma,  welch  hohen 
Wert  auch  er  auf  gründliche  grammatische  Durchbildung  der  Schüler 
legt.  Hat  er  zur  Kontrolle  des  grammatischen  Wissens  den  Lektionen 
(„Exercices")  2,  G,  13,  14,  17,  19,  21,  22  doch  sogar  je  eine  Hin- 
Übersetzungsaufgabe  aus  dem  Deutschen  beigegeben!  Da  diese  Über- 
setzungen „nur  eines  von  vielen  Mitteln  der  Schulung"  sind,    so  werden 

III.  Livrets  explicatifs  (fraD9ais  0  fr.  85,  chaquc  autre  languc  1  fr.  25). 
Bordeaux  1903,  G.  Delmas,  6ditem-.     G)  La  möthode  directe  dans  Tenseigne- 


ment  des  langues  Vivantes.  Quatre  Conferences  par  E.  Rochelle.  Bordeaux, 
G.  Delmas,  ^diteur  1904,  35  p.  in-8^  7)  Vgl.  JB.  Bd.  II,  S.  336.  8)  Vgl. 
JB.  II  33Ö.     9)  Vgl.  JB.  Bd.  IV,  Teil  IV,  S.  23  und  Bd.  VI,  Teil  IV,  ö.  71. 


10)  Vgl.  JB.  Bd.  IV,  Teil  IV,  S.  25  und  Bd.  VI,  Teil  IV,  S.  100.  11)  Vgl. 
JB.  II,  328f.  12)  Lehrbuch  der  französischen  Sprache  auf  Grund- 
läge der  Anschauung.  IL  Teil.  Mit  6  Abbildungen  im  Text  Bielefeld  u. 
Leipzig,  Velhagen  &  Klasing  1903,  X,  283  S.  8°;  geb.  Mk.  2,80. 

VoUmöllcr,  Rom.  Jabrcsbericht  VIII.  4 


IV  50    Über  d.  auf  Abbildungen  gegründ.  Anschauungsunterricht.  1902 — 190r>. 

hIo  neben  den  vielseitigen  mündlichen  und  schriftlichen  exerciccH  de 
gra?nmaire  in  französischer  Sprache  mehr  als  ausreichen.  Die  Ab- 
bildungen sind  in  diesem  II.  Teile  naturgeniäss  weniger  zahlreich  als 
im  L  Teile;  es  sind  ihrer  im  ganzen  sechs,  nämlich  zwei  Vollbilder 
(Roland  ä  la  bataüle  de  Ro7icevaux  und  Le  Port),  sowie  vier  kleinere 
Bilder  (Marmitc  de  Papin,  Soldat  en  faction,  Halles  centrales  und 
Bicyclette  mit  französischer  Benennung  der  Einzelteile).  Das  Vollbild 
Le  Port  (Verkleinerung des  Hölzelschen  Hafen bild es)  wird  auf  S^/j  Text- 
seiten in  französischer  Sprache  beschrieben. 

Ein  Lehnnittel,  dessen  Vorzüge  und  Verdienste  sein  französischer 
Verfasser  in  der  Vorrede  nicht  sattsam  selbst  rühmen  kann^  ist  die  auf 
Walthers  (Esslinger)  Anschauungsbilder  und  auf  kleine  Textbildchen  ge- 
gründete „Methode  Pernot"  ^').  Also  noch  eine  neue  Methode!? 
Und  obendrein  eine  von  einem  Ausländer  nach  Deutschland  importierte? 
Nein,  es  ist  nur  ein  neues  Lied  nach  alter  Melodie!  Zu  der  stolzen  Be- 
nennung „Methode  Pernot"  lag  kein  Anlass  vor.  Man  hat  es  lediglich 
mit  einem  durchgehen ds  einsprachig  (französisch)  abgefassten  Lehrbuch 
zu  tun,  das  seine  Texte,  die  auf  der  direkten  und  der  durch  Bildchen 
vermittelten  Anschauung  fussen,  in  bekannter  Weise  dialogisch  zergliedert 
und  grammatisch  verarbeitet.  Die  Abbildungen  sind,  von  einigen  Aus- 
nahmen abgesehen,  wohlgelungen,  leider  aber  durch  eingesetzte  Ziffeni, 
die  auf  den  französischen  Text  verweisen,  etwas  entstellt.  Auch  im 
Text,  der  an  sich  recht  brauchbar  erscheint,  wirken  die  vielen  Hin- 
weisungsziffern nicht  gerade  angenehm.  Die  Questions  sind  überreich- 
lich; ihre  Beantwortung  wird  dem  Anfänger  nicht  immer  leicht^  ja  oft 
schier  unmöglich  sein,  da  Pernot  vielfach  recht  frei  fragt.  An  gram- 
matischen Exercices  fehlt  es  ebenfalls  nicht;  sollen  sie  alle  gewissenhaft 
verarbeitet  wenlen,  so  hat  die  geistige  Spannkraft  der  Schüler  eine  harte 
Probe  zu  bestehen.  Hier  gerade,  in  der  Zuteilung  des  grammatischen 
Lernquantums,  fehlt  dem  Verfasser  das  Augenmass.  Gebome  kleine 
Franzosen  werden  sich  mit  den  grammatischen  Übungen  ohne  grosse 
Mühe  abfinden;  jugendlichen  deutschen  und  überhaupt  nichtfranzösischen 
Schülern  aber  mutet  Pernot  eine  wahre  Herkulesarbeit  zu.  In  der 
1.  Lektion  (^/j  Druckseite  Text)  allein  hat  der  sprachliche  Neuling 
beispielsweise  zu  lernen:  neun  Substantive,  die  Genera  und  Numeri,  die 
Teilform  des,  die  Formen  c'est,  ce  sont,  ce  n'est  jf^flw,  mehrere  Präpo- 
sitionen und  Konjunktionen,  die  Grundzahlen  von  1  bis  20  und  das 
Additionsverfahren!  Die  2.  Lektion  bringt  die  Pluralbildung,  sämt- 
liche adjektivischen  Possessiva,  die  Grundzahlen  bis  zur  Million,  Additions- 
übungen, einige  30  neue  Substantiva,  eine  grössere  Anzahl  Verbalformen 
(u.  a.  s^appellcj  est  assis,  assise,  construisent)  und  mehrere  neue  Präpo- 
sitionen! Von  Lektion  zu  Lektion  steigern  sieh  die  Ansprüche.  Für 
den  schul  massigen  Anfangsunterricht  im  Französischen  ist  Pernots 
Buch  somit  gänzlich  ungeeignet,  denn  bei  solchem  Tempo  kommen  unsere 
Schüler  nicht  mit.  Für  vorgeschrittene  Klassen  verfehlt  das  Buch  eben- 
falls seinen  Zweck:  die  eingehenden  Übungen  zur  Formenlehre  sind  dort 

18)  Enseignement  par  Pftspect.  M^.thode  Pernot.  Leyons  de 
choses  et  grammaire  par  Alfred  Pernot,  professeur  diplömd.  Esslingen- 
Alleraagne.  Schreiber,  öditeur  [1904],  143  S.  8^  Preis? 


R.  Krön.  IV  51 

nicht  mehr  am  Platze;  bedtenfallH  könnten  die  Schüler  au8  den  Bilder- 
texten ihren  Wortvorrat  bereichern.  Im  Einzelunterricht  aber  dürfte  ein 
gut  beanlagter  Zögling  unter  Leitung  eines  geschickten,  beweglichen 
Lehrers  nach  der  „Methode^'  Pernot  in  verhältnismässig  kurzer  Zeit  es 
zu  einer  gewissen  Sprech fertigkeit  bringen. 

Kiel.  R.  Krön. 

c)  Über  die  Bestrebungen,  das  Französisehe  auf  Grund  der 
geistigen  (inneren)  Anschauung  zn  lehren  (Metliode  Gouin). 
1902— 190o.  Den  Gouin  berichten  JB.  IV,  iv,  20—22,  26—27  und 
Jß.  VI,  IV,  77 — 78  ist  für  die  Berichtsperiode  1902—05  nur  wenig 
nachzutragen. 

Noch  jeder  fQr  methodische  Belehrung  zugangliche,  unbefangene 
Schulmann  hat,  wenn  er  sich  ganz  vom  Gouinschen  Geiste  durchdringen 
liess,  den  von  dem  feinsinnigen  Franzosen  verkündeten  Reformlehren 
begeistert  zugestimmt.  Bei  solcher  Zustimmung  ist  es  nun  freilich  meist 
geblieben.  Der  Wunsch  nach  praktischer  Verwertung  der  Methode  ist 
zwar  bei  allen  lebendig,  die  Erfüllung  desselben  bisher  aber  nur  wenigen 
befriedigend  gelungen.  Schüchternes  Nippen  am  Rande  des  Gouinschen 
Jungbrunnens  ist  wohl  vereinzelt  wahrzunehmen,  seltener  freilich  vor  der 
breiten  Öffentlichkeit,  als  vielmehr  im  Stillen,  in  der  Studierstube  und 
—  „inoffizielles  lediglich  „probierenderweise"  —  in  dem  einen  oder  andern 
Lehrsaal.  Einen  herzhaften  Trunk  aus  Gouins  Urquell  aber  hat  man 
an  unseren  öffentlichen  höheren  Schulen  bisher  nicht  gewagt;  sich  gar 
am  Gouinquell  zu  berauschen,  hat  man  sorgsam  gemieden,  um  gegenüber 
den  ehernen  behördlichen  Vorschriften  nicht  direktionslos  zu  erscheinen. 
Daher  denn  auch  nichts  von  einem  laut  vernehmlichen  vivat-crescat-floreat 
auf  Gouins  einzigartiges  pädagogisches  Elixier.  Weniger  flügellähmendes 
Gängeln  des  Lehrenden^  mehr  Freiheit  fiir  individuelle  Entfaltung  ist 
auf  sprachmethodischem  Felde  dringend  zu  wünschen,  wenn  der  neu- 
sprachliche Unterricht  nicht  wieder  zurücksinken  soll  auf  den  Tiefstand 
von  vor  25  Jahren;  angesichts  einer  neuerlichen  einseitig-doktrinären 
Reaktion  liegt  freilich  die  Gefahr  sehr  nahe,  dass  die  spärlichen  Er- 
rungenschaften der  analytischen  Reform  uns  wieder  verkümmert  werden. 
Nur  die  Goutn-Methode  scheint,  nach  Ansicht  ihrer  wirklichen  Kenner, 
geeignet,  einen  Rückgang  der  Unterrichtsleistungen  hintanzuhalten  und 
sogar  ein  neues  Morgenrot  erglänzen  zu  lassen. 

Wiederholentlich  ist  der  Geheime  Hofrat  und  Oberschulrat  Dr.  E. 
VON  Sallwürk  (Karlsruhe)  für  Gouins  Methodengang  warm  empfehlend 
eingetreten.  So  sagt  er  auf  S.  34 ff.  seiner  Schrift  „Fünf  Kapitel 
vom  Erlernen  fremder  Sprachen"^)  u.  a.:  „Gouin  besitzt  eine  so 
merkwürdige  psychologische  Intuition,  ein  so  sicheres  Gefühl  für  die  Be- 
sonderheiten der  sprachlichen  Vorstellungen,  dass  jeder  Methodiker  sich 
mit  ihm  messen  muss.  Wer  sein  schönes  Buch  „L'Art  d'enseigner  et 
d'6tudier  les  langues"  (Paris  1880)  und  seine  dazu  gehörigen  Serienhefte 
gelesen  hat,  wird  dem  vortrefllichen  Manne  auch  den  Dank  nicht  vor- 
enthalten  wollen    für  vielfache    Belehrung    und   den    ganz    einzigartigen 


1)  Berlin,  R.  Gaertner. 


IV  52  Methode  Gouin.    1902-1905. 

Genusp,  den  diese  Bücher  durch  die  Unmittelbarkeit  tmd  Echtheit  ihrer 
Auffassung  bereiten." 

Der  nunmehrige  Direktor  Dr.  Hans  Borbein  (Altonft,  Heform- 
Realgymnasium)  äussert  sich  in  seinem  Aufsatz  „Die  künftige  Ent- 
wicklung des  neusprachlichen  Unterriclits  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Reformideen"^)  über  die  Spracherlernung' 
und  Gouin  wie  folgt:  „Die  Sprache  ist  die  äussere  Erscheinungsform  des 
Denkens':  ""Ihre  Elemente  sind  die  Laute,  welche  einerseits  der  Ausdruck 
d^- Vorstellungen,  Empfindungen  und  Willen sregungen  des ,  Sprechende® 
sind  und  wiedemm  andererseits  solche  in  dem  Hörer  aiielösenr  Die 
Schrift  dagegen  ist  lediglich  ein  sekundäres  Hilfsmittel,  dazu  dienend, 
durch  verabredete  Zeichen  sprachliche  Erinnerungsbilder  in  uns  wach- 
zurufen. Der  eigentliche  klassische  Weg  der  Spracberlernung 
ist  also  der  vom  Mund  zum  Ohr.  Die  JBenutzung  des  Auges  da- 
gegen führt?  die  grosse  Gefahr  mit  sich,  das  Laütmaterial  gründlich  zu 
fälschen;  es  soll  daher  erst  dann,  und  zwar  immer  mit  grösster  Vor- 
sieh herangezogen  werden,  wenn  Sprech-  und  Hörorgane  hinreichend 
ihre  Pflicht  getan  haben,  um  der  Entstehung  und  Einwurzelung  von  Irr- 
tümern vorzubeugen.  Diese  einfachen  und  doch  so  lange  und  so 
hartnäckig  verkannten  Wahrheiten  an  das  Licht  gebracht 
und  ihre  ganze  Tragweite  für  den  Sprachunterricht  aufge- 
deckt zu  haben,  ist  das  unvergängliche  Verdienst  FmilfOiS 
Gouiiis,  des  ersten  und  grössten  unter  den  Reformern,-  dessen 
Lehren  für  die  neuphilologischen  Lehrer  eine  ähnliche  Be- 
deutung haben   wie    die  Herbarts    für   die  gesamte  Didaktik." 

Einen  nicht  minder  überzeugten  Anwalt  hat  Gouin  in  Professor 
P.  Feucht  (Stuttgart)  gefunden;  es  ist  dies  der  erste  Altphilologe,  der 
für  Gouins  Lehrverfahren  eine  Lanze  bricht  In  frischer,  urwüchsiger 
Darstellung  entwickelt  Feucht  in  seinem  Aufsätze  „F ran 5013  Gouin. 
Seine  Lehre  und  Methode;  ihre  Bedeutung  fürs  Gymnasium"^) 
die  Eigenart  und  Tragweite  des  Gouinschen  Reformwerks.  Mit  ab- 
weichenden Anschauungen  hält  er  nicht  zurück;  sie  betreffen  indes  stet« 
Fragen,  die  mehr  an  die  Peripherie  der  „Serienmethode"  —  oder,  wie 
Feucht  vorzieht,  der  „organischen  Methode"  —  gehören.  Trotz  seiner 
gelegentlichen  Einwände  ersieht  er  in  der  Methode  Gouin  „nicht  eine 
Methode,  sondern  die  Methode"  (S.  288),  denn  „sie  unternimmt  es,  in 
der  Schule  einen  Homer  so  zu  behandeln,  dass  des  Schülers  —  wie 
auch  des  Lehrers  —  Mund  von  Homer  überfliesst,  weil  das  Herz 
voll  ist." 

Von  dieser  begeisterten  Überzeugung  getragen,  hat  Feucht  sich 
dann  ali^bald  daran  gemacht,  Gouins  Verfahren  dem  grieöhischen 
Unterricht  praktisch  näher  zu  bringen.  In  Form  kleiner  „Monodramen" 
hat  er  alle  Gebiete  des  altgriechischen  Lebens  zu  einem  einheitlichen 
Lehrgange  nach  dem  Seriensystem  verarbeitet:  20  Sachkreise  (Serien) 
mit  rund  160  Monodramen  (Serienstücken  zu  je  HO — 45  Handlungs-  oder 
Entwicklungsreihen).     Das    fertige   Manuskript    liegt    zum    Dmck    bereit, 

2)  PA.  1902,   S.  390.      3)  NKBICRWürtt.   1902,   S.  201—209,   247-254, 

281— 2S9. 


;  A..  Guiidlach.  IV  iU} 

Eine  Anxahi  Proben  daraus  sind  i.  J.  1905  (und  1906)  veröffentlicht 
worden*);  weitere  stellt  Feucht,  iii  Aussicht.  .HofTentlieh  lässt  die  Aus- 
j?abe  des  ganzen  Werkes  nicht  allzu  lange  auf  sich  warten,  denn  es 
handelt  sich  um  eine  Leistung,  die  jeden  Methodiker,  namentlich  aber 
den  humanistischen,  fesseln  dürfte.  „Möge  den  Freunden  der  alten  Gym- 
nasialbildung dieser  Neuerer  nicht  ganz  missfallen,  der  doch  weiiigstens 
anstatt  mit  unfertigen  Forderungen  einmal  mit  fertiger  Gabe  naht!" 
(S.  28^). 

In  England  hat  sich  neuerdings  der  Leiter  der  Londoner  Gouin- 
schulen,  F.  Th^moin,  um  die  Popularisierung  der  Methode  Gouin  ver- 
dient gemacht.  Die  erstmaligen  englischen  Verkünder  der  Methoile, 
Swan  und  B^tis,  haben,  in  London  nicht  durchdringen  können,  weil 
ihre  Serienbücher  zu  stark  überladen  und  für  die  Lernenden  zu  schwierig 
waren.  Aus  dieser  Erfahrungstatsache  seine  Lehren  ziehend,  suchte 
Thömoin  als  überzeugter  Anhänger  Gouins  die  Methode  dadurch  zu  retten, 
dass  er  sie  den  heutigen  Lehrforderungen  möglichst  anpasste.  Zu  diesem 
Ende  hat  er  einerseits  vielen  nebensächlichen  Ijernstoff  aus  den  Serien- 
stücken entfernt,  andererseits  mancherlei  recht  Nützliches  hinzugefügt. 
Grosse  Sorgfalt  verwendet  er  auf  die  Behandlung  der  Grammatik,  die  er 
jeweils  im  Anschluss  an  das  gerade  behandelte  Textstück  weiterführt. 
Die  beiden  mir  vorliegenden  französischen  Bände  ^)  machen  einen  durch- 
weg günstigen  Eindruck  und  dürften  selbst  dem  Gouinzweifler  manches 
Annehmbare  bieten. 

Kiel.  R.  Krön. 

3.  Hilfsmittel  für  den  französischen  Unterricht. 

a)  FraDzösische  Schalgrammatiken  und  Übnngsbacher.  1904. 
A.  Allgemei/nes.  Während  Flemming  sich  in  den  NS.  gegen 
die  bei  dem  vorjährigen  Bericht  erwähnte  Kritik  seiner  Vacances  d'6t6 
durch  Geyer  wendet,  erhalten  wir  von  H.  Klinciemann  ebenfalls  in 
französischer  Sprache  einen  Bericht  über  einen  Studienaufenthalt  in  Frank- 
reich*). Wenn  auch  die  Schilderung  der  Schlachtfelder  bei  Metz  eigent- 
lich überflüssig  ist  —  er  sagt  selbst:  „A  la  v^rit^  cette  petite  description 
des  champs  de  bataille  ne  devait  pas  entrer  dans  le  cadre  de  mon  sujet"  — , 
so  ist  doch  der  übrige  Inhalt  der  Schrift  sehr  interessant  und  ajiregend. 
Er  behandelt  in  der  Hauptsache  einen  Aufenthalt  in  Nancy,  gibt  über 
die  dortigen  Verhältnisse  eingehende  Auskunft,  desgleichen  über  die  für 
die  Ausländer  getroffenen  Einrichtungen  und  Veranstidtungen,  die  Schul- 
verhältnisse, wobei  die  Neuordnung  berücksichtigt  wird,  über  Gesellschaft, 

4)  „Griechische  Monodramen  als  Lehrmittel"  in:  L&L  1905, 
3.  Heft  (und  1906,  2.  Heft).  5)  French  Lessons  on  the  Gouin  Method, 
by  F.  Themoin,  2  vols.  1904,  new  and  revised  edition  1907,  178,  164  pp.,  cloth 
2  0.  6  d.  each.  Ausserdem:  French  Idioroatic  Expressions,  1  vol.  2  s. 
6  d.,  English  Lessons,  2  vols.  2  s.  d.  each,  German  Lessons,  2  vols.  2  s. 
6d  each,  Italian  Lessons,  1  vol.  3  s.  6  d.,  Bpanish  Lessons,  1  vol.  3s., 
The  Gouin  Method  and  how  to  use  it,  1  vol.  1  s.  6  d.  Alles  erschienen 
bei  Hachette  &  Co.,  18,  King  William  Street,  Charing  Gross,  London. 

1)  Quelques  mois  en  France.  Beilage  zum  Frogr.  des  Andreas-K.  G. 
in  Hildesheim,  34  S. 


IV  54         FraDZÖsisohc  Schulgrammati kcn  und  Übungsbücher.    WK)^, 

Theater  und  Konzert«.  Ausführlich  wird  das  Verfahren  bei  der  Be- 
handlung eines  Textes  in  der  fremden  Sprache,  mit  Ausschluss  der 
Muttersprache,  geschildert  an  deutschen  Unterrichtsstunden  in  Nancy, 
denen  der  Verf.  beigewohnt  hat.  Die  Darstellung  ist  sehr  anschaulich 
und  entwickelt  den  Gang  des  Unterrichts  nach  der  Reformmethode  und 
die  dadurch  erreichten  Resultate  in  überzeugender  Weise.  Es  kann  nicht 
iu  meiner  Absicht  liegen,  den  ganzen  auf  wenige  Seiten  zusammen- 
gedrängten reichen  Inhalt  anzugeben;  jeder  wird  die  kleine  Schrift  mit 
Nutzen  selbst  lesen. 

Eine  eingehende  Abhandlung  über  die  Bindung  sonst  stummer 
Endkonsonanten  im  französischen  Sprachunterricht  veröffent- 
licht K.  Müller  in  der  Festschrift  zum  XL  Deutschen  Neuphilologen- 
tage in  Köln*).  —  Von  einem  besonderen  Gesichtspunkte  aus  betrachtet 
die  Grammatik  G.  Dubray')  in  seinem  Schriftchen:  „Fantaisies  gram- 
maticales  ou  Tel  peuple,  tel  verbe"*).  In  einer  mit  köstlichem 
Humor  gewürzten  Form  teilt  der  Verfasser  auf  engem  Raum  eine  ganze 
Menge  tiefer  Gedanken  und  Beobachtungen  mit.  Ausgehend  von  den 
Worten  „Tel  peuple,  tel  verbe"  spricht  er  sich  gegen  die  bisherige  Ein- 
teilung in  Konjugationen  nach  der  Infinitivendung  aus;  er  will  «rompre 
a  tout  jamais  avec  Thabitude  d'envisager  les  verbes  par  leur  apparence 
ext^rieure.  Ce  serait  la  valeur  s^mantique  qui  deviendrait  la  raison  de 
leur  classement.  Les  plus  fr^uemmeut  employ^s  ouvriraient  la  marche». 
Als  solchen  ,yatklete  verbial'*  (das  Wort  verbial  wendet  er  an  pour 
designer  tout  ce  qui  a  rapport  au  verbe)  bezeichnet  er  faire,  das 
dann  eingehend  behandelt  wird.  Dabei  spricht  er  sich  gegen  das  mecha- 
nische Herleiern  der  Paradigmen  aus:    „Ils  (les  grammairiens)   fönt  con- 

juguer  aux  6tudiants,  par  exemple:  Je  suis,  tu  es,  il  est  etc sans 

leur  faire  dire  ce  qu'ils  sont,  ou  bien,  ils  les  Content  patiemment  d^biter: 
fai,  tu  aSj  il  a .  , .,  sans  leur  demander  ce  qu'ils  ont.  Cest  le  comble 
de  rindiflRSrence."  Also  z.  B.  fai  faim,  je  sui^  fatigu6  etc.  Desgleichen 
la.ssen  sie  hersagen:  que  je  fasse  u.  s.  w.  „sans  rien  qui  justifie  cette 
mani^re  de  parier*'.  Das  nennt  er  perroquetter.  Auch  in  der  Behand- 
lung der  Tempora  finden  sich  sehr  beachtenswerte  Bemerkungen.  Das 
Büchlein  ist  neben  all  dem  trockenen  Regelkram,  den  man  zu  sehen 
und  7u  hören  bekommt,  eine  erfrischende  Erscheinung. 

B.  Schulgrammatiken.  Die  „Kleine  Syntax  der  fran- 
zösischen Sprache  für  den  Schul-  und  Privatgebrauch"  von 
G.  Stier*)  ist  ein  Auszug  aus  des  Verfassers  grösserem  Buch  „Fran- 
zösische Syntax".  Der  Verfasser  hat  das  gewiss  berechtigte  Bestreben, 
die  einzelnen  Regeln  unter  gemeinsame  Gesichtspunkte  zusammenzufassen, 
auf  ein  inneres  Sprachgesetz  zurückzuführen.  Dass  er  aus  Rücksicht  auf 
die  Klarheit  und  Knappheit  der  Darstellung  davon  abgesehen  hat,  da» 
Grundgesetz  immer  ausdrücklich  auszusprechen,  ist  zu  bedauern,  da  infolge- 
dessen das  „Grundgesetz"  vielfach  überhaupt  nicht  zu  erkennen  ist  Dies 
ist  z.  B.  der  Fall  bei  der  Wortstellung,  wo  ein  Prinzip  und  eine  Be- 
gründung  der    Regeln    auf    ein    solches    gar    nicht   ersichtlich    ist.     Das 


2)  8.  149—200.    Köln,   Neubner.      3)  Vienne  (!),   Gerold  &  Cie.,   40  S. 
4)  Cöthen,  O.  Schulze,  135  S. 


A.  Gundlach.  IV  55 

Prinzip  der  Abhängigkeit  und  das  des  Satztone;?  mussten  unbedingt  hervor- 
gehoben werden.  Auch  war  ein  Unterschied  zwischen  Inversion  und 
absoluter  Stellung  zu  machen;  letztere  als  Inversion  mit  doppeltem  Sub- 
jekt zu  bezeichnen,  geht  doch  wohl  nicht  an.  Bei  der  Stellung  der 
Adverbien  wird  rieyi  behandelt;  über  dieses  Wort  als  Subjekt  wird  nichts 
gesagt.  Wenn  es  beim  Verbum  heisst:  „Die  Rektion  der  verschiedenen 
Verba  ist  aus  der  Lektüre  zu  erlernen",  so  gilt  das  doch  wohl  für  die 
ganze  Grammatik,  die  doch  nur  eine  systematische  Zusammenfassung  der 
gleichartigen  sprachlichen  Erschehmngen  ist.  Warum  behandelt  er  dann 
gerade  faire,  laisser,  voir,  entendre,  ouir?  Die  Ausführungen  über 
den  Unterschied  von  Imparfait  und  pass6  d^fini  kann  ich  nicht  als  recht 
gelungen  bezeichnen ;  der  Verfasser  legt  da  die  unrichtige  und  irreführende 
Benennung  „pass6  d^fini"  zugrunde.  Trotz  der  recht  weitläufigen  Er- 
örterungen fehlt  der  so  wichtige  Unterschied  dieser  Tempora  im  Relativ- 
satze. Die  Bezeichnung  „Konjunktiv  im  Hauptsatz"  sollte  man  nicht 
mehr  anwenden.  Sätze  wie  quoi  que  ce  puisse  etre  gehören  doch  nicht 
unter  den  Konjunktiv  des  Wunsches!  Übrigens  ist  zu  bemerken,  dass 
gerade  die  Darstellung  des  Konjunktivs  die  Grundgesetze  klar  herauszu- 
stellen sucht  und  im  ganzen  wohl  gelungen  ist.  Ungenau  ist  die  Regel 
über  die  Abänderung  des  Participe  pass6,  wo  unter  Nr.  2  nur  von  einem 
vorausgehenden  Akkusativ  die  Rede  ist;  das  Richtige  kommt  nachher  bei 
den  intransitiven  Verben.  Leider  hat  sich  der  Verfasser  noch  nicht  von 
dem  sogenannten  Teilartikel,  wenigstens  in  Klammern,  losmachen  können. 
Auch  beim  Relativpronomen  finden  sich  einige  Unebenheiten  im  Ausdruck. 
Trotz  dieser  Ausstellungen  muss  dem  Verfasser  bezeugt  werden,  dass  er 
auf  die  Fassung  der  Grammatik  grossen  Fleiss  verwandt  hat.  Hervor- 
zuheben ist  auch  seine  durchaus  vernünftige  Stellung  zu  den  Tol^rances, 
die,  wie  er  mit  Recht  betont,  nicht  in  der  Schule  zu  lehren  sind.  Auch 
in  Frankreich  werden  nach  wie  vor  die  fmheren  Regeln  gelernt^  nur  in 
bestimmten  Prüfungen  sollen  bei  den  in  dem  Erlasse  angegebenen  Fällen 
keine  Fehler  angerechnet  werden.  Anders  dürfen  wir  es  auch  nicht 
machen. 

Die  Grammaire  fran9aise  von  J.  Pünjer^)  enthält  die  Regeln 
zu  dem  IL  Teil  des  Lehr-  und  Lernbuches  der  französischen  Sprache, 
z.  T.  aber  auch  nur  Andeutungen,  wie  §  114,  115,  116  u.  a.  Die 
Fassung  ist  im  allgemeinen  einfach  und  klar.  Besonders  anzuerkennen 
ist  das  Bestreben,  nur  das  Notwendige  zu  geben  und  alles  Überflüssige 
und  Seltene  wegzulassen.  Die  Tol6rances  werden  zuweilen  herangezogen, 
aber  in  einer  Weise,  die  nur  zu  billigen  ist,  mit  der  Bemerkung,  dass 
dadurch  das  Erlernen  des  Regelrechten  nicht  aufgehoben  ist.  Eine  un- 
genaue Fassung  steht  S.  6^  über  je-dcsto:  „Dans  une  phrase  de  cette 
esp^ce  ,meilleur  etc.*  ne  peut  toe  employ6";  in  dem  zweiten  Teile  des 
korrespondierenden  Satzes  doch!  §  38  und  39  handeln  vom  Article 
partitif.  Wenn  es  da  heisst:  „L'art.  part.  n'est  pas  employö  (seulement 
le  «de»  partitif  est  mis)",  so  hätte  der  Verfasser  dadurch  selbst  darauf 
aufmerksam  werden  müssen,  dass  es  gar  keinen  Art.  part.  gibt;  mit  de 
part.  wäre  er  ganz  gut  ausgekommen:   de  mit  und  ohne  Artikel.     §  66 

5)  Hannover,  C.  Meyer,  24  S.,  Mk.  0,50. 


JV  5()  ijchiilgraniniatikcii.    19U4. 

hei.sst  et<:  „L'alleniand  „dies"  est  cn  franyais  ordinairenient  <celav,  nirc- 
ment  «ceci>;  das  genügt  doch  nicht.  Celui  steht  leider  wieder  unter 
dem  Demonstrativen,  wenn  auch  mit  dem  Zusätze,  dass  es  „aussi"  I)6ter- 
minatif  genannt  würde.  Charlemagne  hat  bei  den  Zahlwörtern  nichts  zu 
suchen.  Die  Infinitivregeln  sind  nicht  klar  genug.  Es  ist  also  an  dem 
Büchlein  noch  allerlei  zu  bessern. 

Auf  die  mit  den  Büchern  von  Plattner-Heaumier  gemachten  Er- 
fahrungen gründet  sich  das  Unterrichtswerk  von  Ph.  Plattner  und 
J.Kühne,  von  dem  der  I.Teil,  die  Grammatik,  vorliegt^).  Der  Stoff 
ist  gegen  das  vorher  genannte  Werk  möglichst  vereinfacht  worden.  In 
dem  ersten  Kapitel  werden  die  Laute  und  Schriftzeichen  behandelt  Dabei 
ist  das  Fehlen  des  Kehlkopfverschlusslautes  und  demgemäss  die  vokalische 
Bindung  nicht  erwähnt.  Recht  praktisch  ist  die  Zusammenstellung  der 
wichtigsten  Schreib-  und  Lautregeln,  wodurch  das  Verständnis  der  Formen- 
bildung sehr  erleichtert  wird.  Dass  das  Verbum  in  allen  Konjugationen 
auch  in  den  umschriebenen  Zeiten  mit  sämtlichen  Fonuen  durchkonjugiert 
wurde,  war  nicht  nötig.  Auch  enthält  die  Grammatik  noch  zu  viel  Lexi- 
kalisches.    Im  übrigen  ist  die  Fassung  der  Regeln    klar   und   bestimmt. 

Zu  dem  Oster  sehen  Cours  de  Grammaire  fran9aise  hat  E.  Mollen- 
hauer') eine  Vorstufe  verfasst,  die  speziell  für  Lehrerbildungsanstalten 
verfasst  ist.  Er  will  auch  die  Grammatik  in  der  fremden  Sprache  be- 
handeln. Im  Anfange  wird  das  freilich  schwer  halten ;  deshalb  sollen 
da  die  Regeln  erst  deutsch  besprochen,  dann  französisch  gelesen  und 
übersetzt  werden,  sodann  werden  sie  in  beiden  Sprachen  in  ein  besonderes 
Heft  eingetragen  und  gelernt.  Etwas  umständlich!  Aber  auswendig 
werden  die  Schüler  sie  auf  diese  Weise  wohl  behalten.  Später  jedoch 
wird  die  Sache  einfacher;  da  ist  das  Deutsche  zumeist  nicht  mehr  nötig. 
ICs  ist  wohl  möglich,  dass  nach  dem  vorliegenden  Buche  sich  dies  Ver- 
fahren durchführen  lässt.  Die  französischen  Fragen  aber,  die  nach  jeder 
Regel  kommen  und  die  dazu  dienen  sollen,  die  Vorbereitung  der  Schüler 
zu  erleichtern,  halte  ich  für  verkehrt.  Der  Lehrer  soll  fragen,  der 
Schüler  antworten!  In  der  Lautlehre  bin  ich  nicht  mit  allem  einver- 
standen. Ausdrücke  wie  hell  und  dunkel  (offenes  o  wird  hell,  geschlossenes 
dunkel  genannt)  sind  nicht  bezeichnend.  Die  stimmhaften  und  stimm- 
losen 5,  ebenso  die  /",  werden  getrennt  behandelt»  als  wenn  sich  stimm- 
hafte und  stimmlose  s  artikulatorisch  unterschieden.  Die  Überschrift 
S.  12:  „Bedeutungslose  Schriftzeichen  für  Geräuschlaute"  ist  schief:  die 
Zeichen  stellen  ja  gar  keinen  Laut  dar.  Die  Fassung  der  Regeln  gibt 
zu  besonderen  Bemerkungen  keinen  Anlass. 

Praktisches  Lern-  und  Nachschlagebuch  für  Französisch 
nennt  L.  Hasberu^)  die  von  ihm  veröffentlichten  Tabellen  mit  Zubehör, 
die  im  ersten  Teil  die  unregelmässigeu  Verben  enthalten,  während  der 
zweite  Teil  ein  alphabetisches  Wörterbuch  aller  unregelmässigen  Formen 
des  französischen  Verbs,  Substantivs  und  Adjektivs  bildet.  Im  allge- 
meinen tritt  man  mit  einem  gewissen  Vorurteil  an  solche  Tabellen  heran, 
die  in  der  Regel  eine  ganz  mechanische  Zusammenstellung,  ein  Zusammen- 


6)  Karlsruhe,  J.  Bielefeld,  152  S.,  Mk.  1,50.     7)  I"  partie:  Cours  6U' 
mentaire.   Dresde,  G.  Kühtraann,  17a  S.     8)  Leipzig,  Renger,  49  S.,  Mk.  1. 


A.  Gundlach.  IV  57 

schreiben  der  Formen  und  nicht  viel  mehr  als  Eselsbrücken  sind,  wenn 
sie  als  solche  noch  zu  gebrauchen  sind.  Etwas  anders  verhält  es  sich 
<2;lücklicherweiöe  mit  H.s  Tabellen.  Der  Verfasser  ist  der  Meinung,  dass 
man  die  Verbalfonnen  viel  besser  behalten  kann,  wenn  man  sich  über 
ihre  Entstehung  klar  ist.  Es  ist  dies  in  der  Tat  eine  Wahrheit,  die  gar 
nicht  stark  genug  betont  werden  kann.  Gar  vielfach  werden  freilich 
noch  die  „Paradigmen"  in  allen  Fonnen  durchkonjugiert,  sagen  wir  herge- 
leiert.: das  geht  dann  wie  am  Schnürchen,  und  wenn  man  einmal  ausser 
der  Reihenfolge  fragt,  versagt  das  Gedächtnis.  Um  einen  besseren  Be- 
trieb zu  fördern,  stellt  H.  auf  der  linken  Seite  die  bekannten,  gewisser- 
massen  als  Stammfonnen  zu  bezeichnenden  Formen  zusammen  und  bringt 
gegenüber,  rechts,  die  für  ihre  Erklärung  und  Entstehung  erforderlichen 
Angaben.  Dabei  werden  die  in  Betracht  konnnenden  Gesetze  in  geeigneter 
Weise  herangezogen,  die  Ton  Verschiebung,  nach  dem  Vers  tum  mungsgesetz, 
das  Lautvermittlungsgesetz,  der  Lautwechsel  in  den  stamm-  und  endungs- 
betonten Formen.  Noch  andere  Laut-  und  Schreibregeln  hätten  allgemein 
angegeben  werden  können,  wodurch  Wiederholungen  vermieden  worden 
wären,  z.  B.  der  Ausfall  von  s  vor  t,  der  Umstand,  dass  gleichartige 
Konsonanten  am  Ende  nicht  zusammenstehen  können  u.  a.  Dagegen 
durfte  nicht  davon  gesprochen  werden,  dass  ein  d  des  „Wohllauts"  wegen 
eingeschoben  würde;  es  ist  dies  eine  rein  lautphysiologische  Erscheinung: 
bei  /  und  n  liegt  die  Zungenspitze  an  dem  Zahndamm,  resp.  der  Rück- 
seite der  Oberzähne,  bei  71  ist  kein  Verschluss  vorhanden;  durch  die 
Lösung  des  Verschlusses  entsteht  von  selbst  ein  d,  das  dann  auch  ge- 
schrieben wird.  Bei  pi^endre  ist  die  Sache  freilich  anders.  „Scheinbare" 
Stämme  gibt  es  nicht.  In  dem  zweiten  Teile:  Bildung  der  Verbalformen, 
sind  die  Angaben  bei  der  ^V-Konjugation  im  Singular  nicht  ganz  genau. 
Hinsichtlich  der  Bildung  des  Konjunktivs  musste  die  Ausdnicks weise 
anders  sein:  „der  Konj.  wird  von  der  3.  pl.  Ind.  gebildet":  wenn  der 
Verfasser  von  der  „Entstehung"  der  Formen  redet,  durfte  er  sich  nicht 
so  ausdrücken,  da  sonst  leicht  der  Schüler  glauben  könnte,  der  Kon- 
junktiv wäre  wirklich  so  entstanden.  Das  angehängte  Verzeichnis  der 
W^örter  und  Formen  kann  dem  Anfänger  gute  Dienste  bei  der  Lektüre 
leisten.  Im  ganzen  steht  H.s  Nachschlagebuch  weit  über  anderen  der- 
artigen Listen.  Dasselbe  lässt  sich  in  gewisser  Hinsicht  auch  von  den 
„Tableaux  des  verbcs  fran9ais  a  Tusage  des  6coles"  von 
W.  A.  Hammer  sagen®),  da  sie  der  Schüler  nicht  nur  als  bequemes 
Nachschlagebuch  zur  Beförderung  der  Denkfaulheit  benutzen,  sondern 
auch  wirklich  manches  daraus  lernen  kann.  Die  Durchführung  ist  nicht 
ganz  konsequent,  da  z,  B.  im  passö  defini  der  Tempusvokal  von  der 
Personalendung  durch  den  Druck  unterschieden  ist,  dies  aber  im  Konj. 
Imp.  nicht  geschieht.  Dass  von  der  Inchoativsilbe  iss  das  ss  im  sing. 
Präs.  ausfällt,  ist  in  dieser  Fassung  ungenau.  Mit  Recht  wird  der  Ein- 
fluss  der  Stamm-  und  Endungsbetonung  auf  die  Formenbildung  durchweg 
berücksichtigt.  Beigefügt  ist  jedem  Verbum  die  Etymologie,  sowie  eine 
Liste  der  von  ihm  abgeleiteten  Substantive  und  Adjektive.  Verba  wie 
bruire,  braire  u.  a.  konnten  wegbleiben. 

9)  Vienne  (!),  A.  Pichlcrs  Witwe  &  Sohn,  Mk.  0,60. 


IV  58  Grammatiken  mit  Übungsbüchern.    1U04. 

C  Orammatiken  mit  Übungsbüchern.  Von  dem  Lehr- 
buch der  französischen  Sprache  auf  Grundlage  der  Handlunt^ 
und  des  Erlebnisses  von  O.  Ganzmann,  dessen  erster  Teil  im  JB.  VII, 
IV,  39 — 40  besprochen  wurde,  liegt  die  II.  Stufe,  bearbeitet  von  Fr. 
Metzger  und  O.  Ganzmann,  vor  ^®).  Diese  zweite  Stufe  ist  der  metho- 
dische Weiterbau  der  ersten.  Im  ganzen  ist  die  Anordnung,  die  sich  ja 
bewährt  hat,  dieselbe  geblieben.  Naturgemäss  erweitert  sich  der  Gesicht-s- 
und  Gedankenkreis,  und  neben  der  Handlung  wird  das  Erlebnis  zur 
Grundlage  des  Unterrichts.  „Alles,  was  der  Schüler  im  fremdsprach- 
lichen Unterrichte  treibt,  soll  für  ihn  zum  Erlebnisse  werden  dadurch, 
dass  er  sich  mit  dem  Inhalte  des  Stoffes  nach  den  verschiedensten  Richtungen 
beschäftigt,  dass  er  mittätig,  mithandelnd  sich  in  den  Mittelpunkt  des 
Ganzen  stellt'*.  Es  wird  von  dem  Landleben  ausgegangen,  wobei  daa 
Bild  „Une  cour  de  ferme"  aus  den  Tableaux  muraux  de  le9on8  de  choses 
et  de  langage  der  Librairie  Armand  Colin  in  Paris  zugrunde  gelegt  wird. 
Zuerst  wird  das  Bild  in  der  bekannten  Weise  behandelt,  dann  folgen 
französische  Fragen  zur  Beantwortung,  statt  dessen  später  Beschreibung. 
Der  Lehrer  zeigt  die  Gegenstände  und  fragt  nach  den  Handlungen. 
Weiter  folgen  andere  Fragen,  Docunients,  z.  B.  „Lequel  de  ces  bau' 
ments  est  la  maison  du  fermier?^^  woran  sich  die  grammatische  Ver- 
wertung schliesst;  zum  Schluss  ein  passendes  Gedicht.  So,  mutatis  mu- 
tandis,  durch  alle  Lektionen.  Nach  dem  Landleben  wird  die  Stadt 
behandelt,  speziell  Paris;  dann  machen  wir  eine  Seereise  mit,  kommen 
ins  Hochgebirge,  in  ein  Bergwerk  und  kehren  schliesslich  nach  Frankreich 
zurück,  „zu  seinen  Erinnerungen".  In  der  Tat  übt  dabei  der  Schüler 
nicht  nur,  sondern  er  erlebt  alles  mit.  Einigen  Sachlektionen  ist  ein 
Exercice  pr^paratoire  vorausgeschickt,  d.  h.  die  in  der  betreffenden  Lektion 
auftretenden  Konkreta  sollen  vorher  eingeprägt  werden,  wobei  zu  neuen 
Wörtern  der  deutsche  Ausdmck  beigefügt  ist.  Selbstverständlich  sollen 
diese  Wörter  nicht  etwa  nach  altem  Rezept  vorher  auswendig  gelernt 
werden,  vielmehr  sind  sie  durch  Besprechung  eines  Bildes,  durch  Zeich- 
nung der  Dinge  einzuprägen.  Da  war  aber  die  Angabe  der  deutschen 
Bedeutung  nicht  nötig,  da  ja  das  Wort  durch  die  Anschauung  hinreichend 
klar  wird.  Sehr  praktische  Anweisungen  zur  Verarbeitung  des  Stoffes 
und  zur  Befestigung  der  Kenntnisse  werden  gegeben,  Muster  zum  Satz- 
konjugieren, Umwandlungen,  Aufgaben  zum  Satzbilden,  besonders  auch 
mit  Synonymen,  Themen  zu  Nacherzählungen  und  kleinem  freien  Ar- 
beiten u.  s.  w.  Überflüssig  waren  nach  allemdem  die  glücklicherweise 
nur  vereinzelten  deutschen  Stücke  zum  Übersetzen,  freilich  zusammen- 
hängend, aber  doch  unnötig.  Sie  sind  meist  in  so  winzigem  Druck  ge- 
geben, dass  man  schon  mit  Rücksicht  auf  die  Augen  der  Schüler  gern 
darauf  verzichten  wird.  Fünf  Liedchen  mit  französischen  Melodien  sind 
beigefügt;  es  hatten  noch  mehr  sein  dürfen.  Die  Ausführung  der  Bilder 
ist  vortrefflich.  Statt  der  Karte  von  Europa,  zu  L.  24,  die  natürlich  in 
viel  zu  kleinem  Masstabe  gehalten  ist,  wäi-e  eine  solche  von  Frankreich 
vorzuziehen.  Der  Plan  von  Paris  ist  ein  Ausschnitt  aus  dem  bei  Renger 
in  Leipzig  erschienenen  Plan  monumental  de  Paris. 


10)  Berlin,  Beuther  &  Reichard,  215  S. 


A.  Gundlach.  IV  o9 

Weniger  gefällt  mir  die  Anordnung  in  dem  Lehrbuch  der  fran- 
zösischen Sprache  für  Bürgerschulen  von  A.  Wolf,  H.  Steckel, 
A.  Grossmann  und  H.  Heidrich'^).  Sie  besteht  darin,  dass  zuerst 
Wörter,  dann  Grammatik,  dann  Lesestücke  kommen;  darauf  Konversation 
und  Commaudements.  Letztere  waren  besser  in  den  Text  hineinzuarbeiten. 
Wo  bleibt  das  Zeitwort?  Von  der  zweiten  Lektion  an  kommen  zwar 
einzelne  Imperative  in  den  Commandements  vor,  das  genügt  aber  nicht. 
„Geschrieben"  wird  von  Anfang  an.  Die  Prononciation  geht  vom  Buch- 
staben aus  und  bezeichnet  die  Laute  mit  deutschen  Buchstaben^  z.  B.  oi  = 
oa.  Stimmhafte  s  und  Nasale  sollen  vorgesprochen  werden:  natürlich! 
Das  muss  doch  bei  allen  Lauten  geschehen.  Ausdrücke  wie  „hart"  und 
„weich"  bei  p  und  b  darf  man  doch  heutzutage  nicht  mehr  anwenden, 
selbst  in  Sachsen  nicht.  Die  Verhältniswörter  regieren  „den  4.  Fall"; 
wie  viel  Fälle  gibt's  denn  da?  Gut  an  dem  Buche  ist  das  Ausgehen  von 
der  Anschauung. 

Von  dem  Lehrbuche  von  W.  Mangold  und  D.  Coste**)  ist  der 
erste  Teil,  die  untere  Stufe,  Ausgabe  B,  für  höhere  Töchterschulen  in 
3.  Auflage  erschienen.  Gegen  die  früheren  Auflagen  des  bewährten 
Buches  sind  durchgreifende  prinzipielle  Änderungen  nicht  vorzunehmen 
gewesen,  sondern  nur  solche,  welche  sich  aus  der  Praxis  ergaben,  und 
Umstellungen,  wie  sie  die  Pensen  Verteilung  der  neuen  Lehrpläne  forderte. 
Das  Buch  beruht  auf  dem  induktiven  Verfahren  und  ist  mit  dem  rühm- 
lichst bekannten  Geschick  der  Verfasser  bearbeitet.  Dass  die  Fassung 
der  Regeln  auch  den  wissenschaftlichen  Anforderungen  entspricht,  versteht 
sich  von  selbst. 

Von  Ph.  Plattner®  Leitfaden  der  französischen  Sprache 
liegt  der  II.  Teil  vor^^).  Die  Grammatik  ist  in  der  bekannten  gründ- 
lichen Weise  des  Verfassers  bearbeitet,  nur  hätte  wohl  hier  und  da  das 
rein  Lexikalische  etwas  beschränkt  werden  können.  Der  zweite  Abschnitt, 
das  Übungsbuch,  welches  Lese-  und  Übungsaufgaben  enthält,  unter- 
scheidet sich  noch  mehr  als  der  erste  Teil  des  Werkes  von  dem  „Lehr- 
gang", da  behufs  Kürzung  des  Lesestoffes  fast  samtliche  Stücke  durch 
andere,  kürzere  ersetzt  worden  sind.  Es  sind  lauter  französische  Original- 
texte, die  bis  auf  wenige  Ausnahmen  Stoffe  aus  der  neuesten  Zeit  bringen, 
und  ausnahmslos  solche,  die  leicht  die  Anknüpfung  an  modernes  Leben 
gestatten.  Da  diese  Stücke  nicht  lediglich  nach  grammatischen  Rück- 
sichten ausgewählt  sind  und  so  nicht  aller  grammatische  Stoff  in  wünschens- 
werter Weise  geboten  wurde,  so  ist  lieber  zu  Einzelsätzen  gegriffen,  als 
dass  ad  hoc  bearbeitete  und  so  verstümmelt/C  Texte  gebracht  würden. 
Kann  man  sich  damit  einverstanden  erklären,  so  ßel  doch  dieser  Grund 
bei  den  deutschen  Stücken  weg,  die  immer  noch  zu  viel  zusammenhangs- 
lose Einzelsätze  bieten.  Die  angehängten  Gesprächsstoffe  behandeln  in 
zusammenhängender  Form  Gegenstände  des  gewöhnlichen  Lebens,  und 
es  lassen  sieht  leicht  Konversationsübungen  daran  knüpfen.  Vielleicht 
sind  sie  z.  T.  etwas  zu  schwer.     Acht  Gedichte  sind  beigegeben. 

„A  Tusage    des    ^trangers"   hat  S.  Mottola^*)  ein  Buch  ver- 

11)  Leipzig,  Dürr,  251  S.,  Mk.  2,40.  12)  Berlin,  J.  Springer,  224  + 38  S., 
Mk.  1,40.  13)  Karlsruhe,  J.  Bielefeld,  314  S.,  Mk.  3.  14)  La  Langue  fran- 
5ai8e  ä  Tusage  des  etrangers.  Brassö  (Hongrie),  Propri6t6  de  Tauteur, 
156  S.,  Mk.  1,80. 


« 


IV  00  Übungsbücher.    11)01. 

iasst,  (las  veiöpricht,  nach  einer  „nouvelle  n)6thode  rapide-attrayante- 
graduee",  einer  „niethode  tres  faeile,  progressive  et  pratique  perniettant  de 
parier  et  d'^crire  le  franyais  en  quelques  mois  seulement"  die  Sprache  zu 
lehren.  Die  Vorrede  ist  in  ungarischer,  deutscher  und  franz^Jsischer 
Sprache  abgefasst.  M.  geht  von  ganz  gesunden  Grundsätzen  aus:  „In- 
struisez  les  grands  et  les  petits  en  les  interessant/*  „Avant  d'ecrire 
apprenez  a  parier."  „Apprenez  la  grammaire  par  la  langue  et  uon  hi 
langue  par  la  grammaire."  Eine  Anweisung,  wie  von  der  Anschauung 
auszugehen  ist,  in  der  aber  nichts  Neues  geboten  wird,  gibt  er  erst  in 
einer  Anmerkung  zu  Exercice  3 — 4.  Die  Anordnung  ist  die,  dass  zuen«t 
in  jeder  Lektion  ein  Vocabulaire  vorausgeschickt  wird.  Sollen  die 
Schuler  die  Vokabeln  da  erst  einzeln  lernen?  Und  wie  kommen  sie  zum 
Verständnis  der  Bedeutung?  Denn  dass  bei  seinem  Verfahren  die  An- 
schauung nicht  ausreicht,  geht  aus  Wörtern  wie  frere^  aujmird'hui  u. 
dgl.  in  der  ersten  Lektion  hervor.  Der  Ausschluss  der  Muttersprache  ist 
ja  nur  zu  billigen;  aber  was  sollen  da  in  der  2.  Lektion  Erklärungen 
wie  „Dans,  rnontre  l'inteneur^  le  dedans  d'un  lieu  ou  ce  qui  peut 
vtre  compare  ä  un  lieu'*,  und  „En,  marque  VinMrieur  avec  Videe 
de  repos,  Vespdce,  pendant^  la  maniere  d'ctre  et  l'oceupaiion''?  Auf 
S.  30  kommt  überraschend  eine  längere  Behandlung  der  —  Aussprache. 
Das  Ganze  ist  wohl  gut  gemeint,  entbehrt  aber  durchaus  der  niethodischen 
Durcharbeitung. 

Von  G.  Weitzenböck^  Lehrbuch  für  höhere  Mädchenschulen 
und  Lehrerinnensem  in  arien  ist  der  L  Teil  in  2.  Auflage  erschienen^*). 
Vgl.  JB.  VII,  IV,  41.  Ferner  liegt  der  zweite  Teil  vor,  der  in  A. 
Übungsbuch,  B.  Grammatik  zerfällt^®).  Die  Stücke  des  Übungsbuches 
sind  zumeist  geschickt  gewählt,  doch  finden  sich  immerhin  einzelne,  die 
über  den  Anschauungskreis  der  Mädchen  hinausgehen.  Eine  erneute 
Durchsicht  in  dieser  Beziehung  wäre  daher  erwünscht.  Gegen  die  Gram- 
matik ist  nichts  einzuwenden.  Von  desselben  Verfasser"  Lehrbuch 
der  französischen  Sprache  I.  Teil  liegt  die  5.  Auflage  vor.  Vgl. 
die  Besprechung  in  JB.  VI,  iv,  83. 

-D.  tJhungshilchev.  Zu  den  zuletzt  erwähnten  Büchern  von 
Weitzenböck  gehört  als  IV.  Teil:  „Choix  de  Lectures  expliqu^es" 
von  \V.  DusciirNSKY  ^').  Es  besteht  aus  einem  Lesebuche  und  einem 
Commentaire.  Ersteres  enthält  Prosa:  I.  Namitions,  II.  Histoire,  Bio- 
graphie et  Critiques,  III.  Histoire  naturelle,  Descriptions,  Geographie, 
IV.  Genre  oratoire,  R^flexions,  V.  Lettres,  ferner  Poesie,  Episches,  Lyrisches 
und  Dramatisches.  Insoweit  würde  das  Ganze,  dem  eine  geschickte  Aus- 
wahl nicht  abzusprechen  ist  und  das  auch  die  Neuzeit  gebührend  berück- 
sichtigt, unter  die  Lesebücher  gehören;  deshalb  ist  für  uns  das  Wichtige 
der  Commentaire.  Auf  den  ersten  Blick  scheint  er  in  französischer  Sprache 
gehalten  zu  sein ;  allein  ausser  den  Sacherklärungen,  bei  denen  sich  auch 
schon  mancher  deutsche  Ausdruck  findet,  enthält  er  fast  nur  Übersetzungs- 
hilfen. Selbst  wo  der  Versuch  gemacht  wird,  einen  Ausdruck  in  der 
fremden  Sprache  zu  erklären,    fehlt    doch  nicht  das   Deutsche,  wie  z.  B. 


IB)  Leipzig,  G.  Freytag,  179  S.,  Mk.  2,50.     16)  Ebd.  279  8.,  Mk.  3,50  a. 
89  S.,  Mk.  1,70.     17)  Leipzig,  Freytag,  359  8.,  Mk.  4,50. 


A.  Gundlach.  IV  Gl 

rerain  =  eoin  refirr  Versiech:  toinbe  immonile  =  mu/titnde  de 
ge?is  möprisables  schmiäxiger  Haufe^  und  so  fast  immer.  Solches 
Verfahren  ist  inkonsequent.  Wenn  dies  Buch  also  zu  dem  ganzen  Unter- 
richtswerk passen  soll,  so  muss  eine  gründliche  Umarbeitung  des  Com- 
mentaire  vorgenommen  werden. 

Das  Übungsbuch  zur  französischen  Grammatik  von  Ph. 
Plattner  ^^)  enthält  französische  und  deutsche  Stücke,  die  beide  vor- 
wiegend aus  Einzelsätzen  bestehen.  Wenn  der  Verfasser  sagt,  das  Buch 
habe  sich  als  gutes  Hilfsmittel  zur  Einübung  bewährt,  „obwohl  es,  oder 
vielmehr  weil  es  vorwiegend  aus  Einzelsätzen  besteht'*,  so  kann  ich  dem 
„oder  vielmehr  weil  es"  nicht  beistimmen.  Dazu  sind  die  zusammen- 
hängenden Stücke,  jedenfalls  zur  Scheidung  des  Schwierigeren  von  dem 
Elementaren,  so  klein  gedruckt,  dass  man  aus  diesem  Grunde  schon  von 
einer  Berücksichtigung  ilerselben  in  der  Schule  wird  absehen  müssen. 
Der  Anhang  mit  den  wichtigeren  Synonymen  hätte  wohl  noch  um  einiges 
vermehrt  werden  können. 

Übungsstoffe  zur  Wiederholung  der  französischen  un- 
gleichmässigon  Verba  veröffentlicht  K.  Man(;er^^).  Da  diese  Verba 
bei  der  Wiederholung  durch  Übersetzen  von  Formen  und  Einzelsätzen 
eingeübt  werden  sollen,  so  wird  der  Verfasser  wohl  beim  Erlernen  ebenso 
verfahren.  Und  doch  sind  wirkliche  Vorteile  durch  deutsche  Einzelsätze 
noch  nie  erreicht  worden;  vielmehr  kann,  wie  das  schon  oft  gesagt  und 
praktisch  erprobt  worden  ist,  der  Schüler  sich  diese  Verba  ohne  Über- 
setzung mindestens  ebenso  sicher  aneignen.  Bei  den  hier  gebotenen 
Einzelsätzen  kann  von  Inhalt  natürlich  keine  Rede  sein;  auch  nicht  der 
entfernteste  innere  Zusammenhang  ist  vorhanclen.  Vor  der  Durchnahme 
sollen  die  Sätze  mit  Hilfe  der  angehängten  grammatischen  Hinweise  und 
des  deutsch-französischen  Wörterverzeichnisses  präpariert  werden.  Riese 
Hinweise  enthalten  eine  Zusammenstellung  von  54  französischen  Muster- 
beispielen über  syntaktische  Erscheinungen,  die  als  eiserner  Bestand  ohne 
Rücksicht  auf  den  Zweck,  7U  dem  sie  bestimmt  sind,  dienen  können, 
da  sie  die  wichtigsten  grammatischen  Regeln  veranschaulichen. 

Die  3.  Auflage  der  französischen  Exerzitien  und  Extempo- 
ralien von  A.  Benecke ^^)  unterscheidet  sich  von  den  früheren  haupt- 
sächlich durch  die  Vervollständigung  des  Wörterbuches,  in  das  auch 
Konstruktionen  und  grammatische  Bestimmungen  aufgenommen  sind, 
durch  genauere  Feststellung  der  Noten  unter  dem  Text  und  durch  Ver- 
mehrung der  zur  Auffindung  der  Synonymen  dienenden  Vermerke.  Das 
Buch  enthält  zwar  eine  ganze  Anzahl  zusammenhängender  Texte,  doch 
überwiegeri  die  Einzelsätze.  Viele  solche  der  2.  Auflage  sind  ausgemerzt, 
doch  finden  sich  noch  immer  manche  Wunderlichkeiten,  z.  B.  gleich  in 
Stück  h.     Die  deutsche  Sprache  ist  achtungsvoll  behandelt. 

Das  „Übungsbuch  zu  Dr.  W.  Knörichs  französischem  Lese- 
und  Lehrbuch"  von  A.  M.  Ristow^^),  in  zwei  Teilen,  von  denen  der 
erste  schon  1908  erschienen  ist,  steht  im  ganzen  auf  dem  Standpunkt 
der  Reform.     Das  Hauptgewicht  ist   auf  Einübung  und  Befestigung   des 

18)  3.  Aufl.,  Karlsruhe,  J.  Bielefeld,  240  S.,  Mk.  2.25.  19)  München, 
R.  Oldenboiirg,  71  S.,  Mk.  1.  20)  Berlin,  A.Stein,  225  S.,  Mk.  1,60.  21)  Han- 
nover, C.  Meyer,  I,  1903,  32  S.,  Mk.  0,50.   II,  1904,  85  S.,  Mk.  1. 


IV  62  Übungsbücher.    1904. 

grammatischen  Pensums  gelegt.  Hierbei  hält  die  Verfasserin  die  Über- 
setzung aus  dem  Deutschen,  wenigstens  im  ersten  Jahre,  nur  in  be- 
schranktem Masse  für  nötig;  sie  hätte  sagen  sollen:  „Sie  ist  überhaupt 
unnötig,  jedenfalls  aber  im  ersten  Jahre  ganz  auszuschliessen/'  Das  Ziel 
wird  ohne  Übersetzen  mit  dem  von  ihr  eingehend  dargestellten  und  sorg- 
fältig ausgearbeiteten  Verfahren  vollkommen  erreicht.  Die  Mittel  sind: 
Konjugations-  und  dergleichen  Übungen  durch  französische  Fragen,  das 
Bilden  von  Sätzen  nach  gegebenem  Muster,  Umbildungen,  Umwandlungen 
durch  ein  anderes  Tempus  kommen  erst  im  II.  Teile. 

Von  R.  DiEHL*  Französischem  Übungsbuch  im  Anschluss 
an  Kuhns  Lesebücher,  I.  Teil,  liegt  die  3.  Auflage  vor").  In  dieser 
ist  eine  kurze  Übersicht  über  die  französischen  Laute  und  ihre  Wieder- 
gabe in  der  Schrift  hinzugekommen.  Die  französische  Orthographiereform 
ist  in  einem  Anhange  berücksichtigt  worden,  „so  dass  es  dem  Lehrer  frei- 
steht, von  derselben  Gebrauch  zu  machen'S  Mit  diesem  „freistehen"  bin 
ich,  wie  schon  oben  ausgeführt,  nicht  einverstanden.  Die  Übungen  sind 
vom  Verfasser  jetzt  einheitlicher  gestaltet,  auch  sind  Gruppen  zusammen- 
hängender Sätze  an  die  Stelle  von  Einzelsätzen  getreten,  soweit  dies  ohne 
wesentliche  Änderungen  geschehen  konnte.  Hierin  hätte  der  Verfasser 
noch  weiter  gehen  können. 

Ebenfalls  an  die  Kühn  sehen  Lehrbücher  schliesst  sich  das  Hilfs- 
buch  für  den  französischen  Unterricht  in  Sexta,  Quinta  und 
Quarta  an,  das  von  den  Fachlehrern  der  Liebigrealschule  zu  Frankfurt 
a.  M.  bearbeitet  und  von  ihrem  Direktor  F.  Doerr  herausgegeben  ist*'). 
Es  enthält  den  in  den  Programmen  von  1898  und  1903  veröffentlichten 
Stoff  vereinigt.  Das  vortreffliche  Büchlein  wird  für  jeden,  der  nach 
Kuhns  Werken  unterrichtet,  unentbehrlich  sein.  Im  übrigen  sei  auf  die 
Besprechung  in  JB.  VII,  iv,  46  verwiesen. 

„Sprachstoff  für  den  leichtesten  propädeutischen  Unter- 
richt im  Französischen"  hat  O.  Schöpke  zusammengestellt**).  Das 
Heftchen  enthält,  „nach  sachlichen  Gesichtspunkten  geordnet",  2  Seiten 
Substantiva  französisch  und  deutsch,  dann  S.  5  die  „Deklination"  (!)  des 
Substantivums,  Adjektivum,  avoij'  und  etrCy  auch  fragend  und  verneinend 
durchkonjugiert,  ebenso  parier,  dazu  noch  6  Verba  in  der  ersten  Person 
Sing.  Präs. ;  Zahlwörter,  ein  paar  Pronomina,  9  Adverbien,  5  Konjunktionen, 
7  Präpositionen  und  einige  „Redewendungen",  wie  „Silence,  Ruhe!"  Wo- 
zu das?  Ich  kann  den  Zweck  der  bedruckten  Seiten  nicht  einsehen;  nichts 
einzuwenden  habe  ich  gegen  die  angehefteten  leeren  Blätter,  die  „für 
vom  Lehrer  etwa  gewünschte  schriftliche  Ergänzungen"  bestimmt  sind. 

P.  Schramm  hat  ein  Französisches  Vokabularium  zu  Sprech- 
übungen auf  Grund  der  Hoelzelschen  Bilder  von  den  Jahres- 
zeiten für  das  erste  bis  dritte  Unterrichts  jähr  zusammengestellt-*). 
Von  anderen  derartigen  Büchern  unterscheidet  es  sich  dadurch,  dass  für 
die  drei  ersten  Jahre  die  Vokabeln  zu  den  vier  Jahreszeiten  in  konzen- 
trischen Kreisen  angeordnet  sind,  wobei  nach  Möglichkeit  die  Schwierig- 
keit der  Wörter,    der  jeweilige  Stand  der  grammatischen  Kenntnisse  und 

22)  Bielefeld,  Velhagen  und  Klasing,  135  S.  23)  Marburg,  Elwert,  140  S. 
24)  Leipzig,  Dürr,  9  S.,  Mk.  0,25.    26)  Langensalza,  H.  Beyer.  48  8.,  Mk.  0,40. 


A.  Gundlach.  IV  G8 

der  Anschauungskreis  der  Schüler  berücksichtigt  wenlen.  Dieser  Plan 
scheint  mir  im  ganzen  wohlgclungen  durchgeführt  zu  sein.  Freilich 
wird  immer  noch  so  viel  Stoff  geboten,  dass  man  in  der  Praxis  wohl 
noch  manches  streichen  kann.  Im  einzelnen  nur  ein  paar  Bemerkungen. 
Statt  se7'vante  sagt  man  besser  bonne;  iur^elle  cuit  wäre  auf  der  Unter- 
stufe elh  pr^pare  einzusetzen;  la  beurr^e  gilt  für  einen  Provinzialismus; 
dafür  etwa  tartine  oder  morceaii  de  pain.  Bei  manchem  ä  coude  ist 
letzterer  Zusatz  überflüssig.  Für  la  Corneille  (die  Krähe)  lasse  ich  lieber 
fc  corbeau  lenien.  Wörter  wie  la  cof'olle  braucht  der  Schüler  auch  im 
dritten  Jahre  nicht  zu  wissen.  Auch  einige  Druckfehler  sind  zu  ver- 
bessern. Die  beigegebenen  Lieder  sind  mit  wirklich  französischen  Melodien 
versehen;  z.  T.  freilich  dürften  sie  wohl  etwas  schwierig  sein. 

Spohn  hat  seine  Vorlagen  zu  französischen  Sprechübungen 
für  den  Gebrauch  am  Gymnasium  zu  Ostrowo  bestimmt**).  Er 
beginnt  seine  Programmbeiinge  mit  einer  etwas  verschwommenen  Kritik  der 
in  den  Lehrplänen  aufgestellten  Forderungen.  Eigentümlich  berührt  die 
Behauptung:  „dass  in  der  Gymnasialklasse,  in  welcher  der  französische 
Unterricht  beginnt,  nicht  gleich  von  vornherein  in  jeder  Stunde  fran- 
zösische Sprechübungen  getrieben  werden  können,  wird  ohne  weiteres 
zugegeben  werden  müssen."  O  nein!  Im  Gegenteil!  Gerade  von  der 
ersten  Stunde  an  müssen  die  Sprechübungen  betrieben  werden,  im  An- 
fange, ausser  den  lautlichen  Übungen,  gar  nichts  anderes!  Er  meint 
freilich,  man  könne  damit  erst  beginnen,  wenn  die  Schüler  eine  gewisse 
Übersicht  über  die  elementarste  Formenlehre  hätten.  Er  will  also,  me 
es  scheint,  zuerst  Grammatik  treiben!  Und  dabei  stellt  er  doch  den 
richtigen  Grundsatz  auf,  dass  mit  der  nächsten  Umgebung  der  Schüler 
zu  beginnen  sei.  Seine  Vorlagen  behandeln  nun  in  zusammenhängender 
Darstellung:  1.  feole,  description  de  T^difice.  2.  La  classe.  3.  La  le^on. 
4.  La  ville,  Tfitat  u.  s.  w.  5.  La  ville  d'Ostrowo  et  ses  environs.  6.  Di- 
vision du  temps.  7.  La  France.  8.  Quelques  d^tails  sur  l'histoire  de 
France.  Für  die  Art  der  Verwendung  gibt  er  keine  weiteren  Anweisungen. 
Warum  ist,  wenn  er  doch  von  der  direkten  Anschauung  ausgeht,  nicht 
2  vor  1,  5  vor  4  behandelt?  Was  ist  le  prüfet  de  canton?  In  Frank- 
reich gibt  es  so  etwas  nicht.  Die  „höhere  Mädchenschule"  ist  nach 
französischen  Begriffen  keine  ecole  sup^rieure.  Le  peuplier  kann  man 
wohl  nicht  gut  als  arbre  forcstier  bezeichnen.  Nr.  6  ist  zum  grössten 
Teil,  wie  der  Verfasser  selbst  angibt,  aus  Boss  mann -Schmidt,  Nr.  8 
aus  Born  er  entnommen.  Ausser  den  auf  der  letzten  Seite  verbesserten 
Druckfehlern  finden  sich  noch  einige  andere  im  Text  Gegenüber  den 
vorhandenen  Hilfsmitteln  bietet  die  Schrift  nichts  wesentlich  Neues,  ausser 
dass  der  Stoff  ganz  auf  die  örtlichen  Verhältnisse  zugeschnitten  ist. 

Neben  den  vielen,  der  Mehrziihl  nach  recht  unbedeutenden  Publi- 
kationen, die  das  Französische  als  Unterrichtssprache  vorführen  wollen, 
verdienen  die  „Mat6riaux  pour  la  m^thode  a  suivre  dans  la 
lecture  des  auteurs  fran9ai8"  von  O,  Knuth  besonders  hervor- 
gehoben zu  werden*").     Abweichend  von   den    meisten   anderen   Erschei- 

26)  Beilage  zum  Progr.  des  G.  zu  Ostrowo  19  S  27)  Gotha,  Perthes, 
m  S.,  Mk.  1,20. 


IV  64  Schulausgaben.    1904. 

nuiigen  beschäftigt  sich  das  Buch  nnt  der  Loktüre  der  oberen  Khissen 
und  sucht  eine  Anleitung  zu  geben,  wie  ein  französischer  Dramatiker 
unter  Ausschluss  der  Muttersprache  zu  behandeln  ist.  Es  werden  Bri- 
tann icus,  Misanthrope  und  Mlle  de  la  Seigli^re  zugrunde  gelegt.  Bei 
jedem  Stücke  gibt  K.  eine  biographisch-literarhistorische  Einleitung,  dann 
folgen  in  Frage  und  Antwort  eingehende  Besprechungen  über  die  einzelnen 
Akte,  nach  jedem  eine  zusammenhängende  Inhaltsangabe,  zum  Schluss 
teilweise  eine  Rekapitulation  des  Ganzen.  Hier  hätte  der  Verfasser  noch 
etwas  mehr  tun  dürfen.  Die  Charakteristik  wird  bei  der  Inhaltsangabe  schon 
berücksichtigt;  am  Schlüsse  aber  wäre  eine  abschliessende  Besprechung 
der  einzelnen  Charaktere  wünschenswert  gewesen :  jedenfalls  aber  war  auf 
den  dramatischen  Aufbau  und  den  inneren  Gehalt  einzugehen,  da  sonst 
die  Betrachtung  zu  äusserlich  bleibt  und  eine  wirkliche  Vertiefung  nicht 
erreicht  wird.  Die  Schrift  ist  besonders  jungen  I^ehrern  und  solchen, 
die  in  dem  hier  beriicksichtigten  Betrieb  der  Lektüre  noch  nicht  die 
erforderliche  Übung  und  Sicherheit  haben,  nur  zu  empfehlen.  Im  An- 
hang wird  auch  zur  fremdsprachlichen  Behandlung  grammatischer  Stoffe 
die  erforderliche  Anleitung  gegeben;  besonders  die  praktische  Behandlung 
der  Zeiten  ist  bemerkenswert. 

„Amüsements  dans  T^tude  du  fran§ais"  nennt  sich  ein  Büch- 
lein von  E.  Eberle*®),  das  daneben  auch  als  Hors  d'oeuvre  de  la 
grammaire  fran5aise  bezeichnet  wird.  Mit  der  Grammatik  hat  es 
nun  freilich  nichts  zu  tun,  dafür  ist  es  aber  wirklich  recht  amüsant  Es 
enthält  eine  Zusammenstellung  von  Rebus,  Räti^eln,  Calembourgs,  Ge- 
sellschafts-, Pfänder-  und  Orakelspielen,  Sprichwörtern,  Blumenspiuche 
u.  dgl.  Auch  für  den  Kenner  der  Sprache  bietet  es  viel  Unterhaltende.«, 
und  der  Lehrer  wird  hie  und  da  auch  wohl  einmal  etwas  zur  Belebung 
des  Unterrichts  gebrauchen  können;  eine  Verwendung  in  der  Schule 
selbst  scheint  mir  aber  ausgeschlossen. 

Zum  Schluss  ist  noch  die  Bearbeitung  des  bekannten  Fulda  sehen 
Lustspiels  „Unter  vier  Augen"  von  J.  Sahr  zu  erwähnen.  Es  ist 
in  ganz  geschickter  Weise  mit  Übersetzungshilfen  unter  dem  Texte  und 
einem  Wörterbuch  zum  Übersetzen  ins  Französische  zurecht  gemacht  und 
wird  denen,  die  eine  solche  Übung  für  erspriesslich  halten,  gute  Dienste 
leisten. 

Weilburg.  Dr.  A.  Gundlach. 

b)  Schulaasgaben  1904.  Schwere  Krankheit  hat  den  bisherigen 
Berichterstatter  über  die  Schullektüre,  Herrn  Prof.  Kressner,  nachdem 
vergeblich  längere  Zeit  Heilung  erhoffl  war,  nunmehr  gezwungen,  end- 
gültig die  so  rastlos  fleissige  Feder  aus  der  Hand  zu  legen.  Von  An- 
fang an  ist  er  Mitarbeiter  des  JB.  für  dieses  Gebiet  gewesen,  dazu  wie 
wenige  berufen,  war  er  es  doch,  der  als  „ein  praktischer  Schulmann"  den 
Amtsgenossen  einen  „Führer  durch  die  französische  und  englische  Schul- 
literatur" schenkte,  geraume  Zeit  bevor  die  vereinten  Kräfte  der  Kanon- 
ausschüsse des  Deutschen  Neuphilologenverbandes  diese  Aufgabe  ihrerseits 
in  die  Hand  nahmen.     Die   ungewöhnliche   Kenntnis    der   SchuUiteratur, 

28)  Freienwalde,  M.  Rüger,  125  S.,  Mk.  2. 


A.  Kugel.  IV  65 

die  ihm  aus  dieser  Arbeit  eignete,  musste  naturgemäss  sein  Urteil  zu 
einem  besonders  wertvollen  machen.  Was  Prof.  Kressner  auf  Grund 
dieses  seines  Überblicks  und  seiner  Erfahrungen  über  die  Lektürestoffe 
im  allgemeinen,  sowie  über  die  hervorragendsten  Sammlungen  von  Schul- 
ausgaben im  besonderen  geurteilt  hat,  wird  im  grossen  Ganzen  auch  die 
Grundlage  für  meine  Berichterstattung  sein. 

Nach  dem  Material,  das  mir  aus  den  letzten  Jahren  (1904  u.  ff.) 
vorliegt,  das  allerdings  durch  Nichteinsendung  des  Erbetenen  auch  seitens 
mancher  grosseren  Verlagshandlungen  ein  vollständiges  nicht  ist-,  scheint 
die  energische  Betonung  des  „wertvollen  Inhalts"  der  Schullektüre,  wie 
sie  in  den  preussischen  Lehrplänen  von  1902  ausgesprochen  ist,  eine 
gewisse  Wirkung  nicht  verfehlt  zu  haben.  Immerhin  ist  die  Arbeitsam- 
keit in  der  Herstellung  neuer  Ausgaben  ohne  Zweifel  noch  immer  grösser 
als  notig;  im  besonderen  würde  sich  die  Neuausgabe  schon  mehrfach  gut 
bearbeiteter  Stoffe  nur  zu  dem  Zwecke,  „auch  in  unserer  Sammlung  den 
beliebten  Schriftsteller  zu  bieten",  vielfach  ohne  Schaden  vermeiden  lassen, 
zumal  dann,  wenn  einem  Herausgeber  bezw.  Verlag  eben  ein  wirklich 
guter  „neuer  Wurf"  geglückt  ist.  Es  erübrigt  sich  wohl,  hierfür  be- 
stimmte Beispiele  zu  geben.  —  Als  eine  Besonderheit  der  letzten  Jahre 
erscheinen,  aus  der  „Reformbewegung"  hervorgegangen,  die  zahlreichen 
„Beformausgaben",  d.  h.  Ausgaben,  in  denen  die  fremde  Sprache 
auch  für  die  Einleitung  und  die  Anmerkungen  benutzt  ist,  um  die  Lektüre 
in  den  Oberklassen  möglichst  mit  Ausschaltung  der  Muttersprache  durch- 
zuführen. Die  eigentlichen  Väter  dieses  Gredankens  sind  bekanntlich 
nicht  zuerst  auch  seine  Verwirklicher  geworden;  die  erstmalige  Durch- 
führung desselben  geschah  m.  W.  (und  zwar  bereits  vor  1904  beginnend) 
in  der  von  Hubert  und  Mann  im  Rossbergschen  Verlag  (Leipzig) 
herausgegebenen  „Neuprachlichen  Reformbibliothek",  die — ^  ihrem 
Namen  entsprechend  —  nur  einsprachige  Ausgaben  bringt.  Der  An- 
klang, den  die  vorzüglich  ausgestatteten  ersten  Bändchen  fanden,  hat  in 
kürzester  Frist  sowohl  die  älteren  Sammlungen  (Velhagen  u.  Klasing, 
Renger,  Perthes  u.  s.  w.)  veranlasst,  sich  „Reformabteilungen"  anzugliedern, 
als  auch  eine  grössere  Zahl  von  Einzelausgaben  in  dieser  Art  hervorge- 
rufen; auch  Vietor,  Dörr,  Walter  sind  inzwischen  mit  der  zuerst  auf  dem 
Leipziger  Neuphilologen  tag  (1900)  angekündigten  Sammlung  (bei  Teubuer) 
hervorgetreten.  Nach  den  mannigfachen  Erörterungen,  welche  diese  Neu- 
ausgaben wie  besonders  Walters  Vortrag  „Über  den  Gebrauch  der 
Fremdsprache  bei  der  Lektüre  in  den  Oberklassen"  (Cölner  Neuphilologen- 
tag 1904)  seitdem  in  den  Fachzeitschriften  veranlasst  haben,  würde  eine 
nochmalige  eingehendere  Behandlung  der  Frage  an  diesem  Orte  reichlich 
post  festum  kommen;  ich  begnüge  mich  festzustellen,  dass  die  ruhige 
Anerkennung  der  Unmöglichkeit,  den  Grundsatz  der  einsprachigen  Be- 
handlung unterschiedslos  auf  alle  Stoffe  und  Klassen  auszudehnen,  durch- 
gedrungen erscheint.  Für  die  Privatlektüre  und  für  die  Vorbereitung 
des  Lehrers  werden  aber  ohne  Zweifel  auch  Ausgaben  solcher  Werke, 
die  sich  für  die  Schule  in  bloss  fremdsprachlicher  Kommentierung  nicht 
eignen,  vielfach  von  grossem  Werte  sein.  Die  Bearbeitung  der  Reform- 
ausgaben ist  zunächst  m.  W.  durch  Deutsche  allein,  dann  mehrfach 
durch  Franzosen  (bezw.  Engländer)  allein  erfolgt;    natürlicherwoiso  brach 

Vo  Hin  oll  er,   Rom.  Jahresbericht  VIII.  r^ 


IV  66  SchulausgabeD.   1604. 

sich  bald  die  Erkenntnis,  dass  gemeinsame  Arbeit  des  Fremdnationalen 
und  des  die  Bedürfnisse  der  deutschen  Schüler  kennenden  deutschen 
Lehrers  das  Richtige  sei,  auch  in  der  Praxis  Bahn  und  ist  jetzt  die  Regel, 
wo  die  Ausgaben  wirklich  als  Schullektüre  gedacht  sind.  Die  neueste 
Gestalt  der  Reformausgaben  dürften  die  Ausgaben  mit  französischer  Ein- 
leitung (Biographie  des  Schriftstellers,  Inhaltsübersicht,  event  Charakteristik 
der  Personen)  und  deutschen  Anmerkungen  sein,  wie  sie  (seit  kurzem) 
Velhagen  u.  Klasing  bieten. 

Eine  zweite  charakteristische  Erscheinung  dieses  und  der  folgenden 
Jahre  dürfte  die  immer  mehr  zunehmende  Veröffentlichung  von  Chresto- 
mathieen  bilden;  es  wird  hierauf  im  nächsten  Bericht  genauer  einzu- 
gehen sein. 

Von  Sammlungen,  die  als  solche,  soviel  ich  sehe,  eine  Besprechung 
im  JB.  noch  nicht  gefunden  haben,  wenn  auch  einzelne  ihrer  Bände 
schon  besprochen  worden  sind,  wären  zu  erwähnen  die  Rossbergsche 
„Neusprachliche  Reformbibliothek",  ferner  die  Sammlung  „Eng- 
lische und  französische  Schriftsteller  der  neueren  Zeit  für 
Schule  imd  Haus;  herausgeg.  von  Prof.  Dr.  J.  Klapperich;  Glogau, 
bei  Karl  Flemming"  und  „Gerhards  französische  Schulaus- 
gaben, herausgeg.  von  Dir.  Dr.  Wasserzieher",  Verlag  von  Raimund 
Gerhard,  licipzig.  Alle  drei  genügen  nicht  nur,  um  dies  vorauszunehmen, 
in  ihrer  Ausstattung  (Druck,  Papier  und  Einband)  allen  Schulanforde- 
rungen, sondern  gehen  über  sie  }iinaus.  Besonrlers  gut  ist  die  Ausstattung 
der  „Reformbibliothek",  deren  Verlag  sie  nicht  mit  Unrecht  „als  muster- 
gültig anerkannt"  nennt.  Allerdings  sind  überall  die  Preise,  absolut  ge- 
nommen, wohl  etwas  höher  als  die  der  älteren  Sammlungen. 

Die  Besonderheit  der  „Reform bibliothek"  ist  oben  schon  gekenn- 
zeichnet Der  2.  und  3.  Punkt  des  Programmes  („Der  Kommentar  er- 
setzt zugleich  die  Präparation  und  das  Spezial Wörterbuch";  „Alle  Er- 
klärungen .  .  .  sind  so  knapp  und  klar  gehalten,  dass  neue  sprachliche 
Schwierigkeiten  nicht  entstehen  können")  haben  allerdings  nicht  immer 
innegehalten  werden  können;  so  greift  z.  B.  der  Kommentar  nicht  selten, 
(und  mit  Recht)  trotz  der  „Einsprachigkeit**,  nach  dem  deutschen  Wort 
statt  einer  überlangen  oder  zu  schwerigen  fremdsprachigen  Erklärung.  — 
Flemmings  Sammlung  hat  wohl  zumeist  mit  ihren  Ausgaben  von  er- 
zählenden Werken  der  neuesten  Zeit  sich  Eingang  verschafft,  berück- 
sichtigt aber  auch  die  Klassiker,  bietet  ferner  eine  Reihe  hübscher  Realien- 
bücher und  führt  auch  eine  Reformabteilung.  Für  Mittelklassen  be- 
stimmte Werke  haben  ein  Sonderwörterbuch.  —  Gerhards  Französische 
Schulausgaben,  die  sich  besonders  durch  eine  Reihe  jetzt  in  höheren 
Mädchenschulen  in  ihren  Ausgaben  vielgelesener  Erzählungen  (wie 
T.  Combe,  Pauvre  Marcel;  S.  Gagnebin,  Une  Trouvaille;  H.  Gr^ville, 
Perdue  u.  s.  w.)  einführten,  werden  neuerdings  unter  Mitwirkung  von 
Prof.  Bornecque,  Lille,  herausgegeben  und  veröffentlichen  jetzt  nur  noch 
„Werke  mit  alleiniger  Autorisation".  Wörterbücher  sind  wohl  durchweg 
beigegeben,  von  Anmerkungen  ist  mehrfach  abgesehen.  Einige  ältere 
Ausgaben  sind,  den  Wünschen  der  Kritik  entsprechend,  zu  ihrem  Vor- 
teil umgearbeitet  worden. 

Zur    Einzelbesprechung    übergehend,    beginne    ich     mit    Rossbergs 


A.  Kugel  IV  67 

„Neusprachlicher  Reformbibliothek"  (Arthur  Rossberg,  Leipzig), 
von  der  aus  1903  noch  zwei  Bändchen  nachgetragen  werden  mögen. 
Zunächst  Bd.  16,  in  dem  D.  Bess^,  Prof.  an  der  flcole  Normale  zu 
Versailles,  eine  Auswahl  aus  „A.  Daudet,  Lettres  de  mon  Moulin 
et  Gontes  du  Lundi"  gibt,  an  der  inhaltlich  nichts  auszusetzen  sein 
dürfte  (Preis  1,80  Mk.).  Auf  eine  kurze  Biographie  folgen  72  Seiten 
Text,  ein  Quantum,  das  sich  im  Semester  wohl  bewältigen  lässt,  wie 
überhaupt  die  Ausgaben  der  „Reformbibliothek"  sich  den  Gesichtspunkt 
verständiger  Beschränkung  des  Lesestoffes  auf  das  Mögliche  besonders 
angelegen  sein  lassen.  Ihnen  schliessen  sich  98  Seiten  sehr  splendid, 
aber  auch  höchst  übersichtlich  gedruckter  Anmerkungen  in  einem  be- 
sonderen Heftchen  an,  bei  denen  man  freilich  öfter,  als  es  geschehen  ist, 
die  „Lösung  aller  Schwierigkeit"  ohne  „Prinzipienreiterei"  (frei  nach  Walter 
in  Cöln)  durch  die  einfache  Angabe  des  deutschen  Wortes  wünschen 
möchte.  Deutsch  gegeben  werden  z.  B.  ohne  weiteres  fauvette  ujid  bou- 
vreuil,  nach  kurzer  französischer  Erklärung  auch  pivert,  dagegen  nicht 
die  in  Erklärungen  vorkommenden  h^ron  und  perdrix  (Les  fimotions 
d'un  Perdreau  Rouge;  Anm.:  perdreau  — petite  perdrix),  die  der  Schüler 
allerdings  mit  Abbildung  im  kleinen  Larousse  findet,  dessen  Gebrauch 
aber  doch  noch  nicht  überall  üblich  ist.  —  Weiter  entstammt  noch  dem 
Jahre  1 903  das  erste  Bändchen  einer  (inzwischen  vollendeten,  vierbändigen) 
Serie:  Pages  Choisies  du  Roman  Fran5ais  au  XIX®  siecle,  die 
zwei  bekannte  Herausgeber,  der  Wiener  Prof.  Dr.  Glauser  (m.  W.  ein 
geb.  Franzose)  und  der  Genfer  Prof.  Graz  gemeinschaftlich  zusammen- 
gestellt haben.  Nach  der  Vorrede  ist  diese  Sammlung  als  Beginn  einer 
Art  „Chrestomathie  in  Einzelbänden"  gedacht,  die  —  bei  günstiger  Auf- 
nahme des  Romanteils  —  nach  denselben  Gesichtspunkten  in  der  Einzel- 
auswahl (lit.  Wert,  Charakter.  Stelle  für  das  Werk,  bezw.  den  Autor  und 
Brauchbarkeit  zu  kürzeren  Wiedergaben,  Umformungen  u.  s.  w.)  zusammen- 
hängende, die  Entwicklung  der  betr.  Literaturgattung  zur  Anschauung 
bringende  Übersichten  über  Theater,  Geschichtschreibung,  Redner  und 
Kritik  bieten  würde. 

Der  1.  Band  der  Pages  Choisies  (Preis  Mk.  1,80,  XIV,  97-t-66S.) 
gibt  nach  einer  summarischen  Übersicht  über  den  franz.  Roman  von  den 
Ursprüngen  bis  auf  Flaubert  Proben,  die  von  X.  de  Maistre  bis  Flaubert 
einschl.  führen  und  neben  den  Genannten  Chateaubriand,  V.  Hugo, 
A.  de  Vigny,  A.  de  Musset,  Th.  Gautier,  M4rim6e,  Töpffer,  H.  de  Balzac 
und  G.  Sand  heranziehen.  Der  2.  Band  Les  Romanciers  Id^alistes 
et  les  Rom.  Rustiques  de  Sandeau  a  Copp^e  (1904.  Preis  Mk.  1,50, 
84  -f-  75  S.)  bringt  Sandeau,  Feuillet,  Cherbuliez,  F.  Fahre,  G.  Droz, 
Theuriet,  Pouvillon,  Claretie  und  Copp6e.  —  Die  Auswahl  der  Proben 
(bei  denen  die  Herausgeber  ganz  überwiegend  Neues  bieten,  ohne  aber 
so  bezeichnende  Stücke  wie  L'Enl^vement  de  la  Redoute  bloss  wegen 
ihres  Bekanntseins  auszuschliessen)  ist  vortrefflich  und  höchst  anschaulich; 
besonderes  Interesse  werden  bei  den  Freunden  franz.  Literatur  die  fein- 
sinnigen Einleitungen  („Notices")  erwecken,  welche  bei  jedem  einzelnen 
Dichter  kurz  dessen  Leben  berichten  und  dann  seine  schriftstellerische 
Eigenart  herausheben  bezw.  in  das  Werk  einführen,  dem  die  folgende 
Probe    entnommen    ist.     Die    „Anmerkungen"    machen    verhältnismässig 


IV  68  SchuIausgabeD.    1904. 


häufig  vom  deutschen  Wort  Gebrauch.     Kommen    also   sie   dem  Schüler 
entgegen,    so  werden   freilich  —  man    stellt    es    nach   der  Lektüre  der  | 

interessanten  Bandchen  mit  Bedauern  fest  —  weder  Zeit  noch  Ziele  der  i 

deutschen  Schulen  im   allgemeinen  die  Einführung  der  Pages  Choisies  I 

als  Schullektüre  möglich  sein  lassen.     Zur  Privatlektüre  sind  sie  bestens 
zu  empfehlen. 

Als  eine  Ergänzung,  die  „die  Lektüre  der  Pages  Choisies  er- 
leichtern soll'S  kennzeichnet  sich  selbst  Nr.  20:  La  France.  Morceaux 
Choisis  [Geographie,  Gouvernement,  Moeurs,  Industrie].  Annot^  par 
Ch.  Glauser  (1904,  91  +  67  S.,  Mk.  1,50),  ohne  dass  jedoch  dadurch 
seine  Verwendbarkeit  auch  für  sich  beeinträchtigt  erscheint.  Es  ist  ein 
Realienbuch  aus  frisch  und  lebendig  geschriebenen  Stücken,  die  durchweg 
modernen  Autoren  entnommen  sind  (ich  nenne  nur  G  Hanotaux, 
L'Energie  Fran9aise;  d'Avenel,  Le  M^canisme  de  la  Vie  Moderne)  und 
unzweifelhaft  anregend  wirken  werden.  Keine  „Vollständigkeit"  anstrebend, 
sondern  sich  beschränkend  auf  Dinge  und  Einrichtungen,  die  hervor- 
ragenden Romanen  zur  Grundlage  dienen,  bietet  es  ganz  kurz  eine 
Übersicht  über  die  Geographie  Frankreichs,  sodann  eingehender  die 
wichtigsten  staatlichen  Einrichtungen  (die  Ministerien  und  ihre  Bereiche), 
eine  Charakteristik  des  Parisers  (nach  Hanotaux),  mehrere  Bilder  aus 
der  Provinz  (Provence,  Auvergne,  Bretagne,  Normandie  und  ihre  Be- 
wohner) und  endlich  eine  Reihe  von  Skizzen  aus  Industrie  und  Handel 
(Lyon  et  Tlndustrie  de  la  Soie.  —  ün  Atelier  [Le  Creusot].  —  Lea 
Magasins  de  Nouveaut^s.  —  Les  Magasins  d' Alimentation.  —  Les 
Etablissements  de  Credit.  —  Un  grand  hötel  moderne),  die,  wenn  auch 
in  erster  Linie,  so  durchaus  nicht  nur  die  künftigen  Kaufleute  und  In- 
dustriellen unter  unseren  Schülern  interessieren  werden.  Die  Anmerkungen 
sind  reichlich  und  leicht  verständlich  (oft  wieder  das  Deutsche  gebend 
oder  doch  mitgebend).  Das  Bändchen  dürfte  sich  besonders  zur  bloss 
französischen  Behandlung  eignen.  —  Der  französischen  Geschichte  ist  ge- 
widmet Bd.  24:  Histoire  de  la  Revolution  Fran9aise.  Annot6e 
par  Georg  Steinmüller  (1904,  115 -f- 33  S.,  Mk.  1,50).  Entgegen 
den  für  ein  Semester  meist  zu  umfangreichen  und  dabei  doch  vielfach 
nur  Einzelbilder  ohne  verbindende  Darstellung  gebenden  Schilderungen 
dieser  Periode  in  den  schon  vorhandenen  Schulausgaben  von  Michelet> 
Mignet,  Thiers  u.  s.  w.  will  das  Bändchen  eine  nicht  zu  ausführliche 
Gesamterzählung  bieten,  die  aus  verschiedenen  Quellen  (ausser  den  Gre- 
nannten  auch  Taine,  Barrau,  Dhombres,  Rambaud  u.  a.)  zusammgestellt 
ist  und  in  den  sprachlichen  Anforderungen  etwa  für  Ü  II  geeignet  er- 
scheint. Die  Anmerkungen  sind  knapp  und  zweckentsprechend;  eine 
erwünschte  Beigabe  bilden  die  genealogische  Tafel  der  Bourbons  und 
Orions  und  die  Karte  von  Paris  zur  Zeit  der  Revolution. 

Ebenfalls  die  Geographie  und  Geschichte  Frankreichs  betreffen  die 
drei  im  Berichtsjahre  erschienenen  Bände  von  Gerhards  Französischen 
Schulausgaben  (Raimund  Gerhard,  Leipzig).  In  Nr.  14  gibt  E.  Wassbb- 
ziEHER  einen  Auszug  aus  Gaston  Dodu,  Geographie  de  la  France 
(157  S.,  Preis  geb.  Mk.  1,80;  Wörterbuch  Mk.  0,30).  Bei  aüer  metho- 
dischen und  wissenschaftlichen  Vortrefflich  keit  des  Originals  (auch  die 
fliessende  Darstellung   ist  anzuerkennen)    scheint   mir    doch    seine  Über- 


A.  Kugel  IV  69 

nähme  und  Bearbeitung  als  Schullektüre  nicht  angebracht.  Dem  Heraus- 
geber selber  ist  wohl  die  Fülle  der  Einzelheiten,  die  auch  sein  Auszug 
noch  enthält,  nicht  recht  geheuer,  wenn  er  zu  ihrer  Rechtfertigung  sagt, 
dass  es  nicht  seine  Meinung  sei,  dass  sie  alle  „im  Gedächtnis  des  Schülers 
haften"  sollten,  dass  sie  aber  nötig  seien,  um  „vor  dem  geistigen  Auge 
des  Lesers  ein  anschauliches,  lebensvolles  Bild  des  Landes  .  .  .  ent- 
stehen zu  lassen".  Ich  fürchte,  das  starke  Überwiegen  der  physikalischen 
Geographie  würde  bei  Klassenlektüre  sehr  ermüdend  wirken;  ein  Ver- 
gleich mit  anderen  Darstellungen  nach  französischen  Geographen  (ich 
nenne  beispielsweise  R^clus,  En  France  in  der  Sammlung  Bahlsen- 
Hengesbach)  wird  kaum  zugunsten  Dodus  ausfallen.  Auch  der  erforder- 
lichen Zeit  nach  ist  der  Band  der  Privatlektüre  zuzuweisen,  bei  der  auch 
die  25  Kartenskizzen  zu  ihrem  Rechte  kommen  werden.  —  Auch  in  bezug 
auf  die  Bearbeitung  der  His toi re  de  France  par  Ammann  et  Cou- 
tant  durch  E.  Kluth  (I:  Bis  zu  Ludwig  XIV.  =  Nr.  15,  146  S.,  geb. 
Mk.  1,60.  ü:  Von  Ludmg  XIV.  bis  zur  Gegenwart  =  Nr.  16,  1B5  S., 
geb.  Mk.  1,60.  Wörterb.  0,40)  habe  ich  dasselbe  Bedenken,  trotzdem 
sie  nach  Angabe  des  Verlags  schon  vielfach  eingeführt  ist.  Der  Auszug 
ist  immer  noch  reichlich  ausführlich  (auch  bei  statarischer  und  kursorischer 
Behandlung),  und  die  Eigenschaft  des  Originals,  Schullehrbuch  zu  sein, 
bleibt  m.  E.  recht  empfindlich.  Bekanntlich  betonen  die  Verfasser  in 
erster  Linie  das  kulturgeschichtliche  Element;  diese  Stellen  sind  natürlich 
auch  die  Glanzpunkte  des  Auszugs.  Vielfach  unterbrechen  kleiner  ge- 
druckte Stellen  den  Text;  inwieweit  sie  so  aus  dem  Original  entnommen 
sind  oder  aber  Zusammenfassungen  des  Herausgebers  sind,  entzieht  sich 
meiner  Kenntnis;  öfters  scheinen  sie  mir  gerade  Ereignisse  der  politischen 
Geschichte  zu  enthalten,  die  in  den  Haupttext  gehörten.  Auch  dies 
Werk  möchte  ich  also  der  Privatlektüre  zuweisen,  für  die  es  viel  bietet. 
An  den  wenigen  Stellen,  wo  die  sonstige  Objektivität  dem  Nationalstolz 
der  Verfasser  geopfert  ist,  wird  man  da  auch  nicht  Anstoss  nehmen. 
Von  Anmerkungen  ist  bei  Dodu  wie  Ammann  abgesehen. 

In  Klapperichs  „Englischen  und  Französischen  Schriftstellern  der 
neueren  Zeit"  (Glogau,  Karl  Flemming),  die  oben  als  Sammlung  erwähnt 
wurden,  hat  im  Jahre  1904  O.  Glöde  als  Nr.  27  „Les  Guerres  de 
LouisXIV  pour  le  R^tablissement  desStuarts  et  laSuccession 
d'Espagne"  aus  Voltaires  SiMe  de  Louis  XIV  herausgegeben 
(63  +  21  S.,  geb.  Mk.  1,20,  Wörterbuch  Mk.  0,40).  Trotz  der  Bedenken, 
die  dagegen  ausgesprochen  worden  sind,  die  Schüler  ein  Halbjahr  sprach- 
lich und  sachlich  bei  Voltaire  und  der  Kriegsgeschichte  festzuhalten, 
dürfte  doch  besonders  die  Geschichte  des  so  ereignisreichen  spanischen 
Erbfolgekriegs  in  Voltaires  Darstellung  die  Schüler  immer  wieder  fesseln 
(der  erste  Teil  der  Ausgabe  kommt  ihrer  Kenntnis  der  englischen  Ge- 
schichte zugute),  so  dass  mir  die  Ausgabe  etwa  für  U  H  geeignet  er- 
scheint. Die  (deutschen)  Anmerkungen  sind  fast  nur  geographischer 
und  geschichtlicher  Art.  Das  Wörterbuch  war  entbehrlich.  —  Zu  den 
zahlreichen  Sammlungen  neuerer  Erzählungen  hat  A.  Müh  LA  n,  einer  der 
z.  Z.  fleissigsten  Herausgeber,  in  Nr.  30  eine  weitere  unter  dem  Titel 
„Conteurs  de  Nos  Jours"  (I.  Reihe,  70+19  8.  geb.  Mk.  1,40. 
Wörterbuch    Mk.  0,40)    hinzugefügt,    in    der    A,   Daudet,    A.  Theuriet, 


IV  70  Schulausgaben.    1904. 

A.  Lichtenberger  mit  je  zwei,  Maupassant  mit  drei,  J.  Nonnand,  Fr.  Gopp6e 
und  P.  Ar^ne  mit  je  einer  kurzen  Erzählung  vertreten  sind,  von  denen 
allerdings  ausser  Les  Vieux  und  Les  Pöches  z.  B.  auch  Le  Sous-Pr^fet 
aux  Champs  hier  wohl  nicht  erstmals  erscheint.  Das  Vorwort  gibt  über 
jeden  Autor  eine  kurze  biographische  Notiz;  die  Hilfen,  die  die  An- 
merkungen gewähren,  sind  „mit  Rücksicht  auf  das  Privatstudium"  reich- 
lich bemessen.  Abgesehen  von  der  starken  Beteiligung  Maupassants  (mit 
allerdings  spannenden,  aber  auch  Kindergemüter  aufregenden  Btücken: 
L'fipave ;  Promenade ;  La  Veill6e)  erscheint  die  Auswahl  recht  ansprechend 
und  für  mittlere  und  obere  Klassen  wohl  geeignet.  Das  Wörterbuch 
versagt  zuweilen:  so  fehlt  z.  B.  p^che  als  „Pfirsich"  trotz  des  Titels  der 
5.  Erzählung.  Übrigens  sei  bei  diesen  zwei  Bänden  erwähnt^  dass  auch 
die  Flemmingsche  Sammlung  auf  verständige  Kürze  ihrer  Ausgaben  hält 
G.  Frey  tags  „Sammlung  französ.  und  engl.  Schriftsteller" 
brachte  1904  in  Jacques  Fernay's  (=  Isabelle  Farine)  Pierre-Paul 
Biquet  et  le  Canal  du  Midi,  hsg.  von  Dr.  Schmidt,  ein  in  Frank- 
reich beliebtes  Prämienbuch  für  die  deutsche  Schule  (83  -|-  9  S.  —  geb. 
1,10  Mk.  -\-  0,40  Mk.).  Die  Erzählung  berichtet,  wie  Pierre-Paul  Biquet 
de  Bonrepos,  ein  Spross  der  aus  Italien  eingewanderten  Riquetti,  die  in 
der  Linie  der  Riquetti  de  Mirabeau  Frankreich  auch  den  Staatsmann  und 
Redner  Grafen  Mirabeau  schenken  sollten,  mit  unermüdlicher,  vor  nichts 
zurückschreckender  Tatkraft,  Ausdauer  und  Vaterlandsliebe  sein  erst  im 
vorgerückten  Alter  begonnenes  grosses  Werk,  den  süd französischen  Kanal 
von  der  Garonne  zum  Golfe  du  Lion,  zur  Vollendung  führt.  Sie  wird 
auch  auf  deutsche  Knaben  des  Eindrucks  nicht  verfehlen  und  eignet  sich 
durchaus  zur  Lektüre  in  Mittelklassen.  Die  Anmerkungen  sind  ent- 
sprechend elementar,  das  Wörterbuch  erscheint  vollständig.  Beigegeben 
ist  ein  Kärtchen  des  Kanals.  —  Trotz  der  Wärme,  mit  der  sich  der 
Herausgeber  selbst  über  seinen  Stoff  ausspricht,  erscheinen  mir  dagegen 
A.  Lichtenbergers  Kindergeschichten  „Mon  Petit  Trott  et  Sa 
Soeur",  hsg.  von  A.  Mühlan  (72  -f-  10  S.  —  geb.  1  Mk.  +  0,40  Mk.) 
für  deutsche  Schulen  wenig  geeignet.  Ist  auch  das  Bild  des  kleinen  Trott 
selber  (besonders  in  den  ersten  Skizzen)  rührend  und  naiv  kindlich,  so 
kann  doch  die  Gestalt  der  Mutter,  die  als  vornehme  Gesellschaftsdame 
tagsüber  vorzugsweise  mit  Briefschreiben,  Romanlektüre  und  Besuchen  be- 
schäftigt ist  und  für  die  Kinder  nur  entsprechend  wenig  Zeit  hat,  auf 
die  Dauer  nicht  anziehen,  trotzdem  der  Originaltext  schon  sehr  geschickt 
zusammengestrichen  ist.  Die  Anmerkungen  bieten. zu  viele  Übersetzungs- 
hilfen. —  In  zweiter  Ausgabe  erschien  E.  Pariselles  anerkannt  gut-e 
Ausgabe  von  H.  Malot,  En  Familie.  —  Zu  den  Schilderungen  der 
Schicksale  und  Leiden  französischer  Familien  während  des  Krieges  1870/71 
gesellt  sich  eine  neue  in  dem  Auszug,  den  J.  Busse  aus  dem  Roman: 
„Les  Tronyons  du  Glaive"  der  Brüder  Margueritte  unter  dem  Titel 
„üne  Familie  de  Province  en  1870'*  besorgt  hat  (V,  108 -j- 28  S. 
—  geb.  1,50  Mk.  -|-  0,50  Mk.).  Es  sind  die  Schicksale  der  Familie 
R6al  in  Tours,  die  sich  nach  dem  Sturz  des  Kaisertums  opferfreudig  in 
den  Dienst  des  Vaterlandes  stellt,  um  freilich  schliesslich  in  der  ver- 
blendeten und  mit  dem  Tod  des  Erschiessens  gesühnten  Tat  des  Familien- 
oberhauptes Jean  R^l,  dem  Überfall  eines  deutschen  Convois,  und  dem 


A.  Kugel.  IV  71 

Heldentod  des  Lieblingssohnes  Eugene  im  engeren  Kreise  den  Zusammen- 
bruch zu  erleben,  den  im  Felde  die  heldenmütigen  Anstrengungen  der 
Provinz  erleiden  müssen.  Ohne  verletzende  Parteilichkeit  gegen  die  Sieger, 
mit  dichterischem  Realismus  dargestellt,  dürfte  auch  dieser  Ausschnitt  aus 
den  Kriegsromanen  der  Brüder  Margueritte  wie  andere  (z.  B.  „Strasbourg" 
in  der  Gerhardtschen  Sammlung)  für  Oberklassen  wohl  geeignet  sein,  für 
die  allerdings  das  Wörterbuch  entbehrlich  wäre.  Die  Anmerkungen  geben 
mit  Absicht  ganz  überwiegend  geschichtliche  bezw.  geographische  Nach- 
weise. Ein  alphab.  Verzeichnis  der  Personen  und  örtlichkeiten  sowie 
vier  Kärtchen  sind  eine  erwünschte  Beigabe.  —  Seiner  Ausgabe  von 
Lanfreys  Campagne  de  1806  hat  schliesslich  O.  Kahler  auch  die 
Campagne  de  1809  folgen  lassen,  von  der  vorher  bereits  Sarrazin  bei 
Renger  eine  (neuerdings  von  Klein  umgearbeitete)  Ausgabe  dargeboten 
hatte  (XIX,  92  -|-  30  S.  —  geb.  1,60  Mk.).  Nach  einer  ausführlichen, 
anziehend  geschriebenen  Biographie  und  lit.  Würdigung  Lanfreys  bietet 
Kählers  Ausgabe,  etwas  anders  mit  dem  Text  einsetzend  als  Sarrazin- 
Klein,  eine  „geschichtliche  Einleitung",  die  zur  Einführung  für  den  Schüler 
sehr  brauchbar  erscheint.  Dem  gut  ausgewählten  Texte  schliessen  sich 
eingehende  Anmerkungen  an,  die  —  besonders  auf  den  im  Auftrag  des 
französ.  Generalstabes  von  Saski  herausgegebenen  Urkunden  werk  „Cam- 
pagne de  1809",  T.  I— III,  Paris  1899—1902,  sowie  den  „Schriften 
des  Erzherzogs  Karl"  (Wien-Leipzig  1893/94)  beruhend  —  Lanfreys 
Darstellung  an  den  verschiedensten  Punkten  kritisch  beleuchten  und  be- 
richtigen. Mit  Recht  ist  von  einem  besonderen  Wörterbuch  abgesehen ;  auch 
der  Grundsatz  des  Verfassers,  „nicht  bei  jedem  beliebigen  Divisions-  oder 
Brigadegeneral  mit  einer  Handvoll  von  Daten  aufzuwarten",  ist  durchaus 
zu  billigen.  Der  „kritische"  Standpunkt  des  Hsg.  lässt  die  Ausgabe  als 
für  Oberklassen  sehr  empfehlenswert  erscheinen.  Auch  dem  Lehrer,  der 
die  C.  de  1809  nach  Sarrazin-Klein  liest,  wird  sie  eine  schätzbare  Unter- 
stützung sein. 

Die  schmucken,  grünen  Bändchen  von  Lindauers  „Französisch- 
englischer Klassik  er- Bibliothek ",  hsg.  von  J.  Bauer  und  Th.  Link; 
München,  J.  Lindauer  (Schöpping)  haben  1904  eine  Vermehrung  um  drei 
Nummern  erfahren.  Als  Bd.  45  hat  Gg.  Buchner  den  Einakter  Scribes, 
Mon  ;ßtoile  herausgegeben  (V,  78  -j-  18  S.  —  geb.  1  Mk.).  Früher  m. 
W.  durch  Waetzoldt  in  Velhagen  &  Klasings  „Th^ätre  Fran§ais"  veröffent- 
licht, schildert  das  Lustspiel  recht  unterhaltend,  wie  der  junge  Edouard 
d'Ancenis  zur  Hand  seiner  (ihm  reichlich  vorarbeitenden)  Cousine  Hor- 
tense  Kerbennec  kommt  und  dadurch  ein  Montecchi-Capuletti-Zwist  und 
langwieriger  Prozess  zwischen  den  feindlichen  Häusern  aus  der  Welt  ge- 
schafll  wird.  Höheren  Wert  als  die  Eigenschaften,  durch  geschickte  Ver- 
knüpfung der  Situationen  und  die  Lebendigkeit  des  Dialogs  bis  zuletzt 
zu  fesseln,  spricht  auch  der  Hsg.  dem  Stücke  nicht  zu.  Ob  es  in  den 
Schulen  Bayerns  öfter  gelesen  wird^  ist  mir  nicht  bekannt.  —  Die 
fesselnde  Erzählungskunst  der  Romantiker  hat  E.  Dannheisser  zur 
Herausgabe  des  Bändchens  Nr.  47  „Contes  Romantiques"  veranlasst 
(IV,  83  -f  79  S.  —  geb.  1  Mk.).  Es  enthält  von  M6rini6e  „Mateo  Falcone" 
und  „L'Enlövement  de  la  Redoute",  von  Lamartine  „Le  Tailleur  de 
Pierre  de  Saint-Point",  von  A.  de  Musset  „Le  Fils  du  Titien",  von  Ch. 


IV  72  Schulauagaben.    1904. 


I 


Nodier  „Jean-Fran9ois-les-Ba8-Bleus",  also  —  m.  E.  vom  „Fils  du  Tifcien"  . 

abgesehen  —  eine  auch  für  Schukwecke  wohl  verwendbare  Auswahl.  —  | 

Uneingeschränkter  Anerkennung  der  Kritik    haben    sich    bereits    die  von 

H.  Gassner  hsg.   „Contes  Choisis,  Par  Alphonse  Daudet"  (VII, 

56  -|-  20  S.  —  geb.  1,20  Mk.)    zu   erfreuen    gehabt;   erscheinen    sie  doch  | 

in  dem  an  Zahl   der  Nummern    knappen  „Nachtrag",    den  die  N8.  vom  . 

Mai  1906    zum    Lektürekanon    des    Deutschen   Neuphilologen- Verbandes  H 

von  1902  brachten,  als  „unbedingt  brauchbar",  ein  Urteil,  das  ich  gerne 

teile.     Gremeinsam  sind  den   drei  Bandchen  (>vie  allen  der  Lindauerschen 

Sammlung)  die  sehr  kurze  Einleitung,  die  knapp  bemessenen  Anmerkungen 

(die    also  weder  Lehrer    noch    Schüler    die    Freude    der    eigenen    Arbeit 

rauben  wollen)    und    das  sparsame  Wörterbuch,    das    freilich    am  ehesten 

zu  Wünschen  Anlass  gibt.     All  dies  hält  aber  den   Preis  der  Bändchen 

bei  vortrefflicher  Ausstattung  in  massigen  Grenzen. 

Von  „Perthes'  Schulausgaben  englischer  und  französischer 
Schriftsteller"  (F.  A.  Perthes,  Gotha)  ist  aus  1903  nachzutragen 
„M™^  B.  Boissonnas,  Une  Familie  pendant  la  Guerre  1  870/71", 
hsg.  von  E.  Werner  (VIII,  70  +  16,  geb.  1  Mk.  +  0,40  Mk.).  Der 
schon  mehrfach  herausgegebene,  beliebt  gewordene  Lektürstoff  ist  hier 
(mit  Wörterbuch  und  Anm.)  in  einer  Weise  bearbeitet,  die  ihn  auch  für 
mittlere  Klassen  brauchbar  machen  soll  und  macht.  Eine  knappgefasste 
Einleitung  belehrt  über  die  Entstehung  des  Werkes,  gibt  sodann  auf 
anderthalb  Seiten  eine  übersichtliche  Zusammenstellung  der  „wichtigsten 
Daten  aus  der  Geschichte  des  Krieges"  und  bespricht  femer  kurz  „das 
franz.  Heerwesen  zur  Zeit  des  Krieges".  Bei  seiner  Arbeit  wurde  der 
•Hsg.  von  M™®  Cottignies,  der  Tochter  der  M"**  de  Boissonnas,  mehr- 
fach unterstützt.  Beigegeben  sind  zwei  Karten  (Orleans,  Paris).  —  Wie 
diese  Ausgabe  erscheint  durchaus  brauchbar  die  als  Nr.  50  von  A.  Stürm- 
fels gegebene  Bearbeitung  von  M6rim6es  Colomba  (XII,  106  -{-  19  S. 
—  geb.  1,20  Mk.  -)-  0,60  Mk.).  Zu  den  schon  mehrfach  vorhandenen 
sich  gesellend,  hat  sie  den  Text  in  der  Weise  gehalten,  dass  nicht  durch 
Inhaltsangaben  gewisser  Kapitel,  sondern  durch  Streichungen  unwesent- 
licher Einzelheiten  innerhalb  des  ganzen  Textes  gekürzt  ist.  Die  Ein- 
leitung bespricht,  nach  einer  Biographie  und  Würdigung  M6rim6es,  „Korsika, 
Land  und  Leute"  und  gibt  schliesslich  Winke  für  die  Aussprache  der 
italienischen  Namen,  die  der  Schüler  gern  gedruckt  besitzen  wird.  Die 
Anmerkungen  sind  zweckentsprechend;  das  Wörterbuch,  das  (wie  jedem 
Bande  der  Sammlung)  auch  diesem  beigegeben  ist,  hätte  in  Wegfall 
kommen  können,  da  man  Colomba  nur  mit  Schülern  der  Oberklassen 
lesen  wird.     Beigegeben  ist  eine  Karte  von  Korsika. 

Auch  die  „Memoiren  der  Revolutionszeit",  die  G.  Hanauer 
1904  in  Velhagen  &  Klasings  „Prosateurs  Fran9ais"  (als  Nr.  149, 
104  -[-  14  S.  —  geb.  0,90  Mk.  +  0,20  Mk.)  hat  erscheinen  lassen,  haben 
in  dem  schon  erwähnten  „Nachtrag"  der  NS.  vom  Mai  1906  als  „für 
Prima  durchaus  geeignet"  mit  Recht  Aufnahme  gefunden.  —  Ich  be- 
schränke mich  deshalb  auf  Angabe  des  Inhalt*.  Er  bietet  aus  Barras 
„Le  Regime  de  la  Terreur"  (mit  Charakteristik  Robespierres  und  dem  Be- 
richt von  Dantons  Tod),  aus  Bourrienne  „L'Exp^dition  de  Syrie",  weiter 
nach    Lar6velli5re-L^peaux     die    Erzählung    der   Überrumpelung    Sieyös' 


A.  Kugel.  IV  73 

durch  Bonaparte  nach  dem  18.  Brumaire,  endlich  aus  den  Memoiren  der 
Gräfin  von  R^musat  die  Charakteristik  Napol^n  Bonapartes,  „Unter- 
haltungen des  Ersten  Konsuls"  und  die  Erzählung  vom  Tode  der  Herzogs 
von  Enghien.  —  Neugedruckt  wurde  1904  die  beliebte  Auswahl  aus 
,,Dhombres  et  Monod,  Biographies  Historiques"  von  E.  Wolter. 

In  Dickmanns  „Französ.  und  engl.  Schulbibliothek" (Leip- 
zig, Ren g er)  erschien  1904  [nach  der  4.  Ausgabe  mit  deutschen  An- 
merkungen] eine  „Reformausgabe"  von  Barrau^  Seines  de  la  Revo- 
lution Fran9aise,  hsg.  von  B.  Lengniok  (VIII,  93  -f-  89  8.,  mit 
2  Plänen  und  2  Karten,  geb.  1,50  Mk.).  So  vortrefflich  die  deutsche 
Ausgabe  ist,  so  werden  doch  gegen  diese  Reformausgabe  Bedenken  zu 
erheben  sein.  Die  Anmerkungen  der  „deutschen"  Ausgabe  sind  inhaltlich 
völlig  gleich  und  an  sich  vortrefflich  ins  Französische  übertragen,  werden 
aber  (ich  erwähne  z.  B.  gleich  die  Erläuterung  zu  I  1  „Les  id^es  philo- 
sophiques")  den  Schülern  oftmals  nicht  weniger  Schwierigkeiten  machen 
wie  der  franz.  Text  selber.  Das  gilt  m.  E.  auch  von  mehreren  der 
„Oberleitungen"  zwischen  den  Kapiteln  der  Lengnickschen  Auswahl.  Die 
Karten  sind  dieselben  wie  in  der  „deutschen"  Ausgabe. 

Eine  Reihe  von  demselben  Herausgeber  gleichartig  bearbeiteter  ein- 
sprachiger Ausgaben  eröffnet  „Moli^re,  Xie  Misanthrope.  Analyse, 
Etüde  et  Gommentaire  par  Henri  Bernard,  prof.  au  Lyc6e  Carnot,  ä 
Paris",  Berlin,  Weidmann  (IV,  76  +  59  S.  —  geb.  1,50  Mk.).  Vom  Hsg. 
auf  Veranlassung  des  Verlags  gearbeitet,  bietet  die  Ausgabe  in  einem 
gesondert  beiliegenden  Heft  eine  kurze,  aber  die  Werke  des  Dichters 
sämtlich  erwähnende  Biographie  Moli^res,  45  Seiten  Anmerkungen  zum 
Text,  eine  Szene  für  Szene  wiedergebende  „Analyse  du  Misanthrope", 
eine  vortreffliche  Charakteristik  der  Personen,  sowie  schliesslich  sechs  Auf- 
satzthemen. Wie  schon  mehrfach  in  Besprechungen  hervorgehoben  wurde 
und  der  Verf.  selbst  in  der  Vorrede  zum  Ausdruck  bringt,  wird  die  Aus- 
gabe Studierenden  und  Lehrern  vortreffliche  Dienste  leisten,  besonders 
was  die  Hinweise  auf  die  Ausdrücke  und  Wendungen  anbetrifil  „qui  ont 
vieilli;  et  qu'on  ne  pourrait  employer  aujourd'hui  dans  la  conversation 
ordinaire,  sans  donner  ä  son  langage  une  allure  un  peu  p6dante".  Nicht 
minder  anregend  erscheinen  die  gelegentlichen  ästhetischen  Bemerkungen. 
Für  die  Klassenlektüre  freilich  wird  diese  Ausgabe  zu  hoch  sein.  Zu 
begrüssen  wäre  für  eine  Neuauflage  eine  alphabetische  Zusammenstellung 
der  lexikalischen  und  grammatischen  Bemerkungen. 

Aus  Taines  „Origines  de  la  France  Contemporaine"  hat 
Prof.  Medem  für  Kühtmanns  Biblioth^que  Fran9aise  „L'Ancien  Regime" 
im  Auszuge  bearbeitet  (V,  149  -j-  23  S.  und  Wörterbuch  —  geb.  1,40  Mk.). 
Die  Ausgabe  dürfte  sich  als  brauchbar  erweisen,  wenn  auch  sowohl  die 
Anmerkungen  als  das  unnötige  Wörterbuch  sehr  elementar  gehalten  sind. 

Von  ausländischen  Ausgaben  liegen  mir  noch  vor  ein  Bändchen: 
Fr.  Copp6e,  Contes  Choisis,  hsg.  von  E.  E.  B.  Lacombl^,  3.  Aufl., 
Groningen,  P.  Noordhoff  (148  S.  kl.  8®  —  0,60  fl.).  Das  elf  Erzählungen 
umfassende  Bändchen  hat  sich,  wie  schon  die  „3.  Auflage"  beweist,  einen 
grossen  Freundeskreis  erworben,  wozu  neben  der  Billigkeit  der  Ausgabe 
die  reiche  Auswahl  wie  die  trefflichen  Anmerkungen  des  rühmlich  be- 
kannten Hsg.  gleich  viel  beigetragen  haben  mögen.     Für  unsere  Schulen 


\ 


IV  74  Schulausgaben.    1904.  ' 

ist  allerdings  sein  Druck    zu   klein    und   die  Auswahl  nicht  eiuwandfreL 

Nur  ein  Teil  einer  grösseren,  zweibändigen  Sammlung  „Conteurs  Modernes",  l 

lässt  es  in  dieser  eine  reiche  Fundgrube    für   Literaturfreunde   vermuten. 

Weder  V.  Hugos  „B^rgraves"  noch  Th.  Gautiers  „Voyage 
en  Italic"  dürften  bei  uns  zu  einer  „Schulausgabe"  veranlassen.     Auch  1 

die  „Pitt  Press  Series"  der  University  Press  von  Cambridge  hat  sie 
wohl  weniger  hierfür  als  vielmehr  für  Literaturfreunde  unter  ihre,  in  der 
Ausstattung  vortrefflichen  Ausgaben  aufgenommen.  H.  W.  Eve,  der 
Herausgeber  mehrerer  Bände  der  P.  P.  S.,  hat  „Les  Burgraves"  (XL, 
122 -[-46  8. — geb.  2/6  Mk.)  mit  einer  umfangreichen  Einleitung  ver- 
sehen, in  der  er  sich  sowohl  über  den  Dichter  als  über  dies  Drama  im 
besonderen  und  über  den  Alexandriner  verbreitet,  sowie  mit  ebensolchen 
Anmerkungen,  die  mit  grossem  Fleiss  „historisches  Material"  zu  dem 
Drama  beibringen.  Mit  gleichem  Fleiss  und  unter  Benutzung  neuester 
geschichtlicher  Quellen  hat  De  V.  Payen-Payne  aufs  eingehendste 
Gautiers  „Voyage  en  Italic"  kommentiert  (XV,  132  -f- 106  8.  —  geb.  3  sh,). 
Auch  Karten  und  Pläne  sind  dieser  Ausgabe  beigegeben,  so  dass  für  den 
Leser  alle  mögliche  Erleichterung  geboten  ist.  Beide  Bände  enthalten 
alphabetische  Verzeichnisse  zu  den  Anmerkungen. 

e)  Chrestomathien  (a.  a.)  1904.  In  Jahresfrist  ist  der  47.  Auf- 
lage von  Herrig-Burguys  alterprobtem  Werk  „La  France  Litt^raire**, 
der  1.  der  neuen  Bearbeitung  durch  Tendering,  bereits  1904  die  48.  Auf- 
lage, also  die  2.  der  Neuausgabe  gefolgt  (708  +  176  8.,  in  1  Bd.  6  Mk., 
in  2  Bdn.  6,60  Mk.)  was  man  gewiss  als  einen  Beweis  dafür  wird  be- 
zeichnen dürfen,  dass  die  letztere  den  Wünschen  vieler  praktischer  Schul- 
männer entspricht.  Die  Neuausgabe  ist  in  den  Fachzeitschriften  inzwischen 
überall  gewürdigt  und  s.  Zt.  auch  im  JB.  angezeigt  worden;  da  dies 
je<loch  nicht  eingehender  geschah,  so  sei  es  gestattet,  noch  einmal  darauf 
hinzuweisen,  wie  dieselbe,  man  kann  wohl  sagen,  ein  neues  Buch  darstellt, 
indem  sie  nicht  mehr  wie  früher  das  literarische  Prinzip  allein  an  die 
leitende  Stelle  setzt,  sondern  durch  die  getroffene  Auswahl  zugleich  den 
Schüler  in  die  geschichtliche  Entwicklung  Frankreichs  und  die  Kenntnis 
seiner  sozialen  und  politischen  Verhältnisse  einführen  will.  So  ist  unter 
starker  Kürzung  der  älteren  Partien  (insbesondere  auch  der  an  das 
17.  Jahrhundert  heranführenden  Einleitung)  das  19.  Jahrhundert  mit  rund 
450  Seiten  gegen  250  mit  voller  Absicht  in  den  Vordergrund  gerückt. 
Den  Raum  hierzu  gewann  der  Herausgeber  durch  Streichung  von  35  Autoren 
der  alten  Ausgabe,  denen  an  neu  aufgenommenen  11  gegenüberstehen. 
Das  19.  Jahrhundert  ist  jetzt  vertreten  durch  Chateaubriand,  M™*  de 
Stael,  B^ranger,  V.  Hugo,  Lamartine,  de  Vigny,  *Musset,  Guizot,  *S6gur, 
Mignet,  Thiers,  Thierrj,  *Duruy,  *Lanfrey,  *Taine,  *Zola,  *Daudet,  *8andeau, 
*Copp6e,  *Prud'homme,  *Verlaine  (*  =  neu  aufgenommen).  Man  wird  im 
einzelnen,  wie  dies  auch  in  der  Kritik  zum  Ausdruck  gekommen  ist^ 
anderer  Meinung  sein  können;  als  ein  Ganzes  scheint  mir  das  Buch  für 
die  Zwecke  der  Schule  durchaus  wohlgelungen.  Besonders  scheint  es 
mir  für  sie  durchaus  richtig,  an  die  Stelle  mehrerer  kleiner  Proben  eines 
Autors  im  allgemeinen  ein  einziges  Stück  von  grösserer  Ausdehnung 
zu  setzen.  (Es  sind  tatsächlich  solche  Stücke  gegeben,  dass  sie  dem  In- 
halt mancher  Einzelbändchen  gleichkommen).     Nur  bei    den  klassischen 


A.  Kugel.  IV  75 

Dramatikern  hätte  es  sich  wohl  empfohlen,  statt  je  eines  Stückes  (in  dem 
übrigens  auch  jeweils  eine  Anzahl  Szenen  bloss  inhaltlich  wiedergegeben 
sind)  eine  Heranziehung  mehrerer  der  Hauptwerke  mit  stärkerer 
Kürzung  etwa  in  der  Art  wie  in  Ploetz'  Manuel  stattfinden  zu  lassen. 
Eine  Neuerung  ist  die  Beigabe  von  Anmerkungen  (in  besonderem  Heft), 
die,  knapp  und  sachlich  gehalten,  als  vortrefflich  anerkannt  worden  sind. 
Dass  sie  deutsch  geschrieben  sind,  scheint  mir  bei  der  Verschiedenheit 
des  zu  Kommentierenden  richtig.  Sehr  angenehm  ist  die  siebenseitige 
„Zeittafel  der  franz.  Geschichte'^  Druck  und  Ausstattung  sind  vorzüglich, 
das  Format  etwas  grosser  als  früher.  Aus  praktischen  Rücksichten  hat 
der  Verlag  neben  der  einbändigen  Ausgabe  sofort  eine  solche  in  zwei 
Teilen  veröffentlicht,  die  in  der  Schule  vorgezogen  werden  wird.  Der 
Preis  ist  für  das  Gebotene  ausserordentlich  massig  und  dürfte  tatsächlich 
gegen  die  Anschaffung  von  6 — 8  Einzelausgaben  eine  Ersparnis  bedeuten. 
Für  die  Hand  des  Lehrers  hat  übrigens  der  Hsg.  den  „Plan  der  Ver- 
teilung des  Lesestoffes'S  wie  er  für  seine  Anstalt  durch  Konferenzbeschluss 
festgesetzt  worden  ist,  in  Druck  gegeben  und  so  ein  praktisches  Hilfs- 
mittel für  den  Gebrauch  des  Buches  geboten. 

Von  einem  für  die  deutsche  Schule  in  Brüssel  bestimmten  „Recueil 
de  Pommes,  par  Nechelput  et  Heuten"  erschien  im  Berichtsjahr  der 
2.  Teil  (Leipzig,  Teubner,  VI,  120  S.  —  geb.  2,00  Mk.).  Für  das  3. 
bis  5.  Schuljahr  bestimmt,  bietet  er  78  Gedichte,  die  ansprechend  und 
mit  besonderer  Berücksichtigung  von  Naturschilderungen  gewählt  sind. 
Voraus  geht  wie  —  nach  dem  Vorwort  —  auch  im  1.  Teil,  der  mir 
nicht  bekannt  geworden  ist,  eine  kurze,  recht  gute  Metrik;  dann  folgt 
neu  ein  ebensolcher  „Aper9u  des  divers  genres  de  po4sie".  Knappe 
Anmerkungen  und  endlich  kurze  Biographien  schliessen  das  hübsche 
Werkchen,  in  dem  natürlich  die  belgisch-französischen  Dichter  nicht  ver- 
gessen sind. 

Von  Wershoven^  kurzgefassten  „Conversations  fran9aises" 
(Cöthen,  O.  Schulze,  114  S.,  davon  64  S.  Text,  1,25  Mk.)  erschien  die 
zweite  Auflage;  das  Bändchen  hat  sich  also  als  brauchbar  erwiesen. 
Einen  neuen  Text  hat  darin  Kap.  VIII  (Le  Diner)  erhalten;  neu  hinzu 
gefügt  sind  Kap.  XI  (Postes;  Lettres)  und  Kap.  XVII  (Thermometre; 
Barom^tre;  Aßrostats);  in  dem  Kapitel  über  den  Unterricht  ist  geändert 
worden,  wo  es  die  Reform  von   1902  bedingte. 

In  dem  bekannten  schon  oben  erwähnten  Verlag  von  P.  Noordhoff 
in  Groningen  gab  E.  J.  Bomli  zwei  Bändchen  mit  je  100  Übersetzungs- 
aufgaben für  die  Kandidaten  des  1.  französ.  Diplomexamens  unter  dem 
Titel:  Nouvelles  Traductions  (I.  hollandai8-fran9ais,  175  S.:  II:  fr.- 
hoU.,  156  8.,  je  f.  1,25)  heraus.  Den  abwechslungsreichen  Übungstexten, 
die  meist  neueren  Schriftstellern  entnommen  sind,  folgen  jeweils  einige 
wirklich  gestellte  Prüfungsaufgaben,  sodann  an  die  einzelnen  Nummern 
angeschlossene  phraseologische  Anmerkungen,  die  am  Ende  des  IL  Bds. 
ein  alph.  Verzeichnis  zusammenstellt  Die  Aufgaben  werden  sich  wohl 
um  so  praktischer  erweisen,  als,  soweit  ich  es  beurteilen  kann,  kein  zurecht- 
gemachtes „Übersetzungs"-Holländisch,  sondern  die  fliessende,  natürliche 
Ausdrucksweise  zur  Anwendung  kommt. 

Im  Programm  des  St.  Gymnasiums  zu  Solingen  1904  verbreitet  sich 


lY  76  SchuIauBgabeD.    1904. 

W.  Thamhayn  über  das  Thema  „Zur  Auswahl  der  f  ranzös.  Lektüre 
am  Gymnasium".  Der  Art  seiner  Schule  entsprechend,  betreffen  seine 
„Vorschläge  und  Wünsche"  in  der  Hauptsache  das  Beformgymnasium ; 
als  Ziel  erscheint  ihm  nach  Möglichkeit  Verständnis  auch  ohne  Ober- 
setzung. Die  aus  der  Praxis  erwachsenen  Vorschläge  ergeben  für  die 
U  III :  Bruno,  Le  Tour  de  la  France ;  für  O  III  Haupterscheinungen  der 
älteren  französ.  Geschichte  (etwa  nach  Gade,  Histoire  de  France  I,  Berlin 
1901),  für  U  II  die  Zeit  Napoleons  I.  (unter  Zugrundelegung  der  Histoire 
d'un  Consent),  für  O  II  ein  klass.  Drama  (Horace  oder  Britaiinicus)  und 
mod.  Novellistik  (Daudet),  für  U  I  ein  Lustspiel  Moli^res  (Avare;  Femmes 
Savantes)  und  eine  Geschichte  Ludwig  XIV.  (Duruy),  für  O  I  Taine  und 
die  „Mademoiselle  de  la  Seigli^re".  Die  Abhandlung  ist  um  so  lesens- 
werter, als  sie,  wie  gesagt,  auf  langer  Erfahrung  beruht. 

Nicht  unterlassen  kann  ich,  hierbei  schliesslich  hinzuweisen  auf  die 
„Aufstellung  eines  organisch  zusammenhängenden,  stufen- 
weise geordneten  Lektüreplans",  mit  der  in  Ausführung  der  Be- 
schlüsse des  X.  Neuphilologen  tages  Dir.  Unruh  und  der  „Breslauer 
Ausschuss"  vor  dem  Kölner  Neuphilologentag  getreten  sind  (gedruckt  in 
(ien  NS.  April  1904),  sowie  die  ausführlichen  Verhandlungen  dieser 
Tagung  über  die  aufgestellten  Leitsätze. 

Cassel.  Oberlehrer  Dr.  A.  Kugel. 


Autorenregister 

von  Dr.  A.  Gruber  u.  Dr.  A.  Werner. 


Abbot  I  116". 
Abel,  O.  I  69".  71  •. 
Abiven  I  259. 
Abrami,  f.oma  I  214. 
Abruzzese,  A.  11  134*'. 
Academia  Romftna  I  98*. 
Acker,  Paul  II  32. 
Ackermann,    Richard    II 

172.  193". 
Adam,  Edmond  II  51. 
Adam,  J.  II  166. 
Adam,  Paul  II  56. 
Adenis,  Eduard  II  346. 
Adenis,  Eugene  II  346. 
Aderer,  Adolphe  II 24. 52. 
Agnelli,   G.  I   139«».    II 

135  ". 
Aguilö,  Angel  I  195". 
Ahlström,  Axel  II  250**'. 
Ajalbert,  J.  II  72. 
Albertazzi,  A.  II  141". 
Albini,  G.  II  107.  110**. 

113*'. 
Alden,  Raymond  Macdo- 
nald II  193» . 
Alecsandri,  V.  II  162. 
Alemanv  I  34. 
Alexandre  I  183". 
Alge,  S.  I  131. 
Alinari,  V.  II  109  »•. 
Allorge,  Henri  II  67. 
Altamira  I  34. 
Altmann,    Friedr.    Wilh. 

II  197". 
Alth.  I  30. 
Amalfi,  Gaetano  II  141". 

in  2.  3. 
Ament  I  10*'. 
Ami,  H.  M.  I  229. 
Amic,  Henri  II  17«'. 
Amory  II  72. 
Amour  II  188*«.  *». 
Amours  II  183*«. 
Amsbary,  Wallace   Bruce 

I  257. 


Anderson,  E.  P.  II  181««. 
Andreae,  August  II 323  *  •*. 
Andr^,  Paul  II  56.  58. 
Andre8en,H.I66MI348. 
Anet,  Claude  II  29.  43. 
Angeloni  II  25. 
Angers  I  225. 
Anglade  I  124. 
Antona-Traversi,  0.  II 46. 
Apollinaire,   Guillaume  I 

217«*. 
Apostolides  I  38  •. 
Appel,  E.  I  67  V  71«. 
Appiani,  Maria  II  152". 
Apraiz,  Julien  I  22. 
Ära,  Ett   I  148". 
Arana  y  Goiri,  Sabin  1 25. 
Aranzadi,  T.  de  I  32. 
Arborea,  Z.  I  115*'. 
Ardel,  Henri  II  56.  59. 
Arginteanu,  Ion  I  112*V 
Ariia,  A.  I  120.  121*. 
Armstrong,  Edward  Cooke 

II  260  *>V 
Amaud  I  23.  259. 
Arnes  II  192  «•.  «'. 
Arnold,  Matthew  I  220. 
Aroldi,  E.  C.  II  138". 
Aronstein,  Ph.  II  191». 
Arriandiaga,  de  I  21.  23. 
Arullani,  Vittorio  Amedeo 

II  122*».   144*'.  145*'. 
•   159". 

Ascazubi,  S.  I  22. 
Aschauer,  E.  II  177'». 
Ascoli  I  54".  118«.  123. 

127.  129.  141. 
Asin  I  34. 

Asselin,  Oliver  I  239. 
Astuy,  J.  de  I  28. 
Aubert,  Louis  I  247. 
Aubry,    OctÄve   I   192*«. 

II  71. 
Auclair,  J&lie  J.  I  240. 
AudoUent  I  75". 


Auer,  Johannes  II  127*'. 
Auteur   d'Amiti^    amou- 

reuse  II  54**. 
Auvray,  L.  II  132". 
Avena,  Ant.  II  115". 
Avogaro,  C.  I  78 
Azkue,  de  I  28.  29. 
Azzolina,  Liborio  II  84. 
Babelon  I  76*. 
Bacci,  O.  II  116". 
Baccini,  Gius.  II  156". 
Bachelin,  Horace  II  73. 
Bailey,  H.  R  I  231. 
BaiUairg^,'  C.  I  229. 
BaiUarg^,  F.  A.  I  254. 
Baist,   G.   I   130.  200»*. 

202**.  ".206**.  208".". 

".  211*.   212».  ».   II 

251*".  281"*.  IV  22f. 
Baldensperger ,     Fernand 

II  15'». 
Balladoro,  A.  I  146*». 
Ballesio,  G.  B.  I  120'. 
Bandana  -  Vaccolini ,    Lu- 

eilla  Pistolesi  II  304*'. 
Bandry    de   Saunier,    L. 

II  25. 
Banks,  M.  M.   II  186  *V 
Bara,  F.  II  1.57". 
Baragiola,  A'.  III  5. 
Barber,  W.  J.  A.  II  352. 
Barbi,   Michele   II  105'. 

115".  156«'. 
Barbiano,    Orsola   M.    II 

145  •*. 
Barbiera,    Raff.    II    149. 

153  »•. 
Barboni  I  131*». 
Baidoux,  J.  II  279"». 
Bargetzi,  K.  F.  II  220". 
Barini,  G.  II  144**. 
Barracand,  L^n  II  23. 
Barrau,  Auguste  II  50. 
Barrau-Dihigo  I  35. 
Bari^  Paul  I  236. 


Barrys,  Maurice  II  34. 
Barrili,   Anton  Giulio  II 

158". 
Bartbe,  J.  B.  MeiIleurI237. 
Bartholomae,  Chr.  1 11«. 
Bartholomaeis,   V.    de  I 

191 ". 
Bartoli,Matteo  1 78. 122  ". 

166  >*.  168**.  IV  25. 
Bartsch  I  191  »•. 
Bassermann,  A.  II  111*^ 
Basset,  R.  I  35.  258.  260. 

II  285**».  *»°. 
Bassi,  C.  L.  II  110". 
Bassis,  S.  I  74*«. 
Bataille,  Henri  II  54.  68. 
Bataria,  N.  I  112". 
Bathe,  J.  II  76*. 
Battisti,  C.  I  146". 
Battocchio,  Gino  I  128  '•. 
Baudisch  II  189*'. 
Baudouin,  J.  I  127. 
Baumann,  H.  II  350". 
Bauquier,  Henri  II  72. 
Bauszus,  Hugo  II  172»«. 
Bayard  I  51".  69". 
Bayley,  A.  R  II  175". 
Bayot,  Alphonse  II  2*.  4. 

322  >".  339  "•. 
Bazin,  Ben^  II  36. 
Beauchamp,  J.  J.  I  240. 
Beaulieu  I  248. 
Beaulieux,  Charies  1 178. 
Beaume,  Georges  II  37. 
Beauz,  A.  de  I  131. 
Beaux,  Th.  de  IV  45». 
Beccari,  C.  I  260. 
BÄJhard,  A.  I  220. 
Bechtel  I  69»». 
Beck,  Chr.  IV  32. 
Beck,  Friedr.  II  113". 
Beck,  P.  I  3«. 
Becker,  Phil.  Aug   I  5  '\ 

II  2.  10«.  334»". 
Bedard.  L.  P.  I  246. 
BÄiier,  Joseph  II  231". 

232 »".     236.     290  *". 

314".317»'.  318.320»". 

323.  331 »". 
B^guin,  C.  I  23.  32. 
Beguinot  I  260. 
Behaine,  Ben^  II  35. 
Behrens,    Dietr.   I  203". 

IV  23. 
Belardinelli,  Guglielmo  I 

121*. 
Beljame,  A.  II  193«. 
Bellamy,  F^lix  II  253"*. 
Bellanger  I  68".  69*». 
Bellemare,  Raphael  1 246. 
Bellerive,  Georges  I  225. 


Autorenregister. 

Bellet,  Adolphe  I  236. 
Bellezza,    Paolo    II    107. 

149  »».'M50 '•.»'.  153". 

192".  *■. 
Belli,  Arriano  IV  31. 
Bellini,  Melchiorrel  147  ". 
Bello,  Andr.  I  196». 
Belloni,A.IIlll".114". 
Bellorini,   Egidio   II  154 

Bellotti,  S.  II  110". 
Benazet,  Augusto  1 193". 
Bender,  Franz  IV  24. 
Benecke,  A.  IV  61". 
Beneze,  Emil  II  295"'. 
Bentzon,  Th.  II  55. 
Benvenisti,  Alphonse  II 48. 
B^rard,  Victor  I  248. 
Berberich,  Hugo  II 178". 
Berger,  S.  I  68»». 
Berühre,  ürsmer  I  185. 
Beriit,  Otto  II  296"». 
Bernaola,  J.-M.  I  26. 
ßemard,  Henri  1 228.  247. 

256.  IV  73. 
Bemard,  Jean  II  32». 
Bemard,  Mathieu   I  225. 
Bernhardt,  E.   II  275»»'. 
Bemi,  Ett.  I  149»». 
Bemitt,  P.  I  178. 
Bemou,  J.  I  27. 
Berr,  G.  II  53. 
Berr   de  Turique,   Julien 

II  20.  30.  57. 
Bertana,  Emilio  II  135»». 

137'».  155»*. 
BertareÜi.  A.  il  128». 
Berthaut,  L^n  II  32. 
Bertheroy,  Jean  II  35. 
Berthold,  Fr^d^ric  II  27. 
Bertnay,  l'aul  II  62. 
Bertoldi,  A.  II 110". 
Bertoni,  Giulio  1 131'.  II 

76».  ».  78.  98.  305*». 
Bertrand,  Louis  II  38. 
Besnard,  Lucien  II  30. 
Bess^,  D.  IV  67. 
Besso,  Marco  III  5. 
Besta,    Enrico    I    170  »•. 

173". 
Beszard,L.II297'.IV25. 
Bethe,  E.  I  60". 
Bethune,Fran5ois  de  II 3 »°. 
Beuve    de    Vesly,    Louis 

II  72. 
Biadego,  Gius.   II  140»*. 

157'».  159»». 
Biadene,  Leandro  I  131». 

II  91.  94. 
Bianchi  I  261. 
Bianchi,  Gius.  I  147  *'. 


Bianchi,  Quirino  lU  4. 
Bianu  I  115. 
Biddau,  Giuseppe  I  169 »». 
Bignone,  S.  F.  II  110". 
Bilderbeck,J.  B.II175". 

176»». 
Bilhaud,  Paul  II  56.  61. 
Billiugs,   Anna  Hunt  II 

239 »»° 
Birch-Hirechfeld  IV  2. 
Bird  IV  26. 
Birö,  Edm.  II  17. 
Bittenhoff  IV  2. 
Blangy,  A.  de  II 261. 296. 
Blasio,  A.  de  III  4. 
Bl^mont,  Emil  II  50. 
Bloch    II    299»*.    317»». 

319»«    332»^*.   341»»«. 
Bloch,  Oskar  I  178. 
Blöte,  J.  F.  D.  II  1.  2*. 

338»»». 
Blondeaux  IV  2. 
Bluzet  I  259. 
Bode,  E.  II  189»^ 
Bodiero,  Em.  I  131»». 
Bödtker,    A   Trampe    II 

329»*»,  »**. 
Bögel  I  48'». 
Bönig  I  68»'. 
Böthlingk  IV  27. 
Boetticher,  G.  II  274»». 
Boffito,  G.  II  106. 
Bogdan ,     Alexander    I 

113*».*». 
Bogdan,  J.  I  115. 
Boghen-ConigUani,  Emma 

II  152»». 
Bogosavljevic  I  215  »^ 
Bohs,  Wilh.  II  76». 
Bois,  J.  n  27. 
Boissi^re,  Properce  Albert 

II  36. 
Boivin,  Joseph  I  225. 
Bolte,  Joh.  II  233»»». 
Bolzi,  D.  II  135»*. 
Bomli,  E.  J.  IV  75. 
Bonaventura,  Amaldo  II 

110". 
Bondior,  Maurice  II  73. 
Bondurand,  Ed.  II 318»'. 
Bonetti,  P.  II  21. 
Bonfigli,  Luigi  III  5. 
Bonfiglioli,  G.  II  134«. 
Bonhomme,  G.  II  20. 
Bonilla    y    San    Martin, 

Adolfo  II  338. 
Bonnamour,  George  H  25. 
Bonnefon,  Paul  U  12». 
Bonnet  I  74". 
Boraschi ,     Gilberto     II 

150'». 


K.  Gruber  u.  A.  Werner. 


Borbein,   Hans   IV  19". 

33*.  52'. 
Borcia,  I.  I  108". 
Bordeaux,  Henri  II  44. 56. 
Borei,  Eug.  II  18». 
Borgeld  II  304. 
Borghesi.  Peter  II  125**. 

181  •*. 
Bonnann  I  58  ^•. 
BofieUi,Ant.I148.II336"*. 
Bosscha,  G.  II  133. 
Bossert,  A.  II  231 »". 
Boston  University  I  17*'. 
Botrel,  Theodor  I  241. 
Bouchard,  Jos.  II  67. 
Boucher,  Honor^   I  253. 
Bouchette.    Errol   I  234. 

243.  246. 
Bong€,  C.  II  52. 
Bouh^lier,   G.   de  II  52. 
Bouhon,  Antoine  1 184  *\ 
Bouiifa,  Said  I  258. 
Bourassa,    Henri    I  220. 

231.  237.  241. 
Bourciez,  E.  II  297'. 
Bourdillon,  F.  W.  II  287- 
Bourgain,  Louis  II  31. 
Bourgeois,  Armand  II 49. 
Bourgeois,  Ph.  F.  I  237. 
Bourget,  Paul  II  57. 
Bouvier»  Jean  II  23. 
Bovet  I  85.  86''. 
Bovy,   Arthur  II  288  "^ 

290*". 
Bovy,  Theophile  I  185. 
Boyle,  R.  II  209  >". 
Bracq,  Jean  Charlemagne 

I  244. 
Brada  II  40. 
Bradiey,     H.    II    173  «•. 

176".  183". 
Brady,    Cjnrus    Townsend 

I  244. 
Bragard,    Henri   I  185**. 
Brandin  II  8^ 
Brandl,   Alois    II    194«. 

198".  203>'>».  205"». 
Brand  stetter,   Jos.    Leop. 

I  146»*.  » 
Bratke  I  75» 
Braun,  Giacomo  I  122". 
Braunholtz,  E.  G.  W.  II 

285*". 
Bröal  I  40.  54  »*>«. 
Bresciani,   Anton  Benato 

III  6. 
Breuer,   Hermann  II  2'. 
Breut,  K.  II  295*w. 
Breymann,  H.  IV  1. 
Brieux  II  57. 
Bright,  J.  W.  II  187^». 


Brissaud,  J.  II  77". 
Brisson,  A.  II  57. 
Broadus,  K.  II  179 ••. 
Broatch  II  221. 
Brockhaus,  Heinrich  III 8. 
Brognoligo,  G.  II  115". 

128*.  145^*.  196**. 
Brosch,  Moritz  II  190». 
Brown,     Arthur     C.    L. 

11179^».  225".  243>*». 

251"».     252"».    311". 

313»'. 
Brown,    Carleton    F.    II 

186*». 
Brown,    John    T.    T.   II 

174  »^  177". 
Browne,  Hand  II  192". 

211". 
Browne,  W.  H.  II 183". 
Bruce,  J.Douglas II 179*. 

261.  262. 
Brucher  de  laBru^re  1247. 
Brugger,     E.    II    227". 

234'".  245  "^ 
Brugia  I  192». 
Brugmann,    Karl   I  10»*. 

41  »'.»*.  42  »».48".  50". 

53.  54">'.  57'". 
Brulat,  P.  II  23. 
Brun,  J.  II  166. 
Brunelli,  V.  II  157. 
Brunet,  Jos.  I  228. 
Brunet,  Ludovic  I  225. 
Brunet,  Marcel  II  18»'. 
Bruyfere,  F61ix  II  40. 
Bryan,  Claude  G.  I  245. 
Bryant,  Frank  E.  II 176»». 
Buchanan,  Milton  A.  II 

330'*». 
Buchner,  Georg  II 338'". 

IV  71. 
Buck,C.D.I40»».41»b. 

Bueaye  I  262. 

Bücheier  I  45"b.   5410». 

.57.  58».  65*.  ».  70*. 
BülbriDg,KarlD.II178»'. 
Bürger,  Kari  II  303»». 
Buffum,  Douglas  Labaree 

II  290*".  332 '»». 
Bukovineanu  I  115*». 
Bundi,  G.  III  6. 
Bunzen,  A.  II  184  »•. 
Burdach,  K.  II 271»*«.  300. 
Bürgt,  van  der  I  262. 
Burkhard  I  66'. 
Burkitt  I  67. 
Buron,  Edmond  1242. 248. 
Buschan,  Georges  I  26. 
Busse,  J.  IV  70. 
Bussy,  Charles  de  11  20. 
Bustico,  G.  II  138»». 


Bustinza,  Ev.  I  22. 
Buteau,  Henri  II  61. 
Butti,    Attilio    II    146*». 

149". 
Buttrini,  F.  II  110*». 
€ahu,  Theodor  II  54.  56. 
Caillavet,  Gaston  de  II 50. 
Caix,  Robert  de  I  248. 
Calemard  de  ia  Fayette, 

Olivier  II  66. 
Callegari,  G.  V.  III  7. 
Calmette,  J.  II  4. 
Cambellotti  II  109. 
Camici,  F.  II  135". 
Cannizzarro,   T.    II    118. 

123*».  124  *^ 
Campanini,   N.  II  134»'. 
Campbell,   K.   II  291  *", 
Campori,  M.  II  132»". 
Campus,  Giovanni  1 153 '. 

157  \  •.  168". 
Candel,  J.  I  67 ". 
Canderani,  E.  II  158»». 
Candio,  F.  II  140»«. 
Candrea-HechtI99. 100". 
Canfield,  Dorothea  Francis 

II  12  ^ 
Canna,  G.  II  157. 
Cantacuz^ne,      Charles 

Adolphe  II  67. 
Cantella,  Fr.  II  145»». 
Capelin,  Edgar  II  46.  47. 
Capelli,  L.  M.  152*». 
Capetti,  V.  II  110*». 
Capus,  Alfred  I  262.   II 

33.  63. 
CarabeUese,  F.  II  140»». 
Caradec,  Th.  II  36. 
Carcalechi,  E.  II  162. 
Cardoso  I  259. 
Carducci,  G.  II  136»*. 
Carnoy    I    43  »^    •».    II 

302»». 
Carol  I  115. 
Carpenter,  Fred.  Ives  II 

193  »•. 
Carrara,  E.  II  114*». 
Carreras  y  Candi  I  34. 
Carri^re,  Rodolphe  I  229. 
Casa,  E.  II  143". 
Casanova,  Nonce  II  27. 
Casellas,  Raymon  II  352. 
Casgrain,  P.  B.  I  238. 243. 

252.  255.  257. 
Casgrain,  Ren^  E.  I  241. 
Casino,  TommaaoII  107  ". 
Castagna,  U.  II  157. 
Catherwood,  Mary  Hart- 
well I  231. 
Cattaneo  IV  27  f. 
Causse  II  75. 


Aatorenregifiter. 


Caversazzi,   C.    II  139"». 

140  ••. 
Celani,  E.  II  134*«. 
Celles,    A.  D.   de  I  234. 

243.  257. 
Celoria,  G.  II  132". 
Genzatti,  Gemma  II 147  *. 
Cerna,  P.  II  161. 
Cerola,  Giuseppe  III  7. 
Cerretti,  F.  II  134«. 
Cesareo,  G.  A.  II  106. 
Chabäs  I  35. 
Chaioe  I  260. 
Chambers  II183".  341^ 
Chambre,  Alexandre  1 249. 
Champol  II  22. 
Champry,  Adrienne  II 29. 
Chantepleure,  Guy  II  55. 
Chapais,  J.  C.  I  246. 247. 
Ohapais,  Thomas  I  219. 

243. 
Chapiseau  II  37. 
Chapman,  W.  I  254. 
Chaput,  Omer  I  256. 
Chardon,  Henri  II  349". 
Charencey,   H.   de  I  24. 

29.  219. 
Charland,  P.  Victor  1 254. 
Charly  II  31. 
Chase  I  49". 
Chase,  Eliza  B.  I  231. 
Chassin,     Charles    Louis 

II  51. 
Chaudey,  A.  II  57. 
Chauss^,  J.  Aleide  I  229. 
Chaussinand  I  194. 
Chauveau,  C.  A.  I  240. 
Chauvin,  Victor  I  33.  II 

290  «^  338"». 
Chaytor,  H.  J.  II  111". 
Checchi,  Eug.  II  151". 
Chendi,  H.  II  162. 
Chesley,  Georges  II  45. 
Chevaldin,  L.  E.  II349". 
Chevalier,  ül.  II  V. 
Chiappe,  Ada  II  158". 
Chiappelli,  A.  II  116". 
Chiara,  de  I  130. 
Chiarini,   Gino  III  142«. 

144".  196»°.  III  1. 
Chiattone,  D.  III  4. 
Chiesa,  DeUa  I  147". 
Chignoni,  A.  II  110". 
Child,ClarenceG.II193'*. 
Chini  n  109. 
Chistoni,  P.  II  106. 
Chiuppani,  G.  II  132". 
Chollet,  Louis  II  66. 
Chossegros,  Armand  1 24 1 . 
Chouinard,  E.  P.   I  217. 

228. 


Chouinard,   H.   J.  J.  B. 

I  234.  238. 
Christensen,   Chr.  Villads 

II  253"*. 
Christophle,  Alb.  II  74. 
Churchill,   Gkorge   B.  II 

195". 
Cian,  Vittorio  II 95*.  104. 

143'*. 
Ciardi-Duprez  I  54'". 
Ciciloni  I  120*. 
Cidkaoui  I  258. 
am^,  G.  G.  II  303  »•. 
Cipolla,  C.  I  139". 
Circ6,  Eva  I  240. 
Cirot  I  209** 
Cladel,  Judith  II  56. 
Clar^tie,  .1.  II  32.  72. 
Clark,  John  Taggart  1 118. 

127. 
C16dat,  L.  I  179.  II  256. 

283.  288*".  294**>. 
aercq,  de  I  261.  262. 
CJercs  de  St.  Vinteur  1 240. 
Clergeac,  A.  I  192»'. 
Clerici,  Edmondo  II 147  *. 

148. 
Clifton,  E.  I  179. 
Cloetta,  W.  II  345. 
Cocchia,  E.  II  117*. 
Codara,  A.  II  157". 
Codina  y  Formosa,  Juan 

B.  I  195  ". 
Cohen,  G.  II  344. 
Cohn,  F.  II  15 ". 
Cohn,    Georg    II  240»**. 

273"*.  282*".  309*». 
Coicou,  Massillon  II  39. 
Colagrosso,  Fr.  I  119. 
Collijn,  Isak  I  78. 
Collin,  J.  I  73".  IV  23. 
Colomb,  R.  II  128'. 
Colombine  I  240. 
Colson,    Oscar    I   183". 

185*'. 
Combini,  Leon  II  115**. 
Com  fort,  William  Wistar 

II  295*".  298»°. 
Committee  f  Phonetic  Eng- 

lish    Alphabet)    I     17 

***.  **. 
Comparetti  II  91*. 
Conan,  Laure  I  225.  243. 
Conforti,  Gerardo  I  215  ". 
La  Congr^gation  des  soeurs 

de  Ste.  Anne  I  218. 
Conrat,  Max  I  76*. 
Conti-Bosdni  I  259.  260. 

261. 
Cook,  Albert  S.  II  118*. 

210"*. 


Cook,  MabeU  Priscilla  II 

112»*. 
CorbelUni,  Alberto  II  96. 
Corbett,  F.  St.  John  II 

184^ 
Corday,  Miohel  II  30. 
Oomu,  J.  II  276"'. 
Corrard,  Pierre  II  56. 
Corso,  C.  I  131»». 
Co9buc,  G.  II  164f. 
Cosmo,  ü.  II  115*^ 
Costa,    Enrico    I    159'». 

170»°. 
Costa,  Miquel  II  352. 
Costa  y  Llobera,  M.  II 352. 
Coste,  D.  IV  59". 
Cotronei,  B.  II  136. 
Coulangheon,  J.  A.  II 74. 
Coulevain,  Mme.  Pierre  de 

II  61. 
Counson,  Alb.  II  17.302". 

336. 
Courthope,W.  J.II192»». 

238 
Courtois  I  261. 
Couturat,  L.  I  10*'. 
Couvreur,  Andr4  II  27. 
Coville,  A.  II  9". 
Cox,  F.  A.  II  193". 
Craig,  Hardin  II  178*». 
Craigie,  Mrs.  II  111»*. 
Crescini,  Vincenzo  I  130. 

II  81.  106.  118*.  121". 

286*'*.  329"».  336 "^ 
Critchlow,  F.  L.  II 299'*. 

300»'. 
Croce,   Benedetto  I  128. 

II 138".".  146*^.1112. 
Crocioni,  Giovanni  1 149. 

II    107.    115**.    131»». 

144»».  329'*». 
Crohns  11  300". 
Crowley,  Mary  Catherine 

I  231. 
Crugnola,  G.  II  18»». 
CuccuruUo,  L.  U  143'». 
Cuervo  I  202»*.  213»».»*. 
Cuq,  Jfcd.  I  76*. 
Curdy,  Albert  Eugene  II 

318". 
Curita  I  102. 
Cuvellier,  N.  I  185". 
Cuza,  A.  C.  II  161. 
Cuzzetti,  Fr.  II  145*». 
D.,  J.  I  261. 
D'Adelswart»   Jacques  II 

70. 
Daigl  I  67». 
Daleyden,  Jean  II  71. 
Dalgado  II  167. 
Dalgairas,  J.  B.  II  175*'. 


K.  Gruber  u.  A.  Werner. 


Dallaiie,  O.  E.  I  229. 
D'Alm^raB,  Henri  II  50. 

131  «^ 
D'Almfeß,  E.  T. 
Dametz,  Max  II  214  f. 
D'Ancona,  AllesB.  II  91  *. 

145".  153".  III  2. 
D'Andurrain    de  Maitie, 

Ch.  I  33. 
Dannheisser,  E.  IV  71. 
Dantin,  Henri  II  25. 
Dantin,  Louis  I  243. 
Daranatz,  J.-B.  I  33. 
D'Arbois    de    Jubainville 

I  20. 

Darrican^re  I  23.  24.  28. 

30. 
Daudet,  Emest  II  50. 
Daudet,  L^on  II  23. 
Daugö,  C.  n  77  »*. 
Danguet,  Marie  II  66. 
Dauseet,  Louis  II  58  »^ 
David,  L:  O.  I  226. 
De  Bellis,   Modestino  II 

203**'. 
Debenedetti,  Santorre  II 

93.  98. 
De  Chiara,  8t  II  110". 
Decori,  F61ix  II  17»'. 
Deoouroelle,  Pierre  II  38. 

55. 
Decurtins,  C.  II  160  ^ 
Deecke  I  35. 
D'Espie     de     la     Hiie, 

Adolphe  II  31. 
Dejeanne  I  191".   192". 
Dejob,  Ch.  I  117«.  118«. 

II  202  ">. 
Delafosse  I  259. 

De  la  Grasserie  I  26. 
De  la  Hire,  Jean  II  31. 
De  la  Jaline,  Jean  II 39. 
De  la  Vinaza  I  203". 
Del  Badia,  Jodoco  II 108*^ 
Del  Balzo,  0.  II  114»*. 
Delbousquet,    Emmanuel 

II  37^*. 
Delbrück,  Berthold  18". 
Delcamp,  A.  II  56. 
DelCerro,  Emilio  II 154". 

155".  156". 
Deligni^res,  E.  II  4. 
Delius,  Nikolaus  II 203  "». 
Della  Torre,  A.  II  108». 

115. 
Del  Lungo,  Carlo  II 151»'. 
Del    Lungo,    Isidoro   II 

156  •».  •*.  157. 
Delmet,  Paul  II  74. 
De  Lollis,  Cesare  I  149». 

II  76».  95.  145*«. 


Delor  I  246. 
Delonnel  II  59. 
Delpit,  Edouard  II  62. 
Delpont,  J.  II  352. 
Delsaux,  WiUem  1182". 
De  Marchi,  A.  II  141". 
Demarteau,  J.  E.  I  181 ». 
De  Mauri,  L.  II  158". 
Demolder,  Eugene  II  50. 
De  Nardi,  P.  II  137". 
Deni,  C.  II  138". 
Denk  I  74»'. 
Denoinville,  G^iges  II 35. 
Densu^ianu,    O.    I    96*. 

101".  102.  112.  126. 
D^prez,  Eugene  II  4". 
Derenfaourg,  H.  I  35. 
Derennes,  Charles  II  67. 
De  Renzis  II  111»». 
Derooquigny,  jules  1 187  *. 
D^samor^,  H.  I  184. 
Desaulniers,  F.  L.  I  217. 

256. 
Descaves,  Lucien  II  19.38. 
Deschamps^Fran^ois  II 53. 
Deschamps,  Gaston  I  33. 

262. 
Deschanel,  Emile  Martin 

II  74. 
Desjardins,  Joseph  1 221. 
Des  Ombiaux,  Maurice  II 

36". 
Desplaces,  Henri  II  54. 
Deetaing  I  259. 
D'Estre,  Henry  II  50. 
Deuticke  I  66'. 
Deutschbein,  M.II  320  "'. 

332"». 
D'Harrans,  Carolus  II  29. 
D'Haussonville  II  48. 
D'Hennezel,  Henri  II 53. 
Dickin8on,W.H.lI225**. 
Diehl,  R  IV  62»». 
Dighm^,  Ghebre  Medhin 

I  261. 
Dimand,  B.  I  102 »^ 
Di  Martino  III  3. 
Dinsmore,   Charles  Allen 

II  105». 
Dionne,  C.  E.  I  229. 
Dionne,  H.  E.  I  219. 
Dionne,  N.  E.  I  217.  221. 

235.  238.  239.  243.  244. 

246.  255. 
Di  Pierro,  C.  II  115. 
Dittes,  R.  I  189». 
Dittrich,    Ottomar  13». 

9»*.  IV  2. 
Dix,  Edwin  Asa  I  244. 
Dodgson,  E.-S.  I  20.  21. 

22.  25.  26.  27. 


Döhring,  A.  154'«'.  76*. 
Doerr,  F.  IV  62»». 
Doez,  Jacques  II  19. 
Dolcetti,  G.  II  131»*. 
DoUfufl,  Paul  II  48. 
Donaver,      Federioo     II 

155»*. 
Doneux,  Edouard  I  185**. 
Donnay,   Maurice   II  19. 

29.  38.  52.  60. 
Dooren,  J.  van  U  72. 
Dorais,  J.  A.  I  229. 
Dorez,  Leone  I  139". 
D'Osimo,  BienvenuI241. 
Doucet,  J.  II  73. 
Doughty,    A.  G.   I  231. 

244.  253. 
Doulcet  I  121". 
Douville.  J.  A.  jr.  I  218. 
D'Ovidio,     Francesco    I 

122".    123.    127.  129. 

143'.    152*.    212".  II 

106. 151»*.  153*».  157'*. 
Dozy  I  206".  ".  208. 
Dragomirescu,  M.  II 163. 
Dreger,  Emil  II  349»». 
Dreyer,  Kari  II  254"«. 
Driesen,    Otto  II  345". 

IV  25. 
Droulers,   Charles  II  72. 
Drummond,  Wm.  H.  1 232. 
Dubois,  A.  I  69**. 
Dubray,  G.  IV  54». 
Ducot^,   Edouanl  II  66. 

73. 
Dübi,  H.  II  12. 
Dühren,  Eug.  II  16". 
Dufour,  Phil.  II  66. 
Dugan-Opail  I  116»». 
Dugas,  A.  C.  I  228. 
D'Ulmes,   Ren6e-Tony  II 

60. 
Dumesnil,  Ren^  II  18*». 
Dumitrescu  -  Bumbe^ti    I 

116»*. 
Dupuis,  J.  B.  C.  I  246.262. 
Dupuy,  Emest  II  7»». 
Durand  I  262. 
Durrutz  I  27. 
Dusablon,  L.  I  254. 
Duschinsky,  W.  IV  60  ". 
Dutsi,  Milo  I  214. 
Duvau  I  45»*. 
Duvoisin  I  22.  29. 
Dyroff,  Adolf  I  10»». 
fiaster,  De  la  Warr  Ben- 
jamin II  301»*. 
Ebeling,   Georg  I  106»*. 

II  291*»*.  335"». 
Eberle,  E.  IV  64»». 
Eckhardt,  E.  II  178  **. 


V  o  1 1  m  5 1 1  e  r ,  Rom.  Jahroabericht  V III. 


6 

Edgren,  H.  I  131. 
Edmont,  E.  I  178. 
Egidi* Francesco   II  84. 

99.  101". 
Ehrenreich  13*. 
Ehrismann ,     Gustav    II 

254«".  308".  312  *^ 
Ehrlich,  H.  I  44". 
Einstein,  L.  II  171». 
Eleizalde  I  25. 
ElUot,  Richard  R.  I  244. 
Elze,  Theod.  II  197". 
Emery,  Ken^  II  25.  54. 
Emilgar  II  161. 
Endepols,  H.J.E.  II 343». 
Engel,  Eduard  II  199^». 
Engel.  Jakob  II  202»*. 
Engelbrecht  I  68".  69". 
Engelhardt,  Otto  IV  4. 
Engels,  Robert  II  317. 
Epry,  Charles  II  67. 
Erman,  H.  I  76  ^ 
Esau,  Hubert  I  180. 
EspagnoUe,  J.  I  29. 
Essebac,  Achille  II  38. 
Etienne,  E.  I  87". 
Eude,  Rob.  II  62. 
Eudel,  Paul  II  29. 
Euler,  Heinr.  II  307  •». 
Evans,  Seb.  II  265'«». 
Eve,  H.  W.  IV  74. 
Exon  I  47  »^  51»». 
Eymard,  Th.  III  9. 
Eynaudi,  Juli  I  190*». 
Eyssenhardt  II  152»». 
F.,  M.   I   200".    203»*. 

208•^  213*». 
Fabra,  Pompeu  I  194».*. 
Fabris,  Giovanni  II 129  ". 

III  3. 
Fagnan  I  34. 
Faldella,  Giov.  II  158. 
Fano,  G.  A.  II  155»». 
Faguet,  Emile  II  204 "«. 
Faramond ,    Maurice    de 

II  34. 
Farmer,  Walter  IV  26. 
Fasulo,  Manfredi  III  4. 
Fauchois,  Ren6  II  22. 
Faure,  Paul  I  28. 
Faust,  Franyois  II  71. 
Faustini,  Valente  1 149»». 
Fay  I  50'».  54*^8^  m^  no^ 
Fedele,  P.  II  132»«. 
Federici,  V.  I  171  »^ 
Federn,  C.  II  108". 
Federzoni,  Giov.  I  131»». 
Fehr,  Bernhard  II  178  »^ 
Feller,  F.  E.  I  180. 
Feller,  Jules  1181  ».182". 

183»». 


Autorenregister. 

F^ret,  Ch.  Th.  U  72. 
Permi,  S.  II  139»'. 
Ferrai-Angeli  I  131 »». 
Ferrand,  G.  I  262. 
Ferrandis  I  34. 
Ferraro  III  3. 
Ferval,  Claude  II  2f9. 
Fetzer,  C.  Ad.  IV  5. 
Feucht,  P.  IV  52. 
Feuillet,  Octave  II  35. 
Feydeau  II  61. 
Fiammazzo,    A.    II   107. 

115»*.  140. 
Fife,  R  H.  II  176»». 
Fighiera,  L.  S.  I  66". 
Filiatrault  I  228. 
Filipek  II  316. 
Filippini,    E.    II    132»*. 

135".  »^ 
Filippini,  Luigina  II 152»*. 
FiUay,  Hubert  II  33.  59. 
Finzi,  Vittorio  I  159. 
Fiorini,  Vittorio  II  139. 
Fischer,  E.  I  114. 
Fischer,      Hermann     II 

291*»».  338»»<». 
Fischer,  J.  II  184»». 
Fischer,  Rudolf  II 180". 

".  194*».  198'^  201»». 

209  "®.  *»*. 
Fiske,  John'  I  232.  257. 
Fitz-Gerald,  J.C.  1200". 

249. 
Flamini,   Franc.  II  109. 

110".".  120".  284*«». 
Fiat.  Paul  II  46.  53". 
Flechia,  Giovanni  I  119. 

130. 
Flemisch  I  66*. 
Flemming  IV  53. 
Flers,  Robert  II  50. 
Fietcher,  J.  B.  II  112**. 
Fletcher,  R.  Huntingdon 

II  179».  224*».  225»». 
Fleury,  Comte  II  231. 
Fley,  Edmond  II  44. 
Fioran,  Mary  II  60. 
Flügel,  E.  II  185». 
Förster,    Max    II    178". 

182«. 
Foerster,  Wendelin  1 171  **. 

II222*\  228»».  239"'. 

240—252  passim.  256. 

272»**.    275»»».     312". 

314»*.  336"». 
Foix,  V.  II  77". 
Foley,  Charles  II  29.41". 
Foligno,  Cesaie  II  108". 
Föns,  Pierre  II  71. 
Fonsegrive,  Georges  II 57. 
Fonsny,  J.  II  72. 


Fontaine,  Andr^  li  73. 
Fonti,  E.  II  138". 
Ford  I  211.  214*». 
Foresti,  Arnaldo  I  139«*^. 

II  103 *^  104. 
Fomaciari,  Raffaello  1 127. 

n  108". 
Fomoni,  E.  II  140. 
Forstmann,  H.  II  174»». 
Forsyth    Major,    C.-J.   I 

175*». 
Forteza  y  Gort^.  Thomas 

II  352. 
Forthuny.  Pascal  II  21. 
Forti,  D.  II  136  ••. 
Fortier.  Louis  I  229. 
Foulche-Delboec  I  199'. 

200'«.  201". 
Foulet,  Lucien  II  125*». 

323"».  325"*.  "». 
Foulon  de  Vaulx  II  73. 
Fox.  W.  I  67'. 
Fränkel,  Ludwig  II  200  ". 

209"». 
France,  Fr^^ricden57*». 
France,  Jeanne  11  31. 
Franceschi,  Omerol  147 »». 
Franchetti,  A.  II  157. 
Franchiotti,  G.  II  192". 
Fiunck,  J.  II  339>»*. 
Franco,  Aug.  II  112. 
Fransz,  J.  de  II  167. 
Frapi^,  L^n  II  26. 
Fräseri.  Naim  I  215».*. 
Fräaeri,  Sami  I  215». 
Frati,  L.  II  80. 
Fr^chette,  Louis  I  243. 
Fr^^ric.  R.  P.  I  254. 
Frfene,  Roger  II  73. 
Frenette,  F.  X.  Eng.  1 241 . 
Freymond,   E.   II  217  *«. 

227»».     229»<'.    239"'. 

243"».   279»'*.  280»". 

326. 
Frick,  Reinhold  IV  4. 
Friedel,  Vict.  II  3. 
Friedländer,     Ernst     II 

241"». 
Fried wagner,  M.  II  4*. 
Frittelli,  ü.  II  134*». 
Fröhlich,  Walter  II 174»*. 
Froment,   Charles  II  32. 
Fuchs,  Heinrich  II  303 »«. 
Füret,  Rud.  II  211"*. 
Fumi.  L.  III  4. 
Funk-Brentano.  Fr.  II 343. 
Fuochi,  M.  n  136»'. 
Fumivall,  F.  J.  II  173»». 

174»».  180".  189*». 
Fumo,  Albertina  III  3. 
Fuster.  Charles  II  36. 


K.  Gruber  u.  A.  Werner. 


4dabelenz,  G.  de  I  23. 
Gachons,  Jacques  des  II 

41. 
GachoDS,  Pierre  des  II  74. 
Gärtner.  Otto  II  188»'. 
Gagnon,  Eruest  I  217. 
GaEisto  II  29. 
Gaidoz,  H.  II  229".  ••. 

295*". 
Gaiffe,  F.  II  14". 
Gajiö.  M.  I  215«». 
GalU,  Gius.  II  151*». 
Gallifet,  Joseph  de  I  242. 
Galpin,  Stanley  Leman  II 

298'». 
Galtier,  E.  I  259.  272»*». 

289**«. 
Gambera,  P.  II  112  •». 
Gane,  N.  II  165. 
Ganong.  W.  F.  I  244. 
Ganot  I  259. 
Ganzmann,  O.  IV.  58". 
GkiTcia  de  linares  I  34. 
Gardner,  Edmund  II  107, 

109". 
Gärleann,  Emil  II  161. 
Gamett,  Rieh.   11  111*». 

176  »^  178*.  191». 
Garofalo,  R.  II  110". 
Gärtner  I  95*.  ».  102". 
Gaspar  I  34. 
Gaspary  II  91*. 
Gasperom*,  G.  II 133".". 

138»». 
Gassner,  H.  IV  72. 
Gaster,  B.  II  255»»». 
Gastine,  L.  U  40. 
Gaubert,  Emest  II  55. 
Gaud,  Auguste  II  73. 
Gaudenzi  II  99. 
Gauthier,  L.  I  35. 
Gautier,  E.  I  262. 
Gautier,  Th^phile  II  74. 
Gavagnin,  R.  II  142". 
Gavault,  P.  II  31.  53. 
Gay,  Lucy  M.  U  191». 
Gebhardt,  v.  I  68".  ". 
Geddes,  J.  jr.  I  232.   IV 

3310^ 

Geffcken,  J.  I  69»».    II 

218 1«. 
Geffroy,  Gustave  II  25. 
Gelcich,  G.  I  138". 
Geniaux,  Charles  II  37.55. 
George,  F^lix  II  69. 
G^rard,  Emile  I  184" 
Gerathewohl  II  221»». 
Gerhardt,  Max  III  7. 
G^rin,  L^n  I  238.  243. 
G^rin-Lajoie  I  240. 
Gerland,  Georges  I  23. 


Gerola,  Gius,  II  121". 
Gerould,  Gordon  Hall  II 
gio    11      i74»o,     180". 

184».  189".  314»». 
Geschwind,  Alb.  II  16". 
Ghetti,  Bernardino  I  79. 
Gheusi,  B.  II  45. 
Ghirardini  I  38". 
Ghal  I  111. 

Ghyvelde.  Fr^^c  I  228. 
Giacomino  I  24. 
Giani,  M.  A.  II  135»». 
Giani,Rom.II144»«.»».»*. 

145»». 
Giannini,  Giovanni  III  3. 
Giannini,  Silvio  III  3. 
Giannone,  Francesco  III 4. 
Giarratano,  C.  I  66". 
Gibert  I  259. 
Giffard,  Pierre  II  32.  38. 

40. 
Gigli,  Gius.  II  121". 
Gil.  Pablo  I  35. 
GUes  I  42. 
Gilkin,  Ivan  II  40. 
Gilli6ron,  J.  I  15».  178. 
GiUot,  H.  IV  24f. 
Gilson,  P.  II  180". 
Ginisty,  Paul  II  51. 
Giovanelli,  Gius.  I  131". 
Girandeau,  Ferdinand  II 

74. 
Girard  I  59". 
Girard,  Rodolphe  I  226. 
Girard,  Sylvain  I  236. 
Giraud,    Vict.    II    16". 

Giron,  Aim^  II  47. 
Girouard,    D^irö  I  218. 

238. 
Gjurkovic  I  215". 
Glaser,  Kurt  1179.  182". 

IV  24. 
Glauser  IV  67.  68. 
Gleason  I  226. 
Glöde,O.II209"».IV69. 
Glogger,  Plazidus   I  67». 

72".  ". 
Gn^meneur,  Eugene  II 30. 
Gobbi,  G.  F.  II  110". 
Godard,  Andr^  II  37. 
Qoeje,  J.  de  I  34. 
Goebser  I  70. 
Goerke,  Georg   II  298". 
Goetschy,  Alfr.  IV  23. 
Götz,  G.  I  59".  ".  61. 
Goga,  O.  II  161. 
Goidanich,  P.  G.  I  58». 

146  »^  150». 
Gold  I  245. 
Goldbacher  I  68»». 


Goldschmidt,    Moritz    II 

275.  293. 
GoUancz,    J.    II     177". 

201»». 
Golther,  W.  U  229  «^  »». 

230—234  passim.  239— 

242  passim.   248.  249. 

251  "^    252"».   265"». 

264»".  271»".    280"». 

308»».     312".     315»». 

316  »».317".  •».  319"«. 

Goltman  I  242. 
G6mez-Moreno  I  34. 
Gonzalvo  I  34. 
Gorovei,  Artur  I  116»». 
Gorra,  E.  II  106. 
Gortani,  Luigi  III  1. 
Gosse,  Edmund  II  178  ^ 
Gosselin,  Auguste  I  218. 

219.  235.  242.  246.  252. 
Gossez,  A.  M.  II  72. 
Gottschalk  I  131. 
Grouin,  Lomer  I  240. 
Gourmont.  R.  de  II 288  *". 
Grabau,  Carl  II 207  "»."•. 
Gradenwitz  I  47»'*,74". 
Graf,  Arturo  II  196  •». 
Grassi,  Guiseppe  I  121 ", 

131. 
Grave,  Jean  II  21. 
Gravisi,    Giannandrea    I 

146". 
Gray  I  41  »^ 
Graz  IV  67. 
Graziadei,  V.    II    111". 

152»'. 
Greenlaw,   Edwin   A.    II 

332  "^ 
Gregh,  Fernand  II  65. 
Gregorio,  Giacomo  de    I 

118.  120.  205".  206**. 

207»».  »».  208»».  259. 
Grel^,  Eug.  II  18»». 
Grenet-Daucourt  II  61. 
GrenfeU  I  65. 
Grienberger  I  58». 
Grignon,  W.  I  242. 
Grigorovi^a  I  111. 
Grillet  II  31. 
Grimaldi,  G.  I  132  ".  ". 

II  104. 
Grimaud,  A.  II  34.  72. 
Grimm,  Ludwig  II  275 »»». 
Griziotti,  Archim.  1 149 »». 
Gröber,G.  II216».  219". 

233"*.   265  »»^    273»»». 

278.289.  290"*.  293*^'. 

340  "».  IV  24f. 
Grojean,  Oscar  I  182  »^". 
Gropp  IV  26. 


8 


Autorenregister. 


Gros,  J.  M.  II  19». 
Gross,  Max  112».  9». 
GrossmanD,  A.  IV  59". 
Gruber,  Karl  I  72»». 
Gruhn,  Albert  II  241 "'. 
Guanyab^DS,  £.  II  352. 
Guarnerio,  P.  E.  I  148". 

153*.  154».  157«.  162". 

173*».  »». 
GuastallO;    BosoHdo     II 

156»«. 
Guay  I  221. 
Guörln,  Charles  I  230. 
Guerin,  L^on  I  256. 
Guerini,  Giovanni  I  120». 
Guerlin,  Henri  II  20. 
Gueriin  deGuer,Ch.  1238. 
Guerrieri,  F.  III  4. 
Guest,  Charlotte  II  242. 
Guesviller,  Gustav  II  60. 
Guidi  I  34.  259.  261, 
Guilhermy  I  220. 
Guillaumin,  Emile  II  35. 
GuiUy  de  Taurines  II  343. 
Guinon,  Albert  II  22. 
Guitton,  Gustave  II 25. 54. 
Gurteen,  S.  Humphrey  II 

211»". 
Gustafsson  I  51  •». 
GustareUi  I  46»*. 
Gyp  II  32».  36. 
Haag  I  208»*. 
Haas,   J.    II  16»».  »».  *«. 

IV  22  f. 
Haberland  IV  *\ 
Hackauf,  E.  II  174»». 
Hadwiger,  J.  I  195"'. 
HäusserGiusti  I  131. 
Hage,  R.  O.  I  247. 
Hagen,   Paul   I   67*.   II 

242»»».    266»'°.    274»*». 
Hal^vy  I  260. 
Halden,  Charles  I  249. 
Haies,  John  W.  II  175**. 

182»». 
Hamel,A.G.vanII247««». 

310  •».  319.  343. 
Hamelius,  P.  II  189*». 
Hamilton,   George  L.    II 

125".  181".  188»*.  »». 

306»». 
Hammer,  W.  A.  IV  57». 
Hammond,  Eleanor  Pres- 

cott   II    175»».     182»». 

187  »\  188»». 
Hamon  I  241. 
Hamy,  Alfred  I  236. 
Hanauer,  G.  IV  72. 
Hangen  IV  26. 
Hanotaux,  G.  U  48. 
Hansen,  Adolf  II  172. 


Hans«en,F.I198».  203*». 

210  »0. 
Haramboure,  Salvat  I  30. 
Haraucourt,Edmond  II 26. 
Harizmendi,  C.  I  27. 
Hamack  I  68  »^ 
Harper.Carrie  A.  II 272 »»«. 
Harnet,  M.  I  23. 
Harry,  Myriam  II  39.  45. 
Hartenstein,  O.  II  173»». 
Hartmann,  G.   IV  1.  27. 
Hartshome,     Albert     II 

175*». 
Hasberg,  L.  IV  56». 
Hasdeu  I  101. 
Hauffen,  Adolf  II  201»*. 
Haupt,  Hermann  II 13  »°. 
Haust.  Jean  I  182»*. 
Hauvette,    H.   II    119»». 

125  ff. 
Haverfield,   F.   II  224»'. 
Hecker,  O.  II  119»». 
Hedenus,  H.  II  185». 
Hedges,  Samuel  I  244. 
Heidrich,  H.  IV  59»». 
Heinemann,    O.    von    II 

247501. 

Heinze,  Richard  II  297  *. 
Helm,  R.  II  222»». 
Hemme,  Adolf  I  89»*. 
H6mon,FäixII17»».18»». 
Hempl  I  54»»».  59»». 
Hemprich  I  10»». 
Hennequin  II  56.  61. 
Hennion,  Horace  II  74. 
Hennique,  Nicolette  II  64. 
Henry,  Fern.  II  203"». 
Henry,  M.  S.  II  288*»». 
HeraeusIöO»».  60»».  68»». 
Herbert,  J.  A.  II  333"». 
Herbig  I  36».  ».  38». 
H^relle,  G.  I  22. 
Herford,  Ch.  H.  II  196»'. 
Hermant,  Abel  II  31.  32. 
Hermant,  Paul  II  302»». 
Herriot,  Edouard  II  51. 
Hertz,  Wilhelm  II  263««». 

264  »<>^     271  »»».     273. 

283»»».    285*«».   288*»». 

303*®.  320. 
Herzhoff,  Richard  II 298»». 
Herzog  13».   5»».   43»». 

80».    81*.    88»».    178». 

206*'.  II  260. 
Heuckenkamp  II  259  »»^ 
Heuser,    W.     II     180»». 

185  »^  186. 
Heuten  IV  75. 
Hey  I  43*». 

Heymann,  H.E.  II 179»». 
Heymann,  W.  IV  24. 


Hüka,Alfon8  TL  244.297». 

301»».  306»*. 
Hill,  Geoffry  I  188  ^ 
Hills,  E.  C.  I  244. 
Hingst  I  61»». 
Hinojosa  I  35. 
Hinstorff.  C.  A.  II 289**». 
Hintner,  Valentin  I  89  «. 
Hippenmeyer  IV  27. 
Hire,  Jean  de  la  II  70. 
Hirsch,    Charles    Henry 

II  30. 
Hirt,   Hermann    I    11**. 

52  •• 
Hirzel,  K.  IV  5. 
Hoberg,  G.  I  68»». 
Hoch,  W.  IV  4. 
Hodgkin,  Th.  II  111»». 
Hodgman  I  48".  51»». 
Höfler,  M.  I  89»». 
Hölzel  IV  48». 
Hoepfener  IV  25. 
Hoepffner,  E.  II  7»». 
Hofacker,  C.  I  63»'. 
Holbrock,  R.  I  120. 
Holl,  L.  G.  II  39. 
Holthausen,   F.   I   54»»*. 

II  177,  178»«.  »».  »». »«. 

183»».  188*»— **.  253»*'. 
Hoppes,  H.  I  69»-. 
Hörn  I  38». 
Horning  I  86»».  »».    120. 

130.  143».  203»».  206»*. 

211'.  212»». 
Horstmann  II  174. 
Hosius  I  60»'. 
Hondas  I  34. 
Hoyt,  P.  C.  II  173»». 
Huber,  Victor  Aim6  IV  24. 
Hue,  Gustave  II  30. 
Hülsen  I  54. 
Hürlimann,  Clara  I  179. 
Huet,G.II284*»».  286*»»f. 

311'».    321»»«.    327»« 

328'»».  335»»*. 
Hüttinger  I  70**. 
Hugues,  Clovis  II  65. 
Humbert  II  13».  IV  25. 
Hunnius  II  304*». 
Hunt  I  65. 

Hurard,  Henri  I  185*«. 
Huyghe  I  258.  259. 
Hyaciuthe,  Paul  II  27. 
Ibarra  I  34. 
Idelberger,  H.  A.  I  9»*. 
lesan,  I.  I  114. 
Ihm  I  73»». 
lorga  I  115*». 
Ithurri  I  27. 
Ive  I  146»». 
Jack,  David  Russell  1 231. 


K.  Gruber  u.  A.  Werner. 


9 


Jacobs,  Joseph  II  289. 
Jacobaen.  J.-P.  II  348. 
Jacobeöhn  I  62»«. 
Jacottet  I  261.  262. 
JahD,  H.  II  343. 
Jal^ne,  Jean  de  la  II  64. 
Janrgain,  de  I  29. 
Jeannine  II  28. 
Jean-Jaquet,     Marc.    A. 

n  18". 
Jeanroy,   A.   II   1  •.    7  •. 

77».  »    191".  192  «^". 

227^».    229".     240"». 
2421W  IM  302»o  30767^ 

311^*.    317".    319"'. 

321*««.    335  "•.   337  "•. 

347  f. 
J^röme  IV  26. 
Jesperaen.  0.  I  IV.  12«. 

13».  *.  ».  14». 
Jirecek  I  114.  115. 
Joannategny  I  32. 
Joffrin  II  50. 
John,  Ivor  B.  II  319  "^ 
Johnston,  Oliver  M.  1 81  •. 
.    127.    II  253«*».  324  "•. 

325"».  327. 
Jones,  W.  Lewis  II  223". 
Jonge,  Ed.  de  I  63  »^ 
Jonquet,  E.  I  235. 
Jordan,    Leo    II    292  f. 

305  »^    336"'.    340"». 

341 "«. 
Josif,  St.  O.  II  161. 
Josselyn  (Freemann)  1 127. 
Joubert,  Alfred  II  64. 
Jovanovic  I  215". 
Joz,  Virgile  II  74. 
Joze,  Victor  II  22. 
Julien  I  262. 
JuUez  I  262. 
Jullian,  Camille  I  30.  31. 

33. 
JuUien,  Jean  II  60. 
Jungfer,  Johannes   I  31. 

199».  211». 
Junka,  Paul  II  58. 
Junod  I  261. 
Juroszek,  L.  J.  I  208»». 
Jusserand,  J.  J.  II  193". 

202«».  ••. 
Kahler,  O.  IV  71. 
Kail,  J.  II  186". 
Kaiser,  Isabell  II  50. 
Kalff,  G.  II  343». 
Kaiindern,  J.  II  163. 
Kaltenbacher,    Robert    I 

195^'.  II 205"'.  337"*. 
Kaluza,  M.  II  191". 
Kampers,  Franz  II  218". 
Kapp,  Stephan  IV  44. 


Karch,  K.  I  189  ^ 

Kasten  IV  27. 

Kastner,   Fr6d€ric   de    I 

221.  238.  253. 
Kattein,  C.  I  179. 
Kauer.  R.    I  60».    63»'. 

67". 
Kauffmann,  Friedr.  III  7. 
Kauffmann,  Paul  I  29. 
KawczyÄ8ki,M.  II 1. 222f. 

302»*.  307»». 
Keller,  E.  II  85». 
Keller,  Wolfg.  II   195*». 

197»».  208"». 
Kerap- Welch,    Alice    II 

294"».  335. 
Kennedy,  Howard  Angus. 

I  232. 
Kerbaker,  M.  II  116»». 
Ketcham,    Wihnot  A.    I 

257. 
Ketchum,  T.  C.  L.  I  245. 
Kiessmann,  R.  II  299". 
King,  Bolton  II  154»'». 
Kirähoff,  A.  I  63»'. 
Kisch,  G.  I  111»'.  112»*. 
Kistemaeckers,  Henry  II 

28».  33. 
Kittredge,  G.  L.  II  180". 

260»*.  321"».  345. 
Klebs,  Elimar   II   199". 

221. 
Klein,  F^lix  I  250. 
Klingemann,  H.  IV  53. 
Klöpper,  Qemens  II  190  ^ 
Kluth,  E.  IV  69. 
KnöU  I  68». 
Knuth,  O.  IV  63". 
Koch,  *John     II     171». 

1754»_»i.  i8l»o  187".». 

309»*. 
Kock,    E.  A.    II    174». 

188»». 
Köhler,  Reinhold  II 233"». 

281  "'.282»»».  289**«.**». 
Kölbing,  E.  II  251»».  »». 

255"».  286*". 
Koeppel,    E.    II     176»*. 

177'».      193  »^      196»». 

208  "»."».  209"».  210»'. 

211  »*'_»". 
Kohler,  J.  II  294*»». 
Kollberg,  Johannes  14". 
KoUer  IV  20.  27. 
Kolney,  Fernand  II  32. 
Kolsen,  Ad.  IV  25. 
Konrath,  Max  II  174»*. 
Koppel,  Rieh.  IV  26. 
Kornemann  I  65^. 
Koschwitz  I  191. 
Krapp,  G.  Ph.  II  188»°. 


Kraus,  Friedrich  II  273. 

290. 
Kraus,  Jos.  IV  24. 
Kretschmer  I  39»  54"». 

57». 
Kristoforidi  I  215'. 
Kröner,  C.  II  269»". 
Kroll,  W.   I  63»».   217  f. 

219  ". 
Krön,  Rieh.  IV  45».  46».*. 
Krüger,  H.  I  66».  76*. 
Krysinska,  Marie  II  64. 
Kubier,  B.  I  77". 
Kühn,  Oskar  III  7. 
Kühne,  J.  IV  56». 
Kuhns,   Oskar   II  192 »». 

211  »•. 
Kujundzid  I  215». 
Kurth,    Richard    I    81*. 

107»». 
I^abanca,   Baldassare    II 

153»'. 
Labat,  Gaston  I  241. 
Laborer  I  250. 
Labruy^re,  Georges  de  II 

51. 
Lachapelle,  Seyerin  I  229. 
Laclav^re  II  77". 
Laclotte,  Fauste  I  18". 
Lacorobe,  Georges  1 23. 28. 
Lacombl^,E.E.B.IV73. 
Lacour,  L.  II  210"'. 
Lafargue,  Fernand  II  42. 

43".  59, 
Laflamme,  J.  0.  K.  I  219. 

222. 
Lafond,  Paul  I  28. 
Laharrague,  P.  I  33. 
Laiolo  II  111»^ 
Lalande,  Louis  I  226. 
Lamarre,  E.  de  I  242. 
Lambert  I  59". 
Lambert,  Edmond  I  242. 
Lambert,  L.  I  193»». 
Lambruschini  I  121*. 
Lamma,  E.  II  78.  112*». 
Lamothe,  J.  C.  I  238. 
Lanchetas,  Rufino  I  196». 
Lanctot,  Denys  I  228. 
LoDctbU  Hermine  I  256. 
Landay,  Maurice  II  29. 
Lande'  de  Calan,  Vlcomte 

Ch.  de  la  II  216. 
Landerretche  I  33. 
Landgraf,G.  11217.221»». 
Landy,  Maurice,  II  33. 
Lane,  W.  Coolidge  II 1 14»». 
Lang,  Andrew   II  288*»*. 
Lange,   J.  H.    II    176»». 

182»'. 
Iiangeiier,  Charles  I  247. 


10 


Langlois,    Ch.-V.    II    2. 

299  »*. 
Langlois,  E.  I  178.  11  ?•. 

216^».    288*".    302". 

334.  345.  347. 
Lapaire,  Hugues  II  7  •. 
Largeau  I  261. 
Larochelle,   Joseph   C.   I 

242. 
La  Roneifere,  Ch.  de  1 252. 
Larroumet  II  191  *». 
Lassaugue,  Eg.  I  28. 
Latrelie,  C.  II  16". 
Lattes  1  37».    38.    39". 

40".  140". 
Latulipe,  E.  A.  I  243. 
Lauman,  E.  M.  Sutter  II 

51. 
Laurila,  K.  S.  I  9". 
Laut,  Anna  0.  I  232.  257. 
La  Vaudifere,  Jane  de  II 

39. 
Lavedan,  Henri  II  50. 
Laveüle,  E.  I  183*>. 
Leaii,  L.  I  10»». 
Leblanc,  Georgette  II  53. 
Leblanc,  Maurice  II  31. 
Leblond,  Marius  Ary   II 

19  ^  39.  55. 
Le  Braz,  A.  II  343«. 
Le  Breton,  M.  I  236. 
LeCardonnet,  Louis  II  67. 
Leclercq  I  43»«. 
Lederer  I  67  ». 
Leffevre,  Edmond  I  193»». 

II  77 »^  ". 
Legendre,  Louis  II 66.  73. 
Le  Goffic,  Charies  I  237. 
Legu6,  Gabriel  II  48. 
Leguiel,  Emile  II  352*. 
Lehmann,  A.  IV  30. 
Leibecke,  Otto   II  300". 
Lejeune,  Jean  I  184»*. 
Lejeune,  Martin   I  184»*. 

185»». 
Le  Larmandie  11  43. 
Le  Lorrain,  Virdle  II  74. 
Lemaitre,  Claude  II  40. 
Lemay,  L.  I  241. 
Lemay,  P.  I  243.  254. 
Lemm,  Oskar  von  II 304". 
Lemoine,  J.  M.  I  229. 
Lemonnier,  Camille  II  56. 
Lenel,  O.    I  55»".     76». 

Lengnick,'  B.  IV  73. 
Lenötre,  G.  II  50. 
Lenti,  G.  II  96»». 
Lenz  1  203*». 
Leo  I  59.  62»». 
Leonhardt»  Benno  II 210"». 


Leopold  I  52»». 
Lepaire,  Hugues  II  44. 
Lequarr^,  Nicolas  I  182*. 

183".  *». 
Lerberghe,  Charles  van  II 

68. 
Le  Kohn,  Pierre  H  20. 
Le  Roy  I  242. 
Leroy-Beauh'eu,  Paul  1 220. 
Leruth,  Jules  I  184»». 
Lesage,  Jules  S.  1 226. 253. 
Lesneur,  D.  II  36.  43.  60. 
Lessing  I  67". 
Levi,  1.  R.  II  191». 
Levi,  Enrico  I  120 '•. 
LeviMalvano,E.II137". 
Levi,  Ugo  I  135". 
Levy,  Emil  I  189.  190". 

IV  22  f. 
Lewis,    Charlton    M.    II 

191 ». 
Leyen,  Friedrich  von  der 

II  303*^ 
Leykauff  IV  2. 
Leynardi,  L.  II  110". 
Lucchini,  Luigi  II  151  **. 
Luce,  Alice  II  208»". 
Luchaire,  J.  I  131*. 
Luciani,  J.  D.  I  258. 
Ludwig,  Gustav  III  8. 
Luick,  Kart  II  194*\ 
Luiso,  F.  P.  II  115»*.  »». 
Lumbroso,     Alberto      II 

226'».  285  *<>^ 
Lumet,  Louis  II  23. 
Lussana,  S.  II  140. 
Luzi,  Johann  I  116». 
Luzio,   Aless.    II    154  **. 

155»».  158»«. 
Lichtenberg,  A.  II  45. 
Lichten  stein,    Julius .   II 

275»»". 
Liddell,  Mark  H.  II 175  *^ 
Liebermann,    F.     H    3. 

184  »^ 
U^geois,   Camille   II  2». 

333»". 
Liese  11*285*'». 
Ligny,   Ernest  de   I  240. 
Limet,  Charies  II  66. 
Lindemann,  H.  II  184». 
Lindner,  Gerh.  II  344. 
Lindsay    I    43*».    55»'*. 

59  »\'».  60".  67».  72»». 

73".  89»».  228. 
Link  I  131". 
Linschroann,  Th.  I  19.  31. 
Lintilhac,  Eugene  II 342». 
Lioubow,  Genia  II  26. 
Lisio  I  117. 
Littmann,  E.  I  258. 


Uabrfo,  G.  II  351». 
LocelU,  G.  I  131. 
Locock,  Miss  II  188*». 
L0seth,    E.    II    319  »•». 

332  »»*. 
Löwe,RichardI111.216". 
Logemann,  H.   II  201  »*. 
Lohmann  IV  27. 
Lomon,  Ch.  II  45. 
Lonati,  Giov.  I  147«». 
Longnon,  A.  II  260. 
Lo  Parco,  Franc.  II 149  ". 

152»«. 
Lopes,  David  I  34.  200». 
Loria,  G.  II  140. 
Lorin,  Henri  I  32. 
Loriquet.  H.  II  344. 
Lorrain,  Jean  H  37. 
Lorris,  Claude  II  52. 
Lortie,  Edmond  I  225. 
Lortie,  S.  A.  I  219.  239. 
Lot.    F.     II   223—227  « 

pa88im.231»".233»»^234. 

235.   240»»».   245.  246. 

249.   250.   257"».  272. 

273.     282  »•».     291  *•». 

320»^.  345. 
Loth,  J.   II   224.   228»». 

231 »".     235.     249 "». 

291  *»». 
Loti  I  33. 
Lovera  I  131". 
Lowes,  John  Livington  II 

187".  188". 
Lowinsky  I  10". 
Loyson,   Paul  Hyadnthe 

II  58. 

Lozzi,  Carlo  III  4. 
nabellini,  Adolfo  II  79. 
Mc  Aleer,  George  I  245. 
Maccaber,  E.  II  128». 
Macchioro,  G.  II  128». 
Mac^  II  75. 
Macdonald  I  35. 
Mc  Kenzie ,    Kennet     II 

114»». 
McKnight,G.H.II186". 
Mc  Laughlin,  J.  I  179. 
Maddalena,  E.  I  130". 

131 ».  ".  156". 
Madeleine  I  226. 
Madeline,  Jean  U  40. 
Mael,  Pierre  II  39.  75. 
Maeterlinck,  M.  II  34. 
Majrnan  I  218.  228.  235. 
Majorca  Mortillaro,  L.  M. 

III  4. 

Male,  E.  II  343. 
Malzac  I  262. 
Mandni,  A.  I  75»*. 
MSndrescu,  S.  C.  1 108». 


K.  Gruber  u.  A.  Werner. 


11 


MaDdrot,  B.  de  II  4'*. 
Manger  IV  2.  61". 
Mangold,  W.  IV  59»«. 
Manicardi  II  118'. 
Manly,    John   Matth.   II 

193  *•. 
Manni,  Gins.  II  157". 
MannuccilUO».  II 102. 
Mantoux  II  203*<>*. 
Manz,  Georg  II  344". 
Maragall,  Joan  II  352. 
Maragliano,  Aless.  1 149  ^^ 
March^,  I^o  II  33. 
Marcheean,  A.  II  111". 
Marchesi,  G.  B.  II  132". 
Marchot  I  120  ^  130.   II 

237 1*0^ 

Marcile,  M.  J.  I  240. 
MarÄ5hal,  A.  I  182  »•. 
Maredy,  P.  II  342. 
Marenduzzo,  A.  II  144". 
Margueritte,  Paul  II  51. 
Margueritte,  Victor  II 51. 
Mari,  Giov.  II  159". 
Marianu  I  115  ". 
Mariel,  Jean  II  66. 
Marienescu,  A.  I  115. 
Marion,  Jos.  A.  I  241. 
Marni,  J.  II  56.  57. 
Marnier  I  178  ^ 
Marquardt,Wilh.II  327»". 
Marsolleau,  Louis   II  48. 
Martial,     Lydie    II    27. 

58. 
Martin,  E.   II  2.  319*«»*. 

339 »". 
Martini,  Wolfgang  II 17  **. 
Maruffi,    G.     II    110". 

116«'. 
Marx  I  43".  *•.  60".  ". 

IV  28. 
Mary,  Jules  II  36. 
Masi.  Corrado  II  159»\ 
Maspero,  G.  II  218». 
Massara,  Ant.  I  147". 
Massarani,  TulloII192»». 
Massara,  Aldo  Francesco 

II  92.  97.  118\  121  >•. 
Massicotte,    £.  Z.  I  226. 

247.  256. 
Massing,  Heinr.  IV  24. 
Mass6  Torients,  J.  II 350. 

352. 
Masson,  Maurice  II  16»'. 
Mathieu,  E.  I  185". 
Mathieu,  O.  E.  I  219. 
Mathieu ,     Theodore     II 

346". 
Mathiex,  Paul  II  30. 
Matthews ,     Brander    II 

183". 


Matzke,  John  E.  II  8".  •. 

184». 
Maubeuge,  Luden  1 184  '^ 
Mauntz,  Alfr.  v.  II199'«. 
Maurenbrecher  I  66  »^ 
Maurer,  Thöod.  II  67. 
Maurey,  M.  II  23. 
Maz^,  Jules  II  37. 
Mazzatinti,  G.  I  131». 
Mazzoleni,  P.  I  121».   II 

157. 
Mazzoni,    Guido    II    92. 

110»  ".    116".    148». 

153". 
Mead ,    William    Edward 

II  184  \ 
Mebus.  Friedr.  II  177'*. 
Medem  IV  73. 
Megali  del  Giudice  III 5. 
Mehren  I  34. 
Meillet  I  55"». 
MeUleur-BartheJ.B.I237. 

253. 
Mele,  E.  III  4. 
Mend^  Gatulle  II  22.  69. 
Men^ndez  Pidal  135.209». 
Men^ndez  y  Pelayo  I  35. 
Menger,  Louis  Emil  1 185 ». 
Menghini,  Mario  II  156. 
Mengin,  Urbam  II  147*. 
Mennung,  Albert  II  10. 
Mensendieck  II  175". 
Menzel,  W.  II  256  "^ 
Menzio,P.A.II105.106«. 
Mercati,  G.  II  132»*. 
Mercier,  G.  I  258. 
Meringer,  R.  111»».  53  »^ 

58*. 
Merlato,  Maria  III  4. 
Merlo,   Clemente   I  86". 

128»».  140  ^  143». 
Mertens,  Paul  II  244»»*. 
Merturi,  Gaspare  Jacova 

I  215». 
Mesquito  I  121 »». 
Mettrop,    J.    II    240»»*. 

247  so«  248"».  297». 
Metzger,  Fr.  IV  58  »^ 
Meunier,  Mme.   Stanislas 

I  43»».  45.  II  61. 
Meyer,  Edward  II  201  •*. 
Meyer,    Kuno   II  234»*». 

318".  »**". 
Meyer,  Paul  143*».  113. 

8.259"».  273»»».  289***. 

290  **».     293  *'*.      294. 

299  »*.    302  »0.     306 »». 

329»*^—»".  330»*».  331 

»*».  332»»*.  337»".  344. 

348. 
Meyer-Lübke,   W.    1  35. 


41*».  70  ».73**.  11 1.1 18». 

120.122»°.".  123.127. 

133.  154*.  169»*.  160". 

177»*.  178.  213*^ 
Miagostovich,  V.  II  157. 
Michaelis,     Bophus     II 

289  *»^ 
Michaelis  de  Vasooncellos, 

Caroline  I  212.  2]3*^ 

II  283»»». 
Michaut,  G.  II  288*»». 
Michel,  Louise  II  75. 
Michelet,  J.  I  192*». 
Michelis,  de  I  24. 
Michieli,  A.  A.  II  143". 
Middleton,  J.  E.  I  244. 
Mielvaque,  Marcel  II  35. 
Miessner,  Fritz  II  184»°. 
Mignault,P.B.  1225. 240. 
Milä,  Lluis  II  353. 
Miliar.  J.  H.  II  183*'. 
MiUardet,  G.  1 190".  190. 

190»». 
MiUer,  J.  IV  40. 
Milner,  W.  G.  I  232. 
Minckwitz,  M.  J.  U  254  *»». 

319 »". 
Mlndru  11  161. 
Mirbeau,   Octave    II  21. 

349*». 
Miret  y  Sans  I  34. 
Modona,  Leonello  II  98. 
Moguel,  J.-A.  I  21. 
Moguel,  J.  J.  I  21. 
Mohl,  F.  I  159.  202»». 
Moldovan  II  161. 
Molinaro  Del  Chiaro,  L. 

I  131»». 
Molinier,  Auguste  II  1*. 
Mollenhauer,  E.  IV  56'. 
Molmenti,  P.  II  131 »». 
Momigliano,AttilioI  128»». 
Mommsen  I  55»»». 
Monaci  I  75»».  II  88.  91. 

103.  117». 
Mondon-Vidailhet  I  261. 
Monod,  B.  II  6». 
Monod,  E.  I  ::0. 
Monro,  C.  H.  I  76*. 
Montanari,  EugeniaI121». 
Montandy,  A.  II  66. 
Montclavel,    Raymond    I 

251. 
Mont^gut,  Maurice  II  24. 
Montefl,  C.  I  259. 
Montfort,  Eugene  II  34»». 

57.  61. 
Moore,  Edward  II  107».  \ 
Moorman,    Fred.    W.   II 

193  *^ 
Morias,  Jean  II  48- 


12 


Autoreiiregister. 


Morean,  E.  II  21. 
Moreau,  HeDri  I  220. 
Morel,  Emil  II  25. 
Morel,  Eugene  II  34. 
Morel,  Jacques  I  256. 
Morel-Fatio    I  209».    II 

304". 
Morf.  H.  II  14. 
Morice,  A.  G.  I  255. 
Morici,  M.  I  121«. 
Morillot,  Paul  II  11*. 
Moroncini,  Franc.  II 116*. 
MoroBini,  Ida  II  141  ^ 
Morris,  William  II 289*". 
Morrison,    Alfred    J.    II 

311  ^>.  313".  326"*- 
Morsbach  II  173  «>. 
Mortensen,  Johan  II 341. 
Moser,  Hans  I  106". 
Mottola,  8.  IV  59". 
Motylinski,  A.  de  I  258. 

259. 
Mouli^ras  I  258.  259. 
Mflhlan,  A.  IV  69.  70. 
MüUer,  Albin  II  309". 
Müller,  H.  IV  33». 
Müller,  Heinrich  II 327  »•. 
Müller,  K.  IV  54. 
Müller-Fraureuth  13»®. 
Mugica,  M.  I  22. 
Mulas,  Antonio  I  158 '^ 
Munteanu,St.I115.116»'. 
Muoni,   Guido    II    146'. 

147*. 
Muret,  E.  II  231"«.  232 

10«  107^   233  "».    282  "*. 

317. 
Musatti,  Cesare  1 145  ". ". 

146".  III  5. 
Mus8afia,A.I118M31». 

147**.   II  99".  239  "^ 

289**».  317  »^  318"*. 
Musset,  Georges  I  251. 
Mussin  I  121. 
Myrand,  Emest  I  218. 
Hädejde,  S.  II  165. 
Nadiani,  Pompeo  II 111". 
Nallino  I  34. 
Nanu  II  161. 
Naquet,  Alfred  II  20. 
Nästurel  I  116". 
Natali.  G.  II  128».  136". 
Nau,  John  Antoine  II  65. 
Navanteri,  G.  II  146*». 
Nazari  I  55"«. 
Nechelput  IV  75. 
Negelem,  von  I  116". 
Negri,    Giov.    II    150»». 

151 ". 
Nehb,  Georg  IV  24. 
Neilson,G.  11176f.l83". 


Neilson,  W.  A.  II  284*«». 
Nelligan,  L.  I  241. 
Neri,  A.  II  143«. 
Nerucci,  Gherordo  HI  5. 
Nerval,  Jacques  II  39. 
Nerval,  Marie  II  39. 
Netri  I  130". 
Neumann,  Ernst  III  7. 
Neumann,  Fritz  IV  21  f. 
Neumann-Spallart  1 132  ^^ 
Nevers,  Edmond  de  1 222. 

243.  256. 
Newell,  William  Wells  II 

173«.    228".     239  >". 

266»".  270  "•. 
Nicholson,  Byron  I  233. 

253. 
Nicholson,  Beynold  A.  II 

280«". 
Niccolini,  F.  II  133".". 

139". 
Nicolita-Voronca,    Elena 

II  115". 
Niedermann  1 44  *'  f.  45  "«. 

46.  55 "»f. 
Nief,  Fernand  II  50. 
Nigillo-Dionisi,    Giacomo 

III  8. 

Nigra  I  80».  86".    120. 

127.     128.    142.    143». 

189».  200.  207.  208  »^ 

211»». 
Nisio,  G.  II  129". 
Nisson,  C.  II  63. 
Nitze,    Will.    Albert    II 

225^^226. 265  »".309". 

312^*,  ". 
NoaiUes',  de  I  237.  II  46. 
Nolhac,  Pierre  de  II  50. 
Nordby,  C.  H.  II  171». 
Normandy  II  21. 
Northrup,    Clark    S.    II 

177". 
Nouy,  de  II  54". 
Novakowski,  Arthur  II 31. 
Novati,  F.  I  75.  II  110»». 

137".  149'«.  237"». 
Nunevais,  A.  I  218. 
Nutt,  Alfred  II 238. 242»»». 

265»". 
Nyrop,K.I131.II334»»». 
Oberziner,  L.  I  146*». 
Obrador  y  Bennassar,  M. 

II  351 '. 
Odessus  I  237. 
Oelsner,  H.  II  287*»». 
Oestberg  I  189*. 
Ogden,  Philip  II  256"». 
OGver,  M.  S.  352». 
Olivier,  Arthur  I  225. 
Olivier,  L.  M.  II  59. 


Olivieri,  G.  II  146*». 
Olphe-Galliard  I  29. 
Olsen  I  40«». 
Omont,  Henri  U  3. 
Opitz  I  66». 
Orcutt,  Wm.  I  257. 
Orlando,  Filippo  II 153". 
Orieanu  I  102. 
Ortiz,    Ramiro    II    76  •. 

100  ff. 
Osimo,  V.  II  136". 
Ostermann ,    Ludwig    II 

173»».  174»». 
Osthoff  I  39". 
Otto,  W.  I  49". 
Outer,  Nestor  I  185. 
Oxilia,  Gius.  ügoll  155". 
F.  H.  H.  N.  I  215». 
Padfique  I  227. 
Pagnotti,  Tom.  II  144*». 
Palante,  G.  II  21. 
Palgrave,   Frands  T.  II 

191".  211»*». 
Palrick,  David  H  172*. 
Pampaion,  Pierre  I  218. 
Panconcelli-Calzia,  Giulio 

I  15».  118.  126. 
Panella,  Ines  II  142  ^ 
Pano,  Mariano  de  I  34. 
Pansa,  Giovanni  III  2. 
Panzacchi,  E.  II  110*»  f. 

157  •». 
Panzer,  Friedr.  II  199'*. 

222»».    264»".    267»»». 

284*". 
Papa,  P.'  II  116»*. 
Papahagi,  N.  II  166. 
Päquet,  L.  A.  I  219.  242. 
Parducd,  Amos  II 122»». 
Parducci,  P.  II  130»'. 
Parent,  S.  N.  I  240. 
Paris,  Gaston  I  33.  II 1 ». 

3.  123»*.  224»*.  227". 

228»».  230.  234»»».  235. 

236.     238.     240.    243. 

245—248. 
PariseUe.  E.  IV  70. 
Parker,  Sir  Gilbert  I  245. 
Parkman,  Francis  I  233. 
Parmelee,  E.  W.  I  257. 
Parmelee,  G.  W.  I  231. 
Parmenüer,  Florian  II 46. 
Parodi,  E.  G.  I  122. 123. 

126.  127.  132.  148.   II 

84.  102»^  106.  110»»f. 

111»<».  114*'.  235»". 
Parodi,  Emma  III  1. 
Paipal  y  Margues,  Goeme 

II  353. 

Pascal,  C.  I  66».  IH  4. 
Paacu  I  100.  110. 


K.  Graber  u.  A.  Werner. 


13 


Pasiiii,F.I121MI133*». 

141».  142».*. 
Passerini,  G.  L.  11 109  ". 

116« 
Passy,  Fr6d.  II  65. 
Paesy,  P.  1  18^*. 
Pat^,  Lucien  II  73. 
Patech,  C.  I  216.  217". 
Paueß,    A.   C.   II    175". 

186". 
Paufler,  Max  IV  22f. 
Paul,  Th.  II  17". 
Pavolini,  P.  E.  1 26.  III  3. 
Payen-Paype,  De  V.  IV  74. 
PearsoD,  Eraest  I  32. 
Pecchiai,PioI131MI92. 
Peders,  Maurice  I  185". 
Pedrolli,  8.  II  131". 
Pedrotti,  G.  I  146". 
Pein,  Ernst  II  347. 
P^ladan  II  42.  46.  57". 
P^liasier,  L.  G.  II  137". 
Pellandini,  Vittore  1 146«. 
Pellegrini,    Flaminio    II 

104.  110".  142  •. 
Pelletier,  Antonio  I  240. 
Pelletier,  W.  Eug^e  1 229. 
Pennacchi,  F.  II  151  *•. 
Percie  I  24. 
P^n»po  II  103. 
Pereira,  F.  M.  Eetevea  1 

260.  261. 
Pereira,  Joa^  Ma.  Arteaga 

I  194*. 
Pereira  de  Lima  I  24. 
Per^,  R.  D.  II  353. 
Pernot,  Alfred  IV  50". 
Peron,  Guy  II  45. 
Perret,  W.  II  189  »^ 
Perrin,  Jules  II  42. 
Perruchon  I  260.  261. 
Pescherard  II  54. 
Pesquidoux,  de  II  47. 
Peters,  Richard  II  303". 
Petersen,  Kate  O.II  181 ". 
Petrocchi ,     Policarpo     I 

117».  II  ]50".  ". 
Petsch,  R.  II  339"«. 
Peyrebrune,  G.  de  II  26. 
Peyton,  Pauline  Lancaster 

I  233. 
Pezz^-Pascolato,  Maria  II 

154  •*. 
Pfetter,'G.  I  178  ^ 
Philipot,    E.    II    246"*. 

257"*."*.  341. 
Philipp,  M.  I  69".  71». 
Philippe,  Louis  II  24. 
Phiihmore,  Miss  Cath.  M. 

II  111". 

Piagnoli,  Ägide  I  148  »^ 


Picciola,  G.  II  111»». 
Piccioni,  L.  II  107. 
Piccitto,  S.  II  134". 
Pichon  I  69«». 
Pioot,  Emile  II  349. 
Piootto,  G.  B.  II  111»*. 
Piektin,  Nicolas  I  183*». 
Pieri,  Silvio  I  74«».  118. 

119.  120.  123.  127. 129. 

130.  207»*. 
Pietech,  Karl  1197  ».198». 

211». 
Pihier,  H.  J.  M.  I  228. 
PiUet,     A.    II    297».   ». 

334"». 
Pilot,    Ant.    I  146".   II 

135  »^ 
Pilz,  Gl.  IV  28. 
Pimodan,  G.  de  II  47. 
Pineau,    L^on     II    78". 

341 "«. 
Piquet  II  242"*.   254"«. 

319  *•*. 
Pirenne,'H.  II  3".  4. 
Pirson,  Jules  I  43  »•.  II  2. 

334"».  336"».  IV  2. 
Pirsoul,  L^n  I  182". 
Pistelli,    Erm.   II    110". 

145**. 
Pitrfe,  G.  III  2. 
Pizzini,  Am.'ilia  I  121». 
Plan,  Paul  II  66. 
Plana  y  Dorca,  J.  II  352. 
Planchen,  L.  II  77 ». 
Piaton,  L.  A.  II  179». 
Platter  I  57  K 
Plattner,  Ph.  IV  56  ».59". 

61". 
Platz  I  4". 

Plessis,  Fr^deric  II  72. 
Plessis,  J.  O.  I  242. 
Piomb ,   Hermann   Peter 

Barend  II  291  *»». 
Plunkett,  Count  Hill*». 
Poinsot  II  21.  65. 
Poirier,    Pascal     I    222. 

242.  254. 
Poisson,  Adolphe  I  228. 
Pokrowsky  145*'».  55"*. 

***. 
Pol,  Stephane  II  32. 
Polacco,    Luigi    I    131»«. 

II  109". 
Pollard,Alfred  W.II172. 

183**.  189*». 
Polle,  Friedrich  13». 
PomairolSjCharles  de  II 69. 
Pope,  Mildred  I  178. 
Popovici,  Eusebiu  I  97. 
PopovicT,   Josif   I   111  »^ 

112»». 


Por^bowicz,  E.  II  299". 

307»». 
Porena,  Manfredi  II  106. 

137".  152*». 
Poateate  I  52". 
Postinger,  C.  T.  II 141  •», 
Potter,    Alfred   Qaghorn 

II  211"». 
Poup^,  E.  II  343. 
Pourot,  Paul  II  59. 
Pouvillon,  Emile  II  20. 
PreUwitz  I  56"».  "*. 
Preston,  W.  T.  R  I  233. 
Prettyman,  C.  William  II 

324"*. 
Pr^voet,  Marcel  II  27. 28. 

60. 
Prevoet,  P.  E.  I  229. 
Prieto  y  Vives  I  34. 
Prince,  E.  I  219. 
Prince,  J.  E.  I  219.  235. 
Privas,  Xavier  II  71. 
Probst  I  10". 
Pröscholdt,   L.  II  193*'. 

194**.  214"*. 
Prosiegel,  Theod.  II 182  *». 
Proto,  E.  II  112»». 
Proulx,  L.  T.  I  228. 
Prouvost,  Am6d^  II  64. 
Prudhomme,  L.  A.  1 238. 

253.  255.  256. 
Prunas,  Paolo  II  148».  \ 

157. 
Pünjer,  J.  IV  55». 
Pujot,  Albert  II  41. 
Pu^cariu,    Sextil   I  86*». 

90».  98".  100".    101. 

102*^  111.  112.  125". 

129.   130.  141*.  175*». 
Putnam.  E.  K.  II  184*. 
i|uerlon,  Pierre  de  II  46. 
Quillacq  I  69»*. 
B.,  0.  de  I  251. 
R.,  J.  I  211. 
Kachilde  II  44. 
Radford  I  46»».  48". 
Radulescu-Codin  I  116»». 
Raenke,  Hans  I  79. 
Raimbaud  I  259. 
Rajna,   Pio    II   98.    106. 

107.    111»*.   116.  117». 

125*».  132". 
Ramain  I  46»». 
Rambaldi,  P.  L.  II 110*». 

116»*. 
Rambaud  I  258.  II  47. 
Rameau,  Jean  II  33.  38. 

44. 
Rana,  Anfibio  I  149»*. 
Ranüvo  I  262. 
RaveUo,  F.  III  4. 


14 


Autorenregister. 


Bavenel,Leftwich  Florence 

IT  324»». 
BaJj  Anna  Chapin  1 257. 
Baymond,  Charles  II  38. 
Raynaud,  H.  II  7'\ 
Rebajoli  I  131". 
R^belliau,  A.  II  11*. 
Receveur,    Ant.    Sylv.   I 

247. 
Beck,  0.  II  255»*. 
Reclus,  On^sime  I  251. 
Begis,     M.     Aurelio     II 

111» 
Regnaud  I  56»».  "•. 
B^gnier,  Henri  de  II  49. 
Beibach  II  32. 
Beichel  I  51".  52» 
Beichel,  Qeorg  IV  47  K 
BeinhardstÖttner,  K.  von 

IV  27. 
Beinhart,  Emma  III  8. 
Beinhold,    J.    Henry    II 

223**.    286*".    300". 

327.  328. 
Beinsch,  Hugo  II  209»". 
Beis  IV  25. 
Belatore  I  118». 
Bemus,  Hans  II  181*». 
Benard,    Louis    Georges 

II  51. 
Beni,  Claude  II  52.  60. 
Benier  I  75.  II  111«  ". 
Bennert,  Alfred  II  298  •. 
Bentrop,  Emil  IV  24. 
Beschal,  Antoine  II  29. 
Besclauze   de  Bermon  II 

55. 
Besten,  A.  II  6». 
B^val,GabrielIe  II  36.55. 

56.  58. 
Beval,  Jean  II  36. 
Bevelli,  Paolo  III  5. 
Bh^aume  I  242. 
Bhys,  John  125.  II 249*»». 
Bibaux,  Adolphe  II  46. 
Bibecco,   Agostino  I  215. 
Bibera  I  34. 
Bicci,  C.  II  131*».  ». 
Bicci,  L.  II  111» 
Bicci,  Pericle  II  90. 
Bice  Holmes,  T.  I  27. 
Bice,  Karl  C.  185 '•.120. 
Bichepin,  Jacques  II  48. 
Bichter,  Elise  I  87". 
Bichter,  M.  II  6». 
Rickert,  Edith  II  283*«». 
Bienhardt,  Albert  IV  15. 
Bigal,  Eugene  II  9». 
Bigal.  Franjois  I  193». 
Bintelen,,  Fritz  III  8. 
Bipert,  Emile  II  72. 


Bisop,   Alfred    I    3*.    II 

285  *»^ 
Bistow,  A.  M.  IV  61". 
Bivalta,   Ercole  I  139«*. 

II  91. 
Bivani  I  219.  239. 
Biversdale,  Paul  II  59»». 
Bobbes,  J.  O.  II  111» 
Bobecchi,  Bricchetti  1261. 
Bobert,  O.  IV  46». 
Bobertson,    John   M.   II 

201 ". 
Bocca.  L.   II  105».  106. 

107.  108». 
Bochelle,  E.  IV  48».  49». 
Rochemont,   Quinette  de 

I  251. 
Rochemonteix,  Camille  de 

I  251. 

Rochon,  T^lesphore  I  236. 
Rod,  Edouard  II  19. 
Rodeffer,  J.  D.  II  176»^ 

221 »». 
Rodes,  Jean  II  23. 
Roethe,  G.  II  274». 
Röttgers  IV  28. 
Rottiger,  W.  II  231. 
Rogivue,  H.  I  180. 
Rohde,  Richaid  II  4. 
Roland  I  181 ». 
Roland,  Romain  II  48». 
Rolla,  A.  II  128  »^ 
Romanescu,    Aristizza  II 

163. 
Romani,F.II109»».110». 
Romano,  M.  II  146*». 
Romano,  S.  129»».  »*. 
Ronchamp ,    Eugene    de 

II  25. 

Ronzoni,  D.  II  110»». 
Roques,  M.  II  2.  298»». 
Rosenhagen,  G.  II  250»^ 

253»». 
Rosenthal,     Ludwig     II 

205»»». 
Rosny,  J.  H.  1131.42»'. 

43.  55.  62. 
Roßsbach,  O.  I  65*. 
Rössel,  V.  II  128». 
Rossellö,  J.  II  352. 
Rossi,  Attilio  II  320»''*. 
Rossi,  G.  I  144»*.  148*». 

IV  26. 
Rossi,  Vittorio  II  127». 
Rossmann  IV  19**. 
Rotger  y  Capllonch  1 19o». 
Rouillard,  Eugene  I  219. 
Rouleau,   Th.   G.   I  235. 

242.  247. 
Rousseau,  Edmond  I  240. 
Roussette  II  299»*. 


Bouthier,    A.   B.   I  243. 

255. 
Boutier,    Gaston    II   38. 

47»». 
Roy,  Camille  I  219.  236. 

239. 
Roy,    Emile    II    345  ". 

346»».  »^  347.  348. 
Roy,  Ferdinand  I  225. 
Roy,  J.  C.  I  247. 
Roy,  J.  E.  I  219.  253. 
Roy,  J.  H.  I  228. 
Roy,  Pierre  Georges  1 218. 

228.  235.  247.  253. 
Roy,   R^gis  I  235.   240. 

242.  247.  255. 
Rozier  I  220. 
Rozwadowski,  Jan  v.  II». 

56  »»^ 
Rubiö  y  Lluch,  A.  II 352'. 
Rusinol,  Santiago  II 352. 
Rustica  II  22. 
Rustique,  Urbain  I  241. 
Ruth,  Rudolf  II  292*». 
Rydberff,  Gustev  I  81. 
Rzewusky,  Btanisla  II 38. 
Saavedra,  Eduardo  I  34. 

35. 
Sabbadini,  R.  I  138»*. 
ßabersky,  Heinr.  I  131  **. 
Sacerdote,  Gustavo  I  131. 
Sackmann  IV  20. 
Sachrow,  Karl   II  220». 

304. 
Sadoveanu,  Mihail  II 165. 
Sahr,  J.  IV  64. 
Saint-Aulaire,  A.  de  II 38. 
St-Croix,  Camille  de  II 

47. 
Saint-Denis,  J.  I  254. 
Sakman,  P.  II  14»*. 
Salandra.  A.  II  111*«. 
Saliwürk,  Edmund  von  II 

288*»». 
Saliwürk,   Ernst  von   IV 

27.  51. 
Salvadori,  Giulio  II  95.96. 
Salvioni,  Carlo  1119.  122. 

126.     127.     130.     144. 

145»».      146»».       147. 

148  *».     174  *'.     176  »^ 

201»».    202»».     206*». 

208  ••.    II  103. 
Sander,  G.  E.  II  178». 
Sandfeld^ensen  I   102*». 

105**.  *».  110.  216. 
Sandu,  C.  II  165. 
Santerrc,  AI.  I  229.  242. 

255. 
Santi,  F.-V.  II  143*«. 
Santoro,  D.  II  112»'. 


K.  Graber  u.  A.  Werner. 


15 


Sanvisenti,    Bemardo    II 

120". 
Sanxo,  P.  A.  I  195». 
Saran,  F.  II  237  "•.  259. 
8ardou,  A.  L.  I  178. 
Bamette,  Fernand  II  30. 

48. 
Saroihandy  I  210»b. 
ßarran,  F.  II  77 ». 
Sarrazin,  Gregor  II  197. 

198^    208«'.    209»«. 

215  "•. 
Sarrieu  I  190*'. 
Sattler,  Anton  II  274»". 
Saulze,  Abb^  IV  2. 
Sauyin,  G.  II  56. 
Savj -Lopez,   P.   I    118». 

128.   129.  168»    189«. 

1179.82^84.95.305". 

329  »•. 
Sayntices,  P.  II  23. 
Sbiera,  Rada  J.  I  97 ». 
Scandone,   Francesco    II 

93. 
Scartazzini,  A.  I  121 »». 
Scartazzini   I    121  '».    II 

105.  109". 
Schabitz,  Alfred  I  187*. 
Schädel,   Bemh.    I    124. 

131«.  195».  IV  4. 
Schäfenacker,  Paul  II  337 

Schafetaedt,  H.  II  328*". 
Schambach  II  301». 
Schanz,  M.  I  67». 
Scharff,  Paul  I  183". 
Scheffer,  Robert  I  28.  II 

23. 
Scheffler,  Wilh.  IV  26. 
Scheftelowitz  I  56"». 
ScheUing,  F.  E.  II  178»». 
Schenk,  A.  IV  47«. 
Schenkl,  K.  I  68". 
Schepp,  Fritz  U  300". 
Scherillo.  M.  II  110". 
Scherping  II  7*. 
Scherzer,  Jane  B.  II 182 »«. 
Schiavello,  G.  II  130". 
Schick,    Jos.    n     194". 

208  "♦. 
Schirö,  Giuseppe  I  215". 
Schlaeger,  II  251 "». 
Schleidi,  G.  II  201»». 
Schlicher  I  47  »^ 
Schlossmann,  S.    I  56"». 

77. 
Schmid,  D.  II  212  ff. 
Schmidt  IV  70. 
Schmidt,    Joh.    I   42»«». 

48'*.  49 '». 
Schmidt,  B.  II  Q\ 


Schmiel  II  7«. 
Schmitt,  Joseph  I  252. 
Schneegans,  F.  Ed.  II  6. 

202.  204»".  IV  21. 
Schneegans,  Heinrich    II 

10«.  304".  IV  2. 
Schober  I  63  »^  IV  2. 
Scholl  I  59".  61. 
Schömbs,  Jakob  II  195". 
Schonbach.  A.E.  11254«»«. 
Schöpke,  O.  IV  62«*. 
Schofield,W.H.lI125". 

179  ".     186  ".     224  »•. 

257«".  284"«. 
Schorbach,  K.  II  294*»*. 
Schoultz-Adaiewski,    Ella 

de  III  3. 
Schrader,  O.  I  11»». 
Schramm,  P.  IV  62«».      . 
Schramm,  WiUy  II 203  "•. 
Schreyer,  Kurt  I  108«^ 
Schröder,  E.  II  232  "». 
Sehröder,  Otto  IV  18. 
Schröer,  A.  II  202»«. 
Schuchardt,    H.    I    10»*. 

19.  20  23.  24.  53.  80«. 

81».».  84".  ".85"—". 

98.99.128.130.145".". 

171.  200  ".".201. 202««. 

203.  207»«.    208»«.  ". 
211—214. 

Schulze  I  36. 
Schuind,  Jean  I  184»». 
Schullerus  I  112«». 
Schulten,  A.  I  48". 
Schultz-Gorall  16".  17«». 

219  ".240"*.  304.305". 

330"».  335"». 
Schulz,    Otto    II    297». 

306»». 
Schulze,  A.  I  51«*.  87«». 

II  245 '»^  250.  287*". 

309  •»^•7. 

Schulze,  W.  I  38«*.  43**. 

48«*.    56«*.    70*.    72*». 
Schumacher,  Hans  III  7. 
Schürt,  Edouard  II  38  ". 
Schuster  I  112»». 
Schweigel,  M.  IV  46'. 
Schwend  IV  27  f. 
Scipioni,  D.  II  136»». 
Scott,  H.  A.  I  228. 
Scott,    Mary  Auguste   II 

193»». 
Scripture,  E.  W.  I  15'. 
Scurtu,  J.  II  161. 
S^cheresse  I  43**. 
Sedgwick,  Henry  Dwight 

I  234. 
Seelheim,  Karl  II  290"». 

332  *»«. 


Segrfe,  A.  II  130*». 
Segife,  U.  II  128'. 
Seidel,  A.  IV  46«. 
SeUa,  Pietro  I  140««. 
Semeria  II  110«». 
Senes,  G.  I  121*. 
Sepet,  Marius  II  342*. 
Sepulcri  171'.  73*«.  131». 
Seregni,  Giov.  I  139«». 
Serra  y  Pag^,   Boeendo 

I  194«. 

Settegast,  E.  II  335*»». 
Setti,  G.  II  144»*. 
Seybold  I  34.  205  •\ 
Sforza,  Giov.  II  149». 
Shadwell  U  107. 
Shaw,  J.  E.  I  119. 
Siefken,  Ortgies  II  188»*. 

322**«. 
Sienkiewicz,  Jeanne  II 70. 
Sieper,  E.  II  182".  *». 
Sigaux  II  57. 
Silvain  II  72. 
Simard,  Henri  I  219.  236. 
Simeoni,  Attilio  II  112»*. 
Simioni,  A.  II  131  «^ 
Simon,  Gust.  II  17«». 
Simon,    Joh.     Alph.    H 

244*'». 
Simon,  Jules  IV  1. 
Singer,  S.  H  221»*.  222»». 

230.     241  *»».     255 «". 

256«»'.   267»*«.    274»". 

275»»*.  309»*. 
Sinko,  Th.  I  74»*. 
Sirois,  N.  J.  I  242. 
Sirven,  P.  II  138»*. 
Sisti,  Alfonso  I  117*. 
Sjögren  I  60  «^ 
Skeat,  Walter  W.  II 172'. 

173  «'.     176  »».     180  ««. 

182»*.  187".  285*". 
Skutsch,  F.  I  37  *.  ».  40. 

45.    50'».    52'».    56"«. 

58.  60««.  »«.61»*.  62»*.»». 
Smith  I  219.  II  198. 
Smith,  G.  G.  II  176". 
Smith,    James    Bobinson 

II  118». 

Smyth,  AlbertH.  II 199'». 
Sneyders  de  Vogel,  K.  II 

330**». 
Söderhjelm.    W.    I    81'. 

II  231*»*.  292*»'. 
Söhring,  O.  II  216  f. 
Soeurs  de  la  Charit^  de  la 

Providence  de  Montr^l 

I  218. 
Solerti,  Ang.  II  142». 
Solmi,    Arngo    I    171". 

172«*. 


16 

Solmsen    I    39".    43«». 

44«  M,  45 "..ÖS. 66»". 
Sommer,  F.  I  42»*.  44*». 

56"«. 
Sorbelli,  Albano  I  139*». 
Sorel,  Albert-Emile  II  57. 
Soubis,  Albert  II  34»o. 
Souchon,  Paul  II  72. 
Soulice,  F.  I  178. 
Souli^,  A.  II  48. 
Soulier,  F^licien  II  72. 
Soureih,    Audriu    del    I 

193'». 
Sperantia,  Th.    I    116»'. 

II  163. 
Sperati,  R.  II  134*». 
Speyer  I  56  "». 
Spezzi,  Pio  II  18. 
Spüler  II  339»»». 
Spingam,  Elias  II  192". 
Spohn  IV  63  '\ 
StadelmaDD,  F.  I  180. 
Staerk,  WUly  II  271»". 
Stapfer,  Paul  II  202»». 
Steckel,  H.  IV  59  ». 
Steinmetz,  Eail    I  216'>. 
Steinmüller,    Georg     IV 

fifi 
Steffeus,  G.  II  250«*. 
Stempe,  V.  I  30. 
Stemplinger,  E.  II  12». 
Stengel,E.II18'*.320»«». 

326»".   327»».    329»*». 

338'»».  »»*.  347. 
Stern,  Emil  1  VK 
Stern,  L.  Chr.  II  234 »". 
Stevens,  E.  M.  I  120». 
Stevenson,  W.  H.  II 176»^ 
Stiavelli,  G.  II  159«». 
Stiefel,    Artur  Ludw.    II 

10».  209  "^  210"*.  "». 
Stier,  G.  IV  54*. 
Stimming,  A.  II  332"». 
Stolz  I  44»».  45»».  50»'». 

51»«.    56»»*—'".    72 '^ 
Stone,   Will.  Johnson    II 

191 »». 
Stopes,   Charlotte    C.   II 

175". 
Stowasser  I  52»*.    56"». 

.58».  70». 
Strauss,  Ren^e  Paul  I  32. 
Streblow,  E.  II  347. 
Strekelj,  K.  I  117*.    120. 

144".  ". 
Stryienski,  C.  II  202»». 
Stucke  I  85.  178». 
Sturdza,  AL  I  114. 
Sturmfels,  A.  IV  72. 
Sturtevant  I  51»».  72". 
Stutzenberger  I  69*». 


Autorenregister. 

Subak,    Julius    I    164»*. 

177»».  212»».  II  290"». 
Suchier,H.II99»».228»». 

230.     243  »•».     273 »»». 

278.  287.  294*".  297». 

309  •♦.    320"'.    385»»*. 

336»»».  "«.  337»»*.  347. 
Suconay  Vall^  T.  II 352. 
Suite,    Benjamin    I   222. 

242.  253. 
Supino,  J.  B.  II  116. 
Sutter-Laumann,  E.  M.  II 

51. 
Suttina,L.II110".  114»». 
Sylvain,  Ph.  I  236. 
Taffanel  I  262. 
Tailhade,  Laurent  II  64. 
Tambara,  G.  II  155»»* 
Taruffini-Ciardini  I  131. 
Taschereau  I  229. 
Tatlock,  J.  S.  P.  II  181". 
TavaresdeMelloII168ff. 
Ten  Brink,  JanII286*'^ 
Tendering  IV  74. 
Teichert  11  183»*. 
Teichmann  1 131 ".  113». 
Teneo  II,  37. 
Teodorescn  -  Kiriieanu    I 

116»*. 
T^ramond,  Guy  de  II  53. 
Terribile,  B.  II  140»*. 
Tesser^s  I  201. 
T^u,  Horace  I  228.  235. 

242.  254. 
Texte,  Jos.  II  202»'. 
Teza   I  130»».    II   137". 

157". 
Thamhayn  IV  76. 
Th^moin,  F.  IV  53». 
Theuriet,  Andr^  II  35. 36. 
Thomas,  A.    I    15».   178. 

189».  \  ».  190.    II  76. 

243"'.  246'»».  342.343. 
Thompson  II  302»*. 
Thouar,  Pietro  III  3. 
Thurau,  G.  14»*.  II 18»». 
Thurneysen,  Rudolf  I  7  ". 

44»».  54.  56»*®.  57»*®. 
Thwaites,   Reuben   Gold. 

I  234. 

Tibbals,  KateWatkins  II 

330 »". 
Tiktin  I  93.  102»».  106. 
Tinayne,  Marcelle  II  49*». 
Tissi^,  Philippe  I  32. 
Tobler,  A.    I   89»».     178. 

II  85.    200»®.    273»". 
293*"*.  318»». 

Tocco,    F.  II   ilO**.  144 

**.  *». 
Todd,  H.  A.  I  185. 


Todt,    August    I    132  »•. 

IV  24. 
Toldo,  Pietro  11 12*.  120»». 

122*».    322»»».    341"'. 

348*®. 
Tommaseo,    Suor    Ghiara 

I  121*.  II  157. 
Tompson,  Edward  W.  II 

288*»». 
Toni,  D.  II  104. 
Toni,  Ett.  de  I  145  »•. 
Toqu6 .1  259. 
Torp  I  36*  .».  37».  '. 
Torraca,  Francesco  II  81. 

108»».  111*».".»®.  115'*. 
Torretta,   Laura  II    119. 

120»». 
Tortoli,  Giov.  II  104. 
Toselli,  Giac.  I  145*®. 
Tosi,  T.  II  145»». 
Toudouze,  Gust  U  75. 
Toulet,  P.  J.  II  37. 
Toynbee,    Paget    I    130. 

II  105».    106.    107».  '. 
112»».  113*».  115»». 

Tozza,  A.  II  47. 

Trabalza,  Giro  I  121  »». 
131 ». 

Träger,  P.  I  217". 

Trahey  I  69*®. 

Traube,  L.  I  65».  II  223. 

Trauzzi,  Alberto  III  4. 

Traversari,  G.  II  127. 

Tremblay,  N^r^6  I  219. 

Trilby  II  56. 

Trischitta,  Giov.  II  142  »•. 

TrojanoviiS,  S.  I  215»». 

Tropea  I  57 ». 

Trudelle,  Joseph  I  254. 

Truffier,  Jules  II  50. 

Tuckwell,  W.  II  187« 

TuUes  I  261. 

Turquan,  Joseph  II  50. 

Turot  II  56. 

Tu^escu  I  116»». 

Tutoveanu  II  161. 

Tyrrell  R.  Y.  I  60»*. 

UhlenbeckI24.  3L45»». 
57»**. 

Ulrich,  Jakob  I  117».  ». 
II  235»".  340'»®. 

Ungewitter,  Jos.  I  66»*. 

Universit^  Laval  de  Que- 
bec. 

University  of  Toronto  1 
234. 

Unruh  IV  76. 

Urba  I  68**. 

Urbain,  Ch.  II  343. 

Urefia  I  34. 

Urquijo,  Julio  de  I  27. 


K.  Gruber  u.  A.  Werner. 


17 


Vaccaluzzo,   N.   II   106. 

110".  136". 
Vagiimigli,  M-  II  144»«. 

192". 
Vahleo  I  59»» 
Valdagne,  Pierre  II  33. 
Vall^  i  Vidal,  E.  I  194». 
Vallette  II  44. 
Valmaggi,  L.  I  121 '•. 
Valmy-BaiBfle,  J.  II  65, 
Valsecchi,  G.  II  143". 
Vandeili,  G.  II 107. 109 '». 
Vaesilich  I  112. 
Vattasso,  Marco  II  86  ff. 

115".  343«. 
Vaucaire,  Maurice  II  46. 
Veber,  Pierre  II  20. 
Velo,  Nicolae  I  112". 
Vendryes  145  »«.»•.  54  "■». 
Venner,  Walter  F.  I  229. 
Venturi,  G.  A.  II  108". 
Vercoutre,    A.   T.    I   33. 

II  .>71«". 
Verga,  E   I  121». 
Vermenouze,  Ar8^neII72. 
Verne,  Jules  II  45. 
Vernon,    W.  Warren   II 

106. 
Verrier,  Charles  II  46. 
Verschoyle,H.8.  II112*«. 
Vötillart,  H.  I  251. 
Vetter  I  57"»."*.  58  ^ 
Veyrin,  Emile  II  56". 
Viard,  Jules  II  4". 
Viciu,  Alexis  I  97'. 
Vidal,  A.  I  192«. 
Vidal,  J.  L.  O.  I  240. 
Vidossich    I   117».     122. 

126.127.128.130.135»'. 

145".  146. 
Vietor.  W.  I  15. 
Vignaux  I  192". 
Vignon,  L.  II  319  '«»^ 
Vincent,  Jean  I  256. 
Vinson,  J.  I  21.  23.  24. 

25.  26.  27.  31.  32. 
Visan,  Tanci^e  de  II 68. 
Viscasillas  I  34. 
Vising,  J.  II  315,  317. 
Vital,  A.  II  160«. 
Vitelleschi,  Amy  Cochrane 

II  137'*. 
Vives  I  35. 

Vivien,  Een^  II  64.  66. 
Vlähuta,   A.  I  115*».  II 

163. 
Vogel,  F.  I  69".  IV  26. 
VoUers,  K.  I  120. 
VoUhardt,     WiUiam     II 

198  •». 
Vollmöller,  Karl  II 240  "'. 


Volpi,    Gugl.    I   130.   II 

84.  115»«. 
Vondräk  I  127. 
Voretzsch,   0.    II   216 'd. 

223**.  252.  272»*».  284 

"».  296'.  303.  IV  2.  4. 
VoBsler,  Karl   13».   4". 

5".   117».  .118».  121". 

124.  131  \  II  95.  120. 

121".  IV  21  f. 
Vrindts,    Joseph    I    184 

184  »^ 
Vulcan,  P.  I  112. 
Waag  IV  33'. 
Wackernagel  I  47»». 
Waddington,    Richard   I 

252. 
Wagner,  Otto  II  217 'f. 
Walberg,  E.  11220.304**. 
Walleczek,      Eobert      II 

290*»». 
Wallensköld,  A.  II  228  »\ 
Walter,  M.  IV  33». 
Waltzing  I  68".  ". 
Warnke,     K.    II    248"». 

284  ***». 
Warren,  F.  M.  II  220". 

226'*.  301  "f.  338"». 
Warron  II  301 ". 
Wasserzieher,  E.  IV  68. 
Wassmuth,  Th.  II  326»". 
Watenphul  II  8»*. 
Weber,  Carl  I  121 »'. 
Webster,  W.  I  25.  30.  33. 
Weckerlin  I  212". 
Wechflsler,  Eduard  I  4  ". 

191.   II  228»».    238"'. 

239.  243.  246.  247.  274. 

275-278.  280»»^  300". 

302". 
Wedding,  G.  I  44*». 
Wehofer  I  69»». 
Weichberger,   Konrad  II 

200»'. 
Weigand,  G.  I  95  *.  106. 

112.  113*».  114. 
WeihrichI68».II221»». 
Weise,  O.  I  3». 
Weiser,  Karl  II  190*. 
Weitzenböck,G.IV60»».»». 
Wendriner.  R.  II  276»»». 
Wenzel,  P.  II  132»*. 
Werner,  E.  IV  72. 
Wershoven  IV  75. 
Wes^n  I  45»'. 
Wesselofsky,    A.    N.    II 

118».  266.  267»".  289 

440^ 

Wessner  I  66'.». 
Weston,  Jessie  L.  II 172  f. 
228»».  229.  230.  238»*'. 


240»»».  241»»».  »»».  273 

»»».  283*''^.  308 
Wetz,  Wilh.*II  198'^ 
Weymann  II  221»». 
Weyrauch,  Max  II  173". 

292*»». 
Weyrich,  Marie  II  70. 
Wheeler  I  9*». 
Wicksteed  II  107. 
Wiedemann,  E.  I  34. 
Wiedemann,  O.  I   57»*». 

215»». 
Wiese,   Berthold  I  117». 

119»».   124»».  131».  II 

92.  ,305*». 
Wiese,  L,  II  6». 
Wilamowitz  I  54. 
Willame,  Georges  1 183". 
Wilüson,  J.  S.  I  246. 
Willy,Colette  1123.31.32. 
Wilmanns,  W.  II  219". 
Wilmotte,  Maurice  1 182». 

113.  273.  302»».  306»». 
Wilson,  Wm.  R.  A.  1 234. 
Winter  I  181. 
Winterfeld,  v.  I  67". 
Wities,  B.  L.  I  10  »^ 
Witte  II  105. 
Witte,  Rudolf  II  305»». 
Wittebolle  I  229. 
Witzleben,  M.  v.  1  121". 
Wlaasak,  M.  I  77 '». 
Woelfflin    I   67".    69»«. 

74»».  II  217». 
Wohlgemuth,     Fritz    II 

301". 
Wolf,  A.  IV  59  »1. 
Wolter,  E.  IV  73. 
Woltmann,  Ludwig  III  7. 
Woodbridge,  Elise  II  210 

»»». 
Worp,  J.  A.  II  343'. 
Wülfing,  J.  Ernst  II 179». 

221«». 
Wundt  I  1 ». 
Wurzbach,  W.  von  116'. 

210»»*.  »»».  IV  4. 
Wyns,  Jean  I  185. 
Xouj  del  Cairo  I  25. 
¥anguas,  Eguilas  I  34. 
Yvan,  Antoine  II  42. 
Yxart,  J.  II  352. 
Zaccagnini,  G.  II  135»». 
Zaccaria,  E.  I  130. 
Zambaldi ,    Francesco    I 

123  ". 
Zanni,  G.  II  131 ". 
Zanon,  G.  A.  II  111»*. 
Zappia,E.V.II112.113*». 
Zaxdo  II  109. 
Zarifopol,  P.  II  6*. 


18 


Autorenregister. 


Zauner,  A.  I  88«».  198*. 

199  •. 
Zdekauer,  L.  I  132". 
Zeidler,J.II281"«IV26. 
Zeitier,  Julius  II  236  »*. 

317  ". 
Zeki,  Achmed  I  35. 
Zenatti,  Albino  II  94.  97. 

III  3. 
Zenatti,  Oddone  II  118. 

119»^ 
Zenker,  R.  II  75«. 
Zennaro,  Angelo  III  6. 
Ziegler,  Max  II  279»^«. 


Zielinaki,  TL  163".  64». 

67». 
Ziliotto  II  128*. 
Zimmer  I  57.  II  225". 

272"«. 
Zimmermann  1 44".  48^*. 

49'«.".  50.  51".  56"'. 

57»"— "^  73".  II 284 

"*. 
Zinräielli,    N.   II   105*. 

123".  330»*'. 
Zingerle,    Wolfram     von 

II  236"'.  257. 
Zito,  M.  II  134*». 


Zoleai,  A.  I  148  "•. 
Zoidan,  G.  I  131. 
Zubatj  I  57"». 
Zuccante,  G.  II  106. 
Zulueta,  Nioolaa  de  I  21. 
Zumarripa,  P.  I  22. 
Zumbini,  Bon.  II  143**. 
Zuylen  de  Nyevelt,  Helene 

de  II  64.  67. 
Zwick,  R.  II  191'. 
Zwierrina,   K.  II  241 "'. 

247"».  256"'. 
Zycha  I  68". 


ITerzeiclinis 

der  in  diesem  Bande  vorkommenden  Abkürzungen  fär 
Zeitschriften,  Sammelwerke  u.  s.  w. 


A.  =  ADglia. 

AAA.  =  Atti  deir  Accademia  degli 
Agiati. 

AAkWErakau.  =  Anzeiger  der  Aka- 
demie der  WisseDBchaften  in  Krakau. 

AAST.  =  Atti  della  B.  Accademia 
delie  Bcienze  di  Torino. 

AAVTI.  =  Atti  delP  Accademia  scien- 
tif.  yeneto-trentino-ietriaiia. 

ABbl.  =  Anglia,  Beiblatt. 

AbhAkKrakau.  =  Abhandlungen  der 
Akademie  der  Wissenschaften  zu 
Krakau. 

AbhAkMünchenhRl.  =  Abhandlungen 
der  bayer.  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  München,  historische 
Klasse. 

AbhGPh.  =  Abhandlungen  zur  germa- 
nischen Philologie.  Festgabe  für  B. 
Heinzel. 

AbhphhKlSGW.  =  Abhandlungen  der 
phil.-hist.  Klasse  d.  Kgl.  Sachs.  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften. 

ABret.  =  Annales  de  Bretagne. 

ABSHF.  =  Annuaire-BuUetin  de  la 
Soci^t^  de  rhistoire  de  France. 

Ac.  =  The  Academy. 

ACISS.  =  Atti  del  Congresso  inter- 
nazionale  di  scienze  storiche.  (Boma 
1903.) 

ACQB.  =  American  Catholic  Quaterly 
Beview. 

AFLB.  ^  Annales  de  la  facult^  des 
lettres  de  Bordeaux. 

AGIt.  z=  Archivio  glottologico  italiano. 

AGiu.  =  Archivio  giuridico. 

AGPh.  =  Archiv  für  Geschichte  der 
Philosophie. 

AIV.  =  Atti  del  R  Istituto  Veneto  di 
scienze,  lettere  ed  arti. 

AJPh.  =  The  American  Journal  of 
Philology. 

AJTh.  =  The  American  Journal  of 
Theology. 

Alb.  =  Albania. 


AlbV.  =  Albania  e  vogJ  (halbmonatl. 
Beilage  hierzu). 

ALLG.  =  Archiv  für  lateinische  Lexi- 
kographie u.  Grammatik.  (Wölfflin). 

AM.  =  Annales  du  Midi. 

AMAVer.  =  Atti  e  Memorie  deir Acca- 
demia d' agricoltura,  scienze,  lettere, 
arti  e  commercio  di  Verona. 

AMAVM.  =  Atti  e  Memorie  della  B. 
Accademia  Virgiliana  di  Mantova. 

ANPh.  =  Annfuen  der  Naturphilo- 
sophie (Veit  &  Co.,  Leipzig). 

APS.  =  AthensBum  Press  Series  (Boston, 
Ginn  &  Comp.). 

A&B.  =  Atene  e  Boma. 

ArB.  =  Arthurian  Bomances,  Unre- 
presented  in  Malory's  „Morte  d'Ar- 
thur".  (D.  Nutt,  London). 

ASANa.  =  Annales  de  la  Soci^t^ 
arch^ologique  de  Narour. 

ASANiv.  =  Annales  de  la  Soci^t^ 
arch^logique  de  Tarrondissement  de 
Nivelles. 

ASCL.  =  Archivio  storico  per  la  Cittä 
e  Comuni  del  Circondario  di  Lodi. 

AScNS.  =  Annali  deUa  K.  Scuola  Nor- 
male Superiore.   Pisa. 

ASIt.  =  Archivio  storico  italiano. 

ASJ.  :=  Archiva  Societa^ii  stiintifice 
bi  literare  din  JasT. 

ASL.  =  Archivio  storico  lombardo. 

ASNS.  =  Archiv  für  das  Studium  der 
neueren  Sprachen  und  Literaturen. 

ASPh.  =  Archiv  für  slavisdie  Philo- 
logie. 

ASPM.  =  Archivio  storico  per  le  pro- 
vincie  modenesi. 

ASRB.  =  Annalas  della  Societad 
Bhaetoromanscha. 

ASTP.  =  Archivio  per  lo  studio  delie 
tradizioni  popolari. 

At.  =  Ateneum. 

Ath.  =:  The  Athenaeum. 

ATr.  =  Archeografo  Triestino. 

AtVen.  =  L'Ateneo  Veneto. 


20 


Verzeichnis  der  AbkurzuDgen. 


AUCh.  =   Anales  de  la   üniversidad 

de  Chile. 
AUL.  =   Annales   de   TuDiversit^    de 

Lyon. 
AZB.  =  Allgemeine  Zeitung,  Beilage. 

BABLB.  =  Boletin  de  la  Real  Aca- 

demia  de  buenas  Letras  de  Barcelona. 
BAcB.  =  Bulletin  de  l'Acad^mie   de 

Belgique. 
BAG.  =  Beiträge  zur  alten  Qeschichte. 
BASA.  =  Bulletins  de  FAcad^mie  des 

Sciences  d'Amsterdam. 
BB.  •=  Bezzen  bergers  Beitrage. 
BD.  =  Bibliografia  dantesca. 
BDLIC.  =  BoUeti  del  Diccionari  de  la 

Llengua  catalana.    (Hgg.  von  Moss. 

Antonio    M».    Alcover,     Palma    de 

Mallorca.) 
BECh.  =  Biblioth^que  de  T^le  des 

Charles. 
BGDSL.   =  Beiträge   zur   Geschichte 

der  deutschen  Sprache  u.  Literatur. 
BHi.  =  Bulletin  Hispanique  (AFLB. 

ni). 

BHLLFPB.  =  Bulletin  d'histoire  lin- 
guistique  et  litt^raire  fran^aise  des 
Bays-Bas  (p.  p.  G.  Doutrepont  et  le 
baron  Fr.  Bemune). 

BHPh.  =  Bulletin  historique  et  philo- 
lodqne. 

BIAL.  =  Bulletin  de  l'institut  arch^o- 
logique  li^geois. 

BIgG.  =  Bibliothek  indogermanischer 
Grammatiken.  (Leipzig,  Breitkopf  & 
Härtel). 

Bit  =  Biblioteca  italiana. 

BIUM.  =  Bulletin  Italien  des  Univer- 
sit^  du  Midi. 

BJMAe.  =  Bibliotheca  Juridica  Medii 
Aevi  (Bologna)- 

BllGySdi.  =  Blätter  für  das  Gymnasial- 
schulwesen. 

BM4.  =  Biblioth^ue  M^ridionale. 

BNPh.  =  Beiträge  zur  neueren  Philo- 
logie, Jakob  Schipper  dargebr.  (Wien, 
Braumülier  1902). 

BPF.  =  Biblioth^ue  des  Parlers  de 
France. 

BPFC.  =  Bulletin  du  parier  fran9ais 
au  Canada. 

BPhWS.  =  Berliner  philologische 
Wochenschrift. 

BBEPh.  =  Beiträge  zur  romanischen 
und  englischen  Philologie.  Festgabe 
für  W.  Foerster.   (Halle,  Niemeyer). 

BRPhMuss.  =  Bausteme  zur  Eoma- 
nischen  Philologie.  Festgabe  für  Adolf o 
Mussafia.  (Halle,  Niemeyer  1905). 

BSALu.  =  Boletin  de  la  Sociedad 
arqueolögica  Luliana. 


BSATF.  =  Bulletin  de  la  Soci^t^  des 

Anciens  Textes  Fran9ais. 
BScIt.  =  BSIt. 

BSDIt.  =  Bullettino  della  Societä  dan- 
tesca italiana.   Firenze,  Loescher. 
BSFB.  =  Bullettino  della  Societä  filo- 

logica  romana. 
BSFRB.  =  Buletinul   Societatei   filo- 

logice  rom&na,  Bucurefti. 
BSGW.   =    Berichte    über    die  Ver- 

handlungen    der    Kgl.    Sächsischen 

Gesellschaft   der  Wissenschaften   zu 

Leipzig. 
BSIt.  =  Biblioteca  delle  scuole  italiane. 
BSLLW.    =    Bulletin    de    la   Sod^ 

li^geoise  de  litt^rature  wallonne. 
BSPist.  =  Bullettino  storioo  pistoiese. 
BSB.  =  Bulletin  de  la  soci^t^  Bamond. 
BSSIt.  =  Bollettino  storico  della  Sviz- 

zera  Italiana. 
CSATF.  =  BuUetin  de  la  Soci^t^  des 

Anciens  Textes  fran9ais. 
BURS.  =  Biblioth^ue  universelle   et 

Revue  Suisse. 
BSVAH.    =    BuUetin  de    la   Sod^t^ 

vervi^toise  d'Arch^logieet  d'Histoire. 

GAB.  =:  Commentarii  delPAteneo  di 
Brescia. 

CBIDAG.  =  Correspondenzblatt  der 
Deutschen  anthropologischen  Gesell- 
schaft. 

CCEL.  =  Cronache  della  civiltä  elleno 
latina. 

CGIL.  =  Corpus  glossariomm  lati- 
norum. 

CIE.  =  Corpus  inscriptionum  etrus- 
carum. 

CIL.  =  Corpus  inscriptionum  latinanim. 

CL.  =  Convorbiri  literare. 

CLIE.  =  CoUezione  di  Libri  d'Istru- 
zione  e  di  Educazione. 

CIR.  =  The  Classical  Review. 

COlRa.  =  Collezione  di  Opere  inedite 
o  rare  di  scrittori  italiam'  dal  XIII 
al  XYI  secolo  pubblicata  per  cura 
della  R.  commissione  pe'testi  di  lingua 
nelle  provincie  dell'Emilia. 

Cosm.  =  Cosmopolis. 

Cr.  =  La  Critica.  Rivista  di  Letteratura, 
Storia  e  Filosofia  dir.  da  Ben.  Crooe, 
Napoli. 

CS.  =  Corriere  della  Sera. 

CTH.  =  CoUection  de  textes  pour  eer- 
vir  ä  r^tude  et  ä  Penseignement  de 
rhistoire. 

CUSRPhL.  =  Columbia  üniversity 
Studies  in  Romanoe  Philology  and 
Literature. 

DAkWien.  =  Denkschriften  der  Aka- 
demie Wien,  phil.-hist.  Kl. 


VerzeichDis  der  Abkürzungen. 


21 


DLZ.  :=  Deutsche  Literaturzeitnng. 
DPOh.   =  The  decennial  publicatione 

of  the  Univereity  of  Chicago. 
DRu.  =  Deutsche  Rundschau. 

EBA.  =  Erudizione  e  Belle  Arti. 
EBa.  =  L'Eco  del  Baldo. 
EETS.  =  EarlyEnglish  Text  Society. 
EETS.ES.  =  Early  English  Text  Society. 

Extra  Bcries. 
ER.  =  Edinburgh  Review. 
ES.  =  Englische  Studien. 
ETBi.  =  Englische  Textbibliothek  hgg. 

V.  Jhs.  Hoops.    (Weimar  u.  Berlin, 

E.  Felber). 
EPHE,SSHPh.  =  6cole  pratiquc  des 

hautes  ^tudes,    Section   des  sciences 

historiques  et  philologiques. 

F.  =  La  Favilla. 

FD.  =  Fanfulla  della  Domenica. 
FFL.  =  Frfm  filologiske  föreningen  i 

Lund. 
FNLH.  =   Forschungen    zur   neueren 

Literaturgeschichte.       Festgabe    für 

Richard  Ueinzel  (Weimar,  E.  Felber). 
FRPh.  :=  Forschungen  zur  romanischen 

Philologie.    Festgabe  für  H.  Suchier. 

GAphhKl.  =  Abhandlungen  der  Kgl. 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu 
Göttingen,  philol.  bist.  Klasse.  Neue 
Folge.  (Berlin,  Weidmann.) 

GaF.  =  Gazzctta  di  Foligno. 

GBA.  =  Gazette  des  Beaux-Arts. 

GDa.  =  Giornale  dantesco. 

Germ.  =  Germania. 

GFr.  =  Der  Geschichtsfreund. 

GG.  =  Gröbers  Grundriss  der  Ro- 
manischen Philologie. 

G.  =z  Gegenwart. 

GGA.  =  Göttingische  gelehrte  An- 
zeigen. 

GNIt.  =  Le  Gallerie  Nazionali  Italiane. 

GRL.  =  Gesellschaft  für  Romanische 
Literatur  (begr.  v.  Vollmöller). 

GrL.  =  Grimm  Library  (London,  David 
Nutt). 

GSLIt.  =  Giornale  slorico  della  lettera- 
tura  italiana. 

GSLLig.  =  Giornale  storico  e  letterario 
della  Liguria. 

H.  =  Hermes. 

Ha.  =  Hennathena  (A  series  of  papers 
on  litcrature,  science,  and  philosophy 
by  membersof  Trinity  College,  Dublin). 

HN.  =  Hochschulnachrichtcn. 

HSN.  =  Harvard  Studios  and  Notes 
in  Philology  and  Literature. 


IgA.  =  Anzeiger  für  indogerm.  Sprach- 
und  Altertumskunde.  Beiblatt  der 
indogerm.  Forschungen. 

IgF.  :=  lodogermanisäe  Forschungen. 

IM.  =  Italiana  Moderna. 

JAs.  =  Journal  Asiatique. 

JbbPh.  =  Jahrbücher  für  Philologie. 

JbbKlPh.  =:  Jahrbücher  für  klassische 
Philologie. 

JbDSG.  =  Jahrbuch  der  deutschen 
Shakespeare-  Gesellschaf t. 

JbFL.  =  Jahrbuch  der  französischen 
Literatur. 

JBIRS.  =  Jahresbericht  des  Instituts 
für  Rumänische  Sprache  (Rumänisches 
Seminar)  zu  Leipzig.  Hgg.  v.  G. 
Weigand  (Leipzig,  J.  A.  Barth). 

JBKA.  =  Jahresbericht  über  die  Fort- 
schritte der  Klassischen  Altertums- 
wissenschaft 

JBRPh.  =  Kritischer  Jahresbericht  über 
die  Fortschritte  der  Romanischen 
Philologie.  Hgg.  v.  K.  Vollmöller. 
Wird,  wo  keine  Verwechslung  mög- 
lich, auch  JB.  abgekürzt. 

JbVWP.  =  Jahrbuch  des  Vereins  für 
wissenschaftl.  Pädagogik. 

JCL.  =  The  Journal  of  Comparative 
Literature.   (New  York.) 

JD.  =  Journal  des  D^bats. 

JGPh.  =  The  Journal  of  Germanic 
Philology,  ed.  by  Gustav  E.  Karsten 
(Bloomington,  Ind.,  U.  S.  A.). 

JS.  =  Journal  des  Savants. 

KSt.  =  Kieler  Studien  zur  englischen 
Philologie. 

LBlGRPh.  =  Literaturblatt  für  ger- 
manische u.  romanische  Philologie. 

LCBl.  =  Literarisches  Centralblatt 

LF.  =  Literarhistorische  Forschungen, 
^gg'  V.  J.  Schick  und  M.  Fr.  v. 
Waldberg. 

LFi.  =  Listy  filologicke. 

LV.  =  Bibliothek  des  Literarischen 
Vereins  Stuttgart. 

LW.  =  Literatures  of  the  World. 

MA.  =  Le  Moyen  Age. 

Ma.  =  Le  Marche. 

MAGW.  =  Mitteilungen  der  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Wien. 

MAST.  =  Memorie  della  R.  Accademia 
delle  scienzc  di  Torino. 

MB.  =  Münchener  Beiträge  zur  roma- 
nischen und  englischen  Philologie, 
hgg.  V.  H.  Breymann  und  J.  Schick. 

M^l.  =  Melusine. 


22 


Verzeichnis  der  Abkürzungen. 


MGDSZ.  =  Mitteilungen  der  Gesell- 
schaft für  deutsche  Sprache  in  Zürich. 

M.-L.  =  Meyer -Lübke,  Grammatik 
der  Bomanischen  Sprachen. 

MLAsc.  =  Miscellanea  linguistica  in 
onore  di  Gr.  Ascoli  (Torino,  E, 
Loescher). 

MLN.  =  Modem  Language  Notes. 

MNPS.  =  Miscellanea  nuziale  Pe- 
traglione-Segato. 

MNSN. = Miscellanea  Nuziale  Scherillo- 
Negri. 

MPh.  =  Maitre  phon^tique. 

MPhBru.  ==  M^langes  de  Philologie 
offerts  a  Ferdinand  Brunot  ä  Tocc. 
de  sa  20«  ann^e  de  professorat  dans 
Tenseignement  sup^rieur  par  ses  ^l^ves 
franyais  et  ^trangers.  (Paris,  Soc. 
nouv.  de  libr.  et  d'^dit.  1904.) 

MPhi.  =  Modern  Philology  (Chicago). 

MPhRWahl.  =  M^langes  de  philologie 
romane  dedi^s  k  Carl  Wahlund  ä 
Toccasion  des  50*^"»®  anniversaire  de 
sa  naissance  (7.  janv.  1896)  M&cod, 
Protat  frferes. 

MQLL.  =  Modern  Quarterly  of  Lan- 
guage and  Literature. 

MSCGraf.  =  Miscellanea  di  studi  critici 
in  onore  di  A.  Graf  (Bergamo,  Ist. 
ital.  d*arti  graf.  1903) 

MSE.  =  Miscellanea  di  storia  ecclesi- 
astica. 

MSIt.  =  Miscellanea  di  storia  italiaua 

MSLP.  =  Mömoires  de  la  soci^t^  de 
linguistique  de  Paris. 

MSRC.  =  Mömoires  de  la  Soci^t^ 
Boyale  de  Canada. 

MSt.  z=z  Marburger  Studien  zur  eng- 
lischen Philologie.  (Marburg,  El  wert). 

Mus.  =  Museum. 

N&A.  =  Natura  ed  Arte. 

NA.  =  Neues  Archiv  der  Gesellschaft 
für  ältere  deutsche  Geschichtskunde. 

NAnt.  =  Nuova  Antologia. 

NAR.  =  North  American  Review. 

NAS.  =  Nuovo  Atcneo  Siciliano. 

NAVen.  =  Nuovo  archivio  veneto. 

NF.  =  La  Nouvelle  France. 

NJbbKlA.  =  Neue  Jahrbücher  für  das 
klassische  Altertum,  Geschichte  und 
deutsche  Literatur  und  für  Pädagogik, 
hgg.  V.  J.  Ilberg  und  B.  Gerth. 
(Leipzig,  Teubuer.) 

NJbbPh.  =  Neue  Jahrbücher  für 
Philologie  und  Pädagogik. 

NKBIGRWürtt.  =  Neues  Korrespon- 
denzblatt  für  die  Gelehrten-  und 
Realschulen  Württembergs. 

NM.  =  Neuphilologische  Mitteilungen 
(hgg.  V.  Neuphil.  Ver.   Helsingfors). 


NN.  =  Napoli  nobilissimo. 

N&Q.  =  Notes  and  Queries. 

NR.  =  La  Nouvelle  Revue. 

NRHD.  =  Nouvelle  Revue  historique 

de  droit  franpais  et  Strängen 
NS.  =  Die  Neueren  Sprachen. 
NSc.  =  Notizie  degli  Scavi. 
NTo.  =  Niccolö  Toramaseo. 
ÖRu.  =  Österreichische  Rundschau. 

P.  =  Philologus. 

Pal.  =  Palaestra.    Untersuchungen  u. 

Texte  aus  der  deutschen  u  englischen 

Philologie,  hgg.   v.  A.  Brandl  u.  E. 

Schmidt  (Berlin,  Mayer  &  Müller). 
Par.  ==  La  Parole.  Revue  internationale 

de  rhinologie,  otolo^ie,   laryngologie 

et  phon^tique  exp^nmentale. 
PB.  =  Polybiblion. 
PBll.  =  Pädagogische  Blätter. 
PhStSiev.    =    Philologische    Studien. 

Festgabe  für  E.  Sievers.  Halle  1896. 
PI.  =  Pacine  Istriane. 
Pi.  =  II  riemonte. 
PMLA.  =:  Publications  of  the  Modern 

Language  Association  of  America. 
PPhSG.  =  Proceedings  of   the   Royal 

PhiloBophical  Society  of  Glasgow. 
PSMRF.  =  Populär  Studies  in  Mytho- 

logy  Romance  and  Folklore  (London, 

D.  Nutt). 

QDO.  =  Questions  diplomatiques  et 
coloniales 

QF.  =  Quellen  und  Forschungen  zur 
Sprach-  und  Kulturgeschichte  der 
germanischen  Völker. 

QULPhMA.  =  Quellen  und  Unter- 
suchungen zur  lateinischen  Philologie 
des  Mittelalters  (hgg.  v.  Ludwig 
Traube,  München,  C.  H.  Becksche 
Verlagsbuchh.). 

RAALBAN.  =  Rendiconti  dell'Acca- 
demia  d' archeologia,  lettere  e  belle 
arti  di  Napoli. 

RABM.  =  Revista  de  Archivos,  Biblio- 
tecas  y  Museos  (Madrid). 

RAg.  =  Revue  de  I 'Agenais. 

RaCLIt.  =  Rassegna  critica  della  lette- 
ratura  italiana. 

RAL.  :=.  Rendiconti  della  R.  Acca- 
demia  dei  Lincei,  cl.  di  scienze  mor., 
stör,  e  filol. 

RaP.  =  Rassegna  Pugliese. 

RASLA.  ^  Rivista  Abruzzese  di  Sci- 
enze, Lettere  ed  Arti. 

RAuv.  =  Revue  d'Auvergne. 

RB. = Romanische  Bibliothek  (Foerster). 

RBA.  =  Rivista  delle  biblioteche  e 
degli  archivi. 


Verzeichnis  der  Abkürzungen. 


23 


RBIt.  =  Bivista  bibliografica  italiana. 
RBLIt.  =  Rassegna  bibliografica  della 

letteratara  italiana. 
RC.  =  Revue  celtique. 
RCan.  =  La  Revue  Canadienne  (Mon- 

tr^l). 
RCC.    =    Revue    des   cours    et   Con- 
ferences. 
RCHLEP.  =  Revista  critica   de   Hi- 

storia  y  Literatura  Espaüolas  Portu- 

guesas  6  Hispano-Americanas. 
RCLIt.   =  Rivista   critica    delln    let- 

teratura  italiana. 
ROM.  =  Radcliffe  College  Monographs. 
RCr.  =  Revue  critique  d'histoire  et  de 

litt^rature. 
RDM.  =  Revue  des  deux  Mondes. 
Re.  =  Renascenya. 
Reü.  =  Revue  Universitaire. 
RF.  =  Romanische  Forschungen  (VoH- 

möUer). 
RGasc.  =  Revue  de  Gascogne. 
RG^n.  =  Revue  G^n^rale  (Brüssel). 
RHA.  =  Revue  historique  ardennaise. 
RHE.  =  Revue  d'histoire  eccl^iastique. 
RHisp.  =  Revue  Hispanique. 
RHLF.  =  Revue  d'Histoire  litt^raire 

de  la  France. 
RHPC.  =  Review  of  historical  publi- 

cations  relating  to  Canada. 
RHue.  =:  Revista  de  Huesca. 
RIL.    =    Rendiconti   del   R.    Istituto 

Lombardo. 
RIPB.  =  Revue  de  Instruction  publique 

en  Belgique. 
RIS.  =  Rerum  Italicaruna   Scriptores. 
Rlt.  =  Rivista  d'Italia. 
RL.  =,  Revue    de    linguistique   et   de 

Philologie  compar^e. 
RLR.  =  Revue  des  langues  romanes. 
RM.  =  Revue  noensuelle. 
RMi.  =  Revue  du  Midi. 
RMIt.  =  Revista  musicale  italiana. 
RMPh.    =    Rheinisches   Museum   für 

Philologie. 
RN.  =  La  Rassegna  Nazionale. 
Ro.  =  Romania. 

ROL.  z=  Revue  de  ^Orient  latin. 
RP.  =  Kevista  de  Portugal. 
RPar.  =  Revue  de  Paris. 
KPhFL.  =  Revue  de  Philologie  fran- 

9ai6e  et  de  Litt^rature. 
RPhFP.  =  Revue  de  Philologie  fran- 

yaise  et  proven9ale. 
RPN.   =    La  Revue   picarde   et   nor- 

mande. 
RPy.  =  Revue  des  Pyrdn^es;  France 

m^ridionale  —  Espagne.    Organe  de 

PAssociation  Pyr^n^cnne.    Toulouse, 

E.  Privat 
RQH.  =  Revue  desquestionshistoriqucs. 


RSA.  =  Rivista  di  storia,  arte,  archeo- 
logia  della  provincia  di  Alessandria. 

RSL.  =  Rivista  di  8cienze  e  Lettere. 

RSSa.  =  Rivista  storica  salentina. 

RSASA.  =  Rivista  di  Storia  antica  e 
Scienze  affin i  (Messina). 

RTP.=  Revue  des  traditions  populaires. 

SAPPsPh.  =  Sammlung  von  Abhand- 
lungen aus  dem  Gebiete  der  päda- 
gogischen Psychologe  und  Physio- 
logie, hgg.  V.  Th.  Ziegler  und  Th. 
Ziehen  (Krlin,  Reuther  &  Reichard). 

SATF.  =  Socidte  des  Anciens  Textes 
Fran9ais. 

SAV.  =  Schweizerisches  Archiv  für 
Volkskunde,  hgg.  v.  Ed.  Hoffmann- 
Krayer. 

ScAnt.  =  Scottish  Antiquary. 

SBAkBerlinphhKl.  =  Sitzungsberichte 
der  kgl.  preussisch.  Akad.  d.  Wissen- 
schaften zu  Berlin,  phil.-hist.  Klasse. 

SBAkMünchenphEll.=  Sitzungsberichte 
der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.  zu 
München,  philos.  philol.  Klasse. 

SBAkWienmathnaturwKl.  =  Sitzungs- 
berichte der  k.  k.  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Wien,  mathematisch- 
naturwissenschaftliche  Klasse. 

SBAkWienphhKl.  =  Sitzungsberichte 
der  k.  k.  Akad.  der  Wissensdiaften  zu 
Wien,  phil.-hist.  Klasse. 

ScCL.  =  Scelta  di  Curiositä  Letterarie 
inedite  o  rare  dal  seoolo  XIII  a1  XVII. 

SDGG.  =  Studien  und  Darstellungen 
aus  dem  Gebiet  der  Geschichte  hgg. 
von  d.  Görresgesellschaft. 

SEPh.  =  Studien  zur  englischen  Philo- 
logie hgg.  V.  L.  Morsbach  (Halle, 
Niemeyer). 

SEIL.  =  Society  franyaise  d*Imprimerie 
et  de  Librairie. 

SFR.  =  Studi  di  filolosia  romanza. 

BGIt.  =  Studi  glottologici  italiani 
(diretti  da  Giacomo  de  Gregorio. 
Torino,  Loescher). 

SHVU.  =  Skrifter  utgifna  ad  K. 
Humanistiska  Vetenskapssamfundet  i 
Upsala. 

SIFCl.  =  Btudj  italiani  di  filologia 
classica. 

SIgLiG.= Sammlung  indogermanischer 
Lehrbücher  hgg.  v.  Dr.  Herm.  Hirt, 
a.  o.  Prof.  a.  dTÜn  Leipzig.  I.  Reihe: 
Grammatiken. 

SME.=  Studj  Medievali  (Dir.:  F.  No- 
vati,  R.  Renier.  Edit:  E.  Loescher, 
Torino). 

SNPhL.  =  Studies  and  Notes  in  Philo- 
logy  and  Literature  (Boston,  Mass., 
Ginn  and  Comp.). 


24 


Verzeichnis  der  Abkürzungen. 


ßPAGIt.  =  Supplementi  periodici  all' 
Archivio  glottologico  italiano. 

SPFCanada.  =  Soci^t^  du  Parier 
fran9ai8  au  Canada  (Universum  Laval, 
Quebec).  * 

SR.  =r  Tbe  Saturday  Review. 

SRSFR.  =  Studi  roraanzi  della  Societä 
fil.  romana. 

SVFMon.  =  Scritti  vari  di  filologia 
dedicati  a  Ernesto  Monaci.  Roma, 
Forzani  1901. 

SwdSchBll.  =  Südwestdeuteche  Schul- 
blätter. 

TAPhA.  =  Transactions  of  the  American 

Philological  Association. 
TATM.  =  Dai  tempi  antichi  ai  tempi 

modern i  (Milano,  Hoepli  1904). 
TPhS.  =   Transactions   of   the  philo- 
logical Society  of  London. 
TR.  =  Testi    romanzi    (a  cura   di  E. 

Monaci)  Roma,  Loescher. 
Tr.  =  Tradition. 
Tri.  =  Tridentum.     Kivista  mensile  di 

studi  scientifici  (Trento). 
TSCym.  =  Transactions  of  the  Society 

of  Cymrarodorion. 
TU.  =  Texte  u.   Untersuchungen   zur 

Geschichte  d.  altchristlichen  Literatur. 

Hgg.  V.  O.  V.  Gebhardt  u.  A.  Har- 

nack. 

U  siehe  Umb. 

UEg.  =  Unser  Egerland.  (Blätter  für 

Egerländer   Volkskunde,    begr.    und 

hgg.  von  Alois  John.) 
Umb.  =  L'Umbria. 
URF.  =  Uppsatser  i  Romansk  filologi 

tillägnade  Professor  P.  A.  Geijer  pa 

hans  sextioärsdag  den  9  april  1901. 

Uppsala  1901.    Almquist  &  Wiksell. 

V.  . .  VPhS . . .  =  Verhandlungen  der 
.  .  .  Versammlung  deutscher  Thilo- 
logen  und  Schulmänner  (Zahl  und 
Ort  wird  jedesmal  eingesetzt). 

VDWVS.  =  Verhandlungen  des  Deut- 
schen Wissenschaftlichen  Vereins  in 
Santiago. 


VShfKl.  =  Videnskabsselskabets  Skrif- 
ter.    II.  Historisk-filosofisk  Klasse. 

W.  =  Wallonia. 

WBDEPh.    =    Wiener    Beiträge    zur 

deutschen  und  englischen  Philologie. 

Hffg.   y.   R.   Heinzel,   J.  Minor,  J. 

Schipper  (Wien,  Braumüller). 
WS.  =  Wiener  Studien. 
WSKPh.  =  W^ochenschrif  t  für  klaflsische 

Philologie. 
WVZ.  =  Württemb.  Volkazeitung. 

YStE.  =  Yale  Studies  in  Engliah. 

ZA.  =  Zeitschrift  für  Assyriologie. 

ZAOS.  =  2^it8chrift  für  afrikanische 
u.  ozeanische  Sprachen. 

ZBü.  =  Zeitschrift  für  Bücherfreunde. 

ZCPh.  ~  Zeitschrift  für  celtische  Philo- 
logie. 

ZDA.  =  Zeitschrift  für  deutsches  Alter- 
tum und  deutsche  Literatur. 

ZDKG.  =  Zeitschrift  für  deutsche 
Kulturgeschichte. 

ZDMG.  =  Zeitschrift  der  deutschen 
morgenländischen  Gesellschaft. 

ZDPh.  z=  Zeitschrift  für  deutsche 
Philologie. 

ZFEU.  =  Zeitschr.  f.  französ.  u.  engl. 
Unterricht,  hgg.  von  Kaluza  und 
Thurau  (Königsberg). 

ZFSL  =  Zeitschrift  für  neu-französ. 
^Sprache  und  Literatur. 

ZOG.  =  Zeitschrift  für  die  österreichi- 
schen Gymnasien. 

ZPPP.  =  Zeitschr.  f.  pädag.  Psycho- 
logie u.  Pathologie. 

ZRPh.  =  Zeitschrift  für  romanische 
Philologie. 

ZRS.  =  Zeitschrift  für  das  Realschul- 
wesen. 

ZSRGR.  =  Zeitschrift  der  Savigny- 
Stiftung  f.  Rechtsgeschichte,  Roman. 
Abteilung. 

ZVglL.  =  Zeitschrift  f.  vergleichende 
Literaturgeschichte,  herausg.  von 
M.  Koch. 

ZVglS.  =  Zeitschrift  f.  vergleichende 
Sprachforschung. 


Bemerkenswerte  Druckfehler  und  Berlehtigangen. 


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GGSIt. 

Zweites  Yerwaltungsjahr  1903: 
Band   3:  I  Trovstori    minori   di    Genova.      Introdazione,    testo,    note  e 

grloBsario  per  il  Dr.  Giulio  Bertoni. 
Band    4:  Trubert.    Altfranzdsischer  Schelmenroman   des   Douin   de  Xiavesne. 

Nach  der  Handschrift  mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Glossar  neu 

herausgegeben  von  Jakob  Ulrich. 
Band    5:  Die  Lieder   des  Blondel   de   Nesle.     Kritische  Ausgabe  nach 

allen  Handschriften    von    Dr.   Leo  Wiese,   Privatdozenten   an    der 

Universität  Münster  i.  W. 
Band   6:AlonBo    de   la   Vega,    Tres    Comedias.     Con    nn   pröloj^o   de   D. 

Marcelino  Menöndez  y  Pelayo  de  la  Academia  Espauoia. 
Drittes  Verwaltungsjahr  1904: 
Band   7:  Gedichte    eines   lombardischen   Edelmannes   des  Quattro- 
cento.   Mit  Einleitung  und  Übersetzungen  herausgegeben  von  Leo 

Jordan. 
Band    8:  11    Ganzoniere    provenzale     della     Biccardiana     Nr.    2909. 

Edizione  diplomatica  precednta  da  un'  introdnzione  per  il  professore 

Giulio  Bertoni. 
Band    9:  Der  Engadinische  Psalter  des  Ghiampel.    Neu  herausgegeben 

von  Jakob  Ulrich. 

Viertes  Verwaltungsjahr  1905: 
Band  10:  El  Libro  de  Alixandre.     Manuscrit  esp.  488   de   la  Biblio- 

thöque  Nationale  de  Paris  publik  par  Alfred  Morel-Fatio. 
Band  11:  Una  Sacra  Kappresentasione  in  Logudorese.    Ristampata  ed 

illustrata  per  cura  del  Prof.  Mario  äterzi,  Pisa. 
Band  12:  L'Estoire  Joseph.    Herausgegeben  von  Ernst  Sass. 
Band  13:  Die  altfranzösischen  Motette  der  Bamberger  Handschrift, 

nebst  einem' Anhang,   enthaltend  altfranzösische  Motette  ans  anderen 

deutschen  Handschriften,  mit  Anmerkungen  und  Glossar  herausgegeben 

von  Albert  Stimming. 

Fünftes  Verwaltungsjahr  1906: 
Band  14:  Altitalienische  Heiligenlegenden  aus  der  Hs.  XXXVIII,  110 

der    Florentiner    Biblioteca    nazionale    centrale    mit    grammatischer, 

literavhiatoriscber   Einleitung   und   Anmerkungen  herausgegeben  von 

Wilhelm  Friedmann. 
Band  15:  Antonio  Munoz.    Aventaras  en  verso  y  prossa.    Nach  dem  Druck 

von  1739  neu  herausgegeben  von  G.  Bai  st. 
Band  16:  Cancionero  y  obras   en  prosa   de  Fernando   de   La  Torre. 

Publicado  por  A.  Paz  y  M61ia. 

Im  Druck: 
Kigomer.    Altfranzösischer  Artusroman  de»  dreizehnten  Jahrhunderts  nach  der 
einzigen  Chantilly-Handschrift  mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Glossar 
zum  erstenmal  herausgegeben  von  Wendelin  Foerster. 

Zum  Druck  angenommen: 
Jehan  von  Langen.    Altfranzösisches  Heldengedicht   des  dreizehnten  Jahr- 
hunderts nach  allen  Handschriften  mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Glossar 
zum  erstenmal  herausgegeben  von  Wendelin  Foerster. 
Folcon  de  Candie.    Altfranzösisches  Wilhelmsepos  nach  den   festländischen 
Handschriften  zum  erstenmal  vollständig  herausgegeben  nebst  Anmerkungen 
und   Glossar  von  0.  Schultz-Gora.    Band  I:   Text  und  Varianten. 
Roman    d'Atbis  et  Prophilias.     Kritische  Ausgabe   nach   allen    bekannten 
Handschriften  mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Glossar  herausgegeben 
"   von  A.  Hilka. 
Romans   de    1»  Dame  ä  la  Lycorne  et  du  Biaus  Chevalier  au  Lyon. 
(Ms  Bibl.  Nat.  12562.)    Mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Glossar  heraus- 
geireben'von  F.  Gennrich. 
Echecs  amoureux-   «Kritische  Ausgabe  von  Jos.  M et t lieh. 
Eructavit      Einö    .altfranzösische    gereimte   Paraphrase  des  44.  Psalms.    Kri- 
tische Auspn^^^  von  T.  A.  Jenkins. 
^^fron«  Kßues   Testament,    das   älteste   erhaltene   rätoromanische  Buch,   neu 
herausgegeben  von  Tlieod.  Gärtner. 


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Zur  Beachtung  der  Herren  Abonnenten  des 
Romanischen  Jahresberichtes. 

Wie  ich  zufällig  von  der  Firma  R,  Oldenbourg  in  München 
erfahre,  sind  vom  1.  Band  des  Romanischen  Jahresberichtes  nm* 
noch  etwa  50  Exemplare  vorhanden,  und  nach  dem  Absatz,  den 
dieser  Band  in  den  letzten  Jahren  gefunden,  steht  zu  erwarten, 
dass  sie  bald  vergriffen  sind.  Ich  mache  diejenigen  Abonnenten 
des  Jahresberichtes,  welche  den  ersten  Band  noch  nicht  besitzen, 
darauf  aufmerksam.  Vielleicht  ermilssigt  die  Firma  Oldenbourg  den 
Preis  dieses  ersten  Bandes  auf  Anfrage.  Offiziell  ist  er  im  Preis 
nicht  herabgesetzt. 

Vom  2.  Band  sind  noch  etwa  140  Exemplare  vorhanden, 
welche  ich  von  der  Rengerechen  Buchhandlung  in  Leipzig  gekauft 
habe.  Ich  stelle  die  Exemplare  hiermit  zur  Hälfte  des  Ladenpreises, 
welcher  18  Ji  beträgt,  also  zu  9  e^,  zur  Verfügung. 

Versendung  direkt  von  hier  aus  oder  durch  den  Buchhandel. 

Dresden- A^,  Wienerstr.  9.  v-      i   -tr    n       --n 

1.  März  1908.  Karl  VollmoUer. 


Verla?  von  Fr.  Junge  in  Erlangen. 


Romanische  Forschiingen. 

Herausgegeben  von 

Karl  Vollmöller. 

Organ  für  Yolkslatein,  Mittellatein  und  sämtliche 
Romanische  Sprachen. 

Wissenschaftliche  Abhandlungen  —  Textausgaben  —   Bibliographie. 

Mölanges  ChabaneaTi. 

Festschrift 
Oaiuille  Chabaneau 

zur  Vollendung  seines  75.  Lebensjahres 
dargebracht  von  seinen  Schülern,  Freunden  und  Verehrern« 
81  Abhandlungen.    XVI,  1114  Seiten  mit  einem  Porträt  Chabaneans  und  einem 
Brief  Freden  MiBtraU  in  Faksimile. 
Elegante  Ausstattang*    Preis  M.  40«— . 


B.  B.  H«f-  and  UnlT.-Baohdrockcr«!  Toa  Jaoff«  *  lote  U 


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