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OCT 3 1 1908
l^arbarli College l,ii)raro
FROM THE
SUBSCRIPTION FUND
BEGUN IN 1858
Kritischer Jahresbericht
Über die Fortschritte der
Romanischen Philologie.
Unter Mitwirkung von über hundert Facligenossen
herausgegeben von
Karl Vollmöllen
Mitredigiert von
6. Baist, Otto E. A. Dickmann, R. Mahrenholtz, V. Roasi, C. Salvioni.
VIII. Band. — 1904.
-.^,-
Erlangen 1908. Fr. Junge.
SeyffardtBche Buchh., Amsterdam. — A. F. Host & Sön, Flofbuclih., Kopen-
hagen. — Williama & Norgate, Covent Garden, London. — 0. Schulze & Co.,
Edinburgh. — Parker & Son, Broad Street, Oxford. — H. Weiter, Paris. —
Rieh. Hoeoniger, St. Petersburg, Grosse Morskaja 12. — Loeschor & Co., Rom. —
Kordiska Bokhandeln, Aktiebolaget, Stoekholm.
'S»
' (
?KM 3^-^
K. II. Hof- lind ITnlv.-BMchdrnekerei von Juny« ä 8uI>d In Erlangvn.
Vorwort.
Durch die verspätete Einsendung einiger wichtiger Manuskripte
hat sich die Ausgabe dieses Bandes leider etwas verzögert. Doch
ist Band IX, der 1905 enthält, bereits im Druck; auch sind die
Vorbereitungen für Bd. X schon im Gange.
Nach wie vor ist es mein Bestreben, den Jahresbericht
immer mehr auszubauen und noch bestehende Lücken auszu-
füllen. Es freut mich daher, mitteilen zu können, dass es mir
gelungen ist, für einige bisher noch nicht behandelte Gebiete
Bearbeiter zu finden. So wird vom nächsten Bande ab über
die neufranzösischen Mundarten von Oberlehrer Dr. Urtel-
Hamburg, über die itahenische Literatur in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts von Prof. Dr. Caccia- Florenz und über die
italienische Literatur der Gegenwart von Prof. Baron Locella-
Dresden berichtet werden.
Leider hat sich H. Prof. Stengel genötigt gesehen, infolge
seiner ihm durch das Reichs tagsmandat erwachsenen Doppel-
tätigkeit den Bericht über den Unterricht an den preussischen
Universitäten abzugeben. Ich hielt es nun für das Zweck massigste,
den für Einen fast zu umfangreichen Bericht zu teilen und für jede
einzelne Universität einen besonderen Referenten aufzustellen.
Bisher sind für folgende Universitäten Bearbeiter gewonnen
worden :
Berlin (A. Risop), Breslau (C. Appcl), Göttingen (A. Stim-
ming), Greifswald(F. Heuckenkamp), Halle a/S. (C. Voretzsch),
IV Vorwort.
Königsberg (O. Schultz- Gora), Marburgi.H. (Ed. Wechssler),
Münster i/W. (L. Wiese).
Es fehlen also nur noch Bonn und Kiel.
Leider hat der Jahresbericht auch den Tod dreier Mitarbeiter
zu beklagen, der Herren Proff. DDr. Adolf Kressner, Jakob
Ulrich und Ludwig Traube.
Als Redaktionssekretare waren an diesem Bande tätig die
Herren Dr. A. Werner (bis Herbst 1906) und L. Grashey
(bis Ostern 1907), schliesslich wieder die Herren Dr. A. Werner
(bis 1. Oktober 1907) und Dr. K. Gruber (bis Ostern 1908).
Bei dieser Gelegenheit möchte ich an alle HH. Mitarbeiter
noch die dringende Bitte richten, doch ja ihre Berichte recht-
zeitig fertigzustellen. Denn ohne ihre Unterstützung ist es mir
trotz aller Mühe nicht möglich die angestrebte Vollständigkeit
und Regelmässigkeit im Erscheinen zu erreichen.
Dresden- A^ den 1. März 1908.
Wienerstr. 9.
Karl Vollmöller.
Inhal t.*)
Seite
Einleitung. I
GoBchichte, Enzyklopädie und Methodologie der
romanischen Philologie.
E. Stengel 8. Bd. VII i 1.
Erster Teil: Sprachwissenschaft.
SprachphiloBophie, allgemeine und indogermanische Sprach-
wissenschaft (mit indogermanischer Kulturwissenschaft).
A. Walde 1
Allgemeine Phonetik.
R. Weeks 11
Baskisch.
J. Vinson, 1901—1905 19
Arabisch.
C. F. Seybold 33
Lateinische Sprache.
F. Skutsch, Altitalische Sprachen 1902 — 1904 35
— Allgemeine lateinische Grammatik und Metrik 1902—1904 . 42
— Altlatein 1902—1904 57
G. Landgraf, Hochlatein . . 64
W. Kroll, Spätlatein 1902— 1904 66
— Bibel- und Kirchenlatein 1902 - 1904 67
J. Pirson, Latin vulgaire et bas-latin 70
W. Kalb, Juristenlatein 76
Vergleichende romanische Grammatik.
E. Richter, Nachträge 1901-1903 78
— 1904 • 80
Rumänische Sprache.
G. Weigand 90
B&toromanisohe Sprache.
G. Hartmann 116
Italienische Sprache.
M. G. Bartoli, Lingua letteraria 1903. 1904 117
C. Salvioni, Dlaletti italiani antichi 131
— Dialetti moderni dell' Alta Italia 140
H. Schneegans, Süditalienische Dialekte 1902—1904 149
P. E. Guarnerio, Dialetti sardi 1902—1904 153
*) Wo keine Jaliressahi beigefllgt, ist es immer 1904.
VI Inhalt.
Seite
Französische Sprache.
R. Weeks, Französische Phonetik, zusammen mit der allgem. Phonetik
behandelt s. S. 11 ff.
K. Sachs, Französische Lexikographie 178
E. Stengel, Altfranzosische Textausgaben s. Bd. VII i S. 170 ff.
Fransösische Mundarten.
A. Doutrepont, Le Walion 181
J. Vi sing, Anglonormannisch . . 185
Provenzalische Sprache.
J. Anglade, Altprovenzalische Grammatik und Lexikographie .... 189
— Neuprovenzalische Grammatik und Lexikographie .... 190
— Altprovenzalische Texte 191
— Neuprovenzalische Texte 192
Katalanische Sprache.
B. Schädel 194
Spanische Sprache.
G. Baist 1902-1904 196
Albanesisch.
H. Pedersen 214
Romanische Sprachen ausserhalb Europas.
J. Geddes jr., Canadian French 1902—1904 217
J. Leite de Vasconcellos, Crioulos portugueses. Sprache zusammen
mit der Literatur behandelt s. S. II 166.
R. Basset, Die afrikanischen Sprachen 259
Romanische Metrik.
E. Stengel, s. Bd. VII i S. 217 ff.
Zweiter Teil: Literaturwissenschaft. il
Literaturwissenschaft und Poetik.
K. Borinski, s. Bd. VII ii S. 1 ff.
Lateinische Literatur.
L. Bellangcr, Latinit^ eccl^siastique et latin populaire; littdrature latine
du haut moyen dge s. Bd. VII ii S. 18.
K. V. Reinhardatoettncr, Lateinische Renaissanceliteratur s. Bd. VII
II S. 43.
Französische Literatur.
I. Altfranzösisch.
E. Stengel, Allgemeines. Das Kaiisepos s. Bd. VII ii S. 46.
— Die historische Literatur des französischen Mittelalters
1902-1904 1
F. Freymond, Altfranzösisches Kunstepos und Romane 1899—1902 . . 216
A. Hilka, „ „ ,, „ 1903—1906 . . 296
W. V. Zingerle, Kaoul de Houdenc 4
A. Jeanroy, Poesie lyrique 5
J. Bonnard, Religiöse Literatur 7
A. Doutrepont, Wallonische Literatur s. I 188
.1. Vising, Anglonormanische Literatur 9
f E. Stengel. Das französische Drama im Mittelalter 341
K. Mahrenholtz, Französische Literatur von ca. 1630 — ca. 1900 . . 9
E. Kitter, Rousseau 350
M. Mayr, Die französische Literatur im Jahre 1904 19
Inhalt. VII
Seite
FroyenBalische Literatur.
J. Anglade, Altprovenzalische Literatur 75
— NeuproveDzalische Literatur 77
Katalanische Literatur.
B. Schädel 350
Italienische Literatur.
M. Pelaez, Antica poesia italiaoa XII— XIV sec. 1903. 1904 ... 79
N. Zingarelli, Dante 1903. 1904 105
V. Crescini, Boccaccio 1902. 1903 • ... 116
L. Piccioni, Letteratura italiana del sec. XVJII |27
La letteratura italiana nel sec. XIX.
P. Bellezza, La scuola classica 141
Della Giovanna, 11 ronoanticismo e la letteratura italiana durante
il Risorgimento nazionale 1902. 1903 146
Bätoromanische Literatur.
G. Hartmann 160
Bumänische Literatur.
S. Pu^cariu, 1800 bis Gegenwart 161
Albanesische Literatur.
H. Pedersen, s. ob. I 214.
Bomanische Literaturen ausserhalb Europas.
J. Geddes jr., Kanadische Literatur s. I 217 ff.
J. Leite de Vasconcellos, Crioulos portugueses 166
R. Basset, Die afrikanischen Literaturen s. I 259.
Wechselbesiehungen swischen romanischer und germanischer
Literatur.
M. Kaluza, Romanische Einflüsse auf die englische Literatur des Mittel-
alters 1902—1904 171
L. Fränkel, Romanisch-, insbesondere italienisch-englische Literaturbe-
ziehungen im 16., 17. und 18. Jahrhundert 189
V
Dritter Teil: Grenzwissenschaften HI
Volkskunde.
A. Doutrepont, Folklore wallon s. I 185.
G, Pitrfe, Folklore in Italia 1
G. Hart mann, Rätoromani.sche Volkskunde 6
G. Weigand, Rumänische Volksliteratur, s. I 115 f.
J. Geddes, Kanadische Volkskunde 1902—1904 s. I 217 ff.
Bomanische Kulturgeschichte.
A. Schultz, 1904—1906 6
Bomanische Kunstgeschichte.
A. Schultz, 1904—1906 8
VIII Inhalt.
Seite
Vierter Teil: Unterricht in den romanischen Sprachen.
A) An Universitäten.
(Redigiert von Karl Volimöller.)
H. Schneegans, Bayern 1
E. Michael, Sachsen 2
C Voretzsch, Württemberg 1902—1904 2
J. Haas, Baden 21
E. Heuser, Hessen 23
K. Zenker, Mecklenburg 24
H. Schneegans, Elsass-Lothringen . 24
B) An den technischen Hochschulen des deutschen Reiches.
W. Scheffler 25
G) An höheren Lehranstalten (einschliesslich Selbstunterricht).
Unterricht in der französischen Sprache.
(Redigiert von Dt. Otto £. A. Dickmann, Cöln.)
I. Allgemeines.
a) A. Gundlach, Allgemeine Methodik des neusprachlichen Unterrichts
b) Stand des Unterrichts im Französischen:
B. Herlet, Bayern 34
F. Schwend, Württemberg . , 35
Rose, Baden ,, 42
J. Ellinger, Österreich 43
II. Lehrweiee.
a) R. Krön, Lehrmittel fürden Selbstunterricht im Französischen 1902— 1905 45
b) ,, „ , Über den auf Abbildungen gegründeten Anschauungsunterricht
im Französischen 1902—1905 47
c) „ „ , Über die Bestrebungen, das Französische auf Grund der
geistigen (inneren) Anschauung zu lehren (Methode Gouin).
1902—1905 51
III. Hllfemittel flir den französlechen Unterricht
a) A. G und lach, Französische Schulgrammatiken und Übungsbücher . 53
b) A. Kugel, Schulausgaben 64
K. Gruber und A. Werner, Autorenregister 1
Verzeichnis der Abkürzungen 19
Druckfehler und Berichtigungen 25
.■-*'^i>^^ :>
M m
Kritischer Jahresbericht
Über die Fortschritte der
Romanischen Philologie.
Unter Mitwirkung von über hundert Fachgenossen
hei-ausgegcben vou
Karl Yolimöller.
Mitrediglert von
G. Baist, Otto E. A. Dickmann, R. Mahrenholtz, V. Rossi, C. Salvioni.
— : VIII. Band. — 19Ö4.
1. Heft.
Ausgegeben Dezember 190(3.
Ladenpreis dieses Heftes Mark 13.60.
Erlangen 1906. Fr. Junge.
Seyffardtsuhe Buchh., Amsterdam. — A. F. Ilöst & Sohn, Hofbucbh., Kopen-
hagen. — Williams & Norgate, Covent Garden, London; Edingburgh; Broad
Street, Oxford. — H. Weiter, Paris. —Aug. Deubners Bucbh.. St. Petersburg,
New8kyPr.28. — Loe8cher&Co.(Bret8chneider&Regenberg),Rom.— Nordiska
Rokhandcln, Aktiebolaget, Stockholm. — Carlo Clausen, Torino. ^-g
Inhalt von Heft 1.*)
1
Seite
I. Einleitung.
Geschichte, Encyklopädie und
Methodologie der romanischen
Philologie (E. Stengel, s.Bd. VII,
S. I Iff.) 1
Erster Teil: Sprachwissen-
schaft. Sprachphilosophie,
allgemeine und indogermani-
sche Sprachwissenschaft (mit
indogermanischer Kulturwis-
senschaft) (A. Walde) ... 1
Allgemeine Phonetik (R. Weeks) 11
Les Etudes basques de 1901
k 1905 (J. Vinson) .... 19
Arabisch (C. F. Seybold) . . 33
Lateinische Sprache (1902 — )
1904 (F. Skutsch) .... 35
Hochlatein (G. Landgraf) . . 64
Spätlatcin 1902— 1904(W. Kroll) 66
Bibel- und Kirchenlatein 1902—
1904 (W. Kroll) 67
Latin vulgaire et bas-latin (J.
Pirson) 70
Juristenlatein (W. Kalb) . . 76
Vergleichende romanische
Grammatik (E. Richter) 1904
(Nachträge 1901—1903) . . 78
Rumänische Sprache (G. Wei-
gand) 90
Kätoromanische Sprache (G.
Hartmann) 116
Italienische Sprache (1902, 1903)
1904 (M. G. Bartoli) ... 117
Dialctti italiani antichi (0. Sal-
vioni) 131
Dialetti modcnii dell'Altalta-
lia (C. Salvioni) 140
I
Seite
Sttditalienische Dialektfe (H.
Schneegans) 149
Dialetti sardi 1902 (P. E. Guar-
nerio) 153
Französische Phonetik (R.
Weeks,8. S. 1 11 ff. zusammen
mit der allgemeinen Phone-
tik).
Französische Lexikographie (K.
Sachs) : 178
Altfranzö&ische Textausgaben
(E. Stengel s. Bd. VH, S. I
170 ff.)
Le Wallon (A. Doutrepont) . 181
Anglonormannisch (J. Vi sing) . 185
Altprovenzalische Grammatik
und Lexikographie (J. An-
glade) 189
Neuprovenzalische Grammatik
und Lexikographie (J. An-
glade) 190
Altprovenzalische Texte (J.
Anglade) 191
Neuprovenzalische Texte (J.
Anglade) 192
. Katalanische Sprache (B. Schä-
del) 194
Spanische Sprache. 1902—1904
(G. Baist) 196
Albane&isch (H. Pcdersen) . . 214
Canadian-French (1902—1904)
(J. Geddey, Jr.) 217
Die afrikanischen Sprachen und
Literaturen (R. Basset) , . 259
Romanische Metrik (E. Stengel,
8. Bd. VII, S. I 217 flf.).
*) Wo keine Jahreszahl beigefügt, ist es 1904.
[Fortsetzung auf S. 3 des Cmschlagrs.]
<* - 7
^ — "'^ '-*-
I.
Einleitung.
Geschichte, Enzyklopädie und Methodologie der romanischen
Philologie. 1904 von E. Stengel siehe Bd. VII, S. I Iff.
Erster Teil. Sprachwissenschaft.
Spraclipliilosopliie, allgemeine
tuid indogermanisolie Sprach-
-ssrissenschaft (mit indogerma-
nisolier Kulturiarissensoliaft). 1904.
Auch in diesem Berichtjahre zieht Wundt* grosses Werk über die
Sprache, das nun selber schon in zweiter, umgearbeiteter Auflage —
mehr nur in Einzelheiten modifizierend, die grossen Richtungslinien aber
unverrückt lassend — vorliegt^), seine Kreise. Vor allem ist hier zu
nennen :
Jan V. RozwADOWSKi: „Wortbildung und Wortbedeutung.
Eine Untersuchung ihrer Grundgesetze"*). Nach Wundt ist jede
Benennung eines Gegenstandes nach jenem Merkmale erfolgt, das für
den Schöpfer der Benennung im Blickpunkte des Interesses stand,
während die anderen Merkmale in der Bezeichnung keinen sprachlichen
Ausdruck finden. Dies ergänzt Rozwadowski dahin, dass bei einer Be-
nennung nicht nur das dominierende Merkmal zum Ausdrucke kommt,
sondern noch etwas anderes: während das dominierende Merkmal in dem
Grundelement des Wortes enthalten ist, hat das Wort doch auch noch
ein sog. formatives Element (mag dies auch bei den sog. Wurzel iiomina bereits
in ältester Zeit abgeschliffen worden sein), und diesem formalsprachlichen
Verhältnisse muss auch ein sinnsprachliches, d. h. psychisches entsprechen.
1) „Völkerpsychologie", I. Bwid. Leipzig. Engelmann 1904. 2) Heidel-
berg, Karl Winters Universitätsbuchhandiung 1904.
Yollmoller, Rom. Jahresbericht YlII. 1
I 2 Sprachphilosophie, allgem. u. indogerm. Sprachwissenschaft. 1904.
Rozwadowski hält nun dieses formative Element für den sprachlichen
Ausdruck des nach Abzug der zunächst dominierenden Vorstellung übrig-
bleibenden VorsteUungsrestes, indem beim Übergang vom „wurzelhaften" zum
„formativen" Wortteile (der ja ursprünglich auch konkretere Bedeutung
gehabt haben wird) auch das im wurzelhaften Teile ausgedrückte domi-
nierende Merkmal aus dem Blickpunkte trete und durch andere Merk-
male der Gesamtvorstellung ersetzt werde. Dagegen scheint dem Bericht-
erstatter einmal zu sprechen, dass aus dem Vorstellungsreste doch immer
nur wieder 6in Merkmal zur Aj)perzeption gelangen kann, ähnlich wie
es in Zusammensetzungen wie ^Kohlkopf" der Fall ist. Von einem
Ausdrucke des gesamten Vorstellungsrestes im Suffixteile könnte daher
nicht die Rede sein. Aber auch wenn R. die Zweigliedrigkeit (Wurzel —
Suffix) der Simplizia durchweg mit der Zweigliedrigkeit klar gebliebener
Komposita identifiziert — natürlich einräumend, dass in erstem zugleich
mit der Abschleifung des zweiten Gliedes auch dessen Apperzeption zur
Perzeption abgeschwächt sei — , dürfte dies doch nur für einen Teil der
Fälle Gültigkeit beanspruchen. In andern dürfte der suffixale Teil nicht
erst durch einen Abschleifungsvorgang zum blossen Gattungs- oder Be-
ziehungsexponenten herabgesunken sein, sondern von Anfang an diesen
Charakter gehabt haben, ähnlich wie unser „Bläuling" als Bezeichnung
einerseits eines Schmetterlingöj andererseits eines sich blau verfärbenden
Pilzes bloss „blaue Farbe habend" besagt, die übrigen, gänzlich ab-
weichenden Merkmale- beider Dinge aber vollkommen vernachlässigt, ja
eliminiert. In den Fällen letzterer Art, die als uniu'sprünglich anzusehen
wir kaum berechtigt sind, drückt das Suffix bloss aus, in welcher Be-
ziehung das „Nominandum" zum „wurzelhaften" Wortbestandteile steht
DieZwoiirliedrigkeit der Simplizia bleibt aber dadurch unberührt. Allerdings
ist eine eingliedrige Benennung da vorhanden, wo ein Gefühlslaut
zur Bezeichnung eines Gegenstandes wurde, wie jedenfalls in grösstem
Umfange in den Anfängen der Sprache; hier ist nur die psychische
Zweigliedrigkeit gewahrt in der Beziehung des Gefühls auf den Gegen-
stand.
Die Zweigliedrigkeit liegt klar vor in Zusammensetzungen, und deren
Vorstufe ist wieder die als Einheit apperzipierte Wortgruppe. Der End-
punkt der Entwicklung ist aber das durch vollständige Abschleifung des
Suffixteiles entstehende Wurzelnomen, z. B. in idg. Zeit * ped „Fuss",
in nhd. Zeit Stein, das für sich betrachtet absolut einheitlich, d. i,
eingliedrig apperzipiert wird.
In der Lehre vom Bedeutungswandel wird die Wundtsche Formu-
lierung erörtert, dass durch die feste Assoziation des Lautbildes mit der
ganzen Vorstellung und durch diesen Übergang des dominierenden Ele-
mentes in die Gesamtmasse der Elemente zugleich der Weg für einen
fast unbos(!hränkten Bedeutungswandel frei werde. Rozw. führt auch
hier den Begriff der Differenzierung ein, indem zugleich mit der Identi-
fikation einer neuen Vorstellung (z. B. Fuss eines Tisches) mit früheren
(z. B. Fuss eines Menschen) auch die Apperzeption der nicht überein-
stimmenden Elemente der neuen Vorstellung eintritt (die aber eventuell
nicht s[)rachlich ausgedrückt wird, wenn sie durch die ganze Situation
gegelxMi ist), so dass wir neben der Identifikation zugleich und untrenn-
A. Walde. I 3
bar davon eine Unterscheidung vollführen. Bei jeder neu apperzipieiten
Vorstellung ist also ein identifizierendes ,|j^ ein unterscheidendes Glied
vorhanden. Letztere Feststellung führt ^^. einer befriedigenden Erklärung
aller Bedeutungswandel und leitet über, zur Gegenülierstellung von Identi-
fizierungsnamen, in denen das identifizierte Glied vorherrscht, und Unter-
scheidungsnamen) in denen das unterscheidende Glied dauernd vorhen-scht.
Weiters untersucht R. das Verhältnis von Wort und Sat-z, und sucht
nachzuweisen, dass der Satz sieh vom Substantiv nur durch eine voll-
kommenere Beziehung des Gegliederten und die Fortdauer der analytischen
Apperzeption, nicht aber durch den Inhi«lt der Vorstellung unterscheide
(„Die Sonne scheint" — „Sonnenschein"). Das sog. Subjekt des Satzes
sei das identifizierte, (his sog. Prädikat das unterscheidende Glied der
Vorstellung. Der Satz ist ihm also der sprachliche Ausdruck der zwei-
gliedrigen Apperzeption einer Gesamtvorstellung, das Substantiv der
sprachliche Ausdruck eines auf Grund der zweigliedrigen Apperzeption
einer Gesamtvorstellung entstiuidenen Begriffes. Weniger befriedigt^ was
über Adjektiv und Verbum ausgeführt wird. Über die Anwendung des
Differenzierungsprinzips auf die Phonetik wird erst eingehender geurteilt
werden können, wenn sie vom Verfasser näher ausgeführt sein wird.
Mit Rozwadowskis Einteilung in Identifizierungs- und Unter-
scheidungsnämen trifft Ottmar Dittrich zusammen, der in einer für
die Lehre von der Zusammensetzung wichtigen, ergebnisreichen Abhand-
lung „Über Wortzusammensetzung auf Grund der neufranzö-
sischen Schriftsprache IV "^) dafür die Ausdrücke „Übereinstimmungs-
und Abweichungsnamen" prägt, und seine Unterscheidung an einem
reichen Materiale durchführt. Bezüglich der mir nicht zugänglichen
Schrift Alfred Risop* „Begriffsverwandtschaft und Sprachent-
Wicklung. Beiträge zur Morphologie des Französischen"*)
verweise ich auf die Anzeigen Vohsler* ^) und Herzog* % welch letzterer
die auffällige Tatsache feststellt^ dass zwischen begrifflich gänzlich un-
verwandten Wörtern formelle Beziehungen oft die weitestgehenden Folgen
haben, während Beeinflussungen von begrifflich sich noch so nahestehenden
Worten ohne formelle Verwandtschaft sich nur spärlich aufweisen lassen.
Ebenso muss ich für P. Beck „Die Nachahmung und ihre Be-
deutung für Psychologie und Völkerkunde" '^) auf die Besprechung
Ehrenreich* ®) verweisen.
Über das Leben der Sprache, speziell des Deutschen, handeln in
volkstümlicher, anziehender Darstellung die von O. Weise in dritter
Auflage wesentlich umgearbeitete und verbesserte Schrift von Friedrich
Polle: „Wie denkt das Volk über die Sprache? Plaudereien
über die Eigenart der Ausdrucks- und Anschauungsweise des
Volkes"*) und Karl Müller-Fraureuth" „Aus der Welt der
Wörter. Vorträge über Gegenstände deutscher Wort-
forschung"*®), sowie der anspruchslose Vortrag von Emil Stern
3) Halle, Niemever 1904 (Habil.-Schr. Lpz.); S.A. ZRPh. XXIX. 4) Berlin,
Weidmann 1903, 39 S. 4«. 5) LBlGRPh. 1905, 18 ff. C) ZRPh. 1905, XXIX,
234 ff. 7) Leipzig, Haacke 1904, 173 S. 8^ 8) DLZ. 1904, 2304. 9) Leipzig
und Berlin, Teubner 1904, V— 112 S 8«. 10) Halle, Nieracyer 1904, 230- (1)
8. 8«.
1*
I 4 Hprachphilosophie, allgem. u. indogerm. SprachwiBscn.schaft. 1904.
„Das Leben derWörter"^^). Die Qualitätsverschlechterung einiger eng-
lischer Wörter bespricht Johannes Kollberg „Beiträge zur Lehre vom
Bedeutungswandel der Wörter im Englischen. Tl. L"^*). Von
mir nicht zugänglich gewordeneu Abhandlungen sei wenigstens dem Titel
nach erwähnt Platz „Über lautliche und begriffliche Wort-
assimilation"^^) und Thurau „ßprachstoff und Sprachge-
fühl" i*).
Über Ziele und methodologische Grundsätze im Betriebe der Sprach-
wissenschaft handelt die mit frischem Zuge und starkem Temperament
verfasste Schrift Karl Vossler* „Positivismus und Idealismus in
der Sprachwissenschaft. Eine sprachphilosophische Unter-
suchung"^®). Dass die Kenntnis des Materials, die möglichst genaue
Beschreibung des Tatbestandes notwendige Voraussetzung für die Er-
kenntnis jedes geschichtlichen Vorganges, also auch der Sprachgeschichte
sei, ist selbstverständlich; ebenso aber wie der Historiker, hat auch der
Sprachhistoriker nicht bei der blossen Beschreibung der Geschehnisse
stehen zu bleiben, sondern muss zur kausalen Erkenntnis vorzudringen
suchen. Als Positivismus bezeichnet nun Vossler die Beschreibung des
Tatbestandes; und soferne man darin nicht das Endziel sieht, sondern
nur die Voraussetzung für die Aufdeckung der Kausalzusammenhänge,
die der Idealismus anstrebt, erkennt ihn Vossler als berechtigt, und not-
wendig an. Aufs heftigste aber wendet sich Vossler gegen jene, die die
Ermittlung der Tatbestände nicht bloss als vorlaufiges, sondern als End-
ziel auffassen und die er metaphysische oder besser radikale Positivisten
nennt. Es ist nun gewiss zuzugeben, dass die Einteilung der Grammatik
in Lautlehre, Flexionslehre, Wortbildung, Syntax und Stilistik nur ein
praktischer Notbehelf der — positivistischen — Sprachbeschreibung ist
luid dass, da die Sprache geistiger Ausdnick sei, die umgekehrte An-
ordnung, die die Stilistik an erste Stelle rücke, innerlich berechtigter
wäre. Diese starke Betonung des psychologischen, von ihm als ästhetisch
bezeichneten Gesichtspunktes, der übrigens, wie auch Wechssler*^) be-
merkt, nicht neu ist, treibt aber Vossler unberechtigt auf die Spitze,
wenn er den Geist als die allein wirkende Ursache sämtlicher Sprach-
formen betrachtet, so dass selbst die unbedeutendsten und scheinbar zu-
fälligen Wandlungen inmier eine in der Geistesart des Sprechenden
liegende Ursache haben sollen. Dagegen wendet Wechssler treffend ein,
dass sich der Geist doch mit dem sprachlichen Materiale und seinen
fördernden und hemmenden Bedingungen abzufinden hat^ und dass
(Uiher nicht bloss von Psychischem, sondern auch von Psycho-
physischem zu sprechen ist. — Aus den stets anregenden, wenn
auch vielfach zum Widerspruch rcMzenden Darlegungen Vosslers sei
besonders seine Auseinandersetzung mit Wechssler über die Frage der
Lautgesetze hervorgehoben. Jeder Lautwandel ist ihm zunächst durch
die individuelle Initiative eines einzigen entstanden, und zwar veranlasst
durch den Akzent, der nur Geist sei. Am schärfsten fasst er seine
11) Sammlung gemeinnütziger Vorträge Nr. 314, Prag, Calve 1904.
12) Beil. z. Progr. der Vorstäd tischen Realschule in Königsberg, Ostern 19()4.
13) Diss. Münster 1905. 14) ZFEU. III. 15) Heidelberg, Karl Winters Uni-
vorsität^buchhandlung 1904, VIII— 98 S. 8«. 16) LCBl. 1905, 137 ff.
A. Walde. I 5
Ansicht an einer anderen Stelle*') in die Worte, dasa es eine absolute
Alternative zwischen lautphysiologischer und assoziationspsychologischer
(analogischer) Erklärung gar. nicht gebe und dass jeder Lautwandel zu-
gleich auch ein Bedeutungswandel sei; mit anderen Worten, dass bei
denjenigen Wandlungen, die uns als lautgesetzlich oder mechanisch er-
scheinen, das psychische (assoziative oder dissoziative) Moment nicht etwa
gefehlt oder geruht habe, sondern sich eben nur in derselben Richtung
wie die mechanische und physische Entwicklung bewegte, ja diese
sogar restlos in sich aufsaugte. Die Einheit und Regelmässigkeit der
Sprache ist aber Vossler das Ergebnis geistiger Passivität, indem jedes
Individuum durch Anpassung an seine Umgebung Beschränkung in seiner
Individualität erleidet. So wird ja die Ausbreitung von Lautveränderungen
oft genug vor sich gegangen sein; aber andererseits werden zweifellos
Aussprachsneuerungen, die ein gewisses Sprachgebiet ergriffen haben^
ihrerseits in der Veränderung anderer Laute oder ganzer Lautreihen ihre
rein physischen Folgen gehabt haben, für die eine geistige Ursache un-
bedingt zu leugnen ist.
In ganz anderer, das physische Moment mit grösster Schärfe be-
tonenden Richtung wird die Lautgesetzfrage von Eugen Herzog ange-
packt in einer wohltuend klaren Schrift „Streitfragen der roma-
nischen Philologie. 1. Bändchen: Die Lautgesetzfrage. Zur
französischen Lautgeschichte" ^%
Wie Ausnahmen von einem bisher als richtig angenommenen Natur-
gesetze dadurch zu erklären sind, dass das Gesetz entweder unrichtig
gefasst ist, oder dass der kreuzende Einfluss eines anderen Gesetzes vor-
liegt, oder dass man in noch anderen Fällen aus Mangel an Hilfs-
mitteln der Untersuchung vorderhand zu keiner der „Ausnahme" gerecht
werdenden Fassung zu gelangen vermag, so auch beim Lautgesetze und
seinen scheinbaren Ausnahmen. Auch dass es beim Lautgesetze — das
selbstverständlich nicht als aprioristisches Gesetz, sondern nur als die
Feststellung von Entwicklungsgleichheit aufzufassen ist — noch an der
Erkenntnis des kausalen Zusammenhangs fehlt, teilt es mit vielen Natur-
gesetzen. Gegen die Gegner der Lautgesetze wird zunächst ausgeführt,
dass Störungen durch Sprachmischung keinen Einwand begründen; denn
je mehr eine Sprachgemeinschaft auf sich selbst angewiesen sei oder
— wo Mischungen vorliegen — je gleichartiger sich die Mischungsver-
hältnisse gestalten, um so w^eniger wird die Gleichartigkeit der Entwicklung
gestört (korrelative Approximation). Auch die Rolle der individuellen
Differenzen werde ungeheuer überschätzt, da das Zusammenleben der Ge-
meinschaft stets ausgleichend wirke. Ferner dass die Sprache als
Mittel zum Ausdmcke individueller Bewusst*<eins Vorgänge bei der Ver-
schiedenheit, mit der sich letztere bei verschiedenen Menschen und zu
verschie<lenen Zeiten abspielen, keine allgemeinen Regeln für die Vor-
änderungen im Ausdruck jener Bewusstseinsvorgänge schaffen könne,
erledige sich dadurch, dass Bewusstsein und Wille zwar als innere
Veranlassung und in vielen Fällen bei der Wahl der von der Sprache
17) LBlGRPh. 1905, 10; ähnlich Becker DLZ. 1904, 3083 ff. 18) Halle
a. S., Nicmeyer 1904.
I 6 Sprachphilosophie, allgeni. u. indogerm. Sprachwissenschaft. 1904.
als etwas historisch Gewordenem für die Einkleidung des Mitzuteilenden
zur Verfügung gestellten Ausdrucksformen am Sprechen beteiligt sind,
nicht aber bei der Überführung jener Ausdrucksformen in Bewegungs-
akte, in der Lautsprache also bei der Erzeugung der Laute. Wille und
Bewusstsein ist bei der Erlernung des Sprechens im Kindesalter oder
bei der Nachahmung uns bisher unbekannter Laute und Artikulationen
auch in späteren Jahren stark beteiligt, spielt aber bei schon bekannten
und eingeübten Lauten keine Rolle. Je mehr wir uns also dem Ideal-
zustande ungemischten Weiterlebens der Sprache nähern, um so mehr
beschränkt sich die Mitwirkung von Bewusstsein und Willen auf die
früheste Kindheit als die Zeit der Spracherlernung. Der Einwand, der
jeden Lautwandel als Mode, als Nachahmung der Sprechweise irgendwie
massgebender Personen betrachtet, könnte nach Herzog höchstens für
höher gebildete Kreise in Betracht kommen, die glauben, dass die Sprache
kunstmässig ausgebildet werden könne. Freilich mit der Widerlegung
der Möglichkeit, dass Sprachänderungen sich von einem kleineren Gebiete
aus verbreitet haben können (Wellen theorie), hat Herzog wenig Glück;
es ist eben durchaus nicht anzunehmen, dass ein derartiges Umsichgreifen
nach allen Seiten gleichmässig, konzentrisch zu erfolgen habe. Was
endlich die Annahme betrifft, dass neue akustische Nuancen unterm Ein-
flüsse von Gemütsstimmungen entstehen, so wendet Herzog ein, dass
auch innerhalb kleiner Sprachgemeinschaften die herrschenden Gemüts-
richtungen so auseinander gehen, dass zur Gewinnung einer einheitlichen
Entwicklung wieder die Mode, die Nachahmung zu Hilfe gerufen werden
müsste. Nach dieser Erörterung der bisher vorgebrachten Gründe des
Lautwandels wendet sich Herzog zu positiven Vorschlägen. In lichtvoller
und zutreffender Auseinandersetzung mit den von Wechssler aufgestellten
Kategorien des Lautwandels gelangt er zunächst zum Schlüsse, dass es
einen Unterschied zwischen graduellem und springendem Lautwandel
nicht gebe, da ein springender Lautwandel in Abrede zu stellen sei.
Jeder mechanische Lautwandel ist ihm graduell, d. h. er stellt eine
Summe minimaler Verschiebungen dar, und nur wo ein zweites Element
hinzukommt, dessen Wurzeln in psychischer Einwirkung zu suchen sind
(entweder Analogie oder eine jener pvSychischen Erscheinungen, die beim
Erlernen von Sprachelementen eine Rolle spielen), kommen neue Formen
zustiinde, die sich nicht durch eine Summe minimaler Verschiebungen
aus den älteren erklären lassen. Auch Metathesen, Assimilationen und
Dissimilationen gehören als Ausdehnungen spezifischer Artikulationen nach
vorne oder rückwärts zum graduellen Lautwandel, für den er nun eine
einheitliche Erklärung sucht. Er glaubt sie darin zu finden, dass die
Sprachorgane mit dem Älterwerden des Individuums sich verändern, so
dass die Artikulation, die in der Jugend für einen bestimmten Laut ge-
lernt wurde, beim erwachsenen Sprechenden einen (nicht bloss an Tonhöhe,
sondern auch au Klangfarbe) etwas verschiedenen Laut erzeugt, der nun
von der folgenden Generation übernommen und ihrerseits in entsprechender
Weise verschoben wird (Geschlechterablösungsprinzip). Im Individuum
tritt also eine Verschiebung des akustischen Elements ein, und die neue
Generation bedarf zur Erzielung dieses akustischen Effektes einer Arti-
^ kulation, die von der der Lehrmeister etwas verschieden ist^ weil sie mit
A. Walde. I 7
ihren anders gearteten, d. h. jüngeren, Organen bei gleicher Artikulation
nicht die von den Altern gehorte I^autung erzielen würden. Durch der-
artige Verachiebungen, die immer (?) in derselben Richtung liegen, kann
ein Laut in der Dauer mehrerer Generationen einen auch schriftlich aus-
drückbaren Wandel durchgemacht haben; bei dieser Auffassung erklärt
es sich auch, das« sich innerhalb einer Sprachgemeinschaft ein Lautwandel
nicht ganz gleichzeitig durchsetzt, sondern dass häufig ein Schwanken
zwischen Altem und Neuem zu beobachten ist; dass schliesslich doch
das Neue zum Siege gelange, sei darum begründet^ dass die Veränderungen,
wenn auch in ungleicher Geschwindigkeit, doch nach derselben Richtung
erfolgen.
Wie erfolgen nun Dialektspaltungen? Einmal durch Abtrennung
eines Teiles der Sprachgenossenschaft; in diesem Falle können minimale
Sprachabweichungen, die sonst in der nächsten Generation der Ausgleichung
verfallen wären, zu dauernder Geltung gelangen. Es ist dann in bezug
auf diese Sprachgewohnheit in der neu abgezweigten Genossenschaft ein
anderer Durchschnitt vorhanden, auf den neu entstehende Abweichungen
zurückgeführt werden, als in der zurückgebliebenen. Oft wird sich die
Verschiedenheit darauf beschränken, da.ss die getrennten Teile sich nur
in der Raschheit der Veränderungen unterscheiden. Der zweite Fall ist
die Annahme einer fremden Sprache (bezw. einer fremden Mundart)
durch die Sprachgemeinschaft. Hier kommt aber nicht das stets nur zu
roher Nachahmung der neuen Sprache führende Sprechen lernen der Er-
wachsenen in Betracht, sondern das der Kinder (eventuell neben der
Muttersprache), die die Laute der neuen Sprache genau nachahmen.
Da nun derselbe Laut oft durch mehrere Artikulationsmöglichkeiten her-
vorgebracht wenlen kann (nebenbei bemerkt ein Punkt, der auch bei
Erlernung der Muttersprache Artikulationsverschiedenheiten zwischen Jungen
und Alten o<ler zwischen Jungen und Jungen hervorrufen und den
Keim zu sprachlichem Auseinandergehn legen kann), erfolgt die Arti-
kulation oft in einer den Ijehrmeistern ungewohnten Weise, die vielfac^h
deshalb gewählt wird, weil sie der der Muttersprache verwandter ist.
Nun hat jede Sprachgemeinschaft, die eine längere ungestörte Entwicklung
hinter sich hat, ein System bequem zusammenpassender Artikulationen
erreicht, indem jeder Laut so hervorgt^bracht wird, wie er die bequemste
Anknüpfung an vorhergehende und die beste Vorbereitung zu den
folgenden Lauten enthält. Wenn aber dieses System durch ein System
akustisch, aber nicht artikulatorisch gleichartiger Laute ersetzt wird, wie
es bei Sprachübertragung in der angedeuteten Weise geschieht, muss ein
solches Zusammenpassen erst erzielt werden, es muss neu gelernt werden
aus einem Laute in den andern bequem überzugehen. Daher die massen-
haften Assimilationserscheinungen, die in den ersten Jahrhunderten nacli
einer Sprachübertragung besonders auffällig sind. — Dass Herzo^rs An-
nahme der Greschlechterablösung zu ihrer Bestätigung vieler eingehcMi(I(»r
Untersuchungen bedarf, verhehlt sich ihr Begründer nicht; sie wird auch
gewiss nicht der einzige? in Betracht kommende Erklärungsgrund bl(jiben;
ernstlichster Beachtung ist sie aber jedenfalls wert.
Auch Rudolf Thukneysen „Die Etymologie" ^®) nimmt Stellung
19) Rektoratsrede Freiburg i. B. 1904.
I 8 Sprachphilosophie, allgem. u. indogerm. Sprachwissenschaft. 1904.
zur Lautgesetzfrage. Er steht auf dem Standpunkte, dass die Überein-
stimmung einer Sprachgenossenschaft auf einem Ausgleich der individuellen
Sprachen beruhe, und dass der Lautwandel sich aus zunächst bei einzelnen
jungen Individuen auftretenden und dann von anderen nachgeahmten
Sprachabweichungen (über deren Entstehung nichts prajudiziert wird)
erkläre, die, weil auf eigentümlicher Bildung eines Lautes beruhend, das
ganze Sprachmaterial der betreffenden durchdringen. Auf diese Weise
können sich nebeneinander verschiedene Sprachkreise bilden, die sich
früher oder später nach einer oder der andern Richtung ausgleichen.
Sehr dankenswert ist die klare Herausstellung der Tatsache, dass in
Wörtern von leichtestem logischen Gewichte, wie Konjunktionen, Hilfs-
zeitwörtern, Grussformeln, aber andererseits auch in selten gebrauchten
Wörtern sich häufig über das regelmässige hinausgehende Veränderungen
finden. Wenn aber Thumeysen dies gegen die Ausnahmslosigkeit des Laut-
wandels ins Feld führt, glauben wir dies dem hochgeschätzten Forscher
nicht zugeben zu dürfen. Denn, wenn auch der Etymologe diese Ge-
sichtspunkte ebensowenig wird aus den Augen verlieren dürfen, wie den
heute nirgends mehr vernachlässigten der analogischen Beeinflussung oder
der Kreuzung von Formen, so haben die selten gebrauchten Worte für
die Prinzipienfrage auszuscheiden, da hier ein Verhören vorliegt, das infolge
seltenen Gebrauches des Wortes im Munde anderer Angehöriger der Sprach-
genossenschaft nicht gleich seine Korrektur erfährt. Für die an erster
Stelle genannten Wortformen aber hat Berichterstatter den Eindruck, dass
einerseits Verstümmlungen nicht lautlicher Art vorliegen („die Ehre" für
„habe die Ehre" wie „Ober" für „Oberkellner"), andererseits aber Fälle,
für die wegen eines gesteigerten Sprechtempos oder besonderer Tonschwäche
lautliche Bedingungen gegeben sind, die eben im übrigen Wortschatze
nicht (bezw. gewöhnlich nicht) vorkommen, aber deshalb noch nicht von
gesetzmässiger Betrachtung auszuschliesscn sind. Das sind Fälle, die
wir als „Privilegia" empfinden nur mangels vergleichbarer Fälle, die die
Erkenntnis eines Gesetzes gestatten würden.
Klar orientierend ist auch der die Frage der Lautgesetze be-
handelnde Abschnitt von Berthold Delbrück'* ausgezeichneter „Ein-
leitung in das Studium der indogermanischen Sprachen. Ein
Beitrag zur Geschichte und Methodik der vergleichenden
Sprachforschung"^^) in ihrer nun vorliegenden 4. Aufl., die im übrigen
durch einen Abschnitt über die grammatischen Lehren der Griechen,
sowie durch ausführlichere Darstellung der Ansichten Wilhelm von Hum-
boldts wesentlich bereichert ist. Lautgesetz im subjektiven Sinne ist die
Feststellung von Gleichmässigkeiten in der Aussprache von Lauten, im
objektiven Sinne das Bestehen solcher Gleichmässigkeiten, die sich inner-
halb gewisser örtlicher und zeitlicher Grenzen vorfintlen. Dass Ver-
änderungen der Aussprache in einer solchen gleichmässigen Richtung
erfolgen, kann geschehen durch eine die ganze Gemeinschaft umfassende
Sprachmischung oder durch andere, freilich schwer zu fassende, die Ge-
samtheit ergreifende Einflüsse physischer oder sozialer Natur. Jedenfalls
aber ist zur Herbeiführung der Gleichmässigkeit in der Aussprache der
20) BIgG'. Bd. 4. Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1904.
A. Walde, J 9
verschiedenen Individuen doch immer noch eine auf gegenseitiger Nach-
ahmung beruhende Ausgleichung nötig. Die ersten Veränderungen können
sich anfänglich auch bloss an einem Teile oder an einzebien Indi-
viduen der Sprachgemeinschaft vollziehen, in welchen Fällen die übrigen
Glieder nur durch Nachahmung von diesen Vorgängen berührt werden.
Als eine der Hauptaufgaben der künftigen Forschung bezeichnet es
Delbrück, durch Beobachtung näher festzus(tellen, wie die besprochene
Ausgleichung vor sich gehe. Er erwähnt zum Schlüsse eine dahin-
gehende Ansicht Wheeler**^), das» ein Sprechender, der einen neuen
Laut aufnimmt, ihn zunächst an einigen Wörtern lerne und dass ihm
bei anderen Wörtern, die den alten Laut enthalten, sofort das sieg-
reiche neue Lautbild einfalle, das sich auf diese Weise bei allen Wörtern
festsetze (?).
Schliesslich sei noch die kurze Skizze über Lautwandel von
K. S. Laurila ^*) erwähnt, der wesentlich im Sinne Wundts die Gründe
der lautlichen Veränderungen betrachtet.
Grundsätzliche Fragen der Sprachbetrachtung erörtert auch Ottmar
DiTTRiCH „Die Grenzen der Sprachwissenschaft"^^), wobei er
sich gegen Pauls Formel „Sprachwissenschaft ist gleich Sprachgeschichte"
wendet und feststellt, dass in der Sprachwissenschaft neben dem historischen
auch ein nicht historischer Teil anzuerkennen ist, und daran anknüpfend
eine Systematik der sprachwissenschaftlichen Disziplinen versucht.
Von den Untersuchungen, die in diesem Berichtjahre der Kinder-
sprache zuteil wurden, sei zunächst verwie.sen auf H. A. Idklbkrger"
„Die Entwicklung der kindlichen Sprache'***). Auf Grund von
Beobachtungen wird zuerst die Energie der Aufmerksamkeit untersucht
und gezeigt, dass letzlere sich nur so kurze Zeit auf denselben Gegen-
stand lenkt, dass schon deshalb die Annahme abzuweisen sei, als ob das
Kind schon in der frühesten Ijebensperiode zur Analysierung seiner
Wahrnehmung imstande sei. Übergehend zum Problem der ersten Woit-
bedeutungen bestätigt er aus der Anwendung derselben Lautung beim
Anblicke der allerverschieden artigsten Dinge die schon im vorigen Be-
richtjahre gebuchte Erkenntnis, dass die ersten Worte des Kindes nicht
eine Bezeichnung der Gegenstände bezwecken, sondern nur dem Aus-
drucke der kindlichen Gefühle und Bogehrungen gegenüber dem fraglichen
Gegenstande dienen. Diese Gefühle und Begehrungen sind beim ein-
jährigen Kinde in solcher Stärke vorhanden, dass sie nicht durch bloss
einmaligen, sondern erst durch mehrmaligen Gebrauch eines Wortes voll-
ständig ausgelöst werden; daher ist gerade die Reduplikation ein Haupt-
kennzeichen des Gefühls- und Begehrungswert(^s dieser Worte. Erst
sehr allmählich entwickelt sich daraus die Verwendung der Worte zum
Zwecke der Bezeichnung. Betreffs der Frage der freien Worterfindung
leugnet er auf Grund von Beobachtungen mit Recht, dass die Kinder
Wörter bilden, die in keiner W(mso auf äussere Anregung zurü(;kzuführen
wären. In einem Anhange macht er einige Bemerkungen darüber, welche
21) TAPhA. 1901. 22) NM. hg. vom Neuphilolog. Verein in Helsingfors
1904, Nr. :}/4. 23) Berlin, Walter 1904. Nicht zugänglich ist mir desselben
Verfassers Abhdlg. „Hauptprobleme der kindl. Sprachentwicklung"
in: ZPPP. V, 4/5. 24) Leipzig & Berlin, Teubner 1905 (S.A. NJbbKlA. XV).
I lU Sprachphilosophie, allgeni. u. indogerm. Sprachwissenschaft. 1904.
artikulierten Laute das Kind zuerst spricht^ welche dann folgen und
welche den Schlusstein in dem Lautgebäude bilden, und ob hierin
wirklich eine bestimmte Reihenfolge zu beobachten sei. Dabei ergibt
sich ihm folgendes: In der Wende vom 3. zum 4. Monate treten die
ersten artikulierten Laute auf, und zwar anfänglich meist Kehl- und
Gaumenlaute (indem der Luftstrom zuerst an diese Organe anprallt), oft
nasaliert, meist mit den Vokalen a, ä, ö. Nebenher läuft aber eine
ausserordentlich grosse Zahl unartikulierter Laute, die aber Ende des
6. Monats schon stark zurücktreten. Im 6. bis 12. Monate werden über-
wiegend Lippen- und Zungenlaute gesprochen; dies wird bewirkt durch
die zunehmende Beweglichkeit der Lippen und Zunge infolge der Saug-
bewegung des Kindes, aber auch dadurch, dass die Kinder die Mund-
bewegungen der Erwachsenen beobachten und nachahmen, was er experi-
mentell feststellt.
Eine populäre Übersicht über die Entwicklung des kindlichen Sinnen-
lebens und der kindlichen Sprache bietet Adolf Dyroff in einer Schrift
„Über das Seelenleben des Kindes"^'), deren zweite Hälfte „von
der Dichtkunst des Kindes" uns hier nicht zu beschäftigen hat
Für einige andere dem Berichterstatter nicht zugängliche Arbeiten
muss er sich auf blosse Aufzählung beschränken: Probst, „Gehirn und
Seele des Kindes"^®), Ament, „Fortschritte der Kinderseelen-
kunde"*"), HE»rpRiCH, „Zur modernen Kinderforschung"**), Lo-
wiNSKY, „Neuere amerikanische Arbeiten auf dem Gebiete der
Kinderpsychologie"**).
Die Frage der Weltsprache hat durch B. L. Witieö^®) eine Be-
handlung in durchaus ablehnender Weise erfahren, die selbstverständlich
ist, wenn man unter Weltsprache eine wirkliche Volks- und Verkehrs-
sprache im umfassendsten Sinne versteht, die allen Völkern und Menschen-
klassen bei allen Gelegenheiten und in allen Lagen gut verständlich
sein soll. Auf anderem Standpunkte steht H. Schuchardt ^^), der
hervorhebt, dass es sich heute nur mehr um eine internationale Hilfs-
sprache handeln könne, und auf seinen im Almanach der kais. Akademie
der Wissenschaften in Wien 1904 (ibid. 1905) erschienenen Bericht
„über die auf Schaffung einer künstlichen internationalen Hilfssprache
gerichtete Bewegung" ver^^eist, auf den wir im folgenden Berichtjahre
zurückzukommen haben werden.
Aus dem engeren indogermanischen Gebiete sei vor allem eine
als vorbildlich zu bezeichnende bedeutungs-geschichtliche Untersuchung
„Die Demonstrativpronomina der indogermanischen Sprachen"
von Karl Brugmann^^) hervorgehoben. Ebenso wie desselben Gelehrten
frühere Untersuchung der Ausdrücke für den Begriff der Totalität zeigt
auch die vorliegende in eindringlicher Weise, dass 'nur bei Erfassung
25) Bonn, Hanstein 1904. 26) SAPPsPh. VII, ?;3. 27) Leipzig, Engel-
mann 1904. 28) JbVWP. 161-208. 29) ZPPP. 30) „Die Weltsprache",
AZB. 1903, Nr. 294. 31) AZB. 1904, Nr. 20; dort ist auch auf die Flugschrift
„Die internationale Hilfssprache" von L. CoütüRAT (Paris, Selbstvlg.)
und auf die „Histoire de la langue universelle" von L. Coüturat &
L. Leau (Paris, Hachette) verwiesen. 32) AbhphhKlSGW. XXII, Nr. VI.
Leipzig, Teubner 1904.
A. Walde. I 11
der grösseren Zusammenhänge zwischen bedeutungsverwandten Gruppen
Erkenntnisse zu erlahgen sind, die ein isolierendes Herausgreifen von
Einzelheiten nie zu liefern vermag. Auch der Einzelphilologe, der Fragen
dieses Gebietes an zu forschen unternimmt, wird der in der Brugmannschen
Arbeit gewiesenen Richtungslinien nicht entraten können.
Auf etymologisch-bedeutungsgeschichtlichem Gebiete ist die starke
Betonung des Grundsatzes weitestgehender Berücksichtigung der Realien
für die Wortgeschichte ein Fortschritt, den R. Meringer in seinen Ab-
handlungen über „Wörter und Sachen "^^) angebahnt hat, wodurch
Schuchardts in gleiche Richtung weisende Bestrebungen auf romanischem
Sprachgebiete auch auf indogermanischem ihre Parallele erhalten.
Das Problem der Entstehung der indogermanischen Flexion hat
durch Hermann Hirt^*) eine scharfsinnige Behandlung erfahren, die
aus der Übereinstimmung vieler Endungen der Nominaldeklination mit
solchen der Verbalflexion den sehr besiechenden und wohl auch richtigen
Schluss zieht, dass das indogermanische Verbalsystem durchaus nominalen
Ursprungs sei.
Endlich muss hier ein, wenn auch die Romanistik nicht unmittelbar
berührendes Werk wenigstens erwähnt werden: Chr. Bartholomae**
monumentales „Altiranisches Wörterbuch"^*), das als vollwertiges
Seitenstück zum Petersburger Wörterbuch des Altindischen unter die
Grosstaten aller philologischen Wissenschaft gezählt werden muss.
Aus dem Felde der indogermanischen Kulturgeschichte ist, etwa
ausser O. Schrader* anziehender Studie „Die Schwiegermutter und
der Hagestolz" ^^), unser Berichtjahr wenig fruchtbar gewesen. Mehr
wird, besonders in den Fragen der Urheimat und Urgeschichte, das
folgende zu berichten geben.
Innsbruck. Alois Walde.
Allgemeine Phonetik. 1904.
O. Jespersen, Lehrbuch der Phonetik'). This volume is
translated from the Danish treatise of the nuthor. The principle of
composition of the work was to proceed from the smallest beginnings
of sure Observation to larger and niore general conclusions. In accordance
with this principle, the book divides itself into four main divisions:
I Analysis: the position and movement of each organ of speech examined
separately, without any regard to the action of the other organs. II Syn-
thesis: a study of the single sounds as the product of several or all the
Organs of .speech. III Combination; the binding together of the various
sounds with those that precede and those that follow. IV National Bases:
the main traits that distinguish the system of sounds of a given language
from that of other languages. The aiphabet used in the phonetic tnins-
33) IgF. Bd. XVI und folgende. 34) IgF. XVII, 36 ff. 35) Strassburg,
Trübner 1904. 36) Braunschweig, Westcrmann 1904.
1) Leipzig und Berlin, Teubner, 1904.
112 Allgemeine Phonetik. 1904.
criptions is that of the Association phon^tique internationale,
but frequent application is made of the author's own analphabetic
System *).
In accordance wilh his principle of proceeding from what is easy
to discover to what is more difficult, the author treats the organs of
Speech in the foUowing order: lips, lower jaw, tongue, soft palate, uvula,
larynx, the breathing apparatus. The pages that are devoted to these
topics are naturally iess original than most that has come from the pen
of Jebpersen, none the Iess, they contain many keen and incisive obser-
vations. The language is that of a conscientious searcher and clear
thinker. As in all works which follow the English school of Phonetics,
there is, to my taste, too great an assumption of scientific accuracy,
tempered, it is true, by a judicious spirit which preserves the author from
the excesses of many phoneticians.
No more can be here attempted than to mention, almost at pure
hazard, several points in the varions divisious of the work. In his dis-
cussion of the sound p, the author inquires what the really distinctive
dement of the sound is, and arrives at the conclusion that it is not the
movement of the lips towards or away from eachother, but their position,
the cloture itself: pp. 10 — 12. For the fricatives, he prefers in German
the Word Engelaut to Reibelaut^ in which I can not agree with him,
since the first of these terms does not so unmistakeably convey the idea
of a consonant p. 13. But why should the German not use the word
fricatire, which may fairly be called international? He says, p. 22, in
speaking of such pairs of vowels as i and /y, that they differ only in the
Position of the lips, a statement which occurs in all works on Phonetics.
But are we eure that this statement is correct? All will agree that the
main difference is in the lips, but who will venture to say that tho action
of the velum and of all the other organs, aside from the lips, is iden-
tical in these sounds? In his remark on p. 37 with regard to a distinction
beyond that indicated by Sweet between the sounds jt and d, he seems
to me to be right. The experiment indicated in the last paragraph on
p. 42 (the production of a series of tongue explodents, each formed a
slight distance further back than the last) is very interesting, and I know
from personal examination of the author's organs of speech how admirably
he can do this, running the whole scale, and producing accurately and
easily the back explodents. Chapter Five, p. 55 ss., concerning the soft
palate, is one of the best in the book, and shows a great power of Ob-
servation in the author, as does the excellent chapter on the larynx,
p. 67 SS.
The division of the book which treats of Synthesis has not only
great usefulness but the charni of a successfully applied system. In
the rapid summarj' of the (?ssential action of the various sounds (p. 124 ss.)
there are many paragraphs which reiiUy offer a more adequate compre-
hension than appears in the preceding pages. For each sound, the
analphabetic analysis is given, and however complex it may appear, shows
itself as a working system which is certain to lead to careful reflection.
2) Articulatious of Speech Sounds, Marburg, 1889.
R. Weekfl. I 13
It 18 not the fault of this system if the organs of speech are so very
complicated in their action.
In the third division of the book are to be found valuable and
interesting expositions of assimilation, quantity^ sonority, the syllable, the
diphthong, stress, and tone. The closing chapter deals insructively
with the main characteristic traits of languages, especially of North Ger-
man, English and French.
The fundamental theories on which the Lehrbuch is based appear
in a separate volunie by the same author^). This volume is divided into
seven chapters, any one of which would offer material for a long review. The
book will certainly rank with the most profound and inspiring utterances
on the subject of Phonetics. The tone of the work is for more personal
than that of the Lehrbuch: it is Jesp£R8£N himself whom we hear
talking. The style is clear and sparkling, and abounds in instructive
metaphors and similes. Many of the most effective parts of the volume
have all the ease of a causerie.
In this brief mention of the Grundfragen, no more can be done
than to draw attention to a very few interesting and valuable points.
Chapter II, which treats of Lautschrift, is to be commended just now
to those who are devising new alphabets. The last sentence of para-
graph 25, p. 19, severe as it is, should be taken to heart by would-be
devisors of phonetic alphabets, as should also the last sentence on p. 25,
in which the author expresses bis disbelief in the possibility of devising,
on the basis of the Latin aiphabet, a system of speech notation which
shall be comprehensive, accurate^ and yet practical*). The author gives
on p. 29 SS. a description of bis analphabetic system, in which one notes
the following keen Observation: «so wenig wie die Chemiker einen ein-
zelnen Buchstaben oder ähnl. für zusammengesetzte Stoffe haben, so
wenig darf der Phonetiker eine ganz einfache Bezeichnung der Laute
erwarten.» I may add in passing that however true this Observation in
the sense meant by the author, the comparison is not a fair one in every
way, for Chemistry is an exact science, which Phonetics is not.
Chapter III treating of the best pronunciation, contains much that
is new on an old subject, and will appeal to a wider circle of readers
than most of the divisions of the book. The following Chapter offers
an earnest and careful examination of the questions that divide the acoustic
and genetic (or organic) schools of Phonetics. The exposition of the
differences between the two schools, beginning on p. 72, is a model of
clear and judicial Statement. Jespersen ends by inclining to the organic
side, and bis criticism of a number of the experiments and declarations
of the acoustic school is certain to lead to rejoinders *). His attitude,
however, is so far from bcing unjudicial, that he is able to close the
3) 0. Jespebsen, Phonetische Grundfragen, Leipzig and Berlin,
Teubner, 19()4. 4) Cf. the closing sentence of paragraph 31, p. 27: „ein all-
umfassendes System, wo alle Lautnuancen in allen Sprachen Platz finden, und
wo doch jedes Zeichen überall dieselbe Bedeutung hat, eine reine Chimäre ist
und bleibf One will note also the foot-note on the above mentioned page.
5) Note, for example, the author's criticism of Lloyd, Pipping, Helmholtz,
Beckmann, Hermann, and Trautmann. He seems to me to bo entirely right
when he says of Helmholtz with regard to his Lehre von den Tonempfin-
I 14 Allgemeine Phonetik. 1904.
discusaion w>th the ätatement that, while he believes in giving prominence
to the articuktory aide of speech sound, he would by no means neglect
the other sides.
Chapter V begins with a Statement of the difficulties of a Classifi-
cation of speech sounds. The author declares (with entire correctness) that
all names used to indicnte divisions of consonanis . — such as: nasals,
voiced or lateral consonants, etc., — are one-sided, and express only ^some
one feature of what is really characteristic of the sound, whereas in fact
eveiy sound owes something to the position of all the organs: „jeder
Sprachlaut ist gleich zusammengesetzt." One can not therefore represent
in a table of consonants all contributing activities of the organs of speech.
He adds words which recall certain utterances in the Lehrbuch: „Man
tut wohl besser daran, einfach den Gedanken einer einigermassen er-
schöpfenden Konsonanten tafel aufzugeben." He then turns to the vowels,
and draws similar conclusiona. Our only refuge, according to the author,
is to transfer our efforts at Classification to another field: the systematic
representation of all the articulations that contribute to form a sound.
This is what he calls the study of the eUments^ in accordance with bis
System of analphabetic symbols, and he gives as an examplc the analysis
of the sound m'). The exposition of what constitutes this sound comes
to the reader with a convincing freshness : here is a System adequate and
elastic, which asks no favors of the fact«, and which does not place as
its ultimate goal the giving of a name to a thing which is perhaps as
yet imperfectly understood. It is difficult to imagine a discovery as to
any essential trait of a sound, which could not be perfectly and imme-
diately assimilated to the system of analphabetic symbols. As a System,
it can have naught to fear from any discovery of science.
The author speaks of the so-called faucal or nasal explödent in
words like necken. It is hard to agree with him when he inquires why
we do not say that there is a nasal or faucal explödent in the combi-
nation a a, „wo wir zwischen dem reinen Mundvocal und dem nasalen
Vocal genau dieselbe Bewegung des Gaumensegels haben?" But is it
true that we have here the very same movement of the soft palate? By
no means, as many tracings in my possession show. The action of the
velum in the sound k and in a is not identical.
In Chapter VI, Jespersen discusses methods of research, and gives
his views of Experimental Phonetics. This is one of the most interesting
chapters in the book. Its judgments tu-e so reasonable and so just that
the most enthusiastic experimental phonetician could not well take ex-
ception to them. Pages 134 — 42 are to be especially commended. This
düngen that: „es der Phonetik vielleicht nicht zu ungeteiltem Vorteil gewesen
ist, dass Helmholtz ein so hervorragender Mann war, wie er war." 6) The author
gives as the first element closure of the lip», and adds that in this m agrees
with m p and b. That the lips are closed in all four of these sounds is evident,
but if°we wish to carry the analysis to the last degree we must reoognize that
the cloture for p — and in a measure for b — differs slightly from that for
m. Similarly, when, on p. 110, he says that the differences between the m of
imitieren and that of atnateur depend on sraall differencies in the positions of
the tongue, a fuller Statement would add «^and of the soft palate , for the action
of this organ for the m in thesc would is not identical.
R WeekB. I 15
valuable book closes with a discussion of the great Lantgesett frage of
the Junggrammatiker i in which many new and original observations are
to be found. Witbout attempting to go into Jebpersen's argument,
one may bo permitted to praise the close reasoning and rapid exposi-
tion of this Chapter: see, for example, paragraphe 163, 171, 172, 173.
In conclusion, it is not likely that any plionetician who has been able to
pas8 an hour over Phonetinche Grundfragen will be able to resign
himself willingly to not adding the volume to his own private library,
where it will certainly rank araong the real treasures.
W. ViETOR has favored us during the year 1904, with a fifth
edition of hiö Elemente der Phonetik'') the new edition differs
from the preceding mainly in the thorough adoption of the aiphabet
of the Association phon^tique Internationale, and in the bringing
up to date of the most recent research, especially in Experimental Pho-
netics. The definite adoption of the aiphabet of the Association in
this excellent work marks a great stride forward in the spread of this form
of transcription, which is rapidly becoining dominant. Both the Asso*
ciation and the author are to be congratulated on the change. Time
is becoming shorter and shorter for scholars, and everything which facili-
tates their rapid understanding of each other can only be considered a
distinct gain to science and to humanity as well.
Further meution of this Standard volume is unnecessary, since it is
already so well known as a clear and systematic presentation of the salient
facts of the Phonetics of German, English and French.
E. W. Scriptüre: Über das Studium der Sprachkurven').
Professor Scriptüre publishes a lecture, illustrative of his methods of
research, delivered in the Psychological Institut of the University of Berlin. We
are already familiär with the mainpoints in Scripture's methods of research
from his numerous excellent publications.
J. GiLLi^RON publishes a reply to the review of the Atlas Lingui-
stique de la France which appeared from the pen of A. Thomas in
the Journal des Savants®). Polemics of this kind are among the
most regrettable of misfortunes in the learned world, It is impossible
for me to attempt to judge the merits of the questions in dispute, since
both of the eminent scholars are among my former masters. I may say
however that Professor Thomas' attitude towards the Atlas before his
classes, even the most advanced, is distinctly «correct»,and that he mentions
the enterprise of the Atlas as one of the most important ever undertaken
in the linguistic world.
GiULio Panooncelli-Calzia, De la Nasalit^ en Italien*) The
research of the author is an application of Experimental Phonetics, and
is written in the tone of enthusiasm of a new convert^ The work seems
to have been done in haste, and it is probable that the author's knowledge
of this brauch of Phonetics does not date back more than two or three
7) ANPh. IV. Bd. Veit u. Comp., Leipzig, 1904. 8) Atlas linguiaticjue
de la France, Compte Rendu de M. Thomas, Paris, Hooor^ Champion,
1904. In this reply, Gillieron republishes the critique of Thomas, which can
also be found in JS., 1904, No. 2. 9) Paris, Institut de I^aryngologie et Ortho-
phonie, 6, Quai des Orfi^vres, 1904.
I 16 Allgemeine Phonetik. 19()4.
years. He has an easy way of speaking of the difficulties in the inanipulation of
instraments which betrays the beginner ^% and the slighting tone in which he
mentions at times the work of Phoneticians of the old sehool is, to say the least,
lacking in dignity. The selection of the phonetic aiphabet ofRousselot and
Gilli^ron is unfortunate, since it is destined to disappear before that of
the Association Internationale, which, for better for worse, is alone
making great strides towards becoming all but universal among phone-
ticians. The list of bibliography given by the author is incomplete, and
his knowledge of general phonetics seems very limited. He says
on p. 30 that the strictures pronounced by Sievers against the experi-
mental method in the edition of 1901 of his Grundzüge der Pho-
netik may be aimed at the work of Ernst A. Meyer, Beiträge zur
deutschen Metrik^*), but if he will seek in the earlier editions of
Sievers' work, he will find the some strictures, published before Meyer's
work appeared. Again, however inferior the work in Experimental
Phonetics done in Germany has in general thus for been, there are cer-
tain expressions employed with regard to the work of Meyer which overstep
academic propriety.
The volume of Panooncelli-Calzia includes 98 illustrations, nearly
all of them tracings. Many of these tracings are among the best that
have been published. His analysis of the tracings is not always clear,
and seems often hasty. See, for example, his common t concerning figure
26, on p. 64, and much of that concerning the loss of the nasal con-
sonant, p. 87 ss.
As to the results drawn from the author's examination of nasality
in Italian, they are surprising, amazing even. In a word, nearly all
Sounds in Italian appear from the tracings to be nasalized! One need
only look at the liue which gives the Vibration s from the nose to see that
these vibrations are vastly more general than those from the mouth. In
many cases, the nasality in sounds generally considered purely oral
appears to be more intense than that shown in tracings
hitherto published of the French nasal vowels or of ni or w.
The author says in his conclusion, p. 111: „Pour chaque articulation en
italien le courant d'air phonateur est toujours bucco-naaal".
Can we refuse to accept the evidence of the interesting tracings publi-
shed by Panconcelli-Calzia? Can we suppose that the instruments
were improperly arranged? Certainly not! The work is surrounded with
too many guaranties, and the tracings speak for themselves to the prac-
tised eye. We must rather hope to see these valuable experiments con-
tinued and multiplied by the author and must prepare ourselves to be
ready to reconstruct our thoories as to what nasality is. There seems
to be a nasal Vibration, which very per\'asive and very powerful, does not
at all strike the ear as nasality.
Report of a Joint Committee on the Subject of a Phonetic
10) When, for example, p. 28, the author says that the psychological
apprehensioD which so worries Sievers is neglectable and that it disappears
rapidly even with the most awkward siibjccts, these words inapire distrust.
11) Marburg, Dissertation, 1898.
R. Weeke. I 17
English Alphabet***). The oommittee, which owed its inception to the
Conference of representataves of the National Educational Association of
America, the American Philological Association, and the Modem Language
Association of America, has submitted the above Report. The chairman
of the committee is Professor Calvin Thomas of New- York. Other
members of the committee are: Professor George Hempl, late President
of the two last mentioned Associations, Dr. Charles ^. G. Scott, lexico-
grapher, Professor O. F. Emerson, secretary of the American Dialect
Society, and M. E. O. Vaile, editor and educator. The committee reports
on „a set of alphabetic symbols to be used in dictionaries and text-books
for the accurate denotation of the sounds heard in English speech." The
committee was instructed to take as the basis of its proposal the phonetic
aiphabet recommended in 1877 by the American Philological Association.
The committee has endeavored to pay due attention to international
usage among phoneticians, but it says: „Complete agreement upon an
international phonetic aiphabet is probably out of the question," and adds
that „an international aiphabet would oontain a much larger number of
letters than are necessary for the purposes here in view"^^). The committee
recommends a Revised Alphabet of 18 vowels and 24 consonaiits, an
aiphabet „of medium precision for popular-scientific purposes". In another
section of the Report a possible extension of this aiphabet is suggested
for greater precision, and in still another section an abridgment of it,
suitable for pracdcal spelling reform.
To attempt to give any analysis of the proposed aiphabet would
require too much space. It may be said that the aiphabet offers greater
precision for the vowels than for the consonants, as was to have been
foreseen. The general appearance of a page printed in the proposed
aiphabet is far from displeasing. One cannot help regretting that the
aiphabet does not follow more closely what may be called the inter-
national Standard. However serviceable its adoption may prove to English
speaking countries, the result can hardly be favorable to that unity among
phoneticians which should prevail.
The Modem Language Association requested its President, Professor
Kittredge to appoint a committee of five to report later concerning the
aiphabet. The chairman of this new committee is Professor E. 8. Shel-
don, of Cambridge, Massachusetts, and he would doubtless be glad of
any suggestions which phoneticians care to send him.
Proposed International Phonetic Conference*^). A movement
has been started by Mr. Robert Stein of Washington and others looking
to the calling of an international Conference of experts to devise and
adopt a universal aiphabet. In August 1904, Boston University issued
a preliminary circular inviting opinions on the proposal to hold an inter-
national Conference. The opinions which this circular elicited were printed
some months later in the above mentioned pamphlet. The conscnsus of
opinion in favour of a Conference was remarkable, as an inspection of
IIa) The Publiehers' Printing Company, 32—34 Lafayette Place. New- York.
1904. 12) The aiphabet of the Association Phon^tique InternatioDale includes 85
letters, that proposed by the committee, 42. 13) Printed by the College of
Liberal Arts, Boston University, Boston, Massachusetts.
YollmSUer, Rom. jAhreibertelit VIII. 2
1 18 Allgemeine Phonetik. 1904.
the scores of replies will show.. The question was presented before the
Congress of Letters at the World's. Fair at St. Louis by Mr. Robert Stein,
before the Peace Congress held at Boston, and before the annual nieeting
of the Modern Language Association by Professors Josselyn and Geddes.
It is desired that all possible publicity be given the movement, and it
is hoped that sufficient funds can be raised to provide for a Conference of
experts. The modern world certainly cannot vaunt its intellectual achievements,
if it has not enougn originality and ingenuity to devise an aiphabet that
comes somewhere near being adequate. The scholars of the world should
lay aside all jealousies and national prejudicies, and bend their efforts
towards the amelioration of the aiphabet. Whether the present movement
succeeds or not, a reform will some day be realized, and then people
will wonder that so many ages of men remained content with such primi-
tive and defective means of writing.
Aims and Principles of the International Phonetic
Association. This pamphlet has been issued in English, and may be
had gratis by addressing the Office of the Association : Phon6tique, Bourg-
la-Reine, Seine, France. It ia hoped that the circulation ©f the pamphlet
will aid in spreading the principles of the Association, which aim at the
unification of phonetic science on a strictly international basis.
P. Passy, Choix de Lectures Fran9aises Phon^tiques^*).
This little volume, which is very well printed, offers a choice of selections
of French, some of them written in deliberate every-day speech, others
in more rapid speech, and still others in a careful form of utterance.
These selections will aid in providing a greater variety pronunciation of
French, and also for those who wish to obtain practice in reading the
aiphabet of the Soci6t6 Internationale.
Fauste Laclotte, Note sur TEpenthese en Fran9ai8**).
The author examines by means of instruments the change of nr }> wdr,
vir > mhr^ etc. His exposition of his method is clearer than is usually
the case, but one wonders how he pronounced his Latin words and his
modern derivatives also. Again, he says: „Les exemples choisis furent
nombreux, je n'en retiens que deux, teneru{m) . . . tendre; camera . . .
camhrn (lire te-n-dre, ca-m-bra)." I am frank to say that 1 do not
understand everything here. What form of r was used in the Latin and
French words? Is cambra a wörd at all, or merely letfcers, or is it the
Proven9al derivative? What is meant by the parenthesis at the close of
the passage quoted? Surely, it would have been easy to make all these
points clear, and we should then be better able to judge of the reaults
of the experiment. The author finds in the d of tendre a result, not
of the juxtaposition of the n and r, „but a simple development of the
primitive n, the tongue, by reason of the fall of the vowel e, pressing
longer and firmer again st tlie teeth, and the soft palate functioning as
before." This conclusion, while seeming to say much, really says little,
and the concluding clause concerning the soft palate seems to me to be
erroneous. With more care, an admirable study could be made of this
14) O. Schulze, Coethen (Anhalt), 1904. 15) Reprinted from the MPhBru.
Paris 1904.
, . J,/ViD8on. I 19
qpestioo, which.lqnda its^lf remarkably to the experimental method. It
18 to be hoped that t|j^ author will take the investigation up again when
he has ropre space at bis dieposaly and that he will give it the füll and
careful discussion which it deserves. ,
Columbia; (Mies). Raymond Weeks.
Celtisehe Sprachen und Literaturen 1904 von L. Chr. Stern
folgen mit 1905 zusammen im nächsten Band.
Les Studes ba.8que8 de 1901 a 1905.
Le premier livre a signaler, et le plus important de tous, est certainement
la ri§impression du Nouveau Testament basque de Li9arrague qui a paru
ä Strasbourg en 1900 sousce titre: «I. Lei9arragas baskische Bücher
1571 in genauem Abdruck herausgegeben von Th. Linschmann und von
H. 8cHUCHAiU>T, Strassburg, K. J. Trübner, 1900»; c'est un in-8® com-
pacte de CXX— (XL)p., 459fts.,(II)-(LXIV)— (CXI)— (XVI)— (LVI)p.
J'en ai rendu compte dans RL. (t. XXXIV, 1900, p. 190—199), et
je ne puis que renvoyer ä cet article. J'y f^licitais vivement les savants
6diteurs, ainsi que TAcad^mie des Sciences de Vienne qui a fait les frais
de la r^impression ; j'y constatais le soin avec lequel a 6t6 faite cette
r^impression, page pour page, ligne pour ligne, mot pour mot et presque
signe pour signe. M. Schuchardt a mis en töte du volume un lumineux
avant-propos oü il Studie, au point de vue philologique et critique, les
Oeuvres de Ligarrague. On sait qu'elles sont au nombre de deux, le
Nouveau Testament et le Calendrier (avec un abc, la fonne des
priores eccl^iasdques, le catßchisme de Calvin et la d6claration au roi).
MM. Schuchardt et Linschmann ont reproduit tout ce qu'il y a de
diff)§rent dans ces deux volumes. J'ai regrett6 que ces MM. aient adopt^,
pour le nom de Tauteur, la forme Lei9arraga, alors qu'il a toujours
6t6 appele et qu'il signait lui-m6me Li9arrague. C'est M. E.-S. Dodg-
son, le fantaisiste euskarisant, qui le premier s'est avis^ d'^crire Leiyar-
raga; et il semble qu'il aurait voulu faire sa chose exclusive de
l'oeuvre du Ministre de La-Bastide-Clairence. Lorsque MM. Schuchardt
et Linschmann annoncerent leur projet de r^^diter le Nouveau Testa-
ment de 1571, M. Dodgson leur conseilla de corriger ce vieux texte
et, comme ils s'y refus^rent, il se permit d'6crire a TAcad^mie des Sciences
d^ Vienne, qui avait pris ä sa Charge les frais de la r^impression, pour
se plaindre et demander qu'on ne laissät pas publier ce volume dans
ces conditions. M. Schuchardt la-dessus rompit toute relation avec ce
trop z616 conseiUeur, ce dont personne ne s*6tonnera. M. Dodgson
d'ailleurs a critiqu6 vivement ia r^impression de Strasbourg dans une
note intitul^ Venom's antidote qui a 6t^ ins6r6e aux p. 37 — 44
des TPhS. M. Schuchardt repondit comme il convenait a cette critique,
ainsi d'ailleiu-s qu*ä la mienne et a celle publice dans The pilot, le
2*
I 20 Les Etudes basqaes de 1901 ä 1905.
20 juiilet 1901, p. 76, par une lettre qui a pani dans RL. (t. XXXV,
1902, p. 86 — 100) et oü il stigmatise avec esprit les «dodgsonneries».
Un compte-rendu de la publication de 1900, par M. d'Arbois de Ju-
BAiNViLLE, avait ^t6 publik dans RCr.
Mais M. DoDGSON ne s'en est pas tenu lä et il a voulu faire aussi
son Mition. II a rSussi ä int^resser ä son projet la Trinitarian Bible
Society de Londres et, par les soins et aux frais de cette 8oci6t6,
rimprimerie Horace Hart, d'Oxford, a livr6, le 29 mai 1903, un tout
petit volume imprim^ sur un papier tres-mince en caract^res tres-iins,
intitul6 lesus Christ gure launaren Testamentu berria, de
(IV) — 918 p. in-18; ä la demiöre page est indiqu6 un lieu de d6p6t,
a Figueras, provinee de G6rone, Espagne. Presque en m^me temps,
M. DoDGSON faisait ins^rer, aux p. 50 — 57 du 72® rapport annuel de
la Soci^t6 Trinitarienne, une note qu'il a fait tirer a part en 6 p. in-8^
et qui est dat6e du 19 Juin 1903; il y fait son propre 61oge et attaque
de nouveau MM. Sehuchardt et Linschmann. J'ai montrö, dans RCr.
du 22 F^vrier 1904, que M. Dodgson a fait lä un mauvais livre et
une mauvaise action. M. Schuchardt, dans ZRPh. (1903, p. 117 — 121)
a exaniin^ de tr^s-pr^s TMition, d'ailleurs partielle, de M. Dodgson et
fait voir combien ses pr^tentions sont peu justifi^es, surtout quand il s'attaque
au vieux texte qu'il s'est permis de corriger, de retoucher, de compl^ter!
II y a longtemps que le Basquisant anglais s'occupe de Li9arrague;
il a Continus et terminß dans RL. (t XXXIV, 263—283, 340—355;
XXXV, 212—228, 297—321, XXXVI, 248— 263, 314— 33 7, XXXVII,
p. 192) son analyse des formes verbales de 8. Marc. En 1902, il
a fait imprimer a 200 exemplaires, en Catalogne, un tratail du m^me
genre sur les 6pitres de S. Paul aux Colossiens et aux Philippiens:
c'est une brochure de XLVIII pages chiffr6es en bas, sur papier
de Hollande, bien imprim^e, mais sans titre; du moins, c*est la couverture
qui sert de titre. La plaquette n'est pas exempte d'excentricit^; les trois
derniöres pages contiennent des certificats de diverses personnes, plus ou
moins comp^tentcs, attestant Tutilit^ et la valeur des travaux de T^diteur.
En 1903, M. Dodgson a fait paraitre, dans BASA., Tanalyse du verbe
dans les 6pitres aux fiphösiens et aux Thessalon iciens, article tir6 ä part
en 53 p. gr. in-8®. En 1901, il avait 6tudi6, dans TPhS., le verbe
dans le «second» livre en basque guipuzcoan (36 p. in-8®). Ce second
livre serait TMition de 1742 de la traduction du Oatßchisme d* Astete
dont un exemplaire so trouve ä la Biblioth^ue de Berlin. Le premier
livre serait le Catßchisme de Villafranca, par J. Ochoa de Arin (S. S^-
bastien, 1713, pet. in-8®) que M. Dodgson a fait r6imprimer a 8. 86-
bastien en 1902 (120 p. in- 12) avec un index des formes verbales, des
er rata, une notice biographique et bibliographique, etc., mais sans la
partie latine de Touvrage.
. M. Dodgson a donn6 plusieurs articles aux N&Q.: 9 novembre
1901, «an Heuskarian rarity in the Bodleian library» (il s'agit d'un
exemplaire de l'office de laVierge dont je reparlerai plus loin);
14 d^cembre 1901, «some notes on baskish books» (quelques ouvrages
basques faisant partie de la Biblioth(^que de la Taylorian Institution
d'Oxford; et la liste de ses ceuvres basques); 6 d^cembre 1902, 6tymo-
J. VinsoD. I 21
logie aventureuse du mot anglais boast qui serait basque; 13 d^embre
1902, «a bask schoolgirrs letter8> (deux lettres sans int^r^t); 7 mars
1902, cthe german reprint of Lei9aiTaga's books» (il en avait 6t6 d6jä
parl6 dans les num^ros des 7 f^vrier et 24 janvier). Je dois relever
aussi quelques notes ou lettres dans divers joumaux que le m^me ^rivain
m'a adress^s: Y Llan, de Lampetu, 14 janvier 1901: «a baskgirl's
letter to her family (lettre de la m^me jeune fiUe dont deux autres
lettres ont 6t6 publikes depuis dans N&Q.)' ' Egeuva, Journal grec publik ä
Oxford, n® de juin 1903 (p. 162, annonce de ik r6inipression par
M. DoDGSON du Nouveau Testamenf de Li9arrague); El Correo de
Guipuzcoa, 22 sept. 1900: les noms des mois; Biarritz-season,
5 janvier 1901, le po^te basque Gastelugar (1686); La Union Vas-
congada, de S. Sebastien, 22 aoüt et 10 septembre 1902, et la Voz
de Guipuzcoa, de la möme ville, 22 aoüt 1902, annonce de la nou-
velle Vitien du Cat^hisme de Villafranca; La Voz de Guipuzcoa.
25 juillet 1902, sur les noms du mois de septembre; m^nie Journal,
8 septembre 1902, sur la Biblioth^ue basque de M. Ant. d'Abbadie;
Diario de Villanueva y Geltrü, 4 mars 1902, vers basques compos^s
ä Londres avec traduction en vers espagnols; La Union Vascongada,
26 septembre 1902, vers basques ä un ami; The Oxford Review,
10 juin 1903, lettre en allemand, avec traduction anglaise, de Madame
Caroline Michaelis de Vasconcellos, sur le basque et les travaux de
M. Dodgson; The Oswestry and Border Gountries Advertiser
10 avril 1904 et Eskual-Herria de Biarritz, 28 mai, 16 et 23 juillet
1904, sur les publications de M. Dodgson; mßme Journal, 12 juillet 1904,
article sur le mot latin cortice et le basque tirtotcha ou tortit9a;
27 aoüt 1904, arch^ologie basque (inscription d'une maison d'Ormaiz-
tegui); 8 octobre 1904, sur la traduction biscayenne, par le P. Carda-
beraz, du Cat^hisme d' Astete; laVoz de Guipuzcoa, 3 mai 1904,
lettre en basque adress^e des Canaries ä M. Dodgson; Eskual-Herria,
23 juillet 1904, article de M. Dodgson sur ses oeuvres (comme il m'y
prenait ä partie, je lui ai vertement r^pondu dans le n^ du 30 juillet du
m^me Journal); el noticiero bilbaino, 13 septembre 1904, sur un
exemplaire d'une Edition inconnue d'un petit cat^chisme du P. Cardaberaz
traduit en biscayen, et 26 septembre 1904 sur une note manuscrite
basque du commencement du XVP si^cle (J'ai rendu compte de ces
deux demiers articles dans RL., n® de janvier 1905, t. XXXVIII, p. 78 — 80);
7 novembre 1904, note relative ä une traduction en biscayen de Touvrage
de J.-A. MoGüEL sur la Confession; 10 janvier 1905, r6ponse a un
article de M. Nicolas de Zülueta sur Tenseignement du basque;
24 janvier, 23 f^vrier et 22 mars 1905, diverses notes de Bibliographie;
21 mars 1905, etymon de Samano; el Nervion, de Bilbao, 13 oc-
tobre 1905, epigrafia vasconense: 17 octobre 1905, traduction de la
pr^face de TEscolia de J. J. Moguel; 23 octobre 1905, note sur sir
T. Browne, Tinventeur du mot «Baskish»; 20 d^cembre 1905, 2, 10 et
17 janvier 1906, discussion sur certains mots basques avec M. de Arri-
ANDiAGA, ä propos des almanachs de 1906; Eskual-herria, de Biarritz,
27 janvier 1906, Bibliographie (sur la quatrieme Edition du Manuel de
Darthayet). Cette liste est 6videmment incomplete.
I 22 Les Etudes basques dö 1901 ä 1905.
L'un des demiers articles de M. Dodgson dont j*aie eu connaissaiice
est un compte rendu, dans le n^ du 26 f^vrier 1904 du Lemingion
Spa Courier and Warwickshire Standard, de la brochure de
M. G. H^RELLE, Professeur au Lyc6e de Bayonne: «Tjcs Pastorales Bas-
ques; notice, catalo^e des manuscrits et questionnäire», Bayonne, 1903,
pet. in 8^ (IV)— 87 p. M. Dodgsön qui ne saurait s'abstenir de se
mettre en avant et de morig^ner, affirnie en passant que le basque anaya
«fröre* vient peut-4tre des Ib^riens d'Asie, car ani, dit-il, veut dire
«fröre» en tanioul; mais, en tamoul, il nV a point d'ani «fröre»; ily
a seuleraent un annan(avec deux n c^rebraux) «fröre ain6».
La brochure de M. H^relle est du ret*te fort interessante et je compte
en faire Tobjet d'un travail prochain; il serait a soubaiter que tous les
amateurs r^pondissent au questionnäire qui la termine. Un oertain
nombre de manuscrits modernes que l'on ne retrouve pas ne doivent
pas etre irr^missiblement perdus.
Pour en finir avec les publications du f^ond et fougueux euscaro-
logue, je dois signaler T^dition qu*il a donnße, dans TEskualherria
de Biarritz (n® des 4, 11, 18, 25 juin et 2 juillet 1904), d'une traduction
faite, il y a un grand nombre d'ann^es, par M. J. Duvoisin, en la-
bourdin, du prologue et des trois premiers chapitres du Don Quichotte.
Le manuscrit de M. Duvoisin, donn6 par lui a M. A. Ounpiön, de
Pampelune, et remis par ce demier ä M. Dodgson, a ^t^ d6po.^ depuis
ä la Bibliothöque nationale. M. Dodgson a r^uhi ces cinq articles en
une petite brochure in-18® (66 p. et un feuillet s^par^ d'errata) en
vente ä Biarritz, chez M. Ernest Seitz, imprimeur. A propos de cette
publication, M. Julien Apraiz, le distingu^ Directeur de Tlnstitut de
Vitoria, a 6crit une trös interessante lettre qui a paru dans TEskual-
herria du 5 novembre 1904, et qui a du ^tre reproduite par les jour-
naux de Bilbao et de Saint S6bastien. M. ApraIz a publik ä Vitoria,
impr. Domingo Sar, en mars 1905, une petite plaquette in-8® de XXIV —
91 p.: Omenaje vasco tributado a Cervantes en el TU Cente-
nario de la aparicion del Quijote, qui comprend, aprös une fort
interessante introduction , la reproduction des chapitres traduits par
M. Duvoisin, le chapitre XLIII en guipuzcoan (par M. M. Mügica)
et en biscayon (par MM. Ev. Bustinza et S. Ascazubi), une partie du
chap. XLII traduite il y a vingt-cinq ans en labourdin (imprimß en
1882 a un trös-petit nombre d'exeniplaires et dont j'avais une copie manu-
scrite), les proverbes de don Quichotte imit^s en basque par M. P. Zu-
MARRiPA et un fac-simile de la signature du personnage qu*on regarde
comme le prototype de don Quichotte. Une seconde Edition a 6t6 faite
au mois de mai suivant (127 p. in-8®); eile contient une note sur Tauteur
de la traduction labourdine de 1882: ce serait M. A. de Palacio qui
habitait Sare a cette 6poque, des fragment^ de la premiere partie traduite
par M. ZuMARRiPA et d'autres notices. Naturellem ent, Pinevitable Dodgson
a critiqu6 s^vörement cette publication; je ne retrouve pas le Journal oü
il a ins^r^ sa critique. M. Apraiz a annonc^ sn publication dans le Journal
sp^ial Cronica de los Cervantistas (t. II, n**" 8 et 9, 31 Mai 1905,
Madrid, p. 113—115).
Les journaux politiques se sont d'ailleurs assez occup^s du basque
J. Vinaon. 1 23
cette ann^c. La petite Qironde, de Bordeaux, a public de inai a
septembre (16 mai, 22 juillet 1904) une s^rie d'articles de M. C. Bi^güin,
auquel M. Georges Lacombe a cru devoir rßpondre dans le Journal
de Saint-Palais (22 mai, 20 aoüt); je suis intervenu moi-m^me dans
la discussioD, pour justifier et expliquer certaines de mes opinions que
M. B^fuin s'etait attribu^s saus citer mon nom d'ailleurs: cf. TEskual-
herria des 3 septembre et premier oetobre 1904, ainsi que le n^ du
10 septembre pour une premifere r^ponse de M. Lacombe. La discussion
a 6t6 close par une lettre trfeä digne et tr^s courtoise de M. Lacombe,
dans le Journal de Saint-Palais du 9 oetobre, oü il a aimablement
reproduit ma seconde lettre. Les questions discut6es entre M. Lacombe
et moi ^taient Celles du mot «Dieu», de l'importance des expressions
locales, de l'absence de mots g^n6raux ou synth^tiques en basque.
M. Lacombe a parl6, dans TEskualdun-ona de Saint Jean-de-Luz
(n* du 28 avril 1905), du mot «fruit» en Euskara. A propos de ces
discussions, M. le capitaine Darricarr^re a ^rit, dans leCourrier de
Bayonne du 26 juillet 1904, un article intitul6 «la langue basque»,
oü il chercbe ä prouver, entre autres choses, que le mot 6p^e, ezpata,
est purement et essetitiellement basque, ce qui est difficilement admissible.
Je dois signaler une note, sign6 Arnaud, du Journal (7 septembre
1905) sur le pays basque; un article du Petit Journal (15 septembre
1905) sur les «dialectes et patois» de France; et trois critiques de pro-
positions de M. Dodgson, par M. Jos^ de Arriandiaga, dans la Gaceta
del Norte, de Bilbao, des 25 et 29 d6cembre 1905 et 3 janvier 1906.
Le 16 fövrier 1904 est mort ä Halsou, oü il s'etait retir^ depuis
trente ans, l'abb^ M. Harriet, ancien cur6 de T^glise franyaise de Madrid ;
il avait r6uni une interessante coUection de livres basquen et avait pr6-
par6 un dictionnaire raisonnd de l'eskuara. On m'a cominuniqu6 deux
articles n^rologiques du Courrier de Bayonne (17 f^vrier) et de la
Semaine de Bayonne (20 f^vrier).
En remplacement des excellentes fitudes de M. Tabb^ V. Dubarat,
MM. Louis Batcave, Henri Courteault et Jean de Jaurgain, ont fond6
a Pau une nouvelle Revue de B6arn. Dans le n® 3, de mars 1904,
j'ai commenc^ (p. 124 — 135) la publication d'une s^rie de Specimens
des vari^t^s dialectales basques; le premier article est relatif au
dialecte labourdin; le second (n** 17, novembre 1905, p. 495 — 505),
s'occupe du bas-navarrais Occidental.
Outre Tarticle de M. H. Schüchardt que j'ai indiqu6 ci-desj^u8, je
dois en signaler plusieurs autres: dans MAGW. de Vienne (t. XXXI,
1901) p. 40 — 42: Basken und Romanen (les emprunts linguistique.s
des Basques aux N^o-Latins); — dans LBlGRPh. de 1893: conipte
rendu d'un article de M. G. de Gabelenz, Baskisch und Berberisch,
qui fait partie du compte rendu des »Dances de TAcad^mie des Sciences
de Vienne (22 juin 1893): M. Schüchardt montre que la thi'^se de la
parent^ des deux langues est difficilement soutenable; — mdme Journal,
1888, compte rendu d'un article de M. Georges Gerland, die Basken
und die Iberer, dans GG., t. I p. 313 — 334: ce compte rendu est
en quelque sorte un r^sum^, excellent, de Tetat actuel de la question
ib4ri^nne; — dans ZRPh. t. XXVIII, p. 99—101, bask. ope. opil =
I 24 Les Etudes basques de 1901 k 1905.
lat. offa, offeUa? (rßponse a M. Uhlenbeck, article dans le t XXVII,
p. 627). Dans ce dernier Journal (t XXVIII, p. 101—102), M. Schu-
CHARDT s'occupe de la notice que j'ai consacr^e aux Etudes basques dans
le premier volunie de Tann^e unguis tique (p. 177 et ps.; j'ai mis une
seconde notice dans le deuxi^me volume, 1905, p. 81 et ss.); il se plaint
que dans mon examen du travail de M. GiACOMmo j'aie donn6 ä ses
appr^ciations une signification tout ä fait contraire ä ce qu'elles voulaient
dire; il rappelle notamment qu'il a protest6, tout conime moi, contre les
hypotheses et les anachronismes de M. Giacomino, ä propos des dadfs
pluriels et des formes verbales. J'avoue que j'avais lu trop vite et
mal compris la discussion du savant linguiste de Graz et, en m'ex-
cusant aupr^s de lui, je me f^licite que nous nous trouvions d'accord
plus que je ne l'aurais pens6. M. Giacomino restera donc seul avec ses
suppositions aventureuses.
Cependant M. de Michelis a cit6 M. Giacomino comme une
autorit^ et il dit, dans son livre Torigine degli Indo-Europei
(Turin 1903, in-8®) dont j'ai rendu compte dans JAs. dd nov.-d^.
1903, que, gräce aux travaux de MM. Giacomino, Gabelenz et
G^ze (je remarque que ces trois noms commencent par un g), la parent^
du basque et du berb^re est d6finitivement 6tablie. Or, rien n'est moins
6tabli au contraire; des hypotheses hasardeuses et des 6tymologies fantai-
sistes n'ont jamais rien prouv6. Les erreurs ont la vie dure pourtant;
ainsi M. Webster me signale un ouvrage r^cent, Iberos e Bascos,
par M. G. M. Pereira de Lima, oü le «Chant d'Altabiscar» est indiqu6
comme un document original authentique; or, nous savons tr^s exacte-
ment aujourd'hui quand, comment, oü et par qui ce morceau de rh^torique
a 6t6 compos^.
Mais a propos de ces ^tymologies et de ces rapprochements gram-
maticaux, nous aurions plusieurs m6moires ä dter: de quelques noms
de boissons en langue basque (Compte rendu du Congr^ de 1903
tenu a Montauban par TAssociation fran9aise pour Tavancement des
Sciences (p. 1068 ä 1074), et Philologie euskarienne: suffixes et
num^ration (RL., t. XXXVI, p. 1—23), par M. de Charencey qui
poursuit avec acharnement la d^monstration que le basque a un voca-
bulaire extraordinairement composite, these que je ne crois plus utile de
discuter; — Conclusion nouvelle sur la langue ba8que(Lyon, impr.
nouv., 1900, 50 p. in-8®) par M. Percie qui d^clare hardiment que
le basque est simplement un m^lange de celte et de grec (j'en ai
rendu compte dans RL, t. XXXV, p. 107 — 111); — La th^orie
des racines communes aux langues Indo-europ^ennes et a
Tidiome basque, par M. Darricarr^re, Capitaine de Douanes (Biarritz,
impr, A. Lamaignfere, 1903, 11 p. gr. in-8^ extraits des Memoire s de
Biarritz-Association) avec cette Epigraphe: «La Science rend Thomme
meilleur»; il suffira, pour faire juger de la valeur de cette brochure, de
dire que Tauteur ne fait que des rapprochements de mots et n^glige
absolument la grammaire; il faut faire la m^me Observation a propos
de la note sur la langue basque, du mßme ^crivain, qui a paru le
26 juillet 1904, dans le Courrier de Bayonne. Je dois indiquer ä
ce propos un ouvrage fort important, oü Ton trouvera beaucoup de
J. VinsoD. I 25
bonnes choses, qui est ToBayre jusqu'alors in^dite d'un ancien capucin
basque converti au protestantisme et r6fugi6 en Angleterre oü, comme
je Tai dit pr^c^demment, ses manuBcrits sont conserv^ dans les coUections
des Lord Macclesfield, ä Shirburn, pr^s d'Oxford; il est intitul6: «Gram-
maire cantabrique basque, par Pierre d'Urte (1712) . . . publik par
le Rev. W. Websterj? , . . Bagn^res de Bigorre, impr. D. B^rot,
1900, gr. in-S® de 4 — VIII— 5 ä 568 p.; un long erratum a 6t6 publik
dans EL, (t. XXXIV, p. 203—216 et p. 296—300) oü j'ai rendu
compte de Touvrage (ibid. p. 200 — 203); c'est un livre interessant, qui
pourra dtre tr^s utile et dont la publieation, faite d'abord dans BSR.
(de 1896 ä 1900), a fini par fonner un gros volume.
J'ai ^rit, dans RL. (t. XXXIV, p. 128) une petite note sur la
prononciation du basque. Dans le m^me Journal (t. XXXIV, p. 356 — 361;
et t. XXXV, p. 82 — 85), j'ai parl6 du singulier Congrös de Hendaye,
de 1901, oü, pour traiter de Torthographe et de la grammaire basque,
on n'admettait que des gens n^ dans le pays, n'eussent-ils rien 6crit,
ne se fussent-ils jamais occup6s de leur langue matemelle, et Teussent-
ils m^me compl^tement oubli^. Une sorte de discussion des convenances
a propos de ce congr^s a eu lieu dans divers joumaux du pays: La
Semaine de Bayonne du 18 Septembre 1901, le R^veil de Bayonne
du 29 octobre, le Memorial des Pyr6n6e8 du 6 novembre, TEsku-
alduna du 22 et 29 novembre.
En 1901 a commenc6 h. paraitre, ä Bilbao, une revue trimestrielle,
Euskadi, qui devait s'occuper de science, de belles-lettres et d'art, au
prix trfes mod§r6 de 1 fr. 25 le n®. Je n'ai vu que le second num^ro,
dat6 de juin 1901, oü je signalerai deux articles, le premier de M. Sabin
Abana y Gomi sur la num^ration basque et le second de M. Elei-
ZALDE sur la patrie et les noms de 8. Fran9ois Xavier. On sait que
le o^lebre jdsuite ^tait d'origine basque et avait pour " nom patronymique
de Yatxu; sa mfere s'appelait «Marie d'Azpilcueta y de Xabier» ; ce der-
nier nom parait ötre une forme orthographique de Etcheberry «maison
neuve». Quant au travail de M. Arana, c'est une s^rie d'etymologies
tout ä fait aventureuses, malgr6 Tapparence scientifique que Tauteur a
pr^tendu lui donner: pour lui, un serait «doigt», cinq «tous les doigts»,
vingt «toutes les extrem! t6s» etc.
La Revista da Aragon qui parait ä Saragosse depuis cinq ans a
commenc^ dans son num^ro de janvier 1904, p. 39 — 52, une s^rie de
«Dialogos familiäres acerca del Euskera en relacion con las demäs
languas y en particular con el castellano» par M. Xouj del Cairo;
le premier n'est qu'une suite de consid^rations g^n^rales qui ne peuvent
faire pr6juger les conclusions finales. J'ai relev6 de graves erreurs dans
Torthographe des noms propres: Prunner, Whithney, Mahbharata, etc.
üne petite discussion a eu lieu, T^t^ de 1904, dans les colonnes de
TAthenaeum de Londres. Dans len® du 18 juillet(p. 100, col. 2— 3),
M. John Rhys, le celtisant bien connu, proposait d'expliquer par le bas-
que rinscription de la pierre de Branddsbutt irataddoarens(ca); dans
le n® du 22 aoüt il annon9ait que plusieurs objections lui avaient 6t6
faites, notamment par M. E.-S. Dodgson. Quant ä moi, je ne ferai
qu'une Observation, c'est que cette explication, inadmissible en th^rie et
I 26 Les Etudes basques de 1901 ä 1905.
injustifiable en fait, est sans raison, car il est infiniment probable que le
basque n^a jamais 6t6 parl6 beaucoup au delä de son domaine actuel.
La th^orie qui fait des Basques les habitants primitifs de toute TEspagne
et de TEurope occidentale est une pure hypothese sans fondement.
Dans la RBIt. des 10—25 d^embre 1901 M. P.-E. Pavolini
parle de la piu antica menzione del basco. Le premier ouvrage
oü il est question du basque est, on le aait, le livre de Lucius Maximus
Siculus, Cosas memorables de Espana, imprirn^ k Aleala en 153Ö.
M. Pavolini a trouv^ une mention plus ancienne dans la relation du
voyage d'Andreä Navdgero qui, ambassadeur de Venise auprfes de Charles
Quint, vint dans le pays basque en 1524; il y distingue soigneusement
les deux vari^t^s du Guipuzcoa et de la Biscaye dont Fune est plus
vbelle et plus (§16gante que Tautre; contrairement ä Topinion de M. Pavo-
lini, je crois que c'cst du Guipuzcoan qu'il s'agit. Mais la relation de
ce voyage n*a 4t6 imprim^e qu'en 1563. H est bon de rappeler que le
plus ancien document oü des mots basques soient citßs est le fameux
Codex d'Aymeric Picaud, a 8. Jacques de Compostelle, qu'il date ou non
du XIP si^cle. Ce passage a ^t6 pr^cis^ment rappelt, en f6vrier 1901,
ä la p. 275 de DRu.
Une notice bien plus interessante et bien plus complfete a 6t6 pubU^
-en 1901, avec une longue liste d*indications bibliographiques, dans le
tome CXXIX, n« 8, du 18 f^vrier 1901, p. 117—124, du Gl. de
Brunswick, par M. Georges Buschan de Stettin. L'auteur ä beaucoup
lu et bien lu. La linguistique tient d'ailleurs la moindre place dans
son travail; il cite, sur la foi de Tethnographe Ripley, le mot Azpico-
etagaraycösaroyarenbeherecolarrea coninie un nom propre, re-
marquable exemple d'agglutination ; mais c'est une vieille plaisanterie: il
y a la en r6alit6 six mots' differents et il faudrait 6crire: azpico eta
garayco saroyaten behereco larrea «la lande au dessous de la
•prairie du bas et du haut».
Dans TEscualduna du 23 octobre 1903, M. E.-S. Dodgbon a
fait connaitre qu'il venait de d^couvrir, dans la Biblioth^que municipale
de Hambourg, un exemplaire, sans doute unique, d*une Edition ancienne
inconnue des Cantiques spirituels en basque. J'ai consacr6 ä cet
interessant volume que Ton a bien voulu me communiquer une notice
bibliographique detaill^e dans RL. du 15 avril 1904 (t. XXXVII,
p. 128 — 134). II y a paru aussi, sous le titre de Bibliographie
basque (XXXIV, p. 365 — 374) une contribution de M. J.-M. Ber-
naola, de Durango, au sujet d'un livre basque de 1740, Novena a
Maria (Pampelune, impr. V^® A. Burguete), dont on n'avait encore
Signale aucun exemplaire.
M. DG LA Grasserie a fait allusion au basque dans un article sur
«l'expression de Tid^e de la sexualite dans le langage» (RP., septembre
1904, p. 234).
J*ai fait reimprinier en 1901 a Chälon sur Saöne, a rimprimerie
Bertrand, pour faire suite aux Petites oeuvres de Silvain Pouvreau
publikes en 1892, un livTe basque dont on ne connaissait jusqu'ici qu'un
scul exemplaire, incomplet, conserve dans la riebe Biblioth^ue du prince
L. L. Bonaparte qui est aujourd*hui a Chicago (L'office de la Vierge
J. Vinson. I 27
Marie en Basque labourclin, par C. Harizmendi, MDCCCCI, in-8^,
•XV — 132 p.). M. E.-8. DoDGflON en a d^couvert, au moment nidme oü finissait
cette r^impression, un exemplaire complet dana la Biblioth^ue Bodleyenne
a Oxford. IIa annonc^ cette d^couverte notamment dans THendayais
du 13 octobre 1901 et dans le R^veil de Bayonne du 15 octobre
1901; et il m'a mis en 6tat d'ajouter au volume une feuille suppl^iiien-
taire avec un fac-simile du titre. L'ouvrage, tr^s important» date
de -1660.
Un amateur distingu^, d^put6 de Tolosa aux Cort^s, Mr. Julio de
Urquijo, qui a su r6unir en peu de temps une remarquable coileetion de
livres basques et sur le pays basque, parait devoir faire de trös int^ressants
travaux bibliographiques. II a donn^ au Correo de Guipuzcoa de
8. ö^bastien, les 12 mai et 18 juin 1905, deux articles fort bien faits,
qui oht 616 röiinprim^s a part en brochures, sur le Dr. Jean Etcheberri
de Sare et sur le fameux colonel de Perochegui, dont le livre sin^^lier,
Origen de la nacion bascongada y de su lengua, constaminent
remani^, n'a pas eu moins de cinq ^itions difKrentes de 1731 ä 1760;
une des deux derniöree, toutes deux de 1760, a 61^ r6imprim6e tout r^
cemment (1905) ä Bilbao par l'öditeur Jos6 de Astuy (pet. in-8® de 50 p.)
M. de Urquijo a parl6 dans le ni^me Journal, le 29 octobre 1905, de
Top^ra badque de 1764 compos^ par le comte de Penaflorida; il y avait publik,
les 17 aoüt, 10 et 29 septembre pr^^dents, un travail sur les auteurs de
divers dictionnaires basques, imprim^s et manuscrits, sous ce titre «los prede-
cesores de Azkue». Dans la Revue de Linguistique (n® d'octobre
1905, t XXXVIII, p. 249), le savant ^rudit a commenc^ l'lnipresaion
d'une traduction en guipuzcoan du Cat6chisme d' Astete, faite en 1759 par
F. A. de Aiguirre, cur6 d'Oiquina. M. de Urquijo s'occupe en ce mo-
ment de la publication d'un ouvrage du Dr. Jean Etcheberri de Sare,
6crit en latin et en basque, sur les 616ments de la langue basque. Le
manuscrit, qui est dat^ de 1712, a appartenu ä Astarloa et est conserv^
dans la bibliötheque des Franciscains de Zarauz. L'auteur, en 1727,
avait demand6 au Bil9ar (assemlü^e provinciale) d'Ustaritz de faire
les frais de Timpreasion, mais sa demande avait 6t6 rejet^e a Tunanimit^.
M. T. Rice Holmes a parl6 des Ib^res, en citant MM. Hübner,
Blad6, Julien Vinson, Van Eys, Webster, Taylor, aux p. 255 et sui-
vantes de son beau livre Caesars conquest of Gaul (Ijondon 1899,
in-8^ XCIII— 866 p., 1 portr. et 9 cartes).
M. J. Bernou, Bibliotb^caire de la ville d'Agen en retraite, a cru
utile de rßsumer les ouvragea de de Lancre, si bien rappel^s d^ja par
Michelet, en un grand in-8® de 416 p. oü nous relisons la lamentable
et instructive histoiro de Tenquöte judiciaire de 1609: «La Chasse aux
sorciöres dans le Labourd, Agen, impr. Calvet et C616ri6, 1897 >.
M. l'abb^ DuRRUTY, cur6 do Domezain, a 6crit, dans la vari^tö
bas-navatraise des Aldudes, Domezain et Cambo, un petit livro d'Eglise
(Elizaco Libaru ttipia, 386 p. in-lK^) qui a ^t6 imprim^ avec soin
ä Troyes, par M. Victor Martelct, on 1S97. li'ouvrage en lui-m^^me est
d'un int^röt secondaire, mais la particularit^ linguistique qui le distingue
le fera rechercher des amateurs.
La Grammaire de M. Tabb^ IthüRRI continue a paraitre petit ä
I 28 Les J^tudes basques de 1901 k 1905.
petit: eile en est aujourd'hui ä la treizi^me feuille (218 p.); en reyanche,
le dictionnaire de M. DARRiCARRi:KE a ^t^ air^t^ au mot artzi,
p. 176.
En Espagne, l'^diteur J. de Astuy a r6impriin6 le trait^ si original,
publik a Auch en 1818: Historia de las Naciones Bascas, par
J. A. de Zamacola (I. 1898, 307 p.; II. 1899, 346 p.; III. 1900,
233 p.); Touvrage avait 6t6 d6jä r^imprim^ en 1898 a Bilbao, chez
Amorrortu (1 vol. in 4® de 547 p.). Cette derniöre Edition est bien
sup^rieure ä l'autre, dont Timpression est m^ioere, le papier vulgaire, et
oü il n'y a aucun avertissement sp^ial. M. de Azkue a fait^ de son
c6t6, r^imprimer, a Bilbao, la traduction par Ubillos, publice en 1785 ä
Tolosa, du cäöbre Catßchisme historique de Fleury (199 p. pet in-8^
1897), le Lora sorta de Anibarro (149 p., 1897), la Confesino ona
de J. A. Moguel (262 p., 1897). Les consid^rations de J.-B. Aguirre
sur la confession et la communion ont 6t6 aussi r^imprim^s ä Tolosa
(Muguerza, 1900, XV— 348 p. pet. in-8^). En 1901, avait paru, k
Bilbao, cbez Andres P. Cardenal, une nouvelle Mition du livre de Po9a,
publik en 1587 (in-8® de XLVII — 211 p., avec un prologue de Carmelo
de Etchegaray; tome 56 de la Biblioteca bascongada de Fennin
Herren).
Un hasard a amen^ sous mes yeux un roman sans grande valeur
et d'un int^r^t m^diocre, dont les seines se passent dans le pays basque,
Gröve d'amour par Robert Scheffer (Paris 1898, IV — 324 p. format
ordinaire des livres de ce genre): le titre est pr^tentieux, et il n'y a pas
que le titre! Le Gaulois du 12 juin (suppl^ment du dimanche) annonce
la prochaine apparition d'un roman par M. Paul Faüre, Maria, dont
Taction se passe dans le pays basque; il donne un extrait de la pr^face.
Je n'ai pas une grande confiance dans Texactitude des observations qu'a
pu faire l'auteur.
Le Mercure de France, n® 190 (tome LV) du 15 mai 1905,
p. 199 — 201, s'est oceup4 des C6r6monies et f^tes basques. L'auteur
de Tarticle, M. PAUii Lafond, ne parle guöre que des pastorales, des
cavalcades et des mascarades souletines.
Dans NR. (t. XXXII n« 129, 15 ttvrier 1905, p. 487—501),
M. Eg. Lassaugue raconte, sous le titre a effet de «FÄme du pays
basque», Thistoire d'une jeune basquaise. Maider (sans doute Mari-
eder «belle Marie») emmen^e ä Paris par un artiste et mourant «de
trop d'amour» sur TEsplanade des Invalides. L'auteur ne connait, h^las!,
pas plus le caraet^re que le pays et les moeurs des Basques; il cite en
passant quelques mots, une traduction du pr^tendu Chant des Canta-
bres (p. 492 — 493), et deux chansons, la Bien-aim^e et la veuve
du jour-m^me (p. 494); il donne le texte de la premi^re, celuco
izarren bidia.
Faut-il mentionner, quoiqu'elle n'int^resse gabre la linguistique, une
6tude de M. Georges Lacombe sur «le trinquet; la prelote basque a
maius nues», avec des Illustration s, dans la Revue Armes et sports
du 11 f^vrier 1904? Le m£me auteur a d'ailleurs fait de la lingui-
stique dans le Journal de Saint-Palais; aux articles que nous avons
cit^s plus haut, il faut en ajouter deux autres, des 6 et 11 juin 1905,
J. Vinson. I 29
8ur r^migration basque et sur la langue basque et le japo-
nais.
En mars et avril 1905, le Journal de Baint-Palais a reproduit
le conte Baigorriko zazpi liliak «lea sept fleurs de Baigorry» publik
en 1884 et 1885 par M. J. Düvoisin dans la Revue historique
du B6arn et de la Navarre, devenue la Revue des Basses«
Pyr6n6es et des Landes.
La Science Sociale (20® ann6e, deuxi^me p^rio<le, 17® fascicule,
septembre 1905) a consacr^ toute une livraison (p. 435 ä 532) k une
4tude de M. Olphe-Galliard sur «le paysan basque du Labourd a travers
les äges». Le Journal des voyages et aventures (1905, t. II, p.425 — 427)
contient une notice de M. Paul Kauffmann «au pays basque; le jour
des morts (avec illustrations)» oü sont cit6s quelques mots de la langue.
Que dire du Basque et Gaulois de M. H. de Charencey, gr.
in-8^ Louvain, IV — 87 p., extrait du Mus^on? Cest une olla po-
drida d'ötymologies d'oü il r^sulterait que le gaulois a donn6 beaucoup
de mots au basque. Je n'insiste pas. Pendant ce temps, M. Fabb^
J. EsPAGNOLLE voudrait que l'Euskara ne füt qu'une forme moderne du
grec: ainsi anaya «frfere» serait Ivaia «force, viriDt6» (L'origine des
Basques, Pau, 1900, (IV)— 145 p.).
M. DE Jaxjroaik a ^tudi6 Quelques legendes po6tiques du
pays de Soule (50 p. in-8^ 1. d.); il s'agit de six chansons basques,
tr^s connues, on peut möme dire populaires: la dame d'Umiti (M. de
Jaurgain ^rit de Ruthie), la chanson de Berterretche, la dame du chäteau
de Tardets, la veuve du jour möme, Monsieur de Sarri et la belle
h^riti^re d'Arbouet. M. de Jaurgain expose Torigine de ces chansons,
leur histoire, les alt^rations qu'elles ont subies, et le fait r6el qui leur
a donn6 naissance. Cest extrömement interessant et il est a regretter
que ce travail ne s'6tende pas ä un plus grand nombre de chansons.
M. Fabbe R. M. de Azküe, qui a 6t6 pendant un certain temps
charg^ de faire un cours public de basque ä Bilbao, est venu s'installer
ä Tours oü il fait imprimer, chez Manie, un grand dictionnaire basque
— espagnol — fran9ais qui devra former plusieurs volumes. On m'a
dit que pour cette publication, la Diputacion de Biscaye a accord6 ä
M. de Azkue une Subvention de 30000 f. qui sera d'ailleurs insuffisante.
J*ai sous les yeux le premier volume de ce dictionnaire qui me parait
fort bien fait. Cest un grand in-quarto de XLVII — 561 p. a deux
colonnes, intitul6 Diccionario vasco-espaiiol-frances, qui va de a
k ly et porte la firme «Bilbao, chez Fauteur, 15, Campo Volantin, 1905».
Lea pr^liminairescomprennentprincipalement un prologuehistorique etcritique
tr^s-int^ressant Chaque mot, chaque eitation, chaque d6finition,estaccompagn§
d'une traduction fran9aise. Le vocabulaire est extrömement abondant;
les diverses significations sont justifi^es par des citations emprunt^es aux
ouvrages 6crits, et ä ce propos, je dois reprocher k M. de Azkue d'avoir
d4sign6 par Fabr^viation Leiz. le nom Li9arrague, seul exact et
authentique, du traducteur du Nouveau-Testament de 1571. Beaucoup
de traductions, Celles notamment de certains proverbes, sont a mon avis
trop diffuses, trop peu prßcises et trop souvent incorrectes. Beaucoup
d'explications grammaticales et 6tymologiques sont trfes discutables.
I 30 Les Etudes basques de 1901 k 1905.
L'auteur a sagement fait, je crois, en ne tenant pas compte de Taspir^e
Ä, ce qui simplifie beaucoup las choses. Souhaitons rheureux ach^vement
de ce gigantesque travail.
Unepetiteplaquettesousce titre: «Oiberouko botanika edo lant-
haren jakitatia», Bayonne, impr. A. Lamaignöre, 1900, pet m-12,
24 p., sign6, ä la fin: Alth., est un vocabulaire fran9ai8-basque qui
parait ^tabli avec sein et accompagn^ de iiotes quelquefois tr^s d^ve*
lopp6es.
Je ne saurais oublier une brochure iii-8®, doiit le titre est largement
encadr^ de noir, avec un fort beau portrait; c'est une traduction en
basque des discours prononc^s ä Baigorry et ä Paris aux obs^ues de
M. Charles d'Abbadie d'Arrast en d^mbre 1902, et d'une note sur le
voyage de M. d'Abbadie en Abyssinie, ä la recherche de ses fröres en 1847.
M. Ch. d'Abbadie 6tait vraiment le bienfaiteur du pays oü sa raort a laiss^
d'uni verseis regrets. La douleur publique a redoubl^ l'ann^ suivante quand la
mdme famille a 6t6 frapp^e d'un nouveau coup, plus cruel encore peut^tre.
Le 24 d^cembre 1902, la digne fille de cet homme de bien, Mlle. Lisette
d^Abbadie d'Arrast, 6tait emport^e par une maladie rapide, a la quarante-
troisi^me ann^e de son Äge. Une brochure, pareille ä celle consacr6e au
p^re, a 6t6 imprim^e par les soins de sa famille; eile contient quelques
pages en basque (11 ä 15, traduction du discours prononcö au ChÄteau
d'Echaux le 27 d^cembre 1902 par M. le pasteur E. Monod, de Bayonne;
18 — 19, un article original de M. Salvat Haramboure, suivi d'une tra-
duction fran§aise). Quelques exemplaires sont accompagn^s d'une gravure,
reproduction d'un süperbe portrait de Texcellente et charmante jeune fille.
Je ne dirai rien de deux articles de M. V. Stempf, tir6s ä part
d'ailleurs, dans le Bulletin de la Soci6t6 Ramond de Bagn^res de
Bigorre (1896, p. 210—215 et 1898, p. 99—106): Essais de
d^chiffrement d'inscriptions ib^res; je ne suis pas plus convaincu
de la süret6 du proc^dß de M. Stempf et je ne crois pas qu'il ait vrai-
ment trouv6 la Solution du probl^me.
Deux petites dissertations de M. Darricarrebe, publikes en 1901
et 1902 dans le Bulletin de Biarritz-Association et tir^es ä part
en 4 et 12 p., sous le titre commun de Linguistique, avec les sous-
titres: 1. nouvelle m^thode d'analyse appliqu^ ä la langue basque etc.,
2. Evolution phon^tique et s^mantique de vocables; sont ä indiquer ici;
la premifere r^pond a mes critiques des Quvrages ant^rieurs de M. Darri-
carrferes. Je n'ai pas a y revenir. Je me bome ä r^p^ter que les
6tymologies, les rapprochements, les assimilations de mots ne prouvent
rien et que la parent6 du basque et des idiomes indo-europ^.nne est une
chimöre.
M. Camille Jullian, le savant et Eminent professeur ä la Facultö
des Lettres de Bordeaux, r^cemment appel6 au College de France, k
Paris, a publik r^cemment un certain nombre de noticea remarquables.
Je ne retiens ici qu'une brochure de 16 p., extraite de la ReU. (n^ du
15 juin 1902) et intitul^e les Basques; c^est un compte rendu du trös
interessant recueil d'articles r§unis par W. Webster, cet 6rudit si modeste
et si consciencieux, sous le titre de Les loisirs d'un ^tranger au pays
basque (ChOlon-sur-Saöne, 1901, in-8«, XXIV— 360 p.). Mais le.
J. Vinson. I 31
oompte rfendu de M. Jullian est un iriodMe du genre; la question basque
y est r6suin§e toute cnti^re d'une £«9011 vraiment magistrale, avec la
note personnelle discr^te mais tr^s nettement aecus^e. M. Jullian, qui
admet Tauthenticit^ de rinseription latine de Hasparren, dont la latinitä
est 81 m^diocre et qui a deux vers mauvais sur quatre, croit que TEurope
occidentale antique a du <§tre peupl6e par les Ligures dont on retrouverait
un substratum au fond toutes les langues anciennes ou modernes qui
s'y sont consery^. C'est une opinion qu'il faudra examiner et discuter
de tr^s pr^s» car eile est d'une importance capitale dans Thistoire des
raoes humaines.
Une 6tude de M. Johannes Jungfer, Über Personennamen
in den Ortsnamen Spaniens und Portugals (Berlin 1902, in-4®,
22 p. ; extrait de Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht
des Friedrichs-Gymnasiums zu Berlin, Ostern 1902), se rapporte
a cette question d'origine oü les noms de lieux sont appel6s a fournir
de pr6cieuses indications; il y est assez longuement parl6 des noms
basques.
M. C, C. Uhlenbeck, dans les M6moires de l'Acad^mie des Sciences
d'Amsterdam (nouv. s^rie, Y. I) a publik un interessant memoire sur la
phon^üque g^n^rale basque (Beiträge zu einer vergleichenden
Lautlehre der baskischen Dialekte, Amsterdam, Janvier 1903, gr.
in-8<^, 105 p.) dont j'ai rendu compte dans RL, (t XXXVI, 1905,
p. 170 — 173); j'ai fait observer que Tauteur n'a travaill^ que de seconde
main, qu'il n'a pas tenu compte des travaux de ceux qui Tont pr6c6de,
et qu'il a par suite commis quelques erreurs plus ou moius graves: c'est
en sonune un bon travail, d'un caract^re nettement scientifique, mais qu'il
y aura lieu de reprendre, de corriger et de compl^ter. Au moment oü
je mets la derni^re main ä cette Kevue, je reyois deux nouveaux travaux de
M. Uhlenbeck qui viennent de paraitre dans les M^moirei« de FAca-
d6mie royale des sciences d'Amsterdam (Nouv. s^rie, VI, 3, 79p.et
VIII, 4, 39 p.), en hollandais: l®De woordaf leidende suf fixen van het
baskisch. Cette 6tude sur les suf fixes d^rivatifs parait tr^s complöte et tr^s
soign^e; je remarque, en passant, ä kume, que l'auteur a oubli^ emakume
«femme» (qu'on a expliqu6 ema «donner» kume «enfant», donc «celle
qui enfante»; c'est ä examiner de pr^s); il y aurait bien des r^serves
a faire sur certains rapprochements et certaiues explications. Cf. le
compte-rendu que j'en ai fait dans RL., octobre 1905. p. 811 — 313;
2® Karasteristiek der baskische Grammatica.
Dans la LCBl. (1903, n» 35, cl. 1189—1190) M. Th. Linsch-
MANN, aujourd'hui Biblioth^caire de la Bibliotheque grand-ducale de
Meiningen, a rendu compte des interessantes ^tudes de M. Uhlenbeck,
J'ai donn^, en octobre 1905, a la Revue des 6tudes rabe-
laisiennes, 3® ann^, 3*^ fascicule, une note de 4 p. oü je propose une
explication nouvelle des passages basques de Rabelais.
Dans la Revue de Linguistique, outre les articles mentionn6s
plus haut, j'ai reproduit (t. XXXVIII, oct. 1905, p. 266), quelques
passages d'Isidore de S^ville sur les Vascons et les Cantabrerf. Dans le
m^me numöro (p, 218 — 237) j'ai ins^r^ une notice bibliographique sur
la Doctrina du p^re 6t. Materre et la dissertation de Perochegui. Aux
I 32 Les ttndes basques de 1901 ä 1905.
p. 192 — 207, dans un article qui a pour titre: «science, critique et
vanit6», j'ai parl6 de mes ^tudes basques et des appr^ciations dont elles
ont 6t^ l'objet de la part du prince L.-L. Bonaparte et de MM. d'Abbadie,
Duvoisin et Inchauspe.
Le compte-rendu des f^tes de la tradition basque qui ont 6t6 o616br^s
cette ann^ ä 8. S^bastien contient trois articles tr6s int^ressants de M. T.
DE Aranzadi: la flore foresttere dans le toponymie basque (35 p.),
existe-t-il une race basque? (10 p.), le joug basque-uztarria (22 p. et 102 fig.).
Un excellent livre, qui est destin^ aux enfants et qu'il faut louer
a tous les points de vue, malgr^ quelques trös minimes inadvertanoes,
est Au Pays basque, par M™®. Ren^e Paul Stbaubs (Paris 1903,
in-8®, 891 p. et 19 fig.). Je lui ai rendu pleine justice dans la RL.
du 15 octobre 1903 (t. XXXVI, p. 473—375).
La Revue Scientifique du 20 octobre 1900 a publik, sous le
titre de «les Basques et leurs jeux en plein air», une communication
faite par M. Philippe Tissi^ au premier Congr^s international de TEdu-
cation physique a Paris, qui traite successivement de la danse et des
jeux, et qui raconte une partie de pelote ä laquelle Tauteur a assist^ ä
Cambo. II cite deux articles de Tlllustration par C. B^guin (Au
pays basque, le jeu de pelote, avec dessins de Scott (n** des
15 novenibre et 2 döcembre 1899). L^article de M. Tissiiß, interessant
et bien ^rit, n'apprend d'ailleurs rien au lecteur sur la nature et les
conditions ordinaires du jeu; et Torthographe des noms de viÜages y est
vraiment trop incorrecte. Je ne citerai que pour memoire le fascicule 15
de La Terre de France, 16 p. gr. in-4^ avec quelques vues photo-
graphiques de Bayonne, Biarritz, S. Jean de Luz et Hendaye. Plus
digne d'attention est le n® 94 (15 septembre 1903) de la Revue Uni-
verselle Larousse oü il est parl^ par M. C. B^güin, des Moeurs et
Coutumes du pays basque (p. 165 — 169, avec cartes, vues et Por-
trait«) et par M. Henri Lorin de l'fimigration des Basques
(p. 160 — 170): M. Lorin constate que r^migration est un fait naturel
et pour ainsi dire normal chez les Basques, niais il voudrait d^toumer
le courant vers la colonisation fran9aise en Afrique et en Oc^anie; Tid^e
est excellente quoique Texöcution en soit malais^e. Quant a Farticle de
M. B6guin, il est mödiocre et d'un iut^röt trös secondaire; c'est ce qu'on
peut appeler de la mauvaise vulgarisation.
Le basque n^est pas oubli^ dans un petit livre d'^tymologies ou de
comparaisons de mots, A study on philology, par Ernest Pearson
(London, Trübner et Co. 1899, X— 115 p. in-8^).
Ai-je mentionn^ la publication, en 1899, de la seconde partie
(mai-juin) de la Vie des saints, Sainduen bizitzea, duP. Basile Joan-
nateguy (Pau, impr. Lescher Montana, 1900, pet. in-8^ de VIH — 435 p.),
et une petite brochure, avec Vignette, sur Michel Garicoitz, publice
en 1900, ä Pau, ä rimprimerie catholique? On me dit qu'il y en a eu
deux editions, une en labourdin et une en souletin. A ce propos, il
faut raentionner une autre brochure, in-18, de 36 p., qui raconte la vie
et le martyre du P. J^suite Julien Lizardi, d'Asteasu (Guipuzcoa), tu6 a
coups de flaches par les Indiens du Paraguay le 15 mai 1735; eile est
acoompagn6e d'une lithographie naive.
0. F. Soybold. I 33
M'. Fabb^ P. Laharraoue a rendu un grand service aux travailleurs
en faisant lithographier ä Bordeaux (II — 21 p. pet. iii-4®) un curieux
recueil de «Sauts basques authentiques, avec leurs suites». De son cöt^,
M. l'abbö J.-B. Daranatz, secr^üiire de TEv^eh^ de Bayonne, in'a adress6
une brochure de 16 p., sans titre, sortie en 1905 des presses de M. L.
Lasserre ä Bayonne, qui contient uneis^ric de recettes v^t^^rinaires com-
pos^8 en 1692 parun M. Dassance de Monjon. On doit au mäme eccl^si-
astique une quatrifeme Edition du Manuel de Darthayet et plusieurs
r^ditions du paroissien couranl, Exercicio spirituala.
En juillet 1905, M. Tabb^ Landerretche, de Saint Jean de Luz,
a publik a Bayonne (imprimerie Lamaign^re, 80 p. pet. in-8®), sous le
titre de Apurka, une suite de huit articles ou 6tudes, en basque ou
en franyais, sur les choses du pays. A la fin de l'ann^e, l'iniprimerie du
Journal Eskualduaona a donn6 une petite brochure in-18 de III-
165 p., sans titre, qui se compose d'une pastorale, par M. Ch. d*Andurrain
DE Maitie, üskaldunak Ibaiietan, oü est mise en scene la 16gende
de Koland.
Dans le Temps des 16 septembre, 7 et 14 octobre, 25 novembre,
16 d^cembre 1900, 13 et 27 janvier, 3 et 10 f^vrier, 2 juin 1901,
16 juillet 1903; la Petite Gironde du 3 septembre 1902, M. Gaston
Deschamps s'est occup6 du pays basque, de sa langue, de ses moeurs
et coutumes, de son histoire. J'y relöverai, ä cöt^ d'un eloge inimod6r6
du mauvais livre de Lori, Ramuntcho, un certain nombre d'inadvertances
comme celle qui fait contempler a Victor Hugo, en 1843, les fleches,
construit^s aprös 1870, de la Cath^drale de Bayonne. Mais les princi-
paux de ces articles sont relatifs ä la legende de Roland et M. Deschamps
a pos6 plusieurs questions, la suivante notamment: Tauteur de la Chanson
de Roland a-t-il jamais 6t6 a Roncevaux? MM. Camille Jultjan,
W. Webster, le Dr. Vercontre, et moi-m^me, nous sommes intervenus et
M. Deschamps a soumis le diffi^rent a M. Gaston Paris qui, dans
RPar. (8« ann^e, n*^ 18, 14 septembre 1901, p. 225—229, Roncevaux)
conclut que la Chanson «repose 11 Torigine sur une connaissance directe
des faits, des hommes et des lieux» mais qu'elle a 6t4 reniani6e et
amplifi^e par des ^crivains qui se souciaient uniquement de la forme
po^tique et ne se pr^occupaient pas de la r&ilit6 materielle. Le point
du d^part de la discussion, Texistence ou la non existence de pins dans
les Pyr6n6es, venait d'ailleurs d'une etourderie du journaliste qui fait
monter Olivier sur un «pin», alors que le texte j>orte «pui» cVst a dire
«öl^vation, hauteur, coUine».
Paris. Julien Vinson.
Arabisch. 1904.
Victor Chauvin setzt in raschem Tempo unennüdlich seine wich-
tige Bibliographie des ouvrages arabes ou relatifs aux Arabcs
publica dans TEurope chrötienne de 1810 a 1885 (aber mit
angemessener Weiterfühmng bis heute) fort: „VIII. Syntipas" (219 S.
gr. 8), worin uns diese ganze weit^c^hichtige Erzählnngslitenitur in den ver-
Votlniüller, Rom. JaLresbericbt Vill. 3
I 34 Arabisch. 1904.
schiedensten Sprachen und Rezensionen vorgeführt wird als Syntipas,
Sindban, Sindabär, Sindib&d; Enganos, Tüti-Näme; 7, 10,
40 Vezire. — : Ebenso setzt E. VViedemann in seinen Beiträgen zur
Geschichte der Naturwissenschaften III, 1905 (Sitzungsberichte
der physikalisch-medizinischen Sozietät in Erlangen 1905, 218 — 2G3;
II ebenda 1904; I 1902) seine verdienstlichen Studien zur Geschichte
der Naturwissenschaften bei den Arabern fort. — Die Hauptpublikation
des Jahres 1904 ist das von spanischen und ausländischen Gelehrten
dem greisen Arabisten Coder a in Madrid als Jubiläumsschrift über-
reichte Sammelwerk HCod.: Estudios de erudiciön oriental con
una introduccion de D. Eduardo Saavedra. Zaragoza, Mariano
Escar, tip6grafo. XXXVIII, 656 p. (Lexic. S% 1 Portr., 8 Tafeln
(15 pesetas), worin die Einleitung I — XXVII eine Biographie Coderas
und Würdigung seiner Werke durch Saavedra, S. XXIX — XXXVIII
eine Aufzählung seiner sämtlichen Schriften (und Artikel) enthält. Die
Reichhaltigkeit der verschiedenartigsten Beiträge ist aus der Aufzählung
ersichtlich: Ribera, Origen del Colegio Nidami de Bagdad 5 — 17.
— David LoPES, Quem era o rei Esmar da batalha de Ourique?
19 — 22. — Ferrandis, Rendicion del castillo de Chivert ä los
templarios 23 — 33. — (Mariano de) Pano, El recontamiento Al-
micded y Almayesa 35 — 50. — Viscasillas, Paralelo entre los
verbos defectivos ärabes y los respectivos hebreos, caldeos
fiiriacos y etiope851 — 66, 51* — 61». — NALLiNO,IntornoalKitäbalBayän
del giurista Ibn Rushd 67 — 77. — Ibarra, Cristianos y Moros,
documentos aragoneses y navarros 79 — 92. — M. J. de Goeje,
Quelques observations sur le feu gr^geois 93 — 98. — Prieto
Y Vives, Numismätica africana; los Fatimitas en Fez 99 — 103.
— Fagnan, Les Tabakät Malekites 105 — 113. — Seybold,
Otobesa = Abixa = Oropesa y Anixa = El Puig de Ce-
bolla = Onüsa (?) 115 — 119. — Houdas, Protestation des habi-
tants de Kano contre les attaques du sultan Mohammed-Bello,
roi du Sokoto 121 — 131. — Alemany, Milicias cristianas al
servicio de los sultanes musulmanes del Almaghreb 138 — 169.
— Garcia de Linares, Escrituras ärabes pertenecientes al
Archivo de Ntra. Sra. del Pilar de Zaragoza 171 — 197. — Miret
Y Sans, La carta de franquicias otorgada por el Conde de
Barcelona ä losJudfosde Tortosal99 — 205. — Carreras y Candi,
Relaciones de los Vizcondes de Barcelona con los drabes
207 — 215. — Gaspar^ Cordobeses musulmanes en Alejandria
y Creta 217 — 233. — Mehren, Vues d'Avicenne sur Tastrologie
et sur le rapport de la responsabilit6 humaine avec le destin
235—250. — ÜREnA, Familias de j.urisconsultos: Los Beni-
majlad de Cordoba 251 — 258. — Gomez-Moreno, Arte cristiano
entre los Moros de Granada 259 — 270. — AsiN, El Averroismo
teol6gico de Santo Tomas de Aquino 271 — 331. — Eguilas
Yanguas, Origen de las ciudades Garnata § lUiberri y de la
Alhambra 333—338. — Güidi, II Codice Vaticano Siriaco 196
339 — 348. — GoNZALVO, Apunte sobre algunos musulmanes
madrileiios 340—355. — Altamtra, Notas sobro la doctrina
F. Skutsch. I 35
hist6ricade Abenjaldün 357 — 374. — Macdonald, Ibn al 'AssäFs
arabic Version of the Gospels 375 — 392. — Men^ndez Pidal,
Sobre Aluacaxi y la elegla ärabe de Valencia 393 --409. —
CHABäs, Moch^hid hijo de Yusiif y Ali hijo de Mocb^hid
411 — 434. — L. Gauthier, La racine arabe hkni et ces d^riv^s
435 — 454. — Ahmed Zeki, Memoire sur les relations entre
TEgypte et TEspagne pendant Toccupation niusulniane
455 — 4R1. — Meniöndez y Pelayo, La doncella Teodor (Un
ouento deLas Mil y una Noches, un libro de cordel y una Co-
mediade Lope de Vega) 483 — 511. — Ant. Vives, Indicaciön del
valor en las monedas ardbigo-espaiiolas 513—522. — Hinojosa,
Mezquinos y exaricos. Datos para la historia de la servidumbre
en Navarra y Arag6n 523-531. — Saavedra, Cuestiones de
Prosodia: Berßber-Almorä vi d 533 — 536. — Pabix) Gil, Los
manuscritos aljamiados de mi colecciön 537 — 549. - Barrau-
DiHioo, Contribution a la critique de Conde 551 — 569. —
H. Derenbouro, Notes critiques sur les Manuserits arabes de
la Biblioth^que Nationale de Madrid 571 — 618. — R. Basset,
Extrait de la description de TEspagne tir^ de Touvrago du
G^ographe anonyme d'Almeria 619 — 647.
Tübingen. C. F. Seybold.
Lateimsohe Sprache. (1902— )1904.
Lateinische Grammatik. 1902—1904. 1. Altitalische
Sprachen und allgemeine lateinische Grammatil^. a)AltitaHsche
Sprachen. Mit der Neuauflage von GG. I (Strassburg 1904 — 1906)
hat auch die Darstellung der iUüischen Sprachen, die Dkkcke in der
ersten Auflage gegeben hatte, eine Neubearbeitung <lureh W. Meyer-
LtJBKE, also von sachkundigster Hand erfahren. So ist mancher An-
stoss nunmehr beseitigt, namentlich bleibt man verschont von indogerinani-
sierenden Interpretationen des Etruskischen, und im ganzen kann der
Abriss jetzt als eine gute Orientierung empfohlen werden. Freilich bleiben
auch für eine dritte Auflage noch manche Wünsche. BfMspielsvveise durfte
im Jahr 1904 nicht mehr geschrieben werden, dass wir an etruskischen
Sprachdenkmälern aus (-ampanien „nur beschriebene Tongefässe" kennen:
die weitaus umfangreichste etruskische Inschrift stammt von dort und ist
seit 1900 bekannt (s. JBRPh. VI 1, 429f.). Sie fehlt bei Meyer-
Lübke auch in der Aufzählung der grösseren Inschriften. S. 436 ver-
misse ich in der Übersetzung der oskischen Inschrift die Worte trfibüm
ekak. 8. 440 wird die Dvenosinschrift im Anschluss an Thurncysen
übersetzt, aber wo die Übersetzung hono gibt, enthält der Text noch die
Unform dzenoi. S. 449 wird die Haininschrift von Luceria (CIL. IX
782) ohne weiteres als Grundlage für die Behauptung verwendet, dass
die Schriftsprache gelegentlich oskische Formen ins Latein gemischt habe;
dass es um die Zuverlässigkeit des Textes sehr übel steht (vgl. JBRPh.
VI 1, 4i)9), wird nicht mit einem Worte ang(Mleutct. Gerade in -einer
:5*
I 36 Lateinische Sprache. 1902—1904.
Übersicht für Nichtspezialif*t('n scheinen mir solche Mängel bedauerlich.
— Wenden wir uns den Einzelsprachen zu, so ist auf dem Gebiet des
MtV'llskischen auch iliesmal von einer erfreulichen Bereicherung unseres
inschriftlichen Materials zu berichten. Bereits in seinem Bericht über die
für den zweiten Band des Corpus inscriptionum P^tmscarum unternommenen
Reisen und Vorarbeiten^) hatte Heriug auf eine Anzahl von neuen
Funden und von früher gefundenen, aber noch unveröffentlichten In-
schriften hingewiesen; kurz nachher hat er sie mit ToRP zusammen
herausgegeben'^). Es ist darunter eine ganze Reihe kleinerer Inschriften
aus Cortona, Chiusi, Perugia, Orvieto; das Hauptinteresse aber nehmen
einige umfänglichere Sarkophagin schrift-en aus Viterbo und Toscanella in
Anspruch. Von den letzteren hat Moscioni in Rom gute Photographien
gefertigt, von denen ich eine schon Ostern 1901 oder 1902 gekauft
zu haben meine; die Sarkophage standen nämlich bereits seit Jahren un-
beachtet imd verwahrlost im Hofe eines jetzt als Kaserne ver^vendeten
Klosters in Toscanella. Sie gehören nach den Schriftzügen und ihrem
Kunstcharakter (wenn man von solchem reden darf) zu den ältesten
Sarkophaginschriften überhaupt d. h. wohl ins o. Jahrhundert v. Chr.
Die Ausbeute an neuen Wörtern und Formen ist nicht unbedeutend. In
ati Nr. 35^) mag, wie Torp ausführt, das etruskische Wort für Mutter
gefunden sein. Durch das weibliche Gentile fiuixlnc^i in Nr. 48 wird
Fabr. 2124 vor Deeckes Konjektur (Krall, Mumienbinden S. r>4) ge-
schützt. Was nach dem Gentile steht stalanes velus cianil puia, ist
in der Haupt^^ache verständlich *des Vel Stalane . . . Gattin', aber cianil
[c nicht ganz sicher) ist völlig neu. Torp setzt es in Beziehung zu
dem Cardinale e?*, das er „drei*' deutet, und übersetzt ^dritte Gattin'.
Ich halte diese ' Vermutung nicht für sonderlich einleuchtend und
möchte jedenfalls bitten, bei nächster Gelegenheit nachzuprüfen, ob nicht
etwa cianil geschrieben st^ht. Denn Nr. öf) bietet jetzt von clari
'Sohn' den Genetiv chuil, und dafür konnte wohl mit Svarabhakti cianil
eintreten; der Schluss von 48 wäre dann zu übersetzen 'die Gattin des
Vel Stiüane des Sohnes' (oder 'des Stalane des Sohnes des Vel*?).
claiil sieht Torp als eine mit dem früher schon bekannten rlensi alter-
nierende Genetivform an; letzteres scheint zwar mir wie anderen eher
Dativ zu sein, aber clens und clanl scheinen allerdings als Genetive
nebeneinander gestanden zu haben (CIE. 4049f., vgl. Schulze, Eigen-
namen^^) S. 341 Anm. 3). Nr. 55 und 50 biet<*n zwei neue Zahl-
wortformen: hu^nars und ceannd, beide in Verbindung mit avils
(„Jahre") als Altersangabe des Verstorbenen. W^as Torp zur Deutung
dieser Numeralien vorbringt, die offenbar zu den Einern hu^ und
ci auf den Würfeln gehören, scheint mir sehi- problematisch. Mir
ist auffällig, dass Nr. 50 so schliesst t A (de ccanu& arils. Die
Zahlzeichen bedeuten 55 (nichts wie Torp wiederholt schreibt, 15). celx*
dürfte,, wie auch Torp annimmt, Nebenform des bekannten Zehners zu
rv*, cealxlj ^"«ein. So kann ich mich der Vermutung m'cht ganz erwehren,
dass hier vor avils dieselbe Zahl einmal in Ziffern, einmal in Worten
1) SHAkMünchenphKl. 1904, IT 2S:Uf. 2) EM. IV ISO ff. 3) Abtrcbildot
NSc. 1903, S. 118.
F. 8kiit«ch. r 37
steht. Dann hiitk» ei den Wert 5, und dem kann man weni<^stens kein
sicheres Resultat der bisherif»;en Forschungen ent<2:ef^en8etzeh.
Denn, um hieran gleich anzuknü[)fen was die Deutung der 8prach-
restc in der Berichtszeit geleistet hat, man hat sich zwar auch jetzt
wiefler vielfach mit den Zahlwörtern beschäftigt, aber ich habe (ich darf
das w^ohl um so ruhiger aussprechen, als ich selbst an diesen Unter-
suchungen mitbeteiligt war) nicht den Eindruck, dass wir weiter
gekommen sind. Ich brachte, worin mir zum Teil Krall in seiner
Ausgabe der Agramer Mumienbinden vorangegangen war, die in Glossen
erhaltenen Monatsnamen Aclus (Juni) \x\\A Cclius (September) mit den
Wortgruppen eslem xaf^rumis acale und coli huMs .xa^rumis zu-
sammen, die auf den Binden zu Anfang neuer Abschnitte stehen*). Da
cslem Kasus von xal, xa^rum Zehner desselben Numemles ist, und der
Name der Eins ma^ gewesen zu sein scheint, so erschloss ich für xal
den Wert 2; einen höheren lässt esleni ^a&rn?nis bei 30 tagigen Mo-
naton nicht zu. Aber in diesen errorum latibula darf man nicht hoffen
zur Einigung zu gelangen: Lattes hat alsbald andere ähnliche Gruppen
in den Binden aufgezeigt, die nach seiner Meinung sich nicht als Monats-
daten deuten lassen^), während Torp, der im Prinzip mit mir überein-
stimmt®), resolut auch diese Wortverbindungen in meinem Sinne zu
deuten unternimmt. Da nun i, B, in der Gruppe pe^ereni cicm cealxux,
das letzte Wort mindestens dreissig bedeuten muss (1 ist max^ 20 ist
xa^nwi), so ist Torp gezwungen, da ein Monat nicht 33 Tage haben
kann, das dem Einer ci angehängte -cm subtraktiv zu deuten; cicm
realxui< wäre also 27. Das ist gewiss scharfsinnig, aber ich bleibe sehr
skeptisch. Nicht etwa wegtun meiner oben über cclc cemtw^ ausge-
sprochenen Vermutung, obgleich ich sie durchaus für erwägenswert halte,
sondern weil mich Zweifel quälen, ob die Grundlage für Torps Kombi-
nationen, nämlich eben meine eigene Deutung von celi und acalc und
ihre Ausdehnung auf lyc^creni u. s. w. wirklich zuverlässig genug ist.
Zweifelnd verhalte ich mich auch zu einer Reihe weiterer Veröffent-
lichungen Torps''). Der Verfasser arbeilet mit der richtigen Methode,
kombinatorisch, nicht etymologisierend, aber den Eindruck, dass diese
Methode über die früher (namentlich durch Deecke und Pauli) ge-
wonnenen »Ergebnisse nicht mehr wesentlich hinauskann, hat er nicht ab-
zuschwächen vermocht. Dass Torps Deutungen ganzer Inschriften auf
recht unsicheren Füssen stehen, hat sich an der Inschrift von Campiglia
Marittima gezeigt, die er Beitr. II 116ff. als W^eihinschrift für ein Grab,
jetzt aber, nachdem ich ihren Devotionscharakter nachgewiesen habe**),
als Fluchtafel erklärt (Inschrift v. Lcmnos 02 ff.). Auch was die
Inschrift von Lemnos anlangt, die man wohl allgemein als Denkmtd
einer dem Etruskischen mindestens nahe verwandten Sprache ansieht,
möchte ich der neuen Deutung von Torp in vieh^m nicht beitreten.
Namentlich eines hat mich (hinin befremdet: als Hauptbeweisstück für
4) RMPh. 50, 088f. 5) Ebd. 57, 318ff. C) Etruskische Mo-
natsdaten, Christiania 1902 (VShfKl. 1902, Nr. 4). 7) Etruskische
Beiträge I, Leipzig 1902, II, ebd. 1903. Die vor griechische In-
schrift von Lerano», (Tiristiam'a 19()H (VShfKl. 1903 Nr. 4). 8) DLZ.
1903, 844 ff. (vgl. über Beitr. I ebd. 1902, 2S41f). Siehe auch die ein-
I 38 Lateinische Sprache. 1902—1904.
die sprachliche Natur der Inschrift galt bisher die Gruppe sial^veix- avix,
die man, zumal es sich um ein Epitaph handelt, allgemein als Ent-
sprechung etruskischer Altersangaben wie avils muvalxls u. ä. ansah.
Torp aber übersetzt „Sohn der Sial;^vei". Was hiernach als Stütze der
etruskisierenden Auffassung übrig bleibt, sind etwa nui' die Formen auf
-al -ale ®). — Auch der Veteran der etruskischen Forschung, E. Lattes,
ist wieder mit einer ganzen Anzahl Veröffentlichungen auf dem Plan
erschienen. Die iscrizioni inedite venete ed etrusche delT Italia
settentrionale*®) geben für das Etruskische nichts Nennenswertes aus
(über das Venetische s. u.). In dem Aufsatz *gli Etruschi inSicilia'^^)
weist Lattes für die in schriftliche Bezeichnung ak auf einem in der
Nähe von Syrakus gefundenen Krater drei eti-uskische Gregenstücke nach.
Eine dritte Abhandlung ^*), stellt etruskische Anklänge in einer von
GniKARDiNi ^^) veröffentlichten Inschrift venetischen Alphabets zusammen.
Eine vierte'*) und fünfte^*) beschäftigen sich mit der Deutung der
grossen jetzt im Berliner Museum befindlichen Inschrift von S. Maria di
Capua^*) und zwar, entsprechend der Resignation, zu der auch Lattes
nunmehr gelangt ist, im ganzen nur durch Zusammenstellung verwandter
oder wenigstens ähnlicher Worte und Formen aus den anderen etruskischen
Sprachdenkmälern, die vielleicht späteren, glücklicheren Interpreten einst
sehr zustatten kommen wird. Die etruskisch-lateini sehen Wörter aus den
lateinischen Inschriften und was er dafür hält, hat Lattes im ALLG.^')
gesammelt. Endlich hat er seine eingehende Nachprüfung und Erörterung
des ersten Bandes vom Corp. inscr. Etr. zu Ende geführt'^). Diese
Kritik ist dann, vereinigt mit den früher erschienenen Teilen^®) und
mannigfach verbessert und vermehrt, auch als Buch erschienen^®). Auf
den reichen Inhalt kann ich hier nicht im einzelnen eingehen, möchte
aber doch bei dieser Gelegenheit bemerken, dass, was S. 14 des Buches
gegen meine auch oben wieder verwertete Interpretation von CIE. 52 u. ä.
als Devotion vorgebracht wird, gar nichts beweist: die Unterschiede dieser
Bleitäf eichen von den an die Graburnen gehängten Namenschildern sind
ebenso greifbar wie die entscheidenden Ähnlichkeiten mit den lateinischen,
oskischen und griechischen Fluchtafeln. Ich habe lange bei den Arbeiten
Torps und Lattes' verweilt, wie es ihrem Umfang und der darin
steckenden Arbeit entspricht. Aber sie verschwinden selbst unter diesem
Gesichtspunkt gegen das monumentale Werk, das noch zu nennen bleibt:
W. Schulze" Buch Zur Geschichte lateinischer Eigennamen*^).
Sieht man nun aber gar auf Methode und Ergebnisse, so darf sich der
Berichterstatter über Etruskologie glücklich preisen, dass es ihm vergönnt
gehenden Rezensionen der „Beiträge" von Herbkj, BPhWS. 190:^, 146 ff.,
175 ff. 1904, üüüff. 628 ff. und Hörn GGA. 1903, 507 ff. 9) Die Schrift von
Apostglides, Origine asiatique des inscriptions de Lemuoa, Le Cain
190;j (Imprimorie nationale) habe ich nicht gesehen. 10) RIL. ser. TI vol.
XXXIV (1901) 1131 ff. 11) Ebd. vol. XXXVIl (1904) 619ff. 12) L'iscri-
zione etrusca della paletta di Padova, SIFCl. X (1902) 1 ff. 13) N8c.
1901, 314ff. 14) BB. XXVIII 112ff. 15) RIL. ser. II vol. XXXVIl (1904)
703 ff. 16) JBRPh. VI 1 S. 429f. 17) XIII 119 ff. 181 ff. 373 ff. 502 ff.
18) SIFCL XII (1904) 11 ff. 19) Siehe JBRPh. VI 1 S. 430 Anm. 7.
20) Corrozioni, ginnte, postiUe al corpus inscriptionum Etrus-
carum I, Firenze 1904. 21) GAphhKl. V 2, Berlin 1904.
F. Ö kutsch. I B9
ist, endlich einmal die dürre Heide der Hypothesen und Resultätchen
zu verlassen und von grüner Weide zu berichten, auf der reichster Ge-
winn für die italische Sprachgeschichte ent*<prossen ist. Was der Alt-
meister vor 22 Jahren schrieb: „Dass zwei niächtige Sprachstämme wie
der etruskische und der lateinische, auch wenn sie innere Gemeinschaft
nicht gehabt haben, durch Jahrhunderte nebeneinander gelebt hätten
ohne beträchtliche Einwirkung aufeinander, müsste an sich wohl für eine
wenig glaubhafte Voraussetzung gelten"*^), das hat sich bei der Unter-
suchung des lateinischen und etruskischen Namen schatees durch Schulze
glänzend bewährt. Schulze hat zweifellos einen starken etruskischen
Einschlag im römischen Namen system nachgewiesen und zwar nicht auf
Grund zufälliger partieller Beobachtungen, sondern unter vollständiger Bei-
bringung und tiefeindringender Verarbeitung des gesamten ungeheueren
Materials. Zu den längst als etruskisch anerkannten Namen mit
charakteristischen 7i-Suffixen wie Spiirln7ia Caesennius u. s. w. (Schulze
S. 108 — 285) gesellen sich jetzt die Namen auf -o -io mit ihren Weiter-
bildungen, etruskischen auf -u etitsprechend, sodann die mit dem Suffix
-tr- in verschiedenen Gestaltungen ( Vestanus Vestrius u. dgl.), endlich
die mit dem Suffix -a in verschiedenen Erweiterungen und Ausgestaltungen
(z. B. Acca Accaeus AccHus, so dass die lateinische Grammatik jetzt
nicht mehr nötig hat, sich mit dem lautlichen Verhältnis dieses -wms
-eins herumzuschlagen). Wie weit die historischen Konsequenzen reichen,
mag inan z. B. daraus ersehen, dass im letzten Kapitel (S. 522 ff.), das
sich mit dem Verhältnis von Familien- und Ortsnamen beschäftigt und
namentlich die Herausbildung letzterer aus ersteren aufzeigt, Roma als
Siedelung des etruskischen Geschlechts der liuma überzeugend erwiesen
wird (S. 580 f.). Wie hier die bisherigen etymologischen Versuche, die
meist an indog. sreu- *fliessen' anknüpften — Rom sollte die *Strom-
stadt' sein — , kläglich gescheitert sind, so ergibt sich überhaupt aus
Schulzes Buch eine ernste Warnung, bei der etymologischen Zurück-
führung lateinischer Namen auf indogermanische Wurzeln und Stämme
sehr vorsichtig zu sein. Dieser Warnung wird dadurch nichts genommen,
dass im einzelnen Schulze selbst in dieser Zurückhaltung und in der
Annahme etruskischen Ursprungs lateinischer Namen etwas zu weit geht.
Diesen Eindruck haben wie ich so auch andere^^) gehabt; auch wenn
er zurecht besteht (was ich im einzelnen hier nicht erörtern kann), können
doch mit Schulzes Werk nur die allerbedeutsamsten Leistungen der
italischen Sprachwissenschaft, Mommsens Unteritalische Dialekte etwa
oder Aufrecht- Kirchhoff s Umbrische Sprachdenkmäler, im Range
gleichgestellt werden. — Die Sprache der lAgurer ist von Kretsciimer**)
in seiner gelehrten, sauberen und verständigem Art vortreölich behandelt
worden. Kretschmer weist ihr die in einem nordetruskischen Alphabet
geschriebenen Inschriften von Ornavasso in der Nähe des Lago maggiore
zu, denen sich übrigens neuerdings die in vielem auffallend ähnliche In-
schrift eines Gefässes von Carcegna am Lago d'Orta g(»sellt hat^^); und
gewiss ist nach Ausweis der gerade in dieser Gegend so zahlreichen
22) RMPh. XXXIX 409. 23) Vgl. Solmsen DLZ. 1905, 1751 ff., Ost-
HOFP LCBl. 1905, 824 ff. 24) ZVglS. 38, 97 ff. 25) Lattes, Estratto dagli
AAST. XXXIX, 21. Febr. 1904.
I 40 Lateiniwhc Sprache. 1002—1904.
Ortänamen mit dem charakteristi«cheii Suffix -aseo-, dass hier eiii.st Ligurer
gesessen haben. Die ligurische Sprache rückt Kretschmer in den Kreis
der indogermanischen und zwar in die Nähe des Keltischen. Seine Er-
gebnisse sind im ganzen so wahrscheinlich, wie man sie bei unserem
spärlichen Material irgend erwarten kann (Einzeleinwände bei Br^al
MSLP. XIII 1904, S. 108 f.). Eine kleine Ergänzung liefert Olhen««)
durch eine möglicherweise richtige Etymologie des aus dem Schieds-
spruch der Minucier v. J. 117 v. Chr. (CIL. I 199) bekannten Fluss-
namens Porcobera (ir. arc *salmo' aus i)orco-, griech. jieqxtj u. s. w.
-|- idg. bher ^tragen' ^hervorbringen'). — Die Veröffentlichung einiger
bisher unbekannter venetiseher Inschriften durch Lattes^") hat vor
allem für das venetische Alphabet eine wichtige Aufklärung gebracht:
die in lateinischer Schrift erscheinende Form ecupetaris sicherte die
Deutung des Zeichens O, das die epichorisch geschriebenen Inschriften im
gleichen Worte an sechster Stelle setz(m und das Pauli als Vokal o
hatte erklären wollen, während De ecke u. a. schon früher für i^ eingti-
treten waren. — Wie die venetischen Sprachdenkmäler werden bekanntlich
von manchen Gelehrten auch die sog. aftSClbellischen Inschriften
von Picenum, die eigenartig altertümlich schlangenförmige Schrift zeigen,
als Vertreter eines illyrischen Dialekts angesehen. Leider können wir
sie nicht einmal völlig sicher lesen, geschweige denn deuten; und so ist
es um so bedauerlicher, dass auch die neu zutage gekommene Inschrift
von Belmonte Piceno von der Zeit arg mitgenommen ist^^). — Für die
nächsten Verwandten des I^ateins, die Oskisch-Umbrischen Dia-
lekte haben wir nach den grossen in JBRPh. V 1, 55 besprochenen
Werken von Conway und Planta nunmehr ein knappes durch Klarheit
und Genauigkeit sich zur Einführung vortrefflich eignendes Handbuch
von C D. BucK erhalten ^^"). Die wichtigsten Inschriften sind mit kurzem
Kommentar und einem sorgfältigen Glossiu* beigegeben, und so füllt das
hübsche Buch eine längst empfundene Lücke vortrefflich aus. Es kann
diesem Lobe nichts nehmen, dass man in ein paar Kleinigkeiten ab-
weichender Meinung sein muss. (Z. B. sind in Rom Atellanen wirklich
in oskischer Sprache gegeben worden, was der Verf. S. 6 abstreitet, aber
Strabo V 238 bezeugt und Marx in Pauly- Wisse was RealenzykL II 1915
mit Recht festhält, pur *Feuer' S. 13 kann nicht mehr als oskisch-
umbrische Eigentümlichkeit gegenüber dem Latein gelten, seit ich lat.
pKTiis pnrare in BB. XXI 8S auf denselben Stimmi zurückgeführt
habe. Wunderbar berührt S. 20 die Behauptung, Evkloi der Tafel von
Agnone sei *probably EvHokog, an epithet of Hermes in Magna Graecia';
der bekannte Beiname des Hades liegt hier um so zweifelloser vor, als
wir uns ja im Kreis der Demeter befinden. Dass in umbr. caterahamo
S. 68 c>J lat. caterva r nicht weggefallen, sondern nie vorhanden ge-
wesen ist, hat Solmsen schon vor Jährten gezeigt u. s. w.). Aber derlei
tut dem Wert des Ganzen keinen Eintrag, und es ist freudig zu be-
grüssen, dass Bucks Grammatik bereits auch in einer recht guten
deutschen Bearbeitung vorlit^gt, die zur Einführung um so mehr empfohlen
26) ZVglS. 31), 007 ff. 27) RIL. scr. II vol. XXXIV (1901) 1131 ff.
28) N8c. imx 104 (mit Abbildung). 28a) A Grammar of Oscan and
Umbrian, Bo.ston, Ginn 1004.
F. Skutsch. I 41
werden kann, als sie den englischen Wortlaut mit Geschick verkürzt'^***). —
Von Spezialarbeiten wäre etwa folgendes zu erwähnen. MEYER-LüBKE*®)hat
zu den schon früher von Ascoli und Büch eier besprochenen Fällen, wo
das Italienische inlautend f statt des schriftlateinischen b d. h. ein lautliches
Charakteristikum der oskisch-umbrischen Dialektgruppe aufweist, farfecckie
'Schnurrbart' gestellt, das einem osk.-umbr. ^farfä- *Bart' (lat. barha
durch Assimilation für *farba) genau entspricht. Dagegen darf trotz
venez. kufarse = "^cubare se u. dgl. auch für das Oskisch-Umbrische
kein *eufare angesetzt werden, da sowohl für das Faliskische wie für
das Pälignische das Verbum mit b (bezw. p) belegt ist; in diesem Fall
hat also italienisch f nichts mit alten italischen Differenzen zu tun. Eine
Reihe Einzelheiten aus dem Oskisch-Umbrischen haben Brugmann und
Gray behandelt. Unter G ray s Etymologien umbrischer, oskischer und pälig-
nischer Wörter^®) habe ich nichts Stichhaltiges finden können. Bei
Brugmann^^) ist besonders erwägenswert der Versuch nachzuweisen,
dass anlautendes en (em) vor Konsonant im Oskisch-Umbrischen zu an
(am) geworden sei; durch solchen Lautwandel würden sich osk. a?i-
censto = lat. inceiisiiSy a7nprufid= improbe, o.-u. anter= lat inter,
aber auch osk. anafriss = lat. imbribus sehr einfach erklären. Aber
leider widerspricht osk. embratur *imperator* und osk. entrai 'interiori\
und Brugmanns Bemühungen mit diesen Ausnahmen fertig zu werden
befriedigen mich bei dem besonders engen Zusammenhang zwischen entrai
imd anter wenig. Ob etwa beidemal das a# der folgenden Silbe die
'sehr offene Aussprache' des e der ersten gehindert haben könnte? Nicht
überzeugt hat mich sodann Brugmanns weitspannende Hypothese, die
mit einem Schlag die oskischen Verbalformen mit t (tt) und die latei-
nischen mit SS aufhellen möchte; dass meine Erklärung des lateinischen
Typus habessit curassint (unten Anni. 79) ignoriert wird, ist nur eins
und keineswegs das gewichtigste meiner Bedenken. Endlich gibt Brug-
mann eine Interpretation von Z. 8 ff. der tabula Bantina, in der ich ihm
auch nicht folgen kann. Den Satz pis . . . comono fiaßest meddis
dat castrid loufir en eituas factud pous touto deivatuns tanginom
deieans interpungiert er stark nach loufir, das man bisher mit rel über-
setzte, und fasst (iies Wort dem Sinne nach als lü^at 'welcher Magistrat
über liegende Habe Comitien abhält, soll freie Hand haben\ Dann soll
eituas ein Genetivus iudicialis sein (wenn ich mich so ausdrücken darf),
wie in manim aserum eixa\iinc egmaximi 'manum inicere propter
eas res' oder in gortynisch xaxadixaxoaxo to Ikev^ego dexa oraxegavg,
xo doXo Ttevxe 'wegen des Freien, wegen des Sklaven' u. s. f. Aber
dieser Genetiv soll dann wieder noch von der Präposition en abhängen,
wofür mir griech. ijujioöcov = iv noöcbv u. dgl. doch keine genügende
Parallele scheint. Die Hauptbedenken indes dürften wohl im ganzen Zu-
sammenhang liegen. Die Brugmann sehe Interpunktion stört die
Ökonomie des Satzes und man vermisst bei ihr eine Adversativpartikel
vor oder nach e7i eituas. Ein kleinerer Aufsatz von Brugmann ^2) be-
handelt die Etymologie von osk. amjetuxet in einer mir sehr einleuchtenden
28b) SIgL. I: G. 7. Heidelberg (Winter) lOOfi (!). 29) WS. 24, 527 ff.
30) BB. 27, 297 ff. 31) IgF. XV 69 ff. 32) IgF. XVI 507 ff.
I 42 . ' Lateinische Sprache. 1902— li»04.
Weise: ich war nämlich selbst schon auf den Gedanken verfallen, dass
es durch Synkope aus *ariagetuxet entstanden sein und zu latein. ind-
igit-are in einem nahen Verhältnis steten möge. — Endlich sei nicht
versäumt, an dieser Stelle auf eine beiläufige Bemerkung in Joh. Schmidt*
letzter Arbeit'**) hinzuweisen, die für das Faliskische von Wichtigkeit
ist. Er hat die Inschrift Voltio Fqlcoxeo Zextoi fi (PI. 321), die man
früher F. Fokosius Sexti ßlius übersetzte, schlagend richtig F. Fol-
castus Sexto filio (sc. fecit oder posuit) gedeutet. Damit fällt, wie
Schmidt vortrefflich ausführt, jede Berechtigung dem Genetiv der
2. Deklination im Italischen eine andere Endung als einfaches i zuzu-
schreiben, und keinesfalls darf künftig der lat. -i-Genetiv, wie früher oft
geschehen, als alter Lokativ mit ursprünglich dipthongischer Endung ge-
fasst werden.
bj Allgemei/ne lateinische Grammatik und Metrik.
a) Gesamtdarstellungen. Von Brugmann» kurzer ver-
gleichender Grammatik der indogermanischen Sprachen^') ist
ausführlicher an anderer Stelle dieses Bandes die Rede; aber soviel soll
doch wenigstens auch hier gesagt sein, dass die Darstellung des Italischen
in diesem Werke hinter der der übrigen indogermanischen Sprachen nicht
zurücksteht und das Ganze sich durch seine meisterhaft« die veralteten
Dispositionen der Grammatik vielfach glücklich umordnende Systematik
ebenso auszeichnet, wie durch die echt Brugmannscbe Klarheit bei
grösster Kompaktheit. Die zweite Auflage von Giles vergleichender
Grammatik des Griechischen und Lateinischen ist mir nicht zu Gesicht
gekommen; hoffentlich ist sie eine verbesserte. Eine tüchtige Leistung
trotz nicht weniger namentlich für Philologen ärgerlicher Schwächen ist
F. Sommer^ Handbuch der lateinischen Laut- und Formen-
lehre^*). Das Hauptverdienst liegt in der klaren Anordnung und Dar-
stellung, während das Material, soweit ich gesehen habe, gänzlich aus
Mittelquellen entlehnt ist. So erklären sich eine Anzahl Zitate nament-
lich von Inschriften in ganz antiquierter Form; man liest z. B. nicht nur
„ephem. ep. VII 111 Nr. 360" S. 309 aus meinen Forschungen I 61
statt CIL. VIII 17938, sondern auch Angaben nach Orelli und sogar
nach Gruter und Muratori. Trotz solcher Abhängigkeit hat Verf.
die Mittelquellen (abgesehen von einer summarischen Zusammenstellung
am Schlüsse) nur ganz vereinzelt einmal zitiert, was er damit begründet,
dass es dem Anfänger, für den er sein Buch in erster Reihe bestimmt,
nur auf eine Einführung in die Tatsachen ankomme. Hier scheint mir
ein richtiges Prinzip, nämlich den Anfänger nicht durch massenhafte
Verweise auf Gleichgültiges, Zweifelhaftes und Wertloses abzuschrecken,
fälschlich auch auf solche Literatur übertragen, auf die gerade der An-
fänger hingewiesen werden sollte; pädagogisch wäre es, meine ich, viel-
mehr richtig gewesen, durch Zitat des Wichtigen eine dem Anfänger sehr
nützliche Auslese zu treffen. Im einzelnen hatte ich nicht wenig Aus-
stellungen zu machen. Der Verf. hat nicht jene Vertrautheit mit dem
lateinischen Idiom, das Gefühl dafür (so möchte ich sitgen), wie es sich
32a) ZvglS. 88, 31. 33) Strassburg 1902—1904. 34) SIgL. I: G. 3,
Heidelberg 1902.
• F. 8kut8ch. T 43
nur aus täglichem intimen Verkehr mit . den Sprachdenkmälern; nicht aber
aus Seelmann oder JJ^eue-Wagener oder Lindsay gewinnen lässt.
Ich könnte dafür zahlreiche Beispiele geben; S. 474 f. kann jedem, der
den Gebrauch von eccum ellum aliquis aus Plautus kennt (wirklich
kennt), als beliebig herausgegriifener Beleg dienen. Im Abschnitt über
hie — iste S. 453 ff. vermisse ich beim Acc. masc. das *hum von eceuiUt
stosse gleich danach auf ein angebliches kurzsilbiges Neutrum *Aoc, das
nirgends im Latein zu belegen ist (immer nur hocc). In der Anmerkung
zu dieser Seite wird eine plautinische Messung hülüs ernsthaft diskutiert
und mit zwei ganz unmöglichen, zwei nichts beweisenden Versen belegt.
Dazu gesellt sich S. 457 ein Nom. Akkus. Neutr. istoc aus Plaut
B. 382, wo istoc vielmehr Adverb („dazu") ist. Beständig schreibt der
Verf. coenum 'Schmutz' und knüpft daran allerlei lautgeschichtliche
Schlüsse. Aber ich mag diese Liste nicht länger machen, denn ich
wiederhole: der Aufbau des Buches, die Art der Darstellung hat grosse
Vorzüge, und ich würde mich sehr freuen, wenn eine zweite Auflage dem
Verf. recht bald Anlass gäbe, auch in den Einzelheiten sein Buch auf
die Höhe zu heben. — Für ein landschaftlich begrenztes Gebiet ist eine
Darstellung des Lateins von Carnoy unternommen worden. Ih ähn-
licher Weise wie der im vorigen Bericht'*) genannte Pirson das Ijatein
von Gallien'*), will er auf Grund der Inschriften das Latein von Spanien
behandeln *'). Von »seinen fleissigen Zusammenstellungen ist bisher nur
die Phonologie erschienen'®).
ß) Iiautleh/re. Über die AtiS8prache des Lateins ist nur
wenig veröffentlicht worden. Was mir davon nicht zugänglich geworden
ist'*)*®)*^), betrifft, wie es scheint, nur die Frage der Aussprache in der
Schule. Ausserdem habe ich nur zwei Kleinigkeiten von Hey**) und
Lindsay*') zu verzeichnen, in denen aus angeblichen sehr bedenklichen
Wortspielen die Aussprache des c (Auson. epigr. 52 p. 331 P.) und gn
(Plaut. R. 767, Cic. rep. IV 6) erschlossen wird. Zur Entschädigung
will ich wenigstens in Kürze auf die bedeutsame Abhandlung von
W. Schulze über die lateinischen Buchstabennamen**) verweisen,
wenn sie auch vielmehr eine Frage der antiken Schulpraxis als eine
solche der lebendigen Aussprache betrifft. Während Marx*^) die uns
geläufigen Buchstabennamen (de ge, et em etc.) auf Varro zurückgeführt
hat, sucht Schulze nachzuweisen, dass die sog. semivocales rlmnfs
bis tief ins 4. Jahrhundert hinein nur lautiert worden sind. Marx hat
seine Ansicht unlängst kurz, aber energisch verteidigt*®). Eine Ent-
35) VI 1, 486 Anm. 47. 36) Vgl. dazu die IJesprechung von Leclercq,
RQH. Nouv. S^r. 30 (1903), 123ff., die allgemeine Gesichtspunkte für die
Ausbreitung des Lateins in Gallien zu gewinnen sucht. 37) Museen Nouv. Sdr.
II 74 ff., III 351 ff., IV 179 ff. 38) Auch als Buch erschienen (mir nicht zu-
gänglich); vgl. SoLMSEN BPhWS. 1902, 1G23 f. und E. Herzog ALLG. XIII
597. 39) Meunier, Prononciation du Latin clas^ique, Nevers 1903.
40) P. Meyer, Aussprache des cund<, 32. Jahresheft des Vereins der
Schweizer Gymnasiallehrer, Aarau 1902 (vgl. WöKPh. 1903, 84r)ff.). 41) Seche-
RESSE, ReU. 1902, 41 ff. 42) Aussprache des c, ALLG. XIV 112. 43) Aus-
sprache von gn CIR. XVIII (1904) 402. 44) HBAkBerlJn. 1904, 760 ff.
^) Studia Luciliana, Bonn 1882, ,S. 7 ff. 46) Lucilius (s. JS. W Anm. 23) II
8. 144.
I 44 Lateinische Sprache. . 1902-1904.
Scheidung möge man von mir an dieser Stelle nicht verlangen; ich will
nur auch die Romanisten nachdrücklich auf die^e Arbeiten verwiesen
haben, die ein für jedermann int^^ressantes Thema in eindringlichster
Weise erörtern; Schulze bringt zudem auch für die romanischen Buch-
stabennamen mancherlei bei. — Auch auf dem Gebiet der eigentlichen
Latltlehre ist die diesmalige Berichtzeit an wirklich fördernden Er-
scheinungen nicht allzu reich gewesen. Niedermann* Sp keimen d'un
precis de phon^tique historique du latin**^) ist nur a Tusage
des gy m na ses bestimmt und verfolgt diesen Zweck in anerkennens-
werter Weise, aber ohne wissenschaftlich neues bieten zu wollen*^). Einen
Ausschnitt aus der sog. „plautin i sehen Prosodie" vom granmiatischen
Standpunkt aus bietet G. Weddings Arbeit De vocalibus productis
Latinas voces terminantibus*®). Bei aller Anerkennung der red-
lichen Mühe, die sich der Verfasser gegeben hat, kann ich nicht finden,
dass er dem Thema eine neue Seite abgewonnen hat Der Hauptnutzen
dürfte also der sein, dass die Aufmerksamkeit der Grammatiker wieder
einmal auf diese Dinge hingelenkt und ihnen ein im ganzen (nicht
durchaus) zuverlässiges Material in die Hand gegeben wird. — Die /-p]pen-
these glaublich zu machen sind die von Zimmermanns^) gesammelten
Verschreibungen von Namen auf Inschriften (z. B. Urbaini CHj. XI
6999, das er mit französ. urhain identifiziert!), durchaus nicht geeignet.
— Verschiedentlich hat man sich wieder mit den Schicksalen des v be-
schäftigt. Die Ijehre, dass h^ zu // assimiliert wird, hat Solmsen*^)
energisch nachgeprüft, wobei sich ergeben hat, dass kein Beispiel für
dieses angebliche Lautgesetz: sicher steht, fidvu^ gilrus und hclvus aber
dagegen sprechen; 7noUis ist, wenn man es von ai. ^rifdus mfdvi nicht
trennen darf; auf '^mollvls aus *u?oldris zurückzuführen und hat also
wohl V nach dem Doppel-/ abgestossen, aber nicht assimiliert. Sehr ein-
leuchtend erklärt derselbe Gelehrte*^) den Übergjing von Mar(o)rte
zu Marte, mai:(o)lo zu malo durch einen Dissimilationsakt; so ist ^4?/-
gnstus ausculto zu Agustus ascidtOj favoniu^ paror zu 'faonius
paor geworden^"*): die eine Lippenaktion hat die andere behindert. Hier-
mit ist einem wenig glücklichen Versuch H. Ehrlich^ das Suffix aster
zu erklären ^*), eine wesentliche Stütze entzogen : es soll von yatraster
ausgegangen und dieses aus '^jjatnnesfer (zu griech. närgcog inr^jiaxQCoF-g)
entstanden sein. Aber so wenig wie marelim malwi können die sonstigen
von Ehrlich angeführten Beispiele den Übergang von arc zu ä fürs
Lateinische beweisen. Darin stimme ich ganz mit Stolz ^*) überein, ohne
dass ich freilich gerade seine Beurteilung der einzelnen Fälle teilte». So
wird quassum (= quaversum CGIL. IV 558) nicht anders zu beurteilen
sein wie e])en Mars <^ Marrs • ^ Marors. Und wenn ich auch für
amarunt amdrim aniasti die Möglichkeit nicht leugnen will, dass sie
Analogiebildungen nach dccrerunt dccrrrim midtsii u. s. w. sind (etwa
wie audiham nach amabmn inoncbanij s. u.), so scheint mir doch die
Frage dieser Perfektbildung noch zu kompliziert, um irgend etwas anders
über sie mit Bestimmtheit auszusagen, als (hiss sie zu Stützen für Laut-
47) La Chaux-de-Fonds 1904. 48) Vgl. Sommer DLZ. 1904, 20o;^ f. 49i BB.
XXVII Iff. 50) Ebd. 8Hlff. 51) ZvglS. XXX VIT! 4:J7ff. 52) Ebd. 4r)()ff.
53) Thurneysen IgA. IX :U). 54) ZvgKS. XXXVIII Ü5f. 55) Ebd. 42r)ff.
F. Skutsch. ■ I 45
p;e#ietze vorlilufip: »chlecht taugen. — Als lateinische Vertretung: der tenues
aspifatae sucht Uhlenbeck^^) die tenues zu erweisen; mir bleibt von
seinen „untadelhaften" Gleichungen nur sehr weni^ übrig, nämlich die
bekannten rota = ai. ratha und poiis = ai. jyanthnn- patkiy wo aber
doch wieder das griech. növrog die ursprüngliche Natur des Dentals
sehr zweifelhaft erscheinen lässt. — Nicht gesehen ha})e ich einen Auf-
satz von Web^x*'), der sich anscheinend mit dem Anlaut von cubi und
cmnde bofasst. — Seine Bestrebungen, das Gebiet der syllablschen Dissi-
milation einzuschränken, hat PoKROWöKY ZvglS. 38, 277 ff. fortgesetzt;
in manchem hat er gewiss ebenso wie mit seinen früheren Betrachtungen*"*)
recht. — Endlich seien, last, not least, Bücheler** *''^) ausgezeichnete
Beobachtungen über vulgäre Lauterscheinungen erwähnt, denen sich einiges
aus der Fonnenlehre (z. B. edidit iÖrjdoxev) angliedert (Metathese von
ps z. B. Si>€ckas = Psecas; Verwechslung von ps und x^ die beide in
der Aussprache ss zusammenfielen, z. B. apsungia axungia, vgl. Nieder-
mann *'c); Vokalvorschlag vor .<f impura;' sukzessive Assimilation, Metathese
un<l Dissimilation der Zitterlaute in der Reihe tribunal Mbtma?^ tm-
hurna tribiina). Auf dem Gebiet der Akzentlehve ist wenigstens
ein umfänglicheres Work erschienen, Vendryes recherches surThistoire
et les effets de Tintensit^ initiale en latin^^), aber einen Fort-
schritt kann ich darin, so viel Mühe sich auch der Verf. gegeben hat,
nicht erkennen •'^). Er vertritt wieder den alten Satz der französischen
Forscher, dass das Latein von jeher und immer einen expiratorischen
Akzent auf der ersten Silbe gehabt hat, der Dreisilbenakzent aber musi-
kalisch gewesen ist. Ich freue mich sehr, jetzt endlich auch einmal von
französischer Seite den Einwand geltend gemacht zu sehen®®), der jenen
Anschauungen den Garaus macht. Da Plautus und Terenz den Zu-
sammenfall von Iktus und Dreisilbenakzent erstreben, wie Lindsays
und meine Untersuchungen endgültig sichergestellt haben, so war schon
in ihrer Zeit der Dreisilbenakzent expiratorisch. Mit seiner Hauptthese
fällt ein grosser Teil des Vendry esschen Buches dahin; aber auch in
Fragen, die mit ihr nicht unmittelbar zusammenhängen, kann ich keines-
wegs injmer mit dem Verf. zusammengehen. So bleibe ich dabei, dass
für das Nebeneinander synkopierter und un synkopierter Formen (canite
cocante, aliier c\d alter u. s. w.) die Ost hoff sehe Erklärung aus dem
Sprechtempo (I^nto und Allegro) die einzige ist, die keinerlei Schwierig-
keiten übrig lässt. Aber ich möchte darauf nicht weiter eingehen, um
nicht wiederholen zu müssen, was ich im vorigen Bericht*^) und neuer-
dings in Kroll® Altertumswissenschaft im letzten Vierteljahrhundert *^)
S. 314 und 327 gesagt habe. — Spezielle Fragen aus dem Gebiet
der Synkope, namentlich chronologische, hat Stolz ^•^) behandelt. Er
bemerkt, dass aselhis aus *nsnolos zu stände gekommen sein müsse,
ehe das Grundwort *a^nos durch Svarabhakti zu asmus wurde.
Dieser letztere Lautprozess aber könne sich erst abgespielt haben, als der
56) IgF. XIII 213 ff. 57) FFL. II. 57a) JBRPh. V 1,66. 57b) RMPh.
59, 34ff. 57c) Ebd. 60, 460. 58) Paris, Klincksieck 1902. 59) Vgl. Solmsen
ALLG. XIII 137ff., «KUTSCH DLZ. 1902, 3220ff. 60) Diivau, A propos des
initiales latines, MSLP. XII 138ff. 61) JBRPh. VI 1, 440f. 62) Leipzig
(Reisland) 1905 (!). 63) IgF. XITI 9;') ff.
I 4G Lateinische Sprache. 1902-1904.
Rhotazismus nicht mehr wirkte: sonst würde es ^arinns heissen. So
lange also müsste sich im Inlaut die Gruppe -sn- erhalten haben.
Nicht genügend scheint mir dabei Stolz die Schwierigkeiten zu würdigen,
die pöno aus posino macht Da es ja jedenfalls auch nur nachrhota-
zistisch sein konnte, (wir würden sonst *pomo haben), müsste es noch
in dieser relativ späten Zeit hintereinander zwei Behandlungen von -an-
gegeben haben, 1. die anaptyktische fasinics), 2. die assimilatorische
(pöno). Andere Einwände erhebt Niedermann IgF. XV 111 ff'.
Dagegen scheint mir vollkommen glatt, was Stolz über den Ur-
sprung von lotus bemerkt. Es ist aus *lovetos entstanden d. h. ehe
noch *loro zu lavo, foreo zu faveo wurde, also jedenfalls vor dem
Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. (vgl. JBRPh. V 1 62). Weitere Be-
merkungen von Stolz scheinen sich mir bisweilen ins Gebiet des allzu
Subtilen zu verlieren. — Die vorhin erwähnten Untersuchungen über
den plautinischen Akzent sind gerade jetzt von verschietlenen Seiten
wieder aufgegriffen worden. Um den Zusammenfall des Iktus mit dem
Sprachakzent voll zu würdigen, muss man bekanntlich ständig mit der
weitgehenden Enklise des Lateinischen rechnen, wie sie Lindsay und
der Ref. aufgezeigt haben. Offenbar auf die durch solche Toneinheit ge-
bildeten Wortgruppen gehen die mir nicht zugänglichen Arbeiten von
GusTARELLi**) uud Ramain'*); das Erheblichste aber über das Thema,
wie ich denke, sind die sich gegenseitig ergänzenden und weiterführenden
Arbeiten von Radford *•), die einen neuen Weg mit Scharfsinn und Erfolg
betreten. Indem man sich bisher bemühte die einzelnen Fälle des sog.
Jambenkürzungsgesetzes auszufinden, hat man entweder gar nicht oder
ohne Erfolg gefragt, wie die Betonungen zustande kommen, durch die
die Kürzungen veranlasst werden. Dass sed ille von Plautus ^ w ^
gemessen werden kann (ebenso sed argentum ^ ^ — x, sed ahstidisti
— -'w — x), weil ^ — zu ^^ wird, wissen wir heut alle; aber warum
tritt der Akzent auf sedy statt auf ilt Radford hat ganz richtig ge-
sehen, dass man die Antwort nur beim Vergleich solcher Wortgruppen
geben kann, wo auf ein kurzes Monosyllabum eine von vornherein kurze
Silbe folgt. Für diese ergibt sich, dass sie vielfach seit uralter Zeit eine
Einheit bilden infolge der vom Latein bereits ererbten Wortstellungsge-
setze; man kann als Typen solcher Verbindungen z. B. s^d eius, hfc
Iiomo, quid ego, quid ais, vel uti nehmen. Die entsprechenden Be-
tonungen sffd ille etc. zeigen daher nur die gewöhnliche akzentuelle Her-
vorhebung des Monosyllabums in solchen Gruppen; aber hier muss dann
Jambenkürzung die unmittelbare Folge solcher Akzentstellung sein. Eine
weitere Bestätigung die,*ier Ideen bilden die Fälle, wo das Monosyllabum
eine Länge ist {cum patrr, hoc age, ne Urne, ne scio, lä placet etc.);
auch hier zeigt Plautus regulär Betonung auf dem Monosyllabum, und
64) Questioni intorno alT enclitica etc. RSA. IX 109ff.
65) Etudes surles groupes de mots etc., Paris (Kiincksieck)
1904. 66) The Traditional Word Order and the Latin Accent,
Elmira 1904; The Latin Monosyllables in their Relation to Accent
and Quantity, TAPhA. XXXIV GOff.; Studies in Latin Accent and
Metrie, ebd. XXX V 33 ff . ; On the Rccession of thc Latin Accent etc.,
AJPh. XXV 147 ff., 2r)Gff., 40Gff.
F. Skutsch. I 47
die Empfindung, dass solche Gruppen eine Worteinheit mit Akzent auf
der ersten Silbe sind, spricht sich deutlich darin aus, dass sie im iambi^h-
trochäischen Verse nur mit denselben Kautelen wie daktylisch-kretische
Worte verwendet werden: die beiden Schlusssilben dürfen im allgemeinen
nicht zusammen in Hebung oder Senkung treten. Nicht alles in Rad-
fords weiteren Folgerungen hat mir gleichmässig eingeleuchtet. Aber
ich möchte hier lieber rein den positiven Gewinn seiner Arbeiten hervor-
heben, als mich in Einzelpolemik einlassen. Über die letzte und wichtigste
Frage zu reden, auf die er hinaus will: „was ist der lateinische Iktus?
wie wurde ein lateinischer Vers gesprochen ?" möchte ich erst im nächsten
Berichte Veranlassung nehmen, wo die Entwicklung der Satiu^nierf rage ohne-
hin zur Berührung dieser Dinge nötigen wird. Bis dahin mag auch das
Referat über die inhalts verwandten Aufsätze von Exon, The Relation
of Metrical Ictus to Accent and Quantity in Plautine Verse,
und Schlicher, Word- Accent in Early Latin Verse, aufgeschoben
sein •'').
y) Wartbildung. Ein sehr nützliches Hilfsmittel für alle Ar-
beiten auf diesem Gebiete haben wir in Gradenwitz' laterculi vocum
latinarum*''») erhalten. Während der erste Teil des Buchs ein Ver-
zeichnis sämtlicher lateinischen Worte nach Georges, den Pauck ersehen
Supplementa und den Addenda im ALLG. in gewöhnlicher alphabetischer
Reihenfolge enthält, ordnet der zweite dies Material a tergo secundum
litteras, so dass man also hier alle Bildungen mit jedem einzelnen Suffix
aufs einfachste finden und überschauen kann. Einzelarbeiten über Wortbildung
sind nicht sehr zahlreich gewesen ; sollen sie nach ihrem W^erte gruppiert werden,
so muss zweifellos Wackernagel* feiner Aufsatz *zu den lateinischen
Ethnika'^®) voranstehen. Erbehandeltim wesentlichen die Herübernahme
fremder Suffixe für Ortsadjektiva und ihre Ersetzung oder Umbildung
im Lateinischen. Das wohl häufigste Suffix für Ortsadjekliva ist -ensis,
mit dem sich schon bei Plautus griechische Formen auf -log zu erweitern
lieben: BabylonhiSj -iensis; Corinthius^ -iensis ; Epidafnuius, -iens'is
stehen alle sechs bei Plautus. Mit -änus, also wie Romä7ius, werden
nur Adjektive von Städten besonderer Notorietät gebildet wie Syraeus-
anus Spartarws. Aber vermieden wird *Atkenamis, weil aus nahe-
liegenden Gründen das Suffix -a7itts überhaupt nicht an Stamme gefügt
wird, die am Ende ein intervokalisches n haben, -tanus, uns aus Nea-
politanus u. dgl. geläufig, findet sich in alter Zeit immer nur mit voraus-
gehendem 7. Ausnahmen sind auch späterhin sehr selten. Aber auch
in anderer Hinsicht ist der Gebrauch des Suffixes noch in ciceronischcr
Zeit stark eingeschränkt. Es dient nur zu Latinisierungen griechischer
Ethnika auf Ixrjg aus dem sizilisch-italischen Gebiete, sodann aber zur
Bildung iberisch-libyscher Ethnika. Wenn sich die erstere Verwendung
wie bei dem einfachen -änus aus den nahen Beziehungen der Römer zu
den betreffenden Orten erklärt, so hängt die zweite gewiss damit zu-
sammen, dass Bildungen auf -tanus -itamis in der iberisch-libyschen
Welt epichorisch sind. Dies wenigstens einige Hauptgedanken der treff-
67) Ha. XII (1903) 470ff. und AJPh. XXIII 4Gff., 142ff. 67a) Leipzig
(Hirzel) 1904. 68) ALLG. XIV Iff.
I 48 Lateioische Sprache. 1902—1904.
liehen Abhandlung. — Einen einigermassen ähnlichen Versuch gewisse
Namenbildungen geographisch abzugrenzen hat A. Schulten®^) gemacht.
Er hat aus den mit Italien sich befassenden Bänden des Corpus in-
scriptionum die Namen auf -iedius^ -ediu^ und -idius gesammelt und
dabei über ihre örtliche Verteilung folgendes beobachtet. Diese Namen
sind „eine den umbrisch-sabellisch-oskischen Stammen eigentümliche und
gemeinsame Gruppe" und zwar beschränken sich die Ausgänge -iedius
und »edius wesentlich auf den Apennin, während 'idius in den Küsten-
ebenen (bei den Frentanern, in Apulien und Campanien) häufiger ist als
im Apennin und während in Picenum -edius überwiegt. Dass der am
Schlüsse ausgesprochene Wunsch Schul tens, auch andere Namensuffixo
auf ihre örtliche Herkunft untersucht zu sehen, in W. Schulze* Werk'*^)
grossartigste Erfüllung gefunden hat, ist oben S. 39 zu ersehen. — Auf
selbsterarbeitetem Material fussen wie Wackernagels und Schultens
Arbeiten so auch die von Bögel'^) und Hodgman'^), vielleicht auch
die mir nicht zugängliche von Radford über -finu^ und -mtis'^^). Den
Nutzen von Hodgmans Zusammenstellungen vermag ich allerdings
nicht ganz einzusehen ; er will anscheinend einen Überblick der Varietäten
der Adjektivbildung und -deklination bei Plautus geben, aber ich kann
weder der Beurteilung der einzelnen Fälle immer beitreten noch ist mir
das Prinzip der Auswahl klar geworden. Bögel dagegen hat das Material
für sein Thema bis zur augusteischen Zeit hinunter sehr eifrig gesammelt,
aber er will mit seiner Arbeit anderen als morphologischen Zwecken
dienen. Ihm kommt es darauf an, einmal die Konstruktion s weisen der
nomina agentis und actionis, insbesondere ihr Schwanken zwischen nomi-
naler und verbaler Rektion darzustellen, sodann die Leichtigkeit der
Neubildung auf diesem Gebiete, das Hervorspriessen frischer Formen aus
dem Bedürfnis des Augenblicks vor Augen zu führen. — Alle anderen
Arbeiten auf dem Gebiet der Nominal bildung, die hier noch zu registrieren
sind, könnt« man im Gegensatz zu den bisher genannten als theoretisch
bezeichnen; sie wirken nicht durch Sammlung und Ordnung neuen er-
giebigen Materials, sondern stellen Vermutungen über Ursprung, Aus-
breitung und Sinn bekannter Suffixe auf. So hat Brugmann'^^) vom
lateinischen Superlativsuffix -sirniis -issinfus gehandelt, wozu er noch
eine dritte Form -isiinus stellt. Wozu dies letztere, vermag ich nicht
recht abzusehen. Denn facti Itmus pulcerrirmts müssen wohl nicht not-
wendig auf Brugmanns Grundformen *facl'isemos *pifkr4se7nos,
sondern können ebensogut auf *facU-semos *puIero-semos zurückgehen.
Plisima aber, an dem man schon viel Scharfsinn verbraucht hat'*),
scheint mir in seiner Sonderbarkeit zur Exemplifikation anderweitig nicht
sicher zu erschliessender Formantien wenig geeignet. Ich zweifle, ehrlich
gesagt, ob man der Überlieferung bei Paulus F. 205 trauen darf (plis-
ima pliirima), da Varro 1. 1. VII 27, der in der unmittelbar folgenden
Glosse (meliosem meliaremj genau zu Paul. F. 87 stimmt, plusima
69) Italische Namen und Stämme, BAG. II 167 ff., 440ff., III 235 ff.
70) De nomine verbali latino quaestiones grammaticae, JbbPh.
Supplera. XXVIII 57 ff. 71) Adjectivai Forms in Plautus, CIR. XVI
( 1 902) 44(3 ff. 72) Studies in Honour of Gildersleove (vgl. Zimmermann WSKPh.
1904, 40()ff.). 73) IgF. XIV 1 f f . 74) Zuletzt namentlich .ToH. Schmidt
F. Skutflch. I 49
plurima bietet. Ef< darf zu Bodenkon pejjon die Vairoüberlieferung
keinen Anlass bieten, dans die vorrhotazintische Form doch zugleich
falschh'ch mit jungem Vokalisnjun in der ersten und zweiten Silbe ge-
schrieben ist; auch für plishmi könnte man ja in keinem Fall umhin
dasselbe anzunehmen {*pleisuma, cf. Sclimidt'*). Für die nach dieser
Ausscheidung übrig bleibenden beiden 8uffixfornien -siinns und -isshmus
Hucht Brugmann nun zu erweisen, woher sie ihren Zuwachs fregenüber
dem einfachen -imus -umits = idg. -fitnios erhalten haben. Ich stimme
im Prinzip Brugmann vollkommen bei, dass dieser Zuwachs durch Ver-
schmelzung vorausgehender Stammauslaute mit dem kürzeren Suffix zu-
stande gekommen ist. -simKS wird also ursprünglich Ausgang von
supcrlati vierten 5-Stanimen gewesen sein. Ich bin mir aber nicht ganz
klar geworden, ob Brugmann hier dieselbe Vermutung vertritt, auf die
ich auch schon verfallen bin, dass maximns einer der wichtigsten Aus-
gangspunkte für 'Sinm^ gewesen sein könnte; jedenfalls weichen wir
darin voneinander ab, dass Brugmann max- mit ai. maluts ^Grösse',
mahm 'gross* identifiziert, während ich maximus mir einfach als *magis-
imtfs deutete. Auf die Bildungen wie magis stützt Brugmann vielmehr
seine Erklärung von -tssifmisi dies stelle den Ausgang solch neutraler
Komparative wie magis -|- simvs dar. Das Schlimme ist dabei nur,
dass wir magis keine zweite ähnliche Form mit Sicherheit an die Seite
stellen können und dass gerade von magis der Superlativ nicht *ma-
gissimus heisst. Im übrigen möchte ich nur noch bemerken, dass, wenn
sich wirklich -ffirnus aus lateinischen Analogien erklären lässt, damit das
letzte Argument für die italo-keltische Urgemeinschaft fällt. Brugmann
hat dann schliesslich in einem letzten Abschnitt seines Aufsatz(»s siipf-
pxtr- postr-cmiis einleuchtend als Analogiebildungen nach demiis er-
klärt (beachte besonders die Adverbien postrcmum suprcniHui neben
(Icmum), — Viel scharfsinnige Vermutungen bietet W. Otto'*''''*) B(»-
handlung der Substantiva und Adjektiva mit (i oder / vor dem schliessen<l(»n
Suffix ('Ica, 'K-iits, '(X, -fr US, -tnus, -dlis, -fix u. s. w.); er sieht in
jenem langen Vokal das bekannte (•harakteristikum von femininen,
kollektiven und abstrakten Wörtern. Ich fürchte, so anregen<l die Ab-
handlung ist und so richtig die Deutung in einzelnen Fällen sein mag,
dass hier (»in richtiger Grundgedanke überspannt und die analogische
Ausbreitung von Suffixkomplexen unterschätzt ist. Aber auf Einzeliieiten
einzugehen ist hier unmöglich, und die Fortsetzung, die der Verf. in
Aussicht stellt, wird vielleicht den Ansätzen dieses ersten Aufsatzes neue
Stützen geben. — Ein erwägenswerter Einfall Zimmermann** ist die Her-
leitung des Suffixes -monhim (in Jimtrimoniu)}) u. dgl.) aus io-i\h-
leitungen von -wo/i-Stämmen (namentlich flawofhiftnty vgl. M om m so n
Ephem. epigr. I 22 If.)''^). Dagegen hat desselben (ielehrten Kon-
jektur über die Entstehung der Suffixe -riniffm -cinari (latrö-ciinuin,
-f'inari u. s. w.)''') für mich nichts Verlockendes: die Adjektiva wie
ccnUiriOn-icns tiröfi-iriis sind viel zu jung, als dass man latrocitiari
ZvglS. 38, 44, wo auch sehr scharfHinnigo, aber recht komplizierte Vermutungen
über plus pkorta u. s. w. vorgelegt werden. 75) IgF. XV Dff. 76) ZvglS.
39, 2G2ff. 77) Ebd. (lOlff. Ganz ähnlich Chask TrAPhA. :V1 S. LXIII.
Voll in ö Her, Rom. .J.ilir<'iiborlrht VH. J.
I 50 Lateinische Sprache. 1902— 1904.
mit Hilfe einer hypothetischen Metathese aus Denominativen der Form
*lairöniC'(iri herleiten dürfte. Was mir für das Suffix -ciiiari, -cinium
zunächst nötig scheint, ist der Versuch, über sein Verhältnis zu dem
zweiten Kompositionsglied -cinari, 'Cininm Klarheit zu schaffen''^). Ich
möchte nämlich glauben, dass beide sich nicht so glatt scheiden lassen,
wie das Zimmermann will. Er setzt vaficinrujn, das ich meinerseits
für doß Bindeglied beider Reihen halten möchte, einfach mit tubi-
cinium tibicinium u. dgl. auf eine Stufe. Er übersieht also den sehr
greifbaren Unterschied, dass hier das erste Kompositionsglie<l Instrument
(oder, wenn man will, Objekt) des canere ist, dort dagegen Subjekt.
Hierfür kann man nun freilich galliciniuyn vergleichen. Aber auch
dieser Vergleich hinkt, denn so geläufig vatieiiiaH ist, wem ist es je
eingefallen und konnte es je einfallen *gallicinari zu sagen? Man
konnte dies aber offenbar darum nicht, weil die nominale Grundfonn
*gallicen undenkbar ist. Bei raticinari umgekehrt muss einst die Grund-
form *vati.cen existiert haben. Dann folgt aber weiter, dass *vati- hier
tatsächlich nicht von Anfang an Subjekt war; im Kompositum muss ja
der determinierende Teil dem determinierten vorangehen. So sehe ich
mich zu der Annahme gedrängt, dass rates seine Bedeutung gewechselt
hat; es wird ursprünglich nicht den Sinn von ir. faith, sondern von
kymr. givawd *carmen, poema encomiasticum', die beide lautlich mit ihm
identisch sind, gehabt haben (meine keltische Weisheit stammt aus Fick-
Stokes Vergleichds. Wörterb. II* 261). Der Mensch ist benannt nach
dem was er äussert, und wenn der Nominativ zwischen -üs und -Ifs
schwankt (wenigstens in dör Überlieferung, z. B. Plaut. Mil, 911), könnte
es damit zusammenhängen, dass der Seher sowohl von den carminu
wie vom Carmen benannt sein kann. Von hier aus erklärt sich das
weitere unter der einfachen Voraussetzung, dass das zweite Kompositions-
glied farblos wurde, nur noch als Mittel zur Denominativierung erschien
wie etwa -ficus -ficare -fieiuni'^^) oder griech. codrjg u.s.w. Dem rati-
cinari können dann nämlich, bevor der Bedeutungswandel von vatis
vaies eintrat, sermocinari und ratiocinnri nachgebildet sein, Uitrocinari
lenocitiari patrocinnri aber, nachdem vates zur Personenbezeichnung
geworden war. Dass Analogiebildungen stattgefunden haben, bezeugt
patr-ö-rhior. Die einzige Frage, die noch offen bleibt^ ist die, welches
Missverständnis des Vorbildes dazu verleiten konnte, vor -cinari die
Nominative sermo latro u. s. w. einzuführen. Denn dass wirklich der
Nominativ eingedrungen ist, scheint mir die Form aufs Deutlichste zu
zeigen; die Versuche latrocinor auf *latron-cinor oder *latroni-cinor
zurückzuführen, haben keine Wahrscheinlichkeit, obwohl sie bis in die
jüngste Zeit fortgesetzt worden sind^^). — Wir haben mit diesen letzten
Betrachtungen schon das Gebiet der ZtiSammensetZUfig betreten.
Für dies bleibt sehr wenig zu erwähnen. Herakuh verdanken wir eine
vortreffliche Arbeit über die. Verteilung der Formen com- und con- vor
vokalisch anlautendem zweiten Komposiiionsglied ^^). Stolz ^'*) hat dagegen
78) Die folgenden Darlegungen berühren sich zum Teil sehr nahe mit Fay
CIR. XVIII (1904) 849, stehen in vielem freilich auf ganz anderem Standpunkt.
79) Ref. ACI8S. TI J, (Rom 1905), S. 194. 80) Siehe namentlich Brik^mann
l^S(nV. 1901 S. 82. 81) ALLO. XTII r)l ff. 81a) Kbd. 99ff.
F. SkutBch. I 51
mit einem Aufsatz über dis- unsere Kenntnis, wie mir scheinen will,
nicht viel weiter gebracht, selbst wo neue und bessere Losungen der
einzelnen Probleme recht nahe liegen. Zimmermann musste seine bereits
im JBRPh. VI 1, 443 Anm. 107 erwähnte Deutung des zweiten Be-
standteils von Nciepor Quintipor gegen Stolz ®^) verteidigen®^); sie hat
diesem offenbar ebenso wenig eingeleuchtet wie mir. — Ich schliesse
hieran sogleich einige weitere Arbeiten von Zimmermann über die lügen -
tjUMfietl^^), die ich der Vollständigkeit wegen registrieren möchte, ob-
wohl sie nach dem Erscheinen von Schulze®^*) Werk kaum noch Be-
lang haben.
d) Flexion. Die Nominalflexion hatte sich nur geringen
Interesses zu erfreuen. Sturtevant* Contraction in the Case-Forms
of the Latin io-Stems®^) habe ich nicht gesehen. Von Hodgman*
Noun-Declension in Plautus*') gilt dasselbe, was oben'M von einer
anderen Arbeit desselben Verfs. gesagt ist. Reichel* Aufsatz über die
5. Deklination ®'') hat mir keine Förderung gebracht; die Vermutung eines
Zusammenhangs zwischen fades species einer-, fado specio, faciebam
u. 6. w. andererseits war, jedenfalls in dieser Form, nur möglich, ehe ich
die Flexion der lateinischen io- Verben und das Imperfektum aufgeklärt
hatte (s. JBRPh. VI 1, 445f. und das Folgende). — Einen Punkt der
Pronominalflexion, die Genetivbildung von is hie und qui behandelt
ExoN^®). Er hat, wie ich denke, wahrscheinlich gemacht, dass Plautus
nur trochäische und pyrrhichische Messung dieser Formen (Exon schreibt
je nachdem haiius eiius quoiius und koiiis eius quoins) kennte nicht
aber einsilbige. Man muss jedenfalls zugeben, dass eine Notwendigkeit
für letztere Messung nirgends existiert. Aber eine völlig befriedigende
Lösung des Problems wird erst an dem Tage gegeben sein, an dem zu-
gleich mit jenen Genetiven auch iJlius istius ihre morphologische Er-
klärung finden. — Reger war die Tätigkeit auf dem Gebiet der Verbal-
flexion. Auch hier habe ich einiges nicht zu Gesicht bekommen. Bo
zunächst Bayard** Schrift De gerundii et gerundivi vi antiquissima
u. s. w.®*). Dass auch sie das schwere morphologische Rätsel nicht ge-
löst hat, darf ich aus ihrem Reflex in Gustafsson^ Aufsatz De gerund iis
et gerund i vis latinis®^) schliessen. Dieser letzUire geht auf das. for-
melle Problem nur nebenbei ein und gibt hauptsächlich eine scharfsinnige
und anregende Betrachtung des syntaktischen Verhältnisses zwischen
Gerundium und Gerundivum; Fälle wie ad quaerendum honorem^ in
denen quaerendum eigentlich Gerundium und Jionorem davon ab-
hängiges Objekt sei, sollen dadurch dass man quaerrnduin als ein dem
honorem beigeordnetes Adjektiv fassto, zum passivisch-modalen Gebrauciie
von quaerendus geführt haben. So hübsch der Verf. seine These be-
gründet, wir werden doch auch über diese Fragen erst mit Sicheriieit
urteilen können, wenn uns das Verständnis für die Form des Gerundiums
82) IgF. XIII Ulf. 83) Ebd. XV 121f. 84) Zur Entstehung
der altröm. Personennamen, Prgr. d. König-Wilhelra-Gym. in Breslau
1901/02; Perso nenn amen vom Stamme pop pup, KMPh. 57, 63()ff.; Per-
sonennamen auf -«, 'onis, ALLG. XIII 225 ff, 475ff. 85) Diss. Chicago
1902. 86) CIR. 1902, 402 ff. 87) BB. 2(5, 267 ff. 88) IIa. XII 208 ff,
89) Thi^se von Lille oder Paris 1902. 90) Eranos V 81 ff.
4*
I 52 Lateinische Sprache. 1902—1904.
und Gerundivums aufgegangen sein wird. — Ebenfalls nur mittelbar
kenne ich eine Schrift von Leopold Quid Postgatius de origine
Latini infinitivi et participii futuri activi senserit^^). Leopold
bekämpft hier den schon früher an dieser Stelle®*) erwähnten scharf-
sinnigen Gedanken Postgates, dass der alte für alle Geschlechter und
Numeri gleiche Infinitiv facturimi eine Verschmolzung aus einem Lokativ
oder Dativ auf -tu und einem alten in der oskisch-umbrischen Weise ge-
bildeten Infinitiv der Wurzel es-, nämlich esum, sei. In seiner Replik®*)
hat Postgate treffend dargelegt, dass Leopolds Einwände grossenteils
hinfällig sind und seine eigene Analyse viel von den Eigentümlich-
keiten jenes alten starren Infinitivus Futuri ohne weiteres erklärt. Aber
die Schwierigkeit, die ich selbst a. a. O. lange vor Leopold herausge-
hoben hatte, bleibt auch jetzt noch unerledigt: „die hübsche Deutung,
schrieb ich damals^ würde besser überzeugen, wenn P. uns nun auch
noch über die Möglichkeit und den Sinn einer Verbindung eines solchen
Lokativ-Dativs mit esse belehrte." Sedebo amabo dürfen heute weniger
als je für die Verbindung des Verbum substantivum mit dem Instrumental
oder einem beliebigen anderen Kasus ausser dem Nominativ angeführt
werden, seit ich die richtige Erklärung dieser Formen gegeben habe'^*)
(vgl. das folgende). Im übrigen ist es ja auch zu einem gewissen Grade
bedenklich, für das Latein ohne weiteres die Infinitivform auf -um zu
postulieren, die wir bisher nur aus dem anderen Zweige des Italischen
kennen. Denn den Spuren, die neuesten s Stowasser von ihr im Latein
gefunden haben wilP*), wird schwerlich jemand trauen. — Für das
Verbum finitum habe ich in Reicheis Beiträgen zur Geschichte der
indogermanischen Konjugation®*), soweit sie das Lateinische be-
trefl[en, nichts förderndes gefunden; die Auffassung der lateinischen w-
Konjugation (vgl. oben bei Anm. 87) ist auch hier noch nicht berichtigt.
Aus HiRT^ Bemerkungen zum lateinischen Perfektum®^) scheint mir die
vergleichende Tabelle reduplizierender und reduplikationsloser Präterita
im Lateinischen und Germanischen erwähnenswert. Endlich sei vermerkt.,
dass ich in der Berichti»zeit meine bereits im JBRPh. VI 1, 445 ange-
gebene Erklärung der Vorbalformen mit dem Charakter h (a)nah(im =
amans *fam *ich war liebend', mnnho = omans "^fo *ich bin' oder
*werde liebend') ausführlich begründet habe''^), w^onach sie hoffentlich
recht bald als die einzig natürliche anerkannt werden wird. Indem ich
für alle anderen Einzelheiten auf meine angeführte Veröffentlichung ver-
weise, kann ich mir doch nicht versagen eins, was mir von besonderer
Wichtigkeit und Beweiskraft scheint, hier nochmals darzulegen. Trifft
meine Erklärung das richtige, so ist von den alternierendeji Formen
andivbam und atidibam die erstere die ursprüngliche (= aitdieus "^fatff),
die letztere dagegen Analogiebildung nach der Proportion amarem amfire,
moueron monere: amabain^ inoiiebam = (uidirem andire: x. Dies
findet seine schlagende Bestätigung darin, dass die Imperfekte der dritten
Konjugation wie facieham rapiehain keine Nebenform Hui -fbam kennen:
hier fehlt eben die für diese Neubildung nötige Grundlage: der Kon-
91) Specialen literarium inniigurale, Leovardiae (Bell) 1904. 92) JBRPh.
II 0.3 Anm. GG. 93) CIR. XVIII (19o|) 450 ff. 94) WS. 2;i, ,31.-) ff. 95) BB.
27, G.3ff. 96) IgF. XVII 27Sff.
F. Skutsch. I 53
jmiktiv auf -irem^ der Infinitiv auf -wc. Die cntsprwhende Behandlung
der Fonnen auf -assit -essit (curassit prokibessit = curans s^itj prO'
hibens sit) habe ich inzwis^^hen in die Hände eines meiner Schüler gelegt.
e) Etymologie und Leacilogie. Auch diesmal verfahre ich
nach gewohnter Weise. Ich zähle die mir bekannt gewordenen Etymo-
logien nach der alphabetischen Abfolge der Namen ihrer Väter auf. Was
mir besonders einleuchtet, versehe ich, soweit ich es nicht in anderer
Weise kennzeichne, mit einem Doppelstern. Die stärksten Zweifel hege
ich betreffs der Etymologien, die ich ganz ohne Zusatz lasse, womit ich
nicht etwa sagen will, dass ich alle die, bei denen ich einen indifferenten
Zusatz mache, für wahrscheinlich oder auch nur für möglich halte. Aber
ich betone auch diesmal wieder, dass gerade Etymologien gegenüber,
namentlich wenn sie in solchen Horden auf den C'hroniqueur einstürmen,
das Urteil leicht noch subjektiver ausfällt als bei fassbareren Gegen-
ständen. So hat es sich ja sogar eine Etymologie, der ich den sonst
sehr sparsam vergebenen Doppelstern zugeteilt hatte, gefallen lassen müssen,
dass er ihr nachträglich von anderer Seite und wohl mit Recht aberkannt
wurde (Brugmann» fortis JBRPh. V 1, 70 Anm. 91; vgl. Solmsen
ZvglS. 37, 575, dessen Anknüpfung an gemeinslav. hitrxä *schneir
mich freilich nicht überzeugt). — Wider die alphabetische Reihenfolge
stelle ich Merinoer voran, weil seine Etymologien®') sämtlich ein
wichtiges Prinzip gemeinsam verkörpern sollen. Es ist das Prinzip, das
am glänzendsten Schuchardt in der Festschrift für Mussafia ver-
treten hat. Zur richtigen Etymologie gehört, dass man die Bedeutung
des fraglichen Worts nicht bloss aus dem Lexikon kennt, sondern aus
eigener lebendiger Anschauung. Und vielfach wird sich die Etymologie
eines fraglichen Wortes finden lassen, wenn man aus der Wirklichkeit
weiss, wie das betreffende Ding hergestellt wird, wie es aussieht u. s. w. Dies
Prinzip hat Meringer in sehr anregender Weise, nur freilich, wie mir
scheinen will, gerade auf lateinischem Boden nicht immer sehr glücklich
vertreten. Hier eben vermisse ich bei M. vielfach die Vertrautheit mit
den sachlichen Möglichkeiten, die in Rom bestanden; sie wird durch
Analogien aus beliebigen anderen Gegenden des indogermanischen Sprach-
bezirks nicht ersetzt, testis haben V. Henry und ich unter allgemeiner
Zustimmung als den ^Dritten' erklärt®^) d. h. als den, der zu den
beiden Parteien hinzukommt und so Zeuge wird dessen, was zwischen
ihnen vorgeht; Meringer sagt es mehr zu, darin den 'Drittsteher' zu sehen
(vgl. JBRPh. VI 1, 449 Anm. 180) und darunter denjenigen zu ver-
stehen, der den Händedruck zweier kontrahierenden Parteien * durch-
schlägt'. Aber einen Versuch, diesen Gebrauch für Rom nachzuweisen,
hält er offenbar für gänzlich überflüssig, würde sich freilich auch dabei
sofort haben überzeugen müssen, dass solche Auffassung des römischen
tcstis ganz undenkbar ist. Lat. leg- (Irx), von legere 'zusammenlesen'
'sammeln', soll den Begriff des 'zusannnen' enthalten und zuerst vom
Vertrage der zwei irgend einen Handel Abmachenden gesagt sein, wo-
möglich gar auf den Handschlag, das Binden der Hände gehen. Mir
will scheinen, dass das zur wirklichen Bedeutung von lex sehr übel
97) IgF. XVI 184 ff., XVII lOOff. 98) JBRPh. V 1, 71.
I 54 Lateinische vSprache. 1902—1904.
stimmt. Mich hat cIhh Sachliche auf einen ganz anderen Einfall gebracht,
den man diesem Zusanmienhang zu Gute halten mag: lex ist xax*
iioxi]v *die Lektüre', klas Gelesene*. Wer an die Wichtigkeit öffent-
licher Aushängung oder Aufstellung der Gesetze im alten Griechenland
und Rom denkt., dem wird klar, wie dieser LesestoÄ sich vor allen
anderen aufdrangen musstc; der gemeine Mann wird in Gortyn in alter
Zeit schwerlich viel andere Lektüre gehabt haben als sein Zwölftiifel-
gesetz. Wird es in Rom viel anders gewesen sein? So könnte ich meine
Polemik gegen Meringer noch in vielen Einzelheiten weiterspinnen,
ganz zu geschweigen von dem, was sich inzwischen von selbst erledigt
hat wie die Gleichung 'AjiöXkcov = inqnilinus (!) durch Wilamowitz
glänzenden Aufsatz (IL 38, 5 7 5 ff.). Aber ich möchte lieber dem Prinzipc
nochmals meine Anerkennung aussprechen: die Sachen kennen, natürlich
ola TjVy nicht ola hv yEvoirOj ist Vorbedingung für die sprachliche
Deutung. Und nun zurück zum Anfang des Alphabets: Ascoli'*)
(ridere: ai. rrnl Verlegen werden', *sich schämen', idg. rmrf 'verlegen,
verschämt lächeln'); Br^al^®®) {comminvs ricissim saeer, das letzte
aus dem Etmskischen!); Bruomann *®^) {cedo aus ('e-xdo zur W. sed-
*gehen' in gr. 6d6g^ ksl. chod'i> *iiicessus'; arcesso inccsso aus *ar-
faccsso * i?i-faeesso^ wo ich wenigstens im Negativen zustimme : Thurn-
EYSKN^ Vermutung im Thesaurus s. v., arcesso könne = *arvocesso
sein (vgl. Anm. 141), ist ausgeschlossen, denn von vfxnre liönnte höchstens
*vocasso gebildet werden;^®*) igitur soll zu griech. ixtag *nahe' gehören:
mir scheint lautlich und semasiologisch die alte Herleitung aus enklitischem
mjitur weitaus im Vorteil, die man gegen Brugmanns Bedenken un-
schwerverteidigen kann; tueor: ao(p6g; opimus j^dtrnmis nus *opfmnus
*patriffmus m720-Partizipien von *optre patrire, cf. patrftns; ^^*) hu-
maniis von Vioimo- 'Diesseits' zu Ä/e; endlich sei wenigstens hier der
umfassenden und höchst anregenden Untt^rsuchung Brugmann^ über die
indogermanischen Demonstrativpronomina^^*) gedacht, die natürlich auch
für das Lateinische ihren Ertrag abwirft); Bücheler ^®''*) {orlopecfa,
Pferdename auf einer afrikan. Devotion, bei Petron als Tiername herzu-
stellen, etwa d(p^akjLt07iiJHTrjg 'ydleEmwendunoren von Vexdryes*®*") scheinen
mir nicht genügend durchdacht); Cjardi-Duprez ^®*') {^pj'onmlgare Ver-
schmelzung von promere und (di)vi(lgare^\ Döhrinc} ^®') {^v index index};
FxY^^^) (^r est ihulum, Veioris, vada vado, rernens elemeffs, Quin(c)tus,
culpa cnlter (aus sculptro-, schon darum nicht möglich weil scidpo
junge Form für scalpo HCi>'EX P, 5G, 3SS), populus popitlari;^^^) nach
einer Reihe von Worten, die Entstehung von g aus j im Anlaut be-
weisen sollen, perieratj aemulnn\ imifari, ira: aerunma: av. aesma
*Wut', Carmen oportet aperit parnt;^^^) cesna = osk.-unibr. kersnu
zu Ceres}; Hkmvl^^^) {tnaniis = ai. manu 'Mensch'); Holthauhen*^*)
(.S77/r 'ohne'); Kretschmer^^^) {orbis aus ori-dhis zu öra 'Rtmd' ent-
99) IgF. XIII 278. inO)MSLP.XII243f. 101) IgF. XIII 84 ff. 102) Ebd.
XVI 401 ff. 103)Ehd. XVII KMiff. 104)AbhphhKlhiGW. XXII Nr. 0 105)RMPh.
58, r)24ff. 105a) MSLP. XIII 231 f. 106) BB. XXVII lSr)ff. 107) ALL(;.
XIV lH()ff. 108) AJPh. XXIV Ü2ff. 109) P:bd. XXV IGlJff. 110) ALLG.
XTTI 13()f. 111) AJPh. XXII 420 ff. 11'2) IirF XIV 341. 113) ZvglS. 38,
12.sff.
F. Skiitsch. I 55
öprc(!hend meiner Erklärung von ffiorhn^ aus *iuori'dlms ^sterben
machend'; orhita Kompositum aus orbis und dem Partizip itd 'begangen'
wie griech. ä/ia^-nog aus äfia^a und h6g, letzteres recht einleuchtend;
Mavors aus *m(U)cs = ved. mnkds und vorto *der mit Macht wendende';
es folgen Bemerkungen über Mars, das durch eine in Eigennamen häufige
„innere Kürzung" [Kurt = Kuoiirät) aus Mavors hervorgegangen sei;
demgegenüber s. olx»n 8. 44 Anm. 52); Lindsay^'*) (versucht das von
mir als Urform von purum erwiesene parvom in der Wendung par-
mm fidem esse, habere alicui bei Plautus nachzuweisen; leider ist es
nur Bacch. 570 in T überliefert, sonst immer das normale parram oder
das unmetrische panim}; MEiLLi^rr^^'*) (bespricht den Gegensatz zwischen
der Assimilation von An- und Inlaut bei barba aus *farba und zwischen
<ler Nichtassimilation in faber fiber; b habe in den letzteren Worten
weniger Kraft gehabt als bei der postkonsonantischen Sttdlung in *farba);
MoMMHEN^'*) {^maiinpium kurze Angal)e der Bedeutungsentwicklung
auf Gnind der klaren Etymologie; dagegen ist was über ras und über
praes aus praeves (zu praen'derel) gesagt wird, verfehlt und bereits
von Lenel*^"') berichtigt: praeves ist natürlich Kompositum aus prae
und va^si in der Präposition von praediu?n, der Ableitung von jrraes,
kommt nach Lenel zum Ausdruck, dass es sich um ein Vorzugspfand
handelt): Nazari^^*) (lateo, raremus, fragian aus ^frayrum zu fra-
grare^; Niedermann ^^®) (litu-slavische Parallelen zu cornU'S corulus
ebulum faenum ruscus: ebrius; Verteidigung der Gleichung 7Ww/2/s =
gr. fjLvx^d?'^ Formen auf bundus\ Verteidigung und Erklärung einiger
Worte aus den Glossaren:**®) furra Rückbildung aus furculay dieses zu
lit. i irkles SSchere* : ebenso marcus *Hammer' zurückgebildet aus marcu-
lus = *maltlos, dieses zu ksl. mlaH *Hammer'; sorbum Fruchtname
älter als sorbus Baumname, aus sordhom *das Rote' zu lett. särts *rot
im Gesicht'; wichtig an diesem Abschnitt ist der Nachweis, dass das in
den Grammatiken als einziges Beispiel für den W^andel von rdu:rb
funktionierende derbiosus überhaupt nicht existiert hat); Pokrowsky^**)
{hirtus hirsutus; (^nxia Uuxia von Neutron *cingos *ungos: aditi-
alis von ^aditiumojexitiumx rindicta von rindicit der 12 Tafeln;
furtum von einem Verbum *furiOy Denominativ zu ftir\ rolncer feile-
bris von Nebenformen der Verben volare fellnre nach der 3. Konju-
gation; singultus: singuhis ■=■ tumiiltus: tumulus, letzteres jedenfalls
mit ttnneo zusammenhängend ;^^^) vitvperare soll von *vftum kommen,
das mit i'itium verwandt sei - wenigstens als gesunde Reaktion gegen
allerlei unglaubliche Versuche der letzten Jahre zu begrüssen, nur liegt
die Sache noch einfacher: ritium selber steckt in vituperare; der -io-
Stamm ist behandelt wie in niedituUinm: medius u. dgl., das i vor
Labial u geschrieben, was mir lautgeschichtlich intc^ressant scheint. Dass
meine Deutung das richtige trifft, bew<^ist mir der Vergleich mit vltiare:
man sagt in alter Zeit gleichmässig vituperare alicui omen Plaut. Cas.
411 und viiiare alicui auspicia, ein Verhältnis, das sich mit dem von
114) ALLgTxIII 133 f. 115) MSLP. XIII 215. 116) Z8RGR. XXIII
438. 117) Ebd. XXIV 414. 118) RFl. XXXII (1904) 101 ff. 119) Mdlangcs
linguistiques offerts ä M. Ant. Moillet, Paria 1902 (Klinck«ieck) S. 97ff.
120) IgF. XV 104ff. 121) ZvglS. 38, 281 ff. 122) ZvglS. 38, 434f.
I 56 Lateinische Sprache. lOrrJ— 1904.
aeqtriparare und aequare deckt; auch die Bedeutuugöentwicklung wird
sowohl ohne weiteres klar); Prellwitz '^^) {humaiws;^^^) cons^iderare
'mit den Sternen in Einklang bringen', 'seine Arbeiten gehörig einrichten',
desiderare zunächst „von den Pflanzen, die gunstige Witterung von den
Sternen verlangen", woran sich eine Betrachtung der von Uhdolph,
Dissert. Breslau 1868, sog. „figurierten Verben" (verbalen Komposita
aus Präposition und Nomen) schliesst); Regnaud ^''^^) {cinis finis;^^^)
Proben eines etymol. Wörterbuches: Wörter mit dem Anlaut g); Roz-
WADOwsKi^^') {robuj' osk. vereiiai); Scheftelow^itz ^^^) (interessante
Zusammenstellung der verschiedenen Bezeichnungen dos Schädels in den
idg. Sprachen); Schix>ssmann'^^) (Versuch einer Bedeutungsentwicklung
für die Reihe stips stiptila stijnilari}; W. Schulze ^^) (neben manchen
andern gelegentlichen Bemerkungen: S. 111 proprius aus *prop(a)trms
zu jiQOJidxoQeg sehr verlockend für jedermann, der da weiss, wie häufig
gerade der Begriff dauernden Eigentums in j!?ro/>7^*WÄ liegt) ; Skutsch^^®)
{(wcipetrina bei Plautus Feminin zu aceipiter; die Adjektiva auf
-farius wie bifanus erst im 2. Jahrh. n. Chr. aus den alten Adverbien
auf fariani herausgebildet); Solmsen^^^) {faherna für Hraberna zu
trabs osk. triibom u. s. w.); Sommer ^^^) (der Dativ me = nd soll
aus den Auguralformeln bei Varro VII 8 herausgelesen werden, was mir
ein recht kühnes Unterfangen scheint; quartus = q^tiirtos (sie); funus;
soluH = sc vcs-los *für sich weilend'); Speyer ^^^) {veneman und Ver-
wandtes); Stolz ^^*) (Jte.* gr. ydka; der Leser wundere sich nicht über
den Doppelstern bei dieser ihm natürlich altbekannten Gleichung: sie
war bezweifelt und Stolz hat sie verteidigt — es gab nämlich Leute,
die nicht glauben wollten, dass lac ein anlautendes g verloren habe,
während gloria glos u. s. w. das ihrige bewahren. Dass übrigens Stolz
irgend etwas Erhebliches zur Erklämng der Differenz beigebracht hätte,
will ich nicht behaupten; es mag sich wohl um Einflüsse des voraus-
gehenden Auslauts (hoc glac u. dgl.) handeln;*'^) pusti^ pullus sehr
ausführlich ;^^^) arcifinius, (rapultty o/>/w<?wtms\sß desgleichen ;^^'^) öuntto
oportet sollen wie gr. 6cphaxdv(o dxikXco digvvo) eine Präposition ö
enthalten ; ^^*^j Abon'gincs = ab origine; actutum ähnlich wie Zimmer-
mann^*'), nur soll das zu Gninde liegende Nomen actus von wxxx;
konunen!; tolutivi: tollo aus tolro}; Stowasser ^^^) («//o, extra, Ad-
verbien auf -/;;/; alias}; Tiiurneysen'***) (pluma zu W. pleus- plus-
^rupfen', die auch im Kelt. Germ. Lit. Vertreter, zum Teil ähnlicher Be-
deutung, hat; trux identiscli mit mir. tru *dem Tode verfallen', daher
'dem Äussersten trotzig ins Auge sehend', trncfdare aus tmci-ctdare
nlem Tode schon Verfallene abschlachten'; rens ist rums res agitier
C'ic. de or. II 183 Fest. p. 273, idso ursprünglich Genetiv von res =z
ai. ragd/j, reas est 'er gehört zum Prozess' — an die Zugehörigkeit zu
123) BB. 2S, ;U8f. 124) I'n.ag. Abhandlungen zur Indogcrm. Sprach-
geschichte A. Fick gewidmet, Göttingon 1903, S. (i.Jff. 125) RL. 3() (11)03),
09. 126) Ebd. 37 (19U4), Ijoff. 127) Eos Vin99ff. (mir nicht zngänglich).
128) BB. 28, 143ff. 129) RMPh. 59, 3U)ff. 180) IgF. XIV -ISjff.
131) ZvglS. 38, 4.jÜff. l:i2) IgF. XIV 2:J3ff. 133) Museum X 04 ff. (mir
nicht zugängHch). 134) IgF. XIV 2()ff. 135) IgF. XV 53 ff. 136) Ebd. X VIT.
S.-)ff. 137) BB.28, 813 ff. 138) WS. 20, 318ff. 139 ■ ZOG. 1903, 1 f f . 2ol ff.
140) IgF. XIV 127 ff, •
F. Skutsch. I 57
res habe ich ininiür geglaubt; crelo zu altir. ce( 'Erlaubnis, Einwilligung*
gegen Zimmer ZvglS. 33, 153 und gegen Brugmann« „kühne Zerlegung"
oben Anni. 101;^*^) Verteidigung seiner Etymologien im Thesaurus gegen
Bri^al JS. 1901, 337 ff., durchaus zutreffend im Negativen, während ich
über das positive hier und da anders denke, z. B. durchaus nicht zugeben
kann, dass die von Brugmann vertretene Gleichung an = gr. äv ==
got. an auch nur eine Gebrauchsweise von lat. a7i erklärt, die meine,
an = atne, auch nur eine Gebrauchsweise unerklärt lässt (vgl. JbbPh.
Supplem. XXVII 96 ff.)); Uhlenbeck*") {cedo zu ksl. ^eznati
'schwinden', vgl. Brugmann^®*) und Thurneysen^*®); das relativ Wahr-
scheinlichste ist jedenfalls Thurneysens Ansicht); Vetter^**) ^fäs =
*fäsl, aktiver Inßnitiv zu farr^ nefäs est *man darf nicht reden';***)
ebenso soll darnnas esto = *damnäsf esto sein 'man soll zur Zahlung
verhalten dürfen'; dem widerspricht ausser nicht wenigem anderen doch
auch, dass man dann in beiden Fällen gleichmässig est oder esto er-
warten müsste); Wiedemann ***) (behandelt beiläufig eine ganze Anzahl
lateinischer Wörter, z. B. S. 40 pomuyn pono, 8. 62 funis u. a., alles
recht unphilologisch (das „lat. aeget *verdriesst'" 8. 49 ist dem Thesaurus
und mir unbekannt, sonderbar sind die Erwägungen über die Quantität
von fcmur 8. 61); ausführlich wird 8. 74 ff. über fmis gesprochen,
das gut von figere hergeleitet wird, aber diese Etymologie hat Bücheler
schon vor 30 Jahren in den commentationes Mommsenianae 8. 235 ge-
geben, vgl. neuerdings RMPh. 60, 319); Zimmermanns**^) (avai^s
armlrus cärtis von den „Lallwörtern" für Grossmutter, Grossvater,
Mutter avä amä kä resp. kaka\^^'^) aerumna eigentlich Last, Tragreff
(Paul. F. 24) von *aerti7nen ^ehernes Gestell'; *aetutum Neutrum von
*aeti(tns, Bildung me statutus versutus: mein Doppelstern gilt auch
in diesem Falle nicht der Originalität der Etymologie, sondern der
Anerkennung dessen, was längst von anderen als selbstverständlich er-
kläi-t worden ist, vgl. JBRPh. VI 1, 448 Anm. 168 u. 169;»*«) vüla:
autumare von autem wäre nicht ohne einen gewissen 8chein, wenn sich
autumare von aestumare trennen Hesse; Endung -os^er;^**) albariis ; ^^^)
Marors, vgl. dagegen oben Anm. 52 und 113); Zubaty»^^) {absque
nsque}.
C) Syntax. 1903—1904 von J. H. 8chmalz folgt mit 1905 zu-
sammen im nächsten Band, rj) Metrik siehe unter 2.
2. Die einzelneil Phasen des Lateins in der historischen
Zelt, a) Altlatein 1902—1904. Sprachdenkmäler. Die Flut
von Literatur, über die das vorige Mal aus Anlass der Forumsinschrift
zu verzeichnen war, hat abgc^ebbt, und was vereinzelt nachkommt, wird
für eigene Chroniken^) künftig kaum mehr Stoff bieten. Für diesmal
habe ich jedenfalls nur wenig zu verzeichnen. Zunächst Kretsciimer^'^)
141) ALLG. XIII Iff. 142) ZvglS. 3Ü, 258 ff. 143) WS. 24, 531 ff.
144) Prgr. Gy. VVien-Hernals, Wien 11)03. 145) BB. 28, Iff. 146) ZvglS.
38, .502 f. 147) Ebd. 39, ()()4ff. 148) IgF. XV 123 ff. 149) ALl^G XIII
252 gegen Meyer-Lübke ebd. 50. 150) llMPh. 5.S, 31()f. 151) LFi. 1903,
81 (mir nicht zugänglich).
1) Tropea RSASA. VII 425 ff. VIII .529 ff. Vgl. etwa noch Platter
TrAPhA. 32, XlVff. :i) WS. 20 (1904), 1.58f.
I 58 Lateinische Sprache. 1902—1904.
Vermutung, <la88 die Worte iorestod j vcM Z. 12/13 ioie^ytod drel(l)ody
iusto hello bleuten. Einwände liegen auf der Hand. In den beiden
Fällen, wo man bisher schon Doppelgeltung eines einfachen Zeichens an
der Wortgrenze vermutet hat, ist es am Anfang des zweiten Wortes ge-
schrieben (ite\ ri; knpia] dotajz zur Bedeutung des Ganzen, soweit
man von ihr reden darf (vgl. JBRPh. VI 1, 457), scheint bellum recht
schlecht zu passen. Das Wort iouxmenta ist neuerdings von Bücheler*)
trefflich behandelt worden," der es wie Ref. u. A. für die Urform von
iumenta hält und nun auch offimentnm rjXoq CGIL. II 188 und
527 entsprechend aus offig-s-mentum, detramen Pelag. 199 aus detrax-
ffien (:traho) erklärt. — Von den anderen ältesten Inschriften ist die
Dvenosin Schrift Gegenstand eines besonderen Paragraphen in Merin(5ER*
oben S. 53 charakterisiertem Aufsatz * Wörter und Sachen'*) geworden.
Ich habe freilich auch hier das Gefühl, dass man es mehr mit Hypo-
thesen, als mit „Sachen" zu tun hat, gerade wie bei Meringers
Behandlung der Ma niosin schrif t*). Grienberger^ Lesung und Deutung
der Buchstabengruppe iovesat deivos = iurat deos auf der Dvenos-
in Schrift**) glaube ich trotz Meringer" Widerspruch noch für wahr-
scheinlich halten zu dürfen''). Auch das Arvallied hat wieder einige
Interpreten angelockt, deren Scharfsinn man lieber auf einem frucht-
bareren Felde begegnen würde *^). Originell ist Goidanich' Versuch®)
der bekannten Bronze vom Fuciner See beizukommen; er liest Qiso
Cantovios apni(m) FclnnofmJ (etwa Eclanom) ceipfed) npur ßnem
Esalieom e7i urbid Casontonia sodeque donom atolere A(n)c(i)tia
pro l[ecio]7iilyus Mm'tses und versteht unter dem Eber ein Feldzeichen
der Aeculaner, das Cantovios erobert (cepit) und seine Kampfgenossen
geweiht hätten. Ich erkenne gern an, dass diese Interpretation die erste
ist, die dem ganzen einen greifbaren Sinn gibt, bleibe aber trotzdem im
einzelnen sehr skeptisch. Dagegen stimme ich im ganzen mit dem Verf.
darin überein, dass die Inschrift lateinisch ist, nicht marsisch oder mar-
sisch-lateinisch, und etwa aus der Zeit um 300 v. Chr. stammt. Eine
Reihe der älteren Inschriften hat Bormann ^'^) erörtert (lex repet. CIL.
I 198, lex Anton, de Term. CIL. I 204). — Weit gewinnreicher als
diese Interpretationen und Interpretationsversuche waren ein paar neue
Funde, die freilich an Alter hinter der Forumsinschrift weit zurückstehen.
In Norba im Volskergebirge sind folgende zwei Inschriften zu Tage ge-
kommen, die etwa dem dritten Viertel des 3. Jahrhunderts angehören
mögen : P. Hutilins M, f. Junonei Loucina dedit mei^etod Diovos
castiid und Jiinone Lovina dono pro C. Rutilio I\ f, ^^). Die erstere
hat eine bekannte Streitfrage glatt entschieden: in der Inschrift CIL.
I 813 Junone Loticinai IHovis caMud facitud ist der Genetiv Dwvuh
nicht, wie Mommsen meinte, zum vorausgehenden zu ziehen (Junoni
3) RMPh.60(190r)!), 317ff. 4) IgF. XVI 104 ff. 5) Ebd. 102ff. 6) Ebd.
27 ff., vgl. JBRPh. VI 1, 458 Anm. 231. 7) Zur Dvenosinschrift vgl. noch
Vetter oben S. 57 Anm. 144 (pncare soll 2. Sing. Konjunktiv Med. .sein).
8) GoiDANiCH SlFCl. X (1902) 270ff. Stowasser WS. 25 (1903), 78ff.
9) A. a. O. 8. 237 ff. 10) Beiträge zur alten Geschichte. Festschrift
zu O. Hirschfolds 60. Geburtstage, Berlin 1003, 431 ff. 11) NSc. 1903,
255 mit Abbildung.
F. Skutsch. I 59
Joris sc. coniffgijy sondern zu castud, — Für die handsehriftlich
erhaltenen Überreste sei folgende« erwähnt. Das Salierlied hat
Hkmpl*^) zu erklären versucht, worüber ich weiter kein Wort zu ver-
lieren brauche. Die 12 Tafeln haben es sich gefallen lassen müssen,
als Produkt des Sex. Aelius Paetus Catus erwiesen zu werden *^) und zwar,
was mich am meisten verwundert, auch auf Grund der Sprache, die doch,
wenn man von den natürlich der Modernisierung ausgesetzten Lauten
und Endungen absieht, in Wortschatz, Syntax u. dgl. die deutlichsten
Kennzeichen hohen Alters trägt (über stilistische Eigentümlichkeiten der
12 Tafeln, die Lamberts Verwunderung erregt haben, vgl. JBRPh.
V 1, 57). Die Echtheit ist gegen Lambert von Girard wirksam ver-
teidigt worden^*). Eine ganze Anzahl neuer Ausgaben ist für die alten
Dichter zu verzeichnen. Von der grundlegenden Teub Herausgabe des
Plautus ist der Epidicus in zweiter Auflage erschienen^'), ebenso das
zweite Bändchen der bequemen kleinen Textausgabe des gleichen Ver-
lages ^^ das bei dieser Gelegenheit im kritischen Apparat manche Ver-
vollständigung, im Text manche Verbesserung erfahren hat. Die scriptorum
classicorum bibliotheca Oxoniensis, die englische Konkurrenz der biblio-
theca Teubneriana, hat ihren Plautustext den geübten Händen Lindsay*
anvertraut^'); der Hauptfortschritt besteht hier in der Ausnutzung der
von Lindsa]^ gefundenen Kollation des codex Turnebianus (vgl. JBRPh.
V 1, 71 Anm. 101), im übrigen scheinen mir die textlichen und pro-
sodisch-metrischen Neuerungen nicht durchaus Treffer zu sein. Von
Literatur zu Plautus ist nicht viel erhebliches 'Neues zu nennen. Dem
jetzt ein Dezennium alten Versuche Leo**, die Textgeschichte des Plautus
zu schreiben, hat Lindsay einen ganz anders gearteten entgegengesetzt*®).
Aber ob ich gleich in vielem anderer Meinung bin als Leo und z. B.
für die angebliche Rezension des Probus jeden genügenden Anhalt ver-
misse, so zweifle doch auch ich nicht, dass das Urexemplar, auf das
unsere beiden Handschriftenklassen zurückführen, von Plautus erheblich
absteht und dass Lindsays Versuch, die Ijcsuugen dieses Archetypus
womöglich durch die Bank als plautin isch zu erweisen, ebenso prim&ipiell
verfehlt ist, wie er im einzelnen zu bedenklichen Konsequenzen führt. —
Für Ennius und Lucilius haben wir in der Berichtszeit durch Vahlen
und Marx die fortan massgebenden Editionen erhalten. Vahlen-^ Neu-
bearbeitung seiner Ennianae poesis reliquiae*®) lässt nunmehr in
einem Gesamtbild alles überschauen, was Vahlen in zahlreichen wert-
vollen Einzelbeiträgen seit dem Erscheinen seiner ersten Ausgabe für
Ennius geleistet hat, und hat natürlich zugleich auch all die neueren
Editionen von Quellen der ennianischon Fragmente ausgeschöpft. Die
Prolegomena geben einen Überblick über diese Quellen und versuchen
in grösserer oder geringerer Ausführlichkeit die Rekonstruktion der
Dichtungen des Ennius. Vielleicht hätte hier und da den Vermutungen
12) TrAPhA. 31, 182 ff. 13) Lambert NRHD. 1902, 149 ff. 14) Ebd.
S. 381ff. 15) Plauti Epidicus itenimrec. G. Götz, I^ipzig 1902. 16) Plauti
comoediae rec. Götz et Scholl. Fase. II (Bacch. Capt. Gas.) Editio altera
eroendatior, Leipzig 1904. 17) Plauti comoediae reo. Lindsay. Tom. I
Amph.-Merc. Tom. II Mil.-Vid. Frapm. Oxford, Clarendon Press, o. J. 18) The
Ancient Editions of Plautus. Oxford (Parker) 1904. 19) I^ipzig 1903.
I f}0 Lateinische Sprache. 1002— 1<»04.
anderer über Kritik, Inhalt, Prosoilie und Metrik der Fnij>:niento etwas
mehr Rechnung getragen werden können. So ganz ist L. Müllers im
allgemeinen an Wert weit hinter Vahlen zurückstehende Ausgabe nun
doch nicht antiquiert, in der u. a. mit Recht die Unechtheit von Ann. 573,
den Vahlen nicht einmal verdächtig zu finden scheint, ausgesprochen
ist (vgl. Sjögren, Zum Gebrauch des Futurums im Altlat.*®)
S. 226f.) und in der z. B. für Buch XVI Bergks von Vahlen ohne
ausreichenden Grund angezweifelte Entdeckungen verwertet sind. Vgl.
für diese und ähnliche Dinge die Besprechung von Marx*^) und des
Referenten Artikel Ennius in Pauly-Wissowas Realenzyklopädie ^*).
Marx' Lucilius*^) ersetzt die früheren Ausgaben vollkommen und erfüllt
die Erwartungen, mit denen man ihm allein schon auf Grund von Marx'
glänzender Erstlingsarbeit entgegensehen durfte. Ich will auch hier
keineswegs sagen, dass ich im Kritischen, im Sachlichen und besonders
im Prosodischen immer genau derselben Meinung wäre wie der Heraus-
geber, aber dergleichen kleine Differenzen besagen nichts gegenüber einer
so aus dem Vollen geschöpften und so durchdachten I^eistung. Der
Kommentar brauchte die hier besonders kümmerliche Arbeit L. Müllers
nicht zur Folie, um durch seinen doch immer nur auf die Sache ge-
richteten Reichtum zu erfreuen. — Für Terenz hat wie für Plautus die
Clarendon Press einen neuen Text geliefert; leider hat sich der sonst
verdiente Herausgeber auf diesem Gebiet als völliger Dilettant erwiesen**).
Die Neubearbeitung des Dziatzkoschen Kommentars zu den Adelphen
hat Kauer mit grossem^ Eifer durchgeführt**). Ausserdem mag die
Faksimilicrung des Ambrosianus nebst Proben der anderen Bilderhand-
schriften erwähnt sein*'). — Von wichtigen Quellen für die Reste des
Altlateins sind in der Berichtszeit Gellius und Nonius neu heraus-
gegeben worden. Von ersterem hat Hosius einen mehrfach verbesserten
Text mit geschickt komprimiertem apparatus criticus geliefert^') und in
der inhaltreichen Vorrede unser Wissen von den Quellen des Gellius
übersichtlich zusammengestellt^®). Lindsay** Nonius*^) verwertet ein um-
fassendes handschriftliches Material (üb(»r eine wichtige Einzelfrage vgl.
JBRPh. IV 1, 79 Anm. 51) und ist in der Textgestaltung mit Recht
weit vorsichtiger gewiesen als seine nächsten Vorgänger.
JKetrik. An eigentlich metrischen Schriften habe ich nur ein
paar Einzeluntersuchungen über das, was man plautini.^^che Prosodie zu
nennen pflegt, anzuführen. Ich selbst habe die Frage nach der Synizese,
die ich vor Jahren angeschnitten hatte, nun in ihre letzten Konsequenzen
hinein verfolgt^®) uml nachgewiesen, dnss für iambische Wortschlüsse
{aureo, pridic u. s. w.) so wenig wie für iambisclie Worte und Wortan-
fänge eine Nötigung an Synizese zu glauben vorliegt. Viehnehr erklären
sich alle bisher so aufgefas.sU^n Fälle ebenso wie sämtliche EigentümHch-
20) SHVU. 1X5, Upsala 19nr, (!). 21) DLZ. 190:^ L>74vSf. 22) V 'JöSDff.
23) Liicili carminum reliquiae rec. F. Marx, 2 Bde. lA}\\mg
11)04/05. 24) Teronti comoediae rec. R. Y. Tyrrell. 25) I^^pzig 1903.
26) Terentius. (/odex Ambrosianus H. 77) inf. phototypice editus.
Praefatus est E. Bethe. l^vdon (Sijthoff) 1903. 27) 1 Bde., I^ij)zig 1903.
28) Vgl. die Besprechung von Heraeis BPhWS. 1904, ll()3ff. 29) 3 Bde.,
Leipzig 1903 di)) Inja^ (vgl. oIkjd Ö. 7)1). Anni. 124) S. I08tf.
F. Hkiitsch. I Gl
keiten in der Proswlie anapästisoher Verse als Wirkunpren des Jamben-
kürzungs^esetzes, von dem in diesen Berichten schon wiederholt die Rede
war^^). Zu meiner Freude hcj^innen die Ausgaben mehr und mehr
meinen Ansichtt»n Rwhnung zu tragen, und wenn Götz- Scholl in der
Neuauflage ihres kleinen Plautus^*) 8. VII mir soviel einräumen zu
sollen glauben, <lass sie m^o s^'w u. s. w. schreiben, nicht wie früher
7ne6 suö „ubi de brevi breviante aut non minus bene aut adeo melius
cogitari potest", so sollten sie nicht daneben setzen: „in synizesi a Plauto
prorsus abiudicanda Skutschius quaedam admisit prorsus improbabilia, ut
nobis videtur". Man muss mir gar nichts oder alles konzedieren. Eine
Grenze zwischen Jamben kürzung und Synizese, wie sie Götz-SchöU wollen,
lasst sich ohne Willkürlichkeit nicht ziehen; sie haben sie gegen früher
zu meinen Gunsten verschoben, aber die Unsicherheit der Demarkations-
linie ist bei ihnen genau die gleiche geblieben. Und worauf stützt sich
denn die Anklage der Improbabilitat? was darf denn hier improbabel
heissen? Das ist eine einfache Provokation an das Gefühl, die ich
zurückweisen muss, wahrend ich jeden sachlichen Einwand gern prüfen
werde. Überhaupt vermisse ich noch immer in vielem, was über plautinische
Prosodie geschrieben wird, die Fähigkeit grammatischen Gesichtspunkten
gerecht zu werden; wer uns über plautinische Rilbenmessung belehren
will, muss in der lateinischen Lautlehre firm sein. Sonst lauft er Gefahr
die Argumente pro und contra so falsch einzuschätzen wie Hingst in
seiner übrigens fleissigen und ach tungs werten Dissertation'*). Hingst
untersucht den drittletzten Jambus in den jambisch-trochäischen Versen
und glaubt zu finden, dass er regulär nur dann durch ein spondeisches
Wort gebildet wird, wenn die schliessenden zwei Jamben aus einem
Wort bestehen. Aber Kasus von tVfe und Lste sollen sich an jener
Versstelle so häufig ohne jene Einschränkung finden, dass man dadurch
gezwungen werde, für diese Worte Kürze der ersten Silbe anzunehmen.
Ich glaube diese Anschauung durch meine Forschungen z. lat. Gmmm.
u. Metr. I (JBRPh. II 50 f.) definitiv als unmöglich erwiesen zu haben,
glaube es nach Hingsts Arbeit so bestimmt wie vorher. Ich will so
kurz wie möglich sagen, wanmi. Hingst hat keinerlei Ansatz gemacht
meine Argumente zu widerlegen. Er hält den Blick vielmehr immer nur
auf die Einzelheit gerichtet, die sein Thema ausmacht. Nun findet er 36 Fälle
von nie iste im drittletzten Jambus (S. 77 f.). Von diesen fallen 12 ohne
weiteres fort, weil die betr. Verse, wie die angeblich regulären Fälle, auf ein 4-
resp. ösilbiges Wort schliessen; zwei weitere scheidet Hingst selbst als
korrumpiert aus. Rest 22. Davon nimmt er ohne weit<Tes selbst noch
12 als durch Proklise, Enklise u. dgl. entschuldigt an, so dass im ganzen
10 Fälle übrig bleiben. Hiervon sind aber sofort die 5 mit istuCy
istinc, illic, wtaec zu streichen. Denn dass das spondeische Wort im
drittletzten Fuss erlaubt ist, wenn es auf der 2. Silbe betont ist, hat
Hingst selbst, freilich anscheinend ohne sich dessen ganz bewusst zu
werden, konstatiert, indem er mit Rec^ht Fälle wie Rud. 1070 iiosfcr
no8 non solet als durch die Enklise von nos d. h. durch die Endbe-
81) Siehe namentlich I 34 f.; IV 1, 9:if. 32) De spondeis et ana-
paestis in antepacnultimo pedc versuum peneris duplicis lati-
nnrnm, I^eipzig 1904.
I 62 Lateinische Sprache. 1902-1904.
toiiung von noster entschuldigt ansieht; dass aber im Latein istdc isthic
illh betont worden ist, gehört doch wohl zu den sichersten Tatsachen
der lateinischen Akzentlehre. Für die übrigen 5 Fälle (Amph. 134 illa
illüm censet virum, Bacch. 1018 dudurn Uli dixi omnia u. s. w.)
will ich nicht erst nach Einzelentschuldigungen suchen; das Entscheidende
habe ich schon in den Forschungen gesagt: es war auch hier Endbe-
tonung des Pronomens eingetreten. Was Hingst S. 80 hiergegen ein-
zuwenden versucht, kann nur zeigen, dass es ihm an Blick für die
Akzentfragen fehlt; dass ille t^ils auf der ersten, teils auf der zweiten
Silbe betont war, ergibt sich ja aufs einfachste aus den romanischen
Sprachen. Dazu hat jetzt eine treffliche Beobachtung Leo^^^) meine
Ansätze, wie mir scheinen will, überraschend bestätigt: die von mir als
endbetont (oder besser vielleicht: als nicht auf der ersten Silbe betont)
angesetzten Formen {ilbhn ist um etc.) stehen allemal nach Vokal {illa
illüm, dudum tili u. s. w.). Das kann kein Zufall sein: die erste
Silbe von ille wird irgendwie in dem vorausgehenden Vokal aufgegangen
sein, wie das schon eine ältere Generation manchmal vermutete, ich
selbst aber an den Verbindungen de (i)lla, nt(m ijlla, e(m ijllum ge-
zeigt zu haben meine ^*). Allein ich habe mich viel zu sehr auf Einzel-
argumentation eingelassen. Das war gar nicht nötig. Wer das richtige
Verständnis für die Fragen der plautinischen Prosodie hat, der weiss,
wie ich vorhin schon andeutete, dass sie Fragen der Lautlehre sind; es
muss in jedem einzelnen Falle mit Hilfe der Lautgesetze erklärt werden
können und erklärt werden, warum Plautus eine Silbe so oder so misst.
Wer also behauptet, dass für Plautus die erste Silbe von ille eine Kürze
sein konnte, der hat das lautgeschichtlich zu begründen. Das ist nicht
nur von Hingst versäumt, sondern einfach unmöglich ^^), und darum
sollte endlich einmal das Phantom Ille in der plautinischen Prosodie zu
spuken aufhören. — Die Vertrautheit mit der Grammatik, die Hingst
fehlt, besitzt in erfreulichem Maasse Jacobsohn, der einen Teil der bei
Plautus überlieferten Hiate auf neuem Wege zu rechtfertigen unter-
nommen hat^°). Er glaubt, dass die 4. Arsis des Senars, die 2. und C.
des trochäischen Septenars antiquierte und sonst dem Versschlusse vor-
behaltene Formen (z. B. siet), ferner syllaba anceps und endlich eben
den Hiat zugelassen haben. Aber trotz der Vorzüge des Verfs. halte
ich den Beweis für durchaus missglückt. Plautus hat etwa 14 000 bis
113 000 Senare und trochäische Septenare, darin stehen nach den Listen
des Verfs. (S. 2 ff. 27 ff.) 50 Fälle jener drei angeblich erlaubten Hiatc
zusammengenommen, im ganzen also ^/g Proz. Eine nur so belegte Er-
scheinung wird ohnehin schwerlich jemand als ausreichend beglaubigt an-
sehen. Man möge aber, um die Zahl richtig zu wüixligen, noch damit
die Belege für einen anerkannt legitimen Hiat vergleichen, nämlich für
den einen Diäresenhiat im jambischen Septenar. Die 200 Verse Asin.
545 — 745 enthalten 11 solche Hiate d. h. 5^/2 Proz. Hiate für diese
eine Versstelle! Dabei habe ich Jacob sohns Beispiele hingenommen,
wie er sie gibt; aber auch ausser denen, die er selbst als zweifelhaft be-
33) Der saturnische Vers GAphhKl. VIII5(190r)!) S. 28 Anm. 34) P.
59,49r)f. 35) Vgl. auch />'o«c(Anin. :J0) S. 120 ff. 36) Quacstionos Plaiitinae
F. Skutsch. I G3
zeichnet, ist soviel krankes und lahmes darunter, dass ^g noch eine viel
zu hoch gegriffene Prozeiitzahl isL Endlich aber lasse ich eben durch
einen meiner Schüler den Nachweis führen, dass die Überlieferung für
die von Jacobsohn verteidigten Hiate absolut nichts beweist, wovon
mehr in einem der nächsten Berichte.
Wie üblich, schliesse ich hier das nötigste über die Arbeiten an,
die sich mit den rhythmischen (besser gesagt: metrischen) Schlüssen
der Sätze und Kola in der Prosa befassen. Alles kann nicht aufge-
zählt werden, da nachgerade jeder, auch der entlegenste lateinische Schrift-
steller auf diese Dinge hin untersucht wird und die Ergebnisse teils sehr
speziell sind, t^ils (bei der Beliebtheit des Stoffes für Dissertationen) sehr
unerheblich und unoriginelP''). Aus der Flut -hebt sich hoch heraus
ZiELiNSKis *Klau8elgesetz in Ciceros Reden, Grundzüge einer oratorischen
Rhythmik*'®) sowohl durch die Energie der Arbeit wie durch die Wichtig-
keit der Ergebnisse. Ich halte es für einen vortrefflichen Gedanken
Zielinskis, dass alle einzelnen Klauselformen (vgl. JBRPh. Vi, 74) ein
gemeinsames Schema haben, das er die „Intcgrationsklausel** nennt. Diese
besteht aus einer „Basis" (oder „Anlauf"), die meist ein Kretikus, aber
auch ein Daktylus, Molossus oder dgl. ist, und einer „Cadenz" (oder
„Ablauf"), die mindestens ein Trochäus ist, aber sich in Halbfüssen be-
liebig verlängern kann; die üblichsten Formen sind: 1. — — ' — | — w;
2. — ^ — I — >^ — ; 3. - — ^ — I — -- — ^; weit seltener schon 4. —
I — ^ — u. s. f. Der Ge<ianke war ziemlich leicht zu fassen, nach-
dem erst einmal der Kretikus auch für den Ditrochäus als legitimer Vor-
reiter erkannt war (Form 3); aber auch Wolff, der diese Zusammen-
setzung der Form 3 bereits als die normale ansah .(vgl. JBRPh. VI 1,
4G1), hat doch die wichtige Folgerung noch nicht gezogen. Ich habe
ihre Richtigkeit immer wieder, bei Untersuchung der verschiedensten
Autoren, bestätigt gefunden und muss darin Zielinski auch gegen
Kroll'*) beitreten. Dass — — - — und — ^ — w eine feste Einheit
bildeten, zeigt am einfachsten die Entwicklung späterer Zeit: nicht den
einfachen Ditrochäus führen die mittelalterlichen Kanzleien fort, sondern ihr
cursus velox ixx,xxxx ist offenbar der Abkömmling von — ■^ — | — ^- -^
(vgl. JBRPh. a. a. O.). In anderem freilich habe auch ich starke Be-
denken gegen Zielinskis Arbeit. Nicht in den vielfach vortrefflichen
einzelnen Folgerungen für die ciceronische Textkritik, von denen ich
leider an dieser Stelle nicht reden kann. Wohl aber muss ich einerseits
die Formelsprache bedauern, die Z. einzuführen für rätlich gehalten hat.
Man kann sich hineingewöhnen — gewiss, und es ist nicht einmal so
sehr viel guter Wille dazu erforderlich. Aber zunächst macht sie auf
jeden einen abstossenden Eindruck, so scharfsinnig und konsequent sie
metricae et grammaticae, Dias. Göttingen 1904. 37) ÜDzuläuglich z. B.
C. Hofacker De clausulis C. Caecili Plini Secundi, Diss. Bonn 1903, ebenso
A. Kirch HOFF De Apulei clausularum compositione et arte, JbbPhSuppl. XX VIII
(1902) Iff. Besser über Apuleius neuerdings Schober De Apulei metamor-
phoseon compositione nuraerosa, Diss. Halle 1904. Andere neuere Literatur ist
zusammeogesteUt von Ed. de Jonge Les Clausules M^triques dans St. Cyprien,
Löwen-Paris 1905 (!), S. off., freilich nicht vollständig; es fehlt z. B. R. Kauer
Studien zu Pacianus, Jahresber. des k. k. Staatsgyin. im XIII. Bez., Wien 1902.
38) P.Suppl. IX .->91ff. 39) BPhWS. 190;-), ]mfl und 1900, 28(jf.
I 64 Hochlatein. 1904.
ausgedacht ist. Der erste Eindruck aber wird hier bei vielen entscheiden,
denn man kann sich nicht verhehlen, dass die Philologen den Gesetzen
der rhythmischen Prosa und gar ihrer Anwendung auf die Textkritik
vielfach noch mit grossem Missbehagen gegenüberstehen. Zielinskis
Algebra wird dieses Missbehagen unzweifelhaft wieder erheblich steigern.
Dabei scheint mir ihr Nutzen auch für die Kenner und Verehrer der
Klauselgesetze nicht einmal so besonders gross. Man soll sich, meine
ich, hier vor einer allzu ausspintisierten Kasuistik hüten; je subtiler
man die Gesetze zu gestalten sucht, um so schwieriger wird ihre An-
wendung und um so fraglicher, ob wir wirklich noch die antiken Ge-
danken denken oder uns schon in eigenmächtige Folgerungen hinein
verlieren. Die einfachen Gnmdformen, wie sie bei Wolf f stehen, scheinen
mir im ganzen auch heute noch ausreichend, um unsere Textkritik aufs
heilsamste zu beeinflussen; das sind die necessaria, über die man Einig-
keit erzielt sehen möchte. Weit weniger noch kann ich mich freilich
mit Z.s Folgerungen für die Akzentlehre befreunden, obwohl Z. davon
in überraschend hohen Tönen redet. Das Studium des Klauselgesetzes,
sagt er S. 592, „liefert erst das nötige Material zur Begründung einer
wissenschaftlichen lateinischen Akzentlehre, die . . . den sprachlichen Ge-
bilden das Leben zurückgibt, dessen sie bislang beraubt gewesen sind".
Ich habe aus den Ausführungen über diese Dinge S. 813 ff. nur wieder
gelernt, dass auch die besten Philologen gmmmatica non curant. Wo in
unserer Wissenschaft dürfte es wohl sonst möglich sein, dass ein hervor-
ragender Gelehrter ein Fach schafft, das — schon vorhanden ist, und
zwar in weit vollkommenerer Gestalt? Ein zweizeiliges scheues Kompli-
ment zu Anfang für die Plautusforschung, die „nachklassische" Akzent-
lehre und die „Etymologie", und dann wird bloss aus den Klauseln eine
Akzentlehre aufgebaut, deren sicherstes Ergebnis freilich ist, dass iudina
auf der drittletzten Silbe betont war, während nach einigen weiteren Ver-
mutungen der Rest „ein buntes Gewirr von Haupt- und Nebenakzent<Mi"
ergibt (8. 824). Der Weg zu wirklich brauchbaren Ergebnissen konnte
hier nur der sein, auf den ich Wolff geleitet habe: es niusste unter-
sucht werden, ob der bei Plautus von Lindsay und mir erkannte Satzion
in entsprechender Weise auch in den Klauseln zu finden ist; ist <las der
Fall, so können die Klauseln mit Vorsicht zu weiteren Folgeningen über
den Akzent verwendet werden. Vorläufig aber darf die Grammatik im
Kapitel über den Akzent Zielin sk i ebenso ignorieren, wie er sie ignoriert hat.
Breslau. F. Skutsch.
b)UochlateiD. 1904. An die Spitze des diesjährigen Berichtes darf
mit Fug und Recht Th. Zielinskis bedeutendes Werk gesetzt werden,
„Das Klauselgesetz in Ciceros Reden," Grundzüge einer
oratorischen Rhythmik^). Z. stellt zum ersten Male das in den
letzten Jahren so vielfach und so verschiedenartig behandelte Klausel-
gesetz auf festen Boden, indem er alle Klauselfornuai auf die von ihm
sog. Integration skia usel zurückführt, die er aus zwei Elementen bestehen
lässt, aus einer kretischen Basis und einer zwei- oder mehrsilbigen trochäi-
1) I^ipzig 11)04. Separat- Abdruck aus P.Siippl. Band IX, 4. Hoft.
G. Landgraf. I 65
sehen Kadenz. Das ist ihm die ciceronianische Klausel; das Gesetz ihrer
Einhaltung ist das Klauselgesetz bei Cicero. Im ersten (theoretischen)
Teile der Schrift werden nup die einzelnen Hauptformen dieser Klausel
besprochen unter Vorführung ihrer verschiedenen Typen. Der zweite Teil
befasst sich mit der Anwendung der gefundenen Gesetze, besonders mit
den Folgerungen für die Text- wie die höhere Kritik. Es ist kein
Zweifel, dass durch Zielinskis grundlegende Bchrift die Frage nach dem
Klauselgesetz zu einer brennenden geworden ist; die Achillesferse seiner
Forschungen und Ergebnisse scheint mir das allzu komplizierte Zeichen-
system zu sein, das er für die Klassifikation der Klauseln aufgestellt hat.
Sodann seien hier ganz kurz zwei wichtige handschriftliche Funde
zu Li vi US besprochen. Der eine stammt aus Ägypten und bedeutet
einen wertvollen Zuwachs zu den wenigen grosseren lateinischen Papyri,
deren Auffindung wir den unermüdlichen Papyrusforschern Grenfell und
Hunt verdanken (IV. Bd. der Oxyrhynchus Papyri Nr. 668). Wir haben
eine lateinische Livius-Epitome vor uns, die Auszüge aus den er-
haltenen Büchern 37 — 40 und aus den verlorenen 48 — 55 enthält. Über
das Verhältnis dieser Epitome zu den bereits vorhandenen Livius-Epi-
tomatoren zu sprechen ist nicht Sache unseres Referates. Die Ausgabe
KoRNEMANNS^) verdient in jeder Beziehung Lob, wenn auch der Text
in manchen Einzelheiten noch verbesserungsbedürftig ist (S. 15 z. B.
wird wohl retinuerat herzustellen sein nach Liv. 37, 51, 2, ib. Z. 16
ad mittendam se pensantem statt poscentem, vgl. S. 38). Den anderen
glücklichen Liviusfund machte der Vorstand der Bamberger Bibliothek in
dem Deckel einer aus dem 15. Jahrhundert stammenden Hs. theologischen
Inhalts. Prof. Traube, dem die 19 losgelösten Streifen zur Begutachtung
zugesandt worden waren, entdeckte darin die Überreste einer einst „herr-
lichen" Liviushandschrift der vierten Dekade. Ausführlichen Bericht er-
stattete Traube darüber im vierten Teile seiner ,paläographischen
Forschungen*'); S. 6 — 14 bietet Tr. einen höchst instruktiven und
interessanten Überblick über den Reichtum der Bamberger Bibliothek an
Klassiker-Hs., S. 14 — 18 gibt er die Überlief erungsgesch ich te des Livius,
speziell der vierten Dekade S. 18 — 26; darauf werden die Fragmente
selbst behandelt — Eine glänzende Leistung desselben Gelehrten ist
ebenda S. 47 ff. der überzeugende Nachweis, dass das im Jahre 1884
von Cortese veröffentlichte Pergamentblatt, dessen Inhalt vom Heraus-
geber dem Corn. Nepos zugeschrieben wurde, eine moderne Fälschung
ist. Damit fallen alle die Vermutungen und Folgerungen in nichts zu-
sammen, die man auf Grund dieses Schriftstückes über die Freundschaft
des jungen Historikers Albinus mit Ennius geäussert hat (vgl. z. B.
Schanz, Rom. Lit. Gesch. I* S. 66 und 123). Die Autorschaft des
Nejios hatte übrigens sclion Bücheier*) gleich nach dem Bekanntwerden
des Textes abgewiesen. Dem greisen Bonner Gelehrten verdankt man
auch eine neue Ausgabe der Satiren des Petronius^). Den I^sern
2) Die neue Livius-Epitome aus Oxyrhynchus. Text und Unter-
suchungen. Leipzig 1904 (Beiträge zur alten Geschichte, 2. Beiheft). Vgl.
dazu O. Rossbach BPh WS. 1905 Sp. 225 ff. 3) AbhAkMünchenhKl. XXIV.
Bd. 1. Abt. 4) RMPh. 1884 S. 023. 5) Petroni Saturae et über Pri-
apeorum quartura edidit F. B. Berlin 1904.
Vollmoller, Rom. Jahroubcricht VIII. r»
I GG Si>ätlatdn. 1002-1904.
dieser Zeitschrift sei bei dieser Gelegenheit in Erinnerung gebracht, dass
in dieser Ausgabe der Carmina Priapea auch die Reste der sprachlich
sehr interessanten saturae Menippeae deg Polyhistors M. Terentius
Varro enthalten sind sowie die sog. Apocolocyntosis Senecas auf
Kaiser Claudius. An neuen Auflagen der rühmlich bekannten Haupt-
Sauppeschen Sammlung von Textausgaben mit erklärenden Anmerkungen
seien hier erwähnt: Die Nipper dey sehe Ausgabe von Taci tu s Annales I
(B. 1 — 6) neubearbeitet von Andresen ®) und die Lad ewig sehe Vergil-
ausgabe, sehr zu ihrem Vorteil umgearbeitet von Deuticke'), dem ver-
dienstlichen Herausgeber der Jahresberichte über Vergil. Von neuen Auf-
lagen der Teubnerschen Sammlung verdient Hervorhebung der KRÜGERsche
Kommentar®) zu den Satiren und Episteln des Horaz, der durch die
Hinzufügung eines kritisch-exegetischen Anhangs besonders wertvoll für
die Lehrer geworden ist. Daran reihen wir die Aufzählung von zwei
neuen Ausgaben römischer Dichter, die beide in Italien erschienen sind,
nämlich T. Lucret i Cari de rerum natura lib. I erklärt von C Pascal*)
mit Übersetzung schwieriger Stellen ins Italienische und die gediegene
kritische Textausgabe der Argon autica des C. Valerius Flaccus von
C. GiARRATANO ^^). — Wir schliessen unseren diesmaligen Bericht mit
dem Hinweis auf zwei treffliche sprachliche Monographien. In der einen
behandelt L. S. Fighiera^^) in umfassender, musterhafter Weise die
Sprache des Historikers Sallustius Crispus; die andere, welche Jos.
Unoewitter^^) zum Verfasser hat, bietet einen wertvollen Beitrag zur Ge-
schichte der silbernen Latinität, indem sie die Neubildungen des Vellcius
Paterculus und Valerius Maximus vorführt.
Schweinfurt. Gustav Landgraf.
C) Spätlatein. 1902 — 1904.^) Von neuen Ausgaben mckjhte ich die
folgenden erwähnen. Den Text des Historikers Granius Licinianus,
der in einer dreimal beschriebenen Londoner Hs. vorliegt, hat Flemisch
neu herausgegeben^), leider ohne die Hs. selbst einzusehen; ein sj)rach-
licher Index ist beigefügt. Sonst sind besonders Grammatiker behandelt
worden. So ist von Wessnerö Ausgabe des Donatkommentares zu
Terenz, richtiger gesagt, der unU»r Donats Namen gehenden Scholien-
massc, in der Berichtsperiode der erste Band erschienen % der die antiken
Vorreden und die Erklärung von Andria und Eunuchus enthält; hier ist
die überlieferte Form des Textes gegeben ohne jede Sch(iidung der ver-
6) 10. Aufl. 1004. 7) Buch I -VI der Aeneis, 12. Aufl. 1902; Buch
VII-XII, n. Aufl. 1004. 8) I. Satiren, 15. Aufl. 1904; II. Episteln, 14. Aufl.
1000. 9) Koma-Milano 1004. 10) Mailand 1904: Bd. I. Prolegomena LVI,
Bd. II Text mit krit. Noten 82 S. 11) La liugua et la grammatica di
C. Crispo Sallustio, Savona lOOO, s. dazu Maurenbrecher BPhWS. 1005
Sp. 217-224. 12) De Vellei Paterculi et Valerii Maximi genere
dicendi quaestiones selectae. Münchner Diss. 1904, vgl. ALLG. XIII,
590 f.
1) Zur Ergänzung der früheren Berichte verweise ich noch auf Wessners
Bericht über die Literatur zu den Grammatikern aus 1891 — 1901 JBKA. CXIII
11:^—227, BuiiKHARDs über die zu den Rednern aus 1897—19^2 ebenda CXVII
155 — 180, Opitz' über die zu den späteren Historikern aus 1807—1002 ebenda
CXXI 120—142. 2) Leipzig, Teubner 1904. 3) Leipzig, Teubuer 1902.
W. Kroll. I G7
f»chiedenen Bestandteile, rlie sich doch nicht hätte durchführen lassen.
Ferner i«t die grosse Thilo-Hagen sehe ßerviusausgabe durch das Erscheinen
des zweiten Heftes von Band Hl, das Hagen bearbeitet hat, zu einem
gewissen Abschluss gelangt*); es enthält die appendix Serviana, nämlich
1. den Kommentar des Junius Philargyrius zu den Bucolica, 2. eine
brevis expositio zu den Georgica, 3. den sogen. Probuskommen tiu* zu
Bucolica und Georgica, 4. die 8cholien des Vuronenser Palimpsestes, die
infolge der Bemühungen A. Hennanns in wesentlich besserer Gestalt er-
scheinen als einst bei Keil, 5. — 7. die auf Vergil bezüglichen Glossen,
8. die Reste der Vergilgrammatik des Asper aus einem Pariser Palimp-
sest. Von Nonius Marcellus hat uns Lindsay endlich eine handliche
und erschwingliche Ausgabe mit musterhaft knappem Apparat bescheert*).
Der Index rerum enthält unter „sermo hodiernus" die Fälle, wo Nonius
auf die Sprache seiner Zeit eingeht. Das Glossar des Cod. Voss. 4® 69
hat Glogger gesondert herausgegeben •); sein Kommentar achtet zwar
in erster Linie auf die altenglischen Glossen, ist aber darüber hinaus von
Wert Kurz notiert sei auch die Ausgabe des späten Grammatikers
Remigius Autissiodorensis von W. Fox'').
Von Abhandlungen nenne ich nur solche, die den Romanisten
interessieren. Daigl hat den Dichter Avien auch nach Reite derFonnen-
lehre, Syntax und Prosodie behandelt^). E. Appel") hat bei Corippus
besonders auf Vulgarismen geachtet, freilich ohne sorgfältige Sichtung
und mit starker Beimischung von Vielem, was diesen Namen nicht ver-
dient. Festus' Breviarium hat Woelfflin^®) behandelt, hauptsachlich
um die Abhängigkeit von Florus und Eutrop zu erweisen. Von Lessing"
Speziallexikon zu den scriptores historiae Augustae sind die Hefte 5 — 7
erschienen^*). Das kühne Unternehmen eines Wortindex zu Solinus
hat Lederer begonnen *^). Sehr zahlreich sind wiederum die Arbeiten
ülxir den rhythmischen Satzschluss, den an Spätlateinern namentlich
V. Winterfeld untersucht hat*^).
Bibel- nud Kirchenlatein. 1902—1904^*). Für die diesmal sehr
spärliche Literatur zum Bibellatein kann auf den theologischen Jahres-
bericht verwiesen werden, Eine gute Übersicht bietet der Artikel von
Burkitt *Text and Versions* in der Encyclopaedia Biblica IV
4977 — 5031. Besonders nennen will ich nur die letzte Arbeit des un-
4) Leipzig, Teubner 1902. Es fehlt noch der in diesem Falle besonders wichtige
Indexband, denBabbow zu liefern versprochen hat. 5) 3 voll. Leipzig, Teubner
1903. 6) Das Leidener Glossar Cod. Voss. lat. 4« 09. I Text der Hand-
schrift. Augsburg 1901. II Erklärungsversuche. Augsburg 1903. 7) Leipzig,
Teubner 1902. 8) Avienus, Studien über »eine Sprache, seine Metrik
und sein Verhältnis zu Vergil. Erlangen 1903. 9) Beiträge zur Er-
klärung des Corippus. München 1904. 10) ALLG. XIII 69—97, 173—180.
11) Leipzig, Rcisland. 12) Fragmentum indicis in Solini collec-
tanea. Pr. Bayreuth 1901. Alterum fragmentum (bis cyprum), 1902.
13) An den script. bist. Aug. RMPh. 57, r)49 — 5.08; an Eulogius P.
N. F. 15, 623—026; an Minucius Felix P. N. F. 17, 315—317. Andere
Arbeiten nennt Zielinski, Das Klausclgesetz in Ciccros Reden 8. 25;
ich fuge hinzu B. Kauer, Studien zu Pacianus. Pr. Wien 1902. der besonders
auf Berücksichtigung des Wortakzentes und andere für die Aussprache wichtige
Erscheinungen aditet; ferner J. Candel, De clausulis a Sedulio adhibitis.
Toulouse 1904. 14) Für die Literatur des 4. Jahrhs. kann ich jetzt auf die
I 68 Spätlatein. 1902—1904.
ermüdlichen S. Bercjer (f 1900), der auf Grund eines Materiales von
1200 Hss. die Prafationen der Vulf^ata untersucht und damit einen wich-
tigen Beitrag zur Klassifikation der Hss. geliefert hat^^), und die Ausgabe
der ältesten Übersetzung des Buches Baruch von G. Hoberg ^*); sie
steht in einem Codex in Leon in Spanien saec. X, den aber H. nur in einer
vatikanischen Abschrift hat benutzen können, und ist verschieden von
der Vulgata und der bei Sabatier abgedruckten Übersetzung der Kap. 1 — 5,
die nur eine überarbeitete Vulgata zu sein scheint. H. druckt den
griechischen Text und die drei lateinischen Übertragungen nebeneinander ab.
Von Ausgaben christlicher Schriftsteller sind zunächst die des
MinuciusFelix von Bönig ^'') und Waltzing^®) zu nennen; der letztere
hat auch eine Bibliographie erscheinen lassen, die bei der abnorm an-
geschwollenen Literatur nicht ohne Nutzen ist^®). In der Zeitfrage hat
sich die Wagschale etwas auf die Seite derer geneigt, die Tertullians
Apologetikum für älter halten und den Minucius ins 3. Jahrh. hinab-
rücken, besonders seitdem Harnack die für den späteren Ansatz sprechen-
den Gründe energisch betont hat*^). Im Wiener Corpus sind diesmal
nur Ambrosius und Augustinus bedacht worden; von jenem ist die Ex-
positio evangelii secundum Lucam von K. Schenkl bearbeitet worden ^^)
— wichtige Nachträge und gute sprachliche Beobachtungen hat Engel-
brecht gegeben^*) — , von diesem die Retractationes durch Knöll"),
die Schriften de perfectione iustitiae, de gestis Pelagii, de pec-
cato originali, de nuptiis durch Urea und Zycha **), die vier Bücher
de consensu evangelistarum durch Weihrich^*); von Goldbacher*
Ausgabe der Briefe ist der dritte Teil erschienen, N. 124 — 184* ent-
haltend^^). Das seiner Zeit im Wiener Corpus von EUis bearbeitete
Gedicht des Orientius hat Bellanger mit ausführlichen Prolegomena
herausgegeben, in denen auch Verskunst, Sprache und Stil berücksichtigt
werden ^'^). Mit grosser Sorgfalt hat v. Gebhardt die drei lateinischen
Übersetzungen der Acta Pauli et Theclae herausgegeben*^). Einige
lateinische Texte enthält auch desselben handliche Ausgabe 'Ausgewählte
Märtyrerakten' *^), nämlich die Passio Scillitanorum, die Passio Perpetuae
et Felicit4itis, die Acta Achatii, Maximi und Cypriani, die Passio Marciani
et Jacobi, Montani et Lucii, Irenaei, die Gesta apud Zenophilum, die
Acta purgationis Feliciy; sie haben zum Teil aus Ruinart abgedruckt
werden müssen, bei den meisten aber hat neues handschriftliches Material
zur Verfügung gestanden. Diese Ausgabe hat Heraeus Veranlassung
zu wertvollen sprachlichen Bemerkungen gegeben^®), vgl. z. B. ül)er
sorgfältige Daretcllung in M. Schanz, Geschichte der römischen Lite-
ratur IV 1 (München 1904) verweisen. 15) Les pr^faccs jointes aux
livrea de la Bible dans les manuscrits de la Vulgatc (Aus: M6raoii-ea
presenti^s il l'Acad^Miiie des inpcriptions T. 11). Paris Klinckeicck 11)02. 16) Pro-
gramm der Univ. Freiburg i. B. 1902. 17) Leipzig, Teubner 1903 (mit aus-
führlichem sprachlichem Index) 18) Louvain, Pceters 1903. 19) Biblio-
graphie raisonn^^e de M. F. Louvain 1902. 20) Geschichte der alt-
christl. Literatur II 2 (1904) S. 324—330. 21) Band 32 (1902).
22) SBAkWienphhKl. 146 (1903). 23) Band 30 (1902). 24) Band 42 (1902).
25) Band 43 (1904). 26) Band 44 (1904). Alle diese Bände sind ohne sprach-
lichen Index. 27) Paris, Fontemoing 1903. 28) TU. XXII Heft 2 (1902).
29) Berlin, Duncker 1902. An den lateinischen Texten ist noch manches zu
verbessern. 30) ALLG. XIII 429—432.
W. Kroll. I 69
sahiim htum ^gesegnetes Bad*, nttonitns = attentus, rcgionnntcs
*Einheimist^he', copla = enpuln u. s. w. Endlich ist Bechtel» Aus-
gabe der Peregrinatio Bilviae zu nennen, die auch eine eingehende
aber wenig förderliche Übersicht über die Spmche enthält ^^).
Unter den Monographieen sprachlichen Inhalts verdient den ersten
Platz H. Hoppes zusammenfassende Arbeit über TertuUian^*), die
sich nicht bloss durch Gründlichkeit auszeichnet, sondern mehr als es
sonst in solchen statistischen Arbeiten üblich ist auf die Erklärung der
Erscheinungen eingeht. Leider fehlen aber zusammenfassende Kapitel über
Graecismus, Archaismus, Vulgäres, obwohl die früher (1897) erschienene
Dissertation des Verf. diese Fragen behandelt hat; man wird also häufig
noch zu dieser greifen müssen. Sehr ausführlich, aber rein statistisch
hat Bayard die Sprache Cyprians dargestellt ^^) (die Einleitung über den
Studiengang enthält einiges Beachtenswerte), ähnlich aber kürzer Quillacq
das Latein des Hilarius^*). Sehr viel ausgiebiger als diese ennüdenden
Zusammenstellungen sind trotz ihrer Kürze die wenigen Kapitel, die
PiCHON in seinem Buche über Lactanz^^) der Sprache und dem Stil
gewidmet hat. Li Novatians Briefen versucht Wehofer mit mangelndem
Erfolge Einfiuss des Juristenlateins nachzuweisen'^®). Über Boethius hat
Engelbrecht, der künftige Herausgebor dieses Autors im Wiener Corpus,
eine wertvolle Studie veröffentlicht ^^), die neben Fragen der Überlieferung
auch sprachliche Einzelheiten behandelt. Einzelnes für die Sprache fällt
auch aus WöLFFLTNS Beobachtungen über Alliteration und Reim
bei Salvian ab^®) (z. B. über Verdrängung von super fluws durch
supervacnn^), O. Abel hat in seinen 'Studien, zu Cassianus*^*) auf
S. 1.5 — 17 die Spuren gallischen Lateins zusammengestellt. Die Sprache
des Ennodius hat A. Dubois sehr ausführlich behandelt*®) — ich verweise
besonders auf den Artikel Vnl(/aire seines Lidex — aber ohne den Zu-
sammenhang mit der giülischen Rhetorik aufzuzeigen, was seine Hauptr
aufgäbe gewesen wäre.
Die von Vulgarismen strotzende Sprache von Antoninus Itinerarium
hat Bellanoer*^) gut und übersichtlich geschildert (vgl. z. B. über
hibere und faeere als Hilfsverba S. 103 ff.).
Von Dichtern ist Paulinus Nolanus durch M. Philipp*^) auf seinen
Stil (z. B. Einfiuss der Rhetorik und des Bibcllateins, aus dem er Worte
wie maimo rnafidtirare entlehnt) und die Abhängigkeit von Dichtern
wie Vergil und Ausonius untersucht worden. Stutz enberger*^) hat in
einer Arbeit über den Heptateuchus die Hypothese Bestes widerlegt.
31) Silviae peregrinatio. The text and a study of the latinity. Chicago 1902.
32) Syntax und Stil des Tertullian. Leipzig, Teubner 1903. 33) Le
latin de S. Cyprien. Paris, Hachette ll)()2. 34) Quomodo latina lingua
usus Sit S. Hilariu.s. Tours 1903. 35) Lactanco. Paris, Hachette 1901.
Vgl. die wertvolle Besprechung von Geffcken XJbbPh. XI 550—508.
36) WS. 23, 269-275. 37) SBAkVVienphhKl. 144(1902). 38) ALLG.XIII 41 -49.
39) Erlangen 1904. 40) La latinity d'Ennodius. Paris, Klincksieck 1903.
Nicht zugänglich war mir Tkahey de sermouc Ennodiano. Indiana 1904;
vgl darüber F. Vooel ALLG. XIV 149. 41) In Antonini Placcntini
itinerarium grammatica disquisitio. Paris, Fontcmoing 1902. 42) Der
Sprachgebraueh des Paulinus von Nola. München 1904. 43) Der
Heptateuch des gallischen Dichters Cyprianus. Pr. Zweibrücken 1902.
I 70 Lotin vulgaire et bas-latin. 1004.
welcher zwei Dichter annahm, indem er Gleichmässigkeit <ler sprachlichen
und metrischen Technik aufzeigt Hüttingfr**) handelt über Boethius'
Abhängigkeit von Dichtern in seinen Versen; auch die Ge-
dichte des Martianus Capella sind benutzt
Greifswald. W. KrolL
d) Latin Yulgaire et bas-latin. 1904. Travatix d^ensetnble.
II convient de citer en premit^re ligne la 2** Edition du travail de Meyer-
LÜBKE^) sur rhistoire du latin dans les pays de langues romanes, qui
doit servir de base aux 6tudes speciales sur le latin vulgaire. L'auteur
y a introduit certaines modifications rendues n^cessaires par une connaissance
plus approfondie de la langue, il y a aussi consign6 tous les r^^sultats nou-
veaux acquis peiidant seize ann^es de recherches, dont il peut, lui-m^me,
revendiquer la plus grande part Buecheler*) signalc une s6rie de
formes vulgaires tirte des mss. et des inscriptions: Sjyechas = Psecas,
avec m^tath^se de j;«; laxus <C Idssus <1 hipsus; tirtis = r,etis;
exierent= exigerent; Arhignotns, nouvel exemple de gn^ngn; tri-
burna <C tribvuar <i tribunal. Dans une inscription de la fin du
2® siecle, au plus tard, on lit sine alteiitrum animi laesioneviy ce qui
permet de faire remonter bien au-dela de rejx>que de Saint J6r6nie (cf.
Goej^zer, p. 412) Temploi de aUn^nter comme pronom adverbial invari-
able, edo (manger) fait au parfait edidit sur une pierre du 2*-* ou du
3® siecle. — Stowasser^) propose une s6rie de modifications au texte
des Carmina epigraphica de Buecheler, (jui, si elles 6taient fondöes et
admises par la critiquö, fourniraient plusieurs formes interessantes. II y
aurait surtout a noter Tinterpr^tation de la graphie decwaat (ita leiber-
täte illei nie, hie me derorant stola, 56, 3). L'auteur y reconnait un
imparfait, le prototype des imparfaits romans sans fc. Malheureusement
cette maniere de lire est sujette a caution. Le sens r6clame un parfait
et je pr^fererais encore y voir avec T^diteur un parfait contractu.
D'ailleurs ce n'es^t pas a la premiere conjugjiison qu'on s'attendrait a
trouver une desinence aajn, puisque le b s' y est maintenu partout en roman,
sauf en roumain, mais bien dans un verbe de la 2*\ 3® et 4*^ classe. L'ouvrage
de W. Sohulze*) sur les noms propres latins, abondamment document^,
tniite principalement des rapports de Tonomastique 6trusque avec Tono-
niastique latine. L'auteur y Studie aussi la formation des noms genti-
lices dans les provinces de TEmpire. Outre -iius (ju'on rencontre partout,
certaines contr^cs ont des suffixes spCrJaux: Tltidie sup6rioure i\-acus,
TEspagne -icus, riilyrie et le pays de V6netes -irns, 'Ocus, les pays
rh^nans, ä une ^poque posterieure, -hiius. On y trouve, en outre, une
longue liste des gentilices qui admett«nt le rcdoublemcnt de la consonne
du radical et notre attention est attir^e sur ce fait que les noms
44) Studia in Boethii carmina coUata. I. II. Pr. Eegeosbiirg
1901, 1903.
1) Die lateinische Sprache in den romanischen Ländern,
GG. I, 2. Aufl., 1904, p. 451— 497. 2)Dc idiotismis quibusdam latinis,
RMPh. 1904, p. 34—41. 3) Lexikalische Vermutungen zu Buechler\s
Carmina epigraphica, WS. XXV, 1903, p. 257—271. 4) Zur Ge-
schichte lateinischer Eigennamen, (lApnhKl. NF. V, 2, 1904, C47 p.
J. Pirson. I 71
foroi^s a Taide (Fun suffixe renfermant / {-eHutSy 'iiliiiSf -ullius, -ilius, dius)
pr6sentent g^neralenient la consonne simple par j^uite du döplacenient de
Taccent. Philipp^) Studie dans sa th^se de doctorat, dont uiie partie
seulement a paru, la langue de Pauli h de Xole (353—431 apr^s J. Ch.).
L'6v6que de Nole, 61ev6 a Töcole des rh^teurs et rompu au ni6tior (r^cri-
vain, n'offre guere de prise au latin vulgaire. Sa langue n'est accessible
au parier populaire qu'en tant qu*il iniite les poete^, qu'il paräemc sa
prose de lours dits po^tiques (p. ex., Teniploi de rinfinitif-r^ginie, dont il
fait fr^iuemnient usage) et qu*il adopte certaines locutions et constnictions
niises a la mode par les traductions de la bible, L'6tude d'AppEL*)
sur CoripptiS montre qu'au VP sie.ele la langue po^tique est envahie
par les vulgarisnies. Le vocabulaire du poete devient aussi abstrait que
eelui des prosateurs; les degr^s de comparaison y »ont ^galenient exprim^s
par voie d'analyse [mayis certiiui, plus lucidior; proximior; nimimn
proximus); totus = ehaque et (^hacun; les verbes inchoatifs sont
devenus transitifs, les verbes transitifs sont employös absolument ou
dans le sens r^fl^hi; itaqiie = hinc est quod, lüde est quod;
nee = nan; le g^nitif partilif fait place a de et a Tablatif; Tin-
strunient est exprim^, entre autres, par in et Tablatif; dans la sub-
ordonn^, le plus-que-parfait prend a Tindicatif le sens du parfait
et, au subjonctif, celui de Tiniparfait; Tindicatif p6n^tre dans l'inttir-
rogatioii indirecte ainsi que dans les proiK)sitiüns relatives a sens gC»neral;
la proposition iufinitive est remplacee par la proj)Osition personnelle
avec quod et quoniam. Le latin du VI'" siecle fait 6galenient les frais
de Tarticle de Sepuixiri ''j dans le preniier volunie d(»s SME. Apr^s
avoir etabli certains crit^res (jui, d'apres lui, perniettont de distinguer les
fautes propres a Toriginal des erreurs dues aux coj)istes, Tauti'ur passe soigneu-
sement en revue toutes les particularites gnunniaticalos de la langue du
pape Gregoire (r)40— (504), dont voici les plus airacteristiques : rndmus,
vervicem, trea (= tria), custus, -örium > -uriu/f/y clodns {= claudus),
agebat (= aiebat), augumentum, adlatus, inlalu.s, inalansus, rendrdi,
adsteti, perstetermit ; menstruell f^m. sing.: abhati de monasterio,
per Jiotnen voeare] Inrit (= se l/ivit); erigi (= se erigere): enibes-
citur (= erubescit); ?nortuus est {= morietur)\ iwscisset (=: nesciret),
spondit (= spopondit); odire, odiensi magis mirabileni, tnuUo dul-
eissinui; plenius (= plene). C<»s fonnes et ces construclions, ainsi (jue
beaucoup d'autrcs nioins iniportantes que j'ai passees sous silence, sont
coinmunes a tous les mss. et partiint peuvent 6tre attribu6es a Tarchetype.
On voit en m^me tenips par la quo le latin (ie Saint Gregoire rossenible
a eelui de ses contemporains. Abel®) cherche, entre autres, ä prouver
que Cassianiis (360 — 435), dont la nationalitö n'est pas encore defini-
tivement 6tablie, est originaire de la Gaule, mais les arguments qu'il
tire, a cet effet, de la langue et du style de cet ecrivain, ne sont guere
5) Zum Sprachgebrauch des Pauli nus vonNola, Diss. München. —
Erlaogea, 1904, 85 p. 6) Beiträge zur Erklärung des Corippus mit be-
sonderer Berücksichtigung des vulgären Elementes seiner Sprache.
München. Prgr. 1004, 07 p. 7) L e a 1 te r a zi o n i f u n e ti c h e e m o r f ol o gi c h e n c 1
latioo di Gregorio Magno e dcl suo tempo. SME. 1 11)04, p. 17\~2:*A,
8) Studien zu dem gallinchen Presbyter Johannes Cassianus. Diss.
I 72 Latin vulgairc et bas-latin. 1904.
probante. Coutumier ne remonte pas, directement du moins, a constie-
tudinaritcSf c'est un d4riv6 de coutume; po?na dans le passage cit6 a
plut6t le sens de fruits en g^n^ral; mansio figure avec le sens de
maison dans Victor Episcopus Vitensis {npum cereas . . . manstones) ®)
saus parier ni de Seduliu8^% ni de Palladius^^), dont le pays d'origine
u'est pas bien certain. D'autre part, Fallit^ration, Tablatif instru-
mental avec de, Tadjectif verbal en -ndus avec le sens du participe
futur passif n*offrent rien de sp6cial a la Gaule. Gruber ^^) a entrepris
de rechercher les sources — la these de docteur se borne aux sources
principales — des plus anciens glossaires latins-anglais, c'est a dire des
recueils d'Epinal, d'Erfurt et du glossaire dit Corpus. II a apport6 a
l'ex^cution de cette täche ardue un soin et une application dignes
d'öloges. Ces sources sont avant tout la bible, puis les canons des
conciles, les d^crets des pontifes, la regle de St Benoit, la vie de Ste.
Eug^uie, les ouvrages de St. J6r6me. L' introduction renferme une s6rie
de remarques critiques sur les gloses, que pourront niettre ä proiit tous
ceux qui veulent s'initier aux secrets de la langue des glossaires. Je
citerai encore un travail analogue et non moins r^ussi du Pere Glogger
O.S.B.'^) sur le corpus de Leyde, dont il a d^ja donn6 en 1902 une
Edition critique^*).
FhOfietique* Lindsay^'*^) cite deux passages, deux jeux de niots
qui sembleraient prouver que dans la prononciation de gn le g s'etait
de bonne heure assimil6 a Vn ou avait pris tout au moins la valeur d'une nasale
v61aire: ignem rnagnum = i/2Ä?/rwanwr/2, Piaute, Rud. 767. ig?iominia
= in nmniney Cic. Rep. IV, 6. Stürtevant ^^) n'admet pas qu*il y ait eu
allongement compensatoire de la voyelle apres la r^duction de rss a ss
et cite ä Tappui de son opinion les formes romanes dosso et dos, qui
supposent une base latine doss7im avec ö, Stolz ^') explique lo change-
ment du grec xgauidXrj en ci^apula, en admettant un double traitement
de la diphthongue ai, Elle serait devenue ae dans la langue litteraire
et a dans la langue populaire, qui, dans la suite, a 6galement r^duit au
m^me son a la diphthongue germanique aL W. Schulze'^) ötablit a
Taide des t^moignages des grammairiens la prononciation ä Töpoque latine
des caractöres de l'alphabet. Des observations faites par Tauteur il
r§sulte que le Systeme actuel a ^t6 mis a la mode par les commcntateurs
de Donat. Au point de vue roman, il importe surtout de mentionner la
mani^re tout au moins curieuse dont Schulze explique les diverses pro-
nonciations de Vh dans les langues modernes. En latin on pronon9ii
d'abord ha, comme aujourd'hui encore en allemand. Par analogie avec
michij nichü et les interjectioiis ach! vach! proch, {h)a serait devenu,
ErlangcD, 1904, 61 p. 9) Corpus Script eccles. latin. VIT p. II, 14-1.5.
10) Ibid. X p. 202, 11. 11) Palladius, de Agric. I 8—9 pa-ssim. öd.
Schmitt, Tcubner. 12) Die Hauptquellcn des Corpus-, Epinaler und
Erfurter Glossares. Diss. München, 1904, 95 p. 13) Das Leidener
Glossar. 2. Teil. Erklärungsversuche. Diss. München, 1903, VI— 1)6 p. 14) Das
Leidener Glossar. 1. Teil. Text der Handschrift. Progr. Gymn. St.
Stephan, Augsburg, 1901, 96 p. 15) The pronunciation of gn in Latin.
CIR. 1904, XVIII p. 402. 16) Latin s{s) from r.v*, CIR. 1904, III p. 159.
17) Zum lateinischen Wortschatz. IgF. XVII 1904— 1905, p. 85—93
18) Die lateinischen Buchstabcnnamcn. SBAkBerhn. 1904, p. 760—785.
J. Pirson. I 73
apr^s la chute de Taspiration, ah, prononciation qu'on peut admettre a
la inani^re dont le grammairien Pontianus d6fiuit Taspiration. ah aurait 6t6
ensuite transform^ en ac(cf. mihi > mici, nihil^ nicil) et c'est cet ah '^ac
qui serait ä la base des fonnes romanes acta (ital.), ache (esp.), ache (fr§.),
dont la voyelle finale aurait la m^me valeur que dans effe, eile, cmme.
Ensuite^ par rinterm^diaire des Normands, V ache fran9ais aurait 6t6
transmis aux Anglais, qui en auraient fait leur etsch,
Morphologie. Sepulcri^*) r^unlt les diverses formes de tollo
au parfait et au participe. Ce sont^ outre sustuli et sublatum, iuK,
tolli, tulli, tulsi (VI* siecle) — tulttim (VI® sifecle). On peut encoro
y ajouter tulitum^^) (VP siöcle).
Formation des mots. Jusqu'a präsent on ^tait g6n6ralement
d'accord pour faire d^river les substantifs verbaux (participiaux) du parti-
cipe pass^ opinion que Meyer-Lübke a reprise et d^velopp^ dans sa
grammaire des langues romanes (II, § 486). Collin*^) pr^tend les faire
remonter aux substantifs verbaux latins en -tiis (sus). Le sens des
substantifs en question sc pr^te parfaitement ä cette filiation, mais la
forme, le genre feminin des noms verbaux romans soul^ve plus d'une
difficult6. Pour Texpliquer, CoUin se fonde sur le passage des substantifs
en 'tus ä la 2® d^clinaison, oü ils prenaient de pref^rence la forme du
neutre singidier. A ce dernier succ^dait bientAt un neutre pluriel, qui
pouvait donner en roman des substantifs föminins. Cette th^orie trouve
un argument dans ce fait que le roumain et Tespagnol ont conserv6 un
grand nombre de formes con-espondant aux noms latins en -tus. Mais
tout interessante qu'elle soit, eile ne l^ve cependant pas tous les scru-
pules. II faudrait avant tout prouver quo les noms abstraits en -tus
n'ont pas cess6 d'dtre en vigueur dans le latin populaire. Or, la pr6di-
lection marqu^ des 6crivains de la d6cadence pour les substantifs en -tio
semble indiquer le contraire, quoi qu'en dise Tauteur. Collin trouve
Texplication de Meyer-Lübke trop conipliqu6e pour etre vraisemblable.
Ce dernier, prenant comme point de d6part le participe pass6 passif, est,
en effet^ oblig6 d' admettre un transfert du pass^ au präsent et de la voix
passive a la voix active. Mais cette modification de temps et de voix n'est pas
un fait isol6 dans Thistoire des formes verbales et Collin, lui-m^me, reconnait
qu'en fran9ais moderne le participe pass^ substantifi6 prend souvent un
sens aetif. — L*origine des trois suf fixes diminutifs -et, -ot -at est encore
inconnuc. II semble toutefois que le feminin -ettc remonte au suf fixe
'Uta qui figure dans une s^ric de noms propres do femnies, ce qui est
d'autant plus admissible qu'aujourd'hui encore ce suffixe, dans le domaine
des noms propres, s'ajoute de pr6f6rence aux noms de femmes. D'oil
provient ce suffixe 4tta? Meyer-Lübke *'-*) et Ltndsay^^) le declarent
d'origine ^trangere sans sp^cifier davantage. Zimmermann**) le fait
19) Antiche tracce d'un verbo volgaife. Estratto della Miscellanea Nuziale
Öherillo-Negri. 1904, p. 27—29. 20) Cf. Ihm, H. 1902, p. 149. 21) Zur
Geschichte der Nomina actionis im Romanischen. ALLG. XIII
p. 453—473. 22) Meyer-Lübke, Gramm, der rom. Sprachen, II §505; GG. P,
p. 485, 61. 23) Lindsay-Nohl, Die lat. Sprache, p. 419, 90. 24) Wie sind
die aus dem Romanischen zu erschlicssenden vuIgärlatciniRchcn
Suffixe attus (a), ottus (a) und -äta entstanden? ZRPh. 1904, XXVIII
p. 343-350.
I 74 Latin vulgaire et bas-latin. 1904.
deriver du suffixe latin -litis, -ita devenu -)ttiis, -Uta dans la pronon-
ciation populaire, la consonne ayant 6t6 allong^ et la voyelle abr^gee.
4tus qui aurait d'abord servi 'a former des noms propres (AvituSy
Nonnltus) d6riv6s de noms de parent^, aurait eu d'abord uii sens hypo-
coristique et finalement serait devenu un suffixe diminutif. Zimmermann
cite a Tappui de cette opinion, une s6rie de noms propres tir^s des in-
scriptions. On y trouve des formes en -ita et -Uta, quelques -unes en
-itiis, mais pas un seul exemple du suffixe -ittus, a l'exception toutefois
de Sfmvittius, oü le redoublement du t peut ^tre du au jod suivant
II semble bien que -Uta, d'origine latine ou non, alt 6t6 specialement
r^serv^ aux noms de femmes. -ottiis (a), -attus (a) sont de m^me
rattaches a la d6clinaison populaire des noms propres. D'apres les
g^nitifs Ca^siemtis de Cassicia et Nerotis de Kero, on aurait refait
des nominatifs en at{t)a, at(t)us, ot{t)a, ot(t)us. Malheureusemeiit les
exemples cit^s ne sont ni assez nombreux, ni assez probants pour 6tayer
solidement la d6monstration.
Lexicographie. Bonnet *^) signale comme addenda lexicis
le mot gaulois latinis^ cambus, qui figure en qualit^ de surnom dans
une inscription d*Afrique (329 aprös J. Ch.) ainsi que les formes sub-
cambaster, subealvaster et surosus dans les mss. de la traduction latine
des actes deThMe. Groeber**)avaitpropos6 abdurare(=obdu7'a7'e) comme
Substrat des mots romans addurare (ital.), abdurar (prov.), adurer (vfr.).
Denk*') vient de döcouvrir la forme adurare, qui suppose une forme
ant^rieure *addiirare, dörivant elle-m^me de *abdurare pour obdurare.
S. Basöis*®) mentionne fatales avoc le sens de meretrix. I^e dictionnaire
que vient de publier Gradenwitz *^) comprend deux parties. D'abord
une simple liste des mots latins dress^e dans Tordre alphab^tique tra-
ditionnel (a fronte)^ oö Ton trouve tous les vocables cit^^s par .Georges'')
plus les addenda de Paueker et de T Archiv. La 2^*^ partie comprend
ces mßmes formes, mais rang^es dans lordre inverse, en partant de la
derniere lettre du mot {a tergo). Ce lexique, original a sa mani^re, est
appele a rendre des Services tout sp^iaux a ceux qui s'occupent
dctudes gnunmaticalcs et de la critique de textes. II permet, entre
autres, d' embrasser d' un seul coup d' oeil chaque groupe de mots formes
a Taide de tel ou tel suffixe (voir, par ex., la longue liste des substan-
tifs en -osus). S. Pikri^^) fait döriver Titalien fattiichiere (enchanteur,
sorcier) du latin *fatiiclariiis de fatiulus.
Textes. Apres Tedition que Lumbroso a donn6e en 1903 de la
Descriptio orbis terrae, ce mdiment de g6ographie universelle du
IV^'siecle, en voici une nouvelle due aux soins de Th. Sinko^^) avec indi-
cation des sources latines et conmientaire critique. L'etude grammaticale
dont WöLFFLiN la fait suivre, r^völe un langage fortement impr^gn^ de
gr^cismes {horum majorem, misteria perfiritur, propter suorum frul,
25) ALLG. XIII p. 579-r)80. 26) ALLG. I, p. 233. 27) ALLG., XIII,
p. 583—584. 28) Ath. 1904, XVI, p. 282. 29) Laterculi vocum lati-
narum. Voccs latinas et a fronte et a terzo ordinandas enravit
Otto Graden witz Antecessor Rcgimontanus. Leipzig, Hirzel 1904,
XIII, 545 p. 30) ALLG. XIII, p. 582. 31) ALLG. XIII, p. 531— 571. 32) Be-
merkungen zu der Uescriptio orbis. ALLG. XIII, p. 573—578.
J. Pirson. I 75
ut nan posse Imbcre, deos coletdes = xifjLOifxevovg), sans qu'on puisse
toutefois en inf^rer que ce texte a 6t6 traduit du grec. La patrie de
Tauteur est inconnue, mais il parle de TEgypte avec un tel enthousiaame
qu'on pourrait croire qu'il est originaire de ce pays. Aux ouvrages d^ja
6dit^s dans le Corpus de Vienne vient de s'ajouter VAltercatio legis
inter Simonem Judaeum et Tlieophüum Christianum du meine gau-
lois Evagrnis (440 aprös J. Chr.) publik par Bratke^^). Cest, en
soiiime, sous la forme d'un d^bat Tapologie du christianisme aux dßpens
du juda'isme. C^lte Edition est, comine toutes Celles de la coUection,
accompagn6e d'un index grammatical. Audollent^*) a recueilli dans un
corpus special les inacriptions impr^eatoires grecques et latines, en
partie in^dites. Les registres grammaticaux, publiös par Tauteur ä la fin
du volume, präsenten t certaines formes interessantes: amphitxatru^ seru-
tina, muiuseus, puulva (= piih^) et m^me com au Heu de quoniodo, qui
est dW usage Wquent dans ce genre de textes. Monaci*^) r^imprime dans
la coUection des TR. TAppendix Probi et le petit glossaire gr^co-latin
d apres le texte donn6 par Foerster et Koschwitz dans leur Altfrz.
Übungsbuch. Le prix modeste de ce fascicule (30 cent) permettra aux
6tudiants quelque peu curieux des origines de la langue de se familiariser
avec les formes granimaticales de T Appendix. A- Mancini^®) public
le texte du recueil de reoxjttes mMiades du pseudo Apul^e d'apres un
ms. de la bibliotht^que de Lucques (cod. Lucensis 29G.ff.,l — 18). Ce
ms. aurait ^te r6dig6 au IX^ sichele; la Version quil renferrae serait sen-
siblement dif!'6rente de Toriginal, que des copies, interpolations et ajoutes
successives ont du profond6ment alt6rer. (Test, en sonime, le sort de
tous les trait^s qui ont un caractöre purement pratique; chaque g^n^ration
y ajoute du sien ou les adaptc ä ses bosoins. Ce recueil abonde, cela
va de soi, en vulgarismes; mais il a t«ur crautres ouvrages du mdme genre
et de la m^me ^poque un avantage que los romanistes surtout apprßcieront.
L^auteur donne pour une seule et m^me plante tout(^ une s6rie de noms
avec indication du pays d'origine. Outre le mot grec, il citera a.ss(»z
souvent, par exemple, le synonyme usit^ en Italic, en Gaule, en Es-
pagne, en Dacie ... II y aurait lieu de rechercher si ces designations
locales ont sur\'6cu dans les parlers romans des contr^es en question.
En terminall t, je mentionnerai le premier volume des 8ME. fvoir
plus haut) publi^s par F. Novati et R. Renier. La nouvelle revue
est destin^e ad Hhistrare c raccogliere tutto quanto giovi a spargore
Itice intorno cdla vita intellettuale di que' seroli che la vecchia
erudixtone defini con pertinace disdegno co?ne «bassiy> ed «osc«m».
On y trouvera donc des travaux relatifs aux litt^ratures popidaires et
ä la litt^ratiu-e latine du moyen-äge, des 6tudes granimaticales pour autmit
33) Corpus ßcriptor. eccles. latin. Vol. 45, 1904, XI, 99p. 34) Dc-
fixiouum tabellae quotquot innotuerunt tarn in Graecis Orientis
quam in totius Occidentis partibus praeter Atticas in Corpore
inscriptionum Atticarum editas. Paris, Th^sc 1904, CXXVIII, 568 p.
35) L'appendix Probi e *l Glossarietto latino-greco conservato nel
papiro Sault. Roma, Loeschcr 1904, 10 p. 36) Pseudo Apulei Libcllum
de Medicamim'bus Herbarum ex codice Luccnsi 296 descripsit, prolegomcnis auxit
AüGusTUS Mancini. Lucae. Ex officina Justiniana. 19u3, 51 p. (Estr. dal vol.
XXXII degli Atti della R. Accadcmia lucchcse di Scienzc, Lcttcre cd Arti).
I 76 Juristenlatein. 1904.
qu'elles portent sur des ouvrages de cette 6po<jue, des textes et un
buUetin bibliographique. J'ai d^jä eu Toecasion Tanii^e derni^re de sig-
naler les QULPhMA. de Traube. Les SME. pour avoir un programme
different, n'en ^nianent pas moins du nißme besoin d'6t-endre et de
prdciser notre connaissance de la litt6rature du moyen-Äge.
Erlangen. J. Pirson.
e) Juristenlatein. 1904. Neue Ausgaben von lateinischen
Juristen. O. Lenel hat neue Bruchstücke aus Ulpians Dispu-
tationen veröffentlicht^) aus einigen ägyptischen Pergamentfragmenten
der Strassburger Universitätsbibliothek. Eines von ihnen erweist die von
neueren Gelehrten für interpoliert erklarte Stelle Dig. 15, 1, 32 als echt.
—r Von C. H. MoNROS Übersetzung der Justinianischen Digesten ins
Englische (I. Bd. Buch 1 — 6)*) ist eine Fortsetzung bis jetzt nicht er-
schienen. — Max Conrat (Cohn), Breviarium Alaricianum') hat
nach einem Bericht von H. Krüger*) in seinem nach selbständigen
Rubriken, also mit Zerreissung des ursprünglichen Zusammenhangs, ein-
gerichteten System des westgotischen Römerrechts sich im ganzen an die
Worte der „Interpretatio" der Lex Rom. Visigothonim angeschlossen,
deren (unseres Wissens erstmalige) Übersetzung ins Deutsche er dabei
bietet. Die Übersetzung hält H. Krüger für nicht ganz einwandfrei.
Er vermisst beispielsweise, dass coitesima (S. 2GG) nicht mit „Zinsen"
übersetzt ist, dass ebenso nuda cautio in dem lateinischen Ausdruck
belassen und nicht mit „formloses Schuld versprechen" übei*setzt ist, wie
auch eine Menge andere Wörter unübersetzt geblieben sind. Ebenso hätten
einige Wörter nach H. Kr. anders übersetzt werden sollen, so dominus
gelegentlich als „Eigentümer" (nicht wie sonst als „Herr"), responsum
iudieis als '„Bescheid" (nicht „Antwort"), successor gelegentlich als
„Erbe" (stiitt „Nachfolger"), pernicies als „Schade", nicht als „Ruin",
per obtentum nicht „unter dem Deckmantel", sondern „mit Berufung
auf" u. s. w. Übersehen ist, dass die Spätlateiner missus fui (fuero)
setzten statt missiis sum (crö) u. s. w.
IiId. CuQ, Une fondation en faveur des Colleges municipaux
de Preneste*) erörtert im Anschluss an Babelon^) die Bedeutung von
follu, welches je nach dem Zusammenhang einen Beutel voll Gold im
Wert von beiläufig 1800 fr. oder voll Silber (etwa 225 fr.) oder voll
Kupfer (ca. 9 fr.), oder auch ein Kupferstück im Werte von 0,036 fr.
bedeuten kann. — H. Erman, Recht und Prätor') behandelt die
Begriffe von in.s und civilis, sowie ius civile bei den Juristen. Civilis
ist oft Ersatz für das fehlende iuralis. — A. Döhrinü, Vindex, iu-
dex und Verwandtes^) erklärt inndex aus der nasalierten Wui-zel
vid „teilen" [dividere, vidua) = „der Teilende"; sibi parteni vindicat
1) ZSRGR. XXIV 416; XXV 3(;8ff.; SBAkBerlin IDO.'J, S. 922ff.; 1904,
8. 1156ff. 2) The Digest of Jnstinian translated by Ch. H. Monro.
Vol. I, Cambridge 1904, vgl. JBRPh. VII i 75. 3) Breviarium Alarici-
anum. Römisches Rocht im fränkischen l^eich in systematischer
Darstellung. Leipzig 1903. XIX und 813 S., H\ 4) ZSRGR. XXV
410-420. 5) NRHD. XXVIII 270f. 6) Trait^ des monnaies grecques
et romaines I, 7(>2ff. 7) ZSRGR. XXV 316-352. 8) ALLG. XIV
136--13S.
W. Kalb. ] 77
„er teilt sich einen Teil zu". (Dann müsste aber in der alten Formel
Postulo anne dicas qua ex causa imidicaveris doch wohl ein Dativ
{tibi) zur Erklärung beigesetzt sein, weshalb man doch lieber bei der
alten Ableitung von irim deixvvvai (oder vim dare = ri^ivai) bleiben
wird.) Iudex kommt nicht von ius und dicOy sondern vom Stamme
joudh, der auch in iubeo h'egt. Nachsilbe ex hier und bei vindex wie
in pod-ex, ind-ex, — S. Schlossmann®) hatte gegen Lenel und die
herrschende Meinung die Ansicht aufgestellt, vindex bedeute bei Gai.
Inst 4, 46 und sonst nicht den Gestellungsbürgen bei der Iniusvocatio,
sondern einen Mann, der sich vom Gläubiger die Person des Judicatus
injurezedieren liess gegen Bezahlung der Schuld, um dann später das
Ausgelegte mit Profit zurückzuerhalten oder selbst einzuklagen . . .
O. Lenel zeigt in zwei Artikeln ^®) die Unhaltbarkeit dieser Aufstellung.
— S. Schlossmann, Altrömisches Schuldrecht") S. 133ff. weist
darauf hin, dass in den XII Tafeln die Vorsilbe von noch nicht „per-
fektivierende" Bedeutung hat; es heisst dies statns cum hoste, nicht
dies constitutus; iungere, urere, bustuiriy nicht caniungerey comburere,
Con hat vielmehr die ursprüngliche Bedeutung = „zusammen", z. B. in
maiium coriserere, causam coicere. Demnach fasst er in Tab. III 1,
wo er liest ae^t^ confessi nexique iure iudicatis XXX dies iusH
sunto das Wort confiteri im Gegensatz zu den bisherigen Erklärungen
= „zusammensprechen" (vgl. cofidicere), aes confessum als „verein-
bartes Geld", d. h. eine durch Vertrag (nämlich ?iexum mancipiumque)
begründete Geldschuld. O. Lenel ^*) weist jedoch darauf hin, dass die
Annahme von Schlossmann schwere Bedenken gegen sich hat und dass
auch das gerichtliche Zugeständnis (canfessiö) einer Schuld auf ein Zu-
sammensprechen hinauslief, weil dem (formelhaften) Behaupten des Klagers
das (formelhafte) Zugeständnis des Beklagten entsprach. — In einer
anderen Schrift ^^) sucht Schlossmann seine eigenartige Auffassung von
nexum sowie von vindex u. a. gegen die Kritik von B. Kübler^*) zu
verteidigen. — M. Wlassak, Der Gerichtsmagistrat im gesetz-
lichen Spruchverfahren^^) bespricht das Vorkommen und die Be-
deutung der drei Verba sollemnia des Prätors im alten Legisaktions-
prozess: eto, dico, addico. Addico hat hier nicht die Bedeutung „zu-
sprechen", „zuweisen", sondern die ursprüngliche idem dicere, so dass
es sich also inrnier an einen vorhergegangenen Spruch der Parteien an-
schliessen muss. — ludicio {se oder rern) defendere heisst (S. 125)
„durch Schriftformel verteidigen", oder vielleicht auch „durch Über-
nahme des Prozesses, d. h. durch Streitbefestigung, verteidigen";
denn i7idiciu7n wird auch sonst = „Streitbefestigung" gebraucht.
Nürnberg, 12. November 1905. W. Kalb.
9) Der Vindex bei der in ius vocatio. ZSRGR. XXIV
279--329. Altrömisches Schuldrecht S. IGOff. 10) Der Vindex bei
der In ius vocatio. ZkSRGR. XXV 2 13 ff.; Besprechung von Schloasmaniis
Altr. Schuldrecht ZSRGR. XXV 396f. 11) Leipzig, A. Deichertsche Verlags-
handlung Nachf. (Georg Böhme). 1904, 20(5 S., 4,80 Mk. 12) ZSRGR. XXV
401. 13) Nexura. Nachträgliches zum Altröm. Schuldrecht Leipzig,
A. Deichertsche Verlagsbuchh. Nachf. (Georg Böhme). 90 S., 2,25 Mk.
14) WSKPh. 1904, Sp. 175-183, 206-212. 15) ZSRGR. XXV 81-188.
I 78 Vergleichende romanische Grammatik. (Nachträge 1901 — 1003).
Yergleichende romanisohe
Grammatik. 1904.
(Naehträge 1901 — 1903). C. Avogaro, Appunti di topono-
mastica Veronese, S.A. a. SVFMon. Ein fünftes Kapitel, ein viel-
fach auf urkundliches Material gestützter hübscher Beitrag zur Orts-
namenforschung. Auffallend ist Quena <[ ad Aquenam neben Anguane
<^ Aquana. Suff, -ena wird auch in Lavena, Stallavena, Vallena
angenommen. Dann wäre also auch Valpantena, in dessen Nachbar-
schaft Vallena sich befindet, neben pantana dazu zu rechnen. Nicht
wahrscheinlich scheint Paquaria <Ci ajpfudj aquaria, da doch ajrfid
sonst nicht in der Sprache erhalten und die Verstümmelung eine gar
grosse ist.
IsAK CoLLiJN, Les Suffixes toponymiques dans les langues
fran9aises et proven5ale6. Premiöre partie: D6veloppement
des Suffixes lat. -anus, -inits, -e'tisis. üpsala 1902. In einer
tüchtigen Arbeit wird vorläufig die Geschichte von drei wichtigen topo-
nymischen Suffixen im Französischen und Provenzalischen vorgeführt.
Verf. weist zunächst auf, dass -anns (-ianus) im Klassischlateinischen
Personalsuffix, erst im Komanischen toponymisch verwendet wird, während
-ifnis und besonders -ensis schon klass.-lat. Herkunftsbezeichnungen
bilden. Er tritt — und wohl mit Recht — der Ansicht Thomas' ent-
gegen, dass die Flussnamen auf -ain das Kasussuffix -anem enthalten ;
vielmehr sind sie zu -anus zu stellen. Eingehend und mit reichlichem
Material behandelt der Verf. die sprachlich interessante Frage der sekun-
dären Suffixe, der -e?/, -^eri zu -airu -sien -lien -esieu -isieii zu -ien^
•tin zu 2>i, 'iuois zu -ois u. s. w. Bei -dais (dois) wäre zu bemerken,
dass auch Eudois nur analogisch, nicht lautgesetzlich zu Audensis zu
stellen ist, da ja intervokal, d in Seine-Inf. fiele. Umgekehrt kann
Sarlad ais (Dordogne) zu Sarlatum, Chfitelleraudais zu Casttillum
Araldi lautgesetzlich sein. Bei -qtiois {-quais) wäre der Vorgang deut-
licher so zu charakterisieren: Bildungen wie Valeriqu ais, Touciquois
sind gelehrt, aus dem französischen Ortsnamen und dem aus Dokumenten
etc. bekannten lateinischen (oder latinisierten!) Namen und der beliebten
Endung -ois mehr oder weniger roh zusammengefügt: Valery -|- Valeria-
cw in -\- ais ] Toucy-|-Tociacum -|- ais. Nicht anders erklärt sich
eine grosse Menge der Ableitungen auf -ien aus dem Ortsnamen auf -//
-| — aiii in der Schreibung en, wie Montmedien, Chamber ien,
Gl ich ien, Pon dich er ien etc. Keinesfalls durfte der Verf. aufstellen
V6dacais zu Vaas „remonte a un deriv^ de Vedacium" (S. 100), da
dies lautlich ganz unmöglich ist. In vielen Fällen wird nachgewiesen,
dass die scheinbar unregelmässige Form die historisch gerechtfertigte ist^
z. B. Arrageois, das auf Arraticum zurückgeht, welche Form zwar
nicht für das nördliche Arras, wohl aber für Arms in Tournon btjlegt
ist. Der Annahme Plattners, die Verteilung von -ois und -ais gehe auf
lautliche Ursachen zurück, wird mit Geschick begegnet.
Matteo Giulio Bartoli, Lettere Giuliane, Per la storia
deiritalianita nostra. Cnpodistria 1003. Eine Flugschrift, die in-
E. Richter. I 79
folge ihrer hochpolitischen Tendenz mit mehr Temperament geschrieben
ist, als bei wissenschaftlichen Arbeiten sonst üblich, verteidigt vom
historischen, geographischen und linguistischen Standpunkte aus die Zu-
gehörigkeit des sog. LiTORALE zu Venezien, was für das wissenschaftliche
Publikum wohl nicht erst zu beweisen war. Hier ist nur zu verzeichnen,
dass das Istriache vom Venetischen ganz getrennt und zum Mittelitalie-
nischen gestellt wird (26).
Bernardino Ghetti, Moutelibretti nella Toponomastica
della Provincia Romana. Recanati 1903, 15 S. Der Verf. stützt
eine schon von Galletti 1757 vorgebrachte Etymologie an der Hand
historischer Dokumente. Moutelibretti geht auf Montis Brittorum,
Montis Bricti zurück und bezeugt wie auch mehrere Ortschaften im
Bolognesischen (Castello dei Britti, Berti noro) das Vorhandensein
brettonischer Kolonien längs der Pilgerstrassen. Ihr Mittelpunkt scheint
Soriano bei Viterbo gewesen zu sein. Auch Namen wie Gallesc,
Galloro, Gallicano gemahnen an keltische Insassen. Endlich wird
berta = burla (bologn. hertira = brettiera) auf britto zurückgeführt,
das mit sdocco, misero ziemlich gleichbedeutend gewesen zu sein scheint.
Hans Raknke, Über die Sprache des französischen Wallis
in der Zeit vom XL — XIV. Jahrhundert, dargestellt nach
romanischem Sprachgut in lateinischen Urkunden, Dissertation
(Halle 1903) bringt schätzenswertes Material im ganzen recht gut durchge-
arbeitet. Doch verwechselt der Verf. gelegentlich das Schriftbild mit der
gesprochenen Sprache; so sagt er S. 15 (al^^^* "^ au): „Bisweilen findet
sich der Diphthong auch vor /, z. B. chesaulz < casale-s u. a. und
auch vor nicht gedecktem l: chesaul u. a." Chesaulz besagt nicht mehr
als Chesaux; das l ist ja nur graphische Erinnerung an casale; und
chesaul ist analogischer Obliquus zu chesaulz (modern ckesau, vgl. frz.
beau .'). Wenn chesaul als Phonem Geltung haben soll, so ist es anzu-
nehmen als Übergangsstadiuni von al > au; die Vokalisierung des /
muss ja über ut gegangen sein. Doch kann man nicht eigentlich von
Diphthong au [l sprechen. Für die Vokalisierung des / findet der Verf.
Beispiele nur nach a (57). Es w^aren doch noch zu nennen: Oiroudout <^
Oiroldus (53), sämtliche auf 8. 62 genannten Beispiele für Schwund des
/ vor flexi vischem s: quarr ex (neben qu/irelx 56), Trevax <. tres valles
neben öfters zitiertem trevaux, fox <C foUis modern fu, in denen der
Schwund des u offenbar nur graphisch ist. Ebenso ist treva neben
modernem i)au zu beurteilen. In diesen lateinisch sein wollenden Doku-
menten, in denen das Elomanische dem Schreiber wider Willen eindringt,
ist jeder Zweifel berechtigt gegen jede Form, die keine moderne Ent-
sprechung nach oben, keine absolut lautlich gerechtfertigte Stütze nach
unten hat Als Beispiele für Vokalisierung des l waren ferner noch zu
nennen es <^ en illas und die ganze Reihe von Eigennamen S. 38,
deren Suffix der Verf. gründlich verkannt hat. Oiroudout, Blanchouty
Brunod etc. enthalten natürlich kein Suffix -odus (?), sondern das
germanische -old (nid) vgl. Förstemann, z. B. 1407 Brunold. Es ist
also auch hier das p nicht „teils erhalten, teils diphthongiert", sondern
QU <C otj z. T. dun^h einfaches o ausgedrückt. Johannodus etc. sind
selbstredend Latinisierungen aus -o///, -od. Va.'iaid, davaiil sind zu be-
I 80 Vergleichende romanische Grammatik. 1904.
urteilen wie Chesaid; da laut S. 61 II ^l wurde, wann konnte das
erste / vokalisieren (62)?!
Folia (47, 57), curia (47) sind durch nichts als romanische
Bildungen gekennzeichnet; daher also weder als Ausnahmen (47) noch
als Beleg für Mouillierung des i (57) aufzuführen. In casal^ castelar^
cablo (53) neben chesaux, chastelU cliablo ist nicht „die Palatalisierung
unterblieben", sondern nur graphisch nicht ausgedrückt Scala führt
der Verf. zweimal als Ausnahme an: „das a nach Palatal bleibt" (14),
„das epenthetische e fehlt" (50). Da sich daneben Lescheleir findet
und die moderne Entsprechung dtyela lautet, ist scala eben lateinisch
und überhaupt nicht in Betracht zu ziehen; auch avocat (14) ist offen-
bar nicht volkstümlich. Zu alpieios <C alpeaticu hätte das S. 34 ange-
führte alpeagios immerhin erwähnt werden können, Tortemagny <C
turrim magnam (S. 23) befriedigt nicht wegen des -t-, Warneyr <^
Wernher ist nicht als Beleg für e<^ey (25), sondern für -eriu anzu-
führen, vgl. frz. Garnier. Sorevi <C super viam (46) wird erwähnt als
ausnahmsweiser Abfall des auslautenden a. Das a ist nicht „abgefallen",
sondern nach Palatal zu i geworden (vgl. rocht, miehy <d media etc.)
und mit dem i zusammengefallen. Übrigens würde auch vicu entsprechen.
„Plural prata wird zum fem. sgl. z. B. la Prax" (63) wirkt verletzend.
Prata wird Igs. pra, pratas > praes. Man kann also Ja Pratx nicht
als lautgesetzlich entwickelten nexus anführen. Zu der Bemerkung „e
steht im Wechsel mit a" (34) füge hinzu: vor n. Und manche andere
methodische und sachliche Irrtümer könnten genannt werden, die der
Arbeit Abbruch tun.
1904. Lautlehre. Nigra beobachtet Metathesen^) auf einem
grossen Teile des romanisclien Spmchgebietes, und zwar einfache und
mehrfache, die ganze Permutationen des Lautkomplexes darstellen. Gegen
orh' > hoT' hat sich Schuciiardt gewendet ^), gegen menace > maiieche
Herzog^). Es liessen sich auch Einwände erheben gegen die Ableitung
von in, rincer <1 retenciare < recentiare. Denn da die Umstellung
erfolgt sein muss, als ti noch reines t war, ist es auffällig, dass dieses
t im prov. retensar erhalten blieb. Ferner gegen frz. yeux statt n^iils;
Nigra stützt sich auf afrz. Formen iels^ iols. Von Metathese kann
(loch aber nur die Rede sein, wenn beide Vokale ihre Stellung ver-
tauschen, nicht wenn einer von beiden ganz schwindet; wir müssten
also aus der ältesten Zeit (vor dem auch graphischen Schwund des /)
Fälle für ietds, iouls haben. Würde es sich wirklich um Metathese
von uei ^ ien handeln, so wäre es nicht begreiflich, warum sie nicht
im obl. Singular auch stattfand. Die ungleiche Behandlung des Wortes
in den verschiedenen Kasus ist nur erklärlich durch die verschiedene
Entwicklung von t[s oder / im Wortauslaut, so dass die ältere Erklärung
(M.-L. I 180) befriedigender erscheint. Auch die Ableitung von prov.
carojiha etc. aus *raralnia statt *earnaha ist aus lautlichen Gründen
nicht annehmbar. Caralnm müsste im Aprv., Afrz. dann -au- enthalten,
auf einigen apr\^ Gebiet>en das / bis heute bewahren; keinesfalls könnten
1) Metatesi, ZRPh. XXVIII S. 1 ff . 2) Ebd. S. 323. 3) Streitfragen
S. 42.
E. Richter. I 81
diese Worte in o- Assonanzen und Reimen stehen. Auch ist in. W.
sekundäres -au- in keiner Schriftsprache zur Schreibung -o- vorge-
drungen. Zu grevogna <C vergogna vgl. Herzog*).
ScHUCHARDT untersuchte den Wandel von lat. pt^) im Romanischen
und stellt fest, dass wir teils ]>^, teils '^ui finden; femer die Beein-
flussung von p durch benachbarte Labiale"), wodurch o entsteht.
Gustav Rydberg, Zur Geschichte des französischen 8, II 3.
Monosyllaba im Französischen. Artikelformen und Objekts-
pronomina. Upsala 1904. Der vorliegende Band der ausgezeichneten
Arbeit behandelt die Inklination und gibt in eingehendster Beobachtung
aller Erscheinungsformen den Schlüssel nicht nur zum Verständnis vieler
bisher noch nicht genügend klarer Bildungen, wie z. B. lei zu le ana-
logisch zii mei^ tei, sei, sondern auch zu vielen Emendationen. Be-
sonders hervorzuheben ist die Erklärung des Artikels Rectus sgl. und
pl. li, die Verhältnisse beim Infinitiv, bei Präpositionen, die Auflösung
der Enclise und ihre Begründung, die Entwicklung analogischer Stellungen.
Einer der wichtigsten Punkte der Untersuchung betrifft den Ton wert
der verschiedenen satzeinleitenden und inklinierenden Wörter und die
Feststellung, dass an diphthongierenden Auslaut keine Inklination erfolgt.
Sehr wichtig ist auch die zeitliche und örtliche Abgrenzung all der ver-
schiedenen Erscheinungen.
Syntax. W. Söderhjelm'') bemerkt nicht mit Unrecht, dass von
den Beispielen, die Meyer-Lübke III § 105 für Imperfekt als Be-
scheidenheitsform bringt, mehrere gar keine Bescheidenheitsausdrücke
sind. Er erkennt in ihnen eine Form der Attraktion und zwar 1. der
formalen, wenn ein Tempus der Vergangenheit vorausgeht, 2. der psycho-
logischen, weil man von etwas Vergangenem spricht. Diese psychologische
Attraktion lässt sich aber nicht mit S. als Vorstufe der Bescheidenheits-
form im Imperfekt ansehen, der ein anderer psychologischer Vorgang zu-
grunde liegt, nämlich ein freiwilliges Zurückgreifen auf eine
frühere Aktionsstufe, wie dies von ML. am a. O. erklärt ist.
Oliver M. Johnston®) stellt fest, dass pronominaler Ersatz der
Höflichkeitsform Vostra Signoria u. a. zuerst 1378 vorkommt und
zwar im obliquus, während der Subjektskasus erst im 16. Jahrhundert
zu belegen ist. Im 16./ 17. Jahrhundert wurden zugehörige Adjektiva
und Partizipia ausschliesslich in femininer Form gebraucht. Als man
aber die Unf-erwurfigkeitsabstrakta mehr und mehr vernachlässigte und
nur die stellvertretenden Pronomina gebrauchte, begann man auch, sinn-
gemäss zu akkordieren, und zwar zuerst die Adjektiva, dann die Partizipia,
bis — seit Anfang des 19. Jahrhunderts — die sinngemässe Konstruktion
allein üblich wird. Verf. weist darauf hin, dass auch bei altit, besiia,
persona, afrz. on nicht grammatikalisch, sondern sinngemäss kon-
struiert wird.
Hier sei auch die Schrift Richard Kurtii»®) erwähnt, obzwar sie
4) Ebd. S. 33. 5) ZRPh. XXVIII S. 40. 6) Ebd. 49-50. 7) W. Söder-
HJELM, Eine Bemerkung zur romanischen Syntax, NM. 8/9 Hclsingf. 1904.
8) The Use of Ella, Lei and La as Polite Forms of Adrcss in Italian. Modern
Philology 1904. 9) Richard Kurth, Der Gebrauch der Präpositionen
im Rumänischen, Leipzig 1904.
V o 1 1 m o 1 1 e r , Rom. Jahresbericht VIII. ß
I 82 Vergleichende romanische Grammatik. 1904.
dem Titel nach nur über die rumänischen Präpositionen handelt. Es ist
eine breitangelegte, umfang- und inhaltreiche Arbeit, in der detaillierter
als noch bisher geschehen, Wesen und Eigentümlichkeit der rumänischen
Präpositionen beobachtet wird. Die Arbeit erweitert in erwünschter Weise
unsere Kenntnisse des Rumänischen; sie geht über dieses engere Gebiet
hinaus, indem der Verf. sich auch um die genetische Seite seines
Gegenstandes bemüht. Dabei sind nun allerdings neben vielen sauber
ausgeführten Bedeutungsentwicklungen nicht wenige schiefe Aufstellungen
unterlaufen, die störend wirken. Hier sei nur auf einige hingewiesen:
S. 31: Sint cu siniil plin iU dor wird erklärt als Kontamination
zweier Vorstelluugsreihen, 1. ich bin mit einer Brust voll Kummer
(= ich habe e. Br. v. K.), 2. in (hinsichtlich) der Brust bin ich voll
Kummer. Die Wendung kann einfacher S. 25 eingereiht werden, unter
cu des Begleitumstandes; hier ergeljen sich leicht Redensarten von ad-
jektivischem Wert.
S. 31: cu leitet den Ausdruck eingeschränkten attributiven oder
prädikativen Begriffs ein, wie rämäne cu pärul lins-prelins (er
steht mit den Haaren wie geleckt). Hierzu wird auch gestellt: cum
stä cu trehile 7ioastre (wie steht es mit unseren Angelegenheiten),
cum rämäne cii mo^ul tau (wie steht es mit deinem Grossvater), die
doch nicht in diese Reihe eingepasst werden können. — S. 40 — 41:
Loc de veselie ist kein finales de, sowenig als die zur Parallelle
herangezogenen chien de chasse, carte di caccia. Für finalen
Ausdruck würde ja das Französische d, das Italienische da verwenden.
Wie K. richtig bemerkt, setzt dieses de den Genetiv fort; es drückt
also eine nähere Bestimmung aus, ist attributiv modal. Ganz unzuläng-
lich ist die Erklärung von gloaba cea de cal (43) ein Klepper von
einem Pferde. Es wird unter partitives de eingereiht, weil sich mit der
Vorstellung „das Pfenl ist ein Klej)per", die andere vermischt „es ist
gar kein vollständiges Pferd, sondern nur ein Teil davon" (I). — S. 50
Bun de cap (geweckt) und ras la cap (rasiert am Kopf) können gar
nicht verglichen werden, da in letzterem la tatsächlich lokal ist und
nicht durch de ersetzt werden könnte, umgekehrt im ersten de nicht
durch la. — Verf. entwickelt richtig aus der örtlichen Bedeutung von
drept = „gerichtet auf" die kausale. Dann aber leitet er (Gl) die Be-
deutungen „P^ntgelt" und „Stellvertretung" aus der lokalen ab, während
sie doch viel einfacher aus der kausalen entwickelt w^erden können: Ich
tue es Spasses wegen, um einen Spass zu machen, an Stelle eines
Spasses. Wenn der Verf. lat. pro zum Vergleiche heranzieht, so über-
sieht er, dass pro auf die Frage wo? antwortet sowohl in der lokalen
als in der übertragenen Bedeutung; bei drept aber ist dies nicht der
Fall, in der ursprünglichen lokalen Bedeutung antwortet es auf
die Frage wofiin?, in der übertragenen aber auf w^o? — S. 64: A
ercde in ist unter tu II == Lage auf der Oberfläche, Bewegung
auf die Ol)erfläche gestellt. Besser wäre wohl, es unter I = Lage im
Inneren, Bewegung auf das Innere zu summieren. — S. 80: Die Be-
deutung von pe = „gemäss" wird aus der lokalen abgeleitet in
folgender Art: „Es lag der Gedanke zugninde, dass ein bildsamer Gegen-
stand, der auf einen bereits vorhandenen festen gelegt wird, sich diesem
E. Richter. I 83
anzupassen . . . sucht . . . Diese Vorstellung wurde dann auch auf
nicht örtliche Verhaltnisse übertragen." Viel einfacher ist es, die Be-
deutung „gemäss" aus der des durchmessenen Raumes abzuleiten; vgl.
secundmm^= folgend = auf demselben Wege. Per iniuriam auf dem
Wege durch das Unrecht = dem Unrecht gemäss = unrecht^erweise,
per ludum scherzhafterweise, per fas rechtens, dem Recht entsprechend,
frz. par bon droit, it. per me = per qucl ch'io dico = nach meiner
Ansicht u. s. w. stehen ganz auf einer ßtufe mit pe mite gern, pe Jie-
rrute ungern etc. In der Bedeutungsgenealogie (S. 82 — 83) gehört also
II c )8 unter I und die Bemerkung, dass j;er = „gemäss" dem Lateinischen
wie dem Romanischen fehle, ist zu modifizieren. — S. 97: La beim
Ausdrucke gewohnheit^mässiger Beschäftigung z. B. de frei arn tot bat la
dobä (seit drei Jahren schlage ich die Trommel), face la complimente
(er pflegt Komplimente zu machon), mändra secerä la grän^ wird zu
la = „an, bei" gestellt und erklärt: die Geliebte mäht an dem Korn =
fiT liest an dem Buche, also Arbeit an etwas. Eher in: sie arbeittet
(rein örtlich) im Korn, er ist im Berufe des Trommelschlagens („in einer
Branche") tätig, vgl. frz. travaüler daiis les oiseaux (Vögel ausstopfen)
G.Sand, Contes d^une grand' mfere 277, wiener. „Hie ist ins Weissnähen
gegangen" (= hat es als Benif gewählt); „er macht in Komplimenten".
— S. 111 — 114. Da das Etymon von pentru kaum etwas anderes sein
kann als per-^iNter (-if^ii), so muss die Bedeutungsentwicklung doch
wohl ziemlich den entgegengesetzten Weg nehmen, als den Kurth vor-
schlägt und von den zeitlichen Verhältnissen ausgehen: „für inner-
halb o Jahren" = auf fünf Jahre. Von hier kann Übertragung auf
ein Ziel im allgemeinen erfolgen, wobei jedenfalls die neutrale Ver-
wendung der in bonam partem („zum Vorteil von") vorausgeht, nicht
sich aus ihr entwickelt, wie Kurth 8. 113 ansetzt. Also aus zeitlichem
Ziel "> Ziel im Allgemeinen; hieraus: I.Vorteil für — , zum Schutze von;
2. wegen; was anbetrifft: 3. Äquivalent: Für ihn, seinetwegen. Geldes
wegen; für eine bestimmte Geldleistung. — Ein eigentümliches Versehen
ist die Einstellung von rfß,<?/>re = „nach — zu" und diiitre, duitni unter
zusammengesetzte präpositionale Ausdrücke mit de, die attributiv zu
ihrem Substantiv stehen. Zu Popor de dineolo Nipru wird also ge-
stellt (8. 124) culmüe despre Moldava als nnnitilor die nach der M.
zu gelegenen Bergspitzen oder gar (125) desmerdarea dintre nn gan-
dd/e {f'o floare (die Liebkosung zwischen einem Käfer und einer Blume),
diiitr' 0 suta ./o mie numai una yni place wie (unter Hundert und
Tausend gefällt mir nur Eine). Dintru ist S. 1 33 richtig als Partitivum
aufgeführt. Auch formell ist das Einreihen von despre, diu, priu u. s. w.
unter „lebendige Kompositionsbildungen mit de und ^^e" zu beanstiuulen,
da für das allgemeine Spmchl)ewusstsein kein Kompositum vorliegt, ja
bei der Zerlegung keine entsprechende Bc^deutung sich ergäbe. Dies gilt
besonders von solchen Bildungen, bei denen de nicht die Bedeutung
„von — weg" zufügt, z. B. de stri (auf). Nur bei diu, bemerkt Verf.,
dass es eigentlich schon zu den festen Verbindungen gehöre. — Die
Bedeutungserklärung von despre „nach — zu" wäre zu verdeutliclien :
Despre heisst sowohl „von — her" als „nach — zu"; die Ort^svoi-stellung ist
also als eine Linie innerhalb zweier Punkte un<l zwar in beiden Richtungen
G*
J 84 Vergleichende romanische Grammatik. 1904.
des Pfeiles im Bewusstsein. — Der Verf. bemüht sich, Parallellen aus
den anderen romanischen Sprachen beizubringen, die offenbar nicht aus
eigener Beobachtung geschöpft und bei denen manche Versehen zu ver-
bessern sind, z. B. S. 23: contra im freundlichen Sinne ist sefcr wohl in
den romanischen Sprachen erhalten, vgl. M.-L. III 481; S. 41 De in der
Bedeutungsentwicklung „als" (dessen Herleitung aus lokalem de übrigens
auch gar nicht befriedigt und das zu modalem de zu stellen ist), ist
allen romanischen Sprachen bekannt bei Verben des Dienens: mi serve
dl hastone; mon nrnn seit de rempart ä touie Castilie u. s. w.,
frz. bei traiter, qualifi^r u. ä., auch bei Beteuerungen: d^hmnme
d^hanneur u. dgl. S. C3 färä in der Bedeutung „ohne" hat eine italie-
nische Entsprechung, z, B, serva fuori d'ogni Ubertäy Dante Conv. 271,
alquanti grandi tiommi di Roma e scellerati e fuori d*ogni fede^
Vill. 1, 127 etc., vgl. Voc Crusca G28 . . . nel quäle significato corrisponde
alla prep. senxa, S. 86 supra im feindlichen Sinne ist afrz. sehr
häufig. S. 99. Dem rum. la = ungefähr (an 1000 Mann) < aus.
örtlicher Nähe entspricht abgesehen von frz. environSy vers, auch
(« peü) pres, ital. press' (ä poco) und mit ad: span. haeia. S. 107
das als spanisch angeführte Beispiel por sobre a agoa ist portugiesisch,
S. 149 aprop si ist nicht französisch, sondern provenzalisch und manches
andere.
Ist schon die Kenntnis des Dakorumäuischen noch lange nicht bei
jedem Romanisten vorauszusetzen, so ist die Lektüre dialektischer Bei-
spiele, für die meistens die Hilfsmittel versagen, vollends nur den Wenigsten
möglich. Daher wird es der Benützung des Buches Abbruch tun, dass
der Verf. sich der Mühe entzogen hat, alle Beispiele zu übersetzen.
Wortgeschiehte. Auf diesem Gebiete ist recht viel zu verzeichnen.
Vor allem Schuchardt» progranunatische Äusserungen im Aufsatze
„Zur Methodik der Wortgeschichte" ^% in dem der Grundsatz
aufgestellt wird, dass nicht das einzelne Wort betrachtest werden darf:
die ganze Sippe, der Wortstamm (und die Synonyma) müssen zur Unter-
suchung herangezogen werden. In demselben Aufsatze, in dem die
Sprachforschung als wichtigster Zweig der Völkerkunde dargestellt wird
(S. 324), spricht der Verf. auch den Wunsch nach einem romanischen
Museum aus, einer Unterstützung unserer Wortkenntnis durch Sach-
kenntnis. Jedem, der sich einmal mit Wortgeschichte befasst hat, wird
dieser Wunsch aus der Seele gesprochen sein; wer hätte Gilli6rons Karten
benützt und nicht, wo es sich um Realien handelt, dringendst einen er-
gänzenden Bilderatlas herbeigesehnt? Wie viele Bezeichnungen würden
überhaupt nur geringe oder gar keine etymologischen Schwierigkeiten
bieten, wenn wir sofort wüsst-en, welche Form das Ding hat, von dem
die Rede ist, und aus welchem Stoffe es gemacht wird! — An Einzel-
kapiteln aus der' romanischen Wortgeschichte lieferte Schüchardt: Noch
einmal eine Untersuchung über trouver^^) im Vergleich zu den Derivaten
von captare, in bezug auf die Bedeutungsentwicklung von Suchen
und Finden in beiden Wortgruppen. Danach ist in captare vor allem
die desiderative Bedeutung vorhen-schend : zu fangen wünschen, auf etwas
10) ZRPh. XXVIII 310-325. 11) Ebd. 3G-55.
E. Richter. I 85
fahnden; daraus: etwas Ruchen. Warum turbare auf seinem ganzen
Verbreitungsgebiete von der Bedeutung „suchen" zu „finden" übergeht,
welche Synonyma es vorfindet und verdrängt, wird S. 48 untersucht.
Vergleiche aus anderen Sprachen werden herangezogen. Femer be-
schäftigte er sich mit Bezeichnungen für Kröte und Frosch**^): N ignis
Vorstellung der Kröte als Pfoten tier wird abgelehnt; für Eidechse*'):
havoh ist nicht die „Gehörnte", sondern die Furchenziehende, der „Pflüger" =
Ochsentreiber; für Zisternen**): pusterna wird als die „beim Hinter-
haus, an der Hintertür befindliche" erklärt. Die Geschichte von fica-
tum^^) wird — wie man nun wohl sagen darf — endgültig gelöst^ mit
der Aufstellung, dass einerseits st/cot um die Angleichung fieotum hervor-
rief, andererseits hepata die: fkata, resp. fecata. Im mm. pipota ist
auch der Kons, von hepata eingedrungen. Fandonia *®) wird als Konta-
mination von fanfonia -j- fantosme erklärt; die Geschichte der Wort-
gruppe favilta^"*) wird untersucht, und für farilesca und die ganze
rom. Sippe eine Vermischung des ahd. falafrisca mit favilla für möglich
gehalten. In französischen Mundarten findet sich neben fabneqtie,
faiumeqtie, auch flammecke etc., mit Einwirkung von flamme im Stamm;
das Suffix -ecke ist auf germ. aska zurückzuführen, das in sp., ptg. ascu4i
lebt. Endlich hat Schuchardt auch noch die ^fer-a/«rtore ^®)-Fragc be-
rührt und hervorgehoben, dass nur ambulnre (mit oder ohne *ambüare)
das Grundwort sein könne und dass es sich nicht regelmässig habe ent-
wickeln können. Anderer Ansicht ist Karl C. Rice**). Nach
Stucke und Bovet findet er die ambiilare-Frage nicht viel gefördert
und versucht zu beweisen, dass aller und andare auf ailnare, adnatare
zurückgehen, die früh zu annare, annatare werden. Nun soll annatare
durch *annitare ersetzt worden und Stammwort für das Span.,- Portug.,
Ital. sein ; das Prov. geht auf annare zurück ; zu annare wurde das Demin.
*annulare gebildet^ woraus frz. rät. aller, alar. Es ist auf der Hand,
dass auch diese neue Aufstellung nicht befriedigen kann. Gelten lassen
könnte man ebenfalls die Entwicklung adnare ]> prov. anarj da ja auch
adnao als lebendes Wort belegt ist. Spanisch wäre andar <^ adnare
mit der im Spanischen beliebten Umstellung von dn^nd annehmbarer
als die Herleitung aus *anmtare. Gegen die Aufstellung von ^annu-
lare lässt sich einwenden, dass gerade im Französischen die Bildungen
-ulare selten sind, dass man sie eher im Italienischen erwarten würde
(vgl. M.-L. II 611) und dass an sich die Bildung eines Deminutivs von
einem Verb des Gehens doch etwas Befremdliches ist. Sie könnte kaum
aus der Kinderstube stammen; zu einem Hunde würde man sie allenfalls
brauchen^®). Der Haupteinwand bleibt, wie bei allen anderen Auf-
stellungen immer der, dass diese lautlich bald mehr bald weniger zu-
treffenden Bildungen leere Vermutungen sind, während die Existenz von
amUulare feststeht, seine lautliche Entwicklung mag erklärbar sein oder
12) Ebd. 317 ff. 13) Ebd. 319-321. 14) Ebd. 3G2— 363. 15) Ebd.
435-449. 16) Ebd. 737. 17) Ebd. 738—740. 18) Ebd. 52. 19) The Etvrao-
logy of the ßomance Words for „To Go", H.A. a. PMLA. XIX 2 Vlli, Jung
1&4. 20) Vgl. wienerisch „aisscrl'* = hinaus, dem. zu aussi, das zum Hunde
gesagt wird.
I 8(5 Vergleichende romanische Grammatik. 1904.
nicht Daher muss Bovets^*) schönen Ausführungen der Vorzug ein-
geräumt werden, gegen die sich hauptsächlich nur das ins Feld führen
lässt, dass gerade im Imperativ, dessen Kurzform Hauptstütze der Ent-
wicklungshypothese ist, vadere erhalten blieb. Der Proteus A winl
auch nicht jedem sympathisch sein. Übrigens scheint doch, nach A. Hor-
nings neuestem Beitrage**) die Frage in ein viel glücklicheres Stadium
getreten und jeder ernste Zweifel an amhitare wiederlegt zu sein.
A. HoRNiNG geht der Entwicklung von fraise — frarnhoise^^) nach.
Er weist nach, dass fraise nur zentralfranz. heimisch, in den anderen
Dialekten und Sprachen franz. Lehnwort ist; bodenständig sind ausser-
halb der Isle-de-France andere Bildungen. Das Substrat *frasea ist
abzulehnen, fraise wurde kontaminiert aus fraie <^ fraga -[- fra?nboise,
„als Eni- und Himbeeren von dem Volke noch nicht so scharf ausein-
ander gehalten wurden und unter den allgemeinen Begriff der Waldbeere
fielen." Diese Zeitbestimmung scheint mir abgelehnt werden zu müssen.
Warum hätten die I^ute in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit-
rechnung die Waldfrüchte weniger gut unterscheiden können, als jetzt?
Der Übergang der Sprache vom lateinischen etc. zum romanischen Stadium
stellt keine Zeit der Unfähigkeit dar, irgend zwei Begriffe durch richtige
Bezeichnung auseinandqj: zu halten. Verwechslung von Fruchtbezeich-
nungen kommt elier bei Städt.ern vor oder infolge besonderer Bodenver-
hältni.sse, in Gegenden, in denen bestimmte Früchte nicht heimisch sind
und samt ihrer Bezeichnung aus Nachbargebieten eingeführt werden.
Horning bezieht sich vielfach auf diese Verhältnisse und weist anderer-,
seits darauf hin, da.ss auch heutigen Tages in manchen Gegenden z. B.
portug. die Beeren unter einer einzigen Bezeichnung zusammengefasst
werden (S. 524). Zur Annahme einer Kontamination fraie — franiheise
ist übrigens die Vorstellung, man hätte die Beeren nicht unterschieden,
geradezu hinderlich; dann wäre nur eine Bezeichnung von beiden er-
halten geblielxjn, nicht zwei einander angeglichene. Auch framhoise
wird als zentralfranz. Wort nachgewiesen, das sehr weit gewandert ist;
bodenständig sind daneben überall Bezeichnungen aus antleren Stämmen,
von denen ein aus.^erordentlicher Reichtum vorgeführt wird. Nkjra^*)
bringt die romanischen Reflexe von abeUaiia; PubCARiu'^^) weist nach,
dass obscaruSf wo es volkstümlich erhalten blieb, das unbeliebte Präfix
ob' einbüsstc.
Clkmknte Mkrlo^®) lieferte eine sehr reichhaltige Arbeit, in der
mit grösserem Aufwände von Material, als auf dem Titelblatt zu ersehen,
die Fortdauer der lateinischen Bezeichnungen für Jahreszeiten und Mojiate
und die schier unerschöpfliche Zahl von AhhMtungen aus diesen Be-
zeichnungen vorgelegt wird. Es ergibt sich dabei, dass „Sommer" und
„Winter" stabiler sind als „Herbst" und „Frühjahr". Die Untersuchung
erstreckt sich auch auf die Bedeutungsveränderun gen abgeleiteter Formen
21) Ancora il Problema Andare (Scritti vari di Fil. a ErncHto Monaci,
Roma 11)01). 22) Ambitus im Romanischen, ZRPh. XXIX 5. 23) ZRPh.XXVIII
513-534. 24) Ebd. 641—042. 25) Ebd. 081 , Anmkg. 26) Dr. Clkmknte Merlo,
I nomi romanzi dclle Stagioni e dei mesi studiati particolarmente
nei dialetti ladini italiani franco-provenzali c provcnzali. Saggio
di Onoraasiologia, Turin, Locscher 10(J4.
E. Richter. I y7
und andererseits auf den Ersatz der einzelnen Bezeichnungen durch
andere Ausdrücke. Sie ist in jeder Hinsicht als sehr gelungen zu be-
zeichnen. Einige kleine Ausstellungen könnten wohl gemacht werden,
so z. B. die Einordnung von frz. rere premicre (S. 44), das neben dem
vom Verf. nicht übersehenen primevoire doch nur als reiner Italianismus
gelten kann, oder die Bildung lateinischer Substrate, die vom lateinischen
Standpunkte aus nicht befriedigen, wie foricariu tempu (S. 51) (man
müsste noch ein Verb *faricare = „bäufig hinausgehen" haben) oder
partita fori^ S. 53; dem frz. p^tsifu genügt auch partire foris, das
zu exirej salire foris parallell gebildet erscheint. Zusammensetzung aus
Substantiv in verbaler Bedeutung und Adverb dürfte sich im Spät-
lateini.schen kaum nachweisen lassen.
Während samtliche bisher aufgezahlte Arbeiten auf wortgeschicht-
lichem Gebiete sich auf semasiologische und lautliche Probleme bezogen,
musöten in der Geschichte von „Ab im Romanischen***'') auch syn-
taktische Fragen berührt werden. Nur im Italienischen und Rätischen
konnte die Ableitung von da <1 d'ah auch lautlich gestützt werden ; für
die Betrachtung des Französischen und der Gebrauchsarten im Ganzen
waren syntaktische Erwägungen massgebend. Ich versuchte zunächst die
Lebensfähigkeit und die Bwleutungserweiterung von ab und der Komposita
mit ab (ca. 50) im Spätlateinischen zu beweisen und die historische
Kontinuität zwischen diesem spätlateinischen und dem romanischen Ge-
brauch darzustellen. Es war nicht schwer festzustellen, dass die lateinischen
Urkunden aus den verschiedenen romanischen Ländern schon den späteren
Zustand erraten lassen : ab ist ungemein häufig im italienischen^ rätischen
und sardischeu Latein, seltener im gallischen, verschwindend im iberischen.
Ganz besonders kam es mir darauf an, bestimmte französische Redens-
arten mit laisseVy faire -|- Inf. -|- ä auf ab zurückzuführen. Ich er-
klärte zwar den bei diesen Wendungen vorkommenden Dativ als analogisch
zu den Fällen, in denen eben laisser und faire mit Dativ gebraucht
werden, versäumte es aber, zur Stütze auf die Fälle von an alogischem
Dativ hinzuweisen, der statt ad der Richtung angetroffen wird, wie
il U chevan<ilie (vgl. M.-L. III S. 400). An älteren Beispielen, von
denen mir die in der 1. Person und die mit ctre^^) besonders beweis-
kräftig scheinen, könnte ich jetzt noch geben: Aliscanz 6780 Nos some^
fol protze Qid nos fesoris orire a un mnufe, A itri deable d'enfer
deschamej S. 385 V. 25. Et une dame . . . N'ot mile main ains
ot les bras honisy A ses moignons fn[.s] ens dex recoillis, Si tost com
fot entre sos dos bras pris, Ot pUiines mains et Jons dois et traitis,
Brut 425 Als 7'eis fu prisicx et ameix^ Par totes terres aloseix,
Roman de la Rose 584 Je me fais appeler Oiscusej Dist-elle, a
toiis rnes cangnoissanx. Ferner: Gringore, St. Loys II S. 20 je suis
bien tenu ä vous (= ihr behandelt mich gut), Jardin de Plaisance
, 27) Elise Richter, Ab im Romanischen. Hallo, Nicmeyer 1904. 28) Schon
E Etienne, Essay de Gram, de ranc. frany. 1895 forderte - wie ich später
sah — für ä in que ne soie prise a beste cutverte Ableitung von ab, was
A. Schulze in seiner Anzeige dieser Schrift ZRPh. XX 401 verwarf, ohne
diesen Fall von den allerdings ganz ungleichartigen übrigen, die Etienne an-
führt^ zu scheiden.
I 88 Vergleichende romanische Grammatik. 1904.
fol. 148^ Kstre ne vueil dame clotee mais banne amye a tous
nommee. Man beachte auch Voltaire, Candide, Kap. 11: Ün maure
saisit ma mere par le bras droits le lieutcnant de mon capitaine
la retint par le bras gauche; un soldat maure la prit par une
Jambe, un de nos pirates la tenait par Vautre: nos filles se trou-
verent presque toutes en un mament tirdes ainsi ä quatre soldats.
Für die Bedeutungsentwicklung von frz. avec und sard. avatepari konnte
auf portug. desi von da an > hierauf > auch (vgl. M.-L. III 452) und
tose, avale, dann adesso, maintenant = sofort > jetzt (ebd. 520) ver-
wiesen werden.
Allgemeinromanischo Sprachwissenschaft. Hier soll Eugen
Herzog' anregendes erstes Heft der Streitfragen*®) erwähnt werden,
ob zwar der erste Teil in die Rubrik „Lautphysiologie", der zweite in die
französische Lautlehre gehört. Während der zweite Teil, besonders die
Behandlung der vieluni stritten en -?ie-Frage wohl allgemeine Zustimmung
finden wird, ist naturgemäss jede neue Theorie zur Erklärung alles Laut-
wandels dem Widerspruche ausgesetzt. Um ihr allgemeine Zustimmung
zu sichern, müsste eben — wie Verf. selbst empfindet — ein philologisch
geschulter Beobachter durch mehrere Generationen hindurch die „Ge-
schlechterablösung'' kontrollieren. Dann erst wird mit Bestimmtheit gesagt
werden können, ob sie so zutreffend ist, als sie mir wenigstens scheint.
Einige Bedenken drängen sich natürlich auf; vor allem die Frage, wieso
ein Wandel überhaupt zum Abschluss kommt? Wieso z. B. wird i>rov.
p > b, nicht weiter ]> v?, oder frz. k[e i > xi bis zu einem gewissen
Zeitpunkt und dann nicht mehr, so dass die nach diesem Zeitpunkt auf-
genommenen Wörter Jahrhundertc hindurch ihr ki behalten, oder etwa kü
nicht zu cü vordringt? Um so mehr, als nach des Verfassers klaren
überzeugenden Auseinandersetzungen ja jeder Laut sich seiner Umgebung
assimiliert (S. 25), eine derartige Veränderung also von vornherein zu
erwarten wäre. Sehr glücklich scheint mir die Verwertung der „Schnell-
sprechformen" für das System dos Lautwandels, besonders bei der Er-
klärung der neuen Lentoformen (S. 47. 51).
Zauner** ^^) sehr brauchbares Büchlein ist 1904 in italienischer Über-
setzung erschienen, die im ganzen zuverlässig, durch Wörterverzeichnisse
bereichert uild vom Verf. selbst in manchen Punkten verbessert ist,
z. B. Entwicklung von frz. ei^tm S. 37. Leider behält diese Ausgabe
wie die deutsche die irreführende Geflogenheit, Homographa — wahr-
scheinlich behufs Raumersparnis — nur einmal zu setzen, auch wenn
sie ganz vc^rschiedenen Lautgebilden entsprechen, z. B. it. span. cerca
S. 34, it 6pan. portug. villa 34 (deutsch 46 nur span. portug.), it.
portug. boccn, während span. portug. dasselbe Phonem haben ; umgekehrt
steht it. oste afrz. hoste, die doch als gleichlautend angesehen werden
dürfen. Einige Missverständnisse z. B. S. 30, 7 (deutsch S. 40), 132, G
(= 153) und Ungenauigkeiten z. B. S. 35, 6 v. u., 30, 1, 37, 10 v. u.,
könnten bei einem Neudrucke behoben werden. Der Übersetzer möchte
29) E. Herzog, Streitfragen der rom. Philologie. Erstes Bändchen.
Die Lautgesctzfragc. Zur französischen Lautgeschichte. Halle, Nicmcyer 1904.
30) Adolf Zauner, Glottologia Romaoza, traduzione di Gio. Batt.
f'esta, Paravia & Comp. 1904.
E. Richter. I 89
zugleich Italienern Gelegenheit geben, an der Hand der Übersetzung
deutsch zu lernen und gibt eine möglichst wörtliche Übertragung. Es
ist fraglich, ob er diesen Zweck erreichen wird, jedenfalls ist die Form,
die doch der Romane vor dem Deutschen voraus haben könnte, sehr
ungelenk; andererseits gelingt die Wiedergabe der Komposita nicht immer,
z. B. forme flessive to7ikhe = flektionsbetonte Formen ist schief.
Etymologie. Adolf Tobl£R^^) behandelt: respasser, das eine
französische Ableitung zu espasse ist; voisdie, das zu triste, nfrz. tnte
gestellt wird. Die Subst. voisdie und visiere sind Parallelbildungen;
daneben gibt es auch risde, vide „Schlauheit" u. ä. als Substantiv.
T. ist nicht abgeneigt, die Entwicklung von vi'ste <C vegetus mit ye > ^s
als die lautgesetzliche anzusehen, im Hinblick auf orfrois, fraise u. e. a.
Als analogische Bildungen erklären sich boisdie zu voisdie, und dann
oisoS'Oisdie wegen baisos-boisdie. Die zweite Hälfte des Heftes nimmt
die mit wunderbarer Feinheit ausgearbeitete Untersuchung über par caeur
ein, worin T. gegen D'Ovidio den Zu.«ammenhang von par ccßur mit
chorus ablehnt und als unmöglich erweist.
Valentin Hintner^*) gibt zum grössten Teil nur vermehrtes Be-
legmaterial zu früheren Aufstellungen.
M. Höfler ^^) stützt die Etymologie martis (martialis) panis.
Das nicht „volkstümliche" Gebäck, das erst seit 1521 in Deutschland
bezeugt und jedenfalls aus Italien eingeführt ist, geht auf das von den
Arvalbrüdern am 1. März verteilte panis martis zurück, ein von Mutter-
korn reines (mehlfreies) Brot, das zur Weihe der kommenden Saat und
zur Abwehr der Blutbrand-(Ergotin-)Seuche, des ignis fnartifdisi ver-
zehrt wurde. Die Verknüpfung mit Markus ist volksetymologisch, stammt
aber schwerlich aus Venedig.
Adolf Hemme ^*) gibt unter der Bezeichnung „lateinischer Sprach-
schatz" im ganzen das, was ein Laie sich darunter denken mag: nicht
nur die Worte lateinischer Herkunft, die in die verschiedenen Sprachen
übergegangen sind, sondern auch Fremd wört(»r, die, wie sie gehen und
stehen, in allen Sprachen fast unverändert vorkommen (Proku ratio fiy
Proklamation) oder auch gar nicht assimiliert worden sind, weil ihr Bt^
griff der modernen Kultur ganz abgeht {Epulonen, eques). Auch
griechische Wörter, die gar nicht durchs Lateinische gegangen sind, wie
epideicxisj eiirotrophos, haben Aufnahme gefunden und wieder einige
sind überhaupt nur aufgezählt, um das Verständnis für andere zu er-
leichtern wie equvSf equa. Für die Aufnahme noch anderer, z. B. ctir''^^
lässt sich gar kein Grund ausfindig machen. Nach diesem Prinzip des
Sammeins hätte der Verf. am besten getan, die grosse Masse i-eines
Wortmaterials, die Fremdwörter, unbezeichnet zu la.<s^n und nur die P>b-
und Lehnwörter als solche zu kennzeichnen. Statt dessen wird mit den
Bezeichnungen Fremdwort und Lehnwort arger Missbrauch getrieben.
31) Etymologisches. SBAkBerlin 1904, Nr. 43. 32) Nachträgliches
zu den Stubaier Namen. Wien, A. Holder liJ04. 33) Marcipan. v.
Hofr. Dr. M. Höfler, UEg. Juni 11)04. 34) Das lateinische Sprach-
material im Wortschatze der deutschen, französischen und eng-
lischen Sprache, Leipzig, Avenarius 1904. 35) Die Ableitung aus quare
widerlegt Lindsay ö. (59(3.
I 90 Rumänische Sprache. 1904.
Einmal werden so offenbare Latinismen, wie ciipiditc proximal^ nicht
als Fremdworte angegeben, dafür treffen wir diese Einordnung einerseits
bei so offenbaren Erbwörtern wie approche, courante, courammeut,
ablrreger, it. corso corsa^ anderei^seits bei lateinischen Ausdrücken wie
curriculnm vitae. Da solche Bücher immer auch philologisch-erzieherisch
wirken sollen, sind an ihnen methodische Gebrechen um so fühlbarer.
Wien, 19. Okt. 1905. Elise Richter.
Rumänisolie Sprache. 1904
Grammatik. Lautlehre. S. Pu^cariu^) behandelt in seiner
Habilitationsschrift „lat. ti und ki im Rum. Ital. u. Sardischen**.
Meinen Dank für die Widmung kann ich am besten dadurch beweisen,
dass ich näher auf diese so wichtige Schrift, die soviel des Neuen und
Interessanten enthält, eingehe. Ich greife gleich denjenigen Punkt
heraus, der, wenn er richtig wäre, die weitgehendsten Folgen nach sich
ziehen würde. Im Ital. bestehen nebeneinander die Suff, -arcio und
-axxo; -ecciü und -exxo u. s. w. 'Occio wird als regelmässige Bildung
von 'OceuSy -axxo als Latinismus aus -atio betrachtet, oder man glaubt,
dass -zz- aus solchen Dialekten (Norden oder Süden) stammt, in
denen ki zu tss wird. P. verwirft beide Erklärungen, weil er dafür
Besseres bieten zu können glaubt. Im § 70 führt er aus, dass -ado
regelrecht auf -Ar'w, dagegen -xxo auf -kk*u zurückgehe, im Rum. sei
es umgekehrt: k*k*u > tsu, k'u > tsu. Ein Suffix ak*k'u müsse
schon im Vorromanischen bestanden haben, und zwar gewinnt er
dieses Suffix aus den Bildungen mit -uhis, z. B. (p. 131) aus pictis Specht
(woraus *picare > mil. piä) wurde zunächst piclujlus > it. picchio
Specht Der Vergleich mit runi. pinchiu (daneben pint') Rotfink ist
verfehlt, denn letzteres ist magg. pinty, deutsch Fink. Aus *pichis, das
zu *Pik'lu.s geworden war, wird nun einerseits *IHk'iis abstrahiert, nach
dem Muster von lorlus : locus, andererseits, als später pilcfliis zu jnk^k'lus
geworden war, ein pik'k^u. Aus *Pik*us entstehen die rum. ts-, die ital.
ts-Fomien, aus *Pik'k'us die rum. ts-, die ital. ts- Formen. Endlich ent-
stand nocli ein *Plkkus woraus nmi. pic, lyicur und die ital. kk-Formen.
Es wird hier angenommen, dass der K-Laut vor 1 mouilliert wird, wobei
sich P. auf Meyer-Lübke Gram, I § 487 ff. beruft, aber dort steht
klar und deutlich, dass kl > kl' wird. Jedenfalls ist die Mouillierung
zuerst bei 1' eingetreten, natürlich folgte dann auch k' und etwa ein vor-
ausgehendes s (musßl'u > nmsculus). Ich glaube P. hat die von Meyer-
Lübke § 488 augeführten lat Beispiele missverstanden; in MAC'LA,
— AC'LU bedeutet das Zeichen ' nicht die Mouillierung, sondern Vokal-
ausfall. Wenn wir aber hierin kein Hindernis sehen wollen und auch
etwa aus *tork'l'a ein tork'a bilden lassen, weil la (es ist aber l'a) als
Suffix gefühlt wurde (p. 127 oben), so wird die Sache noch komplizierter,
wenn wir hören, dass bereit« im Urromauischen (die Dehnung der Kons.
1) JBIRÖ. XI. 1-187, Leipzig 1904.
G. Weigand. I 91
ist nicht einmal Gemein-, geschweige denn Urromanischf aus einem Typus
*trok*k*lu ein *trok*ku herausgezogen werden konnte. Da p. 158 aus-
drücklich erklärt wird, dass am Ende des III. Jahrh. n. Chr. das
Rumänische vom Westrom. vollständig isoliert war, so müsste also bereits
im dritten Jahrhundert ein Typus trok'us neben trok'k'us bestanden
haben, die sich im Kum. und Ital. verschieden entwickelten. Ausserdem
sollen gleichzeitig noch zwei anders geartete palatale k' bestanden haben,
nämlich k^ aus Ä'/a, Ajo, fc^wund k^ aus Ä:i, kii, also nicht weniger als
vier verschieden geartete palatale k im dritten Jahrhundert im Urroma-
nischen ! Das glaube wer will, ich nicht. Es liegt auch im Rumänischen
absolut kein Grund etwas Derartiges anzunehmen. Es handelt sich
nämlich um die — ts — Suffix, die P. aus dem lat. ableiten möchte,
während sie doch offenbar slavisch sind, wie überhaupt die Mehrzahl der
substant. Suffixe. P. konstruiert nun kühn aus fugax ein *fugactiliis >
fugak^k'us (P. meint dabei keinen lautl. Übergang, sondern fugak'k'iis
aus einem fugak*k'lus abstrahiert, deshalb hätte er besser das Zeichen >
vermieden) > fugaelfl. Da — ats in zahlreichen Wörtern aus dem
Slav. eingedrungen ist, so konnte es ein *fugace aus fugacer?f, sehr wohl
in fugactn umwandeln, zumal dasselbe Wort im Bulg. begactu heisst.
p. 150 wird auf ein trernuricfu hingewiesen, das nicht von sie. tremu-
litssu getrennt werden dürfe. Das soll ja auch gar nicht geschehen, es
ist, falls keine Neubildung vorliegt, was allerdings wahrscheinlicher ist,
nur ein älteres tremurits durch Einfluss des aus dem Slav. stammenden
Suff*, 'it^ zu tremiiricHü (cf. gadiliciü, belicfit, lipich)) geworden,
ebenso arits für älteres arits aus ericius. Derartige Beeinflussungen sind
so häufig und P. selbst hat in seiner vortrefflichen Arbeit über die
Diminutivsuffixe so viele Beispiele für Suffixvertauschung gebracht^ dass
ich wahrlich keine Beispiele zu geben brauche. Von -oc)n führt
P. nur zwei Beispiele an mtirgoctH (Ziegennanie), pii.srociü {Kindergewehr),
von denen das erste sicher eine späte mm. Bildung ist, das zweite sicher
auch kein Erbwort (jnij^cä ist slav.), so dass man auch hier nicht auf
ein lat. -ok'k'ius ziu-ückzugehen braucht, denn auch bulg. -ociN z. B.
iMilrocffij ebensowenig bei den wenigen dialektischen Wörtern auf
-ecm {-encin), das auf tk'k'iis beruhen sollen. Da man neigen
'OC/Uy 'iciii ein a/, -H hatte, konnte sich auch zu -ety ein echt bilden.
drume( -drftmerkly jjodef -jyoderin. Es ist doch auch kein blosser
Zufall, dass sich dieselben -s- und -U- Suffixe im Slavischen finden,
dazu noch in derselben Funktion; bei ihrer weiten Verbreitung
auch im Nordslavischen ist ihre Herleitung aus dem Rumänischen
ganz ausgeschlossen. Bei dieser Lage der Dinge bloss den Suffixen
zu Liebe, bei denen die Übertragungen und lautlichen Bi^einflussungon
eine so grosse Rolle spielen, uns zumuten zu wollen, die Existenz
vier verschiedener k* annehmen zu sollen, ist zu kühn. Wenn wir
uns aber nach einem Stamme mit k'k' umsehen, so finden wir nur
*muccetis, *mticcea > mut, nintu, hier aber hat T. das eine k' ganz
willkürlich eingeklammiTt, weil k'k nicht in seine Theorie passen würde.
Wenn das Prinzip an und für sich für das Italienische einiges für sich
hat, — dann aber muss man bei den k' unbedingt voji einem Nach-
einander auf ital. Boden nicht von einem Nebeneinander im Urromanischen
I 92 Rumänische Sprache. 1904.
reden — so lie^ für das Rumänische absolut kein zwingender Grund
vor, etwa ein fugaclu aus *fiigak*k*tis <C fugaculus abzuleiten. Mir
hat sich bei einer Bearbeitung der rum. Suffixe im vorigen Semester der
tiefgehende Einfluss der bulg. und serb. Sprache geradezu aufgedrängt
und zwar in so vielen unzweifelhaften Fällen, dass ich selbst da, wo
man Zweifel haben könnte, eher an slav. Einfluss denke, als an für mich
ganz unannehmbare vier palatale k im dritten Jahrh. Übrigens kann von
der völligen Abgeschlossenheit des Balkanromanischen von Italien nach
dem <lritten Jahrh. keine Rede sein. Hat denn P. vergessen, dass die
ältere christliche Terminologie im Bulg. nicht griechisch, sondern lateinisch
ist, und dass der nördliche Balkan von Italien speziell von Ravenna aus
christianisiert worden ist, Ende des dritten Jahrh. aber die Christianisierung
im nördlichen Balkan bei weitem noch nicht abgeschlossen war, wie P.
behauptet (p. 16). Darüber kann man sich bei Harnack orientieren.
Im § 90 gibt P. eine Darstellung des physiologischen Vorganges bei den
k'-Lauten, aus der erhellt, dass er eine ganz falsche Vorst-ellung von dem
Charakter der ka-Laute hat, da er behauptet, dass ka, ko, ku mit Zungen-
rand artikuliert würden (dieselbe Behauptung p. 176 Z. 25), während
doch allgemein bekannt ist, dass bei allen k-Lauten die Zungenflaxjhe,
bei t-Lauten der Zungenrand und Spitze artikuliert, nur bei palatalem V
tritt neben dem Zungenrand auch das vordere Zungenblatt in Tätigkeit,
daher der leichte Übergang von V > k* oder umgekehrt, wie meist in
den roui. Sprachen. Wie P. dazu kommt k' einen Dauerlaut zu nennen
(p.^ 175 Z. 6 V. u.), ist mir ganz unerklärlich. Ital. chi (aber nicht
deutsches oder alb. ki), rum. ureche, neugr. xal enthalten k*, also k%
ttrek'e, k'e, von Daucrlaut keine Spur. Dass k'e > fe ]> ts*e > s'e
wenlen also sich zum Daueriaut entwickeln kann, ist eine andere Sache,
die Vermittelung spielt die Affrikata t's', die wie P. richtig bemerkt, der
Ausgangspunkt, sowohl für te, wie für ts geworden ist. Übrigens wird
sowohl im Rum. wie im Ital. ce mehr wie is'e, als wie t^e gesprochen.
Da ich mit den übrigen Ausführungen im grossen und ganzen überein-
stimme, mögen noch einige Einzelheiten folgen. Ich wundere mich, dass
P. p. 10 Meyer -Lübkes Etymologie arat aus elato annimmt, lautlich
steht dem entgegen, dass 1 nicht zu r geworden wäre (alin, alunec, alung)
zumal neben elato ein adj. lat. bewahrt ist. Es liegt^ wie das alte Subst
aretu zeigt, ein e-Stamm vor, worauf auch die dial. Form ardt weist,
wenn hier auch wie bei l(is Analogie vorliegen könnte. Gar nicht darf
man die istr. Fonn arqt für elato ins Feld führen, denn dort haben
wir auch stgicu = steaiid, xoxit = deget u. s. w. Nimmt man
erecto > areptu, erectare > aretare, ardtay so stimmt das lautlich
vortrefflich und scmasiologisch noch besser als elato, denn „in die Höhe
heben, dadurch sichtbar machen = zeigen" ist ein klarer Übergang,
p. 42. Ich halte es nicht für nötig ein slav. povrdica anzusetzen für
pova(ä Rat, dessen Bedeutungsübergang sehr schwier zu erklären wäre,
während ein tnret lehren zum Subst. *invmtd führt, ein *j)oret zu
povcatä durch sinnverwandtes porea,stc. Diese Herleitung ist mir per-
sönlich annehmbarer als ein unbekanntes ^povedica, P. hat ja auch
*cadfca zugunsten von *caecia aufgegeben für eeafd. p. 45 hält P.
das aus Majdan mitgeteilte Form tir(i?i \/ tertius für eine Fälschung,
G. Weigand. I 93
wie ich das früher getan habe, allein da dasselbe Wort in der nördl.
Moldau vorkommt, mir ausdrücklich von A. Gorovei als echt bestätigt
wird, dürfen wir nicht mehr daran zweifeln, es kann doch nur Dissimi-
lation aus firfiu sein, also in jüngerer Zeit entstanden, p. 46 istr.
xuritse entspricht genau dr. junice, ein *junicea extra wegen des
ts-Lautes anzusetzen ist überflüssig, das ts wird verschieden ausgesprochen,
p. 47 wird, wenn auch zyfe\ie\n(\,mämnrufä — Marienkäfer mit 7namma-\-
*enicula > *erucia zusammengebracht, mämänitä halte ich für Neben-
form zu märiufä — Mariechen, die Reduplikation wirkt wie Dim. p. 47
axt soll *hadie sein; das hat schon Cipariu, Gr. II 146 gesagt, ich
glaube es doch nicht, hodte war festgewachsen (oggi, hoy etc.), ich halte
dxl für Kurzform aus dstäxt wie astärä aus astäsärd. p. 48 spuxä
soll nicht alb. spuxd, sondern direkt auf lat. spodinm zurückgehen,
weil alb. ip. zeige; aber das s^p- ist ja jung im Alb., das Rum. muss ja
sp, haben, wenn es aus dem Alb. kommt. Auch das u würde nicht zu
lat 0 stimmen. Arom. spurd hat damit nichts zu tun, r für rn, spumd —
sprimd. Ebenda wird sehr bestimmt piex^ jnaxä als falsche literarische
Umbildung nach ckeatrd — ptat7'd aus ehfexj chtaxd erklärt, wofür
sich dann ein *cladea, cladeum > clades ergäbe. Bedeutung und Laut-
wandel stimmen vortrefflich, nur heisst die Form wirklich pkx, piaxd
auch im Volke, und das Wort ist echt volkstümlich. Eine derartige „Ober-
en täusserung hätte doch erst in neuerer Zeit stattfinden können, und dann
fänden wir beim Volke in der Gr. Walachei im pte Bezirke Spuren von
chfaxd. Wir wollen also mindestens ein Fragezeichen an diese von
Candrea-Hecht stammende Etymologie machen. So könnte ich noch
genug des Zweifelhaften oder des sicher Falschen anführen, das schliesst
nicht aus, dass ich trotzdem den Wert der Arbeit sehr ho(*,h schätze, und
bekenne, mich aufrichtig über dieselbe gefreut zu haben.
H. TiKTiN hat in GG. 2* eine wesentlich vermehrte und vielfach
verbesserte Gesamtdarstellung der rum. Sprache geliefert. Da T. als
Anhänger der älteren philologischen Schule, wie sie in den achtziger
Jahren des vorigen Jahrh. herrschte, der überlieferten Tiiterat Ursprache
seine ganze Aufmerksamkeit widmet und von ihr bei der Betrachtung
ausgeht, für die linguistische Betrachtungsweise aber herzlich wenig Ver-
ständnis zeigt, so weiche ich, der ich in erster Linie von der vom Volke
gesprochenen Sprache ausgehe und aus ihr heraus mit Hilfe der allge-
meinen Phonetik und der mit Vorsicht zu verwertenden, erst seit dem
16. Jahrh. überlieferten Schriftsprache zu erklären suche, oft ganz wesent-
lich in der Darstellung und Erklärung ab. Dass der Tiktinsche Stand-
punkt veraltet ist, darüber gibt es keine Meinungsverschiedenheit. Sein
Standpunkt hatte Berechtigung, als er in der Schule als Lehrer die
rumänische Sprache dozierte oder als er seine Elementargrammatik schrieb,
nicht aber in dem Gröberschen Grundriss, der für Fachgenossen ge-
schrieben ist, die die Entwickelung des gesamten Rumänischen aus dem
Lateinischen und die Beeinflussung von Seiten anderer vSprachen auf die
Entwickelung kennen lernen wollen. Die so junge, noch gar nicht ge-
festigte Literatursprache interessiert mehr die Einheimischen. Beim Franzö-
sischen und Italienischen liegen die Verhältnisse ganz anders, da wir hier
von alters überlieferte Schriftsprachen besitzen und auch diese Sprachen
I 94 Rumänische Sprache. 1904.
(1er reichen Literatur wegen studieren. — p. 564 wird von drei Haupt-
dialekten statt vier gesprochen, während das „Meglen" als „Abart*^ des
Dacorumänischen bezeichnet wird (mit demselben Rechte hätte er es als
Unterdialekt des Aromunischen besseichnen können). Dass das Meglen
von mohammedanischen Rumänen gesprochen würde, ist falsch, nur in
einem von 11 Dörfern wohnen Mohammedaner. Dass die Zahl der
Aromunen (T. braucht die irreführende Bezeichnung Mazedorumänen) auf
600000 angegeben wird (es wird auch über eine Million angegeben), ist
schon richtig, allein T. weiss ganz gut, dass diese Zahl furchtbar über-
trieben ist, es sind allerhöchsten s 200000, wie ich nachgewiesen habe,
p. 565 wird behauptet, dass die Bewohner zweier Landschaften im Dr.
einander ohne weiteres verstehen. Ich weiss aus dem Munde von Bauern
des Krasnatales in Sbb., die zur Erntezeit nach der Kl. Walachei gelien,
dass sie dort nur mit grosser Mühe verstehen und verstanden werden,
dasselbe sagte mir ein Lehrer aus Kronstadt, der nach Alibunar im Banat
versetzt wurde. Ich bin überzeugt, dass ein Bauer aus Bessarabien einen
solchen aus dem Satmarer Bezirk nicht ohne weiteres versteht, so gross
sind die lautlichen und lexikalischen Unterschiede. — Es gibt nicht nur
einen, sondern eine ganze Reihe von Gründen, die mir zur Gewissheit
machen, dass die ersten Versuche rumänisch zu schreiben vor das Jahr
1560 hinausgehen. Wenn T. nicht dieser Meinung ist, hat er nur in
Gaster einen Glaubensgenossen. Ich halte sogar lorgas Hypothese,
dass die ältesten Denkmäler durch die Hussitenbewegimg veranlasst sind,
für wahrscheinlich, wenn auch die erhaltenen Handschriften erst aus dem
16. Jahrh. stammen, p. 565. Ich freue mich, dass T. nicht Meyer-
Lübkes Vorschlag, i des PL und der II. Prs. Sg. lautlich aus -es
zu erklären gefolgt ist, trotzdem aber steht jd. 566 oben zu lesen, dass
bei Einsilblern im Ital. und Rum. i an Stelle des abgefallenen s (also
doch lautlich gemeint) getreten sei. Nein, auch in diesen Fällen ist i
nicht lautlich zu erklären, "not, voi mussten wie die übrigen Pron. das
Pluralzeichen i annehmen, magis wurde nicht ohne weitt^res mas > ma
sondern 7nais '^ ynaH, das bewahrt wurde, unter gewissen Bedingungen
zu ma (im Arom.) wurde (cf. auch mastro neben macstro im Ital.). In
2)oi sehe ich eine Sandhierscheinung ; wenn jjo <C }^ost vor hellen
Vokalen zu stehen kam, entwickelte sich der Gleichlaut i. po^e Z> po^c
> poi e gespr. poiey aber nicht jjo/ 'e (nicht mit festem Stimmeinsatz)
poi wunle dann verallgemeinert. -- Was T.p. 570 über den Lautwert
der Vokale sagt, bedürfte zu sehr der Verbesserung, als dass ich hier
darauf eingehen könnte, nur die Nachlässigkeit sei gerügt, dass „semison"
eimnal als Halbvokal (jna/) im Sinne der Phonetik, das andere Mal für
geflüstert u (in lokii) angewandt wird, obgleich T. den Unterschied natür-
lich kennt. Das p. 571 über die Geschichte der rum. Orthographie
sp. über 'i», m f Gesagte ist ganz ungenügend. Der Vokalismus ij^t
p. 573 — 582 sehr kurz, aber in den Resultaten meist richtig dtu-gestellt,
wenn aber T. auf phonetische Erklärungen zu sprechen konmit — bei
aller Vorsicht wagt er es doc^h manchmal — bekommt man oft die sonder-
barsten Ansichten zu hören, z. B. p. 574, unter 4: „Die geschlossenere
Aussprache vor Nasal hat im Rum. nicht nur w^eitere Fortschritte ge-
macht^ sie hat sich auch auf die übrigen Voktüc ausgedelint, wobei a
G. Weigand. I 95
die Richtung nach i einschlug, und ist (wer denn?) schliesslich an den
Endpunkten der drei rum. Vokalreihen angelangt: cint^ timp^ ascund.^*
Dazu vergl. p. 582: „Sowohl betontes als unbetontes t erscheint, in Nord-
mazedonien und Istrien zu ä geschwächt." Natürlich, da t aus a schi-ift-
sprachlich ist, muss ä eine Schwächung sein! Die allg. Phonetik, sowie
die Dialekte lehren das Gegenteil, ä ist die Vorstufe von I. Eklatant
zeigen das auch die modernen bulg. Dialekte. So ist bei T. stea <
Stella die alte Form, weil schriftruraänisch, dagegen steauä die neue,
trotzdem er p. 594 0 als aus ilkim entstanden anerkennt, wohlweislich
vei-schweigt er uns, auf welche Weise. Am besten ist noch die Fonnen-
bildung geraten p. 590 — 602, während die Stammbildung (T. meint Wort-
bildung) nur zwei Seiten in Anspruch nimmt, bei der Syntax die auf drei
Seiten abgefertigt wird, liest man mit Staunen, dass sie im Vergleiche mit
den übrigen Teilen der rum. Gram, nur „wenig Bemerkenswertes" biete.
Da hört alles auf, und auch mein Bericht.
Ein mehr praktisches Ziel verfolgt Gärtner in seiner „Darstellung
der rumänischen Sprache"*) in der Sammlung kurzer Lehrbücher
der romanischen Sprachen und Literatur, indem er „denjenigen Lernenden
und Gelehrten, die einer sprachwissenschaftlichen Kenntnis des Rumä-
nischen bedürfen, an die Hand gehen will". In ganz elementarer Weise
wird zunächst ein Lesestück, das von ihm selbst und zwar recht gut')
übersetzt ist, analisiert, dann folgen Sprach proben verschiedenen Stils mit
Erläuterungen, im „/?iwZ plerduP^ hätte auf die Abweichungen vom ge-
wöhnlichen Ausdruck hingewiesen werden sollen: päne de'ntreciit = de
pri^os, stimperät = astrmpärat, scula -mä -roiü = m'ohi scula,
fratele teu acesta = acest frate al tau u. a. m.). Darauf folgt
S. 62 — 84 eine Einleitung die über die Geschichte, resp. den Ursprung
der Rumänen und über die fremden Einflüsse das AUernötigste bringt.
Die Lautlehre ist eingehender behandelt p. 85 — 141, kurz die Wort-
bildung S. 141 — 149, die Formenlehre genügend ausgedehnt^ S. 149 — 190,
von der Syntax ist nur einiges herausgegriffen S. 190 — 204. Ein Wörter-
verzeichnis mit Angabe der Etymologien beschliesst das Ganze. Da das
Buch mehr Lehrzwecken dient und diese Zwecke in vortreff*licher Weise
erfüllt, so brauche ich nicht näher auf die Ausführungen selbst einzu-
gehen, selbst da nicht, wo ich abweichende Ansichten habe, was gar nicht
so selten ist. Wirklich Neues von Bedeutung habe ich nicht gefunden.
G. Weigand *) erklärt den Ausfall von n in gewissen Fällen durch
Nasalierung. Er gibt zunächst Beispiele von Nasalvokalen aus der Volks-
sprache. 171 vor r wird zu nasalem ?/ ; dialektisch „am" vor r zu «.
Allgemein schwand schon im Urrumänischen n in satzunbetont<3n Wörtern
nach dunkeln Vokalen vor t, nachher schwand auch die Nasalierung:
contra^ eunträ > cüträ cuträ (bewahrt im Meglen in Cfittru) durch
Vokalharmonie cäträ^) ta?itum > ttt, quanfum > fdt. Vor Vokalen
fällt n nach V in harter Stellung (nur dacorum) z. B. granum > gn7m
> grün > grtu etc. Femer -äuin > -r/m: farina > fäninä ]>
fäinä. big. stranhm* ]> *str(mm ;> strmn. Der unbestimmte Artikel
2) Halle, Niemeyer 1904. 3) S. 25, 48 n'a incurcat-o mult ist unverständ-
lich, es soll heisaen „machte nicht viel Federlesens". 4) JBIRS. 188—192.
5) contra > cätra darf man nicht mit dem Falle vos > vä vergleichen.
I 9G Rumänische Sprache. 1904.
un wird dial. zu ü: un om > ü om. Der weibl. Artikel una über
üd '^ uä ^ o, aber als betontes Zahlwort bewahrt. Es folgt dann
eine lautphysiologische Erklärung. Es hätte auch auf das Präfix con-
> cun > cü' ]> dir {ciifundy cutremur etc.) hingewiesen werden
sollen.
O. Densu^ianu macht den Versuch in seiner Arbeit „Din istoria
amu^.irii lui „u" final In limba romftnä"®) das Verstummen des
auslautenden u im Zusammenhange mit dem Wortakzente zu erklären
auf Grund der Schreibungen in den ältesten Texten bes. dem QkI.
Vorone^ean, Psaltirea Scheiana und Psaltirea Voronetianä. S. 4 — 11
bringt er eine Liste von Wörtern aus Ps. Scheiana mit u, die den Ton
auf der vorletzten tragen, dann folgen solche auf u (D. glaubt, dass i> als
u semison, das soll wohl heissen „geflüstertes u", gesprochen worden sei,
eine Meinung, die sich durch nichts rechtfertigen lässt und S. 26 Anm. 1
gibt er selbst Gründe gegen die Auffassung von "b als ü an), dann
folgen solche auf ü (= t), die den Ton auf der drittletzten tragen.
Daraus glaubt D. sich zu dem Schlüsse berechtigt, dass der Akzent mass-
gebend gewesen sei, nicht der Charakter des Auslauts für das Verstummen
von u, da die Silbe unmittelbar nach dem Akzente mehr Kraft gehabt
habe, als die unmittelbar folgende. D. vergisst ganz, dass die Metrik
uns das Gegenteil lehrt, der Rhythmus ist dipodisch auch in der gesprochenen
Rede (als u noch volltönig war, wurde sptinemn^ spi(eldru betont), er
vergisst femer, dass sich im Aromunischen omulu entwickelt hat, er ver-
gisst ganz, dass die mit lonij lu zusammengesetzten Wörter durchaus
nicht gleichwertig sind mit einfachen, von denen kaum einige in seiner
zweiten Liste enthalten sind. Ausserdem bringt er Seite 14 — 15 eine
Liste von Wörtern, die der ersten, und Seite 16 — 17 eine solche, die der
zweiten widerspricht. Angesichts dieser Mängel in der Beweisführung
wundert es mich sehr, wie der Kritiker in LBlGRPh. 1905 p. 337 ohne
weiteres den Resultaten zustimmen konnte. Die heute gesprochene Sprache
lehrte dass nicht der Akzent, sondern in erster Linie der Auslaut mass-
gebend ist. Nach Muta -|- Liquida oder Spirans -[- Liqu. ist ja allgemein
u bewahrt, in -esku ist, wie D. selbst konstatiert -u länger be-
wahrt worden, als in omu; nach zwei Konsonanten (-nd, -rd, -rb, -Ib etc.)
länger als nach einfachen Konsonanten, was sich auch in zahlreichen
Beispielen belegen lässt (z. B. Cuv. d. bat. II. 472); und unter den ein-
fachen Konsanten, wirkten die Explosivae länger erhaltend {capfly vddü etc.
mit deutlich geflüstertem u und Lippen run düng, siehe meine Dialekt-
studien) am frühesten fiel u nach r, 1, n, m. Zum Vergleiche wäre auch
die vielfach schon in die Erscheinung tretende Verstummung von li (?/.jf
statt ?/.sY/) und die fast durchgeführte von i heranzuziehen gewesen ; auch
das Aromunische ist lehrreich. Bei derartigen Untersuchungen ist auch
von Entscheidung, ob das Wort isoliert, im Affekte, in der Pause oder im
dahingleitenden Texte steht, fenier ist auch der Bedeutungswert der
Wörter selbst von Einfluss. Ich bin überzeugt, dass bei einer derartigen
Betrachtungsweise mehr herauskommt., als bei der mechanisch-statistischen,
die D. angewandt hat. Geflüstertes u, das dem Schwunde zeitlich vor-
6) AAR. seria II. B. 20 Buc. 1901 Scp.-Druck bei Göbl 0,50 Fr.
G. Weigand. I 97
ausgeht, konnte gar nicht anclers von Schreibern als durch volles u be-
zeichnet wenlen, sobald man die Zeichen i> (> im Auslaute anwandte, ist das
ein Beweis, dass kein u-Laut mehr gehört wurde. Wir werden nie zur
vollen Grewissheit kommen, ob das in den ältesten Texten geschriebene
u als volles oder geflüstertes zu lesen ist, ja durch Schreibtradition kann
es noch auftreten zu einer Zeit, wo es in dem betreffenden Dialekte be-
reits geschwunden war, und umgekehrt kann geflüstertes u ganz unbe-
zeichnet bleiben wegen der üblichen Schreibgewohnheit, wie wir das ja
tatsächlich auch heute noch sehen, denn sowohl in Siebenbürgen wie in
der Moldau gibt es Gegenden, wo heute noch geflüstertes u gesprochen
wird, aber niemand schreibt es mehr. — Ein vergleichendes Studium
zwischen dem sizilianischen Dialekt und der rumänischen Volkssprache
macht der Theologe Alexis Viciu: Limba romin a poporanä 9!
dialectul sicilian'). Ich habe das Buch gelesen; ich muss aber
gestehen, dass der Verfasser trotz der Mühe, die er sich gegeben hat,
kein wissenschaftlich zu verwertendes Kesulttit für das Rumänische er-
zielt hat, da ihm die nötige Vorbereitung fehlt, um derartige Unter-
suchungen machen zu können. Eusebiü Popovici hat über „Elo-
mentele fönet icei romiine^ti (Fortsetzung) im Jahresbericht des gr.-orth.
Obergymnasiums in Suczawa (34 S.) gehandelt Mir lag die Arbeit
nicht vor.
Dr. Radu J. Sbiera hat in der ZRPh. 28®) über die Physiologie
der romanischen Vokale a und i gehandelt und damit nichts anderes
bewiesen, als dass er zeigt, dass er keine Ahnung hat von den Lauten,
wie sie im Rumänischen wirklich gesprochen werden, dass auch im Bul-
garischen 0, w, /, a, im Russischen 0, ?//, g vorkommen, worüber schon
genug geschrieben wurde, davon weiss er erst recht nichts. Für ihn
existieren nur o , // (ii, !), weil sie die einzigen sind, die die Schriftsprache
gebraucht. Es gibt ja Leute genug, auch unter Rumänen habe ich solche
gefunden, die den Unterschied zwischen ff und i nicht heraushören, und
wenn S. zu diesen gehört^ sollte er über Phonetik überhaupt nicht
schreiben. Aber schon die Erwägung, dass lat (franum nicht nur gruu
igrlti) gesprochen wird, sondern (lass auch ffron, ff er, griii vorkommen,
die nur über groriy grgn (gern), grju (die alle belegt sind) möglich waren,
hätten S. eines Besseren belehren müssen. S. hat sich an eine Aufgaben
gemacht, der er bei weitem nicht gewachsen war. Eine eingehendere
Analyse dieser Laute wird gelegentlich der Herausgabe meines lingui-
stischen Atlasses erscheinen. Irgend eine Förderung unserer Erkenntnis
in der Eigenart der „gedeckten Kehllaute" (diese Benennung „gedeckt"
bezieht sich natürlich auf den Klangcharakter der Laute, mit gedeckter
Stellung hat es gar nichts zu tun) ist durch S.s Arbeit nicht erzielt
worden, denn dass ä o-Basis, i u-Basis hat, ist längst bekannt^ deshalb
schreibe ich auch o, ?'.
Über die Orthographie sind in der nnnänischen Akademie lange
Verhandlungen gewesen, die keineswegs immer auf der Höhe standen.
Jetlenfalls ist mit der offizi(dlen Annahme der akademischen Orthogi-aphie
die Bewegung noch nicht zum Schlüsse gekommen und wird es auch
7) Blasendorf 1904. 8) In rum. Sprache in CL. XXXVIII.
Voll mö Her, Rom. Jahresbericht VI II. 7
I 98 Rumänische Sprache. 1904.
• nicht eher, als bis man eine konsequente, einigermassen phonetische
Orthographie durchgeführt hat. Eine wirklich phonetische Ortho-
graphie ist unmöglich, weil erstens dafür die Zeichen mangeln und
zweitens kein Dialekt die Norm der Aussprache zu geben imstande wäre.
Die Sprache der Gebildeten in der Gr. Walachei, speziell in Bukarest,
ist aber noch lange nicht einheitlich. Gewisse Kompromisse z. B. mold.
de, din, pe für walachisch da, din, pä sind unvermeidlich, weil sie sich
in der Schriftsprache eingebürgert haben. Eine wahre Wohltat für alle
Rumänen wäre ea, wenn man sich entschliessen könnte für die gedeckten
Kehllaute nur ein einziges Zeichen etwa a einzuführen, wie das früher
schon die Convorbiri literare getan haben. Die Herren in der Akademie
haben gar keine Ahnung, welche Schwierigkeiten dem Volke in Sieben-
bürgen und in der Moldau aus der Scheidung von ii, ä (i) envachsen.
Ein von der Akademie herausgegebenes Heftchen über die „Regule
ortografice"*) unterrichtet über die jetzige Schreibweise und enthält
auch ein kleines Glossar. Im 38. Bande der CL. sind Artikel über die
Orthographie von Maiorescu, Pu^riu, Tiktin enthalten, auf die ich nicht
einzugehen brauche, da die Frage eine ganz interne Angelegenheit der
Rumänen ist.
Mtymologien. Von Pu^cariu^**) werden aufgestellt: amin ver-
schiebe von ad mane <C*amMe; nur schade, dass amtne nicht existiert,
und auch alb. mänoii zögern, macht die Erklärung nicht gerade sicherer.
Immerhin ist die Et. möglich. — caprina (arom. megl.) <[ caprina. — caut
aus *cavito, *cauto, aber cat aus capto; gut. (cf. Schuchardt ZRPh.
XXVIII 39 und meinen vorigen Bericht.) —ciimpät „Mässigung" soll
Postverbale von a ciirnpäta sein; a sta in cumpät „am Scheideweg
stehen" soll direkt von lat. compitum „Scheideweg" kommen. Mir scheint
denn doch die Ableitung von computiiSy wofür sehr leicht ein *cowpiius
eintreten konnte, viel gesichertiT; die Bedeutung (Erwägung) im Rum.
und Lat. ist zu gleichartig, als dass beide von einander getrennt werden
könnten. — desctirc aus *de[oh]scuricarey gestützt auf sard. iskurgare
(nach desctirc dann incurc), ist geradezu ingeniös und bestechend. —
Idmiirä ]> "^rernoUi zu rcmolere^ gestützt auf nordital. remtd etc. ein-
leuchtend. — hnpäncx „spicken" soll von einem daraus zu erschliessen-
den pand = *Speck kommen, impdnex ist offenbar eine moderne
Bildung (das Spicken ist eine Tätigkeit, die lediglich in der feinen Küche
ausgeführt wird), und ein ,,pand Speck" ist nicht nachweisbar. Da panä
Federauch „Keilchen, Nagel" bedeutet, so sehe ich in impdnexm\Q Ableitung
hiervon, denn das „Spicken" ist ein „Eintreiben von Speckkeilchen". Die
übrigen Bedeutungsentwickelungen (wie pdrm^^ Hülle) sind klar. — arom.
j)dnukl'e = Pest aus paniffula, ^pmmcla, — pd/oard = Schleier aus
*puUioki, pallkmi. — arom. pap aus papptis^ — pekul'u aus pecii-
liuin^ — pikuiie aus pecn7iia sind selbstverständlich. — dial. pdrhigd
aus paJangn. — dial. rdspnt nach rdx spathim; aber spat ist nicht
ausgestorben, wie P. glaubt, sondern ein geläufiger Ausdruck am Gewebe
des Webstuhls (Raum zwischen Einschlag und Stosslade). purintd, das
mit poleuta gleichgesetzt wird, ist verfehlt (s. vorigen Bericht). — rhid =
9) Bukarest, 1904 Carol Göbl 10 Pf. 10) ZRPh. XXVIII Ü76.
G. Weigand. I 99
Flanke aus *rena zu ren. gut. — xgnriu soll *excarinre sein; aber
xgär, zgärt, %gärU shid lautnachahmende Interj., deren Ursprung mir
eher im Slav. als im Lat. zu liegen scheint., wenigstens sind sie* im
Bulg. ganz verbreitet — Bei Gelegenheit der Besprechung von toamnä,
macht P. den Versuch, die wenigen Fälle von o für lat. ü auf Rech-
nung eines i zu setzen, wie ich das selbst vor Jahren getan habe —
wiis P. nicht unbekannt sein wird — allein ich bin wieder davon zurück-
gekommen, weil sich eutby scu/p, tmbuih [rw/, lul, fiif] nicht fügen.
Das ad hoc construierte Gesetz über den Schwund von i vor Doppel-
konsonanz *autu7nma > *atuimna > *atoimna > *atomna >
toamna {muria > moare stimmt nicht damit) ist zu gekünstelt. *fuist
nach rd^t (^est) geht nicht ^^), weil letztere Form sicherlich modern ist,
man hört noch deutlich in manchen Orten rri^t mit stimmloser Lenis(s?),
aber fosi mit stimmloser Fortis. Daher schreibt auch Anton Pann väzt
und nicht vast. (cf. Cuvente d. Bätr. II 142.) Ich sehe, dass nichts
anderes übrig bleibt, als die mit o <^u vorkommenden Wörter als spätere
Aufnahmen zu erklären, die natürlich nur nach Mösien gelangen konnten,
nicht nach Dacien. Wenn die Dialekte in der Behandlung von u über-
einstimmen — und das ist der Fall — so ist das ein unumstosslicher
Beweis für die Einheitlichkeit der Entstehung der vier Dialekte südlich der
Donau. — caer Rocken aus *cariu, Post verbale von caro „krämpeln",
ist einleuchtend, — aber baer, baerä Schnur aus variiis „bunt" (weil
„bunte" Bänder gebraucht werden) abzuleiten, halte ich für verfehlt. Die
Grundbedeutung kann nicht „bunt" sein, sondern „Band, Schnur", denn
die Bedeutung „Eingeweide" (a rupe bilerile inimei) weist darauf hin.
Im Arom. heisst es „Reihe, Schnur", im Bulg. „Schnur von alten Geld-
stücken", die am Kopfe getragen wird. türk. bayer hat fern zu bleiben.
Manche anregende Bemerkung enthält auch P.s Besprechung von Can-
drea-Hechts: Les ^16ments latins in ZRPh. XXVIII. p. 615.
H. ScHUCHARDT bespricht in ZRPh. XXVIII 41 die Möglichkeit
der Ableitung von aciUa von *accaptiare oder auch von ca(ä. Ich
verstehe nicht, wie Seh. annehmen kann, dass dieses ca(a dasselbe Wort
wie cange sein soll. Letzteres ist offenbar ein Lehnwort, ersteres wahr-
scheinlich ein Postverbale eines älteren *rat aus capHo, oder selbst aus
aea(. afcatär halte ich für ein Iterativ zu rat (denn „Klettern" ist ein
wiederholtes „Greifen"), dessen -är nach tfi aus -er entstanden ist^ das
in treer aus trtbulo vorliegt 38; ich sehe keinen zwingenden Grund es
mit ngr. kandxaroJio oder bulg. katerä-sä in Verbindung zu bringen. —
Für rum. plpotä schlägt Seh. *ficotumy *firota vor, das durch Ein-
wirkung von hepate zu *ßpota, durch Assimilation zu pfpota geworden
sei. Wenn wir bedenken, dass ptpota nur im südl. Gebiete vorkommt,
dass ausserdem pipu^\ piptu^cä^ pipocu^ä, pipoa^ca vorkommen, so
weist das doch klar auf jjipä = Pfeife. Die Bedeutungsentwicklung ist
so klar wie nur möglich; es heisst nämlich: 1. „Vogelmagen (daher auch
Leber und deshalb konnte sich auch dialektisch hicota nach Jiikat ent-
wickeln), 2. Tasche (prall voll), 3. Kote am Pferdefuss {chipotäj picotä)
11) Über die P.P. f)08t, go><t (gKsit) k*eri (pierdut), vintj (venu), dazu
seai (sezui) habe ich im 6'. JBIRS. p. 38 das Nötigste gesagt. 13) ZRPh.
iXVIII. 436 ff.
I 100 Rumänische Spiache. 1904.
die dieselbe Form hat wie der Vogelmagen, 4. Geschlechtsteil der Kuh ^*)
(wieder dieselbe Fonn). In allen Bedeutungen Hegt der Vergleich mit
der^Form des Pfeifenkopfes, der ausserdem wie der Magen oder die
Tasche prall gestopft werden kann, deutlich vor Augen. Die räumliche
Begrenztheit, die Mannigfaltigkeit der Bedeutung und Bildung weist klar
auf eine verhältnismässig moderne dialektische Entwicklung**). Vielleicht
zieht Seh. selber meinen geraden Weg dem eigenen gewundenen und
holperigen vor. Das Wort jnpä ist in den in Frage kommenden Ge-
bieten bekannt und populär. — Pascu bietet in seinen notite etimo-
logice im ASJ. XV. p. 165, p. 172, p. 438 nichts, was der Erwähnung
wert wäre. Wenn er meinem Rate folgt, so lässt er das Etymologi-
sieren sein.
Candrea-Hecht *^) bespricht eine Reihe von Wörtern, für die er eiii
lat. *2)itta aus Ilhra erschliesst, woraus patä, pntura, petee hervor-
gingen. Trotz einiger semasiologischer Schwierigkeiten scheint er mir das
Richtige getroffen zu haben. — pteden (ich habe beim Sammeln der
Terminologie des Webstuhles immer chkden gehört) arom. k'adin aus
*pedinus zu pcs im Sinne von „Endstück", was plfeden bedeutet. Diese
Etym. wird durch die ital. Formen gesichert. — idr^inä Haarstrick aus
iransenna, wobei C. die Schwierigkeit übersieht, dass man bei nn tär-
seanä envartet; es wäre als Etymon *tra7isena anzusetzen, wogegen die
Etymologie transepna spricht. Sextil Puj^ariu ^') stellt eine Reihe von
Etymologien auf arom. adar bereiten aus *adaro (sehr kühn); binat
aus *bmaU (PI. zu binak, binak aus dem Alb.) — cn(u)fe Derivat von
*catu, *catä aus cattia. — cumpät > comjyitum (s. oben). — culd
„lieu cach6" soll ein cubiila sein. (Ich halte es für eine semas. leicht erklär-
bare Variante zu cuhf „Wachthaus, Turm an Wegen"; das portug, cow
ist nicht beweiskräftig genug, immerhin ist P.s Gedanke nicht ohne
weiteres abzuweisen). — desdedimineatä soll gestützt auf ein altrum. dins
„rfe ipso de)nan&^ sein; lautlich wäre das schon möglich trotz arom.
dislu, allein wie soll sich die Verbindung mit der Präp. de nach ipso
erklären. Dieses „rfß" weist doch auf ein adv. des Grades. Es müsste
also „rf^,9" wie ,^tare de dimifieafa^^ empfunden worden sein. — leagdnd
Wiege, Post verbale zu leagdn anbinden, Intensitiv zu leg. Die Schwierig-
keit liegt auf semasiologischem Gebiete, die P. nicht glaubhaft beseitigt
hat, denn das Chassez-croisez
legO'leagdny.h\n({e fest, hänge an
anin = *arf-mVmo^ wiege
ist nicht vertrauenerweckend. Ich halte dr. anin anhängen, aufhängen
für identisch mit arom. alin aufheben (refl. in die Höhe steigen, hinauf-
gehen, auch klettern) und sehe darin *alkHno zu allevo „in die Höhe
heben". Die endungsbetonten Formen mussten regelmässig alinä worden,
im dr. trat, zumal ein anderes alin besänftige (zu lin sanft) vorhanden
war, Assimilation resp. gleichzeitig Dissimilation von alin besänftige ein ; der
14) In obszöner Weise auch vom weiblichen Geschlechtsteil gebraucht,
wobei als Vergleich weniger die Form, als das „Stopfen der Pfeife" vorschwebte.
15) Ich kenne über 20 Bezeichnungen für Streichholz, ebenso viele für Kartoffel,
auch der Mais hat eine Reihe von Bezeichnungen, die alten Getreide dagegen
nur je eine Form. 16) GL. XXVIII. 874ff. 17) GL. XXXVIII. 250ff., 455ff.
G. Weigand. I 101
Bedeutungsübergang von „aufheben" zu „aufhängen" liegt nahe. — arom.
7iuearcä-?ioi'c?'ea, dazu die Variante narcä, wie tior statt nnor lautlich.
Möglich, aber das Verbreitungsgebiet von /arcti gegenüber nor (Kru^evo)
weist auf alb. Ursprung (tierkd) — por^or, porcoki Heuhaufen aus
porca. — raxdm „stützen" aus alb. rexe Wurzel, Fundament, worauf
ich schon vor Jahren hingewiesen habe, aber klar ist nicht alles; —
späl wasche wird, gestützt auf die arom. dial. Form spelau (auch sjrfiUiu),
von experlat'o abgeleitet; auch das ist etwas altes, p. 454 rind aus
*rena^ lat. ren s. oben. — xecke, xeghe (kurzer Mantel) soll lat. ^deciila zu
deeiis sein; es ist zweifellos magy. xeke. — rdprimt megl. aus cnpri-
na seil, lana. — deochhl wirtl in seiner Bildung zu alb. persüs gestellt ;
dass es nicht auf *deoculum zurückgehen kann, ist selbtverständlich,
aber die Parallele zum Alb. ist nicht vollständig, weil de und per in ihrer
Grundbedeutung nicht übereinstimmen. Wohl aber ist es möglich, dass
eine Beeinflussung des lat. de durch alb. per stattgefunden hat, und das
will P. wohl beweisen durch die Beispiele unter 1. Bei den Parallelen
zwischen beiden Sprachen darf das Bulg. Neugr. ev. das Serbische und
Türkische nicht ausser acht gelassen werden, sonst haben sie nur proble-
matischen Wert. — danac Kalb aus de-\'an'\-^r nach godac. Das
megl. ddnac hätte P. veranlassen sollen das Wort gründlicher zu unter-
suchen, denn dort wäre de-\-<in nicht zu daii geworden, was in der Gr.
Walachei, wo ja de als da gesprochen wird, möglich war. Das Wort
danac ist bulg. datuik^*, ursprüngl. türk. dana, — Ebenso verfehlt ist
arom. demv^ einjährig Kalb aus de -j- mu:=zde acuiriy es ist einfach alb.
„de//e" Rind -f- Suff, u^ — gheabdy gheb aus gtbba, *gibbiila *glibba
ist einleuchtend. — päringd ixus palunga s. oben. — megl. tindecCd [dr. dial.
timbeche (?); ich wundere mich, dass P. die weitverbreitete drum. Form
tindeiclie, tindeawJie nicht kennt] ist natürlich teridicula, —
O. Den8U:?ianu ^**) bespricht eine Reihe von Etymologien: ameste-
care = mischen von *admixticare, viestecare — kaum von masticare.
Das ist nichts Neues. — arom. aräk'ls »oll von alb. resk'es kommen,
ich sehe darin eine Ableitung von ardk'/esku. <C rapio, — cerentel —
geum urbanum aus ceryntha -[- ellus; möglich — reatd aus caeiria, so
auch Pu^cariu. — coacdxd (auch cocuxd im arom.) ist alb. kok 'q -|- xd
(Warum denn nicht direkt kok^exd? -xd ist ein lebendiges Suffix im Alb.)
Nichts Neues. — ddinuire soll serb. danivaU (aus dan) sein. Laut-
lich steht keine Schwierigkeit entgegen, aber die Bedeutung stimmt besser
zu türk. dajarmiak, — dihocare aus magy. diö resp. diöhaj nach
desghiocare. Das lässt sich hören. — drlncit aus slav. droriti -|-
drqeiti. Letzteres genügt lautlich und scmasiologisch. — arom. furun-
(eluj frin(elu, siifrin(elu, sflrnn(el soll furimcultts resp. furuncUhcs
sein. Möglich. — goande (dial. wal.) slav. gqd-, wie goangn aus dem Stamme
gang — .Es liegen offenbar neue Bildungen vor, sonst könnte nicht -oa- stehen,
oder Beeinflussung von Seiten anderer Wörter. — arom. gruNcdxu aus
grunnio; es könnte auch alb. gmnis sein. — miric (dial. Banat.) aus
mancus; gewiss. — arom. mparu aus *impalo, — 7ii(el soll wie 7ii(icd
im alb. ue tsike seinen Ursprung haben; sehr unwahrscheinlich. Hasdeus
18) Ro. XXXIII p. 71 ff.
I 102 Rumänische Sprache. 1904.
ni^chitel ist entsehie<ien vorzuziehen. — arom. nsiiiu, ntardu aus Snsano
Hntardo ; selbstverständlich. — arom. ntriku aus Hntrico für ijitero. —
pajerä aus ruth. paxera. — iintav (dial. Hatzeg) aus bulg. Stamm
tant: — to7it nicht lat tonitifs wegen o, vielleicht magy. tandi, dial.
fint muss dasselbe sein. — arom. terkVti aus drculics. — undire zu
tinda. — arom. utä aus alb. ut, (altrum. uture), — xarä aus alb.
dak; sehr gut möglich, aber nicht sicher wegen xdr. Wie konnten aber
aromuuische Hirten dieses Wort den Dr. bringen, wenn sie es selbt nicht
haben? Nein, das Wort ist ebenso wie tnexure, barxd ein alt mitge-
brachtes alb. Lehnwort. — arom. xgrärnu zu alb. gHms, grin, gris;
gut. — Sehr verdienstvoll ist die Liste von Verbesserungen, die Densu-
^ianu zum lat.-rom. Wb. von Körting aufstellt, die nicht weniger als
16 Seiten in der Romania XXXIII. p. 272 ff. ausmacht.
Flexifynslehre. Über meine Erklärung des Conditionalis will
TiKTiN*®) den Stab brechen. Ich habe seinen Erklärungsversuch zwei-
mal mit Aufmerksamkeit gelesen, muss aber gestehen, dass gerade die
Tiktinschen Ausführungen mich erst recht bestärkt haben, in meiner Er-
klärung die richtige zu sehen. Ich möchte nicht einmal durch Angabe
von offenbaren Fehlern, die T. gemacht hat, den Eindruck seiner Aus-
führungen abschwächen, da ich es der Einsicht der Fachgenossen auch
ohne das zutraue, sich für die richtige Erklärung zu entscheiden. T.
macht also den Versuch a^ etc. aus habiierim etc. zu erklären. Dass
are als Kurzform von habiierit lautlich erklärt werden kann, bezweifelt
niemand, ich am wenigsten; wenn ich trotzdem zu anderer Erklärung ge-
griffen habe, so waren es Gründe schwerwiegendster Art, die mich dazu
veranlassten. Für die erste Person a.jf hat T. seine Zuflucht zu dem
einen von den beiden von mir gegebenen Erklärungsversuchen genommen,
da sich as aus einem habttertm unmöglich gewinnen lässt. Die in der
Bukowina vorkommende Form as hat T. überhaupt nicht erwähnt, sie
passt zu habuerim ebenso schlecht wie cu^, dagegen kann in i.-nim. reas
ebensogut vreas wie vreas stecken. — Orleanu" Adevaratele forme
ale terminatiunilor de declinare romänä Foc^ani 1904 habe ich
noch nicht eingesehen, ebensowenig Curita" Originea limbii rom&ne,
Tirgu-Jiu 1904.
Wortbildungslehre. S. Pu^cariu**^) beschäftigt sich eingehend
mit dem Suffix -16. Er zeigt, dass ein -Hia existiert hat (arom. diiikä-
realfc dr. jucareie) und ein -ilia^ woraus arom. -iVe, dr. -ie. Ausserdem
bestand ein ursprüngl. griech. -la im Vit., das im dr. auch lautlich mit
dem alten -llia zusammenfallen musste, während im Arom. -iVe bewahrt
wurde und meist über -ic gesiegt hat. Das arom. -ie bei Ländernamen
ist offenbar modern und stammt aus dem Neugriechischen, woher, wie
aus dem Slavischen eine Reihe von Wörtern auf -ic direkt entlehnt
wurden, sowohl im Dr. wie im Arom.
Syntax. Auf dem Gebiete der Syntax sind diesmal mehr Arbeiten
als sonst zu besprechen. An erster Stelle sei genannt die Arbeit von
Dr. B. DiMAND „Zur rumänischen Moduslehre"*^), die schon durch
19) ZRPh. XXVIII 691, vgl. dazu Ro. XXXIV 838. 20) CL. XXXVIII
689. 21) DAkWien. XLIX, Wien 1904. Vgl. auch die Kritik von Gärtner
G. Weigand. I 103
ihren Umfang imponiert. 250 Seiten im grossen Formate der Wiener
Denkschriften ist doch wahrlich des Guten zu viel. Ist es denn wirklich
nötig alle Beispiele, die man sich selbst zur Belehrung bei Bearbeitung
des Themas gesammelt hat, auch zu veröffentlichen? Genügt es nicht
in klaren Fällen einige Charakteristische herauszugreifen? Und welchen
Zweck hat es, die so ganzlich dem Geiste der rumänischen Syntax wider-
sprechenden Beispiele aus dem Cod. ^cheian oder Cod. Vor. anzuführen
und gar zu rechtfertigen versuchen, wo es sich offenbar um slavische
oder durch das Slavische vennittelte griechische Konstruktion handelt?
Man glaube doch nur nicht, dass sich die Syntax seit dem 16. Jahr-
hundert viel verändert habe. Der Gebrauch des Konjunktivs war damals
sicher so wie heute. Gewiss ist uns das sog. Altrumänische, das eigent-
lich auch Neurumänisch ist, ein wertvolles Hilfsmittel, aber es muss
gerade bei syntaktischen Arbeiten mit Kritik gebraucht werden und be-
ständig mit der slavischen (nicht mit der lateinischen und griechischen)
Vorlage verglichen werden. Das hat der Verfasser nur zu oft versäumt.
Dass D. die übrigen Balkansprachen nur ganz vereinzelt zur Erklärung
herangezogen hat, will ich ihm nicht zum Vorwurf machen, man kann
auch das Rumänische für sich behandeln und die die Syntax beherrschenden
Prinzipien vom rumänischen Standpunkte zur Darstellung bringen oder
meinetwegen auch, wie D. das tut, vom Standpunkte des gelehrten
Deutschen, wer aber den Ursprung der Konstruktionen ausfindig machen
wiU, wozu auch D. zuweilen einen Anlauf nimmt, muss alle Balkan-
sprachen gründlich behandeln, was D. nicht vermochte. Als drittes
Desiderat bei derartigen Arbeiten, möchte ich sehr empfehlen auch die
lebendige Umgangssprache, nicht die in Drucken niedergelegte, mit
heranzuziehen, denn es gibt genug Wendungen, die ganz alltäglich sind,
aber vergebens sucht man sie in Drucken. Mir scheint D. ein so gründ-
licher Kenner des Rumänischen zu sein, dass er das recht wohl vermocht
hätte, denn seine Übersetzungen sind, abgesehen von manchen Austria-
zismen, tadellos. Überhaupt muss man anerkennen, dass die ganze Arbeit
in ihrer Einteilung und Ausführung einen vortreftlichen Eindruck macht
und auch einen dauernden Wert behält, weil man mit Hilfe des am
Endo befindlichen ausführlichen Inhaltsverzeichnisses schnell Beispiele für
einen bestimmten Fall finden kann, so dass man das Werk gleichsam
wie ein Wörterbuch auch als Beispielsammlung benutzen kann. D. hat
sich nicht darauf beschränkt, die Moduslehre zu behandeln, sondern hat
auch manche ferner liegende Exkurse gemacht. Zunächst bespricht er
si > 5«, final eiim sä, ca sei, pentru ca sä (die Anwendung von ru
sä ist durchaus nicht nötig in finalen Sätzen, vielmehr ist sä bei weitem
überwiegend in der Umgangssprache, wenn auch die Scliriftsprache das
ausdrucksvollere ca sä bevorzugt), dann weitläufig über „cfe", worauf der
unabhängige Konjunktiv S. 44—79, dann der abhängige S. 80 — 225
behandelt wird,, schliesslich folgen Konstruktionen, die die Stelle des
Konjunktiv vertreten können S. 226 — 246, wobei uns noch mehr als im
im ASNS. CXIII 479, und die eingehendere von Sandfeld-Jensen im ZRPh.
XXIX 732, die maDche wertvolle Ergänzung und Verbesserung enthält.
I 104 Rumänische Sprache. 1904.
Hauptteile zum Bewusstsein kommt, wie wenig zweckdienlich es ist, eine
fremde Sprache vom eigenen Standpunkte aus betrachten zu wollen, als
vielmehr zu versuchen im Geiste der fremden Sprache selbst die Kon-
struktionen zu verstehen. Noch einige Bemerkungen: § 3 behauptet D.,
dass im Frührumänischen cä und sä nebeneinander als indifferent an-
knüpfende Konjunktionen bestanden hätten, bis Differenzierung eintrat.
Das ist doch blosse Phantasie, solange kein Beweis gebracht wird. Viel-
mehr hönnen wir aus dem Umstände, dass sä beim Konj. Fut sowohl
im Altrum., wie auch heute noch im Arom. und Istr. die einzig mögliche
Konjunktion ist, (sä kälkarim etc. s. JBIRS. III 155 Belegstellen), so
darf man schliessen, dass nicht nur in dieser Form, sondern auch in
yysä ani^*^ wenn ich habe (hätte), „50 fi fost*^ wenn ich gewesen wäre,
sä immer die Bedeutung von „wenn" beibehalten hat, aber zu keiner
Zeit eine indifferente Konj. gewesen ist. In § 12 wird gezeigt^ dass
cmn sä im Kod. Vor. üblich ist, während ca sä später auftritt im Kod.
Schei. und bei Coresi. Daraus darf aber nicht gefolgert werden, dass ca
sä jünger sei als cu?n sä, denn erstens stellt der Kod. Vor. nur einen
Dialekt dar, in der Walachei braucht deshalb cum sä überhaupt nicht
existiert zu haben, denn es gab noch keine einheitliche Schrif Sprache,
zweitens ist der Kod. §chei. in der Hauptsache ebenso alt als der Kod.
Vor., vielleicht noch älter. Beide Konj. bestanden also von Anfang an
nebeneinander. § 21 wird für die Verbreitung von de das ähnlich klingende
big. da mit verantwortlich gemacht. Davon kann nicht entfernt die
Rede sein, denn big. da geht mit sä parallel, dagegen ta mit de. § 22
de sä und ^i sä sind ganz anders geartet als ca sä, cum sä, bei
letzteren ist cu, cum ein Zusatz zu sä zur Verstärkung, bei ersteren
heisst die Konj. de resp. {>i, während sä zum Verbum gehört, mit diesem
einen einheitlichen Begrifft bildet, indem es ihm finale oder potentiale Be-
deutung gibt, aber de sä einfach mit „damit" zu übersetzen (statt und
du sollst u. dgl.) entspricht nicht der rumänischen Denkweise. Dass i^i
sä seltener sein soll, wie de sä (§23) ist ein Irrtum, es ist in der Um-
gangssprache entschieden häufiger als de sä. Im § 31 wird das expletive
de besprochen. Es ist das eine Interjektion, die das Rum. mit dem
Bulg. gemeinsam hat, und in der Umgangssprache bis zum Überdrusse
häufig gehört wird {cum de \dä\ a^a de, apai de), § 65 handelt über
die Verbindung care de care, bei welchem de abhängig ist von einem
vorhandenen (care mai de care) oder von einem aus dem Satzganzen
zu ergänzenden Komj)arativbegrifte, es entspricht also einem deutschen
„als" (altrum. und dial. de, jetzt dr. de cit üblich) care de care heisst
also „der eine mehr als der andere" genau so im Bulg. koiimo om'b
koiimo. Auch care „jeder** (§ 66) hat sein Analogen im Bulg. koi
oti» de e da si ide = care de unde-t sä sc ducä jeder soll gehen,
woher er ist S. 113 wird behauptet, dass nach poatc „möglich" regel-
mässig cä folge, während das Arom. den Konj. habe. Das ist nicht
richtig, denn auch im dr. ist poate sä üblich; je nachdem das Subjekt
die Möglichkeit zugibt oder bezweifelt, heisst es im Dr. und im Arom.
poate cä resp. poate sä. Ich muss es mir versagen auf weitere Einzel-
heiten einzugehen, nur auf das in der Einleitung S. 13 — 43 behandelte
„de -iind^^ muss ich zurückkommen, um so mehr als auch Sandfeld-
G, Weigand. I 105
Jenben denselben Gegenstand früher*'^) schon und jetzt ^^) wieder ein-
gehend behandelt hat. Während D. sich auf die Bedeutungsentwicklung
im Rumänischen beschränkt, wobei er im Wesentlichen dieselbe Dar-
stellung gibt, die Ref. in seiner praktischen Gram. § 136 aufgestellt hat,
und nur ganz am Schlüsse auf die Parallelen in anderen Spracheji (Ser-
bisch nach Leskien ASPh. XXII, Bulg. nur erwähnt, Alb. Neugr. Ital.)
und damit auf den Ursprung zu sprechen kommt, den er ohne weitere
Beweise zu bringen im Griechischen zu finden glaubt, legt S.-J. das
Hauptgewicht auf den Vergleich mit den Balkansprachen und kommt
(p. 34) zu dem Schlüsse, dass die Balkan sprachen eine „konstante Über-
einstimmung in allen Einzelheiten zeigen" und, da die Parataxis im
Griechischen sehr alt und in weiterem Umfange üblich sei, als in den
anderen Sprachen, der Schluss wohl berechtigt sei, „dass die Balkan-
sprachen in diesem Punkte (xai- Anknüpfung) griechische Denk- untl
Sprechweise abspiegeln, genau wie die Umschreibung des Infinitivs durch
Nebensatze, die Futurbildungen u. a. m. auf das Griechische zurückzu-
führen sind." Wenn ich auch genie zugebe, dass in den zwei letzt ge-
nannten Punkten das Griechische vorbildlich gewesen sein kann, so
dürfen wir uns dadurch nicht verführen lassen, alles Übereinstimmende
auf das Griechische zurückführen zu wollen, wenn wir nicht zwingende
Gründe haben, und die liegen nicht vor. Vor allem müssen wir uns
vor Augen halten, dass die Parataxe das Grewöhnliche in der Volks-
sprache ist und auch im Deutschen in viel weiterem Umfange üblich ist,
als S.-J. anzunehmen scheint (z. B. „er hat sich so ans Knie gestossen
und konnte nicht mehr gehen" ist doch eine ganz gewöhnliche Wendung;
§ 8 wird behauptet in solchen Fällen köjnie nicht „und" angewandt
werden). Voji einer „konstanten Übereinstimmung" in allen Einzelheiten
kann aber auch nicht die Rede sein. Zwischen Serbisch und AVestbul-
garisch (Ostbulg. in geringerem Umfange) und Rumänisch ist die Über-
einstimmung viel grösser als zwischen diesen Sprachen und Neugriechisch,
was S.-J. auch selber einsieht. Während man die von Leskien (ASPh.
XXII 1) aus dem Serbischen mitgoteilt(?n Beispiele ohne weiteres ins
Rumänische mit de-Sätzen übertragen kann, ist das oft im Neugriechischen
und Aromunischen nicht möglich z. B. trimisc dupä el unul diu aceea
de s\lu adimat = serb. 2)oslJ7i xa njega jednofja od 07iih te
SU sc bili okupili aber neugr. SoxeiXav evav an ixeivovg nov {xal wäre
sinnentstellend) juaCevrrjxav, ebenso arom. pit?t(€7^ la tiäs un di atsell
tsi s'adunarä (de unmöglich). Bei genauerem Zusehen ergeben sich
doch genug Abweichungen, gerade zwisciien Rumänisch-Serbisch einerseits
Neugriechisch-Albanesisch andererseits. Merkwürdigerweise stinmien Bulg.
und Rum. nicht in dem Grade überein, wie man erwarten sollte, zwischen
zwei sonst so verwandten Sprachen. (Ich habe diese Feststellungen in
einer Vorlesung resp. Übung über vergleichende Syntax der Balkan-
sprachen im W.-S. 1904 — 1905 mit Einheimischen experimontoll vor-
nehmen können). Ein weiterer Punkt ist der, dass doch nur im Rum.
Serb. Bulg. neben de—te — fa, die eine schwach folgernde Nuance haben,
also dass man sie am besten mit „und so" übersetzt, eine rein zufügende
22) Rumaenske Studier, Kopenhagen 1900. 23) ZRPh. XXVIII 11.
I 106 Rumänische Sprache. 1904.
Konj. .s'i — i — / existiert, während im Neugr. und Alb. xal und e&6 auch
rein zufügend gebraucht worden. Also ist doch schon von Haus aus
ein vollständiger Parallelismus ausgeschlossen. Und als dritten Unter-
schied möchte ich noch anführen, dass, während wir beim Infinitiv den
Einfluss des Griechischen je weiter nach Norden, desto kleiner werden
sahen, hier eher das Gegenteil der Fall ist; z. B. eine Verwendung von
xal als konditionale Konj. findet nicht statt, während de, das auch in
dacä steckt (s. altrum. deacd), ganz gewöhnlich als solche im Rum. ge-
worden ist, ja das ältere sä = s^i zum Teil verdrängt hat. Aus diesen
Gründen vermag ich S.-J. nicht beizustimmen, wenn er griechische Denk-
weise in der Verwendung von de sehen will. Auch darin stimme ich
nicht mit ihm überein, wenn er etymologischen Zusammenhang mit bulg.
ta serb. te für möglich hält; ich wüsste nicht, wie. Eher darf man an
alb. dcj ede denken, das ich für alb. Erb wort halte. Im übrigen ver-
dient S.-J.s. Arbeit dasselbe Lob, wie seine früheren syntaktischen Arbeiten:
klare Darstellung, scharfsinnige Analyse und bündige Fassung. Ebe-
LiNG^*) bringt unter dem Titel „Vom Condicionalis im Rumänischen"
eine Zusammenstellung der verschiedenen Typen, die bei Wünschen und
Verwünschungen üblich sind: 1. dare-ar Durnnexen! möchte Gott
geben! 2. sä mä fereäscä D.f Gott möge mich behüten. 3. lua-l-ar
dracul sä-l ia! Hol ihn der Teufel, mög' er ihn holen. 4. Ucigä-te
criicea sä te ucigä! Möge dich das Kreuz erschlagen, möge es dich
erschlagen. 5. die überaus seltene hybride Bildung: creascn-ar larbä ,^i
dnduuf möge wachsen Gras und Maulbeerbaum oder verstärkt: ßatn-te-
ar Dumttexen, sä te batä Gott! möge dich schlagen, er schlage dich!
Was nun die Erklärung Es. betrifft, dass ein Bedingungssatz zu ergänzen
ist, um die Anwendung des Condicionalis zu verstehen („der Teufel würde
dich holen, wenn ich zu wünschen hätte, wenn es nach mir ginge"
u. dgl.), so geht diese von der falschen Voraussetzung aus, dass eine
Form wie dare-ar Condicionalis wäre, während es in Wirklichkeit Impf.
Fut. ist, ursprünglich gebildet aus voleham -\- Inf., eine Form, die dann
allerdings als Condicionalis verwandt wurde, aber die ursprüngliche Be-
deutung ist die des WoUens. Wenn man in Oravitsa im Banat sagt
vjrea^*^ minea (= mitica-rea^ = mi)icare'a4) so heisst das „ich wollte"
= ich möchte essen. Das angeführte ,.dare-ar Ditnmexeu'' ist also:
da-vrea-rD. = wollte Gott geben! Von einem zu ergänzenden Bedingungs-
satze ist nicht entfernt die Rede. Über die Bildung des Impf. Fut. habe
ich im JBIRS. III IBOfT. geschrieben, anders Tiktin in ZRPh. XXVIII
691, der die eigentliche Betleutung der Form gänzlich ausser Acht lässt
und auch die für das Rumänische ganz ungewöhnliche Bildung von
habere und blossem Inf. übersieht.
Über die Präpositionen haben wir zwei Arbeiten, die eine befasst
sich mit der Etymologie, die andere mit dem Gebrauche derselben. Hans
MosER*^) „Der Ursprung der rumänischen Präpositionen" be-
spricht zunächst die alten ererbten: «, cäträ (aus cofitra über eufrä
zu räträ durch Vokalharmonie, ebenso längu <; longum ad [man kann
24) Probleme der romanischen Syntax, Halle 1905 p. 19. 25) JBIRS. X
409—464.
G. Weigand. I 107
diese Wörter unmöglich wie nos <C ^ä etc. behandeln wollen; denn o
steht vor einem Nasal ausserdem im Inlaute eines zweisilbigen Wortes])
C7i, de, in, intre, pre, spre (M. will durchaus suprOy das ich bereits
1888 Olympo-Walachen p. 74 vorgeschlagen habe, und nicht super
(ZRPh. XXII 492 von Meyer-Lübke) als Etymon erweisen. Ich halte
es für sehr gleichgiltig, ob man sujyra, das ja als Adverb erhalten ist,
oder super ansetzt, nur das früher beliebte ex-per ist unmöglich) suh,
supt Dann die durch Zusammensetzung entstandenen: despre, din^
dintre dinsiyre, ditpä, Inspre, peste \/*per extra -|- *per extrans,
auch arom. stri y/^extraiis, wogegen sich Kurth im JBIR8. X p. 549
wendet und in ansprechender Weise stri aus dem gleichbedeutenden spri
erklärt, veranlasst durch die Verdrängung von jyrisjm durch pristi,
pisti. Es folgt dann noch die Besprechung von ursprüngUchen Adverbien
und schliesslich die fremden Präpositionen, unter denen sich ein wunder-
bares jüni lies ximi {jimi dornn = bei Gott, meglenitisch) findet. Es
handelt sich darin um maz. H-mi aus xiv-mi bog = „so wahr mir
Gott lebt". Im Gebrauche entspricht megl. ^iml dem arom. pri, dr. pe
bei Schwüren. Im ganzen enthält die Arbeit, die keine Dissertation,
sondern die Arbeit eines Liebhabers der rum. Sprache ist, nicht viel
Neues, wenigstens für mich nicht. Erfreulich ist, dass M. sich er-
innert hat^ dass auch einmal ein gewisser Diez gelebt hat, der auch
manches Schöne über die rom. Philologie geschrieben hat. Während die
Grammatik von Meyer-Lübke auf meinem Institute bereits den zweiten
Einband bekommen hat, erstrahlt die Gmm. von Diez noch in ihrem
ersten Glänze. Dies dem unberechtigten Vorwurfe in der ZRPh. XXIX
634 gegenüber. Eine in jeder Beziehung recht erfreuliche Arbeit ist
„Der Gebrauch der Präpositionen im Rumänischen" von
R. Kurth *^). Trotzdem ich dem Verfasser in seinem Manuskripte eine
grosse Menge, vielleicht die grössere Hälfte der Beispiele gestrichen habe,
ist die Arbeit immer noch beängstigend umfangreich geworden. Der
Verf. hat sich, da er der übrigen Balkan sprachen nicht kundig ist, was
man von einem jungen Studenten, der Romanistik und Anglistik studiert,
auch nicht verlangen kann, auf das Rumänische beschränkt und die
übrigen romanischen Sprachen, wo es angebracht war, zum Vergleiche
herangeholt, und so mit grossem Fleisse ein ziemlich vollständiges Bild
des Gebrauches der Präp. im Rumänischen und seinen Dialekten gegeben,
das als Grundlage für die vergleichende Forschung dienen kann. Be-
sonderes Gewicht hat K. auf die Bedeutungsentwicklung aus dem Lat.
gelegt und verfolgt die oft vielverzweigte Weiterentwicklung im Rum.
mit gutem Verständnis, wobei ihm freilich oft genug auch rumänische
Seminarmitglieder, die er in bezug auf die Umgangsspniche befragen
konnte, von grossem Nutzen waren. Dass nicht immer das Richtige
getroffen ist, bedarf kaum des Beweises, z. B. drept in der Bedeutung
„für" (p. 523 — 525) hat sich nicht aus der Bedeutung „gerichtet auf
etwas, im Hinblick auf etwas", oder „vor" entwickelt, sondern aus dem
adj. „richtig, recht". Das Beispiel „ca sn-i hie dreaptä mo.'<ie'' zeigt
deutlich den Weg: dass sie ihm sei ein rechtes (rechtmässiges) Landgut
26) JBIRS. X 465—639.
I 108 Rumänische Sprache. 1904.
= sie soll ihm zum Landgut dienen, wie später „serve^te drept modeV^
= es dient als richtiges Muster, es dient zum Muster. Als die ur-
sprüngliche Bedeutung nicht mehr recht gefühlt wurde, sagte man auch:
„drejit xece ialeri^' =: für 10 Taler, natürlich dann auch hex Fem. un-
verändert: yjdrejJt mulfumitä'' = zum Dank. P. 526 wird /am- ohne
sehr künstlich aus dem lat. foras — ausserhalb erklärt, während das nahe-
liegende foras de- ausserhalb von, ausgenommen, ohne, verworfen wird.
Dass das „rfe" auch fehlen kann, ist doch nichts Besonderes, färä vime
und färä de iniiie sind üblich, auch im megl. ir. arom. steht de, also
ist diese Verbindung alt, auch der Umstand, dass de nicht vorgesetzt
werden darf, wie bei anderen Präpos. weist auf ein folgendes de. P. 601
wird auf die Verwendung von pe in Verbindung mit anderen Präpos.
aufmerksam gemacht, um die Angabe der Zeit und des Raumes etwas
unbestimmt zu machen. Bei Zeitangaben stimmt das, bei den Ortsan-
gaben aber nicht: pe de-a^upra ochilor, pe diu sus de casä noasiräy
cu gluga pe diipä git etc. lassen das wenigstens nicht erkennen. Im
übrigen sind die Abschnitte über die pe- und de- Verbindungen sehr in-
struktiv. Einen schätzenswerten Beitrag zur rum. Syntax gibt Kurt
ScHREYER*') in seiner Arbeit über den „Adverbialsatz in der neu-
rumänischen Volksliteratur", wobei er sein Augenmerk auf die Be-
deutung und den Gebrauch der Konjunktionen, die Anwendung des
Modus und Tempus richtet, ferner untersucht er auch die Stellung des
Hauptsatzes zum Nebensatze, sowie die Wortfolge. Der Verf. hatte als
Mitglied des Instituts für rumänische Sprache Gelegenheit, sich durch
Versuche mit Rumänen über die Häufigkeit einer Wendung Gewissheit
zu verschaffen und davon reichlich Gebrauch gemacht^ so dass wir durch
die Arbeit ein gutes Bild bekommen, von dem wirklichen Sprachgebrauch.
Dabei ist die Arbeit nicht nur konstatierend, sondern der Verf. hat sich
redlich bemüht, möglichst tief in die Feinheit des Bedeutungsunterschiedes
bei rivalisierenden Konjunktionen einzudringen, wobei es ihm, meiner
Meinung nach, manchmal passiert ist, dass er Unterschiede konstruiert,
die kaum vorhanden sind, z. B. p. 284 wo prinzipiell cum von citid
geschieden wird, während ich glaube, dass Meyer-Lübke (Gr. III 644)
nicht zu viel sagt, wenn er schreibt, dass cum mit cind oft gleichgestellt
wh-d. In dem Beispiele p. 284 oben: „cww o växui, ininia se fäen^e
cit tiri purice In mifie, earä chid inträ pe u^e^ cn^tcptat ptnä sär
ml vie bine (Isp. 304, 4) könnte sehr gut eirid die Stelle von cu7n
einnehmen und umgekehrt, ohne dass ein Bedeutungsunterschied entsteht.
Lexikographie. Fremde Einflüsse i/tn Mumänischefi.
Der deutsche Einfluss auf das Rumänische hat von zwei Seiten eine
Bearbeitung gefunden: von I. Borcia „Deutsche Sprach demente
im Rumänischen"^^) und von S. C. Mandrescu „Influen(a cul-
turei germane asupra noastra, I. Influen^ germanä asupra
lim bei romdne"^®). Die erstgenannte Arbeit ist zuerst erschienen, so
dass sie von dem zweiten Verf. noch benutzt werden konnte, was er
auch ehrlich anerkannte. Borcia bringt im ersten Teile kulturgeschicht-
27) JßIRS. XI 273— 3G3. 28) JBIRS. X 138—253. 29) Ia,si tipografia
Dacia, 1904, 122 S. 3 Lei.
G. Weigand. I 109
liehe und geschichtliche Vorbemerkungen, Beziehungen der Siebb. Rumänen
zu den Siebb. Sachsen, Beziehungen der Walachei und Moldau zu den
Siebb. Sachsen, dann den österr. -deutschen Einfluss (Heerwesen, Ver-
waltung, Verkehr Handwerk, Bergbau im siebb. Erzgebirge, Sonderein-
flüsse im Banate, in Siebenbürgen und in der Bukowina). Darauf folgt
das Glossar p. 176 — 218. Im zweiten Teile untersucht Borcia die ru-
mänischen Dorfnamen sächsischen Ursprungs p. 219 — 239 wodurch er
sich ein grosses Verdienst und besonderes Anrecht auf unsere Dankbar-
keit erworben hat Über hundert Dorfnamen werden hier mit den ur-
kundlich belegten Namensformen zusammengestellt und die rumänische
Fonn daraus abzuleiten versucht, wobei allerdings manches lautliche
zweifelhaft bleibt. Der dritte Teil (p. 239 — 249), worin das Phonetische
behandelt wird, hat mich am wenigsten befriedigt, es ist zu äusserlich
gehalten, Zeit des Eindringens der Worter und dialektische Herkunft
hätte mehr berücksichtigt werden müssen, immerhin bringt er hierin mehr
und besseres als Mftndrescu, Letzterer bringt aber viel mehr Material,
so z. B. zähle ich unter b bei Borcia 33, bei Mändrescu .55 Wörter.
Er hat namentlich viele Ausdrücke des Handwerks gesammelt, die im
Königreiche üblich sind und dabei hat er absichtlich viele weggelassen,
z. B. die ganze Terminologie der Hobelarten (über 30 Namen in der
Vorrede p. 20), weil sie jetzt durch französische ersetzt werden, aber
wenn er irgendwo ein Wort notiert gefunden hat, hat er es aufgenommen,
wenn es auch weiter keinen Zweck hat als, m nn j)ätmnda mal de-
parte sau sä rbsparä. Glaubt M. wirklich, dass seine Arbeit auch nur
den geringsten Einfluss in der Beziehung ausüben wird? Ich bin auch
der Meinung, dass nicht alles fremde Sprachgut in derartigen Sammlungen
aufgenommen zu werden braucht, dass namentlich alle nur lokal ge-
brauchten Ausdrücke wegbleiben können. Ich hätte Hunderte von
magyarischen Wörtern aus dem nördlichen Siebb. in meinen Dialekt-
studien mitteilen können, habe es aber unterlassen, da es absolut keinen
Wert hat, Wörter für die gute rum. Wörter existieren und sonst allge-
mein verbreitet sind, die oftmals nur aus purer Bequemlichkeit, manchmal
auch aus Eitelkeit (man will zeigen, dass man die fremde Sprache kann)
gebraucht werden, zu sammeln. Wenn es sich aber um technische
Namen, die weite oder gar allgemeine Verbreitung haben, handelt», so
sollen die allerdings gesammelt werden, es ist das deutsche Lehngut
durchaus keine Schande für das Rumänische, und durchaus keine Ehre,
wenn es wirklich gelingen sollte, es durch das entsprechende französische
oder durch Neubildungen zu ersetzen. Diese Instrumente (Kehlhobel,
Rauhbank etc.) werden aus Deutschland oder Österreich eingeführt, für
die Handwerker wird es nur ein Vorteil sein, wenn ihre Tenninologie
mit der deutschen übereinstimmt. Wenn M. glaubt (p. 13), der deutsche
Einfluss auf den Stil der siebb. Schriftsteller sei eben so gross wie früher,
so muss ich dem widersprechen. Ich finde jetzt sehr oft Magyarisnien
und in Zukunft wird dieser magy. Einfluss, da die junge Generation kein
Deutsch mehr lernt, entschieden noch mehr zum Vorschein kommen, als
jetzt Die grosse Masse der angeführten Etymologien ist zweifellos richtig -"^^
30) Dass bufles^ „fett, geschwollen" das sächs. bAflcs (Bauchfleisch) sein soll,
kann ich nicht glauben. Es gehört eher zu buf, bufnesc, buflea.
I 110 Rumänische Sprache. 1904.
einige werden sich bei genauerer Untersuchung als magyarische oder
pohlische und kleinrussische erweisen, natürlich deutschen Ursprungs.
Interessant wäre es gewesen, eine nähere Untersuchung der wissenschaft-
lichen Tenninologie vorzunehmen, was Borcia gar nicht, Mändrescu
nur andeutungsweise getan hat [nu-mä-uita = Vergissmeinnicht etc.
Botanik und Zoologie wimmeln von Übersetzungen aus dem Deutschen),
vielleicht bekommen wir von M. in der Fortsetzung seines Werkes Voll-
ständigeres in dieser Beziehung zu hören. Im ASJ. XV 398 finden sich
eine Reihe Lehnwörter aus dem Deutschen gesammelt von Pascu, von
denen einige eine Ergänzung zu oben genannten Arbeiten bieten. Eine
vollständige Sammlung wird nicht möglich sein, es hat auch gar keinen
Zweck einmal gelegentlich gebrauchte oder nur in kleinerem Kreise übliche
Ijehnwörter zu sammeln. Im ASJ. XVI 488 bringt Pascu einige meist
ungerechtfertigte Beanstandungen zu Mändrescus Arbeit, worauf ihm
Milndrescu p. 531 erwidert.
Die nichtlateinischen Bestandteile im Rumänischen, die
in der 1. Aufl. von Gröbers Grundriss von Gast er in unzureichender
Weise behandelt worden waren, sind in der Neuauflage von dem dafür
viel geeigneteren Dr. Sandfeld-Jensen bearbeitet worden. Wenn auch
diese Arbeit durchaus nicht erschöpfend ist — und wie könnte es anders
sein, da gerade dieses Gebiet noch des hingehendsten Studiums bedarf —
so zeigt sie doch in rudimentärer Anlage, ein wie weites Feld der Bear-
beitung harrt, wie vielseitig die Fäden sind, die das Rum. mit den übrigen
Bftlkansprachen verbindet. P. 527 bei Zäpfchen rum. omu^or = alb.
/icri^ hätte auch die parallele Bildung im Bulg. vmiec erwähnt werden
sollen. Ebenda steht muUi hcurf statt multe lociiri. P. 529 würde
ich der Leser wegen nicht gesagt haben altrum. fsat aus alb. ßat,
sondern aus älterem fsat, denn ßat ist junge Form. P. 530 Z. 14 muss
es elf statt zwölf lauten, der Fehler rührt von Bojadschi her. In der Ver-
kürzung des Inf. um -re sehe ich keine Beeinflussung von Seiten des
Bulg. oder Serb., sondern als selbständige Entwicklung unter gleicher
Bedingung, also zufällige Parallelen; auch in Oberitalien findet sich Ab-
fall von -;•/?, was unter anderen Bedingungen zustande kam. Verfehlt
ist die Erklärung von pasämitc (p. 530) nach serbisch dajmite. (Dies
ist Infigierung, die sich übrigens auch im Rum. findet: (htecref/ für dueeti
-vä s. Banater Dial.) mi-te sind Pron. und werden als solche gefühlt,
wie in dU'mi-tCy wobei tc Acc, mi Dat. graecus ist wie im Deutschen:
geh mir los! In coif\rogcatinte aber liegt keine rum. Bildung, sondeni
Entlehnung aus dem serb. oder bulg. kodxeniiti vor, hat also mit pasä-
fui-tc (wörtlich: kümmere dich mir) nichts zutun; man kann auch sagen
lä'7ni-tcl wasche dich! etc.
Verfehlt ist auch die Zusammenstellung von arom. ajungindabii
hl pddfire mit mazed. ri\d\ae h.m Xcnite (p. 532). Dabei handelt
es sich nicht um den Dat., den man ja zur Not mit dem Instrumentalis,
der auch modal-tcmpond (wie häufig auch im Russischen) gebmucht wird,
zusammenstellen könnte, sondern es liegt eine ganz mechanische Analogie-
bildung nach einer anderen ganz verständlichen Parti zipialform vor, näm-
lich: tu vhüta-lui = bei seinem Kommen = als er gekommen war,
darnach auch: vcnindalul = als er kam, die die ursprüngliche venindu
G. Weigand. I m
so f^ut wie verdrängt bat Darnach aiumtsaltn etc. Andere Kleinig-
keiten übergehe ich. Ich hoife, dann in Zukunft gerade dieses Gebiet,
das auch für die Rumänenfrage von grösster Wichtigkeit int, noch viel
eingehender bearbeitet wird, wozu S. gewiss das meiste beitragen wird.
Lowe, Altgermanische Elemente in den Balkansprachen in
ZVglS. XXXIX 265 speziell „Das Rumänische" p. 297. salä, smalt,
stangä sind ganz moderne Lehnwörter, die üjjerhaupt nicht hätten er-
wähnt werden sollen. Wenn häUm neben haUtn aus einem germ.-lat.
balamis stammte, müsste es die entsprechenden Veränderungen erlitten
haben, also zu bärdn geworden sein, das rum. hal, balan, arm. belUy
belfU stammen sicher aus dem bulg. beh beleo (balan als Eigen-
name üblich). Das Anklingen an das fr. balr, balanie hat auch
Buchier irregeleitet; dass hierfür eine germanische W^urzel zu Grunde
liegt, bezweifelt niemand, bardä^ das nur bei den mit Magyaren in Be-
rührung kommenden Rum. üblich ist, stammt aus dem Magy. bärd.
nastur ist romanisch s. Pu^cariu Wb., bearä ist siebb.-säehsisch, bere
ist die rum. Form. Von den vier als direkte Lehnwörter angegebenen
ist iargä in Anbetracht der westrom. Lehnwörter sehr zweifelhaft, dop
ist siebb.-sächs., arom. arme — Kleidung ist natürlich lateinisch, istr.
brec beruht auf kroat brek. Bis jetzt ist es nicht gelungen auch nur
ein einziges altgennanisches Lehnwort im Rumänischen nachzuweisen; das
oft zitierte pungä ist altbulg., möglich wäre auch Entlehnung aus dem
Griechischen, aber sehr unwahrscheinlich. Dass das Wort ursprünglich
gotisch ist, hat für das Rum. keine Bedeutung. Man vergleiche auch
zu dieser Arbeit die Kritiken von Pu^ariu in CL. 39, 53, und von Meyer-
Lübke in ZVglS. 39, 593, die sich ebenso ablehnend verhalten. Herr
G rigor ovitza, der uns schon seit Jahren got. Elemente im Rum. nach-
weisen will, scheint doch zu besserer Einsicht gekommen zu sein. Wenn
es überhaupt solche gibt, können es nur Erbwörter aus dem Balkanlatein
sein, müssen also erbwörtliche Gestalt zeigen, oder Lehnwörter aus Nach-
barsprachen, aber nicht direkte Entlehnungen. Grioorovita 91 Ghül,
Dictionar complet germano-romän in 8® Buc. 1904 habe ich noch
nicht zu Gesicht bekommen. Über Lazar ^aineanus überaus verdienst-
volles Werk „Influin^a orientiüa" glaubt Josif Popovici^*) das Urteil
abgeben zu dürfen, dass es „Mangel an Methode verrät und flüchtig
abgefasst ist". Ich wünschte, dass P. uns auch einmal ein so wertvolles
Buch, wie das ^aineanus unstreitig ist, schenken wollte. Wer megl.
bafee von serb. bascia (?) magy. bastyd (p. 16) ableitet, beweist., dass
er von Türkisc'h keine Ahnung hat, ebensowenig von der Eigenart des
Meglen. resp. Maz.-Bulg. (tk. bahtse ]> maz. bafUe), daher er über
solche Dinge, wie die türkischen Elemente keine Kritik schreiben sollte.
Es sei auch noch hingewiesen auf eine Arbeit von G. Kiscii: Altro-
manische Lehnwörter im Siebb.-Moselfninkischen. Er behandelt
darin die romanischen Fremdwörter, die die Sachsen bereits aus ihrer
Heimat mitgebracht haben, von denen man leicht einige als rum. Lehn-
wörter auffassen konnte. Rum. chimeii = Kümmel könnte ganz gut
31) Transilvania, Hermannstadt 1904, p. 1—25. 32) KorreRiwudenzblatt
d. Vereins f. aiebb. Landeskunde XXVII 1.
I 112 Rumänische Sprache. 1904.
ein Lehnwort von siebb. kim<, ktmon »ein. Eine eingehende, recht be-
achtenswerte Kritik über Brenndörfers „Roman elemek" (s. vori^n
Bt^richt) bringt Schullerus^*) und auch G. Kisch**) weiss manches zu
bessern. Zu einer Sammlung sächsischer Pflanzennamen gibt Schuster**)
die volkstümliche rumänische Benennung aus der Hennann Städter Gegend.
— Die rumänische Akademie hat die beiden jüngsten und auch tüchtigsten
Philologen, die Rumänien besitzt, O. Densu§ianu*) und S. Pu^cariu
mit der Abfassung des Wörterbuches betraut. Hoffentlich kommt nun
endlich ein brauchbares und einigermassen vollständiges Wörterbuch zu-
stande, nachdem die Akademie bereits über eine Viertelmillion ausgegeben
hat, ohne dieses Ziel erreicht zu haben.
Dialekte. Weigand, Die Dialekte der Bukowina und Bess-
arabiens mit einem Titelbild und Musikbeilagen, Leipzig 102 S.
Über die rumänischen Dialekte *•) im allgemeinen spricht JosiF Popo-
VK't in einer Versammlung vor Nichtphilologen. Wenn der Vor-
trag nicht gedruckt worden wäre, wäre es auch kein Schade gewesen,
etwas Neues enthält er nicht, höchstens den Vorschlag, in Bukarest
einen Stuhl für Dialektologie zu errichten, — wofür natürlich nur er
die geeignete Persönlichkeit wäre. — Der im vorigen Berichte ange-
kündigte Bericht Vassilich^ im „Archeografo triestino" über die Istro-
Rumänen ist immer noch nicht zu Ende geführt. — Wie mir S. Pu^-
cariu mitteilt, wenlen demnächst istr.-rum. Texte erscheinen, die allen
sehr willkommen sein werden. — Eine in Monastir monatlich erscheinende
Zeitschrift betitelt „Lumina"*'') bringt neben Texten in rumänischer
auch solche in arom. Sprache. Unter demselben Titel erscheint auch
eine aromunische Volksbibliothek von der mir das erste Heftc'hen vorliegt,
das eine Reihe von Volksanekdotcn enthält, die von N. Bataria^^) in
Reime gebracht sind, — Nicolae Velo^®), der aus Malovi^ta stammt,
hat eine kleine Sammlung aromunischer Lieder, die zum Teil warme Em-
pfindung verraten, in Anlehnung an Volkslieder veröffentlicht unter dem
Titel: „Dit bana Aromänului". Auch die in Constan^a unter Leitung
von P. Vulcan erscheinende Zeitschrift „Ovidiu" bringt des öfteren
Texte und Mitteilungen über die Aromunen. Der Herausgeber P. Vul-
can hat selbst einen literarisch schwachen Roman veröffentlicht „Armina"
(die Aromunin) Cbnstan^a 1904. Auch die in Bukarest erscheinencle
Zeitschrift „Romänul dela Pind" enthält manche wertvolle Nachrichten
über die Aromunen. Ion Arginte anu*®) hat eine „Istoria Romänilor
macedoneni" von den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage verfasst.
So etwas ist ein kühnes Unternehmen und ich muss gestehen, dass der
Verf. sich die grösstc Mühe gegeben hat, das Material aus allen erreich-
baren Quellen zusammenzutragen. Eine neue Quelle hat er nicht ge-
funden. Hätte er sein Material in vorurteilsloser Weise zusammengestellt,
so würde er immerhin ein recht brauchbares Werk wonigst(»ns als Anfang
zu einer Geschichte der Aromunen geliefert haben. So aber erzählt er
33) Ebd. XXVI .36. 34) Ebd. XXVI p. 65. 35) Ebd. XXVI p. 27.
36) Transilvania 1904 p. 161, 37) Bitolia (Monastir) Liceul roman, 6 Fr. jähr-
lich. 38) PärävuliT, ßucuresci 1904, 64 S. 39) Bukarest, bei Cucu 1903, 32 S.
40) Bukarest, LMnd^pendancc roumainc 1904, 333 S.
*) Ich höre, dass D. zurückgetreten ist.
G. Weigand. I 113
uns von den Makedoniern, Römern, Thrakern, Dacem, Bulgaren, dem
bulgaro-walachischen Reiche, wobei er die Rolle der Walachen ganz ge-
waltig überschätzt, bis er erat von 8. 170 ab, auf sein eigentliches
Thema, die Aromunen zu sprechen kommt. Aber hier vermisst man zu
sehr eine objektive Betrachtung; Einseitigkeit in der Darstellung und
Mangel an Kritik bei Benutzung der Quellen drücken den Wert des
Buches ungemein herab. Für das Jahr 1904 werden in der offiziellen
Statistik der rumänischen Schulen in Mazedonien und Epirus 99 Schulen
mit 4500 Schülern angeführt. Ich wundere mich, dass derartige Zahlen
den Rumänen immer noch nicht die Augen öffnen über die waJiren Ver-
hältnisse in Mazedonien, da meine Angaben keinen Glauben gefunden
haben.
Metrik. Über rumänische Metrik ist bisher so gut wie nichts ge-
schrieben worden, denn die Arbeit Rudows über diesen Gegenstand ist
gänzlich verfehlt, um so freudiger ist es zu begrüssen, dass Alexander
Bogdan**) diesen Gegenstand in Angriff genommen hat und uns „die
Metrik Eminescus" in fast erschöpfender Weise zur Darstellung bringt.
In knapper, fast zu gedrängter Form bespricht er die Silbenzählung, den
Rhythmus, Reim und Strophe und bringt, angeregt durch Sarans „der
Rhythmus des französischen Verses" einen Nachtrag**) zu seiner
Dissertation, worin er als Hauptprinzip des rum. Rhythmus in erster
Linie den Akzent, in zweiter Linie die Alternation aufstellt; und das ist
zweifellos richtig, und gilt nicht nur für die Kunstpoesie, sondern auch
für die Volkspoesie, wenn auch B. glaubt (p. 365, 9 v. u.), dass die
gesungenen Verse der Volksliteratur streng alternierend seien. Dass das
Volk, wenn es seine Lieder rezitiert, streng alternierend spricht, womöglich
mit dem Fusse den Takt dazu tritt, ist richtig, allein bei dem unbe-
stimmten Rhythmus der älteren Volkslieder ist das durchaus nicht
der Fall, wovon B. sich leicht überzeugen kann, wenn er die Lieder IV
V VI, deren Melodien ich in meinen „Dialekten der Bukowina und
Bessarabiens"**) mitgeteilt habe, darauf ansieht z. B. in IV vel merge
singunt de-l vrea\ gesungen: vel merge s^ingü-ra' dei vrea'; in V
§i' cu a'rme, gesungen: ^vi cu' a'rme etc. Jedenfalls bildet aber Bs.
Arbeit eine gediegene Grundlage für die weiteren Studien auf diesem
Gebiete. Interessant wäre besonders der Vergleich bei anderen Dichtern
in bezug auf den Abfall von Vokalen im Anlaute (nebenbei sei bemerkt,
dass meine Behauptung, dass in-, irn- weiter nichts als //, ///, nach
Vokal meist nur -w-, -m- sind, auch in der Metrik eine Bestätigung
findet) und Auslaute, ferner inwieweit bei Hiatus im Inlaut resp. bei
Verschleifung der feste Stimmeinsatz gegenüber dem leisen Stimmeinsntz,
der im Rum. die Regel ist, eine Rolle spielt, ein Punkt der vom Verf.
gänzlich unberücksichtigt gelassen wurde, und worüber man doch auch
gerne etwas wissen möchte, um so mehr, als hierüber lediglich der ge-
borene Rumäne sichere Auskunft zu geben vermag. — Über den Rhyth-
mus, wie er in den häufigsten Liedern der mm. Volksliteratur, den
Deinen, vorkommt, hat G. Weigand in seinen „Dialekten der Bukowina
und Beasarabiens" p. 90 gehandelt. Es soll keine eingehende Unter-
41) JBIR8. XI 193-272. 42)* JBIRS. XI 364. 43) Leipzig 1904, 102 S.
VoUmÖller, Rom. Jahresbericht VIII. g
I 114 Rumänische Sprache. 1904.
suchung, sondern vielmehr eine Anleitung zum richtigen Lesen der dort
mitgeteilten Volkslieder sein. Der vorherrschende Typus ist — ^ | -^ ||
— - I — ^ mit einigen möglichen Abweichungen; der zweite w. | -£^ j — ^ ||
— ^^ I — : der dritte — ,^ | — ^- | -^^A Allgemein gilt, dass zwei Hauptakzente
vorhanden sind, dazu kommen meist zwei Nebenakzente. Der Versakzent
muss nicht notwendig mit dem Wortakzent zusammenfallen, der Rhythmus
ist trochäisch alternierend. Die Silbenzahl spielt eine untergeordnete Rolle,
auch der Reim ist vielfach unrein, oder die Assonanz muss ihn ersetzen.
Die Hauptarbeit auf diesem Gebiete bleibt der Zukunft vorbehalten.
Jedenfalls muss dabei die gesprochene und gesungene Poesie unterschieden
werden, bei letzterer wieder die moderne rein rhythmische Musik von der
älteren „periodischen". Es gibt da genug Probleme zu lösen, die den
Musiker wie den Metriker reizen können.
Hilfswissenschaften. EthnograpMe. Ich möchte die ein-
schlägige Literatur wenigstens kurz erwähnen, wenn ich auch nicht auf
eine nähere Besprechung eingehen kann. Fischer, Die Herkunft der
Rumänen, eine historisch-linguistisch-ethnographische Studie, mit 1 Karte
und 4 Lichtdruck tafeln, Bamberg 1904, 303 S. Der Verf. war der
Aufgabe bei weitem nicht gewachsen, s. meine Kritik in ZRPh. XXIX
377, auch CL. XXXIX 278. Fischer, Die Gebirgs- und Bergnamen
in Siebenbürgen im Jahrbuch des siebb. Karpathen Vereins XXIV 1904.
Unter aller Kritik. Jirecek, Die Romanen in den Städten Dal-
matiens während des Mittelalters, DAkWien. 48 und 49 enthält
ein reiches historisches und sprachliches Material, das auch für den Ru-
mänisten von hervorragender Bedeutung ist; ich mache z. B. darauf aufmerk-
sam, dass das Suffix -ul in Personennamen, wie es im Vornamen Radul,
bezw. Familiennamen Radulescu vorkommt nichts mit dem rum. Artikel
'Ul zu tun hat, sondern dem it. -oto entspricht, das im Slav. bereits unter
der Form -iil erscheint, Radul, Raduloif, Radulovic. Man darf also
nicht aus einem Namen Dragid, Radul in serbischen Dokumenten schliessen,
dass der Träger ein Rumäne gewesen ist. Bulgaren und Serben sind die
Vermittler dieses Suffixes an die Rumänen gewesen. Russu ^irianu,
Rominii din Statul ungar, Bukarest 1904, 330 S. 5 Fr. (recht
brauchbar). Al. Sturdza, La t^rre et la race roumaines, depuis leurs
origines jusqu'a nos jours, Piuis, Rothschild XVI -|- 724 S. (noch nicht
eingesehen) I. Ie^an, Romänii din Bosnia ^i Herfegovina in
trccuts^i p rezent, Buk. 1905, 26 S., AAR. XXVII enthält ausser
der Notiz, dass in einem Dörfchen Cepulica in Bosnien in der Nähe von
Bugojno und sonst zerstreut Rumänen sein sollen, eine Fülle von phan-
tastischen Angaben und falschen Erklärungen. Es handelt sich offenbar
bei den in Bosnien zerstreut lebenden Rumänen, um Zigeuner, die ehe-
mals aus Rumänien eingewandert sind, und wie in Cepulica eine ganz
verderbte rum. Sprache reden, die auch einige aromunische Wörter ent-
hält, die sie auf ihren Wanderungen aufgeschnappt haben. Ich erinnere
mich öfters auf meinen Reisen in Albanien rumänisch sprechende Zigeuner
getroffen zu haben. Ob die Balija, über die zuerst Dr. Patsch berichtet,
dessen Namen I. nicht erwähnt, in der Herzegowina rumänischer Abkunft
sind, bleibt noch zu untersuchen, jedenfalls ist Ie§ian absolut ungeeignet
für derartige Untersuchungen, und ich wundere mich, dass niemand in
G. Weigand. I 115
der rum. Akademie die Drucklegung eines so minderwertigen Werkes
verhindert hat. Gar nichts Neues, aber viel Falsches enthält die Arbeit
von Dr. A. Mariene8Cü „Ilirii, Macedo-Romänii ^i Albanesii"
AAR. XXVIBuk. 1904, 528. Iorga**) in seinen „Drumuri 9i ora^e
din Romänia'' gibt ein interessantes Bild der rumänischen Städte be-
sonders in kultureller und historischer Beleuchtung. Die Offenheit und
Wahrheitsliebe, womit der Verf. die beobachteten Schäden aufdeckt, der
flotte und klare Stil, den ich sonst an dem Verf. nicht gerade gewöhnt
bin, und nicht zum wenigsten die Schönheit der Schilderunjz; machen das
Buch zu einer sehr anziehenden Lektüre, und für Rumänen — auch
lehrreichen. Für die Nichtrumänen dient eher Vlahuta"**) „La Rou-
manie pittoresque". Von der Geographischen Gesellschaft ist als Er-
gänzung zu dem geograph. Lexikon ein „Dic^ionarul geografic al
Basarabiei"*') herausgegeben worden, das Z. Arborea zum Verf. hat.
Vollständig ist das Verzeichnis nicht. Bukovineanü *^) „Rutenisarea
Bucovinei" sucht die Ursachen des Rückganges der rum. Bevölkerung
gegenüber der rutenischen klar zu legen.
Geschichte* Eine sehr instruktive Arbeit „Überdieru manischen
Knesen" veröffentlicht J. Bogdan im ASPh. XXV 522 und XXVI 100.
In der BZ. XIII bespricht Jirecek sehr eingehend H. Geizers „Der
Patriarchat von Achrida", ein Buch, das ja auch für die Rumänen
von Wichtigkeit ist, wegen der Abhän^gkeit der rum. orth. Kirche von
Ochrida. Iorga, Istoria lui fjtefan cel Mare, Buk. 1904, 372 S.
Ders. ^tefan cel Mare, Mihail Viteazul ^i Mitropolia Ardealului,
Buk. 1904. 35 S. AAR. XXVIL Bianu, Episcopia Strehaiei
1673—88. Buk. 1904, 11 p. AAR. XXVIL Carol I, Nicopole
1396—1877 bis 1902, AAR. XXVII 24 S., enthält die Rede König
Carols in der rumänischen Akademie am 21. März 1904, worin die Rolle
die Nikopolis in der rumänischen Geschichte gespielt hat, dargelegt wird.
Von Iorga „Studii 9i documente" ist der VI. Band Buk. 1904
660 S. erschienen, der einen reichen Inhalt von Urkunden enthält, die
z. T. auch philologisches Interesse bieten.
Yolksliteratnr 1904. Das bedeutendste Werk auf dem Gebiete
des Folklores im Jahre 1904 hat den bekannten Sammler Marianu in
Suczawa (Bukowina) zum Verf., wie denn überhaupt die Bukowina am
besten f olkoristisch durchforscht ist. Der Titel ist : „ L e g e n d e 1 e M a i c i i
Domnului, studiu folkloristic"**). Wenn das Werk auch nicht
wie der Titel besagt ein „Studium" ist, so wollen wir doch dankbar an-
erkennen, dass es eine überaus reiche Sammlung der auf die Mutter
Grottes bezüglichen Volkslegenden ist, von denen die meisten aus der
Bukowina stammen. Ebendaher stammt auch die sehr umfangreiche und
wertvolle Sammlung von Frau Elena Nicolija-Voronca „Datinele
§i credinfele poporului romän"*% die noch aus dem vorigen Jahre
nachzutragen ist.
§T. MuNTEANU bietet eine Sammlung von „O sutä de doine ^i
45) Buk. 1904, Minerva 291 S. 46) Buk. 1903. L'Ind^pcndance roumaino,
330 S. mit Karte und vielen Abbildungen. 47) Buk. 1904, Socecu 237 in 4<>.
48) Buk. 1904, Minerva 373 S. 3,50 Fr. 49) Buk. 1904, 4 Fr. 344 S. Ausg.
der rum. Akad. 50) Czcmowitz 1904, 3 Bände.
8*
I 116 Rätoromanische Sprache. 1904.
strigäturi^^), die aus dem Munde von Soldaten in Siebenbürgen ge-
sammelt sind. Dugan-Opait veröffentlicht unter dem Titel „Vätäjelul
sali uräri"^^) eine Sammlung von Hochzeitsliedern aus der Bukowina,
Radulescu-Codin undTuTESCU bringen „Däfii, snoave ^i pove^ti"")
etwa 50 Volksanekdoten, die zum Teil originell zu sein scheinen. Teo-
DORESCU-KiRiLEANU behandelt zum zweit^en Male (s. vorigen Bericht) die
Gestalt Stephans des Grossen: „Amintirile poporului despre^tefan
cel Mare"5*), Der IX. Band der von Artur Gorovei trefflich redi-
gierten „§ezätoarea"*°) enthält ein reiches Material an Erzählungen, Liedern,
Zaubersprüchen, Schwänken, Legenden u. dgl. Auch die „^zätoarea
Säteanului"^*), die von Dümitrescü-Bumbe^ti herausgegeben wird, bringt
manches wertvolle Material.
Über die rumänische Volkskunde im allgemeinen schreibt Sperantia
„Introducere in literatura popularä rom&na"") ein umfang-
reiches Werk; es fehlt aber dem Verf. an Klarheit und kritischem Blick.
Für solche, die sich mit rum. Folklore vergleichend beschäftigen,
sind zwei neuerschienene Arbeiten von Wichtigkeit: Abbot, „Macedonien
Folklore"^®) und von Negelein „Mazedonischer Seelenglaube
und Totenkult"**). Ich weiss nichts ob es bekannt ist, dass der Vor-
schlag eines Engländers auf Ehe zur Probe, der einen walu^n Ent-
rüstungssturm hervorgerufen hat, im westlichen Teile des rumänischen
Sprachgebietes in Ungarn in Praxis umgesetzt ist und trotz aller An-
strengung der Geistlichkeit sich bis auf den heutigen Tag bei der dortigen
rum. Landbevölkerung gehalten hat.
Vom General Nästurel wurde das Manuskript des Nastürei.
DE Fiere^ti^^), Via^a lui Varlaam ^i Joasaf, 1648 aus dem
Griechischen übersetzt, herausgegeben.
Leipzig. G. Weigand.
Rätoromanisclie Sprache. 1904.
Zu den Monographien, die in den letzten Jahren von romanischen Grau-
bündnern über die Untermundarten ihrer Heimat veröffentlicht wurden, bringt
das Berichtsjahr eine weitere von Johann Luzi über die Laut lehre der Sub-
s e 1 v i s c h e n Dialekte^). Diese Gnippe, die sich nach Ascoh' vom Flimser-
walde bis Stalla und Bergün ausdehnte, beschränkt sich heutzutage auf die
romanischen Dörfer rechts und links vom Hinterrhein von Andeer bis Ems
und fällt literarisch natürlich mit dem weitaus wichtigeren Obwaldischen
zuf>ammen. Die lautlichen Unterschiede zwischen der Sprache der ein-
zelnen Dörfer sind aber um so bedeutender, wenn sie auch keine Sprach-
grenze bedingen dürften, wie sie Luzi zwischen dem unteren und oberen
Heinzenberg aufstellen will. Dass übrigens der letztere mit seinem o
51) Kronstadt, Ciurcu 1904, 94 S. 52) Czernowitz 1904. 53) Craiova
1904. 54) Buk., Minerva 190 S. 65) Folticeni 1904. 56) Tirgu-Jin VI. Band
1904. 57) Buk. 1904. 58) Cambridge 1903. 59) Zeitschrift des Vereios für
Volkskunde 1904. 60) Buk. 1904.
1) Zürch. Diss. Erl. Junge. 1904. (RF. XVI 757—846.)
M. G. Bartoli. I 117
anstatt au, besonders in den Partizipien der ersten Konjupfation^ schon
sehr an das Oberengadinische erinnert^ war schon 1852 einem der ersten
rätoromanischen Grammatiker, Carisch*), aufgefallen. Nach dem jetzt
üblichen Schema gibt uns nun Luzi eine übersichtliche, mit zahlreichen
Beispielen 'auch aus den nachbarlichen Mundarten versehene Darstellung
von der spontanen und kombinatorischen Entwicklung der subselvischen
Laute. Wie schon Pult in seinem Parier de Sent, so stellt auch er
zwischen dem geschlossenen e u. i em e, und diesem entsprechend ein
H auf, das übrigens bisher nicht nur von Carigiet, sondern auch von dem
leider vor kurzem so jung verstorbenen Joseph Huonder in seinem Voka-
lismus der Mundart von Disentis „notiert" wurde. Die floissige Arbeit
würde noch gewonnen haben, wenn ihr Verfasser ein kleines R6sum6
beigefügt hätte, wie es Candrian für den Dialekt von Bivio-Stalla ge-
gegeben hatte, ein R6sum6, aus dem sich die Stellung des Subselvischen
den westlichen und östlichen Nachbardialekten gegenüber leichter hätte
überblicken lassen. Auch wären einige Angaben über die von dem Ver-
fasser bei der Sammlung seines Materiales befolgte Methode, speziell über
Stand und Alter seiner mündlichen Quellen willkommen gewesen. — Im
Anschluss an das französische grincer bringt Ui.rich auch das räto-
romanische sgrixchiar^) mit dem deut*^chen Laut wort kritzen zusammen;
auch möchte er supckia, sohchia% Schemel, nicht mit Huonder von
sublica *), sondern von snp2)€dia ableiten, das durch siippedium und
suppeditaneum bei Du Cange unterstützt würde.
München. G. Hartmann.
Italienisohe Sprache.
(1902, 1903) 1904.
Redigiert von Carlo Salvloni (Milano).
Lingaa letterarla. 1903. Fra i lavori critico-bibliografici va qui
ricordata tutt' al piü una Rassegna critica del ViDoesiCH*), che vi
esamina tra altro gli studi di K. Strekelj*) sugli scanibi lessicali tra
italiano e slavo. Ma riguardano, meno qualche eccezione (v. qui a van Li
8. V. indarno), i dialetti romanzi e slavi della Venezia Giulia (Friuli
Orientale ed Istria) e^del Litorale illirico (Liburnia e Dalmazia). Di vari
lavori analoghi dello Str. e di altri v. JBRPh. I 119, 618; V411 sgg. —
Delle Origini trattano il compianto Policarpo Petrocchi ^) e Alfon80
SiSTi *) : piü difiusamente il Morandi e con maggior competenza il Rajna, nella
2) Gramm. Formenlehre etc. 107. 3) ZRPh. XXVIII. 1904. 114. 4) ibid.
611. ö) RF. XI 438.
1) Rassegna degli studi etnografici, dialettali e toponomastici, 1902 —
giugno 1905; estratto dall' ATr. S. III, Vol. II, XXX della raccolta [Trieste,
Caprin, 1905J. 2) Zur Kenntnis der slavischen Elemente im Italien. Wortschätze,
ASPh. XXVI 407-36; Zur slavischen Lehn Wörterkunde, DAKWien, Vol. L.
3) La lingua e la storia letteraria d'Italia dalle origini fino a Dante. Koma
(Loeacher) 1903, in 8«, pp. 304. V. GSLIt. XLII 439-440, RCr. N. S. LV
269—70 (Dejob), RBLIt. XI 223—8 (Lisio), LBKiRPh. XXV 121-4 (Vossler),
ASN8. CXI 469—71 (Wiese). 4) Le prime origini della lingua ital., Milano
(SoDzogDo) 1903, in lU" = Biblioteca del popolo Vol. 32(5.
I 118 Liugua letteraria. 1903.
introduzione del Manuale D'Ancona-Bacci (v. JBRPh . II 109), e il Pa-
rodi in un lavoro che sara pubblicato tra breve. — Una Crestomazia
deiritaliano antico curarono il Savj-Lopez e il Relatore*); al
primo spetta la scelta dei testi, al secondo l'appendice grammaticale e il
glossario. Neil* appendice il Vossler avrebbe desiderato V aggnippamento
secondo i dialetti, che non mi piace appunto per la ragione del 'Ver-
zetteln', da lui addotta.
FoneHca. — Vocali. — Neil* articolo La vocal tonica alte-
rata da una consonante labiale, in ZRPh. XXVII 579 — 93,
Silvio PiERi continua un suo studio di cui si h detto in JBRPh. VII 107.
Tenta d' infirmare le obbiezioni mossegli dall' Ascoli e aggiunge vari
eseinpi dalP italiano e da altri idionii neolatini. II secondo esempio,
schiena, che il P. ripete da spina, gli offre Toccasione di toccare di
due altri f enomeni ch' egli avverte nelle labiali : di s p in ^e {scola spola)
e di «uno j anorganico, il quäle si svolga dietro a una cons. labiale»
{inumice pom.). Per questi due fenomeni, che pajon davvero fenomeni,
vale Tobbiezione fatta (1. c.) alla ipotesi che I sia diventato e per efTetto
del p.
Consonanti. — Un lavoro molto promettente, di Giulio Panconcelli-
Calzia, Contribution a l'6tude des articulations constrictives
de ritalien litt^raire, in Par. IV 394 — 409, e un altro di Giacomo
De Gregorio, 8ur la siniplicit^ de deux articulations pr^pala-
tales et sur la n^cessitö d* admettre une classe de phonemes ainsi
nomni^s, in SGIt. III 299 — 312 trattano di c ^f in dieciLuigi e in merce
erge, Del primo pajo, che si puö rappresentare con s x, si occupa
specialmente il P.-C. e arriva alla conclusione che s «est une fricative
simple dont ^ est la correspondante double»; analogamente, come pare,
z sta a i'-. A questa e ad altre conclusioni (pag. 409) giunge il P.-C.
studiando la fonetica sperimentale ed e sperabile ch' egli studiere con
altrettanto profitto anche la fonetica storica e comparata. Quanto a ^ ^
in merce erge, il De G. aiferma c\h che V Ascoli, il Lenz ed altri ave-
vano preveduto (v. ZVglS. XXIX 33) e la fonetica sperimentAle ha appro-
vato (v. specialmente Rousselot, Principes de phon^t exp^rim. 619), cio6
che c g non equivalgono a U dx, Cfr. anche qui addietro Zünd-Burguet,
JBRPh. V 276. — John Taggart Clark studia Les explosives
sourdes entre voyelles en Italien, in Ro. XXXII 593 — 6. Anzi-
tutto qui vanno studiate non solo le esplosive, ma anche le spiranü
{s e /"); non solo le intervocaliche, ma tutle le interne di sillaba libera
(anche dinanzi a r e Z); e non solo nella «ville de Florence» (595), ma in
tutta una zona che oomprende la Corsica, la Gallura, la Toscana e le
Marche. In questa zona appare in primo luogo la sorda: -ata {-o -e -/),
-osa (-0 -e -'/), graiirola dietro, rapa, tafano ecc; poi la sonora:
-ada rofayrica.ravanclloeiiQ. Le condizioni che vorrebbero ora la sorda ora la
sonora, non si vedono e forse non esistono, se invano le cercarono un
Ascoli e un Meyer-Lübke «), il Pieri e il Chu-k (v. JBRPh. VI 174).
5) Altitalien. Chrestomathie, mit einer grammatischen Übersicht und einem
Glossar, Htrasburgo (Trubner) 1903, in 8«, pp. 214. V. DLZ. XXIV 1901
(MuHHAFiA), RCr. N.S LVI 207 (Dejob), LBlGRPh. XXV 407—8 (Vossler).
6) Da ultimo Ascoli, Ancora della sibilante tra vocali nel toscano, AGIt. XVI
M. G. Bartoli. I 119
Esistono piuttostO) come il Clark ha ragione di animetterc, (lue strati
idiomatici. Ma non giä «deux dialectes dans la ville de Florence eile-
m6me, Tun, limit^ aux classes ignorantes et illettr^ä, danä lequel la sonore
6tait normale, Tautre, propre au clerg^ et aux classes 61ev6es, dans lequel
la sourde se maintenait sans changeinent». La sorda ^ normale, meglio
che nell' italiano medio, nel meridionale, nel dalmatico, nel rumeno (e
albano-rom., slavo-rom., greco-roni., v. Dalm. I § 160 sg.); la sonora, in
tutto il resto del territorio romanzo. Con questo e eon altri suoni e varie
forme (v. ibid.), confluiscono nell* Appennino settentrionale le due meta
della Romania: il pireneo-alpino e V appennino-balcanico.
Morfologia* II tipo morfologico di voldndola h studiato
in un beir articolo del Pieri, ZRPh. XXVII 459—64. Egli tende e
riesce a «mostrare che in parecchi sostantivi, per la maggior parte italiani,
in -anda -enday si deve celare, quasi 'sotto mentite spoglie', un participio
presente». Vidi Catonem in bibliotheca legenteni, che neU' italiano
antico e arcaico vale vidi Catone leggendo in biblioteca, si rende oggi
con V. C. che leggeva in b. Ma non si h perduto del tutto cotesto -ndo,
che equivale al «participio presente» (-ns -wfe, che legge -eva); si h con-
servato nella forma -vda: per inäuenza dei molti -nda passivi {leggenda
*che va letta*), *volando = -nte si trasformö in rolanda *volante d'una
macchina'. Di qui il dimin. -ola : voldndola *farfalla* e sim. E da
questo, il masch. -olo : frucdndoh *frugone', non direttamente da *-ndo.
n F. chiude il suo lavoro confrontando, per suggerimento del Gröber,
r ital. -ndo (-a) = -ns col franc. -nt = -ndo: v. Tobler, Verm. Beitr.*
I 36—52. — In RIL. XXXVI 607—9 il Salvioni discopre alcune
Vestigia italiane del tipo flessionale: sing, formica, plur. -cae.
Alla lingua letteraria spetterebbe gua?ieia, «che sarebbe quindi da gu-
ance, plur. di *guanka»f forma che si continua nel merid. ganga
= Wange.
SinttMSi: J. E. Shaw, The use of venire and aiidare as
auxiliary verbs, P. I (Baltim. 1903). V. JB. VII 109. — Hulla
stilistica h il titolo d' un lavoro di Fr, Colagrosöo, in RAALBAN.
1903, che non ho potuto vedere.
Lessico, Le Note lessicali ed ononiatologiche di Giovanni
Flechia, in SFR. IX 693 — 706, «ono estratte dalle carte del compianto
linguista, che coli' Ascoli fondava la scuola italiana. Le vien pubblicando
con senno e con amore filiale Giuseppe Flechia. Le Note citate conteii-
gono anzitutto nuove voci o forme, raccolte da testi antichi e da dialetti
toscani: ca/;are/fo (cfr. JBRPh. IV 155), caschereccio, caveroxxola, *nt'
tarelli (Poliziano, Prose, ediz. del Lungo, p. 30, dove andrebbe letto
gittatelli = trovatelli), giiilleresco, lapislaxxero, macheroxxolo {= mater-
maher-), marmerucola (mannor- jxaQfiaQ-), milldghera, pacchierotto,
pilwckerare, spicchieroney tdffera^ trdjero. Nuove etimologie son pro-
poste per vari nonii propri: Anfrione da Onofri-o, Bonturo da Büu(a)-
ventura, Donoratico Donn- da Domnul-us, Lnjatico Hilari-us,
Maccnjone Macari-us, e i nomi di luogo Oriano UrUcmo da
Aureli-us, Usigliano da Auseli-us. Segue una serie di * Nomi ori-
175—92; e v. la recensione particolareggiata del lavoro del Pieri, ibid. 369—89,
pubblicata dal Meybr-Lübke in ZRPh. XXVII 368—71.
I 120 Lingua letteraria. 1903.
ginariamcnte personal!, diventati senza piü nomi locali»; son tutti nonii
gentilizi, in -ius. E da ultimo una bella raccolta di «Forme accorciate
di nomi propri italiani», del tipo Bice = B(eatr)ice e Bieo = (Al)b(er)ico. —
Gli Appun ti eti mologici del Pieri in SR. I 33 sgg. e quelli di R. Hol-
brock in MLN. XVIII 42 ag. non mi pervennero ancora sott'occhio.
Saranno esaminati nella relazione delF anno venturo, assieme forse alla
Fraseologia italiana di G. B. Ballesio'^).
In un notevolissimo articolo della ZRPh. XXVII 137—141 il Ni-
gra tende «a dimostrare che agaxa non ^ parola gennanica, ed a dichia-
rare possibilmente 1' origine dei nomi romanzi della pica, rappresentati
dalle due forme aprov. agassa ed it. gcuza», Infatti T unica fönte del
preteso german. (ted. alto ant.) agaxa h la glossa «pica 1. agaza agilst»
che il Nigra spiega: pica vel agaza [latine] = agikt [german.]. Manca
agaza agF idiomi germanici, non ai neolatini, anzi appare nel rumeno
(gaf(a?)j dove mancano elementi germanici anteriori al tedesco (v. Meyer-
Lübke, ZVglS. N. S. XIX 593 sg.). L' ital. ga^ia verrebbe da dialetti del-
r Italia Alta, dove z rappresenta, tra altro, -]-:gaja sarebbe il nome di
persona (Gajus -a), come titus *colombo*, martin pescatore, checa e
sim. — Di andarr -niente quest' anno, fuorchö in MSLP. XII 82, ma con-
vien attendere lo studio dell' Horning. — II Marchot®) ricerca jier quäl
via beccaio e boucher abbiano assunto il significato di *macellaio*, mentre
la carne di becco h tanto poco commestibile. Ma ö tale la came di
capretto. «Or, qu' est-ce qu'un jeune chevreau mÄle, sinon un bour? . .
Le boucher n'est donc, dans le principe, que le tueur des tout jeunes
boucs». — bigio: Horning, ZRPh. XXVII 347 sg.; difende T etimo
del Diez: bombyc-iu. — boa: Nigra, ibid. 341—3: da questa forma
(latina) son derivati bova boja (lat. e neolat.) e dal significato 'serpente',
quello di *segnale galleggiante*, *catena', *gogna* (lat.) e *carnefico'. —
rarogna: ibid. 343; lo deriva il Nigra dal provenz. carot'a, -aufla, e
questo da un *caralnia, carnalia, metetesi ardua, ma forse resa men
ardua per la spinta di caro. — diodarro : K. Völlers, ibid. 624 sg.;
voce orientÄlo, come da lungo si sa, cio^ da un egiziano dewädär. —
greggio -zzo: Carl C>\ Rice, MPh. I. 337 — 42; da gerdius *gre-, altra
metatesi ardita; il R. da abbondanti notizie suUa storia di questa voce.
— incrociarc -ameNto: Arlia, EBA. I 1; note filologiche, che non ho
potuto vedore. — indarno: ötrekei>j, A8Ph. XXVI 433 sgg.; con ottime
anni difende, contro il Körting, V etimo slavo, ma con armi migliori ri-
batto il Vidoss^ich, ATr. XXX 162; il glottologo slavo fu male informato
sulla storia di questa voce, gia studiata dall' Ascoli (v. JBRPh. II 91).
— sorra: De Gregorio, ZRPh. XXVII 846 sg.; dair arabo smTa
*pancia'.
Fra i libri SCOlastlcl ricordiamo breveniente le grammatiche del
Ciciloni*), di Enrico Levi^®) e un manuale della coningazione, di M. v.
7) Firenze (Bcmporad) 100:J, in 4^ dispcDsa 86— 110 (fine). 8) Dans quel
»ens en France et en Italie le boucher est-ii le tueur de ,boucs* ? SFR. IX
14r)— r)2. 9) Italian (irammar with considerable additions by prof. Giovanni
Gl'erini, new edition carefully revised and improved hey E. M. Stevens, To-
riuQi Paravia) 1!)03, lü" pp. 271.* 10)Grammatica itaiiana, parte II (sintassi), Livoruo
M. G. Bartoli. I 121
WiTZLf:BKN^^). Poi i vocabolari del Doülcet^^), del Mesqüita") e
un manuale dei sinonimi, di Giuseppe Grassi^^). Infine i manuali di
stilistica di C. Trabalza^^), L. Valmagoi^*) e i testi di Carl
Weber ^'')eA. Scartazzini^®). Quest' ultimo, ripubblicando una commedia
delGoldoni in «seconda edizione, rifatt^ e corretta» vi ha lasciato cor-
rere alcuni pochi errori di stampa: die 6, all 50, si 15. Ma piü
importa che in una terza edizione ei notino, per gli stranieri, gli arcais-
mi, i venetismi e i francesismi del G. Anzitutto: di mia figliuola 21
G 57 (anche dt mie fortune 8, di contro a la mia figlia 55, la VO'
stra figlia 43). II venetismo redere a disperarsi 46, rede a comparire
56 ed altri notati dal Mussini (v.JBRPh. VII 109). E abbiaterni com-
passione 11, P estraordinario muovente 20, interessatexxa 33, seco 35
(per con lei), sposarsi a 40, genti ^l (pergente = frtmcgenSt ted. Leute,
sl. Ijudi ecc), riverä 56. I 'puristi' non vogliono oggi h di lei noxxe 39
(ma le n. di lei), la di lui 40, il di lui 43; qn) 10, 19, 34; quäl
piü 34 (per come meglio). Impossibile la virgola tra niente e che 34,
necessaria fra tomi e l'arrd 35.
1904. Alle origini ci fa ritornare (v. retro)*G. Senes: Unitä
del linguaggio, origine, natura e fonti della lingua italiana*).
Problemi analoghi tratta Guglielmo Belardinelli, come pare: La
questione della lingua: un capitolo di storia della letteratura italiana,
I: Da Dante a Gerolamo Muzio*). E ancora di tali questioni, rinno-
vate due secoli dopo dal Giordani^) e da altri, toeea Euoenia Monta-
NARi. Di Niccol(^ Tommaseo (v. JB. VII 106 sg.) ancora A. Arlia*),
P. Mazzoleni^), M. Morici«), F. Pasini''), Amalia Pizzini ^), E. Vergaß).
La grammatica italiana quasi tutta, nieno la formazione dclle
Giußti) 1903, in 16° = Bibliot. d. studenti. Vol. 86. 11) Handbuch der
regelmässigen und unregelmässigcn Verben der italienischen Spr., mit deutschen
Bemerkungen; zweite verbesserte und erweiterte Auflage des Hilfsbuchs zur
schnellen Erlernung d. it. Spr. Leipz. (Gerhard) 1903, in 8°. 12) Dictionnaire
italien-bulgare-franyais, a- eaardire, Parigi (Klincksieck) 1903, in 8°, pp. 804 =
Actes de la Society philol. , organe de T Oeuvre de Saint-Jöröme , Tome
XXIX (I de la II I« s^rie). 13) Nuovo vocabolario contenente tutte le parole
usuali, coUa loro pronunzia figurata (ital.-portogh.), Parigi (Garnier) 1903.
14) Saggi intorno ai sinonimi della lingua ital., 7 ediz., Torino (libr. Salesiana)
1903 = BGlt. Nr. 89. 15) La stilistica e 1' insognamento di esBa neir universitä,
Borna (societä editr. D. Alighieri) 1908, in H\ pp. 31; v. Vossler, ZRPh.
XX VII 363 sg. 16) Element! di stilistica e metrica, Torino (Paravia) 1903 =
CLIE. Nr. 396. 17) Auswahl italienischer Loscstücke, mit genauer Bezeichnung
der Aussprache und einem Wörterbuch, Halle (Niemcyer) 1903, in 8°, pp. 57.
18) Un curioso accidente, commedia in tre atti di Carlo Qoldoni, Davos (Rich-
ter) 1903 = Biblioteca ital., für den Unterricht im Ital. mit Anmerkungen in
deutscher, französischer und engl. Spr. hsg. von A. Scartazzini, I. Bändchen.
1) Empoli (Travcrsari) 1904, 8^ 263 pp. (Lire 4). 2) Roma (Amadori
e C.) 1904, 8^ XV 288 pp. (L. 3.50). 3) Arte e letteratura nella prima
metk del secolo XIX, J: Pietro Giordani, Firenze 1903 (ma 1904?). 4) II
Tommaseo e il Lambruschini, FD. XXVI 24. 5) Dell' ingegno e dcll' animo di
N. T., Zara (Artale) 1904, 8^ 57 pp. 6) Lettere di N. T., A. Maffci, M.Ricci,
L. Ventura al prof. Turris, Firenze 1904, 8«. 15 p. 7) T. e Rosmini, FD. XXVI
17. 8) N. T., AMAVM. 1903—1904. 9) II primo esilio di N. T. (1834—1839),
Lettere di lui a Cesare Gantü, Milano (Cogliati) J904, 16", VIII 246 pp.
I 122 Lingua letteraria. 1904.
parole e la sintassi, h compresa nel lavoro intitolato La lingua italiana^®)
di Francesco D'OviDioe Wilhelm Meyer-Lübke e rielaborato da Wilhelm
Meyer-Lübke nella 2* ediz. dell'Enciclopedia del Gröber. Delle modifi-
cazione e aggiunte sieno ricordate qui solo quelle che non furono intro-
dotte nelle due grammatiche del Maestro. Si badi dunque all' indice della
Gramm, romanza e alla traduzione dell'It. Gr.^^). — Fonetica. § 4:
aggiunta la nasale di bancOj che perö contrasta col seguente incudine,
— Vocali toniche. § 26: ie uo normali nei proparossitoni (v. ancora
AGIt. XII 109, XVI 397, Suppl. V 225). pecora e anche lepre
sarebbero qui le bestie piü ricalcitranti. A domarle si dovra forse ricorrere
a mezzi disperati. La sincope in *piecra ci attesta p. e. Bari {peyrg
accanto a J^^JS^S^ Abbatescianni p. 8 e 15) oltre che Veglia ecc. (v. JB.
VII 126): ^pieera avra perduto il dittongo per la stessa ragione che
liepre e forse -vietre {Castelvetro o sim.) e gli arcaici cuopre uopra^
cioe per la posizione seriore. Cfr. perö la posizione latina in pietra
(Pietro), dietro; ma pur qui, forse, intero e palpebra (AGIt. XVI 373).
\J-o- di pecora sarebbe poi risorto, o mantenuto nel plurale, per virtü
dei plur. in -ora, possente schiera nell' ital. merid. e ant. (Salvioni,
SME. I 414 sg.). g 26: a ^Heice rece e *prieite prete h aggiunto *liei
lei. Una dissimilazione analoga sarebbe forse 7i{u)ove b{u)ove. Ma si
potö mantenere V uo mizMe: novo. 46: Ancora per dissimilazione cadra
il V in buo{v)e. La ragione poi di bu(o)e tu{o)e su{o)ey tu(o)o su{o)o,
mi[e)o di{e)o ri(e)o i{e)oy e forse altri, di fronte a buoi tuot suoi miei
stark forse nel fatto che Titaliano non ha nessun -Oß -oo -eo popolare,
si invece vari -o^ -ei : poi vuoi e noi^ voi^ sei bei ed ei {quei ddi ecc.,
capfH) -ei (godei ecc). Ma, s* intende, non e affar finito, nh qui si puö
finire. Ad ogni modo die (deve) 87 pu5 ri venire a diee da p (Parodi,
GSLIt. X 191, Vidossich, SRSFR. IV § 3). — 51: bella T aggiunta di
greto e sp{i)edo; notevole speuto nel von. ant. (Monum. di Lio Mazor,
ed. U. Levi, s. v.). — E cassato il § 52 e ciö che il D'O. scrive o
scriveva della quantita nel § 11 e nelle note ai §§ 13 — 19, 27, 30, 32,
39; di piü bmcia M, bmstola 32 (v. JB. VII 112), floscio 33. (cfr. It.
Gr. 213=117), foggia 42 (JB. VII 156), menovare, otta 42. Dagli
esempi di ü 32 passano a quelli di ü: ayinunxia assunto pusiola
wrwa35: viceversa, come pare, fiotto q Trebisonda S3. — Vocali atone.
52: -c = -e; v. Parodi, JB. V 144 sg. — Consonanti. Qui il M.-L.
non da piü tanta importanza all' accento. V. anzitutto il § introduttivo
61. Poi, quanto all' interna di sillaba libera (63 sg. 68, 70), ö ammesso
in fondo che si conservi la sorda tanto postonica che protonica (meno
-c-, ma cfr. § 87, dove (^ cassato il tipo supposto päco pagdre) e anche
talora Tintertonica {d : mdcinä nianndre ecc. 63). Gli esempi eslegi
vengono specialmente dal gallo-romano (63, 64, 70), in parte per immistione
10) Die italien. Sprache von Frances<'0 D'Ovidio und Wilhelm Meyer-
Lübke, neugearbeitet von Wilhelm Me>'er-Lübke, GG.* I 637—711. Anche a
parte, Strasburgo 3904. Una traduzione italiana ne sta preparando E. Polcari.
11) Dimenticata da quest'Annuario: Wilhelm Meyer-Lübke, Grammatica
«torico-comparata della lingua italiana c dei dialetti toscani.
Riduzione c traduzione ad uso degli studcnti di Icttere, per cura di Matteo
Bartoli e Giacomo Braun, con aggiunte delTautore, Torino, Ermanno
Loescher, 1901, 8°, XVI 269 pp.
M. G. Bartoli. I 123
molto antica: persino padre madre, spofo spofa (Ascoli, AGIt. XVI
188, Dalm. II 426). Nel § 72 resta un „nach dem Tone«, ma per
mera svista, perch^ h cassato poi il corrispondente „vor dem Tone" (ib.
in fine) ed ^ ammessa in parte, per palagio e sim., la teoria del Pu^cariu
(v. qui avanti). Resta infine al § 87 il tipo -^ggio -idre, ma vi an-
dranno poste due basi, diverse d'origine o almeno di eta: cfr. Parodi
MLAsc. 457, Pieri ib. 421 (v. SR8FR. I 39). — Nella flessione verbale
si noti la spiegazione di tremare da un postverbale trema 84, di prvdere
<^urere ib., di io ud\ dall'enclisi (io udii-llo) 89, faemmo faesH da
una fusione con agere ib., che spiegherebbe anche fa{ge)re. Nella
flessione nominale, il plur. -H -gi sarebbe in parte di stampo dottrinale
(secondo il Goidanich), ma popolare nei nomi di plurale frequente: amici
magi; negli altri casi sempre kg: fuochi luoghi ecc, mofmrchi
colleghi ecc, 98 (ma Belgf, per Influenza francese); cfr. JB. VII 131. —
Vari singoli esempi sono aggiunti {acro 100, advggere 87, adultero 72,
Mlica 85, chieppa e collm'a 53, diacere, diacinto e disquidere 81,
ficcare 55, friscello 55, leccare 55, matassa 57, matera 72, neo 68,
nibbio 81, omai 54, sdupare 67, statea 72, verno 56) e altri spiegati
diversamente che nella I*' ediz. {doma 45, yiiscire 79, orecchio 55,
parUtico 18, quattordid 45, rettorico 83, saldo 46, scortica 45, vin-
tare 67 come AGIt. XVI 168). ßi notino le aggiunte ai gallicismi:
coltre 84 {ligusta 85, trota 40); e alle voci dottrinali: adula dnmo
lusso 32; Torigine popolare vedrebbe invece il M.-L. in hoja trqja 42,
preda 48, mentre il D'O. vi sentiva Torigine letteraria. — Anche nella
forma, piü curata e piü tersa, la II» ediz. ^ migliore della prima: vi h
indicata spesso la base latina (52 sgg.) e migliorata la nomenclatura
(liquide 69 sgg.; perfetti in consonante distesa 89). Restano alcune
imperfezioni tipografiche (leggi luftga 638ig, ba-iile 6463, resta 651*,
protiggere 656*^ venerdl 608,5, giyitstra 659", urna 66235, segola
672«, istato 678i^, perinello 674i», forno 680^, Ciälia 681«», Cassaria
690^ ipsum 653S exhalare 68O22 e qualche altro, 101 649^, 87
657,g), delle quali alcune poche possono nuocere alla intelligenza del teste:
653^®~*^ tra können e zeigen va un punto e sie (o diese Formen o
sim.); 666, nota 3, s'intenderä: Mit morsica hat... mpx^ica ecc. cosi
mgxxico . . . moxxo (di cui, per ora, Puj?cariu: Etym. Wörterbuch I 1136).
Molto meno importanti sono due altri lavori di grammatica italiana,
destinati veramente a scopi didattici. Comincio con quello che mi pare
raggiunga Io scopo modesto: h la Grammatica della lingua italiana**)
di Francesco Zambalbi, premiata al Concorso Nazionale della Societa
Editrice Sonzogno, giudici TAscoli (presidente della Commissione), il Pieri
ed altri. Anzi TA. e il P. rividero il testo; ma solo in parte, perchfe
son rimaste alcune mende, che Io Z. sapra levare in una II* ediz. Si
potrebbero forse relegare in un corpo di tipi men grande le forme d' uso
meno frequente o meno «corretto» (?/r^' or di notte 8; cfr. Ascoli, AGIt.
XV 323 sg.; li scogli 10, equivochi 18, infimissimo 20, reboare 30,
voi amavi 31, divertisco ib., oh che per 0 che 106; le norme intorno
2i ie uo atoni 201 vanno completate coli' aiuto del D'Ovidio, IjC correzioni
12) Milano (Sonzogno), s. a., S*» VII 239 pp. (L. 2.)
I 124 Lingua letteraria. 1904.
ai Promessi Sposi*, 235) e lo stesso trattaniento dovrebbero subire, nella
parte scientifica, le notizie che non sono «di grande evideiiza» (p. VI) e
sono anzi malsicure (au-^o-^ 179, -e 180, olio 184, noi ecQ, 187, strido
195). E si dovrebbe distinguere sempre Torigine letteraria dalla popolare
(commedia \11, ansia 186, axione 188), Tevoluzione d'eta latina dal-
Tevoluzionc seriore (dileguo del -v- 184 e 212 e delPw 185, spenel87:
Ro. XXXV 205, ALLG. XIII 152; T u in eo onde i u 178). Riniangono
anche altre sviste e imperfezioni tipografiche (nel iiesso 178, stiva ib.,
il seguente 187i^, in Cicilia e saleiccia assimilazione regressiva ib.), ma
in complesso ö corretto e utile questo manuale, provvisto di un comodo
indice di suoni, fomie, parole e altro. Andrebbe provvisto ancora, nella
II* ediz., di qualche nota bibliografica, che ricordasse almeuo la It. Gr.
del Meyer-Lübke e TArchivio, almeno. — In abito men modesto, come
appare dai tentativi di critica (249, p. 150), dall' apparato degFindici
lessicali (arabo, greco, celtico ecc.) e specialmente dalla bibliografia, si
presenta il manuale di B. Wiese: Elementi d'italiano antico^'). Fu
lodato molto questo libro*^«). ^^^ J. Angladc, Bit. V 180—182 (e 808);
A. qarnoy ?), Mus. (N. S.) V 399 sg. ; e dal Vossler, LBGRPh. XXVI 1 900 ;
non cosi invece dallo Schädel, DLZ. XXVI 222—226. Del quäle il
Vossl. loda varie osservazioni su dati e fatti particolari, piö che la critica
del nietodo in generale. Altri potra esber di parer contrario. Comunque,
io non farö qui nessuna osservazione in particolare. Non dirö niente
della introduzione bibliografica (a questo proposito lo Schädel 1. c, sentenziando
intorno a studi liguri, cassa un giudizio dato in Ro. XIX 479 — 488,
dall'autoro degli Studi liguri, JB. VII 159) e niente della classificazione
dei dialetti (che traftcura il distacco fra gallo-rom. e italo-rom. e altro):
„ich erwähne nur noch, dass die grammatische Darstellung der Sprache
nicht, wie sonst üblich, vom Lat. ausgeht, sondern vom Ital." Per cotal
via Va, tende a uno scopo pratico, ch*ö raggiunto direttamente dalla
traduzione deil' It. Gr. del Moyer-Lübke (e da altre pubblicazioni italiane),
perche qui, negP indici, son registrati suoni forme e voci appunto secondo
queir ordine: rimontandosi dair it. al lat. Ma il testo di una grammatica,
per elementare che sia, non dev' esscr un registro. La Gr. del W. non
b un registro alfabetico, perchö segne un altro ordine, non precisato e
non precisabile. Nel § 1, d, si rogistra: 1, dair ä lat. (e sta bene):
2, dalla riduzione di di: aria da aira aer-; 3, da äu: lalde = laude!
Viceversa nei casi di riduzione e dileguo al § 21 (72 — 78) il W. ritorna
air ordine scientifico (dal lat. discendendo all' it.). Chi invece fabbrica
sempre sulle fondamonta, sulla base, non corre il rischio di codesti squi-
libri. A piü gravi pericoli espone gli allievi una sentenza di questo tipo
(scritta, tra parent^»si, in uno «tile tutt' altro che limpido per un „Elem.-
Buch"): 20. Im Aretin. wird auch lat. i vor « -|- pal., a* -f- gutt, und
[vor] Ijy das (cio^ T) im Florent. i bleibt, zu e\ piü giil: „ebenso
im Altlomb. und Altver." e infine: „das Altgen. zeigt auch e" (cioe auch
da.s Altgen.). C'osiceh^ si dimentica (jui V e di tutta la restante Italia
(a parte ri>f>/ di Sicilia-Calabria e Istria ed eccottuata j^ola ri = ?' di
13) Altit. Elciucntarbuch, Heidelberg (Winter) 1904, 8^ XI 320 pp. i= nella
SREB. diretta dal Meyer-Lübice, I 4. 13a) GSIt. XLIV 509.
M. G. Bartoli. I 125
Sardegna), oltre che di quasi tutto il restante mondo neolatlno e antico e
moderno (Meyer-Lübke I § 84 c 95) e senza dire che, oltre i confini di
tempo e di luogo, anche T ampiezza del fenomeno e diininuita: qua coll'i
va considerata per lo meno aiiche Te, per non dire del paio ü ö, che
col paio 1 e ha Borti per lo meno affin i anche dav. a nessi di palatale
(prepal. e velare). Kelle consonanti poi Ta. ^ costretto dal suo metoilo
a ripetere le stesee eose una ventina di volte, perch^ eono una ventina
circa le consonanti italiane. Ma talora, nelle singole venti rubriche delle
iniziali lunghe (tipo a mme a tte a llui ecc.) Ta. stesso si stanca del-
Tantifona e per6 la biascica abbreviando (113, 145, 149, 156, 104, 169) e
la dozzina che resta (87 egg.) sottace. Non parle poi delle interne,
tutte „verzettelt'^ come ama dire il Vossl. 1. c. non piü in venti ma in
quaranta e piü rubriche (dove si distingue persino -^b- da -b— 163). E
non dico delle singole mende, che si notano anche per quei dialetti che
Ta. piü coltiva o predilige (come certi "oberit." matre e sim. 106, dottri-
nalissimi). Concludendo: quando Tallievo abbia sott'occhio raggruppati
i fatd affini, li comprende e perö gli apprende e li ritiene; se no,
impara a memoria con fatica inutile, senza profitto duraturo. Dunque
non solo non b scientifico, ma non e nemmeno pratico il metodo seguito
dair a. N^ certo il Meyer-Lübke (v. p. V) V intendeva a quella maniera,
perch^ altrimenti si dovrebbe dire di lui ch'egli fa il contrario di Padre
Zappata: il quäle predicava bene e bazzicava male. Tuttavia il manuale
del W. h utile, se non agli studenti, agli Studiosi, in grazia dei materiali
abbondanti (specialmente uella sintassi) e delle note bibliografiche, dove
perö il soperchio (cfr. p. e. la bibliogr. che da il Meyer-Lübke in GG.'^
I 637 sgg.) e le dimenticanze {samo 166, -iamo 231), e le spiegazioni
citate non ben a posto (decedocto 107) o non attribuite al loro
padre legittimo {trapanay'e 13, GG.^ I 524) dimostxano che Ta. quanto
\ nella storia letteraria informato, nella liuguistica h invece, necessaria-
mente, poco informato.
Per la foneticd, in particolare, quest* anno ci regala due poderosi
lavori: Tuno storico, del Pu^cariu, 1' altro sperimentale, del Panconcelli-
Calzia. Si assomigliano in questo, che oltre all' ammirazione 1' uno e
r altro coi loro ardiri incute spavento. Sextil Pu^cariu studia le sorti
di ti e kj^ latini nel rumeno, italiano e sardo^*). Della forte
sintesi dira dunque altro relat. (e v. Dalm. 1300); dell' italiano solo
e di sole due norme, principalissime, si potra dire brevemente in questo
luogo: tipi palagio e goccia. Per il primo il P. parte dalla risoluzione
fonetica e popolare *palazzu (= -ttsu) e dalla grafia letteraria palatium;
da questa somma deriva egli il semilctterario '''palasiu, e da qui -ßo
(col f di rosa, franc. ted. rose Rofe ecc.) e poi -go, come occasionem
> cagume ecc, E sarebbe semiletterario anche il franc. palaif (poi
-is) -eife ecc., come da lungo propone THorning. Questa teoria e espo.sta
a vari pericoli (di cui teste V Herzog e piü fugacemente il Suchier, GG*.
I 786), ma forse im ostacolo grave puö esser eliminato con una
modificazione. Crede il P. che la «pronuncia» cio^ il suono -s^- ci
14) Lateinisches i\ and kj^ im Kumänischen, Italienischen und Bardischen,
JBIBS. XI 1—187. Anche a parte: Lipsia (Barth) 1904.
I 126 Lingua letteraria. 1904.
venga rappresentato dalla grafia sapiensie ecc. in «nuraerose iscrizioni
del secoli V — VII» (v. anche Densusianu BSFRB. I 20). Ma in queste
eta molto remota quella grafia (-si-) rappresentera piuttosto un -fi- cio^
un' affricata che manteneva un resto, non precisabile, dell' occlusione. Da
palafiu cioh -xiu (-tsiu) si verra poi a -idu {'dßu) come da dexe (-tse
-cem) si viene a ds^e {-dfe e poi -fe, dif ecc.) nel pirerieo-alpino. Qui,
tra parentesi, siano ricordate le voci, piü dottrinali ancora, come abhaxia
(di fronte allo slavo opatija^ Abtei ecc.) curaxta^ mercanxfa e pur xw,
oltre le dottrinalissinie come Milxiade e sim. : Parodi, Salvioni, Vidossich,
AGIt. XVI 368. — Da gutt-(u)la deriva il Pu^cariu guk'la e da
questo diminutivo un primitivo guk'a (come vinc-ulum > vinco e sim.),
onde goccia, Anche questa teoria seduce, ma provoca insieme una
riforma. Seduce perch^ anche il ven. p. e. ripudia guttea e brama
gutt(u)la onde gl- = joxa {goxa -sa ecc). Ma guk'la o anzi guk*l%
piuttosto che tornare a un primitivo {gukfä) sara progredito a gukfV'Ula,
onde, per dissimilazione, guk*ula gocciola. E gocciolare e sdrucdolare
e anche il rucciolare della Bassa Italia 132 e altri esempi che adduce
il F. dando varie etimologie, tutte ingegnose e belle e molte pur buone.
A malincuore le devo passare sotto silenzio, perchö la solita «via lunga
ne sospigne». Rilevo solo la mirabile larghezza di vedute del F., ma
insieme la disinvoltura di alcuni suoi giudizi infondati quanto recisi
(specialmente nel capitolo III, intorno al sardo); quella virtü il F. ha
tnräfat alla scuola di G. Faris e del Meyer-Lübke, questo vixio
invece in tutt' altra scüola. — Nella dissertazione di Giulio Fanconcelli-
Calzia, De la nasalit^ en italien, Far. 1904, 1 — 118 interessano
specialmente i nessi di w -j- conson., che raccoglierei in quesd cinque tipi :
1. äsa 2. änsa 3. an'sa 4. anxa 5. {aficä)
täfo tdnfo tan^fo — tamfo
I risultati sperimentali e statistici del F. non possono interamente lumeggiare
la storia e nemmeno la geografia dei cinque tipi. Tuttavia se ne pu6
dedurre questo: il I tipo (sul quäle il F. tende e riesce a concentrare
molta luce della sua chiara esposizione, molto piü che sugli altri tipi) h
notato dal F. in vari soggetti del territorio gallo-romano; il quarto tipo
neir italo-romano (ital. centr. e merid.); gli altri lipi (molto meno chiari)
apparirebbero un po' dappertutto. II II e adombrato dal F. con le parole
«influenc^ par l'orthographe». Tale Influenza della scrittura sussiste, ma
in questi limiti: il lat. parlato, «volgare», e perö le lingue romanze per-
dettero N dav. asFV (pesare ecc. i Strumen tum ecc). Ma si conservö
pure nelle lingue parlate in molte voci o perch^ d'origine letteraria, piü
o meno antica (pensare ecc), o per varie spinte analogiche: cio5 (son
cose note, ma il F. le nega a pag. 107) V in- dei normali inabile in-
tenio ecc, vivo e forte in varie funzioni, ebbe la forza di procreare gli
anormali instrumento iiisperahile ecc, pronunciati tnsperabile ts, in^s.
— II F. trascura il tipo tenpo (o tenpo ten^po che sia) ossia la «nasale
indistinta» del D*0. GG.^ I 639. IVascurabile, pensera il F., appunto
perchö «indistinta», non documentata dalla fonetica sperimentale, che non
gli diede np nb, Eppure, che questi esistano nella Venezia (almeno qui
in Istria) e nelF Illirio, non soltanto lo sento nella mia pronunciä, ma
pur lo vedo nel ronab e nel tenap che da noi appresero i nostri Slavi
M. G. Bartoli. I 127
(Dalm, II 373). Cfr. Parodi, AGIt. XVI 353, Salvioni ib. 407 sg.,
Vidossich 8RSFR. IV § 23. In generale anche di questo lavoro del
Panc. h da ridire quanto s'e detto qui a. p. 118, ma presto avrä egli anche
ie debite informazioni storiche. Lo studio di cui a p. 14 ehiede infor-
mazione ö quello deU'AscoLi, intorno a (n)8 e in generale -s- (AGIt.
XVI 175 sgg.). E sempre per la stessa ragione, cioö per non esser ancora
abbastanza informato, 1' a. trincia giudizi curiosi (come la dove parla di
meriti e demeriti: 18, 43, 114), cosi offuscando un poco la serenita, la
limpidezza e la serieta del suo lavoro. [V. DLZ. XXVI 538]. — Qui,
in appendice, citiamo ancora una nota di Freemann Josselyn, Nasality
in Italian MLN. XIX 254. — Ancora dei nessi di nasali, dal lato
storico, tocca John Taqgart Clark: nd et mb protoniques en
Italien Ro. XXXIII 246—248. Ma vedine in ZRPh. XXIX 246,
dove il Meyer-Lübke ammette mb nd in m n dav. 1' intertonica:
am{b)€duo man{d)ucare ecc. (v. JB. VII 113). Questi ed altri esempi
sarebbero difiusi (almeno dagli Appennini ai Balcani: it. ant 'tnanuca
■ica^ vegl. marwfika -aika, rum. mdntncä ecc.) e perö antichi, anzi oschi
secondo il Densusianu I § 54, nel quäl caso si aspetterebbe verameute,
in it, mm nn. — IID'Ovidio studia le varianti grafiche lo che^ lochd
hcckd, in BSIt. X 2, 4. — Alla fonetica e al lessico spetta un lavoro
del Nigra dal titolo Metatesi ZRPh. XX VIII 1 — 10, dove intraprende
una riabilitazione di questa calunniata. Ne diftidava sino il Manage, pur
cosl indulgente ad altri traviamenti della parola. II N., Ordinate varie
categorie, passa in rivista rapidament« le piü note (it. gaveggiare 2;
tovaglia 3, ma cfr. Meyer-Lübke, Rom. Namenst. p. 78; Orla?ido 3;
scatola 3, earogna 3; v. anche XXVIl 343). Le seguenti si fan di
piü in piü ardite: mis{s)altare da salmistrare 4. E si arriva alle
complesse: branca da pranga (coUo scambio di sorda in sonora e vice-
versa) = grampa; bar-attolo -ile da rab- arb- alv-us 6 sg; viceversa
arg-ano da rag- gar- yEQavog-^ baleno da lab" alb-enus; putiferio
da futip, vitup-erio (v. qui avanti). Tali metatesi ricordano quelle che si
ammettono per vari idiomi slavi, da queste rive dell' Arsa (srb.-cr. Ras)
o da Albona (Lahin) fino a quelle dell^Elba (Alb- Lab): di cui test4
il Vondräk e J. Baudouin ASPh. XXVI 406.
Poche cose dalla tnorfologia* II Pieri, che studiando Tetim.
di carpone, aveva toccato di questo tipo vi ritorna ora studiando tutto
II tipo avverbiale di carpone, Ro. XXXIII 230—238. E vi
ritornerä ancora, perchi ora si appresta a rispondere al M.-L. Perciö fa
d' uopo attendere. — Alla funzione piü che alla sintassi dei pronomi
spetta The use of lei and la as polite form of address in Italian,
lavoro di O. M. Johnston in MPhi. I 2.
Alla «into«^ in vece, lo studio del Salvioni Delpronomeenclitico
(v. JB. VII 131). — In un articolo intitolato L'imperfetto storico,
questioncella di sintassi ital., R. Fornaciari, SRSFR. II 27 — 39,
nota che Tuso di cantai neUa funzione di cayitava s'incontra spesso
nei poeti, specialmente negli epici del 300 e 400, mentre nella prosa
storica «dal Boccaccio al Botta quest' uso non comparisce». Ma «parliamo
di scrittori diligenti ed approvati». Nella novella del Cantü citata in
JB. VII 114 raccolsi una messe copiosa di tale imperfetto, special-
I 128 Lingua letteraria. 1904.
mente a p. 7 sgg. 36 sgg. 44 sgg. Invece le novelle del Boccaccio
comlnciano spesso con fu e le fiabe con era: c^ era una volta. (Di can-
tava per go kantä nel ven. Orient v. per ora G. Berghoffer: Contrihuti
allo studio del dial. fium., Fiume 1894, p. 28). — II Savj-Lopez, che in
questo lavoro del Fornaciari cercava e non trovö 1* indagine «psicologica»
(ZRPh. XXIX 481), ne dara saggio, m'immagino, esaminando, in un
articolo critico, Un nuovo libro di sintassi storica e psicologica
NAS. I. — Un altro Napoletano e filosofo e critico, B. Croce, disserta di
Stile ritmo rime ed altre cose Cr. II 3. E sullo stile del Goldoni
e del Manzoni scrivono Attilio Momigliano ^*) eil Dott. Gino Bat-
TOCCHIO ^®).
II Vbcabolavio della Crusca^') ^ arrivato alla parola maxzuolo.
Uno studio di ononiasiologia, il piü ricco fra quanti furono pubbli-
eati finora, ^ quello del Dott. Clemente Merlo: I nomi romanzi
delle stagioni e dei mesi^®). Molte cose di bene e qualcuna di
male (nella classificazione dei dialetti a p. 260 si citano fiior di posto
gli studi del Vidossich e i niateriali dei dilettanti) se ne potrebbe dire,
ma non in questo Annuario, dove rileverö solo la lunga nota a p. 138 — 140
SU luglio (dalm. lulo: Dalm. II 271). — Lo stesso Merlo ci dona poi
una mezza dozzina di Etimologie (TATM. Scher. 33), delle quali spettano
alla lingua piü o meno letteraria: moUica e sira. da moll(ia panis)-|-
-ic-ula, e procacchia port{u)lac-a porcacia, v. CGIL. VII 109.
A proposito del metodo d' investigazione nella storia della parola
ZRPh. XXVIII 102 sg. il Nigra dice quanto sia utile la conoscenza
delle cose agP investigatori delle parole; dice in teoria il N. e in pratica
dimostra, perch^ nessun lessicografo mcglio di lui conosce fauna e flora,
citta e campagna, Talpe e il piano, insomma la natura tutta quanta e i
suoi segreti, non meno di quelli della diplomazia. Alla marina p. e.
r occhio di lui ha «osservato con attenzione a piü riprese nel porto di
Genova, nella laguna di Venezia ed altrove» la boa (p. 104) e ci vide
r imagine d' un serpente. Invece per lo Schuchardt, che nello stesso
volume (316 — 325) risponde al N., in un articolo dello stesso titolo,
„gab die lautliche und begriffliche Übereinstimmung jener Wörter [bqja,
boti^e] mit deutschem Bauehen u. s. w. den Ausschlag.» Ma anche lo
Seh. vuole la conoscenza delle cose e anzi accarezza nella mente T ideale
di un «Museo romanzo» (cioe per il lessico romanzo), e lo deve chia-
mare per intanto «castello in aria» (ciofe romanzesco). — Dello stesso
Nigra v. ancora le Note etimologiche e lessicali, ZRPh. XXVIII
641 — 648. Cominciano con avella7io ecc. (cfr. JB. VI 160, dove si da
un suffisso lat. -ona, ch'^ un desiderio, piü o meno pio). Seguono:
frasca 643 da un brasca e questo da grasjyn (veneto); ovatta 645, da
ov- (perch^ fatta colla chiara d'uovo) e suffisso ignoto (cfr. qui avanti
ciabatta); piaggiare 646 da placid-us con -idiare: pisciure 646
(con pigiare) da pist-um.
15) Lo Stile e V umorismo nel Bugiardo, Asti (Paglieri) 1904, 8®, 24 pp.
16) Di alcune similitudini nei versi di AI. Manzoni, Feltre (Castaldi) 1904, 8*^,
27 pp. 17) Vocabolario degli Accademici della Crusca, quinta im-
pressione, Vol. IX, fasc. 8, Firenze (Lc Monnier) 1903, 4®. 18) Torino (Loescher)
1904, 8^ 2a4 pp. (L. 10.)
M. G. Bartoli. I 129
Sui continuatori e gli eredi di pinna lat (punta, piniia ccc.) e
penna (nel signific. di penna) convergono due 8tudi, ZRPh. XXVIII
535 — 549 e 682 sg.: il primo del D'Ovidio e il secondo del Pu^jicariu,
che tratta veramente quasi soltanto del ruineno. II D'O. inveco precisa
anzitutto il rapporto fra le due forme latine; poi da pinna ripete Ve
del nostro pmna, da pinna ancora Tarc. Hmpejinarsiy e di qua, forse
per la spinta dello spagn. empinar 'alzare' (conie altri termini della
cavallenxxa 548), impennarsi; infine pen?iato 542 e sim. (anche il
Pcnat'Ur di Ragusa).
II PiERi continua in 8RSFR. I 33 — 56 la serie di Appunti eti-
mologiei che per metä furono pubblicati in MLAsc. 421 — 445 e ora
comprendono in tutto un centinaio di articoli. Ecco le voci italiane
della II» meta. ariento 33, da un «volgar-latino» aregen tu (osco
aragetud). «Ma osserverö che appunto i dial. nierid. d'Italia non
conoscono la forma ariento» (Savj-Lopez, ZRPh. XXIX 480). Vera-
mente la conosce appunto V aquilano (Finamore s. v.) o almeno V aquilano,
ma certo ci vuol prudenza: Tarc. ariento (non viva la parola e non in-
digena la cosa) puö esser venuto, per un momento, dalle parkte o dalle
scritture dell'Alta e della Bassa Italia, dove non mancano y = ^. «^Mer-
catanti da Ragugia . . . anno ripieno tutto il nostro coniune d' ariento»
si legge p. e. in un documento fiorentino riportato da C. Jirecek, Die
Bedeutung von Ragusa, p. 57: cfr. per ora Dalm. I 154, 248. Ma in
favore del Pieri parla forse V arigint di testi friulani: cfr. Ascoli, AGIt.
IV 355. — brandello -one 33, da brano, che rimane «oscuro». —
briUo 35 da burrus: seducente il significato, la forma invece non piö
salda che neU' ebriillus delP Ascoli. — AU' opposto per bruUo 35
con brutto, il significato lascia qualche dubbio. — bnca 36 da büca per
bücca, doppioni che non piacciono al Meyer-Lübke. — cenerentola 36,
da ciner-ulentus. — Piü SLncora. pmce certone agerto 37 da lacertus
(= vegl. laöär ecc, JB. VII 149). — cesso da recessus (dalm. rekesa).
— coccov-eggia 38 con xixvß-og ecc. (Dalm. I 306). — friscello da
flor- fioriscello. — fujo 41 ladro, anche in Dante. — garba 41
(cribro), da gherbare cribr-. — gattoni 4:2 con gota (JB. VII 111). —
gavaxxare 42 da vag-axx. — gioglio 42 'lolio', col g- di g-ettone (cfr.
Meyer-Lübke, It. Gr. 167, WS. XXV 90). — imbuto 43 im'butor, ron-
dotto -ductor. — ingollare 44 -gutl-. — nmmlracchia menetr-ix,
— nebbia 45 da *nibula (per nubila). — Per analoghi scrupoli
grco 46 da lurcus. — ostolare 47 = ustul-. — pevera 47 da piv-a
con IV (v. retro), come gaxx-era «ecc.» — putiferio da vituperio
(v, retro): /* per una qualche immistione di Putifar-, secondo mi ^?uf!:gerisce
il Vidossich. — raxxare 48 non da radiäre. — sbiixiare 49, da
-vers- con altri simili e dissimili. — scalpitare 51, non da ralpestare.
— sguaiato 53 := sguagliato o svariato, da cui *facilment«.> si
verrebbe a 'disgraziato' ecc. — smaccinre 53, dal niam ven.; mono pro-
babile che sia «tutt'uno smaci» (smancerie). — valanga 54 dal piUo-
rom. (piem. lavanca, franc. -cke). — veronica = vera eixovrjy di
cui Santa Veronica sarebbe figlia non ma(ire. — vixxo aiinxxare, da
viet-us, con ie in i «per il peso» di xx; gravi problemi cotesti dittonghi
lat. ie ue: Meyer-Lübke Einführ. § 82, Rom. Namenst. I 77 sg.
VoUmoller, Rom. Jahresbericht VIIl. 9
I 130 LiDgua letteraria. 1904.
Lo ScHUCHARDT continua la sua pesca miracolosa per quantita e
qualita di roba: tr(mver III (ZRPh. XXVIII 36) e Etimologie
(ibid. 129). Vi pesca anche, tra altre, perle italiane e ne lavora alcuna
per tutti i versi. La prima retata si arresta per un po' a un gancio 42
da yafjiyjög, Poi intomo a cattare 43 fruga 1* a. in terre alpine e sub-
alpine (certo materiale molto grezzo, dato a p. 44, e dirozzato a p. 55);
vedine ancora nello stesso volume a p. 676 sgg. (Pu^cariu). Nella seconda
schiera, con a capo il «triest faloto» (piü transalpine o austriaco che
triestino) 129 sg., compaiono farabutto 132 (a Rag. parlabut, Dalm.
I 231), faechino 137, fanfarone 145 ed altra simile compagnia, con
haldoria ibid., rischiarata da fald 140 e fallische 142 sg. (e 738 sg.);
'ultimo a comparir h gamba storta': ciotto 145 in nota. — Non meno
variopinto ^ Jl mazzo di giaeifiti 148 sg., con altri fiori e frutti, tra i
quali mi gusta xucca 149, perchi messa insieme con ttico prov. e tyky
slavo, invece che con cu^cuzxa (lad. di Muggia kihisa, vegl. kikoxa ecc.).
Resta un manipolo di note etimologiche e lessicali di vari autori:
bugliolo e btigno da buglio deverb. da bollire, con -/'- 1|: Sal-
vroNi, AGIt. XVI 487. — caffo da gafa arabo ecc: Schuchakdt,
ZRPh. XXVIII 98 sg. — caramella cannamele: Baist, ib. 106 sgg.
— ciabatta = i'abata orient.: Schuchardt, ib. 195—197. — cor-
bexxolo ib. 192 (JB. VI 174). — erro da Herr: Volpi, EBA. I 65. —
fattu^chiere, bei riflcsso di fatucl-us: Pieri, ALLG. XIII 582. —
ghetfo: Teza^'^). — {l)ampone da {bryinib-eri d'alto ted. ant: Horning,
ZRPh. XXVIII 525 — 533, investigazione insistente e seria, come tutte
le altre di quest'a. (cfr. Marchot, RF. XVI 734). — {l)axxo (= -ttso)
*gesto' ecc. da actio: Pieri MLAsc. 425 e Maddalena*^). II quäle
indipendentementc e argutamente ne tesse la storia. Non h storia piü
antica, a quanto pare, che la Commedia del 500; perciö non fara diffi-
colta dal lato morfologico un tal nominati vo letterario (cfr. JB. VII 1 1 1).
Dal lato fonetico lo xx (di fronte a daxio ecc,) ö fin troppo in regola:
partirei da {l)axio -xxio (ib. 114), plur. -xxi onde il singol. -xxo, Esiste
pure una Variante la^^o (-cldfo) *gesto': forse per virtü del popolare e
frequente la22o 'acido' il dottrinale e raro lazzo 'gesto* diventö laJti^o;
analogamente dietro lonÄa *lombo' il dottrinale, dantesco lonza (lyncea)
divento poi lon^a, secondo il Pieri e il Pu^cariu (JBIRS. XI 103). —
leggrr la vita *da die Leviteyi lesen: Vidossich, AGIt. XVI 367.
In appendieo possiamo ricordare alcune ricerche ermeneutiche, piü
che lessicali, sulla lingua di Dante. Oltre fitjo e lo7ixa ricordati qui
si noti: acrismare; Crescini, GSLIt. XLV454:. — favella; De Chiara,
HSIt. X 2. — fiumaiia; G. Flechia, GSLig. IV 7. — nato, sue ed
altro; Netri^^). — sollenare; Paget Toynbee, Bit. IV 285. — Un
lavoro di E. Zaccaria riguarda Voci e frasi spagnuole e portoghesi
nel Sassetti, EBA. I 7.
Per i libri scolastici rimane poco spazio in questa relazione. In
altro luogo adunque si riferira diffusamente , mostrandone i pregi e i
19) Intorno alla voce ghettOy dubbi da togliere e da risvegliare AIV.,
Tomo LXIII. Cfr. ATr. 1905, p. 146. 20) Estratto dal Volume *Ad Adolfe
Mussafia, gli studenti italiani dalmati», Spalato 190^1, 8^ 21) Haggio di
note dantcßche, Trani (Vecchi) 1903.
C. Salvioni. t 13l
difetti (germanismi ed altro), delle Lettere Toussaint-Laugen-
scheidt*^), pubblicate dal Dott. Heinr. Sabersky col prof. Gustavo
Sacerdote; poi delle grammatiche Link*^), Lovera^*), Mussafia-
Maddalena'*), Rebajoli^^ Teichmann^'), 8. Alge (San Gallo-
Lipsia), Häüsser-Giusti (Karlsruhe), K. Nyrop (Copenaghen), G. Zordan
(Berlino). E si dovranno esaminare le antologie del Barboni*^) e del
Maddalena"); e pure 1' edizione ortofonica della Divina Commedia, ediz.
curata dal prof. trieötino Luigi Polaccx)'^). Altri invece riferira intorno
i trattati e mauuali di metrica, pubblicati da Em. Bodrero^^), C. Corso^*),
Giov. Federzoni^*), e il rimario di Gius. Giovanelli^*). E il Voca-
bolarietto onomatopeico di L. Molinaro Del Chlaro**). V. ancora
il Dizionario (ital.-franc. e franc.-ital.) Ferrai-Angeli^**) e quelli di
H. Edgren (Londra) e G. Locella (Lipsia); e, per i sinonimi, il Saggio
del Grassi, in ?■ ediz. (v. retro). Infine i manuali di corrispondenza
conimerciale di A. de Beaux (SG.), Farüffini-Ciardini (Karlsruhe),
Gottschalk (Lipsia).
Albona (Istria), Pasqua 1906. Matteo Giulio Bartoli.
Dialetti italiani antiehi. 1904. Una nuova e ben utile cresto-
mazia di testi italiani antichi, accompagnati ad un ampio commentario
linguistico, a. delle note critiche e a un glossario, Tha fornita Bertoldo
Wiese 1). Di essa v. GSLIt. XL VII 1900 2). Interessa Pintiera Italia
una nota di Al. Sepulcri^) sulle antiche tracce delle voci verbali tolsi
tolto, tolli (perf.) ecc. Per la Toscanct ho da notare un articolo di
J. LuCHAiRE*) chMo non ho veduto, una pubblicazione di L. Biadene^)
e una di Pio Pecchiai^), che riguardan Pisa. Inoltre un rimaneggia-
mento toscano (del 1265) del libro di Ugu9on da Laodho, pubblicato e
illustrato da G. Bertoni'); e la pubblicazione interessa, come ognun
vede, anche i dialetti antichi dell'alta Italia. Per 1' UmbTia so di
una pubblicazione di Giro Trabalza®), e debbo segnalare, riparando a
una omissione della precedente rassegna, la nuova edizione, procurata da
G. Mazzatinti, della Cronaca di ser Guerriero da Gubbio*) e di altri
22)MethodeTou88aint-LangeDBcheidt, Brieflicher Sprach- und Sprech-
unterricht für das Selbststudium der italien. Sprache von Dr. Heinr.
Sabersky unter Mitwirkung von Prof. Gustavo Sacerdote, Berlino, 8®, 711 pp.
con 7 supplem. e un indice copioso. 23) Ratisbona (Ooppenrath). 24) Lipsia
e Berlino (Teubner). 25) Vienna (Braumüller). 26) Monaco di Baviera (Acker-
mann). 27) Erfurt (Güther). 28) Livorno (Giusti). 29) Vienna (Brauraüller).
30) Milano (Hoepli). 31) Saluzzo (S. Vincenzo). 32) Palermo (Reber). 33) Bo-
logna (ZanicheUi). 34) Firenze (Bencini). 35) Napoli (Priore). 36) Parigi
(Mouillot).
1) Altitalienisches Elementarbuch. Heidelberg, Karl Winter, 1904.
Pp. XI— 320. 2) V. ancora Vosslee LBlGRPh. XXVI 406—407, Schädel
DLZ. a. 1905, 222 sgg. 3) Antiche tracce d'un verbo volgare, in
TATM. pp. 27—29. V. ancora SME. I 417. 4) Quelques formes du
dialecte siennois, nelle MPhBru. 5) Canzone d'amore di un antico
rimatore pisano. Pisa, F. Mariotti, 1904. Pp. 22. Nozze D'Ancona-Cardoso.
6) Un serventese ghibellino inedito per la battaglia di Montecatini, in SS. XllI
348 sgg. 7) Un rimaneggiamento toscano del "Libro" di Ugu^on da Laodho,
in SME. 1 235 sgg. 8) Un corredo nuziale eugubino del Cinquecento.
Perugia 1904. Nozze MontesperelU-Ricciarelli. 9) Cronaca di ser Guerriero
da Gubbio dalTanno MCCCL alTanno MCCCCLXXII. Nella nuova
9*
I 132 Dialetti italiani antichi. 1904.
testi interessauti pure Gubbio. Dalle JUaTChe rioonlo imprima un
lavoro del Neümann-Spaixart ^% che tiene conto anche della lingua de'
documenti; si ha poi un articolo di L. Zdekauer^^) in cui son riportati
de' brevi franmienti del registro della dogana del porto di Recanati, fram-
menti anche linguisticamente interessanti e che fanno desiderare di veder
pubblicato integralmente 11 registro. Notiamo il genere mascolino degli
antichi neutri plur. in -a, che risulta dal piü volte ripetuto vasa penti
'vasa dipinte' (ricostrutto latinamente in rasarum pictorum, certanim
vasnnim pictorum), e ha confenna da esempi come li j^eccata, li libra
i libri, li nomina li eostumina, — gli ultimi due esempi anche altrimenti
bon notevoli, — in antichi testi di Urbino (v. ancora SFR. VII 188 — 189
e Neumann-Spallart ZRPh. XXVIII 450). Da rilevarsi ancora Tappli-
cazione della metafonesi all* 6 da au in Uosemo Osirao (Aux-). Di un
antico laudario urbinate, che parrebbe risalire alla fine del sec. XIII, da
notizia G. Grimaldi ^*), che anche ha pubblicato delle antiche rime ascetiche
desunte da un ms. fabrianese ^'). AW! Ahvtizzo ci riporta una pubbli-
cazione del Rajna ^*), dove al testo s' acconipagna un sobrio commentario
linguistico. In esso, il R. considera il g di regami come dovuto al ben
noto fenomeno abruzzese (v. Parodi GSLIt. XXV 121 — 122) di |i: estirpator
deiriato; sennonchö regame va oltre TAbruzzo (V. AGIt. XVI 215).
Non ho potuto vedere una pubblicazione relativa alla CdlobriCL^^) e
che sarebbe in ogni modo di eta relativamente tarda. — Per la VetfiezUl
debbo ricordare un lavoro che non conoscevo quando dettavo V ultima
rassegna. Son le ricerche che August Todt^*) ha consacrate alle branche
franco-italiane del lienart, e che, condotte in base a un diligentc e
minuzioso esame linguistico della redazione g (il testo del Teza) e della
redazione i (il testo del Putelli), giungono alla conclusione che tra
r originale francese e V archetipo di g e i intercedano uno o piü rifaci-
menti italiani. E fin qui il Todt ha ragione. Ma le altre conclusioni,
e cioe: che fosse lombardo il testo da cui immediatamente dipendono g
e i; che qucsti due t(?sti siano stati tradotti in veneziano; che fosse mila-
nese lo scriba di g e verosimilmente friulano quello di i, — s' appoggiano
a troppo fragile base» perche le si possano accogliere. Per il testo lombardo
dovrebbe provare iioit notte, come se il lombardo non dicesse e anclie
in antico non avesse detto nor {nogie in Bonv.), e come se noit non
pot<^sse spiegarsi da un mezzo adatUmiento del franc. nuit (cfr. desdoit =
des(hift); noit h del resto in Fra Giacom. da Verona, e il Todt ben lo
sa. Per il carattere milanose di g s' invoca s^ira, sera, ch'ö di tutta la
Ijombardia, deirEmilia fino a Bologna, ed era anche veneto (v. Ascoli
edizione dei RIS. diretta da G. Carduccl e V. Fiorini (t XXI parte IV).
10) Zur Charakteristik des Dialektes der Marche, in ZRPh. XXVIII
273 Bgg., 451 8gg. 11) La Dogana del Porto di Recanati nei 1396, in
Ma. IV ().') sgg. 12) ün laudario della Compagnia di S. Croce d'Ur-
bino. Nel volume per Nozze Hermanin-Hausmann (Perugia, Unione tip. coope-
rativa, 1904). 13) Versi popolari in un ms. fahr, del sec. XIV, in Ma. III.
14) II Padiglione di Ke Alfonso. Firenze, Tip. Galileiana, 1904. Pp. 23.
Nozzc D'Ancona-Oardoso. 15) Alcune ottave popolari del sec. XVI in
dialetto calabrese. MessiDa, Tip. de* Tribunali, 1904. Nozze d'AUa-Pitrß.
16) Die f ranco-italicnischen Kenartbranchen. Darmstadt, G. Otto's
Hofbuchdruckerei, 1903. Pp. XI— 114. Dissertazione di Giesscn.
C. Salvioni. I 133
A6It I 421 n, 452 n) e persin veneziano, come acccnna il Meyer-Lübke
nel paragr. 56 della It. gramm. che il Todt pur cita; s'invoca vosa, o
Dieglio il metaplaBma di cui questa parola fornisce un csempio, o che
s' incontra un pö dappertutto, non esclusa s' intende la Venezia (non pcrö
nel noxa allegato dal Todt, di cui v. invece GSLIt XV 270); s'attri-
buisce importanza alla grafia fiioli all. a fioli (a Milano, dicono fjö)\
e si fa caso anche del pronome rei terato in vu (/uardessivu (pag. 104,
neir osservaz. riguardante il verso 807), come »e essa fosse eselusiva-
mente milanese e come ee in fondo volesse dire gran che. D desumere
poi l'origine friulana dalla 3* sing. perf. in -d, e dalle forme braida
platt (cfr. il mil. plajt guajo) b quasi una puerilita. Cade cosi anche
r ipotesi della traduzione veneta, e la grave induzione cui, dato che quella
fosse giusta, s' abbandonava il Meyer-Lübke (LBlGRPh. XXVI 201).
Abbiamo in realta da fare con testi franco-veneti, dalle caratteristiche
franceßi per6 assai ridotte, a^sai piü scarse che non negli altri documenti
d'uguale linguaggio; e riman da determinare la causa e il luogo d'origine
di certi fatti non veneti come il dittongo dell' e e V ei da ^ -j- n (bcin
bene, ecc.) in i. Sovviene forse Temiliano. — Lo spoglio fonctico e
morfologico ^ fatto con molta cura, ma il giudizio sui fatti mostra nel
Todt della inesperienza e talvolta il difctto della necessaria dottrina, cosl
la dove vede in fasol la corrispondenza di un it faggntolo (vedi anche
malvaggia a pag. 15), p. 21 e 42, rimanendo poi stupito che s' abbia
fasol e non fnxol; 0 dove (p. 61) ragionando di sc est, 1 73, 78, t^cc,
ignora 1' esistenza del ven. se e le discussioni cui questa fonna ha dato
luogo; o dove si nega (p. 67) T Umlaut all' an t. venez. (v. invece GSLIt.
XV 260). Ma un esame dettagliato di questi i)arngrafi ci torrebbe troj)i>o
spazio, e meglio varra di soffermarci invece sul capitolo (pp. 96 sgg.)
delle osservazioni al testo o meglio ai due t-esti. I. ad g: v. 11. alr
in olv non avrebbe esempi e perö non vale V cmendazione del Martin ;
malvolenter potrebb' essere per *mal volonteroso', ma forse vi ha una
lacuna tra i vv. 10 e 11 ; v. 20. Parmi che spexa possa stare, col valore
di *mettere in subbuglio, dividei*e, conturbare'; sprexar non h alto-italiano ;
V. 22. regama sta evidentementc per i'egiamaj e il gi rappresenterebbe
una mera grafia come nel lombardo, ecc.; v. 26- L'/ di rivcr esclude
senz' altro reversum. La voce invece o sani da rlpa o andra col
franc. river', vv. 27 — 28. Si rilevi Tuso che qui ^ fatto di chCy uso
eh' 6 assai frequente tuttodi nella poesia popolaro ; v. 29. Non avrenmio
veramente bisogno del franc. per ispiegare ai] tuttavia Taversi anche
deu sayda (1. deus ayda) nelle Laudi cadorine edite dal Carducci (I 7),
con cui riconosco ora sia da mandare il dexaga di altri testi (v. I)el-
l'ant dial. pav., gloss. s. v.), rende ben probabile Torigine francese della
formola; infatti deiis rispett. d^^x non potrebbe non esser francese; v. 40,
Ijeggi d' entro'j w. 39 — 40, col deute pare che spotti al v. 40, nel
quäle poi e da sostituire corp a venire, ottenendosi cosi V assonanza
not: cor})] v. 50, meMer ministero, ufficio; v. 52. Da notarsi // or^
*le ore' nel senso canonico, che ritorna al v. 320. Slam forse a un
masoolino, determinato dai quasi sinoninii ^ufficio' *niestier': vv. 59 60.
Vanno questi due versi invertiti, e circa a criri, v. AGIt. XIV 237 n.;
V. 67, lamcnta] v. 73» choUd puo stare, attrihuendogli il si'nso di
I 134 Dialetti italiani antichi. 1904.
*tanto': ck- segnor *tanto sign-'; v. 107. Leggi entre nu; v. 127. ro-
magno non 6 3* pers. come dice il Todt (pag. 61). Si tratta di 'rima-
nere' adoperato transitivameute : *vi rimango T obbligazione* per 'mi rimane
r obbl. verso voi' ; nel trapasso poteva f orse influire un *vi rimango obbli-
gato', che stesse davanti alla mente dello scriba, il quäle avrebbe voluto
scrivere me reman V obligaxon'^ v. 141. ^-olte per 'raggiri'?: 'avessimo
anche torto palese, vinceremo il processo mediante raggiri, cavilli' (v. i
vv. 157 sgg.); V. 146. Siccome occorre in testi veneti che il condizionale
sia in -d (= -äve\ v. Cavassico, lUustraz. num. 85), cosi non sara ille-
cito supporre che, anche nella perifrasi sciolta, ave venisse ad o, quindi
a onci?' = ave oncir\ v. 170. Leggi sete; v. 184. Forse ze7i *an-
diamo', non parendomi probabile che Den spetti a un dialetto veneto che
riduce i a d (cfr. degner bellun. rust., ecc); v. 189. Ha forse ragione
il Gröber; ma non occorrerebbe sostituire tenga a tenia, quella essendo
forma toscana, e tenia ben potendo ragguagliarei a tegna^ ciofe alla
giusta forma veneta del congiuntivo di *tenere'; v. 245. de h guarentito
dal dexi di v. 255; v. 269. reie = rea; (cfr. rea v. 286, e reio, reo,
in tanti testi alto-italiani) ? ; v. 284. In omaggio a i 318, e da emen-
dare rexonrion in responsian, e cosi rexocion al v. 335; vedi Todt
pag. 78; v. 372. toh *accetta*: v. 379. II Martin ha pienamente
ragione; e la voce scakar, depredare, co' suoi derivati era assai diffusa
neir alta Itelia (v. AGIt. XII 429); v. 380. äri pr- 'prenderei':
V. 389. lagar pu6 stare; e circa al costrutto b da vedere AGIt. XVI
274 — 275; v. 410. Di cavreo, v. ora Parodi nel gloss. alle poesie
tabbiesi (ol chavred nel Gloss. berg.); v. 462. K torme mea possa\
V. 486. Ha ragione il Teza: v. 505. ^ to *hai tu*: e la fräse h forse
intorrogativa; v. 530. Tremo dal trar evare, sottrarre; v. 595. fnosta;
V. 616. qtiende via qui: cfr. la lavta cola, ecc, in varieta lombarde,
e Wendriner par. 145: v. 618. canxe = (^onxe *raggiunge*; v. 635. IS si
poramo ie torrmremo\ v. 641. avcAic, v. 667. retegerme mostra la
grafia di g \^qt gn (AGIt. XII 3S3); vv. 733- 4. volse foxir; oppur si
lasci r eniendato vohe al suo posto, che allora assonerebbe (o rimerebbe,
poiche anche un roiise b qui possibile: v. Ascoli AGIt. I 470 n., 398)
con coJise (= ^onse *raggiunse'). In ogni modo manca un verso; v. 759.
sgosio h legittinio. V. Lorck, Altberg. Sprache! . 177, 235, Parodi, nel
gloss. alle poesie di Tabbia s. *ascoxi\- v. 801. salto ^assalto' (v. v. 814). —
Ad i; V. 24. postra, poscia, non ha punto bisogno d'essere emendato
in posta, com' h proposto dal Todt a p. 69, essende troppo frequenti i
casi di str da st. E posta sara poi il bei riflesso di posthäc: v. 62.
'avniine' o *avretene*, e forse bisognera sopprimere iV; v. 66. ^ant h
francese: *gente'; v. 74. perciada = franc. pcrcvc^ v. 132. percara\
V. 154. f üi presentar? \ v. 161. averern^ v. 172. lasa?\ v. 176.
Circa a Ic tason (v. Todt p. 46), penso sia da leggere, secondo la mente
degli scribi, Letaason^ altrimenti non ci spiegherenuno T artic. nella forma
di h (li) solo in unione a tasson: il Ic taisson delP originale francese
ö cioi' stato interpretato come un nome proprio, o come un aggettivo
attrihuto di Cilhert] v. 260. afor^-er] v. 279. afofxa'^ v. 361. reteite
(v. To<lt pag. 8) non ha retci da *retenl, ma b il prodotto radiofonico
di *rctcjnie] v. 371. 7nantegna'^ v. 375. Non occorrerebbe in ogni
C. Salvioni. I I35
modo di emondare travesar in travcrsar, il veneto avendo tresso tra-
verso. Ma travesar e forse 'travasar', risententesi tuttalpiü di versar\
V. 393. De interjezione? meo\ v. 395. cavriel sara il diminutivo dcl
cavredo onde qui indietro, e cioö *cavredel, O da capreu? v. 395.
me tegna de lavorer = mi attenga al lavoro, a lavorare? v. 417«
arerese; v. 442. intrer\ v. 500. a chi en doia h espressione corri-
äpondente a quella di v. 681 e di g 809: doia 'dolga': v. 506« lo sol
iramonta? e allora andrä tradotto cosi pure il v. 536 di g; v. 574.
mno; v. 577. a mm salea (cfr. v. 581); v. 596. ama7iiment\ v. 605.
Credo anchMo che mane^ar sia *minacciare' ; ma la parola b forse da
emendare o in mena^ir 0 in maftafar', v. 610. ni per dos; v. 618.
basea dev'essere un sinonimo di cresuda v. 614; v. 621, tole] altri-
menti sara il futuro in funzione d'imperativo; v. 638. levar, levarsi,
come di spesso ne' monumenti alto-italiani ; quindi ncssun bisogno di
sostituire se a sii] v. 663. indre elo] v. 666. pia puö in fondo
Stare malgrado il passo corrispondente di g; vi si vedrebbe un piarse
'appigliarsi' attaccarsi; v. 672. el sia; v. 699. II ne par di troppo. —
II glossario ^ riuscito molto scarno, soprattutto, parmi, perchö non vi
siano accolte tutte le parole di sua spettanza, di cui il Todt giä s' e
occupato durante le precedenti trattazioni. Qui qualcuna delle piü signi-
ficative omissioni; conprer scontare 1 513, 618; curent i 32, che par
detto delle bestie che vanno sulle ganibe, de' quadrupedi, in opposizione
alle altre (vedi il verao 342 di 1); ersira jerseni g 602; forer pungere
i 544; fin che fino da che g 571: inavra innaverato, ferito, i 71;
mantegnerse astenersi i 371; menar mercadanUa praticare il commercio
i 381 g 422; oltra indietro i 668; piteto piccolo g 438 (AGIt. XVI
462), che non sara un gallicismo come petifi I 878; salto i 18 (?);
scacador ecc. i 364 g 390; scniracer *scorazzare' inseguire I 543; se
no soltanto g 352 i 838; soxorner sexorn dilettare, diletto, diporto,
g 491 I 137 (v. GSLIt. VIII 416); tor accogliere g 372; tosto nella
locuzione de tosto in tosto velocemente i 671, 686 g 761; t?'a qui da
qui g 86; tropo molto i 69. — Opera ben utile ha fatto U(iO Lkvi^')
pubbljcando integralmente gli Atti di Lido Maggiore, la cui importanza
gia era stata rilevata dall*Ascoli (AGIt. I 465 sgg.), che insieme ne
fomiva una succosa illustrazione. I testi fanno V impressione d' essere
ben riprodotti e ragionevoli pajonmi le proposte emendative deir editore
(a 1 t. 44 e 66, L ein che in analogia a 2 r. 4, a meno che non
s'abbia che := chi come in Miscellanea Graf 397 — 398; a 1 t. 55:
ueii de la dornan = *veuero V indomani' oppure *venne, fu di mattino';
a 2 r. 5^ el portegal; a 9 r. 4, visti gli esempi del tipo tonar tro-
vare, non parrä inverosimile che anche pli4, in primo luogo nella proclisi,
si facesse ptil; a 9 r. 16, teryne potrebb' essere ben legittimo come il
giusto continuatore di termen, ch' 5 anche neir a. lucch. termr; & 11 r.
14, uie7i contraddice al par. 3 delle lUustraz. e d'altronde dovrebbe
essere una forma di perfetto; onde vi vedrenio un errore della stampa;
a 14 r. 9, non mi risulta chiaro nel conte.sto Ui pena che era denfcr
17) I monumenti del dialetto di Lio Mazor. Venezia, Viscntini,
1904. Pp. 83. [V. ora anche Vidossich ZßPh. XXX 1)0 sgg.]
I 136 Dialetti italiani antichi. 1904.
eh] a 14 r. 10 — 11, non chiaro che c«; a 27t. 79, ne uole^; a
III 22: eo non starebbe foneticamente per elo = en M v. AGIt. XVI
296 n; a VI 43, (ymi puö st«re; a XVI 158, el no ge uotise; la
proposta eniendativa circa a lasarse dovrebbe in ogni modo suonare: sc
lasase] sennonchfe l'infinito puö benissimo stare, e vedi Tosservaz. fatta
qui indietro al v. 389 del testo g del Renart). L' esposizione fonetica
e morfologica h riusoita un p5 sovrabbondante, pur non essendovisi tenuto
conto di tutto. § 1. otuhri, 3 t. 30 ecc, ö pure dovuto all'«* neU'iato
{-brio)] § 13. e'n'umo 22 r. 27. §§ 15—16. MichaUto Micheletto
passini, dove forse si sente Va di Michael] Salvester 27r. 49; e ui-
gnare sara pure esempio per la tendenza veneta che porta er atono a ar.
§ 18. cn^tionaua qiie- 27 t. 58. § 19». Felipo 3 t 30, 38, ecc.
§ 22. Tutti gli es. di -o per -e si riducono a due categorie, quella dei
niasc. in -e, e quella della 3* sing, del perf. forte. Nella prima categoria
si tratta di metaplasini, nella seconda di una qualcbe analogia che a noi
öfugge. Non si tratta quindi di fenomeno fonetico, malgrado anQo de-
nanrOy anzi, dinanzi XVI 155; 27 t. 83, che sara dovuto a qualche
contaminazione da parte di voci sinonime (*piuttosto' ecc.) e non si limita
del resto ai doc. di Lio Mazor (v. GSLIt XV 267, Wendriner §§ 147).
§ 23. uera rappresenta [consa] uera (e vera = 'h [cosaj vera').
§ 28. dies ecc. non h gia esempio per la caduta di -k-\ h forma ana-
logica tirata sul tipo *daesse' ^traesf^e' {diesi 'düesse* :: digo:*dago'). §30.
Non capisco perche sia un' eccezione annsi, ch'e indubbiamente ami^H.
Forse pensa il L. al modenio anü(;iy ch'fe, attraverso amixi, il riflesso
del letter. nmici (cfr. anche vo^'e = roxe = voce, ecc). § 32. volpe
non ^ di ragion fonetioii. § 46. eio \o 26 r. 11, o assai verisimilment«
Rnche. partirq/e ecc. (= partirC)-j-e; cir. partiro-e par. 61); 3f«7w/!?o Maffeo
1 r. 18. cosfraly che sara certamente *costale' (v. il Boerio s. *costrai').
§ 47**. ffiger non sara gia per dissimilazione, ma per analogia di altre
voci in cui tra due vocali (di cui una labiale) Y iato era tolto da g.
§ 48. i^ iniportante di sapere, a guarentigia appunto del fenomeno, che
di hraca, barca, h un secondo esempio a 4r. 8, e che ritoma tori-ai,
trovai, a XV 142. — § 51. fra fratello 3t. 41, 5t. 27, 18t. 34, sor
sorella 14 r. 6, 15; 14 t. 45, allato a serar 14r. 35. Notevole poi che
ancora compaja un resto doli' antica flessione Petro (o -trus) -tronis:
Penm Floca, 20r. 3—4; 27r. 50, allato a Pero Floea 21 r. 3, ecc.
§ 53. Non Consta il fatto affermato dal L. in questo par., pitsCy ai
passi indicati, essendo singolare non plurale. Piuttosto potevasi notare
che ancora altenii il plur. amisi 3 t. 35; 13r. 10, col sing, arnigo 19r.
16. S 54. ladi non ^ punto una forma di plur. portata al singolare,
-/ rapi)resonti\ndovi il ncutr. -us (AGIt. XVI 317 n). §§ 55. quala
14r. 25; 14 t. 42. § 56. Potevasi notare il costante Ifi podestä =
il p-: del predito ntiser la p- 2 t. 28, ecc. § 62. Assai fn.*quenti i
casi di //e = nos e nobis riflessivi: Jiu iie me nassem 4r. 72, nanam-
ne toironaudo 5t. 5, fesewo-ne dar 18 t. 40, 7m ne piasevi \, . , e
tirasono-se] VI 47, ecc. § 66. rhi nelle funzioni di genitivo: per
chi coniandaniento *por comando di chi' XIX 176; v. Mis^cellanea Graf
399-- 400 (nella Cron. bologn. di P. di Mattiolo, p. 43: al quäle
saldo . . . ello stera al cui soldo egli t^tava). § 74. Son perfetti forti
C. Salvioni. I 137
anche tm 14t. 53 e toi 4r. 9; 12r. 9; XIX 181. § 75. In uegein
il 9 fe gutturale e va con quello di vegando (v. GSLIt. XV 264,
AGIt. XVI 657). Dipendon da veyo (cfr. anche cregö), analogico, di
piü documenti e dialetti vivi alto-italiani. § 76« placha, 3 t. 67, va
col plaqtui di altri testi veneti, e dipende dal perfetto. § 84« maia
niai, coir -a degli indeclinabili, se non v' ha errore. § 85. inde di la
llr. 5. (?a qui 26r. 10; 18r. 9 (anche in qualche parlata lombarda,
p. es. nella brianzuola, h costante m *qua' nelle fiinzioni di *qui').
§ 87. dre neir uso temporale, in dre' la ter^a cain\mna dopo [suonata]
la t-c- 7t. 14, 21, 25, dre' cena 21r. 4. § 89. Circa alFuso sintattico
dell* articolo, si vedano ancora questi esempi: dala parte di fianco 3 t. 52;
pa e terpa sera *e giä la t- s-' 28 r. 2; lo Peringa sat 21 r. 28 ma
PeririQa uoleua ib. 22, ecc; sula testa et col 3t. 52. §§ OOsgg.
Notevole la Omission delF enclitico oggetto nella risponta a una domanda
nella quäle giä ^ espresso T oggetto, o in altri anedoghi casi: domanda
s'el tochä luj, dis: no tochö *domandato se lo tocc(\ disse: non mi
toccö' 2t 35 — 36; tu no la toraj ; et fan dis: si torö 3r. 23 — 24;
e' dis: a me li deueua: et el dis: no darö 2t. 32 — 33; a V acusarö
mi, et . . . dis: no fare: et e dis: si, faraui se uoles 15t. 39 — 40;
tornare^me-la . . .,* ele dis: si, farem XI 99, ne' quali ultimi esempi
perö si potrebbe avere il suo schietto valore avverbiale di 'cos^. Per la
costruzione deir enclitico, h poi notevole: se (pjin<;e a ste parole et mise
de mego *si accostö . . . e si . . .'; no sc li jßdä dar *non si Mb di
darli' 2r. 8. § 97. Aggiungi Tenempio che qui precede. § 100. da
que hora 8 t. 21, da pasä nona XI 100. Circa ad esempi come aver
de una cana, son veramente curiosi e mostrano quanto sia antico il
costrutto di cui in AGIt. XVI 1 ^go^,y 393 — 394 (cfr. anche teu . . .
d'un rnorel Alione 303). — Molto e da aggiungere e da correggere
nel lessico: a, 19t. 39; 2t. 32, par essere il pronome enclitico onnigenere
di 3* persona (v. I^evi § 61); ma per il primo esempio si chiedo se
non si tratti di *anche' (v. 15t. 39). — apö presso 8t. 26: 18r. 6;
4r. 3, ecc. — aurir-se staccarsi, scpararsi, in modo da lasciare uno
spazio libero, aperto nel mezzo, 3t. 37. — bacegar rovesciarsi fuori,
spandersi. — barber sgherro, famiglio dol podesta, 27 r. 30, 32, VII
59, VIII 68. — branchar abbrancare, afferrare, 4r. 7; 17r. 9. —
bruscar rimproverar bruscamenü» (cfr. il fr. hrusqner), — buratar
h forse da emendare per ha-, — castigar ammonirc 26t. 43. — cerchar
inquisire, interrogare, XVI 158. — comenyada incominciamento 26r.
17. — costi 17r. 5, 16; 18r. 6; 27r. 40. — costral par che dica
il *8uolo della barca* piuttosto che *una tavola' di osso t^uolo. — d'enter
de- tra 3t. 37; 12t. 29; 14r. 9. — de recö di nuovo, daccapo 27r.
27. Curioso che Vo da ävo non si trovi piü in caro capo. — dur
portare IV 27, ecc. — e e en anche 3r. 7 (v. Levi § 88); Ir. 11;
3 t. 70 (cfr. ib. 66: anche anchora). Si riannodera M' enca feltrino-
bellunese (Ascoli AGIt. I 413; Cavnssico II 308). — entiuar pararo
2r. 8; 3t 47. — fiata: enia f- subito, 11 per li, 20r. 10, 20, ecc. —
fieta andra col basso-lat phioia (franc. fiolc ; v. il Dict gen.) col
suffisso dimimutivo sostituito. — fio o fiiolo adopcrati indifierentomente
Tun per Taltro. — lanyeta temperino, coltellino da ta^ca, 7t 26, ecc.
I 138 Dialetti italiaDi antichi. 1904.
— largar-se allontanarsi, prendere il larp;o, 4r. 1. — leuar levarsi
26t. 33; 27 t. 57. — materia pazzla, atto da pazzo, niattia. — mejo:
per m- di fronte, in faccia, incontro, 15t. 40; 20t. 1; 21r. 31; 27r. 8;
V. AGIt. XVI 311 (aggiungi: perme' la boclia el te basä sulla bocca
ti baciö GSLIt. XLIV 376 II v. 9); — meca terxa X 84, la meta
dello spazio tra il levar del sole e la terza (v. AGIt. XVI 456). —
nienarse cole man menai-si le mani addosso 12t. 27, 32. — mesa de
vin, llr. 6, par che dica *portata', ma potrebbe anch' essere il nome
d' una miäum di capacitä per i liquidi. — noo no; il doppio o accenna
evidentemente a una negazione in grado enfatico. — nouembri, 5t 1,
sta per -brio (cfr. otiihri = -brio), — ognora raai 3r. 8, ma siamo
a una proposizione negativa. — otubri ottobre, v. qui indietro al § 1,
e Merlo, I nomi rom. d. mesi 163. — partir sp- 6r. 11. — pesa
peso di bilancia XIX 175, 180. — peurada: far a p- mettere in pepe,
preparare col pepe, 20t. 47; 21t. 40. — plachimento piacimento;
tirato direttamente sul tipo placa (v. qui indietro); cfr. plaquiniento ne'
Prov. super Nat feniinarum, gloss. — portar trasportare, menare, 15t
19. — portegal portico 2r. 5; 16t 25. — posta: tcgnir eil p-
appostare 5t 21. — pugnada pugno (AGIt XII 424) 16t 5 — 6. —
querir cercare XIII 115. — ra9a razza (ven. rasa Boerio) 22 r. 16. —
sair scendere (a terra) 18 r. 13, 25: 19r. 4, 5; 27 r. 28, salire X 88,
saltare 27r. 29, uscire, con valore transitivo {me sai fora ini fece uscir
fuori) 17r. 10. — sanguar sanguinare 3 t 52 (AGIt XII 428). Cosi
piuttosto che sanyar poichö il seniplice g di sangö dipendera appunto
dalla special congiuntura (e cosi in sango sangue). — san: de s- eil
pla7i tranquillamente 16t 4 — 5; poiche io riferisco questa locuzione
avverbiale omioteleuta al verbo star che precede e non al vegnir che
segue. — Stadi Eustachio 14r. 36 (v. Ascoli AGIt I 465). — 8ti90
e sti9un tizzone 17r. 9, 18. — strayar strappare 2t 22. — straisora,
13r. 8, 5 forse da emendare per stras- (cfr. strasora nel Boerio). —
tor prendere. — uantar agguantare (Levi § 39). — uarda guardia
pass., non -dia, come ha il L. — uardar aspettare al varco 3 t. 39. —
9obia feniin. — 9onzer raggiungere 6r. 28; 8t 14, -er-se accostarsi
19r. 21. — Dei brevi t<^sti veneti e dalmatini ragguardevoli anche per
la loro eta (1289—1 283), sono stati pubblicati da G. Gelcich^*). Per la
Lofnbardia h da menzionare in prinio luogo il frammento di una
gramnmtica latino-bergamasca fatto conoscere, di su un ms. ambrosiano
(sec. XIII — XIV), daR. Sabbadini^®). Con esso *il dialetto bergamasoo
viene ad acquistare il suo piü antico e piü genuino documento*. E in-
fatti, si guadagnan qui forme piü schiette che non quelle date dai docu-
menti del Lorck. Mi annoto la 2" pers. sing, imperf. indic. sempre
senza vocal d'uscita: er eras ^w^r//' amabas avif habebas, e cosi il
cong. pres. de* verbi della l^ in ei?atta rispondonza coUa forme latine,
esce nel singolaro per eonsonante: am amem -s -t Ne verbi forti:
reng (= ren) vcnl ma ren venit Per le tendenze ricostruttive (cfr.
jjrefa = preda piotra), son notevoli le forme di ß fieri come fitf ßMi^a
18) Saggi di scritture di bordo del raedioevo, in ATr. XXIX.
19) Frammento di grammatica latino-bergamasca, in öME. 1 281—292.
C. Salvioni. I 139
ecc. corrispondenti al fid- di altri documenti alto-italiani. Alla regione
cisabduana della Lombardia, a Brescia, ci riconduce pure una lauda
pubblicata da A. Foresti *''^). Vi segnalo T interrogativo neutro ken
(V, AGIt. XII 425; e ken \tog* aj? che hai?] senipre vivo a Mesocco).
II quäle benemerito studioso ci da poi una giunta piü grossa della
derrata, col ripubblicare in assai piü sicura lezione qualcuno de' testi
bergamaschi gia editi dal Rosa. Di qua dall' Adda ci riconducono due
lavori dello scrivente, uno riguardante i testi lodigiani pubblicati dal-
TAgnelli*^) e r altro che consiste nella pubblicazione e breve illustrazione
dello Statuto d' una confratemita comasca"). In una noticina del com-
menio si tocca della declinazione, secondo il genere, dei nunieri cai'dinali.
Orbene, gioverä ricordare, per quello che puö valere, che quatre parte
si legge nel poema di Uggeri il Danese (MAST. S. II, vol. L, pag. 215)^^),
Della regione emiliana avremmo un antichissimo documento in una
ballata politica pubblicata da E. Rivalta**), se Teditore avesse ragione
di riteverla niantovana. La quäle ipotesi non risulta confermata dal-
Tesame della lingua, che offre si pochi elenienti specifici, da appena poter
esser detta alto-italiana. t^ una lingua poetica di scuola, che, con ben
poche mutazioni, potrebbe anche dirsi toscana. E forse l'alta Italia
v' entra realmente per nulla. Un corredo di nozze bolognese, d' eta tarda,
e stato pubblicato, colle opportune illustrazioni lessicali, da Albano Sor-
BELLi**), e alla stessa citta ci riporta una canzone pubblicata da Leone
DoREZ**), ma che in realta offre ben pochi eleinenti dialettali. Sta a
cavaliere tra i dialetti einiliani e quelli della Idguria la parlata di
Bobbio. Alla storia di cssa ha arrecato un molto prezioso contributo
C. CiPOLLA*'), colla pubblicazione di pochi e brevi niodelli epistolari
sorti sicuramente cola. Genovese e piacentino insienie vi puö essere
il dittongo delF e {vedeyre 1 deveyre 4, cfr. podd sappjei nella parlata
odierna, pmeyve, oggi -eva)y ma vi son genovesi il -l- in r {ayniguerere 1 ;
cfr. modern, stombraa stimolare Pap.), e il j secondario in g {mara-
vegio 1, vogiando 4, megio 4, figioJo 3, 4). Cfr. inoltre monto molto 1,
sovre Bopra 4. Curiosa la forma havodo avuto 1 (ma recevudo 4),
in quanto s' accompagni ad altre forme participiali nelle quali s'ha vo
al posto di vü (v. AGIt. XIV 220). Notevole il trovar qui la base
onde viene caresifa, e cio^ caresto {cm^esto de messt in corrispondenza
al paucissime nunciorum del niodello latino: 'mancanza di m-'). La
forma corrotta in cui i testi ci si presentano fa pensare a una copia.
»— —
20) Per ]a storia di una lauda, Id GSLIt.XLIV351 sgg. (v.p.368, e pp.
3738gg.). 21)GSLIt.XLIV420sgg. 22) Gli Statuti volgari della confrater-
nitadei dißciplinati di S. Marta di Daro, in BSSIt. XXVI 81 sgg. 23) Ri-
cordo qui una pubblicazioDe, la cui menzioDe ho omcssa nell' ultima rasHegna ;
fe quella di Giov. Seregni, Del luogo di Arosio c de' suoi statuti nei
sec. XII— XIII, in MSIt. s. III, t. VII. In una dotta prefazione, Taut, da
ragione di molte voci volgari degli Statuti latini da lui editi, voci che poi son
insieme raggruppate in un indicc finale. 24) Una ballata politica del sec.
XIII. Bologna, Zanichelli, 1904. Pp. 43. 25) II corredo di una sposa
bolognese del sec. XVI. Bologna, Zamarani e Albertazzi, 1904. 26) La
canzone delle virtü e delle scienze di Bartoloraeo di Bartoli da
Bologna. Teste inedito del sec. XIV. Bergamo. Ist. it. d' Arti grafiche, 1904.
Pp. 152, 27) Brcvi aneddoti in volgare bobbiese del cadere del
I 140 Dialetti moderni dcirAlta Italia. 1904.
Non sempre il testo latino ajuta alla intelligenza del volgare, anche perchfe
la corrispondenza tra latino e volgare non ^ sempre letterale, ma di spesso
soltanto ideale, hnge^ 1, lingue, sara un errore per Unge (cfr. il piem.
lenga); che, 1 1. 2, ö da leggersi de {eciam de); da locha a locha,
1 1. 6 — 7, riproduce il lat. oreteniis, il /- sara quindi da emendare in
b-; a reereuay 1 1. 9, corrisponde scribas, e s' aspetterebbe quindi un
rescriva. Di carattere storico-letterario ^ il buon libro che Franc. Lüigi
M ANNUCCi *®) ha consacrata all' anonimo rimatore genovese; ma che qualche
vantaggio ne possa indirettamente venire anche all' indagine linguistica fe
cosa evidente. Intanto, ringraziam 1' autore de' due bei facsimili ch' egli
ci regala corrispondenti al principio delle due parti pubblicate 1* una dal
Lagomaggiore, T altra dal Parodi. — Per il Piemonte non saprei
ricordare altro che la edizione degli statuti biellesi procurata, non senza
qualche errore di lettura, da Pietro Sella*'). II glossario, che vedra
piü tardi la luce mostrerä quanto della pubblicazione s'avvantaggi la
lessicografia piemontese^®). — Per la Sardegna rimando senz' altro
alla rassegna del Guarnerio in questo stesso volume.
PS. Di seconda mano apprendo che le note del Luchaire, di cui
alla nota 4, rigiiardano aniscondere (cfr. fiiscnSy nascosto, de ni- e de
fiescondön, anche in varieta lombarde; deve rimpiattarvisi un ^-escondere
*exc- per a^c- = absc-), agiumai^ eiptä -adini, viagio^ palaxo, Inoltre
pubblica il L., traendoli dagli archivi di Siena, tre piccoli documenti
inediti senesi degli anni 1369, 1371, 1372.
Milano, 15 gennajo 1906. Carlo Salvioni.
Dialetti moderni dell'Alta Italia. 1904. Lavori d'indole
generale. Un notevole contributo ricevono gli studi onomasiologici dalla
monografia di Cl. Merlo^) sui nomi delle stagione e dei mesi. I dia-
letti italiani vi hanno la parte del leone; e la materia vi h trattata con
sicuro giudizio critico, con metodo rigoroso, con amplissima informazione,
attinta non solo ai fonti scritti ma anche agli orali. I molti problemi
che s' impongono all' Aut. nell' esame delle denominazioni romanze delle
stagioni e de' mesi, nonchö de' loro traslati e derivati, son sempre coraggio-
samente affrontati, e se anche non sempre risolti, pur sempre lumeggiati
e trattati in modo che la risoluzione se ne renda meno ardua. Ben poco
avrei io da aggiungere per ciö che riguarda l'Alta Italia. Noto che a
Leggia di Val Mesolcina tutti i nomi delle stagioni sono feminili, anche
inv^ni e autnn. II che si spiega in parte dell' influenza delF ambige-
nare ^estate', e anche da ciö che V autün veniva sentito come la utün
sec. XIV, in AAST. XXXIX. 28) L'anonimo genovese e la sua
raccolta di rime (sec. XIII— XIV). Genova, a cura del Municipio, 1904.
Pp. VII— 272. 29) Statuta Comunis Bugelle et Documenta Adiecta.
Vol. I. Statuta. Vol. II. Documenta adiecta. Biella, G. Tcsta, 1904. 30) Im-
ix)rtante per il lessico medievale del Piemonte ^ anche un lavoro di AI. Lattes,
che sgraziatamcntc noo h stato ricordato nclla precedente rassegna, e riguarda
Alcuni capitoli inediti decli statuti di Alcssandria, in MSIt. b. III,
t. VII. *=
1) I nomi romanzi delle stagioni e dei mesi studiati parti-
colarmente nci dialetti ladini, italiani, franco-provenzali e pro-
vcnzali. Öaggio di onomasiologia. Toriuo, Loescher, 1904. Pp. 284.
C. Salvioni. I 141
(v. SFR. VII 2 1 7, dove aon da aggiungere il romagn. aseda. aceto, mil.
la strolabbia astrolabio, cfr. Bale.strieri, Gerus. Lib. XVI I, la altare
in qualche tcsto antico dell'Italia centrale, che ora non so ricordaroi e
feminili son pure ajüt, nello stesso comune di Leggia, e avis, avviso,
a Campodolcino di Chiavenna). Che poi inr^m aeguisse gli altri suoi
compagui, e cosa ben naturale. Nel dialetto 8emi-provenzale di Koaschia
in val di Gesso (Piemonte) c'ö Sanf Ana per *luglio'. Circa al hresc.
stricds (p. 81) h da vedere V emil. strikar (Ascoli AGIt. XIV 338) ; forme
come il veneto febriiar (p. 246) rappresentan la dissimilazione sillabica
di un "'^febrarüar; ecc. Un tema assai imbrogliato della fonetica neo-
latina, quello de' riflessi di ti e ki nel rumeno, neir italiano e nel sardo,
k trattato da Sextil Pusoariu*), in un lavoro acuto, ma nel quäle
troppo si abusa di ipotesi ardite, come quella di -aceio ecc. da ^-ak'k'u
*'ak'klu. Per la parte alto-italiana, che qui c' intere6.sa, un problema
che TAut avrebbe dovuto afFrontare ed ö invece appena sfiorato (v.
pp. 119 — 120) k quello del doppio riflesso attuale: sex (onde s). E assai
probabile che 8 (che h x> nelle antiche scritture, e nelle forme dotte de*
nomi locali: Carla^-Carlaxxo, LeiUa-Lexxa, Ld^eU'Ldxxeno, Rei^önik
RexxonicOy ecc.) dipcnda, qui e ne' riflessi di ce tri iniziali e posconsonantici,
da anterine l^y che non sarebbe certo il ^ letterario ma si sarebbe conser-
vato, per ragioni a noi ancora ignota, allato a x. Infatti la Valsesia ri-
sponde all' ingrosso al .<? lombardo con d. (hrar = bras, lad = com. toi
laccio mil. lax, öa = sa ecce-hac, hevacä = bevasä sbevazzare; cfr.
ancora dampa =z sampa zampa, Sauce = a. mil. sa7isä cianciare, (riar-
latan = mil. sarlatä, ciattru = mt rospo, ^-ük = tic. iük mil.
spk ciocco, ccppo; e sempre c quando si tratti di ce ci: dod^ dolce, iorci
torcere, cenk mil. send cenare, ces lomb. sesa siepe caesa, ecc), e al
X con s {ptis = lomb. pux pozzo, per cui in Lombardia non ho mai
sentito pu8, qiuissi = lomb. quax treccie 'codaccie', süka = xüka zucca
ecc.). II libro abbonda di proposte etimologiche audaci e in parte gia
caduche per ciö che s'appoggino su nozione inesatte. Cosl Bilitium
(pag. 96) non esiste; il nl. h documentato per la prima volta in Greg,
da Tours nella forma accusativa di Bilitionem'^ -sanxibio (1. -sa7is-]
pag. 100) ha il .s di Eusebio (sau- s-y, — colxa (p. 103) e dal franc.
colxa, che nulla ha da vedere col latino; — il lomb. narir (p. 108)
non puö essere *narlcem, ma ö un diminutivo *narlclu; di lo7ubris
(p. 117), V. Ro. XXIX 551 — 552 [e che sara il parm. hrnbn'x che,
a giudicare dalle grafie, parrebbe essere lombrtz (-/rf.v) cfr. da una parte
tacadfxx, attaccaticcio, da una parte, e max, maggio, contrapposto a
maxx mazzo, dalFaltra]; e circa a Umbresinat esso si legge lembres-,
e sarebbe in ogni modo *lumbricfna; — lusarol {p, 118) si legge his-
e si connette direttamente a luse luce; — saresd le- (pag. 118) e *.s'a-
licea salice; — Spinats (lomb. -mix), p. 118, ö forse Ta. franc. a^in-
nache che dipende alla sua volta dallo sp. espinaca e questo dair ar.
aspanäkh; — xaina (p. 118) va coli' it xann ed e voce germanica
(v. Brückner, Die german. Elem., pag. 18); — dal doppione lombardo
2) Lateinisches ti und ki im Rumänischen, Italienischen und
Bardischen. Leipzig, J? A. Barth, 1004. Pp. 187.
I 142 Dialetti moderni delPAlta Italia. 1904.
faxa e faia (p. 121) non ö da cavare nessuna illazione finchfe non siasi
trovata una ragione del doppio esito x q s anche in esempi come hrax
allato a hras, ecc. Ricordo poi che facie si continua normalmente anche
nell' ast. facx (Alione) ; — circa a nomi in -axxo del tipo di nevaxxo
(p. 124), stimerei che si possa credere a nominativi dotti, dopo quanto h
detto in AGIt. XVI 332, 472—473, 657. Non panni cioe che il mm.
tremuriciüy che avra per avventura ragioni proprie, sia da tanto da in-
firmare gli altri esempi. Quanto a popolaceio o sara un diretto derivato
da popoloy o meglio -accio vi avra sostituito -axxo; — mil. piä<C*pi-
care (p. 131) sarebbe intieramente anormale; — il trev. bisorholo
(p. 133) h un diminutivo di bisorba *biscia orba'; — al mgl. streVutsä
(p. 146) non corrispondera il lomb. straliLsd lampeggiare s/ra/i^^lampo?
E poichö siamo a un ragguaglio rumeno-italiano, ricordo che lo Strekelj,
Zur slav. Lehnwörterkunde 50, s'accorda meco nel ritener veneto lo
slavo raca (Pu^ariu pag. 47); e che forsc non sarebbe stato superfluo
il ricordare, a proposito di ///r/ar (p. 52) Talto-it. pei'o zampetto di
pörco, e analoghe voci (SFR. VII 216n); — il mil. ha hntiga e büsfka
(p. 156), non lentedm e buxzekka] — gen. gandügga (pag. 157) =
gajidulia (v. AGIt. XII 405): il trent. faca (p. 159), come anche il.
lomb. e piem. faiia, non h che la voce italiana importata. — Attraverso
tutti i dialetti italiani ci conduce pure il lavoro del Nigra ^) sulla meta-
tesi. In esso si cerca di distribuire le specie di metatesi in varie categorie
secondo la loro rispettiva struttura. Molto vi s' apprende di nuovo,
molto vi si rivede di ciö che il N. giä ci aveva ammannito. Ma
crederei che dair insieme degli etimi remoti la cui chiave il N. trova
nella metatesi, la diffidenza verso questa debba andarne piuttosto accre-
sciuta che scemata. Tra i motivi del fenomeno, pare che il N. trascuri
quello per cui, trasponendo, si ottenga di accostare una voce a un' altra,
cosi nel chiav. rem4^' *meriggio' (riposo meridiano delle vacche), con cui
ci si veniva accostando a ^remi- remugare ruminare. I B. Circa a ma-
garäss b da notare che il bolognese non ha r da dr (v. invece AGIt.
XVI 310). II B. Del piem. dilCj occorrerebbe sapere onde il Nigra
r abbia, poiche, p. es., in qualche parte potrebb* essere il normal riflesso
della voce latina, cosi nella Valsesia, altrove, tra le popolazioni proven-
zali 0 franco provenzali, il normal riflesso di *dulcu. D' altra parte
occorrerebbe sapere perche si debba dubitare del düd del Biondelli
(v. Nigra AGIt. XIV 364). Comunque sia non mi par attendibile il
*duclo del Nigra. V B. rebu^Ulo parmi stia meglio nella cat. V.
VIII 2. II bellun. inarela lo crederei piuttosto da niare madre. VIII 10.
Le voci qui accolte vanno con *bara*. VIII 20. II mantov. dlech parmi
un deverbale da un *dlegar o *dleguar dileguare. Lo stesso Nigra
tratta altrove*) del ven. baüta (cfr. il piem. bavera): da quello stesso
bav- onde bar-aglio ecc; del valdost mekcen servidore, da 'meschino';
del brosco di Bonvesin, che si traduce per *rospo'; nella quäle opinione,
che anche a me par giusta, il N. era stato preceduto dal Biadene (II
libro delle Tre Scritture di Bonv., ecc, pag. 112). E un' altra serie di
3) Metatesi, in ZRPh. XXVIII 1 egg. 4) Note etimologiche e
lessicali, in SRSFR., fasc. 3«, pp. 97 sgg.
C. Salvioni. I 143
note etimologiche ha stampate il N. nella ZRPh.°), trattando dei riflessi
roraanzi dl abellana -ina -ania (circa a a^car *ausicare, non avremo
giä au- in o-, nia eara da giudicare come V aait. ascurir, oscurare AGIt.
XII 389; a- e il prefisso ad-); del canav. ba^a amb-, ecc., = *badac4-;
del lucch. caciöttoro con cui ragguaglia il canav. kai^öla supponendo,
cosa assai inverosimile!, che questa voce sia stata tolta di peso dal to-
scano; del piem. desbU = *di8-bellare'; del ven. fönteqo = fonda^o,
con metatesi di grado; di frasca = *graspa, attroverso *brasm, come
in altri assai dubbiosi es. che il N. allega di br- in fr; deir afr. fronchier
e dell' altoit. broncä ecc., da ßgöyxog-^ del ven. ghebo da *caveu (nel
Boerio c'fe pure gebo, forse secondario da *gjebo e quosto da *gejbo
o *gebjö); di lomb. incallä-s, ecc, da callis anzi che da callum; del
bol. e ferr. magarass (v. qui indietro); del canav. misdota bambola, da
*7nistyd = inaystd = maiestate; del valscvs. niiyda ecc. == *metale;
di ovatta ecc. (canav. wata specie di corpetto), da ovu, perche colla
chiara d'uovo si spalma la falda di cotone per poter diventare ovatta'^
di lucch. pdcito piem. pdsi ecc. (v. anche AGIt XVI 459, e cfr. Ta.
lomb. piaxere essere in pace, aver pace, BSSIt. XXVI 91) da *pacidu;
di pisciare ecc., riprendendosi Tetimo dell' Ulrich da *pl8tiare, dove
devo notare che in favore della origine onomatopeica della voce si puö
allegare V arbed. pisa, che dovrebbe altrimenti suonare pis-] del sie. sbar-
ruari piem. sbaru4 = 'spaurare' (molto inverosimile per il -rr- sie. e per
altre ragioni; una analoga voce deve possedere Ta. franc); del valbross.
sgerpar fendere ecc, dalla rad. skarp (ma se coli' invocazione del lat.
ex- e dis-cerpere, s'intende di connettere con essi la voce sgerpar,
credo si vada male, poich^ il risultato ne sarebbe stato serj^far) deserp(ar) ;
sgerpar sara in realta scatpar colla riduzione franco-provenzale di ca a
ca, quindi pa-, e coli' e sorto nelle arizotoniche, oppure per la riduzione
piemontese di dr -{- cons. a er)\ del piem. skableta da scabellu; del
canav. svulip = sviltippo'^ del piem. tarana ecc. = terranea; del
piem. tramd *oltremare'; del valses. trosk ecc, dal germ. trask tresk
(v. Körting 9524; ma il canav. taskün trae la sua special ragione da
nrskun *trska, v. AGIt. XVI 536, RIL. s. II vol. XXXVII 1054n);
del ven. san Trovaso = s. Protaso, per metatesi reciproca (v. anche
ZRPh. XXni 528). Toccano di piü voci deir alta Italia le buone note
di Gl. Merlo®) su molUea e portulaca pordllaca] e c*ö da raccogliere
per noi anche nell' articoio che il D' OviDio ha scritto su *impennarsi' '^),
e in quello che V Horning ^) ha consacrato a fraise e framboise. Circa
all' 'öm di amjJom, non puö valere per -rn la invocazione del feno-
meno valmaggino per cui -an da 'ö?n, e ciö perchö la foi-ma ampöm
va ben oltre i limiti della Valmaggia per dialetti che punto non direbbero
bot&m bottone. Onde h da vcdere la spiegazione ch' io ne ho tentata
in BSSIt. XXIV 65—66. II valtell. ancd h certamente un plur. di
anda (cfr. amcia = arnpcia, nausea, a Berbenno nella stessa Valtellina.
Monti) e questo, con dynpia, rispecchia *ampa ampliato mediante y,
Noto ancora il metaplastico ampoma a Brescia e Bergamo (onde proviene
5) XXVIII 641 sgg. 6) Etimologie, in TATM. 33 sgg. 7) Impen-
narsi ed altre voci affini, in ZRPh. XXVIII 535 sgg. 8) ZRPh. XXVIII
513 sgg.
I 144 Dialetti moderni dell' Alta Italia. 1904.
Vampome, plur., del Boerio), e risalira a questo, o meglio al suo dimi-
nutivo, r ampomelle che ü Voc. annota con un solo esempio del Soderini,
e che, ridotto dal Boerio ad arnpömele, ricompare come ampcyfnele nel-
Tarticolo dell' Horning. II Monti ha ancora un verzasch. ampöl cW h
forse uu errore per ampoi (e sarebbe colä il normal plurale di sing.
ampöii), ma potrebbe anch* essere ma forma singol. di cui avremno il
plur. nell' a7n]}di che lo stesso Monti attribuisce alle Tre Pievi. Avremmo
allora un ampöl ottenuto da un masc. dmpoL Circa a ampün mi per-
metto di persistere nella mia opinionc (ZRPh. XXIII 515—516), per
quanto V H. non la stimi nemmen degna d' essere ricordata. Delle eti-
molofi^e friulane dello scrivente®), parecchie interessano i dialetti alto-
italiani: s. ^ghdxxis' (cfr. ancora il parm. sehcxxi trampoli, il valses.
scheda gamba degli zoppi, notevoli per il loro 4) son citati esempi della
sparizione di s impuro iniziale; s. '^h^cul\ formazioni reduplicative per
verbi indicanti *balbettare' ecc, v. ancora il Monti, Voc. com. s. *coccona';
s. ^chialarV si tocca in nota del ven. calumar e si allegano esempi
alto-italiani, per derivati in -äda da verbi che non sieno della 1*; s. W-
vidin\ si citano esempi in cui Taggetivo di patria non dipende daUa
forma attuale del nome locale; s. ^ddrie\ si tocca del piem. dijjra e di
voci nelle quali h scomparsa la sillaba iniziale; s. 'lutä' h allegato il
bonn. slöjtär; s. 'nauUnimentri' si ricordano avverbi risalenti a *non
volendo'; s. 'pärie\ si tocca del trev. pera ecc. (circa al lad. sper, noto
ch'era gia suUa buona via il Gärtner, GG., 1* ed., 467); s. ^picül\
delle corrispondenti voci venete; s. ^rauexz\ del lomb. rgs del ven.
rocio recio ricondotti a *röteu rötulu; s. ^refe\ del feltr. r(fa\ s.
^salugee* si ricordano es. veneti di r in /; s. ^sfisä\ h ragionato del päd.
bosclo, del cremon. botiseer'^ s. 'sium' sono esempi della metatesi di j;
s. 'tdnidn', in nota, si tocca del bellun. varh; — s. *Nomi locali in
-05*, sono considerati nelle note parrecchi nomi locali lombardi uscenti
per -d -dgo -die. In un articolino aggiunto sul franc. flageolet^^) si
viene a parlare del bol. ficßba, del ven fiabuolOy ecc; e in un altro^^) sul
friul. l)öse derivato da bcijbau, si riconducono alla stessa base il trent.
xborOf il piem. böja, il berg. bona, si tocca del ven. boseh, e s' alle-
gano esempi di j che toglie Tiato pur tra consonanti di cui nessuna sia
palatina. — Bibliograficamente puö essere utile il capitolo sulle versioni
dialettali della Secchia Rapita che si legge in un libro di G. Rossi^*).
Singoli dialetti. üegiane veneta. Di ^grande importanza
per il lessico delF intiera regione sono le indagini dello Strekelj ^*) sugli
clementi slavi nelF italiano, e sugli elementi stranieri nello slavo ^*), inda-
gini che si completano a vicenda. Le prime riguardano particolarmente
voci venete, istriane e friulane (per T italiano in genere sono degne
d'esame le note su pistola e indaryio), e anche su chi non s' intcndc
di lingue slave producon 1' impressione di colpir sempre nel segno. lo
vorrei perö fare qualche riserva almeno per rreola che si puö ritener
9) Spigolature friulane, in AGIt. XVI 219 sgg., 894, 656. 10) Ib.
pp. 243—244. 11) Ib. p. 366. 12) Studie ricerche tassoniane. Bologna,
Zanichelii, 1904. Pp. 406. 13) Zur Kenntnis der slavi sehen Elemente
im italienischen Wortschätze, in ASPh. XXV. 14) Zur slavischen
Lehnwörterkunde, in DAkWien. L.
C. Salvioni. I 145
connesso a un *crei?ar crepare, per ro^e roxi che si radducono a *röteu,
inentre dal ven. ro^o roxxo dipenderanno le voci slave (v. AGIt. XVI
234); per igurbd^e, che e certo da cürvare (cfr. il com. corbä curvare).
Nella seconda monografia e da rilevare che lo Strekelj, s. 'modras', non
crede che questa voce sia la fönte del ven. yyiadrdso ecc., ma vice versa;
e cosi ritien egli che lo slavo raea^ anitra dipenda dal ven. raxa. Lo
scrivente^*) ha ammannito le illustrazioni alFEgloga e agli altri testi
pubblicati in AGIt. XVI 71 sgg. Essi non sono bellunesi ma trivigiani,
come lo prova, tra altro, la risuluzione di -öni per -ö. Quanto a sartar,
esso ö anche bellunese e perö nuUa dice di speciale in favor di Treviso.
Sui singoli paragrafi della lUustraz. ho da notare: § 5**. biesta potrebbe
essere da bestja per attrazionc; ma che anche besta potesse dare biesta,
ce lo dicono honiesta temjnesta che trovo in qualche teste pavano e
confortano il bellun. riesii (v. Cavass. § 6). § 67. E nominativo
dotto anche stremisi di cui nel Glos». Nel Glossario: s. *bus', h note-
vole assai un buosa, buca, dato dal Boerio come antiquato; s. *fil^',
aggiungi ven. petö spilorceria; s. *garner (nota): di -atello, v. Meyer-
Lübke It gramm. pag. 300; s. *maras', v. qui indietro: s. *mariga': vado
sempre piü convinceridomi, e la forma in -a mi vi rafforza, che marigo
-a altro non sia che un primitive estratto da marigola (mariegola) *ma-
tricola': il mariga sarebbe *quel dela marigoW colui che tiene e dirige
la marigola, e anche si pensa a marigola venuto a dire 'comunita', poi
*chi rappresenta la comunita' (cfr. il due valori del lat. tnagiMratus
e di podestä)'^ s. *scatturar*, se v*entra 'cattura' ö da confrontarsi il
significato ch' h in apprehensio. Preziosi materiali di lessicografia soprattutto
botanica comunica Ett. de Toni^®), che li ha desunti dalla viva bocca
del popolo e da vecchi manoscritti e stampe. Completano utilmente i
lessici veneti. II Vidossich ^'^) s'fe occupato della etimologia di skdjo
ricondotto al gr. fiaoxdXriy e di quella di xolo dipendente da laqueolu.
Lo ScHUCHARDT^^), polemizzando ad armi cortesi col Nigra, di fende
bove come base del ven. bövoh, impugna la connessione di boro e
baretola con *orbo', e propone una divers^ interpretazione della metatesi
nel ven. btisterSlo [e nel piac. taxnar], Altrove^^) tocca del triest.
faloto, che deriverebbe daH'ar. fal/iti, e, per incidenza, del ven. farato
-xxOf dove s' anniderebbe il ted. Verrat. Troppo onore; e mi par proprio
non ci fosse bisogno di staccare la voce da fare sostantivato (u7i brät
fä *un brutto fare', lo si dice anche a Milano). Non entrerebbe in questa
rassegna ma pur sia ricordato uno studio estetico-stilistico di Giac. To-
BELLi^®). Ce8. Musatti, tanto benemerito della dialettologia veneziana,
ha raccolti e illustrati con ispirito una sessantina di motti popolari
veneziani ^^), e pubblicati altri proverbi veneti**), e altre curiosita folklo-
15) IllustrazioDi eistematiche alP^'Egloga pastorale c So-
netti, ecc", in AGIt. XVI 245 sgg., 394, 65Ü-657. 16) Appuntl dia-
lettali,inAtVen.,ann.XXVII. 17) AGIt. XVI 368-369. 18) ZurMethodik
der Wortgeechichte, in ZRPh. XXVIII 316 sgg. 19) Etymologisches,
ib. ib. 129 sgg. 20) Saggio d*uno studio estetico e stilistico delle
commedie goldoniane dialettali. Venezia, Tip. Ferrari, 1904. 21) Motti
opolari veneziani, in AtVen. XXVII. 22) Alcuni proverbi veneti
i maldicenza intercomunale, in ASTP. XXII 255—256.
VollmSller, Born. Jaliresberioht VIII. IQ
§
I 146 Dialetti moderni dell' Alta Italia. 1904.
riebe veiieziaBe*^). Ant. Pilot ^*) continua a comunicare delle poesie
veneziane dialettali in cui sotto la Serenissima si commentavano gli avveni-
menti della giornata. LMndefesso A. Balladoro^^) continua nella
pubblicazione di interessanti testi folk-lorici veronesi. C. Battisti*') ha
raccolti nel Trentino de' termini geogi*afici dialettali, e sul comune di
Lavarone, neUo stesso teiritorio, ha fatto degli studi toponomastici G. Pe-
DROTTi^'j. Delle poesie vernacole trentine sono State poi pubblicate da
L. Oberziner*^). Per pubblicazione relative a Trieste, all* Istria, alla
Dalmazia el al dialetto tergestino, v. intanto la rassegna di G. Vidossich
in ATr. XXX 152 sgg., dove si vedrä ricordata qualche pubblicazione
da nie non avvertita nella precedente ras.«egna. lo qui solo ricordo un
lavoro di Giannandrea Gravisi ^®) d* indole lessicale, relative all' Istria, e
uno di P. G. GoiDANiCH^^), nel quäle ancora una volta si rivendica
la veridicita del Mainati, e si studia il dittongo delV e davanti an, e la
riduzione a palatale del n intervocalico. Di veglioto edierno vi sono i
testi che continua a pubblicare Tlve^^).
ZiOmbardia. Dobbiamo un breve ma succoso glossario del
dialetto di Bedano (Lugano), e insieme la versione della solita parabola,
a ViTTORE Pellandini ^*). Lo scrivente ha atteso a una nuova serie
di etimologie di nomi locali ^% dove ö frequente V occasione di richiamare
fenomeni fonetici e morfologici lombardi: s. *Arundinetum-Rondaneriura',
si constata lo scanibio tra i suffissi -äriu (lomb. -^) e -etu (lomb. -^);
s. *Brebbia', sono allegati molti esempi di pr- er- in br gr, nonchö di c-
iniziale in g\ s. *Carlazzo' = Castellaccio, si tocca delle sorti della pro-
tonica; neirartic. *Di qualche nome locale lombardo in -ds e -is', si
avanza T ipotesi che in tali nomi possan celarsi -äcu e -icu in veste di
locativo-genitivo o di plurale (cfr. a tale riguardo, il nl. piemontese Stü-
pi)üs Stupinigi, che ^ Suppunico nelle vecchie carte). Di nomi locali
lombardi s'occupa anche Jos. Leop. Brandstetter e cioe di Zocco
-a^*) e di Spluga'^% II primo andrebbe c>oir it ciocco (franc. souche, ecc);
23) Dalle ninnenanne agli indovinelli. Bricciche di folklore vene-
ziano, inNTo. 1 16—19. 24) II divorzio di Aldo Manu zio il giovane, in
AtVen. XXVII; "Disordini c Sconcerti" del broelio nella Republica
Veneta, ib. ib.; Ancora del broglio nella Republica Veneta, ib. ib.;
L'elezione del doge Marino Gri man i e una canzone inedita, in PIst.II;
Un capitolo vernacolo inedito contro il giuoco, ib. ib.; La peste del
1575 e una frottola vernacola, in Pi. III. 25) Tre novellette del con-
tado veronese. Verona, Franchini, 1004. Pp. 14. Nozze Perroni Grande-Marciante.
Canzonette infantili veronesi, in ASTP. XXII 175 sgg. Dodici no-
velline del contado veronese, ib. ib., pp. 245 egg. Due riscontri
veronesi al Novellino, in NTo. I 19—21. E poiehfe mi accade di ricordare
questo nuovo periodico di Folklore, debbo soggiungere che purtroppo non ho
potuto vederne che un numero, il 2^ 26] Termini geografici dialettali
raccolti nel Trentino, in Tri. VII. 27) Contributo alla toponomastica del
comune di Lavarone, ib. ib. 28) Le poesie d'occasione nel Trentino,
in EBa. II 80—87. 29) Termini geografici dialettali usati in Istria,
in PIst. II. 30)Intorno alle reliquie del dialetto tergestino-mugli-
sano in AAVTI. Classe di Scienze stör, ecc, I. 31) Proverbi in veglioto
odierno, in AÖTP. XXII 252— 254. 32) Bedano. Usi e costumi — Dialetto
— Uomini illustri, in SAV. ann. 1904. 33) Quisquiglie di toponomastica
lombarda, in ASL. XXXI 372 sgg. 34) Der Ortsname Tschuggen, in
GFr. LIX. 35) Der Name Splügen, in PBU. XI 170 sgg.
C. Salvioni. I 147
sennonch^ nella region ticinese, della quäle s^occupa il Br., la voce ehe
vi corrisponde b 8ük (miJ. ipA:); onde riterrei piü conveniente, aiiche per
altre ragioni, di invocare, come gia faceva il Monti, per i null, lombardi
Zocca e 2jücchy il lomb. xpk -ka fosso, fossa. Quanto al secondo, i cui
rappresentanti cisalpini sono ben piü numerosi di quelli ricordati dal
Brandstetter [Spriig conosco, p. es., come nome d' una frazione di Monte-
carasso presso Bellinzona), il Br. avrebbe riconoeciuto superfluo il suo
artieolo, ove avesse saputo ciö che di Spluga fe detto in BSSIt. XVIII 26
e Ro. XXXI 292 (v. ora anche AGIt. XVI 597). Lo Schuchardt tocca
di etirai lombardi in ZRPh. XXVIII 318—319. Sono le parole come
crotiy erotöm (cosl ha il Monti), sat, ipt, e compagni, suUe quali egli.
ritorna (v. ZRPh. XVIII). Poteva forse anche ricordarsi quanto n* h
detto in RIL. s. 11 vol. XXX 1505 — 1506. I^ scrivente e>' b occupato
di bigolä *brulicare' e uuovamente di .ilga in AGIt. XVI 369 — 370.
Abbiamo infine delle pubblicazioni di testi dialettali, letterari e folklorici,
dovute a Speri Della Chiesa^^), in varesino ruatico, ad Ant. Massara*'')
(Novara), ad Omero Franceschi ^®) (Valtellina). Per la Lombardia
Orientale, mi annoto da Cremona una pubblicazione di Melchiorre
Bellini ^•) e uu'altra di Giov. Lonati *% e da Brescia una poesietta di
GIU8. BlANCHI**).
IHemonte» A un fenomeno fonetico, per cui il Piemonte stretta-
mente s' unisce al ligure, ha lo scrivente consacrato una eua nota **). ft il
fenomeno per cui da a-/, a-ü ecc. «i giunge a g;* ecc. Per öj da a-o,
cfr. ancora pöjr e euira aneurra nel Papanti, alle versioni di Palazzo
e Pramolle. Un antico esempio di a4 in fj sarä poi il meneicia (cfr.
menaycia negli Stat. di Vercelli) detto di legna che ö trasportata dalle
acque', cio^ legna menaticcia' (v. AI. Lattes, nel lavoro sugli Stat. d'Aless.,
che s'allega nella rassegna de' "Dialetti italiani antichi"). Circa a kyt,
cfr. poi caitics AGIt. XIV 13, e di kweys, 'covaticcio' odore di rinchiuso,
ö un es. anche in AGIt. XV 121. Altre aggiunte si legp^ono in una
nota al § 183 di un altro lavoro dello scrivente sul dialetto di Val Soana*'),
un lavoro nel quäle, come facilmente s' intuisce, il dialetto piemontese
non potrebbe non venir considerato dircttaraente o indirettamente. Diretta-
mente lo ^, p. es., nel § 183, nel quäle si parla dei casi d'accento
come vrddf fem., verde, ecc. (Nello Zalli, vol. 2® App., ö annotato
paletä e paltd paletta). Alle forme proclitiche di ille nel dialetto del
Gelindo ö consacrata una noticina del compianto Mussafia**), nel quäle
36) Do D Vi cente(I Parvenüs). A ppendiceai"Nos tri buoni villi ci".
Varese, Macchi, 1904. Pp. 115. 37) Usi nuziali delTagro novarese d'una
volta e d'adesso, in ASTP, XXII 257— 272. 38) Raccolta di proverbi e
motti popolari. Oontribuzione alle studio della vita popolare
valtellinese. Morbegno, G. Spreafico, 1904. Pp. 16. 39) El prim d^ de
Quaresima. Seene cremonesi. Cremona, G. Frisi, 1904. Pp. 37. 40) Ga-
zaboi. Raccolta di poesie in dial. cremon. colTaggiunta di altre
in lingua italiana. Cremona, G. Frisi, 1904. Pp. 219. 41) El sior e la
pastura. Padova, Tip. Gallina 1904. Nozze Bonomi-TodescbiDi Ijanducci.
42) A proposito di due voci piemontesi (dena subito, prontameDte, c
monf. fireisa filatrice) in RIL. S. II vol. XXX VII 522 sgg. 43) Appunti
Bul dialetto di Val Soana. I. Appunti fonctici, ib. ib., pp. 1043 sgg.
44) Lat. ille nel Gelindo, in TATM. 43 sgg.
10*
I 148 Dialetti moderni delPAlta Italia, 1904.
ricerca e ritrova la ragione del doppio esito dell' articolo determinato (el
er, e o) nella natura della vocal successiva. Una analoga constatazione
aveva gia fatta il Giacomino a proposito delF astigiano dell' Alione
(§ 26). Deir etimo di avdbi (= aquatio, nomin. dotto) e del canav.
skendi (= descendere -|- scandere) s' ^ occupato lo scrivente**). Di
testi ricordero, un pö in ritardo (la pubblicazione essendo avvenuta nel
1 903), la riedizione dei due sonetti dialettali delP Alfieri, per opera del
GuARNERio **), dove perö la qualifica di 'astigiano' andra intesa nel senso
che si tratti del comun piemontese parlato da un signore astigiano (v.
Toppino, AGIt. XVI 517 — 518n). Non ho potuto vedere e non so
.quindi se sia di dialetto vercellese un libro di Ett. Ära*'').
lÄguiria. Col capitolo delle consonanti e con quello consacrato
agli accidenti generali s'^ conchiusa la niagistrale fonetica genovese del
Parodi*"). II quäle s'ö reso nuovamente assai benemerito del ligure
coUe illustrazione alle poesie tabbiesi da lui edite in collaborazione con
GiR. Rossi *^). Lo spoglio ö condotto colF accuratezza e acume consueti
nel Parodi. Neil' interessante lessico, mi chiedo se accovefitdo non di-
penda da convento patto, conveuzione, e dica quasi *congiurato' : Bar-
rabän potrebbe in fondo anche rappresentare il tipo di flessione in -a
-änis; in hoi?idena si potrebbe anche sospettare l'alterazione di *bo7l
de 7i'a *il buon Dio ne ajuti'; a proposito del gen. Brera ricordato s.
*braja', ö da menzionare anche il mil. Brera cW era anticamente Braida ;
dedenaiy se la correzione del Parodi b giusta, h da interpretarsi come
boindena] leira parrebbe *lira', ma come spiegare Tei?; pere, ventricolo,
mi fa ricordare il gen. peve, che par essere appunto *pere *pee, con ee
poi risolto diversamente dal solito (v. Parodi AGIt. XVI 129), e cioe
riparando all'iato colla introduzione di ?;; di sconscia ecc, v. anche
SFR. VIII 34. Dalla Spezia, si ha una raccolta di sonetti di A. Zo-
LE8[*»^).
Emilia* E opera pietosa e anche scientificamente meritoria quella
di Ant. Boselli ch'fe venuto pubblicando il manoscritto del defunto
Ägide Piagnoli^^), iiggiungendovi di proprio delle note morfologiche.
Quello del Piagnoli e lavoro di uomo che conosceva bene la materia che
studiava, — era egli stosso parmigiano, — e era eccellentemente agguerrito
della necessaria dottrina ed esperienza metodica, dottrina cd esperienza,
che il defunto sarebbe certo venuto accrescendo, in modo da darci un
lavoro perfetto. Ma ancho cosi com' ö, e una monografia assai pregevole
e completa e insieme corregge e controlla le risultanze del Gorra (v.
JBRPh. IV, I, 17G). Curioso che non compaja in nessun posto un
notevole esempio come vie, antenati, che si trova certissimamente nel
Malaspina, non nel suo posto alfabetico ma sotto un' altra voce che non
so purtroppo ricordare. fi un prozioso resto della metafonesi, per quanto
45) AGIt. XVI 332, 369. 46) Due sonetti in dialetto astigiano
di Vittorio Alfieri, in N&A. XIII 31 — 33. 47) N'esposission privä
dMstantanee. Vercelli, Tip. VerecUini, 1904 Pp. 153. Ediz. fuori commercio.
48) AGIt. XVI333sgg. 49) Poesie in dialetto tabbiese del sec. XVII
pubblicate da E. G. Par. eG. R., illustrate da E. G. Par., in GSLLig. IV. 49a) Ghe
n'^ per tüti. Spezia, Franc. Zappa, 1904. Duo volumi, pp. 235, 71. 50) Fo-
netica parmigiana di A. Pia. riordinata cd accresciuta delle note
morfologiche per cura di A. Bo. Torino, Tip. Salesiana, 1904. Pp. 84.
H. SchneegaDB. I 149
mi riesca dubbio se mandarlo col mil. vil^ (cfr. ^W = tres masc.) 0 ae
rispeccbi un anteriore He^^ (cfr. jfwr pieve, e pl. vi<T = i^ieö nel bolognese).
Vi nianca pure, ai relativi luoghi, un esempio come il rust. gönder o
gö-, udire, che nelle giunte del Malaspina (IV; pag. 28) e in quelle del
%lio Iperide h dato come apenninico. AI § 131, h da notare che il
tramonto della silkba iniziale in San Ran»ian = San Terenziano, e
dovuto a ci5 che *San Tr- fu interpretato per Sant 7?-. Circa a tet'
(§ 113), V. ora AGIt. XVI 437. nimnär (§ 116n) potrebb' essere
*ruminiare, Le note morfologiche del Boselli son riuscite, parmi, al-
quanto scarne, e avrebbero potuto tener conto di altri fatti. Cosi circa
alla fonna fem. plur. deir articolo, era da avvertire che 1f (ilf) h forma
prevocalica, in modo piü chiaro che non risulti dair apposizione del-
Tapostrofe (v. JBRPh. I 129). AI § 137, tra gli esempi di metafonesi,
era da allegare il gia ricordato viCy e tra le forme plurali passatc al
ßingolare, anche biolx bifolco. A § 140, non si doveva omettere una
forma di partic. pres. fossile come arcordent *ricordante' memorabile.
Circa alla congiunzione es (§ 142), n' era ragionato in AGIt. XIV 266 n.
Per Mantova, ho da segnalare la seconda edizione, molto accresciuta, del
vocabolarietto di Ett. Berni^^), e delle poesie di chi si cela sotto lo
pseudonimo di Anfibio Rana ^') e devon rispecchiare la varieta dialettale
di Villagrossa presso al confine veronese. Piacenza ci manda le belle
poesie di Valente Faustini *^), e cosi abbiamo per Voghera, un nuovo
volume poetico di Ai.ess. Maragliano ^*), e un opuscoletto di Archim.
Griziotti^^) per Pavia. — Per le Marche, che in parte sono, com' ^
risaputo, di lingua gallo-italica, ricordo il lavoro del Neumann -Spallart
nominato nella precedente rassegna alla nota 10** (v. ancora Crocioni, in
SR. fasc. 3^ 113 sgg.).
Milano, 27 gennajo 1906. Carlo Salvioni.
Sflditalienisehe Dialekte. 1904. In unsonn Berichtsjahr sind
u. W. keine Arbeiten über die süditalienisohen Mundarten erschienen.
Doch haben wir noch einiges nachzuholen, was uns im letzten Jahr
nicht zu besprechen möglich war, da uns die botreffen(ien Arbeiten da-
mals nicht zugänglich waren. In der P^estschrift zu Ehren Ascolis^)
sind zwei Arbeiten erschienen, die volle Beachtung vordioiien. In einer
scharfsinnigen und von gründlicher Sachkenntnis zeugenden Abhandlung
untersucht Cp:8ARE de Ix>llis*) die Fälle, in denen auslautendes -a, das
gewöhnlich im abruzzischen Dialekt zu e wird, doch hie und da bleibt.
Unter Hinzuziehung von reichem Beweismatt^ial, namentlich aus seinem
Heimatdorf Casalincontrada, kommt er zu folgendem Ergebnis. Es bleibt
61) Vocabolarietto mantovano-i taliano per le scuole e per il
popoio. 2»ediz. accresciuta e corretta. Mantova, Tip. Mondovl, 1904. Pp. XII
— 4(J6. 52) Poesie in vernacolo niantovano. Mantova, 0. Barbicri, ]9()4.
Pp. 47. 53) J'cn tütt toc ad Tanma mia . . . Milano, Turati e C, 1904.
Pp. 121. 54) Sestine e souetti in dialetto voghercse. Castepgio, Raim.
Cerri, 1904. Pp. VIII— 120. 55) V^rs in pav^s. Pavia, Ottani-IkTnasconi,
[1904]. Pp. 15.
1) MLAsc. Torino, Loescher 1901. 2) Deir -a in (jualche dialetto abruz-
zeae, p. 275 ff.
I 150 Süditalienische Dialekte. 1904.
-a: 1. in den Femininformen des bestimmten und unbestimmten Artikels,
sowie der Adjectiva demonstrativa : fa, 'na, Sia, ssa^ kgla^ fenimffi^y
2. im fem. Substantiv, wenn es zwischen dem unbetonten und betonten
Demonstrativum steht: §ta ftmynena ku£st§, 3. nach dem Demonstrativ
bei engerer, syntaktischer Verbindung von Substantiv und Adjektiv im
mittleren Wort: §ta ßmrnena bbßll§ neben ,^ta bbella femm^g, 3. im
fem. Subst. und Adj., wenn das zweite zur stärkeren Akzentuierung wieder-
holt wird: f^innifna rossa ross§, fpbbra forta fort^, 5. in den ur-
sprünglichen lat. Neutris, wenn sie mit dem Adj. verbunden sind: /^
fikera freskg, .6. beim Kardinalzahlwort: kuaranda juorn§y 7. in einigen
Adverbien, wenn sie mit einem andern Wort zusammenstehen: apptna
juorne^ 8. in der 3. Person des Konjunktivs der Verba potere und vo-
lere: i^oxxa muri dg sübbete. In allen diesen Fällen ist nach Ansicht
des Verfassers das Verbleiben des -a der parataktischen Proklise zu ver-
danken, infolge deren der Vokal wie in proklitischer Stellung steht; so-
bald dieser Grund wegfällt, wird wiederum -a zu -^. Doch gibt es Fälle,
in denen diese Erklärung nicht ausreicht. Dies ist der Fall bei Sub-
stantiven, in denen -a nicht direkt auf das Latein zurückgeht : Vuommena
rni = i miei uomini, also beim Subst. mascul. -j- betontem adj. poss.
oder -\- betontem adj. demonstr.: M' uömmpta kiMe. Auch unter den-
selben Umständen bei dem fem. Subst. Flur.: If fßjnm^a mi\ .^tg f§m-
mgna kistg. Ebenso bei ursprünglichen Neutris: li tiemba mi = i
tempi miei, sti tiemba kiste. Doch ist nicht in phonetischer Hinsicht
das ursprüngliche -a des Neutrum Pluralis der Grund, wie man aus
letztem Beispiel annehmen könnte, — schon die vorhergehenden beweisen
es, — vielmehr die kollektivische Bedeutung, die in allen diesen Fällen vor-
herrscht, und um derentwillen analogisch das alte a der Neutra pluralia
wieder hier auftritt. Zu diesem syntaktischen Grund kommt freilich noch
ein phonetischer — anderer Art — hinzu. Das -a dieser Substantiva
i.st hier, wie in den oben angeführten Fällen stets in vortoniger Stellung.
Sonst verbleibt -a nicht, selbst bei unveränderter syntaktischer Bedeutung.
Cf. folgendes lehrreiche Beispiel: li vuva si' neben // vifvg d§ kiiillg.
Die pronominalen Adjectiva, welche die Quantität bezeichnen, haben auch
diese spezielle Endung -a. Auch ist das ein besonderer Beweis dafür, dass
eben der kollektivische Sinn ausserordentlich viel beiträgt zur Bewahrung
dieser ursprünglichen Endung des Nentrum Pluralis. Also bei quanto:
kuanda pane sowohl in interrogativischer als hypothetischer, bewundernder,
korrelativischer und absoluter Bedeutung. Ebenso tanto: a kkg seTV§
tanda femmgii^^ Auch poco wird bis zu einem gewissen Grade ähn-
lich behandelt, -a haben wir schliesslich erhalten in einigen Indeklina-
bilien, wenn sie mit anderen verbunden sind: sopra sopr§, sotta sottg;
nach de Lollis ist in manchen Verbindungen -a auch ein Rest von ad:
rCnicnd* a-virne^ allat' a fum^, vecin' a mme. Auch bei come, dove,
quando lässt sich ähnliches beobachten.
In einer ebenfalls recht beherzigenswerten Abhandlung unterzieht
GoiDANiCH^) einzelne sprachliche Erscheinungen des Dialekts von Cam-
pobasso einer eingehenden Untersuchung. D'Ovidio's Regel in seiner
3) P. G. Goidanich: Intorno al dialetto di Campobasflo, p. 403—413.
H. Schneegans. I 151
bekannten Studie über diesen Dialect (AGIt. IV 147 ff.): e (l) + -öf»
-c, -o, und ö (ii) -f- -fl, -e, o- > e und ei, p und ou fiel G. mit Recht
wegen ihres doppelten Resultates auf. Er fragt sich, ob nicht vielleicht
Irrtum vorliegen könnte, um so mehr als d'Ovidio selbst 1. c. sagte, dass
er seit längeren Jahren fem von seiner Heimat gelebt und vielfach aus
Reminiszenzen habe schöpfen müssen. Deshalb kommt G. auf die
a priori nicht unwahrscheinliche Vermutung, es könnte sich vielleicht hier
doch um zwei Dialekte handeln. Die Aussage eines seiner Schüler aus
Campobasso, dass e (l) und ö (ü) in Paroxytonis in der Stadt stets e o
lauteten, dagegen auf dem Lande ei, ou, oder eher 6o, e § bestätigt für
ihn diese Vermutung. Er glaubt auch nicht an einen literarischen Ein-
fluss, denn o und e fänden sich im Munde Aller, sowohl der Gebildeten
als der Ungebildeten in Campobasso. Die weitere Behauptung d'Ovidios
"oriOy -oria > iir§ ora mit Ausnahme von pr^'atorejgj mag7iator^jg,
*nggmgtorgjg (girovagando) und rasttgle (rasojo) wird ferner unter-
sucht. G. kommt zum Resultat: pryatoreje sei gelehrten Ursprungs,
magnatoreje (scorpicciata) und 'nggrvgtorgjg seien Latinismen burlesker
Schöpfung, rasuole statt rasule (neap.) sei vielleicht eine Entlehnung aus
einem Nachbardialekt. Im Abbruzzischen werden ö ~|- u und ö -\- u
zusammengeworfen. — Eine besondere Untersuchung widmet G. dann
der merkwürdigen Erscheinung, dass, während in Paroxytonis e und ö -|- i,
u stets > ie, uo wird, in Proparoxylonis dagegen sich ein doppeltes
Ergebnis zeigt: ig und f, ug und o. Er ist der Ansicht, es seien die
Wörter, die den Diphthongen nicht haben, literarischen Ui*sprungs: cen-
deseme, pateteke (langsam), dtbbgte. In allen drei Fällen sei das e
nicht normal, weil aus e i oder e und niemals f entstehe. Aber auch
diese literarischen Wörter hätten gemäss der Regel im Pluralis ie ange-
nommen, hätten sich also dem Flexionssystem nicht entziehen können,
so debbetg (sing.) diebhete (plur.), patet§kg (sing.), paiietgcg (plur.). Auch
mongkg, siömgkgy dfcgntg, mumendg seien literarische Entlehnungen.
Aber weshalb soll miedgkg (niedicumj nicht auch dazu gehören, das dem
Begriffe nach ebenso gelehrt oder sogar — für das italienische Volk —
gelehrter sein dürfte als moneke? Es untersucht alsdann G. den Ein-
fluss von -a, -e, -o auf (% ö in betonter Silbe. In Paroxytonis haben
wir e p, in Proparoxytonis dagegen und in gedeckter Silbe f, oi preta
neben Ißpgrg, prgva neben fOrxg, Es sei Grund anzunehmen, dass f,
0 durch €, p hindurchgegangen seien. Die Verben der 1. mit dem
Stammvokal e, Ö haben in der 3. Plur. f, o, die Verben der anderen
Konjugationen: i^, tio. Die Unterscheidung f//(?, ojiw, sei nicht dem a
und ii der späteren Endungen j_ano, j_ono (aut, unt) zu verdanken*
Es sei nur die Erklärung möglich, dass der Unterschied in der vokalischen
Behandlung von volgiig^ portgng gegen dnnrm^riP, prejrn^ gegen stien-
ngng auf eine Zeit zurückzuführen sei, in der die Pluralisform noch nicht
die Endung -o hatte, sondern a und w, also nicht -ano, -OHOy sondern
-ant, -unt in der letzten Silbe. Aus prögant, völant musste sich
aber prejan, vplan entwickeln. Wenn man heutzutage pr^jgng^ ^'Olgne
hat, so bedeutet es, dass e und o der Proparoxytoiia neueren Datums
.sind und von früheren e und g stammen. Beweisen lasse sich das aber
nur für die offenen Silben. — G. untersucht dann weiter den analogischen
I 152 Söditalienische Dialekte. 1904.
Einfluss von meus auf tuus und suus: tuus, suus sollten /w, »u
geben, aber da tora^ sova neben sich ein m&jja hatten, so bildete sich
nach mie-m&jja ein tnö, sug neben tora, sova. Daraus sei aber noch
durch Verstärkung der analogischen Wirkung: tie, sie, tßjja, sejja ge-
worden. Von besonderem Interesse ist auch die Untersuchung der neu-
tralen Form der Demonstrativa. Neben dem masc. quillg, quiStg, quissg,
fem. kella, kesta, kessa, haben wir neutr, kessg, kellg, keätg. D'Ovidio
hatte sich schon gefragt, ob vielleicht die neutrale Form, die der femininen
bezüglich des Tonvokals gleich war, zurückginge auf eine frühere Neutrum-
pluralis-Form oder eine eliptische Form mit dem hinzuzudenkenden cosa
sei. Meyer- Lübke (Ital. Gramm, p. 24) erklärte sich den Unterschied
zwischen Maskulinum und Neutrum trotz der Gleichheit der vokalischen
Endung dadurch, dass das -ud (u) der Neutra zu o geworden sei, zu einer
Zeit, da das us (u) der Maskulina noch u lautete. G. hält die Ver-
mutung, es handle sich um ursprüngliche Neutra pluralia, für am wahr-
scheinlichsten, meint aber, es sei möglich, dass die in der populären Sprache
vorhandenen Pluralformen istaec, illaec (*ip8aec) zugrunde lägen,
und zwar meint er das deshalb, weil wir in den neutralen Formen in
der Endung e und nicht a haben wie im fem. : kesse gegen fem. kessa. —
Besondere Beachtung verdient dann auch die Untersuchung über den sog.
„synkopierten" Infinitiv in piirtd rede. G. hält es nicht für richtig, eine
solche Form synkopiert zu nennen, sondern stellt sie auf dieselbe Linie,
wie die Verstümmelung der in Emphase ausgesprochenen Eigennamen:
Franci für Franceso, Toto für Totonno, oder bella /e' für bella
femina, rn'be für ebbene. So hätten wir kaje a ffa, ptu)xze muri.
Weniger häufig seien solche Formen in den Proparoxytonis : nur bei
facere, dicere hätten die Participia fattOy diito die Entwicklung solcher
Formen erleichtert.
Die Kritik seiner früheren Arbeit nahm d'Ovidio nicht ohne weiteres
hin. In oft recht gereiztem Tone antwortet er G.*) Er gibt wohl zu,
dass er heutzutage manches anders auffassen oder darstellen würde als
damals. Doch kann er nicht die Richtigkeit der Behauptung G.s, in der
Stadt Campobasso kämen gar keine Diphthongen vor, zugeben. Hat
er doch z. B. Jahre lang in einem Hause gewohnt, auf welche ein Gräss-
chen mündete, das vom Volke genannt wurde: Rua de tre ddeita (Via
di tre dita); er erinnere sich ganz gut, wie seine Eltern ihm diese Aus-
sprache verboten hätten. Er meint, von einem Unterschied zwischen
einem städtischen und ländlichen Dialekt hätte man damals für die Städte
des Südens nicht sprechen können. In seiner Kindheit hätten die Bauern
und das niedere Volk den alten Dialekt gesprochen, d. h. den mit Diph-
thongen; diese Mundart sei in dem Munde derjenigen, die italienisch zu
sprechen gewohnt waren, also der Städter, veredelt und verfeinert worden.
Die typische, alte treue Aussprache hätte man besonders gefunden im
rione von San Mercurio, bei der Kirche Sanf Antuono, Jetzt sei cö
anders. Die Bauern, die früher abends in die Stadt zurückkamen, seien
teils ausgewandert, teils sei es ihnen verboten, abends mit ihren Herden
in die Stadt zurückzukehren. So seien die armen Leute, das niedere Volk
4) Per il dialetto di Campobasso. SFR. vol. IV fs. 26 1902.
P. E. Guarnerio. I 153
in der 8tadt viel weniger zahlreich als früher. Daher käme es, dass man
die Diphthonge nicht mehr im Weichbild der Stadt höre. Die Fortschritte
der Bildung in der Stadt seien sehr gross. Die Bürger hatten die Neigung,
fein italienisch zu sprechen und sprächen deshalb die Diphthonge nicht.
Schon zu seiner Zeit hätte man einen Übergang bemerkt. Gewöhnliche
Wörter hätten die Diphthonge gezeigt, andere dagegen, die den höheren
Standen eigentümlich wären, hätten die Diphthonge nicht gehabt. Es
hätte ein Kampf stattgefunden zwischen dem „pretto vernacoh campo-
bassano'^ und dem „volgare illustre della cittadi7ianxa superior&%
aber nicht zwischen zwei Dialekten, dem „paesano^"^ und ,,rustico^'. Die
Bauern wären nur die y^ritardatarii^' gewesen, die die Entwicklung des
jfparlar pulito^^ aufhielten und die wahre ländliche Aussprache be-
halten hätten. Man könne nur in Canipobasso von einem Anwachsen
des literarischen Elementes sprechen, das sich eben in der gebildeten Be-
völkerung zeige und nicht von zwei Dialekten.
Mir scheint die ganze Frage mehr ein Streit um Worte. Auch die
gebildeten Familien sprechen inCampobasso doch noch Dialekt; derselbe klingt
aber anders als der Dialekt der Umgebung. G. gibt den beiden Sprachen
den Namen „Dialekte**, während d'Ovidio einem Anlehnen des Dialekts
an die Schriftsprache den Namen eines besonderen Dialekts nicht aner-
kennt. In Sizilien findet man ganz dasselbe. Ich habe es in meiner Unter-
suchung des sizilianischen Dialekts öfters konstatiert. Und zwar besonders
hinsichtlich der Diphthonge zeigt sich ein Unterschied zwischen der ge-
bildeten und roheren Bevölkerung. Ich bin aber nicht der Ansicht, dass
es vom grösseren Einflusa des Italienischen auf die Gebildeten herrührt,
dass diese die Diphthonge weniger sprechen. Im Italienischen haben wir
ja ie und uo in offener Silbe, wenn auch freilich der Diphthong nicht mehr
sehr stark auftritt. Der Diphthong bildet sich vielmehr unter dem Ein-
fluss stärkerer Expiration. Diese ist aber eine Folge des Schreiens, das
seinerseits durch den Affekt hervorgerufen wird. Das Volk spricht aber
affektischer als der Gebildete, infolgedessen gebraucht es mehr den
Diphthong. Der Unterschied ist psychologischer Art.
Würzburg. Heinrich Schneegans.
Dialetti Sardi. 1902. Una not^vole attivita si e manifestata in
questi ultimi anni negli studi linguistici sardi, e c'^ da compiaccrsi che
alla schiera degli antichi studiosi .sc ne vadano aggiungendo dei nuovi,
pur tra gli stessi isolani. Di questi il primo posto spetta a Giovanni
Campus, a cui dobbiamo uno studio diligente e coscienzioso sulla fonetica
del Logudoro^). lo ho gia diseorso altrove di questa importante mono-
grafia*); mi limito quindi a brevi osservazioni. La niateria vi h distri-
buita in modo assai chiaro e con buon metodo; sarebbe solo a desiderarsi
che il C. non fosse stato cosi parco di esempi. A lui i materiali non
dovevano fare difetto; una copiosa serie di voci per ciascun feiiomeno
avrebbe meglio avvalorata la legge, c avrcbbc insieme offerta materia
ad altre speciali osvsorvazioni. Neil* introduzione generale parmi vi siano
1) Fonetica del dialetto logudorese. Torino, Bona, 1901 (ma non
pubblicato che nei 1902. 2) AGIt., XVI, 384 sgg.
I 154 Dialetti sardi. 1902.
alcune inesattezze. Cosi p. es., sta bene fare dei dialetti della Sar-
degna due gruppi: a) dialetti sardi propriameiite detti (logudorese
o centrale, campidanese o meridionale) ; b) dialetti la cui fomiazione
6 dovuta in tutto o in parte a lingue romanze estranee all' isola (al-
gherese e gallurese). Se non che non ^ esatto T affermare poi, che
il logudorese e il campidanese si siano svolti dal latino volgare parlato
neir isola, quasi che il gallurese non si sia svolto esso pure dal latino
volgare; e taccio dell' algherese che 5 un vero linguaggio importato, una
Vera e propria colonia. Piü couforme alla realta dei fatti sarebbe stato
dire che il linguaggio fondamentale della Sardegna, e il logudorese, che
si divari6 nel campidanese al mezzogiomo e nel gallurese al
settentrione; e dal gallurese si distaccö il sassarese, che pu6 considerarsi
un tipo distinto e indipendente, come risulta dalla dimostrazione fattane').
E sempre a proposito delle varieta sarde non si comprende come il C.
a pag. 5 scriva che «il logudorese ed il campidanese siano piü studiati
e meglio conosciuti, che non il catalano d* Alghero ed il gallurese»,
mentre a pag. 8 — 9 osserva che si conoscono bene gl' idiomi parlati
nella Gallura ed in Alghero per alcuni studi, quali non si sono fatti
per il logudorese, ne per il campidanese, nonostante che questi due
dialetti abbiano maggiore importanza e sieno in realtii piü studiati dai
glottologi. La contraddizione h evidente e non la si spiega, se non
supponendo che il C. intese riferirsi alla maggior conoscenza che si ha
dei logudorese antico, e in parte anche dei campidanese antico, pei
documenti che ce ne restano, mentre i lavori, a cui allude, intorno
agli idiomi della Gallura e di Alghero, hanno solo di mira le parlate
odierne. Nella introduzione inoltre, il C. tocca di volo e quasi timidamente,
della separazione dei sardo dagli altri linguaggi neo-latini; e meglio avrebbe
fatto a porre risolutamento la questione, e a risolverla in favore deU'
indipendenza dei sardo. Si sarebbe trovato in buona compagnia: basti
il nome dei Meyer-Lübkk, che, come ^ risaputo*), fa dei sardo una
lingua romanza a s^; ma ha il torto di staccare dalla famiglia italiana
il cörso, dei che avremo occasione di parlare altra volta. Anche timida-
mente il C. rigetta raffermazione dello Spano, che le varieta dialettali
sarde si devono in gran parte all* influsso esercitato dagli Arabi ; e in-
fatti, mentre il C. propende a credere che si deva cercare V origine dei
suoni sartli nelle lingue parlate nella Sardegna, prima ancora che fosse
romanizzata, conchiude poi che A^ affermazione dello Spano deve, secondo
ogni probabilita, essere messa da parte». Ma queste sono lievi mende,
facili nel campo delle generali zzazioni; e scompaiono infatti nell' indagine
particolare che sussegue all' introduzione. Proponendosi di studiare la
fonetica logudorese, quäle si raccoglie dalla bo<'ca dei popolo il C. in-
siste a ragione suU' osservazione, gia fatta ripetutamente, che il logu-
dorese, quäle si rileva dalle scritture dei poeti e degü oratori, non
risponde alla realta deUa pronuncia. Esso i> una specie di «volgare
illustre», disciplinato dalF uso tradizionale, che subisce non poche ni
lievi modificazioni nelle parlate effettive di ciascuiui regione. Gia lo
Spano, non ostante il preconcetto di teuer fede a codesto volgare illustre,
3) AGlt.. XIII, 1258gg. e XIV, 131 sgg. 4) Einführung § 23.
P. E. Guarnerio. I 155
aveva distinto tre principali varieta logudoresi, che sono in fondo le
stesse che rileva il C; ma questi, precisando i fatti con piü rigorose
esame, dimostra che le difierenze essenziali di dette varieta riguardano
principalmente due ordini di fatti: a) il trattamento delle sorde inter*
vocaliche; — b) V esito dei gruppi consonantici, di cui primo elemento
sia R, 8, L. In conseguenza di ci6, le tre varieta dialettali logudoresi
sono: !•) varieta meridionale, che diremo di Nuoro; essa, in ispecie
nella sottovarieta di Bitti, ^ la piü vicina al latino, di cui conserva la
gravita e l'energia fonetica, mantenendo intatte in generale le sorde
intervocaliche, e anche i nessi rco»»- s*^**" , e del nesso l®***"- mutando
solo il L in r. — 2») varieta centrale, che diremo di Bonorva, o
vero e proprio logudorese, che ha per peculiare caratteristica il degrada-
mento delle sorde intervocaliche a sonore, e in generale V incolumita delle
consonanti r, s e L come primo elemento di un gruppo consonantico; —
3») varieta settentrionale, che diremo di Ozieri, in cui oltre il
degradamento delle sorde intervocaliche a sonore, si ha una speciale
risoluzione dei gruppi r««"», s*'**"- e l^*»*"-. Nella trattazione che segue,
vocalismo e consonantismo, il C. suol dare nel teste T esito comune
del logudorese odiemo, e in nota rileva le differenze che offre ciascuna
delle tre varieta. AU' esito normale, fa poi tener dietro quelle che egli
chiama irapropriamente eccezioni, e che in realta non sono che ri-
soluzioni divergenti o turbate da cause ulteriori, che talora il C. fa mani-
feste, ma che spesso trasoura di cercare. Questa invece sarebbe stata la
parte veramente nuova, in cui avrebbe dovuto esplicarsi tutta V attivita
indagatrice delP autore. Comunque, le felici osservazioni non mancano ed
io ne ho giä messe in rilievo alcune nella citata recensione. Voglio qui
richiamare V attenzione su due punti importanti della fonetica logudorese ;
quelle che riguarda il trattamento di c e o iniziale e mediane, e quelle
intomo alle sorti di tj. II C. ritiene che il caso del c- iniziale non si
possa disgiungere da quello del -c- mediane intervocalico, e come questo
non possa dividersi dall* esito del -g- nelle medesime condizioni, per la
cui fase il Lei deve passare. Ora, siccome la risoluzione odierna di JLgL,
qualunque sia la vocale attigua, h il dileguo, specialmente nella 2* e 3»
varieta logudorese: liare ligare, fau fagu, 7iie(/du nigellu, suere
sugere, fuire fugere, prohaina pro pagin e, ecc, cosi h facile in-
ferirne che anche il g- iniziale, sia avanti a, o, u sia avauti e, i,
quando si trovi in posizione debole (cio^ preceduto da parola useente
in vocale) possa cadere, ende infatti: ainxu Gaviniu, ula gula,
ustu gustu e anche enneru gen er u, irare girare, ecc. Se non chö
codeste voci si incontrano in siffatta forma solo nella posizione debole,
poich^ quando stanno da sole, o sono precedute da parole uscenti in
consonante, assumono un ft-, che il Campus chiama eufonico, onde si
avra in bula, sos benneros e sim. In un discreto numero di parole
lo stesso trattamento il C. riconosce pel c-, che dopo es^sersi fatto g-, b
trattato come g- primario e si dilegua, lasciando traccia di sfe nel b- eu-
fonico: adfhi callu, atiia oapliva, attn gatto, arriu -arc caricu-
are, arminare carminare, urte(j(hi cultellu, odale cotale, ochJire
colligere, ecc, il che, osserva il C, h dovuto al fatto che senza
dubbio nella 2* e 3* varieta il suono c- si digrada spesso e diventa
I 156 Dialetti sardi. 1902.
y*), il quäle poi origina il b-, E indubitafco che in questi casi la risoluzione
fonetica si complica con alterazioni d* ordine sintattico; ed ^ pur vero
che non si puö scompagnare il caso di q- da quello di 1.Q1.; ed io
aggiungerö che non si puö scindere da quello di B-. Infatti, come in
tutto il Logudoro, tranne nella varieta di Nuoro, il b- nel mezzo della
fräse cade, quando e preceduto da vocale, onde su asu *il bacio', kaddu
ajii *cavallo baio', cosi cade pure il g- nelle stesse condizioni e si ha
SU eiineru 41 genero', sa ula *la gola', su usiu 'il pranzo'. Viene
dunque a coincidere e confondersi innanzi alla mente del parlante una
Serie con V altra, e come esso ricostruisce basu, baju e sim., quando
la voce sta da sola o fe in posizione forte, cosi reintegra del pari benneru,
bukiy bustu e sim. £d h tanta V efTicacia analogica che arriva a porre
il b- anche innanzi a vocali iniziali legittimamente etimologiche, oome
si vede in bessire per e^ssire exire, bokkire per okkire occidere,
batture per atture adducere, e sim., pareggiandole alle voci che
hanno perduto il b- e il g-, cfr. JBRPh. II, lOG. Le risoluzioni di cui
si tocca hanno poi perfetta corrispondenza neir esito delle mediane;
poichö come nella 2* e 3« varieta dicesi laore labore, tHulnre tribu-
lare, faedda fabella, taedda tabella, accanto a labore, tribulare,
e perfino paraytila parabola, della varieta di Nuoro, cosi anche il l.gJ
si dilegua nella 2* e 3* varieta: nieddu nigellu, suere sugere, pro-
baina propagine, kogimre koniugare, mentre in quella di Nuoro
si ha -y-: niyeddu, suyere, parpayine e perfino b in koiubare. Ma il
caso del c-, a guardar bene, 6 alquanto diverso da quello di g- e Z.GJ5L.
Anzi tutto, mentre per o- V esito b- e la norma costante, in ordine al
u- invece, insieme con baddu, b-aitia, b-attu, b-arriu -are, b-armi-
nare b-urteddu, b-odale, b-oddirey occorrono le voci indigene kaJdUj
kafnpu, korrti cornu, occ., e soltanto berda e bentone, di cui si
dira piü avanti, accanto a kedda cella, kera, kerrere cernere, kervu,
kixu ciliu, kiiarxu cibariu, Icimiye cimice, kito cito, ecc. Inoltre,
non in tutti gli esempi accade V avvicendarsi del />- e del dileguo ; in
alcuni il b- non cade mai^) e in altri si nlternano invece il fe- e il g-^
ed fe notevole che gia negli Statuti sassaresi accanto a gurtellu, gollire
e garriiire occorre anche varriu, che corrisponde all' od. barriu caricu.
Se si tien conto quindi di questi fattiedelP esito di ycJL, che resta nella 1* var.
e diventa y nella 2» e 3», e si considera inoltre che in quasi tutti gli
esempi di c- in b-, il c- 6 seguito da a o da o e solo in due da vocal
fievole e, i, mi pare si possa ragionevolmente suppoiTe che nel caso
*) Con y indichiamo la fricativa gutt. sonora, che il C. trascrive come
FAGIt. con jf e due puntini sovrapposti.
5) II C. a pag. 45 avverte che il b- eufonico cade nella posizione debole,
e allega solo gli esempi hula e benneros: ma io ho ragione di dubitare che dö
avvcnga pei casi di c- in b-. V. per ora il sass. AGIt. XIV, 182. 6) II C.
registra a pag. 39—40 fra gli esempi in cui scompare il b- succedaneo a c,
uffiarCf umpire, umpare, upu e upuale. Per questi due ultimi io, contro quello
che De scrissi AGIt XIV, 401, accedo ora al suo etimo, avvalorato dal bosano
gupu; ma per gli altri penso sempre che risalgano ainflare, iraplere, im-
pare, con i- atono airiniziale in m- jxjr influsso del suono labiale attiguo,
come giä notai AGIt, XIII, 112 e v. piü innanzi. Quanto a tipa, aüpa v.
MLAsc. 245.
P. E. Guarnerio. I 157
della äorda il b- sia sorto specialinente in una combinazione sintattica,
in cui il c- veniva a trovarsi tra u -a, onde per via di g- y- veniva a
b (r), come si vede tuttora a formola interna in koiubare per komyare
da coniugare e in kubuddu per kuyuddu da cucullu.
Riguardo all' altro punto, a cui accennavo, il C. a pag. 59 riconosce
che il riflesso piü diffuso h -tt- nella 2* e 3"» varieta e j) nella 1*, che
rappresenta come il punto di mezzo tra il suono x dei documenti (trascritto
con th) e \\ t che si ode oggi nella maggior parte del Logudoro. La
Serie dell* evoluzione h dunque ti, ^, p, t, come giä e rilevato nelF
JBRPh. II, 110. Degli altri esiti, che egli allega, quello in x appresso
consonante o xx tra vocali, k pure popolare, ma di data recente, mentre
gli altri in xiu, siu sono d' origine dotta, per quanto possano mettere
capo a una risoluzione popolare A. Quanto ai riflessi s, x, g, j\ a seconda
delle varieta, il C. doveva notare che ricorrono in resone^ regone rejmiey
isiajone, preju, che rientrano nella serie • delF italiano ragiane, pregio
e sim., pei quali e da vedere ora la Ro. XXXIV, 75 sgg. Giova poi
rilevare, che il C. a proposito dello svolgimente //, x, p, t, osserva ch' h
curioso vedere come il sardo da un suono gia intaccato da un % aeguente,
ritorni di nuovo alla dentale esplosiva pura ; il che darebbe indirettamente
ragione all' opinione deir Ascoli intorno all' intacco del c lat. nel sardo.Questo
^ appunto 1' argomento di un' altra memoria del C. "% della quäle pure
ho giä diöcorso®). Egli mostra di conoscere bene la quistione e i critici
che r hanno trattata, ma nell' esame che ne fa, non porta nuova luce *
alla parte generale del problema dell' alterazione della gutturale latina c
av. e, i, nh tiene nel debito conto le testimonianze dei grammatici la-
tini, sapute apprezzare dal Meyer-Lübke, Einführ., 139. Quanto poi alla
parte speciale, che si riferisce al logudorese, egli tenta contrastare la
nota teoria dell' Ascoli, che i\ k e g del logudorese non siano la vera
e propria continuazione dell' esplosiva velare latina, ma piuttosto una
particolare reintegrazione del log. stesso, il quäle da un suono giä intinto
di palatina, retrocedette a quelle schiette gutturali. Contro codesta opinione
il C. non accampa nuovi argomenti, limitandosi ad attaccare le ragioni
degli awersari per due vie, 1' una nell' ordine meramente teorico, 1' altra
in quello degli esempi. Rispetto al primo, il fatto che egli stesso deve
riconoscere un ritorno sulla via del P evoluzione nel caso di tj, toglie
ogni valore alla sua obbiezione, che sia meraviglioso il retrocedere del log.
dal suono palatalizzato alla schietta gutturale. Neil' ordine degli esempi
poi, non si puö accogliere la spiegazione che di pösca propone il C,
tanto piü che egli stesso rimane incerto, se debba darsi la palma alla
base postquam o a postqua. Inoltre su posca non h ancora detta
r ultima parola, poichö, come vedremo piü innanzi, pare accertato che la
forma piü antica sia osca, Anche le obbiezioni che il C. muove agli
argomenti da me desunti dall' esame dall' antica carta sarda in caratteri
greci*), sono piü apparenti che reali, come parmi aver diniostrato nel cit.
luogo dell' AGIt.
7) Sulla questione dell' intacco del C latino, note ed osservazioni.
Torino, Bona, 1901 (ma veramente 1902). 8) AGIt, XVI, 390 sgg. 9) Cfr.
L'intacco latino della gutturale di CE, ci, in SP AGIt. IV, 47 sgg.
I 158 Dialetti sardi. 1902.
Un altro valoroso che allo studio deirisola nativa volse le eure
dell' ingegno ö il dott. Antonio Mulas. Egli non h un glottologo e
Topera sua^®) spetta piü alla storia letteraria che alla Imguistica;
ma il suo bei volume merita di essere qui menzionato con lode, perch^
per piü rispetti riuscira utile all' esplorazione delle parlate logudoresi. Le
poesie che il M. raccolse e pubblicö non sono popolari nel vero senso
della parola, e del resto egli stesso lo riconosce apertament« nel titolo dei
libro, oltre che nella prefazione, dove tocca della poesia sarda dotta
e di quella dialettale; ma esse sono in buona parte notevoli per schiettezza
di sentimento e spontaneita di forma, e ben fece il M. a scamparle
dalla distruzione, a cui sarebbero andate incontro, vagando di bocca in
bocca aftidate solo alla memoria. Esse furono composte tra il 1750 e
il 1850 e di ciascun autore il M. ci fornisce un cenno biografico.
Sono tutti di Tissi, piccolo villaggio di 1200 abitanti circa, nella
provincia di Sassari; e di essi sono specialmente degni di menzione per
r abbondanza della vena poetica: Pietro Cherchi, un povero cieco,
semplice sagrestano nella chiesa di Tissi e Antonio Maria Scano, anal-
fabeta, ignorante e ignorato, come dice il M. Precedono le poesie alcune
notizie storiche e geografiche intorno a Tissi, di cui il primo cenno h in
un documento del 1118 del Condaghe di S. Pietro di Silki; poi
a ciascuna poesia seguouo delle note, a schiarimento delle voci e locuzioni
dialettali meno chiare o di allusioni a fatti o persone che abbisognano
di luce; talvolta il M. raccoglie in speciali elenchi le voci che occorrono.
in qualche poesia, come si vede a pag. 65, dove e un repertorio alfabetico
dei nomi delle merci menzionate in ^Sa buitega», e a pag. 73 un
altro repertorio di nomi di piante ed erbaggi. Infine, il volume si chiude
con un indice cronologico degli autori e delle loro poesie, e con un altro
indice alfabetico del primo verso di ciascuna poesia. II grosso volume
di oltre 500 pag. ^ dunque ben fatto; ma quello che lo rende prezioso
al linguista, oltre alle note sopraindicate, ^ la grafia adottata dal M.
nella trascrizione del dialetto del Meilogu, a cui spetta il suo Tissi. II
dialetto del Meilogu appartiene alla 3* varieta logudorese, secondo la
nomenclatura del Campus, e il M. ne espone con sufficiente chiarezza
le principali caratteri stiebe. Egli non fa uso di segni speciali, ma senza
romperla del tutto con la inveterata tradizione scritta^ tenta di rappre-
sentare con opportuni raggruppamenti delle consuete lettere alfabetiche
i suoni della sua favella nativa. Cosi trascrive con skh, sgh, Ith, Idh,
ij i suoni risultanti dell' incontro di r, s, l con c, g, t, dy e p, b, f^
V, m, corrispondenti a quelli sassaresi, di cui h discorso nell' AGIt. XVI,
158 — 59. Nel testo non tien conto delle alterazioni d' ordine sintattico,
ma nelle illustrazioni sulla grafia e fonetica, a pag. 26 — 27, da una
rapida rassegna delle modificazioni, a cui vanno incontro sia le consonanti
finali, sia quelle iuiziali in mezzo del discorso. In codeste annotazioni,
se fa difetto il rigoroso linguaggio della scienza, non si puö dire che
manchino la diligenza e V acutezza dell' osservazione, ed ö prova evidente
che anche senza V ausilio di studi glottologici il coscienzioso osservatore,
10) Poesie dialettali tisscsi, dcttate dal 1750 al 1850, raccolte
ed illustrate per cura del dott. Antonio Mulas; Sassari, Giuseppe Dessl
edit, 1902.
P. E. Guarnerio. I 159
se alieno da vieti preooncetti e animato 60I0 dalF amore del vero, puö riu-
scire a utili risultati.
Accanto a questi due giovani trovi qui posto anche un veterano,
Enrico Ck>6TA, a cui fu aiüdato dalla sua citta la redazione di una
Storia delTArchivio antico e moderno di Sassari con un ^om-
mario dei documenti piü importanti. AU' incarico egli rispose con un ele-
gante volunie di oltre 300 pag. ^^)y che aara consultato con frutto dagli
Studiosi di cose sarde. Per conto nostro ricordiamo quello che riferisce
intorno agli Statuti della repubblica dassarese. II C. ne tocca in due
luoghi: a pag. 92 — 94 da brevi ragguagli sul codice originale in sardo
e 8ulla copia autentica di esäo, sul codice in latino e auUa sua trancrizione;
a pag. 176— -78 fomisce particolari notizie sulla copia degli Statuti
sassaresi, che V avv. Giovanni Zirolia scoperse recentemente in Castelsardo,
e della quäle discorre nella monografia: Esten sione territoriale
degli Statuti del Comune di Sassari, che mi rimase inaccessibile.
Linguisticaniente V importanza del docuniento non ^ molta, perche si tratta
di una copia tardiva del codice originale; ma ^ notevole pel fatto che
apparisce trascrizione di un esemplare piü completo di quello attualmente
posseduto dal Comune, poichö il testo di Castelsardo contiene diversi
capitoli, che mancano in quell' originale. II dottor Vittorio Finzi,
bibliotecario della Universitaria di Sassari, si e accinto ad una nuova
edizione degli Statuti sassaresi, col sussidio anche di codesta copia di
Castelsardo; aspettiamo dunque a darne giudizio definitive, quando la
pubblicazione, che procede assai len tarnen te neir Ateneo Veneto, sia com-
piuta.
Neir opera «Les origines romanes, 6tudes sur le lexique
du latin vulgaire» F. Mohl ha esposto V idea che nel lat. volg.
d'Italia esistesse una preposizione da 0 da che faceva concorrenza a de;
e la metteva in relazione con 1' osco dat, mentre connetteva il sardo
log. daie dae con un osco *dafei. A tutta prima 1' ipotesi poteva
apparire seducente^ ma non poteva reggere ad un serio esame; e ben
fece il Meyer-Lübke a dimostrare ampiamente che non era un bell' edi-
ficio ma un' illusione ^^). Rilevo qui in particolare quello che riguarda il
sardo. II M-.L. comincia a riprovare sdegnosamente il sospetto messo
innanzi dal Mohl, che 1' antica forma daba addotta dal Delius Sard.
Dial. 4, n. 2, sia mendace; e infatti non da una, ma da piü esempii
fu confennata dalle carte venute in luce appresso. Di poi, prende a
ricercare le forme e 1' uso di codesta preposizione in tutti i documenti,
seguendone 1' ordine cronologico, dal piü antico (la nota carta in caratteri
greci) fino agli Statuti sassaresi. Dali' esame di essi risulta chiaro che
V ant. sardo aveva una preposizione ave, ava^ oppure dave^ dax'a, e
che la forma in -a h cagliaritana, mentre quella in -e e logudorese. Essa
mantiene sempre il suo valore di preposizione, anche quando e in compo-
sizioni avverbiali, p. es. in dave st^pra, dave ^ preposizione e supra
avverbio. Risulta inoltre che dave b piu reoente di ave, e il M.-L.
ritiene che ave non sia che ab con -e paragogico in log. {-a in cam-
11) Enrico Costa, Archivio del Comune di Sassari; Sassari,
Giuseppe Dessl. 1902. 12) Oskisch dat. ital. da, sard. dae in Z RPh. XXV,
602—610.
I 160 Dialetti sardi. 1902.
pid.), mentre dave risiütera da una combinazione aintattica t — ab, nella quäle
il t veniva poi a foggiarsi a somiglianza deiriniziale del suo sinonimo de,
onde cP'Ob-e d-av-e {dab-a, d-av-a), come anche V ant. sardo sen^ 'senza'
ha preso al suo contrario ]con il i- e si ö fatto kene. Oltre a questa
breve scorsa nel campo gardo, al Meyer-Lübke dobbiamo in quest* anno
una memoria suU' ant. log. ^^). Essa ö un completo esame della lingua
del Condaghe di S. Pietro di Silki (cfr. JBRPh. VI, i 187), sotto
il rispetto fonologico (pp. 4 — 36), niorfologico (36 — 51), sintattico (51 — 55)
e lessicale (55 — 74) e deve considerarsi come fondamentale per chi voglia
conoscere Talog. Mi limiterö qui a indicare alcune delle piü importanti
risultanze, che o accrescono o perfezionano le nozioni, che la scienza
possiede intomo all* alog. Nel vocalismo ö notevole casa da causa,
cfr. JBRPh. VI, I 189 e 192, che insieme agli altri esempi attesta come
r esito normale del dittongo du nell' alog. sia semplicemente o, senza
che nella sillaba attigua sussegua u, onde fraude, laude, pauso e sim.
non saranno indigeni, allo stesso modo che nol sono cosa, frodu, e sim.
Ne consegue la felice spiegazioue della particella a in principio di do-
manda, p. es. a partis, a lu fagkes? partite, lo fate? la quäle non 6
che la continuazione di aut. Un altro esempio h cama *ardore meridiano'
dacauma, gr.xdvjbia, come aveva giä veduto il RoUa, cfr. JBRPh. II 111,
e or ora il Nigra AGIt. XV 483. Aggiunge poi il M.-L. i camp.
ixorrogu ixorrogai accanto a sarragai, arragai, che vanno coi log.
surragare, sarragare^ sarragu da sub-raucu, cfr. AGIt. XIV 405.
Nella lingua del Cond, sono sempre continuate regolarmente le vocali
lat. e, i, o, u in accento non confondendo in un unico suono e, o,
rispettivamente T e e T /, V ö q V ü, come, fanno tutte le altre lingue
romanze. Non deviano dalla norma che elike 14:5, 186, 187, 311 accanto
a iltke 257, 430, 436 e pulUtm 155, 251, cfr. log. od. pucldedru,
gall. puddetru, sass. puddreddu. Rispetto alla prima voce, estendendo
r indagine a tutto il dominio romanzo, il M.-L. viene a riconoscere da una
parte una forma *eilex, donde il lat. Ilex con le voci romanze con i,
p. es. log. od. ilike, camp, ilizi ecc, e dall' altra una forma umbro-
volsca *elex, donde le forme con e, come log. elighe, tose. elce. Ri-
spetto alla seconda, con la comparazione degli altri esiti romanzi, con-
chiude esser necessario postulare accanto al lat. ptilliter non solo le basi
pullitru e pulletru ma anche pulle tru. Prescindendo dai paragrafi
intomo alle vocali in iato e a quelle finali, dove accoglie insieme con
sorre da soror, il log. od. mere, camp, meri da maior, come propose
il Nigra, importante ö il § 9 intorno all' atona dei proparossitoni, in cui
a proposito dei nomi in -^men -mene, egli combatte la teoria del Mohl,
il quäle pensa che in Sardegua non sia finita la lotta tra i casi diretti
e gli indiretti dei neutri in -en, e poich^ vi si dice nomen e lurnene
per *nome\ crede che il caso diretto sia rappresentato dalla forma nomen
e il caso in diretto da lumene, sostituitosi per un processo semantico a
nonmie, II M.-L. invece nota, come giä V Hofm. 59, che nell' alog.
le forme in -wen sono usate tanto pel nominativo quanto per il caso
13) Zur Kenntnis de» AI tlogudoresischen von Wilhelm Meyer-
Lübke, eßtr. SBAkWienphhKl. vol. CXLV, di cui ho giä reso conto nell'Ar-
chivio storico sardo, I, 147.
P. E. Guarnerio. I 161
obbliquo, e possiamo aggiungere che anche nel log. od. le due forme si
usano indifferentemente in tutti i casi, cfr. Campus, Fon. log. 22.
Le forma normale risalente all' antico neutro h pel M.-L. -7we/^, donde
con la vocale paragogica si ha -mene, mentre dall' obbliquo derivano
solo i femminili in ^mine, e le altre forme in -mine sono latinizzamenti
o italianismi. Qualche riserva si puft fare a questa teoria e vedremo piü
innanzi le osservazioni del Bartoli. Nel § 14 rileva cumone che h pure
degli Stat. sass.; come si aa, il Mohl vi vedrebbe una reliquia dell' osco
comono, ma il M.-L. osserva che comone si ha pure nel Friuli e nella
Dalmazia^ dove non pu5 ammettersi influenza osca, e perciö ricordando
altri esempi, quali coloatru, colobra, pensa che vi abbia luogo una
assiniilazione o una metatesi di vocali. Cosi spiega anche la curiosa
forma ad tutturo 32, 42 da ad tortu, con metatesi del r: ad totru
e con quella delle vocali: ad iutro, donde con epentesi di u: ad tuturo.
Nel § 17 cominciando il consonantismo, rileva il valore fonetico e il
fondamento etimologico del caratteristico th. Avuto riguardo all' influsso
greco in 8ardegna, egli crede che th riproduca il S greco e ne abbia il
Buono. Piü tardi il th ^ sostituito da x, ma deve ess^ere passato prima
per V interdentale, donde poi i due esiti parallel! x, t (tt), di cui si h giä
toccato piü sopra. Nel § 18 dopo ricordati gli esempi di labializzazione di
qu gu av. a, osserva che av. ^e, i accentati qu si continua con k, come
kerrere quaerere, ki it che, ki7nbe quinque, gitteu (leggi ghitteu)
quid-|-deu; perö si ha pure Imbiricu da quiricus. Quanto a gitteu
in cui io pure riconoscevo la combinazione quid-j-deu, Ro. XXXI 592,
e pensavo avesse nel g- iniziale, di cui non conosceva il valore fonico,
una palatina anorganica, come quella che si riscontra in geo ego; sono
ora d'accordo col M.-L. che il g- abbia valore gutturale, e in ciö mi
assicurano anche gli esempi della Carta de Logu, Fuor d' accento
riapparisce la labializzazione, onde sambene, kimbcj abila aquilae anche
pintantty se da quintana. Nel § 21, rilevato il fatto che b- sostituisce
V', quando precede parola uscente in consonante, o ancora sussistente,
o preesistente, e che si pu6 mantenere anche preceduto da vocale, sie
badu 4, sa binkitura 79; rileva ti inoltre altri casi, come ena 197 per
vena, gruke 4 e una volta bruke 404, log. od. n4ghe da cruce, e
insieme golligo 291, gollettu 27, gollettoriu 202 da c olligere, od.
boddire, gotantu 56, 314, od. bodale, gosi 200, ga^i 322, od. goi, gai,
ed altri ancora, il M.-L. tocca uno dei punti piü deücati della fonetica
logudorese, quello delle alterazioni cosi variabili delle consonanti iniziali.
Io ho giä esposto qua sopra e nella citata recensione dell'Arch. stör.
sard, il mio pensiero, vediamo ora come ne giudica il M.-L. Per quäl
ragione, egli chiede, si ha oggi accanto al camp, pertia, il log. bertiga
e anche ertigat Se si pu5 spiegare pampa per vampa, pesjjeru
per vesperu con 1' assimilazione, resta sempre a domandarsi perch^
eotale arrivi per via di gotale a bodale e 1' ital. carminare al log.
arminare e.captiva ai log. battiay attia *vedova*? E mentre si dice
keluy kentUy kervu, ecc., perchö si abbia il log. berda *minuzzoli di
came dopo fatto Io strutto', se si puö connctterlo col lat. cerda di mus-
cerda *minimus fimus*? e perchö anche il log. bentone *camicia da
uomo', se puö identificarsi con centone? Parimenti, perchö si abbia
VoUmSller, Rom. Jahresbericht VIII. H
I 162 Dialetti sardi. 1Ü02.
fr- in luogo di br- q f- invece di v-y in frabu per bravu^ frusku
per brusku, ecc. fentana per lo spagn. ventana ^finestra', e fentomare
per ventmnare da 7nentavare? In codeste cosi varie risultanze non pu6
aver operato una causa sola. Certo che le alterazioni transitorie d' ordine
sintattico vi hanno molta parte e ben fece il M.-L. a fermarvi 1' attenzione,
Bpiegando p. es. il t- costante in testimonxtc, colla combinazione
sintattica assai frequente ad testimoniu, e cosi ghitieu preponderante
SU kitteu per la combinazione proghitteu, Ma altri esempi possono avere
una ragion d' essere all* infuori della fonetica sintattica, come sarebbe
quello di gisterra 198, 404 per cisterna, di cui si ha la forma ragusan.
gusHema. Ora, prescindendo da b- in f- br- in fr- e v- in /"-, che sono
piuttosto specifici del camp., io credo che la maggior parte degli altri
casi possa spiegarsi con due fasi dell' alterazione sintattica, che da transi-
toria si fissi definitivamente nella parola, riducendo il k- in ^- e il p- in
b-y onde gollighere da colligere, bertiga da pertica, ecc. e poi eli-
dendo il ^* e il 6-, come si vede anche oggi nel sass. in ggla di fronte
a Wola (cfr. a formola mediana longu e lea lega); onde ollighere^
ertiga. 8e non che c' era anche ena per bena vena, e sim., e cosi si
ricostruiva il b- pure innanzi a oUighere, che h riuscito all' od boddire^
e parimenti innanzi a addtighere, onde Tod. batture. Illusoria dunque
h la labializzazione in b- del semplice k- e battia sarä da spiegarsi con
la Serie captiva gattia attia b-attia e del pari b-odale, b-erdc^ b-
entone. Nel § 27 il M.-L. avverte che accanlo alla serie normale con
-cl- incolume, occorre nel Cond. anche veione 109, che ^ certamente
da *vec'lone *vetul-one, acui corrisponde il log. od. bexxone (con x sorda,
non sonora come scrive il M.-L.); e siccome la risoluzione normale di
'Ijc nel Cond, ^ i, che ha poi dato £ nel log. od., cfr. fiios di fronte
a ß^oSj cosi egli oaserva a ragione che i vi rappresenta tanto V esito
di -cl- (-tl-), quanto quello di -/^-. Non sapendo spiegarsi perch^ *
serva per entrambi gli esiti, notando che vetulu ha nel log. due continua-
tori: beju *anno8o' usato specialmente per gli alberi, e bexxUy camp.
becciu *vecchio', il M.-L. rimane in dubbio di sciogliere la difficolta con un
imprestito dal genov., perche vede lo stento dell' accatto di una simile
parola. II fatto ö che accanto a veione del Cond. h anche il log. od. pija
-are piega-are da *picla-are per plica-are, oltre ispijare^^) spiegare, da
*expiclare per explicare; e cosi 1' uno come Taltro attestano un' altra
risoluzione del nesso -cl-. 6 nota la spiegazione che da il D' Ovidio dei due
esiti di -cl-, di contro all'Ascoli. Ora, nel sardo T esito normale di -cl- h
certamente log. y, oju oc'lu, camp, g, ogu, gall. kkj, okkjti, sass. cc,
occu; e quello di 4i' 6 alog. i, log. od. i, fiiu, fixit, camp. H fiUuy
gall. dd fiddolti, sass. gli, figliu. Ma per -cl- occorre una breve serie
che coincide con quest' ultimo, p. es. log. auxa, camp, agulk^ gall.
agudda *&cucl&, \og,lentixa, cam^p, gentilla, *lenticla, log. jnÄi piega
13) CoD questa voce io mandavo l'alog. ispiiare del Cond, 43, v. AGIt
XVI, 381—82 e Arch. stör. sard. I 153; ma il ragguaglio ^ contraddetto dall*
acamp. iapiliari delle Carte Cagliarit., che pare abbia lo stesso senso della forma
log., e ben vi pu5 coirispoDdere pei suoni. Saremo duDque ad altra base, come
ei vedrä altrove. Ma tolto pure l'alog. ispiiare, il ragionameDto del testo rimane
tal quäle.
P. E. Guarnerio. I 163
da *picla plica, log. passiiare, camp, passillai, La deviasione dalla
norma ha portato a supporre o che bi abbia un' altra base, p. es aculea
per auxa, o che si tratti di voci non indigene. lo credo perö che non
8i possa piegare tutti codesti esempi sotto il ferreo giogo di un unica spiegazione,
e in eifetto se si pu6 ammettcre che auxa sia rifoggiato sull' it. aguglia,
che passixare ripeta Y ital. passeggiarey che leiitixa riproduca il genov.
lentiggia, come xea il genov. gea; non pare possibile concedere Taccatto
pel log. od. pixa che ha accanto pija-are e ispijarCy ne per V alog. reione,
a cui non pongo accanto il log. od. bexxu^ bexxoney perch^ hanno la
doppia XX sorda e insieme col camp, becciu sono di accatto seriore, per
cui non si puö qui teneme conto. L* alog. veione e Tod. pija ecc. attestano
una seconda fase delF evoluzione di -cl- intervocalico, che si fa prima
-glr e coincide poi nel successivo svolgimento con quello di -gl- origi-
nario, cfr. bixare *viglare vegliare, caxare *caglare cagliare, e insieme
con quello di -/i-, cfr. alog. fiios, log. od. fixos.
Dopo eseermi cosi a lungo soffermato su questi due o tre punti
capitali della fonetica logudorese^ bisogna che sorvoli suUe altre parti
della preziosa Memoria. Riguardo alFalog. fache, od. fake da facies,
il M.-L. nel § 29» distingue il caso di kta, kiu^ che per via di Ka k'u
«rrivano a Va fu {xa, xu\ da quello di kie che si confonde con ke per
via dell' assimilazione dell' i all' e, AI che si coUega la spiegazione di
faska 35, 36 'fascia', di cui sara discorso piü avanti a proposito del
Pu^cariu, Nelle parole d' origine straniera, § 74, notevole il nome di
iuogo kentu Istafia, che sjgnifica 'cento stalle', con quel f di evidente
provenienza osca, e nel lessico, § 77, parecchie le felici spiegazioni, su
cui ho richiamato V attenzione nelF AGIt XVI, 380 — 83. Qui ricorderö
solo che, tra gli avverbi, il M.-L. accoglie per conio 'oraTetimo del Campus
Fpn.log. 17 *eccum6do, ma vi crede necessaria T assimilazione della vocale
protonica alla tonica e la trasposizione d' accento, perche "^ec cum od o avrebbe
dato kiimo. Di osca 'dopo' a cui corrisponde Tod. posca, derivato, come
si sa, dall' Ascoli da postea, il M.-L. osserva giustamente che se osca
fosse solo modemOy non offrirebbe difficolta, e infatti vedemmo ertiga
allato a pertiga; ma h precisamente nel tempo antico che si trova sola-
mente a$ca e veramente in ispecie dietro et, onde il dilegno del p- e
impoasibile. Egli quindi resta perplesso sull'etimo della forma posca
e non ne propone circa osca; della quäle invece avrenjo occasione di
parlare ancora due volte piü avanti. Ancora tra gli avverbi, degiii di
nota: etro risultante da et-|-iterum; sicu da sicut; umpare 'insieme',
od. umpare^ curnpare (Sp. vc), non entrambi da cum pare, perchfe
il dilegno del c- nel Ckmd. sarebbe strano^ ma umpare deriva da in
pare sotto Tinflusso di cunipare o sotto quello della labiale attigua;
e tra le preposizioni: cana da cata-hc^nA; isca e isca ad da us-
que ad; sene e kene 'senza'; quest' ultimo non ha niente a che farc
con quin, come credeva lo Spano e si dovrä ad una contaminazione
di sene o col A:- di kon suo contrario, come giä propose egli stesso, v.
.qui sopra, oppure con ke, come propone ora; e quanto a sene non sara
certo da mettere in relazione con T antico seine della legge Repetund,^
poich5 in codesta V ei tien Iuogo per erronea grafia dell' i. II M.-L.
penserebbe ad una preposizione se equivalente a sine; sarebbe quindi
11*
I 164 Dialetti sardi. 1903.
un' altra rarita che il sardo conservarebbe nelle sue particelle, ma la
cosa ha d' uopo di ulteriori studi. Infine, mi pare si possa consentire
nella spiegazione della voce ftor^Äc, da potior maschile di potius e col
senso di *piuttosto'. Non sono che spigolature queste, le quali credo
basteranno a mostrare quäle ricca messe offrano le pagine del M.-L., che
non senza ragione dissi fondamentali per la conoscenza delP alog.
1903. Anche i framraenti di un antico statuto di Castel-
aardo, editi dal Besta, cfr. JBRPh. VI, I 183, hanno trovato ben
presto nel dott. GiULio Subak lo studioso che ne mise in rilievo il
valore linguistico "). II lavoro del S. contiene uno spoglio abbastanza
completo dei fenomeni grammaticali del testo; ma sia per la succinta e
confusa esposizione, sia per la stessa poco felice disposizione tipografica,
i risultati da lui ottenuti non vengono sempre ben chiari agli occhi.
Comunque, le sue pagine possono giovare alla conoscenza dell' antico
logudorese, perch^ altro non b il linguaggio di codesti frammenti, cfr.
JBRPh. 1. c. 184, per quanto il 8. parli di sviluppo del dialetto di
Castelsardo «la cui forma attuale gli h affatto ignota». Segiiendo la
numerazione delle pag. dell' opuscolo, ecco alcune osservazioni: A. p. 3
interessante e copiosa la serie degli esempi di comente et, a cui gia
accennavo io pure AGIt XIV, 180, e 422 sotto tin' e, cfr. Meyer-
Lübke GR. III § 278; — capu pare a me pure da intendersi per
*capitale'; — 1' art. h issu, quando precede consonante, e 5W, quando
precede vocale e con tale vicenda sintattica il 8. spiegherebbe icusse^
icussu accanto a eussCy cussu, cfr. M.-L. GR; II § B64 e JBRPh.
II, 105; ma ora considerando le forme antiche akustu ecc, io propen-
derei piuttosto per la spiegazione del Campus Fon. log. 1 7 n e cfr. Ascoli
AGIt. XV 308 n. — p. 4. Parecchi i casi di metaplasmo e frequente
Tawicendarsi di un genere con T altro, come unu die 64, 164 ecc, e
sa die 183 ecc, ma V unico esempio maschile domo stio 168 di fronte
ai tanti esempi femminili, mi ösospetto; — sotto «curiosa maniera di acooi^
dare T aggettivo col norae... e il verbo col soggetto» il 8. raccoglie i casi
di totUy invariabile per ogni genere e numero; ma era da notare che
codesto uso avverbiale non isfuggi all' Hofm. 132 e cfr. M.-L. GR. III
§ 137; — reservadu h di certo usato come preposizione, allo stesso modo
iV\ salvu\ — al cap. 177 non sara da correggersi: et facta sos maiores
depiaii 7nandare unu bandu ecc. ? — p. 5. U -e di persone h spiegato
dal 8. con Tanalogia di isse, come aveva gia fatto THofm. 32, masiccome
6 sempre negli Stat sass. persone e non mai persona e sempre ahsumi
non mai alcune, cosi potrebbe bene esservi in giuoco per persone
r analogia dei sost. in -one, come proposi AGIt. XIII, 106 e 115; e
accolse il Campus, Fon. log. 28. — penso anch' io col 8. che daessu
sia da dividere dae'ssu, come dessu sara ds^ssu, assu = a* ssti, c
non vi sara turbamento nelP esito normale dell' « di ipse, bench6 d' altro
avviso sia il Pieri ZRPh. XXVII .584n. — penso altresi che matessi
non sia indigeno e senta di importazione catalana, come lantora di quella
genovese. — p. 6. T unico tuta 169 di fronte ai costanti tottu, totUy
14) A proposito di un antico testo sardo, bricciche lingui-
stiche; estr. dal Programma deiri. R Accademia di Commercio e Nautica di
Trieste, an. scol. 1902—03; Trieste, edit. T Autore, 1903.
P. E. Quarnerio. I 165
sara un italiani^o, come riscoder 54; — notevole caratteristica del
testo la tendenza a mutare -e in 4, che diverra propria del gallurese e
del sassarese nel settentrione, come del campidanese nel mezzogiorno
dell'isola; in ^gual condizione pare si presentino -o e -u, che nel gallu-
rese e nel sassarese coincidono in -w, ma gli esempi sia che escono in -o,
in -t^ o in -a sono accumulati con quella scarsa chiarezza, che dissi
nuocere in generale allo spoglio. — p. 7. quanto all' -a di suta^ infina
e sim. sto sempre per 1' -a analogico delle particelle, AGIt XIV, 422, e
cfr. infatti infina accanto a infina ad 65, infina a 155 ecc. — p. 8.
parlando delle vocali protoniche, il S. adduce come caso di aferesi
nura^he, che trae da honore con un suff. -ace, di cui non giustifica
il valore morfologieo , ma io starei sempre per V etimo del Flechia,
AAST. VII, 1872; — mi pare invece accettabile la spiegazione di
gama *gregge' da un äya/ua = ion. äyrj/^a ; — in condizioni oscillanti
si mostrano le vocali in sillaba protonica, e di qualche caso 6 data dal
8. la ragione delF esito; — notevoli i frequenti esempi di gietare di
fronte a un solo gitadu e iectu da iactare, ma non h fenomeno di
ragione pardcolare sarda; — dae 154 sara errore per due *dove* e
non ha a che fare col napol. addö *in casa di', e per inoche da
*in-hoc-ue h da vedersi T Ascoli AGIt. VII, 527. — p. 9. il testo
non reca luce alla questione dei sostantivi in j^mene^ jjnine^ poichö
offre solo esempi di j_men, se ne togli termimi, che non ha valore
essende gia nel lat. terminus; • — inettare dovra Vi- alla preposizione
in-j quasi fosse in-nettarcy e in arrobadores sara la prostesi di a-
innanzi a r-, per cui v. AGIt XIV, 186; — il far risalire tuta, come fa
il 8., a duella *due terzi deironcia' mi pare uno stento fuori di ogni
ragione fonetica, sia per V esito di u6 in ?i, che e in condizioni ben
diverse di quelle di cui tocca il M.-L. Altlog. 20, sia per 11 in t\ —
partioolare attcnzione merita invece Y osservazione che oscu, che si trova
nelle carte antiche, deve essere la forma originaria, donde poi 2>osca per
commistione con piistis, e osca sarebbe da eousque hac, maame pare
possa bastare il semplice eousque con P-a delle particelle, di cui si disse
orora e cfr. isca ad da usque ad veduto qui sopra. — molto incerta la
condizione delle consonanti sorde protoniche e postoniche, in parole piane
o sdrucdole, che ora sono mantenute, ora scadono a sonore. — p. 10. nei
casi di dileguo parmi non accettabile la spiegazione del campid. arrogai 'rom-
pere, spezzare' da .*rodicare, depo la persuasiva comparazione del Rolla,
See. saggio et. sar. 26, nö del log. innqjare ecc. da *nodicare, che
coUegherei piuttosto con Tit. iiocchio, e quanto a refogare, penso col
Zanardelli, Studi glott. it. II, 108 che sia da *refocare, in considerazione
anche delle osservazioni del Besta, Fram. Stat. Castelsardo, p. 18, e pel
fatto che nello stesso capitolo si accenna gia con scarbadas a ^rompere
le zolle', il che si faceva depo aver concimata la terra con le ceneri degli
incendi. — p. 11. II 8. fe incerto su questa voce; la manda giustamente
col log. ischervare, e poi pensa a tre etimi caesuare, acervu e
crepare, senza decidersi per alcuno; io proposi dubitativamente caespes
nelF JBRPh. I, 144 pel log. kerva o kesra *zolla', ma parmi ora
risponda meglio in ordine ai suoni e al senso la basc crepare, proposta
dal M.-L. Altlog. 74, e allora kesra sara esempio di r -|- cons, in
I 166 Dialetti sanli. 1903.
8 -}- C071S. invece che di 5 -[^ cons. in r -|- cons,\ — per minter
era da richiamare V AGIt. XIV, 164, e M.-L. GR. I § 587, mentre per
ogiu oliu, nella serie normale di u, h proprio superfluo Tappellarsi
al romano oyo; — la oontinuazione normale di rj ^ r^ e si poteva
notare che quella in -era sa di spagnuolo, cfr. AGIt. XIII, 133, come
quella in -üiu di toscano, cfr. infatti quanto questa si faocia preponde-
rante nel gall. e nel cörso ibid. 134 — 135; ma accanto a cartulariu^
cartolariu 196 mi sembra orroneo carturavu, cartoravu 194, e oerto
non ha a che fare con tolitrauu del Cond. di S. Pietro di Silki,
che ö da volutabru M.-L. Altlog. 36. — p. 12. Giustamente il S.
dubita che sia indigeno T esito s di dj, che ^ in mosana da modiu e
mesii da mediu, cosl pensa anche il Campus Fon. log. 63, oltre che il
M.-L. Altlog. 56, che crede non si deva ricorrere al greco /nioog, ma
piuttosto all'influenza del tose, mexxo; — per l -|- cons. come pei
nessi di cons, -j- l nulla di notevole che non sia gia noto. — p. 13:
importante che ll sia gia dd anche nella scrittura, piü di frequente
che negli Stat. sass. — p. 14: ripete ancora l'etimo hoke per in
oche, e non mi ^ ben chiaro il ragionamento del S. intorno a hoque;
— infine, per gast anzichi Tetimo quasi delP Hofm. 73, il 8. accoglie
ecjc'hac sie proposto con un punto interrogative dal Campus Fon. log. 64,
e spiega gai con ecjc'hac e Vi epitetico che ö in toi, ma v. piü
innanzi.
AUa soverchia scarsezza di richiami ai precedenti autori e alla
mancanza di un glossario, che sono le piü notevoli lacune del lavoro del
Subak, ha supplito con la sua abituale diligenza minuziosa il dott.
Matteo Giulto Bartoli in una recensione, che ha assunto Y estensione
e 11 valore di un vero e proprio artioolo**). Degli appunti^ che il B. fa
agli spogli del Subak, una parte coincide con qucUi qui sopra rilevati,
e r altra mi trova in generale consenziente. Qui, basti dire che andranno
consultati con profitto da chi voglia avere un esatto ragguaglio del log.
degli Stat. di Castelsanlo, e siano solo richiamate alcune osservazioni
meritevoli di particolare attenzione. A. p. 144 il B. ritenta la questione
de! sostantivi sardi in j_men jjmine de! quali, come gia notammo, solo
la prima forma occorre in codosto testo. Egli ha presente il discorso dell' As-
coli AGIt. II, 429sgg., ma prende le messe dall' opinione del Campus Fon.
log. 22, che jjnene provenga dal nominativo .imen -|- c e jjmine
dall' accus, -ablat. j.minem, .imine, mentre il M.-L., come vedemmo
qua sopra, pensa che dall' oblique derivino i femminili, p. e. pöddine,
hhidfne, ine Mine, fdmine, e considera italianismi o latinismi gli altri
in j_ine. Ora, il B. ammette giustamente che dall' ital. possano essere
venuti alcuni neu tri che in ital. escono in jjney come fu Imine, che nel
sardo appare accattato di fronte al popolare raju; ma per quelli che in
ital. escono in -tne, p. es. fiume, come puö pensarsi a siffatta influenza?
Bisogna allora ammettero quella latina; ma in che senso e in quali
limiti di tempo dobbiamo intenderla? Intanto c' h da dubitare rispetto a
fr limine (cosi h addotto dal Campus 23 insieme con frumene, accanto
15) Ud p5 di sardo, estr. dairArchcografoTriestino, vol.I, ser. III,
pp. 129—156. — Tricste, G. Caprin. 1903.
P. E. Gnarnerio. I 167
alle forme log. fiümene, flumen, flümene, mer. flümini allegate dallo
Bpano), perch^^ se in Sardegna non vi sono grandi fiumi (lo nota anche
il M.-L. Alüog. 74) e vi ^ comune riu arriu, consolidato nell' uso
dallo sp. Ho, resta il f atto che "ßümine appare in una diBcreta serie di
nomi locali, quali fiuminargia, flumini majoHy fluminada, ecc. Ben
a ragione dunque il B. assevera che il problema non h decisamenie ri-
solto e siano da considerarBi due possibilitä: 1*) che i fem. e mas. in
±ine, fdniiney ländinsy pöddine ecc. abbiano attratto nella loro analogia
le forme frümene rämene ecc., supposte originarie da _Lmen -|- e;
2') che oodeste fonne da ^men -|- 6 si siano mutale in jAne per ragion
fonetica, cambiando cio6 Y e ateno in i. £d io aggiungerei che probabil-
mento non una legge unica govema tutta codesta serie, e che sarä piü
cauto ritenere che ora una ora Y altra di queste possibilita^ ora questa
ora quella influenza (non esdusa quelle indigene, come p. e. la campidanese
cosi propensa all' 4) abbia prevalso nella risoluzione di ciascun vocabolo,
che entrava poi in serie con gli affini. — A p. 146 il B. non ostante
le osservazioni del M.-L. Altlog. 19, rioordate qua sopra, fa buon viso
all' ipotesi dell' origine osca dell' o di cumone'^ e prendendo occasione
del moderne ghettare accanto a gettare degli Stat. sass. e gietare degli
Btat. di Gastelsardo, tocca un problema d' ordine piü generale, quelle cio^
degli ital. gettare, traghettare, eonghiettura, che restano oscuri partendo
della base iactare. A rimuovere le difficolta, egli pensa anzitutto a
tra-iectare, che nel signiiicato si toccava con iactare e dal quäle si
poteva estrarre iectare, donde gettare ecc.; di piü, tra-iectare si
toccava nei suoni e nel signiiicato con tra-gere, e perö trag- comme-
scendosi con tra iectare poteva dare traghettare nel Veneto, dove si
aveva fagando stagando e sim. e in Sardegna dove trägere riusciva a
traghere; infine eonghiettura mostrerebbe nell'ie un compromesso fra
-iectare e -ghettare. — A p. 151 il B. in appoggio delF opinione
del M.-L. Altlog. 30, che il dileguo di s in aniu asinu si debba a una
dissimilazione d' ordine sintattieo (su -asinuX nota che anche 1' unico
aynos degli Stat. sass. h preceduto da un s; e col dileguo, agevolato
dalla protonicita, il B. epiegherebbe gai da ga^i, Oltre a ciö egli
richiama l' attenzione sul fatto che in entrambi i casi s h seguito da i,
onde si ha la formola _z.9i, che h quella stessa dei casi di j_8i che riesce
2lJj come ho detto in JBRPh. I, 145. Come e perchö ^.si e _Lsi facciano
la stessa via non h detto dal B. nh ora a me riesce di vedere. — AI
glossarietto p. 153 — 55 saranno da aggiungere: abitaeione \11 nello
stesso senso del suo conti nuatore vidaxxone JBRPh. VI, I 184; —
aeapidada 238, che significa *senza nulla in testa' e si scapidet 238* si
levi lo scialle o la pezzuola'; — scajjulu 197, che il Subak traduce
^senza pastore', e vale realmente *sciolto, libero'; cfr. camp. od. scappii c
iscuppu st. sign. (Spano); — magagnaretsi 228 e magagnada 230
da conuettersi certo con 1* it. magagna -are, ma qui con significato parti-
oolare riferito alle bestie da soma; ecc. — Questa la parte specifica
deir articolo del B. intorno agli spogli del Subak, ma ve n' e un* altra,
che la precede, a guisa di introduzione cd ha iniportanza d' ordine gene-
rale. In questa il B. si propone tre domande: ^'11 sardo ö una lingua
o un dialetto?" "QuaP^ il posto del sardo nella famiglia degli
I 168 Dialetti saidi. 1903.
idiomi neolatiüi?" "Dov'i che si parla il sardo?" Alla prima,
dopo avere rilevato in una nota breve ma ben ordinäta alcune principali
caratteristiche che differenziano il sardo (logudorese) dagli altri idiomi
iieolatini, risponde che il sardo deve essere coordinato non subordi-
nato all' italiano. Per rispondere alla seconda, espone dapprima alcuni
fenomeni foneticii pei quali le lingue romanze appariscono divise in due
grandi zone, T Orientale o appennino-balcanica e Toccidentale
oalpino-pirenaica, e osserva poi che le caratteristiche essenziali del
sardo gli assegnano un posto di mezzo alle due zone, onde conchiude:
"La Sardegna — senza avere *una lingua mista di spagnuolo e d' italiano'
come si sente dire spesso — guarda con due facce e alla zona appennino-
balcanica e alla zona pireneo-alpina. E, precisando ancora: alla marina
occidentale del sistema appenninico (dalla Sicilia alla Liguria) e alla ma-
rina pirenaica Orientale (dalla Guascogna alle isole catalane)." Ma aggiunge
che «alcuni fenomeni ei mostrano come la Sardegna graviti di piü sulla
marina italiana che sulla marina iberica». Nei quali giudizii io pienamente
convengo, rispondendo essi alle idee da me svolte, quasi nello stesso
tempo, nella prolusione a un mio corso. La terza domanda ooinvolge
un' altra quistione, da me pure trattata nello stesso discorso, quella del
cörso, che, come notammo qui indietro, fu dal Meyer-Lübke, Einf. § 23,
distaccato dalla famiglia italiana, per farne col sardo un gruppo a sh
delle lingue neolatine. II B. aveva gia altrove^®) proposto una nuova
classificazione dei diaietti italiani, ripristinando come criterio fondamentale
di divisione la configurazione orografica deUa penisola^ suggerita da Dante,
Vulg, Elog. § 1, e vi aveva compreso come la Sicilia cosi anche la
Corsica, ma ve ne aveva separate la Sardegna, non pensando che pren-
dendo per base il sistema orografico, doveva comprendervi dentro insieme
con la Sicilia e la Corsica, anche la Sardegna. Qui il B. riprendendo il
problema, tratta piü ampiamente delle relazioni del cdrso col gallurese
e col sardo logudorese e rivendica il cörso alla famiglia italiana, osser-
vando giustamente che il M.-Ii. non vorra dare decisiva importanza
a un solo fenomeno fonetico, quelle della distinzione delF e ed ö dall' t
ed ü, distinzione comune al sardo e al corso ^''), mentre «dobbiamo rioono-
scere non solo che le altre caratteristiche del sardo mancano al
cörso e, in massima parte, anche ai diaietti della Sardegna settentrionale,
ma per di piü che questi e quelle si staccano recisamente dalla zona
occidentale (spagnuolo ecc.) e s' incorporano all' Orientale (italiano, ecc.)
molto ma molto piü intimamente che T appenninico settentrionale, anzi
meglio che tutto V italiano settentrionale». Infine, come a conclusione,
osserva che «il cörso e il gallurese posvsono essere stati sardi un giomo
16) Dr. Matteo Bartoli, Grammatische Übersicht über die
italienischen Mundarten und Glossar, in Savj-Lopez, Altitalien.
Chrestomathie; vStrassburg, Karl J. Trübner, 1903, p. 171—214. 17) E
anche sulla estensione di qiiesto fenomeno fonetico in Corsica, bisogna fare pa-
rccchie riscrve, che trovano luogo nei mio discorso. Intanto qui sia ricordata
la rccensione che del lavoro del B. fece il Campus nei Bollett. bibliogr.
sardo IV p. 13 (1904), dove offre un' abbastanza particolareggiato raffronto del
gallur. c del log., il quäle sarebbe riuscito di ben maggiore utilita. seegliavesee
mantenuto distinto il gallurese vero e proprio dal sassarese. Ma di piü si dirä
a suo tempo.
. P. E. Guarnerio. I 169
(e non lo sappiamo), ma oggi la coscienza popolare sente che il sardo
h altra cosa». A proposito quindi ricorda che lo Spano c' infonna
deir U80 di Sardu^ Sardu rillaniCy con cui «la Gallura, Sassari e
Sorso con tutta la regione settentrionale, chiamano il rimamente della
Sardegna», E altrove: «non solamente i ßassaresi ma tutta la Gallura
e Sorso appellano i Logudoresi — li Sardi — e la loro lingua Sarda
e questo solamente restringono alla centrale o logudorese.»
AUa schiera degli studiosi sardi si aggiunse in quest' anno il prof.
Giuseppe Biddaü^®). La recensione che ho qui in nota allegata, mi
dispensa da un particolareggiato esame di queeto saggio, condotto con
discreto metodo e sufficiente ordine e chiarezza, onde riesce utile contri-
buto alla conoscenza delle varieta logudoresi odieme. H B. mostra solo
qua e lä Tincertezza di chi muove i primi passi. Cosi p. es. in s6guito
non gli avverra piti di porre accanto bexxu vetus 10, kisina cinerem,
kariasa cerasum 17, frissu frictum 24, manxanu matutinus 30 e
sim., come se la voce latina attigua fosse la base di quella dialettale,
mentr^egli sa bene che corrispondono invece a *veclu, *cini8ia,
♦cerasia, *fricsu, *manianu ecc. Inoltre non registrera tra le voci
indigene altre che sono pretti italianismi o voci dotte, quali profittu 11,
kontissa 11, badessa 12, ecc, nh coUochera mexorare meliorare e
axzuare adiuvare sotto J. Ma a queste e simili inesattezze porra fa-
cilmente rimedio lo stesso autore, una volta che abbia acquistata maggior
pratica del metodo e degli strumenti tecnici. Sotto questo riguardo la
piü grave menda del lavoro ^ Tincerta e confusa trascrizione del x e x
e del 5 e s, onde si trovano karroxxeri, nexxessariu, xedere^ bexxuy
felixh kaxxadore ecc, mentre si aspetterebbe il contrario, e parinienti
friixa, balxu braccio, lanxo, unxa, kalxaj suxxiij rexxa, pexxa ecc,
dove si dovrebbe avere la sorda. Anche del ,s' e del s non si vede
bene se rispondano esattamente al loro valore. Questa parte insomma
ha bisogno di una piü accurata trascrizione, il che il B. potra fare nella
seconda parte del suo studio (che comprendera morfologia e lessico) e noi
auguriamo veder presto alle stampe. Intanto anche qui all' esame fonetico
del suo dialetto nativo il B. fa seguire alcuni spogli lessicali e alcuni
testi per mostrare le differenze che corrouo tra il bosano e i dialetti
affini, non indicando perö se questi spettino o no alla 2^ varieta logu-
dorese, come il bosano. Comunque, fra le voci allegate rilevo: bos.
isina^ log. sislna *sexina, con la caduta del 5-iniziale ex in 5; b.
ilgemiy 1. ierni hibernu con prefisso iU^ probabilmente per in-y cfr.
it. invemo; b. iskinditta, 1. istinkid<ia scintilla, con nt in nd e
scambio di suffisso; b. prirnarinku, 1. primadiu primatiißcio, da pri-
niariu -|- ^1 sufF. -incu: b. gupu, 1. upu tino e b. gitale, 1. upuale
«ecchia, i quali col loro g- confermano una base originaria con c-, vanno
dunque con V it. coppo e sono notevoli V uno per la conservazione del
'P-, che accennerebbe a doppio -pp-, l'altro pel dilegno della labiale
intervocalica, che attesterebbe un semplice -j)-, attenuatosi in sonora e poi
dileguato. E altro vi sarebbe da spigolare nei materiali raceolti dtü B.,
18) Studio 8ul dialetto di Bosa, parte I. — Torino, Bona, 1903;
e cfr. recensione del Campus neirArch, stör. sard. I 284.
I 170 Dialetti sardi. 1904.
come 81 potra fare meglio, quando 1' interessante pubblicazione saxk
compiuta.
1904. n fecondo risveglio che segnalammo negli studi sardi si va
sempre piü estendendo, e vi contribuiscono in larga parte i cultori delle di-
scipline storiche e giuridicbe, che compresi dell' importanza della genuina
lezione degli antichi testi e documenti, danno opera alacre e diligente
alla loro corretta pubblicazione. Siano quindi qui ricordate brevemente
alcune memorie, che spettano propriamente al campo storico-giuridico,
ma che per rifiesso portano luce su qualche fatto interessante pure i
nostri studi, o su qualche voce dubbia e oscura. Tra le addizioni del
manoscritto latino degli Statuti di Sassari, che il Tola pubblic^ in s^
guito e quasi a complemento del libro secondo, si trovano, depo vari
privilegi di re, vicere, e governatori aragonesi, alcuni ordinamenti in
sardo^ che, dietro 1' asserzione del Tola, si credettero finora emanati dalla
citta di Sassari sotto i re d' Aragona. Le prime e le ultime righe di
questi ordinamenti appariscono raschiate accuratamente, con V evidente
proposito di cancellarvi i nomi dell' autore, la data e il luogo della
promulgazione. Ora il Besta, cosi benemerito degli studi dell* antico
diritto sardo, con cura paziente e acuta esplorazione paleografica, riusci
a decifrare quelle raschiature, e dove il Tola non aveva letto nemmeng
una parola, riusci a leggere che quelle leggi furono emanate da Ugone IV
d' Arborea, nel tempo in cui s' impadroni di Sassari strappandola al do>
minio aragonese. Questo il B. comunica in una memoria^*), in cui delinea
meglio che non fosse stato fatto finora la figura di Ugone come uno
dei piü fieri nemici del nome aragonese; ed esaminando il contenuto
degli ordinamenti a lui spettanti, conclude che «se nella storia della
legislazione medievale dei giudicati sardi i primi posti spettano sempre
a Mariano e ad Eleonora, lo storico del diritto dovra, accanto ai loro
nomi, ricordare pur quelle di Ugone.»
Degli Statuti di Sassari si occupa pure Enrico Costa in una serie
di articoli nel giornale La Nuova Sardegna, raccolti poi in un opuscolo *%
Questo, scritto con la nota spigliatezza del suo stile, giova assai alla
divulgazione delle nozioni piö importanti intorno al famoso corpo di
leggi della repubblica sassarese. e oltre a ciö ci fa sapere come il C
riesaminando il codice sardo sia riuscito ad una nuova e piü esatta
lettura dell' introduzione, che finora fu da tutti, me compreso, interpretata
cosi: Haec sunt capitula statuta et ordinamenta, scripta et exemplata,
promalgata tempore nohilis viri doinini Cavallini de honestis legum
doctoris potßstatis Sassari,.. Invece di prormilgata, il C. afferma recisa-
mente che si deve leggere in vnlgari, ed ö facile vedere le importanti
conseguenze che derivano dalla nuova lezione; poich6 mentre finora si
era creduto, sulP antica lezione, che i detti Statuti fossero stati promul-
gati nel 1316, essende podestii Cavallino degli Onesti, risulta ora che
essi furono a quel tempo solUmto tradotti in volgare sardo. Non b qui
il luogo di entrare nella discussione intorno al tempo, in cui sara stato
19) Enrico Besta, Di alcume leggi e ordinanze di Ugone IV
d'Arborea; Sassari, Tipogr. Ubaldo Sa tta, 1904. 20) Gli Statuti del Co-
mune di Sassari nei sccoli XIII e XIV e un errore ottantenne
denunziato da Enrico Costa; Sassari, Tipogr. G. Gallizzi e C, 1904.
P. E. Guarnerio. I 171
compoeto il testo originario latlno degli Statut!; non posso perö lasciar
passare inosservata V affermazione del C. che «a quei tempi ed anche
molto prima, ei parlaßse il sassarese odierno, cio^ a dire il volgare
pisano, ma spoglio dalle molte voci sarde e catalane, ecc.:» Che si
parlasse giä nel sec. XIII il sassarese si poträ anche ammettere, ma
che fosBe addirittura il volgar pisano ^ un' illusione. Che le voci
accattate dal pisano siano parecchie, non nego; non nego che la influenza
di quello si faccia sentire in qualche fenomeno fonetico e morfologico; ma
ci6 non toglie che il sassarese h e rimane, come era allora, un dialetto
di fondo sardo.
Agli antichi monumenti linguistici della Sardegna b rivolta la me-
moria di V. Federici*^), che studia il famoso palinsesto delle Carte
d' Arborea, che a prima vista sembrava mostrare qualche impronta di
autenticita. Egli invece con un esame profondo e accurato ne ha dimo-
strato in modo indubbio la falsita sia sotto il rispetto paleografico, sia
sotto quello del contenuto. E il prof. Foebster nella prefazione che
manda innanzi al lavoro del Federici, spiega il posto che nelle falsi-
ficazioni arboreane spetta a codesta pergamena, che b stata fabbricata
allo Bcopo di provare con un documento il primato della chiesa di
Cagliari sulla Sardegna. Alle carte d* Arborea si riferisce pure un' impor-
tante communicazione, che fece il Foerster al Congresso internazionale di
scienze storiche in Borna ^'). Dal sunto che ne ^ stato finora pubblicato
risulta che il F. pot^ rilevare che il n. 13 e il n. 14 dei documenti
arboreani sono autentici e per la scrittura e per la lingua e il contenuto.
II n. 13 contiene le norme doganali di Castelsardo del 1498 in sardo,
e il n. 14 il protocoUo di un notaio, anche questo di tarda eta.
Comparando poi questi codicetti autentici con tiitte le altre carte arbo-
reane, il F. potö convincersi con certezza matematica che queste sono
tutte falsificate. La questione di codeste famigerate carte era ormai res
judicata per gli studiosi; ma siccome nelFisola serpeggiava, o in buona
o in mala fede, qualche incredulita, h bene che V illustre professore di
Bonn, il quäle alla indiscussa competenza paleografica e glottologica
accoppia tanto fervido affetto per la Sardegna, abbia pensato di prendere
occasione dalla sua fortunata scoperta per trattare di nuovo a fondo la
quistione. Facciamo dunque voti che esca presto alla luce Tintera me-
moria, che condanni inappellabilmente falsari e falsificazioni.
Tra gli studiosi del diritto medievale sardo prende ora posto accanto al
Besta il prof. Arrigo Solmi con due memorie, che meritano d* essere additate
all* attenzione del glottologo. Pj noto che le diverse forme di diritto al
godimento collettivo di vaste estensioni di terre, riservate totalmente o
parzialmente all' uso dei cittadini, prendono in Sardegna la denominazione
di ademp7'ivi, Ora il S. nella prima delle sue memorie*^), trattando
i
21) II Palinsesto d* Arborea, con prefazione del prof. W. Foebster;
estr. dair ASIt vol. XXXIV, Firenze 1904. 22) SulT autenticita dei
Codicid'Arborea, comrouDicazioDe; estr. dagliAtti del Congresso internazionale
di scienze storiche Vol. IV, sezione Storia delle letterature. — Eonia, Tip, Accad.
dei Lincei, 1904. 23) Arrigo Solmi, Ademprivia, studii sulla proprietä fondiaria
in Sardegna; Estr. dair A. Giur. «F. Serafini» vol. I, II fasc 3—1 (v. 72—73, 3—1
dell'intera coUezione); cfr, recensione in AGIt. XVI 591.
I 172 Dialetti saidi. 1904.
deir origine e della natui*a di codesto istituto giuridico, comincia dal
ricercarne V etimo. Riconosciuto col Brandileone che il vocabolo 6 origi-
nario dei paesi mediterranei di Francia e Spagna, si poDe a indagame
le tracce nelle fonti franco-spagnuole, e stabilito che le forme ladne sono
ademprum e ademprameiituin e quelle volgari empriu o empreu, col
valore di ^appropriazione di frutti' *godimento', e che si arriva perfino
nei testi franchi a un droit d' empriu o jits empriviandi per *godi-
inento coUettivo di pascoli e di boschi lasciati agli usi comuni', il S. h
portato legittimamente a vedere in codeste voci dei derivati da in-|-pa-
rare nel senso di *prendere possesso, impadronirsi', da collegarsi col
prov. emparar, a?nparar, fr. ernparer Kört. 4112 e 5898, non meno
che con V ital. imparare, che inetaforicamente esprime in fondo la stessa
rdea. In Sardegna adunque sopravvive la ,co8a' e il ,nome', ed h facile
vedere come da empriu con la preposizione ad- si sia fatto ad-einpriUy
donde la forma latinizzäta adempriviuin, Altri vocaboli sardi ricevono
nuova lüce dalla documentazione storica che ne fa il S., e fra le citazioni
di documenti, parecchi de'quali inediti, va ricordata una carta dei 1226
riportata per intero a p. 38 n. di su una pergamena pisana delle Garte
Baille. Pur dell' altra memoria**) che abbraccia un piü largo campo
storico-giiu-idico, non ö qui il luogo di un minuto ragguaglio. Basti
segnalare la corretta spiegazione di battor pedia *quadrupedi', com'era
data dalFAGIt. XVI 380, T affermazione delFidentita di valore delle
tre voci villd, vidaxxone e iscolca, e la nuova etimologia di paperos^
gh' egli ricondurrebbe a pabulum. Nella ragione dei sardo questa base
con scambio di suffisso puö aver dato *pabore *paberu, ma non vi h
normale il -i- in -/>-. Ma prescindendo da questa difficolta fonetica, altre
maggiori difficolta nell' ordine dei significati ci si affacciano in questa
etimologia, e sono pressoche le stesse che mi tenevano in dubbio riguardo
a quella da me proposta, paperos da papyru AGIt. XVI 383. Nella
recensione qui in nota allegata, io passo in rassogna i diversi luoghi dei
Condaghe di S. Pietro, ove la parola s' incontra, per detenninarne
lo svolgimento semasiologico, e rimango ancora in dubbio se anzieht
pabulu, o papjru, non sia proprio il caso di accettare la base pau-
per es, che e certamente la piü semplice e regolare foneticamente, ma
e ancora piü inesplicabile delle altre rispetto al senso. Notevole inflne
r affermazione recisa dei S. che le note ciirte sarde dei 1080 — 85 e
dei 1212 — edite dal Tanfani neU' ASIt. s. III v. XIII, p. 363 e
riprodotte dal Monaci nella Crest. it. primi sec. pp. 4 — 5, .sono auten*
tiche, mentre allo Schultz-Gora, ZRPh. XVIII 141, par\'e di ritenerle
apocrife.
E noto che della Carta de Logu^ il famoso corpo di leggi di
Eleonora di Arborea, si conosce solo un manoscritto, che si conserva
nella Biblioteca Universitaria di Cagliari, mentre sr contano ben nove
cdizioiii della stesvsa, tutte piü o meno alterate. Ottimo divisamento fu
(lunque quelle dei valoroso prof. Besta di divulgare per le stampe quel
manoscritto, «per liberare V importante opera legislativa di Eleonora dalle
24) Arrigo Solmi, La costituzione sociale e la proprietä fondi-
aria in Sardegna avanti c durantc la dominazione pisana, Firenze
1004, estr. dall ASIt disp. 4 dei 1904 ; cfr. recensione in AGIt. XVI 593.
P. E. Guarnerio. I 173
moclificazioni e sovrapposizioni posteriori, e ritornarlo alla sua forma
genuina». Egli volle associare all' opera il redattore di queste relazioni,
che si assunse V illustrazione linguistica del testo. Intanto sono usciti i
due primi fascicoli^'). II fas. I^ contiene il testo, riprodotto di 8U il ms.
cagliaritano ; «solosi corresse lä dove la correzione sembrava scevra d'ogni
incertezza segnando sempre a pi^ di pagina la grafia vera del codice».
Per6, siecome V edizione oltre che ai glottologi, si rivolge ai giurisd, cosi
«si reputö conveniente colmare le lacune di esso in base alla migliore
delle stampe per render piü facile T intelligenza dell' opera legislativa,
risparmiando al lettore dei confronti che non gli sarebbero riusciti facili
n^ sempre utili piü che per la scarsita delle copie della Carta de Logu
asistenti nelle liostre biblioteche, per la rarita delle edizioni buone.» Aiizi
il B. per facilitare la lettura ai giuristi, ha talvolta preferita la lezione
letterariamente piü corretta delle stampe a quella del ms., benche non
contenesse un vero e proprio errore; ma di queste varianti h dato un
elenco in una nota a p. 4 del fas. 11^, e di altre voci di dubbia inter-
pretazione o lettura, in cui io dissento dal B., come anche del colorito
linguistico generale del testo sara discorso nelle mic annotazioni, che
occuperanno il fas. III*^. Nella sua prefazione illustrative, che occupa tutto
il fas. 11^ il B. considera la Carta de Logu quäle monumento storico-
giuridico, e a questa parte, che esce dai confini dei nostri studi, pre-
mette alcune liotizie importanti sulle nove edizioni che si conoßcono della
Ckria de Logu, Egli le esamina tutte nella loro origine e filiazione,
dalla piü antica, anteriore forse al 1500, che ha il valore quasi di un
raanoscritto, e di cui, per quanto si sa, non esiste che un esemplare posse-
duto dal barone Guillot d'Alghero, fino alla piü recente e piü usata,
quella del Mameli de' Mannelli del 1805, che h forse la peggiore di
tutte, in causa del preconcetto evidente di campidanizzare, che lo porta
a modificare spesso arbitrariamente il testo. Anche la editio princeps
mostra una lezione qua e la alquanto ammodernata, come si vedra a suo
luogo, ma indipendentemente dalla sua maggiore antichita, era ben degna
di supplire alle lacune del ms. e correggere le alterazioni delle altre
edizioni. Di queste alterazioni, che travisano addirittura il senso dei capi-
toli, il B. offre un saggio interessante a pp. 10 — 11, per dimostrare V op^
portunita della nuova edizione in base al ms. cagliaritano. Dopo aver
dato di questo un' accurata descrizione e averlo assegnato ai primi anni
del sec. XV, di poco posteriore dunque alla composizione delle leggi, il
B. tratta delle quistioni intomo alla loro origine, formazione, e promul-
gazione, e poi si addentra nell' esame giuridico delle diverse disposizioni.
Neil' ordine prettamente linguistico h da ricordare in quest' anno
una terza centuria di note etimologiche sarde'^), da me inserite nella
Ro. XXXIII, 50 — 70. Eccone 1' elenco con alcuni appunti del Meyer'-
Lübke, ZRPh. XXVIII, 635: 1. log. attetterare *intirizzire' ecc, da
una radice ierit- col senso di divenir rigido nelle membra per freddo,
che si trova in voci ital. sp, port e cat. e connetterei a intero da in-
25) E. Besta e P. E. Guarnerio, La Carta de Logu; estr. dagti Stud<i
Sassaresi, an. III, Sez. I, fas. I e II, Sassari, Tip. G. Dessi, 1903—1904.
26) P. £. GuARNERio, P.o«tille sul lesBico sardo, terza 0erie;^e8tr. dalla
Ro. XXXHI 50, Paris, Bouillon, 1904.
I 174 Dialetti aardi. 1904.
teger. II M.-L. ammette che le voci sarde entrino in fainiglia con
quelle della penisola iberica, ma non con quelle ital., e non crede che
soddisfi Tetimo proposto. Egli pensa che si debbano ad una fonnazione
onomatopeica, e a tal proposito ricordando i ted. xittem, Htra, ecc.,
chiede se non sia da mettere in relazione la radice germanica con lä ro-
manza. Per una serie di vocaboli, quali tittiri, tittia e sim., io pure
aveva accennato a ragioni onomatopeiche, e consentirei a distaccarli
dair altra serie, tetteru, attetterigare e sim., per la quäle perö non
sento di poter rinunciare decisamente aU'influenza dell'it interixxare^
a cui risponderebbe regolannente un log. Hn-teHttarej Hn-terettare e per
metatesi Sn-tetterare. — 2. camp, kastiai *vedere' da castigare, U M.-L.
dubita che V infinito castigiri addotto dallo Spano vc, esista realmente e
pensa che sia stato desuuto erroneamente dalla fräse delle carte antiche
qui milu castigtt donnu Deu, dove ^ naturalmente congiuntivo.
L' osservazione ^ giusta, ma non infirma la possibilita dell'etimo casti-
gare e del suo divariato *castidiare. — 3. alog. chita, prendendo in
esame i diversi luoghi delle carte antiche, ove occorre, e rifacendo la
storia delle diverse interpretazioni, confermo la derivazione da accita,
additata dal M.-L. Altlog. 59, e la sua significazione primieramente di
«gente chiamata per turno», donde quella di «circoscrizione» o giudiziaria
o militare o amministrativa, infine di divisione locale «i quartier!» o
anche temporale «la settimana». — 4. log. e camp, innidu 'non pasco-
lato, in nessun modo coltivato', da gignere, cir, pardu innidu pratum
*gignitum ^prato che ha giä prodotto, e non essendo piü toccato e
nemmeno pascolato, h 'pieno d' erba', e innidu de sarynentu *embrione'.
— 5. log. franxikena 'avanzo del pasto' composto di un imperativo e
di un sostantivo. — 6. lacerta in nomi d' animali, log. ti-likerta, H-
ligerta ecc. *lucertola', H-ligugu, ti-ligulu ecc. 'gongilo' 'lumacone ignudo',
ti-linga xüringoni, ecc. *lombrico', tentativo di raggruppare e coordinare
diverse serie di curiose trasformazioni e incrociamenti di lacerta e altre
basi. — 7. lumbricu e i nomi della 'cavalletta', sass. e log. ti-librikku,
temp. xi'librikku ecc.^''); il M.-L. ammette con me che la tarantola
(un rettile) e lo scorpione (un aracnide) possano scambiarsi il nonie, per
la considerazione che la puntura di entrambi h pericolosa all' uomo, e co^
pure avvenga reciprocamente della lucertola e della salamandra, che en-
trambi strisciano per terra, ma si domanda dov'^ il necessario tertium
coniparationis tra il lombrico e la cavalletta? — 8. camp, mariuxxu
da nasturtiu, con 772- iniziale come nello sp. mastusrxo ecc. — 9. camp.
murga 'morchia* da amurca. — 10. log. margijolu 'vaso per mungere'
da *mulgiclu -[- olu. — 11. camp, norobonas 'auguri per Tonomastico'
da innora bona. — 12. log. piskedda 'ricotta fresca' da fiscella e
accresce il numero degli scarsi esempi di f- in p-, — 13. camp. Sedaxxai
*stacciare* da setaceu con s- in ä-, — 14. camp. Hlibt'iri 'lambiccarsi
il cervello' da *ex-cerebrare. — 15. camp, siddiri *intirizzire' da si-
27) L'amieo Salvioni mi richiama l'attenzioDe su telipirche 'cavalletta
maschio' e telaporca 'cavalletta femmioa', dati come di Nuoro oei Racconti
sardi della Deledda. Sembra vi sia declinato anche la prima parte del com-
poeto teU-tela e che vi abbia luogo la roetafoneei t-e, ö-a. Certo sono meritevoU
di studio e chi sa non giovino alTa soluzione defiDitiva del piccolo problema.
P. E. Guarnerio. I 175
gillü, cfr. siddiri is dentis 'stringere i denti*. — 16. log. tattalliu
^yentriglio di galline', rifatto sull'it. frattaglie. — 17. H- xir prefisso
in nomi d'animali, che avrebbe come primo punto di partenza zinzi-
lulare. Penso ancVio che la quistione abbia ancora bisogno di esame
e per provocarne lo studio io pubblicai la noterella. II M.-L. oaserva
che come Tit. xanxara da zinzilulare ha il ir sonoro, cosl dovrebbe
essere delle voci sarde, mentre invece mostrano x^ sordo, che puö quindi
farsi i'y eh-, xinxula, iintula; Tobbiezione h giusta, ma ei pu5 derimerla,
notando che la base originaria pu5 essersi alterata incrociandoei con altra,
e io giä accennato p. es. all' influeuza dello sp. choiTO nelle voci co-
mincianti con xurru. Sulla niedesima quistione sono tornato poco depo
nella stessa rivista*®) per ricordare lo studio di C.-J. Forsyth Major
8ui nomi yolgari italiani di pipistrello, ZRPh. XVII, 148 — 60, il quäle
vede nei prefissi xi-^ zixi-, xitixi- ecc. un avanzo del basco, che ha
parecchi nomi d'animali comincianti nel medesino modo, quali chinchiur
bare 'sanguisuga', xixari 'verme', ecc. Ora, non escludendo che qualche
reliquia basca si trovi in voci sardo-cörae, come forse in giagaru jakaru
'cane' e saccapinnuto 'pipistrello', io concludo che anche V armonia fmitativa
deve essere considerata come elemento attivo in siffatte composizioni,
dove perb anche Y elemento lessicale latino non viene di solito a mancare.
— 18. log. e sass. thirikke 'specie di dolci' da Sql^, — 19. alog.
traginu 'torrente' da *trag-inare.
I dialetti sardi hanno una non piccola parte neir importante studio che
il Dr. Sextil Pü90ARIU ha dedicato alla storia di TJeKJ^*). Neil* in-
troduzione egli discorre in generale della divisione della lingue romanze e
in base ad alcuni fenomeni fonetici e morfologlci di esse, mostra come vi
si possano disttnguere cronologicamente due periodi ; nel primo, che potrebbe
dirsi del 'protoromanzo', esse sono ancora unite insieme; nel secondo, dal
3* sec. d. C, si avverte la separazione del *romanzo Orientale' da quello
'occidentale', al primo de' quali il P. assegna solo il rumeno, e all' altro
1' ital. col retorom., il fr., il prov., lo sp. e il port., sul che avrei delle
riserve da fare. Convengo invece con lui nella coUocazione che da al
sardo, che riunisce in s^ caratteri dell^ antica e della nuova fase. Di
codesto posto speciale del sardo egli esamina le ragioni storiche e geo-
grafiche; e rispctto al carattere d' antichita ricorda le curiose concordanze
lessicali che ha col rumeno, per le quali bisogna ritenere che quelle parolc
iGbo al 3^ sec. d. C. erano usate ancora generalmente, mentre piü tardi
nel romanzo occidentale furono soppiantate da altre. Accanto a fenomeni
della fase antica il sardo ne mostra altres) di quella nuova, che sono
sconosciuti al rumeno e sono propri del romanzo occidentale, come p. es.
r addolcimento delle interdentali teuui in medie. A qucsto proposito,
valendosi anche dell' autorita del Niessen, il P. ritiene che la Sardegna
avesse relazioni da una parte con 1' Africa e dall' altra con la Spagna,
piü che OOB la penisola italiaua. Certo che da singoli fenomeni linguistici
non si deve trarre troppo larghe deduzioni; ma ^ importante l'osser-
28) Ancora di ti- (zi-) elemento ascitizio in parecchi appella-
tivi d'animali nei dialetti sardi, estr. Ro. XXXIII, 259. 29) Latei-
nisches TJ undKJ im Bumänischen, Italieniscfaen und Bardischen;
Leipzig, Kommissionsverlag, J. A. BarÜi, 1904.
I 176 Dialetti sardi. 1904.
yazione che alcune partioolarita del sardo accennano al latino africano
del periodo cristiano, e che lo ecrittore Lueifero di Cagliari, che puö
valere come fönte del latino della letieratura chieHastica, ci fa testimo-
nianza della vita intellettuale della Sardegna nel IV see. Direttnmente
alla Sardegna si riferisce il cap. III, §§ 41 — 47, dove sono debitamente
classificati tutti i materiali giä noti del camp. log. e sass., che contengono
il fonema tj kj. Dalla abbondanle esemplificazionc rißulta evidente che
la risoluzione normale h V assibilazione xXy che il P. trascrive tss; iiioltre
^ confermato, come abbiano veduto piü 8opra, che il th degli antichi
t^sti doveva avere il suono x (ts), e che le foime odieme con xx (tss)
sono una continuazione del medesimo. Neil' osservazioni al § 46, il P.
mosso dair alterazione in ^ di ::& non risalente a kj tj, come k in tukkaru
zucchero, ecc, ha pensato che il tt che si trova in parecchi casi in luogo
di xXy come in puttu puteu, ecc, sia prodotto da una dissimilazione,
promossa da combinazioni sintattiche, quali su puxxu che si muta in su
puttu, mentre resta xx nella combinazione unu laxxu, Avvenuto poi
un conguagliamento si diceva anche unu puttu e sos laxxos, Di sifiatte
dissimilazioni si hanno tracce anche in altri esempi, come log. saltixxa
salsiccia, su atteJitu absinthiu, ecc. Ma siccome si ha anche fatto facio
(alog. fatko), dove il tt non pu6 essere stato portato alla dissimilazione
da un attiguo s, cosi infine il P. ^ obbligato a venire alla conclusione,
che gia indicavo nell' JBRPh. II, 110, e che vedemmo qui sopra confer-
mata dalle ricerche del Campus, e cioe che in alcuni territori del log. il
X (ts) resta, ed in altri, (come negli antichi testi) il primitive x (anche
se non deriri da kj, tj, diventa p, che h la fase della 1* var. e quindi
passa a ty fase della 2» e 3* varieta. Alla Sardegna ritorna ancora nel
cap. V § 86, dove mostra di credere alla continuazione dell' antica velare
latina, dicendo, che mentre il log. muta kj in ts, oggi ancora oonserva
ke kl, e invece il campid. ha l'esito ce ci, che non pu6 essere antico, come
ha dimostrato il M.-L. Altlog. 74, con Verbat. Passa poi a discorrere
dei noti esempi faska e poska. Pel primo riconosce con V Hofm. V in-
fluenza di faske <lfascis, aggiungendo che nel log. esistono anche
faskitta e faskare, entrambi da faske, sui quali molto probabilmente pu5
essersi formato un faska, E riguardo alla spiegazione del M.-L. Alt-
log. 32 — 33, che confronta faske con fakke <^facies, afferma che non
puö comprendeme il senso, se non supponendo che il M.-L. miri ad un
plurale fasciae, nel quäl caso e possibile un coufronto con facies, il
quäle, ammesso che il gruppo skje non sia diventato ssie nel periodo
precedente al romanzo, sarebbe divenuto solo fa^ke, come facies fakke
e si sarebbe incontrato con faske <lfascis^®). Per posca il P. rifiutata
la spiegazione dell' Hofm. da post -|- cong. Ära, ricorda come il M.-L.
accettasse dapprima la derivazione dall' it poscia da postea, proposta
dall' Ascoli, e poi rimanesse perplesso in segnito all' antica forma osca^
90) A propoßito deir alog. fache, od. affacca-atu, il Salvioni JBRPh. VII
1 129 ricorda opportunamente il mental, affaccassi 'affacciarsi', che spiegherebbe
con una base *affacicare. Ame pure pare che 11 log, äff aeca ecc. non possa
disgiuDgersi dal montal. affaccassi, ma quanto all' alog. fache penserei sempre
che basti a spiegarlo una oase *face per facie, come dissi in AGIt. XIII 113
e cfr. ora M.-L. Altlog. 32—33.
P. E. Guarnerio. I 177
che non puö spiegarsi col dilegiio del p- di posca, Ora il P. modificando
alquanto V etimo proposto, come vedemmo qui sopra, dal Subak, opina
che poska sia il regolare svolginiento di postquam, e che osca sia
etimologicamente diverso da quello; foneticamente gli pare soddisfi usque
ad, e aiiche idealmente giustifica la spiegazione con T esempio del Con-
daghe di S. P. di Silki, 303, et osca pus cussa parthitura, tenuit Corona
= ed egli tenne Corona fino a tanto che questa divisione non avvenne,
cioö *e fino a dopo la menzionata divisione ^^). lo per(\ pur tenendo
conto di questa felice osservazione del P., propenderci per la base eous-
que ad post = osca pus, e posca non sara altro che pus -{- osca,
A chiusa della lunga rassegna sia ricordato il limpido schizzo che
dei dialetti sardi ha dato il Meyer-Lübke, tenendo conto dei piü
recenti risultati, nella 2» ediz. del Grundriss del Gröber pp. G9G — 98^^),
che sara sempre consultiito con profitto da chiunque voglia un' eaatta
per quanto rapida nozione degli idionii della ßardegna. E per ultimo
abbiano menzione le voci sarde accolte djü Suhak nella sua breve
aggiunta al vocabolario del Körting •^^). Eccole con qualche osser-
vazione; 48 sotto abscondere il camp, a scusi 'nascostamente*;
— 1759* aggiunge callum, donde con parecchie voci romanze anche il
log. ad du *callo, cutica, cotenna'; — 1804 s. campsare il log. can-
sciarCj cansiare 'nv&nmre, evitare'; — 1915 da cara *volto' il log. egall.
caraxxa *mascheraS come log. facchile camp, faccili *mascherone' ecc.
sono da /acAe, facci\ e il log. corotta *mascherone', corottare 'mascherare,
tingere il volto di nero* entreranno in famiglia con caraxxay ma dovranno
Talterazione voealica al commescersi con corriittu-are 'duolo, prcndere il
duolo'; — 20G6" aggiunge celtis, donde camp, beltis *papavero bi-
anco'; — 2072 s. census lo^. chenscia ^lügnRnzR* cfiensciare *lagnarsi',
come nello sp. censor; — 2265 s. cloc- log. ciochire gall. ciuccl
'covare'; — 2642 s. cuba log. buada *covile del majale', cuare *nas-
condere' ecc, gia additati dal Nigra AGIt. XV 484; — 2795 s. curro
log. corrale camp, -ali 'cortileS dallo sp. corrale; — 606 1« aggiunge
mel-agru, donde log. niiUagra, inelac/ra *acetosella', ma quanto al
camp, coraxeddu 'acetosella* non vi entrera con acetu il coris hyperi-
cum, ma piuttosto coru *cuore* per la fomia delle foglie; — 7374» agg.
praefero, donde log. preferrere^ preferire ecc; — 7449* agg. pro-
creo, are donde il camp, appoixai 'eoricare, propaginare, ricorcare
(piante e erbe), ma sari da mandare con V it. pmxa; — 8124* agg.
rodesco, ere (rodere), donde il camp, arrösciri *annoiare, fa<^tidiare,
ecc; — 10117* agg. vestigo, are, donde il log. isfiya 'traccia,
orma'; — 10137 log. e camp, rega 'vallata, pianura' ecc, egadu *ripo-
31) Correggo cosl la traduzione inesatta che da il P., il quäle intende
parthitura come 'partenza' (Abreiste), mentre bastava leggesse il periodo prece-
dente per compre'ndere che si tratta di una delle solite divisioni. E poichti ne
ho J* occasione, noto pure che il P. scrive di solito Codaghe per Condaghe,
quasi vi vcdesse ancora 1' etimo codice, omai sfatato, cfr. AGIt XVI, 383.
32)Die italienische Sprache, neu bearbeitet von Wilhelm Meyer-Lübke,
in GGH., IB. 3. Lief. Strassburg, K. G. Trübner, 1904. 33) Kleine Nach-
träge zu Körting, Lateinisch-romanisches Wörterbuch, in ZRPh.
XXVIII, 357—362.
VollmoIIer, Rom. Jahresbericht VIII. ^2
I 178 Französische Lexikographie. 1904.
sato' detto dl terra tanti anni senza essere seminata, di provenienza
spagnuola.
Milaiio, aprile 1905. Pier Enea Guarnerio.
Französisclie Sprache. 1904.
Französische Phonetik. 1904 ist von R. Weeks I 11 ff. mit
der allgemeinen Phonetik zusammen behandelt.
Geschichte der französischen Sprache. 1902ff. von 6. Ryd-
berg folgt später.
Französische Lexikographie. 1904*). Nach der gewaltigen Hoch-
flut lexikographischer Werke, welche wir in den letzten Jahren zu ver-
zeichnen gehabt haben, trat 1904 eine bedeutende Ebbe ein.
Von grösseren allgemeinen Werken ist uns nichts weder in erster,
noch in einer neuen Auflage zu Gesicht gekommen.
Von F. SouLiCK und A. L. öardou erschien ein Petit Diction-
naire raisounß des difficult^s et exceptions de la langue fran-
yaiso (Paris Hachette 18® zu 2 colonnes III. 578 p.).
J. (nicht F., wie im JBRPh. VI 303 fälschlich gedruckt ist) GiL-
Lil^RON und E. Edmont setzten die Veröffentlichung ihres Atlas lin-
guistique de la France, der 1902 in Paris bei Charpentier begonnen
war (LBlGRPh. 1902. 219 Anzeige von Meyer-Lübke) bis zur Nummer
6ol fort, bis quand eile est gonflee (LBlGRPh. 1904 12. pag. 425);
in Journal des Savants einen Artikel von A. Thomes darüber und eine
Antwort darauf von Gilij^ron (F6vrier 1904).
Von Spezialschriften nennen wir Langlois Table des noms
propres de toute nature compris dans les chansons de geste imprim^s
(8® Paris, Bouillon) — Mildred Pope, Etüde sur la langue de irbre
Au gier, suivie d'un glossaire de ses po^mes (Paris, X, 120, 4®) —
P. Bernitt, Lateinisch caput and capum nebst ihren W^ort-
sippen im Französischen. Ein Beitrag zur französischen bezw. ro-
manischen Wortgoschichte. (Kiel, 32, 8®.) — Adolf Tobler, Etymo-
logisches (aus dun Sitzungsberichten derpreussischen Akademie XLIII, 16.8®).
Ijexikographisches behandeln 3 Abhandlungen in den MPhBru. I.Liste
des Dictionnaires, Lexiques et Vocabulaires fran9ais ant^rieurs
au Thr^sor de Nicot (1606) par Charles Beaulieux, p. 379 — 398,
in welcher sehr floissigen aus Autoren, die bisher diesen Gegenstand behandelt
haben, wie aus einer grossen Menge Bibliothekskataloge entlehnten Arbeit
er einen wichtigen Beitrag zur Geschicht^^ der französischen Lexikographie
gegeben hat. Er bespricht darin die Werke von etwa 80 Schriftstellern,
die zum Teil sehr wenig bekannt waren. Vgl. LBlGRPh. 1905. 5.
155 und ZFSL. XXIX. 2. 4. 2. Oskar Bloch lieferte eine Etüde
sur le dictionnairs de Nicot (1606), welche im Anschluss an Maxime
1) Bei 1901 (Bd. VI) ist leider vergessen: G. Pfetter, Beitrage zum
Wortschatz des dritten Buches von Rabelais (Marburg 1901). 1902. (Bd. VII)
S. I 165 Z. 13 V. u. lies Stücke statt Starke. S. I 170 Z. 4 v. o. lies Mar-
MiKR statt Monxier; vgl. dazu die ausführliche Besprechung von Herzog im
LBlGRPh. 1903, p. 291— 295.
K. Sach». I 179
Lanusse's Werk über dieses Wörterbuch eine zahlreiche Menge von
Wörtern anführt, die Nicot gebraucht hat, ohne sie in sein Buch an
ihrer alphabetischen Stelle einzureihen (13 p. 8^). — 3. C. Kattein be-
handelt sehr ausführlich das Wort Idylle (p. 219 — 235) und sein Vor-
kommen in den verschiedenen modernen Sprachen, wobei auch die deutschen
Autoren sehr eingehend besprochen werden. LBL 1905, 8. 155. —
Cl^dat, Essai de s^mantique III. la famille du verbe sire (RPh. fr.
3 — 4, 1904). — Glaser, Die Maass- und Gewichtsbestimmungen der
Franzosen, ein Beitrag zur Lexikologie und Bedeutungsgeschichte (v. Vig-
non in RPh. fr. 3 — 4, 1904). — Clara Hürlimann, Die Entwicklung
des lateinischen aqua in den romanischen Sprachen, bespricht Herzog
in ZRPh. XXVIII 3.
Von zweisprachigen Wörterbüchern erschienen: Nouveau Dic-
tionnaire ang1ais-fran9ais et fran9ais-anglais, contenant tout le
vocabulaire de la langue usuelle et donnant ainsi que les mots nouveaux,
un grand nombre de termes seien tifiques, techniques et ormmerciaux, la
prononciantion iiguröe de tous les mots par E. Clifton, ouvrage entie-
rement refondu et consid^rablement angment6 par J. Mc Laughlin, pro-
fesseur ä Tlnstitut commercial de Paris (Garnier Freres, I*^ partie: XII,
658, 2 col; II, XX, 673). Der zweite Autor hat bei Garnier eine
grössere Zahl Werke, meist über englische Sprache und Unterricht, aber
auch 2 Wörterbücher, sowie einen Correspondant commercial und ein
Manuel 6pistolaire der beiden Sprachen herausgegeben.
Das Petit Dictionnaire von Clifton, das nach der VoiTede (I.Teil)
mehr als 40 Jahre als ausgezeichnetes Taschenwörterbuch gedient hat,
während nach Teil II das grössere Werk von E. Clifton und Grimaux
„The mine of lexicographical learning" 30 Jahre lang ausgiebig l)enutzt
ist, soll durch dieses Werk ersetzt werden, welches das kleinere bedeutend
erweitert und ihm eine bessere Anordnung gegeben hat. Trotzdem aber
das neue Buch um das Doppelte grösser ist, hat es einen be-
scheideneren Preis als jenes; es giebt die Aussprache und viele Beispiele,
dazu eine Tafel der unregelmässigen Verba und der Münzen, Gewichte
und Maasse. Auf p. VI in I findet sich eine Instruktion sur la pronon-
ciation figur^e dans ce dictionnaire, auf VI — XI in I on French
pronunciation, auf p. XI, XII abr^viations. Die List of irregulär French
verbs gibt mehr Formen als die im I. Teile. Die Eigennamen stehen in
der alphabetischen Folge mit den Appellativen; aber beide Teile sind
nicht gleich behandelt: so fehlt Argoirie, während das entsprechende in
I zu finden ist, und dieselbe Ungleichheit zeigt sich auch sonst vielfach
(vgl. trolhy und fardier). Naples fehlt, während Neapolitan und
Napolitain gegeben sind, Berlinois, v4locipede stehen in II, nicht in I,
Oenoese fehlt in I, aber Genoa ist da und in II steht auch genoese
bei genois; venetia?i und renitien sind in I vorhanden; Mandchoitrie
fehlt wie viele andere Eigennamen.
Trotz des Bestrebens, möglichst zu kürzen, um Platz für wichtiges
zu gewinnen, stehen z. B. epoux und ^pouse in zwei Artikeln, ebenso
Meinte besonders neben dem Verb ^reinter, Adverbia wie epigranmiati-
cally, obligeamrnent neben den Adjektiven; turque subst. noch neben
turc^ turqve. Eine grosse Anzahl veralteter oder sehr seltener Worte
12*
I 180 Französische Lexikographie. 1904.
nimmt unnütz den Platz für andere fort, von denen viele wichtige, be-
sonders aus dem Gebiete der Neologismen fehlen: so cUßnide^ contre-
torpilletir, dynamOy tattersall, havelock, lawntennisj wofür nur tennis
gegeben ist; koduk, i)Ma1eiir^ sportsuonian, fire-o-clock tea, velo-
drome^ poker, polo, ivatt u. a. fehlen, funü^ular als subst., film^
7na7iille, trolley, turf sind nur unzureichend behandelt. Eine Menge
Worte steht in einem Teil, aber die entsprechende dort gegebene Über-
setzung in der anderen Sprache, die obenein ohne Erklärung unverständ-
lich ist, fehlt in dem andern Teile, z. B. loto^ ultraxodiacal^ epha, ephod^
ephorc, epitheme, diwdi^ antocratrix, Epicureanisin und EpicuHsm
sind zwei Artikel, aber Epicure fehlt, während Epictetus gegeben ist.
AuthenticaUy ist aufgenommen, das Adjektiv aber nicht.
Die Übersetzungen sind häufig ungenügend oder nichtssagend. Bei
semaine war für semaine des trois jeudis, wo das oft gebrauchte
quatre für trois nicht angegeben ist, besser Saint Lammasdx)y, was in I
fehlt zu kennen etc. Verweisungen sind manchmal wie bei automobile über-
flüssig, andere, wie z. B. eine solche bei heaven auf sky und kurze Er-
klärung darüber fehlen. Eigentümlich machen sich die Bemerkungen
bei au for ä le, bei du contraction oi de le . , . Der Druck ist im
ganzen gut, w^enn auch mit ziemlich kleinen Typen.
In dieser letzten Beziehung wie an Reichhaltigkeit st«ht es aber bei
weitem über dem New English and French Pocket Dictionary
containing all the words indispensable in daily conversation, admirably
adapted for the use of travellers by Dr. F. E. Feller, improved aiid
enlargcd by Prof. Dr. H. Rogivue (Leipzig, Teubner 16^ V. 359 und
Names of persons, countries etc. bis 372, table of in-egular verbs bis 374.
Im Dnick besser als dieses Augenpulver, aber im übrigen ein
sonderbares Buch ist schliesslich „Der leichteste und kürzeste Weg zur
Aneignung des französischen Wortschatzes, Französisch -Deutsches
Wörterbuch nach Wortfamilien zusammengestellt mit zahlreichen
etymologischen und sinnerläuternden Angaben in doppelter — sachlicher
und alphabetischer — Anordnung von Dr. F. Stadelmanx (Freiburg,
Oschwend, klein 8®). Um ein Beispiel von der eigentümlichen Anord-
nung zu geben, bei welcher nach den Bemerkungen zu Anfang „das
Nachsehlagen nach der alphabetischen Reihenfolge geschieht", sehe man
z. B. p. 179: recepisse, rcception s. recevoir, und nun eine ganze
Masse nicht einmal untereinander alphabetisch geordneter Wörter, unter
welchen auch apercevahh, comteption^ d/'f-cption, su^sceptible, anti-
ciper etc. Die klein gedruckten und in eckige Klammern eingeschlossenen
etymologischen Angaben, bei welchen deutsch, altdeutsch und ger-
manisch schnurriger Weise gesondert sind, fehlen bei sehr vielen Wörtern,
wo sie gerade sehr wünschenswert wären; bei anderen, wie z. B. fatal,
f(^e ist eine falsche Verweisung gegeben; bei fausse-cl/*fy faux-fuyant,
fai4X-pas. sind sie überflüssig, weil sie schon bei dem zweiten Teile der
Zusammensetzung stechen. Sehr viele Worte, wie z. B. fautenil^ mamelle,
sou, tarif etc. fehlen.
Schliesslich sei hier noch der Bericht über eine mir erst kürzlich
zugegangene interessante Arbeit aus dem Jahre 1902 angeschlossen: die
Inauguraldissertation von Hubert Es au, Die Benennung der
A. Doutrepont. I 181
wichtigsten Bestandteile der modernen französischen Tracht
Ein sprach- und kulturgeschichtlicher Versuch (Kiel, Peters.
70, 8®). In der Einleitung erklärt der Autor, dass er sich auf die
bürgerliche Tracht beschränkt und Amtstrachten, militärische und be-
sondere Volkstrachten einzelner Gegenden, wie die von Winter in
seiner Marburger Dissertation behandelte Kleidung und Putz der
Frauen nach den altfranzösischen Chansons de Geste ausge-
schlossen habe. Die „in erster Linie sprachgeschichtliche Arbeit" unter-
sucht den Ursprung und die Entwicklung der in Frage kommenden
Worte, nachdem auf p. 7 — 10 die Quellen der Schrift angeführt sind.
Im ersten Kapitel behandelt er die Kopfbedeckungen, ehape und seine
Ableitungen und bonnet, im zweiten die zur Bezeichnung der Bekleidung
des Oberkörpers dienenden Ausdrücke (p. 20), im dritten Bein- und
Fussbekleidung (p. 33), im vierten Überkleider (p. 50), im fünften das
Hemd (p. 55 — 62). In jeder Abteilung folgt auf die etymologische
und lautliche Besprechung der Worte eine sachliche über Zeit und Ge-
brauch der betreffenden Kleidungsstücke. Auf p. 63 stehen 113 Beleg-
stellen, und 70 schliesst mit einem kurzen Index die fleissige Arbeit
auf einem der vielen Spezialgebiete, deren ähnliche eingehende Be-
arbeitung die Entwicklung der französischen Lexikographie in erfreu-
licherweise zu fördern im Stande sein wird.
Brandenburg, Januar 1906. K. Sachs
Altfranzö»iRche Toxtausgaben. 1904 von E. Stengel siehe
Bd. VII S. I 170ff.
Französische Mundarten. 1904.
Le Walion en 1904. — Aneiens textes, Les Chart es
namuroises in^dites publikes par M. le chanoine Roland*) sont des
documents, la plupart du XIIP sieclo, qui int^n^ssent diverses communes;
Tauteur les analyse, donne ou döduit leur date, niontre leur iinportance.
— Le vieux th^ätre wallen (Les Hypocondes, Li Voyftge di
Chaudfontaine, Li Lidjwfes 5gadji, Li Fiesse di Houte-sM-
plout, Li Mälignant) a et6 r^dite en feuilleton par le jourmü Li
Spirou en 1903-4.
JEthnographie, Geographie, Toponymie. Sommes-nous
Celtes ou Gernmins? Nos rivicires portent-elles des nonis celtiques? Com-
ment la Belgique m^ridionale et TArdenne rest^rcnt-elles pays de langue
romane? Sur ces questions relatives a la Constitution de la frontiere
linguistique entre los pays germaniques et wallons, M. J. E. Demarteau,
dans sa solide £tude d'Histoire et d' Archäologie intitul6e L'Ar-
denne Belgo- Romaine^), nous donne les conclusions les plus nou-
velles de la science historique. — Ijc travail de M. Jules Feller sur
Les noms de lieux en -ster'*) est un modMe parfait d'ötude topony-
1) ASANa., t. XXIV, 4« livraison, 1 vol. 8^ 162 pagcs. 2) BIAL.,
t. XXXIV, p. 5—250. Li^ge, Ponceiet, avec 8 planches et unc Carte statisti-
que. Voir surtout pp. 25, 92 et Hl, 239. Cf. RIPB., t. 48, 1^ livr., 1905,
p. 34—5; W., 1905, p. 30—1. 3) Extrait du BSV AH., t. V, Verviers, F^gu-
I 182 I-« Walion en 1004.
mique: critique pnidente et m^thodique, recherches consciencieuses, vaste
Erudition, tout contribue ä en faire une excellente le9on de toponymie.
Quel est le sens exact de ce fameux suffixe -ster qui a fait couler tant
d'encre? M. Feller, par une s^rie d'analyses savantes et d'^liminations
peremptoires, arrive a d^montrer sa germanicitß: c'est la forme normale
correspondant aux suf fixes sted, stay, stat, dont Torigine est le vieux
mot gothique staths, signifiant place ou Etablissement. Un lexique
des noms en -ster, abondamment document^ termine le memoire*).
jStymologie» Un certain de mots wallons ont 6te ou invoqu6s
ou Studios a fond par les Etymologistes, tels ämöne, ampounier, bour-
lot, frambÄhe sous ses diverses fomies, fr^ve etc.-, gardine, lane-
resse, mago, mwe etc., rouillier'), ringuele®), bran, dicÄce'),
coperes®).
Lexicologie. Traitant De quelques wallonismes*), M. Mau-
rice WiLMOTTE «restitue ä quelques tours usit^s dans le fran9ais de
Li^ge ou de Namur leurs titres de noblesse. II montre que ces fa9on8
de parier, actuellement condamn^es par les puristes, furent ä une certaine
date de bonne langue, et que ces archaisraes ont, en somme, de qui
tenir^®)». — M. Willem Dei^aux, dans un article sur Tartarin . . .
expression wallonne^*), avait cru d^ouvrir que ce n'est ni le Midi
ni Daudet qui ont inventE Tartarin, mais bien notre Jean d'Outremeuse
en son Myror des Histors: «cheaz de Cynee sont fours issus, si que
Tartarins . . . ». Mais il s'agit ici de Tartares^*)! — Dans son 6tude siu"
Die Mass- und Gewichtsbezeichnungen des Französischen.
Ein Beitrag zur Lexikograhie und Bedeutungsgeschichte*'),
M. Kurt Glaser cite et utilise nos meilleurs vocabulaires wallons g6n6-
raux ou techniques. — Nous devons a M. Jean Haust un excellent
petit Vocabulaire du dialecte de Stavelot, nombreuse et curieuse
collection de vocables ou de sens plus ou moins particuliers a la r6gion,
et un Index lexicologique du t. XLIV du BSLLW., donnant les
mots, acceptions, tournures ou spots que ne mentionnent pas les diction-
naires de Forir et de Grandgagnage**). — Le tome II, M ä Z, et
le Supplement du Dictionnaire wallon-fran9ais (dialecte namu-
rois) de M. Llf.ON Pirsoul a paru**). C'est une oeuvre de videur,
consciencieuse et solide dans son ensemble; mais par endroits les expli-
cations sont iusuffisantes, les d^finitions inexactes, etc. L'auteur aura
d6blay6 le terrain, mais il faudra plus tard reprendre le travail avec plus
de rigueur et de m6thode*^).
enne, 144 p. Cf. RIPB., t. 47, 6« livr., 1904, p. 415; W., mars 1905, p. 104—
5. 4) Voyez aussi, dans BSLLW., t. 44, p. 471—6, le Rapport de M. Le-
QUARRE sur le concours de Toponymie wallonne. 5) ZRPh., 1904,
t. 28 pasßim (voir rindex). 6) ZFSL., t XXVIII, 1905, p. 82. 7) W., 1904,
p. 193, n. 1 et 2. 8) W., 1904, p. 51—3 9) M^langes Paul Fredericq.
Bruxellee, Lamertin, p. 91—6. 10) W., 1904, p. 303—4 (Oscar Grojean).
11) Ligue artietique du 3 d^cembre 1904. 12) W., janvier 1905, p. 33
(Oscar GRaiEAN). 13) ZFöL., 1904, p. 95—220. 14) P. 493-541 (cf. W.,
1904, p. 173—5) et 543—9. Voyez aussi les Rapports de M. Jules Feller
sur les concours de Mots wallons divers, p. 465—6, de Suffixes
nominaux wallons, p. 455—64, de Prosodie wallonne, p. 467—70.
15) Malines, Godenne, 8", 364 p. 16) W., mars 1905 (A. Marechal).
A. Doutrcpont. I 1H3
Histoi/re Htteraire. M. le Dr. Alexandre, clans uno courte
notice Sur Tantiquit^ du crdniignon^'), signale un seoond texte du
XV® siecle oü il s'agit encore, vraisoniblablement, d'un erämignon:
. . . choraea hominum utriusqne sexus, quae ambiens ... — Dans
le conflit eiitre les patois et le fran9aid littiraire, deux ^rivains ont re-
vendiqu^ les droits et les bienfaits de ridiome local. En des consid^ra-
tions tr^s sens^es nur La que.stion du wallon^®), M. Paul Scharpf
reconnait que la disparition des dialectes ... est impossible par la
force des choses, qu'ils ne sont pas un obstacle au progr^s, qu'ils ont
m^me une vertu civilisatrice, que T^crivain se retrempe dans son parier
natif comme dans une fontaine de Jouvence, qu'au point de vue scienti-
fique et philosophique une oeuvre wallonne, p. ex., a plus de prix intrinsb-
que qu'une oBUvre fran9aise de m^me envergure, etc. — L'^cole Na-
tionale, revue p^dagogique de Bruxelles, avait dirig^ de vives critiques
contre le patois: eile en demandait la suppression en faveur de Tensoi-
gnement du fran9ais. Dans une lettre adress^e a la m^me revue A pro-
pos du Wallon et de Fenseignement du Fran9ais en Wallo-
nie'®), M. Oscar Colson prend avec sagesse et une 6motion communi-
cative la defense des parlers locaux et de notre riebe litt^rature de
terroir. — Une page eloquente s'est ajout6e ä notre histoire littßraire:
c'est rAper9u historique sur la Germanisation de la Wallonie
prussienne par M. Nicolas Pietkin, cur^ de Sourbrodt-Malni6dy*%
le plus actif des wallonisants d*Outre-fagne, apötre des vieilles nioeurs
catboliques et wallonnes. C^est un travail trös consciencieux, doounient^
mönie jusqu'ä Texces, et qui niontre une fois de plus Tabsurdite des
pers^cutions linguistiques. — Une importante broc'hure a ^t6 consacr^e ä notre
pot'te populaire N icolas Defrecbeux (1825 — 1874) par M. E. Laveflle,
8. J.'*^); c'est une biograpbie cxacte et fidele, une 6tude compl^te et in-
struetive appuy^e de nonibreux fragments bien choisis et soigneusement
traduits, qui donne le sentiment raisonn^ d'un critique p^n^trant et
judicieux. — Signaions aussi les trop courtes notices n^crologiques consa-
cr6es au c^lebre auteur de Jean de Ni volles et de TArgayon, M. Tabbe
Michel Renard *^). — A qui veut se faire une id6e du niouvement
litt6raire en Wallonie, nous signalons le Rapport de M. Nicolas
Lequarr^ sur les travaux de la Soci6t6 li^geoise de litt^ra-
ture wallonne de 190 0 ä 1903*^): durant cette pöriode, 405 nie-
nioires ou pi^ces ont 6t-6 soumises a son appr^ciation, dont 25 traitaient
des questions de linguistique ou d* histoire, 51 ^taient des piöces de th6-
Ätre en prose (39) ou en vers (12), IG des seines populaircs dialogu^es,
203 des crfimignons, chansons et autres po^sies; en 1904, 126 compo-
17) W., nov.-d6c. 1904. Cf. XI, p. 459. 18) La Mause du 22 döc.
1904. Reproduit par W., 1905, p. 68—70. 19) No« des 15 mai, 1«' et 15 Juin
1904. R^imprimö dans W., nov.-d^c. 1904, p. 349-57. 20) Extrait de W.,
1904, p. 82—113, 137—62, 200—34, 273-98. Bruxelies, Schepens, 1904, 8^
IV — 118 p., 2f. 50. Cf. RIPB., t. 48, p. 44—7 (J. Feller) et Gazette
de Lifege des 5 et 19 d^cembre 1904. 21) Li^ge, fecole professionnelle de
Saint Jean Berckmans, 8^ 63 p., avec portrait. Cf. W., 1904, p. 238—9.
22) W., 1904, p. 233—6, par Georges Willame, et p. 236—8, Biographie
et Discours en wallon par M. Nicolas Leqüarre. 23) ASLLW., 1904,
p. 41—53.
I 184 Le Walion en 1904.
sitions diverses ont ete jup:6eö par la Soci^^te. Son Bulletin de 1 904**),
coiitenant les rapports et le« piöces couronn^s en 1901, se divise en
trois parties: Litt^rature, Histoire et philologie, Appendice
coinprenant des travaux admis en dchors des concours. — Le r^pertoire
de nos chant«urs et d6clamat«iirs wallons s'est considerableniont enrichi
par la publication du 14*^ Annuaire de TAssociation des Auteurs
dratnatiques et Chansonniers wallons, auquel 37 auteurs ont
donne 45 chansons, chansonnettes ou nionologues, du 30® Annuaire
duCaveau li^geois, avec des chants de tous genres, couplets de noces,
grands airs, romanees sentimentales ou couplets joyeux, sonnets, tableaux,
grosses farces*^), 36 pieces en une centaine de pagcs issues de la colla-
boration d'une vingtaine de bons faiseurs.
L'iiit^ressant Armanack des Qwate Mathy a paru pour la
onziöme fois: a quantit^ de productions douces ou joyeuses, tondrement
po6tiques ou franchement gauloises, Tediteur, le poete Joseph Vrindts,
a eu rheureuse initiative d'adjoindre toute une s^rie de vieilles chansons
(pie tous les amateurs seront heureux de poss6der. — Le 6® num^ro
de TArmanack d^ Pays d'Haive se recominande par ses romanees,
chansons, chansonnettes, monologues, bons mots, etc. Celui de La Mar-
mite en est a sa 20® aiin^e*^ mais le Journal du mönie nom, la plus
ancienne de nos feuilles wallonnes, a cess^ de paraitre apr^s 32 ann6es
d'existence*''); disparu aussi Le Spirou*^), mais en revanche ont vu le
jour a Namur Li Couarneu, a Charleroi L'Crequion (grillon), a Ni-
velles L'Trintchet.
Parmi les recueils nouveaux sont a mentionner ceux d'lilMiLE
GJ^:rard: Oeuvres wallonnes**), po^sies vari^^s, morceaux de prose,
contes populaires et scene« de la nie, de Joseph Vrindts: Vis Airs
et Nov^ 3 Respleus, de LuciEN Maubeuge: Violötes et pinsöyos^'^),
une trentaine de po^sies dont les meilleures sont inspir^es par le chamie
de la nature, de Martin Lejeune: Les MTilhureüs^^), oeuvre d'un
art consomme, de Jean Lkjeune: fe man^dje^^), sonnets d*une touche
l^gtire et juste, de^ H. D£öamor6; Boqu^ts Chüsis, chansonnettes et
monologues, etc. A c6t6 de nouvelles traduites conmie Sondje d'oühe
par Martin Lejeune^^), Li p^tite bäcöle et les aloum^tes par
Antoine Bouhon^*), ou originales comme LesTchäfeusävis covint
d'Boland par Jules Leruth^*^), il faut signaler a part Lu fa do
diale ^t Trotche Margot ou Introducsion a Thistware du
M a m m' d i et du S t d v ' 1 e ü par Jean Schu ind ^% sorte d'^popee
d'un style naif et qui fleure bon TarcbaYsme.
Dans la vingtaine de pieces dramatiques nouvelles, une mention
24) T. XLIV, 8«, 552 p. 25) Cf. Gazette de Li^ge du 22 novembre
1904. 26) Malincß, Godenne, S", 112 p. 27) Cf. W., fövr. 1905, p. 70-1:
La Mort de *La Marmite.. 28) Cf. W., 1904, p. 250. 29) Quatrifeme
s^rie, Li^gc, Wassoige. Les autres recueils ont pani en 18i)0, 1894 et 1901.
30) Planus, Lize-Beraing, 8", ()5 p. 31) BSLLW., t. 44, p. 409—35. Voir
außsi, du möme, ibid., Sol Mouse, Lu live du m^sfte dM grand-m<^re,
Lu mw^rt dh k't^veu d'lfegne, Lu martchi d^ s^medi, Sondje
d'oAh(>, Tchanson dh r^^v. 32) BSLLW., t. 44, p. 43(i— 48. 33) BSLLW.,
t. 44, p. 325—9. 34) BSLLW., t. 44, p. 3:50—2. 35) Hodiraont, Kaiser.
36) BSLLW., t. 44, p. 340 sqq.
J. Vißing. I 185
particuli^re est due a Li Consyince, cn 4 actes, <le Maurick Pecü.ers,
etude psychologique d'un conscience malade, qui prouve qiie la litt^rature
draniatique wallonne ne doit paö n^cessairemeiit se borner a peindre des
seines de m6nap:e, iiiais qu\ille peut aborder des probl^nies psyehologiques
et sociaux^''), ä Blofts^ye en 3 actes de Martin Lejeune^®), a Ine
Astrap&de en 2 actes d' Edouard Doneux^*), ä Dins TglAriöte
de Jean Wynr, a Amour ni fait nin compte en 1 acte de THi:oPHiLE
BovY, a Ruv'nou, com^die dramatique, de Henri Hitrard*% ä La
Saint-Djan-Batisse, tableau populaire, de Nestor Outer.
FolkloTe. — M. Oscar Coij?on a fait paraitre une seconde
edition, refondue et au^ment6e, de son 6tude si fouill^e sur Le «Cycle»
de Jean de Nivelle, Chansons, Dictons, Legendes et Type
populaire*^). — Don Ursmer BerliI:re a publik dans Jadis une bulle
qui prouve que la procession de Gerpinnes 6tait d6ja un ancien usage
au XV® sieole. — Dans Wallonia, M. Henri Bragard continue ä
Studier le Folkore de la Wallen ie prussienne par La Noel a
Malmödy"); M. N. Cuvellier y donne des notes de Meteorologie
Rustique*^) et M. E. Mathieu signale Le roi des radis ä Kain**).
Li^ge. A. Doutrepont
Anglonormannisch. 1904. Zuerst ist zu nennen Louis Emil
Menger, The Anglo-Norman Dialect, a manual of its phono-
logy and morphology with illustrative speciniens of the
li terature^), ein anglonormannisches Handbuch also. Es ist ein po-
sthumes Werk. Der Verfasser kam im Jahre 1903 durch einen Unfall
um; er hatte da nur einen Teil der vorliegenden Publikation in Korrektur-
bogen durchsehen können; die Vollendung des Druckes wurde von Pro-
fessor H. A. Todd besorgt.
Der ausführliche Titel gibt zu erkennen, dass das Buch Phonologie,
Morphologie und Textproben enthält. Also fehlt sowohl die äussere
Geschichte des anglonormannischen Dialekts als die Wortbildungs- und
Verslehre. Dies muss als ein schwerer Mangel in einem anglonor-
mannischen Handbuch empfunden werden.
Auf der andern Seite gibt Verfasser ausser der Angabe des Titels
ein chronologisch geordnetes und mit ausführlichen bibliographischen
Notizen versehenes Veraeichnis von anglonormannischen Texten oder
vielmehr Handschriften (S. G —36), auf die seine Untersuchungen haupt-
sachlich basiert worden sind. Diese Nebeneinanderstellung von Werken,
die von Anglonormannen kopiert und verfasst worden sind, ist be-
fremdend. Im obengenannten Verzeichnis kommen also als Anglononnannisch
Texte, wie Alexis, Roland, Pölerinage de Charlemagne, vor. Und
zwar sind alle diese Texte nach dem Alter der Handschriften geordnet
37) Cf. Litt^rature dramatique wallonne. Appreciation des
journaux sur la pibce nouvelle Li Consyince . . . Libge, La Meuso,
16 p., avec Pr^face. 38) BSLLW., t. 44, p. 21, 197—215 39) B«LLW., t 44,
p. 20— L36. 40) BSLLW., t. -14, p. 20, 217-241. 41) ASANiv., t. VIII, p
107—235 Cf. W., t. VIII; RIPB., t. 48, p. 67—8. 42) W., 1001, p. 3()1— 4.
43) W., 1904, p. 88. 44) W., 1904, p. 88-0.
1) New- York, The Columbia University Press. XX + 167 S. 8^
I 186 Anglonormannisch. 1904.
worden; also werden z. B. das Adamsspiel und die Karlsreise zur
Mitte oder zum Ende des XIII. Jahrhunderts, Brand an zum Ende des
XII. Jahrhunderts geführt. Dies bringt gewisse Uneigentlichkeiten mit
sich. Ist nur die Schreibung der Handschriften für die Sprachform aus-
schlaggebend, so ist die Sprache der Zeit Philipps von Thaun z. B.
nicht in der Untersuchung mitberücksichtigt. Werden aber sowohl Reime
als Schreibungen als Angaben der Sprachformen benutzt, so muss
man diese Angaben zu verschiedenen Zeiten für jedes Gedicht verlegen.
Also wenn z. B. Brandan e und ie im Reim nicht bindet (was Ver-
fasser S. 56 anführt), ist dies bezeichnend für die Sprache um etwa
1122 und nicht am Ende des XII. Jahrhunderts: da schreibt der Kopist
ungeniert e für ie.
Mehrere der anfangs aufgeführten Texte sind am Ende des Buches
als Textproben benutzt worden, darunter auch die Karls reise.
Es ist zu bedauern, dass viele wichtige Texte, wie Hörn, Con-
quest of Ireland, Disticha Catonis, Wadington, Briton und
andere juristische Abhandlungen, Chroniken u. s. w., nicht als Material
benutzt worden sind. Auch hätte ihre blosse Erwähnung zu einem
Überblick über die anglonormannische Literatur gedient.
In dem Textverzeichnis fehlt auch Denis Pyramus, Vie de St.
Edmond, ein Text, der doch später öfters zitiert wird (S. 42, 54, 79,
91, 112, 121, 127, 128). Man weiss also nicht, welche Zeit die aus
Denis angeführten Erscheinungen nach Verfassers Ansicht repräsentieren.
Übrigens scheint es mir zweifelhaft^ ob überhaupt Denis ein Anglonor-
nianne war, obwohl er vermutlich in England gedichtet hat.
Die Phonologie ist der Hauptteil des Buches und füllt die Seiten
38 — 109. Sie gibt eine detaillierte, aber unkritische Zusammenfassung
von bisher gemachten Untersuchungen über den anglonormannischen
Lautstand, und zwar sind, wie gebührlich, diejenigen von Suchier und
Stimming besonders berücksichtigt worden. An verschiedenen Stellen
könnte man zwar Detailanmerkungen machen; das mag aber einer aus-
führlichen Besprechung vorbehalten werden. Ich bemerke nur, dass, was
S. 76 über die intrikate Frage vom Lautwert der Schreibungen eo, oe,
ö etc. gesagt wird, mir nicht recht klar erscheint, und dass, wenn Ver-
fasser Hörn als Material benutzt hätte, er sicherlich auch von para-
gogischem -n gesprochen hätte (Hörn: issin V. 730, 1528, 1687,
2425, 2932, 3967; mercin 3979 etc.), und vielleicht auch ausführlicher
von dem Einfluss, den die südfranzösischen Dialekte auf das Anglonor-
mannische ausgeübt haben, und worauf Verfasser S. 4 hindeutet, ge-
handelt. Auch scheint mir Verfasser bisweilen zu viel Gewicht auf
einzelne Schreibungen gelegt zu haben; so z. B. vermag ich nicht in
der zweimal (S. 91 u. 128) zitierten Form pareir anderes zu sehen
als eine Verschreibung für poeir, sowie ntrorne (S. 91) wohl auch
Verschrei bung für curonne ist.
Von der Morphologie (S. 110 — 29) ist kurz zu sagen, dass sie zu
knapp ausgefallen ist. Es ist offenbar, dass Verfasser hier nicht seine
Arbeit abgeschlossen hatte. Es heisst z. B. S. 122, dass die 2. Pers,
PL auf -et für -ex in fünf genannten Texten vorkonmit; es sollte heissen,
dass die Endung in einer Menge Handschriften zu finden ist, obwohl.
J. Vising. • I 187
wie die Keime zeigen, sie relativ spät ist. Wenn die Formen alisum,
menisum als Seltenheiten bezeichnet werden (S. 127), ist dies ja nicht
richtig; sie sind ja auch die ursprünglichen. Für ereity eroit, eroient
(S. 288) wäre eine Hinweisung auf Koch, Die Entwicklung des
lat. Hülfsverbs esse (1902) auf ihrem Platze gewesen. Man hätte
dabei auch erfahren können, dass diese Formen süd westfranzösisch sind.
Die Textproben schliesslich (S. 130 — 167) werden nach früheren
Editionen gegeben. Sie sind nicht von Kommentar oder Vokubular be-
gleitet
Die Entwicklung der Vortonvokale im Anglonorman-
ni sehen von Alfred Schabitz ist eine Inauguraldissertation^), die sich
auf den Oxforder oder Mont6bourg-Psalter und auf die Quatre
Livres des Rois beschrankt. Verfasser hat aus theoretischen Gründen
eine detaillierte Zerteilung sebes Stoffes vorgenommen, welche indess
die Übersichtlichkeit beeinträchtigt und das Lesen seines Buches er-
müdend macht. Meiner Meinung nach wäre es besser gewesen, wenigstens
Nomina und Verba zusammen zu behandeln. Wievielmale wird nun
nicht wiederholt, dass pro- pur-, com cum und com gibt u. s. w. Oder
ist es nicht lästig, S. 30 von honurable, hanurance etc. zu lesen und
S. 35 von oiiurady honured etc.?
In nicht wenigen Fällen hat Verfasser eine Auffassung, der ich
nicht beitreten kann. Ich werde einige solche Fälle anführen. S. 10
sagt Verfasser, a sei erhalten vor d in z. B. ciuieneSy chael etc., chair
(S. 17). Dass d hier eine Holle gespielt habe, scheint mir unanehmbar.
Vielmehr ist a erhalten, um nach dem Falle von d Dissimilation zu be-
wirken; so auch in chaeir, wozu chair sich anschliesst; chaun kaiin
Anbildung an chascun sein. S. 24 sollte corporel' unter die Lehn-
wörter aufgenommen werden. Der Fall des protonischen e in den
Endungen -eur, -eJire wird 8. 25 durch einige Beispiele belegt; eine für
die Zeit der Q. L. R. so wichtige Erscheinung hätte eine ausführlichere
Behandlung verdient: alur^(s) kommt ja auch vor und wird 8. 31 zitiert.
8. 29 finde ich, ^vl^q J^ureyez sein lateinisches ü behält. Kennt also
Verfasser mit Sicherheit die Etymologie dieses Wortes? S. 43 f. gibt
Verfasser der Verbalendimg -ei er, -oyer als alleinige Grundform kare,
Dass u in dreiturers ein lateinisches ö representiere (8. 53), verstehe
ich nicht; was bedeutet übrigens eben daselbst „Q. L. R. 122, 148 mit
erhaltenem o (Analogie)**? Auch in diesen Stellen hat das Wort u,
nicht ö. Wenn ymdtipKabh Lehnwort ist 8. 60, sollte es auch 8. 55
Lehnwort sein. Solche Ausstellungen können noch gemacht werden,
haben aber hier nicht Interesse genug.
Jules Derocquigny, A Contribution to the study of the
French Element in English*) hat wenig Bedeutung für das Anglo-
normannische, mehr für das Englische. Verfasser will den grossen Ein-
satz, den das Französische in das Englische gemacht, ausdrücklicher
hervorheben, als dies früher gemacht wurde. Zu dem Ende sucht er zu
konstatieren, dass mehrere Wörter, die man bisher gewöhnlich als latei-
2) An der Universität Haue- Wittenberg. Halle, Bechstein. 3) Lille, Bigot
Bros.
1 188 Ai%lonormanni8ch. 1904.
nische Lehnwörter angesehen, vielmehr französisch sinci, z. B. falai,
rnantley pnrse ete. (Kap. II), dass die französischen Lehnwörter äusserst
zahlreich und durch ihre Bildbarkeit äusserst wichtig sind (Kap. III),
dass eine Durchsicht von Boeve de Haumtone, Bozen, Gower
und Briton reichliches Material zur Berichtigung bisher aufgestellter
Etymologien gibt (Kap. IV), dass auch die englischen Dialekte etymo-
logisches Material von Ausgiebigkeit darbieten (Kap. V, VI), und dass
die englische Grammatik dem Franzosischen mehr schuldigt als ange-
nommen ist (Kap. VII). Bei alledem handelt es sich ja um gemein-
französischen Einfiuss ebenso gut als um anglonormannischen. Übrigens
scheint mir das Buch etwas rasch geschrieben und dürfte mit Kritik
studiert werden.
Die äussere Geschichte des Anglonormannischen hat etliches aus
der Arbeit Geoffry Hills, Some Consequences of the Norman
Conquest*) zu holen. Das erste Kapitel hat die Überschrift The
Change in Population. Verfasser glaubt das Heer des Eroberers zu
12 000, dasjenige Harolds zu 8000 Mann schätzen zu können. Be-
kanntlich gehen die Angaben hierüber sehr auseinander, und eine wohl-
begründete Entscheidung ist unmöglich ; vgl. Frans ka SprSket i
England I 6. Spatz hat in den Historischen Studien^) die Zahl
der normannischen Eroberer zu 6000 bis 7000 angesetzt (S. 30, 33),
was ich als zu w^enig betrachte. Jedenfalls ist diese Invasion von Nor-
mannen, Bretonen etc. nur ein Bruchteil der Zahl der in jenem Zeit-
raum in England hineinströmenden Franzosen. Schon vor der Er-
oberung gab es in England ein beträchtliches französisches Element.
Während der Regierung Wilhelms I. dürften 200 000 Franzosen hinein-
gekommen sein, während von der englischen Bevölkerung von höchstens
2 000000 etwa 500000 ums Leben gebracht wurden oder verschwanden
(S. 24). Seit dem Tode Wilhelms I. setzte die französische Immigration
in verschiedenem Grade zu verschiedenen Zeiten fort bis etwa 1400, da
sie fast aufhörte. Während dieses Zeitraumes kann das durch die nor-
mannische Eroberung nach England gebrachte fremde Element zu 20
oder wenigstens 15 Prozent der Bevölkerung angeschlagen werden. Wenn
man nicht zählt, sondern wägt, hat dieses Element natürlich eine weit
grössere Bedeutung.
Was Verfasser weiter über die Sicherheit, die England durch die
normannische Eroberung für eine andere Eroberung gewann („Safety
from invasion"), oder über gewisse sprachliche Eigenheiten in England
ausführt, hat für das Anglonomiannische wenig Interesse oder ist zum
Teil nicht annehmbar. So z. B. was Verfasser über den Genetiv Christ
his statt Christas sagt (S. 178 — 189). Ich glaube nichts dass jene
Genetivform "one of the results of the Norman Conquest" (S. 189) ist.
In dem letzten Kapitel, über Taufnamen in England, möchte die Er-
örterung von Godfrrd- -Galfrid — Jeoffrey etc. den einen oder anderen
interessieren.
(jöteborg. Johan Vising.
4) liondon, Eiliot Stock. 5) Berlin 189G.
J. Anglade. I 189
ProTrenzalische Sprache. 1904.
AltproTenzalisebe Orammatik und Lexikographie. 1904.
La these de M. K. Karch ^), dont nous n'avons pas pu parier plus t6t,
sur les ^l^nients fran9ais en ancien proven9al, est un travail original et
important. Mais il est difficile d'^tre complet daiis un travail de ce
genre (parmi les auteurs de la deuxi^me partie du XIII® siecle Riquier
n'est pas cit6, alors que Folquet de Lunel et N'At de Mons le sont).
De plus certains mots que M. Karch croit d'origine fran9ai}<e pourraient
bion appartenir aux dialectes septentrionaux de la langue d'oc. Enfin
M. Karch aurait pu distinguer parmi les mot*^ emprunt^s au fran9ais
ceux qui proviennent du dialecte poitevin: ils sont int^ressants ä plus
<run titre: cf. sur les mots en ei (p. 36) et sxir joi (p. 48) les obser-
vations de M. A. Jeanroy dans son Edition des poßsies de Guillaume IX,
eomte de Poitiers, p. 1 2. Nous aurions aini^ aussi trouver quelque chone
de plus complet sur (7/7, neniiiU qui doivent remonter assez haut:, comme
nous Tavons d^montr^ ailleurs (RLKt. 43, p. 58 sq.) cf. cependant pour o'il
les pages 19, 55. L*6tude se termine par un relev^ chronologique des
foniies fran9aisea eitles.
Dans une courte note sur VUmkiut en proven9al, M. 8avj-Lopez')
examino les conclusions ^niisess parM. Vorotzsoh a propos du m^me ph^nom^ne,
.<ans apporter des conclusions tres süres. IjCS groupes ^tudi4s sont r/, s)\ Ij,
M. C. Nigra*) cite quelques exemples de m6tath^ses proven9ales,
en 6tudiant ce pb^nomene dans quelques mots romans.
M. Okstberg*) a 6tudi6 la formation des pronoms possessifs au
singulier en ancien fran9ais et en ancien proven9al: il essaye de donner
de ce.« formes une autre explication que celle que Ton donne d'ordinaire.
II s'occupe d'ailleurs des formes fran9aises plutot que des formes pro-
ven9ales qui offrent peu de difficultßs.
Nous devons a M. R. Dittes^) une 6tude syntaxique sur Temploi
de rinfinitif en ancien proven9al. Malheureusement M. Dittes n'empruute
ses exemples qu'a un cercle de documents trös restreint: ceoi diminue la
valeur de son travail. Les exemples cit^s sont cependant assez nom-
breux et cette 6tude fournira une bonne contribution a un chapitre de
la grammaire proven9ale.
Dans la Romania^) M. Antoine Thomas a demontr^ que amcjita
cit6 par Raynouard devait 6tre lu amenla. On doit au m^me savant
une interessante note sur conobre'^), qui ne figure pas dans les diction-
naires proven9aux, et qui signifie oulture, travail de la terre, Cf. a
ce sujet une courte communication de M. Emil Levy, Ro. 1904,
p. 460 — 461. Le nom de Heu Trafnesaiffues esl rattach^ par M. Thomas^)
1) Robert Karch, Die nordfranzösischen Elemente im alt-
pro venzali sehen, Darmstadt, G. Ottos Hofbuehdruckerei 1901, in-H", 88 p.
(Heidelberger Dies.). 2) Paolo Savj-Lopez, Dell' Umlaut provenzalc,
Budapest, Tipografia deU'Athenaeura 1902, in-8", 6 p. 3) C Nigra, Metatesi,
ZRPh. 1904, 1—10. 4) H. O. Oestberg, Sur les pronoms possessifs au
singulier dans le vieux fran9ai8 et le vieux provenjal, in-8°, 12 p.
(Extrait de ÜRF.). 5) R. Dittes, Über den Gebrauch des Infinitivs
im Altprovenzalischen, Syntaktische Studie, RF. 1903, XV p. 1—40. 6)Ro.
1904, p. 261, 460. 7) Ro. 1904, p. 262, 461. 8) AM. 1904, p. 500.
I 190 ProveDzalische Sprache. 1904.
ä inter-ambas-aquas ; le m£me auteur cite dans une note post^rieure
d'autres exemples du möme mot®). M. G. Millardet*®) doime une
ing^nieuse explication du b^arnais talaraque, qu'il explique par la oonta-
mination de tela aranea X theriaca; Tauteur cite quelques autres
exemples de contamination en b^nais.
Le M^ME AUTEUR rattache le laiidais suhiu au lat.-vulg. *sepJk
indiquß par M. A. Thomas pour le v. fr. sevil, D'autres exemples
du changement de e protonique en u rendent tr^s vraisemblable cette
d^rivation.
Le tome IV du Provenzalisches Siipplementivörterbuch^^) de
M. Emil Levy paru en 1904 contient les mots commen9ant par G — L.
n est impossible d'entrer dans le detail des mots examin^s dans ce
travail magistral qui avance avec une remarquable r6gularit6. Nous nous
contentons de citer dans le dernier fascicule les articles lexeTy leUj levar
et ses nombreux d^riv^s, loc, etc. hinge 2) : linge signifie encore aujourd'-
hui mince, Liam 2) me parait en effet signifier lo7ige: lirnpre (?) me
parait aussi douteux; litjar doit ötre lu alitjar (cit6 deux fois dans le
m^me texte) sans qne le sens soit bien clair; lobret est plutöt petit
chien qu'autre chose; logres du Breviari d' Amors doit ßtre consid6r6
comme synonyme de gran^ dos; latihdan pour londan ne vaut gu^re
la peine d'ßtre cit6; p. 434» longamen = pour longtemps? Scala
longieyra peut designer simplement r6chelle de la charrette, les deux
montants; 436'* longuie s'oppose a acabat, un plaisir long, lent a venir;
clur e clus de Riquier 445» doit ßtre maintenu.
Nenprovenzalische Grammatik und Lexikographie. 1904.
M. Eynaudi a consacr6 une 6tude au dialecte ni9ard^*), 6tude faite sans
beaucoup d'ordre et de critique, mais avec une foi robuste et sinc^re.
La brochure, qui reproduit des textes d6jä publi^s par Caix de Pierlaf?,
contient de longues discussions sur Torthographe du dialecte ni9ard. II
fut longtemps §crit avec Torthographe italienne, mais il n'y a pas de
raison pour qu'il ne soit pas 6crit comme le bon proven9al.
M. Sarrieu a continu6 dans la BLR. son ^tude phon^tique sur le
parier de Bagn^res de Luchon. M. S. a fait suivre le consonantisme
de plusieurs appendices int^ressants sur les dissimilations, les m^tathiises, etc.
Les exemples sont tres abondants et savamment class^s, trop minutieuse-
ment a notre sens. Les comparaisons avec le latin vulgaire des in-
scriptions pyr^n^ennes ne sont pas des plus heureusea: elles ne se justi-
fieraient que pour un travail de phondtique historique: ce qui n'est pas
le cas. P. 137, fncy m^Sy mestre sont des mots franyais.
Un lexique de ce parier doit compl6ter ince^samment cette interessante
publication. M. G. Millardet ^^) a not^ la r^duction de n final en
gascon ä y et delimit6 de rayon oü ce ph^nom^ne se produit (sud du
dßpartement du Gers et Hautes-Pyr^n^s).
9) AM. 1905, p. 77. 10) Ro. 1904, 408. 11) AM. XVI, 222—224.
12) Emil Levy, Provenzalisches Supplementwörterbuch, vierter Band
(G— L), Leipzig, O. R. Reisland 1904, in-8°, 446 p. 13) Jult Eynaudi, Lou
diaUte niyard, Niya, Eroprimaria dei Alpa Maritima 1903, in-8°, 55 p.
14) Sarrieu, Le parier de Bagn^res de Luchon et de sa vall^e,
RLR. 47, p. 97, 481. 15) AM. XVI, p. 224-226.
J. Anglade. I 191
AltproYenzalische Texte. 1904. — Poesie. La iiouvelle
Edition de la Chrestomathie proven9ale de Bartsch^®) que nous
oflre la librairie Elwert präsente des diffißrences notables avec la dernifere
^ition publik du vivant de Tauteur (1879). Elle a 6t6 pr^par6e par
le regrett6 M. Koschwitz, surpris par la mort au moment oü il allait
terminer sa täche (M. Eduard Wechssler a revu les ^preuves des
quaranta dernieres colonnes). Le texte a 6t6 mis au courant des travaux
pärus depuis vingt<;inq ans; quelques pi^ces, peu nombreuses, ont ^t6
supprim^es; le nombre des variantes a 6t6 augment^; le lexique a §t6
enrichi d'^tymologies; le caractere typographique a 4t§ chang6; le volume
s'est ainsi accru d'une trentaine de pages. Quelques changements
d'ailleurs pr^tent a la cridque; ainsi on ne voit pas bien Tutilit^ de
supprimer la traduction allemande du glossaire: le Systeme 6tabli par
Bartsch 6tait excellent. Le tableau des formes flexionnelles qui pr^c^dait
le glossaire avait aussi son utilit6: il aurait fallu le maintenir. II est
certain cependant que sous cette nouvelles forme la vieille Chrestomathie
qui a rendu tant de Services aux ^tudes proven9ale8 leur en rendra de
nouveaux encore.
M. V. DE Bartholomaeis ^'') pr^pare une Edition des po^sies d'Elias
Cairel; il donnc un sp^imen de cette Edition en publiant un sirventes
de ce troubadour (Pus chai la fuelha . . .) d'apr^s tous les manuscrits.
Dans un commentaire historique qui accompagne la pi^ce M. de Bartho-
LOMAEis se rallie ä Topinion de Gaston Paris qui place en 1208 la date
<le cette composition contrairement ä Diez qui la pla9ait en 1224. Les
allusions historiques contenues dans le sirventes s'expliquent mieux par
la premi^re de ces dates. M. de B. a d^ouvert quelques renseignements
sur les personnages qui y sont cit^s et une note additionnelle est con-
sacr^e ä dater quelques autres po^sies d'Elias Cairel. M. Jeanroy a
Joint quelques notes au commentaire philologique.
Le soulüvemeut des chefs m6ridionaux en 1242 a laiss^ quelques
traces dans la po^sie des troubadours. M. A. Jeanroy ^®) Studie a
ce point de vue le sirventes de Durand de Fernes. II en reporte la
composition ä Thiver de 1242 — 1243. Cette date explique en effet la
plupart des allusions du sirventes. Seul le nom du vicomte Amalric
donn6 sous la forme At?neric est genant; le nom iVAimeri et d'Amalrie
parait avoir alternd dans la famille des vicomtes de Narbonne. (Cf. notre
kude sur G. Riquier, p. 5, n.l). II faut admettre avec M. Jeanroy que
la forme Aimeri est due a des Souvenirs 6piques. Dans une note
additionnelle M. Jeanroy examine deux sirventes, Tun de B. de Rovenac,
Tautre anonyme se rapportant a la möme 6poque.
Sous forme de lettre a M. A. Jeanroy le Dr. Dejeanne"), connu
par ses travaux sur les troubadours, cherche ä expliquer quelques-unes
des 6nigmes que contient la piece III (ed. Zenker) de Peire d^Alvernhe.
16) Karl Bartsch, Chreetomathie provenjale, 6« Edition enti^re-
ment refondue par Eduard Koschwitz, Marburg, N. G. Elwert 1904, in-8", 662 col.
17) V. de Bartholomaeis, Un sirventes historique d'Elias Cairel,
AM. XVI, 468—494. 18) A. Jeanroy, Le souRvement de 1242 chez
les troubadours, AM. XVI, 311—329. 19) Dr. Dejeanne, A propos
d'une chanson de Peire d'Alvernhe, AM. XVI, 341—347.
I 192 Provenzalische Sprache. 1904.
Les explications sont abondantes et ingönieuses, mais iie suppriment pas
toutes les difficult^s dont la pifece est remplie.
Noiis devons %alement au Dr. Dejeanne, cette fois-ci en collo-
boration avec M. M. Jeanroy et P. Aubry^®), une Edition de quatre
poösies de Marcabrus, avec la musique en notation moderne : c'est M. Aubry
qui s'est charg6 de cette partie de la täche commune. Les traductions,
tres pr^cises en gen^ral, sont du Dr. Dejeanne, qui a 6tabl6 le texte de
la deuxi^me piöce (Bei m'es quant . . .); le texte de la premi^re (Dirai
vos . . .) est emprunt^ ä une Chrestomathie proven9ale que M. Jeanroj
publiera prochainement.
Prose. — M. A. Clergeac^^) a publie les Statuts de la
Confr6rie de Thöpital de Gimont (Gers) qui datent de 1288.
M. A. ViDAL a Continus la publication des d^lib^rations du conseil
communal d'Albi de 1372 a 1388").
NenprOTenzalische Texte. 1904. Deux publicatlons importantes
sont a signaler dans le domaine de la litt^rature gasconne moderne. La
premi^re est une Chrestomathie des pocites gascons, du XVP siecle ä nos
jours^'"^). Le titre (Pontes gascons du [d^partement du] Gers sem-
blerait indiquer que tous les po^tes gascons ne sont pas repr^ent^s dans
cette Chrestomathie. Mais, en fait, c'est dans la partie de la Gascogne
qui est devenue le d^partement du Gers qu'a exist^ au XVI® et XVII®
siöcles une v^ritable ^cole po^tique, illustr^e par de nombreux talents.
Ijcs noms de du Bartas, Garros, Astros, repr^sentent autre chose que de
m^diocres rimeurs. M. Michelet publie de copieux extraits de leurs
Oeuvres et les fait pr6c6der de notices bibliographiques du plus haut
int6röt. Les textes sont accompagn^s de traductions. Nous aurions a
signaler 9a et la — quand ce ne serait que dans la pr^face — des
affirmations erron^es, ou des inutilit^s (p. 157 — 158), a relever des fautes
d'impression dans les textes, mais le livre n'en garde pas moins sa valeur
et son iht^r^t. (Voir cependant un compte rendu tres s^vöre de M. A.
Jeanroy dans la RPy. 1905.)
GrÄce a M. M. Vignaux et Jeanroy on peut lire dans un t«xte
correct Toeuvre de Guillaume Ader 2*): ses poesies viennent en off'el d'^tre
r^^dit^es dans la Bibliothöquc Meridionale: le texte en 6tait devenu
des plus rares. Le gentilome gascoun möritait cette reimpression:
Teducation et la vie du gentilhomme gascon y sont depeints avec une
vigueur toute gasconne. Le Ca tonnet, recueil de maximes de conduite,
est loin d'avoir le m^me attrait.
Parmi les r^Mitions citons encore lous Gormons Motats^^) (les
gourmands frustres), com6die ecritc au XVIIP siöcle par Tabb^ Brugia.
C'est rhistoire de deux curös au temperament rabelaisieu frustres d'un
20) A. Jeanroy, Dr. Dejeanne, P. Aübry, Quatre poesies de Mar-
cabru, troubadour gascon du Xlle siecle, texte et musique. Paris, Picard
1904, 12 p. gr. in-b«. 21) RGasc. 1904, p. f)!)— 54. 22) RLR. XLVII, 75, 348,
535. 23) J. Michelet, Pobtes gascons du Gers, Auch, Impr. Bonquet
1904, in-8^ 493 p. 24) A. Vignaux, A. Jeanroy, Poesies de Guillaume
Ader, Toulouse, Privat 1904, in-8^ XLVIII— 232 p. |BM^. 1'« a^rie, tome IX].
25) Lous Gormons motats, po^me patois du XVIIle siecle d'A. Brügie,
2e Edition, Gabors, J. Girma 1904, in-8^ 23 p.
J. Anglade. I 193
bon repas. Le th^me est mince, inais le dialogue ne nianque pas de
verve; les grosses plaisanteries n'y sont pas rares.
C'est en Quercy ^galement que nous conduit uiie jolie idylle ehani-
p4tre chant^e en vers gracieux par M. FRAN9018 Rigal**). L'auteur a
eu la louable ambition de doter son Quercy d'une Imitation de Miröio.
Comme Miröio, son h^roi'ne voit ses amours contraries; mais plus heureuse
que Mireio eile peut enfin jouir de son bonheur: teile est Tidylle que
M. Rigal nous conte en six chants. L'intrigue n'occupe pas dans le
po^me la plus grande place; ce qui domine, ce sont les descriptions de
seines champötres. L'auteur s'est plu visiblement a peindre les divers
travaux et les divertissements entre lesquels sc partage la vie de Thomme
des cbamps. L'exactitude de ces descriptions en fait le cbarme. La
langue est savoureuse, peu cbarg^e de gallicismes. Ce poeme nous parait
6tre l'ceuvre la plus remarquable qui ait paru depuis longtemps dans le
dialecte quercinois.
Lou Brabe Juge^') est une comMie carnavalesque en dialecte
rouergat, reprösentant une scene des plus communes de la vie de village.
Ija com^die d'ANDRiu del Soürelh*®) nous transporte en plein moyen-
äge. La scene se passe du temps de Raymond VI de Toulouse.
Quoique sous une forme dramatique, cette piece manque un peu de
mouvement. Elle met en scene une jeune fiUe et deux amourcux, un
trouvaire et un chevalier. C'est au premier qu'elle promet son coeur.
Mais trop de raisonnements froids ou subtils pröcfedent cette d6claration.
La graphie espanlos (p. 30) n'est conforme ni a la prononciation, ni ä
r^tymologie du mot. V. 1, neet est-il pour nett? V. 6crire vts et
non v'es.
Ne quittonspas leLanguedoc sans signaler TA rm an ac de Lengodoc
e de Gascounho^®) pour 1904, contenant de nombreuses bistoires,
contes populaires et proverbes.
Citons un autre Almanach de la Gascogne*^ public a Auch
comipe Supplement de la Revue de Gascogne.
Nous empruntons ä l'Ann6e f61ibr6enne de M. LefI:vre^^)
l'indication suivante de deux publications de Mistral: La fösto viergi-
nenco, musique et images (sans lieu ni date) et la traducioun en
lengo prouvenyalo doü discours de .Moussu lou Baroun de
Tourtouloun, prononc^ aux Jeux Floraux de Saragosse (1904).
M. L. Lambert^*), continuant ses recherches sur les chansons et
les contes populaires, public une s6rie de Chansons de prin temps.
L'une d'elles est du plus haut int^rßt: c'est a eile en effct que Mistral
a emprunte Tair de Magali. On la cioyait perdue: gräce aux pationt<3s
26) FRANgois Rigal, Le Motivier, essai en six chants avec tra-
dactioD fraD9ai8e en regard, Montauban, Impr. coop^rative 1904. 27) Auüusto
Benazet, Lou brabe juge, Villefranche-de-Rouergue, Impr. Salingardcs
[1904], 16 p. 28) Andriü del Sourelh, Quand l'Amour vol. . . ., Tou-
I0U80, A la Terro d'Oc 1904, in-8^ 78 p. 39) Armanac de Lengodoc
e de Oascounho, Toulouse, Impr. G. Berthoumieu. 30) Armanac de Gas-
counho, 1904, Auch (publik comme Supplement de RGasc. 31) E. Le-
FEVRE, LAnn^e f^libr^enne (2© ann^e), Marseille, Ruat 1905. 32) L.Lam-
bert, Chansons de printemps, RLR. 47, p. 418-441.
Volimoller, Rom. Jahresbericht VlIL X8
I 194 KatalaniBche Sprache. 1904.
recherches (l'un coUaborateur de M. Lambert (le Dr. Chatjssinand)
eile a 6t6 retrouv6e.
Bordeaux. J. Anglade.
Katalanische Sprache. 1904.
Orthographie, Grammatik. Der Umstand, dass das Katalanische
als eine nicht in Schulen gelehrte Sprache (die Begründung katalanischer
Volksschulen nach dem Muster der in den europäischen Kulturlandern
bestehenden wurde seit 1904 in die Wege geleitet) keine feststehende,
von jedermann befolgte Orthographie besitzt, hatte zu den verschieden-
artigsten Vorschlägen für eine solche geführt, die bald dem Etymon,
bald dem im altkatalanischen Schrifttum befolgten Usus, bald dem
phonetischen Wert grössere Rücksicht schenkten. Pompeü Fabra ^)
stellt nun in einem sehr vernünftigen Büchlein die Schreibweisen zu-
sammen, die allgemeine Anerkennung gefunden haben ; annehmbare, be-
sonnen neuernde Abweichungen fügt er bei, bcvsonders das charakteristische
System des ,yÄvenQ** zu Barcelona (p. 57). Er hat damit den Weg zu
einer Vereinheitlichung der katalanischen Orthographie, dem nicht zu
unterschätzenden Hilfsmittel zur Festigung der gegenwärtigen Schrift-
sprache, gezeigt. — Mit den einzelnen Lautwerten im Katalanischen und
mit ihrer Transkription befasst sich ein Vortrag von Rosendo Serra
Y PAG^s*j, der auszugsweise vorliegt. Es wird darin das Transkriptions-
system des Maitre Phon^tique in Vorschlag gebracht; interessant ist es,
dass in der Aussprache von Barcelona die nicht hochtonigen Laute von
komey dojia verschieden sind von denen der Worte llevor, cami. In
der Tat lässt sich in Barcelona beobachten, dass, wenn der Auslautvokal
des Wortes, mag er nun auf a oder e zurückgehen, auch den reinen
Indifferenzlaut darstellt, ein der Tonsilbe direkt vorangehendes a oder
e"^ (* mit etwas stärkerem a-Gehalt gesprochen wird; noch mehr isf dies
da der Fall, wo der Vorton zwei Silben vor dem Hauptton sU^ht und
unter seiner Wirkung die gänzliche Reduktion des a und e 'in p unter-
blieb, geradezu die Stufe a erhalten ist. — Eine Probe des Modernkatii-
lanischen in phonetischer Umschrift nach der Aussprache von Barcelona, meines
Wissens die erste von einem katalanischen Idiom überhaupt, gab Jos6
Ma. Arteaga Pereira^). — Schulzwecken dient ein SiUibari Catala
von P. Fabra*); von einer Grammatik, die E. VallJ^:s i Vidal^) zum
Verfasser hat, besitze ich nur Kenntnis aus BDLIC. 1905 (nilm. 9),
Januar. Sie scheint keinen wissenschaftlichen Charakter zu besitzen.
Untersuchungen über einige Kapitel der katalanischen Lautlehre
1) Tractat de Ortografia Catalana per Pompeu Fabra. Barcelona,
„TAveriy " 1904, 107 8. 2) L'Escriptura fonctica. ICxtret de la conferencia
quo va donar D. Rosscnt Serra y Pages en 4 de Juny de 1904 en el
Institut Catala de las Arts dcl Llibre. RcvistÄ Gräfica, publicaciön del Instituto
Catalän de las Artes dol Libro. Barcelona, Abril-Junio 1904. Aiio IV. num. III,
pg. 9—11. 3) SpesimfU katala, MPh. juillet-aoüt 1904, 118—128.
4) Barcelona, biblioteca escolar de „l'Aveny." 1904, 151 S. 5) Resum de
Gramatica catalana, adapt^it a rensenyansa pcl Prof. Emili Valles i
B. Schädel. I 195
stellte Referent *) an. Sie werden näher in dieser Zeitschrift besprochen
werden, wenn sie in wesentlich erweiterter Gestalt als historische Laut-
lehre des Katalanischen erschienen sind. Infolge gelegentlich darin ge-
machter Angaben über das Vorkommen lautlicher Erscheinungen in den
modernen Dialekten gaben sie J. Hadwiger'') Veranlassung zu einigen
Bemerkungen über dialektgeographische Detailfragen, deren Irrtümer nnd
Entstellungen ich im LBlGRPh. berichtige.
Texte. Die Palmesaner Zeitschrift BSALu. fuhr in diesem Jahre
mit der Publikation von Urkunden in katalanischer Sprache fort; so
bietet P. A. Sanxo ^) einen permis a Urnbert des Fonollar per cercar
tresors amagats von 1385, E. Aguilö interessante „Materials per un
epistolari familiär catalä" (5 umfangreiche Briefe, die 1505 — 1507 ein
Pere Frexa an seinen Sohn in Cagliari richtete; wertvoll für die Kenntnis
des Briefstils). Zahlreiche Stücke aus Pollensa, die mit grosser
Sorgfalt ediert sind und daher ein zuverlässiges sprachliches Material
liefern, enthält wiederum der II. Band der trefflichen Geschichte dieses
Platzes von Rotger y Capllonch®). — Ein Text von vorwiegend
literarischem Interesse, der libre dels ensenyameiits de bona parleria
de Mestre Brunei Lati scheint von Juan B. Codina y Formosa ganz
ediert zu sein; wenigstens finde ich ein Fragment hieraus in der neuen
Zeitschrift der Akademie zu Barcelona^®), deren vollständiger Inhalt mir
nicht zugänglich wurde.
Mit der katalanischen Fassung von Paris et Vienne beschäftigten
sich nach langer Zeit, in der man den Roman entweder ganz mit Schweigen
überging oder sehr summarisch abtat, gleichzeitig zwei Publikationen, die
sich einander in verschiedener Hinsicht ergänzen. R. Kaltenbacher^^)
druckt in seiner sehr gründlichen und verdienstvollen Arbeit über das
Schicksal des Romans in den verschiedenen Literaturen die 1495 von
Diego Gumiel in Gerona veranstaltete Ausgabe nach dem Kopenhagener
Exemplar ab; Angel Aguilö^^) reproduziert mit den bekannten schönen
Typen das am Schluss unvollständige Exemplar der Bibliothek Aguilo,
das (Kaltenbacher 348) nach Pläcido Aguilö vor kurzem noch im Nach-
lass Aguilo nicht zu finden war und daher Kaltenbacher unzugänglich
geblieben ist. Umgekehrt scheint Aguilo von dem Kopenhagener Exemplar
überhaupt nichts gewusst zu haben (s. S. XXXIV). Nach Haebler,
bibl. ib. 245 sind die beiden identisch. Vorausgesetzt jedoch, dass
Vidal. Barcelona 1904, VII, 188 S., 8^ 6) Untersuchungen zur katalanischen
Lautentwicklung. Ausgewählte Abschnitte. Halle a. S. 1904, 8^ 23 S. 7) ZRPh.
XXIX, 6, S. 712 ff. 8) BSALu., Junio de 1904. Sa) Ib., Julio de ]9()4.
9) Hißtoria de Pollensa por D. Mateo Rotger y Capllonch
can^nigo, ^ol. IL Palma de Mallorca, tip.-lit. de Amengaal y Muntaner 1904,
8°, 380, CXCVII p. raas 4 de indice. 10) BABLB. octubre a diciembre de 1903.
Ano III, num. 12. 11) RF. XV (1904), pg. 647—670. 12) Paris e Viana
MCCCCXVII. Se trobara de venda eu la llibreria d'Alvar Verdaguer, Rambla
del Mig., 5. XXXII + II fol. — fol. XXXII V: fon acabada d'estampar la
present Historia de les araors de Paris e Viana filla del dalfi d'Franja, per
tercera volta en nostra llengua catalana, a cura e despeses d'Angel Aguil6
en la ciutat de Barcelona lo XXV d'Octubre del any del Senyor MCMiiij.
[Band III der ,Bibliotheca de obretes Singulars', worin früher R. Lull, , Libre del
orde de Caualycria* und B. Metge, »Historia de Valter e de la pacient Griselda'
erschienen waren.]
13*
I 196 Spanische Sprache. 1902.
A. Aguil6 sich getreu an seine Vorlage hielt und in der Tat das von
Haebler genannte Exemplar der Bibliothek M. Aguilös benutzte, kann
man nicht zustimmen. Nicht nur das Titelblatt ist verschieden, sondern
auch an vielen Stellen der Text selbst. Der Roman wurde demnach
das erstemal 1495 von D. Gumiel in Gerona gedruckt (Kopenhagener
Exemplar, Kalten bacher), etwas später mit denselben Typen wie die
2. Ausgabe (1497) des Tirant lo Blmich und mit demselben Pelikan
auf dem Titel ebenfalls von Gumiel in Barcelona; diese zuerst von
Saavedra ausgesprochene Ansicht besitzt angesichts der Verschiedenheit
beider Inkunabeltexte grössere Wahrscheinlichkeit als diejenige Haeblers,
der die im Barceloner Exemplar vertretene Ausgabe ebenfalls 1495 in
Gerona entstanden sein lässt. — Auf Grund von Aguilos Text liesse
sich manches bei Kaltenbacher bessern, auch die Lücke p. 64 9 ausfüllen.
Halle a. S., Mai 1905. Bernhard Schädel.
Spanische Sprache. 1902—1904.
1902. Allgemeine Granimaitik. Hier ist nun die Neuausgabe des
Bello-Cuervo ^) zu verzeichnen, den man nachgerade Cuervo-Bello nennen
dürfte; auch diesmal mit einer Vermehrung um 26 Seiten.
Zum vorigen Bericht ist noch die Bearbeitung der Sprache Berceos
durch Lanchetas^) nachzutragen. Die ersten Worte der Einleitung
zeigen, dass er über den Alejandre (der übrigens gesondert behandelt
werden durfte) nicht unterrichtet ist, und dass er Cornus Feststellung der
Zweisilbigkeit von f^e)' gre'i' nicht begriffen hat. Wie es um die Laut-
geschichte steht, mag die Reihe iacuit iauce iouQC iouge iogo zeigen
(S. 880), wie um das Formen Verständnis die Auffassung von faxerir
(= faz ferir) als Frequentativ von faxer (S. 87C). Man soll am Dorn-
strauch keine Maulbeeren suchen, aber wenn wir auf grammatische und
lexikographische Methode verzichten, wäre von dem Preisträger der
»panischen Akademie doch mechanische Vollständigkeit zu fordern. Aber
das Ergebnis der Stichproben ist ein äusserst ungünstiges. Für die Per-
fektformen von Saber z. B. vier Belege, während bei Haussen, „Der
Typus Ove Pude", der auch nichts weniger als vollständig ist, sechs weitere
zu finden waren, darunter zwei mit dem hier ganz fehlenden ti im Stamm.
Das Vokabular versagt streckenweise bei jedem Worte, das ich nachschlage,
so Sto. Dom. 163 Sorose: Sederse fehlt überhaupt. 1(j4: s'estido: Estat\se
fehlt überhaupt. 165 por juego nin por vero: Juego fehlt ganz. 166
dar derecho: ist unter Dar erwähnt, um es falsch mit da7'e poenas zu
identifizieren, aber ohne Beleg. 167 el abbat non firme: unter Firme
nur ein Beleg für die Bed. gewiss. 168 echar de rasa: fehlt unter
echar. Ich bedauere das Buch gekauft zu haben.
1) Bello, Andr., Graraätica de la iengua castellaoa. . . 7™»edicion...
con notas . . . per Ruf. Jos^ Cuervo. Paris, Roger & Chernoviz 1902, IX,
526 S. 8". 2) Lanchetas, Rüfino, Gramatica y Vocabulario de las
ob ras de Gonzalo deBerceo. Obra premiada por laRcal Academia Espanola
6 impresa ä sus costas. Madrid, Rivadeneyra 1000, 1043 SS. 8".
G. Baist. I 197
Laotlohre« In den mit einem auf diesem Gebiet seltenen Ernst
durcharbeiteten Probeboc^en seiner Ausgabe des altsp. Cato versucht
PiETfiOH ^) in Appendix I für Berceo die Bindung von ie : iie : e nach-
zuweisen. Wenn wir zunächst die altbekannten Obras gesondert nennen,
besagen seine Belege für mich, dass der Dichter 1. 'inent neben -mient
(mente). 2. gient neben gent (gcntem), 3. defefida gleich ofenda neben
defierida gleich entienda zulässt. Die erste Doppelform ist überreichlich,
die zweite auch genügend bekannt, die dritte wird von den Kopisten der
Berceohss. reimgemäss geschrieben. Es bleiben dann auf die ca. 12 000 Verse
noch zwei Fälle von ie : e, Ijoores 31, wo cregente in eredente zu
ändern (vgl. Alex. 734, 2345) mir statthaft scheint, da Berceo mehrfach
Latinismen in den Reim bringt, und Milagros 668, wo der ganze Halb-
vcrs als sinn verderbende Kopistenerfindung gestrichen werden muss. Ich
wage dafür pagar mi creedero zu lesen. Da Pietsch Loores 29 mara-
riella.ella nicht anführt, denke ich, dass er mit mir darin der
westlichen Nachbarschaft entsprechendes mararella erblickt, vgl. Alex.
1366, 1630, 838. In der ganzen Versreihe steht kein auch nur scheinbar
unreines ue, während doch gerade hier das Reimbedürfnis auf die Bindung
drängte, bei Juan Ruiz die geniischten ?/^ etwa dreimal so häufig sind
als die ie. Da die Hss., welche unseren Texten zugmnde liegen, wahr-
scheinlich alle einer Zeit angehören, die unbedenklich bindet, liegt die
Sache hier doch wohl sehr klar. Nicht ganz so bei dem Alexandre, der
recht schlecht überliefert und erwiesen interpoliert ist — leider scheint
die Pariser Hs. noch schlechter zu sein als die Madrider. Ich halte auf-
recht, dass 1467 (Korr. von P. missverstanden), 2126 (die Kopisten mussten
hier auf die Dauer auch unabhängig ändern), 1222 (ist Unsinn) nichts
beweisen können, über 734 s. oben, 171 besteht kein Grund, die für
Berceohs. überlieferte Flexion render riendo abzulehnen, es bleiben
1121, 2254, 2064, 1222 zu denen ich noch 932, 1065, 1140, 1336
hinzufüge. Darunter ist 2004 faxeduera zu lesen, 1121'i etwa que se
perderie la huest en ki carrera: manera, 932 eroiielh als Assonanz
verdächtig, 1065 era unverständlich, 1140 ßeros schlecht für einen
Völkernamen, wohl Seros statt Seres: erheblich nur 2254, also wohl
vom Verf. des Testaments. Dabei fehlen gerade die Reimworte, für die
das Mischungsbedürfnis am stärksten war, fiesta, bueno etc. Bei einer
anglonormannischen Hs. ähnlicher Art würde man unbedenklich auf ein
kontinentales Original schliessen. Nachdem sich die Beobachtung einer
sprachlichen Beziehung durch die Ermittlung des Autors bestätigt hat,
muss die Sprache des Alexandre an den neun anderen Gedichten Berceos
gemessen werden und nicht umgekehrt. Wenn Pietsch gegen die Be-
tonung le das Fehlen von tenie : crie fie etc. geltend macht (S. 35 ^^^),
so übersieht er das starke, sachliche Hindernis der Bindung des Imper-
fekts mit dem Konj. Präs. im Vierzeiler. Auch wüsste ich nicht, da.ss
fie einsilbig vorkäme. Richtig bemerkt er, dass faxi^ri'. hien schon im
Archipreste vorkommt, warum er sagt, dass ich mich für die gleiche Er-
scheinung im 15. Jahrh. nur auf einen Fall bezogen hätte, verstehe
ich nicht.
3) PiETSCö, Karl, Preliniiiiary Notes on two old spanish versions
of the Disticha Catonis, Chicago 1902, S. 32—41.
I 198 Spanische Sprache. 1902.
Formenlehre. Für das Imperfekt der zweiten und dritt.en postuliert
Zauner, übrigens ohne vollständige Kenntnis der vorgan^igen Erörterung,
die Betonung te als die altspanische schlechthin*). Pietsch*) sucht
nachzuweisen, dass die dritte Sing, bei Berceo in Reim und Reihenschluss
ta lautete, im Versinnern tV, weil schwächer betont, und ändert demente
sprechend da, wo die Überlieferung im Inlaut zweisilbig misst, faciosc
el viismo in faciese eilt rnismo u. s. w. Das würde theoretisch sehr
gut passen. Aber für das Versende geht aus Hanssens Feststellung,
dass 3 nur ausnahmsweise mit 1 und mit dia reimt, 1 regelmässig mit
sich selbst und mit dia, doch hervor, d^ss als Regel 3 für B. -ie lautete;
auch wenn man die Neigung zur Wiederholung derselben Person in der
Strophe noch so hoch anschlägt. Daneben zählen die Fälle der Zwei-
silbigkeit im Versinnern nicht nach Zehnern, sondern nach Hunderten,
wenn auch die Einsilbigkeit um ein vielfaches häufiger ist. Es ist mehr,
als ich hinwegkorrigieren möcht«.
Metrisches. Zu den im Jahresb. VI, 381 besprochenen Unter-
suchungen von Hanssen sind einige nachzutragen, andere hinzugekommen •).
Knusts Varianten apparat zum Lucanor gestattet in erheblich grösserem
Umfang als ich Gr. II, 2, 390 angenommen hatte, die Herstellung des
Metrums bei den Sprüchen, eine Anzahl Z>veisilbner bleibt ungleichsilbig,
doch nicht anders als das beim Kunstsprich wort auch anderweit früh
vorkommt. H. reguliert durchweg; ohne methodische Verwertung der
Überlieferung, oft recht unglücklich, wie Enx. 7 und 47 oder 2, wo die
von Ag gegebenen, Obras S. 275 (vgl. 252) wiederholten korrekten
Siebensilbner mit dem Herausgeber nach S in Sechssilbner (leoninische
Alexandriner nennt sie H.) verwandelt werden ; wovon schon ein so grober
Sprachfehler wie al pro hätte abhalten sollen. Wiederholt beschäftigt
er sich mit den lyrischen Massen des Archipreste. Im ersten Artikel
wird verkannt, dass in der Paraphrase des Ave Maria Duc. 1661 die
den Strophen vorgesetzten lateinischen Versikcl überhaupt nicht zählen,
die ersten Verse Siebensilbner (span. Aehtsilbner) mit überspringendem
Binnenreim sind, der auf der dritten oder vierten Silbe liegen kann. Er
sucht nun Belege für das Gr. II, 425 angenommene Vorkommen des
Silben Wegfalls vor dem Iktus auch ausserhalb des Arte mayor, nicht ohne
Missverständnisse, auch wenn man in der Sache zustimmt: es ist hier
die äusserste Vorsicht geboten. Bei der Gleichzählung des w^eib-
lichen mit dem männlichen Versausgang sei nochmals erinnert, dass sie
auch altfranz. vorkommt. Nicht richtig ist die Behauptung, dass in der
Arte an der dritten Stelle vor dem Iktus keine unbetonte Mittelsilbe
stehe, argf4?nenio en darii, mniester non fvera etc;. sind selten, aber
kommen vor. Dabei möchte ich anmerken, dass gefragt werden muss,
4) Zattxer, Das Imperfektum II, III im AltspanischeD. Jhsb.der
Schot tenfclder Realschule, Wien 11)01. b) Pietsch, Two old spanish
versiona of the Disticha Catonis, S. 35 Aum. 113 u. S. 38 — 41.
6) Hanssen, F., Notas ä la Versif icacion de Juan Manuel, in
AUCh. m. 101), vgl. RABM. 11)02 Okt. Ders., IJn Himno de Juan Ruiz,
AUCh. 104; Ders., Sobre las Coplas 1656 — 1001 del Arcipreste de
Hita, ib. 105, Ders., Los Metros de los Cantares de Juan Ruiz, ib.
110, 163-220.
G. Baist. I 199
ob die Vorliebe für aiiij)hybra('hisehen Giuig aus der natürlichen
Häufigkeit des Tons an dieser Stelle im Fünfsilbner erwachsen konnte.
— Den Bau desselben Verses in Juan de Menas Laberinto unter-
sucht Foulch^-Delboho '') mit mustergültiger Methode und Genauigkeit;
er konnte sich auf eine Textüberlieferung gründen, die gleich günstig bei
kaum einem anderen der ällt^ren Dichter vorliegt, wie seine bevorstehende
Neuausgabe zeigen wird. 80 ist zum erstenmal ein fester Stab gegeben,
an welchem Vorgänger und Nachfolger gemessen werden können. Im
einzelnen sei die bestimmte Annahme des Typus ,.,,._^_l^ hervorgehoben,
dessen Bestätigung ja die varia lectio bringen wird; mir waren solche
Verse bisher verdächtig, für Aristotilea cerca z. B. würde ich Aristotil
vermutet haben. Eventuell wäre damit Ursprung aus dem Tanz, Frei-
heit die Stimme nach dem Schritt und der Begleitung einsetzen zu lassen,
immer wahrscheinlicher geworden : die relative Festigkeit in der Cäsur passt
sehr gut dazu. Sodann die Fixierung des ICnjambements von Halbvers
zu Halbvers. Ob Halbvers und Vers zugleich proparoxyton ausgehen
können (S. 82), wird sich experimentell kaum feststellen lassen, bei der
Seltenheit dieses Versausgangs; unschön wäre ja das Gebilde. Verwunder-
lich ist die Meinung, dass der ^{ierzeilige Halbvers noch nicht beobachtet
worden sei. Wenn F. D. den Typus _^wj._^^j. als grundliegend zu
betrachten geneigt ist, möchte ich nochmals zu dem im Grundriss ge-
gebenen Schema anmerken, dass mir diese musikalisch harte Form nur
spät vorgekommen ist, sicher bei Gracia Dei. Die Freiheit der Bewegung
am Verseingang der Freiheit am Schluss entspn^chend zu nennen, geht
schon deshalb nicht an, weil hier der Iktus fest ist und dort nicht.
Wortschatz und Etymologien. Die Ortsnamen der Halbinsel,
soweit sie Personennamen enthalten, hat Jungfer^) historisch gruppiert.
Löblich als erster Entwurf, denn mehr war im Rahmen eines Schulpn)gramms
nicht zu geben. Er hat fleissig Umschau gehalten, den Apparat zum
Teil zusammengebracht, wenn auch so manches fehlt, wie Balari's
Origenes de Cataluüa u. s. w. Die lautlichen Dinge bedürfen diu'chaus
der Revision. Wenn z. B. JunfgcT für Compostela zwischen rayupits
stellae und campus apostoli schwankt — es gibt noch mehr — um
sich für Giacomo apostolo zu (entscheiden, das man den italienischen
Pilgern abgehört hätte, so ist das oben alles unmöglich, ganz abgesehen
davon, dass die Italiener nur in Itiilien zu pilgern pflegten; der in
Galizien noch einigemal vertretene Name gehört höchst wahrscheinlich
zu compostum, sei es in den sonst bekannten mlat. Bedeutungs Varianten,
sei es in einer örtlich beschränkten. Es mag dabei erwähnt sein, dass
ich mit Cornu, den Jungfer S. 15 nicht übersehen hat, an die An-
wesenheit des lateinischen (und germanischen) Genetivs im Patronimikon
glaube, dass aber auch ich mir über mancherlei Schwierigkeit nur durch
die Annahme einer vorlateinischen Grundlage hinweghelfen kann. Die
relativ starke Fortdauer der aboriginen Namengebung überhaupt gibt dazu
das Recht.
7) FoüiiCHE-DELiiosc, R., in Etüde sur le. Laberinto de Juan de
Mena, RHisp. 9, 81—103. 8} Juxgfer, Joh., Über Personennamen in
den Ortsnamen Spaniens und Portugal», 22 SS. 4", Berlin, Gärtner
1902. (Jahresb. des Friedrichgymnasiums). Zauner in LBlGRPh. IDüf), ll>3.
I 200 Spanische Sprache. 1902.
Mit Juiigfers Arbeit berührt sich eine Erörterung der portugiesiach-
arabischen Ortsnamen®), die bei dem engen Zusammenhang der beider-
seitigen Toponymie hier genannt werden soll, ohne auf Einzelheiten, wie
die Frage, ob die Faräo wirklieh Harun sind, einzugehen. Zu den
Folgerungen, welche aus Beja-Pacem für die Geschichte des p gezogen
werden, sei auf RF. IV, 435 verwiesen. Alvälade palatium ist irrig,
der Ortsname meint Schiefer, Platt«, baldta, entspricht den häufigen
Losa. Wir hören, dass zu des trefflichen Saavedra Geografia del Edrisi
für die kastilische Krone aus dem Nachlass Simonets eine Geografia
ardbigo-espaiiola hinzutreten wird. — Auch die Drucklegung eines hs.
Antibärbaro von Huerta, über den Foulchö-Delbosc ^®) berichtet, wäre
erwünscht.
Fitz-Gerald (vgl. JBRPh. VI, 384) hat neuerdings unbedachte
Etymologien veröffentlicht, will ahorcar und eriforcar bei Körting einge-
führt wissen, während enhorcar hinausgehört, CONSOCERUM, als ob
es zweckmässig wäre, ein romanisches Wörterbuch mit den tausenden
derartiger Fremdwörter zu belasten, espolo9i, das nicht obliquus von sporOj
sondern Augment, von espuela (Rest des got. männl. -a) ist, macht
aus dem Lehnwort cekbro ein erb wörtliches ceröbrumy hält es für löblich,
zu sohejano ein *supe7'(nilanus zu fabrizieren, glaubt (früh über Marseille
nach Nordfr. gekommenes) tremontaine ete. erbwörtlich, liest in Unkenntnis
der metrischen Elementarregeln im Alejandro 7G5 papdver statt päpaver,
hält sieu (mir völlig dunkel) für seiisus, spricht über alijar, ohne zu
merken, dass es franz. Lehnwort ist, teilt mit, dass er über frz. loupe,
wozu er nicht einmal Diez nachgeschlagen hat, nichts weiss, und be-
hauptet fälschlich Fortdauer von lat. lujm meretrix, gibt entbehrliche
und in Einzelheiten zu beanstandende Zusammenstellungen über axyfnuSy
lis, tange)'e; wobei immerhin manchen Romanisten trotz Coelho pg. as^no
axynms und sp. ptg. afr. aequare neu sein mag^^).
Alabe ist in erster Linie die Radschaufel, nicht, wie die Wörter-
bücher anordnen, der zum Boden hängende Zweig, und von franz. qlbe
Radschaufel entlehnt. Baist. — Ro. 31, 633 ist die Bedeutungsbestimmung
niiss verstanden ; für die Herkunft des span. Worts ists dabei ziemlich
gleichgültig, ob man aube von ALBUS oder ALVUS leitet, da Ib neben
//; in dem franz. Wort recht weit zurückreicht^^).
Alar Dohne, weil in einer Reihe ala aufgehängt, fälschlich in
Span. -deutschen (u. span. -franz.) Wbb. als Setzgam, das ale7'0 heisst.
ScH. — Die Verwechslung wegen alar Dachtraufe = alero ^^).
Argallera f. ^gargallera mit gdrgol und anderen romanischen zu
gurgulio. Sch.^*).
BirlochOy Art Cabriolet s. d. 18. Jahrb., aus ital. biroceio (= ba-
rocciö) wegen birlar etc.; im calö daher birdoche Postkutsche. M. F.^*).
Bozal und boxo^ bigote, bask. bixarra erklärt Nigra mit einer
Reihe weiterer romanischer Worte als Suffigierungen von BARBA, die
durch Abfall der Stammsilbe verdunkelt seien, ebenso das von den Wbb.
geführte bexon Sturmbock aus BERBEX. — Derartige Kürzung kommt
9) LoPES, David, Topönymia arabe de Portugal, RHisp. 1902,
30—74. 10) RHisp. VllI, 523. 11) RHisp. 1902, 20. 12) RF. 12, 652.
13) ZRPh. 20, 404. 14) ZRPh. 26, 418. 15) BHi. 1902, 361.
G. Baiflt. I 201
als Willkürbildung (Koseformen eto.) vor, nicht als ausgedehnte Sprach-
erscheinung, mit den angezogenen Fällen von Haplologie, (vgl. Gr. Gr.
Sp. Spr. 58), berührt sie sich nur sehr entfernt. Ich halte ihre An-
nahme hier überall für unzulässig, auch in dem noch am ehesten den
Vorbedingungen entsprechenden bo^o. Über dieses s. JBRPh. IV 312,
über bigote ib. 313; dass bixarro bärtig meint steht bei Mahn, wozu
anderweit Hinweise auf entsprechende asp. buena barba, barba optima ete.
kommen *•).
Cadarxo zu ital. catnrxo *acathartium von axd^agrog. Sch.^'').
Caniilto im Sprichwort vom sastre del caniillo, meint den Schneider
von der Ecke. Fouixjh^-Delbosc^^).
Carcoma pg. corcoma durch Kreuzung einer cat. corch-curculio
entsprechenden Rückbildung mit caries arag. quera ete. und comer.
ScH. Richtig ist jedenfalls die stillschweigende Ablehnung der vorge-
schlagenen caro und cardiiomay aber die scharfe begriffliche Scheidung
der romanischen Sippen von gorgojo und corch enveckt Bedenken gegen
gemeinsamen Ursprung**).
Corofidel zu einer Gruppe romanischer Kreuzung von columna mit
eylindrus. Sch. Vgl. JBRPh. 6, 387 unter ColoJidra^^),
Curena. Die ennittelten Varianten in Form und Bedeutung ergeben
keinen sicheren Schluss. Sch.**).
Orisol innerhalb der romanischen Familie von *crocea *croceolinn
neben anderen durch Einmischung von chrysos Gold. — Ich möchte
eher bei dem Lehnwort die auch von Schuchardt als rein lautlich ent-
wickelt betrachteten südfr. crusiö crisiö in Rechnung stellen**).
Codeso *cytisstis f. cgtisiis „Einwirkung von cupressus nandssus?^'
Sch. — einfacher weil mehrsilbige auf -eso fehlten, auf -esso gekannter
waren *').
Ciichara verlange ?7 wie fr. cuiller u. a. Sch. — ist regelrecht =
cöchlear, prov. und franz. durch eolligit cueiller beeinflusst**).
Daga dakisches Kurzschwert, wovon *daeula sp. dalle ete. Sch. —
sehr wahrscheinlich. Doch kommt der schon von Diez zu daga gestellte
Sichelname sp. sicher aus der Provence, wo auch der des Dolchs die
eigentliche Heimat zu haben scheint**).
Ducho soll nach Salvioni die neuspan. Fortsetzung von altspan.
dtiecho sein, welches der legitime Reflex von dudus wäre. Irrig;
duecho ist nur einmal handschr. bei Borceo überliefert, neben sonst einzig
vorhandenem regelmässigem ducho (Sp. Spr. 23); jenes könnte in einem
asturisch-leonesischen Strich lautgerecht sein, nicht im Osten. Aber auch
für doetv3 ist dort keine Analogie zu erbringen, docho fehlt kastilisch:
ich fürchte, dass duecho ein Fehler ist**).
Jabalon, jabalcon zu afr. jabJe Giebel und verwandten. — Gt^ht
nicht, der Anlaut ist x. Wahrscheinlich arabisch, aber gamaldn bei
Eguilaz geht schon dem Laut nach nicht, mwaläu der Akademie, an-
geblich apoyo oblictio, ist mir nicht bekannt*'').
16) Ro. 31, 502, 503, 504. 17) ZRPh. 26, 39S. 18) RHIsp. VIII, 332.
19) ZRPh- 26, 411. 20) ZRPh. 20, 412. 21) ZRPh. 26, 412. 22) ZRPh.
26, 319. 23) ZRPh. 26, 410. 24) ZRPh. 26, 318. 25) ZRPh. 26, 115 u. Gl.
80, Nr. 13. 26) Ro. 1902, 252. 27) ZRPh. 26, 416.
I 202 Spanische Sprache. 1902.
Lindo, CüERVO**') weist nach, dass die ästhetische Bedeutun«^ des
Wortes sich erst im 15. Jahrh. aus der moralisch-sozialen (= aecht) des
13. entwickelt, umgekehrt bei limjno: womit die (mir an sich schon ge-
nügenden) lautlichen Bedenken gegen die rezipierte Doppelentwicklung
von LIMPIDUS durchschlagend ergänzt werden. Das vorgeschlagene
LEGITIMUS pg. lidimo, begrifflich vortrefflich, lässt sich lautlich nicht
verstehen. Die verglichenen sc7ida etc. sind verschieden, d'm hätte ge-
radezu d^n werden müssen, ehe Metathese möglich wurde, und ergibt
sonst xm, die offenbar deshalb eingeschalteten *litinuis *limitus sind
weder lat<iinisch noch spanisch erklärlich, regelmässig wäre *let/exmo.
Gotisch *linths (geschmeidig) geht freilich auch nicht, hätte stimmlose.
Über das Verhältnis zu ital. lindo spricht sich Cuervo nicht aus.
Mano ist direkte haplologische Entlehnung von maimun, nicht von
ital. momia-tnadonna beeinflusst; engl, monkey kommt über Flandern
aus Spanien. Batst. Es ist noch nachzutragen, dass wie rnaimon bei
Juan Manuel Cab. Esc. 40 auch altfranz. mainmoiiet, inenionet, mi-
monet vom Ende des 13. bis 16. Jahrhs. belegt ist^®).
MueJa i. d. B. eines natürlichen oder künstlichen Hügels, mit franz.
meule, Haufen aus dem Keltischen. — Das spanische Wort wie katal.
mola meint Backzahn, eine steile und abgeflachte Kuppe, z. B, Muela
de Ares in Castellon de la Plana „tiene truncada la cinid, presen-
tando una Ilamira de media legua de largo y un cuarto de ancho.
Por todas partes limitan su extension cortes casi perpendimilares
de qtiincc y reinte pies de altiira'*. Einen solchen künstlich zur
Verteidigung abgeschrägten Block meint m. = cerro herho ä mano des
Kebrissensis aus denj alle folgenden Wörterbücher das topographisch
erstarrte Wort weiter führen. Es ist von dem französischen zu trennen ^^).
Nueso, rueso. Als Grundlage dieser spanischen und einiger ausser-
spanischen Formen des Possessi vums glaubt Mohl^^) ein vulgärlateinisches
nosso konstmieren zu dürfen. Es ist ihm nicht bekannt gewesen, dass
den durchaus mindertonigen Formen innerspanisch niaese entspricht, er
also auch noch einen „magi^sis'' hätte anfertigen müssen.
Quera arag. Holzwurm mit anderen südfr. oberital. portug. Fonnen
von Caries. Sch. ^).
Raxa sei mit race italienisches raxxa, das auf einem allzu schwierigen
Weg aus einer venetianischen Form von geiieratio gewonnen wird. Die
bisherigen Erklärungsversuche, meint Salvioni, finden sich bei Körting.
Das ist natürlich nicht richtig, es fehlt dort die Rom. Forsch. IV, 415
gegebene von arab. ras Kopf: die nicht sicher, aber möglich ist. Und
das ist mehr, als man von den anderen sagen kann^^).
Roso, Die schon von Oudin und anderen geäusserte Vernmtung,
dass in der Wendung „no dexar roso ni velloso^^ raso stecke, winl
durch die varia lectio des ältesten Belegs (Mingo Revulgo) bestätigt,
Sbarbis Erklännig aus dem Reimbedürfnis ist richtig. Eher als an das
Tuch, für das man velludo brauchen würde, ist an die Herde zu denken
{raso vom Schaf?): roso rot, seit Covarrubias in den Wörterbüchern,
28) RHisp. 1902, 5. 29) RHisp. 1902, 18. 30) ZRPh. 2(5, 316 Anm.
31) MoHL. Les Origines romanes II, S. 81. 3'^) ZRPh. 26, 411. 33) Ro.
1902, 287.
G. Bai 8t. I 203
scheint nur auf dem Sprachfehler zu horuhen. M.-F. — Dem ist im
wesentlichen zuzustimmen. Nur scheint mir quedard ni roso ni velloso
(loch recht stark auf mfr. donner autant des res que des toiiduSy
n'espargner ni rais ni tondu hinzuweisen; es wird wohl französisch
vom Stofl' aus zu ras der Kontrast velos (= velours) hinzugefügt worden
und von da die Phrase übernommen sein. Um so w^ihrscheinlicher als
Levy velos auch provenz. belegt. Wenn rosso (Francios.), nicht roso
existiert, ist es vereinzelter Provenzalismus bezw. Catalanismus^*).
Rufo. Das span. Seemannswort könne auch auf engl, roof zurück-
gehen, gegen ndl. roef bei Körting, bemerkt Behrens. — Diezens ge-
legentliche Bemerkung ist bei K. verdorben, das „span." Wort ein ob-
scurer Gallizismus für carroxa^°).
SdbalOy saboga etc. nur iberisch-sardinisch, also kaum keltisch. Sch.- —
Gewiss nicht, ist nordafrikanisch arabisch, wo mbal, sabök^ saböli Arten
der Else bezeichnen, alle bei Simonet, nur dass dieser an sapidus glaubte'®).
Tdrtara findet, gelegentlich seiner Erklärung von tarta als Kreuzung
von torta und tdrtaro, Schuchardt in Costarica, Cuba und in der
Madrider Conditorei. — Der Erklärung selbst kann ich nicht zustimmen,
halte übrigens die drei Worte spanisch für entlehnt^').
TrasmalU). Präzisierung der Bedeutung*®).
V(mga, Das italienische Wort sei auch spanisch, meint Horning.
Aber in seinem Beleg hat ein Übersetzer das ihm unverständliche lateinische
Wort einfach nachgeschrieben, wie übrigens der Herausgeber richtig be-
merkte ^^y
Dialekte. Einer in nächste Aussicht gestellten etymologischen Be-
arbeitung der Indianerworte im Chilenischen lässt Lenz*®) die sachliche
Obersicht, das kulturgeschichtliche Ergebnis vorausgehen. Die naturgemäss
sehr zahlreichen Tier- und Pflanzen namen sind nur aufgenommen, soweit
sie sprachlich nach irgend einer Seite hin fruchtbar werden. Es bleiben
doch ca. 500 übernommene Benennungen, vielfach natürlich nur vulgär
oder regional, aus Naturleben, Feldbau, Nahrung, Kleidung, Geräten,
Aberglauben und Spiel, Ammen-, Kose- und Schimpfworle u. s. w. In
wenigen Fällen ist mir die Provenienz aus Quichna (warum daneben
Keshua?) oder Mapuche zweifelhaft. Pichola i)enis wird wohl Ver-
steckform für j>/ar« sein (galiz. pichola Weinmass, sp. pichel Zinnkrug).
Ckupon, Geschwür erinnert an die Spur des saugenden Kusses, die für
das pg. Homonym angegeben wird, sp. chupetmi; lile „zittrig" an lila,
das den Wbb. fehlt, ungefähr Grasaff Iwdeutet, lilao Ziererei bei Quevedo.
Das unerklärte chinchel^ Kneipe, scheint aus cJiinche nach bordel geformt.
1903. Grammatik. Von dem Sprichwörtersammler und Ortho-
graphieverbesserer Gonzalo Correas'*^) veröffentlicht der Graf Vinaza
eine bisher unbekannte und ungedruckte ausführliche Grammatik. Ausser-
dem finden wir diesmal nur Hanssen*^) auf dem Plan, bemüht, ältere
34) BHi. 1902, 257. ~3by/.nFh. 26, 060. 36) ZRPh. 20, 123. 37) ZRPh.
26,321. 38) ZRPh, 26, 404. 39) ZRPh. 26, 330. 40) Lenz, Rudolf, Die
iDdianiBchen Elemente im chilenischen Spanisch. BREPh. S. 1—48.
41) CoRREAS, Gonzalo, Arte grande de la lengua castellana
compuesta en 1626, publ. p. el Condc de la Vinaza. 26, 328SS. 8". Madrid
1903. 42) Hanssen, F., Metrische Studien zu Alfonso und Berceo,
in VDWVS. 5,
I 204 Spanische Sprache. 1903.
Aufstellungen zu rechtfertigen. Der „Hiatus bei Berceo" ist ein verdeckter
Rückzug. H. vergisst, was er mit Juan Ruiz gemacht hatte, und ge-
langt selbständig zu ungefähr der Beschränkung, auf die er hier (V, 404)
verwiesen worden war. Er hatte pora la abadessa Synalöphe genannt,
und das ist zulässig, wenn ich auch die genauere Bezeichnuijg als Zu-
sammenfluss unbetonten Gleichlauts vorgezogen habe: er nennt es jetzt
Elision, gegen den grammatischen Sprachgebrauch, da Votra nicht existiert.
Beatiimmaculuti kann Berceo nicht aus der für seinen Hiat vorbild-
lichen lat-einischen rhythmischen Dichtung haben, ebensowenig als dei ec-
clesia, denn diese trennt viri in Christo wie ilJuTn ludaei e?nerant:
B. macht hier der eigenen Aussprache ein Zugeständnis und wir werden
daraufhin el rey omnipotente und Ähnliches zurückhaltender beurteilen,
als ich selbst ZRPh. IV 471 getan habe. Es kommt, wenn auch noch
sehr beschränkt, Zusammenziehung vor. Wenn aber H. meine Bemerkung
samt dem Hinweis auf LBlGRPh. 97, 335 so darstellt, als ob ich für
Berceo allgemein die Sinalöphe zugelassen hätte, so beruht das auf der
oben berührten Vergesslichkeit: ich habe das Gegenteil gesagt. Im Rück-
schlag der erst/Cn Verkennung nimmt übrigens jetzt H. beim Erzpriester
Zusammenziehungen an, an die ich nicht glaube. — »Zur Prosodie von
rey und mny^^ will die Meinung verteidigen, dass Diphtonge auf -// im
Auslaut von B. beliebig zerdehnt würden, wieder mit stillschweigender
Darangabe einer viel weitergehenden Behauptung. Bey aus reye sei das
primäre, nicht re\'y w'iefin aus fine. Der Beweisvei-such übersieht u. a., dass,
auch wenn man rees als den allein berechtigten Plural betrachtet, der
Inlaut keinen Schluss auf den Auslaut ergibt. Dabei erfahren wir, dass in
coydar^ dedo etc. „die Lautgruppe ye durch Synkope zu i geworden ist".
Mit Recht rügt H. beiläufig eine falsche Einreihung von grey im Grund-
riss, er findet es in der Neuauflage an seinem Platz. Die zahlreichen
Fälle, in welchen er bei B. zweisilbiges rnuy findet, reduzieren sich von
vorneherein sehr stark, wenn >vir diejenigen beiseite stellen, in welchen
nicht mehr übliche Formeln von den Kopisten verschoben sein können:
mucho fue buen obi^po zu fue muy^ 7iiucho issio buen omne zu i^sio
mtiy, mucho de mal senor zu de muy, mucho ä zu ä rnuy u. s. w.;
weiter den vorwiegenden Gebrauch des Vollworts beim Partizip herstellen,
(jne fue muy tnal trecho ist mucho maltreeho, ebenso beim betonten
Adjektiv, wo sie frühspan. allgemein zulässig war, wie ja der portug. Dichter
heute noch hörnern muito soberbio sagen darf. Für Kopisten des
14. Jahrb., das sich dem im 15. durchgeführten heutigen Sprachgebrauch
stark nähert., war das all unleidlich, wenn auch die beiden Haupthss.
nicht gleich radikal verfahren. Auch vorvokalisches much ist ja zum
Teil völlig eliminiert. Der Rest ist einzeln zu untersuchen, dabei nicht
zu vergessen, dass B. im Gebrauch von emphatischem mucho weiter
gehen kann, als die Prosa des 13. Jahrh. Die italisierende neuspanische
Metrik über das 14. und 15. Jahrh. hinweg als Zeugen für Diaerese an-
zunifen ist nicht statthaft. — „jR/^, dies^*^ will die Herleitung von dia
aus dem Einfluss von via *ries rechtfertigen, portug. dia gegenüber, bei
dem von *ries keine Rede .sein kann, von vorneherein gegenstandslos.
Dass Berceo gleich allen anderen altsi)an. Dichtern nur dia dias kennt,
G. Baißt. I 205
ist bei dem so häufigen Wort in Messung und Reim überreich gesichert;
San Millan 378 Di ex e quatro dias ante de agosto eiitrado ist ein-
fach Quatorze zu lesen. Übel ist die Anmerkung, dass te schon des-
halb bei Berceo zweisilbig sein müsse, weil das ein „Grundgesetz" der
ganzen spanischen Prosodie sei. Die Deutung, welche H. einem Jalires-
ber. V 403 sehr mild behandelten Angriff zu geben für gut findet, ist
weder sachlich noch persönlich annehmbar, aber es verlohnt nicht, sich
dabei aufzuhalten. — Zweisilbiges diös bei Berceo (schon vor H. ge-
kannt und genannt, aber von ihm zuerst verfolgt) soll zweifelhafte Be-
tonung haben, dtös oder diÖs: mir ist bei gesichertem dfo und an sich
die letztere unzweifelhaft. Dass sie nach Apolonio und Alf. X noch
vorkomme ist nicht richtig: es wäre ein Zufall, wenn das Wort im 15. Jahrb.
nicht ein paarmal in defekten Versen stünde, der eine der beiden an-
geführten (C. B. I 312) ist noch dazu schwer verderbt. „Baist hält
diös für proklitisch" : ich habe das Für und Wider erörtert und Er-
wägung des Satzhoch ton s gefordert. Der Nachweis der Einsilbigkeit im
Dreikönigspiel ist müssig, wenn ich sagte, diuss dios schon dort den
Ton verschiebt, so meinte ich doch nicht, dass es ihn behält. Zweisilbig-
keit im Fern. Gonz. kann ich nicht anerkennen. Für seine Alexandriner-
bearbeitung von Ayalas Versetes de mitiguo rimar will H. sich auf
Grundr. II 2, 421 stützen: er verkennt, dass ich in der Anmerkung
nicht den Alexandriner, sondern die Cuaderna via meine, die sich in
beiden Langversen bewegt. Aber wenn ich mich auch geirrt hätte, recht-
fertigte das in keiner Weise die textkritische Metzelei, welche er an-
gestellt hat.
Etymologien. Die Behandlung der arabischen Bestandteile des
Sizilischen durch de Gkegorio und Seybold*^) berührt mehrfach auch
das Spanische. Die alphabetische Zusammenstellung sagt freilich recht
oft nicht, ob ein Wort sizilisch oder spanisch, so wenig als ob es
gemeinitalienisch und auch sizilfsch sei, die beiden Gelehrten setzen
voraus, dass der Leser darüber soviel als sie selbst wissen müsse. Als
gemein interessant sind Romania 32, 464 die Artikel avana, bagarcia,
giaimetta /"= ginete), rnrda (= barda), gahella^ gf^1f<^ hervorgehoben.
Die drei ersten wollen gar nichts Neues bieten, sind mit zulänglichem
Quellen verweis ausgestattet. Varda gibt auch nichts, es ist nur der
Rückweis auf Littr^, Devic etc. gespart, Sclilimmer steht es bei gabella,
hier ist der Referent direkt getäuscht worden durch die Angabe, einige
Arabisten, genannt wird Lasinio, hätten den Sachverhalt angedeutet:
der Nachweis ist bei Dozy und Devic vollständig gegeben, hier nur weiter
ausgeführt. Neu dagegen ist für die Romanisten, dass Amari gafa etc.
von arab. kaff'a herleitete, freilich nicht haltbar. Was sonst richtig von
spanisch-arabischem herbeigezogen wird, stand schon in den oft nicht
genannten, allgemein bekannten Hilfsmitteln, falsch ist noch mantel von
mandil, die Vermutung von almarcha aus dem Landmass almar',a\
mir unbekannt ein axerbe das sebba sein soll. Brauchbar nur artaniia
und zu nennen allenfalls toca aus 'dk/ff (s. u.). Über das eigentümlich
•
43) DE Greoorio e Seybold, Glossario delle voci eiciliane dl
originc arabe, in SGJt. III 224—251.
I 206 Spanische Sprache. 1903.
sizilianische Material habe ich hier nicht zu sprechen; es ist nicht un-
beachtlich, aber mit Vorsicht zu benützen. — Eine andere Artikelreihe
de Gregorios**) gibt romanische Etymologien mit Körtingscher Latinitat
für in Sizilien vorliegende Worte; so weit das Spanische berührt wird,
offensichtlich wertlos: Nr. 13 estanterol zu antael ist zuerst franz. be-
legt, dort anscheinend gleich estantiire; 25 calaboxo von ^carbiLCca
(sie!); 32 adala von einem „lateinischen" dagala, das aus mlat. dagla
gewonnen wird: nun hat aber Ducange schon gesehen, dass dies dagia
franz. daüle ist; 35 dosel von ^dosselbim: ist aus afr. dossei entlehnt,
dies dos -\- el <C eile; 45 estragar von *exierico; 87 pegato, angeblich
Pflaster, von picahim: ich kenne in dieser Bed. nur pegote, picatum
gibt pegado; 97 argolla von revolrere: das Richtige steht bei Dozy;
113 Thomas Zusammenstellung von timpa mit fr. tiinpe und deutsch
Tümpel wird angezweifelt: sie ist nur insofern nicht zutreffend, als es
Tümpelstein, nich Tümpel heissen sollte, übrigens nicht neu; 114 atoro-
xonarse von torquere: vielmehr von toroxon, tor^oriy = iortio. Nur
über 125 bogar s. u. Über die Herkunft des ital. etc. angina "von
lat. ayigina und Ähnliches sollten wir lieber nicht belehrt werden.
Alamo will* Salvioni*^) in einem ausführlichen Artikel über alfiiis
aus diesem, nicht, wie Diez, durch Lautsubstitution, sondern durch Kreuzung
mit olmo entstehen lassen, ein Gedanke, der auch schon anderwärts ge-
äussert ist, aber unhaltbar, da das a unerklärt bleibt und da die ausge-
dehnte und alte Oberlieferung, besonders auch in der Menge von Orts-
benennungen, nie eine Spur von Mischung zwischen Alameda, Olmeda
und alnus zeigt. Letzteres fehlt schlechthin.
Albanal und albellon mit Bene von arab. ballä% nicht mit Dozy
von ballu^a. — Es ist kaum erlaubt, sich so zu verlesen, Dozy hat das
Richtige, und richtiger als Bene-Gregorio-Seybold *').
Amarillo hänge sicher mit amapi.s zusammen, wenn auch nicht
auf dem Weg gallig-gelb, doch von einem Pflanzennamen aus, wie sardisch
grogii = giallo; dazu zitiert Herzog*'') verschiedene spanische Pflanzen-
namen, die (wirklich oder vermeintlich) auf amarus zurückgehen. Das
Beispiel ist schlecht, der Safran wird adjektivisch von der Drogue, dem
Farbstoff, nicht von der Pflanze aus, wie gualdo. Zu nennen waren
viola, rosa, franz. lilas: Blütenfürstinnen: was soll neben ihnen ein
hypothetisches Kraut, das H. nicht einmal nachzuweisen vermag? „Sicher**
amarus! ich meine arab. ämra\ weislich liegt palh'dus noch etwas
näher. Die berechtigtere „Ergänzung" zu Körting wäre ein Hinweis auf
ZRPh. IV, 480 gewesen.
Amarrar durch Vermittlung dos Französischen von niederl. an-
maaren^^).
Artanita (ohne Erwähnung des Vorkommens in Spanien) nach
Dozy, Suppl. aux Dict. arab. arta nitd^^).
Baxo, Diezens Zusammenstellung mit pg. buxiOj it. bigio, fr. Ins und
den mlat. mgr. Formen von boinbyceus wird von Horning*®) er<)rtert
44) de*Gregorio, Contributi alla Etimologia romanza, SGJt.
III 253—289. 45) AGIt. 15, 453. 46) SGIt. III, 228. 47) ZRPh. 27, 123.
48) Batst, German. Seemannsworte i. d. franz. Spr. Strassburg, Tnibner.
49) SGIt. III, 22ü. 50) ZRPh. 27, 348.
G. Baist. I 207
mit dorn Ergebnis, dass weder lautliche n(K*h begriffliche Bedenken gegen
sie vorliegen. — Es ist möglich, dass das Wort variiert in die romanischen
Sprachen eintrat, mit der weiteren lautlichen Entwicklung kann man sich
ital. franz. span. abfinden, wenn auch m. E. nicht so wie H. will, während
mir allerdings die pg. Form ganz unverständlich bleibt und die durch-
gehende Haplologie recht befremdlich ist. Unerfindlich ist, wie dieselbe
sehr seltsame Begriffsverschiebung - gefärbt gleich dunkel ist überhaupt
nicht annehmbar — sich an die zeitlich und örtlich verschiedenen Importe»
heften sollte. Stofflich nachzutragen ist, dass auch pg. neben buxio
dunkel, baQO Milz und milzfarben steht und bathx subrufus im Donat
prov. : dass die drei Worte keineswegs gleichbedeutend sind (aschgrau,
rotbraun, dunkel); dass ital. bambagio durch bambagino bestinmit sein
kann.
ßogar, it. vogare etc., hat Diez nicht ganz zuversichtlich zu deutschem
Woge gestellt, unhaltbar bei der Bedeutungs Verschiedenheit, wie de Gre-
GORio sieht, und vorher auch der Dict. g6n. gesehen hat. Sizilianisch
nicari deute auf vocare, etwa weil sich die römischen Matrosen bei Ver-
stärkung des Rudertempos angerufen hätten. — Die sizilische (auch
neapolitiinische) Tenuis ist auffällig, aber das Wort anscheinend nicht
ursprünglich süditalienisch, der Begriff so nicht zu entwickeln, die Priorität
des Verbums nicht gewiss, im 13. Jahrh. daneben stehendes voga vom
Ruder der Galeere und vom Ruderlager vielleicht voranzustellen*^).
Bnija zu einem romanischen broscus Frosch. — Phantasie*^).
Colnmbrar (erspähen) von einem zu caligo gehörigen *calumbre.
Mit anderer Begriffsentwioklung asp. calumne. Sch. — Für cahimne
ist S. Millan 113 alnmbre zu lesen, aber Alex. 1680 bleibt").
Cuelmo^t das span. fiaccola, astur, arnia bedeute, komme von *ro/-
nius^ das durch Einfluss der Labialen für culmus eingetreten sei, be-
hauptet PiERi^*) bei dem „asturischen" Wort im Anschluss an Körting.
Woher dieser es hat, weiss ich nicht; das „spanische" kenne ich aus
Seckendorf, aber als Kienspahn. Uass man Kienspähne oder Fackeln
aus Stroh mache, ist mir nicht bekannt; über die Verwendung von Stroh
zu Bienenkörben im Süden, nur dass den nördlichen Einwanderern, die sie
versuchten, ihre Pfleglinge am Ungeziefer zugrund gingen; ich halte sie
selbst in Deutschland und Frankreich für ziemlich jung. Sie mag in
Nordspanien vorkommen, ihre Häufigkeit bezweifle ich. Pieri und Körting
mögen Existenz und Bedeutung ihres Wortes zunächst sicher stellen ;
dann wollen wir uns weiter darüb(?r unterhalten, ob das Spanische aus
colnio ein colmena bilden kann, und ob das m in cuhnus auf den Ton-
vokal zu wirken vermag.
Oaya^^) soll mit ital. gaxxa identisch und ein urlateinisches Wort
sein, der Name Gaja^ Oajus habe Elster bedeutet. Nigra. Es ist das
eine wenig glückliche Verschiebung der ZRPh. V, 247 ausgesprochenen
Vermutung, dass gago (Häher) nebst dem französischen Adj. gai von
<iom p]igennamen komme; beides semasiologisch vollkommen möglich, so
unsinnig es Körting vorkommt. Aber die Laute stimmen nicht. In der
51) SGIt. HI 288. 52) AGIt. 15, 506. 53) ZRPh. 27, 614. 54) ZRPh.
593. 55) ZRPh. 27, 140.
I 208 Spanische Sprache. 1903.
Tat kommt der Name des Hähers von dessen deutlichem Zornschrei, den
die Ornithologen mit gai wiedergeben, die Namen von Elster und Häher
aber permutieren, dürfen also auch hier nicht getrennt werden. Frz. prov.
gai ist völlig dunkel.
Pinco unmittelbar niederl. pinke ®^). — Nach neueren Feststellungen
muss in diesem und ähnlichen Fällen Vermittlung durch die Bai von
Bourgneuf angenommen werden.
Revisclar möchte Nigra mit prov. reviscolar zu afr. revesquir
und Verwandten stellen, dies, dessen bisherige Erklärung aus revescu
ihm unbekannt scheint, von vivisco. Ich will dazu hier nur bemerken,
dass mir das span. Wort nur lexikalisch bekannt ist und Katalanismus
sein dürfte^'').
Sapo. Zusammenstellung der gleichbedeutend lautähnlichen Worte.
SCH.*8).
Simon Fiaker: ein französischer Wagenbauer Simon Grarrou ist
1772 in Madrid beheimatet, aber auch ein etwas älterer Fuhrhalter Simon
Gonzalez wird als Taufpate des Fuhrwerks genannt'^*).
Siman ayuda für Sunon von Kyrene. M.-F.^®).
Sorra sp. ital. i. d. B. Tunfischbauch von arab. sorra Nabel, nach
DozY Suppl. auch flaues d'un animaL — Das Wort, soweit es in
Spanien vorkommt^ ist aus Italien entlehnt. Über sorra — SABURRA
erhebt de Gregorio Zweifel, die berechtigt sind, wenn man das Wort
(bei Covarrubias) als ein kastilisches betrachten wollte. Katal. sarray die
doch wohl andalusische Form xahorra und pg. sabprra sichern die
lateinische Herkunft und wohl auch einheimische Überlieferung, die aber
nach dem Zentnun von einer der Küsten gekommen ist*^).
Talar war, wie mittellat Belege zeigen, frühmittelalterlich in
Süd- und Nordfrankreich zu Hause, kam von dort nach Spanien und
gehört zu dem von Diez genannten germanischen Rechts wort (ahd. xdlon).
Baist«2).
Toca u. s. w. von arab. fäkija Kopfbinde, weisse Untermütze, ohne
dass versucht würde, den unverstandlichen Lautwandel zu erklären®^).
Toldv von afr. taud, tialdy nordisch tjald^^). Bei der Zurückführung
auf das Nordische ist breton. telt Zelt übersehen, das trotz der see-
männischen Verbreitung und Vermittlung fränkischen Ursprung wahr-
scheinlich macht.
Vexa, L. J. Juroszek erzählt, dass man das Wort gewöhnlich auf
viridia zurückführe, was niemandem einfällt oder jemals einfiel, entdeckt
das Etymon VICIA, das sogar bei Körting steht, und behauptet „die
im altspan. konsequente Schreibung reca*^^, w^ährend er sicher ebensowenig
einen altspan. Beleg des unkastilischen Wortes (für arveja) kennt als ich*^).
Yengo von *genuits, vgl. JBRPh. VI, 398, wo Salvioni'' gleich-
artige Beobachtung übersehen war. Breci^elOj das von ihm an gleicher
Stelle etymologisiert wird, ist ein längst berichtigter Druckfehler ®®).
56) Baist, Germanische Seeniannsworte i. d. franz. Sprache,
Strassburg, Trübner 1903. 57) ZRPh. 27, 345. 58) ZRPh. 27, 612. 59) BHi.
1902, 360; 1903, 186. 60) BHi. 1903, 186. 61) ZRPh. 27, 346 und SGIt. 3,
241. 62) In: Haag, Die Latinität Fredegars RF. X 898. 63) SGIt.
III 248. 64) Baist, GermanischeSeemannsworte i. d. franz. Sprache,
Strassburg 1903. 65) ZRPh. 27, 681. 66) AGIt. 85, 456.
G. Baist. 1 209
1904* Grammatik. Es hat, abgesehen von Cuervo-Bello, in
Spanien nicht ganz an Versuchen gefehlt, sich die Tatsachen der roma-
nischen historischen Grammatik anzueignen, die misslangen bei dem Mangel
jeder Tradition im Lande selbst und der UnvoUkommenheit der Fühlung
mit der auswärtigen Wissenschaft. Seit einem Jahrzehnt etwa ist an der
Madrider Universität das Fach vertreten, im Zusammenhang damit zeigt
ein Schulbuch von Bolufer (1902) unverkennbare Besserung. Weit
darüber hinaus geht die Grammatik von Menendez ProAL^). Der Ver-
fasser hat. sich in eine seinen ersten Studiengangen notwendig fremde
Anschauungsweise hineingearbeitet, die fremden seinen Landsleuten durch
ihre Sprache verschlossenen Hilfsmittel direkt und umfassend benützt,
kennt, wie wir wissen, persönlich die Quellen : so hat er zum erstenmal
dem Madrider Studenten ein Handbuch gegeben, das ernstlichen wissen-
schaftlichen Anforderungen genügt. Nun hat aber die erste Freude
Morel-Fatios über einen Fortschritt, an dem er als der wissenschaftliche
Gewissensschärfer Hispaniens seinen besonderen Anteil hat, in einer
Rezension der Romania^) den Eindruck hervorgerufen und her^^orrufen
müssen, als ob das innerspanische Ereignis ein romanistisches sei. Das,
es muss hier gesagt werden, ist es nicht. Es handelt sich nicht um
Einzelheiten; in dem phonetischen Teil herrscht in der Einordnung der
bekannten Tatsachen eine tiefgehende Verkennung des Unterschieds
zwischen Erbwort und Jjehnwort, und im Zusammenhang damit eine starke
Unsicherheit über das lautgeschichtlich Wahrscheinliche und Mögliche,
in Dingen, die längst abgetan sind. Gorra, der sich zunächst vergleichen
lässt, ist hier ganz erheblich besser. Dagegen mag die Formenlehre über
den Kreis hinaus, für den sie geschrieben ist, neben Gassner Dienste
leisten, da sie ausführlicher ist als was sonst vorliegt Auch Eigenes
tritt hier hervor, das allerdings der Revision bedarf. So sind die angeb-
lichen suffixlosen Partizipien nach dem zu beurteilen, was schon Diez
n* 153 zum Provenzalischen, Meyer-Lübke H, 333 zum Portug. und Bello-
Cuervo 607 zum Spanischen gesagt hat: pago ist nicht nur asturisch,
vgl. den Dicc. Aut. und das Pg., canso nicht nur jüdisch, vgl. jedes
grossere Wb., Ro. XI, 445 u. ALLG. IX, 175, nublo nicht nur
altarag., das bekannte romanische Adjektiv. Die Wortbildungslehre,
deren Verteilung ich übrigens nicht für zweckmässig halte, entspricht
dem Programm, aber eben deshalb nicht weitergehenden Zwecken. Eine
folgende Auflage wird dem Wortregister wohl auch noch eine Inhalts-
übersicht beigeben.
Syntax. Die Konstruktion von ser und estar mit dem Partizip,
die bisher in fast allen Grammatiken vernachlässigt wurde, verfolgt
CiROT^'J) mit scharfen Augen in ihrer feinen Faserung. Dass vor Cer-
vantes der Sprachgebrauch abwich wird festgestellt, der weiter zurück-
liegenden Entwicklung bleibt noch nachzugehen.
Metrik. Die Spanier hätten zunächst den Zehnsilbner kennen ge-
lernt, daher im Poema del Cid eine Anzahl regelmässiger Fälle von
1) Menendez Pidal, Ramon, Manual elemental de Gramdtica
histörica espanola. Madrid, Suarez 1904, 233 S. 8^ 2) Ro. 33. 270.
2a) CiROT, Gm Ser et Estar avec un participe pass^. In: M^langes Brunot,
S. 57-69.
Vo Um oll er, Rom. jAhresberiobt YIIL X4
I 210 Spanische Sprache. 1904.
4 -f- 6 (Vgl. Grdr. 389^). Wie der jüngere Alexandriner (ist er jünger?)
sich mit dem Zehner in späteren franz. Gedichten mischt» geschah das
auch hier, sei es unter dem Einfluss dieser Gedichte oder auf demselben
Weg. Bei der Arte mayor sei Zusatzsilbe, nicht Silbenwegfall anzu-
nehmen, diese Mehrsilbe eigne auch dem epischen Vers, so dass der Ale-
xandriner neben 6 -|- 6 auch 7 -|- 6, 7 -f- 7 et«, haben könne. Nun
findet aber Saroihandy ^*») das acht-, ja das neunsilbige Hemystich so
zahlreich überliefert, dass er auch es gelten lassen möchte, ja auch das
dreisilbige. Und damit gibt er im Grund selbst zu, dass die Erklärung
nicht ausreicht. Wenn Zehner und Alexandriner unter dem Prinzip der
Arte (4-|-5 = 5-j-4= 5-|-5) aufeinander ausgeglichen worden wären,
so hätte, sollte man meinen, 5-|-6 = 6-[-5 = 6-j-6 entstehen müssen.
Das Poema sei die im 14. Jahrh. gefertigte Prosaübersetzung eines viel
älteren Gedichts, schreibt Menendez Pidal an S. Dafür ist mir die
Sprache zu altertümlich, die Absicht cantar zu sein zu deutlich. Die
echte Volksdichtung nehme es mit den Silben nicht so genau, meint
M^rim^e BHi. VII, 70. Sie hat im Gegenteil, solang sie lebendig ist,
ein sehr genaues Gefühl für die Sprachmusik. Dass die Regellosigkeit
franko-hispanischer Übersetzungsdichtung etwas weiter geht als die anglo-
normannische und frankoitalienische, lässt sich noch verstehen (Entfernung,
Hiat, Brandanvers) : die ähnlichen Knittelverse des Poema werden inuner
befremden, trotz der Vida de San Ildefonso, und immer wird man hinter
der überlieferten Gestalt eine regelmässige suchen. — Das Grdr. 390
und 425 mit Recht oder Unrecht vermutete Vorkommen des Arteprinzips
in volksmässigen Versarten glaubt nunmehr Hanbsen***) für die ganze
Cuaderna Via ausser Berceo, insbesondere für den Fernan Gonzalez be-
haupten zu können, mit derselben beliebigen Mischung des Hemistichs
von 6 und 7 Silben die Sar. für den Cid annimmt. Dem letzten Heraus-
geber Marden des F. G., der den Alexandriner herstellt, wirft er nicht
mit Unrecht willkürliche Textkritik vor, aber seine eigene, von der er eine
längere Probe gibt, ist durchaus nicht frei von demselben Fehler. Richtig
ist, dass das Gedicht des 13. in der Hs. des 15. Jahrhs. eine Anzahl
von Romanzenhalbversen aufweist, die als solche geschrieben sein müssen,
aber dafür sind mehr Erklärungen zu versuchen als H. annimmt; an die
„Freiheit" glaube ich nicht. Unrichtig ist die Behauptung, dass liopez
de Ayala in einzelnen Strophen ohne Regel und Motiv den Romanser-
vers anwende, er wechselt die Masse nur mit dem Abschnitt, man sehe
selbst die von H. angeführte Stelle 350 — 352 im Zusammenhang an.
Ebenso steht es bei Juan Ruiz, obwohl hier die Überlieferung grössere
Schwierigkeiten macht. Ein Appendix will zeigen, dass beim Archipreste
die Synaloephe der gleichlautenden nicht leichter eintrete, als die der ver-
schiedenen Vokale, also auch im 13. Jahrh. nicht leichter eingetreten
sein könne. Der Rückschluss ist nicht zwingend, der untersuchte Bruch-
teil zu wx?nig, würde übrigens das Gegenteil von dem ergeben, was H.
will, wenn er nicht fecha a^ caiTera as als unbetont gleichwertig mit
desta aldea, anda aca, ciiesta ayuso gesetzt hätte.
2b) Saro'ihaxdy, J., Origine fraD9ai8e du vers des romances
espagnolcs. In: M^Ianges Brunot, S. 310—322. 2c) Hanssen, F., Sobre
el metro dcl poema de Fernan Gonzalez. AUCh. 115, 63 — 89.
G. Baißt. I 211
Wortgesehiishte und Etymologien. Junofer veröfTentlicht eine
Zusammenstellung von lateinischen Namen in den spanischen Ortsnamen,
meist Bildungen auf -anus, wobei uns die Seltenheit der -anis auf
celtiberischem Gebiet interessiert. Sprachlich ist ein und das andere zu
beanstanden, über das „gekürzte" Suffix in Ulan etc. der Grundriss
nachzusehen, Cicero von germ. Thiether unstatthaft, Bcrlanga von
Beriling mehrfach bedenklich. Aber es ist angenehm, das Material ge-
ordnet zu finden^).
Acaptar erlangen bei J. R. sei aceapitare, sonst acabdar; so bei-
läufig ScH. — Zu streichen, es ist acabtar bei Sanchez 170 gemeint,
das in der Hs. acabar heisst. Die Existenz des ohne Beleg besprochenen
span. pg. recatar = recadar ist mir auch nicht bekannt. Beiläufig
darf ich erinnern, dass ich RF. VIII, 511 afr. acheder zu roman.
ACCAPITARE gestellt habe*).
Afe, In aved HABETE -|- vos sei das f durch eine Art Dissimi-
lation entstanden, meint Ford. Eine seltsame Sorte von Dissimilation!
PiETSCH kündigt eine andere Erklärung an, die im nächsten Bericht be-
sprochen wird*).
Amidos, der Anlaut durcli Präfigierung von ä. Ford. Ich gebe
im Gr. dieselbe Erklärung im Hinblick auf afr. ä envis^),
Ascua, das offenbar germ. aska sei, bringt Horninü in Beziehung
zu französischen Formen des Typus falaresca, die er aus Einmischung
jenes german. Worts erklärt Für mich ist die gotische Provenienz des
span. pg. Worts lautlich und sachlich ausgeschlossen, und ich füge hinzu,
dass auch arab. ba^wa^ an das man denken könnte, nicht geht').
Babaxorro ist ital. barbassoro. Sch. Natürlich hat baba, babaxa
eingewirkt. Das mitangeführte valvdsor aber kommt auch in der arag.
Bed. nicht von it. varvassore^ sondern wie dieses aus dem Französischen ^).
Baragana. Sch. vermutet Zugehörigkeit des asturischen Wortes bei
Rato nebst der Gruppe von barcihunda^ baragouin von Berecyntia,
dem Fest der Kybele. Ich habe den Eindruck später Willkürbildungen
der Schelmensprache •).
Barrica und barril gewinnt Nigra durch Einmischung von barra
aus it. barilCy dies in einem Artikel über Metathese, den ich durchaus
ablehnen muss, aus ALVUS alvile albile arbile rabile. In Wirklich-
keit ist baHl und barril altfranz., anderswo von dort entlehnt, barrira,
das Ende des 15. Jahrhs. in der Provenze auftaucht, vielleicht verschieden
und- span. von barro. Mit Barra, zu dem es Diez stallte, besteht aller-
dings gar kein Zusammenhang^^).
Calabaxa kat. carabassa nach Sch. zu arab. gleichbed. kar^a,
vielleicht mit Einmischung von *cueurbacea. (RF. 19, 636 bitte ich
beim arab. Wort den Zirkumflex, falsch bei Pedro de Alcala, zu streichen).
Passt im ersten Teil u. i. d. Bed. besser als das sonst vorgeschlagene
pers. harbux arab. Irirbix Melone, aber der zweite ist schwierig, das
3) Jungfer, Joh., Noms de lieux hispaniques d'origine roroaine.
BHi. 6, 269—275. 4) ZRPh. 28, 4r). 5) MPhi. I. 49. MLN. 19, 62.
6) MPhi. I, 54. 7) ZRPh. 28. 737. 8) ZRPh. 28, 195. 9) ZRPh. 28, 741.
10) ZRPh. 28, 7.
14*
I 212 Spanische Sprache. 1904.
Adj. ba^o, an das man denken möchte, sachlich unwahrscheinlich. Auf-
fällig auch das späte Auftreten pg. cabafa gegenüber ^^).
Carameh gehört mit canamiel zusammen, entsteht aus alter Mischung
von calamus und canna, etwa aus Südfrankreich. Durch Vermischung
der beiden Worte mit cannabis sp. cänamo wegen äusserer Ähnlichkeit
von Hanfacker und Roehricht Baist^*).
Compe^ar aus comengar -j- empexar Subak. Die Mischformen
sind viel vollständiger überliefert: compe/ixar steht bei Diez, enmienxar
im Wörterbuch. Zu pg. come^r vgl. Cornu Gr. 979^^).
E?npeine, Reihen am Fuss, wird von d'Ovidio im Zusammenhang
besprochen. Was er für it. mpigna und pg. empenha feststellt, Entlehnung
aus dem Franz., ist sicher auch für das Span, und für kat empenya.
Ob dies pecten wegen der Zehenknochen, wie er vermut^t^ muss ange-
sichts der Form empiegne und der Diskordanz des Präfixes dahin ge-
stellt bleiben. Beiläufig berührtes empeine i?npetigo lässt sich aus dem
latein. Wort nur dann erklären, wenn man verlorenes franz. Zwischen-
glied annimmt^*).
Escarlata versucht Carol. Michaelis aus cyclahts herzuleiten.
Ich finde durch die Untersuchung nur die Ungangbarkeit dieses Weges
erwiesen, sachlich und lautlich. Von den angeführten Kreuzungsmöglich-
keiten ist auch das noch als das wahrscheinlichste bezeichnete kermes
unzulässig. Das Wort (zuerst bei Petrus Venerabilis) ist nicht der einzige
Stoffname seiner Zeit, der völlig dunkel ist: gewebt und gefärbt haben eben
ausser den Abendländern, Byzantinern, Arabern und Persern auch noch
Leute ganz anderer Zungen. Vgl. auch Weckeklin, Lc drap escarlatCj
Lyon 1905^5)^
Espanol ausserhalb Spaniens gebildet, wie raniagntiolo. Baist.
Vgl. ZRPh. 1906, 469 1«).
Farota stellt Schuchardt mit Recht zu faraute, statt zu dem von
Eguilaz und danach RF. IV, 357 gegebenen Etymon. Die dabei be-
rührte franz. Wörterbucherklärung halbreda ist sicher ungenau. An
gleicher Stelle werden, abgesehen von hier einzeln Besprochenem, Zusammen-
stellungen und Vermutungen zu farabustear (vgl. auch tarabuster;
mlat. frabutationes, 1. fraudationes), fanfa^ einem angeblichen fuisca
und fuina (ist fr. fouine) mitgeteilt^').
Eresa betrachtet Hornino zutreffend als' urspr. zentralfranzösisohes
Lehnwort; ebenso aus dem Franz. frambuesa, für das er german. Pro-
venienz bestätigt. Von den anderen berührten Namen der Erdbeere ist
fraga zu streichen, da es hierfür weder von gelehrten Kreisen noch vom
Volk, sondern nur von ausländischen Wörterbüchern gebraucht wird, die
wirklich heimischen lauten an ältester Stelle (Nebr.) miexgado v. niayueta.
Hinzuzufügen zu den nachgewiesenen rom. Formen für die Halbinsel
gal. morodOi niorogo zur Erdbeere, katal. gerSy gerdera zur Himbeere
= ital. gelso^^),
Oandul. Reichliche Belege, Form- und Bedeutungsvarianten des
11) ZRPh. 28, 149. 12) ZRPh. 28, 107. 13) ZRPh. 28, 35a 14) ZRPh.
28, 545. 15) ZRPh. 28, 431. 16) RHisp. XI, 155. 17) ZRPh. 28, 131.
18) ZRPh. 28, 513-534.
G. Baist I 213
auch arabisch dunkelen Worts; die arabische Herkunft lässt 8cu. mit
Recht gelten, es ist ein jüngeres Gegenstück zum tafur^^),
Oamacha'^ pg. und span. Belege mit Zustimmung zu der Herleitung
von guamir. C. Mich, de V. — Ich halte das Wort für eine der
europ.-orient. Entlehnungen aus der Zeit des 3. und 4. Kreuzzugs. —
Die span. katal. Weinsorte (1. Traubensorte) garnacha sei sicher Abi.
von granum. Es ist durch franz. gamache vermitteltes ital. vefmaccia,
vgl. Duc. garnachia 2 und vemachtaf ziemlich sicher zu verno^%
OoUlla, Geschichte der 8ache, der bürgerlichen und militärischen
Tracht im 18. Jahrb., zugleich des Wortes und der benachbarten cham-
berga, tontillo von M. F.^^)
Madr&no. Zu den ostspanischen Varianten von arbuttis, echten
und fragwürdigen, stellt Seh. auch die westliche und südliche Benennung
als *arbitron€USf sehr zu beachten, wenngleich medrar den Anlaut
nicht bestimmt haben kann und das a der ersten Silbe auffällig alt ist.
Zu der beiläufig gruppierten Sippe von lodono bem. franz. olonier^^).
Maguer schon bei Vald6s als veraltet, im 18. Jahrb. wird das wmissver-
ständliqh als gesprochen aufgefa^st, das Wort wahrscheinlich durch Iriarte zum
lächerlich antiquarischen Typus gestempelt. Cuervo. Die im 18. Jahrh.
einmal als bäurisch angegebene Betonung mdguera erscheint nicht glaub-
würdig, alle alten Belege sind dagegen, vgl. ausser den von C. ange-
führten Berceo passim, Apol. 321, und besonders Juan Ruiz 1034 mit
Verwendung als Ausruf. Diez II» Macari ist übersehen, weil C. den
deutschen Romanisten geglaubt hat^ dass Körting ein wissenschaftlich
brauchbares, höchstens einiger Nachtraglein bedürftiges Buch sei^*).
Mana, Geschichte des biblischen Worts und der gelehrsamen Ver-
schiebung des Tones mdna zu mand im 16. auf 17. Jahrh. Cuervo^*).
Marisco in Zusammenhang gebracht mit neap. mamxxa und einem
spätlat. bei. marucca. Sch. Wohl zu beachten^*).
Muermo und Verwandte durch Kreuzung von morbus mit dem german.
Etymon von fr. gofirme, ags. wunyis, B. Das ags. Wort dürfte in-
dessen ausscheiden, da sein s stammhaft ist^^).
ToniOy bei dem er früher an *tunditus gedacht hatte, hält Meyer-
LüBKE jetzt für Schallwort. Ich würde zuerst nach dem Alter in den
verschiedenen Sprachen fragen, bin der Meinung, dass das ndd. Tunte
unbedingt zu trennen ist. Als korsisch finde ich tondu angegeben*').
Trobar. Da das Wort in der Bed. finden wie dichten und mit
Diphthongierung der stammbetonten, dem kastil. Osten durchaus geläufig
war, vermutlich der ganzen Halbinsel, ehe es durch AFFLARE verdrängt
wunle, sei auch an dieser Stelle hingewiesen auf den letzten, besonders
dem Nachweis von Suchen gleich Finden gewidmeten Artikel Schuchardt«
und die vorausgehenden weitgreifenden Untersuchungen, in welchen er
die Herleitung von turbare in der (unerwiesenen) Bedeutung des Auf-
treibens der Fische zu rechtfertigen sucht. Ich habe gegen Einzelheiten
von vornherein gar nichts einzuwenden, gegen anderes um so mehr, halte
nach wie vor turbare nicht für möglich. Zugegeben aber, dass die Mög-
19) ZRPh. 28, 135. 20) ZRPh. 28, 429. 21) BHi. 6, 114. 22) ZRPh.
28. 193. 23) Ro. 33, 255. 24) Ro. 33, 249. 25) ZRPh. 28, 322. 86) ZRPh,
28, 111. 27) ZRPh. 28, 636.
I 214 Albanesisch. 1004.
lichkeit nachgewiesen sei, so bleibt dem Hypothesenbau gegenüber die
Tatsache CONTROPARE, das innerhalb der Latinitat der L. W. un-
möglich als umgekehrte Schreibung hinweggedeutet werden kann und sich
nun auch noch bei Cassiodor gefunden hat. Wir sind über die Objekte
des abstrakten Verbums ungenügend unterrichtet, jede Konjektur über
die semasiologische Verschiebungsmöglichkeit ist daher äusserst prekär.
Dass aber ein Wort, das „untersuchen" bedeutet, von „finden" nicht so
unendlich weit abliegt, darüber s. Seh. 1. c. S. 47 u. 50. Die Anhänger
von turhare müssen sich m. E. mit contropare ernstlich auseinander-
setzen, ehe sie die Widerlegung ihrer Konstruktionen fordern. Denn in
allen historischen Fragen geht das Dokument vor der Konstruktion.
Trocir sei torquere. Ford. Spricht, als ob er nicht wisse, dass torcer la
iglesia um die Kirche herumgehen heisst; trocir das Gegenteil. Die
beiden Verba sind sicher verschieden *•).
TrompOy Kreisel wahrscheinlich zu oxQdfißog, wie siz. strummula,
ScHUCHARDT gelegentlich eingehender Verfolgung der Benennungen von
Haspel und Garnwinde. Mir scheinen trompa und trompo in dieser
Bed. vielmehr zu trompa Trompete zu gdiören, wegen der Form, und
nicht zu dem auch von der Akad. genannt-en griechischen Wort**^).
Zapato und seine Sippschaft unterzieht Sch. einer Besichtigung, die
nur flüchtig sein soll, bei der aber natürlich sofort der „Stamm sapa^
verschwindet, der gar nicht einmal erwähnt wird, während eine persische
und eine arabische Etymologie abgetan werden. Der Vermutung gleich
hohen Alters der abendländischen Entlehnung mit xanca ist beizupflichten,
um so mehr als es sich in Spanien bis ins 11. Jahrh. zurückverfolgen
lässt. Da aber auch die Vulgärsprache des ganzen heutigen arabisch-
türkischen Orients es besitzt, scheint mir die Aboriginität des osttürkischen
(^nbata noch der Bestätigung zu bedürfen, Vamberys Hinweis auf ^apat
wickebi ist sehr wenig einleuchtend*^).
Freiburg i. Br. G. Baist.
Portagiesische Sprache von C. Michaelis de Vasconcellos
folgt später.
Albanesisoli. 1904.
Unter den albanesi.schen Zeitungen behaupten Alb. und Drita^)
fortwährend die erste Stelle. Von Drita erschienen die Nummern 36 — 55.
Eine Reihe von anderen Zeitungen sind mir im wesentlichen nur durch
die Besprechungen in Alb. und Drita bekannt; so erwähnt Drita Nr. 50
eine in Neapel erscheinende italienisch-albanesische Zeitung Laimtari i
Sk'üpenis („L'araldo d'Albania"); Drita Nr. 52 und Alb. VIU 167
berichten über eine von 0OMA Abrami und Milo Dutsi in Ägypten
(Cairo) herausgegebene albanesisch-(griechisch-türkisch-)französische Zeitung
28) ZRPh. 28, :J6. 29) MPhi. 1, 54. 30) Schuchardt, H., an Musaafia,
Graz 1905, 41 S. fol. Nicht im Buchhandel. 31) ZRPh. 28, 195.
1) S. Note 38 der Bibliographie für 1901. 2) Sofia 1904, 160 S. 12»,
H. Pedersen. I 215
Besä. Unter den Kalendern verdient Kaien dar! Kombiar^) in erster
Linie Erwähnung. Der inZara erschienene, im scutarinischen Dialekt verfasste,
64 Seiten grosse Kalender ok'üptari (s. Drita Nr. 39) ist mir nicht
zu Gesicht gekommen. £in griechisches Gredicht von Naim Frascri
'O äki]^g Jiö&og twv üxvneräQWVy das zum ersten Male 1886 in
Bucharest anonym erschienen war und 1903 in Sofia wieder herausgegeben
wurde*), liegt jetzt noch in albanesischer Übersetzung vor*). Das
türkisch geschriebene Drama von Sami Frascri, das in albanesischer
Übersetzung mit dem Titel Besä*) vorliegt, ist von Agobtino Ribecoo
ins Italienische übersetzt worden (s. Drita Nr. 52). Ein Ereignis aus
dem Leben in Albanien erzählt P. H. H. N. (d. h. der im Jahre 1905
ermordete Priester Xristo Haralambi, s. Alb. IX 1, 27), I vögcli Jonat
Argen di*) (herausgegeben von einem Zweige der Gesellschaft „Dituria").
Das hinterlassene Wörterbuch des 1895 verstorbenen KristoforiJi wurde
in Athen herausgegeben''). Caspare Jacova Merturi gab eine Gram-
mati ca della lingua albanese*) heraus. Ich trage hier noch drei
mir. erst jetzt zugegangene serbische Bücher nach: Kujundzi6, Srpsko-
arnautski reönik*) (serbisch-albanesisches Wörterbuch); der Verfasser
stammt aus G'akova und spricht von der Kindheit an neben Serbisch
auch Albanesisch ; auf Grund seiner persönlichen Kenntnis gibt er eine
Sammlung von mehr als 4000 serbischen Stichwörtern mit albanesischer
Übersetzung; dabei sind allerdings oft die Formen des Mask. und des
Fem. der Adjektive, des Sing, und des Plur. der Substantive als be-
sondere Stichwörter aufgeführt u. s. w.; darauf folgt noch (S. 79 — 138)
eine Reihe von serbisch-albanesischen Gesprächen ; die Orthographie ist sehr
mangelhaft Eine Schilderung von Land und Leute gibt Bogo8Avljevi6,
O Arnautima^*^) („Von den Albanesen"); das Buch enthält auch ein
Paar albanesische Lieder, gleichfalls in mangelhafter Orthographie ; der
Verfasser war Offizier der serbischen Grenzgendarmen an der Grenze
gegen Albanien und stützt sich hauptsächlich auf eigene Erfahrung; wo
diese nicht ausreicht, beruft er sich auf die Bücher von Gjurkoviö
(d. h. Gjürkoviö, Albanija. Crte o zenilji i narodu^^), „Albanien, Skizzen
von Land und Leute"; enthält noch ein Paar Lieder und eine wenig
vollständige Bibliographie) und Jovanoviö (Albanasi)^*). Ein Sonder-
abdruck aus der Zeitschrift „Kolo" ist der Aufsatz von Dr. S. Trojanoviö
und M. Gaji6, Krv i umir kodSrba iArnauta^^) („Blutfeindschaft
und Aussöhnung bei den Serben und Albanesen"). — Mit dem Balkan-
problem beschäftigt sich Giuseppe Schirö, Gli Albanesi e la questione
Balcanica^*) und Gerardo Conforti, Questione Macedone o
Albanese^*). — Beitrage zur wissenschaftlichen Behandlung des Alba-
nesischen liefert O. Wiedemann passim in der Fortsetzung seines Auf-
satzes Etymologien^®). Wenn er S. 67 die G. Meyersche Etymologie
des Wortes mbreme , Abend* verwirft und dafür S. 74 eine Etymologie
3) Sofia (Druckerei Mbro^fßia) 1903, 16 S. 12^ 4) Sofia 1904, 20 S. 5) S.
Note 43 der Bibliographie für 1901. 6) Constanza in Rumänien 1904, gedruckt
iD Sofia (Druckerei Mbro»?£8ia). 7) Athen 1904, 502 S. 8^ 8) Rom 1901. 206 S.
9) Belgrad 1902, VlII + 140 S. 8^ 10) Nisch 1897, 109 S. 12«. 11) Sarajevo
1885, 208 S. 12«. 12) Belgrad 1880. 13) Belgrad 1901, 27 S. 8». 14) Neapel
1904, 600 ö. 15) Neapel 1904, 80 S. 12^ 16) BB. XXVHI 1-83,
1 216 Albanesifich. 1904.
aufstellt, die auf der Analyse des Wortes als mb-reme beruht, so hat
er übersehen, dass es eine Form prE7ne gibt (s. meine Alb. Texte mit
Glossar, 8. 181; jetzt ist auch auf das neue Wörterbuch von Kristoforidi
zu verweisen). Und wenn er bei der etymologischen Behandlung von
diet ,Sonne' S. 71 bemerkt, dass die Betonung in U diele »Sonntag*
darauf hinweist, dass zwischen i und e ein Laut geschwunden ist, und
gegen die Annahme spricht, dass ie Diphthongisierung eines idg. e ist,
so weiss er offenbar nicht, dass das Resultat dieser Diphthongisierung
überhaupt immer entweder zweisilbiges Ie oder einsilbiges je ist (vgl. etwa
serb. ije und je aus urslav. e); mit dem gleichfalls zweisilbigen alb. ua
und üß als Diphthongisierung eines Einzellautes vgl. lit. dial. uva aus
// oder cuwas. icwar ,Salz* aus urtürk. Hüx jakut. tüs osm. tux (und
vgl. ZVglS. XXXIX 241). diei ,Sonne* ist mit k'iet ,Himmer (aus
lat. caelum) durchaus gleichartig. Die Verteilung von ie und je ist
wenigstens zum Teil von der Silbenzahl abhängig [bie ,falle, bringe her*,
3. Sing. Konj. bjere); in der Flexion der Substantive ist aber eine Aus-
gleichung eingetreten, so dass ie mit je in demselben Paradigma nicht
wechselt; te diele »Sonntag* ist aber einfach der bestimmte Akkusativ
von diet (s. ZVglS. XXXIII 543). Wenn Wiedemann diei aus einer
Grundform *deivelos erklaren zu können glaubt, so hat er nicht be-
achtet, dass bei dem Schwunde eines intervokalischen Konsonanten nie-
mals Hiatus entstanden, sondern immer Kontraktion eingetreten ist
Richard Löwe hat in einem Aufsatze Altgermanische Elemente
der Balkansprachen ^'') angenommen, dass vier albanesische Wörter
aus dem Germanischen entlehnt wären; bei soh ,ich sehe* und geh Aor.
geta ,ich finde* ist diese Annahme schon wegen der morphologischen
Eigentümlichkeiten der beiden Verba, die zweifellos zum alleraltesten
Teile des alb. Sprachschatzes gehören, gänzlich ausgeschlossen; langim
,Sprung* muss von got. laggs ,lang* schon aus semasiologischen Gründen
fern gehalten werden; ein albanesisches sijixe »Gartenmesser* kann schon
wegen des s kein altgennanisches Lehnwort sein. Von Kk. Sandfeld
Jensen liegen die folgenden Arbeiten vor : DerSchwund desInfinitivs
im Rumänischen und den Balkansprachen^^), Die Konjunktion
de im Rumänischen^^) (berücksichtigt auch die albanesische Kon-
junktion e, ede) und Die nicht-lateinischen Bestandteile im
Rumänischen*®) (hierin ist auch von den Übereinstimmungen des
Rumänischen mit dem Albanesischen die Rede). — Unter den Beiträgen
zur Kenntnis des albanesischen Volkes und Landes ist zu erwähnen:
Karl Steinmetz, Eine Reise durch die Hochländergaue Ober-
alb an iens^^). Diese Reiseschilderung bildet das ers^te Heft einer von
C. Patsch in fristlosen Heften herausgegebenen Sammlung Zur Kunde
der Balkanhalbinsel. Der Verfasser, ein vielgereister Ingenieur hat
im Jahre 1903 eine Reise von Scutari durch das Gebiet der katholischen
und mohammedanischen Hochländer nach G'akova und hierauf südlich
nach Prizren und Kalkandele unternommen; das übergrosse Misstrauen
der türkischen Behörden hinderte ihn aber, seine Reise in der vom Anfang
17) ZVglsTxXXIX BTl^alä.^Ts) JBIRS. ix 75-I31I ^19) ZRPh.
XXVIII 11—35. 20) GG. (zweite Ausgabe) I 524—534. 21) Wien 1904,
t>8 S, 8»,
J. Gedde«, Jr. I 217
an geplanten Weise fortzusetzen ; deshalb kehrte er über Saloniki, Athen
und Corfu wieder nach Bcutari zurück, um von hier aus das Gebiet der
Mirditen zu besuchen. Die für andere Reisenden sehr nützliche Schilderung
enthält viele Erörterungen über albanesische Sitten und vor allem eine
sehr eingehende und anschauliche Darstellung der albaneaischen Stammes-
verhältnisse. Dankenswert ist die genaue Angabe der Aussprache der
Namen. Ferner erwähne ich Carl Patsch, Das Sandschak Berat
in Albanien^*); P. Träger, Schiffsfahrzeuge in Albanien und
Macedonien**), Guillaume Apollinaire, Deux faux princes
d^Albanie") (vgl. Alb. VIII 144).
Holger Pedersen.
Homanisclie Sprachen ausser-
halb Europas.
Canadian-Freneh. 1903—1904. 1902. BiographicaL
530. Chouinard, Tabb^ E. P., cur6 de St Paul de la Croix.
Galerie des prßtres du dioc^se de St. Germain de Rimouski.
Quebec, pp. 252, in-16^ prix $ 1.50. Contains the biographies and
half -tone portraits of all the priest» in this diocese. 531. Desaulnierb,
F. L., avocat et ancien d6put6 (cf. no. 275). Charles Lesieur
et la fondation d'Yamachiche, Montreal, pp. 24, petit in-4^ The
author is a descendant of the Ijesieur family and claims that Charles
Lesieur is the founder of the parish. This side of the case is opposed
to what is set forth on the subject by M. Bellemare (cf. no. 463).
It is difficult to determine just when Lesieur arrived (cf. article in
RC, April 1905, pp. 368—395). 532. Idem. Recherches g^n^a-
logiques, ibidem, pp. XVI -f- 197, in-16^ This is the fourth volume
of the work already noted (see nos. 275, 352). Among the families
described are the Bruneau, Buisson, Caron, Charest, Cloutier, Comeau,
Douville, Dufresne, de I^essard, Morin, Proulx, Tessier. The investigation
is painstaking. The portraits add to the value of the work. 533. Dionne,
N. E. Une grande figure de prötre, Tabb^ Gabriel Richard,
cur6 de Detroit, Michigan. Cbnf^rence donnee a Tuniversit^ Laval.
Quebec, pp. 54, in-8*^. M. Richard was once a member of congress.
534. Gaonon, Ernest. Louis Jolliet, d^couvreur du Mississippi
et du pays des Illinois, premier seigneur de Tile d'Anticosti. ißtude
biographique et historiographique. Quebec, pp, XV -[" 284, in-4®, prix
$ 1.00. The introduction is by M. Thomas Chapais. Twelve appen-
dices add to the value of the work. The latter concern the history of
Anticosti from Jolliet*s time down to the present day. With regard to
the author's Observation» about the Menier administration, cf. nos. 246,
521, which treat the subject of "Menier et son ile'\ M. Chapais questions
22) Wien 1904, 200 Sp. 4« (Schriften der Balkankommifision. Anti-
quariache Abteilung III). 23) CBIDAG. 1904, Nr. 4 und 5- 24) L'Europ^en.
I 218 Canadian-French. 1902.
in how far the term "d^ouvreur du Mississippi" belongs to Jolliet. The
pari devoted to this explorer contains niuch research and is of interest
biographically as well as historically. 535. GiroüArd, D^ir£. La fa-
mille Girouard en France. L^vis, pp. 18, in-8^ This is a Supplement
to a pamphlet published in 1884. The author, Judge Girouard, having
since his last voyage in France discovered new material in regard to
bis family, has published it in this form. 536. Gosselin, l'abb^ Au-
guste. Henri de Berni^res, premier cur6 de Qu6bec, Qu6bec,
pp. VIII + 392, in-12®. This book; altho bearing the name "Quebec",
is issued as one of a series: Les Norman ds au Canada, of which
several have been published in France. This study of a young priest
who came to New France in 1659, is a new edition of an account of
Henri de Bernieres which appeared from the pen of Tabb^ Gosselin in
the RCan. 537. Myrand, Ernest. Frontenac et ses amis. Quebec,
pp. XI -|- 188, in-8^ This study treats rather more of madame de
Frontenac than of her husband. It rehabilitates the former by showing
her usefulncss when in France at the court where she remained to look
after Frontenac's interests. The work treats also of several interesting
characters of the period. 538. Pampalon, le R. P. Pierre. Une
fleur canadienne de Tinstitut de Sain t-Alphonse. Notice bio-
graphique du R. P. Alphonse Pampalon, de la Congr^gation du trfes
Saint R^dempteur, Montreal, pp. 200, in-12®, prix. ijS( 0.25. Father Pam-
palon was noted for his piety. The sketch is by his brother, a member
of the same Congregation. 539. Roy, Pierre Georges. La famille
Fr^mont. L6vis, pp. 84, in-8°. Genealogical infomiation regarding the
families: Bender, Boivin, Brewer, Buckley, Dessane, Fräser, Goderfoy de
Tonnancour, Laframboise, Leclerc, P^rodeau, Potel, Saint-Germain,
Saint-Jacques, Scott. There were some of the members of the Fr6mont
family who sat in parliament and one was mayor of Quebec. The father
of the well known General Fr^mont was born in Quebec.
Educatian. 540. Abr^g^ de l'histoire du Canada par les
Soeurs de la (yharit^ de la Providence de Montreal. Montreal. 541. Dou-
ville, Tabb^ J. A. Jr. Histoire du collöge-s^minaire de Nicolet.
1803. 1903. Tome Premier, 1803— 1800, pp. XII -f- 455; tome second,
1861—1903, pp. XIII + 180 + 302 gr. in-S», prix. $ 3.40 (cf.
no. 473). This important work is not only a history of the seminary
but of much of the entire country. Many distinguished men were grad-
uatcd, here, among them Frechett«, the poet, and Raphael Bellemare
(see no. 463) who contributes the introduction to the second volume.
Complete lists of the alumni, faculty, and fine portraits of those prominent
in the history of the institution make the work especially desirable to
all interested in education in the province (see no. 657). 542. Mag-
NAN, Tabb^ J. Roch. Cours fran9ais de lectures gradu6es.
Montreal, 3 vol. in-8®. 543. Nunevais, le R. P. A. Le premier
livre, ou syllabaire divis^ en dix ttibleaux selon la m^thode phonique.
Qu6bec. 544. Pr^cis de l'histoire de la littßrature fran9ai8e.
La con(jr6oation des .soöurs de Ste. Anne, Lachine. 545. S6mi-
naire de St. Germain de Rimouski. Quel est le v6ri table
fondateur? Rimouski, pp. 9 -|- 94. 8^ The author of this pamphlet
J. Geddes, Jr. I 219
is the Rev. M. SMrrn in charge of thc parish of TAnse au Griffon. He
Claims the Rev. George Potvin, late of Buckland parish, to be the true
founder of the College. Othere maintain the real founder to be Mgr
Tanguay, the author of the genealogical dictionary (see uo. 135). It has
been shown that Bishop Baillargeon in his correspondence has more than
once referred to M. Potvin as the founder. This in itself is evidence of
the fact (cf. no. 661). 546. Tremblay, N^r:^^. Ab6c6: Nouvelle
m^thode de lecture par Timage et l'ancienne 6pellation. Quebec. 547. Un i-
versit^ Laval de Quebec. Conferences publiques, 1901 — 1902.
Quebec, pp. 463. 8®. From an educational standpoint, hardly anything,
other than the articles which appear in the MSRC., possess the intrinsic
merit of the lectures delivered during the course of the year at Laval
university. The lectures delivered in 1901 appt^ared in print in 1902.
An idea of their ränge and nature may best be got by the titles of the
lectures and names of those delivering them. The rector of the university,
Mgr O. E, Mathieu opened the series by giving the first lecture, intro-
ductory to the following: II and III, Mgr J. C. K. Laflamme. "L'6glifee
orthodoxe russe". IV and V, Tabb^ A. H. Gosselin "Le XIX® siöcle,
tableau des premiöres ann^es: Bonaparte et Pie VII, le concordat de
1801." These two lectures were separately printed and as such were
noted under no. 467. As in the case of the articles appearing in the
MSRC, many of the Laval lectures appear in reprints. VI and VII.,
E. Prince. "Un procfes sous la Restauration: le mar^chal Ney"; also
separately printed. VIII and IX, Adjutor Rivard. "Du rythme dans la
langue fran9ai8e." X and XI, Tabb^ S. A. Lortie. "Le socialisme."
Xn, Tabbe H. Simard. "Les courants ^lectriques alternatifs de haute
tension et de grande fröquence." XIII, Thomas Chapais: "Sur les che-
mins de la croyance." XIV, J. E. Roy. "La 16gende napol6onienne au
Canada." Towards the close of 1902, the second series, here likewise
noted under no. 547, appeared in print: I, Adjutor Rivard. "L'origine
du vers fran9ai8." II, III and IV, Tabb^ A. H. Gosselin. "La France
au XIX si^cle." V, Tabb^ Lortie. "L'äme anarchiste." VI, Eugene
Rouillard. "Nos r^gions de colonisation et le recensement de 1901."
Vn, H. E. Dionne. "L'abb6 Gabriel Richard. Une grande figure de
prötre." VIII, J. E. Prince. "L'imp^rialisme anglais dans ses sources."
IX, X and XI, Fabb^ L. A. Paquet. "Droit public de T^glise."
XII and XIII, l'abb^ C. Roy. "La renaissance litt^raire en France au
XVI« siäcle." XIV and XV, Tabb^ Henri Simard. "Magn6tisme et
^lectricit^." It may be said in general that the Colleges thruout the
province of Quebec publish yearly Annuaires. They contain bcsides
the official lists of students, professors, College officers, trustees, etc., all
necessary Information regarding entrance, examinations, prizes, courses
offered, degrees conferred, etc. ; cf. no. 657.
Fr euch prodtiction. 548. Charency, le comte H. de.
6 tu des algiques. There are three algonkian linguistic topics treated,
each in an article by itself. 1. The verbs to be and to have, the
aim of the paper being to show their modern developments in the Al-
gonkian tongues. 2. The conjugation of the Basque and the Algonkian
verb in which the aim is to demonstrate a distinct relationship between
I 220 CanadiaD-French. 1902.
them. 3. The Berber and the Algonkiaii adjective, the attempt being
znade to trace the relationship of each to the other and of both to
Baeque. 549. Guilhermy. Au hasard. Croquis cauadiens. Montreal,
pp. 54. 16®. Short character sketches. 550. Lekoy-Beaulieu, Paul.
De la colonisation chez les peuples modernes. 5™® 6d., 2 vol.
Paris, Guillauniin et C'^, pp. XXV -j- 538; 725. This well known work
is authoratative. The subject of Freneh colonization in Canada is merely
touched upon. 551. Moreau, Henri. Sir Wilfrid Laurier, premier
ministre du Canada. 3® 6d., Paris, Plön, pp. VII -j- 299. Contains
selections from the minister's addresses and the views of oontemporaries
in regard to bis activity. The work, written from the sjmpathetic Freneh
standpoint^ is in nowise critical. It is even more eulogistic thruout
than biographical. It is simply an eloquent tribute to the recognized
merit of an able statesman. 552. Rozier, Mgr. Le bapt^me d'une
race. Conference faite au monument national, le 31 mars 1902, Montr^.
Mgr Rozier came over from France on purpose to preach this lenten
sermon.
HistariccU. 553. Arnold, Matthew. ]^tudes sur les Etats-
Unis, traduction d'Edmond de Nevers, Quebec. In making this
translation, the author of L'avenir du peuple canadien-fran^ais
(cf. no. 200) has semingly desired to have bis own views in a measure
supported by the observations of a distinguished foreign writer. It will
be remembered that Arnold's "Studies" first appeju^d in the Nineteenth
Century, between 1881 and 1888, in the articles bearing the titles
"General Grant", "A word in regard to America", "Still anothers word
in regard to the United States", "Civilisation in the United States".
554. B^CHARD, A., (cf. no. 6). Histoire de TIle-aux-Grues et
des lies voisines. Arthabaskaville, pp. 11 -|- 108. 16*^, prix ^ 0.25.
A posthumous work. The island is in the Saint Lawrence, between the
Montmorency and Tlslet shores. There are a number of legends connected
with it. No new facts are brought out. 555. Boürassa, Henri. "Le
patriotisme canadien-fran9ais, ce qu*il est^ ce qull doit 6tre". RCan. juin,
pp. 423 — 448 (cf. no. 495). A streng presentation of the Freneh side
of conditions uiider the British dominion. The Boer war in South Africa
enlistcd the Services of both Freneh and English subjects of the British
crown despite the' fact that, according to M. Boürassa, the Freneh of
Canada are under no obligations to the country to which they owe their
allegiance. Enlisting in order to fight England's battles is no part of
the business of the Freneh Canadians. It will be readily understood
that the feeling of the Freneh population in Canada never can be the
same towards Great Britain as that of English subjects of that country.
M. Boürassa chiims that the descendants of the Freneh in Canada are
mpre thoroly Freneh than ever and they have no need to identify
themselves with British interests to the extent of ser\'ing under England's
flag. The idea so often expressed that the Freneh of Canada are suffi-
cieiit unto themselves .seems here to find encouragement. The objections
that are invariably brought forward to the Freneh Canadians isolating
themselves in almost any way whatever are that, in the first place, this
is very difficult to do. It is difficult owing to the conditions of the
J. Gedde», Jr. I 221
times and to the circumstances in which the French Canadians are
placed. In tbe second place, even tho it were possible, it is higbly
questionable whetber it would be at all deslrable. It has been often
shown tbat eacb race is a factor in the welfare of the other. This wel-
fare bas largely been brought about (cf. JB. Bd. V, i 295, or p. 1 of
Can.-Fr.) not by Separation but by union. 556. Bulletin des
recherches historiques. L6vis, P. G. Boy. This useful historical
review, embraces archaeology, history, biography, bibliography, and numis-
matics. The volume for 1902 is the eleventh. The keen interest taken
thruout the provinee of Quebec in local history is obvious merely
when one glances thru the portion of "Canadian- French" allotted to
biography, history, and religion, — parish history Coming in largely under
this last head. Much of t. XI is taken up with extracts from works
containing research on points of Canadian history. There are also short
original eontributions. 557. Desjardinb, Joseph. Guide parlementaire
historique de la provinee de Quebec. Quebec, pp. XXIV -f- 396.
As a work of reference for looking up the members of the legislature,
Senators, councilors, ministers, govemors, and all who have had a band
in the past in government affairs, this compilation is practical and use-
ful. The concise historical summary of political events tbat precedes
different administrative Systems farther increases the value of the book.
558. DiONNE, N. R Historique de la biblioth^que du parle-
ment ä Quebec, 1792—1892. Ottawa, pp. 14. 8®. Extrait des MSRC.
Contains list of librarians and number of volumes purchased on various
subjects in different ycars. 559. Guay, Mgr. Lettres sur File
d'Anticosti. Montr^, pp. 315. 4^ The history of this island has
been written repeatedly (cf. nos. 246, 521, 534). The present work has
no new material. The subject matter is presented in the form of letters
written by Mgr Guay to Judge Plamondon. The island which was
discovered by Jacques Cartier in 1535, was owned at the time Mgr
Guay got together bis data, by M. Menier. The extensive Operations
undertaken by the latter to benefit the island and its eight hundred
inhabitants are described at some lengtb. The biographical notes at the
end of the volume in regard to the late Judge Plamondon have been
contributed by the Hon. Charles Langelier and M. Louis Frechette.
560. Inauguration du monument Champlain ä Quebec le
21 septembre, 1898. Quebec, pp. 197. 8^ This ceremony was wit-
nessed by about 25 000 persons. Representatives of the English, American,
and French authorities were present in their official capacitics. The
addresses, which were an important feature of the demonstration, have
been preserved in this form. They are, in the main, historical in charact^r
and worthy of the memorable occasion. 561. Kastner, Fr£d#.ric de.
H^ros de la Nouvelle-France. Premiere s^rie, Quebec, pp. 94, 8^
Mr. Kastner, who is in Charge of the French and German instruction
in the Quebec high school, altho a foreigner, has become as en-
thusiastic on the subject of Canadian history as the natives are. The
result is the present volume which includes sketches of Dollard des
Ormeaux, Madeleine de Verch^res, and Lemoyne dlborville. The two
former figured in Indian warf are, the last-named in the attack on the
I 222 CaDadian-FreDch. 1902.
British Hudson Bay poats. 561*. Laflamme, J. C. K. "Lee Oanadiens
aux Etats-Unis", RCan. The dominant idea thruout this series of articles
is that which has been criticised above under no. 555. Mgr Laflamme
maintains that the best interests of the French Ganadiaus are served by
isolation, by keeping aloof from their neighbore over the border, and by
preserving intact their customs, native tongue, and their religion. This
view is opposed by the Roman Catholic church leaders of other nationali-
ties who claim that learning English and adapting one's seif to one's
smroundings is advantageous. The conditions of life^ as shown in dis-
cussing no. 555, are such as to render creating barriers between the
races practically an impossibility. And granting the possibility, the gain
in the preservation of customs, language, and religion would be more
than offset by retarded civilization resulting from isolation. 562. Nevers,
Edmond de. "Les Anglais et nous". RCan. juillet, pp. 11 — 40. This
article which has been given the leading place in the principal Canadian
monthly, exaggerates the points brought out in nos. 555 and 561". It
is in the same vein only more so. Nothing English should be imitated,
business methods, fashions, speech, all should be abjured. The French
Canadians should go proudly on in their own way. Not only is this
idea of self-sufficiency accentuated in this paper, but the writer exults in
the traditional feeling of enemity which has always characterized the
English and French peoples. He rejoices in the reverses the English
have suffered in the South African war and recalls the deeds of prow-
ess of his ancestors in the early days of New France. Moreover, the
writer then draws upon his imagination, just as Rameau de Saint-Pfere
did forty^six years ago in La France aux colonies, of which a
characteristic extract was given (Can.-Fr., text to note 37). The idea
that the French are to assume in America the important political röle
that they always have in the past and still continue to play abroad, is
in the face of present circumstances and conditions simply chimericaL
And yet the fact that such views as M. de Nevers puts forth are still
held by many educated French Canadians shows how serious such con-
ceptions are and how firmly they are rooted. Isolation, if it were
possible to secure it, would make more ingrained such impractical ideas.
In a Word, provincialism might reach the limit. 563. Poirier, Pascal.
"Louisburg en 1902." MSRC. t. VIII, § 1, pp. 99-126. M. Poirier
was appointed by the Royal Society a committee to look into the feasi-
bility of securiug this historic site for public property. The sketch des-
cribes present conditions of the fortress and environment 564. Sülte,
Benjamin. "Le r^giment de Carignan." MSRC. t. VIII, § 1, pp. 25—96.
Historical study of a regiment sent from France in 1665 to Canada
and of the service the soldiers accomplished in the way of building forts,
checking the Indians, etc. The regiment was recalled to France in
1667, but a good part of it remained in New France. The work of
attempting to trace the descendants of these soldiers forms an interesting
part of the study.
Language. One of the most important movements towards
keeping to the fore the continual study of the French language in Canada
took place in Quebec, on the 18*^ of February, 1902. On that date.
J. Geddes, Jr. I 223
under the patronage of Laval university, la Soci^t^ du parier fran^ais
au Canada waa founded. Its object is the study and perfecting of the
French spoken in Canada. The program in general consists of the
following: 1^. The study of French philology, and particularly the study
of the French language in Canada as regards its history, character, and
existing conditions. 2®. Investigation of the dangers which threaten the
spoken idiom in Canada: the influence of environment, customary and
necessary contact with foreign idioms, the gradual deformation of the
populär Speech when left to itself, decadent tendencies noticeable in the
literature of the day, influence of conimercialism in the every-day life,
and a taste somewhat too pronounced for antiquated forms. 3^ The
investigation of the best means of preserving the language from these
different dangers and of restoring to it what it has already lost and of
rectifying malformations, endeavoring at the same time to preserve the
essential spirit. 4^. Calling attention to works adapted to make of the
French spoken in Canada a language which shall meet the requirements
of its natural progress, of tradition, new social conditions, and of the
genius of the tongue itself. 5®. The publication and dissemination of
works, studies, and bulletins adapted to carrying out the above plan.
The officers of the society are: honorary president: Mgr O. E.
Mathieu, rector of Laval university; president: Hon. Adölard Turgeon;
vice-president: Mgr J. C. K. Lafiamme; archiviste: M. Tabb^ S. A. Lortie;
secretary and treasurer: M. Adjutor Rivard; directors: Hon. Thomas
Oiapais^ D. A. Vall6e, M. J. P. Tardivel, M. J. E. Prince, M. l'abb^
Camille M. Roy. Seven months later the members of the new society
having coUected a number of linguistic facts, a committee consisting of
twenty-five members was empowered to revise, classify, and submit the
results coUected to the general assembly. It was decided to publish a
nionthly Bulletin, the administration of which was placed in the hands
of MM. 8. A. Lortie, Eugene Rouillard, and Adjutor Rivard. The first
number was issued in September; nine numbers foUowed with monthly
precision. The title of the new review is: 565. Bulletin du parier
fran9ai8 au Canada. Quebec, pp. 207, gr. in-8®; Quebec, Marcotte; Paris,
H. Champion. No numbers are issued during the months of July and
August; price 8 fr. a year for the countries in the postal union (cf.
Ro. t XXXIII, 1904, p. 138). This is the first time that a scientific
linguistic review has appeared in Canada; scientific in the sense that the
direetions laid down by Graston Paris in the first number of the BPF.,
July 1893, p. 4, are strictly carried out (cf. text over foot-note 144, Can.,
Fr.). Moreover, it is appreciated, for the first time, that speech sounds
cannot be accurately recorded by apelling according to modern methods,
but phonetic symbols must be used to transcribe the sounds of speech
which is subjected to scientific examination. The system adopted for
sound notation is that of MM. Gilli^ron and Rousselot. This system
is so well known to readers of the JB. interested in phonetics as not
to need detailed description. Suffice to say that the French consonants
represent their equivalents in the dialects studied, excepting c which
appears always italicised and equals Fr. ck in chou] l italicized equals
palatalized // in Fr. ailleurs, and n = gn in Fr. agneau, Vowel
I 224 Canadian-French. 1902.
sounds are differentiated largely by the use of diacritics over the ordinary
Symbols for the vowel sounds. The tilde (") indicates nasality. It is a
very easy matter indeed to criticise any system whatever for recording
souiid notatioii. This system is no exception. Just one criticism, as a
matter of form and as an illustrative example: The same symbol ("),
used to denote vowel nasality, is placed over the character representing
Fr. gn, But gn is already in itself nasal. Inasmuch as lip nasal m
and point nasal n are distinguished by different Symbols, why palatal
Fr. gn should not be, is not clear. That point nasal n should be used
as a palatal nasal by putting the tilde over it is using this sign to
indicate position, — a röle different from that originally assigned to it
This criticism, however, as indeed much like it that could easily be made,
is a trivial matt«r. It is more thaii probable that the sign n has been
adopted, rather than say, for instance, some such sign as that of the
Paris API. in order to save the expense of chiseling out a new character.
The interesting question here is not as to whether this system i& better
or woree than other Systems in vogue; but has it much chance of being
used other than by its inventors? It certainly has some, inasmuch as
the SPFCanada has adopted it. But the fundamental question, after all,
is that of phonetic unity. At the present day, in view of the agitation
taking place in America, in France, and in Japan in regard to simpli-
fication of spelling, it is of the highest importance to make use of one
phonetic system. It is needless to say that the system which already
has obtained the widest recognition is that likeliest to be used by schol-
ars everywhere. What would be gained by adhering to the principle
here involved of phonetic unity has been already shown in Can.-Fr,
(cf. the text over foot-note 146). The main features of the Bulletin
are a "Lexique canadien fran9ais'', now in course of publication. Each
number of the Bulletin contains an article devoted to this purpose and
containing words or expressions that have been coUected. They are
divided into Archalsmes, N^ologismes, Barbarismes, Anglicismes. The
poiiits brought out under each of these headings have been so fully
illustrated in the previous discussion of the writings of Gingras, Dünn,
Caron, Tardivel, and others (see the text to Can.-Fr. over foot-notes
no. 104, 112, 113, 114) that it seems unnecessary here to exemplify
farther. The terms cited have been carefully studied, suggestive parallels
are often made, and more or less explanation is furnished. Another
feature, which thruout the year has, similarly to the "Lexique", taken
up a few pages of each number of the Bulletin is the "Terminologie
des chemins de fer." So persistent is the use of English terms to
designate well-nigh everything in connection with this subject that there
is danger not only of not employing the French equivalents, but of
completely forgetting their existence. Such terms as English: check,
conductoTy junction, shedj etc., are apt to come more naturally and
spontaneously to the lips of the average French-Canadian than their
French equivalents: bulletin^ chef de train, bifurcation, and haUe or
hangar. Indeed, the French themselves who know how English terms
invade the vocabulary of sports can well appreciate the continual stniggle
in which their Canadian kinsmen are constantly engi^ged. A third feature
J. Geddes, Jr. 1 225
eontaining many items of interest to the linguist is the pari called
"Echos et nouvelles". The latest developments in linguistic work,
gathered froni the important reviews sent to the office of the Bulletin
are here siiceinctly stated. A fourth part contains "Comptes rendus"
in which a review or notice of linguistic work along the lines conteni-
plated by the SPFCanada is found. Nos. 129 and 305, reviewed in
the JB., will also be found reviewed in t. 1 of the Bulletin. Moreover,
besides these linguistic features just described, a portion of each number
usually contains a literary or educational article. The aini of this ie to
inerease interest in the French language aniong the universities. The sniall
portion of each number devoted to the "Sarclures" can well be used by
the Cercles fran9aiä in all our Colleges. The use of the entire
volume for the year is notably enhanced by carefuUy prepared special
Indexes to each of the several parts discussed: "Lexique", "Termimologie
des chemins de fer", "Sarclures" "Comptes rendus", "Echos et nou-
velles", Not only for the study of Canadian-French, but for the study
of the French language, looked at scientifically in its linguistic ramifications,
this publication far and away outdasses anything along similar lines
published either in French or in English in this country.
Iax/W. 566. Bernard, Mathieiu A. Manuel de droit consti-
tutionel et administratif. Montreal. 567. Idem. Manuel de droit
international public et privö. Ouvrage bas6 sur le droit inter-
national de Charles Calvo et contenant les dispositions du code civil de
la province de Quebec et des Statuts imp6riaux et fed^raux applicables
ä la mati^re. Ibidem. 568. Boivin, Joseph. Loi corporative des
compagnies ä fonds social. Quebec. 569. Brunet, Ludovic. De
rhabeas corpus. Montreal. 570. Lortie, Edmond. Le guide des
coroners. Quebec, pp. 140-|-138. 32^ 571. Mignault, P. B. Le
droit civil canadien, bas6 sur les r6petitions 6crite.s sur le code civil
de Fr6d6ric Mourton;. avec revue de la jurisprudence de nos tribunaux;
t. V. Montr^. 572. Olivier, Arthur. Manuel de la cour des
commissaires de la province de Quebec, compl6t4 par Charles
A. Wilson, Montreal. 573. Roy, Ferdinand. Des restrictions au
droit de plaider en matiere civile. Th^se pour le doctorat, Quebec
pp. 301. 8^
lÄterary. 574. Bellerive, Georges, 6diteur. Conferences
et discours de nos hommes publics en France. Qu6bec, pp. XVIII
-|-206, prix ^ 1.00. Among the speeches of eminent French Canadians,
which M. Bellerive, a Canadian lawyer, has coUected together in this
volume are specimens of eloquence from M. Honor6 Mercier, Mgr La-
belle, MM. D^ch^ne, Turgeon, Fahre, Perrault, Tartc, Laurier, and Judge
Routhier. The book contains an introchiction by M. Bellerive showing
the cordial relations existing between old and new France and naming
those persons of distinction who have visited either country. 575. Conan,
Laure (M"« Angers); cf. no. 75. L'oubli^. Montreal, pp.XX-|-242.
in-16®. A successful Canadian historical novel, crowncd in 1903 by the
French Academy. The story deals with the Iroquois Indians at the tiine
of the founding of Montreal, then called Villemarie (cf. no. 13). The
first governor was M. Paul de Chomedcy, sieur de Maisonneuvo. His
Vollmoller, Rom. Jahresbericht VIII. 15
I 226 Canadian-French. 1902.
sergeant-major was Lambert Glosse, a brave soldier who did niuch for
the growing settlenieiit. He is Toubli^ of the story, for it is only
recently that bis deeds bave been brought out into the light. A siight
thread of romance is interwoven with the hero's life. The religious
sentiment thruout is all pervading. The preface, pp. I — XX of the
second edition, is by the abbe G. Bourassa and is of interest historically.
The book is dedicated to the consul-general of France, M. Kleczkowski.
57G. David, L. O. Le drapeau de Carillon, drame historique en
trois actes et deux tableaux. Montreal, pp. 110. in-16^ The writer who
is familiär with history, as will have been noted (cf. nos. 52, 143, 189,
226, 293) now tunis to dramatic writing. This is historical and breaths
thruout the strong breath of patriotism. 577. Girard, Rudolphe.
Mosai'que. Montreal, pp. 216. in-8^ A coUection of short stories.
578. Lehage, Jules S., (cf. nos. 486, 487). Theorie du nierveilleux
dans la litt6rature franyaise et canadienne. Quebec, pp. 37. in-8®.
The author dcpcribes the fabulous, mythical, and supernatural elements
as seen in XVIP^ Century French history, illustrating with material like
the Contes de Perrault, and then draws a parallel between what he
has found and the marvellous in the Canadian French songs and
legends. This study was delivered as an address before the Chicou-
tinii seminary. 579. Madeleine (nom de plume of M^^® Gleason,
daughter of the late well known lawyer of Rimouskt). Premier p6ch4.
Recueil de nouvelles et chroniques et d'une pi^c^ de th^ätre, en un
acte. Un niot de preface par le R. P. Louis La lande. Montreal, la
Patrie, pp. 162, in-8^. The writer is one of the regulär contributors to
la Patrie (JB. V i 354, or Can.-Fr. p. 62). 580. Massicotte, E. Z.
Conteurs canadiens francais du XIX siöcle. Montreal, pp. 330
in-8^ prix ^ 0.50. The editor of this useful w^ork to the student of
Canadian French language and literature has been noted (see no. 435).
He is not only a scientific writer but has written a historical work:
Sainte-Cun6gonde de Montreal. Notes et Souvenirs. Montr^
1SÜ3. in-12®; a legal treati.se: Le droit civil c anadien r^sum6 en
tableaux synoptiques. Montreal, 1896, gr. in-S®; and a play: Les
Cousins du d6put6. Com6die de nioeurs canadiennes en quatre actes.
Montreal, 1897, in-] 2®, The presinit volume consists of a preface ex-
plaining how the Canadian conte and the legende were modeled first
on the old ones in France, and how peculiarly adapted the new country
was not only to receive and imitatc but to inveut wonders of its own
(cf. no. 577). Sixtoen authors have becai selected as typical in their
way and twenty-four of the most characteristic sketches chosen from
their works. The authors fall into two groups: 1® Those who have
larg(^ly drawn on populär stories and legends. 2^ Those who have
written a story niore noarly in the usual vein and bordering on the novel.
Nearly all of th(\-^e writers, of whom just before their extracts, M. Massicotte
gives a short biographical sketch, have been more or less commented
upon in Can.-Fr. In the first group, the selections given are from
Gasp6 fils (cf. no. 130) Alphon sc Poitras, who produced little but
was very populär in his day, Fauch er de St. Maurice (cf. no. 254),
Sultts (-hauveau (cf. no. 274), Duoharme, who diod in Montreal in
J. Geddes. Jr. I 227
1890 Rt the a^ of twenty-aix years, and Pamphile Lemay. Belonging
to the same group, but adhering more closely to local color are Philippe
deGaspyp^re, the creator of this particular style of writing, Fr6chette,
Beaugrand (cf. no8. 45, 396), and de Montigny, the youngest of
all the writers given. In the sccond group iigure such writers as Fran-
9oi8e, (M"« Barry) (cf. no. 179), Wilfrid Larose (cf. no. 307),
M™* Dandurand, founder of the ladies' Journal: Le coin du feu,
and daughter of the late prinie minister Marchand of Quebec, and
IK. Ernest Choquette. A good selection 18 also given frora J. C.
Tach^'s: Forestiers et voyageurs (cf. text over foot-note no. 37).
The value of this work for the Student is notably increased by the in-
structive linguistic, historical, and geographical vocabulary at the end of
the volume (pp. 307 — 328). The purely local character of much of the
literature selected rcnders this a necessity for the serious Student of
French Canadian literature (cf. review in t. 1, BPFC. p. 75). 581. MSRC.L
Dionne, N. E. "Historique de la bibliothöque du parlement de Quebec.
1792—1892", pp. 3—14 (cf. no. 558). IL Le Moyne, 8ir Jas.
Mc. Pherson. ''Etüde ethnographique des 616ments qui constituent la
Population du Canada. Origine de la population canadienne", pp. 15 — 23.
III. Suite, B. "Le r^giment de Carignan", pp. 25—95 (cf. no. 564).
IV. Poirier, Pascal. "Louisberg en 1902", pp. 97 — 126 (cf. no. 563).
V. Cuoq, A. F. rabb6. "Notice biographique". 582. La Nouvelle
France. This new review, the first number of which appeared in January,
is intended to occupy a front rank among the literary and historical
periodicals that appear annually in French Canada. If one may judge
by the list of contributors to the pages for 1902, which contains some
of the best knöwn names in the province of Quebec, G. Doughty,
E. Gagnon, Tabb^ Lindsay, J. E, Roy, and many others, the
project of those having the welfare of the monthly at heart, is destined
to prove a success. 583. La RCan. (cf. JB. V. I, 353, or (Jan.-Fr.
p. 61). This long established literary review still retains ib* old time
prestige as the first of the French-Canadian monthlics. It is now in its
thirty-eighth year. The names of a few of the writers with the titles of
their contributions will give an idea of the general tone of the magazine.
Auclair, Elie J. "Lld^e fran9airte et catholique chez les Canadions".
Bourassa, Henri. "Le patriotisme canadion-fran9ais" (see no. 555).
Chapais, Thomas. "A travers les faits et los ceuvres". Laf lamme,
J. C. K. "Les Canadiens aux ßtats-ünis", (soe no. 501). Lindsay,
Tabb^ St. 6. "Notro Dame de Lorette en la Nouvelle France" (sec
no. 429 of which this is the conclusion). Nevers, Edmond de. "Les
Anglais et nous" (see no. 5 02). It will be scen that the principal
articles appear quite often in another form, in books, or are reprinted
separately.
Miscellaneaus* The different kinds of almanachs, here enumorated
from timeto time are curious as illustrating local interosts. Nos. 404 — 408 give
a good idea of their character. This year nos. 407 and 408 nced not be
repeated, as the date alone in the title is changcd. 584. Alphabet
micmac, calendrier pour 19 02. Priores quotidiennes ; abreg6 du
cat^hisme, etc. par le R. P. Pacikique, pp. 38, in 8^. 585. Bernard,
15*
I 228 Canadian-French. 1902.
Henri. Foiilons le drapeau, C/)te-des-Neige8-Ouest (pr^s Montreal).
The author desires to have the French Canadians adopt the French
tricolor as the national flag. He would have, however, upon this banner
a picture of the sacred heart, and around the divine emblem a garland
of maple leaves with the motto "Je me souviens". Thruout Fi-ench
Canada, the French tricolored flag is displayed to such an ext^nt tbat
a stranger visiting the province for the first tinie might easily get the
Impression that this flag was that of the country. The desire for a
purely local banner that is distinctively characteristic is feit in the pro-
vince, This sentiment has given rise to a great deal of newspaper talk.
586. Brunet, Jo8. Monuments de Mont Royal. Montreal. 587. Aux
Ganadiens-Franyais. Notre drapeau, par un compatriot« (Fabb^
Filiatrault), Montreal, pp. 23, -8®. The author suggests that instead
of adopti ng the tricolor, the old lily- white flag of the French monarchy
be adopte<l (cf. no. 585). 588. Lanctot, Denys. Avenir des Ca-
nadiens-Fran9aiö. Montreal, pp. 15 — 16^ Simply a lecture on the
subject.
Poetry. 589. Pikier, H. J. M. Po6sies nouvelles, 8t Hya-
cinthe. 590. PoissoN, Adolphe. Sous les pins. Illustrations de Henri
Julien, Montreal, pp. 338, in-16^ prix ^ 1.00 (cf. no. 157). The poet
has drawn his inspiration largely while under the tall pines near his
home in the little town of Arthabaska. This aesthetically gotten-up
volume is tho subject of a favorable review in one of the dailies by
Louis Fr^chette. 591. Proulx, L. T. liecueil de cantiques anciens
et nouveaux. St. Hyacinthe. 592. Roy, J. H. Voix Stranges,
recueil de p(H*nios. J^owell, Massachusetts.
Seligious* 593. Chouinard, TABnl^: E. P. cur^ de St Paul
de la Croix, conit6 de Temiscouata. Galerie des pr^tres du
dioct'^se de St Germain de Rimouski, (Qu6bec), pp. 252 in-lC*.
594. DrciAf^, A. C. pr^tre, eure de Saint-Clet Histoire de la
paroisse de Saint-Liguori, comt6 de Montcalm, P. Q., avec une
notice biographique du saint patron, saint Clet, pp. Vni-j-2-2, in-8^
prix ^ 1.00. 595. Ghyvelde, le R. P. Fri^di^ric. Saint Joseph, sa
vie, son culto, Quebec, pp. 408 lu-H^. 59G. Lindsay, Tabb^ Lionel.
Catechisme de controverse. Quebec, 2 vol.; t I, pp. 100; t II,
pp. lOOin-lS^ 597. Idem. Souvenir de la p^emi^re messe c61^br6e
dans la quatriöme chapelle du monastt^re des Ursulines le
21 novembre 1902, Quj?bec, pp. 18 in-8«. 598. Magnan, Tabb^
D. M. A., pretre, D. D. A la recherche de la v6rit6 r^v^Ue,
essai d'apologetique chr^tienne. Quebec, pp. 308 in-16^ prix ^ 0.50.
599. Roy, P. G. Saint Antoine de Tilly. L^vis, pp. 36 in-8^
600. Scott, l'ahbö H. A. Xotre-Dame de Sainte-Foy; t L
1541 — 1070. Quebec, pp. IX -{-020 m-H^, Sainte-Foy is one of the
very old parishes. Its hi.story comprises that of the beginning of the
colony. Altho this study appears at first glance to be merely a
monograf of the pari>h, yet it in reality takes in the history of the
entire country surrounding Quebec. There is, too, at band a wealth of
detail furnished by hitherto unpublished documents. The work is illustrated.
It is quite a reniarkable production. OOl.TKTr, Horace. Des missions.
J. Geddes, Jr. I 229
La tribu des Hurons. 162G ä 1762 inclusivement; broehure.
Quebec, prix $ 0.10. 602. Taschereau, le cardinal; M andement s,
lettres pastorales et circulaires des ^v^ques de Quebec.
Nouvelle s^rie, t IV. Quebec, 1897, pp. 620—8^. This is the
eighth volume of the Mandements des 6v6ques de Quebec. Altho
dated 1897, it was only issued in 1902. They contain not only the
mandements of Cardinal Taschereau but those of his successor as well,
Mgr B^gin, from 1893—1897 inclusive. 603. Wittebolle, le R. P.
(cf.no. 345*). Neuvaine populaire en Thonneur du Saint Esprit-
Ste. Anne de Beaupr6, pp. 80 in-32^
Science and sociology, including also industrial questions. 604. Ami
H. M. Esquisse g^ologique du Canada. Mat^riaux pour servir
a la pröparation d'un chronographe g^ologique. Qu(?bec, pp. 60,
in-8^ 605. Baillairgi5, C. Introduction au futur ouvrage de
Tauteur sur Torigine, la signification, la traduction, Classi-
fication et Etymologie des noms propres, s. 1. in-4** (cf. nos. 346,
347, 348). 606. Carriere, Rodolphe. Aide pratique du bon
opticien, Montreal. 607. Chauss^, J. Alcide. Le manuel de
Tinspecteur de bätiments, compil6 pour la ville de Montreal.
This work is of practical use to builders, architects, contractors,
plumbers, cngineers, electricians, and those whose business it is to provide
the materials used by these different classes in building-construction.
The index contains about a thousand terms with references to the desired
explanation of laws or technical terms involved. The work has already
gone thru the first edition. 608. Dallaire, O. E. Consid6rations
sur les cercles agricoles et les sociötes d'agriculture, Montreal,
pp. 24, in-12®. 609. Dionne, C. E., Conservateur du mus6e g^ologique
a TuniversitE Laval de Quebec. Les mammif^res de la province
de Quebec. Quebec, pp. 285, in- 12®. The author determinos the nomen-
clature of the mammifers. 610. Dorals, J. A. Le progres et la
soci^tß contemporaine. Conference donnee a TUnion Catholique de
Montreal le 16 f^vrier. Montreal, pp. 50, in-8®. A survey of the question
by a Student of law. 611. L'61evage des porcs. Industrie du
bacon (sie). Son importance. Quebec, pp. 51, in-8^ 612. Fortier,
Louis. Nouveau cours d'hypnotisme. Montreal. 613. L'hygi^ne
des Salons de coiffure de la province de Qu6bec. Montreal,
pp. 15, gr. in-8®. 614. Lachapelle, Severin, M. D. Feinme et
nurse ou Ce quo la femme doit apprendre en hygii'^ne et en
m6decine. Montreal, prix ^ 1.00. 615. Lemoine, Sir. J. M. "Etüde
ethnographique des Elements qui constitueiit la population du Canada.
Origine de la population canadienne". MSRC, pp. 9, in-8^ 616. Pelle-
tier, W. Eugene. Les comptes de la ferme ou Methode men-
suelle de comptabilit6 agricole. Ottawa. 617. Prevost, P. E.
Trait^ d'anatomie, de physiologie, et d'hygi^ne priv6e. Montreal.
618. Santerre, Alec. Le potager, jardin du cultivateur. Quebec,
pp. 143 in-8®. 619. Venner, Walter F. Nomenclaturc latine,
fran9aise et anglaise des mammiföres de la province de Que-
bec. Qu6bec, pp. 18 in-12® (cf. no. 007).
I 230 Canadian-French. 1902.
Trat^els. 620. Gufem, Charles. Rapport d'un voyage d'ex-
ploration au nord-ouest de Montreal. Montr^l, pp. 31.
Periodicdl literature of the year. The first volume of
an important work in three volunies (see no. V, MSRC. under Ca n ad i an
French reviews for 1904) juet issued by the librarian, N. E. Dionne,
of the Legislative Library at Quebec. Inventaire chronologique des
livres, brochures, journaux et revues publice en langue fran-
gaise dans la province de Quebec depuis l'6tablissemen t de
rimprimerie au Ca n ad a jusqu'ä nos jours 1764 — 1905, Quebec,
1905, pp. VIII -|- 175, gr. in-8^ makes it possible to fumish a few
notes showing the life, growth, fluctuations, and disappearance of the
periodical literature for the year. Of the newspupers mentioned in Ca-
nadian-French (JB. V I, 354 or Can.-Fr., p. 62), nos. 1 and 8:
Le courrier du Canada, no. 2. Le monde, no. 7. L'61ecteur and
no. 9. L'ötendard have ceased to appear. The reviews which have
come into existence during the year 1902 are the following.
Weekly: 1. L'album universel, fond6 a Montreal le 14 avril, par
Berthiaume pour remplacer Lemondeillustr^. A kind of illustrated weekly
containing much variety; literary to acertain extent, prosperous and worthy of
encouragement. 2. Lelac Saint- Jean, fond6 ä Roberwal le 11 decembre.
Organe de la soci6t6 de colonisation. 3. Le Journal de Fran9oise,
fond6 a Montreal le 29 mars, par niadenioiselle Barry (Fran9oise) (cf.
nos. 75, 179). Gazette canadienne de la faniille. 12 pages par
livraison. A paper whose contributors are especially women and whose
articles are particularly for wonien. 4. Notre courrier, fond6 a Quebec.
5. Le progres de Saint- Henri, fond6 a Montreal le 18 juin. This
has ceased to appear. 6. Le rappel, fond6 a Montreal le 21 septembre.
A political paper published by young nien. It has disappeared; last
issue, June 19, 1904.
Monthly: 7. L'aurore litt^raire du XX siecle, fond6 a
Montreal, le 9 juin. Literary in tone. It no longer appears. 8. Le
buUetin du parier fran9ais au Canada, fondö a Qu6bec par la
Society du parier fran9ai8 au Canada. 9. L'^tincelle, fond6 a MontrM;
literary; it no longer appears. 10. Les lectures modernes. Publi-
cation nionäuelle do romans, fonde ä Montreal en octobre. Morte en
1903. 11. La lumo, fond6 a Montreal. Journal esp^rantiste. Vit
encore. 12. La nouvelle France. Revue des interöts religieux et
nationaux du Canada fran9ais. Fondee le l*" janvier, 64 pages par
livraison. President de la rC^daction: M. Tabb^ L. Lindsay, secretaire:
J. F. Dumontier (cf. no. 582). 13. Les rapports pratiques de
Quebec, fondös a Montreal le 7 juillet. Li^gal, very useful to the pro-
fesv^ion. Coniprises collection of decisions on questions of procedure.
Edited by a Montreal lawyer, M. Edouard Fabre-Surveyer.
The four following reviews were also published in the province of
Quebec. As yet no inforniation in regard to them has come to band
farther than that furnished by M. Dionne: 14. Le bulletin de phar-
macie, fonde a Montreal le 18 avril. 15. L'osprit foUet, fonde a
Montreal le 9 juin. 10. L'Ontario fran^ais, fondC* a Ottaw^a.
17. Paris- Montreal, fonde le 30 aoftt. M. L. J. Tarte, president et
J. Gcddes, Jr. I 231
g^rant de La patrie, furnishes the following infornmtion in regard to
this sheet: "Livret d'une revue chant^e ä Montreal par Numa Bl^s et
Lucien Boyer, chanteurs montniartrois".
English tüHtinffs dealing tvith French Cancuäa.
621. Acadiensis, a quarterly devoted to the iiiterests of Üie maritime
provinces of Canada. Edited by David Russell Jack; v. I, 1901,
pp. 256; V. II, 1902, pp. 288, St. John, N. B. This magazine takes
the place of The New Brunswick niagazine. It 18 ably edited by
an enthusiastic Student of local histoiy. Mr. Jack's Hiötory of the
city of St. John is the first local history ever issued of any part of
New Brunswick. In the term Acadia, the editor includes portions of
the province of Quebec and the state of Maine bordering on New
Brunswick. Altho inany of the features concern the history of the
English-speaking portion of the maritime provinces, there are from time
to time articles that relate to the French Settlements. In the present
review, they will be found mentioned under nos. 622 and 634. 622.Bailey,
H. R. "Acadia and New England", Acadiensis, pp. 98—106. The
documents quoted as proof of the severity to which the Acadian exiles
were exposed go to show that undue rigor was resorted to, particularly
in the matter of Separation of parents and children. They were scattered
indiscriminately thruout the New England towns. 623. Bourassa,
Henrl "The French Canadian in the British empire". Monthly
review, Sept., Oct. The subject matter of this paper is not unhke
what has been already described under no. 455 and what is there said
applies here. 624. Catherwood, Mary Hartwell. The story of
Tonty. A historical romance. With twenty three illustnitions by
Enoch Ward, sixth eilition, Chicago, A. C. Mc. ('lurg, pp. 227 in-12^ price
^ 1.25. This new edition of a succej^sful historical novel contains a special
introduction. 625. Chase, Eliza B. In quest of tho quaint. Philadelphia,
Ferris & Leach, pp. VIII -|- ^•''^^j illustrations, price i)s 1.50. This is a
well gotttm-up book of travel upon the region of the lower St. Lawrence
and the coast of New Brunswick. The many illustrations are made from
Sketches. The legends have an interest for lovers of folklore. Tho
music of a number of French Canadian songs is given. The index adds
appreciably to the usefulness of the book. 626. Crowley, Mary
Catherine. A daughter ofNew France with some account of the
gallant sieur Cadillac and his colony in the Detroit; illustrated by
Clyde O. De Land, Boston, Little, Brown & Co.; pp. 409 — 8^, price
^ 1.50. Describes Quebec at the end of the XVII*^ centurj' and the
couut Frontenac. The greater part of the story is taken up with the
founding of the American city of Detroit, then a French settlement fro-
quented by the diffcrent classes, seiu^neurs, voyagours, coureurs de bois
that composed the society of the day. 627. Idem. The heroine of
the strait. A romance of Detroit in the time of Pontiac. Illustrated
by Ch. Grunwald. Ibidem, 12^ price 1^ 1.50. This is a sccond
story of old Detroit along the linos just described. 628. DoudHTY, A.
in coUaboration with G. W. Parmelee. The siege of (Quebec and
the battle of the plains of Abraham. In six volunies, with plans,
portraits and views, Quebec, pp. XXX -|- 280; X-|-317; X-)-340;
I 232 Canadian-French. 1902.
XIII 4- 834; XI + 362; 346. The excuse for this voluminou8 work
is that the subject is historically of prime importance; in that the battle
decidecl the fate of Canada. Moreover, perhaps more has been written
upon it and more carefully than upon any other of the well known
historical events in connection with Canada's history. The work is the
subject of a six-page favorable review in the RHPC, pp. 33 — 39.
629. Drummond, Dr. Wm. H. Johnny Cour te au. A new edition
of no. 519. Dr. Drunimond's verse has been much appreeiated. The
volume contains thirty-four poems all relating to the habitant. They
show an intimate familiarity with French-Canadian life and customs
and are written in the English used by the habitant. Perhaps the best
known of these poems are the first one, "Johnny Courteau", the seventeenth,
"Madeleine Verch^res", and the thirtieth, "Phil. O'Rum's canoe". The
two last mentioned have boen published in book form by themselves.
N. Y. 1898, Putnams. 630. Fiske, John (cf. remarks under no. 210).
New France and New England, with niaps. Boston, Houghton,
Mifflin & Co., pp. XXIII + 378, crown 8^ price ^ 1.65. The last
book upon which the late John Fiske worked. It is simply a brief
history of Canada down to the fall of Quebec, with particular reference
to relations that concerned also New England (cf. the review in HPRC, p. 19).
631. Geddes, J. Jr.: Canadian-French. The language and literature of
the past decade 1890 — 1900 with a retrospect of the causes that have pro-
duced them. Junge & Sohn, Erlangen; A. Gamber, Paris, pp. 66 — 8^
A reprint from the JB. V, (1897—1898), I, pp. 294—358. In regard
to criticism, see the review which appeared in RHPC, v. VII, 1902,
pp. 210-- 212. A commentary upon this review will bc found in the
text following no. 438 in JB. VI (1899—1901), I, p. 417. See also
the review in the July number, 1905, of Neuere Sprachen, pp. 226 — 228;
by E. Tappolet in Basel. 632. Kennedy, Howard Angus. "The
French Canadians**. Proceedings of the royal colonial institute,
v. XXXIII, 1901—1902, London, published by the Institute; pp. XII
-|-486. This article gives a good summary of the characteristic traits
of the French Canadian, bis thrift, bis lack of knowledge regarding vital
political questions and his reliance in all matters, in a great measure,
upon the priests. What gives this article particular interest is the dis-
cussion which it caused and in which M. Beicourt participated questioning
some of the points brought out by the paper. He explains the attach-
ment of the habitant for the priest by the fact that in the early days
the latter was the educated man of the colony to whom the former had
recourse not only, naturally enough, in things spiritual but in things
temporal. Tradition, old established custom, still keep up to a considerable
extent this usage. 633. Laut, Anna C. The story of the trappen
Toronto, Briggs, pp. XV -|- 254, illustrations. Also, A. Appleton & Co.
N. Y. This is an account of the trapper's life especially in the Hudson
Bay Companys territory. The account of the fur-bearing animals is
useful. The author is known as a novelist. 634. Milner, W. G.
The settlement of LaValli^re's fief at Chignocto. This article
gives, also, an account of La Valliere himself. It gives, too, the census
of the population in 1686. This papor and another upon Jacau de
J. Geddes, Jr. I 233
Fiedmond, an Acadian who refused to sign the decision of the British
war Council of 1759, will be found in Acadensis, see no. 619.
635. Nicholson, Byron. The French Canadian. Toronto, Bryant
Press, pp. 132. This volume brings out political and social differences
which came to the fore by reason of the Boer war, — questions of race
and religion which crcated considerable feeling; and these sentiments were
exploited for the purpose of making political capital. It would be use-
less to attempt to deny differences, but the question of how best to
reconcile them is not by empha^izing them but by respecting them. The
importance attached to the views expre^«sed by M. Nicholson, (a review of
which will be found in RHPC, p. 100) is shown by the fact that two
years later, in 1904, the book was translated by Ulrich Bart he, (cf.
no. 35), former editor of the Soleil. The views already expressed in
regard to the writings of Henri Bourassa, no. 555, J. C. K. Laflamme,
no. 561, and Edmond de Nevers, no. 562 give an idea of the oppoaing
attitudes on questions of this nature. 636. Parkman, Francis. The
struggle for a conti nent, edited by Pelham Edgar, Professor of
French, Victoria College, üniversity of Toronto. With fifty illustrations,
including portraits, füll page plates, maps, index, Boston, Little, Brown & Co.,
pp. 542 — 8®, price ^ 1.50. Presents a continuous account of the
struggle for the possession of the American conti nent from the colonization
of Florida by the Huguenots in 1562 to the fall of Quebec in 1759
and defeat of Pontiac in 1764. The volume is particularly useful to
the Student as a guido to the mass of interosting historical material,
which an index renders easily available. 637. Idem. The romance of
Canadian history. Edited from the writings of F. P., by Pelham
Edgar, Toronto, Geo. N. Morang Co., pp. XIX -f- 416. The idea of
Professor Edgar in getting up a book of this kind is eminently practical.
He has wovon together the intensely interesting events related by Park-
man into a continuous whole and made a volume that will hold The
attention of the general rcader from cover to cover. 638. Peyton,
Pauline Lancaster. "Pierre Gibault, priest and patriot or the North-
west in the eighteenth Century." Records of the American Catholic
historical society of Philadelphia, v. XII, no. 4, pp. 452 — 498.
This is an extremely interesting monograf in several ways. Miss Peyton
takes the side of Pierre Gibault, a French Canadian priest of Kashaskia.
This settlement together with that of Vincennes was captured by Col.
George Rogers Clark, the horo of early Kentucky, who secured to Vir-
ginia the imperial territory of Illinois. The capture of Kaskaskia is
generally ascribed to the influence of Pierre Gibault over his parish-
ioners and Miss Peyton calla him a patriot priest. On the other band,
Lieutenant-Governor Hamilton roundly score» the priest as the instigator
of untold mischief. It is only by a minute investigation of documents
that the real facts can be got. The roviewer of this article in the
RHPC. Claims that Miss Peyton failed to examine the documents giving
the other Version of the casc^ differing from her own. Whatever the
facts may be, the study in itsolf illustrates procisely the kind of interest,
difficulties, and partisan charactor, in many cases, of testimony which one
comes across in handling these subjects. 639. Preston, W. T. R. "The
I 234 Canadian-French. 1903.
French Canadians and their relations to the crown", Journal of the
Society of arts, London, February 18*^ pp. 289 — 298. The re-
cognition due to French Canadians is given generously in this paper.
The best type resulting froin contact of the French and English may
well be held up as that exeinplified by such a personality as that of
Sir Wilfred Laurier (cf. no. 529). 640. Review of historical publi-
cations relating to Canada, University of Toronto, v. VI, 1902,
containing a review of all important historical publications in English
and French issued during the year 1901 and bearing upon the Dominion
of Canada; v. VII, published in 1903, contains a review of most of the
historical matter issued in 1902 noted in the present article. The RHPC.
keeps up a high Standard of excellence. It Covers a somewhat broader field
than the purely historical. This renders it useful for students along kindred
lines. It fills a real- need among books of reference of the day (see
no. 447; what is therc stated still applies). 641. Sedgwick, Henry
DwiGHT, Jr. Samuel de Champlain, Boston, Houghton Mifflin & Co.,
pp. 126. Intended for populär reading in the Riverside biographical
series, embracing characters whose lives are worth knowing. The volume
fulfills well its mission. 642. Thwaites,* Reuben Gold. Father Mar-
quette. New York, D. Appleton & Co., pp. XV -|- 244, illustrated,
This, like the volume just noted is mostly intended to be a populär
biography in Appleton's Series of life histories, Mr. Thwaites has
made use of those portions of his edition of the Jesuit relations
(cf. no. 210), which were applicable to Father Marquette. By retaining
however, the old fashioned spellings, capitalization, and word for word
renderings of the Cleveland edition of the Relations, the value of the
work is impaired and, particularly, for populär use, — for which the
volume is ill-adapted. 643. Idem. The French regime in Wisconsin;
edited by RGT. I, 1634—1727. Collections of the state histori-
cal Society of Wisconsin, v, XVI, Madison, pp. XVIII -j- 514.
The competency of the editor to perform the work of bringing together
the existing historical data for the history of Wisconsin is recognized.
This last ho has successfuUy performed. The translations are in general
well dono, and the notes and index leave little to desire. 644. Idem:
Hennepin's travels (cf. JB. V, i, pp. 298—299, or Can.-Fr.
pp. 6, 7), Chicago, Mc. Clurg & Co., 2 vols. 750 copies octevo, 250 copies
large paper. A reprint of the edition of 1698. With an introduction,
notes, and index by the editor. With illustrations in facsimile from the
maps and illustrations in the edition of 1608. 645. Wilson, Wm. R. A.
A rose of Normandy. Boston, Little, Brown & CV)., with illustrations
by Charles Grunwald, -12^. A historical romancc dealing with Henri de
Tonti, Robert Cavelier, sieur de la Salle and their companions, the
heroine being the Rose of Normandy whom Tonti finally wins.
1903. JiiograpJiical* 646. Bouchettk, ERROL(cf. no. 503). Ro bert
Loz^. Montreal, pp. 175 — 12^ 647. Idem et A. D. De C/ELLes. "M^moires
de Robert S. M. Bouchette". RCan. sep. oct. nov. d^c. Bouchette was
the son of the geographer and figured in the stirring events of 1837.
The M6moires are edited by his son. 648. Chouinard, H. J. J. B.
Monographie d'une famille canadienne-f ranyaise. Quebec, pp. 16,
J. Geddes, Jr. I 235
gr. in-8®. 649. Dionne, N. E. Le pere Sebastien Rasles, j^suite
missionnaire chez les Ab^naquis. 1658 — 1724. Ottawa, pp. 17
in-4®. A reprint from MSRC. 2"^« s^rie, t. IX, pp. 117—134. 650. Gosse-
LiN, Tabbö Auguöte; Le docteur Labrie. Qu6bec, pp. VIII-}- 198.
This is ßimply a new form of the memoir mentioned under no. 114
and of the book edition notecl under no. 280. 651. Jonquet, le R. P. E.,
O. M. I. Mgr Grandin, Oblat de Marie Immacul^e, ouvrage
d6di6 ä r^piscopat canadien, om6 de 74 gravures. Montreal, pp. 531 in-8^
Togetber with the biography of the bishop is related the evangelization
of the Northwest. 652. Rouleau, Tabb^ T. G. Le R. raessire,
J. O. D. Naud, cur6 du Sacr^-Coeur de J^sus. Qu6bec, pp. 23 in-12**.
653. Roy, P. G. La famille d'Estimauville de Beaumouchel, L6vis,
pp. 80 iu-8^ 654. Idem. La famille Juchereau Duchesnay. Ibidem,
pp. 480 in-8^ 131 portraits hors texte; tir6 a 150 exemplaires num^rot^s,
prix 0 5.00. 655. Roy, R^gis. "Les intendante de la Nouvelle-France".
MSRC. 2«»« s^rie, t. IX, pp. 65—107. A detailed description of fifteen
of these govemment ofiicials the first of whom never crossed the Atlantic.
The last of these was the notorious Bigot (cf. no. 215*). His ancestry
and that of the others is traced, and tlie coat of amis of each intendant is
given. 656. T]ßTu, Mgr H. "M. Jean-F6lix R6cher, cur6 de Quebec, et
son Journal, 1757 — 1760." Bulletin des recherches historiques,
running thru five numbers. This diary is now published from the
original docunients and is useful in making somewhat clearer the period
noted.
HdtU^aiion. 657. Annuaire de Tuniversit^ Laval pour
rannte acad^mique 1903 — 1904, no. 47. Quebec, pp. 192 to which
aro added, pp. LXI, the Annuaire du sßminaire de Quebec,
a preparatory school for the university (see the remarks at the end of
no. 547 in regard to the general character of tiicse annuaires).
658. Magnan, C. J. Honneur a la province de Quebec, pp. X-f-
113, prix ^ 0.25. Memorial sur T^ducation au Canada. Quebec. This
work is by the editor of L'enseignement primaire, one of the
French Canadian educational reviews. It is dedicated to the Hon.
A. Robitaille, secretary of the province of Quebec. The preface is by
the Hon. T. Chapais, editor of Le courrier du Canada (cf. no. 314).
The object of the treatise is to prove that the province of Quebec, instead
of spending the least amount of money, as has been alleged, for educational
puqjoses, compared to the other provinces in the Confederation, has in
Proportion to the school-going Community spent the most. The book
contains also an account of the history of education in the province of
Quebec (cf. the notice in BPFC. t. I, p. 156). 659. Prince, le
docteur, J. E. Le söminaire de Nicolet. Bouvenir des fßtcs du
centenaire. Quebec, pp. 250, in-8^ prix, reli6 ^ 1.00 (cf. no. 541).
Nicolet Seminary is the third oldeat institution of learning in Canada,
Quebec being the first (1663) and Montreal the sccond (1773). Dr. Prince
of the Laval law faculty is an alumnus of Nicolet. Thruout these
festivities there is the tone of a large family reunion. The speeches, worthy
of the occasion, were by Mgr Gravel, Mgr Begin, Mgr Langevin, Mgr
Bruch^si, Mgr Brunault, Mgr DouviUe, Hon. M. J. Blanchet, M, Tabbe
I 236 Canadian-French. 1903.
Lecoq, M. Raphael Bellemare, M. Rodolphe Lemieux, M. l'abb^ P. O,
Domiell, M. J. E. Prince. The poetry was composed and read by
M. Louis Fr6chette, M. Ner6e Beauchemin, and M. Adolphe Poisson. In
connection with the celebration, an Album du centenaire du s^mi-
naire Nicolet, 1803 — 1903 appeared illustrating pictorially the chief
events in the history of the College and of its centennial, (see the review
in BPFC. t. 11, pp. 188—189). 660. Rochon, Tiölesphore. Methode
de lecture. Ecriture. Ottawa. 661. Roy, TABBi^: Camille. L'uni-
versit^ Laval et les fötes du cinquantenaire. Quebec, pp. VIII -[-
395, gr. in-8®. This is a r^sum^ of the fßtes of Laval University to-
gether with a history of the Institution and sketch of education from the
earliest times. 662. Simard, Tabb^ H. Trait^ 616mentaire de
physique r6dig6 confonn^ment au programme de Tuniversit^
Laval. Qu6bec, pp. 654 in-8^; iinprim6 en France. 663. Sylvain,
le R. Ph. De la fondation du College de Riniouski et de
80 n fondateur. Rimouski, pp. 9 in-8^ (cf. no. 545). Canon Sylvain
quotes the correspondence referred tc in regard to the founder, Bishop
Baillargeon.
French productian. 664. Barr^, Paul. "Le Youkon: son
d^veloppement". Revue frangaise de l'^tranger et des colonies,
aoüt, pp. 478 — 482. Shows how well the Dawson territory is governed.
The place itself and immediate vicinity has been so thoroly drained
of its gold supply, that it is necessary to go one hundred miles farther
away to secure profitable diggings. The tarif for freight in the region
is beyond anything heard of elsewhere for transit. 662. Bellet,
Adolphe. La grande p^^che de la morue a Terre-Neuve. 2°®6d.,
Paris, Augustin Challamel, pp. 285, illuströ. The author has made a
specialty of the cod fish, its habits, and the important industry. France
has devoted inuch time and energy to the industry, M. Bellet explains
the part that France has taken regarding the fisheries question on the
Grand Banks and ofl?* Newfoundland. In order to settle the vext
Problems continually arising between England and France, the doctrine
of reciprocity between Canada and France is brought forcibly to the fore.
666. GiRARD, Sylvain. L'oeuvre niilitaire de la Galissonni^re
en Canada; publik en France, brochure. La Galissonnifere was one of
the ablest administrators sent to this country. He had planned many
far-reaching movements but was not here long enough to carry them
out. 667. H AMY, A LFRKi). Au Mississippi. La premifere exploration
(1673). IjC p^re Jacques Marquette, de Laon, pr^'tre de la Conipagnie
de J^sus (1 637— 1675) et Ix)uis Jolliet, d'aprös M. Ernest Gagnon,
Paris, Champion, pp. 329, illustr6. This work is written from a
thoroly partisan standpoint. Moreovor, it abounds with inaccuracies.
The best part is that printed in Appendix V, giving an account of Mar-
quette*s voyage from a manuscript in the l^loole de Ste Genevi^ve. The
latter part of the book analyzea Ernest Gagnon's book on Jolliet (cf.
no. 534). However, it is really an attempt to belittle La Salle. There
is no index. 668. Le Breton, M. "La question de Terre-Neuve, Saintr
Pierre et Miquelon". QDC. uvril, mai, juin, pp. 411—428, 640—654,
712 — 720. The regulation of the fisheries and the working of the
J. Gcddeß, Jr. I 237
bounty system is described. The whole fishini^ industry at the present
time is a striking example, and a most unfortunate onC) of a State of
affaire, unsatisfactory in a measure to all concerned, brought about by
restrictions made for gaining some individual advantage. The article gives
a description of St. Pierre et Miquelon such as is not likely to attract
thither any class whatever of inhabitants. Food other than fish has to
be imported. Barrenness and sterility characterize this rock in mid-ocean.
669. Le Goffic, Charles. "Deux tableaux de la vie terreneuvienne."
Revue des Deux-Mondes, 1^' sept., pp. 130 — 173. This is a de-
scription of social customs which occur annually on the 2^ of December
at Vieux-Bourg., Cötea-du-Nord, in France in connection with the New-
foundland fisheries. The fair where the assemblage takes place is called
La Lou^ de la Mer. The article aims to show the evil effects of in-
temperance which is on the increase. The second part of this long paper
is taken up with an account of Le grand d^part, when the sailors leave
Saint Malo for Saint Pierre et Miquelon. This scene like the preceding is
characterized by absolute want of self-control on the part of those leaving
France. 670. Noailles, le vicomte de. Marins et soldats fran-
9ais en Am^rique pendant la guerre de l'ind^pendance des
Etats-Unis (1778 — 1783). Paris, Didier Ferrin et ö% pp. 440.
This work is of interest in the present connection as showing the attitude
of the French of Canada towards the British during the period described.
671. Odessus. "Les Canadiens-fran9ais et le recensement de 1901."
Revue frangaise de l'ötranger et des colonies; sept. oct.,
pp. 505 — 519 et 569 — 588. The marked increase of the Canadian
census of 1901 of the French in the province of Quebec as compared
with the English in Ontario has been remarked in France. "Odessus"
makes a critical exainination of the figures of the last census as compared
with that of 1891. It would appear that many inaccuracies were allow-
ed to creep into the latter suniming-up. The increase in the province
of Quebec iu the last ten years was 68,622 and 57,548 of this nuniber
were French Canadian s.
Historical. 672. Barthe, J. B. Meilleur (Meilleur-Barthe).
Trois-Ri viferes. Album illustre. Histoire, g§ographie, industrie. Trois-
Riviferes (cf. no. 475). 673. Bourassa, Henri. "I^es Canadiens fran9ais
et Tempire britannique." La Nouvelle- France, janvier. This is
simply a reproduction in French of the article already noted under
no. 623. 674. Bourgeois, le P. Ph. F. L'histoire du Canada en
200 le9ons, Montr^l, pp. VII -|- 440. This is one of a class of text
books becoming yearly commoner in the province of Quebec in the
different departnients of education, It is professedly a Roman Catholic
text-book in the S^rie de livres catholiques. As education is alniost
entirely in the hands of the clergy, it is quite natural that the side of
education that is most closely connected with the church should be evcr
kept in mind and brought to the fore. However good these books may
be, this attitude cannot but strike the observer who is used to works of
a whoUy unsectarian character. While such prominence is all right in its
place, it may be questioned whether, when made so strong a feature
of all the school-books, it adds at all to the gonoral iiiterost. The facta
I 238 Canadian-French. 1903.
are clearly stated in this book and the tone thruout commendabla
675. Casorain, P. B. La maison d*Ariioux oü Montcalm est
mort. L^vis, pp. 44 in-8^ 676. Chouinard, H. J. J. B. Annales
de la soci4t6 Saint-Jean-Baptiste de Quebec, t. III, de 1889 ä
1901, Quebec, pp. III +568; t. IV, 1902, Quebec, pp. 586; in-S»
(cf. no. 25). Four large volumes now eomprise the Annale s of this
Society, Historically they are of much interest. All the great cele-
brations in which the society has taken part are well described by one
who, holding the position of city-clerk of Quebec, had the material to
complete the task in a fitting manner. 677. Dionne, N. R, le
docteur. "Le ßiöge de Quebec." RCan., mai. This is a review of The
siege of Quebec byA. G. Doughty and 6. W. Parmelee (cf. no. 628).
The editor of Old and new, in an article in the Montreal Gazette took
exception to certain Statements in the review. Dr. Dionne, then, in order
to justify his review of the book, wrote a reply which under the title of
"The siege of Quebec" appeared in the ER., July 1903, pp. 134—155.
678. G^rin, IA>n. "Les causes du conflit iroquois huron." This is per-
haps the best historical article in t. II of La Nouvelle-France, now
in the second year of its existence (cf. no. 582). 679. Girouard,
D^siRj^, le juge. Supplement au lac St. Louis. Montreal, pp. 301
-j- 546, prix ^ 4.00. This voluminous work contains the results made
possible by the new material taken from the Correspondance g^n^rale
volumes that have come into the possession of the Canadian Archives
since Judge D^sirö published his Lake St. Louis old and new. (cf.
no. 121»). 680. Kastner, Fr^d^ric de. H6ros de la Nouvelle
France. Deuxi^me s^rie, Quebec, pp. 102 in 8° (cf. no. 561). 681. La-
MOTHE, J. C. Histoire de la Corporation de la cit6 de Montreal
depuis son origine jusqu'a nos jours. Montreal. Gives the history
of the city of Montreal from the time of its foundation, but particularly
from the time of its incorporation as a city. The mayors figure promi-
nently. 682. Prudhomme, L. A. "Les premiers aborig^nes du Manitoba
et du Nord-Ouest." RCan. pp. 262—276. This is noted here simply
to call attention to a subject^ Indian folklore, of much interest. This
paper treats briefly of the Mandans, Sioux, Assinboins, Crees, and Sauteux.
The paper itself has little worth (cf. RHPC. v. VIII p. 193).
LanguagS' 683. Bulletin du parier fran9ais au Canada.
The object of the Society and its organ the Bulletin have been so
fuUy described under no. 565 that it now merely remains to note, from
time to time, the growth and development of both. The first volume of
this publication, by far the most important of the kind ever issued in
French Canada, comprises 207 octavo pages. The second volume for the
current year comprises 335 octavo pages. The quality of the artick«
both linguistic and literary have kopt pace with the quantity. The general
System thruout of having space reserved in each of the ten numbers
of the volume for the "Lexique canadien-franyais" as well as for the
divisions already noted has been adhcred to thru the entire year. The
foUowing articles in connection with the out -put of linguistic contri-
butions desorve to be noted: "Ce qu'est un patois", pp. 12 — 14,
Ch. Guerlin de Guer, docteur t*s lettros. "Ij<^ parier franco-canadion".
J. Geddes, Jr. I 239
pp. 38 — 46, 65 — 73, Adjutor Rivard. "Les jeux et les refrains de
France au Canada", pp. 97 — 103, S. A. Lortie, p*'®. "La po^sie en
province", beginning p. 56 et passim thruout, comment by the
editor, M. Rivard, and specimens from such poets in the French pro-
vinces as Gabriel Nigond, Piare Marcut, Louis Beuve, Anatole le Braz,
and a nuniber of others. "6tude sur la litterature canadienne", pp. 1 29 — 140,
290 — 303, Camille Roy, prötre, This important article is continued in
t. m for 1904. "Le suffix -eur dans notre parier populaire", pp.
161 — 168, A. Rivard. "L'agglutination de 1' article dans notre parier
populaire", pp. 203 — 206, A. Rivard. "La r^forme orthographique",
pp. 225 — 238, A. Rivard. "Canada. Origine et etjrmologie du mot",
pp. 260 — 266, N. E. Dionne. The etymology of the proper nanies
Quebec and Canada has long been the subject of niuch philological
diäcU6sion" (cf. no. 514). "Le parier franco-canadien", pp. 269 — 273.
Oliver Asselin. In connection with the Society and the Bulletin,
a little pamphlet entitled: Plan d'^tudes. Methode de travail.
Methode d'observation (pp. 24 — 24®) should not be forgotten. Besides
the Statutes, Constitution, and program of the society, it lays down ex-
plicit directions in regard to how to go to work in order to collect, syste-
matize, and report data for the "Lexique canadien-fran9ais" now being
issued in instalments in the Bulletin. "La phon6tique", "Le lexique",
"La morphologie", "La syntaxe", with examples, are all briefly yet care-
fully considered. The method of work is laid down, compiling, revising,
Publishing. What to observe is stated in twenty-seven short explicit
directions; and finally, a model is furnished in which answers, covering the
twenty-seven preceding directions, are given illustrating fuUy the program.
Linguistic work in the province now seems fairly well established on ä
firm basis. 684. L'origine et le parier des Canadiens-Fran9ai8.
Ätudes sur T^migration fran9aise au Canada de 1608 ä 1700,
sur r^tat actuel du parier franco-canadien, son hlstoire et les causes de
son Evolution. This is a reprint of the Socio t6 du parier fran9ai8
au Canada, published by Honor^ Champion, Paris, pp. 80, gr. in-8®.
It consists of two articles, the first of which appearecl in t. I of the
Bulletin du parier fran9ais au Canada, pp. 160 — 165, by Stanislas
A. Lortie, p**^®. The study is along the lines undertaken by Benjamin
Suite: "Origin of the French Canadians" (see no. 301) and based, as must
be here all genealogical studies of this nature, to a considerable extent upon
Tabb^ Tanguay's Genealogical dictionary (no. 19). The statistics
point to the fact that the most numerous of all the provincial groups
Coming from France are the Normans. Moreover, they took firmer hold
in the new country than did the comers from the other provinces. The
second article is by the secretary of the society, M. Rivard, and is
taken from t. II pp. 38 — 46 and 65 — 73, as mentioned above under
no. 683. The result of his observations is that the speech of the
French-Canadian is not properly speaking one single patois but the result
of the intermingling of several patois. It is not the patois of one pro-
vince, nor the speech of literary French, nor is it so called "corrupt
French". But it is rather the old XVIP^ Century French which has
undergono the influence of several patois. This pamphlet evoked con-
I 240 Canadian-French. 1903.
siderable interest, for it was commentod upon by M. Robert de la Ville-
herv6 in la Pro vi nee, juin, p. 50, by M. Vignon in Revue de philo-
logie fran9aise, t. XVIII, p. 308, by M. Ch.-Th. F^ret in la Vie
normande, and by M. Fernand Hallay in RPN.; also in the Bulletin
de r^cole des chartes, sept. d6c. p. 621, in University of To-
ronto studies, V. X, 1905, p. 105, and in Ro., t. XXXIV, 1905,
p. 164.
Law. 685. Beauchamp, J. J. Le code civil de la province
de Quebec annot^, t. I, pp. 1183, in-8^ Montreal. 686. Chauveau,
C. A. De Tautorit^ de la chose jug6e en matiere civile. Thfese
pour le doctorat, Quebec, pp. 166 in-8®. 687. G^rin-Lajoie, niadame.
Trait^ de droit usuel. Montr^l, pp. 201. (Madame G^rin-Lajoie est
la fille de Sir A. Lacosti). 688. Lois commerciales. Extrait du
code civil. Par les Clercs de St. Vinteur, Montreal. 689. Mignault,
P. B. Le droit civil canadien. Montreal. This is the sixth volume
of the Canadian civil law based upon "les r^p^titions ^crites sur le code
civil de Frßderic Mourion, avec revue de la jurisprudence de nos tribunaux."
Especial attention is given in this volume to the subject of property
interests between husband and wife. (The fifth volume appeared in 1901;
Montreal, pp. LXIV + 705.) 690. Parent, Thon. S. N. Discours
sur la question des droits de coupe sur le bois a pulpe, pro-
nonc6 a Tassembl^ legislative de Quebec, le 25 avril 1903. Quebec,
pp. 47 in-8®. 691. Vidal, J. L. O. La compilation des tarifs
en force devant les cours de justice de la province de Quebec,
Quebec, pp. XIV + 494 in-12«.
IMerary. 092. Auclair, TabbiS £lie J. Articles et 6tudes.
Montreal, pp. 311, in-8®. The articles consist of seventeen essays upon
subjects mostly connected with Canada: "Notre langue", "Nos revues
nationales"; "Vers la cöte de Beaupr^"; "L'art d^^tre heureux", etc. The
studies are of a somewhat religious tenor being mainly addresses, ser-
mons, and criticism revealing an ardent love of Catholic France and the
fatherland Canada. 693. Colombine (M^^** Eva CiRCifi). Bleu, blanc,
rouge, po^sies, paysages, causeries. Montreal, pp. 399, in-8^
Prettily written, light sketches, such as often appear in the columns of
the daily press, but to which one is apt to attach no particular impor-
tance. 694. Ligny, Ernest de. "Mercier", ou "L'honorable
H. Mercier". Drame, Montreal. 695. Marcile, Tabb^ M. J. L6vis
ou abandon de la Nouvelle-France. Drame historique en cinq actes.
Montreal. A play containing much patriotic sentiment. 696. Pelletier,
Antonio. Coeurs et hommes de coeur. Conferences, silhouettes, nou-
velles, po6sies. Montreal, pp. 192 in-8^. 697. Rousseau, Edmond.
Deux r^cits. A Carillon. Dans un yacht. Montreal, pp. 199 in-8®.
698. Roy, Ri^gis. Amour et patriotisme. Drame.
JUiscellaneotlS» 699. L'almanach du monde qui chante.
Montreal 700. Almanach iroquois pour 1903 (5™® an nee) par Tabb^
Guillaume Forbes. 701. Biblioth^que de Tinstitut canadien de
Quebec. Premier Supplement au catalogue de 1898. Quebec. 702. Cata*
logue de la bibliotht^que de la 16gislature de la province de Quebec.
Quebec, pp. 746 in-8®. 703. Gouin, Tiion. M. Lomer. Question
J, Öeddes, Jr. t 24i
actuelle. Le renianiement des subsidcs fedßraux en faveur des provinces.
D^veloppement d'un discours prononc6 a Montreal, le 18 mai 1903.
Montreal, pp. 166 in-8^ 704. Guide du colon 1903. Province de
Quebec, pp. 173 in-8^ 705. Hamon, R. P. Le roi du jour, l'alcool.
Paris, pp. 136 in-8^ 706. Labat, Gaston. Le calendrier de
Tentente cordiale. 707. Idem. Le calendrier des papes, Montr&il.
708. Marion, Jos. A. Le guide de Tinventeur, Montreal. 709. Notre
drapeau. Par un compatriote. St. Hyacinthe, pp. 23 (cf. nos. 585, 587).
Poetry. Botrel, Theodor. Chansons pour l'^cole et le
foyer. Montr^l. In this little volume, the best poeins of the bard of
Brittany have been reproduced. They are taken from the Chansons
en sabots^ the Coups des clairons, the Contes du Lit-Clos, ete.
There is also an unedited poem: "Salut au Canada", and a song coni-
posed by Botrel to the air and with the refrain of the populär Canadian
song "Vive la Canadienne". Moreover a couple of short poenis on
Canadian subjects. The collection was gotten-up when Botrel inade the
rounds of bis province of Brittany coUeeting funds for the monument to
Jacques Cartier at Saint-Malo. The cerenionies in connection with the
completion of this monument take place at the end pf July 1905.
Botrel's reply to the mayor of Saint-Malo is well known. The mayor
placed obstacles in the way of the erection of the monument saying it
would-not be erected until the Saint-Malo subscriptions equaled "cet argent
de r^tranger". Botrel replied that when it was a question of Jacques
Cartier, "les Canadians n'6taient pas des ^ti-angers". 711. Lemay, L.
Fables. 3« Edition. Quebec, pp. 165 in-8^ (cf. no. 78). 712. Nelligan,
fimile et son oeuvre. Montreal, pp. 164, in-8^ portrait. Consists of
Nclligan's poems (cf. no. 418) and an appreciation by Louis Danton.
Nelligan, a young Montreal poet of much promise, became insane in 1902.
His friends have got together bis poems in this volume. A critical esti-
raate by Ch. Ab Der Halden (cf. no. 399a) of Nelligan's work, entirely
unlike that of any otlier Canadian poet^ will be found in the Revue
d'Europe et des colonies, 1905. Cf. also Camille Roy's review of
this criticism in BPFC. t. III, p. 188. 713. Rustiqüe, Urbain. Po^sies
nouvelles, comprenant la Taupinade. St. Hyacinthe; prix ^ 0.30 sous.
JReligiaus» 714. Bienvknu d*Osimo, fr^re. Notes du tiers
ordre ä Quebec. 1678—1902. Quebec, pp. 54 iu-8^ 715. Bourassa,
Tabb^. Mgr Bourget. Souvenir du 2 4 juin 1903. Montreal,
pp. 16 in-8®. 716. Idem. La prophetie de Malachie. Quebec,
pp. 16 in-8®. Endeavors to show that the prophesy is not authentic.
717. Casgrain, Tabb^ Renj5 E. Histoire do la paroisse de Vange.
Gardien. Quebec. 718. C616bration de la Saint-Joan Baptiste.
Montreal, 1903. Discour.s. Montreal, pp. 124 in-8<^. 719. Chohse-
GR08, le R. P. Armand, S. J. Histoire du noviciat de la Com-
pagnie de J6sus au Canada. Montreal. 720. Falcouio, arche-
vßque de Larisse, d^l6gu6 apostolique au Canada. (Hommage a
Monseigneur Diomede Falconico) Souvenir de la visito de Son P^xcellonce au
College etä la paroisse de TAssomption, 17, 18 et 19 mai 1902. Montreal,
pp. 58 in-8® (cf. no. 426). 721. Frenette, Vnhh6 F. X. Eng.
Mandements, lettres pastorales et circulaires des eveques de
VoUmollor, Uom. Jalircabericbt VIII. IQ
I 242 Canadian-French. 1903.
Chicoutimi. F« s6rie, Mgr D. Racine, 1878—1888. Chicoutimi;
prix .j^ 1.50 (cf. no. 602). 722. Gallifet, le R. P. Joseph de.
L'excellence de la d^votion au coeur adorable de Jösus-Christ.
Montreal, pp. XVI-|-204 pp. in-12^ (r^impression partielle). 723. La-
MARRE, Uabbß E. DE, S. T. D. La d^votion ä saint Antoine
de Padoue. 12^inille. Edition revue et augment^e, Chicoutimi, pp. XX
-}- 259, prix ^ 0.35 sous (cf. no. 159). Contains: vie, cantiques, priores,
pratiques et oeuvres. 724. Paquet, Mgr L. A. De sacramentis.
Disputationes theologicae seu commentaria in summara theo-
logicam D. Thomae. Secunda pars, nee non de novissimis. Qu6bec,
cf. no. 431. 725. Rouleau, Tabb^ Th. G. principal de rto)le normale,
Laval, Quebec. Iilloge funöbre de L6on XIII prononc6 ä T^glise
Saint-Jean-Baptiste de Quebec, le 28 juillet 1903. Quebec.
7 26. Idem. Le R. messire J. O. D. Naud, cur6 du Sacrß-Coeur de
J^sus. Quebec, pp. 23 in-12®. 727. Idem. Sermon prononc6 ä la
b^n^diction du monastöre des Cisterciennes r6form6es sur la
riviöre Etchemin, dimanche, le 9 aoüt, 190 3. 728. SiROis,
Tabb^ N. J. Monographie du Cap St. Ignace depuis 16 72 a
1903. L^vis, pp. 119 in-8^ This is work quite similar to that noted
above (no. 727) done by Tabb^ Casgrain, local history. 729. Tätü,
Horace. 6difices religieux eriges dans la province de Quebec
sous la domination fran9aise. Quebec, pp. 22 in-16^
Science. 730. GoltmanetLeRoy. Systeme m^trique.Montr^al.
731. Grignon, le D^ W. Le petit livre d'or des cultivateurs et du
Colon. Trait^ de m^decine veterinaire. Montreal. 732. Larochelle,
Joseph C. Methode 616mentaire de Stenographie Duploy4.
Montreal. 733. Idem. Nouvelle m6thode de Stenographie Du-
ploye. Montreal. 734. Santerre, Alec. De la culture des arbres
et des arbres fruitiers. Quebec. 735. Idem. La ruche canadienne.
Culture des abeilles. Quebec, pp. 205 in-8^
Travels. 736. Lambert, Edmond (Edmond Buron). Voyage
d'un Canadien-Franyais en France, Paris, pp. 308 in-12^ See
the criticism by Henri Froidevaux in Polybiblion, sept. 1903, p. 223;
cf. also BPFC. t. II, p. 124. 737. Plessis, Mgr J. O. Journal
d'un voyage en Europe, 1819 — 18 2 0. Publik par Mgr Henri
T^tu, pr61at de la niaison de Sa Saintetß. Quebec, pp. 469 in-8^
Canadian''French revietvs. I. Bulletin des recherches
historiques (rioo no. 556). The most important article of the year in
the Bulletin, running thru five numbers is Mgr T^tu's contribution :
**M. Jean-Felix R^her, curö de Quebec, et son Journal, 1757—1760."
This diary was dis^covered by Mgr Tdtu and Tabb^ Rh6aume and is
now published froni the original documents in the archives of the bishops
of Quebec. 2®. Bulletin du parler-franyais au Canada (see nos. 565
and 683). 3. MSRC. I. Suite, Benjamin. "Decouverte du Mississippi
en 1659" (pp. 3—44); cf. no. 534. IL Gosselin, Tabb^ Auguste.
"Un Episode de l'histoire de la dimc, 1705—1707" (pp. 45 — 63). See
no. 801. III. Roy, Rögis. "Les iiitendants de la Nouvelle-France.
Notes sur leurs familles avec portraits et armoires" (pp. 65 — 107); ^ee
no. 655. IV. Poiricr, Pascal. "Mouvenicnt intollectucl chez les
J. Goddes, Jr. I 243
Canadiens-Franyais" (pp. 109—116); see no. 812. V. Dionne, N. E.
"Le pere S^bastien Rasles, j^uite niissionnaire chez les Abenaquis
1657—1724" (pp. 117—134); see no. 649. VI. Lemay, P. "Irenna
la huronne" pp. (135 — 144). A poem in hexameter verse in four parts.
The Story of a young Indian girl. VII. Casgrain, P. B. "La fontaine
d'Abraham et le site de son habitation"; pp. 145 — 155; (see no. 800).
4^ La Nouvelle-France (see no. 582). L'abb6 E. A. Latulipe com-
pletes bis series of artieles on "Une visite pastorale chez les Algonquins
du lac Victoria et du lac Barriere". The leading historical article for the year
is L6on Görin' 8 "Les causes du conflit iroquois-huron". The tone of
theNouvelle-France is ecclesiastical in a grcat measure, the contributors
belonging largely to the clergy. 5^ La RC^n., (see no. 583). Among
the leading artieles are: Bouchette, Errol. "Mömoires de Robert
S. M. Bouchette, annotös par A. D. De Celles (see no. 647). Chapais,
Thomas. "A travers les faits et les oeuvrea". Conan, Laure. "Madame
Seton". Dantin, Louis, "lilmile Nelligan et son oeuvre" (see no. 722).
Fröchette, Louis. "Au College de Nicolet." Fröchette is an alumnus
of this College (cf. no. 659). Nevers, Edmond de. "Les fitats-Unis
ne sont pas un pays anglo-saxon". Routhier, A. B. "Quebec, site in-
comparable",
PeriodicalUteratureof the year. Daily. 1. Le Canada,
fondö a Montreal, fin d'avril. Organe du parti liberal dans le district
de Montreal. Quotidien exceptö le dimanche. Edition höbdomadaire le
jeudi. Conducted by M. Langlois, member of the parliament at Quebec.
Weekly. 2. Le courrier de Drummond, fondö a Drummondville.
3. Le combat, fond6 ä Montreal le 9 octobre, parait le dimanche.
4. La croix, fondöe ä Montr6al en avril. Journal dominical. 5. Les
döbats^ fondös ä Montreal, cessent de paraitre en octobre et remplacös
par Le combat. 6. L'6cho de Saint-Romuald, fondö a Saint-
Romuald, comtö de L6vis. 7. La litt6rature moderne, suite de La
bibliotheque moderne. 1" num6ro en septembre, 1903. A coUection
of French novels, published separately, one a week, quite cheap, but
badly printed. 8. Le sport, fondö a Montreal le 2 septembre; parait
le dimanche. 9. L'union ouvriere nationale, fond6e a Montreal.
Has ceased to appear. Monthly. 10. Annales de Notre-Dame du
Sacrö-Coeur, publikes par les Missionnaires du Sacr6-Coeur, a Quebec,
40 p. par fascicule. Paraissent rögulierement depuis leur foudation.
11. L'öcho du Labrador canadien, publik par les p^res Eudistes,
missionnaires sur la Cote Nord. C'est un petit Journal copi6 au dacty-
lographe qui commenya ä paraitre en septembre 1903 et est tir6 ä
quelques centaines d'exemplaires seulement. 12. La lanterne, fond6 a
Montreal le 29 avril. This is anti-clerical. It has not app(?ared regul-
arly; five numbers have been published. In regard to the following
periodicals, no information more than that given by M. Dionne has come
to band. 13. Le Jean-Baptiste, fondö a Montreal le 13 mai. 14. Le
progrös de Lachine, fondö a Montreal, le 21 novembre. 15. Le
thöätre, fondö ä Montreal le 12 octobre par G. H. Robert. A paru
pendant quelques semaines, 16. Le vigilant, fond(? a Montreal le
6 fövrier.
16*
I 244 Canadian-French. 1903.
Enfflish works dealing ndth French Canada.
738. "The American Lourdes: öte. Anne de Beauprß and her
miracles." The Sunday at home, July, 1903, pp. 576—584.
739. Bracq, Jean Charlemagne, professor of French in Vasser G)llege.
"The French side of the Newfoundland difficulty." N AR., April,
pp. 582 — 592. Claims that the Newfoundlanders do not understand
the question. 740. Brady, Cyrus Townsend. "Fronten ac, the sa-
viour of Canada," The captain, March, pp. 505 — 511. 741.Elliott,
Richard R. "The Jesuits of l'ancien regime, who labored on
Michigan soil, — their detractors." ACQR., January, pp. 90 — 114.
Some original material is published for the first time. 742. Dionne,
N. E. The siege of Quebec and the battle of the plains of
Abraham. A reply to the editor of Old and new. Quebec, pp. 40
(cf. no. 677). 743. Dix, Edwin Asa, Champlain. The founder of
New France. N. Y., pp. 246, illustrated. A work written for. populär
use in the Appleton series. 744. Doughty, A. G. The fortress of
Quebec. Quebec, pp. X-[-127. Iiidition de luxe, consisting of seventy-
four numbered copies. Shows up the System of graft carried on during
the last ye^rs of the French regime. 745. Doughty, A. G. and Dionne,
N. E. Quebec under two flags, a brief history of the city from
its foundation until the present time. Quebec, pp. XI -[~ 4=24 -j- LVI.
Gives not only the historj' of the city but a good idea of Quebec as
it is to day. 746. Doughty, A. G. and Middleton J. E., Biblio-
graphy of the siege of Quebec, with a list of plana of Quebec,
by R. Ijoe Phillips of the Library of Congress, Washington, D. C, Quebec,
pp. 150 + 313. 747. Ganong, W. F. "Dochet (vSt. Croix) Island." MSRC.
2^ seriös, 1902 -1903, v. VIII, § 11, pp. 127—232. This is a usefulcontri-
bution to the knowledge of the first French settlement in Acadia.
74vS. Hedges, Rev. Samuel. Father Marquette, Jesuit missionary
and exp lorer, the discoverer of the Miss^issippi; his place and burial
at 8t. Ignace, Michigan. Introduction by Rev. John J. Wynne, N. Y.,
pp. 164 (cf. no. 584). 749. Hills, E. C. "Notes on Canadian
French." Reprint from the Publications of the Modem Language
Association of America, v. XVIII, 1903, pp. 363—377. This is a
scholarly study of the dialect spoken in Clayton, N. Y. There is there
a colony of seven or eight hundred French Canadians. The obser-
vations are noted in a manner similar to tho.^e of Professor Sheldon (see
the toxt to Can.-Fr. accompanpng noto 141) and comprise comments
upon the phonology, loxicology, and sy n tax of the spoken French. Pro-
fessor Hills does not use the samt^ phonetic notation employed by Professor
Sheldon. That is immatorial. The point to be made, however, in this
connection, in the obvious desirability of linguists who investigate the
phenomena of French dialects using invariably one System (see the
text accompanying note 147 and the connnents upon the phonetic System
adopted by the BPFC. under no. 56.")). The points made by Professor
Hills are perf(*ctly clear. There is good reason to believe from
the data that the dialect is genuine French-Canadian. The main fea-
tun^s of this speoch have been already quite thoroly shown in the
reviews of the publications of Paul de Caze (see text over note
J. Geddes, Jr. I 245
no. 139), Napoleon Legendre (see text over note no. 140), Professor
Chamberlain (no. 125) and Professor Squair (see text over note 149).
The Clayton dialcct offers no important features that have not been
already noted. Slight differences of pronunciation, such as exist between
different localities everywhere are, of course, observable. Certain features
noticeable in and around Quebec, do not happen to be particular
to ßlayton. Such pronunciations, for instance, as dzire for Fr. dire,
and dzü for Fr. du, do not seem to be in vogue in Clayton. The pro-
nunciation of Fr. araign^e is hidicated argn6e, and oreiller oryer,
while in other districts such forms as arign^o for Fr. araignöe and
oryör for Fr. oreiller are well known. Such dialect divergences are
interesting, but their character is siniply local in that the cases appear
to be sporadic. In such pronunciations as Clayton tabaquöre for Fr.
tabatiere and th^quere for Fr. thöiöre, the k in other Canadian
districts is a palatalized variety. The phrases: Je voudrais qu6 vous
vinssiez venir deniain, je voudrais qu'i vint aller are note-
worthy in as much as, in general, no imperfect subjunctive is in use in the
populär dialect. Faire froit would elsewhere rather be faire fröt.
The expression pour c'tt6 fenime-lä would rather be: pour ste femme.
Elsewhere, too, the r iu leur is rarely heard; instead of Clayton pata-
ques roties, you are apt to hear pataques routies, etc. The many
interesting slight changcs in a great many words and expressions are
due simply to analogy, assimilation, dissimilation, metathosis, and laws
now quite generally recognized and understood (cf. ihe review of this
study in the BPFC, t. 11, pp. 189—191; also in Ro., t. XXXIV,
p. 150). 750. Ketohum, T. C. L. "The French Canadian and
the Boer." King and country, April-June, pp. 500 — 508. The
author shows up the ignorance and indifference of the English in regard
to the French language. The average man in business sees no induce-
ment to learn that tongue and takes no trouble to do so. There is no
parallel whatever, according to the writer, botwecn the relations to the
crown, of the Boer and those of the French-Canadian. 751. Mc. Aleer,
George. The province of Quebec, its history and its people.
A paper read before the Associate Board of Trinity College, Worce«ti»r,
Mass., pp. 27. Contains a description of life in the province of Quebec
and the particularly quaint usages connected with the Church, such as
the auction sale of fann products at the church doors after mass, the
erection of the large crosses, noticeable at the roadside farnis. The account
appears unduly tinged with prejudice againj?t non Catholic sects.
752. Parker, Sir Gilbert and Bryan, Claude G. Old Quebec,
the fortress of New France. London, Macniillan Co., pp. XXIV -}-
486, illustrated. This work does not do credit to the well known uovc-
iist (cf. the review in RHPC, v. VIII, pp. 101 — lOü). The work is
in the nature of a compilation executed with little regard for accuracy.
The Macniillan Co. advertise another work, or perhaps another form
of this same publication: Qu6bec: The place and the people,
2 vols. 8®, by Sir Gilbert Parker. This has not yet conie to band.
753. Thwaites Reuben Gold, editor Ilennepin's A new dis-
covery of a vast country in America. Reprinted from the second
1 246 Canadian-Frcuch. 1904.
London issue of 1698, 2 vols. Chicago, A. C. Mc. Clurg Co, (see the
text over note 24). The index of tiis Tonson edition of 1698, con-
sisting of thirty-four pages, has been prepared by Victor Hugo Paltsits,
librarian of the Lenox Library N. Y. The entire work, including the
maps, typographic and Orthographie peculiarities is as close a reproduction
of the original as it has been possible to make. 754. Idem. How
George Rogers Clark won the Northwest and other essays in
Western history. Chicago, A. C. Mc. Clurg Co., pp. XX -j- 378. The
volume has a particular interest at just this time, 1905, in view of the
Lewis and Clark exposition now taking place at Portland, Oregon.
Moreover, there are «even other essays connected with the history of this
period that are of much populär interest. 755. Willison, J. 8. Sir
Wilfred Laurier and the liberal party; a political history, Toronto,
2 vols., pp. I, 472; II, 451. This work deals with the constitutional deve-
lopment of Canada since the Confederation. It deals with political issuea
quite as much as with the personality of the prime minister.
Reviews i/n Unglish. RHPC. vol. VIII covering the historicul
publications for the year 1903 (see no. 640).
1904. Biographical. 756. Bedard, L. P. La Comtess e de
Frontenac. L^vis, pp. 96. Interesting sketch not unlike the details
presented in no. 537. 757. Bellemare, Raphael La famille Le
Sieur et les premiers Colons du fief Grosbois. Montreal, pp. 58.
The writer claims that the honor of founder belongs to the G^linas
family. The inon«graf is written as a Supplement to no. 463, after
the appearance of F. L. Desaulnier's work noted under no. 531 opposing
M. Bellemare's view. 758. Biographie du P. Noel Chabanel de
la soci^t^ de J6sus. Montreal, pp. 21 in-32^ 759. Biographie
du P. Antoine Daniel de la soci6t6 de J^sus. Montreal, pp. 75
in-32^ 760. Biographie du P. Charles Garnier de la societ^
de J6sus. Montr^l, pp. 75 in-32®. 761. Bouchette, Errol. M6-
moires, 1805 — 1840, de S. M. Bouchette, annotös par A. D. De
Celles. Montreal. This now appears in book form (see no. 647).
762. Chapais, J. C. Jean Talon, intendant de la Nouvelle-
France, 1665-1672. Quebec, pp. XXII + 540 in-8®. One of the
best works of the kind published in French Canada. The task involved
research among the archives of Ottawa and Quebec as well as in Paris
(see BPFC. t. IIL p. 86.) 763. Delor, le R. P. Le P. Didon.
Conference donn^e le 6 avril 1904 au Monument National par le R.P.D.,
pr^licateur de la Station du Car^me ä Notre-Dame de Montreal. Montreal,
pp. 56 in-8^ 764. Dionne, N. E. Serviteurs et servantes de
Dieu en Canada. Quarante biographies. Quebec, pp. XVI -[-320
in-8^. 20 gravures. Dr. Dionne in this hagiography has selected the
best known of the Canadian saints. Beginning with Jacques Cartier and
Champlain, the list includes eiirht Jesuits, one R6collet^ ten representative
Indian convertj^, the founder of Montreal, Maisonneuve, Laval, of Laval
university, and fifteen wonien distinguished aniong those directing works
or institutions of piety. 765. Dupuis, Tabb^ J. B. C. Notice bio-
graphique. L'abb6 I. Gr^goire Deblois, deuxi^me cur6 de
8aint-Odilon de Cranbourne. Quebec, pp. 71 in 8^ 766. Gosselin,
J. Goddes, Jr. I 247
TabW Auguste. Les Normands au Canada. Jean Bourdon et
son ami Tabb^ de Saint-Sauveur. Qu6bec, pp. 248 in-12^ This
study 18 somewhat similar to that noted under no. 279, Henri de Ber-
nieres. It comprises, however, two biographies, that of Jean Bourdon,
an engineer and surveyor, tfae firgt who came to Canada in that official
capacity, and that of Jean Le Sueur, the first secular priest who
came to Canada. L'abbe Gosselin's studies first appeared in RCan.
767. Idem. Pages canadiennes. üne faniJlle de h6ros. fivreux,
pp. 19 in-8®. 768. Hage, R. O. Le g6n6ral de Sonis. 8aint-Hya-
cinthe. Conference. 769. Langelier, l'hon. Charleh. L'honorable
Thomas Cushing Aylwin, juge de la Cour du Banc de la Reine.
Conference. Qu6bec, pp. 56 in-8®. 770. Ma8SICX)tte, E. Z. La famille
Massicotte. Montreal, pp. 152 in-8®. 771. Receveur, le venerablo
Ant. 8ylv. Un Canadien de dßsir. Quebec, in-8®. Extrait de NF.
772. Rouleau, Tabbe Th. 6. Notice biographique sur M. Tabbe
Mayrand, curß de Saint-Isidore, Dorchester. Quebec, pp. 32.
773. Roy, Tabbe J. C. L^abb6 Casgrain in NF., juin, sept^mbre,
noveinbre. On the 11^ of February 1904, French Canada suffered a
severe loss when Tabbe Casgrain passed away. He was one of the most
distinguished men of letters not only in the province of Quebec but in
all Canada. His biography is ably told by the abb^ Roy. 774. Roy,
P. G. La famille Godefroy de Tonnancour. L^vis, pp. 128
in-8®. 775. Idem. La famille Tach6, L^vi*?, pp. 200 in-S«. 770. Roy,
R^Gis. Les intendants de la Nouvelle - France. A reprint of
no. 655.
JEducational. 111. Bernard, Henri. La ligue de Ten-
seignement: Histoire d'une conapiration ma9onniquoaMontr6al.
Nouvelle Edition, revue, augment^e et pr^ced^e d'une lettre de M. le
comte Albert de Mun. Notre-Dame des Neiges, Ouest, P. (J., pp. XVI -|-
152. A great deal of controversy has arisen in the province of Quebec
out of the agitation for free public schools with compulsory attendanee
and uniform text books. The masonic peril is a danger to which the
author endeavors to give its quietus. 778. Brucher de la Bru^re.
^^ducation et Constitution. Montreal, pp. 100 in-12^. An effbrt
against the establishment of anything like a Bureau Central d'l^ducation
for the Dominion. The argument supports Lord Dufferin's statement to
the effect that it would be poor policy to endeavor to do away with the
national idiosyncrasies. 779. Chapais, J. C. Un prob l^ nie d*6cono-
mie sociale. L'enseignement agricole. Montr^tU, pp. 32 in-8®.
French prodticHon. 780. Auhert, Louis. "Fran9ais d'Anieri-
que." RPar., d^cembre, pp. 565 — 582. This instructive paper is interestiiig
particularly as coniing from a French source. It is tho n^sult of th(^
writer's visit to Quebec and to New Orleans. In each of thi'se placcs,
French conditions and interest^ are sumined up. In Louisiana there
only remain about 60,000 Crcoles aniong 35,000,000 poople in tho
Mississippi basin alone. The French languago in Louisiana is dying out
to such an exten t that in fifty years it will practically havo disappeared.
In the Dominion of Canada, on the other band, out of a total population
of 6,000,000, there are 2,000,000 French Canadian:?. Moreovor, the
I 248 Canadian-French. 1904.
statistics show that numerically they tend to iucrease. They strive by
their compactness, their unity, their intense desire to perpetuate their
language and religion to make enduring the favorable signs of their
growth. Nevertheless, these very influences that in one way strengthen
and solidify them, in another way tend to isolate theni, and make them
secondary in the general competition for material and intellectual pro-
sperity. 781. Beaulieu, J. A. '*Les ressources naturelles de la
province de Quebec". La r^forme sociale, 16 mai, pp. 765 — 774.
This paper like the preceding is of interest not only in Itself but as
showing the interest the French are taking in French subjects outside
of France. The writer is fully aware to what a great extent the resources
of Canada are capable of being utilized. He points out: 1®. The abun-
dance of good lands in the hilly and woody country simply awaiting
the arrival of the energetic farnier. 2®. The uses to which the immense
forests can be put to, one important use being the making of pulpwood
now so largely used in the nianufacture of all kinds of paper. 3®. The
water-power available froni such large streams as the Ottawa and Sc.
Maurice rivers. 4^. The coast and inland fisherics which should be pro-
tected far more by government provision than at present. 5®. The mineral
wealth of Canada. This field has as yet been worked but little.
782. B^RARD, VicrroR "Questions ext^rieures. Les accords
anglo-fran9ais. RPar., 1®' juillet pp. 189 — 216. This is a i^sum6
of the terms of the treaty with Great Britain in regard to the fisheries
question (see nos. 784, 785.) 783. Buron, Edmond, J. P. Les
richesses du Canada, Paris, E. Guilmoto, pp. XIV -|- 368. This
volume is in the nature of Propaganda to induce Frenchmen to take
part in the building up of what still remains France's greatest colony.
How Canada's national and municipal bonds may best be sold in France
together with many hints for intending settlers will be found in this
hajid-book. The author himself is a French member of the Manitoba bar.
784. Caix, Robert DE. "La question de Terre-Neuve". Questions
diplomatiques et colouiales, l^^ juin, pp. 777 — 801; 16 octobre,
pp. 474 — 490. M. de Caix shows what the growth of French rights
on the Newfoundlan<l shore has been. The cause of this vext Anglo-
French fisheries question is owing to the increase of population in New-
foundland. M. de Caix sympathizes with the Newfoundlanders. He finds
that conditions having changed, a readjustment of the whole question is
necessary. M. de C-aix was sent out to Newfoundland by the JD. In
this connection, it may here be stated that on the 8*^ of April 1904,
the question was practically settled by an agroement. This agreement
stipulated that the French were to retain their former fishing rights on
the French shore, but to abandon the claim of monopoly, and recognize
on the shore the Jurisdiction of the Newfoundland government. Any
French interests that were to suffer by this arrangement were to be
made good by Great Britain, the compensation to be docided upon by
an international commission. M. de Caix finds that, provided the con-
ditions be carried out, the treaty is satisfactory. 785. Idem Terre
Neuve, Saint-Pierre et le French-Shore. La question des
p^cheries et le trait6 du 8 avril 1904. Enquete par R. d. C.
J. Gedde», Jr. I 249
Paris, pp. 102. This contribution being that of personal Observation on
the spot is both suggestive and valuable. M. de Caix visited not only
St. John's but also St. Pierre. His comments in regard to the latter
place may well be compared with those made by M. Le Breton under
no. 668. His experience was that it cost him to go from Newfoundland
to Saint-Pierre, a distance of fifteen miles, as much as to make the passage
of over 3000 miles between Liverpool and St. John's. Moreover, the
taxes at Saiut-Pierre were altogether too high, and harbor dues in many
cases prohibitive. The Stagnation that reigns in Saint-Pierre is contrasied
with the business activity in St. John's. There the question of cold
storage of fish products and bait, if it can be resolved successfully, pro-
mises to make a new and far more prosperous era than ever before in
the fishing industry. Moreover, M. de Caix finds the French administration
not only wofully defectiye materially but morally, as well, compared with
that at St. John's. In the latter place the use of liquor is^ as far as
possible, discouraged while in the former its use by the French govern-
ment is encouraged, and with raost disastrous results. 786. Chambre,
Alexandre. Un grand apötre du Canada, originaire de TAngou-
mois: le RJP.J.B. de la Brosse, n6 ä Jauldes (Charente), mort ä
Tadoussac (Saguenay). Jauldes, pp. XX -f- 364. This was issued
as a memorial volume of a Eucharistie congress of Angoulöme, held in
July, 1904, and for the purpose of securing funds for parish work to
perpetuate the meniory of the illustrious Citizen of Charente. The birth-
place of De la Brosse was long a subject of dispute. M. Chambre, the
cur6 of Jauldes, finally discovered after seventeen years of research the
baptismal register showing that De la Brosse was born in Jauldes in 1724.
This is why the author wrote the book. La Brosse did much for Catholi-
cism in Canada. The pilgrimages to the Tadoussac church where he is
buried testify to the reverence in which he is still held. All these
facta are used by the author for the glorification of his hero. 787. Fitz-
QERALD, J. C. "L'accord anglo-fran9ais sur Terre-Neuve jug6
par un Anglais". Le correspondant, 25 juin, pp. 1007 — 1021. For
an outline of the terms themselves, see no. 782. The present article is
rather more from the American stondpoint. The Monroe doctrine would
seem to preclude Great Britain Coming into possession of Saint-Pierre et
Miquclon. This raises such an interesting question as whether in the
event of Holland becoming a part of the German empire, Dutch Guiana
would thereby become American. It is with such speculation that the
paper is concerned. 788. Halden, Charles ab der. 6tudes de
litt^rature canadienne fran9aise. Prec6d6es d'une introduction:
"La langue et la litt^rature fran^'aise au Canada, la famille
fran9aise et la nation canadienne", par Louis Herbette, Paris,
F. R. de Rudeval, pp. CIV-|-352. M. ab der Halden 's essays are
well written and interesting. They deal at some length with tho bogin-
nings of Canadian literature after which a study is made of Philippe
Aubert de Gasp6 (cf. no. 130), Octave Crömazie as po^te, exil6,
together with a commentary upon his literary theories; G6rin-Lajoie,
estimate of his life and works, and Louis Fr^chette. The secondary
studies include le D^ Choquette (cf. nos. 250, 330), l'abbe Bourassa (cf.
1250 Cauadian-French. 1904.
no. 623), M. Beaugrand (cf. no. 45), D. G. Marchaiid (noted under
no8. 77 and 223) and N^r6e Beauchemin (cf. no. 259). The long and
wearisome introduction by M. Herbette, serves no other purpose than to
weigh down an otherwise readable volume. This introduction is füll of
the most grandiloquent phrases. It abounds with sentiment which appeals
to the heart more than to the head. The author being a member of the
Alliancefranyaise takes occasion to do that Organization a good tum by
much Propaganda. This in itself is a useful object. But the long contin-
ued outburst of patriotic feeling should find vent elsewhere more
appropriately than in the present volume. 789. Klein, le rev. Fi^lix.
"Au pays de la vie intense. Une visite au Canada: Fran9ais
et Anglais; chez les Iroquois; la colonisation; l'6v6que de
Rochester". Le correspondant, mars, 1904, pp. 933 — 964. — "La
vie intense" is the French approximate rendering. of "the strenuous lifo".
Father Klein believes from his tour of Canada that, in interest regarding
ecclesiastical affairs, the French Canadians are far more strenuous than
in France. In a sense, he is certainly right. The free thinking, notice-
able of late years particularly in France, has not as yet invaded French
Canada. The clergy still retain a firm hold upon the church and
school. The list of congregations now in füll force in the Dominion
that have, most of them, long since disappeared in France is striking
and worthy of note in connection with ecclesiastical matters in French
Canada. 1®. The Basilicans, more than fifty of whom are at Toronto.
2®. CTianoines r^guliers de lTmmacul6e Conception, who have sixteen
homes in Canada. 3®. The Clercs de Saint- Viateur, who have in different
parts of Canada five thousaud pupils. 4®. Tho Dominicans de la pro-
vince de Paris, who are at St. Hyacinthe, Montreal, and Ottawa. 5®. The
Eudistes at Halifax. 6^ The Franciscans de la province de France at
Montreal. 7^ The Frferes de St. Gabriel, who have eleven hundred and
fifty pupils, 8®. The Freres de la Congr^gation de Marie, having schools
at Saint-Boniface and at Winnipeg. 9®. The Frbres de Ploermel, who
have twelve establishments. 10^. The Maristes, who have charge of
schools and Colleges in the dioceses of Chicoutimi, Montreal, Saint-Hya-
cinthe, Quebec, and Valleyfield. 11^. The Oblats de Marie Immacul^,
among whom are six bishops of the Northwest. 12®. The Pöres de la
Compagnie de Marie in the archdioceses of Kingston, Montreal, and
Ottawa. 13®. The Peri du Saint Sacrement^ seventy-two of whom are
established in Montreal. 14®. The Sulpicians who have charge of two
flourishing parishes in Montreal and of schools or seminaries comprising
eight hundred students. The only one of these organizations that has
not been dissolved in France is the order of the Sulpicians. Father
Klein feels that free thought in France has estranged French Canada
from the mother country. 790. Laborer. "Les Fran9ais du Canada äPexpo-
sition de Saint-Louis". Journal des ^conomistes, 15nov. pp. 180 — 187.
This is an account of the showing made by Canada at the St. Louis
exposition in 1904. This exhibit of farm products, and the agricultural
Outlook in western Canada is ably commentod upon. The writer is not
in favor of the policy of protection and shows the workings of the tarif
in the United States, in Canada, and in the Argentina. 791. Musset,
J. Geddes, Jr. I 251
GEORaES, editeur. La cosmographie avec l'esp^ce et regime du
soleil et du nord. Par Jean Fonteneau, dit Alfonse de Saintonge,
capitaine, pilote de Fran9oi8 l"". Publik et annot^ par 6. M., Paris,
E. Leroux, pp. 599. M. Musset received the Loubat prize for editing
the Cosmographie. Yet it is far froni satisfactory. Such neglect m not
Gomparing the French texts with the English Version in the third volume
of Hakluyts' Principal navigations (cf. note 13 to "Can.-Fr.",
and accompanying text) aeems unaccountable. Alfonse, moreover, identi-
fies the Falls of Montmorency with Niagara Falls, which would seem, at
least, to call for a note. A number of not insignificant errors in the
editing will be found pointed out in RHPC, v. IX, 1905, pp. 18—19.
792. MoNTCLAVEL, RAYMOND. Les "canuibales" de Vancouver.
La nouvelle revue, t. XXV, pp. 262—268. This is a populär account
of a secret society of the Kwakiutl Indians of Vancouver Island. Such
customs as described are among the few that now remain ainong the
American Indians. 793. Reclus, OnISsime. "Les Canadiens fran9ai8
d'apr^s le recensement de 1901." La g^ographie, 15 juillet, pp. 19 — 27
(cf. no. 671.) This is an estiniate of the increase in the French popu-
lation of Canada sincc 1861 and later periods. The total population of
Canada in 1904 is given as 5,371,000 of which 1,666,000, or 31 per
Cent, are of French descent. In the provinco of Quebec, 80 per cent of
the population is French; New Brunswick comes next with 24 per cent.
Then follow in numerical order of proportion: Athabasca 19,7; Saskat-
chewan 15 per cent; Prince Edward Island 13,5 per cent; Nova Scotia
10 per cent; Manitoba 8,4 per cent; Ontario 7,3; the Yukon 6,6 per cent;
British Columbia 2,6 per cent. A cousideration of the racial problem
follows and the question of intermarriage is discussed. 784. Rochemont,
le baron Qüinette de et H. V^tillart. Les ports maritimes de
TAm^rique du nord sur PAtlantique, t. 1. Les ports canadiens.
Paris, Vve. Ch. Dunod, 1898, pp. 242 et Atlas. This work apparently
prepared for official use, altho bearing the date 1898, was published
in 1904. It describes the ports of Montreal, Quebec, Halifax, and
St John. It is accompanied by good maps. 795. Rck^hemonteix,
le P. Camille, de (cf. no. 172) Relation par lettres de TAm^rique
septentrionale. Ann6es 1709 et 1710. fidit^e et annot^e parle
P. C. de R., Paris, I^touzey et An6, pp. LXIV + 222. This work
contains 92 unsigned letters, 56 of which are dated from Quebec. 46 of
these were written in 1709, 10 in 1710. They are addressed to a
person who is not named and who inquires in regard to Canada. This
epistolary form appears to be used to give greater freedoni to the writer.
The work appears to be the editio prince ps of these Jesuit letters,
altho the manuscript has the Imprimatur authorized by the Keeper
of the Seals and dated 1725. The editor shows that Charievoix (.«ee
the text over note 30**) made nuich use of these letters without any
acknowledgment, as was customary among the religious Orders of the
time. By careful investigation, the editor has arrived at the concluj?ion
that the real author of the letters is P^re Antoine Silvy, of the Com-
pany of Jesus, who lived betwcen 1638 and 1711. The letters like
those in the Jesuit relations (cf. no. 210) not only contain much
I 252 Canadian-French. 1904.
Information in regard to the Indiens, Canadians, Eskimos, but füll
description of Quebec and Montreal. The obsolete etymologies of Quebec,
Queubec! (cf. no. 514) alluding to the beak of Cape Diamond, and
of Canada, from Spanish Capodynada, Cape of Nothing are of interest
in connection with the discussion, ever since those times, of these names
(cf. review in BPFC, t. III, pp. 44—50, and also in RHPC. v. IX,
pp. 34 — 39, in which the editor is roundly scored for not providing an
index.) 796. Ronci^re, Ch. de la "La question de Terre-Neuve.
Les droits indiscutables de la France d'apres des documents
inconnus." I^e correspondant, 10 avril, pp. 39 — 71. This article, giving
an account of the origin of the French rights in Newfoundland, was
written just before the settlement of the question. It embodies much
research and is useful to refer to. 797. Schmitt, Joseph. Monographie
de l'ile d'Anticosti (Golfe Saint-Laurent). Paris, Hermann,
pp. VI -(-370; illustrations. The chief interest of this island, which is
somewhat larger than Corsica, is its undeveloped natural resources.
M. Schmitt, a French physician, was appointed to bis position by
M. Menier (cf. no. 521). His explorations are numerous and interesting.
The historical part relating to the cession of the island to Jolliet (cf.
no. 534) is also of value. The illustrations have been made from photo-
graphs taken on the spot. 798. La vie militaire a l-4tranger: Les
milices fran9aises et anglaises au Canada, 1627 — 1900. Paris,
H. C. Lavanzelle, pp. 368; dated 1902 but appeared in 1904. The
volume is divided into two nearly equal parts. The first describes the
history of the Canadian militia from the time of its formation to repel
the attacks of the Iroquois to the occupation of Pretoria. The second
part comprises the present Organization of the military forces in the
Dominion. Occurrences such as that of Chateauguay (cf. no. 329) receive
naturally considerable attention. The volume presents, clearly thruout,
the subject with which the anonymous author is thoroly familiär.
799. Waddington, Richard. Histoire de la guerre de Sept Ans.
Histoire diplomatique et militaire; t. III. Paris, Firmin-Didot et
C***., pp. 540 (cf. no. 321 k.) This is, as the title indicates, rather
from the diplomatic Standpoint than the historical. The third volume
deals with the campaign of 1759, and the questions to the fore are those
that concern Kaunitz, Bernis, Choiseul, Minden, Kunersdorf and the
Montazet dispatches rather than Montcalm, Wolfe, Dann, and Frederick.
Bistoricah 800. Ca&igrain, ¥, B. "La fontaine d'Abraham
et le ölte de son habitation." MSRC. (t. IX, § 1, pp. 145—155.
Abraham Martin, whosc propcrty was commonly known as Claire-Fontaine,
was a royal pilot of Saint-Laun^nt. His land occupied some of the
suburbs of Quebec. The name "Plains of Abraham" is of recent origin
and may possibly be so called because doniinating the property of Abra-
ham Martin. M. Casgrain endeavors to locate exactly Abraham Martinas
land. 801. Gos8ELIN, Tabbö Auguste. "Un episodo de Thistoire
de la dime au Canada (1705—1707)." MSRC. 2^^ s6rie, t. IX, § 1,
pp. 45 — 63. Considers the action which was brought in 1705 by the
cur6s Boulard and Du Fournel before the Superior Council of Quebec
for a declaration that the titho was paj^able under the ordinance of 1667
J. Geddes, Jr. I 253
on all producta of the soil and on all live stock. 1'he suit was lost.
The Canadian clergy appealed but the appeal failed. L^abb^ Casgrain
Claims that the clergy by their appeal gained, in as mach as afterwards
they had a precedent for taking such cases to the Superior Council.
802. Kastner, F. DE H^ros de la Nouvelle-France. Troisieme
s^rie. Les La V6rendrie, pere et fils. Dufrost de la Jemmeraye et la
d^couverte du Nord-Ouest. Quebec, pp. 98 in-8° (cf. nos. 561 and 680).
803. Meilleur-Barthe, J. B. "Jean Cusson notaire au Cap-
de-la-Madeleine." RCan. pp. 62 — 65. The records of this parish
between 1640 and 1672 being lost, the finding by M. Meilleur-Barthe,
keeper of the archives of Three Rivers, of the acts of the notary Jean
Cusäon, throws light upon the date of arrival of many French colonists,
and hence genealogically has considerable value. 804. Nichoi^on, Byron.
Le Canadien-Fran9ais. Esquisse de ses principaux reliefs
caractöriels (see no. 635). Traduction fran9aise de Ulrich Barthe.
Quebec, pp. 152 in-8®. Portraits. 805. Nouvelle-France. Montcalm's last
letter is published. Tt was found by Mr.Doughty (cf. no. 627) among the
Townshend papers in London. 806. Prud'homme, L. A. "L'^16ment
fran9ai8 au Nordwest. Voyageurs. Canadiens-fran9ais et
m6tis, 1763—1870, RCan. aoüt, pp. 115—141; sept. pp. 312—319;
oct. pp. 380 — 402. Shows the notable part played by the French
Canadians in developing the Northwest. 807. Roy, J. E. Histoire
de la seigneurie de Lauzon. A good example of much that has
been done and is still being done in the favorite field of local history
in Canada. The three volunies already published (cf. no. 247) abound
with documentary evidence of every description. See the review by
Henri Froidevaux in Polybiblion, p. 43, and the reference in BPFC.
t. III, p. 26. 808. Roy, P. G. ün procös criminel ä Quebec
au dix-septieme siecle: Anne Edmond accus6e de s'^tre travestie en
homme et d'avoir r6pandu de fausses nouvelles. L6vis, pp. 38. Tliis
Story is mentioned by La Potherie, one of the old historians in the third
volume (p. 269) of his Histoire de FAm^rique septentrionale.
(Paris, 1753.) Also by Hubert La Rue in the Soir^es canadiennes,
1861, p. 163. In Order lo save her brother from going to the war
against the Iroquois, the girl disguiscd herseif in her brother*s clothes and
went from the Ile d'Orleans to Quebec. She there told a ridiculous
Story which was detected. The girl was afterwards condemned to be
flogged by the executioner. M. Roy produces the official records of the
curious case. 809. Sulte, Benj. "Dicouverte du Mississippi en
165 9". MSRC, 2"»« s^rie, t. IX, § 1, pp. 3—44. Deals with the
Upper Mississippi prior to its discovory by Radisson in 1659. About
all the original material bearing upon the subject is carefully worked
over (cf. no. 534).
LanguCLge. See below, under Canadian-French revieica, no. 1,
BPFC.
Idter ary. 810. Boucher, Honori5. La ligue de MM. le cur6,
le maire, le notaire, et le m^decin. Drame en trois actes. Artha-
baska, pp. 61 in-12^ 811. Le Sage, Jules. Glanures. Les aspi-
rations. Poesie? canadiennes de W. Chapnian (see no. 817).
I 254 Canadian-French. 1904.
Quebec, pp. 52 in-12®. Style of essay similar to no. 486. 812. Poiriek, P.
Mouvement intellectuel chez les Canadiens-Fran9ai8 depuis
1900. MSRC. 2"°« s^rie, t. IX, § 1, pp. 109—116. The object of
this somewhat rapid survey of the literary field is to stimulate studeots
to greater effort in the field of science. M. Poirier finds the education
of the day ill-suited to practical needs. The study first appeared in
MSRC. for 1903; see under Can.-Fr. reviews for that year.
JUiscellatieous» See the remark under Miscellaneous for the year
1902. Unless this particular kind of out-put present« new features differing
from those already noted, it is taken for granted that sufficient attention
has been called to the subject. 813. JAssociation catholique de
la jeunesse canadienne fran9aise. Montr^. The printed bulletin
in regard to this society contains the Statutes and a well-chosen program
of courses of study (cf. BPFC. t. II, p. 288). 814. BaillargiS,
F. A., ptre. Le drapeau canadien-fran9ais (azur-fleurs de
lis . . . castor . . . feuilles d'^rable. ficusson). Nos raisons.
Montreal, pp. 48 in-12®; (cf. no. 719). The discussion is still going on
as the following publications show: 815. Carillon! Carillon! le
drapeau national des Canadiens-fran9ais, par un Patriote.
816. Comit^ du drapeau national de Qu6bec. Le drapeau
national des Oanadiens-fran9ais. Un choix legitime et populaire.
Quebec, pp. 312 in-8®. The volunie contains a sumniary of the battle
of Carillon, historical notes, a pastoral letter from Mgr B^gin, verses of
Crömazie, and other poets. The object of the appeal is to get the flag
called Ca rillon-Sacr6 -Coeur adopted by the French Canadians (cf.
RPFC. t. II, p. 288.)
Poetry. 817. Chapman, W. Les aspirations. Po^sies
canadiennes. Paris, pp. 353 in-4®. See the review in PB. August,
p. 116. M. Chapman was awarded a prize of 500 francs for bis poetry
by the French Acadeniy. There is a review of Les aspirations by
M. P. Herbin in La revue des poötes. 818. Lemay, Pamphile Les
gouttelettes. Sonnets. Montreal, pp. 227 in-8^ See the review in
PB. for February, p. 116, by Gabriel d'Azambuja, and in La revue des
poötes, July, p. 160, by Jean Lionnet The three most successful poets
in French Canada arc Louis Fr^chette, Pamphile Lemay, and W. Chap-
man. An appreciative estimato of Lemay's Gouttelettes by J. E. Prince
appeared in the BPFC. t. II, 1904, pp. 306—315.
JReligiotis. 819. Charland, R. P. P. Victor La bonne Ste.
Anne ou Thistoire de la d^votion a Sainte-Anne. Quebec,
pp. XVI 4- 320 in-8^. 20 gravwes. 820. Dusablon, l'abb^ L., ptre.
Liste des missionnaires, des servants, cur^s, vicaires et autres
prßtres qui ont exerc6 le saint minist^re dans la paroisse de
rimmaculöe Conception des Trois-Rivieres depuis le commence-
ment de la colonie jusqu'a nos jours, etc. Trois-Rivi^res, pp. 26
in-8^. 821. Fr6d£ric, R. P. La Vierge Immacul^e. Quebec,
pp. 300 in-8^ 822. Saint-Denis, Yi\hh6 J., cur6 de Saint-Basile le
Grand. Le jubile de 19 04 ä Tusage des communaut^s et des
fideles. Montreal. 823. TiiiTU, Horace. Livre d*or du clerg6 ca-
nadien. Quebec, pp. 33 petit iH-12^. 824. Trudelle, Joseph. Les
J. Geddes, Jr. I 255
jubil^s, les ^glises et chapelles de la ville et de la banlieue
de Quebec de 1615 ä aujourd'hui; t. IL Quebec, pp. XVI -[-428
in-8^. Nombreuses figures, The portraits leave much to be desired in
tbe art field.
Science, indastrial. 825. Santerre, Alec. Le poulailler
de la ferme. iClevage pratique des volailles. Quebec, pp. 160
in-8^
Travels. 826.Morice, leR. P. A. G. Du lac Stuart ä Toe^an
Pacifique par le Pore M. (O. M. I) missionnaire en Colombie bri-
tannique. Bull, de la soc. neuchäteloise de g^ographie, t. XV.
pp. 32 —80. Notes on the Indian tribes of the region upon which tbe
author has written much and with which he is quite familiär.
Canadian French revlews. 1®. Bulletin du parier fran9ais
au Canada. Quebec. The ten numbers of this linguistic Review which,
with the number for June, July, and August, just completes its third
year, comprise 344 octavo pages. The quality of the work has kept
pace with the quantity. A portion of nearly every number has contained
a list of *'Anglicismes", carefully prepared by the Comit6 du Bulletin, and
the "Lexique canadien-fran9ais" appears regularly in instalments. No
less than seventy-five reviews, most of them French publications, bearing
on dialect study are noted and many items quoted in connection with
books, authors, and linguistic phenomena relating to Canada. The biblio-
graphy and book reviews are modeis of accuracy and conciseness, and
in this respect the French Canadian reviews may well profit by the
lesson before them. The difficulty of obtaining accurate bibliographical
Information has already been pointed out (see no. 181, and cf. RHPC.
v. VII, 1903, pp. 210—212) and it is fitting here to make due ac-
knowledgment to the Bulletin and to the editor M. Rivard for much
information hitherto unprocurable, 2^. Bulletin des recherches
historiques. L6vis. Local history and minute careful research
characterize the 423 pages of this review. The value of the "Question
and answer" department deserves note. The last number of the year,
no. 10 for December, contains a complete table of contents for the ten
volumes of the Bulletin, 1895 — 1905. The writer is much indebted
to the editor, M. Pierre Georges Roy, for bibliographical information.
3^ LaNouvelle-France has among its contributors some of the well
known names among the Canadian French clergy. The fact, however,
as already pointed out, that so many of the clergy largely control the
entire out-put tends to make the magazme of interest to theologians
particularly and ill-adapted to the wants of the general reader. The
articles are well written and good in themsclves but do not appeal to
the average layman. 4^ MSRC. I. Pnid'homme, le juge, Thon. Jos.
Royal: Sa vie, ses oeuvres. II. Roy, R^gis. Les capitaincs de
marin, sieurs do la Malgue, Chevaliers de St. Louis, officiers
canadiens, etc. en la Nouvelle-France de 1 680 — 1 7 0 2. III. Rou-
THIER, le juge A.B. filoge historiquc de M. Tabbö H. R. Casgrain.
IV. Casgrain, P. B. La maison de Borgia, premier poste de
Wolfe a la bataille des plaines d*Abraham. Oü 6tait-elle situöe?
V. DiONNE, N. E. Inventaire chronologique des livres, brochures.
I 256 Oanadian-French. 1904.
journaux et revues publi^s dans la province de Quebec de
1764 ä 1904. The title appears here with the other articles in French.
The work itself, however, obviously on account of its size, could not
appear in the MSRC. As a three volunie work, the Inventaire is now
in progress of publication by itself {see Periodical literature for the year
1902.) 5®. RCan. A few among the many articles in the two volumes
making up the contributions for the year are: Edmond de Nevers:
Influenae des races sur la formation du caractere americain.
E. Z. Massicotte. La gen^alogie au Canada franyais. Jean
Vincent. Nosvoisins. L. A. Prud*homme. L'61^ment fran9ais au
Nord-Ouest. Jacques Morel. L'erreur de Germaine. Omer
Chaput. Le march^ de la litt^rature canadienne. Other contri-
butors are Henri Bernard, L6on Guerin, F. L. Desaulniers,
Hermine Lanctöt, Aa compared with the articles in LaNouvelle-
France, there can be no question as to the superiority of the contributions
that appear in the Revue canadienne judged simply from the stand-
point of what concerns and appeals to the general public.
Periodical literature of the year. Weekly. 1. L'avenir
de Test, fond^ a Montreal. Directeur: L. B. Fontaine 2. Le courrier
du dimanche, fond^ a Quebec en mai. Ne donne que quelques num^ros.
3. La gazette municipale, fond^ a Montreal, le 8 f^vrier, en rapport
avec les affaires de la cite de Montreal. Published by the city Corporation.
Issues the regulations of the eity Council, official announcements, and all
that relates to levying taxes in Montreal. The director is Louvigny de
Montigny. 4. Le nationalste, fond6 a Montreal, par Olivar Asselin,
le 6 mars. Organe de la Ligue nationaliste. Asselin is one of the
strengest and most devoted workers for the cause. Many of the articles
are remarkable both as to the matter it'^clf as well as to its fonn. Invari-
ably interesting. 5. Leprogrös du golfe, fond6 a Romouski le 15 avril.
6. Le sourire fond6 ä Quebec, le 8 mai. Journal du dimanche.
Le troisieme num^ro donne le nom de M. Fernand Dansereau comme
directeur. Au cinquiöme, on constate que MM. Taschereau et Dansereau
en sont les ^diteurs propri^taires. Disparait le 4 septembre (18 num^ros).
Monthly. 7. L'^cole rurale, fond6e a Quebec en septembre. C'est
une petite revue suppl6mentaire a TEnseignemcnt primaire, consacr^e
aux Industries de la province, ä Tagriculture, etc. Directeur: C. J. Magnan
(cf. uo. 658). 8. L'observateur naturaliste. Petite revue consacr^e
a l'histoire naturelle, fondee a Qu6bec, par un jeune homme, Walter
Venner, employe de Tadministration. Doux num^ros seulement ont paru.
9. Le petit Canadien, fond6 ä Qu6boc en mai par Ad^odat Boileau,
directeur-propri^taire. Revue litt^raire et pittoresque. Disparait avec le
deuxi^me numero. 10. Le propagateur. Bulletin mensuel du clerg#.
Directeur: L. J. A. Derome. Fojid6 ä Montreal, le 15 janvier par Cadieux
et Derome. C^est une nouvoUe serie du Propagateur des bons
livres. 11. Le semeur, fonde a Montreal en septembre. Bulletin de
l'Association de la jeunesse catholique canadienne franyaise. Traite les
questions d'^conomie sociale et politique. A vigorous organ, quite young,
but promising. The first number comprises the months of September and
Octobcr; pp. 50 in-8°. Another periodical not classified with tho above
J. Geddes, Jr. I 257
is 12. Le c61ibataire, fond6 k Saint Hyacinthe, qui parait "sans
date fixe".
English wrltings dealing with French-Canada.
827. Amöbary, Wallaoe Bruce. The ballads of Bourbonuais.
Indiauapolis, Bobbs- Merrill Co. Bourbonnais is a settlement of five
hundred inhabitantd niade, by the French of lower Canada, in Illinois.
There are a number of these Settlements in the neighhorhood of Kankakee.
There are no Americans in Bourbonnais and it is typical of the French
life of tbat region. The author exphiins in his introduction that the
ballads are written in the hope of preserving, if possible, the dialect of
the Illinois French Canadian. The scenes described in the ballads are
of the niost primitive type and suggestive of civilization in the Middle
Ages. As folklore, they may have some iuterest; also for the dialect
investigator who desires to find those who have as yet in no wise been
influenced by education. 828. Casgrain, P. B. A few remarks on
"The siege of Quebec" and the battle of the plains of Abraham,
by A. Doughty, in collaboration with E. W. Parmelee; and on the
probable site of the battle of the plains of Abraham, by
A. Doughty. Transactions of the Royal Society of Canada, second series,
V. IX, § 11, pp. 101—134 (see no. 628). 829. De Celles, Alpred
DE. Papineau. Cartier. Toronto. Morang & Co., pp. 203 -|- 136. This
is a historical book made for the series "The makers of Canada",
which is intended to make known the lives and deeds of the illustrious
men who have contributed to Canada's history (see the favorable review
of this volume in ßHPC. v. IX, 1904, pp. 72—76). 830. Fiske,
John. New France and New England. Boston, Houghton, Mifflin
& Co., pp. XXX -|- 338. This is a new edition of a well known work
(see no. 630) of the late John Fiske. It contains 170 illustrations, in-
cluding maps, plans, autographs, facsimiles, etc. 831. Ketcham, Wil-
MOT A. The dance at Joe Chevalier. With illustrations by the
Toledo Tile Oub. This is a book containing French-Canadian dialect
poetry and verse — a copy of which has not yet come to band.
832. Laut, Anna. The path f inders of the West. Toronto, pp. XXV
-j- 380. This is a biography of Radisson who was on the banks of the
Mississippi twenty years before La Salle, and in the region of the great
Northwest a Century before Lewis and Clark. Other biographical and
historical accounts in this new volume of Miss Laut (cf. no. 633) are
those of La V6i*endrye in the Northwest, Hearne in the ßockies,
Mackenzie in the Arctic region, and Lewis and Clark over across the
Rockies to the Pacific coast. 833. Orgutt, Wm. Dana. Robert
Cavelier. The romance of the sieur de la Salle (cf. no. 121*)
and his discovery of the Mississippi river. Illustrated by Charlotte
Weber, Chicago, A. C. Mc. Clurg & Co. This is a historical novel.
The scene is laid in Paris, Quebec, Montreal, and in the forests of New
France. Fact and fiction are interwoven. The Jesuits are not placed
in a favorable light and La Salle is pictured as strongly opposed to
them. The heroine is Anne de Courcelle, daughter of the French
governor of Quebec. 834. Ray, Anna C^apin. By the good Sainte
Anne, Boston, Little, Brown & Co. A summer novel in which the
Vollmoll er, Rom. Jahresbericht VlII. -^n
I 258 1^16 afrikaDischeD Sprachen und Literaturen. 1898 — 1906.
celebrated shrine of Sainte-Anne is described. One of the characters is
a young French-Canadian law Student. The book is of some interest
to those visiting Quebec. This is a new edition and contains a number
of illustrations from photographs of the places described.
Boston University, August 9, 1905. J. Geddes Jr.
Die afrikajiisolien Sprachen tind
Idteraturen. 1898—1906.
Generalites. R. Basset, Rapport sur les langues africaines
1891—97. Paris 1899, in-8®. — Id. Contes populaires d'Afrique, Paris
(1903), in-8®. Guilmoto 8® (170 contes appartenant aux groupes suivants:
chamitique, s^mitique, nilotique, soudanais, langues de S^n^gambie et de
Guin^e, hotten tot, bantou, malgache, n^gre des colonies). — Rambaud,
Les langues de TAfrique occidentale, Ann6e linguistique. T. IL Paris
1904, in-12«, p. 187—203.
IJangue berh^e. Mouli^ras, Legendes et contes merveiUeux
de la Grande Kabylie II® partie, in-8®, fasc. I — III. Paris, E. Leroux
(contes LX — LXXXV). — G. Mercier, Etüde sur la toponymie herbere
de la region de TAur^s. Paris 1. IV. 1899, in-8^ — R. Basset, Etüde
sur les dialectes herberes du Rif marocain (dialectes des Gueläia, des
Kibdana, des B. Ouriar'en, des Temsaman, des Bot'ioua et des B. Said
et appendice sur les Bot'ioua du Vieil Arzeu). Paris 1899, in-8^ I. N.
(Gramniaire, textes, vocabulaires fran9ai8-berböre et berb^re fran9ai8). —
Id. Les noms berbtires des plantes dans le Trait^ des Simples d'Ibn el
Baltar. Florence 1899, in-8®. Soci6t6 typographique florentine. — Id.
Les Sanctuaires du Djebel Nefousa. Paris, I. N. 1899, in-8^. — Id.
Rapport sur les 6tudes herberes et haoussa. Paris, 1. IV., 1899, in-8^ —
J. D. LuciANi, Smail Azikkiou, chansons Kabyles. Alger 1899, in-8®.
— MouLi^RAs, Le Maroc inconnu. T. II, Paris, Challamel, in-8® (chan-
son herhöre). — G. Mercier, Cinq textes herberes en dialecte chaouia.
Paris 1900, in-8®, 1. IV. — Cidkaoui, Dictionnaire pratique tamacheq-
fran^ais. Alger, Jourdan, 1900, in-4®. — R. Basset, N^dromah et les
Traras. Paris, E. Leroux, 1901, in-8^ forme le t. XXIV du Bulletin
de Correspondance africaine publik par TEcole des lettres d'Alger (Appen-
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fran9ais. 2'' ed. Alger, Jourdan, in-8^. — R. Basset, Rapport sur les
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arabico-malgache du XVP sifecle. Paris 1904, in-4®, Klingsieck. — Id.
ün pr6fixe nominal en malgache sud-oriental ancien. Paris, 1. IV., 1904,
in-8^. — Id. L'^l^ment arabe et souaheli en malgache ancien et moderne.
Paris, I. N., 1905, in-8^. — Id. Un chapitre d'astrologie arabico-mal-
gache. Paris, I. N., 1905, in-8^. — Id. ün texte arabico-malgache
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Alger. Ren^ Basset.
Romanische Metrik. 1904 von E. Stengel siehe B<1. VII;
S. I 217ff.
IL
Zweiter Teil Literaturwissenschaft.
Llteratnnrissenschaft und Poetik. 1904 von K. Borinski
siehe Bd. VII, S. n 1.
Französische Literatur 1904,
hezusr. 1902—1904
1. Altfranzosiscb.
Allgemeines. Das Karlsepos. 1904 von E. Stengel siehe
Bd. VII, S. II 46 ff.
Die historische Literatur des französischen Mittelalters.
1902 — 1904. Von einschlägigen Arbeiten sei in erster Linie auf die
im Erscheinen begriffene zweite Auflage von Ul. Chevalier* „Repertoire
des sources historiques du moyen-ftge"^) sowie auf das gleichfalls
im Erscheinen begriffene Werk von Auguste Moltnier: „Les sources
de rhistoire de France "2) verwiesen. Die 1877 — 1883 in erster
Auflage erschienene wertvolle Bibliographie war seit längerer Zeit ver-
griffen. In der neuen Auflage ist nicht nur der Inhalt des Supplementbandes
von 1888 dem eigentlichen Werke einverleibt, sondern die Bibliographie
bis 1900 fortgeführt. — G.Paris' und A. Jeanroy« „Extraits
des historiens du moyen-äge" sind ebenfalls in neuer, fünfter Auf-
lage^) erschienen. — Mit den Kreuzzugsdichtungen beschäftigten sich:
M. Kawczynski in einem Aufsatze des AAkWKrakau. bist. phil. KL
1902 n® 2. Februar betitelt : „Le chevalier au cygne et ses rapports
avec les po^mes du cycle de la premiöre croisade" (2 Teile). —
J. F. D. BLÖTEin ZRPh. XXVII 1—24: „Mainz in der Sage vom
Schwan enritter". B. erwidert mit diesem Aufsatz auf eine Miszelle
von G. Paris in Ro. XXX 404 ff. (vgl. JR. VI II 88) und hält nach
wie vor Nimaye für den ursprünglichen Schauplatz der Sage, Mayence
1) Paris, Picard 1904. 2) Eb. bi8her 4 fasc. Pr.; ä 5 fr. 3) Eb. Hachette
1902, Pr.: 2 fr. 50.
V Olim 5 Her, Born. Jfthresberlehi VlII. ^
II 2 I^>e historische Literatur des französischen Mittelalters. 1902—1904.
sei erst später dafür eingesetzt worden. Ro. XXXII 625 bemerkt
M. Roques dazu: // ne me paratt pas que Paris eut 6U en peine de
maintenir sa these. M, BL se debarasse des textes qui le genent par de
simples conjeciures. — Derselbe in ZDA. XLVII: „Der Schwanen-
ritterpassus in einem Brief des Guido von Bazoches." — Der-
selbe in den Verhandelingen der k. Akad. van Wetenschapen te
Amsterdam: „Das Aufkommen der Sage von Brabon Silviue,
dem brabantischen Schwanenritter"*). Vgl. dazu E. Martin*
Referat in ZRPh. XXVIII 621. B. erörtert hier die spätere durchaus
den Niederlanden angehörige Sage, wie sie uns in Texten des 14. und
15. Jahrhs. vorliegt. Für Brabon handelt es sich nicht mehr um einen
in einen Schwan verwandelten Menschen, welcher das Schiff des Helden
herbeiführt, sondern er lässt den Helden einen Schwan auf der Jagd
verfolgen und so zu Suana, Cäsars Schwester und ihren Kindern gelangen.
— Camille Lieoeois handelte im 11® Fascikel des Recueil de travaux
p. p. les membres des Conferences d'histoire et de philologie über „Gilles
de Chin l'histoire et la legende"**^). Nur sehr lockere Bande sind
es, welche den Roman von Gilles de Chin mit den Kreuzzugsgetlichten
verknüpfen. G. de Chin war eine historische Persönlichkeit, die Sage hat
sich seiner erst nach und nach bemächtigt, manche Reste und Ausläufer
dieser Sage haben sich aber bis heute erhalten. Geschichte und Sage
scharf zu trennen, das gegenseitige Verhältnis der verschiedenen Ge-
staltungen der Sage zu ermittelen, hat sich der Verfasser zur Aufgabe ge-
stellt. Vergleiche die Besprechungen von J.Pirson in ZFSL. XXVIP
40—42 und Ph. A. Becker in LBlGRPh. 1904 Sp. 109—113. —
Dasselbe gilt vom „roman de Gilion de Trazegnies", über den
Alphonse Bayot im 12. Heft des gleichen Recueil eine mit zwei Photo-
gravüren ausgestattete Arbeit veröffentlicht hat®). Vgl. die Anzeige
Ph. A. Becker*» im LBlGRPh. 1903 Sp. 336—339. — Über die
„Sprache und Heimat des Balduin von Sebourg**') handelte auf
Grund einer Reimuntersuchung des umfangreichen, dem Schwanritterzyklus
angehörigen Romans Hermann Breuer in einer Bonner Dissertation,
leider ohne gleichzeitig das eng damit zusammenhängende Gedicht vom
Bastard de Bouillon mit in seine Untersuchung einzubeziehen. B. lässt
den im 14. Jahrh. abgefassten Text in der Gegend von Valenciennes
entstanden sein. Vgl. DLZ. 1904 Sp. 2423f. — „Geffrei Gaimar.
Die Komposition seiner Reimchronik und sein Verhältnis zu
den Quellen" betitelte Max Gross seine auch in RF. XVI 1 er-
schienene Strassburger Dissertation^). Vgl. DLZ. 1904 Sp. 41 8 f. G. be-
stätigt der Hauptsache nach Ch.-V. Langlois' Urteil: G.s Chronik sei
nur eine ziemlich ungenaue Paraphrase der an golfächsi sehen Chronik, in
die er einige Lokalsagen über Havelok, Ilereward u. s. w. verwebt habe.
Durch einen dem Gaimarschen Text von 819 — 3974 Vers für Vers folgenden
Kommentar sucht der Verfast^er die Art, wie G. seine Quellen verwertet
hat, bis ins einzelste darzulegen. — Bei diesem Anlass darf auch eine
4) Amsterdam, Job. Müller Febr. 1904 V 127 S. u. Übersichtstafel, Pr.:
5 M. 5) Louvain, Charles Pcetcrs u. Paris, Albert Fontemoinj^j 1003 S"^ XXTV
169 et 3 tableaux lithographi^^s. 6) Eb. 1903 8^ XXI + 205 S., Pr.; 4 fr.
7) Bonn 1904 8° 43 S. 8) Erlangen. Junge u. Sohn 1902 8° VI u. 130 S.
E. Stengel. II 3
Abhandlung von Vier. Friedel in BREPh.: „L'arriv6e des Saxons
en Angleterre d'aprfes le texfce de Chartre« et Thistoria Brito-
num" erwähnt werden. — Auf „eine Quelle für Wacea Roman
de Rou" wies im ASNS. 1902 CVIII 380 F. Liebebmann hin. Es
handelt sich um das Rechtsbuch Leges Edwardi Confessoris, mit dem
allein Wace (ed. Andresen II S. 388 f.) die Versammlung von Baronen
und Angelsachsen, die Befragung über das künftige Recht, das Schwanken
zwischen angelsächsischem und normannischem Rechte, die Erbittung der
Verfassung Eadwards und deren Gewährung durch den König erzähle und
zwar zum Teil mit wörtlicher Übersetzung des lateinischen Textes. —
In einer sehr gehaltvollen Abhandlung „Aachen in Philipp Mouskets
Reimchronik" von dem bekannten Aachener Historiker Edouard Teich-
mann (enthalten in der Festschrift des Aachener Geschichtsvereins für die
Generalversammlung deutscher Geschichtsvereine zu Düsseldorf) werden alle
wichtigen Anspielungen und Erwähnungen des Textes zusammengestellt
(und zwar unter Benutzung der Pariser Hs. f. fr. 4963), ins Deutsche
übersetzt und eingehend besprochen, insbesondere findet sich eine ausführliche
Erörterung ihrer historischen Glaubwürdigkeit, der Quellen aus denen sie
entnommen und der Art wie sie vom Verfasser umgemodelt sind. —
Über „les M^moires de Philippe de Novare" brachte die ROL. IX
(1903) 8. 164 — 205 einen längeren Aufsatz von G. Paris, der sie be-
sonders nach historischen Gesichtspunkten betrachtet. Wie Ro. XXXII
8. 475 von P. Meyer mitgeteilt wird, ist der Aufsatz bestimmt einen
Teil der Einleitung des demnächst erscheinenden Bandes II der HistorieJis
anneniens des croisades zu bilden. — In einem extrait der RHE. B. IV
beschäftigt sich der Baron FRAN90NIS de Bethune mit „Les Cooles
historiques de Saint-Denis et de Saint-Germain des Pr^s dans
leurs rapports avec la composition des Grandes Chroniques
de France"*). P. Meyer, bezeichnet in seinem Referat (Ro. XXXIII
101 — 103) diese Arbeit als un res^ume c/air et bien ordonne des rccherches
qui ont eie publices drpuis une quaraniaine d'ajinecs sur les travaux
relatifs ä VJiistoire de Fran/'e qui ont etc camjmses ä Vnhhaye de Saint-
Denis, et particulierement sur les divers Clements qui ont ete combines
dans la compilation frafumse connue soids le nom de (jrandes chrmiiques
de Fratice ou de Chroniques de Saint-Denis, Er erwähnt gleichzeitig,
dass er schon seit langem seine 1866 au sujet de Pnmat ei d'un ms,
des Grandes chroniques appnrtenant ä la Bibliotheque Sainte-Grnevieve
ausgesprochene Ansicht aufgegeben hätte. — Henri Omont besprach
im ABSHF. von 1903 „T^dition de Froissart de Dacier." —
H. PiRENNE besorgte eine Ausgabe der kurzen „Chronique rini^e des
troubles de Flandres en 137 9—13 80"^^). Vgl. dazu M. Wil-
niottes Anzeige in Ro. XXXII 621 — 624: Der Verfasser des aus
1200 Verszeilen bestehenden Gedichtes war ein Flamländer. In seiner
Sprache haben daher, wie W. des Näheren darlegt, In sfjntaxe et meme
la phonetique d'un Thims offenkundige Spuren zurückgelassen. Die
Interpunktion und Akzentuierung der Ausgabe ist vielfach mangelhaft. —
9) Aachen, Cremer 1902 8" 1(X) S. 10) l^uvain 1903 8« 48 S. 11) Gand,
ßiffer & Vuylstekee 1902 8'» XX 62 S. (public, extraord. n« Ide la Soc. d'hist.
et d*archdologie de Gand).
1*
II 4 Raoul de Houdenc.
Von den Memoire s de Philippe de Commynes hat B. de Mandrot
eine neue zweibändige Ausgabe**) veranstaltet, die erste seit 60 Jahren.
Sie basiert auf einer bisher unbenutzten Hs., bietet aber ausserdem einen
reichen Yariantenapparat aus den sonst bekannten Hss., einen lehrreichen
Kommentar und eine sehr wertvolle notice biographiqtie. Besonders die
Angriffe, welche wegen mangelhafter Wahrheitsliebe gegen C. gerichtet worden
sind, sucht der neue Herausgeber als unberechtigt darzutun. — Eine contri-
bution a la critique des mömoires de Commynes lieferte J. Cal-
METTE im MA. XIX S. 201 — 207 über „Les ambassades fran9ai6es
en Espagne et la mort de Don Juan de Castille en 1497". —
B. I einer im Auftrage der Soci6t6 de Thist. de France besorgten Aus-
gabe der „Chronique de Jean le Bei" von Jules Viard und
EuGÄNE D^PREz ist erschienen*^). — In einer co^irte commtmicatian:
„A propos de la Chronique de Jean Molinet im BAcB. 1904
S. 21 — 24 zeigt H. Pirenne, wie mangelhaft die Ausgabe Buchons in
B. 43 — 47 der CoUection des chroniques nationales fran9aises sei, und
wünscht, dass die belgische Akademie eine neue Ausgabe herstellen lasse.
Greifswald. E. Stengel.
Eunstepos.
Ramil de Houdenc. M. Friedwagner ^) „Zu Zeitschrift
XXVI, 475" erklärt die Stelle in der Turiner Hs. (v. 1787— 1788b)
des Merangis (Et RioUns vona apries Qu'il ne giroit ne hing ^le pres
En covert devant qu'iflj airoit le premier quHl encontreroü Chevalier
conquis en bataille) durch zwei analoge Beispiele aus A. Toblers „Ver-
mischte Beiträge zur französischen Grammatik" Bd. II, S. 30.
Im BHLLFPB. Ann^e 1901. Bruges 1903, p. 20—21 bespricht
auch Alph. Bayot die Broschüre E. Delignieres' „Nouvelles recherches
sur le lieu d'origine de Raoul de Houdenc . . ." (s. darüber JBRPh. VI.
Bd. II, 94 f.) und sagt: Malgre son titre dejä bien significatif, ceüe
brochurc apporte dans la discusifion relative au lieu d'oi-igine rfc Raoul
de Houdenc un eleme?it qui, safis doute^ est de nature ä en preparer la
Solution definitive. Er meint damit das dort mitgeteilte Dokument,
welches ein obit pour Raoul de H. erwähnt. Seitdem dürfte er wohl
anderer Ansicht geworden sein. Übrigens beurteilt er im ganzen die
weitschweifige dilettantenhafte Arbeit nach Gebühr.
In seiner Göttinger Dissertation „La Vengeance de Raguidel. Eine
Untersuchung über ihre Beeinflussung durch Christian von Troyes und
über ihren Verfasser." Hannover 1904, bespricht Richard Rohde im
ersten Teile den Einfluss, welchen Christian durch seine Romane auf die
Vengeance ausgeübt hat, und zwar hinsichtlich des Stoffes, der Zeichnung
der Charaktere und des Stiles.
Wenn der Verfasser auch oft auf Formelles, Phrasen, ähnliche Wort-
gruppen, die auch in anderen Dichtungen jener Zeit sich häufig finden,
etwas zu viel Gewicht gelegt hat, so beweist er durch die Gesamtheit der
Ähnlichkeiten doch zur Genüge, dass der Dichter der V. alle Werke
12) Paris, A. Picard 1901-1903 8« 2 Bde. 476 u. CXL 484 S. (CTH.).
13) Eb. Laurens 11)04 8" 302 S.
1) ZRPh. XXVIII (1904) 97-88.
A. Jeanroy. 11 5
Christians gekannt hat und dadurch mehr oder weniger beeinflusst worden
ist und zwar am meisten durch Perceval, in bezug auf den Stil besonders
durch Erec und Cliges, an einzelnen Stellen geradezu direkt. Auch die
Persönlichkeiten, welche Raoul in der V. schildert, lassen sich fast alle
auf Christiansche Vorbilder zurückführen. Im zweiten Teile befasst sich
Rohde mit der Frage über die Einheitlichkeit der Vengeance, da be-
kanntlich R. Zenker für v. 1—3351 und v. 3352—6176 zwei ver-
schiedene Verfasser annahm, und über die Identität dieses Dichters mit
Raoul von Houdenc.
Trotz der Verschiedenheiten seien die Übereinstimmungen in beiden
Teilen zu zahlreich, als dass sich Zenkers Annahme halten liesse. Raoul
habe nach Abfassung des ersten Teiles den Stoff liegen lassen und sei
erst nach einem gewissen Zeitraum an die Vollendung des Werkes ge-
gangen; dies beweise auch der Umstand, dass für die erste Hälfte der
V. Perceval bei weitem am stärksten benutzt wurde und zwar in einer
Weise, welche noch die Unselbständigkeit des Dichters deutlich zeigt,
während in der zweiten Hälfte nur ganz geringe Spuren sich davon
finden, dagegen deutlich Einwirkungen, namentlich stilistische, des Cliges
zu erkennen sind.
Alsdann prüft der Verfasser die sachlichen und stilistischen
Übereinstimmungen bezw. Verschiedenheiten zwischen Vengeance und
Meraugis auf ihre Beweiskraft hin. Er führt einige inhaltliche Überein-
stimmungen an, von denen sich keine mit Sicherheit durch Entlehnung
aus dem Meraugis erklären lässt, dann Stellen mit Ähnlichkeit des
Wortlautes, wovon mehrere nichts beweisende wieder besser unerwähnt
geblieben wären.
Eine Reihe sachlicher Verschiedenheiten, die Gröber in seinem
Grundriss Bd. II, S. 512 f. anführt, erkennt Rohde nur zum geringeren
Teil an und sucht sie durch betreffende Ähnlichkeiten zu mildern oder,
wie z. B. die Behandlung der Frauen, durch die grössere Abhängigkeit
von seinem Vorbilde Christian, der die Frauen auch oft sehr gering-
schätzig behandelt, und dessen Gestalten Raoul als Anfänger übertrieben
habe, zu erklären. Auch die übrigen Verschiedenheiten erklärt er
dadurch, dass Meraugis später zu einer Zeit geschrieben worden sei, wo
sich die künstlerische Eigenart des Poeten schon entwickelt hatte. Das-
selbe gelte in noch höherem Masse von den stilistischen Unterschieden.
Hierauf führt der Verfasser die stilistischen Ähnlichkeiten zwischen
V. und M. an, wovon sich manche bei Christian nur selten oder gar
nicht finden.
Er kommt schliesslich zu dem Resultate, dass die Übereinstimmungen
zwischen V. und M. derart sind, dass sie sich nur durch die Annahme
eines Autors für beide Werke erklären lassen, der zuerst die Vengeance,
später den Meraugis verfasst hat, Raoul von Houdenc.
Innsbruck. Wolfram v. Zingerle.
Poesie lyrique. 1904. Teoßtes. L'ann^e 1904 a 6t6 parti-
culiferement f beende en publications de textes lyriques. J'ai examin e
ailleurs presque toutes ces publications, ce qui nie perniettra d'^tre ici
tr^s bref. La plus importante et la meilleure de beaucoup est celle des
II 6 Poesie lyrique. 1904.
chansons de Blondel de Nesles par M. L. Wiese ^), qui est im
vrai modöle du genre. M. Wiese n'a pas seulement 6puis6 dans son In-
troduction toutes les questions relatives au texte; il est revenu, apres De
Puymaigre, sur la l%ende de Blondel et a d^finitivenient prouv6 que
c'est un simple th^me de folk-lore, oü il ne faut pas chercher la moindre
parcelle de v6rit6 historique. Sur la vie du pofete lui-möme M. Wiese
n^a rien trouv6 de nouveau: il eonciut> d'aprös sa langue, qu'il 6tait
originaire de Nesles (arr. de P^ronne). II n*a pas donn^ des chansons
une traduction litt6rale, mais il y a supl66 par d'excellentes notes ex6-
getiques, oü il a fait un effort louable pour expliquer le texte dans tous
ses (Utails et suivre le cours, souvent trös capricieux, de la pens^. —
Aueune des 6ditions que je dois mentionner maintenant n'est aussi com-
pl^te; a chacune d'elles manquent un ou plusieurs des excureus que Ton
est en droit d'attendre d'un ^diteur soigneux. Celles d'Andrieu Contredit
par M. R. Schmidt*) et de Jean de Neuville par M. M. Richter*)
contiennent bien des recherches sur la vie du poöte, le rapport des
rnanuscrits, la langue et la versification des chansons, mais les notes
grammaticales manquent absolutnent, et rien, en dehors de la ponctuation
ne nous renseigne sur la fayon dont les ^diteurs ont compris leur texte.
— Cette laoune se retrouve aussi dans T^dition de Richard de Fournival
par M. P. Zarifoi»oi/), et eile est d'autant plus regrettable que les
chansons de Richard sont, en gen6ral, particulierement subtiles et obscures;
il est manifeste que, dans bien des cas, T^diteur n'a pas compris la
pensee du po^te, et les corrections ou conjectures que j'ai proposßes
n'ont pas suffi a la rendre partout intelligible. — L^ßdition de Taube
Gaite de la tor par M. A. Restori*), qui est faite, comme toutes les
publications de ce savant, avec beaucoup de soin, donne les r^sultats
d'une nouvelle etude de la melodie de cette piece c^löbre et y ajoute
une interpr^tation du röle des personnages fort ingönieuse, a laquelle
pourtant je ne puls me rallier. — Je n'ai pu voir les Quinze po^sies
de Machault (ballades et rondeaux) publiees par M. B. Monod ®). —
L' edition des oeuvres de Villen publice par M. W. von Wurzbach''),
quoique surtout destin^e au grand public, rendra des Services, puisque
Celle de M. Longnon est 6puisee; le texte est celui de cette derni^re
Edition, avec les corrections de G. Paris; Tapparat critique manque. Le
texte eüt pu Otre, ga et la, am61ior^; Tannotiition est satisfaisante dans
Tensemble, mais les interpretations proposees ne sont pas toujours süres,
comme l'a montr^ M. F. E. Schneegans dans un instructif compte rendu,
auquel je renvoie en note.
1) Die Lieder des Blondel de Nesles. Dresden 1904. LXIV + 210p.
(GRL. V); cf. Ro. XXXIV, 329. 2) Die Lieder des Andrieu Contredit
d' Ar ras, Halle 1903, 79 p. (Diss. Halle; ne m'ost parvenu qu'en 1904); cf.
Ro. XXXIIl, 424. 3) Die Lieder des altfranzösischen Lyrikers
Jehan de Nucvile. Halle 1904, 73 p. (Diss. Halle); cf. Ro. XXXIIl, 617.
4) Kritischer Text der Lieder Richards de Fournival. Halle 1904,
59 p. (Di.ss. Halle); cf. Ro. ibid. 5) La Gaite de la Tor. Messina 1904,
'22 p. (Estratto dalle Misccllnnca nuziale Petraglioni-Serrano). 6) Quinze
po(^sic8 inddites de (luillaume de Machault. Versailles 1903, 16 p.
(Pour le mariage L. Levy et J. Javal); cf. Ro. XXXIIl, 310. 7) Die Werke
J. BoDDard. H 7
Oi*ttiQtl€S* Mon livre sur les Origines de la po6sie lyrique
en France, 6pnis6 depuis longtemps, a 6te reimpriinö textuellement et
page pour page^); mais j'y ai ajout6, sous le titre de Addition s, cor-
rections et Appendice bibliographique une s4ri8 de notes (p. 515
— 527) oü j'ai rectifi^ quelques eiTeurs, fourni de nouvelles röf^rences
et eit6 (parfois en les r^sumant) les travaux parus sur le sujet de 1889
a 1904. — M. E. LAyGiX)is®) a propos6, sur la foi d'un ms. de Dijon,
d'attribuer a Richard de Fourni val la chanson religieuse J*ai un euer
mout lent (Raynaud, 695), mais il n'y a pas lieu de tenir compte de
cette attribution, Thibaut d'Amiens s'^tant lui-m6me donn6 comme auteur
dans un couplet que nous ont conserv6 trois mss. qui paraissent ind^pen-
dants (voy. P. Meyer dans BS AT. 1901, 73). — Les deux livres de
M. M. G. Raynaud^®) et E. Hoepffner^^) sur Eustache Descbamps,
^rits independamment Tun de Tautre coincident sur bleu des points
et se compl^tent sur d'autres. M. Raynaud, gräce ä sa parfaite connais-
sance de Thistoire de XIV^ siecle et ä la proximit^ de grands d^pöti*
d'archives, a pu fournir un plus grand nombre de d^tails biographiques ;
M. H. qui s'est appuy6 surtout sur les oeuvres du po^te, est arriv6, au
reste, a des resultats sensiblement identiques. La partie des deux ouvrages
relative aux oeuvres de Deschamps est loin, heureusement, de faire double
emploi : M. Raynaud proc§dant surtout par analyses et par listes de noms
et de faits, son ouvrage se pr^te mieux ä des recherches de detail; Tex-
position de M. H. 6tant plus suivie, est naturellement plus vivante, et
Tauteur a eu Toccasion d'y exposer sur la litt^rature et les majurs au
XIV® siecle des idees justes et interessantes. En somme on peut dire que,
gräce a ces deux excellents livres, le sujet est maintenant 6pui86.
Toulouse. A. Jeanroy.
BeliglöseLiteratnr. Traduetians de la Bible, Legende de
laVierge, LSgendes htigiographiques, Contesdevots, etc.
M. ScHERPiNG a 6tudi6 la langue et la source du Livre de Job*) con-
tenu dans le ms. Ars. 3142. II considere ce poeme comme compos6 tout
a la fin du XIIP siecle ä Tournai ou a Valenciennes, plus vraisembla-
blement dans cette derni^re ville. II a mis hors de doute que la source
ä laquelle a puis6 l'auteur anonyme est le Compendium in Job^ rcdigö
par Pierre de Blois pour le roi d'Angleterre Henri II. — M. Schmiel
s'est occup6 de la langue de la traduction de TApocalypse renferm6e
dans le ms. B. N. 403*). II conclut que cet ouvrage, dont nous ne
connaissons qu'un exemplaire, du a la plume d'un copiste anglo-normand,
Maistre Frangois Villons. Erlangen 1903, 186 p. (Ext. des RF. XVI):
cf. LBlGRPh. 1904, 238—242. 8) Les Origines de la po^sie lyrique
en France au moyen äge. 2^ ed. Paris 1904, XXXI— 536 p. 9) Quel-
ques OBUvres de Richard de Fournival, dans BECh. 1904, 101 sa.
10) (Euvres compl^tes de E. Deschamps, Introduction. Paris 1903,
379 p. (CEuvrea de E. D. p. p. la SATF. tome XI. 11) Eustache Des-
champs' Leben und Werke. Strassburg 1904, 233 p. (cf. RCr. 1904, II,
198).
1) über die Sprache und die Quelle des altfranzösischen Livre
de Job, Dissertation de Halle. 2) Die Laute und Formen der Apo-
calypse en fran5ais (Bibl. Nat. fr. 403), Dissertation de Halle.
II 8 Beligiöse Literatur. 1904.
est l'oeuvre d'un traducteur loiTain, vraisemblablement originaire de Metz.
— M. P. Meyer a dornig, dans la Ro.^), la notice du ms. Med. -Pal.
141 de la Laurentienne, ceuvre d'un copiste d'Arras, noram^ Jehans
li Escohiers, qui'terniina soii travail en aoüt 1399. Des 203 nurn^ros
que renferme ce lögendier, la tr^s grande majoritö sont des vies de saints.
157 paraisscnt provenir d'une Version de la Legende dor^e de Jacques
de Varazze difKrente de Celles qui avaient 6t6 signalees auparavant et
datant vraisemblablement de la fin du XIII® ou du comniencement du
XIV® si^cle ; d'autres sont emprunt^es ä d'autres Irgend iers. M. P. Meyer
public en appendice la legende en prose de St. Gr^goire, teile qu'elle
figure aux i^^ 318» — 319^ du raanuscrit. Comparant ce r^it ä la vie
en vers 6dit^e par Luzarche, il conclut qu'ils doivent remonter tous deux
ä une source commune. — Le m^ime ^rüdit a mis au jour, dans la Ro.*),
un poöme en 82 quatrains, intitule La Vie saint Sauveur Termite
et contenu dans le ms. Ars. 2115, f*'^ 48 et 52 — 57. Ce po^me, qui
date du commencement du XV® si^cle ou peut-^tre de la fin du XIV®,
est une r6daction, inconnue jusqu'a maintenant, de la legende de J'enfant
vou6 au diable. M. P. Meyer estime qu'il ne provient pas du miracle par
personnages qui traitent le möme sujet^) et qu*il n'en est pas non plus la
source, mais que tous deux remontent ä une r^daction latine encore a
d6couvrir. Le texte publik n'a pas de valeur litt^raire et se präsente
dans un 6tat lamentable ®). — M. Brandin a publi6, dans la Ro. '^),
un fragment de 95 vers de la Vie de St. Gilles contenu dans le ms.
Brit Mus. Harl. 912, f«« 183^°— 184»"<>. Ce fragment, qui correspond
aux vers 2975 a 3057 de Tedition des ATF., ne provient pas d'une copie
du manuscrit de Florence, seul connu jusqu'ä maintenant. — M. John
E. Matzke a continue, dans les PMLA.^), son 6tude sur la Legende
de St. Georges®). II s'est sp6cialement at.tach6 a mettre e% lumi^re
les rapports entre diverses r6dactions anglaises de la vie du saint et la
legende fran9ai8e de Bovon de Hanstone. La fusion de Thistoire de
Bovon avec celle de St. Georges se manifeste dans les deux poemes
fran9ais dont Graf a traite dans son ouvrage: I Complementi della Chan-
son d'Huon de Bordeaux, Halle 1878. — M. Gordon Hall Gerould
s'cst livr6, dans les PMLA.^®), ä une ^tude approfondie sur les origines
et le d^veloppement de la Legende d'Eu stäche. Ce travail, fort
^tendu, n'est mentionn^ ici que parce qu'il existe, dans la litt^rature fran-
§aise du moyen äge, de nombreuses vies de St. Eustache ^^), que M. Ge-
rould ne mentionne du reste pas. — M. Watenphul^^) a pass6 en
revue les diverses formes qu'a rev^tues, dans les diffiSrentes litt^ratures
europ^ennes, du XIII® au XX® siöcle, le miracle de Notre-Dame auquel
Gautier de Coinci donne le titre: C'est d'une nonnain qui issi de
Tabbaie por son ami. II les considere comme d6rivant, directement
ou indirectement, de la Version donn^e par un auteur latin du commen-
3) XXXIIl 1-49. Of. ZRPh. XXVIII 635 et Ro. XXXIV 137 not«.
4) XXXIIl 163—178. 5) Mir. de N. D. par personnages 1 1—56. 6) V. 219,
ajoutez: die, 7) XXXIIl 94-98. 8) XIX 449-478. 9) Cf. Krit. Jahres-
bericht VII, n, 81. 10) XIX 335—348. 11) Cf. Ro. XXX 311—312. 12) D i e
Geschichte der Marienlegende von Beatrix der Küsterin. Nea>
wied, Heuser. Dissertation de Göttingen. Cf. ZRPh. XXIX 640.
R. Mahren holtz. H 9
cenient du XIII® siMe, Caesarius de Heisterbach, et indique en detail
les divergences qu'elles präsenten t entre elles. A ajouter, parmi las
r^dactions modernes, la belle piöce de vers publice sous le titre: L'in-
t6rini, par le vicomte de Borelli dans la RPar. du 15 aoüt 1900. —
M. A. CoviLLE a fait paraitre, dans la BECh.*^), un memoire tr^s
document^ sur Jean Courtecuisse et ses oeuvres oratoires. Ce
personnage fut, dans les demiferes ann^s du XIV® siegele et dans le
premier quart du XV®, un des orateurs les plus en vue de TUni versitz
de Paris. Doyen de la Facult6 de th^logie depuis 1416, il fut 61u par
le chapitre 6v6que de Paris le 27 d^cembre 1420. Son ^lection fut
confirm^e par le pape, mais il se heurta ä une Opposition constante de
la part du gouvemement anglo bourguignon. Pour en finir, le souverain
pontife le transf6ra sur le siöge de Geneve, oil il. mourut quelques mois
plus tard, en mars 1423. M. Coville a retrouv^ un certain nonibre de
ses sermons, les uns latins, les autres fran9ais, dans le manuscrit BN.
lat. 3546, et a donn6 de ces derniers quelques extraits qui montrent en
Jean Courtecuisse un orateur vigoureux et digne de figurer en bon rang
parmi les pr^dicateurs du XV® si^cle.
Lausanne, 7 octobre 1905. Jean Bonnard.
Anglonormannisch. Was im Jahre 1904 für die anglonormannisclie
Literaturgeschichte speziell getan worden ist, beschränkt sich auf eine
Abhandlung von Max Gross, Geffrei Gaimar, Die Komposition
seiner Reimchronik und sein Verhältnis zu den Quellen
(v. 819 — 39 7)^). Verf. zeigt, dass Gaimar für diese Partie als Quelle
eigentlich nur die Sachsenchronik benützt hat, obwohl er dieselbe bis-
weilen missverstanden, oder sie ausgeschmückt oder gekürzt hat Die
Kürzungen kommen meist auf die Kirchengeschichte, die er prinzipiell
weggelassen hat. Vgl. übrigens LBlGRPh. XXVI 71.
Den Textausgaben ist nur die immer fortschreitende Publikation von
Year Books und State Papers in der Record Series in Erinnerung
zu bringen.
Göteborg. Johan Vising.
2. Nenft-anzösisch.
Französische Literatur yon ca. 1630 an. a) XYII. Jahr-
linndert. 1904. Gegen die in neuerer Zeit wieder auftauchende Neigung, aus
den Komödien Moli eres Selbstoffenbarungen des Dichters herauszu-
konstruieren, wendet sich mit sachlicher Schärfe Eugene Rigal^), der
bekannte Verfasser des bahnbrechenden Werkes über Alexandre Hardy.
Mit Recht meint er, dass die biograph. Notiz von La Grange in der Aus-
gabe der Werke Moli^res von 1682 die Urheberin aller willkürlichen
Deuteleien und Hineinlegungen gewesen sei. Die Einzelheiten der ver-
ständnisvollen Abhandlung sind natürlich nicht neu. Dem leitenden
18) LXV 469-529.
1) Schon 1902 separat erschienen, aber 1904 in dem fertigen XVI. Bande
der RF.
1) La com^die de Meliere, rhomme dans Tceuvre. RHLF. XI 1—21.
II 10 Französische Literatur. XVII. Jahrh. 1904.
Grundsätze Rigalrf ist Heinrich Bchneegans in seinem auf dem Neu-
philologentage (1904) gt^haltenen Vortrage „der Subjektivismus Molii^res"*)
wenig gefolgt. Von der Meinung ausgehend, dass Paul Lindaus ober-
fltlchliche und unselbständige Feuilletonarbeit: „Moliöre. Eine Ergänzung
der Biographie des Dichters nach seinen Werken" eine Art Markstein in
der Molierekritik bedeute, offenbart er angebliche Selbstenthüllungen des
Dichters, die meist schon seit recht langer Zeit und recht oft in die
Öffentlichkeit gebracht und etwa ebenso oft angezweifelt oder abgelehnt
sind, bisweilen auf lockrer Quellengrundlage stehend. Über „Nachahmungen
italienischer Dramen bei einigen Vorläufern Moliöres" äussert sich in sehr
gelehrter und schlagender Weise Artur Ludw. Stiefel'). Für unsere
Periode kommen aus dieser Abhandlung insbesondere d*Ouvilles: Aymer
Sans la voir (nach „Hortensie" von Alessandro Piccolomini aus Siena
(1571) und „les Morts vivants" (nach ,J Morti vivi" (1576) von Sforza
d'Oddi aus Perugia) in Betracht. Beide französische Stücke werden als
ganz unselbständige, verschlechternde Nachahmungen charakterisiert
Von Albert Mennung^ Biographie Öara sin s liegt der zweite (Schluss-)
Band vor (Bd. I s. JB. VII ii 92). Sein Inhalt reicht vom November
1648 bis 5. Dezember 1654, dem Todestage S.s. Im Gegensatz zum ersten
Teile, führt uns dieser in bekanntere und anziehendere Geschichtsereignisse,
schildert uns S.s enges Verhältnis zur Familie Cond6 während der
Frondezeit, sein bewegtes Leben, die politische Rolle, welche er spielte,
seine Beziehungen zu Mazarin, seine Vertrautheit mit den bedeutendsten
Dichtern und Schöngeistern damaliger Zeit, seine vielseitige, wennschon
etwas planlose litenu-ische Tätigkeit Verf., der sich das Ziel gesetzt hat,
S.s Bild von den Flecken zu reinigen, die Unkenntnis, Entstellungssucht
und Klatsch ihm angeheftet haben, verschweigt jedoch keineswegs einzelne
Fehler und Niedrigkeiten seines Helden, wie z. B. Rachsucht, Eigennutz,
mangelnde Wahrheitsliebe. Die Schriften S.s in Vers und Prosa werden
auch hier, wie im ersten Bande, genau nach Quellen, Inhalt, Zeitbe-
ziehungen, Einwirkung auf die Nachwelt untersucht. Besonderes Interes.se
hat noch jetzt für uns ein unvollendetes Geschichtswerk: La conspiration
de Valstein" (Wallenstein), das S. nur bis zum April 1632, dem Zeit-
punkt, wo Wallenstein zum zweiten Male Generalissimus wurde, fort-
führte. Die Ähnlichkeit, welche das Verhältnis des ehrgeizigen Generals
zum Kaiser mit der Rebellion von S.s Beschützer Conde hatte, mag der
Anlass der Nichtvollendung gewesen sein. S. hat für diese Geschichts-
darstellung neben schriftlichen Quellen [he». Priorato, Hist della vita
d'Alberto Valstein, Duca di Fridland, 1643, Thomas Carve's-„Jtinerarium",
1639) die Mitteilungen seines Freundes, des marquis de Feuquiferes, des
französischen Gesandten in Dresden und Frankfurt, benutzt, ist auch
wahrscheinlich von den Ministem Bouthillier und Chavigny instruiert
worden. Die Auffassung Wallensteins ist nach der moralischen Seite
hin eine sehr ungünstige. Er übt seit seiner ersten Absetzung in. R(»gens-
burg planinässigen Verrat an Österreich, will sich zum König von B(")hmen
machen, bleibt auch später, als er kaiserlicher Generalissimus zum zweiten
2) Abgedr. ZVglL. XV 407—422; vgl. ebds. XVI 194—221, die scharfsinnig
Entgegnung von Ph. A. Becker, die ireilich auch manches Subjektive, z. B.
über Autorschaft der FameuHc Com^dienne, enthält. 3) ZFSL. XXVII 18Ü— 2(>5.
R. Mahrenholtz. II U
Male geworden, Verräter. Gewiss hat S. Grau in Grau genmU, trotz
seiner Anerkennung der geistigen Grösse W.s. Wir möchten aber doch
seine Auffassung nicht für so ganz ungeschichtlich halten, wie Verf., auf
Grund eingehender Studien, es tut. Die Verhandlungen mit Gustav
Adolf während der Zeit seiner Zurückgezogenheit vom Kriegsleben haben
den Charakter des Hochverrates und lassen sich kaum damit entschuldigen,
dass W. als Reichsfürst auch mit auswärtigen Mächten verhandeln
durfte, denn sein Herzogtum Mecklenburg verdankte er doch nur der
Gnade des Kaisers. Abgebrochen sind diese Verhandlungen von Gustav
Adolf, der W.s unzuverlässiges Wesen erkannte. Der Plan, König von
Böhmen zu werden, ist als historische Tatsache nicht nachweisbar, aber
immerhin, bei W.s Beziehungen zu den böhmischen Emigranten, sehr
wahrscheinlich« Die erneuten Verhandlungen mit Sachsen, Schweden,
Frankreich, grossenteils hinter dem Rücken des Kaisers, können noch
weniger von dem Vorwurfe des Hochverrates freigesprochen werden, als
die früher mit Gustav Adolf geführten, denn damals war W. nur kaiser-
licher Feldherr. Dankenswert ist natürlich die Berichtigung mancher
geschichtlicher Irrtümer S.s in Mennungs Werke, z. B. der exorbitanten
Forderungen, die W. angeblich bei Übernahme des zweiten Generalats
gestellt haben soll. Fraglich bleibt es aber, ob wirklich die Friedens-
sehnsucht treibendes Motiv für W.s Handeln gewesen ist, und nicht
Rachsucht und Ehrgeiz ihn geleitet haben. Nach neueren Aktenpubli-
kationen, besonders der von Gaedeke und Irmer, (die übrigens auch M.
benutzt hat), kann man von dem Charakter des Friedländers und seiner
Verhandlungen mit Österreichs Feinden nur einen unbedingt schlimmen
Eindruck empfangen.
Über die letzten Tage S.s, der ein frühzeitiges Opfer seiner Lebens-
lust wurde, die hohe W^ertschätzung, deren er sich als Schriftsteller bei
Mit- und Nachwelt erfreute, die Bibliographie seiner Werke u. a. erfahren
wir noch schätzenswerte Details, so dass wir mit dem Bewusstsein, aus
einem streng wissenschaftlichen und sachlichen Werke reiche Belehrung
empfangen zu haben, auch von diesem zweiten Teile scheiden.
Der Sittenporträtist La Bruyöre ist in der Sammlung „Les Grands
6crivains Fran9ais** von Paul Morillot*) geschildert worden. Sein
Hauptwerk: „Les caract^res'* wird als eine Schrift im klassischen
Schema charakterisiert. La Br. stände in dem Streite der anciens et
modernes vermittelnd da, wisse aber, im Gegensatz zu den meisten
anderen literarischen Zeitgenossen, das IG. Jahrb. mannigfach zu schätzen.
Kein Freund Molieres, halte er sich doch von der Schwärmerei für
den schnell veraltenden Corneille, dem er Racine vorziehe, fern. Beein-
flusst sind die Auffassungen in seinem Werke von Pascal und la Roche-
foucauld, auch von Montaigne. Die höfische Gesellschaft sei in demselben
scharf gekennzeichnet, doch sei die moralische Anschauung eine flache.
Mit seiner Zeit teilt er die Bewunderung für Ludwig XIV. und die
kirchliche Richtung. Er wisse die Mitte zu halten zwischen dem Pessimis-
mus Montaignes und dem Egoismus La Rochefoucauld's, zeichne sich vor
beiden durch seinen Glauben an die Vervollkommnungsfähigkeit des
4) Eingeh. bospr. von A. Rebelliau, RHLF. XI G7:i-()79.
II 12 Französische Literatur. XVIII. Jahrh. 1904.
Menschen und durch seine Anteilnahme an den Leiden des niederen
Volkes aus. Diese Beurteilung des Charakterschilderers ist jedenfalls eine
massvoll abwägende, auch ist Morillot« Darstellung, sowohl in dem ein-
gehenden biographischen Teile der Schrift, wie auch in den kritischen
Abschnitten, sehr anziehend.
Charles Perrault, der in dem Streite der „anciens et modernes"
die führende Rolle spielt, ist jetzt Gegenstand einer zusammenfassenden
Darstellung geworden, während er bisher mehr gestreift, als eindringend
gewürdigt wurde ^). Mit gleicher Objektivität fanden wir in derselben
die persönlichen Verhältnisse, den Charakter, die schriftstellerische Tätig-
keit P.s und seinen Streit mit Boileau, dem er besonders seine literarische
Stellung verdankt, geschildert.
Von den diis minorum gentium in der französischen Literatur der
ersten Hälfte des 17. Jahrhs. hat Ch. du Beys (1610—1659) als
Horaz-Traves tierer noch ein gewisses Interesse. Seine „Ödes d'Horace en
vers burlesques" (L. I, O. 1 — 38), werden von E. Stemplinger •) näher
besprochen und als „Fortschritte in der Geschichte des horazischen Nach-
wirkens" bezeichnet. „Hatten Ronsard und Du Bellay", urteilt St, „die
Horazoden auf hohem Kothurn in der französischen Literatur eingeführt,
so zeigt sie du Beys auf dem niederen Soccus der lachenden Mitwelt".
Ein besonderes Interesse kann man diesen „Parodien, bezw. Trarestien"
nicht gerade abgewnnen.
Für die Einwirkung der französischen Dichtung auf England
bringt Dorothea Francis Canfield, in ihrer Aufzählung der englischen
Übersetzungen Corneilles und Racines von den Zeiten Karls I. bis etwa
1825, mancherlei Unbekanntes, wenngleich nicht immer in kritischer
Sichtung').
(Über die in ASNS. XIII N. F. begonnene Biographie von Cyrano
de Bergerac [Verf.: H. Dübi] s. Ref. f. 1905).
b) XYIIl« Jahrhundert. 1904. Der noch in das Ende des 17. Jahrhs.
mit seinem dichterischen Schaffen hineinreichende Lustspieldichter F ran 9015
Regnard ist Gegenstand einer Studie von Pierre Toldo ®). Besonders
geht derselbe den von R. benutzten Quellen und Vorbildern nach. So
ermittelt er manche, bisher übersehene Entlehnungen aus Moli^re z. B.
in der „S6r4nade" (l'Avare), in der Posse: „Le Bai" (M. de Pourceaugnac),
im „Joueur" (Don Juan), weist auf la Bniyeres „Caract^res'* als gelegent-
liche Quelle zum „Distrait", auf eine italienische Novelle (1544) von
Cademosto di Lodi hin. Auch sonst hebt er manche Reminiszenzen und
Zeiti\nspielungen hervor, betont den Einfluss der Plautinischen Komödie,
und kommt zu dem Urteil, dass R. zwar, wie sein grosser Vorgänger
Moli^re, sich an der Com6die italienne geschult, aber die Vertiefung des-
selben nicht erreicht habe.
Einen jetzt ziemlich vergessenen Dichter aus der ersten Hälfte des
18. Jahrh. Deslisle de la Dr^vetiöre (1682—1756) widmet Huoo
5) Paul BoNNEFON : Ch. Perrault, Essai sursa vie et ses ouvrages.
RHLF. XI a6r)-42a 6) ZF^BL. XXVII 1 u. 3, 266-277. 7) Corneille
and Racine in England. New- York, C-olumbia Univ. Press, (s. des Ref.
Bespr. ZFSL. XXVII 113f.). 8) Etudes sur le the&tre de Regnard.
RHLF. XI 5G-87.
B. Mahrenholtz. II 13
Humbert *), der Sohn des jüngst verstorbenen Moliöre-Forschers, Cl.
Humbert, eine Art Monographie. Nach eingehender Besprechung seiner
Lehrgedichte, Dramen etc. kommt er zu dem Schlussurteil: „Das Fazit
unserer Studie ist, dass wir Deslisle als Dichter im engeren Sinne des
Wortes keine hervorragende Stelle in der französischen Literatur ein-
räumen können; formales Talent besass er nur in geringem Masse; seine
Bedeutung beruht vielmehr auf den beiden kulturhistorischen Dramen
und dem wesensgleichen Lehrgedicht." Diesem Schlussergebnis über den
Autor von Arlequin sauvage, Timon le Misanthrope, Essai sur Tamour
propre etc. wird man wohl beistimmen. Im einzelnen nimmt sich Verf.
dieses Dichters wohl noch allzusehr an und macht sich z. B. seine Ver-
teidigung gegen Laharpes Tadel etwas leicht. Die Studie enthält auch
eine gut gesichtete bibliographische Zusammenstellung.
Voltaires bekannte Gefangennahme in Frankfurt a. M. ist noch
einmal zum Gegenstande einer wenig Neues bietenden Abhandlung ge-
macht worden ^^). Verf. hat nämlich den Briefwechsel V.s mit dem
Frankfurter Senator Erasmus von Senkenberg in der Giessener Univ.-
Bibliothek benutzt und auch im Frankfurter Stadtarchiv und Berliner
Staatsarchiv Nachlesen gehalten, so dass er einige Details mehr weiss,
als Varnhagen, der bekannt« erste Aktenerforscher dieses leidigen Vorfalls.
Aber über die Vorgeschichte der Verhaftung bringt er nur Bekanntes
und auch von dem eigentlichen Thema gewinnen wir kein neues Bild.
Das widerwärtige Verhalten der vor Preussens grossem König schweif-
wedelnden Frankfurter Behörden wird sehr wohlfeil beschönigt. Bezeich-
nenderweise gibt übrigens Verf. zu: „Freilich hat Friedrich d. Gr. es
nicht der Mühe w^ert gehalten, ein solches formelles Verhaftungsgesuch
an den Frankfurter Rat zu richten." Irrtümlich ist die Behauptung,
dass alle auf Friedrichs d. Gr. Seite stehenden Beurteiler des Vorganges
das Verhalten des von ihm Beauftragten (Freytag) nur für „bornierte
Exaktheit" gehalten hätten. Referent hat in seiner dem Verf. wohl un-
bekannt gebliebenen Voltaire- Biographie die persönliche Gereiztheit und
Böswilligkeit dieses „Residenten" nachdrücklich hervorgehoben. Aller-
dings steht derselbe nicht unbedingt auf Friedrich d. Gr. Seite,
aber wer täte das, ausser vielleicht Varnhagen? Der Verf. dieser Ab-
handlung tut es tatsächlich auch nicht. Die gegen den verstorbenen
Voltaireforscher Desnoiresterres gerichteten Vorwürfe treffen nebenbei. So
soll D. die französischen Gedichte Friedrichs ungerecht beurteilt haben,
und doch stimmt seine Wertschätzung mit der wohlhegreiflichen Selbst-
bescheidung des auch in der Selbsterkenntnis „Einzigen" ganz gut
überein. Zudem ist ein Franzose von der litterarischen Bedeutung eines
D. in diesem Falle doch ungleich kompetenter. Ebenso soll der Sünden-
bock D. Friedrich d. Gr. ungerechterweise vorgeworfen haben, dass
er sich nicht in Güte mit Voltaire auseinanderzusetzen versuchte. Aber,
wie zur Verteidigung seines Gegners, sagt Hr. H. selbst: „Weshalb
Friedrich d. Gr. nicht durch Vermittlung der ihm (und Voltaire) be-
freundeten Herzogin Luise Dorothea von Gotha sein Gedichtbuch zurück-
9) Deslisle de la Dr^veti^re, s. Leben u. s. Werke. ZFSL. XXVII
1 u. 3, 2—68. 10) Hermann Haupt, Voltaire in Frankfurt 1753.
ZFSL. 1 u. 3. 160-187.
II 14 Französische Literatur. XVIII. Jahrh. 1904.
zuerhalten versucht hat, ist nicht klar." Doch, bei Friedrichs ctamaliger
Stimmung V. gegenüber begreift sich das leicht. Die von D. über-
gegangene „Bayreuther Episode" beweist für seine Parteilichkeit gar nichts.
Denn Wilhelminen von Bayreuth war von ihrem königlichen Bruder
keineswegs eine Vermittlung zwischen ihm und Voltaire übertragen
worden (das zu erweisen, macht Verf. natürlich gar keinen Versuch)
sondern weit eher wurden ihr kleine Polizeidienste zugemutet Auch was
Hr. H. zur Verteidigung der Willkür des ersten aller „aufgeklärten
Despoten" sagt, ist recht schwach. Der verhängnisvolle Ausdruck „Scrip-
turen und Poesien" in dem Reskripte an Freytag, der bekanntlich zu
der Verlängerung von V.s Haft Anlass gab, soll ganz unverfänglich ge-
wesen sein, da Friedrich sich seinem Pariser Gesandten Keith gegen-
über auch unbestimmt (aber doch nicht irreführend, denn er schreibt
„un livre que je lui ai donn6") äussere, dieser aber die Sachlage ver-
standen habe. Doch Lord Marechal war eben in den Verhalt eingeweiht,
als Vertrauter Friedrichs, der untergeordnete Freytag nicht. Wie weit
die Ungenauigkeit des Ausdruckes dem Schreiber des Reskriptes (Fre-
dersdorf), nicht Friedrich selbst zur Last fällt, ist natürlich unerweisbar
und auch nebensächlich, da die eigentliche Verantwortung auf dem preussi-
schen Herrscher sitzen bleibt. Ähnlichen Wert hat die Annahme, dass
der vernichtende Brief von Friedrichs Vorleser, abb^ de Prades, an V.
(s. Moland, oeuvres compl. de V., Corresp. n. 2530) keine Auslassung
Friedrichs sei, zumal Verf. selbst sagt: „nicht ausgeschlossen ist freilich,
dass der König vielleicht den abb6 zur Abfassung des Briefes veranlasst
hat." Was sollen derartige Advokatenkünste bei einem Friedrich d. Gr.?
Verf. gefällt sich bisweilen darin, die Gedanken und Absichten eines
Friedrich d. Gr. und Voltaire besser zu verstehen, als diese selbst es
vielleicht getan haben würden. So soll Voltaire trotz seines ent-
schiedenen Schreibens an Friedrich (vom 1. Jan. 1753) und der Zu-
rücksendung seiner Insignien (Orden und Kammerherrn Schlüssel) auf
Wiederverleihung der letzteren gerechnet, Friedrich an V.s Rückkehr
nach Potsdam geglaubt haben, obwohl er in einem Briefe (19. April
1753) (las Gegenteil äussert, denn das sei nur ironisch zu verstehen.
Genug, die Ausnutzung des Briefwechsels mit Senkenberg, so gering-
fügige; und nebensächliche Umstände er auch für vorliegendes Thema
beibringt, wäre vielleicht motiviert gewesen, zu einer nochmaligen, durch-
aus nicht abschliessenden und lückenlosen Darlegung der Frankfurter
Affaire lag kein Grund vor.
Ein Drama: „Vraie Mere" von dem literarischen Abenteurer Mous-
bier de Moissy (1771), das sich gegen das Armen wesen richtet, be-
spricht F. Gaiffe^^).
Voltaires gegen Montesquieu gerichtete polemische Bemerkungen
werden von P. Sakman mit grosser Vollständigkeit zusammengestellt**).
Verf. glaubt, dass V. hier als Verteidiger des aufgeklärten Despotismus
gegen M.s republikanische Ideale schreibe (den Irrtum, dass M. eigent-
licher Republikaner gewesen, hat bereits der Hsg. des ASNS., H. M orf,
11) MPhBru. 189—200. 12) Voltaire als Kritiker Montesquieus.
AScVs. XIII 374-301.
E. Mahrenholtz. H 15
[391 Anm.| berichtigt), und da?s er als „geborener Historiker mit dem
kälteren Blicke des Realisten" manche Phantasien M.s zu zerstören suche.
Auf sehr eingehenden Studien ruht ein Werk, das sich der Wertschätzung
und dem Einflüsse Goethes in Frankreich zuwendet ^^). Insbesondere
erfahren wir aus ihm genauere, wenn schon nicht immer unbedingt neue
Details über die Einwirkung des „Werther", der, durch die Rousseau-
stimmung dem französischen Empfinden näher gebracht, von Mme. de Btael
gelobt, nicht ohne Einfluss auf Nodier, Chateaubriand, S^nancour (Ober-
man) und Benj. Constant (Adolphe) doch Angriffe von katholischer Reite
während der Kaiserzeit hervorrief, auch im Merc. de France als revo-
lutionäres Werk herabgesetzt wurde. Der Goethekult in dem engeren
Kreise der französischen Geistesaristokratie wurde durch die Besuche von
Mme. de Stael, Benj. Constant, Villoison, Ampere, Victor Cousin u. a. in
Weimar gefördert, auch von der Romantik gegenüber dem Klassizismus
gelegentlich ausgebeutet. Doch fehlte es an Gegnern, wie z. B. Stendhal
und H. de Balzac, nicht. Der Einfluss des „Faust", dessen Tl. I zu-
erst durch die Stael und B. Constant bekannt wurde, löste den des
„Werther" und den vorübergehenden des „Götz" kurz vor Beginn der
Romantik ab. Die der neuen Richtung vorarbeitende Zs. „le Globe"
feierte Goethe als Antiklassizisten. Von den Gedichten Goethes wurden
nur einzelne (Mignon, König von Thule, Erlkönig, Braut von Korinth u. a.)
bekannter, die Dramen, mit Ausnahme des „Goetz" und „Clavigo", drangen
in Frankreich nicht recht ein. Das zunehmende Verständnis für Volks-
dichtung hob dort die Schätzung Goethes. Auch als Naturforscher und
sogar als Philosoph wurde er von Männern, wie Ste. Beuve, Taine, Littr^,
Renan anerkannt, von Caro freilich wegen seines Pantheismus angegriffen.
Die kirchlichen Kreise, sowohl die katholischen wie die prot^stanti.schen,
liebten den „Philosophen" begreiflicherweise^ so wenig, wie den Dichter,
desto mehr feierten ihn die religiösen und politischen Radikalen. Mit
den Eindrücken des Jahres 1870 sank die Vorliebe für Goethe auch bei
unbefangen denkenden Beurteilern. Wie zuweilen auch in Deutschland,
wurde Goethe ebenso in Frankreich wegen seines angeblichen „Egoismus"
und seiner „impassibilit^" angefeindet und seine Selbstbiographie nicht voll-
auf gewürdigt. Die „naturalistische" Richtung fand an ihm natürlich keinen
Gefallen. Goethe, so lautet B.s Gesamturtoil, wird von Victor Hugo nie
ausgestochen werden, den Wechsel der literarischen und religiösen Rich-
tungen überdauern, ohne je populär zu werden. Nur die geistige „Elite"
wird ihn als Vorkampfer der rein menschlichen, tief innerlichen Geistes-
freiheit (im Gegensatze zu dem äusserlichen politischen und künstlerischen
Freiheitsprinzip V. Hugos) bewundern.
Am Schluss sei noch einer Abhandlung von F. Cohn: La Qucstion
du Latin dans les Inscriptions au XVIII S. ^*) gedjicht, worin er-
erörtert wird, wie in Frankreich schon das 18. Jahrh. von Voltaire bis
zur Konventszeit sich gegen die Anwendung des Latein in Inschriften
auflehnte, und das Französische im nationalen Sinne b(jvorziigte. Als
Fortsetzung des früher hier erwähnten Buches: der Marquis du Sa de
13) Fernand Baldensperger, Goethe c n I^" r a n c c. Par, Hachcttc.
14) MPhBru. 1904.
II 16 Franzosische Literatur. XIX. Jahrh. 1904.
und seine Zeit, lässt EüG, Dühren „Neue Forschungen" über das gleiche
Thema erscheinen, die mehr für die Pornographie, als für die Literatur-
geschichte von Wichtigkeit zu sein scheinen^*).
c) XIX. Jahrhundert. 1904. Mancherlei ist zur Detailforschung der
Werke Chateaubriands beigebracht worden. Die Textkritik der
„Martyrs" von Ch. wird in einem Aufsatze von Vict. Giraud und
Alb. Geschwind gefördert, indem dieselben den Abweichungen der
ersten Ausgabe (1809) von der Gesamtausgabc 1825/26 und der bei
Didot erschienenen im einzelnen nachforschen ^®). Femer weist Vier.
Giraud auf ein von Chateaubriand selbst herrührendes, teilweises Msk.
der „M^moires d'Outretombe" hin ^'^), das im Besitz des Verlagsbuch-
händlers H. Champion sich befindet. Der Veröffentlichung dieser Me-
moiren in der „Presse" (1848 — 1850) lag die Kopie eines Sekretärs von
Chateaubriand zugrunde. Cli, selbst erwähnt 1834 in RDM. zwei
Manuskripte, von denen eines für seine Gattin, eines für seine Freundin,
Mme. de R^camier, bestimmt war. 1816 war von letzterer eine Kopie
von Buch I — III mit Beihilfe von Ch. Lenormant angefertigt worden,
die 1874 unter dem Titel „Souvenirs d'enfance et de jeunesse de Ch.
msc. de 1826" erschien. Verschiedene Autographen- kündigte Charavay in
R. des autographes (April 1902) an. Eines davon, Fragment von Buch I,
hat G. kollationiert. Es nähert sich dem Texte des Ms. von 1826, ist
aber älteren Datums, vielleicht das Ms. primitif. Dieses Fragment wird
nun hier veröffentlicht und mit denen von 1826, 1834 und der Bir6-
schen Ausgabe von 1859 verglichen. Mancherlei treffende Einzelbeobach-
tungen über diese Memoiren, über Ch.s Hauptschrift, le Gönie du
Christianisme, über Victor Hugos Abhängigkeit von Chateaubriand u. a.
gibt DER8. Autor in einer anderen Schrift^®). Schultz-Gor^v weist
darauf hin, dass Ch. in seinem „Le dernier Abencerrago" nicht Perez de
Hita „Guerras civiles de Granada" benutzt habe, die Quelle, wenn über-
haupt eine solche existiere und die Erzählung nicht Phantasiebildung sei,
noch aufzufinden bleibe^®). J. Haas bringt urkundlichen Beleg bei, dass
Ch. im Oktober 1806 wirklich in Jerusalem weilte, was B6<lier (Essais
crit. 192 f.) geleugnet hatte *^).
In seiner für die Prärogative des Papsttums eintretenden Streitschrift:
Le Pape et T^glise gallicane, wendet sich Joseph de Maistre natür-
lich auch gegen die Freiheiten der gallikanischen Kirche, nach der be-
kannten Deklaration von 1683, und gegen Bossuet, als Verfasser der
letzteren. Die Polemik war, wie C. Latrelle aus dem Ms. der er-
wähnten Schrift nachweist, ursprünglich noch viel heftiger als in der
Druckausgabe *^).
Manche kleinere Beiträge haben Victor Hugo zum Gegenstande.
Erneöt Dupuy bespricht die freundschaftliche Korrespondenz zwischen
15) Berl., Max Harrwitz, Ref. rauss, da das Buch nicht einging, sich auf
J. Haas eingehendes Keferat (ZP\^L. XXVII Hoff.) verlassen. 16) Les
variantes des Martyrs. RHLF.XI 110—139. 17) Un Fragment auto-
graphe du Ms. primitif desM^m. d'Outre-Tombe. RHLF. XI 421— 435.
18) Etudes litt^raires. Par. Hachette, vgl. die Besprechungen von J.Haas
u. Maurice Masson ZFSL. XXVII 211 ff. u. RHLF. XII 158 ff. 19) ZFSL.
XXVII 2 u. 3, 211-212. 20) Ebd. 212—113. 21) Bossuet et Jos. de
Maistre d^aprbs des doc- in^d. RHLF. XI 263-281.
R. Mahrenholtz. II 17
ihm und Alfr. de Vigny"), auf Grund von 21 Briefen H.s, darunter
17 ungednickten. Die durch Alex. Soumet und Emile Deschamps ver-
mittelten Beziehungen beider begannen 1820, lockerten sich nach 1830
und scheinen 1846 geendet zu haben. In dem letzten Briefe vom
26. Februar 1846 beglückwünscht H. den in die französische Akademie
Aufgenommenen. Von Vigny sind noch 3 Briefe erhalten, deren einer
(Trostschreiben beim Tode der Tochter Hugos) schon publiziert ist. Ausser-
dem hat Edm. BirjS in s. „Vict. Hugo avant 1830" ein Schreiben
Vigny s vom Oktober 1823 veröffentlicht. Die Briefe beziehen sich vor
allem natürlich auf gemeinsame literarische Interessen, scheinen uns aber,
da sie meist der Jugendzeit beider Dichter angehören, keine hervor-
ragende geschichtliche Bedeutung zu haben. Ein eigentlicher Bruch fand
wohl nicht statt, doch scheint Alfr. de Vigny Hugos plötzliche politische
Schwenkung im J. 1830 mit Recht übel vermerkt zu haben.
Dramatische Versuche des erst 14jährigen Hugo hat ein Enkel des
letzteren veröffentlicht, worunter eine in Altegypten spielende Tragödie
Irtam^ne hervortritt. Diese Vorübungen späteren Schaffens werden von
GusT. Simon eingehender gewürdigt '^^). Victor Hugos „Dramat. Technik
nach ihrer histor. u. psychol. Entwicklung** lautet der Titel einer noch
unvollendeten Abhandlung von Wolfgang Martini 2*). Sein „psycho-
logisch-zeitgeschichtlicher Standpunkt" ähnelt dem von Renouvier und
Mabilleau, daher das Vornehmtun gegenüber der Sleumerschen Arbeit
nicht nötig war. Der allgemeine Überblick der Entwicklung der fran-
zösischen Literatur vom klassischen Zeitalter an gibt natürlich nichts
Neues, ebenso weicht das über V. Hugo selbst Bemerkte nur in gering-
fügigen Einzelheiten von französischen Autoritäten ab. Sonst ist die
Arbeit sachlich und fleissig.
Ein Separatabzug aus der RG. (Jan. 1904): „les Drames de V. Hugo,"
von A. CouNSON verfasst, bespricht die Umänderungen, welche der Dichter
mit seinen Dramen vornahm, auf Grund der Forschungen der beiden
Glachant, streift manche Entlehnungen Hugos, u. a. auch aus Schiller,
geht aber zu wenig ins Detail, hat aphoristischen Charakter und ist, trotz
Andeutung mancher Schwächen H.s, von Enthusiasmus durchdrungen.
Alfred de Vigny s „Eloa" ist Gegenstand einer Studie von Schultz-
GoRA*^), in welcher auf die Nachahmungen aus Miltons „Paradise lost"
und Klopstocks „Messias" hingewiesen und eine Reihe feiner ästhetisch-
sprachlicher Bemerkungen beigebracht wird. Auch sei die massvoll
zwischen Lob und Tadel abwägende, übersichtlich zusammenfassende
Biographie Vignys von F^lix H^:mon erwähnt ^^).
Über George Sand liegt, wohl im Hinblick auf den hundertsten
Geburtstag publiziert, einiges vor. Aus ihrem Nachlass ist von Fi^ux
Decori ihre „Correspondance" mit Alfr. de Musset, ferner im Auf-
trage ihrer Schwiegertochter, Mme. Maurice Sand, ihre „Correspondance"
mit Gustave Flaubert von Henri Amic herausgegeben ^''j. Th. Paul
handelt über „George Sand und ihre Auffassung von Liebe und Ehe" ^^),
22) V&m\ti6 d'Alfr. de Vigny et de V. Hugo cbds. 184—219.
23) RHLF. XI 22-41. 24) ZFSL. XXVII 1 u. 3, 298-348. 25) ZFSL.
XXVn 1 u. 3, 278—297. 20 Cours de Lit^rature Par. Ch. Delagrave
XXVI. 27) Par. Deman u. C. Uvy. 28) Berlin, Magaz. Verl. Hegner.
V Ol Im oller, Rom. Jahresbericht Ylll. 2
II 18 Französische Literatur. XIX. Jahrh. 1904.
hauptsächlich im apologetischen Sinne. Von den Vorläufern und Vor-
läuferinnen in der Reform der Ehe, wie Rousseau und Mme. de Stael,
ausgehend, erörtert er, dass G. S. zwar für Ehescheidung, doch nicht
für Ehebruch plädiere, dass sie gleiche gesetzliche Rechte und tun-
lichst gleiche Bildung der Ehegatten erstrebe, die Ehe vom romantischen
Standpunkt als Gefühlssache auffasse, das Zölibat auch bei Geist-
lichen bekämpfe, von Einmischung der Kirche nichts wissen wolle, und
in Hinblick auf die Fesseln der Konventionsehe, selbst die Vertreterinnen
der freien Liebe im Sinne von A. Dumas' Kameliendame schildere. Sie
hasse die modernen Formen und Schranken der Ehe nur, um Raum für
eine idealere Zukunftsehe zu schaffen.
Eine Biographie Alfr. de Mussets hat FiCLix H^mon, eine Studie
über ihn G. Crugnola (s. JB. VII ii 108) verfasst*®). Letztere ist von
Pio Spkzzi in der RASLA. Anno IX, Fase. III, 3 — 11 sachlich ge-
würdigt worden, erstere enthält eine Reihe feinsinniger ästhetischer Be-
merkungen. Der jetzt ziemlich vergessene Kritiker Barbey d'Aure-
villy liess 1883 im „Gil Blas" einen schon 1835 verfasst;en Roman
„Germaine" erscheinen, dessen erste Abfassung, sowie Umarbeitungen von
1856 und 1883 Eu«. Grel6 bespricht ^O). Der Inhalt des Romans —
gleichzeitige Liebelei mit Mutter und Tochter, Rückkehr zu ersterer aus
Mitleid — scheint uns ohne sonderliche Bedeutung zu sein. Eine unmittel-
bar hingeworfene Schilderung eines Sturmes im Oktober 1859 aus Jules
Michelets Feder (umgearbeitet 1869) bespricht Marcel Britnet ^^).
Einer der Haupt vorkämpf er des französischen Naturalismus, Gu-
stave Flaubert, ist von Ren£ Dumesnil in einer an H. Taines Kon-
struktion smethode erinnernden Weise geschildert worden**). Wenngleich
man kein wesentlich neues Bild von Fl., weder als Mensch, noch als
Schriftsteller, aus diesem Buche gewinnt, so enthält es doch eine Reihe
geistvoller Vermutungen und feiner psychologischer Bemerkungen. Da
es sich auf das Gebiet der Pathologie begiebt, so überschreitet es etwas
den literarisch-historischen Bannkreis.
Interessante Beiträge zur Beurteilung der gegenwärtigen pessimisti-
schen Strönmng in der französischen Tagesliteratur, bes. im Romane, gibt
G. Thurau*^). Vier bisher ungednickte, kleine Zuschriften von Gaston
Paris an L. Lemcke fachwissenschaftlichen Inhalts aus den Jahren
18G5 — 1872 teilt nach Wolfenbüttler Archivalien E. Stengel mit^*).
Endlich sei noch eine geschmackvoll ausgestattete und illustrierte
Wiederauflage von Evg. Borel^ ,, Album Lyrique de la France moderne",
welches Proben von Ducis bis zur unmittelbarsten Gegenwart enthält,
hier erwähn t^^).
Dresden. R. Mahrenholtz.
29) Cours de Litt^rature Par. Ch. Delagravc XXVII. 30) RHLF.
XI 504-651. 31) MPhBru. 399—411. 3'1) Flaubcrt, Hon Höredit^ —
80 n milieu — sa nK'^thodc. 8FJL. 19 03. (Zu spät oinposandt.) 33) Vom
modernen Geist in Frankreich, Gg. XXXIIl 2, 23-25. 34) ZFSL. 2
u. 4, 209—211. 35) Oi^mc (id. p. Marc A. Jean-Jaquet. Stuttg. D. Ver-
lagsanstalt.
M. Mayr. II 19
Die französische Literatur im Jahre 1904.
A. lioniane, JErzHhUnifßen und dramfiHsche Werke.
I. Staat und Gesellschaft. Auch jetzt steht die Literatur vor allem im
Zeichen des Sozialismus; diesen Umstand hebtauch M. A.Leblond in seinem
Werke La Soci6t^ f ranyaise sous la troisiöme R^publique d'apr^s
les romancicrs contemporains hervor^). Der Ausgangspunkt der
sozialen Macht dieser Strömung ist die Annahme, dass eine Vergesell-
schaftung der Dinge für den einzelnen den ihm zukommenden Kreis
von Freiheit und Wohlbefinden zur Folge haben würde. Mit der
Erörterung dieser Frage beschäftigt sich der Roman Lc mßme pro-
bl^me von Jacques Doez (Paris, Amat), worin auf die zahlreichen,
bereits bestehenden gemein wirtschaftlichen Organisationsformen hingewiesen
wird (le collectivisme d*Etat), welche nicht nur eine unökonomische Wirt-
schirftsform sind, sondern die Beschränkung des einzelnen bedingen. Trotz
der Opfer, welche das Kampfmittel des Strikes erfordert, vermöge auf
diese Weise die Frage nicht gelöst zu werden. Die Stellung des heutigen
Fabrikanten, welcher zugleich vor die moralischen Anforderungen des
Arbeiterschutzes und die wirtschaftliche Notwendigkeit der kapitalistischen
Wirtschaftsmethode gestellt ist, veranschaulicht Edouard Rod in Un
vainqueur (Paris, Fasquelle). Del^mont besitzt eine Flaschen fabrik
und verwendet darin aus Italien zusammengekaufte Kinder, deren ge-
fälschte Dokumente die Erreichung des gesetzlich vorgeschriebenen Mindest-
alters vortäuschen. Dem durch Arbeit und Mühe emporgekommenen
Manne bleiben zwar Gewissensbisse ni(^ht erspart, doch kämpft er sie
nieder und lässt sich auch durch die Skrupeln seiner Tochter und seines
Sohnes nicht beirren. Im Kampfe mit dem Gewerbeinspektor Antoinc
Durier beharrt er bei der energischen Durchführung seiner geschäftlichen
Pläne. Die Schwester Alice überlässt ihren Bräutigam der jüngeren
Schwester, doch winl diese an ihrem Hochzeitstage von einem Fabriks-
mädchen durch eine Kugel getötet, die dem Bräutigam, dem ehemaligen
Betrüger, zugedacht war. Frau Del^mont verfällt darob in Wahnsinn.
Doch alles dies erschüttert die Energie des Fabrikanten nicht. — Eine
Regenerierung der Gesellschaft durch die Arbeit wird in dem Vierakter
Oiseaux de Passage von Maurice Donnay und Lucien Descaves
(Paris, ThMtre Antoine) gepredigt. Die zwei russischen Nihilistinnen
Vera und Tatiana leben mit ihrem Lehrmeister und Agitator Gregorief
in der Schweiz, dem idealen Lande für philanthropischen Mystizismus
und der Werkstätte für Russlands Wiedergeburt. Da kommt durch den
Komplizen Zakmarine die Nachricht von Veras Gatten Tode und diese
verbinrlet sich jetzt in freier Liebe mit dem gleich gesinnten Studenten
Julien Dufour; alle Vorurteile von Rasse und Kaste sollen schwinden.
Doch der Gatte ist nicht gestorben, er schmachtet in den Minen von
Irkutsch; Vera will jetzt mit diesem arbeiten, leiden und sterben und so
dem Volke durch Arbeit und Einfachheit ein Beispiel der Wiederge-
nesung geben.
1) Vgl. Le mouvement litt^?raire socialistc depuis 1830 par J. M. Gros
(Paris, Michel) uDd die Halbmonatschrift Vox. II. Paris, Ruc Saint-Denis, 101.
2*
II 20 JDie französische Literatur 1904.
Die Schattenseiten der parlamentarischen Verfassungsforaien be-
schäftigen noch immer die Öffentlichkeit und liefern Stoff zu satirischen
Behandlungen. Eine Art Annalen derselben ist Trois ans Rue Royale,
moeurs ministerielles 1901 — 1904, von G. Bonhomme (Paris, Libr. Univ.).
In dem Dreiakter Le Maroquin von Julien Berr de Turiqüe (Paris,
Palais Royal) machen und stürzen Frauen intriguen Minister. Diesen
Stoffkreia finden wir auch in dem an Wahlgeschichten reichen Romane
Integre von Pierre Le Rohn (Paris, Perrin). Pierre Raval wurde
von Geistlichen devot und reaktionär erzogen; zum Manne geworden,
stehen diese Eigenschaften seinem politischen Ehrgeize entgegen, weshalb
er sie über Bord wirft und als Republikaner trotz der Intriguen seiner
Gegner zum Abgeordneten gewählt wird. — Eine soziale Satire bringen
Pierre Veber in dem Vierakter Frere Jacques (Paris, Vaudeville)
und der Einakter L'Avare de venu mendiant von Charles de
BussY. In heiterer Weise kommt der Geizhals Moli^res auf die Bühne,
der den vielen Steuern des 20. Jahrhunderts dadurch entgeht, dass er
als Bettler, mit seinem Schatze unter einem schützenden Kürasse, die
Strassen zieht und die Leute um Almosen anbettelt. Da trifft er seine
wiedererstandenen Genossen Gro8-R6n6 und Marinette, mit denen er
köstliche Betrachtungen über Einst und Jetzt anstellt. — Ein repu-
blikanischer Roman ist Jep von Emile Poüvillon (Paris, Fasquelle).
Jep ist von den Ideen der Revolution ergriffen, schüttelt das väterliche
Joch ab, tritt bei dem freidenkenden Schmied Malhibem in Dienste und
gewinnt dessen Tochter Beppa lieb. Zur Zeit der zweiten Republik lässt
er sich in Roussillon für sozialistische Ideen gewinnen; doch die Reaktion
siegt und er lässt die Politik. Heimgekehrt, widmet er sich der Arbeit
und will seine alte Liebe Beppa wiedergewinnen. Als aber die Unruhen
wieder beginnen und der Staatsstreich von 2. Dezember droht, verbindet
er sich im Geheimen mit einigen Gleichgesinnten und inuss in die Berge
fliehen; die Liebe zieht ihn aber insgeheim zur Geliebten. Von seinem
buhlerischen Bruder Bernadoch aus Rache angezeigt, mit dem er seit
jeher in Hader lebt, wird er vor Gericht gestellt und zur Deportation
verurteilt. Vor der Abreise heiratet er jedoch im Gefängnisse die Braut,
welche sieh Mutter fühlt und mit ihm in die Fremde zieht.
Die Vaterlandslosigkeit der anarchistischen Richtung wird in L*Inu-
tile Revolte von Henri Giierlin (Paris, Tallandier) als absurd hinge-
stellt. Paul M^villot, in der Ecole des Chartes erzogen, ist ein Feind
des Militärdienstes, Anarchist und Internationalist und desertiert trotz der
Bitten seiner Braut Jeanne. Wohin er seinen Fuss setzt, überall, in
Deutschland, Italien, England und der Schweiz, fühlt er sich fremd; es
zieht ihn in die Heimat zurück, sein Individualismus und sein Inter-
nationalismus zeigen sich als illusorisch, überall ist der Mensch ein Knecht
der Kollektivität*); die Idee des Vaterlands, der Familie und der Liebe
ist ihm angeboren. Eitel ist seine Revolte — Inutile Revolte! deshalb
wandert er eines Tages in sein Vaterland zurück, um da seine Flucht
zu büsson und wieder eine Heimat zu erwerben. Dagegen wird in
2) Vgl. L'Anarchie ot le Collectivisme von Alfred Naquet (Paris, Bibl.
intern, d'^d.).
M. Mayr. II 21
Combat pour rindividu von G. Palante (Paris, Alcan) dem sozialen
Geiste der des Individuums, dem Rechte der Menge das des einzelnen,
der Freiheit der Menge die individuelle gegenübergestellt. Der Autor
kämpft gegen gesellschaftliche Tyrannei in Sitte und Meinung. — Pascal
FoRTHUNY schreibt in Le Roi r^gicide (Paris, Tallandier) den utopischen
Traum vor dem Regierungsantritte eines für den Anarchismus gewonnenen
Königs nieder. Der alte König Adrien VII. von Sylvanie ist ermordet
und die Minister eilen auf die Jacht zu dem Prinzen Harold, um ihm
als neuem König zu huldigen; doch dieser ist darob unglücklich, denn
mit seinen freien Fahrten auf der blauen Flut, mit dem ungezwungenen
Verkehr mit seinen alten Lehrern und dem altem Seebären Vox hat es
nun ein Ende: er ist nicht mehr frei, denn er ist König. Er geht an
die Arbeit und will sein Volk glückhch machen, durch langsame Ent-
wicklung zur Freiheit führen. Doch nach dem alten Vox ist nicht dies,
sondern die Revolution der Weg hiezu. Der König lächelt zu solcher
Ansicht und folgt ihm eines Abends in Gesellschaft der Freunde
des Vox in den Sitz der Anarchie des Landes. Der König wird bald
ein begeisterter Anhänger der Anarchisten und entschlossen, einschneidende
Reformen in Gerichtsbarkeit, im Kultus und in der Armee einzuführen.
Dagegen rufen die Reaktionären und das konservative Bürgertum den
feindlichen Nachbar zu Hilfe. Nach blutigem Kampfe versammelt der
König das Parlament, verkündet ihm seine Abdankung und prokhi-
miert die Republik. Jetzt wenden sich die Konservativen, die Anarchisten
und Sozialisten gegen ihn, die Revolution bricht nach der Prophezeiung
des Vox aus und alle drei Parteien verlangen den Tod des Königs,
werfen ihn mit Vox ins Gefängnis, woraus sie durch die Mörder des
Königs Adrien gerettet werden. Sie s(^hiffen sich auf den Sagittaire ein,
wo der König seine Maitres^e, eine schöne Anarchistin, findet. Doch
sie alle sollen zugi'unde gehen: der Anarchist Vox versenkt das Schiff,
um die Niederlage der Anarchisten zu rächen. — Anschliessend sei das
dreiaktige soziale Stück Anarchist es von Poinhot und Normandy
(zum erstenmal aufgeführt im Grand Th^atre de Lille, Paris, Edition de
la Revue Vox) erwähnt. — Ein Buch mit Blut geschrieben ist Mal-
faiteurs von Jean Grave (Paris, Stock), das der Autor als moralischer
Urheber verschiedener Attentate niedergeschrieben hat. Es ist eine
realistische Darstellung der Kreise, in denen der Anarchismus heimisch
ist. Allen Gemässigten wird mit Hass begegnet und den „Sozialisten"
Ehrgeiz als Triebfeder unterschoben.
Einen der Hauptangriffspunktcj des Anarchismus, den Militarismus,
berührt unter anderen auch Forces et Moralit^s Octave Mirbeau
(Paris, Fasquelle), sechs kleine einaktige Stücke, (Epidemie, Vieux m^nages,
Amants, Scrupules, Intei-view und Portefeuille). So ist in Epidemie
eine Stadt von einer unheilvollen Krankheit bedroht, zehn Soldaten sind
schon daran gestorben. Doch was tut das: „Les soldats sont faits pour
mourir", und man legt der Sache wenig Wert bei: als aber ein Bürger
an der Krankheit stirbt, ist die ganze Stadt über cli(\s grosse Unglück
in grösstor Aufregung.
Auf konkrete Gesetzesabänderung läuft das Stück Les Respon-
sables von E. Moreau und P. Bonetti (Paris, Th6dtre Populaire)
II 22 Die französische Literatur 1904.
hinaus. Das strenge Militärgesetz entreisst der Familie den Ernährer
und so soll die arme Witwe alle erhalten. Der kranke Sohn geht selbst
in den Tod, damit die Mutter von seiner Last befreit sei und der andere
Sohn als Stütze der Familie vom Militär frei werde. Es ist die Frage,
wer all dies Elend verschulde. Die schlechten Gesetze, meint der Autor,
und vor allem die Militärgesetze, welche die armen Familien mehr be-
rücksichtigen und eine Erleichterung in der militärischen Dienstzeit ein-
führen sollten. — Als Repräsentant der antisemitischen Richtung finde
Erwähnung La Conquöte de Paris von Victor Joze (Paris, Soc.
d'6d. cont.), dem zweiten Teile der Romanserie Les Rosenfeld, histoire
d'une famille juive sous la Troisiöme R^publique, wovon der erste Teil,
La Tribu dlsidore (Paris, Chamuel, 1897), die korrumpierten Zustände
in Russisch -Polen schildert. Allerdings soll der vorliegende Teil nach
des Autors eigenen Worten kein Pamphlet gegen die Juden sein, sondern
nur die Macht des Blutes, den Einfluss der Ahnen auf die Handlungen
der Nachkommen zeigen. Man vergleiche hierzu L*Exode, trois actes,
von Ren15 Fauchois (Paris, Nouveau Th^ätre) und den Vierakter D6ca-
donce von Albert Guinon (Paris, Vaudeville), wo der Herzog von
Barflour seine Tochter Jeannine dem steinreichen Juden Nathan Stroh-
mann zur Frau gibt und sich diese nach manchem Liebesabenteuer
wieder an den Juden kettet, also eine Gesellschaft von reichen Juden
und herabgekommenen Aristokraten. Hier ist auch Le fils de TEtoile,
drame en cinq actes, von Catulle Mendes zu nennen. Die Juden
stehen unter der römischen Herrschaft, erwarten mitten auf den Tempel-
ruinen ihre Rettung von Barkok6ba, dem Fils de TEtoile. Die jungen,
kräftigen Völker leben von Liebe und Glauben, doch im Laufe der
Jahrhunderte entnerven sie und gehen durch Ausschweifung und Aber-
glauben zugrunde.
Eine andere soziale Erscheinung, nämlich die Klosterschulen, tritt
in den Vordergrund, beherrscht die Politik und findet auch in der
Literatur ihren Ausdruck. So hat Petite Germaine von Rustica
(Paris, Gauticr) die Auflösung der Klosterschulen zum Hintergrunde.
Die kleine energische Gormaine wurde bei den frommen Schwestern er-
zogen; hie darf auch nur mit deren Zustimmung den angehenden Lehrer
Louis lieben und ihm ihr Herz versprechen. Als aber die Schwestern
vertrieben werden, fordert sie Louis auf, die Universität zu verlassen,
um nicht von dieser gottlosen Regierung (infame gouvernement) abhängig
zu sein. Er weigert sich, sie bricht die Verlobung, wird eine Art Laien-
schwester, um in dieser versteckten Weise das Werk der frommen
Schwestern fortzusetzen. Germaine ist also der Typus für den tief-
gehenden Einfluss der Klostererziehung.
In Soeur Alexandrine (Paris, Plön) tritt Champol als ent-
schlossener Verteidiger der Kongregationen auf, deren Aufgabe es sei,
(h\s Leid zu mildern, den Armen Brot zu geben, den verzweifelnden
Mut, Tugend den Verbrechern einzuflössen. Die Heldin Alexandrine
hat ihr wohlbestelltes Elternhaus verlassen, um sich ganz den Armen und
Unglücklichen zu widmen, Tag und Nacht durch Paris zu eilen — oü
tant de miseres sont a soulager — . Da trifft sie das Gesetz, die Schwestern
werden zerstreut und nur je zweien ist Gemeinsamkeit erlaubt. Sie bleibt
M. Mayr. H 23
bei der armen, paralytischen Oberin und zu ihnen gesellt sich die jugend-
liche Schwester C^cile. Man verfolgt diesen Bund zu dreien und schon
ist der Regierungsbeamte daran, sie zu ergreifen, als die Oberin stirbt
und Alexandre und C^cile weiter dem Gesetze nicht verfallen. —
Kritische Beleuchtung dieser Frage findet man in Les cahiers d*un
congr^ga niste von Louis Lümet (Paris, Fasquelle), in dem Plaidoyer
für die Freiheit des Unterrichtes La R^forme intellectuelle du
Clerg^ von P. Saintyces (Paris, Nourry) und die Ereignisse in der
Grand Chartreuse zeichnet Ll^ON Barracand in Ep^e Briste (Paris,
Plön). Die Unnatürlich keilen bei der Erziehung in einer Jesuitenschule
beleuchtet Jean Rodes in Adolescents, moeurs coll^giennes (Paris,
Mercure de France). Der Autor will durch seine Erzählung allgemein
aufklärend wirken, denn in der Vorrede heisst es: Ma critique ne vise
pas le seul enseignement congr^ganiste, mais notre Systeme scolaire tout
entier et ce fond m^me de nos moeurs. — Das Ijeben der Nonne wird
als eine geistige Verkümmerung in S6cularis6e von Jean Bouvier
(Paris, Tallandier) hingestellt. Der Autor sieht in einem solchen Wesen
den eigentlichen weiblichen Kern schon verderbt: Les S6cularis6es, quoi
qu'elles fassent, ou qu'elles veulent, ne seront jamais Tidöal d'uno 6pouse
crinstituteur. Die Erzählungen desselben Autors Nos bons cur^a,
leurs joyeusct^s, leurs p^ch^s (Paris, Libr. ill.) tragen ausgesprochenen
antiklerikalen Charakter.
Eine andere Gruppe von Werken betrachtet die Gesellschaft in ihren
Entartungserscheinungen. So findet sich eine Musterkarte von dekadenten
Personen, welche die sogenannte gute Gesellschaft repräsentieren, in der
Novellensammlung Le P6ch6 Mutuel von Robert Scheffeb (Paris,
Mercure de France), und zwar besonders in der Erzählung Madame
Lärme. Auch P. Brulat hat neuerdings, gleichsam anschliessend an
seinen Roman La Gangue, in L' Eldorado (Paris, Michel) die Hypro-
krisie der aktuellen Gesellschaft gegeisselt. Auf dem Paquebot Eldorado
stossen sich die gesellschaftlichen Typen hart: der Anarchist, der von
Kraft strotzende Naturmensch, die müde Kurtisane, der liebesbrünstige
Kranke, die vor jedem Woite zusammenschaudernde Bigotte — alle
kommen sie durch Schiffbruch in lieben sgef ah r, der Tod droht; da werfen
sie alle die Maske ab und ein jeder will noch schnell das Leben ge-
messen: die Schranken der konventionellen Moral fallen — allgemeine
Orgie! Nur die kleine Kurtisane Lola bleibt standhaft, es ekelt sie der
fleischliche Missbrauch an. Es kommt Rettung, und damit auch wieder
die alte Ordnung — die zivilisierte Heuchelei. — Dialogue des bßtes
von Mme. Colette Willy (Paris, Mercure de France) sind satirische
Betrachtungen, angeblich, damit der Mensch aus dem Schweigen der Tiere
ihre symbolische Grösse erkenne. Die zwei Lieblinge der Erzählerin,
Toby-Chien und Kiki-la-Doucette, plaudern am Herde über das Treiben
ihrer Herren und über ihr eigenes eingeschränktes Leben; eigentlich eine
Satire auf die dekadente Gesellschaft, die auch der Einakter Asyle de
Nuit von M. Maurey (Paris, Antoine) zum Gegenstände hat. — La
Dßch^ance (Paris, Fasquelle) von L^on Daudet ist ein düsteres, er-
greifendes Bild, wie junge Leute von ehrlichen, wohlhabenden Eltern
keinen festen Willen haben, die Arbeit scheuen, ein lockeres Leben
11 24 ^ie französische Literatur 1904.
führen, von Stufe zu Stufe fallen, zu Verbrechern werden und der Justiz
in die Hände fallen. Fraii9oi8 Aubryet heiratet die reiche Laure Mont^
ni61ian, fällt aber bald in die Ketze der jungen, schönen, leichtfertigen
Jane Verneuil, die von ihrer unmoralischen Mutter den Hang zum Laster
ererbt hat. Fran9ois und Jane fliehen mit dem teuflischen Bösewicht
Darnot nach Spanien, kehren aber bald zurück und verfallen, von
Gläubigern bedrängt, jetzt dem Elend, er dem Alkohol und der geschlecht-
lichen Ausschweifung. Hierbei gerät sie auch in die Hände des Duc de
Fonteroy, den alle drei eines Tages berauben; dabei werden sie vom
Sohne des Herzogs ertappt, der bestialische Darnot erwürgt den jungen
Herzog und die Räuber fallen den Richtern in die Hände. — Der Fluch
der Vererbung kehrt wie<ler in Dans la paix des Campagnes von
Maurice Mont^gut (Paris, Illustration). Im Geschlechte der Comtc
Valroy müssen alle männlichen Mitglieder durch Selbstmord enden. Vom
letzten Sprosse soll durch die Amme, die Frau des armen Waldhüters,
dieser Fluch abgelenkt werden. Sie verwechselt ihren Sohn Joseph mit
Jacques Valroy ; von da ab fühlt der falsche Graf all die Schicksalsbürde
auf seinen Schultern und ruft aus: C*est un mal h^rMitaire et contagieux;
c'est le conseil de ceux qui sont partis a ceux qui sont rest^s, le conseil
de les suivre . . . J'entends ces voix. Je vais vers eux, vers elles . . .
Et cela vaut bien mieux ainsi! . . . Dans nos familles, a nous, on est
solidaire, c'est-a-dire que les fils payent pour les peres. Und als er
erfährt, dass er kein Valroy, sondern des Waldhüters Sohn sei, treibt
ihn die Wut darob zum Selbstmord. Die Mutter ist verzweifelt, und
nachdem sie ihrem falschen Sohne alles gebeichtet und Verzeihung er-
halten hat, schliesst sie ihre wunden Augen. — Eine Art Atavismus,
nach dem der Sohn demselben Schicksale verfällt wie der Vater, zeichnet
auch Adolph e Aderer in L' I n 6 v i t a b 1 e A m o u r (Paris, L€ vy ). Robert
d'Aymieu hat seinen Sohn Jean-Jacques nach dem Tode der Mutter,
einer Bauemdirne, unter die Bauern von Chamb^ry gegeben; dort solle
er, fern von allen politischen und gesellschaftlichen Kniffen, zum redlichen
Landmann aufwachsen. Indes ist der Vater Robert lebensmüde, da
seine politische Karriere durch die Ereignisse von 1870 abgebrochen ist
und er auch seine alten Liebesbeziehungen zur Marquise de Valperga
nicht mehr erneuern kann. Er geht in den Tod. Eines Tages kommt
die Marquise in die Gegend von Chamb^ry, trifft da Jean-Jacques, der
nach den Eröffnungen in des Pfarrers Bibliothek von seiner „Maman"
träumt, veranlasst ihren Mann, diesen schönen, intelligenten jungen Mann
als Verwalter aufzunehmen und zeigt bald mehr als mütterliche Zuneigung
zu ihm. Dieser erfährt von dem einstigen Verhältnisse zwischen seinem
Vater und der Marquise und nicht mehr Herr seiner selbst, nimmt er
Gift mit der Bitte an die Mutter: „d'unir dans ses regrets le p^re et le
fils qui Tont aim^e tous deux . . . jusqu'ä mourir". Die Geschichte
eines hereditär belasteten hysterischen Mädchens erzählt Louis Philippe
in Marie Donadieu (Paris, Fasquelle). Das Mädchen verlässt um ihres
Geliebten Jean willen die Eltern, täuscht ihn aber durch ihre Unbe-
sonnenheit so, dass sie erst nach manchem Missgeschick wieder zurück-
kehrt, doch abgestossen wird und endlich bei ihrcr Mutter, einer Frau
zweifelhaften Charakters, eine notdürftige Zuflucht findet. Ganz ähnlichen
M. Mayr. H 25
erblich belasteten Charakters \nt die Heldin in dein romantischen Romano
Le Vent empörte la poussiere von George Bonnamour (Paris,
Plön). Ähnlich ist Le Trapp iste von Henri Dantfn (Paris, Dujarric).
Ein junger Mann kennt seine Abkunft nicht, glaubt in seiner Wohl-
täterin seine Mutter zu finden, ersticht aus Eifersucht seinen Vater und
geht zu den Trappisten, um seine und seiner Eltern Tat zu sühnen.
Diese traurige soziale Lage wird wesentlich durch den Genuss von
Alkohol beeinflusst, so zeigt dies L'Apprentie, wo Gustave Geffroy
(Paris, Fasquelle) nach dem Muster Zolas die traurige Lage einer Vor-
stadtfamilie zur Zeit der letzten Belagerung schildert, und wir ersehen,
wie sich bei zwei Wesen, unter den gleichen Umständen und Einflüssen
aufgewachsen, ganz verschiedene Charaktere entwickeln; die Eltern Pom-
mier sehen ihre zwei hofTnungs vollen Söhne vom Krieg nicht mehr zurück-
kehren, worüber sich der Vater aus Gram dem Trünke hingibt und im
Irrenhause stirbt. Die leichtfertige Coline ist für alles Schlechte zugäng-
lich und verlässt das Haus, indes die" zarte, gute C^cile, die aus Kummer
ergraute und kranke Mutter bis zum Tode pflegt und dann, durch die
Erfahrung belehrt, entschlossen, weiter zu dulden, den I^ebenspfad fort-
setzt. — Das grauenerregende Leben in den untersten Schichten des
sozialen Lebens zeichnet Le fl^au von Gustave Guitton (Paris, Juven);
es ist ein Tendenzroman gegen die verheerenden Wirkungen des Alkohols.
Die ganze Familie des ursprünglich braven Arbeiters Ch^nieux geht zu-
grunde, nur Marie, noch in gesunden Zeiten gezeugt, unterliegt nicht und
heiratet einen Mann, der diesem Laster nicht huldigt. La Majest6
TAlcool von L. Bandry de Saunier (Paris, Dunod) weist die Wirkung
des Alkohols auf die Vermehrung der Verbrechen nach. — Andere Übel
werden als für die Gesellschaft verhängnisvoll hingestellt in Nevrose
von Emil Morel (Paris, Bibl. intern. d'6d.). Es ist die Leidensgeschichte
eines Neurasthenikers, der nur durch den Gebrauch von Opium, diesem
„Idole noire", von allen Leiden, auch von denen der Liebe befreit wird^).
Auch in La fraude Nuptiale von ReniS Emery (Paris, M^ricant) ist
die leidenschaftliche Liebe junger Frauen und Mädchen, die sich im
Falle der Not einem Chirurgen anvertrauen, um ihre Sünde der Welt zu
verbergen, als eine krankhafte soziale Erscheinimg zu betrachten.
Angesichts dieser Missstände gewinnt die Frage des bessernden Ein-
greifens des einzelnen, die Frage der Politik, an Bedeutung. Die einen
sehen die Aufgabe derselben in 4er durchgreifenden Umbildung des
inneren Menschen, die anderen in einer zähen und bedachtsamen An-
passung an die Bedingungen der Entwicklung. Letzterer Meinung
neigt Eglantine, roman social, von EuoiiiNE de Ronchamp (Lyon,
Storck) zu. Die ideale Frau ist der Typus der körperlichen und geistigen
Schönheit, welches Wesen sich der Autor in ferner Zukunft durch eine
Art künstliche Selektion denkt. Es soll den Vernünftigen, welche sich
den wirklichen Verhältnissen akkommodieren und für sich und die andern
das Beste zu wählen suchen, eine Art Scelenprozess vorgeführt werd(^n,
aber an der Hand der unvernünftigen Seelen — mal faitcs pour la vie
terrestre, qui attendent tout de la vie supraterrestre et valeront k Taise
3) Vgl. La Neurasth<$nie, mal social, von Dr. Angcloni (Paris, Corndly).
IX 26 I^Jc französische Literatur 1904.
en plein ciel — . Der Held St. Prest ist ein solcher Träumer, der, mit
einer hinreichenden Lebensrente versehen, nur dem beschaulichen Leben
sich hingeben will, den schmerzlichen Freuden, den Enttäuschungen,
welche nur die Verehrer der Schönheit kennen, immer in der täuschenden
Hoffnung nach einem uneiTeich baren Ideal. Prest nimmt ein armes
Arbeitermädchen zur Frau, lebt mit ihm Jahre des Glückes; doch Zank
mit der Familie vernichtet das Eheglück : die Mutter stirbt aus Kummer,
Eglantine tötet sich, indes der Held die Menschen durch seine Schriften
belehren will, dass die Arbeit vor dem Sklavenjoche schütze und der Gredanke
uns von der lästigen Materie befreie. — Der menschliche Charakter i.st
aber vielfach den Anforderungen des Lebens nicht gewachsen, so in Les
B^noit von Edmond Haraucourt (Paris, Librairie universelle), wo ein
schwacher Charakter den Verhältnissen nicht Stand zu halten vermag,
nur die erbarmungsvolle Güte anderer ihn aufrecht hält, aber endlich
doch untergeht. Benoit ist ein Kind des Zufalls, hat den Namen von
Benoite, einer Freundin der Mutter, angenommen; nach dem Tode dieser
ist ihm Benoite liebevolle Pflegerin, opfert für ihn Geld, Vergnügen, nur
um das intelligente Kind studieren zu lassen. Nach Absolvierung der
Ecole Normale geht er mit seiner Adoptivmutter in ein Provinzstadtchen,
wo beide in gegenseitiger Liebe und Aufopferung leben. Jetzt beginnt
sich eine Flut von Verleumdungen über sie zu ergiessen, und um diesen
ein Ende zu machen, heiratet er die unschuldige Benoite. Dies setzt
aber dem Ganzen noch die Krone auf und er muss das Städtchen ver-
lassen. In das Herz des jungen Mannes schleicht sich auch die Liebe
eines intelligenten Mädchens ein, Benoite stirbt und jetzt, ganz verzweifelt
und ohne Lebenskraft der Wirklichkeit gegenüber, nimmt er sich das
Leben *).
Den Ruf nach einer den Forderungen des Lebens Rechnung tragenden
Erziehung erhebt G. de Peyrebrune im Romane Uno Sentimentale
(Paris, OUendorff). Die Heldin Regina de Grandchamp wächst mitten
unter neuen, sich vielfach widersprechenden Ansichten an der Seite einer
sentimentalen Lehrerin und mit ebensolchen Gespielinnen auf; sie wird
daher ein trübsinniges Mädchen, unfähig, das Leben zu geniessen. Mit
sechzehn Jahren wird sie die Frau des benachbarten Pierremont und
findet in der Ehe nur eine traurige Enttäuschung. Nach dem Tode ihres
Gatten findet sie auch in Paris keine Befriedigung, nur den um vieles
älteren Maler Pierre Herbaut erkeiyjt sie als brüderlichen Freund, der
bald heftige Liebe empfindet, aber von ihr im Hinblick auf den grossen
Altersunterschied zurückgewiesen wird. Beide trennen sich und ein reger
Briefwechsel soll ihre gegenseitige Neigung wach halten; da erkrankt der
Greis Pierre, Regina eilt an sein Krankenbett und beide geniessen die
aufrichtige Liebe, bevor er stirbt. — Im Mittelpunkte des Romans
La Matern eile von Li^:on FrapiI^ (Paris, Librairie Universelle) steht
die Lehrerin Rose mit idealen Plänen, die ihre Unabhängigkeit ennngt.
und beim Unterrichte der kleinen Jugend zur Überzeugung kommt, dass
die wirtschaftlichen Verhältnisse, die herrschenden Gesetze, mit einem
4) Vgl, Lc8 Visages et les Ames v. Genia Lioubow, wo der Autor nach
dem Grundsätze „Tout homrae portc sa d(?stin6e sur son visage" den Charakter
zu entwickeln sucht.
M. Mayr. H 27
Worte die jyanze Gesellschaft von unten auf einer Reform zugeführt
werden müsse und die Kinder in der Volksschule — La Maternelle, base
de r^cole priniaire — nicht zu Heuchlern erzogen werden sollten. Auch
in anderen Werken wird eine Reform in der Erziehung angestrebt, so in
Le Droit des Vierges von Paul Hyacinthe und in Vers la Vie
von Lydie Martial, wo die Erziehung der Mädchen für das Leben
und die Ehe gefordert wird (siehe VII).
Von den Autoren, welche das Ret^hts- und Moralproblem behandeln,
sei Marcel Pr^vost mit Princesse d'Erminge genannt Er predigt
die Lehre, dass Bewusstsein der Existenz und Notwendigkeit des Gesetzes
erst eine Verletzung desselben sei (siehe II). Die starre Auffassung des
Ehrbegriifes wird in ihren Konsequenzen in Ce qu' honneur veut von
Fr^d^ric Berthold (Paris, Lemerre) vorgeführt Audr6 Berthier ist
ein gegen sich strenger, ehrlicher Mann, hält seinen Beruf als Arzt hoch
und vor allem ist ihm die Ehre des Hauses wert, weshalb er auch seine
Frau Emmeline nach ihrem Fehltritte zwingt, Gift zu nehmen, und den
Galant auf Reisen schickt. Ebenso ernst ist der skeptisch angelegte
Sohn Jean. Er ahnt der Mutter Vergehen und des Vaters Tat, weshalb
er in einer Aufregung insgeheim den Vater erdolcht Jetzt peinigt ihn
das Gewissen; nur der Gedanke, die Mutter gerächt zu haben, hält ihn
vor Verbrechen zurück und, um seine Ehre vor der Welt zu retten, eilt
er in die Fremde, nach Afrika, um im Dienste einer wissenschaftlichen
und humanitären Expedition das Übel der Familie gleichsam zu sühnen.
— J. Bois fügt den Schlusstein zu seinem Zyklus über den Sinn des
modernen Lebens ein in Hippolyte cou rönne, drame antique et en
vers (Paris, Charpentier); er führt in das Altertum. Wie wir in den
früheren Werken von Jules Bois die Verzweiflung des Jahrhunderts sehen,
das Gott so vernachlässigt hat, dass es nichts mehr von ihm zu hoffen
hat (II ne faut pas mourir), ferner in Les Noces de Sathan, die gegen alles
revoltierende Seele, die nur in der Wirksamkeit der Liebe Glück findet
und endlich in La Porte h^roique du Ciel das moderne altruistische
Heldentum, so wird in dem vorliegenden Drama das angedeutete Thema
von Hippolyte mit der vom Christentum unabhängig geschaffenen Gestalt
des altruistischen Helden auf die Bretter gebracht. — Andrj6 Couvreur,
der Verfasser sozial-anthropologische Gesichtspunkte vertretender Werke
(Mal nßcessaire, Force du Sang, La Graine), stellt in Caresco sur-
homme ou le Voyage en Euer a sie die philosophische Lehre auf,
dass es gut, unabweisbai* notwendig sei zu leiden und das wahre Glück
nur aus Leiden entstehen könne. Auch Nonce Casanova zieht in La
Mort des Sexes, dem zehnten Bande der Serie La face de TEtre
(Paris, Ambert), die Konsequenz seiner pessimistischen Weltauffassung:
das Laster der Wollust richte die Welt zugrunde. Der Dichter Cantara
sieht in der Liebe nur das Mittel zur Erhaltung der Menschheit und da
steht er in Widerstreit mit dem mystischen Maler OrtioUes — magnifique
et t^n6breux — und dessen Maitresse Clara, dem Doktor Marterry und
dessen Frau Sophie, und schliesslich werden alle seine Hoffnungen zu-
nichte, denn seine Maitressc Sophie begeht an dem Kinde, das sie unter
dem Herzen trägt, ein Verbrechen, stirbt daran und von ihr bleibt nach
der Verbrennung nur ein Häufchen nichtiger Asche. — Auch in Mar-
II 28 Die franzosische Literatur 1904.
chand de bonheur') von Henry Kistemaeckers (Ps. Jeannine)
findet der Held kein Glück. Der reiche Paul Sombreuil ist vom Wunsche
beseelt, Glück zu machen und auch andere zu beglücken; doch schlagt
ihm alles fehl, bei der industriellen Spekulation mit dem Ingenieur Ferner
und beinahe auch bei seinen Liebesangelegenheiten. Paul ist ein merk-
würdiger Egoist: Quand il soulageait quelques mis^es humaines, c'^tait
a lui qu'il faisait la charit^. ... II ^cartait la souffrance comme on
^carte les cailloux du chemin. C'6tait si simple de porter la main ä sa
poche et d'esquisser le geste du semeur! Alors, c'^tait magique, des
sourires naissaient, les cailloux se transformaient en fleurs . . . Sein
zarter Egoismus fällt auch auf die Schauspielerin Sergine; zwischen ihnen
steht nur als Hindernis ihr Beruf. Sie entsagt dem Theater, heiratet
Paul und teilt mit ihm seine Leidenschaft.
II. Stände typen. Ein mutiger Frauen typus, der es wagt, sich aus
der Sklaverei der sich auflösenden aristokratischen Gesellschaft zu be-
freien, ist La Princesse d'Erminge von Marcel Pr^vost (Paris,
Lemerre; RDM.). Es ist das Plaidoyer für die Rechte der vornehmen
Frau, denn die Heldin Arlette befreit sich durch ihren natürlichen Mut
aus der trügerischen, geist- und gefühltötenden Sphäre. Die vornehme
Frau besitzt das Recht, müssig zu leben, sich zu putzen, an allen Ver-
gnügungen und Zerstreuungen der Männer teilzunehmen, aber sie ist
dabei Sklavin der Tradition, der Etikette, der aristokratischen Mode, sie
lebt unter dem Drucke ihres Milieus. So hat die reizende Blondine
Arlette de Gud^re mit ihrer koketten Mutter fast alle Seebäder Europas
besucht und das Saison leben der vornehmen Welt durchgemacht, bis sie
mit dem atavistisch gesinnten Abkömmlinge deutscher Raubritter, Prinzen
Christian d'Erminge, verheiratet wird. Dieser Weltmann verbirgt hinter
seinen Manieren eine brutale, wildsinnliche Natur und kennt als Hüter
der Adelstraditionen und der Ehre seines Hauses keine Konzession und
kein Erbarmen; doch vertragt es sich mit seinen atavistischen Anschau-
ungen, die verführerisch schöne Gräfin Madeleine de Guivre in sklavischer
und eifersüchtiger Unterwürfigkeit zu seiner Maitresse zu machen und
sich von seiner Gattin abzuwenden. Dieses Verhältnis wird vor der Welt
als komische Färse des Anstandes und der Freundschaft weiter gespielt,
bis endlich Arlette in die Netze des blonden, hübschen Anbeters R^mi
de Lasserade fällt, sich Mutter fühlt und sie von Reue über ihren Fehl-
tritt gepeinigt wird. Da kommt als Retterin ihre Zofe Martine, die einst
als Dorflehrerin Liebe zu einem kränklichen Kollegen gefasst hat, Mutter
geworden ist und jetzt nach dem Tode des Geliebten in Paris als Kammer-
mädchen sich und ihrem Kinde Brot erwirbt. Ihr ganzes Leben, ihr
einziges Glück ist ihr kleiner Pierre, der auf dem Lande in einem Bauern-
hause prächtig gedeiht. An dieser Freude erkennt Arlette als die wahre
Pflicht und einzige Freude des Weibes, Mutter zu sein, und sie ist ent-
schlossen, alle bösen Gedanken gegen ihr und des Kindes Leben zu ver-
scheuchen, sondern dem Gatten ihren Fehltritt zu gestehen und für ihr
Kind zu leben. Als sie vor dem Gatten bekennt, erwacht die Brutalität
in ihm, er schleudert sie vor die Tür, Die mitleidige Zofe Martine hebt
5) Auch als Theaterstück bearbeitet.
M. Mayr. H 29
die Bewusstlose auf und beide verlassen in finsterer Nacht das Haus.
Arlette ist jetzt frei von der Sklaverei aristokratischer Tradition, erwirbt
für sich und ihr Kind als Modistin das Brot und es winkt ihr die
Hoffnung, für sich noch einmal einen treuen Gatten und für ihr Töchter-
lein einen sorgsamen Vater zu haben. Christian tötet im Duell den
Verführer K^mi, der auch Madeleines heimlicher Geliebte war, und obwohl
Madeleine dem Grafen Christian den Fluch ins Gesicht schleudert:
„Mörder! du hast ihn gemordet", dauert ihr Verhältnis fort, denn nur
kein Skandal vor der Welt. Gleich degenerierter Adel findet sich auch
in dem Stücke Duchesse von Carolus d'Harrans (Rouen, Th^ätre
fran9ais), wie in Les Berge rie? von Claude Anet (Paris, L6vy), wo
das Leben der Aristokraten in ihrer oft geistigen Beschränktheit und
leidenschaftlichen Ausgelassenheit bürgerlichen Frauen gegenüber zutage
tritt; so auch in Fleur d'Ombre von Charles Foley (siehe IV) und in Vie
de.ch&teau von Claude Ferval (Paris, Fasquelle). Unter den be-
güterten aristokratischen Müssiggängern, gibt es doch ab und zu ein wahr-
haft aufrichtiges Herz, das aber im Getriebe der Ränke beseitigt wird.
Hiezu gehört die Interessenheirat: Hubert de Rochemont, im exklusiven
Ahnenkultus erzogen, erbt beim Tode seines Vaters eine verschuldete
Domäne, die nach dem Rate des Rechtsfreundes Maitre Tarbidois durch
die Spekulationsheirat mit der Millionärin Germaine Lebouchard gerettet
werden soll. Nur kurze Zeit dauert die Freude Huberts über seine so
erworbenen Güter und den jungen Ehebund, — oü la nouveaut^ de
s'appartenir simule Tamour ä s'y m6prendre — denn bald wird er seiner
Frau untreu; sie sucht zuerst Trost in der Lektüre, lässt sich aber bald
von den Liebeswerbungen des abenteuerlichen Liebhaberschauspielers
Maxence Dutreil umgarnen. Einige Zeit wird beider Ehehälften Untreue
stillschweigend ignoriert, bis sie sich endlich trennen, denn eine Erbschaft
erlaubt jetzt Hubert, nach seiner Laune im Hause seiner Ahnen zu leben.
— Auch die Gelehrten verschiedener Art rufen die Satire heraus, so bei
Gahisto in Cr du Silence (Valenciennes, Thi^ry) und in On en
meurt von Adrienne Champry (Paris, Plön). Es ist die komische Ge-
schichte eines Gelehrten, der vergisst, die Mutter seiner Tochter Ciarisse
zu heiraten, es auch nicht versteht, Ciarisse zu erziehen, und deshalb den
ebenfalls gelehrten, aber doch praktischer angelegten Didier M6riel zum
Vormunde bestimmt. Diese Gelehrtengeschichte entwickelt sich für beide
zum Nachteile. — Dass das vernünftige Raisonnement über die Liebe
auch den Gelehrten vor Leidenschaft nicht schützt, geht aus L'Escalade
von Maurice Donnay (siehe VI) hervor und wie der naive Gelehrte
zum Zyniker wird, ersehen wir in Orni^re von Antoine Reschal
(Paris, Michel). Das Zusammentreffen von Wissenschaftlichkeit und ver-
brecherischem Hange behandelt Paul Eudel in Truquage (Paris, Rou-
veyre), wo gelehrte Fälschung von Büchern, alten Manuskripten und
Autographen psychologisch erklärt werden sollen.
In vielen Büchern wird auf das Missverhältnis hingewiesen, das
zwischen der menschlichen Unzulänglichkeit des Hüters des Rechtes und
dessen Aufgabe besteht. Ein düsteres Beispiel des materiell schlechtge-
stellten Advokatenstandes entfaltet Maurice Lanbay in LesRobes
Noires (Paris, Ollendorff), eine Kritik der Geschworenen gerichtsbarkeit
II 30 Die französische Literatur 1904.
ipt Resultat d'un hüls clos von Paul Mathiex (Paris, Michel). Jean
IjOuIs Beaujard hat als Geschworener einen Angeklagten wegen Ver-
führung eines Mädchens schuldig gesprochen; kaum hat er den Gerichts-
saal verlassen, so kommt er seihst auf die abschüssige Bahn, von Stufe
zu Stufe, bis er zwölfjährige Mädchen verführt und daher desselben Ver-
brechens schuldig gesprochen wird. — Die Umständlichkeit des Strafver-
fahrens wird ironisch in der dreiaktigen Komödie L'Af faire Marcheton
von Eugene GnI^meneur (Nantes, Th6ätre Municipalj behandelt Ein
Individuum wird eines Frauenmordes angeklagt; Zeugen belasten den
Angeklagten, doch er leugnet; schliesslich verurteilt man ihn, weil er
beim Transporte der Leiche vergessen hat, die Wagenlaterne anzuzünden.
Einen Rechtsirrtum geisselt Lucien Besnard in L'Af faire Grisel
(Paris, Th6ätre du peuple), wo die Bewohner eines kleinen Städtchens
sich in zwei Parteien teilen, die eine für den armen Grisel, die andere
für einen reichen Philanthropen. Ein grauenvolles Bild entwirft Fer-
nand Sarnette in Histoire d'un for9at innocent (Paris, Librairie
illustr^). Charles Redon wird im Januar 1877 vom Gerichtshöfe in
Moulin-sur-Allier wegen Mordes zu lebenslänglicher Zwangsarbeit ver-
urteilt und nach dem ungesunden Guyane exportiert Seine Leiden
daselbst, die Rohheit der Aufseher, seine Rettung durch einen Chinesen,
sein Versteck in den Urwäldern, seine freundliche Aufnahme und milde
Pflege in Nakaracibo, seine Rückkehr mit seinem Vater von Paramaribo
nach Europa und seine endliche Begnadigung (1903) werden mit grellen
Farben geschildert und dadurch die Schuld des Rechtsirrtums noch erhöht.
Das Künstlerleben finden wir in L'Utile amievon Gustave HuE
(Paris, FonLemoing), wo die Heldin Jeanne ihrem Gemahle Paul Hardy zuerst
Gehilfin, dann gefährliche Konkurrentin ist, bis sie endlich zur Über-
zeugung kommt, dass die wahre Bestimmung der Frau am häuslichen
Herde als Frau und Mutter ist In dem vorliegenden utopistischen
Romane stellt sich die schöne, durch ihre Erziehung herbe Liane Diron
die sonderbare Aufgabe, mit Hintansetzung aller Rücksichten, mit Auf-
opferung ihrer Mädchenehre dem Maler Armand Bouchon zur Berühmtheit
zu. verhelfen, ihm eine „nützliche Freundin" zu sein. So gewinnt sie den
Gemäldehändler Morel, den Industriellen Babin-Latourette und Armand
wird ein berühmter Maler, mit dem Zeichen der Ehrenlegion an der
Brust. — In das Pariser Künstlermilieu versetzt der Roman Les fr^res
Jolidan von Michel Corday (Paris, Fasquelle). Der edle, ideale,
aufrichtig liebende Dichter Pierre Jolidan liebt die leichtfertige, schöne
Marthe, die den Schauspieler Victor Jolidan, einen Komödianten in jeder
Richtung, bewundert und allen Erfolg der Stücke Pierres nicht dem geist-
reichen Inhalte und der klassiscken Form zuschreibt, sondern dem künst-
lerischen Talente Victors; daher will sie nur seine Frau werden, trotz der
Bemühungen der verheirateten Schwester La Rochette, die zu Victor
Neigung hegt. Schliesslich schwindet auch die blinde Liebe Pierres und
findet bei der reizenden kleinen Liebhaberin Lizeray eine Ablenkung. —
Das Leben einer Künstlerin schildert Charles Henry Hirsch in La
Demoiselle de coni6die (Paris, Fasquelle); Szenen aus der Theaterwelt
und der politischen Streberei enthält das schon erwähnte (siehe I) drei-
aktige Stück Maroquin von Berr de Turique (Paris, Palais Royal),
M. Mayr. ü 31
das Komödiantenleben behandelt. Les Pantins von Grillet, das Leben
einer unglücklichen Zirkusreiterin der Vierakter Friquet von Willy,
nach einem Romane von Gyp (1901), das Leben einer Pariser l'änzerin
La möme Picrate (Paris, Michel) von Willy, die Journalisten L*Es-
brouffe von A. Hermant (Paris, Vaudeville) und die schmarotzenden
Schriftsteller geisselt Jeanne France in Les CEuvres des autres
(Paris, 6d. de France-Semeuse). Hier seien auch Gueule-Rouge von
Maurice Leblanc (Paris, OUendorfT) und La Fugitive von J. H.
RoBNY (Paris, Fontemoing) erwähnt, worin das Sportleben Behandlung
findet.
Das Soldatenleben findet kritische Beleuchtung in üne caserne
allemande von Arthur Novakowski (Paris, libr. ill), indem er an-
geblich Selbsterlebtes in einem preussischen Infanterieregimente erzählt,
wie auch P. Gavault und Louis Bourgain in Dame du 23 (Paris,
Nouvaut^s) nach dem Lehen zeichnen und Jean de la Hire (= Adolphe
d'Espie de LA Hire) in L'Enfer du Soldat (Paris, Informateur des
Gens de lettres et des Lettr^s — Berlin, Langen scheid t) gegen die haar-
sträubenden, unmenschlichen Zustände in den französischen Militärspitälern,
gegen die Übelstande des Sanitätswesens in der französischen Armee
Anklage erhebt. Der Autor will in diesem Document humain kein
Pamphlet, sondern nur Selbsterlebtes erzählen, keinen Angriff auf das
französische Heer bringen, sondern zu ernsten Reformen mahnen und
damit die Übelstände beheben. Vor allem geisselt er im Rahmen seiner
Erlebnisse die Rohheit und die tyrannische Strenge der Ärzte, die Bigotterie
der barmherzigen Schwestern und schildert die unsäglichen Leiden der
sterbenden Soldaten. Der Autor bittet den Kriegsminister, er möge sich
unangemeldet in ein Lazarett begeben und von der Wahrheit dieser Mit-
teilungen überzeugen. — Die schon oben erwähnte antimilitaristische
Richtung liess auch eine französische Nachahmung des bekannten Bilse-
schen Romanes erwarten; dies ist IJne petite garnison fran9ai8e,
roman de moeurs militaires, von Charly (Paris, Tallandier). Ein ver-
heirateter Oberst hält eine Maitresse, die ihn mit den Offizieren und Soldaten
des Regimentes schnöde hintergeht; ja sie arbeitet mit ihren Liebhabern
dienstliche Bestimmungen aus, die sie dem Oberst in die Feder diktiert.
Die Tochter eines braven, aber strengen Hauptmanns wird von einem
leichtfertigen Offizier verführt; dieser weigert sich, sie zu heiraten, denn
es winkt ihm eine reiche Frau. So führt der Autor solche Liebschaften,
Spiel, Schuldenmacherei und den Soldatendrill vor, der die Soldaten wohl
für die Parade, aber nicht für den Krieg schult. Auch ist es in der
französischen Annee Mode, antirepublikanisch gesinnt zu sein; die in den
Klosterschulen erzogenen Jünglinge geben das beste Material hiefür ab.
Die in Staatsanstalten erzogenen Offiziere arbeiten auch gegen die Regierung
und so treiben die Offiziere mehr Politik zum Schaden der Disziplin und
des Dienstes fürs Vaterland.
Hier sei auch Le Regiment d'Irma von Jean dk la Hirp:
(Paris, Ambert) genannt. Es ist der dritte Teil einer Serie über die
zeitgenössische Gesellschaft, wie sie sich im Geiste des Helden Jean de
Sainte Ciaire, den wir schon in Vice provincial und L'Enfer du Soldat
kennen gelernt haben, wiederspiegelt und in dessen Träumereien, Lieben,
II 32 I^ie französische Literatur 1904.
Hassen und Wünschen zum Ausdruck kommt. In dem vorliegenden
Werke lesen wir die Geschichte eines Mädchens: diese wird im Kloster
ensogen, liebt einen Leutnant und einen Soldaten und lässt jenen durch
diesen ermorden, worauf der Soldat erschossen wird. — Eine etwas
hysterische Psychologie wird dieser Neigung zum Militär in Minne von
Willy (Paris, Ollendorff) unterschoben. Minne ist „une Äme amoureuse
de la force et des myst^res, une nature visionnaire . . . Minne ressent
un amour peu a peu croissant pour un . . . panache". Von diesem
Manne möchte sie gerne geliebt werden, denn er ist für sie ein seltener
Typus vom Bravour und Anziehung geworden.
Les Sir^nes von Jean Reibach ist ebenfalls ein Liebesroman in
Militarkreisen. Marthe Verneuil ist nach dem Tode ihrer Eltern ganz
verlassen und muss sich den Lebensunterhalt als Lehrerin in einem
Mädchenpensionate erwerben. Bald scharen sich viele Bewerber um die
geistreiche Marthe, so dass sie durch das Gerede boshafter I^eute kom-
promittiert wird. Unter den Verehrern nimmt es der sympathische Albert
Lantenay ernst, aber seine Mutter hat für ihn eine reiche Braut in Aus-
sicht. Alles wendet sich von dem Mädchen ab, nur der Kapitän Martel
und der alte Kommandant Darley nehmen sich desselben als Freunde
seines verstorbenen Vaters an und der alte Herr ist entschlossen, es
zu heiraten. Da kommt aber der Verehrer Lantenay wieder, seine Liebe
ist nicht geschwunden und auch Marthe liebt ihn noch immer. Der
alte Darley weicht -der Jugend und Lantenay und Marthe werden ein
glücklich Paar; wie hätte auch diese, voll Jugend strotzend, an Seite des
dem Grabe zuwandernden Mannes volles Glück geniessen können! —
In Fantöme de Terre-Neuve entfaltet L^on Berthaut ein grauses
Bild der Leiden der armen Seeleute an der westfranzösischen Küste und
erinnert vielfach an Ix^tis Pßcheur d'Islande. Einen heiteren Marine-
wettkampf erzählt Pierre Giffard in Humanit6 (Paris, Tallandier);
auf der Wettfahrt von Shanghai nach London erreicht der kühnere und
geschicktere Kapitän zuletzt das Ziel, weil er unterwegs SchiflTbrüchige
rettet. Die Humanität der Leute entschädigt ihn dafür reichlich.
Die Friedensidee wird bei Gelegenheit einer Satirc auf die Schrecken
des Krieges in Le Uhlan von Charles Froment (Paris, Th^Ätre Pour
Tou«) und in dem sentimentalen Roman L' Esprit militaire von
Stephane Pol (Paris, Giard et Bri^re) gepredigt.
III. Paris, Provinz (Dezentralisation) und Ausland. Wie
schon in früheren Jahren gezeigt wurde, hat das Zuströmen der Be-
völkerung in die Grossstadt eine doppelte Wirkung, indem dies einerseits
der Literatur den Stempel derselben aufdrückt, anderseits wieder eine
Reaktion zur Folge hat. Jules Claretie veranschaulicht in La Vie
a Paris (Paris, Fasquelle) das moderne Paris des 20. Jahrhunderts Paul
Acker zeichnet in Petit es Confessions (Paris, Fontemoing) führende
Persönlichkeiten in Kunst und Literatur (Massenet, Hervieu u. a.); in Le
Salon de Mme Truphot von Fernand Kolney (Paris, Michel) ;«ehen
wir moderne Schriftsteller, Politiker, mit einem Worte ein buntes Zeitbild,
und Mme Gyp übergiesst in Les Po i res gesellschaftliche Kreise mit
ihrem Spotte*'). Die dreiaktige Komödie L'Esbrouffe von Ahel Her-
6) Von ihr erschien bei Flammarion der Roman Cloclo. — Vgl. die
M. Mayr. H 33
MANT (Paris, Vaudeville, Flanimarion) ist das klassische moderne Jour-
nalistenstück und bringt Erinnerungen an den vor etwa acht Jahren ver-
storbenen Lebemann Lebaudy, genannt Sucrier. Es sind die Abenteuer
des Journalisten Beigrand, der sich in Deutschland die Liebe der Frau
des Theaterdirektors Richter erwirbt und mit ihr nach Paris flieht Hier
setzt Beigrand sein Abenteuerleben fort, ein Leben voll Unordnung, Ge-
nuss und Arbeit — es wird dies mit staunenswerter Virtuosität ge-
schildert — braucht Geld und sucht den beschränkten Millionär Lam-
bercier für sich zu gewinnen und ihm Geld zu entlocken. Auch unterhält
er Beziehungen zu Lamberciers Geliebten, weshalb ihn die Frau verlassen
will; in ihrer Herzensgüte verschafft sie ihm aber, bevor sie ihn verlässt,
für geheime Briefe eine grosse Summe Geld von Seite des Deputierten
Lambercier, um ein grosses Blatt zu gründen.
In La Jungle de Paris (Paris, OUendorff) zeichnet Jean Rameau
Parisersitten; im Mittelpunkte steht neben Künstlern die brave zwanzig-
jährige Josette Carlus, von der Pariserwelt „La Reine du vermicelle" ge-
nannt, nicht etwa eine Arme, sondern eine von vielen herabgekommenen
Adeligen begehrte Millionärin; sie jedoch wusste ihr Hen und ihren
Reichtum für einen armen Künstler besser zu verwenden. Den Typus
der Parisergamine zeichnet L6o March^ in Cour de Cabotine (Paris,
Soc. paris. d'6d.); die Heldin Fanny M6guin betrügt ihren Geliebten
Georges Fabeyre bei jeder Gelegenheit, weiss ihn, den Schwachkopf, aber
immer zu beruhigen und flieht endlich aus Paris, denn „en amour, il n'y
a qu'une victoire, la fuite." — Das arme, von dem Pariser Bourgeois be-
trogene, fast rechtlose Parisermädchen tritt in dem Dreiakter Leur
Gourme von Maurice Landy (Paris, Th^atre Moliöre) auf. Madeleine
Ramon ist eines jener tausend Mädchen aus dem Arbeiterstande, die von
wohlhabenden, gewissenlosen Bourgeois verführt werden, denn diese müssen
sich ja austoben — jeter la gourme — . Als sie sich von Henri Lardens
Mutter fühlt, wird sie nicht bloss von ihm verlassen, sondern auch von
den Eltern als entehrt auf die Strasse gesetzt. Als sie sich bei der
Obrigkeit Recht und Brot zu erbetteln sucht, antwortet ihr der Kommissär
mit den zynischen Worten: Vous 6tes victime de cette vieille tradition
bourgeoise qui veut que les jeunes gens s'amusont et s'assagissent en
faisant la f^te . . . c'est aux femmes ä se tenir ä leurs gardes! Für
solche Mädchen gilt also kein sie schützendes Gesetz; es bleibt ihnen nur
der Selbstmord oder die Prostitution. — Für die Studenten des Quartier
latin, die ihre Zeit mit Nichtstun und Torheiten vergeuden, ist der Held
Joe in L'Usure von Hubert Fillay (B^ziers, Fahre) ein Typus sowie
Notre Jeunesse von A. Capus (siehe VH) und Beispiel für Pariser-
ehebruch sind der Roman Mon fils, sa femmc et mon amie von
Pierre Valdagne (Paris, Ollendorff*), wo Vater und Sohn um die erst
spröde, dann aber weitherzige Isabelle Costaly girren, Isabelle die Fniu
des Sohnes (Robert Comar) wird, der Vater sich mit einer anderen Maitres^se
begnügt und den Lächerlichen spielt; man vergleiche die humoristische
Ehebruchsgeschichte Le Relais galant von Henry Kistkmaeckers
literarische Revue (1903) La Vic de Paris vom Chronisten Jean Bernard (Paris,
Lemerre).
VoUmoUer, Rom. Jahreibericht VIIX. 3
II 34 I^ie französische Literatur 1904.
(Paris, Fasquelle). Recht drastisch und heiterironisch fasst EuoliNß
Morel in La parfaite maraichfere (Paris, Fasquelle) das Leben in
Paris auf. Er nennt in ernstkomischer Weise sein Werk „Roman trös
simple, orn^ de considerations po^tiques et utiles sur la culture et le
for9age de l^gumes dans la r^gion de Paris". Ferner besagt die Widmung
an seine Grossmutter und an die vergiftete Seine, dass diese Erzählung
der braven Fran9oise und all den armen Teufeln, die nicht das Land be-
wohnen können, zur Zerstreuung und Erbauung dienen möge.
Eine Abkehr vom bewegten Leben und Zukehr zur Natur, besonders
zur Tierwelt, ersieht man auch in Le double jardin von M. Maeter-
linck (Paris, Fasquelle). Viele werden mitten in den lärmenden Ver-
gnügungen der Hauptstadt auf die „vergiftete Seine" aufmerksam. Diese
Flucht in die Provinz in Politik und Literatur, um in weniger verderbter
Einsamkeit Ruhe und Heilung zu finden, wächst immer mehr an. In
Tages-, Wochen- und Monatsschriften gibt es die ständige Rubrik „D6cen-
tralisation"'); man vergleiche Revue for^zienne illuströe (1904)^),
Vox®), publication mensuelle, das epochemachende Werk La Race et
le Terroir von A. Grimaud; ferner die vielen Werke, welche durch Pflege
des lokalhistorischen Gebietes diese Richtung unterstützen und auf diese
Weise der Bevölkerung die Heimat wert zu machen suchen, so Nouvelle
histoire de Lyon von A. Steyert (Lyon, Cumin et Masson), La Vie
lyonnaise und he Lyon des nos p^res von E. Vingtrinier (ib.), Chansons
de l'ancienne France von W. Graham-Robertson, folätreries beaujolaises
von Carlochristi (Paris, Ollen dortf), La famille celtique von Arbois de
Jubainville, Origine des Ossalois von J, et P. Passy (Bouillon); daneben
viele Abhandlungen über die Bedeutung und Stellung des Patois (siehe
Vox I, la question des Patois von G. Normandy). Um diese Dezentrali-
sation zu fördern, wurde zu Beginn 1904 auf Veranlassung des Maurice
DE Faramond das „Th6ätre des Peuples" gegründet, d. h. eine
Wandertruppe solle mit auserlesenem Repertoire — des pi^ces 6crites par
des m6ridionaux sur les moeurs actuelles ou Thistoire du midi — in den
grösseren und kleineren Städten Südfrankreichs behufs „Dezentralisation
und Demokratisierung der dramatischen Kunst" alljährlich Vorstellungen
geben*®). Während von dieser Seite der Südländer als Vorkämpfer der
neuen dezentralisierenden Richtung erscheint, zieht ein Hauptbegründer
derselben, Maurice Barrys, in Les Lözardes sur la maison (Paris,
Sansot) gegen diese als gegen die eigentlichen Schädlinge der Nation zu
Felde **). In ihnen rege sich der böse Geist des „R^gionalisme", der
entgegen der modernen Auffassung des Individuums als eines historisch
und durch die Umgebung bedingten Wesens und der dieser Auffassung
entsprechenden Politik einen revoltierenden und zügellosen Geist zeigt.
In dieser Charakterveranlagung bei den Abgeordneten der sogenannten
„Dep^che" (Aquittiins et Narbonnais) sei der Ursprung der antiklerikalen
Kampagne, der Angriffe gegen die Armen, der antielsässischen Gesinnung
7) Vgl. die in den früheren Berichten angeführten Werke und Zeitschriften.
8) Saint-Etienne, J. Thomas et Cie. 9) Paris, 4 rue Rameaii. 10) Vgl. A^ma-
nach des Spectacles, aun^»e 1903, von Albert Soubis (Paris, Plön). 11) Über
Barrys und Romantik siehe Les Marges, gazette litt<$raire etc., publik par
E. Montfort, 1904.
M. Mayr. II 35
des Herrn Jaur^a zu suchen. Mit einem Scheine von Unparteilichkeit
wird der Charakter des Südländers gezeichnet — charmant, artiste, rapide —
derselbe sei für das öffentliche Wirken weniger tauglich als der männlich
besonnene, verständige Bewohner der Nord- und Westprovinzen. — In
dem Romane La Vertu du Sol von Marcel Mielvaque (Paris, Plön)
wird wieder gezeigt, dass das Individuum, vom heimatlichen Boden ent-
fernt, vollständig entgleise, alle seine physischen und moralischen Eigen-
schaften verkümmern und nur durch Verhinderung dessen der nahe soziale
Ruin aufgehalten werden möge.
Die Liebe zum heimatlichen Boden, zu dem die heimischen Götter
den Menschen unwiderstehlich zurückziehen, durchweht den Roman Les
Dieux fa miliers von Mme Jean Bertheroy (Paris, Fontemoing).
Der Autor versetzt den Leser nach Nimes und dessen Umgebung zwischen
Olivenbäume, wo Andrien mit seiner Schwester Flavie in Liebe und
Fireundschaft lebt und sie sich versprechen, nie den heimatlichen Boden,
die alten Hausgötter zu verlassen. Zu ihnen gesellt sich Lucette, die
reizende Tochter eines alten Gelehrten. Eines Tages erwacht zwischen
Andrien und Lucette die Liebe, doch jenen treibt Ehrgeiz nach Paris und
er triffl hier einen reichen Südamerikaner, dem er seine Schwester Flavie
vermählt. So scheint nun die schöne Heimat von Nimes ganz vergessen
zu werden. Flavie wird aber enttäuscht, eilt bei der Nachricht vom Tode
einer Tante in die Heimat und lebt dort wieder körperlich und seelisch
auf. Auch Andrien kommt dorthin, heiratet die blühende, schöne Lucette
und jetzt bleiben alle drei der Heimat treu. — Histoire d'une Soci6t6
(I®** livre) von Ren£ Behaine (Paris, Clerget, rue Secourbe 91) ist nach
dem Vorbilde Zolas der erste Teil einer Romanserie über das Leben
einer Familie in der Gesellschaft, wobei die Einwirkung der
einzelnen Mitglieder aufeinander psychologisch entwickelt wird. Im vor-
liegenden ersten Teile ist im Mittelpunkt Alfred Varambaud, der Enkel
des Landapothekers Chassaigne in Villemeurthe. Alfred wird sorgfältig
erzogen, besucht ein Lyceuni, studiert in Paris die Rechte, macht auch
während dieser Zeit die Liebesbekannt*<chaft einer Arbeiterin, und er-
reicht nach Vollendung seiner Studien die Stelle eines stellvertretenden
Richters beim Tribunale in Dampierre. Neben diesen Tatsachen erfahren
wir auch eingehende Details über das Leben in der Provinz, das zwar
nicht die Abwechselung einer Grossstadt bietet, aber dafür von deren
verderbtem Geiste frei ist.
Der Roman La vie d'un simple, M^moires d'un m^tayer, von
Emile Guillaumin (Paris, Stock) führt den Leser ins Landleben, wie
auch Le D61aiss6 von Mme Octave Feuillet (Paris, Levy). Die
ländlichen Sitten in der Umgebung von Fontainebleau schildert La
Mariette von Georges Denoinville (Paris, Dujarric) und Andri5
Theuriet entwirft in Chanteraine (Paris, Lemerre) ein idyllisches Bild
des kleinbürgerlichen Lebens in der Nähe von Paris, wo die Leute mit
tausend nichtssagenden Kleinigkeiten sich das Leben verbittern. Vor
allem andern ist der Richter Simon Fontonac unglücklich, denn er nuiss
sich von seiner untreuen Frau trennen, auf sein Amt verzichten und
zieht sich mit seinem nichtsnutzigen Sohne Landry und seiner hübschen
Tochter Clairette nach L'Hay zurück. Es schmerzt ihn wegen des
3*
II 36 Die französische Literatur 1904.
sohlechten Einflusses, dass seine Kinder ab und zu mit der Mutter — so
will das Gesetz — verkehren. Ausserdem lebt er mit einem habsüchtigen
Nachbar wegen eines angeblichen Schatzes in Unfrieden, wird verurteilt
und all dies bringt ihn ins Grab. Sein missratener Sohn verschuldet
das Gut; die tugendhafte Clairette bringt jedoch Rettung, indem sie den
edelgesinnten Sohn des rohen Nachbars heiratet. — Jules Mary frischt
in dem patriotischen Koman La fianc6e de Lorraine die Schmach
von 1870 wieder auf und die Worte des geheimnisvollen Ghambrillon
drucken die Idee des Werkes aus:
O France, relfeve ton front
Et lave le sang de ta face*^).
Lothringisch sind die Souvenirs des vertes saisons von Andr£
Theuriet (Paris, OllendorflT), worin der Autor bei den Jugenderinnerungen
an das Land seiner Mutter denkt und über den Sinn des Lebens sagt:
Elle (la vie) est m^lang^e de malheureuses et de heureuses conjonctuies,
et si nous savons agir et nous d^cider a propos, les secondes servent a
corrigcr les premi^res. — Auch La Cruche cass^e (siehe VI) von
Gabrielle R^val atmet den Geist dieses Landes, denn „les murs vivent
la vie loiraine". In Le Guide de TEmpereur (Paris, L6vy), der Gre-
schiehtc einer elsässischen Waise, erinnert der Autor Ren^ Bazin an
seinen früheren Roman Les Oberle (siehe Bericht 1901). Ein ebenfalls
in dieser Richtung bereits bekannter x\utor ist Maurice des Ombiaux ^*)
mit Conte de Sombre et Meuse (Edit. de TAss. des Ecriv. Beiges).
Andere Werke führen in die Normandie, so Les Hötes de TEstuaire
von Jean Reval, wo eine Reihe von Erzählungen Ereignisse an der
Mündung der Seine vor Augen führen, von den ältesten Zeiten bis zur
grossen Revolution; La Tragique aventure du mime von Properce
Albert Boissiäre (Paris, Fasquelle) geissolt oft in launiger Weise die
sozialen Zustände in der Gegend von Caux. Bretagne, H eures
v^cues (Paris, Fischbacher) und Dans Täme d'un Breton d^racin^
von Gharles Fuster lenken auf die dezentralisierende Bewegung in der
Bretagne hin, wobei dem Romanschriftsteller Jean Pl^meur eine grosse
Rolle zufällt. Die Eigen schaftc^n des bretonischen Volkes — Vaillance,
önergie sans faiblesse, sobri^t^ — treten in dem Seeromane Le Marquis
de Valcor und in der Fortsetzung Madame de Ferneuse (Paris,
Lemerre) von D. Lesneür hervor (siehe IV), während Th. Caradec, der durch
seine Werke Au fil de la Route Bretonne, En Norv^ge und De France
en Russie bekannt ist, in Autour des lies Breton nes (Paris, Lamm)
die sonderbarsten Liegenden aus den entlegensten Winkeln der bretonischen
Inseln und Inselchen hervorzieht. So eine Erzählung hat Pervenche
von Gyp (Paris, Juven) zum Hintergrunde. Die blauäugige Pervenche,
eine Art Aschenbrödel, wird von allen geliebt, muss aber in allem und
jedem ihren beiden heiteren, flirtenden Schwestern, Yvonne und Clairette,
nachstehen. Man denkt nur diese beiden leichtfertigen Schmetterlinge
an den Mann zu bringen, und als der Sekretär des Millionärs Lannillis aus
12) Der Autor teilt im L'Informateur des gens de lettres et des lettr^s
II 5 pclbst mit, wie eine Erzähhing ihn zum vorliegenden Romane veranlasst hat
13) Früher Milieu d'Art^ne, worin Ackerbau und heimatlicher Boden verherr-
licht werden.
M. Mayr. H 37
Amerika in das Städtchen kommt, um für seinen Herrn eine Braut zu
suchen, denkt kein Mensch an die bescheidene Pervenchc, ja die Gross-
mutter sieht schon entweder Yvonne oder Clairette als prunkende Madame
Lannillis; aber im Geheimen haben die Reize der bescheidenen Pervenche
den fremden Herrn schon gefesselt. Dieser entpuppt sich als der ange-
kündigte Millionär und wirbt zur allgemeinen Überraschung um Per-
venche; diese zieht als Herrin in das Schloss ein und wird ihren bösen
Schwestern eine Wohltäterin. — Dem Bretonen ist sein Land das Ideal;
wer jedoch dort fremd ist, der verwelkt dort, wie die Heldin in La Ci t6
de Mort von Charles Geniaux (Paris, Fasquelle), die sich wie in
einer Totenstadt fühlt. — Im Süden Frankreichs, bei den starken impul-
siven Natumen der Gascogne und der Landes weilt Emmanuel Del-
BOUSQUET^*) im Roman L'Ecarteur (Paris, OUendorff) und sucht die
reine Menschenrasse dieser Gegend in voller Urwüchsigkeit im Bilde des
Helden Simonnet zu zeichnen: large d'6paule et mince de taille, souple
et hardi, les pieds joints sur son beret bleu — und daneben Ponyab^re:
Fendurance, le courage indomptable et la puissance tranquille, süre d'elle-
mdiiie. — Ebensolche Charaktere finden sich in L'Amour s^me, la
mort fauche von Teneo et Chapiseau (Paris, Dujarric), einer Samm-
lung naturalistischer Erzählungen aus den Landes, darunter die anziehendste
von der armen und schönen Austernfischerin Francillotte. Ihre Mutter
stirbt, der Vater wird krank und so wird in ihr jetzt umsomehr eine
starke Sehnsucht nach einer Art Liebe wach, die anders ist als die rohe
Art der Fischer. Da wird sie durch die Liebesbeteuerungen eines „Herrn"
verführt, der sie, zur Mutter geworden, verlädst. Sie gerät immer in
grösseres Elend und daher wird auch ihre Rachsucht immer heftiger, bis
sie in den Forsten des Verführers einen Waldbrand stiftet und sich an
einer Tanne erhängt — les branches cravachent la figure violette de la
suicidöe, en face de Tinfernale trag^die du feu. — Verschiedene Volks-
typen aus dem Süden enthalten Propos d'Änies simples von Jean
Lorrain (Paris, OUendorff) und Les Routes d'Arles von Andr^^
GoDARi) (Paris, Perrin). Dass auch die Liebe hier heftigere Formen
annimmt, sehen wir in Les Amants de Trigance von Jules Maz^:
(Paris, Tallandier) und in Fine von Georges Beaume (Paris, Nilsson),
der uns unter die Bauern Südfrankreichs in der Nähe des reichen Schloss-
herrn Maurice de Valdeize versetzt. In der Umgebung lebt die Gänsc-
hirtin Fine, arm, aber für ihre sechzehn Jahre überreif und leidenschaftlich ;
sie liebt den benachbarten Adrien mehr wegen seines kleinen Vermögens
als aus aufrichtiger Neigung; aber auch der junge, hübsche und reiche
Schlossherr hat sie bemerkt und er will und muss sie haben, ihre Poltern
müssen sie ihm verkaufen. Trotz einigen Zauderns ergibt sie sich bahi
und zieht ins Schloss als Maitresse des Herrn ein. — Von den vielen
Liebesromanen aus dem Süden sei noch Los Tendres M6nages von
P. J. ToiTLET (Paris, Mercure de France) erwähnt. Die Provinzdame
Sylvijre Noel de Ribes heimlet den Baron de Mariolles, der auf der
Hochzeitsreise die früher verehrte San Buscar wiedertrifft und in heiteren
Tagen in Paris seine Frau hintergeht. Es erfolgt Verzeihung sowie
14) Von ihm Les Mazarcilh (1003), Erzählung aus den Landes.
II 38 Die fraDzösische Literatur 1904.
Rückkehr in die weniger verderbte pyrenäische Einsamkeit, um da das
eheliche Glück zu finden. — Ins Land der Basken, wo die Männer über
weite Meere fahren und die Zurückgebliebenen ihrem Lieben und Hassen
nachgehen, führt uns Jean Rameau in Zarette (Paris, OUendorff). In
dieser Liebe.sidylle sieht der Autor das Leben mit optimistischen Blicken.
Zarette ist das Kind verbotener Liebe während der Abwesenheit des
Mannes in Amerika. Sie wächst als Nichte an der Seite der Mutter
auf, als die Tochter einer Kusine der Mme d'Haspara. Roland, der
Sohn dieser, fasst zu Zarette Zuneigung, und als beide von ihrer angeb-
lichen Verwandtschaft hören, sind sie unglücklich, da ihnen das Gesetz
die Ehe verbietet. Jetzt hilft eine List: Zarette wird als Kind einer
Klosterfrau erklärt und so können beide ein Paar werden. — Die
Romantik nimmt es auch mit den politischen Grenzen nicht so ge-
nau, wie in Une Idylle en Foröt Noire von Comte A. de Saint-
AiTLAiRE (PariH, Perrin); der Leser wird wiederum wie in La Vierge de
Nuremberg (1903) nach Deutschland geführt und ihm anmutige, feen-
hafte Bilder des Landes im Rahmen einer poesievollen, rührenden Ge-
schichte entworfen. — Vor allem interessiert aber Russland, der noch immer
zärtlich geliebte Bundesgenosse: man lese über die dortigen Verhältnisse
Ro übles et Roublard, voyages aux pays russes, von Pierre Giffard
(Paris, 8k)ck), die Myst^res de Saint-P^tersbourg von Pierre
Decourceli.e et Stanihla Rzewusky, worin Szenen am Nevastrande
gegeben wenden, so das Tableau „eine Winternacht" oder Bilder aus den
niederen Volksschichten in Le Cabaret de la framboise; femer Seize
ans cn Sib^rie von Charles Raymond (Paris, Librairie Universelle)
und das schon erwähnte Stück Oiseaux de Passage von M. Donnay
und L. Des('ave8, worin die jüngste Phase in der Geschichte des russischen
Bundesgenossen verzeichnet wird. — Die spanische Ritterlichkeit lässt
Gaston Routier in Le Roman d'Espagne h^roique (siehe IV.)
wieder aufleben und auch Achille Ehsebac führt in Les Griffes
(Paris, Ambert) über die Pyrenäen. — Viele der schon erwähnten Werke
lenken nach Italien, dem Lande der Sehnsucht, und Edouard Schur£
lässt den grossen Künstler in dem fün faktigen Drama Leonard de
Vinci ^^) (Paris, Perrin) ideale Gedanken ül)er Kunst und Wissenschaft
entwickeln. — Die Kolonien bieten den Franzosen unerschöpfliche An-
regung. Pepete Le Bien-Aime von Louis Bertrand (Paris, OUen-
dorff), gleichsam eine Fortsetzung und Ergänzung ihr früheren Romane
des Autors (Sang des Races, Cina; siehe JB. 1899 — 1901), ist in dem-
selben eigenartigen Geiste gehalten, welcher der ethnologischen Charakteristik
in vollkommenster Weise Rechnung trägt. Der Schauplatz ist derselbe
und man findet hier wieder das L(»ben des Völkergemisches in Algerien:
II y avait h\ des homnies de toutes nations. Vom Helden heisst es:
Jouissant dölicieusement de sa paresse, avec le fatalisme de sa race qui,
sans jamais semouvoir, accepte le destin tel qu'il se prösente et aussi
avec cette sensualite artiste de Touvrier m6ridional (jui, de temps en
tenips, aime ä respirer l'air de la vie libre et joyeuse et pour qui ce
15) Dies ist die Fortsetzung des Th^nitre de l'Ame (L^Enfant de Lucifer,
SüDur gardien ne etc.).
M. Mayr. II 39
travail n'est qii'iin jeu oü se d^pense le trop plein de sa force. — In
La Sarabande von Mariüs Ary Leblond (Paris, Fasquelle) geben
sich Neger, Kreolen und Weisse um die Wette der Freude des Lebens
hin, in der brüderlichen Illusion für das ferne Frankreich schwelgend.
Die Negerfrage im amerikanischen Sinne wird in dem fünfaktigen
Drama Libert^ von Massillon Coicou (Paris, Theätre d'Art) aufge-
worfen; der Zuschauer tut einen Blick in die Freiheitskämpfe zwischen
Schwarzen und Weissen auf S. Domingo. Kommissäre verkünden Frei-
heit und Gleichheit aller, welcher Farbe sie immer seien. Daraus ent-
stehen Freiheitsreden, blutige Szenen, bis endlich eine freiheitliche Apo-
theose das Stück schliesst. — Cölina Land rot von Jacques und
Marie Nerval (Paris, Mercure de France) versetzt den Leser nacb
Kaledonien, wo um die Liebesabenteuer der Celina, der schönen und
leidenschaftlichen Tochter eines befreiten Verbrechers, das Leben auf
fremden Boden veranschaulicht wird. — In Les basques blancs ent-
wickelt L. G. HoLL (Paris, Ambert) ein Bild der Insel Madagascar zur
Zeit der Kolonisation der Insel unter General Galli^ni. Der Autor sagt
selbst, er wolle die volle Wahrheit über die Kolonisationssoldaten, ge-
nannt basques blancs oder Marsouins, mitteilen, überzeugt, dass bei der
Wahrheit bleiben, nützlich sein bedeute. — Über den Orient bringen
neue Beiträge die Haremsgeschichte Le Harem de Syta von Jeane
DE LA Vaud^re (Paris, M^ricant), Passage de B^douins, Conqu^te
de Jerusalem von Mme Myriam Harry, Au Pays du Mystere
von Pierre Mael (Paris, OUendorff), wo anknüpfend an die englische
Expedition nach Thibet der Autor sagt: c/est donc une occasion Offerte
aux curieux, ä tous ceux que passioiine la recherche de locculte et du
surnormal, de se faire une id6e de ce quo peut r6v61er le Thibet inconnu.
— Reizende Erzählungen voll Aktualität aus dem japanischen Leben
enthält Aquarelles Japonaises von Jean de la Jaline (Paris,
Lemerre), wozu die Geschichte eines japanischen Staatsmannes Okoubo
von Courant (Paris, Lemerre), Le Japon d'aujourd'hui (Paris, Colin),
Japon von F. R%amey (Paris, Paclot) und Le Japön politique, 6conomique
et social von Henry Dumolard (Paris, Colin) als neueste Japanliteratur
kommen. — In romantischer Art wird in La Gescha Amoureusc von
Mme Jane de la Vaudij^re (Paris, Flammarion) Japan vorgeführt: die
schöne Mousm6 Lotusai' möchte gerne Gescha werden und gleich ihrer
Schwester Azimama in das Haus der Liebe — Lunes d'opale — ziehen;
doch die Eltern verurteilen sie, den reichen Matazu zu heiraten. Bei
einer Vorstellung des Stückes „La Gescha Amoureuse" lernt sie jedoch
den jungen Franzosen Georges Duval kennen, der sich nach Japan be-
geben hat, um die berühmte Schauspielerin Sada-Koko zu einer Tournee
nach Europa zu bewegen. Lotusai sendet mit Hülfe ihrer Schwester
Azimama, die durch ihren Verkehr mit Seeleuten etwas französisch kann,
dem Geliebten Briefe, studiert die Rolle der Sada-Koko und folgt ihm
statt dieser nach Europa. Sie wird von Azimama begleit^jt und der
Europäer geniesst auf dem Schiffe die Liebe beider Schwestern, die er
wegen ihrer Ähnlichkeit verwechselt. Lotusai feiert in Paris grosse Er-
folge, Azimama grollt der Schwester, weil sie ihr Duval entrissen hat.
Bei einer Vorstellung der „Gescha Amoureuse" wird zum Schlüsse Lotusai
II 40 Die französische Literatur 1904.
von dem ihr nachfolgenden Matazu ermordet. — Pierre Giffard macht
in Les Soir^es de Moukden (Paris, Juven), einer Reihe von Er-
zählungen, mit dem geheimnisvollen, originellen Leben in der Mandschurei
bekannt. — Der ostasiatische Krieg hat die Furcht vor der gelben Rasse
auftauchen lassen und so behandelt der Belgier Ivan Gilkin in Jonas
(Bruxelles, Lamertin) den Kampf der gelben Rasse gegen die weisse, des-
gleichen auch Fi^:Lix BltuY^RE und L. Gastine in L'Asie en feu, roman
d'invasion (Paris, Delagrave). — Den schon Jahrhunderte währenden
Gegensatz zwischen der französischen und der englischen Bevölkerung
hat sich Jean Madeline in Le Detroit (Paris, L4vy) zum Vorwurf
genommen. Er versucht den Pariser Blutmann Valory als einen Typus
Hier romanischen Rasse der Engländerin Miss Ellen Green entgegenzu-
stellen und in beider Liebesgeschichte, die wegen der Rassenunterschiede
zu keinem Erfolge führt, die Merkmale dieser Rassen konsequent zu ent-
wickeln. — In Le Gant (Paris, Flammarion) führt uns Mme Claude
LemaItre das freie Liebesleben, den Flirt und ähnliche Familienzustände
in England vor, vor allem aber die strengen Prinzipien und das äussere,
würdevolle Benehmen, welches die Engländer mit „Cant" bezeichnen,
hinter dem aber nach dem Romane nur Heuchelei und vollkommener
Mangel an aufrichtiger Würde stecken. Der reiche Industrielle Alfred
Th^rie lebt mit seiner jungen, reizenden Frau Ciaire glücklich, bis der
Verführer in der Person des blonden, reichen Associe erscheint. Der
Gatte schickt seine Frau nach London, wo sie in einer bekannten Familie
Wunder über die französische Sitten verderbtheit hört; dennoch unterhält
aber die Pastorstochter Cissie mit jungen und älteren, reifen Männern
Liebeständeleien und entflieht eines Tages mit dem reichen amerikanischen
Industriellen Cashwood. Nach manchen Liebesabenteuern kommt Mme
Th6rie noch rechtzeitig, moralisch gesund, nach Frankreich zurück und
lebt dort glücklich mit ihrem Manne. Ähnlich ergeht es der Heldin in
Isolde von Brada (Paris, Plön), der Geschichte der Waise Sylvaine,
welche nach dem Tode ihrer Grossmutter ganz allein, ohne Heim, isoliert
in der Welt dasteht. Bei dem Onkel Gordon ne, dessen Sohn Alb^ric
ihr Jugendfreund war, hätte sie Zuflucht finden können, wenn er nicht
eine eifersüchtige Frau genommen hätte. So zieht sie nach England zum
reichen Bruder der Grossmutter, den sie einmal beerben soll. Nach
einigem Verweilen in diesem amüsant-streng-abgeniessenen englischen Milieu
kehrt sie nach Frankreich zurück, verzichtet auf die reiche Erbschaft und
heiratet den Kousin Alb^ric und beide leben glücklich auf heimischem
Boden.
IV. Romantische Stoffe. Die heutige Welt, weit davon ent-
fernt, grau und monoton zu sein, zeigt eine Fülle buntesten Wechsels.
Der grosse Kontrast zwischen arm und reich, gesittet und roh, die weiten
vom Menschen durcheilten Gefilde und Ozeane, das gewissenhafte Streben
nach Wahrheit, der im politischen Leben durchbrechende Wille, der Ge-
sellschaft und der Welt eine vernünftige Gestaltung zu verleihen, und
die Besorgnis, diesem stünnischen Drange gegenüber die bestehenden,
geliebten Güter zu bewahren, alles dies ist, wie es die zeitgenössische
Literatur beweist^ mit ihren zahlreichen Brechungen und Widerständen
hinreichend, um die Literatur einer Nation nahezu auszufüllen. Die seit
M. Mayr. H 41
Balzac beginnende, die Romantik der Gegenwart ausbeutende Richtung,
viel zu eng mit dieser verbunden, als dass sie einen lehrhaften Zug ent-
behren könnte, ist noch heute die Herrschende. Wenn sich zum Staunen
der Welt selbst die überraschenden Fälle ereignen, dass Prinzen der
Gänsemädchen wegen auf Krone und Szepter verzichten, so ist dies für
die Romanschriftsteller eine nicht zu versäumende Gelegenheit, darüber
einen Traum zu spinnen.
Fleur d'Ombre von Charles Foley*''') (Paris, Fout-emoing) hat
jüngste Ereignisse an europäischen Höfen zum Hintergrunde. Die Fleur
d'Ombre ist die reizende Violette, genannt Ix>lotte, welche ein Prinz in
Paris trifft und sie, ohne seinen Stand und sein Kommen zu nennen,
liebt und heiratet. Aber da gemahnt den Prinzen der Tod seines Bruders
an andere Pflicht: die Liebe zu Lolotte muss der sozialen Pflicht weichen;
der Prinz ist auf den Thron berufen und er verlässt die freudig trauernde
Lolotte, die glücklich ist^ ihren Monseigneur von Zeit zu Zeit zu sehen:
Lorsque Monseigneur arrivera en notre petit hötel de Neuilly, ce sera
un jour de soleil. Or, un petit coup de soleil, seulement de temps
en temps, c'est peut-^tre süffisant . . . Von Mord und Tod im
modernen Bankhause, von geheimnisvollem Dolch im meerumbrandeten
Schlosse erzählt Crime d'Aix, pi^e en cinq actes et huit tableaux,
par Albert Püjot (Paris, Ambigu). Der alte G^rard zieht sich nach
dreissig Jahren treuer Dienste der Bank Leroy in die Ruhe zurück
und betrachtet seine zwei Neffen Lucien und Raymond, ebenfalls Beamte
derselben Bank, wie seine eigenen Kinder. Nur die Neigung Luciens zu
Rose Pompon trübt das Verhältnis, doch geht ihre Neigung nicht so
tief und deshalb ist sie bereit, gegen eine Abfertigung von 30000 Franken
von ihm zu lassen. Lucien lässt sich zur Ausstellung eines Wechsels
verleiten, vergreift sich am Gelde der Bank und die leichtfertige
Rose zieht mit der Demi-Mondaine Tub^reuse und zwei Schurken von
dannen. Diese zwei, lüstern nach dem Gelde, erdrosseln Rose und die
Umstände sprechen dafür, Lucien sei der Täter; doch die Untersuchung
belastet ihn nicht, aber sein Onkel G^rard verlangt Sühne für Luciens
Fehltritte, er soll als Soldat in der fremden Legion seine Ehre im Kampfe
gegen die Araber wieder reinigen. — La Maison desDames Renoir
von Jacques des Gachons (Paris, Fontemoing) ist die traurige Ge-
schichte des Hauses Renoir. Die schöne Mme Renoir leiht den Liebes-
werbungen Charles Tissiers ein Ohr und ist auch denen des Kapitäns Frilot
nicht abhold. Zwischen beiden Verehrern kommt es zum Duelle, in
welchem Tessier verwundet wird und sich darauf nach Paris zurückzieht.
Der etwas hypochondrisch angelegte Mr Renoir macht zwar seiner Frau
keine Vorwürfe, erhenkt sich aber am nächsten Bjiume. Seine Mutter
wird darob irrsinnig und Frau Renoir peinigen Gewissensbi.-se. Ihre
Tochter Lucienne blüht indes zur Jungfrau heran und fasst zu dem
jungen Doktor Tissier, der sich gegen den Willen des Vaters und trotz
des Geredes der Leute in Issondun niederlässt:, und nach vielen Hinder-
nissen treten beide vor den Altar. Man vergleiche den romantischen
16) Von ihm eine illustrierte Ausgabe von Novellen „Vend^e** (Tours,
Marne). *r
II 42 1^16 französische Literatur 1904.
Liebesroman P^r^grine et P^r^grin von P^ladan (Paris, Mercure de
France). — Auf ein romantisches Ritterschloss führt den Leser auch
La fianc^e veuve von Fernand Lafargue (Paris, Tallandier). Ger-
maine Privat erwartet als Braut ihren Geliebten Maxime de Luz, doch
man bringt ihr dessen Leiche. Der alte Vater Privat arbeitet auf seinem
Gute am Fusse des verschuldeten Schlosses derer von Luz, bearbeitet die
Erde, die Ernährerin aller — la m^re universelle aux puissantes mamelles,
la terre, nourriciere des hommes! Nicht biossauf die fruchtbaren Felder,
sondern auch auf die schöne, gesunde Germaine hat der Schlossherr
Georges de Luz ein Auge geworfen und nach manchem Zaudern in Er-
innerung an Maxime wird Germaine Comtesse de Luz. — An Räuber-
und Ritterromane erinnert Le R^voltö, piece en un acte et en vers,
von Antoine Yv an (Paris, Lemerre) ; es ist die Liebe eines Mädchens zum
stolzen Banditen, den Vincent de Paul aus der Gewalt der Bogenschützen
rettet: so sehr das Mädchen das sündige Treiben des Geliebten verab-
scheut, so kann sie doch seiner Liebe nicht entsagen, denn:
Mais, quand il entre avec son air de majest6,
II est mon roi, dans sa jeunesse et sa beaut6,
Avec ses yeux, son fier sourire, sa parole
Vibrante et douce. Un seul baiser et tout s'envole,
Tous les chagrins, tous les remords sont oubli^s.
Auf italienische Intrigue, die nicht vor Mord zurückscbeut, ist der Roman
Luciole von J.-H. Rosny (Paris, Ollendorff') aufgebaut. Die wilde
Heldin fasst leidenschaftliche Zuneigung zu dem preussischen Maler Jean
Savigny, lässt in ihrer Leidenschaft Gatten und Onkel ermorden und
heiratet Jean. Diesen quält eine geheimnisvolle Ahnung von Mitschuld
und er findet erst einige Beruhigung, als er einem Kinde das Leben ge-
rettet hat^''). — ün petit coin du monde von Jules Perrin (Paris,
Fasquelle) gehört auch hierher. Mathieu Roussel hört von den Gold-
gruben in Alaska und entwendet dem Baron G6rusal dreissigtausend
Franken, um im neuen Eldorada seinen Töchtern ein Vermögen zu er-
werben; er wird aber des Diebstahls angeklagt und zu zwei Jahren
Gefängnis verurteilt. Nach Verbüssung der Strafe geht er nach Alaska
und erwirbt sich in fünfzehn Jahren die dem Baron geraubte Summe,
die er zurückstellt, und auch sonst noch eine bedeutende Summe: Er
gilt als Millionär. Seine zwei Töchter sind indes von Verwandten er-
zogen w^orden und Aline, ein gutes, bescheidenes Mädchen, heiratet den
armen, fleissigen Jacques und lebt mit ihm glücklich; Denise dagegen,
schön, feurig und ehrgeizig, wird die Gesellschafterin einer reichen Dame,
lässt sich von Herren der verschiedensten Gattung den Hof machen,
entführen, und als die Nachricht vom Reichtume des Vaters eintrifft,
bietet ihr der Vicomte des EcheroUes die Hand an. Dieser Traum
schwindet aber sofort, als man erfährt, es sei keine Million, sondern nur
70000 Franken; der Vicomte verschwindet und Denise geht eine ihrer
Stellung und ihrem Vermögen entsprechende Ehe ein. — Einen Aben-
teuerroman aus der Bretagne haben wir in Le Masque d'Amour, Le
Marquis de Valcor; Madame de Ferneuse, 2 vol. von Mme. Daniel
17) Von denaelbeÄ Autoren La belle Tessinoise (Paris, La Revue).
M. Mayr. II 43
Lesneur (Pari@, Lemerre). Renaud de Valcor aus altadeligem bretonischem
Geschlechte und Bertrand aus der Fischerfamilie Gael ähneln sich beide
sehr und wandern nach Amerika. Renaud hat mit der Grafin Gaetane
de Ferneuse ein illegitimes Kind Herv^ das den Namen der von Fer-
neuse trägt. Nach Jahren kommt der totgeglaubte Benaud mit einer
Tochter Micheline zurück und zu dieser fasst bald Herv6 Zuneigung; der
Heirat steht jedoch entgegen, dass sie Geschwister sind. Benaud aber
bestreitet dies, zeigt der Gräfin gegenüber auffallende Kühle und weiss
nichts von dem Ringe, den die Grafin seinerzeit ihrem Geliebten mitge-
geben hat Jetzt wird Herv6 von der Mutter ausgesendet, um nach dem
Vater zu forschen, und findet in Amerika die Leiche des richtigen Benaud
mit dem Binge am Finger. Die Mutter des angeblich in der Fremde
verstorbenen Bertrand erkennt im falschen Benaud ihren Sohn, Micheline
zeigt auch auffallende Ähnlichkeit mit Bertrands in der Heimat gelassener
Tochter Bertrande. Die Mutter sagt aber hievon nichts, da Bertrand
trotzdem ein wirklicher Valcor ist, und sie verheimlicht aus Stolz und
Scham diese Tatsache, die alle Verwechselungen und Ähnlichkeiten erklärt.
Der wirkliche Bertrand und der falsche Benaud stürzen sich zum Schlüsse
von einem Felsen ins Meer. — Wie hier so findet sich auch ein Bild
des Adels in dem Boman romanesque Les Bergeries von Claude
Anel (Paris, L^vy), wo die reizende Jacqueline in die Hände des rohen
Charles Morel und damit in eine Sphäre von eigennützigen Menschen
auf dem Schlosse Bergeries fällt. — Der nachgelassene Boman Beth-
sab^e von Fernand Lafakgue^^) (Paris, Flammarion) führt uns ein
Monstrum in einer Familie aus den oft lebhaft gezeichneten Landes vor,
das alles beseitigen will, um selbst alleiniger Erbe zu werden. David
d'Anglemar hat neben den physisch schönen Sohne Michel den hässlich
entstellten, bösen Bomuald. Auf dem Schlosse herrscht ständig Gesell-
schaft und die Üppigkeit verderbt die Umgebung. So verführt David
die sittsame Bürgersfrau Elisabeth Stains — eine moderne Bethsab^ —
während der Abwesenheit des Gatten, der aus Gram in den Tod geht.
Das Kind dieser Beziehung setzt der heimtückische Bomuald dem Sonnen-
brande aus, so dass es stirbt. Auch seinen Bruder Michel weiss er
meuchlings beseitigen zu lassen; doch der Bösewicht soll nicht triumphieren,
er soll nicht der Erbe werden, denn aus dem Bunde zwischen David
und Bethsab^e Stains ersteht ein neuer Sprosse.
La Collectionneuse, Boman von J.-H. Bossny (Dluslration
fran9.), verwebt den Charakter einer Kunstliebhaberin mit einer Erb-
schaftsangelegenheit. Elisabeth Ferronnaye ist eine reiche Kunstsammlerin
und will diese Kunstwerke sowie ihr Vermögen an einen Würdigen ver-
erben; deshalb schliesat sie ihren Neffen, der durch geschäftliche Speku-
lationen alles verliert, von der Erbschaft aus und bestimmt für ihn nur
eine jährliche Pension. Dessen Tochter Jacqueline soll üniversalerbin
werden, wenn sie den fieissigen, begabten, sympathischen Graveur Laty
heiratet, sonst soll Laty selbst erben, denn er ist ja der einzige, der
die Kunstschätze zu würdigen weiss. Autoine Ferronnaye ahnt aber die
Absicht seiner Tante Elisabeth und deshalb sucht er mit betrügerischer
18) Vgl. die Biographie Lafargiies (f 1908) von Comte La Larmandie.
II 44 Die französische Literatur 1904.
Hilfe Latys das ursprüngliche Testament zu vernichten und benützt die
verschiedenen Schlaganfälle der Tante, um sie in ein Irrenhaus zu stecken.
Durch dieses Vorgehen noch mehr erbittert^ händigt sie Laty ein neues
Testament ein, das die obige Bestimmung enthält, der sich auch schliesslich
alle fügen und so werden Jacqueline und Laty ein Paar. — Das Dämo-
nische einer modernen Erscheinung behandelt Rachilde(=Mme VaijLiETTe)
in Le Dessous (Paris, Mercure de France). Die schöne, kluge
Marguerite Davenel trifft im Hause ihres Vaters den anarchistischen
Vagabunden Fulbert, der sie trotz seines rohen Sarkasmus interessiert
und ihr schliesslich gefällt, ja der Autor meint: Elle s'enfuit heureuse
des injures, comme si eile avait recueilli dans ce repaire une ample Pro-
vision de caresses. Es stellt sich bald gegenseitige Zuneigung ein, aber
der wilde Geselle eilt von dannen, nimmt für kurze Zeit seine Vaga-
bundage wieder auf, bis er ganz unerwartet die von ihm verlassene und
an ihrem Leben bedrohte Geliebte Flora findet. Diese erträgt wiederum
seine Wildheit, sein Elend und seine ungerechte Eifersucht und lebt bei
ihm für die Welt als eine Schwester. Auch Marguerite kommt dorthin,
und den Todeskeim in der Brust, bittet Flora diese, dass sie Fulbert als
Schwester lieben möge, und geht dem Tode entgegen. Des andern Tages
frdlt Fulbert als Opfer von Margaretens Rache durch einen Schuss zu
Boden.
Die Romantik eignet sich auch die modernen Mittel der Hypnose
und des Spiritismus an wie im dreiaktigen Stück Le Message von
Edmoni) Fley (Paris, Nouveau Th^iltre). Madeleine Braux ist Mutter
eines Knaben, hasst aber dessen Vater, ihren Gatten, und als das Kind
eines natürlichen Todes stirbt, gelingt os ihr, durch ein geschicktes
Medium sich selbst zu suggerieren, dass der Vater der Mörder sei, ja
das Kind selbst erscheint und bestätigt dies. Die exaltierte Frau bringt
auch ihren Mann dazu, dies einzugestehen, nachdem sie ihm lügnerischer
Weise gesagt, der Knabe sei eines anderen Mannes Kind. Die krank-
haft erregte Frau zückt sogar das Messer gegen ihren Mann und verliert
somit dun Frieden des Herzens und des Geistes.
Eine ganze Sanindung von Spiritisten und Zauberern bietet Jean
Ramkai: in dem romantischen Romane Chevaliers de Tau-dela (Paris,
Ollendorfi*). Mme Toussaint hat ihr Kind verloren und gibt sich in
ihrer Trauer um dasselbe allem möglichen Aberglauben — den Chevaliers
d'au-dela — und vor allem dem russischen Betrüger Klaroff hin, der sie
überzeugt, dass Lilettc wirklich vom Tode erstanden sei. — Mit dem
Gruseln der ländlichen abergläubischen Vorstellungen schmückt Hugues
Lepaire in Le Courandier (Paris, Combert) seine Erzählungen aus
und den Hexenglauben in den savoy sehen Bergen belebt Henri Bor-
deaux in Le Lac noir (Paris, Fontemoing). Eine Frau in gesegneten
Umständen wird ermordet und dem ungeborenen Kinde das Herz heraus-
geschnitten. Advokaten und Richter halten nach allen Anzeichen einen
Nachbar für den Täter; nur ein Richter wird schwankend und leitet den
Verdacht auf einen in der ganzen Gegend bekannten Hexenmeister. Es
herrscht der Aberglaube, dass er sich durch Verschlingen des Herzens
von einem neugeborenen Kinde unsichtbar machen könne. Vgl. L'Ensor-
cel6o von Barbey d'Aurevilly. Hier seien noch erwähnt: Der legendäre Aben-
M. Mayr. II 45
teuerroman Les Atlantes von Ch. Lomon und B. Gheusi (Paris,
Nouvelle Revue), wo Mystik, Legende, Realität und Wissenschaft mitein-
ander abwechseln; Maitre du Monde von Jules Verne (Paris, Hetzel)
ist der geniale Erfinder einer Wundermaschine ; ein Wagen mit Rädern,
ein Luftballon, ein Schiff, alles nach Belieben ; in Les Derniers Inva-
lides (Paris, Delagrave) lässt der Autor Guy Peron die Invaliden
deren Erlebnisse in Afrika, im Krimkriege etc. erzählen und in
Le Tresor des Panthierry von Mme Stanislas Meunier (Paris,
Lemerre) hat der Gelehrte Held die Idee, den Schatz zu beheben, den
sein Vater während der Revolution im Schlosse verborgen hat. Da wohnt
sein verwitweter Bruder mit der schönen Tochter Etien nette. Er
schleicht ins Schloss, um den Schatz zu suchen, verliebt sich aber in
Etien nette, die ihm zuliebe ihren Bräutigam lässt.
Während der grösste Teil der zeitgenössischen Literatur im vollsten
Sinne mitten in der Gegenwart steht und sie nicht nur wie alle Literaturen
aus derselben historisch zu erklären ist, sondern das Verstehen derselben
auch die Kenntnis der gleichzeitigen Bewegungen auf anderen Gebieten, den
soziologischen und wirtschaftspolitischen, voraussetzt, so ist es ein Merkmal
der Zeit, dass sich die Poesie auch gegenwärtig des Rechtes nicht be-
geben hat, ihre Motive aus der Vergangenheit und sogar .aus Poesie-
produkten der alten und neuen Zeit selbst zu holen. So macht Bro-
celiande, lögende dramatique en quatre actes et en vers, von Georges
Chesley (Paris, Fontemoing) den Versuch, mit Ausnützung aller theatra-
lischen Effekte und Benützung des mittelalterlichen Milieu die durch
germanischen Einfluss umgebildete bretonisch-gallische Fabel von Tristan
und Isolde in ihrer ursprünglichen Form wieder herzustellen. Dabei wird
die Tristansage mit der Gralsage in Verbindung gebracht und vielfach
für die handelnden Personen Charaktere im modernen Sinne aufgestellt.
Mit antiken Motiven wird freies Spiel getrieben, um moderne Sym-
bole auszudrücken, so in Les Centaures von A. Lichtenberg (Paris,
L6vy). Die Kentauren lebten in Frieden, so lange die unreinen und
perfiden Menschen sie nicht belästigten. So streckte einst Naram seine
ruchlose Hand nach der goldblonden Kaiida, der Tochter des Königs
K16vorak, aus imd diese verschmähte von nun ab Kentaurenliebe. Da
kam es zum Kampfe, fast alle Kentauren wurden getötet und Naram,
das Haupt der Menschen, schlang seinen Arm um Kaiida und diese
empfand Wollust. Darob erhob sich Kl^vorak, zerschmetterte seiner
Tochter den Kopf, zermalmte Naram, stürmte dem Meere des Okzidents
zu und stürzte sich in die Fluten, um sein Leben den ewigen Gestirnen
zurückzugeben. — Ein beliebtes Traumgebiet ist der Kirchenglaube,
sich zurückziehen in das mystische Reich, das „für sich sein" der Seele
mit Gott. In La Conqu^te de Jerusalem von Mme Myriam Harry
(Paris, Levy) findet der Held H61ie Jamain an der heiligen Stätte nicht
das gesuchte Ideal, denn, etwas Heidentum im Herzen, fasst er bald Zu-
neigung zur puritanischen Diakonissin und nimmt sie zur Frau. Auf der
Reise durch das heilige Land fühlt sich die Frau bald nicht im Einklänge
mit der religiösen Gesinnung des Mannes und bedauert deshalb, nach
Jerusalem zurückgekehrt, ihre Verirrung und verlässt den Gatten, um
ganz wieder dem Herrn anzugehören. H61ie ist bald ganz verlassen und
tl 46 I^ie französische Literatur 1904.
geht daher in dieser Stadt, „die sich von Trauer und Tranen nährt*',
dem Tode entgegen — eile se nourrit de tristesse et de larmes . . . eile
n'est point aux paiens et aux chini6riques.
Religiös mystisch angehaucht ist auch Le Visage ^merveill^ (Paris,
L6vy) von Mme La Comtesse de Noailles. Die Heldin, ein zartes,
intelligentes, empfindsames Mädchen, tritt ins Kloster und findet da nicht
Zufriedenheit. Die Ergebenheit ihrer Schwestern kann ihr liebesbedürftiges
Herz nicht beschwichtigen, und als sie einen jungen Maler im Kloster
erblickt^ wallt ihr Sinn auf, ihre Ruhe ist dahin und schmerzvoll seufzt
sie : J'ai un coeur amolli qui s'abandonne ... Je suis une vall6e 6troite
oü un immense soupir est entr^. So leidet sie, bis sie der Jungfrau
Maria im duftenden Monate Mai, wo alle Frauen zu ihr Zuflucht nehmen,
ihr Leid und ihr Glück aufopfert. In ähnlichem Sinne sind auch die
Novellen Histoires cchevel6es von Florian Parmentier gehalten.
Die Abkehrung von der Welt hat die lyrische Episode in Versen
Adagio Consolan te (Adagio consolateur) von Adolphe Ribaux und
C. Antona-Traversi, musique von Pompilio Sudessi (Paris, Lemerre),
zum Gegenstande. Anselme hat mit seiner C16op&tre Ruhm geemtet,
an der Seite der Künstlerin La Torelli, der Darstellerin seiner Heldin,
Liebe genossen; doch sein Liebesstern begann zu schwinden, die Falsche
betrog ihn und deshalb suchte er hinter den Klostermauem Ruhe und
Wiedergenesung :
Tout respire en ces lieux une paix infinie.
Le triste coeur et troubl6 renait a Tharmonie.
Mut und Hoffnung kehren ihm wieder. Sein Herz muss aber noch einmal
die Probe bestehen: Die gealtert« La Torelli will ihn noch einmal in
ihre Arme ziehen, indem sie ihn an die Vergangenheit erinnert. Da tönt
das Ave Maria (musique divine!) an sein Ohr; Liebe und Ehrgeiz sind
in ihm erstorben, er will nur Gott und dem ewigen Leben angehören:
Je suis a Dieu, je suis a la vie ^ternellel . . .
C'est ä Dieu qu'il faut demander pardon ... il est dement!
Im heiligen Gesänge, von seinem Violoncelle begleitet, findet er
nach des Lebens Stürmen Ruhe und die wahren Güter. — Vergleiche
zu den hier angeführten Werken romantischen Charakters auch manche
in anderen Kapiteln erwähnte, wie Pastel Vi van t von P. Flat (siehe VI).
V. Historische Stoffe. In den früheren und auch späteren Kapiteln
finden sich vielfach Werke mit historischem Hintergrunde; hier seien noch
solche erwähnt, wo dieser mehr in den Vordergrund tritt. Die mythische Er-
zählung von Leander und der Venuspriesterin Hero sowie die Liebe der
schönen Griechin Eucharis, der Freundin H^ros, zu dem Sklaven Er-
manos erzählt Edgar Capelin in Les Amies de Madytos (Paris,
Dujarric); die Geschichte der Seniiramis bringt die vieraktige Tragödie
S^miramis von P^ijidan (Nimes, Amphith6&tre) auf die Bühne, in
Les Amours de Lycippe et de Clitophon von Pierre de Querlon
und Charles Verrier (Paris, Mercure de France) ersteht wieder das
Liebesleben im alten Tyrus und Alexandrien, wo um die zwei Liebenden
nachklassische verderbte Sitten in buntem Durcheinander abwechseln.
Historisches Gewand hat die symbolische Dichtung Le Masque de
Sable, histoire veritable du grand Sphinx von Maurice Vaucaire
M. Mayr. II 47
(Paris, Joanin). Das Volk bririf^ zu Pharaons Krönung Eph^ne, die
Tochter einer Priesterin, als Huldigung — sie gilt als die verkörperte
Beele des Volkes. Am selben Tage heiratet der König Fiedda, die
Tochter des soeben besiegten Feindes; er liebt aber Eph^ne, die sich aus
Gram in den See stürzt, gerettet wird, aber gelähmt ist. Pharaon fleht
umsonst zu der Göttin um deren Heilung, flieht aus Schmerz in die
Wüste und errichtet seiner Geliebten die Sphinx von Gizeh. Indes
heilt ein Arzt Eph^ne, die Pharaons Aufenüialt auskundschaftet, die
Königin dorthin führte die sich aber einsam fühlt und sich tötet. Jetzt
erklart der Priester, Pharaon könne Eph^ne, die „Seele des Volkes",
heiraten. Ihr Sohn ist Menes, der erste König der ersten Dynastie. —
Das sinkende Heidentum im alten Ägypten zeichnen Aim£ Giron und
A. TozzA in dem Romane Antinois (Paris, Ambert) und das Eindringen
des Christentums in Born führt Le Roman d'une äme antique von
G. DE PiMODAN (Paris, Vanicr) vor. Marius Julius Classicus, der Ur-
enkel des zum Kaiser ausgerufenen Sabinus, sucht vergeblich in den
Lehren der antiken Philosophen die Erklärung des Wesens der Dinge
und wird durch das Eindringen der Germanen veranlasst, sich an die
Spitze einer Verschwörung zu stellen ; dabei verraten, zum Tode verurteilt,
lernt er durch das Beispiel seines griechischen Sekretars Thaies die Lehre
des Christentums kennen und stirbt gläubig am Kreuze. — Ein Gemenge
von Christentum und Islam findet sich in L'Empereur de Carthage
von Alfred Rambaud (Paris, Flammarion). Der Autor lasst das christ-
liche Karthago des 7. Jahrhunderts mit seinem Glänze wieder aufleben,
wo römisches und griechisches Wesen mit arabischem sich paart, so im
Kampfe des Patriziers Gregorius gegen die Tyrannei des byzantinischen
Kaisers. Die Prinzessin Ir^ne, die Tochter des Herrschers von Karthago,
wendet ihre Liebe dem muselmanischen Krieger Ben Zob6ir zu, der ihren
Vater besiegt hat, und opfert sich, um ihm Leben und Freiheit zu retten.
— C0MTE88E DE Pesqüidoüx entwirft in L'Omnium (Lille, Soc. d'6d.
mod.) getreue, lebendige Bilder aus der Zeit Neros. Die edle, heidnische,
hochmütige Römerin Valerie ist der ephemeren Liebe satt und fasst zu
dem Künstler Claude aufrichtige Zuneigung. Dieser steht im Verdachte,
dem Christenglauben zugetan zu sein, denn er liebt die schöne gallische
Christensklavin Paula. Trotz der Bemühungen der Valerie, in deren
Hera sich auch Gefühl für die neue Lehre regt, den schönen Künstler
für sich zu gewinnen, bleiben sich Claude und Paula treu und gehen, den
Christenglauben im. Herzen, in den Tod. An diese Werke schliessen sich Les
Amies de Madytos von E. Capelin und das Versdrama Armide et
Gildis von Camille de St.-Croix, wo die Zirze der christlichen Epopöe
wieder auflebt und der Widerstreit zwischen Liebe und kriegerischer
Tugend in sechs Tableaux vorgeführt wird. — Von spanischer Ritter-
lichkeit erzahlt Le Roman de TEspagne heroique von Gaston
RouTiER^*), (Paris, Sava^te)und zwar nach einem alten Manuskript, vielleicht
aus dem XI. Jahrhunderte, die Taten des ritterlichen Gotensprossen Chinda-
viste, der überall Sieg und Tod säet. Nach mancherlei Gotteslästerung
19) Dem Roman ist als Anhang eine eingehende Biographie des Autors
beigegeben.
II 48 Die französische Literatur 1904.
kehrt er in den Schoss der christlichen Kirche zurück, nachdem er die
Höllengeister bezwungen, findet endlich seine Braut R6ciberga, zieht voll
Trauer über ihren Verlust gegen die Mauren und wird Retter und König
seines zerrütteten Vaterlandes. Nach einer prophezeienden Vision erbaut
er das Kloster des h. Boman v. Hornja, wo er mit seiner geliebten R^i-
berga begraben wird. — In das französische Mittelalter lenken uns
L'Abbaye des Damn6es von Paul Dollfus (Paris, Fasquelle), die
ti-agischen und heiteren Erzählungen Contes de la Vieille France
von Jean MorI^as (Paris, Mercure de France) und die Zeit des
Königs Ren6 von Anjou belebt Fernand Sarnette in La Princesse
fugitive, fabliau en un acte (Paris, Th6Ätre d'Art). Der Dichter Cas-
carinet hat das Herz der sechzehnjährigen Prinzessin Yseultine in Liebe
entflammt. Er trägt um den Hals einen vielgesuchten Wunderkern, aus
dem ein prächtiger Baum mit kostbaren Früchten erwachsen soll. Ist
der Träger ein Unedler, so verfällt er dem Tode. Es erstehen dem
Dichter strenge Kläger, doch endlich siegt er und heiratet die Prinzessin.
— Die Zeit Heinrichs IV. von England bringt wiederum Jacques
RiCHEPiN in dem fünf aktigen Versdrama Falstaff, wo ziemlich unab-
hängig von Shakespeare die tollen Streiche des Prinzen Harry und seines
Genossen, des dicken Schlemmers behandelt werden; doch der Prinz zieht
aus dem zügellosen Leben nur Belehrung, überlässt seine Genossen den
Ausschweifungen und wird nach dem Tode seines Vaters Heinrichs IV.
ein guter König. Man vergleiche hiezu die vieraktige Verskomödie Le
Vert Galant von Louis Marsolleau und A. Souli^ (Paris, Od6on),
welche die Liebe dieses Königs zu der schönen Charlotte von Mont-
morency zum Gegenstande hat. — Die Religionskämpfe unter Karl IX.
und dabei den Seelenkampf des hugenotischen Ritters A. de Rougi^res,
dessen Liebe zu einer Katholikin und endlich dessen Tod beleuchten
Les H^r^tiques von Alphonse Benvenisti (Paris, Plön). Reiche
Ausbeute gewährt noch immer das 17. Jahrhundert: Madame de Main-
tenon k Caint-Cyr von D'Haussonville und G. Hanotaux (Paris,
L6vy), nach bisher ungedruckten Dokumenten die letzte Zeit der be-
rühmten Favoritin, wobei man auch ihre Briefe an ihre Nichte Mme de
Caylus erfährt. — Der Abenteuerroman La Messe Noire von Gabriel
Legu6 (Paris, Fasquelle) hat die Montespan, Bilder des Hofes Lud-
wigs XI V. (Catherine Deshayes, Monvoisin dite La Voisine, eine be-
kannte Zau berin und Giftmischerin etc.) zum Gegenstande.
Das Stück La Montespan^®) von Romain Roland bringt ein
Bild des französischen Hofes zu Versailles um das Jahr 1680, als der
Stern der allmächtigen Kurtisane schon im Sinken war. An diesem ver-
pesteten Hofe, wo die einen ihre Seele dem Teufel um Geld, die andern
um Ehre, die dritten um Ijiebe verkauften, war alles voll Korruption
und Laster; die Königin sagt: La cour est infect^e. Les uns ont vendu
leur äme au diable pour de l'argent, les autres pour des honneurs, les
autres — c'est le plus ignoble — les autres pour de Tamour! . . .
Tout est dans la terreur. On n'ose plus rien toucher: tout a le goüt de
20) Siehe La Revue d'art dramatique et musicale, X, 1904, Paris, 25, nie
d'ülm.
M. Mayr. H 49
poison. Ce matin^ eii traversant la Galerie des BatalUes, soudain une
odeur de souffre m'a saisi ä la gorge. — Mafie-Aube: Les murailles, lea
draps, tout me semble gras de vice. L'haleine de la mort me suffoque . . .
Ne sentez-vous pas autour de moi rhorreur de Fadul töre? — Die laster-
hafte Gesellschaft kehrt sich aber dabei um keinen Gott, um keine
Religion, denn wozu denn Gott mit solchen Kleinigkeiten belästigen,
meint Mlle de Fontanges: fau1>il d^ranger Dieu pour cela? Et puis, a
quoi serviraient les confesseurs, si Ton n'avait rien ä leur raconter? —
Die Königin sagt vom König selbst: II faut qu'il bröle toujours pour
quelque cotillon. Den Wunsch der Montespan drückt der Dichter mit
den Worten aus: „Je demande Tamour du Roi: qu'il me soit continuö.
Que nulle autre n'entre dans son lit. Que mes rivales meurent. Que
la race de la Reine s*6teigne sans enfants, que mes enfants prennent leurs
places dans leurs honneurs et dans le tr^ne: Que je sois toute-puissante
aux conseils du Roi ... La Reine 4tant r^pudi^e, je puisse 6pouser
le Roi." Doch dieser Wunsch ist umsonst, der König ist ihrer schon
überdrüssig, denn seit 15 Jahren liebt er sie schon und das ist eine
lange Zeit: Cest un long t-emps pour un amour! — In Les Rencontres
de M. de Br6ot zeichnet Henri de R^onier ein sonderbares Sitten-
gemälde oder vielmehr eine burleske Komödie aus dem 17. Jahr-
hundert, denn in der Vorrede heisst es: Ce sont cux que le dix-septieme
si6cle appelait du nom de li bertin s. — Es sind die Erlebnisse des
weichgestimmten Herrn von Br^ot, der von der Provinz in die Haupt-
stadt kommt, um da Glück zu machen, da in den Kreis der Mme de
Blionne gerät; diese ergeht sich als Brunnennymphe in Wollust mit
tanzenden Frauen — cette belle personne ressemblait assez bien a une
fontaine tant par le bassin miroitant de sa robe que par la vasque de
ses ^paules et la frange de sa coiffure ^tincelante. — Von dieser Ge-
stalt ist der Held wie besessen und geniesst mit ihr im Glänze der
Feerien göttliche Liebe. Darum webt der Autor eine Reihe anderer zeit-
gemässer Gestalten. — An die Zeit Richelieus erinnert das kleine Vers-
drama La main lourde du Cardinal de Richelieu von Armand
Bourgeois und der Roman La Vie amoureusc de Franyois de
Barbazanges von der retrospektiven Schriftstellerin Mme Marcelle
TiNAYRE*^) (Paris, Levy) erwähnt eine romantische Liebesgeschichte
aus dem 17. Jahrhunderte, wo der Held Franyois nach dem gestellten
Horoskop eine glorreiche, aber einzig dastehende Liebe erleben werde,
denn bei seiner Geburt wurde Venus von Saturn erschreckt — dont la
face mal^fique apparaissait de Tautre cöt6 du ciel entre les quatre 6toiles
du capricorne. — Er, der schöne, sanfte Fraii9ois, ist im Gegen satze zu
seinem Jugendgenossen Pierre Broussol allen weiblichen Liebeswerbungen
feind, weist die in duftenden Spitzen prangende Mme Phelletin ebenso
zurück wie das zierliche Mädchen aus dem Volke, Margot La Chabrette,
die aus Liebosgram in den Wellen den Tod sucht. Fran9ois verläset
seine Heimat, geht auf Reisen und da trifft er trotz der Abmahnungt»n
eines Fischers auf dem Schlosse Cbmbareilh die gefürchtottj, schöne Hya-
cinthe; sein Flötenspiel erweicht ihr Herz, die mondhelle Nacht führt
21) Vgl. ihren Roman Maison du p^h^,
Vollmöller, Born. Jahretbeiictat VIIX.
II 50 I^ie französische Literatur 1904.
beide als Liebende zusammen, was er den andern Morgen mit dem Leben
büssen muss; ein Schuss, streckt ihn an der Alleekrümmung nieder.
— Louis XV. et Mme de Pompadour von Pferre de Nolhac
(Paris, L^vy) entrollt das ganze Liebesleben dieser allmächtigen Dame
und die einzelnen Kapitel geben einen Überblick über die breite Anlage
des Werkes: Mme de Nonnaux d'Etioles, L'arm^ de Fontenoy, La vie
ä la Cour, Le triomphe de la Marquise, Les Voyagee, les maJsons, la
famille. Anschliessend erzählt Eugene Demolder in Le Jardinier
de la Pompadour (Paris, Mercure de France) von dem Liebesverhältnisse
der hohen Dame und dem Gärtner Jasmin Buguet, der sich mit der
schönen Soubrette Martine verheiraten muss. Um dieses Paar und die
königliche Favoritin ist ein ganzer Schwann von Kurtisanen, Soubretten
und Dirnen und über ihnen allen der König Ludwig XV. — Ein Sitten-
bild der hohen französischen Aristokratin des 18. Jahrhunderts entwirft
La Marquise de Montesson, douairifere d'Orl^ans (1738 — 1805) von
Joseph Turquan (Paris, Tallandier) und in die Zeit der grossen Revo-
lution führt Saturn ales rouges von Fernand Nief, welches Werk
der Autor selbst Roman des temps r6volutionnaires nennt. — Ein grauses
Bild aus dem Leben der Halbwelt am Ausgange des 18. Jahrhunderts
gibt Henri d'Alm^as in der Ijebensbeschreibung der Emilie de
Sainte-Amaranthe, die mitten unter den reichen Buhlen ihrer nicht
schönen, aber liebenswürdigen und geistreichen Mutter heranwuchs und
beim Ausbruch der grossen Revolution dreizehn Jahre zählte. Sie wunle
die Frau des reichen Herrn von Sartine, um ungescheut die Maitresse
des Schauspielers Ellevion zu werden, des Abgottes aller Pariser Damen.
Fälschlich beschuldigt, mit dem Schreckensmann Danton in Verbindung
zu stehen, wurde die ganze Familie Amaranthe samt Parteigenossen ver-
haftet^ ins Gefängnis gesteckt, eines Komplets gegen die Republik be-
schuldigt, zum Schafott verurteilt, in rote Hemden gesteckt und auf offenem
Leiterwagen zum Richtplatz geführt, wo die frivole achtzehnjährige Pariserin
Emilie mit den Ihren endete.
In der einaktigen historischen Komödie La f^te des Roses (Paris,
Lemerre) beleben die Autoren Emile Bl^mont und Jui^s Truffier
die Zeit von Carnot, Fouche, Robespierre wieder und Isabell Kaiser
in Vive le Roi (Paris, Perrin) und Auguste Barrau in Chez nous
(Paris, Biblioth^ue de TAssociation) die historischen Ereignisse in der
Vend^e. Hierzu vergleiche man auch Le Roman d*un Convention nel
von Ernebt Daudet (Paris, Hachette), M6moires du duc deChoiseul
(1719 — 1785) und das historische Drama Varennes, six tableaux,
von Henri Lavedan und G. Lenötre (Paris, Librairie Universelle,
ThMtre Sarah Bernhardt). Heldentaten französischer Soldaten aus der
Zeit des Königtums, der Republik und des ersten Kaiserreichs führt
Henry d'Estre in Au temps du panache (Paris, Plön) vor und das
Stück La Montanster") von Robert Flers, Gaston de Caillavet
und JoFFRiN (Paris, Gait6) bringt die bekannte Schauspielerin und
Theaterdirektorin mit ihrer Truppe auf die Bühne. Generäle, Prinzen,
22) Vgl. Bonaparte Fianc^ ä Mlle Montansier, Iconographie de la Mon-
tansier in Interm^iaire des chercbeurs et des curieux, 1904, 20 avril.
M. Mayr. H 51
Btaatsmänner und sonstige einflussreiche Männer, sowie arme Künstler
werben um die Liebe der alternden Dame. Sie ist nahe daran, vom
Konvente verhaftet zu werden; sie beweist aber ihren Patriotismus, indem
sie ihre Schauspieler auffordert, in das Heer der Bepublik einzutreten.
Sie zieht ins Feld und ihre Schauspielerinnen mit, um die Soldaten zu
pflegen; so führt sie bei Jemappes die Franzosen zum Siege. Zuletzt
gibt sie im Theater auf dem Schlachtfelde das Stück Mathurine Punie
und während des Stückes versöhnt sie sich — in Wirklichkeit — mit
ihrem Geliebten. — Die oft behandelte Zeit der schönsten Frau Frank-
reichs unter dem ersten Kaisertum beleuchtet neuerdings der junge
Schriftsteller Edouard Herkiot in Mme R^camier, einen Beitrag zur
Napoleonliteratur liefern Mömoires pour servir ä Thistoire de
France sous le r^gne de Napoleon, 6crites ä 8ainte-H61ene sous
la dict^e (Paris, Garnier) und Le R6tour des cendres von E. M. Sutter
Lauman (Paris, Daragon).
La Grande Aventure, Roman d'histoire contemporaine von
Georges de Labrüt^ire, hat die Ereignisse der Julimonarchie von dem
bekannten Strassburger Komplott (Oktober 1886) an zum Hintergrunde
und für die Situation sind die Worte des Königs charakteristisch: Un
complot en pr^paration. Un jeune homme, un fou, qui, parce qu'il porte
le nom de Napoleon, s'imagine avoir h6rit6 de son g^nie, a r^v6 de me
chasser de tröne ... Et il s'appr^te a fomenter une sedition parmi les
troupes m^mes que vous commandez avec tant de distinction, Baron
Voirol; c'est ä Strasbourg qu'il a dessein . . . Historische Erinnerungen
aus der Revolutionszeit gibt F^licien, souvenir d'un 6tudiant de 48,
von Charles Louis Chassin (Paris, Gorn^ly) und politische und literarische
Berühmtheiten aus dem zweiten Kaisertum enthalten Mes premi^res
armes politiques et litt^raires von Edmond Adam (Paris, Lemerre).
Wie in früheren Jahren so ist auch diesmal der Krieg von 1870 — 71*'*)
vielfach der Gegenstand für literarische Tätigkeit, so entwirft Paul
GiNiSTY in Paris intime en r^volution (Paris, Fasquelle) ein düsteres
Bild der Schrecken der Kommune, die uns ebenso drastisch in La Commune
von Paul et Victor Margueritte (Paris, Plön) vor Augen treten.
Durch die vier Werke D6sastre, Tron9ons du glaive. Braves Gens (vgl. Jahres-
bericht VI und VII) und La Commune glauben die Autoren einer nationalen
Aufgabe nachgekommen zu sein, denn sie sagen selbst: En remettant en
lumi^re les deux figures qui, aprös les d^sastres et a travers la lutte des
braves gens, personnifi^rent la nation: la, Gambetta, inspirateur h^roique
de la defense nationale, ici, Thiers, libörateur d'un territoire qu'il n'avait
pas juge bon de disputer par les armes jusqu'au bout, ce que nous pr^tendons
montrer, c'est la n^cessit^ impßrieuse, vitale de la guerre, de la guerre
acharn^e, quand eile döfend le sol et Tavenir de la Patrie. — Der Eintritt
französischer Soldaten in die Schweiz liegt dem Romane Une jeune
fille von Mme Louis Georges Renard (Paris, Bibl. de femme nou-
velle) zugrunde. Die anziehende Schweizerin Antoinette erzählt ihre
Kinder- und Mädchenzeit. Mit dem Tode ihres Vaters kommt der Ernst
des Lebens zur Zeit des Krieges 1870 — 71, wo viele Verwundete in der
23) Vgl La Guerre de 1870—71 von General Zurlinden (Paris, Hachette).
4*
II 52 i^ie französische Literatur 1904.
Schweiz liegen: unter diesen ist auch Jean Berthoy, dem Antoinette ihr
Herz schenkt. Sie werden aber getrennt, finden sich in Paris wieder,
und erst nachdem die strenggläubige Mutter Antoinettens über den religiösen
Indifferentismus des Bräutigams beruhigt ist, werden beide ein glück-
liches Paar.
VI. Liebe. Dass die Liebe ein Mikrokosmus des Lebens ist,
lehrt C. Bouü£ in L'Amour, miroir de l'humanit^ (Paris, Miehalon);
dem einem wird sie zum Verhängnisse, ja sogar zum Tode, dem andern
eine Quelle des Glücks, so in L'inevi table Amour von Adolphe Aderer
(Paris, L6vy). Der von mehreren Kritikern als moderner Misanthrop
bezeichnete Maurice Donnay will in der vieraktigen Komödie L'Escalade
(Paris, Renaissance) diesen Stoff zu einer wissenschaftlichen Betrachtung**)
machen. Der Gelehrte Guillaume Soindres hat eine wissenschaftliche Alv
handlung, Essai sur la prophylaxie et la thßrapeutique de Tamour, ge-
schrieben; die Symptome der Liebe können, meint er, wie bei anderen
Ijeiden experimentell untersucht werden, gegen die es aber keine Mittel
gebe. Der alternde, bisher gegen Liebe unempfindsame Gelehrte Soindres
wird in die Netze der schönen, reichen, koketten Witwe Cecile de Gerberoy
gezogen; diese durch unglückliche Ehe verbitterte Dame will durch kalte
Koketterie an den Männern für entgangenes Liebesglück Rache nehmen,
unterliegt aber doch schliesslich der Leidenschaft des aufrichtig liebenden
Mannes. Der Gelehrte kämpft anfangs gegen seine leidenschaftliche
Neigung an, lässt aber doch schliesslich seine wissenschaftliche Arbeit
liegen, dringt nachts auf einer Ijeiter (Escalade) in ihr Zimmer und die
Frau unterliegt seiner Liebeswerbung. — Dieselbe Allgewalt der Liebe
über die wissenschaftliche Skepsis setzt sich auch über die Bedenken der
Sitte hinweg, wie in Une Page de Vie von Claude Reni (Paris,
Juven). Die junge Ijehrerin Therese ist Mutter und Witwe, fühlt sich
zu dem bürgerlichen, praktisch gesinnten Raoul hingezogen. Als sie sich
Mutter fühlt, will er jede Verpflichtung von sich abwälzen, indes sich
die vertrauensvolle und energische Mutter ganz der Sorge um das Kind
hingibt und auch den Geliebten über die Vorurteile der Welt erheben
möchte, denn „Quand un attrait mysterieux a rapproche deux ^tres, c'est
ä Täme la plus clairevoyante de prendre conscience de Tamour le plus
61ev^, et si eile est as^e« forte, d'entrainer Fautre avec eile vers les
sommets." — Wie aber freie Liebe oft zum Un heile wird, ersieht man in
dem Romane La Pente (Paris, Plön), wo die Autorin Mme Claude
LoRRis die These aufstellt, dass jedes Wesen ein Anrecht auf Liebe
habe. Juliette Leuer setzt r?ich in dieser heuchlerischen Welt über manches
in der christliehen Moral hinweg und erwirbt sich durch redliche Arbeit
als Ijehrerin ihr Brod. Die Liebe, auch die freie, scheint ihr keine
Sünde und so liebt sie Andr6 Reyoil, dessen Frau in einer Irrenanstalt
weilt. Da fühlt sie sich eines Tages Mutter und jetzt beginnt für sie,
die geglaubt, ohne kirchliche und weltliche Behörde Liebes- und Mutter-
freuden geniessen zu dürfen, die peinliche Wahl, entweder selbst von
ihren Freunden als eine Entehrte gemieden zu werden oder zu uner-
laul)ten Mitteln zu greifen und sich der Mutterschaft zu entledigen. Sie
24) Vgl. Psychologie amoureuse von G. de Bouh^lier (Paris, La Bevue 1904).
M. Mayr. II 53
wählt das Letzte. — Den harten Kampf zwischen Liebe und Pflicht
bringt auch La dette von P. Gavault und G. Berr (Paris, Od6on)
und ebenso streift in Marie Ciaire (Paris, Perrin) von FRAN901S
Deschamps die sanfte Marie Ciaire diese Grenze, denn nur schwer
können ihre Kinder und ihr Gatte sie in der Pflicht halten und wäre nicht
ihr Verehrer Mauvannes selbst ehrlich von ihr gewichen, so wäre sie
wohl gefallen. — In La seconde faute (Paris, Stock) entwirft Henri
d'Hennezel, ein Schüler Huysmans, dem auch das vorliegende Werk
gewidmet ist, den Streit zwischen Pflicht, Liebe und Glauben, denn der
Held Marc Hersent heiratet nach manchem jup:endlichen Streiche auf den
Rat des Abbe L^raigne eine oberflächliche Weltdame, ist aber dieses
Joch bald müde und gibt sich trotz Gewissensbisse der Liebe einer jungen
Frau hin, die sein von Zwiespalt gepeinigtes Herz einigermassen beruhigt.
— Ein echt romantisches Buch, in dem die Ehe als geheimnisvolle
heilige Kraft aufgefasst wird, die das Konkubinat des Priesters als ein
Sakrament derselben erscheinen lässt, ist Pastel Vivant von Paul
Flat (Paris, Revue Bleue), zugleich eine Apotheose des Portraitisten
Latour^*). Der junge, katholisch empfindsam erzogene Sebran konmit
in die Stadt St. Quentin, um die Kirche und die Sammlung L6cuyer zu
besuchen. Während seiner Besuche in der Kirche begeistert ihn ein
Pastell Latours und zu seinem Erstaunen erblickt er ein Weib, das dem
auf dem Pastelle gleicht. Es ist die von frommen Tanten erzogene
Alberte, de Tarragnon; beide sehen sich nun öfter und sind entschlossen,
ein Paar zu werden, aber die Tanten setzen dieser Verbindung „den gleichsam
religiösen Charakter des Mädchens" entgegen und zudem ist dieses ja
durch Erbschaft zur Stiftsdame in Salzburg bestimmt. Sebran tritt nun
auch in den Orden an der Kirche von St. Quentin. Jahre vergehen. —
Eines Tages kommt Alberte zu S6bran beichten; da die Tanten indes
gestorben sind, stünde ihrer Vereinigung kein äusseres Hindernis mehr
entgegen; ihre Liebe wird wegen ihrer idealen Art von keinen Gewissen-
bissen getrübt. Nach dem Tode Albertens im Wochenbette sieht man
noch einige Zeit in der Gallerie einen Mann, der das Zimmer nicht ver-
lässt, in dem ihr Bildnis hängt — „il mourut comme un saint . . . il
allait la retrouver". — Diese so dunkle Macht der Liebe führt zu mancher
Verirrung. In Le Choix de la Vie von Mme Georgette Leblanc
(Paris, Fasquelle) ist eine gebildete Frau von der Schönheit eines Land-
mädchens so ergriffen, dass sie dasselbe zu sich nimmt, erzieht und es
sich zur Freundin macht, damit beide in der Hauptstadt das Gflück ge-
messen. Doch das Mädchen kommt wieder in eine kleine Provinzstadt,
die Frau ergeht sich in lesbischer Liebe, indem sie den Kuss zweier
Freundinnen als höchstes Vergnügen geniesst und in der leiblichen Schön-
heit ihrer jungen Freundin schwelgt, indes diese dabei um ihr frisches
ländliches Glück kommt. — L'Etreinte dangereuse von GuY de
T^RAMOND will die These beweisen, dass die Liebe, auch noch so feurig,
enthaltsam bleiben solle, denn der nächste Augenblick könne die Liebenden
schon verändert finden. Dies sucht der Autor in der Liebe zweier Ge-
schwister zu zeigen, Jocelyno und Gabriel. Als beide ihre Verwandt-
24) Maurice Latour, französischer Fastellmalcr (1704 — 1788).
II 54 I^ie französische Literatur 1904.
Schaft ei*fahrcn, wollen sie anfangs von ihrer Neigung nicht lassen; doch
eine unheilbare, vielleicht durch die Blutsverwandtschaft der Eltern be-
dingte Krankheit wirft das Kind auf das Sterbebett; jetzt wendet sich
Jocelyne von Kind und geliebtem Bruder mit Abscheu und Gleichgiltig-
keit ab und schenkt ihre Neigung dem das Kind pflegenden Arzte zu.
— In Probit^ sentimentale (Paris, Ambert) stellt Louis Narquet die
Liebe zur Mutter und Tochter dar, wobei schliesslich die Ehrlichkeit
siegt. Ähnlich behandelt La Joie d'aimer par l'Auteur d'Amitiä
AMOUREU8E**) (Paris, Levy) die Liebe der Schwiegermutter zum Schwieger-
sohne während der Abwesenheit der Tochter. Nach der Rückkehr dieser
tritt die Mutter wieder in ihre alte Rolle zurück. — In Jeanne d'As-
cain, pi^e en trois actes, von Mme. Pescherard (Paris, Th^ätre Victor
Hugo) ist die Liebe Jacques Savenays zur bezaubernd schönen Schwieger-
mutter Jeanne die bewegende Kraft. Jacques findet ob dieser Neigung
im Hause keine Ruhe und seine Frau Christine wird darob trübsinnig.
Erst als die Schwiegermutter das Haus verlässt und im Kloster bei den
englischen Fraulein ihre sündige Neigung abbüsst, ziehen bei den beiden
Ehehälften wieder Ruhe und gegenseitige Zuneigung ein. — Unnatürliche
Neigung beherrscht auch den Helden in Le Pere Gibus von Henri
Desplaces (Paris, Plön). Pere Gibus liebt seine Tochter Madeleine
leidenschaftlich und leidet dabei an der Manie, sein Vermögen als Wohl-
täter zu verschenken. Dies führt ihn zum finanziellen Ruin und das
Mädchen hat vor lauter Liebe nicht den Mut, ihm die Wahrheit zu er-
öffnen, ja sie erniedrigt sich sogar, um seiner senilen Neigung nachzu-
kommen. Vor seinem Tode aber werden dem Greise noch die Augen
über die Wirklichkeit geöffnet und er stirbt in Reue. Die Liebe der
alteniden Frau bringt der Vierakter Maman Colibri von Henry
B ATAILLE (Paris, Vaudeville). Maman Colibri fasst im Alter von etwa
40 Jahren Liebe zu einem zwanzigjährigen Studenten, dem Freunde ihrer
Kinder; sie meint zwar: il y a quelque chose de maternel dans mon
amour. Sie hat an der Seite eines geschäftlich gesinnten Gratten nie
echte Liebe empfunden und so liebt sie diesen Jungen mit Leidenschaft,
flieht mit ihm nach Algier, weil ihr Treiben von Gatten und Sohn erkannt
ist. In der Fremde wird der Geliebte Soldat; doch hier ziehen ihn bald
die jugendlichen Reize der Miss Deacon mehr an als die alternde, mütter-
liche Frau; diese wird sich bald ihrer törichten, flüchtigen Liebe bewusst,
eilt zu dem verheirateten Sohne Richard zurück, dem Vaterfreuden bevor-
stehen, findet, nachdem der Sohn die Bedenken der Verwandten zerstreut
hat, hier Verzeihung und Aufnahme, gedenkt mit Resignation ihrer
flüchtigen Torheit und lebt wieder in Grossmutterfreuden auf. — Die
psychologische Entwicklung des Mädchens zur leidenschaftlichen und
alternden Frau behandelt Gustave Guitton in Les T^tards (Paris,
Mcricant) und Ren6 Emery in dem schon erwähnten Fraude nuptiale
(Paris, ib.), der leidenschaftlichen Liebe junger Mädchen und Frauen, die
sich im Notfalle einem geschickten Chirurgen anvertrauen, um ihre
Sünde der Welt zu verbergen.
Nervöse Liebesleiden schaft, die erst die Mutterpflichten ernüchtern,
25) Mme Lecomte de Nouy.
M. Mayr. H 55
bringt Theodor Cahu in Leurs Amants (Paris, ib.); dagegen wird die
leidenschaftliche Frau in Le docteur Harambur von J. H. Rosny
(Paris, Plön) zur heimtückischen Verbrecherin, nur um ihren Sohn reich
zu verheiraten; so auch in La cruche cass^e von Mme. Gabrielle
R^VAL (Paris, Lovy). Der verabschiedete Kapitän Robert lebt mit Frau
und zwei Töchtern, Aline und Suzanne, bescheiden in dem kleinen
Städtchen Gondreville. Die Frau ist gebieterisch und anspruchsvoll und
will durch Verheiratung der Tochter Aline mit dem wohlsituierten Arzte
Vimart die bedrängte Lage der Familie verbessern; aber das Mädchen
widerstreitet dieser Verbindung, fühlt zu einem unglücklich verheirateten
Manne, dessen Frau im Narrenhause interniert ist, Zuneigung, gewährt
diesem eines Tags Einlass in ihr Zimmer und dieser wird von dor heim-
tückischen Frau Roberts bei dem Stelldichein ertappt und erschossen. Die
unkluge Aline muss nun büssen: Nach Paris geflüchtet, erwirbt sie sich
und der Familie durch ihre Arbeit den Unterhalt, findet neue Liebe und
hiedurch sowie durch die harten Schicksalsschläge wird der egoistische
Charakter der Mutter gemildert und nachsichtig. Erwähnung finde hier
La Cit6 de Mort von Charles G^niaux (Paris, Fasquelle), wo sich
eine ganze Stadt gegen das Jpiebesglück, gegen das Leben in Freiheit
und Wahrheit auflehnt, sowie die Liebe einer Lehrerin zum Bräutigam
ihrer Schülerin in Au-dessus de TAbime von Th. Bentzon (Paris,
JAyj), — In Le Pass^ von Resclauze de Bermon (Paris, Plön) ent^
sagt ein Mädchen dem Bräutigam und heiratet einen Greis, um die Ehre
des Vaters zu retten. Jahre vergehen und da fasst die Tochter zum
Sohne des einstigen Bräutigams Zuneigung; nachdem er in China als
Soldat gekämpft und manches Hindernis überwunden hat, finden beide
das langersehnte Glück. — Sylvia ou le Roman du Nouveau Werther
von Ernest Gaubert (Paris, Bibl. intern. d'6dit.) behandelt den Gegen-
satz zwischen der romantischen und antik-sinnlichen Liebe. Sylvia, ein
südfranzösisches Mädchen von geheimnisvollem Liebeseindrucke, erweckt
überall Liebe, aber bis jetzt hat die Welt noch keinen ihrer würdigen
Geliebten. Da erscheint auf einmal ein Dichter, der ihre Liebe erregt,
doch — pour me plier davantage, eile semble ignorer son triomphe. —
Um Sylvia zu vergessen, eilt der Jüngling in die Hauptstadt und sie
wird indes eines anderen Frau. Er stürzt sich in die Freuden der Kurti-
sanen und des Alkohols und vergisst seine Pflichten — ces devoirs qui nous
dictent de regarder en avant et de m^priser les regards puörils. — Da
rettet ihn ein Freund, führt ihn in die Provence, wo er eines Tages in
den Armen einer antik schönen Arlesiennerin vollstes Liebesglück geniesst.
Im Traume ermahnt ihn Pallas Athene, der Ahnen zu gedenken und zu
werden wie sie: Ils furent actifs, voluptueux et raisonnables. Ils fonderent
des cit^s et perfectionnerent Tamour*®). — Romantisch klingt auch Le
Secret des Robes von Marius Ary Leblond (Paris, Fasquelle), die
Liebeswerbung fünf junger Leute um ein Mädchen, das, in der Liebe zur
Natur erzogen, ihre Kleider dem Hauche der Atmosphäre anzupassen weiss.
Der gleiche Geist waltet in L'A venture d'Huguette von Guy Chante-
PLEURE (Paris, L6vy) sowie inLaVoie sans retour von Henry
86) Vgl. das fün faktige Drama Werther von Pierre Decourcelle.
II 56 I^ie französische Literatur 1904.
Bordeaux (Paris, Fonteinoing-CoUection Minerva), einer glühenden Liebes-
geschichte zwischen einem genuesischen Mädchen aus dem Volke und
einem Marineoffizier, worin die Gestade des Mittelmeeres mit ihren reizenden
landschaftlichen Bildern eine grosse Rolle spielen. — Einen phantastisch
romantischen Charakter hat der versifizierte Vierakter L'Embarqucment
pour Cythere^') von Emile Veyrin (Paris, Bouff. Paris). Die Heldin
Pomponette liebt Florestan und möchte gerne mit ihm ein Schäferleben
nach dem Stile Ludwigs XV. führen, denn sie ruft aus:
Nous irons vivre au fond d'un modeste ermitage,
Vous servir de mes mains, que faut-il d'avantage?
J'irai cueillir pour vous les airelles des bois;
Quand vous parlerez, je boirai votre voix.
Et quand tu te tairas, je boirai ton silence.
Eine Liebesgeschichte von Intriguen in industriellen Kreisen be-
handelt Le Prestige (Bruxelles, Libr. de la Libre critique) von dem
Belgier Paul Andr6; die Heldin H^löne ist zwar dem Falle nahe, kommt
aber zu ihrer ersten Liebe zurück und bleibt ihrem Manne treu. —
Mehr oder weniger Darstellungen des Kokotten wesens sind: L'Amant
passionn6 von Camille Lemonnier (P«ris, Flammarion), Nos Mon-
daines, Leurs Amants, Roman passionnel, von Th. Cahu (Paris,
M^ricant), Le Proletariat de Tamour von Henri Turot (Paris, Libr.
illustr.), La Gueule du loup von Hennequin et Paul Bilhaud
(Paris, des Nouveautös), wo in der Wolfshöhle der Junggesellen Frauen
und Herren die Treue brechen, und L'Ecole des Amants von Pierre
CoRRARD (Paris, Michel), die Geschichte eines jungen Mannes^ der alle
möglichen Leidenschaftssphären durchmacht und endlich an der Seite
einer ihm ergebenen Frau Zuflucht findet. In Les Amants d'Ixelles
behandelt Th. Cahu politische Liebesintriguen, A. Deix^amp in Journal
d'une Courtisane (Paris, Michel) und Paul Adam in Le Troupeau
de Ciarisse die Erlebnisse einer Pariser Kokette. Clarisse hat Bildung
genossen, das Konservatorium besucht, sich auch mit Kunst beschäftigt,
will aber Kurtisane werden und um sich eine ganze Truppe von An-
betern haben. Um dabei zu gemessen, müsse man es nicht wie in
früheren Zeiten machen; nicht Wahrheit darf in ihren Worten, gesunde
Leidenschaft in ihren Mienen liegen, denn „II nous faut vivre en mentant,
tout comme la vie . . . Mens donc, si tu veux manger et jouir . . . il
n'est de salut, de gloire de fortune que dans le mensonge et la bßtise.
— Die Petites vies blanches von Trilby (Paris, Garnier) sind da-
gegen die in der Provinz, fern vom verpesteten Pariserleben aufgewachsenen
Jungfrauen, wie Marielle, welche sich das sündige Leben ihrer leicht-
fertigen Mutter so zu Herzen nimmt, dass sie in den Tod geht. Man
vergleiche noch L'Avenir de nos filles von Gabriklle R^val (Paris,
Hachette), le mal d*aimer von H. Ardel (Paris, Plön), Doit-on
aimer von G. Sauvin (ib.), Le livre d'une Amoureuse von J. Marni
(Paris Flammarion), Confessions d'une Amante von Judith Cladel
(Paris, Mercure de France), Sibylle femme von R. T. d' Almas (Paris,
27) Vgl. LArt du Th^&tre 1904 (Paris, 51, rue des Ecoles).
M. Mayr. II 57
Ollendorff), Les Coöurs malades von EuoibNE Montfort (Paris, Fas-
quelle) und manche in den anderen Kapiteln erwähnten Werke (siehe VII).
VII. Ehe. Die Institution der Ehe findet wieder vielseitige Be-
handlung, jedoch ist hierbei im Gegensatz zu den früheren Jahren eine
ruhigere Beurteilung zu beachten; so tritt vor allem die Frage der Pflicht
der Ehegatten hervor. Georges Fonsegrive steht in Mariage et
Union libre (Paris, Plön) auf dem orthodoxen Standpunkte der Ehe;
für ihn kommt das Glück der Ehegatten erst nach der Pflicht und nicht
umgekehrt, wie bei den Vertretern der modernen Ansicht. Nach
Fonsegrive muss sich das Individuum dem Interesse der Pflicht opfern
und hat in erster Linie kein Anrecht auf Glück; daraus schliesst der
Autor wie Auguste Combe die Theorie von der Unlösbarkeit der Ehe^^).
Dieselbe Tendenz gegen die Ehescheidung verfolgt der langatmige Roman
Jeanne von A. Chaudey (Paris, Soc. fran§. d'impr. et de libr.). Jac<pies
Sureau wird in seinem Hause durch die Ankunft der Schwester Mme
Vilfrey beunruhigt, denn diese verlangt nach kurzer Ehe die Scheidung
von ihrem ehrlichen, unschuldigen Manne. Die Tochter Jeanne wird im
Glauben an die Schuld ihres Vaters erzogen, liebt den jungen Georges
Melsey, dessen Eltern aber erst ihre Zustimmung zur Ehe geben, als
sich beide geschiedenen Ehegatten durch die Einsicht und Liebe der
Tochter Jeanne wieder nähern. Auch die Helden in Trois Anabaptistes
von A. Brisson und Julien Berr de Turique (Paris, Vaudeville) ent-
puppen sich als Gegner der Ehetrennung. Vor allem wird vielfach die
Ehescheidung verdammt, wenn Kinder darunter leiden; so in dem Vier-
akter La D^serteuse von Brieux und Sigaux (Paris, Stock; Od^on),
in Pour TEnfant von Alrert-Emile Sorel (Paris, Flammarion) und
Le livre d'une Amoureuse von J. Marm (Paris, OUendorfT). Hier
heiratet eine arme Lehrerin den Vater ihrer Schülerin, wird dem Gatten
untreu, denkt an Trennung ^^), wird aber durch ihre Tochter wieder zum
Gatten und zur Mutterpflicht zurückgerufen. In Un Divorce spricht
sich Paul Boürget (Paris, Plön, RDM. XXI— XXII, 1904) gegen die
Wiedervermählung des Vaters oder der Mutter mit Rücksicht auf die
Pflichten der Kinder aus erster Ehe aus. Im vorliegenden Falle kommen
hiezu noch die religiösen Bedenken der Mutter. Gabrielle de Chambault
trennt sich von ihrem Manne und bringt in ihre neue Verbindung mit
dem gelehrten, charakterfesten Albert Darras einen Sohn Lucien mit;
diese Ehe wird aber nur zivil eingegangen, denn die katholische Religion
kennt unter den obwaltenden Umständen keine Ehetrennung. Albert
lässt Lucien sorgfältig erziehen, ebenso auch die ihm geborne Tochter im
katholischen Glauben, obwohl er Freidenker ist; er hofl^t sie später in
seinen freien Ideen zu unterweisen. Da bemächtigen sich der schon
alternden Frau religiöse Zweifel über ihre zweite Ehe, mit Zittern hört
sie von deren Ungiltigkeit vor dem katholischen Richterstuhle; zwischen
beiden sich so aufrichtig Liebenden entfaltet sich ein moralischer Bnich,
der noch genährt wird, als auch Lucien — das Kind aus erster Ehe —
offne Stellung gegen den Stiefvater als den Verführer der Mutter nimmt.
28) Vgl. Supplique k S. S. le Pape Pia X pour la reforme des ocuvrea en
mati^re du divorce par P^ladan (Paris, Mercure de France). 29) Vgl. Trois
Enqußtes (La Mort, Le Divorce, Le Duel) von Fr^d^ric de France.
n 58 I^ic französische Literatur 1904.
Auch der Tod des ersten Gatten ändert an der Lage nichts. Auf den
Rat eines Priesters verlangt die Frau die kirchliche Segnung ihres Bundes;
Albert könnte nur nach grossem Seelenkampfe darauf eingehen und was
würde dies jetzt bedeuten? „Voila ce qu'il serait aujourd'hui, la condam-
nation publique et solennelle de notre vie commune, le d^saveu de notre
mariage actuel. — Gabrielle flieht die eheliche Gemeinschaft, nachdem sie
zwölf Jahre diesen ehelichen Bund gegen das Vorurteil der Welt ver-
teidigt hat Beide sind in ihren Ansichten aufrichtig und ehrlich und da
rat ein Priester zur Rückkehr. Albert«, un homme d'une absolue bonne
foi, lässt sich von der Pflicht bewegen und gewährt die Rückkehr mit
der Tochter, wenn die Frau diese Ehe — contract moral — als giltig
ansehe; die Töchter können religiös erzogen werden. Der Priester hält
die^e Bedingung für annehmbar, weil sich Albert in dem Zustande der
„ignorance invincible" befinde und in Vorurteilen lebe, die er für Wissen-
schaft halte; man solle auf die Zukunft hoffen, vielleicht werde auch
noch der Mann selbst zur besseren Einsicht gelangen. Mit diesem leisen
Hoff*nungsschimmer beugt sie sich unter das Gebot der Ehetrennung
— loi criminelle, loi meurtri^re de la vie familiale et de la vie religieuse,
loi d'anarchie et de d^sordre, qui, promettant la libert6 et le bonheur,
n'apporte que la servitude et la misfere! — Bei andern macht die Anwesen-
heit eines Kindes die Ehe erforderlich: Die beiden Helden in L'impos-
sible libertö von Paul Andr£ (Paris, Havard) leben schon eine Reihe
von Jahren in freier Ehe, und als ihr Töchterlein zur heiratsfähigen
Jungfrau heranwächst, überschüttet sie die Eltern mit Vorwürfen, denn
auch eine jetzt nachträglich geschlossene kirchliche Ehe vermag das Kind
in der öffentlichen Meinung nicht zu rehabilitieren, deshalb sagt der
Autor in der Vorrede: L'enfant, n6 de Tunion libre de deux 6poux qui
ont m^pris^ les contraintes des lois sociales et des lois religieuses, porte
la tare de cette naissance, illegitime devant la loi, coupable aux yeux du
monde, damnable aux yeux de TEglise. L'impossible libert6 est celle
dans iaquelle nous ne pouvons vivre, parce que par eile serait vou^ a
rinf^riorite et ä Tinfortune Tavenir de Tenfant a qui nous donnons le jour.
Den Mädchen soll ihre künftige, gleichberechtigte Stellung mit dem
Manne klargemacht werden. So tritt Gabrielle R^val in L'Avenir
de nos filles (Paris, Hatier) für die natürliche soziale Stellung und
Beschäftigung der Frau ein, deren Wille, ebenbürtig an der Seite des
Mannes, immer ihr Geschick mitbestimmen solle und die Autorin sagt:
ce livre aux m^res envisage courageusement pour leurs filles un avenir
de travail, afinqu'elles puissent un jour cr^er, avec all^gresse, le foyer
qui reste pour toutes les femmes le gardien du bonheur^®). Paul Hva-
ciNTHE LoYSON beansprucht in Le Droit des Vierges, trois actes
(Th^&tre Victor Hugo) für junge Mädchen das Recht, das Leben und
den künftigen Leben sgenos.sen vor Eintritt in die Ehe kennen zu lernen.
Diese feministische Forderung tritt immer mehr hervor, so in Vers la
Vie, Education humaine von Lydie Martial (Paris, Union de la
pens6e femm.). — Die Frau, welche eines Mannes bedarf, um die Ziele
ihres Ehrgeizes zu erreichen, zeichnet Paul Junka in La fausse Am ante
30) Vgl. La maisoD sociale von Louis Dausset (Paris, Fontemoing).
M. Mayr. II 59
(Paris, Librairie Moli^re). Die ehrgeizige Frau, die zum literarischen Ruhm
gelangen will, aber nicht hiezu die ruhige Ausdauer des Willens be-
sitzt^ benützt die Liebe eines Mannes, denn für sie „I'amour n'est
qu'un moyen, l'horaine qu'un instrument de r^ussite". Josephe Hortand,
die Tochter eines Bauers, will eine der Königinnen des Lebens werden,
wie sie deren in glänzenden Droschken sieht, und gibt sich der Liebes-
laune des leichtfertigen Leutnant Miraumont hin, denn die Ehrlichkeit ist
ja doch nur eine Dummheit. Die literarische Karriere winkt ihr, doch
ohne besonderen Erfolg und nach manchen Liebesabenteuern, die ihr zum
Ruhme verhelfen sollen, bleibt sie die „Fausse Amante'^ welche den
Mann liebkost, um alles von ihm zu erhalten, wird körperlich und geistig
alt — sie hat ihren Weg verfehlt. — Tous ces malheurs, toutes ses
fautes 6taient venus de ce qu'elle avait cru . . . que pour r^ussir la
femme a besoin d'un hemme. — Feministische Tendenz zeigt auch L'Etre
double von der Amerikanerin Paul Riversdale'*) (Paris, Lemerre);
zwischen zwei Frauen steht der rohe, egoistische Raoul, von dem sich die
Frau Göraldine abwendet und sich mit der Freundin in Verachtung des männ-
lichen Egoismus findet. Lafaroüe entwirft in Inviol6es (Paris,
Tallandier) etwa dreissig Silhouetten von Jungfrauen, Gattinnen und
Witwen — profils de femmes honnötes — , die alle von Liebe ergriffen
sind, aber dabei ehrsam bleiben. Offrande a Flore von L. M. Olivier
(Paris, 8oc. Frany. d'impr. et de libr.) ist die Schilderung der klugen,
tugendhaften Mütter, die das Schöne, Wahre, Gute und die Natur be-
wundern. Die Skepsis, welche sich im praktischen Leben der Eheinstitution
immer mehr geltend macht, sehen wir in Le Choix de la femme von
Paul Pourot (Paris, Dujarric). Der Held Jacques Servance möchte
gern an Liebe, an die Güte der Menschen und an Lebensglück
glauben, will aber all dies Glück nicht anderen Menschen, sondern sich
selbst verdanken; deshalb wendet er sich der Arbeit zu, uni seine Träume
zu verwirklichen. Da enthebt ihn eine grosse Erbschaft von Seite einer
Tante aller Mühe und er sehnt sich jetzt nach häuslichem Glück: für
Frau und Kind zu arbeiten, sei die schönste Aufgabe des Mannes! Aber
die Wahl wird ihm sehr schwer, denn bisher hat er nur frivole, falsche
und verkommene Frauen kennen gelernt; nur eine kleine Kousine, schon
verlobt, zieht ihn an, an deren Seite er das Glück zu erlangen hoSt —
Entbehren sollst du, sollst entbehren, klingt es unter solchen Umständen
manchem jungen Manne ins Ohr, so bei Delormel in Les deux mai-
tresses de TEtudiant (Paris, Bibl. intern. d'M.), denn der Held aus
dem Quartier Latin ist ein Sonderling, der die Jugendzeit nicht wie
andere geniesst, schliesslich in seiner Sentimentalität enttäuscht wird und
das Leben mit Ironie betrachtet; anders fassen seine Genossen in
L'Urne von Hubert Fillay das Leben auf. Bei Mme Henri
Ardel in Le Mal d^aimer (Paris, Plön) heiratet von den drei
T()chtern eines geachteten Dichters die älteste Marguerite einen bescheidenen
bürgerlichen Beamten und lebt mit ihm in Ergebung und Zurückgezogen-
heit. Die zweite, CoUette, liebt den Luxus, verachtet die missliche Lage
der Schwester und zieht einen nichtssagenden, linkischen, aber reichen
31) Von ihr die Erzahlungea Neteuk^ (Paris, Lemerre).
II 60 I>ie französische Literatur 1904.
Erben in ihre Netze. Die dritte, France, will sich den Schmerz der Liebe
ersparen, denn an dem ehelichen Leben ihrer zwei Schwestern sieht sie
nur abschreckende Beispiele und deshalb weist sie e'uien um sie werbenden
Maler ab. Diesen trifft aber Unglück: Er heiratet eine Engländerin,
deren Binn sich bald nach der Geburt eines Kindes umnachtet und die
endlich ertrinkt; gerade diese Reihe von Missgeschick bringt Collette
dem Maler wieder näher und beide werden ein Paar. — Der Ausweg
ist jedoch gewöhnlich eine freie Geschlechtsgemeinschaft, wie in Coutins
Germalns von Mary Floran. — Einen entsagenden Mädchentypus
bringt Catherinette von Gustav Guesviller (Paris, Illustration fr.),
nämlich den Verzicht auf Liebe und die Befriedigung im Wohltun. Der
Professor Mahout hat alles verspielt, geht aus Verzweiflung ins Wasser
und 80 müssen seine etwas beschränkte Frau und die Tochter Sophie
bei dem Onkel Achille ein bescheidenes Heim suchen. Sophie, die bisher
verwöhnte Professorstochter, ist ohne Murren in der Wirtschaft tätig. Da
erwacht in ihr die Liebessehnsucht, sie fürchtet, sie werde ihre Lebens-
aufgabe nicht erfüllen (remplir normalement son r6le terrestre), das Volk
werde auf sie als eine „Catherinette" zeigen. Sie fasst nun heimlich Zu-
neigung EU dem fleissigen Dorfschmiede und es bricht ihr fast das Herz,
als sie ihn in den Armen einer andern sieht Schmerzerfüllt pflegt sie
den alten Onkel Achille und erbt nach dessen Tode sein grosses Erbe.
Jetzt kauft sie das väterliche Gut, entsagt für immer der Mannesliebe
— bleibt eine Catherinette — und findet im Wohltun Befriedigung. —
In La plus faible von M. Pr^vost (Paris, Com6die Fran9ai8e) streiten
«ich twel in ihrer Leidenschaft übertriebene Frauen um einen mittel-
mässlgen Literaten bis zum Hasse. — Frei von allem Zwange, inmitten
der Vorurteile des Orients und Okzidents, schliessen in dem Fünfakter
Oasls von Jean Jullien (Paris, Tli^atre de TCEuvre) ein Muselmann
und eine entsprungene Nonne einen idealen, zwanglosen Bund; ähnlich
vereint in Sibille-Femme von Ren]6e-Tony d'ülmes (Paris, OllendorflF)
Mann und Frau kein soziales Band, sondern nur ihre gegenseitige Neigung.
Sibylle ist von feministisch gesinnten Freundinnen umgeben, ein paar
studieren Medizin, eine geht infolge ihrer übertriebenen Neigungen zu-
grunde; Sibylle gewinnt ihr Leben durch Arbeit und vermählt sich in
freier Ehe mit einem jungen Doktor, den sie als ihren legalen Gatten
betrachtet. — Une page de vie von Claude Ren i (Paris, Juven), eine
Art Autobiographie (siehe VI), streift die Mutterschaft ausser den Götzen.
Th^n^se Simon ist Mutter von drei Kindern, lebt von den Erträgnissen
ihrer Arbeit und hat trotz ihrer vielen Sorgen noch Zeit und Lust mit
einem jungen Manne, den sie nie heiraten kann, ein Liebesverhältnis
einzugehen. Sie wird wieder Mutter und erzieht dies Kind wie die anderen
aus legitimer Ehe. Auch in dem schon erwähnten Oiseaux de Passage
von Mi DoNNAY schwärmt Vera für eine freie Ehe, über jeden Hass
und alle Vorurteile von Rasse und Kaste erhaben, denn jede andere
führe zu einer unglücklichen Verbindung, so auch in Le Coeujr chemine
von Daniel Leöneür, wo die Wandelbarkeit des weiblichen Herzens,
selbst der sogenannten „Fhonn^te femme", zutage tritt. Hardibert, Direktor
der Gewerke in La Martaude, macht mit seiner zarten, melancholisch an-
gelegten Frau Nicole eine Reise nach Antwerpen, er, um die neue
M. Mayr. H 61
Maschinen Industrie zu studieren, sie, um in Gesellschaft ihrer Ziehtochter
Toquette die Kunstwerke zu bewundeni. Da trifft sie ihren Jugendfreund
Georges, Ogier S^r^nis als Dichter benannt; beide erneuern die einstige
Jugendliebe. Dies errichtet zwischen den beiden Ehehälften eine grausame
Eintönigkeit, denn auch Hardibert will jetzt sein Liebesglück geniessen
und installiert zur Verzweiflung der Nicole in Paris Fany, die kleine
Arbeiterin von La Martande. Toquette heiratet Georges und dies stellt
einigermassen äusserlich das Gleichgewicht wieder her. Man vergleiche
hiezu den Roman Les coeurs malades von EuoiiNR Montfort (Paris,
Fasquelle), den Dreiakter La main passe von Feydeau, wo bei dem
Ehebruch auch der Phonograph eine Rolle spielt, die dreiaktige Ehe-
bruchskomödie Les drag^es d'Hercule von Paul Bilhaud und
Maurice Hennequtn, die heitere Ehegeschichte in vier Akten L'Assas-
81 n6 von Grenet-Daücourt (Paris, Antoine). Bei solchen unglücklichen
Verbindungen hat der eine oder der andere Teil oft einen schweren
Kampf um die Ehre zu bestehen, so die Heldin in Confessions
d'honn^tes femmes, La Com^die secröte^*), wo Mme Stanislas
Meunier den Frauen, die hart am Rande der Untreue stehen, predigt,
innerhalb der ehelichen Ordnung die Tugend zu bewahren. Mme Che-
verny steckt ihren Sohn in ein Institut^ fasst leidenschaftliche Liebe zu
dem reichen Industriellen Montignac, und um diesem nahe zu sein, veran-
lasst sie ihren Gemahl nach Russland zu ziehen und sich mit Montignac
in industrielle Spekulationen einzulassen. Schon der zügellosen Liebe
nahe, wird sie blattemkrank, der Geliebte flieht vor der entstellenden
Krankheit und so werden Ehre und Ruhe der Mme Cheverny gerettet
und sie von dieser geheimen Verbindung erlöst. — In solcher Lage
kommt der Mensch nicht selten zur richtigen Wertschätzung humaner
Tendenzen; so in Sur la Branche von Mme Pierre de Coulevain
(Paris, L6vy). Mme de My^res, die betrogene und verzeihende Frau,
ist mit einem reichen, intelligenten Manne verheiratet, wird von ihm mit
der Kusine CoUette, ihrer Jugendfreundin betrogen und bald Witwe.
Jetzt wandert sie herum, um ihren Schmerz bald in Amerika, bald in
England zu vergessen und in geistiger Beschäftigung Trost zu finden.
Da trifft sie wieder Collette, verzeiht ihr und adoptiert ihren und ihres
Mannes Sohn, fühlt bald für diesen nur mütterliche Gefühle und ver-
heiratet ihn mit einem reizenden Mädchen, das als Morgengabe das Schloss
derer von Myferes erhält. So führt die gute Mme de Myöres beide in
das Schloss ihres Gatten ein und über der Vergangenheit weht der
Schleier der Vergessenheit. — Verzeihung für den Fehltritt der gefallenen
Frau predigt Henri Buteau in La faute (Paris, Plön). Pierre Lagarde
geht auf die See und lässt seine tugendhafte Frau Hanne in Paris
zurück. Sie denkt anfangs nichts Böses vom Umgänge mit dem be-
rühmten Dichter Povfere, doch bald trübt sich gegen ihren Willen der
klare Spiegel ihrer Seele. Reue und Leiden der Verzweiflung, Entsetzen
vor dem Verführer, vor sich selbst! Bei der Rückkehr des Gatten be-
kennt sie ihren Fehltritt und ist dem Wahnsinne nahe. Der verzeihende
Gatte führt sie aufs Land, um dort Ruhe und Genesung zu finden. —
32) Vgl. Dames ^ph^m^res von Fr. de Nion (Paris, Fasqoelle).
II 62 t)ie französische Literatur 1904.
In Un grandamour (Paris, Librairie ^trangere) lässt der Autor Robert
EüDE den Arzt Marcel Derians nach ungHicklicber Liebe in der Einsam-
keit des Landaufenthaltes Trost suchen. Hier wählt er sich die rosen-
wangige kraftige Tochter des Pächters als Frau aus und hier, fem von
stadtischer Nervosität, mitten in der reichsprossenden Natur hoBft er ge-
sunde Kinder zu erziehen und so die Pflicht des Menschen zu erfüllen.
Da rafft ihm nach kurzer Zeit das Fieber Frau und Kind dahin und er
sucht seine düstere Lebensanschauung auf Reisen zur See zu erhellen.
Er trifft auf dem Schiffe die eitle, egoistische, herrschgierige Dame, die
ihn einst betrogen und vor der er geflohen ist. Sie, Mme Valmont, ist
von ihrem Manne Verstössen, von Stufe zu Stufe gesunken. Es ist ihr
gelungen, ihren letzten Geliebten langsam zu vergiften und sie flieht jetzt
mit dem ererbten Reichtum; man ist ihr jetzt auf den Fersen. Da wirft
Marcel die gestohlenen Wertpapiere ins Meer, denn: Mes ressources sont
süffisantes pour deux^' und so gehen sie in Ägypten einem neuen Leben
entgegen. — Romeo und Julie im modernen Gewände ist La Buisson-
niöre (Paris, Illustration) von PaulBertnay. Die Familie Boissier hat
den Ehrgeiz, die Bürgermeisterehre bf.i der Familie zu bewahren. Der
dem Anschein nach sozialistisch-gesinnte Tony Boissier lebt mit dem
Besitzer von La Buissonniöre, Herrn Girardot, in heftigen Grenzstreitig-
keiten; diese Feindschaft erreicht den Höhepunkt, als durch Girardots
Unterstützung der klerikale Baron de la Rosi^re Maire des Ortes wird.
Nicht so heftigen Charakters ist Boissiers Sohn Pierre, der, in der Liebe
zur Mutter auferzogen, in ein Pariser College kommt, Offizier wird, und
als er eines Tages auf Erholung zu Hause weilt, Gratienne, die Enkelin
von des Hauses Feinde Girardot, aus Räubersgefahr rettet. Die beiden
jungen Leute finden an einander Gefallen, sie kümmern sich wenig um
der beiden Häuser Prozesse und Feindschaft, schwören sich Liebe und weder
des Pfarrers Vermittlung noch des Barons Bemühung, sie mit seinem
Sohne Denys zu vermählen, vermögen etwas. Da auch die Eltern gegen
diese Verbindung sind, so soll Gratienne im Kloster ihre Neigung ver-
gessen. Sie flieht aber zu ihrer wegen der Liebe zu einem Maler ver-
stossenen Tante Camille nach Paris, der es gelingt, dem ehrgeizigen Tony
Boissier die Bürgermeisterehre wieder zu verschaffen, beide feindlichen
Häuser zu versöhnen und Gratienne in die Arme ihres Geliebten nach
freier Wahl zuführen. — So finden sich auch die Liebenden trotz aller
Unbilden in Les fian9ailles d' Yvonne von J. H. Rosny (Paris,
Joanin), der Liebesgeschichte des Fran9oi8 Bernays und der schönen,
treuen Yvonne Gazelle. Der Vater will, um seine materielle Lage zu
bessern, Yvonne mit dem reichen Amerikaner Hamilton vermählen. Die
brave Tochter bittet um ein Jahr Aufschub; Bernays geht nach Amerika,
kommt als Millionär zurück und jetzt werden beide, trotz der Machinationen
Hamiltons, ein glücklich Paar. So haben auch in Joseline von Edouard
Delpit (Paris, L6vy) materielle Hindernisse nicht die Kraft, eine glück-
liche Ehe zu hindern; Joseline, die einfache Tochter eines verun-
glückten Mechanikers, nimmt aus Rücksicht für ihre arme Familie, trotz
ihrer Liebe zu Paul, den steinreichen Industriellen C4sar Th^nissay zum
Manne. Als sie aber Witwe wird, siegt ihre alte Liebe und sie heiratet
nach vielen Schwierigkeiten Paul. — Die alles umändernde Wirkung des
M. Mayr. II 63
Zeitablaufes betont ÜAutre route von C. Nisson. Die Heldin wächst
bei ihrem Onkel und der Tante Pontchanin in zurückgezogener Zu-
friedenheit auf, denkt nur für andere und so auch für den Vetter
Jacques Pontchanin, der von der Kolonie heimkehrt und bald für die
niedliche Suzanne Liebe fühlt. Er träumt als Offizier von Ruhm und
Heldentaten, indes sie es nicht versteht, sich für eine grosse Sache zu
opfern. So wandert er nun wieder in die Ferne und sie lebt ganz für
ihre Zieheltern und in stiller Liebe zu dem Geschiedenen. In der Nach-
barschaft wohnen drei niedliche Schwestern, von den Eltern vernachlässigt,
und deshalb sorgt Suzanne für sie, besonders für die Jüngste, der sie
nach dem Tode der Mutter ganz ihre Sorge weiht und die durch ihre
Bemühungen von ihrem schweren Leiden geheilt wird. Diese uneigen-
nützige Güte flösst dem Vater der drei Mädchen dankbare Zuneigung
und schliesslich Liebe zu Suzanne ein, die ihm nach schwerem Herzens-
kampfe, denn ihre Liebe gehört dem schmucken Offizier, zum Traualtare
folgt Da stirbt der Pflegevater und Jacques eilt heim, um seine geliebte
Suzanne heimzuführen und die alte Mutter zu pflegen. Aber welche Ver-
änderung! In beider Herzen lebt noch Liebe, doch Suzanne hat Treue
geschworen und daher muss Jacques wieder in die Fremde — II faut
partir une fois encore, changer en gloire tes chagrins et tes regrets; c'est
moi qui soignerai ma tante. — Über das Verhältnis des vorehelichen
Liebeslebens setzt sich in versöhnlicher Weise Alfred Capüs in Notre
Jeunesse^'), com^die en quatre actes (Paris, Com^die Fran9aise) hinweg.
Dieses echte Pariserstück führt einem nicht mehr jungen Manne seine
Jugendsünde vor. Luden Briant, der mit seinem alten, mit der Welt
unzufriedenen, tyrannischen Vater ein Gewerke in Besan9on leitet, hat
einst als Student der Ecole des mines^*) im Quartier latin Liebesbe-
ziehungen mit der Papierhändlerin Loulon unterhalten. Zwanzig Jahre
sind seitdem ins Land gegangen; das Kind der Liebe Lucienne steht
am Krankenbette seiner Mutter und diese legt sterbend der Tochter ans
Herz, sich im Falle der Not an den Jugendfreund in Tourville zu
wenden. Nach dem Tode der Mutter erscheint nun die reizende, be-
scheidene und dem Anscheine nach schüchterne Lucienne im Hause des
Lucien Chartier, als er mit seiner verwitweten Schwester Laure, seiner
Frau H^lfene und dem philiströsen alten Briant zu Tische sitzt. Lucienne
bittet um kein Bettelbrod, sondern um eine Stellung. Bald wird klar,
dass sie Luciens Tochter ist, welcher einst die Mutter für ihre Neigung
reichlich mit Geld entschädigt hat. — Dem Mädchen soll Unterstützung
werden, doch dasselbe will den Vater weder sehen, noch belästigen,
sondern sich nur den Lebensunterhalt erwerben. Aber Laure enthüllt
das Geheimnis und Lucienne erscheint vor Luciens Gattin H6It;ne, die
bisher kein Glück gefunden hat, zuerst des alten, dann des jungen Briant
überdrüssig geworden ist und daher Lauren ihr Leid klagt. Das fremde
Mädchen macht auf sie Eindruck, erweckt Zutrauen und Mitleid und so
ruft ihm H61öne ermutigend und tröstend zu: Soyex tranquille, vous
serez de notre famille; c'est moi qui m'en charge! Unbekümmert um
33) Vgl. L'Art du Th^Ätre, d^c. 1904. 34) Erinnert an des Autors eigenes
Leben, der aus seiner Heimat Aix nach Paris kam, zuerst die Ecole polytechnique,
dann die Ecole des mjnes besuchte und Ingenieur werden wollte,
II 64 I^ie französische Literatur 1904.
die öffentliche Meinung und die Ansicht des tyrannischen Schwiegervaters
soll Lucienne als Kind im Hause bleiben und dem straubenden Gatten
sagt H^l^ne: Elle est seule au monde et pr^te ä se donner pour un
peu de Sympathie et de tendresse . . . tends-lui la main, toute son ime
t'appartiendra. Et quelle lumiere, quelle chaleur eile apporterait dans
notre existence! Lucien! Comment ne vois-tu pas que c'est ta jeunesse
qui revient vers toi! Ne la laisse pas s'enfuir, ce serait pour toujours! . . .
Tu n^as pas pu me donner un enfant, pr^te-m'en un!
J5« Gedichte. In einer Abhandlung über die Bezüge der
„Modernen" zur antiken Literatur musste auch Mme Nicolette Hennique
als eine Art moderner Ovid Erwähnung finden. In ihren Des H6ros
et des Dieux (Paris, Fasquelle) tritt die antike Götter- und Heroen-
welt in modern-lyrischem Gewände auf; so der fremde Hirte Musagetes,
Pelops, die Hesperiden, die mildtätige Ceres:
Car toujours du m^me or et toujours de soleil,
Lasse de nous donner avec la s^ve blonde
Le pain quotidien dont se nourrit le monde
Elle se repose au coBur de la bise profonde.
Daneben der Riese Herkules im Kampfe mit dem nemeischen Löwen:
Tous deux lourds et peius et tous deux rugissants
S'acharnent au combat mortel . . .
An die Dichterin Sappho erinnert üne femme m'apparut von
Ren^e Vivien'*) (Paris, Lemerre), an die Antike Pommes aristo-
phanesques von Laurent Tailhade (Paris, Mercure de France), an
den Orient die lyrischen, allegorischen Novellen Copeaux von H^ljine
DE ZuYLEN DE Nyevelt (Ib.) Und die Liebeslieder Tourmentes (ib.)
von Jean de la Jaline; einen Ritt durch romantische Zeiten, im alten
Ägypten, auf mittelalterlichen Höfen und in unserer Zeit machen die
Liebesdichtungen L'Ame voyageuse von Am^d^e Prouvost (Paris,
Maison des Pontes). Alfred Joubert besingt in Peintres et Sculp-
teurs (Paris, Lemerre) historische Ereignisse**), so zur Zeit der Mme
Pompadour, von deren Einfluss es heisat:
Et ce sont ses baisers qui gagnent les batailles;
und in der Vision Velasquez erweckt der Dichter Erinnerungen an Spanien :
Espagne, Espagne: o m^re accueillante et farouche,
Le Maure aux bras cuivr^s a dormi dans ta couche,
Ce sont vos helles nuits qui fiambeut dans tes yeux.
Die Symbolistin Marie Krysinska, die sich für die Erfinderin des
freien Verses hält, erinnert in Interm^des (Paris, Vanier) an Liebes-
tändeleien des 18. Jahrhunderts, denn Liebespaare wie Paul und Virgine
wandern durch Felder und Wiesen:
Oü toutes les fleurs
Marien t les couleurs
De leurs 6blouissantes coroUes.
Bei allem siegt nach der Dichterin Worten die Liebe über alles,
selbst über den Tod:
35) Von ihr erschien auch La dame k la louve (ib.). 36) Vgl. Pommes de
France et de Bourbon von Olivaint (Paris, I^emerre),
M. Mayr. H 85
L'Amour est seul vainqueur
De la mort
Hier kann man auch Feuilles ^parses (1840-^1904) vom greisen
Dichter Fr^d^ric Passy (Paris, Soc. fran9. d'impr. et de libr.) einreihen, wo
wir die Leiden und Freuden von des Autors langem Leben kennen lernen;
ferner Hommage ä L6on Valade von J. Valmy-Baisse. In einer
Art poetischer Prosa besingt Cloviö Hugues inLes Roses duLaurier
(Paris, Fasquelle) die Ereignisse der letzten Dezennien vom Tode V. Hugos
an; vor allem ist er begeisterter Südfranzose und Anhänger Hugos, den
er in Parallele mit Napoleon setzt, diesem Gotte, dessen Priester Hugo ist:
L'Id^l 6ternel est plus fort que la force;
Tu n*6tais qu'un passant dans ce grand si^cle, o Corsel
L'Enfant, c'^tait Victor Hugo.
Da wir bei der Erwähnung historischer Stoffe sind, mögen gleich
die sozialen angegliedert werden. Unlängst haben Poinsot und Normandy
in der Revue For^zienne^') dieses Stoffgebiet zum Gegenstande einer
allgemeinen Erörterung gemacht (Sur les tendances de la po^sie nouvelle)
und die Berücksichtigung der sozialen Bedürfnisse als Hauptcharakteristikon
hingestellt, das sich nicht nur in der Bevorzugung gewisser literarischer
Formen (Roman, Drama), sondern auch in der ganzen Richtung als eine
„litt^rature utile" im eigentlichen Sinne des Wortes äussert. Hier sei
von der Lyrik die Rede und als Beispiel dieser Art Les Minutes
profondes von C. Poinsot (Paris, Soci6t^ des Pontes Fran9ais, Charles)
erwähnt Es ist das Leben in einer nordischen Fabrikstadt — les
immenses nuits des pöles 6toil6s — wo sich die Menschen einer stillen
Resignation hingeben und alle den Dichter zum stummen Mitleid stimmen :
Effroi de tous, effroi des hommes et de la plante
Qui mettent dans les yeux des Stranges clart^s
Et qui, au bord des mers, donnent, si affolante,
L'Attitude de fuite aux pins 6pouvant^s.
Das Meer — Teau pacifique ei pleine de soleil — das alsbald der
Wind aufwühlt und in schäumende Wogen verwandelt, ist ihm ein Bild
des menschlichen Lebens. — Als bedeutende Erscheinung des Jahres sei
auch Les Clart^s humaines von Fernand Gregh (Paris, Fasquelle)
genannt. Die verschiedensten lyrischen Stimmungen werden mit dem
gemeinsamen Zuge ins Titanische, ins Unendliche vorgebracht. Die Bilder-
sind dem nordisch-romantischen Vorstellungskreise entnommen. Wie bei
Ossian weht auch hier starker Herbstwind:
Grand vent m^lancolique et febrile d'automne
Trop tard! c'est Tennemi patient de la vie.
II d69oit plus encore le souhait et Tenvie
Que son fr^re cruel, Jamais, aux grands yeux froids.
Dem soeben genannten Dichter verwandt ist John Antoine Nau
in Hiers bleus (Paris, Messein), dem das Blau des Himmels geheimnis-
voll und der Widerschein im Wasser traurig ist:
L'eau bleue qui le reflete est sereinement triste.
37) Saint-Etienne, Soci^td de rimprimerie Th^olier — J. Thomas et Cie.
VoUmoUer, Rom. Jahresbericht VIII. 5
II 66 I^ie französische Literatur 1904.
Ebenso flösst dem Dichter Philippe Düfour das unendliche, immer
gleiche Meer Achtung ein, denn in den Dichtungen De Songe en
Songe (Paris, Lemerre) singt er:
Tu poursuis ton grand songe immuable et sublime.
La nuit, Tombre, T^cume errent sur ton abtme.
Et d'ftge en äge, 6 mer, tu demeures ainsi.
Der Dichter preist den glücklich, der wie das Meer stoisch und
stark in der Einsamkeit, ein Verächter der menschlichen Eitelkeiten von
Jahr zu Jtihr sein Herz in einen unsterblichen Traum wiegt. Paul
Plan singt in Les Roses de la vie (Paris, OUendorflT):
Ce soir, je contemplais cet immense oc6an
Qui renferme en ses flots le 1*6 ve et le n^nt.
Maurice Donnay sagt dazu in der Vorrede: D'autres, comme la
fantaisie que vous indtulez „A une vieille chaise'* ont le parfum m^lan-
colique des roses fän6es. Man vergleiche La Prairie en fleurs von
Edouard Ducot^ (Paris, Mercure de France). — Ähnliche Stimmungen
kehren in Par TAmour (Paris, Messein) von Mme Marie Dauguet
und in Musique d'Automne (Paris, Fasquelle) von Louis Leoendre
wieder. — Der sprachgewandte Dichter Olivirr Calemard de la Fayette
sieht in Les R^ves des jours (Paris, Sansot) im wogenden Ährenfeld
und anderen Naturerscheinungen ein Bild des Weltenganges, der Ver-
gangenheit und Zukunft (R^ves des bl^), ergeht sich dabei an den Ab-
hängen des Kithäron, träumt mit den Satyren und singt:
Les Souvenirs, qui me viennent ce soir,
Emouvants et berceurs, m'apportent de Tespoir.
Eine Verherrlichung der den Menschen umgebenden Ereignisse
heiterer und trauriger Art bringen Les Heu res von A. Montandy
(Paris, Daragon). Sozialen Anstrich haben Chants de Revolte (Paris,
Massein) von Louis Chollet und Les Sillons et les flots (Paris,
Lemerre) von Charles Limet, wo sich neben Naturbetrachtungen der
angedeuteten Art auch kritische Bemerkungen über das Treiben der
Menschen finden, so über die morosen Engländer, die in der Schweiz,
unbekümmert imi alles um sie her, ihren Launen nachgehen. — Die
schon im Berichte VII erwähnte Angloamerikanerin Ren^e Vivien revoltiert
.in Venus des Aveugles (Paris, Lemerre) gegen die männliche Tyrannei
zugunsten der verkannten, erniedrigten Frau, hasst den Mann — pour
la hasse f6rocit6 de ses lois et de sa morale impure — und ihre Hand
ist nicht zur Mutter geschajffen:
J'irai vers le Martyre ensanglot^ de roses,
Car mon coBur est trop lourd pour une main d'enfant.
(Sonnet k une enfant.)
Die Dichterin flieht zur Antike und schlägt in Les Kithar^des
(ib.) melodische Gesänge an, inspiriert von den griechischen Dichterinnen.
— Eine Winterstimmung, selten einen Freudenstrahl und doch eine Art
optimistischer Resignation enthält Parfüms (Paris, Sansot) von Jean
Mariel:
J'ai chass^ loin de moi Tanalyse et le doute
Pour faire simplement ma t&che jusqu'au soir.
M. Mayr. II 67
Qu'il te choisisse donc, Goethe, pour exemplaire
D'harmonieuse et de virile huinanit6,
Toi qui ne pris ta part de toutes nos miseres,
Que pour les vaincre en en tirant de la beaut6.
Aber diese stärkende Erinnerung ist nicht immer beruhigend, denn
L'Empreinte du pass^ demeure trop profonde;
Trop de vide subsiste en ce d6cor trop calme.
Auch in Pommes de la solitude von Henri Allorge (Paris,
Revue des Pontes) weht eine düstere Lebensauffassung; der Dichter lebt
nur in traurigen Erinnerungen, seine Seele gleicht einem Parke im Herbste
— plein d'oubli, plein de mort — und sein Herz wird von einem uner-
reichbaren Ideal gemartert; deshalb wünscht er sich ein ruhiges Asyl:
Heureux le coin tranquille oü Ton ne voit personne!
Mon äme est comme un parc aux tristes soirs d'automne.
Für Charles EprY ist in Vers la piti6 (Paris, Lemerre) das Leben
düster, tot; er verzichtet auf alles, denn sein Glück ist dahin, auf seinem
Lebenspfade trifft er nur Schatten und so fühlt er sich vereinsamt:
Me voici seul, l'oeil sec, parmi les morts sans nombre.
Voici venir le temps d'exil.
In Tableaux intimes möchte der Dichter Joseph Boughard
(Paris, Lemerre) gerne glücklich sein, gerne lachen, aber:
Je me sens Täme triste et me sens le coeur las.
Gleiche Stimmung beherrscht Mme H6lI:ne de Zuylen in L'Ef-
feuillement (Paris, Lemerre) und Theodore Maurer in La Princesse
Avril (Paris, Maison des Pontes). Den Dichter Charles Derennes
gemahnt in L'Enivrante Angoisse (Paris, Ollendorff) die Abendglocke
sowie die anbrechende Nacht an den Tod:
La nuit doscendra sur mon front;
Je mourrai comme tout le monde.
Doch der Tod erschreckt ihn nicht, denn im Leben war ihm Liebe
gegönnt:
. . . l'amour
A caress6 toute ma vie.
In Poem es will Lours Le Cardonnet (Paris, Mercure de France)
alte Erinnerungen auffrischen:
Malgre les jours enfuis, je suis chanteur encore
Et je vous redirai le chant des jours anciens.
Dabei überschleicht ihn oft Traurigkeit, denn er singt:
Un grand r^ve en moi veille et s'inquiöte et pleure,
und der Gedanke an den Tod tritt ihm, allerdings nicht mit Schaudern,
wiederholt entgegen:
Nous-mtoes, empourpr^s par un dernier espoir,
Nous sentirons bientßt tomber aus^i le soir,
Et tomber Thiver sur nos Ämes . . . (En foret).
In Les gräces inemploy^en von Charles-Adolphe-Canta-
cuz^NE (Paris, Perrin) finden wir melancholit*che Stimmung, da der Ab-
lauf der Zeit zum Bewusstsein kommt.
II 68 Die französische Literatur 1904.
Que de derai-heures perdues
A d^uvrir les ing^nues;
Et 8ur ses pas, et sur ses pas
L'Eternit6 ne revient pas.
Je m'en vais comme vers le nord
Vers la mort.
Auch die Frauenherzen haben dem Dichter nicht immer treu ge-
schlagen, aber doch will er in ihren Armen sterben:
Elles ne valent pas beaucoup;
Mais je veux mourir mes bras autour de leur cou.
Den Optimismus vertritt der Südländer Henri Bataille in Le
Beau Voyage (Paris, Fasquelle). Dieser „möridional corrig6 par le
Symbolisme" besingt flüchtige Erinnerungen seines Lebens, Erinnerungen
an seine Ahnen, die in einem „weissen Hause" alle friedlich beisammen
wohnen, unbekümmert um die Dinge dieser Welt; in dieses Haus wird
auch der letzte Sprosse bald eingehen:
Rien ne sera change dans la maison profonde . . .
Votre enfant seulement aura repris sa chambre.
Doch auch hier sind die Gredichte gleichsam eine wehmütige letzte
Reise, wo alles nur Egoist, ganz am Rande des Todes, wo sich alles
eines schönen Abends beruhigt:
Une histoire, une histoire, tout finit en histoire.
Tout se calme par un beau soir.
Zu einem ähnlichen Schlüsse gelangt auch Tancr^de de Visan
in Paysages introspectifs (Paris, Jouven), denen er eine Theorie der
symbolischen Dichtung voranschickt (un essai sur le symbolisme). Wie
oft wurde schon der Dichter als der Priester der Allbeseelung aufgefasst;
nun wird das als das Bezeichnende des symbolistischen Dichters hinge-
stellt: „Leur d6sir a 6t^ d*exprimer immMiatement Tinexprimable, si j'ose
dire, de fondre leur Arne avec la conscience universelle afin de noter,
par une sorte d'auscultation intollectuelle , jusqu^aux pulsations de la
mati^re, jusqu'a la respiration du monde." — Der Autor weiss das Leben
zu geniessen, die verschiedenen Freuden zu durchkosten; freilich ist sein
Traum vielfach nicht in Erfüllung gegangen, denn in Regrets heisst ea:
Mais mon äme est tout autre et mon reve a chang^,
_ Tu ne comprendras plus mes larmes d'afflig6;
Je n'irai plus te voir baigner le long des saules.
Zu dem Symbolismus von der Art Maeterlincks gehört La Chanson
d'Eve von Charles van Lerberghe^®) (Paris, Mercure de France).
Die .jungfräuliche Eva singt in den vorliegenden Liedern heilige, para-
dies-un schuld ige Weisen. Ihre Seele erwacht wie eine Rose zu dem
reichen Leben, zur Liebe, aber die Gottheit wiegt sie wieder in Schlaf.
Neben all dem Schönen und Guten hat sie als die erste geweint, aber
aus göttlicher Freude:
Entre le ciel, entre la terre,
L'aube sainte et le soir sacre,
38) Über diesen neuen Dichter Belgiens vergleiche Charles Van Lerberghe
von Albert Moskel in Mercure de France, 1904.
\
M. Mayr. II 69
Entre les rires de la lumi^re,
C'est moi, au monde, la premiere,
Qui de joie divine ai pleur6.
An diese symbolistische Art reiht sich der Einfluss des Glaubens
in Pour TEnfant von Charles de PoMAraoLs (Paris, Plön). Das
Ganze bewegt die schmerzliche Erinnerung und die Liebe zu dem ver-
lorenen Kinde; das Band zwischen Vater und Kind geht über das
irdische Dasein hinaus, der Vater setzt den Verkehr mit dem Kinde fort:
O trfes candide enfant plus pure que les vierges.
Dieses Wesen gestaltet sich ihm zu einem geliebten Schatten, zu
einer unsichtbaren Gottheit:
Elle est d6sormais Tombre et sa place est plus grande.
L'Amour le plus parfait dont Täme s'ennoblisse,
Cest l'Amour inspir^ par un 6tre lointain.
Er flieht zum Grabe, wo es ihn schmerzlich stimmt, dass er nur
Staub und Erde findet (Plus Rien); doch die Seele lebt in hohen Sphären
(Au-delä), schwebt schattenlos frei durch den unendlichen Raum und
kommt auch in seine irdische Wohnung;
Dans ce rose j ardin discret,
Peupl6 de Timage mortelle
Od ton enfance m'apparait,
Ta petite Äme revient-elle?
(Petita ftme au jardin.)
So kommt der Dichter durch die ewige Liebe zum Glauben und
durch diesen zur Hoffnung: «
Les traits que j'ai d^peints, la gr&ce que j'ai dite,
L'ingu^rissable mal dont m'a ble8s6 sa fuite,
D'61ans toujours piureils que la douleur r6pöte
Habiteront en moi: ma vie en sera faite,
Comme un fond triste oö seul reluit un grand espoir.
In Joie et Tristesse (Paris, Ollendorff) behandelt F^lix George,
ähnlich wie früher in Lyre et Clairon und Ombre et Clarte, die Gott-
heit in Geschichte und Natur; hier finden sich auch Hymnen hohen
Klangs, so Jadis, worin dem Worte Christi auf den Ruf „Venez a moi!"
Männer und Frauen, Greise und Kinder von allen Seiten zuströmen und
seine Ijehre wird allen zum Tröste, denn:
C'6tait le pain du pauvre et Fespoir du proscrit;
Tous les desh6rit6s savouraient sa parole.
Auch in Les Charmes von Mme Catulle Mend^s (Paris, Fas-
quelle) spielt der religiöse Sinn eine Rolle. Diese Liebesdichtungen, der
poetische Roman einer Seele, gleichen Gartenblumen:
O douces fleurs de la plus douce destinöe,
Filles de la nature et soeurs de la vie.
Die Dichterin erwartet den Geliebten im Garten (L'Attentc au jardin)
am Springbrunnen mit Sehnsucht, durcheilt Wiesen und Wälder — au
coeur des plus Vivantes choses — aber der Auserwählte lässt lange auf
sich warten. Sie will sich für ihn mit dem Schönsten, was die Natur
bietet, schmücken;
II 70 Die französische Literatur 1904.
Je veux pour, d^s Tinstant qu'il me verra, lui plaire,
Savoir tout le secret des parfums et des fards.
Er soll sie wie eine Königin sehen :
Qu'il croie en me voyant, fröle, grave et par^,
Voir une reine enfant avec ses attributs.
Bei all dieser Liebessehnsucht empfindet sie aber doch eine leise
Furcht, sobald sich die Liebestandelei dem Ernste nähert, sobald das
Herz versprochen ist (Le Coeur promis). Bei all der tiefen Liebe ( — Je
vous aime!) kommt eine leise Reserve: sie will der Gottheit einen kleinen
Platz im Herzen bewahren und so schleicht sich mit den „schönen Sorgen"
auch der Ernst des Lebens in ihr Herz ein, in dieses Herz der Liebe
und der Mutter:
J'ai peur, o nion enfant, que mes deux mains de fard,
Lorsqu'a ma rohe d'or en riant tu t'attaches,
N'imposent a ton front leurs invisibles taches!
Sie beneidet die, welche die Reinheit ihres Herzens dem Gotte ge-
weiht, und sucht in der Kunst (vgl. La Musique), in der Freundschaft
Trost und opfert der Gottheit alle ihre Schmerzen, Enttäuschungen, ihre
ganze christliche Seele. — Die elementare Kraft der in ihrer Überfülle
dem Herzen schmerzlich entbrausenden Gefühle bringt die junge Polin
Joanne Sienkiewiez in Flamm es de la vie zum Ausdruck. Es ist
eine Reihe von ausdnicksvollen Versen, die alle den Liebesdichtungen
zuzuzählen sind. Die Dichterin vergleicht sich mit dem Winde, der wie
der ewige Jude über die Erde trauernd dahineilt, aber doch nicht aufhört
zu lieben und zu leiden:
* Pourtant, mon eoeur a moi, dans sa douleur profonde,
N'a pas cess^ d'aimer et de souffrir un jour.
Mit einer an Dantes Sonett gemahnenden Wendung heisst es:
Je livrerai mon coBur et mon äme en pÄture
Aux affam^s d'amour pleurant sur mon chemin.
Et sur chaque douleur et sur chaque blessure
Je repandrai mon coeur trop pesant et trop plein.
Eine andere Dame, Marie Weyrich, die Frau des Romanschrift-
stellers Jean de la Hire, ergeht sich in Les Jardins du Soir (Paris,
Bibliotheque Int.) in unbestimmten, wenig bedeutenden Bildern, so:
Mon coeur, la nuit est la, ne r^ve plus et dors
Sur les lys bleus courb^s, dans le bruit des fontaines,
Dans le feuillage vert ainsi que dans la mort,
Et goöte la douceur des choses incertaines.
L'Amour enseveli von Jacques D'adelswart (Paris, Messein) ist
der Ausdnick der stürmischen, ungeduldigen Liebesempfindung. Die Be-
handlung ist geistreich und stimmungsvoll zugleich:
Je suis a genoux comme devant la Vierge;
Nos serments de jadis, ä la lueur des vierges,
Edairent vaguement la chapelle d'amour.
Die Erinnerung an die Vergangenheit bereitet ihm keine Freude mehr:
L'heure tintait^ et j'aurai cru
Voir au loin des perles breves
\
\
M. Mayr. H 71
S'6grener d*un coUier de r^ves
Qu'on ne retrouve jamais plus.
(Cantil^ne).
L'heure amoureuee et fun^raire (Paris, Stock) von Pierre
FoNS sind Liebeserinnerungen in besonnenem Tone:
Petite aim^, ^oute enfin: Voici TAdieu
Merci; tu m'as donn6 des baisers de ta vie,
Aux vieux jardins oü mon enfance t'a suivie.
Doch findet sich wiederholt ein düsterer Gedanke mit Herbstes-
stimmung, so in Deux Novembre:
Ce soir d'Automne, h61as! est plus beau que mon coBur,
Puisqu'il sourit encor tandisque je frisonne.
Que la Mort mette en lui l'ineffable douceur!
Moi, je ne pourrai pas mourir avec TAutomne.
Dabei beschleicht ihn oft Zweifel und Angst und so ruft er in
Angoisse aus:
Je ne voudrais pourtant que connaitre ma voie,
Et pour goüter enfin cette humble et simple joie,
Je donnerais mon art peut-^tre vain et faux.
Zu den Liebesgedichten, bei denen die Eleganz der Hauptvorzug ist^
gehören Les Elans et les Chutes (Paris, Messein) von FRAN9018
Faust. Die Furcht, dass der angebeteten Dame des Dichters Liebe
lästig sei, und die Bitte um die Gnade, ihre schone Gestalt im Gesänge
bewundern zu dürfen, sind bezeichnende Motive. An anderer Stelle
(Tristesses) liest der Dichter unendliche Traurigkeit in den Augen der
Geliebten, forscht umsonst nach dem Grunde ihrer Verzweiflung, fürchtet,
dass für sie das Leben eine „ewige Lüge*' sei, und fragt sie:
Le soir fait-il revivre en vous des reves morts?
Sentez-vous la dent de Tennui ou du remords,
Ou l'assaut des d^sirs obscurs qui s'accölere?
L'Amour chante von Xavier Privas (Paris, OUendorfF) enthält
zarte und leidenschaftliche, manchmal melancholische Liebesdichtungen z. B.:
Ta chhre &me est le port qui re§oit ma d^tresse,
Navire ballott^ par les flots de Tennemi;
Et le pharc orgueilleux qui, dans Tombre, se dresse,
A pour lumiöre d^or ta splendide jeunesse
Dont Tamoureuse flamme ensoleille ma nuit
Der lyrische Roman LeNouveau Werther von Jean Daleyden
(Paris, Charles) bringt die Liebesgeschichte eines Malers, der an die
Sentimentalität eines Werther gemahnt.
In De TAmour, de Tlronie, de la Piti6 von Octave Aubry
(Paris, Plön) tritt der Leben süberdruss zum Vorscheine mit einem An-
hauche von Neurasthenie:
La vie est si plate et Thomme est si bas,
Que deux coeurs altiers n'ont rien mieux ä faire
Que de s'exiler sans autre fracas
D*un monde oü Tamour devient une aifaire.
Bevor wir uns zur dezentralisierenden Bewegung wenden, finde Er-
wähnung, dass die Dichtung auch das Leben der Grosstadt behandelt;
II 72 Die französische Literatur 1904.
so in Paris ä travers les Sages von Amory (Paris, Soci6t^ par d'6d.)
und La Beaut6 de Paris von Paul Souchon (Paris, Mercure de
France). Es sind Dichtungen über das Treiben daselbst, so Eindrücke
an einem lauen Sommerabende:
Aux soirs bleus de Paris, les soirs d*or de Provence
Se mdlent dans mon coeur, quand mon coeur se souvient.
Daneben ist aber das Hervortreten der Provinz schon so weit ge-
diehen, dass jede Gegend ihren Vertreter aufweist. Da ist vor allen
anderen das schon erwähnte (siehe III) Werk LaRace et leTerroirvon
A. Grimaud, Anthologie des po^tes du clocher (Petite bibl. prov., Cahors) zu
nennen, ferner Quelques Pontes de TH^rault von Henri Bauquier
(Fahre, ä B6ziers), Pontes du Nord von A. M. Gosöez (Paris, OUendorff),
Anthologie des Pontes normands contemporains avec ^tude de Ch.
Th. F^RET (Paris, Floury), Anthologie des Pontes lyriques fran9. von
J. F0N8NY et J. Van Dooren (Termann, a Verviers, Belgique); zahl-
reiche Zeitschriften und Vereine widmen sich mit Eifer der dezentrali-
sierenden Tätigkeit (vgl. Vox I., II. Paris, nie St-Denis 101). Die
Normandie hat ihren Sänger in Louis Beuve de Vesly, die Bretagne
in FiÖLiciEN SoüLiER (Les Dicts d'Amour et de Jouvence), die Auvergne
in J. Ajalbert, an dessen frühere Gedichte L'Auvergne sich Ars£:ne
Vermenouze mit Mon Auvergne (Paris, Plön) anschliesst; wie früher
in seinen Gedichten Flour de Brousso (vers languedociens) weht auch
hier Begeisterung für seine Heimat und Flucht vor der Hauptstadt:
Va, tu seras mangß par la ville vorace,
Min6 par les poisons meurtriers de Paris;
Vieux avant Tage, Täme et le cerveau taris.
Tu mourras sans laisser des enfants de sa race.
Die Auvergne mit antiken Anklängen besingt auch Fr^d^ric
Plessis in Po^sies complötes (Paris, Fontemoing).
In Les Mansu6tudes sucht Charles Droulers (Paris, Lemerre)
auf Reisen seine Lust, vor allen in den Gegenden des Südens und
deshalb besingt er bald die Wellen, den Wind, bald die Sandwüste, bald
die südlichen Städte:
Le Steamer fend les flots. La voile se döploie.
Des hommes ignorant la douceur de leur sort
S'^happent du brouillard oü notre coeur se noie.
Vers les pays heureux ils prennent leur essor.
Silvain bringt in Mon Gamet, Sonnets familiers, pr6faoe von
J. Claretie (Paris, Lemerre), neben persönlichen Erinnerungen bukolische
Klänge; ebenso der Provenzale Emile Ripert in Le Chemin Blanc
(Paris, Fasquelle). Er besingt die Oliven- und Lorbeerhaine seiner Heimat,
die ehrwürdigen Platanenriesen, lauscht dem Zirpen der Grille und der
Zikade, sonnt sich in der lauen Luft und liebt sein Heimatstädtchen
wie eine Grossmutter:
Et je marchais, grave et muet, avec la crainte
Qu'elle ne s'6veill&t soudain, la ville Steinte,
Car ce qui me plaisait, ce soir-la, seulement,
C'6tait de m'approcher d'elle trös doucement
M. Mayr. H 73
Pour mettre, sans troubler sa röverie altiere,
ün baisser sur le front de la bonne grand' möre.
InLes soufflee libres (Paria, Lemerre) betrauert der Dichter
LuciEN Patjö den Tod seiner Mutter und seines Kindes, dessen Leben
so kurz war, besingt dann seine Heimat die Bourgogne mit den hoch-
ragenden Pappeln, obwohl er lange Jahre in der Fremde lebte. Der weite
Ozean ist ihm ein Verräter:
La mer est un ablme oü dort la trahison.
HuQüES Lapaire ist der „Poete national de Beny", welches Land
er in Sainte Solange, Noels Berriands und in Le Courandier (Paris,
Combet) verherrlicht. Andere Dichter besingen im allgemeinen, ohne
eine bestimmte Landschaft vor Augen zu haben, das Landleben, die Vor-
züge der Landbevölkerung; so Maurice Bonchor in Contes popu-
laires (Paris, Delagrave), A. Foülon de Vaulx in L'All^e duSilence
(Paris, Lemerre), den eine unentrinnbare Traurigkeit befallen hat, denn
die,Freude am Frühling, an dem Landleben bricht sich nur mühsam durch:
O Vous dont Tamitiö m'est comme une veilleuse.
Mehr Freude zeigt an der Naturbetrachtung, an der Arbeit des
Landmannes, der mühsam die Erde bearbeitet, den Samen ihr anvertraut
und der gütigen Vorsehung — La bonne niere que la terre — das Ge-
deihen überlässt, der Dichter Andr^ Fontaine in Matines (Paris, Fonte-
moing), denn er singt:
Et dans Fadorable mystöre
Du total recommencement
La moisson mont« solitaire.
Man vergleiche Chanson s des Mois von J. Doucet (Paris, Michaud),
Musiques d'Automne von Louis Legendre (Paris, Fasquelle) und
La Prairie en fleurs von Edouard DucoTjß (Paris, Mercure de France).
In Horizons et Coins du Morvan (Paris, Mercure de Franc«)
steht der Dichter Horace Bachelin ganz auf dem Boden der primitiven
Naturbetrachtung: Es ergötzt ihn die Silhouette der grasenden Ziege, die
grunzenden Schweine, die Gänse auf der Strasse, die rothaarigen Füchse,
die nachts in den Hühnerstall einfallen, die im fahlen Mondblau ver-
schwindenden Berge. Am langen Winterabende (En hiver) gedenkt er
in seiner Hütte der alten Schlossbewohner:
Je me raets ä penser aux chätelaines mortes.
Et r^vant ä des soirs pareils dans les manoirs,
Je devine, 6tendu prös du feu, loin des portes.
De grands 16vriers blancs sur les dallages noirs.
Paysages de Täme et de la Terre von Roger Fräne (Toulouse,
Soc. prov. d'^d.) drücken auch vielfach die Verherrlichung des heimatlichen
Bodens aus; so sind dem Dichter die Wiesen, Wälder, Felder, sein be-
scheidenes Haus teuer:
Cet 6t4 ma maison 6troite, blanche et morne,
Elöve au dur soleil son toit triste, des viornes
L'entourent, la poussiere et le chant des grillons
Passent sur le chemin . . .
Man vergleiche La Chanson des blouses bleues, po^sies d*un
paysan, von Auguste Gaud (Paris, Lemerre).
II 74 Die französische Literatur 1904.
In Roses de Touraine et Gen^ts de Bretagne (Paris, Arrault)
belebt Horace Hennion die Landschaft durch die Liebe, liebt es, sich
am schattigen Flussufer an dem Rieseln des klaren, langsamen Wassers
zu erfreuen, und lauscht am langen Winterabende (Veill6e) den Er-
zählungen der Grossmutter:
Quelle Emotion! A peine on respire
Lorsqu'elle d^crit TOgre aux longues dents
Qui sent la chair fraiche! et quel joyeux rire
Quand le nain subtil le fourre dedans!
on rit, on frissonne
Des beaux contes bleus de la m^re-grand!
C Verstorbene, Albert Christophle, geb. 1830 in Dom-
fort, gest. in Paris; Deputierter, Minister; widmete sich in Mussestunden
der Dichtkunst; Fahles (Lemerre), verschiedene historische Studien.
J. A. Coulangheon, gest. in Paris, 29 Jahre alt. Werke: Ten-
dresse, L'Inversion sentimentale, Les Yeux de la Pr^fecture, Novellen ,Le
B6guin de Gö (Mercure de France).
Paul Delmet, gest. Paris; volkstümlicher Liederdichter: Les Stances
a Manon, Petits Chagrins, Chansons des Petits Pav6s etc.
Emile Martin Deschanel, geb. 1819 zu Paris, gest. 26. Januar
ib., Professor, Senator, Publizist und Politiker. Mitarbeiter vieler Zeit-
schriften, so Revue des deux Mondes etc.; politisch-sozialökonomische
Artikel (Catholicisme et socialisme 1850); wurde beim Staatestreich 2. Dez.
1852 gefangen genommen und verbannt; beschäftigte sich in Belgien
mit literarhistorischen Studien, kehrte 1859 nach Paris zurück, 1876
Deputierter, wurde 1881 zum Professor am College de France ernannt
und später Senator. Zahlreiche Werke verschiedener Richtung: Les
Courtisanes de la Gr^ce, Histoire de la conversation, Christophe Colomb,
Sur Aristophane, A bätons rompus, Le mal qu'ou a dit des femmes, Le
bien qu'on a dit des femmes etc. etc.
Th^ophile Gautier, genannt Th6 oder Toto, Sohn des gleich-
namigen grossen Dichters und Bruder der Schriftstellerin Judith Gautier
und der Mme Emile Bergerat, gestorben 69 Jahre alt in Paris, als
Kritiker, Übersetzer, Romanschriftsteller und Mitarbeiter vieler Revuen
bekannt.
Pierre des Gachons (= Pierre de Guerlon), gestorben 24 Jahre
alt in Etamps; Romanschriftsteller, Werke: Liaison F&cheuse, Joues
d*H6Une (voir Mercure de France 1903), Les Amours de Leucippe et
de Clitophon (voir Chroniques des Livres 1904), Princesse ä TA venture,
la Maison den Dames Renoir (siehe diesen Jahrensbericht IV).
Ferdinand Girandeau, gest. in Paris, Freund vieler Dichter wie
Sardou, Calmettes, Rostand; Werke: Napoleon III intime, Paris Chari-
table et pr6voyant etc.
Virgile Joz, gest. 45 Jahre alt in Paris; Kritiker und Dichter;
Werke: Don Juan en Flandre (Od6on), Rembrandt etc.
Jacques Le Lorrain, gest. 48 Jahre alt in einer Heilanstalt bei
Paris; kam als poöte boh^mien nach Paris, schrieb Romane: Nu, Le
Rousset, Les Voluptueux, L'Au-Dela, Sensations et Souvenirs, La Petite
Classe etc.; Gedichtesammlungen: ^^a et Ui, Evoh^, fleurs päles etc. Als
J. Anglade. II 75
er all sein Vermögen verloren hatte und auch durch seine Werke wenig
erwarb, lie^^s er sich im Quartier latin als Schuster nieder, wanderte dann
nach einer kleinen Provinzstadt und schrieb die KomcMlie Don Quichotte;
der schwer kranke Dichter reiste wieder nach Paris, um hier noch einmal
sein Glück zu versuchen, starb aber bald darauf.
Mac^, geb. 1835, gest. zu Paris; durch Souvenirs (Roman judiciaire) etc.
als Honianschrifttiteller bekannt.
Pierre Mael (= Causse), gest. zu Paris, Romanschriftsteller: Le
Torquilleur Nr. 107, Terre de Fauves, Derrniöre pens6e, Femme d'artiste,
Roman de femme, Une fran9aise au pol du Nord, Au pays du Mystere etc.
Louise Michel, bekannte französische Kommunardin, die Prophetin
der Revolution, auch La Vierge Rouge genannt, organisierte 1871 in
Paris die „Union der Frauen zur Verteidigung der Stadt und zu sanitärem
Dienste", wurde nach Neukaledonien verbannt, kehrte nach Amnestierung
der Kommunarden nach Paris zurück, wo sie die heftigste Teilnehmerin
an anarchistischen Versammlungen war, wurde März 1883 wegen Ver-
leitung junger Leute zu Unruhen verhaftet, zu sechs Jahren Gefängnis
verurteilt, wies 1885 die Begnadigung zurück und führte bis zu ihrem
Tode ein wechselvolles, kümmerliches Leben, immer ihren revolutionären
Ideen treu. Ihre Werke fanden zeitweise Anhang, so M^moires, ein
wunderliches Buch als Document humain für die B^te humaine, Legendes
et Chants de guerre canaques (in der Verbannung geschrieben), La
Commune, Les Meprises, La fiUe du peuple, Les Crimes de TEurope und
mehrere heute vergessene Dramen für die Revolution sociale.
Gustave Toudouze, geb. 1847, gest. zu Paris, bedeutender
Romanschriftsteller, der selbst seine Werke in vier Serien teilt: Les
visions antiques, La Vie passionnelle, La Vie familiale, La Vie familiale
et Sociale. Von seinen Werken seien genannt: Le Pompon vert, Mme
Lamballe, P^re Froisset, La Baronue, Toinon, P6ri en mer, Rebouton,
L'Orgueil du nom, L'Apötre, Enfant perdu etc. (siehe JbFL. v. M. Mayr
I— ni).
Fiume. M. Mayr.
ProTrenzalische Literatur. 1904
AltproYenzalische Literatur. 1901. M. R. Zenker ^) a soumis
a une p^n^trantc critique T^tude de M. Andraud sur le troubadour Raimon
de Miraval. II faut avouer quo, si ses conclusions sont exact<?s, elles
donnent du seigneur de Miraval une id^e toute difFörente de celle que
nous a donn6e le livre de M. Andraud. M. Zenker se refuse a identi-
fier le Raimon Miraval de 1157 avec notre pot^te, et, si l'on se souvient
de rhabitude du moyen-Äge de conserver le möme pr6nom a plusieurs
peraonnes de la meme famille, on doit partager ses scrupules et souscriro
a ses conclusions. II propose avec une tres grande vraisemblance d'identi-
fier Pastoret (qui ne peut decidement representer R. Roger, vicomte de
Beziers) avec R. Roger, comte de Foix. Enfin si le sirventes anonyme
1) ZRPh. XXIX. Bd. (1005) p. 34Ö— -^58.
II 76 Altprovenzalische Literatur. 1904.
Vai Hmpnet pouvait ßtre attribu^ a R. de Miraval (et les raisons don-
n^es par M. Zenker, surtout celle qui est tir6e du criterium m^trique, ne
manquent pas de force) Raimon de Miraval aurait jou6 dans la soci6t6
de son tenips un aiitre röle que celui d'un vieillard anioureux, indifferent
aux ^v^nements tragiques qui se d^roulaient autour de lui.
Le troubadour Bert ran del Pojet^) ne nous est connu que par
une tenson et un sirventes. C'^tait un noble de Tentourage de Charles
d'Anjou. II re9ut de lui de nombreuses donations et remplit de hautes
fonctions dans le nouveau royaume. M. C. de Lollis a retrouve son
nom dans plunieurs documents historiques, ainsi que celui d'autresi homo-
nymes: il a donn^ une Edition critique de ses deux po^sies.
M. Wilhelm Bohs^) a fait pric^der son edition critique du po^me
de Raimon Vidal de Bezaudun (Äbrils issy'e mays intrava) d'une
6tude sur les ensenhamens dans la litt^rature provenjale. M. Bobs, cher-
chant a dßfinir d'une mani^re pr^cise les ensenhamens, veut r^server ce
nom aux po^mes didactiques destin^s a enseigner les bonnes mani^re8,
le bon ton. Par suite de cette d^finition le sirventes joglaresc de Rai-
mon de Miraval (Forniers, per mos enseignamens) rentre dans la cat6-
gorie des en.senbamens, tandis que d'autres po^sies d*un caract^re didac-
tico-moral en sont exclues (cf. p. 210). Cette division nous parait trop
formelle: M. B. attache en particulier trop d'importance ä la suscription
de certaines pi^ces dans les manuscrits. M. J. Bathe*) d^finit d'une
fa9on plus large le genre des ensenhamens et les classe plus justement.
C'est ainsi que nous avons pu appeler nous-möme, sans aucune exag6ration
a notre avis, certaines 6pitres de Riquier des ensenhamens, (Cf. Le
troubadour Guiraut Riquier, p. 276).
Revenant apr^s M. Antoine Thomas sur les sources du B^ggi-
mento de Francesco da Barberino, M. Ortiz^) montre encore plus de
sceptioisme que M. A. Thomas sur les connaissances que Barberino aurait
pu avoir iV ensenhamens provencjaux.
M. G. Bertoni^) a consacre une de ses noterelle proven9ales a
Bienvenu de Salerne, dont Tceuvre sur les maladies des yeux et sur leur
traitement nous est parvenue en plusieurs redactions. M. Bertoni exa-
mine surtout les versions proven9ale et fran9aise. La Version proven9ale
representerait le texte le plus rapproch6 du texte primitif. Le möme
savant public le texte (l'une traduction italienne (XVP siMe) de la
sextine d'Arnaut DanieF). Elle se trouve dans un feuillet d^tach^ du
ms. 1290 de la Biblioth^que Universitaire de Bologne.
M, Bertoni s'etait demand^®) si Tassoni, en 6crivant ses Conside-
rnxioni sul Petrarcay n'avait pas eu sous les yeux un chansonnier
2) Cesare de Lollis, Di Bertran del Pojet, trovatore delT etä
nngioina (Miscellanea di studi critici edita in onore di Arturo Graf, Bergamo,
11)03, p. ()J)1— 710). 3) Wilhelm Bohs, Abrils issy* e mays intrava,
RF. XV, I, p. 204-316. 4) J. Bathe, ASNS. Bd. CXIII, p. 394-399. 5) Ra-
MIRO Ortiz, II .Rcggimento» del Barberino ne' snoi rapporti colla
Icttcratura didattico - morale degli '^ensenhamens», ZRPh. 28(1904),
p. r)f)0— r)70. 6) G. Bertoni, Sülle redazioni provenzale e francese
dclla Practica Oculorum di Benvenuto, RLR. 47 (1904), p. 442-451.
7) G. Bertoni, Una vorsione del Cinquecento dclla sestina di
Arnaldo Dauiello, RLR. 47 (1904) p. 154—150. 8) RLR. 47, p. 156—158.
J. Anglade. H 77
proven5al qui se serait perdu depuis. M. Jeanroy*) montre qu'il a'agit
du ms. K. et M. Bertoni consid^re cette Hypothese comme tout ä fait
vraisemblable.
NenproTenzallsche Literatur. 1904. M. Edmond Lef^.vre ^^)
a entrepri.s une publication annuelle de bibliographie f^libr^enne.
On connait la conip^tence de Tauteur de la Bibliographie Mistra-
lienne: comme cette derniöre publication, le präsent volume est des plus
pr^cieux. M. E. Lefevre a non-seulement recueilli le titre des princi-
pales publications se rapportant au mouvement f^libr^en, mais on lui doit
d'int^ressantes indications sur de nombreux articles anonymes ou sign^s
panis dans des journaux ou des revues. Seulement M. Lefövre embrasse
trop de choses sous la rubrique fßlibrige; Touvrage devient par moments
une bibliographie romane; on peut se demander si, contrairement au pro-
verbe latin, cette abondance ne nuit pas.
Sous ce titre: Les Majoraux du F61ibrige, M. E. Lefävre^*)
a commenc^ la publication d'une s^rie d*^tudes bio-bibliographiques, qui
rendront les plus pr^ieux Services ä Thistorien de la litt<^rature proven-
9ale moderne. Une des premieres parues est consacr^e a M. L. de Ber-
luc-P6russis, qui a 6t6 trfes möl6 au mouvement f61ibr6en dös ses döbuts.
Ces bibliographies sont Tailleurs extraites d'un Essai d'un Diction-
naire bibliographique de la Langue d'Oc en pr^paration.
Le poöte nimois Bigot a et6 Tobjet d'une 6tude complfete due a
M. L, Planchon. M. P. ^^) insiste sur le caractöre populaire de ce fa-
buliste languedocien. L'ötude est bien conduite, agr^ablement 6crite et
§maill6e de nombreuses citations. II est ä reniarquer que Bigot a v6cu
en dehors ou ä cot^ du f^librige. Sous le titre L^onceCouture etle
Fölibrige, M. Laclavere'*) a 6crit en gascon (avec traduction fran9aise)
r^loge du savant directeur de la Revue Gase onne. C^. le m^me 61oge
fait par M. A. Jeanroy dans Rgasc. Janv. 1905. Dans la m^me revue
M. C. Daug]6^*) a 6tudi6 le mouvement felibr6en dans le Sud-Ouest.
L'article expose les origines et montre le d^veloppement de ce mouvement
litt^raire qui devient de plus en plus vivant en Gascogne. Cf. sur le
m^me sujet mdme revue, m^me ann^e, p. 481.
M. F. Sarran^^) a 6tudi6 les moeurs populaires de la Gas-
cogne au XVIII® siecle surtout d'apres les lettres de la femme d'un
ing^nieur fran9ais. Cette dame 6tait d'origine hessoise, mais eile ^tait la
fille d'un r6fugi6 fran9ai8. Les renseignements que renferment des lettres
ne manquent pas d'int^r^t. M. J, Brissaud ^®) a racont^ un curieux
proc^s de sorcellerie a Agen au XIV® siöcle. M. V, Foix^'') continue
9) A. Jeanroy, G. Bertoni, A propos d'un chansonnier proven9al,
AM. XVI, 347 — 349. 10) L'ann^e f^libr^enne, premier suppldment du
Catalogue f^Iibr^en et de la bibliographie mistralienDe, Marseille,
Kuat, 1904, in-8^ 50 p. 11) Edmond Lefevre, Les Majoraux du F61i-
brigc : Bio- Bibliographie de L^on de Berluc - P^russis, Grande
Imprimerie provenyale, Villedieu - Vaison , 1904, in-8^ 12 p. (non pagin^).
12} L. Planchon, Le po^te nimois Bigot et ses poi^sies languedoci-
ennes, RLR. 47, p. 305—335. 13) Laclavere, L^onne Coutnre et le
F^librige, RGasc. 1904, p. 481—504. 14) C. Dauge, Le mouvement
f^libr^en dan« le Sud-Ouest, RGasc. 1904, p. 1—23. 15) F. Sarran,
RGasc. 1903, p. 392-398. 16) J. Brissaud, RHg. 1903, p. 119—126.
17) V. Foix, RGasc. 1904, p. 64-78, 123, 185 (fin).
II 78 La Poesia italiana XII— XIV sec. 1903.
(lans la Revue de Gascogne ses ^tudes 'sur le Folklore; il a tennin6
son glossaire de la sorcellerie landaise. M. L. Pineau*®) pro-
fesseur a TUniversite de Clemiont, a ouvert une enqu^te sur le Folklore
de TAuvergne: la Revue d'Auvergne en publiera les r^sultats.
Bordeaux. J. Anglade.
Italienisclie Literatur. 1904.
La Poesia italiana XII— XIY sec. 1903. Poesia Urica.
A. Pubblicazioni di Testi. — La Societa filologica Roniana ha
continuato la pubblicazione del Libro di varic romanze volgare,
(Roma, Pr(»sso la Societa) e in questo anno sono usciti i fascicoli II e
III contenenti le poesie dal n. 50 al n. 153. AI Prof. S. Satta che ne
avea iniziato la stampa, si ^ ora aggiunto il Prof. Fr. Egidi coU'aiuto
del quäle si spera che V edizione possa procedere con niaggiore speditezza.
Ricordo qui pure che nel volume di GruLio Bertoni intitolato I Trova-
tori minori di Genova (Dresden) insieme con una poesia provenzale
di Percivalle Doria sono ristampate le due composizioni italiane che
riniangono di questo riniatore. Non saprei dire perö per quäl ragione
della seconda: Korne lo giorno quand'ö dal maitino il Bertoni
abbia dato la sola prima stanza seguita da puntini, quasichö il codice
che ce la conserva, oifra solo un frammento. Anche nella stampa
del tosto si desidera niaggiore accuratezza: I, 7 ai] cod. mi come
richiede anche il senso; v. 15 argolglio] cod. orgolglio; v. 17 desio]
cod. disio; nc tutte le varianti del cod. sono indicate nelle note.
- - E. Lamma pubblica in forma diplomatica le rime Di un frammento
di codice del sec. XV (Citta di Castello, Lapi; nella Collezione di
Opu!i?coli danteschi incditi o ra ri dir. da G. L. Passerini) di proprieta
(leiravv. Giovanni Bardera. Consta di 17 carte che sembra facessero
parte non di una miscellanca di rime, ma di un codice d'altra materia,
scritto nel quattrocento e, come risulta da una nota nelF ultima carta,
appartenonte a Guidubaldo della Rovere di Urbino. Le poesie sono fra
s()n(»tti c canzoni venti^ette, attribuite a Guido GuinizoUi, Cino da Pistoia,
Maestro Rinuccino di Firenze, Dante Alighieri, Gianni Alfani, Messer
Oncsto, 8er Dino Frescobaldi, Verzellino, Terino da Castelfiorentino, Ser
Lippo. AI testo delle rime il Lamma ha fatto seguire una serie di
annoUizioni nelle quali vuol mostrare Tutilita che si pu6 cavare dal
codice per le attribuzioni e per la leziono; ma non c'e gran che, ne
sembrano sufficienti gPindizi rilevati dalFeditore per argomentare un'
af finita tra il testo Bardera e i codici Chig. L. VIII. 305 e Casanatense
d. V. 5, come inclinorebbe a credere il Lamma. Fra le annotazioni piü
ampie qui importa far menzione di quella che si riferisce a un frammento
di sonetto di Ser Lippo indirizzato a un Dante che il Lamma giudica
ossere Dant-ti da Maiano. AI quäl proposito egli torna sulla questione
maianose, ribadondo la sua opinione, socondo la quäle al minor Dante
sono da assegnarsi oltre il frannnent/O del cod. Bardera e i due sonetti
18) RAuv. 1904, p. .391).
M. Pelaez. II 79
provenzali conservatici dal ainzoniere laurenziano, il sonefcto Se Lippo
amico sei tu che mi leggi (che ha le medesime rime del f rammen to
del cod. Bardera) e la stanza Lo meo servente core che trovansi nel
cod. Vat. 3214 e nel cod. Bologna; i due sonetti Tre ponsier aggio etc.
e Gia non m'agenza etc. indirizzati a Chiaro Davanzati e conservati
nei codd. Mgb. VII, 1187 e Marc. Ital. IX, 191. Quanto alle rime
che al maiaiiese attribuisce la nota edizione giuntina, il Lamma, come gia
il Borgognoni, le giudica tutte una falsificazione del Cinquecento. Noi
crediamo invece doversi ammettere Tautenticita di esse e rimandiamo senz'
altro a quel che ne scrisse il Bertacchi nell'Introduzione alla edizione
nuova ch'egli diede qualchc anno fa di quelle rime*). — Basterä sol-
tanto che sia qui riconlata la Altitalienische Chrestomathie mit einer
grammatischen Übersicht und einem Glossar von Dr. Savj-
LoPEZ und Dr. Matteo Bartoli (Strassburg, K. J. Trübner) nella quäle
il S. L. che ha curato la scelta dei testi, ha inserito saggi delFantica
poesia italiana dello scorcio del sec. XII e del sec. XIII. — - Fra le pubbli-
cazioni di testi dobbiamo infine registrare i Sonetti editi e inediti di
8er Ventura Monachi, rimatore fiorentino del secolo XIV per
eure di Adolfo Mabellini (G. B. Paravia). II Monachi b un epigono
dello Stil nuovo, sebbene assai rozzo, e le sue rime erano State in parte
sparsamen te messe in luce dallo stesso Mabellini, dal Monaci e da
me*); il Mabellini ora le ha ristampate insieme con le poche inedite
ri mäste, industriandosi di fermarne il testo piü sicuramente con la scorta
di varü codici e illustrandole con parafrasi e con annotazioni. Precede
il testo delle poesie una prefazione in cui sono raccolte le notizie bio-
grafiche del rimatore, alcune informazioni sui codici ed b infine dato un
breve cenno sul valore dei sonetti. Rispetto alla biografia il Mabellini
non aggiunge nuUa di nuovo a quel che era stato gia detto da altri. Ven-
tura Monachi fu notaio, ebbe in patria uffici che ce lo attestano uomo
assai stimato, principale quelle di Cancelliere del comune; mori vittima
della pestilenza nel 1348 ed ebbe sepoltura nel chiostro del convento di
8. Croce, dove anche oggi si vede la lapide con Tarme e un' iscrizione
in versi latini. Come cancelliere scrisse molte lettero di cui la massima
parte, un mezzo migliaio, in latino, e solo trentotto in volgare: di queste
ultime se ne hanno a stampa tredici che il Mabellini ha ripubblicato in
appendice al suo libro. Non sarebbe stato inopportuno ch'egli avcsse
aggiunto anche le inedite in modo da raccogliere in un volumetto tutto
quelle che si ha in volgare del Monachi, tanto piü se si considera che
alle lettere non va data lode solo per la purezza, ma anche, come scrisse
il Monaci che primo ne dette un saggio, «per la efficacia del dire c per
la densita della . . . fräse pur sempre chiara sciolta e vibrata». E ancor
piü si sarebbe desiderato che a delineare la figura del Monachi il Mabellini
si fosse giovato di tutta la produzione cancelleresca del fiorentino. Forse
che anche i suoi sonetti politici ne avrebbero ricevuto lume. (-orae ci»
appare incompiuta per questo rispetto la prefazione, cosi e per quel che
riguarda la esplorazione e lo studio dei codici. II Mabellini a quelli
1) Cfr. RBLIt. IV, 126. 2) Nel volume, non ricordato dal Mabellini,
Rime antiche italiane secondo la lezionc del cod. vatic. 3214 c easan, d,
V. 5. Bologna, Roma^noii DeirAcqua 1895,
II 80 La Poesia italiana XII— XIV sec. Ili03.
che gia indico il Mouaci piü di veiiticlnque anui fa, non dc ha aggiunto
che uno segnalato dall*Arlia, laddove altri ne avrebbe trovati, anche
senza fare ulteriori ricerche, registrati dal Bilancioni**). Ed anche dei
codici di cui si serve non e disciis.sa ne fermata la varia autorit^i
sia rispetto all' attribuzione dei sonctti al Monachi, sia rispetto alla
lezione che ciascuno offre. Infatti egli a pag. 22 scrive «Meno
c'interedsano i sonetti aniorosi, non tutti da attribuirsi con sicurezza
al nostro ...» senz* altni osservazione; e in fronte a ciascun sonetto
indica i codici che lo contengouo senza dirci quäle di essi egli abbia
prcso a fondamento, raa solo dalle note apparisce che ha scelto le lezioni
ora da uno ora da un altro senza un criterio fisso, talvolta anzi sbagliaiido; nb
infine ha riprodotto esattaniente la lezione in quei sonetti che ci sono stati
conservati da un codice solo, oppure Tha corretta inopportunaniente.
Valgano alcuni esenipi. Nel primo sonetto il v. 14 ci 6 dato con esatta
lezione dal cod. casanatense d. V. 5: In punto vidi chi furava
Tarne, mentre il Mabellini preferisce gli altri codici che hanno Tarnie,
perch5 questa parola, sebbene guasti la rima d^ un senso che non da
Taltra. II vero ö che arne o arnie, cioe alveari, non guai^ta ia rima e
da un senso chiarissimo corrispondente al pensiero di tutta la terzina.
Un caso simile abbiamo in uno dei sonetti responsivi di Giovanni di
messer Lambertucci al Monachi, che il Mabellini ha pure ristam|)ato.
Quivi (p. 48) al V. 14 Tunico codice che lo conserva, cioö il casanatense,
ha per la parola in rima la lezione esatta erronica, laddove il Mabellini
stampa erronea, forse perö questa volta per errore tipografico. Nel
medesimo sonetto al v. 12 il codice ha codico e non ö necessario
correggere lodico. Inoltre: Son. 9, v. 5 cod. casan. pareggiar (per
cui cfr. Dante, Paradiso XXIII, 67) e non ^ necessario con-eggere in
passeggiar; Son. 11, v. 2 cod. chiaro che puo stare, mentre il Mabellini
stampa caro; Son. 12 v. 1 deUa coda, cod. casan. Di ritornare in
uom che sta bene, Mabellini: nn uom; Son. 13, v. 9 cod. casum,
ferita, Mabellini: feruta; v. 14 cod. sopra me ponga le spanne,
Mabellini: sopra ne; Son. 15, v. 4 cod. casan. Amor lo sa via men
ch'altra persona, Mabellini: ma men etc. Nelle annotazioni il Mabellini
registra talvolta le varianti di altri codici, da la parafrasi . int-erpretativa
dei sonetti e chiarisce alcuni punti particolari sia rispetto al senso, sia
rispetto alla lingua. Non in tutto ci sentiremmo di accordjm5i con lui,
ma senza ripeterc le osservazioni che furon gia fatte da altri ^) ci
limiteremo a queste poche: Son. 5, v. IG: scalito non e da scalire per
öcalare, ma deve senz' altro intendersi per salito e leggere come se fosse
scritto S9alito; Son. 9, v. 2 L'avara uccisiön di Donno Amicaro
non deve intendersi la crudele uccisione, come vorrebbe il Mabellini
che pur nota non avere avara questo significatcj; ma piuttosto spiegare:
uccisione per toglier denaro, cagionata da avidita di denaro. Infine per
J'influsso dantesco che si pu?) qua e la cogliere in queste rime si poteva
segnalare nel son. 21 il verso 8, e nella risposta a questo di Ser
Gaudio, a proposito dei v. 12 Non so se io fmi] sogno nel Parnaso
2a) C. e L. Fiiati, Indico delle carte di P. ßllancioni, Bologna,
Zava e Garaquani 1893 p. 428, 3) Ma. III, 303 ; recensiope di Giulio Qrimaldi,
M. Pelaez. II 81
riehiamare Purpj. c. XXVIII, 141. I sonetti del Monachi che si son coiiser-
vati fino a noi sono ventidue in tutto, sei satirici, quattro politiei, sette
amorosi e cinque morali. Tra i satirici alcuni sono in corrispondenza
con Giovanni Lambertucci de Frescobaldi e con Matteo Frescobaldi; in
corrispondenza con ignoti sono pure alcuni sonetti ainorosi, e tutti e cinque
i morali sono indirizzati a un Ser Gaudio che via via risponde con
altrettanti. II Monachi in ciascuno dei suoi mette in riiievo i mali che
vengono al^uomo dal malo uso dei cinque sensi; Ser Gaudio risponde
dandone la ragione e mostrando il buon uso che devono farne gli uoniini.
B. Indagini storico-letterarie. — Francesco Torraca ha
pubblicato alcune nuove osservazioni e congetture Sul «Ritmo Cassi-
nese»^") colFintento di migliorarne il testo, dare una nuova spie-
gazione dei contenuto e finalmente additare il probabile autore di
esso. Rispetto al testo il Torraca niuove dalla considerazione che la
staiiza dei Ritmo sia costituita cosi: i primi tre versi e il quarto
compongono una serie di sette ottonari con la stessa rinia; segne poi
una coppia di endecasillabi. Ne vien fuori un organisnio metrico che
assomiglia a quello di altri testi meridionali come il Cato di Catenaccio,
il Regimen Sanitatis e i Bagni di Pozzuoli, mache nella identica
forma non troviamo altrove. Ora se T autore dei Ritmo seppe costruire
una stanza non semplice e ricca di rime, non pot^ comporre versi che
zoppicassero. Perciö se nel codice «par che i versi ballino il ballo di
S. Vito» sarä «colpa di chi li trascrisse, il quäle, forse, li aveva imparati
a mente con poca attenzione o da troppo lungo tempo». Premesso questo
il Torraca si b accinto a restituire tutti i versi <valla loro giusta misura,
aggiungendo o niutando il minor numero possibile di parole, per lo piü
con tagli opportuni di superfluita e di escrescenze» sccondo lo Schema
strofico sopra indicato. II testo cosi ricostituito ö stampato in fine dell'
opuscolo con a fronte quello dato alcuni anni fa dai signori Giorgi c
Navone nella Rivista di Filologia Romanza*). La nuova lezione certo
chiarisce qua e la alcuni punti oscuri, ma sebbene sia giustificato ogni
tentativo che si faccia di correggere e modificare, date le condizioni in cui
il testo ci e giunto, tuttavia i concieri introdotti dal Torraca potranno
apparire a qualcuno «arditi» ®) in quanto troppo si discostano talvolta dal
codice, o addirittura mirano a riempir lacune di esso. Buon fondamento
mi sembra perö a qualsiasi emendazione dei testo V aver fermato lo schema
metrico della stanza. — Rispetto alla interpretazione generale dei Ritmo
il Torraca muove da quella dei Novati, che modifica e determina in ci5
che conceme i due personaggi interlocutori delFapologo. Secondo il
Novati r uno rappresenta V uomo dedito alla vita spirituale, V altro V uomo
che giace sotto V impero dei sensi. Per il Torraca invece neir apologo
abbiamo uno di quei contrasti o dialoghi tra il Morto e il Vivo, cosi
frequenti nel medioevo, con questa differenza che nel Ritmo il Morto
disceso dal Paradiso viene in soccorso dei Vivo, die b suUa via dei
peccato, con la sua esperienza della vita celestiale, laddove nei contrasti
medievali in generale il Morto vien dalP Inferno e ammaestra il Vivo
3a) Nella Miscellanea per Nozze Percopo-Luciani, Napoli, Luigi
Pierro e Figlio. 4) Vol. II, 91—110. 5) Vcdi Crescixi in /RPh., XXX
(1905) p. 619.
VoUmöUer, Rom. Jahreriicht VIXl. a
II 82 La Poesia italiana XII— XIV sec. 1903.
coUa desorizione dei tomienti infeniali. Anche nel Ritnio e da notare 11
diverso modo con ciii e rappresentato il Paradiso che non e un luogo di
delizie immaginate a somiglianza delle terrene, come si vede in Uguccioiie
e in Giaconiino da Verona, ma offre contentezze spirituali superiori ad
ogni godimento umano. II Torraca fa una proposta anche riguardo all'
autore del Ritmo, che per lui potrebbe essere quel Messer Catenaccio
cavaliere d'Anagni che tradusse liberamente i Disticha Catonis^).
Questo nome, egli dice, gli s'offerse «spontaneaniente a colmar la lacuna
della seconda stanza» del Ritmo nel modo segnen te:
Trubato aio co Catenaezo c'a ecriptura be' me placzo
novu dictu
e coUe parole medesime quasi del Cato in cui si legge:
Bui che queste seDtentie legete et ascoltate
c'aio io Catenayu in vulgaru trovate etc.
II 1 orraca conforta la sua ipotesi con alcuni riscontri di pensiero e
di parole fra il Ritmo e la panifrasi dei Disticha. Questa attribuzione
viene a diminuire assai Tantichita del Ritmo, creduto finora uno dei
vetusti documenti letterarii del volgare, perche Catenaccio secondo le
notizie che primo indico il Monaci, dovette nascere verso la meta del
sec. XIII, se nel 1283 fu vicario di Loffredo Gaetani podesta di Todi.
A questo non contraddirebbe Feta del co<lice in cui e trascritto il Ritnio,
perche il Giorgi nel suo studio paleografico intorno a quello ammise che
la scrittura di esso puo appartenere anche a tutto il secolo decimoterzo.
Tuttavia se il Ritmo fu trascritto a memoria, come insieme col Giorgi ammette
il Torraca, oppure, fu copiato da altro codice non facilmente decifrabile, come
farebbero pensare le lacune e i guasti del testo, mi sembra che la compo-
sizione di ess?o debba risalire a qualche decennio piü addietro, della
seconda meta, del dugento, la quäl cosa ci porterebbe ad escludere F attri-
buzione a Catenaccio. II Ritmo non sara forse da riportare a eta troppo
remota, ma neanche ^ probabile sia da far scendere fino agli ultimi
decenni del secolo XIII.
In questi ultimi anni gli studiosi hanno rivolto la loro attenzione
sulle poche rime che si sono conservate di Ciacco delF Anguillaja, un
nmatore del dugento che potrebbe essere il personaggio dantesco condan-
nato ad essere continuamente colpito dalla pioggia infernale per la
dannosa colpa della gola. Ultimamente Paolo Savj-Lopez ha esaminato
una di queste poesie di Ciacco, Giema laziosa'), conservata solamente
nel codice vaticano 3793, proponendo di essa una nuova interpretazione.
Questa poesia a una prima lettura sembrerebbe oftrirci 1' esempio di un
motivo comune nella poesia medievale: un dialogo in cui il poeta chiede
amore a una villanella (v. 2) che dopo aver tentato di resistere finisce
coir accondiscendere alla domanda. Ma il Savj-Ijopoz considerando alcuni
versi del contrasto in cui si parla piü di fede che di amore, sospetta che
si tratti di una poesia religiosa celata sotto ve.^ti profane, come ce ne
sono nella poesia provenzale e francese, e conclude col dire che colei cui
il poeta vagabondo avea richiesto d' amore «5 dunque una pia distributricc
6) Sul volgarizzamcnto di Catenaccio fti veda una reccnte nota di E. Mo-
naci in RAL. vol. VIII, fa^c. 5"— G^ p. 245. 7) Nella M{:?CGraf., Bergamo,
Ist. Ital. d'Arti grafiche p. 885,
M. Pelaez. II 83
di buoni coiiBigli, una aerva di religione*. LMpotesi del Savj-Lopez
farebbe acquistare alla poesia di Ciacco un' importanza storica singolare,
percb^ essa verrebbe a rappresentare nell'antißa {>oesia italiana «il riflesso . . .
d'una evoluzione peicologica avvenuta nella poesia d'oltr'alpe». Qucsta
interpretazione a me sembra dubbia e i riscontri forestieri addotti in
sostegno non in tutto convenienti. Fra questi il Savj-Lopez si fernia
particolarmente ad esaminare la vaquiera di Joan d'Esteve, in cui per6
r intendimento religioso h evidente: il iK)eta trova la donna che guarda
una vacca ed un vitello, in atto di pregare devotamente e le chiede
amore; ma ella risponde subito richiamandolo al pensiero di Dio. Nel
contrasto italiano indizi sicuri di un senso religioso non mi par che ve
^ ne siano; alcuni versi anzi lo escluderebbero. II poeta nella terza stanza
dichiara alla donna che non vuol saperne del suo amore: io muoio per
voi amando, se non mi venite in soccorso:
Per vui perisco amando
Se no mi socorite.
E nell' ultima stanza quando ella, vinta, ha giä domandato al poeta:
Dimmi che Vb in piacire, il poeta risponde:
Madonna, a me non piacie
Castella n^ monete:
Fatemi far la pacie
Com quel che vi sapete.
Questo adimando a vui
E faciovi fenita;
Donna siete di lui,
£d egli e la mia vita.
> Ora il quarto verso non puö alludere che ad Amore, altrimenti i due
versi della terza stanza che ho sopra citato, come s' accorderebbero con
quello? II poeta che non ö corrisposto dalla villanella, b inquieto con
Amore; ella adunque si comporti in modo che egli faccia la pace col
crudele Dio. II Savj-Lopez osserva che la risposta della donna al poeta
che erede di morire, se ella non lo soccorrera:
Ma stu credi morire
Inanzi ch'esca Tanno
Per te fo messe dire,
Ck>me altre donne fanno.
sarebbe «d'ironia e di scherze» se non consuonassc *col tono religioso
dell' insieme*. Ma quelle parole non sarebbero meno ironiche, anzi
sarebbero addirittura uno scherno, ammettendo il senso religioso della
f poesia, perch^ la donna deve pur sapere che morendo neir ira di Dio le
messe poi non con tan nulla. II vero b che il poeta non vuol morire e
I soggiunge:
' Fa si ch'io non perisca,
Ch^ Tom morto non torna
Per far poi cantar messa.
E dellc messe non gliene importa niente:
Quand' odi ch*i' sia morto,
NoD far mcssa caotarc.
Si potrebbe, b vero, pensare, che qui si alluda alla niortc deiranima,
ossia alla dannazione; ma i versi 41 — 48 tolgono il dubbio, giacche la
(Jonna osserva: credi forse di non morire? Neanche se tu fossi un Dio
6
*
II 84 La Poesia italiana XII—XIV aec. 1903.
in terra, potresti sfuggire alla morte. — In uii volumetto di Guglielmo
VoLPi intitolato Note di varia erudizione e critica letteraria
(Firenze, Bernardo Seeber) il primo studio si riferisce alla famosa balla-
tetta di Guido Cavalcanti, ehe comincia Perch' i' npn spero di tornar
giammai, che dai critici ^ stata sempre considerata come scritta
neir esilio di Sarzana. II primo a far questa asserzione, sebbene in forma
dubitativa, fu il Tiraboschi e dopo di lui con maggior o minor fede
Thanno ripetuta gli altri. II Volpi nel suo volume sul Trecento'")
espose gia succin tarnen te le ragioni per le quali non credeva di accettare
la tradizionale opinione, ed ora nel nuovo studio esamina piü largamente
la questioncella e dimostra con buoni argomenti che il poeta stando a
Sarzana non poteva dire, come dice, che inviava la sua ballatetta in Tos-
cana, perche la citta in cui stette esule apparteneva anch'essa alla Tos-
cana, come attestano poeti e scrittori contemporanei. Piü probabile sembra
al Volpi che la ballatetta Perch' i' non spero e Taltra La forte e
nova mia disavventura che appare ispirata dal medesimo stato d' animo
e si e creduto finora appartenere come la prima al periodo dell' esilio,
debbano assegnarsi al tempo del viaggio che il Cavalcanti fece per andare
in pellegrinaggio a S. Jacopo di Galizia. AI santuario il poeta non
arrivö, che anzi si ferm6 prima a Nimes e poi a Tolosa. Della sua
fermata a Nimes c'informa un sonctto del senese Nicolö Muscia il quäle
aggiunge che Guido si dette per malato per giustificare T interruzione del
viaggio. Ma la malattia, osserva il Volpi, pot^ esser vera, ed apparire
un pretesto al Muscia il quäle non credeva aUe intenzioni devote di
Guido ch'era in voce di epicureo. Orbene a Nimes, lontano dalla patria
e dalla sua donna in un momento di supremo sconforto, pote Guido
scrivere le due ballate cosi piene d'affetto. E vero che in Provenza egli
scrisse versi per una Mandetta, clie non s' accorderebbero coUe due ballate
angosciose, ma il Volpi risponde che di Mandetta Guido s'innamorö a
Tolosa e che si pu(S ben ammettere come il poeta guarito, ridestatosi
alle speranze, lasciata Nimes e percorsa una buona parte della Francia
meridionale si fermasse a Tolosa dove si lasciö allettare da un nuovo
amore. La buona ipotesi del Volpi darebbe maggiore unita al canzoniere
di Guido Cavalcanti, perch^ permetterebbe di mettere fra le rime scritte
per Giovanna fioreiitina le due ballate che finora bisognava pensare
scritte per un* altra fiorentina. Ma checchö si pensi di ciö, mi sembra
fuori di dubbio che la ballata Perch' io non spero non possa piü
assegnarsi al tempo dell* ultimo esilio a Sarzana®). — Non ho sotto gli
occhi un libro di Liborio Azzolina intitolato II «dolce stil nuovo»
(Palermo, A. Rcber) e perö mi limito a rimandare chi volesse aveme infor-
mazione alParticolo su di esso pubblicato da P. Savj-Lopez in Giorn.
Stör. d. lett. ital. vol. XLV, 74.
II. Poesia didattica e religiosa. — La Societa Filologica
Romana ha continuato, sempre per cum del prof. Francesco Egidi, la
pubblicazione de I-Documenti d'Amore di Francesco da Barberino
(In Roma, Presso la Societa), e in quest*anno ne h venuto fuori un
grosso fascicolo, il terzo, che va da p. 97 a p. 208. — E. G. Parodi ha
7a) Milano, Vallardi, p. 257-6. 8) Cfr. GSLIt. XLIV, 225.
M. Pelaez. II 85
preso in esame nella Rassegna bibliograf ica, XI, 116 — 124, I versi
comuni a Pietro da Barsegap^ e ad Uguccione da Lodi per
dimostrare che i versi del Libro di Uguccione che si leggono nel Ser-
mone del Barsegap6 non souo stati inseriti da questo, ma debbono con-
siderarsi conie tarde interpolazioni. Diversainente invece giudicarono il
Tobler, il Balvioni e il Keller i quali ammisero che il Barsegap^ inseri
egli stesso i versi di Ugucxjione nell'opera sua. I versi in queetione del
Barsegap^ sono 222—237, 2180—2201, 2220—2223, 2234—2245,
2264-2269, 2272—2279, 2294—2319, 2334- 2367, 2384—2392»)
corrispondenti rispettivamente ai vv. 1067—1180, 1713 — 1734, 1739 —
1742,1743—1754,1757—1762,1763-1770,1773—1798,1801—1834,
1835 — 1843 di Uguccione*^). II Parodi osserva che espungendo dal
Sermone i versi che appartengono al Libro non solo il senso non
soffro alcuna soluzione di continuita, ma talvolta si tolgono delle inutili
ripetizioni spesso mal saldate coi versi originali del rimatore milanese, e
conclude: «Forse un manoscritto del Barsegap^ venne glossato lungo i
margini, con passi analpghi del Libro di Uguccione, per opera del siio
possessore, che potremmo anche imaginäre provvedesse cosi ai bisogni
della sua professione; e piö tardi le glosse furono fuse, con assai poco
discernimento ma non forse scnza un determinato proposito, col testo
originale. In una vera e propria edizione critica del Barsegap^ questi
passi interpolati dovrebbero essere espunti». La dimostrazione del Parodi
non appare in tutto persuasiva, se si considera anzitutto che egli
stesso pei vv. 242 — 252 del Sermone che «rammentano abbastanza
vivamente, per Tandamento e il signifieato i vv. 1085 e sgg. di Uguccione»
non esclude che il Barsegap^ «avcsse qualche ricordo del Libro del suo
predecessore e in questo passo lo seguisse almeno alla lontana ...»
Come in questo cosi negli altri luoghi discussi non pot^ il Barsegap6
giovarsi di Uguccione? Mi manca qui lo spazio per prendere in esame
tutti i passi controversi e mi contcntcro di un esempio per giustificare
i miei dubbi. II Barsegape nei vv. 2168 — 2179 parla del giudizio uni-
versale quando Cristo:
Molto tosto e prestamente
2179 Asemblara tuta la yente.
Seguono poi i vv. 2180 — 2201 appartenenti ad Uguccione, nei quali
si parla dei scgni che precederanno il giudizio e si diee:
2192 Mo quando quili auran pagura
Que porä dirc 11 peccator,
Ki no Bcran mundi ni lavai
Dali crudelissimi pcccai?
Multi poran csscr dolenti,
Ke la DO trovaran parenti
Ke posa l'un Faltro ascondir;
Ke molto auran de si a dir.
Ol deo, cum seran bcai.
2201 Killi k'eran mondi trovai!
Dopo questi versi ricomincia il racconto originale del Barsegape:
9) Die Bcimpredigt des Pietro da Barsegap^ von Dr. E. Keller,
Frauenfeld, J. Huber 1901. 10) Das Buch des Uguyon da Laodho von
A. Tobler, Berlin 18Ö4,
II 86 La Poesia itoliana XII -XIV sec. 1903.
2202 Partir i aurä lo segDore
Si como fa lo bon pastorc
Ki mete le pegore aal'una parte
£ li caprili mete desvarte.
Ora il Parodi osserva che si puö discutere sul buono o cattivo
accordo fra i vv. 2179 e i se^fuenti, ma ^ difficile concedere che dopo i
vv. 2200 — 2201 che si riferiscono solo ai giusti trovino luogo conveni-
ente i vv. 2202 e segg. dove si toriia alla divisione delle pecore dai
becchi. Ma il fatto e che nei versi precedeuti a 2200 — 2201 si parla
dei peccatori, cosicchö il racconto in tutti i versi sopracitati si svolge
scnza alcuiia stonatura. II rimatore dice: Cristo adunera tutti; segni
straordinarii annuenzieranno il giudizio ; che diranno, che faranno i pecca-
tori che non avranno alcuno che li difenda e protegga? Come, per
contrario, saranno beati i giusti ! II Signore dividera i buoni dai cattivi etc.
Corae in questo caso cosi negli altri non vedo gravi difficolta per ammettere
che rinserzione dei versi del Libro sia stata fatta dello stesso Barse-
gape, e se anche talvolta essi non ci parranno perfettamente fusi col
testo originale, dobbiamo riconoscere che il fatto puö essere una con-
scguenza naturale delPavere il rimatore milanese copiato dal Libro
i passi in questiohe dopo che avea terrainato la composizione del
Sermone. Vere e proprie ripetizioni nei versi tolti dal Libro non
si puö dire che ce ne siano; si tratta piuttosto di ampliamenti degli
stessi concelti con particolari nuovi quasi per im primer meglio nella
mente di chi ascolta ammonimenti e ammaestramenti, che b un procedi-
mento non insolito nelParte di questi rozzi giullari sacri. — Una
not-evole pubbliaizione riguardante la poesia religiosa ci e offerta dal
Dott. Marco Vattasso nella raccolta di Studi e Testi a cura della
Biblioteca Vaticana; e intitolata Per la Storia del dramma sacro
in Italia (Roma Tipografia Vaticana) e si collega in part-c per la materia
con un altro volume dello stesso Vattasso, appartenente alla medesima
coUezione, uscito in luce due anni fa^^). II nuovo volume si componc
di quattro parti, la prima delle quali ci offre alcuni Nuovi Aneddoti
drammatici in antico dialetto romanesco tratti dal cod. Vat.
Reg. 352, cartaceo e scritto nella prima meta del sec. XV. II codice ö
miscellaneo, anzi un vero zibaldone «in cui cose liturgiche si frammischiano
a cose superstiziose, e frammenti di drammi e leggende di santi e ricette
mediche e brevi notizie di storia ron)ana in brutti versi e in peggior prosa
s'alt<»rnano in tal disordine, che ci fa quasi meraviglia com' esso sia
potuto pervenire sino a noi.» In tanta materia sono veramente notabili
alcuni documenti del teatro sacro medievale a Roma^*), che furon trascritti
da un tal Stefano Barocello, il cui nome ricorre piü volte in varie carte
del codice con appunti dai quali il Vattastfo deduce che la compilazione
dello zibaldone deve assetrnarsi alla prima meta del sec. XV. Chi fosse
il Barocello non sappiamo, ma da alcuni indizi del codice si puö arguire
che appartenesse a una fraternita romana di disciplinati e probabilmente
11) Aneddoti in dialetto romanesco del sec. XIV tratti dal cod. Vatic. 7654,
Roma Tipografia Vaticana 11)01. 12) Nei codice fe trascritta una redazione in
dialetto romanesco della Legenna de sancta Margarita, che ö un rifaci-
mento del teato pubblicato da F. Zambrini in Pr. IIl, p. 2a, pp. 410—435. II
Vattasso in nota a p. 12 ne pubblica un saggio col testo dello Zambrini a fronte.
M. Pelacz. II 87
a quella della Maddalena, sebbene il Vattasso non ne abbia trovato
alcuna menzione nei libri dl questa che conservansi insieme con quelli di
altre, neirarchivio della confraternita maggiore del Gonfalone.
II primo documento dramniatico conservatosi nello zibaldone del
Barocello h La Legenna de sancta liocia, in cui h notevole anzitutto
il titolo di Leggen da col signiiicato di racconto drammatico che si trova pure,
per quel che si sa, in un altro componimento dello steseo genere, abruzzese,
fatto conoscere dal Monaci, cosicchö deve aggiungersi agli altri che conos-
ciamo, coi quali fu designat» il dranima sacro nei secoli XIV e XV secondo
la varia natura delF argomento. Fonti della Legenna de Sancta
Locia sono sostanzialmente il racconto conservatoci da Lacopo da Varazze
nella Leggenda Aurea e la redazione di esso pubblicata dal Surio nelle
Historiae seu vitae sanctorum, dai quali ai discosta per l'aggiunta
di alcuni episodi quali la conversione di Lucia e della madre, per
Fomissione della profezia che fece la martire dopo essere 8tata ferita
alla gola e del particolare del supplizio di Pascasio, e in fine per qualche
Jieve modificazione riguardante la distribuzione delle sostanze fatta da
Lucia ai poveri. Rispetto alla sua struttura nianca nella nostra Legenna,
come in genere nelle devozioni del sec. XIV, Tannunzio della festa agli
spettatori e il congedo detti dall'angelo; mancano pure niolte didascalie
che in origine doveano esserci, e la forma metrica ö quella della ballata
maggiore, sebbene non sempre rigorosamente rispettata. II Vattasso ha
raffrontato questo dramma con quello di S. Giovanni decollato di cui
egli diede notizia nei volume qui addietro menzionato, e rileva che alcuni
versi della Legenna derivano da esso. Esempi di plagi siffatti ne
abbiamo tanti altri nella drammatica sacra, ma uel caso presente essendo
i due componimenti romaneschi e del secolo decimoquarto, il Vattasso ne
inferisce che la Legenna e posteriore al S. Giovanni e forse, con-
siderata anche una certa affinita di Stile, potrebbero essere dello stesso
autore. Che il nuovo documento fatto conoscere dal Vattasso sia del
sec. XIV non sembra dubbio anche per lo stesso schema metrico e per
il poco sviluppo deirargomento, ma che sia veramente romanesco e non
piuttosto umbro, e trascritto da un amanuense romano, non credo che si
possa ugualmente affermare, giacchö la prova tratta dalle rime, cui ricorre
r editore, non riesce questa volta risolutiva; anzi egli stesso ne riconosce
la debolezza, e osserva che «parecchie semisonanze ed assonanze, che si
riscontrano nella nostra rappresentazione diventerebbcro rime perfette,
sostituendo al romanesco il termine umbro corrispondente». Se non che
ad attenuare questa difficolta invoca Tuso della rima imperfetta frequente
nella poesia popolaresca cui il nostro dramma appartiene. Ma se questo
h vero, non pu6 essere un argomento sufficiente a credere romanesco il
dramma, quando manchino, com' h nei caso nostro, altri argomenti piü
solidi. E prudenza dunque far qualche riserva aU' affermazione del Vat-
tasso, sebbene dispiaccia di non poter accrescere con un nuovo documento
la scarsa produzione della letteratura romanesca medioevale.
II Vattasso crede pure che siano romaneschi, sebbene non ne dia la
dimostrazione, alcuni Frammenti di drammi suUa Passione che formano
r argomento del secondo Aneddoto. Elementi romaneschi veramente non
ne mancano, ma le rime o assonanze non offrono nulla di notevole che
II 88 La Poesia italiana XII— XIV eec. 1903.
sia particolare del volgare di Roma, e qualche indizio non manea qua e
la che faccia sospettare un rifacimento romanesco di testi originariamente
forse umbri.
Importanti 8ono le eonclusioni che il Vattasso cava da questi frani-
menti rispetto alla costumanza che vi fu in Roma assai prima della
fine del sec. XV, di rappresentare Fepisodio piü notevole della vita di
Cristo. Si sapeva finora che sulla fine del sec. XV Giuliano Dati Fio-
rentino, Bernardo di Maestro Antonio e Mariano Particappa romani ave-
vano in servigio della G)mpagnia del Gonfalone di Roma coniposto il
Dramma ciclico della vita di Gesö, del quäle furon poi date alle stampe
due parti, laPassione e la Risurrezione. Vincenzo De Bartholomaeis
che si accinse qualche anno fa airesame di questi documenti e di altri
conservati neir Archivio del Gonfalone, ricercandone la genesi acutamente,
congetturo che nel laudario del sodalizio romano dovea esserci tutto il
materiale di cui i sopronominati compilatori si servirono ^*). Ora il rinveni-
mento dei frammenti pubblicati dal Vattasso conferma la congettura.
Essi trovansi nello zibaldone del Barocello e appartenevano probabil«
mente alla confraternita di S. Maddalena cui era ascritto il Barocello.
Questi adunque ci ha tramandato frammenti del Dramma della Passione
che si soleva un tempo recitare dai suoi confi*atelli. I frammenti di cui
parliamo sono: a) Dialogo fra il cattivo e il buon ladrone e le sette
parole dette da Cristo sulla croce; b) Lamento della vergine ai piedi
della croce; c) Episodio di S. Giovanni il quäle dopo la condanna del
Maestro va a raccontare a Maria Taceaduto; d) S. Giovanni racconta a
I Maria l'arresto di Gesü, e Maria se ne duole; e) Lo stenso argomento
del frammento e, salvo che la vergine va in cerca di Gesü e incontra
I S. Giovanni da cui apprende la condanna del figlio; f) Dialogo fra Gio-
vanni e Maria dopo la morte di Gesü.
Nel secondo frammento vi sono due strofe di cui alcuni versi si
rinvengono nel laudario umbro del cod. Vallicelliano A. 26, onde il
Vattasso crede poter affermare la dipendenza di quelle da questo. II
I codice Vallicelliano h della seconda meta del sec. XIV, ma il frammento
romanesco da esso dipendente e cosi gli altri affini sembrano dover
assegnarsi ad ogni modo al trecento, sia pure estremo. II metro dei
frammenti ^ la sestina originariamente ottonaria, ma nogli esempi presenti
i costituita da versi che ondeggiano da un minimo di otto a un massimo
di undici e piü sillabe, fornendo cosi Tunico csempio che si conosca di
lauda drammatica romanesca in sestine ottonarie. Gli altri documenti
noti ci offrono la ballata maggiore (come nella Nascita e nella Decol-
lazione di S. Giovanni Battista^*) e nella leggenda di S. Lucia) la
sestina endecasillaba (come in alcuni frammenti della Passione descritti
da V. De Bartholomaeis) e V ottava endecasillaba (come in altri frammenti
pur d(!scritti dal medesimo De Bartholomaeis), vale a dire tutte le forme
in cui la drammatica si venne (kirante la sua evoluzione adagiando.
Tanto la Legen na de Sancta Locia quanto i frammenti della
Passione sono pubblicati dal Vattasso secondo la lezione pret^isa del codice
13) SFR. pubbl. da E. Monact, VI, 190. 14) Vattaro, Aneddoti in
dial. rom. etc., p 12.
M. Pelaez. II 89
vaticano, salvo che egli racchiwle «in parentesi quadre le voci, le sillabe
o le lettere, che per ragion metrica o vanno espurite oppure omesse nella
lettura» ; cosicchfe il lettore si trova ad avere sotto gÜ occhi dei testi che
hanno spessissimo in un verso due e magari tre di quelle parentesi che
sopprimono due, tre sillabe e talvolta una parola intera. A noi non
sembra questo metodo da approvarsi, perchö nel cäso particolare non offre
alcuna garanzia di farci avvicinare a quello che dovrebbe essere stato il
testo originario, per le condizioni tutte speciali di siffatti componimenti
drammatici costituiti spesso da versi di cui non sapreinmo con sicurezza
fissare la misura alla stregua della quäle debbano essere corretti quelli
che sono o paiono a noi troppo lunghi. E questo anche astrazion fatta
da quelle aferesi, sincx)pi ed elisioni che si solevano fare soltanto nella
lettura. Meglio era dunque, io credo, riprodurre il testo senza l'ingombro
delle parentesi quadre.
I capitoli 2® e .3® del libro del Vattasso ci dänno preziose infor-
mazioni suUe recite di dramini sacri al Colosseo nei secoli XV e XVI,
e sebbene oltrepassino i limiti cronologici assegnati a questa rassogna,
tuttavia ne dareino una breve notizia. II Vattasso ha esplorato TArchivio
deir Arciconfraternita di S. Lucia del Gonfalone nella speranza di trovar
documenti che potessero illustrare gli Aneddoti di cui s'ö addietro par-
lato, ma non ha rinvenuto ne alcun dramma sacro sconosciuto, ne alcun
laudario dialettale; ha potuto perö trovare quando cominciarono le sacre
rappresentazioni al Colosseo e seguime il corso fino a che caddero in
disuso, e in fine aver notizia degli attrezzi e abiti drammatici di cui la
Compagnia del Gonfalone si serviva. La piü antica nienzione nei registri
dell' archivio s'incontra nel libro delle Entrate e delle Uscite delPanno
1489 — 1490 donde si ricava che il Venerdi santo 9 aprile 1490 venne
rappresentato il dramma della Passione al Colosseo, dove pure furono
fatte tre recite, in quell' anno almeno, della Disputa di Gesü coi Dottori.
II Vattasso pubblica lo spoglio di parte delle spese fatte per le devozioni
della Passione del 1490, "92, "93, "94, "96, "97, "98, "99, 1500;
nel 1500 oltre alla Passione fu rappresentata la Risurrezione. La Passione
e la Resurrezione per la loro natura dovettera essere recitate certo in
due giomi diversi, la seconda ilSabato santo o la domenicadiPasqua; abbiamo
cosi una prova che fin dal 1500 il gran dramma del Colosseo ci si pre-
senta come una rappresentazione divisa in due giornate. Ma Tusanza
della recita della Resurrezione al Colosseo deve risalire a qualche anno
prima del 1500, perch^ in uno degl' Inventari, scritto tra il 1490 e il
"93 e negli Inventari del "94 e "98 sono menzionati gli attrezzi della
Resurrezione, nö probabilmente questa sara stata sempre tralasciata negli
anni in cui sappiamo che fu rappresentato il dramma della Passione,
sebbene dell' omissione si trovi esplicito ricordo solo in un registro del
1526. Altre notizie di rappresentazioni si hanno negli anni 1503, "04,
"06, "07, "12, "16, "17, "19, "20; nel 1522 furono sospese, nel
1525 riprese e poi fu stabilito che si facessero ogni quattro anni; nel
fatto perö si ebbero solo nel 1531, nel "34 e T ultima volta nel "39.
Poi Paolo III vietft alla Compagnia di dare simili rappresentazioni; e
sebbene nel 1561 si stabilisse per T anno prossimp di tornarc all* antica
usanza, i guardiani delF Arciconfraternita non ebbero <lal pontefice il per-
II 90 La Poesia itÄÜana XII— XIV sec. 1903.
messo. Fuori del Colosseo si diedero dalla Conipagnia, nella ricorrenza
delle maggiori solenniÄ, delle rappresentazioni simboliche che erano sempre
in uso iiel 1560; e cosi pure sappiamo che nel "62 la medesima Coni-
pagnia rappresentö nella chiesa d'Ara coeli l'Annunziazione della
Vergine. Dopo questa data non abbiamo alcun altro ricordo di rappre-
sentazioni drainmatiche fatte dal Gonfalone.
A complemento delle precedenti notizie il Vattasso ha pubblicato da
un codice dell'Archivio del Gonfalone quattro inventari di vesti ed
attrezzi usati nelle rappresentazioni, i quali furono scritti negli ultinii
anni del sec. XV e provano lo sviluppo che raggiunse il dramma sacro
a Roma in quel tempo.
Neil' ultima parte del suo volume il Vattasso pubblica un dramma
della conversione di S. Paolo rimaneggiato da altro piü antico da fra
Pietro di Antonio da Lucignano in Val di Chiana nel sec. XV, e
rappresentato nella chiesa conventuale di Cesena nelPanno 1460. II
rimaneggiamento consiste nelFavere interpolato fra Pietro al dramma,
che ^ in sestine, alcune ottave le quali o contengono pensieri gia espressi
in altre sestine, o rappresentano episodi inverosimili che non si leggono
negli Atti degli Apostoli da cui il dramma deriva. A quäl tempo risalga
il dramma originario non sappiamo^*), n6 ö conosciuto alcun dramma in
volgare su questo argomento che sia anteriore al nostro, anzi al sec. XVII;
ma non fu ignota alle confraternite dei disciplinati italiani la devozione
della conversione di S. Paolo, ch^ se ne ha un cenno nel libro di spese
del 1376 della Confraternita deir Annunziata di Perugia.
Ricorderö alla fine di questa rassegna Topuscolo del Prof. Pericle
Ricci su Frate Agnolo da Camerino e la sua Lau da (Camerino,
Tipogr. Savini) nel quäle ö pubblicata dal Cod. Chigiano LVII. 266.
una lauda del detto frate sulla nativita di Cristo^ che comincia Per
Talegreza del nostro signiere. La stampa ^ fatta assai malamente,
ch& il Ricci non si b curato neanche di sciogliere le abbreviazioni molto
chiare del codice e vi ha aggiunto delle osservazioni che rivelano ine-
sperienza assoluta di questi studi. Che vuol dire, per esempio, Taffer-
mazione del Ricci che Frate Agnolo fu tra i piü insigni precursori di
Dante? (p. 10). II nostro frate fu eletto vescovo di Cagli nel 1295 e
di Fiesole nel 1297; la paternita della lauda gli e stata da alcuni
negata, ma sembra che sia sua; tuttavia essa non offre nulla di notevole
neanche rispetto alla lingua, checchö ne dica il Ricci.
Pisa, Aprile 1906. Mario Pelaez.
15) Secondo il Vattasso il dialetto primitive del dramma non ai discosta
dal senese «csscudo improbabile che i dialettismi di cotesta provincia, i quali
tuttora vi si riscontrauo, siano tutti dovuti alFopera del rifacitore*.
II
Seite
Zweiter Teil: Literatur-
wissenschaft.
Literaturwissenschaft und Poe-
tik (K. Borinski, s. Bd. VII,
S. II 1 flf.)
Französische Literatur 1904,
bezw. 1902—1904.
1. Altfranzösisch.
Allgemeines. Das Karls-
epos (E. Stengel, s. Bd.VII,
S. II 46 ff.).
Die historische Literatur
des französischen Mittel-
alters 1902—1904 (E.
Stengel)
II
Seite
2. Neufranzösisch.
Französische Literatur von
ca. 1630 an (R. Mahren-
holtz) .......
Die französische Literatur
im Jahre 1904 ....
Provenzalische Literatur.
Altprovenzalisch (J. Anglade)
Neuprovenzalisch (J. Anglade)
Italienische Literatur.
La Poesia italiana XII— XIV
sec. 1903—1904 (M. Pelaez)
19
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Kritischer Jahresbericht
Über die Fortschritte der
BoMDischen Philologie.
Unter Mitwirkung von über hundert Fachgenossen
herausgegeben von
Karl Yollmöller.
Mltredlglert von
G. Bai8t, Otto E. A. Dickmann, R. Mahrenholtz, V. Rosai, C. SalvionL
VIll. Band. — 1904.
2. Wien.
Auegegeben April 1908.
Ladenpreis dieses Heftes Mark 14.50.
Erlangen 1908. Fr. Junge.
Seyffardtsche Buchh., Amsterdam. — A. F. Host & Sön, Hofbuchh., Kopen-
hagen. — Williams & Norgate, Covent Garden, London. — 0- Schulze & Co.,
Edingburgh. — Parker &Son, Broad Street, Oxford. — H. Welter, Paris. —
Bioh. Hoenniger, St. Petersburg, Grosse Morskaja 12. — Loescher & Co., Rom. —
Nordiska Bokhandeln, Aktiebolaget, Stockholm.
Gesellschaft für Romanische Literatur.
Zweok der Gesellschaft ist die Herausgabe wichtiger, noch nicht oder
nicht genügend edierter romanischer Handschriften, bezw. seltener oder gar nur
in einem Exemplar vorhandener romanischer Druckwerke, insbesondere von
Romanen, Novellen, Theaterstücken und anderen interessanten LKeraturwerkeli, auch
von solchen,^ die für die Kultur-, Uteraturgeschichte, Volkskunde und Dialektforachang
der romanischen Länder wertvoll sind.
Die Ausgaben sind je nach Bedürfnis kritische oder Neudrucke. Im letzteren
Falle erfolgt der Abdruck, abgesehen von Format und Schrift, welche natürlich
für die Sammlung einheitlich sind, so getreu dem Original, daß der Neudruck
dieses vollkommen ersetzt. Einleitungen, Anmerkungen usw. bringen in dentscher,
einer romanischen oder in englischer Sprache alles zum Verständnis des Textes
Kotige. Nach Bedürfnis werden photographische Nachbildungen von interessanten
Titelblättern, Textseiten usw. beigegeben. Überhaupt ist die Ausstattang eine
derartig vornehme (gelblich getöntes, imitiertes Büttenpapier), daß sie auch
den Ansprüchen der Bibliophilen gentigen wird. Auch sind Faksimilewledergaben
ganzer Werke in Aussicht genommen. Jedes Exemplar enthält auf der Rück-
seite des Titelblattes Namen, Wohnort und Nummer des betr* Mitgliedes, mit
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Vorstand der Gesellschaft:
Vorsitzender und Sekretür: Dr. Karl Voll möU er, ord. Universitätsprofessor
a. D. in Dresden.
Stellvertretender Vorsitzender: Dr. G. Bai st, ord. Professor an der Universität
Freiburg i. Br.
Sehatzmeister: Dr. Max Nicmeyer, Verlagsbuchhändler in Halle a. S.
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Dr. Ramön Jienöndez Pidal, Professor an der Universität Madrid.
Dr. W. Meyer-Lübke, ord. Professor an der Universität Wien.
Frau Dr. C. Michaelis de Vasconcellos in Porto*
Dr. E. Monaci, ord. Professor an der Universität Rom.
Dr. A. Morel-Fatio, Directeuradjoint aT^cole des Hautes-Etudes in Paris.
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Jahresbeitrag: 20 Mk. Einmaliger Gründungsbeitrag für Lebenszeit: 300 Mk.
Die Mitglieder erhalten hierfür die Veröffentlichungen der Gesellschaft umsonst!
Anmeldungen zum Beitritt sind zu richten an Professor Dr. Karl Vollmöller
Dresden-A.', Wienerstraße 9. '
Von den Veröffentlichungen der Gesellschaft für Romanische Literatur sind
bis jetzt erschienen:
Erstes Verwaltungsjahr 1902:
Band 1: Hervis von Metz, Vorgedieht der Lothringer Geste. Nach allen
Handschriften zum erstenmal vollständig herausgegeben von E Stenirel
Band I: Text und Varianten. * ^ '
Band 2: La Leyenda del Abad Don Juan de Montemayor. Publicada
por Kamön Men6ndez Pidal.
M. Pelaez. U 9I
Anticii poesia italianu. XII— XI? sec. — 1904. — I. JPoesia
li/ricam A. Publicazioni di testi. Ln Societä filologica romana ha
continuato la pubblicazione (\e\V edizione diploinatica del canzoniere vati-
cano 3793. Sono usciti queet' anno i faecicoli IV e V, e con essi 6 riprodotta
tutta la parte del codice contenente le canzoni. Da queeta edizione del codice
vaticano ha ristampato £. Monaci l'unica poesia italiana Donna, audite
como del re Giovanni nella raccoltina Poesie del re Giovanni
con la sua leggenda narrata da un inenestrello di Reims (Borna,
Ermanno Loescher e Co.). — Un nuovo testo inedito Una ballata
politica del sec. XIII (Bologna, Ditta Nicola Zanichelli) ha pubbli-
cato Ercole Rivalta. Si trova trascritta di mano del sec. XIII sopra
un foglio nieinbranaceo che servc di copertina al cod. Marciano 271,
cl. XIV dei latini, contenente profezie mcrliniane e astrologiche e un
trattato mutilo di astrologia. U Rivalta ne ha dato la lezione diplomatica,
la lezione critica con annotazioni filologiche, 1' interpretazione in prosa,
riserbando a un capitolo finale la discussione suU'eta e il luogo a cui
convenga assegnare la ballata e suU' autore di essa che il codice non ci
ha conservato. II nuovo docuniento poetico ha veramente una notevole
importanza, perch^ rapprcsenta la piü antica ballata pervenutaci, cui si
possa assegnare una data certa, ed h anche una delle piü antiche poesie
storiche che ci sia giunta intera. Comincia col verso Sovrana ballata
piacente, e il rimatore vi annuncia la discesa in Italia di un imperatore
Corrado da cui s'aspetta benefizi pel suo paese; perciö invita tutti a fargli
onore, e termina coi versi:
Vaten, balata novella
Ed Pisa cantante 'mpromcra:
donna 'n Toscana s'apella;
quella, ch'^ drit* empNerera,
h stata sempre fontera
en mare et en tera proata;
balda possanya laodata,
Sana si forte malore.
Le allusioni della ballata non sono chiare, e perö suUe prime
si puö dubitare se il rimatore ghibellino scrivesse per la discesa di
Corrado IV nel 1251 0 per quella di Corradino nel 1267. II Rivalta
dopo una lunga discussione conclude che la ballata fu scritta per
Corrado IV; nia il dott. Gino Lega che ha ripreso in esame la
questione^) dimostra, secondo me definitivamente, che il principe gloriücato
ö Corradino, e opportunamente pone a riscontro colla nuova poesia una
tenzone in sonetti sullo stesso argomento che si scambiarono alcuni rima-
tori fiorentini*). II nome delF autore della ballata non e possibile scovarlo,
perciö il Rivalta s'e dovuto contentare di determinare la patria di esso;
e considerando alcuni elementi dialettali della poesia ed altre ragioni,
conclude assegnandola all' Italia settentrionale. Ancora rileva Timpor-
tanza di un documento poetico di tal genere in quella regione, nel secolo
XUI, ed afierma essere il piü antico che si conosca, dimenticando pero
le composizioni di Gerardo Patecchio che sono anteriori. Ma a parte
1) In GSLIt. XLVI, 82 (1905) c cfr. anche L. Biadene in RBLIt. XIII, 82.
2) Ant. rime volgari, ediz. D'Ancona e Comparetti vol. V; e cfr. Gaspary,
Storia della letter. ital. I, 74 (ediz. ital.).
Vollmöller, Rom. Jahresbericht YIII. 7
n 92 Antica poeaia italiana. XII— XIV aec. 1904.
questo, anche riguardo alla patria ci eembra che non possano acoogliersi
le conclusioni del Kivalta e che colga invece nei segno U Lega il quäle
fa chiaramente vedere che si tratta di una ballata toscana, forse anche
fiorentina, che passati i confini del dolce paese, fu cantata altrove e poi
trascritta da un settentrionale nella coperta di un libro di profezie inerliniane
che profetavano di quei medesinii avveniinenti di cui canta ranoniino
rimatore. Botto la penna del copista settentrionale la ballata assunse
quel medesimo colorito dialettale che noi vediamo nelle rime del codice
vaticano barberino 3953, trascritte nella prima metä del sec. XIV
appunto da un trevigiano^); n6 4 difficile che fosse pure trevigiano il
trascrittore della ballata, almeno a giudicare dalle caratteristiche dialettali
sovrappostesi airidioma originario. II Rivaita non ^ stato felice neanche
nelle illustrazioni filologiche e nella riproduzione del testo, e a queste
parti ha pure provveduto il Lega retdficando la lezione della balÜata e
correggendo le osservazioni del primo editore. — II oodice vaticano 3793
conserva ai numeri 803 — 810 otlo sonetti di Messer Ubertino di Gio-
vanni del Bianco d'Arezzo, che costituiscono una tenzone amorosa fra
l'amante e il poeta a somiglianza di altre che abbiamo di Guittone
d'Arezzo e di Chiaro Davanzati. Ma la didascalia del primo sonetto h
accompagnata dalle parole «Tenzone X», il che prova che nel codice
mancano almeno due sonetti. Ora il prof. A. F. Masbera in un articolo,
pubblicato nel GSLIt vol. XLIV, 382^ ha additato altri tre sonetti che
fanno parte della tenzone, conservati nei nn^ 485 — 487 del cod. Chig.
L. VIII. 305 giä da parecchi anni a stampa. I sonetti nel Chigiano
sono anonimi e circondati da altri che appartengono indubbiamente a
Cecco Angiolieri, ma nulla hanno che vedere col patrimonio poetico del
rimatore senese, come altra volta credette il Massera che qui corregge il
suo errore. II Massera ha ristampato gli undici sonetti, seguendo per i
primi Otto, con qualche lieve correzione, la stampa del cod. 3793 procurata
dai proff. D'Ancona e Comparetti, e per gli altri il cod. chigiano nova-
mente riscontrato. — Una nuova antologia di testi italiani ^ stata pubbli-
cata da Berthold Wiese nel suo Altitalienisches Elementarbuch
(Heidelberg, Karl Winters Universitatsbuchhandlung) in cui sono raccolti
anche saggi di lirica e poesia didattica del sec. XIII con grammatica e
glossario: b un ottimo manuale che giovera assai agli studenti. — Guido
Mazzoni per occasione nuziale (Matteucci-Tortoli; Firenze, Tip. Galileiana)
ha pubblicato di su un foglio di membrana scritto verso la fine del sec.
XIV e il principio del XV un sonetto attribuito a Francesco Petrarca
(com.: Nan9i ch' i' voglia rumper o spezarmi) che non fe oerta-
mente di lui, ma forse del trecentista fiorentino Francesco Peruzzi,
e un altro (com.: S'io vegoil di che liiai dinar imborsi) attri-
buito, sembra a ragione, ad Antonio da Ferrara. — Si conosceva
finora intorno alla battaglia di Montecatini (1315) una notevole balla-
tuzza di lamento composta da un ignoto rimatore guelfo^), che ^
quanto di meglio ci rimaneva fin qui delle poesie che dovettero essere
spirate da quell' avvenimento. Ora il signor Pio Pecchiai ha trovato,
2a) G. Leoa, II canzoniere vaticaDo-barberino latino 3953. Bo-
logna, Eomagnoli dalPAcqua 1905. 3) Si pii5 vedere in G. Cardttcci, Riroe
di M. Cino da Pistoia etc. Firenze, ü. Barbara 1862, p. öOl.
M. Pelaez. II 98
trascritta in una pagina d'un codice membranaceo dell'Archivio capitolare
di Pisa, un' altra poesia in cui un giullare dl sentimenti ghibellini si
rallegra per la vittoria riportata da Uguocione della Faggiuola. (Un
serventese ghibellino inedito per la battaglia di Montecatini
in Btudi Storici diretti da A. Crivellucci, vol. XIII.) i!> un serventese
popolareseo (com.: Nel mille trecento sedici anni, ed ha lo schema
tipico di tal coniponimento AAAb, BBBc etc.) desünato ad esser reeitato
al popolo come risulta dal v. 7, e nella sua rozzezza non manca di tratti
effleaci, sebbene riesca certo inferiore alla ballatuzza. AI racooglitore di
testimouianze storiche vive e contemporanee farä piacere sentire intorno
a quella battaglia anche la voce del ghibellino.
B. Indagini storico-letterarie. -*- Interessanti i risultati degli
studi di 8. Debenedetti, Intorno ad alcune postille di A. Colocci
(in ZRPh. XXVIII, 56). 8i tratta principalmente delle postille al cod.
vat. 3793 che altri credettero del Bembo e il Debenedetti, seguendo
Topinione del Monaci, afferma risolutamente essere di Angelo Colocci,
come si puö vedere da un confronto fra esse e gli autografi delF umanista
iesino. Stabilita 1' attribuzione di esse, il D. le raccoglie in gruppi e ne
studia la fönte e il carattere. Notevoli fra le altre sono le inda^ni che
si riferiscono alle note di richiamo al «Libro grande» ovvero «Libro
reale» che era un codice di rime ora smarrito, di cui il Monaci ritrovö
alcuni anni fa e pubblicö la tavola. II D. ha rinvenuto nel cod. vat.
4817 c. 214* un nuovo accenno del Colocci al detto manoscritto: «Calvo
ha il canzoniero di libro reale dice el Molza», e nota che nella postilla
scoperta la parola libro non puö avere altro significato che di materia
scrittoria, e perciö a reale bisogna assegnare il significato ancora oggi
usato per un certo formato di carta, di cui si cominciano ad avere le
prime scarse testimonianze nella prima meta del sec. XV e poi abbon-
danti nel sec. XVI. In questo tempo libro reale era equivalente a
papiro reale e si riferiva a codici cartacei, il cui formato era di gran
dimensione, ma inferiore all' Imperiale. II famoso canzoniere dunque
appellato Libro reale e cosi rimpianto dagli studiosi, era un codice
cartaceo suUa cui antichita h lecito ora avanzare dei dubbi. Ma il
D. ha tentato pure di determinare il valore intrinseco della silloge
e ha concluso dopo i necessari riscontri che le fonti del Libro reale
sono il Laur.-Red. 9 e il Chig. L. VIII. 305; perciö esso ö opera
di Studioso, forse G. Camillo Delminio, derivata da raccolte conosciute.
II tempo cui spetta, ondeggia fra la fine del sec. XV e il principio del
sec. XVI. — II dott. Francesco Scandone che da un pezzo ha iniziato
esplorazioni sistematiche nelle carte angioine del K. Archivio di Stato di
Napoli per trarne documenti e notizie che valgano ad illustrare la vita
dei nostri antichi rimatori italiani, ha raccolto in un volume di Notizie
biografiche di rimatori della scuola poetica siciliaua con
documenti (Napoli, R. Tipogr. di Franc. Giannini) i risultati delle sue
indagini, comprendendovi anche quelli giä comunicati agli studiosi in prece-
denti pubblicazioni. I rimatori di cui lo Scandone si occupa sono:
Ruggiero De Amicis, Messer Rosso da Messina, Cielo Dalcamo, Notar
Arrigo Testa di Lentino, II Notaro Giacomo da Lentino, Percivalle
Doria, Messer Folco di Calabria, Tommaso di Sasso, Don Arrigo di
11 94 Antica poesia italiana. XII— XIV sec. 1904.
Castiglia, Mazzeo di Ricco, Stefano di Protonotaro, Marabotto, Garibo,
Stefano da Mes.siua, Messer Filippo da Messina, Messer Rinaldo De
Aquino, Messer Jacopo Mostacci, Guido delle Colonne, Messer Jacopo
d*Aquino, Giaeomo Pugliese, Ruggiero Apugliesi, Roggerone da Palermo,
Rainieri da Palermo, Manfredi Maletta, Messer Migliore degli Abbati.
Le conclusioni suUa famiglia, la patria e la cronologia di questi rimatori
non sono tutte ugualmente sicure^), ma il libro porta senza dubbio
nel suo insieme un buoii contributo alla storia della scuola poetica
siciliana. Dalle ricerche dello Scandone risulterebbe che il piü gran
numero dei poeti meridionali appartenga all' isola di Sicilia e che la
scuola siciliana durö nel Regno come durava nell' Italia settentrionale
e media, giacche vissero fin dopo la fine del sec. XIII quegli stessi, che
alla Corte di re Manfredi avevnno cantate le loro canzoni d'amore. La
scuola poetica siciliana si spense soltanto allora, quando un nuovo conte-
nuto espresso anche in nuova forma die^le, in Toscana sopratutto, col
fiorire della scuola dello stil nuovo, un altro indirizzo alla poesia; e
questo fu preferito pure dalla nuova Corte del re di Napoli, il dotto
Roberto d'Angio. — A un rimatore della scuola siciliana si riferisce la
breve e conclusiva nota di Albino Zenatti intomo a II commiato
d'una canzonctta di Giacomino Pugliese (Per nozze d'Alia-Pitr6;
Perugia, Unione tijwgrafica cooperativa). Si tratta del commiato della
canzonett4\ Lontano amore mi man da sospiri conservata dal solo
codice vaticano 3793*): della lezione e interpretazione di esso si e pure
occupato lo Scandone nel libro sopra menzionato, ma credo che la nota
dello Zenatti chiarisca tutto in modo migliore. Ecco il testo com' egli
lo ha fennato:
Canzonctta, va' a quella ch'^ dea
Che l'altre donne tcne in dimino
da la Magna in fino in Agulea:
di': — Quelle regno ch*^ piü fino
degli altri regni, a Deo, quanto nii piace! —
In doize terra dimoranza face
Madonna, c'a lo fiore sta vicino.
II pocta a<Iunque manda la canzonetta a colei che «tene in dimino»
tutte le altre dalla Germania all' Italia («cioe ogni altra donna dell' Im-
j)ero, anche se il poeta, forse per ragione della rinia e del nome che
richiama TAquila imperiale, abbia indicata 1' Italia con un suo luogo
settentrionale, ma in com})enso ben ghibellino»); a lei dica la canzonetta
che il regno piii fino ö il regno d' amore. QuestÄ donna sovrana dimora
in una dolce terra ed ö vicina al fiore. Tanto vicina, si domanda lo
Zenatti, da essere una cosa sola con esso? Oppure, come e piü probabile,
si tratta di due donne: Tuna regina o imperatrice, T altra sua dama di
compagnia? — Ai rimatori toscani posteriori al j^eriodo svevo ci richiama
una pubblicazione di Leandro BiadenE, intitolata Canzone d' amore
di un antico rimatore pisano (per nozze D'Ancona-Cardoso; Pisa,
Tiix)gr. F. Mariotti). II Biadene, studiando le oscure e difficili rime dei
poeti pisani del sec. XIII, ha notato che la canzone Di si alta valens'
4) Cfr. RBLIt. XIV,p. 5) II Libro de varie romanze volgare a cnra
di S. Sathic F. Egidi; Roma, Soc. fil. roni. MDCCCCIII, p. 59.
M. Pelaez. H 95
a signoria di Panuccio del Bagno®) si ripresentii »otto altra forma in
una canzone diversa Conaiderando l'altera valensa') attribuita a
Meo Abbracciavacca dal oodice laurenziano IX, G3 e conservata anouima
dal cod. Palatino 418. Senza alcun dubbio la seconda ^ rifacimento
della prima cou reminiscenze aiiche di altre rime di Panuccio del Bagno,
ed h ragionevole credere, come dice il Biadene, che si debba veramente
all' Abbracciavacca, accogliendo T attribiizione del codice laurenziano; meno
facile sarebbe invece rendersi conto del perchfe Panuccio stesso rifacesse la sua
canzone. II Biadene ha ristampato le due canzoni criticamente, accom-
pagnandole con un commento utilissimo che schiarisce le oscurita e diffi-
colta del testo che non son poche. — Intorno alla poesia dello stil nuovo
debbo ricordare alcuni studi del Vossler, del De Lollis e del Salva-
DORi. Non ho sotto gli occhi il libro del primo intitolato Die philo-
sophischen Grundlagen zum „süssen neuen Stil** des Guido
Guinicelli, Guido Cavalcanti und Dante Alighieri (Heidelberg),
ma chi desiderasse averne informazione, puö vedere un esame ragionato di esso,
nel GSLIt XLV, 74 — 88, dovuto a P. Savj-Lopez. Da questo libro muove
il De Lollis nel suo articolo Dolce stil novo e «Noel dig de nova
mae Stria» (inSME.1, 1 — 23), nel quäle dopo aver rilevatoche il Vossler rico-
nosce un filo di vera e propria conti nuita tra la maniera provenzale e la poesia
dello Stil nuovo, osserva che il critico tedesco «trascura un tratto essenziale
iiella delicata questione: che cio^ la poesia trovadorica non contribui alla
formazione di quella nuova, come materia tradizionale, che vale quanto
dir morta, ma in essa, viva ancora sia pur d' una vita Stents), si tramutö
per fatalitä d'evoluzione.» Di ci6 si ha una prova uel fatto che la
maniera che conduce diritti allo stil nuovo, 6 quella rappresentata dai
trovatori piü tardi, specialmente da G. Montanhagol, da un verso del
quäle e tolta una parte del titolo di questa memoria. In questi trova-
dori il concetto deir amore (che non era mai stato un giuoco di parole,
ma sempre aveva avuto salda base nelle dottrine filosofiche del tempo)
venne evolvendosi in modo da far capo alle idealita celesti dei rimatori
dello Stil nuovo. Con un esame della teorica d' amore degli ultimi tro-
vatori il De Lollis mostra che le vie del cielo furono aperte dalla poesia
provenzale e che la creatura angelica dello stil novo, come una crisalide
dal bozzolo, usci dal suo «eno. Una conferma di queste sue vedute trae
il De Lollis dai passi della Divina Commedia in cui Dante giudica i
poeti anteriori a lui. In Purg. XXVI, 55—57 Dante contrappone
Tarte sua a quella di Bonagiunta, del Notaio e di Guittone, faticosi imi-
tatori della poesia provenzale, ma non disapprova questa; per contrario
in Purg. XXVI, 97 — 99, si atteggia reverente davanti a Guido Guini-
zelli; come Guido a sua volta riconosce la superiorita del Daniello. Cosi
nei luoghi danteschi ricordati si avrebbero accennate le fasi di formazione
del dolce stil novo: il primo passo nella poesia provenzale, gli altri nel
Guinizelli e in Dante. Se lo stil novo fosso stato il prodotto di una
«rivoluzione poetica» come parve al Cian^), o almcno di un dislacco,
6) Poeti del primo eecolo della lingua italiaua, Firenze 1816,
vol. I, p. 338. 7) Op. cit. vol. 11, pag. 8. 8) 1 contatti lotterari italo-
provenzalie la prima rivoluzione poetica dalla lettcratura italiana;
Messina, Privato 1900.
II 90 Antica poesia italiana. XII— XIV sec. 1904.
come crede il Vossler, dalla poesia provenzale, Dante Tavrebbe notato
per renderne merito al Guinizelli al quale era disposto a far tante lodi.
— GiULio Salvadori che da parecchi anni studia il problema dello
Stil nuovo, torna al suo argoniento prediletto con un articolo Guido
Guinizelli e le origini dello etil nuovo (in FD. 10 luglio 1904)
in cui riassume le conclusioni di un corso di lezioni da lui fatte all^üni-
versita di Roma nel 1896 — 97. Dopo aver indicate le scarsissime notizie
biografiche del riniatore bolognese, esamina le sue poesie distinguendo
quelle in cui si mostra seguace di Guittone, dalle altre in cui fu iniziatore
dello Stil novo, deterniinandone la cronologia, rilevandone i caratteri e
mostrando con fine analisi in che consista la novitä. Per il Salvadori
gli elementi della nuova concezione del Guinizelli (gentilezza, amore,
differenza tra gli uomini) preparati nelle rime degli ultimi trovadori rice-
vono da lui luce e vita, perch^ animati col senso dello spirito e del
divino. «La novita, egli conclude, che appare anche a chi legga la
prima volta con intelletto d'arte le nuove rime, e che la mente irrequieta
del Guinizelli passa oltre il visibile, vede la vita di quaggiü in intima
relazione con un' altra vita, la luce della bellezza esteriore con la luce
nascosta dell'anima, e sente in s4 la passione purificarsi gradatamente
neir amore della bellezza spirituale. £ V apparire dello spirito nella
materia e del divino nelle cose, il principio della grande poesia. Nella
storia della civilta, quello del Guinizelli fu un gran passo per cui s'arrivö
a sentir novamente il mistero che e nell' amore e la bellezza delF anima:
il sentimento della famiglia, vivo e armonizzato con IMdeale, sarebbe
venuto dopo: intanto nella poesia la donna tornava a esser donna, cio6
nobile aiuto delF uomo al suo miglioramento morale e quindi a rag;^ungere
il fine degno dell* umanita.» Come si vede il Salvadori espone le medesime
idee fondamentali gia manifestate in un suo vecchio articolo pubblicato
nella RN. del 1892. Ma come per la biografia del rimatore bolognese
si serve dei risultati di recenti indagini, cosi conforta di nuove osservazioni
r esame della ragion poetica delle rime di Guido, e aggiunge poi rispetto
al numero di queste una congettura. Le poesie che si sogliono sicura-
mente assegnare al Guinizelli fra canzoni e sonetti sono ventuno, ma il
Salvadori propendcrebbe ad attribuirgli anche i sonetti che trovansi ano-
nimi nel codice vaticano 87 93 ai nn'. 858 — 864 e 366 — 377 uno dei
quali Ultimi h dato a Guido dagli altri codici che lo conservano. Tutti,
dice il Salvadori, portano i segni del pensiero e del sentimento guini-
zelliano, lasciandosi classificare la prima serie al primo periodo dell'atti-
vita poetica di Guido, la seconda al tempo delle nuove rime. Invero
non si ha alcun indizio esteriore per afiermare Tautenticitä di questi so-
netti, e gli argomenti interni si sa quanto possono riuscir fallaci specie
in argoniento di poesie e di quel tempo: perci^ le riserve nel caso nostro
non saranno mai troppe. — Intorno a questioni lungamente e variamente
discusee torna Alberto Corbellini nelle sue Quistioni Ciniane e la
«Vita Nova» di Dante (Pistoia, Casa Lipo-Tipo editrice Sinibuldiani).
Qual fu Tanno della nascita di Cino da Pistoia? II Corbellini combatte
Topinionc del prof. Pasqualc Papa che, fondandosi su un documento
bologne.se riguardante Cino, da lui recentemente edito e illustrato^), asse-
9) BSPist. I, 3.
M. PelaeB. II 97
gnerebbe la nnscita dell'amoroso messer Cino al 1275 circa. H Gor-
beUini invece non crede doversi dipartire dalla data tradizionale 1270,
e non crede neanche che debbasi togliere al rimatore Pistoiese il sonetto
Naturalmente chere, responsivo al primo sonetto della Vita Nova,
e che il Papa, come giä il Ferrari, assegna volentieri a Terino da Castel-
fiorentino, anche perch^ mal si concilierebbe la data che converrebbe asse-
gnargli (1283) con quella della naacita di Cino (1275) da lui sostenuta.
Alcuni degli argomenti in favore dell' autenticitä del sonetto erano gia stati
accennati da me in un articolo sfuggito al Corbellini^% ma questi ha il
merito di averli svolti e accresciuti, specialmente fermandosi a dimostrare
l'autorita dei codici che assegnano il sonetto a Cino. Un argomento
contro la nascita di Cino nel 1275 h fornito dalla data della canzone
Avegna ch'aggia colla quäle il pistoiese confort6 Dante del dolore
per la morte di Beatrice. A me sembra che il Corbellini dimostri che
questo canzone non pot^ essere scritta se non prima ch'^li avesse
conoscenza della Vita Nova, e, sebbene qualche tempo depo la morte
di Beatrice (il che h dichiarato dal poeta stesso) non tanto perö che ci si
possa spingere troppo lontani da questa data. E siccome il Corbellini
esprime e conforta Topinione che la Vita Nova fosse composta verso
la fine del 1291 o poco piü tardi, cosi la canzone consolatoria deve
porsi nel 1291. Senza entrare ora nella questione della Vita Nova,
qualunque sia la data da assegnarsi ad essa, quel che nii par certo e
che la composizione della canzone non implica per nulla la conoscenza
dell' operetta dantesca. E se la canzone h del 1291, non si pu5 credere
che in quell' anno Cino avesse poco piü di quindici anni. La canzone
ebbi giä occasione di dirlo, e il Corbellini ^ della mia opinione, non e
davvero un imparaticcio scolastico, come qualcuno ha mostrato di credere,
sebbene in essa si notino alcuni riscorsi di versi danteschi appartenenti
aUa canzone del dolore Li occhi dolenti. — Aldo Francesco Massera
vien preparando la edizione dei sonetti di (Decco Angiolieri e intanto
pubblica nel secondo fascicolo degli Studi Romanzi il risultato dei
suoi studi intomo a I sonetti di C. A. contenuti nel cod. Chig.
L. VIII. 305. Si sa che questa silloge di rime 6 la piü importante per
i sonetti di Cecco cosi pel numero come per la bonta della lezione. Ma
purtroppo non c'6 un componimento in tutto il co<lice che porti il nome
del bizzarro senese, onde vario fu sin qui il giudizio degli Studiosi nella
scelta, e perciö il critico deve procedere con molta circospezione. H
Massera giovandosi opportunamente del processo eliminatorio, viene alla
conclusione che i sonetti che nel cod. Chigiano portano i nn'. 293 e
339 — 341, debbono essere assegnati a Cecco con qualche dubbiezza, ma
i nn'. 374 — 492 debbono sicuramente considerarsi del senese: per una
parte di questi ultimi abbiamo la testimonianza non discutibile di altri
codici, per Taltra basta «lo stile del componimento, i sentimenti che vi
sono espressi, i personaggi che vi sono riconlati per poterne riconoscere
l'autore nel figlio di messer Angioliero». — A complemento di questa
prima parte della rassegna ricorderö un succoso opuscolo di Albino
Zenatti il quäle ha raccolto e valutato criticamente non senza farvi
qualche aggiunta le notizie che si hanno di alcuni Antichi Rimatori
10) RBLIt. IX (im). ' '
II 98 Antica poesia italiana. XH— XIV sec. 1904.
Päd o van i (Padova, R. Stab. P. Prosperi) del trecento, che sono Antonio
da Tempo, Tautore del piü notevole fra i veochi trattati di metrica
italiana, Jacopo Flabiani, Andrea Zamboni ed Andrea da Tribano, i quali
Ultimi scambiarono sonetti eol primo. E bastera infine registrare il volume
postumo del Prof. Leonello Modona sulla Vita e le opere di Im-
manuele Romano (Firenze, R. Bemporad e Figlio), in cui 6 ristampato
in appendice senza alcuna mutazione, ma col nuovo titolo Immanuele
Romano considerato come poeta volgare Topuscolo ehe il Modona
pubblic5 nel 1898 per occasione di nozze Rime volgari di J. R. poeta
del sec. XIV, del quäle fu giä discorso in queste Annuario. Una
nuova edizione de I 8onetti volgari di Immanuele Romano
(Torino, ßtamperia Paravia) ha dato pure il Dott Santorre Debene-
DETTi, ma io non bo potuto vederla.
jTT. Poesia didattica* — Giulio Bertoni ha trovato in un
codice Campori della Estense di Modena, scritto certamente nel sec. XIII
e non dopo il 1265, Un Rimaneggiamento toscano del «Libro»
di UgU9on da Laodho (in SME., vol. I, fasc. 2*^ pp. 235—262). II
codice e corredato qua e la di note filologiche dovute a uno studioso
del sec. XVI, in cui il Bertoni ha riconosciuto con sicurezza Gelso Citta-
dini. II dotto ßlologo senese avea anche lui rilevato da alcune postille
sulle guardie del codice la data di esso e avea congetturato, non sappiamo
SU quali indizi, che il rimaneggiamento fosse di Bono Giamboni. Nelle
note filologiche non ritroviamo ora nulla di notevole, ma la sagacia del
Cittadini si rivela sempre in qualche felice emendazione di errori doVuti
al copista e in qualche osservazione di carattere linguistico. L'anonimo
autore del testo non rifece toscano tutto 11 «Libro» di Uguocione, ma
solo alcuni brani che poi cuci insieme; due volte attinge anche a
una fönte di versa per una serie di precetti morali e per un altro passe
che rappresenta una nuova redazione del noto contrasto del Vivo col
Morto. Ma anche per queste parti estranee ad Uguccione, la fönte h
evidentemente settentrionale anch' essa, come rivelano le rime. In tutto,
il rimaneggiamento consta di 978 versi, e il Bertoni lo pubblica per
intero corredandolo di uno spoglio grammaticale e dinote, in cui raffronta,
ogni volta che ö opportune, il testo toscano con T originale di Uguccione.
— Importantissime notizieci da PioRajna inun suoarticolo suUo Schiavo
di Bari pubblicato nella BSIt. A. X, 3» serie, n. 18 (15 Novembre
1904). Intorno ad esso cui e attribuita, come ö noto, una serie di
ammaestramenti morali in forma di serventese caudato, piü volte stampata
nel quattrocento, nulla si sapeva fin qui e incerta ne era perfino la
cronologia. Solo si poteva arguire che fosse un giudice da coloro che
eran disposti a credere alla identificazione col personaggio di cui si
si parla nella 13" novella del Novellin o (ediz. di Guido Biagi, Firenze
Sansoni). Ora il Rajna comunica di avere da qualche tempo ritrovato
in vari codici una redazione latina del suddetto serventese, che suol por-
tare in fronte i due segnen ti versi:
Incipiunt Sciavi de Harro consona dicta
A Beneventano Jacobo per carmina fieta,
dai quali si ha la testimonianza esplicita che lo Schiavo di Bari fu
rimatore volgare. Om siccome la redazione latina spetta al sec. XIII e,
M. Pelaez. II 99
ag^f^unge il Rajna, *oso dire, non agli ultiini suoi dc«euni», cosf lo
ßchiavo «ne riceve un bollo di antichita, vantaggioso di certo anche per
ridenüficazione sua col personaggio del Novellino». E giova pure a
questo intehto ricordare la citazione che fa dello Schiavo autore «di diti»
Pautore delle Lodi della Vergine, attribuite a Giacomino da Verona ^^).
Un' altra notizia importante ha tratto il Rajna da un passo della Bhe-
torica novissima di Maestro Boncompagno, quäle si legge in un codice
inarciano ed ^ stata di recente pubblicata dal Gaudenzi^^). In quella,
in un capitolo del libro uono, che s'intitola «De transumptionibus iocu-
latorum» che vorrebbe dire «Del parlar metaforico dei giullari» si legge:
«loculatores, tarn in compositionibus cantionum quam in modis loquendi
omni tempore transumere omnia moliuntur. ßclavo quideni Barensis,
ingeniosus in ydiomate materno transumptor, in quadam cantione aniicam
8uam transumpsit in navem, ornamenta que sibi dederat in anchoras et
apparatus puppis, et contradictionem et inobedientiam ipeius in ascensum
prore ad ursam, postribulum de quo illam traxerat in portuni, et solam
camisiam quam habebat in unum filium. loculatores etiam alii etc. ...»
Lo Schiavo fu dunque molto probabilmente giudice e rimatore, autore di
poesie morali e amorose, le quali per certi accenni di Boncompagno ci
richiamano a un ambiente poetico diverso e piü basso da quello onde
vien fuori la lirica siciliana. Si ricordi ancora che Francesco da
Barberino^^) menziona lo Schiavo conie autore di una di quelle poesie
che i Provenzali chiamavano Plaxer, cosicch^ egli puö ormai confeiderarsi
come un rimatore popolaresco che nel mezzogiomo d'Italia fa riscontro
al settentrionale Patecchio, col quäle gareggia pure per T antichita. Infatti
la Rhetorica novissima ^ del 1235, come Boncompagno stesso dichiara
verso la line dell' opera sua, e il perfetto transurnpsit oon cui si accenna
allo Schiavo, permette di porre Tattivitä di questo ai primi xlecenni del
.secolo XIII senza che si escluda che cominciasse alla fine döl XII. —
Francesco Egidi ha dato fuori negli SRSFR. fasc. II, p. 149, alcune
Po stille Barberiniane a cui ha premesso una risposta alle critiche
fatte da Paul Meyer alle prime puntate della stampa dei Documenti
d'amore che si viene pubblicando a cura della Societa filol. rom. Le
postille sono due e mirano a illustrare due allusioni del commento latino ai
Documenti. La prima si riferisce ai versi «se cou medici serai, | tratta
con lor del conservar santade» cui corrispondono nel commento le parole:
«bona est lictera; nam de conservatione sanitatis pulcer est tractatus, et
non aborretur. Immo etiam niulti nobiles utuntur libro super hac materia
compilato» ^*). U Egidi crede che il Barberino alluda a quel poemetto
provenzale in ottonari, che sotto il titolo di Diätetik pubblicö il
Suchier^*) e del quäle si hanno varie redazioni che ne dimostrano la
fortuna. Nella seconda postilla T Egidi illustra il biasimo dato dal Bar-
berino^^) al rimatore Rustico di Filippo per aver detto male delle donne,
riferendo alcuni opportun i versi di questo. — Air altra opera del Barberino
11) A. Mussafia, MoDuni. Ant. di dial. ital. in SBAkWicnphhKl. vol.
XLVI, p. 194. 12) BJMAe. 1890; vol. III, p. 249-297. 13) Reggimento
e Costumi di donna (ediz. Baudi di Vesme) p. 32. 14) Documenti
d'amore (ediz. Egidi) vol. I, 86—87. 15) In Denkmäler provenzalischer
Literatur, Halle, ^Memeye^, 1883 p. 201. 16) Documenti etc. p. 89—91.
II 100 Antica poeeia italiana. XII— XIV sec. 1904.
Del Reggimento e dei co8tumi delle donne e dedicato uno studio
di Ramiro Ortiz (in ZRPh. vol. XXVII, 550—570 e vol. XXVIII,
649 — 675), il quäle studia il Reggimento nei 8Uoi rapporti oolla
letteratura didattico-morale degli «ensenhamens» dividendo in due parti
la sua trattazione. Anzitutto indaga le fonti dell'opera barberiniana,
movendo dall' affermazione dell' autore il quäle dice di far cosa nuova,
perch^ molti hanno scritto dei costumi degli uomini, nessuno di quelli
delle donne. II vero 6 perö che oosi in Italia come in Francia altri ne
avean discorso, ma nessuno di quelli che conosciamo ^ citato dal Bar-
berino che di citazioni non h pajco cosi nel Reggimento come nel
commento latino ai Documenti d'amore. U Ortiz contrariamente all'
opinione dei Thomas inclina a credere che al Barberino fossero ignoti i
componimenti didattico-morali italiani, francesi e provenzali aifini al suo,
che noi conosciamo; o se pur li conobbe non se ne servf, non essendosi
trovato alcun riscontro diretto fra essi e il Reggimento. Se, cono-
scendoli, ne avesse tratto qualcosa, egli cosI scrupoloso nell' indicare le
sue fonti, li avrebbe certamente menzionati. Ne conosoeva per5 e ne
usd altri francesi e provenzali andati perduti, che ricorda nel Reggi-
mento e piü ancora nel commento latino ai Documenti. Queste
citazioni T Ortiz raccoglie e illustra, ricostruendo quando pu6 la storia di
esse fonti smarrite, e concludendo che la novita dell' opera, affermata nel
principio dall' autore stesso, e vera rispetto al disegno generale di essa.
Quest' ultimo risultato anche a me sembra giusto, ma io non sarei disposto
a seguiro T Ortiz nell' affermare ch'egli fa la indipendenza dei Barberino
dagli autori di ensenhamens provenzali e di qualche altro componi-
mento francese affine. A lui ö sfuggito uno studio dei Prof. Egidio
Gorra sul Reggimento nei suoi rapporti coUa letteratura provenzale e
francese^''). In esso e esaminata la materia dei Reggimento e posta a
riscontro con altri poemetti provenzali e francesi, cosi che anche a me,
come al Gorra, par difficile ammettere che di quelli non abbia fatto il
Barberino lungo uso, sebbene scelga, vagli e spesso trasformi la materia
che ha davanti «per modo che talvolta h d'accordo con questo, tal' altra
con quello, ed ora coiitro tutti, poichö auch' egli avea idee e tendenzc
proprie». L' Ortiz obbietta, come s'^ veduto, che il Barberino non cita
queste fonti; ma ricortliamoci che le citazioni di fonti smarrite ch'^li
addita sono trotte in gran parte dal commento latino ai Documenti;
che il Reggimento e opera non rifinita dall' autore, come crede anche
r Ortiz; che se fosse finita, voglio dire nella parte volgare poetica e
completat» magnri anch' essa con un commento, forse 1' autore ci avrebbe
indicato altre fonti fra le opere didattico-morali provenzali e francesi che
noi conosciamo. II Reggimento fu abbozzato in Italia dal Barberino
prima dei suo viaggio in Francia, ripreso e ridotto nella forma in cui lo
leggiamo ora dopo il suo ritomo dalla Francia, dove non pot6 non
conoscere le opere affini al suo argomento, curioso com' era di tal materia.
Nella seconda parte della sua memoria 1' Ortiz studia Lo schema generale
(lel «Reggimento^ in relazione colie opere didattico-morali,
che ci sono pervenute, raggruppando, sotto questo titolo generale e
17) Nel voJume Studi di eritica letteraria; Bologna, Zanichelii 1892,
p. 357 e 8cgg.
M. Pelaez. II 101
discutendo la questioni riguardanti la partizione della materia, le niiniature
che purtroppo sono andate perdute insieme col codice originale del Reggi-
mento, e finalmente la forma stessa dell'opera. La partizione della
materia non offre argomento di gravi discussioni e quel che riguarda le
miniature e le sue relazioni col testo poetico fu giä studiato dall'Egidi^^).
Tuttavia per queste ultime l'Ortiz raccoglie ed aggiunge qualche osser-
vazione a quelle fatte dal suo predecessore circa Toriginalita del Barberino
neir idea di illustrare con miniature il testo poetico. Egli attenua questa
Originalita ricordando esempi auteriori di pitture illustrate con epigrafi in
versi volgari, come quelle del Camposanto di Pisa, dalle quali al testo
volgare del Barberino strettamente collegato coUe miniature, h breve il
passo. Tuttavia a me pare che se gli esempi addotti dall'Ortiz si pu6
credere avessero qualche efficacia sul Barberino, non sono tali da attenuare
Timportanza di questo segnalata dall'Egidi, quando si pensi che il poeta
dugenteseo ^ il primo forse ad applicare ad un' intera opera volgare questo
sistema di illustrazioni. Giustamente l'Ortiz aggiunge a riseontro dcl-
r opera del Barberino illustrato da miniature, il codicetto di Giusto pittore,
scoperto e fatto conoscere dal Venturi^% e che insieme col Conciliato
d'amore di Tommaso di Giunta si possono creilere derivati dalPesempio
del Barberino. Infine l'Ortiz segnala due nuove testimonianze di Tom-
masino de' Cerchiari nel suo Welsch Gast e di Frate Giovanni Domi-
nici nel Governo di cura familiäre, che dimostrano l'efficacia edu-
cativa che si attribuiva nel medioevo alla pittura e in genere alle arti
del disegno, e che ci rendono senipre piü persuasi delle ragioni che mossero
il Barberino alle illustrazioni artistiche delle sue opere. Per la forma
l'Ortiz non crede che il Reggimento abbia relazione, come pensavano
il Galvani e il Raynouard, col 8 es nom di Raimbaut d'Aurenga;
piuttosto gli sembra derivare dal Tesoretto di Brunetto Latini non solo
per 1' allegoria introdotta, sull' esempio di questo, nell' ensenhamen, ma
anche per le ragioni che adduce il Barberino riguardo all' uso della prosa
insieme coi versi, che sono le stesse addotte dal Latini. Questa mesco-
lanza della prosa coi versi da occasione all'Ortiz di intrattenersi suUo
svolgimento generale della poesia didattica, suUMnnesto della prosa in
esso e sul definitivo trionfo della prosa nelle opere didattiche. II Reggi-
mento ha qua e la lacune che il niodemo editore di esso, il Baudi di
Vesme, credette attribuire alle difficolta incon träte dal copista nella
lettura del codice originale ; ma 1' ürtiz, a ragione, se accoglie per qual-
cuna di esse la suddetta spiegazione, per altre giudica che risalgano
all' autografo e conclude che T opera fu lasciata incompiuta, non sappiamo
perch^, dal Barberino. — Dello stesso Ortiz b un altro studio, su Le
Imitazioni dantesche e la questione cronologica nelle opere
di Francesco da Barberino (negli Atti delF Accademia di Archeo-
logia, Lettere e belle Arti vol. XXIII), argomento giä discusso con
varii risultati da altri critici. L'Ortiz non crede si debba dare soverchia
importanza alle imitazioni dantesche del Barberino iinche della data della
divulgazione della Divina Commedia non si avra tal certezza da poterla
18) Le Miniature dei codici barberiniani dei «Documeoti
d'Amore» nel 5<> volume de L'Arte. 19) Vedi Le GNIt. Anno IV, p. 334
e V, 301.
II 102 Antica poesia italiana. XII— XIV sec. 1904.
prendere conie punto di partctiza a ricerche cronologiche ulteriori. Tuttavia
movendo da due glosse dei Documenti novellainente interpretate, crede
di poter affennare che della Divina Comniedia il Barberino avesse notizia
piü che non si creda, Quanto alle corrispondeiize che si 9on volute
trovare fra la prosa della Vita Nova e il commento latino ai Docu-
menti e fra il sonetto-visione del Barberino e il primo sonetto della
Vita Nova, egli le esclude. In fine per la cronologia delle opere
barberiniane si allontana dai critici che lo hanno preceduto, e dopo
varie indagini conclude che i Documenti nella parte volgare inconiinciati
in Italia verso il 1308, furono continuati e finiti in Francia dal 1309
al 1313; il commentario latino fu terminato fra il 1324 e il 1335; il
Reggimento cominciato in Italia, ma interrotto durante il viaggio dell'a.
in Francia, fu ripreso e compiuto non prima del 1318 e forse intorno
al 1325 o 132G. — Di recente E. G. Parodi nei suoi Studi liguri*®)
ha illustrato sotto Taspetto linguistico, insieme con altri documenti, la
noti\ raccolta di rime genovesi che fu gia pubblicata parte da lui stesso,
part« dal dott. N. Lagomaggiore. Sotto il rispetto letterario, sebbene il
Bartoli e il Gaspary ne segnalassero Timportanza, non era stata fin qui
esaminata da nessuno. Ora il prof. Francesco Luigi Mannüoci ha
dedicato ad essa un volume di duecento e settandue pagine (L'Ahonimo
Genovese e la sua Raccolta di Rime (sec. XIII — XIV),
con un' appendice di trentatre })oesie latine inedite del medesimo autore.
(Genova, A cura del Municipio). Riguardo al nome del poeta purtroppo
il Mannucci non puö dirci nuUn, ed esso rimane ignoto a noi, come gia
fu ai vecchi eruditi. Dobbiamo contentarci soltanto di spremere dalle
rime qualche notizia sulla sua condizione e sul t^mpo in cui fiori. La
data piil antica che si puo assegnare ad una sua poesia latina 6 il 1270,
la piü recente ö il 1311; parecchi indizi fanno credere che nel 1320
egli fosse gia morto: la sua vita quindi si distende nella seconda meta
del sec. XIII e i prinii anni del XIV, risultando cosi contemporaneo di
Bonvesin da Riva nel piü stretto senso della parola. Ebbe cariche dalla
repubblica in patria e fuori, viaggio e vide molte citta; sembra fosse di
condizione secolare e di profcvssione, notaio. Come tale oltre le necessarie
nozioni giuridiche ebbe anche una certa cultura letteraria che risulta dalle
sue rime. Prima di venire all' esame di queste il Mannucci s' intrattiene
a discorrere della cultura in Genova, nel sec. XIII, e determina l'influsso
delle letterature volgari, che fu scarso, sull'anonimo genovese. L' esame
della produzione poetica di lui occiipa la maggior parte del volume. Le
poesie tolgono l'ispirazione e la niateria o dalle scritture religiöse o
dal popolo; ma in alcune i due elementi si fondono cosi da non potersi
distinguerc. La raccolta costituita da 147 poesie ci off're una grande
varieta di argomenti, alcuni efficaceinente trattiiti, che trovano riscontro
nella poesia didattica neolatina medievale. II Mannucci facendone la
rassegna in<h'ra via via lo fonti e fa ragguagli, ma mi sembra che non
approfondisca sempre ugualmente lo indagini. Strettamente religiöse sono
il Decalogo, il Miserere, un coniponimento intitolato Modus confi-
tendi peccata, una Icttora ai confratelli della congregazione di S. Caterina
20) AGIt. XIV, 1 — 110; XV, 1—82.
M. Pelnez. II 108
(V Alessandria in cui e descrittö T Inferno colle sue pene, alcune novellette
sul genere degli Exempla cosi comuni nel medioevo, la leggendä della
Vergine che narm la passione di Cristo e la leggendä di S. Caterina.
Ad altra fönte attingono la materia gli Ammaestramenti per le donne
da marito, per le donne maritate, la satira contro i villani saliti in alto
grado, i versi in cui biaBima i chierici corrotti, altri in cui da consigli
pratici pel commercio o ammaestramenti da desco. Non mancano esempi
Dotevoli di Contrasti fra l'uomo e la den na, fra la gola e la ragione, fra
Carnevale e Venerdi, fra TEstate e Tlnverno e infine poesie* politiehe
ispirate da avvenimenti cosi interni come esterni, nelle quali Fanonimo
autore ci si rivela di una esattezza storica scrupolosa, niostrando senti-
menti piuttosto guelfi che ghibellini, sebbene applaudisca al felice inizio
della spedizione di Arrigo VII in Italia. Anche alle fonne del dire e
della nietrica dedica il Mannucci un capitoletto di questo suo libro che
riesce al fine di far conoscere meglio e di mostrare Timportanza della
raccolta di rime genovesi di cui le piö recenti storie letterarie non dicon
nuUa. — Registro in fine d\ questo paragrafo una osservazione del Prof.
E. MoNACi da lui comunicata nel BSFR. N. VI, p. 10. Egli riehiania
Tattenzione sopra un prosa latina, conservata in un codice del sec. XII
e pubblicata dal Dr. A. Kirpitschinikow nelle RF. vol. VII, 403,
perche con essa ha assai strctte ed evidenti relazioni la Giostra delle
Virtö e dei Vizi, antico poemetto marchigliano edito nel vol. XX del
Fr. dal P6rcopo, e di cui fu gia segnalata come fönte la Psycho machia
di Prudenzio.
III. Poesia reUgioaa. Nel volume nono dell'AGIt. (p. 23)
il Salvioni pubblicö alcuni anni fa insieme con altre due scritture
lombarde la lauda Partete core e vane a l'amore da lui trovata in
un codice della seconda meta del secolo XIV della comunale di Como.
In essa il Pl^RCOPO riconobbe un raffazzonamcnto della lauda di Jacopone
Piaze dolente aiiima predata della quäle il testo comasco conserva
la ripresa e cinque stanze precedute da due versi e seguite da tre stanze
estranee al componimento iacoponico. Lo stesso Salvioni in una postilla
air articolo del P6rcopo additö della medesima lauda da lui edita una
versione semibergamasca fatta conoscere da Gabriele Rosa. Ora in un
articolo Per la Storia d'una lauda (GSLIt. vol. XLIV p. 351)
Arnaldo Foresti non solo segnala un terzo testo della medesima lauda
trascritto da una mano del sec. XV nelF ultimo foglio di guardia di un
codice iacoponico della biblioteca civica di Bergamo ^^), ma dimostra anche
che detta lauda «ci il prodotto dell'innesto sul vecchio tronco della
lauda iacoponica di un' altra pure importata dair Italia centrale» e conser-
vata adesposta e anepigrafa in quattro codici fiorentini del quattrocento:
comincia Partiti core evanne alTamore. Ancora sappiamo dalF articolo
del Foresti che la lauda innestatasi su quella di Jacopone ci h pervenuta
immune dalla contaminazione, ma travestita del tutto per rispetto alla
lingua e con profondi rifacimenti e aggiunte, in una raccoltina di laude
21) Nel medesimo codice di seguito alla lauda e della stesvsa mano 4
trascritta una parafrasi del Decalo^o in distici alessandrini a bocca baciata,
che il Foresti pubblica in nota. Commcia: Chi vole a dio piacere e com
luy »empre gaudcre.
II 104 ADtica poedia italiaoa. XII— XIV sec. 1904.
I
che fii g:iä illuBtrata da Mons. Fe d*Ostiani, e leggesi pure trascritta di
mano del sec. XVI in iin' appendice manoscritta aggiunta all'edizione
iacoponica di Benaglio (1514) conservata nella biblioteca Quiriniana di
Brescia. Cosl la lauda fiorentina, come la contaminazione di essa con
quella iacoponica, e il travestimento dialettale sono dal Forest! pubblicati
criticamente, documento nuovo e iniportante del propagarsi «al minuto»,
come ebbe a dire il Rajna, della letteratura dell' Italia centrale nelle altre
provincie. L'articolo del Foresti ^ seguito da un' utile appendice nella
quäle sono accuratamente descritte le fonti da cui Gabriele Rosa tolse
i testi dialettali riprodotti nel suo libro^*), e inline sono stampati tie
componimenti religiosi sulla passione di Cristo che rimanevano ancora
inediti in quelle fonti. D primo 6 mutilo in principio e la prima strofe ^
conseiTata comincia: E quando guardi la tua facia; il secondo com. T
Cescadü si pianga cum dolor; il terzo com.: Salve Jesu Cristo
salvator superno. — Alla letteratura delle laude ci richiamano pure
altre pubblicazioni. Flaminio Pellegrini trae alcuni Documenti
inediti in dialetto veneto del sec. XIII dal codice capitolare
veronese DCCL (in AMAVer. serie IV, vol. IV) e fra essi pubblica
una lunga meditazione sulla Passione di piü che quattrooento versi. —
G. Grimaldi da notizia di Un Laudario della Compagnia di \
S. Croce d'Urbino (nel volume per nozze Hermanin-Hausmann, Perugia,
Unione Tipografica Cooperativa) conservato nell' Archivio di S. Croce di j
quella citta, in un codice che potrebbe essere della fine del sec. XIII o
tutto al piö dei primi anni del sec. XIV. Delle 72 laude che contiene,
alcune delle quali di Jacopone o a lui attribuite, il Grimaldi pubblica
per saggio la 18* De Planctu virginis che com. Borella tu ke 4
plangni, riserbandosi di riprodurre in altro momento tutta la raccolta.
— ViTTORio CiAN descrive una Silloge ignota di laudi sacre (nel
volume per nozze 8cherillo-Negri, Milano Ulrico Hoepli) posseduta da un
privato a Pisa e che potö solo per brevissimo tempo avere nelle mani.
II codice ^ membranaceo della metä del sec. XV e comprende 55 com-
ponimenti di cui il Cian da le rubriche latine, il principio e la fine, per
moltissimi segnalando riscontri con altre raccolte manoscritte o stampate
e dando in fine per saggio il testo di uno che ^ il Contrasto tra il
vivo e il morto, di cui abbiamo diverse redazioni, variamente attribuite.
— II sopra menzionato G. Grimaldi col titolo Versi popolari in un
manoscritto fabrianese (nella ri vista Ma. vol. IV) pubblica, traendoli da
un libro di appunti di un mercante, una breve lauda contro la morte che
comincia: O ieyo christo per tua cortegia, ed altri pochi versi che
mal si leggono per i guasti dell'umidita, in cui una donna (una rimar
trice?) confessa a Dio i suoi peccati. — D. Toni nel BSFR. n. VI
p. 22 dk una notizia sommaria del contenuto del Laudario Orvietano
che si conserva in un codice della Vittorio Emmanuele di Roma e di |
cui annuncia la pubblicazione integrale. — Neil' occasione di nozze do-
mestiche TAccademico della Crusca Giovanni Tortoli ha pubblicato un i
fascicoletto di Rime pie edite e inedite di Messer Dolcibene
22) Dialetti, Costumi c tradizioni nelle provincie di Bergamo e Brescia;
Brescia, Flori e C. 1870.
N. Zingarelli. II 105
(Prato, Fratelli Passerini e C). Di questo trecentista di cui novella
piacevolmente Franoo 8acchetti e che a tempi suoi fu inolto piü famoso
eome uomo di corte che eome riinatore, sappiamo poco e poco ci rimane.
II meglio delle sue composizioni ^ rappresentato da due compoiiimenti
Le Sante cose che si truovano nel viaggio del Sepolcro e il
Passio del Nostro Signore Geso Cristo, il primo dei quali soltanto
fu pubblicato molti anni fa, ma non del tutto correttanientei dallo Zam-
brinL Ora il Tortx)li ha curato di tutti e due una edizione secondo il
testo di un codice riccardiano del sec. XIV.
Pisa, Marzo 1907. Mario Pielaez.
Dante. 1903—1904. Vita e opere. AUa fine del 1903 fu
finito di pubblicare il mio volume, di cui la pnma dispensa vide la
luce nel 1899: tratta nella prima parte la vita, nella seconda le opere
ed ha infine una larga appendice bibliografica, con giunte e correzioni.
L^opera h entrata ormai nel dominio di tutti gli studiosi, e serve da
un pezzo felicemente per ulteriori studi. Vi sono riprese in esame tutte
le questioni, e poste molte altre nuove^). Anche di carattere generale ö
il libro di C. A. Dinsmore, il quäle ha riunito una serie di articoli per
la conoscenza della vita e delle opere di Dante. Preoede un saggio del
Church sulle fazioni in Firenze ed uno del Norton sulle condizioni
spirituali e morali d' Italia e l'importanza di Dante; segue una sezione
biografica dove al capitolo di 6. Villani e alle vite di F. Villani e del
Boa»ccio si aggiunge una biografia del Norton; tre articoli suUa Vita
Nuova del Dinsmore, del Gaspary, del Norton; sei brevi articoli
sulle altre opere niinori;efinalmente undici sulla Commedia (Longfellow,
Gardner, Witte, Wicksteed, Comparetti, Scartazzini, Dins-
more, Church, Gaspary, Lowell). Questa, con i due articoli intro-
duttivi, h la parte piü ricca e migliore. Vi h da oseervare che la bio-
grafia del Norton h antiquata; che gli articoli sulle opere minori sono
insufficienti ; che il libro in sostanza da piuttosto un concetto esatto degli
studi danteschi in lughilterra e negli Stati Uniti, ma non costituisce una
raccolta del meglio e del piü importante che siasi scritto nel mondo. ^
aggiunta una traduzione dell' Epistola a Cangrande, che gli studiosi
inglesi in generale credono autentica, e un utile estratto della Somma
teologica di Tommaso d'Aquino*). Anche qui va ricordato il libro
di P. A. M£NZio sul presunto traviamento intellettuale di Dante: egli
fa la storia della lunga polemica originata da un noto saggio del Witte,
e s'intrattiene naturalmente sul nesso tra la Commedia^ il Conmrio e
la Vita Nuova. Sebbene sia da lodare senza riserve la diligenza dell'A,,
non oonvengo con lui per Forganismo del lavoro. Egli espone prima la
teoria del Witte, nelle sue varie tappe, e quindi le opere di coloro che
la sostennero e la oombatterono ; poi la teoria dello Scartazzini e
quella dei suoi difensori e oppositori; fa in ultimo in due capitoli distinti
la critica a quelle due teorie. Meglio era trattare la materia con rigore e
1) N. Zingarelli, Dante (vol. III della Storia della letteratura italiana
scritta da una societä di studiosi), Milano, Vallardi. Importante la recensione
di M. Barbi, BSDIt. n. s. XI, 1 ; inoltre RoccA, GSLIt. XLV (1905), P. Toyn-
BEE, Ro. XXXIV, 122. 2) CHARI.E8 Allen DiNSM ORB, Aids to the Study
II 106 Dante. 1903-1904.
online storico, evitando ripetizioni c forse monotonia. Ne trovera consenso
il Menzio nella sua affennazione che la canz. Voi che intendendo fosse
scritta in origine per una donna reale*).
Un numero considerevole di buoni scritli danteschi e nel vohinie
per nozze Scherillo-Negri; P. Toynbee discorre della lezione Tisirim
primo in Vita Nuora § XXIX, nei manoscritti e nelle atanipe,
e in rapporto alle scritture medioevali di astronomia; W. Warren Ver-
NON, Contrasts in Dante, vuol vedere uno stato orginario nello spirito
di Dante nel quäle Topera apparisse come un insienie, quasi un quadro
con i contrasti di luce ed orabre, o un poenia musicale con i grandi accordi
e le grandi dissonanze; il poeta dov^ scrivere centinaia di versi prima di
dar loro la forma attuale; onde le varianti disputabiU; e cosi troviamo
rispondenze strane tra i canti (p. es. il sesto di ciascuna cantica); e cosi
contrasti, come tra la foresta infernale dei euicidi e la selva dell' Eden.
F. D'Ovroio spiega il pie fermo sermpre era il piü basso in senso
morale e letterale, ciofe che Dante salisse timido e malsicuro, e il piede
sicuro, fermOy era sempre piü basso, e Pincerto quello alzato. E. G. Parodi
sostiene che nell' episodio di Brunetto Latini Dante fu mosso da ragione
politica e personale, perche nel centro del viaggio infernale volle che
Brunetto proclamasse le eccellenti disposizioni sue in contrapposto ai cittadini
malvagi, cosi come Cacciaguida fara nel centro del viaggio pel Paradiso.
M. PoRENA tenta una nuova interpretazione ^v Purg. XXIII, 43 — 48,
e difende molto bene la vecchia di Far. III, 66. L. RoccA dimostra
la derivazione della processione mistica suU' Eden dal Prologus galeatus
di san Gerolamo alla Bibbia e dalla Epistola ad Paulimini dello stesso.
G. ZuccANTE espone la dottrina di s. Tommaso sulla vita attiva e la
confemplativa, i simboli da lui adottati, la figurazione geometrica della
contemplazione in quanto moto, e dimostra come si acpordi con ci5 il
pensiero e la poesia delF Alighieri. P. Rajna, a frenare la corrente di
credulita che si manifesta a favore della lettera di F. Ilario, ne esamina
le fonti, e cio^ Tepistola metrica di Giovanni del VirgQio e il trattato
proemiale del Convivio; ammette che fosse composta poco dopo la morle
di Dante, e pensa al fratello di Uguccione della Faggiuola monaco nel
monastero del Trivio presso le sorgen ti del Tevere, e che si volesse giusti-
ficar Dante presso i grammatici intoUeranti del volgare*). Anche molti
articoli nel volume in onore di A. Graf: G. A. Cesareo cerca i sensi
allegorico e morale e anagogico in Purg. XXIV, 52 — 54; V. Crescini
indaga gli elementi della poetica dantesca, e in vita a ricerche ulteriori;
P. Chistoni ristudia la figura e il mito della lonza; N. Vaccalluzzo
vuol trovare riscontri di Boezio, Consolat, nella figura di Pier della
Vigna; G. Boffito si occupa della leggenda degli antipodi prima di
Dante ; E. Gorra sintrattiene suU' in venzione della valletta dei principi,
of Dante, Boston a. New York, Mifflin a. C, 1903; 8^ pp. 435; con 13 illu-
Btrazioni. 3) P. A. Menzio, II traviamente intellettuale di Dante
Alighieri secondo il Witte, lo Scartazzini ed altri critici e com-
mentatori del sec. XIX; Livorno, Giusti, 1903; pp. 242; cfr. BSDIt X, 220.
4) öettanta Aütori, Da Dante al Leopardi, Milano, Hoepli (Settembre
1904); con facsimili e tavole; 4«, pp. 782. La lettera diFte. Ilario in ediz.
di P. Rajna, SRSFR. 1904, n. 2.
N. Zingarelli. IHO?
in Purg. VII, a proposito <li Carlo I crAnjou; infine la descrizione del
cod. Cauoniciano miscell. 449 della Bodleiana di Oxford per A. Fiam-
MAzzo. Si riferisoono alla storia del ciilto di Dante una nota di
L. PiccrONi, relativa a Benedetto da Cesena che circa il 1452 com-
pose un poemetto in terza rima De honore viulierimi; Tediz. di un
capitolo in terza rima, Vha serva Italia, or te nasconde e cela
per G. Crocioni, di su un raeraoriale di Velletri del 1511; un arti-
coletto di P. Bellezza sul cor di Dante attribuito dal Manzoni al
Monti; e un piccolo saggio delle ricerche di P. Toynbee sulla fama di
Dante in Inghilterra^). — Import« nte h la terza serie degli studi danteschi
di E. Moore, la quäle contiene cinque saggi su Tastronomia di Dante,
la geografia, la data fittizia della visione, il simbolismo e Tapocalissi nell'
Eden, e iinalmente Pepistola a Cangrande^). Di questa egli h fortissimo
Bostcnitore, e a spiegare come mai Tepistola fosse usata dagli antichi
commontatori seuza il nonie di Dante, immagina il Moore che il poeta
avesse scritto un suo schema a dichiarazione del concetto generale, del
titolo, dei propositi del suo poema (ch& questa ^ la parte comune con
gli antichi commenti), e che esso da una parte passasse ai commentatori,
senza che ne sapessero l'origine, dall'altra all'epistola quando TAlighieri
ebbe bisogno di scriverla. 6 un' ipotesi come un'altra: ma ad ogni modo
questa h la trattazione piü ampia intorno alla famosa epistola, la quäle
])er alcuni sostenitori delF autenticita h molto importante alla comprensione
del poema e specialmente del prologo della terza cantica, per altri sosteni-
tori non ha valore. — La terza edizione di tutte le opere di Dante di
E. Moore si h avvantaggiata delle due edizioni del Rajna pel De VuU
gari Eloquentia, di quella di Wicksteed e Gardner e di quella delF-
Albini per le Eclogae, deir ediz. dello Shadwell per la Quaestio.
6 da lamentare che sieno stati conservati gl' importuni Salmi peni-
tenztali e Professione di Fede, E speriamo che in una ediz. suc-
cessiva il Moore faccia di meglio anche per le Rime, dove ha accolta
soltanto nuovo la tenzone con Forese: egli avrebbe potuto senza scrupoli
espellere alcuni componimenti, accoglierne altri, e anche correggere qualche
cosa. Cosi, ö fuor di dubbio che alla canz. A7nor che mvovi tun
virtii dal cielo non spetta il secondo commiato Canxone, ai tre men
rei di nostra terra, il quäle appartiene invece alla canz. lo sento s)
d'amor la gran possayixn; nella canz. XII, v. 19 bisogna sopprimere
la virgola, v. 26 mettere l'interrogativo dopo altrui; canz. XVI, 1
bisogna leggere sjxieiata, non dispietata, che ha una sillaba di piü;
XX, 32 occorre una virgola dopo la parentosi; son. LIII correggasi in
rima carte in luogo di carne, come ha mostrato il Torraca. Un errore
b certament-e, sin dalla prima edizione, in Inf. XXXIII, 145, ed tm
suo prossimano invece di e d'un suo prossimano'^).
Interessante e una nota di L. RoccA, il quäle rileva da un cod.
magliabech., Palch. I, 39, una t^^stimonianza indipendente relativa alla
5) MSCGraf. 1903; 4«, pp. 850. Cfr. BSDIt. X, 323. 6) Edward Moore,
Studies in Dante. Third Series: Miscellaneous Essays, Oxford, Cla-
rendon Press, 1903; S\ pp. XVI— 388, cfr. G. Vandelli, BSDIt. ns. XII, J93.
7) Tutte le opere di D. A., nuovam. rivedute nel testo da E. Moore, con indice
eorapilato da P. Toynbee; 3» ed., Oxford, 1904.
Vollmöller, Rom. Jahreabericht VIII. ^
II 108 Dante. 1903—1904.
storicita di Beatrice, Moglie che fn di mc ... dt geri dei Bardi;
perchfe ne Pietro Alighieri nh il Boccaccio dicono che il marito di Beatrice
fosse il figliuolo di Geri, e il Del Lungo era arrivato alla conclufiione
che di questo Simone di Geri si trattasse, non delF altro*). — A. Della
ToRRK prende in esanie una testiinonianza di Filippo Villani, impugnata
giä da V. Imbriani, sull* amicizia di Dante con Giovanni Villani suo
zio: pubblica alcuni documenti dai quali risulta con certezza che Giovanni
fu dei fondatori della societa dei Peruzzi nel IBOO, contribuendovi per
due mila üorini; e questo importa che egli nascesse non piü tardi dei
1276, siecht non era cosi giovine conie sosteneva V Imbriani, quando
Dante lascio Firenze; osserva inoltre che Giovanni e Dante abitavano in
due strade che erano l'una il prolungamento delUaltra; onde lä notizia
di Filippo non ha caratteri d'inverosiniiglianza'). — Sulla questione
relativa alla casa di Dante informa J. Del Badia, nö la disputa pu5
dirsi ceseata*®). Importante piü che per le opere, per la vita dei poeta
h la sua tenzone con Forese Donati; la quäle grazie specialmente alle
eure dei ToRRACA, h divenuta meno oscura; ma restano ancora dei punfi
assai difficili; ne le osservazioni dei Venturi e di V. Rossi sono tutte
accettabili; come, p. es., la proposta di un nuovo ordinamento dei sonetti;
persuasiva ^ bensi la dimostrazione dei Rossi contro la condanna dei
padre di Dante per opera dei frate inquisitore Salamone, a cui pensö il
Torraea per ^7 nodo Salamone ^^). Molto pregevole per le illustrazioni
assai bene scelte e Fedizione italiana d eil' opera di C. Federn, notevol-
mente migliorata nel testo da C. Foligno, e assai bene stampata**).
Coniniedia. Notevoli miglioramenti contiene la quinta edizione
dei common to di T. Casini, vera e propria nuova edizione; esso conserva
il progio singolare della sobrieta e insieme da notizie di piü larga letteratura;
onde la sua fortuna non solo nelle scuole, ma anche nel gi-an pubblico'*).
— R. FoRNAciARi ha pubblicato un' edizione minuscola ad uso delle
letture pubbliche e delle scuole^ per i frequentatori cioö delle letture
dantcsche e per le scuole me<lie; perci6 fe parco nelle notc; quasi senipre
felice nella scelta delle spiegazioni, se anche si appigli a qualcuna impro-
babile non vi insiste molto. Non siamo ancora alP edizioncina ideale,
che non sorge ancora in Italia in mezzo a tanta furia di lavori dantest^hi ^*).
— G. Vandelli ha curato la quarta ediz. dei commento scolastico di
G. A. Scartazzini, migliorandolo notevolmente ; e vi ö aggiunto un
rimario perfezionato di L. Polacco**). — Ma un saggio ben piü pro-
8) L. RoccA, Beatricc Portinari nei Bardi, in GDa. XI, 142.
9) A. Della Torre, L'amicizia di Dante c Giovanni Villani; in GDa.
XII, 80. 10) JoDOCO DEL Badia, Le Gase degli Alighieri; in (t Da. XII, 10.
11) Francesco Torraca, La Tenzone di Dante con Forese ]>onati,
Memoria letta all' Accadcmia Pontaniana, 17 aprile 1004. Napoti, 1904 (Atti
vol. XXXIII); G. A. Venturi, La Tenzone di D. con F. I). in RIt. fasc.
marzo 1904; V Rossi, in ßSDlt. XI, 289. 12) C. Federn, Dante, trad.
e rifuso da Cesare Folkjno, con 3 tavolo e 182 illustraz., Bergamo, Istituto
Italiano d'Arti Grafiche, 1903. Cfr. GSLlt, vol. XLII, 241. 13) La Divina
Commedia di Dante Alighieri con il Commento di Tommaso Casini.
5» ediz. accresciuta e corretta. Firenze, Sansoni, 1903. Cfr. BSDIt. X, 58.
14) La Divina Commedia con poHtille e cenni introduttivi dei prof.
Raffaello FoRNACiARi. Milano, Hocpli (1904); 32^ 15) Dante Alighieri,
La divina Commedia rivcduta nel tcsto c commentata da G. A.
N. Zingarelli. IIIOÖ
mettente di testo critico ci da G. Vandelli nell' edizione illustrata a
cura di V. Alinari: egli da ragione deir opera sua in una bella e
interessante prefazione; e in un fascicolo del BSDIt., n. s. XI, 127,
registra per comodo degli Studiosi tutte le varianti del suo testo rispetto
a quello del Witte. Sebbene restiamo lontani dalla piena eertezza,
molto possiamo dire di aver guadagnatO; e il Vandelli si h ormai acqui-
stata una bella riputazione in questa materia. Quanto al valore delle
illustrazioni della edizione Alinari, ^ piuttosto scarso in generale; ve ne
sono tuttavia parecchie ben riuscite, come quelle di Zabdo, Cambellotti,
Chini: magnifica ö la stampa^®). — II benemerito G. L. Passerfni ci
da un dizionarietto della Commedia molto comodo e utile, complemento
dei suoi volumetti nella bibliotechina del Sansoni. tl desiderabile che in
una ristampa egli sopprima le ripetizioni, essendo non di rado ripetuta la
notizia pel nome e pel casato del personaggio; e che curi lo eguaglianza
nella bibliografia, abbondante in alcune voci, scarsa in altre^'). — CJon
piacere abbramo veduto la seconda edizione deir opera di E. G. Gardner
sul Paradiso, il piü bei commento che esista suUa composizione archi-
tettonica e simbolica della mirabile cantica: solamente h da osservare che
dove Fa. insiste troppo a cercare il procedimento sistematico, e dove vuole
trovare le ragioni recondite, li non riesce persuasivo. 8e la terza parte
della cantica comincia col cielo Stella to, perch^ il poeta non ha posto il
segno esleriore della nuova materia? Inoltre io non crederö mai che
Dante intendesse far discendere i beati dall* Empireo nelle varie sfere per
sentirli parlare: b solamente una rappresentazione allegorica, per comodita
sua. Del resto vi sono osservazioni molto buone e molto acute, e larga
informazione della materia. Anch'egli conchiude con una dissertazione
suUe epistole di Dante, fermandosi specialmente, e felicemente, sulP epistola
ai cardinali che illustra con opportuni raffronti, e aulle egloghe. La
parte piü notevole in questo libro sono i raffronti con i dottori della
Chiesa^^). — F. Flamini inizia una serie di ricerche sui sensi reconditi
del poema, stimando che le alte escogitazioni filosofiche e politiche di
Dante non valgano meno della sua bella poesia. In un capitolo intro-
duttivo discutc le idee di Dante e dei suoi autori prediletti sui sensi delle
scritture; e ammesso che nel poema vi sieno tutt'e quattro i sensi,
letterale, allegorico, morale, anagogico, ne limita, per dir cosi, i dominii.
Posto ciö, comincia con lo studiare la scena deir azione fittizia: la selva
sarebbe finta come un burrone di certa profondita, salendo dal quäle
Dante arrivö ad un terreno pianeggiante, la piaggia, come sarobbe provato
dal pi^ fermo; la selva non sarebbe altro che la stessa valle d'abisso,
dentro cui precipitit TAcheronte, come direbbe appunto hif. II, 108 S7i
la fiv7nana ove il mar non ha vanto, Sostiene che Tinferno fossc
Scartazzini; 4» ed. nuovamente riveduta da G. Vandelli col rimario per-
fezionato di L. Polacco indice dei oomi propri e di cose notabili. Milano,
Hoepli, 1903; 16^ XXX1I~1042 e 124. 16) Dante Alighieri, La Divina
Commedia novamente illustrata da artisti italiani a cura di
V. AiJNARL Firenze, Alinari, 1902—1903, 3 voll, in fol.. con 135, 120, 12G
illustrazioni fototipiche. Cfr. F. Romani in BSDIt. XI, 113. 17) G. L Passerini,
Dizionarietto dantesco, indice di nomi di persone e di luoghi
ricordati nella Div. Commedia. Firenze, Sansoni, 1904, 32", pp. 268.
18) Edmund Gardner, Daute's Ten Heavcns, a study of the
8*
IHK) Dante. 1903-1904.
creato con il primo atto della creazione, prima degli angeli; e mostrata
la perfetta antitesi tra Dio e Lucifero spiega che la faccia rossa indichi
Todio, la ncra T ignoranza, la gialla T impotenza, le tre coppie dl ali
sventolanti le spirazioni di tre colpe fondamentali, rispett. malizia, besti-
alit«, incontinenza. Cerca poi di conciliare questa dottrina con quella dei
peccati capitali e la loro derivazione da amore, in Purg,^ animettendo
perciö in Inf. due accidie e due ire ; la bestialita sarebbe una cosa stessa
con la violenza, perch^ essa k appunto la malizia bestiale di Aristotele.
La dimostrazione del Flamini lascia molti dubbi, perchö qualche volta si
fonda sopra requivoco; e suppone una cosi gran massa di sottintesi, e
lacune e passaggi, che non a' intende quäle interesse Dante avrebbe avuto a
nascondersi tanto*®). — N. Vaccalluzzo raccoglieed esaminagP imprestiti di
Dante da Virgilio, e da saggio di acutezza d'ingegno; nia la tendenza al-
r amplificazione toglie valore e interesse seien tifico al libro. Egli movendo
da singole imitazioni, le allarga volentieri a tutta la parte dove si trovano.
Cosi intitola h piü alte Cime il lungo capitolo dove vuol dimostrare
la continuita tra la popolazione dell' Avemo virgiliano e quella dell' in-
ferno dantesco. Non sempre tien conto degli studii anteriori; ne sempre
si rammenta della diiferenza tra le due civilta che i due poeti rappresen-
tano*®). — A. Bonaventura studia il lato musicale del poema, dopo
aver parlato delle probabili cx)noscenze che Dante ebbe di musica; quindi
in un' appendice passa in rassegna le composizioni musicali inspirate dalle
opere di Dante. II libro ha certamente interesse; specialmente per Tana-
lisi degli episodii, nia non da niolte notizie nuove agli studiosi quanto
alla biografia e in generale alla storia^^). — Son continuate a Firenze,
a Roma, a Napoli, a Genova le letture pubbliche sul poema; e oltre a
parecchi volumetti Sansoni**), fe del iniziata una serie di volumi con le letture
gonovesi^'): naturalmente alcune sono interessanti, e vanno conosciute, altre
Paradiso. London, Constable a. Co. 1904; 8^ XV— 351. 19) F. Flamini,
I significati reconditi della Commedia di Dante e il suo fine
siipremo. P. I. Livorno, Giusti, 1903, 16®, pp. 266; e cfr. D. RöNZONi, La
scena delT azionc fittizia nella D. C, in RSL IV (1903), n. 9—10;
F Flamini, risposta in Suttina, BD., II, 1903; e anche I. Senesi, ib. 136.
20) N. Vaccalluzzo, Dal lungo silenzio. Messina, Muglia, 1903; 16°,
pp. 214, con 1 tavola. Cfr. BBDIt. X, 208. 21) Arnaldo Bonaventura,
Dante e la Musica, Livorno, Giusti, 1904; 16^ pp. 338; cfr. A. Restori,
BSDIt. ns. XI, 161. SuUo stesso tema una conferenze di C. L. Bassi,
Parma, 1904. 22) F. Novati, Purg. VI, Firenze, Sansoni, 1903, E. Pan-
ZACCHi, Purg. XI, 1903; Fl. Flamini, Purg. XII, 1904; F. Tocco, Purg.
XXXIII, 1903; G. Mazzoni, Par. I, 1903; G. Albini, Par. VI; 1904;
St. De Chiara, Par. X, 1904; A. Bkrtoldi, Par. XI, 1904; Fed. Ro-
MANi, Par. XXVIl, 1904; E. Pistelli, Par. XXXIII, 1904, intomo alle
quali letture cfr. E. G. Parodi in BSDIt. n8. XI, 177 e XII, 321. 23) Lectura
Dantis Genovesc. I canti I — XI delT Inferno interpretati da
L. Leynardi, f. Pellegrini, G. Mazzoni, S. Bellotti, E. G. Parodi, A.
Ghkjnoni, Ö. f. Bionoxe, M. Scherillo, F. Buttrini, con un discorso pre-
lirainare del padre Skmeria. Firenze, Succ. Le Monnier, 1904; 16^ pp. II— 44.Ö.
Cfr. BöDIt. XI, 273, e GSLIt. 44, 466. Inoltre E. Panzacchi, II canto delFodio
(Inf. XXXIIl) in NA. del 1° genn. 1903; V. Capetti, II c. VIII del Purra-
torio (notevole), Milano, 1903; G. Maruffi, II c. XXIX dell'Inf., Napoli, R.
Universitil, 1904; R. Garofalo, II c. XXXIV, dclFInf.; Napoli, Detken, 1904;
G. F. GoBBi, II c. III e il c. XVI dell'Inf. (nel Calendinaggio di Dante e del
IVtrarca), Milano, 1904; P. L. Kambaldi, 11 c. XX del l'Inf., Mantova, 1904
N. Zingarelli. H 11 1
sono iniprovvisazioni di dilcttnnti e non hanno valore. Aucho letture contiene
il volunietto di V. Graziadei, sullo sdegno di Dante 2*). — La Dante
Sockty di Londra, insttillatasi dal 1903 in Conduit Street, H8, con sale di
lettura e biblioteca, ha pubblicato in un volume otto letture fatte nel 1 904,
quasi tutte relative al poenia, con inten to di divulgazione**). — Scegliamo
tra le chiose spicciolate. F. Torraca ha dimostrato ehe i cnmjnoni
nudi ed nnti di Inf, XVI, 22 sono i lottatori dell' antichita, non i
duellanti del Medioevo*-*®); P. Nadiani pubblica una lettera di E. (.'Aso-
RATi eu Inf, XVI, 94 — 102 e la discesa di San Benedetto, confer-
mandone le conclusioni; da inoltre notizia del testamento di Riniero dei
Calboli, Purg. XIV, dal cui codicillo del 2H aprile 1280 risulta che
non lasciö il castello al figliuolo, giu.sto come nei vv. 89 sg. lameutasi
la degenerazione della famiglia*''); A. Belloni dimostra che Tusuriere
Vitaliauo di Inf. XVII, 69 ö Vitaliano Dente, conosciuto per tale da
Albertino Mussato, De Oestis, XII, e da documenti, non giä il figlio di
Jacobo Vitaliani ^®) ; e M. A. Reois comunica che V in venzione del sacchctto
appeso al collo degli usurieri ^ inspirato da ciö, che nel Palagio padovano
i rei di concussione erano dipinti con una borsa al collo*®); il campo
Picen di XXV, 149 ha dato luogo ad un vivace scambio tra il Torraca e il
Bassbrmann; in conclusione non essendo Moroello Malaspina condottiero
dei Neri nella presa di Pistoia il 1B06, h da ritenere che si accenni alla
presa di Serravalle nel 6 sett. 1302^^); anche su Aghinolfo di Rome-
na il Torraca comunica intcressanti notizie'^); A. Marchesan con la
pubblicazione di documenti trevisani relativi a Gaia da Camino, Purg. XVI,
140 ha rimesso in discussione se Dante la lodasse 0 la biasimasse; e
con lui sono d'accordo alcuni critici; ma senza che la lode sia probabile
in verita: non 5 possibile trovare tracce di biasimo in documenti di
famiglia^*); di Matelda discorre G. Picciola difendendo con uovita di
argomenti la contessa di Canossa'^); G. A. Zanon e A. Simeoni contra-
stano intorno alla Malta di Par. IX. 54, se sia di Viterbo o di Bolsena
o di Cittadella nel Veneto^*). Notevole un articolo di P. Toynbee sugli
(Atti deir Accad. Virgiliana), ampio e interessante; A. Salandra, Manfredi, (in RIt.
maggio), Roma, 1904. 24) V. Graziadei, Lo Sdegno di Dante, Palermo, Keber,
1904. 25) 11 volume contiene : De Renzis, Dante; Austin, Dante's rcalistic
treatment of the Ideal; Mbs. Craioi£(J. O. Robbes), Dante and Botti-
celli; RiCH. Garnett, The Vicissitude of Dante's literary reputation;
L. Ricci, Fair Women in the Div. Commedia; Th. Hodgkin, Charles
Martel; Miss Cath. M. Philumore, Od the exile of Dante; Count
Plunkett, One of Dante's Illustrators (Pinelli); H. J. Chaytor, Folquet
de Marselha troubadour, biBhop and Inquisitor. Queeta Societä ha
promosso e aiutato la fondazione della Sala Dante in Ravenna. 26) GDa. XI, 17.
27) PoMPEO Nadiani, Enea Casorati, ricordi danteschi nella valle
del Montone. Argenta, 1901. Cfr. Torraca in BSDIt. XII, 70. 28) A. Belloni,
L'usuriere Vitaliano, in GSLIt. 44, 392. 29) M. Aurelio Regis, 11 sac-
chetto degli usurai, in GDa. XII. 30) F. Torraca, Sopra Campo
Picen, in RCLIt. VIII, 1; A. Bassermann, Sopra Campo Picen, in GDa.
XII, 97; Laiolo, Questione dantcsco-sallustiana, Novara, 1903; cfr.
Parodi, in BSDIt. XI, 67. 31) BSDlt. XI, 97. 32) A. Marchesan, Gaia
da Camino nei monumenti trevisani, in Dante e nei commentatori
della Divina Commedia. Treviso, 1004; cfr. RENiERin (tSLU. 43, 411 ein FD.
26 (1904), n. 4; (}. B. Picorro in GDa. XII, 81; Rajna in BSDIt. XI, 349.
^33) G. Picciola, Matelda, l^logna, Zanichelli, 1903; cfr. Renier, in (iSLIt.
*44, 465. 34) G. A. Zanon, La Malta dantesca e la Malta cittadellese,
II 112 Dante 1903—1904.
accenni al vetro^^). P. Gambera tratta questioni astrononiiche e mate-
niatiche; e parmi molto acuta la nota suUa data della nascita del poeta
desunta oon niaggiore precisione dalle parole del Boccaccio a Piero Giar-
dini di Ravenim: prese alla lettera, dicono che fosse il 31 niaggio 1265^®).
E aiiche da ricordare la Strerma dantesca per alcune note ermeneutiche.
Curioso b iin articolo di D. Santoro su due acrostici, che sarebbero
formati dalle iniziali delle terzine di Piirg. XII, 9 — 20, VOVMy e di
Par, XIX, 38—45, LVE^"^); a proposito dei quali E Proto ha pre-
sentato una congettura suirorigine della invenzione dc«:li splendori che si
dispongono in forma di lettere in Par, XVIII '^). — Mabell Priscilla
Cook sostiene con interessanti raffronti e ricerche che indico legno lucido
e sereno di Piirg. VII, 74 sia Tambra, e che del color giallo il poeta
intendesse parlare, un giallo diverso dalF aureo'^). — lUustra alcuni luoghi
nuniisniatici Aug. Franco, Numismatica dantesca^ Firenze, 1903; ma
non persuade ciö che egli dire sul delitto di Maestro Adamo. — H. S.
Verschoyle esamina con molta giustezza il concetto della liberta in
Dante, nel senso spirituale ed etico, e riesce interessante cosi per qualche
nuova interpretazione di passi filosofici, come pei rapporti che egli nota
con Aristotele ed Hegel*").
Opere niinori. — E. Lamma riproduce il cod. Bardera, sec. XV,
consistente in im foglio di 16 pp., stralciato probabilmente da una mis-
cellanea, con rime del circolo di Dante, dal Guinzelli a Cino, 26 in tutto,
oltre a due vv. del son. Dante, eo lo che Uio stato proveggi, A
proposito del son. Guido, vorrei, sostiene contro il Barbi la vecchia
lezione, con deboli argomenti. Tra quelle rime h una canz., Ben aggia
Vamoroso e dolce core, che a torto il Salvadori e il Federzoni vogliono
dantesca*^). — J. B. Fletcher tratta della filosofia e delP amore di
Guido Cavalcauti, sostenendo che questi vagheggiava un ideale altissimo
con la coscienza che non si potesse raggiungere, onde la tristezza, l'ira,
il desiderio della morte: la donna reale non fa se non ispirare la figu-
razione dell' alto ideale, ma non e amata per sb, e il poeta pu5 passare
facilmente da una ad altra. Cosi si unisce all* amore una dottrina
scettica, e Guido ^ un precursore del Leopardi; cosi la tradizione che
ne fa un libero pensatore trova conferma nella sua dottrina dell' amore**).
— E. V. Zappia ö contrario, invece, alla realta di Beatrice e alla
storicita della Vita Nuova: non accede all' opinione del Bartoli e del
Renier, secondo cui Dante celebrava un' idea di perfezione femminile,
nb dice sinora in che consista Tallegoria. Giudicando la narrazione
dantesca alla stregua delle idee e consuetudini moderne, critica facilm.ento
Casteggio, Gern, 1904 ; Attilio Simeoni, Malta, GDa.XlI, 161. 35) P.Toyn-
BEE, Dante's references to glass, in GSLIt. 41, 78. 36) P. Gambera,
Note danteschecon duetavole astronomiche. Salerno, 1903; 16°, pp. 88.
37) D. ÖANTORO, Due acrostici nella D. C.,inGDa. XII, 21. 38) E. Proto,
Per due acrostici, ecc, in GDa. XII, 109. 39) PMLA. XVIII. luglio 1903.
40) Dante's qiiest of Liberty, in Hermathena, 1904, N. XXX. 41) E. Laäima,
Di un frammento di codice del sec. XV, di una canzone pseudo-
dantesca. Cittä di Castello, Lapi, 1903 (Collez. di opuscoli danteschi, n. 76);
pp.81. Cfr. (iSLIt. 44, 46;i. 42) Twenty second annual report of the
Dante Society (Cambridge Mas8.) 1903; Boston 1904, oltre ad un rapporto
sulla pubblicazione delle cSncordanzc dello Bheldou, anche J. B. Fletcher,'
N. Zingarelli. H 113
gli altri, ma non pensn che la sua 8pie|2;iizione si presta anche a critiche
briose. Ha studiato con grandissima cliligenza la questione, nia corre
troppo con la fantasia a proporre ipotesi. Dice p. es. che vi e una
luiiga lacuna tra § 38 e 39, e questa va riempita col Co?ivivto: ipotesi
non nuova, ma assurda. II puntx) di partenza della dimostrazione b che
non puö negarsi fede alla dichiarazione del Comdvioy essere la donna
pietosa la filosofia, e di qui la prova del contenuto allegorico del libretto.
Buone, utili, sagaci osservazioni si trovano per tutto il volume, special-
mcnte nelP esanie dei due primi §§; notevoli le pagine sulF allegoria nei
poeti e teologi; ma domina gencralmente il criterio soggettivo, e occorre-
rebbe piö larga conoscenza della poesia medioevale *^). — F. Beck ha
tradotta la Vita Nuova, premettendo uno studio fonetico e morfologico
per giustificare alcune varianti da introdursi nel testo italiano. La tra-
duzione non h soddisfacente, sembraudo piü un' esercitazione che un lavoro
in servigio del gran pubblico tedesco. Infatti non mancano le parentesi
e le parafrasi; e vi ^ una pagina di Übersetxiingsiarianten in cui si
propongono dubitativamente nuove interpretazioni. Una breve disamina
della versione lascia vedere subito dei difetti: § 2 ^ trapassando molte
cose le qiiali si potrehbero trarre dalV esemplo onde nascono queste
e tradotto: unter Übergehung vielem- beiveisd'ieiüicJie^i Dinge^ aus
welchen diese Worte hervorgehen senza intendere che /' esemplo h il
libro della memoria, e non son cose che devano servir di esempio; § 3
nel grande seeolOj cioö in cielo, nell'etemita, ^ tradotto: in der tveiten
Welt; e poco depo al solingo luogo d'una mia carnera h reso: in
ein einsames Plätzchen eines meinen Zimmer, mentre la camera
stessa b il solingo luogo, solitudine: § 3, son. v. 12, lei pascea b reso ass sie,
mentre Amore da a mangiare, non mangia; e poco depo b detto die
richtige Antwort je7ier gab, den ich den ersten meiner Freumlen
nenne, laddove Dante dice che nessuno di^ la spiegazione giusta**). —
Paget Toynbee in Conv. IV, 22 (ed. Oxford), 11. 131 — 133 corregge
r interpunzione, ma in sostanza accetta quella del Giuliani (2* cd. 1897),
e dipid inctte un esclamativo alla fine del periodetto successivo *^). Per
Vita Nuova § 12 e 40 da altri esempi di sollenare; e qui avrebbe
potuto ricordar Tuso dei derivati di leiiis nelle lingue romanze**). —
Una nuova cdizione delle Eclogae da G. Albini, a poca distanza da
quella di Wicksteed e Gardner, e se ne avvantaggia sicuramente, e
colma una lacuna nella letteratura dantesca italiana. Notevole il favore-
volissimo giudizio sul latino di queste egloghe, ingiustamente ripreso da
altri; e notevoli le illustrazioni del testo con raffronti classici *''). —
The phiiosophy of Love of Guido Cavalcanti. 43) E. V. Zappia,
Studi sulla Vita Nuova di Dante. Della questione di Beatrice.
Roma, Loescher, 1904; 8°, pp. 376. Cfr. BSDIt. XII, 204—223; GSLIt. 44,
460; RCLIt. X, 250. 44) Das Neue Leben des D. A. übersetzt und mit
einer kurzen Laut- und Formenlehre des Denkmals versehen von
Friedrich Beck. München, Piloty u. Loede, 1903 ; 8^ VIII— 79. 45) BIUM.,
III, n^ 3 (juillet septembre 1903) p. 173—175. 46) BIUM. IV. n«. 3 (juillet-
sept. 1904). 47) Dantis Eclogae, Joannis de Virgilio Carmen et ecloga
responsiva. Testo, commento, versione a cura di G. Albini, con una foto-
grafia di una pagina del zibaldone boccaccesco laurcnziano. Firenze, Sansoni,
11114 Dante. 1903—1904.
A. Belloni porta utili contributi al testo cH questi coniponimenti latini**);
e E. Carrara ritoma suUa spiegazione dei decem vascula data dal
Novati^®). — Kennet McKenzie appoggiandosi ad uii articolo del
Federzoni sostiene contro M. Scherillo la disposizionc sinimetrica della
Vita Nnova propugnata da E. Norton; ina in verita queila sinimetria
e per lo nieno cosi dubbia che h nieglio non farne conto per nessun
proposito''®).
Bibliografla e staria della fartuna di T>ante. —
L. SuTTiNA sui primi del 1905 ha pubblicato la bibliografia del
1903, notevole per diligenza e compiutezza *^). La 23 relazione
annuale della societä dantesca di Cambridge pubblica per cura di
W. Coolidge Lane il catalogo dei libri entrati nella biblioteca di Har-
vard dal 1898 al 1904, anch' esso diligente per le indieazioni degli arli-
coli critici relativi a ciascuno scritto registrato*^). — C. Del Balzo nel
vol. VIII della sua laboriosa ed utile opera accoglie specialmente le compo-
8izioni poetiche del Villardi, la profezia del Byron con Ire traduzioni,
di cui una in francese, una canzone del Monti, NelV ora che piü
V alma e peregrina, ccntone dantesco e imitazione della canz. Tre donne^
e il dramma di J. Kollmann: sono dunque composizioni del primo terzo
del sec. XIX. Non va tralasciato che M. Nord au ha riveduto il testo
del dramma del Kollmann *3), — Molto rumore soUevarono alcuni
scritti di F. P. Luiso sugli antichi commenti della Commedia, il quale
cred^ di poter provare che un figlio di Dante, Jacopo, componesse le
prime e piü antiche chiose latine, forse su postille e spiegazioni di Dante
medesimo: il testo latino sarebbe passato, su per giü, in quel commento
del cod. Laurenz. 90, sup. 114 che giä s' intitola Chiose di Dante le
qaali fece il figliuolo co le sve inani (e del quale il Luiso ha pubbli-
cato anche la parte relativa al Piirgatorio), ed in altri commenti conte-
nuti in vari codici, cio^ le Chiose volgaH di Jacopo Alighieri pubbli-
cate da Lord Vernon e il commento di Graziolo dei Bambaglioli:
il celebre commento di Jacopo della Lana sarebbe stato un plagio delle
Chiose del cod. Laurenziano. II Luiso ha posto molta energia nella
sua dimostrazione, ed una sicurezza eccessiva: intanto risultano due cose
principalissime; la prima, che le Chiose rolgari di Jacopo Alighieri
non sono niente affatto la riduzione maldestra di un testo latino, ma
corrispondono perfettamente all' uso di quelle scrittore, cioö, almeno in
qualche buon testo, sembrano proprio T opera originale di lui; la seconda,
che le Chiose latine del laur. 90, s. 114, secondo quelle che il Luiso
ne ha pubblicato, sono cosl barbare e inette, in molte parti, da non
1903; 8^ pp. XXX— 81. Cfr. Parodi, in BSDIt. ns. XI, 136. 48) A. Belloni,
Frammenti di eritica letteraria, Milano, Albrighi, Segati e C, 1903, 8^
pp. XV— 268; art. II. Cr. BSDIt. X, 193. 49) E. Carrara, La pecorella
di Dante, in GDa. XI, 33. 50) PMLA. XVIII, 3 (luglio 1903). 51) Biblio-
grafia dantesca: raescgna bibliografica degli studi intorno a Dante,
al trecento e a cose franccscane; di LuiGi SurriNA; a. II, q. I — XII,
p. I (gennaio-dicembre 1903). Fireuze, Lumachi, 1905, febbraio. 52) Twenty-
third annual rcport of Dante Society (Cambridge Mass.) 1904. Boston,
1905: Additions to the Dante Collection in the Harvard College
Library (1898—1904), by W. Coolidc4E Lane. 53) Poesie di Mille Autori
intorno a Dante Alighieri, racc. e ordinate cronologicaniente ecc.
N. Zingarelli. IT 115
attestar punto la purissima origine loro attribuita. Si aggiunge che, come
11 Barbi ha (limostrato, il testo di quelle chiose non pare altro che pro-
clotto di iina contaniinazione, perch^ altri codd. danno la forma origiiiaria,
piü attendibile del testo fondamentale. NuUa si e aggiunto frattanto su
questo argomento^*). — G. Crocioni ricerca e pubblica le rime auten-
tiche di Pietro Alighieri, e le illustra, insienie col capitolo della morte
conteso tra Pietro e Jacopo; ricompone le notizie biografiche di Pietro;
ma non h probabile la venuta di costui a Firenze nel 1348, come si
argomenterebbe dalla breve epistola del Petrarca; e TAvena ha fatto
anzi conoscere un documento veronese del 1348 giä contrario a quelhi
ipotesi; A. Della Torre Tha con migliori argomenti combattuta. A
proposito della Morale delle sette arti di Pietro, b interessante la ricerca
SU una concistoro di frati, coufermata da una comunicazione di C. Di
PiERRO, BSDIt., XII, 41, che rammen ta una proibizione della lettura di
Dante nel capitolo provinciale dei Domenicani in Firenze li 8 settembre
1335. Secondo il Crocioni, la Morale fu il modello alla nota in-
venzione di Ant Pucci nel capitolo dantesco del Centiloqnio^% Anche
sulla varia fortuna di Dante nel sec. XIV discorre F. P. Luiso, in
ordine alle varie opere*®). Ed U. Cosmo tratta molto bene delle pole-
miche tasscBche la Crusca e Dante sullo scorcio del sec. XVI e il prin-
cipio del XVII •'^''). — P. Toynbee ricerca le versioni inglesi di Dante
dal sec. XIV al XVIII, accertandone che sino ad Harington e Milton
solamente Chaucer ebbe di Dante conoscenza diretta; e dalle citazioni e
imitazioni si vede benissimo che possedeva le qualita per tradurre il poema
intero; quindi Barker conosce e traduce Dante attraverso i Capricci del
Bottaio del Gelli, il Peterson attraverso il Galateo, il Tofte tradu-
cendo la Lettura della Gelosia del Varchi. II Milton tradusse T apo-
strofe a Costantino in versi bianchi, e cosi suggeri forse al Gary Tuso
di questo metro nella versione del poema '^^). L. Combini a proposito
di A. Varano studia il culto di Dante presse il Magalotti, il Maffei e il
Varano, e dichiara le cause delP insuccesso di costui nelle Visioni^^),
G. VoLPi e C. Brognoligo in alcuni articoli s' intrattengono delle remi-
niscenze dantesche nel Morgante del Pulci^®), suUe quali panni che vi
da C. Del Balzo; vol. VIII, Roma, Forzani, 1903. 54) P. Luiso, Di un
commento inedito alla D. C. fönte dei piü antichi commentatori.
Ck)muDicazioDe al CoDgresso interDazionale di scienze Btoriche. Firenze, 1903,
pp. 13. — Tra Chiose e commenti antichi alla D. C. Cap. I: Le Chiose
airinferno di Jacopo Alighieri sono traduzione informe di un
originale latino. Cap. II: 11 piü antico commento del Purgatorio, in
ASIt. 1903—04. — Chiose di Dante le quali fece el figliuolo co le sue
mani, vol. II, Purgatorio; Firenze, 1904; 8^ pp. IV— 185. Cfr. F. Torraca,
in RCLIt. IX, 44, e M. Barbi, BSDIt. XI, 194, e Fiammazzo, in GOa. XII,
170. 55) Giov. Crocioni, Le rime di Pietro Alighieri, Cittä di Castello,
Lapi, 1903 (Collez. di opuscoli danteschi, n. 77—78); pp. 113; Ant. Avena,
Nuovi documenti per la vita di Pietro di D. A. (nozze Simeoni-Colpi),
Verona, Marchiori, 1905; cfr. BSDIt. XIII, 42; e anche M. Vattasso, Del
Petrarca e di alcuni suoi amici (in Studi e Testi), Roma, 1804. Cfr.
GSLIt. 44, 464. 5ö) GDa XI. 57) ü. Cosmo, Le polemiche tassesche,
la Crusca e Dante sullo scorcio del cinque e sul principio del sei-
cento, GSLIt. 42, 112. 5S) JCL., vol. I (1903, oct.-dec), pp. 345-365.
59) Leon. Combini, Intorno allo svolgimento della visione poetica da
Dante alPArcadia, Livorno, Debatte, 1904. 60) G. Volpi, La D. C. nel
II 116 Giovanni Boccaccio. J902.
sia ancor molto da spigolare ; G. Maruffi studia i rapporti tra la Commedia
e i due poemi delP Ariosto e del Tasse, con diligenza e con certo successo,
specialmente dove dimostra che il Tasso attinge e ei avvicina ai concetti
e simboli danteschi assai piü che non facesse T Ariosto ^^). M. Ker-
BAKER conferma i rapporti di Goethe con Dante per V epilogo Celeste
nel Faitst^^). J. B. Sufino da notizie delle niedaglie con T effigie del
poetii esistenti nel museo del Bargello, tutte del sec. XIX: e G. Mazzoni
parla di recite, dranimi, versi per Dante di poca notorieta®^). — Alla
storia del culto di Dante piü che alla biografia appartengono veramente
i ritratti, ed ^ notevole la poleniica a proposito di un ritratto che
A. Chiappelli crede di rawisare nell' affresco del paradiso di Andrea
Orcagna nella cappella Strozzi in Santa Maria Novella; P. Papa e
riuscito ormai a persuadere che questti opinione non h accettabile**).
Palermo. N. Zingarelli.
Gioyanni Boccaccio. 1902. Francesco Moroncini desunse
dalle opcre del De Sanctis una serie di lezioni su la storia della lette-
ratura italiana, ad uso delle scuole secondarie : il primo voluine, comparso
in quest' anno, tratta principalmente de' tre maggiori fiorentini. E basti
accennarvi: chö troppo note sono le pagine consecrate dal geniale divi-
natore de' secreti deir anima e de' secreti dcU' arte, al Boccaccio *). Sara
utile e bella impresa questa che si assunse il rielaboratore: il De Sanctis
messe alla moda . . . storica! Per me, ci sento una stonatura: ma lascia-
mo andare. Dal De Sanctis al Rajna, che vuol dire dalla intuizione
alla scienza: ed in questo caso vnol dire anche, da' discorsi generali,
intorno alla vita ed alle opere del Boccaccio, alla ricerca determinata e
precisa per approfondire un tema speciale. Bellissimo tema: le questioni
amorose del «Filocolo», che in so contengono il germe del
«Decamerön». Di codeste sue indagini il Kajna aveva giä pubblicatx)
un saggio, che venne dobitamente da noi ricordato nel resoconfo boccaccesco
deir anno innanzi^). Valeva la pena di ricercare le fonti anche di questo
«Decamerön» embrionale: e il Rajna seppe venirne a capo da pari suo.
L'episodio delle amorose questioni pu6 stare a sti: perciö, staccato dal
prolisso romanzo, al quäle apparteneva, ebbe vita e fortuna sue proprie,
indipendenti, ed in Italia e fuori, in Ispagna, in Francia, in Inghilterra.
L' autore investiga prima e segue le vicende varie dell' episodip, dalla
Morgante di Luigi Pulci, in GDa. XI, 170; Brognoligo, GDa. XII, 10.
61) G. Maruffi, La D. C. considerata quäle fönte dell' Orlando
furioBo e della Gerusalemme Liberata. Napoli, Pierro, 1902. Cfr. BSDIt.
XII, 307. 62) M. Kerbaker, L'eterno femminino e T epilogo Celeste
nel Fausto di W. Goethe. Napoli, Pierro, 1903. 63) Strenna dantesca
compilata da O. Bacci e G. L. Passerini, a. II, Firenze, 1903. 64) A. Chi-
appelli, II ritratto di Dante nel Paradiso dell' Orcagna, (estr. dalla
NAnt.), Roma, 1903); P. Papa, I ritratti di D. in Santa Maria Novella,
in GDa. XI, 1, e Questioni d'iconografia dantesca, GDa. XII, 54; cfr.
rimportante articolo di P. L. Rambaldi, in BÖDIt. X, 361.
1) Lezioni storiche di Lett. Ital. desunte dalle opere di F. De
Sanctis e adattate ad uso delle scuole secondarie da F. Moroncini,
I; Napoli, Morano, 1902. Sul ßocc. pp. 355—423 (Lezioni XV e XVI). 2) JBRPh.
VII, n, 270.
V. Crescini. II 117
versificazione in terza rimn di Jaconio di Giovanni di Ser Minoccio, che
ne trasse «II Libro di Difinizioni», intorno alla nieta del quattrocento,
alla redazione inglese comparsa e ricomparsa presso lo scorcio del secolo
deciniosesto : poi raccosta Fusanza delle questioni d' aniore, attestata dal
racconto boecaccesco, alla influenza del costume francese su le corti e su
le baronie deU'Italia; e piü particolarniente pone in rilievo le relazioni,
che stringono i dibattiti, rappreaentati da messer Giovanni, alla consuetudini
ed ai soggetti de' giuochi partiti occitanici ed oitanici. Ma il Rajna ha
troppa esperienza della ncerca delle fonti novellistiche e romanzesche per
contenersi entro a' limiti de* partinienti : eccolo dunque, ove V occasione
si porga, avventurarsi piü oltre assai, per V occidente e per V Oriente, nel
regno sconfinato delle umane fantasie, frenando perö sempre, con la solita
prudenza metodica, la fantasia propria. Col Rajna si avanza faticosa-
niente, ma sicuramente, attraverso ad un continuo processo di eliminazione,
che per via fa imparare tante cose accessorie, oltre alle principali, e
schiude il cammino alla verit« fra la selva de' dubbi. Ad una ad una
sono esaminate le tredici questioni amorose, in una rassegna paziente,
piena d' acuta dottrina, che rende manifeste le fila molteplici, per cui
r immaginoso lavoro del Boccaccio si congiunge a' rifacimenti altrui,
prossimi o lontani, su la trama di tesi universali, ond' h fatta, ancora
una volta, palese 1' unita del pensiero uniano, per entro alle distanze del
tempo e dello spazio. Bei saggio questo pertanto di filologia comparat-a;
e buon contributo altresi allo studio delle costumanze napolitane durante
la giovauile dimora del Boccaccio la dove s' apersero 1' ali della sua mente
a' liberi voli ne' cieli del 80gn9 e dell'arte: poichö il Rajna, dopo avere
analizzato il quadro, s' indugia anche su 1' incorniciatura ; ed aggiunge
osservazioni e fatti, che giovano alla indngine particolare della vita esterna
e psichica del grande novellatore ed alla storia dell' opera sua^).
Ed a proposito del Boccaccio e del suo soggionio a Napoli, vorrö
far menzione dello studio del Cocchia, ripubblicato nell'anuo, del quäle
ora m'occupo, su la tomba di Virgilio e su le tradizioni, anche
boccaccesche, ad essa relative*).
II «Filocolo» inoltre mi conduce al «Decamerön», e proprio dall'
episodio delle questioni amorose, dove sono due novelle, come san tutti,
che ricompaiono nel capolavoro boecaccesco. In un garbato «[)er nozze»
il MoNACi volle offrire 1' esempio della lezione d' un manoscritto romano,
contenente le cento novelle; ms. della Chigiana, con la segnatura M. VII.
XLVI ; sconosciuto, e non privo d' importanza, come quello che, per
opera di un Filippo di Andrea da Bibienti, sembra riflettere un apografo
spesso divergente dal teste vulgato del Mannelli. L' opuscolo dava in-
tanto la novella di Griselda^).
Questo cenno intorno al «Decamerön» mi richiama alla mente l'acuto
3) P. Eajna, L' episodio delle questioni d'amorenel «Filocolo» del Bocc,
Ro. XXXI, 28—81. Alla sua volta questo lavoro del R. h un episodio de' suoi
studi su le corti d' amore, che ha finito per avere, anch' esso, vita sua propria
e indipendeDte. 4) E. Cocchia, Öaggi filologici, V. III, 135 sgg.; Napoli,
Pierro, 1902. 5) E. Monaci, La novella di Griselda secondo la lez. di un ms.
non ancora illustrato del Decaracron, Perugia, 1902 [Per Nozze Tomraasini-
Broun].
II 118 Giovanni Boccaccio. 1902.
saggio (iel Cannizzaro pu la leg^nda svolta nella novella V della
giorn. IV, di Lisabetta da Messina; nia piü avanti mi sara data occasione
di toccarno ancora. Mi duole iion sapere in che consista il contributo
alla biografia del Boccaccio, che le mie Schede mi dicono essere stato
inserito dal Wesselofsky nel cospicuo volume, messo insieme, per cura
di allievi e di estimatori, a celebrare il trentesimo anno delF insegnaniento
del prof. N. J. Storoschcnko *). Agli studi su la vita del Boccaccio
s' intrecciano quelli che, incessantemente, suscitano le opere minori in vol-
gare, nelle qiiali ha cosi vivida parte Telemento autobiografico. Ho gia
accennato ai due scritti del Manicardi e del Mass^ra su le rime del
nostro''): ramnienterö adesso che io ne feci un' ampia recensione, dove ho
rivendicata a' vecchi miei contributi la priorita delF ordinamento storico
del canzoniere boccaccesco, e mi sono voluto giovare dell* occasione per
aggiungere qualche appunto nuovo, massime in riguanlo alle ballate del
«Decamerön». I due giovani autori prelusero co' loro saggi ad un
maggior lavoro, che ö necessario e sara simpaticamente meritorio: il testo
critico delle rime di messer Giovanni®).
Nel principio della vita di Dante scritta dal Boccaccio occorre una
sentenza di Solone: Albert S. Cook la tolse ad argomento d'una
speciale nota illustrativa"). Rileggiamo ora il trattatello boccaccesco in
laude di Dante nel volume postumo di Oddone Zenatti, dove si trovano
raccolte, in servigio delle scuole, ma con utilita grande anche degli
Studiosi, per la dotta larghezza e le acute novita delle note e delle
appendici, le antiche scritture concernenti T Alighieri e Firenze contemjK>-
ranea. AI trattatello precedono altre t^stimonianze del culto dantesco del
Boccaccio: le terzine ben conosciute dell' «Amorosa Visione»; il canne al
Petrarca, nel mandargli copia della «Commedia»; la risposta del Petrarca;
con le osservazioni e le traduzioni del Carducci, estratte dalle belle pagine
di questo su la varia fortuna di Dante. Seguono le chiose del Boccaccio,
nel commento su la «Commedia», circa Torigine, la vita, il nome del
poeta: e piil avanti i due libri finali, XIV e XV, del «De Genealogiis
Deorum», che svolgono la materia de' §§ 9 e 10 del «Trattatello», e ne'
quali messer Giovanni difende la poesia, i settatori di essa, sk medesimo,
dalla turba degli ignoranti, de' saccenti, de' giurisperiti, dogl' ipocriti. E
sempre, a piö dei testi, persegue il pensiero e la parola del Boccaccio la
illustnizione accurata, insistente dell' editore, che la quasi strabocchevole
dottrina sfoga poi nelle appendici; Pottava delle quali torna ancora alle
cose del Boccaccio, a proposito della conoscenza che in quelle si manifesta
pur de' minori scritti di Dante. Mi pare che sia da osprimere il desiderio
che a questa prima possa teuer dietro in breve una seconda edizione, ove
la materia dalla mano fraterna, che diede 1' ultime eure al libro, sia meglio
ordinata, e l'abbondante serie delle giunte e correzioni ottonga i debiti
6) Cfr. GSLIt. XXXIX, 472 -473! 7) Cfr. JBRPh , VII, n, 268.
8) V. Crescini, Di due recenti saggi sulle liriche del Bocc, Padova,
Randi, 1902 (da AMAP. XVIII, 2, 59-85). Cfr. RBLItX, 1— 2. 9) Albert
H. Cook, The opening of Boccaccios Life of Dante, MLN. XVII, 1902,
CG. 276 — 277. Rieordo ora che nel vol. X della collezione di «Yale Studies in
Englishv., edita dallo stesHO Alb. S.Cook, si trovano The Earliest Lives of
Dante translated from the italian ofGiov. Boccaccio andLionardo
ßruni Aretino, per cura di J.vmes Robinson Smith, New- York, Henry Holt
V. CresciDi. 11119
luoghi per entro alPopera, che va considerata come un assai giovevole
contributo anche in ordine agli studi boccacceschi ^^).
Ma un contributo, che fa epoca, h quello di Oscar Hecker, intorno
al quäle non h mestieri che spendiamo treppe parole, tauto plauso 1' accolsc
e tanta fania ne dura. S'ebbe gia Toccaeione, in un precedente reso-
conto, di ricordare 1' articolo, con che il ricercatore, meri tarnen tc fortunato,
anticipava la notizia de' preziosi ritrovamenti, da' quali deriva la sostanza
deir opera maggiore^^). E questa divisa in quattro capitoli, con le relative
appendici: riguarda il primo la biblioteca del Boccaccio, la formazione di
essa e le vicende; la posdibilita di rintracciarne i codici, niediante Tin-
ventario della partm libreria del convento di 8. Spirito di Firenze: il
secondo, i libri ed autografi del Boccaccio per questo modo rinvenuti: il
terzo, r originale delle ecloghe: il quarto, T originale della «^Genealogia
deorum». £ le appendici, in fondo ad ogni capitolo, illustrano, la prima,
il canne su Dante inviato al Petrarca, aggiungendonc il testo; la seconda,
rinventario della parua libreria; mentre danno saggi Taltre due degli
autografi, riproducendo TeclogaKIV; come pure i proemi, i libri XIV e
XV, la conclusione della «Genealogia». Accurata e poi la pubblicazione,
per ogni conto, con gl' indici, i complementi minori, i fac-simili. E basti
cosl : che recensioni autorevoli dell' opera furono gia fatte, alle quali
possiamo star contenti di rimandare chi voglia saperne di piü^^).
Un altro contributo allo studio dell' attivita umanistica del Boccaccio
öi deve a Laura Torretta. Sorrise a una donna V idea di trattarc
delle celebrita storiche del suo sesso, secondo la mente e la dottrina di
mes8cr Giovanni, che la donna am6, esaltö, dipinse, maledi, con tale
veemenza nella duplice vicenda, che vale a mostrarci quäle fascino eser-
citasse su la psiche tonnentata dello scrittore V immaginc bella e terribile,
dagli anni de' voluttuosi abbandoni giovanili a quelli cstremi del penti-
mento e del rimpianto. Depo alcune pagine introduttive su la misoginia
filosofica e religiosa del medioevo in contrasto con la filoginia cavalleresca,
e su le contraddizioni palesi negli scritti del Boccaccio, anzi nello stesso
trattato intorno alle chiare donne; l'autrice passa a indagare le fonti di
esso trattato. Qui la ricerca si fa men superficiale e piü utile: come
pure dove l'autrice determina in quäl modo l'umanista usasse delle sue
fonti latine, amplificando o contaminando o copiando, non senza frettolosc
misture d' inesattezze e d' errori, che tuttavia sono qualche volta impu-
tabili, piuttosto che al compilatore, a' manoscritti, di cui gli era dato ser-
virsi. Questa parte del lavoro giova al giudizio delP umauesimo boccaccesco
ed alla storia complessiva della filologia. Siamo ancora a' ruvidi esordi
dello studio degli antichi: ed il Boccaccio manifesta quasi una grossolana
idolatria verso le sue fonti, che ancora vieta lo svolgimento delle perso-
nalitli critica indipendente, da cui verra una piü sicura e picna reinte-
grazione del classicismo, un piü libero movimento del pensiero, quando i
a. Company, 1901. Cfr. BSDIt. IX, 271. 10) O. Zenatti, Dante e Firenze:
prose antiche, con notc illustrative ed appendici; Firenze, Sausoni, |1902J (nclla
Bibl. scolaatica di Classici Italiani dir. da G. Carducci). 11) JBRPh. V, Ji, 289.
12) O. Hecker, Boccaccio-Funde» Stücke aus der bislang verschollenen Biblio-
thek des Dichters ecc. ; Braunschwci^, Westermann, 1902. Cfr. GSLlt. XLIf,
199 (Hauvette); LBKiRPh. XXIII, 22:] (Wiene); Ro. XXXI, 17G cc-c.
II 120 Giovanni Boccaccio. 1902.
tempi saranno maturi. Non paga dl codeste investigazioni d* ordine interno,
rautrice persegue*poi la fortuna del trattato boccaccesco, discorrendo de'
traduttori di es80, in italiano, in ispagnuolo, in inglese, in tedesco; e
finalmente de' plagiari, degl' imitatori, de' conti nuatori. Lodevoli dunque,
tutt' iusienie, i pregi virili di questo scritto femminile : ci6 che parra
scortese, ma ^ boccaccesco, secondo un* osservazione della nostra autrice^').
La quäle novera, fra le altre, anche una versione spagnuola del
libro «de claris mulieribus», come poco fa s'avvertiva: ma della rino-
manza, che esso libro ottenne in Ispagna si occupa, con maggiore lar-
ghezza, Bernardo Sanvisenti nel volume, che indaga ed illustra V influenza
esercitata dalF opera delle tre corone fiorentine su la letteratura spagnuola,
durante il quattrocento. Nel cap. VIII V autore esainina i rapporti del
trattato di Alvaro de Luna su le virtuosas y ciaras mugeres con il
«de cl. mulieribus»: poi quelli di altri scritti castigliani e catalaui con il
^Corbaccio», che fece prevalere nella fama iberica del nostro poeta quel
carattere misoginico, il quäle, in fondo, contrastava con la natura sua piü
intima e schietta d'uomo e di scrittore**).
II ToLDO, ripercorrendo i tempi a ritroso, dallo studio della commedia
francese nella rinascenza sali a quello del teatro comico presso i nostri
fratelli d' oltr' Alpe durante il medioevo, per determinare i vincoli della
novella e della farce. Egli persegue veramente V iüflusso della novella
su la conmiedia anche piü in lä de' limiti del medioevo, lungo la rina-
scenza e nel secolo XVII: anzi egli procede a coglier l'eco estrema dell'
antica novella nella letteratura scenica fin quasi a* d\ nostri. Cosi gli
avviene di ricordare molto spesso il «Decamerön», sia che lo additi come
fönte immediata, che per il medioevo b piü raro; sia che ue lumeggi
comparativamente i temi e le favole^^).
Nel chiuder questi cenni su la fortuna del nome e dell' opera del
Boccaccio, mi vien fatto di rammentare che, lungo la vita dello scrittore,
il piü fervido amico, oltre che della persona, della fama di lui fu il
Petrarca. Or bene, come va che il Boccaccio non sia noverato fra i
poeti volgari nel trionfo d'amore? Anche il Vossler, nella recensione
13) L. Torret ta, II «Liber de claris mulieribus», GSLIt. XXXIX,
252 8gg. (Parti I e II); XL, 35 sgg. (Parti III e IV). Cfr. per 1' osservazione
rammentata or ora, p. 262 GSLIt XXXIX. Massime su gli argomenti sfiorati
nella prima parte, ci sarebbe non poco da ridire: ma questa non vuol essere che
una rassegna obbiettiva. Benott de Sainte-More o de Sainte-Maure^ se roeglio
piaccia: non de Saint-More (GSLIt. XXXIX, 289). 14) B. Sanvisenti, I
primi influssi di Dante del Petrarca e del Boccaccio suUa letteratura spagnuola;
Milano. Hoepli, 1902. Notevole 1' app. II con la notizia ed il sommario della
versione catalana della «Fiarametta» (pp. 395—416). Non benevola accoglienza
fu fatta al volume del S. (cfr., per es., RBLlt. XIII, 199): si doveva tuttavia
considerare che questo giovine dava in quel volume il primo suo saggio, la disser-
tazione dottorale, per buona parte: e che si metteva per una via nuova alle
ricerche de' nostri principianti. 15) P. Toldo, Etudes sur le th^tre comique
fran^ais du moycn age et sur le röle de la nouvelle dans les farces et dans
les com^dies, SFR., IX, 2 (fasc. 25), pp. 181 sgg. Cfr., per es., pp. 183, 185,
221, 234, 243, 253, 266 ecc. ecc. V. pure JBKPh. Vif, n, 267. — Per le
imitazioni in Francia, ed ancor piü in Inghilterra, dallc novelle italiane,
massime da quelle del Bocc, cfr. altresl F. Flamini, II Cinquecento, Milano
1902, p. 480. — Osservazioni istruttive e qualchc aggiunta al cit. lavoro del
Toldo, vedansi iu GSLIt. XLII, 234—237.
V. Crescini. II 121
del volume dell' Appel su' trionfi petrarcbeschi, accenna al problema, e
ripete con le parole del suo etesso autore, che la spiegazione di codesto
silenzio non fu trovata ancora**). Manif es tarnen te il Boccaccio iion aveva
rinoinanza tradizionale ed assodata di poeta lirico.
1908. Giuseppe Gerola volle deterniinai'e quando avvenisse al
Petrarca e<l al Boccaccio di trovarsi nel Trentino. Quest* ultimo dovette
percorrere 1' alta valle dell' Adige nel recarsi, ambasciatore de' Fiorentini
alla Corte di Lodovico di Brandeburgo, durante i primi due mesi del 1352,
allorchö il cont« del Tirolo, dalla marca brandeburgbese trasferitosi giü
a inezzogiorno, aveva posta non fissa dimora nella zona alpina, aggirandosi
per il Tirolo e la Baviera meridionale ^'^) Importante b poi, nell' ordine
delle indagini biografiche, lo studio del Mass^ra su le piü anticbe vite
del Boccaccio: quella, che fu elaborata e rielaborata da Filippo Villani;
il compendio, che ne trasse niaestro Domenico Bandini d'Arezzo; i pochi
cenni di Siccone Polenton; T amplificazione di Giannozzo Manetti. La
prima, la biografia del Villani, non solo sta innanzi all' altre cronologi-
camente: si anche per il valore storico. II bravo Mass^ra dimostra che
il cancelliere perugino, il lettore di Dante, rifece Lopera sua su V origine
di Firenze e su' cittadini, che la illustrarono; dimostra altresl che la
versione italiana derivö dal rimaneggiamento ; in modo che il problema
delle divergenze fra essa versione e quello de' due testi latini, ch' era prima
il piü conosciuto, si risolva con lucidita matematica. Acquista cosi maggiore
lume e saldezza la tradizione della nascita del Boccaccio a Parigi; tra-
dizione corrispondente alle sicure testimonianze autobiografiche. II Villani
assevera legittima quella nascita: ma i cenni su 1' amativita gioconda,
facilona, scostumata di Boccaccio padre, e su V abbandonarsi alle fiamme
veementissime per la giovinetta parigina^ ove s' adombra un romanzo
passionato, e quella stessa aggiunta premurosa, secondo la quäle gli
ammiratori dello scrittore volevano che la fanciulla fosse ßtata condotta
in moglie e Giovanni perciö avesse avuta V origine piü regolare di questo
mondo; destano il sospetto che qualche voce non fosse mancata intorno
alla nascita illogittima. L' inciso della biografia Bandini quamquam alia
commuJiior sit opinio, confemia codesto dubbio: od h T esplicazione
d' un senso, che all' aretino sembrasse incluso nelle parole del Villani?
Ci vide il Bandini quello che ci vediamo ora noi; od era giunta a lui
pure l'eco di quelle voci, che abbiamo poco fa supposte^®)? II Mass^ra
off're i testi, amorevolmente curati, delle biografie: ma perch^ vuol dire
«critico» anche il testo della redazione autografa? ... Se 1' autografo
c'ö, non fa piü mestieri tentare di ricostituirlo criticamente!^^)
Riguarda gli anni ultimi della vita del Boccaccio, quali si rispecchiano
sconfortati e dolenti, o üanimanti di collere generöse, in un gruppo di
sonetti (VI — XI delle stampe del Baldelli e del Moutier), uno scritto di
Giuseppe Gigli*®): e riprende a trattare delle rime del nostro autore
16) K. Vosaler, nella ZKPh. XXVT, 352. Cfr. Appel, Die Triumphe Fr.
Petrarcas, in krit. Texte, Halle a. S., Niemeyer, 1901, p.XIV. 17) G. Gerola,
Petrarca e Boccaccio nel Trentino; estr. da Tri., faec. VIII; Trento, 1903.
18) 0fr. il mio «Contributo», p. 30, n. 19) A. F. Massfera, Le piü
antiche biografie del Boccaccio, estr. da. ZRPh. XXVII, 298 sgg. A p. 308:
^Segue il tcfito critico delle diic rcdazioni della biografia. ..> Zi)) G. Gigli,
II 122 Giovanni Boccaccio. 1903.
ViTTORio Amedeo Arullani, ponendone in rilievo i pre^i, superiori
olla fania, e sostenendo, contro altri, che non manca a quelle riine una
lor propria libera movenza, che in parte le riscatta dall' accusa della
treppe servile imitaziene, rispette al canzeniere petrarchesco*^).
Tra le cese attribuite al Beccaccie ö pure, come egnune sa, Y «Ur-
bane», che appartiene al cicle favolese di Cestantine magno. Amos
Parducci fece cenescere ed illuströ una redazione della leggenda cestan-
tiniana, che gli parve dever perre tra le fonti del raccento pseude-
beccaccesce **). Queste per debite di cronaca, senza punto voler nemmeno
accennare alla questiene se la novella spetti e no al nestro peeta.
Ed eccoci ancora a ben altre nevelle: a quelle del «Decamerön;».
Ci si fa innanzi di nueve un comparatore orniai degno di stima fidente
e di sinipatia: Pxetro Toldo. Siamo alla novella II della giorn. I,
alla cenversione di Abraani giudee. II Toldo addita una fönte, non
conosciuta dal Landau e dal Cappelletti, in une degli aneddeti trainan-
dati da fitienne de Bourbon, monace francese, vissuto fin verso il 1261;
fönte piil conforme al concetto ed alle svelgimente della novella boccaccesca
che il selito episodio di Saladino, cempreso nell' «Avventureso Ciciliano»
di Busene da Gubbie, e citato da' due ricercatori poce fa rammentati,
senza guardar piü eltre. H Boccaccio non avra direttamente attinte alla
raccolta del monace francese, le cui narrazioni non sogliono essere originali:
derivö ferse il raccento sue da una cemiine sorgen te o dalla tradizione
orale. Ben fa il Toldo, come che sia, a rilevare gl' indizi manifesti nella
novella boccaccesca d' una prebabile erigine francese: il nome stesso di
Giannetto di Civign), la dimora a Parigi di lui e di Abraam, il battesimo
di costui da parte de' chierici di Noire Dame, Quante alla voce tecca
adoperata da Busene da Gubbie, il cui raccento, affine, in ogni modo, a
quelle del Boccaccio, appartiene ad un cicle cesi diffuse eltr' Alpe, a
quelle di Saladino; risale indubbiamente a teche del francese antico: ma
va tuttavia notato che quella voce era entrata ancer prima nell' uso
letterario italiano. Non faceva punto mestieri che Busene la spiccasse
proprio allora da un teste eitanico, ch' egli avesse innanzi gli ecchi *•"*).
La novella IX della giorn. II entra nel gire deUe favele ispirate
dal motivo della scommes^sa su la virtü d'una donna: dall'una parte si
vanta la sua inespugnabilita; dall' altra si sfida il garante e si fa scom-
messa di arrivare a sedurla e di effrire sicurissime segnale della censeguita
vitteria. II motivo fu glorificato, eltre che da quelle del Beccaccie, dal
genio delle Shakespeare, nel «Cimbeline»: ed e tra i piü attraenti nella
Di alcuni sonetti del Boccaccio, in MSCGraf, pp. 48:^ sgg. 21) V. A. Arullani,
Pei regni dell' arte e della eritica, Nuovi saggi; Torino-Roma, Roux e Viarengo,
1903; pp. 55—67. Cfr. GSLIt. XLII, 252. 22) A. Parducci, La leggenda
della nascita e della gioventü di Costaotino Magno in una nuova redazione, ucgli
SRSFR. I, 57 ßgg. 23) P. Toldo. La convei-sione di Abraam giudee, GSLIt.
XLII, 355—359. Del resto, il Du Möril, Histoire de la Poesie Scandinave,
p. 344, non esprime per suo conto ncssuna opinione circa la dipendenza della
novella di Abraam da quella di Saladino nell' «Avv. Ciciliano». Egli non fa
che citare le * Novelle letterarie» del 1754 (per isvista forse tipografica 1574),
col. 545. Per tecca da teche, cfr. Körting, Lat.-Rora. Wort.*, 9331, 9346. Anche
il Cappellctti, Studi sul Dec., p. 293, n., ponc accanto a tecca la corrispondente
voce francese.
V. CreBcini. H 128
novellistica univei'sale, dove conduce ad esaltare la donna conie vittinui
soave della vanita e della perfidia degli uomini, per opera de' quali pre-
valgono e la ed altrove i teini iuvece ed i pensieri, che la donna deprimono
e vituperano. Illuströ la novella boccaccesca, riguardo airorigine, a'
suoi rapporti con altra novella anoniina parimente italiana, e del trecento,
al posto che le spetta nel coraplesso del ciclo, il Paris, diffondendo gli
Ultimi sprazzi di quella dottrina geniale, che lunganiente raccomandera la
sua memoria air ammirazione de' romaniäti. Querto egli fece opportuna-
mente, nel contribuire al volume giubilare in onore di Arturo Graf; ma
non fu una tale ricerca boccaccesca se non parte d'un piii vasto lavoro
sul ciclo intero della «acommessa», svolto ne' corsi del Collegio di Francia,
e pubblicato nel periodic©, che dovette al Paris tanta parte deUa sua
fama**).
La scaturigine lontana del racconto boccaccesco, relativo al tema della
«scommessa», fu dal Paris supposta nella sua terra di Francia: anche
lo ZiNGARELLi immaginö che fosse transalpina la fönte d' un' altra narrazione,
quella di Bergamino uom di corte, che invano attende, impoverendosi, la
sospirata liberalita di Cangrande della Scala (I, 7); poichö gli par\'e che
una tal condizioiie trasparisse dalle cobbole scambiate fra Ugo di sain
Circ e il visconte di Turenna; e ingegnosamente congetturö che una
7'axos accompagnarfse le cobbole, desumendo da queste una novella espli-
cativa, onde fosse potuta poi derivare quella del Boccaccio*').
ün nuovo scritto di T. Cannizzaro, che fa seguito polemico al-
r altro piü sopra nienzionato sul lamento di Lisabetta da Messina, ci
conduce ora a considcrarc la quinta novella, giornata quarta, del «De-
camerön». Questa non sarebbe stata, secondo V acuto pensiero del Can-
nizzaro, che la raxos, a volere di nuovo adoperare la voce poc' anzi usata,
perchö quel pensiero sia chiaro tosto a chi legge ed ha competcniza in
cosi fatte materie; la ra^os fantastica, romanzosca di una liriai siciliana;
frantcsa nel migrare altrove, massime per la parola grasta «vaso di
fiori», mutatasi in grasca^ grcstu, resta, testet; e spiegat« per guisa da
suscitare la leggenda, che il Boccaccio riclaborö nella 8ua novella. II
Cannizzaro difende contro il D'Ancona le parti varie del suo commento:
l'origine messinese della poesia, le allusioni sensuali, Tipotesi su Toccasione
storica di essa: non fa invece piit motto dell* attribuzione, prima supposta,
della poesia medesima a Mazzeo di Ricco, l'antico rimatore di Messma.
A proposito della quäle attribuzione, sorpreiide come fin da principio non
ne apparisse air autore la stranozza anacronistica. Sarebbe infatti necessario
immaginare che un poeta del dugento potesse scrivere su fatti fiel 1841,
se il canto di Lisabetta veramente adombra la doglia e i lanienti di Elisa-
betta legina, moglie di Pietro II d'Aragona, privativ, per golosia del re,
del suo favorito Matteo Palizzi*'').
Ma lasciamo il cantore messinese, poich^* il C. non c' insiste. In
cambio, da un documento relativo alle discordie, che nella casa di
24) G. Paris , Le comte de la Gaqeure dans Boccacc, MSCGraf, pp. 107 sgg. ;
Le cycle de la Gageure, Ro. XXXII, 481 sgg. Su la nov. boccacesca v. ivi.
pp. 500 — 501. 25) N. Zingarelli, Docuraentum Liberalitatis, per nozze Zin
garelli-Iannotti ; Napoli, 1903. 2(>) V. il facile appunto anche in GSLIt. XLII,
2Ü0— 261.
VollinöUer, Rom. Jahrersicbt VIII. a
11 124 Giovanni Boccaccio. 1903.
Pietro II, tra 11 re, da un lato, e il fratello, vicario generale <li Sicilia,
e le regine, la madre e la moglie, dall'altro, avevano accese i fratelli
Palizzi, Matteo specialmente ; come da oscure memorie di una regina spa-
gnuola, ove balena il nome di Lisabetta, ancora vive ne' canti popolari e
ne' giuoebi infantili delle terre messinesi; egli aggiunge novelli conforti a
riconnettere il pianto per il furaniento della grasta di bassilico al romanzo
amoroso della regina di Sicilia e del suo ministro, strappatole e mandato
in bando. Ma nelle deduzioni del C. ö sempre troppo sottile il ricamo
della fantasia. Si badi perö ch' egli non ci s' infervora al punto da var-
care audacemente i limiti concessi, nell' indagine critica, all' ipotesi. Quanto
alla spiegazione principale, che l'essersi testa sostituito, fuor di Sicilia,
air originaria voce paesana gi^asta, per maggiore chiarezza, abbia pol fatto
scambiare Tinsolito senso di «vaso di fiori» {testa e troppo latino, e
nell' uso toscano prevalse te^to) per il conuinissimo di «capo»; e che di
qui sia germogliata la leggenda della cara testa delFamante sepolta nel
vaso del bassilico, soave erba amorosa; mi sia lecito avvertire che mal
sMntende allora come mai pot-esse rimanere incolume ne' due primi versi
della poesia, citati in fondo alla novella boccaccesca, T originaria forma
grasta con la significazione genuina e primitiva, giacchö il novellatore
mostra di saperla tradurre nella voce testo corrispondente. AI tempo del
Boccaccio F equivoco non s'era ancor prodotto: ed in t«l caso come si
sarebbe formata la leggenda, che die luogo alla novella? Pote forse
continuarsi V antica lezione gi'asta accanto alla nuova, e quest' ultima,
testa, seguire, per suo conto, la propria via, suscitando la immaginosa
suggestione, che generö la tragica leggenda? II Boccaccio avrebbe trovata
cosi da una parte la leggenda sorta dall' equivoco ; dall' altra, la canzone
autentica senzo equivoco alcuno: ne sarebbe venuta una specie di con-
taminazione. O non fu piuttosto la leggenda, magari nella forma conferi-
ü^le ormai dal Boccaccio, la causa genetica della Variante testu in luogo
della lezione originaria? Accenno, interrogo e passo, perchö la rapida
obbiettivita di questa raSvsegna non suol concedere indugi e ricerche. Basti
solo ch' io noti come il v. 52 della poesia, secondo il ms. laurenziano 38,
PL XLII,
fosse chi IIa mi rinsegnar di voglia,
intorno al quäle si sofferma e discute il C. nel secondo suo scritto, p. 19,
contiene probabilmente un altro esempio di quella rara forma dell' antico
italiano, che rispecchiava il futuro esatto ed il perfetto congiuntivo della
flessione verbale latina; forma viva sempre nello spagnuolo e nel por-
toghese, come nel macedo-rumeno e una volta anche nel daco-rumeno o
nel veglioto. Dalla 8 ps. sg. -arit, in cui morfologicamente confluivano
i due tempi Intini, vennero all' italiano -are, -ar, ossia un apparente
infinito di I conjugazione. II v. pertanto sonerebbe: < fosse chi la m' indi-
casse . . .»^').
27) T. Oannizzaro, Lettera al prof. A. D*Ancona; Messina, 1903. La
precedente mem. s'intitolava: II lamento di Lisabetta da Messina e la leggenda
del vaso di basilico nella nov. V, giorn. IV del «Decanieron>; Catania-Messina,
1902. La recens. D' Ancora era in RBLIt. XI, 124: e cfr. lo stesso D'Ancona,
La ])oe8ia pop. ital., 2 ed., Livorno, Giusti, 1900, pp. 23—24. Nella n. 2, p. 24,
il D'A. oivdc proforibilo per cagion di rima gresta, resta a r/rasta ; ma -asta
V. Crescioi. 11125
E paHäianio ora a qualchc ceinio finale su la fortuna delle opere
del Boccaccio. Leggero, incompleto, inesatto, anche a considerarlo come
lavoro divulgativo, secondo Tautor suo volle che fosse, lo scritto di
P. BoROHESi intomo al Boccaccio ed al Chaucer*®). Ma per fortuna in
questa rubrica, a proposito de' rapporti, onde si collegano le creazioni
del poeta italiano e quelle dell' inglese, abbiamo tosto a ricordare un
saggio del Bajna, su le fonti della novella chauceriana attribuita al
«possidente» : nel quäle saggio, ch'^ come un' appendice alle ricerche 8u
le questioni amorose del «Filocolo», si confuta la conclusione dello Scho-
(ield circa la indipendenza del testo inglese dalla storia di Tarolfo nella
questione IV e di messere Ansaldo nella novella V, giornata X, del
«Decamerön». II filologo italiano ribadisce inoppugnabilmente Tantica
opinione che faceva derivare dalle non confessate, anzi dissimulate, fonti
boccaccesche il Franklin' s Tale^^).
Sarebbe molto interessante una compiuta ricerca, la quäle perseguisse
la fortuna del Boccaccio in Francia. Contribuiva al futuro libro l'operoso
Hauvette, dedicando la tesi latina, prescritta dall' uso francese a' laure-
andi, appunto ad una parte di codesto soggetto: la vita e gli scritti di
Loren zo de Premierfait; che fu primo a volgere in francese alcune delle
opere del Boccaccio. Pochissimo sappiamo delle vicende, dell'indole, de'
costumi dell' antico boccaccista transalpino. Intanto questo : che fu di
Champagne, chierico della diocesi di Troyes: e che mort a Parigi nel
1418. Altre notiziuole spigola il ricercatore di su' mss. contenenti le
versioni del Premierfait. Nel 1400 fu compiuta la versione del «De
casibus virorum illustrium»; anzi proprio il sabato 13 novembre di quel-
l'anno: e venne dedicata ad un oonsigliere di re Carlo VI di Francia,
Jean Chanteprime, membro del parlamento di Parigi dal 1376, decano
della chiesa di cola, vissuto fino al 1414 tra gli uffici e i buoni studi.
Cinque anni depo, troviamo il volgarizzamento del «De Senectute» di
Marco TuUio essere stato dedicato, e proprio il 5 novembre (mese fatale
delle dediche per il chierico umanista e boccaccista; se altri mesi non si
ed -esta abbiamo anche nel rimalmezzo del v. 7, ms. laurenz. 38, PI. XLII, ed.
Alvisi, Canzonette antiche, Firenze, 1884, p. 24 ; con la riconferma di -asta per
la replicazione del v. finale nelP inizio della str. seg., secondo il tipo delle cobtas
capfinidas. Ciö che non sorprende, chi ripensi, per es., -anza: -enza, tra la
1 e la 2 Str. del sirventese de' Geremei e de' Lambertazzi. Che l'esordio sia
stato omesso ne' rimaneggiamenti (Alvisi, pp. 27, 32), appunto per evitare la ruvi-
ditä primitiva della imperfetta riraa -asta: -esta, dove non era altrimenti riduci-
bile, in fondo alla 1 str.? — Biguardo alla forma rinsegnar ed alla spiegazione
da me pensata, v. Canello, nella «Riv. di Fil. Rom.», I, 46 sgg.; Meyer- Lübke,
Gramm, der rom. Spr., II, 358; III, 140; De LoUis, ne' BRPhMuss., pp. 1 sgg.;
Crescini, ZRPh. XXXIX, 619. 28) Peter Borghesi, Boccaccio and Chaucer,
Bologna, Zanichelli, 1903. Cfr. p. es. H. Hauvette. nella BD. del Suttina,
II, 1, pp. 93—94. Cito ma non conosco G. L. Hamilton, The indebtedness
of Chaucer's Troilus and Criseyde to Guido dalle Colonnes Historia Troiana,
New York, 1903. 29) P. Rajna, Le origini della novella narrata dal «Franke-
leyn» ne' «Canterbury Tales* del Chaucer, Ro. XXXII, 204 sgg. Cfr. del R.
stesso il lavoro cit. sopra, n. 3; p. 47, n. 2. E v. ora anche L. Foulet, Le
prologue du «Franklin's Tale» et les Lais bretons, ZRPh. XXX, 698 sgg.; dov'e
parimente respinta 1' autenticitä della fönte brettone assegnatasi dal Chaucer.
Aggiungasi la citaz. di W. H. Hchofield, Chaucer's Franklin's Tale, Baltimore,
1901; da PMLA., XVI, 3.
9-
II 126 Givanni Boccaccio. 1903,
vcdessero da lui notati altrovo^ per coiisimili ragionÜ), ad un piCi cccelso
personaggio, alle zio maierno del re stesso, al duca liuigi di Bourbon.
Costui fu cof^i contento del lavoro e della dediea, che alle stesso traduttore
commise di volgergii in francese dal latino di Tullio medesimo il «De
Aniicitia». Quest' ultima fatica iion ebbe com pimento che piü tardi assai,
iiel 1416; e frattanto avvenne che il j)rincipe committente se ne andassse
air altro mondo. Ma, rimanendo pure in questo di qua, non possiamo
seguire punto per punto la diligente ricostnizione biografica dell' Hauvette:
il quäle, in queste sue pagine, per quanto sobrie ed austere, ci rianima
qualche parte della Parigi cortigianescamenü) erudita e letteraria de' prin-
cipi del secolo XV, che stacchera anche la Francia dal medioevo e
r avvierä alla rinascenza classica : che vuol dire, in f ondo, a subire V im-
pero spirituale deiritalia su tutta Europa. Lorenzo de Pi-emierfait non
si restrinse alFattivitÄi modesta di traslatore: venne giudicalo da' con-
temporanei ;;oe/a et orator eximins: e ci i-esta, per esempio, un suo
carme latino in lode del Boccaccio, che non ha tuttavia se non valore
storico, quäle documento dell* opinione e delle notizie che i letterati
parigini avevano del grande italiano, non molti anni dopo la sua morte
e quando incominciava la storia mondiale della sua fama. Si conoscevano
soprattutto le opere latine del Boccaccio e le cento novcUe, dalle quali
il Premierfait separa, noverandolo prima e come cosa a so, il racconto di
Griselda; ci(^ che va rilevato conie un altro segno della particolare cele-
brita della favola eroica e pietosa, fatta piü insigne dalla traduzione latina
del Petrarca: mentre le altre scritture volgari non pare che nemmen sieno
accennate nella didar^calia preniessa al carme. Naturale che fossero oltr'
Alpi pregiate le opera latine del Boccaccio e del Petrarca prima e meglio
che gli scritti volgari, chi pensi come allora, fra il trecento e il quattro-
cento, r italiano fo^se in Francia ignorato, mentre il latino si spandeva
universalmente inteso nella internazionale societa de' dotti. L' Hauvette
aggiunge anche quest' altra ragione: il «Decamerön» e il canzoniere
petraixjhesco avevano in s^ Taiiima della eta nova, che la rediviva anti-
chita stava per finir di schiudere al mondo: mentre le opere latine del
novellatore e del lirico meglio si conformavano a' sensi ed a' giudizi del
medioevo: e i Francesi erano ancora dentro al ciclo mentale di quell' epoca.
Ci sarebbe da ridire parecchio circa la non medievalita delle novelle
boccaccesche e delle liriche petrarchesche. L' Hauvette non fa qui che
ripetere un vecchio concetto o preconcetto della critica impressionista. E
poi non contraddice a codosia idea V avere precisamente il Premierfait
volto in f rance.se, oltre al <'De casibus virorum illustrium», il «Decamerön»?
Vale invece V altra ragione, la prima, quella doli' ignoranza del volgare
italiano da parte do' Franccsi: e invero il Premierfait non tradusse
direttamente dal testo originale il cof)ohivoro boccaccesco: si ebbe bisogno
che un frate d'Arezzo glielo facesse latino, per potere alla sua volta dal
latino tramutiirlo in francese. Ottenne maggiore fortuna il morale trattato
su la caducita delle umane grandezze, che 1' immorale volume indulgente
alle umane debolezze: ma conviene avvertire che la predilezione s'avvera
di mezzo ad un circolo timorato e capato di signori e di preti letterati,
il cui giudizio o pregiudi/.io non puo avere un valore molto esteso, che
ci abiliti a troppo gravi conclusioni d' online generale. Come che sia,
L. Piccioni. H 127
nutriti e bene elaborati sono i (lue capitoli su le traduzioiii del «De
ciisibus» e del «Decanierön» : cosi pure quello che riguarda la versione
francese del «De claris mulieribus», che il nostro autore inostra essere stata
non giustamente attribuita allo stesso Preinierfalt. Degno insonima anche
questo sagglo della fama, onde gode T Hauvette fra i boccaccisti; n^ solo
fra costoro^®).
Adoratore deir Italia, della sua lingua, della sua letteratura fu Walter
Savage Landor, che qui ricerco ansioso e bevve l'aura ideale, onde
Tanima sua sentiva irresistibile bisogno. Lunghissime dimore fece egli
iiel bei paese : s' insigiiori del nostro idionm cosi da parlarlo e scriverlo
con disinvolta facllita: studio passiona tarnen te la nostra letteratura dalle
origini a' principi del suo secolo, il XIX, prediligendo Dante e il Tre-
cento. Povero, sfortunato, vecchio rivenne quaggiü, nella patria sua
spirituale, ed a Firenze chiuse gli occhi al nostro bei sole, per sempre,
il 7 settembre 1864. Johannes Auer volle rintracciare ed illuströ le
testimonianze, palesi nell' opera letteraria del Land or, delle influenze che
SU la sua fantasia e su la sua arte escrcitarono i tre eroi della conquista
geniale del mondo operata dall* Italia risorgente, nel trecento, Dante, il
Boccaccio, il Petrarca. II Boccaccio fu entusiasticamente ammirato dal
Landor, che non esitava a porlo innanzi agli altri due (di che il Boccaccio
stesso sarebbe stato il priino ad aver nieraviglia); e lo fe' protagonista
d'una trilogia e di tre dialoghi, e lo imitö coniponendo certe sue novelle^^).
Episodio anche questo d' una storia ett^na, che narra V amore del mondo
per r Italia, fatta cara e sacra dal duplice fascino della natura e del-
r ingegno.
P. S. A coinpleuiento delle mie note vale anche per gli anni
1902 — 1903 la rieca Bibliografia bocciiccesca di G. Traveröari, or ora
uscita, Citta di Castello, 1907, pp. 130—146; 195—196.
Padova. V. Crescini.
Letteriitara italiana del sec. XYIII. 1904. Opere generali
e hihUograflche. — La rapida e merit^^ta fortuna che s'ebbe nelle
scuole la Storia della letteratura italiana di Vittorio Rossi^), ha pro-
curato, a due anni di distanza dalla prima, una seconda edizione
riveduta del III^ volume, che comprende appunto, sotto il titolo di Eta
moderna, la storia lettcraria del periodo di transizione (1575 — 1763) e
la restante, che tocca la seconda nieta del sec. XVIII e tutto il secolo
successivo: opera organica, dettata con metodo lodevolissimo e in forma
piana e piacevole, che si raceomanda alla lettura ed aUo studio anche di
chi non frequenti una scuola di lettere ed abbia la mente volta ad altre
occupazioni. E un' altra pubblicazione voglio ricordare, che puö a tutti
riuscire di gradita e interessante lettura, ed h particolarmente utile allo
studioso del sec. XVIII: le Lettres familiäres 6crites d'Italie en
30) H. Hauvette, De Laurentio de Primofato (Laurent de Premierfait)
qui primus loannis Boccaccii opcra quacdam guilice traostulit incuntc saeculo
aV etc.; Parisiis, MCMIII. 31) Johaones Auer» Walter Savage Landor in
seinen Beziehungen zu den Dichtern des Trecento Dante, Boccaccio, Petrarca
(DisfH'rtaz. dottorale di Münster), Rheydt, 1903.
1) Milano, Vallardi, 1904.
II 128 Letteratura italiana del sec. XVIII. 1904.
173 9 et 1740 par Ch. De Brosses, di cui R. Colomb ha fatta
una quinta edizione^), accompagnata da note e da uno studio biografico.
Staria del costume e della cultura. — Buon argomento
ebbe, senza dubbio, alle niani G. Natali trattando de La guerra e la
pace nel pensiero italiano del sec. XVIII^), e seppe infatti offrire
uno studio diligente e curioso, specialmente per le testinionianze che
raceolse, ricordando fra i difensori della pace il Parini, TAlfieri e il
Goldoni, pel quäle ultimo non ebbe che a riassuniere uno scritto di
G. Brognoligo su II Goldoni e la guerra*). E F argomento scelto dal
Natali mi richiama alla menzione di un altro studio, che ha con quello
certe relazioni di pensiero: lo studio di G. Macc^hioro su Teorie e
riforme econoraiche, finanziarie ed amministrative nella Lom-
bardia del sec. XVIII ^). fi noto conie nella seconda meta del Sette-
cento il malcontento serpeggiava in quasi tutti gli Stati d* Europa, e nel-
Tanimo di tutti s'erano venuti maturando il presentimento e Taugurio di
quei mutamenti radicali, ai quali aveva cooperato e andava efficacemente
cooperando T enciclopedisnio francese'). Specialmente la Lombardia offre
in questo tempo uno spettacolo meraviglioso del rifiorire delle scienze e
delle lettere, col Beccaria e col Parini, con Pietro Verri, con Pompeo
Neri, con G. R. Carli, con G. B. Gherardo D'Arco; e il Macchioro esa-
mina appunto accuratamente le teoriche economiche degli scrittori lom-
bardi e ricerca Tazione pratica ch' essi svolsero in questo secolo, coine
uomini di governo, nel riordinamento ammini^trativo e finanziario della
Lombardia.
Alla storia della cultura, specialmente artistica, del sec. XVIII
offerse un buon contributo anche U. SegrI: col volume su Luigi Lanzi
e le sue opere''), in cui, toccata brevemente la biografia dello scrittore
marchigiano, s'estese soprattutto sui vari scritti di quel pregevole storico
dell'arte pittorica; e non meno buon contributo diede A. Bertarelli,
studiando I libri illustrati a Venezia nei secoli XVII e XVIII*).
II periodo di gloria pel libro illustrato comincia infatti nel sec. XVIII,
e Venezia tiene il primato; e il Bertarelli ricorda appunto gli Zucchi, i primi
che in Venezia dessero nel Settecento un impulso veramente artistico
air illustrazione del libro, i Remondini di Bassano, e molti altri, di cui
il Bertarelli offre riprodotte anche le piü celebrate incisioni. — Quanto
air arte della musica e alla sua storia, sono assai importanti i documenti
nuovi e le lettere inedite di Giuseppe Tartini a G. R. Carli, che
pubblicö B. ZiLiOTTO®). — Difettosa preparazione bibliografica e scarsa
novita di ricerche e di apprezzamenti sono invece in quella Storia
delle idee estetiche in Italia*% in cui A. Rolla tratt<>, per quanto
si riferisce al sec. XVIII, del Gravina, di Antonio Conti, del CesarotU,
2) Paris. Perrin, 1904. 3) In IM., ottobre 1904. 4) In RIt., aprile 1902.
5) Cittä di Castello, Lapi, 1904. 6) AI quäl proposito giova pure ricoixiarerarti-
colo di V. Rössel, Une cncycJop^die romande au dix-huiti^me
sifecle (in BUR8. no. 108 an. 1904), in cui ßi parla del romano Fortunato
Bartolomeo De Feiice, che pubblic5 in Svizzera una enciclopedia, suUa
quäle ^ uscito nel 1903 uno studio speciale di E. Maccaber, che non mi h rtato
poßsibile rintracciare. 7) Assisi, Tip. Metastasio, 1904. 8) In RBA. XIV, 3—4,
9) G. R. Carli e Giuseppe Tartini; in PL, II, 7. 10) Torino, Bocca, 1904.
L. Piccioni. H 129
(lel Vico, attenendosi, piö che ad altro, a lavori giä fatti (di alcuno dei
quali ho giä dato iiotizia nei rendiconti precedenti), raentre suU' estetica dell' Ar-
cadia, di cui van considerati principali rappresentanti il Oescimheni e il
Muratori, non espose idee ne chiare nh precise: peccato davvero, perchfe
il tema era ed h, seiiza dubbio, uno de' piü attraenti e de' piü interessanti!
A dare un' idea delle condizioni della cultura in Italia nel sec. XVIII
valgono efficacemente quelle ricerche che sono volte a dar notizia del-
r istruzione pubblica e delle scuole, e delle quali abbiamo in quest' anno da
ricordare parecchie non trascurabili, che si riferiscono a diverse regioni
italiane. Cosi S. Romano, ripigliando un tema in parte giä trattato e di
cui ho giä avuto occasionc di dar notizia nel rendiconto precedente,
s'occup(>del Riordinamento degli studi nel Piemonte promosso
nel sec. XVIII da due illustri siciliani ^^): i giureconsulti e letterati
Nicola Pensabene e Francesco D'Aguirre, che Vittorio Amedeo II
incaricö di quel riordinamento, da cui usci il 20 novembre 1720 la
nuova UniversitÄ. Dei due rifonnatori, il piü noto e indubbiamente il
D'Aguirre, il quäle invitö da Modena il Tagliazucchi docente di eloquenza,
e G. V. Gravina, che mori disgraziataniente per viaggio nel 1718; ma
le notizie che in proposito ci da il Romano, sono in gran parte dovut«
agli studi dei Vallauri e non hanno gran sapore di novitä. Sicchö, per
questo rispetto, son piü pregevoli le notizie che lo stesso 8. Romano ci
ha date su Libri di metodica e di pedagogia pubblicati in
Sicilia nel 1700 e nella prima metä dei 1800"), discorrendo di
parecchi scritti che giovarono a diffondere la cultura specialmente neue
classi medie e inferiori dei popolo siciliano. — Di Alcuni pedagogisti
veneti dei secoli XVIII e XIX^^), a torto dimenticati nella storia
della pedagogia, tratto utihnent« G. Fabris, dando notizie della loro vita
ed esaminandone le opere e le teoriche pedagogiche: siecht per merito
suo converrä d'ora innanzi, nella esigua schiera dei pedagogisti veneti dei
sec. XVIII, che motte capo a Gaspare Gozzi, teuer conto anche di
Giacomo Pellizzari (1782—1817), di Giovanni Scola (1737—1820)
e di Agostino Vivorio (1743 — 1822). Nomi questi, senza dubbio,
oscuri e certo non degni di grande fama, specialmente se noi li poniamo
accanto a quello di Gaetano Fi lange ri, da cui gli uomini della Rivo-
luzione appresero certamente assai piü di quanto si possa comunemente
pensare. Sicchö ben fece G. Nisio, studiando G. Filangeri e i peda-
gogisti della rivoluziohe francese^*), a considerare, con diligenza
ed acume encomiabili, T influsso che esercitö il quarto libro della Scienza
della Legislazione, riguardante Teducazione, i costurai e T istruzione
pubblica, e a dimostrare le tracce evidenti dello spirito rifomiatore dei
Filangeri nei disegni di legge sopra 1' istruzione pubblica nella Francia
di quel tempo, per conchiudere che quel libro, pur con tutti i suoi
innegabili difetti, ^ la concezione pedagogica e giuridica piü originale,
piü compiuta, piü importante e piü conforme allo spirito democratico della
societä modern a, che il sccolo XVIII ci abbia lasciato. — Finalmente
su L'istruzione pubblica in Pisa nei secoli XVI, XVII e
11) In ACISS. vol. XI; Roma, Loescher, 1904. 12) Ibidem. 13) Vi-
cenza, Rumor, 1904. 14) In RIt., febbraio 1904.
II 180 Letteratura italiana del sec. XVIII. 1904.
XVIII ^'^j raccolse un opuscoletto di appunti, da docunienti deir archivio di
Stato pisano, A. Segrä, il quäle, proseguendo e approfondendo le sue
indagini, potrebbe trovar niateria ad un buono ed utile libro: cosi, le
notizie che ci da sono scaree, e a me bastera notare, a propopito del
sec. XVIII, ch'egli acceiina ai programmi di latino, di rettorica e d'altre
materie, alle numerose vacanze, alle coiidizioni degV insegnanti, tutt' altro
ehe liete anche allora, alF indiseiplina e al numero degli Scolari, i quali
erano nel 1740 trentacinque in tutto, nia andarono poi gradatamente e
costantemente crescendo.
Anche la fortuna e la fama dei gi-andi poeti del passato sono un
buon indice della cultura di un secolo; e a due specialniente, fra i piü
grandi che V umanita possa vantare, dobbiamo tener V occhio : Shakespeare
e Dante. Chi ha studiato La fama dello Shakespeare nel secolo
XVII I^*) in Inghilterra, in Francia, in Germania e in Italia, ^ stato
G. ScHiAVELLO; ma la sua opera h troppo superficiale e non svolge,
come dovrebbe, V arduo ma importantissimo tenia. A dare un' idea chiara
e sicura della fama che il poeta d'Otello ebbe tra noi, non basta far
menzione e dar notizie di quegli Italiani che lo conobbero e Papprezzarono:
di Antonio Conti, su cui perö lo Shakespeare non ebbe nessun influsso;
di Paolo Rolli che, com' h noto, difese lo Shakespeare contro il Voltaire;
di Carlo Goldoni; di Alessandro Verri; di Giuseppe Barett), famoso i)el
suo violento Discours sur Shakespeare et sur monsieur de Voltaire; di
Lorenzo Pignotti, autore del poemetto su La tomba di Shakespeare; e, giü
giü, dell'Alfieri, del Monti e va dicendo; ma convien pure indagare, con
sottile e acuta analisi, i rapporti di pensiero e di gusto e le riposte ragioni
da cui mossero talvolta l'ammirazione e le difese, e i legami, spesse volte
non facilmente visibili, fra quell' arte e la nostra; senza di che 1' opera
minaccia di riuscire in gran parte vana, specialniente se t^ venuta forman-
dosi, come questa, da compilazioni varie d'opere precedenti su questo o
SU quest' altro scrittore. — Quanto all' Alighieri, non toccherö deirarti-
colo Su i detrattori di Dante nel Sottecento, che P. Pardücci
ha raccolto in un suo volume di Spigolature letterarie*') e che^
come r altro suUe Controversie linguistiche nei secoli XVIII e XIX,
ö composto di notizie d' accatto infioratc d' inesatt^zze; e m' accontenterö
di accennare a quell' utilissima pubblicazione dirctta da G. L. Passerini,
Dantisti e Dantofili dei t^ecoli XVIII e XIX, che si viene da
quattro anni stnmpando a fajscicoletti, colla collaborazione di parecchi
Studiosi, e ch'e certo un buon contributo alla storia della fortuna
di Dante: una serie di biografie, accompngnate anche da buoni ritratti e
da copiose e diligenti notizio bibliografiche, delle quali appartengono finora
al sec. XVIII quelle di Carlo D'Aquino, Girolamo Tartarotti, Francesco
Algarotti, Giuseppe Valeriano Vannetti, Ijorenzo Angelini, Giulio C^sare
Becelli, Innocenzio Barcellini, Giovanni Jacopo Dionisi, Gian Vincenzo
Gravina, Antonio Conti, Cosmo Betti.
Ma ö noto come, tanto lo Shakespeare quanto l' Alighieri, non
ebbero nel sec. XVIII troppi cultori e «mmiratori: lo spirito e i gusti,
15) Pisa, Mariotti, li)04. 16) Camerino, Savini, 1904; ma vcramente nol
frontispizio interno si legge la data del IDO.'J. 17) Roma-Milaiio, Societä Editr.
Dante Alighieri, 1004.
L. Piccioni. II 131
i costiimi e il clinia morale dcl secolo non eran quelli che piü potevan
favorire la fortuna di quella forte, alta e talvolta rüde poesia. Quella
era Teta del lusso, dei salotti e dei ritrovi galanti, che per Venezia
hanno, in qiiest' anno, illustrati P. Molmenti, parlando di Galanterie
e salotti veneziani^^) e toccando, fra le altre dame, di Caterina Tron,
giä studiata da E. Castelnuovo^'); e A. Simioni, a proposito del
salotto di Giiistina Renier Michiel, V ultimo salotto prettamente veneziano
del sec. XVIII, in una garbata prefazione a Dieci lettere inedite di
Jacopo Vittorelli^). Quella era Teta dei grandi ti'ionfi del cantante
Farinelli, il cav. Carlo Broschi, beniamino di principi, di dame e di
poeti, del quäle C. Rrcci*^) ha rinfrescata la memoria, ripubblicando uno
studio del 1890 che illustra i buoni rapporti del famoso soprano con
Bologna, e la vita passata da lui in quella citta; Teta, che vedeva
L'abate Galiani fornitore di donne di teatro"), come ce Tha
rappresentato F. N[icolini] in un episodio della sua vita; Teta delle
Satire allegre e delle pasquinate, quäle ce Tha illustrata G. Zanni^^), a
proposito del conclave del 1774; Feta infine dei grandi avventurieri, come
il conte di Cagliostro e Giacomo Casanova. Sul Casanova quest'anno
la critica ha lavorato poco: solo G. Dolcetti, in alcune sue pregevoli
Briciole di storia, che si chiudono con una buona Nota Casano-
viana bibliografica, ha narrato La fuga di Giacomo Casanova
dai Piombi di Venezia^*), dove era stato rinchiuso il 25 luglio 1755,
condannato a cinque anni per colpe di religione, e donde fuggi la notte
del 31 ottobre; e C. Ricci ha trattato della relazione di lui colla ballerina
bolognese Corticelli^*); mentre int^rno al conte di Cagliostro, oltre a una
notizia di 8. Pedrolij^*') sul suo soggiorno a Rovereto, merita parti-
colare menzione Topera di H. D'Alm^ras su Cagliostro, la franc-
ma9onnerie et Toccultisme au XVIII si^cle, d'aprös des
documents inßdits^'), la quäle tende a considerare il Cagliostro con
criteri diversi dai consueti, e a di mostrare che, se la riputazione di lui fe
cattiva, egli valse assai pift della sua fama, e fu dotato di buoni senti-
menti, cui le tristi necessita della vita gl* impedirono di mettere in pratica.
Tale fu Teta che non pote comprendere a fondo e molto ammirare
Tarte e Tanima di Dant-e e dello Shakespeare. II che non vuol dire
ch' essa abbia trascurat« del tutto la serieta degli studi letterari ; e lo
provano due scritti comparsi neU'annata: Funo, su Le Accademie in
Arcevia (secoli XVI— XIX) e Rimo dialettali arceviesi
(17 33— 190 0)*^), in cui G. Crocioni da notizie di accademie taciute
da tutti gli storici, fra le quali e particolannente notevolc pel sec. XVIII
TArcadica Colonia Misena sorta nel 1750 e morta nol 1812, la
quäle onorevolmente associ5 agli sdilinquimenti poetici, per lo piü in egloghe
teatrali su tenvi e quesiti accademiei, di cui il Crocioni offre alcuni raggua-
18) In NAnt., 16 gennalo 1904. 19) Una dania veneziana del sec.
XVIII; in NAnt., 15 giugno 1882. 20) Per nozze Mandato-Florianello.
21) Vita barocca; Milano, Cogliati, 1904. 22) In NN. XIII, 11. 23) La
satira a Roma in tempo di scde vacante: il conclave del 1774;
in F. XXIII, 8—9. 24) In NA Von., NB. VII, 1. 25) In Vita Barocca;
Milano, Cogliati, 1004, 26) 11 Cagliostro a Rovereto; in AAA., S. 111
Vol. X. 27) Paris, Soci^t^ franjaise ccc, 1904. 28) In Ma. IV, 3—4.
II 132 Letteratura italiana del sec. XVIII. 1904.
gli accompagnandoli con un utilissinio glossario, le piü serie eure per
le ricerche di storia patria, secondo le tracce dello Zeno, del Fontanini,
del Maffei, del Muratori; Taltro, su Un mecenate del Settecento.
II Card. Angel 0 Maria Dur in i^**), in eui G. B. Marchesi ritesse
le vicende ed esamina gli scritti di quel munifico patrizio, al quäle il
Parini dedicö Tode La gratitudine e che fu pure poeta latino non
ispregevole, dandoci altresi un saggio interessante delle sue lettere diplo-
matiche, che sono iinportanti anche perche illustrano la storia della Polonia,
dove il Durini fu Nunzio apostolico.
Epistolografla» — A tout seigneur tout hon neun e
Tonore del prinio posto in questo capitolo spetta a L. A. Muratori,
di cui il marchese M. Campori, con una diligenza e una costanza veramente
ammirabili, ha pubblicato neir annata il 7® volume delF Epistolario^%
il quäle contiene 660 lettere, che vanno dal 1728 al 1733 e che dis-
corrono specialmente della famosn raccolta dei Rerum Italicarum
Scriptores e dell'altra, non nieno utile, delle Antiquitates Italicae
Medii Aevi; e ciö, nientre E. Filipptni*^) ricercava in alcune lettere
del grande storico i giudizi sul Quadriregio e sul suo autore, P. Wenzel
pubblicava Cinque lettere inedite di L. A. Muratori^*), di cui due
al Card. Passionei, due a G. G. Orsi e una all' ab. Giacinto Speranza,
e P. Fedele, stampando Lettere di eruditi e G. L. Mingarelli**),
ne attribuiva due anche al Muratori, contro il parere di G. Mercati^*),
che giudicava non esser quelle due lettere dirette al Mingarelli, ma bensi
a Nicolö Antonelli, segretario del coUegio dei cardinali.
Intanto L. Auvray ha continuato a pubblicare il suo interessante
contributo all* epistolografia del sec. XVIIII, dando 1' luven taire de la
Collection Custodi conservee a la Bibliothfeque Nationale'*),
a cui ho gia accennato nel rendiconto preceilente; e di molti personaggi
di quel secolo compaiono qui elencate le lettere: di monsig. Angelo
Fabroni, di Gaetano Filangieri, di Carlo di Fimiian, di C. L Finigoni,
di Giuseppe Baretti, di Giorgio Giulini, di Paolina Grismondi, di Ales-
sandro Guidi, di Giovanni Laini. - - Cosi, giacch^ ho toccato di scritti
che danno notizia od illustrano contcniporanemente le lettere di parecchi
scrittori dello stesso secolo, giustizia vuole che ricordi anche altre pubbli-
cazioni consimili. G. Chiuppani pubblico, ad eseinpio, Alcune lettere
di scrittori trentini possedute dalla civica biblioteca di
Bassano'®), e precisaniente appartenenti all' epistolario del famoso biblio-
gi-afo bassanese Bartolomeo Gamba (1766— 1841), ricco di ben 2441
autografi di personaggi dei secoli dal XV al XVIII; le lettere del sec.
XVIII, di cui il Chiuppani da notizia, sono in numero di 41, delle quali
36 inedite, e fra di esse sono specialmente notevoli le lettere di Giro-
lamo Tartarotti, di Clementino Vannetti, di Carlo Antonio
Pilati. G. Celoria pubblico una nota SulTepistolario di Ales-
sandro Volta esistente presso il R. Istituto lonibardo^'), in cui
e specialmente degno di particolare attenzione il carteggio con Martino
29) In ASL., S. IV, vol. XXXI, fascic. 3. 30) xModeua, Soc. Tipogr.
Modenese, 1904. 31) In GnF., nn. 23-24 an. 1904. 32) In MSE. II, 6—7
33) Ibidem. 34) Per due lettere del Muratori, ibidem. 35) In Bit. IV,
4 (ott.-dic. 1904). 36) In Tri. VII, 6—7. 37) In RIL. XXXVII, 5.
L. Piccioni. H 133
van Marum, segretario perpetuo della Societa Olandese delle scienze e
direttore del Museo Teyleriano: quaranta lettere, che vanno dal 28 no-
vembre 1782 al 22 ottobre 1802, di eui sono specialmente importanti
per la storia della pila voltaica le due del 80 agosto e delF 11 ottobre
1792, conie dimostra in una nota che segue alla comunicazione del Celoria,
il dott. G. BosscHA, attuale segretario perpetuo di quella Rocieta.
F. NiccoLiNi, dopo d'essersi occupato de L'abate Galiani epi-
grafista®^), complet5 la serie d'articoli, a cui ho gia accennato nel rendi-
conto precedente, ricavando e pubblicando Dal carteggio dell'ab.
Galiani'®) lettere inedite del Galiani stesso, del Grimm e del Paisiello,
scritte dal 1776 al 1781. E infine merita particolare menzione il volume
di G. Gasperoni, che tratta de La storia e le lettere nella seconda
meta del sec. XVIII*^ del quäle Targomento Toffersero le brevi
note sul C/arteggio inedito di due abati del sec. XVIII pubblicate in
quel Saggio di studi storici sulla Romagna*^), del quäle ho gia parlato
nel precedente rendiconto. In questo volume il Gasperoni studia special-
mente il copioso carteggio inedito dell'ab. G. C. Amaduzzi, che si con-
serva in ben 43 volumi nella Biblioteca comunale di Savignano in Ro-
magna, esaminando la vita e gli studi di lui, e gli elementi principali del
pensiero e della vita della seconda meta del sec. XVIII, fra cui special-
mente il Giornalismo letterar io a cui T Amaduzzi contribui, Gorilla
Olimpica, di cui TAmaduzzi fu amico e ammiratore, la questione tra
demente XIV e i Gesuiti, a cui T Amaduzzi s' interessö parteggiando
pel papa. A complemento del suo studio, il Gasperoni pubblica anche
quattro lettere inedite dell' Amaduzzi, di cui tre ad Anna Sern in i
e una a Girolamo Ferri, e parecchie dirette all' Amaduzzi stesso: una di
Giuseppe Bendoni, diciassette del riminese Giovanni Bianchi, tre
di Isidoro Bianchi, tre di Melchiorre Cesarotti (che con quattro
di Girolamo Tiraboschi e una di Vincenzo Monti furon gia pubblicate
da Luigi Amaduzzi fin dal 1892 nelle Spigolature letterarie inedite),
tre di Ludovico Coltellini, cinque di Gorilla Olimpica, due di
A. M. Curiazio, due di Carlo Denina, due di Girolamo Ferri,
una di Gregorio Fontana, due di Pietro Metastasio, una di Elisa-
betta Mosconi, ventuna di Ippolito Pindemonte; e finalmente una
del principe Luigi di Gonzaga a Gorilla Olimpica.
Del carteggio Tra G. R. Carli e Girolamo Tartarotti s'e
occupato amorevolmente F. Pasini *^), narrando le relazioni letterarie
corse tra i due valentuomini, soprattutto colla scorta di numerose lettere,
dettate tra il 1743 e il 1748, che il Pasini ha ricavato dalle biblioteche
di Capodistria e di Rovereto e ha qui pubblicate con buone note e acute
considerazione storiche. Contemporaneamente, la pubblicazione di Lettere
di G. B. Bodoni e di Lodovico Savioli*^), i cui autografi sono nella
Biblioteca Palatina di Parma, e cio^ due lettere del Bodoni del 1778 e
del 1807, e cinque del Savioli degli anni 1803 — 1804, ha contribuito
ad illustrare i rapporti fra il poeta bolognese e il celebre stampatore di
Parma, specialmente per quanto riguarda un' edizione bodoniana della
38) In NN. XIII, 2. 39) In Cr. II, 6. 40) Jesi, Tip. FA'Mv. Cooperativa,
1904. 41) Imola, Galeati, 1902. 42) In AMSIASP. XX, 1—2. 43) Bologna,
Zamorani e Albcrtazzi, 1904.
II 134 Letteratura italiana dcl sec. XVIII. 1904.
Gerusalemme Liberata e la versione di Tacito fatta dal Savioli.
Cosi, lettere di Angelo Mazza al p. Pozzetti si possono trovare nelle
Biografie Mirandolesi**) che vien pubblicando a volumi F. Cerretti;
e quattro Lettere di G. C. Passeroni a Flaminio Scarselli,
appartenenti all' anno 1745, ha fatto conoscere R. Sperati*'), ricavandole
dagli autografi conservati nella Biblioteca Universitaria di Bologna, insieme
con due sonetti: La poesia e II cioccolate.
Poesia e JPoeH, — An che in quest' anno ^ stato assai scarso
il contributo della critica allo studio sintetico di particolari generi poetici;
chfe, a dire il vero, di nessun valore sono le pagine di S. Piccitto suUa
Lirica siciliana nel Settecento*'), e lavoro poco sobrio e poco
limato 6 quello di A. Abruzzese su II Cantico dei Cantici in al-
cune paraf rasi poetiche italiane*''), contributo alla storia del dramnia
pastorale, in cui si sostiene che il poemetto ebraico ha il carattere di
canto erotico e si nega che ad esso possa aver attinto il dramma pastorale;
nh molto valore ha la comunicazione di U. Frittelli*^) su di un poemetto
maccheronico del sec. XVIII, intitolato Amusus Cuccagnae inna-
moratus, ispirato dalla 3* novella della VIII* giornata del Decameron.
Quanto agli studi e alle ricerche che riguardano singoli poeti, il
primo posto spetta indubbianiente agli scritti ehe furon dettAti intorno al
Metastasio; e ciö, non tanto per lo Studio su Pietro Metastasio di
M. ZiTO**), un'ottantina di pagine di giudizi e notizie comunissime,
dettate sulla scorta d'altri scritti; quanto per un gustoso ed assennato
articolo su II primo amore di P. Metastasio*^ in cui E. Celani
tento con documenti inediti di ricostruire la storia della vita trascorsa dal
Metastasio dal 1710 al 1719 e dal 1724 al 1730. II primo amore del
poeta risale circa al 1719 o 1720, e f u per una Rosalia Gasparini,
ch'egli Celebrex sotto il nomc di Nico, e ch'era figlia dell' ainico Fran-
cesco Gasparini maestro di cappella. Ma il cuore di Rosalia non doveva
essere pel poeta, perchö nel 1720 la fanciulla sposava un Carlo Gilioni
e il Metastasio fuggiva addolorato a Napoli, dove ben presto doveva
trovar conforto neir amore della Bulgarelli. - E giaech(i ho ricordato il
Metastasio, Targomento mi porta ad aecennare anche allo studio che su
di Un precursore del Metastasio, cW b il reggiano Pietro Pariati, ha
ripubblicato N. (-ampanini*^): studio che risale al 1889 e che e interessante,
oltre che per la storia della poesia drammatica, della quäle non e mio
compito d* occuparmi, e per le molte notizie importanti sulla vita del poeta,
anche perche pubblica in Appendice parecchi versi del Pariati, degni ancor
oggi di ricordo, e parecchi documenti che illustrano la prigionia del poeta
nelle carceri di Kubiera.
Anche su G. C. Passeroni s'^ fermata Tattenzione di due Studiosi;
ma mentre G. Bonfiglioli nel parlare di U n amico del Parini")
non ha avuto che lo scopo modesto di dar notizia della vita e delle opere
principali del poeta nizzardo, in occasione del primo centenario della sua
44) Mirandoln, Grilli, 1904; vol. III p. 211. 45) Bologna. Zamorani e
Albertazzi, 1904. 46) Ragiisa, Destefano, 1904. 47) Trani, Vecchi, 1904. 48) In
Minuzzoli di critica; Pergola, Gasi)erini, 1904. 49) Napoli, (iargiulio, 1904.
r>0) In RMIt. XI, 2. 51) P^ircnze, Öansoni, 1904. 52) In RIL. S. 2 Vol.
XXXVII, 2.
L. Piccioni. H 135
niorte, che cadeva appunto il 26 diceinbrc 1903: M. A. Giani'^), dopo
aver accennato brevemente alla vita del poeta, con speciale rigiiardo alle
notizie che si ricavano dal Cicerone, ma, pare, ignorando la interessante
biograßa che del Passeroni usci anoninm a Milano dalla Stamperia Rivolta
nel 1822, ha occupata buona parte dell' opuscolo, ch*^, piü che altro, im
saggio di un buono ed utile lavoro non ancora fatto, a studiare, dopo le
relazioni d'aniicizia fra il Passeroni e il Parini, i riscontri fra il Cicerone
e il Giorno, specialmente per la satira contro gli scrittori, le donne e
il forestierume invadente del sec. XVIII.
Di iin altro poeta burlesco s'e occupato D. Bolzi, dettando un
Breve studio su G. B. Fagiuoli, poeta burlesco ai tempi di
Cosimo 3® Granduca di Toscana^*), tempi della trionfante bacchet-
toneria, cosi ben sferzata dal Gigli nel suo Don Pilone; ma ö uno
studio assai superficiale, che non porta nessun nuovo, per quanto minimo,
contributo, composto suUa scorta di lavori precedenti, specialmente di
quelli di M. Bencini e G. Baccini. — lucomparabilmente migliore ö
lo studio di G. Zaccaonini su Gli apologhi in versi e in prosa
di N. Forteguerri**), che il giocondo poeta pistoiese lasciö inediti e
che furono pubblicati da F. Camici in appendice al volume di Notizie
della vita e delle opcre di N. Forteguerri^®). Non sono gran cosa, come
anche lo Zaccagnini concede, questi venti apologhi, di cui undici in prosa,
quasi tutti ispirati dalla caccia, e dettati a scopo morale in una forma
latina piana e scorrevole : la loro importanza sta soprattutto nell' originalita,
perchö s' allontanano dal tipo classico di Esopo e di Fedro, e perchö il
loro contenuto eminentemente soggettivo ci da modo di conoscere i criteri
artistici e la vita del poeta.
Cosi, mentre A. Pilot ha ricavato da un codice Cicogna del Museo
Correr di Venezia Sei sonetti contro Melchior Cesarotti^"), nei
quali e sferzato con vivacita di spirito il filologo e traduttore padovano;
e G. Agnelli ha reso conto delle Onoranze centenarie al poeta
Francesco Di Lemene'^% del quäle ricorreva appunto neir annata il
secondo centenario della morte; E. Bertana, offrendo nuovi appunti
sulla storia del preromanticismo italiano, s'e occupato di Un altro ar-
cade younghista^^), Tabate torinese Luigi Richeri, che assecondö il
gusto delFArcadia piagnucolosa e ne tentö, senza alcun garbo, tutti i
motivi e tutti i toni, pur essendo e dichiarandosi antiromantico. — Final-
mente ricorderö che E. Fillipini, occupatosi a varie riprese del poeta
estemporaneo folignate Sante Ferroni (? — 1800), ha pubblicato anche
neir annata due scritti d' argomento fcrroniano: Quattro lettere di
Sante Ferroni®®), dirette a Giuseppe Bornardoni, consigliere aulico del
governo austriaco in Milano e letterato ed erudito molto pregiato, le quali
contengono molti particolari biografici; e «II primo amore» Fcrroni-
ano^^), un componimento in isciolti, ch' ebbe speciale fortuna e che fu
53) Di Gian Carlo Pasaeroni e di alcuni riscontri fra il „Ci-
cerone" e il „Giorno"; Tortona, Bossi, 1904. 54) Castiglion Fiorentino,
Bennati, 1904. 55) In RaCLIt. IX, 1—4. 56) Siena, S. Bernardino, 1895.
57) Nel volume In memoria di Oddone Ravenna; Padova, Gallina, 1904.
58) In ASCL. XXIXI, aprile-giugno 1904. 59) In MNSN., Milano, Hoepli, 1904.
60) In U., VI, 21-22. 61) In MNSN., sopra cit.
II 136 Letteratura italiana de! aec, XVIII. 1904.
uno (lei pochi noii estemporanei, cui il Filippini ha riferito iiitegral-
mente, secondo T autografo conservato a Brera, di fronte al comun testo
ch'h andato sinora per le stampe.
Criuaeppe Pari/ni» — La critica non s'fe occupata afiatto nel-
Fannata nh della vita nh delF opera maggiore del poeta brianzolo; che
gli Studiosi hanno posto quasi esclusivamente la loro attenzione alle odi,
di cui hanno rieercato amorosamente le bellezze, le allusioni e le fonti.
Infatti, se ne eccettui lo studio su II Parini e le belle arti'^), in cui
8. Ricci, prendendo ad esanünare i Pensieri sulle belle arti, ha
creduto ravvisare in quest' opera pariniana notevoli uovita d' intenti, e la
Noterella pariniana*') di G. Natali, nella quäle s'ö preso oecasione
di un accenno, che h in un f rammen to poetico del Parini, ai
terapi oscuri
Quando con formidabile staffile
Regnarono i pedanti . . .
per toccare, con testimonianze di scrittori d'ogni eta, da Salomone al
Manzoni, della barbara disciplina usata per tanti secoli nelle scuole, e di
chi la sostenne e di clii la combatt^; delle odi solamente s'oecupano tutti
gli altri scritti di cui ora dirö. «La Caduta» fu illustrata e magni-
ßcata da G. Carducci**), che la difese da par suo dagli appunti mossi
da altri ; mentre di essa procurava una nuova eilizione D. Scipioni *^) con un
common to molto accurato e fin troppo minuto. «L' educazione» **) fu studiata
da N. Vaccalluzzo, il quäle, premesso che il nocciolo delF ode pariniana
h la parlata di Chirone, a cui s' atteggia e vorrebbe assomigliare il poeta,
giudica che Tidea sia venuta al Parini dalla satira La Musica di
Salvator Kosa, dove V eroe h Alessandro e il maestro ^ Antigono, ma
il motivo poetico e lo stesso; come appunto M. Fuochi*') ravvisa nel-
Tode «L' impostura» reminiscenze delle Divin ae Institutiones di
Lattanzio, mentre B. Cotronei, in alcune postille all' articolo del Fuochi,
vorrebbe trovarvi piuttosto Tinflusso del Voltaire. All* ode «La laurea»
ha volto la mente V. Osimo®®), raccogliendo molte notizie su Maria
Pellegrina Amoretti di Oneglia, che si addottorö in leggi a Pavia nel
1778 e fu festeggiata da molti poeti, fra cui dal Parini appunto coli' ode
«La laurea».
Veramente, prima di ricordare questi vari scritti intomo alle odi
pariniane, avrei dovuto parlare dello studio di D. Forti su II caratterc
del Parini desunto dalle sue Odi*% ma non m'ö riuscito d'averne
visione, sieche m' e d' uopo accontentarmi di questo fuggevole cenno per
norma del lettore.
Vittorio Alfleri. — Gli echi della commemorazione centenaria
del grande Astigiano si sono naturalmente ripercossi in quest' annata,
sieche di parecchie pubblicazioui debbo ancora render conto, anche lasci-
621 Ibidem. 63) II bastone pedagogo; in MNPS., Messina, Nicastro,
1904. d4) «^Le Caduta» ode di Giuseppe Parini; in NAnt., 16 marzo
1904. 65) Roma, Forzani, 1904. 66) <iL' educazione* del Parini e una
satira di Salvator Rosa; in RaP. XXI, 3—4. 67) Lattanzio e un' ode
di G. Parini; in A&R. VII, 64 — 6;'). 68) Una figura pariniana; nel
Yolumo In memoria di Oddone Ravcnna, sopra cit. 69) Vonczia, Draghi,
1904.
L. Piccioni. II 137
ando a parte la critica di quel teatro, che fu pure la maggior gloria di
Vittorio Alfieri.
Trascuro affatto lo scritto di P. De Nardi sulla Filoaofia del
gen 10 di V. Alfieri''% potendo bastare quanto ho detto di questo
critico filosofo nel rendicorito precedente; e ricordo invece ehe della inaggior
opera ehe sia stata dettato suU' Alfieri in occasione del centenario, quella
di E. Bertana, fu pubblicata neir annata una seconda edizione''^), acere-
sciuta di un capitolo su La gloria, in cui il Bertana cerca determinare
il valore estetico delle tragedie e della Vita: e una seconda edizione
di opera cobI ponderosa, alla distanza di soli due anni dalla prima, ^
indubbiamente la prova migliore delF interesse che V opera del Bertana
ha suscitato nel pubblico colto e fra gli studiosi del poeta, nonostanti le
fiere opposizioni e le spesso imineritate censure. Cosi l'opinione del
Bertana contraria alla leggenda di un Alfieri illetteratissimo tra
gente illetteratissima, ha trovato nuova conferma nello studio di E. Levi
Malvano SU Un consigliere delT Alfieri. II conte Agostino
Tana'*), il quäle non fece, in verila, grandi cose, ma, in niezzo alla
scioperataggine letteraria allora dominante, fu un esempio di onesta, seria,
ben diretta operosita: poeta di fine gusto, critico studioso e sottile, fu ben
degno di consigliare 1' opera incerta delF Alfieri principiante, come T Alfieri
stesso ricorda nella sua Vita.
Altre briciole delle carte alfieriane, gia spogliate a Montpellier dal Mazza-
tinti, ha fatte note L. G. P^lissier''^), mentre Amy CochraI^e Vitel-
LESCHf s'e occupata della contessa d'Albanv in un suo interessante
volume'*); e di due personaggi ch'ebbero rapporti colP Astigiano Hanno
trattato due altri valentissimi studiosi: F. Novati '''*), rinfrescando la
memoria e delineando la figura di queir abate avventuriero e screditato,
Francesco Zacchiroli, contro il quäle T Alfieri lanci5 il noto epigramma:
Fosco, losco, e non Tosco,
Ben ti conosco:
Se pan tu avessi, non avresti tosco;
autorc anche di un dialogo in cui sono introdotti, a scopo satirico, 1' Al-
fieri e Francesco Albergati Capacelli; e E. Teza''^), illustrando gli amiche-
voli rapporti del poeta con Andrea Ch^nier, a proposito di un discorso
del Ch^nier 8ur la perfection des arts, messo da poco in luce da
Abele Lefrauc''). Cosi delF opera di M. Porena su Vittorio Al-
fieri e la tragedia''®) segnalerö i capitoli su La Vita dell'Alfieri
e SU L'artista, il cittadino e Tuomo, che hanno piü diretta relazione
con quanto spetta a me di trattare, ma aggiungerö ancbe subito che, in
niezzo a molta ammirazione per V Astigiano, il Porena dimostra pure
molta rettorica e molta enfasi delle men buone. E ricorderh da ultimo
70) Forli. Tip. Sociale, 1904. 71) Vittorio Alfieri »tudiato nella
vita, nel pensiero e nell'arte, con lottere e documenti inediti,
ritratti e facsimile; Torino, Loescher, 1904. 72) In RSA. XIII, S. II, XV.
73) EDCore quelques documents autour dMlfieri; in CCEL. III,
XI — XIV. 74) A court in exile. Charles Edward Stuart and the
romance of the Countcss d'Albany. London, Hatchinson, 1904.
75) Vittorio Alfieri e Francesco Zacchiroli; in BSIt., An. X, S. III,
6—7. 76) V. Alfieri e A. Chönier; Ibid. 19. 77) In Re., settembre-di-
cembre 1899, 78) Milane, Hoepli, 1904.
II 138 I^tteratura italiana del sec. XVIII. 1904.
lo studio di E. Fonti su II sentimento musicale di Vittorio
Alfieri'''^), il quäle, condotto con niolto senno e lodevole diligenza, con-
chiude che TAlfieri possedeva orecchio musicale, suonava qualche stm-
raento, e mostrava molto buon gusto per 1' arte dei suoni, siecht, se
r armonia non si sente molto nelle sue tragedie, dove i versi sono spesso
duri, irti, sprezzanti d' ogiii doicezza e d' ogni armonia, questo, senza
dubbio, il poeta volle deliberatamente.
Mi resta a dir qualche cosa degli scritti che riguardano le opere
minori dell' Aliieri, e mi sbrigo in poche parole. C. Deni, in un volu-
metto intitolato I sonetti di Vittorio Alfieri ed altri saggi^®), ci ha
offerto, piil che altro, un buon compendio di ci6 che fu giä scritto da
altri suir argomento ; cosicch^ per noi ha maggior valore V articolo di
P. SiRVEN dettato A propos d'un sonnet d'Alf ieri®^), d'uno cioö dei
due sonetti inspirati dalla tomba di Dante a Ravenna nel 1783, conser-
vato nella coUezione Custodi della Biblioteca Nazionale di Parigi, e che
offre parecchie varianti notevoli del testo sinora pubblicato. — Ne giova
trascurare affatto la nuova edizione che del trattato Della Tirannide
ha curata E. C. Aroldi per la Biblioteca Universale del Son-
zogno ^^), non foss' altro per la breve prefazione, nella quäle T editore
nota neir operetta aUieriana V assenza di un criterio storico direttivo, e
invece molta poesia apologetica e convenzionale, indettata da quel falso
classicismo, da cui non si b ancora emancipata V educazione moderna.
Per la fortuna infine del poeta astigiano ^ interessante la notizia
che ha pubblicato G. Bustico®^), esaminando e riassumendo una quasi
ignota Apoteosi di V. Alfieri, ch'ö un dramma allegorico di un cotal
Giovanni Quazzi^ recitato ad Asti nel 1815.
Prosa e Pvosatorim — Una dotta e interessante comunicazione
che B. Croce ebbe occasione di fare Per la storia della critica e
storiografia letteraria al Congresso Internazionale di Scienze Storiche
che si tenne a Roma nel 1903^*), tocco anche brevemente della critica
e dei critici del sec. XVIII, e specialmente di G. B. Vico (deUe cui
Iscrizioni latine pel convento dei Cappuccini di Arienzo il
Croce s* occup5 altrove ^% il quäle, per quanto tenebroso e obliato, pure
esercit^ notevole influsso sulla critica letteraria italiana, come lo dimostrano
il Cesarotti, Mario Pagano, Francesco Torti, il Foscolo, l'Emiliani Giudici,
il De Sanctis, che sono indubbiamente molti e, quel che piü monta, assai
bei nomi di Scolari. Nö minor numero di Scolari, se non tutti cosi
famosi, ebbe il grandc Muratori nella sola Romagna, come ha dimostrato
G. Gasperoni accennando, a proposito di Ludovico Antonio Mura-
tori e della scuola storico-critica romagnola^^) all' opera erudita
di Giuseppe Garampi, Pasqualc Aniati, Gaetano Marini, Gian Cristoforo
Amaduzzi, Marco Fantuzzi, che scguirono le orme dello storico vignolese.
Del quäle i Rerum Italicarum Scriptores hanno continuato nel-
l'annata a uscire a dispense nella nuova e diligentissima edizione, a cui
79) In RMIt. XI, 3. 80) Catania, Monaco e Mollica, 1904. 81) In Bit.
IV, 3. 82) Milano, Sonzogno, 1904. 83) Un' «apoteosi ^» sconosciuta
di Vittorio Alfieri; Firenze, Ricci, 1904. 84) In Atti del Congresso stesso;
Roma, Loeecher, 1904; Vol. IV, Sez. III. 85) In NN. XIII, 1. 86) In
Ro. I. 1.
L. Piccioni. H 139
ho gia acceninito iiel rendiconto precedente, mentre Vittorio Fiorini,
che non dimentica, ed h suo gran merito, nel suo alto ma certo poco
confortevole ufficio^ le lettere e i buoni studi, ha iniziato un Archivio
Muratoriano, che prepari il terreno e serva di compimento a quella
edizione, della quäle ormai si puö dire l'unico direttore, da che il Car-
Duoci non s' ö riavuto dalle sue poco liete condizioni di salute.
E di critici, storici e scienziati s' e quasi esclusivainente occupata la
critica delP annata. Ottima, ad esernpio, e la Bibliografia Maga-
lottiana di S. Fermi®''), che ottenne il premio del concorso Brambilla,
indetto dalla Societa Bibliografica Italiana in onore del suo benemerito
presidente: lavoro diligentissimo sotto ogni rapporto, che tien conto
scrupoloso delle varie edizioni dei vari scritti dello scienziato romano,
delle opere che parlano di lui, delle lettere edite ed inedite, degli scritti
suoi inediti in versi e in prosa. E lavoro molto accurato ö Tedizioue
della Vita di Pietro Giannone scritta da lui medesimo, fatta
da F. NicoLiNi^^), cha ha il vanto d'aver offerto agli studiosi la prima
edizione integra di quell' autobiografia. — Ma la pubblicazione senza dubbio
piü importante intorno ad uno scrittore del sec. XVIII, della quäle debbo
pur dar notizia, ö quella che, iniziatasi nel 1903, nel mio precedente
rendiconto esprimevo la speranza di veder completata per V anno successivo.
Alludo ai tre volumi che T Ateneo di Scienze Lettere ed Arti di Bergamo
volle dedicati a Lorenzo Mascheroni per celebrarne, in modo degno e
duraturo, il primo centenario della morte. Ma dei tre volumi, solo due
per ora hanno visto la luce, n^ si sa quando comparira il terzo, gia da
lungo tempo promesso; e mi par giunta Tora che almeno dei due pubbli-
cati io renda conto ai lettori. A risoUevare la fama dello scienziato e
poeta bergamasco, pieno di maschia e geniale vigoria di pensiero, ha
contribuito efficacemente il volume, che fu il primo pubblicato, di Poesie
e Prose italiane e latine edite ed inedite, il cui testo critico fu
curato da C. Caversazzi®*). La raccolta degli scritti mascheroniani b
in questo volume assai diligente: tutti riveduti sui manoscritti originali o
riprodotti dalle prime edizioni a stampa, questi scritti, pubblicati parte
come saggi di virtü poetica e letteraria e parte come documenti di pensiero
e di vita, furono dalF editore cronologicamente ordinati e accompagnati da
brevi ma sicure, e spesso assai dotte, note dichiarative. Poche sono le
prose e le poesie italiane inedite, che si pubblicano nel volume; tutte
inedite invece le prose e le poesie latine ; ma se V editore avesse trovato
modo di distinguere nell' Indice gli scritti editi dagl' inediti, avrebbe certo
meglio accententato gli studiosi che non hanno, pur troppo, tempo da
perdere. Molto dotta e dettata cou forma signorilo, che talvolta perö si
desidererebbo piü semplicc e pii^ sobria, ^ Tlntroduzione storico-
letteraria che il Caversazzi ha falto precedere all' edizione degli scritti
mascheroniani: notevole contributo, senza dubbio, alla storia delle lettere
e delle idee del sec. XVIII, anche per le frequenti citazioni di poesie e
di prose italiane e latine, ignote e mal note. Questa Introduzione tratteggia
la figura del Mascheroni seminarista ed insegnante e ne scruta acuta
87) PiacenzÄ, Foroni, 1904. 88) In ASPM. XXIX, 2—3. La pubbli-
cazione fu poi raccolta in elegantissimo volume con fac-simile e indice assai
diligente e copioso (Napoli, Pleno, 1905). 89) Bergamo, Arti Grafiche, 1903.
Vollraöllor, Ilom. JahroBbcrichl VIII. \{)
II 140 Letteratura italiana del sec. XVIII. 1904.
inente i sentinienti e le idee; stiidia il pedagogista o il rifonnatore degli
studi e ne rivela il senno e la novita dei criteri; e, dopo aver dedicate
argute e dotte pagine alla mania del tenipo pel vcrseggiare d'occasione,
trova niolta spontaneita d'arte e di vita nelle poesie burlesche e nei
carmi latiiii dello scienziato berganiajico. Cosi, a illustrazione delle sue
prose, ne studia le idee politiche e vi trova molto senno e niolto equilibrio
mentale; e a proposito delPInvito, di cui narra minutamente le origiiii
e la storia, studia i rapporti tra il poeta e Lesbia Cidonia, e dimostra
ch' essi furono semplicemente di ossequio e di obbligazione, con un pizzico
di quella galanteria, che il costunie del tempo esigeva. Degli altri
due volunii, destinati a trattjire dell'opem scientifica e della biografia del
Mascheroni, se n' b pubblicato iiell' annata uno .solo, che comprende
quanto di notizie, di documenti e di lettere pub servire a una completa
biografia uiascheroiiiana®**). Non v'ha dubbio che sarebbe stato assai
nieglio e piü opportuno che questo volume avesse offerto quella completii
biografia, a cui invece vuole solo contribuire e gli studiosi avrebbero
onnai diritto; nia cio non toglie che anche questo volume sia molto utile
e interessante. Esso b dovuto in gran parte alle eure di A. Fiammazzo;
ma v' hanno contribuito anche altri: S. Lussana, con un articolo su
L'orologio portatile inciso da Lorenzo Mascheroni nel 1776:
E. FoRNONi, con un altro articolo su L'opera di L. Mascheroni nella
costruzione della cupola del Duomo; e finalmente G. Loria, con
brevi pagine, anch'esse di natura scientificii, su Mascheroni contro
Varignon. A. Fiammazzo studia la vita del Mascheroni dalla nascita
all* entrata nell' Universita di Pavia, e poi a Parigi dove mori esule; e
le notizie che il Fiammazzo ci oflfre coUa piö scrupolosa coscienziosita,
correggendo altre notizie e vecchi apprezzamenti falsati od erronei, sono,
come ognun puö credere, molto interessanti, e riguardano, oltre che il
Mascheroni, anche la sua famiglia e i suoi amici, e lumeggiano assai bene
fatti e particolari finora oscuri o mal noti. Sui quali gettano pure nuova
luce, come sul carattere di lui e sulla composizione del suo Invito, le
molte lettere ijiedite del poeta e di altri a lui, e tutta la corrispondenza
tra il Mascheroni e il conte Fogaccia suo amico, che il Fiammazzo ha
pubblicato nello stesso volume. II quäle perö, se ha un difetto, e a mio
parere non lieve, e quello d' essore un po' fairaginoso e di tornare spesso
sopra fatti e notizie di cui tocca giä il volume curato dal Cavereazzi.
Giacchö ho parlato di uno scrittore, ch*ebbe fama specialnlente
come scienziato, b qui il luogo di ricordare due altri scritti che si riferiscono
a scienziati dello stosso secolo: lo studio di F. Candio su Michelangelo
Fardella professore di filosofia a Padova (1 700--- 1 7 0 9)»'), e
r articolo di B. Terkibilk su Un astronomo oritano del XVIII
socolo^^): il gesuita G. B. ('arbono. Ma tornando ai critici ed agli
}?torici, giovcra anzitutto far monziono, giacche del Giannone ho gia toccato,
dello scritto di F. Carakkllese su L' ultimo denigratore di Pietro
Giannone®^), Domonico Arcaroli, nato nel 1731 e morto dopo il 1820;
e poi accennare a (lue aneddoti che G. Biadecjo ha fatto noti intorno
90) CoDtributi alla biografia di Lorenzo MaHcheroni; Bergamo,
Arti Grafiche, 1904. 91) Padova, Drucker, 1904. 92) In HSSa. I. 1. 93) In
RaP. XXI, 11—12.
P. Bellezza. II 141
a Scipione MafFei^*), in occasione che i professori Tullio Ronconi e
Antonio Belloni si preparano ad iilustrare Topera coniplessa letteraria e
scientifica dello scrittore veronese, pel prossiino primo centenario deiristi-
tuzione del liceo di Verona, che porta appunto il nome glorioso del Maffei:
Tuno, a proposito delle Meniorie del generale Alessandro Maffei, fratello
di Scipione; V altro, suU' impresa teatrale che Scipione assunse per lo
spettacolo inaugurale del nuovo teiitro dei Filarmonici di Verona, dove fu
nel 1732 rappresentata La fida Ninfa, dranima per niusica dello stesso
Maffei. — Cosi de La storia romana in una storia d'Italia inedita
di Alessandro Verri s' occupö A. De Marchi®''^), rieavando interessant!
appunti da un saggio storico che il Verri scrisse a venticinque anni e
che rimase inedito per T audacia delle idee che v'erano espresse; e CT.
Postinger tratt<^ de L'amicizia di Clement in o Vannetti col
fiorentino Giovanni Fabbroni^®), mentre si pubblicava dello stesso
Vannetti un sonetto*'), ch' ^, senza dubbio, importantc per la storia
della coscienza d'italianita del Trentino nel 1754.
Quanto alla letteratura aniena, due sole opere debbo segnalare agli
Studiosi del Settecento: il volunie di A. Albert azzi su II Roman zo*®),
di cui il Ciip. IV della 1^ Parte tratta dei romanzi del sec. XVIII,
secondo gli intenti di divulgazione che s'ö proposta la coUana di opere
sui vari generi letterari italiani a cui il volume appartiene; e lo studio
di G. Amalfi SU Un altro novelliere palermitano: Nicola
Salerno®®): novelliere in verita poco noto, le cui novelle furon pubbücate
nel 1764 e scritte per farne uno specchio di «ragionevole, civile e
cristiana pieta».
Torino. Luigi Piccioni.
La letteratura italiana nel seeolo XIX. I. La scuola
claSSiCii 1904. Jtlonti. L' epistolario montiano, gia cosi raggu-
ardevole, viene notevolmente aumentato da un buon numero di Lettres
in^dites de madame de Stael a V. Monti, rese di pubblica
ragione da Ida Morosini ^). Vanno dal 1804 al 1816, e sono ricchi
di particolari biografici finora ignoti o mal noti, specialmcnte per ciö che
riguarda i rapporti del M. con mad. di Stael, il cui entusiasmo per il
suo poeta e qui un' altra volta dimostrato. U editrice le fa precedere da
un' introduzione e le accompagna di diligonti note illustrative. Poche
soltanto delle lettere furono gia stampate in altre occasioni; la maggior
parte (in numero di ventisei) vedono ora per la prima volta la luce. —
Un altro contributo all' epistolario del M. reca F. Pasini colle sue Spigo-
lature Montiane*). Si tratta di due lettere inedite che si serbano
nella bibliot^eca civica di Trento, e d' un bigliettino della moglie del
M., Teresa Pickler, a Caterina Zaiotti, di non grande importnnza, a dir il
vero, ma che il Pasini illustra con utili notizie. Lo stesso P. pubblica
94) Per Scipione Maffei; Verona, Franchini, 1904. 95) In MNSN.
giäcit. 96) In AAA. X, 3— 4. 97) Un sonetto di Clementino Vannetti;
in CCEL. in, 21-23. 98) Nella Storia dei generi letterari italiani;
Milane, Vallardi, 1904. 99) Salerno, Jovane, 1904.
1) GGSIt. fasc. 136-137, pp. 1 sgg. 2) Capodistria, Cobol c Priora,
pp. 16, 16". Efltr. dalle PIst. II, 3.
10*
II 142 Lft lett- ital. nel sec. XIX. I. La scuola classica. 1904.
e postilla uiulici lettore del M. a Clenientino VannettP). Sono degli
anni 1780 — 81 e trattano di argoinenti letterari. p] aggiunto un poema
inedito del M., intitolato „La Solitudine**, e che evidentemente iion ebl>e
r ultima niano. Pure del Pasini b una studio sopra V. Monti in di-
fesa dello Shakespeare*), il quäle confernia la larghezza di vedute e
requaniniitÄ di giudizio di quello che era pure il Corifeo della scuobi
classica in Italia.
Ang. Solerti da Tesatta versione Di un' ode di V. Monti*),
che e quella per una solenne inascherata rappresentante un trionfo,
eseguita da alcuni nobili di Ferrara. — Di un' altra ode montiana, L'ode
di V. Monti per nozze illustri veronesi, si occupa Fl. Pelle-
GRiNi^), e reca molti particolari ignorati suUa genesi e suUe vicende di
questo componimento, il quäle fu steso nel 1822, ma pubblicato soltanto
nel 1826. Uno studio comparativo istituisce Ines Panella tra II
«Caio Gracco» del Monti e il «Caio Gracco» di Andrea Ch6-
nier''), ma e a deplorarsi che l'autrice non conoscesse o non abbia
tenuto conto del molto che gia fu scritto sul «Caio Gracco» in Italia e
altrove.
Foscolo» AUa distanzadi ventidue anni dalla prima com pare la nuovn
edizione delle Poesie di U. Foscolo per cura di G. Chiarini®). Essa
differisce notevolmcnte da quella*) per la disposizione dei coraponimenti
e specialmente dei frammenti dolle «Grazie». Sono qui inoltre raccolti
i risulmti degli studi che nel frattempo si vennero facendo dal Mestica,
dair Antona-Traversi, dal Martinetti, e dal Chiarini stesso. Le
poesie sono distribuite in quattro gruppi: quelle pubblicate e riconosciute
dal F.; i frammenti delle «^ Grazie»; le poesie postume, traduzioni minor!
e imitazioni; le poesie giovanili rifiulate. Tra i componimenti inediti
appaiono qui per la prima volt« dei frammenti di satire, che non hanno
grande importanza nö letteraria, n^ storica. Chiudono il volume alcune
appendici che contengono una bibiiografia delle poesie foscoliane e docu-
menti illustrativi di varia indole. — Valendosi similmente delle ricerche
compiute dai critici sopraccennati, Giov. Trischitta pubblica un volu-
metto sopra la Storia ed estetica delle «Ultimo lettere di
J. Ortis» di N. U. Foscolo^®). Nella prima parte ricostruisce la storia
della composizione del romanzo nella sua primitiva e incompiuta redazione
della «Vera Storia» e in quella ulteriore delle «Ultimo lettere», detenni-
nando fin dove e possibile, col sussidio delle testimonianze del F. stesso,
quali personaggi roali siano adomhrati in quel romanzo. Nella seconda
parte esamina la materia, i caratteri o la forma delle «Ultime Lettere» e
mette in rilievo il sentimento della natura che ispira alcune di quelle
pagine. — Del sentimento deü' arte nel poota di Zante si occupa invece
R. Gavagnin in un garbato studio sopra II sentimento dell' arte
nei sonetti di U. F.")- — Scritti d' indole speciale sono ancora:
F. Rosso, Un sonetto del F. dichiarato e commentato*^) (e quello
3) Nova Montiana, Capodistria, Cobol e Priora, pp. 45, 16". 4) FD.
XXVII, 5. 5) Bologoa, Zanichelli, ediz. di 60 eserapl., per nozze Mazzoni-
Zanichelli. 6) Sta nel volume: Dai tempi antichi ai tcmpi mo-
dern i, ecc. Hocpli 1904 (per nozze Scherillo-Negri). 7) Rom. I, 6. 8) Nu-
ova ediz. critica. Livorno, Giusti, pp. CXIII— 612, 16". 9) Livorno, Vigo
18S2. 10) Mes.«;ina, Miiglia, pp. 108, 8". 11) AtVcn. XXVII, II, 2. 12) Pi. II, 33.
P. Bellezza. H 143
che coniincia: «Te nudrice alle Muse ospite e dea»); L. Ci'Ccurüllo,
Di uns probabile fönte dei «Sepolcri» foscoliani^') (si tititta
d*uno scritto del conte Luigi Lambertenghi, edito nel periodico «II
Caff^»)^^); G. MiNOLFi-MiNOLFi, Foscolo e Byron'**) (uno dei troppi
paralleli, che non approdano a nulla, qiiando i raffronti non siano istituiti
eon la conoscenza sicura e T esame diretto delle opere rispettive) ; Fr.
ViGLiONE, Sul teatro di U. Foscolo. Studio**) (si espongono le
teorie drammatiche del F. in confronto a quelle deirAlfieri, da cui se ne
mostra la derivazione; seguono degli studi sul «Tieste», l'«Aiace», la
«Ricciarda» e suUe loro fonti, e infinc T esanie de' disegni di tragedie,
che il poeta lasciö inattuati 0 incompiuti),
Di contenuto biografico sono i lavori segnen ti: U. Foscolo a
Venezia^'), in cui A. A. Michieli, servendosi di documenti poco noti
o inediti aäatto, ritesse la vita del poeta nella sua patria d' adozione^ il
8U0 esordire nelle lettere, i suoi prirni lavori di prosa e di verso, 1' entusia-
snio patriottico del giovine poeta e la parte da lui presa nelP agitata
vita politica di quel tempo. Si recano, tra Taltro, i verbali delle sedute
dei circoli di cui il F. era assiduo frequentatoree oratore caldissimo. II
volume contiene anche alcune lettere inedite. — Altri particolari suUa
vita giovanile del F. si traggono dallo studio che G. Valsecchi dedica
a Giuseppe Marin i^^), fervida anima di rivoluzionario, amico del poeta,
e uno di coloro che con lui parteciparono alle adunanze della municipalita
veneziana e passarono a Milano dopo il trattato di Campoformio. A
questo proposito notiamo che notizie curiose sul F. e lettere inedit« di
lui e di amici suoi sopra argomenti di politica si trovano riferite in
un recente voluine di E. Casa, pur d' indole strettamente storica e
speciale^®).
Non mancano anche quest'anno i contributi alla storia di questo o
di queir amore del F. — V. Santi, in una Nota foscoliana*®), rettifica
qualche errore comuiesso dai biografi circa i rapporti del poeta con la
Francesca Giovio, rapporti su cui getta nuova luce una lettera inodita del
F. stesso, in data 26 ag. 1808, probabilniente indirizzata alla sorella di
lei, marchesa Felicia Porro, natu Giovio. A. Neri, prendendo in esame
La caduta di Luisa Pallavicini^^), indaga alcuni particolari interes-
santi che si riferiscono a queir episodio, attingendo da scrittori contem-
poranei, e specialniente dai M4moires del generale Thiebault; aggiunge
anche un ritratto deireroina.
Leopardi. — Un benemerito cultore del Recanatese, Bon. Züm-
BiNi, riunisce, in due volumi di Studi sul Leopardi^*), poco aggiungendo
di nuovo, i suoi lavori precedenti sul poeta; lavori pregevoli piü per
Tentusiasmo e T interpretazione sagace, che non per la severita della
critica. Una nuova spiegazione dei «Paralipomeni» tenta Tom. Pagnotti
13j BSIt. XI, 1. 14) fc da vcdcrsi la rettifica di V. Cian nel num. 3
della steBsa BSIt. 15) Catania, Monaco e MoUica, pp. 18, 4°. 16) Pisa, tip.
8UCC. Nistri (estr. daAScNS. vol. XVIII). 17) Venezia, Visentioi, pp. 171, 16«
(estr. da NAVon.). 18) Pi. nn. 1, 2, 4, 0. 19) I carbonari parmigiani e
guastallesi cospiratori nel 1821, ecc. Parma, tip. Rossi 1904, pp. 306.
20) Modena, Soc. tipogr. pp. 14, 16" (estr. da Scoltenna 1804, n. 1).
21) GSLLig. 5, 6. 22) Firenze, Barbcra 1902-04, 16«; vol. I: pp. XIV,
II 144 La lett. ital. nel sec. XIX. 1. La scuola classica. 1904.
nel suo esame delCanto terzo dei «Paraliponieni della Batracomio-
niachia» di G. L.^^) nel quäle si decifrano, spesso felicemente, le allusioni
politiche e i tratti satiriei di cui va pieno quel componiniento, e tocca
delle opinioni filosofiche e religiöse del L.
Di tali opinioni fa una sintesi ordinata, sviscerando II carattere
della filosofia leopardiana**), F. Tocco e altrove II «frainmento
apocrifo di Stratone da Lampsaco» di G. L. *®), framniento che
il poeta, come e noto, volle far credere d'aver tradotto dal greco.
G. Chiarini studia I tentativi drammatici di G. L.^^) e suUa scorta
di dati inediti detemiina V epoca a cui risalgono il «Pompeo in Egitto»,
i f rammend delle tragedie «Maria Antonietta» e «Telesilla» e Tabbozzo
deir «Erminia». V. A. Arullani addita in alcune stanze di Angelo di
Costanzo Una Nuova fönte delle «Ricordanze» leopardiane*"').
Contributo alla storia della fortuna del L. recano: G. Barini, G. L. in
Francia^^); A. Marenduzzo, Un giudizio di G. Mazzini su G. L.^").
I sette volumi dei «Pensieri» continuano come per Taddietro a fornire
molteplici materiali a studi riassuntivi. M. Valgimigli, in una Diva-
gazione leopardiana^®), espone i concetti del L. sulla poesia lirica;
G. Setti rintraccia Omero nei Pensieri di G. L.^*); Rom. Giani
in Note leopardiane^*), tratta delle idee professate dal poeta rispetto
alla lingua e dell' applicazione, non sempre conseguente, che ne fece ne'
suoi scritti. Lo stesso A., in La lirica e Tarte musicale nei Pen-
sieri di G. L.^^), fornisce un buon complemento al suo volume, pubbli-
cato in questo stesso anno: L'estetica nei Pensieri di G. L.^*). Dei
sette capitoli di cui si compone, il I (Le conclusioni delT etica
leopardiana) reca molti opportuni raffronti con lo Spinoza, il Locke,
THelvetius, il Condillac, il Diderot e altri filosofi de secolo XVIII. II II
(II piacere estetico) dimostra come sia tutto modema, nel metodo e
nello spirito, V indagine con cui il L. rileva la somma del piacere che ^
neir intensita e nella vastitä delle sensazioni: notevole il ravvicinamento
delle teorie del L. su questa materia con le dottrine del Nietzsche. II
III capitolo (L'oggetto del T arte) ^ dedicato alle teoriche leopardiane
suirarte e sul suo oggetto. Nel IV (L'imitazione della natura)
espone le condizioni che il L. credeva necessarie perch(^ si produca il
fatto estetico, perch^ la sensazione si traduca in inimagine. 11 V
(CoroUari) ^ la riprova che il L. non puö cssere propriamente anno-
verato nfe tra i classici, nö tra i romantici. II VI (La lirica e l'arte
musicale) compendia le idee del L., spesso profonde e precorritrici de'
tempi, suirarte de* suoni. II VII (L'arte e Tesaltazione delTio)
illustra r egotismo leopardiano ed e come la sintesi del lavoro. II
quäle, malgrado qualche menda (si esagora sopratutto, come del resto h
33G; vol. II: pp. VIII, 378. 23) Saggio di commento nuovo. Spoleto tip.
A. EagDoli, pp. XLIV, 44. II lavoro fu beusi stampato nel 1901, ma fu reso
noto solo nel 1904, in seguito alla mortc delF A. Cfr. la recensione di G. Crocioxi
inOSLIt. 1904, p. 183. 24) Sta nel vol. Dal tempi antichi, ece. (v. nota 6).
25) A&R. VI, 59. 26) Da dociimcnti inediti (NAnt. 16 apr. 1904).
27) FD. XXVI, 42. 28) FD. XXVII, JO. 29) N&A.XIII,24. 30) Fi. III. 6.
31) BScIt. 3 (in continnaz.). 32) II Campo, I, 5. 33) RMIt. 34) Torino,
Bocca, pp. XI— 254, 8°.
P. Bellezza. II Uo
vezzü quasi generale, la grandezza del L. filosofo) ö certo dei migliori a
cui abbia fornito occasione e matcria lo «Zibaldone».
La figura del Leopard i, poeta e pensatore, b di quelle che raeglio
s?i prestano a sludi paniUeli e comparativi. Anche in questo campo la
eritica non fu inoperosa. Ricordiamo: T. Tosi, Poesia antica e poesia
nioderna^*), intorno ad alcuni elementi classici elaborati nella poesia
del L. (nonchö del Carducci); R. GiANi, L. ed Ossian-^^); V. A. Arul-
LANi, Una canzonetta del Metastasio e un canto del L. ''); Or-
80LA M. Barbiano, G. L. e Maurice de Gu6rin^^) (il ravvicinamento
e felice, e notevoli sono le somiglianze e affinita, specialmente psicologiche, tra
i due: l'uno e Taltro infelice, vittinie ambedue del male del eecolo,
nonch^ della loro naturale disposizione Per il Gu^rin, nato nel 1810,
inorto nel 1839, Tautrice si vale specialmente di un poema di lui, di
alcune liriche e delle lettere; per il L., ricorre specialmente allo «Zibal-
done»); Fr. Cantella, G. L. e Max ßtirner^'*) (ne mette a raffronto
le dottrine sociali, e assoda che trent' anni prima che uscisse in luce
L' Unico, r opera principale^ del filosofo tedesco, il L. aveva gia formulata
la teoria individualistica. E perö vero che lo Stirner andö anche piü in
la, e giunse al nullismo, negando inesorabilmente tutto ciö che costituisce
Tuomo civile). Un nudrito studio h infine quello in cui Ges. De Lollis*®)
esamina per via di parallele il Petrarca e il L. nella loro vita interiore,
«due melanconici nati», rileva V influenza che il primo esercit^ sul secondo,
le derivazioni di forma e di pensiero, e conchiude che il L. «ebbe comune
col Petrarca non solo il fondo della natura poetica, che fu elegiaco nel-
r uno e neir altro, ma anche un senso mirabile della dignita sempre
vigilante sugl' impeti del sentimento».
]Hi/nori» — Va di anno in anno aumentando il giä tanto ricco
9pistolario del Giordani. Un discreto manipolo di lettere inedite pubblica
Taw. Fr. Cuzzetti**): vanno dal 1834 al 1848 e, se non offrono im-
portanza speciale, sono tra le migliori del G. quanto alla forma. Vertono
sugli argomenti che tanto spesso ricorrono nelle lettere di lui: lagnanze
di cattiva salute, diatribe contro la polizia vessatoria e la posta malfida,
invettive contro i suoi persccutori e lodi entusiastiche al Leopardi. Piü
interessant!, perche hanno quel che si suol chiamare il valore deir attualita,
sono le Lettere di P. G. al P. AI. Checcucci D. S. V. per cura
di Erm. Pistelli*2): due lettere, una del 1841, Taltra del 1842, in
cui il G., che ne era stato richiesto dal suo corrispondente (Scolopio, in-
segnante nel coUegio dei nobili a Urbino), tocca con molto senno di
alcune questioni relative al^in^?egnamento delle scuole medie. A. D'An-
CONA, col titolo: G. Capponi e P. Giordani*"*), pubblica una lettera
(del 18 die. 1833, estratta dair archivio parmense) del primo al secondo,
in cui ai parla specialmente della storia del Colletta. — Degli Studj
di storia letteraria di G. Brognoligo **) il VII passa in rapide
esame il poemetto giovanile del Pindemonte <'<La Gibilterra salvata» e ne
35) A&R. VI, 00. 36) II Campo I, 11. 37) BScIt, X, 16. 38) Torino,
Clnusen, pp. 120, 10°. 39) Pavia, tip. succ. Bizzoni, pp. 30, 8". 40) RIt. vol.
II, pp. 70 segg. 41) CAB. Brescia, Apollonio, pp. 8—112. 42) Firenzc, tip.
Barbera, pp. 17, 8' (per nozzc Bianchi-Gherardi). 43) Sta nel vol. Dai tempi
aiitichi, ecc. (v. nota 0). 4i) Roma, Albrighi e Segati, pp. 1—243, 16".
II 146 La lett. ital. ncl sec. XIX. II. U Ronianticisnio ecc. liK)2. 1903.
fissa la data della prima stampa, che deve esser posta nel 1782. AI
Meli, che crediamo di dover inchiudere nel gruppo dei classici, dedica un
volume 6. Navanteri, Studio critico su G. M. Con un saggio
bibliografico**), volume che, se pecca forse di soverchio entusiasnio
(il Meli fe proclamato «il Dante siciliano» ! p. 227), e di poca severita
di metodo critico, contiene parecchie utili notizie relative alla vita e alle
opere del poeta. — Da qualche anno si ha un vivo risveglio di studi
intorno a Vincenzo Cuoco. A. Butti ai suoi lodati saggi aggiunge ora
Una lettera di V. Cuoco al Vicer^ Eugenio**), che si trova nel-
Farchivio di stato milanese e getta luce sulla parte che il C. ebbe nella
compilazione del «Giornale italiano»; B. Croce*'') pubblica Un articolo
dimenticato di V. C. sugli scrittori politici italiani; 6. Olivieri
fornisce delle Notizie su la vita di Gabr. Pepe*^) che sono utili
anche per la biografia del Cuoco; M. Romano, in un vasto lavoro di
Ricerche su V. C. politico, storiografo, romanziere, giorna-
lista^^), distribuite in cinque capitoli, ne ritesse la biografia, valendosi
dello studio recente del Ruggieri e dell' epistolario inedito di G. Pepe che
h presso la deputazione provinciale di Campobasso; illustra il pensiero del
C. nelle sue varie manifestazioni, e chiude con un' appendice contenente
saggi copiosi di articoli giornalistici di lui, mentre promentte di pubbli-
carli per intero. Notevoli specialmente le pagine dove mette in evidenza
le qualita del C. come scrittore, e stabilisce che V influenza del Vico sul
C. fu «intrinseca e feconda».
Milano, ottobre 1906. Dr. Paolo BcUezza.
II. II Bomanticismo e la letteratura italiana durante il
Bisorgimento Nazionale. 1902—1903. Itomanticismo. —
Ognun sa che il romanticismo italiano, pur avendo certi suoi tratti
caratteristici e atavici, che gli danno una fisionomia sua propria, tuttavia
ha stretta parentela col romanticismo straniero: e gli scambi tra la nostra
letteratura romantica e le straniere furono piö frequenti che non si creda
comunemente. A far conoscere questo, diremo cosi, duplice lavorio d'im-
portazione e d' esportazione letteraria puö giovare Topuscolo del dott.
Guido Muoni: La fama del Byron e il byronismo in Italia^).
L'Aut. tralta i seguenti argomenti: 1. Le prime traduzioni italiane e le
«Vite» del Byron. — 2. II Byron giudicato dai letterati italiani — I
romantici lombardi: Silvio Pellico — Derivazioni byroniane nel Berchet e
nella poesia patriotica italiana — Carlo Tebaldi Fores — Alessandro
Manzoni. — 3. Gli uomini della generazione precedente: Vincenzo Monti
— Ippolito Pindemonte — Ugo Foscolo. 4. II gruppo toscano: Pietro
Giordani — G. B. Niccolini — Gino Capponi — Niccolö Tommaseo.
5. La forma esteriore del byronismo e la critica estetica di G. I^eopardi
— Derivazioni byroniane nella poesia del Leopardi. 6. II contenuto
etico del byronismo e la critica democratica: Giuseppe Mazzini — Carlo
Cattaneo — II piü gran byroniano d'Italia: F. D. Guerrazzi. — La
45) Palermo, Reber. 46) Sta nel vol. Dai tempi, ecc. (v. nota 6).
47) Cr. III, 4. 48) Campoba.sso, pp. 81, 8". 49) Isemia, Colitti e f». pp. 291,
8". Cfr. la recensione di A. Butti in GSLIt. 1905, pp. 412 sogg.
1) Milano, Societä editriee libraria, 1903.
Della Giovanna. H 147
critica cattolica: Rosmini e Gioberti. 7. Le ultime propaggini del byro-
nismo — I byroniani di Napoli — L' «Armando» di Giovanni Prati —
La poesia byroniana e il byronismo giudicati dal Carducci. - Di tutti
questi argomenti senza dubbio interessanti TAut. discorre nelle 45 pagine
del suo opuscolo, cui meglio che il titolo di «ßaggio» converrebbe quello
di «Appunti» sia per la brevita della trattazione, sia anche per la sua
foraia frammentaria. In ogni modo al gnippo toscano, anzieht il pia-
centino Giordani, sarebbe da assegnare il livornese Carlo Bini, di cui
TAut. non parla affatto, e che pure fu un ammiratore e un traduttore del
Byron. E a proposito delle ultime propaggini del byronismo nelU Italia
meridionale non sarebbe da dimenticare la poetessa siciliana Giuseppina
Turrisi Colon na, alla cui ammirazione per il Byron accenna la lettera del
Guerrazzi citata a pag. 39. — Di alcuni romantici stranieri (Byron, Shelley,
Keats, Chateaubriand, la Stael, Lamartine, De Musset) che trassero ispirazioni
dalle bellezze naturali e artistiche delF Italia, parla difFusamente Urbatn
Mengin nel suo volume: L' Italic des romantiques*). Questo lavoro
b tutt'altro che completo, perche nuUa vi si dice dei romantici tedeschi,
e tutti sanno che non pochi di essi, e sopra tutti il Goethe, furono
ammiratori e studiosi delle cose nostre: e quel che e peggio, non va
immune da plagi. — Del Lamartine e delle sue relazioni con T Italia,
meglio che il Mengin, tratta la sig"«*. Gemma Cenzatti nel suo studio:
Alfonso de Lamartine e T Italia^): studio condotto, ove si prescinda
da qualche svista, con diligenza e con ordine. II famoso romanticista
francese, ora denigratore e ora ammiratore dell' Italia, h studiato dal-
TAut®®. con imparzialita lodevole, specialmente in quegli scritti che gli
furono ispirati dair Italia. — Per la Stael h anche da vedere quanto
scrive il gia ricordato G. Muoni nel suo saggio Ludovico di Breme
e le prime polemiche intorno a Mad. di Stael ed al romanti-
cismo in Italia (1816)*). Da questo scritto, piü ampio e piü impor-
tante delF altro succitato, appare meglio la conoscenza che della letteratura
romantica ha TAut., il quäle ci affre non poche notizie interessanti intorno
al iiostro primo romanticismo e ai primi nostri romantici e sopra tutto
intorno alla vita e alcuni scritti di Ludovico di Breme, che fu vera-
mente il primo banditore del verbo romantico in Italia, mentre dai piü
si suol a.ssegnare questo posto al Berchet. — Un utile contributo non
pure alla storia del nostro primo romanticismo ma si anche a quella, che
ancor si desidera, del giornalismo italiano 6 la monografia di Edmondo
ClericiiII «Conciliatore» periodic© milauese (1818 — 1819)*). Intorno
a questo famoso periodico che fu detto anche il «Foglio azzurro», non
esisteva che un lavoro assai confuso, poco imparziale e punto organico,
quantunque interessante per molte cose inedite e per molti aneddoti curiosi,
di Cesare Cantö, e un diligente articolo pubblicato da Giuseppe Piergili
nella N. Ant. del 1886. II Clerici esamina, meglio che non abbiano
fatto i suoi due predecessori, il contenuto del «Foglio azzurro» e in
particolar modo il contenuto letterario, proponendosi di fare un lavoro
d'indole letteraria, c divido il suo lavoro in due parti: nella 1* che ha
2) Paris, Plön, 1902. 3) Livorno, Giusti, 190-]. 4) Milano, Societä
editrice libraria, 1902. 5) AScNS. Pisa, Nistri, 1903.
II 148 La lett. ital. nel sec. XIX. II. II Roraanticisnio ecc. 1902—1003.
per titolo La societa del « Conciiiatore», e<j;li stuclia rorigiiic. Tin-
(lole^ la materia, i coUaboratori, g\i amici e i nemici del periodico; nella
2% intitolata Le dottrine romantiche del «Foglio azzurro», pre-
niessi alcuni cenni suUa questione classico-roinantica sirio nlla comparsa
del «Conciiiatore», espoiie distintamente le dottrine letterarie e quelle
morali e sociali, economiche e storiche, svolte e propugnate dal periodico;
parla degli amici e nemici del romanticismo (Monti, Foscolo, Manzoni,
Leopardi); accenna alla fine della societa del conte Porro, agli arresti ed
agli esili che ne seguirono, e alla fondazione delF «Autologia» che continu^
a Firenze V opera del periodico milanese ; e conchiude col parlare nel-
r ultimo capitolo, del carattere generale del primo romanticismo italiano,
della sua importanza letteraria, politica e sociale e de' suoi benefici effetti
sulla vita e cultura italiana. L'Aut. si era proposto di fare non un
lavoro storico, ma un lavoro di storia letteraria, ed ha fatto opera in-
dubbiamente utile; se non che nello studiare un periodico letterario che,
come tutti i congeneri, appartiene alla letteratura d'occasione e che per
giunta ebbe intendimenti anche politici, non si pu6 prescindere dalle
indagini storiche: e se egli avesse potuto esplorare gli archivi e le biblio-
teche private di Milano, certamente sulla storia del «Conciliatx>re» ci
avrebbe dato uno studio piü compinto e piü nuovo. Anche certe questioni
ci paiono trattate un po' alla lesta e con poca precisione, come Tarruffata
questione della lingua (pagg. 146 — 150); a proposito della quäle era
opportuno accennare all* avversione, che i classici ebbero in generale per
la letteratura dialettale, e al favore che essa trovö presso i romantici,
amanti com' erano di tutto cio che e vivo e popolare, e intenti a creare
una letteratura viva e popolare. E piuttosto confusa ci pare anche quella
parte del lavoro, in cui il Clerici vuol dotx^rminare il romanticismo,
diremo cosi, dei classici e il classicismo dei romantici: vero ^ che un po'
di confuöione era anche nella mente e nelle teorie letterarie degli uni e
degli altri, e che troppo spesso si polemizzava per ripicchi e antipatie
personali e per ragioni politiche anziehe per veri dissensi letterari. Altri
difetti di questo lavoro furono notati da Paolo Prunas in una sua dili-
gente e garbata rccensione *"'), alla quäle riinandiamo i nostri lettori. —
Non vogliamo qui parlare di un lungo articolo dello stesso Prunas: Le
origini dell' «Antologia», periodico di G. P. Vieusseux'), percht^,
mentre scriviamo, l'Aut. ha pubblicato suUo stesso argomento un ampio
e notevole volume, di cui faremo a suo tempo un' adegnata recensione.
— Guido Mazzoni in alcuni suoi «appunti>: Rossini classico e
romantico^), dice che il grande maestro pesarese «fervidamente non
milit<^ mai in favore ue di qucsta scuola nö di quella; ma ^ lecito affer-
mare che insieme 1' educazione letteraria e le amicizie lo ponevano piuttosto
tra i classicisti, in letteratura, che tra i romantici. Or qui e subito
curioso a notare che il Rossini parve invece a molti, per la qualita della
sua musica, un romantico dell' acqua piCl pura, o della piü impura, secondo
i gusti». E l'arguto e dotto scrittore cerca le ragioni esterne di tal
fatto; le quali, secondo lui, sono: Tammirazione del Rossini pel Mozart,
6) RBLIt. anno XI (1903), ni 10, 11, 12. 7) RN. P luglio, 1003.
8) Onoranze fiorentine a G. Rossini: Firenze, Tipog, Galletti e Cocci, 1902.
DelJa Giovanna. II 149
considerato da molti conie V iniziatore del melodramma romantico; reffetto
patriottico che consegnivano alcune almeno delle sue arnionie; e le qua-
lita romantiche di alcuni 6uoi libretti.
Aleasandro Manzani. — Giovanni Sforza, il dotto e amo-
roso editore delle opere del grande scrittore lombardo, in un opuscolo
nuziale*), ce lo presenta come giornalista. 8' ignorava che 11 Manzoni
avesse mai scritto articoli per giornali politici, si sapeva invece quäl conto
facesse della professione di giornalista che, secondo lui, h tult' uno con
quella di avventuriero : ora apprendiamo dallo Sforza che due volte il
Manzoni diede il suo contributo alla stampa quotidiana. La prima volta
nel '48, quando fu eletto deputato di Arona, mandö un articolo al gior-
nale torinese «La concordia»; la seconda, quando il Thiers sentenziö che
il problema dell' unita italiana soinigliava a quella della quadratura del
circolo, egli prot€st5 con una nobile lettera indirizzata al «Corriere di
Milano». — Francescx) Novati con V aiuto di memorie ufficiali e di
lettere non tutto conosciute, in un garbato ed esauriente articolo *®) fa la
8toria delle relazioni che intercedettero tra il Manzoni e il R. Istituto
Lombardo. Nominato nel 1840 membro prima effettivo e poi onorario
dell' «Imperial Regio Istituto Lombardo», dopo vent' anni fu per accla-
mazione eletto presidente perpetuo, e tenue questo ufiicio circa due anni
e mezzo, sino a che, ripugnandogli di non potere nemmeno imperfetta-
mente occupare l'onorevole posto, vi rinunziö il 13 decembre 1861 con
una lettera, che il Novati pubblica per la prima volta. — Alla vita
pubblica del Manzoni si riferisce pure una sua lettera cdita da Attilio
BuTTi^^). La preziosa lettera, scritta il 9 settembre 1870, ö indirizzata
al «Presidente della Societa di nmtuo soccorso degli artisti e operai —
Vigevano». In essa il Manzoni, ringraziando la Societa del titolo di
Socio onorario conferitogli, accenna all' utilita degli istituti di previdenza
e di cooperazione. Una lettera inedita del Manzoni h pubblicata da
Francesco Lo Parco") e un'altra da Raffaello Barbiera nel volume
a cui accenneremo piü sotto; la prima h del 5 aprile 1868, la seconda
del 14 ottobre 1819 (?): entrambo preziose. — Paolo Bellezza, ben
noto agli studiosi per la sua singolare conoscenza delle opere manzoniane,
ricerca quäle stima il Manzoni facesse di Dante ^^). La scrittore lom-
bardo nella sua giovinezza fu un fcrvido ammiratore dell' Alighieri; ma
dopo la sua conversione religiosa e lotteraria continuö, si, a lodarlo^ ma
non senza qunlche riserva. Di questo fatto V egregio critico esamina con
finezza le ragioni varie e eomplesse. — Con questa indagine letteraria ha
stretta attinenza l'altra dello stesso Bellezza: II «cor di Dante»
attribuito dal Manzoni a V. Monti^^). Anche qui l'Aut. con
pregevole copia di fatti e di citnzioni, analizzando il noto epigramma del
Manzoni sul Monti, dimostra non solo che il cor di Dante e il canto
di Virgilio, secondo il concetto che il Manzoni aveva dei due poeti, si
riscontrano nella poesia montiana, ma che in questo caso egli, piuttosto
9)IlManzoni giornalista: Modena,Tip.Soliani, 1902. 10) (;SLIt.annoXX
(1902), vol. XXXIX, fasc. 116— 117. H) Ibidem, anno XXI (1903), vol. XLI,
fasc. 121. Vi) Trapani, Tip. Gervasi-Modica, 1902. l.-J) Ibidem, anno II (1902),
vol. XXXIX, fasc. 116-117. 14) MSCGraf, Bergamo, Istit. ital. d'arti
grafiche, 1903.
II 150 La lett. ital. ncl sec. XIX. II. II Romanticismo ecc. 1902— 190H.
che espriniere un sentinieiito personale, noii ha fatto che ripetere quello
de* suoi contemporanei. — Dobbiamo esser grati a Gilberto Boraschi
di aver curato diligentemente la ristampa dei Promessi Sposi**) neue
due edizioni del 1840 e del 1825 gia raifrontate da Riccardo FoUi.
Questa nuova edizione e seguita da un indice metodico delle correzioiii,
fatte dal Manzoni al suo capolavoro, il quäle aiuta a raifrontare meglio
le correzioni e a risolvere tanti dubbi sulla coerenza dei criteri linguistici
adottati dal Romanziere. — II compiauto Policarpo Petrocohi ha
compiuto il suo commento storico, estetico e filologico ai Promessi
Sposi raffrontati sulle due edizioni del 1825e 1840^^*), ch'egli
aveva c>ominciato a pubblicare nel 1893^'). Specialmente T ultima parte
di questo lavoro, scritta a pezzi e bocconi e in mezzo a molte preoccu-
pazioni, come ben sanno i suoi amici, non h scevro di incongnienze, di
errori, di svistc e d' interpretazioni inesatte. Inoltre il Commentatore, pur
essendo in fatto d' arte e di lingua un fervido nianzoniano, dissentiva
profondamente dal Manzoni nelle idee religiöse e politiche, ne dal
Manzoni aveva appreso quella temperanza e serenita di giudizio, che
oltre ad essere serapre una virtü amabile, e poi indispensabile per inter-
pretare il pensiero altrui; siecht egli non ha saputo trattenersi dal fare
qua e la nelle note qualche sfuriata politica e anticlericale: il che e per
lo meno inopportuno in un commento destinato alle scuole. Ma chi
consideri quanto sia difficile evitare le contraddizioni e le conclusioni
arbitrarie commentando i Promessi Sposi senza Taiuto di un indice com-
pleto d^i vocaboli, dovra non disconoscere i pregi e Tutilita del lavoro
del Petrocchi. E di queste pregi avrebbe potuto teuer conto il Bellezza
nella recensione molto minuziosa e troppo severa che egli ha fatto di
questo commento ^^): tanto che certi rimproveri mossi al Petrocchi in
materia di lingua ci sembrano infondati o discutibili. — Non un vero e
proprio commento ma una serie di studi critici e Topera di Giovanni
'•Negri intitolata: Commenti critici estetici e biblici sui Pro-
messi Sposi di A. Manzoni^®). L'Aut. dice nella prefazione: «Ho
scritto questi commenti piü per me che per gli altri. Nondimeno li
pubblico . . . sembrandomi che qualche cosa di buono e di nuovo ci
sia ; non fops' altro, le indicazioni delle fonti bibliche e i confronti col-
V Imitazione di Cristo (il gran libro a cui, dopo le Scritture, il Manzoni
s'ö ispirato maggiormente) : indicazioni e confronti che stimo utilissimi a
chiarire sempre meglio i concetti deirAutore e a farci penetrare piü
addentro nelle sue intenzioni». II 1® volume di questi Commenti contiene
i seguenti capitoli: I. L^opinione del Manzoni e quella del Fo-
gazzaro intorno alT amore; II. La finzione dello scartafaccio
^ un' ingenuita un po' maliziosa; III. A questo mondo c* ^
giustizia finalmente! ossia i propositi di Vendetta di Renzo;
LV. La spedizione di fra Cristoforo al palazzotto di Don
Rodrigo e il filo della Provvidenza; V. Le ultime parole delT
Addio ai monti e la fine del capitolo ottavo dei Promessi
Sposi; VI. L'episodio di Gcrtrudo. Appertengono invece al 2® vo-
15) Milano, Lihreria editr. naz., 1903. 16) Firenze, Sansoni, 1902.
17) JßRPh. II. 18) GÖLIt. anno XXI (1903), vol. XLI, fa»c. 122-123.
19) Milano, Libreria Salesiana, 1903.
Della Giovanna. H 151
lunie questi altri capitoli: I. La passione di Don Rodrigo e il
pernio dei Proniessi Spoai; II. Fra i tumulti pel rincaro del
pane; III. DalT osteria della Luna piena a quella di Gorgon-
zola; IV. I pentinienti di Renzo e la sua fede nella Provvi-
denza; V. Del Conte zio e del Padre provinciale; VI. II*
racconto del Mercante e la cronologia dei Promessi Sposi;
VI. La conversione delT Innoniinato e il eonvito della Grazia;
VII. Se la conversione dell' Innominato fu per il Manzoui un
miracolo. Anche dal solo titolo si pu6 giudicare la varia importanza
degli argomenti trattati dal Negri, il quäle, se qualche volta e troppo
sottile e un po' sofistico nelle osservazioni, nondimeno diinostra larghezza
e novita di raffronti e buon senso critico. — Con sottili argonientazioni
lo stesso Negri ha tentato di risolvere^^) i sette dubbi d' un inanzoniano,
ossia sette iucongruenze scoperte dal Bellezza nei «Promessi Sposi»*'),
e di chiarire altri punti in cui parrebbe che il Manzoni si fosse contrad-
detto. Intomo ad una di queste distrazioni o apparenti contraddizioni
del Manzoni hanno scritto anche Eugenio C-hecchi'^*) e Francesco
D'OviDio*^). — Ad illustrare la parte storica dei «Promessi Sposi»
giova indubbiamente il Commentario dei Promessi Sposi, ovvero
la rivelazione di tutti i porsonaggi anonimi di Luigi Lucchini^*).
Non ostante che il titolo prometta piü che non attenga, questo lavoro
reca un pregevole contributo di notizie, desunte da documenti ignoti, e
pu6 considerarsi un buon supplemento al Commento storico del Cantü.
Voler rivelare tutti i personaggi anonimi, alcuni dei quali sono stati creati
dalla fantasia del Manzoni, e impresa vana e che puö condurre a con-
clusioni cervellotiche : per es. T identificazione di Don Rodrigo e di suo
cugino Attilio con due Airoldi ci sembra arbitraria. Notevole sopratutto
ö la parte di questo lavoro che concerne in generale i Cappuccini % in
ispecie fra Cristoforo, il quäle, se ebbe alcune delle virtü predicate da
S. Francesco d'Assisi, mal puö paragonarsi al Serafico Patriarca, come
ha tentato di fare F. Pennacchi**). — Importante h la Memoria di
Giuseppe Galli: Un' operetta inedita del Card. Federico Bor-
romeo sopra la peste in Milano ed i «Promessi Sposi »^®).
Questo trattato del Card. Borromeo, quantunque inedito, era noto al
Manzoni, nonchö ad altri; ma e merito del Galli d'avere dimostrato
in quäl modo Tautore dei «Promessi Sposi» se ne sia servito per il suo
racconto. Strette sono infatti le rassomiglianze tra le due nan-azioni, ma
sono rassomiglianze volute dal Manzoni «per dare al suo racconto e
alle sue descrizioni un carattere piü intenso, piü spiccato, piü vivo di
verita». Intorno a questo argomento gli studiosi potranno leggere util-
mente anche Tarticolo di Carix) Del Lungo: La peste nel racconto
del Manzoni e le idee d*uu medico lombardo*'^"). — II Manzoni
nella sua giovinezza ammirö e studio Ig tragedie deir Alfieri quantunque
poi il suo entusiasmo per il fiero AUobrogo sboUisse non poco: altri gia
20) Dubbi manzoLiiani e risposte: Milaoo, Casa editr. Giacomo
Agnelli, 1903. 21) JBRPh. VII. 22) FD. 16 marzo, 1902. 23) Ibidem,
23 marzo 1902. 23) Bozzolo, Tip. Commerciale, 1902. 24) S. Francesco
d'As&ißi c A. Manzoni: Assisi, Tip. Metastasio, 1903. 26) ASL, fasc. XXXIX,
Milano, 1902. 27) NAnt. 16 maggio, 1902.
II 152 La lett ital. nel sec. XIX. II. II Romanticismo ecc. 1902—1903.
aveva notato una derivazione alReriana nell' episodio iiianzoniano di Lodo-
vico, dove il racconto del duello ricorda la narrazione di Egisto, nella
Merope; Manfredi Porena scorge altre due reminiscenze alfierane nei
«Proinessi Sposi»^^). La scena che si 8volge in casa di Lucia, la mattina
Stabilita per le nozze, ricorda la scena 5" del 1® atto nella Virginia; e
la scena tra il padre Cristoforo e Don Rodrigo, al palazzotto di costui,
somiglia a quella di Achimelech davanti a Saul, nel 4^ atto del capo-
lavoro alfieriano; in ogni modo, pifl che di vere e proprie derivazioni, si
tratta di somiglianze probabilmente fortuite. — Questa stessa avvertenza
si deve fare quando si vuol raffrontare il Manzoni con lo Scott, i cui
romanzi, secondo L. M. Capelli*®), si considerano generalmente come
la principal fönte dei «Promessi Sposi». — I personaggi del romauzo
manzoniano continuano ad esscre oggetto di studi piü o roeno utili. Uno
studio aneddotico-critico vuol essere quello che Francesco Lo Pargo
intitola: La serva e il signor padrone^*'). L'Aut. s'ingegna a
tratteggiare aneddoticamente Perpetua e Don Abbondio, cio^ a completare
queste due figure manzoniaue coi mezzi che il Romanzo gli offre. Questo
lavoro, che si potrebbe dire di aniplificazione e di adattaniento, tra niolte
divagazioni e superfetazioni, contiene anche osservazioni curiose e acute.
— Di Perpetua parla piü brevemente, ma con maggior brio e con fine
gusto artistico, Vittorio Graziadei nel suo opuscolo: La serva di
Don Abbondio^*). — Nulla di nuovo aggiunge agli studi manzoniani
il lavoretto di Luiofna Filippini: La Donna nei Promessi Sposi e,
specialmente, Lucia^*). Argomen ti cosi fatti richiedono un ingegno
acuto e bene esercitato nelle indagini psicologiche ed estetiche; altriraenti
non si fa che ripetere le solite considerazioni, le quali possono essere
utili in una scuola di giovinette, cui si debba illustrare il Romanzo^ ma.
daft alla stampa, sono un inutile ingombro per la letteratura manzoniana
— Poco probabile ci pare Topiniono di Eyssenhardt, il quäle vuol
dimostrare che la Monaca di Monza non e gia Virginia de Leyva, come
si h creduto dopo le rivelazioni di TuUio Daudolo (vedi «II secolo XVII
in Italia»), ma invece Severetta Zalugi di Acqui^^). — Superficiale ^ lo
Studio SU versi di Alcssandro Manzoni di Maria Appiani**), la
quäle commenta i notissimi versi appartenenti a quella che ella chiama
erroneamente Ode a Carlo Imbonati. Nondimeno il commento morale,
destinato, come pare, alle signorine, pu(> avere qualche utilita educativa.
— Del determinismo, considerato come carattere essenziale dell* arte
manzoniana, tocca Francesco D'Ovidio in un suo geniale articolo: II
determinismo nelT arte e nella critica^^). — Qualche buona osser-
vazione suir umorisino del Manzoni, argomento gia da altri trattato, si
legge in una conferenza tenuta da Emma Boghen-Coniqliani all' Isti-
tuto Sociale d* istruzione di Brescia^®). — Doppo tutto quello che ö stato
scritto sul sentimento religioso del Manzoni, non h inutile sapere ciö
28) RIt. ottobre 1903. 29) Per la maggior fönte letteraria dei Pro-
messi Sposi: Novara, Miglio» 1903. 30) Ariano, Stabil, tip. Appulo-Irpino,
1902. 31) Palermo, Reber, 1903. 32) Brescia, Tip. (Jiudiz. R. Codignola, 1903.
33) La Lettura, Milano, 1902. 34) Torino, Tipografia Salesiana, 1903. 85) II
Giornale d' Italia, 31 maggio 1903. 36) L^umorismo in Italia: Rocca
S. Casciano, L. Cappelli, 1902.
Della OiovaDna. II 153
che ha scritto in proposito Baldassarre Labanca^'). Infine vogliamo
accennare all' utile contributo che il Bellezza ha reeato alla bibliografia
manzoniana col .^uo erudito articolo: Intorno alle versioni inglesi,
tedesche e rusäe dei Promessi Sposi '***).
Scrittori vissuti durante il periodo del Risorgi-
mento Nazianale. — Raffaello Barbiera jiel suo volume:
Pasaioni del Risorgimento*"'®) ci offre molte notizie interessanti intorno
al Manzoni, a Giovanni Berchet, a Tomniaso Grossi, al inatematico e
letterato Gaetano Barbieri, a Giuseppe Mazzini, a Silvio Pellieo, a Gio-
vanni Pniti, a Niecolö Toniinaseo, a Michele Amari, a Carlo Portti, a Giu-
seppe, Regaldi, a Carlo Cattaneo, a Cesari Cantö, a Massimo D'Azeglio,
a Giuseppe Revere e a Francesco Dali' Ongaro. Sono notizie tratte da
archivi e da documenti ignoti o i)oco noti e corredate di scritti inediti.
Tra questi, oltre la lettera del Manzoni a cui abbiamo piü sopra aceemiato,
sono notevoli alcune lettore del Berchet, del Mazzini e del Dair Ongaro,
due sonetti del Porta e una poesia del Prati. Questo libro, di cui un
critico assai competente ebbe a dare un giudizio piuttosto severo*®), pu(>
dirsi veramente una serie di bozzetti storici; nia il filo conduttore che,
secondo TAut., li unisce non h senipre visibile. Certo, egli ci ha dato
un' opera piacevole e insienie utile a leggersi, ma ne avrebbe accresciuto
il pregio, se avesse appurato nieglio i fatti e si dimostrasse una storico
piü obiettivo e piü spassionato. — Filipino Orlando ha pubblicato una
nuova dispensa dei Carteggi inediti o rari antichi e moderni*^).
Le lettere contenute in questa dispensa, che e la quarta della prima
Serie, non sono tutte iniporianti ed appartengono al Foscolo, al Niccolini,
al Giordani, al Gioberti, alFAcerbi, a Costanza Monti-Perticari, a Luigi
Cerretti, ad Antonio Ranieri, al Giusti, al Vieusseux, al Tomniaseo, a
Salvatore Betti, a Enrico Montazio. Tra le piü iniportanti sono quelle
del Giordani, dalle quali, oltre ad alcuni notevoli giudizi sul Mazzini,
sul Pellieo, sul Lambruschini, apprendiamo che il suo grande affetto per
il Leopardi, contrarianiente a quanto e stato detto, non vonne mai meno
anche quando il Recanatese nioströ di non curarsi del suo vecchio amico
piacentino. Per la cronaca delle nostre niiserie letterarie ricordianio una
lettera del classicista romano, Salvatore Betti, nella quäle il Manzoni
h detto «il milanese umilniente superbo», e alcune lettere poeo decorose
del Montazio alFAdeinoUo. — Meritevoli di essere date alla luce erano
le tredici lettore inedite, indirizzate all* illustre Editore, Alessandro
D'Ancona, dal Bonghi, dal Capponi, dal Guerrazzi, dal Mamiani, dal
Salvagnoli, dal Toinmaseo, dal Vannucci e dal Vieusseux, quand* egli fece
il suo priino ingresso nel niondo letterario *^). — E parso non inutile a
Guido Mazzoni ripubblicare Due articoli di Giovanni Berchet*^),
che invano si cercano nelF edizione delle opere editc ed inodito curata
da F. Cusani. I^ due scritture apparvero per la prima volta, sotto il
noto pseudonimo di Grisostomo, nel «Conciliatore» del 1818: nella prima
Tautore mette in derisione il valore filosofico della storia del Tiraboschi,
37) Gesö Cristo: Torino, Bocca, 1903. 38) RN. ottobre 1902. 39) Mi-
lano Fratelli Treves, 1903. 40) CS., 24 maggio 1903. 41) Firenze, libr. Fos-
colo, 190-2. 4'i) Pisa, Tip. Mariotti, 1903: Nozze Esdra-Franco. 43) Firenze,
Barbara, 1902: Nozze Guidotti. Della Torre
II 154 La lett. ital. nel sec. XIX. II. II Romanticismo ecc. 1902-1903.
e neUa seconda parla piuttosto favorevoliiiente di im diacorso di Gugliel-
nio Roscoe intorno airorigino e alle vicende delle lettere, scienze ed
arti, e alla loro Influenza sullo stato presente della societa. — Alessakdro
Luzio nel suo pregevolissimo volunie: II processo Pellico-Maron-
celli seeondo gli atti officiali segreti^^) ha narrato la storia di
uno degli episodi piü importanti e, dopo le reoenti rivelazioni^ p\h contro-
versi del nostro Risorgimento Nazionale. L'Aut. conferma il giudizio
che egli ebbe gia a darc deir inquisitore austriaco, Antonio Salvotti, il
quäle, seeondo lui, non sarebbe stato un feroce persecutore dei nostri
patrioti ma un abilissinio e zelante funzionario di null' altro colpevole se
non di aver servito fedelinente un governo straniero e tirannico a danno
dei propri connazionale; e difeude ampiamente la condotta del Pellico e
del Maroncelli, i quali, se nei noti processi, compromisero altri con impru-
denti confessioni, peccarono non per interesse o per vilta, ma per essersi
lasciati abbindolare dalle arti dell* inquisitore, o per iscrupolo di coscienza
restia a mentire, o per debolezza di carattere. II volume del Luzio ^
certamente lo studio piit notevole che sia stato fatto in questi anni
sull' argomento, ma rivela nell' Aut. un certo sforzo di riabilitazione: ond'e
che le sue conclusioni non piacquero ad Emilio Del Cerro (Niceforo),
il quäle in un suo articolo: Pietro Maroncelli e il suo processo
del 18 20 — 21*') ri hatte alcune argomentazioni del Luzio, confermando
le accuse contro il Maroncelli. Del volume del Luzio e di alcune cri-
tiche mossegli ha fatto un' ampia e saggia recensione EksiDio Bellorini**),
ben noto per altri suoi studi sul Pellico, tra i quali dobbiamo qui
segualare alcune note Intorno ad alcune lettere di Silvio Pellico*''),
le Spigolature pellichiane*^) e un articolo Silvio Pellico e
Federico Confalonieri**). Nel primo opuscolo TAut. correggendo la
data di alcune lettere del Pellico e alcuni errori del Rinieri ci fomisce
nuovi particolari intorno alla vita e alle tragedie del Saluzzese; nel seeondo
parla dei primi amori del Pellico, del cap. 2® delle Mie Prigioni e delle
due tragedie Tancreda ed Ester d'Engaddi, nell' articolo poi ricorda i
conforti e soccorsi che il Pellico ebbe dal generöse e nobile suo amico
Confalonieri. Questi sparsi studi dimostrano una cosi larga e sicura
conosccnza della vita e delle opere del Pellico da augurarsi, come altri
disse, che il Beltx)RINI s' induca a darci un lavoro compiuto e spassio-
nato intorno al Martire della Spielberg. — Se un lavoro spassionato
intorno al Pellico ^ impresa non facile, ^ anche piü difficile scrivere im-
parzialmente del Mazzini, specie in Italia dove ancora fervono le passioni
politiche ravvivate dal grande agitatore genovese. Non ^ quindi mera-
viglia che uno straniero abbia saputo parlare del Mazzini con quella
equanimitä che invano si desidera nei nostri studi mazziniani: alludiamo
a BoLTON King autore di un notevole volume: Mazzini pubblicato a
Londra nel 1902 e poi tradotto in italiano da Maria Pezzä-Pa8COLATO
per la collegione Pantheon del Barb<^ra •'''^). La scrittore inglese, che pur
mostra di conoscere assai bene la storia del nostro Risorgimento, forse
44) Milano, L. F. Cogliati, 1903. 45) RIt. novembre 1903. 46) GSLIt.
anno XXII (1904) vol. XLIV fasc. 130—131. 47) Ciineo, tip. Isoardi, 1902.
48) Saluzzo, Bovo e Baccolo, 1903. 49) GSLIt. anno XXI (1903) vol. XLI,
fasc. 124—123. 50) Firenze, Barbara, 1903.
Della Giovann«. II 155
stucKa un po^troppo iL Mazzini in 8^ fuori dell' ambiciite politieo in cui
visse e operö; ma con molta serenita ne mette in rilievo le grandi e
singolari virtü nonch^ i difetti, conie si pu6 vedere specialmente nel
magistrale confronto che egli istituiäce tra il Mazzini e il Cavour. II
volume acquista anche maggior importanza, perch^ TAut. si ö potuto
valere di carleggi inglcsi inediti e lo ha corredato di iina bibliografia
mazziniana, se non completa, indubbiamente utile. — Lodevole b pure
Uequanimita che in generale dimostra Federico Donaver nella sua
Vita di Giuseppe Mazzini^^), opera di agevole Icttura e utile special-
mente per la parte biografica, non ostante che alcune notizie siano ine-
satte 0 non bene accertate. AI volume 6 aggiunta un' appendice di scritti
del Mazzini poco noti o ignoii affatto in prosa e in poesia, di scarso
valore letterario, se si eccetui quello concemcnte gli uffizi e i doveri della
critica. — Che il pensiero politieo del Mazzini abbia, come altri asseri *^),
una genesi letteraria, e che i pregi letterari siano la cagione non ultima
della fortuna degli scritti mazziniani, massime presso i giovani, anche a
noi non par dubbio; ciö anzi va detto anche di altri uomini politici del
nostro Risorgimento, quali il Gioborti, il Balbo, il D'Azeglio, il Mamiani;
siecht chi si accinge a studiarli non pu6 disgiungere Tuomo politieo dal
letterato. Quanto al Mazzini, parecchi hanno giä tentato di studiarlo
con tale intendimento; ma i tentativi non furono felici, nh pu5 dirsi che
sia riuscito meglio in quest' ardua impresa Giuseppe Ugo Oxilia, * il
quäle nel suo volume: Giuseppe Mazzini uomo e letterato") si ^
proposto di ricercare il Mazzini letterato uc' suoi scritti letterari, politici
e privati, conseguentemente di separare nell' uomo la mente dal cuore, e
di Studiare del cuore i sentimenti, della mente i pensieri. Oltrech^
questa distinzione pu5 sembrare viziosa a proposito di uno scrittore, in
cui il sentimento e tanta parte del pensiero, TAut. s'ingolfa in questioni
generali assai gravi, senza la necessaria preparazione a trattarle, e anche
in ciö che si attiene al Mazzini, dimostra poca chiarezza dMdee. Non
pochi difetti generali e particolari di questo lavoro furono messi in rilievo
da Emilio Bertana in una sua giudiziosa e minuziosa recensione ^^). —
£ noto che il Mazzini era molto amante della musica cui attribuiva
una virtü attamente educativa: chi voglia sapere quali idee egli avesse
del melodramma puö leggere il breve ma succoso saggio di G. A. Fano:
II melodramma nel pensiero di Giuseppe Mazzini"). — Lettere
inedite del Mazzini, piü o meno importanti, ci sono fatte conoscere da
G. Tambara**), da E. Del Cerro*'') e da A. Luzio^®) ma importan-
tissimo ^ il 1® volume dell' Epistolario edito a cura della Commissione
che attende alla pubblicazione di tutti gli scritti delFApostolo genovese^").
In questo volume sono raccolte le lettere da lui scritte negli anni
1831 — 34: preziosi documenti che riguardano non solo Ic sue idee e i
suoi disegni politici ma si anche i suoi aifctti intimi e i suoi studi predi-
letti. II volume b preceduto da un* ampia prefazione, in cui, oltre alcune
51) Firenze, Successori Le Monnier, 1903. 52) GSLIt anno XXII (1904)
vol. XLIII, fasc. 128-129, pag. 431. 53) Firenze, Öeeber, 1902. 54) GSLIt.
anno XXI (1903) vol. XLl, fasc. 1217. 55) Pensieri suUa musica: Bologna,
Trevee, 1903. 56) Kit. aprile, 1902. 57) Fra le quinte della storia: Torino,
Bocca, 1903. 58) CS. 9 agosto, 1903. 59) Firenze, Sansoni, 1902.
VollmoUer, Rom. Jahresbericht VIII. H
II 156 La lett. ital. nel scc. XIX. IL II Romanticismo eoc. 1902—1903.
notevoli 1 eitere del Mazzini a Giuseppe Giglioli, sono inserite le seguenti
scritture: Memoria sulT infanzia, adolescenza e gioventü di
Giuseppe Mazzini — Memorie sul suddetto di due suoi com-
pagni di studio — Ricordi: scritture, tranne Tultima, giä note, ma
pur sempie utili, per 1' origine loro, alla biografia mazziniana. I^e dili-
genti note illustrative, ond' ö ricco il volume, sono dovute a Mario
Menghiki. — Quando il Guerrazzi fu relegato a Montepulciano per
un troppo ardito discorso letto all' Accademia Labronica, il Mazzini andö
a trovarlo per convertirlo alla carboneria; ma ebbe Tamara delusione di
comprendere che il Guerrazzi non sentiva profondamente che se stesso
e che avrebbero battuto vie diverse. Questa e tant' altre notizie appren-
diamo da un pregevole studio che Rosolino Guastalla ha cominciato
SU La vita e le opere di F. D. Guerrazzi®^). Intanto il 1® volume
narra la vita del Livornese dal 1804, anno della sua nascita, sino al
1835, anno in cui gli niori il fratello maggiore Giovanni Gualberto, e
reca in appeudice molti documenti importanti non solo per la biografia
del Guerrazzi ma anche per la storia della Toscana e della sua letteratura
politica durante il nostro Risorgimento. L'Aut merita lode e per la
larga e sicura conoscenza della materia che tratta, e per l'equanimita che
dimostra nel giudicare uno scrittore, come il Guerrazzi, per natura
impetuoso, appassionato, incostante, e perciö non facile a studiarsi. —
Un altro scrittore che e per la varieta e vastita della sua opera letteraria
c per la singolarita del suo ingegno e del suo carattere presenta non
lievi difficolta a chi voglia obiettivamente studiarlo, h Niccolö Tom-
niaseo, intorno al quäle aiicora si desidera un lavoro compiuto e spassio-
nato. Tuttavia il primo centenario della sua nascita (1902) ci ha recato
una mes.se abbastanza copiosa di contributi biografici e bibliografici.
Segnaliamo intanto due articoli di Isidoro Del Lungo: Tommaseo e
Capponi (da lettere inedite dell' ottobre-novembre 1833, con due
ritratti)^^) e II Tommaseo a Firenze^*); parrecchie lettere inedite
indirizzate dallo scrittore dalmata a Francesco DalF Ongaro negli anni
1848 — 51®^); due lunghe lettere del 1837 al dantiata veronese Paolo
Perez, contenenti acute osservazioni sulF arte di Dante**); altre lettere
inedite relative all' unione dei Dalmati e dei Croati®*); e le 31 lettere
pubblicate per la prima volta e annotate da Giuseppe Baocini*®), le
quali giovano senza dubbio a far conoscere molti particolari della vita
del Tommaseo e specialmente i suoi studi e i suoi lavori durante il
volontario esilio di Francia. Neil' importante carteggio che il Tommaseo
ebbe col Viensseux e che ora si conserva nella Biblioteca Nazionale di
Firenze, Michele Barbi ha spigolato parecchi aneddoti curiosi e giudizi
notevoli intorno al Monti, al romanticismo, al Grossi, al Leopardi, e
segnataniente intorno al Manzoni e ai «Promessi Sposi»*'). — II primo
centenario della nascita del Tommaseo, oltrech^ ^ stato degnamente
commemorato con discorsi o saggi critici da E. Maddalena •®), da
60) Rocca S. Casciano, L. Cappelli, 1903. 61) NAnt. 16 ottobre, 1902.
62) Ibidem, 1® noverabre, 1902. 63) Emilio Del Cerro: op. cit. 64) Milano,
Cogliati, 1903. 65) RN. 16 aprile 1903. 66) RBA. luglio-agosto 1903, e gennaio-
febbraio-aprile 1904. 67) MSGGraf. gia citata. 68) Niccol(i Tommaseo,
Capo d' Istria, Cabol e Priora, 1903.
Della Giovanoa. H 157
E. Panzacchi'*), da F. D'Ovidio''®), da G. Biadeoo''^), ha suggerito
alla Rivista Dalmatica V ottima idea di dedicare tutto intero un fascicolo '^^)
alla memoria dello scrittore dalmata. In questo fascicolo si leggono i
seguenti scritti: I. Del Lungo e P. Prunas; Dal primio esilio, lottere
prime di N. Tommaseo a G. Capponi (sono lettere del 1834 dili-
gentemente annotate e costituiscono un' aggiunta all' articolo piü sopra
citato euUe relazioni tra i due insigni scrittori). — A. Franchetti,
N. T. e l'educazione (argomento convenientemente trattato anche da
A. Codara ''')). — V. MiAGOSTOViCH, Alcune lettere inedite di
N. T. al dott. F. Galvani. — G. Canna, Alcuni pensieri su
N. T. — Lettera di N. T. a Stefano Grosso. — N. Castagna,
Ricordi e note intorno a N. T. (non tutti questi ricordi fanno onore
all'animo del T.). — P. Mazzoleni, Alcuni scritti editi e inediti
di N.T. riguardanti persone e cöse patrie. — Lettera di Suor
Chiara Tommaseo (intorno ai libri e mauoscritti paterni). — V. Brunellt,
Manoscritti e stanipe di N. T. conservati alla Biblioteca Pa-
ravia di Zara. — Appunti e notizie (le onoranze di N. T., nel
centenario della sua nascita — pubblicazione nel centenario della nascita
di N. T.). II fascicolo contiene anche le seguenti illustrazioni: Ritratti
di N. T. nel 1861 e nel 1873. Ritratto di Girolamo Tommaseo. — Casa
ove nacque N. T. a Sebenico — II monumento a N. T. in Sebenico —
Fac-simile di un autografo di N. T. — Albeix) genealogico della famiglia
Tommaseo. — Alla memoria del Tommaseo e nell' anniversario della
sua morte Emilio Teza ha dedicato un Proemio a Canti di popolo
della Bulgaria e della Russia'*): in esso proemio col suo consueto
acume e con la sua singolare dottrina mette in rilievo le non comuni
virtü deir uomo e dello scrittore per il quäle egli sente una particolare
venerazione. — Per la stessa ricorrenza del primo centenario il gia ricor-
dato Miagostovioh ha convenientemente raccolte ed ordinate le Pre-
ghiere di N. Tommaseo edite e inedite*^*) e da un libro inedito del
Tommaseo ha tratto alcuni Fiori evangelici'*): meno interessanti
perch^ desunti dagli scritti del Tommaseo gia noti, sono gli opportunissimi
ammaestramenti annotati dal sac. F. Bara ''''). L' edizione delle poesie
del Tommaseo curata dall* autore stesso e pubblicata nel '72 era ora-
mai esaurita; va quindi lodato Giuseppe Manni che ha avuto il felice
pensiero di ristamparle, attenendosi strettamente all' edizione originale''®).
II benemerito editore vi ha anche premesso una lunga prefazione, nella
quäle, senza dirci cose nuove, parla del Tommaseo poeta con una
venerazione che rasenta il feticismo, e con una parzialita che sa di
partigianeria. Invece di questo fervoroso ed entusiastico panegirico sarebbe
riuscito piü utile un temperato discorso critico. — Anche degli scritti del
poeta e martire Goffredo Mameli si desiderava un' edizione accurata
69) Donne e poeti, Catania, Giannotta, 1 902. 70) R i m p i a n t i , Palermo,
SandroD, 1903. 71) Discorsi e profili letterari, Milano, Cogliati, 1903.
72) Fase. 3 ann. IV (1903). 73) 11 pensiero educativo, Milano, Cogliati,
1903. 74) Venezia, Ferrain, 1902. 75) Firenze, Suse. Le Monnier, 1902.
76) Trieste, Tip. G. Balestra, 1902. 77) N. Tommaseo: Per la mente e
per il euere; Napoli, Tip. d'Auria, 1903. 78) Nicola Tommaseo: Poesie;
Firenzei Succ. Le Monnier^ 1902.
11*
II 158 La lett. ital. nel sec. XIX. II. II Roraanticismo ecc. 1902—1903.
e completa, perche quella del *50, da cui derivaronö tiitte le altre, oltre
ad essere scorretta, 6 divenuta rara. A questo desiderio ha pienamente
soddisfatio Anton Giulio Barrili pubblicando in un bei voluine, rive-
duti sugli autografi o dagli autografi per la prima volta dösunti, tutti gli
scritti editi e inediti del Poeta ligure'^). In questo volume ^ piaciuto
all' editore di ristampare la biografia del Marne li, apparsa anonima nella
citata edizione del '50 e dettata dal mazziniano Micbele Giuseppe Cassale,
noncbe ciö che per quella stessa edizione scrisse il Mazzini del suo
glorioso discepolo con tanto calore di eloquenza. II discorso ehe precede
il volume e in cui il Barrili con molto amore studia il Mameli nella
vita e nell' arte, sebbene non nianchi di difetti e d' inesattezze (su di che
giova leggere Tarticolo pubblicato in proposito dal Luzio nel CS.®**)),
pure reca un utile contributo di notizie nuove suUa storia del popolarissinio
inno «Fratelli d'Italia» e su altri scritti del Mameli meno noti o afiatto
sconosciuti. — Intorno aPietro Giannone, integerrimo patriota, ainico
e operoso cooperatore del Mazzini, gia in fama di poeta per il poema
«L'esule» ma oggi quasi dimenticato, ha fatto un diligente studio la
sig*'". Ada Chiappe®^), valendosi degli scritti editi e inediti di lui, di
molte lettere inedite del Mazzini e di altri documenti finora sconosciuti.
A questo lavoro sulla vita e gli scritti del Poeta modenese aggiunge
pregio uua copiosa appendice, la quäle oltre ad alcuni documenti bio-
grafici, contiene due interessanti scritti del Giannone inediti (cioe Pen-
sieri politici del giugno 1 848 e un Articolo scritto per r«Alba»
alTannuncio della fuga del Papa. Novembre 1848) e undici lettere
inedite tutte, tranne la prima, da lui indirizzate al suo amico e biografo
Atto Vannucci. — Nel 1902 ricorreva anche il primo centenario della
nascita di Angelo Brofferio; per tale ricorrenza Giovanni Faldella
ha voluto ravvivare la memoria del patriota e poeta piemontese con un
notevole discorso, apparso nella NAnt. del 16 marzo 1903; e L. De-
Mauri ne ha pubblicato e commentato la raccolta completa delle canzoni
piemontesi e dei poemetti®^). II common to vale assai piü della Vita,
premessa alla Raccolta; ma anche il commento sarebbe stato piü utile,
se TAut., invece di perdersi troppo spesso in notizie e nozioni risapute,
avesse sempre spiegato le allusioni storiche, di cui riboccano i versi del
Brofferio, e molte frasi dialettali oggi disusate. — Tra i moltissimi
canti, sgorgati dalla facile e inesauribile vena poetica di Giovanni
Prati, molti sono di argomeuto politico: tuttavia questa non era uua
ragione siifüciente per dedicare un intero volume allo studio della sua
atfcivita politica, come ha fatto E. Canderani ^^). Vero ö che TAut ha
considerato l'attivita politica del Prati non solo nelle poesie ma anche
nella vita; se non che non si pu5 scindere una cosa dall' altra in un
poeta la cui attivita politica si esplicö precipuamente in canti di argo-
mento politico. Si aggiunge che il lavoro del Canderani e condotto
79) Goffrodo Mameli: Scritti editi e inediti; Genova, Societä ligare
di storia patria, 1902. 80)21— 22 luglio 1902. 81)Lavitae gli scritti diPietro
Giannone; Pistoia, Casa Tipo-lito editrice sinibuldiana G. Flori e C'., 1903.
82) Angelo Brofferio: Raccolta completa delle canzoni piemontesi
c dei poemetti; Turino, Libreria antiquaria patristica. 1902. 83) L^attivitA.
politica di G. Prati considcrata nella sua vita e nelle sue poesie
Della Giovanna. H 159
senza nietodo critico e abbönda d' inesattezze, di giudizi errati e di
osservazioni superficiali. Nondimeno TAut. ha saputo racimölare nei fogli
volanti e nei gioniali del tempo notizie non iiiutili per la vita del poeta
e per i suoi canti. — Qualche buona oäservazione sull' ultima maniera
poetica del Prati, quella cio6 tra romantica e claBsica, pu5 trovarsi nei
saggio critico in cui Vittorio Amedeo Arullani ®*) prende a disaminare
riside. — Cesare Bettoloni, Tinfelice poeta che si suicidö nei 1858,
h stato degnamente commemorato da Oiüseppe Biadego con un discorso
elequente e denso di notizie®*). L'Aut., pubblicando per volonta del
Municipio di Verona il suo discorso commemoYativo, vi ha aggiunto un'
appendice che contiene una diligente e compiuta bibliografia degli scritti
editi del Poeta veronese e alcune lettere inedite, variamente importanti,
di lui o a lui dirette dall' Aleardi, dal Tommaseo, da Benassü Montanari,
da Caterina Bon Brenzoni, da Andrea Maffei, da Anna Maffei-Nu-
voloni. — Nicola Sole, mediocre poeta, fu giudicato da alcuni critici,
come il De Sanctis, con eccessiva severita, e da altri, come lo Zumbini,
con eccessiva benevolenza: invece Giovanni Mari ne ha dato un giudizio
piü sereno, e quindi piü conforme al vero, nei suo lavoro: Nicola Sole
e la Basilicata de' suoi tempi®®). Ci6 va detto a lode deirAut; se
non che, consentendo con lui che il Sole non fu un poeta insigue, n^
tale da aver avuto, come toccö ad altri poeti pur mediocri, una fortuna
degna di essere studiata, ci pare che non meritasse un studio speciale c
ampio. N^ intorno alla Basilicata dei tempi del Poeta TAut. ci ha detto
cose nuove, nh le ventisette lettere inedite, che compongono T Appendice
del suo libro, sono tutte importanti. — Di un altro meiliocre poeta, ma
fervente patriota, colto letterato e benemerito educatore, Giuseppe
Arcangeli, sono venute in luce alcune lettere inedite con lodevole dili-
genza annotate da Corrado Masi®'). Queste lettere, indirizzate tutte,
trenne una, a Michele Fcrrucci, quantunque in so poco notevoli, possono
tuttavia essere un non inutile documento per la conoscenza della vita e
delle opere deir Arcangeli. E ancor meno di notevole contengono le
due brevissime appendici, nella prima delle quali si riportano alcuni passi
inediti spigolati nella corrispondenza deir Accademia Empolese di scienze
economiche, di cui l'Arcangeli era socio, e nella seconda si pubblica
nuovamente una sua poesia patriottica, apparsa per la prima volta nei
giornale fiorentino «La Patria» (3 febbraio 1848) e che manca alla
raccolta del Bindi. — Di un altro poeta toscano, ma assai piü popolare,
cio^ Antonio Guadagnoli, si ^ occupato G. Stiayelli in un suo
saggio di studi**^), nei quäle si esaminano specialmente le poesie in sesta
rima, che il Poeta aretino dal 1832 al '58 ha premesso come prefazioni
al lunario, molto diffuso in Toscana, di Sesto Caio Baccelli. L'Aut. nei
suo troppo breve opuscolo si ^ proposto di di mostrare contro coloro che
(1840—1850): Fireuze, Pacetti, 1903. 84) Pei regni dell'arte e della
critica: Torino-Koma; Koux e Viarengo, 1903. ö6) Cesare Betteion i:
Discorso commemorati vo con docuraenti e la bibliografia del
poeta; Verona, Tip. Franchini, 1902. Questo discorso Icggcsi anche nei «'Dis-
corsi e profili letterari> dcllo stesso Biadego (Milano, Cogliati, 1903). 86) Mclfi,
Tip. G. Grieco, 1903. 87) Lettere inedite di G. Arcangeli. Empoii, Tip.
editr. E. Travcrsari, 1903. 88) Antonio Guadagnoli poeta satirico,
Koma, Mariani, 1902.
XI 160 Ratoromaoische Literatur. 1904.
altro non videro uel Guadagnoli se non im poeta giocoso e frivoio,
che egli fu invece un poeta satirico animato da sensi überall e da
intenti politici. Vero h die non si pu5 sempre distinguere nettamente
la poesia giocosa dalla satirica; ma non e men vero che i versi giooosi
del Guadagnoli hanno un significato politioo molto diseutibile.
Roma. Ildebrando Della Giovanna.
Rätoromanisolie Literatur. 1904.
Auf 652 Seiten des 6. Bandes seiner Chrestomathie^) entrollt
Decubtinb ein nahezu vollständiges Bild des engadinischen Schrifttums
im 17. Jahrhundert. Das gebotene Material ist zu zwei Dritteilen religiös,
unter dem Einflüsse der mächtigen protestantischen Bewegung, die schon
das 16. Jahrhundert charakterisiert, an dessen zahlreiche dramatische Be-
arbeitungen biblischer Motive nur noch die langatmige Histoargia davart
la Saenchia Cidlia erinnert. Um so mehr Raum beanspruchen die
biblischen Prosatexte, denen interessante Einleitungen vorausgehen und
die schone Nachdichtung der Psalmen von Lurainz Wietzel. Einen Teil
der 70 Seiten füllenden Proben aus den drei ersten Büchern Mose von
Joan Pitschen Salutz, der durch seinen polemischen Kapuziner bekannt
geworden ist, hätte man wohl lieber gegen einige Kapitel aus Grittis
neuem Testamente eingetauscht. Beachtenswert sind aus der profanen
Literatur vor allem die Lieder auf den Untergang von Pliu^ Gioerin
Wietzels Veltlinerkrieg, der schon 18G5 von Alf. v. Flugi mit dem ihm
so nahe verwandten Müsserkriege veröffentlicht wurde, die Tragicomedia
(eines hier fast allzu grausig gewordenen Don Juan) hayida iji Ztiox
1673, endlich die Auswahl aus der kraftvollen Philomela des Johannes
ex Martinis und mit Rücksicht auf den Verfasser, ein Brief von Georg
Jenatflch. So natürlich auch in diesem Bande wieder die chronologische
Reihenfolge ist, so lässt sie sich bei dem Mangel mancher Daten doch
nicht ganz konsequent durchführen und sie erschwert auch die rasche
Orientierung über das, was zur Literatur im engeren und im weiteren
Sinne dieses Wortes gehört, über das, was religiös und profan, eigen und
übersetzt, ober- und unterengadinisch ist. Unbe<lingte Anerkennung ver-
dient jedoch die Fülle des bisher grossenteils noch ungedruckten Materials,
in welchem der Herausgeber in dankenswerter Weise einige wesentliche
orthographische Verbesserungen zur Erleichterung der Lektüre angebracht
hat. — Eine Ergänzung zur Chrestomathie bietet der schon öfter ge-
nannte, rührige Sammler A. Vital mit Dalg fatt da Deis*), einer
etwas holperigen Reimchronik. Dieselbe geht nach einer kurzen Über-
sicht über die biblische Geschichte zu den Kämpfen des Engadins mit
Österreich zu Beginn des dreissigjährigen Krieges über, gewinnt hier unter
dem Eindruck der Gegenwart etwas mehr Farbe, wie schon die Probe
1) Kätoromanischc Chrestomathie. Hsg. von Dr. C. Decurtins,
VI. Oberengadinisch-Unterengadinisch. Das XVII. Jahrh. Erlangen, Junge 1904.
XII m), 8^ = BF. XVII, Erl. 1904. 2) ASBR. XVIII, 1904, 79-100.
^
S. Pu^cariu. H 161
(Vers 466 ff.) zeigt, die Mohr iu seiner Survist« della littenitura ladina^)
davon gegeben hatte, und endigt^ dem Titel entsprechend, damit, ein
religiöses Exempel zu statuieren.
München. G. Hartmann.
Rumänisolie Literatur. 1904.
Ältere Periode bis 1800 im Jahre 1904 von G. Weigand
folgt mit 1905 zusammen im folgenden Band.
1800 bis Gegenwart. Zeitschriften. Das Jahr 1904 zeichnet sich
durch keine besonders reiche literarische Produktion aus. Im Mittelpunkt der
lit. Bewegung steht noch immer die Wochenschrift SiSmänätorul, um welche
sich neue Kräfte gesammelt. Die besten Gedichte sind St O. Josif und
P. Cerna unterzeichnet. Jede Nummer bringt, ausser der reiclilichen Chronik,
mit trefflichen Bemerkungen über neue Bücher, einen Leitartikel N. Jorga'',
worin alle für die Kulturgeschichte der Gegenwart Rumäniens wichtigen
Begebenheiten besprochen und gewürdigt werden. Die Budapester Zeit-
schrift Luceafärul, welche auch in künstlerischer Beziehung einen
grossen Fortschritt bedeutet, wird inhaltlich reicher. Der jugendliche Dichter
O. GoGA erhebt sich mit einem Schlage zu einem der bedeutendsten
rumän. Lyriker. Eine dritte Zeitschrift, derselben nationalen Richtung
wie die zwei anderen huldigend, der Fat frumos in Birlad, ward von
einigen jungen Schriftstellern der Moldau ins Leben gerufen. Was darin
veröffentlicht wird, reicht oft über das Mittelmass hinaus; hervorzuheben
sind ausser den wichtigen Beiträgen A. C. CuzA», die unter dem Pseudonym
Emilgar (Leutnant Emil Gärleanu) geschriebenen Novellen und die Ge-
dichte von MiNDRÜ, MOLDOVAN, NaNÜ und TUTOVEANU.
Kritik und IdteratnrgesehicJite. Es ist sehr erfreulich,
dass auch in Rumänien die Leute anfangen, den Nachlässen der grossen
Schriftsteller ihre Aufmerksamkeit zu widmen. In den der Bukarester
Akademie vor einigen Jahren geschenkten Manuskripten Eminescus, fand
Dr. J. ScuRTU einen vollständigen Roman, welchen er unter dem Titel:
Geniu Pustiu, Buc. Minerva veröffentlicht, mit dem Jugendbildnis des
Dichters und mit zwei Faksimilen geschmückt und mit einem kritischen
Aufsatze eingeleitet. Der Roman stammt aus der Zeit des Wiener
Aufenthaltes des Dichters, ist also eine Jugendarbeit E.s (er zählte damals
21 Jahre). Unter dem Einfluss der deutschen Romantiker beschreibt E.
die Schicksale eines unglücklichen jungen Mannes während der 48er Frei-
heitskämpfe. Der ästhetische Wert der Schrift ist nicht besonders her-
vorragend, und noch mehr als in seinen späteren Arbeiten, gewinnt man
den Eindruck, dass E. der unerreichte Lyriker, zum Prosaschriftsteller
nicht geeignet war. Daher gefällt auch in diesem Romane am meisten
die stimmungsvolle Beschreibung der brennenden Mühle, eine Episode
von ausgezeichneter dichterischer Schönheit Für den Literarhistoriker
ist aber die Bekanntschaft mit diesem Jugendwerke E.s von der grössteii
3) Ibid. XVI 149,
11 162 RumänKsche Literatur. 11)04.
Wichtigkeit, gerade wegen seiner subjektiven Färbung und bei seiner
Lektüre dringen wir nicht nur in die Seelenkämpfe und die philosophi-
schen Ideen des damaligen E. ein, sondern wir sind auch imstande zu
erkennen, von welchen ausländischen Schriftstellern und Denkern er in
dieser Zeit besonders beeinflusst war. — In V. Alecsandri: Scrisori,
I, Buc. Socecu, teilen II. Chendi und E. Carcalechi die Brief© Ale-
csandris an Maiorescu, J. Negruzzi, Papadopol-Galimach und Paulina
Alecsandri mit. Die wichtigsten darunter sind die zum grössten Teile
schon in GL. veröffentlichten Briefe an J. Negruzzi. Wir ersehen aus
ihnen den regen Anteil, den A. an der Redaktion der Convorbiri literare
und an der Bekämpfung der von der siebenbürgischen Schule in die Schrift-
sprache eingeführten geschmacklosen Latinismen genommen hat Auch in
die Entstehungsgeschichte seiner bedeutendsten W^erke gewinnen wir einen
Einblick, und an Hand seiner Briefe lässt sich nun feststellen, welcher
Inspiration oder welchem Einflüsse der Plan zu diesem oder jenem Ge-
dichte und Drama zu verdanken ist. Während des Sommers arbeitet A.
so gut wie nichts, um so fleissiger aber im Winter, und in der Zurück-
gezogenheit auf dem ihm so lieben Landgute Mirce^ti entstehen, während
der Schneemonate, mit erstaunlicher Raschheit seine grössten Schriften.
Aber gerade diese Einsamkeit al;? Gutsbesitzer oder als Gesandter in
Paris bringt es mit sich, — alle Briefe stammen aus der Periode, wo
A. keinen regen Anteil mehr an dem politischen Leben nahm, — dass
wir in seinen Briefen fast keine Erwähnung der literarischen Bewegung
seiner Zeit finden. So spricht sich A. über Eminescu ein einzigesmal
in zwei Zeilen aus (S. 140). Was die Herausgabe der Briefe betrifft,
so ist sie sorgfältig gemacht und es wird eher zu viel als zu wenig mit-
geteilt Es finden sich nämlich auch viele darunter, die lediglich ge-
schäftlichen Inhalts und infolgedessen belanglos sind. An ihrer Stelle
hätten die Herausgeber mit mehr Nutzen einige Erklärungen geben
können, da man oft Anspielungen auf politische Begebenheiten findet,
die nicht ohne weiteres als bekannt anzunehmen sind. Auch in der
Datierung einiger Briefe finden sich Lücken. Wenn der Brief 396 z. B.
das Datum 29. Januar trägt, so ist dies offenbar ein Druckfehler statt
29. Juni; beisst es doch in der ersten Zeile: „Heute ist der Peter- und
Paulstag." Dem viertfolgenden Brief hätte ohne weiters hinter „Mitt-
woch" das Datum „27. August" beigefügt weixlen können, da darin ge-
schrieben wird: „Samstag . . . wird die Feier der Eroberung von Grivi^a
stattfinden", welche bekanntlich auf den .30. August fällt (vgl. auch
den folgenden Brief). Sehr reichhaltig ist die an Stelle einer Ein-
leitung gegebene Bibliographie, die nicht nur die gedruckten Schriften
A.s, sondern auch die bekannten Manuskripte und die kritischen Auf-
sätze über den Dichter umfasst. In letzterer Beziehung wäre allerdings
wünschenswert gewesen, wenn die Herausgeber, denen die reiche Biblio-
thek der rum. Akademie zur Verfügung stand, durch kurze Beschrei-
bungen auch den Wert der einzelnen Schriften über A. gezeigt hätten.
Wenn man bedenkt, dass die meisten davon in Zeitungen und in solchen
Zeitschriften erschienen, die nur für diejenigen zugänglich sind, welche
in Bukarest leben, wird man vorstehen, wie sehr dieser Wunsch berechtigt
ist, — II. Chendi*': Foiletoane, Buc. Minerva, gibt eine Fortsetzung
8. Put^cariu. H IGH
seiner unter dem Titel: Preludii im Vorjahre veröffentlichten kritischen
Aufsätze. Auch hier wird mit Schärfe Gutes vom Schlechten geschieden
und in überzeugender Weise begründet. Sehr gut skizziert erscheinen
einige Typen, wie der „Namenlose", der „Rächer", der „Renegat" u. s. w.,
die leider noch in der rum. Literatur ihren Platz behaupten. — Din
Via(a romanii. Buc, aus der Feder des auch sonst sehr tätigen Vor-
standes der Bukarester Akademie, J. Kalinderu, ist eine Sittenbeschreibung^^
des römischen Lebens, die von tiefen Kenntnissen des behandelten Stoffes
Zeugnis legt. Das Buch, das mit prächtigen Illustrationen geschmückt
ist, kann als ein Beweis des grossen Fortschrittes auf dem Gebiete der
einheimischen Buchdruckerkunst gelten. — Aribtizza Romanescu*: 80 de
ani, Amintiri. Buc. Socecu, enthält nicht nur eine Selbstbiographie der
grossen rum. Schauspielerin, sondern auch sehr wichtige Beiträge zu einer
Geschichte des nun. Theaters in den letzten 30 Jahren. Das leiden-
schaftliche Temparament, welches sie als Bühnenkünstlerin berühmt ge-
macht hat, entreisst der schwungvollen Schriftstellerin manche unberech-
tigten Ausbrüche gegen diejenigen, die sie verkannt haben. — Wertlos ist
das Buch: Criticä dramatica, Buc. 1904, in welchem M. Dragomireöcu
seine in der Zeitung Epoca veröffentlichte Theaterchronik abdruckt.
Dem Verfasser fehlt sowohl die feine Beobachtungsgabe, als auch die
Belesenheit und der Stil eines Essayisten, so dass das ganze Werk fast
nur zu einer Herumreiterei auf ein paar veralteten ästhetischen Prinzipien
wird. — Ebenso kann ich nichts Gutes von Th. Sperantia*: Intro-
ducere in litcratura populär^ romänä, Buc. Clementa, berichten.
Obschon darin der Versuch gemacht wird, die rum. Volksliteratur von
manchen neuen Gesichtspunkten aus zu beurteilen, die an und für sich
beachtenswert sind, fehlt dem Buche jede Methode einer wissenschaftlichen
Untersuchung und bei dem Vergleich mit anderen Volksliteraturen kann
S. fast nie das Wesentliche vom Gelegentlichen un<l Belanglosen unter-
scheiden.
Gedichte. A. Vlahuta veröffentlicht, aus Anlass seijies fünf-
undzwanzigsten Dichterjubiläums, seine gesammelten Gedichte unter dem
Titel: Poezii, Buc. Socecu. V. ist der einzige unter den Schülern Emi-
nescus, der sich neben dem Meister behaupten konnte. Obschon die Art
der Inspiration und die Formvollendung in seinen Versen von Eminescu
beeuiflusst sind, hat die Ausarbeitung des Stoffes, der philosophische Ge-
halt seiner Gedichte immer ein scharf ausgesprochenes individuelles Gepräge,
so dass man behaupten kann, dass V. ohne den Meister dasselbe Werk, in
anderer Form vielleicht, geschaffen hätte. Was den grossen Unterschied
zwischen ihm und E. ausmacht, ist das Fehlen der Leidenschaft, die E.
im hohen Masse besass, und die immer die Richtschnur seines Gedanken-
ganges war. Übte einmal auf ihn irgend etwas einen starken Eindruck,
so brauste seine ganze Seele auf und ergoss sich in leidenschaftlichen
Versen, aus denen nicht nur Aufrichtigkeit, sondern auch vollständige
Überzeugung spricht. Bei Vlähuja, im Gegentx^il, folgt immer dem
äusseren Eindruck ein unbezwingbar logisches Grübebi, seine Welt-
anschauung ist so fest, dass die Eindrücke sie nicht mehr ändern können,
sondern sich ihr anpassen müssen. Am Grabe seiner Geliebten, wo der
tiefe Schmerz ihm die masslose Ungerechtigkeit des menschlichen Lebens
II 164 Rumänische Literatur. 1904.
in grellen Farben ausmalt, erhebt er in einem Augenblick gerechter Ver-
zweiflung den Ai*m drohend gegen den Himmel, doch gleich sinkt dieser
Arm, denn der Anblick der Herrlichkeit des Himmelgewölbes, des Mondes,
der seine ewigen Bahnen gleitet, bekehrt ihn zum Glauben, übenceugt
ihn, dass diese Wunder doch von einer Allmacht geleitet werden müssen,
der sich er, der nichtsbedeutende Mensch, unterzuordnen hat Ganz
anders klingen die Verse Eminescus m Mortua est und dieser Dichter,
der vor einer Trane im Auge seiner betrügerischen Geliebten in seinem
leidenschaftlichen Fluche innehält, ist nicht imstande wie V. vor der un-
sichtbaren Allmacht Herz und Knie zu beugen. In dem Monologe Diu
präg („Auf der Schwelle") stellt sich V. in einem jener Augenblicke
dar, wo ihn Selbstmordgedanken verführerisch heimsuchen. Und wenn
er die Tat nicht vollbringt, so ist es nicht der Gedanke an den Tod,
an das Nichts, der ihn davon zurückhält, sondern es ist die Unendlich-
keit des Nichts, das folgen wird, das „nie und nimmer** das damit ver-
bunden ist, und so schliesst er mit den Worten: „inaintea morfii
mekt moartea dragostii de inatä,'^ Aus dem ganzen Band, der eine
Tätigkeit von fünfundzwanzig Jahren umfasst, spricht, wie J. Grorun
trefflich bemerkt hat, vor allem anderen die Liebe herauS; die Liebe
als solche, in allen ihren Erscheinungen, die sinnliche oder schwärme-
rische Liebe des Mannes zum Weibe, die sanfte Liebe zum Kinde, die
grosse Liebe zum Leben, die heisse Liebe zu seinem Volke, u. s. w. —
für alle ihre Formen hat V. Saiten auf seiner Leier gefunden und selbst
seine beisscnden Satiren sind im Grunde genommen nur gegen die Liebe-
losen gerichtet. Die musterhaften Übersetzungen aus Ada Negri, der
seelenverwandten italienischen Dichterin, bilden den Schluss des Bandes,
durch den sich V. einen der ehrenvollsten Plätze in der rum. Literatur
erworben hat. — Ziemlich grosses Aufsehen rief seinerzeit H. Leoca
mit seinen ersten Gedichten hervor. Dann aber sah man sich in seinen
Hoffnungen getäuscht und heute sind es nur sehr wenige, die unter seine
Bewunderer zählen. Der neueste Band des sehr fruchtbaren Dichters:
Poezii, Buc. Minerva, legt ein neues Zeugnis dafür ab, dass L. nichts
mehr als ein geschickter Versifikator ist. Ich möchte ihn geradezu einen
Zeitungsberichterstatter nennen, der seine Artikel in gebundener Sprache
wiedergibt. Der Stoff seiner Gedichte ist entweder längst vergangenen
Zeiten entnommen, erfüllt von einem süsslichen Romantismus, und dann
fehlt jede Spur von Wahrheit, seine Gestalten sind Wachsfiguren ohne
Seele und Gedanken, — oder er ist beherrscht von einem Realismus
ärgster Sorte, der die abscheulichsten Wohnstätten der Armut^ der körper-
lichen und seelischen Krankheiten und der Prostitution aufsucht Was
er in diese seine Berichte von sich selbst hereinbringt, ist gleich Null:
man sucht darin umsonst das Erzittern der Diehterseele und kein einziger
philosophischer Gedanke knüpft sich an die abscheulichen Szenen, es sei
denn abgedroschene Phrasen über die Nichtswürdigkeit und die Un-
gerechtigkeit des menschlichen Lebens; seinen Versen fehlt es an der
Kunst zu charakterisieren, seine Bilder sind nie in scharfen Linien ge-
zeichnet. Er glaubt sich durch das Schauerliche und Ungewöhnliche
seines Stoffes seiner Wirkung sicher und es gibt manche, die tatsächlich
nicht mehr von einem Dichter zu erwarten scheinen. — In G. Co^BUC:
S. Pu^cariu. H 165
Cintece de vitejie, Buc, Carl Gobi sind die letzten patriotischen
Gedichte des grossen Meisters enthalten. Was im vorjährigem Berichte
über C. gesagt worden ist, gilt in noch grösserem Masse vom diesjährigen
Bande, in dem jedoch einige Stücke, wie z.B. O scrisoare dela Muselim
Selo, durch die tiefe Psychologie und Formvollendung an seine früheren,
unerreichten Verse erinnern.
Montane, Novellen, Erzählungen, Memoiren. Am
reichsten war die diesjährige Produktion auf dem Gebiete der Belletristik.
Vor allem ist das Erscheinen eines noch sehr jiuigen, doch schon ganz
reifen und überaus produktiven Schriftstellers: Mihail Sä^doveanu zu
vei'zeichnen, der sich mit vier Büchern auf einmal in die nun. Lit. ein-
führte: Porestiri. §oimii. Dureri innäbu^ite. Grimma lui Mo§-
Precu, Buc. Minerva. S. sucht die Stoffe seiner Erzählungen nicht im
Getümmel der Grossstadt, wo die menschlichen Seelen so kompliziert er-
scheinen, dass sie einer eingehenden Analyse bedürfen, sondern er wendet
sich dem Leben am Lande zu, wo die Sonne hell scheint und die
Schatten dicht sind und die Taten der Menschen ungehemmt durch die
traditionellen Schranken der gesellschaftlichen Forderungen als direkte
Reflexe äusserer Eindrücke erfolgen. In den Seelen dieser Naturmenschen,
deren Aspirationen direkt zum Ziele führen, deren Innerstes der Künstler
scharf gezeichnet vor unseren Augen enthüllt, versteht er Konflikte ent-
stehen zu lassen, in welchen das rein Menschliche unverfälscht zur Sprache
kommt. Dabei zeigt sich S. nicht nur als ein scharfer Beobachter, son-
dern auch als ein ausgezeichneter Psycholog. In jenem weissen Hause,
welches fröhlich aus der grünen Haide dem heimkehrenden Gutsbesitzer
winkt, wohnt sein Aufseher Nikolaus. Doch für den Dichter wohnt da-
rin noch jemand, — ein jedes Heim hat sein Gespenst — „die Tote". Und
diese schwebt über das Gespräch der zwei I^ute, ihres Mannes und
ihres einstigen Geliebten, um dessen willen sie gestorben, und sie erstickt
ihre Stimmen vor Tränen, die so verschiedenen Gefühlen entstammen. In
Sluga wird die Angst als solche meisterhaft beschrieben, in Cei trei der
stille Kampf unter drei Freunden um ein Weib, in Cozma Räcoare die
Macht der Frau, die den entführenden schrecklichen Räuber zum Wort-
brüchigen macht, u. s. w. S. ist ein Meister des Stiles, welcher vielleicht
nicht genug sorgfältig, aber immer stimmungsvoll, durchweg der Handlung an-
gepasst ist^ sie vorbereitend und in meisterhafter Weise begleitend. Mit Recht
sind aller Hofliiungen auf dieses junge Talent gerichtet, das auch Herr
ist über eine reine, volkstümliche und farbenreiche Sprache. — Über
C. Sandu'*: Drum ^i popas, Buc. Minerva, enthalte ich mich einer
Würdigung, da seither der Verfasser selbst in einem neuen Buche,
welches im nächsten Bericht besprochen werden soll, das erste gänzlich
überholt hat. — Wie in seinem vorjährigen Bande, gibt N. Gane
auch in Pacate märturisite, Jassy, Iliescu und Grossu, eine Reihe
Jugenderinnerungen, die sowohl durch den behandelten Stoff", als
auch durch den echten Humor des heiteren Greises, und durch den
schlichten ehrlichen Ton, in dem sie gehalten sind, einen besonderen
Wert gewinnen. — S. Nadejde** Roman: PatiraY, Buc. Sfetea, ist nicht<
als ein Zeitungsroman mit vielen faden Dialogen, der sich zwar an ernste
soziale Probleme heranwagt, ohne sie jeiloch zu vertiefen. — Auch J. 3run
II 100 CriouJos Portngiieses. 1904-1905.
und N. Papahagi» Roman: Mo^neagul dela Munte, Buc. Minerva,
hat keinen künstlerischen Wert, obschon die Verfasser redlich bemüht
waren, darin das ganze Leben und Treiben der Riunänen am Pindus,
ihre Sitten und Gebräuche zu beschreiben. Das Zwitterding, welches
weder Roman noch folkloristische Studie ist, enthält auch viele hoch-
trabende patriotische Reden, die besser andernorts passen.
Es bleiben mir noch ein paar Worte über J. Adam' Romane
Ratäcire, Buc. 1901 und Sybaris, Buc. 1902 (beide im eigenen Ver-
lage), zu sagen, die mir erst nach Abschicken des vorigen Berichtes be-
kannt wurden. Sie bilden die ersten zwei Teile einer Trilogie, doch
scheint mir die Verbindung nicht natürlich, sie beruht nur darauf, dass zu-
fällig dieselbe Person in beiden Romanen handelnd auftritt. Die Schriften"
verdienen Beachtung und ihr Autor besitzt schätzenswerte Eigenschaften,
die unverkennbar sind. Doch fehlt es ihm an künstlerischem Mass, so-
wohl in der Sprache, die von farblosen Provinzialismen wimmelt, als auch
in der Ausarbeitung seines Stoffes. In der Geschichte der kurzen Liebe
eines in einem Kloster aufgewachsenen natürlichen Kindes und der aus
dem Eltemhause entflohenen degenerierten Aristokratin gibt es Stellen,
wie z. B. die nächtliche Jagdszene, die voll dichterischer Schönheit sind.
Doch in dem zurückgezogenen Walde, wo die zwei leben, fehlt es,
scheint es mir, an Luft; man hat immer den Eindruck, dass der Wald
künstlich sei. Ganz brutal ist der Schluss, und der betrogene Geliebte,
der seine Hand abhackt, um sie seinem Weibe an den Hals zu werfen,
wirkt nicht nur unnatürlich, sondern auch abstossend. Viel besser ist
Sybaris, worin das moralisch verpestete Grossstadtleben in grellen Farben
beschrieben wird; hier stösst man auf wirkliche Menschen, die lebendig
sind, einen Willen haben und so handeln, wie ihre Charaktere es er-
heischen, und wenn man A. auch vorwerfen kann, dass er nur das
Schlechte sieht und es siegen lässt, wo in Wirklichkeit dem nicht ge-
rade so ist, so muss man es ihm doch lassen, dass er alles motiviert
und den Triumphzug des seelenlosen Pralea künstlerisch vorbereitet.
Wir sind jedenfalls berechtigt, dem letzten Teil der Trilogie mit Spannung
entgegen zusehen .
Wien. Dr. Sextil Pu^cariu.
Romanische Literaturen ausser-
halb Europas.
Crionlos Portngneses.— Lingoae litteratnra.— 1904— 1905.
FJ extremamente pouco o que tenho de dizer, e isso mesmo refere-se so
ao Oriente. Dos crioulos africanos nada pude obter.
1904. J. Ceildo» 1. Continuou a publica9äo do periodico inti-
tulado The Paris h Paper: vol. XII, de Setembro de 1903 a Agosto
de 1904, — doze numeros. Os n*** 1 a 4 jd foram citados no meu
artigo preeedente. Cada um dos rc^stnntes content como os outros,
trechos em ingU\s e em portugues-crioulo.
J. Leite de Vasconcellos. JI 167
Eiö algumtiö frascs que däo ideia da constnic^äo syntactica: fium
trombeta Unha suffrado, ne o dando de a lei sobre Monti Sinai;
0 VO'X de aquel ja suffrd longo^ a ja fied niais e mais forti; aquel
ja faxe aU Moses per temd e per fremd grandimenti, e todo o povo
per treme; ne hum abrir e ficluir de olhos, o laste ^) trumbeta lo da
soni, e OS mm'tos lo ser resuscitado. Veoios aqui diversas maneiras
de indicar os tempos dos verbos: ja s^iiffrä «8oproii>, U) da «darä* (o
presente jndicÄ-se com U e tä). Os artigos hum e o serveni para os
dois generös. Em ne o dando «no dar», «ao dar», o participio ^ prece-
dido de preposi9äOy e correspoiide ao nosso infinitivo: cfr. Dalgado, Dial.
de Ceiläo, pag. 62 — 63. TJso de per em fax6 . . per tremd, como
no complemento directo: vid. Dalgado, ob. cit, p. 57.
Vocabulos avulsos e locu9Öes: cabo «destino?^, ansqui «antes de»,
di'Svestido «despido», travelhd «trabalhar», minito «minuto», mao «mal»,
expectd outro hum dia «esperar outro dia», vi «vir», irgui «erguer»,
paricö «parecer», logomesmo «immediatamente», erienees «filhos», eo7i-
fidencia «confian9a», aHbo «para cima (a riba)^ baso «em baixo», lesti
«lestes», U) ser juntado per humha (== üa) «seräo todos juntos»*),
orelho «orelha», masqni (por mais que) tu quer^e o näo «auer queiras,
quer näo», secure (seccura) «sßde», vos teni cuberto com rotures (ro-
turas) «estaes rotos», «estaes esfarrapados», cahide «quMa»^). Com
epenthese de v: diiventi «doente», exelutndo «excluido», distruvf
«destruir», ruvinado «arruinado».
Pena 6 que os textos estejam desfigurados äs vezes com a ortho-
graphia: julgecao (em Dalgado julga^äo), paisao = paisao «paixäo»,
seperecao = sepere9äo (em Dalgado sej)eraQäo\ Falta til e cedilha.
2. Com o titulo de Lovoris de Natal (1904), por J. de Fransz,
mandou-me o Sr. Tavares de Mello uma poesia religiosa, especie de
hymno, de qu§ dou aqui para amostra o principio:
Oh Deus podoroso!
Oljo foi nacido,
Per da salva9ao*)
Per gentis perdido
^, { Gloria na alture — Per Deus viventi.
Chorus
(
E pas nÄ todo t^rres — Per Jesus nocenti.
II. MeUaca e Macao. O n<^. 18 (Dezembro de 1904) do
Boletim do gov^rno ecclesiastico da diocese de Macao 6 con-
sagrado a commemorar a defini9äo do dogma da «immaculada concei9äo»
e cont^m artigos em prosa e poesias. Entre as poesias, que sao em
v&rias lingoas, ha uma em portugues de Malaca e outra em portuguös
de Macao: pag. 187—188.
A pag. 189 — 193 däo-se algumas noticias da geographia e uso da
lingoa portuguesa no Oriente.
1) «Final», «ultima». Do ingl. last, 2) £m port. arch. «m huum, Junta
em huum; em hesp. en uno. Cfr. D. Carolina Michaelis in RLu. I, 130.
3) Sobre „cahida" em port. classico vid. Moraes, Dicc. da lingoa portu-
guesa. 4) No texto erradamente «salvacao:".
II 168 Crioulos Portugueses. 1904—1905.
Para aniostra litteraria e dialectal, aqui transcrevo a poesia redigida
em portugu^s de Malaca:
Pura oomo unga flores di albi,
Salve filla di Deus Padri!
Mae di FiUo Bedemptor,
Sposa di aquelle Spirito
Com quem nos chomä Amor.
Sem peccado na conoei9ao,
Sempre libre de mal tengao,
Scolhido di Trindade
Com demoni ja veneß
Tudo tempo di sua idade.
Ella un9om fic& libre
Di aquelle terrivel tigre
Ene com tudo gente mord4
Antes di aquelle idade
Que jÄ p6de comprend^.
1905. Im CeUdO. 1. Continua9äo da publiea9äo do periodico
The Parish Paper: vol. XIII, de Setembro de 1904 a Agosto de
1905, — doze numeros. Falta-me o n®. 2. Gada um dos outros cont^m
um trecho em portuguös.
2. Com o titulo de Folk-lores ceylonenses publicou o Sr. Ta-
VARE8 DE Mello no8 11**« 29, 32, 38 a 41 e 47 a 49 (Maio a Se-
tembro de 1905) do jomal indiano O Nacionalista*) uma valiosa serie de
artiges cujos assuntos säo: a) [Adivinhas]; b) Cantiga per Säo
Francisco; c) Maxims e proverbis; d) Miserere; e) Nossa
obreiros (can5Öe8); f) Batt^, batt^ (can9Öes).
Na classe das adivinhas, ou § a, temos esta, do «hpmem»:
Manhd andä con 4 p^,
Meo-dia con dös p^,
Ne tarde con tres pö . . .
que corresponde ao conhecido problema proposto a Edipo pela Esphinge.
A adivinha do «ranho»:
Rico gardä ne bolsa
Pobre botä f6ra
corre em Portugal pouco mais ou menos nessa forma. A' adivinha do
«anel» :
Redunda e redonda
Tudos te gostä («todos gostam»)
Criance, beata e päpa
corresponde em Portugal uma que come9a: *Redondo, redondete». A
adivinha do «gallo»:
Nu6 home, mas cantä benf^to;
Yisti corado, mas näo cortado
5) De S. Thome (Salsete). — Devo ao Sr. Dr. Antonio Maria da Cunha,
director d-0 Heraldo, de Nova-Goa, a posse dos numeros do Nacionalista
a que aqui me refiro.
J. Leite de Vasconcellos. II 169
aproxima-se d'esta portuguesa, quanto £ forma:
Pass^a na pra9a Canta de missa,
Näo 6 estudante, Sem rer sacristÄo etc.*).
A adivinha do «carro com dois bois e seu guia» :
Vae, vi tres bocus, d6s p6
onde OS bois, o guia e o carro se englobam, faz lembrar uma que em
Portugal se diz assim:
Oito batem na cal9ada,
Quatro olham para o oeu,
Um ajusta a cangalhada,
Outro toca o seriueu.
As outras adivinhas de Ceilao tem, na totalidade, ou na maior parte,
caracter local.
Do § b dou a seguinte amostra:
Quem tem per v6s, quem tem per n6s,
Varän sarän, huma?
Huma nossa Criador,
Si, varan saran, minha Sinhor.
Que tem per v6s, quem tem per n6s,
Varan saran, dös?
Dös Puders') de Moys^s,
Uma nossa Criador,
Si, varan saran, minha Sinhor.
E assim se väo seguindo os numeros tres (Patriarchas), quatro (Evan-
gelistas), cinco (chagas de Christo) at6 doze. Esta ora9äo, que a
tradiyao populär attribue a S. Francisco Xavier, 6 uma Variante, muito
curiosa, da Ora9äo do Anjo Custodio, tambem chamada das «doze
palavras ditas e retornadas*, que näo s6 corre em Portugal, mas por toda
a Europa®). A expressäo varan saran significa, quanto a mim, tyaräo
Cebrian, isto 6 «varäo Cypriano». A forma Cebrian lö-se em Gil Vi-
cente (sec. XVI): Noms de San Cebrian^ Esconjuro-te, Satan^). Em
um doc. do sec. XVI lö-se Oibräao e Oibräo^^), Noutros docc: Oi-
briäo^^). Ainda hoje ha o appellido Oibräo, e a toponymia tem S. Ci-
bräo. A palavra deve ter ido para Ceilao na forma Cebrian ou *Cehran **)
= ^Ckbrä; esta forma mudava-se sem grande difficuldade em ^Cerä =
Seräj d'onde Sara = Saran. Em vista d'esta explica9ao, a fräse ceilo-
nense deverä escrever-se assim : varan Saran (ou varä Sara). Na ora9ao
portuguesa que Ihe corresponde figura umas vezes o Anjo Custodio, como
fica dito, outras Simäo, outras o proprio S. Cypriano^'). N-0 Grande
Livro de S. Cypriano, s. 1. n. d. (6 por6m do sec. XIX), pag. 90,
diz-se: «A orayäo do Anjo Custodio foi ensinada a S. Cypriano etc.».
Este livro näo tem o valor ethnographico que podia ter, porque foi publicado
com intuitos meramente mercantis, mas a noticia transcrita ^ significativa.
Fica aesim confirmado o que digo a cima. S. Cjrpriano goza de grande
6) Th. Braga,OPovo Portug.11,387. 7) «pedras» (TaboasdaLei). 8)Vid.
Rev. Lusit I, 24688. (artigo de Adolfe Coelho). 9) Obras, ed. de Ham-
burgo, II, 353. 10) Viterbo, Elucidario s. v. 11) Viterbo, loc. cit. 12) Em
lego ha, no onomastico, C ihr an e San Gib r an. 13) De uma versao com
Cypriano falla Adolfe Coelho na Bomania, III, 269—273.
II 1 70 Crioulos Portiiguesea. 1904—1905.
reputo§äo nas creii§as magicäs do nosso povo. Com rela9ao ä frase,
iiotarei que tanto podia ella ser na origem o varäo S, Cebfian^ como
siniplezmente o raräo Cebrian^ sem a palavra «san(to)», poia varäo tem
significa9äo venera vel; corrente 6 na lingoa moderna a expressaö «F. 4
um Santo varäo» para se dizer que alguem 6 boa pessoa. Compre-
hende-se que a ora9äo se applicasse eni Ceilao a 8. Francisco Xavier,
depois de perdida a no9ao de que nella entrava S. Cypriano, pois S. Fran-
cisco tem muita popularidade ha India, e a sua lenda absorveu elementos
de outras lendas. Para melhor se ver a remelhanya da orayao ceilonense
com a do Anjo Custodio, aqui transcrevo o comÖ90 de uma vereao (Festa :
— Anjo Custodio, queres ser santo?
— Sim senhor, quero.
— Diz'-me o que 6 um.
— E* a hora em que Dens nasceu para sempre. Amen.
— Anjo Custodio, queres ser santo?
— Sim senhor, quero.
— Dize-me as duas.
— Säo as duas taboinhas de Mois6s ^*).
No § c do artigo do Sr. Tavares de Mello escolho alguns proverbios
que tem paralleles na tradi9äo de Portugal: Caeht/rro qite ludrd nan
mtirde = Cäo que ladra näo morde; eile quem fem sihnte, consente
= quem cala, consente; faxe bon sem respetä de pesswi^^) = faze
o bem, näo olhes a quem. A collec9äo estä dieposta alphabeticamente,
e 6 extensa. Se alguns dos adagios säo tradicionaes, outros por^m tem
origem ecclesiastica.
O Miserere, no § seguinte, ^ uma das versöes cantadas nas igrejas
catholicas de Ceilao.
Amostra do § e. Quadras em redondilha menor e em versos de
sete syllabas:
Todo foi barrato Alguns rico sinhoris
Ne tempo passado, Pagä p6co dinhöro,
Mas agorra ja susd^^®) Outro nom querr^ dÄ
Per pagä dobrado. Pagamen to de obröro.
As cantigas do § f säo cantadas por todas as classes de gente da
ilha. Dizo Sr. Mello: «As linhas säo soltas, sem äs veres ter combina9ao
uma com a outra».
Estes materiaes vem äs vezes acompanhados de traduc9äo em por-
tugu^s, outras vezes de notas. O Sr. Tavares de Mello presta bom 8ervi90
ä Glottologia e Folklore portugueses proseguindo nesta colheita, que
conv^m completar quanto antes, pois o dialecto estä condemnado a adul-
terar-se cada vez mais e a morrer. Tem maior valor philologico os
materiaes de orfgem populär, como os que o Sr. Mello publica, do que
os artiges, folhetos e livros de caracter ecclesiastico ou litterario, porque
nestes a lingoagem 6 bastante artificial, ao passo que os primeiros repre-
sentam a lingoa pura e viva.
14) Vid. 06 mens Ensaios Ethnographicos, III, 209. 15) Vem da
f6rma port. arch.: pessoa, 16) «Succede», «acontece>.
M. Kaluza. H 171
II. Diu. Nunia correspoiuiencia publicada no Diario de Noticias
de Li^boa, de 14 de Dezembro de 1905, pag. 7, däo-se interessantes in-
foriiia9Öes näo so ac^rca dos costumes, mas do fallar portugu^s de Diu, e
fazem-se observa9Öe8e con-ecyöes äs Kreolische Studien de Schuchardt,
III (Diu), Wien 1883. Segundo diz o correspondente, os textos publi-
cados por Schuchardt reproduzem o dialecto ein voga ha uns 30 annos.
«O puro dialecto crioulo de Diu ja hoje näo existe . . os naturaes da
terra, pelo menos os niais illustrados, falam e escrevem agora a lingua
nacional, tao bem, ou melhor, que qualquer Indo-Portuguds». A corre-
spondencia terniina por algmis esp^ciines poeticos. Oxalä que o corre-
spondente, observador como 6, realize a promessa que faz de proceder a
mais demorado estudo d*este dialecto. S6 os que vivem nas proprias
localidades 6 que podem escrever com aniplitude a respeito dos dialectos,
pois tem tudo d mäo para isso.
Lisboa, Bibliotheca Nacional.
Dr. J. Leite de Vasconcellos.
Kanadische Literatur. 1902—1904 von James Geddes jr.
mit der Sprache zusammen behandelt I 21 7 ff.
ISTechselbezieliuiigezi ziarisolien
romanisolier und germanisolier
Literatur.
Bomanische Einflösse anf die englische Literatur des
Mittelalters. 1902. Die im Auftrage der Gesellschaft für deuteche
Philologie zu Berlin herausgegebene zusammenfassende Übersicht über die
Ergebnisse und Fortschritte der germanistischen Wissen-
schaft im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts*) enthält in dem von
John Koch verfassten Abschnitte über Mittelenglische Literatur
(S. 374 — 437) auch eine Zusammenstellung der Forschungen auf dem
Gebiete der mittelenglischen Literatur und deren Beeinflussung durch die
Literatur Frankreichs und Italiens. Einen guten Überblick über den
Einfluss der altnordischen Literatur auf die englische gibt C. H. Nordby*):
über den Einfluss der italienischen Renaissance auf die englische Literatur
handelt ein treffliches Buch von L. Einstein^).
Von allgemeinen englischen Literaturgeschichten, die auch die mittel-
englische Literatur berücksichtigen, ist vor allem der erste Band einer
von David Patrick herrührenden Neubearbeitung von Ch amber s*s
1) Ergebnisse und Fortschritte der germanistischen Wissen-
schaft im letz ton Vierteljahrhundert. Im Auftrage der Gesellschaft für
deutsche Philologie herausgegeben von Bethge. Leipzig, Keisland 1902. 2) The
Influence of Old Norse Literature upon English Literature. Co-
lumbia University Germanic Studies Vol. I, Nr. 3. New York, The Macmillan
Company 1901. 3) The Italian Renaissance in England. New York, The
Vollmollor, Koni. Jahresbericht VIII. |2
tl 172 Komani^che Einflüsse auf die engl. Literatur des Mittelalters. 1902.
Cyclopaedia of Enp:li8h Literature*) hervorzuheben, in der die in
den früheren Auflagen recht knappe Übersicht über die mittelenglische
Literatur durch eine völlig neue und erheblich erweiterte, freilich im Ver-
hältnis zu der ausführlichen Behandlung der neuenglischen Literatur
immer noch recht dürftige Darstellung von Alpred W. Pollari>
(p. 31 — 119) ersetzt und insbesondere Chaucer etwas ausführlicher und
unter Berücksichtigung der neueren Forschungen behandelt worden ist
(p. 59 — 74). Weiter wären aus dem Berichtsjahre zu erwähnen die
kurzgefassten englischen Literaturgeschichten von Adolf Hansen^) und
R. Ackermann^).
Eine neue Ausgabe der Romanze von Havelok wurde von Walter
W. Skeat') veranstaltet. Die Ashmolehandschrift von Sir Orfeo,
von der Zielke®) nur die Varianten mitgeteilt hatte, ist im Scottish
Antiquary^) vollständig abgedruckt worden. Eine neue kritische Ausgabe
des Sir Triam our wird von Huoo Bauszus'®) angekündigt, der als
Probe Strophe 1—12 abdruckt und zugleich über das Handschriften Ver-
hältnis, die Quellen und Ort und Zeit der Abfassung handelt. Das
Gedicht ist um 1400 im Norden des Mittellandes entstanden. Eine
direkte französische Quelle wie bei anderen mittelenglischen Romanzen
lässt sich für Sir Triamour nicht nachweisen; vielmehr sind die einzelnen
Motive anderen englischen Romanzen und zum Teil uraltem, volkstüm-
lichem Sagenstoff entnommen; insbesondere zeigen sich wörtliche An-
klänge an die mittelenglischen Romanzen von Launfal, Octovian, Libeaus
Desconus, Sir Beves of Hamtoun, The Squyr of Lowe Degree und
Ywain and Gawain. Auf die Übertragung der Romanze von Sir Gawain
and the Green Knight in moderne englische Prosa ^^) hat Jessie L.
Wp:ston die Übertragung anderer in Malory's Morte D'Arthur nicht
vertretener englischer, französischer und niederländischer Romanzen und
Lais folgen lassen, nämlich Tristan and Iseult*^), Guingamor,
Lanval, Tyolet, Le Bisclaveret^^), Morien^*), Sir Cleges, Sir
Libeaus Desconus^*) und Sir Gawain at the Grail Castle^**).
Macmillan Company 1902. 4) Chambers's Cyclopaedia of English
Literature. Isew Edition by David Patrick. A History Critical and Bio-
graphical of Autbors in the English Tongue from the Earliest Times tili the
Present Day with Specimens of their Writings. Vol. I. London and Edinburgh,
W. & R. Chambers 1901. 5) Den engel8ke og den Dordamerikaniske
litteraturs historie i omrids. Kj^benhavn, Gyldendalske boghandels forlag
1902; vgl. ES. 32, 401. 6) Kurze Geschichte der englischen Literatur
in den Grundzügen ihrer Entwicklung. Stuttgart, Lehmann 1902.
7) The Lay of Havelok the Dane. Reedited from Ms. Laud Mise. 108 in
the Bodleian Library, Oxford, Clarendon Press 1902. 8) Sir Orfeo, Breslau
1880. 9) ScAnt. XVI, 30—88. 10) Die mittelenglische Romanze Sir
Triamour mit einer Einleitung kritisch herausgegeben. Königsberger Disser-
tation 1902. 11) Vgl. JBRPh. VI, II, 303. 12) Tristan and Iseult. Rendered
into English from the Gcrman of Gottfried of Strassburg. 2 vols. London, D.
Nutt 1899 (ArR. II). 13) Guingamor, Lanval, Tyolet, Le Bisclaveret
Four Lays rendered into English Prose from the French of Marie de France
and others. London, D. Nutt 1900 (ArR. III). 14) Morien. A Metrical Ro-
mance rendered into English Prose from the Mediaeval Dutch. London, D. Nutt
1902 (ArR. IV). 15) Sir Cleges. Sir Libeaus Desconus. Two Old English
Metrical Romances rendered into Prose. London, D. Nutt 1902 (ArR. V).
16) Sir Gawain at the Grail Castle. Threc Versions: a) From the Conte
M. Kai uz a. U 173
Zugleich hat sie ihre Stiulien zur Artussa^re fortgesetzt in den Schriften
über die Sage von Sir Lancelot du Lac^'') und über The Three
Days Tournainent^^). O. Hartenstein^') entscheidet sich für rein
englischen Ursprung der Hörn sage, während L. Morsbach ^*^) aus der
französierten Form der in King Hörn vorkommenden Eigennamen
{Ailmar, AilbniSy Outherd, Suddene, Amoldin etc.) umgekehrt schliesst»
dass der englische Dichter eine anglofranzösische Vorlage benutzt hat.
P. C. HoYT^*) behauptet angelsächsischen Urspiimg der Bevessage
und weist auf den engen Zusammenhang zwischen Beves of Hamtoun
und King Hörn hin. W. W. Newell**) erklärt Gawain (aus Wal-
weia7ius, Walwen) als König von Galloway, da auch William) of Mal-
mesbury 'WalwerC als ^King of Walweitha or OaUmvay' erwähnt.
Die Entstehungszeit des Sir Isumbras wird von Ostermann *^) in die
Zeit zwischen 1343 und 1384 verlegt. Max Weyrauch**) beschäftigt
sich im Anschluss an die Dissertation von Paul Tunk*^) mit der
Romanze vom Squyr of Lowe Degree und ist der Meinung, dass von
den beiden Versionen P trotz aller Kürze und Verderbtheit dem Original
näher steht als C und dass die beiden Hauptzüge, in denen sich P und
und C unterscheiden, die Einführung des Steward und der siebenjährigen
Probezeit, nicht, wie Tunk annimmt, von dem Verfasser von P eliminiert,
sondern vielmehr von dem Verfasser von C in Anlehnung an den Zeit-
geschmack neu eingeführt sind. H. Bradley*®) zeigt, dass der im
15. Jahrhundert lebende, bisher unter dem Namen Loiielich the
Skynner bekannte Verfasser längerer Gedichte über den Graal und
über Merlin vielmehr Louelich hiess, was von AV. AV. Skeat *") bestätigt
wird. Die weitere Vermutung Bradleys, dass 'skinner* für *smitene7^
verlesen sei, wird aber von Skeat zurückgewiesen, da Lovelich sein Ge-
dicht vom heiligen Graal auf Veranlassung des 'Harry Barton, alder-
7nan and skinner of London' verfasst hat^ somit auch für lovelich
selbst Zugehörigkeit zu dieser Zunft wahrscheinlich ist. Darauf hat
F. J. Furnivall*^) aus lateinischen Urkunden {„de Henrico Love-
lle he oive et pellipario Lofidon*') sowohl die Namensform Love-
lich als seinen Stand als 'skinnei'^ über allen Zweifel festgestellt.
del Graal; b) from Heinrich von dem Türlin's Diu Crone; c) from the Proee
Lancelot. Bendered into English Prose from Mediaeval French and German.
London, D. Nutt 1902 (ArR. VI). 17) The Legend of Sir Lancelot du
Lac. Studies upon its Origin, Development and Position in the Arthurian
Romantic Cycle. London, D. Nutt 1902 (Grimm Libr. XII; vgl. ES. 32,
113—117). 18) The Three Days Tournament. A Study in Romanoe and
Folklore. Being an Appendix to the Author's Legend of Sir I^ancelot du Lac.
London D. Nutt 1902 (Grimm Library XIV). 19) Studien zur Hornsage
mit besonderer Berücksichtigung der anglonormannischeu Dichtung vom wackeren
Bitter Hom und mit einer Hornbibliographie versehen. ESt. H. 4, Heidelberg,
Winter 1902. 20) Die angebliche Originalität des frühmitteleng-
lischen King Hom nebst einem Anhange über anglofranzösische Konsonanten-
dehnung. BREPh. p. 297—330. 21) The Home of the Beves Saga.
PMLA. 17, 237-246; vgl. MLN. 17, 135. 22) Arthurian Notes. 2. Ga-
wain. MLN. 17, 277 f. 23) Bonner Beitr. zur Anglistik 12, 97. 24) Zur Kom-
position, Entstehungszeit und zur Beurteilung der mittelenglischen
Romanze The Squyr of Lowe Degree. ES. 31, 177ff. 25) Vgl. JBRPh.
VI, n, 362. 26) Ath. 3914, 587. 3918, 722. 27) Ath. 3917, 684. 3919, 758.
28) Ath. 3924, 50 (1903).
12*
II 174 Roraanische Einflüsse auf die engl. Literatur des Mittelalters. 1902.
Zur Legendendichtung ist für das Jahr 1901 noch nachzutragen
HoRSTMANN" Ausgabe der Nova Legen da Anglie^®), einer Sammlung
lateinischer Legenden, die als Quellen für die Legenden in der Volks-
sprache in Betracht kommen. Eine verdienstvolle Untersuchung über
das Handschriftenverhältnis und die Quellen der nordenglischen Homilien-
sammlung bietet Gordon Hall Gerould ^^). Die älteste mittelenglische
Version der Assumptio Mariae wurde von E. Hackauf^^), das nord-
englische Gedicht De lamentacioue Marie von Walter Fröhlich '*)
neu herausgegeben. Als Quelle des letzteren Gedichtes hatte schon der
Cambridger Handschriftenkatalog einen Traktat Bernhards von Clair-
vaux, Dß dolore et lamentatione beate et gloriose Virginia Marie in
niort« dilecti filii sui bezeichnet. Daneben hat der englische Dichter, wie
Fröhlich zeigt, die Evangelien, insbesondere das Johannesevangelium be-
nutzt; eine französische Predigt über denselben Gegenstand war ihm aber
offenbar unbekannt. Bei Gelegenheit seiner Untersuchungen zur
Guthlac -Legende^*) druckt H. Forstmann eine bisher noch nicht ver-
öffentlichte mittelenglische Fassung der Guthlaclegende im septenarischen
Reimpaar ab, die sich eng an die lateinische Vita Guthlaci in den
Acta San Ctorum vom 11. April anschliesst. Die längst erwartete Aus-
gabe der geistlichen Gedichte des William of Shoreham^*) hat Max
KoNRATH in dem Berichtjahre veröffentlicht. Auf eine genauere Fest-
stellung der Quellen, die William of Shoreham benutzte, hat Konrath
leider verzichtet. Eine neue Ausgabe von John Myrc's Instructions
for Parish Priests hat F. J. Furnivall^^), drei mittelenglische Versionen
der Benediktinerregel E. A. Kock^®) veröffentlicht. Einige kleinere Ge-
dichte von Rate druckt John T. T. Brown ^') nach der Ashmolehandschrift.
Untersuchungen zu Ratis Raving und dem Gedicht The
Thewis of God Women veröffentlicht Ludwig Ostermann'®). Auch
er weist die Vermutung John T. T. Browns, dass alle m\t quod Rate
unterzeichnet-en Dichtungen der Ashmolehs. Gl den Franziskanerpater
David Rate zum Verfasser haben sollen ^^), entschieden zurück. Eine
29) Nova Legend a Anglie. As collected by John of Tynemouth,
John Capgrave and others, and first printed with New Lives by Wynkyn
de Worde A. D. MDXVI. Now re-edited with fresh material from MS. and
printed sourccs. 2 vols. Oxford, Clarendon Press 1901. 30) The North
English Homily CoUection. A Study of the Manuscript Relations and of
the Sourccs of the Tales. Oxforder Dissertation 1902. 31) Die älteste mittel*
englische Version der Assumptio Mariae. Engl. Textbibl. 8. Berlin,
Felber 1902, mit dem Nachtrag, Zu der ältesten mittelenglischen
Version der Assumptio Mariae, ES. 33, 179-182. 32) De lamen-
tacione sancte Marie. Eine englische Dichtung des 14. Jahrhunderts.
Leipziger Dissertation 1902. 33) Bonner Beitr. 12, 1—40. 34) The Poems
of William of Shoreham, ab. 1320 Vicar of Chart-Sutton. Re-edited from
the Unique Ms. in the British Museum by M. Konrath. Part I. Preface,
Introduction, Text and Notes. EETS. ES. 86. London, Kegan Paul, Trench,
Trübuer & Co. 1902. 35) John Myrc'a Instructions for Parish Priests.
Revised Edition by F. J. Furnivall. EETS. 31. London, Kegan Paul, Trench,
Trübner & Co. 1868/1902. 36) Three Middle English Versions of the
Eule of St. Benet ed. by E. A. Kock. EETS. 120. London, Kegan Paul,
Trench, Trübner & Co. 1902. 37) Rate's Poems. A Lay of the Com-
mandnients. Scott. Antiqu. 10, 19G-198. 38) Bonner Beitr. 12, 41—102.
39) JBRPh, VI, II, 309.
M. Kaluza. II 175
Studie über Charakterentwicklung und ethisch-theologische
Anschauungen des Verfassers von Piers the Plowman von
Mensendieck*®) ist aus dem Jahre 1900 nachzutragen. Eine neue
Ausgabe der Scala Perfectionis von Walter Hilton wurde von
J. B. Dalgairas*^), eine aus dem 14. Jahrhundert stammende, einen
Teil des neuen Testaments umfassende englische Bibelübersetzung von
A. C. Paues") veröffentlicht.
Ein Artikel von A. ß. Bayley, A Possible Gloucestershire
Origin for Geoffrey Chaucer*^) war mir nicht zugänglich. Über
das Grab Ch'aucer's handeln John W. Hales**), Albert Hart-
8HORNE**) und Charix)tte C. Stopes*®). Eine gute Sonderausgabe
des Prologs zu den Canterbury Tales und der Erzählungen des Ritters
und des Nonnenpriesters veröffentlichte Mark H. Liddell*''). Die Ein-
leitung enthält auch A Brief Sketch of Chaucer's Life*^) auf
Grund der neueren Forschungen; dagegen fehlen Erörterungen über die
Quellen der veröffentlichten Gedichte. John Koch handelt über die
neapolitanische Handschrift von Chaucer's Clerkes Tale**) und
gibt eine kritische Ausgabe von C'haucers The Pardoner's Prologue and
Tale*^®) heraus, die erste wirklich kritische, auf Grund des gesamten hand-
schriftlichen Materials hergestellte Ausgabe einer der Canterbury Tales. In
der Einleitung ^ *) handelt J. Koch auch über die Quellen. Eine direkte Vorlage
für Chaucer's Erzählung lässt sich nicht nachweisen. Die zugrunde liegende
Sage stammt wahrscheinlich aus dem Orient und findet sich in mannigfachen
Variationen in dem Sagenschatz der verschiedensten Völker. Eleanor
Prescott Hammond''^) erörtert das Handschriftenverhältnis des Parla-
ment of Foules, kommt aber wegen Unterschätzung der Hs. Gg zu
falschen Resultaten. J. B. Bilderbeck ^^) untersucht eingehend das
Handschriften Verhältnis der Legend ofGoodWomen, wobei die früher
von S. Kunz**) gewonnenen Resultate mehrfach berichtigt werden. In
der Frage des Prologs entscheidet sich Bilderbeck mit W. Skeat,
John Koch, Legouis u. a. für die Priorität von A. Die Entstehungszeit
40) London und Leipzig, Wohlleben 1900; vgl. ES. 31, 285—288-
41) The Scale or Ladder of Perfection written by Walter Hilton,
with an Essay on the Spiritual Life of Mediaeval England by the Rev.
J. B. Dalgairas. London, Art & Book Company 1901. 42) A Four-
teenth Century English Biblical Version consisting of a Prologue and
Parts of the New Testament. Edited from the MBS. together with some Intro-
ductory Chapters on Middle English Biblical Versions (Prose Translations).
Uppsalaer Dissertation. Cambridge, University Press 1902. 43) N&Q. IX, 9,
134. 44) Ath. 3902, 189. 45) Ath. 3905, 288. 46) Ath. 3913, 5.52. 47) Chaucer.
The Prologue to the Canterbury Tales. The Knightes Tale. The
Nonnes Prestes Tale. Edited in Critical Text with Grammatical Introduction,
Notes and Glossary by Mark H. Liddell. New York. The Macraillan Com-
pany 1901. 48) p. CIX-CXVIII. 49) BNPh. p. 257—285. 50) The Par-
doncr's Prologue and Tale by Geoffrey Chaucer. A Critical Edition
by John Koch. Berlin, Felber 1902. Engl. Tcxtbibl. 7. 51) Introduction.
p. XXIV-XXVII. 52) On the Text of Chaucer's Parlament of
Foules. DPCh. Vol. VII. Chicago The University Press. 1902. 53) Chaucer's
Legend of Good Women. The Character and Relation of the Manuscripts.
The Prologues. Somo Doubtful Readings. London, Hjizell, Watson i<: Vinoy
1902. 54) Das Vcrhiiltni.'* der HandschriftcMi von Chance i'»* Logcnd
n 176 Romauiöche Einflösse auf die engl. Literatur des Mittelalters. 1902.
von Chaucer*s Fortune verlegt J. B. Bilderbeck '^') in die Zeit zwischen
1391 und 1394 oder 1396. Frank E. Bryant*«) weist auf einige auf-
fällige Übereinstimmungen zwischen der Schilderung des Ritters in
Chaucers Prolog und der des Königs Evander in Boccaccios Teseide VI,
402 hin. J. D. Rodeffer*') zeigt, dass die Annahme von Leopold
Constans*®), Chaucer habe den Roman de Th^bes nicht gekannt, un-
berechtigt ist. Walter Skeat®*) weist nach, dass der im House of
Fame 1228 genannte Pseustis der Schäfer ist, der in der Ecloga
Theoduli den Wettstreit beginnt, und W. H. Stevenson®*) weist auf
die grosse Verbreitung der Ek^logen des Theodulus im Mittelalter hin.
Über die astronomische Deutung einer Stelle im Prolog der Parson's
Tale spricht R. Garnett ®^).
J. H. Lange®*) bringt weitere Übereinstimmungen zwischen Frag-
ment B des Romaunt of the Rose und den Werken Lydgates, die
aber natürlich nicht für Lydgates Verfasserschaft beweisend sind, wie
Lange meint, sondern die nur zeigen, was schon Skeat und Sieper hervor-
gehoben haben, dass Lydgate Fragment A und B des Romaunt of the
Rose genau kannte. H. Bradley") erklärt v. 205—228 und 707—1268
der Plowman's Tale für spätere Interpolationen. Auch der Prolog ist
nach Bradleys Meinung unecht und stammt erst aus der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts, wahrscheinlich von demselben Verfasser wie die
Interpolationen. Da nun der Hinweis auf die Verfasserschaft von Piers
the Plowman's Crede in v. 1065 f., also in einer der Interpolationen
sich findet, so ist dieses letztere Gedicht nicht dem ursprünglichen Ver-
fasser von The Plowman's Tale, sondern vielmehr dem Interpolator zuzu-
weisen. E. Koeppel**) erklärt den in einem Gedichte Lydgate's On
the Mutability of Human Äff airs vorkommenden Ausdruck 'Vowes
of pecock* als Anspielung auf eine epische Dichtung des Franzosen
Jacques de Longuyon, Voeux du paon. Ein ausführliches Wörter-
buch zu Maundeville bietet R. H. Fife®^).
Eine Anthologie aus schottischen Dichtungen des 14. — 16. Jahr-
hundert^ gibt G. G. Smith ®®). G. Neilson sucht historische Anspielungen
auf zeitgenössische Ereignisse in einzelnen Stellen von Morte Arthure*')
und Golagrus and Gawain®^), zeigt, dass die Handschrift des Hun^
terian-Museum zu Glasgow I, 4, 1 De preliis die unmittelbare Vorlage
für The War 8 of Alexander gebildet hat^*), weist Parallelen zwischen
The Pearl und The Awntyrs of Arthur auf®) und sucht in zwei
Schriften über Sir Hew of Eglintoun and Huchown of the
of Good Women. Breslauer Dissertation 18S9. 55) Ath. H873, 82f. 56) Did
Boccaccio suggest the Character of Chaucer^s Enight? MLN. 17,
470—471. 57) Chaucer and the Roman de Thfebes, MLN. 17, 471-473.
58) Le Roman de Thfebes II, CLIX, SATF. Paris 1800. 59) Ath. 3879, 274.
60) Ath. 3881, 338. 61) Ath. 3800, 625. 62) E8. 31, 159—102. 63) Ath.
3898, 62. 64) Lydgates Vowes of Pecock ASNS. 108, 29-31. 65) Der
Wortschatz des englischen Maundeville nach der Version der Cottonhs.
Titus CXVL Leipzig, Seele 1902. 66) Specimens of Middle Scots with
an lotroduction, Notes and Glossary. Edinburgh and Ix>ndon, Blackwood 1902.
67) Ath. 3916, 602f. 3919, 758. NQ. IX, 10, 101-165. 68) History in the
Romance of Golagrus and Gawayne. PPhSG. 1902. 69) Ath. ,3895,
784, 70) Gross Links between the Pearl and the Awntyrs of
M. Kaluza. H 177
AwleRyalo'^) undHuchown of the A wie Ryale, ihe alliterativo
poet'^j dem von Wyntown in seiner Originale Cronykil of Scotland er-
wähnten Dichter Huchown of the Awle Ryale, den er mit Sir
Hug:h of Eglintoun identifiziert, nicht bloss Morte Arthure und The
Pistil of Swete Susanne, sondern auch Sir Gawayn and the Grene
Knight, Cleanuess, Patience, The Pearl, The Awntyrs of Arthur, Golagrus
and Gawayn, The Wars of Alexander, The Destruction of Troy, The
Siege of Jerusalem, The Parlement of Three Ages und Wynnere and
Wastoure, also fast sämtliche alliterierende Gedichte des 14. Jahrhunderts
zuzuschreiben, was schon deswegen ganz unmöglich ist, weil diese Ge-
dichte in der ganzen Anlage, im Versbau und in der poetischen Diktion
so grosse Verschiedenheiten aufweisen, dass sie unmöglich alle von einem
und demselben Verfasser herstammen können, wie dies u. a. auch in
einer Kritik des Neilsonschen Buches durch John T. T. Brown''*) her-
vorgehoben ist. Über einige kleinere Gedichte von William Dun bar
handelt Friedrich Mebus"*). E. Aschauer, Zur Wallacefrage''*)
zeigt, dass der Druck von 1570 von der einzigen uns erhaltenen Hand-
schrift stark abweicht und zahlreiche willkürliche Änderungen enthält, in
denen u. a. gehässige Bemerkungen gegen die Engländer gemildert und
alle *papistischen' Ausdrücke ausgemerzt sind. Daneben aber deuten
andere Abweichungen von der Handschrift darauf hin, dass der Drucker
eine andere und zwar korrektere Handschrift benutzt hat als die uns
erhaltene. Damit werden aber alle Schlussfolgerungen, die J. T. T.
Brown an den Umstand geknüpft hat, dass John Ramsays Manuskript
die einzige existierende Handschrift des Schir Wallace ist, hinfällig. Auf
einige Anspielungen David Lindsays auf mittelenglische Dichtungen
macht E. Koeppel '^''') aufmerksam. J. Gollancz*^^) zeigt, dass der
bisher für einen schottischen Dichter dos 15. Jahrhunderts gehaltene
John of Glassinbery oder Glastonbury, von dem einige Gedichte
u. a. in dem sogen. Gray Ms. der Advocates Library zu Edinburgh ent-
halten sind, vielmehr in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im
Norden von England gelebt hat. Sein Complaint zeigt deutliche An-
klänge an The Pearl und ist in derselben Strophe abgefasst; ein anderes
Gedicht in derselben Strophenform : This irnrld is verra vanite wird
von GoUancz abgedruckt. Clark S. Northrup'^) weist sodann den-
selben Refrain auch anderwärts nach.
Auf dem Gebiete des älteren englischen Dramas ist zu er-
wähnen Holthausen** neuer, mehrfach verbesserter und mit erklärenden
Anmerkungen versehener Abdruck des von Brandl'®) zum ersten Male
Arthur. Scotts Antiqu. 16, 67—78. 71) Sir Hew of Eglintoun and
Huchown of the Awle Ryale. A Biographical Calcndar and Literary Esti-
mate. PPhSG. 1900/1901. 72) Huchown of the Awle Ryale, the Allite-
rative Poet. A Historical Criticisin of 14**» Century Poems ascribed to Sir
Hew of Eglinton. Glasgow, Mac Lehoso 1902. 73) Huchown of the Awle
Rvale and his Poems oxamined in the Light of Recent Criticism, Glasgow
1902. 74) Studien zu William Dunbar. Breslaucr Dissertation 1902.
75) BNPh. p. 132—14-). Wien, Braimiüller 1902. 76) Sir David Lindsay's
Anspielungen auf mittelonglische Dichtungen. ASNS. 108, 0«)— 68.
77) Poems of the Gray Ms. Ath. :{883, tOiif. 78) Ath. :»»90r>, 2SH. 79) Qncllon
des weltlichen Dramas vor Shakespeare. Strassburg 1898.
II 17H Romanische Einflüsse auf die engl. Literatur des Mittelaiters. 11)03.
gedruckten Interludiuniö The Pride of Life^^) und ein gleichfalls von
HoLTHAUSEN besorgter verbesserter Abdruck des Spiels der Weber
zu Coventry^^). Dasselbe Spiel der Weber zusammen mit dem der
Tuchscherer und Schneider wurde von H ardin C'raig®^) für die EETS.
herausgegeben. Für das Noahspiel zu Newcastle upon Tyne nimmt
HoLTHAUSEN®') eine direkte oder indirekte Benutzung der lateinischen
Dichtung des Avitus an, insbesondere des 4. Buches seiner Poemata,
De diluvio mundi, v. ISHff. Eine ausführliche Studie über die lustige
Person im englischen Drama gibt E. Eckhardt®*). Die Entwicklung
des historischen Dramas bis auf Shakespeare untersucht F. E. Schelling®^).
Das 'Moment der letzten Spannung' in der englischen Tragödie bis auf
Shakespeare bildet den Gegenstand einer Dissertation von G. E. Sander ^•).
Englische Lieder aus Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts
veröffentlicht Bernhard Fehr®"'). Holthausen ®®) zeigt, dass das von
K öl hing®*) nach der Auchinleckhandschrift zuerst veröffentlichte Ge-
dicht Lob der Frauen eine auch in der Form getreue Nachbildung
eines schon von Thomas Wright*^) gedruckten altfranzösischen Ge-
dichtes des Ms. Harley 2203 ist. Holthausen druckt beide Gedichte
nochmals nebeneinander ab und fügt Anmerkungen hinzu. Über die
Verbreitung des eigentümlichen in die Form von Frage und Antwort ge-
kleideten enzyklopädischen Werkes Sidrac und über die in England
davon jetzt noch erhaltenen französischen, italienischen, niederländischen
und englischen Handschriften und Drucke handelt Karl D. Bülbrtng'^).
Als Verfasser des englischen Gedichtes ist Hughe of Campeden e
anzusehen. Max Förster'^) druckt eine Sammlung älterer lateinischer
Sprichwörter mit französischer oder englischer Übersetzung ab. Eine
frühmitteleuglische Fassung des Herbarium Apuloii wurde von Hugo
Berberich ®^) herausgegeben.
1903. Eine neue, durch zahlreiche Illustrationen und Faksimiles
geschmückte Darstellung der englischen Literaturgeschichte ist: English
Literature. An Illustrated Record. By Richard Garnett and
Edmund Gosse*). Der erste, von R. Garnett verfasste Band*) gibt
unter Berücksichtigung der neueren Forschung eine Übersicht über die
wichtigeren alt- und mittelenglischen Denkmäler, wobei auch der Einfluss
der französischen Literatur auf die englische gebührend hervorgehoben
wird. Freudig zu begrüssen ist die Begründung einer neuen Fachzeit-
80) ASNS. 108, 32—59. 81) Angl. 25, 209-250. 82) Two Coventry
Corpus Christi Plays, 1. The Sheamien and Taylors' Pageant. 2. The
Weavers' P&geant Re-edited by HardinCraig. EETS. ES. 87. London,
KeganPaul, Trench, Trübner&Co. 1902. 83) Shakespeare-Jahrbuch 36 277 ff.
84) Die lustige Person im älteren englischen Drama bis 1642.
Berlin, Mayer & Müller 1902. Pal. XVII. 85) The English Chronicle
Play. A Study in the Populär Historical Literature Environing Shakespeare.
New York, The Macmillan Company 1902. 80) Das Moment der letzten
Spannung in der englischen Tragödie. Berlin und Weimar 1902.
87) ASNS. 107, 48-61. 109, 33—72. 88) ASNS. 108, 288—301. 89) ES. 7, 101 ff.
90) Specimens of Lyric Poetry. London 1872. Percy Soc. 91) Sidrac
in England. BREPh. p. 44.3—478. 92) ES. 31, 1—20. 93) Das Her-
barium Apulcii nach einer frühnii ttelenglischon Fassung (Angl.
Forsch. 5). Heidelberg, Winter 1902.
1) 4 vols. London, Heinemann 19(>3. 2) From the Beginn iugs to the
M. Kaluza. II 179
schrift in Amerika: Modern Philology^). Die ersten Hefte enthalten
einige weiter unten zu erwähnende Aufsätze zur mittelalterlichen Literatur,
insbesondere auch zur Chaucerforschung.
Das von F. J. Furnivall i. J. 1864 gedruckte sti-ophische Ge-
dicht Le Morte Arthure wurde von J. D. Bruce*) für die EETS.
neu herausgegeben. In derselben Sammlung hat auch die Veröffent-
lichung des Laud Troy Book durch E. Wülfing*) begonnen.
R. H. Fletcher®) sucht es wahrscheinlich zu machen, dass Layamon
für Einzelheiten seines Brut neben Wace's Bmt auch die Historia
Britonum des Gottfried von Monmouth benutzt hat und
Arthur C. L. Brown'') weist darauf hin, dass Layamon einige Züge
der Geschichte von Artus direkt aus der wallisischen Überlieferung in
sein Werk aufgenommen hat. Weitere Studien zur Artussage lieferten
A. C. L. Brown ^) und L. A. Paton^). Eine eingehende Untersuchung
über die Entwicklung der Hornsage bietet W. H. Schofield ^®). Er
stellt einen Stammbaum der verschiedenen Versionen der Hornsage auf,
die er im wesentlichen auf nordischen Ursprung zuiückführt. Der Sagen-
stoff wurde seiner Meinung nach zuerst in angelsächsischer Sprache be-
arbeitet und von da in das Anglonormannische übernommen. Der mittel-
englische King Hörn beruht, wie ja auch Morsbach *^) annimmt, auf
einer anglonormannischen Vorlage: „King Hörn, it seems to me most
probable, is based on a Norman redaction of the Saxon account of
Hörn". H. E. Heymann '^) unterzieht die verschiedenen französischen
und englischen Fassungen der Haveloksage einer näheren Untersuchung
und stellt auf S. 146 einen Stammbaum auf, wonach der englische
Havelok, der sich enger als irgendeine der französischen Bearbeitungen
an die ursprüngliche Form der Sage anschliesst, nicht auf ein fi-anzö-
sisches Gedicht zurückgeht, sondern direkt aus der mündlichen Über-
lieferung geflossen ist. E. K. Broadus^^) zeigt, dass das Vorbild von
Spenser's Red Gross Knight nicht, wie man bisher gewöhnlich annahm,
in der Geschichte von Gareth and Linet in Malory's Morte Darthur,
sondeni vielmehr in der mittelenglischen Romanze von Libeaus Disconus
zu suchen ist. Auch auf andere Teile der Faerie Queen hat Libeaus
De sc onus Einfluss ausgeübt; so ist namentlich der Aufenthalt des
Libeaus Desconus auf der Goldinsel von Spcnser verwertet worden.
Wahrscheinlich hat Spenser den alten Druck aus dem 16. Jahr-
Age of Henry VIII. 3)A QuarterJy Journal Devoted to Research in
Modern Languages and Literature. Chicngo, The University Press. I. 1903.
4) Le Morte Arthure. A Romaiice in stanzas of eight lines re-edited from
Ms. Harley 2252 with introduetory notcs and glossary and index of names.
EETS. ES. 88. London, Kegan Paul, Trench, Trübner & Co. 1903. 5) The
Laud Troy Book. A Romancc of about 14(X) AD. now first edited. I. II
(Lines 1-18, 6C4). EEST. 121, 122. London, Kegan Paul, Trench, Trübner &
Co. 1903; vgl. JBRPh. VI, ii, 3G3. 6) Some Arthurian Fragments. IIL
Did Layamon make use of Geoffrey 's Historia? PMLA. 18,91—94. 7) Welsh
Traditions in Layaraon's Brut. MPhi. I, 95 — 103. 8) Iwain, a Study
in the Origins of Arthurian Romance. HSN. VIII. 9) Studies in
the Fairv Mythology of Arthurian Romance. RCM. 13. Boston,
Ginn & Co. 10) The Story of Hörn and Rimenhild. PMLA. 18, 1—83.
11) 8. o. 1902, S. 173. 12) Studies on the Havelok Tale. Upsalaer
Dissertation 1903. 13) The Red Cross Knight and Libeaus Desconus.
II ISO Romanische EioflüsBe auf die engl. Literatur des Mittelalters. 1903.
hundert benutzt, von dem uns zwar kein £xemplar, wohl aber eine
Abschrift in dem Percymanuskript erhalten ist^*). P. Gilson") identi-
fiziert Sir Thomas Malory, den Verfasser des Morte Darthur mit dem
in einer Urkunde vom 17. Mai 1451 genannten *armiger Thomas Malorye
of Papworth Agnes' in Cambridgeshire.
Rudolf Fischer") druckt unter dem Titel *Vindicta Salva-
toris* eine von Bergau*'') nicht berücksichtigte, im einzelnen auch stark
abweichende Handschrift der Vengeaunce of Goddes Deth (Bataile
of Jerusalem) ab. Von F. J. Furnivalls Ausgabe von Robert of
Brunne's Handlyng Synne mit dem entsprechenden französischen
Texte von William of Waddington's Manuel des Peschiez ist
der zweite Teil, der den Text zum Abschluss bringt^ erschienen *®). Eine
aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende, in der sechs-
zeiligen Seh weif reimstrophe abgefasste Version der Theophiluslegende
veröffentlicht W. Heuser^®). Der Stoff ist darin sehr frei bearbeitet,
so dass sich Beziehungen zu anderen Fassungen nicht feststellen lassen.
Zwar finden sich Anklänge an Ruteboeufs Mirakelspiel, aber eine direkte
Benutzung desselben scheint gleichfalls ausgeschlossen zu sein. Im An-
schluss daran stellt G. H. Gerould*®) fest, dass die von W. Heuser
als noch ungedruckt bezeichnete jüngste Fassung der Theophiluslegende
von William Forrest von Ludorff mit einer Einleitung im 7. Bande
der Anglia gedruckt worden ist 2^).
G. L. KiTTREDGE**) weist nach, dass Chaucer in dem Prolog zur
Ijegend of Good Women A 61 ff., B G6ff. wahrscheinlich auf vier Ge-
dichte von Eustace De seh am ps, die den Streit zwischen feuille und
flm(r zum Gegenstand haben, anspielt. Zugleich zeigt er, dass Sir
Lewis Clifford (1886 — 1404) ein gemeinsamer Freund von Deschamps
und Chaucer war und macht über seine I^ebensschicksale weitere Angaben.
Clifford war eine der Hauptstützen der Loliarden ; kurz vor seinem Tode
widerrief er aber in seinem Testament seine Überzeugung, woraus Kittredge
mit Recht schliesst, (hiss auch Chaucers RetraHntio nicht ohne weiteres
als unecht angesehen werden darf. In diesem Testament erwähnt Clifford
u. a. auch Sir Thomas Clanvowe, den Skeat^^) für den Verfasser
von The Cuckoo and the Nightingale hält. Kittredge ist jedoch der
Meinung, dass mit grösserer Wahrscheinlichkeit der Vater des Sir Thomas
Clanvowe, der im Jahre 1891 verstorbene Sir John Clanvowe, der ein
Freund des Sir Ix»wis Clifford und gleich diesem ein Anhänger Wyclyffes
MLN. 18, 202—209. 14) Libeaus Desconus hsg. v. Kaluza, p. Xf. 15) Sir
Thoraas Malory. Ath. 3931, 275. 16) ASNS. 111, 285—298. 112, 25—45.
17) Untersuchungen überQuellc und Verfasser des mittelenglischen
Reimgedichts: The Vengeaunce of Goddes Deth (The Bataile of
Jerusalem). Königsberg 1901; vgl. JBRPh. VI,ii,363f. 18) Robert of
Brunne *8 Handlyng Synne, with those Paris of the Anglo-French Treatise on
which it was founded, William of Waddington's 'Manuel des Peschiez'.
Re-edited by^ Dr. F. J. Furnivali. Part. II. EETS. 123. London, Kegan
Paul, Treuch, Trübner & Co. 1003. 19) Eine neue mittel englische
Version der Theophilussagc. lÄ 33, 1—27. 20) The New Version
of the Theophilus. MLN. 18, 145f. 21) William Forrests Theophilus-
legende. A. VII, (iO— 11.'). 22) Chaucer and somc of his Friends.
MPhi. I, 1—18. 23) Ac. Mav 2, IWK; und Chaueorian and Othcr Piecos,
p. LVIIff.
M. Kaluza. II 181
war, als Verfasser von The Cuckoo and the Nightingale anzusehen ist,
so dass demnach, da in Clanvowes Gedicht zwei Verse aus der Er-
zählung des Ritters zitiert sind, Chaucers Knightes Tale, was ja auch
aus anderen Gründen wahrscheinlich ist, vor 1390 oder 1391 entstanden
sein muss. Über den Einfluss von Boccaccio auf Chaucer handelt
eine Schrift von Peter Borohesi**), der allerdings weder Kissners
grundlegende Arbeit über Chaucer in seinen Beziehungen zur italienischen
Literatur *^) zu kennen, noch auch über die Chaucerforschung der letzten
Jahrzehnte hinreichend unterrichtet zu sein scheint, so dass er z. B. das
House of Farne in das Jahr 1374 (statt 1384) verlegt. Dass Borghesi
Chaucers heroischen Vers aus dem italienischen Endecasillabo herleitet,
klingt wahrscheinlich; wenig wahrscheinlich aber ist es, dass die sieben-
zeilige Chaucerstrophe aus der Ottava Rima herstammen soll. Borghesi
erwähnt auch die verschiedenen vergeblichen Versuche, den geheimnis-
vollen Namen *Lollius* zu erklären; seine eigene Ansicht aber, dass
Chaucer den Namen Boccaccios deshalb nicht genannt habe, weil dieser
in keinem guten Rufe stand, hilft uns wohl auch nicht über die Schwierig-
keiten hinweg. J. 8. P. Tatlock 2®) glaubt, dass Chaucers Troilus
and Criseide spätestens 1376 bet^idet gewesen sein müsse, da Gowers
Mirour de TOmme, der ungefähr in das Jahr 1377 zu setzen ist, eine
Anspielung darauf enthält, v. 5254 — 56: U qn'il oi't chanter la geste
De Troilus et de lu belle Creseide. Ferner weist Tatlock nach, dass
die Zulassung einer Stellvertretung Chaucers in seinem Amte als Steuer-
kontrolleur im Jahre 1385 nach Ausweis einer noch vorhandenen Urkunde
auf Robert de Vere, den neunten Grafen von Oxford, nicht, wie ten
Brink annahm, auf die Fürsprache der Königin zurückzuführen ist, so
dass • demnach das von ten Brink aus diesem Umstände hergeleitete
Argument für die Datierung der Legend of Good Women hinfällig
wird, wenn auch natürlich trotzdem ungefähr das Jahr 1385 als
Entstehungszeit des Gedichtes beizubehalten ist. Über die Abhängig-
keit von Chaucers Troilus and Creseyde von der Historia Trojana
des Guido delle Colonne handelt G. L. Hamilton*'). Kate
O. Petersen^®) zeigt, dass Chaucer in seiner Boethiusübersetzung nicht
den lateinischen Kommentar dos Pseudo-Aquinas, sondern den des
Nicholas Trivet benutz hat. E. P. Anderhon *•) handelt über Chaucers
Behandlung des Somniuni Scipionis. Das Handschriftenverhältnis
von Chaucers Parlament of Foules wird von John Koch'®) aus-
führlich dargestellt. Hans Remi\s'*) handelt über den romanischen
Wortschatz Chaucers und stellt einirehendere Untersuchungen darüber in
Aussicht.
Das pseudochaucersche Gedicht Chaucer 's Dream, jetzt nach
24) Boccaccio and Chaucer. Bologna, Nicholas Zanichelli 1903.
25) Bonn 1807. 26) The Dates of Chaucer'8 Troilus and Criseyde and
Legend of Good Women. MPhi. I, 317—329. 27) The Indebtedncss
of Chaucer'8 Troilus and Criseyde to Guido dcllo Colon ne's Historia
Trojana. New York, Columbia Üniversity Press 1903. 28) Chaucer and
Trivet. PMLA. 18, 173-193. 29) Some Notes on Chaucer's Treatment
of thc Somnium Scipionis. TAPhA. 33, XCVni f. 30) Das Hand-
schriftenverhältnis von Chaucers Parlament of Foules. ASNS. 111,
64—92. 299— 31.Ö. 112, 46-69. 31) Untersuchungen über den roma-
II 182 Romanische Einflüsse auf die engl. Literatur des Mittelalters. 1903.
Braudls Vorschlag The Isla of Ladies genannt, wurde von Jane
B. Sherzer^^) mit einer ausführlichen Einleitung neu herausgegeben.
Einen ernsten Versuch, die Quellen festzustellen, hat die Herauegeberin
nicht gemacht, sondern nur einzelne Anklänge an den Roman de la
Rose und Chaucers Dichtungen hervorgehoben. In dem Abschnitte
^Beziehungen zu wirklichen Vorgängen' hätten Brand Is Vermutungen,
auf deren Un Wahrscheinlichkeit schon Kittredge^*) hingewiesen hatte,
entweder besser begründet oder entschieden zurückgewiesen werden müssen.
Walter W. 8keat^*) identifiziert von neuem die Verfasserin von The
Flower and the Leaf mit der von The Assembly of Ladies und
wiederholt zugleich seine früher^*) ausgesprochene Vermutung, dass diese
beiden Gedichte wahrscheinlich von der Verfasserin der Verses by a
Lady in den Paston Letters III, 802, also von Margaret Neville,
der jüngsten Schwester des Grafen von Oxford, herstammen. John
W. Hales^**) macht aber darauf aufmerksam, dass sie als 'Margaret'
dann auch die Partei des Massliebchens hätte ergreifen müssen, was nicht
geschieht. H. Lange ^''j sucht nachzuweis^en, dass der Verfasser des
Court of Love mit Fragment B des Romaunt of the Rose bekannt
war. E. P. Hammond^**) druckt eine *Balade made by Lydgate
at the Departyng of Thomas Chaucyer on Ambassade in to
France*. Thomas Chaucer, vermutlich der Sohn des Dichters, war einer
der Gesandten, die im Jahre 1417 Friedensverhandlungen mit Frankreich
führten. Von E. Siepers Ausgabe von Lydgates Reson and Sen-
suallyte ist der zweite Band^®) erschienen, der eine ausführliche Ein-
leitung und Anmerkungen zu dorn in dem ersten Bande veröffentlichten
Texte*®) enthält. Insbesondere handelt Kap. VI der Einleitung über
die Hauptquelle von Lydgates Gedicht, die noch ungedruckte altfran-
zösische Liebesromanze Los Echecs Amoureux, und die Anmerkungen
bringen zahlreiche Parallelstellen zu Lydgates Text aus älteren eng-
lischen, französischen und lateinischen Quellen. Th. Prosiegel*^) gibt
als Ergänzung zu Steeles Ausgabe von Lydgates Secreta Secre-
torum*^) eine kritische Untersuchung über The Book of the Gouer-
naunce of Kynges and Princes. Max Förster*'*) weist eine bis-
her unbekannte Handschrift von The Boke of Bochas translated
into English by John Lydgate Monk of Bury nach. Ein Band
der neuen Ausgabe von Arbers English Garner enthält unter dem
nischen Wortschatz Chaucers. Hallenser Dissertation 1903. 32) The
Isle of Ladies. Herausgegeben nach einer Handschrift des Marquis von Bath
zu Longleat, dem Ms. Add. 10 303 des ßrit. Mus. und Speghts Druck von 1598.
Berlin, Mayer und Müller 1903; ein Teil (p. 1—46) auch als Berliner Disser-
tation 1902. 33) ES. 13, 24 f. 34) The Authoress of the Flower and
the Leaf. Ath. 3933, 340. 35) MQLL. II, 111. 36) Ath. 3935, 403. 37) Zu
Scogan and the Court of Love. ASNS. 110, 104. 38) The Departing
of Chaucer. MPhi. I, .331— 33(). 39) Lvdgate's Reson and Sensuallyte.
Edited froni the Fairfax I^Is. 10 (Bcdleian) and the Additional Ms. 29, 729
(BMus.) by Ernst Sieper. Vol. LI. Studios and Notes. EETS. ES. 89.
London, Kegan Paul, Trench, Trubncr & Co. 4( ) JBRPh. VI, ii, 307. 41) The
Book of the Gouernauncc of Kynges and Prynces. Die von Lydgate und
einem Anonymus hinterlas.sone niittelenglipche Bearbeitung des Secretum Seerc-
torum kritij»ch untersucht. Miinchonrr Dissertation 190.'). 42) Lydgate's and
Burgh's Sccrces of Philisoffros. ECTS. ES. 0(3. 43) ASNS. 110, 103.
M. Kaluza. H 183
Titel Fiftecnth Century Prose and Verse**) nach einer Einleitung
von Alfred W. Pollard eine Reihe kleinerer poetischer und prosaischer
Texte aus dem 15. Jahrhundert, u. a. Ly diätes The Siege of Har-
fleur and the Battle of Agincourt 1415, Occleves Letter of
Cupid, den ältesten Druck von A Little Gest of Robin Hood
and his Meiny and of the Proud Sheriff of Nottingham, eine
Anzahl von English Carols, A Miracle Play of the Nativity,
The Pageant of the Shearmen and Taylors aus den Corpus
Christi Plays zu Coventry und Everyman, a Morality, ausserdem
verschiedene Prosatexte, u. a. Vorreden und Nachworte von Ca x ton zu
den von ihm veranstalteten Drucken.
Auf dem Gebiete der schottischen Literatur wäre zu erwähnen
eine neue Ausgabe der Taill of Rauf Coilyear von W. H. Browne**)
und der erste, Buch I — III des Textes enthaltende Band einer neuen
Ausgabe von Andrew of Wyntouns Original Chronicle von
Amours*®). Eine neue Darstellung der schottischen Literaturgeschichte
von J. H. MiLLAR*^) erwähnt auch die in den letzten Jahren viel-
erörterten Streitfragen, die sich an Huchown, Barbour und The
Kingis Quhair anschliessen *®). Weitere Erörterungen über schottische
alliterierende Dichtungen des 14. Jahrhunderts, insbesondere Morte
Arthure*®), Wynnere and Wastoure und The Awntyrs of Arthur
wurden von G. Neilson'®) und H. Bradley*^) angestellt. Bradley
verlegt die Entstehungszeit von Wynnere and Wastoure in das Jahr
1352, Neilson in die Jahre 1858 oder 1359. Bradley widerspricht dabei
zugleich der Ansicht von J. GoUancz, dass Wynnere and Wastoure
von dem Verfasser des Parlament of Three Ages herstammt. Als
Quelle für W. Kennedys umfangreichstes Gedicht The Passion of
Christ^*) hat Holthausen ^^) die Vita Christi des Ludolf von
Sachsen festgestellt. Er teilt einzelne Stellen daraus mit und benutzt
sie zugleich zur Korrektur des Textes. Über schottische Zustände
unter Jakob IV. nach den Dichtungen von W. Dunbar handelt
ein Programm von Teichert'*).
Über das mittelalterliche Drama handelt ein Aufsatz von
Brander Matthews ^^) und ein zweibändiges Werk von Chambers ^^),
das besonders für die Kenntnis der Volksbelustigungen des Mittelalters
von Wichtigkeit ist. p]s zeigt, wie das moderne Drama nicht bloss an
44) An English Garner. Fifteenth Century Prose and Verse.
With an Introduction by Alfred W. Pollard. Weetminster, A. Constable,
1903. 45) The Taill of Rauf Coilyear. A Scottieh Metrical Romance of the
Fifteenth Century. Edited with lotroduction, Notes, and Glossarial Index by
W. H. Browne. Baltimore, The Johns Hopkins Press 1903. 46) The Ori-
ginal Chronicle of Andrew of Wyntoun. Edited with Introduction, Notes
and Glossary by F. J. Amours. Vol. II. (Texte: ßooks I-III). STS. 50.
Edinburgh, W. ßlackwood and Sons 1903. 47) A Literary History of
Scotland. (Library of Literary History. Vol. 5.) London, Fiaher Unwin 1903.
48) Vgl. JBRPh. V, II, 422. VI, ii, 369f. 49) G. Neilson, Huchown's
Morte Arthure and Annais of 1327-1364. The Antiquary 3Ö. 73—76
und 229-232. 50) Ath. 3942, 626. 3944, 689. 3946, 754. 3955, 281. 51) Ath.
3938,498. 3943,657. 3948, 816. 52) Vgl. JBRPh. VI, u, 370. 53) Kennedy -
Studien I. Zur Erklärung und Textkritik. AöNS. 110, 359—387. 54) (Gör-
litz 1903. 55) The Mediaeval Drama. MPhi. I, 71— 94. 56) The Mediao-
II 184 Romaiiifyche Einflusöe auf die engl. Literatur des Mittelalters. 1904.
die kirchliche Liturgie, 8ondern auch an die Vorträge der Minstrels und
Jongleurs und an die verschiedenen Volksbelustigungen anknüpft Einen
kleinen Beitrag zu den Fronleichnamsspielen zu Beverley liefert
F. Liebermann"). A. Bunzens^^) Schrift über die Wakefielder
Mysterien ist vorwiegend metrischen Inhalts. Das Interlude of the
Four Elements wurde von J. Fischer**) mit einer Einleitung neu
herausgegeben.
Ein didaktisches Gedicht von Peter Idle, der in der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts in Kent lebte, Instructions to his Son, wurde
von Fritz Miessner®^) näher untersucht und die ersten 50 Strophen
daraus abgedruckt. Als Hauptquelle dient das Liber consolationis
et consilii und der Tractatus de amore et dilectione dei des
Albertano da Brescia.
1904. Eine neue Darstellung der englischen Literaturgeschichte von
F. St. John CoRBETT ^) ist, soweit die mittelenglische Literatur in
Betracht kommt, unzureichend und unzuverlässig; insbesondere ist die
Chaucerforschung der letzten Jahrzehnte an dem Verfasser spurlos vorüber-
gegangen. Das Testament of Love, als dessen Verfasser Thomas Usk
erkannt ist^), wird z. B. noch als ein echtes Werk Chaucers hingestellt
und daraus gefolgert, dass Chaucer nach dem Hennegau und nach
Holland flüchten musste, in den Tower geworfen und aus demselben nur
dadurch befreit wurde, dass er seine Genossen verriet Auch soll Chaucer
der erste englische Dichter gewesen sein, der ein Laie war u. s. w.
Eine ansprechende deutsche Übertragung der Romanze von King
Hörn veröffentlichte H. Lindemann*). Ober die in Thomas Grays
französischer Prosachronik Scalachronica enthaltene Version der Havelok-
sage handelt E. K. Putnam*). J. E. Matzke^) erörtert die Entwick-
lung der Legende vom heiligen Georg und ihre Verschmelzung mit der
Sage von Beves of Hamtoun. Über die Verbreitung und weitere
Ausbildung der Eus tachiuslegende handelt G. A. Gerould*). William
P]dward Mead'') veröffentlichte eine vortreffliche Ausgabe der Romanze
vom Squyr of Lowe Degree, die zu den beiden bisher bekannten
Fassungen C (Coplands Druck) und P (Percyhandschrift) noch zwei Frag-
mente (180 Verse) einer dritten, von Wynkyn de Werde unter dem
val Stage. 2 Vols. Oxford, Clarendon Press 1903. 57) ASNS. 110. 426f.
58) Ein Beitrag zur Kritik der Wakefielder Mysterien. Kieler Disser-
tation 1903. 59) Das Interlude of the Four Elements. Mit einer Ein-
leitung neu herausgegeben. MSt. Marburg, Elwert 1903. 60) Peter Idle:
Instructions to his Son. Greifswalder Dissertation 1903.
1) A History of British Poetry from the Earliest Times to the
Beginning of the Twenticth Century. London, Gav & Bird. 2) Vgl. Chaucerian
and other Pieces ed. by Walter W. Skeat. Oxford 1897. 3) King
Hörn, eine mittelenglische Romanze aus dem 13. Jahrhundert ins Deutsche
übertragen. Cöln, P. Neubner (Festschrift zum 11. deutschen Neuphilologen-
tage). 4) The Scalachronica Version of Havelok, TAPhA. 34, XCIf.
5) Contributions to the History of the Legend of St. George PMLA.
18, 99—176 und The Legend of St George. Its Development into a
Roman d'A venture PMLA. 19, 449—478. 6) Forerunners, Congeners
and Derivatives of the Eustace Legend PMLA. 19, 335—348. 7) The
Squyr of Lowe De^re. A Middle English Metrical Romance. Edited in all
Üie Extant Forms witn Introduction, Notes and Glossary. (The Albion Series
of Anglo-Saxon and Middle English Poetry) Boston, Ginn & Co. 1904.
M. Kaluza. H 185
Titel Vndo youre dore im Jahre 1520 gedruckten und mit C ziemlich
genau übereinstinmienden Version hinzufügt. Nach Mead geht sowohl
die verkürzte und verstümmelte Fassung von P, wie die ausführlichere
Darstellung von C und W auf eine ältere, uns nicht mehr erhaltene
Textgestalt zurück: „C and P, then, represent independent attempts to
construct a romance by using an early nucleus that is no longer extant."
Charakteristisch für die Romanze ist das Vorherrschen des Dialogs und
lange Aufzählungen von Bäumen, Vögeln, kostbaren Speisen und Weinen,
Musikinstrumenten etc. Die einzelnen Motive, aus denen sich die Hand-
lung zusammensetzt, finden sich in älteren Romanzen wieder, ohne dass
sich ein direktes Vorbild nachweisen liesse. Am nächsten stehen unserer
Romanze die Erzählung vom Kaiser Herodes (Polemus in der englischen
Version) der Gesta Romanorum, The Knight of Curtesy and the
Fair Lady of Faguell und Guy of War wie k; an letzteren, und
zwar an die Fassung B, finden sich auch wörtliche Anklänge. Eine
direkte französische Vorlage für unser Gedicht scheint jedenfalls ausge-
schlossen zu sein. Mead widerlegt sodann überzeugend die bisher üb-
liche Ansicht, dass Chaucer die Romanze vom Squire of Low Degree
gekannt und in seinem Sir Thopas persiffliert habe. Damit fällt auch
die Notwendigkeit, den Squyr of Lowe Degree in das 14. Jahrhundert
zu verlegen; vielmehr weist das Metrum und der Wortschatz etwa auf
die Mitte des 15. Jahrhunderts als Entstehungszeit hin. Ein unter dem
Titel The Cokwolds Daunce bisher schon mehrfach gedrucktes mittel-
englisches Gedicht wurde unter dem Titel Syre Corneus von H. Hedenus®)
neu herausgegeben. Es ht eine der zahlreichen Bearbeitungen der Becher-
oder Trinkhornsage, deren Heimat auf keltischem Boden zu suchen ist.
Das englische Gedicht stimmt in den wesentlichsten Zügen mit dem
anglonormannischen Lai du Cor, in anderen Punkten mit dem Fabliaii
du Mantel überein, doch finden sich auch manche Abweichungen. Da
ein Herzog von Gloucester in dem Gedichte erwähnt wird, nimmt Hedenus
an, dass es einen versteckten Angriff auf den Herzog Humfried von
Gloucester (geb. 1391) darstellt, der seine erste Gemahlin Jacqueline Ver-
stössen und ein Fräulein Eleonore Cobham zur Maitresse genommen hatte.
Diese Vermutung ist aber sehr unsicher. E. Flügel®) plant eine
Ausgabe der mittelenglischen in reimlosen Septenaren um 1445 abge-
fassten Übersetzung von Claudians De consulatu Stilichonis für
die EETS.
Auf dem Gebiete der geistlichen Dichtung ist vor allem die Neu-
veröffentlichung der in der Handschrift Harl. 913 überlieferten sogen.
Kildare-Ge dichte durch W. Heuser^®) zu erwähnen, die, wie der
Herausgeber nachweist, in dem Franziskanerkloster zu Kildare in Irland
am Ende des 13. und am Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden und
somit als älteste Denkmäler des anglo-irischen Dialekts anzusehen sind.
Als Verfasser eines Hymnus nennt sich Frere Michel Kyldare; doch
ist es fraglich, ob von ihm auch die übrigen Gedichte herstammen. In
8) Syre Corneu8. Ein mitteleDglisches Gedicht. Erlanger Dissertation.
9) A Middie English Anecdoton. TAPhA. 34, XCIVf. 10) Die Kil-
darc-Gedichte. Die ältesten mittelen gli sehen Denkmäler in anglo- irischer
Überlieferung. Bonner Beitr. 14. Bonn, Hanstein 1904.
II 18G Romanische Einflösse auf die engl. Literatur de« Mittelalten?. ll)i>4.
dem S arm Uli wird der hl. Bernhard als Gewährsmann angeführt. Die
Quindecim Signa ante Judicium beruhen auf der von Pallustre^^)
gedruckten französischen Fassung der Quinze Signes; doch geht der
englische Bearbeiter mit seiner Vorlage ziemlich frei um. Bei dieser Gre-
legenheit gibt Heuser'*^) auch eine dankenswerte Übersicht über alle
mittelenglischen Bearbeitungen der fünfzehn Zeichen und ihre Quellen
(Quinze Signes — Beda (Adso) — Petrus Comestor). Für das folgende
Gedicht Fall and Passion lässt sich eine direkte Quelle nicht nach-
weisen. Unter den zahlreichen mittelenglischen Gedichten über die Ten
Commandments und die Seven Sins stellt der Text der Kildarehand-
schrift „die älteste und mit keiner der übrigen verwandte Fassung dar**.
Das von Barbazan*^) abgedruckte französische Gedicht vom Schlaraffen-
lande weicht in den Einzelheiten von dem gleichfalls in der Kildare-
band Schrift enthaltenen Land of Cokaygne stark ab, so dass für
dieses wohl eine uns verloren gegangene französische Fassung als Quelle
anzusetzen ist; doch scheint die satirische Schilderung des Klosterlebens
alleiniges Eigentum des englischen Bearbeiters zu sein, da sich darin
direkte Anspielungen auf die Gray Abbey zu Kildare finden. Zum
Schluss druckt Heuser noch einige bisher unbekannte Versionen der in
den Kildare-Gedichten behandelten Stoffe ab. Einige weitere geistliche
Lieder With an O and an I^*) und Ave Maria") sind gleichfalls
von Heuser veröffentlicht worden, der auch hier zur Vergleichung andere
Versionen derselben Stoffe mit abdruckt. Die theologischen Grund-
anschauungen des Verfassers der Perle sucht Carleton F. Brown ^*)
festzustellen, während W. H. Schofield ^'') nachweist, dass der Dichter
die 14. lateinische Ecloge Boccaccios als Quelle benutzt hat und daraus
den Schluss zieht, dass das Gedicht nicht autobiographisch, sondern rein
allegorisch aufzufassen ist. Wenn auch Schofield in dieser Schluss-
folgerung offenbar zu weit geht, so bleibt die Feststellung der Quelle
doch sehr dankenswert. Die Dissertation von A. C. Paues^^) über eine
englische Übersetzung einiger Teile des neuen Testaments aus dem
14. Jahrhundert ist in erweiterter Fassung in Buchfonn erschienen. Über
biblische Namen im Fiühmittelonglischen handelt G. H. Mcknioht^*).
Eine englische Übersetzung des Alphabetum Narrationum, einer
Sammlung von Erzählungen, die als Beispiele für Predigten beliebt waren,
wurde von Mrs. M. M. Banks -^o), eine Sammlung interessanter geistlicher
und politischer Gedichte aus einer Oxforder Handschrift von J. Kail*^)
veröffentlicht.
ll)Adam, mystbre duXIIesifecle. 12)p. 199f. 13) Fabliaux et contes
IV, 175. 14) Angl. 27, 283—319. 15) And. 27, 320— 330. 16) The Author of
the Pearl Considered in the Light of his Tbeological Opinions.
PMLA. 19, 115—153. 17) The Nature and Fabric of the Pearl. PMLA.
19, 154—215. 18) A Fourteenth Century English Biblical Version
consisting of a Prologue and Parts of the New Testament. Now for the first
time edited from the Mss. together with an Introduction and Appendixes. Cam-
bridge, University Press ; 8.0. 1902, Nr. 42. 19) Scriptural Namee in Early
Middle English. PMLA. 19, 304—333. 20) An Alphabet of Tales in
Northern English from Latin. Part L EETS. 126. London, Kegan Paul. Trench,
Tröbner & Cb. 21) Twenty-six Political and other Poems from Digby
Ms. 102. Part. I. EETS. 124. Ix)ndon, Kegan Paul, Treneh. Trübner & Co.
M. Kaluza. II 187
Eine knappe Darstellung des Lebens und der Werke Chaucers,
durch die freilich die Forschung nicht weiter gefördert wird, schrieb
W. TuCKWELL^*). Das Rätsel des Namens Lollius sucht J. W. Bright**)
dadurch zu losen, dass er 'Lollius' als scherzhafte Übersetzung des
Namens 'Boccaccio' ansieht: „Chaucor took the radical syllable loll which
had come to designate activities of the tongue (see NED.) to serve as
an effective equivalent of the bocca in the foreign name. Or, which
comes to the same thing^ he passed directly froni loüard or loller to
Lollius by the simple process of Latinisation. It niade a good name
and it could not härm bis beloved author.'' John Koch lässt auf die
Untersuchung des Handschriften Verhältnisses des Parlament of Foules**)
eine kritische Ausgabe des Gedichtes folgen**). Walter W. Skeat*^)
gibt einen modernisierten Text der Erzählung des Recht.8gelehrten. E. P.
Hammond*') druckt aus einer Handschrift des Britischen Museums zwei
ihrer Meinung nach von Chaucer herstammende kleinere Gedichte ab.
John Livinoton Lowes ^^) führt in die Erörterung der Frage, welche
der beiden Fassungen des Prologs der Legende von den guten
Frauen die ältere ist, ein neues, wichtiges Moment ein, indem er nach-
weist, dass Chaucer in der Fassung B, V. 68 ff.: j^But helpethj ye thai
hau conning and jnighi, Ye hvers fkaf can male of sentemevt^*' etc.
die französischen Dichter Machault, Froissart und Deschamps im
Auge hat und sich in B, V. 40 — 65 fast wörtlich an ihre Marguerite-
Dichtungen (Machaults Dit de la fleur de lis et de la marguerite,
Froissarts Ditti6 de la flour de la margherite und Paradys d' aniours,
Deschamps Lay de Franchise) anlehnt, während B, V. 84 — 96 aus den
Eingangsstrophen von Boccaccios Filostrat» entnommen sind, die im
Troilus übergangen waren. Da nun diese Anrede an die Marguerite-
dichter in der Fassung A fehlt und dort auch das in B aus französischen
Quellen entnommene Material anders gruppiert und selbstständig ver-
arbeitet erscheint, so schliesst Lowes daraus mit vollem Recht, dass die-
jenige Fassung, die sich enger an die Quellen anschliesnt, also B, die
ältere und A eine spätere Neubearbeitung davon ist. Weiterhin zeigt
Lowes, dass die bisher übliche Identifizierung des Liebesgottes mit König
Richard ganz unbegründet ist und dass auch Alcestis nicht ohne weiteres
mit der Königin Anna identifiziert werden darf; viehnehr sind alle diese
scheinbaren Anspielungen auf die Königin weiter nichts als Übersetzungen
konventioneller Phrasen der französischen Gedichte. Da nun eine von
Chaucers Quellen, Deschamps' Lay de Franchise, zur Feier des 1. Mai
1385 ge<lichtet ist, so erhalten wir in diesem Datum zugleich den ter-
minus a quo für die Entstehung der älteren Fassung des Prologs, was
ja mit den bisherigen Feststellungen gut übereinstimmt. In einem anderen
22) Chaucer (Beirs Miniature Series of Oreat Writers). London, George Bell
ÄSons. 23) Chaucer and Lollius. PMLA. 19, XXIIf. 34) S.o. 1903, Nr. 30.
25) Versuch einer kritischen Textausgabo von Chaucers Parle-
ment of Foul es. Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Dorotheen-
städtischen Realgymnasiums. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. 26)Chaucer'8
Man of Law's Tale done into Modem English. London, Moring. 27) Omis-
sions from the Editions of Chaucer. MLN. 19, 35—38. 28) The Pro-
logue to the Legend of Good Women as Related to the French Marguerite
Vollmöller, Rom. Jahresbericht VIII. 13
II 188 Homanische Einflüsse auf die engl. Literatur des Mittelalters. 1904.
Artikel erklärt Loweh^®) die Erwähnung des ^fernpest at hir hoom-
cominge' in der Erzählung des Ritters (Cant. Tales A 884) für eine
Reminiscenz Chaucers an die Springflut bei der Ankunft der Konigin
Anna in Dover (18. Dez. 1381). G. Ph. Krapp^») weist darauf hin,
dass die Bemerkung über die Augenbrauen der Criseyde (Troilus V,
813 f.: And^ save her browes joineden i-fere, Ther nas no lak in
aught I can espyen) auf B^noit de Sainte More oder Guido delle
Colonne zurückgeht. Siefken^*) untersucht den Typus des geduldigen
Weibes (Constanze-Griseldis) in der englischen Literatui' bis auf Shake-
speare.
George Hamilton weisst nach, dass Gower für seine Confessio
Amantis eine erweiterte Fassung von B^noit de Sainte Morels Roman
de Troie benutzt hat"'*) und erklärt die Stellen Conf. Am. 6498fr. und
Mirour de TOmme 23449fr. durch einen Hinweis auf die Exempla des
Jacques de Vitry^^). Der dritte Band der Ausgabe von Lydgates
Bearbeitung von Guillaume de Deguilevilles P^lerinage de la vie humaine **)
wurde von Miss LococK^^) besorgt. E. P. Hammond^®) erörtert die
Beziehungen Lydgates zu dem Herzog und der Herzogin von Gloucester
und druckt ein Gedicht Lydgates zur Feier der Vermählung des Herzogs
von Gloucester mit Lady Holland, sowie ein Complaint for my Lady
of Gloucester ab. Otto Gärtner^') würdigt die Bedeutung John
Shirleys (1366 — 1456) als Dichter, Übersetzer und Abschreiber von
Handschriften. E. A. Kock^^) beginnt eine Ausgabe von Lovelich's
Roman ce of Merlin, von der Kölbing im Anhange zu seiner Aus-
gabe von Arthur and Merlin^®) nur die ersten 1638 Verse abge-
druckt hatte.
Von Amours Ausgabe von Andrew of Wyntouns Original
Chronicle*^) ist ein zweiter Band erschienen*^). In zwei Fortsetzungen
seiner K e n n ed y- S t ud i e n *^) druckt Holthausen *^) die für die P as si ou n
of Christ in Betracht kommenden Stellen der Vita Christi des Lu-
dolf von Sachsen ab und erörtert das Verhältnis des schottischen
Gedichtt^s zu seiner Quelle. Ausser der Vita Christi hat Kennedy noch
die Legenda Aurea benutzt und ein lateinisches Gedicht des Philippe
Poems aod to the Filostrato. PMLA. 19, 593—683. 29) The Terapest at
hir hoom-cominge. MLN. 19, 240—243. 30) Miscellaneous Notes III.
MLN. 19,235. 31) Der Oonstan^ze-Grieeldis Typus in der englischen
Literatur bis auf Shakespeare. Progr. des Bathenower Progymnasiums,
der erste Teil auch Leipziger Dissertation. 32) Gower's üse of the En-
larged Roman de Troie. PMLA. 19, XXVIIL 33) Notes od Gower.
MLN. 19, 51 f. 34) Vgl. JBRPh. VI,ii,3G7. 35) The Pilgriraage of the
Life of Man. Englisht by John Lydgate from the French of Guillaume
de Deguilcville. Part. III. EETS. ES. 92. London, Kegan Paul, Trench,
Trübner & Co. 36) Lydgate and the Duchess of Gloucester. And. 27,
381—398. 37) John Shirley, sein Leben und Wirken. Hallenser Disser-
tation. 38 ) L o V c 1 i c h ' 8 R o m a n c e o f M e r 1 i n edi ted from the unique Ms. Part. I.
EETÖ. ES. 93. London, Kegan Paul, Trench, Trübner & Co. 39) Altengl.
Bibliothek. 4. Leipzig 1890. 40) S.o. 1903, Nr. 40. 41)TheOriginalChronicle
of Andrew of Wyntoun. Edited with Introduction, Notes and Glossary.
Vol. Iir. Texts: Book IV, V, Chapter I— XII. STS. 53. Edinburgh, Blackwood
andSons. 42) S.o. 1903, Nr. 53. 43) Kennedy-Studien. IL Die Quellen der
Passioun of Christ. ASNS. 112, 298—315. IIL Verhältnis der Passioun of Christ
L. Fränkel. H 189
de Greve, das Holthausen schon früher**) zusammen mit einer mittel-
englischen Übersetzung veröffentlicht hatte. Eine Programmarbeit von
Baudisch*^) über die schottische Legendensammlung war mir
nicht zuganglich.
Die sog. Macro Plays (Mankind, Wisdom und The Castle
of Perseverance) wurden von F. J. Fürnivall und Alfred W.
PoLLARD*^) neu herausgegeben. Von Pollard* Ausgabe einiger älterer
Mysterien und Moralitäten erschien die 4. Auflage*"). P. Hameliüs*®)
handelt über den Charakter des Cain in den Towneley Plays.
G. H. Gerould**) zeigt, dass in dem ersten Hirtenspiel der Towneley
Plays die weit verbreitete Geschichte von dem Milchmädchen und dem
Milchtopf verwertet ist. W. Perret *<^) und E. Bode*^) handeln über
die Entwicklung der Learsage bis auf Shakespeare.
Königsberg i. Pr. Max Kaluza.
Bonianlsch- insbesondere italienisch-englische Literatar-
beziehnngon im 16., 17. and 18. Jahrhundert. 1896—1901.
Vorbemerkunff. Nach längerer Pause, seit 1900, tritt hier eine
Übersicht der ausgedehnten jüngeren romanisch-, besonders italienisch-
englischen Wechselbeziehungen literarischen Gebiets, soweit sie auf neuere
gedruckte Veröffentlichungen^ und zwar auf solche seit dem Jahre 1896,
sich stützen kann, hervor. Bei diesem Anlasse sei über den Umfang
der herbeigezogenen Materialien sowie über die Anlage dieses revueartigen
Referats auf Bd. IV des „Kritischen Jahresberichts über die Fortschritte
der romanischen Philologie" (1900) II 440f., 474—476, 549 ein für
alle Male verwiesen. Nachdem ich dort die ungewöhnlichen Schwierig-
keiten, welche es für das „Spezialressort" des dargebotenen Überblicks
zu überwinden gilt, sowie die angewandte Methode dargelegt habe, be-
merke ich hier nur, dass diesmal wegen der sonst nicht bezwingbaren
Massen und des natürlichen Raummangels, andererseits aber auch im
Hinblick auf die zahllosen einschlägigen Hinweise, Auszüge und Be-
sprechungen, welche andere, durchweg romanistische Kapitel unserer Enzyklo-
pädie enthalten, nach Möglichkeit äussersie Beschränkung geübt worden
ist. So sind des öfteren leicht erlangbare Journalartikel oder Abhand-
lungen, die nicht im ganzen in unsere Sonderrubrik hineinfallen, bloss
bibliographisch verzeichnet: ein Verfahren, das häufig auch gegenüber
wichtigeren Aufsätzen, von denen eben die allein möglichen knappen
Andeutungen kein klares Bild liefern könnten, angewendet werden musste,
zu Ludolfa Vita Christi. ASNS. 113, 302—306. 44) ASNS. 105, 23ff. 45) Ein
Bei trag zur Kenntnis der früher Barbour zu geschriebenen Legen den-
ßammlung. Programm. Wien 1904. 46) The Macro Plays: 1. Mankind.
2. Wisdom. 3. The Castle of Perseverance. Eklited with Introductioa
and Glossarial Index. EETS. £S. 91. London, Kegan Paul, Trench, Trübner
& Co. 47) Eofflish Miracle Plays, Moralities and Interlade».
4^1^ Edition. Oxford, Clarendon Press. 48) The Char acter of Cain in the
Towneley Plays. JCL. 1, 324—344. 49) Moll of tho Prima PastoraBiw
MLN. 19, 225—230. 50) The Story of King Lear from Geoffrey of
mouth to Bhakespeare. Pal. 35. Berlin, Mayer & Müller. 51) Die Learsam
vor Shakespeare mit Ausnahme des ältesten Dramas und d«r RattA,
SEPh. 17. Halle, Niemeyer.
13*
II 190 Roman.-engl. Literaturbeziehungen. 16. bis 18. Jahrh. 1896—1901. I.
ohne dass dies also im geringsten als Massstab für den Grad der Be-
achtung gelten dürfte. Namentlich ist die ältere Zeit in Rücksicht auf
die seit meinem vorigen Beitrage von 1900 erfolgte Abtrennung dieser
Periode, desgleichen das Spezifisch-dramatische und das ausschliesslich
Stoffgeschich tlicho, weil auch diese inzwischen eigenen Bearbeiteni im
Rahmen des JBRPh. zufielen, meist kurz behandelt oder beiseit ge-
lassen worden. — Der englische bezw. anglistische Gesichtspunkt bildet
für uns hier das ausschlaggebende Moment oder den Ausgang; daher stehen
die Einflüsse auf englische Literatur im Vordergrunde.
L Teil. 1896—1899.
A. Allgeineines. Ein imposantes Nachschlagewerk regsten Eifers
und reichster Wissensfülle, „Englisches Reallexikon (mit Aus-
schluss Amerikas). Unter Mitwirkung von Becker, Böddecker, Krüger,
Leitritz, Wershoven herausgegeben von Clemens Ki.öpper"^), für dessen
Wert vom Standpunkte der eigentlichen Interessenten auf lange Anzeigen
der Anglisten'^) verwiesen sei, gewährt unter den verschiedensten Stich-
wörtern höchst reichliche, meist authentische Auskunft über Ein- und Rück-
wirkungen geistiger Art überhaupt — nicht imr literarischer — welche Eng-
land mit dem französischen, dem ganzen romanischen, dem lateinischen
Sprachgebiete verbinden. In dieser Hinsicht erfreut man sich sowohl bei
den im Verlauf des Abc den einzelnen Schriftstellern, Literaturwerken,
poetischen Gestalten gewidmeten selbständig ausgeführten Artikeln, wie
bei den mannigfachen sprachlichen Kleinigkeiten und grösseren Zusammen-
stellungen — etwa „Foreign words** 1101 — 1116, „Dictionaries" 735 — 792
— gründlicher Rücksicht auf die Zusammenhänge mit dem anderssprach-
lichen, zumal dem romanischen Festlande. Daneben stellen wir die aus-
führliche (an 3000 Seiten) „Geschichte von England", welche
Moritz Brohch als Fortsetzung der bekannten Lappenberg-Paulischen gleich-
betitelton über die Jahrhunderte seit 1500, also seit Anfang der Neuzeit, ver-
fasst hat^). Sie verdient hier entschiedenste Hervorhebung, einmal als einzige
breite Darstellung der neuenglischen Gesamtgeschichte in deutecher Sprache,
sodann als streng quellenmässige Arbeit, der der in Venedig lebende Ver-
fasser (gest. Juli 1907) italienische Originalmaterialien des dortigen Archivs
(das namentlich für das IG. und 17. Jahrhundert viel wertvolle Akten
bot, wie Brosch' Fussnoten bekunden) und der Markusbibliothek (s. VI
S. IV) vielfach dienstbar gemacht hat, endlich wegen der höchst sorg-
samen Abschnitte über die Literatur, beim Schlüsse jeder Periode. —
Aus Raummangel muss über die Gesamtbehandlungen der englischen
Literatur während der Berichtsfrist geschwiegen werden; als Typus eines
guten deutsch geschriebenen Abrisses achtet die „Englische Literatur-
geschichte" des bewährten Anglisten Karl Weiser*), wo nötig, auf
1) 4 Halbbände je 15 Mk. Leipzig 1897—09. Rengersche ßuchhdlg. Geb-
hardt u. Wiliech. 8". 2548 S. 2) Z. B. H. Klinghardt E8. XXVI 295—801 u.a.
3) 5 Bände, Gotha, F. A. Perthes. 1890—97; eigener „Register**- Band 1898.
Das Werk ist ein Teil der nach einander von Heeren, Ukert, Giesebrecht,
jetzt von K. Lamprecht redigierten grossen „Geschichte der europäischen Staaten*'
und zählt nun in der Gesamtdarstellung Lappenberg- Pnuli-Brosch als deren Bände
VI— X, während Titel und Register sich nur auf Brosch* Arbeit bezieheo.
4) Leipzig, G. J. Göschen, 1898, 155 S.; 2. Aufl. 190(>.
L. Fränkel. II 191
die romanischen Einfliwse und Vorbilder, so bei Chaucer, seinen Vor-
gängern und Nachfolgern (S. 28 — 34), den Lyrikern und Epikern des
16. Jahrhunderts (46 — 51), den Tudor- und Stuartdramatikern u. 8. w.
— Als Zeugnis der erst allmählich ernster werdenden Beschäftigung der
Italiener mit der Entwicklung der englischen Literatur sei A. R. Levi"
„Storia della letteratura inglese dalle origini al tempo prä-
sente"') genannt, das erste derartige Werk, das ein Gesamtgemälde
versucht, und Richard Garnett» (gest. 1907) „History of Italian
Literature"®), welche eine vielerprobte literarhistorische Kraft auf einem
Felde Jahrhunderte alter englischer Liebe tätig zeigt, danebengestellt.
Während R. Zwick Betrachtungen „Über das lateinische Ele-
ment in der englischen Sprache"'') anstellt und Lucy M. Gay
auf die „Anglo-French words in English"*) eingeht, weist Ph.
Aronstein betreffend „Gebrauch von Eigennamen als Gattungs-
namen im Englischen"®) unter andern (S. 248) 'Dr. CantwelF, den
Heuchler bei Burns, als Hauptcharakter in Cibbers Lustspiel „The Hypo-
crite", einer Nachahmung von Moli^res „Tartuffe", nach und findet
interessant, dass der verkommene Adlige Molieres zu einem Geistlichen
wird, ferner (S. 249) 'Crichton', ein Universalgenie bei Dickens, als einen
vielseitigen Gelehrten (1560 — 83), der zu Mantua im Duell fiel. —
William Johnson Stone» Broschüre „On the use of classical
metres in England" ^^) verbreitet sich über die Verwendung des antiken
Hexameters, daneben des Distichons und der selten übernommenen
lyrischen Strophen formen in der englischen Poesie, wobei das altgriechische
Vorbild das lateinische ganz in Schatten stellt, auch in den Proben
S. 52 — 59. — Eine Darstellung der früheren metrischen Regeln schickt
Charlton M. Lewis voraus, ehe er „The foreign sources of modern
English versification. With especial reference to the so-
called lambic Lines of 8 and 1 0 syllables"^^) untersucht. Erst
S. 91 — 104 spricht er über den Einfluss des lateinischen und fran-
zösischen Verses auf den englischen. Zufolge M. Kaluza^^), der die
von Frankreich stark beeinflussten Dichter Gower und Hoccleve vermisst,
hat sich bei Lewis „für die innere Entwicklung des englischen Vers-
baues nur wenig Neues ergeben". — Von den grossen Bühnentragikern
der elisabethanischen Ära und der Folgezeit sieht G. Larroumet bei
seiner Frageformel „Pourquoi la trag^die ne s'est pas implant^e
en Italic, en Espagne, en Angleterre?"") ab. — In Francis
T. Palgrave" „Landscape in poetry from Homer to Tennyson
with many illustrative examples"**) entfallen 11 der 18 Kapitel
auf britisches Gebiet und auch sachlich der Löwenanteil auf die englische
Poesie seit der Renaissance; dabei sowie in den Abschnitten über *the
later Roman Epic and the Elocutio Novella' (Kap. V) und *early Italian
5) Palermo 1898, Reber. 6) In LW., London. Heinemann, XII + 431 S.
7) Programm Landeshut i. Schi. 1898; 19 S. 4°. 8) MLN. XIV (1899),
p. 80—85. 9) ES. XXV, 245—258. 10) London. Henry Frowde, 1899, 59 S.
11) Dias. Yale University ; Berlin, Mayer u. Müller, VIII + 104 S. 12) LBlGRPh.
XXXI, Sp. 9— 12; andere einschlägige Besprechungen KCr. 1898 Nr. 28 u. von
E. Legouis RPhFL. XII nr. 2. 13} RCC. V (1897) nr. 12. 14) London, Mac-
millan and Co. 1897» s. unten Nr. 149.
II 192 RomaD.-eDgl. Literaturbeziehungeu. 16. biß 18. Jahrh. 1896—1901. I.
poetry' (Kap. VII) zeigen sich wieder und wieder die Berührungen und
Abweichungen des Naturgefühls in der Dichtung hüben und drüben des
Kanals.
In TuLLO Massarani" „Studi di letteratura e d'arte"'^) steht
u. a. ein Artikel „Poeti inglese nelle versioni italiani'^ Gegenüber diesem
neueren Eindringen englischer Literatur auf der Apenninenhalbinsel be-
schreibt G. Fanchiotti mit genauer bibliographischer Signatur, etwaigen
Auszügen u. s. w. „I Mss. Italiani in Inghilterra"^*), und zwar als
der „Serie I: Londra. II Museo Britannico" vol. II: Le coUezioni Har-
grave (1), Burney (7), Arundel (6). Stowe (23).
B. Dante. Einem* anonymen Artikel „Dante in England"^'')
tritt VAiiGiMiGLi, „II culto di Dante in Inghilterra""), zur Seite.
Gurteens Buch „The Epic of the fall of Man. A Comparative
Study of Csedmon, Dante, and Milton" besprechen Hand Browne")
ausführlich und ein Anonymus^®). Aufs gründlichste behandelt Oskak
Kuhns „Dante's influeuce on Shelley"**) und in längerem Verfolge
„Dante's influence on English poetry in the nineteenth Cen-
tury""), der in Dante Gabriel Rossetti gipfle, in Robert Browning, da-
nach in Byron weitere Hauptvertreter besitze.
C. XVI. Jahrhundert. W. J. Courthope» „A History of
English Poetry"*') gelangt mit Band II zu „The Renaissance and
the Reformation: Influence of the Court and the Universities". Joel
Elias Spingarn bietet mit „A History of literary Criticism in the
Renaissance: With special reference to the influence of Italy to the
formation and development of modern classicism"**) „eine Geschichte der
literarischen Kritik in der Renaissance, wie sie sich der Reihe nach in
Italien, Frankreich und England entwickelt hat", gemäss E. Koppels
sorgsamer Anzeige*^), nimmt besonders die italienischen Grundlagen, d. h.
die Renaissancepoetik, vors Auge und fasst zusammen: This critical system
passed into France, England, Spain, Germany, Portugal, and Holland;
so by the beginning of the seventeenth Century there was a common body
of Renaissance doctrine throughout western Europa. Den Tatsachen
entspricht es, dass der englisch schreibende Verfasser den Siegeslauf der
italienisch gefärbten, durchaus romantischen Renaissancepoetik örtlich mit
England begrenzt. — Arnes' Ausgabe von „Themirror of sinful
soul, translated from the french of Margaret de Navarre by
the Princess Elizabeth" veranlasste längere**) und kürzere*') An-
zeigen. — P. Bellezza schreibt über „II primo poeta satirico
inglese [Thomas Wyatt] e le sue imitazioni italiani"^®) und be-
kundet damit erneut arge Unkenntnis*®) in der älteren Periode und der
16) 2» ediz., Firenze, Le Monnier. VI + 527 S. 1899. 16) Londra WC.
55 Torrington Square (L'Officio di Paleografia Italiaoa). 1899. 8^ 100 S. Gedruckt
Caserta bei Salvatore Marino. 17) Ac. 1428 (1899). 18) GDa. VI (1898) nr. 1.
19) MLN. XII, 91 (181). 20) Ath. nr. 3625. 21) MLN. XIII, 161 (321).
22) Ebd. XIV p. 176-186. 23) London. Macmillan. 458 S. 8^ 24) New
York, The Macmillan Comp., 1899, in : CUSRPhL. 25) LBlGRPh. XXI 341-343.
26) Z. B. Ac. nr. 1313 (1897). 27) Z. B. R. W[ülker], LCBl. 1898 nr. 1.
28) Istituto lombardo di scienze e lettere; rendiconti. Serie II, vol. XXX, Heft 8.
29) Vgl. meine bezüglichen Bemerkungen JBRPh. IV ii 447, 42—45 u. 488,
41-43.
L. Fränkcl. fl 193
Geschichte der englischen Literatur. Ihm fehlt der Einblick in die Ent-
faltung^ der Gattung, den wir bei Raymond Macdonald Alden an-
treflen, „einem tüchtigen und gewissenhaften Arbeiter", wie ihn E. Koppel**
Referat^^) nennt: „The rise of formal satire in England und er
classical influence"^^). Alden stellt fest, dass Juvenal stärkeren
Einfluss als Horaz und Persius ausgeübt hat; Koppel (8. 169 f.) seiner-
seits italienischen Einfluss auf Joseph Halls Satiren um 1600. — A. Bel-
JAME behandelt „John Lyly et TEuphuisme. La jeunesse et
les debuts litt^raires de John Lyly"^*), während Rich. Acker-
mann^^) im Anschluss an Clarence G. Child" neuere Monographie'*),
auf Grund eigener, teilweise ungedruckter Sonderstudien, eine reichliche
Scheidung zwischen italienischen, spanischen und andern Einflüssen vor-
nimmt. — Einen Überblick über „Novels of the Italian Renais-
sance" gibt ein längerer anonymer Essay**) im Anschluss an: The De-
camerone of G. Boccaccio, translated by J. Payne; The Nights of Straparola,
translated by Waters; II Novellino of Masuccio Salernitano, translat.
by Waters; Matteo Bandello, translat. by Percy Pinkerton. — Im
Gegensatze zu diesen auffällig zahlreichen neuesten Übersetzungen älterer
italienischer Novellistik steht Mary Augüsta Scott* Liste „Elizabeth an
translations from the Italian: The titles of such works uow first
collected and arranged", die sie jetzt fortsetzt^*). — J. J. Jusserand"
gediegene Darstellung der englischen erzählenden Prosa am Ausgange
des 16. Jahrhundert« wurde als „The English Novel in the Time
of Shakespeare"*'), translated from the French by Elizabeth Lee sowie
revised and enlarged by (he author, in einem new impression vorgelegt.
— „English Madrigals in the time of Shakespeare" sind edited,
with an introduction, by F. A. Cox***), während Fred. I veö Carpenter ^•)
über „Thomas Watson's 'Italian Madrigals Englished' 15 90"
eine Untersuchung anstellt. — Frederic W. Moorman spezialisiert
sich in einer gründlichen Monographie auf „William Browne 's His
Britannia's Pastorals and the Pastoral Poetry of the Eliza-
beth an Age"*®), die u. a. L. Pröscholdt**) anzeigt; im zweiten Teile
weist Moorman deutlich an den einzelnen hervorragenden Dichter-
persönlichkeiten nach, wie sich die Auffassung und Darstellung der Natur
von Chaucer bis auf Bacon geschichtlich entwickelt hat, und betrachtet
da nach bezw. neben einander die Troubadours, Chaucer, Dante, Petrarca,
Boccaccio, Sannazzaro, Tasso, Sidney, Spenser, Lodge, Shakespeare, Marot,
Remy Belleau u. a.
Über den Rang einer simpeln Anthologie reichen hinaus „Specimens
of the Pre-Shaksperean Drama. With an introduction, notes and
glossary by John Matthews Manly"**). Spiegeln die daselbst in dem
30) LBlGRPh. XXI 107-171. 31) Boston, Ginn and Co. VII +
264 S. ; Publicatious of the University of Pennsylvania, als „Series in Philology,
Literature and Archaeology" vol. VII nr. 2. 32) RCC. VIII (1899) lOu.18.
33) ABbl. VIII (1897/98) nr. 9. 34) MB. Heft 7 •, vgl. JBRPh. IV 11 502, 85-80.
35) ER. 1897, April. 36) PMLA. XIV (1899) nr. 4; vgl., statt neuer „Abfuhr",
JBRPh. IV II 449. 58—61. 37) London, T. Fisher Unwin, 1899; 8«, 434 S.
38) London 1899, Dent. 12*, 292 S. 39) JGPh. II (1899) nr, 3. 40) QF.
81; X 4- 159 S., 1897. 41) LBlGRPh. XVIII, 310-314. 42) In:
APS., hrsg. von G. L. Kittredge und C. T. Winchester; Boston und London,
II 194 Roman.-engl. Literaturbeziehungeu. 16. bis 18. Jahrh. 1896—1901. I.
einleitenden Abschnitt „Liturgical Plays" sowie den Teilen I, II, teil-
weise noch III und IV abgedruckten mittel- bezw. frühneuenglischen
Dramen mittellateinische und romanisch-geistliche Einflüsse wieder, so
liefern die weiteren Abschnitte bis incl. VIII ganze Belege (nur solche
Gottlob, keine Proben) für die unter den Einflüssen der „silbernen
Latinitat" (Seneca) und deren romanischer Gefolgschaft ausgebildete vor-
klassische Bühnendichtung Englands. Alle Haupt<lokumente der letzteren,
auch „Gorboduc", „The Spanish Tragedy", Stücke von Lyly, Greene,
Peele, sind in extenso kritisch mit Varianten abgedruckt. Auf ALors
Brandl" dickes und (namentlich in der Manlys magere Beigaben weit
überbietenden stoff- und quellengeschichtlichen Einleitung) gehaltreiches
Sammelwerk „Quellen des weltlichen Dramas in England vor
Shakespeare. Ein Ergänzungsband zu Dodsley's Old English Plays"**)
gehen wir in Kr. 113 unseres Abschnitts D ausführlich ein; zur Orientierung,
auch über die stofflichen und sonstigen Bezüge zur fremden Dramatik»
genügt vergleichshalber die längere Anzeige Manlys und Brandls durch
L. Pröscholdt**). — Auf Rudolf Fischer' originellen Beitrag „Zur
Kunstentwicklung der englischen Tragödie von ihren ersten
Anfängen bis zu Shakespeare"^^) mit seinen feinen Distinktionen
innerer und greifbarer lateinischer wie romanischer Vorbilder geht Jos.
Schick ausführlich ein*®), wobei er besonders auch die Vermischung der
verschiedenen zusammenlaufenden Stile des näheren aufgreift. — Wenn
auch nicht eben neue Aufklärungen „Zur Geschichte des englischen
Dramas im XVI. Jahrhundert", jedoch interessante Einblicke in die
Fortschritte seiner Technik, insoweit sich nationale sowie dem Romanischen
entlehnte Stoffe mehr und mehr von den klassizistischen Formen unab-
hängig machten^ gewährt Karl Lüick*''). Er stellt sich damit bewusst
selbständig neben Fischers ergebnisreiche Erwägungen, indem er das
Ringen des über minderwertige^ meist romanische Vorlagen emporwachsenden
englischen Nationaldramas an dem Massstabe misst, dass (S. 142) „volle
Einheitlichkeit nur dort vorhanden, wo sie bereits in der Quelle vorge-
bildet war, namentlich da, wo der Dichter eine Novelle verarbeitet".
Ganz analog äussert sich Luick (S. 182 f.) betreffs des eigentlich elisa-
bethanischen Dramas, wobei er für dessen einheitliche Komposition
Seneca, trotz seiner grossen Einwirkungen, als Vater abstreitet, dagegen
(S. 187) bei den lateinischen Dramen Englands im 16. Jahrhundert die
Einheitlichkeit als Ergebnis des altklassischen Einflusses hinstellt Auch
allerlei Gesichtspunkte technischer Art bringt Luick*'*) bei, indem er
hauptsächlich die Einheit des Helden und der Handlung ins Auge fasst,
aber (S. 182 — 184), wenigstens für die Männer des elisabethanischen
Dramas, aus den beliebtesten Stoffquellen, den Novellen, also nicht aus
den älteren Vorbildern ableitet, mögen diese nun mittelalterliche Morali-
täten oder lateinische Senecastücke bezw. deren Sippe sein. Dabei ist
der zwiefach romanische Einfluss bei ziemlich vielen interessant, die neben
Ginn and Co. I: 1897, XXXVII -f 618 S.; II: 1898, IX -f 590 S. 43) QF.
80. 44) LBIGRPh. XXII 110-115. 45) Strassburg 1893. Trübner. 46) LBI-
GRPh. XVIII 268—273. 47) In: FNLH. Weimar, E. Felber 1898 (21 Mit-
arbeiter; 567 S.); S. 131—187. 47») Besprochen von W. K[ellerJ JbDSG. 35,
298 f.
L. Fränkel. II 195
ihrer klasHizistischen Richtung stofflich auf italienischen Novellen fussen
(vgl. z. B. 8. 140 „Tancred and Gismunda'' nach Boccaccio Decamerone
IV 1 u. „Promus and Cassandra" nach Cinthios Hecatommiti VIII 5). —
In engsten Zusammenhang hiermit gehörten die sachlich höchst willkommenen
Mitteilungen über „Die lateinischen Universitätsdramen Eng-
lands in der Zeit der Königin Elisabeth"^^), die George
B. Churchill und Wolfgang Keller, mit Vorwort von A. Brandl,
geben. Ausser den Inhaltsauszügen und sonstigem positiven Material
interessieren uns, natürlich neben der Tatsache des regen lateinischen
Theaterbetriebs im London des ausgehenden 16. Jahrhunderts, die mannig-
fachen Anlehnungen an italienische Bühnendichter, wie Luigi Groto,
(8. 253 u. 319), wie sie für jene 28 8tücke acht verschiedener
Gattungen nachgewiesen werden. Eine ganze Rubrik von acht Nummern
überschreiben die Verfasser der Notizen direkt „Italienische Komödie'S
wozu sie (8. 286/7) bemerken: „Das italienische Lustspiel mit seinen
packenden 8ituationen nahmen sich auch die Engländer zum Muster und
unter den Universitätsstücken finden wir manche Bearbeitung eines
italienischen Vorbildes . . . Mag auch 8hakespeare [in „What you will",
das gemeiniglich mit der Intronatenkomödie „Gli Ingannati" zusammen-
gebracht wird] 'Laelia' nicht benutzt haben, jedenfalls zeigt uns dieses
Beispiel, wie eine italienische Komödie in lateinischem Gewände sich dem
englischen Publikum präsentierte. Dass der moralische Einfluss dieser
Lustspiele auf die Studenten ein vorteilhafter war, wird bei der bekannten
Unsittlichkeit der italienischen Komödie mit Becht bezweifelt werden
nmseen. Nicht für alle diese Stücke ist eine italienische Quelle nachge-
wiesen, aber jedes trägt den Stempel Italiens auf der Stirn, wenn auch
einige nur englisches Fabrikat nach italienischer Art sind." Erwähnt
seien: Boccaccios Decamerone IV 10 als Quelle von Nr. 19, *Hyme-
naeus' (8. 289), die Rabelais- Anspielung ^nam os habes instar Gargan tuae'
in „Silvanus" wie III 2, 210 in dem mit der Situation der drei Liebenden
ähnelnden *As you like it' Shakespeares (S. 297); das Schäferspiel „Pastor
fidus" nach Guarinis gleichnamigem. Das Resum^ (S. 322) lässt die
Tragödie „an Senecas hohem Beispiel, teilweise in sklavisch äusserlicher
Nachahmung, bald auch unter dem Einflüsse seiner italienischen Jüngeres
die Komödie mehr und mehr, das Schäferspiel gänzlich nach italienischen
Mustern sich entfalten.
„Ariosts 'Orlando Furioso' in der englischen Literatur
des Zeitalters der Elisabeth" verfolgt Jakob Schömbs*^), die bisher
zerstreuten Bemerkungen über den Einfluss dieses bedeutungsvollen itali-
enischen Epos auf die wichtigste Periode des „englischen Schriftwesens"
(S.V) sammelnd, prüfend, bereichernd, also diese starken Einwirkungen in ihrer
Gesamtheit. Nach seiner Reihenfolge kommen, teils im ganzen, teils in
Spuren, in Betracht: Peter Beverleys „Ariodante and Jenevra"; George
Turbervile; Fenton, Ein „Ariodante"-Schauspiel: Gascoigne; G. Whet-
stones Rinaldo und Giletta; J. Stewart of Baldyneis, Roland furious;
Marlowe in „Tamburlaine" ; Sir John Harington, Orlando Furiose; Spenser,
48) JbDSG. XXXIV, 221—323. 49) Strassburger Dißs. ; Soden a. T., Druck
von P. J. Posch 1898. (VIII -f-) 107 S.; Schömbs* kurzer Nachtrag dazu ES.
XXVI, 456.
II 196 Roman.-engl. Literaturbeziehungen. 16. bis 18. Jahrh. 1896-1901. I.
The Faery Queeiie; Bryskett, The Mourning Muse of Thestylis; R. Greene,
The Historie of Orlando Furioso, auch anderwärts; Robert Tofte; Shake-
.speare in: A Mids. N.'s Dream, As You Like it, M. A. a. N., The
Teinpest; Gervase Markham in *Rodomont' und anderwärts. Sodann
für vereinzelte Beziehungen und Entlehnungen : George Pettie, The Bug-
beai-s; Thomas Howell, in: His Devises (ed. Grosart, p. 230); Thom. Watson;
Samuel Daniel; William Byrd, La Verginella; Thomas Lodge; George
Peele; Joseph Hall; The Beturn from Parnassus; John Webster; Richard
Bamfield; auch Orlando im Sprichwort [bei Hazlitt^ English Proverbs,
2. ed., 1882, p. 324].
D. Shakespeare« — Das lebhafte Interesse, aber auch sogar regel-
rechtes Studium Shakespeares war in Italien der näheren Beschäftigung
mit sonstiger englischer Literatur schon längst vorausgegangen. Jedoch
ist eigentlich immer noch G. Chiarini der einzige, der, mit seinen
„ Studi S h akespeareani"^^), wirklich in die Reihen der literarhistorischen
Forscher tritt. Von englischen Fachleuten, die dieser Tatsache Rechnung
tragen, nenne ich nur Ch. H. Herford in seiner sorgsamen Anzeige*').
Im übrigen kommen die hergehörigen Notizen meistens auf „Dante and
Shakespeare"**) zurück oder auf poetisch stoffliche Anknüpfungen des
britischen Genius: so G. Lenti, „Di Giulietta e Romeo"*') und der
schon früher bei seinem Thema tatig gewesens G. Brognoligo mit
„Nuove notizie intorno a Luigi da Porto"**) — den ersten nach-
weisbaren Bearbeiter dieses italienischsten Shakespearestoffs mit den dann
üblich gewordenen Namen — oder der Veteran vergleichender Literatur-
geschichte Arturo Graf in dem Artikel „Gino Monaldi, II Fal-
staff e Topera buffa"**). Auch die ofterörterte Frage „War Shake-
speare in Italien?" ist in diesem Zusammenhange erneut in Angriff
genommen worden. Zur Diskussion darüber weist E. Koppel*®) gegen-
über G. Sarrazin — in einem eigenen Kapitel (5) von dessen an Hypo-
thesen, aber auch an originalen Einfällen (zur vergleichenden Literatur-
und zur inneren Motivkunde zmnal) reichem Buche „William Shakespeares
Lehrjahre" — auf die einfache Tatsache hin, dass Sarrazins ein Grund für
des Dichters Anwesenheit auf der (nördlichen) Apenninenhalbinsel, es
habe damals noch keine Reisehandbücher und -Beschreibungen zur Orien-
tierung eines Schriftstellers gegeben, durch des Walisers William Thomas*')
authentische 'Historie of Italic' (Ijondon 1548), daneben dessen gram-
matisch-lexikalisches Elementarbuch des Italienischen (1550; 4. Aufl.
1567), das auf das Verständnis Boccaccios, Petrarcas, Dantes im Titel
Bezug nimmt, als bequemes geographisches Orakel hinfällig wird.
50) Livomo, Giusti, 1897, 478 S. 8". 51) ASNS. CI, 186. 52) Ath.
3761 (1899). 53) Spoleto 1897, 133 S. 64) BSIt. VIII (1899) Heft 7/8.
55) NAnt. 151 (1897) p. 528—536. 56) JbDSG. 35, 121—126. 57) Dieser
hat 1544—1549 auf dem Kontineot, zumeist in Italien, gelebt und ausser
dem obengenannten sehr aufschlussrcichen Buch über Italien (neue Auf-
lagen 1561 u. 1562), aus dem Koppel bezeichnende Auszüge gibt, von Padua
aus 1548 an einen Freund daheim das Manuskript seiner 1550 zuei*st gedruckten
„Principal Rvles of the Italian Grammer, with a Dictionarie for the better
vnderstandyng of Boccace, Petrarcha, and Dante'' (schon 1568 die vierte und letzte
Auflage) geschickt Vgl. auch Koppel, ZVglL. N. F. ill 433f.: „Dante in der
englischen Literatur des 16. Jahrhunderts."
L. Fränkel. H 197
Koppel knüpft an Gregor Sarrazins Wahröcheinlichkoitcjan nahmen eines
italienischen Aufenthalts Shakespeares an, die dieser selbständig ver-
fahrende Gelehrte, angelehnt an frühere eigene Studien *®), in jenem Kap. V
(„Shakespeare in Italien?") seiner literarhistorischen Studie' „William
Shakespeares Lehrjahre"**) zu begründen unternommen: und zwar
letzteres aus Personen-, Ortsnamen, Lokalkolorit, Stimmung u. s. w., am
Schlüsse (S. 310) auch auf Shakespeares französische Kenntnisse hin-
deutend. Sarrazin lässt die Sache übrigens doch hypothetisch und zieht
]iebenbei, wie in der sonstigen Betrachtung des jungen Shakespeare, ge-
schickt Stilunterschiede heran; so markiert er in der schön übersichtlichen
I^dzusammenfassung (S. 217) mit dem J. 1592 „einen bedeutenden
Fortschritt und Umschwung . . .: die Sprache wird blühender, phantasie-
voller und erhält ein mehr südliches, italienisches Kolorit . . . Diese
Stilentwicklung scheint zusammenzufallen mit dem Anfang der Sonetten-
dichtung, mit den Liebessonetten (vielleicht auch mit der vermuteten
italienischen Reise)." Inzwischen hat sich nun aber Sarrazins verschiedenen
Skizzen und Erwägungen*^) ein in demselben Fachorgan •^) hervorge-
tretener Spezialist, der nach über dreissigjähriger Autopsie urteilt, Theodor
Elze, mit einem Bande „Venezianischer Skizzen zu Shake-
speare"**) beigesellt. Darin vertritt er, laut Vorrede, grundsätzlich
die Ansicht, „dass es nicht so sehr darauf ankommt, zu erforschen, wie
Shakespeare zu seiner Kenntnis Italiens und der italienischen Literatur
gelangte, als vielmehr wie sehr er dieselbe zu seinem geistigen Eigentum
gemacht hat, wie anstrengungslos und frei er über dieselbe verfügt und
sie im grossen Ganzen wie in kleinsten Einzelheiten aus seinem Wissen
in seine dichterischen Schöpfungen hinauszugestalten vermag". Obwohl
nun Elze, mit genauer selbständiger Kenntnis der Ortlichkeiten, Sitten u. s. w.
sowie mit guter Wiedergabe der Ergebnisse der Shakespeare-Stoff- und
Quellenkunde, die in Betracht kommenden Dramen, darunter auch die
fünf antiken Kömerstücke, peinlich auf italische Niederschläge sondiert,
so spricht er sich doch endgiltig für direkte schriftliche und mündliche
Berichte englischer Italienfahrer als die Quellen Shakespeares aus betreffs
Venedigs und Paduas, während seine Kenntnis der Lombardei, von
Florenz und Pisa aus Büchern stammen könne. Ober Elzes zusammen-
hängende Auseinandersetzungen hat ein längerer Aufsatz Fr. Wilh.
Altmann* (in Rom), „War Shakespeare in Italien?"^*) referiert,
und auch ein gleichzeitiger Artikel von — r., „Shakespeare in
Italien"**), fusst auf gleichem Boden. Und Wolfg. Keller mutmasst
„Zu Shakespeares italienischer Reise"*') gegenüber Sarrazins
Fundament^ dem italienischen Verse *Venetia, Venetia etc.' in Love's
Labour's Lost IV 2, 100, der Dichter könne solche Stellen wie manches
andere Zitat oder Charakteristikum z. B. aus James Sandfords *Houres
58) Vgl. JBRPh. IV II 459, .i~-t^ 59) LF. V. Weimar 1897; XIII -f
232 S.; Kap. V steht S. 118-131. 60) Besonders JbDSG. XXIX/XXX,
249—254; XXXI, 164—176. 61) Eb. XV, 263 u. ö. 62) München. Theod.
AckermanD 1899, 161 S.: die meisten der acht Kapitel sind überarbeitete und
vervollstäDdigte Joumalaufsätze. Die Beitenziffern des InhaltsverzeichDisses
weichen durchweg von denen des Textes ab! 63) G. 57. Bd. (1900) Nr. 4
S. 55—58. 64) „Der Thürmer", hrsg. v. Grotthuss, Jahrg. 1900, Febr,
65) JbDSG. XXXV, 260-264.
II 198 Roman.-engl. Literaturbeziehungen. IG. bis 18. Jahrh. 1896—1901. I.
of Recreation«»») or . . . The Garden of Pleasure . . .' (1573; 2. Aufl.
1576) oder aus dem Londoner Verkehr mit Italienbesuchern bezw. Ori-
ginalitalienern kennen gelernt haben. Die Frage nach etwaiger persön-
licher Bekanntschaft des grössten Schriftstellers englischer Zunge mit
romanischer Kultur an Ort und Stelle vermag eben bei der Möglichkeit
„War Shakespeare in Italien ?" direkt einzuhaken.
Eine ganz neue Brücke schlagen die Studien William Vollhardt"
für „Die Beziehungen des Sommernachtstraums zum itali-
enischen Schäferdrama""*). Abschnitt I, „Der bisherige Stand
der Quellenfrage. Charakteristische Züge des Sommernacht-
traums", weist besonders auf die von ten Bnnk eröffneten Anklänge an
Yorge da Montemayors „Diana", die Shakespeare ja für „The two gent-
lemen of Verona" benutzt haben soll, hin, neigt aber weit mehr zur An-
nahme starker Anleihen beim — wie er (S. 5 f.) andeutet, auch von
Lyly in mehreren Dichtungen nachgeahmten — „italienischen Pastoral-
drama", dem er Kap. II widmet, leider ohne schon Smith' Schrift
„Pastoral Inf lue nee in the English Drama", über die G.Sarrazin
gut referiert hat*'), zu kennen. Im III. folgt ein „Vergleich des
Sommernachts traums mit einzelnen [italienischen] Schäfer-
dramen", unter deren Verfassern übrigens der auch sonst — vgl. oben
Nr. 48 und „Romeo and Juliet" — für Shakespeare bedeutsame Luigi
Groto figuriert. Endlich Abschnitt IV führt „Oberen und Titania"")
ausführlich auf mythologische Tradition zurück. Über die so weit ge-
druckte Arbeit ^•) referiert Rudolf Fischer sachkundig'®). — Von
Wilhelm Wetz' ganz selbständig angelegter Betrachtung von „Shake-
speare vom Standpunkte der vergleichenden Literaturge-
schichte", die mit Band I, „Die Menschen in Shakespeares Dramen",
immer noch als Torso dasteht, ist eine 2. (Titel-)Ausgabe eben dieses
1. Bandes, dieser literarästhetischen, antiphilologischen Shakespearepsycho-
logie voll Tainescher Methode und französischer Parallelen, erschienen'^).
— „Zu *Merchant of Venice' I 3" zieht A(lois) B^andl)'^) aus
„Pollock and Maitland, History of English law" II 222 einen bisher
65») W. Keller beschäftigt sich zwar a. a. O. S. 261—262 mit der Titel-
änderuDg des zweimal aufgelegten Buches, stelltauch fest, dass dessen editio princeps
von 1573 nur The Garden of Pleasure' (ganz ohne Einfluss auf Shakespeares Be- -
Zeichnung der Lombardei als 'the pleasant garden of Italy' [The tamg. of th.
shr.]?!), die zweite Ausg., v. 1576, obigen (übrigens viel langem) Doppeltitel
tragt; aber die deutliche Anlehnung im Anfangsbestandteile des neuen Titels au
Lodovico Guicciardinis 'Höre di Rccreatione', das damals viclgelesene und wieder-
holt aufgelegte Anekdotenbüchlein (s. authentische Ausg. Antwerpen 1568;
andere Ausg. 1571, 1572, 1573 u. ö. ; die französische Obersetzung stammt von
Belleforest, dem Mitredaktor des Boaistuauschen französischen Bandello, der für
zahllose englische erzählende wie dramati.^^he Poesien der klassischen Periode
die Basis gebildet hat: vgl. Fränkel ZVglL. N. F. III 187 f., IV 54 u. ö.) fehlt
da. 66) Beilage zum Jahresbericht der II. Realschule zu Leipzig, 1899,
Nr. 603. Leipzig. Druck v. Bruno Zabel. 32 S. 67) ES. XXV (1898). 298.
68) Auch in : VxLivVPhS. Dresden 1898: „Die Vorbilder Shakespeares für Oberon
und Titania." 69) S. 32: „Aus rein äusserlichen Gründen konnte vorläufig nur
ein Teil der Arbeit im Drucke erscheinen, doch wird diese demnächst in einer
Fachzeitschrift vollständig zur Veröffentlichung gelangen". 70) ABbl. X, nr. 5.
71) Hamburg 1897, Händcke u. Lemkuhl, XX u. 579 S. (1. Aufl. 1890).
72) ASNS. Bd. 0, S. 3341
L. Fränkel. H 199
den Erklärern entgangenen Gegensatz der englischen Gepflogenheit eine»
Schuldbriefs ohne Angabe einer Verfallstrafe zu 'the bond with a clause
of defeasance' (mit Verfallsklausel), wie ihn italienische Wechsler im
späteren Mittelalter gelegentlich importierten, heran: „manchmal werden
dabei auch Zinsen erwähnt, besonders, wenn der Verleiher ein Italiener
war. Shylocks Schein machte daher auf die Leute, unter denen Shake-
speare lebte, mehr den Eindnick des Fremdländischen als des Uner-
hörten." — Elimar Klebs, „Die Erzählung von Apollonius aus
Tyrus"''*) bietet „eine geschichtliche Untersuchung über ihre lateinische
Urform und ihre späteren Bearbeitungen" und greift, wo er, gemäss
seinem Rezensenten Fr. Panzer''^) (dieser bespricht wesentlich nur den
ersten, der „Urform" geltenden Teil), die „mittelalterlichen und neueren
Bearbeitungen eingehend und sorgfältig verfolgt", auch auf das Ein-
dringen ins englische Schrifttum über. Näher widmet dieser Sache
Albert H. Smyth sein fleissiges Buch „Shakespeare's Pericles and
Apollonius ofTyre"'*), das, obzwar „a study in comparative
literature" benannt, doch mehr nach als aus einander ableitet: the story
of Apollonius, the origin, the antiquity, the persistence; German, Scandi-
navian, Dani^h, Dutch, Hungarian, Italian, Spanish, Proven9al, French,
Modern Greek, Russian versions; The story in English; Shakespeare's
"Pericles Prince of Tyre"; the stability of the story; correlated stories;
als Anhang der Text aus den Gesta Romanorum. — Dem Sinne,
Gebrauche und der Fortpflanzung des Wortungeheuers „Honorifica-
bilitudinitatibus" in Shakespeares Love's labour's lost VI, 42f., über
dessen neuere Aufiiellung man JBRPh. IV ii 509 us — ig vergleiche, geht
nochmals Alfr. v. Maüntz''**) nach, stellt es bei italienischen Latinisten des
18. und 14. Jahrhunderts als üblich fest, aus deren Drucken im 15. und
IG. Jahrhundert es neu erwacht und so jedenfalls durch Joannes de Balbis
epochemachendes *Catholicon' (19 Ausgaben des 15. Jahrhmiderts in
Italien, Frankreich, Deutschland) englischen Gelehrten jener Zeit be-
kannt geworden sei'''). -^ Zur Urgeschichte des Othello" weist
Eduard Engel'®) auf die längst belegte Anknüpfung Shakespeares
an den Venetianer Christophalo Moro (bei Marino Sanuto VII S. 65G
unter 27. Oktober 1508) und das noch ungelöste Rätsel der Herkunft
des Namens Othello hin. Engel stellt da fest: 1. des Comniendatore
Levi in Venedig neuerliche angeblich archivalisch ausgegrabene Geschichte
aus der Familie der dortigen Mori besitzt mit der Othellofabel „kaum
die entfernteste Ähnlichkeit"; 2. Christophalo Moro, bis 1508 venezi-
anischer capitano Cyperns, ist zweifellos das historische Vorbild des
Othello der Dichtung; 3. ausser dem symbolischen (griechisch „Die Un-
glückselige") Namen Disdemona lässt der Novellist Cinthio, ganz wieder
seine Gewohnheit, alle Personen der Othellogeschichte, auch deren Helden,
unbenannt; 4. der Name Othello kommt nicht, wie alle Erklärer
(Johnson-) Steevens* Ausgabe nachgeschrieben, in Reynolds' Buch vor,
das eine Basis für die Shakespearesche Handlung, auch Jagos Namen
73) Berlin, G. Rciracr, 1899, XII -f 532 S. Gr. 8^ 74) LBIGRPh. XXII,
8p. 1-4. 75) Philadelphia, Mac Calla and Co. 1898, 1 12 S. 76) JbDSG. XXXIII,
271-274. 77) Vgl. JBRPh. a. a. O. Borinski u. a. 78) JbDSG. XXXV.
271—273.
II 200 Boman.-eDgl. LiteraturbeziehuDgen. 16. bis 18. Jahrb. 1896—1901. I.
enthalten solle: dies Doppelratsel ist also unp:elöst; 5. Shakespeare ina^
die Namensform der italienischen Quelle Disdeniona in Desdemona ge-
ändert haben, um seine Zuhörer nicht *this demon' hören zu lassen. —
„Der Streit um die Küste von Bohemia im Wintermärchen",
von Ludwig Fränkel''®) mit vielen literarischen Parallelen und histo-
rischen Ausblicken nachgeprüft, eröffnet u. a. eine eigenartige Übersicht
über Shakespeares geographische Kenntnis der Apenninenhalbinsel und
gibt Anlass, dies problematische Wissen, in Verbindung mit einer Menge
zufällig (lazustimmender literarischer Momente, unter die Lupe zu nehmen,
wobei allerdings der sicher absichtliche Märchencharakter in *The Winters
Tale' einen Fingerzweig dafür gibt, bewusste Seltsamkeiten des äussern
Sachverhalts nicht bis aufs I-Tüpferl quellenmässig zurückzuverfolgen.
— Gemäss dem oben (zu Nr. CG) zitierten Ausgangspunkte W. Voll-
hardts schlägt R(ud.) Tobler^®) zwischen „Shakespeares Sommer-
nachtstraum und Montemayors Diana*^ eine noch viel massivere
Brücke als bisher, indem er beide Zauberpflanzen des Engländers
{love-in-idleness; Dianas bud) im spanischen Roman bezw. dessen Fort-
setzung (von Gil Polo) aufspürt und auch die Geschichte der Liebes-
paare des „Midsummer Night's Dream" wenigstens bis zum Ende des
II. Aktes bei Montemayor Buch I entlehnt sein lässt
„Die Urquelle von Shakespeares *Much Ado about
Nothing'" findet Konrad Weichberger®^) freilich in dem spat-
griechischen Roman des Chariten aus Aphrodisias (c. 380 — 430), „Chaereas
und Kallirrhoe", versteckt^ nimmt aber natürlich als Basis der Shake-
speareschen Behandlung Bandellos Novelle I 22 an, die wiederum auf
die in Florenz (Benediktinerkloster La Badia) liegende Chariton-Handschrift
(erst 1750 gedruckt) zurückgehen dürfte. Das letztere gilt zweifellos
auch von G. Giraldi Cinthios Hecatommiti, introdutt, nov. 9, die neben
dem „geradezu äffischen Abbild** der eigentlichen betrügerischen Komödie
nach Chariton aus Bandello, ferner den verwandten Geschichten in Ariosts
„Orlando" IV 55 — VI 16 und dem altkatalanischen Ritterroman *Tirant
lo Blanch' des Johan Martorell (Valencia 1430) cap. 267—283 (Ausg.
Aguilo y Fuster, 1877, III 216)®^«) „eine Art grobes Ragout" gebraut
hat. Auch diese romanischen StofFvariationen vergleicht Weichberger kurz
mit einander und stellt als Pendant einer ähnlichen Fabelfiliatiou eingangs
das „Romeo und Julia"-Thema mit seiner Beliebtheit bei den italienischen
Renaissancenovellisten und seiner angeblichen Wurzelung beim Spätgriechen
Xenophon Ephesios daneben^**»).
In den Zusammenhang Shakespeares mit Italien gehört das Buch
79) Eb. XXXIV, 346-357. 80) Eb. S. 358-366. 81) Eb. ö. 334—345.
81a) Dieses kuriose Werk, im vergleichend-literarhistorischen Sione bei Dunlop-
Liebrecht, Gesch. d. Prosadichtg. S. 172 u. 287 f., sowie bei Simrock, Die
Quellen Shakes[)earcs ^ II 169 herangezogen, fand auch bei Alb. Mennung,
„Der Bei Inconou des Benaut de Beaujeu in seinem Verhältnis zum Lybeaos
Disconus, Carduino und Wigalois*' (1890; vgl. JBRPh. I 419. 421, 648). Berück-
sichtigung. 81b) Weichberger S. 339 rekurriert hierfür wie noch die meisten
neuesten Begistrierer auf (K. P. Schultzes s. Zt. ausreichende Abhandlung)
JbDSG. XI 140, obwohl durch L. Fränkel. ZVglL. N. F. III 171, IV 48, VII
143, dieses typische Beispiel für ein romanisch (ita]ieni8ch)-engli8che6 Quellen-
Verhältnis aDerkanntenna.H8en auf ganz neue Grundlagen gestellt worden ist.
L. Fränkel. H 201
t
Edward MEYER^ „Machiavelli and the Elizabethaii drama"®^).
Dessen ersterer viel kürzerer Teil behandelt „Maehiavelli in English
Literature previous to the drania", von S. 30 an „in the drama". Laut
S. XI hat sich Meyer 395 auf Machiavelli bezügliche Stellen aus der
Elisabethanischen Literatur notiert. Seite 3«, 26, 94 f., 116, 118, 124,
130, 142, 169 spricht er über den Einfluss des *Belphegor' ®*), den er
eigentlich ausschloss. S. 14 heisr^t es von Dante, Petrarca und Boccaccio . . .
Machiavelli, Ariost, Tasso . . .: These brilliant lights, accompanied by
lesser luminaries, had all appeared before England (To be sure, Chaucer
had lit up bis country immediately after the first great Italian frio; but,
when the glow of bis genius died out, a very gloomy twilight set in),
Germany, France, and Spain, had emerged from inedieval du.sk." Gemäss
Meyer S. 18 ist auch Aretino zahlreiche Male (simply legion) bei den
Elisabethanern zitiert. Auch für Dante, Petrarca, Boccaccio, Ariost,
Sannazzaro, Michelangelo finden sich reichliche Belege bei Meyer verstreut.
Dieser zitiert S. 174 Anm. 1 aus "Walton and Cotton's complete angler"
ed. Nicholas CLXVI eine Stelle von sechs ianibischen Fünffüsslern, wo
Cockayne dem Cotton dankt, dass er aus dessen Bibliothek im Originale
d'Avila, Beutivoglio, Guicciardine |!| und ^Machiavil' habe lesen können,
„the prime historians of late times; at least in the Italian tongue allo-
wed the best". Abgesehen von Adolf Haupfen" höchst interessantem
Nachweise „Zu Machiavelli in England"**), dass die bezügliche
Wissensquelle der englischen Pamphletisten und Poeten um 1600, Gen-
tillets ungerechter, ja gehässiger „Discours sur les Moyens de bien
gouverner . . . Contre Nicholas Machiavel" (1576), bereits 1577 anonym
für England als „Commentariorum de regno . . . libri tres . . . Adversus
Nicolaum Machiavellum" lateinisch erschienen und so (Neuauflagen 1578,
1590, 1599, 1611, 1647) zweifellos das Hauptfuudament der anti- und
pseudomachiavellischen Kenntnisse der damaligen Literaten Englands ge-
worden sei, sind unter den Besprechungen, die E. Meyers Fleiss und Resul-
tate loben, zu nennen die von G. Schleich®*), H. Logeman®®), ganz
besonders die von E. Koppel®''), diese von Schleich (S. 206) „eine unent-
behrliche Ergänzung" getauft, die sie stofflich ist, und die von Rud.
Fischer®®), die über Meyers anerkannte Sammelergebnisse hinaus das
vermisste tiefere Resum6 gibt.
Das Hin und Wider Shakespearescher Beziehungen zu Frankreich
ist sehr vielseitig. Kurz vor Meister Williams Glanzzeit waren „The
Essays of Michael, Lord of Montaigne" translated by John
Florio, den bekannten mit Shakespeare mannigfach verknüpften Lon-
doner Sprachlehrer und Übersetzer: Israel Gollancz hat diese Arbeit
jetzt für die Temple Classics neu herausgegeben ®®). Dem Problem
„Montaigne and Shakespeare" rückt John M. Robertson*®) ge-
lehrt zu Leibe, während ein Anonymus speziell „Hamlet and Mon-
taigne"*^) in der Anschauung zusammenbringt. — Wo man es nicht
82) LF. I. Weimar 1897, E. Felber, XII -f- 181 S. 83) Vgl. JBRPh. IV
II 506 100. 84) JbDSG. XXXV, 274—276. 85) ASNS. Bd. C S. 203-206.
86) Mus. V, Heft 4. 87) ES. 24. 108— 18. 88) ABbl.VlII, I89anr. 12. 89) Lon-
don, J. M. Dent. 1: VIII -f- 294 S.; II: 497 S. 90) Ix)ndon, University Press.
169 S. S\ 91) Ac. nr. 1366 (1898).
II 202 Roman.-engl. Literaturbeziehungen. 16. bis 18. Jahrh. 1896—1901. I.
•
vermutet, in einer Revue über „Neuere und neueste Hainleter-
klärung", kontrastiert A. Schröer»*) (S. 140--143) sauber Shake-
speares Handlung mit der dieser zugrunde liegenden Gestaltung der
Saxo Grammaticusscben Fabel in Belleforests ,,Histoire8 Tragiques". —
Bei Paul Stapfer stehen „Moliere et Shakespeare"®*) in seiner
Charakteristik beisammen. — Einen neuen, bei aller Gedrängtheit voll-
standigen Überblick über „Shakespeare in Frankreich" von der
Mitte des 17. Jahrhunderts bis auf die jüngsten literarhistorischen Studien
liefert, auf eine Fülle bestimmter Daten und Belege gestützt, Jakob
Engel®*). Den einzelnen Aneignern volle Grerechtigkeit widerfahren
lassend, leugnet Engel doch die wahre Rezeptionsfähigkeit des franzö-
sischen Publikums für Shakespeare bis auf diesen Tag. Zu den wenigen
Ausnahmen gehört ein Gewährsmann Engels, J. J. Jusserand (vgL
oben Nr. 37), mit seiner ausgezeichneten Darstellung „Shakespeare
en France sous l'ancien regime"**), die, dann als „Shakespeare in
France under the Ancient r^gime"*^) rasch englisch erschienen, im
Mutterlande des im geschichtlichen Fortleben Porträtierten das Bedürfnis
erwiesen hat. Den Reichtum seines Inhalts und die Sicherheit des Vor-
gehens erweisen schon die Kapitelüberschriften: Au temps de Shakespeare:
Anciennes relations litt^raires entre la France et TAngleterre. — Influ-
ences 6trang^res sur notre th^ätre au temps de Shakespeare. — Sous
Louis XIV: Les Ind^pendants fran9ais. — Le triomphe des R^guliers.
— Rapports avec TAngleterre avant et api*^s la Restauration. — Le
XVIIP si^cle: Vers TAnglomanie. — Influence du thMtre anglais sur
la sc^ne fran9aise. — Les innovations de Voltaire. — Anglomanie et
francomanie. — Resultats de ces tendances. — La Guerre ä propos de
Shakespeare. ~ Shakespeare sur la scöne fran9aise. — L'^poque de la
Revolution. — 6pilogue: Shakespeare siffl^ (1822). — Shakespeare jou4
en anglais a Paris (1827). Les personnages et les drames shakespeariens
vulgaris6s en France. Statt abgerissener Glossen zu diesem neuen
Grundwerk über englischen Literatureinfluss in Frankreich notieren wir
als gehaltvollste Würdigungen Jusserands die von Joseph Texte •"'),
C. Stryienski^^), f. Ed. Schneegans®®), einem Anonymus^®®). —
Gleichsam zur Ergänzung einzelner Partien dieses überaus stattlichen
Kompendiums nenne man noch: Ch. Dejob, „La trag^die historique
chez Voltaire et Shakespeare"^^^); die Blossstellung „Lemercier's
als Plagiator Shakespeares" durch A. L. Stiefel^®*), welche
sich auf die Komödie „Le frere et la soeur jumeaux" (1816) — nach
„Twelfth-Night", wohl mit Neben benutzung von dessen QueUe, Bandellos
Novelle II 36 oder der französischer! Übersetzung der letzteren durch
Belieferest [vgl. oben Nr. 92] IV nr. 63 — bezieht und daher, zumal
in Rücksicht der von Stiefel S. 338 selbst reproduzierten Ansicht Albert
Lacroix'^®^) über Lemerciers sonstige freiere Anlehnung an Shakespeare,
92) JbDSG. XXXV, 136—165. 93) Paris, Hachette et Cie. 4. ^t. 16«.
398 S. 94) JbDSG. XXXIV, 66—118. 95) Paris, Armand Colin et Cie. 1898;
schon Cosm. 1896, novb. u. decb., 1897 jan. u. febr. ein Essay Jusseraods
unter derselben Überschrift. 96) London, T. Fisher Unwin. 97) RHLF. VI,
S. 144. 98) RCr. 1899 nr. 3. 99) LBlGRPh. XX, 379 f. 100) Ath. nr. 3719.
101) RCC. VII (1899), 31. 102) ES. XXVI, 337-352. 103) In seiner
ausführlichen Preisschrift „Histoire de Tinflucncc de Shakespeare sur le
L. Fränkel. II 203
mit dem allgemeinen Makelausdruck zu scharf ist; ferner Mantoux,
„La jeune France et le vieux Shakespeare"^^*). — VewHenstlich gab
Fern. Henry „Les sonnets de Shakespeare traduits en fran9Hi8
avec introduction, notes et bibliographie"*®*) gut heraus.
ESne nette Probe der Stellungnahme solcher Epigonen, welche
Shakespeare dramatische Stoffe oder Leitmotive der Handlung entlehnten
und doch die Quellen selbständig durcharbeiteten, stellt die Rostocker
Dissertation Willy Schramm* dar: Thomas Otways „The History
and Fall of Gaius Marius** und Garricks „Romeo and Juliet"
in ihrem Verhältnis zu Shakespeares „Romeo and Juliet'^
und den übrigen Quellen *^^). Da sehen wir den genialen Schau-
spieler Garrick auch als gewiegten Dramaturgen, der z. B. (S. 64 f.;
Garricks Einleitung zu seiner Tragedy, 1751, Einltg. S. 1) „Bandello,
the Italian Novelist, from whom Shakespeare has borrowed the Subject
of this Play*^ mit Shakespeare vergleicht und da letzteren das Erwachen
der Julia vor Romeos Tod übersehen lässt „not perhaps, from Judge-
ment, but from reading the Story in the French or English Translation,
both which have injudiciously left out this Addition to the Catastrophe" ;
so hat denn Garrick auch diese von Bandello erzählte Episode seiner
Novelle „La Sfortunata Morte di Due Infelicissimi Anianti" eigen»
dramatisiert. — Lediglich als einen Beleg für eine intensive Beschäftigung
mit dem englischen Dichterfürsten in Italien nennen wir: „Shakespeare
o Bacone? Controversia letteraria. Discorno inaugurale letto Da Mo-
destino DE Bellis, Professorio ordinario di Lingua e Letteratura inglese
[in Bari]"*®') — wie es deren letztere am 10. November 1895, wo diese
vorgetragen, auf der Apenninenhalbinsel erst gar wenige gab.
Die erste deutsche kritische und erläuterte Gesamtausgabe: „Shak-
s per es Werkte. Herausgegebeu und erklärt von Nikolaus Deliüs", ist
in einer billigen 6. (Stereotyp-) Auflage in 2 Bänden erschienen*®^) und lässt
auch von dem Standpunkte dieses unseres Sammelreferats erneut die
Sorgfalt bewundern, mit der N. Delius, dieser emsige, auch im Romanischen
vorzüglich beschlagene Anglist, lange vor dem Beginne einer rationellen
Quellen- und Versionen vergleichung in den Einleitungen und Fussnoten
zu dem hier dargebotenen Texte Art wie Grad der Abhängigkeit bezw.
Beeinflussung Shakespeares festzulegen gewusst hat. — In Meyers
Klassikerausgaben sind eingereiht worden : „Shakespeares dramatische
Werke. Übersetzt von Aug. Wilh. von Schlegel und Ludwig Tieck.
Herausgegeben von Alois Brandl"*®*). Aus dieser von geübten Philo-
logenaugen überwachten unbedingt verlässliehen Revision interessieren uns
hier in erster Linie die durchweg sicheren Angaben über das Quellen-
verhältnis, die Filiation der Stofffassungen u. s. w. in den Einleitungen.
Da seien beispielsweise hervorgehoben: Bd. IV S. 5 für „Romeo und
ThdAtre francais jusqu'ä nos jours" (Brüssel 1850). 104) S. Ac. 1421 (1899).
105) Paris, Ollendorff, 1899, 4«. 106) Greifswald, Druck von Julius Abel, 1898,
76 S. 107) Ohne Ort und Jahr (Bari 1896); 134 Ö., davon 115—134 literar-
historischer und bibliographischer appendice ; natürlich lehnt de Bellis die „Bacon-
Theorie" glatt ab. 108) Berlin (-Carlshorst), Hans Friedrich, o. J. (1899), I. :
1088 S.; II.: 858 S. 109) 10 Bände, Leipzig u. Wien, Bibliographisches In-
stitut (Meyer), 1897—1899.
V Ol Im 8 Her, »om.i^J«hr«ab«rioht^VIII. 14
II 204 Roman.-engl. Wechselbeziehungen. 16. bis 18. Jahrh. 1896—1901. I.
Julians wo auch S. 4 fein bemerkt ist: „Es ist bezieichnend, dass er
gerade hier, das einzigemal in seinen Werken, Petrarca und die Laura-
sonette anzieht (A. II Sz. 4)", in demselben Bande S. 270 für die itali-
enischen Elemente in „Othello"; bei den drei Bänden (VII— IX)
„Komödien" liegt Anlass zu derartigen literarvergleichenden Angaben be-
sonders auf der Hand, und die hinter jedem Stücke gebotenen weiter-
führenden Anmerkungen heben auffällige Abweichungen des Meisters von
seinen Vorlagen zur einzelnen SteUe knapp hervor. Das äusserst genaue
Register am Schlüsse des 10. Bandes zeigt, welche grosse Zahl romanischer
Genossen, Vorgänger, Quellen, Parallelen u. s. w. A. Brandls Einleitungen
anziehen: vgl. darin z. B. Amyot, Bandello, Belleforest, Boccaccio, Gior-
dano Bruno, Dante, Du Bellay, Froissart, Victor Hugo, Mendoza, Mon-
taigne, Rabelais u. s. w. In Hinsicht der literarhistorischen Beigaben^
denen natürlich mit im Vordergrund die gründliche allgemeine Einleitung
— Bd. I S. 1 — 76 — zurechnet, wo namentlich S. 41 f. über den durch-
weg fremden Ursprung des Kerns der Fabeln gehandelt wird, steht dieser
Neudruck der noch immer unüberholten sogen. Schlegel-Tieckschen Über-
setzung unbedingt an der Spitze (dahin rücken sie auch das Äussere und
die Wohlfeilheit).
Im allgemeinen ist hier noch das tüchtige Buch Emile Faguet«
„Drame ancien, drame moderne"^*®) einschlägig, für dessen herge-
hörige Abschnitte auf oo 's kurzes Referat ^^*) und F. Ed. Schneegans'
Ifljigeres^^^) verwiesen sei. Ersterer erinnert an Faguets eigenartig durch-
dachte, oft paradox gelaunte Literaturstudien über das 16. — 19. Jahr-
hunderts, die besonders bei Voltaire überscharf seien, lässt ihn vorwiegend
nur die shakespearesche und die französische klassizistische Tragödie als
„modern" ansehen, obwohl letztere wesentlich rhetorisch -didaktisch wirke,
während die englische nach historischer und philosophischer Vertiefung
strebe. Schneegans (S. 288) zieht folgende uns hier angehende Gedanken
heraus: „Für die Spanier, für Shakespeare und die von ihm beeinflussten
Dichter ist das Drama ein Spiegel des Lebens: unbekümmert um die
Ehiheiten der Zeit und des Ortes, mannigfaltig wie das Leben, mit den
schroffen Gegensätzen . . . der wechselnden Sprache mit Episoden über-
laden, reiht sich Szejie an Szene zu einem färben- und lebensvollen
Bilde . . . Weder das griechische noch das shakespearesche Drama
dürfen nach den Regeln der klassischen Theoretiker beurteilt werden.
Gegenüber dem reichgegliederten griechischen Drama, den phantasievollen
Schöpfungen Shakespeares erscheint die klassische Tragödie Frankreichs
arm und nüchtern." Ferner (S. 289): „Es ist wohl gelungen, den
wesentlichen Unterschied jener drei Formen des Dramas in dem Schluss-
kapitel an charakteristischen Beispielen klar zu legen: Corneilles Od,
Romeo und Julia, Sophokles' Antigene, deren Handlung auf derselben
Grundlage beruht, dem Konflikt zwischen der Liebe und den Geboten
der Pflicht." — Eine ausserordentliche Fülle von Stoff, wie zur Geschichte
des Theaters und der dramatischen Kunst beim Übergange vom Mittel-
alter zur Neuzeit überhaupt, so zu den romanischen Einflüssen auf die
110) Paris, Armand Ck)lin et Cie. 8^ 274 8. (1898). 111) AZB. 1898
Nr. 76, 8. 8. 112) LBIGRPh. XIX, 288—290.
L. Fränkel. II 205
einschlagige englische Literatur insbesondere bietet der dickleibige, aber der
Einheitlichkeit seiner Materie wegen kaum teilbar gewesene Band ,, Quellen
des weltlichen Dramas in England vor Shakespeare. Ein
Ergänzungsband zu Dodsley's Old English Plays. Heraus-
gegeben von Alois Brandl"^^^). 8. VII: Die wesentlichsten Fest-
stellungen, die in der streng sachlichen und sehr gut gegliederten Ein-
leitung zu dem überaus dankenswerten kritischen Abdrucke der schwer
oder gar nicht zugänglichen alten Texte für jene Einwirkungen auf-
stossen, seien herausgehoben*^*). Genug geistlose Produkte des vor-
shakespeareschen englischen Dramas sind zur Aufhellung des grossen
Entwicklungsprozesses, durch den aus schlichtgeformten Volksspielen und
Nachahmungen der Klassiker die romantische Dramatik hervorging, „der
Kunstrahmen Shakespeares"^^*), unentbehrlich. S. XVI f.: Zu den in-
direkten Quellen des abgedruckten „The pride of life" (15. Jahrb.)
rechnet der älteste abendländische Totentanz. Der Ur-Totentanz war wohl
ein altfranzösisches Drama aus dem dritten Viei-tel des 14. Jahrhunderts,
liegt aber nicht im Original vor, sondern ist besonders aus einer spanischen
und einer niederdeutschen Umdichtung des 15. Jahrhunderts zu er-
schliessen: *Dan9a general de los muertos' (Ticknor II 598 — 612) und
lübeckisch-revalscher Gemäldetext (Niederdtsch. Jhrb. 1891, 68—80).
Fernerab steht die französische ^Danse macabre'. Brandl gibt eine
lange Keihe Belege für die Abhängigkeit des „Pride of life" von jenem
spanischen Totentanze, namentlich in Reden und in den „Typen von
Ständen". S. XIX: Der englische Dichter gebraucht Bühnenanweisungen
in lateinischer Sprache, französische Ausdrücke, kennt die Rechtsausdrücke
maynpris und supersedeas^^% S. XXX: Für die Quellenfrage der ab-
gedruckten Mankind-Faa^ung sind deren Übereinstimmungen mit Lydgates
*Assembly of gods' wichtig. Auch hier ist der Mensch, Freewill, auf
einem Felde, Mikrokosmus, gedacht. Das Ackerfeld-Motiv, den Parallelen
fremd, erscheint also schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts in er-
zählender Form, bei Lydgate als einem Autor, der aus den mannigfachsten
lateinischen und französischen Quellen schöpfte, ohne besondere Eigen-
erfindung, so dass der Faden noch weiter zurück verfolgt werden kann.
8. XLIII zu Nr. III, „Nature": Die Urquelle für den Typus der eng-
113) Strassburg, Karl J. Trübner, 1898, 8^ QF. LXXX. CXXVII +
667 S. 114) Die Beichhaltig- und Wichtigkeit rechtfertigt die AuBführh'chkeit
der hier folgenden Auszüge. 115) So ist zweifellos in Brandls Text „der KuD8t-
rahmen Shakespeare" zu verbessern. 116) Diese Beziehungen zwischen dem
englischen Drama des 15. und 16. Jahrhunderts einer- und der romanischen Toten-
tanz-Sippe andererseits Bind äusserst bezeichnend für die romanisch-englische
Literaturverbindung. Das Buch von H. Green, Shakespeare and the cmblem
writers; an exposition of their singularities ofthouffht and cxpression. Preceded
by a view of emblem-literature down to 1616 (London 1870), hat dies für Shake-
speare zusammengestellt, und ein 1906 auegegebener Antiquarkatalog (Nr. 118)
von Ludwig RosENTHAL in München über ,, Shakespeare. His works, his
times, his influence. Including Emblem books and Dances of
Death" enthält im Anschluss an Green p. 56,57 ein Kap. 'Dance of death'
(Nr. 406—488) und eines „Emblem books" (Nr. 489—599), fast lauter Komanisches;
auch die Rubrik „Shakespeareana'' verzeichnet u. a. eine Menge lateinische, itali-
enische, französische Nummern nebst englischen Ableitungen, welche auf die
englische Benaissanceliteratur eingewirkt Imben.
14*
II 206 Roman.-engl. LiteraturbeziehaDgen. 16. biß 18. Jahrh. 1896—1901. I.
lischen Moralitaten-Gruppe vom Kampfe zwischen Tugend und Laster ist
Prudentius, wahrscheinlich durch eine französische Zwischenstufe; in einem
französischen Moralspiel des 15. Jahrhunderts (Creizenach, Gesch. des
Dramas, I 471) wollen nämlich Mundus, Caro und Daemonia den christ-
lichen Ritter bezwingen: „im Falle solcher Cbereinstimraung hat
sich im Mittelalter noch immer Frankreich als der gebende,
England als der lernende Teil herausgestellt." 8. XLVII:
Die Humanisten hoben das englische Zwischenspiel Anfangs des 16. Jahr-
hunders wesentlich. Der Schwarzkünstler in Skelton's „Necromancer**
(1504 gedruckt) „war nicht im englischen Leben, wohl aber in den
Komödien der romanischen Völker eine beliebte Figur**; die Übeltäter
Avaritia und Simonia, von ihm vor den Notar gerufen, werden dem bei-
gezogenen Teufel zugesprochen, ein Prozessmotiv, das an *Pathelin' (1486
gedr.) und dessen kontinentalen Kreis erinnert. S. LUX: John Hey-
woods abgedrucktes Stück *Love' „steht in der Tradition der Liebesfragen,
die von den Tenzonen der provenzalischen Dichter ausgingen, in Boccaccios
*Filocolo' eme grosse Episode bildeten (Gaspary, G. d. i. L. II 7) und
u. a. noch 1512 eine spanische Behandlung erfuhren . . . Der Tod der
glücklich Geliebten [im Spanischen] spielt auch bei Heywood herein".
S. LXXIf., zu *An Interlude showing the beauty and good properties
of women', einfacher *Calisto and Melibaea' genannt (Dodsley, Old English
plays, I 90): „Quelle war die spanische Tragikomödie von Calisto und
Melibaea, die 1500 erschien (ten Brink II 494—497). Die englische
Bearbeitung . . . vermeidet tragischen Ausgang und führt statt dessen
nach Moralitätenart rechtzeitige Rettung durch den Vater der sittlich
gefährdeten Person ein . . . Die gelehrten Anspielungen auf Petrarca
und Heraklit, Nero und Poppäa, Alexander, Hektor und Narzissus zeigen,
dass wir uns hier in einem Schulkreis befinden.** Zu dem bei ihm ab-
gedruckten *Misogonus* bemerkt Brandl S. LXXX, die eigenartigste Ver-
änderung gegenüber der Hauptvorlage, des Gnaphäus *Acola8tus' von
1529, sei der, dort ganz übergangene, in der Bibel nur unfreundlich
kurz erwähnte rechtschaffene Bruder. Konkrete Übereinstimmungen lassen
sich am ehesten mit Ariosts (gest. 1533) Komödie „I suppositi**, die
Gascoigne 1566 ins Englische übertrug, aufdecken; den Rollentausch
darin veranlasst eine, später in Shakespeares „Taming of the threw** ver-
wertete Liebesgeschichte. Brandl findet alsdann eine Anzahl kleinerer
Einzelzüge des italienischen Stücks beim Engländer wieder und schliesst
S. LXXXI: „Wie endlich ein lange verschollener Sohn bei Ariost durch
eine Nanienserinnerung und ein Körpermal sicher erkannt wird (A. V
Sz. 5), so Eugonua, wobei es freilich an leichten Veränderungen der
beiden Motive und an Zutaten nicht fehlt (A. IV Sz. 1 V. 88 ff.)".
S. LXXXIX: „Neben d(ies)en Originalstücken (nach Senecaschem Vorbild)
entstanden allerlei Übersetzungen antiker Dramen . . . Eiunpides fand
Dolmetscher anGascoigne, der mit Kinwelmersche zusammen *Jocasta'
aus der italienischen Übersetzung des Dolci ins Englische brachte (1566).
Und als seiner (Senecas) eng geschlossenen Form Marlowes ungebundener
Drang ins weite stürmisch entgegentrat, da versuchte es der höfische
Kreis der Sidneys noch mit Übersetzungen des französischen Seneca-
schülers Garnier.** Brandl führt Mar}' Sidney-Pembrokes Antonie-
L. Fränkel. II 207
Bearbeitung (s. unten Nr. 122) und die Kyds von *Cornelie' **'') an und
6chlies8t dann ab: „Erst als dieser kombinierte Angriff des Klassizismus,
der vielleicht auf die symmetrisch gemessene Komposition und die Zutat
des Chors in 'Romeo und Julia' nicht ohne Einfluss blieb, vorüber war,
hatte Shakespeare offene Bahn für eine grosse Reihe seiner romantischen
Tragödien." S. CXI beim Abschnitt „Die romantische Komödie" äussert
Brandl, anlässlich der Modernisierung von Redfords alter Erziehungs-
komödie *Wit and ecience' u. d. T. *The marriage of wit and science'
(lic. 1569) schürfte man eine andere Ader von romantischem Edel[?]metall
an, die Ritterbücher, voran Amadis de Graul (engl, zuerst v. Thom.
Paynel 1567). Die Anklänge dieses Stils greifbar hervorkehrend, be-
merkt Brandl, diese eigentümliche, halb romantische Art von Moralität
sei von Robert Wilson weiter gepflegt worden, der *The three ladies
of London' (gedr. 1584) und *Three lords of London', vielleicht auch die
noch tiefer in die fabulos-ideale Welt der Ritterromane hineinführenden
romantischen Komödien ^Common Conditions' (lic. 1576) und *Clyomon
and Clamydes' (gedr. 1599) verfasst hat. Brandl druckt die erstere
dieser beiden, *C. C, nach dem undatierten Druck ab und rechnet
(8. CXVII) den Wüterich Cardolus, der die schöne Dame in einen Turm
sperrt und vom tapfem Liebhaber besiegt wird^ „zum ständigen Hausrat
der Ritterromane vor Cervantes". S. CXII: für das verlorene Ritterstück
'Paris and Vienne', Anfang der siebziger Jahre am Londoner Hofe ge-
spielt, ist „schon der Titel aus einem wohlbekannten Roman jener Zeit
[s. Fränkel, ASNS. 80, 69] geschöpft".
Endlich weist Brandl (S. CXIX) auf den in Gascoignes Bearbeitung
von Ariosts *Suppositi* importierten Ansatz zu einer bürgerlichen Komödie
hin und stellt als derselben angehörig das etwas spätere Lustspiel in
Reimen „The Bugbears" daneben, einen „italienischen Einfuhrartikel".
Gleichzeitig hat Carl Grabau „The Bugbears. Komödie aus der
Zeit kurz vor Shakspeare" kritisch abgedruckt ^^^) und die Quellen-
sowie verwandten stofflichen Fragen kurz geprüft^**). Danach ist dies
wohl eine englische Kontamination nach Ant. Francesco Grazzinis (il
Lasca in der Florentiner Accademia della Crusca, 1503 — 1583) aladann
hier erweiterter Komödie *La Spiritata', deren ältester Druck von 1561
„vollständiger sein" soll als die späteren, z. B. der von Grabau benutzte
von 1582, daneben nach Terenz' *Andria', endlich der Intronatenkomödie
„Gl' Ingannati" (1537 u. 1554 gedr.); doch ist es auch nicht ausge-
schlossen, dass wir es mit einer (im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts
entstandenen) Übersetzung einer vielleicht schon in Italien vorgenommenen
Bearbeitung des Spiritata-Stücks zu tun haben. Grabau erinnert (S. 323)
auch, daran, dass Grazzinis „Ija strega" in Shakespeares Hamlet und
Merchant of Venioe Spuren hinterlassen zu haben und „GF Ingannati"
mit dessen „What you will" stofflich eng zusammenzuhängen scheint.
Unter die (in nr. 106, 121, 132 sowie in der Fussnote nr. 65" gestreifte)
Abhängigkeit literarischer Werke* der^ englischen Blütezeit vom Novellisten
Bandello gehört die von W. „Zu Shakespeares Richard III." ^-^)
117) Brandl verweist hierfür auf den Abdruck bei Dodsley V 175 ff., ver-
gisst aber H. Gassners Neudruck 1894 (Programm der Luitpold-Realschulc München).
118) ASNS. 98, 304-322; 99, 25-.58 u. 311-315. 119) ASNS. 99, 315-325.
120) JbDSG. 34, 375 f.
II 208 Koman.-engl. Litoraturboziehungen. K». bis 18. Jahrh. 1896—1901. I.
beigebrachte Analogie der Szene dieser tragedy mit II (1554) nr. 22
des Italieners. Andererseits scheint dem Autor W. die Novelle introd.
N. 4 in den Hecatommiti Giambattista Giraldi Cinthios (1565), welchem
Shakespeare bekanntlich den Stofl zu *Measure for Measure' und 'Othello'
entlehnt, Vorbild für diese „am meisten in der späteren dramatischen
Literatur nachgeahmte" Situation (Richard Glosters Liebesbeteuerung und
Aufforderung ihn mit seinem Schwert zu töten).
In einem überzeugenden Plaidcyer für „die Abfassungazeit von
*Viel Lärm um Nichts'" um Herbst 1598 auf Grund festgestellter
Vorkommnisse in Shakespeares Freundeskreis kontrastiert G. Sarrazin ***)
(S. 132 f.) die nun im Stücke vorliegende Gestaltung des Vorwurfs mit
der durch eine Bandello-Novelle repräsentierten älteren.
£. Shakespeares dramatische Zeitgenossen nnd unmittel-
bare Vorläufer wie Nachfolger. Gelegentlich ihres Neudrucks von
„The Countess of Pembroke's Antonie"*^^) handelt Alice Luce
im 2. Teile über Gamiers 'Marc Antoine', femer über den Seneca-Typus
in dieser Tragödie, sowie Lady Pembrokes Übersetzung, 1592 gedruckt,
„das erste jener Reihe von Dramen nach Seneca in der letzten Dekade
von Elisabeths Regierung" (einziges Exemplar im British Museum). Die
Übersetzerin folgte Gamiers Ausgabe von 1585, nicht der ersten von
1578. Mary Sidney (gest. 1621) übertrug das Prosastück 'Le Ex-
cellent Discours de la Vie et de la Mort' von Du Plessis Mornay. —
WoLFO. Keller" Anzeige^^^) von Jos. Schicks Ausgabe von Thomas
Kyds „The Spanish Tragedy""*) weist das III 15, 129 zitierte
italienische Sprichwort als „Chi mi fa meglio che non suole, Tradito ni
ha, o tradir mi vuole" unter den in Sandfords 'Garden of Pleasure' (vgl.
JbDSG. 35, 290) abgedruckten und übersetzten *Proverbs of Piovano'
nach, das also nicht aus Ariost, sondern dem florentinischen Eulenspiegel
des 16. Jahrhunderts, Piovano Arlotto, stammen dürfte. — E. Koppel"
feine Deutung der oft angeführten Stelle „Robert Greenes *Mad
preest of the sonne'" ^**) im Vorwort vor dessen Geschichtensammlung
*Perimedes The Blacke-Smith' (1588)"*) auf „an other enterlude of the
lyfe and Deathe of Heliogabilus", wie es für Juni 1595 als Verlags-
artikel John Danters in London bezeugt ist, zieht diese Dramatisierung
des spätrömischen Kaisers, des ^Sonnenpriesters' Elagabal, aus der Mario we-
gmppe mit fesselnden Ausblicken auf Anspielungen literarischer Polemik
heran.
Ein gründliches Buch über „Ben Jonsons Poetik und seine
121) Eb. 35, 127—135. 122) Edited with Introduction (Weimar, E.
Felber, 1897): LF. III (120 S., 8^ 3 Mk.); ausfuhrlich besprochen LBlGfePh.
XX 124/Ö, desgl. ES. XXV 299, ABbl. VIII 269 f. 123) ASNS. 103,
386 f. J24) London, J. M Dent aod Co. 1898. 125) ASNS. 102, 357:61.
126) Für die auswärtigen Einflüs^se auf das englische Schrifttum jener Periode
ist folgende bei Koppel S. 357 abgedruckte Stelle überaus lehrreich: „Such mad
and scoffing poets, Üiat haue propheticall spirits, as bred of Merlins raoe, if
there be aoye in England that set the end of scoUarisme in an English blanck
verse, I thinke either it is the humour of a nouicc that tickles them with seife-
loue, or to much frequenting the hot house (to vse the Germaine prouerbe) hath
swet out all the greatest part of their wits, which wasts Gradatim^ ae the
L. Fränkel. H 209
Beziehungen zu Horaz'' von Huoo Reinbch^^*^) erstreckt eich zwar
naturgemäss, auch abgesehen vom speziellen Thema der starken Abhängig-
keit Ben Jonsons von der horazischen praktischen und theoretischen
ars poetica, auf sein Verhältnis zum klassischen Altertum; jedoch kommt
eben dafür (ausser Homer und Pindar) fast ausschliesslich klassische
bezw. nachklassische lateinische Literatur in Betracht, da der fruchtbare
,,gelehrte'' Poet auf romanisch-englische Grundlage fusst, indem er überall
aiitike Lateiner oder Engländer als Vorbilder vor sich sieht, mittelalter-
liche oder neuere Romanen aber nicht einmal für Gattungen wie pastoral
play oder masque. Ausführliches Referat über Reinsch' Nachweis der
Übersetzungen, Nachahmungen, Anspielungen gab O. Glöde'*®).
Unermüdlicher £ifer und liebevolle Teilnahme werden seit ungefähr
einem Jahrzehnt der so überaus bedeutsamen Entwicklung des britischen
Dramas vor, zugleich mit und nach seinem Meister Shakespeare seitens der
Philologie, Literatur- und Theatergeschichte, insbesondere vom vergleichenden
Standpunkte aus, geschenkt. Es ist schlechterdings unmöglich im Rahmen
unseres einseitigen Referats sämtliche bemerkliche romanische Beziehungen
auch nur nackt zu verzeichnen, die da erinnert oder neu aufgedeckt
werden. Unter den besondern Pflegern solcher Werk-, Stoff- und Arbeit-
vergleichung ragt auf die Dauer Emil Koppel hervor, dessen „Quellen-
studien zu den Dramen George Chapmans, Philip Massingers
und John Fords""*) sich seinen älteren zu denjenigen Ben Jonsons,
J. Marstons sowie Beaumont^Fletchers ^'®) anschliesscn, oft noch ergebnis-
reicher und wohl noch methodischer in Nachweisen der Einflüsse der
romanischen mittelalterlichen und Renaissanceprosa auf das englische
Bühnenstück am Anfange des 17. Jahrhunderts ausgebaut. Dabei zieht
der sorgsame Forscher immer reichlicher neben der eigentlichen Novelle
und daneben dem Drama auch historische Darstellung, darunter gern
solche belletristischen Anstrichs, als Basis heran; denn er sucht die
literarischen Quellen im weitesten Sinne auf Grund wohlgeordneter er-
staunlicher Belesenheit: nicht nur Vorlagen für die Gesamtfabel, sondern
auch Vorbilder für einzelne Situationen, Figuren gruppen, isolierte Figuren,
stoffliche wie geistige Anregungen. Dabei weiss K. mit Kunst, von den
Fragen äusserer Anlehnung ausgehend, in die Tiefe der Gesamtkomposition
zu steigen und es erwächst unter seiner kritischen Sonde das Stuartdrama
aus dem Tudordrama mit mannigfach veränderten Bedingungen der stoff-
lichen und sonstigen dramatischen Unterlagen. Sieben Hauptträger des
Stuartdramas, d. h. des unter Jakob I. und Karl I. blühenden, führt K.
nun in den zwei Bänden von 1895 und 1897 vor, dazu in den An-
hängen noch Hey wood, Tourneur, Brome nebst anonym überlieferten Dramen,
und bespricht so auf 387 Seiten 133 abendfüllende Dramen ! Insbesondere
lehrreich für den ersten Einblick ist im 1897er Band das angehängte
Verzeichnis aller aufgedeckten Quellen, nach dem sich der erdrückende
romanische Prozentsatz schön gliedern und abwägen lässt*^^).
Italians say Poco ä poco." 127) MB. XVI. X + 130 S., 1899. 128) LBIGRPh.
XXI 12—14. 129) QF. 82. X + 229 S., 1897. 130) S. dazu JBRPh. IV
u 462; G. Sarrazin ABNS. 97, 412; JbDSG. 33, 293; A. L. Stiefel ZVglL.
XII 3./4. Heft; R. Fischer ABbl. VIII nr. 12. 131) Referate: L. Fränkel
LCBl. 1897 nr. 22, Sp. 722; R. Fischer ABbl. VIII 353—355; R. Boyle E8.
II 210 Romaii.-engl. Literatlirbeziehungen. IH. bis 18. Jahrb. 1896 — 1901. I.
Ein Gesamtbild der Tätigkeit „John Marstons" (1575—1634)
entwirft»") Wolfgang VON Wurzbach; S. 93, 105, 107, 109f., Ulf.,
118 weist er Einflüsse, Vorbilder, Parallelen bei Italienern und Spaniern
nach, insbesondere bei Bandello, der, in Painters englischer Bearbeitung,
mit der nov. I 4 für Marstons *The Dutch courtezan' und für *The
insatiate countess', ausserdem für die Nebenhandlung der letzteren mit
seiner Novelle I 15 die Vorlage geboten hat — W. v. Wurzbach hat
auch „Philip Massinger" (1583 — 1638) porträtiert^*^), jedoch wenig
Positives für dessen direkte romanische Literaturbeziehungen nachweisen
können: lateinische Schriftsteller hat er für seine Stoffe des Altertums
zwar gründlich zu Rate gezogen und sogar, Nachdrucks halber, oft neue
Ausdrücke mit Zuhilfenahme des Lateins geprägt; mit italienischer oder
spanischer Literatur sei er aber kaum näher bekannt gewesen, ausser
nach den schon zahlreichen englischen Übersetzungen; jedoch zeigen
Massiugers Dramen viele Erwähnungen und Anspielungen, die besondere
Vorliebe für Cervantes und speziell dessen Don Quijote bekunden (8. 232).
— Während A(rtur) L(udwig) Stiefbl, „George Chapmau und
das italienische Drama"*^^), die Stücke des letzteren angibt und aus-
zieht, welche Chapman ganz oder teilweise benutzt, sodann den Situationen,
Motiven, Charakteren nachgeht, die er sonst dem italienischen Lustspiel
entnimmt (danach ist Chapman, gemäss seiner starken Anleihen in Italien,
„als Komiker nicht origineller wie als Tragiker*'), stellt Albert S. Cook *^*)
„The sources of two similes in Chapman's *The Revenge of
Bussy d'Ambois" fest, und Elise Woodbridge „An unnoted
source of Chapman's All Fools"*^^). — L. Lacour behandelt
„Le thöätre de Beaumont et Fletcher: Philaster ou PAmour
qui saigne"^^'), wenn auch ohne weitere literarische Nachweise, so doch
zum ersten Male ernstlich in Frankreich. — In Benno Leonhardt®
fleissiger Arbeit „Die Textvarianten von Beaumonts und Flet-
chers *Philaster, or Love lies a-Bleeding' nebst einer Zu-
sammenstellung der Ausgaben und Literatur ihrer Werke""^)
interessiert uns hier die Übersicht aller einschlägigen Quellen- und
Parallelennachweise. — „Über die Quelle von J. Fletchers 'Is-
land Princess'" äussert A. L. Stiefel ^^®), bewusst wie oben unter
nr. 134 wider E. Koppels Quellenstudien polemisierend, die Ansicht, es
sei nicht der Franzose de Bellan, sondern vermutlich Bartolomß Leonardo
de Argensola, 'Conqvista de las islas malvas al rey Felipe III' (1609),
welche romantische Erzählung auch (S. 301 — 308) ins iVanzösische und
spanische Drama übergegangen ist.
„ThePrince of the BurningCrowne und Palmerin d'Oliva"
bringt Emil Koppel^*®) in engen Zusammenhang, indem er die Er-
wähnung des Prinzen mit der brennenden Krone bei dem Londoner
Pamphletisten Kemp von 1600 aus Anthony Munday's, bei den elisa-
bethanischen Literaten, wie Koppel belegt, genau bekannter englischer
Übersetzung (1588) der Jan Mauginschcn französischen Bearbeitung (1572)
XXV 289—297. 132) JbDSG. 33, 8ri— 120. 133) Eb. 35, 214-24G. 134) Eb-
35, 180—213. 135) JGPh. I, Heft 4. 136) Eb. I, Heft 3. 137) RCC 1897»
nr. 23. 138) A. XIX, 30—74 ü. .509-541. . 139) ASNS. 103, 277—308-
140) Eb. 100, 23—30.
L. Fränkel. II 211
des spanischen Ritterromans von Palmerin de Oliua herleitet; „diese end-
losen Abenteuerromane mit ihren verwirrenden Einschaltungen bilden ge-
wiss ein wichtiges Substrat auch des elisabethanischen Schriftwesen s'^
lautet Koppels — von ihm schon ASNS. 95, 164 ff. für Spensers *Bla-
tant Beast' praktisch bewährte — Schlussbeobachtung. — Desgleichen
weißt £mil Koppel einen Niederechlag spanischer Literatur in der Stuart-
periode nach, wo er den, oben nr. 133 für Massinger hervorgehobenen
Cervantes-Eintritt verfolgt: „Don Quixote, Sancho Pansa und Dul-
cinea in der englischen Literatur bis zur Restauration
(16 60)"^**). Er weist da Anspielungen bei Literaten 1607 — 1654 nach,
namentlich dramatischen, bespricht Thomas Sheltons frische, wenn auch
freie und flüchtige Übersetzung von 1611/12 (nach dem Brüsseler Cer-
vantesdruck von 1607), die neuerdings philologisch abgedruckt worden
ist^*^), und verweist dabei für einige *Curio6o'-Dramen und Cervantes-An-
spielungen englischer Dramatiker auf seine oben nr. 127 erledigten
„Quellenstudien"^*^); Rud. Fürst* Artikel „Don Quijote-Spuren in
der Weltliteratur"^**) setzt, so warnt Koppel, für England erst nach
seinem Zeitraum ein, überhaupt nur einige bekannteste Tatsachen bietend.
An den bei Koppel S- 94 für das Jahr 1615 gelieferten Hinweis des
Erstvorkommens des Namens 'Dulcina' (Dulcinia, Dulcinea) schliesse sich
Alfred Claqhorn Potter^ Feststellung über „Dulcinea and the
Dictionaries"^*^), der zufolge diese Don Quixote-Dame zuerst nicht, ge-
mäss den englischen Wörterbüchern, 1748 in SmoUett's *Roderich Randow',
sondern 1638 bei Burton, Anatomy of Melancholy ^*®) V p. 518 vor-
komme.
F. Milton. 17. Jahrhnndert nach der Revolution und
IS.'^Jahrbnndert. — S. Humphreys Gurteen in seinem Buche „The
Epic of the Fall of Man. A comparative study of Csedmon, Dante, and
Milton" ^*') weist keine direkten Beziehungen nach, gibt vielmehr nur gegen
Ende eine vergleichende Darstellung des Themas bei den drei Dichtern ^*^).
Daran reihen wir eine gelegentliche Notiz in den oben nr. 14 gewürdigten fesseln-
den Betrachtungen Francis T. Pälorave**, „Landscape in poetry from
Homer to Tennyson"^*^), S. 109: Prof. Palgrave's frietidshij) has
led Mm into a7i avivMng anticlimaj': he puts Milton „in Company
— at kost it pleases me to fancy — with Homer and Sophocles,
with Verffil, ivith Dante, with Ten?iyso?i'\ — Oskar Kuhns' längerer
Aufsatz über „Dante's influence on Milton"**®) geht ziemlich ins
Einzelne. Seit [1632 'trieb Milton Italienisch und studierte Dante,
141)^Eb. 101, 87-98. 142) Vgl. Fränkel JBRPh. IV ii 501 u. 460„;
„The History of Don Quixote of the Mancha Translated
from the Spanish Vof^ Miguel de Cervantes by Thomas Shelton
Annis 1612, 1620 With Introductione by James Fitzmaürice-
Kelly": 4 Bde., London 1896 (The Tudor Traoslations ed..by W. E. Henley,
vols. XIII— XVI (je 2 Bde. enthalten Tl. I bezw. II der Übersetzung). Vgl.
den daran angeschlossenen Artikel Ac. 1286. 143) Das. 8. 95 u. 99 (Don
Quixote), 100 (Bauoe de Argel), 144 (Novelas Exemplares), 100 A. 2 (Trato de
Argel), 136 A. 2 (Viejo Zeloso). 144) AZB. 1898 nr. 61. 145) MLN. XII 224
(447 f.). 146) Vgl. Fränkel JBRPh. IV ii ölS,,«. 147) New- York and London
1896: G. P. Putnam's Sons; vgl. oben Nr. 19. 148) Vgl. Hand Browno's aus-
führliches Referat oben nr. 19; ferner Ath.*fnr. 3^)25 (1897). 149) London,
Macmillan and CJo. 1897. XI -f 802 8. 150) MLN. XIII 1—12: s. oben nr.2l-22.
II 212 Ronian.-engl. Literaturbeziehuiigen. IH. bis 18. Jahrh. 1896—1901. I.
Petrarca, Tasso, Ariost gründlich. Kuhns bringt viele Belege bei für
Anlehnung des Paradise Lost an die Divina Comniedia. Resum^ 8. 12:
y,In conclusion, I may say that in writing this article my purpose has
not been to prove in every case cited that Milton directly or indirectly
borrowed from Dante, but simply to bring together what seemed to me
niore or less striking resemblances between the two poets. That Milton
was influenced by Dante, can, I think, admit of no doubt The extent
of this influence will be a matter of opinion on the pari of those who
examine the evidence in the case. My function has been to supply, as
well as I knew how, the materials which may serve as a basis for such
opinions." Eine Fussnote bestreitet James Russell Lowells Behauptung,
dass Miltons versification ganz nach dem Italienischen, besonders der
Divina Commedia, gebildet sei.
CongreTe und Tanbrugh. — Einen vielseitigen und tiefen Ein-
blick in die Abhängigkeit der englischen Literatur des sogen. Restaurations-
zeitalters von Frankreich, daneben, wesentlich indirekt, von Italien und
Spanien, gewährt D. Schmid^ sehr fleissiges und einsichtiges Buch
„William Congreve, sein Leben und seine Lustspiele^**).
Deshalb und weil niemals die gerade massgebende Literaturgattung des
modernen England annähernd ähnlich die romanische Zufuhr verarbeitet
hat wie damals, wiederholen wir hier Schmids einschlägigen gründlichen
allgemeinen und seine hauptsächlichen speziellen Ausfühnmgen, statt sie
gezwungen zu umschreiben oder notdürftig auszuziehen.
S. 30 — 31: „Das unterscheidet die englische Literatur-Entwicklung
vornehmlich von der französischen, dass diese von dem Beginne der
Renaissanceperiode an mit der alten nationalen Richtung fast vollständig
brach, während der besonnene und von nationalem Selbstbewusstsein er-
füllte Engländer die fremden Einflüsse in sich aufnahm, sie seinem
Wesen assimilierte und so die Kontinuität der nationalen Entwicklung
nicht störte. Besonders für das Lustspiel triffl dies vollinhaltlich zu.
Nikolaus Udalls 'Ralph Roister Doister' (um 1540) und Bischof John
Stills *Gammer Gurton's Needle' (um 1566) waren trotz der antiki-
sierenden Form echt englische, derbe Komödie. Neben den Römern
studierte man auch die Italiener, bei denen einzig und allein in Europa
die Volkskomödie einen ununterbrochenen Zusammenhang mit den komischen
Charakteren des altitalienischen Lustspiels gewahrt hatte (Koch, Shake-
speare, S. 206). Dort stand die *Comedia dell' arte' in Blüte, welche
durch jahrhundertelange Tradition feste Lustspielcharaktere ausgebildet
hatte, so dass die Aufgabe individualisierender Charakterisierung für den
Dichter fast ganz wegfiel. Das war für das englische Lustspiel ein Nach-
teil, ein Rückschritt zu den kaum überwundenen Tyjjen, und wir stehen
hier vor der keineswegs vereinzelten Erscheinung, dass die Bekanntschaft
mit den alten und romanischen Literaturen anfangs das gerade Gegen-
teil von dem bewirkte, was sie bewirken sollte. Anderseits erweitert die
an verwickelten und interes^^anteu Handlungen oft nur zu reiche Komödien-
literatur den beschränkten Horizont des englischen Lustspieles und führt
151) WBEPh. Bd. VI (Wien 1897, Braumüller), VIII -f- 179 S. Beeprochen
z. B. von A. E. H. Swaen ES. 25, 448.
L. Fränkel. H 213
zur Entwicklung der Intriguenkomödie, der 'comedy of incident'. Wenn
nun noch erwähnt wird, dass neben den antiken und italienidchen Mustern
auch die Spanier besonders nach der Richtung der Vermischung des
Tragischen mit dem Komischen hin als Vorbilder vielfach benutzt wurden . . ."
„Originell in dem Sinne, dass er sich die Fabeln seiner Lustspiele selbst
erfunden hätte, war er (Cngr.) nicht, und man verzichtet gern auf diesen übrigens
sehr fragwürdigen Vorzug, wenn man sieht, mit welcher psychologischen
und dramaturgischen Meisterschaft er seine vorzüglichste Lustspielquelle,
die italienischen Novellen Sammlungen, bearbeitete." S. 32: „unter dem
Schutze des theaterliebenden Fürsten [Karls II.] sowie unter dem nun-
mehr allmächtig werdenden französischen Einflüsse begann man nun
wieder für das Theater zu schreiben. Besonders nachhaltig war der Ein-
fluss Molieres auf die Lust«pieldichter der Zeit . . ." 8. 33: „Zwei
Dinge kommen also bei einer Untersuchung des Restaurations-Lustspiels
vor allen andern in Betracht: die Abhängigkeit von den Franzosen, be-
sonders von Moliöre, und die Sittenlosigkeit." S. 34: „ganz wie im
französischen Ehebruchsdrama wird im englischen Restaurationslustspiel
durch das Liebesgetändel mit einem Hausfreunde nur einer Mode ge-
huldigt" und dies bei den Franzosen noch nach aussen gefällig gleissende,
taktvolle Form bewahrende Verhältnis wird jenseits des Kanals derber,
frecher, schamloser. S. 35 von den vier in Betracht kommenden Dichtem:
„bei Congreve ist wenigstens in bezug auf die Form das Streben nach
französischer Eleganz bemerkbar". S. 39: „Dass Moliere auf die eng-
lischen Lustspieldichter einen mächtigen Einfluss ausgeübt hat, unterliegt
gar keinem Zweifel. Schon in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
(Moliere gest. 1673) waren Übersetzungen, Bearbeitungen und Nach-
ahmungen in Menge da"*''*). Schmid polemisiert S. 39 — 41 gegen
Alex. Bennewitz*^^), „Congreve und Moliere" (1890), wo Congreves
Tätigkeit als ein arg handwerksmässiges Zurech tsch neiden Molierescher
Stücke, Szenen, Situationen und Personen hingestellt wird, und nennt die
Ergebnisse jener geistreichen Arbeit problematisch. Schmid lässt Congreve,
einen gründlichen Kenner und Bewunderer des französischen Lustspiel-
dichters, selbständig, „nicht in Umarbeitungen, bewussten Nachahmungen"
jenem zur Seite treten, er ist kein Kopist oder Plagiator und hat übrigens,
was Bennewitz übersah, von Wycherley, „der übrigens auch schon stark
von Moliöre beeinflusst erscheint", ebenso viel gelernt wie von Molifere
selbst. — Im einzelnen bemerkt Schmid, zu „The old bachelor", S. 51:
„Heatvoll erinnert an Molieres Misanthrope." S. 56: „Wenn man schon
unbedingt Vorbilder haben muss, so möchten wir Araminta und Belinden
lieber mit den ungleichen Schwestern in *Les femmes savantes', mit
Henriette und Armande, vergleichen", statt, wie Bennewitz, das gesunde
Naturkind Araminta mit C^lim^ne im *Misanthrope*. S. 56: „Die Ara-
minta hat der Jüngling aus der Tiefe seines in Sehnsucht nach herz-
lichem Anschluss vergehenden Herzens geschöpft, nicht emer C^limene
nachgebildet." S. 69 f. gibt Schmid es Bennewitz als „Halbwahrheiten"
152) D. Schmid zitiert hierzu Ward, Hietory of Engl. Dram. Lit 11477:
„Moliere was copied by our English dramatists more unscrupulously than pro-
bably any other writer before or eince." 153) Vgl. darüber Mahrenholtz JBRPh.
I 205.
II 214 Konian. engl. Literaturbeziehungen. 16. bis 18. Jahrh. 1896— J90I. I.
zu, dass Congreve in 'The old bachelor' Moli^resche Figuren nachgebildet
habe: Sganarelle in 'Mariage forc6* (vielleicht auch der 'Misanthrope'),
Vainlove und Bellmour nach Don Juan, Arabella nach C^lim^ne, Läütia
nach Isabelle in *:fcjole des maris'. S. 106 f.: Für *The Double-Dealer'
(1693) gibt Schneid zu, dass rücksichtlich der Haupthandlung Moli^res
*Tartuffe' vorschwebte", dass Congreve „gern und ohne Skrupel an Motiven
des Franzosen benützte, was ihm passend schien", leugnet aber, dass er
„von vornherein systematisch aus und nach Moli^re seine Stücke baute"
(S. 107). S. 142: In *Love for love' habe der spätverliebte hartherzige
Vater mit Moliöres Harpagon „doch nur sehr entfernte Ähnlichkeit" und
Scaudal sei kein Alcest. „Der Dichter hat die franzosischen Kunstregeln
über Bord geworfen" (8. 143), seine Sittenkomödie greife keck ins volle
Menschenleben. S. 175: für *The way of the world' (1700); der Dichter
wahre „hier die vollste Originalität" trotz Bennewitz' „weitspurigen Be-
trachtungen über die Beziehungen zu allen möglichen Moli^reschen".
Auf diesem Wege vergegenwärtigt sich bei Schmid eine Individualität
aus den Anfängen neuester englischer Poesie in ihrer relativen Anhäng-
lichkeit an einheimische Art, aber doch in den Banden des gewaltigen
Franzosen liegend.
Neben diese Charakteristik William Congreves tritt Max Dametz'^^*)
Monographie über „John Vanbrughs Leben und Werke"***). Sein
II. Kapitel, Abschnitt B, behandelt die Übersetzungen und Bearbeitungen,
S. 151 — 197. Vanbrugh passt die übertragenen Stücke möglichst dem
Greschmacke seines englischen Publikums an, manchmal an der Fabel,
manchmal an einzelnen Szenen ändernd, stet>s vom Bestreben nach Natür-
lichkeit geleitet. Dametz prüft nun die etwaigen Verbesserungen oder
Verschlechterungen der (französischen) Originale. Boursaults 'Äsope ä la
ville', eine sogen, pi^ce a tiroir (d. h. Szenen beliebig aufeinander folgend),
hat Vanbrugh für seinen „Aesop" jedenfalls nur infolge der kolossalen
Beliebtheit desselben in Frankreich (allein 1690 in Paris 43mal gespielt)
als Vorlage gewählt; Dametz setzt S. 154 — 156 Vanbrughs wesentliche
Verbesserungen an der abstossenden Handlung, S. 156 — 165 die der
Charaktere sowie die Abänderungen und Zusätze in den Episoden aus-
einander. Auf S. 165 — 189 bespricht Dametz Vanbrughs Obersetzungen
und Bearbeitungen von Stücken des FlorentCarton Dancourt (1661 — 1725).
Dieser meist oberflächlich erwähnte, aber unter Moli^res Nachfolgern
namentlich durch Humor hervorragende Verfasser von 52 Theaterstücken
aus 33 Jahren, lieferte für Vanbrughs „The false friend" den Stofl^ mit
*La trahison punie', welches (s. S. 177) seinerseits auf eine spanische
Vorlage weist, für „The confederacy" mit *Les bourgeoises ä la mode',
dem sich Vanbrugh stofflich, auch technisch ganz eng anschloss, so dass
er hier beinahe als Übersetzer Dancourts erscheint; als solcher muss er
bei der Farce *The country house' gegenüber *La maison de campagne'
ja ohne weiteres angesprochen werden. Endlich betrachtet Dametz
154) Nach L. Pröscholdt« (LBlGRPh. XIX 376—379) ausföhrlichcr An-
zeige Bchniids und Dametz' steht erstercr wceentlich hoher; 8. 379: „Sehr ein-
vcrdtaodcn kann man mit dem sein, was Schm. gegen die von Bennewitz be-
hauptete Art der Abhängigkeit Congreves von Moli^re vorbringt.** 155) WBEPh.
Bd. VIl. (Wien 1898, Braumüller), Vn-{-199S.
L. Fränkel. II 215
8. 189 — 190 Übersetzungen und Bearbeitungen Molifereseher Stücke.
Vanbrugh übersetzte: Le cocu imaginaire (diese Arbeit nicht erhalten),
Le d6pit amoureux (bekanntlich nach des Italieners Secchi „L' interesse"
mit dem vielbenutzten Motiv der Wette, woraus Molifere eine Erbschaft
machte) als *The mistake', und *M. de Poui-ceaugnac* als „Squire Trelovby,
or the Cornish Squire**. Vanbrughs Abweichung liegt beidemal nur in
der Ausdrucksweise und szenischen Nebendingen; Szene für Szene, ja
beinahe Gedanke für Gedanke behält er bei, nur im zweiten Stücke
streicht er, der Vereinfachung und Wahrscheinlichkeit halber, einige Epi-
soden.
Gay. Als eine wahre Bereicherung unserer Kenntnis englischen Schrift-
tums und seiner Beeinflussung durch romanisches gelte: „John Gays
Singspiele. Mit Einleitung und Anmerkungen. Neu heraus-
gegeben von Gregor Sarrazin" **•). Seine Fabeln, ein bis in die
Neuzeit beliebtes Kinderbuch (I. 1725), ahmen geschickt La Fontaine
und besonders Lamottc nach (S. VI). Der Stammbaum der „Beggar's
Opera", J. Gays dazumal populärster Dichtung (S. VII), führt vielleicht
auf Moli^res „Festin de Pierre". Wie Dom Juan zwischen Mathurine
und Charlotte (F. de P. II 5), so gerät Macheath zwischen Polly und
Lucy (B. O. II 13, III 10) in Bedrängnis; sogar die Reden lauten fast
glei<;h. „Auch in dem pointierten, senteuzenreichen, satirischen Stil des
Dialogs, in dem halb französisch klingenden Staccato des Konversations-
tons lässt sich der Einfluss älterer Lustspiele noch erkennen. Daneben
wollte Gay die Formen der italienischen Oper parodieren (vgl. S. 6
Anm. S 205 zu S. 3), durch eingefügte Arien und Duetten, auch in
der Bildersprache der Lieder, gab es aber bald auf (S. XIII f.). Aber
schon vor Gays *Beggar's Opera' beobachtet man Hinneigung des eng-
lischen Lustspiels zum Singspiel, das die ungefähr gleichzeitigen Anfänge
der franzosischen Operette, des Vaudevilles, angeregt haben mögen. Die
Prosa in Gays Singspielen erinnert noch an die ältere Komödie fran-
zösischen Ursprungs (S. XV). Dies eine Stück schlug die italienische
Oper aus dem Felde (8. XXII). In Gays Oper *Polly', der Fortsetzung
von 'Beggar^ö Opera^, erinnert der reiche Pflanzer Ducat zuweilen an
Moli^res Monsieur Jourdain (S. XXX). Gegenüber den quasi-Rousseau'schen
Ideen in der Hervorkehrung des Idealzustandes der Wilden in „Polly"
denke man daran, dass schon Moli^res Misanthrope ähnliche Ansichten aus-
spricht (S. XXXI).
Notiz. Weiteres zum XVIII. Jahrhundert, das XIX. Jahrhundert, so-
wie Nachträge zu 1896 — 1899 folgen im nächsten Bande in Teil II dieses
Kapitels bei der Bearbeitung der Erscheinungen der Jahre 1900 — 1901.
München. Ludwig Fränkel.
156) ETBi. II. (Weimar u. Berlin, Falber, 1898).
II 216 AltfraozösischeB Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
Altfranzösisches Kanstepos nnd Bomaue. 1899—1902.
Allgemeines» Wer immer sich fortan mit der altfranzösischen hofischen
Epik und überhaupt mit altfranzösischer Literatur befassen will, hat von
der hervorragenden Literaturgeschichte G. Gröber^ ^) auszugehen. Die
letzten Lieferungen der eine Unsumme von Material und zahlreiche neue
Gesichtspunkte darbietenden Arbeit halten reichlich, was die ersten ver-
sprochen. Das ist um so dankenswerter, als sich bisher der Mangel an
einer systematisch angelegten, gründlichen, möglichst vollständigen und
auch Werke von mehr untergeordneter Bedeutung behandelnden altfran-
zösischen Literaturgeschichte für die Epigonenzeit noch fühlbarer machte
als für die Anfänge und die Hochblüte. — H, Suchier" Geschichte
der französischen Literatur „von der Urzeit bis zum 16. Jahrhundert"^)
ist zwar für ein weiteres gebildetes Publikum bestimmt, allein auch dem
Kenner der altfranzösischen Literatur bietet sie mannigfache Belehrung
und Anregung. Die wichtigeren uns hier näher angehenden Texte
— auch die Prosaromane — werden von dem aus dem Vollen schöpfenden
Verfasser besprochen oder wenigstens kurz erwähnt und treffend charak-
terisiert, — Dem sonderlichen Buche des Vicomte Ch. de la Lande
DE Calan „Les Personnages de TEpop^e Romane"*^) sind zwar
hauptsächlich die Nationalepen zugrunde gelegt; der Verfasser, dem nie-
mand Fleiss, Eifer und — bretonischen Patriotismus absprechen kann,
hat aber auch eine Reihe von höfischen Epen exzerpiert — und zwar
mehr, als man nach dem Index bibliographique vermuten sollte — , um
einzelne Personennamen mit Recht oder Unrecht solchen in den National-
epen zur Seite zu stellen. Gar zu oft und zu rasch werden nach echter
Dilettantenart Namen, die einander lautlich irgendwie ähnlich sind, identi-
fiziert. Was wird da z. B. nicht alles den Königen der Bretagne Guiomar
und Erispo6 gleichgestellt*^) und welche Reminiszenzen an den Gott
Belinus werden da aufgetischt! Eine Reihe von Anspielungen auf König
Artus und Einflüsse der Artusepen auf die Nationalepen werden 8. 329 ff.
aufgezählt, eigentümliche Identifizierungen mit dem Totengott Maelwas
finden sich S. G6ff. Trotz dem Mangel an wissenschaftlicher Methode ^^)
wird das zusammengestellte Material doch hin und wieder einige An-
regung bieten können : Vorsicht wird aber geboten sein. — O. Söhring,
der sich die Aufgabe gestellt hat, im Zusammenhang das darzustellen,
1) B. JBRPh. Vu454f. Die Abschnitte, die die höfische Epik, romantische
Verserzählungen und Prosaromane betreffen, finden sich S. 724 ff., 769 ff., 832 ff.,
910ff., 992ff., ]052f., 1082ff., 3 195 ff. Allein auch andere Kapitel enthalten gar
manchen hierhergehörenden wertvollen Hinweis, la) S. JBRPh. VI n 56 f.
Ib) Redon 1900; vgl. JBRPh. VI ii 63. Ic) Vgl ft. 208 ff., 261 ff. bezw. 203 ff.
Id) Im Gegensatz dazu ist die sorgfältige Arbeit von E. Langlois, Table des
noms propres de toute nature compris dans les chansons de geste
imprim^es. Paris 1904 (XX + 674 S. 8") methodisch und übersichtlich ange-
legt; sie wird dem Literarhistoriker nicht geringe Arbeit ersparen und auch
manchem Historiker wertvolle Dienste leisten können. Der Einfluss der höfischen
Epik auf die späteren Nationalepen lässt sich fortan leichter überblicken. —
Diesen Einfluss speziell auf das Nationalepos Huon de Bordeaux suchte
C. VoRETZSCH sowohl in bezug auf einzelne Episoden wie auf den ganzen Aufbau
des Epos nachzuweisen in seinen Epischen Studien. I. Die Komposition
des Huon von Bordeaux, nebst kritischen Bemerkungen über Be-
griff und Bedeutung der Sage. Halle 1900, Kap. III, 8. 122—153.
E. Freymond. II 217
„was eine Anzahl der wichtigsten Epen aus dem 11. bis 14. Jahrhundert
an Beschreibungen von Werken bildender Kunst enthält" '«), schöpft sein
Material hauptsächlich aus höfischen Epen verschiedener Richtung. Die
wohl erwogenen Vorbemerkungen zeigen unter anderem, dass der Ver-
fasser derartige Schilderungen keineswegs überall für bare Münze
nimmt, sondern dass er mit Recht zwischen blossem Aufpute, schmückenden
Zusätzen und vom Dichter beabsichtigten, mit seinem Stoff zusammen-
hängenden Darstellungen oder Hinweisen zu unterscheiden sucht. Auch
die Möglichkeit literarischer Überlieferung und mündlicher Tradition wird
gebührend berückbichtigt. Die sorgfältige Arbeit zerfällt in drei Kapitel:
I. Bauwerke (A. Profanbauten; B. Kultusstätten und Grabdenkmäler),
II. Werke der Bildhauer- und Goldschmiedekunst (A. Dekorative Plastik,
Goldschmiedearbeiten; B. Rundfiguren; C. Musikwerke und mechanische
Kunstwerke); III. Werke der Malerei und Textilkunst (A. Wandgemälde:
B. Tafelgemälde, Porträts, Siegel : C. Schildschmuck, Wappen ; D. Teppiche
und Gobelins mit bildlichen Darstellungen; E. Kleidungsstücke mit
bildlichem Schmuck; F. Zelte).
Antike Stoffe. Alexander. Einen durch Dietrich Volkmann in
einer Bonitz gewidmeten Festschrift des Gymnasiums zu Schulpforta ge-
druckten, wenig beachteten lateinischen Alexandertext hat Otto Wagner *f)
weiteren Kreisen zugänglich gemacht. Die in einer Metzer Handschrift des
10. Jahrhunderts überlieferte Epitome rerum gestarum Alexandri
Magni ist das zweite Buch eines im 4. oder 5. Jahrhundert veranstalteten
Auszugs aus einer älteren Geschichte Alexanders; es beginnt mit dem
Tod des Darius und !«chlie8st mit dem Tod Alexanders. Der Text bietet
sowohl dem Philologen wie dem Literarhistoriker Beachtenswertes. Die
sprachlichen, z. T. archaischen Erscheinungen, sowie die sprachlichen Vor-
bilder haben G. Landgraf^) und E. Wölfflin^) besprochen; Land-
graf hat aussenlem der „Vorlage der neugefundenen Epitome
rerum gestarum Alexandri Magni" einen Artikel*) gewidmet und
vermutet, die Epitome sei in ihrem Hauptteil ein Auszug aus einer
lateinischen, um die Wende des 3. Jahrhunderts geschriebenen Be-
arbeitung der griechischen Alexandergeschichte des Timagenes (vielleicht
auch unter Beiziehung des Kleitarchos). Der Verfasser dieser lateinischen
Bearbeitung gehöre wahrscheinlich dem Kreise des Asinius Pollio an, der
eine archaisierende Diktion nach dem Muster der Historien Sisennas pflegte.
Den Literarhistoriker interessiert, dass der Schluss der neuen Epitome
romanhaft ist und an den Schluss des Pseudokallisthenes erinnert. Es
ist möglich, — so meinen Landgraf und Wölfflin — dass sich dieser
Schluss nicht in dem ausführlicheren Text vorfand und dass ihn der
Epitomator einer anderen Quelle entnahm^). Anders urteilt darüber
W. Kroll in seinem inhaltvollen Aufsatz „der griechische Alexander.
le) Werke bildender Kunst in altfranzösischen Epen. 1. Teil.
Dias. Berlin 1900, vollständig erschienen in RF. XII 493-640; s. JBRPh
VIn60f. und E. Fkeymond in ASNS. CVII S. 444—447. If) Incerti
auctoris Epitome rerum gestarum Alexandri Magni e codice
Mette nsi in JbbKlPh. Suppl. 26, Leipzig 1900, 8. 91—167. 2) BPhWS.
1901, Nr. 8. 3) ALLG. XII 187-196. 4) BPhWÖ. 1901, Nr. ,13.
5) Vielleicht nach Landgraf einer nicht erhaltenen älteren oder ursprünglichen
Fassung der Handschrift des Pseudokallisthenes.
II 218 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
roman"®), in dem er in aller Kürze den sogen. Pseudokallisthenes —
Verbreitung'), Inhalt, Bestandteile, Quellen u. dgl. — bespricht. Der
sicher in Ägypten^), und zwar im 3. Jahrhundert schreibende Autor hat
— so meint Kroll — den sehr romantischen Bericht über Alexanders
Tod wörtlich aus der griechischen Vorlage der in der Metzer Hand-
schrift erhaltenen Epitome abgeschrieben. — In einem höchst interessanten
Buche „Alexander der Grosse und die Idee des Weltim-
periums in Prophetie und Sage. Grundlinien, Materialien
und Forschungen"*) verfolgt Franz Kampers die von einem Rezen-
senten *^) als „grossartig" bezeichnete Idee, nach welcher die spatjüdische
Prophetie über Alexander als messianischen Heldenkaiser das Vorbild der
römisch-deutschen Kaiseridee ist^^). Auf Grund einer vielseitigen Be-
lesenheit bespricht Kampers die Entstehung der beiden Ü herlief erungs-
reihön der Alexandersage, nämlich einerseits der orientalischen Legende
des Übermenschen Alexander, andererseits die des durch den Pseudo-
kallisthenes vertretenen Alexanderromans, in welcher Alexander eher
die Rolle eines phantastischen Abenteurers als die eines Helden zugeteilt
ist. Uns geht hier als Quelle der mittelalterlichen Alexanderromane nur
der Pseudokallisthenes^^) etwas näher an, über dessen Entstehung
Kampers zwischen den verschiedenen Auffassungen von Ausfeld**) und
Kroll zu vennitteln sucht. Er spricht sich dabei, wie mir scheinen will,
nicht präzis genug aus. Während Ausfeld den Pseudokallisthenestext aus
einer älteren Komposition durch Hinzufügung der Briefe und anderer
Stücke entstanden wissen will, lehnt Kroll in dem genannten Artikel die
Benutzung einer älteren zusammenhängenden Komposition ab; er meint,
der halb gelehrte Verfasser sei auch der eigentliche Vater des Romans,
der seinen Stoff aus einigen historischen Kompendien, aus gelehrten
Quellen und Wunderbüchern zusammengestoppelt habe; die vielen kleinen
Briefe dürfe man getrost auf seine Rechnung setzen, die romanhaften
Züge der Alexandersage aber seien zum grossen Teil älter und bereits
in der Generation nach Alexanders Tod ausgebildet. Da Kroll selbst
z. B. für den sachkundigen Bericht über die Anlage von Alexandria im Pseudo-
kallisthenes eine] Quelle annimmt, nämlich eine [Stadtbeschreibung aus der
Ptolemäerzeit, da auch er die beiden grossen Briefe an Aristoteles und Olympias
für Einschiebsel ansieht, da er endlich die Quelle für den romantischen
Bericht über Alexanders Tod für nachweisbar hält, so fragt Kampers
(S. 186), warum der unbekannte Autor dann nicht auch eine der Aus-
feldschen Rekonstruktion nahekommende einheitliche Chronik der Taten
Alexanders benutzt und „zum Gerüst für sein Opus gemacht haben soll".
Bald darauf aber meint Kampers, Ausfeld habe Unrecht darin, diese
6) AZB. 1901, Nr. 38. 7) Auf einem Versehen oder Druckfehler beruht
der von Kroll dem afz. Romandichter beigelegte Name Lambert de Fort statt
Lambert li Tors, 8) Ich benutze die Gelegemieit, um aufmerksam zu machen
auf G. Maspebo, Comment Alexandre devint Dien en Egypte in
EPHESSHPh. Annuaire 1897. Paris 1898. 9) Freiburg i. B. 1901, XI + 192 8. 8»
(Bd. I, H. 2 u. 3 der SDGG.)- 10) J. Geffcken in DLZ. 1902, c. 352 ff.
11) 'Alexander ist schon bei Lebzeiten Held einer sibyllinischen Tradition ge-
worden. 12) S. die Abschnitte „Überlieferung, Inhalt und Bestandteile des Pseudo-
kallisthenes*' B. 55 — 68 und „Zur Komposition und Textgeschichte des Pseudokallis-
thenes" S. 184—188. 13) 8. JBRPh. III 114»».
E. Freymond. II 219
Chronik als „Urgestalt des Pseudokallisthenes" zu bezeichnen. — Über
diese schwierige Frage dürfte die von Kroll vorbereitete kritische Aus-
gabe des griechischen Romans mehr Klarheit bringen^*). — Kampers
kommt wiederholt auf Kandake zu sprechen; er glaubt, dass sich hinter
ihr eine babylonische Mythenfigur Sabitu — die Meereskönigin im Nimrod-
epos — verberge, und sucht zu zeigen, dass im Pseudokallisthenes historische
und mythische Elemente vermischt wurden. Ausgehend von der Candace-
episode im deutschen Alexanderlied bespricht W. Wilmanns^*) die Ent-
stellungen, die diese Episode in der vorausgehenden Überlieferung er-
fahren hat und berührt dabei auch das afr. Alexanderepos; schon im
Pseudokallisthenes sei die Episode nicht ursprünglich, aber von einem
Liebesverhältnis zwischen Alexander und Candace ist nur in folgenden,
im Grunde auf den Pseudokallisthenes zurückgehenden Texten die Rede,
nämlich in der äthiopischen Version, im französischen und im deutschen
Alexanderepos. Es ist möglich, aber nicht durchaus notwendig, dass
diese Umgestaltung der Episode darauf beruhe, dass byzantinische Chronisten
des 6. — 8. Jahrhunderts berichten, Alexander habe Candace geheiratet,
oder darauf, dass andererseits eine in jüngeren Texten tatsachlich vor-
liegende Verwechslung oder Vermischung von Candace und Cleophis,
von welch letzterer lateinische Geschichtsschreiber (Justin u. a.) erzählen,
von Einfluss war. \^ ilmanns hält es für wahrscheinlich, dass selbständig
eine abgerundete Geschichte über die Begegnung Alexanders und Candacens
existiert und in verschiedenen Fassungen weiter gelebt habe; so di'u^tc
die äthiopische Version durch eine derartige selbständige Tradition beein-
flusst sein; auch im Abendland könnte eine solche Tradition bekannt ge-
wesen sein; allein diese Annahme ist für die Ausgestaltung der Episode
im französischen und deutschen Epos entbehrlich; letztere wird sich viel-
mehr allmählich aus Elementen der vom Pseudokallisthenes ausgehenden
Tradition entwickelt haben.
Eine nicht für den Buchhandel bestimmte Gelegenheitsschrift ist
O. ScHULT35-G0RA® Veröffentlichung der Vengeance Alixandre von
Jehan le Nevelon^*). Der leider nur in 50 Exemplaren gedruckten
Ausgabe ist der Text der Hs. M (Bibl. Nat. f. 24 365) zugninde *re-
legt^''); nur ausnahmsweise wird ein Vers bezw. eine Lesart einer anderen
Handschrift entnommen, die der Herausgeber alle mit Ausnahme von P
(Oxford) benutzt hat^®). In den Vorbemerkungen entscheidet sich Schul tz-
Gora für den Autornamen Jehan le Nevelon^ der sich nur in M*®)
findet, und tritt*®) P. Meyers Annahme bei, nach welcher der Dichter
— der übrigens ausser dem Roman d' Alexandre noch andere Alexander-
texte*^) benutzt habe und das Epos Folcon de Candie kannte — für
14) Ausser dem Alezander zieht Kampera gelegentlich ganz kurz andere
afz. Texte heran, so 8. 83 die Faits des Komains, 8. 105 die Prophe-
zeihuDgen Merlins; S. 137 wird die Herakliossage erwähnt 15) Ale-
xander und Candace in ZDA. 45, 229—244. 16) Berlin, Ehering 1902,
101 S. 8^ 17) Mit Recht nach C. Walbero, der in Ro. 32, S. 155-165
Schnltz-Groras Ausgabe und die Arbeit Sachrows sachkundig bespricht. Ich
sdüiesse mich dieser Auffassung an. 18) E^e Varia lectio wird nicht gegeben.
19) Die Has. NOQH haben Venelais^ PS nouviaus hoirs, Jehan Wauquelin in
seiner Proeabearbeitung Jehan Nevelaux\ Fauchet las Jehans U Nevelois.
20) Ebenso Gröber GG. IV 817. 21) S. Anm. zu V 726; es braucht sich
V o 1 1 m 5 11 e r , Rom. Jahresbericht VIII. ] 5
II 220 AltfranzöBJsches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895 — 1902.
Heinrich V., Grafen von Luxemburg (1288 — 1308) und spateren deutschen
Kaiser, schrieb^*). Die dem Text beigegebenen Anmerkungen enthalten
sachliche, textkritische, syntaktische Bemerkungen, sowie solche zur Vers-
lehre'^). Zu diesen Anmerkungen konnte Schultz-Gora noch die fleissige
Dissertation von Karl Sachrow „Über die Vengeance d'Alexandre
von Jean le Venelais [Jehan li Venelais]**) benutzen. Sachrow
teilt reichhaltige bibliographische Notizen mit, bespricht die Überlieferung
des Textes ^^) und das Handschriften Verhältnis und gelangt hierbei zu
einem anderen Ergebnis als Schultz-Gora. Er entscheidet sich ferner für
die Namensfonn Jehan li Ve^ielais^^) und sucht auf Grund einer Unter-
suchung der Verstechnik, Sprache u. s. w. den Nachweis zu führen, dase
der Gönner Jehans Henri I le Large, Graf von der Champagne^ war und
dass die Vengeance daher vor dessen Tod, d. h. vor dem Jahre 1181
verfasst sein müsse. Jehan kannte natürlich den Roman d'Alexandre,
und zwar wohl alle vier Branchen, aber vielleicht in einer Redaktion, in
der der Anfang noch nicht umgearbeitet war; er benutzt ausserdem Justin
und Verwertet zwei Namen aus Nationalepen. In seiner inhaltreichen^
ausführlichen Besprechung äussert E. Walberg Bedenken gegen Sachrows
Auffassungen ; er fasst das Handschriftenverhältnis noch anders au^ ent-
schliesst sich aber, obwohl die Sprache des Gedichts seiner Meinung nach
eher auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts hinweise, dazu in jenem Henri
mit Sachrow Henri I le Large (1152 — 1181) zu erblicken. Er ent-
scheidet sich mit Schultz-Gora für den Dichtemameu Jehan le Nevelon
und gibt eine Reihe von Besserungsvorschlägen zu Schultz-Groras Ausgabe.
Thebes, Eneas, Troie. F. M. Warren spricht sich in einem
Aufsatz On the latin sources of Th^bes and En6as*') zunächst
dahin aus, dass ca. vier Fünftel von Benoits de S® More Roman de
Troie direkt aus einem lateinischen, unter Dares' Namen gehenden
Roman übersetzt sind. In der QueUenfrage für den Roman de Th^bes
und den Eneas^^) nähert sich Warren der Auffassung von Constans**):
eventuell nur um einen (Justin) zu handeln. 22) Demg^enüber könnten
folgende Worte 8. 5 f. als Widerspruch angesehen werden: „Man darf mit
G. Paris annehmen, dass Jehan im Dienste des Grafen Heinrich stand.'* G. Paris
wollte in dem Gönner des Dichters Heinrich II., Grafen von der Champagne
(1181 — 1192) erkennen. Allein der Herausgeber will hier das Dienstverhältnis
des Dichtera zu einem Henri hervorheben. 23) Jhilatine ist nicht, wie Anm
zu V. 73—75 vermutet wird, der Name von Candacens Schwiegertochter, sondern
ein geographische Bezeichnung; vgl. due de Baletine in Michelants Ausgabe dos
Roman d'AUxandre S. 373, V 7 u. Bälatine 529, V 27, wofür die Hs. G und
die von Michelant benutzte junge Hs. der Arsenal bibliothek dtte de PakUine
schreiben ; vgl. übrigens Ro. 32, 156. 24) Halle, H. John 1902, 74 S., 8'.
25) Eine Vergleichung der Aufzählung der Folios nebst Verszahl von N (S. 17)
mit einer von mir besorgten Kopie derselben Hs. lässt mich vermuten, dass
Sachrow auf f°. 109 d und lila je einen Vers übersehen hat. Der Name I)e<dus
in Michelants Ausgabe 8. 373 V. 3 (s. Sachrow S. 26) ist fehlerhaft; statt des
Candenlus — so in Hs. G — schrieb der Kopist das falsche guant JDeolus.
26) Diesen Namen will Sachrow mit Ventelay (Dorf, d^p. Marne) zusammen-
bringen, was von Schultz-Gora und Walberg abgelehnt wird. 27) PMLA. XVI
375—387. 28) In Prag war merkwürdigerweise nicht aufzutreiben eine kurze
Programmschrift von K. F. Bargetzi, Dido in der Geschichte und in der
Dichtung. Wien 1898, 17 S. (Jahresber. d. Staats-Realschule im VII. Wiener
(Temeindebezirk (Neubau). 29) S. JBRPh. V ii 457. — Bei dieser Gelegenheit
möchte ich einen mir selbst unbegreiflichen Fehler in diesem meinem Beridit
E. Freymond. H 221
die unmittelbaren Quellen dieser afz, Epen seien nicht Statius' Thebals^®)
bezw. Vergils Aeneis, sondern verlorene lateinische Prosabearbeitungen,
die eingeschobene Liebes- und Kampfszenen enthielten und unter anderem
schon aus diesem Grunde der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts an-
gehörten. Ich kann nicht sagen, dass mich Warren überzeugt hat.
Im Anschluss an das Vorausgehende seien zwei Arbeiten über
ApoUoniusvon Tyrus erwähn t^ weil in ihnen auch französische Be-
arbeitungen des Stoffes Berücksichtigung finden. S. Singer zog in seinem
gelehrten, aber nicht gerade durchsichtig geschriebenen Buch „Apollonius
von Tyrus. Untersuchungen über das Fortleben des antiken
Romans in späteren Zeiten""^^) 8. 16ff*. den Jourdain de Blaivies, passim
den ünedierten französischen Prosaroman von ApoUonius nach drei Hand-
schriften Von Wien, London (Brit. Mus.) und Chartres und S. 1060". die
in der Übersetzung der Gesta Romanorum (Le Vidier des histoires romaines)
enthaltene Version heran und stellte (S. 219) eine Spezialuntersuchung
über die romanischen Fassungen in Aussicht. — Singers Untersuchungen
benutzte E. Klebs zu den Abschnitten über die Vulgärfassungen in
seinem im Jahresbericht schon gewürdigten Buch „Die Erzählung von
ApoUonius von Tyrus. Eine geschichtliche Untersuchung
über ihre lateinische Urform und ihre späteren Bearbei-
tungen"^*). S. 412 ff*, werden einige Verweise auf den ApoUoniusstofT
in altprovenzalischen und altfranzösischen Texten angeführt^ 5 Hand-
schriften und der älteste Druck des afz. Prosaromans erwähnt und ziem-
lich vergessene neufranzösische Bearbeitungen behandelt: so der Druck
von Gilles Corrozet^'), der eine absichtlich modernisierte Version enthält,
ferner die weit unbedeutendere Fassung von (Antoine Louis) Le Bmn
(Paris 1710) und die hierher gehörenden Abschnitte aus Fran9ois' de
Belieferest Histoires tragiques 1582. — Das Hauptresultat von Klebs
— dass nämlich die lateinische Erzählung von ApoUonius von Tyrus
nichts wie man früher eher anzunehmen geneigt war, die Bearbeitung
eines verlorenen griechischen Originals durch einen Christen des 5. oder
6. Jahrhunderts sei, sondern vielmehr ursprünglich lateinisch ge-
schrieben war und von einem Anhänger der heidnischen Religion herrührte,
der im 3. Jahrhundert lebte — dies Hauptresultat von Klebs hat bei
den klassischen Philologen ^^) Anklang gefunden, deren Besprechungen
mir bekannt sind**).
korrigieren: JBRPh. V ii 459 Z. 1 v. u. und S. 460 Z. 10 ist Dippe Biatt Dilke
zulesen. 30) In einem kurzen Artikel Chaucer and the Roman de Th^bes
(MLN. XVII 471—473) sucht J. D. Rodeffek Ck)n8tan8 gegenüber zu zeigen,
dass Chaucer ausser Statius' Thebai's nicht noch den Roman de Th^bes oder eine
Prosaredaktion davon gekannt zu haben braucht. — Zu Untersuchungen, in
denen für mittelenglische Texte Benoits Roman als Quelle vermutet wird, gehört
der Aufsatz von Broatch; s. schon JBRPh. V ii 419'*, wo freilich statt AJPh.
JGPh, zu lesen ist. — Die bereits JBRPh. VI ii 363 erwähnte Ausgabe des
Laud Troy Book, besorgt von J. Ebnst WtJLFiNG ist erschienen (Part. I EETS.
Orig. 8er. 121, 1902). 31) Halle 1895, VI + 228 S. 8^ s. JB. IV ii 9". 32) Beriin
1899, XII 4- 532 S. 8°, s. JB. VI ii 31>"". 33) Die von Bibliographen diesem Druck
beigelegte Zahl 1530 scheint auch mir verfrüht zu sein. 34) Klebs will übrigens
nicSt jeden griechischen Einfluss leugnen (s. S. 215, 306, 322). 35) Vgl. Weih-
rich ZOG. 51, 469ff.; Weymann DLZ. 1900, 675ff.; Landgraf LCBl. 1900,
204 ff. — t. BPhWK 1901, 1323 ff.; Gerathewohl ALLG. XI, 608 ff.; etwas
15*
II 222 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 18d9 bezw. 1B95— 1902.
Nach Klebs 8. 288 ff. hat der Verfasser der Historia ApoUonii
zweifellos die Metamorphosen des Apulejus benutzt, der stofflich ganz von
den Griechen abhängt (8. 322).
In einer ganzen Reihe von polnisch geschriebenen Arbeiten be-
schäftigte sich M. Kawczynski mit Apulejus und dessen Schriften,
besonders m.it der Erzählung Amor und Psyche und ihrer Einwirkung
auf Märchen und jüngere Erzählungsstoffe**). Kawczynski bemühte sich,
seine Untersuchungen auf eine breite Basis zu stellen: er gab zunächst*')
ein Sittenbild des zweiten christlichen Jahrhunderts und suchte die bis-
herigen das Leben des Apulejus betreffenden Angaben zu berichtigen:
die Metamorphosen seien ca. 185 — 190 entstanden. Auf eine Unter-
suchung über Apulejus' oratorische und philosophische Schriften '*) folgten
Betrachtungen über die Geschichte vom Goldenen Esel und ihr Ver-
hältnis zur direkten und indirekten Quelle '•), sowie solche über Märchen *•),
die der Erzählung von Amor und Psyche mehr oder weniger nahestehen.
Daran knüpfen sich Andeutungen über eine neue, sogen, historische
Theorie betr. die Entstehung und Verbreitung der Märchen. — Erst
danach wurde eine Übersetzung, Analyse und Erklärung der Geschichte
von Amor und Psyche gegeben**). Nach dem R^um6 zu urteilen, scheint
sich Kawczynski in dieser Arbeit vornehmlich mit dem Einfluss des
Apulejus auf Martianus Capella sowie mit den bisherigen Erklärungsver-
suchen befasst zu haben. — In weiteren Arbeiten untersuchte Kaw-
czynski altfranzösische Texte**), die mit dem Märchen von Amor und
Psyche zusammenhängen bezw. davon abhängen: zunächst den Parte-
nopeus, in dessen Stoff er acht — übrigens recht heterogene und nicht
ausreichende — Themen unterscheidet. Die Betrachtung jener Themen,
bei denen zeitgenössische Beziehungen herausgefunden werden, führen
Kawczynski zu dem Resultat, dass das Gedicht schon im Jahre 1153
verfasst worden sei, dass Anspielungen auf spätere, in das Jahr 1157
gehörende Ereignisse einer späteren, vom Dichter selbst vorgenommenen
Umarbeitung zuzuschreiben seien. Der Dichter, der mit dem Hofe von
Blois in Verbindung stehe, sei kein Pikarde, sondern stamme aus der
Gegend von S®. Maure; er als erster habe die sich aus der Troubadour-
lyrik ergebende Auffassung der Minne dem Norden übermittelt — Schon
aus dem R^sum^ ist zu ersehen, dass Kawczynski wissenschaftliche Methode
abgeht. Gegen seine Aufstellungen wandte sich W. Foerster**), der
kurz zeigt, dass man es bei dem Dichter des Partenopeus mit einem
Pikarden zu tun habe, dem Crestiens Cliges und Yvain bekannt waren.
— Kawczynski verteidigte sich gegen Foerster**).
zögernder drückt sich R. Helm WSKPh. 1900, 68 aus. Der Germaoist F. Panz^
glaubt LBlCrRPh. XXII Iff. nicht an das griechische Original. — Zu den
Kapiteln über die mittelalterlichen Bearbeitungen s. noch S. Smger, Anglia, Bei-
blatt X 233 ff., 1900. 36) Ich verweise hier nur auf die deutsch geschriebenen
K^sum^s, erschienen in AAkWKrakau, Krakau 1899 ff. 37) Ib. 189d, S. 317 ff.
38) Ib. ö. 497 ff. 39) Ib. 1900, S. 124ff. 40) Ib. 1901, S. off. 41) Ib. S.86£l
42) Amor i Psyche w poczyi starof rancuskiej. I. Partenopeus de
Blois, poemat zdwunastego wieku. Streszczenie, rozbior i objas-
n i e n i e (Kosprawy Akademii umiejetnosci. Wydzial filologiczny. Serya II, Tom. XIX,
WKrakowie 1902, S. 1—1 ü2 (A. und P. in der altfranzösischen Dichtung. I. Parte-
nopeus de Blois, Gedicht aus dem 12. Jahrhundert. Analyse, Inhaltsangabe und Er-
klärung. AbhAkKrakau. Philol. Kl. Serie II Bd. 19. 43) LBlGRPh. XXIII 28ff.
44) Bulletin de TAcad^^mie des Sciences de Cracovie. F^vrierl902, S. 25ff. Kaw-
E. Freymond. H 223
3tatieve de Sretagfie» Hierzu sei zunächst nochmals auf
F. Lots Studien über Namen der Ärtursage und Episoden in
Artustexten hingewiesen**), von denen im folgenden Einzelheiten am
geeignet erscheinenden Orte hervorgehoben werden sollen.
Nenn i US : L. Traube*^) macht darauf aufmerksam, dass E. W.
B. Nicholson*') in einem Brief an Mommsen ganz unabhängig von
Thurneysen die Richtigkeit des von diesem erschlossenen Titels für die
Vorlage des Nennius stützte; nach Traube muss aber dieser Titel JBöC-
perta fili Urbtigen de origine et genealogia B7^tonum in libro sancti
Germani inventa gelautet haben. — Die Lokalisierung der Szene
zwischen dem wahrsagenden Ambrosius und König Vortigirn in montibu^
Hereri erklärt F. Lot*®) aus dem Namen eines am Fuss des Snowdon
liegenden Felsen Dinas Emrys, d. h. Festung des Ambrosius; wahr-
scheinlich sei hierbei eine ursprünglich irische Erzählung unter dem Ein-
fluss einer Volksetymologie umgestaltet worden. Der englische Name
Snowdon beruhe auf einer Volksetymologie: Hereri erinnere an walisisch
eira, Schnee; eine andere, vielleicht bessere Etymologie bringt diesen
Namen mit eryr, Adler, zusammen.
Galfrid von Monmouth**): In seinem Artikel über den Namen
und die Rolle des Königs Loth bei Galfrid, in walisischen Texten und
czvirsKi hat dann noch eine Reihe anderer altfraozoslBcher Texte mit Apulejus' Er-
zählung von Amor und Psyche zusammengebracht; so den Chevalier auCygne,
denHuon deBordeaux — (vgl. dazu JBRPh. Villi 63) —, zuletzt auch Werke
Crestiens de Troyes; dies in seinem Aufsatz „Ist Apulejus im Mittel-
alter bekannt gewesen? (Mit einem Anhang zu Partenopeus, zu
Crestien de Troyes und zu Beoaud)'^ in BRPhMuss., Halle 1905,
8. 192—210. Das Motiv des Verbot« im Parteiiopeus habe — so meint Kaw-
czyAski — Crestien de Troyes dazu veranlasst, im Ercc ein (legenstuck
zum Partenopeus zu liefern; auch Yvain hänge von Partenopeus ab
u. 8. w. — Kawczi^ski wendet sich hier auch gegen Gröber, der im Grund-
riss 11^ 587 eine direkte Abhängigkeit des Partenopeus vom lateinischen Märchen
für ausgeschlossen hält; dsg}. und zwar mit nicht gerade gewählten Worten
gegen Voretzsch' Besprechung LBlGRPh. XXV 107 ff. — J. H. Reinhold
scheint einige Ideen Kawczyiiskis gelten lassen zu wollen; s. Ro. XXXI V 326 ff.
— Die ehedem den Gonzaga, später dem Grafen Ashburnhara gehörende Hand-
schrift, auf Grund deren sicn KawczyAski zu einer irrtümlichen Heimats-
bestimmung des Partenopeusdichters hat verleiten lassen, ist gegenwärtig im
Besitz der Pariser Nationalbibliothek; s. dazu G. Paris, Ro. XXXI 473.
45) S. schon JBRPh. V ii 462f. nebst Anm. 58 und 02. 46) Zu Nennius,
NA. Bd. XXIV (1899) 721—724. 47) Nach RC. XXI 125 bespricht
Nicholson in ZCPh. III 104 ff. die Handschrift von Chartres der Historia
Brittonum; sie enthalte nicht das Werk, sondern eine Quelle des Nennius,
die Redaktion reiche nicht über das Jahr 752 hinaus; ein Teil des Stoffes
sei einem Leben dos heiligen Germanus von Auxerre entnommen, das einen
filius Urbagen — vermutlich identisch mit Paulinus, Erzbischof von York
(625—644) — zum Verfasser habe. Vgl. zu alledem JBRPh. III 152 ff. und
dazu sei hier nachgetragen, dass F. Lot in einer Besprechung von Momrosens
Ausgabe der Historia Brittonum (MA. IX 1 ff. bezw. 25 ff.) die Hs. von Chartres,
deren Text Mommsen und Thurneysen für eine vornenn iani sehe Version an-
sahen, für einen ungeschickten Auszug aus Nennius halten wollte und die ur-
sprüngliche Historia Brittonum vom Jahr 679, zu der die uns hier näher an-
gehenden Arthuriana gehören, sowie des Nennius Zutaten in der Zeit zwischen
796 und 822 auch seinerseits zu bestimmen versuchte. 48) Ro. XXVIII
337—342. 49) Nicht zugänglich war mir W. Lewis Jones, Geoffroy of
Monmouth in TSCym. 1899, S. Iff. (auch separat, London 1900). Nach
II 224 AltfraDzoßisches Kunstepoß und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
in den Artusromanen schliesst J. Loth'^^) unter anderem, daas Gralfrid
für seine Einteilung Sehottlands eine Quelle aus dem Anfang des 11. Jahr-
hunderts benutzte. Nach F. Lot**) hat Galfrid die Namen Eventus,
OorloiSj Caliburnus, Walgainus nicht, wie Zimmer meinte, armori-
kanischen, sondern walisischen, bezw. komisehen Quellen^ denNamen Hiderus
einer französischen Quelle entnommen; den Namen Morgan führt F. Lot**)
auf irischen Ursprung zurück: Galfrid aber habe sein Morgen eher in-
direkt, d. h. einer walisischen — auf irische Quelle zurückgehenden —
Erzählung entnommen. — Die bisher einem l^et^efo•(?^/fifa5 zugeschriebene,
1234 — 1237 in Hexametern verfasste Übertragung der Historia Galfrids
wurde von F. Lot**) einem Dominikaner Ouillaume de Rennes zuge-
schrieben. G. Paris**) sprach darüber sein Bedenken aus. — Robert
Huntingdon Fletcher**) sucht Wards Argumente dafür zu entkräften,
dass Galfrid den Text seiner Historia mehrmals überarbeitet habe. Für
eine andere Version Galfrids sprechen weder die Abweichungen und
— Merlin sowie Vortigern betreffenden -^ Auslassungen in Heinrichs
von Huntingdon Brief an Warinus, noch die nur in der Berner Hs. sich
vorfindende Widmung an Stephan und Robert von Gloucester; endlich
sind auch Wards auf Ordericus Vitalis fussenden Argumente hinfällig.
Galfrid war 1135 mit der Abfassung seiner Historia beschäftigt, als er,
wie er selbst sagt, auf Bitten des Bischofs Alexander und anderer seine
Arbeit unterbrach und um die Mitte des Jahi*es 1135 die Prophezeiungen
Merlins veröffentlichte^®). Darauf vollendete Galfrid die Historia, in die
er die Prophezeiungen Merlins mit einigen Änderungen einführte. —
F. Ha VERFiELD *') bemerkt, dass in der ersten Fassung von Heinrichs
von Huntingdon Historiae Anglorum v. J. 1129 einige notizenhafte
Angaben fehlen, die Heinrich nach 1139 Galfrid von Monmouth ent-
lehnte und seinem Werke später hinzufügte. — Kornische Sagenzüge bei
Galfrid suchte F. Lot*®) nachzuweisen. — Arriragtis ist nach Galfrid
IV 15 ein bretonischer König, der sich dem römischen Kaiser Claudius
unterwarf unter der Bedingung, des Kaisers Tochter Genuissa zu heiraten.
W. H. ScHOFiELD**) glaubte darin ebenso wie in Chaucers Erzählung
vom Freisassen alte keltische Überlieferungen vorzufinden. — In einem
B. Huntingdon Fletcher — e. unten Anm. 55 — widerspricht Jones Wards
AusfuhruDgen über Galfrid (Catal. of RomanceB I 207 ff.) nur in wenigen Punkten.
Nach RC. XXI 127 meint Jones, es habe die Historia regum Britaniae 1139 in
einem ersten Entwurf vorgelegen ; die definitive Fassung war vor 1 147 vollendet.
Der Verfasser glaubt, dass Galfrid jedenfalls z. T. bretonische Überlieferungen
benutzt, z. T. selbst mancherlei hinzugedichtet habe; doch sei ein verlorenes
bretonisches Buch nicht ausgeschlossen. 50) RC. XV 84—88. 51) Ro.
XXVlff. 52) Ro. XXVIII 321—338. Morgue la F^e et Morgan-Tud.
53) Ib. 329— 333. Guillaume de Rennes, auteur des Qesta Regum
Britauniae. 54) Ibid. 333 Anm. 2. 55) Two Notes on the Historia
Regum Britanniae ofGeoffroy of Monmouth. I. The Versions of thc
Historia, II. The Story of Beli'nus and Brennius, PMLA. 1901, 461— 474.
56) Diese selbständige Fassung der Prophezeiungen habe Ordericus Vitalis noch
i. J. 1135 benutzt. 57) Henry of Huntingdon and Geoffroy of Mon-
mouth in Ath. 1901 Nr. 3832, S. 434. 58) Sources cornouaillaises de
Gaufrei de Monmouth. Cador dux Coruubiae et Goriois dux Cor-
nubiae. Ro. XXX 11—13. 59) Chaucer's Franklins Tale, PMLA. XVI
405—449; (vgl. schon JBRPh. VI ii365**); F. Lot sprach sich gegen Schofields
E. Freymond. H 225
Aufsatz „Barint US" zeigt C. L. Brown •^), dass der in der Vita Merlini
des Oalfrid genannte Barintus, der — ein keltischer Charon — Artur
nach der Schlacht von Camlan in einem Schiff zur glücklichen Insel
führt, mit dem keltischen Meergott Manannan identisch ist; Barintus =
Barrfind = Weiss hau pt®^) ist ein irischer Zuname des Gottes. —
F. Lots ^tudes sur Merlin**) bringen den Nachweis, dass Galfrid
sicher die Vita Merlini, von der eine Analyse mitgeteilt wird, verfasst
hat, und zwar 1148 — 1149. Wards Untersuchungen*^) über die Ab-
hängigkeit einiger Episoden der Vita von der Geschichte Lailokens werden
ergänzt Die Myrddin zugeschriebenen kymrischen Gedichte (letztes Drittel
des 12. Jahrhs.) sind nicht Galfrids Quelle, sondern haben umgekehrt
ihm Züge entlehnt. Galfrid verwertete ausser der „kaledouischen" Ge-
schichte Lailokens ältere kymrische Sagen, die auch den Verfassern jener
kymrischen Gedichte bekannt waren.
Artur sage. F. Lot**) verweist darauf, dass ähnlich wie in dem
Reisebericht .des Hermann von Laon**) der ftimus und die cathedra
Arturs erwähnt wird, in einem walisischen Text vom Tisch Arturs in
Dyfnaint — das heisse nicht bloss Devonshire, sondern auch Com-
wall — die Rede ist; in einer Triade werden sein Hof und Stuhl in
Cornwall erwähnt. Das in dem ersten Text sich findende Celliwig
(Kelli-wic), eine Residenz Arturs, ist nach F. Lot mit Bodmin in Corn-
wall identisch; Lot fand seitdem auf einer Karte v. J. 1813 den Orts-
namen Calüwith in unmittelbarer Nähe von Bodmin**). Er weist die
von Phillimore vorgeschlagene Identität der bekannteren Residenz Arturs
Caradigan^'^) mit Cardinham bei Bodmin zurück; Caradigan sei Cardigan
(S.W. von Wales); ferner sei Dinatiran, wo Artur nach Perceval V. 3909
und 3929 Hof hält, == din Antyrron. Antyrron ist ein Flüsschen in
der Nähe von Aberystwyth an der Grenze von Nord- und Südwales. —
Nach der um 1100 geschriebenen Vita sancti Carantoci wird Carantoc in
das Land Catos und Arturs geführt; hier zähmt und beseitigt er auf
Arturs Wunsch einen Drachen. F. Lot zeigt*®), dass das Schloss Catos
und Arturs Dintraithov gleich Din Tredui (erwähnt im Glossar des
907 getöteten irischen Bischofs und Königs Cormac) und — worauf
Phillimore hinwies — gleich dem im Nennius zitierten Cair Draithov
ist; es entspreche heutigem Castle an Dinas (östlich von Crantock).
Dreissig Jahre vor Galfrid von Monmouth wird also die Residenz Catos
und Arturs nach Cornwall verlegt — W. H. Dickinson ist an die Ab-
fassung seines Buches King A?'tkur in Cornwall ^^) — wie ich einer
Besprechung von Wm. A. Nitze'®) entnehme — nicht genügend vorbereitet
herangetreten ; er berücksichtige ausschliesslich geographische und historische
Erinnerungen an Artur, meine, dass Artur die Rolle eines Kriegführers
in einem beschränkten Teile im Westen (inkl. Wales und Cornwall) ge-
Ergebnisse aus, MA. XV 109 ff. 60) RC. XXII 339-344; vgl. die Besprechung
von F. Lot MA. XV 117. 61) S. dazu Zimmer ZDA. 43, 314. 62) I. Los
sources de la Vita Merlini de Gaufroi de Monmouth. (Aßret. avrii
et juillet 1900, SA. 55 S.; e. Ro. XXX 473 u. KC XXI 257. 63) 8. JBRPh.
III 186. 64) La Table et laChaire d'Arthur en Cornwall. Ro.XXVlII
342—347. 66) S. JBRPh. V ii 469. 66) Ro. XXX 13 ff. 67) Ib. 19 ff. De ux
localit^s arthuriennes, Caradigan et Dinatiron. 68) Arthur on
Cornwall, ib. 1—10. 09) London, Longmanns Green <&Cic 1900. 70) MLN.
II 226 Altfranzößischea Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
spielt habe, dass er zum Osten, wenn überhaupt, nur geringe Beziehungen
gehabt habe, dass aber auch der Norden der Schauplatz einiger seiner
Taten gewesen sei. Unter den im Nennius genannten zwölf Schlachten
sei nur diejenige von Badon Hill (520) historisch; die Schlacht bei Camlan
sei, auch wenn sie im Nennius nicht erwähnt sei, doch nicht ausser acht
zu lassen. Dickinson sucht die Auffassung von Skene und Stuart
Glenn ie zu stützen, wonach der Schauplatz dieser Schlacht in Schott-
land — im Tale von Firth of Forth — liege. Nitze tritt dafür ein.
dass man die Schlacht bei Camlan eher nach Cornwall zu verlegen habe''*);
Dickinsons Auseinandersetzungen über einige Lokalisierungen von Artur-
sagen — so in Tintagel und Kelliwic — seien interessant — Ein
kymrischer Text aus der Mitte oder dem Ende des 13. Jahrhunderts'")
berichtet von dem heiligen wunderkräftigen öl, mit dem Artur, nachdem
er zu Kaer Jtidei das Schwert aus dem Stein herausgezogen hatte,
durch Erzbischof Dubric gesalbt wurde. Einer der Herausgeber jenes
Textes, G. Hartwell Jones hatte, da ihm die Namen aus französischen
Romanen und Malory nicht bekannt waren, auf eine alte walisiische Quelle
schliessen wollen. F. Lot zeigt''') im Gegensatz dazu, dass diese Episode
auf die Vulgata des Merlin zurückgeht. Der Name des Erzbischofs
DubHces findet sich in gleichem Zusammenhang im Livre d'Artus
(Version P) und anderwärts; was aber Karr Judei Ijetriffl, so birgt dieser
Name eine Erinnerung an eine historische Schlacht im 7. Jahrhundert,
in der Oswiu, König von Nörthumberland, Sieger blieb; die dazu ge-
hörende von Nennius interpolierte Stelle in der Historia Brittonum gehe
auf einen von Nennius mit Atbret Juden bezeichneten epischen Bericht
zurück. — In einem kurzen Artikel The island of Avalen macht
F. M. Warren''*) darauf aufmerksam, dass G. Paris sich irrte, als er
Lot gegenüber hervorhob, Avalen werde von Wace nicht als InseP*)
bezeichnet. Von Arturs Schwert Excalibur sagt Wace Brut V. 9514,
der sich dabei an Galfrid hält, dass es en Fisle d' Avalen fu faite.
Dagegen habe G. Paris mit Recht darauf hingewiesen, dass der Glaube
an Avalen auf keltische Sage, nicht auf literarische Einflüsse zurück-
gehe ; der mit Wace gleichaltrige und von diesem unabhängige Verfasser
des Couronnement de Louis verweise V. 1796 auf Vor d'Avalon'^^), —
Der ausführlichste Bericht über Arturs Tafelrunde findet sich in
La^amons Bearbeitung von Waces Brut. Es ist von einer bestimmten
Rangordnung'''') bei einem Fest an Arturs Hof die Rede, die zu blutigen
Streitigkeiten führt. Der, der den Streit begonnen, wird erschlagen, seine
Verwandten werden in barbarischer Weise bestraft Einer Wiederholung
XVII 427-43K 7irVgirdazil~F. Lot in Ro. XXX S. 16ff. La bataille
de Camlan. Die schon im 10. Jahrhundert io den Annalee Cambriae erwähnte
Schlacht ist am Fluss Camel in der Gegend von Camelford bei Bodmin zu
lokalisieren. 72) S. Selections from the HengwrthMss. preserved in the
Peniarth library ed. R. Williams and G. Hartwell Jones. London II
1892, 325 bezw. 663. 73) L^preuve de T^p^e. RC. XXI 1—9. 74) MLN.
XIV 93-95. 75) S. JBRPh. Vii468. 76) Der bretonischen Hoffnung auf
Arturs Wiederkehr, die G. Carducci, Opere complete VIII (Bernhard von
Ventadorn) erwähnt, stellt A. Lumbroho den analogen s. Z. verbreiteten Glauben
an die Wiederkehr Napoleons, l)ezw. an die König Karl Alberts zur Seite;
8. ASTP. XX 420 (1901), wo übrigens statt 5'maggio 1815 naturlich 5 m^gio
1821 zu lesen ist. 77) Eine solche Rangordnung für die königliche
E. Freymond. II 227
derartiger Fälle wird dadurch vorgebeugt, dass Artur sich in Cornwall
eine runde Tafel herrichten lässt, an der alle gleich seien; obwohl sie
600 Personen und mehr Platz gewährt, kann sie dennoch mit Leichtig-
keit transportiert werden. Arthur C. L. Brown''®) weist darauf hin,
dass von Streitigkeiten wegen des Vortritts bei Festen in keltischen
(irischen) Sagen öfters die Rede ist und schon Posidonius (ca. 130 — 146
V. Chr.) berichte Ähnliches''®) von den Kelten. Das primitive keltische
Haus sei ein Bundbau gewesen, der zur Einführung einer runden Tafel
geführt haben könne. Der Bericht La;amons, der walisische Über-
lieferungen kannte, soll nach Brown auf eine alte walisische Sage zurück-
gehen ®% nach welcher Arturs Tafel gleichwie anderen ihm angehörenden
Dingen wunderbare Eigenschaften zugesprochen wurden. — In einer
Beihe von mittelalterlichen Texten verschiedener Herkunft ist von einem
wunderlichen Kampf Arturs mit einem Katzenungetüm die Rede;
er wird am ausführlichsten geschildert in der Vulgata des Li vre d' Artus.
Der Referent®*) hat die betreffende Episode nach zwei Hss. und zwei
alten Drucken (1505 und 1526) abgedruckt und zur Vergleichung noch
die mndl., sowie die der Vorlage besser folgende me. Prosaversion heran-
gezogen; es wird dabei konstatiert, dass der dieser Episode unmittelbar
vorangehende Passus aus Waces Brut entlehnt ist. Der sagenhafte
Kampf wurde auch mit einem für Artus tragischen Ausgang erzählt und
das Katzenungeheuer wird gelegentlich Capalu genannt. Schon in mittel-
kymrischen Texten wird ein Katzenuntier Cath Paliic erwähnt und ich
habe nachzuweisen gesucht, dass das verschiedene Metamorphosen durch-
machende Monstrum ursprünglich ein Was-serdämon war. Der kym-
rische Ursprung der Sage ist wohl zweifellos; wenn auch in
einem kymrischen Text Kei, nicht Artur, mit dem Untier Cath Palug
kämpft, so zieht nach einem anderen kymrischen Text doch Artur mit
einem Heer gegen eine Sau aus, aus der das Katzenungetüm hervorging.
— Sonderlich ist es, dass der Kampfplatz im Livre d'Artus an den
Lac de Losane verlegt wird und dass der Berg, auf dem der Kampf
stattfand, Moni du Chat genannt wurde. Es handelt sich hierbei um
eine Verwechslung des Lac de Losane, d. h. des Genfersees, mit dem
Lac du Bourget oder den Lacs du Chevelu^% in deren unmittelbarer
Nähe sich der noch heute so genannte Mont du Chat befindet; dieser
Berg begegnet urkundlich zunächst unter dem Namen Mans Mtmni
bezw. Mona Munihcs, wohl weil er alte Römerbefestigungen aufwies,
dann — seit 1232 — unter dem Namen Moris Cati, Moni du Chat
und in Chroniken seit dem Ende des 14. Jahrhunderts wird er Mont
schreiben die walisischen Gesetze des Hywel Dda (ca. 940) vor. 78) The
Round Table before Wace. Boston 1900 (S.-A. ausSNPhL. Vin83— 204).
79) S. dazu Jeanroy, der in RCr. Bd. 53, Ulf. Browns Folgerungen nur ge-
ringe Bedeutung zuspricht; ebenso E. Brugger in seiner Besprechung von
Louis F. Mott, The Round Table (PMLA. XX 2, 1905) in ZFSL29^239.
80) In Anzeigen von Browns Arbeit nimmt G. Paris Ro. XXIX, 634 dabei eng-
lische Vermittlung an, F. Lot in MA. XV 116 glaubt, dass die ursprünglich
irische Sage — nicht pankeltischo Sage, wie Brown meint, — direkt zu den
Kymren gelangte. 81) E. Freymond, Artus* Kampf mit dem Katzen-
ungetüm. Eine Episode der Vulgata des Livre d'Artus, die Sage
und ihre Lokalisierung in Savoyen in BRPh. Halle 1899, S. 311—396.
82) Mit Chevelu vgl. Cath Palug, Capalu, bezw. Chapalu.
II 228 AltfraDzösisches Kunstepos und RoinaDe. 1899 bezw. 1895—1902.
du Chat Artus genannt. Spätere Lokalchronisten wie Johannes Reinerius
und Jacobus Delexius, auch Fod6r6 erzählen von dem Kampf; an Artus*
Stelle sind aber zwei seiner Ritter, die Brüder Berius und MeUanus
getreten, zweifellos um mit Hilfe dieser Namen die Gründung von
Chamh4ry und M(yntm4lian auf sagenhafte Helden zurückführen zu
können. Es läast sich schwer feststellen, ob die ursprünglich in Wales
nachweisbare Sage infolge der nachgewiesenen Beziehungen zwischen dem
savoyischen Grafenhaus zu Frankreich bezw. England oder durch Rom-
pilger nach Savoyen gelangte; eine viel begangene Reiseroute von Frank-
reich nach Italien führte über den Mont du Chat. Schon Galfrid von
Monmouth berichtet von der Besiegung der Allobroger durch Artur und
es kann die Sage auf den Berg verlegt worden sein unter dem Einflusa
von Ortsnamen, die an Chat bezw. Chapalu erinnerten; vielleicht hat
ein auf dem Berg befindlicher Fels, an dem man eine Katzengestalt erkennen
will und an den die beiden noch lebenden Versionen der Sage anknüpfen,
die Lokalisierung veranlasst®^). — William Wells Newbll, der meine
Arbeit nicht gekannt hat, verweist in einer kurzen Notiz darauf, dass ein
Feind in Childs English and Scottish Ballads Nr. 30 mit Chapalu oder
mit einem Mitglied seiner Sippe identisch sein wird®*). — Ebenda be-
schäftigt sich Newell mit der Herkunft des Namens Walwen®*),
d. i. Gauvain. Da Wilhelm von Malmesbury Walwen als König von
Waliveitka oder Gallotvay bezeichnet, sei der Name mit Hilfe von
Walweia zu erklären; er sei verhältnismässig jungen literarischen Ur-
sprungs ; der Form nach irisch, bezeichne er einen Mann von halbgerma-
nischer Abstammung, da die Iren unter Oall^ Oaedel Mischlinge aus
Schotten und Norwegern verstanden. — Der Gedanke der Miss Jessie
M. Weston^^) durch Feststellung der ursprünglichen Sage Gauvains
zur Aufklärung der gesamten Artursage beizutragen, ist zweifellos ein
richtiger. Die Verfasserin war aber für diese schwierige Aufgabe noch
nicht so gut vorbereitet wie für einige ihrer späteren Arbeiten ; die in
Betracht kommenden afz. Texte kannte sie, abgesehen von Crestiens
Perceval und vom Prosa-Merlin nur aus G. Paris' Analysen in der
Histoire litt^raire Bd. XXX, so dass ihre Untersuchung schon aus diesem
Grunde keine abschliessende werden konnte. Gauvain, der von afz.
Dichtern zum Muster des Rittertums gestempelt wurde, muss nach Miss
Westen ursprünglich der Held bestimmter Abenteuer gewesen sein.
Auf Grund einer konsequenten Vergleichung der ursprünglichen Rolle,
die er in Crestiens Perceval bezw. bei Wolfram spiele, mit der, die ihm
in anderen Gedichten zugedacht ist-, und nach Heranziehung von Parallelen
aus keltischer, speziell irisciier Sage — wo z. B. Cuchulinn ähnliche Züge
wie Gauvain zugeschrieben werden — glaubt die Verfasserin, dass Gau-
83) S. dazu die Besprechungen von G. Paris und J. Loth, Ro. XXIX 121—126,
H. SüCHiEB, GGA. 1901, Nr. 5. 413ff., A. Wallensköld, RLR. XLIII, 173f., E.
WECH8SLER,LBlGKPh. 1901,875—380. U)Arthurian Notes iDMLN.XVII277.
85) Nach F. Lot, Ro. XXV 3 handelt es sich bei diesem Namen nicht, wie Zimmer
wollte, um eine Annlogicbildung zu Yvafn\ Guingalet, der Name von Gauvains
Pferd, ist nicht bretonischer Herkunft (ib. 4ff.). 86) The Legend o£ Sir
Gawain. I^tudics upon its original, scope and significance. London,
D.Nutt. 1897, XIV -j- 117 8. 8^ s die Anzeigen Ro. XX VI 630; Melusine IX 1;
W. FoERSTEB weist die Eesultate der Arbeit schroff zurück ZFSL. XX 95— 103.
E. Freymond. II 229
yain, ein Sonnenheros, in der ursprünglichen keltischen Sage das auf
einer Insel gelegene Jenseits aufgesucht hahe, um dessen Königin, die er
liebt, zu befreien; neben ihr spielt ein Zauberer und Beherrscher des
Jenseits eine nicht klare Bolle. Abenteuer mit Jenseitsmotiven werden
mit Gauvain wie mit keinem zweiten Helden in Verbindung gebracht. —
Miss Weston arbeitete, um zu ihren, übrigens nicht genügend präzisierten
Ergebnissen zu gelangen, mit gar zu heterogenem Material; gar manche
ihrer Behauptungen wird mau nicht gelten lassen können: so glaubt sie
(8. 43), dass Grauvain derart mit dem Jenseits verbunden war, dass dies
in allen ihm zugeschriebenen Abenteuern zu merken sei; dass Gauvain
nach verschiedenen Texten so viele Liebesverhältnisse hat, soll darauf
hinweisen, dass sein Verweilen im Frauenland ein Hauptmoment der ihn
betreffenden Sage bildet (8. 44). Gauvain und Perceval sollen die
ältesten mit Artur verbundenen Helden sein (S. 64); Gauvain müsse,
wenn die Entführungsgeschichte der Guenievre ursprünglich zur Artursage
gehörte, wohl ihr Befreier gewesen sein (S. 75). Miss WfiSTON beschäftigt
sich schon in Chapter VIII Le Chevalier de la Charrette (8. 67 — 89)
mit der Lancelotsage. — Diesem Gegenstand widmete sie ein be-
sonderes Buch The Legend of Sir Lancelot du Lac®'). Die Sage,
die an den spät — erst bei Crestien de Troyes — auftretenden Lancelot
anknüpft, hat weder einen historischen noch einen mythologischen Kern;
Züge, die ursprünglich anderen Helden zugesprochen wurden, sind viel-
mehr nachträglich auf den in kurzer Zeit populär gewordenen Lancelot
übertragen worden. Dies gilt für den nach Miss Weston die Lancelot^
sage am meisten charakterisierenden Zug, nämlich für die Jugendgeschichte
des Lancelot du Lac (Aufenthalt eines Sterblichen bei einer Fee); dies
gilt aber auch für das Liebesverhältnis zwischen Lancelot und Guenievre
(vgl. Tristan und Isolde), endlich dafür, dass Lancelots Sohn, Galahad,
zum Gralfinder gestempelt wurde. Lancelot selbst konnte als Liebhaber
Guenievrens diese Rolle nicht spielen. — Was die literarische Form der
Sage betrifft, so wurde nach Miss Weston Lancelot zuerst in Lais be-
sungen, und Ulrichs Lanzelet soll nichts anderes als eine Anein-
anderreihung einzelner, ursprünglich selbständiger Lais sein®^). — Miss
Weston spricht sich an verschiedenen Stellen ihres Buches gegen W.
Foersters in der Einleitung zur Laucelotausgabe ausgesprochenen Thesen ®®)
aus. So hebt sie für die Artursage neben den historischeu und
romantischen Elementen das mythische hervor •®) (s. S. 56 ff.), dsgl.
den Zusammenhang der Artur- und Gauvainsage mit irischen Überliefe-
rungen; daher plädiert sie für den insularen Ursprung dieser Sagen und
87) Studios upon its Origin, Development and Position in the
Arthurian Romantic Cycle. London, D. Nutt. 1901, Xll-f 252 S. 8^
S. dazu die Besprechungen von A. Jeanboy, RCr. N. S. 54, 483 ff.; H.Gaidoz,
Melusine X 288— 285, W. Golther ZVglL. N. F. XV 168—172 und S. Singer
ABbl. XIV 168 — 190, der zugleich die Arbeit von Miss Weston über das drei-
tägige Turnier — s. oben 8. 230 — kritisiert. 88) Golther L c. weist das zurück.
89) 8. diesen Bericht 8. 240 f. 90) Gaidoz billigt dies a.a.O. uod macht, um
das hier einzuschieben, auf den häufig auftretenden FamilienDamen Lancelot auf-
merksam. Bei dieser Gelegenheit darf ich vielleicht bemerken, dass ich in einem
seltenen .Druck v. J. 1539 einen messire Lancelot du lae, Gouverneur von
Orleans fand; s. meine Besprechung von W. Foersters Lancelotausgabe (DLZ.
II 2'M) Altfranzösisches Kimstepos und Romane. 1899 bezw. 1895— J902.
lässt auch agn. Artusgedicbte gelten*^): so für die Vorlage des Sir Oor
wain and tke Green Knight^^)\ vor allem spricht sie der mündlichen
Überlieferung und den Lais (s. 8. 62 ff.) eine bedeutende Rolle bei der
Entwicklung der Artusromane zu. Am Tyolet lai verfolgt sie die all-
mählich fortschreitende „Arthurisation". — Miss Weston, die für diese
Arbeit die Originaltexte herangezogen hat^ handelt natürlich auch von
deren Verhältnis zueinander und bemüht sich namentlich zu erklären, wie
in den Prosaroman ketten Lancelot oder vielmehr sein Sohn Galahad all-
mählich Perceval als Gralfinder verdrängt. Dabei wendet sie sich gegen
Wechsslers Auffassung, nach welcher Galahad als der ursprüngliche Gral-
fi nder anzusehen sei. Auch dies Buch enthält eine Reihe von gewagten
Hypothesen, ist aber entschieden wertvoller als das über die Gauvain-
sage. Dankenswert ist es unter anderem, dass sie den mndl. Lancelot
in weiterem Umfang zu ihren Untersuchungen heranzog*^) und desaen
nähere Verwandtschaft mit dem Druck des franzosischen Prosaromaus
V. J. 1533 und Malorys Vorlage nachwies. — Als Appendix zu diesem
Buche veröffentlichte Miss Jessie L. Weston eine Schrift The Three
Days Tournament®^), die mir leider nicht zugänglich war. Einigen
Besprechungen®*) entnehme ich, dass die Verfasserin das dreitägige Turnier,
das unter anderem im Ipomedon und im Lanzelet vorkommt, behandelt:
der Held tritt an drei aufeinanderfolgenden Tagen jedesmal in anders-
farbiger Rüstung auf und jedesmal geht er als Sieger aus dem Kampfe
hervor. Miss Weston bringt eine Reihe von Parallelen aus anderen
Artusromanen sowie aus Volksmärchen bei und bemüht sich, auf Grund
der Märchenzüge aus dem Lanzelet und dem Ipomedon Vorstufen für
Crestien zu gewinnen. Suchier lässt die Ergebnisse von Miss Weston
in Bezug auf das Alter des Lanzelet und die Priorität der Volksmärchen
gelten. Golther weist ne zurück: Crestien habe die Märchenformel
durchaus nicht — wie Miss Weston glaubt — mi ssverstanden und ver-
schlechtert, sondern einerseits gewahrt, andererseits geistvoll weitergeführt;
während nach der Verfasserin der Clig^s das Turnier aus dem Lanzelet,
der Ipomedon aber aus der Volkssage entnahm, ist es Golther wahr-
scheinlich, dass Crcstiens Cliges die Quelle für den Lanzelet und den
Ipomedon abgab. — Noch anders urteilte G. Paris •*) über diesen Punkt:
der Cliges sei vielleicht der erste Roman, der diesen Zug aufweist; allein
er erscheine hier bereits stark verwischt und verändert und seine Quelle
sei nicht nachweisbar, — Comte Fleury® Schrift über Artur und die
1901 c. 544). 91) Daes Ulrichs von Zatzighofens lanzelet anglonormannischer
Herkunft ist, sucht S. Singer I. c. S. 170 f. zur Unterstützung von Miss Westons
Ansichten durch innere Gründe zu zeigen. 92) Eine freie neuenglische Über-
tragung dieses Textes gab Miss Weston, Arthurian Romances unrepre-
sented in Malory^s „Morte d'Arthur". Nr. I Sir Gawain and the
Green Knight. A Middle-English Arthurian Romance Retold in
Modern Prose, with Introduction and Notes . . . With Designs by
M. M. Crawford. London, D. Nutt. 1898, XII -f 96 S., kl. 8^ — S. dazu
E. KöLBiNG, ES. XXVI ;^99— 403 und G. BiNZ ABbl. X 13f. 93) Im Appendix
B. 215—247 wird eine Inhaltsangabe davon roit^teilt. 94) A Study in
Romance and Folk-Lore, Being an Appendix to the Autor's Legend
of Sir Lancelot . . . London, D. Nutt. 1902 (GrL. Nr. 15) Xl-f 59 S. 8«.
95) W. Golther in ZFSL. 26*, C— 10; H. Suchier LCbl, 1903, 8. 1611;
S. Singer a. a. O. 96) In seiner umfangreichen Besprediung von Foeraters
E. Freymond. H 231
Gralsage*') fordert, wie ich aus der kurzen Anzeige W. Golther«*^)
schliesse, die Wissenschaft nicht. Im ersten der 3 Abschnitte, in die
diese Arbeit zerfällt^ werden kurz die bisher über den Ursprung und die
Heimat der Artusromane aufgestellten Ansichten — allerdings weder
vollständig noch kritisch — zusammengestellt und Fleury entscheidet sich
für G. Paris' agn. Vorstufe. Alsdann werden die historischen Grund-
lagen und die walisischen sowie bretonischen Artursagen kurz angegeben,
ferner die Geschichte von König Artus nach Galfrid, Wace und dem
Lancelotroman erzählt, dsgl. die Novelle vom kurzen Mantel. Der dritte
Abschnitt endlich enthält hauptsächlich eine Analyse des grossen Gral-
romans und es wird für die Gralsage eine flüchtig motivierte keltische
Vorstufe angenommen.
Tristan. Tristansage und Tristantexte haben in den Jahren, über
die hier zu berichten ist (1895—1902) mehrfache und erfolgreiche Studien
hervorgerufen. Zu einer erheblichen Klärung der meisten in Betracht
kommenden und verwickelten Fragen haben erst die seitdem erschienenen
gründlichen und umfassenden Untersuchungen J. B^dier***) wesentlich
beigetragen; manche der vorher von anderer Seite gewonnenen Ergebnisse
werden dadurch unsicher oder werden beseitigt; immerhin ist im folgenden
doch das Wesentlichste aus den in diesen Bericht gehörenden Arbeiten
hervorzuheben. Recht dankenswert waren die zusammenfassende Arbeit
W. Röttiger® *^®) „Der heutige Stand der Tristanforschung" und
W. GoLTHER® „Bemerkungen zur Sage und Dichtung von Tristan
und Isolde"^®^). Röttiger besprach den Ursprung und die Entwicklung
der Sage sowie das Verhältnis der verschiedenen Bearbeitungen zueinander.
Er beschäftigte sich mit den Namen der Haupt- und Nebenfiguren der
Sage, mit der Heimat Tristans, wiederholte aber nicht nur die Resultate
anderer, sondern gab gelegentlich eigene Erklärungsversuche, so in bezug
auf die Geschichte von Tristans Vater, des Kelten und Herren von
Loenois, das von Röttiger mit F. LoT^®*) in Schottland liegend gedacht
Clig^ausgabe. JB. 1902, 8. 370; 8. dazu diesen Bericht Anm. 154. 97) Du roi
Arthur et de la legende du Graal. Paris. Henri Vivien 1901, 90 S. 8».
98) ZF8L. 26^ 13f 99) In Band H seiner Tristanausgabe: Le Roman de
Tristan par Thomas. I. Texte. IX +420 8., Paris 1902. — II. Introduction.
426 8., Paris 1905 (8ATF.). 100) Wiss. Beil. zum Jahresbericht des Wilhelm-
gymnasinrns zu Hamburg. Ostern 1897 (Nr. 760). 8. dazu vor allem E. Muret
So. XX VII 608—619, eine Besprechung die oben noch weiter herangezogen
wird, femer W. Golther LBlGRPh. 1898, 17—20 und JBRPh. V ii 408; die
Notiz ibid. IV ii 13 ist ungenügend. 101) ZFSL. 22», 1—22. Nicht zugänglich
waren mir die Abhandlung von W. Söderhjelm, Sagan om Tristan och
Iseut in At. 1901, 33 8. und das Buch von A. Bossert, La legende che-
valeresque de Tristan et Iseult, essai de litt^rature compar^e. Paris,
Hachette 1902, VI + 280 8. 8°, das nach Golther« Anzeige in ZFSL. 24*,
143 f. keine selbständigen Untersuclinngen mit neuen G^ichtspunkten enthält,
sondern den französischen Leser vornehmlich mit Gottfrieds Tristan bekannt
machen will. Aus der Anzeige von Bosserts Buch (Ath. 1902, Nr. 3908) ersehe
ich, dass Bossert die mythischen Elemente der Tristansage, die neuerdings mehr
und mehr ^eugnet werden, noch gelten lässt und die Beste von Zauber, ferner
die barbanschen Züge sowie die der Sage anhaftende Melancholie für die
charakteristischen keltischen Züge hält. 10;i) F. Lot hatte Ro. XXV 14 ff. die
Namen Tristan, Isolt und Marc bezw. den walisischen Ursprung der Sage be-
sprochen — 8. schon JBRPh. III 168 — uod unter anderen Loenois oder
LeonoiSt das Reich von Tristans Vater, mit einem Gebiet im Südosten Schott-
II 282 AltfraDzosisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895 — 1902.
wird. Röttiger versuchte auch die ursprüngliche Form der Tristansage
zu rekonstruieren, die nach ihm schon das Liebesverhältnis Tristans und
Isoldens, nicht aber die Motive des Minnetranks und des Drachenkampfea
enthielt ^^^). Die bei den nördlichen Britten an der Grenze Schottlands
entstandene Sage sei — so meint Röttiger — im 9. Jahrhundert zu
den Angelsachsen und den Kelten von Wales gekommen, bei denen sie
ihre weitere Ausbildung und zugleich eine Verschiebung des Schauplatzes
erfuhr. Bretonische Sänger ^®^) hätten ihrerseits Züge aus der bietonischen
Sage hinzugefügt, so dass sich nebeneinander eine englische und eine
bretonische Version der Sage ausbildete. Durch Sänger aus dem zwei-
sprachigen bretonischen Gebiet wurde die Sage den Normannen bekannt,
die in England auch dort wiederum eine reich entwickelte Tristansage
vorfanden. Daher seien auch zwei anglonormannische Dichter die Haupt-
vertreter der poetischen Tristansage: Thomas, der Vertreter der englischen
und Berol, der Vertreter der bretonischen Version; die bretonische Version
sei auch auf dem Kontinent bearbeitet worden, so wahrscheinlich auch
von Crestien de Troyes und La Chievre. Französische Spidleute endlich
modelten den Stoff der Sage nach Art der Abenteuerromane um — vgL
den 2. Teil des Berolfragments — und verquickten ihn mehr und mehr
mit der Artursage. Die bretonische Version habe mehr ursprüngliche
Züge bewahrt und könne als ältere bezeichnet werden, ohne dass darum
Berol vor Thomas gedichtet haben müsste. Wertvoll war Röttigers
Vergleichung des Prosaromans mit den anderen Versionen; die Prosa
stamme in ihrem Hauptteil aus einer Eilharts^^^) Quelle nahestehenden
Kompilation, die zur bretonischen Version zu rechnen wäre. — In seiner
ausführlichen Besprechung von Röttigers Arbeit leugnet Mubet die von
diesem angenommene prähistorische Version der Tristansage; er hält die
schärfere Unterscheidung einer bretonischen und englischen Tristanversion
für unmotiviert, wenn auch englischer Einfluss bei Berol zweifellos sei.
Sowohl Berol wie Thomas, den Röttiger etwas zu weit zurückdatierte,
als er ihn vor 1150, vielleicht ca. 1140 setzte*®*), gehen auf eine ältere
Dichtung zurück; Muret meinte, auf die Dichtung des Crestien de Troyes**^'').
Die unter Berols Namen gehenden Fragmente wollte Muret Ro. XXVII
613 ein und demselben Dichter zusprechen, der aus der nördlichen Nor-
niandie gebürtig, um 1200 verschiedene Quellen benutzte, nämlich ausser
lands identifiziert; er hob auch hervor, dass Leonois spater mit Lion in der
Basse-Bretagne verwechselt worden sei. Böttiger möchte Albine — nach dem
Prosa-Tristan Residenz in Loenois -— dem Ländernamen Albania (Nordwesten
von Schottland) gleichsetzen und stützt das von W. Hertz erschlossene Ermenie
— 8. JBRPh. III leO-«»* — durch Grant Hermenie bei Rusticien de Pise;
es sei an der Westküste von England nicht weit von Nordwales zu suchen.
J. LOTH brachte RC. XVIII 315—317 — s. JBRPh. V u 32" — Ermenia
und Farmenie mit der Insel Eubonia (d. i. Man) und Ormond (d. i. Ost-
Munster in Irland) zusammen. Mubet (Ro. XXVII 609) möchte in Ermenie
die Umgebung von Carnarvon, d. i. das alie Mania, erblicken. 103) S. dagegen
W. GOLTHEB in der Besprechung von Röttigers Arbeit 104) Muret und
Golther treten für Erzähler, nicht »änger, ein. 105) Nach E. Schbödbr ZDA.
42, 72ff. ist Eilhart eher zwischen 1190 und 1200 als zwischen 1170 und 1180
anzusetzen. 106) Nach Bedieb* Untersuchungen muss Thomas, der Waoens
Brut benutzte und Crestien bekannt war, zwischen 1150 und 1170 geschrieben
haben. 107) Diese Ansicht hat Mubet inzwischen aufgegeben; vgl. seine Aus-
gabe Le Roman de Tristan par ßeroul et un anonyme. Paris 1903
E. Freymond. H 233
Crestien noch Prosaerzählungen, die vielleicht durch Englander oder Anglo-
nonnannen verbreitet wurden ^**^). Muret gab seiner Besprechung von
Röttigers Arbeit einen Stammbaum der Tristantexte bei, der dem von
Golther in seinen „Bemerkungen"*^') aufgestellten in mannigfacher Be-
ziehung ähnelt Beide, Muret und Goltlier schreiben den Prosaerzählern
eine gewichtige KoUe bei der Vermittlung der Tristansage an die Tristan-
dichter zu; Golther unterscheidet dabei bretonisch-französische und walisisch-
anglonormannische Erzähler, darunter Breri ^^% Beide, Muret und Golther,
hielten Crestien de Troyes für den ältesten Tristandichter ^^^), von dem
Thomas nach Golther abhängig sein sollte; beide wollten La Chievres
Tristan, die vermeintliche Vorlage Eilharts und der Prosa, bezw. einer j
Version des Prosaromans, auf Crestien zurückführen. — Der um die Er- j
forschung der Tristanliteratur verdiente W. Golther *^*) bemühte sich in |
seinen „Bemerkungen" das Abhängigkeitsverhältnis der franzosischen Ge- |
dichte festzustellen, um danach die Entwicklungsgeschichte der Tristan- \
sage in der Literatur zu bestimmen. Er unterscheidet in der Sage zwei
Bestandteile, einen geschichtlichen, dessen Hauptereignis er ähnlich wie
W. Hertz und Röttiger in Tristans Holmgang mit Morolt auf St. Sanson,
einer der Scillyinseln, erblickt, und einen romanhaften, der die aus einem |
Märchen ^^*) hervorgegangene Liebessage mit dem Minnetrank enthält. !
Im Gegensatz zu seiner früheren Auffassung — s* JBRPh. I 412 —
lässt Golther nunmehr eine walisische Tristansage für das 9. — 10. Jahr-
hundert gelten, aus der sich eine jüngere bretonische entwickelte; diese j
habe für die ältesten französischen Tristandichter — Golther verstand
darunter Crestien de Troyes und Robert von Reims (La Chievre)^^*) —
(SATF.) S. Ulf. 108) Nach langen Überlegungen ist E. Muret neuerdings
— 8. die eben genannte Ausgabe S. LXIIIff. — zu seiner früheren Aufftissung
(vgl. JBRPh. f 411), die er immerhin modifiziert, zurückgekehrt. Den
1. Teil des Gedichte bis V. 2756 schrieb ßerol um 1170; V. 3032—4487, nach
1191 vcrfasst, rühren von einem anderen Jongleur her, der zu Berol in irgend-
welchen näheren Beziehungen stand, aber aus anderen Quellen als Berol schöpfte.
V. 2757 — 3031 und einige andere Stellen sind als Bindeglieder aufzufassen.
109) S. oben S. 231 Anm. 101. 110) 8. JBRPh. I 399 und III 171. Golther
lasst jetzt die Identität von Breri una Bledericus gelten. Der Name Bledericus
dux Comubiae bei Galfrid soll nach F. Lot (Ro. XXVIII 336 f) einer kom-
wallischen Quelle entetammen 111) Auch Golther hat wie Muret diese Ansicht
aufgegeben — vgl. seine Besprechungen „Neue Tristanbücher" — ZFSL.
29* 151 u. 155 — und zwar zugunsten des von B^ier angenommenen Urtristan
(spätestens 1120). 112) Kürzere hierhergehörende Aufsätze Golther^ sind:
„Tristan und Isolde im Epos, Drama und Bild*'. — Bühne und Welt
120(1899) und „Tristan und Isolde" in der Sonntagsbeilage zi*r Vossischen
Zeitung 1901, Nr. 7/8. 113) R. Köhler« bekannten Aufsatz „Tristan und
Isolde und das Märchen von der goldhaarigen Jungfrau und von
den Wassern des Todes und Lebens" — erschienen Germ. XI 389 — 406 —
dsgl. den Hinweis auf ein gälisches Märchen, bezw. auf ein Analogen zu dem
„kühnen Wasser", welches veranlasst, dass der Bruder von Isolde Weisshand
deren Jungfrauschaft erfährt - Germ. XIV 246 f. -— hat Bolte von neuem
herausgegeben und mit einigen ergänzenden Notizen versehen. (Kleinere
Schriften von Reinhold Köhler, hrsg. v. Jon. Bolte, Berlin 1900, Bd. II
8. 329—347. 114) Gröber im GG. 11^ 494 identifiziert La CMvre mit dem
lyrischen Dichter Bobert von Beims, genannt La Chhvre. Gröber hat auch
das Marienmirakel lyune none treaoriere qui fu hors de s'abeie .V, ans et
Nostre Dame servt pour li, in welcher Li Kievrcs als Dichter der Liebe von
Tristan und Isault genannt wird — s. W. Foersters Erecausgabe 1890, S. 12 —
II 234 Altfranzöaisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895-1902.
die Quelle abgegeben. Die in England schreibenden Dichter — Marie
de France, Thomas, Berol — kannten vielleicht Einzelheiten der walisischen
Fassung; aber die ursprüngliche Verbindung Isolts mit der Sage,
woraus sich aus der Heldensage erst die eigentliche Liebessäge ergab,
sei nicht in die VVikingerzeit zurückzuverlegen ; sie soll vielmehr nach
Golther von französischen Bretonen hergestellt^*^) und durch Prosa-
erzählungen verbreitet worden sein, nachträglich aber habe die walisisch-
anglonormannische Tristansage, vermittelt durch Erzähler, Einfluss auf
die bretonisch-französische Wendung der Sage gewonnen. Es sei grund-
los, vorliterarische Tristanlais bezw. anglonormannische Lais als Vor- oder
Zwischenstufen der französischen Epen anzunehmen***); die erhaltenen
Lais **'^) setzen die £pen voraus und gehen alle von demselben Gedanken
aus. Golther glaubte mit W. Foerster, dass Crestien de Troyes den
Tristan auf Grund bretonisch-französischer Sage in die Literatur ein-
führte**^), ferner dass unter seinen Nachfolgern Thomas und Berol inso-
fern eine besondere Stellung einnahmen, als sie beide daneben auch die
walisisch-anglonormannische Version berücksichtigten. — G. Paris' glanzende
Abhandlung Tristan et Iseut ist von neuem gedruckt und mit einigen
Anmerkungen versehen worden **^*).
Elemente der Tristansage. Zu der Episode von den durch
Tristan geschnitzten Holz Stäbchen, die, durch den Bach zu Isolden
getrieben, als Liebesbotschaft dienen, glaubte F. Lot**®) ein vielleicht
primitiveres Analogon in einem irischen Epos zu finden. Dieser durch
Isolde ns Kammer fliessende Bach ist nach G. Paris (Tristan et
Iseut S. 10) ein keltischer Zug der Sage und das Anzeichen einer primi-
tiveren Kultur. Nach Küno Meyer *^*) ist das wasserrlurchströmte Haus
durch ein praktisches Bedürfnis zu erklären und noch heute in Wales
bekannt gemacht, und zwar in BREPh. Halle 1902, S. 421 ff. 115) a auch
(lolthers oben Anm. 100 erwähnte Kritik von Böttigers Arbeit; ähnlich sprach sich
Golther noch neuerdings aus, ZFSL. 29\ 156. — Ich kann Ihm darin nicht
beipflichten, sondern glaube immer noch, dass bereits die ältere kymrische
Süse das Liebesverhältnis zwischen Drystan und f^ylt kannte. Das ist auch
Bddiers Meinung; ob aber der Schöpfer des von Didier erschlossenen Urtristan
nur die Namen der beiden Liebenden und Markes der älteren Sage entnahm,
ist m. £. nicht zu ergründen. 116) Auch Brugger, der in seiner schon JBRPh.
yn463ff. besprochenen Arbeit Über die Bedeutung von Bretagne, Breton
in mittelalterlichen Texten gelegentlich auf die Tristansage und die
Tristanlais eingeht, meint, dass die erste Gestaltung der Tristansage diejenige
eines Romans oder Epos war. 117) Auf einen verlorenen Lai geht wohl zurück
das alemannische Gedicht aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
Tristan als Mönch; s. dazu JBBPh. IV ii 396. — Die zur Tristansage ge-
hörenden Stellen, die sich in dem z. T. schon von L. Sudre (Bo. XV 556 f.)
herangezogenen Donnei des amants vorfinden, besprach G. Paris in Bo. XXV
535; s. schon JBRPh. IV ii 104 f. und 113; im Text Ro.XXV 508, V. 481 ist
der Punkt zu tilgen. — Dass die ausfiihriichste Stelle des Donnei (V. 453—534,
589—662) aus einem verlorenen, altertümliche Züge aufweisenden Lai hervorging,
ist auch mir wahrscheinlich. Bei der fragmentarischen Überlieferung der afz.
Tristandichtung liegt es gewiss nahe, solche sonst nicht erhaltene Episoden in
die eine oder die andere Version einreihen zu wollen; allein G. Paris hatte sicherlich
Recht, auch isolierte, für sich allein bestehende Episoden anzunehmen, die
übrigens zu gar verschiedenen Zeiten gedichtet worden sein können. 118) Vgl.
oben Anm. 111. 119) Poemes et Legendes du Moyen-Age. Paris (1900),
S. 113-180. 120) Ro. XXIV 322; s. dazu L. Chr. Stern JBRPh. lVn30.
121) Eine Episode in Tristan und Isolde und das keltische Haus.
E. Freymond. H 235
anzutreffen; es entbehre dieser Zug nicht einer gewissen Romantik. —
Die Stadt des Seneschalls Dinas heisst bei Beroi Di7ia7i, bei Eiihart
nach F. Lot ***) richtiger hidan, Dinas Lidan bedeutet auf kymrisch
„grosse Festung". Ein sich in einer alten Überlieferung findendes penn-
teulu oder dystein dynas lydan, Seneschall der grossen Festung, wird
als s^näehal Dinas de Lidan aufgefasst worden sein. — Albayi, den
Namen eines Ritters im Prosatristan will F. Lor^"^^) mit dem Länder-
namen Alban-Schottlafid zusammenbringen [??]. — Der Vater von Isolde
Weisshand heisst in Tristan texten Hoel und ist Herr von Kerahes.
F. LoT*^*) versuchte zwischen den Namen Hoel, Ohes — Herrn von
Carabes im Roman d'Aiquin — , Ahes^^^) — nach bretonischer Über-
lieferung eine steinalte Frau, der unter anderem grosse Bauten und
Strassenanlagen zugeschrieben werden — und Carhaix einen Zusammen-
hang nachzuweisen. Carhaix sei =2 her (Schloss, Stadt) -|- Ohes und
Caer^Ohes sei bretonische Umschreibung von civitas Osismiortim ***).
Aus der gelehrten, aber nicht gerade klar geschriebenen Abhandlung sei
nur noch hervorgehoben, dass Hoel unter bretonischem Einfluss in die
Sage gelangt ist, aber zugleich mit einer Sage, die von der Artursage
unabhängig sei; es sei das ein neues Argument für die verschiedenartige
Herkunft der Elemente der Tristansage. — Die Episode von der Reinigung
durch den Eid — dass niemand mit Ausnahme des Verkleideten
(Tristan) Isolt umarmt habe — , findet sich ähnlich wieder in der in einer
toskanischen Mischsprache geschriebenen Novelle in Oktaven II Favo-
lellö del Geloso, die J. Ulrich^*') nach einer Handschrift zu Perugia
edierte. G. Paris"®) bemerkt dazu, dass hier wohl nicht direkte Ent-
lehnung aus dem französischen Tristan vorliege.
Tristan texte. E. G. Parodi*» treffliche Ausgabe des dem 13. Jahr-
hundert angehörenden toskanischen Prosa-Tristan^*^®), der unter Heran-
ziehung dreier anderer Handschriften der cod. Rice. 2543 (R) zugrunde
gelegt wird, bietet, abgesehen von der sprachlichen Seite, über die der
Herausgeber unterrichtet, auch dem Literarhistoriker Interessantes. Diese
Version geht ja im grossen und ganzen auf den afz. Prosa-Tristan zurück;
Parodi macht aber an verschiedenen Stellen der Einleitung auf die Ab-
weichungen von der durch Löseths Analyse bekannten Vorlage aufmerk-
sam*^*^) und vergleicht die beiden Versionen (S. C VIII f.). — Ein Frag-
ZRPh. XXVI 7 16 f. 122) Ro. XXIV 337 f. 123) Le Chevalier Alban.
Ro. XXVIII 335f. 124) Le roi Hoel de Kerahes, Ohfes le vieil barb^,
les Chemins d'Ah^s et la ville de Carhaix. Ro. XXIX 380—402.
125) Zu der Ablage, die nicht ohne weiteres orientalischen Ursprungs ist, wie
Lot meinte, s. G. Paris, La legende de la vieille Ahfes. Ro. XXIX
416—424. 126) S. dagegen J. Loth ib. 604f. und Lot« Antwort 605—610.
127) MLAsc. S.7— 25. 128) Ro. XXX 567. 129) II Tristane Riccardiano
edito e illustrato. Bologna, Romagnoli — Dali' Aqua 1896 (COIRa. CCX4-
467 8. 8^ laO) So S. XXVII, XXX, XLVI,LXVff., hier werden auch längere
Auszüge aus einer Modeneser Hs. des afz. Frosa-TristaD verwertet, dsgl. wird die
Tävola Polidori (S) herangezogen. Parodi vermutet, da«« S auf R zurückgeht,
aber vielleicht daneben den fz. Roman benutzt hat. Zusätzen, die z. T. in
Italien hinzugekommen sein mögen, stehen Kürzungen gegenüber; so fehlen in
R die Abschnitte, die ungefähr Löseth § 57—74 entsprechen und Parodi neigt
der Ansicht zu, dass hierbei die italienische Fassung eine ältere Version dar-
stelle, dass also jene Abschnitte im afz. Roman jüngere Zusätze sind. Ebenso
hat R nach Parodi das Ursprünglichere bewahrt, indem es statt Andrei^ Segu-
VollmöUer, Rom. Jahresbericht VIII. ^6
II 236 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
ment des Prosa-Tristan (2 Folioblätter der Iniisbrucker Universitätsbiblio-
thek, ca. 1300), die Beschreibung des Turniers von Louvecerp enthaltend,
druckte W. von Zingerle*^*) ab. — Die Tristanliteratur hat Joseph
B^dier in ganz vortrefflicher Weise bereichert. Er rekonstruierte die
Sage auf Grund der französischen Tristan texte und deren Bearbeitungen,
indem er sich für den mittleren Teil seiner Dichtung an Berol anschliesst,
dessen Fragmente er aber durch Heranziehung anderer Tristantexte nicht
mechanisch ergänzt, sondern — wie sich G. Paris in der Pr^face aus-
drückt — gewissermassen organisch wiedererstehen lässt. B^diers für
einen weiteren Leserkreis bestimmtes Werk bringt nur die wichtigsten und
interessantesten Episoden der unvergänglichen Sage in nenfnuizösischer
Prosa, aber in einer Prosa, deren poetischer, dabei ursprünglicher, meist
knapper Stil deutlich die Spuren einer eindringenden Kenntnis sämtlicher
alten Tristanromane verrat und unleugbar von grosser Wirkung ist
B^DIER^ Dichtung erschien in einer Luxusausgabe ^^^), die mit ungefähr
150 künstlerisch bedeutenden, kolorierten Illustrationen von Robert
Engels geschmückt ist. Die Bilder zeichnen sich — ich möchte sagen —
durch eine geniale Herbheit aus. Die Dichtung wurde von neuem durch-
gesehen, ergänzt und erschien ohne die Illustrationen, von einer warm
empfehlenden Vorrede von G. Paris begleitet; sie wurde von der Acaddmie
frangaise mit einem Preis gekrönt und erlebte rasch mehrere Auflagen ^**).
— Eine sinngetreue deutsche Übertragung von B^diers Dichtung gab
Julius Zeitler "*). — Joseph B^iTter hat ausserdem Thoma s' Tristan
— 8 Fragment-e nach 5 Handschriften mit 3144 Versen, d. h. ungefähr
den sechsten Teil der ganzen Dichtung — kritisch herausgegeben***)
und das Fehlende durch einen neufranzösischen Text ergänzt^ der mög-
lichst genau auf den voneinander unabhängigen Bearbeitungen aufgebaut
ist, d. h. es wird die nordische Saga des Robert (1226) zugrunde gel^,
die bei allem Tatsächlichen der verlorenen Vorlage getreu folgt; da sie
aber lyrische Stellen — Dialoge, Monologe, Betrachtungen — kürzt,
wird der Text nach den anderen Bearbeitungen des Thomas geschickt
ergänzt, nämlich nach Gottfried von Strassburg und dem Sir Tristrem;
gelegentlich werden noch die Folie Tristan (ms. Douce) und die Tavola
Ritonda herangezogen. Die Rekonstruktion war verhältnismässig einfach
und mechanisch, wenn wejiigstens zwei der fünf Texte zusammengehen,
aber gar oft liegen erhebliche Divergenzen vor. B^dier, der sich liebevoll
rades, Lamhegues die Namen Ghedin^ Lambegues, Sagris aufweist; ivit Ghedin
wird das besser motiviert als für die beiden anderen Namen. In zwei Appendici
werden der Tristano veneto und der Trietano Corsini besprochen; oesooderB
wertvoll ist noch das Namen- und Sachregister am Schluss. 131) Ein Tristan -
fragment in Tyrol. RF. X 475—486. 132) La legende de Tristan
et Yseut, reconstitu^e par J. Bedier d'apr^s les fragments conserv^s
des po^mes fran9ai8 clu XII« si^cle. Uu vol. in-4°, Raisin de grand
luxe, illustrd par R. Engels de 150 compositions en couleurs. Paria,
11. Piazza & Cie. 1900. 133) Le Roman de Tristan et Yseut, traduit
et restaur^ p. J. Bedier. Pr^face de G. Paris. Paris, Edition H. Piazza
& Cie. P. Sevln et E. Rey libraires 1900. — In der mir vorliegenden 5. Auf-
lage gibt Bedier 8 ISff. kurz die Vorlagen für die 19 Kapitel seiner Dichtung
an. 134) Der Komao von Tristan und Jseut von J. Bedies. Mit Ge-
leitwort von G. Paris. Autorisierte Übersetzung. Leipzig, H. See-
mann Nachfolger (VI -f 246 S. 8«}. 135) S. oben S. 231 Anm. 99.
E. Freymqmd. H 237
in die Texte eingelebt hat, musste in solchen Fällen vorsichtig aussuchen.
Zweckmässig gewählte Zeichen und verschiedenartiger Druck zeigen an,
ob der Text auf einer oder auf mehreren Versionen beruht. Der Text
wird entsprechend den Ausgaben von Gottfrieds Tristan in 37 Abschnitte
eingeteilt und ist von Anmerkungen verschiedener Art begleitet, die die
Rekonstruktion des Textes begründen. Wesentlichere Abweichungen in
den Bearbeitungen werden am ßchluss eines jeden Abschnitts angegeben.
BMier hat seine ungemein mühevolle Arbeit in glänzender Weise gelöst *'*•).
Artusromanei"). Nach GSLIt. XXVIII 8. 473 soUte F. No-
VATi» Aufsatz L'epopea brettone nel medio evo^***) eine Reihe von
populären Artikeln einleiten, in denen der Verfasser zeigen wollte, in
welchem Umfang die phantastischen Erzählungen des bretonischen Sagen-
kreises Dichter und Künstler inspiriert haben. — Hingewiesen sei hier
auf F. Sahan« Ausführungen „Zur Komposition der Artus-
romane"^"): während in den „volkstümlichen Dichtungen" fast alle
Momente wesentliche Bestandteile einer fortlaufenden Handlung darstellen,
die man nicht beliebig auslassen, umstellen oder ersetzen könne, hängen die
Teile der Artusromane nur selten innerlich zusammen; es handelt sich
bei den Artusromanen meist um eine ziemlich einfache Rahmenfabel mit
episodischen Einschüben, die oft, ohne dem Ganzen zu schaden, beiseite
gelassen werden können. Während dem Epos eine historisch verknüpfende
Technik eigen sei, weise der Artusroman eine episodenhafte Technik meist
ohne leitenden Grundgedanken auf. Die Abenteuerverschränkung sei
eine bewusste Kompositionsmanier. Die Trennung der Hauptmotive von
den aus einförmigen Material bestehenden Nebenmotiven ermöglichen es
— so meint Saran — von jedem Artusroman ein genaues, übersichtliches
Schema aufzustellen. — Obgleich Saran dem Kenner der Artusromane
kaum wesentlich Neues bietet, sind seine Auseinandersetzungen doch
dankenswert; er hätte hinzufügen können, dass manches davon auch für
verschiedene Abenteuerromane gilt. — Die schematische Betrachtungs-
weise der Artusromane ist m. E. nicht immer so leicht durchführbar, wie
Saran zu meinen scheint; sonst hätten z. B. über die Hauptmotive des
Yvain nicht so verschiedenartige Meinungen ausgesprochen werden können.
— Paul Marchot versuchte den Studenten, namentlich den angehenden
Romanisten in aller Kürze über den sogen, bretonischen Roman (über
die Lais-, Artus- und Graltexte)'*®) zu unterrichten. Seine Arbeit — ein
Abschnitt aus seinen an der Univ. Freiburg (Schweiz) gehaltenen Vor-
lesungen — , will, wie der Verfasser selbst sagt, nichts Neues bringen,
sie genügt aber nicht, um ihren Zweck zu erfüllen. Marchot hat sich
auf einige ungleichwertige Analysen beschränkt und das Wesentlichste aus
verschiedenen Arbeiten von G. Paris mitgeteilt. Die viel umstrittene
Frage über den Ursprung der matiere de Bretagne wird nur kurz berührt;
bibliographische Notizen fehlen ganz. Kurz, Marchot ist nicht genügend
136) Als Probe seiner Rekonstruktion hatte J. B^dier, bevor die Ausgabe
erschieD, das 2. uod B.Kapitel mitgeteilt in den FKPh. Halle 1900, S. 75—114.
187) S. dazu auch schon oben den Abschnitt Artursage S. 225 ff. 138) Emp. IV 2 1 .
139) Über Wirnt von Grafenberg und den Wigalois in PBB. XXI
253— 420, speziell S. 290ff. 140) Le Roman Breton en France au Moyen
Age. Fribourg (Siiisse), Librairie de l'üniversit^. (B. Veith) 1898, 90 S. 8«.
16*
II 238 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
vorbereitet an seine Aufgabe herangetreten und hat sich die Sache gar
zu leicht gemacht. — Nicht zugänglich waren mir Miss Jessie L. Weston*
„King Arthur and bis kuights, a survey of Arthurian Ro-
ma nee" ^*^), ein Schriftchen, das nach RC. XXI 117 alles, was man
über die Artursage und seine Greschichte seit dem 6. bis zum 13. Jahr-
hundert wisse, zusammenfassen und eine Bibliographie enthalten soll,
ferner der Aufsatz von Ch. de Calan, Les Romans de la Table
Ron de ^"). — A. Nütt ^*') besprach einen Passus in Courthopes
History of Engli'Sh Poptryy in welchem die keltischen Elemente der
Artusromane auf ein Minimum beschrankt und unter anderem die Be-
hauptung aufgestellt wurde, dass Crestien de Troyes seinen Gönner Philipp
von Flandern auf dessen Kreuzzug begleitet und im Orient griechische
Novellen kennen gelernt habe, die er dann in seineu Gredichten verwertete.
An die ablehnende Besprechung Nutts schloss sich eine längere Polemik
an^**), in welcher besonders die eigenartige Liebesauffassung in den
Artusromanen, vor allem die höfische ehebrecherische Liebe, wie sie sich
im Tristan und im Lancelot zeige, den Streitpunkt bildet. Courthope
verficht seme Ansicht, dass jene Liebesauffassung nicht alten keltischen
Quellen entnommen sein könne; es solle sich darin vielmehr ein germa-
nischer oder römisch-germanischer Geist {TeutoniCj Lauft' Te^itonic spirit)
wiederspiegeln, der ein Produkt des mittelalterlichen Katholizismus und
des Rittertums sei [??J. Weiter besteht Courthope auf seiner Hypothese,
dass Crestien zu seinem Clig^s eine Episode aus dein von Xenophon
[vielleicht im 5. Jahrhundert n. Chr.] verfassten Roman von Habrocomas
und Anthia verwertete; Crestien habe diesen Text nicht nur für den Auf-
bau seines Gedichts, sondern auch für Einzelheiten benutzt***). Nutt
verwahrte sich ausdrücklich dagegen, jene den Artusromanen eigene Auf-
fassung der Liebe für rein keltisch zu halten. Die ähnlichsten Analoga
dazu findet er allerdings in irischen Erzählungen, allein in den Artus-
romanen handele es sich dabei um ein Ergebnis historischer und sozialer
Verhältnisse, die sich — hierzu verweist Nutt auf die Auseinandersetzungen
d'Arbois* de Jubainville^***) — z. T. durch die Anerkennung gewisser
Frauenrechte erklären lassen : das Hauptunterscheidungsmerkmal der Artus-
romane einerseits und der vorhergehenden Liebesgeschichten andererseits
beruhe darauf, dass das Weib einen ebenso grossen oder sogar einen
grösseren Anteil als der Mann an der Einfädelung und am weiteren
Verlaufe von Liebesaffären nehme; es beanspruche in dieser Beziehung
die gleichen Rechte wie der Mann. In seinem Gralbüchlein zieht
Eduard Wechshler**') naturgemäss auch die Artusromane gelegentlich
141) Heft 4 der PSMRF. London, D. Nutt 1900, 40 S. 16«. — Auch das erste
Bändchen dieser Sammlung enthaltend: A. Nutt, Celtic and medieval ro-
mance. 1900, 32 S. ist mir leider nicht zu Geeicht gekommen. 142) BBV.
1902 (S.A. 55 S. 8"). 143) The Celtic element in French romance.
Ath. 1895, Nr. 3536, S. 102. 144) The sources of the „machinery" of
love in arthurian romance. Ath. 1895, Nr. 3537, S. 192 (CotJRTHOPE) ;
Nr. 3538, S. 224 f. (Nurr); Nr. 3539, 8. 260 f. (Courthope); Nr. 3540, S. 292
(Nutt); Nr. 3543, S. 387 (Courthope). ..145) G. Paris hat JS. Dtombre
1902, 8. 648 Anm. 2 gleichfalls auf diese Ähnlichkeit in bezug auf die Motive
vom Schlaftrunk und von der Bestattung der Lebenden hingewiesen, ohne jedoch
den griechischen Roman als Quelle für Crcatien hinzustellen. 146) RC X 143.
147) Die Sage vom heiligen Gral in ihrer Entwicklung bis auf
E. Freymond. II 239
heran: hervorgehoben sei hier seine noch nähere Prüfung erfordernde
Vennutung^*®), dass diese Romane in Rhapsodien zu ca. 2000 Versen
zerfallen sollen, deren jede als Lektüre für einen Tag beabsichtigt und
durch Ruhepunkte oder durch schärfere Abschnitte gekennzeichnet seien.
— William Wells Newell*"), ein glühender Verehrer Crestiens de
Troyes, will weiteren Kreisen die Sagen vom König Artus und seiner
Tafelrunde, so wie man sie bei Crestien und dessen Nachfolgern darge-
stellt findet, mitteilen. Er übersetzt daher mit Kürzungen den Erec, den
ersten Teil des Clig^s, Yvain, Perceval und beschränkt sich auf kürzere
Analysen für die Prosaromane Merlin, Lancelot, die Queste, endlich für
den ersten und letzten Teil des mittelenglischen Gedichts Morte Darthur.
In den dem 2. Band hinzugefügten Notes wird über die im Text aus-
gelassenen Teile, sowie über verschiedene nicht berücksichtigte Texte Aus-
kunft gegeben; freilich benutzt Newell für die Prosaromane z. T. nur
P. Paris' Analysen (Les Romans de la Table Ronde). Hin und wieder
nur wird eine Bemerkung über die Quellen eingeschoben. In der Ein-
leitung will Newell die kymrischen und überhaupt keltischen Elemente
der Artursage lediglich auf Szenerie und Einzelheiten beschrankt wissen ;
die Erzählungen seien durchweg literarische, von Franzosen und Anglo-
normannen herrührende Produkte. Auf kurze Angaben über die ältere
Sage bei Gildas, Nennius, Wilhelm von Malmesbury, Galfrid von Mon-
mouth folgen Ausführungen über Crestien und seine Verdienste; Newell
nimmt an, dass Crestien franzosische und anglonormannische Vorläufer
gehabt habe und dass es überhaupt zahlreiche anglonormannische Artus-
romane gegeben habe [?]. Der den Spezialstudien fernstehende Laie er-
hält durch das schön ausgestattete Werk einen im grossen und ganzen
richtigen Begi-iff von dem Artursagen kreis. — Wer sich über die mittel-
englischen Artusromane rasch und kurz unterrichten will, findet das Nötige
in dem praktisch angelegten Handbuch von Anna Hunt Btlltngs ^**).
Crestien de Troyes. An erster Stelle sind die Ausgaben von
W. FoERSTER zu nennen, nämlich die umfangreiche Ausgabe des Lancelot
und des Guillaume d'Angleterre **^), mit welcher der hochverdiente
Gelehrte die gewaltige Aufgabe, die er sich vor einem Menschenalter ge-
Bichard Wagners Parsifal. Halle. Niemeyer 1898, VII -|- 212 S. S\
148) Anm. 83, S. 159ff. 149) Kin^ Arthur and tho Table Round. Tales
chiefly after cheOld French oFCrestien of Troyes with an Account
of Arthurian Romance and Notes. 2 volumes. Boston and New-York,
Houghton, MiffUn & Cie., Cambridge (M.) 1898, LIII + 230 S., 268 S. 8^
— S.dazuAth. 1898, Nr. 3682. S. 659. 150) A Guide to the MiddleEng-
lish MetricalRomances dealingwith english and germanic legends,
and with the cycles of Charlemagoe and of Arthur. New York 1901
(YStE. Bd. 9) XXIV 4- 232 8.8% S. 85!f. Der Titel zeigt, dass nicht nur Artus-
romane, sondern auch Bearbeitungen der Karlssage, ferner Bearbeitungen anglo-
f ranzosischer Epen, bczw. Sagen besprochen werden, so King Hörn, Guy of War-
wick, Sir Beues of Hamtoun und William of Palerne. 151) Der Karrenritter
(Lancelot) und das Wilhelmsleben (Guillaume d'Angleterre) von
Christian von Troyes. Halle, Nieracyer 1899 (Bd. IV der Gesamtausgabe).
Zum Text s A. Mussafia, ZurKritik und Interpretation romanischer
Texte. 5. Beitrag. Über Foersters Ausgabe des Karrenritters
(Lancelot). SBAkWienphhKl. Bd. 143 XI. Abb. — Andere kürzere Besprech-
ungen berühren mehr die literarhistorischen Ausfuhrungen Foersters; so die von
W. GoLTHER ZFSL. 22*, S. J-5, die des Referenten DLZ. 22, 541—545;
II 240 AltfraDzosisches Kunstepos und Roinane. 1899 bezw. 1895 — 1902.
stellt ^^^), beschlosß, ferner die mit Einleitungen und Glossaren versehenen
Textausgaben des Erec^^^), sowie in zweiter umgearbeiteter und ver-
mehrter Auflage die des Clig^s^**) und des Yvain"*). Es braucht
kaum noch wiederholt zu werden, dass die Texte durchweg nach allen
Regeln der Kunst hergestellt sind; deutlich ist das aus den stets be-
achtenswerten Anmerkungen zu ersehen, von denen die zu den Textaus-
gaben neu hinzugekommen sind; die Glossare der kleinen Ausgaben smd
mit Rücksicht auf den Anfänger erheblich erweitert worden. Es ist wahr-
lich nicht die Schuld des unermüdlichen Herausgebers, des besten Kenners
der Sprache Crestiens, dass in den Texten, namentlich im Clig^s, noch
einige Stellen unklar blieben ; es hat daher nicht an längeren Besprechungen
und zahlreichen Besserungsvorschlägen gefehlt. Wertvoll ist das der
Lancelotausgabe beigegebene Namensverzeichnis und das Register zu den
Anmerkungen der vier Bände der grossen Ausgabe. In den Einleitungen
werden die nötigen Mitteilungen über die Handschriften, — in der zum
Lancelot auch Winke, die manchem späteren Herausgeber zustatten
kommen werden — , ferner biographische Notizen gegeben bezw. wieder-
holt, und namentlich werden die Stoffe auf ihren Ursprung hin unter-
sucht, wobei Foerster wie früher den Anteil Crestiens an der Verarbeitung und
Ergänzung gegebener Motive, wie mir scheint, entschieden zu hoch ansetzt.
Betrachten wir zunächst die Einleitung zum Lancelot; sie ist etwas
weitschweifig ausgefallen und weist leider eine Reihe von Wiederholungen,
ferner Unklarheiten auf, die gewiss unterblieben wären, wenn Foerster
die letzte Feile an seine Arbeit hätte legen können. Aus dieser Einleitung
sind zwei Exkurse hervorzuheben, von denen der erste (S. LX XX VIII ff.)
die Frage behandelt, ob die Annahme gereimter Artusromane vor
Crestien berechtigt sei. Foerster verneint, wie nicht anders zu er-
warten war, diese Frage und polemisiert gegen Ed. Wechsslers Ansichten
kurze Anzeigen sind die von G. Pabis Ro. XXIX 154 f. und die von Schultz-
GoRA LCBl. 1900, S. 2072f. Miss Jessie Weston nimmt in ihrem Buch The
Legend of Sir Lancelot du Lac in zahlreichen Fragen einen andern
Standpunkt ein als Foerster, s. schon oben S. 229 f. 152) Über Kristian von
Troyes und W. Foersters Ausgaben hielt K. Vollmöller in der Dresdener Ge-
sellschaft für neuere Philologie am 15. I. 1900 einen Vortrag, der einem Artikel
in der AZB. 1900, Nr. 218 zugrunde liegt. 153) Erec und Enide, Halle
1896, XLV-4-229 S. (RB. Bd. XIII). Berichtigungen dazu gab W. Foerster
selbst in LBlGRPh. XVII 254 und ZFSL. 18*, 249; s. dazu F. LoT. MA. IX
164—166; W. GoLTHER, ZFSL. 19-, 171 f.; A. Jeanroy, RCr. 42, 370f,;
G. Schläger, LBlGRPh. XIX 64— 67. 154) Cligfes. Halle 1901,XLV + 231 S.
kl. 8** (RB. Bd. I). Von den Besprechungen dieser Ausgabe ist die von G. Paris
— JS. 1902 f^vrier, juin, juillet, aoöt, novembre — zu einer gehaltvollen Ab-
handlung von nahezu 80 Quartseiten augewachsen, in der nicht nur Textßtellen
anders erklärt und eingehend Foersters literarhistorische Einleitung kritisiert
werden, sondern zahlreiche neue Gedanken zu Crestien und seinen Werken, be-
sonders zum Clig^, femer zur Tristanliteratur u. s. w. mitgeteilt werden. —
Noch umfangreidier ist die teztkritische Besprechung G. Cohn», ZFSL. 25*,
146—220 — s. noch ibid. 26-, 114f. und 27', 117—159 — , aus der ich nur
die speziell den Literarhistoriker angehenden Punkte hervorhebe, dass nämlich
Crestien nicht nur die Ars amatoria, sondern auch die Rcraedia,,amori8 übertrug,
— W. Foerster und G. Paris sprachen sich über die letztere Übersetzung nicht
endgültig aus — und dass Fenice, Clig^s' Geliebte, vielleicht eine Entstellung
von ^BQsvlxT) = BsQsvixfj sei. — S. ferner noch W. Golther, ZFSL. 24*,
7-11 und J. Mettrop, Ro. XXXI 420-425, 155) Yvain. Halle 1902,
E, Freymond. ü 241
und Hypothesen^**); er weist unter anderem das Argument Wechsslers
(bezw. 6. Paris') zurück, dass z, die Quelle des Lanzelet von Ulrich von
Zatzikhofen vorchristianisch sei. Die Priorität von z vor Crestien lässt
sich, wie Foerster selbst zugibt, nicht nachweisen^*''); die inneren
Gründe, die er zugunsten seiner Auffassung anführt, — so dass die
schlechte Komposition auf eine späte Zeit hinweise — sind jedenfalls
nicht zwingend. Woher will man denn wissen, dass Ulrich sein Original
treu wiedergibt, wie Foerster ß, LXXI meint, bezw. wie viele von den
Mängeln im Lanzelet Ulrich oder seiner Quelle zuzuschreiben sind? Die
Liste der Ritter der Tafelrunde im Erec**®) berechtigt Wechssler (bezw.
6. Paris) keineswegs zu dem „sicheren" Schluss, dass die darin genannten
Helden und ihre Taten aus älteren Gedichten bekannt gewesen seien;
aber auch Foersters bestimmte Behauptung, dass es sich um mündliche
Erzählungen handelte, ist nicht nachweisbar. Beides ist möglich. — Dass
vor Crestien (s. 8. XCVin) höchstens einzelne Episoden von Artusstoffen
in kurzen contes, die gereimt worden wären, existiert haben könnten,
bezweifle ich; ich halte es auch immer noch nicht für ausgeschlossen,
dass es ältere Artuslais gegeben hat^*®). — Im zweiten umfangreichen
Exkurs (8. XCIX — CLH) „Die Wiege der Artusdichtung und die
sogen, anglonormannische Hypothese" setzt Foerster auseinander,
dass die Artursage in Aremorika entstanden sei und dass Nordfrankreich
die Wiege der Artusromane ist. Foerster geht zu weit mit den Be-
hauptungen, die kymrische Artursage habe erst durch den Einfluss roma-
LXVI + 249 S. (RB.*'Bd. V), angezeigt von W. Goltheb, ZFSL. 25% 138—140.
— Vom Yvain ist inzwischen eine dritte Auflage notwendig geworden. Halle
1906. — Im Folgenden werden die Textausgaben wieder mit erec, cligh, yvain
zitiert. 166) S. oben S. 238. Gröber spricht sich im GG. II' 497 ähnlich wie
Foerster aus, dsgl. Hu chier in seiner afz. Literaturgeschichte S 137. — Gegen
W. Foersters Thesen s. Jessie L. Weston 1. c. Cnapter V. The position of
Chr^tien de Troyes in the Arthurian cycle und die Besprechung dazu
von S. Singer. AßbLXIV 169ff.. vgl. oben S.229. 157) Nach Golther ZFSL.
22*, B. 3 wäre für z die Zeit zwischen 1180 und 1190 wahrscheinlich. Das müsste
noch genauer motiviert werden; denn Foersters Annahme, dass einige Zuge im
Lanzelet aus Werken Crestiens entnommen sind, beruht doch wohl auf der
Prämisse, dass Crestien der erste Dichter von Artusromanen ist. S. noch yvain^
XXXVIII bezw. yvain' XXXIX. — Zu antiken Traditionen im Lanzelet,
bezw. zu sizilianischen Lokalsagen, die durch Normannen mit dem Artussagen-
kreis verbunden worden und durch diese nach England gebracht worden seien,
s. S. Singer, Zu Wolframs Parzival, AbhGPh., Halle 1898 (S.A. S.78ff.)
und die Anm. 156 genannte Besprechung. — Albert Gruhn sucht in seinem
Aufsatz Erec und Lanzelet (ZDA. 43, 265 — 302) nachzuweisen, dass Ulrich
ein Vorgänger Hartmanns von Aue ist und seinen Lanzelet 1193 — 1195 ge-
schrieben habe; s. dagegen K. Zwierzina ib. 45, 367 f. 158) Bei dieser Ge-
legenheit sei die Dissertation von Ernst Friedlander genannt „Das Ver-
zeichnis der Ritter der Artustafelrunde im Erec des Hartmann
von Aue, verglichen mit dem bei Ohrestien de Troyes und bei
Heinrich von dem Türlin. Strassburg 1902, 3 4-^ ^* 8*^; hier wird ge-
zeigt, welche Namen Hartmann ohne Änderung, bezw. mit geringen Verlesungen
Q hernahm, welche Namen er miss verstand und zu verbessern suchte und in
welchen Fällen er selbständig änderte. 159) Vgl. JBHPh. I 402 und ZFSL.
XVII^ 13 ff. Das hindert natürlich nicht, dass andere ältere Lais, deren Helden
namenlos waren oder dem Artuskreise nicht angehörten, später arthurisicrt
wurden; vgl. dazu Miss Weston, Legend of Lancelot (passim), »o S. 02.
8. 2.5 spricht die Verfasserin die Vermutung aus, dass vielleicht die schöne Melodie
eines Lais wesentlich zur Popularität des dann besungenen Helden beigetragen habe.
II 242 AltfranzÖsisches Kuust^poB und Romane. 1899 bezw. 1895 — 1902.
nischer, d. h. französischer Texte literarische Pflege gefunden ^•^) und
ältere anglonormannische oder gar walisische Artustexte seien überhaupt
ausgeschlossen und hätten nie bestehen können. Foerster unterschätzt
die von gegnerischer Seite — so von Loth und Lot — geleistete Detail-
arbeit in der Auffindung insularkeltischer Elemente; wenn er bei Ab-
weisung von Loths Annahme geschriebener kymrischer Quellen bemerkt,
die Namensformen seien in der Beweisfühnmg der Armorikanisten etwas
Sekundäres, so hat er doch selbst einige Jahre zuvor***) diese Namens-
formen als ein Argument hingestellt^ das die ganze Frage „ohne Wider-
rede gegen G. Paris" entscheiden solle; in der Einleitung zum Lancelot
S. CXIIIff. macht er von diesem Argument ausgiebigen Gebrauch. —
In den Ausführungen darüber, dass es eine anglonormannische Vorstufe
nie gegeben habe, wiederholt Foerster die m. E. unmotivierte Auffassung,
dass jene agn. Artusromane einen ungewöhnlich hohen künstlerischen
Wert gehabt haben, dass Crestien ein verschlechternder Überarbeiter ge-
wesen sein müsste. Er sagt ferner unter anderem auch, dass für die
anglonormannische Glanzperiode [?] keine Zeit übrig bleibe, da Artus
schon Anfang des 12. Jahrhunderts in Italien volkstümlich war. Ich
kann ihm da nicht folgen und beschränke mich auf den Einwand, dass
Artursage und Artustexte doch verschiedene Dinge sind. — Endlich be-
handelt Foerster 8. CXXVIIfl; die sogen. Mabinogionfrage"*) und
gelangt zu dem Resultat, dass die drei kymrischen Texte Geraint, Peredur,
Jarlles y Ffynnawn ausschliesslich auf Crestiens entsprechende Romane
zurückgehen, und zwar auf eine verlorene Handschrift, die besser und
vollständiger war als die erhaltenen; der Verfasser der kymrischen Er-
zählungen habe seine Vorlage stark gekürzt und kymrisiert. Foerster
wendet sich dabei unter anderem gegen P. Hagen ^^*), der den Geraint
nicht aus Crestiens Erec herleiten wollte und für Hartmann ausser
Crestiens Erec noch eine zweite Quelle postulierte; er wendet sich weiter
gegen F. Piquet^**), der für Hartmann ein ähnliches Quellenverhältnis
annimmt wie Hagen, aber Geraint und Erec auf eine gemeinsame Quelle
zurückführt. Für Geraint — betont Foerster S. CXXXIII — ist die
Benutzung einer zweiten Quelle ausgeschlossen; S. CXXXVII aber gibt
er für die Episode vom Freudenhof die Möglichkeit zu, „dass der Kymry,
der so viel später als Kristian lebte und daher so viel mehr Romane ge-
lesen hat, eine solche bessere Variante anderswoher kannte und daher
einige Mängel seiner Vorlage nach dieser fremden Reminiszenz bessern
konnte". Das „anderswoher" weist doch auf eine zweite Quelle I Und
Ähnliches gilt für den Peredur, „dessen Kymrisierung freilich so stark ist,
dass zu dem Kristianschen Kern ein beträchtlicher fremder Zusatz ge-
kommen ist" (S. CXXXIII); ebenda spricht Foerster auch von beträcht-
lichen, durch „M eingeführten fremden Kapiteln" ^*'^). — Nach alledem
~ 1607 sT^däziT JeÄnrÖy^ RCr.~M7^o37 lÖÖff. m)~ 8. LBlGRPh.
1890, c. 267. 162) Hierzu sei folgende neue Ausgabe erwähnt: The Mabi-
nogion translated by Lady Charlotte Guest, with notes by Alfbed
NuTT. London. D. Nutt 190':^. S. dazu W. Golther ZFSL. 25» Ulf. —
Zu dem Verhältnis der „Mabinogion" zu den entsprechenden afz. Texten 8.A0ch
weiteruntenAnm.]65,S.245f.u.2r)4. 163) Zum Erec. ZDPh. XXVII 463— 474;
vgl. JBRPh. IVii392. 164) Etüde sur Hartmann von Aue. Paris, Leroux
XIII + 385 H. 8^ vgl. weiter unten S. 254. 166) Jeanboy RCr. Bd. 53, 109 f.
E. Freymond. II 243
sind Foersters Ausführungen in der Einleitung zum Lancelot nicht wider-
spruchsfrei; immerhin muss man ihm Dank wissen, dass er sich die
Mühe nicht hat verdriessen lassen, seinen Standpunkt nochmals ausführ-
lich zu erörtern.
Bevor ich auf andere Arbeiten zu Werken des Dichters eingehe,
seien einige Bemerkungen zur Biographie Crestiens^^^) und einiges
andere eingeschoben. Ober Crestiens Leben, Beruf und die Zeit seiner
literarischen Tätigkeit sind, auch abgesehen von Foersters Auseinander-
setzungen eine Reihe verschiedenartiger Ansichten und Vermutungen ge-
äussert worden; wesentliche neue Tatsachen Hessen sich nicht feststellen.
— In Handschriften des Ovide moralis^, in welchem G. Paris Crestiens
Jugend werk Philomena entdeckte, findet sich der Verfassername Crestiens
li gois. Dies li gois, das von verschiedenen Kopisten nicht verstanden
worden ist und nach A. Thomah^®') zu dem Namen Legouais führte,
ist in der Berner Hs. (Nr. 10) ganz eigenartig geschrieben: Referent
glaubte diese Schreibung aus de Troy{e)s erklären zu können ^•®).
6. Paris hält li gois für einen unerklärlichen Beinamen, den der Dichter
in seiner Jugend geführt habe^**). E. Wechsslers Vermutung^'®), dass
Orestien Cancellarius des Kathedralkapitels von St. Peter in Beauvais
gewesen sei, wird von W. Fo erst er mit Recht abgelehnt ^'^). Dagegen
hält 6. Paris Foerster gegenüber, der die zur Biographie des Dichters
im cligös* gegebenen Daten ^''*) in der zweiten Auflage revidiert und er-
gänzt, daran fest, dass Orestien, der gelehrte (klerikale) Studien getrieben
habe, Waffenherold ^'^) gewesen sei. Foerster glaubt, dass Crestiens
dichterische Laufbahn mit oder knapp vor den fünfziger Jahren des
12. Jahrhunderts beginnt (s. cligfes* XIII) und dass der Tristan und
Erec um 1150 (ib. 8. XXXVIII), der Cligfes um 1155 anzusetzen sind
(ib. S. XXXVIII) *'*). Das ist sicherlich etwas zu früh; denn der nach
Foerster (ib. XII) vor dem Erec verfasste, aller Wahrscheinlichkeit nach*'*)
Alienor, der Gattin Heinrichs II., gewidmete Roman de Troie kann kaum
vor 1154 begonnen worden sein^^®). — G. Paris schliesst aus Stellen
im Cligfes, dass Crestien England besucht habe, und kommt zu dem Er-
gebnis, dass Crestiens poetische Tätigkeit in die Jahre 1165 — 1175*"')
&llt. In trefflicher Weise wird Crestiens Stellung in der französischen
Literatur und seine Bedeutung durch G. Paris dargelegt ^'^). — Zu Crestiens
glaubt eine klarere Darstellung und gewisse Archaismen in den „Mabioogion"
durch Annahme von ErzahluDgco als Quellen erklären zu sollen, die den Origi-
nalen näher standen als Crestiens Quellen; ähnlich spricht sich Arthur C. L.
Brown in seinem Artikel The Knight of the Lion — vgl. unten S. 253
Anm. 243 — S. 684 f. in bezug auf Ivain und Jarlles y Ffynnawn aus, die aus
einer gemeinsamen Quelle geflossen sein sollen. 166) S. schon oben B. 240.
167) S. JBRPh. III 173"«. 168) AbhTobler, Halle 1895, S. 314-320; s.
dagegen den mir nicht ganz klaren Einwand von G. Paris in Ro. XXIV 459.
169) .IS. 1902, S. 293, ähnlich Suchier in seiner Literaturgeschichte S. 137.
170) Sage vom Gral (s. oben S. 238J S. 146-148. 171) S. cligfes- XIV Anm. 1 ;
auch Laucelot XI f. Anm. 1. 178) Auch erec VII f. und yvain' VII ff.
173) 1. c. 296; vgl. dagegen Lancelot ibid. und Wech ssler 1. c. 174) yvain-
VIII wird der Tristan vor 1154, der Clig^ auf 1155 gesetzt; ebenso yvain* VI.
176) S. GG. IV 584. 176) Vgl. il Paris 1. c. 303 ff. 177) Damit weist
G. Paris Wechsslers Vermutung (a. a. O. 45 und 148 ff.) zurück, wonach der
Conte del Gral 1180 — 1181 am Königshof zu Paris verfasst worden sei. 178) 1. c.
306ff.
II 244 AltfraDzö^iBches Kunstepos und Bomane. 1899 bezw. 1895 — 1902.
Technik sei kurz augeführt die mir nicht zugänglich gewordene Arbeit
von JoH. Alph. Simon ,,Akrosticha bei den augusteischen
Dichtern", nebst einem Anhang,, Akrostichische und telestichische
Texte aus der Zeit von Plautus bis auf Grestien de Troyes
und Wolfram von Eschenbach"*'®). Die Dissertation von Alfons
HiLKA „Die direkte Rede als stilistisches Kunstmittel in den
Romanen des Chrestien de Troyes"^®®) bringt nur die historische
Einleitung zu dem eigentlichen Thema ^^*) und beschäftigt sich noch nicht
mit Crestien. Die folgenden Kapitelüberschriften: I. Die Stellung der
direkten Rede im Epos, II. Die Arten der direkten Rede;
III. Die direkte Rede bei den antiken Epikern; IV. Die direkte
Rede im afz. Volksepos zeigen, auf welch breiter Grundlage der
Verfasser seine Untersuchungen aufbaut — Paul Mbrtens stellte sich
die an und für sich dankenswerte Aufgabe, „Die kulturhistorischen
Momente in den Romanen des Chrestien de Troyes"^**) zu-
sammenfassend zu behandeln und dabei die Züge, die in älteren analogen
Arbeiten hervorgehoben wonlen sind, zu ergänzen. Er schildert I. das
geistige Leben (im weitesten Sinn, einschliesslich der Äusserungen des
Seelen- und Gemütslebens, soweit sie, noch nicht konventionell, aus der
natürlichen, geistigen Veranlagung hervorgehen), äussert sich unter anderem
über die Kunst des Lesens und Schreibens, über medizinische Kenntnisse,
über die geistige Regsamkeit der Zeit^ auf die man aus Crestaens philo-
sophierend-reflektierender Darstellung schliessen könne, ferner über die
Pflege der Kunst u. s. w. In Kapitel II behandelt Hertens das sitt-
liche Leben, — ritterliche Ehre (Standesbewusstsein, Halten des ge-
gebenen Wortes, Wahrhaftigkeit, Erprobung der körperlichen Tüchtigkeit
u. s. f.), dann ausführlicher die Liebe, wobei er zu dem mir etwas über-
trieben vorkommenden Ergebnis kommt, dass, von einigen lichten Punkten
abgesehen, die von Crestien geschilderte Gesellschaft das, was ihr gefällt,
für erlaubt hält und sich rücksichtslos dem sinnlichen Genuss ei^be:
es werden dann noch kurz religiöse Züge und Gebräuche aufgezählt.
Kap. m „Das gesellschaftliche Leben", gibt Auskunft über das
Leben auf der Burg, über Erziehung, Turnier, Unterhaltung, über die Mahl-
zeiten, über Neigung zu Luxus in Hausgerät und Kleidung, über Gast-
freundschaft, über Unterwürfigkeit vor dem König und Betragen Damen
gegenüber. In Kap. IV „Das öffentliche Leben" endlich werden
einige Notizen über das Leben und Treiben der einzelnen Stände mit-
geteilt; es werden kurz verschiedene Erwerbszweige, Königtum und Städte-
wesen, Kriegsführung und Rechtszustände gekennzeichnet Das Gesagte
zeigt wohl schon, dass die Abhandlung einer scharfen Disposition er-
mangelt; leider wird auch kaum der Versuch gemacht, das bei Crestien
gefundene Material mit historisch glaubwürdigen Berichten zu vergleichen.
179) (Exoterische Studien, 2. Teil) Köln, Kölner Verlagsanstalt 1899,
VIII -f 240 S 8". 180) Breslau 1902. (53 S. 8'. 181) Die voUsLändige be-
achtenswerte Arbeit ist seitdem erschienen: Die direkte Rede als stilistisches
Kunstmittel in den Romanen des Kristian von Troyes. Ein Bei-
trag zur genetischen Entwicklung der Kunstformen des mittel-
alterlichen Epos. Halle 1003, 177 S. 8^ Der Hauptteil zerfällt wie das
4. Kapitel in die drei Abschnitte: Monolog, Dialog, Chorrede. 182) Erlanger
E. Freymond. II 245
In Einzelheiten enthält Mertens' Arbeit gewiss manche interessante Be-
obachtung, so über die reich entwickelte Synonymik; allein es wären
zahlreiche Fehler und Versehen zu berichtigen: so spricht der Verfasser
wiederholt von den agn. Prosaromanen, die Crestiens Quellen waren ; aus
der Anführung des Yvain li avoutre, von dessen Abenteuern mir nur
wenig bekannt ist, wird schlankweg geschlossen, dass manche Ritter mit
dem Ehebruch Sport trieben. Der Waldmensch im Yvain wird wieder
falsch aufgefasst*^^). Den Guillaume d'Angleterre will Mertens Crestien
de Troyes unter anderem deswegen absprechen*®*), weil Guillaume seiner
Frau Fleisch vom eignen Schenkel anbietet; „sollte dieser potenzierte
Kannibalismus" — so fragt Merlens — „ein plumper Scherz Crestiens
sein?" Ganz falsch wird Pereeval V. 3972 f. aufgefaest, wo auf den
Gebrauch einer Perrücke geschlossen wird. Das damalige anspruchslose
Publikum soll in guteu\ Glauben die Berichte ihres Dichters als Tatsachen
hingenommen haben. „Wie sollte man sonst" — meint Mertens — „das
von Crestien so oft eingeführte zauberhafte Element erklaren?" —
Erec. Die Betrachtung einiger Ortsnamen '®*) in Crestiens Erec führte
F. Lot ^®*) zu der Annahme, dass Crestiens Quelle nicht kontinental war^®').
Der ursprüngliche Held Geraint war ein König in Coniwall, der im
7. — 8. Jahrhundert lebte: er sei entweder von einem kontinentalen Bre-
tonen oder von Crestien durch Erec (= Weroc) ersetzt worden. Die
Sage sei nicht direkt aus Coniwall zu den Bretonen oder zu Crestien
gekommen, sondern über Wales. Die kymrische Erzählung von Geraint
ist nicht eine blosse Übersetzung des Erec; es sei überhaupt fraglich,
ob der Kymre Crestiens Gedicht gekannt habe, da sich gewisse Ähnlich-
keiten durch Annahme einer gemeinsamen Quelle erklären liessen*^^).
Jedenfalls enthalte der Geraint einige ältere Züge, so den Pagen Amhar
vab Arthur und Arthurs Hund Caval, die sich schon im Nennius vor-
finden. — Auf den Namen Erec (Weroc) ist F. Lot in seiner Notiz
Erec*®*) zurückgekommen ; der Name Erec beweise trotz seiner bretonischen
Herkunft (Weroc, Guerec, Erec) keineswegs, dass es Bretonen waren,
die ihn statt Geraint in die Sage einsetzten; Erec, der bei Crestien zu
Nantes gekrönt wird^ erinnere an einen historischen Grafen Guerec von
Nantes *®®) (gest. ca. 990), der aber ein Feind der Bretonen gewesen
Dies. Berlin, 69 S. 8". 183) Vgl. diesen Bericht S. 251 nebst Anra. 233. 184) S.
weiter unten S. 256 und Anm. 265. 185) Schon vorher hatte F. Lot Ro. XXIV 335
den im Erec und anderwärts vorkommenden Stadtenaroen Limors kymrischen
llya-mawr = grand chdteau gleichsetzen wollen, wobei freilich schriftliche Ver-
mittlung angenommen werden müsste. — Guergeain ist nach Erec 1961 duc de
Hautbois; dazu führt F. Lot, ibid. 336 kymrische Analoga aus dem 12. Jahr-
hundert an. 186) Ro. XXV 7—12. 187) Einen Grund dafür findet er in dem
von Zimmer angesetzten Destre-Galles statt (d'JOutre-Gales (Erec 3883), dem
Reich von Erecs Vater. Destre-Galhs sei aber nicht Dextra GalUa, d. h. Süd-
frankreich, sondern Süd- Wales. S. dagegen G. Paris Ro. XXV 32 Anm., der
d^ Ostregales == Australis Wällia lesen will. — Vgl. dazu neuerdings E. Brügger,
Beiträge zur Erklärung der arthurischen Geographie. I. E^tre-
gales. ZFSL. 27«, 69—116 und A. Schulze ZRPh.XXX352ff. 188) S. da-
gegen W. FoERSTER, Erec XXIII ff. — F. Lot verteidigte seinen Standpunkt
in seiner Besprechung von Foerstera Erecausgabe, MA. IX 164—166. — Die
Abhängigkeit des Geraint vom Erec Crestiens erörtert W. Foerster ausfuhrlicher,
LancelotCXXVIII ff., CXXXIV f., CXLI Vf. 189) Ro. XXV 588-590. 190) Nach
II 246 Altfranzösischee Kunstepos und Komane. 1899 bezw. 1895—1902-
sei. Nur Untertanen des Grafen von Nantes^ also Franzosen, hatten
Guerec zu dem Sagenhelden stempeln können; Guerecs Bruder, Hoel,
lebte in der Sage. — Nach Crestiens Erec wurde der französische Mar-
schall H4rec de Beavjeu benannt (geb. wahrscheinlich 1226, gest. ver-
mutlich 1270 auf dem Kreuzzug Ludwigs des Heiligen), über den
A. Thomas"^) auf Grund eines z. T. sprachlich interessanten urkund-
lichen Materials eine Reihe von historischen Notizen zusammenstdlt —
Den Namen Enide will F. Lot"*) von kymrischem enii (<p enid),
Waldlerche, herleiten, das im Bretonischen fehle; W. Foebsteb will ihn
mit Eneas zusannnen bringen""^) [?]. — E. Philipot*'*) untersuchte die
Episode der Joie de la cort^®*) und bemühte sich zu zeigen, dass sie
nicht so widerspruchsvoll und unnütz sei, wie dies s. Z. G. Paris behauptet
hatte"®); Crestien hätte dem Stoff einen sentimentalen Anstrich gegeben
und dadurch manches Ursprüngliche verwischt. Die Episode selbst zer-
falle in zwei Teile, die sich vollständig voneinander getrennt und in
anderer Reihenfolge im Bei Inconnu (BI) und im me. Ly Beaus Desconnos
(LBD) vorfinden*®**). Die Einführung der Episode bei Crestien — Erec
bei Evrain, sein Eintritt in den Zaubergart«n — entspreche dem, was in
den Texten vom Schönen Unbekannten der Episode vom Zauberkuss
vorausgehe; das Abenteuer im Garten (Enserrement Mabonagrain) ent-
spreche der Episode von Malgier le Gris im BI, bezw. von Maungys im
LBD. Die gemeinsame Quelle der beiden zuletzt genannten Texte gehe
indirekt auf dieselbe Grunderzählung zurück, aus der Crestiens dh^kte
Quelle, der conte d'a venture, geflossen ist. Die kymrische Erzählung
Geraint beruhe auf Crestiens Gedicht, so dass Othmers Resultat, wenigstens
für diese ICpisode richtig sei'®''). Philipot schliesst sich meiner Ansicht***)
an, dass es sich bei der ganzen Episode, speziell bei dem Zaubergarten
mit seinen Zauberfrüchten um einen alten, ungemein weit verbreiteten
Sagenzug handelt. An den Namen des Mabonagrain ^^^) — so heisst
der von Erec im Zaubergarten besiegte und befreite grosse Ritter —
knüpft Philipot verschiedene Betrachtungen. Der Zaubergarten ist in
den Texten vom Schönen Unbekannten das Werk Zweier: im BI des
Mabon und Eurain, im LBD des Maboun und Iray?i, Das erinnert
dem kyrarischen Text wird Geraint in Carnant gekrönt, das nach F. LoT (Ro.
XXV 9 ff.) nicht, wie Zimmer wollte, = Caer Nant (d. h. Stadt Nantes), sondern
mit der Ortschaft Ros Carnant in Cornwall zusammenzustellen sei. 191) H^rec
de Beaujeu, mar^chal de France, et les derniers vicomtes d'Au-
bu88on in BKEPh. Halle 1902, 8. 8(5-98. 192) Ro. XXX 21. 193) clig^*
XII. 194) Un Episode d'Erec et Enide: La joie de la cour. —
Mabon Tcuehanteur, Ro. XXV 258—294. 196) S. JBRPh. 111 174f.
196) Wcchssler, Sage vom Gral 8. 138 Anm. 48 versteigt sich soweit, zu
sagen, Crestien habe stets, so im Erec in der Joie de la cort alles möglichst
natürlich zu gestalten gesucht. 196a) S. dazu schon G. Paris, Ro. Xa 156
Anm. 2. 197) S. JBRPh. I 418. 198) ZF8L. \1\ S. 117. 199) G. Paris
Ro. XX 153, Anm. 4, wollte Mobonagrain gleich Mabon ad [Sohn] Grain setzcflti;
nach F. Lot, Ik). XXIV 321 ist Mabonagrain vielmehr Mabon + Eurain;
Eurain sei Fehler für Euuain, kymr. Twen, auch gesprochen Owen, Owein
Ina Geraint ist offenbar n: Evrain im Erec. Somit seien Evrain und Mäbona-
grain eigentlich dieselbe Person, und wenn Crestien daraus zwei verschiedene
Figuren geuiacht hat, so zeige dies, dass er schon sich widersprechende Quellen
benutzt habe. Nach Philipot ist das zweite Element des Kompositums Mabona-
E. Freymond. II 247
Philipot an Mdbux, den Herrn des Zaubergichlosses im Lanzelet und an
dessen feindlichen Nachbarn Iweret] der bei einer Fee gefangen ge-
haltene Mabon sei ein Doppelgänger Merlins und beisse in anderen afz.
Texten Madnc oder le Noir Chevalier. — Philipot zeigt in seiner Ab-
handlung viel Scharfsinn, geht aber in seinen Schlüssen mitunter zu weit
und trägt den Abweichungen in den verschiedenen Versionen nicht immer
genügend Rechnung. — F. Lot stellte der (L')6pisode des lärm es
d'Enide dans Erec^^®) ein Aualogon in Galfrids Historia XII 2. 3
zur Seite. — Schliesslich sei hier erwähnt, dass O. von Heinemann in
ZDA. 42, S. 259—267 einen wertvollen Fund, ein „ Wolfe nbütteler
ßruchstück des Erec" von Hartmann von Aue — 2 Pergament-
doppelblätter, wohl aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts — veröfTent-
lichte^®*); in diesem Fragment liegt die erste ausdrückliche Nennung von
Hartmanns Gewährsmann Crestien vor; Gawein erscheint als Waliwan,
sein Ross heisst Wintwalite.
Clig^s. Aus W. FoERSTER* Einleitung zur Textausgabe (s. oben S. 240
Anm. 1 54) ist folgender Gedanke besonders hervorzuheben : nachdem schon
von verschiedenen Seiten auf gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Tristan
und Cligfes hingewiesen worden war*^®*), hat Foerster eine genauere Ver-
gleichung der Stoffe und des Aufbaues der Handlung, die in der Tat
frappante Analoga aufweisen, vorgenommen; er setzt dabei voraus, dass
Crestien nicht nur, wie nach Novati von vei-schiedenen Seiten angenommen
worden ist, eine Tristanepisode**^'), sondern einen Tristanroman,
und zwar den ältesten Tristanroman oder wenigstens den ersten Teil davon
verfasst habe, auf den aile späteren Tristanfassungen zurückgehen (S. XXI).
Foerster zeigt, dass nicht nur der erste, wohl sicher von Crestien er-
fundene Teil des Cliges — die Geschichte der Eltern des Helden — in
vielen Punkten der Geschichte von Tristans Eltern ähnelt^®*), sondern er
meint, dass der Tristan Crestien bei der Abfassung des Cliges stets vor-
geschwebt habe, ja, dass der Cliges seinem Grundgedanken nach als
Antitristan aufzufassen sei. G. Parib, der sich diesem Gedanken
gegenüber zunächst skeptisch und ablehnend verhält, lässt im Laufe
seiner Betrachtungen Foersters geistreiche Auffassung mehr und mehr
gelten*®*). Es widerstrebt mir, den Cliges mit Foerster als Antitristan,
geschweige denn mit Grolther als Tristanparodie zu bezeichnen; ich möchte
ihn lieber für ein Seitenstück zum Tristan ansehen. Es lässt sich schwer
bestimmen, ob Crestien aus eigener Initiative oder in fremdem Auftrag
— im Auftrag einer Dame — die Schlechtigkeit des Tristanideals in einem
besonderen Roman nachzuweisen suchte und ihm ein anderes, scharf ent-
gndn ursprüngl. das Adj. euryn^ das „vergoldet" bedeute. 200) Ro. XXVIII
333—335. 201) K. Zwieezina, Mhd. Studien. 13. Textkritik zu Erec (ZDA.
45, 317 ff.) ist der Ansicht, dass die Wolfenbütteler Erechandschrift den Text
Hartmanns viel rücksichtsloser behandelt als die junge Ambrnser Haudschrift.
202) So GO. 11* 499, Wechssler, Sage vom Oral 154 Anm. 67. 203) Eine
Tr is tanepisode hält G. Paris, JS. 1902, S. 298 für wahrscheiulich. 204) Auf
Eomj)osition8fehler im Clig^ macht G. Paris ibid. mehrfach aufmerksam, so
S. 360, 374ff., 378. 205) Seitdem ist van Hamel in seinem Aufsatze Cliges
et Tristan, Bo. XXXIII 465—489, mit neuen, allerdings nicht immer stich-
haltieen Argumenten für den Gedanken Foersters eingetreten ; s. dazu W. Foerster
ZRPh. XXX 116ff. Vorher hatte sich J. Mettrop in seiner Besprechung von
II 248 AltfraDzöHisches KuDstepos und Bomane. 1899 bezw. 1895-1902.
gegengesetztes IdeaP^^)(S, XXV) gegenüberstellte. Allein man wird Foerster
kaum darin beistimmen können, dass die eheliche Liebe den Clig^s-
roman beherrsche^®''); sondern man wird mit van Hamel zugeben können,
dass Crestien im Cliges den Satz illustrieren wollte, dass das Weib nur
dem völlig angehören solle, den es liebt. — Foerster geht diesmal auf
die Quellenfrage des zweiten Teils von Cliges etwas genauer ein. Crestien
entnahm den Stoff vermutlich einer Sammlung von Exempla, d. h. einem
lateinischen Prosat^xt^®^). Das lateinische Exemplum dürfte nicht viel
Anderes enthalten haben als die kurze Frzahlung von Cliges im Marques
de Rome, die aber nach Foerster nicht auf Crestien beruht *®^). Es ist
dem Herausgeber nicht entgangen, dass die Erzählung im Marques von
Cligös nicht unwesentlich abweicht, dass z. B. im Marquös das Liebes-
paar schon vor dem Scheintod dem Ehebruch fröhnt. G. Paris macht
noch auf weitere Unterschiede zwischen beiden voneinander unabhängigen,
auf eine gemeinsame Quelle zurückgehenden Texten aufmerksam, hebt
hervor, dass Crestien auch die Sage von Salomon und Marolf kannte, in
der stets von Verstellung, nicht von einem Tranke die Rede ist, und
verfolgt diese Salomonsage, die auf einen byzantinischen Roman jüdischer
Herkunft zurückzuführen sei^^®).
Lancelot. Aus W. Foerster** Einleitung zur Lancelotausgabe sei
hier*^*) noch Folgendes mitgeteilt: Crestiens Gönnerin, Marie de Cham-
pagne, beauftragte bekanntlich den Dichter mit der Abfassung des Che-
valier de la Charrette, zu dem sie ihm — s, V. 26 — mattere et san
gab. Unter dem sa7i ist nach Foerster S. XXII die Grundidee, nämlich
die sklavische Liebe zu verstehen *^^), die den Liebhaber zum willenlosen
und niedrigen Werkzeug seiner ihn absolut beherrschenden Greliebteu er-
niedrigt. Dass Crestiens Quelle nur eine kurze mündliche Erzählung
der Gräfin sein kann, ist wahrscheinlich, aber nicht ausgemacht Hypo-
thesen bleiben es, ob — wie Foerster S. XXII vermuten möchte — Marie
die Veranlassung dazu gab oder ob Crestien von selbst darauf kam, den
Helden, den Befreier Guenievrens — der weder in Ulrichs von Zatzik-
hofen Lanzelet noch in der Kröne Heinrichs von dem Türlin ein Liebes-
verhältnis mit Artus' Gattin hat — zum Liebhaber der Königin und
zum Ehebrecher zu stempeln. Der Schritt von der Entführung zur Ver-
cligfe8^ Ro. XXXI 420—425, dagegen ausgespnxjhen. 206) Ideal ist doch
wohl nicht das passende Wort. S. XVIIl heisst es in schroffem Gegensatz dazu,
dass der eigeDtliche Cligfesroman — das ist der zweite Teil des Clig^ — die
Geschichte vom betrogenen Ehemann enthalte. 20?) Ebensoweniff dient m. E.
der Yvain — nach Foerster ein Gegenroman zum Lancelot — zur Verherrlicfaung
der ehelichen Liebe. 208) Die Annahme einer mundlichen Erzählung wäre
auch nicht unmöglich (S. XXI). 209) Anders Mettrop, der, was ganz un-
wahrscheinlich ist, die Erzählung im Marques auf Crestiens Clig^ zurückführen
will. GoLTHER ZFSL. 24^ 8f. schwankt und gibt die Möghdikeit einer ge-
meinsamen Quelle für den Öliges und für die Erzählung im Marqu^ zu;
ebenso K. Warnke in seiner Anzeige von cligfes*, DLZ. 1901, c. 1319—1321.
210) S. JS. 1902, 644 ff. — Golther a. a. 0. S. 9 glaubt nicht an einen
griechischen Roman, sondern meint, so manche Einzelheit wie die Bemerkung
am Schluss des Clig^, dass die Kaiserinnen in Konstantinopel seitdem einge-
schlossen gehalten wurden, habe eher in einer Spielmannsgeschichte des 12. Janr-
hunderts gestanden. 211) S. schon oben S. 240. 212) Ähnlich sprach sich
schon G. Paris Ro. XIT 5 16 ff. aus; vgl. auch Suchiers Literaturgeschichte
S. 139.
E. Freymond. U 249
fübrung (durch den Befreier) war jedenfalls kein grosser; denn schon in
der südwestbritannischen Sagenform — Vita Gildae, 12. Jahrh. — wird
Guennuvar entführt und bei Galfrid von Monmouth und Wace ist sie
Ehebrecherin. — Foerster glaubt, dass Malory im ersten Teil seiner
Lancelotepisoden einzig und allein auf Crestiens Lancelöt oder vielmehr
direkt auf den z. T. auf Crestien beruhenden Prosa-Lancelot zurückgeht
und nicht, wie G. Paris meinte, ein anderes, auf insularer Fassung he-
ruhendes Gedicht benutzt habe. Mir scheint, Foerster legt zu grosses
Gewicht darauf, dass der Name Lancelot wahrscheinlich kontinentalen
Ursprungs ist***). Aber nehmen wir auch an, dass Zimmer und Foerster
in diesem Punkte Recht haben, so braucht doch dieser Name für den
kontinentalen Ursprung der Quelle Crestiens (s. S. LXXVII) nicht aus-
schlaggebend zu sein*'^). Der Held kann ursprünglich anders geheissen
haben; in der Vita Gildae, d. h. in der südwestbritannischen Sagenform
des Motivs, das Foerster selbst für den „Grundkern" von Crestiens
Lancelot ansieht — s. S. LXVII — , ist der Held, der Befreier der entr
führten Königin, ihr Gatte Arthur! «>') Foersters Schluss (S. LXVHI),
dass die kontinentale Fassung mit Lancelot als Befreier „natürlich viel
höher hinaufreichen" muss, ist entschieden unberechtigt. — Ohne den
mythologischen Keni leugnen zu wollen, scheint Foerster (S. LXXI) doch
eher der Ansicht, die ich nicht teile, zu sein, dass Crestien die Verbindung
des in seiner Quelle bereits vorliegenden Motivs von der Entführung mit
dem des Totenreichs einer altklassischen Sage entnommen habe***). —
Der Kleriker Godefroy de Leigni, der die „Charrete" mit Crestiens
Einwilligung vollendete und dessen Sprache einige jüngere Züge aufweist
(s. S. Xinf.), dürfte nach Foerster aus Lagny bei Meaux — so meint
auch Suchier — oder aus Lagny-le-Sec (Öise) in der Nähe von Senlis
stammen. — Meleagants Königreich OofTe war von Rhys der Halbinsel
Omyr^ Ooe7'j Oower in Süd-Wales gleichgestellt worden. Um dies zu
erklären, verweist F. Lot**'') darauf, dass sich die Bewohner der alten
Domnonia das Totenreich jenseits des Wassers vorstellten. Dem wider-
spricht aber der Umstand, dass Meleagants Residenz Bade wohl gleich
Bath (Somerset) ist^ worauf G. Paris aufmerksam gemacht hatte. Ent-
weder — so meint Lot — handle es sich bei letzterem Namen um Ein-
fluss des Namens Badetnagut — so heisst Meleagants Vater — oder
Crestien bezw. Godefroy de Leigni haben ihre Quellen frei verwertet,
oder Gorre sei einfach „la prononciation fran9ai8e" des kymr. Wortes
gutVy Glas**®). — Man sieht, an Kombinationen fehlt es Lot nicht. —
218) Wenn Foerster ö. CXV sagt, noch niemand habe diese konti-
nentale Herkunft des Namens geleugnet, so hat er J. Loth> Herlcituug von
dem inselbrittischen Ortsnamen Lansuluc bei Herefordshire (heute Sellack) über-
sehen; 8. RC. XIII 495 und dazu F. LoT Ko. XXV 13. 214) Vgl. damit
Gröbers Worte (GG. II* 5(X)): „Lancelot ist der wahrscheinlich willktirlich ge-
wählte Name für den liebekranken Ritter." 216) Im Livre d'Artus, Version
P § 53 weist Guenievrc die Liebeserklärung des Gosengos keineswegs zurück,
und ibid. § 67 wird sie von Urien, dem Erbauer gefährlicher Brücken entführt;
8. ZFSL. 17^ B. 41 und 45. — Ich bedauere, dass mir JohnBh^s, ßtudies in
the Arthurian legend, dessen drittes Kapitel Gwenhwyvar and bis cap-
tors behandelt, gegenwärtig nicht zugänglich ist; vgl. JRRPh. III 160 f. 216) Nach
GOLTHER ZFSL. 22«, 2 vielleicht aus Ovid. 217) Ro. XX IV 331 f. 218) Seit-
II 250 Altfranzösischee KuDstepos uod Bomane. 1899 bezw. 1895-1902.
Gejieivis, das Reich Pante, des Vaters von Lanzelet bei Ulrich von
Zatzikhofen, identifiziert F. Lot^'^) mit Venedotia (Nord-Walee), kynir.
Qivynedd. — G. Rosenhagen ^^®) spricht im Anschluss besonders an
den Ortsnamen muntdne Clüse in Parzival 382,24 — Montanikbise
im Tandareis des Fleier — eine Reihe von Vermutungen aus über eine
deutsche auf Crestien beruhende^ freie Bearbeitung der Lancelotsage und
glaubt, dass die direkte Bekanntschaft mit den französischen Epen in
Deutschland etwas Seltenes war.
Yvain*^^). Die dritte Auflage der W. L. Holland sehen Ausgabe
des Löwenritters ist von neuem ediert worden und Alfred Schulzb
hat dazu ein Glossar geliefert*^*). Eine Besprechung dieses auch separat
erhältlichen Glossars**^) durch G. Steffens*'-**) führte zu einer uner-
quicklichen Polemik**^). — V. 1406 — 2165 wurden nach W. Foersters
Text (yvain*) mit geringfügigen graphischen Änderungen abgedruckt und
mit einer nfz. Übersetzung versehen in der Chrestomathie du moyen-
age von G. Paris und E. Langlois*"), S. 95 — 129. — Über den
Stoff und die vermutlichen Quellen des Yvain, bezw. einzelner Episoden
dazu sind in den hier zu behandelnden Jahren 1895 — 1902 eine Reihe
von Ansichten geäussert worden. — Mit der Entstehung des Epos be-
schäftigte sich Axel Ahlötröm^*''); er wandte sich zunächst gegen
W. Foersters Annahme, dass der Yvain eine Variante der Erzählung
von der Matrone von Ephesus sei; die Grundfabel sei viehnehr die Liebe
eines Sterblichen zu ei ner S c h w a n e n j u n g f r a u. Damit seien noch zwei
andere wesentliche Motive verbunden worden: 1. die Wunderquelle, deren
Hinzunahme sich dadurch erkläre, dass die ursprüngliche Bedeutung der
auf die ursprüngliche Sagenform noch hinweisenden Bezeichnung Laudinens
als dame de la fantaine^^^) vergessen war; 2. der dankbare Löwe, der
vielleicht dadurch mit dem Hauptthema verbunden wurde, dass in einer
Variante der Hauptfabel, im Guigemarlai der Vater des Helden sire de
Liun sei und dass die Herren von L^onnois, wenigstens zur Zeit der
Kreuzzüge, einen Löwen im Wappen hatten **'^). Crestien habe diese
drei Hauptmotive wohl schon in seiner aus der Bretagne kommenden,
aber nicht sicher in der Bretagne entstandenen Quelle, einer umfangreichen
Erzählung oder einem kleinen Prosaroman, vorgefunden; er habe den
dem schlug E. Brugger ZFSL. 27», S. 69—116 für Gorre die Etymologie
Sirathmore (die Landschaft nördlich des Firth of Tay) vor; doch s. dazu
A. Schulze ZRPh. XXX 357 f. 219) Ro. XXIV 335. 220) ZDPh, 29.
150—164. 221) Yvain = Eventus bei Galfrid begegnet nach F. Lot Ro.
XXV 1, in der Form E weint schon in den kymrischen Genealogien des 10. Jahr-
hunderts. 222) Li Romans dou Chevalier au lyon von Crestien von
Troyes, heg. von Wilh. Ludw. Holland. 3. Aufl. Neue, durch ein
Glossar von Alfred Schulze vermehrte Ausgabe. Berlin, Meyer & Möller
1902. XIII + 280 + 63, gr. 8«. 223) Alfred Schulze, Glossar zum Ro-
mans dou Chevalier au lyon von Crestien von Troyes (hsg. von
W. L. Holland). BerUn, Mayer & Müller 1902, 63 S. gr. 8^ 224) LBlGRPh.
1902, 294 f. 225) Ibid. 356-358; 386— 390, 430. 226) Vgl. JBRPh. V n 79".
227) Sur rorigine du «Chevalier au Hon» inMPhRWahl. MÄcon 1896.
(Nicht im Buchhandel), S. 289—303. S. dagegen W. Föerster ZFSL. 20*,
99 f., der seine Herleitung des Stoffes von der „Matrone von Ephesus" ver-
teidigt; vgl. auch yvain' XXXI ff. und weiter unten 8. 252. 228) S. dagegen
yvain* XLIV. 229) Das erscheint G. Paris, der sonst (Ro. XXVI 106) «u-
E. Froymond. II 251
Stoff künstlerisch disponiert und namentlich in den Szenen zwischen
Yvain, Liinete und Laudine mit psychologisch feinen Zügen verbmmt. —
Ahlstrom gegenüber lehnte G. Baist in einem kurzen Artikel ^*^) ein
Märchen des Schwanenfrauentypus als Original Crestiens ab^^*) und
suchte zu zeigen, dass der erste ^*^) und zweite Teil des Yvain auf gänz-
lich verschiedenen Grundlagen beruhen« Für den ersten Teil, der stoff-
lich den Charakter eines Lais trage, nimmt Baist als wesentlich das Motiv
von der Wetterquelle an, deren Darstellung bei VVace Crestien zwar
kannte, aber nicht ausschliesslich verwertete, wie sich das aus dem Auf-
ti'eten des Wildhirten, einer charakteristisch inselkeltischen Erscheinung er-
gebe *^^). Die Abenteuer des zweiten Teils seien im Grunde nur äusser-
lich verbunden ; Yvains Tollheit wäre durch die Folie Tristan und dessen
W^aldleben nahegelegt und Crestien sei es gewesen, der die durch die
Kreuzzüge nach dem Westen gelangende Erzählung vom dankbaren
Löwen nach Britannien verlegte. — Im Abenteuer bei der Wunderquelle
(V. 380ff., 413ff., 459ff.) ist bekanntlich von einer Schatten spendenden
Fichte die Rede, auf der zahlreiche Vögel einen harmonischen Gesang'^***)
anstimmen imit qu'il orent fei lor servise. E. Kölbing^^s) fasste
diese Worte in der Bedeutung „Hören singen" auf und glaubte, das
ganze Motiv sei der Brandanuslegende entnommen. Die von ihm ver-
mutete Möglichkeit, dass Crestien Benedeits agn. Brandan Version neben
der Navigatio gekannt habe, erscheint mir wenig überzeugend. In der Ein-
leitung zu seiner Ausgabe der isländischen I v e n s - S aga *^*) S. VI ff. besprach
DERSELBE Gelehrte auch die afz. Vorlage und ihre Entstehung, glaubte
aus V. 665 ff*, und im Hinblick darauf, dass Artus zu Pfingsten Hof
hielt, folgern zu können, dass Crestien sein Gedicht i. J. 1169*^'^) ver-
fasste und schloss sich der Ansicht W. Foersters und Schlägers*^*) an,
dass nicht eine den ganzen Zusammenhang umfassende Vorlage anzu-
nehmen, sondern dass das Gedicht als eine freie Schöpfung Crestiens
anzusehen sei, der aus ganz verschiedenen Gebieten hergeholte Motive in
höchst kunstvoller Weise zu einem Ganzen verknüpft habe*^*^). — In
der Einleitung zu yvain^ sucht W. Foeröter die Quelle und Kompo-
Btimmt, gezwungen. 230) Die Quellen des Yvain, ZRPh. XXI 402-40r).
231) Ebenso W. Golther ZFSL. 28\ 35. 232) Vgl. dazu yvain^- XXVI ff.,
bezw. yvain» XXIII ff. 233) 8. dazu jetzt Arthur C. L. Brown, The
Knight of the 11 on in PMLA. XX 682 ff. (1905). 234) S. dazu yvain^
IXf. 235) Christians von Troyes Yvain und die Brandanuslegende,
ZVglL. N. F. XI 442—448. Calogi-enante Abenteuer an der Wunderqiicile und
die Einrichtung des Abenteuers werden übrigens auch erzählt im Livrc d'Artus,
Version P; s. E. Freymond ZFSL. 17S S. 53ff. 236) Ivens-Saga, hsg. von
E. KÖLBING. Halle, Niemeyer 1898 (Altnordische Saga- Bibliothek, hsg. von
G. Cederschiöld, H. Gering und E. Mogk. Bd. 7), XVII + 135 S. 8«. 237) Das
Datum mag passen, lässt sich aber nicht sicher nachweisen; s. yvain^ XI ff.,
bezw. yvain» IX ff. 238) Schläger (LBlGRPh. 1898, S. 64 ff.) drückte sich in
seiner besonnenen neutralen Besprechung der erec-Ausgabe, in der er beachtens-
werte Einwände gegen Foersters Auffassungen vorbrachte, doch vorsichtiger aus
als Kölbing annimm. 239) Hier sei gleich eingeschoben, dass eine nochmals
vorgenommene Vergleichung der schwedischen Version Herra Iwan Lejon-riddaren
(verf. zwischen 1299 und 1319) mit Crestiens Yvain und der Sa^a Kölbing
(S. XXII) zu dem Schluss führt, dass der Verfasser der schwedischen Visa
neben eiiiem Manuskript der nordischen Saga auch eine Handschrift des franz.
Yvain vor sich gehabt und sich ganz nach Belieben bald an die eine, bald an
Vo Um oller, Rom. Jahresbericht VIU. ]^'j^
II 2r)2 Altfranzösisches Kunstopos und Romane. 1890 bezw. 1895—1902.
j'ition dos Löwenritters genauer festzustellen**®). Er betont Goq'neni
gegenüber (S. XVIII f.), dass er. als er die Sage von der leicht getrösteten
Witwe, die in der Variante der „Matrone von Ephesus" am bekanntesten
ist, als „Kern" des Yvain bezeichnete, darunter den „Ausgangspunkt der
Fiktion" oder den „Anlass"^**) zur Abfassung seines Romans gemeint
habe. Der Grundgedanke des Ganzen sei die Allgewalt der Liebe
und der Yvain sei ein Gegenstück zum Erec. „Jetzt muss der
Held, anstatt wie im Erec sich ganz der Minne zu widmen und zu ver-
liegen, die Minne verschmähen und nur dem Rittertum leben. Dadurch
wird auch das wetterwendische Weib gestraft" (S. XLVI). Crestien habe
zur Durchführung seiner Gnmdidee „eine Reihe von selbsterfundenen
oder vorgefundenen Episoden, die mannigfaltig geändert w^erden, verbunden
und verknüpft" (S. XXIII). Foerstc^r macht auf auffällige Obereinstiin-
nmngen einiger Episoden des Yvain (Quelle, leicht getröstete Witwe) mit
der p]pisode von Iweret-Iblis im Lanzelet Ulrichs und mit dem Abenteuer
von Dunostre im Huon de Bordeaux^**) aufmerksam und glaubt nun,
der Yvain enthalte das Märchen motiv von der Befreiung einer
Jungfrau aus der Gewalt eines Riesen, also ein Motiv, das
Crestien selbst schon im Erec (Freudenhof) verwertet hatte und das
anderwärts vielfach begegnet. Crestien habe darin bloss die Quelle nach
Wace in Broceliande lokalisiert, das Gong an eine frühere Stelle gesetzt,
bei der Quelle dasselbe durch den Sturm ersetzt und endlich — die
letzt(^. und geschickteste Änderung — die Tochter des Erschlagenen zu
dessen Frau gemacht und das Witwenmotiv darauf gepfropft. Das Löwen-
motiv ist nach W. Foerster von GVestien als ursächliches Bindemittel
eingeführt worden, unter anderem zu dem Zweck, um die vergessliche
Witwe mit dem nie vergessenden dankbaren Löwen in einen gewollten
Gegensatz zu bringen [?]. Dies Motiv verdanke Crestien wohl der einem
Golfer de las Tors • zugeschriebenen Variante der Androklusgeschichte*").
die andere Fassung oder auch an beide angelehnt habe. 240) Nur geringe
Abänderungen bezw. Zusätze bringen die entsprechenden Partien der EinleituDg
zu yvain". 241) Clig^s XVI, wiederholt Yvain XXI, sprach W. Foerster von
dem „Kern des Yvain, um den alles andere gewickelt ist"; somit konnte doch
„Kern" und „Grundgedanke" leicht verwechselt werden. 242) S. hierzu
die Ausführungen von C. Voretzsch, Epische Studien I 131 ff., der die
Yvainepisodc heranzog und unter anderem vermutet, dass die Darstellungen des
Fallgatters im Yvain und im Guiglois, der Vorlage des deutschen Wigalois und
des Papageienromans, die Vorbilder für den analogen enqin im Huon seien.
Zu Voretzsch s. JBRPh. VI ii 75. 243) Seitdem ist die Frage nach dem Ur-
sprung des Yvain in ein neues Licht gerückt worden durch die Untersuchungen
von Arthur C. L. Brown, Ywain, a Study in the Origin of Arthurian
Romance (SNPhL. vol. VIII), Boston 1908, VI + 143 S. 8«; s. dazu W.GoL-
THER ZFSL. 28^ S. 34—37. — Brown führt den Hauptteil des Yvainstoffes
— bis zum Auftreten des Löwen — auf keltische Erzählungen von der Fahrt
und dem Aufenthalt eines Sterblichen bei einer P^ee zurück und zieht unter
anderem eine irische Erzählung Serglige Conculaind heran, enthalten in der um
1100 angelegten Sammlung Lebor na h-Uidre, in der sich mehrere Yvainmotive
trotz erheblicher Abweichungen in z. T. anderer Reihenfolge erkennen lassen.
Crestien, dessen direkte Quelle nach Brown eine „brittische" — Golther sagt
dafür 1. c. eine ,,bre ton Ische" — Erzählung ähnlichen Inhalts gewesen sein wira,
habe die ursprüngliche Bedeutung der darin enthaltenen Motive nicht mehr ver-
standen und den Stoff rationalisiert, sowie dem Geschmacke seiner Zeit äuge-
passt. Brown sucht S. 114 den Inhalt der Vorlage Crestiens zu bestimmen und
K. Freymond. U o'iH
Episoden. ZurWiinderquelle sei vorwiesen auf das dem Referenten
nicht zup:anglich gewordene zweibändige Werk von Fl$Lix Bellamy, La
For^t de Br6ch61iant"*). Nach Ro. XXVI 345"'*) enthält es neben
vielem Bekannten, Ijberflfissigen, Unsicheren und Wertlosen beacht(^ns-
werte Aufschilisse. — Bei dem Third Meeting der philological association
of the Pacific Coast hielt O. M. Johnston ^*®) einen Vortrag über die
Quellenepisode in Crestiens Yvain, in welchem er ausführte, dass das
Hauptmotiv dieser Episode der Regen verursachende Stein sei, der wahr-
scheinlich auf eine wälsche Sage vom See Dulyn oder auf die irische
Sage von Gilla Daker zurückgehe. Dies Motiv sei wahrscheinlich von
Crestien selbst mit dem keltischen Märchen von der Liebe eines über-
irdischen Wesens zu einem Sterblichen und von der Gehorsamsprobe ver-
bunden worden; möglich wäre es freilich, dass Crestien die Vereinigung
der beiden Motive bereits in seiner Vorlage vorgefunden hätte. — Das
Motiv der Blutprobe als Aberglaube, dann auch als Rechtsmittel ver-
breitet^ scheint im Yvain (V. 11 73 ff.) zuerst nachweisbar; von seinem
ersten Auftreten bis auf die neueste Literatur verfolgt, wie ich aus einer
Notiz von F. Holthau8EN*^'') ersehe, dies Motiv Chr. Villads Chri-
STENSEN**®), und zwar sowohl vom literarhistorischen wie vom religions-,
kultur- und rechtsgeschichtlichen Standpunkt aus. — Hartmann von Aue
ist in seinem Iwein bei der Episode vom Raube der Königin weit
ausführlicher als Crestien an der entsprechenden Stelle. Hartmann hat
Crestiens Lancelot, wo sich dies Motiv findet, nicht gelesen. G. Rosen-
hagen***) suchte in einem kurzen Artikel zu zeigen, dass hier eine
indirekte Übennittlung des Stoffes vorliegen müsse; nicht nur Analysen
ganzer Gedichte, sondern einzelne Szenen und Motive mögen in Form
von Anekdoten und Schnurren verbreitet worden sein.
Das Verhältnis der Bearbeitungen höfischer, besonders
Crestien scher Epen zu den Originalen ist von verschiedenen Seiten
untersucht und verschieden beantwortet worden; es ist ganz interessant
zu beobachten, dass die Einschätzung mhd. Bearbeitungen durch Hart-
mann von Aue trotz meist erstrebter Neutralität seitens französischer Ge-
lehrter im allgemeinen anders ausgefallen ist als seitens deut^^cher. In einer
zeitlich etwas weiter zurückliegenden Programmschrift Hartmanns von
daraus ist zu ersehen, dass auch nach Brown Crestien mancherlei hinzugefügt
haben muss, nämlich den Gewitterzauber, den dankbaren Löwen und verschiedene
konventionelle Kämpfe zwischen Rittern. Crestien habe, kurz gesagt, ein Märchen
in einen Ritterroman umgewandelt. — Diese Auffassung hat Arthur C. L. Brown
seither noch etwas modifiziert in seinem schon oben S. 243 Anm. lOö und S. 251
Anm. 233 erwähnten Aufsatz The Knight of the Lion. Der hilfreiche Lowe
— ursprünglich ein Führer ins Jenseits — gehe im Grunde gleichfalls auf eine
alte Erzählung keltischen Ursprungs zurück und der ganze Yvain beruhe auf
einer einzigen keltischen Erzählung. 244) La For^t de Br^ch^liant, la
fontaine de Barenton, quelques lieux d'alentour, les principaux
personnages qui 8*y rapportent. Kennes, Plihon 1896, t. I, IX+603 S.,
t. II, 772 S. gr. 8^ 245) S. jetzt noch yvain« XXVI Anm. 1. 246) The
Fountain Episode in Chr^tien de Troyes's Yvain. TAPhA. Boston
(Mass.) 1902, vol. XXXIII, S.LXXXII1 f. 247) ASNS. CVII 109. 248)Baare-
prgrven, dens historie og stilling i fortidens rets-og naturo-
pfattelse 1900, Philol. Doktoraiss. von Kopenhagen; s. dazu Dan eil, DLZ.
1901, Nr. 8. 249) Die Episode vom Baub der Königin in Hartmanns
Iwein (PhStSiev.) Halle 1896, S. 231—236; vgL schon JBRPh. IV ii 392.
17*
II 254 Altfraiiz/isische« KiinstopoR und Romane. 1890 bczw. 1895—1902.
Aue Erec und seine altfranzosische Quelle^^®) hatte Karl Dreyer
Recht daran getan, auch die kymrische und die nordische BearbeitUDg
heranzuziehen: er hob vor allem diejenigen Stellen in Crestiens und
Hartmanns Erec hervor, in denen dieser von seinem Vorbild abweicht
und seine eigene Auffassung zu erkennen gibt, und gelangte (S. 27) zu
folgenden Resultaten: Die Grundlage des „Mabinogi", der deutschen uml
der nordischen Bearbeitung der Erecaage ist Crestiens Gedieh^ für die
beiden ersteren Texte aber in einer anderen Redaktion als die vorhandenen
Handschriften des französischen Epos sie aufweisen^'*). Trotz mancher
Zusätze und Änderungen und eines mehr und mehr sich zeigenden Be-
strebens, die Erzählung zu kürzen, schliesst sich das „Mabinogi" doch im
ganzen eng an seine Vorlage an. die Crestien sehr nahe steht» \vähren<1
Hartmann den Stoff in freier Weise behandelt und dem Charakter des
deutschen und höfischen Dichters gemäss umgestaltet. Auch der Sagn
hat das französische Gedicht vorgelegen, aber unter Benutzung des deutschen
Textes, an den sich der Sagaschreiber, wenn es ihm passte, anschloss.
Dadurch erklären sich dann auch die wenigen Stellen, in denen die Saga
luid das deutsche Gedicht mit dem „Mabinogi" übereinstimmen. —
Mehrere von Dreyer hervorgehobene Punkte verwertete F. Piquet in
seinem Buche fitude sur Hartmann d'Aue***), aus dem ich hier nur
das in fünf Abschnitte zerfallende vierte Kapitel, das den Romanisten
naher angeht, kurz heranziehe. Piquet berührt S. 99 ff. kurz die Artur-
sage im allgemeinen, zeigt (S. 104 ff.), dass der Yvain nicht einheitlich
aufgebaut ist, dass die ursprüngliche Einteilung im „Mabinogi" von Owen
besser bewahrt sei, dass der naive Kymre mitunter logischer erzähle als
Crestien u. s. f. (S. 123); weiter werden die keltischen Elemente im Yvain
und Erec zusammengestellt (S. 166), die man keineswegs bloss als „Bei-
werk" ansehen dürfe, und Piquet schliesst sich denen an, die im Yvain
nicht eine Variante der Matrone von Ephesus, sondern die Erzählung
vom Aufenthalt eines Sterblichen bei einer Fee finden (S. 169). Die
meisten Abenteuer im Yvain und Erec beruhen auf alter Sage oder auf
Mythen, die nicht immer richtig verstanden und unter höfischem Einfluss
verändert wurden. Diese Elemente wurden zu Erzählungen vereinigt und
schliesslich durch Crestien verarbeitet (177). Um zu beweisen, dass die
Quelle von Crestiens Erec eine dem definitiven Text nahestehende Fassung
enthielt, vergleicht ihn Piquet mit dem kymrischen Geraint sowie mit
Hartmanns P>ec und sucht zu zeigen, dass der Geraint nicht auf Crestiens
Erec zurückgeht, sondern auf eine französische Version, die Hartmann
neben seiner Vorlage (Crestiens Erec) zu einigen Zügen benutzte. Der
Vergleich der beiden Dichter Hartmann und Crestien, in welchem (S. 190 ff.)
Crestiens Talent cliarakterisiert wird, enthält eine Reihe von feinen Be-
obachtungen und führt Piquet zu der Überzeugung, dass man Hartmanns
Vorzüge im allgemeinen zu hoch eingeschätzt habe. — Das ist jedenfalls
250) Jahresbericht d. städt Realgymn. zu Königsberg i. Pr. 1893.
Nr. 20, 33 S. 4°; s. JBRPh. HI 174«" und Foersters Lancelotaui^
S. OXXIXff. sowie oben 8. 242. 251) Vgl. dazu erec XIX. 262) Vri. schon
oben S. 242 und die Anzeigen von Piquets Buch: A. E. Schönbach, ZDA. 43,
28—38; G. Ehrismann, LBlGRPh. XX, 364—367; Äf. J. Minckwitz. ZFSL.
22«, 5-10.
E. Freymond. H 255
zu Crestiens Ungunsten geschehen in den beiden Greifswalder Disser-
tationen von Bernhard Gaster, Verglei<}h des Hartm an n sehen
Iwein mit dem Löwenritter Crestiens"*) und Oskar Reck, Das
Verhältnis des Hartmannschen Erec zu seiner französischen
Vorlage^**). In beiden Arbeiten werden vorwiegend die Abweichungen
der behandelten Epen von den entsprechenden Vorlagen untersucht.
Gaster zählt ziffernmässig Hartmanns Auslassungen und Zusätze auf und
geht bei der Vergleichung Schritt für Schritt vor, während Reck den
Stoff in verschiedenen Kategorien unterbringt (Kap. I Dichter und Publikum ;
Kap. II Abweichende künstlerische und persönliche Eigenai-t der Dichter;
Kap. III. Die abweichende psychologische Motivierung). Gaster behauptet
unter anderem, Crestien beabsichtige gar nicht, Seolenzustände zu malen,
sondern führe lieber Äusserlichkeiten wie Kampf- und Empfangsszenen
breit aus. Das Urteil, das Reck über Crestien fällt, lautet noch un-
günstiger. — Einen just entgegengesetzten Standpunkt vertritt J. FiR-
MERY*^^-^) in seinereinem umfassenderen Thema gewidmeten Arbeit Notes
critiques sur quelques traductions allemandes de poenies
fran9ais au moyen Äge, in der er sich gegen die seit Massmann auf-
gekommene Überschätzung der mhd. Epen wendet und zeigen will, dass die
Abhängigkeit der deutschen Übersetzer erheblicher ist, als man bisher
glaubte. In einem ersten Abschnitt wird die schon früher veröffentlichte
Studie**'*) über den französischen Eneas und Heinrich von Veldeke
wiederholt, wobei, abgesehen von Herborts von Fritzlar Trojanerkrieg, die
Eneit als die miserabelste Übersetzung im 12. und 1.3. Jahrhundert
hingestellt, aber Heinrichs Einffuss hervorgehoben wird. Dann wendet
sich Firmery (S. 55 — 104) zu einer Vergleichung der Yvainepen des
Crestien und Hartmann von Aue. Er knüpft an Henricis Angaben der
Obereinstimmungen und Zusätze im Iwein, desgl. an Piquets Unter-
suchungen an und setzt auseinander, dass zahlreiche Stellen, die man im
Iwein für originell ansah, nach Inhalt, oft auch im Ausdruck den Vor-
lagen entlehnt seien; man habe die durch das Reimbedürfnis bedingten
Umstellungen, sowie Wiederholungen Hartmanns nicht genügend berück-
sichtigt. Die Zusätze Hartmanns seien entweder meist durch Crestien
inspirierte Betrachtungen, denen um einer Antithese oder um des Reimes
willen mehr Platz eingeräumt werde, oder es handle sich um Erweiterungen
des Beiwerks der Erzählung; hierbei trete das eigentlich höfische Element
bei Hartmann mehr hervor. Nach einer kurzen Besprechung der beiden
Erecepen wird im Abschnitt III Gottfrieds von Strassburg Tristan und
sein Verhältnis zum franz. Tristan behandelt und auf Übereinstimmungen
in Crestiens Cligös und bei Gottfried aufmerksam gemacht. Darauf folgt
ein ganz interessantes Kapitel (S. 130 — 145) De la courtoisie et de
la d^cence dans la peinture de Taniour, in welchem Massmanns Be-
hauptung von der versteckten Frivolität der Franzosen zurückgewiesen
wird; endlich werden einige Notizen zu Füeterers Lancelot gegeben, der
253) Greifswald 189G, 154S. 8"; s. dazu E. Kölbing ZDPh. 30,387—390.
254) Greifswald 1898, 94 S. 8«. Zu beiden Arbeiten vgl. JBRPh. Vii4()lf.
255) (AUL. Nouv. 86t. II. Droit, Lettres fasc. 8). 1901, 150 S. 8°; s. dazu
W. GoLTHER LBlGRPh. 1903, 82—84; Ö. Singer ZDA. 47,337—342. 256) S.
JBRPh. Vu 461.
II 256 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
direkt auf den französischen Prosa-Lancelot zurückgehe**''). — L. Cl£-
DAT hat von einer Reihe afz. Epen Auszüge oder Fragmente in neu-
französischer ^Übersetzung mitgeteilt, die z. T. in Prosa, z. T. in acht-
silbigen, mitunter paarweis gereimten Versen und in sogen, archaisierendem
Stil geschrieben sind; so vom Clig^s^^^), vom Yvain***), vom Lancelot *®%
von Berols Tristan *^^), vom Erec*®*), endlich vom Anfang des Pereeval
Crestiens *'*'*), die zuletzt genannte Übersetzung zuerst in Versen, dann
nochmals in Prosa, was wohl überflüssig war.
Guillaume d'Angleterre. Dies Gedicht ist nach den Aus-
führungen des Herausgebers W. Foerster*'*) wohl sicher Crestien de
Troyes zuzuschreiben^®*) und nach dem Cligös entstanden *•**). Foersters
Text ist die Hs. C (Cambridge) zugrunde gelegt^®'), doch werden hin
und wieder auch Lesarten der anderen Hs. P bevorzugt*"*). Der Dichter
bemerkt bekanntlich am Schluss, er verdanke den 8tof{* seinem Gefährten
Rogier; im Gegensatz dazu verweist er in den Anfangszeilen auf St. Es-
moing — damit ist die Klosterbibliothek von Burg Saint Edmonds in
Suffolk gemeint — , wo man die Geschichten Englands findet, darunter
eine, die gefällig und wahr ist. Nach Foersters Anmerkung S. 427
handelt es sich hierbei um einen Schera, um die gewöhnliche Formel der
dokumentenlosen Erzähler. Die mündliche Quelle Crestiens, dsgl. analoge
Erzählungen, die besprochen werden, gehen nach W. Foerster auf die
Eustachiuslegende zurück *^^). — Die Dissertation A comparative study
of the poem Guillaume d'Angleterre with a dialectic treat-
ment of the manuscripts*"®) von Philip Ogden, der Foersters Aus-
gabe noch nicht benutzt hat, gibt nur einige Abschnitte aus einem grösserem
Buch, in dem die Sage und die Sprache des Wilhelmslebens untersucht
werden soll. Nach einer kurzen Einleitung werden nur mitgeteilt eine
knappe Analyse des Guillaume d'Angleterre nach den Handschriften,
ferner eine schematische Tafel mit Aufzählung der Motive in 31 Versionen
257) Es würde zu weit führen, wollte ich einigermassen vollständig die
germanistischen Arbeiten namhaft machen, in denen — wie z. B. ZDA. 40,
224-242 von K. Zwierzina — gelegentlich Stellen aus Crestiens Werken heran-
gezogen werden. Nur eine ßeraerkung von Zwierzina ZDA. 45, 324 möchte
ich bei dieser Gelegenheit hervorheben. Mit S. Singer (Die mhd. Schrift-
.sp räche, Zürich 1900, MGDSZ. Heft V, Anm. 37) neigt Zwierzina immer mehr
der Ansicht zu, dass es eine rheinische Aitusdichtung schon lange vor Hartmann
gegeben haben muss, der Wolfram sehr viel, aber auch Hartmann und Ulrich nicht
wenig verdanken. 258) RPhFP.VHl 214-244. 269)Ibid. 1X176— 187. 260) Ibid.
188-11):5. 261) Ibid. 193—198. 262) Ibid. X 177-213, 275-288, KPhFL.XI
223-235, XII 81-104, 161-181. 263) Ibid. XI 3— 16. 264; S. die oben S. 239
Anm. 151 genannte Ausgabe S. CLXIVff. 265) G. Paris zweifelte noch daran
JS. 1902 S. 58; vgl. auch oben S. 245. 266) Nach yvain* VII, bezw. yvain»
V ist der Guillaume d^\ngleterre „um den Pcrccval herum" anzui«etzcn.
267) W. Menzel, ein Schüler Foersters, konnte zu seiner Dissertation Sprach-
liche l'ntcrsuchung der Hs. C des Wilhelm von England von
Christian von Troyes (Bonn 1900, 45 ö. 8°) Foersters Kollation von C be-
nutzen und gelangt zu dem Resultat, dass die Heimat des Schreibers an der
Südgrcnzc der Champagne zu suchen ist, und zwar da, wo die Departements
Aubc, Yonne und Cötc d'Or zusammcnstossen. 268) Zu der kürzenden, von
Knust 1 878 herausgegebenen spanischen Prosaübcrtmgung s Foei'stcrs Einleitung
S. CLVIff. 269) Einige Züge finden sich in dem erheblich altercii rfilitext
Patäeärä; s. DLZ. 1901, S. 5l4f. 270) Exccrpts from the.(abovo printed
E. Freymond. II 257
der Sage*'*), endlich ein Abschnitt^ in dem das Verhältnis der ver-
schiedenen Fassungen zueinander besprochen wird. Nach verschiedenen
Motiven, besonders nach dem Einleitungsmotiv — das unschuldig ver-
folgte Weib, bezw. der durch das Schicksal oder durch Gott auf die
Probe gestellte Mann — werden die verschiedenen Versionen ganz kurz
aufgezählt, es werden auch einige Stammbäume für verschiedene Versionen
und ein Hauptstammbaum angesetzt, aus dem unter anderem ersichtlich
ist^ dass die Vorläufer des Guillaume d'Angleterre aufsteigend sein sollen
eine anglonormannische, eine lateinische, eine arabische, eine Pehlevi-
version, die aus einer Sanskritversion als letzter Quelle hervorgegangen
sei. Der Verfasser scheint ein umfangreiches Material verarbeitet, hin
und wieder aber auch ferner liegende Dinge hineingezogen zu haben:
aus den gedruckten skelettartigen Abschnitten lässt sich jedoch ein end-
gültiges Urteil über die Arbeit nicht abgeben*'*).
Sonstige Artus romane. Zu Raoul de Houdenc s. Wolframh
VON ZiNGERLE Berichte JBRPh. V ir 101 f., VI ii 91 — 96. — Renaut
de Beaujeu, Bei Inconnu*'^). E. Philipot schloss auf Grund seiner
Vergleichung der Episode vom Freudenhof*'*) in Crestiens Erec mit
Episoden im Bei Inconnu und im nie. Libeaus Desconus, dass die nie.
Version nicht, wie Kaluza meinte, bloss eine Übersetzung des afz. Epos
sei, sondern dass beide Texte auf dieselbe gemeinsame Quelle zurück-
gehen. — Zu einem ähnlichen Resultat gelangte W. H. Schofield in
seiner breit angelegten Untersuchung über den Sagen stoff vom schönen
Unbekannten*''). Er verglich zunächst schrittweise vorgehend den
Inhalt der vier hier besonders in Betracht kommenden Texte, nämlich
Libeaus Desconus (LD), Renauts Bei Inconnu (BI), Carduino (Car) und
Wigalois Wirnts von Grafenberg (Wig), stellte die Übereinstimmungen
von LD, Car und Wig gegenüber BI zusammen*'^) und stützt über-
zeugend G. Paris' Anschauung, nach welcher BI und LD aus einem
gemeinsamen Original hervorgegangen sind. Es fallen namentlich die
z. T. wörtlichen Entlehnungen aus Crestiens Erec ins Gewicht*''). Die
in accordance with the regulatioDS of the University. Baltimore.
John Murphy Company 1900, VII + 318 8^ 271) Darunter 4 französische
(Guillaume d^Angleterre, Belle H^l^ne, Octavian, Beuve d'Hanstom), verechiedene
deutsche, italienische, englische, lateinische und griechische, endlich eine
Beihe orientaüecher Texte. 272) Dass Ogdcn die näher mit dem Guillaume
d'Angleterre zusammenhängenden Texte als Dit bezeichnet, kann irrefuhren.
Auffällig ist die öfters falsche vorkommende Schreibung Crestien. 273) G.
Paris* Ucrleitung des Namens Guinglain vom walis. Wimcaloen war von
Zimmer zurückgewiesen worden. F. Lot (Ro. XXV 4) betont, dass Winwaloe
jedenfalls ein in Cornwall gut bekannter Heiliger war und dass, falls
Guinglain von Winwaloe herkomme, dies nicht durch bretonische Vermittlung
geschehen sein könne. Referent erklärte ZFSL 17', 50 Anra. 1 Guinglain
aus *6rUf[n]^a/oi^ + '4^«*»« 274) S. schon ol)en S. 246. 275) Studics on
the Libeaus Desconus. SNPhU vol. IV 189.5, IV + 24Ö S. 8«; s. schon
JBRPh. IV II 397 und 43G, ferner die Besprechungen von F. Lot MA. IX 10
und E. Philipot Ro. XXVI 290—305. 276) Dabei werden freilich mitunter
belanglose und nebensächliche Dinge als I'ntcrsoheidungsmorkraale angeführt.
Ä77) Die s. Z. von Mcnnung — s. JBRPh. I 421 f. — ftusgosj)ro<*henen An-
sichten, z. B. über die zu verschiedenen Zeiten vorgenommenen Entlehnungen
aus Crestiens Erec werden von fc>chofield mehrfach modifiziert, bezw. zurück-
gewiesen; 8. z. B. S. 152; 180 Anm. 3; 190, 192. — Apch Philipt gibt a.a.O.
II 2i)H AltfranzösitK'hes Kunstepos und Romane. 1S90 hezw. 1895—1902.
von Renaut vorgenommenen Abweichungen werden zu erklären gesucht:
die Jugendgeschichte des Helden soll Renaut z. B. fortgelassen haben,
weil Crostiens Erec nichts Ähnliches aufwies*'®); den Aufenthalt bei der
Zauberin*'®) kann er weiter ausgemalt haben, weil er, der Dichter, seine
Geliebte mit ihr identifizierte; der Knappe Robert sei von Renaut vielleicht
in Anlehnung an einen Begleiter Peredurs eingeführt wortlen; der im
Erec auftretende Käme des Zauberers Mabonagrain *®®) hätte schon im
Original. Renauts die Namen zweier Zauberer, nämlich Mabon und Evrain,
abgegeben. Inwieweit Renaut den Perceval benutzte, lasse sich nicht mit
Bestimmtheit sagen. Was nun den Sagenstoff anlangt, so glaubt Schofield,
dass die Episode vom fler baiscr d. h. das Motiv, das man bisher wohl
allgemein als das iXe^i Stoff besonders charakterisierende angesehen hat,
ursprünglich nicht dazu gehörte; die Grundfabel bilden vielmehr die
Jugendgeschichte eines im Walde auferzogenen jungen Helden und seine
Abenteuer, mit anderen Worten: der schöne Unbekannte soll nichts
anderes sein als ein Perceval*®^) mit anderem Namen. Das sollen Über-
einstimmungen der Urform der Sage mit dem Peredur beweisen, womit
natürlich nicht behauptet wird, dass der Peredur selbst die Quelle für
den Stoff abgegeben habe. Die Stützen, die Schofield zugunsten dieser
seiner Behauptung vorbringt, betreffen z. T. typische Episoden und scheinen
mir recht schwach. Man wiixl trotz Schofield weiterhin den Zauberkuss
für einen Griuidzug unseres Sagen Stoffes-®^) ansehen. Schofield sucht den
Inhalt der ältesten Version des Stoffes (A), die vermutlich französisch
gewesen sei, zu rekonstruieren; dsgl. den Inhalt der erweiterten Version
B, in der unter anderem die Sperberepisode aus Erec hinzugekommen sei,
ferner die Episode mit dem Hund; ein Analogon dazu aus dem Lay of
the Great Fool wird als Stütze für den keltischen Ursprung der Perceval-
sage angeführt. — W. Foerster und G. Paris gegenüber sucht Schofiehl
erfolglos zu zeigen, dass der Gliglois einiges mit dem Guinglain gemein
habe. — Puccis Cartluino^^^) soll nicht eine altere, .**ondern eine jüngere
Version des Stoffes darstellen *^^*) und heim Dümmlingsmärchen auffallende
292 zu, dnss Renaut Crc.stiens Erec auswendig kannte oder vor sich hatte; trotz-
dem bemüht er sich zu zeigen, dass sich gewisse Übereinstimmungen in beiden
Texten durch die gemeinsame Quelle erklären lassen sollen. Philipot geht ent-
schieden zu weit, wenn er den Erec als fünfte Version des Zyklus bezeichnet.
278) Philipot 1. c. 297 unterscheidet eine mehr menschliche Jugendgeschichte,
wie sie in Car, LD und Perceval vorliegt und eine mehr märchen- oder feen-
hafte, wie man sie aus Andeutungen in BI entnehmen könne und Wigaloissic
bietet; er- verweist bei letzterer auf den Lancelot, speziell auf den Lanzelet.
279) Philipot (S. 302) verweist hierzu auf Yvain. 280) Vgl. dazu Ix)te Erklärung
oben Anni. 199. 281) Nach Philipot ist der schöne Unbekannt« nichts anderes als I.ian-
cclot, was von F. Lot zurückgewiesen wird und Miss Weston, Legend of Sir Gawain
S. 7)H dagegen zu stützen sucht ; vgl. auch ibid. 05 Anm. 282) Die Grundfabel
un petit roman d^aventure, mag nach Phili|X)tl. c. 803 f. den Episoden im Zyklus
dcft Guillaume d'Orangc ähnlich gewesen sein, in denen von Kenouarts Aufent-
halt in Avalon und seinem Kampf mit Capalu erzählt wurde. Dies Monstrum
— vgl. dazu oben S. 227 — wurde dadurch entzaubert, dass es Renouartj; Ferse
leckte. Das Motiv des schonen l'nbckannten findet sich freilich darin nicht
283) Carduino soll au8 Carados, bezw. aus Caradun (Gral V, 12 597 ff.) ent-
standen .Hein durch die Stufe ''Cardunino; interessant ist, dass sich im Meleranz
des Plciers ein Ritter Lybealz nennt, dessen Vater Kardeuz ist. 284) S. dazu
Weston, Gawam «Off.; dagegen F. Lot MA. IX 151 f. u. Philipot I. c. 301.
E. Freymond. II 259
Ähnlichkeit mit der JugeiulgeBchichte Percevals im Prosa-Tristan auf-
weisen. — In dem Kapitel „Entzauberung durch einen Kuss" werden
ganz kurz zahlreiche ähnliche Episoden aufgezählt — Was den Wigalois
betriiFfc, so war Wirnts Quelle nach Schofield entweder die gemeinsame
Grundlage von BI und LD oder eine ihr nahestehende Version. Seinem
Gewährsmann, einem Knappen, verdankte Wirnt nach Schofield gerade
diesen Teil, nicht das Cbrige. Schofields diesbetr. Hypothesen brauchen
nicht mitgeteilt zu werden, da darüber die ^jTündliche Untersuchung von
F. Saran bessere Auskunft gibt. — Die französische Prosafassung des
Claude Platin ist eine getreue Bearbeitung von Renauts Gedicht. Schliess-
lich verweist Schofield auf zwei übrigens ziemlich belanglose Züge, die sich
ähnlich in LD wiederfinden, und berichtet kurz über die späteren Schick-
sale des englischen Romans. Ein Verzeichnis der im Bei Inconnu vor-
kommenden Namen beschliesst den Band.
Aus der eben erwähnten, auch methodologisch wichtigen Arbeit von
F. Saran, Über Wirnt von Grafenberg und den Wigalois^®^),
s(ii, da sie im Jahresbericht bereits durch Wechssler eine eingehende Be-
sprechung erfahren hat^^®), nur folgendes kurz hervorgehoben: Die Wirnt
mündlich vermittelte Quelle O war ein französischer Wigalois oder besser
Guiglois des 12. Jahrhunderts, bestimmt für ein Publikum, das sich für
Kreuzzüge interessierte. O entnahm nach Saran einer Quelle, auf die
BI und LD indirekt zurückgehen, nur einige Motive: die Hauptquelle
für O aber war ein ganz anderer Bericht, dessen Hauptaben teuer — das
Abenteuer von Koren tin — im Chevalier du pagegau wiederkehrt.
Diesen wohl dem 1 4. Jahrhundert zuzuweisenden Prosaroman gab F. Heucken-
KAMP^^') heraus; er enthält ganz absonderliche Abenteuer — so Kämpfe
Artuö' mit Monstren, eine Geistererscheinung und Geisterspuk und weist
als komische Figiu* den sprechenden Papagei auf; beachtenswert erscheinen
mir die vier lehrhaften Stellen, die an kymrische Triaden erinnern.
Heuckenkamps Einleitung orientiert über die einzige Pariser Handschrift,
über den Inhalt des Romans, über die literarischen Beziehungen, kurz
auch über Komposition und Stil, sowie Sprache. Während Saran und
Heuckenkamp darin übereinstinnnen, dass P (Chevalier du papegau) hin-
sichtlich der in P und Wig vergleichbaren Teile im allgemeinen als ältere
Fassung anzusehen ist, gehen sie in anderen Punkten etwas auseinander,
so betr. die Entstehung von P, bez. des Verhältnisses von P zu seiner
Quelle u. s. w. Saran teilte nach dem Erscheinen von Heuckenkamps
Ausgabe Nachträge und Verbesserungen zu seiner Untersuchung mit und
benutzte die Gelegenheit, um seine Ansichten zu verteidigen*^^).
Brunor. Ein in Nr. 934 der Nouvelles Acquisitions de la Biblio-
thöque Nationale aufbewahrtes Blatt, das von einem Einband losgelöst
wurde, enthält 144 Verse (gepaarte Achtsilbner) eines Artusromans, die
P. Meyer abdruckte*^^). Der König weist einen Ritter, der einen
schlecht zugeschnittenen Mantel trägt und um eine Gnade bittet, ab und
wird deswegen von Gauvain gescholten; Gauvain lässt mit Artus' Er-
laubnis den Junker zurückholen. G. Paris konstatierte, dass das Frag-
285) EBB. XXI 253-420; s. auch oben S. 237. 286) JBRPh. IV ii
397 ff. 287) Halle 1897, LXIII + 143 8.; s. echon JBRPh. V i 206 und V ii 409.
288) PBB. XXII 151—157. 289) Fragment du Vallet ä la cote mal
II 260 Altfranzösisches Kunstepos nnd Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
ment dem Roman Bntnor oder Le Vallet ä la cote mal taiüiee an-
^hört, der verändert im Prosa-Tristan Verwendung fand.
Eine neue Ausgabe des Chevalier ä l'^pöe lieferte Edward
CooKE Armstrong*®®), der auf den Text eine sprachliche und literar-
historische Untersuchung folgen lässt; das. Ergebnis des Herausgebers,
nach welchem der Dichter aus Isle de France oder vielleicht aus der
Pikardie stammen soll, ist von G. Paris (Ro. XXIX 593—600) und
E. Herzog (ZFSL. 22^ 151 — 155) angezweifelt worden. Die Heimat
des unbekannten Autors ist demnach wohl in der Normandie zu suchen.
Das von Armstrong erschlossene Datum — vor 1210 — scheint nicht
genügend verbürgt. In dem Kapitel über das anderweitige Vorkommen
der Episoden des Gedichts zeigt Armstrong anerkennenswerte Belesenheit
G. Paris gab dazu einige ergänzende Bemerkungen.
Froissarts Meliador. Ausser den Fragmenten dieses letzten
xVrtusromaus^*'^) fand A. Longnon auf der Pariser Nationalhibliothek ein
Exemplar des Gedichts, das trotz seiner 30 771 Achtsilbner nicht voll-
ständig ist: es fehlt am Schluss hauptsächlich noch der Bericht über den
weiteren Verlauf der Liebesgeschichte von 8agremor und Sebille***), hinter
der sich nach Longnon vielleicht persönliche Erinnerungen Froissarts ver-
bergen. Longnon gab den Roman heraus*®^) und setzte in der Ein-
leitung zum ersten Band auseinander, dass zwei Redaktionen anzunehmen
sind, von denen die eine — verfasst kurz nach 13C5 — durch die Frag-
mente, die andere — gedichtet in den 80er Jahren des 14. Jahrhunderts —
durch die umfangreiche Handschrift (BN. f. 12 557) repräsentiert werde.
Froissart unternahm die zweite Redaktion für seinen Gönner Wenzeslaus,
Herzog von Luxemburg und Brabant''^^*), dessen Lieder — 11 Balladen,
16 Virelais und 52 Rondeaux — er in sein Gedicht aufnahm. Der
Roman, von dem eine ausführliche Inhaltsangabe mitgeteilt wird (Bd. I
S. VIff.) hat der älteren Artusepik einige wenige Personennamen, hin
und wieder die Ort^sstaffage, auch die Vorliebe für konventionelle Aben-
teuer und Kämpfe entnommen; ältere Sagenzüge sind selten***); einiges
— so die Residenz des Königs Harmont von Schottland, Signandon
(= heutigem Stlrlimj) — soll Froissart nach Langlois mündlicher Tradition
verdanken. Jedenfalls scheint der Dichter recht vieles selbst, und zwar
nicht gerade originell, erfunden zu haben. Die mit zahlreichen Turnieren
verbundenen Schilderungen von Wappen veranlassten Longnon zu einem
heraldischen Exkurs am Schluss des dritten Bandes, der auch ein Glossar
tailli^e. Ro. XXVI 27Gff. 290) Le Chevalier ä L'Ep^e, and old
fron eh poem. Dies. Johns Hopkins Univ. 1897. Baltimore 1900. 72 S. 8^
291) S. JBRPh. III 177. 292) Ich bemerke, dass im Livre d'Artus (Version P)
ein Liebesverhältnis zwischen Sagremor und Sebile geschildert wird (s. ZFSL.
XVir S. 112f. § 220ff., S. 121 S *^-^ö); sonstige Übereinstimmungen mit der
nur fragmentarisch überlieferten Episode des Meliador scheinen nicht vorzuliegen.
293) Meliador par Jean Froissart, ronian comprenant les podsiea
lyriques de Wenccslas de Boheme, duc de Luxembourg et de Bra-
bant. 3 vols. Paris 189.")- 1899 (doch später erschienen). 294) Im 3. Band
S. ;i63ff. verteidigt Langlois diese Auffassung und die angesetzten Daten gegen-
über G L. KiTTREDGK, dcr in seinem Aufsatz „Chaucer and Froissart
(with a discussion of the date of the Meliador)*' - ES. 2(5. 321—336 — die Ansicht
äuftHcrte, die erste, Wenzeslaus gewidmete liedaktion, der die Fragmente ange-
hören, 8ci nach 130'ft; die andere nach 1388 verfasst, 295) S. dazu Gröber im
E. Freymond. II 261
und ein Namenregister enthält Jener Exkurs verdient hier besondere
Erwähnung, weil Langlois darin die handschriftlich erhaltenen Wappen-
bücher der Tafelrunde zum Vergleich heranzieht, mit denen Froissarts
Schilderungen übrigens nichts zu tun haben. Von einem Wappenbuch
der Tafelrunde veranstaltete A. de Blangy eine nur in 50 Exemplaren
vervielfältigte Luxusausgabe **•) und meinte, der Verfasser dieses Buches,
das im ersten Teil von Turnieren und Festversammlungen an Artus' Hof,
im zweiten von den Gefährten der Tafelrunde handelt und deren Wappen
verzeichnet, von Johann IL, Herzog von Burgund und Schwager Ludwigs XL,
herrührt^ während Langlois es Jacques d*Armagnac, späterem Herzog von
Nemours (geb. ca. 1433), zuschreibt.
De ortu Waluuanii**') und Vita Meriadoci"®). Endlich ist
hier über zwei in lateinischer Prosa geschriebene Artusromane zu berichten,
die J. Douglas Bruce nach der einzigen Handschrift (Brit. Mus. Cotton.
ms. Faustina B VI) veröffentlichte: sie gehen z. T. auf verlorene afz.
Romane zurück und bieten trotz deutlich epigonenhafter Merkmale einige
interessante Züge. Beide schrieb zweifellos derselbe unbekannte Autor 2®®)
— vielleicht ein englischer Kleriker — etwa im zweiten Viertel des
13. Jahrhundert«. Der eine Roman De ortu Waluuanii erzählt in
seinem ersten Teil die Aussetzung Gauvains, des unehelichen Kindes Loths
und der Anna, Arturs Schwester. Ein Fischer Viamundus, der das
Kaufleuten überlassene Kind entführt hat, bringt es nach Rom, wo der
Knabe nach des Fischers Tod am Kaiserhof aufgezogen wird und, heran-
gewachsen, seinen bisherigen Namen Fner sine nomine gegen einen
neuen Miles cum tunica armaturae vertauscht. Miles wird vom Kaiser
dazu bestimmt, in einem Zweikampf, der einen Krieg zwischen den Persem
und den Christen zu Jerusalem entscheiden soll, dem Riesen Gormundus
gegenüber zu treten. Unterwegs mit seinen Genossen an eine von einem
Zwergvolk bewohnte Insel verschlagen, deren König Milocrates die Frau
des Königs von Illyrien, zugleich eine Nichte des Kaisers, entführt hatte,
trägt Miles, dem diese die siegverheissende Rüstung des Milocrates ver-
schafft wesentlich zur Eroberung der Insel und zur Befreiung der Königin
bei. Auch eine von Milocratis Bruder, Egesarius, geführte Flotte, die
sich im Kampfe des griechischen Feuers bedient, wird mit Hilfe des Miles
besiegt*®^). Dieser geht natürlich — nach Jerusalem gelangt — auch
aus dem Zweikampf mit Gormundus siegreich hervor, kehrt darauf nach
Rom zurück und begibt sich dann, tatendurstig, an Arturs Hof. Artur
wird durch seine über Propheteng« be verfügende Gattin Gwendoloena
die Ankunft eines Ritters vorhergesagt, der tüchtiger sei als er, Artur.
Miles besiegt in der gleichen Nacht die ihm an einer Furt gegenüber-
Gnmdrise 11* IO.'kJ. 296) La forme des tournois au tcmps du roy Uteret
du roy Artus, suivic de TArmorial des Chevaliers de laTable Ronde.
Caen JvS97, in-4^ 297) De Ortu Waluuanii, an arthurian romance now first
editcd . . . PMLA. XIII 305 -456; auch separat. 298) Vita Meriadoci: an
arthurian romance now first odited . . . PMLA. XV 326-414. 299) Der Auf-
bau beider Romane, einige ähnliche Züge — es sind deren mehr als Bruce an-
nimmt — , endlich die rhetorische Sprache sprechen für ein und denselben Ver-
fasser. — Im Meriadoc ist übrigens S. 'M\') 7j. 7 statt des auch Bruce auf-
fallenden hanc doch hatid und ö. 378 Z. 14 statt Ueradario vermutlich uiri-
diario zu lesen. 300) Eine i^fecschlacht ist m. W. etwas Neues in einem Artusroman.
II 2Ö2 Altfianzosisches Kunstepos und Romane. 1899—1902.
tretenden Artur und Kai und wird bei Hofe wenig freundlich empfangen.
Artur, dem im Roman sonstige Eigentümlichkeiten des Kai beigelegt
werden, lehnt die ihm von Miles gegen Feinde angebotene Hülfe ab.
Dieser erwirbt sich aber des Königs volle Anerkennung, nachdem er, wie
er sich ea vorgenommen, allein etwas ausgeführt, was Arturs gesamte
Ritterschaft nicht fertig brachte: er besiegt nämlich einen Ritter, der die
Artur befreundete Herrscherin des Castellum Puellarum entführt hatte
und vernichtet dessen Heer. Grosse Freude herrscht an Art«rs Hof,
als der König auf Grund von sicheren Erkennungszeichen, die dem Miles
schon bei der Aussetzung mitgegeben waren und die dieser dem Artur
überliefert hatte, als Arturs Neffe Walwanius erkannt wird.
Bruce hat gewiss Recht mit der Behauptung, dass die Quelle für
den dritten Teil des Romans — Gauvain bei Artur — ein verlorener
afz. Artusroman ist. Einige Züge im ersten Teil (Gauvains Herkunft
und Aussetzung) finden sich im Perlesvaus, desgleichen, freilich auf Gau-
vains Bruder Mordrec übertragen, im Merlin-Huth wieder; darauf hatte
G. Paris bereits Hist. litt. XXX Bl Anm. — allerdings etwas zu weit- j
gehend und mit einem Versehen — hingewiesen. Die gemeinsame Quelle i
für die drei verschiedenen Berichte erblickt Bruce in einer älteren fran- I
zösicfchen Fassung der Gregoriuslegende, ähnlich der jüngeren in den |
Gesta Romanorum; vermutlich erzählte diese Quelle — nach Bruce ein j
fnuizööischer Prosaroman — die Ereignisse bis zu dem Punkt, wo Gau- j
vain Führer der Christen in Jerusalem wird; die Quelle verwertete einige
Züge aus Galfrid^*^^). Für einige andere Züge im lateinischen Roman
verweist Bruce auf Analogien in französischen Artustexten, bezw. auf
Heinrichs Kröne. Das Hesse sich wohl in einigen Punkten ergänzen: das
Schwert und die Waffen des Königs Milocrates, die dem Miles durch die
entführte Königin von lilyrien übergeben werden und mit deren Hülfe
Milocrates besiegt werden sollte, erinnern an Caradocs Schwert im Prosa-
Lancelot (s. P. Paris, Les Romans de la Table Ronde IV 317) und an
den Livre d'Artus, Version P (ZFSL. XVII^ S. G2). Zu Gwendoloenas
Zweifel an Arturs Tüchtigkeit s. JBRPh. IH IGO*^^ Auch ich glaube,
dass die Beschreibung der Herstellung des griechischen Feuers nicht in
tler von Bruce angenommenen Quelle stand: so grotesk diese Beschreibung
(Tsclieint, sie i?jt m. E. für den Folkloristen nicht, uninteressant und ähnelt
z. T. absonderlichen Rezepten, die sich der mittelalterliche und spätere
A berglaube zurech tlegte.
Die im zweiten Roman Vita Meriadoci vorkommenden walisischen
Namen haben mit dem Stoff, der gar heterogene Elemente enthält, ur-
sprünglich nichts zu tun. \Vähren(l der erste Teil einige Züge mit der
Haveloksnge gemein hat, erinnern Einzelheiten des zweiten und dritten
Teils, dessen Helden z. T. germanische Namen tragen, deutlich an ver-
schiedene Artusromane. Der verräterische Griffin, von seinem Bruder
Caradoc mit der Regierung von Cambria betraut, lässt diesen töten und
will auch dessen Kinder, die Zwillinge Meriadoc und Orwen, verderben:
sie werden aber von dem Jäger Ivorius und dessen Frau Morwen ge-
aOl) 8. dazu G. Gröber in ZKPh. XXII oTOf. und G. Paris' NoUz,
Rü. XX VIII 165 f.
E. Freymond. II 203
littet und im Walde erzogen : das Zwillingsj)nar wird von Kai entführt.
Urianus, König von S(?hottland, heiratet Orwen; ihr Bruder Meriadoc wird
von Ivorius bei Arturs Hofe gefunden und bald sind die Geschwister mit
ihren Pflegeeltern vereint. GrifFin, von Artur und Urian bekriegt, büsst
seine Tat durch den Tod. Meriadoc, der sein Erbe seinem Scli wager
Urian überlasst, um sich in Kriegstaten zu üben, besiegt an Arturs Hof
drei Ritter, die seine treuen Gefährten werden, und unteretützt den Kaiser
von Deutschland im Krieg gegen König Gundebald, der des Kaisers
Tochter in sein „Land ohne Rückkehr" entführt hatte. Nach verschiedenen
Abenteuern in einem sonderlichen Palast, wo alles schweigt^ in einem
Schloös, wo alle frei Eintretenden furchtsam werden, besiegt und tötet
Meriadoc Gundebalds Bruder Guntram und befreit des Kaisers Tochter;
vorher hatte er auf ihren Rat unt€r falschem Namen in Gundebalds
Dienste zu treten vorgegeben, sich der dortigen Grewohnheit gemäss
auf der eine sumpfige Insel durchkreuzenden schmalen Strasse mit Gunde-
bald im Kampfe gemessen und diesen mit Hilfe des ihm von der Kaiser-
tochter gegebenen Pferdes und der Waffen des Gegners getötet. Der Kaiser
hatte Meriadoc die Hand seiner Tochter für deren Befreiung zugesagt; wort-
brüchig verspricht er sie aber dem König von Gallien^ der ihn im Kampfe hart
bedrängt, und lässt Meriadoc, den er der Entehrung der Tochter beschuldigt,
gefangen setzen. Meriadoc entkommt, besiegt unerkannt auf Seiten des Königs
die Führer des kaiserlichen Heeres und schliesslich den Kaiser selbst. Der
König tritt ihm die Kaiserstochter ab und bestimmt ihn zu seinem Nach-
folger. Von Meriadoc stammen viele Könige und Fürsten ab. — Auch
für diesen Roman verweist Bruce auf einige Analogien in anderen Texten
— so für die Insel auf Sone de Nausay — . Die Namen der drei von
Meriadoc besiegten Ritter — Niger, bezw. Roseus, bezw. (Jandidus
Miles de Nigro, bezw. Roseo, bezw. Candido Saltu — sind gewiss wie
der ganze Abschnitt, in dem sie auftreten, geschmacklos; ob sie absicht-
lich burlesk sind, wie Bruce meint, ist nicht ohne weiteres zu entscheiden,
da man in verschiedenen Artusromanen ihresgleichen finden kann.
Gralsage und Graltexte. In den Jahren 1895 — 1902 ist von
verschiedenen Seiten und auf recht verschiedenen Wegen der Versuch
gemacht worden, die Schwierigkeiten, die die Gralprobleme bieten, zu
heben. Trotzdem einige der in Betracht kommenden Arbeiten auf um-
fangreichem — dem Romanisten übrigens z. T. fernliegenden — Material
aufgebaut sind und viel Scharfsinn verraten, hat keine der vorgeschlagenen
Lösungen allgemeine Anerkennung gefunden. — Einen gut orientierenden
Überblick über Gralsage und Graltexte bot Wilhelm Hertz* Abhandlung
Die Sage von Parzival und dem Gral, im Anhang zu seiner meister-
haften, freien und vielfach — namentlich in den ersten beiden Büchern
kürzenden — Bearbeitung von Wolframs von Eschenbach Parzival ^^*).
Die inhaltreiche, die Forschung in verschiedenen Punkten fördernde Arbeit
ist aus einem gleichbetitelten Vortrag hervorgegangen ^®^). Hervorgehoben
seien hier nur die Aufzahlung von Wunschdingen S. 430 fr.; die Parallelen
zum Dümmlingsmärchen S. 440 AT., die Vermutung betr. das Entstehen
302) Parzival von Wolfram von Eschen bach. Neu bearbeitet. Stutt-
gart, Cotta 1898, VI -+-558 S. 8^ s. S. 413—466. 303) Zuerst erschienen in
Nord und Süd, Juli 1881, dann separat, Breslau 1882.
II 264 Altfrari7.ftai8ches KuDstepos und Romane. 1899 bczw. 1805— HK)2.
<lor vorhjingnisvolleii Frage S. 44G, oiullich die Aupfühningen über spät<*ix«
Gralsagen S. 454 ff. Die wertvollen Anmerkungen enthalten literar- und
kulturgeschichtliche Notizen^''*). — Die eine der beiden Hau ptün sichten
über den Ursprung des Grals — der Gral ein Wunschgefäss
keltischen Ursprungs — hat Eduard Wechssler vertreten in sehiem
Gralbüchlein ^^^), in welchem er die künstlerische Entwicklungsgeschichit*
der Gralsage bis auf Wagnei*s Parsifal zu schildern unternimmt; er be-
spricht etwas eingehender die Anfänge und die künstlerischen Höhepunkte
der Sage — (Vestien de Troyes, Guiot- Wolfram, Richard Wagner — ,
behandelt in Anmerkungen und Exkursen (S. 109 — 190) diejenigen Gral-
texte, die keinen poetischen Eigenwert besitzen, die Bildung der grossen
Prosaromanzyklen, einzelne Elemente der Sage und Quellenfragen sowie
verschiedenes andere, was z, T. nur lose mit den Gralproblemen zusammen-
hängt. Beachtenswert ist die Bibliographie '*®*) und die Beilage, ein Blatt
auf welchem ganz kurz die verschiedenen Bedeutungen des Grals in allen
erhaltenen Graldichtungen verzeichnet werden. Die Urbedeutung des
Grals als märchenhaftes Wunschgefäss soll stets klar zutage treten oder
leicht zu erkennen sein [?]. Trotz dieser Urbedeutung wird bald darauf
auseinandergesetzt, dass das Grundwort, lat. gradaUs oder prov. graxal
ursprünglich eine Prunkschüssel mit Fächern sei, die ähnlich einem
modernen Tafelaufsatz verschiedene Gerichte zugleich aufnehmen konnte ^^').
P^in solches Wunschgefäss wurde mit der altchristlichen Legende von
Joseph von Arimathia verknüpft und wurde zum Symbol des christlichen
Glaubens. Die ursprünglich lateinische Grallegende sei von Laien „in
ihrer Zelle" konstruiert worden und auf keltischem Boden entstanden.
Auf einen keltisch-lateinischen Gralzyklus gehe nicht bloss der Gnilzyklus
des Robert von Boron zurück, sondern auch der Zyklus des Walter
Map, mit dem Unterschied freilich, dass der erstere möglicherweise eine
bretagnische, der zweitgenannte eine insulare Form darstelle. In der ur-
sprünglich walisischen Parzivalsage sei der Held schon durch einen
keltischen Dichter zu einem höfischen Ritter gestempelt worden [?]. Die
Parzivalsage ohne den Gral lebe im me. Sir Perceval und im mndl.
Moriaen weiter, die direkt auf verlorene französische, indirekt auf keltische
Rittergedichte [?] zurückgehen sollen. Die Sagen von Paizival und vom
Gral wurden „sicher" [?] erst in Frankreich vereinigt, und zwar vor
Crestien, bei dem eine junge Entwicklung der Gralsage vorliege. Über
Guiot — nach Wechssler die einzige Quelle Wolframs — , der (S. 76)
nächst Crestien der hervorragendste Troveor ist, Crestien sogar überragt
(S. 77), werden allerlei Vermutungen ausgesprochen, obwohl S, 78 zuge-
geben werden muss, dass sich der Anteil Guiots und Wolframs nicht
genau abgrenzen lässt. Kurz, Wechssler hat eine lange Reihe der vep-
304) Dankenswert sind die Hinweise darauf, inwieweit Wolfram von
anderen Graltexten abweicht, bezw. mit ihnen übereinstimmt. Hertz glaubt nicht
daran, dass Wolfram ausschliesslich Crestien als Quelle benutzt habe. 305) S.
oben Anm. 147. 306) Einige Ergänzungen, besonders zu B. Waffuer gab
W. GoLTHER LBlGRPh. XX 17. — Zur Artus- und Gralsage, zu den Gral-
romanen, zur Schwanrittersage und zu Wolframs Quellen findet man biblio-
graphische Angaben in Friedrich Panzer« Bibliographie zu Wolfram
von Eschenbach. Mönchen 1897, S. 16—27. 307) Nach W. Hertz a. a. O-
S. 420 soll gradalis einer Umdeutung des älteren Wortes garcUis sein; s. auch
E. Froyniond. JI 20;")
.<chie<lenstoii Hypotheson aufgestellt; die Arcfunientation ist aber häufiji^
genug eine nur wenig überzeugende un(l mehrfach werden die vordem
aufgestellten Hypothesen bald darauf als sichere ResulUite hing(\stellt
und verwertet. Gar vieles in Wechsslers Buch ist zu rasch erschlossen
und kann einer nüchternen Krilik gegenüber nicht 8tand halten. — Wie
Wechssler trat Alfred Nutt von neuem für den keltischen Ur-
sprung der Gralsage ein in seiner für weitere Kreise bestimmten
Schrift The Legend« of the Holy Gr^iPo«). Er hebt die Grund-
motive 1. aus den Texten hervor, in denen der Nach di-uck auf der Suche
nach Talismanen liegt — einer davon ist der Gral — (Queste- Versionen),
2. aus den Texten, in denen das Wesen und die Geschichte dieser Talis-
mane hei*vortritt Zu der ersten Gruppe rechnet er den Conte del Graal
Crestiens und seiner Fort^etzer, Wolframs Parziviü, Peredur, Sir Perce-
val, zu der zweiten Roberts von Boron Joseph von Arimathia und Merlin,
den Grand Saint Graal, auch die Queste, ferner den Perceval-Didot und
den Perceval le Gallois. Beide Gimppen unterscheiden sich durch Auf-
fassung und Stimmung derart voneinander, dass sie unmöglich für ver-
schiedene Varianten eines gemeinsamen Originalstoffes anzusehen sind;
immerhin gehen die Kapitel der Gral suche in den Texten der zweiten
Gruppe teilweise auf eine Fassung zurück, die derjenigen im Conte del
Graal verwandt ist; beide Gruppen haben einander Einzelheiten ent-
nommen. Das christliche Element der Sage ist sekundär; die
Sage ist vielmehr heidnischen Ursprungs und enthält einerseits
ein mit geheimnisvollen Talismanen (Lanze, Schwert) verbundenes Rache-
motiv, andererseits ein Entzauberungsmotiv, das, noch älter als jenes, mit
dem Gral verbunden ist. Der Gral, der bald unerschöpflich Nahrung
spendet und LebeUvSelixier ist, bald einen Fruchtbarkeitstalisman darstellt,
ferner Schwert untl I^anze erinnern aber nach Nutt am deutlichsten an
ähnliches in keltischen (irischen und walisischen) Texten, so der Gral an
verschiedene Wunderkessel. Kurz, die Gralsage beruht auf einer Ver-
bindung keltischer mythischer Erzählungen mit anderen, in denen die
hervortretende Stellung Britanniens und gewisse das Christentum betreffende
Gköber im Grundriss II* 502. 308) Populär Studies in Mythology, Romance
and Folklore Nr. 14, London, D. Nutt 1902, 80 S. in-lG». — Nutte Ergebnisse
unterscheiden sich nur unerheblich von denen, die er in seinem bekannten Bueh
Studies on the Legend of the Holy Grail 1888 — s. JBRFh I 390 — ausführ-
lich begründet hatte — Unzugänglich war mir Nütt« Artikel Early know-
ledge of the Grail legend in England in Academy 1896 Nr. 1273 und
S. Evans* In quest of the Holy Grail in Ath. 1899, 3722. A. Nütt be-
teiligte sich an einer Polemik gegen einen Anonymus und gegen Evans in der
Academy 1899 vol. LVI S. 466 f. und vol. LVII S. 93 f., 167 ff., ^214f. Den
Anstoss dazu gab eine Besprechung von Seb. Evans' englischer Übertragung
des Perlesvaus, The High History of the Holy Grail (2 vols. London,
Dent); der anonyme Kritiker hatte sich über die f, pedantische", an Gral- und
Lanceloteage anknüpfende Forschungsweise Bemerkungen erlaubt und das Alter
des Perlesvaus demjenigen der ältesten Kathedralen Englands gleichgestellt.
Evans hält Academy LVII S. 45, 93, 190, 239 den Perlesvaus für fons et origo
der Gralsage, leugnet ihren keltischen Ursprung und verteidigt Lesarten der
Monser Handschnft des Conte du Gral. Diese und andere Vermutungen,^ die
Evans auch in einem Anhang zu seiner — im übrigen gerühmten — Über-
setzung geäussert hatte, hat auch Wm. A. Nitze zurückgewiesen in seiner Be-
sprechung jener Übersetzung» MLN. XIV 494—499.
II 266 Altfranzosißches Kunstepos und Romane. 1899 bczw. 1895—1902.
Vorrechte dieses Landes verherrlicht wurden. Die Umbildune: der mythischen
keltischen Erzählungen, deren Halbgött-er schon früher in Heroen umge-
wandelt worden waren, in christlich symbolische und mystische Sagen
lässt sich schwer verfolgen. Roberts de Boron Bericht der Bekehnmg
durch Joseph verrate keltische Züge und durch die Envähnung von
Avalen besonders Züge der Artursage, die Robert aber selbst nicht ver-
standen habe^^®); schon in seinen Quellen wird die Geschichte der Be-
kehrung durch Joseph mit , einer Brau zugeschriebenen Bekehrungsge-
schichte vermischt gewesen sein, und diese Vermischung konnte darum
leicht eintreten, weil die Josephslegende in Glastonbury, das Avalon
gleichgesetzt war, lokalisiert wurde. Dadurch wurde aber die Sage mit
Artur zusammengebracht. In den Quellen Crestiens des Troyes und
Guiots werden ritterliche Abenteuer mehr im Vordergrund gestanden haben
und diese beiden — Guiot noch mehr als Crestien — haben trotz Bei-
behaltung des hei(hii8chen Elements der Sage besonders in Bezug auf die
Gral suche eine erhabenere Moral verliehen; Guiot habe sich selbst seinen
Misserfolg in Frankreich zuzuschreiben, er sei zu sehr für das Haus Anjou
eingetreten. Crestiens Nachfolger haben je nach Neigung das abenteuer-
liche bezw. das spezifisch christliche Element mehr ausgearbeitet; andere
vermischten beide. Das Auftreten Lancelots als Gralsucher an Stelle von
Perceval führte zu einer Reaktion in asketischem Sinne, so dass Galaad
seinen Vater ersetzte. Die me. Version, der Sir Perceval, biete einen
vorchristlichen Bestandteil der Sage, der walisische Peredur einen anderen,
doch ist dieser Text durch Crestien und andere französische Quellen stark
beeinilusst
Den orientalischen Ursprung der Gralsage suchten, freilich
auf verschiedenen Wegen, Paul Hagen und A. N. Wesselofsky nach-
zuweisen. Unter der Voraussetzung, dass Kiot, Wolframs einzige Quelle,
Crestien gegenüber mehrere ältere Züge aus der Parzivalüberlieferung er-
halten hat, geht P. Hagen von Wolframs Angaben und Vorstellungen
vom Gral aus, um über die Herkunft und Bedeutung des Grals Be-
stimmteres zu ergründen ^^^). Er macht Beziehungen zwischen den Gral-
dichtungen und der Sage vom Priester Johannes ausfindig und glaubt,
dass einige Elemente dieser Sage zweifellos Material für Wolframs Ge-
dicht abgegeben und wahrscheinlich bereits in Crestiens und Kiots Quelle,
6iner lateinischen Prosaschrift^ vorhanden gewesen seien; wahrscheinlich
seien in diese Schrift gewisse Einzelheiten über das Khalifat von Bagdad
aus der hebräischen Reisebeschreibung des Rabbi Benjamin aus Tudela
in Spanien (1170) aufgenommen worden. Hagen sucht darauf den, der
nach Wolframs Parzival 453, 30 schreip vons gräles dventiury genauer
festzustellen und will in ihm den gewöhnlich Thebit genannten, viel-
seitigen Gelehrten (826 — 921) erkennen, der sich in einem seiner vielen
Werke über den Gral geäussert, vielleicht ihm aber auch eine selb-
ständige Schrift gewidmet habe. Thebit wird als Astrolog das Wort
Gral, wie Wolfram sagt, aus den Sternen herausgelesen und vielleicht als
harranischer Ssabier einen Stein mit dem Jupiter in Beziehung gebracht
309) Vgl. dazu Newells weiter unten S. 270f. mitgeteilte Auffassung und
dessen Schrift S.93f. 310) Der Gral. Strassburg 1900, 124 S. 8' (QF.H.85).
E. Freyraond. H 207
hnhon. Dor Gral sei ein Meteorstein; für «lie zweite Bezeichnunjü:
des Grals bei Wolfnim (469,7) lapsit exillts, an dem viel herumgedeutelt
worden ist, schla.^t Hagen die Korrektur Uipis betillis vor. Die Baetylen
— vornehmlich Meteorst/oine — spielen als Fetische \m verschiedenen
orientalischen Völkern — so bei Syrern — eine hervorragende Rolle und
schon Crestien werde wie Kiot unter dem Gral einen Baetylus verstanden
hal)en. Es war, wie Hagen unter Benutzung einer Stelle bei Plinius,
Nat. Hist, 37, 13') schliesst, ein zum Siege verhelfender Wunderstein;
es handele sich also hierbei, ebensowenig Avie bei der blutenden Lanze
— einer zur Rache bestimmten Waife — um ein ursprünglich christliches
Heiligtum. Hagen zeigt noch, dass den Baetylen manche Wunder zuge-
schrieben wurden und bringt die Bezeichnung mit Bei- El, dem Hause
Eis, zusammen, wo ein heiliger Stein die Stelle der Himmelsleiter an-
zeigt: ähnlich sei „der Gral, dessen Orden unmittelbar vom Himmel seine
Befehle erhält, ein Symbol des Gedankens, dass Himmel und Erde, Gott
und die Menschen in Verbindung stehen; wie Jakobs Haus bezeichnet
er mystice eine Stätte der Gottesverehrung**; wie Jakob Land und Schutz
verheissen wird, so soll Peredur, der verheissene Befreier, den Gral er-
ringen ; die Gralritter sollen in herrenlose Länder ziehen ; für die Tempel-
ritter müsste diese G'ottesverheissung von Land und Schutz die höchste
Bedeutung haben. Die vom Himmel herabsteigende, eine Oblate auf dem
Gral niederlegende Taube ist durch Evang. Job. 1, 51 und Lukas 3, 21 f.,
sowie Acta Apostel. X 11 ff. erklärlich. Kiot habe die Bedeutung von
Bethel aus Hieronymus entnommen [?], dem er auch den Sinn des Wortes
baruch entlehnte. — Wie Jakob war Parzival der Gralkönig ein Gottes-
kämpfer, was in anderem Sinne die um den Gral versammelten Templeisen in
der Geschichte waren. Die keltische Erkundigungsfrage musste zur christlich-
menschlichen Mitleidsfrage werden. Endlich hält es Hagen für möglich,
dass der Gral des Thebit^ bevor er in die Dichtung des Abendlandes
drang, bei den Templern oder einer Sekte des Orients irgendwelche Be-
deutung erlangt habe. — Das sind der Hypothesen viele, die gewiss
scharfsinnig die eine auf der anderen aufgebaut zu sein scheinen. Allein
Hagens Resultate erregten Widerspruch; während F. Pa^nzer**^) Hagens
Nachweis des Presbyterbriefs als Quelle als besonders wertvoll bezeichnete,
will S. Singer^") auch diesen Nachweis nicht gelten lassen. Panzer
glaubt, dass die orientalischen Daten ei*st von Wolfram, nicht aber von
Kiot herrühren und dass sich Wolfram seine von Crestien abweichenden
Nachrichten vom Gral aus dem Presbyterbrief geholt habe; auf den Gral
als solchen sei aber wenig zu schliessen. Ähnlich urteilten über den
letzten Punkt S. Singer und G. Paris ^").
Um den orientalischen, speziell syrischen Ursprung der
Gral sage nachzuweisen, geht A. N. Wesselofsky in seiner Abhandlung
Zur Frage über die Heimat der Legende vom heiligen GraP**)
von einer in das 8. Jahrhundert gesetzten grusinischen Legende von
Joseph von Arimathia aus, nach der Joseph, der Christi Blut aufgefangen,
mit dem Apostel Philipp zu Ludi (heute Ludd) das Evangelium ver-
311) LBlGRPh. 1901, 147—152. 312) ZDA 45, 30—36. 313) Ro. XXIX
480. 314) ASPh. XXIII (1901) 321—385. — Nicht zuganglich war mir Wesse-
LOFSKYS Arbeit SkasaDija o Wawilonje, Skinij i sw. Gralje (Die Er-
zahluDgBD von Babylon, der Stiftshfitte und vom heiligen Gral). Petersburg 1896.
Vollmöller, Rom. jAhreibericht VIII. \^
II 268 Altfraneösisches Kunstepoa und Romane. 1809 bezw. 1895—1902.
kümlet und def auf wunderbare Weise geheilte Enias in der dort ge-
gründeten Kirche zum ersten Bischof geweiht wird. Die Geschichte von
Enias, den Wesselofsky »S. 347 allerdings zögernd als Prototyp für
Josephe, Josephs Sohn im Grand Saint Graal, hinstellen mochte, oder
wenigstens der Name des Enias sei vielleicht erst sekundär mit der Ge-
schichte Josephs verbunden worden, als nämlich dieser auf des Herrn
Geheiss in Ludl auftrat; nwglicherweise enthielt die syrische Quelle jener
grusinischen Legende auch den Zug, dass es Joseph — vgl. Grand Saint
Graal — bei Segnung der Hostie scheint, er opfere und zerteile das
Kind. Eine wohl im 8. Jahrhundert ent^^tandene apokryphische Legende
ähnlicher Art mit jüdisch-christlicher oder vielleicht nestoria nischer Färbung
sei vermutlich zur Zeit der Kreuzzüge, also zu Anfang des 12. Jahr-
hunderts unmittelbar dem romanischen Abendland übermittelt worden, ihr
religiöser Inhalt sei aber von den römischen Katholiken nicht recht ver-
standen und verschieden ausgelegt worden. Dabei wirkte das Prinzip der
Lokalisierung mit, d. h. es ergaben sieh Vermischungen mit Zügen ört-
licher Volkssagen; es habe sich die Legende z. B. den Peroeval ange-
eignet, üter Pendragons Rundtafel ward nach Jesu und Josephs Abend-
mahlstafel als dritte Tafel aufgefasst. Hehron-Bron mag mit Srafiy der
Gral mit märchenhaften Talismanen identifiziert worden sein. Die Er-
zählung von der Verkündung des Christ-entums in einem abgelegenen
Winkel des Orients verwandelte sich in den Bericht über eine frühe
Christianisierung Britanniens. Die Legende wurde, da sie Zwecken politisch-
religiösen Kampfes entsprach, populär, erfuhr aber eine weitere rein
literarische Veränderung dadurch, dass der religiöse Inhalt mehr und mehr
durch fremde phantastische Züge verdunkelt wurde und auf Wegen des
Mystizismus wurden die Motive der alten Legende — nämlich das der
Erkorenheit innerhalb des Geschlechts und das der Prüfung — ersetzt
durch Motive der himmlischen Vorsehung, des Suchens und Sehnens
nach Erleuchtung durch den Gral. — Bevor Wesselofsky zu diesen
Schlussfolgerungen gelangt, untersucht er — und das ist seine Haupt-
arbeit — die beiden Versionen ^^^) jener syrischen Legende, die einerseits
durch Roberts von Boron Joseph von Arimathia, andererseits durch den
ersten Teil des Grand Saint Graal •^*®) vertreten sind. Wesselofsky zeigt,
wie im Joseph von Arimathia der Abendmahlstisch, das Blutgefäss, Fisch
und Fischer an die ältesten Darstellungen des Sakraments der Eucharistie
erinnern und betont die Verbrüderung der Bekenner gleichen Glaubene«.
Hebron (= syr. habrü, Genosse, Freund) gemahne mit seinem Fischfang
an Tobias und an Probus in der nur in slavischen Versionen erhaltenen
gleichnamigen Erzählung syrischen Ursprungs; er werde darum ein reicher
Fischer, ein Fänger genannt, weil er selbst den Fisch fängt und weil
die Rolle des Fisches beim Mahle auf seine eucharistische Bedeutung
hinweise. Alahij Hebrons keuscher Sohn, ein Priester und Diener des
Herrn, sei vielleicht durch syr. &länä, Hirt, Führer, zu erklären. Avarcnh
wohin sich Petrus begibt, sei vielleicht mit syr. havärä, albus, purus zu-
315) Auf eine besondere Version soll FlegetÄnis-Kiot hinweisen. 316) Dieser
erste Teil schliesst ab mit der Entfernung Josephs und seiner Genossen aus
Sarras, wo sie das Christentum einführten, und entspricht in Huchers Text
Band II S. 1—320.
E; Freymond. \l 209
«iniinonziibringen iinil wei^e iirjsprünglich auf das Gebiet der Aevxoovqoi,
der syrischen Kappadozier am Taurus. In dem C'ubiculum der heib'g(>n
Lucina ebenso wie in der Kapelle des Kallixtus träfj^t der Fi.sch — das
bekannte mit der Passion und dem Heilandswerk in Verbindung ge-
brachte Symlwl ~ einen geflochtenen Korb mit Broten und einem Wein-
gefäss; nach Hieronymus gibt es keinen reicheren Mann als den, der in
einem geflochtenen Korb den Leib Christi und in einem Glasgefäss sein
Blut bei sich trägt; somit könnte nach Wesselofsky der Gral als
^n-atalis Weiterbildung zu crates viminea sein; vgl. ml. grassah:
ram'^trunij corhis, Fischkorb: erst als der Gral verhältnismässig spät
als Kelch aufgefasst wurde, trat eine Vermischung mit rrrater, crattis
ein. — Wesselofsky folgt dann dem Bericht von Grand Saint Graal
Teil I, der auf einer syrischen, in einer jüdisch-christlichen Gemeinde in
Nord-Mesopotamien entstandenen Legende beruhen soll; er sucht einige
der im Roman genannten Lokalitaten zu bestimmen. Bcthanie, wo
Joseph im Walde Halt machte soll Batanriea, ar. El Bethanije (östlich
vom See Genezareth) sein, ein Gebiet im nördlichen Teil von Gilead,
GaUiad; dieses habe den Namen für den letzten Gralhüter Oalaad ab-
gegeben; Harros sei = Harrdn mit seinem Mond- und Sonnenkult
(syr. sahra, Mond). Orberique, wo Sarracintes Mutter herrscht, sei =
JPr Bakkah, nahe der Mündung des Balik in den Euphrat, Orcaus,
wohin £valach zieht, = Orrhai-Edesss, Auch für eine Reihe von
Personennamen schlägt Wesselofsky mit Hülfe von Prof. Marr einige
Erklärungsversuche vor: Astapkath (Var. für Selaphas)^ der Dämon,
der ohne Josephes Erlaubnis die die Taufe ablehnenden Heiden tötet, ist
augenscheinlich gleich dem ophitischen Astapliaws, Kvalach sei = syr.
Jahbalah{a) = Theodor, Evalachs Name nach der Taufe Mordrain =
syr. maröd renffOy beharrlich im Denken. Mof/danis — das statt Mor-
drain in einem Texte vorkommt, soll etymologisch davon getrennt sein und
zu Mygdonia^ dem Namen für den durch Mazedonier kolonisierten Norden
von Mesopotamien, gehören. In Sarracinte — so heisst Evalachs
Schwester und Gattin Nascien-Seraphes — stecke syr, kahinta, die Reiche:
der ganze Name bedeute dann vielleicht „die Glaubensreiche" oder der
Name enthalte das syr. Adj. klntft, die Gerechte. Seraphe dürfte syr.
srapMy Seraph sein, NasHen komme von nesära, Nazaräer. Der Name
des durch die Lanze verwundeten Königs Pelleham und seines Vaters
Felles im Grand Saint Graal, Pelleham-Pelles in der Queste, Fellinor
im Livre d'Artus, wird mit der Wunden und Heilung verursachenden
Lanze des Peleus in Verbindung gebracht; möglich sei auch, dass bei der
Heilung der Umstand mitspielte, dass das Gebiet Galaad durch Balsam und
Ärzte bekannt war [?]. An die Stelle der Peleus-Lanze trat infolge einer
Verwechslung erst spät die Lanze des Longinus^^''), die als Blutreliquie unge-
317) 0. KRÖNEBhat in seiner Dissertation Die LoDginuslcsende, ihre
Entstehung und Ausbreitung in der französischen Litteratur.
Münster 1899, 59 S. 8*^ aus Nationalepen und anderen Dichtungen verschiedener
Art oft bedeutungslose Stellen über Longin gesammelt; er bringt auch Dinge
(so S. 52 f.), die zu seinem Thema gar nicht gehören, sedenkt aber nicht mit
einem Worte der Bolle, die die Lanze des Longinus in der Gralsage spielt.
18*
II 270 Altfraozosisches Kunstepos und Romane. 1800 bezw. 1805—1902.
schickt mit cbm Gral verbundon wurde. Schliesslich sei noch bemerkt, class*
Wesselof.sky Spuren der Grallegende in Byzanz leugnet Ich bin weit davon
entfernt, mir ein Urteil über semitische Etymologien zuzumuten ; mit Ne-
welP^^) kann ich mich aber nicht des Gefühls erwehren, dass die
Deutungsversuche Wesselofskys wenigstens z.T. in erster Linie nur auf laut-
licher Ähnlichkeit aufgebaut sind. — William Weli^ Newell ver-
einigte unter dem Titel The Legend of the Holy Grail and the
Perceval of Chrestien of Troyes^^®) eine Reihe von vorher im
Journal of American Folk-Lore 1897— -1899 und 1902 veröffentlichten
Aufsätzen. Das älteste Gedicht, das vom Gral spreche, nämlich Crestiens
Perceval, verfolgt nach Newell die Tendenz, die ritterliche Erziehung zu
schildern. Perceval, dessen Beiname U galois so viel wie Dümmling
bedeute, werde daher zuerst in den Waffen geübt, dann in der Liehe
unterwiesen und habe drittens die Ritterpflichten kennen zu lernen, vor
allem das Gebot der Schweigsamkeit zu beobachten, das, wie Newell
zeigt, in der mittelalterlichen Spruchweisheit als erste Pflicht hingestellt
wird. Eine Parallele zur Grundidee des Perceval soll die Legende von
Barlaam und Josaphat bieten : ähnlich wie Josaphat im christlichen Glauben
unterwiesen und bekehrt wird, obgleich sein Vater ihn mit allen Mitteln
davor zu bewahren suchte, soll Perceval zum Ritter erzogen werden, wo-
vor ihn seine Mutter vergeblich hüten wollte. Den Gral — eine Ab-
leitung von crater — habe man bei Crestien als etwas ganz Nebensäch-
liches und Zufälliges zu betrachten ; nichts weise bei ihm auf eine Beziehung
zur Eucharistie, sondern Gral, Schwert und Lanze sind rein literarische Re-
quisiten. Perceval könne seine Aufgabe erst nach strenger Erziehung
erfüllen und müsse zuvor Enttäuschungen erfahren. — Wahrscheinlich
beruhe die Komposition auf Sagenelementen, die in literarischer Absicht
frei verwoben, d. h. um eine Hauptidee gruppiert wurden; Crestien mag
Vorläufer gehabt haben, die in ähnlichem Sinne wirkten, aber einem
kymrischen Erzähler wäre derartiges nicht zuzutrauen. Crestien müsse
eine Erzählung vielleicht agn. Ursprungs über Perceval gekannt haben;
war sie, was möglich sei, komisch gehalten, so habe ihr erst Crestien
ernste Bedeutung beigelegt. Auf Crestiens ritterlichen Roman folgte
Roberts von Boron religiöses Gedicht, der an Widersprüchen reiche
Joseph von Arimathia; in ihm wurde der geheimnisvolle Gral unter Be-
nutzung von apokryphischen Werken und Winken in Wilhelms von
Malmesbury De Äntiquitate^^^) mit christlichen Symbolen verbunden
und dem Abendmahlskelch gleichgestellt. Robert von Boron sei so-
nnt als Schöpfer der Gralsage zu bezeichnen. CVestiens Werk
sowie dasjenige Roberts von Boron blieben unvollendet - — Newell will
Robert nicht nur den Perceval, sondern auch den Merlin absprechen — .
Fortsetzer versuchten nun, die Auffassungen dieser beiden Dichter mit-
einander in Einklang zu bringen und Hessen ihrer Phantasie freien Lauf.
Die Fortsetzer Crestiens verwoben dessen Winke mit Gemeinplätzen der
romantischen Dichtung, wie Newell für einige Episoden zu zeigen sucht;
möglich ist es, dass Mennecier, sicher, dass Gerbert die Galaadversion
318) S. dessen Bemerkung in seinem oben zitierten Buch 8. 94. 819) Cam-
bridge, Mass. Ch. W. Sever & Co., licipzig, Harrassowitz 1902, VI + 94S. 8*.
320) S. dazu 8. 93.
E. Freymond. H 271
kannte. Im Perceyal-Didot werden Motive Roberts und Crestiens mit
solchen aus der zweiten Fortsetzung Crestiens vermischt. Newell be-
spricht weiterhin die Gralaadromane, d. h. den Grand Saint Graal, den
man besser mit dem Namen Nascien bezeichnen sollte, den Agravain,
die Queste, hebt in kurzen Analysen die wichtigsten Motive hervor und
betont ihre Abhängigkeit von jeweils älteren Gralromanen. Nach einigen
allgemeinen Bemerkungen über die Art der Entwicklung und der Be-
arbeitungen mittelalterlicher Romane zieht Newell noch die ausländischen
Versionen, namentlich Wolframs Parzival, heran und glaubt, dass Wolfram
irgendwelche fragmentarische Kenntnisse zeitgenössischer Romane frei um-
gemodelt und in dem Stoff seiner Hauptquelle, Crestien, untergebracht
habe. Dabei werden aber, wie W. Golther in seiner im allgemeinen
zustimmenden Besprechung von Newells Arbeit ^^^) mit Recht hervorhebt,
weder Kiot noch die Beziehungen zu Anjou berücksichtigt. Was Hein-
rich von dem Türlin betrifft, so habe er, meint Newell, Crestien, dessen
ersten Fortsetzer und Wolfram benutzt, ferner Züge aus der Mule sans
frein, sowie aus den Lais vom Hörn und vom Mantel^ bezw. aus nicht
erhaltenen Fassungen dieser Lais verwertet und im übrigen seine Er-
findung schalten lassen. Nach Scheidung der originellen und der mit
dem Conte du Gral übereinstimmenden Hauptmotive wird der Peredur
als freie Umarbeitung der genannten Vorlage bezeichnet; der Sir Perceval
sei das Werk eines ungebildeten Minstrels, der seinen Stoff schlechter
mündlicher Überlieferung verdanke. Endlich sieht Newell auch den Biaus
Desconus, den Carduino und Tyolet als Schösslinge des Percevals Crestiens
bezw. seines ersten Fortsetzers an und beschäftigt sich auch kurz mit
Volks-(Dümmlings-)märchen, von denen das von Peronnik Pidiot*^'^) zwar
Züge der Artusdichtung, aber keine nähere Verwandtschaft mit CVestien
aufweist. Die gälische Ballade Laoidh an Amadan M6ir (Lay of the
Great Fool) hat sicher mit dem Gral nichts zu tun und die Story of
the Great Fool, der Nutt s. Z. eine grosse Bedeutung zusprechen wollte,
sei nicht mit Perceval verwandt, sondern enthalte nur einige nebensäch-
liche, übrigens weit verbreitete Züge der Sage. Endlich werden noch
Tennysons Holy Grail und Wagners Parsifal kurz berührt. — Nur der
Vollständigkeit wegen sei zur Gralfrage noch eine Abhandlung von
A. T. Vercoutre genannt, Un problöme litt^raire r^solu. Ori-
gine et genese de la legende du Saint-Graal^22aj^ j^g „j^ßj^ ^[gjj^^
was in der Romania XXXI 170 f. darüber zu lesen ist, trotz des zu-
versichtlichen Titels ein Kuriosuni ist^*^).
321) ZFSL. 26'* 10—12. 322) S. E. Souvestre, Le foyer breton. Paris
1874, n 137 ff.; s. übrigens dazu W. Hertz a. a. O. 493. 322a) Paris, Leroux
1901. 24 B. 8^ 323) Höchst beachtenswert dagegen sind die seitdem erschieDene
Arbeit des Theologen Willy Staerk, über den Ursprung der Gral-
legende. Ein Beitrag zur christlichen Mythologie. Tübingen u.
Leipzig 1903, der den keltischen Ursprung der Gralidee zurückweist und sie auf
Grund der Legende zu deuten sucht. Die Gralsage sei entstanden aus realistisch,
paganistisch gefassten Vorstellungen des Abendmahlsakraments; ferner die Be-
sprechung dazu von K. Burdach DLZ. 1903, S. 3000— 3058, weiter Burdachs
Ausführungen. ibid. S. 2821— 2824 und ASNS. CVIII 31 ff., der dafür eintritt,
dass die Gralsage aus altchristlichen Pilgermärchen und aus der Popularisie-
rung, Paganisierun^ und Magisierung der Messliturgic, insbesondere des Vorbe-
reitungsteilcs und der grossen lutroitusprozession herzuleiten sind.
II 272 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
Einzelheiten. In der Einleitung zu seiner Lancelot- Ausgabe
S. CXLII spricht W. Foeester die Vermutung aus, das livre, die
Quelle Crestiens, sei nur eine kurze Prosaerzahluug in der Art der
Exempla und der Quelle für den Cliges gewesen ; dennoch soll es
(S. CXLI) den uns sonst bekannten [doch immer verhältnismässig um-
fangreichen] Graltexten ähnlich gewesen sein^**). — Ober eine von der
Pariser Nationalbibliothek erworbene, vordem unbekannte, leider fragmen-
tarisch erhaltene Handschrift des Perceval, die mit Mss. frau^. 12576
nahe verwandt ist^ s. Ro. XXIV 622. — Nach Voretzbch, Epische
Studien I 146 f. '^*) soll dem Huondichter unter anderen das Perceval-
motiv vorgeschwebt haben ; das Hunger und Durst stillende Wunderhom
erinnere an den Gral: s. ib. 126^^^). — Nach der ersten Fortsetzung
von Crestiens Perceval wird ein Sohn Gauvains im Chäteau de Li»
erzogen; nach F. Lot^^') spreche das für die keltische Herkunft der
unmittelbaren Vorlage: Llys bedeutet auf walisisch „Sehloss^'^ und wurde
für einen Eigennamen gehalten; es liege somit eine Tautologie vor. —
Die erste Fortsetzung von Crestiens Perceval enthält bekanntlich die
Episode von Caradoc, der, wie sich herausstellt, nicht der
Sohn eines gleichnamigen Caradoc, sondern eines Zauberers ist. Cara-
doc der jüngere wird von einer Schlange, die sich an seinem
Arme festsaugt und ihm den Tod bringen sollte, dadurch befreit, dass
Cadors Schwester dem Tier ihre nackte Brust darbietet. Cador schlägt
der Schlange, die sich an der Brust festgebissen, den Kopf ab, zugleich
aber auch einen Teil der Brust, die auf wunderbare Weise durch eine
goldene ersetzt wird. Ein Aufsatz von Miss Carrie A. Harper
Carados and the serpent^^^) machte auf verwandte Versionen in
einem gälischen Märchen und einer angloschottischen Ballade aufmerksam
und gab die Veranlassung zu einer Untersuchung von G. Paris, Cara-
dos et le serpent^*®), nach welcher die ursprünglich irische Sage einer-
seits nach Schottland, andererseits nach der Bretagne gekommen sei, wo
sie erst mit Karada wc verbunden wurde; von der Bretagne aus sei sie in
den Perceval sowie nach Wales gelangt. Eine Reihe anderer Punkte
werden zugleich besprochen, so der Beiname des Caradoc, nämlich Breich-
bras {breich = lyi'achium^ bras = starky^^ volksetymologisch um-
gewandelt zu afz. Briebras [Kleinarm bei Wisse-Colin), ferner Keusch-
heit«proben, der Ursprung von Monstren, die der Zauberer mit verschiedenen
Tieren zeugte. — F. Lot bestritt einige Folgerungen von G. Paris in seinem
Artikel Carados et Saint Patern ^^*). Die Episoden von der Schlange
und die Keuschheitsprobeji von Mantel und Hörn seien skottischer Her-
324) Foersters Behauptung S. CXL „Alle Gralfassungen gehen stpfflich
nur soweit als P geht, der bekanntlich unvollendet ist*', verstehe ich, offen ge-
sagt, nicht 325) S. oben S. 216 Anm. Id. 32G) Da das Wunderhom auch
die Gabe hat, Krankheiten zu heilen, könnte man ihm m. E. auch den wunder-
baren, am Tore der Hagia Sofia angebrachten, einer Flöte ähnlichen Riegel zur
Seite stellen, der nach den Aussagen von Chronisten wie Robert de Clan und
Antonius von Nowgorod Kranke heilte, wenn sie ihn in den Mund nahmen.
Vgl. hierzu E. Galtiers gelehrten Aufsatz Bvzantina in Ro. XXIX 501—527.
327) Ro. XXIV 322. 328) MLN. XIII 417-431. 329) Ro. XXVIII 214^231.
330) 8. dazu Zimmer in Focrnters Laucelotausgabc {!>. CXXIV. 381) Ro.
XXVIII 568-578.
E. Freymond. II 273
kunft) sie seien wahrscheinlich von Nordwestschottland aus den benach-
barten Briten von ßtrathclyde und Cumberland übermittelt worden, die
sie auf einen ihrer Haupthelden, Caradoc Breichbras, übertrugen. Von
den Nordbriten kamen die an Caradoc und seine Frau Tegau Eurvron
anknüpfenden Episoden wohl schon zusammenhängend nach Wales und
nichts spreche für Volkssagen über Caradoc in der Bretagne. Die Caradoc-
episode im Ferceval gehe auf eine mündliche oder geschriebene wali-
sische Quelle zurück. — Peredurs Körperkräfte scheinen — dar-
auf schloss F. LoT^^^) aus einer Stelle der bekannten walisischen Er-
zählung — ähnlich denjenigen Gauvains von den Tageszeiten abhängig
zu sein, ein zweifellos mythischer Zug, der nicht auf den Ferceval über-
tragen wird. — Peredurs Sohn heisst in einem im Schwarzen Buch
von Caermarthen (3. Viertel des 12. Jahrhunderts) enthaltenen Qral-
gedicht Mor; ihm stellt F. Lot ^*^) Percevals Sohn Moriaen im
mndl. Lancelot gegenüber, der wohl unter volksetymologischem Einfluss
des Namens (nämlich fz. Maure) zu einem Neger gestempelt wurde.
Friedrich Kraus sucht in seiner Dissertation Über Girbert de
Montreuil und seine Werke*^*), auf Grund einer Untersuchiuig von
Versbau, Sprache, Wortschatz und Stil den Nachweis zu führen, dass
Girbert de Montreuil, der Verfasser des Boman de la Violette, mit Ger-
bert, dem Fortsetzer von Crestiens Ferceval, identisch ist. Er hält es für
wahrscheinlich, dass die Percevalfortsetzung 10—15 Jahre älter ist als
der Veilchenroman, der zwischen 1225 und 1230 zu setzen ist, er hält
es für möglich, dass auch das kleine Gedicht De Oroifignet et Petit
von demselben Girbert herrühre ^^*). Gegen die sprachlichen Ausführungen
lässt sich einiges einwenden *^*). Im letzten Abschnitt wird allerlei Formel-
haftes herangezogen, was wenig besagt; einige wörtliche Übereinstimmungen
(s. S. 70 ff.) sind allerdings auffallend. Falsch ist S. 25 der Hinweis
auf Guis de Cambrai Vengeance d' Alexandre. — Die Identität der beiden
Gerbert stützte Maurice Wilmotte durch neue Argumente in seinem
Aufsatz Gerbert de Montreuil et les Berits qui lui sont attri-
bu6s^^'). Die Suite de Tristrant, die Gerbert arrienda , , tot a coth-
pas f?]'*®), ist nach Wilmotte nicht, wie Kraus S. 10 annahm, eine
Fortsetzung von Crestiens verlorenen Tristan, sondern eine Episode in
Gerbeits nur zum Teil bekannter Percevalfortsetzung^^®).
Eine Reihe von Untersuchungen über Wolframs Quellen^*®)
haben zu gar verschiedenen Ergebnissen geführt, an die im folgenden
332) Ro. XXIV 323 f. 333) Ibid. 336 f.; s. auch W. Hertz, Parzival von
Wolfram von Eschenbach, S. 476. 334) Würzburger Diss. Erlangen 1897,
83 S. 8*. 335) Nach Gröber Grundrise IV 532 ist der Veilchenroman Gerberts
erstes Werk; auch nach Suchier, Literaturgeschichte S. 202 sind die Verfasser
der beiden Epen identisch. 336) S. A. Tobler im A8NS. IC S. 206—207 und
G. COHN in DLZ. 1898, S. 1526—29. 337) BAcB. Classe des Lettre« 1900,
Nr. 3, BruxeUes, 24 8.; s. dazu Ko. XXIX 481. 338) 8. Potvins Ferceval-
ausgäbe VI 213. 339) Zur Identität Gauchers de Dourdau (Donain) mit
Wauchier de Denain, dem Verfasser von Heiligenleben s. P. Meyer Ro.
XXXII 583 — 586; ausser diesem nach meinen Berichtsjahren erschienenen Artikel
seien noch kurz genannt die Aufsätze von Miss J. L. Weston, Wauchier de
Denainas a continnator of Perceval and the prologue of the Mens
Ms. in Ro. XXXIII 333ff. und Wauchier de Denain and Bleheris
(Bledhericus) ibid. XXXIV 100 ff. 340) S. schon oben S. 264, 267, 271.
II 274 Altfranzösisches Kun8teix>8 und Homanc. 1899 bezw. 1895— 11H)2.
nur kurz erinnert werden soll, da einige davon im Jahresbericht bereit*
besprochen wurden. Eduard Wechssler**^) stellte nochmals die bei
Crestien fehlenden Gralmotive Wolframs zusammen; da sich fast alles,
was Wolfram über Crestien hinaus vom Gral und der Gralfamilie er-
zählt, in anderen französischen Texten ebenso — [oder, sagen wir, ähn-
lich] — vorfindet, hält er die Benutzung Crestiens und weiterer Quellen,
vornehmlich Guiots, wenn nicht für erwiesen, so doch für wahrschein-
lich^*^). Nicht lange darauf aber betrachtete er Guiot für den einzigen
Gewährsmann Wolframs ^*^). Dieselbe Ansicht vertraten S. Singer in
seinen Bemerkungen zu Wolframs Parzi vaT^**), ferner G. Boet-
TiCHER in seinem Artikel Noch einmal das IX. Buch des Parzi-
val®**) und P. Hagen in seinen Untersuchungen über Kiot***).
Singer schloss sich dabei Heinzeis Auffassung^*') an, dass Kiot die ge-
meinsame Quelle für Crestien und Wolfram war. Eine Vergleichun«:
der verschiedenen dem Titelhelden gegebenen Ratschläge lässt ihn ver-
muten, dass in der gemeinsamen Vorlage die Gralsuche in den Rahmen
eines Ruodliebromans gepresst war, welchen Rahmen dann wieder Crestien
und Wolfram (oder dessen Vorlage) zerschlagen haben ^*®). Singer hat
Recht, dass man sich bei der Behandlung der Quellenfrage des Parzival
nicht bloss auf rein mechanische Vergleiche beschninken solle, sondern
die Abweichungen daraufhin zu untersuchen habe, ob sie den Charakter der
Erfindung durch einen deutschen Dichter oder den des französischen
Epos tragen. — Hagen will zeigen, dass Kiot mit Plinius und Solinus
gründlich vertraut war, und dass die gesamte Gelehrsamkeit im Parzival,
wie sie sich in den Steinnamen, in Völkernamen u. s. w. zeige, Kiot zu-
zuschreiben sei. G. RoETHE, der die Existenz Kiots in dubio lässt^ be-
341) Zur Beantwortung der Fragen nach den Quellen von
Wolframs Parzival in Philologische Studien. Festgabe für E. Sievers, Halle.
Niemeyer 1896, S. 237—251. 342) S. dazu die Bemerkung von O. Behaghel
LBlGRPh. 1898, S. 115. 343) S. schon JBRPh. IV n 394 und die Notizen
in Wechssler« Sage vom Gral, Guiot und Wolfram S. 164—177 und
Die Ursachen des Verlustes von Guiots Gedicht S. 177f., vgl. schon
oben S. 266 und JBRPh. V ii 402 ff. 344) AGPh. Halle 1898, 84 S., vgl.
JBRPh. V II 406. 345) ZDA. 45, 149—152. 346) Ibid. 187-217. 347) S.
JBRPh. III 178 ff. 348) Diese Auseinandersetzungen bilden den ersten Teil
der Abhandlung; der zweite gibt Erklärungen religiöser Vorstellungen bei Wolf-
ram. In weiterem Umfang hatte schon vorher Anton Sattlee, Die religiösen
Anschauungen Wolframs von Eschenbach — (Grazer Studien zur deutschen
Philologie, hsg v. A. E. Schönbach u. B. Seuffert, H. 1) Graz, Styria 1895. 112S. 8«
— dies Thema behandelt, und zwar auf Grund einer ständigen Vergleichune mit
Werken von Theologen, die Wolframs Zeitgenassen waren oder vor ihm lebten.
Der Verfasser, der selbst Theologe ist, arbeitet mit einem dem Philologen sonst
fern liegenden gelehrten Apparat, so dass er Romanisten und Germanisten, nament-
lich dem Nichtkatholiken, mannigfache Belehrung bringt. Die Gralsage las»!
er aber beiseite« da er der Meinung ist, die Feststellung der positiven religiösen
Anschauungen Wolframs bilden dazu eine Vorarbeit. Obgleicn das Endresultat
der ganzen Untersuchung Sattlers darauf hinweist, dass Wolfram — wenn man
von den neutralen Engeln absieht — in seinen religiösen Anschauungen der her-
kömmlichen Schulmeinung folgt, so wäre die auch so dankenswerte Unter-
suchung fruchtbringender gewesen, wenn auch franzosische Graltexte herange-
zogen worden wären. Nur an einer einzigen Stelle (S. 70) wird ein altfranzösischer
Text erwähnt, nämlich ein „sehr altes Missale'S das ein dem eigenartigen Glaubens-
bekenntnis des Feirefiz ähnliches Glaubensbekenntnis enthält.
E. Freymond. II 275
streitet das ^^'j. — Dafür, das8 Wolfram allein auf Crestien beruhe,
traten ein Julius Lichtenstein, Zur Parzivalfrage^^®) und Ludwig
Grimm^ Wolfram von Eschenbach und die Zeitgenossen^'^);
ähnlich äusserte sich kurz W. Foerhter (Lancelot S. CXXXI): W. (Wolf-
ram) gibt im wesentlichen P (Crestiens Perceval) treu wieder ^*^).
Schliesslich sei noch darauf aufmerksam gemacht, das« sich in dem
Abenteuerroman 8one de Nausay'*^) V. 4569ff. eine Episode findet,
in der eine in mancher Beziehung eigenartige Geschichte von Joseph
d'Abarimathie eingeflochten ist. Goldschmidt Verwies S. 556 auf Ähn-
lichkeiten mit der Darstellung bei Wolfram; 8. Singer ging in seiner
Abhandlung Über die Quelle von Wolframs ParzivaP") näher
darauf ein. Es handelt sich namentlich um folgende Punkte: „Die Krank-
heit des Gralkönigs als Strafe für Liebe zu einer Heidin, die hässliche
Botin aus dem Lande des Grals, ihre Botschaft vermischt mit Bot-
schaft und Gericht der Vorgeschichte, in der eine Gralprinzessin und eine
französische Fürstin sich um den Helden bewarben, endlich Anschluss
der Schwanrittersage."
Zu den Romanzyklen. Der Kompilation des Robert von Boron,
die aus acht Branchen bestanden haben soll — 1. Joseph von Arimathia,
2. Merlin, 3. Alain, 4. Petrus, 5. Moyses, 6. Bron, 7. Queste, 8. Mort
d'Artus — sowie deren mutmasslichen Quellen widmete E. Wechssler
einen kleinen Exkurs in seinem Büchlein Sage vom Gral S. 12401
Ebenda S. 126 ff. handelt er von dem, vor 1189 angesetzten, fünf Branchen
— 1. Joseph von Arimathia, 2. Bekehrung des Mogdain-Evalac und
Seraphe-Nascien, 3. deren und Celidoines Versuchungen, 4. Bekehrung
Englands, 5. Queste — umfassenden Gralzyklus des Walter Map und
setzt in aller Kürze seine Auffassung von der Entwicklung des Gral-
Lancelot-Zyklus auseinander. Die beiden Zyklen, die inhaltlich in mehreren
Branchen übereinstimmen (Robert 1. 3 — 7, bezw. Map 1. 4. 5), in zweien
ganz voneinander abweichen (Robert 2. 8, bezw. Map 2. 3) seien von
einem dritten Unbekannten derart gemischt worden, dass in den Map-
zyklus der Merlin zwischen 4 und 5, die Mort d'Artus an den Schluss
gesetzt wurde. Den so auf sieben Branchen angewachsenen Zyklus ver-
band dann ein Vierter mit einer ganz anderen Romanreihe, nämlich mit
dem Lancelot, der z. T. vor, z. T. hinter die Queste eingeschoben wurde;
so ergaben sich neun Branchen. Diese Kompilation ist nun in der ur-
sprünglichen Fassung nicht überliefert, sondern nur in zwei Bearbeitungen
zweier Unbekannter (Pseudomap und Pseudorobert), von denen jeder
selbständig eine zehnte Branche, die Suite Merlin^**), einschob. Der
349) ZDA. 45, 223—227. 350) BGDSL. XXII 1—93. 351) I. Teil;
Zur Entstehung des ParziFal. Leipziger Dies. 1897; s. dazu und zu Lichten-
ßteins Arbeit JBRPh. V ii 404 ff. 352) Endlich sei hier bemerkt, dass
E. Bernhardt über die Person der Anrede in Crestiens Erec, Yvain und Perce-
val, ferner auch im Tristan des Thomas sowie in dem Nationalepos Aliscans
bandelt in seiner Abhandlung Über du und ir bei Wolfram von Eschen-
bach, Hartmann von Aue, Gottfried von Strassburg und tu und voa
in den entsprechenden altfranzösischen Gedichten in ZDPh. 39,
368—390, besonders 381 ff. 353) Hsg. von Moritz Goldschmidt. LV. Bd. 216.
1899. 656 8. 354) ZDA. 44, 321—342, besonders S. 327 ff. 355) Im Pseudomap
ist die Suite Merlin derLivre d'Artus; die Suite Merlin im Pseudorobert ist der
II 276 Altfrauzößisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
Pseudoniap ist uns, wenig gekürzt, in zahlreichen Handschriften über-
liefert, von dem Pseudorobert aber, der wiederholt gekürzt wurde, sind
uns nur wenige Reste der ursprünglichen Redaktion, grössere Bruchstücke
aber von zwei Kürzungen erhalten. — Alle diese Ergebnisse teilt Wechssler
a. a. O. in aller Kürze ohne jede Motivierung mit. Vorher hatte er sich
in seiner Habilitationsschrift Über die verschiedenen Redaktionen
des Robert von Borron zugeschriebenen Graal-Lancelot-
Cyklus^^®) eingehender mit dem Pseudorobert befasst. Für beide Zyklen
nahm er nur die sechs Branchen an, die P. Paris in seiner Analyse des
Gral-Lancelot-Zyklus angegeben hatte, nämlich 1. Gral, 2. Merlin, 3. 8uite
Merlin, 4. Lancelot, 5. Queste, 6. Mort d'Artus. Abgesehen von der
Suite Merlin, die in beiden Zyklen ganz verschiedene Texte repräsentiert,
unterscheiden sich die beiden Zyklen hauptsächlich dadurch, dass der
Pseudorobert^^') Teile aus dem Prosa-Tristan aufgenommen hat Auf
Grund einer Durchsicht der Pariser Gral- und Lancelothandschriften ver-
suchte nun Wechssler die verschiedenen Redaktionen des Pseudorobert
festzustellen und besprach zunächst die gekürzten Redaktionen. Eine
jüngere Kürzung {Pseudarobert C), z. T. durch Hs. Huth**^) ver-
treten, ergab eine Trilogie, deren drei gleiche Teile enthalten 1. Merlin **•)
und den Anfang der Suite Merlin, 2. ein weiteres Bruchstück der Suite
Merlin, 3. eine Queste und Mort d'Artus. C beruht auf der Redaktion
^360 j ß^ g|,jg ältere Kürzung des Pseudorobert, war ebenfalls eine
Trilogie aus drei gleichen oder annähernd gleichen Teilen, nämlich 1. ein
Li vre del Graal (heute verloren), 2. Merlin und Suite Merlin (erhalten
z. T. in Hs. Huth, z. T. in der Hs. Paris f. fr. 112), 3. eine Queste
und Mort d'Artus; das dritte Drittel ist uns in der portugiesischen
Demanda'^^), teilweise auch in den Pariser Hss. f. fr. 343 und 112, bezw.
die Branche Mort d'Artus im Palamedes f. fr. 340 überliefert Der
Redaktor von C liess das erste Drittel von B, den asketischen Livre del
Graal aus. Der ungeküi-zte Pseudorobert (A), der sich von B bezw. C
dadurch unterschied, dass er auch den Lancelot enthielt, ist nur bruch-
stückweise in Trißtanhandschriften auf uns gekommen. Pseudohelie, der
Umarbeiter des Tristanzyklus des Luce de Gast^ kannte Pseudorobert A
und verweist öfters auf ihn; spätere Abschreiber nahmen dann grössere
Abschnitte aus A in den Tristanzyklus auf. Nachdem schon Sommer
Text, der bisher teilweise nur durch die Hs. Huth, teilweise in etwas anderer
Rezension durch die portugiesische Demanda bekannt ist. 356) Halle 1895,
64 S. 8". 357) Pseudorobert wird der eine Zyklus genannt, weil das Ganze
Robert von Boron zugeschrieben wurde; im Pseudomap werden einige Branchen
dem Robert, die anderen dem Waltor Map zugeschrieben. 358) S. JBRPh.
I 424 f. 359) G. Paris dachte sich in seiner Ausgabe des Merlin 8. LI die Ein-
teilung anders, nämlich derart, dass der Joseph von Arimathia und der erste
Teil des Merlin den ersten Abschnitt bildeten. 860) 0 soll B so gekürzt haben,
dass er seine Vorlage einfach dort abbrach, wo sie über die Grenzen hinaus-
reichte, die er seinem Werke setzte. H dagegen schnitt nicht einfach am Ende
ab, sondern entfernte im Inneren entbehrliche Abschnitte. 361) J. CoRNU
machte Wechssler — s. a. a. O. S. 14 — darauf aufmerksam, dass auch das
zweite (und erste?) Drittel der portugiesischen Übertragung erhalten ist; es ist
wohl das erste. Vgl. dazu weiter unten S. 281 bezw. ZRPh. XXVI 170. —
R. Wendriner (LBlGRPh. 1895, S. 57 Anm.) entdeckte Fragmente einer alt-
venezianischen Version dieser Redaktion.
E. Freymond. II 277
die Existenz eines solchen Fragments in einer Londoner Hs. des Tristan
konstatiert hatte, sucht Wechssler andere Bruchstücke dieses Pseudorobert
A besonders in Malorys me. Kompilation nachzuweisen, indem er diejenigen
Elemente hervorhebt, die sich an analogen Stellen wohl bei Malory^**),
nicht aber in der Redaktion B vorfinden; Malory gibt die Version A so
mangelhaft wieder, dass für die Kenntnis von A die Kürzung B immer
noch wertvoller ist. — Was den verlorenen Brait Merlm betriflTt, so soll
das nach Wechssler eine Art Biographie Merlins gewesen sein; die
spanische Übertragung ei-setze ihn uns zur grosseren Hälfte. Der Ver-
fasser oder vielmehr der Redaktor <les Brait Merlin, Helie, behielt aus
der Redaktion A den Merlin ganz bei, die Suite nur, insoweit sie auf
Merlin und Baudemagus Bezug nimmt ^•^). Der Redaktor B des Pseudo-
robert hatte bei der Herstellung seiner Trilogie ausser der ungekürzten
Redaktion A auch den Brait Merlin vor sich; bei seinen Kürzungen
liess er Abschnitte, die im Brait vorhanden waren, fort und verwies auf
diesen Text Der Redaktor C knüpfte an Titel (Brait) und Verfasser-
namen (Helie) allerlei Fiktionen und schrieb dem Werke alles das zu,
•was er von seiner Vorlage B fortliess. — Wechssler hat sich in seiner
Habilitationsschrift eine sehr schwere, aber dankenswerte Aufgabe gestellt,
die viel Geduld, ruhige Erwägung und klare Darstellung erfordert. Die
Darstellung ist nun nicht immer durchsichtig genug; eine reichlichere Be-
gründung wäre erwünscht gewesen. Bei so verwickelten Verhältnissen,
wie sie augenscheinlich bei der Entstehung der Prosaromanzyklen vor-
liegen, wird erst eine Untersuchung aller Handschriften der Prosaroman-
zyklen — eine Aufgabe, die freilich die Arbeitskraft und Geduld eines
Einzelnen übersteigen dürfte — zeigen, inwieweit Wechsslers Resultate
richtig sind. Soviel ist sicher, dass Wechssler einige Hss. richtiger ein-
geordnet hat, als das vordem geschehen war. — Von seinen zahlreichen
Hypothesen zur Gralsage und zu Graltexten hat Wechssler einige zu
begründen • gesucht in seinen Untersuchungen zu den Gral-
romanen***). Er bespricht hier Roberts von Boron kleinen Gralzyklus,
die Estoire del Oranl, der als Roberts Werk ausser Joseph, Merlin,
auch der Perceval und als besondere Branche die Mortd'Artus
angehören sollen [?]. Er glaubt, dass die Stelle, in der nach der
Modeneser Hs. des Perceval Crestien genannt ist, interpoliert, dass da-
gegen der Passus im Perceval, an der von der Lanze des Longinus als
der wichtigsten Reliquie neben Gral und Schüssel erwähnt wird, echt sei'**).
362) Bei dieser Gelegenheit schliesst Wcch«sler auf verschiedene verlorene
afz. Original werke, die nicht bloss für Malory, sondern auch für Teile des ur-
sprünglichen Gral- Lancelotzyklus die Quellen abgegeben haben sollen; sie ge-
hören zu den „zahlreichen durch Crestiens Lancelot hervorgerufenen episodischen
Lancelotromanen, aus denen der Prosaroman Lancelot kompiliert ist". Wechssler
gibt diesen Romanen die Titel Teriquam, Gaheriet Helaine von Ascalot, Urre
von Hongre [?|. 363) In seiner anerkennenden Besprechung von Wechsslers
Arbeit — Ro. XXIV 475 — wandte sich G. Paris gegen diese Auffassung.
Nach ihm ist der Brait Merlin eine kleine Branche, die ausser der Hauptepisode
(Besuch des Baudemngus an Merlins Grab) nur wenige Abenteuer dieses Baude-
magus erzählt habe. 364) ZRPh. XXIII 135—173. 366) Wollte man uiit
AN'cchssler den Perceval Robert zusprechen, so niüsste man sich fragen, warum
Robert die Lanze nicht schon im JoHcph von Arimathia herangezogen hat.
II 278 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
Der Anglonormanne Robert, der im 12. Jahrhundert schrieb'**), benutzte
— meint Wechssler — von Crestien unabhängige Quellen, die eine ein-
fachere, ursprünglichere Sagenform darstellen; daher sei Roberts Zyklus,
wenigstens in der sagengeschichtlichen Chronologie älter als Crestien. Die
Widersprüche zwischen Perceval und Merlin will Wechssler durch Quellen-
mischung erklären. Er handelt von den vier Branchen Roberts, näm-
lich Alain, Petrus, Moyses, Bron, die ein Abschreiber zwischen den
Branchen Merlin und Perceval hatte ausfallen lassen und deren Inhalt
sich teils aus den erhaltenen Branchen Roberts, teils aus den abweichenden
Versionen Walter Maps annähernd bestimmen lassen, femer von der
Komposition Roberts. Robert habe in seinem Zyklus Quellen zweierlei
Art — Werke über Joseph und die Graltafel mit Werken über Artus
und die Runde Tafel — vereinigt. Wechssler versucht noch die Quellen
von Roberts Gralzyklus festzustellen: man habe zwei Hauptquellen
anzunehmen, nämlich eine Graüegende von Joseph, Bron und Galaad,
die den Branchen Joseph, Alain, Petrus, Moyses, Bron zugrunde liegen
und Ansatzstücke des Perceval darboten, zweitens den sogen. Pseudo-
blasius, eine Merlinbiographie, der Robert den Merlin und einige Epi-
soden des Perceval und der Mort d' Artus verdanke. Die Gralsuche
Galaads ersetzte der Kompilator durch einen höfisch-ritterlichen Roman
von Percevals Gralsuche und Hirschjagd, der auf einen vorcrestien sehen
Roman zurückgehe, den auch Gaucher und Gerbert benutzt hätten. Die
Mort d 'Artus beruhe auf Martins von Rocester Übersetzung von Galfrids
Historia. Den überlieferten Text des Joseph habe Robert durch Ein-
schaltungen aus einer mystisch -symbolischen Grallegende kirchlichen
Charakters ergänzt, in der der Gral nicht mehr als Wunschgefäss,
sondern als Blutreliquie aufgefasst war. Robert habe endlich wahr-
scheinlich einer weiteren Quelle eine dritt-e Anschauung vom Gral als
Abendmahlschüssel entnommen und eine Version von Merlins Prophe-
zeiungen benutzt. Wechssler nimmt also für Robert sechs ^zw. sieben
Quellen an; das ist etwas viel und zugleich recht unsicher. Vor allem
wird man seinen Nachweis, dass Robert den Perceval geschrieben habe,
kaum als völlig gelungenen bezeichnen können. Der Passus in Hs. f.
fr. 749 mit Hinweis auf Martins von Rocester Brutübersetzung (s. S. 138),
die über frühere Könige von Northumberland Auskunft .geben soll, ge-
nügt m. E. nicht, um diesen Text für eine Quelle Roberts zu erklären.
Der Beweis für die These (S. 136), dass in den Fortsetzungen zu Grestieas
Perceval wertvolle Reste verlorener vorcrestienscher Gral-
dichtungen vorliegen, ist nicht erbracht, ebensowenig, dass Galaad
einer so alten Grallegende angehörte, u. s. w. — Wechsslers Resultate
sind von Gröber und Süchier nur zum geringen Teil angenommen
worden. Es sei hier mit Nachdmck auf Grob er s manchen neuen Ge-
danken enthaltende Ausführungen zu Robert (Grundriss 11^ S. 521 ff.) und
zu den Prosaromanen (ibid. S. 724 ff. und 996 ff.) hingewiesen. Aus
Suchiers kurzer Darstellung (S. 132 ff. 160 ff. der Literaturgeschichte)
sei hervorgehoben, dass der Gral — prov. graxal — in den ostfran-
366) S. 148: Stil, Diktion Bollen auf eine Zeit hinweisen, in der die all-
gemeine Technik noch eine wenig entwickelt« war [?J.
E. Freymond. H 270
zösisclion und proveiizjilischen Mundarten so viel wio Mühle bozoiehnet •^^').
— In seiner These De Walterio Mappio*'**^), in der or besonders Maps
Hauptwerk De Nugis eurialiiim bebandelt, kommt J. Bardoux (S. 1590*.)
auch auf die Frage zu sprechen, mit welchem Recht man' Walter >rap
einige Prosaromane oder wenigstens Teile davon zuschreiben dürfe.
Bardoux bejaht die Frage •*••) mit Argumenten, die im allgemeinen wenig
beweisen; neuere Arbeiten über die Prosaromane sind ihm z. T. unbekannt
geblieben, und wenn er S. 167 schliesst: E brevi Mappii carmine tota
hütoria LancelloH de Lacu tra^cii originem, qncmadmodmn Magnum
Sanctum Qraalum et hiquisitio de S^. Qraalo . . ., so dürfte er mit
dieser Behauptung nicht viel Anklang finden.
Zu einzelnen Romanen der Zyklen. Joseph von Ari-
mathia. Um Heimat und Abfassungszeit des Roman du Saint Gral
des Robert von Boron zu bestimmen, sieht Max Ziegler ^'^j vollständig
von dem Namen des Autors und dem seines Dienstherrn, sowie auch von
den Beziehungen des Gedichts zu den übrigen Gralromanen ab. Er
untersucht ausschliesslich den Versbau^''), ferner z. T. etwas gar zu breit
und nicht fehlerfrei Laut- und Formenlehre des Textes. Danach wäre
dies Gedicht in den zwei letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts ver-
fasst, und zwar vermutlich in dem Grenzgebiet zwischen Ile de France
und Picardie, genauer im südlichsten Ponthieu oder Beauvaisis. Allein
es finden sich vereinzelte anglononnannische, wallonische Züge u. s. w.
Jedenfalls zeigt die Untersuchung, dass die s. Z. von P. Paris ange-
nommene lothringische Herkunft des Verfassers (aus Boron bei Delle,
d^p. Haut Rhin) ebenso unsicher ist wie die von Hucher vermutete (am
südlichen Ende des Waldes von Fontainebleau im Gätinais)*'*).
Von der nur in einer einzigen Pariser Handschrift (f. fr. 337) erhaltenen
umfangreichen Version des Li vre d'Artus, mit der ich mich bereits in einer
besonderen Abhandlung beschäftigt hatte ^'''j, habe ich seitdem eine ziemlich
ausführliche Inhaltsangabe mitgeteilt^'*), die von einleitenden Bemerkungen
und Anmerkungen begleitet ist. Der Kompilator dieses wohl im zweiten
Viertel des 13. Jahrhunderts verfassten Abenteuerromans bringt eine
Masse von Abenteuern, von denen einige Varianten von Episoden in be-
kannten Artusepen sind; weiteres ist durch die anderen Branchen — be-
sonders durch den Lancelot — des Zyklus inspiriert, in den der Livre
367) Zu der ibid. 160 ausgesprochenen Vermutung Suchiers, dass die Prosa-
auflösuDgen von Roberts Joseph und Merlin wahrsdieinlich für die ältesten
Versuche in französischer Originaiprosa seien, hat G. Paris Bedenken geäussert,
G. Paris hält einen vor 1220 existierenden Prosa-Lancelot für den ältesten fran-
zösischen Prosaroman; s. JB. 1901, S. 708. 368) Thesim Parisiend Universi^
tati propoeuit J. Bardoux. Ck)lumbarii8 1900, XII -[-207 S. 8^ 369) Ebenso
Suchier in seiner Literaturgeschichte S. 161; Gröber verneint sie Onindriss
11*725. 370) Über Sprache und Alter des von Robert de Boron ver-
fassten Roman du Saint Graal. Leipziger Diss., Gotha 1895, 95 8.
371) Ziegler untersucht da hauptsachlich den reichen Reim nach dem s. Z. von
mir aufjsestellten Schema. Um dem Leser zu zeigen, dass er nur „annähernd"
meine Frozentziffern erreicht, hätte er gut daran getan, diese Ziffern neben die
seinigen zu drucken. 372) Vgl. hierzu Wechssler, Sage vom Gral 8. 126 und
ZRPh. XXIII 142. 378) S. JBRPh. III 187 f. 374) E. Freymond, Bei-
träge zur Kenntnis der altfranzösischen Artusromane in Prosa. I.
ZFSL 17», 1— 12a
II 280 Alfcfranzosifiches Kunat43po» und Romano. 1809 bczw. 1805—1902.
frArtuF« als letztes ZwischoDglled naehtracjlich zwischen Merlin und Lanc*elot
eingefügt wurde. Öfters wird gleichsam die Vorgeschichte von Episoden
des Prosa-Lancelot gegeben. Die Entstehung verschiedener Abenteuer
wird auf die verhassten Sachsen zurückgeführt. Der Text ist keineswegs
uninteressant, obwohl eich verschiedene Motive wiederholen und vieles
schablonenhaft erscheint, obgleich ferner die Darstellung eine ausserordent-
lich breite ist und namentlich dadurch ermüdet, dass ver.schiedene Hand-
lungen fortwährend nebeneinander hergehen und kaum ein Abenteuer
ununterbrochen ei-zahlt wird^'*). Ich glaube gezeigt zu haben, dass eine
Episode — die von Guionmar und Morgan — deutlich, und zwar nicht
bloss wegen der gleichen Namen der Hauptpersonen, sondern dem In-
halte nach an erhaltene lais brefons erinnert; wie diese Episode, so
werden nach meiner Vermutung noch andere, mehr oder weniger direkt,
mit anderen verlorenen Lais zusammenhängen. Allein der Kompilator
schöpfte sein Sagengut, das er z. T. in älterer Form bietet als die
Artusepen, nicht nur aus der ntatiere de Bretmpie; in der merkwürdigen
Episode der Luide Semblance verwertete er einen ursprünglich griechi-
schen Stoff, eine Variante der Medusen sage®"®). —
Auf zwei in der Berner Stadtbibliothek aufbewahrten Doppelblättern
und auf einem Handschrifteinband konstatierte der Referent verschie-
dene Fragmente des Prosa-Lancelot^'''').
Mort d' Artus. Hierhin, und zwar zu der Szene vom sterbenden
Artus und Giflet^'®) kann man die persische Parallele stellen, die
Reynold A. Nicholson®''®) zu der Erzählung von Sir Bedivere und
Artus' Schwert Excalibur in Tennysons Passing of Arthur aus einem Text
des 12. Jahrhunderts, Tadhkiratu 'l-Auliyä, hervorhebt. Nicht ein Schwert,
sondern seine theosophischen Schriften will der im 9. Jahrhundert lebende
Al-Tirmidhi in den Oxus werfen lassen. Abu Bakr WarrÜg erfüllt die
Bitte zunächst nicht; als er es tut, fallen die Schriften in eine an-
geschwommene KistC; die sich alsbald scbliesst und die Bücher zu
Al-Tirmidhis Bruder Kidr bringen soll. —
Auf drei Pariser Handschriften, die Bruchstücke des Perle sv aus
enthalten, verwies E. Wechssler *^®). — William Albert Nitze geht
in seiner Untersuchung „The old french Grail Romance Perle s-
vaus, a study of its principal sources^^^) auf die bisher bekannten
Handschriften dieses Romans und ihr Verhältnis zueinander ein, be-
I
375) Ich habe diesem Ü beistand dadurch abzuhelfen gesucht, dass ich die
Episoden und Episoden teile beziffert und stets auf Zusatnmengehörendes verwiesen
habe. 376) S. S. 70 ff. Nach verschiedenen mittelalterlichen Texten besass Alexander
das Grorgonenhaupt; s. dazu J. Anitchkoff« Anzeige von Wesbelofsky" mir
nicht zugänglichen Arbeit Quelques nouvelles versions orientales
d'Alexandre. Vizantiiskii Vreniennik 1897 Nr. 3 und 4 in Ro. XXVIII 125f.
— Aus meiner Arbeit darf ich vielleicht noch die Anm. S. 54 f. hervoriieben,
in der von Monstris hominum die Rede ist, femer die Anm. 8. 103 ff., in der
die in den Livre d'Artus aufgenommene, in Einzelheiten, wie mir scheinen will,
beachtenswerte Übersetzung des Evangelium Nicodemi besprochen wird. 377)E.Frey-
MOND, Handschriftliche Miszellen, in AbhTobler S. 308—314. 378) Vgl.
P. Paris, Romans de la Table Ronde, t. V 350f. 379) The Arthurian
Legend, a Persian parallel in Ath. 1901, Nr. 3832, S. 434. 380) Hand-
schriften des Perlesvaus. ZRPh. XX 80—82. 381) Diss. Baltimore,
J. Murphy Company 1902^ 113 S. 8°; s. dazu W. Goltheb ZFSL. 26*. 12 f.
E. Freymond. If 281
spricht iiftoh der Oxforder iiiul einer Pariser Handschrift das in Potvins
Text fehlende Stück der Episode Cercle (Vor^ und hält es, wie s. Z.
Heinzel, für sicher, dass der Perlesvaus kein für sich hcstehendes Ganze
bildet, sopclern zu einem Zyklus gehört. Es werden dann die bisher
über den J^erlesvaus von Potvin, Hucher, Zarnke, Birch-Hirschfeld,
G. Paris, Heinzel geäusserten Ansichten besprochen. Der in den erst<5n
Jahren des 13. Jahrhunderts verfasste Roman wollte für einen Kreuzzug
Stimmung machen. Die Vorgeschichte des Grals beniht auf den An-
gaben Roberts von Boron, soweit sie nicht mit der Hauptquelle, Crestiens
Perceval, in AViderspnich stehen. Nitze vergleicht die Episoden, die dem
Perlesvaus und dem Perceval Oestiens und seiner Fort*>etzer gemeinsam
sind und sucht zu zeigen, dass der Verfasser des Perlesvaus aus Crestiens
Gedicht und dessen ersten beiden Fortsetzungen, also aus dem sog.
Pseudo-Gautier und Gautier Verschiedenes entlehnte und frei verwertek^;
er ist ein nicht gerade geschickter Kompilator; seine Widersprüche werden
sich dadurch erklären lassen, dass er einen grossen Teil des Stoffes aus
dem Gredächtnis niederschrieb. Die Fortsetzungen Maneciers und Gerbers
sind ihm nicht bekannt gewesen. Unter dem Jehan de Nesle, dem die
Hs. B ^^*) gewidmet wurde, ist mit Potvin der ältere des Namens zu ver-
stehen, der im vieilen Kreuzzug eine hervorragende Rolle spielte; da-
gegen war der Bischof von Cambrai, der die Dedikation veranlasste, nicht
Roger von Waurin (f 1191); es werde wohl Johann IH. von Bßthune
gewesen sein. — Auf verschieilene portugiesische und spanische Gral-
romane, die sich handschriftlich, bezw. in alten Drucken erhalten haben,
macht Otto Klob aufmerksam in seinen Beiträgen zur Kenntnis
der spanischen und portugiesischen Gralliteratur^®^). Er zieht
von portugiesischen Texten heran den Liuro de Joseph ab Arimathia
(16. Jahrb.) — die Bearbeitung eines älteren verlorenen portugiesischen,
wohl dem Anfang des 14. Jahrhunderts angehörenden Textes — , die
Istoria do emperador Vespasiano ^®*), die Demanda, ferner die Geschichte
von Lnncelot, Leonel und Galvan. Von spanischen Texten werden kurz
behandelt die Drucke eines Merlin (nebst Suite), eine Demanda (samt
Mort d'Artus) und deren nicht erhaltene Vorlage, der Baladro del sabio
Merlin, handschriftliche Fragmente eines Joseph, eines Merlin und einer
Demanda, endlich eine Lancelothandschrift '^*). —
Zu Perce forest, speziell zur Episode vom treuen Weibe ^®*) sei
bemerkt, dass Reinhold Köhler^ Aufsatz Zu der Erzählung Adams
von Cobsam The Wright's chaste Wife von neuem abgedruckt
worden ist^*'). — Von dem isoliert stehenden Schössling der Artus-
Prosaromane, von Ysaye le Triste hat J. Zeidler*^®) eine ziemlich
ausführliche Inhaltsangabe mitgeteilt; der Analyse sind die beiden Hand-
schriften zu Gotha und Darmstadt zugrunde gelegt. In den kurzen ein-
382) Nicht der Text, wie Suchier, Literaturgeschichte S. 163 meinte; s.
dazu G. Paris. JS. 1901, 8. 709. 383) ZRPh. XXVI 168-205. S. 177 Anm.
wird ohne nähere Angabe eine afz. Artnshs. der Madrider Nationalbibliothek er-
wähnt, ferner eine afz. LaDcelothandschrift. 381^) Vgl. C. Michaelis de Vasoon-
celloe und Th. Braga im Grundriss IP 214 ff. 385) Zum span. Lancelot s. jetzt
G. Baist RF. XXn 97f. 386) 8. dazu JBRPh. IH 188f. 387) Kleinere
Schriften. II 444ff. 388) Der Prosaroman Ysaye le Triste, ZRPh.
XXV 175-214, 472—489, 641-668.
II 282 Altfranzosischc» KunstejK)«« «nd Romane. 1899 bozw. liS95— 1902.
leitondon Beniorkun«ron verweist Zeidlcr darauf, da;*?, abgesehen von
Tristan, Artus- und Graltexten, die aber nicht näher angegeben wenlen,
als Quellen für den Roman einige Nationalepen in Betracht kommen,
besonders der Huon de Bordeaux, für einzehie Züge ferner Aucassin et
Nicolette, Gautiers Eracle, der Florimont und Eneas. Von den in den
Roman eingestreuten Gedichten ist das eine Nachahmung des allegori-
schen Rosenromans, das andere eine solche der Voeux du paon. Der
Ysaye gehört noch dem 14. Jahrhundert an. —
Lai8 bretans und Marie de France. 1899—1902^«»). Hier
sei zunächst F. Lot^ Abhandlung La patrie des lais bretons'*^)
genannt, eine Erwiderung auf Bruggers gegen ihn gerichteten Angriffe
betr. die Herkunft der Lais. Lot verweist darauf, dass Britones, Bri-
iannij getis Britannica bei Heinrich von Huntingdon, Wilhelm von
Malmesbury u. s. w. „Wälsche" bedeuten könne; er zeigt, dass schon
seit dem 11. Jahrhundert zwischen Kymren und Franzosen freundschaft-
liche Beziehungen bestanden, und dass der Glaube an Arture Wieder-
kehr nicht ausschliesslich in der kontinentalen Bretagne, sondern auch
in Wales verbreitet war. Weiter spricht er sich gegen Bruggers Schluss-
folgerungen aus den geographischen Angaben in den Lais aus; mit
anderen glaubt Lot, dass Artus' Residenz Carduel nicht, wie Bnigger
wollte, mit einer der beiden kleinen kontinentalen Ortschaften Kerduel
oder Keridol zusammenzubringen, sondern gleich Carlisle an der Grenze
Schottlands sei; es sei aus der älteren Namensform Carluel entstanden.
8. 46 wendet sich Lot ganz kurz gegen Bruggers Theorie von der Ent-
stehung der Romane aus den Lais^®^). — Der Text der zweiten Auf-
lage von Karl Warnke* bewährter Ausgabe der Lais der Marie de
France^®*) unterscheidet sich von dem der ersten durch eine Reihe von
Besserungen, die z. T. auf die Besprechungen der ersten durch Mussafia,
Tobler und G. Paris zumckgehen, z. T. aber von dem Herausgeber selbst
herrühren. Das Glossar ist neu bearbeitet worden; in der Einleitung
konnten füglich die Kapitel über die Sprache, Dialekt und Abfassungs-
zeit fortbleiben, da Warnke die Sprache eingehender in der Einleitung
zu seiner Ausgabe von Mariens Fabeln ^•*) untersucht hatte. Dafür sind
neu hinzugekommen eine Abhandlung über die erzählenden Lais, femer
Inhaltsangaben, die R. Köhlers vergleichenden, von Warnke ergänzten
Anmerkungen vorausgehen. In jener umsichtigen Abhandlung (8. III bis
XXXV) werden die bisher über die Herkunft des Wortes***) und der
389) Vgl. JBRPh. V n 471—476. 390) Nouveaux essais sur la pro-
venance du cycle arthurien IL, Ro. XXVIII 1—48; s. schon JBRPh.
Vii 462»» und 463". 391) Vgl. damit Suchiers Literaturgeedüchte S. 165:
Eine Vorstufe des Arthurromans ist im Lai nicht zu erblicken. 392) Die Lais
der Marie de France, hsg. v. K. W. Mit vergleichenden Anmerkungen von
R. Köhler, 2. verb. Aufl., Halle, Niemeyer 1900, CLX + 303 S. 8» (Bibl.
norm. II J). — S. dazu die umfaugreiche Besprechung von Georg Cohn ZFSL.
24^ S. 11—73, in der hauptsächlich Textbesserungen vorgeschlagen werden. —
Ich bin vermutlich nicht der einzige, dem eine wohlfeile Textausgabe der Lais,
event. eine Auswahl zu Unterrichtszwecken sehr wünschenswert erscheint.
393) Marie de France. Fabeln. Mit Benutzung des von Ed. Mall hinter-
lassenen Materials. Halle, Niemeyer 1898, OXLVI + 447 8. 8^ 394) Es hatte
der Vollständigkeit wegen auf E. MüRET" Erklärungsversuch von lai aus eantu^
fi. t^reymond. Jl 283
Gattung La^, sowie über ihre Entwicklung ausgesprochenen Ansichten
zusammengefasst und besprochen« Warnke lehnt dabei F. Lots Auf-
fassung ab, dass lai breton ein konventioneller Ausdruck gewesen sei;
er versteht unter bretonisch ausschliesslich kleinbretonisch. Bezüglich des
Haveloklai teilt er die s. Z. schon von F. Wolf ausgesprochene Ver-
mutung, dass der Stoff den Anglonormannen durch Bretonen, und zwar
in der Form eines Lais zuging. Insulare Elemente mögen bretonische
Spielleute gelegentlich in England kennen gelernt und benutzt haben;
das gelte für Chievrefueil, vielleiclit auch für D^sirö und Gurun, Yonec,
Melion, ferner für den Lai du Cor. Die Lieder, durch die Marie und
andere zu ihren erzählenden Gedichten angeregt wurden, sind kleinbretoni-
sehen Ursprungs, d. h. sie wurden teils in der kontinentalen Bretagne,
teils auch in England, besonders in Nordengland [?] von Bretonen ge-
schaffen ; diese werden ihre Lais in bretonischer Sprache gesungen haben.
Aus den bekannten Bezeichnungen Chieviefueü^ engl. Ootelef im Gais-
blattlai, aus russignol, bezw. nihtegale im Laüstic sei nur zu schliessen,
dass Marie die bretonischen Titel übersetzte. Die Form der bretonischen
Lais erinnerte vielleicht an die irischen Lais und an die Lais im Prosa-
Tristan (Achtsilbner, monorime Vierzeiler)*'**). Alle bretonischen Lais
scheinen lyrische Lieder gewesen zu sein, die zu einer bestimmten Ge-
schichte gehörten, mit Bezug auf eine bestimmte Geschichte gedichtet
wurden ^®®). Die Erzählungen gingen mitunter selbständig neben den
Lais her und die Bezeichnung lai konnte auf sie übertragen werden;
zweisprachige Bretonen vermittelten sie französischen Erzählern, von denen
sie Marie und die übrigen französischen Laidichter vernahmen. Von Mund
zu Munde gehend, mussten sie zahlreiche Veränderungen erfahren, so dass
sie nicht unverfälschte bretonische Volksüberlieferung wiedergeben. Warnke
bespricht einige Veränderungen und tritt der Auffassung bei, dass die
„Arthurisierung" nachträglich erfolgte. — L. CliSdat hat von Mariens
Lais ausführliche Inhaltsangaben mitgeteilt, unterbrochen von sogenannten
traductions archaiqices^^'^)] ebenso vom Lai de TOmbre^*^). — Von
Wilhelm Hertz* köstlichem Spielmannsbuch^®*), das bekanntlich
unter anderen meisterhafte Übersetzungen von Lanval, Yonec, Guinga-
mor, Tydorel, Dous Amanz, Fraisne, Eliduc enthält, ist eine zweite ver-
besserte und vennehrte Auflage erschienen. Aus der Einleitung seien
Kapitel 2 (die ältesten französischen Novellen) und 3 (die bretonischen
Feen), ferner die ausgezeichneten Anmerkungen am Schluss hervor-
gehoben. — Endlich seien noch zwei englische Übersetzungen afr. Lais
erwähnt, diejenige von Jessie L. Weston*^®) und von Edith Rickert*®*).
laicuSf Carmen iaecum (Ro. XX VII 611 f.) hingewiesen werden können. S. ferner
Suchiers Herleitung aus ir. laid in MLAsc. und Ro. XXX 569. 395) Zu den
Lais im Prosa-Tristan s. übrigens C. Micha£lis de Vasconc^ellos' Lais de
Bretanha. Capitulo inedito do Cancionoiro da Ajuda. RLu. VI; vgl.
Ro. XXIX 63B. 396) Vgl. damit meine Erklärung JBRPh. 1 402. 397) RPhFP.
VIII 161-205. 398) Ibid. IX 167—175. 399) Novellen in Versen aus
dem 12. und 13. Jahrhundert. Stuttgart, Ck)tta 1906, VI + 466 ö. 8\
400) Marie de France and others. Guingamor, Lanval, Tyolet, Le
Bisclaveret: Four lais rendered into English prose. With designs
by Caroline Watts. (Arthurian Romances non represented in Malorys Morte
d'Arthur Nr. 3) London, Nutt, 118 S. 8^ 1900. 401) Marie de France.
Volltn oller, Rom. Jahresbericht VIII. 2 9
tl 284 AltfraDSosisclics Runstepoe und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
— In einer auf umfassender liektüre beruhenden Abhandlung beschäftigt
sich William Henry Schofield*'*^) mit den Lais von Gr aalen t und
Lanval. Durch Hinweise auf den Gurunlai wird zunächst gezeigt, dass j
Personennamen in Lais — auch in Romanen — leicht durch andere er- I
setzt werden. Im Anfang des Graelent ist der Stoff unter dem Ein- |
fluss des ersten Teils der Wielandsage umgeformt worden; Schofield
zieht nämlich als Parallele dazu die Episode von Wieland und den Schwan-
jungfrauen im mhd. Friedrich von Schwaben (14. Jahrh.) heran, die auf
eine afz. Vorlage zurückgehe. Dies nordische Motiv sei von den Sachsen
zu den Normannen gelangt und von diesen zu Bretonen und Franzosen
gekommen, die es unter dem Einfluss von Stoffen wie Guigemar oder
Schwanritter umgeformt hätten. Der Held Oaland wurde mit dem
Bretonen Oraalen oder Oraelen Mor verwechselt. Graelent ist also
nicht ursprünglich mit dem Stoff verbunden gewesen. Der Graelentlai,
der gewöhnlich für älter angesehen wurde als Mariens Lanval, enthält
neben ursprünglicheren mehrere entschieden jüngere Züge — so eine An-
spielung auf Cicero, eine subtile Diskussion über die Liebe. Der Graelent-
dichter, der auf dem Kontinent schrieb, verflocht in seine Erzählung
Elemente verschiedener Art; er benutzte 1. eine ältere Lanvalgeschichte,
die der Mariens sehr ähnlich war, 2. eine ältere Version des Sagen kerns
— die Verbindung eines Sterblichen mit einer Fee — , der bestimmt
keltischer Herkunft sei, 3. die Episode von Wieland und den Schwan-
jungfrauen; vielleicht kannte er auch den Lanvallai Mariens, der die Sage
in ursprünglicherer Form aufweise, abgesehen von der erst später vor-
genommenen Arthurisation. Schliesslich zeigt Schofield, dass die Stoffe
der Lais gar viele heterogene, keineswegs ausschliesslich keltische Elemente i
enthalten*®*). — In seiner Dissertation Sir Lande val*®*) stellt Rudolf
Zimmermann die in England geschriebene Handschrift H oder eine ihr
nahe verwandte als Quelle der me. Fassungen hin. — Zum Lai du
trot. Gleichwie s. Z. M. Landau in seinen Quellen des Dekameron*
8. 285 zieht auch W. A. Neilson diesen Lai heran in seinem kurzen
Artikel The Purgatory of cruel beauties*^*). — Die Ähnlich-
keiten, die C. VoRETZSCH *°^) im Huon de Bordeaux und im Lai du
Cor herausfindet, sind m. E. bedeutungslos. — Ohne auf den Lai
Des dous amanz hinzuweisen, macht Alberto Lumbroso in einer
Scven of her lays done into English. With designs by Caroline
Watts. London, Nutt, VIll + 199 S. 8^ 402) The lays of Graelent and
Lanval and the story of Wayland in PMLA. XV 121—180. 403) Zu
ISchofields Resultaten vgl. Warnke a. a. O. S.CXIlIf.; G. Paris Ro XXIX
487; G HuET MA. XV 44 ff. und Fr. Panzer io der Einleitung zu seiner
Ausgabe des Merlin und Seifrit de Arderaont von Albrecht von
Scharfenborg in der Bearbeitung Ulrich Füetrers. Tübingen 1902
(LV. Bd. 227, S. LXXXlIIff. — Schofield verwertete auch italienische Bear-
beitungen des Stoffes, nämlich Pulzella Gaia, Bei Gherardino und Liom-
bruno; hierzu gibt Francesco Flamini Berichtigungen und Ergänzungen und
zeigt, dass sich Anklänge an Lais auch bei Polizian finden; RBLIt. IX 11 — 17.
404) mittclenglisches Gedicht in Reimpaaren, kritisch heraus-
gegeben und mit Einleitung und Anmerkungen versehen. Königs-
berg lüOO, 62 S. 8". 405) A note on the sources of the 8*1» novel of
the ötiidayof the Decameron. Ro. XXIX 85— 93. 406) Epische Studien
I 128 f.
E. Freymond. II 285
kurzen Notiz*®') auf eine moderne Variante davon in Guys de Maupassant
Notre Coeiir aufmerksam; es sind aber in ihr die Rollen insofern ver-
tauscht, als das Mädchen den Geliebten auf den Berg tragen soll. Ich
weiss nicht, ob dieser Rollentausch Guy de Maupassant selbst zuzu-
schreiben ist; jedenfalls wird auch von ihm die Sage an die Cöte des
deux amants bei Roüen verlegt *®®).
Zu Eliduc. Eine jüngere Variante der Legende du mari aux
deux femynes wird, wie Ren^ Basset **>®) zeigt, in der Altmark erzahlt.
Ein verheirateter Herr von Jagow führt einen ihm durch päpstlichen
Dispens angetraute Türkin als zweite Gattin heim; das Grab der „beiden
Frauen" soll sich in Grossen-Garz befinden. Die Familie von Jagow
besitze ein Bild jener Türkin und eine alljährlich stattfindende Almosen-
verteilung soll von jenem Herrn nach seiner glücklichen Heimkehr aus
türkischer Gefangenschaft gestiftet worden sein*^®). Basset bemerkt noch,
dass der Sagenstoff in zwei Erzählungen von 1001 Nacht vorkomme,
dass aber die im Morgenlande verbreitete Polygamie der Erzählung den
Reiz nehme, den sie auf Abendländer ausübe.
Orientalische Stoffe. 1895—1902. A. Risop untersuchte in
seiner gelehrten Abhandlung Ungelöste Fragen zum Florimont"^)
die vulgärgriechischen Redewendungen in Aimons Gedicht; sie sind nicht
nach dem Gehör niedergeschrieben, sondern beruhen auf schriftlichen Vor-
lagen, und zwar in einer Umschrift, die nur mit Hilfe der lateinischen
oder nichtfranzösischen Lautlehre erklärt werden kann. Vermutlich hat
sich Aimon zur Vorbereitung auf seine Orientreise eines für Leute aus
dem Abendland bestimmten Sprachführers bedient, ähnlich den Glossaren
von Avranches und Auxerre, in denen w^ie in Interlinearversionen Wort
für Wort die griechische Übersetzung in lateinischer Umschrift mitgeteilt
wird. Den Stoff seines Romans habe Aimon nicht einer lateinischen
Version, sondern der mündlichen Überliefemng entnommen, d. h. den
Kern seines Stoffes bildete eine in Philippopolis heimische Lokalsage, die
er mit anderen, z. T. französischen Dichtungen entlehnten Elementen
vereinigte. Die griechischen Wendungen gestatten keinen Schluss auf
die Quellen des Gedichts; denn sie bewegen sich nur im Rahmen der in
der ritterlichen Gesellschaft Frankreichs geltenden Vorstellungen und
Gebräuche; Ehneos sei vielleicht mit Helenus, dem Namen des troja-
nischen Königssohns, zu identifizieren, FloHmmit sei flor del mot (mundi)
gleichzusetzen*^*). — Liese teilt in seiner st-örende Druckfehler ent-
haltenden Programmarbeit Der altfranzösische Roman Athis et
Prophilias, verglichen mit einer Erzählung von Boccaccio
(X 8)*^^) eine Inhaltsangabe des Romans mit, zählt Boccaccios Abweich-
407) Una leggenda brettone narrata da Guy de Maupassant,
ASTP. XX 588. 408) Vgl. W. Hertz, Spielmaonsbuch, 2. Aufl. S. 396ff. —
Nicht zugänglich waren mir Walter W. Skeat" Notes on the Lays of
Marie de France in MQLL. I 134 und E. G. W. Braukholtz, Lays of
Marie de France, ibid. 227. 409) La legende du mari aux deux
fem m es, RTP. XVI 614—616. 410) Basset verweist auf Temme, Die
Volkssagen der Altmark, Berlin 1839 und Grässe, Sagenbuch des preussischen
Staates, Glogau Bd. I 208f. 411) In Abh. Tobler, Halle 1895, S. 430-463.
412) S. dazu G. Paris Ro. XXIV 460 f. 413) Beilage zum Jahresbericht der
Stadt. Realschule zu Görlitz, 1901, 19 S. 4«.
19*
II 286 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
ungen auf und schliesst daraus, dass Boccaccio den Roman als Vorlage
benutzt und nur dem Zeitgeschmack zuliebe mancherlei Änderungen vor-
genommen habe. Nur in den letzten Zeilen ist von der Version bei
Petrus Alfonsus die Rede, die Boccaccio wahrscheinlich neben dem Roman
benutzt habe; sollte der Novellist — was schliesslich auch als möglich
hingestellt wird — eine Quelle vor sich gehabt haben, welche die bei
Petrus Alfonsus vorkommende Abweichung vom Roman enthält, so müsste
sie mit dem Roman auf das genaueste übereingestimmt haben. Liese,
der ausser dem afz. Roman in Webers Ausgabe nur Boccaccios Text und
W, Grimms Abhandlung benutzte, hat es für überflüssig gehalten, sich
die Version des Petrus Alfonsus genauer anzusehen und kennt auch
M. Landaus Quellen des Decameron nicht; die Möglichkeit einer münd-
lichen Überlieferung, die doch Boccaccio für seine Novellen besonders
her\^orhebt, wird gar nicht erwogen ! — Verschiedene Fassungen der Sage
von Floire et Blancheflour berührte E. Kölbing in der Einleitung
zu seiner Ausgabe der F16res-Saga ok Blankiflür*^') S. Xf. Er
nahm noch zwei Sagenkreise an, während Vincenzo Crescini***) noch
einen dritten Kreis voraussetzt-, zu dem ausser dem spanischen Roman
und Boccaccios Filocolo auch das Cantare di Fiorio e Biancifiore gehört
Nach G. Paris **^) gehen die drei eben genannten Texte mehr oder
weniger direkt auf eine verlorene afz. Version zurück, die in Einzelheiten
dem afz. Original näher zu stehen scheint als die Hauptrepräsen tauten
der beiden anderen Sagenkreise, nämlich die beiden erhaltenen afz. Vers-
romane, Für andere Züge gilt das aber nicht; G. Paris vermutete daher,
dass die höfische afz. Version I und die verlorene III unabhängig von-
einander aus dem verlorenen afz. Original geflossen sind, während der
Verfasser der afz. Spielmannsversion II wohl I und III kannte. —
G. HuET lehnt in seinem Aufsatz Sur Torigine de Floire et
Blanchefleur*^®) den seit Ed. du M6ril von verschiedenen Seiten
angenommenen byzantinischen Ursprung der Sage ab und zeigt auf Grund
der älteren höfischen afz. Version, dass sich in arabischen Erzählungen,
besonders in denen von 1001 Nacht ähnliche Sitten und die hauptsäch-
lichsten Elemente belegen lassen*^'): nämlich der Verkauf der Geliebten
an Kaufleute, bezw, an einen mächtigen, über einen Harem verfügenden
Herrscher; der grosse abgesperrte, von Odalisken bewohnte, von Eunuchen
bewachte Turm; des Herrschers Eifersucht *^^); das für einen nicht Ver-
413) Halle. Niemeyer 1896, XXIV -[-87 S. 8° (Altnord. Saga-Bibl. 5). —
Aus der Einleitung seien noch die Vermutungen über die Art und Weise, wie
die afz. Vorlagen nordischer Bearbeitungen nach dem Norden gelangten, hervor-
gehoben, ferner y. VII ff. die Aufzählung von Sagas, die auf fz. und lat. Quellen
fussen. 414) II Cantare di Fiorio e Biancifiore, ed. ed illustrato.
Bologna, Romagnoli, vol. I 1889, XI + 506, vol. II 1899, VII + 250 S. (ScCL.).
415) in der Besprechung von Crescinis Ausgabe. Ro. XXVIII 439—447.
416) lio. XXVIII 348 — 359. 417) In einem ergänzenden und berichtigenden
Artikel hat G. Hüet Ro. XXXV 95 ff. bemerkt, dass vor ihm bereit« Jan Tew
Brink, Geschiedenis der Nederlandsche Letterkunde. Amsterdam
1897, S. 115 f. arabische Herkunft der Sage angeoommen hatte. Huet verteidigt
diese Aufassung gegenüber J. Henry Reinhold, der RPhFL. XIX 152—175
den Stoff einem französischen Dichter zuschreibt, der verschiedene Züge afz.
höfischen Epen u. s. w. entlehnt habe. S. noch Reinhold Ro. XXXV 335 f.
418) Dies Motiv kann natürlich nur in Verbindung mit anderen Bedeutung haben.
E. Freymond. H 287
storbenen errichtete Grabdenkmal; die Fahrt eines als Kaufmann Ver-
kleideten auf der Suche nach seiner Geliebten, sein Eindringen in den
Harem mit Hülfe einer Kiste, in der' er sieh versteckt. Der Stoff einer
dieser ErzählunG:en von 1001 Nacht ist unleugbar in den Hauptmotiven
demjenigen von Floire et Blancheflour sehr ähnlich; Huets Vermutung
aber, dass der ürtypus des Liebesromans in einer Erzählung komischen
Gepräges zu suchen sei, erscheint mir wenig einleuchtend. — Aucassin
et Nicolette. Suchier* Ausgabe, die keiner Empfehlung bedarf, er-
schien in den hier in Betracht kommenden Jahren in vierter Auflage,
wiederum in vervollkommneter Gestalt**®). Suchier"®) konnte hierzu
den gelungenen Faksimilelichtdruck der einzigen Handschrift des Textes
benutzen, den F. W. Bourdillon veröffentlichte, zugleich mit einem
buchstäblichen Abdruck, in dem die Abbreviaturen beibehalten, aber die
Wörter getrennt sind***). In der Einleitung wird die Handschrift genau
beschrieben. Bourdillon, der sich als tüchtiger Paläograph ausweist, liest
an einigen Stellen anders als Suchier, was dieser z. T. gelten lässt in
seiner Besprechung*"), in der er zugleich eine weitere, hier zu nennende
Ausgabe des Textes nebst englischer dem Original gegenüber gedruckter
Übersetzung durch Bourdillon**^) kritisiert. Die Introduction dieses
Bandes von Bourdillon bietet manche feine Bemerkung zum Autor, zu
Form und Inhalt des Textes. Bourdillon sucht unter anderem zu zeigen,
was in der lieblichen chantefable konventionell, was originell und wahr-
haft künstlerisch ist; er hält es für möglich (S. XXX und LXIX), dass
der Verfasser von Aucassin griechische oder gar arabische*''**) Texte ge-
kannt habe; das ist, wörtlich genommen, gewiss nicht richtig. Der afz.
Text hält sich mit Ausnahme weniger verderbter Stellen eng an die
handschriftliche Überlieferung; doch sind die Abkürzungen aufgelöst, es
werden Akzente gesetzt und nach moderner Art wird interpungiert *^*).
419) Aucassin und Nicolete. Mit Paradigmen und Glossar.
4. Aufl. Paderborn. Schöningh 1899, XI + 122 8. 8^ — ö. dazu die Besprech-
UDg von A. Schulze AöNS. CII 224—229, der feststellt, dass in der Hs. V 2
des Textes antif statt caitif steht; er will den Vers, der dadurch eine Quellen-
angabe enthielte, Del deport d^un viel antif lesen, was aber Schwierigkeiten
macht. Vgl. dazu auch G. Paris Ro. XXIX 287—292, der Suchiers Lokali-
sierung des Textes nach Artois (Arras) zustimmte und hinter § 33 eine Lücke
annahm. Suchier ist in der seitdem erschienenen 5. Auflage, die in französischer
Überlieferung erschien — Aucassin et Nicolette. Texte critique accom-
pagn6 de paradigmes et d'un lexique, cinqui^me ddition partielle-
ment refondue, traduite en fran9ais par Albebt Counson. Paderborn,
Schöningh (auch J. Gamber, Paris) 1903, X+132 S. 8" — bei seiner alten
Lesart von V. 2 del deport j du duel caitif stehen geblieben. 420) Ebenso
A. Schulze in seiner Besprechung. 421) Cest DaucasI & De Nicolete.
Eeproduced in Photo-facsimile and Type-transliteration from the
unique MS. in the Bibliothbque Nationale at Paris, f. fr. 2168.
Oxford. Clarendon press 1896, VIII + 75 8. 4». 422) LBlGKPb. XIX 333—338.
423) Aucassin & Nicolette, an old-French love story edited and
translated by F. W. Bourdillon. Second edition, the text collated afresh
wlth the manuscript at Paris, the translation revised and the Introduction
rewritten. London, Macmillan and CJo. limited. New- York, the Macmillan Co.
1897, LXXII + 229 S. 8". S. dazu auch H. üelsner MQLL. I 222—225
und G. Paris Ro. XXVII 331 f. Die erste Auflage war 1887 erschienen.
424) Letzteres vermutete s. Z. Fauriel. 425) Eine Keihe von Besserungsvor-
schlägen, bezw. andere Lesungen werden in den Notes S. 137 — 153 vorgebracht.
II 288 Altfranzösisches Kunstepos und Eomane. 1899 bezw. 1895—1902.
In der englischen Übertragung bemüht sich Bourclillon, das Original so
getreu als möglich wiederzugeben; einige Versstellen sind gereimt, aber
nicht durchgereimt. In Appendices 8. 157 ff. werden die Musiknoten,
das Wort mir als Bezeichnung für die Augen, ferner die Tageseinteilung
im Mittelalter besprochen, dsgl. die geographischen Namen, 6. Paris'
Ansicht (Ro. VIII) über die Abfassungszeit der chantefable, endlich einige
Parallelstellen. Eine Bibliographie und ein Glossar beschliessen die be-
achtenswerte Publikation. — Von G. Paris' geistreichem Aufsatz, der die
längst vergriffene französische Übersetzung von Bida (1878) einleitete, ist
ein etwas gekürzter Neudruck erschienen *'^^). — Die Abschnitte 15 — 27
sind nach der dritten Auflage von Suchiers Ausgabe abgedruckt wonlen
in der Chrestomathie du moyen äge von G. Paris und E-Langlois"*^).
— Auszüge aus Aucossin in neufranzösischer Sprache, z. T. in Versen,
hat L. Cii^DAT mitgeteilt ^^^). — Einen Neudruck der 1752 von Sainte-
Palaye besorgten ersten Übertragung ins nfz. veranstaltete R. de Gour-
MONT*^®). — Übersetzungen ins Neufranzösische veröffentlichten Arthur
BovY*^^), ferner in etwas altertümlichen Stil G. Michaüt*^*). Michaut
gibt im Avertissement S. XXIII f. literarhistorische Notizen und charakteri-
siert den Text; es war nicht nötig, die sonderlichen Abenteuer des Liebes-
paares in Torelore gesondert als Appendice mitzuteilen. — Von deutschen
Übersetzungen sind zu nennen diejenige von Edmund von Sallwürk ^ **''),
die stellenweis sehr frei ist und sogar einige Zusätze aufweist, ferner die
neue Auflage derjenigen von Wilhelm Hertz^^^). Hertz' gelehrte An-
merkungen dürfen nicht übersehen werden. — Weiter seien von englischen
Übertragungen, abgesehen von der kurz zuvor genannten von Bourdillon,
angeführt die Neuabdrücke der 1887 zuerst erschienenen Übertragung
von Andrew Lang*^*), zwei Auflagen derjenigen von Henry und
ToMPSON*^^) endlich die hübsch ausgestattete, mit 4 Illustrationen ver-
426) Pommes et Legendes du Moyen Age. Paris, Soci^t^ d'<5dition
artietique 1900, S. 97 — 112. 427) Extraits publ. avec des traductions, des notes,
une iotroduetion grammaticalc et des notes litt^raires. Paris, Hadiette 1897*
S. 130—152. 428) RPhFP. VIII 244- 2()4. 429) Das entnehme ich SuchierS
5. Aufl. S. VII, der bemerkt, dass die im LBlGRPhi. 1902 c. 52 verzeichnete Aus-
gabe — Aucassin et Nicolette, Chantefable du XIIl® sifecle. Tra*
duction de Lacnrnc de Sainte-Palaye, revue et corapl^t^e sur le
texte original par R. de Gourmont. Vol. pet. in-4®. Paris, Editions du
Mercure de France — nicht existiert. 430) Les Romans du Moyen Age,
(XIIo aifecle) Aucassin etNicolette. Adam de la Halle (Xllfc sifecle).
Le Jeu de Robin et de Marion. Bruxelles, Soc. beige dclibrairie 1898, VI -|-
128 S. kl. 8". Die Verjsstellen werden in Blankversen beliebiger I^oge wieder-
gegeben. 431) Aucassin et Nicolette, chantefable du XIII® si^cle,
mise en fran^ais moderne. Avec une pr^face de J. Bedier. Paris, Fontemoing
XLVII + 140 S. 8° [1901]. S. dazu R. Tobler ASNS. Bd. CVIII 465 ff.. Ich
habe davon nur die zweite edition, revue et corrigee [19()5J einsehen können.
432) Aucassin und Nicolettc. Eine altfranzösische Novelle, frei
übertragen. Leipzig, Liebeskind 1896, X + ^01 ^- ^^^^* — In dem Vor-
wort wäre die Bemerkung S. VIII über die Verse „mit vier Tonstellen" u. s. w.
besser fortgeblieben. 433) Spiclmannsbuch- S. 277ff. 434) Aucassin
and Nicolete, done into English. Nach Öuchicrs fünfter Ausgabe S. VIII
wieder abgedruckt London 1896 und 18<J8; der Portland Me. T. B. Mosher 1896,
Old nord Series Nr. 2 8® erschienene Druck ist nach demselben Gelehrten keine
autorisierte Ausgabe. 435) Aucassin and Nicolette, and old French
song tale, translated by M. 8. Henry and versified by Edward
W. Thompson. Boston 1896, auch Ix)ndon, Brown, Langham & Co. 1902, 61 S.4«.
E. Freymond. H 289
sehene Übersetzung von Laürence Housman*^*). Schliesslich ist zu be-
merken, daes Aucassin et Nicolette, bekanntlich nicht zum erstenmal,
den Stoff zu einer Oper abgegeben hat; das von SopHua Michaelis
dänisch geschriebene Libretto ist von E. von Enzberg ins Deutsche über-
setzt worden*^"'). — William Morris' englische Übertragungen der im
Anschluss an Aucassin et Nicolette von Moland und d'H^ricault*^®) ge-
druckten Prosaerzählungen, nämlich Roi Constant Tempereour, Ami
et Aniile, Roi Floire et belle Jeanne, Istoire d'outre mer
waren vergriffen und sind von neuem herausgegeben worden*'®). Joseph
Jacobs schrieb dazu eine interessante Einführung, in der unter anderem
die griechische oder byzantinische Herkunft dieser Erzählungen voraus-
gesetzt und auf verschiedene, auch modernere Fassungen hingewiesen
wird. — REiNHOiiD Köhler" Besprechung von Wesselofskys Druck des
Dit de Vempereur Constant, zuerst in ZRPh. II 180 ff, erschienen,
findet man, um einige bibliographische Notizen vermehrt, in den kleineren
Schriften von Reinhold Köhler, hsg. v. J. Bolte Bd. II Nr. 51.
— Zur Episode im Constant, die man mit Gröber, Grundriss IP 911
kurz „üriasbrief" nennen könnte, gibt es ein Analogon in der Vie des
P^res. E. Galtier zeigt in seinen interessanten Byzantina betitelten
Artikeln **®), dass G. Paris s. Z. Recht hatte, das Motiv auf byzantinischen
Ursprung zurückzuführen, und gibt in französischer Übersetzung eine
moderne griechische Variante aus der Mirakelsammlung des Athanasios
Landes, besser bekannt unter dem Namen Agapios. — Zum Escoufle
und zum Guillaume de Döle schlug A. Mussafia**^) Verbesserungen
vor und gab eine Reihe von Erklärungen (meist syntaktisch), die unter
anderen zeigen, dass verschiedene Erscheinungen in beiden Romanen in
ähnlicher VVeise auftreten; besonders der Verfasser des Guillaume de
Döle wendet gern Zwischenbemerkungen an. — Aus einem isolierten
Blatt einer Handschrift der Brüsseler Bibliothek (B 139) druckte P. Meyer
ein Fragment des Escoufle ab*"): es sind 160 Verse = V. 1273ff.
der Ausgabe. — R. Köhler" Aufsatz Das altdeutsche Gedicht der
Busant und das altfranzösische L' escoufle ist von neuem gedruckt
worden*"). — Gerbcrt de Montreuil, Roman de la Vio-
436) Aucassin & Nicolette, a translalion in prose and verse
from the old French, together with Amabei and Amoris givcn for
the first time by Laürence Housraan with drawings by PaulWood-
roffc engraved on the wood by Clemence Housman. London, J. Murray
1902, 103 Ö. 437) Aufgeführt ira kgl. Theater zu Kopenhagen am 3. IL 1896, femer
in Prag und Hamburg 1897. 438) Nouvelles f ran5ai8es en prose duXIII« siMe. Paris,
Janet 1856. 439) Old French Romances done into English by William
Morris with an introduction by Joseph Jacobs. London, G. Allen,
Euskin House 1896, XXV -[-169 S. 8«, 440) Ro. XXIX 507 ff. 441) Zur
Kritik und Interpretation romanischer Texte. 2. Beitrag: UEs-
coufie. SBAkWienphhKI. Bd. CXXXV Abh. XIV 1897, 72 S. — 3. Beitrag
ibid. Bd. CXXXVI Abh. VII 1897, S. 1—34 Guillaume de Döle; S. 35—48
Lexikalisches zu Escoufle und Guillaume de Döle. Die S. 14 zu
Vers 2215 vorgeschlagene Änderung Jouglez \ qui met sor Var^on la viele statt
J. q. m, Vargon aar la viele ist gewiss unrichtig. — Ein Besserungsvorschla«
Mussafias veranlasste G. Paris' Artikel Labaustre (Alabaster); Ro. XXIX
426—429. 442) BSATF. 24 S. 84—93. 443) Kleinere Schriften II Nr. 50.
Nicht zugänglich war mir die Dissertation von C. A. Hinstorff, Kulturge-
schichtliches im Roman de l'Escoufle und im Roman de la Rose
ou de Guillaume de Döle. Ein Beitrag zur Erklärung beider Ro-
II 290 Altfranzösisches Kunstepoa und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
lette***). Ausser den schon oben S. 273 erwähnten Arbeiten von Friedrich
Kraus und Maurice Wilmotte ist hier Robert Walleczek« Abhand-
lung Die Sprache des Roman de la Violette**^) zu nennen, in
der Gerberts pikardischer Dialekt untersucht, einiges zur Verslehre, ferner
Emendationen zum Text mitgeteilt werden. Im Anschluss daran macht
J. SuBAK**®) einige Bemerkungen zur Laut- und Formenlehre. —
Adenet, Cleomades. — Arthur Bovy bespricht in seiner Mono-
graphie über Adenet le Roi ausser dessen Bearbeitungen von National-
epen**'') auch den Cleomades**^), dem man schon darum mehr Originalität
zusprechen müsse, weil er auf einen mündlichen, aus Spanien stam-
menden Bericht, nicht auf schriftliche Quellen zurückgehe. Bovy zieht
einige orientalische mit dem Cleomadesstx)ff* verwandte Texte heran und
sucht kurz die Bestandteile von Adenets Gedicht festzustellen: er unter-
scheidet zwischen Elementen, die angehören 1. der den Märchenzug vom
fliegenden Zauberpferd enthaltenden Erzählung von 1001 Nacht, 2. dem
aus Spanien stammenden Bericht (d. h. der Quelle Adenets), 3. dem
Volksglauben oder altfranzösischen Romanen, 4. der Erfindung Adenets
selbst. — In einem Artikel Pacolet***) et les Mille et une Nuits
zeigt der belgische Orientalist Victor Chauvin **% dass die arabische
Erzählung in zwei Formen überliefert ist; Adenets Cleomades und der
Meliacin des Girard d'Amiens nähern sich mehr der einen besseren Version
als der anderen. Da der Meliacin einige Züge des Originals getreuer
bewahrt hat als der Cleomades, ist er von diesem unabhängig. Beide
sollen auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen, die nach Chauvin ein
spanisches Gedicht*^*), nach G. Paris in französischer Sprache geschrieben
und auf einer mündlichen spanischen Version basiert war. Mit Gröber***)
bezweifle ich, dass Adenets Berufung auf schriftliche Unterlagen zu
trauen sei, halte aber im Gegensatz zu Gröber einen mündlichen, aus
Spanien stammenden Bericht, der auch bereits die Geschichte vom Zauber-
mane. Heidelberg 1806, 69 S. 8". 444) Über den weit verbreiteten Hagenstoff
von der Wette, der ja dem Veilchenroman zugrunde liegt, hatte G. Paris eine
für die Histoire litt^raire bestimmte Untersuchung nahezu vollendet, die J. Bedier
1903 aus den nachgelassenen Papieren unter dem Titel Le Cycle de la
Gageure (Ro. XXXll 481—551) herausgegeben und ergänzt hat. ' 445) Neun-
zehnter Jahresbericht der Staats-Realschule in Jägerndorf 1896, 32 S. gr. 8'.
446) Zum Roman de la Violette, ZRS. XXII 711—714. — Seitdem sind
noch erschienen Kahl Seelheim, Die Mundart des altfranzösischen
Veilchenromans. Diss. Leipzig 1903, 163 S. und Douglas Labaree Buffüm,
Le Roman de la Violette, a study of thc manuscripts and the
original dialect. Diss. Baltimore, J. F. Fürst Company 1904, 84 S. 8".
S. dazu P. Meyer Ro. XXXIV 168 f. 447) S. JBRPh. V ii 83 f. 448) ASAB.
t. XI 266 ff. 449) Pacolet hiess der das fliegende Pferd besitzende Zauberer
im verlorenen (redicht Valentin et Sansnom. 450) W. t. VI, Li^ge 1898; s.
dazu G. Paris Ro. XXVII, 325 f. 451) Dass Adenet, um seinem Gedächtnis nach-
zuhelfen, wie Bovy meint, vielleicht neben dem mündlichen aus Spanien stam-
menden Bericht einen spanischen Text benutzt habe, halte ich, ganz abgesehen
davon, was Adenet V. 18 509 ff. sagt, für ausgeschlossen. Hätte Adenet spanisch
lesen können, so hätte er, der ja bekanntlich im Cleomades oft schwülstig wird,
höchstwahrscheinlich irgendwelche spanische Brocken angebracht. Inwieweit die
heraldischen Argumente des (irafen De Marsy — s. dazu Ro. XIII 179 f. —
mit Sicherheit spanischen Einfluss verraten, könnte ich, auch wenn ich die Arbeit
vor mir hätte, nicht beurteilen; nur scheint mir das, was Bovy darüber sagt,
nicht genügend beweiskräftig. 452) Grundriss IV 780.
E. Freymond. II 291
pferd enthielt^ für wahrscheinlich. — Chauvin sucht den Namen Pacolet,
der im Wallonischen in verschiedenen Bedeutungen erhalten ist, dadurch
zu erklären, dass er das ßubst. pacolet = cheinlle für das Ursprüng-
lichere hält G. Paris geht demgegenüber von dem Namen aus und
setzt ihn dem in der Bataille Loquifer vorkommenden Picolet gleich.
Rahmenerzählung. Roman des Sept Sages. Georg Ebeling
handelte in der Einleitung s^einer vortrefflichen Ausgabe von Auberee***)
S. 5 ff. von den einen verwandten Stoff enthaltenden orientalischen Versionen
der Sage von den Sieben weisen Meistern. — Einer Besprechung von
G. Paris **^) entnehme ich, dass Hermann Peter Barend Plomb in
seiner Dissertation De Middelnederlandsche bewerking van het
gedieht van den VII Vroeden van binnen Rome*'^''), die diesem
niederländischen Getlicht des 13. Jahrhunderts am nächsten stehende
Version des afz. Prosaromans der Sieben Weisen, nämlich den Text der
Hs. Bibl. Nat f. f. 95 untersucht und abgedruckt hat*^®). — Nicht zu-
gänglich waren mir leider mehrere Arbeiten, die nichtfranzösischen Versionen
des Stoffes gewidmet sind ; ich erwähne nur die Arbeit von K. Campbell,
A study of the Roman of the Seven Sages with special
references to the middle English versions*") und J. Loth"
Artikel La version gauloise des Sept sages de Rome et le
Mabinogi de Kulhwch et Olwen*"). Endlich sei die Dissertation
von Hermann Fischer genannt Beiträge zur Litteratur der Sieben
weisen Meister. I. Die handschriftliche Überlieferung der
Historia sapientum*"), in der am Schluss einige Textproben aus
freieren Bearbeitungen der Historia mitgeteilt werden.
IdebeS" und Abenteuerromane verschiedener Her-
hunftm F. LoT*^®) macht darauf aufmerksam, dass einiges in den
ersten 1500 Versen von Gautiers d'Arras Ille et Galeron Ereignissen
ähnelt, die die zwischen 1050 und 1056 geschriebene Chronik von Nantes
ca. zum Jahre 981 berichtet: Hoel, Graf von Nantes, wurde durch
Galuron, einen Vasall des Grafen Conan von Rennes, getötet. Gautier
oder seine Quelle habe irrtümlich diesen Namen Galuron zu einem Frauen-
namen gestempelt; der Name des für Galuron im Roman eintretenden
Mannes Ille findet sich im 10. Jahrhundert in den Formen Ili und Uta
praepositus, und zwar im Cartulaire de Redon. — Amadas et Idoine.
Auf Grund von sprachlichen und metrischen Indizien zeigte G. Paris
in einem einer Festschrift einverleibten Artikel *®\), dass die Stellen des
Gedichte, in denen die s. Z. von Andresen***) gedruckten Göttinger
453) Altfranzösisches Fablel, mit Einleitung und Anmerk-
ungen. Halle, Nieraeyer 1895, Vn+170-fl47 S. 8°. 454) Ro. XXVIII
448 ff. ; daselbst werden auch kurz die Arbeiten von A. J. Botermans ange-
zeigt, nämlich die Reproduktion des einzigen Exemplars der Hystorie van die
scuen wijse mannen van Romcn und seine ebenso betitelte IJtrcchter Disser-
tation über diesen Text; beide Haarleni, Bohn. 1898. 455) Utrecht, van Boek-
hoven 1899, 97 -J- 67 S. 8^ 456) S. dazu auch Botermans Besprechung LBlGRPh.
22, 201—203. 457) Diss. Baltimore 1898, auch in PMLA. XIV 1—107. 458) RC.
XXIII 349—352. 459) Diss. Greifswald 1902. 129 S. 8^ 460) Une source
historique d'Ille et Galeron. Ro. XXV 585— r)88. 461) Sur »Amadas
et Idoine' in An English Miscellany presented to Dr. Furnivall in honour of
his seventv-fifth birthdav. Oxford, Ix)ndon 1901, S. 386—394; auch separat.
462) ö. JBRPh. I 427.'
II 292 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902.
Fragmente vom Text der Hippeauschen Ausgabe abweichen, in der frag-
mentarischen Handschrift das ursprünglichere bieten; er vermutete, dass
das Original von einem Anglonormannen herrühre, der die Idee des
Liebeswahnsinns seines Helden ziemlich zu gleicher Zeit wie Crestien de
Troyes, aber unabhängig von ihm in die Literatur eingeführt habe. —
Guy de Warwick. Max Weyrauch besprach seit dem Erscheinen
seiner Dissertation Die mittelenglischen Fassungen der Sage von
Guy of Warwick und ihre altfranzösische Vorlage**') noch
„Eine Umbildung des Motivs vom Entzauberungskuss"*'*) im
letzten Teil des Romans, wo Guis Sohn Reynbrun den Freund seines
Vaters aus der Gewalt eines Schlossherrn befreien soll : Reynbrun schlägt
diesem das Haupt ab und soll den Kopflosen küssen und erlösen. —
Der Kuss soll hier nach Weyrauch einer bevorstehenden Verzauberung
vorbeugen*®*). — Belle H61öne. Rudolf Ruths führt in seiner Disser-
tation Die französischen Fassungen des Roman de la belle
Heia ine*®®), die bisher über diesen Text ausgesprochenen Meinungen
an, bespricht die drei Handschriften des in den pikardisch-wallonischen
Provinzen heimischen Versromans (Alexandriner) und deren Verhältnis
zueinander, darauf die beiden Prosabearbeitungen, von denen die eine, in
zwei Handschriften und in Drucken vorhanden, von einem Pikarden, die
andere von Wauquelin (1448) herrührt. Es folgt darauf S. 25 ff. eine
ausführliche vergleichende Analyse der poetischen und der Prosaversionen,
der im allgemeinen die Hs. P (Bibl. Nat. f. f. 12482), für einen längeren
Abschnitt Hs. A (Arraser Stadtbibliothek Nr. 762) zugrunde gelegt wird.
— In einer Besprechung von E. Picots Ausgabe des Livre et Mistere
du glorieux seigneur et martir Saint Adrien macht W. Söder-
HJELM*®') auf die Ähnlichkeit der Geschichte von der abgehauenen Hand,
die durch ein Wunder wieder anwächst mit dem entsprechenden Motiv im
Roman de la Belle H^ltine aufmerksam. — Leo Jordan*®®) gibt über
den nur in einer Handschrift (Arsenal) erhaltenen, bisher wenig bekannten
Abenteuerroman Cristal et Clarie dankenswerte Auskunft. Das 9084
paarweis gereimte Acbtsilbner zählende Gedicht zerfällt, wie die Inhalts-
angabe zeigt, in eine Liebesfragen erörternde Einleitung ( — V. 396) und
zwei Hauptteile, „deren erster ( — V. 6476) Cristals Irrfahrten beschreibt,
deren zweiter seine Erlebnisse am Hofe des Königs von Abilant und
dann seinen Roman niit Clarie entwickelte^ Chabaille hatte s. Z. darauf
aufmerksam gemacht, dass sich der unbekannte Verfasser des Romans,
der nach W. Foerster mit dem Dichter der Venus la Deesse d^Aniar
identisch ist, Plagiate aus Wacens Brut, aus Partenopeus, aus Roberts
von Blois «Chastiement des Danies» erlaubt hatte; von Feilitzen hatte solche
aus Crestiens Yvain nachgewiesen*^^). Jordan geht nun diesen Ent-
lehnungen genauer nach und zeigt*'®), dass nahezu 1500 Verse mit
463) Breslau, Marcus 1901, 96 S. 8°. 464) SVglL. II 360f. 465) Der
Aufsatz von A. C. L. Brown, The Source of a Guy of Warwick Chap-
Book in JGPh. III H. 1 war mir nicht erreichbar. 466) Greifswald 1897,
147 S. 8". 467) LBlGRPh. XVII 235. 468) Über den altfranzösischen
Abenteuerroman „Cristal et Clarie". Diss. Bonn 1809, 6G S. 8". 469)8.
W. Foersters Yvainausgabe S. IX und XXXIVff. 470) ö. das Kapitel „Eigen-
tum lichkeiten des Verfassers'' S. 20—27 und die Tabelle der Entlehnungen S. 45f.
E. Freymond. II 293
Stellen aus den genannten Dichtungen, bezw. mit solchen aus Crestiens
Perceval, Narcissus, Athis et Prophilias, dem Lai du Conseil und dem
Lai del Oiselet, sowie einem religiösen Gedicht Koberts von Blois überein-
stimmen; er schliesst daraus, dass der Dichter selber Spielmann gewesen
und ein auswendig gelerntes Repertoire bei seinen eigenen Dichtungen
benutzte, wobei ihn mitunter sein Gedächtnis im Stich gelassen habe.
Ich glaube nicht, dass dieser Schluss ohne weiteres berechtigt ist; denn
höfische Epen, die bei den Plagiaten besonders in Betracht kommen,
wurden wohl nur ganz ausnahmsweis, ein Werk wie Wacens Brut
aber gewiss nie von Spielleuten auswendig gelernt und kolportiert. Auch
war es m. E. nicht Sache eines Spielmanns, sein Gedicht mit Erörte-
rungen über das Wesen der Liebe zu beginnen. Ich möchte eher in
ihm einen Kompilator erblicken, der die benutzten Gedichte vor sich
liegen hatte; er verfügte, wie Jordan zeigt, über einen gewissen Witz
und legte, wenn ich aus den wenigen mitgeteilten Stellen den Schluss
ziehen darf, auf die Form kein grosses Gewicht. Vielleicht hat er noch
anderen unbekannten oder nicht erhaltenen Werken weitere Züge ent-
nommen; ich hebe den die Folkloristen interessierenden, wie mir scheint,
für die altfranzösische Literatur originellen Zug vom Nix im Brunnen
hervor, der ein von einem zweiköpfigen Riesen auf einen Baum gebanntes
Mädchen bewacht Merkwürdig sind z. T. auch die Personennamen. —
Jordan gibt S. 2 7 ff. Anmerkungen zum Text, die ohne diesen wenig
verständlich sind, und gelangt auf Grund einer Reimuntersuchung zu dem
Ergebnis, dass das im 13. Jahrhundert verfasste Epos dem 12. Jahr-
hundert so nahe zu rücken ist „als es die Sprache erlaubt"; die Stellen,
die mit solchen bei Robert von Blois übereinstimmen, will Jordan, wenn
ich ihn recht verstehe, auf eine gemeinsame Quelle zurückführen. Der
Verfasser von Cristal et Clarie war ein Pikarde, der sich aber einige
mundartliche Züge abgewöhnt hatte. — Sone de Nausay*^^). In einem
Nachwort zu seiner oben S. 275 herangezogenen Ausgabe des umfang-
reichen, epigonenhaften Abenteuerromans Sone de Nausay (S. 555 ff.)
gibt MofiiTZ Goldschmidt die nötigsten Bemerkungen zu der einzigen
Handschrift des Textes, zum Verfasser, zu einigen Quellen; er bespricht
kurz den Versbau und die pikardische Sprache (Laut^ und Formenlehre),
und bringt dann eine Analyse, Anmerkungen und ein Wörterverzeichnis.
Berichtigungen zum Texte gaben A. Toblär*^^) und im Anschluss daran
G. Paris*^^). — Eher einem nicht bekannten Abenteuerroman
als einem Traktat über die Falkenzucht gehören nach P. Meyer*''*)
einige zum Lobe des Falken gedichtete Verse an, die sich auf
dem letzten Blatt der Hs. Bibl. Nat. f. f. 12560 finden. Ähnlich glaubt
DERSELBE GELEHRTE, dass der in Bractons oder Brattons De legibus
et de consuetvdinihus Angliae (verfasst ca. 1250) enthaltene Bericht
von dem Baron, der die Witwe eines Jongleurs vergewaltigt
hatte*''*) und sie auf König Roberts Befehl heiraten musste, auf einen
471) Gröber (Grundriss IV 785) meint, der Dichter habe bei Nausay
oder Nansay vielleicht an Nancy gedacht. G. Paris zog Ro. XXXI 113 Anm. 1
Nansai vor und sah darin Namhsheim bei Neu-Breisacn. 472) ASNS. CVII
114-124. 473) Ro. XXXI 113—132. 474) Eloge d^un ^pervler (frag-
ment d'un po^me inconnu), Ro. XXVI 83ff. 475) Le Roman du comte
II 294 Altfranzosisches Kunstepos und Romane. 1899 bezw. 1895 — 1902.
verlorenen Roman zurückgeht. Das ist gewiss sehr gut möglich;
allein die Darstellung könnte doch auch vielleicht einem Faktum ent-
sprechen und es erscheint fraglich, ob man mit P. Meyer anzunehmen hat^
dass Bracton kaum andere Dokumente als uns zugangliche über König
Robert benutzte. — Über den ursprünglich provenzalischen, nur in
französischer Umschrift erhaltenen, in paarweis gebundenen Acht-
silbnern geschriebenen Roman Eledus und Seren a, der in einer jetzt
zu Paris befindlichen Handschrift aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts
erhalten ist, — Bibl.Nat. Nouv.acqui8.fran9. 1 943 — berichtete H.Süchier*'*).
Er stellte für den Anfang, d. h. für 136 Verse, den provenzalischen
Text her, gab eine Analyse des Gedichts, das mehrere weit verbreitete
Motive enthält, verwies auf Anspielungen auf den Roman in anderen
Texten und erwähnte schliesslich Hinweise in Eledus auf andere Stoffe,
die z. T. bisher nicht bekannt waren. Einige Ortsnamen scheinen orien-
talisch zu sein. Nach Suchier ist der Roman kaum vor der Mitte des
13. Jahrhunderts entstanden, aber vor 1288 vollendet worden; P. Meyer*'"^)
setzt ihn um die Mitte des 13. Jahrhunders. — In der Einleitung zu
seiner Ausgabe des englischen Romans Ponthus and Sidone*''®) kommt
der Herausgeber P. J. Mather, wie ich G. Paris' Anzeige *'^®) entnehme,
auch auf das französische Original — bekanntlich eine Bearbeitung von
Hom — zu sprechen; er schliesst sich Anatoles de Montaiglon Ansicht
an, dass der französische Roman für Ponthus de la Tour Landri, den
Enkel Geoffrois, des Verfassers des Livre du Chevalier de la Tour Landri,
geschrieben sei. G. Paris dagegen vermutet, dass jener historische Ponthus
eher dem Romanhelden seinen Namen verdanke und dass der Roman
vielleicht von jenem Geoffroy, und zwar zwischen ca. 1371—1372 und
1390 verfasst sei. — Nichts näheres habe ich erfahren können über den
Neudruck von Crapelets Ausgabe Histoire du chätelain de Coucy
et de la dame de Fayel*^®). — Von der Novelle Chastelaine de
Vergy gab L. Cl^dat*^^) eine neufranzösische, A. Kemp-Welch*®*)
eine englische Übersetzung.
Romane verschiedener Herkunft nUt ntxtianaler
Fürhv/ng. Melusine. Ausser J. Kohler" im Jahresbericht bereits
genügend besprochener Schrift Der Ursprung der Melusinensage*®*)
sei hier erwähnt K. Schorbach» Aufsatz Die Historie von der
schönen Melusine*®*), in dem in aller Kürze die Ansichten über die
Entstehung der Sage und ihre Ausbildung auf Grund von Familien-
traditionen besprochen, sowie die Melusinen texte aufgezählt werden. Be-
achtenswert ist die Bibliographie zu deutschen Bearbeitungen. Auch die
Rolle, die die Sage in der Oper, in Feerien und Balletten, endlich in
der zeichnenden Kunst spielt, wird berührt***^). — Den Dit de Robert
et de la veuve du Jongleur d'apr^s Bracton, Ro. XXV 310f. 476) Ober
Eledus und Serena, ZRPh.XXI112— 127. 477) Ro. XXVI 327. 478)King
Ponthus and the fair Sidone. Baltimore 1897, LXVIII + 150 S. 8«
(PMAA. XII 1). 479) Ro. XXVI 4ü8ff. 480) St. Quentin, Poette 152 S. 8^
1895 oder 1896. 481) RPhFP. VIII 205-213. 482) The Ch&telaine of
Vergi, a 13*»» Century French romance done intoEnglish by A.Kemp-
Welch with introduction bv L. Brandin. London, D. Nutt 1902,
XXIII -f- 96 S. 8". 483) Eine ethnologische Untersuchung. Leipzig,
Pfeffer 1895, 66 Ö. 8«; s.JBRPh. IV n 400f. 484) ZBü. I 132—142. 486) Der
E. Freymond. II 295
le Diable hat K. Breul*®®) nach drei Pariser Handschriften heraus-
gegeben.— Kurz sei auf Emil Beneze" Sagen- undLitterarhistorische
Untersuchungen Nr. 2 — Orendel, Wilhelm von Orense und
Robert der Teufel*^') — hingewiesen, in denen Sagen, die zu Grind-
kopfmärchen gehören, zusammengestellt werden. Die Sage von Robert
dem Teufel wird von diesen Märchen hergeleitet. Die Arbeit Benez^s
verrät zweifellos grosse Belesenheit, enthält aber manche gewagte und sonder-
liche Hypothese, — Richard Coeur de lion. Bekanntlich ist das fran-
zösische Original des me. Romans Richard Coeurdelyoun verloren gegangen.
Mit diesem Roman hatte sich F. Jentsch beschäftigt*®^). Seitdem hat
G. Parib kurz nach Veröffentlichung seiner Ausgabe von Ambroises
Estoire de la guerre sainte (1190 — 1192)*®^) dem Gegenstand eine
interessante Untersuchung gewidmet *®®), in der er grossen teils zu wesent-
lich anderen Resultaten gelangte als Jentsch. G. Paris besprach die Über-
lieferung des me. Textes und hob hervor, dass die phantastische Ein-
leitung und die sich daran anschliessende Episode, so wie sie in Webers
Ausgabe (1810) vorliegt, nicht ursprünglich und für die Quellenunter-
suchung wertlos sind. Er teilte dann eine Analyse des Romans mit,
wandte sich gegen die Resultate von Jentsch in Bezug auf die Quellen**^)
und führte aus, dass der me. Roman wohl die ziemlich treue Übersetzung
eines verlorenen agn. Romans sei, der kaum vor 1230 verfasst worden
sein mag. Der unbekannte Verfasser scheine hauptsächlich mündliche
Berichte — z. T. von Teilnehmern an Richards Kreuzzug — gesammelt
zu haben, Einzelheiten mag er auch von Pilgern erfahren haben; endlich
habe er mehrere Züge altfranzösischen Epen und Kreuzzugsanekdoten,
die mit Richard nichts zu tun hatten, entlehnt. Dabei verfolgte er die
Absicht, Richard zum Natioualhelden zu stempeln. Die im Roman zu-
tage tretende Feindseligkeit gegen die Franzosen weisen unter anderem
darauf hin, dass das verlorene Epos von einem Anglonormannen, nicht
von einem Kontinentalfranzosen herrühre, — Wistasse le Moine.
Der Titel von W. W. Comfort» kleinem Artikel The treatment of
nature in Wistasse le Moine*®^) besagt etwas zu viel; denn Com-
fort hebt nur die Verse 1140 — 1172 hervor, in denen Wistasse in
NachtigaUentönen seinen Feind foppt, der diese Töne nach seiner Weise
versteht. — Der altfranzösische Roman Paris et Vienne, der
trotz seines grossen Erfolgs in französischen Literaturgeschichten keine
Berücksichtigung gefunden hatte, wurde von Robert Kaltenbacher in
seiner Dissertation untersucht*®^). Es handelt sich um die Geschichte
Aufsatz von H. Gaidoz, Le cinqcentenaire de Melusine in M^l. VIT
H. 4 war mir nicht zugänglich. 486) AbhTobler., Halle, Niemeyer 1895,
S. 464—509. 487) Eine Studie zur deutschen und französischen
Sagengeschichte. Halle, Niemeyer 1897, 112 S. 8°; s. schon JBRPh.
V II 399^**. 488) Die mittelenglische Romanze Richard Coeur de
Lion und ihre Quellen. ES. XV 161-247; s. noch ibid. XVI 142ff.
489) Paris 1897 in der Ck)lIection des Documenta in^dits sur Thistoire de France.
490) Le Roman de Richard Coeur de Lion in Ko. XXVI 353—393.
491) Hauptquelle nach Jentsch das Itinerarium Ricardt, eine lateinische Über-
setzung der oben genannten Estoire de la guerre sainte. 492) MLN. XIII
513ff. 493) Erlangen 1901, 54 S. &". R. Kaltenbacher hat seitdem den Roman
herausgegeben, RF. XV.
II 296 Aitfranzosisches Kunatepos und Romane. 1899 bezw. 1895—1902,
Paris', der die Liebe Viennep, Tochter seines Lehnsherrn Godefroy de
Lanson, Herrn des Dauphin^, erwirbt, durch seine Treue in ihren Besitz
kommt und Herr des Landes wird. Unerkannt spielt und singt Paris
vor Viennens Fenster aubades, unerkannt nimmt er in weisser Rüstung
an zu Ehren Viennes veranstalteten Turnieren teil. Als Vienne zufällig
erfährt, dass Paris ihr Kämpe war, erglüht sie in Liebe zu ihm und ver-
spricht ihm ewige Treue. Ein Fluchtversuch des Paares misslingt; Vienne
wird ergriffen und heimgebracht. Da sie sich sträubt, den ihr von ihrem
Vater zugedachten Freier zu empfangen bezw. anzunehmen, wird sie ge-
fangen gesetzt; durch eine sonderliche List weiss sie den Bewerber zum
Verzicht zu veranlassen. Paris, der bei jenem gemeinsamen Fluchtversuch
entkommen war, hatte im Orient die Gunst eines Sultans erreicht (vgl.
Eracle); er erfährt, dass Viennens Vater, der Dauphin, als Kundschafter
vor einem geplanten Kreuzzug zu Alexandria in Gefangenschaft geraten
war; er befreit ihn, da es ihm gelingt, die Wächter trunken zu machen
(vgl. Floire); vorher hatte der Dauphin dem, der ihn befreien würde, sein
Land und die Hand seiner Tochter versprochen. Nach der glücklichen
Heimkehr des Dauphin gibt sich endlich Paris Vienne, die nochmals eine
schwere Prüfung durchzumachen hatte, zu erkennen und wird Herr von
Viennois. — Ausser einer Analyse des Romans teilt Kaltenbacher die
Bibliographie mit, d. h. er zählt die 7 Handschriften und 12 Drucke
des französischen Prosaromans auf, weiter die zahlreichen italienischen
Bearbeitungen, eine spanische, katalanische, verschiedene englische und
flämische Drucke, endlich je eine schwedische, lateinische und armenische
Version; er vergleicht Handschriften und Ausgaben, die in zwei Gruppen
zerfallen. Es ist zweifelhaft, ob der Roman wirklich, wie der im Vor-
wort französischer Handschriften und Drucke als Verfasser genannte
Pierre de la Cipede*'*) behauptet, auf einem katalanischen Text be-
ruht. Der Roman ist sicher vor 1364 verfasst, aber er kann füglich
noch weiter zurückdatiert, werden ; möglicherweise ist er durch den Dynastien-
wechsel im Dauphin6 i. J. 1282 veranlasst
Nachtrag. Schon bei den Artusromanen hätte bemerkt werden
können, dass Otto Berlit zu Ulrichs Ausgabe von Roberts de Blois
Beaudous und Floris et Liriope Textberichtigungen auf Grund der
Hs. 24301 der Pariser Nationalbibliothek gegeben hat*®*).
Prag* E. Freymond.
Altfranzösisches Kunstepos. 1903—1906. Allgemeines.
Von zusammenfassenden Arbeiten sei hier zunächst auf die betr. Ab-
schnitte des recht brauchbaren Handbuchs von C, Voretzsch*) (vom
8. Kapitel ab) verwiesen. Besondere Beachtung verdient seine ein-
494) Pierre de la Cipede wird (s. S. 47) der letzte Bearbeiter bezw. Ober-
setzer aus dem provcnzalischcn Original, vielleicht aber nur ein Schreiber sein.
495) Die Sprache des altfranzösischen Dichters Robert von ßlois.
Diss. Halle 190(), 41 S. 8°. Danach schreibt Eobert in der Mundart von Isle
de France; wenige Eigentümlichkeiten weisen vielleicht auf Blois.
1) DasStudium der altfranzösischen Li teratur = Sammlung kurzer
Lehrbücher der romanischen Sprachen und Literaturen. II. Halle, Niemeyer
A. Hilka. II 297
gehende Würdigung der Dichtungen Kristians von Troyes (nebst gut ge-
wählten Proben) auch Dach der stilistisch-psychologischen Richtung hin,
sowie die besonnene Abwägung der arg verschlungenen Theorien bezüg-
lich der Herkunft und Bedeutung des keltischen Elements in der Artus-
und Gralsage, wozu mit Recht auch die Tristansage und die Laidichtung
herangezogen wird (S. 339 — 352). — In dem letzten Werke von 6. Paris,
das in der Sammlung der Temple Primers (I^ondon, Dent) 1902 in eng-
lischer Sprache erschienen war und jetzt in der französischen Ausgabe
wesentlich verbessert von P. Meyer aus des Freundes Nachlasse veröffent-
licht worden ist^), werden die Abschnitte IV und V wertvolle Dienste
leisten.
1903. Zwischen volkstümlichem und höfischem Epos eine Scheide-
linie zu ziehen, bemühen sich mehrere Arbeiten vorwiegend durch die Unter-
suchung stilistischer Züge. Referent^) versucht dies unter Zu-
grundelegung der Romane Kristians von Troyes durch eine Prüfung des
Monologs, des Dialogs (nebst kurzer Wechselrede) und der Chor-
rede nach Form und Inhalt, wobei sich ihm bestimmte Kriterien über die
Stellung beider epischer Arten zueinander und ihrer wichtigsten Vertreter er-
geben. Die ausführliche Einleitung verweist auf die Wichtigkeit ähnlicher Dar-
legungen für das antike Epos, um den Massstab für die Beurteilung der
mittelalterlichen Dichtung zu gewinnen. Seitdem können mehrere Ab-
schnitte des schönen Buches von Richard Heinze*) über die Monologe
und Dialoge bei Vergil benutzt werden. Die von Gas ton Paris ange-
kündigte Studie Mettrop®*) über den Monolog in der gesamten roman.
Literatur scheint noch nicht erschienen zu sein. — Ein ähnliches Ver-
fahren schlägt Otto Schulz^) ein, der die Darstellung psychologischer
Vorgänge (Schmerz, Zorn, Furcht, Liebe) bei den antiken Epikern^ in
den ältesten französischen Dichtungen und im altfranzösischen Volksepos
in der Einleitung bespricht, um auf dieser Grundlage ein Urteil über
Kristian (resp. seine Vorläufer und Zeitgenossen) fällen zu können.
Leicht ergeben sich ihm dann die Unterschiede zwischen beiden Epos-
arten, insbesondere die starke psychologische Analyse des Liebesgefühls
im Kunstepos, worin Kristian nicht ausschliesslich Meister ist. — Die
JB. VII II 49 besprochene umfangreiche Arbeit von L. Beszard*^) be-
schäftigt sich mit der Darstellung des Weinens im Epos auf breiter
Grundlage (homer. Epen, die ältesten chansons de geste, das poema del
Cid und die germ. Volksepen — Aeneis, die altfranz. antiken Romane,
Kristian, die Abenteuerromane und Ariost). Für den sprachlichen Ausdruck
ergibt sich die starre Formel im Volks-, lebendige Abwechslung im
1905. XVII u. 573 S. (Rez. DLZ. 1906 (Suchier). RCr. 61 (1906), 460 (E.Bour-
ciez). 2) Esquisse de la litten fr9se. au ro. äge. Paris, A. Ck)b*n. XI u.
319 S. 3) Die direkte Rede als stilistischeB Kunstmittel in den
Romanen des Kristian von Troyes. Ein Beitrag zur genetischen Entwick-
lung der Kunetformen des mittelalterlichen Epos. Halle, Niemeyer 1903. 177 8.
(Einleitung als Breslauer Dies. 1902). Rez. Ro. XXXII (1903), 348 (G. Paris). DLZ.
1904, Sp. 2802 (A. Pillet). LCBl. 55 (1904), Sp. 1339. 4) Vergils epische
Technik. Leipzig. Teubner 1903. VIII u. 488 S. 5) Ro. XXXII (1903), 348.
6) Die Darstellung psychologischer Vorgänge in den Romanen des
Kristian von Troyes. Halle, Niemeyer 1903. XLI u. 156 S. (Einleitung
als Breslauer Diss. 1902). Rez. DLZ. 1904, Sp. 2802 (A. Pillet). 7) Les lärm es
II 298 Altfranzösisches KuDstepos und Romane. 1903—1906.
Kunstepos, sowie der allgemeine Satz: „La po^sie courtoise ^limine les
larmes." Scheinen die Aufstellungen des Verf. nicht immer ihre genaue
Bestätigung zu finden®), so erregt auch, wie M. Roques®*) hervorhebt,
seine etwas mechanische Einteilungsweise des Stoffes Zweifel an end**
gültigen Ergebnissen.
1904. Die treffliche Dissertation von Alfked Renn^rt^) behandelt
die wichtigsten Stilformen im volkstümlichen und im kunstmässigen Epos.
Für letzteres erlangt er das Resultat: überall herrscht der Einfluss der
ersteren Gattung, aber es ist zu verzeichnen eine bedeutende Fortbildung
durch Einwirkung der höfischen Lyrik, der Anschauungen des Minne-
dienstes und des entwickelten ästhetischen Feinsinns des persönlichen
Dichtergenius. — William Wistar Comfort") (vgl. JB. VII n 50)
wendet sich gegen A. Nutt's Ausführungen in „Celtic and Mediaeval
Romance" S. 15 ff. und beweist, dass bis in die späteste Zeit die „matiere
de France" von der „matiere de Bretagne" deutlich getrennt blieb. Mochte
auch der romantische Geist die späteren chansons de geste durchziehen,
so fand doch keine Verschmelzung statt. Selbst nach der Aufnahme
von Liebesepisoden war nie die Frau das einzige Ziel des Helden oder
gar dieser ihr gegenüber in einer untergeordneten Rolle. — Zur Termino-
logie von „cortois" und „vilain" auch im Kunstepos liefert einen
kleinen Beitrag Stanley Leman Galpin ^^). Durch Heranziehung von
Prosatexten und besonders der Sprichwörter hätte allerdings der Verf.
mehr Neues erzielt (vgl. P. Meyer, Ro. XXXIV (1905), 350). — Die
wertvolle Dissertation von Richard Herzhoff ^% worin der I. Abschnitt
„Die Liebe", durch die Anordnung des reichlich zusammengetragenen
Materials bemerkenswert ist^ verzeichnet eine aufsteigende Linie der Per-
sonifikationen in der (epischen) Literatur. Der Verf., der nur den IL Teil
seiner Untersuchungen veröffentlicht hat (Teil I (die Naturpersonifikationen)
soll später erscheinen) hätte wohl auch eine historische Ableitung dieses
stilistischen Kunstmittels im Volks- und Kunstepos, sowie im geistlichen
Lehrgedicht zum Schlüsse geben können. S. 45 konnte zu Eneas
3001 — 04 (wahre und falsche Träume) auf die antiken Quellen verwiesen
werden. Dasselbe gilt von den Darstellungen des Amor und der Schil-
derung der Liebe als eines quälenden und als förmliche Krankheit auf-
gefassten Zustands (S. 4 ff.). — Georg Goerke^^) spricht von Ver-
wandlungen von Feeen, Kobolden und Menschen in den altfran-
zösischen Literaturdenkmälern. Das Kunstepos ist dabei oft zu kurz ge-
dans r^pop^e, particuli^remcnt dans l'^pop^e fr9se. jusqu'ä la fin
du Xlle si^cle. Etüde de litt, corapar^e. ZRPh. 27 (1903), 385 ff., 513 ff.,
641 ff. (Ein Teil als Strassburger Diss. 1902). 8) Zu S. 533 u. 663: Es ist
durch nichts erwiesen, dass der bis zur Anbetung gesteigerte Minnekult keltischen
Ursprungs ist. 8a) Ro. XXXIII (1904), 131 ff. 9) Studien zur altfranz-
Stilistik Versuch einer historischen Stilbetrachtung. Diss. Göttingeu 1904.
122 S. 10) The essential differcnce between a Chanson de geste
and a Roman d'Aventure. PMLA. XIX (1904), 64—77. 11) Cortois and
V ilain. A Study of the distinctions made between them by the French and
Proven9al poets of the 12tii, 13^^ and lA^ centuries. Diss. der Yale üniveraity
1904. New Haven, Conn. 1905. 104 S. 12) Personifikationen lebloser
Dinge in der altfranz. Literatur des 10. bis 12. Jahrhunderts.
Teil II. Pei-8. von Abstrakten. Berliner Diss. 1904- 52 8. 13) über Tierver-
Wandlungen in franz. Dichtung und Sage. Diss. Königsberg 1904. 63 S.
A. Hüka. II 299
kommen, wo gewiss noch grössere Ausbeute möglich ist. Die Literaturangabe
enthält z. B. Texte, die in der Abhandlung nicht berücksichtigt zu sein
scheinen (Kristian, Guillaume de Paleme (für die Werwolfsage), Parteno-
peus u. a.). Besonders stark sind vom Verf. französische Volksüber-
lieferungen benutzt. Dank wird man ihm für die Beibringung heimischer
(preuss.) Parallelen wissen, die er selbst gesammelt hat. — Der Historiker
Ch. V. Langlois^^) bietet uns in seinem aus seinen Studien über die
Geschichte, also auch Kulturgeschichte des 13. Jahrhunderts entstandenen
Buche eine gefällige Analyse von 10 sehr geschickt gewählten Aben-
teuerromanen (Galeran, Joufroi, Guillaume de Dole, Escoufle,
Flamenca, le Chätelain de Couci, la Ch&telaine de Vergi, la
comtesse d'Anjou, Gautior d'Aupais, Sone de Nansai (nicht
Nausay, wie Goldschmidt druckte) im weiteren Sinne des Wortes, die ein
reiches Bild der geselligen Verhältnisse jener Zeit entrollen. L. bringt
zu jedem Roman eine kurze Einleitung über Verfasser, Abfassungszeit,
Handschriften und Ausgaben, darauf folgt die sorgfältige Analyse nebst
Anmerkungen über alles Wissenswerte über Sitten und Gebräuche. Bei-
gefügt ist eine sehr nützliche Bibliographie von 135 Arbeiten, die die
Geschichte der französischen Gesellschaft im MA. nach den literarischen
Quellen behandeln. Gewiss wird das Buch, das eine willkommene Er-
gänzung zu A. Schultz bildet und für ein weiteres Publikum berechnet
ist, auch vom Fachmann mit Genuss gelesen werden. „Le Iwre a 6t6 ^crit
ä des moments de loisir, comme deUmsemeiit^ je voudrais qtie Von eüt
autant d^agr&tnent ä le lire que fen ai euä le faire.'' — Die mittel-
alterlichen Theorien von der höfischen Liebe stellt eine Studie
von E. PoRfBOWicz^*) dar. Leider ist sie nicht vollständig. Während
die italienische und provenzalische Literatur ausreichend behandelt sind,
ist Nordfrankreich zu kurz gekommen. Hier werden nur die spitzfindigen
Erörterungen des Andreas Capellanus (De amore libri tres) aus dem Ende
des 12. Jahrhunders (darunter z. B. jene über amor purus und amor mixtus)
wiedergegeben. Eine Betrachtung der nordfranzösischen Kunstepik hätte
gewiss noch andere interessante Gesichtspunkte ergeben. Auch bleibt die
Frage noch immer ungelöst, woher die seltsame Auffassung der Liebe in
Frankreich seit dem 12. Jahrhundert in die Poesie eingedrungen ist.
Denn die Analyse der Liebe war für das damalige Publikum durchaus
ein novum. Auf Berührungen mit orientalischer (pers -arab.) Poesie ist
schon öfters verwiesen worden, z. B. auf die Symptome der Liebeskrankheit
in einer Anmerkung bei Binet^®). Doch muss diese ganze Frage der
„Liebe als Krankheit", wo gewiss orientalische Motive mit in Frage
kommen, einmal im Zusammenhange behandelt werden, da sie von grosser
Bedeutung insbesondere für die Beurteilung der altfranzösischen Liebes-
14) La soci^t^ fr98e. au XIII« si^cle d'apr^s diz romans d'aventure.
Paris, Hachette 1904. XXIII u. 329 8. (Eez. Eo. XXXIII (1904), 314 (F. M.)
MA. 2e 8^r. IX (1905) 145, (Rousselle). ZFSL. XXVIII* (1905), 173 (R. Kiess-
mann). MLN. XIX (1904), 134 (Critchlow). SRSFR. III (1905), 146 (Bloch).
15) Teorya sredoiowieczna «mitoöci dwornej» in s. *Studya do dzie-
j6w literatury sredniowieczDej». I. Lwöw (Lemberg), Winiarz 1904, S. 7—52. In-
haitsaDgabe im „Extrait du Bulletin de TAcad. des Scieoccs de Cracovie''. 1904,
S. 106—112. 16) Ix style de la lyrique courtoifie en France aux XII« et
VollmöUer, Rom. Jahresbericht VIII. 20
II 300 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1903—1906.
romane ist (man denke an die Liebesepisoden im Eneas und im Clig^s).
Eine interessante Vorstudie dazu kann der Aufsatz des Helsingforeer
Dozenten Hjalmar Crohns ^'^) bilden, der von der Novelle von Antiochus
und Stratonike ausgehend (vgl. E. Roh de, Der griech. Roman*, S. 55) d i e
. Ansichten der alten Ärzte über die pathologischen Erschei-
nungen der Liebe bespricht (Galen, Paulus von Aegina, besonders
Avicenna im berühmten Kanon B. 3, Fen. 1, Trakt. 4, cap. 23). Nicht
unwichtig scheint zu sein, dass um Mitte des 11. Jahrhunderts die
arabischen medizinischen Schriftsteller durch lateinische Übersetzungen in
Westeuropa bekannt wurden. Wir können gespannt sein, von welchen
Gesichtspunkten aus Burdach den versprochenen^^) Nachweis führen
wird, dass „für den konventionellen Minnebegriff bei den Minnesängern
und in den mittelalterlichen Ritterromanen mittelbar die alexandrinische
Hofdichtung und ihre Fortsetzung bei den Persern im Zeitalter der Sas-
saniden und Firdusis, unmittelbar aber die arabische Sitte der Hofdichter
sehr wesentlich mitgewirkt haben". Hinzugefügt sei, dass für die Auf-
fassung der Liebe als Frauendienst und Vassallitat bereits E.
Wechssler^®) eine ausführliche Studie schrieb, die Porebowicz nicht an-
führt. Mit Recht bestreitet letzterer das platonische Element bei den
französischen und provenzalischen Dichtem des 12. Jahrhunderts, da so-
wohl Plato wie auch Apuleius, ein Anhänger des Neuplatonismus, dem
MA. unbekannt blieb. Der entgegensetzten Ansicht ist freilich sein
Kritiker J. H. Rein hold ^®), da er sich zu den Ansichten Kawczyriski's
bekennt, die schwerlich geteilt werden können.
1905. F. L. Critchlows*^) wertvolle und auf historischen Prin-
zipien (Kirchen Vorschriften, antiken Bräuchen, Ausblicken auf deutsches
Recht) aufgebaute Studie handelt von den Verlobungs- und Hochzeits-
gebräuchen, wie sie in einer Reihe von höfischen Epen (etwa 200 Jahre
umfasv^end) geschildert werden. Der Verf. verspricht eine Fortsetzung
seiner interessanten Studien für das deutsche MA. unter Ausnutzung der
mhd. Literatur und des deutschen Rechts. — Zweikämpfe sind natürlich
auch im Kunstepos nicht selten. Doch finden sich hier Züge, die von
den Kämpfen der Heldenepen wesentlich abweichen. Diese verfeinerten
Grundsätze hat Otto Leibecke '^*) auf Grund einer sorgfältigen Unter-
suchung S. 87 zusammengestellt, sodass auch hier ein Masstab für die
Beurteilung beider epischer Arten gewonnen wird. — Die in den Epen
über antike Sagenstofle enthaltenen Sprichwörter und Sentenzen führt
Fritz Schepp*^) nach dem Inhalt geordnet an, bespricht ihre Fomi
XlJIesiöcles. Par. 1891, S. 103. 17) Zur Geschichte der Liebe als
„Krankheit*'. Archiv für Kulturgeschichte. III (1905), S. 66-86. 18) SBAk-
BerlinphhKl. 1904, S. 808 (Exkurs) und sein Vortrag (S. 933 skizziert): Über
den Ursprung des mittelalterl. höfischen Minnesangs, Liebes-
romans und Frauendienstes'S der später erscheinen soll. 19) Frauen-
dienst und Vassallitat. ZFSL. XXIV (1902), 159—191. 20) Ro. XXXIV (1905),
326. 21) On the Forms of betrothal and wedding ceremonies in the
Old-French Romana d'aventure. MPhi. II (1904-05), 497-537. 22) Der
verabredete Zweikampf in der altf ranz. Literatur. Dias. Göttingen 1905.
88 S. 23) Altfranz. Sprichwörter und Sentenzen aus den höf. Kunst-
epen Ober antike Sagenstoffe und aus einigen didakt. Dichtungen nebst e.
Unters, über Sprichwörtervarianten. Greifswalder Diss. Boma-Leipzig, B. Noeke
1905. 70 S.
A. Hilka. II 301
(besonders Alliteration und Antithese) und stellt in seiner auch einige
didaktische Dichtungen berücksichtigenden Arbeit zuletzt Varianten von
31 Sprichwörtern zusammen. Wichtig ist das Glossar dazu, doch dürft«
der nicht nach den Stichworten, sondern nach einer Auslese von Worten
innerhalb der Sprichwörter geordnete Index praktischen Bedürfnissen nicht
entsprechen. — Das stilistische Kunstmittel der Wiederholung in der
frühen Kunstepik bespricht F. M. Warren ^*) in einem ersten Artikel.
Er betrachtet hier die Manier des „transposed parallelism'S für die
er lyrischen Ursprung annimmt und deren Geschichte er verfolgt, um
1150 aufgekommen, findet sie sich zuerst bei Gaimar und erfreut sich
grosser Beliebtheit im Roman de Th^bes. Eingeschränkt wird sie durch
starke Persönlichkeiten wie Thomas und Kristian. Marie de France hält
sich von ihr fern.
1906s In einem zweiten Artikel beschäftigt sich Warren ^*) zu-
nächst mit der „direct repetition", worin Wace und der Dichter des
Eneas gross sind, sowie den Wortspielen als einer Abart (bei Wace,
Thomas und Kristian), sodann mit der Stichomythie und dem Brechen
der Zeile, die man als kurze Wechselrede zu bezeichnen pflegt.
Letztere stilistische Erscheinung ist im Eneas, bei Thomas, Gautier und
Kristian besonders in den Liebesmonologen zur höchsten Entwicklung
gelangt und wirkt fast dramatisch. Über ihren Ursprung kann der Verf.
auch nichts Sicheres ermitteln (er verweist auf Terenz und möglichen
Einfluss der scholastischen Dialektiker). Ein Hinweis auf des Refe-
renten betr. Abschnitte zur kurzen Wechselrede im Monolog und Dialog
(S. 108 u. 144fF.) fehlt. — Über Zauber und Verzauberung spricht De
LA Warr Benjamin Easter^^) in einer ansprechenden Disseiiation, die
auch wertvolle Anmerkungen (z. B. nr. 21, 30) und eine gute Biblio-
graphie enthält Der Verf. hätte auch in den Romanen, die auf antike
Stoffe zurückgehen, viel Interessantes gefunden (Alexanderdichtungen,
Eneas 1908 — 1226 u. a.). Zu dem Treiben des Zauberere in der sog.
volkstümlichen Version von Floire et Blancheflor findet sich bei Scham-
bach eine wichtige Ergänzung aus der Heliodor-, Salomon-, Vergil- und
Faustsage^'). Die vollständige Arbeit, deren reicher Inhalt vorn ange-
geben wird, wird uns willkommen sein. — Auftreten und Herkunft von
Riesen und Zwergen behandelt nach den chansons de geste und den
Eomanen bis Mitte 13. Jahrhunderts Fritz Wohlgemuth^^). Das
Volksepos kennt nur „riesen massige Helden". Das Vorbild für die Sarra-
zenenriesen geben die Vorstellungen vom Teufel ab. Eigentliche jayants
kennt erst der Roman unter keltischem Einfluss, der auch die Zwerge
begünstigt (eigentliche nains). Verf. verweist auf die damahgen Hof-
zwerge als liter. Typus des „verkleinerten Menschen" und auf den inter.
Zwerg Frocin im Tristan (B^roul), der als Astrolog aufgefasst wird. Die
feineren Züge aus den germanischen Vorstellungen über Riesen und
2^) Some features of style in early French narrative poetry
(1150-1170). MPhi. III (1905— 06), 179-209. 25) Ebd. 513-539. 26) A
Study of the magic elemente in the Romans d'Aventurc and the
Born ans Bretons. Part. I. Johns Hopkins Dies. Baltimore, Fürst. 1906,
IX u. 56. 27) Vergil ein Faust des Mittelalters. III. Progr. Nord-
hauseu 1906, S. 44. 28) Riesen und Zwerge in der altfranz. erzählenden
20*
II 302 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1903—1906.
Zwerge haben in die französische Dichtung keine Aufnahme gefunden. —
In einem Aufsatze von PAUii Hermant^*) wird, ohne den Gegenstand
zu erschöpfen, die mittelalterliche Liebesauffassung einmal aU
Vassallität (ausführlicher schon beiWechssler, und mystisch-ekstatischer
Zustand (Verschmelzung beider Herzen), sodann als pathologische
Erscheinung (Liebe als Art Wahnsinn oder Gift oder delirischer Zu-
stand) besprochen. Beachtung verdient der „fßtichisme dans Tamour"
(Haare, Ring, Hand). Dankenswert sind die Hinweise auf die mystische
und die moderne medizinische Literatur. Eine historische Anordnung der
benutzten Quellen fehlt.
Antike Stoffe. 1903 — 1906. Allgemeines. In die schwierige
Chronologie der Romane von Theben, Eneas und Troja sucht
M. WiLMOTTE ^^) Klarheit zu bringeji. Er benutzt als Kriterium die g^en-
seitige Nachahmung, ohne aber trotz dieser Methode zu positiven Resultaten
gelangen zu können^ wie dies bei ganz gelaufigen Reimschemen (paile:
Tessaile u. a.) oder Anspielungen allgemein bekannter Art (kostbare Gewänder,
bekannte Gestalten aus dem Altertum, Vergleiche u. a.) nur natürlich
ist. Die Benützung dieser Dichtungen durch Walter von Arras und
Kristian v. Tr. ist schon mehrfach hervorgehoben worden, auch die starke
Abhängigkeit des letzteren vom Eneas. Zu dem wenig Neues enthaltenden
Buche, auf das wir noch später zurückgreifen müssen, gibt Jeanroy's
Besprechung wertvolle Zusätze, wo mit Recht eine genauere Untersuchung
über den Stil in den Liebesszenen und die Psychologie in jenen Romanen
und vor allem über den Ursprung der Liebesepisoden gefordert wird, die um
jene Zeit modern wurden und von denen (vgl. die romantischen Zusätze
im Eneas) in den lateinischen Originalen keine Spur vorhanden ist —
Auch E. Langloiö'^) prüft die gegenseitigen Entlehnungen in den drei
Epen und beweistendgültig die Reihenfolge Thfebes-Eneas-Troie. —
Vergils Rolle imMA. scheinen zwei mir nicht zugängliche Aufsätze von
Thompson ^^) und Carnoy^*) zu behandeln, während auf die III. Ab-
handlung von Schambach bereits früher verwiesen worden ist. — Schon
mehrfach hat Kawczynski^*) (gest. 1906) die Ansicht zu begründen ge-
sucht, dass Apuleius im MA. gekannt und nachgeahmt worden sei. Dies
gelte in erster Linie von dem Märchen „Amor und Psyche", das in
seiner Sammlung der Metamorphosen Aufnahme gefunden hat, aber auch
von seiner Schrift „de deo Socratis", auf die bei Galfrid von Monmouth
(Hi.st. rogiun Britanniae VI c. 17 — 18) angespielt sei (Lehre von der
Inkubation). K. sieht Nachahmung der Schicksale Psyches nicht nur im
Partenopeus (gegen Gröber im Grdr. IP, 587), sondern auch im Huoii
von Bordeaux und in Berte as grans pies. Bei dieser Gelegenheit polemisiert
Dichtung. Tübinger Diss. Stuttgart 1906. ,109 S. 29) Le sentiment
amoureux dans la iitt^r. m^di^vale. Etüde peychologique et sociale.
Revue de synth^se historique. XII (1906). 152—181. 30) L^^volution du
roman fraD9ais aux environs de 1150. Paris, Bouillon 1903. 67 S. Bez.
ßo. XXXIII (1904), 312 (P.M.), 419 (Jeanroy). DLZ. 25 (1904), 354 (A. Coun-
son). 31) Chronologie des romans de Thfebes, d'Eneas et de Troie.
BECH. LXVI (1905), 107—120. 32) Vergil in mediaeval culture. AJTh. 1906.
33) La h'gondc de Virgile au raoyen äge. Tr. XVIII. 34) Ist Apuleius im
Mittelalter bekannt gewesen? Mit einem Anhang zu Part^nopeua, zu
CresJion de Troyes und zu Renaud. BRPhMuss. 1905. Halle, Niemeyer 1905.
A. Hilka. n 303
er heftip: gegen den „folkloristischen Nebel, der die afrz. Lit(»raturgesehichte
einhüllt" und ergeht sich in scharfen Ausdrücken gegen die Besprechung
seines Buches über Huon v. B. (1902) durch Voretzsch (LBGRPb. 25
(1904), 107). Weitere Folgerungen, die sich K. ergeben, sind folgende:
Das „Motiv des Verbots" habe auch Kristian gedrängt, im Erec ein
Gegenstück zum Partenopeus zu liefern, dieser Einfluss gehe auch im
Yvain weiter u. s. w. Doch sind dies alles nur unerwiesene Behauptungen
des kühnen Verfassers, der den Partenop. viel zu früh, selbst vor Eneas
(spätestens 1158), ansetzen möchte verleitet durch eine früher den Gon-
zagas gehörende Hs. (Bibl. nat fr. nouv. acq. 7516; vgl. G. Paris, Ro.
XXXI (1901), 473). Widerlegt hat mit Erfolg K.s Theorien E. Pore-
bowicz, dessen Broschüre**) man nachlesen möge. — In einem gehalt-
vollen Gymnasialprogramm weist Karl Bürger**) für die Historia
Apollonii regis Tyri die Benützung einer ganzen Reihe von Märcheu-
motiven nach und stellt sie in Beziehung zur fabula von Amor und
Psyche, zum Lukiosroman, zu Antonius Diogenes und Jamblichus. Er be-
kämpft die Ansicht von Klebs, dass die Historia eine lateinische Fassung
aus der 1. Hälfte des 3. nachchristl. Jahrhunderts darstelle und nimmt
mit guten Gründen griechischen Ursprung an, dies im Anschluss an die
Kritiker des sonst ausgezeichneten und grossartigen Werkes von Klebs
(Wilcken und von Wilamowitz). Die älteste griechische Form des Apol-
loniusromans dürfte in die 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. fallen.
Eine hübsche deutsche Übersetzung nebst umfänglicher Einleitung,
die aber kaum über die bei Klebs (dieser wird erst zum Schluss zitiert)
niedergelegten Ergebnisse hinausgeht, liefert Richard Peters^''), der
auch mit Recht ein griechisches Original annimmt. Der nach 2 Hss.
angefertigten Übersetzung ist eine bildliche Darstellung auf einem Sig-
maringer Dambrettstein (11. Jahrh.) beigefügt.
Alexaud erdicht ung. Über ein neues Bruchstück einer Hs. des
Julius Valerius, sowie über die Alexandersage im „Scelentrost"
(niederdeutschen Ursprungs, vor 1358) berichtet Heinrich Fttchs**) und be-
tont die Wichtigkeit von kritischen Ausgaben sämtlicher Alexandertexte. Die
wichtige Textgestalt der Epitome des Julius Valerius in derOxforder
Hs. (Corpus Christi College 82) ist von G.G. Cilli^*®) in einer Diss. herausge-
geben worden, die fortan neben Zachers Epitome gute Dienste bei Quellenunter-
suchungen leisten wird. — Das von W. Hertz*®) gross angelegte Werk
„Aristoteles im Mittelalter**, von dem erst im Laufe der Zeit einige
Teile erschienen waren und das leider der verdienstvolle Forscher nicht
vollenden konnte, ist nunmehr aus seinem Nachlasse veröffentlicht worden.
Aus den Jahren 1890 — 99 stammen die Abhandlungen „Ar. in den
192—210. Rez. Ro. XXXV (1906), 118. 36) Odprawa prof. KawczyAs-
kiemu. Lwöw, Winiarz 1903, 28 S. 36) Studien zur Geschichte des
griech. Romans. II. Die literargeschichtliche Stellung des Antonius Diogenes
und der Historia Apollonii. Progr. Blankenburg a. Harz 1903. 37) Die (ie-
schichte des Königs ApoUonius v. Tyrus, der Licblingsrom an des Mittel-
alters eingeleitet und zum erstenmal übersetzt. Berlin u. I^ipzig s. a. (Kultur-
histor. Liebhaberbibliothek XVIII). 180 S. 38) Beiträge zur Alexander-
sage. Progr. Giessen 1907. 22 S. 39) De Julii Valerii Epitoma Oxoni-
ensi. Strassburger Diss. 1905. XXXIII u. 53 S. 40) Ges. Abhandlungen
hrsgb. V. Friedrich von der Leyen. Stuttgart u. Berlin 1905. 519 S.
II 304 Altfraozösisches Kunstepos und Romane. 1903 — 1906.
Alexanderdichtungen", „die Sage vom Giftmädchen", „Ar. bei den Parsen".
Neu sind „Ar. als Schüler Piatons" und „die Sagen vom Tode des Ar.'*
Die Studie „Aristoteles und Phyllis" war auch von Hertz vorbereitet,
inzwischen hat Borgeld**) in seiner trefflichen Abhandlung das gleiche
Material übersichtlich zusammengestellt. — Ein zwischen 628 und _ 637
entstandenes syrisches Alexanderlied gibt Lic. Dr. Hunnius*^) nebst Über-
setzung heraus, das er schon in seiner Göttinger Dissertation (1904) be-
handelt hatte. — Die Fragmente des Alexanderromans in
koptischer Sprache (1 Blatt im Brit. Mus. u. 2 Bl. in der kgl. Bibl. JBerlin)
druckt Oskar von Lemm*^) nebst Faksimile ab. Der Text des koptischen
Romans geht sicher auf eine griechische Vorlage zurück, es kann dabei
aber neben der des sog. Pseudo-Callisthenes vielleicht noch eine andere
Rezension in Frage kommen. Die früher publizierten 6 Bruchstücke ge-
hören mit diesen neuen zu einer einzigen Hs. — Nachdem sich mit der
handschriftlichen Überlieferung der Fortsetzung des Alexanderromans
„Vengeance Alexandre" durch Jehan le Nevelon Schul tz- Gor a (in
seiner Ausgabe 1902, die in nur 50 Exemplaren abgezogen wurde)
und K. Sachrow (in seiner Hallenser Diss. 1902) beschäftigt hatten,
schneidet E. Walberg**) die verwickelte Frage von neuem auf. Er
verwirft die von beiden aufgestellten Stammbäume und gibt textkritische
Beiträge zu beiden Schriften. Auf Grund seiner eigenen Klassifizierung
der Hss. stellt er einen neuen kritischen Text in Aussicht^ der mehr
archaisch aussehen wird. — Mit der wichtigen Alexanderdichtung des
Eustache von Kent, auf der die englischen Fassungen (King Alisaunder)
beruhen und die bei P. Meyer (I 177, II 273) ihre Würdigung gefunden
hat, befasst sich jetzt H. Schneegans *^) und liefert als Vorarbeit zu
der von ihm geplanten kritischen Ausgabe des Epos einen wertvollen
Beitrag über dessen Sprache (vorläufig den betonten Vokalismus). Auch
stellt er bereits den Stammbaum der uns erhaltenen Hss. auf. — Als 10. Band
der „Gesellschaft für romanische Literatur" erschien von Morel-Fatio *®)
ein getreuer Abdruck des Libro de Alixandro, dieses einzigen antiken
Epos in der spanischen Literatur während des 13. Jahrhunderts, nach der
Pariser Hs. Die Quellen hatte der Verf. schon 1875 (Ro. IV) besprochen.
Die Behandlung sämtlicher mit dieser Dichtung zusammenhängenden
Fragen, insbesondere die Vergleichung mit der Madrider Hs., wird für
ein Heft der BECh. in Aussicht gestellt. Die didaktischen Stellen, die
in dem spanischen Werke mehr als ein Drittel ausmachen, untersucht
LuciLLA PisTOLEsr Bandana-Vacc'OLIni*') und meint, dass der Haupt-
41) Aristoteles en Phyllis. Groningen 1902. 42) ZDMG. 60 (1906). 169ff.,
558ff., 802ff. 43) Der Alexanderroraan bei denKopten. Ein Beitrag zur
Geschichte der Alexandersage im Orient. Text, Übers., Bemerkungen. Mit 2 Tafeln.
St. Petersburg 1903. XVIII u. 161 S. 44) Ro. XXXII (1903), loOff. Aus-
führlich in „Classification des manuscrits de la Vengeance d'Ale-
xandre de Jean le Nevelon". FrSnfilologiska föreningen i Lund. Spräkliga
uppsatser III. 1906, 5—30. 45) Zur Sprache des Alexanderromans von
Eustache von Kent. Festschrift zum XII. allg. deutsch. Neuphilologen tage
in München. Pfingsten 1906. Erlangen, Jimge, S. 1—19. 46) El libro de
Alixandro. Manuscrit esp. 488 de la Bibl. Nat. de Paris, avec deux facsimi)^
Dresden 1906. XXVIII u. 333 S. Vgl. Ro. XXXV (1906). 150. 47) De!
posto che spetta al libro de Alexandro nella storia della lett
spagnuola. RLll. 46, 5« s^rie t. VI (1906), 2.Ö5-281. Re?. ZRPh. XXVIII
A. Hilka. II 305
zweck Beroeos war, eine Art Enzyklopädie alles Wissenswerten in der
damaligen Zeit zu geben. Das Alexanderleben sei also nur der Rahmen
dazu. Dieser didaktische Charakter der Dichtung weise dem Gedicht in der
spanischen Litgesch. eine weit höhere Bedeutung zu. Es ist aber wohl anzu-
nehmen, dass Berceo in der Aufnahme solch ausgedehnter didaktischer
Partieen einfach dem Zuge der Zeit folgte. Die Verfasserin übersieht,
dass gerade die antiken Romane von solchem gelehrten Beiwerk strotzen;
daher ist es kein Wunder, dass es nebst der Sage selbst nach Spanien
drang.
Thebendichtuiig. Die Geschichte des thebanischen Sagen-
kreises in seinen letzten Ausläufern in Italien verfolgt P. Sa vj-Lopez *®)
und geht dann auf die beiden venezianischen Texte ein, von denen der
ältere (2. Hälfte des 14. Jahrhs.) eine Übersetzung des 3. Teiles der
von P. Meyer als „Histoire ancienne juaqu'a C^sar" bezeichneten fran-
zösischen Prosa ist und somit auf Th^bes zurückgeht, der andere (15. Jahrh.)
eine Übertragung der Fiorita des Armannino, eines Richters aus Bologna
(14. Jahrb.), (Hauptquelle Statins) darstellt. Dem Abdruck der Texte
(der ältere „II Romanzo d'Edipo" vollständig, der jüngere in Proben)
geht eine kurze Darstellung der Laut-, Formenlehre und der Syntax
voran. Der Schluss enthält Anmerkungen nebst einem Glossar, das
leicht hätte vermehrt werden können.
Trojadichtung. Die Ausgabe des „Roman deTroie"von A. Joly
(1871) war sehr mangelhaft und der Hauptsache nach nur nach einer
noch dazu nicht der besten Hs. (K bei Constans) angefertigt, weil er diese
für normannisch, demnach dem Original am nächsten hielt. Eine neue
kritische A usgabe war daher ein dringendes Bedürfnis geworden. Diese
gibt nun für die „Soci^tö des anciens textes franyais" L. Con-
stans*®) in durchaus nuistergültiger Weise nach 37 Hss. aus den ver-
schiedensten Bibliotheken, nachdem er schon 1890 in den „fitudes romanes
d^di^es a G. Paris" und 1898 in Revue des Univ. du Midi die Frage der
Einreihung der Hss. und der Sprache des langen Romans erörtert hat.
Von der auf 4 Bände berechneten Ausgabe sind bereits die ersten zwei
erschienen. Eine Einleitung soll erst im 4. Bande ihre Stelle finden.
Dem Text beigegeben ist ein Variantenapparat nach 7 Hss. Band I ent-
hält die Verse 1—8328, Band II 8329—14958. So werden wir bald
in der glücklichen Lage sein (mit Ausnahme der Alexanderdichtungen,
sowie der noch völlig ungedruckten franz. Bearbeitungen des ApoUonius-
romans) sämtliche antike Romane in guten Ausgaben zu besitzen. — Auf
den am Schluss der Hs. Bibl. Nat. fonds fr. 375 sich nennenden Neffen
des Adam de la Halle, Jehan Madon, macht L. Jordan^**) aufmerksam.
J. M. versichert, dass er die Abschrift des Trojaromans ohne Rock und Überrock
habe machen müssen, da beide versetzt seien (i. J. 1288). — Sehr eingehend
untersucht Rudolf Witte *^) den Einfluss des Trojaromans auf die
(1904), 633 (Öchultz-Gora). 48) Storie Tebane in Italia. Testi inediti illu-
strati. Bergamo 1905. XLIII u. 127 S. (Bibl. stör, della lett. ital. dir. da Fr. No-
vati. vol. 8.) Bez. ASNS. 116 (1900) 462. (B. Wiese). ZRPh. XXX (1906) 341.
(G. Bertoni). 49) Le Rom an de Troie par Benott de Sainte-Maure publik
d'aprfes tous les mss. connus (8ATF). Paris, Didot. t. I, 1904, XII u. 464 S.
II, 1906, 399 S. 50) RF. XVI, 2 (1904), 634—636. 51) Der Einfluss von
II 306 Altfranzö8ischea Kuustepoe und Bomane. 1903—1906.
spätere Epik und findet, dass fast alle Anspielungen auf die Trojasage
in der afr. Literatur, auch der Ettore Trojano (hsg. Ad. Bartoli) sich
auf unseren Roman, nirgends auf die klassische Überlieferung, aber auch
nicht auf Dictys und Dares beziehen. Bei den Entlehnungen unter-
scheidet er zwischen jenen, die ohne Umarbeitung übernommen sind, und
solchen, die in andere Dichtungen hineinverwoben wurden. Die Frage,
ob Troie oder Eneas älter ist, lässt er bis zum Erscheinen der neuen
kritischen Ausgabe offen. In der Briseida-Episode sieht der Verf. mit
Recht den Höhepunkt des Gedichts. Diese habe Benoit, angeregt durch
die Rede im Thöbes 3919fr., aus sich herausgestaltet. Diese anmutige
Szene hat dann als einzige des Trojaromans ihren Siegeslauf durch die
Weltliteratur genommen. Bei dem Teile „stihstische Beeinflussung" scheint
der Verf. die neueren Arbeiten nicht zu kennen (Wilmotte, O.Schulz,
Ref.) — Auf die Quellen der Trojageschichte in Gowers Confessio
amantis geht George L. Hamilton*^) ein. Bekanntlich bildet Benoits
R. de Troie die Basie für die Historia Trojana des Guido delle Colonne.
Eine bisher unbekannte französische Fassung (umfassender als die Achilleis
des Statins), auf die Konrad von Würzburg und der Dichter der mittel-
englischen Seege of Troye gehen, muss auch Gower vorgelegen haben.
Dieselbe Fassung war auch die Quelle für die spanische Crönica Troyana
und für die Stelle im Libro de Alixandro über den trojanischen Krieg.
Cäsardichtunng. Von dem unedierten Roman de Jules C6sar
des Jacot de Forest gibt es nur zwei Hss. (Bibl. nat. fr. 1457 (Auszüge
bei Settegast in den Anmerkungen zu seinem Prosa-Caesar des Jehan
de Tuim, Halle 1881) und Rouen (vgl. P. Meyer, Ro. XV (1886), 129).
Bei einem marchand de curiosit^s hat P. Meyer *^^ ein neues Bruchstück
gefunden, von dem er Anfang und Schluss abdruckt. Er stellt fest,
dass alle drei Texte voneinander unabhängig sind (nach Settegast ist das
Gedicht des Jacot de Forest eine Bearbeitung der Prosa des Jehan de Tuim).
Kristian von Troyes. Allgemeines. Die Technik des Aufbaues
der Monologe, der Dialoge und der Volksszenen in den Romanen
des Kristian von Troyes behandelt vom genetischen Standpunkt aus
der Referent**) in seinem bereits genannten Buche und weist nach, dass
Kr. nicht der Schöpfer, sondern ein Hauptvertreter dieser Stilisierung ist.
Insbesondere stehen die Monologe beim Eneas und bei Walter von Arras
in ihrer feinen, bis zur Spitzfindigkeit durchgearbeiteten Form denen in
den Werken Kristian s vöUig ebenbürtig zur Seite. Dies gilt auch von
dem stilistischen Kunstmittel der „kurzen Wechselrede". Eine gleiche
Stellung weist O. Schulz*^) in seiner ebenso oben angeführten Schrift Kr.
fürdieDarstellung psychologischer Vorgänge zu.— Die Abhängigkeit
Kr.'s von seinen Vorgängern erweist an vielen Punkten M. Wilmotte*®).
Wichtig ist, dass der Zauberring im Yvain (1032 ff.) eine Reminiszenz
aus dem Trojaroman (1678 ff.) ist, besonders stark aber tritt die Be-
nützung des Eneas für die Liebesnionologe und andere Züge hervor. Das
Motiv der „leicht getrösteten Witwe" scheint auch dort schon angedeutet
BcDotts Roman de Troie auf die altfraoz. Literatur. GÖttiDger Dias.
1904. 102 S. 52) Gower's Use of the enlarged Roman de Troie.
PMLA. XX (1905), 179—196. 53) Ro. XXXV (1906), 58-03. 54) Vgl. oben
S. 297. 55) S. oben Ö. 297. 56) Vgl. oben ö. 302,
A. Hilka. II 307
zu sein (S. 44, Anm. 1). In der Tristanfrage steht er auf Foeretere Seite:
Thomas habe wie Wace, so auch Kr.'s Tristangedicht geplündert. Mit
demselben Forscher hält er auch an Kr.'s Verfasserschaft des Guillaume
d'Angleterre fest. — Jeanroy ^'') brachte bei der Besprechung des letzteren
Buches weitere Beiträge: Die Thessala im Ch'g^s braucht nicht wegen
ihrer Zauberkünste auf die Medea im Roman de Troie zurückzugehen,
eher (wie schon G. Paris, JS. 1902, 362 Anm. 3 sah) auf die Thessala
des Lucan, der in den Schulen des 12. Jahrhunderts stark gelesen wurde.
Auch bringt er Parallelen aus der provenzalischen Lyrik für die Schilde-
rung von Liebesszenen (S. 424, Anm. 1 ). — Auf die vielfach seltsamen Theorien
von Kawczynski *®), die sich bis auf Kr.'s Werke erstrecken, wurde schon
hingewiesen. Er sucht überall nach Variationen des „Motivs des Ver-
bots" (Amor und Psyche) und findet sie im Erec, Lancelot^ Yvain, Peroeval.
Selbst das Scheinbegräbnis der Fenice muss ihm ein Gegenstück abgeben zu
dem Verweilen der Psyche in einem versteckten Palaste. Warum hat er
hier nicht noch an Tristans und Isoldens Liebesidyll in der „Minnegrotte"
gedacht? — Eine geistreiche Theorie verficht mit Geschick E. Por^bo-
wicz**), wonach Kristians Romanen in der damaligen verfeinerten höfischen
Gesellschaft mit ihrem Drang nach neuen packenden^ vor allem ver-
schiedene Liebesverhältnisse in immer neuer Beleuchtung vorführenden
StoflTen dieselbe Stellung zukomme, wie dem modernen psychologischen
Roman eines Paul Bourget, E. Rod oder Marcel Pr^vost. Kristian sei
es nie eingefallen, als Moralprediger aufzutreten, eher sei ihm eine satirisch-
humoristische Auffassung von der Unbeständigkeit der Frau anzumerken
(Yvain, Lancelot). Die Tatsache, dass Kr. den Lancelot nicht vollendet
hat, will er dadurch erklären, dass er in der Liebe des Helden zur
Königin Guenevere seine eigene heimliche Leidenschaft für seine schöne
Herrin (Marie von Champagne) schildern wollte (vgl. in einem seiner
Lieder: Mais ie criem par trop haut choisir Ne soit mes guerredons trop
cours), aber deshalb gezwungen wurde ihren Hof zu verlassen und sich nach
Flandern zu begeben. Dies ist eine ebenso kühne Hypothese wie sein
Versuch der Rekonstruktion des verlorenen Tristan Kristians (S. 82flP.).
— Die treflTliche und besonnene Abhandlung von Heinrich Euler ^®)
setzt an Stelle der bisher vorwaltenden stofflichen Betrachtung der
Dichtungen Kr.'s eine zeitgeschichtliche. Sie wurzeln durchaus in den
Rechtsanschauungen und den Rechtsverhältnissen seiner Zeit die überall
in der epischen Handlung und in den Charakteren jener Helden einen
entsprechenden getreuen Ausdruck finden. In neun interessanten Kapiteln
spricht der Verf. über das Lehenswesen, die Stände, die Waffenbrüder-
schaft, über einige Kampfregeln, das Familien- und Strafrecht, das gerichtliche
Verfahren, die Rechtskraft des Versprechens, den Frauendienst als
Vassallität^ in einem 10. führt er einige feudale Ausdrücke in ihrer bild-
57) Ro. XXXIII (1904), 419 ff. 58) Vgl. oben S. 302. 59) Studya do dziejöw
literatury ^redniowieeznej. IL Belletrysta XII- go wieku, Chrestien de
Troyes. Lwöw 1904, 54—86 (Auszug im „Bulletin de rAcad^mie des Sciences
de Cracovie", 1904, 101—105). Rez. Ro. XXXIV (1905), 326ff. 60) Recht
und Staat in den Komanen des Crcstien von Troyes. Marburger Diss.
1906. 129 S. Rez. ASNS. 117 (1906), 413.
II 308 Altfranzösischeß Kunstepos und Bomane. 1903 — 1906.
liehen Anwendung an. Die vomehmete all jener Ideen ist das persön-
liche Treuverhältnis.
Erec. Gustav Ehrismann**) beschäftigt sich in einer gehaltvollen
Arbeit mit den Artusepen, die er nach Saran's Vorgang in Episoden zer-
legt, in denen zuletzt Märchen- und Sagenmotive vorherrschen. Nach diesem
Gesichtspunkt untersucht er die „heroischen Partien" in den fünf ältesten
Artusepen: 1. Lanzelet des Ulrich von Zazikhoven, der oft altertümlicher
sei als Kr.'s Roman (L. als Märchenfigur und echte Fassung des keltischen
Mythus), 2. Wigalois. 3. Erec. 4. Iwein. 5. Parzival. Für alle nimmt er als
Grundlage der zwei Motive (Verlockungs- und Befreiungsmotiv)
den keltischen Sagenschatz an: „Die heroischen Partien der Artusepen
sind Umbildungen von Märchen, und diese Märchen sind vielfach Nieder-
schläge der irischen Heldensage, d. i. in der Hauptsache der Sage von
dem irischen Nationalhelden Cuchulinn". Damit stellt sich der Verf. auf
den Standpunkt, der zuletzt von Brown (gegen Foerster) verfochten worden
ist. Für den Erec überträgt er (S. 35 ff.) den starken Standesunterschied
zwischen den beiden Hauptpersonen, sowie das Verbot des Redens (als
ge s s) auf mythische Vorstellungen. Die vom Hauptthema abweichende Doppel-
episode vom Schloss Brandigan und der „joie de la court" stelle den Gegensatz
zwischen dem (ir.) Toten reich (Riesen bürg mit den in der Gefangenschaft
schmachtenden Jungfrauen) und dem Feenlande dar (vgl. G. Paris, Ro.
XX, 152 u. Philipot, Ro. XXV, 258). Dieselben Nebenfiguren erscheinen
im Erec wie im Karrenroman (Mabonagrain = Meleaganz, Evrains = Bade-
magus). Das „Motivdes Verliegens" finde sich schon im alten Text
Serglige Conculaind, sei also nicht französische Erfindung, auch die Sitte
der auf Pfähle gesteckten Köpfe (Erec 5680) sei echt irisch u. a. Oft
wird man dem Verf. nicht folgen können, dagegen scheint der Nach-
weis der Benützung der irischen Sage nicht ganz von der Hand weisen
zu sein. Dass in diesem frühen Romane Kr.*s das Verhältnis von Mann
und Frau so arg von der höfischen Sitte abweicht, kann wohl auch
historisch erklärt werden, indem der Dichter von den bereits kräftig ein-
setzenden Ideen (vgl. Eneas, Tristandichtung des Thomas) noch nicht
durchdrungen war, sie vielmehr sich allmählich aneignete. Der Verf.
stützt sich auf den Begriff des Redeverbots (gess), muss aber selbst zu-
geben, dass es Kr. vor allem darauf ankam, das Wesen der weiblichen
Seele zu zeichnen.
Clig^s. Hier sind zunächst die Urteile der Kritik über das 1902
erschienene Buch von Jessie L. W es ton bezüglich des Motivs des
„dreitägigen Turniers*', wie es sich besonders im Lanzelet, jm Ipomedon
und im Clig^s vorfindet, zu verzeichnen. W. Golther®*) weist die Auf-
stellungen der Verfasserin zurück, die behauptet hatte, dass das erfolg-
reiche dreitägige Tournier in drei verschiedenen Rüstungen im Cligös ge-
trübt erscheine, Kr. also das Motiv nicht verstanden und einen viertägigen
Kampf daraus gemacht habe, überhaupt die Formel nur nach dem Clig^s rein
erscheine. Frl. W. hatte daraus den Schluss gezogen, dass Lanzelet und
61) Märchen im höfischen Epos. BGDSL. XXX (1905), U— 54.
62) The Three Dav's Tournament, a studv in romance and folk-lore.
I^ndon,Nutt 1902, Xi;59 (C4nram Library nr. 15). *63)ZFSLXXVP (1904), 6 ff.
ZVglL. NF. 15 (1904), 378.
A. Hilka. H 309
Ipomedon aus derselben Quelle wie Kristian geschöpft haben. M. E. betont
Golther mit Recht, dass im Clig^s die Märchen formel doch gewahrt
sei (der 4. Tag ist nur eine Erweiterung durch den unentschiedenen Kampf
mit Gauvain). Das Motiv ist eine Schöpfung Kristian's. Die folkloristische
Beweisführung ist hier durchaus zu verwerfen, zumal sie durch nichts die
streng literarhistorische und philologische Methode Foersters erschüttert.
Auffällig ist auch der scharfe Ton, den die Verfasserin gegen den Meister
der Kristianforschung anzuschlagen beliebt (S. 14, 15, 42, 47). In
ähnlichem Sinne äussert sich A. Nitze"*), der ferner ihre Aufstellungen
eines „Urlanzelot" von Walt er Map (er soll nach der Verf. bereits sehr für
Folklore eingenommen gewesen sein), worin bereits das Märchen motiv ge-
standen habe, ablehnt. Ein treffendes Beispiel des dreitägigen Turniers im
Perlesvaus habe sie überdies übersehen. — Auch nach der zweiten kleinen
Foersterschen Ausgabe des Ciiges wird infolge der mangelhaften Über-
lieferung immer noch viel zu bessern übrig bleiben. Einen überaus
förderlichen Beitrag dazu gibt Georg Cohn®^) in seiner reichhaltigen
(fast 80 Seiten umfassenden) Besprechung. Er bringt eine grosse Anzahl
von Textbesserungen, wobei er seinen Scharfsinn in der Beurteilung des
hdschr. Apparats, sowie seine gründliche Kenntnis des altfranzösischen
Sprachgebrauchs bekundet. Seine Sammlungen sind erstaunlich, auch für
anscheinend unbedeutende sprachliche Züge. Seine Annahme, dass Fenice
wohl aus fenice (also ferenice, ein griech.-maked. Name) in der latei-
nischen hdschr. Quelle entstellt sei und Kr. das Abkürzungszeichen
übersehen oder absichtlich vernachlässigt habe, um ein Wortspiel mit
Fenix (2727) verwenden zu können, will nichts weiter als eine Hypo-
these sein. Daneben hat sich Alfred Schulze®*) grosse Verdienste
um den Text, besonders um den schwierigen Mono- Dialog (626 fF.)
erworben, zu dem er einen sehr ansprechenden Erklärungsversuch nach
Foerster, Mussafia, G. Paris und G. Cohn bietet. Letzterer*') stellt noch
einen anderen Deutungsversuch an, der mir beachtenswert erscheint. — Nicht
viel neues bringt uns Albin Müller*^) in zwei Schulprogrammen, zumal
da er die ganze Cligesliteratur schon seit 1900 nicht mehr berührt. So
kennt er noch nicht die wichtigen Artikel von G. Paris (JS. 1902),
ebensowenig die neuerdings aufgestellten Theorien über das Verhältnis
des Ciiges zum Tristan. Dafür glaubt er uns noch an manchen Stellen
veraltete Ansichten von Uhland, Roquefort, Ijanson auftischen zu müssen.
Doch sind manche Hinweise im 2. Teil von Nutzen, z. B. auf den
griechischen Roman (Jamblichus, Achilles Tatius (in letzterem findet sich
auch der Vogel Phönix, sowie die Erzählung von Tereus, Prokne und
Philomele, die Kr. in einer eigenen Dichtung behandelt zu haben ver-
sichert), auf den Einfluss der Karlssage für die Einführung der Sachsen,
64)MLN.XVJI (1903), 1o4ff. Vgl. sonet Ath. 1903, oT.EÖ. 34 (1904), 377
(J. Koch). ABbl. 14 (1903), 168—180 (Singer). RCr. 55 (1903), 518 (L. P.). LCBI. 54
(1903), Sp. 1611 (-ier). 65) ZFSL. XXV» (1903), 146—220. XXVP (1904)
114—115. Schluss dazu unter den „AbhaDdlungen'* XXVIP (1904), 117—159
als „Textkritisches zum Cligbs". Dazu vgl. A. Schulze. ZRPh. 29
(1905), 492—495. 66) ASNS. 110 (1903), 468—472. — „Zu Cligfes 626 ff."
ZFSL. XXXVP (1904), 254-269. 67) ZFSL. XXVIP (1904), 158 Anm. Vgl.
dazu A. Schulze. ZRPh. 29 (1905), 497. 68) Li contes de Ciiges. Jahres-
bericht der Landes-Oberrealschule zu Iglau. I, 1904. 20 S. II, 1905. 31 S.
II 310 Altfranzösieches Kunstepos und Romane. 1903—1906.
auf den germanischen Brauch, die Rüstung und den Schild vor seiner
Behausung aufzuhängen, was bei fürstlichen Personen die Anwesenheit
im Orte bedeutete, auf die vielleicht durch die Historia regum Britannonim
vermittelte Anknüpfung des Königs Artus mit Byzanz u. a. Hoffentlich
stehen dem Verf. bei weiteren Studien die neuesten Hülfsmittel zu Gre-
bote. — In A. 6. van Hamel (gest. 1907)**) hat Foerster einen neuen
Verteidiger seiner Hypothese (Clig^s als Anti-Tristan) gefunden. Nun
kann nicht geleugnet werden, dass van H. viele neue fruchtbare Gesichts-
punkte anführt: Die bekannten Stellen 5311 ff. (die Bedenken der Fenice)
und 3 137 ff., der Kern des Romans, spiegeln mehr die literarische Tendenz
des Dichters ab, als die Ansichten der Heldin. Gar viele Bestandteile
des Romans bezeugen einen direkten Einfluss der Tristandichtung des
Thomas, gegen den Kr. öfters selbst eine Polemik zu führen scheint.
Man kann zugeben, dass sein Clig^s „une oeuvre de controverse et d* Emu-
lation litt^raire" ist, da gewiss das Thomasgedicht damals einen mächtigen
Eindruck auf alle liter. Kreise gemacht haben muss. Aber in der Herbei-
schaffung von Parallelen scheint mir doch der Verf. öfters bedenklich
weit gegangen zu sein. Nach seiner alle Einzelheiten ängstlich zusammen-
raffenden Methode erhält man fast den Eindruck, als ob Kr. sich be-
mühte, bis in die letzten Verzweigungen seiner Geschichte einen AntJ-
Tristau zusammenzustückeln. Vorläufig möchte ich immer noch daran
glauben, dass auch der erste Teil des Romans (ohne die Verbindung mit
Artus) in seiner Quelle gestanden hat, also nicht, wie Verf. vermutet,
Soredamors als Pendant zur Iseut la blonde vom Dichter frei erfunden
worden ist. In der erhaltenen Fassung des Marques de Rome sehe ich
nur einen stark verkürzten Auszug aus jener Quelle, in der wohl auch
schon die Ärzte gestanden haben werden. Ob Fenice dem seltenen Vogel
Phoenix bis zur Erneuerung durch den Tod gleichen sollte, ist sehr
zweifelhaft, da sie doch nie tot gewesen, also von den Toten nicht auf-
erstanden ist. Verf. übertreibt, wenn er in der Anführung von feu, flame,
charbon (6024, 6038), die doch nur zum Schmelzen des Bleis bei der
Tortur der Fenice dienen, eine Absicht Kristians sieht, auf die Selbst-
verbrennung des Phönix hinzudeuten. Künstlich gesucht erscheinen
mir solche „analogies de detail" wie der Turm im Clig^s: „la salle des
images la fossure a la gent amant" im Thomasgedicht; Clig. 6413 (kein
Sonnenstrahl dringt in die Gartenlaube): der berühmte Sonnenstrahl, der
auf das Gedicht der schlafenden Isolde niederfällt; Clig^s legt sein
Schwert ,devant le lit* (0421): das Schwert Tristans zwischen den
beiden Liebenden; Tristan verliebt sich in Isolde Weisshand: Cligfes er-
klärt der Fenice: J'aniai de la, Mais n'amai rien qui de la fust (5278) u. s. w.
Der Verf. glaubt auch an einen Tristan Kristians, worin Marc die Haupt-
rolle spielte. Aus Ärger über den des Thomas habe er dann einen
anderen mit den neuen Figuren Glig^s und Fenice geschrieben. Es sei
hinzugefügt, dass van Hauiel die Auffassung und Begründung des Cliges
als Anti-Tristan schon vorher in zwei Vortragen '®), wesentlich Foerster
69) Cliges et Tristan. Ro. XXXIII (1904), 465ff. Vgl. die Besprechung von
Foerster (ZRPh. 30 (1906), 116), der auf seiner Meinung des kristianiachen
Urtristan und der Nachahmung des Cliges durch Thomas beharrt, 70) Les
röcits m^di^vaux de Tristan et Iseut (Conference faite ä TUniv. de
A. Hilka. II 311
wiederholend, vertreten hatte, ohne auch nur den Namen Foersters anzu-
führen. — Alfred J. Morrison'^) sieht im Cliges einen In triguen roman
von ziemlich ungeschickter Ausführung, da es Fenice mit ihrem Gewissen
vereint habe, Isolde zu verurteilen und doch bei ihrer Handlungsweise
dem öffentlichen Gerede zu entgehen. Sie schliesse eben, anstatt Cliges
bis zum Schlüsse zu widerstehen, eine glänzende Heirat und spinne dann
zum Schaden ihres Gemahls ihre schlauen Tricks aus. Dies deute Kristian
am Schlüsse an (6769: Comant Fenice Alis de5ut). Diese Auffassung
erweist sich als einfach und natürlich, zumal auch im Eracledes Walter
von Ar ras, den der Verf. in einem zweiten Artikel behandelt, ein ähn-
liches, aber besser durchgeführtes Beispiel einer solchen Intrigue gegeben
ist (vgl. 3695 im Monolog der Dame del Doignon: Et coment? Se je
faz folie | Je ne sui pas li premeraine | Ne ne serai li daerraine).
Karrenroman. Die Redensart „Or est venus qui aunera"
aus dem Karrenroman, einen Heroldruf, um einen rühmlichst bekannten
Ritter bei seinem Erscheinen in den Schranken zu preisen, von dem
man eine endgültige Entscheidung hofft, hatte G. Paris (Ro. XVI, 101
u. JS. 1902, 295) zu seiner Hypothese benützt. Er hatte diese Formel
auch in einem Liede aus dem J. 1381, Tob 1er im roman de Ham ge-
funden. Eine weitere Stelle aus der Moralit6 de Charit^, die jetzt G. Paris
(Ro. XXXII (1903), 442) bringt, beweist, dass diese Formel noch im
15. Jahrhundert allgemein üblich war.
Yvain. Hier sind in erster Linie die Untersuchungen von Arthur
C. L. Brown''*) über die Quellen des Yvain zu nennen. Nachdem
Fcerster selbst als Grundlage des I. Teiles neben seiner früheren (aus-
schliesslichen) Ableitung aus der Novelle von der Witwe von Ephesus
neulich in der 2. Yvainausgabe (1902) ein Märchen, nämlich die Be-
freiung einer Jungfrau aus den Händen eines Riesen, hatte gelten lassen,
versucht der Verf. in einer gründlichen, aber etwas breit angelegten Ab-
handlung den Nachweis, dass Kristian ein keltisches Märchen vorgelegen
hat, das, ähnlich wie die altirische Erzählung von der „Krankheit des
Cüchulainn" (Serglige Conculaind, übersetzt von d'Arbois de Jubain-
ville im V. Bande seines Cours de litt^r. celtique, 174 — 216) die Reise
eines Helden in die andere Welt (Feenreich) zum Gegenstande
hatte. Der Verf. zieht auch andere keltische Texte zur Vergleichung heran,
unter denen die irischen Reisebeschreibungen (imrama) dadurch
bemerkenswert sind, dass sie die gefahrvollen Abenteuer einer solchen
Reise zur Fee schildern. Hier findet sich auch der riesige Hirt, der ge-
fährliche Zugang und eine Schilderung der Landschaft (Quelle nebst
Baum und Vögeln), die stark an Yvains Quelle von Barenton erinnert.
Ähnlichen Landschaftsschilderungen begegne man auch in anderen Ro-
manen (vgl. den Freudenhof im Erec), wo nur der Gewitterzauber fehlt.
Auf spätere keltische Texte^ die eine Rationalisierung des Märchens ent-
Bordeaux). Revue philomathique de Bordeaux et du Sud-Ouest. VII (1904),
241—265. Bijdrage tot de vergelijking van Cligfes en Tristan.
Taal en Letteren. XIV. Leiden 1904. 19 ö. (Vortrag auf dem hoUänd. Philologen-
kongress zu Utrecht). 71) The French novel of intrigue from 1150 to
1300. I. MLN. XXI (1906), 241—244. 72) Iwein. Studies and notes in
philology and literature. VIII. 1903, 1-147. Boston, Ginn & Co.
II 312 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1903—1906.
halten (z. B. Gilla Decair (18. Jahrh.) S. 115 ff), hätte besser der Verf.
kein Gewicht legen sollen. Die Wunderquelle sei später aus der Feen-
landschaft als regenbringend in Barenton wahrscheinlich unter Waces
Einfluss lokalisiert worden, aus dem sie Kristian übernahm. S. 114 teilt
der Verf. mit, wie er sich den Inhalt jenes keltischen Märchens denkt,
das der Dichter dann mit ritterlichen Zügen ausgestaltet hat. Jedenfalls
hat Brown, wie sein Kritiker W. Golther'*) anerkennt, den Zusammen-
hang der mythischen Landschaft im Yvain mit keltischen
Sagen erwiesen. Dagegen glaubt letzterer den Feencharakter derLaudine
abweisen zu müssen. Noch skeptischer verhält sich Jeanroy '^*) und weist
auf die gleichfalls bestehenden Abweichungen zwischen Kristians Yvain
und Serglige Conculaind bedeutsam hin. Aber freilich hält er dafür an der von
G. Paris und Ahlström vorgetragenen Ansicht fest, dass Laudine wahr-
scheinlich eine Wasserfee sei, was sich als häufiges Thema in bretonischen
Erzählungen vorfinde. Sonst gibt er die Richtigkeit des Beweises Browns
für die Entlehnung vieler Züge aus der keltischen Sage durch Kristian
zu, obwohl Brown viele scheinbare Berührungen hätte gut fortlassen,
andere aber zusetzen können, wie den Waldschrat aus der „Geburt
Conchobars" und dem „Fest des Bricriu" (Cours de litt. celt. VII, 8 u.
144). Völlig auf Browns Seite stehen G. Huet'^*), dem seine Beweis-
führung überzeugend erscheint, und der, was keltischen Ursprung anbe-
trifil, auf den Zusammenhang zwischen Yvain und Partenopeus von Blois,
sowie zwischen der Lanzelotsage und altirischen Sagen hinweist, sowie
W. A. Nitze'^*). — Zu ähnlichen Resultaten wie Brown gelangt Euris-
MANN in dem bereits''') erwähnten Aufsatze S. 40 — 44. Die Quellen-
geschichte setze die Hofesfreude aus dem Erec fort. Hinzugefügt sei
die Rolle der Lunete. So sieht er im I. Teile des Yvain einmal ein
Feenmärchen (Verlockungsmotiv nebst Mutprobe), sodann das Einsetzen
des Themas von der treulosen Witwe, also der Tragödie der weib-
lichen Schwäche '^^). Für letztere könnten auch spätklassische Erinnerungen
(Ref. wies auf die grosse Ähjilichkeit mit Thtibes hin (Jocaste), auch die
Rolle Didos und Annas dürfte dahin gehören) oder überlieferte oriental.
Stoffe (vgl. Geschichte der sieben Weisen) in Betracht kommen. Der Verf.
betont den stark abweichenden Schluss des Märchens im Yvain und in
Serglige Conculaind. Auch fügt er noch anderes aus Yvain hinzu, was
offenbar keltisch ist, wie die beabsichtigte Bestrafung der Lunete durch
Feuertod, die Freundeskämpfe, Keu als komisch verneinendes Element,
worauf schon Zimmer aufmerksam gemacht hatte (ZDA. 32. u. 33. Bd.)
u. a. Foerster wendet sich in der neuesten Yvainauflage (1906)'*) nur
allgemein gegen Browns Aufstellungen und beklagt sich über sein Tot-
schweigen, auch über „die nichtfachmännischen Rezensenten, die dessen
Ideen kritiklos wiedergeben". Eine ausführliche Entgegnung stellt er für
die ZRPh. in Aussicht, die bisher nicht erschienen ist. — Nach William
A. NiTZE^^) soll in der Laudinegeschichte ein Niederschlag des alt-
73) ZFBL. XX VHP (1904), 34 ff. ZVglL. IV (1904), 481 ff. 74) RCr. 59
(1905), 4—6. 75) MA. 17 (1906), 65. 76) MLN. XIX (1904), 80 ff, Auch zu-
stimmend DLZ. 1903, 2030. 77) Vgl. oben S. 308. 78) Man vergleiche Ausfälle wie
B. de Troie 13441 ff. Quant qu'ele a en set anz am^ | A ele en treis iorz obli^. |
One nule ne pot duel aveir. 79) S. XXXI, XXXIV, XLIX. 80) A new
A. Hilka. II 313
italischen Dianamythus zu finden sein: Diana galt als Beschützerin
der wilden Tiere und als regenmachend, ihr waren die Junifeuer (24. Juni)
geweiht als der Hüterin der Wälder und Fluren. In Frankreich blühte ihr
Kult besonders in den Ardennen. Wace (Brut 636) schildert sie als
Zauberin. Was aber der Verf. zur Stütze seiner seltsamen Ansicht vor-
bringt (Ähnlichkeit der Situation, einzelner Züge und der Namen) ist
verwunderlich: Er legt Gewicht auf die Ankunft des Artus an der
Quelle „la voille Saint Jehan Batiste" (668), das sprudelnde Wasser soll an
Dianas Quelle und ihren vom Priester bewachten Hain in Aricia erinnern.
Weil Calogrenant mittags ankommt, so ist Laudine-Diana ein „midday-
demon or fire divinity", Lunete ein „original tree-spirit". Mit den Namen wird
ein sonderbares Spiel getrieben und folgende Gleichungen werden aufgestellt:
Lunete = Luna, Laudine = La Diane (der Name sei keltisiert worden),
la Dameisele Sauvage = Silvanus (!!) or Silvana (!) „as a matter of
course", Personennamen werden in Ortsnamen aufgelöst u. s. w. Dies
mag genügen. — Die Jokastegeschichte aus dem Thebenroman kann
wohl Kristian mit beeinflusst haben, die „leicht getröstete Witwe" voll
psychologischer Treue auszugestalten, so dass er also auf die „mati^re de
Rome" auch hier wie sonst vielfach zunlckgriff. Dies betont Alfred
J. Morrison®*). Dass ich selbst®***) bereits diese Parallele gezogen habe,
scheint dem Verf. unbekannt geblieben zu sein. (Dabei lässt er noch
aus das dreit faire (Thfebes 384 fr.), ferner 399: Car femme est tost menee
a tant | Qüe on en fait tot son talent^ die Hochzeit am selben Tage (auch
3 Tage nach dem Tode des ersten Gatten) und die bezeichnenden Worte 447 :
Li dueus del rei est obliez^ | Cil qui mort Ta est coronez | Et la
reine a moillier prent, vgl. Yvain 2164ff.). — Auch den IL Teil des
Y V ai n führt Arthur C. L. Brown ®*) durch die Untersuchung der E pi s o de
vom dankbaren Löwen auf ein keltisches Märchen zurück: der Held
schlägt sich mit einem hilfreichen Tiere durch furchtbare Gefahren zur
anderen Welt durch. Es finde also eine Art Wiederholung des L Teiles
statt. Brown meint, dass hiermit Kr. alles aus keltischer Sage und zwar
aus einer einzigen Quelle genommen habe. Der dankbare Löwe stamme
also auch nicht aus anderen Überlieferungen, etwa dem Golfier de
Lastours, der bekannten Kreuzzugsgeschichte (vgl. jetzt Foerster, yvain ^
p. XLH). Denn in einer Reihe von keltischen Texten (besonders Toch-
marc Emere in einer Hs. vor 1050) finde sich der Löwe als Führer
in die andere Welt. Auch andere Tiere spielen da eine ähnliche Rolle.
Verf. bringt auch Analogien aus der Mule sans frein, dem Papegau, dem
Wigalois und Meliador, die auch solche (keltische) Märchen motive ver-
wendet haben. Diese hätte er lieber beiseite lassen sollen, da es sich hier
leicht um eine Nachahmung Kristians handeln kann. Da Kr. den Löwen
nicht als Führer, sondern als Helfer aufführt, so habe er wohl seine
Vorlage missverstanden, wie auch sonst vieles im II. Teil des Yvain
recht wirr sei. Brown ergreift zugleich die Gelegenheit, seine früheren
Aufstellungen energisch zu verteidigen, darunter die Benützung moderner
source of the „Yvain". MPhi. III (1905— 06), 267— 280. 81) De Vidua:
Yvain 9 3 3 — 2048. MLN. XXI (1906), 127—128. 81a) S. 128, A. 1 (vgl. Zitat
bei Ehrismanna. a. 0.43). 82) The Knight of the Lion. PMLA. XX 4
(1905), 073-706.
II 814 Altfranzosisches Kunstepos und BomaDe. 1903 — 1906.
keltischer Sagen. Auch diesen Aufsatz Browns weist Foeröter (Yvain',
XLIX) als völlig verfehlt zurück. Doch ist m. E. der dem Yvain so ähn-
liche Text Tochmarc Emere (ein Löwe Führer und Trager des Cüchulinn
zur Feenwelt) nicht so ganz abzuweisen. Kr. kann ihn sehr wohl wenigstens
gekannt und nachgeahmt haben. Das Thema von „dankbaren Tieren"
ist ja auch sonst aus dem Folklore bekannt. Jeanrot®') gibt Brown im
ganzen recht, jedoch sei dieser in seinem Bestreben zu weit gegangen,
einen völligen Parallelismus zwischen Teil I und II anzunehmen. Ab-
weichungen stellen sich von selbst ganz natürlich ein. — Schon im
vorigen wurde wiederholt der 3. Auflage des Yvain von Foerster**)
Erwähnung getan, worin er nur bei Kleinigkeiten seine früheren Ansichten
etwas modifiziert. Die Einleitung ist wenig vermehrt (weitere Zeugnisse für
die Sturmquelle, darunter aus dem wichtigen Bienenbuche des Thomas Cantim-
pratensis (S. XXV ff.), das Paradiesmotiv für die Schilderung des Wunder-
gartens (aus dem Alexanderroman) (S. XLIV)). Am Text waren nur
wenige Einzelheiten zu bessern. Neu sind neben der Besprechung der
schlecht überlieferten Stellen die zahlreichen erklärenden Anmerkungen,
die dem Anfänger alle Schwierigkeiten wegräumen. Das Glossar ist un-
verändert abgedruckt.
Wilhelmsleben. Gordon Hall Gerould^*) liefert uns eine
ebenso umfängliche wie ergebnisreiche vergleichende Studie über die ver-
schiedenen Fassungen der Eustachiuslegende als Beitrag zur Dar-
stellung des Einflusses der Legende auf das Epos, In zahlreichen Beispielen
im Orient verbreitet, gelangte die Sage nach Europa und erhielt ihre Ver-
knüpfung mit der geistlichen Eustachius-Placidus-Legende. Ihre älteste
Ableitung ist das altfrz. Wilhelmsleben nebst den drei wenig voneinander
verschiedenen Fassungen des „Dit de Guillaume" (spätes 13, Jahrh.),
der spanischen „Estoria del rey Guillelme de Ynglaterra"
(15. Jahrh.) und der „Crönica del Rey don Guillermo" (16. Jahrb.).
Für den Roman hält auch Gerould die Verfasserschaft Kristians von
Troyes trotz der Dissertation von Rud. Müller (Bonn 1891) und den Aus-
führungen Foersters in seiner Ausgabe (S. CLXIVff.) nicht für erwiesen,
und man wird ihm wie auch G. Paris und anderen Forschern beipflichten
müssen ^•).
Tristanromane, 1903 — 1906. Das wichtigste Ereignis bilden
die langersehnten Ausgaben der Tristangedichte von Thomas und BerouL
Die sonst verdienstliche Sammlung der Tristanfragmente durch Fr. Michel
(3 Bändchen, London 1835 — 39) genügte schon längst nicht mehr den
Forderungen der seither mächtig geförderten Tristanforschung. Jetzt be-
sitzen wir zwei tüchtige Leistungen, die uns Thomas und Beroul, ja in
gewissem Grade den „Urtristan" wiedergegeben haben. So schuf Joseph
B^DiER^''), neben Wolfgang Golther der beste Kenner auf dem
83) RCr. 62 (1906), 431. 84) Kristian von Troyes, Yvain (der
Löwenritter). Textausgabe mit Einl., crkl. Anmerkungen u. vollst. Glossar.
3. vermehrte Auflage. Halle, Niemeyer 1906. (Rom. Bibl. Nr. 5). LXIV
u. 275 S. 85) Forerunners, Congeners, and Derivatives of the
Eustace Legend. PMLA. XIX (1904), 335—448. 86) Der „Perceval"
folgt bei dem Abschnitte über die Gralsage. 87) Le Roman de Tristan par
Thomas, po^me du XII« siMe p. p. J. Bedier. (SATF.). Paris, Didot. t. 1
A. Hilka. H 315
schwierigen Gebiete, für den Thomas-Tristan ein Meisterwerk, für das
er 1906 den prix La Orange erbalten bat. Nachdem er uns 1902 als
I. Band seiner Ausgabe nicht nur den kritischen Text der erhaltenen
Fragmente (3144 Verse), sondern auch eine in allen Teilen wohl ge-
lungene Wiederherstellung des ursprünglichen Romans (ca. 17 — 20000 Verse)
nach den bekannten fremdländischen Bearbeitungen (die saga erwies sich
als besonders wertvoll) geschenkt hat, bietet er uns 1905 im IL Bande
die ebenso wichtige wie ergebnisreiche literarhistorische Einleitung. Im
1. Teile spricht Bedier von dem Gedichte des Thomas, beschreibt die
fünf Hss. und kommt zu dem Schluss, dass er Anglonormanne war und
sicher sein Werk in England zwischen 1150 und 1170 schuf, wie sein
Verhältnis zu Waces Brut und Kristians Clig^s beweist Damit sinken
auch alle Hypothesen über Kristians Bedeutung für die Tristansage. „Es
war doch wohl etwas vorschnell, in Kristian den Schöpfer der Tristtm-
dichtung zu sehen" (W. Golther in der gehaltvollen Besprechung^^),
S. 15, vgl. S. 155). Alsdann rechtfertigt Bedier sein Rekonstruktions-
verfahren der verlorenen Teile des Thomasgedichtes nach den sechs Ab-
leitungen (Saga -|- Gottfried von Strassburg -|- Sir Tristrem -|- la Folie
Tristan -|- Tavola ritonda -[- niederfränkisches Fragment^ von Patera in
der Dombibliothek zu Prag gefunden). Der 2. Teil ergeht sich über
Thomas' Quellen und die Beziehungen seines Gedichtes zu den anderen
Tristanfassungen. Für den Ursprung der Legende bieten die Arbeiten
über die keltischen Namen fast den einzigen Schlüssel, wobei neben anderen
besonders Zimmer zu glänzenden Resultaten kam. So ergibt sich zunächst
ein piktisches Stadium der Legende vom Helden Drostan. Dieser wurde
in der kymrischen Überlieferung zu Drystan und dabei mit der Ge-
schichte des Königs Marke von Cornwall verknüpft. Der spätere Gang
der Sage ist nach Zimmer und B6dier der, dass sich die zweisprachigen
Bretonen mit den Normannen vermischten und 1066 die Legende mit
nach England herüberbrachten, wo dann dreisprachige Jongleurs, wie die
Lais der Marie de France beweisen, für die weitere Verbreitung des
Stoffes sorgten. Die keltischen Elemente in der Tristansage werden vom
Verf. noch einmal nachgeprüft. Auch den „Urtristan" sucht er zu
erschliessen. „A la base de toute la tradition po^tique conserv^e de la
legende de Tristan, il y a, non pas des compilations semi-coh6rentes, mais
un po^me regulier, compos^ a une haute 6poque, d^s le d^but du XIP si^cle,
par un homme de g^nie" (S. 186). Episode für Episode (S. 188—300)
nachprüfend sucht Bedier diesem „poöme primitif" nach den fünf er-
haltenen Versionen nachzugehen [B = B6roul (ca. 1165) -j-T = Thomas
(ca. 1170) + O = Eilhart von Oberg (1190—1200) -f R = Prosa-
roman (ca. 1230) + F = Folie Tristan (2. Hälfte des XII. Jhdtj*.].
Mit Recht wird dabei ebenso von dem verlorenen Gedichte Kristians wie
dem des Li Kievres Abstand genommen. Nach B6dier ist dieser „Ur-
tristan", auf den auch die Troubadours zu verweisen scheinen, lange
vor 1154 (ca. 1120) entstanden und könne schon in die Zeit des franz.
Rolandsliedes fallen. Vielleicht war der Verfasser Anglonormanne, doch
(1902) IX und 497 8. Vgl. JB. VII ii 85 (J. Vising), t. 2 lotroduction (1905),
462 S. 88) ZFSL. 29* (1906), 150 ff. Vgl. ZRPh. 25 (1904), 49 ff.
VoIlmSller, Rom. Jabretbertoht VIII. 21
II 816 AltfraDzösisches Kunstepos und Eomane. 1903—1906.
steht nichts fest. Mit der Hypothese von G. Paris, die dieser leider
nicht mehr begründen konnte, kann sich B^dier nicht befreunden (der ür-
tristan sei ein englisches Gedicht gewesen, vgl. JS. 1902,301 n. 2).
Thomas hat dieses altehrwürdige Gedicht den ritterlichen Idealen seiner
Zeit angepasst und seinem Roman durch die feine psychologische Stili-
sierung einen Ehrenplatz in der altfranzösischen Literatur für immer ge-
sichert. Der Anhang enthält einmal den Abdruck der ältesten Teile, die
aus dem französischen Prosaroman nach den Hss. 103 und 757 (Bibl.
nat. fonds fr9s.) herausgeschält werden (Golther hält einen kritisch her-
gestellten Text nach allen vorhandenen Hss. für dringend nötig), sodann
sämtliche Anspielungen auf die Tristansage in der mittelalt. Literatur.
Ein erschöpfendes Glossar beschliesst das ganze epomachende Werk, zu
dem nur wenige Zusätze zu bringen weiterer Forschung überlassen bleiben
wird. So wünscht W. Golther (a. a. O.) neben der Anführung des
Theseusmotivs die des noch wichtigeren Oenonemotivs (vgl. auch den
Hinweis bei Filipek, Le roman de Tristan et Yseult dans la litt. fr.
du m. Ä. Progr. Realschule Krakau 1902, S. 33).
Weitere Aufschlüsse sind nach demselben Kritiker von einer aus-
führlichen Darstellung über das Verhältnis der Tristanlais zum Roman
zu erwarten. — In einer besonderen Abhandlung beschäftigt sich
W. GoLTHER^^) mit jenem „ürtristan" auf Grund eigener Forschungen,
die B^dier ergänzen. Er will dies älteste Gedicht nicht soweit (bis 1120)
heraufrücken, sondern nimmt die Ab fassungs zeit 1140 — 1150 an. Der
Stil sei noch formelhaft nach Art der chansons de geste gewesen, wie auch
B^dier annahm. Schon in ihm sind zwei Bestandteile zu unterscheiden:
1. eine keltische Sagengeschichte nebst dem Stempel der
Normannenzeit (Raubfahrten der Wikinger, Holmgaug). Der Roman-
dichter bekam ein Gebilde der Wikingerzeit (etwa 10. Jahrb.), entstanden
aus älteren irisch-britischen Mythen und geschichtlichen, bis ins 6. Jahrb.
zurückgehenden Erinnerungen. Die Heimat der Tristansage ist Wales.
Sie wurde durch die keltisch und französisch sprechenden „conteurs
bretons" auf englischem Boden dem französischen Tristandichter etwa
1140 mündlich überliefert. Diese bretonisc^he Übermittlung machte Tristan
zu einem Sohne Riwalins, des Ahnherrn aller bretonischen Fürstenge-
schlechter, und verlegte die Heimat der Sage in die Bretagne. Dieser
bretonische Schauplatz wurde von jenem ersten Bearbeiter beibehalten.
Dieser bot aber eine planvolle Verknüpfung des keltischen Stoffes mit
2. einem Liebesroman. Den Grundton bildet das Märchen von
der gold haar igen Jungfrau mit bald schwankhafter bald tragischer
Ausgestaltung, während der Schluss unter Einfluss antiker Sagen eine
Bearbeitung des Oenone- -j- Theseusmotivs darstellt Daneben
schaltete der Romandichter ganz frei mit allerlei Stoffen, wie sie ihm die
Spielmannsdichtung bot: Märchen und Novellen von Liebeszauber
und Frauenlist (Drachenkampf, die untergeschobene Braut, mideidige
Mord knechte, zweideutiger Reinigiuigseid, Verkleidungen u. a.). Golther
verspricht uns auch ein Tristanbuch, auf das wir gespannt sein können.
89) „Das älteste französische Tristangedicht". NJbbKlA. 17
(1900), G02— 703.
'A. Hilka. II 317
— Gewiss sind in die Tristansage besonders für die Darstellung von
Isoldens Ehebruch manche Züge des allgemeinen Novellenschatzes einge-
drungen, von denen sich manche Parallelen im Orient finden. Hertz, Tr. u.
Is.^ S. 478 brachte bereits eine auffällige altpersische Parallele aus d. 1 1. Jhdt.
Ich verweise (zu B^dier, II 208 und II 179 -|- 265) bezüglich des Motivs
vom „falschen Reinigungseid" auf die sehr ähnliche in Indien (Agra)
lokalisierte Erzählung „La femme justifi^e" aus Megmoun Hikai'at
bei Cardonne, M^langes de litt^r. Orientale (La Haye, 1771, S. 23 — 28),
wo der Liebhaber der angeschuldigten Frau den „fol" in gleicher Weise
wie Tristan vor dem Gottesurteil spielen muss (auch andere Züge be-
rühren sich dort mit der Tristansage). Sie stammt aus der 15. Erzählung
der ^ukasaptati (vgL Benfey, Pantschatantra (1859) I 457; Landau,
Quellen des Dekameron« (1884) S. 130; Hertz. Tr. u. Is.« 545ff.; Fr.
von der Leyen, Zur Entstehung des Märchens = ASNS. 116 (1906), 16).
Über das „verstellte Gespräch der Frau mit dem Liebhaber"
vgl. Benfey I 370; Landau, S. 131; über „die untergeschobene
Braut" Landau, 8. 135. — Besserungen zum Thomastext liefert A. MussA-
FiA®®). — In einem schönen Buche hatte B6dier den Tristanroman
einem weiteren Publikum zugänglich gemacht, wozuG. Paris ein glänzendes
Geleitwort schrieb®^). Eine autorisierte deutsche Übersetzung von Julius
Zeitler ®^) wird dem deutschen Publikum angenehm sein. Sie ist als
gelungen zu bezeichnen. Um den von B^dier glücklich getroffenen
archaischen Stil zu erreichen, will Zeitler vor allem eine sinnvolle Wieder-
gabe erreichen und hat deshalb für die Namen die anglo-kelto-bretonischen
Formen „mit ihrem eigenen Stimmungswert'^ gewählt. Ebenda wird auf
die Verbindung von Dichtung (B^dier) und Illustration in der grossen
iUustrierten Ausgabe des Tristanromans von Robert Engels (im gleichen
Verlage) verwiesen, die uns nicht vorgelegen hat. — Für den Beroul-
Tristan sind wir Ernest Muret"^) zu Dank verpflichtet. Die Ein-
leitung, die Grestaltung des uns erhaltenen Textes (4487 Verse) und das
Wörterbuch erfüllen aufs beste alle unsere Wünsche. Muret unterscheidet
in dem Fragment zwei Verfasser: das erste Stück (v. 1—2756) ist
von Beroul gegen 1170 verfasst. Die Fortsetzung (v. 3032—4487)
stammt von einem Anonymen und kann wegen des v. 3853 erwähnten
„mal d'Acre" erst nach 1191 fallen. Eine Verbindung beider ungleich-
artiger Stücke bilden die Verse 2757 — 3031. Das ganze Gedicht wird
jetzt von Muret mit Recht dem kontinentalen (normannischen) Sprach-
gebiet zugeteilt. Vgl. auch JB. VII ii 89 (J. Vising). — Dass der
schlecht Überliefertc Text immer noch mancher Feile bedarf, beweisen die
90) „Per 11 Tristane di Thomas, 6d. B^dier." Ko. XXXIII (1904).
415—418. 91) Le roman de Tristan et Iseut, traduit et restaure par
Joseph B^dier. Pr^face de Gaston Paris. Ouvrage couronn^ par
l'Acad^mie franyaiee. Paris» Edition H. Piazza et Co. s. a. (1901), 289 8.
92) Der Roman von Tristan und Isolde von J. Didier. Autor.
Ü oersetznng. Leipzig, H. Seemann Nachfolger, 1901, VI u. 246 S. Rez.
BtvglL. III (1903), 508 (W. Golther). 93) Le roman de Tristan par
Beroul et un anonyme, po^me du XII« si^le, p. p. Ernest Muret. (SATF.)
Paris, Didot 1903. LXXX u. 256 S. Rez. ZFSL. 292 (1906), 157 (W. Golther).
SRSFR. III (1905), 144 (Bloch).
21^
II 318 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1903—1903.
scharfsinnigen Besserungen von A. Mussafia**) und A. Tobler**). —
Eine neue Ausgabe der Folie Tri st ran wird von Albert Eugene
CuRDY geplant. In einer Dissertation der Johns Hopkins University'*)
bringt er bereits einen Teil seiner ganzen Abhandlung über die Douce-Hs.
der F. Tr. (gedruckt bei Fr. Michel, Teile bei Bartsch, Chrest, von
Morf nach Bemer Hs. in Ro. XV, 558—574), nämlich Beschreibung der
Hs., ihr Vorkommen in der Fachliteratur (Scott, EUis, de la Rue, von der
Hagen, Fr. Michel, Vetter, Lutoslawski), Analyse des Inhalts sowie die
betonten Vokale nebst Bibliographie. — Eine einfache Übersicht über
B6diers Rekonstruktion des Thomas-Tristan gibt Ed. Bondurand**^),
glaubt aber immer noch, dass der Prosaroman des Luce de Gast „a pour
noyau une analyse en prose du Tristan de Chr6tien" (S. 285). — B6dier
hatte sich (II 157, n. 4) bemüht, der seltsamen Angabe nachzuforschen,
dass ein Fluss die unteren Räume des Schlosses König Markes durch-
jBiesst und verwies neben keltischen Angaben auf Robert le Diable (ed.
Laseth) v. 1231, wo es sich aber um eine Wasserleitung handele, die
von einer Quelle im Garten gespeist wird und auch durch die inneren
Gemächer geht®®). G. Paris sah in dieser Stelle der Tristansage An-
zeichen einer primitiven Kultur, ja halbwilden Lebensweise. KuNO
Meyer®®) erweist hier einen deutlich keltischen Zug, eine allen Insel-
kelten gemeinsame Anlage und Einrichtung des Hauses, wie er sie noch
in Wales am Geburtshause eines grossen wälschen Naturdichters beobachtet
hat. Meist handelt es sich um Bergbäche, die teils mitten durch die
Häuser, teils an ihrem Eingang vorüber geleitet sind. Gegen G. Paris
sieht er darin gerade ein Zeichen von grosser Romantik und tiefer Liebe
zur Natur bei diesem auch sonst die Freuden des Landlebens gern
schildernden Volke. Aus derselben Episode bringt K. Meyer ^®®) einen
zweiten Zug in Verbindung mit der irischen Sage, nämlich „la scöne
des copeaux" (ein Bach fliesst durch Isoldens Gemächer, Tristan ver-
kündigt ihr seine Ankunft, indem er Holzspäne hineinwirft). Etwas
ähnliches wird von Finns Sohn, Ossin, in einer Sammlung irischer Sagen
berichtet^ die zum Teil ins 9. Jahrb. zurückgeht. Doch fehlt hier das
erotische Moment, auch durchströmt hier der Bach kein Gemach. Es
sei hinzugefügt, dass F. Lot Ro. XXIV (1895), 322 („les morceaux
de bois jet^s au ruisseau") auf einen Abschnitt des altirischen Epos
von Conchobar und Cuchulainn aufmerksam gemacht hat, worin erzählt
wird, wie letzterer Held von Blathnats Ankunft dadurch Kunde erhält^
dass diese Milch in den Bach giesst, der aus der Festung kommt, wo
ihr Gemahl wohnt. (Vgl. d'Arbois de Jubainville, Cours de litt eelt»
V, 327 — 328). — Ebensowenig wie B4dier lag uns eine sonst nirgends
bekannte wälsche Tristanfasssung (Prosa mit Versen untermischt) vor,
die sich in zwei Hss. zu Cardiff befindet In dieser Episode, über die
94) „Per il Tristano di B^roul, ^d. Muret". Ro. XXXIV (1905),
304-307. 95) „Zu Murets Ausgabe von BerouU Tristan". ZRPh. 30
(1906), 741— 745. 96) La Folie Tristan, an anglo-norman poem ed. by
Albert Eugene Curdy. Part. I. Baltimore, John Murphy Co. 1903, 39 S.
97) „Tristan et Iseut". RMi. t 33, Nlmes 1903, 272-290. 98) In der
oben erwähnten Orient Erzählung „la femme justifiÄ?" ist auch von einer
Wasserleitung die Rede. 99) „Eine Episode in , Tristan und Isolde*
und das keltische Haus". ZRPh. 20 (1902), 716—717. 100) „Tristan
A. Hilka. n 319
IvoR B. JoHN^®^) berichtet, handelt es sieh um die Verfolgung der
Liebenden durch die Heere Markes und Arturs, wobei jene Zauber unter-
stützt. Schliesslich kommt es zur Versöhnung, wobei Artur die Ent-
scheidung über Isoldens Schicksal übertragen wird. Sie soll Tristan und
Marke abwechselnd gehören. Dieser wählt die Zeit, wo die Bäume ohne
Laub sind. Isolde frohlockt, dass sie jetzt für inmier Tristan gehören
werde, da Stechapfel, Efeu und Eibe das ganze Jahr hindurch belaubt
seien. — Schon früher war G, van Hamelns Vortrag zu Bordeaux (1904)
„Les r^cits m^dißvaux de Tristan et Iseult" erwähnt, der nichts
wesentlich Neues bringt. Die „Schwalbenepisode" wird herausgegriffen,
um zu zeigen, wie Thomas einen so alten Zug rationalistisch umgestaltet
hat. — Ein Gegenstück zur Würdigung des Thomas liefert für
Gottfried von Strassburg E. Piqüet ^®^), rühmlichst bekannt durch
seine verdienstvolle Studie über Hartmann von Aue (1898). Obwohl
sich zumeist an B^iers Resultate (Band I) anschliessend, wahrt er sich
doch überall in den oft sehr eingehenden Untersuchungen ein selbständiges
Urteil. Er macht es sich zur Aufgabe, alles herauszuschälen, was Gott-
fried durchaus allein angehört, um ihn auf dieser Grundlage zuletzt in
einem hübschen Kapitel als Mensch und als Dichter feieni zu
können. Für die Episode zwischen Riwalin und Blancheflor möchte ich
dem Verfasser nicht folgen. Wenn in der Saga die plötzlich aufkeimende
Neigung als pathologischer Zustand geschildert wird, so sehe ich darin
nicht nur einen Beweis für die echt altfranzösische Fassung dieser Stelle,
die zugleich für ein hohes Alter des Originals zeugt, sondern stelle sie
auch künstlerisch höher als die Substitution einer „belle et fine 6tude
morale" bei Gottfried. Auch die Unterbrechung des Liebesmonologs ist doch
höchst psychologisch (vgl. Clig^s). So zeigte schon der Thomas-Tristan
(vielleicht schon der „Urtristan") alle Spuren der neueren Technik für
die Ausmalung komplizierter Seelenzustände. — E. Li^seth^®^), dessen
Verdienste um den Tristanprosaroman (1890) gebührend anerkannt sind,
untersucht nunmehr die Londoner Hss., sechs an der Zahl (davon zwei
des Palam^de). Neben einigen wichtigen Varianten ist das Ergebnis der
mühsamen Arbeit fast ganz negativ geblieben, selbst für die Frage, ob
die französische Quelle des italienischen Tristane Riccardiano (hgb. von
Parodi, Bologna 1896) älter ist als die uns bekannten französischen
Versionen. Doch bekämpft er die von Parodi vertretene Ansicht der
Priorität der italienischen Version. Die Schrift bietet eine gute Ergänzung
und Isolde und keltische Sage." ZRPh. 28 (1904), 353-354. l()l)„Note8
on Celtic Studies" by Ivor B. John. Transactions of the Guild of
Graduates of the üniversitv of Wales for the year 1903, 9—17. Cardiff 1904.
Darüber B^dier. Ro. XXXV (1905), 469. 102) „L'originalitö de Gott-
fried de Strasbourg dans son pofeme de Tristan et Isolde."
Etüde de littßr. oompar^. (Travaux et Memoire« de l'Univ. de Lille. Nouv.
sörie. I. Droit-Lettres fasc. V). Lille 1905. 380 Ö. Rez. ASNS. 117 (1906),
LCBl. 57 (1906), Sp. 1243. 195—199 (Minckwitz). ZFSL.29»(1906), 159 (W.Golther).
DLZ. 1906, öp. 483 (Martin). RCr. 1906 (Bloch). 1Q3) „Le Tristan et le
Palam^de des mss. fr9S. du BritishMuseum." Etüde critique. Christiania
Videnskabs-Selskabets Skrifter. II. Histor.-filos. Klasse 1904 38 S. Kez. ASNS.
115 (1905), 478. Ro. XXXV (1906), 155. RCr. 62 (1906), 356 (A. Jeanroy). ZFSL.
29M1906), 161 (W.Golther). RPhFL. 20(1906), (L. Vignon). DLZ. 1906, 8p. 488
11 320 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1903—1906.
zu seinem gross angelegten Werke über die Tristanprosaromane. — Über
•ine bildliche Darstellung auf Elfenbein in der Vaticana (Tristan und
Isolde sehen im Garten, wie sich das Bild des zwischen den Zweigen
eines Baumes versteckten und sie belauschenden Königs Marke im klaren
Wasser der Quelle abspiegelt) berichtet Attilio Rossi^®*). — Eine
interessante Tristaninterpolation in der Percevalfortsetzung
des Gerbert bildet den Gegenstand der Ausführungen des Frl. Jessie
L. Weston und des Abdrucks dieses kurzen, aber an alten Zügen reichen
Tristangedichtes (la Luite del Tri s tan t) nach den zwei Hss. der Bibl.
Nat. (fr. 12576 fol. 165^ und Nouv. acq. fr. 6614 fol. 132 f.) durch
J. Bi^dier'®^). Im Gegensatz zum Prosaroman, wo Lancelot der Haupt-
held ist, ist hier Gawain noch der führende Ritter an Artus' Hofe,
während Lancelot eine untergeordnete Rolle spielt. Tristan erscheint mit
1 2 Artusrittem, alle als Spielleute verkleidet, am Hofe Markes, und alle geben
eine Probe ihrer Kunst. Als abends Tristan den lai del chievrefueil
spielt, erkennt ihn Isolde und bewerkstelligt eine heimliche Zusammen-
kunft. Die Fremden greifen dann in ein Turnier ein, die Insti-umente
am Halse; Perceval kommt herangeritten auf seiner queste du graal,
wird vonjKeu verspottet, besiegt diesen, aber auch Tristan, bis Gauvain
sich Percevaus zu erkennen gibt und die Versöhnung zwischen Marke
und Tristan herbeiführt. Im ganzen sind es 1524 Verse, die Gerbert
einem älteren Tristangedicht entnahm, um sie seinem Perceval nicht ohne
einige Modifikationen einzuverleiben (Neis la Luite del Tristant | Amenda
il tot a compas; | Nule rien ne vus en trespas). Von da ab verschwindet
Tristan völlig im Perceval. — W. Hertz, Tr. u. Is.^ 483 hatte auf
den Namen Tristan in einer Urkunde vom 1. Oktober 807 „in loco et
in villa Arcuna" (am Bodensee) hingewiesen, so dass also die Tristan-
legende schon sehr früh auf dem Festlande bekannt gewesen sei, bevor
noch die Franzosen mit der Tradition in England in Berührungen kamen.
Wie F. Lot ^^^) zeigt, sind alle nach dieser Seite aufgestellten Folgerungen
hinfällige da in jener Urkunde Cristan (Christian) zu lesen ist. — Viele
schätzenswerte Beitrage zur Tristansage bringt M. Deutschbein ^•') in
seinem gehaltvollen Buche über die Sagengeschichte Englands, auf das
bereits W, Golther verwiesen hat. So verfolgt er das Verkleidungs-
motiv von der orientalischen Salomosage an bis Wilhelm von Malmes-
bury. In der Jugendgeschichte Tristans zeigen sich Beiührungen mit der
Haveloksage und damit Einflüsse der Wikingerzeit. Eingehend beschäftigt
er sich mit dem älteren Teile des Tristanromans (der alten Helden-
sage, deren Hintergrund die Wikingerzeit abgibt, mit historischen Ele-
menten) und hebt die einzelnen Bestandteile hervor, die nicht immer konse-
quent miteinander verbunden sind, wie der doppelte Aufenthalt Tristans in
(E. Stengel). RLR. 49 (1906), 573. 104) „Lee ivoires gothiques fraD9ai8
des musees sacr^ et profane de la Bibl. Vaticane." GBA. 33 (1905),
390—402. 105) „Tristan m^nestrel.*' Extrait de la continuation de Perceval
par Gerbert, par J. L. Weston et J. Radier. Ro. XXXV (1906), 497—530.
106) „Un faux Tristan Wiirtenibergeois en 807." Vxo. XXXV (1906),
596—597. 107) „Studien zur Sagengeschichte Englands.** J. Teil:
Die Wikingersagen : Hornsage, Haveloksage, Tristansage (S. 169—180), Boevesage,
Guy of Warwicksage. Cörhen, 0. Schulze 1906. XII und 264 S. Rez. LCBI.
57 (1906), Sp. 1276 (-ier).
A. Hilka. I] 32I
Irland zeigt. Den jü ngeren novellistischen Teil (Roman oder Novelle von
der ehebrecherischen Liebe von Isolde zu Tristan) hat der Verf. leider
nicht weiter ausgeführt. 8. 179 liefert er endlich den Nachweis, dass
unter Ermonie (Armonia) als Heimat Tristans um Mitte des 12. Jahrhs.
auch Wales oder ein Teil davon verstanden wurde (neben Armonia =
Bretagne). Die Bretonen fassten, wie D. vermutet^ dies Armonia als in-
sula Ahnonica (Armorica) auf und verlegten Tristans Heimat in die
Bretagne, wie sie bei Loonois (= Lothian in Süd Schottland) an L6on in
der Bretagne gedacht haben werden.
Marie de France und die Laidichttmg. 1903 — 1906.
1903. In einer Hs. der Bodleiana (Rawlinson B 149 fol. 55 — G4, Ende
14. Jahrh.) hat G. L. Kittredge ^®®) einen lateinischen Text „Narratio
de Arthuro Rege Britanniae et Rege Gorlagon lycanthropo"
gefunden, den er veröffentlicht. Es ist eine Wer wolfsage, eng ver-
wandt mit Mariens lai de Bisclaveret, dem anonymen lai de Melion
und einer Gruppe von irischen Sagen. Kittredge bestimmt das Verhältnis
dieser Fassungen zu einander und findet, dass die Werwolfsage im Bis-
claveret am treuesten erhalten ist. Das Thema (der Gatte wird von
der Frau in einen Werwolf verwandelt) ist von Wales nach Irland ge-
wandert und dort mit einem 2. Motive, aus einer altirischen Erzählung
von der „Suche Etains" (Tochmarc Etaine, Hs. gegen 1100) konta-
miniert worden (eine Fee heiratet einen Sterblichen, kehrt aber zu ihrem
ersten Gatten zurück; der menschliche Gatte sucht und gewinnt sie
wieder). Die Kontamination kam nach Frankreich und ward dort zum
Melion, dessen Verfasser sie mit dem Artuskreise verband. In späteren
Versionen kamen noch andere Züge hinzu. Die starke Ähnlichkeit des
! Melion mit Tochmarc Etaine, sowie der aus einer wälschen Sage (einer
Art von mabinogi) stammende lateinische Text (der Anfang erinnert an die
Karlsreise) liefern nach Kittredge einen guten Beweis für das Einströmen
keltischer Stoffe in Frankreich und insbesondere für die Wichtigkeit
des irischen Materials. Irland ist der Ausgangspunkt, Wales das Ver-
mittlerland. Der Methode und der Beweisführung des gut belesenen Verfassers
gebührt alle Anerkennung. Jeanroy*®®) billigt seine Ausführungen und gibt
einen interessanten Zusatz: Der Zug, dass Artus nicht eher absteigen will, als
bis er die Geschichte hört, erinnert an die erste Fortsetzung von Kristians
I Perceval (v. 16825, 17 025, 17141). In einer gehaltvollen Besprechung
I schliesst sich auch G. Huet^*®) Kittredge an, bezweifelt aber den von
' diesem angenommenen oriental. Ursprung der Bisclavoretsage.
^ Unter Hinweis auf E. Rhode und Wein hold erinnert er an die Ver-
wandtschaft dieses Verwandlungsmotivs (die älteste Form ist die, dass
der Zorn einer Zauberin durch einen Menschen oder ihren Mann erregt
wird, die ihn dann in ein Tier verwandelt) mit der Rahmenerzählung
vom „goldenen Esel" des Apuleius. Der Stoff gehöre also zu
jenem Vorrat sehr alter Erzählungen, deren Ursprung wir nicht mehr er-
mitteln können. — Bekanntlich tritt der Stoff des lai d'Eliduc auch
im Roman von der Doppelehe des Herrn von Trazegnies (Prosa des
! 108) „Arthur and Gorlagon." Studies aod Notes in philologv and
Hterature. vol. VIII. Boston, Ginn & Co. 1903, 149—275. Rez. DLZ. 'l903,
Sp. 2260. 109) ROr. 59 (1905), 5-6. 110) MA. 17 (1904), 60.
II 322 Altfrauzöeisches Kunetepos und Romane. 1903—1906.
15. Jahrhs.) und in der Legende vom Grafen von Gleichen auf. Jenem
Prosaroman vonGillion de Trazegni es widmet Alphonse Bayot^^^)
eine eingehende und anziehende Studie. Er ist uns in drei Hss. (Jena,
Brüssel, Dülmen) erhalten und geht (ähnlich wie die Chronik des Gilles
de Chin) auf eine allerdings hier verlorene Dichtung in Achtsilbnern
zurück, deren Existenz (ca. 1365) der Verfasser zu erweisen sucht. Der
Verfasser der Prosa sei unbekannt, stilistische Gesichtspunkte scheinet! dafür
zu sprechen, dass er mit dem Verfasser der Chronique de Gilles de Chin und
des Livre des faits de Jacques de Lalaing identisch ist. Wichtig ist der
Abschnitt über die Quellen des Gillion (der lai d' Eliduc als Hauptquelle ist
erwiesen) und über seine Ableitungen, vor allem die Sage vom Grafen
von Gleichen, die nach G. Paris und dem Verfasser aus dem franzosischen
Romane stammt und durch den bekannten Grabstein in der Petersbergs-
Kirche bei Erfurt (heute im Dome) auf ein Mitglied dieser Grafenfamilie
im 16. Jahrh. übertragen worden ist G. Paris verwarf den orientalischen
Ursprung des Motivs, A. Nutt und B^dier nahmen für den Stoff des
Eliduc keltische Herkunft an. Bayot verweist als Quelle auf Kälidäsa's
Drama Vikramorva9l, das noch auf dem Prinzip der Monogamie aufge-
baut ist, ohne sich die Schwierigkeiten einer solchen literarischen Ab-
leitung zu verhehlen (vgl. S. 107, n. 1). Dies gilt nicht nur für den
Eliduc, sondern auch für die dänische Sage von der Bigamie des Amlethus
bei Saxo Grammaticus (Ende 12. Jahrhs.). Hier gelten wohl eher
folkloristische wie literarische Beziehungen. Der Stoff des „man aux deux
femmes" scheint gleichfalls durch einen Grabstein im Hennegau eine
Übertragung auf einen Gilles de Trazegnies, der etwa 1136 — 1162 dort
herrschte und dessen Gemahlin Damise später auch Gerberge genannt
wurde, gefunden zu haben. — Eine eingehende Darstellung des Gri-
seldismoti vs, das gewiss auch in Marie ns lai du Fresne herein-
spielt und das A. de Gubernatis (1902) in einem Vortrage „Sa-
countala et Griselda" (auf dem 13. internat Orientalistenkongress zu
Hamburg) für orientalisch hält, liefert Ortgies Siefken^^*), der den
Typus der „rein weltlichen Liebesmärtyrerin" in den drei Erscheinungs-
formen Florenze -[- Griseldis -[- Konstanze zunächst in der englischen
Literatur, aber mit guten Seitenblicken auf seinen Ursprung und auf die
verwandten Fassungen verfolgt.
1904. Für Marien s lai d'Yonec werden zu Köhlers Liste, die
nur den Occident umfasst, von Pietro ToLDO^' ) wichtige Ergänzungen
und orientalische Parallelen beigebracht (Firdusi und ein indisches Märchen
mit heiterem Ausgang, der im Yonec tragisch ist). Eine russische Sage
vom „glänzenden Falken" kommt dem lai besonders nahe. Als letzten
Ursprung des Motivs nimmt Toldo Mythen von der Liebe der Engel zu
den Töchtern der Sterblichen an, so dass das lai eine Mischung von
Heidentum und Christentum zeige. — Der im lai de Guingamor und
111) „Le Roman de Gillion de Trazegnies." Louvain et Paris, 1903.
Üniversit^ de Louvain, recueil de travaux, fasc. 12. XXI u. 200 S. Vgl. die
ausgezeichnete Kritik des Buches durch Ph. Aug. Becker. LBlGRPh.24 (1903),
Sp. 336 — 339. 112) „DerKonstaDze-Griseldistypus in derengl. Liter,
bis auf Shakspere." Progr. Rathenow 1903, Ul S. 113) „Yonec." RF.
XVI 2 (1904), 609-629.
A. Hilka. II 323
im Sir Orfßo behandelte Stoff vom langen Verweilen bei Feen
und Rückkehr in die Welt hat auch noch in jüngster Zeit (Irvings
„Kp van AVinkle", Frenssens „Jörn Uhl") Liebhaber gefunden, wovon
August Andreae^^*) in seinen Sammlungen (S. 328) ganz anziehend
plaudert
1905. Das Verhältnis der anonymen lais zu Marie de
France beleuchtet in einer ergebnisreichen Abhandlung Lucien Fou-
let*^*), der mit Liebe auf diesem dornenvollen Gebiete tätig ist. Er be-
weist in ihrem ersten Teile, dass die Verfasser aller anonymen lais Marie
bewusst nachgeahmt haben. Beim Graelent, Espine, D6sir6 könne sogar
der Vorwurf des Plagiats erhoben werden, der sich öfters recht kompliziert
gestaltet. So ist die Dichterin nicht nur die Schöpferin einer berühmten
literarischen Dichtungsart, sondern auch die einzig bedeutende auf diesem
Gebiete. Doch werden die Aufstellungen des Verfassers von J. Sedier *^*)
in mehr als in einem Punkte erheblich eingeschränkt (z. B. für den lai
de TEspine will er immer noch lieber mit G. Paris (Ro. XXII, 610) trotz
der schwachen Darstellung Verfasserschaft der Marie annehmen). Im
2. Teile ^^'') wird durch die Betrachtung der Prologe und Epiloge bei Marie
festgestellt, dass die Einleitung zur ganzen Sammlung der Prolog zum
Guigemar abgibt, den Abschluss dagegen der von den Herausgebern als
Prolog gedruckte Text. Der lai de Guigemar wurde also von Marie
zuerst verfasst, seine Angaben haben daher auch besondere Geltung.
Darauf studiert Foulet die schwierige Geschichte des Begriffes
„lai" in der französischen Literaturgeschichte. Ursprünglich
bedeutet ein lai nur „Melodie, Vogelsang, Lied zur Harfe öder rote", allmäh-
lich wurde von Marie die Neuerung eingeführt, darunter ein kleines
episches Gedicht über die mati^re de Bretagne zu verstehen. Ihre
Nachahmer prägten die Begriffe lai = conte allgemein, selbst = fabliau.
Anfang 14. Jahrhs. starben auch diese in Frankreich aus. Die bretonischen
Lais kannte Marie wohl nur durch Hörensagen, mit den Bretonen kam
sie in keinerlei Berühnmg. Ihre aus mündlicher, wohl auch schriftlicher
Überlieferung geschöpften Stoffe sind sehr alt und haben erst die bre-
tonische Musikbegleitung hervorgerufen. Die eigentlichen „contes bretons"
gehören einer früheren Zeit an. Die Dichterin hat zwischen „lais"
keltischer Herkunft (ein solcher ist zweifellos der Guigemar) und den
anderen nicht streng geschieden, also ist es nach Foulet überflüssig, überall
nach keltischen Originalen fahnden zu wollen. Kein ernstlicher Beweis
könne ferner dafür angetreten werden, inwiefern Marie bretonisch oder auch
nur englisch verstand. Die zwei eingestreuten englischen Worte fallen
nicht stark ins Gewicht Diesen (nightegale und gotelef) widmet
DERSELBE VERFASSER ^ ^ ^) einen besonderen Artikel. G. Paris (Ro.
XIV, 605) wollte aus ihrem Vorkommen schliessen, dass Marie aus einem
englischen Originale (wenigstens an einigen Stellen) übersetzte. Doch
dichtete sie für Franzosen nach ihrer eigenen Versicherung (im Espur-
114) i.Das Weiterleben alter Fablios (sie!), Lais, Legenden
und anderer alten Stoffe." RF. XVI 2 (1004), 321—353. 115) „Marie
de France et les Lais bretona." ZRPh. 29 (1905), 19—56, 293—322.
116) Ro. XXXIV (1905), 479. 117) Rez. Ro. XXXV (1906), 137 (M.
Roques). 118) „English words in the Lais of Marie de France."
II 324 Altfranzöeisclies Kunstepos und Romane. 1903—1906.
gatoire). Den englischen Zuhörern konnte es nicht viel nützen, wenn
für sie von ihr rossignol mit nightegale und chievrefueil mit gotelef über-
setzt wurde. Auch die Annahme Warnke's (Ausg. der lais*, 8. XXI)
kann nicht gelten, wonach das iirsprüngl. breton» lai je nach der Zu-
hörerschaft zwei Namen, einen französischen oder einen englischen trug*^*).
Dies „bretonische lai" ist nach Foulet doch hypothetisch, und- mit Recht
fragt er, warum die doppelte Bezeichnung von Marie nur beun lai de
Chievrefueil angewandt wurde. Foulet bringt eine neue Ansicht vor, die
m. E. den Kern der Sache triift. In dieser Manier sieht er Waces
Einfluss, dessen Stil auch sonst in ihren Dichtungen Spuren hinterlassen
hat. Wace liebt es, fremde Wörter zu gebfauchen und sie zu über-
setzen, um mit seiner Gelehrsamkeit zu prunken (besonders lehrreich ist
Brut 8383 über die dolmen bei Stonehenge: Breton les solent en
bretons | Apeler Karole as gaians | Senhange ont non en anglois |
Pierres fandues en fran5ois). Auf den beiden englischen Wörtern kann
also keine Theorie über die Sprache der Quellen Mariens aufgebaut
werden. — Die Quellenfrage des lai d'Yonec rollt Oliver M. John-
ston ^*®) nach Köhler und dem oben besprochenen Aufsatze von Toi de
noch einmal auf sehr breiter Grundlage auf. Seine interessanten Aus-
führungen beruhen auf dem Satze, dass dieses lai eine Kontamination
zweier Themen (Inclusa (westliche Sage) -|- eifersüchtige Stief-
mutter (wahrscheinlich orientalischen Ursprungs) darstellt. Diese Ver-
schmelzung entstammt den Erzählern vor Marie, von denen sie die Sage
borgte. Eine Fülle von Erzählungen aus dem reichen Schatze des
Folklore steht dem Verf. zu Gebote. — Nach Florence Leftwich
Ravenel^^^) geht der lai de Tydorel nicht direkt auf Marie de Fr.
zurück, vielmehr bietet er eine grosse Ähnlichkeit mit der christlichen
Legende von Robert dem Teufel, die dann im englischen Sir Gowther
(hsg. K. Breul, Oppeln 1886) ihren Niederschlag gefunden hat. Der
Verfasser vergleicht beide Dichtungen auf die verwendeten Motive hin
und sucht den Quellen nachzugehen. Tydorel (1. Viertel des 13. Jahrhs.)
hat zwei Motive (Kinderwunsch -[- Wunderkind), deren Ver-
bindung überdies ein höfischer Ton nach dem Vorbilde Mariens aufge-
tragen wird. Sir Gowther (15. Jahrhs.) enthält viel altes Material,
vor allem aber den Eintritt des Mythus vom Wunderkinde (vielleicht in
einem alten lai, aber nicht von Marie französisch bearbeitet) in eine christ-
liche Sphäre, da dessen Vater zum Teufel gemacht wird.
1906. Bei der Besprechung der Quellen des mhd. Gedichtes Peter
von Staufenberg (um 1310), das von Eduard Schröder (Berlin
1894) publiziert worden ist, findet C. William Prett yman *"), dass der
deut^jche Verfasser (Egenolf von Staufenberg) wegen der auffallenden
Parallelen und selb.st wörtlicher Übereinstimmungen Mariens lai de
Lanval gekannt und einen Teil daraus benutzt haben muss. Demnach
MLN. XX (1905), 109ff. 119) Ähnlich äussern eich bei Gelegenheit des „loven-
drinc" bei Beroul Muret (S. XIV) und ß^dier (Thomas-Tristan II 128 u.
316). 120) „Sources of the Lay of Yonec- PMLA. XX (1905), 322—338.
121) „Tydorel and Sir Gowther.** PMLA. XX (1905)» 152—178.
122) „Peter von Staufenberg and Marie de France." MLN. XXI
(1906), 205-208.
A. Hilka. II 325
ist Köhlers Liste zu ergänzen. — Dem lieblichen lai des dous Amanz
widmet Oliver M. Johnston *^') eine hübsche Studie. Auch dieses Gedicht
bildet eine Verschmelzung zweier verschiedener Stoffe, die auf die Rechnung
der Spielleute vor Marie zu setzen ist: 1. Tod der Königin und des
Königs Liebe zu seiner Tochter (wegen des 2. Teils ist aber im lai die
Heiratslust des Vaters ausgelassen) -|- 2. Einwilligung des Königs zur
Heirat seiner Tochter unter bestimmten vom Freier zu erfüllenden Be-
dingungen: Wettrennen -|- Wagen rennen -|- Rätsellösen -|- Tragen der
Geliebten bis zum Berggipfel (in einer italienischen Geschichte, in der
deutschen Legende von Ludwig dem Bärtigen und in unserem lai). Die
weitere Tradition (Iniuriosus und Scholastica bei Gregor von Tours sowie
die Lokalisierung der Geschichte auf dem Berge in der Nonnandie) hatte
bereits W. Hertz (Spiel man nsbuch**, 397) behandelt. Ein keltischer
Ursprung kann^ wie der Verfasser nachdrücklich betont, bei keinem der
beiden Motive in Frage kommen. — Der Sir Orföo ist bekanntlich die
Übersetzung eines uns verlorengegangenen französischen lai d'0rph6e.
Zuletzt handelte darüber Kittredge (AJPh. VII 176ff.). Die bisher
nicht untersuchten Anfangszeilen liefern dem unermüdlichen Lucien
Foulet ^^*) sehr wichtige Anhaltspunkte bezüglich der Herkunft der
sogen, „bretonischen lais". Das französische Original wird sie gewiss be-
reits enthalten haben und zu den jüngeren lais aus einer Zeit gehören,
wo man viel von bretonischen lais sprach und nach Marions Manier
zwischen Prolog und Epilog irgendeine Geschichte einschob. Hier handelt
es sich um die geschickte Bearbeitung eines klassischen Mythus. Foulet
bezweifelt wohl mit Recht das Vorhandensein eines bretonischen lai, das
der französische Übersetzer nur wenig änderte, wie Kittredge annahm.
Denn die Einleitung zeigt denselben Übergang des Wortes „lai** (= Lied)
in die Bedeutung „kurze epische Dichtung über einen keltischen oder
selbst anderen StofP*, wie ihn Foulet bereits ZRPh. 29, 299 (vgl. oben unsere
Besprechung) für die Werke Mariens dargelegt hatte, die ursprünglich
noch zwischen „conte** oder „a venture** und einem bretonischen „lai"
einen Unterschied gemacht hatte. Für die dadurch entstandene Ver-
wirrung ist auch der verlorene lai d'Orph^e verantwortlich zu machen. —
Nochmals zur Frage der „bretonischen lais" ergreift derselbe
Forscher»*') das Wort, da der (nach Rajna, Ro. XXXH, 204 aus
Boccaccio direkt stammende) Prolog der Franklin Tale bei Chaucer
auch die Bretonen erwähnt (Cant. Tales 11021 — 27: Thise olde gentil
Britons in hir dayes | Of diuerse aventures maden layes, j Rymeyed in hir
firsfce Briton tonge; j Which layes with hir instruments they songe, | Or
elles redden hem for hir plesaunce; | And oon of hem have I in remem-
braunce, | Which I shal seyn with good wil as I can). Bei dieser Ge-
legenheit erweitert und begründet er die von ihm früher vorgetragenen
Ansichten. Die französischen Dichter des 14. Jahrhs. können Chaucer
nicht mit den lais der Marie de Fr. bekannt gemacht haben, letztere
scheint in dieser Zeit in völlige Vergessenheit geraten zu sein. Man
kennt „lai** nur noch in der Bedeutung „lyrisches Gedicht** (so Machaut,
123) „Sources of the Lay of the two Lovers", MLN. XXI (1906),
34—39. 124) „The prologue df Sir Orfeo." MLN. XXI (1906j, 46-50.
125) „Le Prologue du Franklin's Tale et les Lais bretons." ZRPh.
II 326 Altfraozösiaches Kunstepoe und Romane. 1903—1906.
Froissart, Deschamps), dasselbe zeigt sich auch bei Chaucer. Nur in
diesem Prologe des Franklin tritt jener andere Sinn auf. Foulet beweist,
dass hier entschieden der Dichter unter der Einwirkung des Sir Orf^
(ca. 1320) und der in England aufkommenden Übersetzungen der
Dichtungen Mariens (erhalten sind nur die des Fraisne und des Lanval)
den Neologismus aufgenommen hat. Vielleicht flösste ihm der Sir Orf4o
die Idee ein, auch einen „bretonischen lai'* zu verfassen. Damit kann
Chaucers Werk nach Foulet als der letzte Ausläufer der ein nur kurzes
Dasein fristenden Laidichtung angesehen werden.
Bretonische Mamane. 1903—1906. Für Tennyson's Idyll
„Geraint and Enid" weist Alfred J. Morrison**'*) die Bekanntschaft
des Chevalier aus deus espees (v. 483011*.) nach. Noch wirksamer
ist die Parallele aus dem späten Abenteuerroman Sone von Nansay
(Anfang 14. Jahrhs.) v. 12 673 ab für die Schilderung des armen Schloss-
herrn, der Ursache seiner Verarmung und des Mahles. — Eine Episode
aus dem grossen Rigomer-Roman (vgl. G. Paris über die Gauvain-
romane in der Hist. litt^r. XXX) bringt Stengel ^^'j zum Abdruck, um
diesen Text vor der endgültigen Zerstörung zu schützen. Eine Turiner
Hs., die durch den Brand schwer gelitten hat, enthält dies vielfach
interessante Artusgedicht (1337 Verse) und ist eine direkte Kopie der
Chantilly-Hs. Wichtig ist darin eine Nachbildung jener Szene aus dem
Rolandslie<le, wo die Barone sich der Reihe nach zur Botschaft an Mar-
silion erbieten, ferner des Eingangs von Karls Pilgerfahrt (Artus bedroht
die Königin mit dem Tode), die Liste der Artusritter und eine Auf-
zählung von wilden Tieren (ein feuerspeiendes Tier la pante mit Zügen
aus Tristans Drachen kämpf). — Der episodische Artusroman „Li Atre
P e r i 1 1 o s " (6 7 00 V., vgl. GrGrdr. II 1 , 5 1 8. Hist. litt. XXX 7 9), worin Gau-
vain die Hauptrolle spielt, ist in drei Hss. erhalten, von denen nur Bibl.
nat. fonds fr. 2168 anonym publiziert ist (ASNS. 42, 1868, 148—212).
Der Verfasser ist unbekannt-, auch die Dame, auf deren Geheiss er
schreibt. Th. Wassmuth^*^) untersucht die Reime nach dieser einen
(pikardischen) Hs. und kommt zu dem Ergebnis, dass etwa von v. 5700
ab ein anderer Verfasser angenommen werden muss, der über den
franzischen Dialekt verfügt (anders Freymond, ZRPh. VI 190), während
der Anfang von einem Normannen, etwa aus der Gregend des heutigen
Bernay (Westen des Dep. Eure) stanmit. Diese Ansicht bestätigt der
heutige Dialekt (Blätter des Atlas linguistique). W. verspricht uns eine
kritische Ausgabe des ganzen Romans auf Grund des vollständigen
Handschriftenmaterials. — Der Fergus des Guillaume le Giere (vgl.
GrGrdr. II 1, 515) steht so sehr unter dem Banne der Darstellungskunst
in Kristians Romanen, daf^s er typisch für die Art ist, wie die Epigonen
des po^te champenois Motive und stilistische Kunstmittel gründlich aus-
schlachteten. Dies zeigt im einzelnen die Dissertation von Wilhelm
XXX (1906), 698-711. 126) „An Old French parallel to certain lines
in Geraint and Enid." MLN. XVIII (1908), 220ff. 127) „Die Turiner
lligomer-Episode. König Artus und Lancelots Abenteuer in der
Male Gaudine und in Quin tcfcui 11c, zum erstenmal hng. Greifswald, L. Bamberg
H)Or>, 20 S. (Festschrift). 128) „Untersuchung der Reime des altfranz.
Artusromans 'Li Atre Perillos'". Bonner Diss. 61 S. Rez. ASNS. 114
A. Hilka. II 327
Marquardt **•). Am stärksten hat GuDlauine Kristians Perceval geplündert,
den Karrenritter scheint er gar nicht benutzt, das Wilhelmsleben nicht
einmal gekannt zu haben. — In seiner Ausgabe des Artusromans „Dur-
mart le Galois" (nur in einer Hs. aus der 2. Hälfte des 13. Jhdts.
überliefert, der Verfasser ist unbekannt) konnte E. Stengel die Laut-
und Flexionsverhältnisse nur flüchtig berühren. In einer sorgfältigen
Dissertation füllt jetzt Heinrich Müller*^®) diese Lücke aus. Doch
hätte er, wie Stengel ^^^) bemerkt, die 1888 mitgeteilten Resultate einer
neuen Hs.-Vergleichung verwerten können. Auch will St nicht zugeben,
dass der Durmart im äussersten Süden des Dep. Somme oder im Nord-
westzipfel von Oise entstanden sei. Eher ist er geneigt, mit Foerster
den Roman kurz vor 1200 anzusetzen.
Idebes' und Abenteuerromane. 1903—1906. Floire et
Blancheflor. Grosse Verdienste um diesen Liebesroman, von dem
nach einer Notiz in Ro. XXXIII (1904), 308 eine neue Ausgabe durch
O. M. Johns ton von der Leland Stanford junior University in Kali-
fornien in Aussicht gestellt wird, hat sich J. H. Reinhold erworben.
Über die höchst interessante Quellenfrage hatte zuletzt G. Huet^^*) ge-
handelt und dort orientalischen Ursprung mit G. Pari 8*^') behauptet. Auf
den byzantinischen Einfluss, den fidelestand du M^ril in seiner wert-
vollen Einleitung zur Ausgabe betont hatte, scheint man neuerdings zu
verzichten, so auch Suchier in der letzten Auflage der chantefable.
J. H. Reinhold ^'*) setzt sich mit den bisherigen Ansichten auseinander
und bekämpft eifrig G. Huct. Es sei überflüssig, die Übertragung des
Stoflfes nach dem Okzident in arabischen Erzählungen wie der Sammlung
1001 Nacht zu suchen, deren Chronologie nicht einmal feststehe. Alle
Hauptmotive will er aus der vorangehenden lateinisch-französischen
Literatur erklären. In der „Tor as puceles" will er durchaus keinen
Harem sehen, das Scheingrab flnde sich auch in der Historia Apollonii,
bezüglich der m6salliance habe der Dichter das Märchen des Apuleius
(Amor und Psyche) benützt, der nach ihm (und Kawczynski's wieder-
holten Aufsätzen) auf das MA. eingewirkt habe. Für das Haremein-
schlicssungsmotiv verweist er auf den griechischen Roman und das
Buch Esther. Der Korb mit Blumen entspreche nicht der Warenkiste aus
1001 Nacht, ebensowenig wie die Tonne in Charroi de Nlmes, sondern
das Prototyp aller drei sei das hölzerne Pferd. Der Dichter von Fl. und
Bl. kann den Eneasroman benutzt haben, doch ist die Schilderung der
Fortuna (2239 — 2268) ein (Jemeinplatz der altfranz. Kun3tepik[(Guigemar,
Partenopeus u. a.)^*^), ebenso die Verwünschungen des Todes (vgl.
G. Paris, JS. 1902, 452, n. 2), die sich selbst in einem geistlichen Gedicht
wie „La Passion Nostre Dame" (RLR. 1906, 507, v. 230—235) finden.
(1905), 482. 129) „Der Einfluss Kristians von Troyea auf den Roman
*FergU8' desGuillaume LeClerc." Gottinger Diss. 1906, 66 S. 130) „Unter-
suchung der Reime des altfranz. Artusromans ?od ^Durmart le Galois'". Bonner
Diss. 1906, 55 S. 131) DLZ. 1906, Sp. 1228. 132) „Sur l'origine de
Floire et Blanchefleur." Ro. XXVIII (1899), 348—359. 13«) „Pommes et
legendes du M. A.'' S. 104, Aum. 134) „Quelques remarques
Bur les sources de *Floire et ßlanceflor'". RPhFL. XIX (1905).
153—175. 135) Auch die mitte Hat. Literatur gefällt eich in Beschreibungen der
Glucksgöttin, deren Zusammenstellung nicht überflüssig wäre (z. B. Gesta Ro-
II 328 Aitfranzösiscbes Kunstepoe und Romane. 1903—1906.
Gegen Reinhold wandte sich Huet*^'), verwies auf den einheitlichen
Charakter des ganzen Roinanes und verteidigte gegen R.s Einwurf
das hohe Alter der 1001 Nacht unter Berufung auf Burton und andere
Orientalisten. Auch hofil er, dass sich einmal die Quelle des franz.
Romans, eine arabische Erzählung, auffinden lassen werde. Mit Recht
bekämpft er die Hypothese von einem Einflüsse des Apuleius. In einer
Entgegnung verwahrte sich wiederum Reinhold ^^^) gegen die Einwürfe
Huets, der ihn in einigen Punkten missverstanden hätte und nahm noch-
mals zu ihm Stellung in seinem vorzüglich augelegten Buche*'*) „Floire
et Blancheflor^S das nunmehr die beste Übersicht über unseren Roman
bietet. Drei Kapitel sind der gründlichen Erörterung der beiden er-
haltenen Formen des Epos nebst den zahlreichen fremdländischen Be-
arbeitungen gewidmet, für die bereits tüchtige Vorarbeiten (Herzog, Sund-
macher, Hausknecht) geleistet worden sind. Die sogen. „Version aristo-
cratique" in den drei Hss. A, B und C ist zwischen 1160 und
1170 abgefasst. Die Episode von der „fosse aux lions" ist eine unge-
schickte Einschiebung in die Hs. A. Hier gelangt R. zu entgegen-
gesetzten Resultaten wie seine Vorgänger. Für die sogen. „Version
populaire" (in einer einzigen Hs.) waren fünf Hypothesen (du M6ril,
Kölbing, Hausknecht, Suchier, Herzog, Crescini, G. Paris)
aufgestellt worden, die R. der Reihe nach kritisch beleuchtet und sämtlich
zurückweist. Er kommt zu folgenden Schlüssen: „La ^versimi popu-
laire' n'est qu'un remanienient ex^cuU de memoire d'apres la pre-
miere Version et adapU au goüt du milieu. dans lequel se trouvait
le poete. Quel 4tait (te inüieu? Je crois que cette verstört 6tait
destin4e ä etre r4ciUe aux pekrins allant ä Saint-Jacquss de Com-
posteile; parmi eux ^tait saris doute le poete lui-meme.'* (S. 115).
Das 4. Kapitel vom Ursprung und den Quellen des Romans
fasst die bereits in seinem früheren Aufsatze ausgeführten Ansichten
zusammen (Widerlegung der arabischen Theorie, überhaupt der folklo-
ristischen Anschauungen (vgl. S. 44, 164 ff.), Annahme von zwei Haupt-
quellen, nämlich Apuleius und Buch Esther). In seiner Anzeige des
Buches rühmt Groeber^^®) die erfolgreiche, durch strenge Methode aus-
gezeichnete Untersuchung, die mit der so beliebten Herbeiziehung der
entlegensten Erzählungselemente und Genealogisierungen durch Hu et und
andere aufgeräumt habe und tadelt nur die Überschätzung des Einflusses eines
Schriftstellers wie Apuleius auf den Kreis der franz. Dichter (Fl. und Bl. sowie
Parteuopeus), daAp. gewiss selbst bei lat. Gebildeten im 12. Jhdt. gänz-
lich unbekannt gewesen ist. — Von der nieder rheinischen Be-
arbeitung (gegen 1170) besitzen wir nur 16 Fragmente in 368 Versen,
von denen bei Reinhold S. 16 — 20 die Rede ist. H. Schafstaedt ^*®)
veröffentlicht vier arg verstümmelte Pergamentstücke (183 Verse, Ende
13. Jhdts), die vom Einbände einer der Mühlheimer Gymnasialbibliothek
gehörigen Kölner Bibel von 1575 losgelöst worden sind. Die Hs. war
maDoruDi nebst Holkots MoralieatioDen sowie Imagioes Ovidii). 136) „Encore
Floire et Blanchefieur." Ro. XXXV (1906), 95-100. 137) Ro. XXXV
(1906), 335. 138) „Floire et Blancheflor." Ätude de litt^r. comparöe. Paris,
Larose & üeuthner 1906, IV u. 179 S. (6 fr.) 139) ZRPh. XXX (1906), 153.
140) „Die Mühlheimer Bruchstücke von Flors und Blanzeflors."
A. Hilka. II 329
von kleinstem Format. Er nimmt eine ripuarische Übertragung der
franz. Dichtung an, bevor die mittelndd. Bearbeitungen entstanden.
Dagegen setzt J. Franck (DLZ. 1906, Sp. 2502), der die Trierer Fragmente
(hgb. Steinmeyer) als „limburgische Version" im Gregensatz zu der
jetzt gefundenen „ripu arischen Version** nennen möchte, die letztere
in Beziehung zu dem niederdt. Gedichte (vgl. Herzog, Germ. 29, 147 ff..
Reinhold S. 41), dem sie vorangegangen sein wird. — Hier sei hin-
gewiesen auf die Neuausgabe des (mit der Version populaire, dem Filo-
colo des Boccaccio und dem spanischen Roman) zur jüngeren Redaktion
der Legende gehörenden „Cautare di Fiorio e Biancofiore" nach
einer bisher unbekannten Hs. aus Velletri (in dialektlicber Beziehung
wichtig) durch Giovanni Crocioni^**) für die „Societa filologica romana".
Er bringt auch wichtige Varianten zur früheren Ausgabe von Crescini
(Bologna 1899). V. Crescini^") gibt Anmerkungen zu dieser redazione
velletrana. Zur Wiederherstellung der ursprüngl. Redaktion trägt sie
trotzdem nicht viel bei.
Partenopeus von Blois. Die in unserem Bericht schon mehrfach
erwähnten Theorien von Kawczynski (1901 ab), die jetzt auch Rein-
hold (Fl. et Bl. S. lölff) zu verteidigen sucht, sind von der Kritik fast
allgemein abgelehnt worden. Um die Stoffgeschichte hat sich namentlich
Koelbing verdient gemacht. Leider steht uns noch immer keine Neuausgabe
dieses wichtigen Romans zu Gebote. Neuerdings ist in A. Trampe
BÖDTKER am Handelsgymnasium in Christiania ein berufener und tüchtiger
Erforscher des weitverzweigten Gebietes entstanden, der uns bereits
mehrere wichtige Beiträge geliefert hat. 1904 gibt er in einer dem An-
denken von G. Paris gewidmeten Studie ^*^) eine Bibliographie des franz,
Gedichts und eine Übersicht über alle Versionen (Gruppe y -|- z). Bei
der Gruppe z (span. -j- katal. -[- engl, -j- isländ. -[- dän.) ist eine grosse
Freiheit in der Bearbeitung zu verzeichnen, besonders in den isländischen
und dänischen Texten, die ausführlich behandelt werden. Die isländische
Version (saga) stammt aus der norwegischen, die Mitte 13. Jhdts. unter
Häkon dem Alten herüberkam. Die letztere beruht wahrscheinlich, da
England als Vermittlerland in Frage kommt, auf einem verlorenen anglo-
norm. Texte. Das dänische Gedicht stammt aus dem J. 1484. Für
die Gruppe z nimmt B. (Koelbing entgegengesetzt) an, dass sie ein
remaniement der Gruppe y bildet und nach einer franz. Hs. der Familie
P. entstanden ist. Auch untersucht er die schwierige Frage des Schlusses
in y. Der Herausgeber Robert hatte Unrecht, die Lücke der Arsenalhs.
nicht durch andere Hss. auszufüllen. Das Original wird nur eine Heirat
enthalten haben, die Doppelhochzeit ist eine spätere Erweiterung. — In
einer zweiten Abhandlung^**) wendet sich Bödtker der katalanischen
Progr. Gymn. Mülheim a. Rh. 1906. 30 8. 141) „II cantare di Fiorio e
Biancofiore secondo un ms. velletrano.'* Miscellanea di letter. del
medioevo, fasc. 2. Roma, Loescher 1903. 42 S. Vgl. Ro. XXXIII (1904), 126
(P. M ). 142) „La redazione velietrana del Cantarc di Fiorio e Bi-
ancofiore. 8RSFR. (ed Monaci) II (1904), 5—25. Vgl. Ro. XXXV (1906), 145
(P.M.). ZRPh. 29 (1905). 481 (P. Savj-Lopez). 143) „Partenopeus de Blois.
£tude comparative des versions islandaise et danoise." ChristiaDia
1904, 55 8. (Videnskabs Selskabets 8krifter. II. hist.-filos. Klasse, 1904, Nr. 3).
Rez. Ro. XXXIV (1905), 167 (P. M.). DLZ. 1905, Sp. 34 (E. Stengel). 144) „ Par-
II 330 Altfranzösieches Eunstepos und Romane. 1903—1906.
und spanischen Version zu und spricht die Vermutung aus, dass der
katal. Text aus einer kastilianischen Ausgabe übersetzt sei, die etwa
zwischen den Ausgaben von Toledo (1526) und von Valladolid (1623)
stehe. Im Anhange erörtert er die isländische Namensform Urakia, die
nebst der dänischen auf ein altnord. Uraka hindeute, dem Urake
des englischen Bruchstücks entspreche und ein franz. U r r a q u e
voraussetze. — Die Frage nach dem wirklichen Schlüsse des franz. Ge-
dichts wird von K. Sneyders de Vogel ^**) ausführlich behandelt, ohne
dass er zu einem festen Resultate gelangt zu sein scheint. Es gibt zwei
Rezensionen: a) (Hs. A in der Ausg. Robert-Crapelet) -|- ß) (die anderen
Hss. nebst den fremden Übersetzungen). Die Verschiedenheit beginnt bei
V. 9163 der Ausgabe und es fragt sich, welche der beiden Fortsetzungen
dem Verfasser des I. Teiles zugeschrieben werden muss. Leider fehlt
das Ende in beiden Rezensionen. Sich auf die wichtige bisher wenig
gekannte Hs. Tours stützend, sowie auf die holländische Version
(leider auch nur in Fragmenten erhalten), die beide miteinander verglichen
werden, möchte der Verfasser, mit dem wir das Fehlen einer kritischen
Ausgabe der Redaktion ß bedauern, schliessen, dass die Fortsetzung der
letzteren den natürlichen Abschluss unseres Romans bilde und vom Ver-
fasser des I. Teiles herrühren könne, während die Fortsetzung zu a nicht
von derselben Hand wie der Anfang zu stammen scheine. Dazu hebt
Bödtker am Schlüsse seiner 2. Abhandlung hervor, dass 8n. de V. allzu
starkes Grewicht auf Ungenauigkeiten innerhalb eines Textes Gewicht lege,
die bei altfranz. Dichtern nicht so ganz selten sind, wie Yvain 2395 — 2441
beweist. Jedenfalls endet die längere englische Bearbeitung unmittel-
bar nach der Hochzeit (Brit. Mus. Addit. 35 288: And [jUS Endeth
l^e Romans of partonope). — Milton A. Büchanan^*^) ergänzt viel-
fach die obigen Untersuchungen, insbesondere ist seine Bibliographie der
„peninsular versions" des Partenopeus recht nützlich. Alsdann zeigt er
den Einfluss der Geschichte auf Tirso de Molin a's Amor por senas
(1606?) und Lope de Vega's Laviuda valenciana (um 1604). Selbst
im letzteren Drama ist von einem Einflüsse des Apuleius wehig zu
suchen (das Verbot geht von der Dame, der reichen Witwe Leonarda,
aus; Heirat am Schluss wie im Partinupl^s). In der Einleitung zu der
von ihm in Aussicht gestellten Ausgabe des Partinupl^s will Buchanan
sich mit den obigen Ansichten Bödtkers über den katalanischen Text
auseinandersetzen .
Guillaume de Palerne. Die Abhandlung von Zinoarelli^*'')
über diesen anonymen Roman (GrGrdr. II 1, 529) hat uns nicht vor-
gelegen. — Die dort als Hauptmotiv benutzte Werwolfsage führt
Kate Watkins Tibbals^*®) auf drei Typen solcher Verwandlungen in
tenopeus in Catalonia andSpain." MLN. XXi (1906), 234—235. 145)„La
suite du Parth^nopeu de Blois et la Version hollandaise." RLR. 48
(1905), 5-29. Rez. Ro. XXXV (1906), 617 (P. M.). ZRPh. XXX (1906), 510
(Schultz-Gora). 146) „Partinupl^s de Bles. Anepisode in Tirso's Amar
por Sanas. Lope's La viuda valenciana," MLN. XXI (1906), 3 ff. 147) „II
*Guillaume de Palerne* e i suoi dati di luogo e di tempo." Palermo
1906. Estratto dalla Miscelianea d'archeologia dcdicata al prof. A. Salianas.
148) „ElemeDts of magic in the romance of William of Pa-
A. Hilka, 11 331
einen Wolf zurück, nachdem besondere W. Hertz (1862) und K. F.
Smith (PMLA. 1894) das einschlägige reichliche Material herbeigeschafft
haben. Die Verf. betont die grosse Verwandtschaft dieser Sage mit der
Schwanrittersage, der eine ausführliche Darlegung in der hübschen
Studie zuletzt gewidmet ist.
Le Comte de Poitiers. Veilchenroman des Gerbert von
Montreuil. Guillaume de D61e. Über das in diesen drei Ro-
manen vorkommende weitverzweigte Motiv der Wette schrieb
G. Paris einen Aufsatz, der von P. Meyer und J. B6dier"*)
nach seinem Tode aus seinen Papiei-en herausgegeben worden ist.
Er enthält in bekannter Gründlichkeit eine Prüfung der Bearbeitungen
dieses durch Boccaccio (Dec, II 9) und Shakespeare's Cymbeline bis
auf Webers Oper „Euryanthe'^ fortgepflanzten Stoffes (,,un homme se
porte garant de la vertu d*une femme ä l'encontre d'un autre homme qui
se fait fort de la sMuire; par suite d'apparences trompeuses, la femme
semble avoir en eflet cM€ au s^ducteur, mais enfin son innocence est
reconnue"), der, oft behandelt, hier genetisch und erschöpfend dargestellt
wird. Über 140 Bearbeitungen sind bekannt geworden, von denen zum
Schluss eine Überaicht über ihre Einreihung gegeben wird. Drei Haupt-
typen lassen sich unterecheiden : A (Bonne foi du galant; Substitution
et mutilation) + B (Mauvaise foi du galant; indices) -[" ^ (Mauvaise
foi du galant; indices; son aveu surpris; röle passif de la femme). „La
forme primitive de notre th^me parait 6tre celle oü la femme feint
de c^er aux poursuites du galant, mais substitue en son lieu et place
une femme de condition inf^rieure, que le galant mutile; la femme qu'il
croit avoir s6duite prouve son innocence en montrant qu'elle n'est pas
mutil6e" (S. 482). Guillaume de Döle (1199—1201) wird unter
B^a eingereiht. Sein Verfasser Jehan (Renart) ist^ wie G. P. vermutet,
mit dem des Escoufle und des lai de TOmbre identisch (S. 487 — 490).
Zu C gehört le Comte de Poitiers (wohl der älteste Text) und le
Roman de la Violette (1225—1301) (S. 535). Der Veilchenroman
ist von geringerer Bedeutung für den Stoff, da er auf zwei Hauptquelleu,
den C. de P. und G. de D., zurückgeht. — Einen Auszug aus dieser
Studie konnte noch G. Paris ^'®) kurz vor seinem Tode in der Miscellanea
für A. Graf (Turin) geben, worin er das Kapital gewählt hat, das sich
auf Boccaccio's Novelle bezieht und mit Shakespeare's Cymbeline Ähn-
lichkeit hat Auf Grund der Prüfung des Verhältnisses zwischen Boccaccio,
einer anonymen ital. Novelle (14. Jhdt.) und einer deutschen Fassung
(Druck Nürnberg 1489 auf der Berliner kgl. Bibl.) ergibt sich ihm der
Schluss, dass das Original von A -[- B I^ wahrscheinlich gegen Ende des
13. Jhdts. (nicht vor 1252) in ital. Sprache abgefasst worden ist. Die franz.
Quelle wird nicht näher erörtert, kann aber keines der überlieferten
franz. Gedichte gewesen sein. Vgl. übrigens die Anmerkung B^diers
(Ro. 1903, 507 n. 1). — Im Anschluss an die mittelenglische Romanze
„The Avowing of Arthur" (drei Gelübde Balduins gegen Eifersucht,
lerne." MPhi. I (1903—04), 355—371. 149) .,Le cycle de la *Gage-
ure*". Ro. XXXII (1903), 481—551. Rez. ZRPh. 28 (1904), 264 (G. G.).
150) „Le conte de la Gageare dans Boccace (D^c. II, 9)." Mis-
cellanea di studi critici editi in onore di Arturo Graf. Bergamo 1903 (850 S.),
VollmSUer, Rom. Jahreiberioht VIII. 22
II 332 Altfranzösisches Kiinstepos uud BomaDe. 1903- 190().
Mangel an Gastlichkeit sowie Feigheit, ähnlich den keltischen Verboten
[geasa]) berührt Edwin A. Greenlaw^*^) auch die Griseldissage und das
Motiv der fälschlich angeklagten Frau und ergänzt hierin die
Ausführungen von G. Paris über das Wettemotiv, das er für orientalisch
hält. — Vom Veilchenroman existiert nur eine von Fr. Michel
nach zwei Hss. hergestellte, überdies mangelhafte Ausgabe. Karl Seel-
heim ^®*) hat auch nur diese beiden Hss. benutzt, verspricht aber eine
Neuausgabe auf Grund des gesamten Handschriftenmaterials. Zuvörderst
untersucht er in seiner Dissertation die Sprache der Schreiber und des
Dichters. Es ergibt sich ihm, dass der letztere nicht in der pikardischen
Mundart von Montreuil schrieb, sondern dass dafür das Dreieck mit
Laon, Montcornet und Hirson (D6p. Aisne) in Betracht kommt. Kleine
Verschiebungen will er aber nicht ausschliessen. Als Abfassungszeit
will er aus sprachlichen Gründen etwa 1240 ansehen (analoges e in der
1. sg. pr. ind. 1.). — Besser ausgestattet ist Douglas Labaree Buffum*'''),
der bereits alle vier bekannten Hss. zwecks kritischer Ausgabe verglichen
hat. Er teilt sie in zwei Gruppen: a) Bibl. Nat. fr. 1553 -{" Hs. aus
der Privatbibliothek von J. E. Ken* (Pierpont Morgan-Sammlung, vgl,
Ro. 1905, 87 [P. M.]) in New- York; b) Bibl. Nat. fr. 1374 -f St.
Petersberg, kais. öfftl. Bibl. In einem 2. Teile übt der Verfasser eine
ausführliche Kritik über die rein sprachliche Abhandlung von Seelheim.
Robert le Diable. Von diesem Abenteuerromane (der noch
in einer Oper von Meyerbeer einen Ausläufer gefunden hat) besassen
wir nur eine veraltete Ausgabe von Tr^butien (Paris 1837). So war
es nur freudig zu begrüssen, dass E. Lätseth^^*) für die SATF. eine
treffliche Neuausgabe geliefert hat. Die Einleitung erörtert die beiden
Hss., gibt eine Analyse des Romans und einen Exkurs über die Ent-
wicklung der Legende, darunter auch über Sir Gowther (hgb. Breul, 1886).
Der Verfasser betont nochmals den rein poetischen, nicht historischen
Charakter der Sage: Robert Guiscard gab nicht das Vorbild für Robert
den Teufel ab (vgl. GrGrd. II 1, 775). Die Reimuntersuchung lehrte
dass der Verfasser ein Pikarde war. Dem trefflich hergestellten Text
ist ein Glossar nebst Namenverzeichnis angehängt.
Gui de Warwick. In seinem anregenden Buche behandelt
Deutschbein ^'''^) an 5. Stelle die Sage von Guy of Warwick (S. 214ff.).
Im 1. Teile ist sie eine höfische Ritterdichtung, der 2. Teil trägt einen
asketisch-christlichen Charakter, der aus Heiligengeschichten geschöpft ist
(Alexius -|- Eustachius). Der Zweikampf zwischen Guy und Colbrand
ist dem nltfranz. Moniage Guillaume nachgebildet. Der Stoff ist in Eng-
land lokalisiert worden und hat durch die Einführung mehrerer skandin.
Namen ein den Erzählungen skandin. Ursprungs ähnliches Gepräge er-
107—116. Vgl. Ro. 1903, 500—511. 151) „The vows of Baldwin." A Study
in mediaeval fictiou. PMLA. XXT (1900), 575—636. 152) „Die Mund-
art des aitfranz. Veichenromaüs.'' Diss. Leipzig 1903, 161 S. 153) „Le
Roman de la Violette. A Study of the manuscripts and the original
dialect. Diss. Johns Hopkins Üniversity 1904. Baltimore, J. H. Funit Co.,
84 S. Rez. Ro. XXXIV (1905), 168 (P. M.)\ 154) Robert le Diable, ro>nan
d'aventurcs p. p. E. Löseth. Paris, Didot 1903 (SATF.), XLVIII und
264 S. Rez. 8RSFR. (1905), 144 (Bloch). U^h) „Studien zur öagenge-
schichte Englands." I. 1906. Rez. DLZ. 1906, öp. 1378 ff. (A. Stimming).
A. Hilka. II 333
halten. — J. A. Herbert*'*) teilt Auszüge aus einer neuen Hs. mit
nebst Faksimile und Varianten zu einem ebenfalls abgedruckten Cam-
bridger Bruchstück. Die neue Hs., von den jetzt bekannten zwölf die
älteste (Mitte XHI. Jhdts., 12 762 Verse), stammt aus der Bibliothek
des Sir Henry Hope Edwardes, die 1901 versteigert wurde und in den
Besitz eines englischen Bibliophilen überging, der noch immer seinen
Namen verheimlicht. Interessant ist es, dass der Text mit der berühmten
Chan9un de Willame sowie Adgars Marienlegende (vgl. Ro. XXXII, 394)
ursprünglich vereinigt war. Möge bald eine Ausgabe des interessanten
Romans folgen, zu dem besonders von Anglisten (z. B. Weyrauch) in
letzter Zeit treffliche Arbeiten geliefert worden sind.
Gilles de Chin. Eine hübsche Studie über die Lokallegende
von Gilles de Chin nebst übersichtlichen Tafeln über ihre verschiedenen
Entwicklungsphasen schenkte uns Camille Li^geois^^''). Es ist ihm
gelungen, Greschichte von Legende in einem Stoffe zu trennen^ der von
der Palastinafahrt und dem Löwenkaippfe eines 1137 im Turinier ge-
fallenen Gilles handelt und auf den in der Chronik des Gilbert
de Mons (1195 — 1221) angespielt wird. Ein episches Gedicht
(5544 Achtsilbner in der Arsenalhs. (hgb. Reiffenberg 1847) aus der
ersten Hälfte des XHI. Jhdts. (etwa 1230), verwertet dies Thema nach
dem Muster eines Abenteuerromans und steht unter dem Einflüsse von
Krisiian (Yvain) und seiner Schule, ferner ahmte der Dichter stark den
Eneas, das lai de Lauval, vielleicht auch die Chanson d'Antioche nach.
Der Roman erfuhr zwischen 1450 und 1470 eine Prosabearbeitung
in der interessanten Chronique du hon chevalier Messire Gilles
de Chin, die Li6geois mit dem Livre des faits de Jacques de
Lalaing (gegen 1470), sowie der Histoire de Gillion de Trazegnies
(gegen 1450) vergleicht, um in Übereinstimmung mit Bayot die sehr
wahrscheinliche Vermutung auszusprechen, dass alle drei Werke von
einem unbekannten, aber sehr fruchtbaren Kompilator herrühren. Er be-
kämpft auch die Ansicht von G. Raynaud (Ro. XXXI [1902], 527 ft.),
der das Livre des Faits dem Verfasser des Petit Jehan de Saintr6, also
Antoine de la Säle, zugeschrieben hat. Eine neue Form erhielt die
Gillesgeschichte durch die Anknüpfung an die Legende vom Drachen
von Wasmes (der an die Stelle des von Gilles in Palästina besiegten
Löwen getreten ist), gewiss gegen 1600 unter den Mönchen von Saint-
Ghislain entstanden, der Grabstätte Gilles. Später kam in Mons ein
Zug aus der Legende des heil. Georg hinzu. Die letzten Ausläufer
finden sich im 19. Jhdt. bis zur satirischen Darstellung (le dragon
amoureux de sa jeune captive). In der Verfasserfrage des Romans wird
man jedoch Li6geois nicht folgen können. V. 5528 ist Gautiers de
Tornai und 4904 Gautiers li Cordiers genannt. L. scheint mit
seiner Hypothese nicht das Rechte getroffen zu haben, dass der Verfasser
Gautier de Tournay ist, der ein älteres Werk, eine Art Kreuzzugsdichtung,
eines Gautier le Cordier (er will es 1163 — 1175 ansetzen) überarbeitet
166) „An early Me. of Gui de Warwick." Ro. XXXV (1906), 68--81.
Rez. ZRPh. XXX (1906), 752 (G. G.) 157) Gilles de Chin, Thistoire et la
legende. Louvain et Paris, Fontemoing 1903. XXIV u. 169 S. mit 3 Tafeln.
(Univ. de Louvain. Recueil de travaux pnbli^s par les membres des Conferences
22»
II 384 AltfraDzösisches KuDstepos und Eomane. 1903 — 1906.
habe. Dies wird von der Kritik mit Recht abgelehnt. In der Tat ist
die Darstellung in beiden Teilen doch recht verschieden. J. PmsoN'*®)
verweist auf das Vorkommen vieler neuer Ausdrücke im 2. Teile (v. 4904
ab), z. B. glaive (statt branc des 1. Teiles), sowie auf den feineren Stil
und schliesst sich der ungekünstelten Ansicht an, dass der Roman von
einem Gautior le Cordier begonnen, von einem Gautier de Tournay be-
endigt worden ist (so schon Hist litt. XXIII, 396, auch GrGrdr. II 1, 763).
A. PiLLET^**) äussert sich in einer gehaltvollen Besprechung im ähn-
lichen Sinne und beweist, wie sehr dem Ganzen eine einheitliche Kompo-
sition fehlt und der eilige Schluss 4904 ff. ganz unvermittelt einsetzt,
übrigens hätte jenes alte Kreuzzugsgedicht in Form von Laissen abge-
fasst sein müssen. Zwei Verfasser behauptet auch Ph. Aug. Becker****)
in der sehr ausführlichen und gründlichen Kritik und stellt die erste
Fassung vor Gilberts Anspielung. Gautier le Cordier (etwa 1190) will
er als den Hauptverfasser betrachten, der den Helden bis ins heilige
Land führte, während Gautier de Tournay (etwa 1225) den Schluss
dichtete unter starker Rücksicht auf historische Daten. Dagegen greift
E. Langlois *®^) auf Suchier zurück, der in seiner Literaturgeschichte S. 156
eine und dieselbePersönlichkeit als Verfasser des Epos annimmt,
nämlich Gautier le Cordier aus Tournay. Diese Deutung scheint
mir sehr ansprechend zu sein, wie auch der doppelte Nachweis durch
Langlois: 1. die Verse 4904 — 5487 sind interpoliert. 2. Gautier le
Cordier = Gautier de Tournay wie Adam le Bossu = Adam d'Arras
oder Jean Chopin el = Jean de Meun. Ob es Li^geois in einer 2. Studie
über die Sprache des Gedichts gelingen wird, seiner Hypothese eine
festere Grundlage zu verleihen, bleibt abzuwarten.
Sone de Nansai. Von dem Verfasser dieses ausführlichen
späten Aben teuerromans, über den ausser dem Herausgeber Goldschmidt
(1889) und Groeber (Grdr. II 1, 784) zuletzt Ch. V. Langlois (La
soci^t^ fryse. 1904) p. 271 — 310 gehandelt hat, ist die Kühnheit zu
rühmen, mit der er den Leser nach den entlegensten Ländern, vor allem
nach dem Norden führt und dort selbst Joseph von Arimatbia begraben
und sein Schwert nebst den Gralgeräten aufbewahrt sein lässt. Groeber
bezweifelte seine Kenntnis der vom Helden besuchten Länder. „Land
und Leute hat er so wenig gesehen wie die italienischen Städte und
Landschaften, von denen er redet. Sein Wissen floss auch nicht aus
Büchern." K. Nyrop^®*) unternimmt den interessanten Nachweis, dass der
Dichter Norwegen aus persönlicher Anschauung schildert, wenn er
eine so genaue Lokalkenntnis (von einem im Innern des Landes an
einem Fiord gelegenen Kloster) sowie den Anblick eines Elentieres, des
Gulo luscus und des Wa^sservogels Colymbus glacialis (= galice im Roman)
verrät. Er muss auch an einem solchen Festmahle wie dem skandi-
navischen heitstrenging, das er so anschaulich beschreibt, persönlich
teilgenommen haben. Zum Schluss macht Nyrop auf die literarischen
d'hist. et de philologie, fasc. 11). 158) ZFSL. XXVIP (1904), 40, 169) ASNS.
113 (1904), 447-453. 160) LBlGRPh. 25 (1904), Sp. 109—113. 161) BECh. 65
(1904), 203—209. 162) „Sone de Nansai et la Norvfege." Bo. XXXV
(1906), 555—569.
A. Hilka. H 335
Beziehungen zwischen Frankreich und Norwegen unter der Regierung
Hakons V. aufmerksam.
La Chastelaine de Saint Gille. Zur Ausgabe dieser dem
fablel verwandten Dichtung durch O. Schultz-Gora (1899) liefert
G. Ebelino^*^) eine sehr lange und überaus fruchtbare Besprechung, be-
sonders viele syntaktische Bemerkungen aus einem Gebiete, auf dem E.
bekanntlich Meister ist.
La Chastelaine de Vergy. Diesen ebenso schlichten wie
rührenden Liebesroman hatte nach M6on G. Raynaud (Ro. XXI, 145)
publiziert. Nur wenige Besserungen bietet der elegante Abdruck in einem
gefälligen Bandchen des rühmlichst bekannten Verlages von A. Nutt in
London***). Die einzige wichtige Änderung durch Brandin ist v. 393:
in der Einleitung bekämpft er mit Glück Raynauds Ansicht, dass der
Roman ein Nachklang historischer Ereignisse zwischen 1267 und 1272
sei. Da er 1280 — 1290 geschrieben ist, so ist die Annahme viel natür-
licher, dass dem Dichter jegliche Anspielung auf eine historische Skandal-
geschichte fernlag. Dankenswert sind die Hinweise auf plastische Dar-
stellungen des Stoffes und die Beifügung von vier Tafeln, die den
Schnitzereien eines Elfenbeinkästchens im Brit. Mus. entnommen sind
und 18 Szenen des Romans zum Gegenstande haben. Leider fehlt die
Erklärung dazu, die öfters Schwierigkeiten bereitet. Die bei aller Ge-
fälligkeit sehr getreue englische Prosaübersetzung von Frl. Alice Kemp-
Welch kann gelobt werden.
Oktavian. Am Schlüsse seiner Studie „Floovant und Julian"
(S. 52 ff.) sucht E. Setteqaöt ^®*) zu beweisen, dass auch im Oktavian-
stoffe, der in enger Verbindung mit dem Fiovostoffe (1. Abteilung des
libro di Fioravante) steht, ein Nachklang der Julian sage zu sehen ist.
Einige Elemente stammen, wie 8. meint, aus der Geschichte des Kaisers
Julian und seines Nachfolgers Valens. Für den Hauptkeru, nämlich
die Geschichte von der unschuldig verfolgten Gattin und ihrer beiden
Söhne, einen uralten Sagenstoff, möchte S. überdies Beeinflussung durch
die Familiengeschichte des römischen Kaisers Oktavianus
August US wahrscheinlich machen. Er benützt dazu die drei Texte:
1. Florent et Octavian, die inedierte chanson de geste, 2. die Kürzung
in dem von Vollmöller hgb. Roman, 3. den Libro di Fioravante (hgb.
P. Rajna) cap. 61 ff. Die dort beigebrachten Parallelen verdienen die
vollste Beachtung.
Hier sei auch hingewiesen auf das 4. Kapitel von Setteoaht^*^®) um-
fänglichem Buche, das dem Generidesroman gewidmet ist. Der
dem Eledusromane (vgl. 3. Aufsatz) verwandte Stoff ist uns nur in zwei
englischen Versionen erhalten, die aber wohl auf einer franz. Quelle be-
163) ZFSL.XXVM1903), 1—21. 164)LaCh&telaine ofVergi. a 13*1» Cen-
tury french Bomance, done into english by A. Kemp - Welch,
edited with an introduction by L. BrandiD with contemporary illu-
strations. I^ndon. A. Nutt 1903, XXIII u. 95 S. Rez. Ro. XXXII 0903),
638 (A. M. F.). RCr. 56 (1903), 474 (A. Jeanroy). MA. 17 (1904). 258 (G.
Huet). Athen 1903, 513. DLZ. 1903, Sp. 2205. LCBl. 55 (1905), 481 (-ier).
SRSFR. I (1903), 133. 165) „Floovant und Julian nebst einem Anhang
über die Oktaviansage." 9. Beiheft zur Z RPh. Halle, Niemeyer 1906, 67 S.
166) Quellenstudien zur gallororaauischen Epik. Leipzig, Har-
II 336 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1903—1906.
ruhen. Settegast entdeckt in ihm historische Elemente, die der Geschichte
der Kaiser Justinian und Zeno und der Königin Zenobia (475 — 477)
entlehnt seien, während der Lihalt sich im wesentlichen mit der indischen
Sakuntalasage (nach Kftlidasas Drama, nicht nach dem Mahftbhftrajta)
decke, die, durch persische, syrische, byzantinische und griechische Ele-
mente verstärkt, nach dem Okzident gewandert sei. Man kann nicht
sagen, dass die sehr verworrenen Quellenverhältnisse schon wirklich geklart
sind. Leo Jordan^®') meint mit Recht, dass solche Untersuchungen nur
„folkloristisch" sein, also eine Sammlung der verwandten Märchenmotive entr
halten dürfen. Dies gelte auch für das weitverbreitete Sakuntalathema.
Für das Verhältnis der Stiefmutter zum Helden fehle der Hinweis auf
den Syntipas und den Dolopathos. Allgemein wird in S.s Buche die
oft überkühne und wenig wissenschaftliche Herleitung der Eigennamen
nach der von ihm beliebten Methode der „Buchstaben Versetzung" getadelt,
die aller Willkür Tür und Tor öffnet.
JProsanovelle und Prosaroman. Aucassin et Nicolete.
Von SüCHiER» allbeliebter Ausgabe der chantefable ist nach 1899 eine
5. Auflage^*®), diesmal in einem französischen Gewände, erschienen,
„das sie hoffentlich nächstens wieder ablegen wird" (Foerster). Die Vor-
rede ist recht günstig umgestaltet, auch sonst hat der grammatische Stoff
manche Bereicherung erfahren. Die Lesart du uiel antif von Schulze
(ASNS. 102, 224—220) steht jetzt unter dem Texte und Suchier fragt
sich, ob doch nicht darin ein Name des Jongleurs gelesen werden könne.
Die Übersetzung von Counson ist sehr sorgfältig. Wichtige Bemerkungen
zu dieser 5. Auflage gibt W. Foerster ^^*) („Zur Uniformierung des
Textes." „Verfasser und Heimat"). Er entdeckt vielfach Anklänge
an Kristian (Parallele 2, 16 ff. zu Erecs „Vorliegen", 10, 7 ff. zum Karren-
roman u. a.). Wegen dieser Kristiananklänge ist er geneigt, die chante-
fable noch weiter (unmittelbar nach dem Perceval) heraufzurücken. Im
Dichter will F. keinen Spielmann sehen, eher einen den höheren Ständen
angehörenden Verfasser, und denselben nicht mit Suchier nach dem
Hennegau, sondern lieber in das wallonische Sprachgebiet versetzen.
Suchier*''®) nimmt Stellung zu Foersters Randglossen (gegen dessen
gardine 5, 11) und verharrt bei seiner Ansicht, dass die Dichtung aus
dem Anfange des 13., höchst-ens noch Ende 12. Jhdts., stamme. Sonst
dankt er für die ergebnisreiche Durchsicht. — V. Crescini'® Aufsatz*''*) lag
uns nicht vor, einige Einwendungen (bezüglich der Berechtigung der
Durchführung der Assonanz in den vers orphelins sowie der Änderung
15, 18 S'orne t'abries) macht Suchier in der letzteren Kritik S. 520. —
Antonio Boselli^'^') hat sich das Verdienst erworben, durch eine sehr
rassowitz 1904, V u. 395 8. (IV. Generides, 232-290). Vgl. Ro. XXXIV (1995).
324. BCr. 61 (1906), 228-230. 167) ASNS. 114 (1905), 212—216. 168) Au-
cassin et Nicolette. Texte critique accompagD^ de paradigmes et d'un
lexique par H. Suchier. 5^'™® ^ition partiellement refondue traduite en fran9ai8
par Albert CtouNSON. Paderborn, Schocningh 1903, X u. 132 S Rez, LCBl.
55 (1904), 466. ZFSL. XXVIP (1904), 156 (J, Pirson). 169) „Randglossen
zur Cantefable." ZRPh. 28 (1904), 492—512. 170) „Zu Aucassin und
Nicolette." ZRPh. 30 (1906), 513—521. 171) Poetilla a „Aucassin et
Nicolette" Miscellanea nuzialeScherilloNegri. Milano, Hoepli 1904, S 49—50.
172) Aucassin e Nicoletta (cantafavole franceae del secolo XII) per
A. Hilka. H 337
getreue italienische Übersetzung, die erste ihrer Art> die Novelle weiteren
Kreisen übermittelt zu haben. Unter den Anmerkungen ist jene über
die couvade beachtenswert. Auch in Deutschland dürfte die Monaci
gewidmete Übertragung manche Freunde finden. — Nicht übel ist im
allgemeinen eine neue deutsche Übersetzung von Paul Schafen ack er ^''*),
allerdings wie es scheint, noch nach der alten Ausgabe (1889) hergestellt.
Doch können die Assonanzen nicht immer als mustergültig angesehen
werden (offene und geschlossene Laute sind nicht geschieden). Das ge-
reimte Geleitwort „zur Wegfahrt." ist uns willkommen. Die gereimte
Übersetzung der 21 Tiraden im Anhange trifft wohl den Ton des Originals
am besten. Die Stelle 5, 11 (gaudine statt gardine) ist geschickt um-
gangen.
Paris et Vienne. Dieser im MA. sehr beliebte Roman, wie
die zahlreichen fremden Übersetzungen bezeugen, war bisher schwer zu-
gänglich, da die Ausgabe von Terrebasse (1885) in nur 128 Exem-
plaren gedruckt vorlag. Dankenswert ist daher die Neuausgabe durch
Robert Kaltenbacher *'*) nebst umfänglicher Einleitung (darunter über
den sich als Verfasser in der Vorrede bekennenden Pierre de la Cypede
und die innere Verwandtschaft des Stoffes mit Aucassin und Nicolete).
Der Text ist nach einer der besten Hs. (Bibl. Nat. fr. 1480) nebst
Varianten von vier anderen Hss. sorgfältig gegeben. Im Anhange sind
Auszüge aus den katalanischen, spanischen und italienischen Versionen
abgedruckt. P. Meyer ^'^) macht einige Einwendungen zur sprachlichen
Einleitung und zum Variantenapparat, auch vermisst er einen Index und
ein Glossar wenigstens der selteneren Wörter. Dagegen äussert sich
A. Jeanroy ^''®) lobend, hält jedoch nicht mit K. Pierre de la Cypede für
ein Pseudonym, auch die Existenz des katalanischen Textes, aus dem der
Roman durch die provenzalische Zwischenstufe nach Frankreich gekommen
sein soll, ist ihm sehr wahrscheinlich, falls er selbst bereits aus dem
Französischen oder Provenzalischen übersetzt war (vgl. Jeanroy, BHi.
1905, 208). Die ursprüngliche Erzählung muss gegen Mitte 14. Jhdts.
in der Dauphin^ geschrieben sein, wie aus den Anspielungen hervorgeht.
Zum historischen Teil der Einleitung liefert J. treffliche Ergänzungen,
desgleichen zum Kapitel über die Quellen des Romans.
Von dem grossen roman de Perceforest, einer späten Nach-
ahmung der Prosaromane der Tafelrunde (vgl. G. Paris, Ro. XXIII
[1904], 78—140), GG. II 1, 1009) lag uns ein Spezimen einer
beabsichtigten Ausgabe^'") vor (nach den beiden alten Drucken
1528 und 1531). Die Drucklegung war sowohl der GRL. als auch
den RF. angeboten, bis jetzt ohne Erfolg. Erstere kann dieses grosse
Werk nicht bringen, letztere nur, wenn 50—100 Abnehmer garantiert
werden. Auch sollte doch die Ausgabe nach den Hss. gemaclit werden,
nicht nach den Drucken.
la prima volta tradotta in italiano. Parma, Luigi Battei 1906, XV u. 51 S.
(1,50 L.) Vgl. GSLIt. 48 (1906), 270. 173) Aucassin und Nicolete. Ein
altfranz. Roman aus dem 13. Jhdt. übs. (Bibl. der Gesamtlit. des In- und Aus-
landes Nr. 1705). Otto Hendel, Leipzig 1903, 64 S. 174) Der altfranz. Ro-
man Paris et Vienne. Erlangen, Junge 1904, 394 S. (RF. XV). (Ein Teil
als Freiburger Diss. 1901). Vgl. LCBl. 57 (1906), Sp. 395 (-ier). 175) Ro. XXXIV
(1905), 315 ff. 176) RCr. 60 (1905), 385 ff. 177) XVI u. 48 S. 1 Janvier 1907,
II 338 Altfranzösisches Kunstepos und Romane. 1003—1906.
Rahmenerzühlungen, In erster Linie sei hier nachdrücklich
auf die für Romanisten unentbehrliche Bibliographie von Victor Chau-
vin^''®) hingewiesen. Auf die früher erschienenen vier Teile über 1001 Nacht
folgt der VIII. Band über den Syntipas mit allen seinen Abzweigungen
und abendländischen Varianten in 254 Vergleichungsartikeln, bei denen
die Verweise auf romanische Literaturen recht reichlich (S. 2 2 ff., 184 ff.)
ausgefallen sind. Ebenso wichtig ist der IX. Band über die Disciplina
clericalis des Petrus Alphonsi (8. 1 — 44) samt einer „Table des
contes occidentaux les plus remarquables" (ß. 87 — 95). — Zur Historia
Septem sapientum bringt G. Büchner^''*) neue Bemerkungen, die An-
gaben von H. Fischer*®^) über die Hss. erweiternd. Die Pariser Hs.
N. 8506 stimmt mit der Innsbrucker v. J. 1342 in allen wesentlichen
Punkten überein, sonst ist sie lediglich eine gekürzte Fassung der
letzteren. Dasselbe gilt vom cod. lat. 3855 der Bibl. Mazarine, die je-
doch mehrere Abweichungen bietet. Das im Brit. Mus. befindliche ms.
Egerton N. 2258 enthält statt der vollständigen Erzählung oft nur die
Einleitungsworte, auch die Namen der sieben weisen Meister lauten anders
als in der Innsbr, Hs. Zwei Drucke, die B. auf der Bibl. Maz. ge-
funden hat, weichen von den bisher bekannten nicht wesentlich ab. —
Eine Neuausgabe der spanischen Version (13. Jhdt.) des Syntipas
gibt in der Bibliotheca hispanica t. XIV (Barcelona u. Madrid 1904)*®*)
Adolfo Bonilla y San Martin (zuerst hgb, von Comparetti*®*), später
1882 von der Folk-Lore Society in London). Sie lag uns nicht vor.
Dolopathos. Die Episode vom Pfeilschuss mit Liebesbrief im
Eneas stammt, wie StENGEL bereits*^') bewiesen hatte, aus Girbert de
Mes. Jetzt ^^^) bringt er auch andere Anklänge daran, darunter aus
Dolopathos V. 11097. Er vermutet eine gemeinsame ältere Vorlage. —
In der Beschreibung der bösen Königin v. 3859 — 3861: Petite bouche
bien assize | Et sanbloit que toujours deist: | „Baise, baise", et qu'il
ne quist | ist vielleicht, wie F. M. Warren*®*) ausfährt, der Refrain
eines verlorenen lyrischen Gedichts zu sehen. Eine ähnliche Anspielung
findet sich in Floriant et Florete v. 293: Petite bouche bien seant | i
samble qu'enfes vait disant: | „Baise, baise, je voil baisier" und in
einem Gedicht in Bartsch' Chrestomathie (4. Ausg. 341, 8 — 11): Sa
frecc bouce riant | ki tous jors dist parsamblant: | „Baisies, baisies moi,
amis, I toudis." Alle drei Fassungen deuten wohl auf eine gemeinsame
Quelle hin. Doch sei Floire et Bl. v. 587 anders zu fassen. — Eine
erschöpfende Übersicht über die verschiedenen Darstellungen der Schwan»
rittersage ist in der oben erwähnten Bibliographie von Chauvin (VIII.
S. 206—208 zu Nr. 248) enthalten. Nachdem sich J. F. D. Blöte"«)
MacoD, Protat fr^refl, Imprimeurs. (Hugues Vaganey, Biblioth^aire des Facalt^
catholiques de Lyon). 178) Bibliographie des ouvrages arabes ou rela-
tifs aux Arabes publica dans l'Europe chr^tienne de 1810 ä 1885.
Lifegesx Leipzig, Harra^sowitz. VIII. Syntipas, 1904, 219 S. (6,50 fr). IX. Pierre
Alphonse u. a. 1906, 136 S. (4 fr.). 179) Beiträge zur „Geschichte der
7 weisen Meister". ASNS, 113 (1904), 297—301. ISO) Beiträge zur
Literatur der 7 weisen Meister. I. Greifswalder Diss. 1902. 181) Vgl.
Morel-Fatio in Ro. XXXV (1906), 151 (gibt Besserungen zum Text). 182) Ricerche
infino al libro di Sindibäd. Milano 1809. 183) ZFSL. XIX', 296. 184) ZFSL.
XXVIIP(]905), 14 Anm. 1. 185) „A possible refrain of a lost mediaeval
French poem." MLN. XXI (1906), 231—232. 186) „Das Aufkommen
A. Hilka. II 339
mit der Entwicklung dieser Sage bereits in mehreren gehaltvollen Artikeln
beschäftigt hatte (zuerst ZDA. 38 [1894], 212, vgl. JB. VI ii 87 [Stengel])
und im Laufe der Zeit selbst von seiner Annahme mythischer (germa-
nischer oder keltischer) Elemente abgekommen war, schlägt er jetzt in
einer grossen Studie mehr das Verfahren einer rein historischen Kritik
ein und sieht im Nachenmotiv sowie im Frageverbot nur sekundäre Be-
standteile. In ZDA. 42 (1898), 1 ff. erörtert er die Verbindung der
Sage mit dem klevischen Grafengeschlecht. Die ebenso interessante wie
schwierige Frage der Übertragung auf das Haus der Herzöge
von Brabant sucht Blöte unter Ausnützung der Chronikenliteratur in
lateinischer und einheimischer Sprache zu lösen und verweist auf die
genealogischen Beziehungen zwischen dem Brabanter Hause und Gottfried
von Bouillon (1179 heiratet der 4. Herzog von Brabant, Heinrich I.
(1190—1235) Mathilde von Boulogne (gest. 1211). Die Kinder dieser
Ehe hiessen mit Recht Nachkommen des Schwanritters infolge der Her-
kunft ihrer Mutter. Infolge einer Identifizierung der Namen Bouillon,
Niederlothringen und Brabant kam schon früh im 13. Jhdt eine Über-
tragung dieser Abstammung auf die früheren Brabanter Herzöge zustande.
Die Form der damals am braban tischen Hofe absichtlich gepflegten Ge-
schichte glich wohl der uns in der Chanson du chevalier au cygne vom
Schwanritter überlieferten, der als eines der Schwanen kinder eine Zeit
lang in der Gestalt eines Schwanes gelebt haben und später als Mensch
in einem Kahne, den sein Schwan gebliebener Bruder zog, nach Nim-
wegen gekommen sein soll, um als Befreier der Herzogin des Landes
und ihrer Tochter aufzutreten. Zwischen 1320 und 1330 wurde die
Legende in Brabant rationalistisch umgedeutet und der Schwanritter er-
hielt den Namen Brabon oder vielleicht schon Brabon Silvius, zu-
gleich wurde er mit Caesar und Octavian verbunden. Diese Tradition
wurde bis nach 1500 weiter ausgebaut. Seit 1512 haben wir durch
Jean Lemaire des Beiges eine Verschmelzung der Brabon sage und der
klevischen Schwanrittersage. So ergeben eich drei Perioden. Eine Tabelle
veranschaulicht die „Entwicklung des Sagen komplexes von Brabon". Ein
völlig abschliessendes Urteil kann uns auch diese gründliche Arbeit nicht
verschaffen, da vielfach die zur Lösung der Quellenfragen nötigen Ele-
mente fehlen. Auch hätte, wie Spiller und Petsch mit Recht hervor-
heben, Blöte mehr scheiden sollen zwischen dem Begriff der Volkssage
und der bewusst gepflegten Familientradition. — G. Huet^®') vergleicht
den Bericht in dem Epos Elioxe (oder Naissance du Chevalier
au cygne) mit dem lateinischen Dolopathos, wonach die Mutter der
Schwanenkinder in den Sternen die Geburt derselben liest. Dieser Zug
könne nicht auf einem „conte populaire" beruhen, entstamme vielmehr
einer älteren Dichtung eines gelehrten Verfassers. Einige Versionen der
„Beatrixgruppe" (vor allem die lat Hs. der Bodleiana, gedruckt von
Reiffenberg, Ch. au C. I 181 ff.) lassen den Schluss zu, dass die nur
der Sage von Brabon Silvius, dem brabantischen Schwanritter."
Amsterdam, J. Müller 1904, V u. 127 S. nebst 1 Tafel. Rez. LCBl. 55 (1905),
Sp. 284— 286 (ßpiller). ZRPh. 28 (I904),C21 (E.Martin). DLZ. 1905, Sp. 161—163
(J. Franck). RCr. 60 (1905), 53—56 (Bayot). AÖNS. 1 16 (1906), 149 (R. Petsch).
187) »Sur quelques formes de la legende du chevalier au cygne."
II 340 Altfraozösischee Kunstepos und Komane. 1903 — 1906.
hier vorkommende „accusation d'un accouplement bestial, portße
contre une jeune femme" (die böse Schwiegermutter bezichtigt die
Mutter der Schwanenkinder, Hunde zur Welt gebracht zu haben) das
Vorhandensein einer verlorenen chanson de geate bedingt. Da die An-
klage dem Elioxe und bef^onders dem Dolopathos fremd ist, der den
alten Stoff am getreuesten bewahrt hat, so hält Huet diesen Zug für
einen späteren Zusatz der alten Sage. In seiner Besprechung gibt ihm
Gröber '®®) Recht und meint, dass die Erwähnung der Schwankinder bei
Wilhelm von Tyrus (gest vor 1190) sehr wohl auf ein altes Gedicht
zurückgehen könne, das wie jener lateinische Text von Gottfried von
Bouillon berichtete.
Eustache le Moine. Die Komposition des Sammelromans von
den Taten des Seeräubers Eustache le Moine (GG. II 1, 634) unter-
sucht Leo Jordan ^^•). Er unterscheidet drei Teile in der Dichtung:
Nek romantische Streiche -j- Abenteuer eines outlaw auf dem Festlande
(lange Liste von Streichen, deren sieben Grundtypen volkskundlich ver-
folgt werden, besonders das Verkleidungsmotiv) ■-\- Abenteuer eines See-
räubers mit historischem Hintergrund. Er beweist, dass die Basis des
II. Teiles (Gegnerschaft zwischen dem Grafen von Boulogne und Eustache
vor des Grafen Übergang zu England) durch die Geschichte nicht be-
stätigt wird. Dagegen steht der III. Teil tatsächlich auf historischer
Grundlage, wie die Chronikenberichte bekunden. Infolge der Ähnlichkeit
mit dem Robin-Hoodballaden im II. Teile und der Berührung mit eng-
lischen Cyhroniken und Akten, die dem letzten und wichtigsten Teil mit
den Seeabenteuern als Muster gedient haben werden, neigt Jordan zur
Annahme, dass der ursprüngliche Roman gleich dem Fulko Fitz Warin
(13. Jhdt.) in anglonormannischer Prosa abgefasst worden ist. Der Ab-
schnitt mit den Landabenteuern wurde unter Einfluss der Balladen über
Robert Hood und anderer Abenteurer frei erfunden und verschaffte dem
Roman Eingang in Nordfrankreich. Der späteren gereimten Spielmanns-
version wurde der nekroman tische Anfang von den Studien in Toledo
und einigen magischen Abenteuern in Nachahmung des Maugis d*Aigre-
mont oder verwandter Werke vorgesetzt. Eine Vergleichung des
Eustacheromans mit dem Trubert dient dem Verfasser zu einer
wirksamen Gegenüberstellung des germanischen Elements des ersteren
(Vorliebe für die Verkleidung und den Pferdediebstahl), das auf eine
germanische Herkunft desselben schliessen lässt, und der grob-
erotischen Streiche im Tnibert, die für die romanische Novellistik
charakteristisch sind.
Schelm enroman. Der Trubert des sonst unbekannten
Douin de Lavesne (29S5 Achtsilbner, nur in der Pariser Hs.) aus dem
13. Jhdt. ist im 4. Bande der GRL. aufs neue von J. Ulrich"®) ab-
gedruckt wonlen (alte Ausgabe bei M^on). In der Einleitung spricht
Ro. XXXIV (1905), 206—214. 188) ZRPh. 80 (1906), 374, 189) Quellen und
Komposition von Eustache le Moine nebst Analyse des Trubert
und Nachweis der Existenz mehrerer Robin Hood-Balladen im
13. Jahrhundert. ASNS. 113 (1904), 06-100. Nachträge dazu ASNS. 116
(1906), 375-381. 190) Trubert, altfranz. Schelmenroman des Douin
de Lavesne nach der Handschrift mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar
E. Stengel. II 341
der Verfasser vom Standpunkte des Volksforschers über die verschiedenen
Abenteuer des ebenso verschlagenen wie unverschämten Schelmen Trubert.
Immerhin lassen sich die volkskundlichen Züge leicht vermehren, wie die
Zusätze zu Ulrichs Buche durch L^on Pineau, Leo Jordan und
Pietro Toldo zeigen. Das Glossar ist unzulänglich, die spärlichen
Anmerkungen unter dem Texte erscheinen oft als überflüssig. Toldo ^"*)
in seinem Aufsatze „Dali* Alphabetum narrationum" rückt die Er-
zählung von „Trubert als Braut" in Zusammenhang mit ähnlichen Themen
bei Caesar von Heisterbach, des Thomas Cantimpratensis Bienenbuch und
dem Alphabetum narrationum des Arnuldus. In der früher erwähnten
Studie nebst Nachträgen zeigt Leo Jordan***), wie der Dichter des
Trubert, dieses echt franzosischen Niederschlags der Outlawromane, seine
Episoden im romanischen Sinne umgestaltet und ernsthafte, besonders
Märchenmotive travestiert. Die Hauptsache ist ihm die Intrigue grob-
erotischer Natur oder eine kräftige Prügelszene.
Breslau, 1. Oktober 1907. Dr. A. Hilka.
Das französische Drama im Mittelalter. 1902—1904.
„The mediaeval stage" betitelt sich ein 2-l)ändiges Werk von E. K.
Chambers ^), welches aber, wie Ro. XXXIII 316 angibt, une suite de disser-
tationsj ind^pendantes plutöt q7i'u7ie histoire bien coordonn4e bildet.
Auch beschäftigt sich der Verfasser hauptsächlich mit dem englischen
Theater und behandelt überdies viele Fragen, die nur wenig mit seinem
eigentlichen Thema im Zusammenhange stehen, während er viele äusserst
wichtige Kapitel ganz übergangen hat. — Bereits im letzten JB. (II S. 112)
wurde die französische Übersetzung erwähnt, welche E. Philipot von
JoHAN MoRTENSEN« Vortragzyklus : Medeltids dramat i Frankrike
unter dem Titel „Le th^atre fran9ais au moyen age" erscheinen
liess. Die für einen gemischten schwedischen Hörerkreis bestimmten Vor-
lesungen wollen nur eine möglichst anschauliche Übersicht über den Ent-
wicklungsgang der französischen dramatischen Dichtung während des
Mittelalters vom Standpunkt der neuesten Forschung aus gewähren, sie
beanspruchen also weder selbst neue Resultate mitzuteilen, noch auch
direkt den Leser zu eigener Arbeit auf diesem Gebiete anzuleiten. Es
ist daher grundsätzlich von der Mitteilung jeglichen wissenschaftlichen
Apparates abgesehen. Original wie Übersetzung dürfen innerhalb der
selbst gesteckten Grenzen als wohl gelungen und recht empfehlenswert
bezeichnet werden. Schade nur, das» in der vier Jahre nach dem Original
erschienenen Übersetzung die inzwischen veröffentlichten Arbeiten keine
weitere Verwendung zu, wenn auch nur leichter, Retouche gefunden haben.
So findet sich S. 52 auch jetzt noch die Angabe, Jean Bodel habe in
der Mitte des 13. Jahrhs. gelebt, sei also ein Zeitgenosse Adans de la
Haie gewesen. Schon 1900 gab indessen Mortensens liandsmann
O. Roh n ström in seiner J^hide siir J. Bodel auf Grund der 1899 er-
neu herausgegeben. Dresden 1904. XXXIV u. 85 S. (10 Mk.) Rez. RCr. 59
(1905), 246 (Uon Pineau). SRSFR. III 145 (Bloch). 191) ASNS. 117 (1906).
295ff. 102) ASNS. 113 (1904), 87-90; 116 (1906), 375—381.
1) Oxford, Clarendon press 1903 2 vol. 8« XLII 419 u. 480 S. 2) Paris,
A. Picard 1903 S*' IX u. 255 S. Pr.: 3 fr. 50 c.
II 342 Das französische Drama im Mittelalter. 1902—1904.
schienenen Ermittlungen Guesnons als wirkliches Todesjahr Bodels 1210
an, so dass J. B. ungefähr 30 Jahre tot war, bevor Adan das Licht der
Welt erblickte. — Gleichfalls für einen weiteren und zwar franzosischen
Leserkreis bestimmt hat das Mitglied des Senats Eugene Lintilhac
eine auf 10 Bände berechnete „Histoire g^n^rale du th^ätre en
France". Von ihr liegt der erste Band vor, welcher dem Theätre
s^rieux du moyen äge gewidmet ist*). L. ist mehr Kritiker als Romanist
im eigentlichen Sinne, seine Kenntnis der älteren Sprache lasst manches
zu wünschen übrig (vgl. insbesondere dazu die Anzeige von A. Thomas
in Ro. XXXIV 131 f.), aber auch seine Beherrschung der älteren Literatur
ist trotz umfangreicher Lektüre, auch auf dem speziellen Gebiete des
Dramas vielfach lückenhaft, insbesondere sind ihm die neueren Erschei-
nungen nur teilweise bekannt geworden und doch konnte er Gröbers
Grundriss, den bisherigen Jahresberichten und den bibliographischen Zu-
sammenstellungen der Zeitschriften ohne Schwierigkeit die erforderlichen
Nachweise entnehmen. Um nur einige mir aufgestossene Mängel anzu-
deuten, soll nach S. 248 Anm., wie nach Mort^^nsen, J. Bodel vei's le
militni du XIII^ siecle gedichtet haben, S. 140 bleiben meine und
Peins Einwürfe gegen Eustache Marcad^s Autorschaft an der Arraser
Passion ganz unbeachtet, S. 296 wird Tiviers haltlose Vermutung, Millet
sei auch der Verfasser des Siege d'Orl^ans gewesen, beweislos von neuem
vorgebracht und S. 299 wird gänzlich irreführend behauptet^ dass Millet
für seine Histoire von der Zerstörung Trojas au latin du faux Daves
et du faux THctys a certainnement Joint la compilation du poeme
des erudit et nai'f Benoit de Sainte-More. Das wegen seiner viel-
fachen und einschneidenden Bühnen Umarbeitungen recht bedeutsame
Mystere de s. Gerds ist völlig mit Stillschweigen übergangen, und aus
der kurzen Erwähnung der 12 Myst^res von Jean Louvet auf S. 242
wird kein Leser sich irgendwel(;he Vorstellung von diesen allerdings
recht schwachen Nachbildungen der 40 Mirakel des 14. Jahrhs. machen
können, hier war doch \V. Lohmanns fleissige Arbeit zu bemcksichtigen.
Zu S. 333 Anm. wie zu vielen früheren Stellen des Buches sind nun-
mehr auch E. Roys später zu erwähnende Arbeit über die Passionsspiele
zu beachten, welche dem Verfasser ja allerdings noch nicht vorlag. Das
Buch ist also jedenfalls nur mit Vorsicht zu benutzen, bietet aber gleich-
wohl mancherlei beachtenswerte Ausführungen. Kurz verwiesen sei hier
noch auf eine literarische Anzeige von P. Maredy in der von ihm heraus-
gegebenen Monatszeitschrift „Vox" vom Juli 1905 S. 225 f. — Eine
gedrängte aber treffliche Übersicht bietet Marius Sepet in seinem: „Le
drame religieux au moyen äge"*). Teile qu^elle est, bemerkt der
Verfasser mit Recht im Avertissement zu der beigegebenen Bibliographie,
comjiUtC'e par les indications et renvois plus sp^eiaux que nous
avons joints au texte eile suffira^ ermjons nous^ pour guider les
Premiers pas des personnes qui apres nous aioir lu, se sentiraient
tent^es de faire plus aniph connaissance avec le drame religieux
du Moye7i Age. Der Verfasser des Drame chretien au m. a, von
3) Eb. E. Flammarion [1904] 8° 340 S. Pr.: 3 fr. 50 c. 4) Eb. Bloud &
Cic. 1903 8« 63 S. Pr.: 0,60 fr.
E. Stengel. H 343
1878 und der Origines catholiqueb du thddtre moderne von 1901
war besonders zur Abfassung einer derartigen zusammenfassenden Dar-
stellung berufen, seinen ausgesprochen klerikalen Standpunkt braucht
ja der Leser nicht ohne weiteres zu teilen. Zahlreiche ins Neufranzosische
übertragene Textproben erhöhen die Anschaulichkeit der Darstellung. —
Nicht zu Gesicht gekommen sind mir Ch. ÜRBAIN* „Quelques points
de rhistoire du th^ätre au m.-a. d'apr^s des travaux r^cents"
im BBi. (16 S.). — Nachtraglich sei hier noch A. G. van Hamel*
hübsche Abhandlung „Frankrijks oudste Tooneeldichters" im
zweiten Band seiner unter dem Titel „Het letterkundig leven van Frankrijk"
erschienenen Aufsatzsammlung^) 8. 67 — 108 angeführt. Das Adamspiel,
Jean Bodels Jeu de s. Nicolas und Adan de la Haies Jeu de la feuillie
werden von v.H. in feinsinniger Weise besprochen. — Beachtung verdient hier
auch die umfangreiche Pariser Dissertation von A. Le Braz: „Essai
sur rhistoire du th^Ätre celtique"*), da das reichhaltige Repertoire
des bretoniöchen Theaters vielfach auf verlorenen französischen Vorbildern
beruht. Der Verfasser gibt ein Verzeichnis aller gedruckt und hand-
schriftlich vorhandenen Stücke. Ro. XXXIII 630 bemerkt A. Th[oma8]:
Le Iwre de M. Le Brax est surtout descriptif et impressioniste :
V4rudition n'est pas la gründe pr4occupation de Vauteur et il ne
se dissimule pas qti'il laisse beaucoup ä faire a cetix qui voudront
dSterminer avee rigueur les soiirces fra^igaises de mysteres bretonsy
tels que la Vie de saint Pierre et de saint Paul, la Vie de saint
Ouillaume, la Vie de saint Laurent^ la Vie des quatre Fils Ayinoriy
la Vie ds Huon de Bordeaux etc. — Ähnliches Interesse beanspruchen
J. A. WoRP": Geschiedenis van het Drama en van het Tooneel
in Nederland B. I"'), wegen dessen ich auf G. Ealffs Besprechung
in DLZ. 1904 n" 14 verweise, ferner G. Kalff* Bijd ragen tot de
geschiedenis van ons middeleeuwsch dramain Tijdschr. voor Nederl.
Taal en Letterkunde XXII, 4; sowie eine Abhandlung „Per la storia
del dramma sacro in Italia" von M. Vatasso®). — Mit den
„th^&tres dans Tancienne France" befasst sich ein Aufsatz von Fr.
Funk-Brentano in der Zeitschrift Minerva vom 15. Oktober 1902. —
Im 14. Jahresbericht der dritt€n städtischen Realschule zu Leipzig für
1904 — 05 handelt H. Jahn von der „Confr6rie de la Passion**. —
„Une repr^sentation du myst^re de la Passion ä M^zi^res en
1531" schildert C. Guilly de Taürines in der RHA. von 1903. —
Man vergleiche auch wegen der Gleichartigkeit der darin geschilderten
Verhältnisse die Arbeit von Dr. H.-J.-E. Endepols: „Het decoratief
en de opvoering van het middelnederlandsche Drama volgens
de middelnederlandsche Tooneelstukken"*). — Weitere „Docu -
ments relatifs ä des r^pr^sentations sc^niques en Provence
au XVI« et au XVII« siöcle" teilte E. Poup^ in BHPh. 1903 8. 26
und 1904 S. 13 mit. — Recht interessant ist auch eine Artikelreihe von
E. Male: „Le renouvellement de Tart par les Mysteres ä la
5) Amsterdam, P. N. van Kampen k Zoon 1899 8°. 6) Paris Calmann-
Levy 1904 8<> VIII 544 S. 7) Groningen, J. B. Wolters 1904 8° VIII u.
466 S. Pr. geb.: fl. 4.90. 8) Roma, tip. vat. 1903 8«. 9) Amsterdam. C. L.
van Langenhuysen 1903 8^ XII u. 139 S.
II 344 Das französische Drama im Mittelalter. 1902—1904.
fin du Moyen Age" in GBA. 1904 I S. 89—106, 215—30,283—301,
379 — 94. Er weist darin nach, welch tiefgehenden £influs8 die Medi-
tationes des hl. Bonaventura auf die französischen Passionsspiele des
15. Jahrhs. und durch ihre Vermittlung auf die Ikonographie der Zeit
ausgeübt haben und kommt zu der Schlussfolgerung: c^eat ä la Fra7ice
que revient, en gründe partie, Vhonneur d'avoir cr6e par Vinter-
mädiaire du theatre, la nouvelle iconographie reügieuse . . , On
trmive dans nos inanuscrits fran^ms du temps de Charles V et de
Charles VI la plupart des themes sur lesquels s'exerceront au
XV^ siech les mattres flamands^ allemands et meine italiens . . •
La France . . . apres avoir offert ä VEurope un grand Systeme
iconographique au XIII^ siecle lui en proposait un autre au com'
mencement du JCP. — Der Aufsatz G.Cohen" „Le costume dans
le th^ätre religieux du moyen Äge" in der RBe. (Bruxelles 1903)
ist nur ein Bruchstück der inzwischen vollständig erschienenen Arbeit
desselben Verfassers: „Histoire de la mise en sc^nc dans le
th^atre religieux fran9ais du moyen äge^S von der übrigens, wieder
Verfasser mir mitteilt, demnächst eine deutsche verbesserte und vermehrte
Ausgabe erscheinen wird. — Gerh. Lindner^ Greifswalder Dissertation
handelt über „die Henker und ihre Gesellen in der altfran-
zösischen Mirakel- und Mysteriendichtung''^^). In vier Ab-
schnitten werden die Bezeichnungen und Namen für Henker und ihre
Gresellen, die in den herangezogenen Texten verwandt werden, und alle
ihr Handwerk und dessen Ausübung betreffenden Angaben, zusammen-
gestellt und geschildert. Die Abschnitte, welche die Entwicklung der
Henker als Bühnenfiguren, die Bedeutung der Henkerszenen für das
Drama und die Sprache und Ausdrucksweise der Henker behandelt, sind
leider aus Raummangel ungedruckt geblieben. — In einer Miszelle der
Ro. XXXni S. 239—245 betitelt „Les trois Maries, mystöre
liturgique de Reims" veröffentlicht P. Meyer von neuem das Bruch-
stück eines Mysters von 40 Zeilen, welches kurz zuvor schon der Biblio-
thekar von Reims H. Loriquet im Hss.-Katalog der Reimser Bibliothek
B. I (= B. XXXVIII des Catalogue g§n6ral des mss. des Bibl.
de France^^) bei der Beschreibung von Hs. n® 55 mitgeteilt hatte. Es
gehört einem rein französischen liturgischen Myster des 13. Jahrhs. an,
weicht stark von dem einzigen bisher sonst bekannten liturgischen
Myster gleichen Inhaltes, das neben lateinischen auch französische Dialog-
stellen enthält, von dem der Abtei Origny Sainte-Benoite (jetzt in S.-
Quentin) ab und ist auch wegen ganz individueller Lautbezeichnung und
wegen der Verwendung verschiedener Rhythmen, die offenbar auf musi-
kalischen Vortrag deuten, interessant. Nebenbei weist Meyer 8. 242 Anm. 2
darauf hin quHl y a ä lierlin un ms,y provenant d^ Origny et exi-
cut4 en 1312 et 1314^ qui paratt contenir les memes textes que celui
de Saint'Quentiyi und bezieht sich dafür auf eine Angabe Durrieus in
BECh. Lin 122 — 24. — Eine neue Ausgabe von Jean Bodels „Li jus
de Saint Nicolai"^*) verdanken wir Georg Manz. Vorausgeschickt
10) Greifswald 1902 8" 83 S. 11) Paris, Plön 1904. 12) Erlangen, Junge
1904 8« 124 S.
E. Stengel. II 345
ist dem über der Hs. neu verglichenen Texte eine Untersuchung der
Sprache und des Metrums des Stückes, für welche auch die anderen
Werke des Dichters sowie die Adans de la Haie zur Vergleichung heran-
gezogen sind. Am Schluss stehen Anmerkungen und ein Glossar, dieses
wie jene sind nicht erschöpfend. Auf die literargeschichtliche Bedeutung
des Stückes ist der Verfasser gar nicht eingegangen, hat auch die Frage,
ob die disparateu Elemente etwa auf jüngere Überarbeitung oder auf
Interpolationen schliessen lassen, gar nicht aufgeworfen, geschweige denn
einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. Ich verweise hierfür auf die
kurzen Bemerkungen in meiner Besprechung von G. Paris' Esquisse
(Paris 1906) in ZFSL. XXXP S. 17f. — Wohl aus Anläse von Manz'
Neuausgabe hat W. Cloetta in der ÖRu. V S. 200 — 208 einen mir
unzugänglichen Aufsatz: „JeanBodels Nicolausspiel** veröffentlicht.
— In seinen „Notes sur le Jeu de la Feuill6e d'Adam le
Bossu" in der Ro. XXXII S. 384—93 hält E. Langlois 1. gegenüber
Guesnon (in M.-A. 1902, 172 — 3) die Autorschaft Adans an dem Stücke
aufrecht, bestreitet aber 2. gegenüber Guy (Essai sur . . , A. de le H.
S. 337) und anderen, dass das Stück ait ete composi pour une s4ance
solennelle du Piiy und dass es am Tage der Wahl des neuen Prinzen
selbst zum ersten Male aufgeführt worden sei (eb. S. XL), da es mit
besonderer Schärfe sich gegen Robert Soumeillon, den neuen Prinzen des
Pui wende, und die allgemeine Ansicht, das Stück sei gelegentlich der
Festlichkeiten an den Mai-Kalenden aufgeführt, einen weiteren Anlass für
die Aufführung ausfindig zu machen überflüssig erscheinen lasse. 3. Auch
Guys Schlussfolgerung aus den Worten des „derv6": Taisi^ pour les
dames (425), es seien bei der Aufführung Frauen anwesend gewesen,
widerlegt er in überzeugender Weise und sucht endlich 4. die Zeilen
866 — 872 als anlässlich einer späteren Aufführung interpoliert nachzu-
weisen. Ich glaube zwar, dass er auch hier im ganzen Riecht hat, gehe
aber noch weiter und halte sowohl die ganze Stelle 836 — 873, sowie
33 — 182 und 1091 — 96, d. h. die drei einzigen Partien in 6-zeiligen
Strophen, für interpoliert — Ebenda S. 422 — 441 weist F. Lot in
einem Aufsatz über die in Adans de la Haie Stück erwähnte „m es nie
Hcllequin et le comte Ernequin de Boulogne" (und zwar im An-
schluss an eine Miszelle von G. L. Kittredge ebenda S. 303 — 6) nach
que fe comte de Boulogne^ trds historique, AmouU bekannt unter dem
Namen Hemequin, n'a rien ä faire avec la „mesnie Herlequin". —
Die ganze Arlequinofrage im Zusammenhang untersucht Otto Driesen
in seinem interessanten und allseitig als lehrreich anerkannten Buche:
„Der Ursprung des Harlekin, ein kulturgeschichtliches Problem" ^^).
— Unter dem Titel „fitude sur le th^ätre fran9ais des XIV*
et XV*" si^cles"^*) veröffentlicht Emile Roy aus Hs. f. lat. 8163
der Pariser Nationalbibliothek ein mittellateinisches Drama: Comm-
moedia sine nomine, das zwar in Italien entstanden, aber durchaus
den bekannten französischen „Miracles de N. D. par personnages" des
14. Jafarhs. nachgebildet ist und auch inhaltlich sich als eine dramati-
13) Berlin, A. Dunker 1904 8« X u. 286 S. Pr.: 5 Mk. 14) Paris, E.
Bouillon 19U2 8« CCXVUI 36(5 S.
II 346 I^as französische Drama im Mittelalter. 1902->19(H.
sierte Fassung der Manekinesagc darstellt. Die Jungfrau Maria ist in
ihm durch eine delphische Priesterin ersetzt. Ein grosser Teil der Ein-
leitung wird vonR. der Erörterung verschiedener literarhistorischer Fragen hin-
sichtlich der „Miracles de N. D. p. p." gewidmet. So werden der Reihe
nach ihre Entstehung und Datierung, ihre Beziehung zu den Pariser
Mysterien, zur Confr6rie de la Passion und die Oeschichte gerade dieser
Confr^rie ausführlich besprochen, freilich ohne dabei auf wertvolle Unter-
suchungen wie die von H. Schnell über den Abfassungsort der Miracles
oder von W. Lohmann über J. Louvets 12 analoge Mirakelstücke de»
16. Jahrhs. irgendwie Bezug zu nehmen. — Das mit den Mirakelstücken
des 14. Jahrhs. ebenfalls zusammenhängende, freilich wesentlich jüngere
Miracle: „Le Chevalier qui donna sa femme au diable" hat von
Eugene und Eduard Adenis eine neufranzösische Bearbeitung „en 2 tab-
leaux en vers" erfahren. Zugleich damit ist die dazu gehörige ,,mu8ique
de sc^ne" von Theodore Mathieü veröffentlicht worden^*). Die Erst-
aufführung dieses Stückes hat am 4. April 1903 auf dem Od4on-Theater
in Paris stattgehabt. — In seinen „fitudes sur le th^ätre fran9ais
au XIV® si^cle"^®) veröffentlicht E. Roy zum ersten Male den Text
von „Le Jour du Jugement mystöre fran9ais sur le grand
schisme'' nach der Hs. 579 der Bibliothek von Besan9on. Der rund
2500 Zeilen lange Text sollte nach R.s Annahme sogar genau vom
5. April 1398 datieren. Hiergegen, wie überhaupt gegen die Deutung
des Stückes auf das grosse Schisma, sind aber Ro. XXXII 636 und im
JS. 1903 S. 677—86 von Noel Valois gewichtige Bedenken geltend
gemacht, wenn auch gegen die Möglichkeit, dass das Stück im 14. Jahrh.
verfasst sei, nichts eingewendet werden könne. In seinem sogleich zu
nennenden Werke über das Passionsspiel in Frankreich hat R. die Triftig-
keit von V.s Einwürfen anerkannt. Seine sehr ausführliche und inhalt-
reiche Einleitung handelt insbesondere noch von den Quellen, der In-
szenierung und der Sprache des Stückes und bringt überdies eine aus-
führliche Bibliographie der sämtlichen Dramen, welche den Antichrist
und das jüngste Gericht zum Gegenstand haben. — Noch wertvoller
und umfangreicher ist die dritte hier zu nennende Arbeit E. Roy', be-
titelt: „Le mystöre de la Passion en France du XIV® au
XVI® sifecle, 6tude sur les sources et le classement des mysteres
de la Passion, accompagn^e de textes in^dits: La Passion
d'Autun — La Passion, bourguignonne de Semur — La Passion
d'Auvergne, — LaPassion secundum legem debet mori"^''). Der
Schluss des Titels lässt den vollständigen Abdruck von vier bisher unver-
öffentlichten Texten erwarten, doch ist tatsächlich die Passion d'Autun
überhaupt nicht, und von der Passion d'Auvergne sind nur Bruchstücke abge-
druckt, ebenso von der „Moralit§ my störe et figure de la Passion de n.s. Jesus-
Christ nomm^e secundum legem debet mori** nach einem Lyoner Druck
und einer Pariser Hs. Vollständig ist nur mitgeteilt ausser dem Wieder-
abdruck der lateinischen Predigt „Passio secundum legem debet mori" nach
16) Paris, Librairie th^ätrale 1903 in 16" 46 S. Pr.: 1 fr. 50. 16) Eb.
E. Bouillon 1902 8« VIII u. 268 8. 17) Eb. H. Champion u. A. Rousseau o. J.
(Revue Bourguignonne publi6e par Tuniversit^ deDijon 1903 Tome XIII n® 3—4)
VIII, 124*, 512 S.
E. Stengel. H 347
einem Inkunabeldruck von Denis Roce, die in Hs. 904 der bibl. uat- in
Paris überlieferte Passion deSemur bestehend aus rund 9600 Vers-
zeilen. Die Ausgabe dieses Textes ist von E. ßtreblow in seiner Greif s-
walder Dissertation (Borna-Leipzig 1905), dem Referenten (ZF8L. XXIX*
165 ff.), A. Jeanroy (RLR. XLIX 220ff.) und E. Langlois (MA. 1905
S. 313 ff.) zum Teil sehr eingehend kritisiert und vielfach verbessert
worden. Weiterhin hat sich Roy die doppelte Aufgabe gestellt, einmal
mit möglichster (Genauigkeit die Quellen der behandelten Mysterien auf-
zuspüren (einige seiner diesbezüglichen Angaben hat Jeanroy in Ro. XXXV
365 ff. nachgeprüft und ergänzt), andererseits ihr gegenseitiges Abhängig-
keits- und Verwandtschaftsverhältnis zu ermitteln. Die letztere Aufgabe
ist aber dabei, wie Jeanroy (im JS. 1906 September) dargetan hat, zu
kurz gekommen. Im übrigen ist es ziemlich schwer, sich in der durch
viele Exkurse unterbrochenen Darstellung des Verfassers zurechtzufinden,
und eine selbständige Kontrolle der Aufsiellungen des Verfassers ist ausser-
halb Frankreichs wegen der Unzugänglichkeit des dazu erforderlichen
Materials vielfach ganz ausgeschlossen. Die Einzelforschung über die
verschiedenen Mysterien wird nun aber um so erfolgreicher einsetzen
können und ihren Ausgangspunkt stets von Roys Arbeit zu nehmen
haben. Als besonders dankenswert muss noch der Nachweis verschiedener
bisher gänzlich unbekannter oder unbeachtet gebliebener Passionsfassungen
hervorgehoben werden. — In der gleichen Hs. wie die Passion von
Arras und unmittelbar darauf folgend befindet sich das noch ungedruckte
Myst^re de la Vengence Jhesu Crist, welches Eustache Marcad6 zum
Verfasser hat. Von dem Herausgeber der Arraser Passion J. Richard
und, wie es scheint, fast allgemein, wird auch diese daher demselben Verfasser
zugeschrieben. Dieser Ansicht hatte Referent (ZFSL. XVII 21 8 f.) be-
reits kurz widersprochen, ausführlicher geschah es nachher von Ernst
Pein in seiner Greif swalder Dissertation; „Untersuchungen über die
Verfasser der Passion u. der V. J.-Ch. enthalten in der Hs.
n<> 69 7 der Stadtbibliothek zu Arras" ^**). Der Verfasser gibt,
was der Titel nicht andeutet, auf Grund seiner vollständigen Kopie eine
ausführliche durch zahlreiche Textproben bereicherte Analyse des Textes,
bei der die Unterschiede, welche beide Dramen erkennen lassen, besonders
betont werden, kurz auch das Verhältnis der Arraser Vengence zu der
von Anthoine Verard 1493 gedruckten und zu dem den gleichen Stoff
behandelnden erzählenden Gedichte angedeutet wird. (Eingehend ist
das Verhältnis der beiden Vegence- Mysterien inzwischen von Oberlehrer Dr.
Oldörp dargelegt). Als wesentlichsten Unterschied, neben der der Passion
fremden Neigung Marcad^s zu allgemeinen Betrachtungen und An-
spielungen auf Zeitverhältnisse, hebt P. die verschiedenartige Verwen-
dung der Rondelform und auch anderer strophischer Gebilde in beiden
Stücken hervor, er handelt deshalb auch am Schluss speziell hierüber. Vgl.
W. Suchiers zustimmende Besprechung im ASNS. CXIl 460 ff. E. Roy
dagegen (Le myst. de la P. etc. S. 275) tritt ohne indessen auf P.s und
meine Beidenken einzugehen, wegen der gleichen Benennung der auf-
tretenden Personen und wegen Grebans Benutzung gerade der Arraser
18) Greifswald 1903 8° 43 S.
V o 1 1 m 5 1 1 e r , Rom. Jahreaberlclit V LEI. 23
II 348 Das französische Drama im Mittelalter. 1902—1904.
Passion für Marcad^s Autorschaft auch an der Passion ein. Seine Argu-
mentation betrachtet auch Jeanroy (Ro. XXXV 373 n. 1) als convain-
cante. Ich kann sie aber gegenüber den vorerwähnten Argumenten nicht
als durchschlagend anerkennen. — In Ro. XXXI (1902) 104 — 6 teilt
P. Meter ein kurzes „Fragment d'un myst^re du XV* siöcle"
mit. Es steht auf einem länglichen Papierstreifen, der sich im Archiv
von Reillane erhalten hat, aus dem Ende des 15. Jahrhs. datiert und
un röle appartenaiit ä un rnysUre fran^is des neutestamenth'chen
Zyklus enthält. Es ist der dritte derartige, bisher bekannt gewordene
interessante Originalausschnitt einer einzelnen Theaterrolle. Wie die beiden
andern stammt auch diese Rolle aus Südfrankreich. — Ein längeres „Bruch-
stück eines altfranzösischen Mystöre" veröffentlicht H. Andresen
in ZRPh. XXVI S. 76— 100. Es sind 6 Blätter aus dem Ende des
15. Jahrhs., die Prof. Philippi-Münster in der Bibliothek des Schlosses
Anholt gefunden hatte. Ihrem Inhalte nach gehörten sie einem Texte
an, der zu einem nicht geringen Teile auf eine gemeinsame Vorlage mit
dem Stücke der Jubinalschen Myst^res du XV* si^cle zurückgeht, welches
den Märtyrertod der Apostel Petrus und Paulus enthält. Andresen
druckt neben den Anholter Text die entsprechenden Stellen der Sainte-
Geneviövehs. ab und fügt eine Anzahl vorwiegend sprachliche Anmerkungen
an. Das Anholter Bruchstück gehört zweifellos einer jüngeren, öfters
erweiterten Überarbeitung des Jubinalschen Textes an, ähnlich wie das
von O. Erler 1896 untersuchte Mystöre des S. Denis. — Nicht zuge-
gangen ist mir eine Arbeit von J.-P. Jacobsen: „Det komiske
Dramas Oprindelse og Udvikliug i Frankrig for Renais-
sancen"^®). — Fascicolo 25 der SFR. IX 2 enthält Pierre Toldo"
„fitudes sur le th^ätre comique fran9ais du moyen-äge et sur
le röle de la nouvelle dans les farces et dans les com6dies^''^).
Mit Recht bemerkt der Verfasser S. 186: Aucu7i cfiiique rCa 6tudt^,
que je sache, dans leur ensemble les rapporU existant entre les
nouvelks et le tMätre comique, et les sources qui ont 6ti i7idiqu4es
pour les farces du moyen-äge, laissent ä petne entrevoir V6tat de
la question. Petit de Julleville hatte versichert que st la farce hirite
de Vesprit narquois et de Vhumeur libre du fabliauj eile est n^an-
moins tout ä fait indApendante et dispose d*un fond comique en
grande partie original et propre ä eile, Toldos Resultate gehen dem-
gegenüber dahin, dass man abgesehen von einem fond commun d^in^
spiratio7i populaire auch einen direkten Einfluss exercde sur la farce
d'nn cöte par les fahliaux et de Vautre par les nouvelles nicht aus-
ßchliessen dürfe. Gerade in letzter Beziehung ist die Arbeit reich an
neuen Ergebnissen, so wird die Farce „le Cousturier, Escopet le
gentilhomme et la chambriere" hier zum erstenmal dem Fabliau „ D u
tailleur du roi et de son sergent" gegenübergestellt E. Roy be-
merkt nur mit Recht in seiner Besprechung (in RHLF. IX 694 ff.),
dass Toldos these eilt probablement gagn4 s'il avait sacrifU des
rapprochements ragues (voir le chapitre: Contre le Mariage) et s'il
19) KopenhageD, Bojesen 1903 8«. 20) Tonne, E. Löscher 1902 8^ Fr.:
L. 12,50.
E. Stengel. II 349
avatt mieux d4tache ks r^sultats vrai?nent neufs acquis par sov.
enquete 7iouvelle, — Das Buch von O. Mirbeau: „Farces et mora-
lit^s^**^) ist noch nicht in meine Hände gelangt. — Emil Dreger^
Göttinger Dissertation: „Über die dem Menschen feindlichen
allegorischen Figuren auf der Moralitätenbühne Frank-
reichs"*^) besteht ausser einer kurzen Einleitung aus G Abschnitten.
Der erste bietet tabellarisch eine Übersicht über die menschlichen Ver-
treter und die ihnen feindlichen allegorischen Figuren in den 38 be-
handelten Moralitäten, der zweite schildert den Gang der Handlung in
den einzelnen Stücken, soweit er geeignet ist, das Wesen der unter-
suchten Figuren zu beleuchten. Abschnitt III bringt ein alphabetisches
Verzeichnis der betreffenden Namen und eine Erörterung ihrer Bedeutung
und der Gründe für ihre Wahl. Im folgenden Abschnitt wird die Rolle,
welche die Trager dieser Namen auf der Bühne spielen, im fünften ihre
äussere Erscheinung geschildert. Der letzte endlich sucht ihren Ursprung
zu ermitteln. Sie sollen sich nach D. aus den Teufelfiguren der Myst^res ent-
wickelt haben. Die klar disponierte und sorgfältig ausgeführte Arbeit
bietet also recht willkommene Zusammenstellungen und wertvolle Resultate.
— Nicht einsehen konnte ich Henri Chardon® Ausgabe von Fran9ois
Briands „Farce de Taveugle et de son varlet Tort"^*). — Der SocifeTlS
DES Anciens Textes verdanken wir eine Faksimilewiedergabe des „Mais tre
Pierre Pathelin histori^, gedruckt gegen 1500 von Marion de Malau-
noy veuve de Pierre Caron^*). Eine ausführliche Introduction biblio-
graphique hat Emile Pi(X)t beigesteuert. Sie verzeichnet 12 Pathelin-
ausgaben, die seit Erfindung der Buchdruckerkunst bis gegen 1515
erschienen sind und auch deren gegenwärtig bekannte Fundorte. — Wegen
der sehr ausführlichen und wertvollen Monographie von L. E. Chevaldin:
„Les Jargons de la Farce de Pathelin pour la premiere fois
reconstitu6s traduits et comment^s avec le bienveillant con-
cours de philologues fran9ais et de professeurs d'universit^s
fran5aise8 et etrangöres"^^) verweise ich auf die Besprechungen von
A. Jeanroy in RM. n<> 61 und von Risop in DLZ. 1904 n^' 28. —
Höchst willkommen ist selbstverständlich der von E. Picot für die
Soci^tö des Anciens Textes hergestellte „Recueil g^n^ral des Sottics",
von dem 2 Bände vorliegen. Sie bringen in chronologischer Anordnung
den Text von 18 Sotties aus den Jahren 1420 — 1530. Voraus geht
eine inhaltreiche allgemeine Einleitung und jedem Stücke sind wertvolle
Vorbemerkungen und Fussnoten beigegeben. Auch die schwierige Auf-
.gabe d'dueider les faits auxquels les auteurs des sotties fönt allusion
ist, so weit wie das zurzeit möglich war, in dankenswerter Weise gelöst
.worden. Dass hierfür wie für Besserung der oft bis zur ünverständlich-
keit entstellten Texte noch vieles zu tun übrig bleibt, ist von vornherein
klar und wird vom Herausgeber unverhohlen anerkannt. — Schliesslich
sei auch noch ein mir nicht zugegangenes Schulprogramm von H. Bau-
21) Paris 1904 8« 287 S. Pr. : 3 fr. 50 c. 22) Göttingen 1904 8» 86 S.
23) Paris, Champion 1903 8° 34 S. (Sonderdruck aus: La Province du Maine).
24) Eb. F. Didot 1904 8" 12 u. 60 S. (Faksimile). 25) Eb. Fontemoing 1903
8" XVI 515 S. 26) Eb. F. Didot 1902-04 XXXII 272 u. 374 S.
23*
II 350 Katalanische Literatur. 1904.
MANN über „Victor Hugo et Pierre Gringoire"*''), den bekanntesten
Sottiedichter, hier erwähnt
Greifswald. E. Stengel.
J. J* Bonssean« 1904. II s'est form^ ä Gen^ve une Soci6t6 Jean-
Jacques Rousseau, qui a tenu sa premi^re s^ance le 6 juin 1904.
Cette Soci^t^, qui a son si^ge a Genöve, a pour but de d^velopper
et de coordonner les ^tudes relatives ä Jean-Jacques Rousseau, ä ses
oeuvreS; et ä Tinfluence qu'il a exerc6e ; et de pr^parer une Wition critique
de ses ouvrages, et un recueil de sa correspondance.
Elle associe les personnes qui, dans tous les pays, sMnt6ressent aux
m^mes travaux. Au moment oü nous ^crivons (octobre 1907) eile compte
plus de trois cents membres; prfes de la moiti^ appartiennent ä la Suisse.
Elle r^uiiit sour le nom d'Archives J. J. Rousseau, une
coUection de manuscrits, imprim^s, portraits, m^lailles et Souvenirs de
tout genre qui se rapportent ä cet 6crivain.
Elle public un recueil pöriodique, les Annales J. J. Rousseau,
qui servira d^sormais de centre pour toutes les recherches et les ^tudes
qui se rapportent au philosophe de Genöve. Les volumes de 1905 et
1906 ont paru.
Geneve. Eugöne Ritter.
Katalanisohe Literattir. 1904
Bibliographie, Allgemeines. Von 1908 ist die Begrün-
dung der ,,Biblioteca populär de FAven^^^ nachzuti-agen, von deren
zahlreichen Bändchen ä la Reclam nur einige wenige dem Romanischen
Jahresbericht vom Verlag zuganglich gemacht wurden. Ein urteil über
die Unternehmung muss ich mir daher versagen. Das Verzeichnis ent-
hält die Schriften namhafter Prosaschriftsteller der Gegenwart, wie Mass6
Torrents, Santiago Rusinol, Victor Catalä, Gabriel Alomar,
Narcfs Oller, sowie eine reichhaltige Übersetzungsliteratur.
Die wichtige, von J. Ma8s6 Torrents geleitete Revista de Biblio-
grafia Catalana, das einzige bibliographische Organ für Neuerscheinungen
auf dem Gebiet des Katalanischen, erfuhr ihre Fortsetzung in einem
stattlichen, leider erst spät herausgegebenen sechsten Bande, der das
ganze Jahr 1903 umfasst. Ausser der laufenden, diesmal sehr reich-
haltigen, wenn auch die katalanische Presse nicht mehr berücksichtigenden
Bibliographie bringt der Band eine Reihe literarhistorischer und biblio-
graphischer Abhandlungen, auf die ich, da dieser Jahrgang III 1906
erschienen ist, in dem Bericht über dieses Jahr näher eingehen werde.
Im Interesse nicht nur der Ausländer, die sich mit katalanischer Sprache
und Literatur beschäftigen, sondern auch der katalanischen Gelehrtenwelt
würde es gewiss liegen, wenn dieses bibliographische Zentralorgan Kata-
loniens in (Kirch gleichmässige Intervalle getrennten Jahresbänden, deren
27) Torgau 1902 4« 14 8.
B. Schädel. II 351
jeder immer über das unmittelbar vorausgehende Jahr berichtet, erschiene.
Referent und Benutzer der katal. Abteilung des JBRPh. würden diese
Regelmässigkeit gewiss mit Freude begri'issen.
Von dem Bändchen, das M. Obrador t B^nnassar unter dem
Titel „La nostra arqueologia Uteraria^^^) publizierte und den treff-
lichen Anregungen zur Herausgabe altkatalanischer Literaturdenkmäler,
die darin gegeben werden, habe ich bereits in der DLZ. 1906, Nr. 1,
gehandelt. Ich möchte im Anschluss an diese Besprechung an dieser
Stelle noch vor der, wie mir scheint, übergrossen Sorgfalt warnen, mit
der man in Katalonien das typographische Äussere solcher Text-
ausgaben zu behandeln pflegt. Nicht darum handelt es sich, dass für
die Sammlemeigungen einiger reicher Bibliophilen neue Luxusaus-
gaben auf Pergament und in zweifarbenem gotischem Druck geschaffen
werde: die Zeit Aguilös hat an solchen äusserlich kostbaren, von text-
kritischem Standpunkte aus aber oft recht dürftigen Ausgaben mehr
als genug in die Welt gesetzt. Dass von philologisch geschulten Kennern
der alten Sprache den heutigen Ansprüchen angemessene kritische Ausgaben
besorgt werden, nicht für einige wenige Bibliophilen bestimmt, sondern in
anspruchslosem Gewände jedermann zugänglich, ist eine Forderung, für
die in den literarisch interessierten Kreisen Kataloniens das volle Ver-
ständnis noch nicht in dem gehörigen Masse wach geworden ist. Obra-
dors gotische Druckmuster sind gewiss sehr schön, man würde es sich
auch wohl gefallen lassen, dass mit dieser Ausstattung Texteditionen ge-
liefert werden, sofern sie aus seinen eigenen gründlichen Studien hervor-
gegangen sind; ich fürchte jedoch, dass solche auf die äussere Form be-
züglichen Anregungen besonders begierig von den Editoren aufgegriffen
werden, die ihre linguistische Unwissenheit und die Kritiklosigkeit ihrer
Publikationsmethode hinter blendendem äusserem Schmuck verbergen
möchten. In allen anderen Punkten kann ich den Vorschlägen des Ver-
fassers und seinem lebhaften Appell an den literarischen Patriotismus der
Katalanen, indem ich auf meine obengenannte Besprechung hinweise,
nur voll zustimmen. Möge das grosse Werk einer Gesamtpublikation
von Kataloniens heute vielfach nur in entstellter und verpfuschter Form
zugänglichen oder in verborgenen Winkeln schlummernden literarischen
Schätzen bald verwirklicht werden! —
Eine Revista mensual d'educaciö nadonaU orgue de les entitats
escolars i docents catalanes begann 1904 unter dem Titel ,, Universität
Catalana"^) zu erscheinen.
Geschichte der Literatur. Die Ernte des Jahres ist eine äusserst
spärliche.
G. Llabr^s behandelt die Frage ,yquien es et autor de la Cr&nica
de San Juan de la Pena"^) und kommt zu dem Ergebnis, dass sie
ursprünglich in katalanischer Sprache auf Geheiss Pedros IV. von dessen
Chronisten Bernat Dezcoll geschrieben wurde und anfänglich unter
dem Titel Neohgia dels Reys d^ Arago bekannt war.
Über die beiden grossen Schöpfungen von Mossen Cinto ver-
1) Palma de Mallorca, Impr. de les Filles de J. Colomar 1905 (zuerst im
BSALu. 1904 erschienen). 2) Direcciö: Barcelona, Biera Alta, 21—35. 3) BHue.
1903, 1.
II 352 Katalanische Literatur. 1904.
breitet sich der Bretone ^mile Leouiel in einem kritischen Essay*).
Der wesentliche Inhalt dieser Arbeit besteht in einer Analyse der beiden
Gedichte; die beigefügte Kritik lobt viel und tadelt manches. Sie hat
in Roussillon wenig Zustimmung gefunden. Im Gegensatz zum Verfasser
(pg. 106) und aus eigener Erfahrung heraus möchte ich behaupten, dass
es sogar höchst notwendig ist für den Nichtkatalanen, der „Ciiwtyd"
wirklich verstehen und geniessen will, die Pyrenäen zu durchwandern.
Einen besonderen Wert besitzt Leguiels Studie nicht.
Über M. S. Oliver* Ensaijos criticos [la literatura en Mallorca
1840 — 1903)^) vermag ich kein Urteil abzugeben, da mir das Buch
nicht zugänglich wurde; ebensowenig über W. J. A. Barber, Rayrnofid
Lull, the illuminated doctor^).
Von sonstigen 1904 erschienenen literarhistorischen Studien ist bis
jetzt nichts eingelaufen. Die rückständigen Verhältnisse im spanischen
Buchhandel haben die unangenehme Folge, dass oft Jahre vergehen, bis
Neuerscheinungen dem Nichtspanier bekannt und zugänglich werden.
Ein Nachtrag über 1904 kann eventuell gegeben werden, sobald Bd. IV
der eingangs erwähnten Zeitschrift von Masso Torren ts erschienen ist
und über die literarhistorischen Arbeiten dieses Jahres eine Orientierung
gestattet.
Ein vollständiger Überblick über die literarische Bewegung der
Gegenwart im Anschluss an die bis 1890 reichende Zusammenstellung
von A. RuBi6 y Lluch") muss hier aus demselben Grunde unterbleiben.
Es können nur die folgenden Werke aus der Zeit bis 1904 verzeichnet
werden :
Lyrik: Joan Maragall, Poesies, Barcelona, Aven9, 1895. —
MiQUEL Costa, del ngre de la terra, poemes. Palma 1897. — J. Mara-
OALL, visions y rants, Barcelona, Aven9, 1900. - J. Plana y Dorca,
Curtas y mes curtas, Barcelona 1901. — Thomas Forteza y Cort^
poesies, Palma 1902. — E. Guanyab^^ns, VoliniJie^, Barcelona 1903.
— J. Delpont, jRefilets, 1904. — J. Plana y Dorca, Bastides y
Pedruscall, 1904. — M. Costa y Llobera, p"*, tradidons y fanta-
s-iesy 0. J.
Novelle und Roman : J. Massö Torrents, croquis pirenencs,
Barcelona, Aveny 1896 und öfter. — Santiago Rusinol, Anant pel
ynon, Barcelona 1896 und öfter. (Cf. RCHLEP. I, 94—96). — Ray-
MON Casellas, eh sots fercsteehsy 2* ed. Barcelona 1902. — J. Mass6
Torrents, Desillusiöy Barcelona 1904. — J. Rossell6, En Rupit,
Barcelona 1904.
Übersetzungen und Sammlungen: J. Maragall, Ifigenia a Tau-
rida, 1898. — T. Sucona y Vall^s, los salms de Daind, Tarra-
gona 1901. — Historia de Robert lo Diable, treslat d'una versiö
francesa del XI V^^ segle eu llengua catalana. Barcelona, Alt^, 1901.
— J. YxART, obres catalanes, Bare. Aven5, 1895. (Cf. RCHLEP. I,
4) Emile Leguicl, un grand poMc contemporain en langue catalane,
Ensai sur l'„Atlantida", et le „Canig6" de Jacinto Verdaffuer; avec
pr^face de M. J. Delpont. Barcelona, Aveny; Ceret, L. Lamiot, Bue Saint-
Ferr^ol, 1004. IX, 109 S., 2 frs. 5) Palma de Mallorca, Muntaner, 1903, 8*,
301 pÄgs. 6) London, Heywood, 1904. 7) JBRPh. 1.
B. Schädel. II 353
29—31, RHisp. 1896, n® 7—9). — Llüis Mii^, Colecdö de articles
oriffinals. Barcelona 1894. — Lluis Mila, Colecdö de monölechs (25).
Barcelona 1901—02.
Im übrigen verweise ich auf die Besprechungen der neuesten Er-
scheinungen in den beiden grossen katalanischen Zeitungen „Few de
Catalunga^^ und „El Pöble Catalä", auf die zusammenfassenden Über-
sichten im Calendari Catald % sowie auf einzelne Artikel in RCHLEP.
z. B. n, 309 über C. Bosch de la Trinxeria [gest. 1897, Werke:
Die Skizzen Recorts de un excursionista (1887), Pia y Montanya
(1888), De ma cullita (1890), Tardanias (1892) und die Novellen
Vhereii Novadell (1899), Montalbd (1892), Vhereu Subird (1893),
Sera (1894)]; III, 116ff. [R. D. Per^s, notas catalanas, über Santiago
Rusinol, Mass6 y Torrents, Rafael Altamira, Narciso Oller
etc.] ; rV, 84 über E. Vi dal deValenciano [gest. 1899, Aufzählung seiner
dramatischen Werke seit 1865], IV, 159-168. 232—246 [Rede von
CosME Parpal y Marques auf die Tätigkeit des grossen Rubiö y
Ors als Geschichtsschreiber], IV, 171 — 183 [guter Überblick über des-
selben dichterisches und wissenschaftliches Schaffen], VI, 6 7 ff. [über
Victor Balaguer] oder der RHisp., 1901, 573ff. [überdens.] und der
Ro. XXIX, 472 (über RubiöyOrs' letzte Werke). Zusammenhängende
kritische Würdigungen des literarischen Lebens der Gegenwart (etwa seit
Tu bin OS grossem Werk) und seines rapiden Aufschwungs fehlen ; es ist
die Aufgabe der Katalanen selbst, diese Lücke zu füllen. Selten be-
schäftigen sich kastilische Zeitschriften und Zeitungen mit den Leistungen
der Katalanen auf literarischem Gebiet. Eine ungemein reichhaltige
Buchausstellung, die in Verbindung mit dem Oktober 1906 abge-
haltenen „Primer Cvngres internadonal de la Uengua catalana** die
Bedeutung und den äusseren Umfang des katalanischen Schrifttums des
19. Jahrhs. und der Gegenwart der Welt und — Kastilien greifbar vor
Augen führte, dürfte die Veranlassung zu einer gerechteren Einschätzung
der neukatalanischen Literatur auf kastilischer Seite geben und zu einer
Besserung der Beziehungen beitragen, die die Geisteskultur der beiden
Landesteile verknüpfen.
Halle a. S., im November 1906. Bernhard Schädel.
8) Ed. Joan Bta. Batlle, L\,Ärxiu'\ carrer de la Tapineria 48, Barce-
lona, Bd. I 1898, VI 1903.
IIL
Dritter Teil. Grenzwissenschaften.
Volkskunde.
Allgemeine und franzosische Yolkskunde von R. Reuschel
folgt später.
Folklore wallen. 1904 von A. Doutrepont siehe I 185.
Folklore in Italia. 1904—1906. Nel triennio del quäle verrö
occupandomi in questn breve notizia abbiamo avuto, dove piü e dove
meno, piibblicazioni intorno ai diversi ranii del Folklore in Italia. La
materia dei racconti fe stata pari a quella dei canti, e quindi la prosa
narrativa pari alla poesia cantata. Rieca la produzione delle usanze e delle
superstizioni, pcarsa invece e povera anzi che no quella dei proverbi.
Notevole questo: il genere narrativo ha avuto pabolo di svolgerei ed affer-
marsi nella leggenda. Se ne togli diciotto fiabe pubblicate nelle Tra-
dizioni popolari friulane da LuiGi Gortani (üdine, 1904), nelle
quali pure son canti in buona parte religiosi e parodie e canzonette in-
fantili; se ne togli anche qualche tentativo artistico di novelle per fan-
ciulli, tutto il resto b esclusivamente leggendario. E al leggendario,
comprese le pubblicazioni originali della notissima £mma Parodi (la
quäle, prendendo motivi o interi temi di leggende toscane ha dato fuoii
or ora presso la Casa Salani quattro bei volumi di Novelle della
Nonna (Firenze 190G), appartengono parecchie pubblicazioni di studi
critici sopra singoli temi. I meno intendenti nella specialita non saranno
soddiöfatti di questa limitazione; ma giova osservare che per via di
monografie particolari si potra giungere a svolgere nella sua pienezza
un fatto e ad assodare singoli risultati che poi serviranno di leggi generali.
Notevole anche que^^to: le poche opere di argomento leggendario
venute in lucc sono del tutto negative. Mi spiego: riescono a dimostrare
tutto il contrario di quello che si b creduto e detto finora: esempio special-
mente il libro di GiNO Chiarini sopra Romeo e Giulietta. La storia
degli amanti veronesi ricercaüi nelle novelle italiane e nella tragedia di
Shakspeare (Firenze, 8ansoni 1905), tragedia che il Chiarini tniduce dal-
ringlese, mette al bando le secolari affemiazioni e le tradizioni attuaL'
G. Pitrfe. III 2
sugli ipotetici personaggi, dei quali non si cessa ancora di indicare il
sepolcro chQ non fu mai loro sepolcro.
Lavoro anch' esso di ardita demolizione h quello testö iniziato da
Benedetto Croce con le sue quattro Leggen de napoletane (Napoli,
Morano 1905); dove, narrato coi passi di scrittori napoletani i racconti
dell' Arco di S. Eligio, della Regina Giovanna, del Pozzo di
S*. Sofia e degli Amori del Pergolesi a Napoli, il Croce li viene
sfatando con solida erudizione. Dico iniziato il lavoro del Croce, perch^
il suo volumetto h il principio d' una serie di altri sull' aigomento, storico
e demografico ad un tempo.
Solo a titolo bibliografico ho il dovere di citare un volume di Studi
di loggende e Nuova Raccolta di Loggende pop. siciliane
(Torino, Rinck 1904). Esso h il XXII della Biblioteca delle tra-
dizioni pop. sicil. che, presto farä quarant' anni, venne incominciata
dall* Autore in Palermo. La parte principale del libro b una monografia
sopra il famoso nuotatore tradizionale dl Messina chiamato Cola Pesce,
che sarebbe vissuto ai tempi di Federico II® lo Svevo mentre la leggenda
era piü che millenaria quando Frederico non era ancora nato. La lette-
ratura erudita e la rusticana, intorno a questo tipo di marangone stra-
ordinario, mezzo tra l'uomo e Tanfibio, 5dall^A. mensa a contributo per
la illustrazione non solo di Cola ma anche dell' ente divenuto dapprima
le^endario, ora mitico. Altro tema di ricerche ^ il ciclo leggendario
del Vespro Siciliano.
Brevi Studi di Loggende abruzzesi comparate (Teraino 1905)
sopra Ponzio Pilato, Longino e la distruzione di Corfino son quelli di
Giovanni Pansa; che, a dir vero, non saprei mettere a fronte degli
altri recentissimi di Gaetano Amalfi sopra Parten io di Nicea e
le favole milesie (Napoli, Priore 1906) prima parte di una monografia
dovuta ad un uomo molto competente nella storia delle novelle special-
mente antiche e provetto nelle ricerche piü gravi di fonti e di com-
parazioni.
Nel vasto campo della poesia popolare, il libro piü considerevole
non solo pei canti tradizionali, ma anche per tutte le altre materie del
Folklore nazionale, h la nuova edizione de La poesia pop. italianadi
A. D'Ancona (Livomo, Giusti 1906). Ventott' anni di nuovi studi, un
numero copioso di documenti nuovi, quasi sempre difficili a trovare, han
reso quest* opera capitale per la storia di quella poesia, che da ora in
poi dovra entrare nella storia della letteratura in Italia. La lirica popo-
lare, sopratutto d'amore, assorge per essa ad una importanza non prima
sognata, quando fino ad un terzo di secolo fa raccoglitori ed editori ^i canti
venivano derisi o compatiti. Storia non ^, ma critica oggettiva, serena,
stringente di quella lirica che da tre secoli corre per le bocche dei volghi
della penisola, e della origine e degli adattamenti e delle forme metriche
di essa, e delle sue relazioni con la poesia letteraria. La quäle critica
h riuscita ad assodare che patria d' origine della lirica pop. italiana h la
Sicilia. «La chiara fontana, scrive sapientemente e poeticamente il
D'Ancona, h quell' onda sotterranea, sempre fresca e vivace, che scorre
da un capo all' altro d' Italia; h quella misteriosa Aretusa, che sgorga
nell' Isola ed attraversa lo Stretto, e neUa quäle fa suo lavacro la Musa
III 3 Folklore in Italia. 1904—1906.
del popolo; e quando n^esce fuori, le stille che le cadono ai piedi, sono
come gronda di dolce pioggia di perle e dl rubini scintillanti ai raggi
del nostro sole . . . e, nato con veste del dialetto in Sicilia, in Toscana
aseunse forma illustre e comune, e con riffatta veste migrö nelle altre
provincie.»
Lo studio dei prinii tentativi nel canipo delle tradizioni popolari ha
indotto il Prof. Giovanni Giannini a ristampare una raccolta tanto
decantata quanto sconosciuta di poesie popolari fatta tra il 1834 e il
1842 dal oorso Silvio Giannini. JDico i Canti dei cainpagnuoli to-
scani, (Arezzo 1904), apparsi nella Viola del Pensiero e poi nei
Canti pop. toscani, corsi, illirici e greci del Tonimaseo (rilevo di
passaggio la ristampa dei Canti greci di qnesta celebre raccolta, ristampa
fatta dal traduttore P. E. Pavolini, Milano 1905).
La ristanipa comprende 132 rispetti con le tre prefazioni che allora
li acoompagnarono di Silvio Giannini e di Pietro Thouar, ed ^ un
documento per la bibliografia della poesia rustica in Italia. II Senti-
inento del Marc nella poesia italiana (Torino, Paravia 1905) ö
stato ricercato dalla giovane professoressa Albertina FüRNO nella poesia
erudita e nella popolare. Gli elementi di questa non sono, a dir vero,
abbondanti; tutt' altro! Ed h strano che in una terra tutta circondata
dal mare, sia tanta scarsezza di sentimento di esso. Una letteratura
pop. marinaresca come quella che offrono altri paesi, Tltab'a non ha: e
quello che la Furno ha saputo mettere insieme, specialmente in Sicilia,
che h la meglio posta in evidenza, h giä qualche cosa.
Altra volta ebbi ad avvertire il contributo sempre copioso di tra-
dizioni per occasione di nozze. Anche stavolta devo constatare il fatto
per recenti pubblicazioni delFAMALFi, del Di Martino, del Ferraro;
tutte per nozze. Tra le notevoli ö quella del prof. Giovanni Fabris
(Faustissime Nozze Fabris-Savardo. Udine, Dal Bianco 1906)
che fa risaltare le relazioni iutime ed esteriori tra alcune laudi medie-
vali dei disciplinanti del Veneto e le laudi moderne, altre liriche, altre
narrative. Le relazioni sono cosi strette che una parentela non puö
negarsi. I componimeuti di questo genere dei secoli scorsi ed i componi-
menti presi dalla bocca dei volghi d'oggi hanno veri contatti.
Scarsa, anzi addirittura nulla, h stata la produzione tecnica della
musica tradizionale.
Un piccolo saggio ci e venuto dall' Estero e da una forestiera molto
intelligente, la Sig* Ella de Schoultz-Adaiewski, che ha dato fuori
Volksweisen und Texte aufgezeichnet bei den Slaven von
Torre, Torre, Udine, Luzevera sono aH'estremo confine d' Italia, e le
melodie quivi udite e trascritte presse quegliSlavi hanno un' importanza
speciale in quanto confermano la italianita anche di quella musica.
Questa italianita, dalla brava raccoglitrice non rilevata, risulta da qualsi-
voglia documento tradizionale di quella regione, anche sottoposta aU'
Austria, come Fiume, ed e ragione di nuove ripetute conferme.
Proprio quest' anno il prof. Albino Zenatti ha chiamato la simpatia
degli Studiosi sopra Un Canto pop. d'Ampezzo (siamo sempre li nel
Friuli): che egli e Giosuö Carducci (Trento, Zippel 1906) udirono nel
1892, canto che al forte poeta parve ed e una rivelazione d' italianita
G, Pitrfe. III 4
in quella terra divisa da secoli dalla madre patria; e che principia:
«Vegnira po* '1 di de Luni, — 8ul marca coraprar le funi». Lo studio del
Zenatti passa a rassegna la maggior parte, se non tutti, i ricordi della
settimana degli amanli nella tradizione poetica.
Chi cerchi poesia popolareggiante potra mettere gli occhi sopra
Cecco d'Ascoli e la Musa popolare di Carlo Lozzi (Ascoli-Piceno
1904) e Attraverso il quattrocento di F. Ravelix) (Torino 1904).
Ho detto che le pubblicazioni di usaiize superano quelle di qualsi-
voglia ramo di Folklore. Le prove son li in un volume di ricerche
originali d'archivio, di L. Fumi: Superstizioni, pregiudizi e malie
in Lucca nel medio evo (Lucca, Giusti 1905); in una nuova splendida
edizione illustrata della Storia di Venezia nella vita privata di
Pompeo Molmenti (Bergamo 1905) ed in un' altra dozzina di libri ed
opuscoli. II settecento in Sicilia, in Napoli, in Venezia ed altrove fe stato
trattato dall' Autore di questo cenno in due volumi sopra Palermo
cento e piü anni fa (Palermo, Reber 1904 — 05); da L. M. Majorca
MoRTiLLARO nel volume Lettighe, Portantine e personaggi nel
settecento (Terza edizione, Palermo, Reber 1906); da E. Mele, che
ha esumato e tradotto dalle spagnuolo in italiano una parte del Via je
di Leandro Fernandez de Moratin riferibile a Napoli nello scorcio del
medesimo secolo (Trani, Vecchi 1906). I lazzari, i mendicanti, il patriziato,
la curia, i paglietti, il Clero, la milizia vi rivivono e si agitano.
Le credenze sopra II tarantolismo sono State studiate in una
farsa del sec. XVIII da F. Guerrieri (Lecce 1904), cosi come i
Mariti e Cavalier serventi nelle commedie del Goldoni da una
donna! la Signora Maria Merlato (Firenze, Carnesecchi 1906). Antiche
costumanze basilische sono descritte nel X capitolo delle Memorie
storiche di Oppido Basili'cata di Frangesoo Giannone (Palermo,
Marsala 1905), e compresi in un volumetto di Manfredi Fasülo
sopra L'Isola di Capri (iSorrento 1906).
Di essen diabolici si sono occupati, ciascuno per proprio conto, il
Prof. Carlo Pascal nel suo libro Dei e Diavoli (Firenze, Le Mounier
1904) e QüiRiNO BiANCHi in una monografia sopra L'evoluzione del
Diavolo nella delinquenza (Napoli, Lubrano 1905) e di usanze
nuziali D. Chiattone in Matrimoniana (Saluzzo 1905). Tutta questa
materia pu5 dirsi nuova, o presso che nuova. Gli autori han saputo
dove metter le mani nello sceglierla, e come farne ragione di studi nello
svolgerla.
Di seconda mano ha invece lavorato A. De Blasio scrivendo de'
Pregiudizi sugli eventi umani (Napoli, Pierro 1906); come a dire
dei giomi fausti ed infausti, dei numeri, e di altre superstizioni.
Vengo ora a parlare d'un gruppo di pubblicazioni miscellanee a
base specialmente di costume.
Nella immensa, svariata produzione popolareggiante di G. C. Croce,
il proverbiale autore di Bertoldo e di Bertoldino, Alberto Trauzzi ha
cercato le molteplici manifestazioni della vita bolognese della fine del
Cinquecento e dei primi del seicento e ne ha fatto un buon libro intitolato:
Bologna nelle opere di G. C. Croce (Bologna, Zanichelli 1905). La
citta pel Trauzzi rivive con i suoi gusti, i suoi vestiti, i suoi divertimenti,
m 5 Folklore in Italia. 1904—1906.
le sue feste, i suoi amori, le sue pazzie: vero caleidoscopio di pereone e
di cose animate e parlanti.
Appunti di costumanze, di ubbie, di molti e di curiosita storico-
deinografiche formano le Mescolanze di tradizioni popolari di
Gherardo Nerucci (Pistoia, Fiori 1904), nome caro alle discipline
ling^stiche e dialettali. Sono, ripeto, appunti che fanno deplorare che il
loro autore non abbia occupato Tacuto ingegno e la larga erudizione in
opere di lena e, come suol dirsi^ di polso.
Mescolanza di canti d'amore e di leggende religiöse, di fiabe e di
feste calabresi e il libro di M. Meoali Del Giudice: Nel Paese
degli Uli vi (Reggio di Calabria, D'Angeli 1905), Di tutto vi e un
poco: un saggio; e mentre le fiabe sono complete, le leggende sacre in
poesia riescono incomplete e frammentarie: come la 8* Gaterina, la
S* Rosalia, la S*. Genoveffa, S. Giuliano ecc.
Altri canti, altre feste sacre e profane, di Natale e della Settimana
Santa, altre superstizioni e credenze volgari sono pure Nel paese della
fata (Reggio di Calabria 1905) del niedesimo autore.
Ad una lunga visita (1901) alla Val Fierozza e Val di Fersina,
che accoglie una popolazione simile a quella dei Sette Comuni vicentini,
che parla il cimbro e Titaliano, il Prof. A. Baragiola ha fatto aeguire
uno studio etnografico legato al Folklore. I punti principali di siffatto
studio sono la vita fisica e materiale di quegli abitanti, le loro case, i
loro costumi^ le loro credenze e la loro lingua, che e tedesca: studio del
tutto nuovo.
Sotto Taspetto etnografico ö anche interessante nella grave opera
del Comune di Modica di Paolo Revelli (Palermo, Sandron 1904)
la parte delle abitazioni, dell' igiene, del sentimento religioso, dei vincoli
di famiglia, del dialetto parlato, dei proverbi, dei canti della Contea di
Modica, una specie di isola etnica neir isola di Sicilia.
Ristampa con aggiunte ed illustrazioni ö Roma nei proverbi e
nei modi di dire di Marco Besso (Roma, Loescher 1904). Ristampa
h anche quella dei Proverbi di Stefano Guazzo, della Civil Conver-
sazione. Questa opera dal 1581, in cui venne la prima volta in luce,
in poi ebbe venti edizioni, due versioni francesi, una spagnuola, una latina.
Ora da essa b partito il Prof. Luioi Bonfigli per ricostruire la biografia,
in vero povera ed oscura finora, del geniale scrittore cinquecentista, la
quäle precede Toperetta: Stefano Guazzo e la sua Raccolta di
Proverbi (Arezzo, Sinatti 1905). La biografia ha per noi un interesse
limitato; 1' interesse invece lo ha lo spoglio di quattro diverse Operette
del Guazzo, che apprestano al Bonfigli una buona raccoltina di proverbi
quali essi correvano nel sec. XVI, e quali potranno servire alla ragione
cronologica d' una futura raccolta di proverbi italiani. In due conferenze
t^nute allo Ateneo Vcneto il Dr. Cehare Musatti ha trattato dello
argoniento suo prediletto, i Motti pop. veneziani (Venezia, Pellizzato
1904'. Questi, in numero di sessanta circa, sono antichi, modemi ed
anche contemporanei : proverbi, modi di dire, frasi, motteggi, nati chi sa
come e stati finora trascurati senza che alcuno pensasse a niccoglierli ed
a levarli alla dignita della illustrazione. Esse vertono sopra eiüfizi, aweni-
menti, costumanze e persone.
A. Schultz. III 6
Peccato che non corrisponda alle buone intenzione del sig. Anoelo
Zennaro la 8ua opericciuola di Vocaboli e Proverbi chiogiotti!
(Venezia, Pellizzato 1905): discutibile contributo alla paremiografia in un
paese che ha avuto i lavori del Pasqualigo, del Musatti e della Nardo-
Cibele.
Palermo, 23 Dicembre 1906. G. Pitrö.
Bfttoronianische Volkskunde. 1904. Den schon früher') ver-
öffentlichten sieben engadinischen Märchen hat O. Bundi noch
ebensoviele*) (nicht 9, wie sich aus Nummer XVI der letzten Er-
zählung vermuten Hesse) folgen lassen. Man vermisst bei einigen die
Lokalfarbe, freut sich aber um so. mehr über den Humor, wie er
insbesondere // primip e siieu comper auszeichnet. Dieser Gevatter
Pächter beschwindelt seinen Prinzen (mit welchem auch ein enga-
dinischer König in // fer laina vi'n Gravatscha zu vergleichen ist)
mehrmals, zuletzt auch mit einem Pfeifchen, womit er scheinbar seine
Frau vom Tode auferweckt, womit aber der Prinz den von ihm ad hoc
erschossenen Schreiber nicht mehr auferwecken kann: ein Motiv, das uns
an Isabellas Tod in Ariostos rasendem Roland erinnert Und da dem
Prinzen endlich ein Licht aufgeht, il cumper a^i vaiva fat our della
puolvra, wie der Engadiuer unsere bekannte Redewendung nicht nur
hier so hübsch übersetzt
München. G. Hartmann.
Rumänische Yolksllteratur. 1904 von G. Weigand, siehe
8. I Hof.
Kanadisehe Yolkskunde. 1902 — 1904 von James Geddes jr.
wurde mit der Sprache und Literatur I 21 7 ff. zusammen behandelt.
Historische Geographie und Ethnographie Frankreichs.
1904 von R. Poupardin folgt später.
Homanisolie Ktilttirge8oliioh.te.
1904—1906.
Eine hübsche kleine Abhandlung, die er seiner Mutter und seiner
Gattin weiht, hat Prof. Anton Renato Brebciani unter dem Titel
„Usi moderni a Pompei negli scritti, nei graffiti e nei segni
sui muri con qualche confronto di scrittori italiani'' (Brescia,
Castoldi 1903) veröffentlicht Er bespricht die Reklame-Grafiiti, die an den
Wänden angeschriebenen Zitate aus Dichtem, die Proben populären Aus-
1) ASRR. XV 215ff., XVI 337ff. 2) Parevlas engiadinaisas. Con-
tinuÄsiun, ibid. XVIII, 1904, 269—298.
in 7 Romanische Kulturgeschichte. 1904-1906.
dnickes. Neues bringt er so gut wie gar nichts, dagegen weiss er seinen
Stoff hübsch zu gestalten.
Friedrich Kauffmann schildert in seiner Rektoratsrede (Kiel,
5. März 1904) „Römisch-germanische Forschung. Theodor
Mommsen zum Gedächtnis" (Kiel 1904) die grossen Verdienste, die
sich der verstorbene Grossmeister auch um die Erforschung der ältesten
germanischen Zustände erworben hat.
Links neben der Westfassade der Kirche Anastasia zu Verona sieht
man über einem Tore des alten Klosters hoch oben das merkwürdige
Grabdenkmal des Guglielmo Castelbarco. Das Leben dieses Mannes
hat Giuseppe Gerola im Annuario degli Student! Trentini (VIT.) ge-
schildert. Ein mächtiger Herr im Lande des Bischofs von Trient, lebt
er meist in Fehde mit seinem Fürsten, gestützt durch die Freundschaft
der Scaligeri in Verona. Er starb 1319. In seinem Testamente be-
stimmte er eine Summe zur Errichtung seines Grabmales; weitere Legate
vermachte er der Stadt Rovereto zum Ausbau des Südschiffes vom Dome
zu Trient; endlich hat er auch Stiftungen zum Bau von Santa Anastasia
und San Fermo in Verona hinterlassen, also sich als hervorragender
Förderer der Kunst erwiesen.
Über die Priester der alten Gallier hat G. V. Calleoari unter
dem Titel „II Druidismo nelF antica Gallia" (Padova, Verona 1904,
frat. Drucker) eine lehrreiche Abhandlung veröffentlicht, in der er das Wenige,
was über die Druiden bekannt ist, zusammengefasst und zugleich mit den
Autoren, die früher die gleiche Frage behandelten, sich auseinandersetzt.
Über den Aberglauben der späteren Zeit bietet uns Max Gerhardt
eine interessante Untersuchung. Die Dissertation „Der Aberglaube
in der französischen Novelle des 16. Jahrhunderts" (Schöne-
berg b. Berlin 1906) ist für die Sittengeschichte von Bedeutung. Oskar
Kühn liefert in seiner Schrift „Medizinisches aus der altfran-
zösischen Dichtung" (AbhGM. 1904) einen Beitrag zur Greschichte
der Krankheiten des Mittelalters, der für alle, die sich mit der altfran-
zösischen Poesie beschäftigen, von hohem Werte ist; gerade die Art des
Leidens, das in den Dichtwerken des französischen Mittelalters erwähnt
werden, mit Bestimmtheit zu erkennen, war ja bisher mit so grossen
Schwierigkeiten verbunden. „Das Befestigungswesen in der
altfranzösischen Literatur" (Diss. Göttingen 1906) behandelt Hans
Schumacher. Der Wert dieser Arbeit liegt in der Zusammenstellung
und Ordnung der in Betracht kommenden Belegstellen; eine Erklärung
derselben hat der Verfasser in der Regel nicht versucht Immerhin hat
er einem späteren Bearbeiter des schwierigen Stoffes eine nicht gering an-
zuschlagende Beihilfe geliefert. Ernst Neümann hat in seiner Disser-
tation „Der Söldner (soudoyer) im Mittelalter nach den fran-
zösischen (und provenzalischen) Heldenepen" (Marburg 1905)
ein wichtiges Kapitel des mittelalterlichen Kriegswesens ebenso einsichtig
wie gründlich behandelt und sich damit ein grosses Verdienst erworben,
-da er auch sich nicht auf die Ansammlung des Materials beschränkte,
.sondern den Stoff wirklich zu gewältigen, ein lebensvolles Bild zu ent-
werfen sich bestrebte.
Eine sehr interessante Frage behandelt Ludwig WoLTBiANN in
A. Schultz. III 8
seinem Buche „Die Germanen und die Renaissance in Italien"
mit über hundert Bildnissen berühmter Italiener (Thüringische Verlags-
anstalt, Leipzig 1905). Er will beweisen, dass die wichtigsten Vertreter
der italienischen Renaissance von germanischer Herkunft waren; die viel-
artigen Belege, die er für seine Meinung beibringt, wird schwerlich ein
einzelner alle und gleich kompetent zu würdigen vermögen. Interessant
aber bleibt die Anregung immer und verdient w^ohl gründlich geprüft zu
werden. Die Abbildungen sind nicht besonders gut ausgeführt.
Mehr nur für die Spezialforschung ist die Arbeit von Giacomo
N1GIDO-D10NI8I von Belang: „L'Accademia della Fvcina di Messina
(1630 — 1678)" ne suoi rapporti con la storia della cultura in ßicilia.
Con cenni biograßci, indicazioni e descrizioni bibliografiche" (Catania,
C. N. Giannotta 1903) bespricht das Wirken der Akademie von der
„Schmiede", schildert ihre Schicksale und teilt Proben von den dichterischen
Leistungen ihrer Mitglieder mit.
München. Alwin Schultz.
Homanisclie Kunstgesohiolite.
1904-1906.
Den Einfluss der Kunstschule von Cluny auf einige Kirchenbauten
der Schweiz bespricht Dr. Emma Reinhart, „Die Cluniazenser
Architektur in der Schweiz vom X. bis XIII. Jahrhundert**
(Zürich 1904). Die Klosterkirchen von Romainmötier, von Payerne, aber
auch die der anderen Cluniazenserpriorate in der Schweiz, besonders
das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen werden eingehend geschildert.
Unter dem Titel „Italienische Forschungen, herausgegeben
vom kunsthistorischen Institut in Florenz. I. Berlin 1906" ver-
öffentlicht Prof. Dr. Heinrich Brockhaus eine Reihe von Abhandlungen,
deren erste „Das Aktenbuch für Ghibertis Matthäusstatue
an Or San Michele zu Florenz" von Dr. Alpred Doren heraus-
gegeben ist, die zweite „J. Solari architetti e scultori lombardi
etc.** von Dr. Fr. Malaöuzzi Valeri verfasst wurde. Der Wert dieser
Beitrage zur itahenischen Kunstgeschichte braucht nicht erst besonders
hervorgehoben zu werden. — Eine jedem Freunde der Sittengeschichte ge-
wiss hochwillkommene Abhandlung verdanken wir dem jüngst verstorbenen
Dr. Gustav Ludwig. Er hat mit Beihilfe des Dr. Fritz Rintelen
eine Reihe von Untersuchungen über den venezianischen Hausrat zur
Zeit der Renaissance verfasst und in diesem Bande ist ausser der sehr
instruktiven Einleitung zunächst der Abschnitt „Restello, Spiegel-
und Toilettenutensilien in Venedig zur Zeit der Renaissance"
veröffentlicht. Restello ist ein Wandspiegel, an dessen Rahmen Stifte
zum Aufhängen der Toilettenutensilien angebracht sind. Kunstgeschicht-
lich sind diese Toilettenspiegel, weil bedeutende Künstler sie zuweilen
mit ihren Gemälden verzierten immerhin zu beachten. Es wäre recht
sehr zu wünschen, dass das Beispiel, das Ludwig gegeben, Nachahmung
finden möge.
III 9 Romanische Kimstgeschichte. 1904—1906.
Nich viel zu bedeuten hat der Aufsatz^ den Th. Etmard in der
Vox (IT, Nr. 13. - Paris 1905) über einige Aquarellmaler Gaston
Prunier, Mlle Popelin, M. Jourdain, M. Lechat und Pierre Vidal ver-
öffentlicht hat.
München. Alwin Schultz.
Palaeographie und Handsehriftenwesen 1904 von 6. Qu nder-
mann folgt zusammen mit 1905 im nächsten Band.
IV.
Vierter Teil.
Unterricht in den Romanischen
Sprachen.
Redigiert von Karl Vollmöllcr.
A. An Universitäten.
1. Preussen. Folgt im nächsten Band.
2. Bayero. 1904. München. Im W.S. 1908— 04 las Prof. Breymann:
Geschichte der französischen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters
4 stündig und behandelte im Seminar 2 stündig die provenzalische Literatur
in alter und neuer Zeit nebst Interpretation alti)rovenzalischer Texte.
Privatdozent Dr. Hartmann las 2 stündig Französische Literaturgeschichte
im 17. Jahrhundert, ebenfalls 2 stündig Einführung in die italienische
Sprache und 1 stündig Einführung in die spanische Sprache. Der Lektor
Dr. Jules Simon hielt sowohl Übungen für Neuphilologen allein als
für Studenten aller Fakultäten. In den ersteren veranstaltete er Über-
setzungs- und In terpretations Übungen nach den Lettres choisies du 18 s,,
trieb französische Syntax und liess längere schriftliche Aufsätze anfertigen.
In den letzteren machte er praktische Übungen und las über neuere
französische Literatur des lf3. Jahrhunderts mit Lektüre und Erklärung
von kurzen Auszügen.
Im S.S. 1904 las Prof. Breymann» Grundzüge der allgemeinen
Phonetik und Aussprache des Französischen im 19. Jahrhundert 2 stündig,
und interpretierte 2 stündig Karls des Grossen Reise nach Jerusalem,
zugleich als Repetitorium der historischen Lautlehre. Im Seminar ver-
anstaltete er spanische Übungen im Anschluss an Calderons LelM^n
und Werke nebst Übersetzung der vida es siieno. Privat<lozent Dr. Hart-
mann las 2stündig über Dantes Leben und Werke mit Interpretation
ausgewählter Gesänge der Divina commedia; daneben hielt er 2stündige
deutsch-italienische Übersetzungsübungen. Endlich las er Istündig über
Rätoromanisch. Lektor Dr. Simon repetierte mit den Neuphilologen die
neufranzösische Phonetik und Metrik, veranstaltete Übersetzuiigs- und
VoUmöllnr, Rom. Jahrrsbortcht VIII. ]
IV 2 l^ntcrriclit in den llomanischen Sprachen an Tniversi taten.
Interpretationsübungen im Anschluss an La Fontaines Fabeln und liess
längere schriftliche Aufsätze anfertigen. Mit Studenten aller Fakultäten
machte er praktische Übungen und las über neuere französische Literatur
des 19. Jahrhunderts.
An Dissertationen erschien während des Studienjahres eine Arbeit
von Leykauff über Haberts Leben und Weltanschauung, die im 30. Heft
der Münchener Beiträge veröffentlicht wurde.
In Erlangen behandelte Prof. Pirson im W.S. 1903/04 den
ersten Teil der historischen Grammatik des Französischen 4stündig, im
S.S. 2stündig den zweiten Teil. Dazu las er noch über französische
Metrik 2stündig. Im S.S. und W.S. hielt er je 1 stündige altfranzösische
und 2stündige neufranzösische Übungen im Seminar ab.
An Dissertationen werden für das Studienjahr angegeben: Bittex-
HOFF, Das lateinische -inde im Französischen und Manger, Die fran-
zösischen Bearbeitungen der Legende der h. Katherina von Alexandrien.
In Würzburg las Ref. im W.S. 1903/04 46tündig Geschichte
der französischen Literatur vom IG. Jahrhundert an und hielt 2stündig
altfranzösische Übungen ab im Anschluss an Chretien de Troyes Dichtungen.
Im S.S. behandelte er in einem 4stündigen Kolleg die Geschichte der
französischen Literatur im 18. Jahrhundert und erklärte im Seminar
2stüudig die ältesten Denkmäler der französischen Sprache. Der Ijektor
Abb6 Saulze hielt 2stündig praktische französische Übungen im An-
schluss an den Misanthrope im W.S. und im S.S. im Anschluss an
Athalie.
Im Laufe des Studienjahres erschien eine Dissertation: Sc^hober,
Rabelais' Verhältnis zum Disciple de Pantagruel.
Würzburg. Heinrich Schneegans.
3. Sachsen. 1904. Dr. phil. Ottomar Dittrich (geb. 1865 in Wien,
Verfasser der „Grundzüge der Sprachpsychologie", Bd. I 1903) hat sich
mit der Schrift „Über Wortzusammensetzung auf Grund der neufran-
zösischen Schriftspraclie" als Privatdozent für allgemeine Sprachwissen-
schaft habilitiert."
Im Anschluss an die „Einführung in die spanische Sprache"
(1903/04) bot Prof. BiRCii-HiitS(;HFELD im Sommersemester ein Kolleg
über: „Spanische Grammatik und Lektüre." Der Lehrstoff wurde sonst
nur noch erweitert durch die Vorlesungen des Lektors Dr. Blondeaux:
„Lamartine et Alfred de Vigny" (1904) und „Alfred de Musset. Sa vie
et ses oöuvres" (1904/05).
Leipzig. Fj, Michael.
4. Württemberg. 1902. In der Vertretung des Faches hat
sich gegen das vorige Berichtsjahr nichts geändert. In den Vorlesungen
wurde im SS. zum erstenmal Mistrals Mii'cio behandelt, im Seminar
im SS. Isemhart und Gormont (nach Baists Neudruck), im WS.
1902/03 Spanisch.
Die beiden wichtigsten Ereignisse des Jahres betreffen das Seminar.
Djiss sich für diosts im Bericht<*jahr vorläufige Räumlichkeiten ge-
C. Voretzsch. iV 3
funden haben und dadurch die Bibliothek des Seminars erst recht nutz-
bar gemacht werden konnte, ist bereits im vorigen Bericht (VI iv 31)
erwähnt worden. Dazu kommt ein bedeutender und die romanistische
Arbeit im Seminar ausserordentlich fördernder Zuwachs der Bibliothek
durch die Erwerbung einer Anzahl Text- und Zeitschriftenserien aus der
Bibliothek des am 7. Januar 1902 verstorbenen Wilhelm Hertz in
München. Es ist das Verdienst des Tübinger Oberbibliothekars Dr. Geiger,
den zum Verkauf bestimmten Teil der Hertzschen Bibliothek (im wesent-
lichen die rein wissenschaftlichen Werke) erworben und den dafür nötigen
Betrag (5000 Mk.) grossenteils durch Schenkungen und besondere Zu-
schüsse zusammengebracht zu haben, so dass unser Seminar für eine
verhältnismässig sehr bescheidene Summe eine Reihe wertvoller Serien
in einer grossen Zahl von Bänden erhielt. Die Hälfte des ganzen Be-
trags, 2500 Mk., wurde von zwei Freunden des Dahingegangenen, dem
(nunmehr auch verstorbenen) Kommerzienrat Gustav Siegle (dem der
„Bruder Rausch" gewidmet ist) und dem Verlagsbuchhändler Krön er,
gestiftet; 1000 Mk. kamen aus dem für Universität^zwecke bestimmten
Dispositionsfonds des Kultusministeriums, 400 Mk. aus der Rektorat,^-
kasse, 600 Mk. nahm die Universitätsbibliothek selbst auf sich. Den
Rest von 500 Mk. brachte das Seminar für neuere Philologie auf und
zwar so, dass jede Abtc^ilung je einen halben Jahresetat zahlte (die Ro-
manische Abteilung 200, Deutsche und Englische Abteilung je 1 50 Mk.).
Die so erworbenen Werke fielen als ganzes natürlich der Universitäts-
bibliothek zu, aus welcher dem Seminar und seinen Abteilungen alsdann
die dort schon vorhandenen Serien überwiesen wurden. Die Deutsche
Abteilung des Seminars erhielt auf diese Weise u. a. die kompletten
Serien der Zeitschrift für deutsches Altertum, der Germania, der Zeit-
schrift für deutsche Philologie, die Englische Abteilung die Early English
Text Society, Anglia etc.
Die Romanische Abteilung bekam die folgenden Serien, deren Er-
werbung ihr ohne diese günstigen Umstände schwer oder nie erreichbar
gewesen wäre: Soci^t^ des anciens textes (bis 1901, ebensowie die im
folgenden aufgeführten Zeitschriften, soweit sie noch erscheinen), Eberts
und Lemckes Jahrbuch für romanische und englische Sprache und Lite-
ratur, Romania, Zeitschrift für romanische Philologie, Litecaturblatt
für germanische und romanische Philologie, Zeitschrift für vergleichende
Literaturgeschichte. Für diese wertvolle und fruchtbringende Bereicherung
unserer Seminarbibliothek gebührt dem Urheber und Vermitth^r, Herrn
Oberbibliothekar Geiger, und ebenso den beteiligten Spendern auf-
richtiger Dank.
Es versteht sich, dass die noch weiter erscheinenden Zeitschriften
(ebensowie die Soc. d. anc. textos) weiter gehalten werden, wozu noch
die nicht aus der Bibliothek Hertz stammenden Zeitschriften kommen:
Böhmers Romanische Studien, Zeitschrift für französische Sprache und
Literatur, Revue d'histoire littöraire de la France, Studien zur ver-
gleichenden Literaturgeschichte, Zeitschrift für französischen und englischen
Unterricht, Annales politiques et litt^raires. Von Textserien sind noch
Romanische Bibliothek, Romanische Textgesellschaft, Altfranzösischo Biblio-
thek, Bibliothccn Normannica, Vollmöllers Französische Neudrucke und
1*
IV 4 Unterricht in den liomaniHchcn Sprachen au Uni vci-si taten.
Soci6t6 des textes fraii9ais modernes vorhanden, von der Bibliothek des
Literarischen Vereins die meisten der romanischen Publikationen (teils
Dubletten der Universitätsbibliothek, teils Geschenke des Literarischen
Vereins).
Die im Berichtsjahr promovierten Doktoren (W. v. Wurzbach,
W. Hoch, B. Schädel) sind schon im vorigen Bericht mit den Titeln
ihrer Dissertationen jrenannt. (Mit Herbst 1902 hat übrigens auch die
Tübinger Philosophische Fakultät den Druckzwang für Dissertationen
eingeführt)
1903. Die bereits im Vorjahr von Fakultät und Senat für den
Etat 1903/05 beantragte, vom Ministerium in den Etat eingestellte Um-
wandlung des bisherigen Extraordinariats für romanische Philologie in
ein Ordinariat wurde von den Ständen bewilligt (ebensowie die Umwand-
lung des englischen Ijektorats in ein Extraordinariat) und demgemäs«^
Referent durch Erlass vom 22. August, mit Rückwirkung vom 1. April
des Jahres ab, zum Ordinarius ernannt Die obligate Antrittsrede hielt
er am 19. November (s. u.). Eine Änderung im I^ehrauftrag oder in
der Ausübung der Lehrtätigkeit verursachte diese Umwandlung nicht» da
Referent sich schon bisher bemüht hatte, die romanische Philologie als
ein „ordentliches" Lehrfach zu betreiben.
Im Seminar wurden den Übungen im SS. die ältesten französischen
Sprachdenkmäler, im WS. 1903/04 altitalienische Dialekttexte (nach
Monaci, Crestomazia) zugmnde gelegt.
Doktorpromotionen: Otto Engelhardt, Huon von Bordeaux
und Herzog Ernst (Witten 1903), Reinhold Frick, Hernani als
literarischer Typus (Plieningen 1903).
1904. Im Dnick erschien die Antrittsrede des Referenten: Die
Anfänge der Romanischen Philologie an den deutschen Uni-
versitäten und ihre Entwicklung an der Universität Tü-
bingen^). Im zweiten Teil werden, dem Titel entsprechend, die
Tübinger Verhältnisse besonders besprochen, von den Lektoren des alten
CoUegium illustre bis zu Uhland, Rapp, Keller, Holland und Stürzinger.
Unter den Vorlesungen erscheint neu die einstündige über Land
und Leute in Frankreich.
Im Seminar dienten im SS. französische Texte des IG. Jahrhunderts,
im WS. 1904/05 Boileau's Art po^tique als Grundlage für die Übungen.
— Die für dius Gesamtsominar für neuere Philologie ausgesetzte Stipendieii-
snmme von 257,14 Mk. (s. früheren Bericht S. 30) wurde nach Antrag
der Vorstände auf 3U0 Mk. erhöht.
Prüfungsordnting. Im Ansdiluss an die im ersten Bericht be-
handelten allgemeinen Verhältnisse (vgl. VI iv 32) ist noch über die
Prüfungsordnung zu berichten, welche ja in erster Linie auf die Bedürf-
nisse der Schulen und somit auf die Schulverhältnisse des einzelnen
Landes berechnet ist, aber auch den akademischen Unterricht berührt,
insofern die künftigen Lehramtskandidaten heutzutage im wesentlichen
die Hörerschaft der neuphilologischen Dozenten an den Universitäten
bilden. Einerseits kann sich der Dozent, welchem romanische (oder eng-
1) Tubingen, Ijauppsche Biichandlung. 82 S.
C. Vorctzsch. IV 5
lische) Philologie als ideales Lehrgebiet übertragen ist, der praktischen
Aufgabe nicht entziehen, die künftigen Lehrer der neueren Sprachen auf
ihren besonderen Beruf vorzubereiten, andererseits hat er aber auch durch
aktive Teilnahme an den Staatsprüfungen, gegebenenfalls auch durch
Abgabe seines Urteils bei Vorbereitung einer neuen Prüfungsordnung, die
Möglichkeit auf diese selbst oder wenigstens auf ihre Handhabung ein-
zuwirken und damit auch den Bildungsgang der Lehrer der neueren Sprachen
mit zu bestimmen.
Für die Beurteilung der württembergischen Prüfungsordnung ist es
notwendig, sich die besonderen, von den meisten deutschen Bundesstaaten
abweichenden Schul Verhältnisse des Landes zu vergegenwärtigen,
wofür besonders drei Punkte charakteristiscli und wichtig sind. An erster
Stelle treten uns hier die zahlreichen kleinen Landschulen entgegen,
welche auch den Kindern kleinerer Orte eine über das Ziel der Volks-
schule hinausgehende Bildung vermitteln oder die Befähigung zum Ein-
tritt in eine Mittelklasse von Vollanstalten verleihen sollen. Diese
Schulen haben in der Mehrzahl zwei Klassen, z. T. mit mehreren Jahr-
gängen, zu einem nicht geringen Bruchteil, etwa zu einem Drittel, nur
eine Klasse, der Rest drei, vier und nur ausnahmsweise fünf o<ler sechs
Klassen, sodass etwa ein der Obertertia anderer Schulen entsprechendes
Lehrziel hier erreicht werden kann. Die ein- bis zweiklassigen Schulen
haben ein bis zwei, die mehrklassigen zwei bis drei Lehrer, welche, ab-
gesehen etwa von einer Hilfskraft für Religion oder rein technische
Fächer wie Turnen oder Singen, den ganzen Unterricht bewältigen müssen.
In der Regel werden in einem Klassenraum mehrere Jahrgänge gleich-
zeitig von einem und demselben Lehrer unterrichtet, sodass die Schüler
viel schriftlich beschäftigt werden müssen^). Nach Lehrplan und Lehr-
ziel zerfallen diese Schulen in Lateinschulen^), deren Württemberg, nach
dem neueston Staatshandbuch, noch 57 (mit mnd 2000 Schülern) zählt,
und in Realschulen, welche dem Vorbild der älteren Lateinschulen nach-
gebildet sind und z. Z. die Zahl 04 (mit rund 3000 Schülern) erreichen.
In letzter Zeit sind eine Anzahl Lateinschulen, dem Zug der Zeit ent-
sprechend, in Realschulen umgewandelt oder mit den Realschulen des
betreffenden Orts verschmolzen worden. Dass diese kleinen Landschulen
von dem einzelnen Lehrer eine sehr vielseitige Tätigkeit und damit eine
sehr in die Breite gehende Vorbildung und Vorbereitung erfordern,
braucht nicht erst gesagt zu werden.
Was hier sich in gewissem Sinn als notwendige Folge der Verhält-
nisse ergibt, kehrt bei den gi'össeren Anstalten als gewolltes Prinzip
wieder: das sogen. Klassenlehrersystem, und das ist der zweite
Punkt. W^ürttemberg zählt zur Zeit 14 Gymnasien (wozu die 4 sogen,
niederen Seminare als zwei gymnasiale Oberabteilungen hinzuzurechnen
sind), 2 Progymnasien, 5 (neuerdings mit Göppingen G) Realgymnasien,
6 R^alprogymnasien (mit je 2 Oberklassen)^ 10 Oberrealschulen, 6 Real-
1) Über diese und andere Unzuträglichkeiten des Systems vgl. C. Ad.
Fetzer, Vorschläge zur Neuordnung des württembergischen Gelehrten- und Real-
schulwesens, Stuttgart 1001. 2) Vgl. über diese zuletzt K. Hirzel» Die „kleineren"
Lateinschulen Württembergs: Das humanistische Gymnasium, XV (1904),
S. 214—223, sowie die dort verzeichnete Literatur.
IV G Unterricht in den Romanischen Sprachen an ünivereitätcn.
schulen mit zwei oder drei oberen Jahreskursen, 13 Realschulen mit
einem oberen Jahreskurs (ungerechnet die vorhin erwähnten niederen
Real- und Lateinschulen), endlich 13 höhere Mädchenschulen, die seit
kurzem der bisherigen „Kultministerialabteilung für Gelehrten- und Real-
schulen" und nunmehrigen „Ministerialabteilung für die höheren Schulen"
unterstellt sind'). Auch an diesen grösseren Anstalten besteht das Prinzip,
zum mindesten in den unteren und mittleren Klassen, den Lehrer mit
dem gesamten Unterricht in der einzelnen Klasse zu betrauen. Er muss
also entweder in allen Unterrichtsfächern geprüft sein oder in einer Reihe
von Fächern unterrichten, in denen er keine Prüfung abgelegt und auch
keine besonderen Studien gemacht hat. Das letztere gilt für die sogen.
Professoratskandidaten, welche die höhere Lehramtsprüfung in einer be-
schränkt/Cn Zahl von Fächern ablegen, das erstere für die Kollaboratoren
und Reallehrer resp. Priizeptoren. Aber auch für den Professoratskandi-
daten, wenigstens für den realistischen, ergibt sich aus den gegebenen
Anfordennigen noch immer eine respektable Zahl von Fächern, wie auch
noch die gegenwärtige Prüfungsordnung lehrt. Wenn auch die untersten
Klassen den Lehrern der zweiten Kategorie überlassen bleiben, so müssen
die Professoratskandidaten doch lange Jahre an Mittelklassen oder kleinen
Landschulen als „Klassenlehrer" wirken, ehe sie an eine obere Abteilung
kommen und sich etwas mehr konzentrieren können. Es wäre vom päda-
gogischen Standpunkt aus gewiss kein Nachteil, wenn auch die Pro-
fessoratskandidaten von der Pike auf dienen, d. h. als „Ordinarien"
(nicht als „Klassenlehrer") bei den unteren Klassen beginnen müssteii
und allmählich aufstiegen, wobei ihnen je nach ihrer Lehrfakultas da-
neben immer noch bestimmte Unterrichtsstunden in oberen Klassen zuge-
wiesen werden könnten; aber so wie die Verhältnisse liegen, ist es be-
greiflich, dass sie so rasch wie möglich nach Anstellung an der oberen
Abteilung streben, zumal damit höherer Titel (Professor) und wesentlich
höhere Gehaltsstufe verbunden ist.
Aus dem Gesagten ergibt sich zugleich und hiermit kommen
wir auf den dritten charakteristischen Punkt — , dass an den württem-
bergischen höheren Lehranstalten mehrere Kategorien von Lehrern Unter-
richt erteilen: neben den höher geprüften Professoren und (an huma-
nistischen Anstalten lehrenden) Oberpräzeptoren oder (an Realanstalten
lehrenden) Oberreallehrern die Präzeptoren resp. Reallehrer und schliess-
lich die Kollaboratoren (Elementarlehrer mit Latein oder Französisch).
Für alle drei Kategorien bestehen oder bestanden besondere Prüfungen
mit verschiedenartigen Anfordemngen. Die Prüfungen für Präzeptoren
und Reallehrer sind durch die Prüfungsordnung von 1898 abgeschaflft
und haben im Frühjahr resp. flerbst 1899 zum letztenmal stattgefunden,
sodass es sicli jetzt nur noch um Professor« ts- und Kollaboraturprüfung
handelt, aber naturgemäss ist dadurch der Unterschied in der Vorbildung
der zur Zeit noch unterrichtenden Lehrer nicht hinweggeschafFfc, sodass
3) Eine vollständige Sammhing aller auf Organieation, Lchrplan, Titel- und
Rangverhältnisse etc. bezüglichen Erlasse und Vorschriften gibt G. Fehleisen,
Sammlung der wichtigsten Bestimmungen für die Gelehrten- und Eealschulen
Württembergs, Stuttgart 1900.
C. Voretzsch. IV 7
noch auf einige Jahrzehnte hinaus mit den verBchiedenen Kategorien ge-
rechnet werden niuss.
Nicht minder wesentlich als dieses und gerade für die Prüfungs-
ordnung wenig vorteilhaft ist die scharfe Scheidung von humanistischen
und realistischen Lehrern, welche auf der Einteilung der gesamten Schulen
in „Gelehrtenschulen" und „Realschulen" beruht. Letztere haben aller-
dings von Haus aus einen ganz anderen Bildungszweck, die Vorbereitung
auf technische Fächer und Mathematik, im Auge und werden erst neuerdings
den infolge der Neuordnung des Berechtigungswesens erweiterten Zielen
mehr angepasst. Aber eine ganze Anzahl Fächer sind doch beiden
Schulgattungen gemeinsam, was auch in der Anstellung von Mathematikern
an Gymnasien seinen Ausdruck findet. Sonst aber sind beide KategorieJi
von höheren Lehrern streng voneinander geschieden, selbst im ausser-
amtlichen Zusammenschluss, wie denn die humanistischen Lehrer ihren
eigenen Verein zur Pflege und Wahrung ihrer Interessen, und ebenso
die realistischen Ijehrer ihren bef<onderen Verein haben. Die Humanisten
haben ihre besondere Prüfungsordnung (auch für Französisch) und ihre
besondere Prüfungskommission und ebenso die Realisten. Die ersteren
werden an Gymnasien und Realgymnasien, die letzteren fast ausschliess-
lich an Realschulen und vereinzelt an Realgymnasien (die zu den „Ge-
lehrtenschulen" zählen) angestellt. Der französische Unterricht an Gym-
nasien liegt im wesentlichen in der Hand von Altphilologen, von denen
nur ein Teil eine Prüfung in Französisch abgelegt hat. Zur Zeit (1907)
verfügt nur ein Gymnasium über einen wirklichen Neuphilologen, der
die Professoratsprüfung in den neueren Sprachen gemacht hat. Hier
würde ein Austausch von Lehrkräften herüber und hinüber sehr von
Vorteil sein, vor allem würde die Anstellung eines Neuphilologen an
jedem Gymnasium dem französischen Unterricht an Gymnasien zugute
kommen.
Diese Verhältnisse muss man im Auge haben und voraussetzen,
wenn man sich die Eigenart der württembergischen Prüfungsordnungen
erklären will. Ä^on Anfang an tritt uns die Zweiteilung in humanistische
und realistische Kandidaten entgegen. Das Prinzip des „Klassenlehrers"
ist noch heute nicht überwunden und findet unter praktischen Schul-
männern selbst häufig beredte Fürsprache. Einer Neuordnung der Land-
schulen etwa dahin, dass die nur schwach besuchten kleinen Anstalten
aufgehoben, die besser frequentierten mehrklassigen Anstalten mit einem
zahlreicheren Lehrkörper ausgestattet würden, stehen die Interessen der
die Kosten tragenden, aber auch auf Erhaltung der einmal vorhandenen
Schulen bedachten Gemeinden entgegen. Dass aus mancherlei anderen
Gründen schon an Verstaatlichung dieser Schulen gedacht worden ist*),
mag in diesem Zusammenhang nicht unbemerkt bleiben. Eine Verstaat-
lichung würde gewiss auch manche weitere Veränderungen und wohl
auch Verbesserungen zur Folge haben.
Die frühere Entwicklung der Lateinschulen bringt es mit sich, dass
in älterer Zeit zunächst nur von Prüfungen für den Unterricht an diesen
die Rede ist. Schon in der ,Grossen Kirchenordnung* von 1559 wird
4) Vgl. K. Hirzel a. a. O. S. 123.
IV S Unterricht in den Romanischen Sprachen an Universitäten.
der Prüfung der Schulmeister oder Collabo^'atores durch die »ver-
ordneten Theologen' und die beiden Pädagogarchen des Stuttgarter Päda-
gogiums in Probelektion, Grammatik und Katechismus gedacht. Die Ver-
pflichtung des Stuttgarter Rektors zum Examinieren der neu anzunehmenden
praeceptores der unteren fünf Klassen oder auch derer draussen auf dem
Lande wird in den Leges et Statuta Diicalis Oymnasn von 1686 er-
wähnt. Im übrigen zeigt die 1804 erlassene »Instruktion für das Heil-
brunner Oberkonsistorium* (dem die gesamte höhere Aufsicht und Leitun«:
über das Schul- und Erziehungswesen in den neu erworbenen Landes-
teilen übertragen war), dass die Prüfung derer, welche bei einem Gym-
nasium, Lyzeum oder sonstiger stadtischer lateinischer Schule angestellt
sein wollten, damals noch von dem plenurn cmisistorii vorgenommen
werden sollte '^).
Im übrigen scheinen die Anforderungen an die Kandidaten mehr
durch den Usus als durch feststehende Bestimmungen geregelt woixlen
zu sein. Erst unterm 14. August 1828 finden wir eine »Verfügung des
Ministeriums d e s I n n e r n , die Prüfung der Bewerber um Lehranstalten an
den lateinischen Unterrichtsanstalten und Realschulen betreffend*, die sich
als eine Prüfungsordnung bezeichnen lässt. Durch die Vereinigung des
Departements des Inneren mit dem des Kirchen- und Schulwesens im
Jahre 1817 waren die gelehrten Schulen dem Ministerium des Innern,
speziell dem diesem untergeordneten, neben evangelischem Konsistorium und
katholischem Kirchenrat selbständig stehenden „kgl. Studien rat" unter-
stellt worden, der aus einem Direktor, zwei weltlichen und zwei geistlichen
Raten (einem lutherischen und einem katholischen) bestand. Vor dieser
Behörde fanden die durch die Verfügung von 1828 angeordneten Prüfungen
statt, die in drei Kategorien mit verschiedenen Fächern eingeteilt werden:
1. Prüfung für Prof e ssorate an Lyzeen, Gymnasien, Seminarien etc.
(jährlich einmal) in alten Sprachen, fi-anz. Sprache, Philosophie, Geschichte
und Geographie^ theoretischer und angewandter Mathematik (Arithmetik,
Algebra, Geometrie, Naturlehre): 2. für Präzeptors- und Kolla-
boratorsstellen (halbjährlich) in alten Sprachen, deuÄcher und fran-
zösischer Sprache, Geschichte und Geographie, Religion und Arithmetik:
8. für Real- und Elementarlehrers stellen (einmal jährlich) in
deutscher Sprache, in den Anfangsgründen der lateinischen Sprache,
Religion, Formenlehre, Mathematik, Naturlehre, Naturgeschichte, Techno-
logie, Geschichte und Geographie (wozu durch Erlass von 1829 noch
Französisch und durch Erlass von 1833 auch noch Zeichnen kommt).
Die Anforderungen in den einzelnen Fächern werden nicht genauer be-
stinmit, auch bezüglich der Bildungslaufbahn nur die Angaben des Be-
werbers nebst Zeugnissen seiner L{»hrer und Vorgesetzten eingefordert.
Schon hier tritt uns die scharfe Trennung der Prüfungen nach bts
rstimmten Kategorien von Lehrstellen und damit nach Schidgattungen
entgegen, die in der Folgezeit ihren weiteren Ausbau in besonderen
Prüfungsordnungen für realistische Lehrer findet, deren erste schon acht
5) Siehe die älteren hier zitierten Erlasse von MfiO— 1846 bei A. L. Reyecher,
Vollständige, historisch und kritisch bearbeitete Sammlung der württemb. Gesetze
XI, 2. Abt. Mittelschulgcsetzc (von Kari Hirzcl), Tübingen 1847, S. 54, 153,
3:i5, 589, 066, 910.
C. Voretzech. IV 9
Jahre nach der allgemeinen Regelung von 1828 erscheint in der Be-
kanntmachung des Studienrats vom 30. Juli 1836 betreffend
die Zeit und Einrichtung der Prüfungen der Real- und Ele-
mentarlehrer. Diese sieht eine zweimalige Prüfung im Jahr, die eine
im Frühling, die andere im Herbst vor. Für alle Kandidaten verbind-
lich ist: Bekanntschaft mit den Hauptsätzen der Pädagogik und Didaktik,
Religion und, zur Bewährung des Lehrgeschicks, Probelektionen. Von
den Elementarlebrern (für Unterklassen) wird deutsche Sprache, lateinische
Sprache, Mathematik (gemeine Arithmetik sowie Geometrie), Geschichte,
Geographie, Naturgeschichte, Gesang gefordert. Von den Kandidaten
für Reallehrerstellen: deutsche Sprache (mit erhöhten, genauer bezeichneten
Anforderungen), französische Sprache („Kenntnis der Grammatik, fertige
Übersetzung einer leichteren französischen Schrift, grammatisch richtige
Übertragung eines leichteren deutschen Themas, einige Übung im
Sprechen, mit richtiger Aussprache"), Mathematik (Arithmetik, Algebra,
ebene Geometrie und Stereometrie, ebene Trigonometrie, praktische Geo-
metrie, Anfangsgründe der darstellenden Geometrie), Naturlehre (d. h.
Physik), Naturgeschichte (Mineralogie und Geographie, Botanik, Tierkunde),
Geschichte, Geographie (math. und phys. Geographie, Länderkunde), Frei-
handzeichnen, Gesang. Für diejenigen aber, welche die Befähigung für
Oberreal klassen bezwecken, gelten nicht nur dieselben Anforderungen wie
an die Reallehrer, „nur zum Teil in der durch die grössere Reife
14 — 16 jähriger Schüler bedingten wissenschaftlicheren Auffassung und
Begründung, sondern von ihnen (werden) auch in der Mathematik, Natur-
lehre und Naturgeschichte ein grösserer Umfang positiver Kenntnisse,
namentlich bei der Mathematik noch sphärische Trigonometrie, Kegel-
schnitte, analytische Geometrie, die Anfangsgründe der höheren Analy^^is
und praktische Geometrie in weiterer Stufe, sowie Bekanntschaft mit den
Fächern der allgemeinen Chemie und der Technologie erfordert, wobei
jedoch durch tüchtige Leistungen und tieferes Eindringen in einzelnen
der angeführten Fächer die Anforderungen in Beziehung auf andere
Fächer bis auf einen gewiss(»n Grad sich ermässigen.** Um jedoch den-
jenigen Kandidaten, welche an solchen Leistungen noch nicht genug
haben, keinen Zwang anzutun, wird vorsorglich hinzugefügt: „dass den-
jenigen, welche sey es in den bisher bezeichneten Fächern mehr zu leisten,
oder in einem und dem andern weitern Fache sich prüfen zu lassen
im Stande seyn sollt/cn, auf Verlangen Gelegenheit dazu winl gegeben
werden."
Den Charakter dieser alten Reallehrerprüfung mit ihrem Vielerlei
von Fächern hat auch die heutige „Realistische Prüfung sprachlich-
historischer Richtung** (Professoratsprüfung) nicht ganz abge?*treift. Völlig
weggefallen ist nur Gesang, hinzugekonnnen aber Englisch. Die übrigen
Fächer sind geblieben, nur dass bei der einen Kategorie von Kandidaten
die sprachlichen, bei der anderen die mathematisch-naturwissenschaftlichen
Fächer auf den Rang von Nebenfächern herabgesetzt wurden: sie wurden
1876 einer Vorprüfung, 1898 der zweiten Dienstprüfung zugewiesen.
Aber noch jetzt wird von den in Sprachen und Geschichte geprüften
Realkandidaten auch eine mathematische und physikalische Fakultas ver-
langt, selbst das Freihandzeichnen hat seinen Platz bis heute behauptet.
IV l'i) Unterricht in den Romanischen Sprachen an Universitäten.
Im übrigen hat sich die weitere Entwicklung bis zur neuesten Regelung
von 1898 kurz wie folgt abgespielt:
Die Prüfungsordnung von 1846 ®) ist weniger eine Neuregelung der
Anforderungen in der Prüfung selbst als eine genauere Besümmung der
Vorbildung. Hiernach wird, nach Besuch einer Realschule oder (nicht
vollständigen) lateinischen Schule mindestens einjähriger Besuch der oberen
Abteilung eines Gymnasiums oder einer Lyzeal- oder Oberrealklasse ge-
fordert; weiterhin für Bewerber um I^hrstellen an niederen Realanstalten
vierjähriger Besuch des Polytechnikums (wofür teilweise Besuch eines
Lyzeums, Obergymnasiums oder evangelischeu Seminars eintreten kann);
für Bewerber um Lehrstellen an höheren Realanstalten (Oberrealklassen)
ausser den genannten vier Jahren noch wenigstens zwei Jahre gründlicher
wissenschaftlicher Ausbildung, wozu vorzüglich der Besuch einer Universität,
aber, als gleichwertig, auch der weitere Besuch einer polytechnischen
Schule neben Benützung von Lehrvorträgen an einer höheren humanistischen
Lehranstalt dient. Neu ist die Einteilung der Piüfung in eine erste
Dienstprüfung, die im wesentlichen der bisherigen — unter Wegfall des
Gesangs sowie des pädagogischen Teils — entspricht, und in eine,
mindestens durch ein Jahr praktischer ünterricht«studien von jener ge-
trennte zweite Dienstprüfung, welche schriftlich und mündlich die
wissenschaftliche Fortbildung des Kandidaten, durch Lehrj)roben sein
Lehrtalent und endlich seine fortgeschrittene Fertigkeit in den verschiedeneu
Arten des Zeichnens festzustellen hat. Es handelt sich, wie man sieht,
durchaus um den Nachweis einer Lehrbefähigung für den Unterricht an
Lehranstalten, welche im wesentlichen zur Vorbereitung für technische
und praktische Berufe dienen sollten.
Einen gewissen Fortschritt brachte die Prüfungsonlnung von 1864'),
welche wenigstens für die Prüfung auf Hauptlehrstellen an Oberreal-
schulen (realistische Prof essoratsprüf ung) eine Zweiteilung vorsieht,
sodass dem Kandidaten die Wahl zwischen der mathematisch-naturwissen-
schaftlichen und der sprachlich-historischen Prüfung (Deutsch, Französisch,
Englisch, Geschichte, Geographie, event. als freiwillige Fächer Lateinisch
und Italienisch) bleibt. Was aber diesen Fortschritt sehr beeinträchtigte,
war die für die Professoratskandidaten bestehende Verpflichtung, vorher
die in der alten Ausdehnung gebliebene Reallehrerprüfung bestanden
zu haben (mit der Durchschnittsnote „gut" in der für die Professorats-
prüfung gewählten Abteilung). Wesentlich ist als weitere Vorbedingung
für die Zulassung zur Prof essoratsprüf ung die Ablegung der Maturitäts-
prüfung für die Universität und zwar für die Kandidaten der sprachlich-
historischen Richtung diejenige der humanistischen Maturitätsprüfung
mit darauffolgenden) mindestens zweijährigen Besuch der Universität,
während den Bewerbern um Hauptlehrstellen an niederen Realschulen
(Reallehrern) die Wahl zwischen Aufnahmeprüfung für die polytechnische
Schule oder Maturitätsprüfung für die Universität, zwischen Besuch dieser
o<ler jener für mindestens zwei Jahre freigestellt ist. Von Interesse sind
noch <lie Anfordenuigen, welche für die französische Sprache gestellt
6) Kegierungsblatt für das Königreich Württeaiberg vom Jahr 1846.
S. 33 ff., auch Revschcr a. a. O. S. 010 ff. 7) liogicrungsblatt 1864, Nr. 14,
S. 119-130.
0. Voretzöch. IV 11
werden : in der Reallehrerprüfung „gründliche Kenntnis der Schulgranimatik,
schriftliche Übersetzung eines deutschen Themas ins Französische, Nieder-
schreiben eines französischen Diktats, mündlicher Vortrag und Übersetzung
eines vorgelegten französischen Lesestücks"; in der Professoratsprüfung
„vollständige Kenntnis der Grammatik; Fertigkeit im mündlichen Über-
setzen eines prosaischen oder poetischen Stücks ins Deutsche mit liin-
reichender Kenntnis der Synonymen; korrekte schriftliche Übertragung
eines deutschen Originalstücks ins Französische, Bekanntschaft mit der
klassischen Literatur der neueren Zeit; Abfassung eines fnmzösischen
Aufsatzes über ein gegebenes Thema; Übung im Sprechen". Sprach-
geschichtliche Kenntnisse, wie sie die um dieselbe Zeit (12. Dez. 1866)
herausgegebene preussische Prüfungsordnung für „wünschenswert" erklärt,
werden nicht gefordert.
Neben Reallehrer- und Professoratsprüfung blieb auch die alte
Kollaboraturprüfung bestehen, für welche bei Bewerbung um Realschul-
stellen Französisch obligat war („schriftlich ein leichteres deutsches Thema
grammatisch korrekt ins Französische, und ein ebensolches französisches
Diktat richtig uiederzuschrciben und ins Deutsche zu übertragen ; münd-
lich einen Abschnitt aus einem leichteren französischen Schriftsteller mit
guter Aussprache des Französischen richtig zu übersetzen und dabei
Kenntnis der französischen Elementargrammatik zu beweisen"). Ferner
wurde ein Jahr darauf (1865) auch die Prüfung für das „Philologische
Lehramt" (d. i. für Lehrstellen an Gymnasien und Lateinschulen) neuge-
ordnet ^). Hier erscheint das Französische, ebenso wie das Englische,
in der Professoratsprüfung (für Oberklassen) als fakultatives Fach, wofür
„ein korrekter Aufsatz über ein gegebenes Thema, fertige Übersetzung
und Erklärung eines Abschnitts aus einem poetischen oder prosaischen
Schriftsteller und einige Übung im mündlichen Gebrauch der Sprache"
verlangt wird. Für die — der Reallehrerprüfung entsprechende — niedere
humanistische Prüfung (Pmzeptoratsprüfung) ist Französisch obligat, hier
wird „korrekte schriftliche Übersetzung eines minder schwierigen Themas
aus dem Deutschen und geläufige mündliche Übersetzung aus einem
französischen Prosaiker ins Deutsche mit Kenntnis der Grammatik und
mit sorgfältiger und gebildeter Aussprache des Französischen erwartet".
Man hatte also tatsächlich fünf Kategorien von Lehrern (realist. Pro-
fessoren, philologische Professoren, Reallehrer, Präzeptoren, Kollaboratoren)
mit fünferlei Prüfungsanforderungen für Französisch zur Verfügung.
Diese Prüfungsordnung ist im wesentlichen bis 1898 bestehen ge-
blieben, das Tempo der Reformen hatte sich mit der Zeit immer mehr
verlangsamt. Die älteste P.O. wurde schon nach 8 Jahren, die zweite
(von 1836) nach 10 Jahren, die dritte (von 1846) nach 18 Jahren
durch eine neue ersetzt, und die von 1864 hat mehr als ein Menschen-
alter überdauert. Die im Jahre 1876 erfolgte Dispensation der rea-
listischen Professoratskandidaten von der Erstehung der Reallehrerprüfung ^)
8) Verfügung des kgl. württemb. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens
vom 28. Nov. 1865, Regierungsblatt 1865, Nr. 43, S. 488—496, auch Correspon-
denzblatt für Gelehrten- und Realschulen 1866, 1—8. 9) Bekanntmachung des
Minist, f. Kirchen- u. Schulwesen vom 15. Febr. 1876, Regierungsblatt 1876,
no. 7, S. 64—68, auch Correspondenzbl. f. Gel. u. Ilcalsch. 1876, 145—148.
IV 12 Unterricht in den Romanischen Sprachen an Universitäten.
war nur eine Modifikation, richtiger eine logische Konsequenz der P.O.
von 1864. An Stelle der Reallehrerprüfung trat nunmehr eine (in der
Regel Ende des dritten Studiensemesters abgelegte) Vorprüfung, welche
sich für Kandidaten der sprachlich-historischen Richtung (Neuphilologen)
auf Arithmetik und Algebra, Planimetrie, Stereometrie und ebene Trigono-
metrie, für die Mathematiker und Naturwissenschaftler auf Deutsch, Fran-
zösisch und Englisch, mit den für diese Fächer in der Reallehrerprüfung
(s. o.) geltenden Anforderungen erstreckt. Die Vorprüfung findet, in
Gegenwart eines Vertreters der Kultministerialabteilung für Gelehrten-
und Realschulen, für die Kandidaten sprachlich-historischer Richtung am
mathematisch-physikalischen, für die Kandidaten mathematisch-naturwissen-
schaftlicher Richtung am Seminar für neuere Sprachen in Tübingen statt
(Ende des Wintersemesters). Examinatoren sind die Seminarlehrer in
den Fächern, in welchen sie unterrichten (für Englisch und Französisch
die beiden Lektoren). Ein Dispens von dieser Vorprüfung wird nur
Abiturienten von Realgymnasien und, bei der math.-nat. Professorats-
prüfung, Abiturienten vollständiger Realanstalten erteilt, vorausgesetzt
dass sie im Reifezeugnis in bestimmten Gruppen von Fächern mindestens
die Durchschnittsnote ,genügend* erreicht haben.
Mit dieser Modifikation von 1876 hat die P.O. von 1864 noch
weitere 23 Jahre bestanden, die letzte Prüfung nach dieser Ordnung hat
Ostern 1899 stattgefimden. Eine Eigentümlichkeit der Prüfung war
nicht nur das Vielerlei von Fächern, sondern auch die weitgehende
Gliederung der einzelnen Fächer in sich. So erhielten die Kandi-
daten in Englisch 3, in Französisch 4 Noten, und zwar erstens in Ex-
position (Übersetzen aus der Fremdsprache ins Deutsche), zweitens in
Komposition (Übers, aus dem Deutschen in die Fremdsprache), Grammatik
nebst Sprachkunde, drittens Aufsatz und Konversation (fiel bei Englisch
weg), viertens Aussprache. Die Note für Exposition setzte sich aber
wie(ler zusammen aus 4 Einzelnoten : für Exposition schriftlich, Exposition
mündlich nach dem Buch, dito nach dem Ohr, Gallizismen; die für
Komposition gar aus 7 (Komp. mündlich nach dem Buch, mündlich nach
dem Ohr, Komp. schriftlich, Diktat, Synonymik, Grammatik und • — wohl auf
dem Wege der Geschäftsordnung eingeführt — Sprachgeschichte), die für
Aufsatz und Konversation aus )i (Aufsatz, Literatur, Konversation). Für
die Zusammenrechnung der Noten aber und die Berechnung der Durch-
schnitt.'^note für das gesamte Examen wurde die zweite Note (für Kom-
position) doppelt, die anderen nur einfach gerechnet, ebenso beim Eng-
lischen, sodass Französisch 5, Englisch 4 galt u. s. w. Durch solches
Multiplizieren einzelner Noten, darauffolgendes Addieren der verschiedenen
Noten für die einzelnen Fächer und endliches Dividieren durch den
Generaldivisor wurde dann die Gesamtnote für das ganze Examen fest-
gestellt. Nichtbestehn in einzelnen Fächern war für die Erteilung der
Gesamtfakultas kein Hindernis, sobald nur der Durchschnitt ,genügend^
eiTeicht war. Das System der schematischen Berechnung der Fachnoten
sowie der Schlussnote ist freilich auch unter der neuen P.O. geblieben,
aber in wesentlich vereinfachter Gestalt.
Bis zum Jahrci 1895 waren an der realistischen Prüfung sprachlich-
historisciier Richtung die Facli Vertreter der Universität nicht beteiligt,
C. Vorctzsch. IV 13
während die Vertreter der klassischen Philologie sowie der Mathematik
und Naturwissenschaften schon längst an den entsprechenden Prüfungen
mitwirkten. In einer an das Ministerium gerichteten Eingabe vom 20. No-
vember 1894 bat die Lehrerschaft des Seminars für neuere Sprachen
darum, künftig, neben den als Examinatoren fungierenden Lehrern der
technischen Hochschule und der Stuttgarter Oberrealschule, zur realistischen
Professoratsprüfung berufen zu werden, worauf von seiten des Ministeriums,
auf Gmnd eines Berichts der Kultministerialabteilung für Gelehrten- und
Realschulen, ein ablehnender Bescheid erfolgte. Eine erneute Eingabe
vom 31. Januar 1895, wenn die Berufung aller vier Lehrer am Seminar
zur Prüfung nicht tunlich wäre, den Ordinarius der gennanischen Philo-
logie (H. Fischer) und den Extraordinarius der romanischen (Referent)
speziell als wissenschaftliche Vertreter ihrer Fächer zur Mitwirkung zu
berufen, wurde durch Erla&s vom 1. Oktober 1895 dahin erledigt, dass
„der Vorstand des Seminars" (Prof. Fischer) zu den Arbeiten der Kom-
mission beigezogen wurde. Erst anderthalb Jahre darauf, Frühjahr 1897,
wurden auch die Vertreter des Englischen und des Romanischen, der
neuberufene Lektor Prof. Dr. W. Franz und Referent, in die Prüfunge-
kommission berufen. Historiker und Geograph der Universität wirken
erst seit der neuen P.O., seit 1899 resp. 1900, mit.
Das Bedürfnis nach einer Neuregelung der P.O. hatte sich unter-
des je länger je drängender geltend gemacht. Nicht nur die Anforde-
rungen in den einzelnen Fächern bedurften einer Revision, auch die
Einrichtung der Vorprüfung nach der Verordnung von 1876 konnte auf
die Dauer nicht völlig befriedigen, da die Kandidaten durch sie verhindert
wurden sich von vornherein mit voller Kraft ihrem eigentlichen Haupt-
studium zu widmen. Dazu kam die Teilung in höhere und niedere
Prüfung und die dadurch bedingte Trennung der Lehrer an den höheren
Schulen in mehrere Kategorien, die besonders bei den Altphilologen als
unbillig und lästig empfunden wurde, da die Präzeptoren hier im wesent-
lichen dieselbe Vorbildung wie die Professoren genossen, die aber auch
bei den Realisten zu ünzuträglichkeiten führte. Im übrigen war ja schon
die Tatsache, dass die P.O. seit 33 Jahren in Geltung war, genügender
Grund zu einer Revision, zumal gerade in dieser Zeit sowohl der Betrieb
der Wissenschaften an den Universitäten als auch I^ehrplan und Unter-
richt an den Mittelschulen tiefgehende Änderungen erfahren hatten.
So ging denn die Behörde, die aus dem ehemaligen „kgl. Studieu-
rat" hervorgegangene „kgl. Kultministerialabteilung für Gelehrten- und
Realschulen" 1897 an die Neuordnung der Prüfungen für das realistische
wie für das humanistische Lehramt heran. Man wird der Behörde nicht
den Vorwurf machen können, dass sie die neue P.O. übereilt oder ohne
Informationen bei <ien beteiligten Kreisen zustimde gebracht hätte. So-
wohl der Entwurf für die humanistische ^^^e der für die realistische P.O.
wurde in Form von „Gruudzügen** im „Korrespondenzblatt" ^^) ver-
öffentlicht und einzelnen Mitgliedern der beiden Prüfungskommissionen
sowie den beteiligten Fakultäten (philosophische und math.-naturwissen-
schaftliche) zur Begutachtung vorgelegt; die humanistischen „Grundzüge"
10) NKBlGRWürtt. 1897, S. 137 ff., 179 ff.
IV 14 rnterricht in den liomanisc'hen Sprachen an Universitäten
wurden auf der Landesversanimlunir des Württemb. Gymnasiallehrervereins,
15. Mai 1897 in Stuttgart, die realistischen auf der Tagung des Württemb.
Vereins für neuere Sprachen in Plochingen, 23. Mai, sowie auf der
Württemb. Reallehrerversammlung in Stuttgart, 28. Juni 1897, eingehend
beraten ^M. Ein danach neu hergestellter ,Entwurf' für die realistische
Prüfung nebst erläuternden ,Bemerkungen^ wurde der philosophischen
Fakultät (der übrigens die Vertreter der englischen und romanischen
Philologie damals noch nicht angehörten) sowie der math.-nat. FakultÄt
zur abermaligen Begutachtung vorgelegt. Aber man wird sagen dürfen,
dass gerade in einigen wesentlichen Punkten die Anschauungen und
Wünsche der Universität und ihrer Vertreter weniger Berücksichtigung
gefunden haben als von anderer Seite vertretene Wünsche und Interessen.
Die vom 12. September 1898 datierte , Verfügung* des Ministeriums
, betreffend die Dienstprüfungen für das realistische Lehr-
amt*^*) zerfällt in fünf Teile: I. Allgemeine Vorschriften (§ 1 — 6),
II. Die erste Dienstprüfung (§ 7 — 19), III. Die zweite Dienstprüfung
(§ 20 — 26), IV. Von der Erweiterungsprüfung und der fakultativen
Prüfung (§ 27—28), V. Übergangsbestimmungen (§ 29—30). Aus den
allgemeinen Vorschriften ist hervorzuheben: die (wie bisher übliche)
Teilung der Prüfung in eine erste, wissenschaftliche, und eine zweite,
vorzugsweise praktische Prüfung; die Gliederung je<ler dieser Prüfungen
in eine solche der sprachlich-geschichtlichen und der math. -naturwissen-
schaftlichen Richtung; die Abhaltung der Prüfungen zu Stuttgart im
Herbst vor einer teils aus Lehrern der Landesuniversitat und der Tech-
nischen Hochschule, teils aus praktischen Schulmännern zusammengesetzten
Kommission unter Leitung eines Mitgliedes der Ministerialabteilung; die
Bezeichnung der Befähigungsstufen nach drei Klassen: I. (obere),
II. (mittlere), beide mit Unterabteilungen a und A, III. (untere). Im
II. Abschnitt werden zunächst die Bedingungen für die Zulassung
zur I. Dienstprüfung geregelt: Reifezeugnis eines deutschen Gym-
nasiums bezw-. Realgymnasiums oder einer württemb. zehnklassigen Real-
anstalt, letzteres für Kand. der sprachlich-geschichtlichen Richtung er-
gänzt durch ein Zeugin's über die erfolgreiche Erstehung der Reifeprüfung
eines Gymnasiums oder eines Realgymnasiums im Fach der lateinischen
Sprache; Nachweis eines mindestens vierjährigen Studiums (eingerechnet
das zwischen der Wahl eines Themas für die wissentschaftliche Abhand-
lung und der I. Dienstprüfung liegende Jahr) auf einer deutschen Uni-
versität oder Technischen Hochschule, worunter mindestens 4 Semester
Universitätsstudium (darunter mindestens 2 Semester an der Landesuni-
versität) sein sollen, während ein der sprachlichen Ausbildung gewidmeter
Aufenthalt im franz. und engl. Sprachgebiet bis zu 2 Semestern einge-
rechnet werden kann; Nachweis zweier grösserer Vorlesungen über
Philosophie und einer über Pädagogik; Abfassung einer nicht mehr
als 4 Bogen gewöhnlicher Schrift umfassenden wissenschaftlichen Ab-
11) NKBlGKWürtt. 1897, S. 217 ff., 341 ff., 391 ff., 428ff., 1898, S. 225.
12) Regierungsblatt 1898 Nr. 14, S. ISOff., NKBIGRWörtt. 1898, S. 365 ff. Neuer-
dings mit allen Ercänzungs Vorschriften und Erläuterungen hsg. von Univ.-Aktuar
Albert Kien ha rat, Die Vorschriften über die Ausbildung für das realistische
Lehramt in Württemberg, Tül)ingcn, SchnürJcn lOO.').
0. Vorctzsch. IV 15
Handlung (für die Kand. der sprachlich-geschichtl. Richtung dem Ge-
biet der deutschen, franz. oder engl. Sprache und Literatur zu entnehmen),
an deren Stelle auch eine akademische Preisschrift, eine Doktordissertation
oder eine sonstige Druckschrift aus den genannten Gebieten vorgelegt
werden kann.
Die erste Dienstprüfung sprachlich-geschichtlicher Rich-
tung hat als unerlässliche Fächer Deutsch, Französisch, Englisch,
hierzu als viertes Hauptfach nach eigener Wahl des Kand. entweder
Geschichte oder Geographie, das nicht gewählte der beiden Fächer
als Nebenfach, in welchem nur mündlich geprüft wird. Für Oberklassen
ist die Lehrbefähigung des Kand. auf diejenigen Fächer und für die
zwei obersten Klassen in der Regel auf diejenigen Hauptfächer beschränkt,
in welchen er auf Grund dieser Prüfung für befähigt erkannt worden
ist. Von den Anforderungen in den einzelnen Fächern kommen hier
nur die für Französisch (§ 13) in Betracht: „Im Französischen wird
bei der schriftlichen Prüfung die Übersetzung eines deutschen Original-
stücks ins Französische, die Übertragung eines Abschnitts aus einem
franz. Schriftsteller ins Deutsche, die Niederschrift eines franz. Diktats
und ein Aufsatz über ein der franz. Literaturgeschichte entnommenes
Thema verlangt. Die mündliche Prüfung besteht in einem Kolloquium
über Sprach- und Literaturgeschichte. Neben einer guten Aussprache
und Bekanntschaft mit den Elementen der Phonetik hat der Kandidat
Sicherheit in der Grammatik, Kenntnis des franz. Sprachgebrauchs und
Beherrschung des Ausdrucks im schriftlichen und mündlichen Gebraueli
der Sprache nachzuweisen. Mit der Sprachgeschichte soll er so weit
vertraut sein, dass er ein klares Verständnis der franz. Laut- und Wort-
bildung und der poetischen Form besitzt und einen Abschnitt aus einem
älteren von ihm gelesenen Schriftsteller zu übersetzen und zu erklären
imstande ist. In Literaturgeschichte wird eine übersichtliche Kenntnis
des Entwicklungsgangs der franz. Literatur gefordert; insbesondere soll
der Kandidat das eine oder andere Werk der älteren franz. Literatur
und eine Anzahl hervorragender Werke der neueren mit eindringendem
Verständnis gelesen haben". Dieselben Forderungen gelten mit sinn-
gemässer Abänderung auch für das Englische. — Die Kand. der math.-
nat. Richtung haben die Wahl zwischen der math. -physikalischen Ab-
teilung (Hauptfächer Mathematik, Mechanik, Physik, Nebenfach Chemie)
und der natiurwissenschaftlichen Abteilung (Hauptfächer Chemie, Minera-
logie mit Geologie, Botanik, Zoologie, Nebenfächer eine Reihe math.
Fächer und Experimentalphysik).
Die zweite Dienstprüfung soll von der ersten durch das prak-
tische Vorbereitungsjahr an einer Realanstalt getrennt sein, spätestens aber
3 Jahre nach der ersten abgelegt werden. Gegenstände der Prüfung
sind: 1. Deutscher Aufsatz, in welchem der Kand. seme Fähigkeit
zu erweisen hat, eine allgemeine wissenschaftliche Frage in geordneter
und klarer Darstellung und mit Verständnis zu behandeln. — 2. Frei-
handzeichnen, worin Herstellung korrekter Umrisse nach Modellen
(Ornament oder Körper) gefordert wird, auch hat der Kand. bei der
Meldung Beteiligung an öffentlich eingerichteten Zeichenkursen nachzu-
weisen und eine Auswahl beglaubigter Arbeiten im Freihand- und im
IV IG Unterricht in den Komani$chen Sprachen an I^niversitaten.
geometrischen Zeichnen vorzulegen. — 3. Die Ergänzungsprüfung
in der vom Kand. für die erste Dienstprüfung nicht gewählten Richtung,
also für Mathematiker und Naturwissenschafüer Prüfung in Französisch
und Englisch (schriftliche Übersetzung eines nicht zu schwierigen deutschen
Originalstücks und Diktat, mündlich Übersetzung aus einem franz. oder
engl. Schriftsteller und Kenntnis der schulmässigen Grammatik nebst
einiger Übung im Gebrauch der franz. Sprache), für die Neuphilologen
Prüfung in Arithmetik und Planimetrie (nur schriftlich: nicht zu schwierige
Aufgaben richtig, klar und zweckmässig zu lösen), sowie in elementarer
Physik (nur mündlich: Kenntnis der Hauptlehren der Physik, Bekannt-
schaft mit den gewöhnlichen Schulapparaten). — 4. Die Lehrproben,
von denen jeder Kand. zwei Probelektionen in Hauptfächern seiner ersten
Dienstprüfung und eine an Mittelklassen in einem Fach seiner zweiten
Dienstprüfung zu halten hat; der Gegenstand kann von ihm selbst unter
Vorbehalt der Genehmigung der Prüfungskommission gewählt werden und
ist vorherrschend in der Weise lehrender Entwicklung (nicht bloss exami-
natorisch) zu behandeln.
Für die Erweiterungsprüfung und die fakultative Prüfung
kann ein Nebenfach der ersten Dienstprüfung, oder für die betr. Richtung
nicht vorgeschriebene Fächer derselben (für Neuphilologen also math.-
nat. Fächer), endlich Latein und Italienisch in Betracht kommen.
Diese Übersicht wird die oben gemachte Bemerkung nicht ganz un-
gerechtfertigt erscheinen lassen, dass auch die realistische Professorats-
prüfung sprachlich-historischer Richtung den Charakter der alten Real-
lehrerprüfung noch nicht ganz abgestreift hat. Gegenüber diesem Vielerlei
von teilweise ganz heterogenen Fächern erscheint die im selben Jahr,
unterm 21. März 1898, erlassene Prüf ungsordnung für die Kandi-
daten des humanistischen Lehramts ^^) viel einheitlicher und ge-
schlossener. Zulassungsbedingungen zur I. Dienstprüfung sind Reife-
zeugnis eines Gymnasiums, vierjähriges Universitätsstudium, Einreichung
einer lateinisch abgefassten wissenschaftlichen Abhandlung. Die erste
Dienstprüfung umfasst nur 3 Fächer, als utierlässliche Fächer Lateinisch
und Griechisch, als drittes Hauptfach nach Wahl des Kand. Deut^h
oder Geschichte oder Französisch (bezw. Hebräisch), die zweite Dienst-
prüfung ausser den Lehrproben nur deutschen Aufsatz (mit ähnlichen
Anforderungen wie bei den Realisten) und eine mündliche Prüfung in
Philosophie und Pädagogik. Für die Erweitemngsprüfung stehen dem
Kand. die nicht gewählten Fächer der I. Dienstprüfung, Deutsch, Ge-
schichte, Französisch, für die fakultative Prüfung die übrigen Gymnasial-
fächer, nämlich Mathematik, Physik, Geographie, Englisch, Hebräisch und
(mit beschränkterer Befähigung) Französisch zu Gebote. — Die Anforde-
rungen im Französischen als Hauptfach stimmen mit denen im rea-
listischen Examen nicht ganz überein. Von den schriftlichen Arbeiten
wird nur der franz. Aufsatz gefordert, in welchem der Kand. nachzu-
weisen hat, „dass er von dem Entwicklungsgang der franz. Literatur ein
deutliches Bild gewonnen und einzelne Hauptwerke auch aus neuester
Zeit gelesen hat". Im übrigen wird „neben einer sorgfältigen und ge-
13) Regierungsblatt 1808, S. 8.1 ff., NKBlGRWürtt. 1898, 285—295.
C. Voretzsch. IV 17
bildeten Aussprache im schriftlichen und mündlichen Gebrauch der Sprache
Beherrschung des Ausdruck.«^, grammatische Korrektheit und Kenntnis
des franz. Sprachgebrauchs und Satzbaus verlangt. Ausserdem hat der
Kandidat in der mündlichen Prüfung seine Bekanntschaft mit der ge-
schichtlichen Entwicklung der Sprache und hinreichendes Verständnis der
franz. Laute, Formen und Wortbildungen, sowie seine Fähigkeit darzu-
tun, vorgelegte Stellen aus gelesenen älteren Schriftstellern zu übersetzen
und zu erklären." Ein im franz. Sprachgebiet zugebrachtes Halbjahr
kann als ein Semester Universitätsstudium angerechnet, ausserdem kann
die Prüfung in Franzosisch auf die zweite Dienstprüfung verschoben
werden. — Für die fakultative Prüfung in Französisch kommt die Sprach-
geschichte in Wegfall, der Aufsatz wird durch eine Übersetzung aus
dem Deutschen und ein franz. Diktat ersetzt.
Die humanistische Prüfung mit ihren drei Fächern und ihrer Prüfung
in Philosophie und Pädagogik steht im wesentlichen auf der Stufe der
preussischen P.O. Die realistische P.O. findet weder ausserhalb Württem-
bergs noch in der humanistischen P.O. Württembergs selbst ihre Parallele,
sie bedeutet auch in ihrer jetzigen Gestalt noch eine Überlastung der
realistischen und speziell der neuphilologischen Kandidaten. Die Um-
wandlung der mathematischen Vorprüfung in eine mit der II. Dienst-
prüfung verbundene Ergänzungsprüfung ist freilich ein Fortschritt gegen
früher, da sich nun die Neuphilologen von Anfang an ihrem eigentlichen
Studium widmen können, aber im Vergleich zu dem, was anderwärts vom
Neuphilologen verlangt wird, doch nur ein sehr relativer Fortechritt.
Wichtiger ist die Abschaffung der Reallehrerprüfung und die dadurch
herbeigeführte Vereinheitlichung in der Vorbildung der Lehrer der neueren
Sprachen (nur an den beiden untersten Klassen werden die niederge-
prüften ,Kollaboratoren* verwendet, welche nunmehr ,Tieallehrer*, an Real-
schulen, oder ,PräzeptorenS an human. Anstalten, heissen). Die offizielle
Einführung der Sprachgeschichte und der älteren Literaturgeschichte so-
wie die Forderung einer wissenschaftlichen Abhandlung bedeutet eine
wissenschaftliche Vertiefung der Prüfung in den einzelnen Fächern wie
im ganzen. Aber bei der Überzahl von Fächern kann diese Vertiefung
nicht so zur Geltung kommen wie anderwärts. Die Zulassung der Real-
abiturienten, wenn auch mit Ergänzungsprüfung im Latein, zum Pro-
fessoratsexamen, das von der P.O. zugelassene Studium der Neuphilologen
am Polytechnikum Hessen den Zusammenhang der neuen Ordnung mit
der alten Reallehrerprüfung, zum Nachteil der Sache, deutlich erkennen:
ein neunjähriges Lateinstudium lässt sich durch einen ad hoc vorge-
nommenen Schnellkurs in Latein nicht oder nur bei besonderer Begabung
und ausserordentlichem Fleiss ersetzen, und der Neuphilologe, welcher
der wissenschaftlichen Durchbildung so gut bedarf wie der praktischen,
hat seinen natürlichen Platz an der Universität, nicht am Polytechnikum.
Noch manches andere wie der vorgeschriebene geringe Umfang der wissen-
schaftlichen Abhandlung oder die Bestimmung, dass ein im ganzen be-
standener Kandidat auch in einem Hauptfach, in welchem er durchge-
fallen ist, in mittleren und oberen Klassen, mit Ausnahme der beiden
obersten Klassen, unterrichten darf — schien dem eigentlichen Zweck
der Prüfung wenig zu entsprechen, und so hielt es der Referent für
Vollmoller, Rom. Jahresbericht VIII. 2
IV IS Unterricht in den Komanischen Sprachen an I'niversi täten.
seine Pflicht, die neue P.O. von dem hier anp^edeuteten Standpunkt aus
einer öffentlichen Besprechung zu unterziehen ^*). Diese Kritik fand zu-
erst eine objektive Wiedergabe in der „Württemb. Volkszeitung****), rief
aber bald die Freunde des Polytechnikums und der Realschule sowie die
Verteidiger des Hergebrachten auf den Plan. Im »Schwäbischen Merkur'
suchte ein Einsender G. (der sich im zweiten Artikel als Professor Otto
GüNTTER bekannte), in der ,Württemb. Volkszeitung* ein „Realschul-
mann", der auch in der Duplik den Schutz der Anonymitat nicht ver-
liess, die Ausführungen des Referenten zu widerlegen oder zu entkräften *•).
Eine Entgegnung des Referenten wurde im ,MerkurS eine zweite, welche
erst nach einer vorgenommenen ^Umarbeitung' von der Redaktion akzep-
tiert wurde, in der , Volkszeitung* gedruckt^'). Beide Einsender erhielten
in ihren Zeitungen nochmals das Wort, der ,Realschulmann' sogar eine
durch zwei Nummern hindurchgehende „kurze Antwort"'^), dem Referenten
wurde die Bitte um Aufnahme einer kurzen „Erklärung" von den
Redaktionen abgeschlagen. Eine vergleichende Betrachtung der neuen
württemb. P.O. mit der neuen preussischen P.O. (von 1898), ohne Ein-
gehen auf die hier berührten Streitfragen, hatte der ,Staatsanzeiger^ in
seiner Beilage vom 2. Dezember 1898 unter dem Kennzeichen -e- ge-
bracht i»).
In diese Zeit (Jan. 1 899) fällt, allem Anschein nach nicht ohne Zusammen-
hang mit den um das Polytechnikum als Bildungsanstalt für Neuphilologen
geführten Debatten, eine »Erweiterung der ünterrichtsgelegenheit der Lehr-
amtskandidaten an der Technischen Hochschule* durch Erteilung von
Lehraufträgen für »Geschichte der französischen und englischen Sprache
und Literatur* an die Privatdozenten Dr. Gustav Pfeiffer und Frhr.
Dr. V. W^ESTENHOLZ, sodass nunmehr auch das wissenschaftliche Studium
des Französischen und Englischen am Polytechnikum repräsentiert war.
Unterdes hatte Prof. Fr. Gerhardt (München) eine eingehende
Vergleichung der ,Neuen Prüfungsordnungen in Württemberg und in
Preussen* miteinander und zugleich mit der bayerischen von 1895 ver-
öffentlicht*®). Auch er wendete sich gegen die Zulassung der Real-
abiturienten sowie gegen das Studium am Polytechnikum, endlich auch
gegen die verschiedene Behandlung der Humanisten und Realisten und
das Vielerlei der Fächer bf.i diesen: „Sicher steht die realistische Prüfung
nicht auf der Höhe der humanistischen; sie kann es nicht, weil Multa
und Multum sich nicht vertragen, wie sich wohl bald zeigen winl . . .
Solche Zumutungen, wie sie Württemberg in den Ergänzungs-, Erweite-
rungs- und fakultativen Prüfungen an die Kandidaten des realistischen
Ijehramt« stellt, sind allenfalls bei Volksschullehrem am Platz, aber
14) Die neue Prüfungsordnung für die württemb. Neuphilologen, AZB.
2898, Nr. 259 (15. Nov.). 15) W. V.-Z. Nr. 274, 24. Nov. 16) Schw. Merkur
(II: Schw. Kronik) 13. Dez. 1898, Nr. 291. — Beil. zur W. V.-Z. 14. Dez.
1898. 17) Merkur (8. Kr.) Nr. 306, 31. Dez. 1898. — Beilage z. W. V.-Z.
31. Dez. 1898. 18) Merkur Nr. 6, 4. Jan. 1899. — W. V.-Z. Nr. 24 u. 25,
30. u. 31. Jan. 1899. 19) Beilage zum württemb. Staatsanzeiger 1898 Nr. 280.
2(0 BUGySch., München 1899, Heft 1, S. 1—50. — Eine bequeme Zusammen-
Stellung der gesamten deutschen Prüfungsbestinimungen hat kürzlich Otto
Schröder gegeben: Die Ordnung des Stud. f. d. höh. Jjchramt in Deutschland,
Leipzig 1900.
C. Vorctzsch. IV 19
nicht bei akademisch Gebildeten." Eine ähnliche Vergleichung der
jNeuen württemb. Prüfungsordnungen für das humanistische und realistische
Ijehramt* mit der preussischen RO., freilich mehr in apologetischem Sinne
zugunsten der württemb. P.O., hat Rektor Dr. Klett in den »Südwest-
deutschen Schulblättern* angestellt*^). Die Arbeit Qebhardts wie andere
vorausgegangene Besprechungen der württemb. P.O. werden hier nicht
erwähnt, was den Referenten zu einer Berichtigung an die Redaktion
und im weiteren Verlauf der Angelegenheit zu seiner »Erklärung* vom
Mai 1899 veranlasste^^). — Ein unnützes Nachspiel fand der Streit um
die P.O. zwei Jahre darauf, als ein Anonymus -r- in der ,Neuen Freien
Presse' die Württemb. P.O. auf Grund des Artikels des Refei'enten zum
Gegenstand eines Feuilletonartikels machte, der auszugsweise in die
jHochschulnachrichten' überging und hier natürlich eine Erwiderung von der
anderen Seite fand**). Referent hielt die Sache auf diesem Boden für erledigt
und eine Berichtigung der darin enthaltenen unzutreffenden Behaup-
tungen für überflüssig.
Die Reform der württemb. P.O. für die sprachlich-historischen Fächer
wird und muss kommen, schon die Gerechtigkeit verlangt eine grössere
Angleichung der realistischen an die humanistische P.O. Die mehr und
mehr rudimentär gewordene math.-physikalische Ergänzungsprüfung nebst
Freihandzeichnen muss bei der nächsten Neuordnung ganz fallen. Auch
die Fächerzahl der I. Dienstprüfung muss vereinfacht und womöglich wie
bei den Altphilologen auf 3 reduziert werden, was sich, unter Berück-
sichtigung der speziell württemb. Verhältnisse, am besten durch eine
Teilung in zwei verschiedene Kombinationen erzielen lässt: entweder
Französisch, Englisch und ein drittes Wahlfach (Deutsch, Geschichte,
Geographie) oder Deutsch, Geschichte und ein drittes Fach (Geographie,
Fninzösisch, Englisch). Eine freiere Kombination, namentlich die
anderwärts von verschiedenen Seiten gewünschte Trennung des Fran-
zösischen vom Englischen^*), wird auf absehbare Zeit in Württem-
berg nicht durchführbar sein. Die Hauptsache ist, dass das Vieler-
lei der Fächer beseitigt wird, die schultechnischen Bedenken, die da-
gegen geäussert werden, sind keineswegs unüberwindlich, selbst für die
kleinen Landschulen nichts für welche ja die KoUaboratoren da sind.
Je mehr die Anforderungen in den einzelnen Fächern gewachsen sind,
desto weniger sind die Kandidaten in der Lage, den Anforderungen in
allen Fächern zu entsprechen. Schon jetzt lässt sich aus den Zeugnissen
der Kandidaten nachweisen, dass manchem tüchtigen Neuphilologen seine
Schlussnote durch Geschichte und Geographie herabgedrückt und ver-
dorben worden ist. Auf der anderen Seite kommen gerade diese Fächer,
weil sie die Rolle von Nebenfächern spielen (auch wenn eines offiziell
als jHauptfach^ gewählt wird), nicht genügend zur Geltung, was auch
nur durch eine Teilung im oben angegebenen Sinn gebessert werden
kann. Dass gegenwärtig infolge ministerieller Verfügung an Stelle einer
21) SwdSchBlL, Karlsruhe 1899, S. 66-77. 22) Beilage zur Juninumraer
des LBlGRPh. 1899. 23) Neue Freie Presse 1. Sept. 1900, Nr. 12940, S. 17. —
HN. 1900, Dez.-Nr., 1901 MärzNr. 24) So Rosemann, Verb. d. 43. Vers. d.
Phil. u. Schulm. S. 100 ff. — Hans Borbein, Die mögliche Arbeitsleistung des
Neuphilologen, NS. XII, Heft 6 (auch separat).
2*
IV 20 Unterricht in den Koinnnischen Sprachen an Universitäten.
wissenschaftlichen Abhandlung aus einem der drei obligaten Hauptfächer
Deutsch, Französisch^ Englisch ausnahmsweise eine historische Abhand-
lung vorgelegt werden kann, ist ein Notbehelf, der bei dem vorwiegend
neuphilologischem Charakter der Prüfung nicht einmal ohne Bedenken ist.
Im übrigen hat sich auf dem Wege der Geschäftsordnung oder der
Praxis manches schon geändert oder gebessert. Da die Limitierung der
wissenschaftlichen Arbeit auf 4 Bogen in erster Linie aus Rücksichten
auf die Examinatoren hervorgegangen war, wurde, wofern der betr. Be-
gutachter nichts dagegen hatte, seither auch die Einreichung längerer
Arbeiten gestattet, wovon die Kandidaten reichlich Gebrauch machen. —
Ein Antrag der drei Vertreter der Germanistik, Anglistik und Romanistik
an das Ministerium (Mai 1899), die Kandidaten zur Wiederholung eines
Faches, in welchem sie nicht beslanden haben, zu verpflichten, wurde
freilich abgelehnt; es soll dem Kandidaten nur ,gestattet' sein, die Prüfung
in dem betr. Fach zu wiederholen. Aber da es nach wie vor möglich
ist (und tatsächlich auch vorkommt), dass ein Kandidat in zwei Haupt-
fächern (z. B. Französisch und Englisch) durchfällt und vermöge des
Ineinanderrechnens der Fächer die Prüfung im ganzen doch besteht, so
bleibt hier eine schärfere Regulierung unabweislich , wenn nicht die
Interessen des Unterrichts Schaden leiden sollen. — Die Zulassung
der Realabiturienten mit lateinischer Erganzungsprüfung zur neuphilo-
logischen Prüfung ist in praxi dadurch etwas weniger bedenklich ge-
worden, dass die betr. Studierenden ihr Latinum in den ersten Semestern
zu absolvieren suchen. Aber 2 — 3 Semester oder mehr gehen auf diese
Weise den betr. Kandidaten für das eigentliche Studium so gut wie ver-
loren, und viele bekennen es selbst, dass sie besser getan hätten, sich
bei Zeiten dem Gymnasium oder Realgymnasium zuzuwenden. Die für
das Studium der Sprachgeschichte notwendige Sicherheit in der Latein-
kenntnis wird auf diesem Wege tatsächlich selten erreicht, und selbst bei
Behandlung neuerer französischer Dichtwerke, wie z. B. des Art po6tiq%ie
von Boileau, niacht i^ich mangelhafte Kenntnis des Latein und Nicht-
ken nen des Griechischen störend bemerkbar. Es ist aber auch die
ganze philologische Schulung überhaupt, welche das Gymnasium, wenigstens
zur Zeit noch, vor der Realschule voraus hat. — Das Polytechnikum wird
von Neuphilologen meist wohl nur noch aus äusseren Gründen aufgesucht,
sei es dass der Vater seinen Wohnsitz in Stuttgart hat, sei es dass der
Kandidat den Wunsch hegt, auch seine Stuttgarter Examinatoren vor
dem Examen kennen zu lernen.
Um das Bild der württemb. Prüfung für Neuphilologen zu vervoll-
ständigen, seien nur kurz einige charakteristische Einzelheiten erwähnt»
welche sich nicht ohne weiteres aus dem Studium der P.O. ergeben und
meist in der nichtgedruckten ,Geschäftsordnung' niedergelegt sind. Die
beiden Prüfungskommissionen für das humanistische und das realistische
Lehramt sind völlig unabhängig voneinander, auch bei den gleichen
Fächern sind die Examinatoren hier und dort nicht immer dieselben (in
der humanistischen Prüfung prüft Refei-ent zusammen mit Prof. Dr.
Sakmann vom Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, in der realistischen zu-
sammen mit Prof. Koller vom Polytechnikum). Die Kommissionen sind
nicht permanent, sondern werden jeweils für die im Herbst stattfindenden
J. Haas. IV 21
Prüfuiigüii neu einberufen. Die Meldungen der Kandidaten gehen deni-
geniäsB nicht an die betr. Komoiission, sondern an die k. Kultministerial-
abteilung für höhere Schulen, welche auch über die Zulassung entscheidet
und die ganze Prüfung vorbereitet. Vor Beginn der Prüfung findet eine
vorberatende Sitzung der Kommission statt, in welcher die schriftlichen
Aufgaben auf Grund der Antrage der Fachreferenten festgestellt werden,
nach vollendeter Prüfung eine Schlugsitzung, in welcher die Ergebnisse
der Einzelprüfungen mitgeteilt werden und das Gesamtresultat gezogen
wird. Für jedes Fach sind zwei Referenten aufgestellt, die in der münd-
lichen Prüfung beide prüfen und sich in der Stellung der schriftlichen
Aufgaben und der ersten Korrektur der Arbeiten in der Regel jährlich
abwechseln. Dieses Verfahren hat sein gutes: der Kandidat wird nicht
einseitig, allerdings auch viel intensiver geprüft, da der eine Referent
mehr die praktische, der andere mehr die wissenschaftliche Befähigung des
Kandidaten prüft. Jeder Kandidat wird einzeln vorgenommen, ein Mit-
glied der Kultministerialabteilung ist als Vorsitzender bei jeder Einzel-
prüfung anwesend. In Französisch (und ebenso in Englisch) wird jeder
Kandidat je 1 Stunde geprüft, von jedem Referenten 25 — 80 Minut-en.
Der Kandidat erhält je eine besondere Note für die schriftliche und die
mündliche Prüfung in den einzelnen Fächern. In den beiden Fremd-
sprachen müssen die beiden Noten auch jetzt noch auf dem Wege
schematischer Einzel berech nung gefunden werden, doch k», dass praktische
Fertigkeit und theoretisches und historisches Wissen ungefähr in dem
richtigen Verhältnis zur Geltung kommen. Bei der Berechnung der Ge-
samtnote gelten alle drei Sprachen gleichviel, Geschichte und Geographie
zusammen soviel wie eine derselben (wobei das von beiden als ,Haupt-
fach* gewählte Fach doppelt soviel zählt als das andere). Erst wenn
die hieraus sich ergebende Durch schnittsnote mindestens »genügend' er-
gibt, wird — entsprechend einem s. Z. gestellten Antrag der Vertreter
der Germanistik, Anglistik und Romanistik — auch die wissenschaftliche
Abhandlung, mit der Bewertung eines Hauptfaches, mit eingerechnet und
so das endgiltige Zeugnis für die erste Dienstprüfung festgestellt. Man
hat so die Gewähr, dass nicht von vornherein Mängel in der praktischen
Beherrschung der Sprachen durch rein wissenschaftliche Leistungen
kompensiert werden können und dass nicht ein Fach (dasjenige, dem das
Thema der wissenschaftlichen Abhandlung entnommen ist) bei der Ent-
scheidung über die Frage, ob bestanden oder nicht, doppelt in die Wi\g-
schale fällt.
Die württembergische Prüfungsordnung bedarf nach allem in vielen
und sehr wesentlichen Punkten einer Neuregelung und Modernisierung,
aber sie besitzt auch manches, was man als berechtigte Eigentümlichkeit
und als Vorzug anderen Prüfungsordnungen gegenüber anerkennen muss.
Tübingen. C. Voretzsch.
6. BadeD« 1904. Die Vertreter der romanischen Sprachwissen-
schaft der Universität Heidelberg waren während des SS. 1904
und des W.S. 1904/0') die Herren Hofrat Dr. Fritz Neumanx Prof. ord.,
Prof. extraord. Dr. F. Schneeganh und Prof. extraord. Dr. K. Vossler,
unter deren I^eitung auch die Übungen des romanischen Seminars statt-
IV 22 l^nterricht in den Romanischen Sprachen an Universitäten.
fanden, dessen Direktor Herr Hofrat Prof. Dr. F. Keuniann ist. Im
S.S. las Herr Hofrat Neumann 4stündig Historische Grammatik der
französischen Sprache I (Lautlehre) und interpretierte in 2stündig6r Vor-
lesung einen altfranzosischen Text. Herr Prof. Schneegans trug 2stündig
die Geschichte des französischen Romans im 18. Jahrhundert und mit
gleicher Stundenzahl die Geschichte der französischen Literatur im
XV. Jahrhundert vor; ausserdem erklärte er einmal in der Woche „aus-
gewählte Kapitel der französischen Syntax*' im Anschluss an praktische
Übungen. Herr Prof. Vossler nahm in 1 stündiger Vorlesung die
Lektüre provenzalischer Texte mit grammatischen Übungen vor und trug
1 stündig in italienischer Sprache die Geschichte der italienischen Literatur
der Gegenwart vor.
In der romanischen Abteilung des gennanisch-romanisehen Seminars
hielt Herr Hofrat Neumann Übungen an altfranzösischen und proven-
zalischen Texten ab, Herr Prof. Schneegans in zwei Kursen für An-
fänger und Vorgerücktere Übungen im mündlichen und schriftlichen
Gebrauch des Französiselien, Herr Prof. Vossler el)enfalls in zwei
Kursen praktische Übungen in der italienischen Sprache.
Im Wintersemester 1904/05 hielt Herr Hofrat F. Neumann eine
4stündige Vorlesung über die Historische Formenlehre der französischen
Sprache und eine 2stün(lige Interpretation eines altfranzösischen Textes.
Ausser den syntaktischen Übungen gleicli denen des Sommersemesters
1904, las Herr Prof. Scihneegans die Geschichte der französischen
Literatur des IG. Jahrhunderts Sstündig und 1 stündig Diderots Leben
und Werke. Herr Prof. Vossler führte in 2stündiger Vorlesung in
das Studium der romanischen Sprachwissenschaft ein. Die Übungen im
romanischen Seminar waren die gleichen wie im vorhergehenden Sommer-
semester.
Im Sommersemester 1904 und im Wintersemester 1904/05 lag der
Unterricht in den romanischen Sprachen an der Universität Freiburg in
den Händen der Herren Prof. ord. Dr. Baiöt, Prof. extraord. Dr. Levy
und Lektor Dr. Pauflkr. In die Leitung der Seminarübungen teilten
sich Prof. Dr. Balst, der Direktor des Seminars, und Lektor Dr. Paufler;
zu diesen kam im Wintersemester 1904/05 Referent hinzu, der neben
seiner Haupttatigkeit am Friedrichsgymnasium in Freiburg i. B. mit Ab-
haltung von Übungen im romanischen Seminar beauftragt wurde.
Hen* Prof. Dr. Baist las 3stündig Altfranzösische Literaturgeschichte
(I. Teil) und interpretierte 2stündig einen altfranzösischen Text. Herr
Prof. Levy erklärte in 3stüudiger Vorlesung einen altfranzösischen Text,
las provenzalische Lautlehre und hielt noufranzösische Ijeseübungen ab.
Herr Lektor Dr. Paufler tnig 4stündig die Geschichte der dramatischen
Dichtkunst in Frankreich von Dumas fils bis zur Gegenwart vor.
Im romanischen Seminar hielt Herr Prof. Dr. Baist altfranzösische
Übungen für Vorgerücktere 2ötündig. Herr Lektor Dr. Paufler ver-
anstaltete neufranzösische grammatische Übungen, Konversations- und
Stilübungen für Vorgerücktere: ferner literaturgesehichtliche Übungen (an
den Haupttypen des modernen realistischen Theaters).
Im Wintersemester las HeiT Prof. Dr. Balst Bstündig altfranzösische
Literaturgeschichte (2. Teil) und erkh'irte 2stündig La Chancun de Will-
E. Heuser. IV 23
elnie. Herr Prof. Dr. Levy interpretierte 28tüii(li^ provenzaliöche Texte
und hielt in gleicher Stundenzahl neufranzösische Ausspracheübungen.
Herr Lektor Dr. Paüfler trug 28tündig in französischer Sprache Le
Roman fran9ais, repr^nt^ dans ses types principaux vor.
Im romanischen Seminar hielt Herr Prof. Dr. Baist altfranzösische
Übungen 2stündig für Vorgerücktere ab; dgl. Lektor Dr. Paufler
literaturgeschichtliche Übungen (mit Zugrundelegung von Chateaubriands
Ästhetik) an den ersten Gredichten Lamartines, de Vignys und V. Hugos,
ausserdem nahm er neufranzösische stilistische und Konversationsübungen
vor. Referent erklärte 2stündig ausgewählte Kapitel der französischen
Syntax im Anschluss an Übersetzungen aus Heine, Französische Zu-
stände und einstündig La Fontaines Fabeln.
Freiburg i. B. J. Haas.
6. Hessen« 1901 — 1904. Der für unser Fach in Betracht kommende
Jjehrkörper bestand in dieser Zeit aus dem ordentlichen Prof. Dr. Dietrich
Behrens und dem Lektor Albert Goetschy. Der erstere trug vor:
Geschichte der französischen Literatur von ihren Anfängen bis zum Zeit-
alter der Renaissance W.S. 1901/02. Die altfranzösischen Sprachdenk-
mäler W.S. 1901/02. Einführung in das Studium des Altfranzösischen
W.S. 1901/02. Einführung in das Studium des Italienischen S.S. 1902.
Französische Syntax S.S. 1901. Französische Grammatik T. 1. Laut-
lehre im W.S. 1902/03. Erklärung eines altfranzösischen Textes für An-
fänger W.S. 1902/03. Französische Verslehre W.S. 1902/03. Fran-
zösische Formenlehre S.S. 1903. Einführung in das Studium des
Provenzalischen S.S. 1901/03. Lektüre und Erklärung des altfranzösischen
Adamsspiels S.S. 1903. Geschichte der französischen Literatur I. das
Epos W.S. 1903/04. Das altfranzösische Rolandslied S.S. 1901 und
W.S. 1903/04. Ausgewählte Kapitel der Grammatik des Neufranzösischen
W.S. 1903/04. Französische Wortbildungslehre S.S. 1904. Die franzö-
sischen Mundarten S.S. 1902 und 04. Lektüre und Erklärung ausgewählter
Lustspiele Moliferes S.S. 1904. Syntax des französischen Verbums W.S.
1904/05. Lektüre und Erklärung ausgewählter Texte aus dem Zeitalter
der Renaissance, Geschichte des französischen Dramas S.S. 1902 und
W.S. 1904/05. Ausserdem leitete er Übungen im gennanisch-romanischen
Seminar und im praktischen Seminar für neuere Sprachen.
Lektor Goetschy leitete ebenfalls Übungen im praktischen Seminar für
neuere Sprachen und behandelte im S.S. 1901: Le roman r^aliste en France
au 19«si^cle. W.S. 1901/02: Voltaire, sa vie et ses oeuvres. S.S. 1902:
Histoire du romantisme fran9ais. W.S. 1902/03: Le th6ätre en France
au 19® siecle, de Dumas a Rostand. S.S. 1903: Le roman naturaliste
en France: Maupassant, Daudet, Zola. W.S. 1903/04: George Sand, sa
vie, ses oeuvres, soii influence. S.S. 1904: La poesie lyrique en France
au 19*^ siöcle. W.S. 1904/05: Le roman fran9ais au 19*" siecle de Balzac
a Zola.
Ausserdem las im W.S. 1901/02 der Privatdozent Dr. J. Collen:
Geschichte des modernen Romans in Deutschland mit besonderer Berück-
sichtigung des Franz()si^'chen und im S.S. 1904: Geschichte des deutschen
Romans im 19. Jahrh. mit besonderer Berücksichtigung des PVnnzösisclion.
IV 24 Unterricht in den Romanischen Sprachen an Universitäten.
An Dissertationen erschienen in unseren Berichtszeitraum: KiiAU»,
Josef, Beiträge zur Kenntnis der Mundart der nordöstlichen Champagne
im 13. und 14. Jahrh. 1901; Nehb, Georg, Die Formen des Artikels
in den französischen Mundarten, Berlin 1901. Bender, Franz, Die
vom Perfektstamm gebildeten Formen des lateinischen Hilfsverbs esse in
den lebenden französischen Mundarten 1903; Todt, August, Die
franko-italienischen Renartbranchen, Darmstadt 1903; Glaser, Kurt,
Die Maass- und Gewichtsbezeichnungen des Französischen, Berlin 1903;
Heymann, W., Französische Dialektwörter bei Lexikographen des
16. — 18. Jahrhundert 1903; Rentrop, Emil, Setzung des Personalpro-
nomens als Subjekt im älteren Neufranzösisch 1 903 ; Massing, Heinrich,
Die Geistlichkeit im altfranzönischen Volksepos 1904.
Giessen. Emil Heuser.
7. Mecklenburg. Nachtrag zu VIT, iv 8. Das Referat über den
Unterricht in den Romanischen Sprachen in Mecklenburg im vorigen Bande
des Jahresberichts enthält S. 8 leider eine Lücke. Es ist nachzutragen, dass
bereits Victor Aim^ Huber, der kurze Zeit in Rostock als ordentlicher
Professor der Ästhetik, Kunstgeschichte, Rhetorik, neuen Geschichte und
neuen Literatur wirkte, daselbst Vorlesungen über romanische Literatur-
geschichte gehalten und Untenicht in den wichtigsten romanischen
Sprachen erteilt hat (geb. 10. März 1800 in Stuttgart als Sohn des
Schriftstellers Ludwig Ferdinand Huber und seiner Gattin Therese, der
Witwe Georg Forsters, einer Tochter des Philologen Heyne, studierte
Medizin in Würzburg und Göttingen, seit 1821 in Paris, bereiste bis
1823 Spanien, Portugal, Schottland und England, 1833 — 36 in Rostock,
ging dann nach Marburg und 1843 nach Berlin, gest. 19. Juli 1869
in Wernigerode; s. über ihn Elvers, V. A. H., sein Werden und Wirken,
2 Bde, Bremen 1872 — 74, und Jäger, V. A. H., ein Vorkämpfer der
sozialen Reform, Berlin 1879). Huber las 1833 4 stündig über Allge-
meine Literaturgeschichte mit besonderer Berücksichtigung der Poesie,
1833/34 östündig über fi-anzösische, englische, spanische und italienische
Literaturgeschichte, 1834/35 2stündig über Geschichte der schönen
Literatur {litterai^ni elegantiorum) Spaniens und Portugals und 1835
4stündig über Geschichte der schönen Literatur der romanischen Nationen,
ferner kündigte er fast regelmässig Unterricht in der englischen, fran-
zösischen, spanischen, portugiesischen und italienischen Sprache an. Sein
Nachfolger wurde 1837 Christian Wilbrandt als o. Prof. der Ästhetik
und neuen Literatur, der sich aber mit den romanischen Sprachen in
seinen Vorlesungen nicht befasst hat.
Rostock. R. Zenker.
8. Elsass-Lothringen. 1904. Im W.S. las Prof. Gröber 4stüudig
Historische Grammatik der französischen Sprache und 2stündig Französische
Syntax. Dabei hielt er noch 2stündig Übungen im Seminar ab. Lektor
H. GiLLOT las 2stündig über Literatur im 18. Jahrhundert 1750 — 1800,
im Seminar liess er von Vorgeschrittenen literarhistorische Arbeiten an-
fertigen und erklärte Texte aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Dazu gab
er noch einen 2stündigen praktischen Kurs für Studenten aller Fakultäten.
W. Scheffler. IV 25
Lektor Dr. Bartoli las italienisch über die dramatische Literatur in
Italien bis zur Renaissance und veranstaltete im Seminar neuitalienische
Übungen auf Grund der Sammlung „il tesoretto della poesia italiana".
Für Hörer aller Fakultäten las er Italienische Elementargrammatik mit
leichten Übersetzungsübungen.
Im S.S. 1904 erklärte Prof. Gröber das Rolandslied 48tündig und
veranstaltete 2stündig Seminarübungen auf Grund der ältesten Sprach-
denkmäler. Der Lektor Gillot las über Histoire g^n^rale du Romantisme,
über Französische Sprache für Hörer aller Fakultäten, liess im Seminar
Lyriker des 19. Jahrhunderts (Gedichte von V. Hugo, Th. Gautier,
Lamartine, Lecomte de Lisle) erklären und schriftliche Übersetzungen
aus den literaturgeschichtlichen Werken von Hettner, Kreyssig, J. Schmidt
anfertigen, wobei Fragen der französischen Grammatik erörtert, Lexiko-
graphie und Synonymik herangezogen wurden. Der italienische Lektor
Dr. Bartoli behandelte in der Vorlesung historische Grammatik der
italienischen Schriftsprache und der Mundarten und für Hörer aller
Fakultäten italienische Elementargrammatik. Im Seminar erläuterte er
den Tesoretto und liess schriftliche Übungen aus Mussafias Ital.
Sprachl. II. Teil anfertigen.
An Dissertationen erschienen im Laufe des Studienjahres: Beszard,
Les larmes dans Töpop^e, particuli^rement dans T^pop^e fran5aise jusqu'ä
la fin du 12®si^cle; Driesen, Der Ursprung des Harlekin; Hoepffner,
Eustache Deschamps, biogr. Studie; Hümbert, Delisle de la Dr^veti^re,
sein Leben und seine Werke, ein Beitrag zur Geschichte des Nouveau
th^ätre italien in Paris; Reis, Die Sprache im Librere du hon Jehan,
Duc de Bretagne des Guillaumo de Saint Andr6 (14. Jahrhundert).
Würzburg. Heinrich Schneegans.
B. An den Teclinischen Hochschulen des
Deutschen Reiches im Studienjahr 1903/04
(Vgl. den Aufsatz mit gleichem Titel im Roman. Jahresbericht 1901/02, IV 48 f.
und Jahresbericht 1902/03 IV 19.)
Aachen als Technische Hochschule besitzt keine Vertretung
der neueren Sprachen, um so starker die ihr angegliederte Handels-
hochschule. Hier liest Herr Dr. Kolsen von romanischen Sprachen
Französisch und Italienisch. Französisch im 1. Semester: Einführung
in die französische Umgangs- und Geschäftssprache. Der französische
Briefstil im allgemeinen. Paris und seine Bewohner. Im 2. Semester:
Über Belgiens Handel und Industrie. Französische Handelskorre-
spondenz I. Im 3, Semester: Über Frankreichs Handel und Industrie. Fran-
zösische Handelskorrespondenz II. Im 4. Semester: Geschichte des fran-
zösischen Handels. Französische Handelskorrespondenz III. Im 1. Halb-
jahr sind H Stunden wöchentlich Vortrag mit Übungen vorgesehen; in
den folgenden 3 Semestern je 2 Stunden Vortrag mit Übungen. Itali-
enisch in wöchentlich 3 Stunden Vortrag und Übungen im Winter, und
2 im Sommer. Im 1. Semester Einführung in die italienische Umgangs-
und Geschäftssprache. Der italienische Briefstil im allgemeinen. Im
IV 2ü l'nterr. i. d. Roman. Sprachen a. d. Techn. Hochschulen d. D. Reichs.
2. Semester: Italiens Handel und Verkehr. Italienische Handelskorre-
spondenz. — Spanisch lehrt Herr Dr. Vogel in wöchentlich 3 Stunden
Vortrag mit Übungen im Winter, und 2 im Sommer. Im 1. Semester:
Grammatikalische Übungen^ Konversation, Korrespondenz. Im 2. Semester:
Vortrage über Spaniens Handel und Verkehr. Alle Übungen werden in
allmählich zunehmendem Masse in der fremden Sprache abgehalten.
An der Königl. Technischen Hochschule Berlin hält Herr
Oberrealschuldirektor Dr. Gropp Winter wie Sommer 2 Stunden Vor-
trag, sowie Übungen, und zwar Ijektüre französischer Schriftsteller, und
Übungen im mündlichen Gebrauch der französischen Sprache. Herr
Dr. Gropp ist unter die nicht etatsmässig angestellten Professoren und
Dozenten der Abteilung für allgemeine Wissenschaften eingereiht. Der
unter den Lektoren für fremde Sprachen aufgeführte Herr G. Rossi hält
Winter wie Sommer in je 2 Stunden Vorträge und Übungen im Itali-
enischen ab und zwar a) für Anfänger italienische Grammatik und
Übungen, b) für Vorgeschrittene italienische Lektüre und praktische
Übungen im Sprechen des Italienischen.
An der Herzogl. Technischen Hochschule Carola-Wilhel-.
mina zu Braunschweig traten im Berichtsjahre wesentliche Änderungen
ein. Am 24. April 1903 starb infolge Schlaganfalles der bisherige
Lektor für englische, französische und italienische Sprache Herr Walter
Farmer, der, wie die Hochschule iiim nachrühmt, diesen Unterricht seit
einer Reihe von Jahren mit grossem Erfolge erteilte. Seine Stelle ward
in der bisherigen Weise nicht wieder besetzt, sondern eine Reihe von
Dozenten zugelassen und zwar die Lektoren Bird, J^röme und Zeidler
für englische bezw. fi*anzösische und für russische Sprache. Nach dem
Programm des Berichtsjahres sollte französische Sprache (privat) 4 Stundeji
wöchentlich getrieben werden und zwar sollte abgehalten werden: a) Ele-
mentarvorlesung für Anfänger; b) Technische Korrespondenz; c) Konver-
sation über Gegenstände der Technik; d) Lektüre eines modernen tech-
nischen Werkes.
An der Grossherzogl. Technischen Hochschule Darmstadt
las der ordentliche Professor der neueren Sprachen Herr Dr. Hangen
a) für Anfänger: im Winter 2 Stunden wöchentlich französische Gram-
matik im Anschluss an La D^bäcle par Zola (im Auszug), im Sommer:
Guerre de 1870/71 par Chuquet, H6risson etc.: b) für Geübtere 3 Stunden
wöchentlich, im Winter: 1. Französische Konversation im Anschluss au
le Fils de Giboyer par Emile Augier; im Sommer: 1. Le Gendre de
Monsieur Poirier par Augier et Sandejiu (2 St.); 2. Lektüre mit Aus-
wahl: Trente et Q.uarante par E. About (1 St).
An der Königl. Sächsischen Technischen Hochschule zu
Dresden war der ao. Professor Herr Dr. Richard Koppel, der für
englische, italienische und spanische Sprache und Literatur wirkt, für
das Wintersemester 1903/04 Studienhalber (Shakespearestudien) beur-
laubt. Berichterstatter — ao. Professor für französische Sprache
und Literatur, sowie für technische Sprache (französich-englisch) las im
Winter: 1. Die Technische Sprache ((l(?utsch-französisch-englisch), Vor-
trag mit Übungen vornehmlich für Fortgeschrittene (2 St.). 2. Erläute-
rung französischer Schriftsteller durch Bild und Modell. Im Sonnner:
W. Scheffler. IV 27
1. Auteurs fran9ais 6tudi^8 au point de vue esth^tique (1 St.). 2. Die
Technische Sprache (französisch-englisch), Vortrag mit Übungen, besonders
für Anfänger (2 St.).
An der Königl. Technischen Hochschule Hannover wirkt
Herr Prof. Dr. Kasten bekanntlich als Dozent für Englisch; als Dozent
für Französisch Herr Direktor Dr. Lohmann. Derselbe las im Studien-
jahr für Anfänger (2 Stunden wöchentlich). Lektüre leichter, techno-
logischer oder novellistischer Schriftsteller. Sprechübungen im Anschluss
an Krön: Le Petit Parisien. Grammatische Übungen im Anschluss an
Ploetz zur {Erlernung der französischen Syntax; für Geübtere: Lektüre
von Moli^re, Tartuffe und Augier und Sandeau, le Gendre de M. Poirier.
Daneben Übungen im freien mündlichen und schriftlichen Gebrauch der
Sprache, Briefstil.
An der Grossherzogl. Badischen Technischen Hochschule
Fridericiana zu Karlsruhe wirkte nach wie vor auf dem Gebiete der
Pädagogik der Hen- Geh. Hofrat Oberschulrat Dr. von Sallwürck.
Im Winter las der ordentliche Professor der Geschichte und Literatur
an der Sektion für allgemeine bildejide Fächer Herr Dr. Böthlingk:
Die französische Revolution und Napoleon (2 stündig); im Sommer neue
Geschichte und die neueste Literatur (je 2stündig). Im Winter wie im
Sommer wurde ein literarischer Abend (je l^/j stündig) abgehalten.
An der Königl. Technischen Hochschule zu München las
der Honorarprofessor Dr. von Reinhardstoettner 2 St. im Winter:
Gottfrieds von Strassburg, Tristan (mit grammatischer Einleitung); ferner
Allgemeine Geschichte der Pädagogik (2 St. i. W.), Grundzüge der Päda-
gogik (2 St. i. S.); zugleich wurde ein 2stündiges pädagogisches Seminar
i. S. abgehalten. Für französir«che Sprache und Literatur wirkt der
Gymnasialprofessor a. D. Herr Dr. Hippenmeyer. Er hält im Winter
und Sommer 4 stündige Vorlesungen ab; daneben 1 Stunde Übungen im
Winter. Herr Dr. Hippenmeier ist unter die Lehrer der allgemeinen
Abteilung eingereiht; ebenso der Vertreter für italienische Sprache und
Literatur Herr Dr. Hartmann, Privatdozent an der Universität. Seinen
Vorträgen über italienische Sprache 2stündig im Winter, 3stündig im
Sommer schliessen sich 2 Stunden Übungen im Winter an.
Die Königl. Württembergische Technische Hochschule in
Stuttgart allein lässt bekanntlich an der Abteilung 6: Allgemein
bildende Fächer auch Kandidaten des realistischen Lehramtes sprachlich-
geschichtlicher Richtung zu. Der Stundenplan für diese Kandidaten, so-
weit die romanischen Sprachen in Betracht kommen, ist: Französische
Sprache und Literatur, Altfranzösisch, sowie italienische Sprache und
Literatur. Fachlehrer für französische und englische Sprache und Literatur
ist Herr Professor Koller. Ihm zur Seite steht Herr Dr. Schwend,
Hilfslehrer an der Friedrich-Eugens- Realschule, für Geschichte der fran-
zösischen Sprache und Literatur. Der italienische Vizekonsul Herr Pro-
fessor Cattaneo wirkt für italienische Sprache und Literatur; die letzt-
genannten beiden Herren sind unter die Fach- und Hilfslehrer ihrer
Abteilung eingereiht.
In 7 Stunden lehrt Herr Professor Koller Französisch; der Unter-
richt umfasst: Exposition, Komposition, Grannnatik, Diktat, Gallis-
IV 28 Allgemeine Methodik des neusprachl. Unterrichte. 1903.
meii^), französisch-englische Übungen, Synonymik, Redeübungen. Vor-
träge in französischer Sprache (1 St) über: La Ütt^rature fran9ai8e aux
XVII"« et XVIII"»« siöcles.
Geschichte der französischen Sprache las im Winter mit 2 Stunden
Herr Dr. Seh wen d; desgleichen gibt er 28tündig im Sommer: Er-
klänuig eines altfranzösischen Textes mit Übungen.
Hierüber las im Sommer 2stündig der Privatdozent an der Abteilung
für allgemein bildende Fächer Herr Dr. Marx: Napoleon und seine Zeit
Herr Vizekonsul Professor Cattaneo hielt für italienische Sprache
und Literatur ausser einem 2stündigen Elementarkursus (Grammatik nebst
Übungen) einen Kurs für Vorgerücktere ab und zwar: a) Grammatik,
1 St.; b) Vorträge in italienischer Sprache, 1 St; im Winter: I poeti
Ariosto e Tasso com lettura e traduzione di alcuni canti. Im Sommer:
Lettura di alcune commedie del Goldoni.
Dresden, 13. September 1905. Wilh. Scheffler.
C. An höheren Lehranstalten (einschliesslich
Selbstunterricht).
L Unterricht in der französischen Sprache.
Redigiert von Dr. Otto E. A. Dickinann (Cöln).
1. Allgemeines.
a) Allgemeine Methodik des nensprachllehen Unterrichts.
1904. In dem 8. Teile des Lehrbuchs der Pädagogik von Schumann
und Voigt behandelt Röttc4ER8^) den Unterricht im Französischen.
Er beginnt mit einem Überblick über die geschichtliche Entwicklung
dieses Lehrfachs, der zwar nicht erschöpfend ist, aber sich, besonders
auch bei der Besprechung der Refonn und ihrer Gegner, durch Sachlich-
keit und ruhige Form auszeichnet. Im folgenden wird das ganze Gebiet
der Methodik des französischen Unterrichts in den Kreis der Betrachtung
gezogen. Dass der Verfasser das Verfahren beim Ausspracheunterricfat
so eingehend behandelt, rechtfertigt sich durch die Wichtigkeit dieses
Gegenstandes. Auf alle Kapitel hier einzeln einzugehen, würde viel zu
weit führen. Bringt die Darstellung auch nicht gerade Neues, so sind
doch alle Ansichten verstand ig und klar begründet. So bietet sich dem
angehenden Lehrer eine ausserordentlich praktische Zusammenstellung
alles dessen, was er von der Methodik des französischen Unterrichts
wissen muss, um im Anschluss daran sich in den einschlägigen Einzel-
schriften des weiteren zu belehren. Das angehängte Verzeichnis von
Lehrmitteln macht auf Vollständigkeit keinen Anspruch. — Ebenfalls
das ganze Gebiet unifasst, wenn auch auf kleinerem Räume, die Metho-
dische Anleitung zum Unterricht im Französischen von
Cl. Pilz'^). Sie ist für die Lehrerbildungsanstalten bestimmt. Das ein-
1) Nach t Prof. Fricdr. PoUe eprachrichtiger für Gallizismen.
1) Hannover, C. Meyer 1004, 11. Aufl., S. 224-368. Preis dieses Bandes
Mk. 5. 2) Leipzig u. Berlin, J. Klinkhardt, 32 S., Mk. 0,40.
A. Guncllach. IV 29
leitende Kapitel über den Bildungt^wert des Französischen konnte weg- j
bleiben, zumal da es manches Schiefe enthält, wie der Absatz über den j
Wortschatz; denn dass ein deutsches Wort durch mehrere französische
wiedergegeben werden kann, beweist noch nichts für den grösseren Reich-
tum des Französischen an Wörtern; umgekehrt ist es doch ebenso. S. 5
beginnt die Methodik: „Wie soll unterrichtet werden." Der Verfasser
will von der „direkten" Spracherlernung nichts Rechtes wissen ; er meinte
die Namen, welche die deutsche Sprache den Gegenständen gibt, seien
so eng mit ihren Vorstellungen verknüpft, dass das Kind die französische
Bezeichnung nicht in unmittelbarer Anlehnung an den geschauten Gegen-
stand, sondern in Anlehnung an den deutschen Namen einpräge und
reproiluziere; jedenfalls sei dies der Fall auf der unteren und mittleren
Stufe. Daraus folgert er, dass eine ausländische Sprache durch die
Muttersprache, nur durch ihre Vermittlung erlernt werden könne. Dass
meine Auffassung eine andere ist, brauche ich hier nicht weiter aus-
einanderzusetzen. Für die Einführung in Sprache und Schrift empfiehlt
er einen kurzen Lautkursus. Mit der Schrift hat der doch wohl nichts
zu tun. Wenn er fortfährt (p. 7): „Natürlich handelt es sich dabei nur
um das Wesentliche: Unterscheidung von e, e^ e, (e), von an^ in, on,
un, von einigen (!) wichtigen stimmhaften und stimmlosen Mitlauten,
von ca und fa, ga und gea, um Aussprache von u, eau, oi u. s. w.",
so haben wir da wieder die alte Verwechslung von Laut und Schrift.
Die Reihefolgen der Tätigkeit: a) Vorsprechen von seiten des Lehrers,
b) Nachsprechen einzeln und im Chor, c) Lesen, d) Schreiben, ist richtig,
doch darf sich an die Einübung des Lautes nicht unmittelbar das An-
schreiben der orthographischen Form an die Tafel anschliessen ; dadurch
wird sofort das Lautbild getrübt, der Schüler wird durch den Buchstaben
veranlasst, den Laut, den er in seiner Muttersprache damit zu verbinden
pflegt, für den fremden einzusetzen. Die für das Sprechen und Lesen
aufgestellten Grundsätze sind zu billigen, doch hätte auch ein Wort über
die vokalische Bindung gesagt werden müssen. Von „stummen Silben"
darf man nicht reden. Dass „man" in gehol)ener Sprache ein c muet
auch an Wörter setzt, die es nicht haben, ist in dieser Fassung nicht
richtig, geht auch die Schüler im Anfangsunterricht nichts an. Ebenso-
wenig darf man sagen, dass der Franzose ein h überhaupt nicht sprechen
könne. Bei franz. a „behält die Zunge ihre natürliche, horizontale und
zwanglose Lage bei". Welche ist das? Die dem Deutschen gewöhnliche?
Und bei welchem franz. a ? Die Anweisung zur Bildung der Nasal vokale
ist zu empfehlen. Dass das stimmhafte s im Deutschen als Anlaut ge-
braucht wird, trifft in dieser Allgemeinheit nicht zu. Unklar ist die An-
gabe zur Bildung des durch gn bezeichneten Lautes. Die Bemerkung,
dass die Muttersprache auf phonetischer Grundlage geübt werden müsse,
unterschreibe ich durchaus. Die übrigen Abteilungen des Büchleins:
Wortschatz, Lektüre, Konversation, Grammatik enthalten brauchbare An-
weisungen. Bei den schriftlichen Arbeiten bringt der Verfasser eine
verblüffende Ansicht vor: „Französische schriftliche Arbeiten müssen
Fehler aufweisen; fehlerlose Hefte beim grössten Teile der Seh. einer
Klasse sind ein Zeichen von falschem Betriebe des Sprachunterrichts."
Im Gegenteil: ungenügende I^c^istungcn bei der Mehrzahl der Seh. sind
IV 30 Allgemeine Methodik des neusprachl. rntcmchts. 1904.
ein Zeichen fehlerhaften Betriehes von seiten des Lehrers. Auch kann
ich dem Verf. darin nicht beipflichten, das.s auf die franz. Interpunktion
durchaus kein Wert zu legen sei. Meine abweichende Ansicht über das
schriftliche Übersetzen in das Französische brauche ich nicht mehr aus-
einanderzusetzen, dagegen stimme ich dem Verfasser zu, dass das, was in
franz. Sprache verstanden werden kann, nicht aus Bequemlichkeit deutsch
gesagt werden soll. Der Schlussabschnitt, (üe Lehrmethoden, hätte weg-
bleiben können; er ist doch sehr unvollständig. Es sind also manche
Einzelheiten von dem Schriftchen auszusetzen, dennoch halte ich es für
ganz geeignet, dem Seminaristen, der einmal in Volksschulen Französisch
unterrichten soll, Anhalt und Anleitung zu geben. — Von dem neu-
sprachlichen Unterricht im 17. und 18. Jahrhundert, insbe-
sondere seiner Methode im Lichte der Reform der Neuzeit
handelt A. Lehmann 3). Er gibt wertvolle Beiträge zur Geschichte des
neusprachlichen, besonders des französischen Unterrichts durch eingehende
Besprechung einer grossen Anzahl von Ijchrbüchern des 17. und 18. Jahr-
hunderts. Der Titel führt aber irre: „im Lichte der Reform der Neu-
zeit" bedeutet, dass der Verfasser hie und da einen Seitenblick auf die
heutigen Forderungen der Reform wirft; diese vereinzelten kurzen Be-
merkungen beleuchten die damalige Methode gar nicht. Und wenn der
Verfasser am Schlüsse sagt: „Es wäre zu wünschen, dass nun auch für
die deutschen Neuphilologen auf die Zeit weitgehender, erregter Meinungs-
verschiedenheiten eine Zeit ruhiger Weiterausbildung der Methode des
neusprachlichen Unterrichts folgte", so ist dieser Wunsch nur zu billigen,
aber — dann hätte er auch Ausfälle vermeiden sollen, wie „Heissporne
der neusprachlichen Reform" u. dgl., wie p. 9 u.: „Und heutzutage glaubt
man — u. s. w." Der Schluss, den er an dieser Stelle zieht, ist un-
richtig. Der von ihm angeführte D. Martin hat trotz mehrjährigen
Aufenthaltes in Deutschland nicht gewagt, die deutsche Übersetzung
selbst anzufertigen; er sagt, dass die propri^tes de la langue mater'
neue . . , se pr^^entent ä tous coups au Heu des etrangers] daran
knüpft L. die Bemerkung: „Und heutzutage glaubt man die Muttersprache
beliebig lange unterdrücken zu können." — Ja, durch die Femhaltung
der Muttersprache soll eben der von Martin gerügte Fehler möglichst
vermieden werden! Auch hinsichtlich der Konjugationsübungen findet
sich ein kleiner Irrtum. L. sagt p. 16: „Wenn in neuerer Zeit auf die
Wichtigkeit derartiger Übungen wieder häufig hingewiesen wird, so be-
weist das am besten, dass die Zeiten glücklich vorüber sind, da manche
Neuphilologen nicht wagten, im Kreise von Fachgenossen solche An-
sichten zu vertreten, aus Furcht, für ,ganz verknöchert' angesehen zu
werden." Aber — Chifflet^ auf den er sich bezieht, meint ausdrücklich
das Satzkonjugieren, wofür er zahlreiche hübsche Beispiele gibt, nicht aber
das Herleiern von Paradigmen. -- Also: abgesehen von solchen kleinen
Ausfällen auf die Reform ist die Schrift als Beitrag zur Geschichte der
Methodik eine weitvolle Ergänzung zu den vorhandenen Darstellungen,
besonders durch die eingehende Analyse der Grammatiken, auch zu
K. DoRFELD*), dessen vortrefflicher Aufsatz über die Entwicklung
3) Progr. der Annenschule zu Dresden 1904, 39 S. 4) In Beins Enzykl.
Handbuch Bd. 3, 31 S.
A Gundlarh. IV 31
des franz. Unterrichts in W. Reins enzyklopädischem Handbuch
der Pädagogik in 2. Auflage vorliegt. Er behandelt die Erlernung der
franz. Sprache ungefähr vom 12. Jahrhundert an, z. T. in Anlehnung
an die Andeutungen in den alten Epen, die Erlernung besonders durch
die höheren Stande in früherer Zeit^ dann die Aufnahme des Faches in
die Schulen, sowie das Französische als Lehrgegenstand im 19. Jahr-
hundei-t. Den zweiten Teil bildet dann die Entwicklung der Metho<le.
Wenn auch eine unbedingte Vollständigkeit nicht zu erwarten ist, so
werden doch alle wichtigen Punkte sowohl in der Entwicklung des Unter-
richtö wie der Methodik herangezogen und kritisch beleuchtet. Der Ver-
fasser geht dabei stets auf die Quellen zurück und behandelt den Stoff
in durchaus selbständiger Weise. Wer sich über die einzelnen Punkte
näher belehren will, findet in den Literaturangaben entsprechende Hin-
weise.
Randbemerkungen zur Frage der Lehrmethode im neusprachlichen
Schulunterricht gibt Adriano Belli*) in seiner Broschüre: „Der Lehrer
der neueren Sprachen." Der Verfasser, Professorin Ck)mo, geht zwar
von italienischen Verhältnissen aus, indes ist die Schrift für alle Neu-
philologen lesens- und beherzigenswert Nach allgemeinen Bemerkungen
über die Fragen: „Warum lernt man neuere Sprachen?", über die ver-
schiedenen Anstalten, über Alter, Stundenzahl, Schülerzahl geht der
Verfasser zu seinem Verfahren über. Wenn er als einen Grundsatz auf-
stellt, dass der ganze Unterricht einen möglichst beschränkten, aber
streng logisch-grammatischen Unterbau habe, so ist damit nicht etwa ge-
meint^ dass nun nach dem alten grammatischen Verfahren unterrichtet
werden solle. Im Gegenteil: er steht ganz auf dem Boden der Reform.
Er räumt aber im Anfangsunterricht dem Dingwort den Hauptplatz ein
und verschiebt das eigentliche Zeitwort auf später. Damit kann ich mich
nicht einverstanden erklären. Auch bei dem Unterricht im Deutschen
lässt sich die Handlung von Anfang an ganz gut mit dem Gegenstände
verbinden. Das kommt dann auch bei B. sehr bald. Der Verfasser
stellt ein Stück Schulleben dar, wie er es selbst mit einer Klasse wirk-
lich durchlebt hat. Er geht von Grussformeln aus und führt die Schüler
in die fremdsprachliche Behandlung der sie umgebenden Vorkommnisse
des Alltagslebens ein. Voraus geht ein Lautierkursus; er geht aber
nicht von den einzelnen Lauten, sondern von Wörtern aus, an denen
dann die Laute klar gemacht werden. Dabei spricht er sich auch für
phonetische Bemerkungen einfacher Art aus, wie kurze Belehrungen über
die Mundstellung, Unterschied der stimmhaften und stimmlosen Laute
u. dgl. Im weiteren gibt er eine eingehende Darlegung des Unterrichts-
ganges von der ersten Stunde an, wobei er den Unterricht im Deutschen
zugrunde legt. Sein Verfahren beruht auf der direkten Anschauung.
Gegen Ende des ersten Jahres zieht er dann auch Wandbilder heran.
Von schriftlichen Arbeiten kommen für die erste Stufe Diktate und Be-
antwortungen von Fragen in Betracht, die dann weiterhin auf den Auf-
satz auf den höheren Stufen vorbereiten. Auch dieser soll immer zuerst
mündlich bearbeitet werden. Die Einübung des grammatischen Stoffes
5) Vcnezia, Tipografia Emiliana, &) S., L. 1,50.
IV 32 Allgemeine Methodik des neusprachl. Unterrichts. 1904.
geschieht auch gesprachswei.se. Sehi* lehneich ist die Probe, die er für
die Einübung der deutschen Verba mit trennbarer und untrennbarer
Silbe gibt, in den Gesprächen über aufstehen und aufwachen, anziehen,
ausgehen u. s. w. In dieser Weise wird der Gang für vier Jahre dar-
gelegt. Hinübersetzungen sollen erst dann geschehen, wenn die Schüler
einen so grossen Wortschatz besitzen und eine derartige Sprachgewöhnung
sich angeeignet haben, dass der Lehrer mit ihnen diese Übungen wie
Herübersetzungen vornehmen kann. „Dieselben, auf der mittleren und
unteren Stufe . . . getrieben, einsticken das erwachende Sprachgefühl im
Keime." — Im zweiten Teile behandelt er die Frage: „Wer ist zum
Unterricht in den neueren Sprachen vollkommen befähigt?" Er erörtert
die verschiedenen Vorschläge zu einer besseren Ausbildung der Neuphilo-
logen und meint, ausländische Neuphilologen sollten erst zwei Jahre in
ihrem Lande, dann zwei Jahre in dem Lande, dessen Sprache sie später
unterrichten sollen, studieren; dann sollten sie ein Jahr hospitieren, auch
erst in ihrem Vaterlande die fremde Sprache lehren und dann den Unter-
richt ihrer Muttersprache in dem fremden Lande übernehmen. — Die
Schrift enthält selbständige Gedanken und bietet eine Fülle von An-
regung.
Eine Lanze für das Übersetzen in die Fremdsprache bricht Chr.
Beck in seiner Schrift : „Videant Consules!"®) Er verfährt so, dass
er sich auf „Autoritäten" stützt, d. h. er führt den Ausspruch irgend-
eines „massgebenden" Mannes an und zieht daraus Schlüsse für das i
Übersetzen, Wie er dabei vorgeht, erhellt gleich aus dem ersten Zitat:
An Mommsens Wort über den Bildungswert des Sprachunterrichts: „Der
Sprachunterricht ... ist die Grundlage aller Bildung" knüpft er den '
Schluss: „Und warum ist dem Sprachunterricht dieser hohe Bildungswert
zuzuerkennen ? Weil er die Seelenkräfte des Schülers mehr oder weniger
gleichmässig entwickelt ... So übt das Übersetzen in die fremde Sprache
nicht nur das formal-logische Denken, sondern verschaffl zugleich einen
nicht geringen ästhetischen Genuss." Das folgert er aus Mommsens |
Worten? Auch der Grundsatz, dass klares Erkennen das Grundprinzip I
für unser Wollen und Fühlen (?) ist, muss für die Übersetzung herhalten, !
denn „das beste Mittel, um sich zu überzeugen, ob man dem fremden
Sprachidiom objektiv gegenübersteht, . . . ist die Übersetzung, die Wieder-
gabe von einem in der Muttersprache ausgedrückten Begriffe durch die
fremde Sprache". Die Äusserung von Kaluza, welche die Übersetzung j
mit den Fingerübungen auf dem Klavier vergleicht, wäre besser nicht
angeführt worden, da der Vergleich zwar sehr hübsch klingt, aber doch gar
zu sehr hinkt. Nun kommt ein Ausspruch Haucks (in der Anmerkung
wird bei jedem Namen die Stellung der Betreffenden angegeben). Dieser
sagt sehr richtig: „Wir müssen die Schüler lehren, sich in dem fremden
Gedankengange, wie er in einer fremden Sprache zum Ausdruck kommt,
zurechtzufinden." Von Übersetzen sagt in dem ganzen Zitate Hauck
nichts. B. aber schliesst an: „Wo ist das in höherem Grade möglich
als bei der Übersetzung in die fremde Sprache?" Aus Albrechts Äusserung,
dass durch die Beschäftigung mit der Sprache der Schüler zu moralischer
6) Nürnberg, C. Koch, 20 S.
A. Gundlach. IV 33
Energie erzogen werden soll, zieht der Verfasser ganz unmotivierte
Schlüsse. Dass Jäger so wenig zitiert wird, nimmt eigentlich Wunder;
freilich beweisen seine Äusserungen für die neueren Sprachen auch nichts.
Wenn Harnack das Sprechen und Schreiben der Sprache betont und
geradezu das freie Schreiben befürwortet, so kann daraufhin B. zwar
den freien Aufsatz nicht abweisen, aber — il revient ä ses moutons —
„daneben müsste die Übersetzung in vollem Masse bestehen bleiben".
Je näher wir dem Ende der Broschüre kommen, um so kühner werden
die Schlüsse. Er versteigt sich sogar zu dem rückständigen Ausspruch,
dass nach der schriftlichen Übersetzung in der Hauptsache die Kennt-
nisse der Schüler bewertet werden sollen. Die zuletzt ausgesprochene
Befürchtung, dass mit der Abschaffung der Übersetzung in die Fremd-
sprache der Unterrichtsgegenstand in den Augen der Schüler und der
Aussenwelt an Ansehen und Bedeutung verlieren und dass der Lehrer
der neueren Sprachen in Misskredit kommen und die Achtung seiner
Kollegen einbüssen würde, setzt dem Ganzen die Krone auf. Bewiesen
hat B. mit seiner Schrift für die Übersetzung nichts.
Weit sachlicher und gründlicher wurde die Frage auf dem Cölner
Neuphilologentage 1904 behandelt, wo Waao') in seinem Vortrage:
„Wie übermitteln die neusprachlichen Schulen gegenüber
den altsprachlichen eine gleichwertige Allgemeinbildung?"
sich für die Herübersetzung aussprach, M.- Walter®) die Behandlung
der Lektüre in der Fremdsprache befürwortete, aber eine gelegent-
liche Musterübersetzung daneben nicht ausschloss. Es zeigte sich dabei,
dass die vermittelnde Richtung und die Reform sich in dieser Frage gar
nicht so fenistehen, als mancher geglaubt hat. In derselben Versamm-
lung hielt H. Borbein einen höchst interessanten Vortrag über die
mögliche Arbeitsleistung der Neuphilologen®). Seine Aus-
führungen gipfeln darin, dass sich die Beschränkung der neuphilologischen
Tätigkeit auf eine fremde Sprache aus sachlichen "Gründen ebensosehr
als eine Notwendigkeit erwiesen hat, wie sie der natürlichen Entwicklungs-
tendenz unseres Standes entspricht.
Mit der Ausbildung speziell nordamerikanischer Studenten im Aus-
land beschäftigt sich die Schrift von J. Geddes: „Educational Ad-
vantages for American Students in France"^®). Nach einem
vergleichenden Überblick über die Entwicklung der für Ausländer be-
stehenden Studieneinrichtungen und Promotionsbestimmungen bespricht
der Verfasser besonders Paris, vor allem die Sorbonne, sodann die Pro-
vinzuniversitäten. Er empfiehlt den jungen Amerikanern den Aufenthalt
in Frankreich und gibt ihnen Anleitung zur fruchtbringenden Benutzung
der gebotenen Gelegenheiten. Es soll nicht vergossen werden zu be-
merken, dass er die deutschen Universitäten und die seinen Landsleuten
in Deutschland bereitete Aufnahme besonders lobt.
Das Buch von H. Müller: „Das höhere Schulwesen Deutsch-
lands am Anfang des 2 0. Jahrhunderts"^^) berührt das Gebiet
7) Vgl. VerhandluDgen des XI. deutschen NeuphilologeDtages in Cöln,
S. 39—44. 8) Ebd. S. 148-176. 9) Vgl. die Verhandlungen p. 44— 5ü und
der Sonderabdruck aus Neuere Sprachen XII, 6. Marburg, El wert, 19 S.
10) Reprinted from Bostonia, 23 S. 11) Stuttgart, Belser, 13.5 S.
V o 1 1 m o 11 e r , Rom. Jahresbericht VIII. 3
IV 34 Stand des franzÖRischen Unterrichte in Bayern. UK)4.
<los neusprachlichen Unterrichts nur ganz nebenbei. Es genügt daher,
hier auf das sehr fleissig gearbeitete und belehrende Werk hinzuweisen.
Weilburg a. L. Dr. A. Gundlach.
b) Stand des Unlerrichts im Französischen an den höheren
Lehranstalten der deutschen Grosstuiten und Österreichs. 1904.
1. Preusseu. Folgt im nächsten Bande.
2. Bayern. Auch im Jahre 1904 hat sicH in bezug auf den fran-
zösischen Unterricht bei uns nichts geändert. Nach wie vor ist der un-
zähligemale geäusserte dringendste Wunsch der bayerischen neuphilo-
logischen Lehrerschaft unerfüllt geblieben : eine Vermehnmg der Stundenzahl
am humanistischen Gymnasium ist nicht eingetreten. Es ist hier nicht
der Ort, die Gründe für diese Tatsache zu erörtern ; es wäre auch schwer,
sachliche Gründe für dieselbe ausfindig zu machen. Nur das Eine sei
auch hier der Öffentlichkeit geklagt: der Lehrer des Französischen an
unseren hum. Gymnasien sieht sich im Besitz einer anerkannt trefflichen
Schulordnung, aber man gewährt ihm nicht die nötige Zeit um den An-
forderungen derselben einigermassen gerecht zu werden. Und doch sollte
man denken, dass, was im übrigen Deutschland möglich gewesen ist,
auch bei uns möglich gemacht werden könnte, wenn an den massgebenden
Stellen nur der gute Wille dazu vorhanden wäre.
Angesicht« dieses negativen Erfolges treten die kleinen Fortschritte,
welche die neuphilologische Lehrerschaft als solche bei uns gemacht hat,
vollständig in den Hintergrund. An den Realschulen wurden 8 Assistenten-
stellen in Reallehrerstellen verwandelt. Auch wurde gelegentlich der
Besetzung der neugeschaffenen Konrektorstellen eiiie solche einem Neu-
sprachler übertragen, an einem Realgymnasium, wodurch zum erstenmale
bei uns ein Fachgenosse in die Kategorie Vb des Gehaltsregulativs,
d. h. in Rang und Gehalt eines Gymnasial rektors, einrückte. Die Tat-
sache, dass diese Beförderung neben 14 Altphilologen und 7 Mathematikern
nur einem Neuphilologen zuteil wurde, erscheint auf den ersten Blick
befremdend. Doch ist dieselbe ausreichend damit erklärt, dass von den
Jahrgängen bis zum Konkurs 1875 gegen 28 vollqualifizierte Mathe-
matiker nur 4 Neuphilologen vorhanden waren, von denen überdies einer
aus nicht näher bekannten persönlichen Gründen die ihm zugedachte Be-
förderung ablehnte. Auch wird uns erklärt, dass eine Hintansetzung der
Neuphilologen dem Ministerium und dem obersten Schulrat ganz fern
liege, und dass, was sich diesmal nicht habe machen lassen, später nach-
geholt werden würde. — Gleichzeitig mit oder kurz nach dieser Be-
förderung wurden einige Gymnasialprofessoren für neuere Sprachen durch
Verleihung dos Titels „Studienrat *, der ihnen den Rang (nicht den Ge-
halt) eines Rekters gewährt, ausgezeichnet. - Wie schon gesagt, werden
diese kleinen Erfolge durch die beharrliche Verweigerung einer ange-
messenen Stundenziihl für unser Fach an der bei uns wichtigsten Mittel-
schulgattung, dem hum. Gymnasium, mehr als paralysiert.
Im Schuljahre 1903/04 trat das unter dem 2. Juli 1903 veröfTent-
lichte neue Lehr mittel Verzeichnis für «lie neueren Sprachen zum
F. Schwend. IV 35
ersten Male in Wirksamkeit. Durch dasselbe waren für die Gymnasien
genehmigt worden die Grammatiken (resp. Übungsbücher) von Beck,
Breymann, Ploetz (Kurzgefasste syst. Gr. u. Method. Lese- u. Übungs-
buch I u. II) und Wohlfahrt, ferner Link (Gr. de R^capitulation) nur
für Realgymnasien; dann an Übersetzungsbüchern Eidams Mustersätze,
Bauer-Link-Ulrichs Materialien (nur f. Realgymn.) und au Lehrbüchern
Bauer-Englert-Link, Lüdecking, Ploetz (L. choisies), Stcinmüller (Auswahl
von 50 fr. Gedichten und (nur für Realgymnasien) Steuerwald. — Ferner
für die Realschulen die Lehr- und Übungsbücher von Boerner (Ausg.
C), Breymann, Link, Strien und Wimmer; die Übersetzungsbücher von
Bauer-Link-Ulrich, Manger, Scholl; die Lesebücher von Bauer-Englert-
Link, Englert (Anthologie des poetes fr. modernes), Gassner- Werr, Steuer-
wald und Wimmer. — Nach den Jahresberichten pro 1903/04 verteilte
sich die Verwendung der genehmigten Grammatiken in folgender Weise:
a) Gymnasien: Beck 3, Breymann 27, Ploetz 6, Wohlfahrt 10; b) Real-
gymn a s i e n : Breymann 4 ; c) P r o gy m n a s i e n : Breymann 1 2, Ploetz 1 0 ,
Wohlfahrt 6; d) Realschulen: Boerner 3, Breymann 34, Ploetz 25,
Strien 2, Wimmer 1. (Einigemale ist keine Angabe wegen des Ix^hr-
buches zu finden; öfter sind an derselben Anstalt mehrere Grammatiken
im Gebrauch, was auf einen vor kurzem eingetretenen Wechsel hindeutet.)
Der Bayerische Neuphilologen verband, von dessen Gründung
Wolpert im V. Bande dieses Jahresberichtes Mitteilung macht-e, zählt
jetzt 227 Mitglieder, so dass es nur noch wenige Fachkollegen sind, die
demselben noch nicht angehören. In dieser zahlreichen Beteiligung liegt
die beste Anerkennung der Tätigkeit des Verbandes, resp. seines Aus-
schusses. Derselbe erstrebt gera<le jetzt die Errichtung pädagogisch-
didaktischer Seminare auch für die neuphilologischen Lt^hramtskandidaten,
nachdem solche für Altphilologen schon seit einer Reihe von Jahren be-
stehen. Da an Kandidaten kein Mangel ist (im (iegenteil !), so darf
man wohl erwaiten, dass dieser selbstverständlich erscheinende Wunsch
bald in Erfüllung gehen wird.
Bamberg. Dr. B. Herlet.
3. Sachsen folgt im nächsten Band.
4. Württemberg. Da im Bd. II des JB. S. 294—209 Herr
Oberstudienrat Ehrhart einen sehr eingehenden und sorgfältigen Berieht
über den damaligen Stand des französischen llntcirrichts in Württemberg
gegeben hat, kann sich der diesmalige auf die seither eingetretenen Ver-
änderungen beschränken. Die wichtigste derselben brachten für die
höheren Schulen die Lehrpläne der »lahre. 1908 — 06, die für alle diese
Anstalten zunächst die Stundenpläne feststellten. Für tlie OberrealschuhMi
erschien 1903 auch eine ausführliche Vorschrift über Lehrziel, Stoffver-
teilung und Methode, vorerst in der Form eines Entwurfs, nach dem seit
einem Jahr unterrichtet wird. Die Herausgabe eines vollständigen Lehr-
plans für alle diese Anstalten ist für die nächsten Jahre in Aussieht
genommen.
Im Jahr 1907 wurde auch zum erstenmal eine genaue Verordnung
über die Versetzungsprüfungen (mit Ausschluss der Reifeprüfung) heraus-
3*
IV 3G Stand des französischen Unterrichte in Württemberg. 1904..
gegeben, welche die Regierung immer noch nicht glaubt entbehren zu
können. Hier ist dem Französischen ein sehr bedeutsamer Platz einge-
räumt, indem es an allen Anstalten, mit Ausnahme einzelner Klassen
des Gymnasiums, wo das Verhältnis der Wertung von Deutsch und
Französisch wie 3 : 4 ist, bei den nicht von der Prüfung dispensierten
Schülern doppelt so stark gewertet wird als das Deutsche. Dass an den
Realschulen nur zwischen Hin Übersetzung einerseits und Herübersetzung
mit Diktat andererseits die Wahl gelassen, also nicht unter allen Um-
ständen ein Diktat gefordert wird, ist bedauerlich; denn die Hinüber-
setzung wird aus Bequemlichkeitsgründen und technischen Rücksichten
— die Expositionsaufgabe müsste zur nachherigen Übersetzung vom
Lehrer vervielfältigt werden — vermutlich nahezu die Regel und infolge-
dessen die Übung des Ohrs der Schüler vernachlässigt werden. Auch
könnte man wünschen, dass die Stellung eines Aufsatzes wenigstens als
Möglichkeit vorgesehen worden wäre.
An den Realschulen wurde der Beginn des französischen Unter-
richts-um ein Jahr hinaufgeschoben und als Stundenzahl festgesetzt für
VI— IV 8, III 6, II 5, I 4, zusammen 54 Stunden gegen bisher 61.
Diese Erleichterung Hess sich ohne Schaden für die Leistung im ganzen
und mit geringfügigen Änderungen der Stoffverteilung an den unteren
und mittleren Klassen erreichen. Überhaupt bedeutet der Entwurf vom
16. Juli 1903 in mannigfacher Hinsicht einen Fortschritt. Das beweist
schon die Bestimmung des Lehrziels: „Entsprechende Gewandtheit im
mündlichen und schriftlichen Gebrauch der französischen Sprache, Be-
kanntschaft mit einer Anzahl französischer Schriftwerke der letzten drei
Jahrhunderte und den Hauptwandlungen der französischen Literatur und
Kultiur in dieser Zeit, Kenntnis der Grammatik der lebenden Sprache,"
Wenn diese Vorschriften bei der endlichen Fassung, wie wir hoffen, bei-
behalten werden, vermag der französische Unterricht auch an den Ober-
klassen ein wirkliches Bildungsmittel für den Geist zu werden und sich
an den Unterricht in deutscher Literatur und Geschichte organisch auzu-
schliessen. Einzelne Anstalten haben auch schon die Konsequenz der
Verfügung gezogen und die Lektüre an den Oberklassen nach historischen
Gesichtspunkten geordnet, während an anderen, vielleicht an den meisten,
die in Deutschland im allgemeinen übliche Systcmlosigkeit des Lesens
waltet. Im einzelnen lautet die Lehraufgabe für die verschiedenen Klassen:
„Klasse VI und V Einführung in die Lautlehre: Übungen in der Aus-
sprache und im Le.^en. Sprechübungen, Umformungen und Nachbildungen,
Diktate, Übertragungen aus der deutschen in die französische Sprache
und umgekehrt, je im Anschluss an die Lesestücke des Elementarbuchs,
Aneignung eines angemessenen Wortschatzes, (xrammatik und zwar in
VI: Einübung der Konjugation der Hilfszeitwörter und der regelmässigen
Zeitwörter, der regelmässigen Formen des Hauptworts, des Eigenschafts-
worts und des Umstandsworts, Erlernung der Zahl- und Fürwörter, in
Klasse V: Wiederholung der Formenlehre; Einübung der un regelmässigen
Formen des Haupt- und des Eigenschaftsworts, sowie einiger häufig vor-
kommender unregelmässiger Zeitwörter; einige Grundregeln aus der Satz-
lehre. Klasse IV und III: Sprechübungen, Umformungen und Nach-
bildungen im Anschluss an das Gelesene, besonders mündliche und schriftliche
F. Öchwend. IV 37
Wiedergabe von Gelesenem und Gehörtem. Diktote und Übertragungen
ins Französische und ins Deutsche. Wiederholung und Abschluss der
Laut- und Formenlehre. Systematische Behandlung der Satzlehre und
zwar in IV: Nach Wiederholung der regelmässigen Zeitwörter Einübung
der unregelmässigen; Verwendung der Hilfszeitwörter; die rückbezüglichen
und die unpersönlichen Zeitwörter; fortgesetzte Einübung der Fürwörter,
besonders in fragenden und verneinenden Sätzen; in U III: in der
Formenlehre die übrigen W^ortarten, in der Satzlehre die Wortstellung,
Gebrauch der Zeitformen, Moduslehre; in O III: Abschluss der Satzlehre.
Klasse ü II: Lesen leichterer Prosa werke. Fortsetzung mündlicher und
schriftlicher Übungen, der Diktate und Übertragungen. Wiederholung und
Vertiefung der Satzlehre. Klasse OH — Ol: Lesen prosaischer und
poetischer Werke in geeigneter Auswahl, so dass Bekanntschaft mit den
bedeutendsten französischen Schriftstellern erreicht und zugleich Einblick
in den Entwicklungsgang der neueren französischen Literatur gewonnen
wird. Im Anschluss an das Gelesene mllndliche und schriftliche Wieder-
gabe und Zusammenfassung, des Gelesenen. Besprechung häufig vor-
kommender Synonymen. Einführung in die französische Verslehre vor-
zugsweise in Klasse O IL Diktate, Übertragungen beiderlei Art. Fortsetzung
der Sprechübungen auf höherer Stufe, nicht notwendig im Anschluss an
das Gelesene. Wiederholung der Satzlehre mit tieferer Begründung der
sprachlichen Erscheinungen." Die Frage der Lehrmethode ist auch in
Württemberg vielfach erörtert worden. So befassen sich manche Artikel
im Neuen Korrespondenzblatt für die Gelehrten- und Realschulen Württem-
bergs mit derartigen Dingen, z. B. 1897 Stübler: Über den Unterricht
im Französischen an einer zweiklassigen Realschule. 1900 Millkr: Der
französische Unterricht an Mittelklassen. 1901 Hehselmeyer: Zum
Betrieb des Französischen an den Mittelklassen unserer Gelehrtenschulen.
Speziell über die Methode an Oberklassen sprachen Prof. Zeller („Das
formale Ziel im Französischen an Oberklassen) und Referent im Württ.
Verein für neuere Sprachen; letzterer Vortrag erschien erweitert als Pro-
gramm der Friedrich-Eugens Realschule für 1906 unter dem Titel „Zum
französischen Unterricht an Oberklassen". Der Lehrplanen twurf äussert
sich folgendermassen : „Eine gute Aussprache ist von Anfang an sorg-
fältig zu pflegen; die Anforderungen an Sicherheit, Gewandtheit und
richtige Betonung sind dem Fortschritt des Unterrichts entsprechend zu
steigern; mit Nachdruck ist darauf zu achten, dass der Schüler nicht
durch Gestattung einer nachlässigen, bequemen, mundartlichen Aussprache
des Deutschen verleitet werde, auch in der Aussprache des Französischen
sich gehen zu lassen. Sprechübungen sind auf allen Stufen des Unter-
richts in angemessen fortschreitender Weise zu betreiben. Sie können
an das Gelesene und — namentlich auf der unteren Stufe — an die
Vorführung von Anschauungsmitteln und an die Vorgänge des täglichen
Lebens angeknüpft werden; auf der Oberstufe wird vielfach eine freiere
Behandlung oder wenigstens die Wahl von Stoffen, welche über das rein
Äusserliche hinausgehen, angezeigt sein. Durchweg ist ein gleichmässig
wiederkehrendes Abfragen feststehender Antworten zu venneiden. W^esent-
lich muss berücksichtigt werden, dass die Sprechübungen zugleich der
Aneignung eines grösseren, auch die Ausdrücke des täglichen Lebens
IV BS Stand de» französischen rnterrichts in Württemberg. 1904.
unifasseiulen Wortschatzes zu dienen haben. Einprägung und Vortrag
geeignet/er prosaischer und poetischer Stücke ist auf allen Stufen em-
pfehlenswert. Auf die L(»ktüre ist ein Hauptn achdruck zu legen: sie
soll daher .so bald als möglich in deji Vordergrund treten. Ihre Aus-
wahl und Anonlnung ist in den höheren Klassen Sache der Verständigung
zwischen den betreffenden Ijchrern: unter möglichster Einhaltung eines
Stufengangs vom I^eichteren zum Schwereren ist sie .«o zu treffen, dass?
in erster Linie der Zweck en-eicht wird, die Schüler in die Literatur,
sowie in das Volkstiun und die Kultur\'erhaltnisse Frankreichs einzu-
führen. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass die Lektüre auch noch
anderen Zwecken zu dienen hat, so — wie schon erwähnt — der Ver-
wendung für Sprachübungen, ferner der Befestigung in der Grammatik,
besondere auf der Unterstufe und insbesondere auch, soweit zutreffend,
den in den Bemerkungen über die Lektüre im Deutschen genannten
Zwecken [gemeint ist wohl wesentlich Weckung des ästhetischen Sinns].
Bei der Lektüre von der Übertragung in die Muttersprache abzusehen,
erscheint nur ausnahmsweise in den obersten Klassen angängig und nur
unter der Voraussetzung, dass der Lehrer seiner Sache durchaus mächtig
ist und sich in geeigneter Weise dessen versichert, dass die Schüler
folgen und den Inhalt genügend erfassen. Bei der Behandlung der
Grammatik ist von seltener vorkommenden Erscheinungen abzusehen;
dagegen ist unbedingt zu fordern, dass das Wesentliche gründlich einge-
übt und zu vollem Verständnis gebracht wird und dass die Schüler
Sicherheit in der Anwendung der unentbehrlichen Regeln erlangen. Es
ist deshalb ein nur nebensächlicher und beiläufiger Betrieb der Grammatik
unzulässig und eine systematische Unterweisung derselben unter Ver-
teilung des Stoffs auf die einzelnen Klassen unentbehrlich. Inmierhin
wird namentlich auf der Unterstufe insofern ein induktives Verfahren
Platz greifen können, dass die Regeln aus dem zu diesem Zweck, wenn
erforderlich, anzupassenden Stoff des Lesebuchs abgeleitet werden. Auf
der mittleren und oberen Stufe jedenfalls soll eine Grammatik, die aber
in deutscher Sprache abgefasst ist, im Gebrauch der Schüler sein. Im
Auge ist zu behalten, dass an den Realschulen dem Unterricht in der
französiechen Sprache auch die Aufgabe zufällt^ dem Schüler eine ange-
messene sprachlich-logische Bildung zu verschaffen und ihm das Ver-
ständnis für den Bau eines sprachlichen Organismus zu eröffnen. Schrift-
liche Übungen sind regelmässig auf allen Stufen zu betreiben, sowohl in
der Form von Klassen- als von Hausarbeiten; im Französischen jeden-
falls ist wöchentlich je eine Aufgabe der einen und der andern Art zu
st<3llen. Die Übungen sollen bestehen aus Diktaten, mit denen möglichst
früh zu beginnen ist, und aus Übertragungen sowohl in die Fremdsprache
als ins Deutsche; auf der unteren Stufe treten L^mformungen und Nach-
bildungen hinzu; an den obersten Klassen soll es nicht ausgeschlossen
sein, an Stelle von Übertragungen hie und da auch freiere Arbeiten
fertigen zu lassen. Zur Übertragung in <lie Fremdsprache sollten schon
an den mittleren Klassen Stücke gegeben werden, welche durch ihren
Inhalt das Interesse der Schüler anzuregen geeignet sind, ohne dass sie
aber zu grosse Schwierigkeiten bieten dürfen. Bei der Übertragung ins
Deutsche ist danuif zu achten, dass der Sinn richtig wiedergegeben winl
F. Schwend. IV 39
und (lass die Schüler nicht zu wörtlich in einer dem Sprachgebrauch zu-
widerlaufenden Weise, aber auch nicht unnötig frei übersetzen." Inwieweit
diese Vorschriften, die wichtige Errungenschaften der neuen Methode
gebührend berücksichtigen, tatsächlich verwirklicht werden, entzieht sich
der näheren Beurteilung, da die Programme sich nicht darüber auszu-
sprechen pflegen. Die Regierung gewährt zudem in diesen Fragen eine
gewisse Freiheit, wohl aus der richtigen Überzeugung heraus, dass die
Methode in erster Linie von der Persönlichkeit des Lehrers, von seinen
Fähigkeiten und Neigungen abhängen muss. Die übertriebene Forderung
zweier schriftlicher Arbeiten in der Woche wird kaum beibehalten werden,
wie aus der Tatsache hervorzugehen scheint, dass einzelne Lehrer, die auf
alle schriftlichen Hausaufgaben verzichten wollten, dazu ohne Schwierig-
keit die Erlaubnis erhielten, natürlich unter der Bedingung, dass sie das
vorgeschriebene Lehrziel wirklich erreichten.
An den Lehrplan der Realschulen schliesst sich an derjenige der
Stuttgarter Handelsschule, sowie der einer Privatvorbereitungsan-
stalt für die Einjährigenprüfung.
Das Realgymnasium hat in seinem neuen Stundenplan vom Jahr
1906 die Zahl der französischen Stunden von 28 auf 27 heruntergesetzt,
indem Klasse IV 2 verlor, U III eine mehr erhielt^ also: 4, 5, 5, 4, 3, 3, 3.
Als Lehrbuch ist Plötz-Kares, Kurzer Lehrgang der französischen Sprache:
Elementarbuch Ausgabe A, Sprachlehre, Übungsbuch Ausgabe A vorge-
sehen, die Benützung der Ausgabe B oder auch eines anderen Lehr- und
Übungsbuchs soll aber nicht ausgeschlossen sein. Die Stoffverteilung
auf die einzelnen Klassen lautet: IV Elemcntargrammatik nach dem
Elementarbuch. IT III Formenlehre (PL K. Sprachlehre § 9—49. Übungs-
buch I). O III Syntax des Zeitwort«, Artikels und Adjektivs. (PI. K.
Sprachlehre § 50-94. Übungsbuch II und III, I-IX). ü II Abschluss
der Syntax. (PI. K. Sprachlehre § 95 — 132 und Anhang. Übungsbuch
in, X— XVI). Schriftlich in IV— U II wöchentlich, O II— O I alle
14 Tage eine Arbeit, teils Diktate, teils Kompositionen, letztere teils zu
Hause, teils in der Klasse auszuarbeiten.
Das Gymnasium hat dem im letzten Bericht von Ehrhart und
wieder von Prof. Dr. J. Miller auf der Versammlung des Gymnasial-
lehreiTereins gerügten Übelstand der zu geringen Stundenzahl des Fran-
zösischen an III in seinem neuen Lehrplan von 1906 abgeholfen, auch
im Ganzen bei etwas anderer Verteilung dem Französischen eine Stunde
zugefügt, 80 dass die Zahlen jetzt lauten IV 4, III 3, II 2, U I 3, 0 11.
Diese in IV und V eingesetzte weitere Stunde soll es ermöglichen „die
Bestimmungen des bisherigen Lehrplans betr. Sprechübungen und Lektüre
eines französischen Textes in höherem Mass als bisher zu befolgen; die
weitere Stunde in U I ist hauptsächlich auf Erweiterung der französischen
Lektüre nebst Ausblicken auf die Entwicklung der französischen Literatur
und Übungen im mündlichen Gebrauch der französischen Sprache zu
verwenden." Es ist nur bedauerlich, dass sich für O I nicht auch eine
weitere Stunde finden liess, der Lehrer also gerade an dieser besonders
wichtigen Klasse auf eine Behandlung der französischen Literatur nahezu
wird verzichten müssen. Für das Lehrbuch gelten dieselben Bestim-
mungen wie am Realgymnasium. Die Stoffverteilung ist folgende: IV:
IV 40 Stand des französischen Unterrichts in Württemberg. 1904.
Elementargrammatik nach dem Elementarbuch. U III: Lautregeln. Formen-
lehre: Zeitwort- nach Sprachlehje § 1 — 24, Übungsbuch Heft I, I — XXV.
O III : Formenlehre : Hilfsverben, Artikel, Hauptwort, Eigenschaftswort^
Umstandswort, Zahlwort, Fürwort, Verhältniswort, Bindewort, Empfindungs-
wort. Syntax: Wortstellung, Zeitwort (Rektion, Gebrauch der Zeiten) —
nach Sprachlehre § 25—65, Übungsbuch Heft I, XXVI— XXXVI. '
Heft II, I — XIII. U II: Syntax: Zeitwort (Gebrauch der Modusformen,
Infinitiv und Partizip, Übereinstimmung des Verbs mit dem Subjekt),
Artikel- nach Sprachlehre § 66—89. Übungsbuch Heft II, XIV— XXVII. I
Heft m, I— VI. O II: Syntax: Adjektiv, Adverb, Fürwort, Gebrauch j
der Präpositionen. — Silbeneinteilung und Interpunktion — nach Sprach- ,
lehre § 90—132 und Anhang. Übungsbuch Heft III, VII— XVI. '
Schriftlich in IV und U III wöchentlich eine Komposition, teils als Haus-
teils als Klassenarbeit, oder ein Diktat. In O III alle 14 Tage eine i
Komposition, in der Regel als Haus- zuweilen als Klassenarbeit; dazu I
alle 14 Tage ein Diktat In U II — O I alle 14 Tage eine Komposition,
in der Regel als Hausarbeit; dafür zuweilen eine Klassenarbeit (Kompo-
sition oder Diktat). Um den Untorricht im Französischen vollends ganz
durch Altphilologen erteilen lassen zu können, wurde für diese eine be-
sondere Prüfung im Französischen eingerichtet, die häufig in der Form
einer Nachprüfung erstanden wird. Daneben wird an manchen Anstalten
der Unterricht immer noch durch Lehrkräfte erteilt, clie über keinen
genügenden Ausweis französischer Studien verfügen, obgleich gerade von
altphilologischer Seite schon darüber geklagt worden ist (vgl. den Vor- i
trag von Prof. Dr. J. Miller auf der Versammlung des Gymnasial-
lehrervereins 1900). Dagegen wurde wenigstens dem von beiden Lehrer-
vereinigungen geäussert-en Wunsch nach Einrichtung französischer Ferienkurse
für Lehrer an Mittelklassen Rechnung getragen. i
Das 1899 von Privaten gegründete Stuttgarter Mädchengym-
nasium ist das einzige Reformgymnasium des Landes. Es übernimmt
seine Schülerinnen von den Töchterschulen und führt sie in 6 jährigem I
Gang zur Maturität. Dem Französischen sind mit Rücksicht darauf, dass
die Mädchen schon bessere französische Kenntnisse mitbringen, als die |
Knaben in der entsprechenden Klasse des Gymnasiums haben, in III |
je 3, in II und I je 2 Stunden zugewiesen, also 2 Stunden weniger als |
in den Knabengymnasien, nach deren Lehrplan sich das Mädchengym- |
nasium im übrigen richtet, da seine Schülerinnen ihre Prüfungen an den
Knabenanstalten ablegen müssen.
Die höheren Mädchenschulen des Landes sind inzwischen der \
Ministerialabteilung für die höheren Schulen unterstellt worden und haben
im Jahr 1903 einen neuen Lehrplan erhalten. Die Anstalten zählen
jetzt 10 Klassen. Im 4. Schuljahr beginnt der französische Unterricht,
dem dann 7, 7, 6, 7, 5, 4, 4, zusammen 40 Stunden gewidmet sind.
Das Lehrziel wird ziemlich niedrig bestimmt: „Die Schülerinnen sollen im
mündlichen und schriftlichen Gebrauch der Sprache geübt und instand
gesetzt werden, auf einfachere in französischer Sprache an sie gerichtete
Fragen französisch zu antworten oder den Inhalt leichterer französischer
Leseabschnitte in derselben Sprache wiederzugeben, sowie einen nicht zu
schwierigen Schriftsteller zu lesen und zu verstehen. Es soll ihnen damit
F. Schwend. IV 41
auch der Zugang zur franzÖHischen Literatur eröffnet werden. Auf gute
Aussprache ist v^on Anfang an zu achten/* Die Lehraufgabe im einzelnen
lautet: „Klasse IV: Der Unterricht beginnt mit Hör- und Aussprache-
übungen und geht dann zu Leseübungen weiter. Einübung der Dekli-
nation sowie der Formen des Indikativ von avoir und ßtre und vom
Aktiv der ersten Konjugation. Klasse V und VI: Formenlehre bis zum
Anfang der unregelmässigen Zeitwörter. Klasse VII: die unregelmässigen
Zeitwörter vollständig. Behandlung grösserer Lesestücke. Klasse V — VII:
In Verbindung mit dem Lesen Vorbereitung der Satzlehre. Klasse VIII
und IX: Satzlehre. Lektüre. Klasse X: Wiederholung und Vertiefung
des grammatischen Stoffs von VIII und IX. Lektüre.** Dazu werden
noch „Methodische Bemerkungen** gefügt: „1. Aussprache und Wortschatz.
Die Anwendung der Regeln, welche die Phonetik an die Hand gibt, wird
im Anfangsunterricht gute Dienste leisten. In Klasse IV — VII soll ein
sicherer Wortschatz erworben und die Formenlehre hauptsächlich im
Unterricht selbst gründlich eingeprägt werden. Sprechübungen, die jedoch
nicht in auswendig gelerntes Frag- und Antwortspiel ausarten dürfen,
sind auf allen Stufen anzustellen. Hiebei ist dem Verständnis und der
Auffassung der betreffenden Altersstufe Rechnung zu tragen. 2. Im
Mittelpunkt des Unterrichts steht überall die Fxposition (Lektüre). In
allen Klassen, auch in den oberen, wird in der Regel von dem Gelesenen
eine sinnrichtige und gute deutsche Übersetzung gegeben. Doch kann
unter günstigen Umständen eine Besprechung des Gelesenen in fran-
zösischer Sprache an die Stelle treten « Die Bedeutung idiomatischer
Wendungen ist gebührend zu berücksichtigen. Der Lesestoff in den
höheren Klassen wird nicht zu schwierigen Schriftstellern entnommen,
wobei zu deren Verständnis literargeschichtliche Bemerkungen angeknüpft
werden können. 3. Schriftliche Übungen auch in der Komposition
werden teils als Klassenarbeit teils als Hausaufgabe auf allen Stufen
vorgenommen. Beim fremdsprachlichen Unterricht darf nicht aus dem
Auge gelassen werden, dass auch er seinen Beitrag zur logischen Schulung
des Geistes liefern muss, da für die höhere Mädchenschnle im sprachlichen
Unterricht das Schwergewicht des gesamten Unterrichtsbetriebs liegt. Da-
bei wird namentlich ein langsames, sicheres Fortschreiten von Bedeutung
sein. Soweit das Verständnis nicht gefährdet wird, ist der Gebrauch des
Französischen als Unterrichtssprache zu empfehlen.** Da an den Mädchen-
schulen seit ihrer Unterordnung unter die staatliche Behörde immer mehr
geprüfte Neuphilogen bezw. Neuphilologinnen unterrichten werden, und
da die Mädchen erfahrungsgemäss sehr viel Begabung für Sprachen und
Sinn für Literatur haben, ist zu hoffen, dass die tatsächlichen Leistungen
über diese etwas matten Vorschriften hinausgehen werden.
Ausser den staatlich beaufsichtigten existiert noch eine Anzahl
privater höherer Töchterschulen mit ähnlichem Programm.
In Stuttgart bestehen zwei gehobene Volksschulen für Knaben,
Bürgerschulen genannt. Sie stehen unter der Ministerialabteilung für
die höheren Schulen und unterscheiden sich von den gewöhnlichen Volks-
schulen hauptsächlich durch den an den mittleren und oberen Klassen
erteilten französischen Unterricht. Ein Lehrplan ist eben in Bearbeitung.
Die gehobenen Volksschulen für Mädchen heisson Mädchenniittel-
I
IV 42 »Stand des französischen Untemchts in Baden. 1904.
schulen, stx:»heii aber noch unter dem protestantischen Konsistorium bezw.
dem katholischen Kirchenrat. Es gibt 43 protestantische Mädchen mittel-
schulen mit etwa 6000 französisch lernenden Schülerinnen; die katho-
lischen sind sehr wenig zahlreich. Die Lehrkräfte sind seminaristisch
ausgebildet, müssen aber mindestens die Durchschnittsnote II a erreicht
und ein Examen in Französisch bestanden haben oder sich sonstwie über
ihre Befähigung für den französischen Unterricht ausweisen können ; meist
besuchen sie Ferienkurse im Ausland. Ein genauer zunächst provi-
sorischer Lehrplan besteht seit 1906 für die Stuttgarter Mädchenmittel-
schule. Demnach zählt diese Anstalt 8 Klassen, dazu eine schwächer
besuchte freiwillige 9. Französisch wird vom 4. Schuljahr an gelehrt in
je 4 Wochen stunden. Lehrbuch: Banderet und Reinhard, dessen Stoff
auf Klasse IV — VIII verteilt ist. In Klasse VIII werden noch fakul-
tativ „Lustspielauszüge und Gedichte" gelesen. Die freiwillige Klasse IX
hat als Programm: „R6sum^ von Banderet. Als Lesebuch wird das Buch
Le tour de la France von Bruno benützt. Angeschlossen werden Dik-
tate prosaischen und poetischen Inhalts, Übungen in der Konversation
und soweit möglich in (kaufmännischer) Korrespondenz."
An einzelnen Volksschulen z. B. in Stuttgart und Ulm wird privatim
von einzelnen Lehrkräften ausserhalb der Schulzeit französischer Unter-
richt erteilt, der, von der Gemeinde eingerichtet, keinerlei staatlicher
Aufsicht untersteht; eine Statistik liegt daher nicht vor.
Französisch ist als Wahlfach auch ünterrichtsgegenstand der Fort-
bildungsschulen. Da durch ein 1909 in Kraft tretendes Gesetz das
ganze Fortbildungsschulwesen eine tiefgehende Änderung erfahren und
zugleich ein neuer Lehrplan herausgegeben werden wird, empfiehlt es sich,
die Berichterstattung bis zu diesem Zeitpunkt aufzusparen.
Eine Statistik aller französisch lernenden Schüler kann
nicht mit absoluter Genauigkeit durchgeführt werden. Die dem Bericht-
erstatter zugänglichen Quellen ergaben folgende Zahlen:
Humanistische Anstalten rund 4000 Schüler
Realgymnasiale „ „ 1 700 „
Realistische „ „ 12 000 „
Höhere Mädchenschulen „ 3500 „
Mittelschulen „ GOOO „
Berechnet man dazu noch die grosse Anzahl der französischen Fort-
bildungsklassen und einige nicht mitgezählt-e Privatanstalten, so wird man
die Gesamtzahl der französisch Lernenden auf etwa 30000 anschlagen
können.
Stuttgart. Friedrich Schwend.
5. Baden. 1904. An den Gymnasien sind im Betriebe des
französischen Unterrichts keine bemerkenswerten Änderungen eingetreten.
An den Real ans talten, insbesondere an den neun klassigen, hat
sich allmählich infolge der Erfahnnigen, welche man bei den in die
höheren Klassen aufrückenden, nach der rein analytischen Methode unter-
richteten Schülern machte», die Anschauung von der Notwendigkeit einer
gründlicheren gi-ammatischen Unt(*rweisung Bahn gebrochen, und es sind
daher fast überall neben der eingehenden Pflege des mündlichen Ge-
J. Ellinger. IV 48
hmuches der Sprache auch die schriftlichen Übungen wie<ler mehr zur
Geltung gelangt, meist in der Form von Umformungen, Variationen und
kleinen, an den behandelten Lehrstoff sich anlehnenden Aufsätzen.
Ein gleicher Zug der Vertiefung scheint auch in der Lektüre hervor-
zutreten und äussert sich besonders in der häufigeren Verwendung der
klassischen Werke und der historischen und allgemein bildenden Schrift-
steller, während die auf blosse Aneignung von Realien abzielenden oder
naturwissenschaftliche Kenntnisse übermittelnden Werke in den Hinter-
gnmd treten.
Die von Oberschulrat Dr. Waag auf dem Neuphilologentag in Köln
dargelegten Anschauungen über den Betrieb der fremdsprachlichen Lektüre
in den obern Klassen haben um so schneller überall Beifall gefunden,
als dadurch die von erfahrenen Pädagogen schon häufig gemachten Be-
denken gegen die grundsätzliche Vernachlässigung der Übersetzung ihre
Bestätigung fanden. Ein tief eindringendes Verständnis und eine geistige
Verarbeitung eines schwierigen, inhaltlich wertvollen Schriftstellers und
der durch ihn vorgeführten Geisteswelt ist ohne gute und sinnent-
sprechende Wiedergabe in der Muttersprache ausgeschlossen, und die
Oberrealschulen würden sich des Anspruchs auf Gleichwertigkeit der durch
sie übermittelten Geistes- und Gemütsbildung berauben, wenn sie auf die
wertvolle Übung des Umdenkens und Nachfühlens — der angeblich dadurch
geschädigten Sprachfertigkeit zulieb — verzichten wollten.
Mannheim. Dr. Rose.
6. Österreich. 1902 — 1905. Der bekannte Erlass des französischen
Untemchtsministers G. Leygues vom 26. Februar 1901 „Simplification
de V enseignemeiit de la syntaxe francm^e'' wurde, wie in einzelnen
Staaten des Deutschen Reiches, so auch in Österreich freudig begrüsst.
Der „Wiener Neuphilologen verein" und der Verein „Realschule" wandten
sich gemeinsam au das Ministerium für Kultus und Unterricht mit der
Bitte, es wolle den Lehrern des Französischen an den höheren Lehran-
stalten gestatten, die in französischen Schulen ge<liddeten Abweichungen
von den starren Regeln der Grammatik auch in den Arbeiten ihrer
Schüler zu dulden. Das Gesuch, vom Landesschulrate warm befürwortet,
hatte den erwünschten Erfolg; denn es kam eine ministerielle Verord-
nung, welche die erbetene Erlaubnis gewährte.
Von der Betrachtung ausgehend, dass junge Studierende oft fruchtlos
die Zeit in Paris verbringen und nach einem mehrmonatlichen Aufenthalt
zurückkehren, ohne die erhoffte Sprach Vervollkommnung erlangt zu haben,
hat sich das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht über Anregung
des Neuphilologenvereins entschlossen, ein „österreichisches Institut
für neufranzösische Sprache in Paris" zu gründen. Für die
Leitung des Instituts wurde ein hervorragender Fachgelehrter, Professor
Leopold Sudre vom College Stanislas zu Paris, gewonnen, der den
Kandidaten, die sich studienhalber in Paris aufhalten wollen, nicht nur
billige Wohnung und Verpflegung verschafft, sondern ihnen auch unent-
geltlich Konversationsunterricht erteilt, für ihren gesellschaftlichen An-
schluss sorgt und ihnen überhaupt mit Rat und Tat zur Seite steht.
Es muss anerkannt werden, dass dieses Institut, an dem jährlich 0 bis
IV 44 Stand des französischen Unterrichts in Österreich. 1902—19(^5.
7 österreichische Lehramtskandidaten Aufnahme finden, eine sef»;ens-
reiche Einrichtung ist, die den Neusprachlern ausserordentlich zugute
kommt.
Eine Erweiterung des Rahmens, in dem die Aneignung der Sprech-
fertigkeit seitens der Lehramtskandidaten sich bisher bewegte, stellte der
von dem k. k. Landesschulinspektor Stephan Kapp im „Neuphilo-
logischen Verein" in Wien am 28. Oktober 1904 gehaltene Vortrag in
nahe Aussicht. Der Vortragende teilte der Versammlung mit, dass das
französische Unterrichtsministerium sich behufs gegenseitigen Austausches
von Lehramtskandidaten zur speziellen praktischen Ausbildung in
der deutschen, resp. französischen Sprache an die österreichische Regierung
gewendet habe und dass ein offizieller Vertreter Frankreichs mit den
massgebenden österreichischen Behörden in Verhandlungen getreten sei.
Der Referent erklarte, dass ihm die Entscheidung über die Annahme
oder die Verwerfung des Angebotes von den folgenden drei Fragen ab-
hängig scheine: L Welche Stellung wird der ausländische Kandidat in
der französischen Lehranstalt, der er zugewiesen werden wird, einnehmen?
— II. Entspricht die ihm angewiesene Stellung den Zwecken seiner Aus-
sendung ins Ausland? — III. In welcher Weise ist das k. k. Ministerium
für Kultus und Unterricht imstande, dem Ministh'e de V Instruction
Publique et des Beaux-Arts eine Gegenleistung zu bieten? Hierauf
ging er an die Beantwortung dieser Fragen, indem er auseinandersetzte,
dass der österreichische Lehramtskandidat als assistant in den lycees
verwendet werden könnte, dass diese Stellung dem Zwecke der wissen-
schaftlichen und praktischen' Weiterbildung des Kandidaten vollkommen
entspreche und dass auch die Frage, wie der französische Kandidat in
Österreich, wo es fast keine Internate gibt, untergebracht und zur Förderung
der Ziele des französischen Unterrichts verwendet werden könne, bei
einigem guten Willen sich lösen lasse. Da Hofrat Dr. Huemer, der
als Vertreter des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht dem Be-
richt und der daran sich schliessenden Debatte mit lebhaftem Interesse
gefolgt war, diese neue Institution auch ohne Inanspruchnahme budgetärer
Anforderungen — im Rahmen des für Auslandsstipendien ausgeworfenen
Betrages — für durchführbar hielti, nahm die Versammlung den Vorschlag
betreffs des „Austausches von Lehramtskandidaten mit Frankreich" ein-
stimmig an.
Im grellen Gegensätze zu diesen Bemühungen der Behörde, die
Sprech fertlgkeit der Neusprachler zu fördern, stehen die Klagen, die hie
und da aus den Kreisen der Lehrerschaft ertönen, dass die Sprachfertig-
keit in der Schule nicht zu erreichen sei. So machte Prof. Friedrich
Bock in der Versammlung des Vereines „Realschule" am 17. Oktober
1903 den Vorschlag, das fruchtlose Streben nach Sprechfertigkeit bei
den Schülern aufzugeben und dafür eine geistbildende Lektüre möglichst
zusammenhängender Werke von der III. Klasse an in den Vordergrund
zu stellen. Nach längerer Erörterung dieses Vorschlags beschloss die
Versammlung, durch den Ausschuss eine Enquete von Fachlehrern einzu-
berufen, um die Frage der Autorenlektüre zu beraten, eventuell die ge-
eigneten Literaturwerke ausfindig zu machen, sowie an die österreichischen
Realschulen Anfragen bezüglich der mit der Autorenlektüre gemachten
R. Krön. IV 45
Erfahrungen zu richten. Vorläufig bleiht es also bei der bisherigen Ge-
pflogenheit, auf der Unter- und Mittelstufe (I. — IV. Klasse) kurze I^se-
stücke nach den vorgeschriebenen I^se- und Übungsbüchern, auf der
01)erstufe (V. — VIL Klasse) längere Proben französischer Literaturwerke
auf Grund einer Chrestomathie zu lesen.
Der französische Unterricht an österreichischen Gymnasien schreitet
rüstig vorwärts. Das relativ-obligate Französisch ist schon an drei Wiener
Gymnasien und an einem Grazer Gymnasium eingeführt und die erzielten
Unterrichtserfolge sind äusserst günstig. In einem Vortrage, den Dr. Karl
Vrba, Professor am k. k. Erzherzog Rainergymnasium in Wien am
14. Januar 1905 im Vereine „Mittelschule" hielt, äusserte er sich aus-
führlich über die verschiedenen Methoden und die am Gymnasium zu
erreichenden Ziele und stellte zum Schlüsse, wie üblich, eine Anzahl
Thesen auf, die nach lebhafter Debatte angenommen wurden. Von den
15 Thesen mögen nur drei, die sich mit der Lektüre befassen, heraus-
gehoben werden: 11. „Vom zweiten Semester der VI. Klasse an wird in
jedem Semester je ein unverkürztes, durch Inhalt und Form bedeutendes
französisches Werk gelesen." 12. „Eine kanonmässige Festlegung der auf
der Oberstufe und im II. Semester der VI. Klasse zu absolvierenden
Lektüre zusammenhängender französischer Meisterwerke seitens der Be-
hörde erscheint nicht wünschenswert." 15. „Die Ergänzung der I^ktüre
dient ein im wesentlichen den Forderungen des Breslauer Kanonaus-
schusses entsprechend eingerichtetes Lesebuch (Chrestomathie)." Es ist
zu hoffen, dass sich in ähnlicher Weise auch die französische Lektüre
auf der Oberstufe der Realschule wird regeln lassen.
Wien, 26. Dezember 1906. J. Ellinger.
2. Lehrweise.
a) Leiirmitt«! für den Selbstunterricht im Französischen.
1902—1905. Aus den Berichtsjahren 1902 — 05 liegt nur wenig Neues
zum Selbststudium des Französischen vor. Ein handliches Bändchen der
Sammlung Göschen^) vermehrt die stattliche Zahl der Handels-
briefsteller, krankt aber, wie alle seine Vorgänger, an dem Grundübel,
dass es nur fertige Musterkorrespondenzen bringt. Der praktische
Wert solcher ist naturgemäss gering, weil der Ratsbedürftige darin nur
selten das findet, was er gerade braucht. Sprachliche Erläuterungen gibt
de Beaux mcht; der Lernende ist daher in zahlreichen Fällen auf ein
allgemeines Wörterbuch angewiesen.
Von des Berichterstatters erweiterter Neubearbeitung seines
Guide ^pistolaire*) ist die 2. Auflage in kleinem, handlicherem Oktav-
format erschienen. Dieser Guide ^pistolaire unterscheidet sich von den
Briefstycllern aller anderen Herausgeber dadurch, dass er die wesentlichen
Gedanken jeder der verschiedenen Briefgattungen in wechselvoller Ge-
staltung des französischen Ausdrucks vereinigt und dadurch dem Lernenden
1) Französische Handelskorrespondenz von Th. de Beaux. Leipzig
1903, 144 S.; geb. Mk. 0,80. 2) Guide ^pistolaire. Anleitung zum Abfassen
französischer Privat- und Handelsbriefe von Prof. Dr. R. Krön. 2. Aufl., Frei-
burg (Baden), J. Bielefelds Vertag 1903, 96 S.; geb. Mk. 1,50.
IV 46 Lehrmittel für dcD Selbstunterricht im Französischen. 1902— 1905.
die Möglichkeit bietet, den Wortlaut jeder Brief art nach Belieben zu
variieren und jeden Hauptgedanken bald durch diese, bald durch jene
Variante zum Ausdruck zu bringen^).
Desselben Verfassers P e ti t P a r i s i e n *) zum Studium der lebendigen
Umgangssprache auf allen Gebieten des taglichen Verkehrslebens liegt
in 12. Auflage (43.-58. Tausend) vor*).
Praktischen Reisezwecken sollen zwei Sprachführer von O. Robert
und einer von A. Seidel dienen. Das Werkchen von O. Robert*) ist
in einer grösseren und einer kleineren Ausgabe erschienen ; in der kleineren
ist das Wörterbuch kürzer gefasst; auch ist die Anordnung der Haupt-
abschnitte eine umgekehrte. Beide Ausgaben bringen ausser dem deutsch-
französischen und französisch-deutschen Wörterbuch eine freilich recht
dürftige Sprachlehre und eine Anzahl Konversationen. Jede Seite der
Konversationen enthält zwei Spalten fertiger Fragen (deutsch-französisch)
und daneben in einer dritten Spalte die einschlägigen französischen
Vokabeln. Einen gewissen Notbehelf zur Verständigung dürften die beiden
Bändchen gewähren, vorausgesetzt, dass der Benutzer vor der Ankunft
im Auslande sich den Inhalt zu eigen macht. Die einzelnen Sprach-
gebiete konnten freilich nur oberflächlich behandelt werden.
Weniger gelungen erscheint A. Seidel^ „Praktischer Sprachführer
für Reise und Verkehr"®). Er ist nach Anlage und Durchführung eine
Art Seitenstück zu den Werkeheu von O. Robert, jedoch mit dem
Untei-schiede, dass Seidel auf jeder Seite zwei Spalten Vokabeln und nur
eine Spalte Fragen, sowie eine systematische Sammlung französischer
Wörter bietet, bei deren Auswahl nicht immer die gebührende Rücksicht
auf den praktischen Verkehr genommen wurde. Die vorangestellte Gram-
matik ist nicht hervorragend: die Übersichtlichkeit lässt viel zu wünschen,
kleine Unebenheiten begegnen darin wiederholen tlich, unentbehrliche Einzel-
heiten werden vermisst.
Ein ausgezeichnetes Bändchen zum Selbststudium des kaufmännischen
Französisch liegt seit 1905 unter dem Titel: On parle francais') vor.
Sein Verfasser ist der nunmehrige Direktor Dr. M. Schweigel (Düssel-
dorf). Das Werkchen kann als das handlichste, zuverlässigste und reich-
haltigste dem angehenden wie auch dem berufsmässigen Kaufmann wann
empfohlen werden. Jeder landläufige Geschäftszweig ist darin gründlich
und ungemein praktisch abgehandelt: ein Dialog, einem bestimmten Ge-
schäftszweige gewidmet^ eröffnet jeden der 39 Abschnitte; hieran schliessen
sich Fragen über den Inhalt des betr. Gesprächs; als dritter Teil jedes
Abschnitts folgt ein sehr vielseitiges Warenverzeichnis des in Rede
3) Ebenso gearbeitete Seitenstücke fürs Englische, Italienische,
Spanische und Russische sind ebenfalls in J. Bielefelds Verlag, Freiburg
(Baden) erschienen. 4) Le Petit Parisien. Par R. Krön, 12« 6dit., ibid. 1905 ;
geb. Mk. 2,50. 5) Otto Robert, Taschenwörterbuch und Sprach-
führer. Ravensburg, Verlag O. Maier, o. J. 250 bezw. 100 S. 8», Mk. 1,40 bezw.
0,80 kart. 6) Deutsch- Französisch von A. 8eidel. Stuttgart, Muthschc
Veriagsbuchhandlung, o. J., 124 S. S^; geb. Mk. 1,20. 7) Dr. M. Schweigel,
On parle fran9ais. Ein Konversationsbuch zum Gebrauch in kaufmännischen
Schulen, beim Privat- und Selbstunteiricht, sowie ein Hilfsbuch im praktischen
Gcschäftslelien. Mit Aussprachehüfen und ausführlichen Warenverzeichnissen.
VllI, 210 S. 8«. J. Bielefelds Vertag, Freiburg (Baden) 1905; geb. Mk. 2,50.
R. Krön. IV 47
ätehendeii Geöchäft8zwei<j:e9. Die Aneignung (lie^5eö Warenverzeichnisses
ist für jeden Ijernenden der betr. Branche das Wichtigste und besondei*«
Fesselnde. Über die Warenlisten der ihm fernliegenden Zweige kann
er ohne Schaden hinweggehen, nicht aber über die Gespräche und
Fragen. Durch diese kluge Einrichtung des Buchs hat Schweigel es
vermieden, die Lernenden mit Dingen zu belasten, die ihnen gleichgültig
und praktisch nebensächlich sind ; zugleich aber hat er für alle Interessenten
ein reiches Material in gefälliger Form zusammengetragen. Die Aus-
sprache jedes irgendwie zu verfehlenden Wortes ist in leichtf asslicher
Umschrift bezeichnet.
Haberland*» „Unterrichtsbriefe" sind der Redaktion zur Be-
urteilung nicht geliefert worden; der Referent ist daher ausserstande, über
dieses Unternehmen eingehender zu berichten.
Kiel. R. Krön.
b) Dber den auf Abbildnngeii gegründeten Anschauungs-
unterricht im Französischen. 1902 — 1905. Aus der Berichtszeit
1902 — 05 ist nicht sonderlich viel Neues über den Anschauungsunterricht
zu verzeichnen. Im allgemeinen lässt sich ein gewisses Abflauen der
Begeisterung für diese Art der Sprachunterweisung nicht verkennen. Es
wäre indes ein bedenklicher Rückschritt und ernstlich zu beklagen,
wollte man sich bei den Sprechübungen nunmehr wieder ganz vom An-
schauungsbilde abwenden. Für den einsichtigen Lehrer bilden An-
schauungsbilder nach wie vor ein überaus wertvolles Lehrmittel im neu-
sprachlichen Unterricht.
Von dem in der Berichtsperiode neu erschienenen Anschauungs-
material ist in erster Reihe zu nennen G. Reichel** Karte von
Frankreich^), eine vorzüglich gelungene französische Verarbeitung der
Sydow-Habenichtschen Wandkarte 1 : TilOOOO. Plastische Anschaulich-
keit, harmonische Farbengebung und besonnene Wahl der Schriftgattungen
machen sie zu einem vortrefflichen kartographischen Hilfsmittel, das sich
für die historische Lektüre und für geographische Sprechübungen gleich
wertvoll erweist. Der eine oder andere mag vielleicht die Namen mehrerer
kleinen Ortschaften mit geschichtlicher Vergangenheit auf der Karte ver-
missen.
Ein gar eigenartiges Anschauungsmittel ist Schenk'* „Paris p^da-
gogique"^). Auf einem weissen Blatt (Grösse c. 80X1^0 cm) ver-
zeichnet der Schweizer und ehemalige Kieler Lektor Schenk die Pariser
It/r^es, Colleges, ecoles siiperieitres, ecoles munidpales und 17 Theater
in topographischer Anordnung. Jedes Gebäude wird durch einen farbigen
Punkt (rot, grün, gelb, blau) angedeutet und mit einer Nummer versehen.
Am Rande des Blattes ist jeder Nummer der Name und die Strassen-
adresse der betreffenden Anstalt beigesetzt. Damit aber die Sache nicht
ganz in der Luft schwebe, hat Schenk wenigstens einige Hauptmerk-
male von Paris angedeut^it, u. a. die Seine, die Festungsmauern, die
1) Carte de France, d'apr^^ la carte murale de Sydow-Habenicht, adaptee
ä Tenseigneraent du franyais parGEOR<J Reichel. Gotha, Justus Perthes [1902],
IGOX 1^0 cm, Mk. 10. Aufgezogen mit Stäben Mk. 18. 2) A. Schenk, Paris
pedagogique. Echelle 1:20000. Kiel, R.Cordes [1902]. Auf Papier Mk. 2.
rV 48 über d. auf Abbildungen gegründ. Anschauungsunterricht. 1902—1905.
äusseren und die grossen Boulevards, sowie den Grimdriss einiger Monu-
mentalbauten. Warum aber fehlen die für die Pädagogik nicht zu unter-
schätzenden Volksschulen und Kirchen? Waiiim fehlen mehrere höhere
Lehr- und Kunstanstalten? Wenn Schenk die Theater als pädagogisch
bedeutsam aufzunehmen für nötig erachtete, so hätte er sie vollzählig
bringen sollen; es fehlen ihrer mehrere (Antoine, TCEuvre, etc.). Sarah
Bernhardt schreibt sich mit dt. Als Ganzes betrachtet, macht der Plan
einen ebenso verfehlt-en wie dürren Eindruck. Was könnte mit einem
Anschauungsmittel solcher Art bezweckt werden? Es hiesse das Ziel der
Anschauungsbestrebungen arg verkennen, wollte man diesem Unterricht
bis auf die Bestimmung der örtlichen Lage von Pariser Bildungsstätten
ausdehnen, die der grossen gebildeten Mehrheit nicht einmal dem Namen
nach bekannt sind und auch nicht zu sein brauchen.
Auch die Wiener Firma Hölzel ist mit neuen Wandbildern*) her-
vorgetreten. Es sind die drei Nummern XIV (Hafen), XV (Hausbau)
und XVI (Berg- und Hüttenwerk, Doppelbild). Das Hafenbild ist
zwar voll regen Lebens und von schöner Farbengebung, zeigt aber im
einzelnen mancherlei sachliche und künstlerische Mängel (vgl. Gymnasium,
Bd. XX, Spalte 835). Das Bild vom Hausbau bietet, wie der Hafen,
ungemein viel Lehrreiches und eignet sich für Sprechübungen aufs beste.
Das Berg- und Hüttenbild ist an sich eine schöne künstlerische
Leistung. Ob Lehrer und Schüler den zahlreichen Einzelheiten indes
das nötige Verständnis entgegenbringen werden, erscheint fraglich; gehört
doch eine tiefergehende fachtechnische Vorbildung zur sachgemässen Be-
sprechung solcher Dinge. Höchst erfreulich ist es daher, dass sich in
W. Kasten*) ein geeigneter französischer Interpret der drei genannten
Bilder gefunden hat. An technischen Bildungsanstalten wird man seine
französische Besprechung der Bilder mit Nutzen verwenden, ungeachtet
vereinzelter sprachlicher Schiefheiten, die aber gegenüber dem Gesamt-
werte der schwierigen Arbeit nicht viel bedeuten.
Zu Bordeaux sind neuerdings im Verlage von G. Delmas, 10 nie
St.-Christoly, unter Leitung von E. Rochelle, professeur au Lyo^e de
Bordeaux, französische Anschauungsbilder ^) erschienen. Kunstleistungen
erster Güte sind es zwar nicht, vielmehr erscheinen sie vielfach stark
überladen und stellenweise gar sehr verzerrt. Immerhin haben sie für
uns Deutsche einigen Wert, weil sie eben typisch Französisches veran-
schaulichen. Die 16 Delmasbilder liegen in zwei Ausgaben vor: als
3) Hölzel« Wandbilder für den Anschauungs- und Sprachunterricht
Blatt XIV (Der Hafen), Blatt XV (Der Hausbau), Blatt XVI (Doppelbild ;
Das Berg- und Hüttenwerk). In 14 fächern Farbendruck. Grosse jedes Bildes
140:93 cm. Wien, Hölzel. Preis: Bl. XIV und XV auf Papier mit Ösen je
Mk. 4,25, auf Leinwand je Mk. 5,50, mit Stäben je Mk. 7,25; BI. XV Mk. 7
bezw. 8,75, bezw. 11,25. 4) Einführung in die technische Aus-
drucksweise im Französischen an der Hand der Anschauung. Material
zur Besprechung der Hölzelbilder: Le Fort — Le Bätiment — In-
Urieur d'une Houillere^ La Mine et la Forge von Prof. Dr. Wilh. Kasten.
Mit 4 Abbildungen. C. Meyer, Hannover 1903, 52 S, gr. 8*; geh. Mk. 0,90.
5) Collection Delmas pour l'enseignement pratique des langues Vivantes
par l'image et la m^thode directe. I. Tabloaux auxiliaires Delmas,
]6 tableaux (en feuilles s^par^s, Ofr. 30, ou en 2 cahiers 5 fr.). IL Tableaux
rauraux en couleurs (en feuilles s^par^es 4 fr., ou en 3 serics, 152 fr.).
R. Krön. IV 49
grössere farbijire Wandbilder [tahleaux mwaux eri couleurs, Grösse
90 X 120 cm) und in nicht kolorierter Handausgabe (tableaux auxi-
liaires ou portatifs, Grösse 20 X 29 cm). Ein Probebild der grösseren,
farbigen Serie liefert der Verlag Delmas franko gegen Einsendung von
1 fr. 50. Die 16 Bilder veranschaulichen die geläufigen Gegenstande
und Vorgänge des täglichen I^bens. Vokabularien {vocabulaires, im
Format der Handausgabe) und kleine Begleittextc (Hvrets explicatifs)
sind für sechs Sprachen (Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch,
Spanisch, Russisch) erschienen; sie zeichnen sich aus durch ansprechende,
gründliche und idiomatische Behandlung des im Bilde Dargestellten. Wer
ihren Inhalt beherrscht, der „kann eine ganze Menge"!
In demselben Verlag ist vom Herausgeber vorgenannter Bilder eine
lesenswerte Broschüre über den Anschauungsunterricht®) erschienen.
Neuauflagen liegen vor von den auf den Hölzelbildern fussenden
Büchern von Durand-Delanghe''), Schild®), Wilke-D^nervaud %
Heine***) und Rossmann-Schmidt**) I. Teil. Zu dem letztgenannten,
nunmehr in einigen zwanzig Auflagen verbreiteten Lehrbuch auf Grund-
lage der Anschauung äussert K. Seitz in den „Südwestdeutschen Schul-
blättern", 1903, S. 182 f. den Wunsch nach ausgiebigster Verwertung
der inneren Anschauung im Gouinschen Sinne. Die Erfüllung dieses
Wunsches würde indes eine völlige Umgestaltung des Buches bedingen.
Ob damit aber allen Benutzern gedient würde, steht dahin.
Der seit Jahren mit Ungeduld erwartete II. Teil des Lehrbuchs
von Rossmann-Schmidt*^) ist zu Beginn des Jahres 1903 erschienen
und hat sich alsbald die Gunst weitester Fachkreise erworben. Da Direktor
Schmidt dienstlich allzu stark in Anspruch genommen war^ musste er
die Ausarbeitung dieses II. Teils seinem bewährten Mitarbeiter Rossmann
allein überlassen. Am Arbeitsplan und seiner Durchführung hat Schmidt
jedoch stets das wärmste Interesse genommen. Das Buch stellt sich die
Aufgabe, stilistische, grammatische und lexikologische Übungen im An-
schluss an gut gewählte Lesestoffe geschichtliehen, novellistischen, be-
schreibenden, dialogischen und technischen Inhalts zu pflegen. Diese
Aufgabe löst es auch in der Tat. Sämtliche Übungen sind trefflich ge-
eignet, an Hand der anschaulichen, lehrreichen Textstoffe zu gram-
matischer Sicherheit und Sprachgewandtheit in Wort und
Schrift zu führen. Hier zeigt Rossmann in optima forma, welch hohen
Wert auch er auf gründliche grammatische Durchbildung der Schüler
legt. Hat er zur Kontrolle des grammatischen Wissens den Lektionen
(„Exercices") 2, G, 13, 14, 17, 19, 21, 22 doch sogar je eine Hin-
Übersetzungsaufgabe aus dem Deutschen beigegeben! Da diese Über-
setzungen „nur eines von vielen Mitteln der Schulung" sind, so werden
III. Livrets explicatifs (fraD9ais 0 fr. 85, chaquc autre languc 1 fr. 25).
Bordeaux 1903, G. Delmas, 6ditem-. G) La möthode directe dans Tenseigne-
ment des langues Vivantes. Quatre Conferences par E. Rochelle. Bordeaux,
G. Delmas, ^diteur 1904, 35 p. in-8^ 7) Vgl. JB. Bd. II, S. 336. 8) Vgl.
JB. II 33Ö. 9) Vgl. JB. Bd. IV, Teil IV, S. 23 und Bd. VI, Teil IV, ö. 71.
10) Vgl. JB. Bd. IV, Teil IV, S. 25 und Bd. VI, Teil IV, S. 100. 11) Vgl.
JB. II, 328f. 12) Lehrbuch der französischen Sprache auf Grund-
läge der Anschauung. IL Teil. Mit 6 Abbildungen im Text Bielefeld u.
Leipzig, Velhagen & Klasing 1903, X, 283 S. 8°; geb. Mk. 2,80.
VoUmöllcr, Rom. Jabrcsbericht VIII. 4
IV 50 Über d. auf Abbildungen gegründ. Anschauungsunterricht. 1902 — 190r>.
hIo neben den vielseitigen mündlichen und schriftlichen exerciccH de
gra?nmaire in französischer Sprache mehr als ausreichen. Die Ab-
bildungen sind in diesem II. Teile naturgeniäss weniger zahlreich als
im L Teile; es sind ihrer im ganzen sechs, nämlich zwei Vollbilder
(Roland ä la bataüle de Ro7icevaux und Le Port), sowie vier kleinere
Bilder (Marmitc de Papin, Soldat en faction, Halles centrales und
Bicyclette mit französischer Benennung der Einzelteile). Das Vollbild
Le Port (Verkleinerung des Hölzelschen Hafen bild es) wird auf S^/j Text-
seiten in französischer Sprache beschrieben.
Ein Lehnnittel, dessen Vorzüge und Verdienste sein französischer
Verfasser in der Vorrede nicht sattsam selbst rühmen kann^ ist die auf
Walthers (Esslinger) Anschauungsbilder und auf kleine Textbildchen ge-
gründete „Methode Pernot" ^'). Also noch eine neue Methode!?
Und obendrein eine von einem Ausländer nach Deutschland importierte?
Nein, es ist nur ein neues Lied nach alter Melodie! Zu der stolzen Be-
nennung „Methode Pernot" lag kein Anlass vor. Man hat es lediglich
mit einem durchgehen ds einsprachig (französisch) abgefassten Lehrbuch
zu tun, das seine Texte, die auf der direkten und der durch Bildchen
vermittelten Anschauung fussen, in bekannter Weise dialogisch zergliedert
und grammatisch verarbeitet. Die Abbildungen sind, von einigen Aus-
nahmen abgesehen, wohlgelungen, leider aber durch eingesetzte Ziffeni,
die auf den französischen Text verweisen, etwas entstellt. Auch im
Text, der an sich recht brauchbar erscheint, wirken die vielen Hin-
weisungsziffern nicht gerade angenehm. Die Questions sind überreich-
lich; ihre Beantwortung wird dem Anfänger nicht immer leicht^ ja oft
schier unmöglich sein, da Pernot vielfach recht frei fragt. An gram-
matischen Exercices fehlt es ebenfalls nicht; sollen sie alle gewissenhaft
verarbeitet wenlen, so hat die geistige Spannkraft der Schüler eine harte
Probe zu bestehen. Hier gerade, in der Zuteilung des grammatischen
Lernquantums, fehlt dem Verfasser das Augenmass. Gebome kleine
Franzosen werden sich mit den grammatischen Übungen ohne grosse
Mühe abfinden; jugendlichen deutschen und überhaupt nichtfranzösischen
Schülern aber mutet Pernot eine wahre Herkulesarbeit zu. In der
1. Lektion (^/j Druckseite Text) allein hat der sprachliche Neuling
beispielsweise zu lernen: neun Substantive, die Genera und Numeri, die
Teilform des, die Formen c'est, ce sont, ce n'est jf^flw, mehrere Präpo-
sitionen und Konjunktionen, die Grundzahlen von 1 bis 20 und das
Additionsverfahren! Die 2. Lektion bringt die Pluralbildung, sämt-
liche adjektivischen Possessiva, die Grundzahlen bis zur Million, Additions-
übungen, einige 30 neue Substantiva, eine grössere Anzahl Verbalformen
(u. a. s^appellcj est assis, assise, construisent) und mehrere neue Präpo-
sitionen! Von Lektion zu Lektion steigern sieh die Ansprüche. Für
den schul massigen Anfangsunterricht im Französischen ist Pernots
Buch somit gänzlich ungeeignet, denn bei solchem Tempo kommen unsere
Schüler nicht mit. Für vorgeschrittene Klassen verfehlt das Buch eben-
falls seinen Zweck: die eingehenden Übungen zur Formenlehre sind dort
18) Enseignement par Pftspect. M^.thode Pernot. Leyons de
choses et grammaire par Alfred Pernot, professeur diplömd. Esslingen-
Alleraagne. Schreiber, öditeur [1904], 143 S. 8^ Preis?
R. Krön. IV 51
nicht mehr am Platze; bedtenfallH könnten die Schüler au8 den Bilder-
texten ihren Wortvorrat bereichern. Im Einzelunterricht aber dürfte ein
gut beanlagter Zögling unter Leitung eines geschickten, beweglichen
Lehrers nach der „Methode^' Pernot in verhältnismässig kurzer Zeit es
zu einer gewissen Sprech fertigkeit bringen.
Kiel. R. Krön.
c) Über die Bestrebungen, das Französisehe auf Grund der
geistigen (inneren) Anschauung zn lehren (Metliode Gouin).
1902— 190o. Den Gouin berichten JB. IV, iv, 20—22, 26—27 und
Jß. VI, IV, 77 — 78 ist für die Berichtsperiode 1902—05 nur wenig
nachzutragen.
Noch jeder fQr methodische Belehrung zugangliche, unbefangene
Schulmann hat, wenn er sich ganz vom Gouinschen Geiste durchdringen
liess, den von dem feinsinnigen Franzosen verkündeten Reformlehren
begeistert zugestimmt. Bei solcher Zustimmung ist es nun freilich meist
geblieben. Der Wunsch nach praktischer Verwertung der Methode ist
zwar bei allen lebendig, die Erfüllung desselben bisher aber nur wenigen
befriedigend gelungen. Schüchternes Nippen am Rande des Gouinschen
Jungbrunnens ist wohl vereinzelt wahrzunehmen, seltener freilich vor der
breiten Öffentlichkeit, als vielmehr im Stillen, in der Studierstube und
— „inoffizielles lediglich „probierenderweise" — in dem einen oder andern
Lehrsaal. Einen herzhaften Trunk aus Gouins Urquell aber hat man
an unseren öffentlichen höheren Schulen bisher nicht gewagt; sich gar
am Gouinquell zu berauschen, hat man sorgsam gemieden, um gegenüber
den ehernen behördlichen Vorschriften nicht direktionslos zu erscheinen.
Daher denn auch nichts von einem laut vernehmlichen vivat-crescat-floreat
auf Gouins einzigartiges pädagogisches Elixier. Weniger flügellähmendes
Gängeln des Lehrenden^ mehr Freiheit fiir individuelle Entfaltung ist
auf sprachmethodischem Felde dringend zu wünschen, wenn der neu-
sprachliche Unterricht nicht wieder zurücksinken soll auf den Tiefstand
von vor 25 Jahren; angesichts einer neuerlichen einseitig-doktrinären
Reaktion liegt freilich die Gefahr sehr nahe, dass die spärlichen Er-
rungenschaften der analytischen Reform uns wieder verkümmert werden.
Nur die Goutn-Methode scheint, nach Ansicht ihrer wirklichen Kenner,
geeignet, einen Rückgang der Unterrichtsleistungen hintanzuhalten und
sogar ein neues Morgenrot erglänzen zu lassen.
Wiederholentlich ist der Geheime Hofrat und Oberschulrat Dr. E.
VON Sallwürk (Karlsruhe) für Gouins Methodengang warm empfehlend
eingetreten. So sagt er auf S. 34 ff. seiner Schrift „Fünf Kapitel
vom Erlernen fremder Sprachen"^) u. a.: „Gouin besitzt eine so
merkwürdige psychologische Intuition, ein so sicheres Gefühl für die Be-
sonderheiten der sprachlichen Vorstellungen, dass jeder Methodiker sich
mit ihm messen muss. Wer sein schönes Buch „L'Art d'enseigner et
d'6tudier les langues" (Paris 1880) und seine dazu gehörigen Serienhefte
gelesen hat, wird dem vortrefllichen Manne auch den Dank nicht vor-
enthalten wollen für vielfache Belehrung und den ganz einzigartigen
1) Berlin, R. Gaertner.
IV 52 Methode Gouin. 1902-1905.
Genusp, den diese Bücher durch die Unmittelbarkeit tmd Echtheit ihrer
Auffassung bereiten."
Der nunmehrige Direktor Dr. Hans Borbein (Altonft, Heform-
Realgymnasium) äussert sich in seinem Aufsatz „Die künftige Ent-
wicklung des neusprachlichen Unterriclits mit besonderer
Berücksichtigung der Reformideen"^) über die Spracherlernung'
und Gouin wie folgt: „Die Sprache ist die äussere Erscheinungsform des
Denkens': ""Ihre Elemente sind die Laute, welche einerseits der Ausdruck
d^- Vorstellungen, Empfindungen und Willen sregungen des , Sprechende®
sind und wiedemm andererseits solche in dem Hörer aiielösenr Die
Schrift dagegen ist lediglich ein sekundäres Hilfsmittel, dazu dienend,
durch verabredete Zeichen sprachliche Erinnerungsbilder in uns wach-
zurufen. Der eigentliche klassische Weg der Spracberlernung
ist also der vom Mund zum Ohr. Die JBenutzung des Auges da-
gegen führt? die grosse Gefahr mit sich, das Laütmaterial gründlich zu
fälschen; es soll daher erst dann, und zwar immer mit grösster Vor-
sieh herangezogen werden, wenn Sprech- und Hörorgane hinreichend
ihre Pflicht getan haben, um der Entstehung und Einwurzelung von Irr-
tümern vorzubeugen. Diese einfachen und doch so lange und so
hartnäckig verkannten Wahrheiten an das Licht gebracht
und ihre ganze Tragweite für den Sprachunterricht aufge-
deckt zu haben, ist das unvergängliche Verdienst FmilfOiS
Gouiiis, des ersten und grössten unter den Reformern,- dessen
Lehren für die neuphilologischen Lehrer eine ähnliche Be-
deutung haben wie die Herbarts für die gesamte Didaktik."
Einen nicht minder überzeugten Anwalt hat Gouin in Professor
P. Feucht (Stuttgart) gefunden; es ist dies der erste Altphilologe, der
für Gouins Lehrverfahren eine Lanze bricht In frischer, urwüchsiger
Darstellung entwickelt Feucht in seinem Aufsätze „F ran 5013 Gouin.
Seine Lehre und Methode; ihre Bedeutung fürs Gymnasium"^)
die Eigenart und Tragweite des Gouinschen Reformwerks. Mit ab-
weichenden Anschauungen hält er nicht zurück; sie betreffen indes stet«
Fragen, die mehr an die Peripherie der „Serienmethode" — oder, wie
Feucht vorzieht, der „organischen Methode" — gehören. Trotz seiner
gelegentlichen Einwände ersieht er in der Methode Gouin „nicht eine
Methode, sondern die Methode" (S. 288), denn „sie unternimmt es, in
der Schule einen Homer so zu behandeln, dass des Schülers — wie
auch des Lehrers — Mund von Homer überfliesst, weil das Herz
voll ist."
Von dieser begeisterten Überzeugung getragen, hat Feucht sich
dann ali^bald daran gemacht, Gouins Verfahren dem grieöhischen
Unterricht praktisch näher zu bringen. In Form kleiner „Monodramen"
hat er alle Gebiete des altgriechischen Lebens zu einem einheitlichen
Lehrgange nach dem Seriensystem verarbeitet: 20 Sachkreise (Serien)
mit rund 160 Monodramen (Serienstücken zu je HO — 45 Handlungs- oder
Entwicklungsreihen). Das fertige Manuskript liegt zum Dmck bereit,
2) PA. 1902, S. 390. 3) NKBICRWürtt. 1902, S. 201—209, 247-254,
281— 2S9.
; A.. Guiidlach. IV iU}
Eine Anxahi Proben daraus sind i. J. 1905 (und 1906) veröffentlicht
worden*); weitere stellt Feucht, iii Aussicht. .HofTentlieh lässt die Aus-
j?abe des ganzen Werkes nicht allzu lange auf sich warten, denn es
handelt sich um eine Leistung, die jeden Methodiker, namentlich aber
den humanistischen, fesseln dürfte. „Möge den Freunden der alten Gym-
nasialbildung dieser Neuerer nicht ganz missfallen, der doch weiiigstens
anstatt mit unfertigen Forderungen einmal mit fertiger Gabe naht!"
(S. 28^).
In England hat sich neuerdings der Leiter der Londoner Gouin-
schulen, F. Th^moin, um die Popularisierung der Methode Gouin ver-
dient gemacht. Die erstmaligen englischen Verkünder der Methoile,
Swan und B^tis, haben, in London nicht durchdringen können, weil
ihre Serienbücher zu stark überladen und für die Lernenden zu schwierig
waren. Aus dieser Erfahrungstatsache seine Lehren ziehend, suchte
Thömoin als überzeugter Anhänger Gouins die Methode dadurch zu retten,
dass er sie den heutigen Lehrforderungen möglichst anpasste. Zu diesem
Ende hat er einerseits vielen nebensächlichen Ijernstoff aus den Serien-
stücken entfernt, andererseits mancherlei recht Nützliches hinzugefügt.
Grosse Sorgfalt verwendet er auf die Behandlung der Grammatik, die er
jeweils im Anschluss an das gerade behandelte Textstück weiterführt.
Die beiden mir vorliegenden französischen Bände ^) machen einen durch-
weg günstigen Eindruck und dürften selbst dem Gouinzweifler manches
Annehmbare bieten.
Kiel. R. Krön.
3. Hilfsmittel für den französischen Unterricht.
a) FraDzösische Schalgrammatiken und Übnngsbacher. 1904.
A. Allgemei/nes. Während Flemming sich in den NS. gegen
die bei dem vorjährigen Bericht erwähnte Kritik seiner Vacances d'6t6
durch Geyer wendet, erhalten wir von H. Klinciemann ebenfalls in
französischer Sprache einen Bericht über einen Studienaufenthalt in Frank-
reich*). Wenn auch die Schilderung der Schlachtfelder bei Metz eigent-
lich überflüssig ist — er sagt selbst: „A la v^rit^ cette petite description
des champs de bataille ne devait pas entrer dans le cadre de mon sujet" — ,
so ist doch der übrige Inhalt der Schrift sehr interessant und ajiregend.
Er behandelt in der Hauptsache einen Aufenthalt in Nancy, gibt über
die dortigen Verhältnisse eingehende Auskunft, desgleichen über die für
die Ausländer getroffenen Einrichtungen und Veranstidtungen, die Schul-
verhältnisse, wobei die Neuordnung berücksichtigt wird, über Gesellschaft,
4) „Griechische Monodramen als Lehrmittel" in: L&L 1905,
3. Heft (und 1906, 2. Heft). 5) French Lessons on the Gouin Method,
by F. Themoin, 2 vols. 1904, new and revised edition 1907, 178, 164 pp., cloth
2 0. 6 d. each. Ausserdem: French Idioroatic Expressions, 1 vol. 2 s.
6 d., English Lessons, 2 vols. 2 s. d. each, German Lessons, 2 vols. 2 s.
6d each, Italian Lessons, 1 vol. 3 s. 6 d., Bpanish Lessons, 1 vol. 3s.,
The Gouin Method and how to use it, 1 vol. 1 s. 6 d. Alles erschienen
bei Hachette & Co., 18, King William Street, Charing Gross, London.
1) Quelques mois en France. Beilage zum Frogr. des Andreas-K. G.
in Hildesheim, 34 S.
IV 54 FraDZÖsisohc Schulgrammati kcn und Übungsbücher. WK)^,
Theater und Konzert«. Ausführlich wird das Verfahren bei der Be-
handlung eines Textes in der fremden Sprache, mit Ausschluss der
Muttersprache, geschildert an deutschen Unterrichtsstunden in Nancy,
denen der Verf. beigewohnt hat. Die Darstellung ist sehr anschaulich
und entwickelt den Gang des Unterrichts nach der Reformmethode und
die dadurch erreichten Resultate in überzeugender Weise. Es kann nicht
iu meiner Absicht liegen, den ganzen auf wenige Seiten zusammen-
gedrängten reichen Inhalt anzugeben; jeder wird die kleine Schrift mit
Nutzen selbst lesen.
Eine eingehende Abhandlung über die Bindung sonst stummer
Endkonsonanten im französischen Sprachunterricht veröffent-
licht K. Müller in der Festschrift zum XL Deutschen Neuphilologen-
tage in Köln*). — Von einem besonderen Gesichtspunkte aus betrachtet
die Grammatik G. Dubray') in seinem Schriftchen: „Fantaisies gram-
maticales ou Tel peuple, tel verbe"*). In einer mit köstlichem
Humor gewürzten Form teilt der Verfasser auf engem Raum eine ganze
Menge tiefer Gedanken und Beobachtungen mit. Ausgehend von den
Worten „Tel peuple, tel verbe" spricht er sich gegen die bisherige Ein-
teilung in Konjugationen nach der Infinitivendung aus; er will «rompre
a tout jamais avec Thabitude d'envisager les verbes par leur apparence
ext^rieure. Ce serait la valeur s^mantique qui deviendrait la raison de
leur classement. Les plus fr^uemmeut employ^s ouvriraient la marche».
Als solchen ,yatklete verbial'* (das Wort verbial wendet er an pour
designer tout ce qui a rapport au verbe) bezeichnet er faire, das
dann eingehend behandelt wird. Dabei spricht er sich gegen das mecha-
nische Herleiern der Paradigmen aus: „Ils (les grammairiens) fönt con-
juguer aux 6tudiants, par exemple: Je suis, tu es, il est etc sans
leur faire dire ce qu'ils sont, ou bien, ils les Content patiemment d^biter:
fai, tu aSj il a . , ., sans leur demander ce qu'ils ont. Cest le comble
de rindiflRSrence." Also z. B. fai faim, je sui^ fatigu6 etc. Desgleichen
la.ssen sie hersagen: que je fasse u. s. w. „sans rien qui justifie cette
mani^re de parier*'. Das nennt er perroquetter. Auch in der Behand-
lung der Tempora finden sich sehr beachtenswerte Bemerkungen. Das
Büchlein ist neben all dem trockenen Regelkram, den man zu sehen
und 7u hören bekommt, eine erfrischende Erscheinung.
B. Schulgrammatiken. Die „Kleine Syntax der fran-
zösischen Sprache für den Schul- und Privatgebrauch" von
G. Stier*) ist ein Auszug aus des Verfassers grösserem Buch „Fran-
zösische Syntax". Der Verfasser hat das gewiss berechtigte Bestreben,
die einzelnen Regeln unter gemeinsame Gesichtspunkte zusammenzufassen,
auf ein inneres Sprachgesetz zurückzuführen. Dass er aus Rücksicht auf
die Klarheit und Knappheit der Darstellung davon abgesehen hat, da»
Grundgesetz immer ausdrücklich auszusprechen, ist zu bedauern, da infolge-
dessen das „Grundgesetz" vielfach überhaupt nicht zu erkennen ist Dies
ist z. B. der Fall bei der Wortstellung, wo ein Prinzip und eine Be-
gründung der Regeln auf ein solches gar nicht ersichtlich ist. Das
2) 8. 149—200. Köln, Neubner. 3) Vienne (!), Gerold & Cie., 40 S.
4) Cöthen, O. Schulze, 135 S.
A. Gundlach. IV 55
Prinzip der Abhängigkeit und das des Satztone;? mussten unbedingt hervor-
gehoben werden. Auch war ein Unterschied zwischen Inversion und
absoluter Stellung zu machen; letztere als Inversion mit doppeltem Sub-
jekt zu bezeichnen, geht doch wohl nicht an. Bei der Stellung der
Adverbien wird rieyi behandelt; über dieses Wort als Subjekt wird nichts
gesagt. Wenn es beim Verbum heisst: „Die Rektion der verschiedenen
Verba ist aus der Lektüre zu erlernen", so gilt das doch wohl für die
ganze Grammatik, die doch nur eine systematische Zusammenfassung der
gleichartigen sprachlichen Erschehmngen ist. Warum behandelt er dann
gerade faire, laisser, voir, entendre, ouir? Die Ausführungen über
den Unterschied von Imparfait und pass6 d^fini kann ich nicht als recht
gelungen bezeichnen ; der Verfasser legt da die unrichtige und irreführende
Benennung „pass6 d^fini" zugrunde. Trotz der recht weitläufigen Er-
örterungen fehlt der so wichtige Unterschied dieser Tempora im Relativ-
satze. Die Bezeichnung „Konjunktiv im Hauptsatz" sollte man nicht
mehr anwenden. Sätze wie quoi que ce puisse etre gehören doch nicht
unter den Konjunktiv des Wunsches! Übrigens ist zu bemerken, dass
gerade die Darstellung des Konjunktivs die Grundgesetze klar herauszu-
stellen sucht und im ganzen wohl gelungen ist. Ungenau ist die Regel
über die Abänderung des Participe pass6, wo unter Nr. 2 nur von einem
vorausgehenden Akkusativ die Rede ist; das Richtige kommt nachher bei
den intransitiven Verben. Leider hat sich der Verfasser noch nicht von
dem sogenannten Teilartikel, wenigstens in Klammern, losmachen können.
Auch beim Relativpronomen finden sich einige Unebenheiten im Ausdruck.
Trotz dieser Ausstellungen muss dem Verfasser bezeugt werden, dass er
auf die Fassung der Grammatik grossen Fleiss verwandt hat. Hervor-
zuheben ist auch seine durchaus vernünftige Stellung zu den Tol^rances,
die, wie er mit Recht betont, nicht in der Schule zu lehren sind. Auch
in Frankreich werden nach wie vor die fmheren Regeln gelernt^ nur in
bestimmten Prüfungen sollen bei den in dem Erlasse angegebenen Fällen
keine Fehler angerechnet werden. Anders dürfen wir es auch nicht
machen.
Die Grammaire fran9aise von J. Pünjer^) enthält die Regeln
zu dem IL Teil des Lehr- und Lernbuches der französischen Sprache,
z. T. aber auch nur Andeutungen, wie § 114, 115, 116 u. a. Die
Fassung ist im allgemeinen einfach und klar. Besonders anzuerkennen
ist das Bestreben, nur das Notwendige zu geben und alles Überflüssige
und Seltene wegzulassen. Die Tol6rances werden zuweilen herangezogen,
aber in einer Weise, die nur zu billigen ist, mit der Bemerkung, dass
dadurch das Erlernen des Regelrechten nicht aufgehoben ist. Eine un-
genaue Fassung steht S. 6^ über je-dcsto: „Dans une phrase de cette
esp^ce ,meilleur etc.* ne peut toe employ6"; in dem zweiten Teile des
korrespondierenden Satzes doch! § 38 und 39 handeln vom Article
partitif. Wenn es da heisst: „L'art. part. n'est pas employö (seulement
le «de» partitif est mis)", so hätte der Verfasser dadurch selbst darauf
aufmerksam werden müssen, dass es gar keinen Art. part. gibt; mit de
part. wäre er ganz gut ausgekommen: de mit und ohne Artikel. § 66
5) Hannover, C. Meyer, 24 S., Mk. 0,50.
JV 5() ijchiilgraniniatikcii. 19U4.
hei.sst et<: „L'alleniand „dies" est cn franyais ordinairenient <celav, nirc-
ment «ceci>; das genügt doch nicht. Celui steht leider wieder unter
dem Demonstrativen, wenn auch mit dem Zusätze, dass es „aussi" I)6ter-
minatif genannt würde. Charlemagne hat bei den Zahlwörtern nichts zu
suchen. Die Infinitivregeln sind nicht klar genug. Es ist also an dem
Büchlein noch allerlei zu bessern.
Auf die mit den Büchern von Plattner-Heaumier gemachten Er-
fahrungen gründet sich das Unterrichtswerk von Ph. Plattner und
J.Kühne, von dem der I.Teil, die Grammatik, vorliegt^). Der Stoff
ist gegen das vorher genannte Werk möglichst vereinfacht worden. In
dem ersten Kapitel werden die Laute und Schriftzeichen behandelt Dabei
ist das Fehlen des Kehlkopfverschlusslautes und demgemäss die vokalische
Bindung nicht erwähnt. Recht praktisch ist die Zusammenstellung der
wichtigsten Schreib- und Lautregeln, wodurch das Verständnis der Formen-
bildung sehr erleichtert wird. Dass das Verbum in allen Konjugationen
auch in den umschriebenen Zeiten mit sämtlichen Fonuen durchkonjugiert
wurde, war nicht nötig. Auch enthält die Grammatik noch zu viel Lexi-
kalisches. Im übrigen ist die Fassung der Regeln klar und bestimmt.
Zu dem Oster sehen Cours de Grammaire fran9aise hat E. Mollen-
hauer') eine Vorstufe verfasst, die speziell für Lehrerbildungsanstalten
verfasst ist. Er will auch die Grammatik in der fremden Sprache be-
handeln. Im Anfange wird das freilich schwer halten ; deshalb sollen
da die Regeln erst deutsch besprochen, dann französisch gelesen und
übersetzt werden, sodann werden sie in beiden Sprachen in ein besonderes
Heft eingetragen und gelernt. Etwas umständlich! Aber auswendig
werden die Schüler sie auf diese Weise wohl behalten. Später jedoch
wird die Sache einfacher; da ist das Deutsche zumeist nicht mehr nötig.
ICs ist wohl möglich, dass nach dem vorliegenden Buche sich dies Ver-
fahren durchführen lässt. Die französischen Fragen aber, die nach jeder
Regel kommen und die dazu dienen sollen, die Vorbereitung der Schüler
zu erleichtern, halte ich für verkehrt. Der Lehrer soll fragen, der
Schüler antworten! In der Lautlehre bin ich nicht mit allem einver-
standen. Ausdrücke wie hell und dunkel (offenes o wird hell, geschlossenes
dunkel genannt) sind nicht bezeichnend. Die stimmhaften und stimm-
losen 5, ebenso die /", werden getrennt behandelt» als wenn sich stimm-
hafte und stimmlose s artikulatorisch unterschieden. Die Überschrift
S. 12: „Bedeutungslose Schriftzeichen für Geräuschlaute" ist schief: die
Zeichen stellen ja gar keinen Laut dar. Die Fassung der Regeln gibt
zu besonderen Bemerkungen keinen Anlass.
Praktisches Lern- und Nachschlagebuch für Französisch
nennt L. Hasberu^) die von ihm veröffentlichten Tabellen mit Zubehör,
die im ersten Teil die unregelmässigeu Verben enthalten, während der
zweite Teil ein alphabetisches Wörterbuch aller unregelmässigen Formen
des französischen Verbs, Substantivs und Adjektivs bildet. Im allge-
meinen tritt man mit einem gewissen Vorurteil an solche Tabellen heran,
die in der Regel eine ganz mechanische Zusammenstellung, ein Zusammen-
6) Karlsruhe, J. Bielefeld, 152 S., Mk. 1,50. 7) I" partie: Cours 6U'
mentaire. Dresde, G. Kühtraann, 17a S. 8) Leipzig, Renger, 49 S., Mk. 1.
A. Gundlach. IV 57
schreiben der Formen und nicht viel mehr als Eselsbrücken sind, wenn
sie als solche noch zu gebrauchen sind. Etwas anders verhält es sich
<2;lücklicherweiöe mit H.s Tabellen. Der Verfasser ist der Meinung, dass
man die Verbalfonnen viel besser behalten kann, wenn man sich über
ihre Entstehung klar ist. Es ist dies in der Tat eine Wahrheit, die gar
nicht stark genug betont werden kann. Gar vielfach werden freilich
noch die „Paradigmen" in allen Fonnen durchkonjugiert, sagen wir herge-
leiert.: das geht dann wie am Schnürchen, und wenn man einmal ausser
der Reihenfolge fragt, versagt das Gedächtnis. Um einen besseren Be-
trieb zu fördern, stellt H. auf der linken Seite die bekannten, gewisser-
massen als Stammfonnen zu bezeichnenden Formen zusammen und bringt
gegenüber, rechts, die für ihre Erklärung und Entstehung erforderlichen
Angaben. Dabei werden die in Betracht konnnenden Gesetze in geeigneter
Weise herangezogen, die Ton Verschiebung, nach dem Vers tum mungsgesetz,
das Lautvermittlungsgesetz, der Lautwechsel in den stamm- und endungs-
betonten Formen. Noch andere Laut- und Schreibregeln hätten allgemein
angegeben werden können, wodurch Wiederholungen vermieden worden
wären, z. B. der Ausfall von s vor t, der Umstand, dass gleichartige
Konsonanten am Ende nicht zusammenstehen können u. a. Dagegen
durfte nicht davon gesprochen werden, dass ein d des „Wohllauts" wegen
eingeschoben würde; es ist dies eine rein lautphysiologische Erscheinung:
bei / und n liegt die Zungenspitze an dem Zahndamm, resp. der Rück-
seite der Oberzähne, bei 71 ist kein Verschluss vorhanden; durch die
Lösung des Verschlusses entsteht von selbst ein d, das dann auch ge-
schrieben wird. Bei pi^endre ist die Sache freilich anders. „Scheinbare"
Stämme gibt es nicht. In dem zweiten Teile: Bildung der Verbalformen,
sind die Angaben bei der ^V-Konjugation im Singular nicht ganz genau.
Hinsichtlich der Bildung des Konjunktivs musste die Ausdnicks weise
anders sein: „der Konj. wird von der 3. pl. Ind. gebildet": wenn der
Verfasser von der „Entstehung" der Formen redet, durfte er sich nicht
so ausdrücken, da sonst leicht der Schüler glauben könnte, der Kon-
junktiv wäre wirklich so entstanden. Das angehängte Verzeichnis der
W^örter und Formen kann dem Anfänger gute Dienste bei der Lektüre
leisten. Im ganzen steht H.s Nachschlagebuch weit über anderen der-
artigen Listen. Dasselbe lässt sich in gewisser Hinsicht auch von den
„Tableaux des verbcs fran9ais a Tusage des 6coles" von
W. A. Hammer sagen®), da sie der Schüler nicht nur als bequemes
Nachschlagebuch zur Beförderung der Denkfaulheit benutzen, sondern
auch wirklich manches daraus lernen kann. Die Durchführung ist nicht
ganz konsequent, da z, B. im passö defini der Tempusvokal von der
Personalendung durch den Druck unterschieden ist, dies aber im Konj.
Imp. nicht geschieht. Dass von der Inchoativsilbe iss das ss im sing.
Präs. ausfällt, ist in dieser Fassung ungenau. Mit Recht wird der Ein-
fluss der Stamm- und Endungsbetonung auf die Formenbildung durchweg
berücksichtigt. Beigefügt ist jedem Verbum die Etymologie, sowie eine
Liste der von ihm abgeleiteten Substantive und Adjektive. Verba wie
bruire, braire u. a. konnten wegbleiben.
9) Vienne (!), A. Pichlcrs Witwe & Sohn, Mk. 0,60.
IV 58 Grammatiken mit Übungsbüchern. 1U04.
C Orammatiken mit Übungsbüchern. Von dem Lehr-
buch der französischen Sprache auf Grundlage der Handlunt^
und des Erlebnisses von O. Ganzmann, dessen erster Teil im JB. VII,
IV, 39 — 40 besprochen wurde, liegt die II. Stufe, bearbeitet von Fr.
Metzger und O. Ganzmann, vor ^®). Diese zweite Stufe ist der metho-
dische Weiterbau der ersten. Im ganzen ist die Anordnung, die sich ja
bewährt hat, dieselbe geblieben. Naturgemäss erweitert sich der Gesicht-s-
und Gedankenkreis, und neben der Handlung wird das Erlebnis zur
Grundlage des Unterrichts. „Alles, was der Schüler im fremdsprach-
lichen Unterrichte treibt, soll für ihn zum Erlebnisse werden dadurch,
dass er sich mit dem Inhalte des Stoffes nach den verschiedensten Richtungen
beschäftigt, dass er mittätig, mithandelnd sich in den Mittelpunkt des
Ganzen stellt'*. Es wird von dem Landleben ausgegangen, wobei daa
Bild „Une cour de ferme" aus den Tableaux muraux de le9on8 de choses
et de langage der Librairie Armand Colin in Paris zugrunde gelegt wird.
Zuerst wird das Bild in der bekannten Weise behandelt, dann folgen
französische Fragen zur Beantwortung, statt dessen später Beschreibung.
Der Lehrer zeigt die Gegenstände und fragt nach den Handlungen.
Weiter folgen andere Fragen, Docunients, z. B. „Lequel de ces bau'
ments est la maison du fermier?^^ woran sich die grammatische Ver-
wertung schliesst; zum Schluss ein passendes Gedicht. So, mutatis mu-
tandis, durch alle Lektionen. Nach dem Landleben wird die Stadt
behandelt, speziell Paris; dann machen wir eine Seereise mit, kommen
ins Hochgebirge, in ein Bergwerk und kehren schliesslich nach Frankreich
zurück, „zu seinen Erinnerungen". In der Tat übt dabei der Schüler
nicht nur, sondern er erlebt alles mit. Einigen Sachlektionen ist ein
Exercice pr^paratoire vorausgeschickt, d. h. die in der betreffenden Lektion
auftretenden Konkreta sollen vorher eingeprägt werden, wobei zu neuen
Wörtern der deutsche Ausdmck beigefügt ist. Selbstverständlich sollen
diese Wörter nicht etwa nach altem Rezept vorher auswendig gelernt
werden, vielmehr sind sie durch Besprechung eines Bildes, durch Zeich-
nung der Dinge einzuprägen. Da war aber die Angabe der deutschen
Bedeutung nicht nötig, da ja das Wort durch die Anschauung hinreichend
klar wird. Sehr praktische Anweisungen zur Verarbeitung des Stoffes
und zur Befestigung der Kenntnisse werden gegeben, Muster zum Satz-
konjugieren, Umwandlungen, Aufgaben zum Satzbilden, besonders auch
mit Synonymen, Themen zu Nacherzählungen und kleinem freien Ar-
beiten u. s. w. Überflüssig waren nach allemdem die glücklicherweise
nur vereinzelten deutschen Stücke zum Übersetzen, freilich zusammen-
hängend, aber doch unnötig. Sie sind meist in so winzigem Druck ge-
geben, dass man schon mit Rücksicht auf die Augen der Schüler gern
darauf verzichten wird. Fünf Liedchen mit französischen Melodien sind
beigefügt; es hatten noch mehr sein dürfen. Die Ausführung der Bilder
ist vortrefflich. Statt der Karte von Europa, zu L. 24, die natürlich in
viel zu kleinem Masstabe gehalten ist, wäi-e eine solche von Frankreich
vorzuziehen. Der Plan von Paris ist ein Ausschnitt aus dem bei Renger
in Leipzig erschienenen Plan monumental de Paris.
10) Berlin, Beuther & Reichard, 215 S.
A. Gundlach. IV o9
Weniger gefällt mir die Anordnung in dem Lehrbuch der fran-
zösischen Sprache für Bürgerschulen von A. Wolf, H. Steckel,
A. Grossmann und H. Heidrich'^). Sie besteht darin, dass zuerst
Wörter, dann Grammatik, dann Lesestücke kommen; darauf Konversation
und Commaudements. Letztere waren besser in den Text hineinzuarbeiten.
Wo bleibt das Zeitwort? Von der zweiten Lektion an kommen zwar
einzelne Imperative in den Commandements vor, das genügt aber nicht.
„Geschrieben" wird von Anfang an. Die Prononciation geht vom Buch-
staben aus und bezeichnet die Laute mit deutschen Buchstaben^ z. B. oi =
oa. Stimmhafte s und Nasale sollen vorgesprochen werden: natürlich!
Das muss doch bei allen Lauten geschehen. Ausdrücke wie „hart" und
„weich" bei p und b darf man doch heutzutage nicht mehr anwenden,
selbst in Sachsen nicht. Die Verhältniswörter regieren „den 4. Fall";
wie viel Fälle gibt's denn da? Gut an dem Buche ist das Ausgehen von
der Anschauung.
Von dem Lehrbuche von W. Mangold und D. Coste**) ist der
erste Teil, die untere Stufe, Ausgabe B, für höhere Töchterschulen in
3. Auflage erschienen. Gegen die früheren Auflagen des bewährten
Buches sind durchgreifende prinzipielle Änderungen nicht vorzunehmen
gewesen, sondern nur solche, welche sich aus der Praxis ergaben, und
Umstellungen, wie sie die Pensen Verteilung der neuen Lehrpläne forderte.
Das Buch beruht auf dem induktiven Verfahren und ist mit dem rühm-
lichst bekannten Geschick der Verfasser bearbeitet. Dass die Fassung
der Regeln auch den wissenschaftlichen Anforderungen entspricht, versteht
sich von selbst.
Von Ph. Plattner® Leitfaden der französischen Sprache
liegt der II. Teil vor^^). Die Grammatik ist in der bekannten gründ-
lichen Weise des Verfassers bearbeitet, nur hätte wohl hier und da das
rein Lexikalische etwas beschränkt werden können. Der zweite Abschnitt,
das Übungsbuch, welches Lese- und Übungsaufgaben enthält, unter-
scheidet sich noch mehr als der erste Teil des Werkes von dem „Lehr-
gang", da behufs Kürzung des Lesestoffes fast samtliche Stücke durch
andere, kürzere ersetzt worden sind. Es sind lauter französische Original-
texte, die bis auf wenige Ausnahmen Stoffe aus der neuesten Zeit bringen,
und ausnahmslos solche, die leicht die Anknüpfung an modernes Leben
gestatten. Da diese Stücke nicht lediglich nach grammatischen Rück-
sichten ausgewählt sind und so nicht aller grammatische Stoff in wünschens-
werter Weise geboten wurde, so ist lieber zu Einzelsätzen gegriffen, als
dass ad hoc bearbeitete und so verstümmelt/C Texte gebracht würden.
Kann man sich damit einverstanden erklären, so ßel doch dieser Grund
bei den deutschen Stücken weg, die immer noch zu viel zusammenhangs-
lose Einzelsätze bieten. Die angehängten Gesprächsstoffe behandeln in
zusammenhängender Form Gegenstände des gewöhnlichen Lebens, und
es lassen sieht leicht Konversationsübungen daran knüpfen. Vielleicht
sind sie z. T. etwas zu schwer. Acht Gedichte sind beigegeben.
„A Tusage des ^trangers" hat S. Mottola^*) ein Buch ver-
11) Leipzig, Dürr, 251 S., Mk. 2,40. 12) Berlin, J. Springer, 224 + 38 S.,
Mk. 1,40. 13) Karlsruhe, J. Bielefeld, 314 S., Mk. 3. 14) La Langue fran-
5ai8e ä Tusage des etrangers. Brassö (Hongrie), Propri6t6 de Tauteur,
156 S., Mk. 1,80.
«
IV 00 Übungsbücher. 11)01.
iasst, (las veiöpricht, nach einer „nouvelle n)6thode rapide-attrayante-
graduee", einer „niethode tres faeile, progressive et pratique perniettant de
parier et d'^crire le franyais en quelques mois seulement" die Sprache zu
lehren. Die Vorrede ist in ungarischer, deutscher und franz^Jsischer
Sprache abgefasst. M. geht von ganz gesunden Grundsätzen aus: „In-
struisez les grands et les petits en les interessant/* „Avant d'ecrire
apprenez a parier." „Apprenez la grammaire par la langue et uon hi
langue par la grammaire." Eine Anweisung, wie von der Anschauung
auszugehen ist, in der aber nichts Neues geboten wird, gibt er erst in
einer Anmerkung zu Exercice 3 — 4. Die Anordnung ist die, dass zuen«t
in jeder Lektion ein Vocabulaire vorausgeschickt wird. Sollen die
Schuler die Vokabeln da erst einzeln lernen? Und wie kommen sie zum
Verständnis der Bedeutung? Denn dass bei seinem Verfahren die An-
schauung nicht ausreicht, geht aus Wörtern wie frere^ aujmird'hui u.
dgl. in der ersten Lektion hervor. Der Ausschluss der Muttersprache ist
ja nur zu billigen; aber was sollen da in der 2. Lektion Erklärungen
wie „Dans, rnontre l'inteneur^ le dedans d'un lieu ou ce qui peut
vtre compare ä un lieu'*, und „En, marque VinMrieur avec Videe
de repos, Vespdce, pendant^ la maniere d'ctre et l'oceupaiion''? Auf
S. 30 kommt überraschend eine längere Behandlung der — Aussprache.
Das Ganze ist wohl gut gemeint, entbehrt aber durchaus der niethodischen
Durcharbeitung.
Von G. Weitzenböck^ Lehrbuch für höhere Mädchenschulen
und Lehrerinnensem in arien ist der L Teil in 2. Auflage erschienen^*).
Vgl. JB. VII, IV, 41. Ferner liegt der zweite Teil vor, der in A.
Übungsbuch, B. Grammatik zerfällt^®). Die Stücke des Übungsbuches
sind zumeist geschickt gewählt, doch finden sich immerhin einzelne, die
über den Anschauungskreis der Mädchen hinausgehen. Eine erneute
Durchsicht in dieser Beziehung wäre daher erwünscht. Gegen die Gram-
matik ist nichts einzuwenden. Von desselben Verfasser" Lehrbuch
der französischen Sprache I. Teil liegt die 5. Auflage vor. Vgl.
die Besprechung in JB. VI, iv, 83.
-D. tJhungshilchev. Zu den zuletzt erwähnten Büchern von
Weitzenböck gehört als IV. Teil: „Choix de Lectures expliqu^es"
von \V. DusciirNSKY ^'). Es besteht aus einem Lesebuche und einem
Commentaire. Ersteres enthält Prosa: I. Namitions, II. Histoire, Bio-
graphie et Critiques, III. Histoire naturelle, Descriptions, Geographie,
IV. Genre oratoire, R^flexions, V. Lettres, ferner Poesie, Episches, Lyrisches
und Dramatisches. Insoweit würde das Ganze, dem eine geschickte Aus-
wahl nicht abzusprechen ist und das auch die Neuzeit gebührend berück-
sichtigt, unter die Lesebücher gehören; deshalb ist für uns das Wichtige
der Commentaire. Auf den ersten Blick scheint er in französischer Sprache
gehalten zu sein ; allein ausser den Sacherklärungen, bei denen sich auch
schon mancher deutsche Ausdruck findet, enthält er fast nur Übersetzungs-
hilfen. Selbst wo der Versuch gemacht wird, einen Ausdruck in der
fremden Sprache zu erklären, fehlt doch nicht das Deutsche, wie z. B.
IB) Leipzig, G. Freytag, 179 S., Mk. 2,50. 16) Ebd. 279 8., Mk. 3,50 a.
89 S., Mk. 1,70. 17) Leipzig, Freytag, 359 8., Mk. 4,50.
A. Gundlach. IV Gl
rerain = eoin refirr Versiech: toinbe immonile = mu/titnde de
ge?is möprisables schmiäxiger Haufe^ und so fast immer. Solches
Verfahren ist inkonsequent. Wenn dies Buch also zu dem ganzen Unter-
richtswerk passen soll, so muss eine gründliche Umarbeitung des Com-
mentaire vorgenommen werden.
Das Übungsbuch zur französischen Grammatik von Ph.
Plattner ^^) enthält französische und deutsche Stücke, die beide vor-
wiegend aus Einzelsätzen bestehen. Wenn der Verfasser sagt, das Buch
habe sich als gutes Hilfsmittel zur Einübung bewährt, „obwohl es, oder
vielmehr weil es vorwiegend aus Einzelsätzen besteht'*, so kann ich dem
„oder vielmehr weil es" nicht beistimmen. Dazu sind die zusammen-
hängenden Stücke, jedenfalls zur Scheidung des Schwierigeren von dem
Elementaren, so klein gedruckt, dass man aus diesem Grunde schon von
einer Berücksichtigung ilerselben in der Schule wird absehen müssen.
Der Anhang mit den wichtigeren Synonymen hätte wohl noch um einiges
vermehrt werden können.
Übungsstoffe zur Wiederholung der französischen un-
gleichmässigon Verba veröffentlicht K. Man(;er^^). Da diese Verba
bei der Wiederholung durch Übersetzen von Formen und Einzelsätzen
eingeübt werden sollen, so wird der Verfasser wohl beim Erlernen ebenso
verfahren. Und doch sind wirkliche Vorteile durch deutsche Einzelsätze
noch nie erreicht worden; vielmehr kann, wie das schon oft gesagt und
praktisch erprobt worden ist, der Schüler sich diese Verba ohne Über-
setzung mindestens ebenso sicher aneignen. Bei den hier gebotenen
Einzelsätzen kann von Inhalt natürlich keine Rede sein; auch nicht der
entfernteste innere Zusammenhang ist vorhanclen. Vor der Durchnahme
sollen die Sätze mit Hilfe der angehängten grammatischen Hinweise und
des deutsch-französischen Wörterverzeichnisses präpariert werden. Riese
Hinweise enthalten eine Zusammenstellung von 54 französischen Muster-
beispielen über syntaktische Erscheinungen, die als eiserner Bestand ohne
Rücksicht auf den Zweck, 7U dem sie bestimmt sind, dienen können,
da sie die wichtigsten grammatischen Regeln veranschaulichen.
Die 3. Auflage der französischen Exerzitien und Extempo-
ralien von A. Benecke ^^) unterscheidet sich von den früheren haupt-
sächlich durch die Vervollständigung des Wörterbuches, in das auch
Konstruktionen und grammatische Bestimmungen aufgenommen sind,
durch genauere Feststellung der Noten unter dem Text und durch Ver-
mehrung der zur Auffindung der Synonymen dienenden Vermerke. Das
Buch enthält zwar eine ganze Anzahl zusammenhängender Texte, doch
überwiegeri die Einzelsätze. Viele solche der 2. Auflage sind ausgemerzt,
doch finden sich noch immer manche Wunderlichkeiten, z. B. gleich in
Stück h. Die deutsche Sprache ist achtungsvoll behandelt.
Das „Übungsbuch zu Dr. W. Knörichs französischem Lese-
und Lehrbuch" von A. M. Ristow^^), in zwei Teilen, von denen der
erste schon 1908 erschienen ist, steht im ganzen auf dem Standpunkt
der Reform. Das Hauptgewicht ist auf Einübung und Befestigung des
18) 3. Aufl., Karlsruhe, J. Bielefeld, 240 S., Mk. 2.25. 19) München,
R. Oldenboiirg, 71 S., Mk. 1. 20) Berlin, A.Stein, 225 S., Mk. 1,60. 21) Han-
nover, C. Meyer, I, 1903, 32 S., Mk. 0,50. II, 1904, 85 S., Mk. 1.
IV 62 Übungsbücher. 1904.
grammatischen Pensums gelegt. Hierbei hält die Verfasserin die Über-
setzung aus dem Deutschen, wenigstens im ersten Jahre, nur in be-
schranktem Masse für nötig; sie hätte sagen sollen: „Sie ist überhaupt
unnötig, jedenfalls aber im ersten Jahre ganz auszuschliessen/' Das Ziel
wird ohne Übersetzen mit dem von ihr eingehend dargestellten und sorg-
fältig ausgearbeiteten Verfahren vollkommen erreicht. Die Mittel sind:
Konjugations- und dergleichen Übungen durch französische Fragen, das
Bilden von Sätzen nach gegebenem Muster, Umbildungen, Umwandlungen
durch ein anderes Tempus kommen erst im II. Teile.
Von R. DiEHL* Französischem Übungsbuch im Anschluss
an Kuhns Lesebücher, I. Teil, liegt die 3. Auflage vor"). In dieser
ist eine kurze Übersicht über die französischen Laute und ihre Wieder-
gabe in der Schrift hinzugekommen. Die französische Orthographiereform
ist in einem Anhange berücksichtigt worden, „so dass es dem Lehrer frei-
steht, von derselben Gebrauch zu machen'S Mit diesem „freistehen" bin
ich, wie schon oben ausgeführt, nicht einverstanden. Die Übungen sind
vom Verfasser jetzt einheitlicher gestaltet, auch sind Gruppen zusammen-
hängender Sätze an die Stelle von Einzelsätzen getreten, soweit dies ohne
wesentliche Änderungen geschehen konnte. Hierin hätte der Verfasser
noch weiter gehen können.
Ebenfalls an die Kühn sehen Lehrbücher schliesst sich das Hilfs-
buch für den französischen Unterricht in Sexta, Quinta und
Quarta an, das von den Fachlehrern der Liebigrealschule zu Frankfurt
a. M. bearbeitet und von ihrem Direktor F. Doerr herausgegeben ist*').
Es enthält den in den Programmen von 1898 und 1903 veröffentlichten
Stoff vereinigt. Das vortreffliche Büchlein wird für jeden, der nach
Kuhns Werken unterrichtet, unentbehrlich sein. Im übrigen sei auf die
Besprechung in JB. VII, iv, 46 verwiesen.
„Sprachstoff für den leichtesten propädeutischen Unter-
richt im Französischen" hat O. Schöpke zusammengestellt**). Das
Heftchen enthält, „nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet", 2 Seiten
Substantiva französisch und deutsch, dann S. 5 die „Deklination" (!) des
Substantivums, Adjektivum, avoij' und etrCy auch fragend und verneinend
durchkonjugiert, ebenso parier, dazu noch 6 Verba in der ersten Person
Sing. Präs. ; Zahlwörter, ein paar Pronomina, 9 Adverbien, 5 Konjunktionen,
7 Präpositionen und einige „Redewendungen", wie „Silence, Ruhe!" Wo-
zu das? Ich kann den Zweck der bedruckten Seiten nicht einsehen; nichts
einzuwenden habe ich gegen die angehefteten leeren Blätter, die „für
vom Lehrer etwa gewünschte schriftliche Ergänzungen" bestimmt sind.
P. Schramm hat ein Französisches Vokabularium zu Sprech-
übungen auf Grund der Hoelzelschen Bilder von den Jahres-
zeiten für das erste bis dritte Unterrichts jähr zusammengestellt-*).
Von anderen derartigen Büchern unterscheidet es sich dadurch, dass für
die drei ersten Jahre die Vokabeln zu den vier Jahreszeiten in konzen-
trischen Kreisen angeordnet sind, wobei nach Möglichkeit die Schwierig-
keit der Wörter, der jeweilige Stand der grammatischen Kenntnisse und
22) Bielefeld, Velhagen und Klasing, 135 S. 23) Marburg, Elwert, 140 S.
24) Leipzig, Dürr, 9 S., Mk. 0,25. 26) Langensalza, H. Beyer. 48 8., Mk. 0,40.
A. Gundlach. IV G8
der Anschauungskreis der Schüler berücksichtigt wenlen. Dieser Plan
scheint mir im ganzen wohlgclungen durchgeführt zu sein. Freilich
wird immer noch so viel Stoff geboten, dass man in der Praxis wohl
noch manches streichen kann. Im einzelnen nur ein paar Bemerkungen.
Statt se7'vante sagt man besser bonne; iur^elle cuit wäre auf der Unter-
stufe elh pr^pare einzusetzen; la beurr^e gilt für einen Provinzialismus;
dafür etwa tartine oder morceaii de pain. Bei manchem ä coude ist
letzterer Zusatz überflüssig. Für la Corneille (die Krähe) lasse ich lieber
fc corbeau lenien. Wörter wie la cof'olle braucht der Schüler auch im
dritten Jahre nicht zu wissen. Auch einige Druckfehler sind zu ver-
bessern. Die beigegebenen Lieder sind mit wirklich französischen Melodien
versehen; z. T. freilich dürften sie wohl etwas schwierig sein.
Spohn hat seine Vorlagen zu französischen Sprechübungen
für den Gebrauch am Gymnasium zu Ostrowo bestimmt**). Er
beginnt seine Programmbeiinge mit einer etwas verschwommenen Kritik der
in den Lehrplänen aufgestellten Forderungen. Eigentümlich berührt die
Behauptung: „dass in der Gymnasialklasse, in welcher der französische
Unterricht beginnt, nicht gleich von vornherein in jeder Stunde fran-
zösische Sprechübungen getrieben werden können, wird ohne weiteres
zugegeben werden müssen." O nein! Im Gegenteil! Gerade von der
ersten Stunde an müssen die Sprechübungen betrieben werden, im An-
fange, ausser den lautlichen Übungen, gar nichts anderes! Er meint
freilich, man könne damit erst beginnen, wenn die Schüler eine gewisse
Übersicht über die elementarste Formenlehre hätten. Er will also, me
es scheint, zuerst Grammatik treiben! Und dabei stellt er doch den
richtigen Grundsatz auf, dass mit der nächsten Umgebung der Schüler
zu beginnen sei. Seine Vorlagen behandeln nun in zusammenhängender
Darstellung: 1. feole, description de T^difice. 2. La classe. 3. La le^on.
4. La ville, Tfitat u. s. w. 5. La ville d'Ostrowo et ses environs. 6. Di-
vision du temps. 7. La France. 8. Quelques d^tails sur l'histoire de
France. Für die Art der Verwendung gibt er keine weiteren Anweisungen.
Warum ist, wenn er doch von der direkten Anschauung ausgeht, nicht
2 vor 1, 5 vor 4 behandelt? Was ist le prüfet de canton? In Frank-
reich gibt es so etwas nicht. Die „höhere Mädchenschule" ist nach
französischen Begriffen keine ecole sup^rieure. Le peuplier kann man
wohl nicht gut als arbre forcstier bezeichnen. Nr. 6 ist zum grössten
Teil, wie der Verfasser selbst angibt, aus Boss mann -Schmidt, Nr. 8
aus Born er entnommen. Ausser den auf der letzten Seite verbesserten
Druckfehlern finden sich noch einige andere im Text Gegenüber den
vorhandenen Hilfsmitteln bietet die Schrift nichts wesentlich Neues, ausser
dass der Stoff ganz auf die örtlichen Verhältnisse zugeschnitten ist.
Neben den vielen, der Mehrziihl nach recht unbedeutenden Publi-
kationen, die das Französische als Unterrichtssprache vorführen wollen,
verdienen die „Mat6riaux pour la m^thode a suivre dans la
lecture des auteurs fran9ai8" von O, Knuth besonders hervor-
gehoben zu werden*"). Abweichend von den meisten anderen Erschei-
26) Beilage zum Progr. des G. zu Ostrowo 19 S 27) Gotha, Perthes,
m S., Mk. 1,20.
IV 64 Schulausgaben. 1904.
nuiigen beschäftigt sich das Buch nnt der Loktüre der oberen Khissen
und sucht eine Anleitung zu geben, wie ein französischer Dramatiker
unter Ausschluss der Muttersprache zu behandeln ist. Es werden Bri-
tann icus, Misanthrope und Mlle de la Seigli^re zugrunde gelegt. Bei
jedem Stücke gibt K. eine biographisch-literarhistorische Einleitung, dann
folgen in Frage und Antwort eingehende Besprechungen über die einzelnen
Akte, nach jedem eine zusammenhängende Inhaltsangabe, zum Schluss
teilweise eine Rekapitulation des Ganzen. Hier hätte der Verfasser noch
etwas mehr tun dürfen. Die Charakteristik wird bei der Inhaltsangabe schon
berücksichtigt; am Schlüsse aber wäre eine abschliessende Besprechung
der einzelnen Charaktere wünschenswert gewesen : jedenfalls aber war auf
den dramatischen Aufbau und den inneren Gehalt einzugehen, da sonst
die Betrachtung zu äusserlich bleibt und eine wirkliche Vertiefung nicht
erreicht wird. Die Schrift ist besonders jungen I^ehrern und solchen,
die in dem hier beriicksichtigten Betrieb der Lektüre noch nicht die
erforderliche Übung und Sicherheit haben, nur zu empfehlen. Im An-
hang wird auch zur fremdsprachlichen Behandlung grammatischer Stoffe
die erforderliche Anleitung gegeben; besonders die praktische Behandlung
der Zeiten ist bemerkenswert.
„Amüsements dans T^tude du fran§ais" nennt sich ein Büch-
lein von E. Eberle*®), das daneben auch als Hors d'oeuvre de la
grammaire fran5aise bezeichnet wird. Mit der Grammatik hat es
nun freilich nichts zu tun, dafür ist es aber wirklich recht amüsant Es
enthält eine Zusammenstellung von Rebus, Räti^eln, Calembourgs, Ge-
sellschafts-, Pfänder- und Orakelspielen, Sprichwörtern, Blumenspiuche
u. dgl. Auch für den Kenner der Sprache bietet es viel Unterhaltende.«,
und der Lehrer wird hie und da auch wohl einmal etwas zur Belebung
des Unterrichts gebrauchen können; eine Verwendung in der Schule
selbst scheint mir aber ausgeschlossen.
Zum Schluss ist noch die Bearbeitung des bekannten Fulda sehen
Lustspiels „Unter vier Augen" von J. Sahr zu erwähnen. Es ist
in ganz geschickter Weise mit Übersetzungshilfen unter dem Texte und
einem Wörterbuch zum Übersetzen ins Französische zurecht gemacht und
wird denen, die eine solche Übung für erspriesslich halten, gute Dienste
leisten.
Weilburg. Dr. A. Gundlach.
b) Schulaasgaben 1904. Schwere Krankheit hat den bisherigen
Berichterstatter über die Schullektüre, Herrn Prof. Kressner, nachdem
vergeblich längere Zeit Heilung erhoffl war, nunmehr gezwungen, end-
gültig die so rastlos fleissige Feder aus der Hand zu legen. Von An-
fang an ist er Mitarbeiter des JB. für dieses Gebiet gewesen, dazu wie
wenige berufen, war er es doch, der als „ein praktischer Schulmann" den
Amtsgenossen einen „Führer durch die französische und englische Schul-
literatur" schenkte, geraume Zeit bevor die vereinten Kräfte der Kanon-
ausschüsse des Deutschen Neuphilologenverbandes diese Aufgabe ihrerseits
in die Hand nahmen. Die ungewöhnliche Kenntnis der SchuUiteratur,
28) Freienwalde, M. Rüger, 125 S., Mk. 2.
A. Kugel. IV 65
die ihm aus dieser Arbeit eignete, musste naturgemäss sein Urteil zu
einem besonders wertvollen machen. Was Prof. Kressner auf Grund
dieses seines Überblicks und seiner Erfahrungen über die Lektürestoffe
im allgemeinen, sowie über die hervorragendsten Sammlungen von Schul-
ausgaben im besonderen geurteilt hat, wird im grossen Ganzen auch die
Grundlage für meine Berichterstattung sein.
Nach dem Material, das mir aus den letzten Jahren (1904 u. ff.)
vorliegt, das allerdings durch Nichteinsendung des Erbetenen auch seitens
mancher grosseren Verlagshandlungen ein vollständiges nicht ist-, scheint
die energische Betonung des „wertvollen Inhalts" der Schullektüre, wie
sie in den preussischen Lehrplänen von 1902 ausgesprochen ist, eine
gewisse Wirkung nicht verfehlt zu haben. Immerhin ist die Arbeitsam-
keit in der Herstellung neuer Ausgaben ohne Zweifel noch immer grösser
als notig; im besonderen würde sich die Neuausgabe schon mehrfach gut
bearbeiteter Stoffe nur zu dem Zwecke, „auch in unserer Sammlung den
beliebten Schriftsteller zu bieten", vielfach ohne Schaden vermeiden lassen,
zumal dann, wenn einem Herausgeber bezw. Verlag eben ein wirklich
guter „neuer Wurf" geglückt ist. Es erübrigt sich wohl, hierfür be-
stimmte Beispiele zu geben. — Als eine Besonderheit der letzten Jahre
erscheinen, aus der „Reformbewegung" hervorgegangen, die zahlreichen
„Beformausgaben", d. h. Ausgaben, in denen die fremde Sprache
auch für die Einleitung und die Anmerkungen benutzt ist, um die Lektüre
in den Oberklassen möglichst mit Ausschaltung der Muttersprache durch-
zuführen. Die eigentlichen Väter dieses Gredankens sind bekanntlich
nicht zuerst auch seine Verwirklicher geworden; die erstmalige Durch-
führung desselben geschah m. W. (und zwar bereits vor 1904 beginnend)
in der von Hubert und Mann im Rossbergschen Verlag (Leipzig)
herausgegebenen „Neuprachlichen Reformbibliothek", die — ^ ihrem
Namen entsprechend — nur einsprachige Ausgaben bringt. Der An-
klang, den die vorzüglich ausgestatteten ersten Bändchen fanden, hat in
kürzester Frist sowohl die älteren Sammlungen (Velhagen u. Klasing,
Renger, Perthes u. s. w.) veranlasst, sich „Reformabteilungen" anzugliedern,
als auch eine grössere Zahl von Einzelausgaben in dieser Art hervorge-
rufen; auch Vietor, Dörr, Walter sind inzwischen mit der zuerst auf dem
Leipziger Neuphilologen tag (1900) angekündigten Sammlung (bei Teubuer)
hervorgetreten. Nach den mannigfachen Erörterungen, welche diese Neu-
ausgaben wie besonders Walters Vortrag „Über den Gebrauch der
Fremdsprache bei der Lektüre in den Oberklassen" (Cölner Neuphilologen-
tag 1904) seitdem in den Fachzeitschriften veranlasst haben, würde eine
nochmalige eingehendere Behandlung der Frage an diesem Orte reichlich
post festum kommen; ich begnüge mich festzustellen, dass die ruhige
Anerkennung der Unmöglichkeit, den Grundsatz der einsprachigen Be-
handlung unterschiedslos auf alle Stoffe und Klassen auszudehnen, durch-
gedrungen erscheint. Für die Privatlektüre und für die Vorbereitung
des Lehrers werden aber ohne Zweifel auch Ausgaben solcher Werke,
die sich für die Schule in bloss fremdsprachlicher Kommentierung nicht
eignen, vielfach von grossem Werte sein. Die Bearbeitung der Reform-
ausgaben ist zunächst m. W. durch Deutsche allein, dann mehrfach
durch Franzosen (bezw. Engländer) allein erfolgt; natürlicherwoiso brach
Vo Hin oll er, Rom. Jahresbericht VIII. r^
IV 66 SchulausgabeD. 1604.
sich bald die Erkenntnis, dass gemeinsame Arbeit des Fremdnationalen
und des die Bedürfnisse der deutschen Schüler kennenden deutschen
Lehrers das Richtige sei, auch in der Praxis Bahn und ist jetzt die Regel,
wo die Ausgaben wirklich als Schullektüre gedacht sind. Die neueste
Gestalt der Reformausgaben dürften die Ausgaben mit französischer Ein-
leitung (Biographie des Schriftstellers, Inhaltsübersicht, event Charakteristik
der Personen) und deutschen Anmerkungen sein, wie sie (seit kurzem)
Velhagen u. Klasing bieten.
Eine zweite charakteristische Erscheinung dieses und der folgenden
Jahre dürfte die immer mehr zunehmende Veröffentlichung von Chresto-
mathieen bilden; es wird hierauf im nächsten Bericht genauer einzu-
gehen sein.
Von Sammlungen, die als solche, soviel ich sehe, eine Besprechung
im JB. noch nicht gefunden haben, wenn auch einzelne ihrer Bände
schon besprochen worden sind, wären zu erwähnen die Rossbergsche
„Neusprachliche Reformbibliothek", ferner die Sammlung „Eng-
lische und französische Schriftsteller der neueren Zeit für
Schule imd Haus; herausgeg. von Prof. Dr. J. Klapperich; Glogau,
bei Karl Flemming" und „Gerhards französische Schulaus-
gaben, herausgeg. von Dir. Dr. Wasserzieher", Verlag von Raimund
Gerhard, licipzig. Alle drei genügen nicht nur, um dies vorauszunehmen,
in ihrer Ausstattung (Druck, Papier und Einband) allen Schulanforde-
rungen, sondern gehen über sie }iinaus. Besonrlers gut ist die Ausstattung
der „Reformbibliothek", deren Verlag sie nicht mit Unrecht „als muster-
gültig anerkannt" nennt. Allerdings sind überall die Preise, absolut ge-
nommen, wohl etwas höher als die der älteren Sammlungen.
Die Besonderheit der „Reform bibliothek" ist oben schon gekenn-
zeichnet Der 2. und 3. Punkt des Programmes („Der Kommentar er-
setzt zugleich die Präparation und das Spezial Wörterbuch"; „Alle Er-
klärungen . . . sind so knapp und klar gehalten, dass neue sprachliche
Schwierigkeiten nicht entstehen können") haben allerdings nicht immer
innegehalten werden können; so greift z. B. der Kommentar nicht selten,
(und mit Recht) trotz der „Einsprachigkeit**, nach dem deutschen Wort
statt einer überlangen oder zu schwerigen fremdsprachigen Erklärung. —
Flemmings Sammlung hat wohl zumeist mit ihren Ausgaben von er-
zählenden Werken der neuesten Zeit sich Eingang verschafft, berück-
sichtigt aber auch die Klassiker, bietet ferner eine Reihe hübscher Realien-
bücher und führt auch eine Reformabteilung. Für Mittelklassen be-
stimmte Werke haben ein Sonderwörterbuch. — Gerhards Französische
Schulausgaben, die sich besonders durch eine Reihe jetzt in höheren
Mädchenschulen in ihren Ausgaben vielgelesener Erzählungen (wie
T. Combe, Pauvre Marcel; S. Gagnebin, Une Trouvaille; H. Gr^ville,
Perdue u. s. w.) einführten, werden neuerdings unter Mitwirkung von
Prof. Bornecque, Lille, herausgegeben und veröffentlichen jetzt nur noch
„Werke mit alleiniger Autorisation". Wörterbücher sind wohl durchweg
beigegeben, von Anmerkungen ist mehrfach abgesehen. Einige ältere
Ausgaben sind, den Wünschen der Kritik entsprechend, zu ihrem Vor-
teil umgearbeitet worden.
Zur Einzelbesprechung übergehend, beginne ich mit Rossbergs
A. Kugel IV 67
„Neusprachlicher Reformbibliothek" (Arthur Rossberg, Leipzig),
von der aus 1903 noch zwei Bändchen nachgetragen werden mögen.
Zunächst Bd. 16, in dem D. Bess^, Prof. an der flcole Normale zu
Versailles, eine Auswahl aus „A. Daudet, Lettres de mon Moulin
et Gontes du Lundi" gibt, an der inhaltlich nichts auszusetzen sein
dürfte (Preis 1,80 Mk.). Auf eine kurze Biographie folgen 72 Seiten
Text, ein Quantum, das sich im Semester wohl bewältigen lässt, wie
überhaupt die Ausgaben der „Reformbibliothek" sich den Gesichtspunkt
verständiger Beschränkung des Lesestoffes auf das Mögliche besonders
angelegen sein lassen. Ihnen schliessen sich 98 Seiten sehr splendid,
aber auch höchst übersichtlich gedruckter Anmerkungen in einem be-
sonderen Heftchen an, bei denen man freilich öfter, als es geschehen ist,
die „Lösung aller Schwierigkeit" ohne „Prinzipienreiterei" (frei nach Walter
in Cöln) durch die einfache Angabe des deutschen Wortes wünschen
möchte. Deutsch gegeben werden z. B. ohne weiteres fauvette ujid bou-
vreuil, nach kurzer französischer Erklärung auch pivert, dagegen nicht
die in Erklärungen vorkommenden h^ron und perdrix (Les fimotions
d'un Perdreau Rouge; Anm.: perdreau — petite perdrix), die der Schüler
allerdings mit Abbildung im kleinen Larousse findet, dessen Gebrauch
aber doch noch nicht überall üblich ist. — Weiter entstammt noch dem
Jahre 1 903 das erste Bändchen einer (inzwischen vollendeten, vierbändigen)
Serie: Pages Choisies du Roman Fran5ais au XIX® siecle, die
zwei bekannte Herausgeber, der Wiener Prof. Dr. Glauser (m. W. ein
geb. Franzose) und der Genfer Prof. Graz gemeinschaftlich zusammen-
gestellt haben. Nach der Vorrede ist diese Sammlung als Beginn einer
Art „Chrestomathie in Einzelbänden" gedacht, die — bei günstiger Auf-
nahme des Romanteils — nach denselben Gesichtspunkten in der Einzel-
auswahl (lit. Wert, Charakter. Stelle für das Werk, bezw. den Autor und
Brauchbarkeit zu kürzeren Wiedergaben, Umformungen u. s. w.) zusammen-
hängende, die Entwicklung der betr. Literaturgattung zur Anschauung
bringende Übersichten über Theater, Geschichtschreibung, Redner und
Kritik bieten würde.
Der 1. Band der Pages Choisies (Preis Mk. 1,80, XIV, 97-t-66S.)
gibt nach einer summarischen Übersicht über den franz. Roman von den
Ursprüngen bis auf Flaubert Proben, die von X. de Maistre bis Flaubert
einschl. führen und neben den Genannten Chateaubriand, V. Hugo,
A. de Vigny, A. de Musset, Th. Gautier, M4rim6e, Töpffer, H. de Balzac
und G. Sand heranziehen. Der 2. Band Les Romanciers Id^alistes
et les Rom. Rustiques de Sandeau a Copp^e (1904. Preis Mk. 1,50,
84 -f- 75 S.) bringt Sandeau, Feuillet, Cherbuliez, F. Fahre, G. Droz,
Theuriet, Pouvillon, Claretie und Copp6e. — Die Auswahl der Proben
(bei denen die Herausgeber ganz überwiegend Neues bieten, ohne aber
so bezeichnende Stücke wie L'Enl^vement de la Redoute bloss wegen
ihres Bekanntseins auszuschliessen) ist vortrefflich und höchst anschaulich;
besonderes Interesse werden bei den Freunden franz. Literatur die fein-
sinnigen Einleitungen („Notices") erwecken, welche bei jedem einzelnen
Dichter kurz dessen Leben berichten und dann seine schriftstellerische
Eigenart herausheben bezw. in das Werk einführen, dem die folgende
Probe entnommen ist. Die „Anmerkungen" machen verhältnismässig
IV 68 SchuIausgabeD. 1904.
häufig vom deutschen Wort Gebrauch. Kommen also sie dem Schüler
entgegen, so werden freilich — man stellt es nach der Lektüre der |
interessanten Bandchen mit Bedauern fest — weder Zeit noch Ziele der i
deutschen Schulen im allgemeinen die Einführung der Pages Choisies I
als Schullektüre möglich sein lassen. Zur Privatlektüre sind sie bestens
zu empfehlen.
Als eine Ergänzung, die „die Lektüre der Pages Choisies er-
leichtern soll'S kennzeichnet sich selbst Nr. 20: La France. Morceaux
Choisis [Geographie, Gouvernement, Moeurs, Industrie]. Annot^ par
Ch. Glauser (1904, 91 + 67 S., Mk. 1,50), ohne dass jedoch dadurch
seine Verwendbarkeit auch für sich beeinträchtigt erscheint. Es ist ein
Realienbuch aus frisch und lebendig geschriebenen Stücken, die durchweg
modernen Autoren entnommen sind (ich nenne nur G Hanotaux,
L'Energie Fran9aise; d'Avenel, Le M^canisme de la Vie Moderne) und
unzweifelhaft anregend wirken werden. Keine „Vollständigkeit" anstrebend,
sondern sich beschränkend auf Dinge und Einrichtungen, die hervor-
ragenden Romanen zur Grundlage dienen, bietet es ganz kurz eine
Übersicht über die Geographie Frankreichs, sodann eingehender die
wichtigsten staatlichen Einrichtungen (die Ministerien und ihre Bereiche),
eine Charakteristik des Parisers (nach Hanotaux), mehrere Bilder aus
der Provinz (Provence, Auvergne, Bretagne, Normandie und ihre Be-
wohner) und endlich eine Reihe von Skizzen aus Industrie und Handel
(Lyon et Tlndustrie de la Soie. — ün Atelier [Le Creusot]. — Lea
Magasins de Nouveaut^s. — Les Magasins d' Alimentation. — Les
Etablissements de Credit. — Un grand hötel moderne), die, wenn auch
in erster Linie, so durchaus nicht nur die künftigen Kaufleute und In-
dustriellen unter unseren Schülern interessieren werden. Die Anmerkungen
sind reichlich und leicht verständlich (oft wieder das Deutsche gebend
oder doch mitgebend). Das Bändchen dürfte sich besonders zur bloss
französischen Behandlung eignen. — Der französischen Geschichte ist ge-
widmet Bd. 24: Histoire de la Revolution Fran9aise. Annot6e
par Georg Steinmüller (1904, 115 -f- 33 S., Mk. 1,50). Entgegen
den für ein Semester meist zu umfangreichen und dabei doch vielfach
nur Einzelbilder ohne verbindende Darstellung gebenden Schilderungen
dieser Periode in den schon vorhandenen Schulausgaben von Michelet>
Mignet, Thiers u. s. w. will das Bändchen eine nicht zu ausführliche
Gesamterzählung bieten, die aus verschiedenen Quellen (ausser den Gre-
nannten auch Taine, Barrau, Dhombres, Rambaud u. a.) zusammgestellt
ist und in den sprachlichen Anforderungen etwa für Ü II geeignet er-
scheint. Die Anmerkungen sind knapp und zweckentsprechend; eine
erwünschte Beigabe bilden die genealogische Tafel der Bourbons und
Orions und die Karte von Paris zur Zeit der Revolution.
Ebenfalls die Geographie und Geschichte Frankreichs betreffen die
drei im Berichtsjahre erschienenen Bände von Gerhards Französischen
Schulausgaben (Raimund Gerhard, Leipzig). In Nr. 14 gibt E. Wassbb-
ziEHER einen Auszug aus Gaston Dodu, Geographie de la France
(157 S., Preis geb. Mk. 1,80; Wörterbuch Mk. 0,30). Bei aüer metho-
dischen und wissenschaftlichen Vortrefflich keit des Originals (auch die
fliessende Darstellung ist anzuerkennen) scheint mir doch seine Über-
A. Kugel IV 69
nähme und Bearbeitung als Schullektüre nicht angebracht. Dem Heraus-
geber selber ist wohl die Fülle der Einzelheiten, die auch sein Auszug
noch enthält, nicht recht geheuer, wenn er zu ihrer Rechtfertigung sagt,
dass es nicht seine Meinung sei, dass sie alle „im Gedächtnis des Schülers
haften" sollten, dass sie aber nötig seien, um „vor dem geistigen Auge
des Lesers ein anschauliches, lebensvolles Bild des Landes . . . ent-
stehen zu lassen". Ich fürchte, das starke Überwiegen der physikalischen
Geographie würde bei Klassenlektüre sehr ermüdend wirken; ein Ver-
gleich mit anderen Darstellungen nach französischen Geographen (ich
nenne beispielsweise R^clus, En France in der Sammlung Bahlsen-
Hengesbach) wird kaum zugunsten Dodus ausfallen. Auch der erforder-
lichen Zeit nach ist der Band der Privatlektüre zuzuweisen, bei der auch
die 25 Kartenskizzen zu ihrem Rechte kommen werden. — Auch in bezug
auf die Bearbeitung der His toi re de France par Ammann et Cou-
tant durch E. Kluth (I: Bis zu Ludwig XIV. = Nr. 15, 146 S., geb.
Mk. 1,60. ü: Von Ludmg XIV. bis zur Gegenwart = Nr. 16, 1B5 S.,
geb. Mk. 1,60. Wörterb. 0,40) habe ich dasselbe Bedenken, trotzdem
sie nach Angabe des Verlags schon vielfach eingeführt ist. Der Auszug
ist immer noch reichlich ausführlich (auch bei statarischer und kursorischer
Behandlung), und die Eigenschaft des Originals, Schullehrbuch zu sein,
bleibt m. E. recht empfindlich. Bekanntlich betonen die Verfasser in
erster Linie das kulturgeschichtliche Element; diese Stellen sind natürlich
auch die Glanzpunkte des Auszugs. Vielfach unterbrechen kleiner ge-
druckte Stellen den Text; inwieweit sie so aus dem Original entnommen
sind oder aber Zusammenfassungen des Herausgebers sind, entzieht sich
meiner Kenntnis; öfters scheinen sie mir gerade Ereignisse der politischen
Geschichte zu enthalten, die in den Haupttext gehörten. Auch dies
Werk möchte ich also der Privatlektüre zuweisen, für die es viel bietet.
An den wenigen Stellen, wo die sonstige Objektivität dem Nationalstolz
der Verfasser geopfert ist, wird man da auch nicht Anstoss nehmen.
Von Anmerkungen ist bei Dodu wie Ammann abgesehen.
In Klapperichs „Englischen und Französischen Schriftstellern der
neueren Zeit" (Glogau, Karl Flemming), die oben als Sammlung erwähnt
wurden, hat im Jahre 1904 O. Glöde als Nr. 27 „Les Guerres de
LouisXIV pour le R^tablissement desStuarts et laSuccession
d'Espagne" aus Voltaires SiMe de Louis XIV herausgegeben
(63 + 21 S., geb. Mk. 1,20, Wörterbuch Mk. 0,40). Trotz der Bedenken,
die dagegen ausgesprochen worden sind, die Schüler ein Halbjahr sprach-
lich und sachlich bei Voltaire und der Kriegsgeschichte festzuhalten,
dürfte doch besonders die Geschichte des so ereignisreichen spanischen
Erbfolgekriegs in Voltaires Darstellung die Schüler immer wieder fesseln
(der erste Teil der Ausgabe kommt ihrer Kenntnis der englischen Ge-
schichte zugute), so dass mir die Ausgabe etwa für U H geeignet er-
scheint. Die (deutschen) Anmerkungen sind fast nur geographischer
und geschichtlicher Art. Das Wörterbuch war entbehrlich. — Zu den
zahlreichen Sammlungen neuerer Erzählungen hat A. Müh LA n, einer der
z. Z. fleissigsten Herausgeber, in Nr. 30 eine weitere unter dem Titel
„Conteurs de Nos Jours" (I. Reihe, 70+19 8. geb. Mk. 1,40.
Wörterbuch Mk. 0,40) hinzugefügt, in der A, Daudet, A. Theuriet,
IV 70 Schulausgaben. 1904.
A. Lichtenberger mit je zwei, Maupassant mit drei, J. Nonnand, Fr. Gopp6e
und P. Ar^ne mit je einer kurzen Erzählung vertreten sind, von denen
allerdings ausser Les Vieux und Les Pöches z. B. auch Le Sous-Pr^fet
aux Champs hier wohl nicht erstmals erscheint. Das Vorwort gibt über
jeden Autor eine kurze biographische Notiz; die Hilfen, die die An-
merkungen gewähren, sind „mit Rücksicht auf das Privatstudium" reich-
lich bemessen. Abgesehen von der starken Beteiligung Maupassants (mit
allerdings spannenden, aber auch Kindergemüter aufregenden Btücken:
L'fipave ; Promenade ; La Veill6e) erscheint die Auswahl recht ansprechend
und für mittlere und obere Klassen wohl geeignet. Das Wörterbuch
versagt zuweilen: so fehlt z. B. p^che als „Pfirsich" trotz des Titels der
5. Erzählung. Übrigens sei bei diesen zwei Bänden erwähnt^ dass auch
die Flemmingsche Sammlung auf verständige Kürze ihrer Ausgaben hält
G. Frey tags „Sammlung französ. und engl. Schriftsteller"
brachte 1904 in Jacques Fernay's (= Isabelle Farine) Pierre-Paul
Biquet et le Canal du Midi, hsg. von Dr. Schmidt, ein in Frank-
reich beliebtes Prämienbuch für die deutsche Schule (83 -|- 9 S. — geb.
1,10 Mk. -\- 0,40 Mk.). Die Erzählung berichtet, wie Pierre-Paul Biquet
de Bonrepos, ein Spross der aus Italien eingewanderten Riquetti, die in
der Linie der Riquetti de Mirabeau Frankreich auch den Staatsmann und
Redner Grafen Mirabeau schenken sollten, mit unermüdlicher, vor nichts
zurückschreckender Tatkraft, Ausdauer und Vaterlandsliebe sein erst im
vorgerückten Alter begonnenes grosses Werk, den süd französischen Kanal
von der Garonne zum Golfe du Lion, zur Vollendung führt. Sie wird
auch auf deutsche Knaben des Eindrucks nicht verfehlen und eignet sich
durchaus zur Lektüre in Mittelklassen. Die Anmerkungen sind ent-
sprechend elementar, das Wörterbuch erscheint vollständig. Beigegeben
ist ein Kärtchen des Kanals. — Trotz der Wärme, mit der sich der
Herausgeber selbst über seinen Stoff ausspricht, erscheinen mir dagegen
A. Lichtenbergers Kindergeschichten „Mon Petit Trott et Sa
Soeur", hsg. von A. Mühlan (72 -f- 10 S. — geb. 1 Mk. + 0,40 Mk.)
für deutsche Schulen wenig geeignet. Ist auch das Bild des kleinen Trott
selber (besonders in den ersten Skizzen) rührend und naiv kindlich, so
kann doch die Gestalt der Mutter, die als vornehme Gesellschaftsdame
tagsüber vorzugsweise mit Briefschreiben, Romanlektüre und Besuchen be-
schäftigt ist und für die Kinder nur entsprechend wenig Zeit hat, auf
die Dauer nicht anziehen, trotzdem der Originaltext schon sehr geschickt
zusammengestrichen ist. Die Anmerkungen bieten. zu viele Übersetzungs-
hilfen. — In zweiter Ausgabe erschien E. Pariselles anerkannt gut-e
Ausgabe von H. Malot, En Familie. — Zu den Schilderungen der
Schicksale und Leiden französischer Familien während des Krieges 1870/71
gesellt sich eine neue in dem Auszug, den J. Busse aus dem Roman:
„Les Tronyons du Glaive" der Brüder Margueritte unter dem Titel
„üne Familie de Province en 1870'* besorgt hat (V, 108 -j- 28 S.
— geb. 1,50 Mk. -|- 0,50 Mk.). Es sind die Schicksale der Familie
R6al in Tours, die sich nach dem Sturz des Kaisertums opferfreudig in
den Dienst des Vaterlandes stellt, um freilich schliesslich in der ver-
blendeten und mit dem Tod des Erschiessens gesühnten Tat des Familien-
oberhauptes Jean R^l, dem Überfall eines deutschen Convois, und dem
A. Kugel. IV 71
Heldentod des Lieblingssohnes Eugene im engeren Kreise den Zusammen-
bruch zu erleben, den im Felde die heldenmütigen Anstrengungen der
Provinz erleiden müssen. Ohne verletzende Parteilichkeit gegen die Sieger,
mit dichterischem Realismus dargestellt, dürfte auch dieser Ausschnitt aus
den Kriegsromanen der Brüder Margueritte wie andere (z. B. „Strasbourg"
in der Gerhardtschen Sammlung) für Oberklassen wohl geeignet sein, für
die allerdings das Wörterbuch entbehrlich wäre. Die Anmerkungen geben
mit Absicht ganz überwiegend geschichtliche bezw. geographische Nach-
weise. Ein alphab. Verzeichnis der Personen und örtlichkeiten sowie
vier Kärtchen sind eine erwünschte Beigabe. — Seiner Ausgabe von
Lanfreys Campagne de 1806 hat schliesslich O. Kahler auch die
Campagne de 1809 folgen lassen, von der vorher bereits Sarrazin bei
Renger eine (neuerdings von Klein umgearbeitete) Ausgabe dargeboten
hatte (XIX, 92 -|- 30 S. — geb. 1,60 Mk.). Nach einer ausführlichen,
anziehend geschriebenen Biographie und lit. Würdigung Lanfreys bietet
Kählers Ausgabe, etwas anders mit dem Text einsetzend als Sarrazin-
Klein, eine „geschichtliche Einleitung", die zur Einführung für den Schüler
sehr brauchbar erscheint. Dem gut ausgewählten Texte schliessen sich
eingehende Anmerkungen an, die — besonders auf den im Auftrag des
französ. Generalstabes von Saski herausgegebenen Urkunden werk „Cam-
pagne de 1809", T. I— III, Paris 1899—1902, sowie den „Schriften
des Erzherzogs Karl" (Wien-Leipzig 1893/94) beruhend — Lanfreys
Darstellung an den verschiedensten Punkten kritisch beleuchten und be-
richtigen. Mit Recht ist von einem besonderen Wörterbuch abgesehen ; auch
der Grundsatz des Verfassers, „nicht bei jedem beliebigen Divisions- oder
Brigadegeneral mit einer Handvoll von Daten aufzuwarten", ist durchaus
zu billigen. Der „kritische" Standpunkt des Hsg. lässt die Ausgabe als
für Oberklassen sehr empfehlenswert erscheinen. Auch dem Lehrer, der
die C. de 1809 nach Sarrazin-Klein liest, wird sie eine schätzbare Unter-
stützung sein.
Die schmucken, grünen Bändchen von Lindauers „Französisch-
englischer Klassik er- Bibliothek ", hsg. von J. Bauer und Th. Link;
München, J. Lindauer (Schöpping) haben 1904 eine Vermehrung um drei
Nummern erfahren. Als Bd. 45 hat Gg. Buchner den Einakter Scribes,
Mon ;ßtoile herausgegeben (V, 78 -j- 18 S. — geb. 1 Mk.). Früher m.
W. durch Waetzoldt in Velhagen & Klasings „Th^ätre Fran§ais" veröffent-
licht, schildert das Lustspiel recht unterhaltend, wie der junge Edouard
d'Ancenis zur Hand seiner (ihm reichlich vorarbeitenden) Cousine Hor-
tense Kerbennec kommt und dadurch ein Montecchi-Capuletti-Zwist und
langwieriger Prozess zwischen den feindlichen Häusern aus der Welt ge-
schafll wird. Höheren Wert als die Eigenschaften, durch geschickte Ver-
knüpfung der Situationen und die Lebendigkeit des Dialogs bis zuletzt
zu fesseln, spricht auch der Hsg. dem Stücke nicht zu. Ob es in den
Schulen Bayerns öfter gelesen wird^ ist mir nicht bekannt. — Die
fesselnde Erzählungskunst der Romantiker hat E. Dannheisser zur
Herausgabe des Bändchens Nr. 47 „Contes Romantiques" veranlasst
(IV, 83 -f 79 S. — geb. 1 Mk.). Es enthält von M6rini6e „Mateo Falcone"
und „L'Enlövement de la Redoute", von Lamartine „Le Tailleur de
Pierre de Saint-Point", von A. de Musset „Le Fils du Titien", von Ch.
IV 72 Schulauagaben. 1904.
I
Nodier „Jean-Fran9ois-les-Ba8-Bleus", also — m. E. vom „Fils du Tifcien" .
abgesehen — eine auch für Schukwecke wohl verwendbare Auswahl. — |
Uneingeschränkter Anerkennung der Kritik haben sich bereits die von
H. Gassner hsg. „Contes Choisis, Par Alphonse Daudet" (VII,
56 -|- 20 S. — geb. 1,20 Mk.) zu erfreuen gehabt; erscheinen sie doch |
in dem an Zahl der Nummern knappen „Nachtrag", den die N8. vom .
Mai 1906 zum Lektürekanon des Deutschen Neuphilologen- Verbandes H
von 1902 brachten, als „unbedingt brauchbar", ein Urteil, das ich gerne
teile. Gremeinsam sind den drei Bandchen (>vie allen der Lindauerschen
Sammlung) die sehr kurze Einleitung, die knapp bemessenen Anmerkungen
(die also weder Lehrer noch Schüler die Freude der eigenen Arbeit
rauben wollen) und das sparsame Wörterbuch, das freilich am ehesten
zu Wünschen Anlass gibt. All dies hält aber den Preis der Bändchen
bei vortrefflicher Ausstattung in massigen Grenzen.
Von „Perthes' Schulausgaben englischer und französischer
Schriftsteller" (F. A. Perthes, Gotha) ist aus 1903 nachzutragen
„M™^ B. Boissonnas, Une Familie pendant la Guerre 1 870/71",
hsg. von E. Werner (VIII, 70 + 16, geb. 1 Mk. + 0,40 Mk.). Der
schon mehrfach herausgegebene, beliebt gewordene Lektürstoff ist hier
(mit Wörterbuch und Anm.) in einer Weise bearbeitet, die ihn auch für
mittlere Klassen brauchbar machen soll und macht. Eine knappgefasste
Einleitung belehrt über die Entstehung des Werkes, gibt sodann auf
anderthalb Seiten eine übersichtliche Zusammenstellung der „wichtigsten
Daten aus der Geschichte des Krieges" und bespricht femer kurz „das
franz. Heerwesen zur Zeit des Krieges". Bei seiner Arbeit wurde der
•Hsg. von M™® Cottignies, der Tochter der M"** de Boissonnas, mehr-
fach unterstützt. Beigegeben sind zwei Karten (Orleans, Paris). — Wie
diese Ausgabe erscheint durchaus brauchbar die als Nr. 50 von A. Stürm-
fels gegebene Bearbeitung von M6rim6es Colomba (XII, 106 -{- 19 S.
— geb. 1,20 Mk. -)- 0,60 Mk.). Zu den schon mehrfach vorhandenen
sich gesellend, hat sie den Text in der Weise gehalten, dass nicht durch
Inhaltsangaben gewisser Kapitel, sondern durch Streichungen unwesent-
licher Einzelheiten innerhalb des ganzen Textes gekürzt ist. Die Ein-
leitung bespricht, nach einer Biographie und Würdigung M6rim6es, „Korsika,
Land und Leute" und gibt schliesslich Winke für die Aussprache der
italienischen Namen, die der Schüler gern gedruckt besitzen wird. Die
Anmerkungen sind zweckentsprechend; das Wörterbuch, das (wie jedem
Bande der Sammlung) auch diesem beigegeben ist, hätte in Wegfall
kommen können, da man Colomba nur mit Schülern der Oberklassen
lesen wird. Beigegeben ist eine Karte von Korsika.
Auch die „Memoiren der Revolutionszeit", die G. Hanauer
1904 in Velhagen & Klasings „Prosateurs Fran9ais" (als Nr. 149,
104 -[- 14 S. — geb. 0,90 Mk. + 0,20 Mk.) hat erscheinen lassen, haben
in dem schon erwähnten „Nachtrag" der NS. vom Mai 1906 als „für
Prima durchaus geeignet" mit Recht Aufnahme gefunden. — Ich be-
schränke mich deshalb auf Angabe des Inhalt*. Er bietet aus Barras
„Le Regime de la Terreur" (mit Charakteristik Robespierres und dem Be-
richt von Dantons Tod), aus Bourrienne „L'Exp^dition de Syrie", weiter
nach Lar6velli5re-L^peaux die Erzählung der Überrumpelung Sieyös'
A. Kugel. IV 73
durch Bonaparte nach dem 18. Brumaire, endlich aus den Memoiren der
Gräfin von R^musat die Charakteristik Napol^n Bonapartes, „Unter-
haltungen des Ersten Konsuls" und die Erzählung vom Tode der Herzogs
von Enghien. — Neugedruckt wurde 1904 die beliebte Auswahl aus
,,Dhombres et Monod, Biographies Historiques" von E. Wolter.
In Dickmanns „Französ. und engl. Schulbibliothek" (Leip-
zig, Ren g er) erschien 1904 [nach der 4. Ausgabe mit deutschen An-
merkungen] eine „Reformausgabe" von Barrau^ Seines de la Revo-
lution Fran9aise, hsg. von B. Lengniok (VIII, 93 -f- 89 8., mit
2 Plänen und 2 Karten, geb. 1,50 Mk.). So vortrefflich die deutsche
Ausgabe ist, so werden doch gegen diese Reformausgabe Bedenken zu
erheben sein. Die Anmerkungen der „deutschen" Ausgabe sind inhaltlich
völlig gleich und an sich vortrefflich ins Französische übertragen, werden
aber (ich erwähne z. B. gleich die Erläuterung zu I 1 „Les id^es philo-
sophiques") den Schülern oftmals nicht weniger Schwierigkeiten machen
wie der franz. Text selber. Das gilt m. E. auch von mehreren der
„Oberleitungen" zwischen den Kapiteln der Lengnickschen Auswahl. Die
Karten sind dieselben wie in der „deutschen" Ausgabe.
Eine Reihe von demselben Herausgeber gleichartig bearbeiteter ein-
sprachiger Ausgaben eröffnet „Moli^re, Xie Misanthrope. Analyse,
Etüde et Gommentaire par Henri Bernard, prof. au Lyc6e Carnot, ä
Paris", Berlin, Weidmann (IV, 76 + 59 S. — geb. 1,50 Mk.). Vom Hsg.
auf Veranlassung des Verlags gearbeitet, bietet die Ausgabe in einem
gesondert beiliegenden Heft eine kurze, aber die Werke des Dichters
sämtlich erwähnende Biographie Moli^res, 45 Seiten Anmerkungen zum
Text, eine Szene für Szene wiedergebende „Analyse du Misanthrope",
eine vortreffliche Charakteristik der Personen, sowie schliesslich sechs Auf-
satzthemen. Wie schon mehrfach in Besprechungen hervorgehoben wurde
und der Verf. selbst in der Vorrede zum Ausdruck bringt, wird die Aus-
gabe Studierenden und Lehrern vortreffliche Dienste leisten, besonders
was die Hinweise auf die Ausdrücke und Wendungen anbetrifil „qui ont
vieilli; et qu'on ne pourrait employer aujourd'hui dans la conversation
ordinaire, sans donner ä son langage une allure un peu p6dante". Nicht
minder anregend erscheinen die gelegentlichen ästhetischen Bemerkungen.
Für die Klassenlektüre freilich wird diese Ausgabe zu hoch sein. Zu
begrüssen wäre für eine Neuauflage eine alphabetische Zusammenstellung
der lexikalischen und grammatischen Bemerkungen.
Aus Taines „Origines de la France Contemporaine" hat
Prof. Medem für Kühtmanns Biblioth^que Fran9aise „L'Ancien Regime"
im Auszuge bearbeitet (V, 149 -j- 23 S. und Wörterbuch — geb. 1,40 Mk.).
Die Ausgabe dürfte sich als brauchbar erweisen, wenn auch sowohl die
Anmerkungen als das unnötige Wörterbuch sehr elementar gehalten sind.
Von ausländischen Ausgaben liegen mir noch vor ein Bändchen:
Fr. Copp6e, Contes Choisis, hsg. von E. E. B. Lacombl^, 3. Aufl.,
Groningen, P. Noordhoff (148 S. kl. 8® — 0,60 fl.). Das elf Erzählungen
umfassende Bändchen hat sich, wie schon die „3. Auflage" beweist, einen
grossen Freundeskreis erworben, wozu neben der Billigkeit der Ausgabe
die reiche Auswahl wie die trefflichen Anmerkungen des rühmlich be-
kannten Hsg. gleich viel beigetragen haben mögen. Für unsere Schulen
\
IV 74 Schulausgaben. 1904. '
ist allerdings sein Druck zu klein und die Auswahl nicht eiuwandfreL
Nur ein Teil einer grösseren, zweibändigen Sammlung „Conteurs Modernes", l
lässt es in dieser eine reiche Fundgrube für Literaturfreunde vermuten.
Weder V. Hugos „B^rgraves" noch Th. Gautiers „Voyage
en Italic" dürften bei uns zu einer „Schulausgabe" veranlassen. Auch 1
die „Pitt Press Series" der University Press von Cambridge hat sie
wohl weniger hierfür als vielmehr für Literaturfreunde unter ihre, in der
Ausstattung vortrefflichen Ausgaben aufgenommen. H. W. Eve, der
Herausgeber mehrerer Bände der P. P. S., hat „Les Burgraves" (XL,
122 -[-46 8. — geb. 2/6 Mk.) mit einer umfangreichen Einleitung ver-
sehen, in der er sich sowohl über den Dichter als über dies Drama im
besonderen und über den Alexandriner verbreitet, sowie mit ebensolchen
Anmerkungen, die mit grossem Fleiss „historisches Material" zu dem
Drama beibringen. Mit gleichem Fleiss und unter Benutzung neuester
geschichtlicher Quellen hat De V. Payen-Payne aufs eingehendste
Gautiers „Voyage en Italic" kommentiert (XV, 132 -f- 106 8. — geb. 3 sh,).
Auch Karten und Pläne sind dieser Ausgabe beigegeben, so dass für den
Leser alle mögliche Erleichterung geboten ist. Beide Bände enthalten
alphabetische Verzeichnisse zu den Anmerkungen.
e) Chrestomathien (a. a.) 1904. In Jahresfrist ist der 47. Auf-
lage von Herrig-Burguys alterprobtem Werk „La France Litt^raire**,
der 1. der neuen Bearbeitung durch Tendering, bereits 1904 die 48. Auf-
lage, also die 2. der Neuausgabe gefolgt (708 + 176 8., in 1 Bd. 6 Mk.,
in 2 Bdn. 6,60 Mk.) was man gewiss als einen Beweis dafür wird be-
zeichnen dürfen, dass die letztere den Wünschen vieler praktischer Schul-
männer entspricht. Die Neuausgabe ist in den Fachzeitschriften inzwischen
überall gewürdigt und s. Zt. auch im JB. angezeigt worden; da dies
je<loch nicht eingehender geschah, so sei es gestattet, noch einmal darauf
hinzuweisen, wie dieselbe, man kann wohl sagen, ein neues Buch darstellt,
indem sie nicht mehr wie früher das literarische Prinzip allein an die
leitende Stelle setzt, sondern durch die getroffene Auswahl zugleich den
Schüler in die geschichtliche Entwicklung Frankreichs und die Kenntnis
seiner sozialen und politischen Verhältnisse einführen will. So ist unter
starker Kürzung der älteren Partien (insbesondere auch der an das
17. Jahrhundert heranführenden Einleitung) das 19. Jahrhundert mit rund
450 Seiten gegen 250 mit voller Absicht in den Vordergrund gerückt.
Den Raum hierzu gewann der Herausgeber durch Streichung von 35 Autoren
der alten Ausgabe, denen an neu aufgenommenen 11 gegenüberstehen.
Das 19. Jahrhundert ist jetzt vertreten durch Chateaubriand, M™* de
Stael, B^ranger, V. Hugo, Lamartine, de Vigny, *Musset, Guizot, *S6gur,
Mignet, Thiers, Thierrj, *Duruy, *Lanfrey, *Taine, *Zola, *Daudet, *8andeau,
*Copp6e, *Prud'homme, *Verlaine (* = neu aufgenommen). Man wird im
einzelnen, wie dies auch in der Kritik zum Ausdruck gekommen ist^
anderer Meinung sein können; als ein Ganzes scheint mir das Buch für
die Zwecke der Schule durchaus wohlgelungen. Besonders scheint es
mir für sie durchaus richtig, an die Stelle mehrerer kleiner Proben eines
Autors im allgemeinen ein einziges Stück von grösserer Ausdehnung
zu setzen. (Es sind tatsächlich solche Stücke gegeben, dass sie dem In-
halt mancher Einzelbändchen gleichkommen). Nur bei den klassischen
A. Kugel. IV 75
Dramatikern hätte es sich wohl empfohlen, statt je eines Stückes (in dem
übrigens auch jeweils eine Anzahl Szenen bloss inhaltlich wiedergegeben
sind) eine Heranziehung mehrerer der Hauptwerke mit stärkerer
Kürzung etwa in der Art wie in Ploetz' Manuel stattfinden zu lassen.
Eine Neuerung ist die Beigabe von Anmerkungen (in besonderem Heft),
die, knapp und sachlich gehalten, als vortrefflich anerkannt worden sind.
Dass sie deutsch geschrieben sind, scheint mir bei der Verschiedenheit
des zu Kommentierenden richtig. Sehr angenehm ist die siebenseitige
„Zeittafel der franz. Geschichte'^ Druck und Ausstattung sind vorzüglich,
das Format etwas grosser als früher. Aus praktischen Rücksichten hat
der Verlag neben der einbändigen Ausgabe sofort eine solche in zwei
Teilen veröffentlicht, die in der Schule vorgezogen werden wird. Der
Preis ist für das Gebotene ausserordentlich massig und dürfte tatsächlich
gegen die Anschaffung von 6 — 8 Einzelausgaben eine Ersparnis bedeuten.
Für die Hand des Lehrers hat übrigens der Hsg. den „Plan der Ver-
teilung des Lesestoffes'S wie er für seine Anstalt durch Konferenzbeschluss
festgesetzt worden ist, in Druck gegeben und so ein praktisches Hilfs-
mittel für den Gebrauch des Buches geboten.
Von einem für die deutsche Schule in Brüssel bestimmten „Recueil
de Pommes, par Nechelput et Heuten" erschien im Berichtsjahr der
2. Teil (Leipzig, Teubner, VI, 120 S. — geb. 2,00 Mk.). Für das 3.
bis 5. Schuljahr bestimmt, bietet er 78 Gedichte, die ansprechend und
mit besonderer Berücksichtigung von Naturschilderungen gewählt sind.
Voraus geht wie — nach dem Vorwort — auch im 1. Teil, der mir
nicht bekannt geworden ist, eine kurze, recht gute Metrik; dann folgt
neu ein ebensolcher „Aper9u des divers genres de po4sie". Knappe
Anmerkungen und endlich kurze Biographien schliessen das hübsche
Werkchen, in dem natürlich die belgisch-französischen Dichter nicht ver-
gessen sind.
Von Wershoven^ kurzgefassten „Conversations fran9aises"
(Cöthen, O. Schulze, 114 S., davon 64 S. Text, 1,25 Mk.) erschien die
zweite Auflage; das Bändchen hat sich also als brauchbar erwiesen.
Einen neuen Text hat darin Kap. VIII (Le Diner) erhalten; neu hinzu
gefügt sind Kap. XI (Postes; Lettres) und Kap. XVII (Thermometre;
Barom^tre; Aßrostats); in dem Kapitel über den Unterricht ist geändert
worden, wo es die Reform von 1902 bedingte.
In dem bekannten schon oben erwähnten Verlag von P. Noordhoff
in Groningen gab E. J. Bomli zwei Bändchen mit je 100 Übersetzungs-
aufgaben für die Kandidaten des 1. französ. Diplomexamens unter dem
Titel: Nouvelles Traductions (I. hollandai8-fran9ais, 175 S.: II: fr.-
hoU., 156 8., je f. 1,25) heraus. Den abwechslungsreichen Übungstexten,
die meist neueren Schriftstellern entnommen sind, folgen jeweils einige
wirklich gestellte Prüfungsaufgaben, sodann an die einzelnen Nummern
angeschlossene phraseologische Anmerkungen, die am Ende des IL Bds.
ein alph. Verzeichnis zusammenstellt Die Aufgaben werden sich wohl
um so praktischer erweisen, als, soweit ich es beurteilen kann, kein zurecht-
gemachtes „Übersetzungs"-Holländisch, sondern die fliessende, natürliche
Ausdrucksweise zur Anwendung kommt.
Im Programm des St. Gymnasiums zu Solingen 1904 verbreitet sich
lY 76 SchuIauBgabeD. 1904.
W. Thamhayn über das Thema „Zur Auswahl der f ranzös. Lektüre
am Gymnasium". Der Art seiner Schule entsprechend, betreffen seine
„Vorschläge und Wünsche" in der Hauptsache das Beformgymnasium ;
als Ziel erscheint ihm nach Möglichkeit Verständnis auch ohne Ober-
setzung. Die aus der Praxis erwachsenen Vorschläge ergeben für die
U III : Bruno, Le Tour de la France ; für O III Haupterscheinungen der
älteren französ. Geschichte (etwa nach Gade, Histoire de France I, Berlin
1901), für U II die Zeit Napoleons I. (unter Zugrundelegung der Histoire
d'un Consent), für O II ein klass. Drama (Horace oder Britaiinicus) und
mod. Novellistik (Daudet), für U I ein Lustspiel Moli^res (Avare; Femmes
Savantes) und eine Geschichte Ludwig XIV. (Duruy), für O I Taine und
die „Mademoiselle de la Seigli^re". Die Abhandlung ist um so lesens-
werter, als sie, wie gesagt, auf langer Erfahrung beruht.
Nicht unterlassen kann ich, hierbei schliesslich hinzuweisen auf die
„Aufstellung eines organisch zusammenhängenden, stufen-
weise geordneten Lektüreplans", mit der in Ausführung der Be-
schlüsse des X. Neuphilologen tages Dir. Unruh und der „Breslauer
Ausschuss" vor dem Kölner Neuphilologentag getreten sind (gedruckt in
(ien NS. April 1904), sowie die ausführlichen Verhandlungen dieser
Tagung über die aufgestellten Leitsätze.
Cassel. Oberlehrer Dr. A. Kugel.
Autorenregister
von Dr. A. Gruber u. Dr. A. Werner.
Abbot I 116".
Abel, O. I 69". 71 •.
Abiven I 259.
Abrami, f.oma I 214.
Abruzzese, A. 11 134*'.
Academia Romftna I 98*.
Acker, Paul II 32.
Ackermann, Richard II
172. 193".
Adam, Edmond II 51.
Adam, J. II 166.
Adam, Paul II 56.
Adenis, Eduard II 346.
Adenis, Eugene II 346.
Aderer, Adolphe II 24. 52.
Agnelli, G. I 139«». II
135 ".
Aguilö, Angel I 195".
Ahlström, Axel II 250**'.
Ajalbert, J. II 72.
Albertazzi, A. II 141".
Albini, G. II 107. 110**.
113*'.
Alden, Raymond Macdo-
nald II 193» .
Alecsandri, V. II 162.
Alemanv I 34.
Alexandre I 183".
Alge, S. I 131.
Alinari, V. II 109 »•.
Allorge, Henri II 67.
Altamira I 34.
Altmann, Friedr. Wilh.
II 197".
Alth. I 30.
Amalfi, Gaetano II 141".
in 2. 3.
Ament I 10*'.
Ami, H. M. I 229.
Amic, Henri II 17«'.
Amory II 72.
Amour II 188*«. *».
Amours II 183*«.
Amsbary, Wallace Bruce
I 257.
Anderson, E. P. II 181««.
Andreae, August II 323 * •*.
Andr^, Paul II 56. 58.
Andre8en,H.I66MI348.
Anet, Claude II 29. 43.
Angeloni II 25.
Angers I 225.
Anglade I 124.
Antona-Traversi, 0. II 46.
Apollinaire, Guillaume I
217«*.
Apostolides I 38 •.
Appel, E. I 67 V 71«.
Appiani, Maria II 152".
Apraiz, Julien I 22.
Ära, Ett I 148".
Arana y Goiri, Sabin 1 25.
Aranzadi, T. de I 32.
Arborea, Z. I 115*'.
Ardel, Henri II 56. 59.
Arginteanu, Ion I 112*V
Ariia, A. I 120. 121*.
Armstrong, Edward Cooke
II 260 *>V
Amaud I 23. 259.
Arnes II 192 «•. «'.
Arnold, Matthew I 220.
Aroldi, E. C. II 138".
Aronstein, Ph. II 191».
Arriandiaga, de I 21. 23.
Arullani, Vittorio Amedeo
II 122*». 144*'. 145*'.
• 159".
Ascazubi, S. I 22.
Aschauer, E. II 177'».
Ascoli I 54". 118«. 123.
127. 129. 141.
Asin I 34.
Asselin, Oliver I 239.
Astuy, J. de I 28.
Aubert, Louis I 247.
Aubry, OctÄve I 192*«.
II 71.
Auclair, J&lie J. I 240.
AudoUent I 75".
Auer, Johannes II 127*'.
Auteur d'Amiti^ amou-
reuse II 54**.
Auvray, L. II 132".
Avena, Ant. II 115".
Avogaro, C. I 78
Azkue, de I 28. 29.
Azzolina, Liborio II 84.
Babelon I 76*.
Bacci, O. II 116".
Baccini, Gius. II 156".
Bachelin, Horace II 73.
Bailey, H. R I 231.
BaiUairg^,' C. I 229.
BaiUarg^, F. A. I 254.
Baist, G. I 130. 200»*.
202**. ".206**. 208".".
". 211*. 212». ». II
251*". 281"*. IV 22f.
Baldensperger , Fernand
II 15'».
Balladoro, A. I 146*».
Ballesio, G. B. I 120'.
Bandana - Vaccolini , Lu-
eilla Pistolesi II 304*'.
Bandry de Saunier, L.
II 25.
Banks, M. M. II 186 *V
Bara, F. II 1.57".
Baragiola, A'. III 5.
Barber, W. J. A. II 352.
Barbi, Michele II 105'.
115". 156«'.
Barbiano, Orsola M. II
145 •*.
Barbiera, Raff. II 149.
153 »•.
Barboni I 131*».
Baidoux, J. II 279"».
Bargetzi, K. F. II 220".
Barini, G. II 144**.
Barracand, L^n II 23.
Barrau, Auguste II 50.
Barrau-Dihigo I 35.
Bari^ Paul I 236.
Barrys, Maurice II 34.
Barrili, Anton Giulio II
158".
Bartbe, J. B. MeiIleurI237.
Bartholomae, Chr. 1 11«.
Bartholomaeis, V. de I
191 ".
Bartoli,Matteo 1 78. 122 ".
166 >*. 168**. IV 25.
Bartsch I 191 »•.
Bassermann, A. II 111*^
Basset, R. I 35. 258. 260.
II 285**». *»°.
Bassi, C. L. II 110".
Bassis, S. I 74*«.
Bataille, Henri II 54. 68.
Bataria, N. I 112".
Bathe, J. II 76*.
Battisti, C. I 146".
Battocchio, Gino I 128 '•.
Baudisch II 189*'.
Baudouin, J. I 127.
Baumann, H. II 350".
Bauquier, Henri II 72.
Bauszus, Hugo II 172»«.
Bayard I 51". 69".
Bayley, A. R II 175".
Bayot, Alphonse II 2*. 4.
322 >". 339 "•.
Bazin, Ben^ II 36.
Beauchamp, J. J. I 240.
Beaulieu I 248.
Beaulieux, Charies 1 178.
Beaume, Georges II 37.
Beauz, A. de I 131.
Beaux, Th. de IV 45».
Beccari, C. I 260.
BÄJhard, A. I 220.
Bechtel I 69»».
Beck, Chr. IV 32.
Beck, Friedr. II 113".
Beck, P. I 3«.
Becker, Phil. Aug I 5 '\
II 2. 10«. 334»".
Bedard. L. P. I 246.
BÄiier, Joseph II 231".
232 »". 236. 290 *".
314".317»'. 318.320»".
323. 331 »".
B^guin, C. I 23. 32.
Beguinot I 260.
Behaine, Ben^ II 35.
Behrens, Dietr. I 203".
IV 23.
Belardinelli, Guglielmo I
121*.
Beljame, A. II 193«.
Bellamy, F^lix II 253"*.
Bellanger I 68". 69*».
Bellemare, Raphael 1 246.
Bellerive, Georges I 225.
Autorenregister.
Bellet, Adolphe I 236.
Bellezza, Paolo II 107.
149 »».'M50 '•.»'. 153".
192". *■.
Belli, Arriano IV 31.
Bellini, Melchiorrel 147 ".
Bello, Andr. I 196».
Belloni,A.IIlll".114".
Bellorini, Egidio II 154
Bellotti, S. II 110".
Benazet, Augusto 1 193".
Bender, Franz IV 24.
Benecke, A. IV 61".
Beneze, Emil II 295"'.
Bentzon, Th. II 55.
Benvenisti, Alphonse II 48.
B^rard, Victor I 248.
Berberich, Hugo II 178".
Berger, S. I 68»».
Berühre, ürsmer I 185.
Beriit, Otto II 296"».
Bernaola, J.-M. I 26.
ßemard, Henri 1 228. 247.
256. IV 73.
Bemard, Jean II 32».
Bemard, Mathieu I 225.
Bernhardt, E. II 275»»'.
Bemi, Ett. I 149»».
Bemitt, P. I 178.
Bemou, J. I 27.
Berr, G. II 53.
Berr de Turique, Julien
II 20. 30. 57.
Bertana, Emilio II 135»».
137'». 155»*.
BertareÜi. A. il 128».
Berthaut, L^n II 32.
Bertheroy, Jean II 35.
Berthold, Fr^d^ric II 27.
Bertnay, l'aul II 62.
Bertoldi, A. II 110".
Bertoni, Giulio 1 131'. II
76». ». 78. 98. 305*».
Bertrand, Louis II 38.
Besnard, Lucien II 30.
Bess^, D. IV 67.
Besso, Marco III 5.
Besta, Enrico I 170 »•.
173".
Beszard,L.II297'.IV25.
Bethe, E. I 60".
Bethune,Fran5ois de II 3 »°.
Beuve de Vesly, Louis
II 72.
Biadego, Gius. II 140»*.
157'». 159»».
Biadene, Leandro I 131».
II 91. 94.
Bianchi I 261.
Bianchi, Gius. I 147 *'.
Bianchi, Quirino lU 4.
Bianu I 115.
Biddau, Giuseppe I 169 »».
Bignone, S. F. II 110".
Bilderbeck,J. B.II175".
176»».
Bilhaud, Paul II 56. 61.
Billiugs, Anna Hunt II
239 »»°
Birch-Hirechfeld IV 2.
Bird IV 26.
Birö, Edm. II 17.
Bittenhoff IV 2.
Blangy, A. de II 261. 296.
Blasio, A. de III 4.
Bl^mont, Emil II 50.
Bloch II 299»*. 317»».
319»« 332»^*. 341»»«.
Bloch, Oskar I 178.
Blöte, J. F. D. II 1. 2*.
338»»».
Blondeaux IV 2.
Bluzet I 259.
Bode, E. II 189»^
Bodiero, Em. I 131»».
Bödtker, A Trampe II
329»*», »**.
Bögel I 48'».
Bönig I 68»'.
Böthlingk IV 27.
Boetticher, G. II 274»».
Boffito, G. II 106.
Bogdan , Alexander I
113*».*».
Bogdan, J. I 115.
Boghen-ConigUani, Emma
II 152»».
Bogosavljevic I 215 »^
Bohs, Wilh. II 76».
Bois, J. n 27.
Boissi^re, Properce Albert
II 36.
Boivin, Joseph I 225.
Bolte, Joh. II 233»»».
Bolzi, D. II 135»*.
Bomli, E. J. IV 75.
Bonaventura, Amaldo II
110".
Bondior, Maurice II 73.
Bondurand, Ed. II 318»'.
Bonetti, P. II 21.
Bonfigli, Luigi III 5.
Bonfiglioli, G. II 134«.
Bonhomme, G. II 20.
Bonilla y San Martin,
Adolfo II 338.
Bonnamour, George H 25.
Bonnefon, Paul U 12».
Bonnet I 74".
Boraschi , Gilberto II
150'».
K. Gruber u. A. Werner.
Borbein, Hans IV 19".
33*. 52'.
Borcia, I. I 108".
Bordeaux, Henri II 44. 56.
Borei, Eug. II 18».
Borgeld II 304.
Borghesi. Peter II 125**.
181 •*.
Bonnann I 58 ^•.
BofieUi,Ant.I148.II336"*.
Bosscha, G. II 133.
Bossert, A. II 231 »".
Boston University I 17*'.
Botrel, Theodor I 241.
Bouchard, Jos. II 67.
Boucher, Honor^ I 253.
Bouchette. Errol I 234.
243. 246.
Bong€, C. II 52.
Bouh^lier, G. de II 52.
Bouhon, Antoine 1 184 *\
Bouiifa, Said I 258.
Bourassa, Henri I 220.
231. 237. 241.
Bourciez, E. II 297'.
Bourdillon, F. W. II 287-
Bourgain, Louis II 31.
Bourgeois, Armand II 49.
Bourgeois, Ph. F. I 237.
Bourget, Paul II 57.
Bouvier» Jean II 23.
Bovet I 85. 86''.
Bovy, Arthur II 288 "^
290*".
Bovy, Theophile I 185.
Boyle, R. II 209 >".
Bracq, Jean Charlemagne
I 244.
Brada II 40.
Bradiey, H. II 173 «•.
176". 183".
Brady, Cjnrus Townsend
I 244.
Bragard, Henri I 185**.
Brandin II 8^
Brandl, Alois II 194«.
198". 203>'>». 205"».
Brand stetter, Jos. Leop.
I 146»*. »
Bratke I 75»
Braun, Giacomo I 122".
Braunholtz, E. G. W. II
285*".
Bröal I 40. 54 »*>«.
Bresciani, Anton Benato
III 6.
Breuer, Hermann II 2'.
Breut, K. II 295*w.
Breymann, H. IV 1.
Brieux II 57.
Bright, J. W. II 187^».
Brissaud, J. II 77".
Brisson, A. II 57.
Broadus, K. II 179 ••.
Broatch II 221.
Brockhaus, Heinrich III 8.
Brognoligo, G. II 115".
128*. 145^*. 196**.
Brosch, Moritz II 190».
Brown, Arthur C. L.
11179^». 225". 243>*».
251"». 252"». 311".
313»'.
Brown, Carleton F. II
186*».
Brown, John T. T. II
174 »^ 177".
Browne, Hand II 192".
211".
Browne, W. H. II 183".
Bruce, J.Douglas II 179*.
261. 262.
Brucher de laBru^re 1247.
Brugger, E. II 227".
234'". 245 "^
Brugia I 192».
Brugmann, Karl I 10»*.
41 »'.»*. 42 »».48". 50".
53. 54">'. 57'".
Brulat, P. II 23.
Brun, J. II 166.
Brunelli, V. II 157.
Brunet, Jos. I 228.
Brunet, Ludovic I 225.
Brunet, Marcel II 18»'.
Bruyfere, F61ix II 40.
Bryan, Claude G. I 245.
Bryant, Frank E. II 176»».
Buchanan, Milton A. II
330'*».
Buchner, Georg II 338'".
IV 71.
Buck,C.D.I40»».41»b.
Bueaye I 262.
Bücheier I 45"b. 5410».
.57. 58». 65*. ». 70*.
BülbriDg,KarlD.II178»'.
Bürger, Kari II 303»».
Buffum, Douglas Labaree
II 290*". 332 '»».
Bukovineanu I 115*».
Bundi, G. III 6.
Bunzen, A. II 184 »•.
Burdach, K. II 271»*«. 300.
Bürgt, van der I 262.
Burkhard I 66'.
Burkitt I 67.
Buron, Edmond 1242. 248.
Buschan, Georges I 26.
Busse, J. IV 70.
Bussy, Charles de 11 20.
Bustico, G. II 138»».
Bustinza, Ev. I 22.
Buteau, Henri II 61.
Butti, Attilio II 146*».
149".
Buttrini, F. II 110*».
€ahu, Theodor II 54. 56.
Caillavet, Gaston de II 50.
Caix, Robert de I 248.
Calemard de ia Fayette,
Olivier II 66.
Callegari, G. V. III 7.
Calmette, J. II 4.
Cambellotti II 109.
Camici, F. II 135".
Cannizzarro, T. II 118.
123*». 124 *^
Campanini, N. II 134»'.
Campbell, K. II 291 *",
Campori, M. II 132»".
Campus, Giovanni 1 153 '.
157 \ •. 168".
Candel, J. I 67 ".
Canderani, E. II 158»».
Candio, F. II 140»«.
Candrea-HechtI99. 100".
Canfield, Dorothea Francis
II 12 ^
Canna, G. II 157.
Cantacuz^ne, Charles
Adolphe II 67.
Cantella, Fr. II 145»».
Capelin, Edgar II 46. 47.
Capelli, L. M. 152*».
Capetti, V. II 110*».
Capus, Alfred I 262. II
33. 63.
CarabeUese, F. II 140»».
Caradec, Th. II 36.
Carcalechi, E. II 162.
Cardoso I 259.
Carducci, G. II 136»*.
Carnoy I 43 »^ •». II
302»».
Carol I 115.
Carpenter, Fred. Ives II
193 »•.
Carrara, E. II 114*».
Carreras y Candi I 34.
Carri^re, Rodolphe I 229.
Casa, E. II 143".
Casanova, Nonce II 27.
Casellas, Raymon II 352.
Casgrain, P. B. I 238. 243.
252. 255. 257.
Casgrain, Ren^ E. I 241.
Casino, TommaaoII 107 ".
Castagna, U. II 157.
Catherwood, Mary Hart-
well I 231.
Cattaneo IV 27 f.
Causse II 75.
Aatorenregifiter.
Caversazzi, C. II 139"».
140 ••.
Celani, E. II 134*«.
Celles, A. D. de I 234.
243. 257.
Celoria, G. II 132".
Genzatti, Gemma II 147 *.
Cerna, P. II 161.
Cerola, Giuseppe III 7.
Cerretti, F. II 134«.
Cesareo, G. A. II 106.
Chabäs I 35.
Chaioe I 260.
Chambers II183". 341^
Chambre, Alexandre 1 249.
Champol II 22.
Champry, Adrienne II 29.
Chantepleure, Guy II 55.
Chapais, J. C. I 246. 247.
Ohapais, Thomas I 219.
243.
Chapiseau II 37.
Chapman, W. I 254.
Chaput, Omer I 256.
Chardon, Henri II 349".
Charencey, H. de I 24.
29. 219.
Charland, P. Victor 1 254.
Charly II 31.
Chase I 49".
Chase, Eliza B. I 231.
Chassin, Charles Louis
II 51.
Chaudey, A. II 57.
Chauss^, J. Aleide I 229.
Chaussinand I 194.
Chauveau, C. A. I 240.
Chauvin, Victor I 33. II
290 «^ 338"».
Chaytor, H. J. II 111".
Checchi, Eug. II 151".
Chendi, H. II 162.
Chesley, Georges II 45.
Chevaldin, L. E. II349".
Chevalier, ül. II V.
Chiappe, Ada II 158".
Chiappelli, A. II 116".
Chiara, de I 130.
Chiarini, Gino III 142«.
144". 196»°. III 1.
Chiattone, D. III 4.
Chiesa, DeUa I 147".
Chignoni, A. II 110".
Child,ClarenceG.II193'*.
Chini n 109.
Chistoni, P. II 106.
Chiuppani, G. II 132".
Chollet, Louis II 66.
Chossegros, Armand 1 24 1 .
Chouinard, E. P. I 217.
228.
Chouinard, H. J. J. B.
I 234. 238.
Christensen, Chr. Villads
II 253"*.
Christophle, Alb. II 74.
Churchill, Gkorge B. II
195".
Cian, Vittorio II 95*. 104.
143'*.
Ciardi-Duprez I 54'".
Ciciloni I 120*.
Cidkaoui I 258.
am^, G. G. II 303 »•.
Cipolla, C. I 139".
Circ6, Eva I 240.
Cirot I 209**
Cladel, Judith II 56.
Clar^tie, .1. II 32. 72.
Clark, John Taggart 1 118.
127.
C16dat, L. I 179. II 256.
283. 288*". 294**>.
aercq, de I 261. 262.
CJercs de St. Vinteur 1 240.
Clergeac, A. I 192»'.
Clerici, Edmondo II 147 *.
148.
Clifton, E. I 179.
Cloetta, W. II 345.
Cocchia, E. II 117*.
Codara, A. II 157".
Codina y Formosa, Juan
B. I 195 ".
Cohen, G. II 344.
Cohn, F. II 15 ".
Cohn, Georg II 240»**.
273"*. 282*". 309*».
Coicou, Massillon II 39.
Colagrosso, Fr. I 119.
Collijn, Isak I 78.
Collin, J. I 73". IV 23.
Colomb, R. II 128'.
Colombine I 240.
Colson, Oscar I 183".
185*'.
Combini, Leon II 115**.
Com fort, William Wistar
II 295*". 298»°.
Committee f Phonetic Eng-
lish Alphabet) I 17
***. **.
Comparetti II 91*.
Conan, Laure I 225. 243.
Conforti, Gerardo I 215 ".
La Congr^gation des soeurs
de Ste. Anne I 218.
Conrat, Max I 76*.
Conti-Bosdni I 259. 260.
261.
Cook, Albert S. II 118*.
210"*.
Cook, MabeU Priscilla II
112»*.
CorbelUni, Alberto II 96.
Corbett, F. St. John II
184^
Corday, Miohel II 30.
Oomu, J. II 276"'.
Corrard, Pierre II 56.
Corso, C. I 131»».
Co9buc, G. II 164f.
Cosmo, ü. II 115*^
Costa, Enrico I 159'».
170»°.
Costa, Miquel II 352.
Costa y Llobera, M. II 352.
Coste, D. IV 59".
Cotronei, B. II 136.
Coulangheon, J. A. II 74.
Coulevain, Mme. Pierre de
II 61.
Counson, Alb. II 17.302".
336.
Courthope,W. J.II192»».
238
Courtois I 261.
Couturat, L. I 10*'.
Couvreur, Andr4 II 27.
Coville, A. II 9".
Cox, F. A. II 193".
Craig, Hardin II 178*».
Craigie, Mrs. II 111»*.
Crescini, Vincenzo I 130.
II 81. 106. 118*. 121".
286*'*. 329"». 336 "^
Critchlow, F. L. II 299'*.
300»'.
Croce, Benedetto I 128.
II 138".". 146*^.1112.
Crocioni, Giovanni 1 149.
II 107. 115**. 131»».
144»». 329'*».
Crohns 11 300".
Crowley, Mary Catherine
I 231.
Crugnola, G. II 18»».
CuccuruUo, L. U 143'».
Cuervo I 202»*. 213»».»*.
Cuq, Jfcd. I 76*.
Curdy, Albert Eugene II
318".
Curita I 102.
Cuvellier, N. I 185".
Cuza, A. C. II 161.
Cuzzetti, Fr. II 145*».
D., J. I 261.
D'Adelswart» Jacques II
70.
Daigl I 67».
Daleyden, Jean II 71.
Dalgado II 167.
Dalgairas, J. B. II 175*'.
K. Gruber u. A. Werner.
Dallaiie, O. E. I 229.
D'Alm^raB, Henri II 50.
131 «^
D'Almfeß, E. T.
Dametz, Max II 214 f.
D'Ancona, AllesB. II 91 *.
145". 153". III 2.
D'Andurrain de Maitie,
Ch. I 33.
Dannheisser, E. IV 71.
Dantin, Henri II 25.
Dantin, Louis I 243.
Daranatz, J.-B. I 33.
D'Arbois de Jubainville
I 20.
Darrican^re I 23. 24. 28.
30.
Daudet, Emest II 50.
Daudet, L^on II 23.
Daugö, C. n 77 »*.
Danguet, Marie II 66.
Dauseet, Louis II 58 »^
David, L: O. I 226.
De Bellis, Modestino II
203**'.
Debenedetti, Santorre II
93. 98.
De Chiara, 8t II 110".
Decori, F61ix II 17»'.
Deoouroelle, Pierre II 38.
55.
Decurtins, C. II 160 ^
Deecke I 35.
D'Espie de la Hiie,
Adolphe II 31.
Dejeanne I 191". 192".
Dejob, Ch. I 117«. 118«.
II 202 ">.
Delafosse I 259.
De la Grasserie I 26.
De la Hire, Jean II 31.
De la Jaline, Jean II 39.
De la Vinaza I 203".
Del Badia, Jodoco II 108*^
Del Balzo, 0. II 114»*.
Delbousquet, Emmanuel
II 37^*.
Delbrück, Berthold 18".
Delcamp, A. II 56.
DelCerro, Emilio II 154".
155". 156".
Deligni^res, E. II 4.
Delius, Nikolaus II 203 "».
Della Torre, A. II 108».
115.
Del Lungo, Carlo II 151»'.
Del Lungo, Isidoro II
156 •». •*. 157.
Delmet, Paul II 74.
De Lollis, Cesare I 149».
II 76». 95. 145*«.
Delor I 246.
Delonnel II 59.
Delpit, Edouard II 62.
Delpont, J. II 352.
Delsaux, WiUem 1182".
De Marchi, A. II 141".
Demarteau, J. E. I 181 ».
De Mauri, L. II 158".
Demolder, Eugene II 50.
De Nardi, P. II 137".
Deni, C. II 138".
Denk I 74»'.
Denoinville, G^iges II 35.
Densu^ianu, O. I 96*.
101". 102. 112. 126.
D^prez, Eugene II 4".
Derenfaourg, H. I 35.
Derennes, Charles II 67.
De Renzis II 111»».
Derooquigny, jules 1 187 *.
D^samor^, H. I 184.
Desaulniers, F. L. I 217.
256.
Descaves, Lucien II 19.38.
Deschamps^Fran^ois II 53.
Deschamps, Gaston I 33.
262.
Deschanel, Emile Martin
II 74.
Desjardins, Joseph 1 221.
Des Ombiaux, Maurice II
36".
Desplaces, Henri II 54.
Deetaing I 259.
D'Estre, Henry II 50.
Deuticke I 66'.
Deutschbein, M.II 320 "'.
332"».
D'Harrans, Carolus II 29.
D'Haussonville II 48.
D'Hennezel, Henri II 53.
Dickin8on,W.H.lI225**.
Diehl, R IV 62»».
Dighm^, Ghebre Medhin
I 261.
Dimand, B. I 102 »^
Di Martino III 3.
Dinsmore, Charles Allen
II 105».
Dionne, C. E. I 229.
Dionne, H. E. I 219.
Dionne, N. E. I 217. 221.
235. 238. 239. 243. 244.
246. 255.
Di Pierro, C. II 115.
Dittes, R. I 189».
Dittrich, Ottomar 13».
9»*. IV 2.
Dix, Edwin Asa I 244.
Dodgson, E.-S. I 20. 21.
22. 25. 26. 27.
Döhring, A. 154'«'. 76*.
Doerr, F. IV 62»».
Doez, Jacques II 19.
Dolcetti, G. II 131»*.
DoUfufl, Paul II 48.
Donaver, Federioo II
155»*.
Doneux, Edouard I 185**.
Donnay, Maurice II 19.
29. 38. 52. 60.
Dooren, J. van U 72.
Dorais, J. A. I 229.
Dorez, Leone I 139".
D'Osimo, BienvenuI241.
Doucet, J. II 73.
Doughty, A. G. I 231.
244. 253.
Doulcet I 121".
Douville. J. A. jr. I 218.
D'Ovidio, Francesco I
122". 123. 127. 129.
143'. 152*. 212". II
106. 151»*. 153*». 157'*.
Dozy I 206". ". 208.
Dragomirescu, M. II 163.
Dreger, Emil II 349»».
Dreyer, Kari II 254"«.
Driesen, Otto II 345".
IV 25.
Droulers, Charles II 72.
Drummond, Wm. H. 1 232.
Dubois, A. I 69**.
Dubray, G. IV 54».
Ducot^, Edouanl II 66.
73.
Dübi, H. II 12.
Dühren, Eug. II 16".
Dufour, Phil. II 66.
Dugan-Opail I 116»».
Dugas, A. C. I 228.
D'Ulmes, Ren6e-Tony II
60.
Dumesnil, Ren^ II 18*».
Dumitrescu - Bumbe^ti I
116»*.
Dupuis, J. B. C. I 246.262.
Dupuy, Emest II 7»».
Durand I 262.
Durrutz I 27.
Dusablon, L. I 254.
Duschinsky, W. IV 60 ".
Dutsi, Milo I 214.
Duvau I 45»*.
Duvoisin I 22. 29.
Dyroff, Adolf I 10»».
fiaster, De la Warr Ben-
jamin II 301»*.
Ebeling, Georg I 106»*.
II 291*»*. 335"».
Eberle, E. IV 64»».
Eckhardt, E. II 178 **.
V o 1 1 m 5 1 1 e r , Rom. Jahroabericht V III.
6
Edgren, H. I 131.
Edmont, E. I 178.
Egidi* Francesco II 84.
99. 101".
Ehrenreich 13*.
Ehrismann , Gustav II
254«". 308". 312 *^
Ehrlich, H. I 44".
Einstein, L. II 171».
Eleizalde I 25.
ElUot, Richard R. I 244.
Elze, Theod. II 197".
Emery, Ken^ II 25. 54.
Emilgar II 161.
Endepols, H.J.E. II 343».
Engel, Eduard II 199^».
Engel. Jakob II 202»*.
Engelbrecht I 68". 69".
Engelhardt, Otto IV 4.
Engels, Robert II 317.
Epry, Charles II 67.
Erman, H. I 76 ^
Esau, Hubert I 180.
EspagnoUe, J. I 29.
Essebac, Achille II 38.
Etienne, E. I 87".
Eude, Rob. II 62.
Eudel, Paul II 29.
Euler, Heinr. II 307 •».
Evans, Seb. II 265'«».
Eve, H. W. IV 74.
Exon I 47 »^ 51»».
Eymard, Th. III 9.
Eynaudi, Juli I 190*».
Eyssenhardt II 152»».
F., M. I 200". 203»*.
208•^ 213*».
Fabra, Pompeu I 194».*.
Fabris, Giovanni II 129 ".
III 3.
Fagnan I 34.
Faldella, Giov. II 158.
Fano, G. A. II 155»».
Faguet, Emile II 204 "«.
Faramond , Maurice de
II 34.
Farmer, Walter IV 26.
Fasulo, Manfredi III 4.
Fauchois, Ren6 II 22.
Faure, Paul I 28.
Faust, Franyois II 71.
Faustini, Valente 1 149»».
Fay I 50'». 54*^8^ m^ no^
Fedele, P. II 132»«.
Federici, V. I 171 »^
Federn, C. II 108".
Federzoni, Giov. I 131»».
Fehr, Bernhard II 178 »^
Feller, F. E. I 180.
Feller, Jules 1181 ».182".
183»».
Autorenregister.
F^ret, Ch. Th. U 72.
Permi, S. II 139»'.
Ferrai-Angeli I 131 »».
Ferrand, G. I 262.
Ferrandis I 34.
Ferraro III 3.
Ferval, Claude II 2f9.
Fetzer, C. Ad. IV 5.
Feucht, P. IV 52.
Feuillet, Octave II 35.
Feydeau II 61.
Fiammazzo, A. II 107.
115»*. 140.
Fife, R H. II 176»».
Fighiera, L. S. I 66".
Filiatrault I 228.
Filipek II 316.
Filippini, E. II 132»*.
135". »^
Filippini, Luigina II 152»*.
FiUay, Hubert II 33. 59.
Finzi, Vittorio I 159.
Fiorini, Vittorio II 139.
Fischer, E. I 114.
Fischer, Hermann II
291*»». 338»»<».
Fischer, J. II 184»».
Fischer, Rudolf II 180".
". 194*». 198'^ 201»».
209 "®. *»*.
Fiske, John' I 232. 257.
Fitz-Gerald, J.C. 1200".
249.
Flamini, Franc. II 109.
110".". 120". 284*«».
Fiat. Paul II 46. 53".
Flechia, Giovanni I 119.
130.
Flemisch I 66*.
Flemming IV 53.
Flers, Robert II 50.
Fietcher, J. B. II 112**.
Fletcher, R. Huntingdon
II 179». 224*». 225»».
Fleury, Comte II 231.
Fley, Edmond II 44.
Fioran, Mary II 60.
Flügel, E. II 185».
Förster, Max II 178".
182«.
Foerster, Wendelin 1 171 **.
II222*\ 228»». 239"'.
240—252 passim. 256.
272»**. 275»»». 312".
314»*. 336"».
Foix, V. II 77".
Foley, Charles II 29.41".
Foligno, Cesaie II 108".
Föns, Pierre II 71.
Fonsegrive, Georges II 57.
Fonsny, J. II 72.
Fontaine, Andr^ li 73.
Fonti, E. II 138".
Ford I 211. 214*».
Foresti, Arnaldo I 139«*^.
II 103 *^ 104.
Fomaciari, Raffaello 1 127.
n 108".
Fomoni, E. II 140.
Forstmann, H. II 174»».
Forsyth Major, C.-J. I
175*».
Forteza y Gort^. Thomas
II 352.
Forthuny. Pascal II 21.
Forti, D. II 136 ••.
Fortier. Louis I 229.
Foulche-Delboec I 199'.
200'«. 201".
Foulet, Lucien II 125*».
323"». 325"*. "».
Foulon de Vaulx II 73.
Fox. W. I 67'.
Fränkel, Ludwig II 200 ".
209"».
France, Fr^^ricden57*».
France, Jeanne 11 31.
Franceschi, Omerol 147 »».
Franchetti, A. II 157.
Franchiotti, G. II 192".
Fiunck, J. II 339>»*.
Franco, Aug. II 112.
Fransz, J. de II 167.
Frapi^, L^n II 26.
Fräseri. Naim I 215».*.
Fräaeri, Sami I 215».
Frati, L. II 80.
Fr^chette, Louis I 243.
Fr^^ric. R. P. I 254.
Frfene, Roger II 73.
Frenette, F. X. Eng. 1 241 .
Freymond, E. II 217 *«.
227»». 229»<'. 239"'.
243"». 279»'*. 280»".
326.
Frick, Reinhold IV 4.
Friedel, Vict. II 3.
Friedländer, Ernst II
241"».
Fried wagner, M. II 4*.
Frittelli, ü. II 134*».
Fröhlich, Walter II 174»*.
Froment, Charles II 32.
Fuchs, Heinrich II 303 »«.
Füret, Rud. II 211"*.
Fumi. L. III 4.
Funk-Brentano. Fr. II 343.
Fuochi, M. n 136»'.
Fumivall, F. J. II 173»».
174»». 180". 189*».
Fumo, Albertina III 3.
Fuster. Charles II 36.
K. Gruber u. A. Werner.
4dabelenz, G. de I 23.
Gachons, Jacques des II
41.
GachoDS, Pierre des II 74.
Gärtner. Otto II 188»'.
Gagnon, Eruest I 217.
GaEisto II 29.
Gaidoz, H. II 229". ••.
295*".
Gaiffe, F. II 14".
Gajiö. M. I 215«».
GalU, Gius. II 151*».
Gallifet, Joseph de I 242.
Galpin, Stanley Leman II
298'».
Galtier, E. I 259. 272»*».
289**«.
Gambera, P. II 112 •».
Gane, N. II 165.
Ganong. W. F. I 244.
Ganot I 259.
Ganzmann, O. IV. 58".
GkiTcia de linares I 34.
Gardner, Edmund II 107,
109".
Gärleann, Emil II 161.
Gamett, Rieh. 11 111*».
176 »^ 178*. 191».
Garofalo, R. II 110".
Gärtner I 95*. ». 102".
Gaspar I 34.
Gaspary II 91*.
Gasperom*, G. II 133".".
138»».
Gassner, H. IV 72.
Gaster, B. II 255»»».
Gastine, L. U 40.
Gaubert, Emest II 55.
Gaud, Auguste II 73.
Gaudenzi II 99.
Gauthier, L. I 35.
Gautier, E. I 262.
Gautier, Th^phile II 74.
Gavagnin, R. II 142".
Gavault, P. II 31. 53.
Gay, Lucy M. U 191».
Gebhardt, v. I 68". ".
Geddes, J. jr. I 232. IV
3310^
Geffcken, J. I 69»». II
218 1«.
Geffroy, Gustave II 25.
Gelcich, G. I 138".
Geniaux, Charles II 37.55.
George, F^lix II 69.
G^rard, Emile I 184"
Gerathewohl II 221»».
Gerhardt, Max III 7.
G^rin, L^n I 238. 243.
G^rin-Lajoie I 240.
Gerland, Georges I 23.
Gerola, Gius, II 121".
Gerould, Gordon Hall II
gio 11 i74»o, 180".
184». 189". 314»».
Geschwind, Alb. II 16".
Ghetti, Bernardino I 79.
Gheusi, B. II 45.
Ghirardini I 38".
Ghal I 111.
Ghyvelde. Fr^^c I 228.
Giacomino I 24.
Giani, M. A. II 135»».
Giani,Rom.II144»«.»».»*.
145»».
Giannini, Giovanni III 3.
Giannini, Silvio III 3.
Giannone, Francesco III 4.
Giarratano, C. I 66".
Gibert I 259.
Giffard, Pierre II 32. 38.
40.
Gigli, Gius. II 121".
Gil. Pablo I 35.
GUes I 42.
Gilkin, Ivan II 40.
Gilli6ron, J. I 15». 178.
GiUot, H. IV 24f.
Gilson, P. II 180".
Ginisty, Paul II 51.
Giovanelli, Gius. I 131".
Girandeau, Ferdinand II
74.
Girard I 59".
Girard, Rodolphe I 226.
Girard, Sylvain I 236.
Giraud, Vict. II 16".
Giron, Aim^ II 47.
Girouard, D^irö I 218.
238.
Gjurkovic I 215".
Glaser, Kurt 1179. 182".
IV 24.
Glauser IV 67. 68.
Gleason I 226.
Glöde,O.II209"».IV69.
Glogger, Plazidus I 67».
72". ".
Gn^meneur, Eugene II 30.
Gobbi, G. F. II 110".
Godard, Andr^ II 37.
Qoeje, J. de I 34.
Goebser I 70.
Goerke, Georg II 298".
Goetschy, Alfr. IV 23.
Götz, G. I 59". ". 61.
Goga, O. II 161.
Goidanich, P. G. I 58».
146 »^ 150».
Gold I 245.
Goldbacher I 68»».
Goldschmidt, Moritz II
275. 293.
GoUancz, J. II 177".
201»».
Golther, W. U 229 «^ »».
230—234 passim. 239—
242 passim. 248. 249.
251 "^ 252"». 265"».
264»". 271»". 280"».
308»». 312". 315»».
316 »».317". •». 319"«.
Goltman I 242.
G6mez-Moreno I 34.
Gonzalvo I 34.
Gorovei, Artur I 116»».
Gorra, E. II 106.
Gortani, Luigi III 1.
Gosse, Edmund II 178 ^
Gosselin, Auguste I 218.
219. 235. 242. 246. 252.
Gossez, A. M. II 72.
Gottschalk I 131.
Grouin, Lomer I 240.
Gourmont. R. de II 288 *".
Grabau, Carl II 207 "»."•.
Gradenwitz I 47»'*,74".
Graf, Arturo II 196 •».
Grassi, Guiseppe I 121 ",
131.
Grave, Jean II 21.
Gravisi, Giannandrea I
146".
Gray I 41 »^
Graz IV 67.
Graziadei, V. II 111".
152»'.
Greenlaw, Edwin A. II
332 "^
Gregh, Fernand II 65.
Gregorio, Giacomo de I
118. 120. 205". 206**.
207»». »». 208»». 259.
Grel^, Eug. II 18»».
Grenet-Daucourt II 61.
GrenfeU I 65.
Grienberger I 58».
Grignon, W. I 242.
Grigorovi^a I 111.
Grillet II 31.
Grimaldi, G. I 132 ". ".
II 104.
Grimaud, A. II 34. 72.
Grimm, Ludwig II 275 »»».
Griziotti, Archim. 1 149 »».
Gröber,G. II216». 219".
233"*. 265 »»^ 273»»».
278.289. 290"*. 293*^'.
340 "». IV 24f.
Grojean, Oscar I 182 »^".
Gropp IV 26.
8
Autorenregister.
Gros, J. M. II 19».
Gross, Max 112». 9».
GrossmanD, A. IV 59".
Gruber, Karl I 72»».
Gruhn, Albert II 241 "'.
Guanyab^DS, £. II 352.
Guarnerio, P. E. I 148".
153*. 154». 157«. 162".
173*». »».
GuastallO; BosoHdo II
156»«.
Guay I 221.
Guörln, Charles I 230.
Guerin, L^on I 256.
Guerini, Giovanni I 120».
Guerlin, Henri II 20.
Gueriin deGuer,Ch. 1238.
Guerrieri, F. III 4.
Guest, Charlotte II 242.
Guesviller, Gustav II 60.
Guidi I 34. 259. 261,
Guilhermy I 220.
Guillaumin, Emile II 35.
GuiUy de Taurines II 343.
Guinon, Albert II 22.
Guitton, Gustave II 25. 54.
Gurteen, S. Humphrey II
211»".
Gustafsson I 51 •».
GustareUi I 46»*.
Gyp II 32». 36.
Haag I 208»*.
Haas, J. II 16»». »». *«.
IV 22 f.
Haberland IV *\
Hackauf, E. II 174»».
Hadwiger, J. I 195"'.
HäusserGiusti I 131.
Hage, R. O. I 247.
Hagen, Paul I 67*. II
242»»». 266»'°. 274»*».
Hal^vy I 260.
Halden, Charles I 249.
Haies, John W. II 175**.
182»».
Hamel,A.G.vanII247««».
310 •». 319. 343.
Hamelius, P. II 189*».
Hamilton, George L. II
125". 181". 188»*. »».
306»».
Hammer, W. A. IV 57».
Hammond, Eleanor Pres-
cott II 175»». 182»».
187 »\ 188»».
Hamon I 241.
Hamy, Alfred I 236.
Hanauer, G. IV 72.
Hangen IV 26.
Hanotaux, G. U 48.
Hansen, Adolf II 172.
Hans«en,F.I198». 203*».
210 »0.
Haramboure, Salvat I 30.
Haraucourt,Edmond II 26.
Harizmendi, C. I 27.
Hamack I 68 »^
Harper.Carrie A. II 272 »»«.
Harnet, M. I 23.
Harry, Myriam II 39. 45.
Hartenstein, O. II 173»».
Hartmann, G. IV 1. 27.
Hartshome, Albert II
175*».
Hasberg, L. IV 56».
Hasdeu I 101.
Hauffen, Adolf II 201»*.
Haupt, Hermann II 13 »°.
Haust. Jean I 182»*.
Hauvette, H. II 119»».
125 ff.
Haverfield, F. II 224»'.
Hecker, O. II 119»».
Hedenus, H. II 185».
Hedges, Samuel I 244.
Heidrich, H. IV 59»».
Heinemann, O. von II
247501.
Heinze, Richard II 297 *.
Helm, R. II 222»».
Hemme, Adolf I 89»*.
H6mon,FäixII17»».18»».
Hempl I 54»»». 59»».
Hemprich I 10»».
Hennequin II 56. 61.
Hennion, Horace II 74.
Hennique, Nicolette II 64.
Henry, Fern. II 203"».
Henry, M. S. II 288*»».
HeraeusIöO»». 60»». 68»».
Herbert, J. A. II 333"».
Herbig I 36». ». 38».
H^relle, G. I 22.
Herford, Ch. H. II 196»'.
Hermant, Abel II 31. 32.
Hermant, Paul II 302»».
Herriot, Edouard II 51.
Hertz, Wilhelm II 263««».
264 »<>^ 271 »»». 273.
283»»». 285*«». 288*»».
303*®. 320.
Herzhoff, Richard II 298»».
Herzog 13». 5»». 43»».
80». 81*. 88»». 178».
206*'. II 260.
Heuckenkamp II 259 »»^
Heuser, W. II 180»».
185 »^ 186.
Heuten IV 75.
Hey I 43*».
Heymann, H.E. II 179»».
Heymann, W. IV 24.
Hüka,Alfon8 TL 244.297».
301»». 306»*.
Hill, Geoffry I 188 ^
Hills, E. C. I 244.
Hingst I 61»».
Hinojosa I 35.
Hinstorff. C. A. II 289**».
Hintner, Valentin I 89 «.
Hippenmeyer IV 27.
Hire, Jean de la II 70.
Hirsch, Charles Henry
II 30.
Hirt, Hermann I 11**.
52 ••
Hirzel, K. IV 5.
Hoberg, G. I 68»».
Hoch, W. IV 4.
Hodgkin, Th. II 111»».
Hodgman I 48". 51»».
Höfler, M. I 89»».
Hölzel IV 48».
Hoepfener IV 25.
Hoepffner, E. II 7»».
Hofacker, C. I 63»'.
Holbrock, R. I 120.
Holl, L. G. II 39.
Holthausen, F. I 54»»*.
II 177, 178»«. »». »». »«.
183»». 188*»— **. 253»*'.
Hoppes, H. I 69»-.
Hörn I 38».
Horning I 86»». »». 120.
130. 143». 203»». 206»*.
211'. 212»».
Horstmann II 174.
Hosius I 60»'.
Hondas I 34.
Hoyt, P. C. II 173»».
Huber, Victor Aim6 IV 24.
Hue, Gustave II 30.
Hülsen I 54.
Hürlimann, Clara I 179.
Huet,G.II284*»». 286*»»f.
311'». 321»»«. 327»«
328'»». 335»»*.
Hüttinger I 70**.
Hugues, Clovis II 65.
Humbert II 13». IV 25.
Hunnius II 304*».
Hunt I 65.
Hurard, Henri I 185*«.
Huyghe I 258. 259.
Hyaciuthe, Paul II 27.
Ibarra I 34.
Idelberger, H. A. I 9»*.
lesan, I. I 114.
Ihm I 73»».
lorga I 115*».
Ithurri I 27.
Ive I 146»».
Jack, David Russell 1 231.
K. Gruber u. A. Werner.
9
Jacobs, Joseph II 289.
Jacobaen. J.-P. II 348.
Jacobeöhn I 62»«.
Jacottet I 261. 262.
JahD, H. II 343.
Jal^ne, Jean de la II 64.
Janrgain, de I 29.
Jeannine II 28.
Jean-Jaquet, Marc. A.
n 18".
Jeanroy, A. II 1 •. 7 •.
77». » 191". 192 «^".
227^». 229". 240"».
2421W IM 302»o 30767^
311^*. 317". 319"'.
321*««. 335 "•. 337 "•.
347 f.
J^röme IV 26.
Jesperaen. 0. I IV. 12«.
13». *. ». 14».
Jirecek I 114. 115.
Joannategny I 32.
Joffrin II 50.
John, Ivor B. II 319 "^
Johnston, Oliver M. 1 81 •.
. 127. II 253«*». 324 "•.
325"». 327.
Jones, W. Lewis II 223".
Jonge, Ed. de I 63 »^
Jonquet, E. I 235.
Jordan, Leo II 292 f.
305 »^ 336"'. 340"».
341 "«.
Josif, St. O. II 161.
Josselyn (Freemann) 1 127.
Joubert, Alfred II 64.
Jovanovic I 215".
Joz, Virgile II 74.
Joze, Victor II 22.
Julien I 262.
JuUez I 262.
Jullian, Camille I 30. 31.
33.
JuUien, Jean II 60.
Jungfer, Johannes I 31.
199». 211».
Junka, Paul II 58.
Junod I 261.
Juroszek, L. J. I 208»».
Jusserand, J. J. II 193".
202«». ••.
Kahler, O. IV 71.
Kail, J. II 186".
Kaiser, Isabell II 50.
Kalff, G. II 343».
Kaiindern, J. II 163.
Kaltenbacher, Robert I
195^'. II 205"'. 337"*.
Kaluza, M. II 191".
Kampers, Franz II 218".
Kapp, Stephan IV 44.
Karch, K. I 189 ^
Kasten IV 27.
Kastner, Fr6d€ric de I
221. 238. 253.
Kattein, C. I 179.
Kauer. R. I 60». 63»'.
67".
Kauffmann, Friedr. III 7.
Kauffmann, Paul I 29.
KawczyÄ8ki,M. II 1. 222f.
302»*. 307»».
Keller, E. II 85».
Keller, Wolfg. II 195*».
197»». 208"».
Kerap- Welch, Alice II
294"». 335.
Kennedy, Howard Angus.
I 232.
Kerbaker, M. II 116»».
Ketcham, Wihnot A. I
257.
Ketchum, T. C. L. I 245.
Kiessmann, R. II 299".
King, Bolton II 154»'».
Kirähoff, A. I 63»'.
Kisch, G. I 111»'. 112»*.
Kistemaeckers, Henry II
28». 33.
Kittredge, G. L. II 180".
260»*. 321"». 345.
Klebs, Elimar II 199".
221.
Klein, F^lix I 250.
Klingemann, H. IV 53.
Klöpper, Qemens II 190 ^
Kluth, E. IV 69.
KnöU I 68».
Knuth, O. IV 63".
Koch, *John II 171».
1754»_»i. i8l»o 187".».
309»*.
Kock, E. A. II 174».
188»».
Köhler, Reinhold II 233"».
281 "'.282»»». 289**«.**».
Kölbing, E. II 251»». »».
255"». 286*".
Koeppel, E. II 176»*.
177'». 193 »^ 196»».
208 "»."». 209"». 210»'.
211 »*'_»".
Kohler, J. II 294*»».
Kollberg, Johannes 14".
KoUer IV 20. 27.
Kolney, Fernand II 32.
Kolsen, Ad. IV 25.
Konrath, Max II 174»*.
Koppel, Rieh. IV 26.
Kornemann I 65^.
Koschwitz I 191.
Krapp, G. Ph. II 188»°.
Kraus, Friedrich II 273.
290.
Kraus, Jos. IV 24.
Kretschmer I 39» 54"».
57».
Kristoforidi I 215'.
Kröner, C. II 269»".
Kroll, W. I 63»». 217 f.
219 ".
Krön, Rieh. IV 45». 46».*.
Krüger, H. I 66». 76*.
Krysinska, Marie II 64.
Kubier, B. I 77".
Kühn, Oskar III 7.
Kühne, J. IV 56».
Kuhns, Oskar II 192 »».
211 »•.
Kujundzid I 215».
Kurth, Richard I 81*.
107»».
I^abanca, Baldassare II
153»'.
Labat, Gaston I 241.
Laborer I 250.
Labruy^re, Georges de II
51.
Lachapelle, Seyerin I 229.
Laclav^re II 77".
Laclotte, Fauste I 18".
Lacorobe, Georges 1 23. 28.
Lacombl^,E.E.B.IV73.
Lacour, L. II 210"'.
Lafargue, Fernand II 42.
43". 59,
Laflamme, J. 0. K. I 219.
222.
Lafond, Paul I 28.
Laharrague, P. I 33.
Laiolo II 111»^
Lalande, Louis I 226.
Lamarre, E. de I 242.
Lambert I 59".
Lambert, Edmond I 242.
Lambert, L. I 193»».
Lambruschini I 121*.
Lamma, E. II 78. 112*».
Lamothe, J. C. I 238.
Lanchetas, Rufino I 196».
Lanctot, Denys I 228.
LoDctbU Hermine I 256.
Landay, Maurice II 29.
Lande' de Calan, Vlcomte
Ch. de la II 216.
Landerretche I 33.
Landgraf,G. 11217.221»».
Landy, Maurice, II 33.
Lane, W. Coolidge II 1 14»».
Lang, Andrew II 288*»*.
Lange, J. H. II 176»».
182»'.
Iiangeiier, Charles I 247.
10
Langlois, Ch.-V. II 2.
299 »*.
Langlois, E. I 178. 11 ?•.
216^». 288*". 302".
334. 345. 347.
Lapaire, Hugues II 7 •.
Largeau I 261.
Larochelle, Joseph C. I
242.
La Roneifere, Ch. de 1 252.
Larroumet II 191 *».
Lassaugue, Eg. I 28.
Latrelie, C. II 16".
Lattes 1 37». 38. 39".
40". 140".
Latulipe, E. A. I 243.
Lauman, E. M. Sutter II
51.
Laurila, K. S. I 9".
Laut, Anna 0. I 232. 257.
La Vaudifere, Jane de II
39.
Lavedan, Henri II 50.
Laveüle, E. I 183*>.
Leaii, L. I 10»».
Leblanc, Georgette II 53.
Leblanc, Maurice II 31.
Leblond, Marius Ary II
19 ^ 39. 55.
Le Braz, A. II 343«.
Le Breton, M. I 236.
LeCardonnet, Louis II 67.
Leclercq I 43»«.
Lederer I 67 ».
Leffevre, Edmond I 193»».
II 77 »^ ".
Legendre, Louis II 66. 73.
Le Goffic, Charies I 237.
Legu6, Gabriel II 48.
Leguiel, Emile II 352*.
Lehmann, A. IV 30.
Leibecke, Otto II 300".
Lejeune, Jean I 184»*.
Lejeune, Martin I 184»*.
185»».
Le Larmandie 11 43.
Le Lorrain, Virdle II 74.
Lemaitre, Claude II 40.
Lemay, L. I 241.
Lemay, P. I 243. 254.
Lemm, Oskar von II 304".
Lemoine, J. M. I 229.
Lemonnier, Camille II 56.
Lenel, O. I 55»". 76».
Lengnick,' B. IV 73.
Lenötre, G. II 50.
Lenti, G. II 96»».
Lenz 1 203*».
Leo I 59. 62»».
Leonhardt» Benno II 210"».
Leopold I 52»».
Lepaire, Hugues II 44.
Lequarr^, Nicolas I 182*.
183". *».
Lerberghe, Charles van II
68.
Le Kohn, Pierre H 20.
Le Roy I 242.
Leroy-Beauh'eu, Paul 1 220.
Leruth, Jules I 184»».
Lesage, Jules S. 1 226. 253.
Lesneur, D. II 36. 43. 60.
Lessing I 67".
Levi, 1. R. II 191».
Levi, Enrico I 120 '•.
LeviMalvano,E.II137".
Levi, Ugo I 135".
Levy, Emil I 189. 190".
IV 22 f.
Lewis, Charlton M. II
191 ».
Leyen, Friedrich von der
II 303*^
Leykauff IV 2.
Leynardi, L. II 110".
Lucchini, Luigi II 151 **.
Luce, Alice II 208»".
Luchaire, J. I 131*.
Luciani, J. D. I 258.
Ludwig, Gustav III 8.
Luick, Kart II 194*\
Luiso, F. P. II 115»*. »».
Lumbroso, Alberto II
226'». 285 *<>^
Lumet, Louis II 23.
Lussana, S. II 140.
Luzi, Johann I 116».
Luzio, Aless. II 154 **.
155»». 158»«.
Lichtenberg, A. II 45.
Lichten stein, Julius . II
275»»".
Liddell, Mark H. II 175 *^
Liebermann, F. H 3.
184 »^
U^geois, Camille II 2».
333»".
Liese 11*285*'».
Ligny, Ernest de I 240.
Limet, Charies II 66.
Lindemann, H. II 184».
Lindner, Gerh. II 344.
Lindsay I 43*». 55»'*.
59 »\'». 60". 67». 72»».
73". 89»». 228.
Link I 131".
Linschroann, Th. I 19. 31.
Lintilhac, Eugene II 342».
Lioubow, Genia II 26.
Lisio I 117.
Littmann, E. I 258.
Uabrfo, G. II 351».
LocelU, G. I 131.
Locock, Miss II 188*».
L0seth, E. II 319 »•».
332 »»*.
Löwe,RichardI111.216".
Logemann, H. II 201 »*.
Lohmann IV 27.
Lomon, Ch. II 45.
Lonati, Giov. I 147«».
Longnon, A. II 260.
Lo Parco, Franc. II 149 ".
152»«.
Lopes, David I 34. 200».
Loria, G. II 140.
Lorin, Henri I 32.
Loriquet. H. II 344.
Lorrain, Jean H 37.
Lorris, Claude II 52.
Lortie, Edmond I 225.
Lortie, S. A. I 219. 239.
Lot. F. II 223—227 «
pa88im.231»".233»»^234.
235. 240»»». 245. 246.
249. 250. 257"». 272.
273. 282 »•». 291 *•».
320»^. 345.
Loth, J. II 224. 228»».
231 »". 235. 249 "».
291 *»».
Loti I 33.
Lovera I 131".
Lowes, John Livington II
187". 188".
Lowinsky I 10".
Loyson, Paul Hyadnthe
II 58.
Lozzi, Carlo III 4.
nabellini, Adolfo II 79.
Mc Aleer, George I 245.
Maccaber, E. II 128».
Macchioro, G. II 128».
Mac^ II 75.
Macdonald I 35.
Mc Kenzie , Kennet II
114»».
McKnight,G.H.II186".
Mc Laughlin, J. I 179.
Maddalena, E. I 130".
131 ». ". 156".
Madeleine I 226.
Madeline, Jean U 40.
Mael, Pierre II 39. 75.
Maeterlinck, M. II 34.
Majrnan I 218. 228. 235.
Majorca Mortillaro, L. M.
III 4.
Male, E. II 343.
Malzac I 262.
Mandni, A. I 75»*.
MSndrescu, S. C. 1 108».
K. Gruber u. A. Werner.
11
MaDdrot, B. de II 4'*.
Manger IV 2. 61".
Mangold, W. IV 59»«.
Manicardi II 118'.
Manly, John Matth. II
193 *•.
Manni, Gins. II 157".
MannuccilUO». II 102.
Mantoux II 203*<>*.
Manz, Georg II 344".
Maragall, Joan II 352.
Maragliano, Aless. 1 149 ^^
March^, I^o II 33.
Marcheean, A. II 111".
Marchesi, G. B. II 132".
Marchot I 120 ^ 130. II
237 1*0^
Marcile, M. J. I 240.
MarÄ5hal, A. I 182 »•.
Maredy, P. II 342.
Marenduzzo, A. II 144".
Margueritte, Paul II 51.
Margueritte, Victor II 51.
Mari, Giov. II 159".
Marianu I 115 ".
Mariel, Jean II 66.
Marienescu, A. I 115.
Marion, Jos. A. I 241.
Marni, J. II 56. 57.
Marnier I 178 ^
Marquardt,Wilh.II 327»".
Marsolleau, Louis II 48.
Martial, Lydie II 27.
58.
Martin, E. II 2. 319*«»*.
339 »".
Martini, Wolfgang II 17 **.
Maruffi, G. II 110".
116«'.
Marx I 43". *•. 60". ".
IV 28.
Mary, Jules II 36.
Masi. Corrado II 159»\
Maspero, G. II 218».
Massara, Ant. I 147".
Massarani, TulloII192»».
Massara, Aldo Francesco
II 92. 97. 118\ 121 >•.
Massicotte, £. Z. I 226.
247. 256.
Massing, Heinr. IV 24.
Mass6 Torients, J. II 350.
352.
Masson, Maurice II 16»'.
Mathieu, E. I 185".
Mathieu, O. E. I 219.
Mathieu , Theodore II
346".
Mathiex, Paul II 30.
Matthews , Brander II
183".
Matzke, John E. II 8". •.
184».
Maubeuge, Luden 1 184 '^
Mauntz, Alfr. v. II199'«.
Maurenbrecher I 66 »^
Maurer, Thöod. II 67.
Maurey, M. II 23.
Maz^, Jules II 37.
Mazzatinti, G. I 131».
Mazzoleni, P. I 121». II
157.
Mazzoni, Guido II 92.
110» ". 116". 148».
153".
Mead , William Edward
II 184 \
Mebus. Friedr. II 177'*.
Medem IV 73.
Megali del Giudice III 5.
Mehren I 34.
Meillet I 55"».
MeUleur-BartheJ.B.I237.
253.
Mele, E. III 4.
Mend^ Gatulle II 22. 69.
Men^ndez Pidal 135.209».
Men^ndez y Pelayo I 35.
Menger, Louis Emil 1 185 ».
Menghini, Mario II 156.
Mengin, Urbam II 147*.
Mennung, Albert II 10.
Mensendieck II 175".
Menzel, W. II 256 "^
Menzio,P.A.II105.106«.
Mercati, G. II 132»*.
Mercier, G. I 258.
Meringer, R. 111»». 53 »^
58*.
Merlato, Maria III 4.
Merlo, Clemente I 86".
128»». 140 ^ 143».
Mertens, Paul II 244»»*.
Merturi, Gaspare Jacova
I 215».
Mesquito I 121 »».
Mettrop, J. II 240»»*.
247 so« 248"». 297».
Metzger, Fr. IV 58 »^
Meunier, Mme. Stanislas
I 43»». 45. II 61.
Meyer, Edward II 201 •*.
Meyer, Kuno II 234»*».
318". »**".
Meyer, Paul 143*». 113.
8.259"». 273»»». 289***.
290 **». 293 *'*. 294.
299 »*. 302 »0. 306 »».
329»*^—»". 330»*». 331
»*». 332»»*. 337»". 344.
348.
Meyer-Lübke, W. 1 35.
41*». 70 ».73**. 11 1.1 18».
120.122»°.". 123.127.
133. 154*. 169»*. 160".
177»*. 178. 213*^
Miagostovich, V. II 157.
Michaelis, Bophus II
289 *»^
Michaelis de Vasooncellos,
Caroline I 212. 2]3*^
II 283»»».
Michaut, G. II 288*»».
Michel, Louise II 75.
Michelet, J. I 192*».
Michelis, de I 24.
Michieli, A. A. II 143".
Middleton, J. E. I 244.
Mielvaque, Marcel II 35.
Miessner, Fritz II 184»°.
Mignault,P.B. 1225. 240.
Milä, Lluis II 353.
Miliar. J. H. II 183*'.
MiUardet, G. 1 190". 190.
190»».
MiUer, J. IV 40.
Milner, W. G. I 232.
Minckwitz, M. J. U 254 *»».
319 »".
Mlndru 11 161.
Mirbeau, Octave II 21.
349*».
Miret y Sans I 34.
Modona, Leonello II 98.
Moguel, J.-A. I 21.
Moguel, J. J. I 21.
Mohl, F. I 159. 202»».
Moldovan II 161.
Molinaro Del Chiaro, L.
I 131»».
Molinier, Auguste II 1*.
Mollenhauer, E. IV 56'.
Molmenti, P. II 131 »».
Momigliano,AttilioI 128»».
Mommsen I 55»»».
Monaci I 75»». II 88. 91.
103. 117».
Mondon-Vidailhet I 261.
Monod, B. II 6».
Monod, E. I ::0.
Monro, C. H. I 76*.
Montanari, EugeniaI121».
Montandy, A. II 66.
Montclavel, Raymond I
251.
Mont^gut, Maurice II 24.
Montefl, C. I 259.
Montfort, Eugene II 34»».
57. 61.
Moore, Edward II 107». \
Moorman, Fred. W. II
193 *^
Morias, Jean II 48-
12
Autoreiiregister.
Morean, E. II 21.
Moreau, HeDri I 220.
Morel, Emil II 25.
Morel, Eugene II 34.
Morel, Jacques I 256.
Morel-Fatio I 209». II
304".
Morf. H. II 14.
Morice, A. G. I 255.
Morici, M. I 121«.
Morillot, Paul II 11*.
Moroncini, Franc. II 116*.
MoroBini, Ida II 141 ^
Morris, William II 289*".
Morrison, Alfred J. II
311 ^>. 313". 326"*-
Morsbach II 173 «>.
Mortensen, Johan II 341.
Moser, Hans I 106".
Mottola, 8. IV 59".
Motylinski, A. de I 258.
259.
Mouli^ras I 258. 259.
Mflhlan, A. IV 69. 70.
MüUer, Albin II 309".
Müller, H. IV 33».
Müller, Heinrich II 327 »•.
Müller, K. IV 54.
Müller-Fraureuth 13»®.
Mugica, M. I 22.
Mulas, Antonio I 158 '^
Munteanu,St.I115.116»'.
Muoni, Guido II 146'.
147*.
Muret, E. II 231"«. 232
10« 107^ 233 "». 282 "*.
317.
Musatti, Cesare 1 145 ". ".
146". III 5.
Mus8afia,A.I118M31».
147**. II 99". 239 "^
289**». 317 »^ 318"*.
Musset, Georges I 251.
Mussin I 121.
Myrand, Emest I 218.
Hädejde, S. II 165.
Nadiani, Pompeo II 111".
Nallino I 34.
Nanu II 161.
Naquet, Alfred II 20.
Nästurel I 116".
Natali. G. II 128». 136".
Nau, John Antoine II 65.
Navanteri, G. II 146*».
Nazari I 55"«.
Nechelput IV 75.
Negelem, von I 116".
Negri, Giov. II 150»».
151 ".
Nehb, Georg IV 24.
Neilson,G. 11176f.l83".
Neilson, W. A. II 284*«».
Nelligan, L. I 241.
Neri, A. II 143«.
Nerucci, Gherordo HI 5.
Nerval, Jacques II 39.
Nerval, Marie II 39.
Netri I 130".
Neumann, Ernst III 7.
Neumann, Fritz IV 21 f.
Neumann-Spallart 1 132 ^^
Nevers, Edmond de 1 222.
243. 256.
Newell, William Wells II
173«. 228". 239 >".
266»". 270 "•.
Nicholson, Byron I 233.
253.
Nicholson, Beynold A. II
280«".
Niccolini, F. II 133".".
139".
Nicolita-Voronca, Elena
II 115".
Niedermann 1 44 *' f. 45 "«.
46. 55 "»f.
Nief, Fernand II 50.
Nigillo-Dionisi, Giacomo
III 8.
Nigra I 80». 86". 120.
127. 128. 142. 143».
189». 200. 207. 208 »^
211»».
Nisio, G. II 129".
Nisson, C. II 63.
Nitze, Will. Albert II
225^^226. 265 »".309".
312^*, ".
NoaiUes', de I 237. II 46.
Nolhac, Pierre de II 50.
Nordby, C. H. II 171».
Normandy II 21.
Northrup, Clark S. II
177".
Nouy, de II 54".
Novakowski, Arthur II 31.
Novati, F. I 75. II 110»».
137". 149'«. 237"».
Nunevais, A. I 218.
Nutt, Alfred II 238. 242»»».
265»".
Nyrop,K.I131.II334»»».
Oberziner, L. I 146*».
Obrador y Bennassar, M.
II 351 '.
Odessus I 237.
Oelsner, H. II 287*»».
Oestberg I 189*.
Ogden, Philip II 256"».
OGver, M. S. 352».
Olivier, Arthur I 225.
Olivier, L. M. II 59.
Olivieri, G. II 146*».
Olphe-Galliard I 29.
Olsen I 40«».
Omont, Henri U 3.
Opitz I 66».
Orcutt, Wm. I 257.
Orlando, Filippo II 153".
Orieanu I 102.
Ortiz, Ramiro II 76 •.
100 ff.
Osimo, V. II 136".
Ostermann , Ludwig II
173»». 174»».
Osthoff I 39".
Otto, W. I 49".
Outer, Nestor I 185.
Oxilia, Gius. ügoll 155".
F. H. H. N. I 215».
Padfique I 227.
Pagnotti, Tom. II 144*».
Palante, G. II 21.
Palgrave, Frands T. II
191". 211»*».
Palrick, David H 172*.
Pampaion, Pierre I 218.
Panconcelli-Calzia, Giulio
I 15». 118. 126.
Panella, Ines II 142 ^
Pano, Mariano de I 34.
Pansa, Giovanni III 2.
Panzacchi, E. II 110*» f.
157 •».
Panzer, Friedr. II 199'*.
222»». 264»". 267»»».
284*".
Papa, P.' II 116»*.
Papahagi, N. II 166.
Päquet, L. A. I 219. 242.
Parducd, Amos II 122»».
Parducci, P. II 130»'.
Parent, S. N. I 240.
Paris, Gaston I 33. II 1 ».
3. 123»*. 224»*. 227".
228»». 230. 234»»». 235.
236. 238. 240. 243.
245—248.
PariseUe. E. IV 70.
Parker, Sir Gilbert I 245.
Parkman, Francis I 233.
Parmelee, E. W. I 257.
Parmelee, G. W. I 231.
Parmenüer, Florian II 46.
Parodi, E. G. I 122. 123.
126. 127. 132. 148. II
84. 102»^ 106. 110»»f.
111»<». 114*'. 235»".
Parodi, Emma III 1.
Paipal y Margues, Goeme
II 353.
Pascal, C. I 66». IH 4.
Paacu I 100. 110.
K. Graber u. A. Werner.
13
Pasiiii,F.I121MI133*».
141». 142».*.
Passerini, G. L. 11 109 ".
116«
Passy, Fr6d. II 65.
Paesy, P. 1 18^*.
Pat^, Lucien II 73.
Patech, C. I 216. 217".
Paueß, A. C. II 175".
186".
Paufler, Max IV 22f.
Paul, Th. II 17".
Pavolini, P. E. 1 26. III 3.
Payen-Paype, De V. IV 74.
PearsoD, Eraest I 32.
Pecchiai,PioI131MI92.
Peders, Maurice I 185".
Pedrolli, 8. II 131".
Pedrotti, G. I 146".
Pein, Ernst II 347.
P^ladan II 42. 46. 57".
P^liasier, L. G. II 137".
Pellandini, Vittore 1 146«.
Pellegrini, Flaminio II
104. 110". 142 •.
Pelletier, Antonio I 240.
Pelletier, W. Eug^e 1 229.
Pennacchi, F. II 151 *•.
Percie I 24.
P^n»po II 103.
Pereira, F. M. Eetevea 1
260. 261.
Pereira, Joa^ Ma. Arteaga
I 194*.
Pereira de Lima I 24.
Per^, R. D. II 353.
Pernot, Alfred IV 50".
Peron, Guy II 45.
Perret, W. II 189 »^
Perrin, Jules II 42.
Perruchon I 260. 261.
Pescherard II 54.
Pesquidoux, de II 47.
Peters, Richard II 303".
Petersen, Kate O.II 181 ".
Petrocchi , Policarpo I
117». II ]50". ".
Petsch, R. II 339"«.
Peyrebrune, G. de II 26.
Peyton, Pauline Lancaster
I 233.
Pezz^-Pascolato, Maria II
154 •*.
Pfetter,'G. I 178 ^
Philipot, E. II 246"*.
257"*."*. 341.
Philipp, M. I 69". 71».
Philippe, Louis II 24.
Phiihmore, Miss Cath. M.
II 111".
Piagnoli, Ägide I 148 »^
Picciola, G. II 111»».
Piccioni, L. II 107.
Piccitto, S. II 134".
Pichon I 69«».
Pioot, Emile II 349.
Piootto, G. B. II 111»*.
Piektin, Nicolas I 183*».
Pieri, Silvio I 74«». 118.
119. 120. 123. 127. 129.
130. 207»*.
Pietech, Karl 1197 ».198».
211».
Pihier, H. J. M. I 228.
PiUet, A. II 297». ».
334"».
Pilot, Ant. I 146". II
135 »^
Pilz, Gl. IV 28.
Pimodan, G. de II 47.
Pineau, L^on II 78".
341 "«.
Piquet II 242"*. 254"«.
319 *•*.
Pirenne,'H. II 3". 4.
Pirson, Jules I 43 »•. II 2.
334"». 336"». IV 2.
Pirsoul, L^n I 182".
Pistelli, Erm. II 110".
145**.
Pitrfe, G. III 2.
Pizzini, Am.'ilia I 121».
Plan, Paul II 66.
Plana y Dorca, J. II 352.
Planchen, L. II 77 ».
Piaton, L. A. II 179».
Platter I 57 K
Plattner, Ph. IV 56 ».59".
61".
Platz I 4".
Plessis, Fr^deric II 72.
Plessis, J. O. I 242.
Piomb , Hermann Peter
Barend II 291 *»».
Plunkett, Count Hill*».
Poinsot II 21. 65.
Poirier, Pascal I 222.
242. 254.
Poisson, Adolphe I 228.
Pokrowsky 145*'». 55"*.
***.
Pol, Stephane II 32.
Polacco, Luigi I 131»«.
II 109".
Pollard,Alfred W.II172.
183**. 189*».
Polle, Friedrich 13».
PomairolSjCharles de II 69.
Pope, Mildred I 178.
Popovici, Eusebiu I 97.
PopovicT, Josif I 111 »^
112»».
Por^bowicz, E. II 299".
307»».
Porena, Manfredi II 106.
137". 152*».
Poateate I 52".
Postinger, C. T. II 141 •»,
Potter, Alfred Qaghorn
II 211"».
Poup^, E. II 343.
Pourot, Paul II 59.
Pouvillon, Emile II 20.
PreUwitz I 56"». "*.
Preston, W. T. R I 233.
Prettyman, C. William II
324"*.
Pr^voet, Marcel II 27. 28.
60.
Prevoet, P. E. I 229.
Prieto y Vives I 34.
Prince, E. I 219.
Prince, J. E. I 219. 235.
Privas, Xavier II 71.
Probst I 10".
Pröscholdt, L. II 193*'.
194**. 214"*.
Prosiegel, Theod. II 182 *».
Proto, E. II 112»».
Proulx, L. T. I 228.
Prouvost, Am6d^ II 64.
Prudhomme, L. A. 1 238.
253. 255. 256.
Prunas, Paolo II 148». \
157.
Pünjer, J. IV 55».
Pujot, Albert II 41.
Pu^cariu, Sextil I 86*».
90». 98". 100". 101.
102*^ 111. 112. 125".
129. 130. 141*. 175*».
Putnam. E. K. II 184*.
i|uerlon, Pierre de II 46.
Quillacq I 69»*.
B., 0. de I 251.
R., J. I 211.
Kachilde II 44.
Radford I 46»». 48".
Radulescu-Codin I 116»».
Raenke, Hans I 79.
Raimbaud I 259.
Rajna, Pio II 98. 106.
107. 111»*. 116. 117».
125*». 132".
Ramain I 46»».
Rambaldi, P. L. II 110*».
116»*.
Rambaud I 258. II 47.
Rameau, Jean II 33. 38.
44.
Rana, Anfibio I 149»*.
Ranüvo I 262.
RaveUo, F. III 4.
14
Autorenregister.
Bavenel,Leftwich Florence
IT 324»».
BaJj Anna Chapin 1 257.
Baymond, Charles II 38.
Raynaud, H. II 7'\
Rebajoli I 131".
R^belliau, A. II 11*.
Receveur, Ant. Sylv. I
247.
Beck, 0. II 255»*.
Reclus, On^sime I 251.
Begis, M. Aurelio II
111»
Regnaud I 56»». "•.
B^gnier, Henri de II 49.
Beibach II 32.
Beichel I 51". 52»
Beichel, Qeorg IV 47 K
BeinhardstÖttner, K. von
IV 27.
Beinhart, Emma III 8.
Beinhold, J. Henry II
223**. 286*". 300".
327. 328.
Beinsch, Hugo II 209»".
Beis IV 25.
Belatore I 118».
Bemus, Hans II 181*».
Benard, Louis Georges
II 51.
Beni, Claude II 52. 60.
Benier I 75. II 111« ".
Bennert, Alfred II 298 •.
Bentrop, Emil IV 24.
Beschal, Antoine II 29.
Besclauze de Bermon II
55.
Besten, A. II 6».
B^val,GabrielIe II 36.55.
56. 58.
Beval, Jean II 36.
Bevelli, Paolo III 5.
Bh^aume I 242.
Bhys, John 125. II 249*»».
Bibaux, Adolphe II 46.
Bibecco, Agostino I 215.
Bibera I 34.
Bicci, C. II 131*». ».
Bicci, L. II 111»
Bicci, Pericle II 90.
Bice Holmes, T. I 27.
Bice, Karl C. 185 '•.120.
Bichepin, Jacques II 48.
Bichter, Elise I 87".
Bichter, M. II 6».
Rickert, Edith II 283*«».
Bienhardt, Albert IV 15.
Bigal, Eugene II 9».
Bigal. Franjois I 193».
Bintelen,, Fritz III 8.
Bipert, Emile II 72.
Bisop, Alfred I 3*. II
285 *»^
Bistow, A. M. IV 61".
Bivalta, Ercole I 139«*.
II 91.
Bivani I 219. 239.
Biversdale, Paul II 59»».
Bobbes, J. O. II 111»
Bobecchi, Bricchetti 1261.
Bobert, O. IV 46».
Bobertson, John M. II
201 ".
Bocca. L. II 105». 106.
107. 108».
Bochelle, E. IV 48». 49».
Rochemont, Quinette de
I 251.
Rochemonteix, Camille de
I 251.
Rochon, T^lesphore I 236.
Rod, Edouard II 19.
Rodeffer, J. D. II 176»^
221 »».
Rodes, Jean II 23.
Roethe, G. II 274».
Röttgers IV 28.
Rottiger, W. II 231.
Rogivue, H. I 180.
Rohde, Richaid II 4.
Roland I 181 ».
Roland, Romain II 48».
Rolla, A. II 128 »^
Romanescu, Aristizza II
163.
Romani,F.II109»».110».
Romano, M. II 146*».
Romano, S. 129»». »*.
Ronchamp , Eugene de
II 25.
Ronzoni, D. II 110»».
Roques, M. II 2. 298»».
Rosenhagen, G. II 250»^
253»».
Rosenthal, Ludwig II
205»»».
Rosny, J. H. 1131.42»'.
43. 55. 62.
Roßsbach, O. I 65*.
Rössel, V. II 128».
Rossellö, J. II 352.
Rossi, Attilio II 320»''*.
Rossi, G. I 144»*. 148*».
IV 26.
Rossi, Vittorio II 127».
Rossmann IV 19**.
Rotger y Capllonch 1 19o».
Rouillard, Eugene I 219.
Rouleau, Th. G. I 235.
242. 247.
Rousseau, Edmond I 240.
Roussette II 299»*.
Bouthier, A. B. I 243.
255.
Boutier, Gaston II 38.
47»».
Roy, Camille I 219. 236.
239.
Roy, Emile II 345 ".
346»». »^ 347. 348.
Roy, Ferdinand I 225.
Roy, J. C. I 247.
Roy, J. E. I 219. 253.
Roy, J. H. I 228.
Roy, Pierre Georges 1 218.
228. 235. 247. 253.
Roy, R^gis I 235. 240.
242. 247. 255.
Rozier I 220.
Rozwadowski, Jan v. II».
56 »»^
Rubiö y Lluch, A. II 352'.
Rusinol, Santiago II 352.
Rustica II 22.
Rustique, Urbain I 241.
Ruth, Rudolf II 292*».
Rydberff, Gustev I 81.
Rzewusky, Btanisla II 38.
Saavedra, Eduardo I 34.
35.
Sabbadini, R. I 138»*.
ßabersky, Heinr. I 131 **.
Sacerdote, Gustavo I 131.
Sackmann IV 20.
Sachrow, Karl II 220».
304.
Sadoveanu, Mihail II 165.
Sahr, J. IV 64.
Saint-Aulaire, A. de II 38.
St-Croix, Camille de II
47.
Saint-Denis, J. I 254.
Sakman, P. II 14»*.
Salandra. A. II 111*«.
Saliwürk, Edmund von II
288*»».
Saliwürk, Ernst von IV
27. 51.
Salvadori, Giulio II 95.96.
Salvioni, Carlo 1119. 122.
126. 127. 130. 144.
145»». 146»». 147.
148 *». 174 *'. 176 »^
201»». 202»». 206*».
208 ••. II 103.
Sander, G. E. II 178».
Sandfeld^ensen I 102*».
105**. *». 110. 216.
Sandu, C. II 165.
Santerrc, AI. I 229. 242.
255.
Santi, F.-V. II 143*«.
Santoro, D. II 112»'.
K. Graber u. A. Werner.
15
Sanvisenti, Bemardo II
120".
Sanxo, P. A. I 195».
Saran, F. II 237 "•. 259.
8ardou, A. L. I 178.
Bamette, Fernand II 30.
48.
Saroihandy I 210»b.
ßarran, F. II 77 ».
Sarrazin, Gregor II 197.
198^ 208«'. 209»«.
215 "•.
Sarrieu I 190*'.
Sattler, Anton II 274»".
Saulze, Abb^ IV 2.
Sauyin, G. II 56.
Savj -Lopez, P. I 118».
128. 129. 168» 189«.
1179.82^84.95.305".
329 »•.
Sayntices, P. II 23.
Sbiera, Rada J. I 97 ».
Scandone, Francesco II
93.
Scartazzini, A. I 121 »».
Scartazzini I 121 '». II
105. 109".
Schabitz, Alfred I 187*.
Schädel, Bemh. I 124.
131«. 195». IV 4.
Schäfenacker, Paul II 337
Schafetaedt, H. II 328*".
Schambach II 301».
Schanz, M. I 67».
Scharff, Paul I 183".
Scheffer, Robert I 28. II
23.
Scheffler, Wilh. IV 26.
Scheftelowitz I 56"».
ScheUing, F. E. II 178»».
Schenk, A. IV 47«.
Schenkl, K. I 68".
Schepp, Fritz U 300".
Scherillo. M. II 110".
Scherping II 7*.
Scherzer, Jane B. II 182 »«.
Schiavello, G. II 130".
Schick, Jos. n 194".
208 "♦.
Schirö, Giuseppe I 215".
Schlaeger, II 251 "».
Schleidi, G. II 201»».
Schlicher I 47 »^
Schlossmann, S. I 56"».
77.
Schmid, D. II 212 ff.
Schmidt IV 70.
Schmidt, Joh. I 42»«».
48'*. 49 '».
Schmidt, B. II Q\
Schmiel II 7«.
Schmitt, Joseph I 252.
Schneegans, F. Ed. II 6.
202. 204»". IV 21.
Schneegans, Heinrich II
10«. 304". IV 2.
Schober I 63 »^ IV 2.
Scholl I 59". 61.
Schömbs, Jakob II 195".
Schonbach. A.E. 11254«»«.
Schöpke, O. IV 62«*.
Schofield,W.H.lI125".
179 ". 186 ". 224 »•.
257«". 284"«.
Schorbach, K. II 294*»*.
Schoultz-Adaiewski, Ella
de III 3.
Schrader, O. I 11»».
Schramm, P. IV 62«». .
Schramm, WiUy II 203 "•.
Schreyer, Kurt I 108«^
Schröder, E. II 232 "».
Sehröder, Otto IV 18.
Schröer, A. II 202»«.
Schuchardt, H. I 10»*.
19. 20 23. 24. 53. 80«.
81».». 84". ".85"—".
98.99.128.130.145".".
171. 200 ".".201. 202««.
203. 207»«. 208»«. ".
211—214.
Schulze I 36.
Schuind, Jean I 184»».
Schullerus I 112«».
Schulten, A. I 48".
Schultz-Gorall 16". 17«».
219 ".240"*. 304.305".
330"». 335"».
Schulz, Otto II 297».
306»».
Schulze, A. I 51«*. 87«».
II 245 '»^ 250. 287*".
309 •»^•7.
Schulze, W. I 38«*. 43**.
48«*. 56«*. 70*. 72*».
Schumacher, Hans III 7.
Schürt, Edouard II 38 ".
Schuster I 112»».
Schweigel, M. IV 46'.
Schwend IV 27 f.
Scipioni, D. II 136»».
Scott, H. A. I 228.
Scott, Mary Auguste II
193»».
Scripture, E. W. I 15'.
Scurtu, J. II 161.
S^cheresse I 43**.
Sedgwick, Henry Dwight
I 234.
Seelheim, Karl II 290"».
332 *»«.
Segrfe, A. II 130*».
Segife, U. II 128'.
Seidel, A. IV 46«.
SeUa, Pietro I 140««.
Semeria II 110«».
Senes, G. I 121*.
Sepet, Marius II 342*.
Sepulcri 171'. 73*«. 131».
Seregni, Giov. I 139«».
Serra y Pag^, Boeendo
I 194«.
Settegast, E. II 335*»».
Setti, G. II 144»*.
Seybold I 34. 205 •\
Sforza, Giov. II 149».
Shadwell U 107.
Shaw, J. E. I 119.
Siefken, Ortgies II 188»*.
322**«.
Sienkiewicz, Jeanne II 70.
Sieper, E. II 182". *».
Sigaux II 57.
Silvain II 72.
Simard, Henri I 219. 236.
Simeoni, Attilio II 112»*.
Simioni, A. II 131 «^
Simon, Gust. II 17«».
Simon, Joh. Alph. H
244*'».
Simon, Jules IV 1.
Singer, S. H 221»*. 222»».
230. 241 *»». 255 «".
256«»'. 267»*«. 274»".
275»»*. 309»*.
Sinko, Th. I 74»*.
Sirois, N. J. I 242.
Sirven, P. II 138»*.
Sisti, Alfonso I 117*.
Sjögren I 60 «^
Skeat, Walter W. II 172'.
173 «'. 176 »». 180 ««.
182»*. 187". 285*".
Skutsch, F. I 37 *. ». 40.
45. 50'». 52'». 56"«.
58. 60««. »«.61»*. 62»*.»».
Smith I 219. II 198.
Smith, G. G. II 176".
Smith, James Bobinson
II 118».
Smyth, AlbertH. II 199'».
Sneyders de Vogel, K. II
330**».
Söderhjelm. W. I 81'.
II 231*»*. 292*»'.
Söhring, O. II 216 f.
Soeurs de la Charit^ de la
Providence de Montr^l
I 218.
Solerti, Ang. II 142».
Solmi, Arngo I 171".
172«*.
16
Solmsen I 39". 43«».
44« M, 45 "..ÖS. 66»".
Sommer, F. I 42»*. 44*».
56"«.
Sorbelli, Albano I 139*».
Sorel, Albert-Emile II 57.
Soubis, Albert II 34»o.
Souchon, Paul II 72.
Soulice, F. I 178.
Souli^, A. II 48.
Soulier, F^licien II 72.
Soureih, Audriu del I
193'».
Sperantia, Th. I 116»'.
II 163.
Sperati, R. II 134*».
Speyer I 56 "».
Spezzi, Pio II 18.
Spüler II 339»»».
Spingam, Elias II 192".
Spohn IV 63 '\
StadelmaDD, F. I 180.
Staerk, WUly II 271»".
Stapfer, Paul II 202»».
Steckel, H. IV 59 ».
Steinmetz, Eail I 216'>.
Steinmüller, Georg IV
fifi
Steffeus, G. II 250«*.
Stempe, V. I 30.
Stemplinger, E. II 12».
Stengel,E.II18'*.320»«».
326»". 327»». 329»*».
338'»». »»*. 347.
Stern, Emil 1 VK
Stern, L. Chr. II 234 »".
Stevens, E. M. I 120».
Stevenson, W. H. II 176»^
Stiavelli, G. II 159«».
Stiefel, Artur Ludw. II
10». 209 "^ 210"*. "».
Stier, G. IV 54*.
Stimming, A. II 332"».
Stolz I 44»». 45»». 50»'».
51»«. 56»»*—'". 72 '^
Stone, Will. Johnson II
191 »».
Stopes, Charlotte C. II
175".
Stowasser I 52»*. 56"».
.58». 70».
Strauss, Ren^e Paul I 32.
Streblow, E. II 347.
Strekelj, K. I 117*. 120.
144". ".
Stryienski, C. II 202»».
Stucke I 85. 178».
Sturdza, AL I 114.
Sturmfels, A. IV 72.
Sturtevant I 51»». 72".
Stutzenberger I 69*».
Autorenregister.
Subak, Julius I 164»*.
177»». 212»». II 290"».
Suchier,H.II99»».228»».
230. 243 »•». 273 »»».
278. 287. 294*". 297».
309 •♦. 320"'. 385»»*.
336»»». "«. 337»»*. 347.
Suconay Vall^ T. II 352.
Suite, Benjamin I 222.
242. 253.
Supino, J. B. II 116.
Sutter-Laumann, E. M. II
51.
Suttina,L.II110". 114»».
Sylvain, Ph. I 236.
Taffanel I 262.
Tailhade, Laurent II 64.
Tambara, G. II 155»»*
Taruffini-Ciardini I 131.
Taschereau I 229.
Tatlock, J. S. P. II 181".
TavaresdeMelloII168ff.
Ten Brink, JanII286*'^
Tendering IV 74.
Teichert 11 183»*.
Teichmann 1 131 ". 113».
Teneo II, 37.
Teodorescn - Kiriieanu I
116»*.
T^ramond, Guy de II 53.
Terribile, B. II 140»*.
Tesser^s I 201.
T^u, Horace I 228. 235.
242. 254.
Texte, Jos. II 202»'.
Teza I 130»». II 137".
157".
Thamhayn IV 76.
Th^moin, F. IV 53».
Theuriet, Andr^ II 35. 36.
Thomas, A. I 15». 178.
189». \ ». 190. II 76.
243"'. 246'»». 342.343.
Thompson II 302»*.
Thouar, Pietro III 3.
Thurau, G. 14»*. II 18»».
Thurneysen, Rudolf I 7 ".
44»». 54. 56»*®. 57»*®.
Thwaites, Reuben Gold.
I 234.
Tibbals, KateWatkins II
330 »".
Tiktin I 93. 102»». 106.
Tinayne, Marcelle II 49*».
Tissi^, Philippe I 32.
Tobler, A. I 89»». 178.
II 85. 200»®. 273»".
293*"*. 318»».
Tocco, F. II ilO**. 144
**. *».
Todd, H. A. I 185.
Todt, August I 132 »•.
IV 24.
Toldo, Pietro 11 12*. 120»».
122*». 322»»». 341"'.
348*®.
Tommaseo, Suor Ghiara
I 121*. II 157.
Tompson, Edward W. II
288*»».
Toni, D. II 104.
Toni, Ett. de I 145 »•.
Toqu6 .1 259.
Torp I 36* .». 37». '.
Torraca, Francesco II 81.
108»». 111*».".»®. 115'*.
Torretta, Laura II 119.
120»».
Tortoli, Giov. II 104.
Toselli, Giac. I 145*®.
Tosi, T. II 145»».
Toudouze, Gust U 75.
Toulet, P. J. II 37.
Toynbee, Paget I 130.
II 105». 106. 107». '.
112»». 113*». 115»».
Tozza, A. II 47.
Trabalza, Giro I 121 »».
131 ».
Träger, P. I 217".
Trahey I 69*®.
Traube, L. I 65». II 223.
Trauzzi, Alberto III 4.
Traversari, G. II 127.
Tremblay, N^r^6 I 219.
Trilby II 56.
Trischitta, Giov. II 142 »•.
TrojanoviiS, S. I 215»».
Tropea I 57 ».
Trudelle, Joseph I 254.
Truffier, Jules II 50.
Tuckwell, W. II 187«
TuUes I 261.
Turquan, Joseph II 50.
Turot II 56.
Tu^escu I 116»».
Tutoveanu II 161.
Tyrrell R. Y. I 60»*.
UhlenbeckI24. 3L45»».
57»**.
Ulrich, Jakob I 117». ».
II 235»". 340'»®.
Ungewitter, Jos. I 66»*.
Universit^ Laval de Que-
bec.
University of Toronto 1
234.
Unruh IV 76.
Urba I 68**.
Urbain, Ch. II 343.
Urefia I 34.
Urquijo, Julio de I 27.
K. Gruber u. A. Werner.
17
Vaccaluzzo, N. II 106.
110". 136".
Vagiimigli, M- II 144»«.
192".
Vahleo I 59»»
Valdagne, Pierre II 33.
Vall^ i Vidal, E. I 194».
Vallette II 44.
Valmaggi, L. I 121 '•.
Valmy-BaiBfle, J. II 65,
Valsecchi, G. II 143".
Vandeili, G. II 107. 109 '».
Vaesilich I 112.
Vattasso, Marco II 86 ff.
115". 343«.
Vaucaire, Maurice II 46.
Veber, Pierre II 20.
Velo, Nicolae I 112".
Vendryes 145 »«.»•. 54 "■».
Venner, Walter F. I 229.
Venturi, G. A. II 108".
Vercoutre, A. T. I 33.
II .>71«".
Verga, E I 121».
Vermenouze, Ar8^neII72.
Verne, Jules II 45.
Vernon, W. Warren II
106.
Verrier, Charles II 46.
Verschoyle,H.8. II112*«.
Vötillart, H. I 251.
Vetter I 57"»."*. 58 ^
Veyrin, Emile II 56".
Viard, Jules II 4".
Viciu, Alexis I 97'.
Vidal, A. I 192«.
Vidal, J. L. O. I 240.
Vidossich I 117». 122.
126.127.128.130.135»'.
145". 146.
Vietor. W. I 15.
Vignaux I 192".
Vignon, L. II 319 '«»^
Vincent, Jean I 256.
Vinson, J. I 21. 23. 24.
25. 26. 27. 31. 32.
Visan, Tanci^e de II 68.
Viscasillas I 34.
Vising, J. II 315, 317.
Vital, A. II 160«.
Vitelleschi, Amy Cochrane
II 137'*.
Vives I 35.
Vivien, Een^ II 64. 66.
Vlähuta, A. I 115*». II
163.
Vogel, F. I 69". IV 26.
VoUers, K. I 120.
VoUhardt, WiUiam II
198 •».
Vollmöller, Karl II 240 "'.
Volpi, Gugl. I 130. II
84. 115»«.
Vondräk I 127.
Voretzsch, 0. II 216 'd.
223**. 252. 272»*». 284
"». 296'. 303. IV 2. 4.
VoBsler, Karl 13». 4".
5". 117». .118». 121".
124. 131 \ II 95. 120.
121". IV 21 f.
Vrindts, Joseph I 184
184 »^
Vulcan, P. I 112.
Waag IV 33'.
Wackernagel I 47»».
Waddington, Richard I
252.
Wagner, Otto II 217 'f.
Walberg, E. 11220.304**.
Walleczek, Eobert II
290*»».
Wallensköld, A. II 228 »\
Walter, M. IV 33».
Waltzing I 68". ".
Warnke, K. II 248"».
284 ***».
Warren, F. M. II 220".
226'*. 301 "f. 338"».
Warron II 301 ".
Wasserzieher, E. IV 68.
Wassmuth, Th. II 326»".
Watenphul II 8»*.
Weber, Carl I 121 »'.
Webster, W. I 25. 30. 33.
Weckerlin I 212".
Wechflsler, Eduard I 4 ".
191. II 228»». 238"'.
239. 243. 246. 247. 274.
275-278. 280»»^ 300".
302".
Wedding, G. I 44*».
Wehofer I 69»».
Weichberger, Konrad II
200»'.
Weigand, G. I 95 *. 106.
112. 113*». 114.
WeihrichI68».II221»».
Weise, O. I 3».
Weiser, Karl II 190*.
Weitzenböck,G.IV60»».»».
Wendriner. R. II 276»»».
Wenzel, P. II 132»*.
Werner, E. IV 72.
Wershoven IV 75.
Wes^n I 45»'.
Wesselofsky, A. N. II
118». 266. 267»". 289
440^
Wessner I 66'.».
Weston, Jessie L. II 172 f.
228»». 229. 230. 238»*'.
240»»». 241»»». »»». 273
»»». 283*''^. 308
Wetz, Wilh.*II 198'^
Weymann II 221»».
Weyrauch, Max II 173".
292*»».
Weyrich, Marie II 70.
Wheeler I 9*».
Wicksteed II 107.
Wiedemann, E. I 34.
Wiedemann, O. I 57»*».
215»».
Wiese, Berthold I 117».
119»». 124»». 131». II
92. ,305*».
Wiese, L, II 6».
Wilamowitz I 54.
Willame, Georges 1 183".
Wilüson, J. S. I 246.
Willy,Colette 1123.31.32.
Wilmanns, W. II 219".
Wilmotte, Maurice 1 182».
113. 273. 302»». 306»».
Wilson, Wm. R. A. 1 234.
Winter I 181.
Winterfeld, v. I 67".
Wities, B. L. I 10 »^
Witte II 105.
Witte, Rudolf II 305»».
Wittebolle I 229.
Witzleben, M. v. 1 121".
Wlaasak, M. I 77 '».
Woelfflin I 67". 69»«.
74»». II 217».
Wohlgemuth, Fritz II
301".
Wolf, A. IV 59 »1.
Wolter, E. IV 73.
Woltmann, Ludwig III 7.
Woodbridge, Elise II 210
»»».
Worp, J. A. II 343'.
Wülfing, J. Ernst II 179».
221«».
Wundt I 1 ».
Wurzbach, W. von 116'.
210»»*. »»». IV 4.
Wyns, Jean I 185.
Xouj del Cairo I 25.
¥anguas, Eguilas I 34.
Yvan, Antoine II 42.
Yxart, J. II 352.
Zaccagnini, G. II 135»».
Zaccaria, E. I 130.
Zambaldi , Francesco I
123 ".
Zanni, G. II 131 ".
Zanon, G. A. II 111»*.
Zappia,E.V.II112.113*».
Zaxdo II 109.
Zarifopol, P. II 6*.
18
Autorenregister.
Zauner, A. I 88«». 198*.
199 •.
Zdekauer, L. I 132".
Zeidler,J.II281"«IV26.
Zeitier, Julius II 236 »*.
317 ".
Zeki, Achmed I 35.
Zenatti, Albino II 94. 97.
III 3.
Zenatti, Oddone II 118.
119»^
Zenker, R. II 75«.
Zennaro, Angelo III 6.
Ziegler, Max II 279»^«.
Zielinaki, TL 163". 64».
67».
Ziliotto II 128*.
Zimmer I 57. II 225".
272"«.
Zimmermann 1 44". 48^*.
49'«.". 50. 51". 56"'.
57»"— "^ 73". II 284
"*.
Zinräielli, N. II 105*.
123". 330»*'.
Zingerle, Wolfram von
II 236"'. 257.
Zito, M. II 134*».
Zoleai, A. I 148 "•.
Zoidan, G. I 131.
Zubatj I 57"».
Zuccante, G. II 106.
Zulueta, Nioolaa de I 21.
Zumarripa, P. I 22.
Zumbini, Bon. II 143**.
Zuylen de Nyevelt, Helene
de II 64. 67.
Zwick, R. II 191'.
Zwierrina, K. II 241 "'.
247"». 256"'.
Zycha I 68".
ITerzeiclinis
der in diesem Bande vorkommenden Abkürzungen fär
Zeitschriften, Sammelwerke u. s. w.
A. = ADglia.
AAA. = Atti deir Accademia degli
Agiati.
AAkWErakau. = Anzeiger der Aka-
demie der WisseDBchaften in Krakau.
AAST. = Atti della B. Accademia
delie Bcienze di Torino.
AAVTI. = Atti delP Accademia scien-
tif. yeneto-trentino-ietriaiia.
ABbl. = Anglia, Beiblatt.
AbhAkKrakau. = Abhandlungen der
Akademie der Wissenschaften zu
Krakau.
AbhAkMünchenhRl. = Abhandlungen
der bayer. Akademie der Wissen-
schaften zu München, historische
Klasse.
AbhGPh. = Abhandlungen zur germa-
nischen Philologie. Festgabe für B.
Heinzel.
AbhphhKlSGW. = Abhandlungen der
phil.-hist. Klasse d. Kgl. Sachs. Ge-
sellschaft der Wissenschaften.
ABret. = Annales de Bretagne.
ABSHF. = Annuaire-BuUetin de la
Soci^t^ de rhistoire de France.
Ac. = The Academy.
ACISS. = Atti del Congresso inter-
nazionale di scienze storiche. (Boma
1903.)
ACQB. = American Catholic Quaterly
Beview.
AFLB. ^ Annales de la facult^ des
lettres de Bordeaux.
AGIt. z= Archivio glottologico italiano.
AGiu. = Archivio giuridico.
AGPh. = Archiv für Geschichte der
Philosophie.
AIV. = Atti del R Istituto Veneto di
scienze, lettere ed arti.
AJPh. = The American Journal of
Philology.
AJTh. = The American Journal of
Theology.
Alb. = Albania.
AlbV. = Albania e vogJ (halbmonatl.
Beilage hierzu).
ALLG. = Archiv für lateinische Lexi-
kographie u. Grammatik. (Wölfflin).
AM. = Annales du Midi.
AMAVer. = Atti e Memorie deir Acca-
demia d' agricoltura, scienze, lettere,
arti e commercio di Verona.
AMAVM. = Atti e Memorie della B.
Accademia Virgiliana di Mantova.
ANPh. = Annfuen der Naturphilo-
sophie (Veit & Co., Leipzig).
APS. = AthensBum Press Series (Boston,
Ginn & Comp.).
A&B. = Atene e Boma.
ArB. = Arthurian Bomances, Unre-
presented in Malory's „Morte d'Ar-
thur". (D. Nutt, London).
ASANa. = Annales de la Soci^t^
arch^ologique de Narour.
ASANiv. = Annales de la Soci^t^
arch^logique de Tarrondissement de
Nivelles.
ASCL. = Archivio storico per la Cittä
e Comuni del Circondario di Lodi.
AScNS. = Annali deUa K. Scuola Nor-
male Superiore. Pisa.
ASIt. = Archivio storico italiano.
ASJ. := Archiva Societa^ii stiintifice
bi literare din JasT.
ASL. = Archivio storico lombardo.
ASNS. = Archiv für das Studium der
neueren Sprachen und Literaturen.
ASPh. = Archiv für slavisdie Philo-
logie.
ASPM. = Archivio storico per le pro-
vincie modenesi.
ASRB. = Annalas della Societad
Bhaetoromanscha.
ASTP. = Archivio per lo studio delie
tradizioni popolari.
At. = Ateneum.
Ath. =: The Athenaeum.
ATr. = Archeografo Triestino.
AtVen. = L'Ateneo Veneto.
20
Verzeichnis der AbkurzuDgen.
AUCh. = Anales de la üniversidad
de Chile.
AUL. = Annales de TuDiversit^ de
Lyon.
AZB. = Allgemeine Zeitung, Beilage.
BABLB. = Boletin de la Real Aca-
demia de buenas Letras de Barcelona.
BAcB. = Bulletin de l'Acad^mie de
Belgique.
BAG. = Beiträge zur alten Qeschichte.
BASA. = Bulletins de FAcad^mie des
Sciences d'Amsterdam.
BB. •= Bezzen bergers Beitrage.
BD. = Bibliografia dantesca.
BDLIC. = BoUeti del Diccionari de la
Llengua catalana. (Hgg. von Moss.
Antonio M». Alcover, Palma de
Mallorca.)
BECh. = Biblioth^que de T^le des
Charles.
BGDSL. = Beiträge zur Geschichte
der deutschen Sprache u. Literatur.
BHi. = Bulletin Hispanique (AFLB.
ni).
BHLLFPB. = Bulletin d'histoire lin-
guistique et litt^raire fran^aise des
Bays-Bas (p. p. G. Doutrepont et le
baron Fr. Bemune).
BHPh. = Bulletin historique et philo-
lodqne.
BIAL. = Bulletin de l'institut arch^o-
logique li^geois.
BIgG. = Bibliothek indogermanischer
Grammatiken. (Leipzig, Breitkopf &
Härtel).
Bit = Biblioteca italiana.
BIUM. = Bulletin Italien des Univer-
sit^ du Midi.
BJMAe. = Bibliotheca Juridica Medii
Aevi (Bologna)-
BllGySdi. = Blätter für das Gymnasial-
schulwesen.
BM4. = Biblioth^ue M^ridionale.
BNPh. = Beiträge zur neueren Philo-
logie, Jakob Schipper dargebr. (Wien,
Braumülier 1902).
BPF. = Biblioth^ue des Parlers de
France.
BPFC. = Bulletin du parier fran9ais
au Canada.
BPhWS. = Berliner philologische
Wochenschrift.
BBEPh. = Beiträge zur romanischen
und englischen Philologie. Festgabe
für W. Foerster. (Halle, Niemeyer).
BRPhMuss. = Bausteme zur Eoma-
nischen Philologie. Festgabe für Adolf o
Mussafia. (Halle, Niemeyer 1905).
BSALu. = Boletin de la Sociedad
arqueolögica Luliana.
BSATF. = Bulletin de la Soci^t^ des
Anciens Textes Fran9ais.
BScIt. = BSIt.
BSDIt. = Bullettino della Societä dan-
tesca italiana. Firenze, Loescher.
BSFB. = Bullettino della Societä filo-
logica romana.
BSFRB. = Buletinul Societatei filo-
logice rom&na, Bucurefti.
BSGW. = Berichte über die Ver-
handlungen der Kgl. Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften zu
Leipzig.
BSIt. = Biblioteca delle scuole italiane.
BSLLW. = Bulletin de la Sod^
li^geoise de litt^rature wallonne.
BSPist. = Bullettino storioo pistoiese.
BSB. = Bulletin de la soci^t^ Bamond.
BSSIt. = Bollettino storico della Sviz-
zera Italiana.
CSATF. = BuUetin de la Soci^t^ des
Anciens Textes fran9ais.
BURS. = Biblioth^ue universelle et
Revue Suisse.
BSVAH. = BuUetin de la Sod^t^
vervi^toise d'Arch^logieet d'Histoire.
GAB. =: Commentarii delPAteneo di
Brescia.
CBIDAG. = Correspondenzblatt der
Deutschen anthropologischen Gesell-
schaft.
CCEL. = Cronache della civiltä elleno
latina.
CGIL. = Corpus glossariomm lati-
norum.
CIE. = Corpus inscriptionum etrus-
carum.
CIL. = Corpus inscriptionum latinanim.
CL. = Convorbiri literare.
CLIE. = CoUezione di Libri d'Istru-
zione e di Educazione.
CIR. = The Classical Review.
COlRa. = Collezione di Opere inedite
o rare di scrittori italiam' dal XIII
al XYI secolo pubblicata per cura
della R. commissione pe'testi di lingua
nelle provincie dell'Emilia.
Cosm. = Cosmopolis.
Cr. = La Critica. Rivista di Letteratura,
Storia e Filosofia dir. da Ben. Crooe,
Napoli.
CS. = Corriere della Sera.
CTH. = CoUection de textes pour eer-
vir ä r^tude et ä Penseignement de
rhistoire.
CUSRPhL. = Columbia üniversity
Studies in Romanoe Philology and
Literature.
DAkWien. = Denkschriften der Aka-
demie Wien, phil.-hist. Kl.
VerzeichDis der Abkürzungen.
21
DLZ. := Deutsche Literaturzeitnng.
DPOh. = The decennial publicatione
of the Univereity of Chicago.
DRu. = Deutsche Rundschau.
EBA. = Erudizione e Belle Arti.
EBa. = L'Eco del Baldo.
EETS. = EarlyEnglish Text Society.
EETS.ES. = Early English Text Society.
Extra Bcries.
ER. = Edinburgh Review.
ES. = Englische Studien.
ETBi. = Englische Textbibliothek hgg.
V. Jhs. Hoops. (Weimar u. Berlin,
E. Felber).
EPHE,SSHPh. = 6cole pratiquc des
hautes ^tudes, Section des sciences
historiques et philologiques.
F. = La Favilla.
FD. = Fanfulla della Domenica.
FFL. = Frfm filologiske föreningen i
Lund.
FNLH. = Forschungen zur neueren
Literaturgeschichte. Festgabe für
Richard Ueinzel (Weimar, E. Felber).
FRPh. := Forschungen zur romanischen
Philologie. Festgabe für H. Suchier.
GAphhKl. = Abhandlungen der Kgl.
Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen, philol. bist. Klasse. Neue
Folge. (Berlin, Weidmann.)
GaF. = Gazzctta di Foligno.
GBA. = Gazette des Beaux-Arts.
GDa. = Giornale dantesco.
Germ. = Germania.
GFr. = Der Geschichtsfreund.
GG. = Gröbers Grundriss der Ro-
manischen Philologie.
G. =z Gegenwart.
GGA. = Göttingische gelehrte An-
zeigen.
GNIt. = Le Gallerie Nazionali Italiane.
GRL. = Gesellschaft für Romanische
Literatur (begr. v. Vollmöller).
GrL. = Grimm Library (London, David
Nutt).
GSLIt. = Giornale slorico della lettera-
tura italiana.
GSLLig. = Giornale storico e letterario
della Liguria.
H. = Hermes.
Ha. = Hennathena (A series of papers
on litcrature, science, and philosophy
by membersof Trinity College, Dublin).
HN. = Hochschulnachrichtcn.
HSN. = Harvard Studios and Notes
in Philology and Literature.
IgA. = Anzeiger für indogerm. Sprach-
und Altertumskunde. Beiblatt der
indogerm. Forschungen.
IgF. := lodogermanisäe Forschungen.
IM. = Italiana Moderna.
JAs. = Journal Asiatique.
JbbPh. = Jahrbücher für Philologie.
JbbKlPh. =: Jahrbücher für klassische
Philologie.
JbDSG. = Jahrbuch der deutschen
Shakespeare- Gesellschaf t.
JbFL. = Jahrbuch der französischen
Literatur.
JBIRS. = Jahresbericht des Instituts
für Rumänische Sprache (Rumänisches
Seminar) zu Leipzig. Hgg. v. G.
Weigand (Leipzig, J. A. Barth).
JBKA. = Jahresbericht über die Fort-
schritte der Klassischen Altertums-
wissenschaft
JBRPh. = Kritischer Jahresbericht über
die Fortschritte der Romanischen
Philologie. Hgg. v. K. Vollmöller.
Wird, wo keine Verwechslung mög-
lich, auch JB. abgekürzt.
JbVWP. = Jahrbuch des Vereins für
wissenschaftl. Pädagogik.
JCL. = The Journal of Comparative
Literature. (New York.)
JD. = Journal des D^bats.
JGPh. = The Journal of Germanic
Philology, ed. by Gustav E. Karsten
(Bloomington, Ind., U. S. A.).
JS. = Journal des Savants.
KSt. = Kieler Studien zur englischen
Philologie.
LBlGRPh. = Literaturblatt für ger-
manische u. romanische Philologie.
LCBl. = Literarisches Centralblatt
LF. = Literarhistorische Forschungen,
^gg' V. J. Schick und M. Fr. v.
Waldberg.
LFi. = Listy filologicke.
LV. = Bibliothek des Literarischen
Vereins Stuttgart.
LW. = Literatures of the World.
MA. = Le Moyen Age.
Ma. = Le Marche.
MAGW. = Mitteilungen der Anthro-
pologischen Gesellschaft in Wien.
MAST. = Memorie della R. Accademia
delle scienzc di Torino.
MB. = Münchener Beiträge zur roma-
nischen und englischen Philologie,
hgg. V. H. Breymann und J. Schick.
M^l. = Melusine.
22
Verzeichnis der Abkürzungen.
MGDSZ. = Mitteilungen der Gesell-
schaft für deutsche Sprache in Zürich.
M.-L. = Meyer -Lübke, Grammatik
der Bomanischen Sprachen.
MLAsc. = Miscellanea linguistica in
onore di Gr. Ascoli (Torino, E,
Loescher).
MLN. = Modem Language Notes.
MNPS. = Miscellanea nuziale Pe-
traglione-Segato.
MNSN. = Miscellanea Nuziale Scherillo-
Negri.
MPh. = Maitre phon^tique.
MPhBru. == M^langes de Philologie
offerts a Ferdinand Brunot ä Tocc.
de sa 20« ann^e de professorat dans
Tenseignement sup^rieur par ses ^l^ves
franyais et ^trangers. (Paris, Soc.
nouv. de libr. et d'^dit. 1904.)
MPhi. = Modern Philology (Chicago).
MPhRWahl. = M^langes de philologie
romane dedi^s k Carl Wahlund ä
Toccasion des 50*^"»® anniversaire de
sa naissance (7. janv. 1896) M&cod,
Protat frferes.
MQLL. = Modern Quarterly of Lan-
guage and Literature.
MSCGraf. = Miscellanea di studi critici
in onore di A. Graf (Bergamo, Ist.
ital. d*arti graf. 1903)
MSE. = Miscellanea di storia ecclesi-
astica.
MSIt. = Miscellanea di storia italiaua
MSLP. = Mömoires de la soci^t^ de
linguistique de Paris.
MSRC. = Mömoires de la Soci^t^
Boyale de Canada.
MSt. z=z Marburger Studien zur eng-
lischen Philologie. (Marburg, El wert).
Mus. = Museum.
N&A. = Natura ed Arte.
NA. = Neues Archiv der Gesellschaft
für ältere deutsche Geschichtskunde.
NAnt. = Nuova Antologia.
NAR. = North American Review.
NAS. = Nuovo Atcneo Siciliano.
NAVen. = Nuovo archivio veneto.
NF. = La Nouvelle France.
NJbbKlA. = Neue Jahrbücher für das
klassische Altertum, Geschichte und
deutsche Literatur und für Pädagogik,
hgg. V. J. Ilberg und B. Gerth.
(Leipzig, Teubuer.)
NJbbPh. = Neue Jahrbücher für
Philologie und Pädagogik.
NKBIGRWürtt. = Neues Korrespon-
denzblatt für die Gelehrten- und
Realschulen Württembergs.
NM. = Neuphilologische Mitteilungen
(hgg. V. Neuphil. Ver. Helsingfors).
NN. = Napoli nobilissimo.
N&Q. = Notes and Queries.
NR. = La Nouvelle Revue.
NRHD. = Nouvelle Revue historique
de droit franpais et Strängen
NS. = Die Neueren Sprachen.
NSc. = Notizie degli Scavi.
NTo. = Niccolö Toramaseo.
ÖRu. = Österreichische Rundschau.
P. = Philologus.
Pal. = Palaestra. Untersuchungen u.
Texte aus der deutschen u englischen
Philologie, hgg. v. A. Brandl u. E.
Schmidt (Berlin, Mayer & Müller).
Par. == La Parole. Revue internationale
de rhinologie, otolo^ie, laryngologie
et phon^tique exp^nmentale.
PB. = Polybiblion.
PBll. = Pädagogische Blätter.
PhStSiev. = Philologische Studien.
Festgabe für E. Sievers. Halle 1896.
PI. = Pacine Istriane.
Pi. = II riemonte.
PMLA. =: Publications of the Modern
Language Association of America.
PPhSG. = Proceedings of the Royal
PhiloBophical Society of Glasgow.
PSMRF. = Populär Studies in Mytho-
logy Romance and Folklore (London,
D. Nutt).
QDO. = Questions diplomatiques et
coloniales
QF. = Quellen und Forschungen zur
Sprach- und Kulturgeschichte der
germanischen Völker.
QULPhMA. = Quellen und Unter-
suchungen zur lateinischen Philologie
des Mittelalters (hgg. v. Ludwig
Traube, München, C. H. Becksche
Verlagsbuchh.).
RAALBAN. = Rendiconti dell'Acca-
demia d' archeologia, lettere e belle
arti di Napoli.
RABM. = Revista de Archivos, Biblio-
tecas y Museos (Madrid).
RAg. = Revue de I 'Agenais.
RaCLIt. = Rassegna critica della lette-
ratura italiana.
RAL. :=. Rendiconti della R. Acca-
demia dei Lincei, cl. di scienze mor.,
stör, e filol.
RaP. = Rassegna Pugliese.
RASLA. ^ Rivista Abruzzese di Sci-
enze, Lettere ed Arti.
RAuv. = Revue d'Auvergne.
RB. = Romanische Bibliothek (Foerster).
RBA. = Rivista delle biblioteche e
degli archivi.
Verzeichnis der Abkürzungen.
23
RBIt. = Bivista bibliografica italiana.
RBLIt. = Rassegna bibliografica della
letteratara italiana.
RC. = Revue celtique.
RCan. = La Revue Canadienne (Mon-
tr^l).
RCC. = Revue des cours et Con-
ferences.
RCHLEP. = Revista critica de Hi-
storia y Literatura Espaüolas Portu-
guesas 6 Hispano-Americanas.
RCLIt. = Rivista critica delln let-
teratura italiana.
ROM. = Radcliffe College Monographs.
RCr. = Revue critique d'histoire et de
litt^rature.
RDM. = Revue des deux Mondes.
Re. = Renascenya.
Reü. = Revue Universitaire.
RF. = Romanische Forschungen (VoH-
möUer).
RGasc. = Revue de Gascogne.
RG^n. = Revue G^n^rale (Brüssel).
RHA. = Revue historique ardennaise.
RHE. = Revue d'histoire eccl^iastique.
RHisp. = Revue Hispanique.
RHLF. = Revue d'Histoire litt^raire
de la France.
RHPC. = Review of historical publi-
cations relating to Canada.
RHue. =: Revista de Huesca.
RIL. = Rendiconti del R. Istituto
Lombardo.
RIPB. = Revue de Instruction publique
en Belgique.
RIS. = Rerum Italicaruna Scriptores.
Rlt. = Rivista d'Italia.
RL. =, Revue de linguistique et de
Philologie compar^e.
RLR. = Revue des langues romanes.
RM. = Revue noensuelle.
RMi. = Revue du Midi.
RMIt. = Revista musicale italiana.
RMPh. = Rheinisches Museum für
Philologie.
RN. = La Rassegna Nazionale.
Ro. = Romania.
ROL. z= Revue de ^Orient latin.
RP. = Kevista de Portugal.
RPar. = Revue de Paris.
KPhFL. = Revue de Philologie fran-
9ai6e et de Litt^rature.
RPhFP. = Revue de Philologie fran-
yaise et proven9ale.
RPN. = La Revue picarde et nor-
mande.
RPy. = Revue des Pyrdn^es; France
m^ridionale — Espagne. Organe de
PAssociation Pyr^n^cnne. Toulouse,
E. Privat
RQH. = Revue desquestionshistoriqucs.
RSA. = Rivista di storia, arte, archeo-
logia della provincia di Alessandria.
RSL. = Rivista di 8cienze e Lettere.
RSSa. = Rivista storica salentina.
RSASA. = Rivista di Storia antica e
Scienze affin i (Messina).
RTP.= Revue des traditions populaires.
SAPPsPh. = Sammlung von Abhand-
lungen aus dem Gebiete der päda-
gogischen Psychologe und Physio-
logie, hgg. V. Th. Ziegler und Th.
Ziehen (Krlin, Reuther & Reichard).
SATF. = Socidte des Anciens Textes
Fran9ais.
SAV. = Schweizerisches Archiv für
Volkskunde, hgg. v. Ed. Hoffmann-
Krayer.
ScAnt. = Scottish Antiquary.
SBAkBerlinphhKl. = Sitzungsberichte
der kgl. preussisch. Akad. d. Wissen-
schaften zu Berlin, phil.-hist. Klasse.
SBAkMünchenphEll.= Sitzungsberichte
der k. bayer. Akad. d. Wissensch. zu
München, philos. philol. Klasse.
SBAkWienmathnaturwKl. = Sitzungs-
berichte der k. k. Akademie der Wissen-
schaften zu Wien, mathematisch-
naturwissenschaftliche Klasse.
SBAkWienphhKl. = Sitzungsberichte
der k. k. Akad. der Wissensdiaften zu
Wien, phil.-hist. Klasse.
ScCL. = Scelta di Curiositä Letterarie
inedite o rare dal seoolo XIII a1 XVII.
SDGG. = Studien und Darstellungen
aus dem Gebiet der Geschichte hgg.
von d. Görresgesellschaft.
SEPh. = Studien zur englischen Philo-
logie hgg. V. L. Morsbach (Halle,
Niemeyer).
SEIL. = Society franyaise d*Imprimerie
et de Librairie.
SFR. = Studi di filolosia romanza.
BGIt. = Studi glottologici italiani
(diretti da Giacomo de Gregorio.
Torino, Loescher).
SHVU. = Skrifter utgifna ad K.
Humanistiska Vetenskapssamfundet i
Upsala.
SIFCl. = Btudj italiani di filologia
classica.
SIgLiG.= Sammlung indogermanischer
Lehrbücher hgg. v. Dr. Herm. Hirt,
a. o. Prof. a. dTÜn Leipzig. I. Reihe:
Grammatiken.
SME.= Studj Medievali (Dir.: F. No-
vati, R. Renier. Edit: E. Loescher,
Torino).
SNPhL. = Studies and Notes in Philo-
logy and Literature (Boston, Mass.,
Ginn and Comp.).
24
Verzeichnis der Abkürzungen.
ßPAGIt. = Supplementi periodici all'
Archivio glottologico italiano.
SPFCanada. = Soci^t^ du Parier
fran9ai8 au Canada (Universum Laval,
Quebec). *
SR. =r Tbe Saturday Review.
SRSFR. = Studi roraanzi della Societä
fil. romana.
SVFMon. = Scritti vari di filologia
dedicati a Ernesto Monaci. Roma,
Forzani 1901.
SwdSchBll. = Südwestdeuteche Schul-
blätter.
TAPhA. = Transactions of the American
Philological Association.
TATM. = Dai tempi antichi ai tempi
modern i (Milano, Hoepli 1904).
TPhS. = Transactions of the philo-
logical Society of London.
TR. = Testi romanzi (a cura di E.
Monaci) Roma, Loescher.
Tr. = Tradition.
Tri. = Tridentum. Kivista mensile di
studi scientifici (Trento).
TSCym. = Transactions of the Society
of Cymrarodorion.
TU. = Texte u. Untersuchungen zur
Geschichte d. altchristlichen Literatur.
Hgg. V. O. V. Gebhardt u. A. Har-
nack.
U siehe Umb.
UEg. = Unser Egerland. (Blätter für
Egerländer Volkskunde, begr. und
hgg. von Alois John.)
Umb. = L'Umbria.
URF. = Uppsatser i Romansk filologi
tillägnade Professor P. A. Geijer pa
hans sextioärsdag den 9 april 1901.
Uppsala 1901. Almquist & Wiksell.
V. . . VPhS . . . = Verhandlungen der
. . . Versammlung deutscher Thilo-
logen und Schulmänner (Zahl und
Ort wird jedesmal eingesetzt).
VDWVS. = Verhandlungen des Deut-
schen Wissenschaftlichen Vereins in
Santiago.
VShfKl. = Videnskabsselskabets Skrif-
ter. II. Historisk-filosofisk Klasse.
W. = Wallonia.
WBDEPh. = Wiener Beiträge zur
deutschen und englischen Philologie.
Hffg. y. R. Heinzel, J. Minor, J.
Schipper (Wien, Braumüller).
WS. = Wiener Studien.
WSKPh. = W^ochenschrif t für klaflsische
Philologie.
WVZ. = Württemb. Volkazeitung.
YStE. = Yale Studies in Engliah.
ZA. = Zeitschrift für Assyriologie.
ZAOS. = 2^it8chrift für afrikanische
u. ozeanische Sprachen.
ZBü. = Zeitschrift für Bücherfreunde.
ZCPh. ~ Zeitschrift für celtische Philo-
logie.
ZDA. = Zeitschrift für deutsches Alter-
tum und deutsche Literatur.
ZDKG. = Zeitschrift für deutsche
Kulturgeschichte.
ZDMG. = Zeitschrift der deutschen
morgenländischen Gesellschaft.
ZDPh. z= Zeitschrift für deutsche
Philologie.
ZFEU. = Zeitschr. f. französ. u. engl.
Unterricht, hgg. von Kaluza und
Thurau (Königsberg).
ZFSL = Zeitschrift für neu-französ.
^Sprache und Literatur.
ZOG. = Zeitschrift für die österreichi-
schen Gymnasien.
ZPPP. = Zeitschr. f. pädag. Psycho-
logie u. Pathologie.
ZRPh. = Zeitschrift für romanische
Philologie.
ZRS. = Zeitschrift für das Realschul-
wesen.
ZSRGR. = Zeitschrift der Savigny-
Stiftung f. Rechtsgeschichte, Roman.
Abteilung.
ZVglL. = Zeitschrift f. vergleichende
Literaturgeschichte, herausg. von
M. Koch.
ZVglS. = Zeitschrift f. vergleichende
Sprachforschung.
Bemerkenswerte Druckfehler und Berlehtigangen.
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Zweites Yerwaltungsjahr 1903:
Band 3: I Trovstori minori di Genova. Introdazione, testo, note e
grloBsario per il Dr. Giulio Bertoni.
Band 4: Trubert. Altfranzdsischer Schelmenroman des Douin de Xiavesne.
Nach der Handschrift mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar neu
herausgegeben von Jakob Ulrich.
Band 5: Die Lieder des Blondel de Nesle. Kritische Ausgabe nach
allen Handschriften von Dr. Leo Wiese, Privatdozenten an der
Universität Münster i. W.
Band 6:AlonBo de la Vega, Tres Comedias. Con nn pröloj^o de D.
Marcelino Menöndez y Pelayo de la Academia Espauoia.
Drittes Verwaltungsjahr 1904:
Band 7: Gedichte eines lombardischen Edelmannes des Quattro-
cento. Mit Einleitung und Übersetzungen herausgegeben von Leo
Jordan.
Band 8: 11 Ganzoniere provenzale della Biccardiana Nr. 2909.
Edizione diplomatica precednta da un' introdnzione per il professore
Giulio Bertoni.
Band 9: Der Engadinische Psalter des Ghiampel. Neu herausgegeben
von Jakob Ulrich.
Viertes Verwaltungsjahr 1905:
Band 10: El Libro de Alixandre. Manuscrit esp. 488 de la Biblio-
thöque Nationale de Paris publik par Alfred Morel-Fatio.
Band 11: Una Sacra Kappresentasione in Logudorese. Ristampata ed
illustrata per cura del Prof. Mario äterzi, Pisa.
Band 12: L'Estoire Joseph. Herausgegeben von Ernst Sass.
Band 13: Die altfranzösischen Motette der Bamberger Handschrift,
nebst einem' Anhang, enthaltend altfranzösische Motette ans anderen
deutschen Handschriften, mit Anmerkungen und Glossar herausgegeben
von Albert Stimming.
Fünftes Verwaltungsjahr 1906:
Band 14: Altitalienische Heiligenlegenden aus der Hs. XXXVIII, 110
der Florentiner Biblioteca nazionale centrale mit grammatischer,
literavhiatoriscber Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von
Wilhelm Friedmann.
Band 15: Antonio Munoz. Aventaras en verso y prossa. Nach dem Druck
von 1739 neu herausgegeben von G. Bai st.
Band 16: Cancionero y obras en prosa de Fernando de La Torre.
Publicado por A. Paz y M61ia.
Im Druck:
Kigomer. Altfranzösischer Artusroman de» dreizehnten Jahrhunderts nach der
einzigen Chantilly-Handschrift mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar
zum erstenmal herausgegeben von Wendelin Foerster.
Zum Druck angenommen:
Jehan von Langen. Altfranzösisches Heldengedicht des dreizehnten Jahr-
hunderts nach allen Handschriften mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar
zum erstenmal herausgegeben von Wendelin Foerster.
Folcon de Candie. Altfranzösisches Wilhelmsepos nach den festländischen
Handschriften zum erstenmal vollständig herausgegeben nebst Anmerkungen
und Glossar von 0. Schultz-Gora. Band I: Text und Varianten.
Roman d'Atbis et Prophilias. Kritische Ausgabe nach allen bekannten
Handschriften mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar herausgegeben
" von A. Hilka.
Romans de 1» Dame ä la Lycorne et du Biaus Chevalier au Lyon.
(Ms Bibl. Nat. 12562.) Mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar heraus-
geireben'von F. Gennrich.
Echecs amoureux- «Kritische Ausgabe von Jos. M et t lieh.
Eructavit Einö .altfranzösische gereimte Paraphrase des 44. Psalms. Kri-
tische Auspn^^^ von T. A. Jenkins.
^^fron« Kßues Testament, das älteste erhaltene rätoromanische Buch, neu
herausgegeben von Tlieod. Gärtner.
*«-"^— *
Zur Beachtung der Herren Abonnenten des
Romanischen Jahresberichtes.
Wie ich zufällig von der Firma R, Oldenbourg in München
erfahre, sind vom 1. Band des Romanischen Jahresberichtes nm*
noch etwa 50 Exemplare vorhanden, und nach dem Absatz, den
dieser Band in den letzten Jahren gefunden, steht zu erwarten,
dass sie bald vergriffen sind. Ich mache diejenigen Abonnenten
des Jahresberichtes, welche den ersten Band noch nicht besitzen,
darauf aufmerksam. Vielleicht ermilssigt die Firma Oldenbourg den
Preis dieses ersten Bandes auf Anfrage. Offiziell ist er im Preis
nicht herabgesetzt.
Vom 2. Band sind noch etwa 140 Exemplare vorhanden,
welche ich von der Rengerechen Buchhandlung in Leipzig gekauft
habe. Ich stelle die Exemplare hiermit zur Hälfte des Ladenpreises,
welcher 18 Ji beträgt, also zu 9 e^, zur Verfügung.
Versendung direkt von hier aus oder durch den Buchhandel.
Dresden- A^, Wienerstr. 9. v- i -tr n --n
1. März 1908. Karl VollmoUer.
Verla? von Fr. Junge in Erlangen.
Romanische Forschiingen.
Herausgegeben von
Karl Vollmöller.
Organ für Yolkslatein, Mittellatein und sämtliche
Romanische Sprachen.
Wissenschaftliche Abhandlungen — Textausgaben — Bibliographie.
Mölanges ChabaneaTi.
Festschrift
Oaiuille Chabaneau
zur Vollendung seines 75. Lebensjahres
dargebracht von seinen Schülern, Freunden und Verehrern«
81 Abhandlungen. XVI, 1114 Seiten mit einem Porträt Chabaneans und einem
Brief Freden MiBtraU in Faksimile.
Elegante Ausstattang* Preis M. 40«— .
B. B. H«f- and UnlT.-Baohdrockcr«! Toa Jaoff« * lote U
I »
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Wkl«n«r Ubrf 7 „
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