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Full text of "Composing and shading your drawings : studying the techniques of the old masters for working methods and a personal style"

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Kriciſche Zeitſchrift 


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Rechtswiſſenſchaft. 


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unter der Redaction 
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RK. Mohl, C. Scheurlen, E. Schrader, 
C. G. Waͤchter und K. Waͤchter 
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Zweiter Band. 





Tibingen, . 
in der Laupp'ſchen Budbandlung. 
18 2 7. 


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Kritiſche Zeitſchrift 


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Rechtswiſſenſchaft., 


Herausgegeben 


unter der Redaction 


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der 


Profefforen MN. Mohl, A. Rogge, C. Scheurlen, 
E. Schrader, Karl Georg Waͤchter, und des 
O. J. Aſſ. Karl Waͤchter 
Tuͤbingen. 


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Bweiten Bande s 
Erftes Heft. 


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| Tübingen, 
‘tn der Laupp'ſchen Buchhandlung. 
1827. 


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I Recewmsetoo ne te .. 





Zadharié (De K. S., Großherz. Bad. Geh. Rath, 
ord. oͤff. Rechtslehrer a. d. Univ, Heidelb. u. ſ. w.) 
vierzig Vuͤcher vom Staate. ater Band. Lauch uns 
ter bem Titel: Regiexungslehre. iter Banb,) Hei⸗ 
delberg bel Oswald. 1826, X. und 390 ©, ate 8. 


(Preis ofl. 42 kr.) 


Die beiden, ſchon im Jahre 1820. erſchienenen, friberen 
Bande diefes Werkes dem Publikum erſt befannt machen gut 
wollen, ware wobl eine ſehr uͤberfluͤſige Mahe. Die gegenware 
tige Anzeige wird fid) daber eingig auf den dritten Band bee 
ſchraͤnken, mit weldjem der Berf., nad) einem giemlid) langen 
Zwiſchenraume, die literaͤriſche Welt nun endlidy beſchenkt hat, 
und welder obnebin aurh fir fid), al8 der Ite Band eined abe 
gefonderten Werkes,. betradtet werden Fann. 

Ueber den Werth jener Vorlaufer herrſcht gewiß unter den 
Kennern der Staatswiſſenſchaften nur Eine Stimme, und es iſt 
fein Zweifel, daß unter der ungeheuren Fluth politiſcher Schrif⸗ 
ten, mit welcher die entfeſſelte Preſſe in den erſten Zeiten des 

Aufſchwungs, der eine Abſchuͤttlung des Jochs fremder Ober⸗ 
herrſchaft gu begleiten pflegt, Teutſchland ploͤtzlich uͤberſchwemm⸗ 
te, die vierzig Bidher vom Staate eine dex. wenigen 
Schriften ſeyn werden, welche einft dap gegenwartige Zeital⸗ 

Krit. Zeitſchr. WH. 1.’ | I | 


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4. . Stantswiffenfdatten- 


ter, als die geiftige Frucht jener intereffanten Periode, der Nach⸗ 
welt gum Erbtheil binterlaffen wird. Gedacht und hervorge⸗ 
gangen unter ben Bewegungen jener Beit, in weldjer die Fuͤr⸗ 
fien Teutſchlands im Vereine mit ihren Voͤlkern die theils aufs 
geldsten, theils verwirrten und. gerritteten Berhattniffe de8 ins 
nern Staatslebens new au joidnen verfudten, jſt es natuͤrlich, 
daß aud) diefes Werf ben Stempel der Gdeen, weldye damals 
alle Gemuͤther erfuͤllten, ‘an fi trug, und 8 liegt, alfo kein 
Verdienſt darin, daß es die Grundſaͤtze bargerlider Frei: 
beit gerſocht, die man als den unmittelbaren Gewinn der un⸗ 
zaͤhligen vorangegangenen Leiden betrachtete und die damals 
gleichfam ‘gon allen’ Daͤchern gepredigt wurden. Allein das iſt 
ein unbeſtreitbarer Borges des Buches daß es die Refult a⸗ 
“t¢ einer durch blutige Umwaͤlzungen hindurchgegangenen Beit 
darſtellte, ohne zugleich auch die Aus wuͤchſe des Zeitgei— 
ſtes mit aufzunehmen; daß es mit einer Rube, Maͤßigung 
und Beſonnenheit ſeinen Stoff behandelte und die neuen, 
oder vlelmehr veriungten Ideen darauf anwandte, welche wirk. 
lich in jenen Tagen gu Sen Ausnahmen gehoͤrte, und' die um 
ſo lebhaftere Anerkennung verdient, fe mehr der Verf. allent⸗ 
balben Spuren einer Originalitaͤt verraͤth, die nur gar gu 
haufig die enigegengefegten Cigen(daften in ihrem Gefolge gu 
haben pflegt. Indeß dieſer Originalitat, der einen charatteris 
ſtiſchen Haupteigenſchaft des vorliegenden Werkes, hielt eine ans 
dere Eigenthuͤmlichkeit des Verf. da8 Gleichgewicht — ein ibere 
aus’ Helter praktiſcher Blid. Dieſer geftattete dem Ges 
nius nidjt, wenn er aud) Luft und Kraft haben modte aufgue - 
fliegen und in den’Regionen metaphyfifher Spekulationen ſich 
umherzutummeln, das Anwendbare aus dem Geſichtskreiſe 
gu verlieren; und ſtatt dem Zuge zu folgen, den die Zeitgenoſ⸗ 
fen in Bildung abſtrakter Theorieen einmal genommen hatten, 
Rast wie de namenlich im Gebiete des — und des 





— Zacharia, bicqug Vucher o. Ptaate. é 


unter jenen Umſtaͤnden befonders wichtigen Zweiges deſſelben, 
des allgemeinen Staatsrechts, zur Regel ward, den Staat und 
bas Staatsleben nad Vernunftprinzipien einſeitig zu konſtuiren, 
ohne ſich um ihre Anwendung auf's wirkliche Leben weiter zu 
bekuͤmmern, ſtiellte der Verf. in-feinem Werke Normen auf, 
bie aus den innerſten Quellen der Rechtsphiloſophle geſchoͤpft, 
body der dielfeitigften Prifung: nach den Gruͤnden der Zweck⸗ 
maͤßigkeit, der Ausfuͤhrbarkeit, der Harmonie. mit dem ganzen 
Spſteme des ejumal Beſtehenden, nicht ermangelten. Dabei 
unterſtuͤtzte ihn ein durch mannigfache Erfahrungen gedbter 
politiſcher Takt und kritiſcher Scharfſinn das Rechte 
gu finden; ung eine ſeltene Galle hiſtoriſ Her Kenntniffe, ein 
teicher, durch) genaues und fortwabrendes Stubdium der 
Ulten gebildeter Seiſt fesse ipn in ben Stand, feine politifden 
Sage mit Beiſpielen aus der Geſchichte dee verſchiedenſten Zei⸗ 
fen und Diller” gu belegen, und ſeine Darftelung durch ftete 
Beziehungen auf dig unſterblichen Meiſterwerke oes Haff (hen 
Wlterthums gu beleben und intereffant gu machen. — 

Wenn dieſe Vorzoͤge den erſten Baͤnden der 40 Buͤcher 
vom Staat allgemeinen Beifall cawerbens mußten; fo iſt dieß 
gewiß bei dem vorliegenden Bande noc in einem welt, hoͤheren 
Grade der Fall, indem nicht nur die erwaͤhnten Porzuͤge in 
demſelben weit reiner hervortreten, wovon gleich nachher die 
Rede ſeyn wird, ſondern aud indem der Gegenſtand nod weit 
wichtiger, wenigſtens weit zeitgemaͤßer iſt, als bei den fruͤher 
erſchienenen Theilen des Werks. Darfte naͤmlich gleich an und 
fuͤr ſich die Lehre von der Verfaſſung des Staats, womit 
ſich jene (außer den Einleitungsbegriffen) beſchaͤftigen, als an 
Wichtigkeit uͤberwiegend erſcheinen, indem ſie freilich die Grund⸗ 
einrichtungen des Staats darſtellt, durch welche alles uebrige 
bedingt wird, in welchen ſich das Staatsleben entwickeln und 
bewegen ſoll: fo iſt dod gu beruͤcſichtigen, daß jene erſten Baͤn⸗ 


Le. 


6 Staats wiſſenſchaften. | 
Ge im J. 1820. erſchienen. Hier waren fie nun in der einen 
Beziehung aͤllerdings eine recht erfreulidhe Erſcheinung, daß fie 
an einem anſchaulichen Beiſpiele zeigten, es ſey auch nach dem 
Bundes geſetze vom 20ten Sept, 1819. eine anſtaͤndige, wenn 
ſchon freimathige, Eroͤrterung politiſcher Gegenſtaͤnde, und dar⸗ 
unter ſehr delikater Materien (wie die im 2ten Bande S, 448. ff.), 
felbft die Aufſtellung in jeder Hinſicht gewagter Sige (wie S. 
450. des 2. G8), wenn fie nur aus rein wiſſenſchaftlichem 
Intereſſe geſchehe, erlaubt wnd es fey alfo Swed jener Geſetz⸗ 
gebung gewefen, nur die Zigellofigteit, nidt die Freiheit der 
Preffe gu unterdriden; allein in anderer Begichung famen fie 
unldugbar gu ſpaͤt. Die meiſten Staaten Teuiſchlands hatten 
bereits ihre Perfaffungsangelegenheiten geordnet, Sachſen⸗Wei⸗ 
mar hatte 1816., Bayern und Vaden Hatten 1818., Wuͤrtem⸗ 
berg nnd Hannover 1819., Heſſen im Laufe des Jahrs 1820, 
ihre neuen Grundgefege erhalten, ein groper Sheil oer Heines 
ten Staaten war ihrem Beiſpiele gefolgt, und von den zwei 
madtigiten Staaten Teutſchlands war es hinlaͤnglich befannt, 
daß dex eine feine Einrichtungen gang deigubebalten, der andere 
aber fie nad. durchaus abweichenden Prinzipien zu ordnen ent⸗ 
ſchloſſen war: So konnte alſo der praktiſche Einfluß der in je⸗ 
nen erſten Baͤnden enthaltenen wiſſenſchaftlichen Unterſuchun⸗ 

gen auf die neuen Geſtaltungen, nicht groß ſeyn. Ganz anders 
iſt es aber mit dieſem dritten Bande, der die Regierungs⸗ 
lehre umfaßt. 

Schon in literaͤriſcher Hinſicht war hier vas Beduͤrfniß 
weit dringender. Wenn wir an Werken der erſteren Art einen 
vielleicht nur zu großen Ueberfluß haben, ſo iſt dagegen unſre 
Literatur an philoſophiſch⸗politiſchen Werken uͤber Verwaltung 
unlaͤugbar ſehr arm, und es iſt vielleicht unter ihnen Fein eine 
ziges, das in die ſer Vollſtaͤndigkeit, — wie (don dieſer ate Band 
der Zachariaͤ'ſchen Regierungslehre: Geſetzgebungstheorie, 


Bachata; dientg' Wider v. Staate. 7 
Berfahren in: buͤrgerlichen Richto⸗ wd in Strafſachen, Cibil⸗ 
recht, Strafrecht und Polizei — die ſaͤmmillchen Zweige der 
Verwaltung · aimfaßte. Allein hogy glinMiger “Ut fle dieſen Theil 
jones Bucs der Beltpuntt, in dein et an's ihe irliit. Durch 
"ble ‘Crridhiang jener Konſtitulionen wor nur ein ſehr ‘Heiner 
Theil hes groken: Meks Fey Wiederhetſtellung utd Crneverung 
des Medhtsguflandes-in den Seadten Teutſchlands gefdrdert; das 
Brdeutendere und zugleich Schwierigere blieb noch gu thun 
‘Abrig:' die papiernen Monumente des Strebend “der NRegenten, 
ibre Biller gluͤklich gu machen, wirklich in’s Leber Aberzutra⸗ 
gens die Grundgige, die in ihnen enthalten find, weiter gu ent 
wickeln und and ibnen Normeh flr die eingelnen Ridtunz 
‘gen des oͤffentlichen Lebens, insbeſondere flr die verſchiedenen 
Richtungen der Thaͤtigkeit der Staategewalt, herzuleiten; vas 
aus der Periode der Herrſchaft anderer Regierungsmarimer Ue⸗ 
briggebliebene und mit den konſtitutionellen Einrichtungen nicht 
Vereinbare quezuſcheiden und fo Mites und Neues, bad Verwal⸗ 
tungsipftem mit der Berfaffung, iri Einklang gu bringen. In 
dieſer Beziehung lied und bleibt noc) ein weites Feld gu bears 
beiten ‘offen, Nicht als ob die Megierungen in Betreff derfelben 
feit jenem Zeitpunkt fille geftanden Hatten; im Gegentheil ent⸗ 
widelten fie eine unglaublidhe Thatigheit, es ward’ organifirt 
und wieder. organifirt, man rif allenthalben ein und baute wie⸗ 
bev ‘auf; aber es war dod) meby das Formelle, das ſolchen 
Menderungen unterwotfen ward, Ser Organismus, dle Hierars 
thie der Behoͤrden u. ſ. w.; im Materfiellen ward gwar dieß 
tind jenes herausgenommen und gu beſſern verſucht, allein es 
blieb bei Einzelnem, wo man gerade das Beduͤrfniß am drin⸗ 
gendſten fuͤhlte; etwas Durchgreifendes, etwas Ganzes kam 
nirgends gu Stande. Namenilich zeigte fic) dieß in dem wid)- 
tigſten Zweige der Verwaltung, in der Rechtsgeſetzgebung, 
und wenn es auch hier, aus nicht ferne liegenden Gruͤnden, 


8 , Staatswiſſenſeh a ften. 


nicht befremden mag, dag bie Dorbereitingen: gu: — 
Civil geſetzgebungen gu keinem irgend gedeihlicher Stefultat fuͤhr⸗ 
ten: fo iſt es dod) auffallend, daß die weit weniger ſchwierigen 
Arbeiten fie Straf geſetzbuͤcher, welche der Zuſtand der Straf⸗ 
rechtopflege allenthalben .(o laut forderte, und bei denen der 
Zwieſpalt des Alten wit dem Neuen beſanders hHyrvortrat, dos 
gleiche Schidſal hatten, und daß unſrer Zeit das merkwuͤrdige 
Phaͤnomen aufbehalten war, haf, waͤbrend mebyere-Gtaaten 
damit umgiengen, das, was ein benadbarter Stact in dieſer 
Beziehung erxungen hatte, aud fav ſich als Grundlage der Ge⸗ 
ſetzgebung gu benuͤtzen, dieſer ſchon wieder in Begriff: iF, jenes 
Merk bei ſich ſelbſt gu zerſtͤren. — Cs -hemeist dieß auf's klar⸗ 
ſte, wie wenig man nod uͤher die Prinzipien einig iſt. Wie 
dieß aber in dieſem einen Zweige der Staatsverwaltung, far 
_ ben bop, in Beziebung auf Borarbeiten, febr- Vieles geſchehen 
iſt, der Fall ſeyn konnte, ſo findet es ſich bei den uͤbrigen, na⸗ 
mentlich bei der geſammten Adminiſtration im engern Ginn, in 
einem noch hoͤheren Grade, Willkuͤhr, prinziploſes Schwanken, 
Unbeſtimmtheit iſt hier faſt zum Gewohnpeitsrepte geworden. 
Unter ſolchen Auſpizien erſcheint das vorfisgende Buch und 
bile, indem es, hauptſaͤchlich die Rechtspflege umd Rechtsgeſetz 
gchung beruͤckſichtigend, dennod die Abrigen Verwaltungszweige 
umfaßt, einem wahren Bedirfniffe ab, Mehr nod gu ruͤhmen 
ift es aber hurd bie Urt, wie eb. diefes Beduͤrfniß bafriedigt. 
Schon dle Form, in welder die wiſſenſchaftlichen Unters 
ſuchungen -gegeben find, und. die ſchom aus, den ten Banden 
befannt ift, it gewiß fein geringer Borgug dex Schrift. Seit 
Montesquieu jenes glangende Mufter in folder. Beband- 
lungsweiſe aufftellte, ift es hundertmal behauptet und hundert⸗ 
mal wiederbolt worden, es paffe jene Form. fae flreng wiſſen⸗ 
ſchaftliche Unterſuchungen nicht, ſie ſey wenigſtens dem teutſchen 
Charakter, dem Gruͤndlichkeit einmal gus andern Natur gewor ⸗ 


— 


i 
Bachartd, were Dieher.o. Etaate. 0 
ben ſev, zuwider. Allein trot dieſes Urthsile, troy des Mane 
gels einer lesbaren Ueberſetzung bis anf den heutigen Tag, vej⸗ 
beeitete ſich der -,,Geift der Geletse!’ mit veiſſender Schnelli 
aug: durch Teutſchland. wie durd: Franlreich und England, und 


wane er auch dort. ſich sit hem Staube uniter gelebrten Gtys 


dierſtuhen nicht eect vertzagen wollte, ſa fand er um-fo, fend, 
lichere Aufnahme Geb Oen-Abrigen Standen, inphpfondere. bel den 


hoͤheren Klaſſen deo Megerliden Geſellſchaft Wenn ‘yafer Merl 


ſichthar aufgetlarter. if, als der dey frdheren. eit, rwennanfere 
Großen fie Sig. Fortſchritte der politifden Wiſſenſchaften smd. far 


die neuen: Jen, ; dig, ſich ſeit der letzten Halfte: des. vorigen 


Jabrhundests -qmiwidelt haben, empfduglides.gemorden, find x: fo 
gebuͤhrt fein. geringer, Theil des Verdienſtes jenem Buche, das 
mit ſeiner geiſtteichen anmuthigen Form, und hauptſaͤchlich 
durch dieſe, einen großeren Ginflug. auf die Welt ſich erwarb, 
ais alle unfexe Kempendien und gelehrte Traktate mit ihrem 
ſchwerfaͤlljgen Lapidarſtpſ. Wayum: fid) aber ſelbſt den Eingang 
dahin verſchlirßen, woe god) der Centralpunkt des Wirkens iſt, 
von wo aus doch nur, unſre Ideen ſich den Weg gue Wirklich⸗ 
keit bahnen? Bann manche Maͤngel jeneé unſterbliche Meiſter 
werk · entſtellen, wenn hie und dn, ein wahrer philoſophiſcher 
Geiſt darin vermißt wird, wenn hiſtoriſche Unrichtigkeiten ſich 
finders, iſt dieß Fehler der Form? mug, wer dieſe Foun amoͤhlt, 
auſh jene Fehlex begehen? kann nwicht ſelbſt dieſe Form, mit 
Beibehaltung ihres Weſens, einige Modiſkatjonen erleiden, Hurd). 
die fie dem Gang {nftematifcer wiſfenſchafflicher Unterſichungen 
und etwa dem teutſchen Genius mehr. angepaßt wird? — Wrie 
eillon hat in ſeinem neueſten Worke, daß dieß moͤglich fey, 
durch die Rhat-bewiefens. auf: gleiche Weiſe in der gegenwaͤrti⸗ 
gen Schrift, fo. wie ſchon fruͤber in (einen ſtagts wiſſenſchaftlichen 
Betrachtungen Aber Cicero's Republ., Zadarig.. Wea 
auf - ahnliche Weiſe von anderen teutſchen da) fortge⸗ 


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10 3J Stantswilfenthatten::’ fi 

arbeitet wird, wenn nicht ‘auf Unterſuchuugen, far Die es nicht 
paßt/ ſondern nur ‘auf ſolche ptaktiſche, fir bas groͤßere gebil⸗ 
dete Pablitum intereſſante Gegenſtaͤnde blefe Form Anwendung 


findet, wenn nicht Heine Geiſter ſich ibe’ bemaͤchtigen, dir ſie 


gum Dedmantel ihrer Seichtigkeit und gum Spielzeug bev Mo⸗ 
Se Herabwirdigens'(a wird: dieß gewiß nur dazu dienen, unſere 


philoſophiſch⸗politiſche Literatur zu heben, iby bei Regenten utd 
Staatsmaͤnnern, die nicht die Zeit Haver ſich durch breite De⸗ 
duktionen durchzuarbeiten, Eingang zu verſchaffen, und vor Al⸗ 


fem. das Vorurtheil gu entfernen’, mit welchem Franzoſen und 


Englaͤnder das Daſeyn, wenũgſtens einer politiſchen, teutſchen 


Literatur entweder vornehm ignoriren, oder fie al’ einen abs 


furden’ Kram melaphyſiſcher Gruͤbeleien und laͤcherlicher Subti⸗ 


litaͤten verabſcheuen. Daß unfere geruͤhmte Gruͤndlichkeit und 
Tuͤchtigkeit dabei Schaden nehme, befurcht⸗ man nicht. Der 


Teutſche hat noch weit dahin, bis man noͤthig haben wird, in 


por allt grofer Leichtigkeit vor gu ſchnellem Abſpringen,! gor 
ſchimmerndem Wie, aberhaupt eee biendenden 
Weſen gu warne oe 

Mit diefer angiehenden Form —— nun auch vollkom⸗ 
men der Inhalt, und alle die Vorzuͤge, die oben ‘von 


‘den beiden erften Banden gerdbmt wurden, -gelten aud) von 


dem 3ten, und in einem npd- hoͤheren Maafe, Es iſt naͤmlich 


nicht gu laͤugnen, daß tiotz ber durchaus “prattifiben Richtung 


jener fruͤheren Theile im Ganzen, ſie dennoch i im Einzelnen, na⸗ 
mentlich bei Entwicklung der Vorbegriffe im aten Bande, durch 


manche allzu gekuͤnſtelte metaphyſiſche Spekulationen, die ‘Me 
und da vielleicht ſogar in Spielereien ausarten, ihre teutſche 
Abkunft verrathen. Dieß faͤllt nun in dem vorliegenden Bande 
groͤſtentheils weg. Schon der rein prattifde Stoff, der hier gu 
behandeln roar litt es weniger, und der Berf. felbft, der feit: 
dem durch Theilnahme an bedeutenden legislativen Arbeiten, 


! 


Zachariaͤ, vlerjig Bucher v.Staate. 11 


durch vielſeitige Thaͤtigkeit als Mitglied des repraͤſentativen Koͤr⸗ 
pers ſeines Baterlandes, ſichtbar mehr oom akademiſchen Ges 
lehrten gum Staatsmanne ſich hervorgebildet hatte, mochte uͤber 
ben Werth ſolcher unfruchtbaren Spekulationen wohl. anders 
denken, als fruͤher. — Genug, wir haben, bier cin wahr haht 
praktiſches Werk sor uns, und doch zugleich, was, hei wns 
namentlid), ſelten. ſich zuſammen findet, ein ddsip bifefanbse 
{hes Merl, Die Rechtsphiloſophie, welder, qher der 
Perfs folgt, iſt nicht die, deren Beſtreben blos dahin giht, gus 
ber Vernunft allgemeine Rechtsnormen aufguginden, welche ſchlecht⸗ 

hin und unter allen Umſtaͤnden gaͤltig und anwendbar feyen; 
— folder allgemeinguͤltiger Grundſaͤtze giebt es (ehe wenige, 
und, wie Feuerbach ſagt: „die Meinung, als wenn. die Vers 
„nunft aufer der blofen Idee der Gerechtigheit cin gan ges 
„Syſtem son Rechtsgeſetzen ‘in: fidy faſſe, gehoͤrt gu den 
„Grundirrthuͤmern in bes Rechtsphiloſophie““ — fondern es iſt 
diejenige, in welder’ Hugo unter uns Teutſchen die Bahn. ge⸗ 

brodjen Hat, welde Hand.in Hand mit ibrer Schweſterwiſſenſchaft, 
der Pol itik, geht, Ueberall naͤmlich, wo unſer Verf. allgemeine 
Normen aufſtellt, ſieht ex zugleich nicht nur auf ihre Anwend⸗ 
barkeit im Allgemeinen, ſondern aud unter hen beſonderen Pers 
baltniffen und Umſtaͤnden, unter welchen ſie zur Anwendung 
kommen ſollen; er unterſcheidet (nach ſeinem großen Borganger 
Montes quien) die verſchiedenẽ phuſiſche, moraliſche ugd. ine 
tellektuelle Lage bes Volles, oon dem die Rede iſt, insbeſondere 
die verſchiedenen Verfaſſungsformen a, ſ. w., um die Tauglich⸗ 
keit ſeiner Rormen gu beurtheiles. Dabei iſt ihm ſtets Cand in 
diefem Bande) die Gefchſchte die unzertrennliche Gefaͤhrtin, 
die er, (unſtreitig in Erfahrungsdingen die beſte Lehrerin), wee 
ablaͤßig zu Rathe zieht, und wobei ihm Die. fon: oben, geruͤhm⸗ 
te Kenntiniß der Begebenheiten alter und never Wolter, fo wie 
ihrer urkundlichen Rechte, trefflich zu Statten fommt. Deßhalb 





Wg Staatewifſenfchaften. 


finden ſich Blicke auf die XII. Tafeln und die rom. und fort. 
Geſedgebung niet weniger, alé auf ren Talmud, Koran und 
Code chil; neben Moſes, Zaleufus, Lpfurg ſteht Napoleon und 
‘Bolivar; “und der Verfaſſungszuſtand nicht nus den Griechen⸗ 
“Janb “utd Mom, Venedig und England, Rußland und Suͤdame⸗ 
‘ifa,' ſeloſt der. der Tarte, der von Japan und China, von Alt⸗ 
“peau und unter den Indianern in Nordamersfa giebt feinen Tri 
but. Go erhaften wir denn eine wahre PHilofophie des 
‘pofitiben Rechts, fm Hugo {hen Ginn, freilich minder 
geiſtvoll und: nicht ſo durchaus originell, wie die des erwaͤhnten 
Schriftſtellers, aber auc. vielleicht im Ganzen weniger parador 
und in fofern ihr vorzuziehen, als fie nicht wie jene, faſt blos 
bas Privatrecht, ſondern auf gleiche Weiſe eiteaes und Pri⸗ 
oattege umfapt, 
Dieß die unldugbaren Vorzůge der Séuift indeg bie Pflicht 
- Per Krifif erforbert 8, aud) die Od atten{ etten (wenn gleich 
ber phyſiſche Grundſatz „wo viel Licht, da aud viel Sepat- 
ten’ hier keineswegs anſchlaͤgt) nicht zu uͤbergehen. Schon die 
Form der Darſtellung, ſo trefflich ſie auch unbezweifelt iſt, iſt 
doch, nach Ref. Anſicht, nicht ohne alle kleine Flecken. Ref. 
glaubt einiges Sprach widrige dahin rechnen gu duͤrfen, wie 
das haͤufige Anfangen eines neuen Gages, nad einem Punkte, 
mit „ſondern“ (3. B. S. 14. 69. 104, us f. w.) einzelne fons 
derbare Ausdruͤcte, wie „ein Selbſtſtand“ (S. 70.) „das Kens 
mahl“ (S. 79.), das oͤfters (z. B. S. 285.)⸗ vorlommende 
yin Haft ent halten“ u, dgl.; einzelne Dunkelheiten (z. B. 
S. 79. SG. 92.) und hie und da Wiederholungen (wie 
z. B. S. 34. vergl. mit S. Au.; S. 73. mit S. 79. S. 375. 
mit 389.). Doch find ſolche Dinge, deren Richtigkeit oder Un- 
richtigkeit meiſt dazu nur auf individueller Anſicht beruht, kaum 
“bee Rede werlh.“Ref. geht daher lieber gleich auf einige Maͤn⸗ 
gel Aber, die den In halt betreffen. Fu dieſer Hinſicht iſt wohl” 


* 


pg OF — J 
a, 


Bacharid, vierzig Bücher v. Staate. 13 


zuerſt das Vorhandenſeyn mancher unhaltbarer Parabdoricen, 
ferner einzelner Spitzfindigkeiten, ſelbſt, wiewohl ſehr ſel⸗ 
tn, wirklicher Un richtigkeiten und endlich unlaͤugbarer 
Inkogſequenzen gu erwaͤhnen. Die Belege gu dieſem Ur⸗ 
theif finden indeß wohl am Beſten bei der Darſtellung O¢6 Cine, 
zelnen, in welches naͤher einzugehen die Grundſaͤte unſres In⸗ 
ſtituts bei ſolchen wichtigen Werken ohnehin fotdern, ihre Stel⸗ 
le, und nur in Vetreff des zuletzt genannten Punktes (her In⸗ 
fonfequengert) iſt mod) Eines im Allgemeinen gu erwaͤhnen, mee, 
burd das Gange gebt und mit der politifden Charatterifirnng 
bed Lefteren in genauem Bufammenhange ſteht. Der Werf. 
ſtellt ſehr Haufig einen allgemeinen Satz ꝛauf, und ſucht ign. mit 
philoſophiſchen und politiſchen Gruͤnden zu erweiſen, und wenn 
dieß denn gelungen ſcheint, ſo dreht er zuweilen, namentlich in 
Fallen, wo fein allgemeiner Satz hie; buͤrgerliche Freiheit gu be⸗ 
guͤnſtigen ſcheint, auf einmal um und bemerkt, mit einem Rome 
pliment vor der Staatsgewalt und dem-Beftebenden, 48 verſte⸗ 
he ſich Sbrigens von ſelbſt, daß dicfer Grundfag nicht autgzu⸗ 
führen fey, daß da8 ustundlide Recht, oder daß dat Not he 
recht eine Abweichung verlange, Wud) hiegu werden. bie Bes 
lege nachher vorfommen. Cinleudtend Ht es aber von ſelbſt, 
daß, wenn es gleich unlaͤugbar viele allgemeine Ideen giebt, 
de nicht ausfuͤhrbar ſind, viele Regeln, die nothwendig.Aus⸗ 
nahmen erleiden, doch immer auch die Gruͤnde angegeben wer⸗ 
ben muͤſſen, um die Ueberzeugung von dex Unausführbarkeit der 
Maxime, Hon dee Nothwendigkeit der Ausſsnahme gu befeſtigen. 
Mit dex Behauptung, dad Nothrecht fordere es, lage ſich ale 
les, auch bas Ungexechteſte, vertheidigen, und daß jenes bei dem 
Verf. cine ſo große Molle ſpielt, iſt ein um fo unangenehmerer 
Flecken, je mehr derſelbe mit dem ganzen Geiſte des Buches 
fontraftirt, welder fein anderer iſt, als det. einer Lie 
ber alitaͤt ine aͤh ten Ginne des Worts, d. 5. einer 


— 





14 Staatéswiſſenſchaften. 
Freiheitsliebe, verhunden mit Weiſsheit wid Ma, 
ee : 
Ref. wendet ſich, nach dieſen Umriſſen Aber da8 Gane, 
gli dem Einzelnen, wobei 6 indeß feine Abſicht nicht feyn fann, 
alles Neue Gutgedachte und Gutgefagte auszuheben, oder gar 
Hoends jeden Gag, der mit {einen Anfidten nicht harmo⸗ 
nirt, mit ſeinen Zweifeln und Widerlegungen gu begleiten. Vet 
Werken, ‘wie das vorliegende, kann der Hauptzweck einer kriti⸗ 
ſchen Anzeige Sod) nur eine Einladung ſeyn, felbſt gu leſen, und 
deim Reſer vorlaͤufig otwa gu, ſagen, was ex im Allgemeinen fine 
den werde. Ref. wird ſich deßhalb darauf beſchraͤnken, de 
Plan und Inhalt ndher anzugeben, und ſich auf das Einzelne, 
nur ſo weit es zur Charakteriſirung des Ganzen und zur Motivirung 
des vorhin ausgeſprochenen Urtheils nothwendig iſt, einzulaſſen. 
2 Die aͤußere Haupteintheilang des ganzen Werks iſt 
ſchon itt ſeinem Titel ausgeſprochen. Von den 40 Buͤchern ent⸗ 
halten nun die beiden erſten Baͤnde die Haͤlfte, der vorliegen 
de drktte bas arte bis 27 te Buch, alſo im Ganzen 7 Buͤ⸗— 
cher, die wieder in zrdßere und kleinere Abſchnitte, unter dem 
Name Theile, Hauptſtuͤcke us ſ. w. zerfallen. 
ee Gleich das 21 teBuw, oder das rte Bud) der Regierungslehre, 
mit der Ueber(dirifts ,vonder gefeggebenden Gewalt” enta 
Hatt herrliche Ideen, bei denen Sem Ref. die Ausfuͤhrung (eines 
Borfages, nicht gu ſehr in’s Detail gu geben, ſchon ſchwer wird, 
Gn dem sten Haupttid: „von dem Beduͤrfniſſe eis 
„ner Geſetzgebung,“ geigt der Verf. daß trog des Guten, 
welches das Gewohnbettsredt mit ſich bringe, das „aus dem 
„innern und aͤußern Leben des Volkes hervorgehend, mit dem 
„Volke heranwachſend, mit oem Bolte alternd und ſich vers 
„juͤngend,, ſchon feinem Wefen nach volksthuͤmlich“ ſey, eine 
bom Staate ausgehende Geſetzgebung nicht entbehrt werden 
konne, ber Einfachheit und Zugaͤnglichkeit wegen, Denn mit 


Baharia, vierzig Bacher o Giant, 18 

„der Zeit uͤberſteige die Menge der Urtunden, in welden das- 
„Gewohnheitsrecht vergraben fey, bie Anſtrengungen auch des 
„kuͤhnſten Fleißes.“ Und doch, ſagt er „iſt ein Volk in dem 
„Verhaͤltniſſe moͤndiger, in welchem ein jeder einzelne Staatb⸗⸗ 
„genoſſe von ſeinen Rechten und Pflichten unterrichteter iſt.“ 
Nad mehreren anderen meiſt treffenden Bemerkungen uͤber Ge⸗ 
wohnheitsrecht, fuͤhrt er 5, Sage naͤher ous, daß man nicht 
uandthige Geſetze geben, daß map nicht ſchnell das Veſtehende 
dabern folle,; und. daß nicht jede Zeit — die Zeit innerer Unru⸗ 
ben — zur Geſetzgebung ginftig ſey. Dat. ate Hanptft Jans 
belt „don dbem'® eſetzgeber, d. h. von dem, welder bab Ges 
ſetz abfaßt.“ In dieſer Begiehung ſtellt der Verf. einer, Grund⸗ 
foo auf, welder. Maxime jeder Repierung | werden follte,.,,,bie 
HOrganifgtion der. -prieggebenden Sewalt. darauf gu berechnen, 
„daß die Geſetzgebung⸗ obwohl die Arbeit Mehrerer, dennoch 
„im Ganzen und im Einzelnen, tines. und deſſelben Geiſtes und 
„Sinnes eps” Er haͤlt x6 gy. B. ftir zwed maͤßig (Ref. fie 
nothwendig) - ,,die Cittwerfung des Gefeges einem eingigen 
„Manne, die vorlaͤufige Pruͤfung des Geſetzes einem engern 
Aueſchuſe die endliche Berathung Aber das Geſetz einer groͤ⸗ 
nese: Verſammlung zu ibertpagen.”” Dabei koͤnnte immete 

bin as, beobachtet-werden, was v. Pfizer Cin den Beitraͤgen 
mnun Brhuf eines: neven Slrafgeſezgebung ate Aufl. Wim 1826.) 
verſchlaͤt, daß Mehrere Materialien zum Gavrzen beitriigen, 
zdaß ſelbſt die Hauptgrundſaͤtze vorher von Mehreren berathen 
wuͤrden. Daß aber die Entwerfung ſelbſt bon Einem geſchez 
he, ſcheint Ref. vnumgaͤnglich die innere Einheit, ſo wie die 
Einheit der Form, au zefordern. — Nad beachtenswerthen Ber 
merlungen aber--die-im Zten Hauptſt. behandelte Frage: 
adic daͤe Geſetßze an-Faffen ſind?“ ſpricht der Verf. im 
4ten Haupuͤſte „von dem Inhalte der Geſetze.“ Hier 
wird bere dte — der Aufſtellung einer tigenen ay 





16 Staats wiſſenſchaften. 


ſetzgebenden Behoͤrde dargethan, „ohne welche ein Volk rere 
hohfen duͤrfe, nach Grundfagen regiert . zu werden 7 ound es 
wird dieſe Inſtitution zugleich benuͤtzt, um die ſchwierige ſtaatt⸗ 
rechtliche Frage: was iſt Geſetz? was Verordnung? dinweg · 
zuraͤumen, oder wenigſtens ihre Eautſcheidung durch Aufſtellung 
eines fir Jeden erkennbaren duperen Merkmals ſehr leicht gn 
machen. Was naͤmlich sow dieſer geſetzgebenden Behorde ante 
geht, it Geſetz. “Es fragt ſich run aber freilich wieder! wel⸗ 
che Gegenſtaͤnde gehdren vor dieſelde? eine’ Frage, die der Verf. 
durch Mufftettong ber Erforderniffe ber Geleke in Beireff — 
Juhalts gu lbſen ſucht. Die Geſetze ſſollen naͤmlich ſepn: yx) 
bielbende von Zeitbedingungen unabhaͤngige, Vorſchriften, 22) 
allgemeine, 3) vollziehbare Normenẽ! Die Allgemeinheit fol 
aber wieder beſtehen a) in ber Wortverfaſſuiig (Wortfaſſung) 
‘unter den Gruͤnden iſt gewiß [HE {Hr auch der augegeben, 
her Staat muͤſſe „das geiſtige Leben Der Beaten eke 
„halten und ndbren” und * in der Ausſchließung von 
Sondergeſetzen (Pridilegien) und Muisnabhyreyelesar (Diſpen⸗ 
ſationen). Bei dieſem letzten Punkt zeigi ſich zum erſtenmal 
die oben geruͤgte Inkonſequenz. S. 16: werden Prinitegien als 
widerrechtlich und die Macht des Staats ſchwaͤchend bezeich⸗ 
net; dennoch aber heißt es anf derſelben Seite ,,nad) den Grund⸗ 

i Atipen bes Nothrechts ſeyen fie: gu vertheidigen.“ Da'fie aber 
widerrechtlich· ſeyen, ſo feyen fle — wird fortgefahren — wi- 
derruflich und gwar ohne Entſchaͤdigung. Dabei ſolle man aber 
nicht vergeſſen — wird endlich geſchloſſen — wenn man. die 
Pribilegien antaſte, mache man das Eigenthum unſicher. Man 
ſieht ber Verf. iſt der Anſicht, Privilegten ſeyen rechtswidrig, 
und dod) findet er fie uͤberall, und fo dreht und windet oF ſich | 
denn von einer Inkonſequenz zur andern, beweist, ſie ſepen Wie 
berrechtlid) und widertuflidh, -fie ſehen abet doch vechtlich gu bere 
theidigen und es ſey unrrqhtlich, We angutaPent -Hndes-if wept 





’ 


t 


| Bacharis, viersts Buͤcher v. Staate. 3 17 
ber Grundgedanke, Son dem ‘der Verf. hier ausgebt, bas Rechts⸗ 
geſetz verlange cine voͤllige Gleichheit, cin Ueberbleibſel 
der belobten Naturſtandsnaturrechte und des jakobiniſchen Ni⸗ 
vellirungsſyſtems, dem ja dod) gewiß der Verf. nicht bold iſt. 
Privilegien ſind nur dann rechtswidrig, wenn die Freiheit der 


Anderen dadurch unterbruͤckt wird, und wenn bloße Gunſt, nicht 


politiſche Gruͤnde, bei ihrer Ertheilung eine Stimme führen. 
Warum ſollte ber. Staak nicht durch Privilegien dee Kunſifleiß 
aufmuntern, das Verdienſt belohnen duͤrfen? — Das ste’ 
Hptſt. handelt „von der Bekanntmachung ver Geſetze,“ 
wo der Verf. den Grundſatz aus ſpricht „ie leichter e8 dem Ein⸗ 
„zelnen iſt, ſich von ben Geſetzen gu unterrichten, defto recht⸗ 
„maͤßiger iſt die geſetzliche Verfaſſung des Staates.“ Unter 
die Mittel der Erleichterung dieſes Selbſtunterrichis von Seiten 
des Staates, haͤtte er. das eines Bolts s Katedisrnds ,' deſſen 


Nothwendigkeit v. Pfizer (in der angef. Schrift) ſehr eins 


leuchtend dargethan hat, aufnebmen ſollen. Mus sem 6ten 
Hptſt. endlich, Sas die „Auslegung der Geſetze“ eroͤr⸗ 
tert, glaubt Ref. hauptſaͤchlich auf die Stelle (S. 26.) auf⸗ 
merkſam machen zu muͤſſen, in welcher der Verf. die Inkonvenienz 
einer verſchiede nen Geſetzauslegung in demſelben Staate be⸗ 


ruͤhrt, worin bem Ref. einer der Haupigruͤnde,“ die gegen das 


Provinzialſyſtem in kleineren Staaten angefabet werden koͤn⸗ 


nen, gu liegen ſcheint. 


Das 22te Bud hat Se Ueberſchrift won der ridters 
lichen Gewalt,” und fudt in cten Hptſt. die: ſchwieri⸗ 
ge Frage gh ldſen: „was find Rechtsſachen?“ Die Def. 
des Derk. (Si27.) flimmet, nur nod in einer weiteren Musdehs 
nung, mif dem Refultate. iberein, das Ref. in dem atken Hefte 
des iten Bdes wdieſer Zeitſch. aufgeſtellt hat; eine Rechtsſache iſt ihm 
„ein Streit uͤber cin Recht, in wie fern er eine vollziehbare Ent⸗ 


„ſcheidung bezwect“ und gehoͤrt, als ſolche, vor die Gerichte. 


ene TI. 1. a 


3 i Staatsweitſſenfchaften. 2 


Noein da Fommt wieder S. 30. das Nothrecht, nad) welchem 


es fic) vertheidigen Jaſſe, „wenn auch bei weitem micht alle Ga» 


en, die Rechtsſalhen fepen, durch die Gerichte. entithieden 


~ 


„werden.“ Es fomme mithin alles,:meint et, auf das u r⸗ 


kundliche Recht an; was, dieſes vor die Gerichte weiſe, das 


ſey cine: Mechtsſache. Sm Zweifel jedoch — fegt. er hinzu — 
fey cine jede Gace, die ihrem Weſen nad eine Rechteſache 


fep, auch dem urkundlichen Rechte nach als eine foldje: gu bez > 
trachten. Das ate Hptſt. faßt die „Verſchirdenheit der 


„Rechtsſachen“ naͤher ins Auge, wo. zuerſt. eine Eintheilung 


der Gerichtsbarkeit in die Ausgleichende, die üͤber Mein 
und Dein, und in die austheilende, die ‘Aber Verdienſt ober 
fiber Schuld ent(deidet, gegeben und dann ausgefibrt. wird, daß 


hei beiden Arten dey GeridhtsLarkeit die Rechtspflege von det voll 
giebenden Gewalt gu trennen ſey. Darauf wird die: Rothwen⸗ 
digkeit einer Eintheilung der Rechtsſachen in- gfring fa gige 
und gthgeré beriibet, und. endlich von bem privileg. Ger 
richt sſtande gefproden, wobsi der von bem Verf. (S. 37.) 
angefuͤhrte Schluß „wenn der, Slaat einem gewiffert- Stande 


„oder gew. Guͤtern Vorrechte verleihe, ſo muͤſſe er dieſen Stand J 


„oder die Guͤter auch unter die Obhut eines bevorrechteten Ge⸗ 
„richtöſtandes ſtellen“ Ref. nicht einleuchten will, Kann denn 
nicht der untere Nidter auch auf die Vorrechte Ruͤckſicht neh⸗ 
men? wie er ja auch ſonſt in fo vielen Faͤllen im Geſetze bez 
gruͤndete. Wohlthaten, z. B. der Minderjaͤhrigen, zu ſchuͤtzen 
bat? In dem Sten Hptſt. mit der Aufſchrift „on dem 
„Rechtsgange oder dem Prozeſſe“? wird 4) fon den 
Rechten der Parthieen im Allgem. und gwar, in buͤrgerlichen 


Rechtsſachen und in Straffachen, 2) bon dem Angrifft und der | 
Vertheidigung, 3) bon dem Beweiſe, 4) Lott dem Urtheile, 5) 


bon der Vollziehung dex Urtheile und 6) von dem gerichtlichen 
Verfahren (gehoͤrt denn das bisher Genannte nicht auch zum 


⸗ 














Zacharid, vierrig Bader o. Staate. 19 
gerichtlichen Verfahren?) gebandelt, Neben viclem Trefflichen, 
wobin Ref. befonders da8 rechnet, was det Verf. S. 45. uͤber 
ben Werth oer Klageformeln dex Ulien bemerkt, was er G. 46, 
zur Rechtfertigung det fonderbaren Gitte der Englander, einen 
Ungellagten lobzuſprechen, wenn it Der Anklageſchrift aud nuk 
in einem einzigen Buchſtaben fein Name faiſch geſchrieben iſt, 
und was er S. 52. Aber das Erliſten der Bekenntniſſe ſagt 
(verhuͤllt oder verkleidet ſchleicht die Tortur noch immer her⸗ 
um ſtoͤßt man auf kine Reihe paradoxer Saͤtze. Bor. allem 
faͤllt unter dieſen die Behauptung bed Verf. auf (S. 49. Rots | 
36.)3 „ieder Eid bot Gericht, und zwar nicht nur ber vom 
„Richter auferlegte, ſondern auch der de ferirte !) feb une 
„rechtlichz felbft der Seugeneid. koͤnne entbehrt werden.“ 
Wer wuͤrde wohl. nod) Richter ſeyn wollen, wen dieß einges 
fuͤhrt wuͤrde? — Auf gleiche Weiſe wird Feder, dex je eininal 
init richterlichen Geſchaͤften su thin gehabt bat, auf's felerlich⸗ 
fle gegen deri Satz des Verf. (Ss 57. Not. 47.) proteſtireni 
„daß deni AÄngeklagten auch dann, wenn er bird Laͤugnen die 
„Beendigung der Gace verzdgert habe, die erlittene Haft bei 
„der Strafe in, Anrechnung gu bringen fey.” Warde nicht jes 
der groͤbere Verbrecher ſein Geſtaͤndniß verweigern, oder wenig⸗ 
fiend fo weis als moͤglich hinaubſchieben? Gin weiterer aufftils 
lender Sab endlich iſt der, „daß jeder Schaden, der durch eit 
„Vergehen verurſacht worden, wenn der Chater zahlungsun⸗ 
„faͤhig ſey, durch das Gemeinweſen verguͤtet werden ſollte.“ 
Es iſt nicht Har, ob der Verf. unter dem Gemeinweſen die ein⸗ 
zeine Gemeinde oder den Staat perſteht; allein in beiden Faz 
leit, Wo laͤge der Rechtbgrund einer ſolchen Anordnung? Hat 
denn de SGtaah: Garantie geleiſtet, hag gat tein Varbre⸗ 
dex. mehr vocfemmen koͤnne, oder bag ep, flit ledes Entſchaͤdi⸗ 
zung leiſten wolle?, oder. iſt ex zu einer folder Gargntie sets 
pilighect Berpflidte. J er doch. nut, nach Krdften, fa¢-8 ‘bit 

8 ba 





20- — Staatswiſfenſchaften. | 
Sicherheit - der Mechte zu forgen, und nur wenn ihm nachge⸗ 
wieſen wuͤrde, daß er nicht nach Kraͤften hiebei gehandelt habe, 


daß den Staatsbehoͤrden cin Verſehen zur Laſt falle, koͤnnte vow 


einer ſolchen Verbindlichkeit die Rede ſeyn. Allgemein ausge⸗ 
ſprochen wuͤrde fie aber politiſch ſehr ſchaͤdlich wirlen, indent 
fie ein Motiv zu Abhaltung von Verbrechen, naͤmlich Sas Mit? 
leid des Verbrechers mit dem Beſchaͤdigten, wegräumte, und ina 
dem fie die Aufmerkſamkeit her Barger felbſt, ſich vor Cingrifs 
fern Undever ſicher gu ftellen, ſehr verminderte, “Das Letztere 
fande aud) flatt, wenn die Gemeinde gum Erſatz verbindlidy 
gemacht wuͤrde, warn (don wieder hier der Nachtheil dadurch 
‘einigermagen aufgewogen wirde, daß die Gemeindemitglicdes 
felbft ſich gegenfeitig  ftrenger beauffichtigen wuͤrden; was in - 
Ftalien die Regierungert oͤfters veranlaßt bat, diefen Grund- 
fat gu BVerhitung bon Raubereien eingufiibren, was fie aber — 
[elbft wohl nicht anders, als etwa mit des Berl. Nothredt wer⸗ 
den vertheidigen wollen: Das Ate Hyptft. enthalt herrliche 
Worte ,,gum Lobe einer guten Geredhtigheit spflege. 
Ohne fie” ſchließt der Verf. „giebt es keine Sicherheit des 
Eigenthums, keinen Credit im Handel und Wandel. An dem 
Wohlſtande Englands duͤrfte die Trefflichkeit ſeiner Gerechtig⸗ 
keitspfiege ‘einen ſehr bedeutenden Antheil haben.“ Ref. will 
hier nicht unterſuchen, ob England gerade ein treffendes Bets 
ſpiel iſt; außerdem kann er aber auch die Behauptung in dieſem 
Abſchnitt buß in Teutſchland dieOrganifation ber Rechtopflege 
noch weit’ hinter der anderer Verwaltungs zweige zuruͤckſtehe⸗ 
wenigſtens in der Ausdehnung auf alle teutſche Staaten nicht 
zugeſtehen, indem er, ſo viel auch noch in dieſem Zweige zu 
Eun tebe mag, gerade: Ber: entgegengeſetzten ueberzeugung iſt.⸗ 
“Das 23 te Buch handelt „von dex vollziehenden 
Gewalt, oder von der Regierung in-det engeren 
„Bedeutung,“ und erbrtert im 1ten Hptſt. die Frage: 


Baars, vierzig Bacher 0. Staate. 21 


„was iſt die Regierung?“ Der Verf. umgeht aber hier 
mehr dieſe Frage, als daß er fie aujlist, Die Scheidung zwi⸗ 
ſchen dem, was der geſetzgebenden. und vollziehenden 
Gewalt, und ebenſo, was der richtenden und der vollzie⸗ 
henden angehoͤre, — iſt (eine Anſicht — laſſe ſich nur durch 
das urfundliche Recht und dadurch, daß ſie verſchiedenen 
Behoͤrden zur Ausuͤbung anvertraut werden, entſcheiden. Nad, 
weldem Pringip aber das urfundlide Recht dabei. verfabren 
folle, dDaydber bleiben wir im Dunkel, Dem Rechtsbegriffe 
nad .umfaffe die vollgiehende Gewalt — gu diefer Seftimmung 
fommt ex gulegt — die gefammten Rechte der Staatégewalt, 
mit Ausſchluß -desjenigen, weldye befonderen, von der Regierung 
unabbangigen Bebdrden Abertragen oder gu Abertragen feyen. 
Nicht blos das Bollziehen, fondern aud das Geſetzgeben, auch 
bas Richten fey Lie Gache der Regierung. Die gaͤnzliche Gone 
derung dieſer drei Verridtungen ſey nur eine Idee;z aber 
eine Idee, bie, obwohl wefentlid unerreid bar,. den⸗ 
nog einer jeden Berfaffung als Mufter Hild vorſchweben 
folle. In der urfprdngliden Bedeutung fey jedod die voll: 
ziehende Gewalt die, welde die Geſetze gu vollziehen habe, und 
in diefer Bedeutung werde fie auch in dem Kolgenden genom⸗ 
men. — Auf die Inkonſequenzen in dieſer Gedankenreihe braucht 
Ref. wohl nicht erſt aufmerkſam zu machen. Aus dem vielen 
Schoͤnen, das in dem 2ten Hptſt. „von der Der(dhieden: 
pbeit Der Regierungsge(dafte,” und dem Sten Hptft. 

woon dex Regierungskunſt,“ vorfommt, begnuͤgt ſich Ref. 

3 Sage auszuheben: eine Regierung koͤnne nie unterrichtet ge- 

nug ſeyn (daher der unendliche Nutzen der Preßfreiheit gerade 
fuͤr fie), jede Regierung muͤſſe ein Syſtem haben (darin 
beſtehe gerade der Vorzug der fonftit, Monarchie, daß die Nez 
gierung Faum obne ein Spftem befteben koͤnne) und daß es der 
groͤſte Fehler ſey, den eine Negierung begehen koͤnne, zu viel 


} * 


22 | Staatéwifſenfchaften. 


zu regieren. MWohl den — in denen on 
extant werden ! 
Den Hauptthelf be8 Gangen, Sem umfang 6. 87. — 
G. 250.) und her Wichtigkeit nach, begreift das 24te Budy 
in fib, dak „die Staarsgewalt in bargerliden 
„Kechtsſachen ober das buͤrgerliche Recht“ zum Ge⸗ 
genſtande hat. Man wird nun allerdings tn einem Werk uͤber — 
die Regierungslehre das, was ung der Verf. hier glebt, 
naͤmlich eine Philoſophie des "pet itiven Privatrechts, nicht ſu⸗ 
errs indeß ware es Undank, ſich nicht daruͤber gu freuen, daff 
man mehr erhalten hat, alg man erwarten konnte, und ein um 
ſo groͤberer Undank, je mehr ſich gerade dieſer Theil des Bus 
ches durch Originalitds und Scharfſinn autzeichnet; wenn gleich 
auch wieder die oben erwaͤhnten Schattenſeiten hier beſonders 
ſtark hervortreten. Die Einleitung, mit welder Ser Verf. 
beginnd, kann nicht uͤbergangen werden, weil ſich in ihe die 
Warzel riner ſonderbaren Eintheilung ſeiner Darſtellung findet. 
“Gr definirt die nathrlide Freiheit als „das phyſiſche Ber 
„moͤgen, welches der Menſch von Natur hat, nach Gefallen 
„uͤber die Sinnenwelt zu gebieten. Als die Bedingung der 
„Wirkſamkeit dex ſittlichen Freiheit wird fie gum Recht.“ In⸗ 
dem ſie aber ſo zum Rechte erhoben werde, werde ſie 1) gewi⸗ 
ßen Einſchraͤnkungen unterworfen, welchen ſie von Natur 
nicht unterworfen ſey. So ſeyen die Guͤter, die der Menſch 
von Natur habe (weil ſie nur der ſittlichen Freiheit zu Gebot 
ſtehen ſollen) unveraͤußerlich. Die natuͤrliche Freiheit werde 
aber aud), indem fie gu einem Rechte erhoben werde, 2) kraft 
der ſittlichen Freiheit des Menſchen, bon den Schranken bee 
freit, welchen fie als natuͤrliche Freiheit unterworfen (ep. Mit⸗ 
telſt der Idee des Vermoͤgens (die aus der Einheit ſeines 
| fittlidien Selbſtbewußtſeyns entſpringe) wberde das Recht des 
Menſchen an ſeinen Guͤtern fogat Aber die Grenzen dieſes Le- 


\ Zachariaͤ, dierzig Bucher d. Staate. 23 


bend Hindus etſtrekt; der Menſch konne uͤber das Seinige auf 
den Todesfall verfuͤgen. Dieſem gemaͤß theilt denn oer Verf. 
auch die ganze Lehre in 2 Theile, wovon der erſte Theil, 

„von dem Rechte, in wie fern es die natürliche Frei | 
„heit beſchraͤnkt“ handelt, und wiedee in 2 Abſchnitte gers - 
fillt, von denen Ser ite fid mit „den an gebornen, G az 
,ter ne beſchaͤftigt. Gleid im’ Aufang dieſes Abſchnitts (dee 
man wieder auf einen paradoren: Satz; „der Menſch habe in 
„rechtlicher Hinſicht nur ein cingiges angebornes Gut — den 
„Koͤrper“ (S. 98.). Als Grund warum nur dieſer, wird 
angegeben, daß ein Gut nur in ſo fern der Gegenſtand eines 
Rechtes fey, als es dem Menſchen gegen ſeinen Willen entzo⸗ 


gen oder verkuͤmmert werden koͤnne. Iſt denn aber das Letztere 


nicht aud) bei den geiſtigen Kraͤften Ser Fal? Noch auffallen⸗ 
ber indeß iſt; was der Verf. ſpaͤter (S. 109.) als den Grund 


des Schutzverhaͤltniſſes des weiblichen Geſchlechts anfuͤhrt, „es 


ufth das dem Geiſte nach ſchwaͤchere,“ womit noch einige at 
dere Aeußerungen gu vergleichen find, z. B. (S. 110.) ,,furge 
„ſicht iger iſt dieſes Geſchlecht“ (S. 164.) „die Che fey dazu 
„da, eine Ungerechtigkeit, welche die Natur ſelbſt begangen ha⸗ 
„be, wieder gut zu machen,“ und (S. 173.) wo die armen Damen 


gar als mendfuͤchtig bezeichnet werden. Demungeachtet fuͤhrt 


tt (S. 175.) als Grund an, warum Demofratie bei den Teute 
(den nie habe gedeihben wollen, daß da8 weibliche Gefdlecht, 


welches dev Einherrſchaft und Adelsherrſchaft guͤnſtiger, großen 


Einfluß gehabt habe. Ein ſchlechtes Kompliment, das der Verf. 
hier der Monarchie macht! Daß er uͤbrigens oon dem ſchoͤnen 

Geſchlecht uͤberhaupt keine hohen Begriffe haben muß, beweist 
auch eine andere Stelle (S. 110.), in welcher er den Erklaͤ⸗ 
rangégrund der befannten thm, Verordnung, daß einer Ehefrau 
fle die Erftattung ihres Einbringens nicht Birgen beftellt wers 
ben biiefen, darin findet daß die · Freundſchaft mit einem Wei⸗ 


' \ 
# 


24 -Grantsaittentoatten 


be leicht * — fep 3" waͤhrend doch gewis der. Grund 

in der Unſchiclichkeit gner Mittelsperſon bei dem innigen Vey 
haͤltniſſe dev Ehegatten, au fuden iſt. Bon oven vielen sect 
ſchoͤnen Gedanken, die außerdem aber dieſes Kay. euthalt, und 
die {einen Lefern mitzutheilen der Raum dieſer Blaͤtter verbie⸗ 
tet, kann Ref. die geiſtreiche Wuͤrdigung der Hugo'ſchen Ver⸗ 
theidigung der Sklaverei, die unſer Verf. in 2 Zeilen gibt, nide 
unterdriden. Wie hat man. nidt uͤber jener Bertheidigung 
Lar gefdlagen, wie ſtark hat fid nicht nod 9. Raumer in 
feiner neueften, fonft intereffanten, Schrift darbber ausgeſpro⸗ 
en! Was fagt unfer Verf. daruͤber? „Auch die Stlayerei’’ 
heißt es S. 116, N. 42. „hat ihre Vertheidiger gefunden,’ da- 
bei wird H's NRt. §. 141. ff. citirt. „Nun wohl! fest er 
hinzu „das Recht der Vertheidigung hat billig cine grofe Gunſt 
„fuͤr ſich; aud der ſchwerſte Berbreder foll nidt eines Bers 
„theidigers entbehren,“ und beſchaͤm alle die Larmmader, die 
ſich nue an die Worte hielte und feine Whnung davon Hatten, 
wie nad bem gangen Geifte jenes genialifden Buches die 
Tendeng des Berf. feine andere war, als gu geigen, daß die 
Sklaverei Ser Alten nicht oie fraffe war, die man ſich unter 
ibe dachte, daß er nur aud die guten Geiten, die trotz der 
Sdattenparthieen ba waren, hervorheben wollte, daß er zeigen 
wollte, wie ihe Zuſtand gegen den mander Klaſſen unfrer heu⸗ 
tigen buͤrgerlichen Gefellſchaft wohl nidt fo zuruͤckſtehe wf, w., 
wie aber ſeine Abſicht feineswegs war, fie alé Sdeal einer 
guten Ginridtung, oder nur als mit dem verniinftigen Ide al 
einer Rechtsordnung vereinhar darzuſtellen. — C8 ift feine ſchoͤ⸗ 
ne Gitte, die neuerlich unter den Teutſchen einreiffen gu wollen 
ſcheint und die fid aud gegen Goͤt he gegeigt hat, verdienten 
Mannern am Ziel ihrer Laufbahn den Ehrenfrang gu zerpfluͤcken. 
Um fo etfreulider ift es, wenn Manner wie unfer Verf., ii 
Ehre ihrer Beitgenoffen.vetien.und Cwie 3. aud S. 87.. N. 1. 


Sacharia, vierzig Baͤcher d. State. 5 
wo er ben. Ausſpruch Giceto’s Aber Sokrates anf H. ſehr iref⸗ 


fend anwenbet: ,,jus naturae a coelo ad terram revoca- 
vit“) dem Verdienfte feine Krone. geben. Mef. ſchien es aber 
um ſo mehr Pflicht, hier auf dieſe Stelle aufmerkſam gu mes 
chen, :00. kuͤrzlich aus unfrer Nabe eine niedrige Verlaͤſterung 
jenes berüͤhmten Mannes ausgegangen iſt. 

Der ate Abſchn. bes 24. GB. handelt „von Sen inge 
„ren Guͤtern“ und theilt ſich in 4 Ubtheilungen, die wieder 
in Haupiſtuͤcke aerfallen, Die ate Abtheilung umfaßt „die 
. prdingliden Rechte anGaden oder das Sachenrecht“ 
und erortert im iten Hptſt. da6\,,Cigenthumsredt ou 
„Sachen,“ im aten Hptſt. das , Met der Dienſtbar⸗ 
test,” im Zten Hptſt. das „Pfandrecht“. In biefer gan: 
gen Abtheilung ſcheint die S. 123. ff. aufgeftellte Theorie uͤber 
die Entflehung des Cigenthums, wornad die Bearbe i⸗ : 
tung der rechtliche Grund ſeyn foll, undaltbar, denn man fragt 
mit Rect: wer giebt nun aber, da8 Ret gur Bearbeitung, 
wenn, wie der Verf. felbft (S. 133. ) annimmt, die Guͤter ure 
foranglid gemeinſchaftlich find? Die Definition ‘von Dienfts 
barfeit (als „das dinglide Mecht, von einer fremden Sache 
„einen gewißen Vortheil gu ziehen“ S. 138.) ſcheint Ref. un⸗ 
tichtig, da die negativen Servituten nicht darunter paſſen; ſehr 
ſchoͤn dagegen iſt unſtreitig was er (S. 139.) uͤber .den Nugen 
und die Zulafigfeit der Gervituten und (S. 142.) fiber die Gi- 
gent huͤmlichkeit der Baller teutſchen Urfprungs, faft alle Rechte 
und Pfliditen auf Grundftide gu radiziren, und Aber bas ents 
gegengeſetzte Extrem unfrer Beit (agt. Sm Pfand redte ems - 
pfieblt auch ex die Grundſaͤtze der Publigitdt und Spegialitat. 
Die ate Adtheilung beſchaͤftigt ſich mit dem Cigenthue 
„me an Geiſtes werken.“ Die Anſicht des Verf. uͤber die⸗ 
fen vielbeſtrittenen Punkt konzentrirt ſich am Ende auf die: „der 
„Nachdruck ſey nicht unrechtlich, aber das Intereſſe der Natio» 


\ _ . 
26 — — “As 


nalbildung exfordere fein Verbot;“ nur iſt fie in. — 

prezioͤſen und ſpitzfindigen Formen und Saͤtzen vertheidigt; fo 
wie uͤberhaupt wieder dieſe und dle ste Abtheilung vieles 
Paradoxe enthaͤlt. Schon die Ueberſchrift dieſer Abtheil. „von 
„dem Eigenthumsrechte an Menſchen () oder dem 
„Haus rechte“ gebdrt dahin; nicht weniger der Gag, den 
ber Verf. im aten Hptſt. in ,,dem Eberechte,“ (S. 161.) 
voranſtellt: die Fortpflanzung des menſchlichen Geſchlechts 
fey cine Rechts pflicht, was er aud) ©. 178. wiederholt, wo 
et indeß dod) nod) fo billig ift, hinzuzufetzen: „fuͤr den, der 
08 vermbge,” Ferner der Satz; ,,jede Geſchlechtsgemeinſchaft 
„ſey don Rechtswegen (don eine Che (S. 164.), und der Ehe 
koͤnne Fein Vertrag gu Geund liegen,“ wovon er aber wieder 
CG. 169.) auf die ſchon mehrmals erwaͤhnte Weife. abweidt, 
indem er ſagt, „das urkundliche Recht maffe von dem Begriff 
eines Bertrags ausgehen.“ Der Beweis Ser Mehtswidrigtelt 
der Vielehe ift der Kant’ (he Cwie fidh denn in dieſem und | 
den anflofenden Rapiteln viel Kant’ (des findet) und aud) in 
der Form, in der ihn dee Verf. giebt, nach Ref. Anſicht, ebens ! 
fo mißlungen. Sehr (chin it Sagegen, was Aber die Bedeu⸗ 
tung der Formlidfeiten bei Cingehung der Ehe, fo wie was in 
dem aten Hptſt. „dem Welternredte,” von der Wechſel 
wirkung der Kamilienderhaltniffe und der Religion CS. 183.) 
geſagt iff. Eine ſehr wichtige Lehre macht den Gegenftand oer 
Aten UWhtheilung aus, die ,,oon den Verträgen.“ Der 
Werf. geigt auch hier, wie uͤberall, Scharfſinn und Eigenthuͤm⸗ 
lichkeit, und Ref. bedauert, ihm nicht ins Detail folgen zu kon⸗ 
-. mens dod) Fann er eine Anſicht des Berf., die ibm durch ben 
gangen Abſchnitt nachtheilig gu wirken ſcheint, nicht Abergeben, 
bie naͤmlich, wornach Vertraͤge nicht {chon als ſolche recht⸗ 

tid) verpflichtend ſeyn, wornach nur gewiße Arten von Vers 
traͤgen aus be ſonderen Gruͤnden dieſen Charatter. haben 





+ 


Zacharin, viernig Bucher v. State. - 27 
follen (S. 189. ff.). Er rechnel zuletzteren 1) diejenige, “dt 
auf die Erhaltung eines Rechtsverhaͤltniffes ſich beziehen, wel⸗ 
ches kraft Geſetzes beſtehen ſolle (Staatsvertraͤge und Bb 
kervertraͤge); die abrigen Vertraͤge; nite 2) in ſo fern, als durch 
ihre Erfuͤllung ‘ein WVerluſt abgewandt werden ſolle. Allein 
die erſtere Ausnahme iſt offenbar willkührlich; und der Grund, 
der fiir die ate Klaſſe von Vertraͤgen angefuͤhrt wird, ‘gilt fae 
alles denn bef ‘jeder Vertrage Hat fic) Ser Kontrahent auf 
Se Erfuͤlung von Seiten des Andern verlaſſen; wird er daa 
tht getaͤuſcht, ſo iſt immer fir ibn ein Verluſt vorhanden. Ue⸗ 
berhaupt aber kann Ref, dem Verf. {einen Borderfag, der alle 
buͤrgerliche und menfchliche Berhaltniffe umſtuͤrzen wirde, nicht 
zugeben, und er iſt uͤberzeugt, Saf der Grundfat der Verbind⸗ 
lichkeit der Vettrͤge aus feinewablnenthehrlicdfeit fuͤr “eine ver⸗ 
ninftige Wechſelwirkung unter dey Menfden, und fomit fuͤr 
die Erreidhung der ſittlichen Beftimmung des Menſchengeſchlechts, 
als logiſch nothwendig exwiefen Werden kann. Uebrigens 
handelt ter Verf. im cten Hptſt. von den Bertrdgen 
„im Ulkgemeinen, und geht dann im aten Hptſt. die 
„einzelnen A rten derſelben“ durch, wobei im rten Ube 
(hn, „von den -wedfelfeitigen Erwerbungsvertrds 
„gen“ (Tauſchvertraͤgen) im 2ten Abſchn. „von den ein 
Acitigen Erwerbungs vertraͤgen“ (Sdenfung, Giidss 
vertrag, Bevollmaͤchtigungsvertrag, Schenkleihe, Darlehn) ‘im 
‘Sten Abſchn. „von den Sicherungsvertraͤgen,“ im 
dten Abſchn. „von den Geſellſchaftsvertraͤgen“ gez 
handelt wird.! Der dweite Theil des 24. Buds beſchaͤftigt 
fid) mit ,dem Rechte, in. wie fern es die Sdranten, 
„welche die Natur ber Freiheit geſetzt bat, aufhebt,“ 
und zerfaͤllt in 2 Abſchnitte, wobon der'aEte von „der Auf, 
„hebung Der objektiven,“ der 2te bon „der Aufhebung 
„der ſubjektiden Schranken“ handelt. Den Inhaͤlt jenes 


J - 4 \ 
—Stg are miſſen ſchakten  - 
bildet die Eroͤrterung ober. vielmehr eine eigentliche Apotheoſe 
des Begriffs vom Vermoͤgen, bas ald ein heil der Perſonlich⸗ 
Feit des Menſchen, ja am Ende als die Perſoͤnlichkeit {lb ges 
ſchildert wird, und aus tem, unter anderen Folgerungen. aud 
Has Meche: des Menſchen, nach ſeinem Tode uͤber ſein Eigen⸗ 
thum zu verfuͤgen, oder das Erbrecht, welches den Inhali 
des aten oben angef. Abſchn. ausmacht, abgeleitet wird, Sieht 
man von ſolchen Paradorieen ab, ſo enthaͤlt wieder dieſer Ab⸗ 
ſchn. viel Intereſſantes, worunter vornaͤmlich was uͤber die Sp. 
ſteme des roͤm. und. des teutſchen Erbrechts geſagt iſt, gehoͤrt. 

Ref. mug, um die (einer Anzeige geſteckten Grenzen nicht 
au ——— darauf verzichten, dem Ref. auch ruͤcſichtlich 
der nod) uͤbrigen 5 Buͤcher in's Einzelne au folgen. Auf bas 
25te Bud, welded „das Strafredt”’ gum Gegenftande 
pat, und wobei bon dem Standpuntte des Praltifers aus nicht 
Meniges auszuſetzen it, ware es auch nur Aber dce Cigendeit 
des Verf., wornadh ev die Gefdngnifftrafe als eingiges 

Strafmittel gulagt (vermoͤge Nothrechts aber doch wieder 
ſpaͤter Todesſtrafe und Geldfirafen: anerkennt), wird wohl befs 
\ fer bei Beurtheilung des mit dem Bude gugleid) erſchienenen 
Entwurfes eines Strafgeſetzbuches Ruͤckſicht genommen. 
Das a6te Bud, oder „das Belohnungsrecht“ enthaͤlt 
far den, der Bentham kennt, nicht viel. eigenthuͤmliches Neue. 
Das 27te Bud) endlich, „das Schutz⸗ oder Polisets . 
rect’ athmet den gleiden Geift, wie tas Gange. Schade, 
daß unter dem Guten und Schoͤnen aud)’ bier wieder bis und 
ba das leidige Nothredt feinen Spuck -treibt, und. 3. B. den 
Verf. bis gut Sulaffung einer gebeimen Polizei Dringt! 

Gin Anbang giebt alt einen Beitrag zur politiſchen Arith⸗ 

meriik eine Tabelle der ſeit 1809-22, bet den Großherz. Bad. 
| Hofgerichten abgeurtheilten’ Berbrechen und ebenfo die Bahl der 
in Qen J. 1814-17, in Frankreich, und 1815—21. in Eyg⸗ 


\ 





— Dalwigt, u. Falch, Cranien. 24, 
awd verurtheilten Verbrecher. Aehnliche auf Anorduung des 
K. Wart. Juſtiz-Mimiſterium entworfene und Hffenlig bekaunt 
gemachte Zuſammenſtellungen ſcheinen nicht gue Keuniniß des 
Verf. gekommen zu ſeyn. — 


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Eranien zum deutſchen Privatrechte mit Urkunden von 

& v. Dalwigt, und R. Falck. rr , 
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. 7 ican 
—21 i. 
ae 


⸗ 


ahaa baa GY aS ee eee ee ee 
Ueber cine Handſchrift bes Schwabenſpiegels wit 
einigen Bemerfungen’ uͤber dit Frage: Laſſen fid) mehrere Ori⸗ 
ginal⸗Handſchriften derſelben annchmen? von Dr. J.G. Fin«4 
ler in Zürich . 
In dee Hoffnung, gu welcher die ſonſtigen Fortſchritte der 
deutſchen Rechtswiſſenſchaft in neuerer Zeit uns wohl betechti· 
gen daͤrften, daß bald einer unter unſern Germaniſten ſich an 
rine neue Ausgabe der deutſchen Rechtsbücher des Mittelalters 
machen moͤchte, liefert Hr. Dr. F. hier als Beitrag: zu ſolchem 
Unternehmen die Beſchreibung einer Handfchrift deb Schwaben ⸗ 
ſpiegels. Wis Zugabe {Ade er dieſer aber noch eigene Bemere 
kungen vorangehen, ‘die (id) ihm. bet Collation ſeiner Handſchrift 
mit einigen Ausgaben aufdraͤngten. „Es beziehen ſich dieſa 
Bemerkungen: auf die Folgerungen, die man aus dem Umſtang 
bie, dag die verſchiedenen Handſchriften ‘und Ausgaben des Gor 
Sy. ſowohl im Stoeffe ſelbſt, als {einer Anordnung oft, Sou city 
einander abweichen, igegogen hat.“ Jn. ber That: find fie cine 
Kritié der verſchiedenen Mufidhten- Aber Sie Eniſtehung des Schwa⸗ 
benſpiegels. ECich horn und Bienxr werden als die Hatrotyertxee 





\ \ 
30, Deutſches Recht. 


ter derfelben einander gegenoͤbargeſtellt. Eichhorn will befaunts 
Alich den Schwabenſpiegel nicht als ein eignes Rechtsbuch, fone 
Geen nur alt cing Klaſſe oon. Handſchriften bes Repgowſchen 
Rechtsbuches betrachtet wiſſen, die dad Eigenthamliche batten, 
daße die hinzugefuͤgte Gloffe in. den Test ſelbſt dufgenommen 
ware, bei denen daher auch nicht bon einem Verfaſſer, fore 
dern nur bon fo vielen verſchiedenen Verfaſſern, als es eigen⸗ 
thuͤmliche Recenſionen des Schwabenſpiegels gebe, die Rede fein 
finne, — Diefen lejten Theil der Cid horn’ fren Anſicht ebt 
Hr. F. Zur nachherigen Prufung beſonders hervor. — “Die ents 
gegengeſetzte Meinung findet unter den Handſchriften bes Schwa⸗ 
benſpiegels allerdings ſoviel Uebereinſtimmendes, und dod auch 
ſoviel Verſchiedenheit vom Sachſenſpiegel, um ſie unter einem 
heſondern Namen abs. ein eignes Rechtebuch zuſammenzufaſſen: 
die in den. Handſchriften und. Ausgaben vorkommenden Abwei⸗ 
cthungen erſcheinen ihe nur ols. Einzelheiten die don. ben Ab⸗ 


ſchreibern und Herausgebern hetruͤhren. Die Pruͤfung jener 


beiden Anfichten ſtellt Hr. Frſo an, daß er abwaͤget, ob unter 
den Handſchriften init. Ausgaben ded. Schwabenſpiegels Ueber⸗ 

tinſtimmung ober Verſchiedenheit das Vorherrſchende (ei, & 
werden’ hiezu bendigt 5. Ausgaben, 5 abgedructte inzelne Hands 
ſchrr. und ver vom Berl. beſchriebene Zaͤtcher Coder. S, 2 
20. wird dargelegt, daß in Hinſicht auf die Materienfoigé , auf 
bie MeidHaitigheit des Juhalts und die Darſtellungsweiſe Ueber⸗ 
elaſtlmmimg vorhertſchez eine Erdrierung, bie ihren Rathi had) 


keinen Gusgug zulaͤßt. Refr iſt Hon dex: NRichtigken dieſes gee 


gognen Mefultats allerdings auch aͤberzeitggt. NRur hatte ek gto 
wuͤnſcht, dag He De. Fereine bollftdndige tabellariſche Beoglets 
chung dee verſchiedenen Terte ſich nicht hdue verdrießen Laffert, 
— dieſe gechoͤrte weſentlich zut Vollendung der Hon ibm. umer⸗ 
nommenen Arbeit. Ref. iiefert hiezu nod. einen Beitrag in 


bee Minheiſung, bap auch dien beiden bis jetzt nuuß durch Sem 


Dalwigk u, ale, Eranien. 31 


fenbexge kurze BefHreibung (Visiones dis. p. 87. sqq.) bee 
kannten Basler Hoͤſchrr. des Schw. Sp. in einer gleiden Ue⸗ 
bereinſtimmung mit em Cod. Ambras. be. Senkenberg 
Corp. jer.” Germ. To. II. erfcheinen, aber um febr viele Gas 
pitel hersidhert. Durch sie Gite des Basler Univerfitats sSee 
nate und des Bibliothekars Herrn Prof. Hubert ift es Ref, 
moͤglich geworden ſelbſt eine Vergleichung anguftellen. 

Der Verf. erflart fich in Folge diefes Ergebniffes gegen 
Cid Horns Anfidht, und last fid nan ausfiprlid) dariiber 


aus, wie bet der entgegengeſetzten Annahme urſpruͤnglicher ins 


heit des Schwabenſpiegels in den verſchiednen Handſchriften, die 
in den wirklichen Ausgaben und Codices vorkommenden Abwei⸗ 
chungen zu erklaͤren ſeien? Natuͤrlich werden hieruͤber nur Vers 
muthungen gegeben, darunter einige recht ſcharfſinnige und fuͤr die 
Kritik einem kuͤnftigen Herausgeber wohl gui empfehlende: z. B. 


wie durch Verbindung mit einem Stadtrecht ein Coder einer 


Veraͤnderung ſeines eignen Textes ausgeſetzt geweſen fei, die 
dann ſpaͤler it die ——— eit ee S 
28. ff. 

Die ſehr ausfapeticoe Veſchreihung der Ziriher Hanbſchrift, 
S. 38— 66. mit einem Facſimile und einer Anzahl Varianten, 
— gibt-bet ermangelnder Einſicht in die Hoſchr. weder gu ei⸗ 
ner Beurtheilung Veranlaſſung, noch wan ein Musing 6 daraus 
bee an — rte | . 

ea. BH VI. — ae a. ont 
Halbgeridtsvebnang Kaifers Rarimilians L, fee 
die Stadt Madolphgell, 

Gin Beitrag zur Geſchichte des Criminalrechts in Teutſch⸗ 
land. Aus der Original⸗ Urkunde vom J. 106., herausgege⸗ 
bent und mit Erklaͤrungen / und —— — von — 
Walchner, Oberamtmann. 





Q 


‘ 4 : « N i —_ 


2 Deutfches Recht. 


Riv bie Geſchichte bes deutſchen Criminalrechts, beſonders 

— fruͤheren Mittelalter ſind die Rechte der Staͤdte und der 
Dienſtmannſchaften oft eine ſehr intereſſante Quelle, indem ſich 
hice großentheils criminaliſtiſche Grundſaͤtze weit. eer. entwickel⸗ 
ten und gu Geſetzen feſtſtellten, als in den freien Landgemein⸗ 
den und vor den umfaſſenderen Gerichten. — Aud der hier 
mitgetheilten, von Maximilian als Erzherzog von Oeſtreich an 
ſeiner Stadt Radolphzelle erlaſſenen Criminalgeſetzgebung fehlt 
es nicht an einigen intereſſanten Punkten, beſonders fuͤr das 
Verfahren in peinlichen Sachen. Nur dieſes erlaubt Ref. ſich 
daraus hervorzuheben. Macy bem Eingange der Verordnung 
war bis dahin das Malefiz⸗Gericht in der Vogtei und Stadt 
„mit offner Thuͤre vor allermaͤnniglich gehalten und vollbracht 
worden.“ Mad §. I. dieſer Maleſiz Ordnung dagegen ſoll die 
Perhandlung und das Urtheil mit verſchloſſener Thuͤr geſchehen, 
mit Ausſsnahme dee Sachen die Jemanden an Glimpf, Ehre 
oder Fuͤgen (ſein Recht) gehen 7 bier. foll das Urtheil den 
Partheien oͤffentlich verldndigt werden..— Merkwuͤrdig ift aud 
§. V. die Erwaͤhnung des Stadtklagers, der mit Zuziehung 
zweier Verordneten des Naths dem Torquenden, die Urgicht 
abnabm. Er ſcheint an die Stelle des urfpringliden Private: 
anflagers mit (einen Eideshelfern getreten gu fein. — Die von 
dem Verf. vorausgeſchickten Bemerkungen. S. 67—-go, dienen 
weniger zum Nachweiſe uud zur Erlaͤuterung des Individuellen 
bei dieſer Urkunde, als daß ſie eine allgemeine hiſtoriſche Dar⸗ 
ſtellung der Lage des Criminalrechts in Deutſchland in der be- 
hein und damaligen Belt zu bezwecken ſcheinen. 


VII. Fg ⸗ 
UST EN NSD: uͤher den Begriff bes Eibes. Born 
me; : + Herausgeber. - S. go—109, — qe 


vi, Kine, Reihe bon Bemerkungen, denen der Hr. — 
unter dieſen Beitraͤgen zum deutſchen Rechte ihren Play cane 


ve 








Dalwigls. Fale, Eranien. * 33 


weifet, weil es far den Juriſten nothwendig fei, auch die Alteren 
VBegriffe bom Cide, wie fie in den noch geltenden Gefegen und . 
in den adbliden Eides verwarnungen klar am Rage liegen, ges 
nau gu fennen. Zwar ſcheint diefer Geſichtspunkt Ref. in dem 
Nachfolgenden nicht feſtgehalten zu ſein, doch freuet Ref. ſich, 
einen Jeden dem es um anziehende Bemerkungen fiber den Cid 
bon feiner aͤußerlichen Seite gu thun ift, zur Leftdre diefes Wufe 
fages emladen gu duͤrfen. 


Der Verf. verbreitet ſich folgendermafen uͤber ben — des 
Eides. Das allgemein angenommene Ciceronianiſche Jusjuran- 
dum est affirmatio religiosa erſchoͤpfe den Begriff noch nicht, 
ſondern die Verbindung des Symboliſchen mit der woͤrtlichen 
Erklaͤrung gehoͤre noch dazu. Wie man auch uͤber dieſe Anſicht 
ſich erklaͤren mag, (ſofern der Verf. ſich unter dem Symboliſchen 
etwas Andres dentt, als die aͤuſſere jedes, um fo mehr ein fo 
feierliches Wort, als der Cid, von felbft begleitende Gebehr⸗ 
de,) ſo liegt dod gewiß ſehr tiefe Wahrheit in der daran atie 
geſchloſſenen Behauptung, die aber diefer Begruͤndung gar nicht 
bedarf, daß der Urfprung des Eides nicht herbeigefuͤhrt fei durch 
ein Mißtrauen deſſen, der ſich ſchwoͤren laͤßt, ſondern durch die 
Lebhaftigkeit der eigenen Ueberzeugung des Schwoͤrenden — 
Sehr treffend unterſcheidet der Verf. eine natuͤrliche Symbolik, 
die natuͤrliche Begleiterin der menſchlichen Rede, eine kuͤnſtliche, 
abſichtlich erſonnene, und eine conventionelle, bei einem Bolle 
gum Gebraud gewordenes — 


Wis die dem Gide bei den Alten, namentlich bei den Mi: 
mern gum Grunde liegende Idee, hebt dex Berf. cine Erecration 
hervor, und knuͤpft bieran die Betrachtung der Befirafung eis 
neé per genium principis geſchwornen falſchen Cides, als ets 
Nes Majeſtaͤts⸗Verbrechens, indem Hier der Schwdrende nicht 
nur auf fid) ſelbſt die Verwuͤnſchung bherabrufe, fondern aud 
Arit. Zeitſchr. Ta. 5 


z 


34 Deutſches Rede. 


den unter dem Schutze des genius ftehenden princeps durch 
den Meineld ins Verderben ftirge, oder jenem Schutze entgiehe, 

S. 103. ff. laͤßt der Verf. Aber einige CidessSpmbole Bee 
merfungen folgen, mit befonderer Betweilung bei bem Gebrauch 
dex zwei vorderen Finger, nod in ‘ben Zeiten ber Reformaz, 
tion. 

Den Bel dius S. 106. ff. machen Bemerfungen ber die 
Cidesformulare, und die Ausfuͤhrung des Satzes, daß auch die 
Gide der Rdmer ſich nur auf die Gottheit, und nicht, wie Eini⸗ 
ge gemeint, auf jeden ehrwuͤrdigen Gegenftand haben begiehen 
birfen, | 
| VIII. | 
MeHtsfall, den Beweis durch Handelshider bes 

treffend, Vom Herausgeber. S. 110-116, 


Zu der auch im deutſchen Privatrecht gewoͤhnlich vorgetrae 
genen Lehre bon der Veweisfraft ber Handelebicher, liefert die⸗ 
ſes, ohne alle Bemerkungen mitgetheilte, Aktenſtuͤck keinen Bei⸗ 
trag, ſondern es handelt ſich darin von der Feſtſtellung des Be⸗ 
weisthemas Ober eine Forderung, die nach dem Angeben des Klaͤ⸗ 
gers dieſem von einem drilten Handlungshaufe gegen den Bez 
klagten war dberwiefen worden. | 

1X. / 
Ueber altnordifdes Urmenredt. Bon Dr. Michelſen 
‘tn Kopenhagen. S. 117—183. 

Ein durch den Gegenſtand und die Liebe, womit bipfer be⸗ 
handelt ift, gleidh angtebender Muffag. C8 ſcheint dem Bf. ein 
beiterer Blick gegeden: gu fein, ber ihn die Spuren bon Licht, 
Ordnung und menfdenfreundliden Cinvidtungen, woran es 
aud in einer vorherrſchend dunkeln und verworrenen Zeit nicht 
fehlt, leicht erkennen laͤßt, und der ihn Sor einſeitiger Lobred⸗ 
nerei des Mittelalters zugleich am ſicherſten bewahren wird. 


Dalwigt u. Fald, Eranien. | 35 


Denn dieſet ſich anzunehmen gegen ungegruͤndete Vorwuͤrfe don 
Barbarei iſt die Abſicht, in der er hier aufzutreten erllaͤrt. Meh⸗ 
rere Aufſaͤtze uͤber polizeiliche Verhaͤltniſſe im Mittelalter gedenkt 
er zu dieſem Ende zu liefern, und macht mit dem Armenweſen 
den Anfang. Dem Hauptinhalte nad, ift diefe Ubhandlung :gus 
glid) Ourd) die dem Pubdlifum gum erften Mal mehr ald dem 
Titel nach nahe gebrachte aͤlteſte Quelle des Islaͤndiſchen Medes, 
tie Graugans, merkwuͤrdig, von deren in Kopenhagen beforge 
tet Ausgabe bereits ein Drittel die Preſſe verlaſſen hatte, und 
vom Verf. venuͤtzt werden durfte. 

Im fraͤnkiſchen Reiche und Deutſchland * bis zur Ree 
formation das Urmenwefen in genauer Verbindung mit der Rite 
des und kommt daber ald Gegenftand birgerlider Gefege wes 


nig oor, Cinige ber merkwuͤrdigſten firdliden Wnordnunger 


hieruͤber Tegt der Berf. guerft oor. Unders im Morden. Hier 
hat sheild die Harte des Clima's von jeher eine groͤßere Fuͤr⸗ 
ſerge fuͤr die Armen geboten, theils iſt hier uͤberhaupt der Ein⸗ 
flug der Kirche auf die buͤrgerlichen Verhaͤltniſſe nie oon der 
Bedeutung gewefen, als im uͤbtigen Europa. Daher eine gro— 
be Ausfuͤhrlichkeit Ser altnordiſchen —— gerade hier⸗ 
uͤber. 

Zuerſt und am ausfuͤhrlichſten ſtellt ber Merf. das altis⸗ 
laͤndiſche Armenweſen dar. ©. 130—173, Gs gab bei den Gee 
laͤndern ſehr iné Einzelne gebende Beſuͤmmungen ſowohl zut 
Verhoͤtung landesbeſchwerlicher Bettelei, als aud zur Unters 


bringung ber Hilfsbeduͤrftigen. Ref. beabfichtigt hier weder ets 
nen Musgug, Nod) eine Beurtheilung des Vorliegenden, ba es 


ibm hiezu can: den' Quellen abgeht. Mur dutch Hervorhebung 


von Einzel heiten moͤchte er gum Leſen bed Aufſatzes ſelbſt eine 


laden. Um dem Landſtreichen vorzubeugen, hielt man mit gro⸗ 
fer Strenge darauf, daß jeder nicht mit Grundeigenthum ans 
geſeſſene Bewohner oes Landes irgendwo dingfeſt waͤre durch 


Sos 





‘, 
36 “a -  GStrafreds 


ein ordentliches Domicil, Wer durd ein foͤrmliches Verfahren 
fir einen Herumgaͤnger erfldrt wurde, war hiemit friedlos. S. 
135, Reichte Femand einem folchen friedlofen Bettler Speiſe, 
ſo verfiel ex ſelbſt in die Friedloſigkeit. Hoͤchſt ausfuͤhrliche Bes 
ſtimmungen der Alimentationspflicht der Familienglieder unter 
einander ſorgten fix die Arbeitsunfaͤhigen. Die Verwandtſchaft 
uͤberhaupt verpflichtete einen Jeden zur Aufnahme eines Hilfs⸗ 
beduͤrftigen, wenn er ſelbſt fuͤr ſich und diejenigen, fuͤr die er 
zunaͤchſt gu ſorgen hatto, mehr als auf 2 Jahr gu leben hatte. 

Wadmal (grobes Wollenzeug) diente zum Maasftabe des Bers 
migens. — Gin befonders merkwuͤrdiges on einer ſehr edlen 
Gefinnung zeugendes Ynftitut war die Rund fuͤhrung. S. 
156, 166. Golde Beduͤrftige, deren Verwandte fie zu unter⸗ 
balten aud) gu arm waren, wurden der Reihe nad von den 
Einwohnern Tag um Tag beberberget und geſpeiſet; und was 
ren fie nicht im Stande ſich felbft umbergufapren, fo war jeder 
Hauswirth hiezu verpflichtet. | 


Wenn aud nidit fo forgfaltig, fo boch im Ganzen mit den 
islaͤndiſchen Geſetzen uͤbereinſtimmend, waren die Einrichtungen 
in Norwegen und Schweden; namentlich uͤberall das Inſtitut 
der Armenrundfuͤhrung. 


Mit Verguuͤgen ſieht Ref. den folgenden Hon Hrn. Mi is 
ch el ſen verſprochenen Aufſaͤtzen entgegen. 
Ro gge. 


— 





‘Frey, (A. R. Helv. Bas.) Observatt. ad juris cri- 
minalis Teutonici, praesertim Caroli V. const. . 
crim. historiam. Diss. etc. Heidelb. ap. Ch. F 
Winter. 1825, 72 SG. 8. (Preis 36 fr.) 


un 


NN 


Frey, Obs, ad jur. orim. histor, : : §7 


Der Verf. diefer Fnauguraldiffertation gibt in deefelben in 
XIII. Obferpationen eigentlid) einen furgen Abriß der, Geſchich⸗ 
te des T. Criminalrechts bis zur Carolina einſchließlich mit ein 
paar, uͤber die Carolina hinausgehenden, Bemerkungen. Er 
zeigt durch dieſe Schrift ein ſehr fleißiges Studium und viele 
Belefenbeit. Auch kommt in ihr einiges Wenige, was Ref. neu 
oder wenigitend nod) nicht (>, wie es bier geſchah, hervorgeho⸗ 
ben (cheint, bor . fo das Sufammenftellen einiger nicht unintes 
reſſanter Belege uͤber Fortdauer der Blutrache und der Compo⸗ 
fitionen nod) in der ſpaͤteren Zeit des Mittelalters (©. 19. f.) 
und ſelbſt nad) der Sarolina (S. 68—71.), ferner die Notie 
gen, welde der Verf. ©. 25. f. von den an manden Orten im - 
Mittelalter gefuͤhrten, fbr Geſchichte des Cr. Rechts gewiß wid). 
tigen, f. g. Acht⸗, Tadel⸗ Todtens rothen oder (dywargen Bis 
ern gibt; ferner da8, was er ©. 29—31. Aber den Urfprung 
bed Inquiſitionsprozeſſes, fo wie’ was ex S. 53—56. gegen die 
neverlid) bon Gerflader aufgeftellte Sehauptung, daß die 
Carolina eine Inſtruktion fdr die —— Inquiſition zur 
Quelle gehabt habe, ſagt. 

Allein dieß iſt wohl Alles, was an ron Bude gu ruͤhmen 
ſeyn duͤrfte. Es iſt keiner von allen den Punkten, welche der 
Verf. beruͤhrt, genau, erſchoͤpfend und vollſtaͤndig durchgefuͤhrt; 
kaum hat der Verf. einen Punkt beruͤhrt, ſo eilt er gleich zu 
einem andern; alles iſt fragmentariſch; keine Observatio ents 
haͤlt eine vollſtaͤndige Ausfuͤhrung irgend eines Hauptgedankens; 
von einer der Vollſtaͤndigkeit ſich naͤhernden Veruͤdſi ichtigung ber 
Literatur iſt nicht die Rede; das Meiſte iſt von Andern ſchon 
ebenſo oder nod) beſſer geſagt; die Darſtellung iſt haͤufig flid- 
tig, ungenau und etwas undeutlich; die verſchiedenen Zeiten ſind 
haͤufig gar nicht ſcharf geſondert; manche Behauptungen ohne 
allen genoͤgenden Beweis, mance ſo hingeſtellt, daß man gar 
nicht recht weiß, was man aus ihnen machen ſoll; ſelbſt Wi⸗ 


at 
~ . 


i 





38 Strafredt 


derſpruͤche ſind niche gang vermicden, und die Sprache ift oft 
unlateiniſch. Ref. wi nus ein pace Beifpiele for einige der 
legtern Ausſtellungen bier anfoͤhren: Einige Altere Criminali⸗ 
ſten ſtuͤzten u. A. auf den Art. 21. der Bambergenſis (nach 
welchem, wenn namentlich Fuͤrſten Jemanden anklagen, und 
nicht gehoͤrige Buͤrgſchaft ftellen koͤnnen, nicht fie ſelbſt ſich der 
Haft zu unterwerfen baben,. fondern andre Perfonen fdr fi ch 
ſtellen koͤnnen) bie Behauptung Schwarzenberg habe eigente 
lich einen Entwurf eines Geſetzbuchs fuͤr das ganze Teutſche 
Reich ausarbeiten wollen. Dieſe, leicht zu widerlegende, und 
von Loͤwenſtern Cin Plitts Repertor. B. II. nr, 1.) nur 
gu weitlaͤuftig widerlegte Anſicht fuͤhrt der Verf. S, 49. mit 
‘ben Worten an: „In const, Bamb, vel articulus 21. haud 
injustam movet suspicionem, Schwarzbergium in ea elabo- 
randa omnino adumbrationem constitutionis imperii spec- 
tasse; und fagt dann bei: ,,Cum vero locus iste princi- 
pes tantum imperii eorumque subditos respiciat , minime 
vero ad Episcopum Bambergensem referri possit, scquitur. - 
inde, locum Jaudatum in constitutione Bambergensi prox 
mulganda ommissum [sic] fuisse.< Bas follen nun diefe 
legteren Worte fagen? Collte man nidt aus der Saffung dex 
Periode, und aus dex in dex Note beigefdgten Berufung auf 
Lowenftern ſchließen, der Verf. halte dod) jene suspicia fair 
nicht gang ridjtig? Wein bet genauerer Betrachtung fann man 
dieß doch nicht annehmen. Der Verf. fceint jene suspicia 
wirtlid) fix ridtig angunebmen, nut meint er, da jener Art. 
bie Reichsfirften betreffe, fo miiffe er aus Berfehen in die 
Bambergenſis aufgenommen, oder, wie er ſich ausdruͤckt, 
bei der Promulgation berfelben Aberfehen worden fepn. Al⸗ 
fein pat” denn hiefuͤr die Berufung auf »Phitts [sic] 
Repertor, P. II. p. 31.2 Harte ex ſich nicht vielmehr auf 
Boehmer, elem. I, 1. ſ. 18. Mot. berufen follen? Oder hag 





Frey, Obs. ad jar. erim, histor, 39 


Ger Beef. bei Plitt blos bis S. 35, und nicht oie gleich Sate | 
auf folgende Widerlegung alles deſſen, was bis S. 35. ange⸗ 
fuͤhrt iſt, gelefen? Und muß denn daraus, daß jener Art, der 
Bamb. blos die Reichsfuͤrſten betrifft, folgen, daß dieſer Art. in 
die B. nicht paſſe und daß Schwarzenberg einen Entwurf 
fuͤr das T. Reich im Auge gebabt habe? Kann denn nicht 
ber Biſchoff gon Bamberg fir den Fal, wenn Reichsfuͤrſten 
yor feinen Gerichten Hagen follten, in feiner Geridtsordnung 


Beſtimmungen treffen? — S. Go, 61, fagt der Verf., im Art. 


104. der Carolina fep der Satz enthaltens Quando jus Roe 
manum nullam corporis poenam praecipit, nec ‘ejusmodi 
poena locum habeat“ und „ubi jure Romana capitis poe- 
na baud statuitar, nec index’ Germanicus ea utatur, und 
dann bemerft er in der Mote, eine Ausnahme finde ſtatt „in 
crimine abortus‘ [was for ein. Berbrechen ift ,,abortus?], 
wobei man eben annehmen muͤſſe, die Verfaſſer der Carolina has 
ben entweder aus Unkenntniß de8 Rom, Rechts oder aus Mothe | 
wendigfeit, Teutſches Recht gu beadten, hiebei blos T. Gee 
wohnheiten hefolgt; eine weitere Ausnahme finde fid) aud) bei 
ber Bigamie (Ausnahmen, die fid wohl Hatten yervielfaltigen 
laffen). Wie fteht nun aber alles diefed im Einklange mit dem, 
was der Verf. ©. 52. 53. fagt? Dort bebauptet der Berf. 
» Legishtorem saltem jure Rom, tanquam fundamento ope- 
ris sui uti noluisse, — Quodsi auctoris [Carolinae] haec 
fuisset voluntas, ut jus Rom. respiceretur, majorem ‘dedis- 
set operam, ut ICti judiciis adessent criminalibus.« St | 
dieß nicht in direftem Widerfpruche mit dem uͤber den Art. 104, 
Gefagten? Fa der Berf. fagt nod) weiter (CS. 53. Not. 1.): 
„immo ex praefatione Carolinae colligi posse videtur, le- 
gislatores coactos esse, — omni jure Rom. recede- 
re, ejusque loco normas juris Germ, statuere, —— jus 
Rom., ut in ipsa praefatione legitur, in judiciis nostris ‘cri- 





go tt GS tea freee | 
minalibus minime. introduei possit.“ Wenn diefe Ueberzeu⸗ 
gung der Gefeggeder hatte, wie fonnte ex dann im Art. 104., 
wie der Berf. ſelbſt S. 60. 61. behauptet, bas Rom. Recht in 
vielen Puntten fo gang. gut Hauptnorm fir die Gerichte mas 
- den?! — Aud in kleinern Punkten fommen mande nidt gu 
billigende Flidhtigteiten vor. Go heißt 8 S. 63. ,,Schwarzen- 
bergium hic illic Reformationem Wormatiensem, statuta 
F riburgensia (a. 1524.) [wohl ein Drudfebler fae $520.] : 
--- inspexisse verisimile est. Nam in multis poenis sta- - 
tuta illa optime consentiebant [?]. Sic.... statuta Fribur- 
gensia in lenocinium relegationis poenam, in perjurium di- 
gitorum abscissionis poenam statuunt: easdem poenas con- 
stituit Carolina.“ Wie fann aber SGHwargenberg aus den 
Freiburger — von 1520. geſchoͤpft haben, da ſeine Bam⸗ 
bergenſis im J. 1507. erſchien?! Der Verf. moͤchte vielleicht 
ſagen, Schwarzenberg habe ja aud) im J. 1521. als Mit. 
glied des Reichsregiments an der Carolina gearbeitet, Allein 
e6 konnten Sod) nidt da erft jene Punkte aus einer Inſpektion 
der Freiburger Statuten gefloffen ſeyn, da fie fi id) ja gang fo 
fdon in der Dambergenfis finden. — ©. 64. heißt es: „Quae 
@itero loco posuimus interpretationis {Carolinae] adjumen- 
ta continentur operibus practicorum illius aevi, Tengle- 
ri, Durantti [sic], Damhouderi, aliorum, quos nemo pau- 
lo humanior_ non novit. Wie fommt, mode Ref. bier fra” 
gen, Durandus, der im dreizehnten Jahrhundert lebte, mite 
ten unter Schriftſteller des ſechszehnten Fabrhunderts ? 
Ref. bedauert, daß der Verf. fid) nidt auf eine eingelne von 
einen XIII. Obss. beſchraͤnkte und diefe genau, vollftdndig und 
erſchoͤpfend nad) allen ihren Beziehungen ausfuͤhrte. Dadurch 
haͤtte er, da leider in Hinſicht auf Geſchichte unſres Teutſchen 
Strafrechts nod) fo ungemein viel gu thun ift, nnd biebei ge- 
rade eingelne grindlide Veitrage hoͤchſt ſchaͤtzbar ſind, gewiß 


i 





Aphorismen hber big. Gefenged. u. Rechtspfl. . 4t 


etwas recht Verdienſtliches leiften koͤnnen, waͤhrend bei den Sore 
Hegenden 72 Seiten die Ausbeute gar gu unbedeutend iſt. 


Carl Georg Wadter. 





* 


Aphoris men aber buͤrgerliche Gefeggebung 


und Redhtspflege, Aus ben Papleren ded Verf. 
von Welt und Zeit (Dr. Jaßoy im Frankfurt). 
Stuttgart, bei J. B. Metzler 1826. XIV. u. 374 
©. 8. (Preis 2 fl. 45 Fr.) | 


Die eigentliche Tendenz und Abſicht dieſer Schrift iſt die 


Befoͤrderung einer ſelbſtſtaͤndigen Geſetzgebung 


und Einführung des oͤffentlich-mündlichen Gerichts⸗ 
verfahrens in Teutſchland. Dieſer Zweck it jedoch auf hoͤchſt 
ſonderbare Art verfolgt worden. Eine Menge abgeriſſener Saͤ⸗ 
tze von dem verſchiedenſten Inhalte und ſehr verſchiedenem Wer⸗ 
the find unter 234 Nummern zuſammengeſtellt, jedoch ſo, daß 
ein innerer Zuſammenhang zu Erreichung des Haupt⸗ 
zweckes bei genauerer —— wohl kaum entgehen kann. 


Der angebliche Heraus geber ſagt zu Anfang des Vorworts, dieſe 
Aphorismen ſeien blos„Notizen zum Vergnugen, oderum dem Ges 
daͤchtniß zu Huͤlfe zu kommen, auf einzelne Blaͤtter Papier von dem 
Verfaſſer wahrſcheinlich in der Abſicht niedergeſchrieben, um dar⸗ 
aus in Zukunft ein eigenes Werk zu bilden, wozu (S. IV.) 
es ihm jedoch in der Folge an Zeit und Luſt fehlte. Er ſagte 
immer: ehe der alte Unrath aus dem ſchwerfaͤlligen Koͤrper un⸗ 
ſerer Geſetzgebung gefegt worden iſt, muͤſſen erſtlich lange Zeit 
aufldfende Mittel gebraucht werden, und ehe die Schlacken fort 


“find, laͤßt fit} an fein Syſtem denken.“ Welter folgt nun: 


& 


43 ; “Redesgditotd epic. 


Wie es ſcheint, hielt der Berfaffer yegenwartige Aphorismen 
fuͤr cine ſolche Gattung aufldfender Pillen,:. und diefes find fie 
auch in dex That,” Mir fehen ſchon aus diefen Worten die 
ſatyriſche Tendenz dieſer Schrift, und ©, 29. wiederholt 
der Verf. feine guverfidittide Meinung oon dem großen Wer⸗ 
the einer foldjen ſatyriſchen Behandlung der Gade, mit folgens 
den Morten; ,,Gine- ernſtliche Widerlegung - der menſchlichen 
Thorheiten fleigert nur den Widerſtand derjenigen, welde daz 
bei gewinnen, und verlangert dadurch ihre Dauer, . wabrend 
das Salg des Wiges diefelben (nell aufldst!< — Ref, mddte 
dod) ſehr bezweifeln, ob die ſalzigen Pitten des Wphorismenz 
ſchreibers dasjenige, was ihm in der birgerliden Berfaffung 
laͤſtig iſt, ſo ſchnell abfuͤhren werden. Vieimehr glaubt Ref., 
daß e eine ſo heftige, beißende und oft wirklich grobe Satyre, wie 
wir hier zum großen Theil finden, in der ernſten Wiſſenſchaft 
keineswegs an ihrem Platze iſt. Maͤnner von Geiſt wer⸗ 
den im heſten Falle mit einem mipbilligenden Laͤcheln daruͤber 
hinſehen, die Thoren werden dadurch nicht bekehrt, am aller⸗ 
wenigſten aber kann ein ſolches Werk auf die legislatoriſche Thaͤ 
tigkeit der Regenten auch nur einigen Einfluß gu gewinnen hof⸗ 
fen, da bei dieſer ſchon des Ernſten zu viel zu durchdenken, zu 
pruͤfen, zu ermeſſen iſt, als daß man auf ſatyriſche Seitenhie⸗ 
be, die oft zwar das Zwerchfell erſchuͤttern, den Kopf aber nur 
ſelten erleuchten, Ruͤckſicht nehmen koͤnnte. So zweifelt Ref. 
keinen Augenblick, daß z. B. das meiſterhafte Werk von Feuer⸗ 
ach „Betrachtungen uͤber die Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit der 
Gerechtigkeitspflege“ bei weitem eher die Einfuͤhrung einer vernuͤnfti⸗ 
gen Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit der Gerechtigteitd pflege in irgend 
einem Theile Teuſchlands zur Folge haben koͤnnte, als unſre 
Aphorismen. Dieß uͤber bie Form Hes Buches, welche faſt an 
Sie Stredverſe oder Gedankenſpaͤne fo mancher neueren Dich⸗ 
terlinge erinnert, ‘und die in einer Wiſſenſchaft, wie 





A 


‘Sphortsmen Aber bara. Gefegscd. u. Rechter=, «4 
bis Jurisprudenz iſt, ſchwerlich webl in eiwat — 
— 

Aus dieſer fonderharen. Form folgte nun gon ſelbſt, deg 
auch der Inhalt des Buches hoͤchſt bunt und gemiſcht wer⸗ 


den mußle; denn wer auf 374 Seiten 234 Nummern adgefore 
dexter Gegenftange behandeln will, dex wird Hheralther Stoff 


zuſammenſuchen muͤſſen, wenn man uidt gon ibm fagen foll, 
er wiederbole fid) au oft. Freilich founen wiry den Verf. 
aud on dieſem legrern Borwurf nidt gang freifpreden, .indem 
eine Menge Nummern ganz Gleiches enthalten. (Vgl. no. i. 
mit no. 7. 9. 16. 29. 182.3 ſodann no, 32. mit mo. 35. 
u. ſ. f-). Auch widerfipreden ſich oft die aphoriſtiſchen Sar 
ge geradezu; und was der Verf. (in no, 32.) an den teutſchen 
Gerichten tadelt, daß fie oft in denſelben Faͤllen zu verſchiede⸗ 
nen Malen pro und contra entſchieden batten, das [aft ex 
ſich hier ſelbſt gu Schulden fommen, (Bgl, die Invelti 
ven gegen die Philofophie in no, 2, mit den Sagen no. % S. 
32. nas 31. S. 66, insbefondere no. 13. wo es heift: ,,Da, 
wo ſich die Geſetzgebung gon den Principien dex Philofepbie 
enffernt, berubt Alles auf bloßen Capitulationen mit der geſun⸗ 
den Vernunft und dem Intereſſe der Menſchen!“ —) Sollen 
wir uͤberhaupt den Inhalt des Ganzen mit wenigen Worten 
treffend bezeichnen; fo muͤſſen wir der Worte des Dichters uns 
bedienen: sunt bona mixta malis.“ Alles naͤmlich, was 
der Berf. fagt, hat einige Wahrheit, und wir ftimmen ſeinen 
meiſten Saͤtzen in gewißer Hinſicht recht gern bei. Allein lei⸗ 
der iſt Alles auf unerhoͤrte Art aͤbertrieben, wodurch die 
ausgeſprochenen Meinungen ihre urſpruͤngliche Wahrheit verlo⸗ 
ten haben. Wenn nun S. VI. und XIII. des Vorworts er⸗ 
wartet wird, dag „die zahlreichen literäͤriſchen Zuderbeder, Tins 
cer und Scheidekuͤnſtler unfrer Beit’ Sem Uebelſtande, dex durch 
die groben und gu flack aufgetragenen Farben entitanden iff, abe 


44 | Rechtsphiloſophbie. 


helfen werden, und wenn die Ausſtellungen des Ungefeilten und 
Nachlaͤßigen, als einer hoͤchſt unbedeutenden Mangelhaftigkeit 
an dem Werke, „recenſirenden Flickſchneidern“ uͤberlaſſen wer⸗ 
den, ſo liegt dieſer Erwartung ein großer Irrthum zum Grun⸗ 
de. Denn das Werk iſt nicht von fo allgemeiner Wichtlgkeit, 

daß ſich „ein literaͤriſcher Zuckerbecker“ daran verſuchen ſollte, 
und wenn auch „die recenſirenden Flickſchneider“ jene Ausſtel⸗ 
lungen nicht machen ſollten, ſo wuͤrde doch die Nachlaͤßigkeit in 
ber Behandlung des Gegenſtandes immer als ein nicht wegzu⸗ 
ae Kebler dn dem Buche haften bleiben. 

Da der Verf, das Beduͤrfniß -ciner cigenthimliden 
und felbfiftdndigen Geſetzgebung in Teutſchland echt 
fuͤhlbar machen wollte, ergoß ſich ſeine Galle vorzuͤglich gegon 
| bie in Teutſchland recipirten fremden Redte. (Bgl. z. B. 
no. 7. 12 u. ſ. w.) Er ſpricht daber viel bon „roͤmiſch jurie 
ſtiſchen Reliquien,““ von ,,berfaulten Stiden“ der Geſetzge⸗ 
bung, die gleidhfam aus ber Erde gegraben wuͤrden, von „alt⸗ 
roͤmiſchem Geraͤth aus der ebemaligen Geſetzgebung“ (S. 3.), 
bon „altroͤmiſchen Sdladen und aufgefundenen Mammuths⸗ 
knochen“ (S. 6.) bon „altroͤmiſchen Geſetzlappen und Varian⸗ 
ten“ (©. 54.). Die Civiliſten werden mit dem Ramen: „ju⸗ 
riſtiſche Maulwoͤrfe“ (S. IV.) „Juſuzpaffen des Mittelalters““ 
CGS. 35. 44.) u. ſ. w. beehrt. Und unter no. 89. ſteht Fol⸗ 
gendes: Wud) in ber Geſetzgebung wird oft von manchen ju⸗ 
riſtiſchen Donquiroten ein ausgegrabenes altroͤmiſches Bartbe⸗ 
den fir. Mambrins Helm ahgefindigt und ausgeſchrieen!“ — 
Was an dergleichen uͤbertriebenen Aeußerungen nod) allenfalls 
wahr iſt, kann mit Einfachheit und Maͤßigung viel beſſer geſagt 
werden, wie dieß der Verf. auch an einem andern Orte (no. 
174.) gethan hat. — Ebenſo findet dey Berf. kaum Ausdruͤcke 
fuͤr die Erbaͤrmlichkeit aller unſrer bis herigen buͤrgerlichen 
Geſetze und Gerichtsordnungen, (vgl. no. 12. 14. 16. 26. 30. 


NX 





— ee 


Aphorismen Ader biirg, Geſetzgeh. u. Rechtspfl. 45 


56. gg. 110. u. f. w.) und no. 7, heißt es: ,,faft i 
allen teutfden Staaten hat man ſich effrig mit der Gefeggebung 
be(Haftigt, und doch ift nod) nirgends ein Ganges erſchienen, 
welded flare philofophifd) durchdachte Gefege und eine Procefie 
orbnung enthalt, wodurch die ſichere (nelle Anwendung dieſes 
Geſetzes verbirgt wuͤrde.“ Ref. meint, das Preußiſche Lands 


recht fei dod) nicht fo gang Aber die Achſel angufeben; und doch 


fonnte gerade der Preußiſche Staat den BVerf. am beften belebs 
ren, daß fid) eine neue Geſetzgebung nidt fo leidt einfibrt, als 
ſich dazu rathen laͤßt. Auch uͤber die Rechte der Frauen, meint 
der Verf. (no. 114. S. 158. ff.) ſei noch kein vernuͤnftiges Ge⸗ 
ſetz vorhanden, weßhalb man bei dem Entwurf eines Geſetzbu⸗ 
ches auch ſie, wenigſtens uͤber das Eheſtandscapitel, (nach S. 


167.) gu Protokoll vernehmen ſollte. Es genuͤgt auch hier blos 


auf das Preuß. Landrecht ſich zu berufen, welches hoͤchſt ver⸗ 
nuͤnftige Diſpoſitionen uͤber die Rechte der Frauen enthaͤlt, 
ohne doch eine ſo ſonderbare Huldigung ihnen dargebracht zu 
haben. Noch eine Menge Kraftſpruͤche und salse dicta, die 
fid) auf Geſetzgebung uͤberhaupt begieben, werden gufammenges 
fiellt, befonders unter no. 222. wo ein „Allerlei, was. bei der 
Geſetzgebung gu bebergigen fein duͤrfte gegeben wird. - 

Der andre Zweck deß Buches, die Verbreitung der oͤffent⸗ 
lich⸗ muͤndlichen Rechts pflege in Teutſchland gu befdrs 
dern, brachte es mit fich, daß der Verf. die ſchriftliche Vere 
handlungsart der Rechtsſtreitigkeiten, welche er nicht anders, 
als „die todte Rechtspflege““ nennt, (ogl. ©. 70. 225. u, a.) 
von allen Seiten angreifen mußte. Er ſucht daher auf das 
Richteramt bei der ſchriftlichen Gerechtigkeitspflege ellen nur 
moͤglichen Verdade gu bringen, wabrend er behauptet, daß 
bei offentlich⸗muͤndlicher Berhandlung von Partheilichkeit nicht 
die Rede fein fonnes zugleich wird der Advocatenſtand vor jes 


der Schuld an dem Schreien des Voils Aber die Juſtiz freige- 


¥ 


46 - MKeechtsphiloſophie. 


ſprochen. ‘Mus obigem Geſichtspunkte mußte mun auch Teutſch⸗ 
land nach Moͤglichkeit herabgeſetzt, Frankreich und England aber 


ſer Beziehung wird auch die Ertichtung von beſondern Han⸗ 

Delsgerichten fuͤr unſtatthaft erklaͤrt. Wiel Intereſſantes iſt hier 
von no. 42. bis 77. Aber das Handelsrecht in Teutſchland und 
Frankreich, aber kaufmaͤnniſchen Credit und kaufmaͤnniſche Ehre, 
uͤber die Beweiskraft ber Handelsbuͤcher (vgl. no. 66.), uͤber 


Fallimente und Fallitenordnungen u. ſ. w. geſagt. Seine Bane 


ze Hoffnung ſetzt der Verf. auf die Einfuͤhrung des oͤffentlichen 
gerichtlichen Verfahrend, fo bag er. fogar (no. 30.) ausruft: 


eryhoben werden. (Bgl. no. 160. 232. 234.) Der privilegirte — 
Geridtsfiand wird von bem Verf. ebenfalls angegriffens in dies 


» Die Einfuͤhrung des Sffentlichen Verfahren’ wird aud bet uns . 


ber erfte Lebenshauch fir bie Geleggebung werden, ohne wels 


chen diefelbe ewig todt bleibt!” — Wird ſind nun der Mei⸗ 
nung, daß, obfhon ein geiftigere3 Treiben in der juriftifden: 


Welt durch die Oelfentlidkeit ded Verfabrens bewirkt werden 
koͤnnte, dennoch mit großer Vorſicht bei Einfuͤhrung derfel- 


ben gu Werke gegangen werden mößte. Diejenigen Perſonen, 
welche nicht iu das offentliche Leben gehoͤren oder von dem Meche 
te nichts verſtehen, als da find Frauen, Kinder u. dergl. muͤß⸗ 


ten faͤr immer von dem Zutritt ausgeſchloſſen bleiben, die Ges 


ſchwornen muͤßten genaue Kenntniß Hon den Rechten haben, jt»: 


be. Handlung des Verfahrens muͤßte gu Protokoll genommen 


werden; und felt’ wenn dieſe und andre Vorſichtömaadregeln 
angewendet wurden, bliebe dod) nod) die Frage, ob nicht die 
Mortheile Ser dſentlichen Juſtiz von ben Schwierigkeiten dere - 


felben dn unſern Tagen Hberwogen: werden moͤchten? Und wird 
denn jenfest des Rheines mv Gerechtigkeit geuͤbt, als prs 
deffelien? — 

Um nun nod gu zeigen, wie ſehr derfchieden ber Wert h- 
Der eingelnen Aphorismen unfers Verf's fet, madden wir auf 


— 


} ‘ \ 


Aphorismen ber, biirg. Geſetzgeb. uw. Rechtspfl. 42. 
einige Eigenſchaften derſelben befonders aufmerkſam. Tieſe 
Blicke in den Geiſt der Geſetze und treffende Bemerkungen. 
uber die Gebrechen der juriſtiſchen Welt vermiſſen wir nicht 
in dem Buche. Fu no. 93. heißt es: „Faſt die ganze bes 


ruͤhmte Habeascorpusacte ber Englander iſt ſchon in L. 1083. 


D. de R. J. enthalten!“ — (Fn dieſem Fragmente ſtellt bee. 
geiſtreiche Paulus den Satz auf: nemo de domo sua extras 
hi,debet.) . In no. 80, heißt es: „Anch dee Geſetzgeber muß, 
wit der Schulmeiſter in dee Kirche, immer tin Paar Thue hd-- 
her fingent, als die Gemeinde! Wenn’ avirsaudy das Poetifefte 
erdenfen; fo wird daffelbe nad zehn Jahren in ber Ausfub⸗ 
rung doch wieder proſaiſch genug!“ — (Man vergl. auc no, 
56. 85. tind 172.) Mitunter iſt ber Verf. hoͤchſt witzig, z. 
B. in no, 138. 147. beſonders no. 130. wo geſagt wird: „Ein 
alter Advokat hatte feine Bibliothek in zwei Zimmern, und pflege 
te oft gu den Glienten gu fagens Verlaßt Cud auf Niches! 
Rad) den Autoren diefer Stube Herllert iby den Proves, wels 
der nad) den Wutoren der andetn gewonnen wird!’ — Meben 
folden Stellen fintet man freilid eine Menge blofer, aud ane 


dern, befonders franzoͤſiſchen Schriftſtellern entlehnter, oft febt 


langer Uusgige, z. B. in no, 216. 224. u. ſ. w. Ja ber Berf, 
hat fid) felbft excerpirt, indem er von S. 223. bis 252. einen 


Theil ſeiner fruͤheren Schrift: Welt ind Bett (nach’ Angabe 


bes Vorworts S. XIV.) geradezu Hat wieder abdrucken laſſen. 
Endlich giebt e8 aber aud eine große Summe don febr.trivta 
len und flachen Gemeinplaͤtzen, wohin hie Nummern; ad. 62. 
65. 68. 88. 96. 98. 125. 148. 164. 182, 206, Rog—Bi1. 214. 
227, 228, geboren. 2um Bewweile . ‘iene insbeſondre no. 101. 
felgenden Inhalts: „Ein Richter von Verſtand kann wohl ie 
tin, aber er wird nie wie ein Pinſel entſcheiden!“ — 
Unlangend die Sprache ves Berf., fo iſt dieſelde nicht 
frei von en 3 (ogl. z. B. S. ira B. 3 unſert 





4 ~, 


48 | Romifdes Re ht. 


neue philoſophiſche Syſteme“ 3. 2. v. u. „dieſelbe“ dnftatts 
dieſelben ; ebenſo S. 4. 3. 7. S. 15. 3. 3. „die wahre Ent⸗ 
bedungen; m. ſ. aud) S417. 3. 6. v. o. 3.3. v. u. S. 19. 
3. 8.). Gon Druckfehlern find nur wenige geblieben. 

Aus Allem, was wir bisher angefuͤhrt haben, wird man 
erſehen, daß da8 Sud eigentlid) mehr unter die amoenitates 
juris gn zaͤhlen iff, und wit zweifeln nidt, dag es ſeinen Les 
fern Kurgweil und Erheiterung verſchaffen wird, Moͤge uͤbri⸗ 
gens dex Verf. aus dieſer Beurtheilung erſehen, daß Ref. kei⸗ 
nesweges unter „die ſtechenden Inſekten boshafter Kritik““ ges 
boͤrt, welche er (S. 61.) mit Recht der Verachtung werth 
alt, . 

H. KR. Stoͤkbardt. 





1. Heimbach (C. W. E. Dr. jur. Lips.), de Ba- 
silicorum origine, fontibus, hodierna conditione 
atque nova editione adornanda. Dissertatio etc., 
Lipsiae 1825., ex off. C. Tauchnitii, XII. u. 164 
S. uebft zwey Tabellen. 8. (Preis x fl.) 

2. Witte, (Car., Prof. Vratistlav.), Basilicorum 
titulus de diversis regulis juris antiqui nunc de- 
mum integer, e Codice Coisliniano ed. Vratis- 
laviae 1826. sumt. edit. XXVI. und 46 ©, nebſt 
einem lithograpbhirten Facſimile. (Preis 2 fl. gofr.) 

Diefe beyden Schriften, mit welchen ſich die folgende An⸗ 
zeige beſchaͤftigt, liefern einen erfreulichen Beweis, daß auch in 
unſerer Zeit, wie in der bluͤhenden Zeit der franzoſiſchen civi⸗ 
liſtiſchen Schule, neben den bedeutenden Entdeckungen fuͤr die 





‘Heimhach a, Witte, Basilic. ”» 


Ante · Juſ inianiſche Jurispyxudenz, Sad Studinm ber Byzanti⸗ 
iden Bearbeitungen oes Juclivianiſchen Rechts nicht. gang. exe 
nachluͤßigt wird. Gepde ſtehen guch in febr naber Verwande⸗ 


ſchaft. Die exits. enthdlt die-Riteratur der Baſililen aberhaupt 
und den Plan gy einer neyen Ausgabe: herfelden, die anderr lie⸗ 


¥en Arggahe · eines ungedruckten Stuͤg es dev oe 
dazu gehoͤrigen literariſchen Votizen —— 

A) In der arſten angefoͤhrten Schrift haben die — 

ſchnitte derſelben J. de Basilicis ja.wmiygrsum ©. tnn~nege BE 

de.adoynagda Bag. editione,j. .245—264, einen: gang sees 


ſchiebenen Ebaratter und find daber jeder aefmbert go betrach⸗ 
ben. Der-Plan, welchen der Verf. in dem evden Mefdhnitte 
ausgefuͤhrt hat, gruͤndet ſich ohne, Zweifel auf die Betaachtung, 


bag. Suarez notitia Pasilicornm, mit, ben Rota gon: Fa br i⸗ 
cius und Poot zwar das vollſtaͤndigſie iſt, was wig oͤber baa 
Poh Juſtimaniſche Recht haben, daß / aber: ey, Gebrauch: dieses 
Buches durch dew Mangel qn, Ordnung said, durch dig Devfitenr 
ung dey Ungabenc in, Lert und verſchiedenen Moten dam Lefer 
hoͤchſt unbequem iff.,., Dee Berf Hat: haher bad, mas Guareg 
und (cine Commestatoyen gufanamengednaddt. baben, iv. eine. beſ⸗ 


ſere Unordnang zuſammengeſtellt, mancherley berichtigt znd aus 


andern Schriftſtellern nachgetragen, auch, wo ſich Beranlaſſung 
fand, die vorhandenen Unterſuchungen weiter fortgekuͤhrt, fo 


daß gleichſam eine neue verbeſſerte Ausgabe des Suarez ge⸗ 


liefert iſt, welche $a8 Zuruͤkgehen auf die Pohitge Atisgabe 


welche fix dieſes Material gewaͤhlt iſt, ergiebt ſich oie den Ue⸗ 
berſchriften der ſecht Kapitel des exfien Abſchnittes J. Historia 


originis Basilicorum; II. Fontes Bas III.. Hodierna Bas; con. 


Gitio.; IV. De. agholiis Bas.;. Y.. De-compendiis legum Ba- 


_ gihi,. Leanis esRomani.; VI. .De reliquis juris Graeci. post- 


Justinianei fontibug.. In der — ———— unter dieſe Ru⸗ 
Krit. Zeitſchr. II. .— — 4 


— 


‘in Sex Megel..dberfldsig madt. Die allgemeine Anardnung, 


‘ ( 


⁊ 


Se | Wbmiſches Rede · 


briken — wohl manches Einzelne beffer geſtellt werden tine 
nen, fogs: B. waren Heros Cadoring,. Heros: Pate’ 
teed: u. fF w., welche noch bot FJaſtinian⸗ Legislation lebten 
undb im bierten Rap. S. 66*73. vorkommen, in das zweyte 
RKapttel aufzunehmen und vor Theophitus und Thalelaͤus 
zuvſtellen. Ft der Behandlung des Eingeknen ſelbſt hat. Mg 

der Verf. Hfters begnuͤgt; dad, was die Vorgaͤnger aufgeſtellt 

batter, einfach angeordnet wieder gu geben, wobei et aber ‘(ete 
ne Quelle, Guareg; Moots; Meig u. ſ. werjederzeit genau 
citirt hat z. B. S. 3. Grd. -Abet Baſils Anthell- an den Baz 
filifen, ©. 36. §. 8. Theobbrus, S. 1352 §.'8. Harmenopu⸗ 
lub. Mebventheils find- cingeine Bemerkungen und Beridtis 
gungen zugeſetzt, hie und da auch mdue zuſainmen haͤngende Aus⸗ 
fuͤhrungen gegeben. “Zarit Behuf der Nachtrãge Hat ‘der Berf: 
befonders bon $ cub o 18" -manuale BasilicorérA und Lame 
becii. commentarii’ Gebrauch gemaͤcht. Fubep-find manche 
reichdaltige Werke night Senuitzt worden a. B. Bie Catatogen det 
griechifgin Handſchriften in Florez, Turin; Venedig/ Muͤnchen, 


welche genauere Defchteibuingen: liefern und durum widtiged 


Find.” Die. Lebenbeſchreilung oes Eujacius Yon Betriat St. 


Bri x:aſt ebenfalls nicht deruͤckſichtigt. Die nerariſchen Notizen 


in: Haubold's Inſtitationen S. 148 -158. Sek Ausgabe von 
1814. wuͤrden dud Hare Berichtigungen fdr G: 79:86. 1291 


130.237. 141, 148s ergeben haben. - Cbenfalfs war dus Haus 


Holdis epudine 1941. wicht -gu uͤberſehen, “bagi derſelbe deri 
Euftathius beſtimmt nad der Leoniſchen und Sor die Conſtan⸗ 
tiniſche Recenſion der Bafiliten ſtellt. Sogar die reidhbaltige 
Riterarnotig der leges Rhodiae in ote Td ee ‘thanuale ‘Bs 
345: iſt S. 141. nicht bemeikſkt. U 

Durch dieſen jest maͤher beſchriebenen tind-bon dem: Beef 


| ——— Plan, welder dem erſten Abſchniite zum Grunde 


fiegt ,nift- allerdings ein Bedeutendes fiir dic bequemere ‘Bens 


i 
— Pek. Ge me es 











Heimbach ts :Witte, Basilie. — rn 
dung dec bereits gefamuulien Motizen geſchehen, indeß last 
fid) gegerdor.gangen, Pian; einwenden, dager nicht föͤrderlich 
iſt fou Ras: Natereſſe der Wiſſenſchaft. Bop dean Mege; wie ex 
ier: eingeſchlagen iſt, wird. eine Menges zuſammengeiragencb 
Material; was gum Theil unnuͤtz iſt, iirmeri wieber omit forte 
geſchleppt und escziſt bios: dent: Zufall uͤbertaffenn, ob hier and 
da: cine: Vetichtigung ſich finden ſoll. Fruchtbriugender wire 
unſtraitig ·gepeſer, menn idth: Beth: cinen lleinern Abſchnitt aus 
der -MiQnodrifthesn Rechtsgeſchichte ausgewaͤhn und diefen cus 
den Quellen hexaus bearbeitet haͤtte. Gin einzetaes Beyfpiele von 
einem witht Qenwidelten Gegtafintd wird: dM aus geſprochnen 
adel. des Wand leicht deutlich marhen. -Ynibenn zivepten Kay. 
fe So‘ SangsrreBsr iſt auf drey SGeltam von BHaltkdus’ gehau⸗ 
Helts sofia Dieferd Patagraphen find: S waves! ſe h, einige ‘it 
Mri gM betphalas S- 12400 citicte: Steleh, cand’ P oh F's Noten 
04.1901 G:166 — GB. zuſammengeſtellt.  Cingefaleas: far dabey - 
beep heighe: Bemesiungen des Vorſaſſers; daß RDhalelaͤus nicht 


untet bem: Pandeliencompilatoren yenionit +02 CUB Aa den Bie 
ſiliken haͤufig Bemertungen bes Th. gu derrlheteseded der 


Digefied voxkommen (iſt wight viehtig;- dee wetwt¥ne Stellen find 
Noted gu Conflitationen);--untodup: dle Bafltienetiae in’ den 
Sdoliens des. Thalelius: mente Zuſaͤtze find. Bas Mefusltar’ des 
angen; Paragraphen: it,” dak CH Profeffer werter Juſtinian 
near mnidy Congt, -Onmn exayi dap von denfelhen Roten gu Pan. - 


determi Ejoepiund Nobellen geſchrieben ‘govrben’ find, aus Senen 


1H Gdufige Excerpie in Heir BaliPen(Goliew sorfmden, endlich 
daß ber Thalelaͤus, wrlcher nach Ricolaws: Eomnenus 
‘Boer: ‘die Novellen Walle Feſchrieben hat, ein newerer (eon mus. 
Dies MBeisiGufrigteis Ses / Paragraphen bey ‘fo geringen He (riltde 
ten Bar aber ihren Grund. davin; weil aus din Vorgaͤngerin auf⸗ 
genemmen tied; daß Galpanwer, Balduin aad Sualem 


beeY beh Thaſelaͤns eine griehiee Ucberfegung der Pantet, 


Ae. 


' $4 : Roͤmiſche⸗ Kemi en 


ten zuſchreiben und Cuja cius an. den drey Rife’ ven Bure - 
Te gscitinten Stelen nichts davone ſage, feenes-bap NMutzen ſtin 
ſchon bie Bemerkung gemacht haf, Vhaleldus-fommerdis Pro- 


feſſor im Goust::O mnem. sop u. fw, . Zu vinedquellenmid — 


figen Bearbeitung: dieſes Gegenſtandes war weiter vidts nv 
thig, als die, Andeutungen, welche: Mets im Thvophdasi,. be 
ſonders im Excurs, XX. und. in der Dowedegu::Oekk Gow ihm 
Herausgegebenen Wuͤchern der Baſitiken daruͤber gegeheni Fat, zu 


verſolgen, und in den Baſuiken einige Titel, wilchrtobliſtändige⸗ 


te Scholien haben, namentlich das achte Bud: am Owes ranian’s 


Theſaurus, in Text und Scholten durchzuſehen? Mit liichter 


Muaͤhe wuͤrden ſich hieraus theilst aaus Beſt delgeanyer, thells Bee 
richtigungen der oben angegebenen Refubtate, Urfenders aber eb 
ne vollſtaͤndige Ueberſicht der Beſchaffen heit deq Conſmentars 
ther den Coder und der Art, wie er in. den Boafliten fie Gert 


und -Solies benutzt worden iſt, ergeben haben, und Die lite⸗ 


rariſchen Unterſuhungen uͤber Thabelaͤus woͤrden dudalnch um 
ein bedeutandes bengerdadt ero. was: durche Ves Verf. Arbeit 


mit geſchehen iſt, 0 0 oe aren carr nontidoms ip 


Unter den eignen von tem Verf. gegebenen. Autfüchtungen 
ift beſonders eine hervorzuheben/ welche (how Gane ‘ bie beyden 


angehaͤngte, dazu gehoͤrigen⸗ Tabellen Aufmerkſamfeit erregt. 


Der Verf.ſucht naͤmlich S. A6408. zu erweifen; Bafrapefege 
d. h. die Fabroiſchen Bafilifen: nebſt den Supplementen sven. 
Reiz, nicht die neueſee Medaktion son Conſtuntin;fadern die 
aͤltere gon Leo enthalten. Gegen dieſe parabdoxe Mephudg luͤtſt 
ſich zufoͤrdeyſt, im allgemeinen bemerken, daß es d6ch26in ſan⸗ 


derbarer. Zufall · waͤre, wenn die. gufbehaltenen aus Dewi zwoͤlf⸗ 


ten bis fuͤnfzehnten Jahrhundext herruͤhrenden Humſchriften 
gerade aus Exemplaren der alten nicht mehr prüktiſchen Reeens 


Gon abgeſchrieben worden waͤren, glam! da héyicdems: fFortwaͤh⸗ 
xenden Gebrauch/ des Juſtinmaniſchen Rechts Mebtn chet Pafill- 


a 
. 2 


| 














HeimBach-y; Witte, Basilic. 053 


fan anfaͤnhlich: dieLegteren awohl· istdnt ſo (ebe hauftg abgefchrie⸗ 


ben worden ſind. Ferner -fnnte man wohl mit Rect verlan⸗ 
gen, daß unfee Sen’ verſchiedenen bon Fabrot benutzten Hand⸗ 
ſcriften “ep Unterſchied geniacht werde, indem daraus, daß ets 
wa eine Handſchrift und die daraus abgedruckten Bacher er⸗ 
wieſen See Altern’ Recenfionangebdren ſollten, ein Gleiches noch 
nicht fuͤr Ste Abtigen in gahg-andern Vexhaͤltniſſen geſchtiebenen 
Codices folgt wie in einer nachher anzufuͤhrenden Stelle der 
genaer Literatur-Seitung ‘bereits ſehr richtig bemerkt Ht. Indeß 
kommt es! in folthen Dingen auf die: Beweiſe ‘an; und es wird 
gut fepn, Bas Literar- hiſtoriſche Aber dieſen Gegenftand zufoͤr⸗ 
derſt vorzulegen. Zuerſt bat Samuel Petitus in ſeinen 
Observdtiones. Paris, 1642. alſo ‘vor dem Erſcheinen ber Faz 
brot ſchänꝰ Baſiliken, bemerkt, daß nad Balfamon der aͤchte 
Text der Rovellen bey einem Lector acht Jahre erfordere, da⸗ 
gegen He avexditaocic d. h. die neueſte Recenſion der Baſi⸗ 
liten, ‘adjtgebn “Saber. Euſtathius gebe acht Jahr an und 
miſſe alſo zwiſchen der erſten und gwepten Recenſion geſchrie⸗ 
ben haben, Dieß werde aud’ dadurch unterſtuͤtzt, daß Balſa⸗ 
mon und Euſtathius verſchiedne Kapitelzahlen in den Baſiliken 


angeben. Mof fmann in der Histor. juris III. 3. §.4. macht 


tine aͤhaliche Bemerkung, aber’ mit beftimmter Ruͤckſicht auf bie 
Fabrotſche Ausgabe. Er macht geliend, daß Balfamons Citas 
te ber Baſiliken oͤfters nicht ‘mit Fabrot flimmen und fogar 
nach Balf. einige Stellen feblen follen, weldye wir dod ‘Dorfins 
den, Da Balfamon bie neueſte Redattion der Bafiliten benutzt 
habe, fo werde dadurch zweifelhaft, ob wit dieſe bep Fabrot 
Patten, | Diefer Anſicht ift ebenfalls Pohl S. 52. beygetreten. 
Eine Fehr leſenswerthe Recenſion von Suarez⸗Pohl in der 
Jenack Lateratur⸗Zeitung 1813. Ergdng. Bl. n. 91. S. 
323. Hat. dieſen Gegenſtand ebenfalls aufgefaßt, tadelt Pohl, 


daß et Sesh Preifund Hoffmann gegebenen Andeutnu⸗ 


bo — Romitars. Rese. wo, 


gen aid, genaner perfolgt: babe wad fees. ‘Mop: « „Die, fray⸗ 
slid. mdbfelige Arheit, Balfomea|ls und Euſt at hiuß, Hitate 

„aus den Baßliken mit dieſen zu vergleichen, wuͤrde hiex wahre⸗ 
‘Aeinlich aum Siele fahren, Weiterhin wird, die Bebauptung 
aufgeftellt, daß Euſt at hius dle Lzoniſche Metaltion “er: Bafie 
liten, nidt, wie Balfamon, die-neuefle Conſtantinſche benugt 
babe, und nady dem Vorgange d¢8. Petitus ein Beweis dafuͤr 
beygebracht, der auch Haub old Hemogen. hat, den Euſtat hius 
nad -diefes Unfit zu ſtellen. Unghhaͤngig von den letzteren 
eben mitgetpeilten Bemertungen,, welche ihm unbekannt geblice 
ben waren, pat der Verf. die Hoffmann'ſche Anſicht weiter 
verfolgt und GS. 16—18. bie Behauptung aufgeftellt,, bag Bale 
famon pod Euſtathius nad der neueſten Redaktion er Bas 

filifen citiren, ihre Citate aber haͤufig bon ber Fabrot (hen 

Ausgabe abpeidien, und daber. die letztere eine aͤltere Redaltion 
egnthalten muͤße. Die muͤhſame Arbeit der Vergleichuvg hat er 
wirllich durchgefuͤhrt und die Abweichungen der Gitate ſi nd in 
den bepdon angebangten Tabellen aufgeſtellt. Dag Balfamoa 
Die neuefte Redaftion benutzt hat, koͤnnen wie dem Perf. wels 
cher dieß ©. 16..41. durch Gruͤnde belegt hat, unbedingt zuge⸗ 
ben, wenn. auch ˖ das Argument qué dem Worte GRAKEF Hoa 
nicht beweiſend iſt, indem daſſelbe blos ganz einfach die Baſi⸗ 
liken bezeichnet. Alles kommt hier auf die Beweiſe ver Diffes 
xenzen an und. deren hat der Verf. in der Balfamom gewid⸗ 
meten Labelle 44,.angegebert, ohne fie su numeriren. Um der 
nothwendigen Kuͤrze wegen, bep diefer ihrer Natur nach weit⸗ 
laͤuftigen Erdeferung werden: jedoch dieſe angegebenen Differens 
gen von uns nad, ihrer Reihefolge durch Nummern bezeichnet 
werden, welche ſich derjenige, der. dieſe Unterſuchung gu con⸗ 
trolliren geneigt iſt, leicht in dex Tabelle am. Raude beyfuͤgen 
kann. Vor allen Dingen müſſen zehn Nummern 24. 34. 25. 
27. 32. 24. 37. 39. 41. ad. quegoſchuden weber, well hep gey 


Heimbach u. Witte -Basilic, 55 


nauerer Ewwͤghng Balfamous Angaben Simmen, - Ferner 
fallen fi fi eben Mummern 4. 8. 10. 11, 12. 18, 218,..aus, . weil 
uns die pier citisten Bacher dex Baſiliken nicht durch Handy 
ſchriften Aberliefert, fondern oon Fabsot reftituixt find, Sige 
ben Stellen 20. 22. 28, 30, 35. 36. 38. find qus dem. dgitten 
Bude, was in neuern Handſchriften und eben fo in Fabrot’s 
Ausgabe willkuͤhrlich abgekuͤrzt iſt, wie der Mec. an einem ane 
dern Orte (Geſchichte der Mav. S. 152.)  erwiefer ay baben 
glaubt. Fuͤnf Stellen 1. 2. 3. 23, 26. ſind blos Abweichungen 
in den Kapitelzahlen, auf welche dex Verf. ſelbſt S, 38., wenig 
Merth legt, oq die Handſchriften in den Kapitelzahlen unter 
einander oͤfterz abweichen. Jn vier Stellen 7. 29. 35 48 . zeigt 
Balſamon uͤberhaupt Mangel an Genauigkeit. Namentlich 
bey Num. 7. ſagt er, Dig. XXV. 7. fehle in den Baſiliken und 
dod giebt ex eine Stelle daraus nach dem Baſilikentext. Bep 
Num. 29. fagt-er, die 135. C. J. 7. feble in den Bafilifen: und 
bagegen citirt er fle an einer and\ern Stelle (Voélli Bibl. p. 
986.) als LX. 54. 25. wo fie aud), ſteht. Nummer. 33. citixt 
et p. 1126, richtig als LIV.. Sey Num, 43, hat er ans Nace 
lagigteit Basil. XXVIII. 7. angefAbrt, mo etwas aus Nov. 134. 
ſteht, aber freylich nicht das von Photius gegebene Fragment. 
In brey Stellen 5. 40. 22. find, die Gitate des Bal(amon 
an fid) ſchon gweifelbaft. Wenn demnach dieſe ſechs und drey⸗ 
fig Differenzen abgelehnt find, fo bleiben drey 6. 9. 42. we bt. 
ber Titelzahl eine Abweichung ift und fanf 15. 16. 17. 49. Ss. 
wo Balfamon Stellen, als feblend. angiebt, welde. in- der Aus⸗ 
gabe. fid), vorfinden. Die. exften koͤnnen fuͤglich als: Schreibfeh 
lev gelten und wir miffen uns wundern, dof in einer Maffe 
Son mebreren hundert Citaten fo wenig dergleiden fid finden: 
dle. leBteren find das cingige, was nicht leicht gu erklaͤren ift, 
wenn man fie nicht Balfamons Nachlaͤßigkeit, von welder 
een Proben gegeben find, zuſchreiben will. Aus bem bisherio 


\ 


6 abi eg EH EL : 


gett: ergiebt ſich alſo, batt He” hou dem Verf. “angefabeten Dif 
ferengen que Balfamon ‘nist geniigen, den pow ihm aufge⸗ 


ſtelllen Gag gis erweiſen. Cine aͤhnliche Nachweiſung fiber ote - 


Srelleri bes Euffathins gu lefern, wuͤrde wohl qué mehre⸗ 
gen Grunden aberfluͤßig feyn. Doch erfaudt fi ch der Ref. bep 


Diefer Gelegenbeit, als eink’ Irrihum, ‘fine in der Geſchichte 


der Novellen gemachte Bebauptung guriidgunebmen, daß Eu⸗ 
froth rics ‘bie Ynflitutionen nicht benutzt habe. | 


Bee: gwepte Abſchritt tet Hetmbad fen Differtation, 


welder an Umfang bedeutend Heiner iſt, als der erſte, enthalt 
in fechs Rapitein des Berf, Bemerkungen uͤber kas, was bep 
ciner-nenen Ausgabe Ser Bafiliten gu beobachten wire. Gin 
volſſtaͤndiger Plan ift allerdings bier nit mitgetheilt. Zu die. 
fem wirde namentlid eine genaue Ueberficht der handſchriftli⸗ 
chen Mitiel, welche Fab rot benutzt, und eine Pruͤfung deſſen, 
was er wirklich geleiſtet hat, gehoͤren; deßgleichen eine zuſam⸗ 
menhaͤngende Aufzaͤhlung der bekannten Vaſiliken⸗ Handſchriften, 
um zu aberſehen, welche nothwenig benutzt werden muͤßten. 
Da jedoch an “eine neve Ausgabe der Bofilifen ernfthaft nicht 
gedacht werden kann, war aud) Vollſtaͤndigkeit des Planes gar. 
nicht nothwendig: der Verf. hat offenbar dieſe Form nur gee 
waͤhlt, wit auf dieſe Weiſe theils ſeine Deſiderate ben: der Fa 
brot WMen Ausgabe, theils allgemeine kritiſche Bemerkungen uͤber 
die Baſiliken aubzuſprechen, welche er bey Gelegenheit Det er⸗ 
flen- heils ſeiner Arbeit geſammelt hatte. 


2) Die zwepte hier anzuzeigende Serif iſt — 


eines “bis jetzt ſeinem groͤßern Thoile nad) ungedruckten Titels 
der Baſiliken aus einer Pariſer Handſchrift. Vekanntlich haben 
die Kita dex Pandekten de V. S. et R. J. oon jeher bie be⸗ 
fondete Aufmerkſamkeit der Juriſten erregt, welches ſich durch 
geſonderte Abdroͤke und Uusgaben Fund gethan hat, Dieſem 
Umſtande iſt os zuzuſchreiben, Saf man bie griechiſche Barſtonen 


‘ 








= } Heimback #2 Witté, Basillc. & 
dieſer Titel / ofonserd® Gen ‘sBafuatentent,' oti thief 
Dat. Dionpfias Gothofrediag ashy’ las Babkod iow 
‘aber, fo welt eo ctte ‘bgeletteven® Qllellen obhe' sle Warititer 
mdglich wat; bie gtiechiſche UcBebfeghiig  peegeftettt. ‘aatY tah 
Fabrot*s Musgabe-; vielleicht woth’ tal’ Sabi? 1203829 wllrden 
die griechtſchen Hapefheied?’ ods Whiatiae ‘wlgdrdul AN ee 
Brot gab’ nuimnend duis pore, “abey’ fea Vlrhaͤrveiten; GaHe 
ſchriften dex Kintitidhedd wibliothet ven” gente! Mil Ser 19 
filiten beraue! Baueben benutzte se hody dikes Coudd Hila. 
“xii, welder ſpaͤter ‘auth in die Sonfiiche Vibllothet Jekonituch 


iſt. Die Handſchtift Gls welcher Tabrot the eet Buüchte 


der Bafilifen herausgad, Cod. ‘Batis, ‘1352: ruhrie von · Sage 


gins her, der fle in Vehebdig gekauft HALE’ wat aber iim zwͤeh⸗ 


ten Buch durch Mangel ciniger ˖ Blaͤtiet Veteet!, fo daß bas Su, 
be dep zweyten und dex Uinfang ded dritten Titels feptees wel. 
dhe Me Titel de’ V. S. et Bo Rnthalien. Fabrunt in def 


fen Plone! e& fag," aid ie Snide der Wh étiten, fie werpee 


feine Handſchriften ‘hatte; zu veRawiven Pallte dieſe MY durch 
‘feine fruͤhere Arbeit’ in dem Abbincke du. Nachher bat Mes, 


‘tn zweyten Pande’ des Therophilus 19815" Wop! einmal Giefe 


benders Titel grieh#p herausgegebeun! paves: war ſchon (eit - 


1715. durch Moutfawe on ‘Bibltitteod! Coisliniana bekanat, 
daß in dieſer Bibliothek eine Handfdrift von ben erfied neur 
‘Bichern dev Bafilifen fic) befinde > Welche vellſtaͤndiger fey, als 
die bon Fabrot gebravehte. Prosi thaucon paste ſogat eine 
Anzahl Novelten: daraus abgeſchrieben, wetdhe Hombergl bep 
ſeiner Rovellenuͤberſetzung in den Noten verglidven “pats Den⸗ 
noch nahmen die Juriſten, fAbft Mei z.nicht ausgenommen, tet: 
ne Notiz von dieſer Handſchrift. Der erſte, welder ole Furie 
‘Fler auf die fe wichtige Handſchuſt emma lapiaufimestfam gemucht bat, 
iſt wohl Hugo tn dem Sint: Magazin AL'S. 417. im Fase 
1797. Derſelbe hat abchun ·der Mehtso geſchichte 4e Busy. 1810 


⸗ 


8 


t 








58: itgae Brwiloes Reds. pee by ; 


—XR2 die te bem, Mec, pelannte Nachricht geliefert, 
Milas dieſe Handfezilt, aym Bebuf..o der. Etgaͤn ung der na 
Aifea, confeyit. babes fev Quelle afte ‘it ber it D. Mercur: 
Hejtdeghiſt im Jabtq ABA Re. Dye) bie- Ktipin Lit, Beit. Pilar’ 8 
Misty, dle, | bepden itel qs. der Goisl, Handſchriſt zu ediren, 
gusfoͤhmich batennt Atnadty zahet nicht rraliſirt worden: viel- 
wipby bat Pilg feng. Papiere daruͤber einem andern aberge⸗ 
Bette. In der iebty@aguacigenden Schrift hat deren Verf. eine 
gollgoͤndige griechiſche Ausgabe des. Rites. de R. J.. geliefert, 
gad. einer Abſchrift MDs 65 bey finem fraperen Aufenthalte 
dre Paris. aus. der Coisl.H. gemacht pattey. Bon dem ver⸗ 
wmandten Ciel de V. S. hat. er. feine Abſſchrift genommen ,. jes 
ho .am: Ende deh, argede, extlat ex ſich bereit, ibn aus Pi- 
Jat's, Papieren herausgegeben, . — ihm den Gebrauch der⸗ 
ſelhen Sgrſtatiet dates, 33 

14 Dex; Plan des. Verf. way auf tine votlféndige aipsgade 
qngelegt, vund er beh/ babes, in der Vorrede uͤher ſeine Vorgaͤn⸗ 
ger, ſeine Quellen und, feine-cigne Arbeit berichtet. Hierauf 
folgen die Vorreden frines:, Merganger, Gothofredus, Fa⸗ 
drot, Reiz, und, pie, Literaxnotizen uͤber die Coislin. Hande 
drift. Dem Bude felbF iſt cin ‘Lithogrgpbistes Facfimile aus 
der leizteren beygefuͤgt, —— 6 den Meld de6 herausgegebe⸗ 
gen: Titels enthaͤlt, 

Der — gangen tele if nad ber Hands 
Weh gegeben, doch mit Perbeſſerung der wenigen auffallende⸗ 
ren Fehler. Fuͤr die erſten 144 Fragmente iſt hier alſo zuerſt 
ein. Abdrick des Bafilifentertes. nach einer Original⸗ Handſchrift 
gelicferts : Bon 145 an, wo, die von Fabrot benutzte Hands 


ſchrift nad, ber Laͤckze wieder anfangt, ift dee Fabrot he Tet 


verglichen. Neben hifenibonpen; Originalguelien, hat. ber Verf. 
fo. weit:-c8:-ihm, moquich: mak; auch dicienigen benngt, welde 
den Baſililentext erſt aus deacgweyten Hand. liefern, unter wele 


\ 


8 


—RE Witte Basilic, | 59, 


| chen ais. ble:Ggnopiftey Meta Hat an-T he absahe sm ogee 


lites und Harmeno pul aus zeichnen inkem fie Zuſamem 
haͤngenderes liefern wah, ont den Vorgaͤngern baupifaͤchlich bes 
nutzt waren. Die Sonopſis enthaͤlt, wie dar Ree aus — 
ner. HSobemetken lann / untor Aodan Fiteh weak xevoray, 
awonu und untet M den ——— tie hey 
ben find bie aiufgenommenen Fragmente, witderum · alphabetifch 
angeorbnet ‘tobe. ober ba. Titel de R.- J.wenigeri genau: ift. 
Per Verf, hat en Abdruck bey. Leunclav benust; WO die Orb- 
nung ber Zablen aud: in -blefen Stein wiedechergeſtellt iſt. Daß 
Uttaliata Quellh wax, hatte ver Perf. ous: Fulber ot erſthen. 
bed) war. ihm nadyi@ VEC der Vorxede nicht klarx, wie dieß 


udu verſteben ſey, wfile der Abdruck bey Leanclas: nits em 


gab, Indeß fand⸗ der Werk. nachher eine Angabe bey Lambe 


ius, haß cing Handſchrift/ des Attalfata in Wien einen une 


gedruckten Titel: do Ay T.nenthatte, und dieß iſt nachtraͤglich am 
Ende der Vorrede ©. MV. theanerft:: auf: einer Meife im Som⸗ 
mer 1826. hat ſeitdem desfelbe (nach: ſeinen briefliden: Mitthei⸗ 
fungelt) dieſe Handfchrift naͤher unterſucht, und in dem Mage 


_ brudten Anhang hes: Attaliata eine Anzahl hierher ‘debdriges. 


Stellen gefunden, unter andern L-14.:51, 269, bey denen ihe 
nach S. EX, der Borrede iunflar geblieben war, wober fie Fay 
brot: entlehnt hahen konne. Andy in Breslau: findet ſich ein 
Handſchrift Hes Attaliata mit diefem Anhang, aus; wehHer, 
ſich Hanbo Lo: febe. genane. Aus zuͤge gemacht “hatte; Dig Aus⸗ 
alge hat-der Rece fruͤher benutzt und. fic enthalten, nesen mete 
sereh andern, ebenfrll, bie erxwaͤhnten Stellen. , Cine dritte, auch 
vou Fabret denugte, Mbenquelle iſt Theohorus Heymoy 
polites in einen Auszuͤgen aus: den. :20,-erhken, Puͤchern der 
Baſuiken. Der. Deaf. hat dieſes ungsdindte. West: nady, einer 
Bergleidung benugt, welde ibm der Rec. aus. ſeiner Handy 
ſarift mitgetheilt: bate. Die--piesta, hapeutends Neben cuelle it 





, 
> ae 


fo — RMA TAYE BM oh bos 

Prarie nopal: in Beuw onpeydndten’ Vitel de RoJ. welder 
bee Merf: “nad ser Gothofrediſchen wus nadyper neurſten Aus 
vaber gebrauche dints vaher dopyelte Raragraphenzahlen ctist hati 
Undeutlidy ift aber: bep elt Citaten aus Harm, daßrdie Babi 


det: Wuches sovan fiche jund GB. Harch. Libs L tit. 18. Gs | 


Hou fõ citict wid I: H. 16. F. 10. — Unter. dem Quellen, «wel 
ye nds Cingelnes, Zerſtreutes tieférn, bat. ber Verf. mit athperrt 
Genauigkeit, als higher geſchehen war, die/Scholien tes: Bate 


Vtken nerglichen, welche galegentlich Steller aus dem Titel · ge 


R. J. allegiren. Bey dieſer Arbeit Hat: fi and: her griechiſche 
Tett. von mehreren Stellen ans bem Titel de V. S. gefunden, 
bey welchen er bis ietzt fehlte: Dieſe Mid.G. XI. abgedrudt 
and auf dieſe Weiſe ift zugleich einiges fay die Berticherung 
des Titelé de “Vi. S geſchehen. Doch?iſt die], 146,'de Vz:S. 
welde bier abgedvudt iſt, in der Synopſis nnd: ebenbaher * 
herelts bey den fruͤheren Herausgebern. vorhanden. 
Als lateiniſche Ueberſezung “har dex Verf. die ——— 
deyvehulten und: verbeſſert: bey mebreren. Stellen, welche Reiz 


unbetannt gedlieben waren, gat ex (eine eigne gegeben. Jn den 
Noten ift bey jeder Stelle bemerkt, inwiefern fie fic) in den Re: 


venquellen vorfindet, und welche Borganger fie bereits im ihren 
griechiſchen Musgaben ‘des Titels: geliefert haben.: Wo Ser grie 
Hifche ‘Tert etwas fie die Kritik des dateiniſchen zu entſcheiden 
ſchun, Hat: der Verf. die Lesarten set Pandekten verglichen und 
dabey von alten Ausgaben das Digestem’ novuni Lugd. Sy- 
Ber: 1422., Venet. Tortis 1499. und eine: s. I. et ‘as -benugt, 
In dieſen dreyen glaubt der Beef. nade. XIII. Repraͤſen⸗ 


faite aller drey Familien, welche GA raver in den Abhand⸗ 


lungen angenommen' hat, verglichen gu haben, welches aber ip 
Hg iſt, indem — all — we — ber oe 
pio gehdren. SM a) . 

Aus tery: Sieh pene teri etzelln, ong. Don : tm 


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Mayer, Henin dy BR ba. 43 w. fiber Pfandrecht. 68 | 


Refs Gat Mrshohuvs He We N 156t9 rales thdienige, Mes Gh 
Deusen, dieſes Baltentitels-aeibrigahewngt morden JR imud 
inp le, Anaginylne Desaleven. fat Hb aa ni Sore 
fat sethehen, Cine apnlicbe Uysaqbe | ne e ¥, &..108 ° 
te daber gewiß git wuͤnſchen. es — 
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Sun mapa) on seedy. 390m. RocundinmyyS Gan) Yon 


wort) we : .Q-fqnn Sh peal wid or 9d 
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— Pfandgeſetzes, in fo 5 Wate “Shutts 


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si 36'S, Be CpHie'§ flo Pahpsgna nevis. sit 
ay ‘Bet fetbe, wees ote, — eae 
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Mi Pads Look hap fizighyt Ob ot iatrodyig sat Tate B91 
a) Ben nings,, (ctor. Daw, Sounspanbersa actin 
— Sung: der Roͤmiſches Mee ge! beds Plandrechten in ein⸗ 
* get Bonehndg otf war heacia · Dypeithgenuled. — 
isas. idr G08! CBr Bo rye u 
3 sab J— (C. 95 Th. ). Diss. —— 
and r 2 Eqns. tempore : ypatheca’ roa d debi Oris 
— roe G. Brack EGA oe 
6): Kon wel ¢, Cpl Doc. ‘tee, Gotu) Beitr ayngtte 
* zie don bet’ sppaibeilige,” —— sit Sah 


RES Mabie oon | “Pent fir eine ‘natarahs & gat aio. Gite 


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“fendes Pianbe, “ag, dem Phandredite an eigner ‘Ga 
2 ten Sn Deffea,civilift Abhandl. Gotimen 18.26. 
Bei 65 = 828.) hei aie a eae — ae 


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Oh tegen sed Mimifdea ede 40 fee 


6) beR5-Hig CBrofe dr. GRIM ai wiegen) uͤber bad gefettz⸗ 
a Pfandeccr bet! Kluber ni bee? Vermoten ihred 
1 Walters Wig be Wet bona taatérna it. ‘inatertil “gene- : 


me Chin Med —J cioit rar, hb. x ©. 73 76.) 


7) Mare ne lh, (Profefor in Gießen) hae 
Zuwelfel und Wermuthungen uͤber einzelne Fragen aus 
dem ae peepee num. 9. (in v. Grols 


i 23, Yy L5RE8 Mtapayin, hy, IV. Belt ay a 
ane + BIB 2.3 Re 545 : yl sre i" — 
TT Das iy. bem been e251 u, cas, welchen: die eben. genonn⸗ 
ten Schriften angehoren ⸗ pug ‘Rad: Hlgnpredhe atelfad, und ei⸗ 
rene 12%; oyeiſin Ue eRe genannten Hchriften. 
zaug io e eingelne 24 uptfrage, oder. beſondre 
mabe eae als —*—* pnd leitend in allen 
diefen Schriften wit ſo beruͤhren ſich doch oferiibch in 
| —E—— Gaanrdamgeauhd⸗ ye und da⸗tfoe bell aud pide! tie Zuſam⸗· 
Möaf ajungr ihrrs mah ibs Ging PAetheilng, Ble indeſſen moohl 
dean zwei Cuprarantibaceen) Raghſe auckußtk Wwenden foymte,, gab 
lich ſchien. Cin cept, nad, Ribfaſſugg defer, Deurtbelfa f,,uns 
Depp's im Ur ip foe 
smal Benitheae —* 
bind feinern Hbuͤptin· 
Wwlrtkmbergiſched Hfund⸗ 
Mzchtk5motci ROW andern “Steeda” aus, tin, andresmel 
ser self east td. fa Gupte es 
di — nothroenp Me eee thindung unfree neuen Geſetze spit dem 
at ten eg un erf Freude an in bas inhere Weſen 
vie setae utenti niturlich ite fi — 
tas aknichen Puntten das buͤrchdas⸗ neue Seley iri Martemberg 
vielfach nicht abgeaͤnderte Roͤmiſche Recht, aids blos basiehungs- 





Mayer, Hennings Hepy, iuſ. w. aber Pfandrecht. 67 
weife, ſondern micht ſelten auch‘ ſeibſtſtaͤndig prifendi Drea 
~ mugs damit daͤs Buds von deren “defen das WirtemBergis 
ſche Recht ferne flebt, nicht uͤberſehen werde, hier hémiertt iwer⸗ 
den. Den Berf.'in alle: unterſuchnngeie diefer Ark” gu’ Folge, 
erlaubt: freilidy ‘ber Naum’ nichts tur einige kdnnen gut Probe 
—" werden. aap MOM ITT BING aT F 
"5 Say waͤhle dazuofolgente. “Mb Bel FE 
Brage, inwiefern Pfandrechte fir naturales ol 
felen; weldje ‘thelfat® zuſammentriffr that 
hom: 5. behandelten. «Bete Berth: Ginter 
te therein, daß ſolche Pfandrethie night’ ‘ho 
Seda; ſondern 548 bode Pfandrecht iainthtlt 
begtiinben. . In der Blgeunduig wth Darle gung deſſelden geo 
ben Pe,’ offettba Hang unabhangiy Hon emanber arbkitend, mehei 
fach Verfſchiednes.“ Francke gebeS dhe! id fie ethérelngemle 
Abhandlung béefonders- ziemt, auch ‘auf die aͤſtere Lilerdiut ein 
welche Mandy nicht beraͤhrt; fteinch aur imit! ber gab zul kuu 
zen Bemerkung, dle “wohl genalire Bafte. kaubgefuͤhrt and bed 
legt sverden TARYN} daß die Hon WAY veriheidigte Menlug He 
vormals allgemein Angenommene geidefen fel. Bae die Betgein⸗ 
deng aus rinzelnen Stellen det Rechtobaͤchen hat jbderẽſein · E 
genthaͤniches:u Da per beruft Tg bw Buf D. XX, 1h 
plant. 1. 5.- pre mit Bajarffidn Uns Michtigkeit Bett’ aller⸗ 
bin gb muß keh ‘bey? der Hybporhetl bet naburalis dbo ghdd 
BIB Dave fe zu bekraͤttigen exrbfnd “ttt wohl gewbĩ AWE vie 
hy pothecariaattid gebacht fei; mbem“ id Hypothekder Drege 
nach⸗ ohne Beis” Ht. ‘ Dagegen poe B Fond?! ‘noi 0. WI, 
33.-di laitione pignor, J. 2, bie aich deuͤtlich biecrher zeboͤrt. 
Auch geht er befonters ‘in —E ber fAd' die entgea 
getegefeste Anſicht *Beigebradhten tingetnen Grande etn! Die An⸗ 
knuͤpfung an’ deri! ganin Bufammenbarig’ bes Ndiniſchen Reis 
gibt Mayer auf ‘eine ſeht tbergelidinbe Weife durch Bergtele 


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$4 at Vis) ie ie Poet KH hl Hed Met... ag e a 


wyng mit, Adeinssin, eonptitutum und dpnlighun Mertedgen, bei 
dfhen niemand, zwetfeit noch, grmeiféln, kann, dap Ge flagbat 
felen, ud, dann, wenn fied auf naturales obligationes ; 
ff, ihre, Grumblage,, bazieben, Sronds hat hier wiht gleich 
Vahfraeygendes zu waͤhlen aewußt, ißdemer intereſſante aber. 
zweifelhafie Unterſuchungen gum Anknupfungs Punkte wablt, 
(Hon dieſem, wie dem fonftigen Iubolte oes. Zrſchen Abhande 
Bang MRE catatonia stat 
Wenigkx gflungen tphaie,, ein andee Theil der Meſchen 
Autfſhtung. ſeing. ¶ Wohl konnen bee Regel na. fuͤr naturales 
obligationss. Pfandzechten guͤltig beſtellt wardern; aber bel Galler 
det BG, Velleiqnum, it, eint. Autznahme ſchwerlich in Ahrede 
sis alent, indem die, Behayptung,, dafrin, dieſen Fallen kelae 
wehtt Baturalis obligation ath finde,..6c). nish. wiod rechtlece 
Hatalollet, Denn in D. ME, 6, d. ingebiti condict. L 40. 
Bis Yu Seki 9389,29 SC, ,Velleian. Ls. laͤßt ſich dic Erwaͤh⸗ 
wangudes. Frxihums Heb dex, Zuruͤckfodenung wohl nur dadurch 
befriedigend exklaͤren, ANd auch. bier, (wie ber Regel gemaͤß iſt). 
einige, alle des Frethiuunt zuruͤckgefodert werden kann; tees 
Gash. Aare Me, allgemein, xedenden D. XVI. 1. ad SC, Vellei: 
YBorGuidigch Phe §425.Milt fo oft der Fall if, als unbeltinnet 
allgemehn aug jenen freclelinen Stellen gu erguͤnzen fistds:... 
atin Vd Be Sy:,A2y! finbed ſich sine beachten gwerthe Grotesnng 
She hen, Zeitpupkt dex hypothecaria actin x, welder (auch bel 
ſaehlichet Dupothet) mide, durch die GAdigteit. bey goderung 
hetinat, sein fol, In der That ſcheint es dey gewdhnlichen coe 
erncvacieptan, Uquahme an, hinreichendem Bewtiſe zu fehlen. 
-, G.. Ape Ale, fing, mehrtte Punkte aye, der Lebre, pon sue 
possi ip, ius pignoris. mits Sdarffinn gue, Speahe -gebencht, 
aug die indeſſen hier naͤher einzugehen der Raum verbjetes, 
Moyt dag. Flue bemerfe. igh, dab die Beſtreitung -der gewahnlie 
Garp Refit, ols ed oon mehteren ons, juß ſſerpugi anise 


\ 


-_ 











«Mayer, Henning’, Sepp af. m. Gher Pfandrecht. 48 
Senden - Pfandpifubigesa der aͤltere Yorgegogeniverhen:: wife, 
beſſer begroͤndet ſcheint, als die an die Stelle gefeste' @uddei 
dung, daß dex fich.:gulege: méldende den Botjug- exbabee: Ih 
febe feing andee Entſcheidunig, als in Anwendung dex allgemei⸗ 
gen Negela ber Collifion. der Neste; von denen ‘er eine, ang 
dee alg. die bes Oemeinſchaft unter wedreren. ale: Bercchilo⸗ 
en anwendbax ſcheint. 

. Fn nny. ,2,, behqudelt betſeibe Berk sine Buage:bet ‘Mb 
wilden Piondaedys, aus fuͤhrlicher, ſa wie in einer dieſem Ges’ 
genftande, ein zig gerplaneten Ubpandlung paflid) war, and zwar 
fo, daß fide anf. eine recht erfreuliche Weiſe geigt, wie ſehr ex 
bei, den NRomiſchen Rechtsgelehrten gu Hauſe iſt, und, gang tig 
gentlidy in und mit ihnen lebt. Dev Hauptgedante, bie zwei⸗ 
{elbafte Frage von Warkſamkeit het Verpfaͤndung frembder. Sas 
Gen -an das Roͤmiſche Klagen⸗ und: Eiareden· Suſtem— anzuknuͤ⸗ 
pfen, empfiehlt ſich gleich von voxn herein, als der Roͤmiſchen 
Weiſe vodllig gemaͤß. Der Inhalt der daruͤber handelnden Stele 
Ten ſelbſt beftasigt. dieſes fowobs...in, ihrer allgemeigen Faſſung 
ale in ben zinzelnen Ausdruͤckem, namentlid in das Gediet ber 
exceptĩo und: zeplica,doli verweiſend. D. XIII, 7. d. pine- 
ratitia; actione 1, 41. improbe .. wt-ex suo mendacio argua- 
tur), Wird nun hieraus der Sat hergeleitet, Daf; die Verpfaͤn⸗ 
bung fremder Sachen, weil fie. damals nicht in bonis des Bere 
pfanders waren, ein wahres Pfandredt nicht bewuͤrken, daß 
aber eine utilis pigneratitia, utilis perpecutio, beByggen ſo weit 
fiatt finde, als die Grundfage ber exceptio oder replica doli 
eb geftattens fo ertlart fid) hieraus der, groͤßte Iheil des In⸗ 
halts der einſchlagenden Stellen auf eine ſehr befriedigende Weis 
fe. Der M'ſche Uuffag fuͤhrt diefes, bie bier denkbaren Fale ; 
der Reihe nad .durchgebend, ſo aus, daß er Sberall erft entivic 
elt, was die Theorie von der exceptio doli gibt, und dann 
ben Inhalt ber eingelnen ena Stellen. damit vergleicht, 

Srit, Zeitſchr. I. . 5 


i. \ 
ne RS mifches. Regt: :. ee 


Da. fh Hee in. allen Stellen (mit einziger — 
ſich ſchlecht zuſammenhaͤngenden oder verdorbuen D. XIII, 7 
d. pignerat. act. 1. 41.) die obllighte, oft uͤbetraſchende (ſ. bee 
founders D. XX, 4. qui pétiores 1.9: §. 3.) Uebereinſtimmung 
geigtes' ſo Zann um defto mehr Zutrauen aud dem geſchenkt 
werden, was, wo ausdruͤckliche Stellen Aber das Pfandrecht 
ſchweigen, blo8 aus der Theorie von exceptio doli- hergeleiset 
wird. Dahin zaͤhle ich den Kall, wo derjenige, welchem fruͤher 
ein Pfand an fremder Sache beſtellt iſt, gegen jemanden klagt, 
welchem derſelde Verpfaͤnder ſpaͤter, nachdem er Eigenthuͤmer 
geworben, das Pfand beſtellt hat. Daß ‘auch! hiet der Erſte, 
inſofern ex in bona fide war, gegen den Letzten jeden Falls 
auftommen mug, folgt aus D. XLIV, 4. d. doli et metus 
exceptione’ I. 4. §. 30. allein (S. 255.), indem der Grund, 
welcher hierfuͤr (S. 258.) aud) aus D. XX, 4. qui potiores 
hg. §. 3. hergeleitet wird, gu kuͤnſtlich ſein moͤgte. Jn einem 
Punkte iſt bas felbf—, was bie Theorie der exceptio doli 
vill, ſchwerlich gang richtig aufgefaßt. Wenn der Verpfaͤnder 
nicht das Eigenthum, fonder nur den Beſitz der von ihm ver⸗ 
pfaͤndeten Sache erworben hatte, foul gegen’ ‘ihn die Pfandklage 
nicht augeftellt werden tSnnen, weil etwas Dolofes darin lege, 
eine dem Berpfander nicht gebdrige Sache gur Sicherheit (einee 
Koderung in Beſitz nehmen gu wollen. Aber ift diefes ein hier 
gu beachtender dolus? ba nichts zwiſchen den Partheien Widere 
rechtliches darin liegt, und fo flange Andre ſich nidt melden, 
hur auf mala fides inter partes geachtet werden fol, D. XVI, 
3. depositi J. 31. §. 1.3 und ohnedem ſich wohl denken laͤßt 
daß derjenige, bon welchem der Klaͤger nur darthun kann, daß 
er den Beſitz habe, wahrer Eigenthuͤmer ſei, oder werde, alſo 
auch niche nothwendig etwas Widerrechtliches gegen Dritte in 
dieſem Verlangen enthalten iſt. — 

Ueber die, oben ſchon erwaͤhnte, I. Al. fomint eine bom 











‘Mager, Hennings, Hepp, uw, f. w. Aber Pfandrede. 67 
ixbrigen unabhaͤngige Eroͤrterung ber, cin Berfud fie durch 
Emendation in fid) und wit der dbrigen Theorie gufammens 
haͤngend gu maden; Surd den indeffen, wiewohl ex ſich keines⸗ 
wegs als gang verwerflich darſtellen laͤßt, die Schwierigkeiten 
bei dieſer Stelle nicht gehoben ſcheinen. Textes· Verbeſſerungen 
hurd bloſſe Conjectur fo gu begruͤnden, daß fie von Seiten der 
Pent, und Mebe- Weife hed Verf., ver Geſchichte des. Tertes 
und ſeiner denfbaren Gerunflaltungen und aller fibrigen dabei 
gu nebmenden Ruͤcſichten vdilig gevechtfertigt ſeien, iſt uͤber⸗ 
haupt etwas en ‘Sewieriges! - 

Ssrader 





- 3) Hennings nenvt fein Werk (S, 7.) cine ,,vein rds 
miſche Forſchung,“ wiewohl er aud unvermiſcht mit derſel⸗ 
ben aus unſerm jetzt geltenden gerichtlichen Verfahren in ver⸗ 
wandten Materien einige wichtige Gegenſtaͤnde zur Sprache ges 
bracht“ habe. Alſo roͤmiſches Recht iſt es hauptſaͤchlich, was 
ber Verf. darzuſtellen gedachte. Sein Zweck dabei war (S. 
6), „die roͤmiſchen Begriffe in voͤlliger Reinhbeit und Abſon⸗ 
derung uͤberſehen“ gu laſſen, damit man „in der Anwendung 
heurtheilen’’ koͤnne, ,was davon nad haltbar, und was, wenn 
eb auffer Gebrauch gefommen feyn follte, wieder herftellig gu 


machen’ ſey. Ucber die Art, wie ev feinen Zweck gu erreidhen 


megne, ſpricht fid der Berf. (G. 6.) in fortleufender Rede als — 
fo aus: „Dieſes (die roͤm. Begriffe) habe ich nicht im Sinne 
geſetzlicher Vorſchriften, ſondern als Rechtstheorie oder Rechts⸗ 
litetatur gu entwerfen und gue praktiſchen Pruͤfung vorzulegen 
geſucht.“ Damit wollte der Verf. gewiß nicht den Widerſinn 
behaupten, daß er das roͤm. Pfandrecht nicht im Sinne der roͤm. 
Geſetze entwideln werde; da ex ſich (S. 6.) gegen den Vor⸗ 
5.. 


/ 


é6 ss MRxmiſches Res. “Hv” o 

wurf rechtfertigt, daß „er als emfiger jugendlider Doctorande 
in der Vorzeit ſtehen geblieben und nicht mit den Fortſchritten 
eines faſt adhtgigidhriges Richters in bem Geiſte der Zeit vor⸗ 
geruͤckt“ fey, und „das Alte aus Sem ſechsſten Jahrhundert ein⸗ 
zig zu bebergigen” ſtrebte. In ber Chat wird. übrigens Nie⸗ 
mand dem Verf. einen Vorwurf machen, daß er ſich an die im 
ſechsten Jahrhundert geſammelten Quellen bes rom. Rechts hab 
ten gu miffen glaubtes ob gleich nicht Jedermann darein ſtim⸗ 
men wird, daß „Autoritaͤten der Rechtslehrer die Eitſſicht ſto⸗ 
ren und die Ideen verwirren warden.” Mud Hat der Verß. 
felbft fein Bedenken getragen, „achtungswuͤrdige Seugen (3. B. 
Bdhmer, Hellfeld, Thibaut, Schweppe, u. a.m.) zur 
Belraftigung ves richtigen Verſtaͤndniſſes“ hie und da anzufuͤh⸗ 
ten, — Gine geordnete Abhandlung darf man indeſſen in dem 
Werke nicht ſuchen. Der Verf. hat vielmehr ſeine Meynungen 
in einzelnen, abgeriſſenen Saͤtzen gegeben; fo daß das Ganze 
beynahe wie eine Sammlung von Aphorismen erſcheint. Auch 
bittet der Verf. ſelbſt um Nachſi cht, „wenn nicht Alles ſoritiſch 
und ſonkretiſtiſch gerichtet ſeyn ſollte.“ Die erbetene Nachſicht 
wuͤrde Ref. wenigftens gerne gewaͤhren, wenn n in Wahrheit ſich 
zeigen ſollte, daß (S. 7.) ain bem Strudel der Fdeen ‘die 
Methode mitergegangen”: iſt. — Die Sdreibart dea Beef, duͤrſ 
te aus angefidrten und nod’ angufibrenden Stellen am Beften 
bon ſelbſt hervorleuchten. —- Nef. wid nun nicht alle einzelnen 
Bemerkungen bes Berf. wiederholen, fondern sur etliche derfee 
ben, welche geeignet ſeyn mochten, eine ———— bas . 
Werk zu begruͤnden. 

Der Verf. beginnt mit rechts hiſtoriſchen Vetrachtungen. 
„urſpruͤnglich,“ ſagt er ( g. 5.), „kannten die Roͤmer nur eine 
Art Fauſtpfaͤnder, pignora, die dem Glaͤubiger unter der Bes 
dingung dbergeben wurden, dap fie’ had der Bezahlung guriid’s 
geliefert wurden. Dieß ‘nannte’ man pactum ‘fiduciae.” - Dies 


1 
— 


_ Mager, Hennings, Hepp a, f. w. Aber Pfandreche. 69 


fer Gah ift beinahe woͤrtlich ans. der, bon bem Berf. felbft gue 
Bewaͤhre aufgefuͤhrten Schrift Rein hard s (vom Gante und 
Gantverfahren, Stuttg. 1819. ſ. 26.) genommen. Ohne Zwei⸗ 
fel iſt es dem Verf. wie ſeinem Gewaͤhrsmann gang eigenthuͤm⸗ 
lid), die fiducia nut als Anhaͤngſel des pignus zu betrachten, 
und die Nothwendigkeit der Ruͤkgabe auf den, Fall dee Zablung 
vidt (don tn dem. Realcontrakt Aber das Pfandrecht fuͤr ſich 
allein begruͤndet gu ſinden. Dennoch iſt die Pfandbeſtellung 
hurd) pignus bon der durch fiducia weſentlich verſchieden. Das 
nicht zu wiſſen, duͤrfte am Verf. vielleicht um ſo eher getadelt 
werden, als er ſich aus dem ſchon aͤltern, aber trefflichen Con⸗ 
xobi (F. C. Conradi, de pacto fiduciae, exercit. I, §. 18.) 
daruͤber vergewiſſern konnte 3 es můuͤßte denn ſeyn, daß iby ein 
billig Denfender mit dem guten Glauden an Reinhard ent 
ſchuldigen moͤchte. Warde Abrigens, aud) die fiducia dem pig- 


aus gegeniber richtig beftimmt worden ſeyn, fo muͤßte man 


immer uoch das ausſetzen, daß der Verf. im Jahr 1825. nicht 
ettanntes es ſeyen urſpruͤnglich ſchon beyde neben einander ge⸗ 
ſtanden. — Die Meynung des Verf. bon dem Verhaͤltniß des 
Pfandberechtigten und des Verpfaͤnders lerut man (S. 15.) in 
Folgendem kennen: „der Glaͤubiger wird als Eigenthoͤmer und 


der Schuldner, wenn er Befitzer und Nutznießer bleibt, blos als 
- ein durch Gefaͤlligkeit oder bittweiſe, precario, zugelaſſener Be⸗ 


figer angeſehen; wobei jedoch cin Pfandgut inſofern gu ſeinen 
Guͤtern gerechnet wird, daß, wenn es verloren geby, es ihm 
umkommt, und dem Glaͤubiger die ꝓPerſoͤnliche Klage bleibt, J. 
9. C. de pignor. act. Uebrigens iſt das wahre Cigenthumse 
tect des Glaͤuhigers fo, unbezweifelt, dag, wenn er ein -Pfand- 
put verkauft, fein Streit dagegen entftehen Fann. L.9, C. de 
distr. pigne (8. 23.).“ Golde Unfidten tragen ihre Beurtheie 
lung und deren: Motive in ſich felbſt. — Der (. 23. u. f. be⸗ 
ſprechen die actio. Pauliana. ‘aia Gewinn die Wiſſenſchaft 





- 


— 


AN F 


ox: ~ °° MG MAES Rede rs 


hievon gezogen hat, daruber moͤgen folgende Aeuſſerungen Auf· 
Nlaͤrung geben, Um gu uͤberzeugen, daß die actio Pauliana det 
a hypothecatia’ feinen Abbruch thun, ſtellt oer Beef. die ſ9. 6. u. 
Te de act. (4, 6.) gufammen, und duffert in Ruͤcſicht des im: 
§. 7. enthaltenen Gates: serviana autem experitut ete. (OG. 
40.): „es ſcheine (ſtait serviana) heißen zu muͤßen salvia⸗ 


na.” Das Biel dieſer Abaͤnderung bezeichnet der Verf. ſpaͤter, 
einmal (S. 44.): „Die vorhin angefuüͤhrte Stelle im L. IV. 
Tit. 6. Q. 6. (9. 7.) J. de act, hat vermuthlich Anlaß gege⸗ 
ben, bie actio seriana mit der salviana zu verwechſeln. ..... 


Die actio serviana hat den Vorzug, daß fie gegen ben dritten 


Befiger angeftellt werden Fann, nicht fo die salviana.”” So⸗ 
dann weiter CS, 46.): „Viele Gelehrte wollen den §. 67 


de act. nicht don der Paulianiſchen Klage veritanden — 


..... Soviel iſt gewiß, daß in den Irſtitutionen der Fehlgriff 
gemacht iſt, die actio serviana mit der salyiana zu verwech⸗ 
ſeln, wodurch beruͤhmte Rechtslehrer irre gefuͤhrt ſind.“ Bis zu 


welchem Grade der Verf. in das Weſen der actio Pauliana 


und der Pfandklage eindrang, und beyde zu ſondern wußte, dar⸗ 


aber will Ref. eine Stelle, als Anhaltspunkt fdr die Ent{hes 


Gung, herausheben. „Es iſt unſtreitig eine ſehr bedenkliche Sa⸗ 
che, eine civile Klage mit criminellen Ruͤckſichten gu verwickeln, 
wie e8 aud mit der actio doli beſchaffen ſeyn mag, beſonderb 


wenn nidjt ber dolus in der That felbft liegt, fondern wenn 
erwieſen werden foll, daß eine an fid) gugelaffene Handlung aus 

einer bolofen Yntention gefloffen feyn foll. Richtiger iſt es das 
| per, criminede Klagen, fovtel als moͤglich von civilen zu tren⸗ 


fen, und jede fir ſich rein gu erhalten. Benigſtens lehrt uns 


die Erlahtung, daß kein verletzter Glaͤubiger es uͤbernehmen 


mag, erſt die malam fidem det Contrahenten zu beweiſen, ehe 


er ſeine Anſpruͤche an ein’ perdugertes Pfandgut geltend: machen - 
Yaun, ‘Daher denn audy dic Unterfuchung des criminis: stellio- 








i 


j ~ 


Mayer, Hennings, Sepp wif fiber Pfandrecht. 71 


natus von Seth Concurs · Richter dem Eriminal Richter zu aͤber⸗ 


laſſen iſt. Wie ſehr ware dagegen zu wnſchen, die actio ser 


\ 


viana ober utilis ware ihm unbenommen geblieben, welche -die 


actioPanliana Aberfiigig magt"” ( S. 42-—-43.), — Ref. glaubt 


dem Lefer ud nod eine Probe: von bet Cregefe dee Berf.-fipul- 
tig gu ſeyn. Gn L. 1. C. de Iuit. pign. (8. 31.) ſindet der 
Perf. (SG. 12.) den Grundſatz ausgelprodens „wenn eine 
Pfandverbindlichkeit auf eines Erbmaſſe suet, barf fein eingel⸗ 
ner Erbe feinen Erbtheil herausnehmen, fo lange nicht die gare 
de Schuld abgetragen iſt.“ Hievon weiß nun die angefihete 
Conflitution gar nichts; wohl aber beftimmt fie, daß ber Erbe, 
welder (einen Theil an der nach den Erbtheilen getheilten Schuld 
‘abgegablt, Sarum nod nicht eine verhaͤltnißmaͤßige -RAdgave 
der Herpfindeten Sachen verlangen mage. Wollte Ser Verf. in 
Wahrheit allen nur aus den Quellen des ſechsten Gabrhunderts 
ſchoͤpfen, fo mugte ex diefe Quellen beffer fennen gu lernen fit 
den, Gin ſolches Bemuͤhen whrbe ihn durch bas einzige Wort: 
recipere auf den wirklichen Sinn geleitet haben. Zum mine 
deſten hatte ex ſich bey andern Rechtsgelehrten Maths: ergolen, 
‘und, wo nidt neuere, fo dod aͤltere gu Huͤlfe rufen ſolloen. 
Dieſe Huͤlfe „zur richtigen Berſtaͤndniß“ wuͤrde ihm alsbald 
Cujaz (Observ. 1. V. nr. 23.) geleiſtet haben. — Jr einem 
Mnhang: gibt der Berf. nod einiges Particularrechtliche uͤber das 
Hypothekenweſen. Ref. konnte darin nichts Bemerkens werthet 
finden, auſſer etwa den fiir die Aemier Gegederg, Mendsburg, | 
und die Herrſchaft Pinneberg durch Verordnungen (aus, dem 
lepten Biertel des vor. Jahrhunderts) feftgeftelten Sat, daß 
bas Pfandredht an beweglidyen Sader; ob fie gleich Gegenftdne 
be eider Sfentlichen Berpfindung ſind, erldſche, ſobald ſie aus 
der Hand des Schuldners in dine andere uͤbergehen. 
: 4) Der Ordnung und Gruͤndlichkeit nach bey weiter werih⸗ 
vollen — wenn. ſich anders wiſſenſchaftlich Gediegened unit 


— 


fe A Rhmiiges Rese: tiple 


Ben hoftitdttebederrtenter ab⸗rhaupt — — i 
bie Abhandiung Hepp’ s. She. Bwed iſt nachruweiſen, warn 
bad Pfandrecht, je nach. dems, Grunde (eines Entehyng, und 
ber. Art der verſicherten Veybindlifeit, den Unfang nehwe, 
Seine, Gedanken weiß der Desf. mit Klarheit, und in cine 
Srofentheyls fließenden Latein vorzutragen; ded) moͤchte wohl 
ein claffifeh gebildetes Ohr Manches gu rigen haben. — Die 
§§. 13. bilden gleichfam cine Art oon Einleitung, wovon der 
God. €GiiD—7.) fid) mit der Wichtikeit des in, Unterfudung 
genommenen Gegenſtandes beſchaͤftigt. „In der Regel entſchei⸗ 
de die Zeit aͤber den Vorzug unter inebrern. Pfandrechtens der 1 
Zeitvoxrzug koͤnne aber nur nad dem Unfange des Pfandrechts 
abgemeſſen werden. Jene Regel trete ein, welche Art von Pfanbde 
rechten einander gegenuͤber ſtehen, ſeyen conventionelle, richterli⸗ 
che, geſetzliche, fuͤr ſich allein oder zuſammen vorhanden.“ Ref. 
sbeilt biefe Unfids ebenfalls, fann es aber nicht billigen, daß 
der Beef. die Wirkſamkeit bed regelmagigen Zeitvorzugs fuͤr den 
Fall, Wo, die conventionelle Pfandrechte gegen geſetzliche ſtreiten, 
fohalp..er: ihn eigmal erweiſen wollte, nur ungenuͤgend mit L. 1. 
C...6i propt. publ. pens. (4. 46.) 1. 2, C. de priv. fisc, (7. 
73d). exmieſen· hat. — Im §. 2. beftimme der Bert. den Wns 
Fong. des Pfandvedts im Allgemeinen gang. treffen dabin, dag 
ex auf den: Moment falle, wo die verfiderte Verbindlichkeit mit 
der das ˖ dingliche Recht erzeugenden Kraft zuſammentreffe; und 
ba bey -hem geſetzlichen Pfandrechte dieſe Kraft. soon im Geſetze 
liege, ſo beginne daſſelbe mit. dem Augenblick, wo die Verbind⸗ 
Aichkeit vorhanden ift.. Det Rerf. geht jest. “auf bas Gingelne 
Aer, wad. handelt in en. 66. 4*44. die ſtillſchweigenden Pfand⸗ 
rechten und ihren Anfangepunlt ab, in den ſſ. the u. 15. die 
conventionellen, in den 9. 16. u. 17. die teſſamentariſchen und 
groaͤtexiſchen. Vom ß. 18. au kommt der Rest. auf bie heding⸗ 
Sar — au, lprtchch· Soy Po Hoag oo wise 


4 4a 


* 





| Maver, Hennings, Herp we few. über Vfaudrecht. 123 
Der 6. 4. enthdtt chigediforifehe aligemeiieBentetuugen iberdee 


Suiſte hung ber geſetzlichen Pfandrechte, als deren Reſultat man den 


Sats hezeichnen faun, es (ep nicht moͤglich den Zeitpunkt angugebep, 
wo die gaſetzlichen Pfandrechte und welche zuerſt entſtanden, weil fie 
fic. durch cine ihrem, Anfangeenad: nicht wohl gu erforſcheüde 


Gewohnheit hildeten. Wenn der Berk. pier eine beſtimmte Zeit 


des Unfangs, g. B, ein beſtimmtes Jahr meynt, ſo ſtinent ihm 
Ref. odilig bey. Sobald man aber groͤgere Zeitabſchnitie be 
ruͤckſichtigt, und, wie man bey einem Rechte, das fo: gang aus 
Ginn und Gitte. bes Volkes Hervorging, than mugs, fic. mit 


dem Relativ. Aeltern begnuͤgt, fo glaubt Mef., daß die geſetzlichen 


Pfandrechte gewiß keinen unfruchtbaren Stoff far die Geſchichte 


darbirten. Es verſteht ſich oon ſelbſt, daß Mef.- hier eines 


Verſuch dazu machen wird; doch glaubt er zur Bekraͤftigung 


ſeiner Anſicht einige Andeutungen geben zu muͤßen. Da bey 


Hem geſetzlichen Pfandrechte, wie ſich bon ſelbſt verſteht, dey 
Glaͤubiger nicht in den Beſitz der Sache kommt, das Geſetz al⸗ 
ſo nur an die Stelle der bloßen Convention treten kann, ſo 
geht das geſetzliche Pfandrecht mit dex Hypothek in fofern Hand 
in Hand, als das ditefte gefeplide Pfandrecht nicht alter ſeyn 
Fann, denn die Appothel, d. h. das durch blofen Vertrag ents 
fiebende Pfandrecht. Solange mithin die Romer nosh feine 
Hypothefen kannten, eben folange kannten fie aud). tein. Pfand⸗ 


; Regt, das ohne alles Wiffen und Zuthun See Parthieen vox 


ſelbſt durch den, eiufaden Willen oes Geſetzes feine Entſtehung 
erbiclt. Die erſte Hopothet kam ohne Zweifel da zu Kraft, wo 
das Beduͤrfniß, gerade. eine Sicherheit am meiſten erheiſchte, oh⸗ 
ne daß man gu dem Realcontratt die Zuflucht nebmen mugte 
Das, war, als ſich der Giterbefi ig mehrte, gumei(t und aud gue 


erſt hep Berpadtungen der Fall. Hier fand man ef denn na⸗ 


tirlid,. dasienige,, was in das berpadhtete Gut eingebradht werd, 
aud) buys. bloßen Becton verpfaͤnden zu laſſen. Dieß beweiet 


' 


m or J — RPwsi (ed Regs 1” CS. Be 

Sle. der dinglichen Klage bey. Hypotheten ‘Aberhaupt gum Pro⸗ 
totpp dimende actio. serviana (9. 7. J. de action. 4, 6.), wel- 
the nicht far bas geſetzliche Pfandrecht an. den Fridten, ſon⸗ 
dern fhe das erfte vertragsmagige an den elngefagrten Gegen⸗ 
fidnden gegeben wurde. Letzteves geht erſtlich aus dem Aus⸗ 
Ovid: „res coloni,~ als Gegenſatz von · fructus” (I. 24. §. 
A4A. D. Ioc. cond.), gweptend aus. Theophilus hervor, der das 
Verhaͤltniß, wie es der actio serviana gu Grunde lag, alſo 
beſchreibt: sionyayes. da .. . KOU — pcetee tive, oiow int 
MOUG ete. ... MAXTEVTAS WEE LOL TaUTa UTOxELTDaL Aoye@ 
tov pioPwuaroc. Bon bier aus war der Uebergang gu dem 
geſetzlichen Pfahdrecht auf die Fruͤchte der naͤchſte und einfach 
Hes indem es wohl gang in der Megel (Heinen mußte, daß das 
fir die merces befonders hafte, was der colonus aus dem 
Grund und Boden giebe, und weßhalb die merces ſelbſt gege⸗ 
ben wurde, Erſt yon hier aus fam man wieder auf das pig- 
nus tacitum wegen der pensiones. Gie waren bad naͤchſte, 
womit der inquilinus Sen dominus fidern modte, und fie 
ſtanden daber den Fridten eines praedii rustici ziemlich gleich, 
beſonders aud) datum, weil fie gleichſam mit der Wohnung 
ſelbſt (ut perpetuo ibi sint) enger zuſammen zu haͤngen (dies 
nen; Das Alter anbelangend, fo ſpricht nicht nur Sicero (don 
von Hypotheken, fondern auch Labeo, der bem Eiceroniſchen 
Zeitalter nabe ſteht und fdr feine Jugend ihm gewiß angehoͤrt, 
kennt das durch Vertrag entſtehende dingliche Pfandredht ſowohl 
bem erſten Gegenſtande (1. 14. D. quib. mod. pign. 20. 6.), 
als ſeiner Ausdehnung nad E. ult. D. de pign:). Man durfte 
alſo ſchwerlich irren, wenn man, die jener Zeit eigenthuͤmliche 
Anebildung des Rechts in Betracht ziehend, das Inſtitut der 
nuda conventione zu Stande kommenden Pfandrechte, in deni 
Seitalter Sicero’s bereits als ein gang bekanntes vorauoſetzt. 
Wir wiſſen aber ferner, daß nicht nur Neratius von dem ſtill- 


~ 


Mayer, Heanings, Hepp w.'fi w. Aber Pfandrecht. ß8 
moien Pfandrechte an den invecta und illata eines Mieth⸗ 
manns ‘auf eine Weiſe ſpricht, welde daſſelbe als ein ſchon laͤn⸗ 
ger gangbares bezeichnet (I. 4. D. 20. 2. Eo jure utimur), 
ſondern auch, daß daſſelbe bereits bon Nerva (I. 9. D. eod.) 
gtannt war, daß Nerva in bas Labeoniſche Zeitalter hine in⸗ 
reicht, daß mithin dieſes Pfandrecht nad dem Gang der frit: 
hern Rechtsbildung mindeſtens ſchon in das Labeoniſche Zeital⸗ 


| ter, und daß folglich das aͤltere pignus tacitum an den fructus 


nod) weiter hinauf gefegt werden muß. Beit jdnger denn deps 
be erſcheint bas Pfandrecht, welches tacite denen verliehen ward, 
bie gue Wiederherſtellung eines Gebaͤudes Geld angeliehen ha⸗ 
ben, Ohne Zweifel hat dieſes Pfandrecht dem unter Mark Au⸗ 
‘tel gemachten Sctum ſeinen Urſprung gu danken; da Papinian 
tie Uusdehnung auf bas Anlehen an den redemptor als eine 


Interpretation des Sctum gibt (I. 2. D. 20. 2.), was wobl 


gewiß nicht der Fall geweſen waͤre, wenn dieſes Pfandrecht, 
durch Gewohnheit und die Rechtsgelehrten ausgebildet, alſo 
auch in ſeinen natuͤrlichen Verzweigungen ausgebildet, von dem 


Sctum eine bloße Beſtaͤtigung erlangt haben wuͤrde; da ferner 


Marc Aurel auch ſonſt bey den Vorzuͤgen folder Darleiher an⸗ 
geführt (I. 53. ſ. 10. D. pro socio. 1, 24. §. 1. D. de reb. 
auct. jud. possid.), und es deßhalb wahrſcheinlich wird, daß 


man ihm eine vollſtaͤndigere Anordnung Aber dieſe Sache ver⸗ 


dankt; da endlich der Grund mehr ein polizeylicher zu ſeyn 
ſcheint, welcher in einem Imperator weit eher, als in den Gite 
ten des Volkes entſtehen mochte. An dieſen Andeutungen moͤge 
es hier zum Beweiſe genuͤgen, daß ein Verſuch, dem Alter der 
ſtillſchweigenden Pfandrechte geſchichtlich nachzugehen, immer 
noch der Maͤhe werth genannt werden duͤrfe, und daß man Un⸗ 
recht habe, einen Punkt in der Wiſſenſchaft fo leichthin aufzugeben. 

Im (. 5. beginnt der Verf. bie allgem. geſetzlichen 
Pfandrechte mit denen des Fiſcus, und laͤßt dann im 5. 6, mit 


* 





‘ 


26 = REmEfheseME:.. 
Mecht bas Pfandrecht an den: Guͤtern ber PAleger mit, der Ves | 


* ecnahme, oder mit ber eit anfangen, wo die Uebernahme ge⸗ 


ſchehen ſollte. Weniger uͤbereinzukommen vermag Ref. damit, 
daß der Verf. den Anfang des auf die Guͤter des Stiefvaterz 
gegebenen Pfandrechts erſt da beginnen laͤßt, wo derſelbe eine 


, ple Tutel ihrer Kinder’ fuͤhrende Frau heurathet, weil ex vor⸗ 


her nicht Stiefvater ſey. Denn das Geſetz ſagt, ſeine Guͤter 
ſollen primitus in obligationem venire, und rationibus par- 
-vuloyum obnoxia teneri (1. 2. C. quando mul, tut. 5. 35.). 
Wo von Unfang an follen diefe Gites far. die rationes bafter, 
Auch iſt der Grund des Geſetzes dem Verf. entgegen. Denn 
bie Imperatoren geben als ſolchen an: ne facilis sit in eas 
post tutelam susceptam irruptio, und ne frayde vel incur 
ria quid depereat. Gerade dem wollte das Geſetz vorbeugen, 
daß man folde Frauen nicht beftirme, und. fie nidt zu einer 


_ weitern Heivath orange; weik gumeift in einer foldjen Lage fuͤr 


die Frau gu firdten ift, fie moͤchte weniger forgfaltig, oder gar 
:fo forglos handeln, daß ihre Sorgloſigkeit einer fraus gleicht. 
Dieſe Beſtuͤrmung faͤllt aber zumeiſt in die Zeit vor der Heu- 

rath. Das Vermoͤgen bes Manned fol deßhalb aud . fie die 
Beit vor: der- Heurath haften. Dafuͤr zeugt denn weiter der 
Umſtand, daß der Stiefvater nicht blos fuͤr das haftet, was 
Hen Muͤndeln nad der Heurath geſchadet wird, ſondern fax Al⸗ 
les, was ihnen auch vorher Nachtheiliges gebracht werden war 
d. 5, C. 8. 15 De gum Beweife, dah dad Geſetz die Verbind⸗ 
lichkeit des Stiefoaters. antedatirt, mit iby aber aud gur glefs 


when Rage die auf. feinem Bermbgen laftende Verbindlichkeit. — 


Eben fo wenig vermag Ref. bas gu unterſchreiben, dag. bas 
Pfandsecht wegen der den Kindern verbfeibenden Ipcra secund. 
nupt. erſt ex die matrimonii beginne, weil Sorber keine se- 
cundae nuptiae vorbanden ſeyen. Denn das Geſetz ſagt: his 

etiam, quae habet ;,.4.%-€@X ©0, die, quo eaedem res ad cama 





| Rayer, Henniags, Hepp a. f. mw aber Pfaudrecht. #7 
~ perventierint Hberis obligatis, ut si quis post traditas’, .- vel 
detentas ... res contractum aliqnem cum: eadem muliers 
inierit in vindicandis iisdem suppositis rebus posteriores 
habeantur. Der Verf. beſtimmt - hingegen treffend (S. 2$-—~ - 

54.) die Zeit, wo die Tutel je nach ihrer Art, und namentlich 
nach teutſchen Grundſaͤten infofern deginnt, als man fae ein 
Nichtthun verantwortlich werden foll. Fm §.7. wird das pig⸗ 
nus tacitum der Ehefrau abgehandelt, und der Anfang deſſel⸗ 
fen, wenn di¢ Dos nach der Che gegeben oder verſprochen wur⸗ 
be, auf den Moment de8 Gebens ‘der Verfpredens geftelit. 
Ref. haste hier gewaͤnſcht, daß ber Verfaſſer den Grund -hievow 
bey der dos promissa etwas {darfer beſümmt haben moͤchte. 
L In Ge 8. fest der Werf; dew’ Anfang des der Kirche in den 
Gitern des Emyphvyicdta:sufehenden Pfandrechts auf die Seit, woe 
tin die Handlung fate, wodurch die Emphyteufe verſchlechiert 
wurde. Nef. finder zwat in ver Novelle 7. co 3. §.-3.° ale 
Beranlaſſung gum Pfandrecht hingeſtellt: si praedium dete- 
rius fecerit; dod nirgends ſagt dieſelbe, daß jenes Recht be⸗ 
gine, ‘ex quo praedium detefius rédditum cif, Hat gleich 
ter Emphyteuta ein eigenes Recht an dent Gute, fo bat ex ded) 
auch durd) den Emphyteutvertrag ote Verbindlichkeit, das Gut 
nicht zu verſchlechtern, und zwar von dem Augenblid — 

er fein Recht gue Emphyteuſe erlangt. 

Mitdem §. 10. gehl der Verf. auf bie fecietenfanbreite bet; 

und zunaͤchſt anf das Anlehen zur Wiederherſtellung eines Gebaͤudes. 
Bor allem verlangt der Verf. die Verwendung;: doch nur fuͤr das Pfand⸗ 
recht, nicht aud ft das privilegtum exigendi. Dem Ref. 
dankt diefer Unterſchied nicht mit den Quellen aͤbereinzuſtimmen. 
Die Fragmente der Pandekten reden bey bepden von einem An⸗ 
lehen ob restitutionem aedificii » oder aedificiorum (I. 1. D. 

20. 2. 1,25. D. 12. 1. 124. §. 1. D. 42. 5.). Aus der Noe 
Welle 97. c. 3. lernen wir die Bedeutung diefes Yusdrids um 


4 


—A Romifhes Met yee ce 

| gar. nicht als etwas Befouderes fuͤr das Handresit, ſondern 
als etwas ſich von ſelbſt verftebendes. Demnach muß man ats 
nehmen, daß eigentlich der Ausdruck ob restitutionem aediſi- 
cil {how nicht blos die dem Anlehen zu Gund liegende Abſicht 


fandern, aud) deren Vollfaͤhrung vorausſetze. Denn aber, if 


volle; Urſache dagegen, daß man ihn beym Pfandredt..anders, 
und anders: bepm privilegium exigendi ertloͤre. Das Pfand⸗ 
tect foll nun anfangen, wenn das Gebdude seftituirt iſt. Ref. 
vermißt hier eine genauere Beſtimmung. Muß die Reftitution 
vollendet fepn, und hat nur der. cin Pfandrecht, mit deffen Gelh 
fie vollendDet wurde, ober bat man bios “ den Unfeng des 
NReſſitution gu feben? — : 

s : Im Qe 23. gelangt der ‘Bef — den Segaterien 


| und Gidcicommiffarien, Dag er Recht habe F dieſes Pfarrdy: 


recht zu den fpeciellen, zu zahlen, duͤrfte fuͤglich bezweikelt 
merden. Ueber den Anfang des Pfandrechts hat der Verf. fale 
gende Anſicht. Man miaffe, meint ex, nachſehen, wann die. Vers 
bindlichkeit beginne, wofir das Pfandredt gegeben wird. Sie 
beginne nun ba, yo man fagen koͤnne, dies legati, (fideicom, 
migsi) cedit, ober wie ex ſich ausdridt: in legatis et, fidei~ 
comaissis dies cessionis est digs i ipsius obligationis.. Legate 

und Fideicommiſſe aber, welche im Allgemeinen auf Erben uͤber⸗ 
geben, haben ihren dies. cessionis mit dem Tode des Teftirers, 
J Auch duͤrfe man den Antritt der Erbſchaft nicht als eine Art 
Bedingung anſehen, die von Erben abhaͤnge, da der Antritt gar 
nicht als Bedingung gelte. Dazu komme noch, daß die 
Geſetze ohnehin die Zeit der Antretung und des Todes ver⸗ 
moͤge einer Fiction in einem und demſelben Moment zuſammen⸗ 


reffen laſſen. Ref. hatte an dieſer von S. 59-80. gehenden 


Abhandlung, wie viel ſie auch im Einzelnen Wahres enthaͤlt, 
nicht wenig auszuſtellen. Er begnuͤgt ſich aber hier den Grund⸗ 
gedanken uͤber den Anfang des Pfandrechts zu beſtreiten, und 


— 











t 


\ 


Mapse, Hemmings Hepes. 72M Aber Pfandrecht. 79 
toed boylaͤufig nie moch 608. Eine ober Andere ruͤgen. FOE 
wian jenen Aufang richtig boſtimmen, ſo muß man bem · Geiſt 
und hiſtoriſchen Sufammenhang der Juſtimaniſchen Sanktion 
¢L 1. C. Comm, de leg.) wohl etwas. mehr Einfluß zugeſte⸗ 
hen. Mn zwey Dingen nahm Juſtinian beſeudern Anſtoß: crite 
lich an der verſchiedeuen Form Ser Legata, und den verſchie⸗ 
denen daran gefndpften bald dinglichen bald perfdufigen Bes 
vxechtigungen (Gaj. Comment. II. :f.193—-02g. pian: frag 
| XIV. 9—12, Paulus rec. sent. ILE, 6. §. 17.)... Er wollte 
baher omnibus tam legatariis quana fideiconsmissariis unama 
aaãturam impdnere. Seine Verdnderung war daber zwiefach, 
indem er einmal aud mit dem legatum yindicationis (Gaj. 
IL. e. §. 194.) eine perſoͤnliche, mit: dew Abrigen Uriew (Gaj. L 
6.:§f.' 204. 213, 221. und 229.) whe init den Fideicommiſſen 
eimne dingliche Rlage verband. . Diefe. Uraderung Hat nakuͤrlich 
bey dem damnationis ober sinendi niodo: legatuny ‘bie Folge 
haben ‘miffer, Sag atid) fir eine res herédis legata Me binge 
lide Kage mit Sem Untritt der Erbſchaft eintrat, je nad Ume 
ſtaͤnden fogar far res aliena relicta. Unrichtig iſt dahrr (Gy 
74.) des Verf. allgemeine Aeuſſerung: differunt tamen‘in eo 
res testatoris atque heredfs legati nomine relictae, ut in. hié 
non vero in illis dominium rei legatde recta via ad lega~ 
tarium transeat. Sweptens wollten dem Smperator die' wee 
gen ber Legate und Fideicommiſſe Statt findenden missiones\ . 
in bona nicht gefatlen, (Quis in rem missionis scripulosis 
utatur ambagibus? Man vergl. nod 1 3. 9. 2. C. eod., wo 
er Son einem missionis tenebrossissimus error, und Nov. 39. 
pr.) wo ef von einer inopia redet), Mud) diefe Miffionen folls 
ten nun aufhoͤren und an ihre Stelle ein pignus tacitum tres 
ten (et insuper utilem servianam etc.), Daraus ergiedt ſich, 
daß das ſtillſchweigende Pfand, wie es die Miſſionen erſetzen 
ſollie, fo auch in Beireff oes dadurch geſicherten, obligatoriſchen 





@ 4 1 Dbmefaes- Reda: -- 


WPA eB ſo wit des Aufangs gous — ber Natur unb 
dem Weſen der fraͤhern Wiſſionen heurtheilt: werden muͤſſe. 
Denn gerade fuͤr ſie warde es gu dem Zwecke eingefſhrt, daß 
o8 anf zinfade Weiſe:ileiſte was die Miſſionen nme mit Schwie⸗ 
rigkeit leiſteten. Dieſe Miſſionen traten -frober ein, wenn. ein 
Legat: ober Fideicommiß wegen irgend eines Hinderniffeh nicht 
ſogleich ‘gefordert werden konnte, deßhalb Sicharheit gewaͤhrt: wer⸗ 

den ſfollte. (I. S. ‘1-2, I. 16. pr. D. 36; 3.3," ued: nicht gen 
waͤhrt warde (L 1. 4. 1. Deut in poss, 36. — 
ahber dafuͤr gewaͤhrt werden, daß der Erbe dasVerſchaffte abs’ 
reichen, und: bie Unmoͤglichleit ber Leiſtung — ſey es durch Be⸗ 
ſchaͤdigung oder Vernichtung/ und je nach Art des Verſchafften, 
Cid Perdvferang deſſolhen; fep es durch Erſchoͤffung oer Melle 
aleicht durch feine Schuld: weranlaſſen werde (1.2. D. 36/3... 
Dir: Benpſlichtung dagu..trat erſt mit. dem Wotvitt ein/ da gag 
ber Fein Erke. mithin aud fein Verpflichieter exiſtirte (Paul. ree, 
spnts IV. 1, -). Uh db, Le §, 1. 2. N. 36% 34 42. Dy 36. 4., ang 
1:10. 1, 13, D. 36 35. and. iſt L 14. ult. D. 35. 4. nicht ente 
gegen); folglich mar vor ihm auch keins misziq dentbar, . Molla 
te, nun Fuſtinian die migsio durd ein, Pfandrecht erfegen,. (0 
mag daffelbe in dem, Augenblick anfangen.; mo frdber eine Gee 
tisdatio oder Miffio verlangt werden mochte, d. h. mit dem Me 
tritt, Doc) nidt vorhex, Denn. Juſtinian Zeigt nirgends die Ab⸗ 
ſicht, in dex Verleihung bes Gurrogats weiter. geben gu wollen, 
a8 man. fonft Sep der. durch ibn verwandelten Miffio ging; ugd 
wir moͤgen alſo nach der Natur der Sache das Erfepende nur 
aué bem Erſetzten deuten, Cine merkwuͤrdige Beſtaͤtigung gibt 
der Schluß der J. i. C. com. de leg. Das Pfandrecht ſoll blos 
ro rata, und nur an den Gitern baften, weldye auf den Crs 
a nad) feinem Untheil gefommen find. Hieraus ergiebt ſich 
zunaͤchſt, daß das Pfandrecht auf der Maſſe vor dem Antritt 
nicht laſtete, da man ſonſt einſehe, wie es die ganze 


/ 


, 0 








‘Mayer, Hennings, Hevp u. ſ. w. über wlandrecht. 81 


gorderung nicht fortwaͤbrend auf jeder einzelnen Sache, und 
jedem einzelnen Theil laſtete; man muͤßte denn annehmen, Ju⸗ 
ſünian babe ben Grundſatz ber Untheilbarkeit hier zerſtoͤren wole 
len, Es ergiebt .fid) aber hieraus ferner der innigite Zuſam⸗ 
menhang diefes Pfandrechts mit der fruͤhern Miffio. Warum 
haftet das Pfandrecht nidt an allen Erbſchaftsſachen, warum 
nit aud) gur grofern Sicherheit an den Gachen des Erben? 
Darum weil weder die Satisdatio friher Aber die rata pars 
hinausging (1-1. §. 19. 1 17. D. 36. 3,), noch die Miffio 
weiter als der Erbtheil (1. 5. §. 11. D. 36. 4.), nod Aber 
baupt in den eigenen Gitern des Erben eine Miffio wegen ver: 
weigerter Sicherheit (L lo. D. eod.), fondern nur wegen vere — 
sbgerter Zablung (1. 5. §. 16—19. D. eod.) Statt fand (gez 
gen v. LHe im Arch. fie die civ. Prop. Bd. V. GS, 518.). 
Go Hbergeugt man fid), daß Juſtinian fein Pfandrecht genau 
an die fribere Miffio anſchloß. Wie follte es nun fommen, : 
daß wir weiter und obne a Berechtigung uͤber ſeine Abſicht 
hinausgeben duͤrften? Hieraus zeigt es fic) am Leichteſten, daß 
dieſes Pfandrecht auch fuͤr Univerſalfideicommiſſe gelte, gerade 
weil auch fuͤr ſie Satisdatio nothwendig war, alſo auch fir fie 
cine Miffio Plag greifen fonnte (i. 50. D. 31, 1. 14. pr. 
D. 36.3, 1.4. C. 6. 54.). 
Sm q. 14. werden die unbedingten conventionellen 

Pfandrechte und ihr Anfang beſprochen. Gegenſtand des 


J. 15. find Pfandbeſtellungen fuͤr kuͤnftige Berbindlidytei- 
ten. Bey dieſer Gelegenheit handelt der Verf. auch Aber = 


l. I. D. 20. des welde er im Gangen wohl ridtig erklaͤrt, 

indem er annimmt, das Pfandrecht gelte darum von der Promiſ⸗ 

ſion an, weil die Verpflichtung zur Reftitution eine gegenwartige 

ſey. Indeſſen geigt fic) hier der Einfluß des (don oben ges 

thgten Mangels einer (charfen Seflimmung. Der Verf. nimmt 

namlid) an, die Pflicht zur nae fey gegenwaͤrtig, weil 
Krit. Zeitſchr. II. 1. 6 


L2 | Roͤmiſches Rede. — 
der Promitent der Dos auch ſogleich zur Entrichtung der Dos 


verbunden -fey, Dev letzte Satz iſt richtig; allein ex begruͤndet 


die Reſtitution nicht. Dieſe wird dadurch begruͤndet, daß eine 
dos promissa, wahrhaft als dos gilt. Darum iſt auch der 
Schluß auf das mutuum unrichtig. Denn ein verſprochenes 
mutuum iſt nicht eben ſo — wie eine dos promissa 
- aud) dos ifts 

| Endlich werden im §. 17. bie praͤtoriſchen und rich⸗ 
terlichen Pfandredpte eroͤrtert. Ref. hat in Betreff derſelben 
zu bezweifeln, daß die, welche aus verſchiedenen Gruͤnden die 
Miſſion erlangt haben, nach der Zeit Ser verwirklichten Im⸗ 
miſſion — denn mit ihr faͤngt das Pfandrecht an — einander 


bors oder nachſtehen und fo z. B. der rei servandae causa | 


Immittirte mit dem legat. servandi causd Smmittirten in eiz 
nem nad) per Zeit der Immiſſion gu regelnden Verhaͤltniſſe ſte⸗ 
be (S. 134. ff.). Diefer Sas ift eingig fuͤr das pignus judi- 
ciale und conventionale in den Geſetzen nachzuweiſen (1. 2. C. 
8. 18, L 3. C. 6. 54.)3 Bey dieſen hat er aber ſeinen guten 
Grund, weil aud) mebrere ‘ex causa judicati $mmittirte unter 
einander eben fo, wie mebrere conventionelle Glaubiger nad 
der Ordnung der Beit beurtheilt werdens was det Verf. aner⸗ 
fennt (©, 140.). Dagegen ſcheint die Anſicht des Ref. in 1. 
5. fc 4. Ds 36. 4: tine Stuͤtze gu finden, Ym Sinne der Gee 
fee ift bie Mepnung (SG. 14i—143.), daß derjenige, welder 
aus irgend einem Grunde nidt in den eſitz kam, auch kein 
Pfandrecht erlange. Doch haͤtte Ref. gewuͤnſcht, daß dem Verf. 
L. 15. §. 36. D. de damno inf. nicht entgangenwaͤre, und er 
iby einige Aufmerkſamkeit geſchenkt hatte. Ganz mißlungen in 
deſſen it dem Berf. die Erklaͤrung ber 1. 15; D. de reb: auct, 
jud. possid. (42. 5.). Gr fegt the den Ginn unter: „is qui 
prohibitus est rerum possessionem capere, cum aliis missis 


jam ante in possessionem creditoribus in communione 








. 
4 


Mayer, Hennings, Hepp a. f- w. fiber Pfandrecht. 83 
quadam constituitur, atque perinde ac si possederit, ven- 
ditionent bonorum .postulare potest.“ (©. 143.) Nicht nut 
weiß das Geſei von keinen andern vorher immittirten Glaͤubi⸗ 
gern, ſondern es ſetzt ſogar den Fall, quia forte nihil fuerit 
quod possideatur. Wie fann nun ein anderet da ſchon ims 
mittirt ſeyn, wo nichts ift, bas beſeſſen werden fann ? Die 
einfachſte Erklaͤrung doͤnkt dem Ref. folgende gu fepn. Nehmẽ 
man an, es ſey wohl Bermdgen borhanden, aber fein ſoiches, 
bas eines Beſitzes faͤbig waͤre, wie nomina; oder es ſeyen aud) 
bes Beli itzes fabige Sachen dazu zu rechnen, allein fie ſi nd tod) 
in Actionen borhanden, die erſt geltend gemacht werden mafe 
fein : fo baben wir (don die im Gefep untetlegten umſtande 
(quia forte niil fyerit; quod possideatur, aut sine 
contro versia non possideatur étc.). Sollen nun die Glaus 
biger hier feine Hilfe haben? Ullerdings baben fi e Halfe, ineint 
Gaius. Haber fie naͤmlich des Pecretum missionis erhalten, 
fo (ey e& unter ben vorausgeſetzten Umſtaͤnden eben fo gut, als 
ob fie einen Bef itz erhalten haͤtten (creditor; qui missus est 
in possessionem } perinde habetur ac si etiam bona | pos— 
Sessa fuissent), Die Wirfungen ſollen dieſelben ſeyn. Die 
Glaͤubiger treten mithin in Betreff der homina und actiones} 
wie wenn eine wahre Miſſio vorhanden waͤre, in die Rechte 
bes Schuidners, ind koͤnnen einen Curator beſtellen (1: 1s: pr: 
D: eod.; 1: 2. 0. 1; D; de cur: bon: dand: 42: 7.). Sie koͤn⸗ 
nen aber auch (man bedenke; daß die Stelle pon Géjus ift) 
sit bonorum venditio ſchreiten, und der emtor hat in Betreff 
bet nomina und actiones die bey der bonorum venditic ge 
woͤhnlichen Befugnif (Gaj. Comment. IV: 35.). 

Mit. 18: kommt die Reihe an die bedingten Petpfindungen. Dee 
§..18, befchaftigt ſi ch mit den bedingten conventionellen Pfandrech 
ten; und zwar hauptſaͤchlich inſoweit die Bedingung keine (oz 
genannte —— iſt. = Der 8. ig: fudt bas fOr eine be 


és 


813 Ryomiſches Recht. 
dingte Verbindlichkeit entſtandene, praͤtoriſche Pfandrecht zu pruͤ⸗ 
fen. Ein ſolches praͤtoriſches Pfandrecht kann bey Legaten und 
Fideicommiſſen vorhanden ſeyn, aber es Fann aud) bey der mis- 
sio rei servandae causa gum Daſeyn gelangen, weil nad der 
richtigen ‘Meinung, der der Berf. ebenfalls beptrttt, nach Um⸗ 
ftanden aud) wegen einer bedingten obligatio eine missio in 
bona Staat finden mag, Dennod) rechnet man ba8 Pfandrecht 
ohne weitere Ruͤckſicht ſogleich von der Ergreifung des Beſitzes 
an, Der Berf. erklart fid) die Sache auf die Weife. Die Miſ⸗ 
fio trete allenthalben wegen mangelnder Caution tin, Die Pflicht 
zur Caution fep eine gegenwartige ; ; daher werde durch die Mif- 
~ fio fein Pfandrecht fir eine Einftige, fondern fur eine gegen⸗ 
wirtige Berbindlidfeit gegeben (S. 151—152.). Dem Mef. 
wird es ſchwer, in diefe Gedanten eingugeben. Die Pflidht gur 
Caution an ſich ift leer ohne Begiehung auf 6a8, was durch 
die Caution gefidert werden ſoll. Erſcheint nun die zu ſichern⸗ 
de Verbindlichkeit als bedingt, ſo iſt die Caution ſelbſt aud) bee 
bingt (J. 1. §. 14. D. ut legat. 36. 3.). Berweigert Semand 
_ bie Caution, fo tritt an thre Stelle die missio mit bem Pfands 
recht. Durch diefes Pfandreche wird nicht die Pflicht gur Gaus 
tion, fondern das geſichert, was durch die Caution gefidvert wers 
den follte. Wie mithin die Caution felbft durd das Bedingte 
des Verficherten bedingt wird, ebenſo wird es auch das Pfand⸗ 
recht. Ref. glaubt daher, der Anfang des Pfandrechts mit der 
Beſitz-Ergreifung muͤſſe einen andern Grund haben. Bey der 
missio damni infecti nomine, welche der Verf. gang uͤber⸗ 
ging, faͤngt das Pfandrecht deßhalb ſogleich an, weil ja ſelbſt 
der Glaͤubiger, welcher vorgehen moͤchte, zur Sicherheitsleiſtung 
verbunden iſt, und der Immittirte den Pfandrechten uͤberhaupt 
vorgeht (I. II. i2. D. de damno inf, 39. 2.). Rei ser- 
vandae causa wird aber die Immissio vernuͤnftiger Weiſe nur 
dann ſich ereignen, wenn die Bedingung der Verbindlichkeit und 


\ 











5 


Mayer, Sennings, Hepp, a, (."tb. Uber Pfandrecht. 85, 
alfo aud) das Pfandrecht gurddbegogen werden mug. twas 
ſchwieriger ift bie Gade der Legate und Fideicommiffe ; da erſt 
mit der Erfuͤllung der VBedingung gefagt werden Fann: dies 
cessit, Allein da8 Pfandrecht, weldhes durch die Immiſſion er⸗ 
zeugt wird, bezieht ſich eben ſo wenig als eine eiwa beſtellte 
Caution unmittelbar auf das Legat. Ref. hat ſchon zu h. £3. 
bemerkt, es beziehe ſich darauf, daß der Erde das Legat leiſten 
und nichts thun werde, wodurch ibm die Leiſtung fn ihrem gol, 
len Umfang unmoͤglich wuͤrde, alſo darauf, daß der Legatar ge⸗ 
ſichert ſey, wenn ſich der Erbe die Leiſtung durch eine Schuld, 
wofuͤr er einzuſtehen hat, oder gar durch Dolus unmoͤglich ma⸗ 
chen ſollte. Tritt ſofort die Bedingung des Legats ein, fo war 
er ridwarts fir Dolus und Culpa, folglid) gerade fir das vere 
baftet, wofiir er Caution gab, odes wofuͤr die Miſſio mit -bem 
an fie gefnipften Pfandrechte fidern foll, Chen Sarum Fann 
aber aud) das Pfandrecht natirlider Weife anf den Szitpnnit 
bes Befikes bezogen werden, weil, fobald. das Legat {pater ges 
leiftet werden muß, dle Verbindlichleit des Erben, wofuͤr bas 
Pfandrecht witfen ‘fol, damals ſchon vorhanden war. 
Die Meynung des Verf. hat ihren Einfluß auf die Darſtellung 
im 6. 20. geaͤußert, welche bon dem pignus tacitum ober te- 
stamentarium fir ein bedingtes Legat handelt. Nachdem der 
Berf. die entgegenftehenden Mepnungen aufgefuͤhrt, entſcheidet 
er ſelbſt fidy dabin. „Werde die Conditio aud nidt zuruͤd⸗ 
begogen, fo habe der Honorirte dod) eine Caution fosdern moͤ⸗ 
gen, ne heres alienando vel supponendo causam obligatio- 
nis deteriorem reddat. Wurde die Caution berweigert, ſo 
fam es gur Miffio, Run habe Juͤſtinian die Miſſio mit dem 
pignus tacitum vertauſcht; mithin muͤſſe dieſes Pfandrecht ſo 
gut, als das fruͤhere durch missio in bona herbeygefuͤhrte pig- 
nus praetorium, in dem Augenblick beginnen, wo die. Pflidt 
aur Caution eigentlidy vorhanden war.’ Did Hieber Cann Ref., 


— 


86 . Romiſches Recht. 


hieen man die Wirkſamkeit der Cautiondpflicht richtig verſteht, 
wohl Abereinftimmen. Bon jetzt an iſt er nicht mehr ganz im 
Stande dem Hef. gu folgen, welder fortfaͤhrt (S. 157.): Quae 
cautio licet heredi ante aditam hereditatem, cum ante he- 
res | non sit, injungi nequeat ) attamen vel ‘mult post ad- 
eunda hereditate statim defuncto successisse intelligitur, quo 


7 fit, ut legatario statim ad praestandem cautionem obno- 


xius censeatur , — et jura pignoris ex die mortis: te- 
statoris incipiant Stimmt das mit den Quellen aberein, und 
wie ſoli nun mit einemmal fie das an, die Stelle des jissig 
getretene pignus tacitum etwas anderes gelten, als ſonſt far 


die Miffio galt? Bey einem weiteren Grunde: „bona defun- 


cti jam antequam heres hereditatem adierit recte pignori 


| obnoxia redduntur, cum defunctus usque dum adita sit he- 
| reditas ex legum fictione nondum obiisse intelligatur“ mugs 


te dod ber Berl. fibien, bap bas Pfandrecht um ſo weniger 
ante aditam hereditatem beginnen koͤnne, fobald man fingirt, 
der Erblaſſer habe bis zur Antretung rod) gelebt, Der, Verf. 
ſucht ferner ſeine Behaupiung daraus abzuleiten, daß dieſes 

fandrecht „ad exemplum hypothecae testamentariae eins 
gefuͤhrt ſey und ein teſtamentariſches Pfandrecht fuͤr ein 
bedingtes Legat ſange ex die mortis an, cum in lo- 
cum praestandae cautionis data intelligatur. ‘Man wun⸗ 
dert ſich, wie der Verf. bier den im §. 16. genommenen, nas 
tuͤrlichen Standpunkt, von wo aus er das pignus legatum als 
Legat uͤberhaupt behandelte, verlaſſen, und nun von einer Cau- 


mebr, wie ev die Miſſi fo, an deren Stelle das pignus tacitum 
frat, mit bem pignus testamentarium verwechſelte, da dod 
Suftinian das pignus testamentarium nur. in bem Ginne ne- 
ben den andern durch novellae constitutiones eingefAprten hy- 
pothecae tacitae nennt, um damit gu geigen, daß er durd 


4 
N 


\ 


tion, welche daſſelbe gu erfepen babe, ſprechen modte; nod) 


i 








‘ 


P.ger, Hennings, Hepp ua. f. w. Aber Pfandredt. 87 


Ber ethung eines neuen pignus tacitum nicht gerade was Auſ⸗ 
fer Dentliches beftimme. Und ift es denn fo entſchieden, daß 


das pignus testamentarium, welded fir ein anderes bedingtes 


Legat verſchafft wurde, ex die mortis beginne? Mef. hatte 
ben fribern Anfang nod) gu. begweifeln, und der Berf. follte 
ibn defto mehr nicht begweifeln, nachdem er im §. 13, da8 pig- 
nus tacitum wegen Legate, deren dies er(t adita hereditate 
cedit, aud) erſt mit dem Untritt beginnen ließ, alfo ſelbſt das 
pignus facitum, das gewiß die missio vertritt, nad) der ces- 
sio diei beurtheilte, Gang anders verhaͤlt ſich die Sache bey 
dem pignus facitum, das qn die Stelle der Miffio trat, nad) 
Ref. erft adita hereditate beginnt, und dieſelbe Verbindlichkeit, 
wofuͤr friber ein praͤtoriſches Pfandrecht moͤglich war, zur 
Grundlage hat; folglich eine Verbindlichkeit, welche nach der 
Bemerkung gu gy 19, rid warts ue zur eee vorhanden 
war. 

Der §. 21, enthait eine der wichtigſten Crdrterungen, 
und betrifft die Bedingungen, quae invito debitore impleri 
non possunt, Mit vieler Klarbheit hat dex Verf. die dabey gel⸗ 
tenden Grundſaͤtze im Sinne der Geſetze (S. 62 — 65.) entwi⸗ 
elt. Ref. hebt hievon den Sag aus, daß bie Bedingung nidt 
in den Willen de8 zu Verpflichtenden gelegt worden ſey, welche, 
ob ſie gleich ein ſonſt willkaͤhrliches Thun deſſelben enthaͤlt, ver⸗ 
moͤge einer Uebereinkunft rechtlich erfallt werden mug. Denn 
fie ftebt in einem Widerſpruch mit der kurz darauf gebilligten 
Behauptung, daß die unter der Bedingung des Erwerbs ge: 
madte Berpfandung einer fremden Gache eine folde fey, quae 
invito debitore nicht exfGllt werden koͤnne (ded Ref. Commens 
tar des neuen wart. Pfandg. Thl. 2. S. 48 - 51.). Iſt folge 
lich dieſer allgemeine Grund gegen das Antedatiren eines ſolchen 
Pfandrechts beſeitigt, ſo bleibt nur noch die Pruͤfung der gewoͤhn⸗ 
lich dagegen angefuͤhrten Geſetze uͤbrig. Der Erdrterung vor⸗ 


s 

88 Roͤmiſches Recht. 

ans fendet der Verf. die ſehr begroͤndete Bemerfung, Sag dle 
Frage far eine (pecielle, unter der Vedingung des Erwerbs gee 
machte Berpfindung nicht weniger und nicht mehr gelte als 
eine allgemeine Verpfaͤndung. Der Verf. mepnt, die fie das 
Antedatiren (predyende 1. 11. §. 3. D. qui pot. in pign. (S. 
167.) mit bem Gage gu befeitigen, Saf-eine res futura,; wie 
fie jene Stelle bezeichne, die Verpfandung nicht gur bedingten 
made, wie denn aud das Legat einer foldyen res futura nicht 
als bedingted gelte, weil die conditio tacita Feine Wedingung 
fepe. Ref. Fann wohl hier die Frage nicht erſchoͤpfen, nod in 
die Crorterung der gum Theil ſcheinbar fuͤr den Verfaſſer ſpre⸗ 
chenden Geſetze eingehen, Dennoch will er einige Zweifel nicht 
zuruͤckhalten. Iſt denn die conditio: si vivat bey legata an- 
nua nicht ebenfalls ſtillſchweigend nur darin enthalten (1. 3. D. 
de annuis leg. 33. 1.), und werden fie darum weniger als 
conditionelle (1. 10 — 14. D. 36. 2.) behandelt? Auf der. an⸗ 
bern Seite begreift ja auch das Legat von Fruͤchten, partus 
nascituri etc. nicht nur eine tacita conditio, ſofern fie uͤber⸗ 
haupt zu Daſeyn gelangen, ſondern auch dieſelbe, welche bey 
annua legata vorausgeſetzt wird, ſofern der Legatar ihr Daſein 
erleben dwerde. Eben fo gibt es aud) Ausſpruͤche der Recta 
gelebrien, welche ber Art Legate gu den hedingten zaͤhlen (1, 1. 
pr. D. 35. t. L. 16. pr. D. 36. 2.). Nicht weniger werden — 
bey Bertragen conditiones tacitae haufig als wahre Conditio⸗ 
nen angefeben (1. 35. §.5. D. 18, lee. quia venditio qua- 
si sub hac conditione videtur fieri). Mody) einen allgemeis 
_ nen Grund gegen da8 Untedatiren nimmt der Verf. Saber, daß 
man durch das Antedatiren dahin gelangte, ein von dem vori⸗ 
gen Eigenthuͤmer vor dem Erwerb aber nach der bedingten Ver⸗ 
pfaͤndung des Erwerbers verliehenes Pfand gegen das zuruͤck⸗ 
zuſetzen, welches der Erwerber vor dem Erwerb bedingt verlie⸗ 
‘ben hatte. „Quae sententia quam perversa esset vix est ut 


\ 


Mayer, Hennings, Heny w. f, wv. Aber Pfandrecht. 80 


eloquar.“ (S. 170-171.) Mllein Nef. glaubt, der Werf. hats 
te Dem Zuruͤckziehen eine folde Deutung gar nidt unterlegen 
follen, Denn war eine Sache ausdridlid oder. ſtillſchweigend 
unter ber Bedingung ihres Erwerbs verpfandet, dex verpfaͤn⸗ 
det ſie ſo, wie er ſie erwerben wird. Hat nun der Eigenthuͤ⸗ 
mer vor der Vraͤuſſerung cin Pfandrecht auf die Sache gelegt, 
fo exwirbt man fie nur mit diefem dinglichen Rect, und ter 
bedingt Berechtigte Fann fein Pfandredht an det bereits belaftes 
ten Gache nur fo wie fic it, gu Kraft gelangen fehen, Dav 
Untedatiren hat folglich nur Sinn fuͤr die, welche von demſel⸗ 
ben Verpfaͤnder und nachherigen — hintereinander ein 
Pfandrecht empfangen. Das Hauptgewicht legt der Berf., gang 
natuͤrlich, auf I. 7. §.1. D. qui pot. in pign. (20. 4.). Die 
Anſicht, welche fir die allgemeine und fpecielle, inh 7. ſ. 1. 
vorausgeſetzte Berpfindung eine gleichzeitige Beſtellung vorauss 
ſetzt, nennt er ei ,.merum figmentum, cujus nulla sana ra- 
tio reddi potest.“ (©. 171.) Indeſſen ift da8 figmentum, 
wohl mit nichts dargethan, Ref. mepnt uͤbrigens, dag fir die 
Anſicht des. Werf. nits gewounen fey, wenn man audy feine 
gleichzeitige Beſtellnng annehme. Denn“ in dem „concurrere“ 
liegt blos das Zuſammentreffen, nicht aber gerade das Zuſam⸗ 
mentreſſen mit gleichem Rechte. Wie man fagt: „quoties 
concurrunt plures actiones ..., una quis experiri debet (I. 
43. J. 1. D. 50. 17.), alfo das concurrere gerade einen Uus- 
ſchluß der einen actio begruͤndet, eben ſo kann man auch ſa⸗ 
gen: quoties plura pignora diverso tempore data concur- 
runt, alterum per alterum excluditur. Diefer, fon altern 
Erklaͤrung laͤßt ſich nicht entgegenhalten, daß man keinen Zweck 
in der Aeuſſerung finde. Denn man findet immerhin noch den⸗ 
felben drinn, welchen man bey Marcian J. 16. §. 7. D. 20. 1.) 
findet, den naͤmlich zu zeigen, daß eine ſpecielle Verpfaͤndung 
einer fremden Sache, wenn ſie unter einer Bedingung geſchehe, 








go . RE mifches Recht. 


eben fo kraͤftig fey, ald eine allgemeine, auf gufinftigen Erwerb 
geridjtete. — Der Werf. hebt zu (einer. fernern Unterftiguug 
die J. 34. §. 2, D. 20. 1, mit Geſterding (Pfandredht, S. 
60.) beraus. Ref. will bier nicht wiederholen, was (don 
Baumbach gegen das Argument dieſer Stelle treffend bemerkte 
(Arch. fuͤr die civ, Prax. Th. 4. ©. 31-41 » Dod fann er - 
¢inen Irrthum be8 Verf. nicht unerwaͤbnt laſſen. Der Verf. 
ſagt von Baumbach: „valde errat, corpora pecuniae 
dici de ea parte pecuniae quae adhuc supersit.< Diefe Aeuſ⸗ 
ferung berubt auf einen Mißverſtand. Baumbach gibt: cor- 
pora pecuniae mit; „Geldſtuͤcke.“ Wie wenig Baumbach 
das meynte, was er nach dem Verf. meynen ſoll, dafuͤr buͤrgen 
deſſen Worte. Die Bedeutung von: corpora pecuniae bin: 
gegen, weldye der Berf. gibt: corpus non de parte, sed de 
complexu totius rei dici“ etc, (S. 172.) muß gegen die 
Baumbachiſche durchaus zuruͤckſtehen. Corpora pecuniae 
heißen: „Geldſtuͤcke“ im Gegenſatß von einer ideellen Quanti⸗ 
tit. So ſpricht Ulpian von corpora nummorum im Gee 
genſatz gegen den quantitativen Werth derſelben im Allgemei⸗ 
nen (1. 13. § 2, D. de reb, cred. 12, 1); fo fpridt Papinian 
Yon singuli nummi, als den individuellen Geldjtiden, und 
unterſcheidet i in der pecunia die quantitas und bie corpora, um 
damit ndber gu erfldren, was er unter „inguli nummi“ vers 
ftebe. 1. 9. 4. ). 2. D. de solut. 46. 3.) Eben fo will Li. 
C. de nox. act. (3, 41.) burd) corpus nummorum nicht im 
Ginne des Berf. „das gange Geld begeichnen”’ und alfo nur 
»Si exstat Corpus nummorum,~ wenn alles Gelb vorhan⸗ 
den ift, eine Vindication sefatten. Das Geles bezeichnet viels 
mehr, dem Sprachgebraud) gemaͤß, die Vorausſetzung der Vin⸗ 
dication durch die Bedingung: „wenn die Geldſtuͤcke nod vor⸗ 
handen ſind;“ auf aͤhnliche Weiſe ſagt man ſonſt kuͤrzer: „gsi 
nummi exstant. (I. II. §. 2,:1. 31. §.41. D. de reb. cre’, ~ 





Mayer, Hennings, Hepp a, f- m Aber Pfandredt, 94 


) f. 1, J, quib. alien, lic.) Qus Unterfldgung des vom Mef. 


F vertheidigten Srundſatzes bingegen hat man ſchon die 1, 21. D. 


qui pot. in pign, angefuͤhrt. Dieſes Fragment beſchaͤftigt den 
Verf. von ©. 74-81. Gang in die Fußſtapfen Gefterdings 
(1, c. 6. 220-225.) tretend, will der Verf. die Stelle mit {ele 
ner Anſicht durch zwep Bemerkungen in Einklaug bringen, durch 
die naͤmlich, daß vor Juſtinian keine allgemeine Verpfaͤndung 
ohne ausdruͤcliche Beziehung auf kuͤnftigen Erwerb ging, und 
daß zu Zeiten des Scaevola ber Gifcus nod) fein pignus taci- 
tum in den Guͤtern deſſen, der mit ihm contrahirte, gehabt 
babe, Was nun die erfte Bemeriung betrifft, fo getraute fid 
Ref. wenn es hier nicht zu weit fuͤhrte, nachzuweiſen, daß die 
grammatifd-juridifche Uenderung Suftinians bep weitem nidt alle 
Gormeln, de fraber bey allgemeinen Verpfaͤndungen gebraucht 
wurden» umfaßte. Es gendigt ihm jedoch, die zweyte gu wi⸗ 
derlegen , wodurch die erſte gum Theil ebenfalls widerlegt wird. 
Der Verf. hegt den Glauben, daß das pignus tacitum des 
Bifcus unter Caracalla entſtand, und in 1.2. C. in quib. caus, 
(8, 15.) guerft vorkomme, und freylich kdnnte er dieſen Glau⸗ 
ben ſogar mit rechtsgeſchichtlichen Autoritaͤten belegen (Schwep⸗ 
pe, Rechtsgeſchichte (von 1822.) §. 288.). Dennoch haͤtte 
ibm ſchon der Eingang einige Zweifel beybringen ſollen. An⸗ 
toninus beginnt naͤmlich; „certum est etc, Go ſpricht man 
eiwa, wenn man ſich auf eine befannte Sache begiebt, aber 
nit, wenn man etwas Neues einzurichten gedentt, Und fine 


den wir dieſes Pfandredht nidjt in einer andern Stelle erwahnt, 


die nidjt Hon Antoninus allein, fondern aud) von feinem Bater 
mit herruͤhrt, alfo gewiß Alter ift denn bie oben angefuͤhrte? 
Ref. verweisſt zur Bekraͤftigung auf J. 2. C. de serv. pign. 
dat. (7, 8.) Selbſt diefe Conftitution ‘Abrigens fpridt davon 
nichts weniger als on etwas Neuem. Wufferdem hatte den 
Verf. vie on ihm felbft erdsterte L 28. D. de jur. fisc. evins 


Foal 


40. 4. Weis man nun, daf Papinian und Paulus Zeitgenoſ⸗ | 


/ 


— Admifches Recht. — 

nern ſollen, daß ſchon Papinian jenes Pfandrecht kannte, und 
zwar auch nicht gerade als etwas, was etwa gu ſeiner Zeit neu 
war, Vielmehr ſcheint der von ihm. uͤber den Vorzug des Fiſ⸗ 


cus entſchiedene Streit anzudeuten, daß dab Pfandrecht ſelbſt 


ſchon ſeit laͤnger beſtand. Daſſelbe laͤßt ſich von Paulus fagen, 
nach J. 47. pr. D. de jur. fisc. und 1. 10. D. de manumiss. 


fen waren (1. 40. D. de reb. credit.), und daß bepbe ebens 


fos Zeitgenoffen des Sedvola (1. 38. ſ. ult. D. de. vulg. et 


pup..subst, 23, 6. Aelii Spartiani Antonius Caracalla, cap. 
8.) waten, fo duͤrfte man weder gu der Annahme geneigt ſeyn, 
nod) wabhrſcheinlich finden, daß ein Recht, wovon Severus und 
Antoninus, Papinian und Paulus als von einem (don bekann 
ten fprecben, dem Cervidius Gcdvola und {einer eit unbe- 


kannt gewefen fey. . Was indeffen bem Ref. befonders merfwir. 
dig erſcheint, das ift, daß der Verf., welder dod) des §, 1. der: 
felben 1. 21. D. qui pot. in pign. im Berlaufe (S. 183.) 


ſelbſt erwaͤhnt, uͤberſehen konnte, wie in jenem §. 1. nicht von 
cinem ausdruͤcklich beſtellten Pfandrecht geredet wird; ſondern 
bem Inhalte nad) (idem debitor conductor horreorum Cae- 
garis fuit) ein ſtillſchweigendes Pfandrecht des Fiſcus voraus. 
geſetzt wird. Man wird fragen, was denn in J. 21. pr. D. 
cit, die Worte bedeuten: ,,postea mutuatus a fisco pecuniam 
pignori ei. res suas omnes obligavit? Sie heißen nicht: 
„Titius entlehnte und verpfaͤndete,“ ſondern: „Titius ver⸗ 
pfaͤndete ſein ganzes Vermoͤgen indem er vom Fiſcus ent⸗ 


lehnte.“ Auf dieſe Weiſe handelt Scaevola von dem pignus 
tacitum des Gifcus, und zieht trotz dem die Seia in allen Guͤ— 
tern ohne Ausnahme vor! — Weiter kommt der Verf. auf J. 


9. ſ. 3. Ds qui pot., welche Unterholzner geltend gemacht bat: 


te, zu ſprechen. Ref, glaubt, ohne in die Interpretation der 
iL §. 3. aa tiefer eingugeben, bod) nod auf einen andern 


* 
a i 








~ 


Mayer, Hennings, Heppu. ſ. te Aber afandret 93 


Haltpunkt ſeiner Ueberzeugung aufmerkſam machen zu muͤſſen 
Sey es, daß der ſpaͤtere Glaͤubiger die Sache beſi itze und: von 
einem fruͤhern belangt werde, ſey eb, daß beyde gegen den Ver⸗ 
pfaͤnder oder. einen dritten klagen, fo muͤßte der ſpaͤtere dem 
fruͤhern, um ihn ganz — well, wo Mehreren eine Sache in’ 


solidum erpfindet wurde, possidentis causa melior iſt - 


oder theilweife abgutreiben, bie Einrede entgegenbalten, das Pfands 
recht fey in fo lange nicht vorhanden. gewefen, als die Gade 
bem Berpfander nod) nicht gebdrte, nachher aber mit dem Ere 
werd fep das Pfandredt de8 (patern mit dem des frithern gus 
gleich entſtanden; er mipte ihm alfo entgegenbalten, es habe 
vorher das Pfandrecht nicht kraͤftig ſeyn fonnen, weil die Gas 
dhe nod) eine frembde geweſen. Ob nun dieſe Einrede nicht ei⸗ 
ne replicadoli begruͤnde, daruͤber glaubt Ref. kaum zweifel⸗ 
haft ſeyn gu duͤrfen. — Was die J. 28. D. de jur. fisc. be⸗ 
trifft, ſo gibt Ref. dem Verf. gerne zu, daß man nicht anneh⸗ 
men. koͤnne, dev Fiſcus Habe vor dem andern Pfandglaͤubiger 
contrabirt, Wie uͤbrigens die Erflarung bes Verf. (S. 182 — 
185.) ausreichen folle, vermag er eben fo wenig eingufebens 
Denn annehmen, a8 Pfandredht des Fiſcus habe (don begon⸗ 
nen, „jam antequam (res) ad debitorem pervenerit, wabe 
rend ſonſt das Pfandrecht erſt mit dem Erwerb beginnen ſoll, 
und dem zu Folge das: praevenit enim causam pignoris fis 
cus auf eiue gang natuͤrliche Weife deuten und behaupten wol⸗ 
ln, „non privilegium causae datur sed temporis,“ bas 
heißt in der That aüf eine gewagte Weiſe exegeſiren. Wuͤrde 


man mit dem Berf, annehmen, der Fiſcus habe ausnahmswei⸗ 


fe das Pfandrecht (don gehabt, als die Gade von dem Bers 
pfander nod) nidjt erworben war; dann fame man erft in Bers 
legenbeit, wenn etwa der fribere Eigenthuͤmer kurz vor der Bets 
dufferung-ein Pfandrecht darauf beftellte, wo man nun nad 
der Unfit des Cerf. gu entſcheiden haben muͤßte, welches 


va 


~ 





| 


4 Romiſches Recht. 


Pfandredht alter fey, bas vom GCigenthimer Hecliehene, ober Sas 
gon dem Erwerber an den Fiſcus or dem Erwerb gegebene. 


Auf jeden Fall beweist die 1. 28. D. cit. wenn aud) Hide far 


den Ref., fo ebenfalls nidt fir die entgegengeſetzte Mepnung, 
— Zum Schluſſe pati Nef. dafuͤr, daß es wohl nicht am un⸗ 
rechten Orte geweſen ſeyn moͤchte, wenn der Verf. auch noch 
andere gegen ſeine Anſicht ſprechenden Geſetze einer Pruͤfung 
unterworfen haͤtte. So hat man ſchon . 7. C. qui pot. her⸗ 
ausgehoben, eine Conſtitution, welche Gluͤck (Comment. Thl. 


49. G. 233—235.) mit weniger Gruͤndlichkeit, als billig war; 


durhd wigs } ; wabrend fie doch, genau erwogen, allerdingẽ ein Ge⸗ 
wicht in die Schale legt. Ref. glaubt aber auſſerdem auch noch 
auf J. 6. §. 2. C. de secund. nupt. © 9-) und i. 7: C. 6. 


61; aufmerkſam maden gu koͤnnen. — Der aete und letzie Pa⸗ 


ragraph enthaͤlt nut noch einige kurze allgemeine Anfuͤhrungen 


(S. 187—193.) von privilegirten Pfandrechten. 

Wie viel auch der Ref. von ueberzeugung gedrungen, den 
WUnfi chten des Berf. entgegen treten mußte; fo fann er doch 
nicht umhin, der Anordnung md dem allenthalben ſichtbaren 
Streben nad) tieferer Forſchung das gebuͤhrende Lob gu zollen. 


St er auf wenig Neues geſtoßen, fo fand er dog uͤberall das 


orhandene benuͤtzt, oft treffend zufammengeftellt; Das bey je⸗ 
ber einzelnen Lehre hervorleuchtende, nicht ſelten glaͤklicht Quel⸗ 
lenſtudium hat, of man gleid hie ‘und ba auf hiſtoriſche Be⸗ 
merkungen trifft; eine gu ſehr dogmatiſche Richtung. Und doch 
gibt es fuͤr das Resi nur Gine wahre, fir die Wiſſen⸗ 
ſchaft und deren Anwendung gleich fruchtbare Erfenntnig, ote 
naͤmlich, welche fid) nie oon der Geſchichte losfagt, und das 
Vorhandene hauptſaͤchlich nad) ſeinen geſchichilichen Momenten 


fu erforſchen und gu erfaſſen ſucht: 


5) Wegen des Hauptinhalts von Frande's Aibhandi. f: 
oͤben S. 6z. Vom anderweiten Snbalte derſelben beruͤhre id 


i 








| 


\ 


Mayer, Hennings, Hepp wu. f. w. aber Pfandrecht. 95 


Felgendes: S. 73. kommt der Verf. auf 1.37. D. de fidej. 
(46, 1.) gu ſprechen. Durd) Webers Cnat. Verbs (. 92.) 
Vorſchlaͤge nicht befriedigt, verſucht er diefé Stee, und mit - 
ihr gugleid eine andere, 1. 29. ); 6. D. mand, (17: aL), dete 
mittelſt einer Beziehung auf die Lex Furia (Gaj. Comment: 
THT. §. 121.) gu erklaͤren (S. 72- 74.). Wenn indeſſen nad 
des Verf. eigenem (S. 74. S. 77—78.) Geſtaͤndniß, die Obs 
ligation der Sponforen und Fidepromifforen nad zwey Jahren 
durch die Lex Furia gang aufgehoben war und nidt einmal 
tine dbligatio naturalis im roͤmiſchen Sinne uͤbrig blieb; ſo 
konnte auch der Sponſor oder Fidepromiſſor das nachher Ges 
zahlte zuruͤckfordern. Wie ſollte es nun geſchehen ſeyn, daß 
man einem nach zwey Jahren zahlenden Sponſor dennoch die 
actio mandati gegen den Hauptſchuldner verlieh, waͤhrend es 
dem Sponſor frey ſtand das Gezahlte vom Glaͤubiger zuruͤck 
zu verlangen? Und deutet nicht der Grund des Geſetzes (fide 
tamen implevit) auf einen noch vorhandenen, naturellen Bes 
ſtandiheil hin, der wenigſtens inſofern wirkt, als er die Rid 
foderung ded Gegabiten. hindert? Mithin. kann wohl in 1: 99: © 
{. 6. D. mand; urfpringlid, weder Sponfor nod) Fidepromiſ⸗ 
for gelefen worden ſeyn. In 1. 37. D: de fidei; ift gar oor 
frinem durch die Zeit befreyten acceſſoriſch Berbundnen; 


ſondern umgekehrt bon einem fidejussor die Rede, welder fir 


einen durch die Zeit befreyten Hauptſ chuld ner einzutreten 
verſpricht. Was ſoll demnach die Lex Furia bier: helfen, int. 
weldye Bedeutung e6 haben, daß man Statt fidejussor urfpitings 
lid) sponsor obdet fidepromissor gelefen? — Der Betf. nimint - 
aud) Veranlaſſung, die li 8. ſ. 1D: rate rem hab: (46. 8.) 
zu beſprechen, und fie ebenfalls durch rechtshiſtoriſche Betrach 
tungen dem Veiſtaͤndniß naber zu bringen. (S. 74-78.) Wie 
weit es thm gelungen, das duͤnkt dem Ref. einer furgen Pris 
fung: werth. Botangeftellt ift dex a „daß in aller Falleri; 





9088 Mkd miſches Mecht. 


wo die legitima judicia nach Verfluß von anderthalb Jahren 


(Gajus, J. c. IV. §. 104.) die quae imperio continentur 
nach Ablauf der Zeit des imperii (Gajus 1. c. §. 105.) erlo- 
ſſhen waren, noc) eine naturalis obligatio hbrig geblieben fey 
 (G. 75.).“ Hiemit mug der Tadel verbunden werden, den 
der Verf. (pater (CG. 101. not. 42.) ber Gajus aͤuſſert, daß 
er dic litis contestatio unter die Wufhebungsarten der Obligas 
tiouen rechnet. Allein diefer Radel gerade mug einigen 2weifel 
gegen die Unfidt des Verf. erregen. Ref. will es verſuchen, 
das nad feiner Unfi ht eingig wabre Verhaͤltniß darzuſtellen. 
Es iſt nicht erſt durch Gajus bekannt, wohl aber beſtaͤtigt wor⸗ 
den, daß die litis contestatio die frahere obligatio aufhob. 
Diefe Uufhebung hatte aud) gar nichts Unnatuͤrliches. . Denn, 
ſobald dis contestata war, mufte innerhalb der geſetzlichen Seit 


tine Genteng erfolgen.. War diefe fir den Klagenden abwei⸗ 
fend, fo war damit fetn Ret abgeurtheilt, und es konnte nicht 


hlos feine Klage vernichtet, fondern auch die obligatio dbers 
haupt nicht mehr wirkſam ſeyn. Ward der Beklagte verurs 
theilt, ſo hatte, der Klaͤger die judicati actio, welder dbrigens 
elle. die Nebenrechte anhingen, die mit der fruͤhern obligatio 
verknuͤpft geweſen waren; weil ſeine Gade auf den Gall einer 
guͤnſtigen Entſcheidung nicht ſchlimmer werden ſollte I. 29. D. 
de novat.). Erfolgte inerhalb der geſetzlichen Zeit kein Urtheil, 
ſo war das Rechtsverhaͤltniß auch voͤllig vernichtet, und die 
obligatio wieder aufgehoben. Unter allen Umſtaͤnden konnte 
alſo der Romer bie obligatio durch die litis contestatio aufbes 
ben laſſen. Die eigentliche Wufhebung dev obligatio trat aber 
nad Gaius nur bey legitima judicia ein (Gaj. 1. c. (. 180. 
tee si modo legitimo judicio fuerit actum (G. 181.) und 

gwar, wie hinzugeſetzt werden muß, in dem einzigen Fall, wenn 
perfonlid) mit einer intemtio juris civilis geflagt war. Die 
letztere Beſchraͤnkung. haͤngt damit zuſammen, bag blos unter 





1 
j 











Mayer, Hennings, Francke uch w. fiber Pfandrecht. «97 
Porausfegung einer perſonlichen age mit einer/Iſelchen Inten- 
tio die alte Klage ipso jure nicht. mehr angeſtellt werden. konn⸗ 
te (Gaj. FV. G. 107.). War nicht -mit einer intentiea juris 
civilis perſoͤnlich, oder nicht legitino jndicio gelhagt : monies, | 
fo beftand das Rechtsverhaͤliaiß nach wie vor, wad. e¢-fonnte 
die alte Kage, fogar aufs Neue angebracht werden, (Gaj. EV. 
j. 106. u. 107.). Weil es aber hem gefunden. Sinne des Roͤ⸗ 
meré widerte, daß ein, abgewieſener Klaͤger etwa, gum. aweyien 
Mal auftreten ſollte, fo half ex ſich mit einer Einxede.! Diefe 


Einrede hatte zuletzt denſelben Erfolg, d. h. vermoͤge ihrer Sam 


die Sade in: diefelbe Lage, in welcher fi fie ipso jrre..aldann 
war, si legitima judicig actum fuerit ga formyla · quae. je 
ris ciyilis habet intentionem (Gay,:l. c.). Dem⸗ durch fie 
ward dfe gange. obligatio unwirkſam gemadt. Die Ginrede 
war uͤbrigens von zweyerley Art, einmal: „exceptio reã ju- 
dicatae“ und dann: „exceptio rei in litem deductae. Si Beye 


‘te Urten werden nicht Mos: in den bereits angefuͤhrten, iſondern 


aud) nod) in andern Stellen bon Gajus (Gaj. b §. -191,) eins 
ander gegeniiber geftellt. Die erftere, als exceptio- rei ju di- 
catae ift leicht verftdndlich. Nicht eben fo die. expeptio sei 
in litem deductae. Daf fie nicht nad) gefalter Sentenz 
erſt vorgeſchuͤtzt werden fol, beweist die andere neben, ihr fuͤr 
dieſen Fall verliehene Einrede. Soll ſie hingegen vor gefaͤllter 

Sentenz wirken, fo laͤßt fic). bad nur inſofern denken, .als das 
in Streit gegogene Verhaͤltniß gu Grunde ging, nocd ebe und © 
ohne dag eine Genteng gefallt wurde. Cin in Streit liegendes . 
Rechts verhaͤltniß vermag aber, fo viel wir- wiſſen, ohne. Gens 
teng nur durch Ablauf dev Zeit, in welder die Sentenz gefaͤllt 
werden ſollte, zu Grunde zu gehen. In dieſem Sinne entſpraͤ⸗ 
de die exceptio rei in litem deductae ganʒ dem, daß legiti- 
ma judicia post annum et sex menses, und daß die judicia 


‘quae imperio continentur nad) dem tempus imperil ailoſchen 


Krit. Zeitſchr. II. 1. 7 





- 


BS RAMEE Medien 

finds Dive. ——— ea formulas. quae juris civibßs 
habet intewtionem, . verhandelt worden, fo wuͤrde man nad Whs 
‘lanf son anderthalb Jahren gar: feine Cinrede mehr beduͤrfen. 
Hieraus: ergiebt fid), dag dev. Ablauf der eit, einer unguͤnſtigen 


Senienz gleich ſteht, daß jener wie dieſe ein Rechtspevhaͤltniß 


und eine obligatio eutweder ipso. jure oder ope exceptionis 
vodllig aufloͤſen. Jetzt erſt find die Worte von Gajus vey. 
ſtaͤndlich wenn ex diefes Erldſchen mit dent. Ausdruck bezeich⸗ 
‘ett lig moritur. Dena „mori“ deutet offenbar auf ein Meh⸗ 
reres, als auf ein bloßes Mufheben der Klage. Jetzt erſt find 
‘einige andere Stellen im corpus juris, worin offenbase Gpuren 
dieſes Rechtsſatzes enthaiten find, thar geworden und dienen 
ruͤckwaͤrts wieder gur Beflatigung ded hier Vorgetragenen. Daf 


_ ber Romer bad Erloͤſchen der in einen Proceß gegogenen obli~ 


~gatio durch den Ublauf des legitimum tempus mit. dem Wort: 
ymori begeidynet, daß dieſes Wort die hiefuͤr gebraͤuchliche Bee 
nennung geweſen, bezeugt Gajus (IV., (. 104.) indem ex fagt: 
-,et hoc est quod vulgo dicitur... litem anno et sex men- 
-sibus mori.“ Ginden wir nun in L 3. §. 1. D. ‘quae in 


fraud. cred. (42. 8.) 0a8 litem mori“ dem ,,tempore libe- _ 


rari® entgegengeſetzt, ſo geigt fic) fogleid), daß jened nicht wie 


dieſes auf einen Berluft durch Verjabrung gebe, fondern jenes 


gerade. einen Berluft bezeichne, wie ibn aud) Gajus unter det 
Benennung litem mori beſchreibt; es geigt ſich aber auch 
ſogleich, daß die Gegeichnung mit „mori“ einen ſtaͤrkern, in 


den Folgen wichtigern Verluſt ausdruͤcke, als das gelindere 


„tempore liberari. Sinden wir ferner in 1. 18. 9. 4. D...de 
dolo (4. 3.) hohe Aengſtlichkeit des Trebatius eine durch den 
Ablauf des legitimum tempus erloſchene obligatio zu reſtitui⸗ 
ten, fo moͤgen wir uun fo mehr auf die Strenge der lex (lie 


Gen, welche dod) gewiß vielfaltig: umgangen werden Fonnte, for - 


bald fie blow die Klage und nichts Mebreves aufgeboben hatte. 


27 














Mayer, Hennings, SF AEE, Hf. Uber Pfandrecht. 99 


Gndfid iſt nan, auch deutlich, was Paulys unter „ito mor- 
tua verſtehe, und was er mit den. Worten fagen wolle: „cum 
hte morua nulle-res, sit,‘¢ i Amit dieſen Bemertunge wenn 
He anders, richtig ſind/ fallt die. genze Anſicht des Beet. Allee 


dings moͤgte ex gegen dieſelben ſich auf 1. 30. §. 1. D. ad. leg. 


Aquil. (9. -2.).,figen, wenn, nur nicht aus dem, Bisherigen, exe 
helte, da “Dig. Aimee den. Verluſt, wofuͤr der Uusbrds. lis 

amoritur, nach Gajus gang und -gebe war, mit slitem. tery 
pore amittere”: wohl ſchwerlich -begeidinet haben werden; da 
fié das „tempore liberari gerade dem , litem mori entgegen 
ſehen, und mit? litem meri’ einen: viel fldrtern Berfuft vere 
Sinden. Entgegen ſteht dena dem Berf. weiter ein von ibm 
ſelbſt flr feine Auſicht angefuͤhrtes Fragment, J. 2. D. de div. 
temp: (44. 3.). Hier ſpricht Marcellus bon einem y;tempus 
quo lis perit, und wenn es je nod) eines Beweiſes beduͤrfte, 
hag „tempore perire mit ,,litem mori“ nicht gleidibedens 
tend Jey, fo. warden ihn die bon Marcellus angefuͤhrten Bepe 
Ppiele (veluti: si de usucapione sift’ quaestio, ant de actioni- 
‘bus quae certo tempore finiuntur etc.) liefern. - Darf-man 
demnach als gewiß annehmen, Saf ;,tempore liberari,~ „tem- 


* 


pore: periré, “¢ . tempore. finiri“. (1,29. D. de movat.) daſſel- 
be und- etwas anderes begeidnete, als: lis moritur;“ ſo 


tarf man dud, ohne fic) dem Borwurf der Kuͤhnheit aus zuſe⸗ 
then, annehmen, daf „tempore amittere“ dem; ꝓlis moritur“ 
niGt gleich fiche. Ohnehin moͤchte der Schluß des Verf., daß 
ylitem amiserit m L8. §, I. D. rat, rem hab. fo piel heiße 
als ,Jitem: tempore amiserit, weil in 1, 30, F. D. ad 
deg. Aquil. beyde Ausdruͤcke vorfomme, etwas gewagt. fepn. 
Biel. 8. §. 1. D. cit. fonft gu evtlaren? Ref. glaubt, daß 
bie Erklaͤrung des Fragments nidt ſehr ſchwierig fey; ex glaubt 


aber ee J er ſich hier nicht erlauben duͤrfe, weiter darauf 


— 


an) 
wv 7 


— 








“ } * 


udutfhe⸗ Heche FH Te” 
eingugeben. - — Mody Pat Ref: deep’ wichtige bom Bef anges 
fiellte Unterfudungen gu wordigen. 

a) Die erſte beſchaͤftigt ſich mit der —— der E 
‘59. D. ad Sctum Trebell. (36. 1). “Die Mepnung des Verf. 
ift aber folgende: „Durch die Gucceffio in tmiversum jus hö⸗ 
ten die Forderungen des Erben an den Erblaſſer, wenn er, die 
Erbſchaft reſtituiren muͤſſe, nicht ‘auf. Denn ‘der’ Fideicommiß⸗ 
ſar gelte in diefem Fall, mag der Erbe frepwillig oder gezwun⸗ 
“gen die Erbſchaft angetreten haben, als wahrer successor in 
universum jus; et ſey heredis loco. Dennoch geite der Fe 
duciar nad) dem jus civile allein als Erbe. Daher verliere er 
feine Forderung gegen den Fideicommiffar, und es bleibe nur. ef: 
we naturalis obligatio Abrig. Eben weil eine naturalis obli~ 
gatio brig bleibt, habe Paulus den Fiduciar ereditor nen⸗ 
nen, und das Pfandrecht aufrecht erhalten idnnen. Die: Wor⸗ 
te: ,quoniam hereditaria est actio“ fegen ſteeng wortlid zu 
nebmen; denn der Siduciar fey nach dem jus civile eigentli⸗ 
cher heres. Den weitern Umſtand, daß dod ber Fideicommiſ⸗ 
far da8 Fideicommiß vom Fiduciar fordern fbane (quasi mi- 
nus restituerit) befeitige Paulus bios mit bem Hinzufuͤgen: 
possidet enim eam: rem. quasi creditor. (©. 86 —- 99. ). 
Ref. erlaubt fid) hingegen folgende Zweifel gu erheben. Erſt⸗ 
lich geben ja die actiones hereditariae aud) fonft auf den Fi⸗ 
‘deicommiffar in der Regel ipso jure uͤber. Warum’ foll die 
actio ‘pigneratitia nidt Abergehen? Die Worte: „quoniam 
hereditaria est actio“ find alfo. durch den Verf. nod) nicht ers 
Hart. 3 weytens fagt Paulus nidt: remanet ergo pignus 
propter naturalem obligationem, fondern: remaanet ergo . 
Propter pignus naturalis obligatio. Drittens haben die 
roͤmiſchen Juriſten nirgens angedeutet, daß, obgleich die actio 
Hurd) die Untretung confundirt- fey, dSennod eine, naturalis -ob- 
Bsatio Abrig bleibe. Im Gegentheil {agen fies ,,aditione he- 


\ 





ss 


Mayer, Hennings, Frande u. f. w. ber Pfandrecht. 101 
reditatis confusa obligatio interciderat (,.80; D. ad 
Setum Trehell.).. Bierteng, nimmt ja Paulys. in dee bes 
ſprochenen Stelle ebenfalls ale entſchie den an, daß die abliga~ 
tio felbft qufgebirt babe, indem er den Gag als gewif voran⸗ 
fiellt: ,,respondi: aditione quidem. hereditatis confusa- o b- 
ligatio est,“ und indem er weiter, wo ex auf die Unterfus 
dung abergeht, das Aufboten der naturalis obligatio nicht 
im Mindeſten; fondera eingig bas Aufboͤren des Pfandrechte 
beʒweifelt ( videamus autem ne et pignus liberatum sit sub- 
lata naturali obligatione). Qanftens begreift man 
nicht, warum Paulus fein Refultat erft; nach vielen Umſchwei⸗ 
fen Herguébringt, wabrend ex nad des Verf. Anſicht nur bes 
metfes durfte: es fep bier die actio gwar nach dem. jus civile 
confundist, aber frog Sem nod eine naturalis obligatio vor⸗ 
Fanden. Sep es dem Ref. Sarum geftattet auch ſeine Unfide 
mitzutheilen. Ex madt gum Boraus mit dem Vers, feinen 
Unterfehied, ob Jemand gezwungen oder ungezwungen antrat. 
Dagegen nimmt ex an, daß durch die Antretung die ganze ob- 
ligatio durch Confuſion erloſchen fep; die Gonfufion. ſiebt er 
hinwiederum mit bem Verf. als eine fingirte Zahlung an. 
Was folgt daraus? Es folgt, daß die Erbſchaft kleiner werde, 
wenn Dev. Fiduciar Glaͤubiger, und daß fie groͤßer werbe, wenn 
er Schuldner des Erblaſſers war; weil man in jenem Fall vor⸗ 
ausſetzt, er ſey aus der Erbſchaft gezahlt, in dieſem, die Erb⸗ 
ſchaft fey von ibm gezahlt worden, Dad it's, was Paulus 
(i. 1. f. 18. D. ad leg, Falcid.) ſagt: „quamvis confusio- 
ne. libexetur tamen locupletigrem hereditatem percipere vi~ 
detur.“ Hieraus folgt denn ferner, daß der Fiduciar im erſten 
Gal weniger, im zweyten mehr gu reſtituiren habe, als die 
Erbſchaft betragt, und gwar mehr oher weniger. je nad dew 
Betvage {eines Schuld ynd feines Forderuyg. Reſtitulrt mit, 
hin der Giduciag die Erbſchaft gerade fo wie ex fic, angret, {9 


fag RL TS Kom kches het ta 


bit a * ‘Balke “gtr ‘old ) itn’ zweyten gui wenig reſlituirt⸗ 
Bort tepetit | ‘ex ‘alfo ein indebite’ sdlutam. (quasixplas ‘resti~ 
tuerit);, ‘hier iſt er ex: éausi’ fdticbmalssé noch: werbafted 
(quast minis ‘restituerit.y Obgleich deinnach dien:fruͤhere ob+ 
nuatiõ hanz erloſchen ‘wars ſo bat bod) :ber riviiſt iſcht Scharfe 
ffnn bed MEG auf eine mit einen: Redhtogrundfigen überein⸗ 
ſtietimende Weiſe⸗ ben: Weg “gmt Bide gefunben?“ Mend ift Ddin 
Entſcheiduns Papiniaus CG. 6GSgS. . Dyiad: Sctum Frebeli,) 


deullich! “,quoniam actio eo confusa'/.... redint ari ‘not 


pötest; peeuniae ‘upg ‘debitae dodrans ‘ex catisd 
| fideiconimtssi petatur Richt als -ob-B Forderung ths 
; tet Rlage: ‘Hecaubt auf ‘den Bideicommiffar uͤberginge (G.:934)} 
fondern ‘Bex: Gebalt der Forderung macht einen Theil dev Erb⸗ 
[Hate ſelbſt aus. Mun iſt ebetifals die Entſchtidung von Claw 


bis “1.80; D. eod. -tit) Maes: + ,aditione, enim “hereditatib 


confisa ‘obligatio interciderat, sed fideicommissi:repe: 
titio erat Um gu 1. 59..D.-cits zuruͤckzulchren ft. Paulus 
unterſucht Ste Frage, ob — da die obligatio gang erloſchemiſt 
— pat Pfandrecht nöch beſtehen koͤnne, von zwey Seiten, in⸗ 
dein er eftimal vorausſetzt; Ser Fiduciar habe die’ ganze’ Erb⸗ 
ſhaft ·reſtituirt und ‘Befinde ſich nur noch int Beſitze ded Pfane 
bes, und indem er. bidwiederum annimmt, er babe awd diefon 
Befitz nicht inehe, — Unter der erſten Vorausſetzung haͤlt er 
den “Fiductit fir flier. Welche actio follte denn der Fideicom· 


~ tniffar anſtellen? Die- pigneratitia? Allein bieſe iſt eine actio — 


hereditaria.’ ‘ Det’ Fidelcommiſſar muͤßte folglich behaupten, ſie 
ſey auf ihn Abergegangen und er heredis lode, Denuod): will 
er die ConfA(id geltend madheh, indem ex behausitel, der Fiduciar 
Pep Erbe.Er wuͤrde ſich alfo ſelbſt widerſprechen, und eine Ein⸗ 
rede gegen ſich begruͤnden. Auf der andern Seite kann ja der Erbe ftir 
ſeme Verbindlichkeit of oerpfAndste Gace zuruͤckzugeben ebers 
_ falls te Contufto: vorfchuͤtzen, und · ſofort durch eine Menus ble 


| 





* 


Mayer, Hennings, grande. Kf. w. Uber andres. 103 


eigenen Waffen’ bes Rideicommiffars gegen thn: gebrauchen. Goll 
te indeffen der Fideicommiffar nidt pie Gadhe ex causa fidei- 
cimmissi verlangen -finnen , ‘quasi minus restitutum’ fuerit? 
Das ginge an, wenn bem Erben die Sache nicht verpfaͤnder 
worden waͤre (quod eveniret ‘si nullum pignus intercessis- 
set). Jetzt aber beſitzt ex fie als Creditor, dem (ie verpfaͤndet 
wurde, und vom Creditor als ſolchen kann man Feine Reſtitu⸗ 
tion des Fideicommiſſes verlangen, 4) Fav ben: gwepten Fall 
ift ber Fiduciar wieder gededt. Denn. ungweifelhaft suite er, 
da er ben Betvag feiner Forderung nicht abzog, gerade diefen 
Betrag guridfordern, quasi plus restifuerit. Wollte mithin 
der Fideicommiſſar gegen die actio hypothecaria eine Confuſion 
geltend machen, ſo wuͤrde ihm das in dem Weg ſeyn, daß in 
Wahrheit noch nicht gezahlt ſey, (verum est enim, non esse 
solutam pecuniam) und daß folglich eine Fiction, welche eine 
ganz andere Wirklichkeit — naͤmlich bie Zahlung und ebendar⸗ 
um rine kleinere Erbſchaft — vorausſetzt, hier nur iniqué vor⸗ 
geſchuͤtzt werden moͤchte, und die Vorſchuͤzung demnach wieder 
durch eine Replik entkraͤftei werden kͤnne. Der Fall, faͤhrt 
Paulus ‘fort, hat viele Aehnlichkeit mit dem, wein die actio 
verloren ift, aber die obligatio nod) eigentlidy beſteht. Wie da⸗ 
bey die actio hypothecaria wittfam iff, weil man aus dem 
Verluft der actio feine wirkſame Ginrede ableiten duͤrfe; fo, 
awalog, müſſe fie aud) hier fraftig bieiben, weil mam aug der 
fingitten.— aber in Wahrheit nicht vorbandenen — Zablung, 
confusio, keine rechtlich kraͤftige Ginrede Hilden duͤrfe (quem- 
admodiim dicimus quum omissa est actio, propter Excep- 
tionem). Alſo, ſchließt Paulus, ift Ser Glaubiger und Fidus 
iat immerbin ſicher; und, da das Pfandrecht kraͤftig erſcheint, 
fo fiebt es ſo aus, als ob wegen deſſelben hier eine naturalis 
obligatio gurd€geblieben. (romanet ergo: propter pigaus na- 


— 
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og | ROME HES Recht. 


turalis obligatio), waͤhrend ſonſt doch die ganze — — 
die Antretung zu Grunde geht. 
— Die Worte: „verum est, non esse solutam pecu- 
© geben. dems: Berfaffer Gelegenbeit zu einer-andern Bes 
peer Vermoͤge derſelben, vermoͤge aͤhnlicher Ausdruͤcke, wo⸗ 
tin auf pignus datum und. non sdluta pecunia Werth gelegt 
wird (1. 13. §. I. D. ad Sctum Vellei. 1. 30. §. 1. D. de 
except. rei jud.), und endlid) vermige der Bedeutung, welche 
viele Stellen der Frage geben: an solutum sit? (J. 11. pr. §. 
5. D. de pign. act. 1. 13. §. 4. D. de pign. 1 49. D. de 
solut.) glaubt der Berf. gu der Meynung beredtigt gu fepn, 
e8 babe die formula ber Pfandflage und gwar die intentio als 
fo gelautet:  ,,s! ‘paret pignus datum nec solutam esse pe- 
cuniam.“ Die Momer Hatten, fo mepnt ex ferner, durch dfe 
Aufnahme des „solutam“ in Verlegenheit gerathen muͤſſen, 
weil es mehrere Faͤlle gebe, wo das Pfandrecht aufhoͤre, ohne 
daß eine Solution erfolgte. Deßhalb ſeyen ſie genoͤthigt wor⸗ 
den, alle Arten, auf welche die obligatio gang aufgehoben wute 
de, unter dem „solvere“ gu begreifen (1. 11. §. 5. D. de 
pign. act. 1. 49. 1, 54. D. solut.); andere Fale, worin die 
Obligation nicht aufgeboben ward, und der Glaubiger nur das. 
Pfand liberirte, habe man mit dem Wusdrud_,,satisfactum“ 
beszg ichnet CL. 5. pr. ſ. 2. n. 3. D. quib. mod. pign. vy. hyp. 
| solv. 1. 9.-§. 3. D. de pign. act.) und denfelben dem „solu- 
tum gleidgefegt (1. 13. F. 4. D. de pigu. 1. 52. D. de so- 
lut. 1. 176. D. de verb. signif.) (©. 99—124,). Auch bier 
ſey es Sem Ref. geftattet, feine Bedentlidfeiten gu aͤußern. Cre 
ſtens findet er den Umſtand, daß ſich die Roͤmer oft damit be⸗ 
ſchaͤftigen, an solutum sit, ganz natuͤrlich; weil durch die So⸗ 
lution die Hauptverbindlichkeit und mit ihr auch das Pfand- 
recht erliſcht. Nach der Darſtellung des Verf. ſollte man faſt 
glauben, dieſe Unterſuchung ſey nur in Betreff' der Pfandklage 








— 


Mayer, Hennings, Grande w. ſ. w. über Pfandrecht. 105 


angefielt worden, teil ex fo viel Gewidt darauf fegt, um foe 
gar den Inhalt der formula darnach au beftimmen. Dennoch 


iſt es aufer Zweifel, daß die Romer nod fonft Berantaffung 


genug batten, gu fragen, an solutum sit, und dag fie in Wahr⸗ 
heit darnach fragten. So beym Kauf, um gu wiſſen an pre- 


‘tum solutum sit (1. 19. 1. 53. D. de contr. emt. 1. 38... 


2. D. de liber. caus.); fo bep einem Derurtheilten fh Betreff 
des judicatum solvi (I. 4. §. 3. u. §: ult. D. de re jud.). 
Ueberhaupt enthielt die Solution einen Hauptmodus ‘tine Ohe | 


- figafion aufgubeben. War e8 nicht natuͤrlich, bag man unter⸗ 


fudte, wad gehoͤrt zur Solution, wann iſt ſie vorhanden? Wirk⸗ 
lich iſt dann die Eroͤrterung ſehr oft im Allgemeinen angeſtellt 
worden (Gaj. Lc. HT. ſ. 168. u. 169. J. 62. 1. 64. D. ra 
solut. 1. 5. (. I. D. mun. J. 47. lL. 176. D. de solut.).- 


ging daber nicht nur gang einfady gu, wenn man diefe a 


aud beym Pfandrecht vornahm, fondern es ft fogar wabre 
ſcheinlich, daß man die Grundfage der Solution, welche auf die 
Hbligationenlehre Aberhaupt widtigen Einfluß hatte, aud) auf 
bie dem Pfandrecht gu Grund liegende Obligation anwandte. 
Darum ift es gar nicht nothwendig, daß in der formula etwas 
von. ,,solvere vorkam. Ref. wird indeffen noch auf einen an⸗ 
dern Anſtand geleitet. Der Klager mußte feine intentio. und. 
alles, was in iby an Thatſachen enthalten war, beweifen. Soll⸗ 
te ihm -nun aud) obgelegen feyn, darguthun: ,pecuniam non: 
esse solutam?“ Und dody muͤßte es ifm obgelegen fepn, wenn, 
biefe Worte in feiner intentio enthalten geweſen waͤren. Auſ⸗ 
ſerdem, was hat die intentio des Klaͤgers zunaͤchſt mit bem gu. 
fhafen, daß nicht „ſolvirt“ (ep? Wenn die non soluta pecu- 
nia zur intentio des Magers hier gehoͤrt hatte, fo mute fig 
aud) bey allen Obligationen, die ja eben fo gut als eine dem, 


Pfandrecht zu Grund fiegende, ourd) Solution erloſchen, zur 


Si dd 


intentio geboren, Nun. finden wir bey = formulae , ee 


f 


⸗ 

6 «Ro mifdhes Rede, 

fi) auf obligatorifihe BerhAltniffe beziehen, aber feine Spur 
yon ꝓnon soluta pecnnia (si paret Num. Neg. Aulo Ag. 

gesterium millia dara oportere. Càj. IV. §. 34. u. 41.) Der 
Klaͤger mußte ſeine intentio beweiſen; das hat der Verf. ſelbſt 
(S. 105 — 106.) treffend ausgefuͤhrt, und dazu noch, daß der 
Klaͤger ven Swed errricht habe, ſobald er dit intentio bewie⸗ 
fen, Nun wundern wir uns billig, einen Ausſpruch wie fols 
genden gu lefen: quod-dicitur, creditorem probare debe- 
re... rem im bonis debitoris fuisse (1.15. §. 1. D. de 

pign.), wabrend tod hiebon keine Sylbe in der intentio der ; 
®ormel borgefomment feyn ſoll. „Die Roͤmer haben das aus 
der Pfandklage, ‘als einer utilis in rem actio aus dem Rechte: 


bes Berpfaͤnders hergeleitet.“ (S. 105. not. 53.) Moͤge diese 


fet Satz an fit) dahin geftellt bleiben, Soviel ift einmal ge 
wif, daf der Klager nicht beweifen durfte, was nidt in der 
intentio énthalten war : Daf aud) die intenfio alles enthalten 
mufite, mas er beweifen follte. Mag nun die formula aud 
nidt gerabe gefagt haben: si paret rem in bonis debitoris 
fulsse quo tempore -pignus contrahebatur; ſo mug dod) iv 
gend eine Beztehung darauf genommen worden feyn, Wie die 
Formel wohl gefaft gewefen fey, dariber hat Ref, feine Vere 
muthung, Nur fo viel glaubter Abergeugt ſeyn gu duͤrfen, daß 
ihre Faffung, fair welche auch 11.G si pign. conv. nicht be⸗ 
weiſet, nicht die war, welche ſie nach dem Verf. geweſen ſeyn 
ſoll. Gs bleiben demi Ref. nur nod) wenige Bemerkungen ser 
Sen hie und ba gebrauchten Eutſcheidungsgrund: „non est so- 
luta pecunia brig, Ref. findet den Gebraud) diefes Grins 
es in allen Rallen fehr natuͤrlich, wo man ausſprechen wit). 
eniweder das Pfandrecht fey an ſich hod) kraͤftig, weil keine 


Solution erfolgte, oder es werde durch eine exceptio 3. B. do- 


li aus derſelben Urfache aufrecht erhalten. Die letztere Beveur 
tung iſt fit 2 59. D. ad Sctum Trebell. beteite nadgewies 


Pa @ 








uehis micht durch den Erwerb- des Eigenthums ‘an ſich, ſondern 


a 


Mayer, Hennings,’ Fwanckeruef.ib. aber Pfandrecht. 107 


fer, Fuͤt J. 13. ſ. 1. D ad Setum Vellei. laͤßt ſie ſich ſeicht 
fadweifen, Went cine Frau fuͤr einen andern Schuldner durch 


novatio eintrat, ſo hoͤrte die alte Verbindlichkeit voͤllig auf, | 


Birgen ind Pfaͤnber wurden liberiet (Gaj. TIL. §. 176: 1. 18: 
L30. D. de novat.). & blieb demnach aud feine naturals 
bbligatio aͤbrig (gegen “den ‘Perf. ©. 118. not. 60.). ° Well 
— fie neve’ Berbindlichkeit ebenfalls durchaus verworfen 

, ſo ſollte der Glaͤnbiger gegen den alten Schuldner reſti⸗ 
* d. h. in die Lage geſetzt werden, als ob keine novatia 
vorgegangen ware. Mun-fagt Gajus, der Glaͤubiger, welcher 
ein Pfand habe, beduͤrfe wegen ber Pfandklage keiner beſonbern 
Reſtitution. Denn gewiß fey, daß er ein Pfand erhielt, und 
hidht gezahlt wurde. Wollte micthin der Schuldner die Tilgung 
durch hovatio geltend machen, fo ſtuͤnde ihm die Einrede int 
Meg, däß ja die Wirkung dex novatio durch Reſtitution der 
perſonlichen Klage ausgemerzt ſey, und daß mithin auch die 


durch novatio eingetretene Tilgung mit gutem Gewiſſen nicht 


ängefuͤhrt werden duͤrfe. Die erſtere wird ſich ſpaͤter fuͤr L 30: 


J. 1. D. de exc. rei jud. herausſtellen. 


’ 5) Hiemit ift nun von felbft (don ein Uebergang an das 
Berhdlmig bes. Eigenthums gum Pfandredt gewonnen, Daf 
1. 90. §.°3. u. J. 29. D. de pign. act. nidt fir die durd den 
Erwerb des Eigenthums eintretende Aufhoͤr des Pfandrechis ſpre 


chen, erkennt der’ Verf. ſeibſt an. Indeſſen geht ſeine Anſicht 


doch dahin, daß der Glaͤubiger, welcher die verpfaͤndete Sache 
mit dem Bewußtſeyn des Pfandrechts kaufe, und ſich gegen ei⸗ 
nen Verzicht nicht wahre ober die Sache nicht eigentlich an 


Zahlungs-Statt uͤbernahm, fein Pfandrecht durch einen voraus⸗ 


geſetzten Verzicht verliere (S. 122—125,) Ref, vermag ſich 


mit ihr nicht zu vereinigen. Einmal iſt es entſchieden, daß 


ein ‘Giiubiger; welder bie Sade an ſich bringt, {eines Pfand⸗ 


oS — Mom (hes Rade, -:- ae wt 

durch cinen erſchloſſenen Verzicht verluſtig werden foll. Steht 
aber Eigenthum und Pfandrecht einander nicht ſo entgegen, daß 
Eines von dem andern nothwendig ausgeſchloſſen wird, ſo hat 
man auch keinen Grund einen Verzicht auf das Pfandrecht aus 
dem Erwerb bed Eigenthums gu ſchließen. Sodann ſieht 
man nicht, wetßzhalb der von einem Glaͤubiger Kaufende des 


Pfandrechts nicht verluſtig wird (1, 6. D. de distr. pign.), 


und der vom Schuldner Erwerbende es werden fol? Ferner 
ſprechen ausdruͤckliche Geſetze aud) beym Erwerb vom Schuld⸗ 
ner nicht Verluſt, ſondern Aufrechthaltung des Pfandrechts aus 
(I. 1. C. si antiqn. cred. ... vel Vendiderit). Dagegen duͤrf⸗ 
fe die bom Verf. am Cnde feiner Ubpandlungen (S. 259—260.) 
gegebene Erflarung der Worte: vel vendiderit und die dare 
quf gebaute Unterſcheidung vor bem Richterſtuhle einer natuͤrli⸗ 
“gen Exegeſe ſchwerlich Gnade finden. Rehme man nur das: 
„in solutum dederit“ genau in's Aug! Iſt denn bey dem 
Glaͤubiger, welcher ſich mit der Sache befriedigen laͤßt, alſo doch 
die Abſicht an den Tag legt, ſeines Forderungs⸗Verhaͤltniſſes 
los zu werden, nicht eher anzunehmen, er habe ſein Pfandcedht 


mit dem Gigenthun vertaufdt, alé der Glaubiger, welder den | 


ganzen Kaufpreis zahlt? Weiter enthalt J. 30. §. 1. D. de 
exc, rei jud. bod) wohl mehr, als der Verf. bineinlegt. Pause 
lus entſcheidet, daß man fid) um den Erwerb des Gigenthums 
nicht gu kuͤmmern babe; denn ein Pfandredt ſey einmal vor⸗ 
handen gewefen, burd jenen Erwerb nidt verloren, aud) durch 
Tilgung der Forderung nicht ſelbſt getilgt worden, folglich muͤſſe 
die Pfandklage Platz greifen (verum est enim et pignus da- 
tum et satisfactum non esse). Ullerdings erwahnt der W nfragende 
daß Mavius jus aviignorabat. Wein Paulus legt auf diefes Nicht⸗ 
wiſſen, das jener blos anfuͤhrt, fein Gewicht, nicht einmal in Bee 
treff der exceptio rei judicatae, wobey er es anfibrts .. und 
bonnte keines darauf legen. Er verwirft naͤmlich dieſe exceptio 








Mayer, Hennings, Frances ſ. w. ber Pfandrecht. 10h 


efngiy Dati’. well de’ jure- possessoris ‘hoi sit: quiaésitum, 
Bare fiibrigens bas bet Fall gerbefert fo atte ein Michtwiſſen 
nicht geholfen Cs II. 6. ‘Wy L. Iñ. ſ. I. D. de exe. rei jud.). 
Eudlich Hat man isher die Entſcheidung ves Modeſtin in 1. 
9. D. quib. mod. pign. solv. faft allgemein:verfannt..; Daf 
Moveftinus vas Pfandrecht der Kaͤufer fir: erloſchen anſehe 
Baran’ bat man nicht gezweifelt, urid nur uͤber fein: Moliv ‘gee 
ſtriiten. Troh dem’; daͤrfte es nod nicht fo entſchieden: fepst, 
daß das Pfandredit fͤr voͤllig erloſchen erklaͤrt wurde. ‘Mak 
ſtelle fid) einmal vor,’ Titius Gabe dieſelbe Sache nad. Gajus 
Sejus aud an Maͤvius Serpfindet. Warde nun das Pfand⸗ 
recht des Sempronius und de8 Gajus Sejus durd betx’ Rauf 
erloͤſchen, fo muͤßte der ſpaͤtere Maͤvius (arg, 1. 19.:pr, De 
eod.) gegen beyde obfi legen. Liegt aber dad im Geifte des Mo 
deſtiniſchen Uisfprads ? Mod eſtinus ſagt: „invicem eos pige 
neratitiam aotionem non: habero.“ Sie, Semprontus “und 
Gajus Sejus, follen ſich wechſelſeilig nicht belangen thanen, 
Barum nicht? Weil fie nad) der Vorausſetzung die verpfaͤn⸗ 
dete Sache gemeinſchaftlich erwarben; wollte nun der Eine ten 
Andern mit der Pfandklage belangen, fo wuͤrde er ihn aothrttep 
auf deſſen Theil — die Haͤlfte — belangen; denn’ die’ andexe 
Haͤlfte gehort dem Mlager eigenthimlid). Far die Haͤlfte aber 
hat jeder gu Gunflen. des Andern in die Berdufferung gewil⸗ 
ligt, mithin (ein Pfandrecht aufgegeben. Nicht alfo fir vie eb 
thimlid) durch den Klaͤger felbft erworbene Halfte! Soweit 
Gemproriius und Sejus die Gace evwarben, inſoweit hahen 
fie wechſelſeitig das Pfandrecht aufgegeben; aber nicht weiter, 


Kame demnach Maͤvius, und (price bepde gufammen, und jes 


ben (ht die Halfte,-um die gange Sache, oder aud. Einen um 


7 


feine Halfte mit der Pfandklage ans fo flinde ibm bas beffers, — 


nicht verlorene Pfandredyt immer im Wege. Nur wedfelfeitig 
haben die Erwerber das Pfandredt aufgegeben; und wechſelſai⸗ 


1 * 1 


— 


⸗ 


* — 
~ ' v * 
AO yt Romiſches Bele ines lenge 


tig. foanen, fie J ſich nicht helangen. Mehr, feat, Modeſtin nigh 


Sielleicht. Sark man gerade aus der Art feiner Entſcheidang, 


indem vee auf, die Frage: an’ pignus exstingtum, sit? nicht 


- tiufady und unbedingt fagt:” jus. pignoris exstingtym @sseysfoey 


dern wie gefliſſentlich eine. ſolche Antwort umgeht, und, bigs} da» 


Div entſcheidet: iny icem ees agere, non posse, Dep: Sains 
qishert.s tr. habe das Pfawdredht mit fax voͤllig exloſchen, fanr 
dere nur infofern. fir aufgegeben. angefeben, in ſofern dex, WRify 


aufer die Sache erwarb. Mngenommenz daß dieſe Intexpreta⸗ 


aiqn?richtig (ey, fo mache Modeftin: cin Barge weiter. fuͤr die 
Michtigkeit der vom, Ref. ausgeſprochenen Meynuug ſeyn. 


76) Das Pfandrecht wegen der bona/materna unk, mateyy 


Al generis hatte man bisher durch J. 8. ſ. 6. C. de sec, nupt. 
$<. 9). und durch Jl. 6. 1. 4. C. de bon. quae: lib,..€6. 61.) 
zu begrinden geſucht. Loͤhr dagegen verbindet die beyden Pa 


aagraphen 4. u. 5. dev erſten Stele, und bezieht ſofort den 


ganzen §. 4. auf die lucra secund. nupt. Eben /damit wird 
auch die in Wahrheit, nichts Neues anordnende zweyte Conte — 

gation: ihrer Beweiskraft beraubt. Was Löhr gegen die frie 
hers gemoͤhnliche Anſicht ſtimmte, und. gu dem Verſuch fuͤhrte, 


Sled, 82°C. cits in anderm Sinne gu. erklaͤren, das (ind. folgeny 


Se Schwierigkeiten, womit die gewoͤhnliche uf ein Pfandrecht 
avegen dex bona materna und materni genpris hinleitende In⸗ 


terptttation gu kqaͤmpfen haben ſoll. Sie find entnommen: 21) 


Her auf ein Vorhergegangenes hinweifenden, Woͤrtchen „talis ʒ 
wide Uusdrud..,ex materna linea ad eos devolutam * 3) 
der Bezeichnung: ,,easdem;“ 4) dem. Umſtande, dag die Con⸗ 
fiitation von einem ,,servare,“ ,,conseryare’ redet, und 5) ei- 
ner ,,administratio matris erwaͤhnt. Die Schwierigkeit aber, 
welde aus tem Titel, ‘worein die constitutio aufgenommen 
wurde, erboben wird, fann wobl nidt im Ernſte eine Schwie⸗ 


ugkeit genannt werden, Wie unvestennbar nun aud der Scharf⸗ 


X 





Mayer, Hennings, ‘epee mmf. w. Aber Pfandrecht. ALE 


fine. ift, womit Loͤh -feing Meynung dugchfahrtt; {o. gloubs 
Ref. dennoch, die gewoͤhnliche Anſicht dberitelen gu. fannen., Exr 
will. daher vor Wem bie Einwuͤrfe, welde der. Derg. gegen fie 
machte, _ bee eben..aufgegadlten Ordnung in, Betradytung 
ziehen. ad 1) Ohue Zweifel bezieht fich..ntalis auf, ein, Bore 
shergegangened. Was ift aber vorpergegangen ?.. Hie Sede bon 
den filii ex priore.matrimonia nati, deren Mutter Wid mehr— 
Jebt! Von ſolchen Kindern, d. h. Kindern, die. in einer lehern 
She geboren wurden und deren Mutter nidt mehr lebt,, Sabet 
mun Juſtinian fort. Denn daß die Hinder, denen. man, bona 
‘materna im Wlgemeinen zuſchreibt, in einet fruͤhern, d. h. “night 
mehr befiebenden Che geboren jeyn muͤſſen, zund deren |, Mutter 
nicht mehr leben foune, verſteht ſich von. ſelbſt. ad 2) Die 
,substantia ex materna linea ad eos devolytat fet wpirflig 
neben der substantia maternaj x warum gerade . - yin Begens 
Sege 2" Dod fep es aud im Gegenfagel Mehme man einmal 
ap, dex mitterlide Gropvater fen geflorben,, 1 und bon den „i⸗ 
beri tales, “ b. h. ex priore matrimonio hati beerbt peter 
{Arcad. u. Honor. in |. 2. C. de bon.. matern ); ſo ift, deß⸗ 
feu „substantia ad eos (tales liberos) devoluta.“ - Beng Gaye 
flantin fogar von „res, quae ex matris. successione. 74 ad 
filios devolutae etc.% (1. 1. C. de bon, matern.), rybet, p 
orf man in der pier behandelten Stelle die Worte: pyel ex. 
wmaterna linea ad eos deyolutas im. Gegenfage obsr neben : 
dex substantia materna um fo weniger anſtoͤßig finden.. @dhe 
bagegen nimmt an, die Stelle heiße eigevtlid: „lucra uptia- | 
‘lia ex materna linea ad - nepotes devoluta® (S. 74.). 
Ref, fiebt nicht, wad diefe Crflarung des Woͤrtchens: „devo- 
luta® -por der gewoͤhnlicheu voraus · habe, wohl aber fiebs er, 
in wiefern. fie. ibe wacbftehe. Diefe bleibt bey, „überi tales‘ 
ſtreng fteben, waͤhrend jene durch v. Loͤhr gegebene bald den 
aſten (materna substantia), hald eines entferntern Grad (Gu 


‘a Reba fees Rect. °° 

fel) darunter begteift und: dadurch nit “mie ben natuͤrlichen 
Qauf dex Rede gewiſſer Maſſen hemmt, fondern aud) das „ta- 
‘tis ,“ dvelchesſi ch ouf-,,tiberos eben fo, wie auf ,,liberum* 
beziehi nicht eben fo leicht gu erklaͤren vermag. Indeſſen hin. 
bert rites; daß man auch, ohne die bisherige Meynung auf⸗ 
“gugeben, Unter -,,liberi die ,nepotes® begreife; wenn fie: je 
gerade darunter begriffen ſeyn muͤßten. ad 3) Die v„easdem 
‘ves beziehen ſich auf die tury. vorber erwaͤhnte materna ‘sub- 
‘stantia, vel ex materna linea devoluta,, nidjt aber auf bie 


‘weiter oben abgehandelten lucra nuptialia. Wir Teutſchen 


toirden etwa fagen „Das Bermigen ves Vaters ‘welder den 
Kindern die bon# materna vel materni generis aufbewabren 
muͤſſe, ſey den Kindern fix die ebengenannte bona materna 


vel materni generis verpfandet.” Gerad da8: ,ebengenanne™ 


— — Roͤmer ſeinem Sprachgebrauche gemaͤß mit: 
‘ yidem.“ 4) Lobe ninimt Anſtoß an dem Gebrauch ber 
Workers yservare conser vare s* wejl die bona matertia 
und materni generis ‘den Rindern eigenthuͤmlich gehoͤrten. Den⸗ 
noch behauptet er ſelbſt, daß „zuweilen die Verpflichtung der 
tern ‘aufgubebden fo bezeichnet wird, als haͤtten die Minder 
bas Eigenthum, die Eltern den Uſusfruck.“ “Warum fell man 
denn nidht aud) umgekehrt in dem Fall, ‘wo. die Kinder th 
Wahtheit das Eigrũt hum und die Eltern- den Uſusfrnet ‘haben, 
gurveilen fagen fonnen: „die Eltern miffen bie Guͤter, woran 
ſie blos den Uſusfruct haben, den Kindern aufbewahren 2 Fer⸗ 
“wet! Konnte Conſtantin bey bona materna.dén Eltern aufle⸗ 
gen: „omnem debent tuendae rei diligentiam adhibereʒtè 
konnten namentlich Arcadius und Honorius dem Vater in’ Bes 
treff der bona materni generis gur Pflicht machen: ,,integra 
‘illibataque custodiat; fo fonnte aud) wodl: Juſtinian key 
ſolchen Guͤtern vor einem ,,servare,“. und „conservare,“ fire. 
chen. Oder welchen —— man es etwa, ob man von 


— 


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4 
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Maver, Hennl ngs, Roo tw, f. m. Aber Pfandrecht · 113 


bem Bates: ſagt: tueri compellitar,“ ober: custodize,: sexe 
vare compeilitar Pp -Muf. dex andern Seite with auch micht 
uͤberall: von cinem , servare;“. fondern sit ‘wedhfeluden Begeida 
natigen.:bald: vow. einem ,strénimnittant bald: von einem „ro⸗ 
Enquat% 1. 2. C. Thead. de sec. nupt. 3. 8.) geſprochen, um 

damit das Beshiltnig: ver Neri’ gu ben Rindern in Rad fide 
ber Incra ‘shuptidlia gu begeichnen. Ueberhaupt ddrfte:-die Gore 
detung gewiß nicht ungeredt- ſeynn, daß man auf den Gebrauch 
einzelner· Woͤrter — wo nicht ein entſchiedener, ſey es nun ‘ein 
gewoͤhnlicher oder wiſſenſchaftlich⸗ kuͤnſtlicher Sprachgebrauch, eine 
alleuthalben gleiche Beziehung damit verbindet — fein fo ſehr bedeus 
tendes Gewicht lege. Mehr wuͤrde der Einwurf ad 5) auf ſich haben, 
wenn micht von taleshypothecae“ i in der Mehrzahl geredet wurde⸗ 


und worn nicht daſſelbe Geſetz nach der gewdhnlichen Unficht verſchie⸗ 


dene Pfandrechte fo- wohl gegen Mutter und Vater, wegen der rors 
nuptialia; als gegen den Bater wegen der bona materna und mae 


terni..generis abbandelte; fo daß auc einer ,administratio 
inatris® mit allem Recht gedacht werden fonnte, Bezieht man 
nhinticy die tales hypothecae“ auf alle im Gefege beſproche⸗ 
nen Pfandrecte, fo wuͤrde Guftinian etwa ſagen: ,,dod) mis 
gen: die Kinder in Betracht her hier verlichenen Hypotheken wes 
der in die Adminiſtration des Waters (wo. er ihnen lucra nup- 
tialia ober hona materna gu bewahren und. erhalten ſchuldig 
Hh), hoch in die der Mutter (wo fie lucra nuptialia beſitzi) 
ſtoͤrende Gingriffe thun.“ Ref. gibt zu, daß ex his jetzt die gre 
woͤhnlicht Meynung nur erſt gegen Angriffe vertheidigt, aber 


noech nicht gerechtfertigt, d. h. noch nicht nachgewieſen habe, daß 


fie derjenigen, welde.2Abr gibt, vorzuziehen (ep. In der Ruͤck⸗ 

ſicht ſepen ihm zwey Bemerkungen geſtattet. Erſthich pat 

man: vor Juſtinian keinen Unterſchied gekannt, ob der zur zwey⸗ 

ten Ehe ſchreitende Vater (eine Kinder aus erſter Ehe in der 

Gewalt habe oder. nicht. Vielmehr hielt man ihn abgeſehen das 
Krit. Zeitſchr. II. 1. 8 





/ des 
134 A tee tt re ke NE mwifches Rede. av) — wtetbinae 


ven und. undedingt fie ſchuldig, (eines Kiadern die lucea’ nup- 
‘tialia g<uerfatten.L 5. C. da secs nupt. Nun lonunt · Juſti · 
nian-undi verleiht (olden Kindern ein Pfandrecht. Mit Recht 
muͤßte man daher aud) in Betreff dieſes Pfandaechts. jenen Un⸗ 
nerſchied ausſchließen; und in der That, wuͤrde eg,ſelbſt hne 
daß mir den §: 5. haͤtten, Niemanden der L B. ſ. 4.5C.. cit, 
unbefangen, lest, beykommen, jenen Unterſchied zu machen. 
Wozu äalſo der §.. 5.? und smog, der Breite nach heſondext hee 
ſtimmen, was ſich (don oon ſelbſt verſtand? wezu wiederbolen, 
was man eigentlid) ſchon feſtgeſetzt bat? Dieſe Fragen fuͤhren 
auf-ben natuͤrlichen Schluß, daß der ſ. 5. mit einem andern 
Pfandrechte, als der §. 4. ſich beſchaͤftige. Zweytens ordnet 
bie 1. 6. C. de bon. quae lib. (6. 61.) eine. Erweiterung drs 
Abventitium an. Nicht bios die bona matetna,; und:-b06: har 
corum maritale oder bie ex .causa nuptiali erworbe⸗ 

nen Dinge ſollen dahin gehoͤren. Es find aber. unter den rea 
ex causa nuptiali quaesitae. nicht die lucra secund. nupt. ines 
ftanden,. welche im Jahr 529 fowenig als im Jahr 58 au tem 
Adventitium gebdrten, und von denen man auch nicht fogen 
fonnte; „invenimus ... multas; esse res, quae extrinse-+ 
eus ad faliosf. veniunt, et minime patribus aoe 
quiruntur.“ Dit causae nuptiales umfaffes vielmehr das, 
was ſchon damals ywabrhaft ven bona materna gleich geſetzt 
war, und wovon einige vorhergehende Conſtitutionen (J. 1. 1.3 
—5. C. eod.) handeln. Nun dieſen bona materna und. ex 
nuptiali causa quaesita ſollen auch Erwerbungen anderer Art, 
wie fie dle Conſtitution naͤber beſtimmt, on die. Seite geſtell 
werden. Doch fuͤgt fie (§. 1.) beſchraͤnkend bingu: ,sub hag — 
tamen definitione hunc legis articulum inducintus, ut 
.... jura eadem observentur, quae in maternis et naptias 
libus rebus statuta sunt. §; 2; Non autem hypothe- 
cam filiifam...... sperare audeant etc.“ Hier ſtehen dfe 











\ 


Mayer, Hennings: Ox2 reysdl qr. liber Pfandrecht. us 


geadem juraſt der hypotheoafſß ntgegen· Daby was wn yy 
Reue gu dem UdoentMum gepihit wiry fol mit den hay mae 
Wrha pind res huptigles gleidy beurtheilt: werden, aber amiadioh 
er. Hypothek verſchhes ſepn. Woher nun.dée Crapdheangine — 
Hwpothek, weun ſelbſt die: hone: materna frdben nid Anmié 
begabt waren?.. Weher namentticp in hicfem Soh. Aye, Gegana 
(ag zwiſchen: der Hypothek und dem amdern-jure deaafrkeren 
Abventitium? Rach Loͤhrs Meynunge diuftere⸗ ſchwierig ſeyn, | 
aus dieſer Verlegenheit berauszuſommen; wohl gber,inermag 
die gewoͤhnliche Mepynung, welche iy, GC. 5.:95 068 §. Sn 
won dem §. 4. fondert, und den Dona,materna ymh, maternt 
generis ein Pfantredt gewabrt, aud die 1. 8 Ci cit. unſhwer 
srievthiren. Daher glaubt Ref, gerechtfertigt auf fFeym mgnn 
er ſich am dieſe gewoͤhnliche Meynung immer roc, auſchliet. 
7) Ein anderes geſetzliches Pfandrecht, bas, in dey Guͤtern 
eines Wittwers oder einer Wittwe, moelchen „unſer der Peding 
gurg nicht wieder ian heurathen etryas, letztwillig hinterlaſſen, 
usd auf Verlangen entrichtet wurde, hat Maregofl anf gaits | 
velle Weiſe, wie, ſich pon ibm, erwqrten haͤßt, angefochten. Hei⸗ 
ke Waffen find theils: der Philologie, theils, dem Sinn unda bie 
ſtoriſchen 3ufammenbang des Noy. 22.. 6. 44. entnommen. Dex 
Reso der Ferſchung liegt in der, Bedeutung, welde man dey 
Posten des griechiſchen Vertes: ,,cowro dase AaL CwANOUIE 
& tovds tov vouau dopey beplegt, Maregoll wermirft 
mit Med? die Ueberſetzungen, welche dad -,,covtd omeg ,“ wie 
di vulgata: mit: .,,hoc quod, ober wie Hombetyt.54 Bad) 
QNovʒ comistit, 1.284.) mit: „id, quod wieder geben. Dean: 
le beyben Ueberſetzungen. thun der griechiſchen Sprache einige 
Gewalt an; obgleich das ,,covra in. einem andern Zuſammen · 
hang ſelbſtſtaͤndig fir „noc“ oder id“ gebraucht wird (z. Bu 
Mr. éeridogra) Hat man aber dem. Verf. zugegeben, bag 
nian: 948 Komma wad ,,covto zu fetjrit, und..,,couzo fir 
Boe 


é 





t 


gr readin th sien Hees HOG: be ifs 


jpeaiboe eeorohte “ober: “gud: ofwexere fuͤr — zu nehmen 
babel Chat, ARdarotl ſelbſttandig ‘in: der Bedeutiing von: ,,ita* 
ebenßalls gebraucht: wird, welche Bedeutung in dee vorliegenden 
Stele: unſelheu Sinn mit vere rovro ergeugt); fo hat ment: 
Shunt, woke ſich ſpaͤter zeigen wird, nod) keinen Fuß breit gegen 
‘pas’ angeflihrie gefegiidhe: Pfandrecht gewonnen. Es muͤſſen 
deßdalb auch die weitern Gruͤnde, welche Mart goll dagegen 
anfuͤhrt “gerohrbigt werden, Was nuh den aus ‘der Epitome. 
des Zhlian (welches die ſtillſchweigende Hypothek nicht erwaͤh⸗ 
ne) hekgenommenen Gruͤnd betrifft, ſo kann ihn Ref. fuͤglich 
dahin geſtellt ſeyn laſſenz ba derſelbe, wenn er allein ſtehen 
ſollte, wohl keine Hobe Beweiskraft haben duͤrfte. Allein Mas 
rezoll. uͤberſezt das Worthen: „damus“ (didoper) durch: 
„wir erlauben,“ fragt dann weiter: „was deun ſtillſchweigend 
erlaubt fenn ſolle?“ und meynt endlich, es koͤnne bad nur dle 
in dem Verfaͤnden beſtehende Handlung des Honorirten ſeyn, 
nicht aber bab’ Verpfaͤndet ſeyn. Ferner behauptet Mares 
a otf, es ſtoße gegen alle fonftige Analogie an, wenn mar einer 
Perfon ‘gue Pflicht mache, ihe Bermdgen gu verpfaͤnden, waͤh⸗ 
rend maw gugleidh' das Pfandrecht aud) ſtillſchweigend zugeſte⸗ 
he. Das erſcheine um ſo auffallender, weil von einer jurates 
riſchen Sicherheit ebenfalls die Rede (ey, welche dod) gewiß 
nicht ſtillſchweigend angenommen werden koͤnne. Aus dieſen 
Gruͤnden bezieht Marezoll das, was ſtiliſhweigend zu⸗ 
geſtanden wird, auf die Formel, daß naͤmlich der Honorirte, 
durch (ein Cautions⸗Verſptechen ſich die Moͤglichkeit und. te 
Befugniß, dennoch fpdterhin wieder gu heurathen, nicht gu-bes 
nehmen brauche.“ Dagegen erlaubt ſich Ref. folgende Zweifel. 
Mavegoll gibt ſelbſt zu, daß Yuftinian: hauptſaͤchlich mit de⸗ 
abſichtigte, die fruaͤhere Formel abgudndern, und namentlidy de 
Grau. nidt mehr in die Lage gu bringen, bof fie ein eidliches 
Verſprechen nicht gu: — ablegen muͤſſe ¶S. 991.44. 











‘Mayer; Hemmings, Mire fark aif: w. sade Mandrecht. 117 
222 —225.). Wie paht es nun dagu⸗ Sas Hafele von· dens, 
Was er auddridtich und fo geſſiffontlich· anerdnce: tages fonnte, 
‘ev geſtehe bad: ſtifchweigend zu? Wiachte manne 7:68: Fut 
Pinian- den Auiſpruch / auf das: Hintetlaſſene: vor bvne Ab lauf eb 
‘des Jahrs fat gong unſtatthaͤft? etklaͤrle, und Gap fbighey bas 
‘Wefen ſeiner Neuerung, wenn “bab Legat nach dim' erlauf 
eines Jahrs verlangt wird, ‘wie Inder’ Zuſage? eier Hypothot 

“UND ˖ der Art des Verſprechens beſtehe;welches “bse auf: Roͤck. 
gabe im Fall ‘einer Heurath nicht aber ace dus qhtheuratheun 
ſelvſt gerichtet ſeyn ſoll! Zu Dem geri ſich noch foliperibe: Bee 
venklichkeit. Nech Marejotl nite maw bods, dncg! wet 
Arovro beziehen; “and 8a ,,rovr0s, moͤge inatl At xecnee- Girt 
{gudenten ober nicht; ~ den theber ding: zur Fermẽfꝛeicitet· ſo 
‘onde matt Jufrinian eigendich ſegen laſſen: .,,d12° Gt der tow. 
‘nel, welche wit’ bier ausbriidlidy anfapien” und · feſtſetzen, fey 
auch ftinfayrotigend® geſtaltet.“Liegt? wohl datin eine Barta, 
und kein Zwang, ben man der Sprache wie dem Sinne zugleich 
anthun wiirde? Ref. verbindet daher das orreg" mit „mo- 
Pyxny tmorPavae welded das naͤchſt Borbergebende iſt, 
tind erklatte of8Sb'en “mit? gBoncbdere §.\,/prachbre.42 fir 
Refammenyeng lautete: bie Qpele 4hqa calf: .: nisi jurpmen- 
tam | praestiterit; . et res: suas hoo modo suppapyegif- (quod 
quidem ¢t, tafite ex hao. lege concedimus),: ut efc.. .. Kuftis 
nian wuͤrde alfo fagen: „er gewaͤhre (nicht er erlange) das 
Verpfaͤnden, auch wy es nigt ausdruͤcklich bor ſich ging ſchon 
Pilifhiveigend vermoͤge des Geſetzes,“ und damit angeigen, daß 
er den Willen des Honorirten durch das Geſetz fupplicen, .und 
zugeſtehen wolle, daß man eft Verpfaͤnden, aud’ wo ies nicht 
Statt fand, vorausfege und annehme, es habe Statt gefunden. 
Bon einer bloßen Erlaubniß gu verpfaͤnden iſt Hier nicht die 
Rede; fo wehig, als das Gewicht, welches Marezoll auf bas 
Berpfinden im Gegenſatz von dom Verpfindetiege legt, 


' 





⸗ 


$08 ann BY essa f4 (an Bradite vs Pginateed tess om 


fen: Dea Cstedipebreude aber show -Zufargmenbang der Cele | 
- plea He Gifeatiqnnig: ſiadet.n Dawh-ader vehen dex DMG ay ay 
druckſicher Varnfaͤndung / aacch nad ais, Wieodserbs. sermons, of 
Befepasioanlieh en crabs to bahigetebdny: gutenhclarung, {phalp 
marnepidtre MRE denkt,, Iya, das intertagene eta. ohne sine 
nuadrockiicbe Berpiindingnadgesciht wrde,,,cinb, ſabald. man 
mideh, bergibch, daß auch,gin gighidyes Derforechen, sux. Ridgahe, 
hes; geradeavidit: ſtjllſchweigend jangenommen. werden, kann, qn 
geordneh aed alfo natuͤrlich anit ihm tea dancin Berſxrcchen 
einmal: auodrucklich que Rßicht gemacht werden mute = ous 
pic PHS zut, Blogs cinenOppothes..verbynden wyrde,;--Ney 
benben finde man in hen Queſlen hie und dg. -d¢8 Falls. gee 
Hadty Ak, ein Pfandeecht, apgdyhidlidy, oon, Golden bedungen 
werde⸗ benen ſchon nad, fap Seles cin, Mandrecht aufieht; 
gam, Pemeile, mie, nach rm. Begriffen ela, ansdridlidjes unp 
—— — fic pechſelfeitig gar night guechließen. 


ugha 5, nee i 46 — nines gos “4 ; ferns M. S. Maye hey. 
OY ge. (RVs yifat : . oe Oar a 5 —— .32 osc . ears rE fede’ 9 ty 
a “ane dus’ mal’ fees s ned &:: —XXE ye 7) 4 vA — 


Frech, (Sh: G. Gr. ashacdgbs ‘Dbexpaade doer big Fra⸗ 
uageruun ergreift Had ogefebliche Yofasimed) ty baw Ehafran 
i auch bie Gemetn ihuftenkeegenfcheften- oder nicht 2: Greve 

Bang Lg Wagner 18222 64S. 8. (Preib 24 kr.) 


. C ame B eC COO Ok 


sGaedemagie Bie ou Sem, Titel feingr Scrift ſchon ets 
— und, in der Cinfeitung (6. 1.) naͤher bezelchnete Frage: 
c0b bey einer Vermoͤgensunzulaͤnglichkeit des Ehemannt, und 
> bey der: deßwegen gegen thn. ausgebrochenen Gant — der 
Ehefrau, welche in Guͤtergemeinſchaft lebt, und weiche bers 
ſelben entſagt hat, wegen ihrer Beibringens⸗ und andern Er⸗ 
ſatz⸗Fordexungen aud, ein Pfandrecht auf die Gemeinſchafts— 
Liegenſchaften zuſtehe, oder nicht? - = 


~ 4 





i ‘ / \ 


Tred, Wandvedse der Ebeſfran. 439 


sre Begonfend friteritotergahung.: De Froge ule dia Unter⸗ 


fuidung Pepeges, ich aber. pur znnerhalb der Grwyn 3G bas 
difthen Landrechts. Der Verf. hat ſich, und wie Ref. dante, 


quit callem:Reshe Far d bie Bejahung eniſchieden. h Peres wifs 
Se Refs ia Giggeinen: Manches auszuſetenz; auch, Pat, cr di 
Dagſtellimg micht allenthalben flor gefunden. Daf der Perfp 
die, feangdfifdhe Jurisprudenz ES, 58.) mit derbepzleht, muß 


ws -gabeht ;roashens da cin, Geſetz weldes.in Grankreldh onte 


— Hanh, am ReGen: aud aus franzoͤſiſcher Surigpendens ertlaͤrt 


wiade Indeſſen haͤtte Ref: gewoͤnſcht, daß der erly ſich pide 
Sieh: nits. bee Benrextung· wie· man in Frankreich, die, oorselege 
fe Frogs. hemnwyovte, begnagt haͤtze. Gin_auf- den biſtyxiſhen 
Urfprung des Gefeges gerichtetes Forſchen wuͤrde hen Berg, ay 
meiſt· an fol Riel gefuͤhrt habenr Ko zeigt her gon Dyve ys 
sieran das Jrihnnat abgeſtottete Bericht qm, Peſten, Neha 
Emneinſchati⸗· ier noch dem Sione dep Code bem Manne 


eb dean fehald, die Gray. put. bie Gemeinſchaft. yergichtet (i 
_ Fai femine yenonse, sa park dans, ja -commypeyts appartient 


ison. amari),, i Shenfo leitet cine Vergleichung yes hen, Tribu⸗ 
moien: mitgetbeiltent, Projects (Tits. VI, art. 19. Tit. ꝛo. apt. 
107-2] 1k.) mit Sen Betrachtungen oer Tribungle Anamentligg 
bes. goni Reanes gu Lite 10; -Usts 144,)y;-gutd. dem, Eade, 
wie ty jee Detlitgt (Act. 2117., 2118,, ad, 2131,) . unmitio) 
bor gur-ividitigew · Loͤſang der Frage auf dem hiſtoriſchen, und 


eben naan ficberften er — —— shin’: ——4 
apa ee ey oe Teper; 4 

MS gu SPR ce oo eae, Oo) — EtG ca ae ee 
OE Po ME oo er ere MR a 


nee reed ri * J (i ft" ‘ee . — 


i ee ed 


ae, : ‘in | hbrgerliggen ‘edhtdfieetighelten,. z on 





é 
- @bb i. -Chwi he Mroces. +; 
Fgh bi Auflage. ‘Giefar, bt S. He. “Hives — 
—— “te 444. S. Be | Pras Bf 36 ty” 
Po te | 
beg: wuftage Beer Sap — —— F 
— —⏑⏑⏑⏑—⏑——— Praͤtiſton und: Klarheu ow Date 
Tung ud geztichneten Schrift erſchien itn Sabre’ ¥8b0%' hfe: gud 
te 4803.3 “pie dritte 1810.3 urd ole viere 1819. Die vor une 
Uegende fainfte Mus gabe iſt zwar nur at wenigen Punkten son 
der ihr zuinachſt vorangegangenen verſchleden, aber fie verditit 
doch dub Ptavitat citer verbefferten Aufiage, inſoferne bieſe Wer 
ſchieden heit ttl wirklichen Verbeſſerungen/ freatich fat: — 
lich ‘nut von gormfeblern nihren! Beund Sat = tg. a + ® 
$: 38. “30. ‘a9. ACCS SSE eG ONE ce Uae 
Es ktinn nicht. ‘Ble Abſicht des Ref. ſeyni⸗ hier eine agin 
Fafferive und. ing Gingetne’ gehende Beurcheilͤng dieſes Baches 
Juͤ geben; ba ‘nut Bekanntes wiederholt werden muhte ‘Reh. 
beſchrantt fig) dielmehr in Beglehrig aͤuf bie neue Uofage tur 
auf din Benierkung, bag es ‘pur wuͤnſchen geweſen ware, der 
Werf. hatte die newere Literatur ſorgfaͤltiger nachgeiragen, und 
mehr berůckſichtigt. Eine Antwort hierauf⸗ liegt freilich zum 
Theile ſchon in demjenigen, was der Verf. vor (26° Sabre, 
gut Rechtfertigung des Mangels aw: vielen Auegaten in: ſeinem 
Lehrbuche ‘gefagt bat, namlid,- daß ev durch baſſelbe ein Haudb⸗ 
buch nicht habe: unnoͤthig machen wollen, und daß die Litera⸗ 
tur⸗Kenntniſſe des Verfaſſers eines Buches aus dem: Inhalte 
des Buches ſelbſt, keineswegs aus mit Allegaten ſchwangern 
Noten beurtheilt werden muͤſſe, fo wie darin, daß, wie der 
Verf. in der Vorrede bemerkt, die neue Auflage unter Verhaͤlt⸗ 
niſſen erſchienen iſt, die ihm keine Muſſe zu literariſchen Arbei⸗ 
ten geſtatteten. Wenn man aber auch dem Verf. zugeben woll · 
te, daß été ‘hufnabme bon zahlreichen Allegaten in: einem Lehr⸗ 
buche uͤberfluͤſſig (ep: (eine Auſicht, welcher Ref. am wenigſten 


* ⸗ 











A 
‘ 


SGrolman, Corerie hes ger. Verf. Ste aff. SRT 


Pei rinſem Ewilproceßlcdrbuche beizutreten -neawmng): “for bike 
doch an der Stelle, welche der Verf. bem, Mnfhipeen dex. Pros 
sef Literatur ausdrulich wid met. .. $8 2 not,. 0) etwas forge 
fAltiger gu Werte gegaugen ierden ſollen. "Ref. erlaubt fit in - 
dieſer Beziehung im Einzelnen folgende Wemerlungen: von 
Ohtz ens Anleitung Zuiogerichtlichen Praris Aft.1800, die zwei⸗ 
te Auflage; von Glaps DESS Einleitung inden: ard, buͤrg. ‘Sire 
£08 2816—1817. in gry: Banden. die: vierte von D. C. Eb 
Witti beſorgie Uasgobe, and von Claproths Einleitung 
in die ſummariſchen Proceffe 1808. ebenfalls: die: ate Auegabr 
erſchienen. (Der Verf. fuͤhrt blos aͤllere Ausgaben an.) Von 
Soͤnnerns Hahdbhad des teutſchen gem: Proceſſes werden bles 
S Baͤnde angegeben; von Rhein hardt s Handbuch des gem 
euiſch. ogde Proceſſes wird murder erſte Theil angefuͤhrt, of 
gleich der zweite ſchon 1323. erſchlenen if, Von Gens less 
Eonmentar zu Martins Lehrbuch, berausgegeben von ‘Moxy 
ſtadt, iſt gleichfals oer im J. 1825. erſchienene zweite Theil 
nicht bemerkt; duch iſt nicht erwaͤhat, daß D. Guyet in Heo’ 
delberg daſſelbe Week in bemfelben Sabre’ herausgegeben hat, 
He ffterd Inſtiiutionen des roͤmiſchen und des teutſchen Civifs 
proceges: (Bonn 1825.) find gar nicht genannt. Wenn ferner dex 
Berf, in h. 18. not. 2. nicht b los Lehr⸗ und Hanvbicer ves 
Proceffed. auffuͤhren wellte Cwie ſich dieß daraus ergibt, daß ev 
Hie allerbings fehr ſchaͤzbaren Abhandlungen aus dem teutſchi 
gem. Civilproceſſe ton Linde (Bonn 1823.) aufgenommen hat): 
fo Hatten gewiß aud C. Leop. Goldſchmidts Abbandlungen 
aus dem deutſch. gem. Cidilproceffe und Martins und Walchs 
Magazin fir den gem, teutſch. buͤrgerl. Proceffe hier eine Steve - 
verdient. Ebenſo hatte Gens lers Anleitung gur gerichtlichen 
Praxis (2 Thle. Heidelberg 1821. und 1825.) gewiß mit glei⸗ 
chem Rechte, wie die Schriften von Puͤtter und Mereau 


her —_— — aufgefuͤhrt werden koͤnnen. 
cheurlen. 





ean J gt ol Civiba Prote * 
Rake Audentungen bei der bevorſteheuden Umgeſtaltung 
bet preuſſiſchen Jufti⸗Verfaſſung. Bon einer prak⸗ 
üſchen Juriſten. “Behe ‘bei Rint 1826. 16 6. 


Dees 30° ty) 


ist Die Abſicht des Veefaſſers der aad Blatter geht 
dahin, diejenigen, welthe an dem widitigen Werle dee Reviſion 
| dex preuſſiſchen Grſetzgebung zu arbeiten berufen find, auf ed 
mige Punfte aufmerklam tzu machen; welche nad bed Berf. Da 
farhalten- acaba tla ti hey ber — — 
—— Yap eo es al 
Als · ſvlchr Syunitte: wirden folgende — es 5 idl 
#6: der gangen pPreuſſiſchen Monarchle serd ‘ein burch groifenos 
Lbereintimmendes Geſetzbuch cin. wid daſſelbe Red gegebere wer⸗ 
Meh! 22) Halt der Berl Safir, daß far Preuſſen die allgdaty 
nen · Puiacipien: Kés-Raidrechtes iminer Hoth die ‘Defite: gefeptige 
Richtſchnut feyen-s 908 hierauf gebatlete neue Rawdwdt? was 
de⸗ ohne: Absigens ku: febr in dad Debailiigg: gehen, alle Bin 
Haliniffe. Ses rechtlichen Leben, Hadhided Verf's Anſicht, gu: and 
fuſſen habeir, und jedes Provincial gefegbucyimdgte gaͤnzlich vers 
ſchwinden.! 3) Scheint eß dem Verf.⸗hutchaus nothwendi, tog 
tat Geſetzbuche überall bie beſtimmteſten Definit ionen tgegebesa 
Werden. 4) Die hisherige Juſtiz ⸗Verfaſfungein Preuſſen ſollſe 
beybehalten werden, ijedoch mit manchen Abaͤnderungen/ iwelcht 
nomentlid auf: die·Veſchleunigung der Ptoerſſe ddgweden.. Zwar 
werde die Verzoͤgerung nicht fowoht durch die Juſtiz⸗Verfafſung, 
durch ‘dle: Vorſchrifteu dex Gerichts⸗Ordnung, veranlaßt “als 
vielmehr durch Sie Menge der Rechisſtreitigkeiten, und durch 
die Saumſeligkeit, womit die gefegtitven’ Vorſchriften befolgt 
werden. Die Regiſtratoren, Kanzliſten, Boten, Suftig Cometh 
favien, Deputirfen, Decernehten und MReferenten (een diekents 
gen, welche faſt jedesinal die lange Dauer eines Proceſſes gu 


| | 








Karie Andent | HH: Reeth, Fubiy Ber. ~ . a8 
seeantmorion habr;z Dehwegen ſcheint esis ahelondere ode 


Gcxawonth, cued. Dieler ORC bE vane Pefchisuniguag: deg 
Aroeiſſe seb. kxaͤttige Porkehcungen guy. deen: ie diegey iy 


aiehung ampfieblt der Vrxf.daß die Borgande ber: Fellegien 


ans Breniahen, Bomtrolle angewielen werden,..wnd, daß · die Regie 
Bastyr Fanahrosepedition und Inſiguetien unter: di¢: Baengiie 
Auficht der Derernenten geſtellt werde. Gy. Der Verf, haͤlt aß 
Grner file, wuͤwſchenaweathe in allen Gachen, in welchen oſtiu⸗ 
Rowwmniffarien :banheler, G18 zum status causae- t cantroucur 
siae ein: fepriftliges: Verfahren einanffibren: Dieſes Besfabyne 
Loverkt der; Marfa wide den großen Voxzug beſſerer uederße⸗ 
uchteit (7 haben. Gp Bafondert Ruͤckſicht ſollte nach bea Bere 
faffcxs Anſicht! ‘Deh Sahve · Werfuchtn gewidmet merdens Fndip 
fer Beziehung ſchlaͤgt der Verf. vor, es ſollte geſetzlich beſtimmt 
wmden HAG ind jeder Proteß · Sacha: eine befontere Taglahrt fuͤr 
den Sithnes Verſuch abgehalen werden: muͤßte/ und daß den Ad⸗ 
orlaten, welchedoͤrig deun gloͤcklichen⸗Etfolge der, Verqleichs 
Worſchlaͤge im. Wage ſiehen, eae. Gelingen deh Vergleies po 
aniare Bortheilesbridue.. §) Der Verf. ſchlaͤgt rweiten in im 
Fife: nuf: die Aeattonerm dig, Cinfülaung. pes: Viſchlaumigunad 
printing or, ſo dn6; riafachero Rochlaſachen, deren Hbicte ung 
teto5o, Mihlr⸗ betrdgt, ſpaͤteſtens sine -Mochen.,; bedeutendere in 
ISP 2-7 6 Monatencerledigt werden. migten, - Qu-die(em, ox 
bufe sfollte der Borland, des Gevidins: unter Mitwirkung des 
Decarnenten: cine genaue; Controllr Aber: den Referenten fibres, 
und Semfelben ben jedar neuen: Sadie, welde ihm zugetheilt 
with, Pine. Friſt arbitriven, deren Nicht⸗Einhaltung unverzuͤglich 
die nachdruͤcklichſte Ordnungsſtrafe zur Folge haben muͤßte. 9) 
Yn der Gerichtsordnung im Ganzen raͤth uͤbrigens der Verf. 
ſo wenig als moͤglich zu aͤndern, da ſich der Geiſt derſelben ſo 
velfach als vortrefflich turd) bie Erfahrung bewaͤbrt habe; nur 
ſalte fie, da, woe: o:fie gu recithaufig feo, namentlich in den zrhn 








SEY, ot Tee Se 
erten Titeln ves: erſten Thelied — werbenn Enn 
Wh fpritht’-26): See Beef. den Wunfih vhs y* dag in Wey dhubh 
auf die Ausbildung ex jAtigereit: Juriſten fo viel ws moͤglich 
die bisherige Ordnung; namentlich ‘oe oreo Pruͤfungen beibe⸗ 
Vehälten werden moͤchteen.˖ Mur glaͤubt ees follten’, Bet Seth 
genet groper Andrange zum⸗ Stauledieuſte im Juſtifache 
Hut ſolche Subjelte zur erſten juriſtiſchen Pedfung zugelaſſen 
wirden, welche ſich das Univerſitaͤts⸗Zeaguiß nr. 1. ober 2. edb 
worben haben; and) ſollten wo miglich ate unvermoͤguchen 
Vudauffallend mißgeſtalteten Per fotew vo? Rithteramte aus⸗ 
Veſchloſſen werden. Zum Saul: vewlet’ evi Wetfs-nody dard - 
Niuf: bid, “wie eb an manden: Orten Aeicht ware; die fudged 
Ppraktiker / ernſtlich und en, — — 
Abe — — 
Die vom Verf. —— cilia taint ab petty 
— ſehr viele andere, zum Mindeſten ibenſo wichlige, beyfagen 
ließen, verdienen allerdings eine ndbere Prafung von Seiten 
betjenigen, welche bey der Reviſion der preußiſchen Geſetzge⸗ 
bung mitzuwirken berufen find. Indeſſen mochte Sod) oad Se 
ſultat dieſer Pruͤfung, wie wenigſtens Ref. doffen gu. duͤrfen 
glaͤubt, in manchen Punkten anders ausfüllen, gis der Beek 
es wuͤnſcht. Naͤher hierauf edtpugehert, hazu ‘hat Ref. tebae 
Veranlaſſung, da der Verf. nur Andeutung en liefern woll⸗ 
fe, und: daher ſeine Vorſchlaͤge auc nicht genauer motivirt bad 
Es mag alſo genuͤgen, bie-Refer auſetet Zeitſchtift mit tem Yee 
is diefer weenie: Slacker mee gemacht zu haben. 
eee : — 





Savigny (F. C. v.) Geſchichte bes Roͤmiſchen Reches 
inm Mittelalter. 4ter Bo,, bas. 12te Jahrhundert. 





Sarigny, Geld. des Ram. Rechtarim M. A ar Bd. ras 


Hribelterg bi Mohr 1826. KX. — — 
s3 fi — — 


OS a as ee an, 


- Dew Plan des wichtigen ‘Wertes, defen: nevefteese bell, - 


int Gefchaftgt, it im Gangen, als bekannt vorausgzuſeten. Bate 
ten: bie erſten beiden Bade. (1815-.:46u) die Abſicht die Art der 
Sorthauer beh Rdmiſchen Rechts in den dunleln Jahrhunder⸗ 
ten des Drittelapers big. auf Irnegius in der Anwendung und 
einzelnen wenig kraͤſtigen fiterarifeen, Erſcheinungen, nachzuwei⸗ 
ſen; ſo aͤnderte ſich die Aufgabe in den folgenden waſentlich, 
nun auf grofe und. ſchr wuͤrkſame wiſſenſchaftliche Thaͤtigkeit 
faſt ausſchlietend gerichtet. Der dritte (1822.) gab ben dies 
fen literarhiſtoxiſchen Unterſuchungen das Algemeine; He ber vier⸗ 
beginnt die, einzelnen Eroͤrterungen, welche ein flnfter durch 
| bab 13te, eit. ſecheter durch das 14te und ißzte Jahshundert 
tortfuͤpren fell. Sinen befonders : anziehenden Abſchnitt dieſer 
Zeit, den in roelchem. unſre Wiſſenſchaft einen, ſchoͤnen neuen 
wiufſchwung nahm und durch vortyeffliche Leiftungen den großen 
Ginflug begrdindets, den das Romiſche Recht in allen folgenden 
Jahrhunderten auf die Europaͤiſchen Verhaͤltniſſe und Bildung 
exhielt, ſtellt der Band bar, pn, meldem id) jetzt verſuchen 
merde unfern Leſern Rechenſchaft gu gehen. Es ſoll geſchehen, 
indem ih den Eindruck ſchildere, welchen ſowohl ein ſchnelles 
um des geiſtigen Genuſſes willen angeſtelltes Leſen, als ein 
fpdteres genaues Studinm des Buches bei mir hervorbrachte; 


wid dann einen Blid werfe auf das Feld neuer literariſcher Ar⸗ 


beiten, zu welchen £6 Einleitung, an, und —— 
terſtuͤtzung / darbietet. 
Ohnerachtei Hugos und ———— — trefflicher Winle 
— aber dieſe Zeit; ohnerachtet Gartis gruͤndlicher Untrerſu⸗ 
chungen und der ſchoͤnen Forſchungen in Wencks Vadarius, 


jn Guy dev allge meinen Darſtellungen aus derſelben Zeit in Sas 


— 


re 01 YY, — — am pan 


+ high dettiem Bande Ande .thix, id GARGS —EE 
und ſchwerlich mir allein, das wichtige erſte Ear bund est aber 
Gioffatoren-SGule, immer noc ein faft unbefanntes Land gee 
Bebe oto te tay ader in Sicfer Lebendigen Darſteliang der 
cit inert Welehrten· fee Zeit weiter ‘tas, fable ich müch im⸗ 
miet mehr heimiſch bel (hnin, and wae dn abe gi tive they 
ſð anfchaäulichen Bilde ithe Zeit ‘helattql!”' At8boin einer “fietite 
Sen Graves Am ber fey abvday: idinds “ahfestegiito” ‘elniget by 
eit’ ille Heckmaßige Mitcet cangewandt alte; fle rechi Ferme’ 
a lernen.' Getb(t' in ‘det Besiehung’ pat Ber er gteidy, bd 
wie ‘mah’ ſich leicht waͤhtendꝰ te erſten? Stukben vder Tage whi 
heimiſch! it dinbr Feemoen Stadt faglee PE hil dieſe rinzel⸗ 
rien Schilderungen anfauigs trocken erſcheinen. bee wie ‘batt 
virſchwinuen bas! wie grohein Genuß rlängt man, wenn mai⸗ 
nim eben durch diefe! Eürelnheilen linfaͤngt gahg tigertfily “i? 
Havife zu“ werden ‘in vines far unſte Wiſſeiſchaft ſo lcbenbiglin 
vind kraͤſtigen mit ‘ved! deſchraͤntteſten Homsinltluln ſo ‘viel fete 
ſtenben Beit! ‘wad Savlfeſbſt (S. MEL)™ (opr richtig “ath 
Ven ſchonſten Grivintl? waͤhret Riferar Geſchlchte atgibt , ‘ne 
ganzen ſpaͤterhlu gewoͤhmnich vdllig gu’ ’ Srinbt! gigagnet wile 
ſenfchaftilchen Charakter etner vergangnen Beit i feivien eigen⸗ 
thumlichen Borgiger’ ‘arid? Rachtheilen lebentiig aufgufaffen; um 
ſich durch das Herrliche berfelberr ſo erwaͤtm⸗ und bélebt gu’. 
faplen, daß dadurch aͤhnliche Vorzuge zu dem eigenthuͤmlichen Gu⸗ 
ten lieuerer Zeit hinzutreten nidgen? bas ift Bite bie erſtée BGloͤß⸗ 
ſororrũ · Zeit trefflich eingeleitet durch dieſes Bud; ; und ſomit 
Dit geiſtige Genuß, welchen ed gewaͤhrt, dads einer det ſthöne 
Fruͤchte far unſer Studium verheißt. Sehen wir nun ‘Heer 
nach, wodurch dieſes ſchoͤne Refaltat erreicht Uy fe. geigt ſich 
Cnargentlih. in Vergleichung mit, dem doch auch vortrefflichen 
Sarti) als Hauptgrund der feſte Hinblick auf jenes Ziel, wels, 
chem gemaͤß Alles bearbeitet und; dargeſtellt iſtz keine god. ſo 


4. 


ee. 








Savigny, Geſch. dee Nige- Rs Aw M. A. ae Gd, rae, 


kelmeniche Unterſuchung ahgelehat,mpo · ſu: wachtig war, wa⸗ 
durch beſonders die eigentlich wiſſt uſcheftliche nd: —* 


ſche Dhatigheit oer Gloſſatoren ein · gang mues Licht gewornen 


hats: dagegen nie: cine. blaßr Curioſitaͤt, was fo leicht den: Liter, 
ratoren. begegnet, Lerfolgts die Darſtellung ſo, dG. alle. Haupt⸗ 
quellen in großer Vollſtaͤndigkeit an die: Spige geffelt, den Les: 
fer gleich der alten Zeit ſelbſt recht nabe bringen, daß dann. die: 
Hauptpuncte aus. dem: Leben jedes Gelehrlen ſorgfaͤltig gepruͤft, 
wohlgeordnet in wuͤrdiger gedrangter Sprache erzaͤhlt, und end⸗ 
lich (im Unhange) reichliche Proben ſchrifiſtelleriſcher Thaͤtigkel 
dieſer Gelehrten vorgelegt werden. Bei einer einzigen Darſtel⸗ 
lung moͤgte gegen einen dieſer Punkte, die zweckmaͤßige Anord⸗ 
nung, gefehlt fein. Die vier Doctoren (Bul garus, Martie 
nus, Jacobus, Hugo) ſind ſo abgehandelt, dag, nad tie 

net turgen. gemeinſchäftlichen Einleitung (S. 63*63.).in dew 
meiſten widhtigen Beziehungen jeder einzoln vorgenommen, (S. 
69- 150.), und Santi: unter der Ueberſchrift gem: cinfame 
Ver hältniſſe einige. Begiehungen derfelben oder. zweier von, 
ihuen guar Kaiſer dargeſtellt werden. (151 171.). Da num 
dieſes Letzte gang vorherrſchend die. deiden Erſten betrifft, und 


Hom Wichtigkeit iſt gu Vollendung tives richtigen Bildes ana 


Gharafter und Einfluſſe der beiden Sedeutenden Manner : fo: 
bleibt waͤhrend man oon jenen Beiden liest, einige Dunkelheit 
iit Begiehung auf fie gurid, weldje wegfallen wuͤrde, wenn gue 
erſt Bulgarus und Martinus aͤuſſere Berhaltniffe, foferni 
fic eden eingeln betreffen, dann diefes Beiden Gemein(daftlic . 
de, Oarauf das Literarifde bei Beiden abgehandelt ware; wos. 
neben dann bei den folgenden bloge Zuruͤckverweiſung geniiges 
fonnte, Z 

Das demnaͤchſt folgende genauere Studium, mit vielfacher 
Vergleichung der bei mir befindlichen Handſchriften und Muse 
alge aus Handſchriften und der auf unfrer oͤffentlichen in vere · 


⸗ 





8000  Redtsactslate. — ot 


ſchiednen Faͤchern gue verſehnen Bibtiot het: eovektbignn gebendten 
Werke gewahrte: ein: night minder erfreuliches Reſultat. Der 
bearbeitete Stoff findet ſich gu großem ‘Xhelle, namentlich ſo⸗ 
fern. er die Gufers Verhaͤltniſſe dex Gloſſadoren betrifft, faſt voll⸗ 
ſtaͤndig und mit ſehr guter Kritik bearbeitet, dei dem von Sav. 
ſtets mit groͤßter Anerkennung benutzten Sarti: aber Alles 
iſt hier von Neuem durdhgeforfdt, vielfach mit neuen aus den, 
Quellen geſchoͤpften Griiaden belegt, oft berichtigt, ſtets zu ei⸗ 
nem diel lichtvolleren Gangen geordnet. Ein andrer bedeutender 
Theil aber, namentlic, faſt jede genauere und vollſtaͤndigere Une. 
terfuchung uͤber die ſchriftſtelleriſche Thaͤtigkeit dex Gloſſataren, 
iſt: hier zuerſt gearbeitet, indem Sarti ſie ſehr, in ihrem bib⸗ 


liographiſchen Theile faſt ganz, zur Seite liegen fies, und Andre 


(ein paar gang einzelne Ausnahmen abgerechnet) entweder dem. 
Plane ihrer Werke gemaͤß hierauf nicht tief eingehen konnten, 
oder es ganz ſchlecht und duͤrftig thaten. Auch in dieſem neuen 
Theile nun ift, ein bei der Art Unterfudungen faſt unbegreifli⸗ 


cher Reidthum und Genauigkeit. erreidt. Go ſchließe ich we⸗ 


nigſtens daraus, daß aus meiner Handfdriften Kenntniß nur 


ſehr wenig; aus dem mir von laͤngrer Beit ber nicht unbekanu⸗ 


ten und jegt gu dieſem Swede vielfach nachgeſehenen im Fade 
der Gloſſatoren reichen *) hieſigen Buͤcher⸗Vorrathe nidt ein 
cingiger nennendwerther Madtrag gu dem von Gav, Uufges 
gezaͤhlten miglidy wurde. Mit groger Freude folgt man auch 
den nicht ſelten nothwendigen ſchwierigen Unterſuchungen, we⸗ 


gen des großen Reichthums von Gruͤnden die aus der tiefſten 


Kenntniß jener Zeit mit großem Scharfblick pflegen herbeigeholt, 
und wegen großentheils uͤberzeugenden Richtigkeit oder doch 
2 evs 





) as aue von Sas, ale: gedrudtt aufgefuͤhrten Gloſſatoren⸗ Wette, mit 
Ausnahme nur zweier, find hier, bie meiſten in mehr als eal | 
einige in. allen yon ihm gefanntch Muggaben, — 


X 





Savigny, Geſch. des Rim. Rechts im M. A. ar Bd. 129 


grofen Waghrſcheinlichkeit des daraus Hergeleiteten Reſultats. 
Daß im Einzelnen in diefer Beziehung bier und ba Zweifel 
fbrig bleiben, verftebt ſich. 

Um diefes Urtheil gu Belegen Hebe id) nun, der Reibefolg 


des Buches nad, eingetne Puntte heraus. Bon ver Rechts⸗ 


fdhule in Ravenna wird, haupt(adlid) aus Damianus (S. 4.) 
ein beſtimmtes Bild entworfen, in weldem das eingige Stid, 
daß diefe Schule den grammatifdhen Schulen abhnlid, weit ent. 
fernt bon der Unabhangigfeit der Schiler in Bologna geweſen 
fei, kaum hinlaͤnglich begruͤndet iſt. Da naͤmlich der ſehr be⸗ 
redte und ſeine Worte wenig wagende Damianus in dem Zu⸗ 
ſammenhange, daß er die Lehrer, die in der Schule herrſchen, 
auffodert ſich, als religioͤs Irrende der disciplina ecclesiastica 
qu unterwerfer, ben einer ferula der Lehrer fpridt, fo hat ex 
dabei ſpeciell (hwerlid) an etwas Andres al’ an die.disciplina ~ 
ecclesiastica gedacht, und wird fomit jeder Schluß aus jenem 
Worte auf die Verhaͤltniſſe der Nechtsſchule gewagt ſein. — Ue⸗ 
ber Pepo wird die geringe Zahl bisher bekannter Nachrichten 
durch eine hier zum erſtenmale gedruckte Gloſſe Azos in einer 
Bamberger Handſchrift vermehrt, und aus ihr gefolgert, er ha 
be nichts geſchrieben. Autopſie derſelben macht mir einen an⸗ 
dern Sinn dieſer Gloſſe wahrſcheinlich, Es ſtehen naͤmlich, oh— 
ne Verweiſungs⸗Zeichen, der ganzen Nachricht des Pomponius 
uͤber Coruncanius die Worte gegenuͤber sic in doming Peppo 
Az., die daber eber eine allgemeine Berfleidung des Pepo mit 


Coruncanius, in Beziehung, auf alles von ihm: Gefagte, qui 


primus profiteri coepit, cuius tumen nullum scriptum ex- 

stat, sed responsa complura et memorabilia’ eius fuerunt, 

als blos auf die mittleren Worte enthatt. Damit ware haupt⸗ 
ſaͤchlich gegeben, daß Ago dieſen Vorgaͤnger von Wenerius for 
einen ausgezeichneten Mann erklaͤrte, womit auch Odofredus 
befaunte Nachricht fid) wohl vereinigen lift, -uny-wopHw ar.fid 
Krit. Zeitſchr. Ih . 9 


- 


\ 


130 Weoqhts geſchichte. 


große Wahrſcheinlichkeit ſpricht, indem ſo haufig der großen Re 
formatoren Manner voraufgehen, die, gu durchgreifender Mes 
formation nidt fraftig genug, dod) fir diefe ben Boden tuͤchtig 
bereiten. Dieſes fann dienen gur ‘Widerlegung von Sarti und 
Andern, die den Pepo, was Sav, nicht thut, faft verfpotten. 

Die erfte Hauptunterfudung betrifft den denkwuͤrdigen 
„Stifter einer Sdule, welche in einem grogen Theile von Cus 
ropa dex Rechtswiſſenſchaft eine neue Geftalt gegeben hat, und 
in vielen Verzweigungen noch jetzt beſteht“, Irnerius. Das Aeuſ⸗ 


ſere betr. war bei dieſem allgemein genannten und von Vielen 
behandelten Gelehrten beſonders Krijik erfoderlich zu Abweiſung 


falſcher Behauptungen. Dieſe it denn auch, anf Garti forts 
bauend, ibn mandmal beftreitend und beridtigend, reichlich und 
forgfaltig angewandt. Ich bebe Folgendes aus, | 
Die in Deutſchland vielfad, aud von Haubold, angenom: 
mene Meinung, Irnerius fei cin geborner Deutſcher, wird vers 
worfen; und gwar aus Grinden, denen id nichts entgegengus 
ſetzen wuͤßte. Doc) bleibt mir, da ih Btt gers Vertheidigung je 


ner Unnahme, der Haubold groped Gewicht beilegt, nicht 


felbft nachſehen fonnte, nod) einiger Zweifel. — Fir die Nach⸗ 
richt zweier nidt gang verwerflider Schriftſteller, des Trithe⸗ 
mius und Diplovataccius, daß Irnerius aud) zu Rom gelehrt, 
moͤgte man eine Erklaͤrung wuͤnſchen, um ſich bei ihrer Beſei⸗ 


tigung (S. 29.) voͤllig gu beruhigen. Koͤnnte fie nicht in Ir- 
nerius unzweifelhaftem Aufenthalt in Rom in Staatsgeſchaͤften 


liegen, welchem jene Schriftſteller einen andern Zweck irrig un⸗ 


terlegten? 

Das, durch Sar. faft gang neu geſchaffne Hauptſtock die⸗ 
ſes Abſchnittes iſt die Unterſuchung fiber Irnerius Gloffen. Bors 
hereitend:-ift die Frage, woran man fie erkenne. (G, 29. ff-) 


Dag G und Y Siglea fir Irn. Gloſſen find, wird sAbergeus 


gendidargethan; and J als Bezeichnung des Gen. bei foges 





I 
t 


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| 
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4 


nag 


Savigny, Geld. des Rom. Rechts im M. A. gr Bd. 333 


nannten Notabilien zugegeben; hingegen Yr nur wo Andre ihn 
citiren; indem es als Sigle einzig den Henricus de Baila be- 
zeichne. Alle Zweifel moͤgten hier noch nicht gehoben ſein. Ob 
J je den Irnerius bezeichnet, fragt ſich: einmal, wie Sav. 
ausfuͤhrt, gewiß einen Neuern, ewa Jacobus, und warum dies 
ſes nicht immer? Die Abwechslung dieſes Zeichens mit G und 
V nabe hintereinander ſollte doch eher auf Verſchiedenheit als 
Adentitaͤt ded damit bezeichneten Gelehrten hindeuten. Beſon⸗ 
ers. zweifelhaft aber iſt das Zeichen Yr. Bon der einen Sel. 
We naͤmlich iſt hoͤchſt unwahrſcheinlich, daß dieſe ſo natuͤrliche, 
und, wenn Andre den Irnerius citiren, ſo gewoͤhnliche Be⸗ 
zeichnung, von. Sen Abſchreibern nie ‘als Sigle ſeiner Gloſſen 
gebraucht fein ſollte; von der andern ſteht das Zeugniß des Ros 
fredus, daß Heinrichs von Baila Gloſſen, mit dieſer Signatur 
verſehen ſeien, durch die ton Gas. verglichnen Hdidr. und. 
Ausgaben (audy noc eine der hicfigen Bibliothek sine-loco et 
anno) ziemlich feft, nod beftatigt (wenn gleid) nicht dadurch, dag 
fonft feine Gigle fir den befannten Gloſſator Heinrich ſich nach⸗ 
weiſen ließe (S. 95.): Denn Sarti I, 100. fand Hr, welche 
Buchſtaben ex nur auf ihn gu beziehen weiß), dod) dadurdy, 
daß es Yr bezeichnete Gloffen gibt, vie beftimmt juͤnger als. Ir⸗ 
herius find. Hier wird die Auflifung ſchwerlich in etwas An⸗ 
derm liegen als in der, aud) gang nafdrliden, Ynnapme:, daß 
bie und da Zweideutigkeit bei den Gloſſen⸗-Unterſchriften ſtatt 
fand. Dieſes und Uebereinſtimmung der Gloſſen⸗Sigle mit der 
‘bei Citaten gebraͤuchlichen Abkuͤrzung wird um deſto eher bei 
Irnerius anzunehmen fein, weil. ev,: als erſter Gloffator, ſchwer⸗ 
lid) Veranlaſſung hatte, ſich ſelbſt eine Sigle gu. wablend wur⸗ 
be fie aber. von Abſchreibern erſt erfunden, ſo hatten Spaͤtere 
nicht ſo viel Scheu ſich auch derſelben zu bedienen, als wenn 
fie authentiſch geweſen ware, Und laͤßt ſich nicht auch denken, 
daß, wie die Literatur untergeſchobne Schriflen kennt, ſo auch 
9 oe | 


13223 J Rechtsgeſchichte. rr’ 
untergeſchobne Gloſſen vorkamen? und daß Rofredus Nachricht 
eigentlich heißt, Heinrich von Baila habe ſeinen Gloſſen da 
durch groͤßeres Anſehn gu verſchaffen geſucht, daß er fie mit 
bem Zeichen des Irnerius unterſchrieben? Zum Beleg fir das 
~ pier und da Schwankende der: Gloffens Siglen kann id mid 
darauf berufen, daß aud) Y, ba8 gang guverlapige Seiden des 
Senerius, in einer ſehr forgfaltigen Handſchrift, ber Stutigare 
ter de8 Codes, beftimmt eined Neuern Gloffe bezeichnet, zu der 
Friederichſchen Verordnung Sacramenta puherum, die dort im 
Anhange ſteht. Das Refultat moͤgte alſo fein, daß — worauf 
aud Sav. hinweiſt — auſſer den Siglen nor) beſonders anf 
Snbalt,. Sprache, altere pder neuere Schrift, geachtet werden 
mug, um bei den einem: beftimmten Gelebrten gugufdreibenden 
Gloſſen ſichtr zu geben; daneben aber, daß wie Y, fo auc Yr, 
wohl auf Irnerius gedeutet werden koͤnne. Go viel indeffen 
gebe id) gern gu, dag bei Vr, weldyes allgemeine Nachrichten 
und einzelne Beiſpiele Vorzugsweiſe auf (pdtere Zeit begiehen, 
nod) mehr Vorſicht als bei Y-nodthig ift, 
Say. gibt nun weiter — was jeden Freund diefes Theils der 
Literatur ungemein freuen muß — as Gloſſen des Irn. aus 
ben meiften Theilen bes Corp, iuris: die erſte nennenswerthe 
und zuverlaͤtige Sammlung derſelben, welche gedruckt erſcheint, 
indem was Fattorini. (bei Sarti Bd, II. S. 187. ff.) aus ei⸗ 
ner Hofer. des Coder gibt, an ſich wenig ſagend, und nod 
dazu in. feiner Eigenſchaft als Irneriſch gang unverbirgt iſt. 
Bon dem. When findet ſich in Gav. Gammlung das Gegens 
Abeit, an deren Wuthentie. namentlich kaum irgendwo ein Zwei⸗ 
fel fein Fann (bei num. 37., wo diefes anders fcheinen koͤnnte, 
fehlt nur mittelſt Drucdfebler das bei Odofredus: beſtimmt ſte⸗ 
hende Yr); nur unmittelbar oon Irn. iſt laͤngſt nicht Alles, 
viele Stellen aus der Relation Andrer genommen (gleichſam 
fragmenta citata). Auch die ausgewaͤhlten Stellen find gros 


eo | 


| 











a 


Sadigup, Geſch. des Rim. Rechts im M. A. gr Bd. 133 
fientheils in inet ober andern Beziehung befonders -intereffant : 


- denn freilic alles Irneriſche, was er fannte, wollte Gav. nae 
tuͤrlich pier nicht geben, fo intereffant aud) fein migte, von dies 


fem bedeutenden Manne Wes, was, ſich irgendwo nod) findet, 


7 zuſammenzuſtellen. Die dafuͤr wichtige Aufzaͤhlung von Hoſch., 
in denen ſich dergl. findet, S. 37., laͤßt ſich natuͤrlich now 


vermehren. Co weit meine jetzige Kenntniß reicht, im Digestum 


vetus burdy Cod.: Lips. Paul. 873, ibid, 876; -und nod cine 
dritte Serfelben Bibliothek, in der Jen. W. L. 3. i908, num. 


6. ff..mit num.'3. bezeichnet; Bamb. D. I. .6; Rom. Vat. 


2612; Palat. Vat. 737, in welchen allen 6 die’ bon Gav. fhe 


zuverlaͤßig gebaltne Unterſchrift Y vorkommt; vielleicht aud in 


Bamb. D. I. 13, und Monacens. sign. 187 235, wo ſich die 


Unterſchrift Vr findet. In den Inſtitutionen in einer im Pro- 
drom. corp. iur. ſ. 44. genannten, und zufolge neuerer Mads 
richt von Wachsmuth, Vindoh. num. 25., wo Y, vielleicht 
eine andre des Prodr. J. c. wo Vr unterſchrieben iſt. Im Goo 
ber, Cod. Stuttgait. (Unterſchrift Y). ©) Bon gedrudten Huͤl⸗ 
fen weist Gav; ſelbſt, was Accurfius fir die Inſtitutionen 
gibt, nah Biener, vollftandig nad) : natuͤrlich gibt er aud 
in den andern Theilen Manches; und aud) Odofreds Folianten 
werden auffer dem bon Savigny Ausgezognen noch Man⸗ 
wes; Andres Vacarius liefern. — 3u Charakteriſirung von 


J Irn. Gloſſen werden S. 25. ff. theils Zeugniſſe andrer Alten 


tbeils eignes urtheil gegeben. Dort wird, was fruͤhere Litera⸗ 
toren uͤberſahen, hervorgehoben, daß ihm beſonders dialcktiſche 
Schaͤrfe zugeſchrieben wird; hingegen das defannte und vielfach 


*) Ich gebe hier und bei den boldenden Gloſſatoren bei Dig. vet. 
und Inſtitutionen was meine Handſchriften Kunde gewäaͤhrt, voll⸗ 
ſtaͤndig; bei den andern Theilen nue was mir gerade gegenwaͤr⸗ 


tig ift. 


—R 


34} Mec tegefmidta | 

vorkommende Seugnif der Alen fiber ſeine deſondre Clegang, 
ich ſehe nicht warum? uͤdergangen. Hier wird die Frage un⸗ 
terſucht, in wiefern ihm als Gloſſen⸗Verfaſſer Originalitaͤt zu⸗ 
zuſchreiben fei, und dabet zugegeben, daß einigetmaßen aͤhnliche 
Gloſſen fruͤher geweſen ſein moͤgen, aber, wegen der ihm eigen⸗ 
thuͤmlichen Trefflichkeit und Kraft, dennoch Originalitaͤr behaup⸗ 
tet, beſonders in den ins innere Weſen des Rechts eindringen⸗ 
den ausfuͤhrlichern (Marginal) Gloſſen. Die! erſte dieſer Bee 
hauptungen hatte, nod) beſtimmter als durch MRoß hirts Ver⸗ 
muthungen, durch den Inhalt des Prodr. C. Js S. 228. fi 
belegt werden koͤnnen, wo von 4 Jnſtitutionen⸗Gloſſen bed 9., 
10., 1iten Jahrhunderte einige Verwandtſchaft mit. Accurfius 
nachgiwieſen wird, und daher wahrſcheinlich iſt, dag Irnerius 
die. ihm. ſo biel. naͤher ſtehenden Vorgaͤnger benutzt bat, und auf 
dieſem Wege dergl. anUccurfius gelangt iſt. Gewuͤnſcht hatte 
ih aud, daß Gav. den Anknuͤpfungs⸗Verſuch Sartis an die 


Gloſſen der Theologen, die, ſowohl wegen Entſtehung der juris 


ſtiſchen Studien aus einer Nadfrage Aber den as im neuen Ley 
fiamente, als wegen Irn. fruͤherer Bildungsgeſchichte einige 
Wahrſcheinlichkeit bat, durch Vergleichung theologiſcher Gloſſen 
aus jener Zeit, hatte weiter verfolgen moͤgen. Trefflich wird 
nod). hervorgeboben die beftimmt fidptbare kritiſche Richtung vow 
Irnerius, ſeine Verſuche ſelbſt aus dem urſpruͤnglichen Zuſam⸗ 
menhange der Pandektenſtellen fie auszulegen. Ungern vermiffe 
id) ndbere Nachweiſung Aber den Einfluß der Irneriſchen Glo 
fen auf die fpatern Urbeiten, wofuͤr num. 8. der im Anhange 
gegebnen Gloffen einen Anknuͤpfungspunkt gegeben hatte. 


Naͤchſt Sen Gloffen werden die Wuthentifen, als Hauptpro⸗ 
dukt · bon Irn. ſchrifiſtelleriſcher Thaͤtigkeit ſorgfaͤltig eroͤrtert, 
im Gangen mit Biener, aber vielfach deſſen Unterſuchungen 
aus reichlicherer Handfcpriftens Kunde weiter fortfibrend, (eine 





Savigny, Geſch. bed Nm, Rechts im M. a. 4v Bd. 135° 


Refultate fefter begrindend. Dahin gehbrt befonders (S. 379. 
ff.) die kritiſche Unterſuchung Aber die Lesart bei Gregorius an . 
einer Stelle, in welder man geglaudt hatte ein Authentiken⸗Ci⸗ 
tat gu finden aus etwa 50 Hoſchr. und. vielen Uusgaben. Neu 
hinzugefuͤgt ift bier hauptſaͤchlich der Abſchnitt von Authentiken 
in ‘Movellens Handfdriften, die, fo viel befannt, vor Gav. von 
niemandem nachgewieſen rontden. Er fand fie in zwei Hand- 
ſchr., einer Muͤnchner und einer Wiener; der aͤußern Gorm 
‘nad den friber befannten gleich (Ueberſchrift C. N.); bet die 
Novellen geſchrieben, aus denen ſie gezogen ſind; meiſt ver⸗ 
wandt aber nicht identiſch mit denen des Codex; meiſt anonpm, 
einmal M (Martinus) unterzeichnet. (Sch) fand in der Muͤnch⸗ 
ner Hd(dr. an noth gwei andern Stellen gu Coll. IL. const. 
1. die Unterſchrift M) Diefe Enthedung benugt Sav. zu der 
(vorlaͤufig allerdings wahrſcheinlichen) Annahme, daß hier der 
Anfang der geſammten Authentifen gu ſuchen fei, indem fie, 
bei den befreffenden Novellen felbft, nichts Underes als die aud _ 
ſonſt vorkommenden Notabilien ſind; daß ſie dann aber bei den 
JInſtitutionen, beſonders bei dem Coder, als an der paßlichſten 
Stelle. eingerhdt, nad und nad bei den minder paßlichen weg 
blieben. Da nichis entgegenflebt, aud die, nur in ein paar 
Musnabmsfallen M. untergeidneten Movellens Authentiten als 
ihrem Hauptoeftande nod von Irnerius herrdbeend zu denken: 


fo wird gud nach aͤußern Grinden dieſe Erklaͤrung wohl ste J 


lnoͤßig fein. Ihre genaueſte Pruͤfung indeſſen moͤgte erſt hervor⸗ 
gehen aus der Zuſammenſtellung aller Authentiken in ihren nun 
bekannten drei Hauptarten, indem ſich aus dieſer wohl einzelne 
Anhalts punkte ergeben moͤgten, fuͤr die Frage ob fie unabhaͤn⸗ 
gig von einander entſtanden find? (in welchem Falle ſchwerlich 
von allen drei Claſſen derſelbe Hauptverfaſſer moͤgte anzuneh⸗ 
men ſein) oder, im entgegengeſetzten Falle, welche Ciaſſe die ure 
ſpruͤngliche ſei, aus welder ble andern gefloſſen fein fonnten ? 


130 Rechtégeſchichte. 


Eine —— derſelben in dieſer Form muͤßle auch in — 
andern Beziehungen gewiß bon Intereſſe fein ) 

Ein formularium tabellionum, quaestiones, eine Schrift 
de actionibus werden noch, theils aus gedrudten, theils hand⸗ 
ſchriftlichen Nachrichten dem Irnerius zugeſchrieben, fo dag ex 
aAls cin far feine Zeit febr frudtbarer Schriftſteller erſcheint. | 

Ueber die nadften Nadfolger bon Irnerius, Raymundus 
de Gena und Walfredus bier der wichtige Nadtrag su Gare 
ti, daß de6 Letzten Hoſchr. vom Dig. nove haufig bei kritiſchen 


Gragen genannt wird. Was S, 68. von Veteres praecepto- 


res ſagt, batte migen befonders hierher gezogen werden, 
Ueber die vier Doctoren (S. 63—171,) werden die bez 
fannten fie gemeinſchaftlich betreffenden Zeugniffe mit einem iv 
teveffanten handſchriftlichen, vor einer Controverſen-Sammlung, 
vermehrt, wo ſie quatuor legum lilia varios honosque odo- 
res referentia heißen. Die eine der laͤngſt bekannten, nach 
welder fie Schuͤlet des Irnerius, und von dieſen anf dem Too 
tenbette in gwei Berfen charalterifirt feien, wird, af8 nur im 
unddten Otto von Morena enthalten; und weil die Beit nidt 
wohl ſtimme (von Irnerius die letzten Nachrichten 1118, von 
dieſen die erſten 1154) gang verworfen, und daraus erflart, 
daß man, weil zwiſchen Stnerius upd ihnen fein beruͤhmter 
Name vorkomme, geglaubt babe fo anknuͤpfen gu ſollen. Of 
fenbar ift nun aud bie gange Erzaͤhlung etwas Maͤhrchenhaft; 
Wher won ber andern Seite gibt es doch aud untesfldgende 
Gruͤnde fuͤr die Wahrheit wenigſtens eines Theils jener Erzaͤh⸗ 





9) Hier gelegentlich noch dieſe Nachricht. Die Muͤnchner Inſtit. 
Hdſchr., vormals nach Benedict⸗Beuren gehdrig num. 92., bat zu 
I, 12. quibus modis §. 4, cine Art Authentike aus Jullanus: 


Corrumpitur a capitulo secundo libro Novella-. 


" rum posito. C. N. 


* 





Savigny, Gefd. des Rim. Rechts. im M. A. gr Bd. 137 


lung, die, wenn gleid) nicht gleidgeitig (im aͤchten © tto. fies 
bend), dod alt fein fann (indem die in Handſchriften enthalts 
ne Vermehrung deffelben vielleicht bald berfagt iff), Da nde 
lid). Bulgarus 1166 vor Alter kindiſch ſtarb (Gav. S. 86. 87, 
vixit tanto tempore quod. deductus est in infan- 
tiam Odofr.-bei Gav, a. a. O. cit.), fs fonnte er xecht wobl 
Irnerius Schoͤler ſen. 
Sir Bulgarus wird als Name auch Bulgarinus, und eben 
falls als eigentlicher Name, bei ſpaͤtern Schriftſtellern (S. 76.) 
Os aureum, als Sigle der Gloſſen B. nachgewieſen. (Bul. fagt 
ber in diejen Dingen dod) wohl nidt gang gu perwerfende, aber 
bon Gab., fo piel id) bemertte, nidt gebrauchte Modus. le 
gendi abbreviaturas in iure: aber B. iſt ſo haͤufig in Hand⸗ 
{cbriften, dag an dex Richtigkeit aud) diefer einfachen Sigle gee 
wif nidjt gegweifelt werden kann.) Ueber. Bulg. duffered. Res 
ben werden mebrere Sagen genaues Prdfung unterworfen, und, 
aus der umfaffenditen Bader» und Handfdriften- Kunde fo wie 
derlegt, daß fie jetzt als voͤllig beſeitigt angeſehen werden tine 
nen. So die. Nachricht, B. ſei vicarius imperatoris geweſen 
als ſpaͤter Erklaͤrungs⸗ Berfud) der mißverſtandnen curia Bul- 
gari (Haus des Bulgarus, welches von der Stadt gekauft und 
_ gum Rathhauſe gebraucht wurde); die, ex fei in weiter Ferne 
geftorben, dadurch daß in det Stelle bei Uccurfius das Ausfal⸗ 
len eines secundum, beſonders auch durch Nachweiſung einer 
unbeſtrittnen Parallelſtelle bei Odofredus, erwieſen wird, wo⸗ 
vad nun Bulg, nicht Beiſpiel, fondern Yutoritat it fie die 
rechtliche Behandlung eines in weiter Ferne erfolgten Todesfal⸗ 
les. Ein paar (bekannte) Anekdoten aus Bulg. Leben were. 
den ©, 85.. ſehr tidtig ald Beweiſe eines edeln Charatters ers 
zaͤhlt. — Fir Martinus Gosia wird die Sigle M. nachgewieſen 
(M. oder Mar. pat aud) ber modus leg. abbrey.), und der 
Urſprung des laͤcherlichen Mißverſtaͤndniſſes, als ob feine Fami⸗ 


138 a Rechtsgeſchichte 


lie in den Fuͤrſtenſtand erhoben ſei, gzezeigt. Das Rahthellige 
Aber Martinus Charakter, was in einigen Erzaͤhlungen der Al⸗ 
ten vorkommt, wird nirgend zuſammengeſtellt, etwa weil Sav. 
e8, wohl nicht ohne Grund, der Leidenſchaftlichkeit ſeiner Wi⸗ 
derſacher zuſchreibt? — Beiden gemeinſchaftlich find allerlei Bers 
haͤltniſſe zum Kaiſer, wo ſie theils miteinander theils gegen ein⸗ 
ander handeln. Das bekannteſte hiervon, ihre Zuziehung zum 
Roncaliſchen Reichstage (nebſt Jacobus und Hugo) wird S. 
161, ff. forgfaltig beleudjtet. Das bekannte Rechts⸗Gutachten 
fiber die Regalien wollten fie nicht anders als mit Zuziehung 
ſtaͤdtiſcher Abgeordneter geben, deren 28 ihnen beigeordnet wur⸗ 
Sen, Dennoch wird es (hon von Placentinus ihnen vorgugte - 
weife beigemeffen; und fie daruͤber ſowohl von ihm als von 
Spdtern hart getadelt: bon Placentinus, weil fle das Roͤmiſche | 
Recht nidt angewandt, und Saber eine falfche Entſcheidung gee 
geben; von Meueren, weil fie in ſclaviſchem Ginne das hierher 
gar nidt gebdrige Roͤmiſche Recht herbeigegogen haben. Ein. 
folder gang widerfpredyender Tadel lage {don bermuthen, Saf 
er auf Unfunde und Leiden(dhaftlidjteit berube, Diefes ift denn, 
ſowohl gegen Placentinus als die Neuern, ſorgfaͤltig ausgefuͤhrt; 
in dem Sinne ohngefaͤhr, wie es ſchon Hugo andeutete. So 
iſt nun den Gefhidtidreibern, um hier bad Richtige gu geben, 
nicht mebr ‘gugemuthet, daß fie ſelbſt wiffen follen, ob dad Mis 
miſche Recht Regalien fenne, fondern nur, daß fie einige Geb 
ten gruͤndlicher Forſchung und ſchoͤner Darftellung eines grofen 
Gelehrten nidt undeadtet laffen. — Beide Manner ftanden eine 
Zeitlang in naber perfdnlider Beruͤhrung mit dem Kaiſer, den 
fie namentlid oft auf Spaglerritten begleiteten s doc Martinus 
war der Beguͤnſtigtere. Bu Odofreds Erklaͤrung quia sciebat 
melius applaudere figt Gav. eine andre, er tar vow adlis 
hem Geſchlechte. Die fid). hier anſchließende Ergahlung von 
dem Martinus geſchenkten Pferde, die auch, ganz dichteriſch ge⸗ 











— gee ee; 


Savigny, Geſcho des Now. Rechts im M. A. 4r BH. 139 
wandt, in eine alié itatieniſche Nodellen Sammlung fidergegans 
gen ift, wird bier aus diel mehr Quellen ats bei Sarti im ih⸗ 
ren verſchiednen Foermen Vor. Augen gelegt, und (nit Gartiy 
war ‘bei Azo und Lothavius fir wahr, bierger nur auch: maͤhr⸗ 
chenhaft begogen, aus gutem Grunde erklaͤrt. — Weber das auf 
einen Streit zwiſchen Bulgarus urd Martinus ſich begiehende, 
bon Biefém Legten veraͤnlaßte Geſetz Sacramenta puberum: ev 
halten wir biel reichlichere QuellenNachwriſungen, gum Theü 


Hither ungedruckte, ats bei allen Vorgaͤngern. Die Behauptung 


bes Cynus, das Geſetz haͤnge mit dem Streite jener Gelehrten 
gar nicht zuſammen, witd als zum Zwece einer eigenthuͤmlichen 
Auslegung von jenem Schriftſteller erſonnen; die Angabeides 
Aogerius, nad welder Martinus die gewoͤhnlich dem Bulge 
tus, Jacobus die ghodprlid) dem Martinus zugeſchriebne Med 
mung gehabt habe, -al8:‘auf einer. kritiſch nod) gar nicht feftea 
ſtellten Schrift beruhend and allen andern ausfuͤhrlichen Ange 
ben widerſprechend, mit gutem Grunde verworfen. Wie Mar 
tinus dieſes Geſetz zu Wege brachte, erzaͤhlt am umſtaͤndlichſten 
und wahrſcheinlichſten Mofredus in einer hier gum erftenmale 
gebrudien Nadridt, dutch Hof-Cabale bes Martinus ſelbſt, fei 
wes Sohnes, und ihrer Freunde: denn das, wie Odofredus bee 


richtet, bad Geſetz eilight auf einem Spagierritte ausſsgemacht 


worden, Hat gu wenig innere Wahrſcheinlichkeit. Qufoige einer 
thenfalls bisher ungedsudten Nachricht des Guizgardini ft nun 
aud) ber Ort: des Gefeged, und ſo mit Mabriheinlidfeit’ die 
Beit beſtimmt. Mod werden die vielen harten Meufferungea 
ber Sloffatoren uͤber dieſes Geſetz, die wohl: damit zuſammen⸗ 
haͤngen, daß fie baupttig Sulgasianer + waren, reichlich nade 
gewiefen, . 

Die gelehrten Streitigheiten beider Setaner, mit denen man 
zwei vor ibnen geftiftete Secten in Verbindung fegt, ſchließen 


ſich dieſem zunaͤchſt an. Darhber werden S. 114, ff. mande 





⸗ 


140 * — —— * 


— unbekannte Nachweiſungen ˖ gegebea;: die freilich nochkaj⸗ 
nesweges voͤllige Klarheit: hervorbringen. Wahrſcheinlich wird 


daraus, haf Bulgaxus Anſichten, .etwa, wegen tieferen Eindrin⸗ 


gens in dat Techuiſch⸗Civiliſtiſche und. trefflicher Darſtellung 
{os aureum) bei den eigentlichen Civiliſten am meiſten Cingang 
fanden (dem ſpaͤtere Schriftſteller tadeln faſt immer die Maps 
tiniſchen Meinungen); daß dagegen Martinus, etwa weil ex 
. wmabe auf.da8 Materielle der Verhaͤltniſſe wit. Billigkeit achtete, 
bei den Midt-Civiliften Sefonders galt, namentlich bei den. bay 
gerliden und fanouifthes Gefetzgebern, welche (eine Anſichten 
hier und da geſetzlich fanctionirten, und hei den Canoniſten, 
welche dem Fadel. her Civilifien, ser bafonderd ſeine aequitas 
(inirgalis ive. de propria bursa butt Porollelſtellen von Gas, 
erllaͤrt) zur Zielſcheibe nimmt, groped Boh. entgegenſetzen (er 


fei ein spiritualis homo, . der: divina lex gegen den rigor iu. 


ris civilis gugethan). . Dieſem entſpricht aud), daß, ohnerach⸗ 
tet der > Rimmten Auffuͤhrung ton Gofianern, dod unter ber 
Paͤtern bedeutenden Givilifien fa alle ‘gu Bulgarus Schule gr 
Hiren, und bon den zweien (Placentinus. und Bacarius), dos 
weldjen ſich vermuthen lagt, daß ſie Goſianer waren, der Ley 
te’ gerade aud: bon Geiftliden gum Apoſtel de8 Civileechea in 
England gewahit, fiets mit der See in bail Rewbine 
‘dung ftand. 

Bulgarus Schrifiſtellerei betr,. {i nb zuerſt (eine Gatoffen 
machgewieſen, und. eine huͤbſche⸗Zahl (32) Proben  gegeben, 
(Gloffen mit feiner Signatur finden ſich auch nod). in Dig. vet. 
Bamb. Hoſcht. D. Li 3, Douat num. 614, Codex Stattgars 
ter Hoſchr.; ohne bie Signatur, aber nach Citaten Bulgariſche 
in der Altern Straßburger Hoſchr. der Inſtitutionen. (Prodr. 
§. 47-). 3u..ibrer Charattevifisung wird darauf aufmertfam 
gemacht, daß B. auch bie Kritik des Textes beachtete, und 
ſelbſt die Inſcriptionen zur Auslegung benugte. — Hiermit gus 








' : 2 


Savigny, Orit De: aim. Rees im OR. A. 4 Bd. MAT, 


naͤchſt verwandt tft. fein Gommentar zum Panbettentitel de re- 
gulis juris, bon weichem -12 Hdfdhr. und+a1- Ausgaben,deren 
wenigftens 3 unniittelbas:. aus Hoſchr. gefloffen find, nachgewie⸗ 
fen werden, Daß wirklich Bulgarus der Verf. iſt (woruͤber 
mehrere Herausgeber andre Anſi chten Hatten), wird vollſtaͤndig 
erwieſen; und der große Werth des Buchs trefflich charalteri⸗ 
ſirt, als eines auf gruͤndliche Rechtskenntniß gebaueten zuſam⸗ 
menhaͤngenden Commentars ‘der Rechtsregeln aus den einzelnen 


PRechtslehren, worauf fie ſich beziehen, die Darſtellung gedraͤngt, 


auf das Intereſſante beſchraͤnkt, die Sprache rein und gut: ein 
glaͤnzender Beweis, wie hod das Rechtsſtudium in, furger Belt 
und mit geringen Huͤlfsmitteln geftiegen! — Nod wird dem 
Bulg. nad Ucher(drift. zweier Hoſchr. und andern unter{ti gers 
den Gruͤnden eine kleine Schrift de Audiciis gugefdrieben, die 


| (hon einigemale als “Sheil fon Placentinus de varietate ace 
tionum gebdrudt iſt. 


Martinus. (cuiteteterifgfe Thaͤtigkeit beſchraͤnkte ſ b, fo 
viel bekannt, auf Olofjen und Nuthentifen, Far jene ft wiee , 


der cin Hoſchr. Verzeichniß, in denen fie fid) finten, und Pres 


ben gegeben, (Hingugnfagen weig id) som Dig. vet. auffer 


Bamberg> D. I. 6.. die nur mittelft Drudfehlers ausgelaſſen 
ſcheint, Batic, 1406., Palatino-Vatic, 737, Gent, bormals 
Viglius gehoͤrig, Leipz. Paul, 876; von Inſtitutionen verſchied⸗ 


neſ. Prodr. S. 233—238. und ©..66. oben, aud, nad neuern 
Nachrichten, von Wachsmuth, Wien 3738). Dieſe Gloſſen ſind 
nach Sab, wohlbegruͤndetem Urtheile bon ungleicherm Werthe 


als die des Bulgarus, manchmal weitlaͤuftig, oft ſchlecht ge⸗ 
ſchrieben. Vielfach iſt ſo große Uebereinſtimmung zwiſchen ſei⸗ 
nen und Irnerius Gloſſen, daß die Fiase von Plagiat ſein 
fann. * 


Von — werden a5 Gloſſen nachgewieſen, und Pro⸗ 


_ ; 
qe. Meats gel ixgtes - * 
ben gegeben. Sie finden ſich auch tit Dig. vet. Batit = 
und ‘in einer Inſtitut. Hoſchr., ſ. Prodrom. P. 236. 
Von Hugo Gloſſen, die ſich wud nod finden im Dig, 

yet, Palat. Vat. 737: fparfamet als von andern. Gleiddgeith 
gen, aud an innerm Werthe geringer, nach Gavignys Ales | 
theile, weldyes freilid) mit dem. alten ſehr lobenden PrAdicate 
mens legum wenig dbereinftimmt. Moch .ift Sav. geneigt eb 
ne Dijtinctionen Sammlung diefem Gelehrten zuzuſchreiben: eb 
ne arveifelbafte Frage, die ipre volle Entſcheidung wobl erft aus 
nody mehr handſchriftlichen Nadridten, als hier nachgewieſen 
“find, erhalten wird. Cine Parifer Hoſchr. derfelben nennt Hus 
go den Unfinger, Wlhericus dem Vollender; alle Citate Andrer 
begieben fid) auf Wlbericus, von weldem Odofredads gwei Di: 
{tinctionen:Sammlungeh, die in Verhaͤltniß der erften und zwei⸗ 
ten Ausgabe gu ſtehen (deinen, nennt. Hiermit 186 fidy die 
Ueberſchrift dex Parifer Hoſchr. wohl vereinigen, indem Wiberi 
cus etwa, wie bei einem andern Werle Placentinus mit Moz 
gerius that, zuerſt a8 altere Werk vollendete, nachher es gang 
neu bearbeitete: aber immer ſpricht dod) nod febr wenig fuͤr 
Hugo, Bum Zwede weitrer Nachforſchungen koͤnnen Gav, 
Nachweiſungen pon Hoſchr. und Ausgaben dienen, in denen 
cingelne Stuͤcke ver Sammlung, (aber ohne Bezeichnung bes 
Verf.) ſtehen; und beſonders Proben aus der Pariſer Hand⸗ 
ſchrift und die geſammten Ueberſchriſten aus derſelben. Die 
Tuͤbinger Hoſchr., in welchex Gav. einige der Pariſer Diſtinc⸗ 
tionen gefunden, enthaͤlt (gegen Ende, nach dem liber Martini 
de formula honestae vitae) noch theils kirchenrechtliche theits 
civilẽechtliche Aufſaͤtze, die ebenfalls vielleicht gu den vorber ges 
ſchriebnen gebdrige Deflinctionen gu fein ſcheinen, aber der Pas 
riſer Sammlung nidt entſprechen. Auch aus ihnen pete id 
—_ liber den Gerf. herguleiten), 

VUeber Rogerius S. 172. ff. aͤuſſere Verhaͤltniſſe iſt das Re⸗ 

















— —— a —— — 


Savigny, Gefch. des Rom. Rechts im M. A. ar Bd. 143 
ſuliat der genauern Nachforſchungen hauptſaͤchlich negativ. Be- 


neventanus, wie man zu nennen pflegt, war er nicht, denn, 


wis Diplovataccius aus ganz unbaltbasen Gruͤnden vermuthe⸗ 
te, daß bei Nofredus, der oft ſeinen Lehrer R. und einmal R. 
Beneventanus gu nennen ſcheint, anſtatt deſſen K (Karolus 
de Tocco) gu leſen iſt, fteht jetzt durch kritiſche Grande feſt 


genug. Go weiß man faſt nids von ibm, ald daß er wahr⸗ 


ſcheinlich fruͤh flarb, worans fid) bei einem Manne von fo gros 
fem gelehrten Anſehn am erſten erklaͤren laͤßt, daß fo wenig 


von ſeinen aͤußern Schickſalen bekannt iſt. — In Beziehung 


auf ſeinen Namen und Sigle ‘atte aus dem mod. legendi ab- 
brev. wohl nod hergeleitet werden koͤnnen, daß er in ſpaͤterer 


Beit (freilid) unrichtig) gewoͤhnlich Roglerius hieß, und feb. 


ne Sigle Rog. 


Auch von ihm werden Gloſſen ———— und Proben 
gegeben. Die Nachricht bei Odofredus, daß er zuerſt das In⸗ 


fortiatum gloſſirt, Fann wohl nur auf fleißigeres Gloſſiren dieſes 
Theils gehen. Auch ſeine Gloſſen betreffen zum Theil Kritik, 


und — kann zufolge der Proben hinzugefuͤgt werden — enthale 
ten Beiſpiele ganz richtiger Anwendung alter Dichter, nament⸗ 


lich des Horatius. — Seine Summa Codicis, die erſte Arbeit 
dieſer Art, die man vorher nur “aus Citaten kannte, iſt bon 
Sav. in zwei Hae. nadygewiefen, und aus der eingigen dolls 
flandigen; der Tabinger, Proben im Unbange gegeben. Große 
Ungleichfoͤrmigkeit in der Bearbeitung charakteriſirt fie als evs 
fen Berfud. — Drei Meine Sehriften de praescriptionibus 
find blog in g Ausgaben (nur die erfte aus einer Hoſchr.) nace 
gewieſen. Die mittlere derſelben, ein Dialogus zwiſchen der 
iuris prudentia und Rogerius weist auf ibn, als Verf., bin; 
und da die erjte summa de diversis praescriptionibus auf die 
zweite berwelst, fo hat Sab. feinen Zweifel, fie fir Rogeriſch 
zu oe Hingegen wegen der dritten, eines catalogus prae- 


oo 





144 Mechtsgeſchichte. 
scriptionum (aͤhnlich der befannten Schrift des Euftathius) 


. Zweifelt er, weil es an einem Anknuͤpfungspunkt fehle. Dieſer 
wiidgte aber darin zu finden fein, daß dieſer Aufſatz nur eine 


zweite vollſtaͤndigere Ausgabe des Stuͤcks der Rogeriſchen Gum 


ma iſt, wovon Sav. ſelbſt (CAnhang VII. 4.) den Anfang gibt. 
Die Vergleichung mit der Hodfdr. zeigt dieſes nod deutlicher. 
Won der Schrift de dissensionibus dominorum werden nut 
* one {don befannien ‘Busgaben ma cage 


Leber Albericus S. ion t. ſind Sartis Angaben berate 
Seitet, mit Aublaſſung der Vermuthung, daß er mit Hugo ver⸗ 
wandt (ei. Dieſe hat dod) wohl eine kleine Wabhrſcheinlichkeit 
dadurch (was Garti anfuͤhrt, von Sav, not. 32. wol nicht 
vollſtaͤndig beachtet), daß dieſer Name in Hugos Familie bors 
kommt; und aud) weil er das Diftinctionens Werk, gleicdfam 
ein ererbtes, fortſetzte. — Seine Sigle Al. gab wobl gu ber 
in ſpaͤterer Beit haufigen (ſ. Mod. leg. abbrev. in iure). Ber 
anbderung feines Namens in’ Albertus Veranlaſſung. — Die 
durchaus unruͤhmlichen Unefdoten aus feinem Leben ftellt Gav. 
bollftandiger als Wndre gufammen, — Wi. Schriftſtellerei be 
fiand auffer gwei Diftinctionen;Sammlyngen, wovon bei Hugo 
die Rede war, in Gloffen, die, nad) Biener, bei den Novel 
Ten eine’ Hauptquelle far Accurſius bilden. Nachweiſungen und 
Preben aus faſt allen Theilen gibt Sav. Ich fann hinzufuͤ⸗ 
gen, daß Albericus aud) lehnsrechtlicher Gloſſator ſcheint gewe⸗ 
fen gu fein, indem id) in der Tuͤbinger, Hoſchr., welche Roge⸗ 
rius summa. enthalt, bei einem lebnredtliden Werke, welches 
zu unſern libris feudorum im Perhaltnis ‘von Bearbeitung 
oder Quelle zu ſtehen ſcheint, zwei Gloſſen mit der Signatur 
Al. bemerkte, deren eine, zu I Feud. 1. §. 3, Aliter in cu- 
ria Mediolanensi jegt im Texte gelefen wird. Genauere Uns 
terſuchung diefer Handſchrift von einem des Lehnrechts kundi⸗ 





| 
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Savigny, Geld. des Rips. Rechte im M. A. ae BO. 4 


gen Gelehrten, ie nicht lange unterblejben smbats, tant, bie 
deicht 34 interefjanten. Refultaten. fuͤhren. —— 
F Daß Aldrigus, wie man wegen der Namen boli i 
aleicher Zeit leicht annehmen koͤnnte, nicht eine Perſon mit, ui 
Aericus, wer, wird; S. 199. f. bawptfacblich aus, ungedrydte 
Gloffen, me beide neben ecinander vorkommen, bewieſen. © 
sor ſchwarlich, Serif eer, _ dude die ajnfabeungy: Andrer fi 
auf — Porleſungen bezieben koͤnnen. 

Bei Withelmus de Cabriano (S. 204. 9 bat ned 
pain Ueberriaſlimmung don Zeit unp Namen, Saxrtis Verm 
thang, er, fei in ſpaͤterer Zeit Erzbiſchof von Ravenna eepeles 
einige Wahrſcheinlichkeit. Gloffen von ihm swerden- nadgewi 
fea, und Proben gegeben; (fie finden, fid auch in Dig. ve 
Palat. Vatic. 787) die Aber. den Godeg, welde er, Casus nant 
te, find beſonders oft, gebraucht, fen yon, Odofregus: aber b 
merkt, daß fie nicht Casus, fondern wobre Commentarien ſeier 
Noch wird, aus hendſchriftlichen Gitaten, eine — oe 
aum Dig, povum, nadgewiele je 8 

Odericus wird. nur bon. Andern, etwa que — Bo 
Aefangen, citirt, war ſchwerlich ſelbſt Schriftſtelleer. 
11 Gin wichtiger Gelebrice iſt wieder Placentinus, iͤber de 
Sav. (Si2ingfh)-ans genauer Kenntniß ſeiner Schriften, g 
wucter und ungedruckter, manches ſchon fruͤher Behandelte g 


nauer feſtſtet, manchee Nene gibt. Gals Nome, wie er ſelb 


in: ciner bisher-dbes(ehnen Stelle ſeiner Eſhriften faat. von fi 
(het: Vaterſtedt hergenommen, degwindes die Vermathung, de 
jer Hom njedzigem Stande war, jndem zahſt ſchwerlich (ein u 
ſpruͤnglicher Name gang verſchwunden wore, Der gewoͤhnlich 
Annahme, er fei Aehiler des Maytinindy: werden Gedmoe-ente 
Gengtſetzt, die faſt her auf Bulgarus ſchließen legen,....D. 
Meſultal iſt, daß man, wie wohl sr einigermaßen als Mofian 
uuſehen ik (aad ſeinen Schriften), -feingy Rebeer nie. tery 


Keit. Zeitſchr. II. 1. 10 


— 


— ectsbeſcichte. 


Seine Wanderungen als Lehrer, von Mantua nach Bolognaä, 
Montpellier, Bologna, Piacenza, Montpellier, werden aus zum 


: 'Thett Hier zuerſt gedrudten Quellen und genauer Auslegung der 


{cou gedruckten ſorgfaͤltig nachgewieſen; ſo auch der zufaͤllige 


Umſtand, welder ſeine Ernennung gum Biſchofe hinderte. Dann 


folgt eine, aus genauer Kenntniß geſchoͤpfte, ruͤhmende Schilde— 
rung des Werths ſeiner Schriften, in denen ſich ein achtend⸗ 
werther wiſſenſchaftlicher Geiſt und nicht unbedeutende VBefannt- 
ſchaft mit den alten Schriftſtellern, beſonders Dichtern, zeige; 


aber aud cin uͤbertriebnes Selbſtgefuͤhl und ſchneidende Ast uͤber 


Andte zu urtheilen. In ſeiner Schriftſtellerei ſcheint ſich aufe 


ſerdein noch beſonderes ein Auſchließen an Bulgarus und Roge- 


rius gu’ offenbaren (die er auch in der Summa Codicis eingty 
gebraucht), indem er des Erſtem Commenttar des Pandekten⸗ 
Titels de reégulis juris vermehrte, und dem Letzten ſeine Haupt 
Schriftſtellerei, Summen, nachbildete. Freilich geſchah dieſes 
nicht wie von einem Rachahmer, ſondern init Dervollfommelis 
der Racheiferung. Go in den Summen; fo in vee Art wie ar 
die Turisprudentia redend einflibet, was von Mogeriusiauf cine ſehr 
nuͤchterne, bon Placentinus, in der bei Gav, zuerſt gedruckten 
Vorrede zu dir summa de actionibus, mit’ dal Phantaſie und 
in Blbender Sprache geidiegt. — Wad! Garti-S, 69. Aber 
Placenfins:- Cober und Tadler bemerkt, mbðgte man aud). wins 
ſchen genauerausgefabrt gu feben, Go iviel {heint fdon-asw 


Bartis Anfahrungen hervorzugehen, daß die Emmoniſten mehr 


G18 ble Civiliſten ihn anerlennen: in guter Uebereinſtimmung 
damit, daß er reli faner a qu ein: ſchein. hit oben 
oe: — 
“Bon Blac, ' exguingains sparen bie toni, weil eg: — 
——— ſchrieb, wohl das“ winder: Bedeutende. ugu 
den Nachweiſungen und Proͤben, die Gas; aud hier gibt, find 
ety · betzufgen zwei Juſtitukkonen · Hoſchr. ſ. Prodrom. edry. 


an | on 


| 





a ren et NN aR Oe SE et 


. . i i 
Savigny, Geld. des Rim. Rechts im M. A. gr BY 147 
ur, S. 236.8. — Ueber ſeine Schrift de varietate actionum 
ieine forgfaltige Unterſuchung, die ſich .an die reichlich aufgezaͤhl⸗ 
ten. Ausgaben, welche alle aus einer Handſchrift gefloffen find, 
zweckmaͤßig anſchließt. Aus einer Parifer Handſchrift wird die 


| dn den. Ausgaben feblende Vorrede im Anhange gegeben, unp 


daraus Placentins u. A. haͤufige Citate einer summa incipiens 
‘com. essem Mantuae, odes summa Mantuana als, hierher ges 
porig feſtgeſtelt. Dann wird aus der Parifer Hoſchr., bie nur 
zwei Buͤcher enthalt, aus’ Diplovataccius Beſchreibung ver Schrift 
als einer fleinen, aus dem Snbalte, und ſelbſt aus der Art, wie 
der erſte Herausgeber don fetner Hoͤſchr. ſpricht, nachgewiefen, 
daß nur die erſten zwei der gedruckten 6 Buͤcher dieſe Placen⸗ 
tiniſche Schrift bilden; dann aber von den andern 4 Buͤchern 
gehandelt. Die 8 eyſten Titel des zten hatte Sav. ſchon oben dem 
Bulgarus vindicirt: aber die folgenden, mit dem Anfange cum 
gecundum diversitatem actionem et diligentia- desideretur 
et negligentia puniatur, ‘worin ohngefaͤhr in der Ordnung der 
erſten beiden Bacher erſt bei dinglichen, dann bei perſonlichen 
Klagen von culpa, nachher aud) bon mora gehandelt wird, 
fonnten gang gut einen Whang gu Placentins Klagen-Werke 
bilden, “fo: daß in Nicol, MRbhodius: Handſchrift, wie micht felten. 
vorkolnnt, die Balgariſche Schrift? de. judicüs fehlerhaft zwi⸗ 
‘fen geſchoben waͤre. Daf, wir es ſcheint, diePariſer Hdſchr. 
nichts davon hat, ſteht dem nicht im Wegen indem gar wohl 
dieſer Auhang bald ausgelaſſen, bald mit:: abgeſchrieben ſein 
Rounte..— Vom Aten Buche der Ausgabe finde: id. die Vor⸗ 
rede gewiß genug in der aͤltern Straßburger Inſtitutionen Hoͤſchr. 
wie meine Auszuge aus derſelben zeigen, indem Unfangsworte 
und Inhalt genau uͤbereinſtimmen. Der Zweifel, welchen Sav. 
daran aͤußert, berubet auf einer. Verſchiedenheit ber Wnfangs- 
Morte, dle et. ans meiner Mittheilung angibt, welche· aber 
ſelbſt aud irgend einem — herborgegangen fein; mug, Ue 
404% 


- r : A * 





148 KRechisgeſchichte. ⸗ 
brigens paßt dieſe Vorrede ſchlecht zum Alten, deſto beſſer gts 
ben erſten 8 Titeln des dritten Buchs, welches ſich an den 
Schluß der Vorrede, sive iudex .4 sive causidicus ...mit 
feinem de ‘arbitris et iudictbus .. de advocatis unmittelbar 
anſchließt. Betrachtet man nun auch den Inhalt der erſten 6 
Titel des dritteu, und den bes. vierten Buchs, deren erſte faſt 
blos Hon den im Proceſſe vorkommenden Perſonen, bas lege 
bom Materiellen des Procelfes handelt, fo iſt die Bermuthung, 
daß beide cin Ganges bilden 1) die Borrede des 4ten Buches, 
1) B. 3. F.1—-8,, 5) Bud 4. wohl nicht gu gewagt. Denn 
foldje Unordnungen fommen in Hdſchr., fei es aus Sduld- dex 
Budhbinder oder Abſchreiber, befanntlid) nidt felten yor; urd 
Sav. Annahme B. 3. und 4. feien gwei verſchiedne Werke 
fiber den Proceß, ſteht entgegen, daß jedes derfelben ded) gar 
gu mangelbaft ware, indeffen fie fid), nady der bier Dorgettag: 
nen Bermuthung, gegen(eitig, ohne Wiederholung, ergangen. 
Natuͤrlich ift indeFfen gu wuͤnſchen, daß fid) mehr hierher gehoͤ⸗ 
rige Hoſchr. finden, um die borgetragne Vermuthung gu widers 
legen’ oder gu beflatigen. Dag in der Pasifer Handſchr. (S. 
Sav. S. 105. 6.), dex Lert de8 Sten Buchs fic), mit BWuslafe 
ſung der Vorrede unmittelbat einer Dedication anfdlieft,, und 
bom dierten nichts folgt, fann, da in den Eingaͤngen«lche va⸗ 
tlirt wird, und. oft eine Schrift nur Theilweiſe abgeſchrieben 
‘wurde, nod nicht fie widerlegent gelten, Ym Falle der Bee 
‘fldtigung waͤre fuͤr die geſchichtlichen Proceßſtudien, vom Dpite 
telalter. her, eine fine alte Grundlage, an einem einigesmagen 
umfaſſenden Proceßwerke Hes  quégegeidyneten Bulgarus .gewoye 
‘nen, — Pom gies Bude, de SCtis: find dxei Handſchr., zwei 
mit, aber verſchiednen, Borveden,: machgewieſen, Die eine dere 
-felben in ter Tuͤbinger Hoſche, nag. Rogerid suguna Codicis 
Endpft an dieſe an, woraus eine: Vermuthung fir Rogerius als 
Werf. emaftebe, — iſt aud. denkbar, daß * Vorrede 


$ 





» 


Sadignd, Geſch. des Rom. Rechts im M. a. ar Bd. 149 


vom Schreiber Ser Tuͤbinger Hoſchr. herruͤhrt, welder aus der 

bon einem. andern Verf. herruͤhrenden Schrift einen. Auszug, 
mit Weglaſſung der in Rogerius summa: (don. vorkommenden 
Scte, fuͤr ſeine Hoſchr. machte. Sade, daß Sav, die ane 
dre Vorrede nicht gibt, in der: leicht cin Grund fuͤr die eine, 
aber andre diefer Vermuthungen enthalten fein koͤnnte. — Das 
6te Bud, de accusationibus, woven 2, nur eingelne Stide 
liefernde, Hoſchr. nachgewieſen werden, [apt nod) weniger eine 
Vermuthung dber den Verf. zu. In der Tuͤbinger Hoſchr. fine 
bet ſich nur cin herausgerißnes Stuͤck, was einigermaßen gegen 
die erſte der beim 5ten Buche-aufgeftelten Bermuthungen ſpre-⸗ 
gen moͤgte — Den Schluß diefer Unterfudung maden- Bee 
merfungen Aber Alter und Wichtigkeit der Placentinifden Schrift 
de dctionibus, welche letzte, als der erſte Verſuch das Roͤmiſche 
Recht unabhaͤngig von der Ordnung der Quellen zu hearbeiten, 
wohl etwas zu hoch angeſchlagen wird, indem doch Bulgarus 
Schrift uͤber den Proceß eine aͤltere aͤhnliche iſt. 

Von der summa Codicis werden 6 Hoſchr. und 1 Aus⸗ 
gabe nachgewieſen, die aus einer ſehr ſchlechten Hoſchr. gefloſſen 
zu fein ſcheint. Mus den Hoſchr. gibt Gav. eine Vorrede, 
weist andre daraus gu nehmende Ergdngungen nad, und geigt 
an Beiſpielen, wie haͤufig der Tert aus ihnen berichtigt wer⸗ 

den koͤnne. Dann folgt Wuͤrdigung des Buds und ſeines Ver⸗ 
| haͤltniſſes zu andern; wovon id) das Eine aushebe, daß dieſe 
Schrift beſonders hohen Werth habe wegen umfaſſender Kennt⸗ 

| nig des Stoffs und vielen wiſſenſchaftlichen Sinnes, welches 
Urtheil mit Beiſpielen uͤberzeugend belegt wird. —-Bon der. 
' Summa Institutionum 4, Handſchr., 3 Ausgaben, Zeit» und 
Werth⸗Beſtimmung. Die Hoſchr. haben Borrede und Ginleiz 
tung, die in den Uusgaben fehlt. — Won der nur angefange 

_ wen Summa trium libr. Cod. 2.Hoſchr. und viele Ausgaben 
Gait 230), — Die Jufige gu Bulgarus ad tit. d. reg. iuris 


\ 





/ 
150 — Rechtsgeſchichte— 
tragen hauptſaͤchlich Ausnahmen und Parallelſtellen wad. — 
Endlich nod) Notizen von allerlei kleinern Schriften bes Plax 
centinus, bauptfaͤclich aus ſeinen eignen Citaten. Unter dieſen 
ſind aud) Carmina, nad ben davou gegebnen Proben eben fo 
ſteif als die noc jetzt hie und da vom Mittelalter her circuli⸗ 
renden Gedaͤchtniß · Verſe, fo daß ex deren Haupt · Verfafſer fein 
koͤnnte. Gin ſteifer Verſemacher war er freilichꝛ aber auch Cie 
ceros Verſe ſind ja viel weniger gut als ſeine Proſa. 
_. Henricus de Baila, ein wenig bedeutender Mann, 
Lon dem Gloffen, aud eine Spur, daß ex vielleicht de actio⸗ 
bus geſchrieben hat, nachgewieſen werden. 
ueber Joannes Bassianus dußere Verhaͤltniſſe it aus, 

einer bisher ungedrudien Gloſſe gegeigt, daß ex cine Seitlang 


- in Mantua lebte und tort aud fried. Als Gelehrter geichues 


te er ſich durd das Beftreden aus, (eine Gedanten in gedrdngs 


ter Ueberſicht mitguibeilen, was ibn gu ſinnreichen Crfindunges | 


fibrte, aber aud) zuweilen dunfel werden lief. Auch von ihm 
werden’ Geffen nadgewiefen, und Proben gegeben. (Sie finden 


ſich aud im Dig. vet.. Bamberg 1,6. Leipg. Paul. 876 Man⸗ 


den sign. 187-235, Turin 333 B, Batic. 1408, Douay 614, 
und mebrern, Fnftiutionen Hoſchr. ſ. Prodr. ©. 233—239.) 
— Yon der fir die Gefdidte des liber. Authenticorum before 
ders widtigen Summa Auth. werden 4 Hoſchr. nadgerwiefen, 


und bie altefte Ausgabe (mit Azo). — Bom arbor actionum 


5 Hoͤſchr. und 1 Ausgabe. Die finnvethe Einrichtung wird 
genau beſchrieben, was um deffo dantenswerther ift, je feltner 


fid diefe Arbeit findet. Die Summa mit dem Anfangsworte 


Quicumque vult, einige proceſſualiſche Fragen behandelnd, wird 
in zwei Hoſchr. ee et im Anhange abgedbrudt, um 
bie fonderbaren Mißverſtaͤndniſſe, welde in Begiehung auf die⸗ 
ſelhe eingetreten find, gu heben. Einigermaßen dunkel bleibt 


immer tod) was Odofredus, ſtark ſchmaͤhend, uͤb er ſie ſagt, es | 


( 








- Gavigny, Mele. des Nom. Neches im M. Mgr Bd. 151 - 
nec) man nur durch dfe Annahme, daß er den den geheimen 


Beweggruͤnden dieſer Schrift und dem, was dabei geſprochen 


‘fai, sede, die Vermuthung wird befeitigen koͤnnen, daß er cine. 
andre Stebattion derfelben or ſich hatte. — Nod von 8 an⸗ 
dern Schriften dieſes Gelehrten, die bisher nicht aufgefunden, 
wird Nachricht gegeben. Wurden ſie etwa wenig abgeſchrieben, 
weil ſeine Anſichten beſonders reichlich bon Accurſius angers 
men find? 

. Pillius auſſere Rebensverbdltnise werbden groͤhtenthells 
= Sarti dargefiellt; fein Geburtéort, Medicina, durch ges, 
naue Kritik der betreffenden Stelle erſt gang felt begruͤndet; 
aud durch genaue Aublegung ber Haupiſtelle, Sartis Vorwurf, 
als ſei ex hei ſeinem Umguge mad Modena meineidig ian Boe 
logna geworden, beſeitigt. Die Chronologie ſeines Lebens if 
nod) Zweifeln unterworfen. Gah, will, daß fen Umgug nach 
Modena nicht. nach 2182 falle, weil er ia diefem Jahre das, 
ſelbſt ale Zeuge vorkommt. Dem ſteht aber entgegen, daß et 
in ſeiner Selbſtbiographie den, offenbar ſchon verſtorbnen, Pla⸗ 
centinus ſich erſcheinen laͤßt, in der Zeit, in welcher ex um des 
Eides willen in Modena ohne Vorleſungen war, d. h. in den 
erſten zwei Jahren ſeines dortigen Aufenthalts; Placentinus 
aber 1192 ſtarb. So wird vielmehr angenommen werden muͤſ⸗ 
‘fer, daß ex erſt nach 1190 Bologna verließ, und als Zeuge in 
Modena bei einem gelegentlichen dortigen Aufenthalte auftfat 
(wie umgekehrt in Bologna 1207, gu einer Zeit, wo er in Mo⸗ 
dena wohnte). Hiermit ſtehen auch die ſonſtigen Angaben, wel⸗ 
che man uͤber den Anfang(von Pillius Lehrthaͤtigkeit in Bolog⸗ 
na und von dem allen. nen auftretenden Lehrern auferlegten Ei 


de hat, in. hinlaͤnglicher Ucbereinftimmung, fo namemlich dag 


, Pillius auc) nicht fange nad) 1190 nad Modena gegogen fein. 
‘ Faun. Schwer laͤßt fich mit dieſem Allen vereinigen, daß ſchon 
1169 ein Pillius de Medicina als Zeuge vorlommt, indem er, 


- 


i a“ 


a Rees geſchichted 


wenn nan fin ba auch nur ein Alter von 20: Jahren beilegt, 
doch 1190 nicht mehr; wie⸗ er“ſich nennt, iuvenis ware: abet 


kann nicht dieſer Zeige: tin Audrer geweſen fen? — Als ſchrift⸗ 
ſtelleriſche Eigenthuͤmlichleit kann man nicht, mit Sarti, ge⸗ 
ſchmackvole Behandlung nennen, indem ihm dieſe nicht mehr 
als ſeinen Vorgaͤngern eigen iſt; Sav. hebt dagtgen mit gu⸗ 
tem Gruude hervor einen hohen Grad von Selbſtgefaͤlligkeit, 
und die gang vorherrſchende Form von Frage und Wntwost, 
Befouderd die des Geſpraͤches zwiſchen der Jurisprudentia und 
ſich. Wie ex dieſe dem Rogerius entlehnte, fo -faan leicht and: 
einmal ein Andrer fis Beiben nachgemacht haben, fo daß Sav. 
wohl etwas 3u weit gabt, wenn er diefe Form allein als Bee 
weis will gelten laffen, daß etwas von Pitlius (ei; blos als. - 
wichtigen Unterſtuͤtzungsgrund wird man. 8 gelten laſſen fone. - 
nen. Bon Schriftſtellenei werden zunaͤchſt Gloſſen nachgewie⸗ 
ſen und Proben berfeloen!: gegeben. (Sle finden fid aud im 
Dig. vet, Lips, Paul. 876, untergeidmet pi und s. (secun+ 
dum pi.) Dann folgt eine genaue Unterſuchung Aber (eine 
quaestiones, disputationes, brocarda, bon denen nad) Gitafen 


und Beſchreibungen befonders des Diplovataccius, der fie vov 


fic) gehabt haben muß, fefigefegt wird, daß disputationes 


und’ brocanda verfthiedne Titeh-derfelben Schrift, die quae- 


stiones eine Sabon verſchiedue Arbeit feien, Won den Qudftios 


nen werden 5 Hd(dr. und eben fo viele Ausgaben nachgewie⸗ 


fen, deven erſte die Grundlage aller folgenden, aus zwei Hdſchr. 
gearbeitet, febr berftandig angelegt iff. Von den Disputatios 
ten find bis jest weber Hoſchr. noch Ausgaben gefunden. — 

Bei Pillius Fortſetzung see summa trium librorum Codieig 
wire das eingemifdte Fremde bezeichnet. — Bon der Schrift 
de ordine ludiciorum werden drei Hoſchr. und eine Ausgabe 


aufgefuͤhrt, wad jene mehr haben (Vorrede und Eintheilung in 


bvel Bacher) nadgewiefen; aud bas Verhaͤltniß dieſes Werles 











Garigny, Geld. hes Rote. Nees im M. A. gr B. 163 


zu Dor’ fleinen Schrift des Johannes mit den Mnfangswortenr 
Quicumque vult, und einer andern, welche, mit den Worten 
cum essem Mutinae-anfangend, in einer Pariſer Hdſchr. ſich 
ſtadet, wo ſie dem Otto zugeſchrieben wird. Beide find naͤm⸗ 
lich, umgearbeitet, in jenes Werk verſchmolzen. Gab. will, 
daß dieſe letzte Schrift von Pillius ſelbſt fei, ſowohl wegen des 
Aufenthalts in Modena, als wegen der auch hier ſich findenden 
Form der Unterredung mit der Jurisprudentia. Hieran moͤg⸗ 
te ich zweifeln, indem wer regelmaͤßig in Modena lebt, wie Pil⸗ 
Hus ſeit ſeiner Verpflanzung dorthin, ſchwerlich cum essem Mu- 
tinae ſagen kann; die angegebne Dialogsform aud von wenig⸗ 
ftens einem andern Schrifiſteller angewandt wurde; und Pils 
fins, wie das Verhaͤltniß ſeiner Schrift gu der erſten Abhands 
flung zeigt, Fremdes mit dem Seinigen zu verſchmelzen nicht 
verſchmaͤhete; wegen welcher Gruͤnde am wenigſten von einem 
ausdruͤcklichen handſchriftlichen Zeugniſſe ſollte abgewichen wer⸗ 
en. — Von ſeinen Diſtinctionen, ſeinen lehnrechtlichen Schrif⸗ 
ten und andern, die man ſaͤmmtlich noch nicht gefunden hat, 
werden die von Andern gegebnen Nachrichten aufgefuͤhrt. 

Bon Cyprianus wird. unter Andern als Sigle Cy mit 
gutem Grunde nachgewieſen. Der Modus leg. abbreviatur 
gibt freilidy diefem die Bedeutung Cynus: aber der altere Gee 
lehrte war gur elt der Abfaſſung dieſes Buches wohl (don 
groͤßtentheild vergeffen. Geine Gloffen werden nadgewiefen und 
Proben davon gegeben. (Sie fommen aud) bor in Dig. vet. 
Minden sign. 187—235, und beſonders haufig Leipzig, Paul, 
876, bier fo geg. daß zwiſchen Cy oder Sy Zweifel bleibt). 
Dieſe Gloffen geben auch Notizen von unglofficten Novelten, 
entbalten Wuthentifen gu den 3 letzten Buͤchern und anderes 
Merfwirdige. Ob daraus die, ſehr eingelne Nachricht, er id 
eee verfaͤlſcht, gu erflaren iſt? 7 

S. 513. ff. wird das Mndenten des Galgosius, eines 


{ 





154 | Rechtsgeſchihte. , 
bon den neuern Literatoren vergeßnen Mannes, aus gedruckten 
und ungedruckten Nachrichten wieder aufgefriſcht. Dieſe alle 
lauten nachtheilig, indem Hagolinns, Accurſius, Rofredus, Ue 
bericus von Roſate ihm; Hugolinus ihm und Cyprianus die 
eigne Verfertigung von angeblichen Geſeten vorwerfen. Die⸗ 
ſes ſagen ſie theils gelegentlich im Allgemeinen, theils bei einer 
Stelle der Lombarda und ein paar Stellen des Coder, von 
welden die eine in Hoſchr. ſelten iſt, in den gewdpnlidven Buse 
gaben feblt; die andre C. II], 12. de feriis 1. 2. in Hdſchr. 
theils fehlt (ſo auch in der Stuttgarter) theils ſich findet (fe 
aud) in einer mir gebdrigen), und in den gewoͤhnlichen Ausga⸗ 
ben durchaus ftebt. Bon diefer fonnte Savy, den. Urſprung 
nachweiſen: fie ift aus zwei Stellen der Weſtgothiſchen Inter⸗ 
pretation gum Cod. Theodos. zuſammengeſetzt, — Bei dieſen 
auffallenden Dingen entſteht der Wunſch, ihren wahren Zuſam⸗ 

menhang genauer zu uͤberſehen. Fragt man dabei zunaͤchſt nach 
dem Zeitalter des Mannes, welches fuͤr die richtige Wuͤrdigung 
des Ganzen von Wichtigkeit ſein kann, ſo laͤßt ſich mit Be⸗ 
ſtimmtheit nur annehmen, daß er nicht juͤnger als Hugolinus 
iſt; mit Wahrſcheinlichkeit, Slice als Cpprianus, indem ibn Hus 
golinus gor diefem nennt: aber von der entgegengeſetzten Seite 
findet ſich gar nichts Begraͤnzendes, fo daß nicht unmoͤglich waͤ⸗ 
re, er habe gleichzeitig oder ſelbſt vor Irnerius gelebt. Fragen 
wir weiter, in welcher Abſicht die angebliche Verfaͤlſchung ge⸗ 
ſchehen fei, fo folgt auß dem Unwillen der alten Zeugen keines⸗ 
wegs boͤſe Abſicht, die auch bei dem Inhalte der angefuͤhrten 
Stellen: faum denkbar iſt. Hingegen gibt die eingige Stelle, 
“welder nachgeforſcht werden kann, Veranlaſſung zu der Verx 
muthung, daß Galgoſius in dem Llobenswerthen Eifer, das Cor- 
pus iuris zu vervollſtaͤndigen (etwa ſo wie im 16ten Jahrhun⸗ 
derte Contius) gu weit gegangen ſei, und nicht mit der gehoͤri⸗ 
gen Kritik verfahren habe. Wie leicht konnte aber dieſetß in 

















Savigny, Sel. des Rm. Rechts im M. A. qr Bd. 55 
jenen Seiten einen Gloſſator begegnen, dem etwa der Weſtgo⸗ 


thiſche Cod. Thead. in die Haͤnde fiel! beſonders wenn er frie 
her lebte, in einer Brit, die mabe grangte an die, wo Geiſtli⸗ 
de in ihre Gammlungen Roͤmiſches Recht in jeder Form, auf⸗ 
gunebmen pflegten. Schade, daß nidt vor Wien Sav. ſelbſt 
bleſe Puntte unterſucht hat! 

Otto’s Gloffen finden fid) aud im Dig. vet. Bamberg 
I, 6., Rom Palat, Vatic. 737; und im Coder, Stuttgart. Bon 


feinem, Ordo iudiciar. weist Gav. 2 Hoſchr., freilich ohne 


Ramen bes Verf., Sagegen mit den im Bude citirten Beweis⸗ 
ſtellen und dazu gehdrigen Sloffen; und 4 Ausgahen mit Ras 
men des Berf. abel ohne Verdeisfellen und Gloſſen nad; zwei⸗ 


felt aber nicht, daß Eins aus bem Andern gu ergaͤnzen ſei. 


(Daf man vom erſten Herausgeber Aber die Beſchaffenheit ſei⸗ 
ner Handſchrift nichts erfahre, ſollte wohl heißen, faſt nichts, 
indem die Vorrede es an einer Klage uͤber ihre Schlechtigkeit⸗ 


exemplar non undequaque sibi constare, nicht fehlen laͤßt). 


— Ein paar Ottoſche Diſtinctionen, in der bei Hugo erwaͤhn⸗ 

ten Sammlung und Aehnliches wird kurz beruͤhrt. 

- on Lotharius und Bandinus werden Gloſſen nade 

gewieſen; ; des Letzten Hoſchr. vom Dig. vet. wat ben Gloſſa⸗ 

_ toren wegen Lesarten wichtig. 

Bei Burgundio wird als unerklaͤrlich der Beiname Ber- 

nardus Cremonensis in einer Bamberger Hoſchr. angegeben. 

Die eigne Anſi cht der Stelle in dieſer Hoſchr. translatum Pi- 

sis a Burgundio Bernardo. Cremonensi gibt mir die Ver⸗ 
muthung, daß diefe Worte gar nidt gu Burgundio gebdren, 


, fondern den begeidynen, fir weldyen Burgundio die Ueberfegung 
” madhte: Sab. gibt ein großes Verzeichniß von Ueberſetzungen 
Burgundios aus dem Griechiſchen, mit Bezeichnung der Hand⸗ 
ſchriften, welche ſolche Ueberſetzungen enthalten. Aber dieſe alle 
ſtehen von Jurisprudenz weit ab. Was fuͤr dieſe Burgundio 


156 Mechtsgeſchichte. 


gethan, rediicitt ſich ‘auf-febr Weniges. Von den Novellen 
kann bei ihm nicht die Rede fein; indem ex, wie Sav. aus 
der C(handſchriftlichen) Borrede einer ſeiner andern Ueberſetzun⸗ 
gen nachweist, in der Meinung ftand, daß das Latein der Noe 
vellen Hon Fuftinian felbft herruͤhre. Auch im Coder und den 
Inſtitutionen ift feine Spur feiner Thatighett. CDort fand Hach 
den uͤbrigens gang unbefannten Petrus de Cordona einmal alt 
Ueber(eger aufgefuͤhrt). Selbft in den Pandekten ſcheidet Gav. 
bie vielen Modeſtiniſchen Stellen des 27ten Buches aus, von. 
denen Ucurfius glaubte, dag Modeſtin ſelbſt fie Aberſetzt habe, 
und wogzu es (don Irneriſche SGloffen gu geben ſcheint; pie dar, 
her in frober Zeit von einem gang Unbefannten uͤberſetzt gu- 
fein ſcheinen. (So neu diefe Vebauptung if, fo cidig mag 
fie fein: dod) ware gu wuͤnſchen, dag gu ihrer voͤlligen Befla- 
tigung oder etwaigen Beridtigung alte Hoͤſchr. des Infortia- 
tum hieroͤber forgfaltig verglidben worden, was in Beziehung 
auf diefen Punkt S.as. nicht (Heint gethan gu haben). Da, 
hingegen eine Reihe andrer Stellen nicht von Bulgarus oder 
Bergolinus, ſondern von Burgundio uͤberſetzt iſt, wird, auſſer 
den bekannten allgemeinen Gruͤnden, nod durch eine Reihe von 
Signaturen in Hoſchr. bewieſen. Die Erwartung, daß Gav, 
aus ſeiner ausgebreiteten Handſchriften⸗-Kenntniß bei dieſer Ge⸗ 
legenheit die geſammte Art, wie im Mittelalter das Griechiſche 
in den Pandeften behandelt worden, wohin Gehdriges Clossius 
descript. codd. Dig. vet. p. 131. sq. bat, einer Pruͤfung uns 
terworfen hatte, ift leider nicht in Erfilung gegangen. Die 
Vergleichung deffen, was er / gibt, mit dem von Cloffius Ausge⸗ 
fäͤhrten beſtaͤrkt mid) in der Anſicht, daß man eigentlid und 
hauptſaͤchlich in diefen eingelnerr Stellen da8 Griechiſche ſelbſt 
wollte, weldyes fidy nur durch die Ungeſchicklichkeit der Ubfdreis 
ber nad) und nad) verlor; und daß blos bier und da wo man 
gerade cine Stelle befonders gu verſtehen wuͤnſchte, Befiger von 
‘ — 








‘ \ 
Savigny, Geſch. bed Nom, Rechts im M. A. ar Bb. 257 


Hoſchr. (3. B.Bernardus Cremonensis, ſ. oben) den Bur⸗ 
gundio (vielleicht auch Andre) veranlaßten eine Ueberſetzung zu 
geben; die dann etwa wie beſonders wichtige Gloſſen, etwa 
ben Authentiken gu. vergleichen, behandelt wurden; daher man 
ſie ſo oft aur am Rande findet. 


Ueber Vacarius erhalten wir eine ſehr lichtvolle Erdrte⸗ 
thing, hauptſaͤchlich nach Wend. Die Zahl der Hd(hri von 
Bacarius widtigem Werke ift um eine vermehrt, die Ne llee 
in Bruͤgge fand. Der Titel de8 Werks wird etwas genauer 
als bon Wend beſtimmt (liber, nicht libri). Zu naͤherer Cha⸗ 
tafterifirung des Schriftſtellers und feines Werkes hatte moͤgen 
nicht Abergangen werden; was Wend S. 152. mit vieler Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit von ſeinem Berhaleniffe zu den Gelten beibringt. 


Bon der durch Bacarius, geſtifteten Orxforder Schule weist 
Sav. verſchiednes bisher Ueberſehnes nach: den, wahtſcheinlich 
aus Vacarius Werke entſtandnen, Namen pauperistae; einen 
in den neuern Gloſſen zu dem Werke vorkommenden Namen 
Robertus, der einem Nachfolger von Vacarius an dieſer Schu⸗ 
le gehoͤren mag. Ihr gehoͤrt auch der gelehrte Joannes Sa~ 
resberiensis an, deffen Schriften, namentlid) fein Policraticus, 
bier in Beziehung auf den darin vorfommenden offendar Cine 
ſichts vollen Gebraud) des Roͤmiſchen Rechts trefflich charakteri⸗ 
ſirt werden. Andre minder bedeutende Nachrichten Aber Eng⸗ 
laͤnder und Franzoſen jener Zeit, welche das Roͤmiſche Recht 
kannten oder als Renner deſſelben betrachtet ſi nd, wie auch aber 
Romiſchen Rechtsunterricht in Paris, und Verbreitung des Roe 
miſchen Rechts nach Itland Gueen den eienittchen Lert bide 
ſes Bandes. 


Ben den Stobinger: iſt ſchon gelegentiign bie bide gew⸗e⸗ 
ſen. Die darauf folgenden reichlichen Radtedge zu den erſten 
drei Vnden fonnen - —— nls ins Gingelne bineip 


Ragu, ewes en aie 9 


ili, 





/ 


158 | WRechtsg eſch ichte. a 
verfolgt werden. (Zu S. 483. Digestum vetus iſt nod) gu 
citiren Clossius descript. codd. Dig. vet. p. 151. sq.) .- - 
Wenden wit, nad) biefer Erwagung deſſen, was uns fo 
reichlich und- (din gegeben worden, den Blick nod) auf die Site 
tin fiegende WUnfoderung an das juriſtiſche Publikum: ſo iſt fie, 
wie bei jedem bedeutenden, neue Bahnen oͤffnenden Werte, tei. 
ne geringe. Wir find hier wohl geladen gu geniefen, und 
ſchon, daß recht Viele nit moͤgen durch den allererſten Cine 
druck abgeſchreckt werden, ſondern ſich die Freude verſchaffen, 
einer ſo tief in das Innere jener Zeit hineinfuͤhrenden, exuften, 
kraͤftigen Forſchung und wuͤrdigen, ſchoͤnen Darſtellung mit ſtets 
ſteigendem Intereſſe zu folgen, iſt ein Gewinn, indem ſolch ein 
Genuß ſowohl durch die Betrachtung deſſen, was, als der, Art, 
wie es dargeſtellt iſt, ſelbſt unbewußt, kraͤftiger und taͤchtiger 
macht. Aber bliebe dabei unſer Geſchlecht ſtehen, ſo waͤrde es 
doch laͤngſt nicht dem trefflichen Geber den rechten Dank bate 
bringen, laͤngſt nidt, was jetzt die Wiſſenſchaft fodert’, Teiften. 
Es foll vielmehr jeder das hier Gebotne bei {einen eignen Let» 
flungen nad Moglidfeit benugen, nicht Wenige, fo wie Ume 
ſtaͤnde und Verhaͤltniſſe es geſtatten, ſich angelegen fein laſſei, 
'dg8, Gegebne und Gingeleitete weiter gu fordern, und fo au 
wieder der grdgern Zahl Derer, welde es nut gebrauchen thd, 
tig. in bie Hande gu arbeiten, Ich erflaré mid naber. Die 
Erforſ chung von Fragen des jetzt geltenden Rechts iſt ſteis Haupt⸗ 
Aufgabe der- Mehrzahl unſrer Rechtegelehiten, Cheoreliter und 
Prattiter, Recht geldst werden fann dieſe nie ohne geldichtlte 
he Erforſchung: daruͤber iſt man jetzt wol einig. Aber die geſchichtli. 
che Bearbeitung muß vollſtaͤndig alle wichtige Seiten der Fra⸗ 
ge behandeln, wenn fie eine wahrhaft klare Erkenntniß begruu— 
ven und fo das leiſten ſoll, was man von. ihe gu erwarfen bes 
‘sechtigt iſt. Wllerdings mug daber: auf das alte Mom: der· ge⸗ 
ſchichtliche Blick vielfach gerichtet werden; aber ja nit det 
dabin, fondern befonders aud auf die Einwuͤrkung des Mittel⸗ 


\ 





Gavigny, Geld. Ses Rdm. Nechts im M. A. ar Bd. 159 
ters, durch welche wir das Alte erhalten haben; der neuern 
Zeit, welche fortgehend modificirend eingreift. Denke man uͤber 
Werth und Guͤltigkeit der Praxis, wie man wolle: die Aufga⸗ 
be ift uns geftellt, auch. ihr in. ipren Hauptfaden gu! folgen, fei 
e& nun, um bas bei. uns geltende Refultat derſelben geborig auf 
‘gufaffen, fei es um nidt unbewußt von ibe auf falſche Wege 
gelettet gu werden. In dieler Beziehung nun, wit wollen’s uns’ 
nicht verbeblen, leiſtet im Durchſchnitte die ietzige, faſt ganz 
dem fruͤhern Alterthume zugewandte, Zeit noch weniger als fruͤ⸗ 
bere Jahrzehnde, in welchen doch regelmaͤßige Gitte war, die 
Literatur der aufgeworfnen Frage mit einer gewigen (oft frei⸗ 
Hid) ſehr Geiftlofen) Vollſtaͤndigkeit gu behandeln, und was Pros: 
rid bet derfelben fei, angugebens bon weldyem Beiden jetzt im⸗ 
mer weniger die Rede iſt. Wir wollen ja nicht das Fruͤhere 
in ſeiner Cinfeitigheit und Geiftlofigteit wieder hervorrufens denn 
wogu elfen trodne Auszuͤge aus 10, 20 Planlos gewaͤhlten, 
oft ſchlecht geordneten und har halb verſtandnen Buͤchern? wo⸗ 
zu die’ bloße off auf. ſehr einſeitige Auffaſſung gegruͤndete Bers 
ſicherung, etwas fei Praxis, gemeine Meinung u. ogl.?.- Uber 
eine verſtaͤndige Geſchichte der Anſichten uͤber eine abgehandelte 
Frage und ihrer Schickſale (Dogmen · Geſchichte), von den An⸗ 
faͤngen der Wiſſenſchaft herunter bis. auf unfere Zeit, allente 
balben Planmaͤßig ‘an der Hand der Tuͤchtigſten jedes Zeital⸗ 
ters fort(dreitend; eine Geſchichte, welche leicht aud) det’ Fas 
ben darbietet fir die Ummandfungen der Praxis in deh ves. 
fthiednen Zeiten: biefe ware ein wichtiges -Crgingungs- Stuͤck 
far jede auf cine fruͤhere Zeit geridptete Geſchichtsforſchung. Sie 
gerade ift es, die jeder, welder Beruf. hat, Aber beſtimmte 
Rechtsfragen nachzuforſchen, ſich gu einer widhtigen Aufgabe 
machen ſollte. Den erſten und zwar einen eben fo wichtigen 
als ſchwierigen Theil dieſer Aufgabe, den welcher in das erſte 
Jahrhundert unſrer Rechtswiſſenſchaft hinaufgeht, zu loͤſen, gibt 


™ 


16D - 4 Rechtageſchichte. 


Gav. Ar Band die beſten Hilfen, indem er das sae - frie 
Maͤnner, ihre Schriften charefterifire und nachweist. We 
fie, mit-diefer Halfe, zu Gebote ſtehen, verfdume nicht, .fidh, mit 
nen befannt gu maden, und, wie die cingelnen Fragen iba 
fabren, gu ihnen guridgufebren, wo er. manchen dogmengy 
ſchichtlichen Unfangspuntt gewinnen wird, der dann durch pie 
ſchon zugaͤnglichern und bekanntern folgenden, Jahrhunderte, fo 
‘piel thunlidy weiter fortgefuͤhrt wetde, Leicht iſt die Aufgabe 
aud jetzt nicht: man muß ſich erſt zurechtfinden in, Anprd⸗ 
nung, Sprech⸗ und Denk⸗Weiſe jener Jahrhunderte, und wisd 
manchmal vergeblich ſuchen, bis hier und da Goldkoͤrner ſich 
zeigen: aber wo ware denn ein wichtiges Reſultat ohne groge 
Muͤhe? und erleidhtert it fie (chon febr, durch die wichtigen UW. 
haltspunkte, welde Gad. gibt. Was hier iin UU gemeinen. Gte 
fagt wurde, gilt’ Borgugsweife den Proceſſualiſten, indem ibe 
Fad, in. weldem die: Praxis vom Mittelalter, her, ſo wichtige 
Gage. gegrindet, ja ganze Lehren neu geſchaffen hat, in many 
chen Begiehungen im 12ten Gabrhunderte , dem an proceſſuali⸗ 
ſcher Literatur aud befonders. reichen, die —— gu neutn 
‘widtigen Lehren erhalten hat. a: a 
Dem Hier gewuͤnſchten und empfobtnen Streben wird. {id 
freilid) oft nod) ein ſehr materielles Hinderniß entgegenfegen, 
der Bier Mangel. Diefem abgubelfen iſt eine andre Aufga⸗ 
be an unſre Zeit. Wem Handſchriften von ungedruckten Bere 


Jen der Gloſſatoren gu Gehote ſtehen, mace fi fie, durch zweck⸗ 


maͤßige Ausgaben; wenn das unthunlich ift, wenigſtens dur 
verſtaͤndig angelegte Auszuͤge zugaͤnglichen. Auch die, (chon .ges 
druckten Bader find gewoͤhnlich fo felten, dag man neue Yule 
lagen derſelben ſehr gu wuͤnſchen bat, die nur, wo es ixgend 
angeht, bafondess bei den aus (dledten Hoſchr. herausgegeh⸗ 
nen, mit Benutzung neuer handſchriftlicher Huͤlfen veranſtaltet 
werden moͤgen; auch fae Sammilungen aus mebrern Hoſchr. 


a VW 


| Eavigny, Geſch bes! Rorn⸗ Rechts im M. A. 4r Bd. 163 


“and andern Werken, befonders um die Gloffen der Bebeutendern 
Gelehrten in moͤglichſter Vollſtaͤndigkeit gu haben,’ iſt ein nuͤtz⸗ 
lider’ Spielraum. Das’ r6te Jahrhundert, dem die jetzige Zeit 
in Manchem mit Erfolge an die Seite tritt, iſt in dieſer Bes 
ziehung dem unfeigen noch ſehr uͤberlegen. Alle Ausgaben Sey 
oben durchgegangnen Schrifiſteller, mit ſehr geringen Ausnab⸗ 
men, gehoͤren ihm an: das unſcige kennt, auſſer dem neuen 
Abdrucke eines Rogeriſchen Werkchens, einzig die Auszuͤge aus 
Bacarius und was Savigny in dieſem Bande, freilich Manch⸗ 
faches, aber, ſeinem Plane gemaͤß, doch nur in kleinen Proben 
lieferte. Es iſt alſo wohl Zeit, daß wir auch hier rhpmliden 
Werteifer wit jener Zeit beginnen. Mber vexſtaͤndig ſei der Bett. 
aifer, das leiſtend was dic oorgeriidte und gufammenbingende 
Einſicht in Weſen und Wichtigkeit jener Zeit jetzt fodert; nicht 
nur Einzelnes, Abgerißnes, ohne gehoͤrige Ruͤckſi dt auf die bere , 
haͤltnißmaͤßigye Widhtigheit Wufgegriffnes gebend, wie es jener 
Zeit wohl vergiehen werden fonnte, Hiervor zu bewahren ift 
Gab, Werk, in weldhem auc hier und da trefflidhe Winke 
unmittelbar in Begiehung auf neve Ausgaben vorfommen, von 
vorzuͤglicher Widhtighcit, —Binemadgig migte mandmal aud 
fein, Zuſammengehoͤriges in Verbindung mit einander gu beare | 
beiten. Go — wovon ſchon oben die Rede war — die drei 
nun befannten Hauptarten von Authentiken; die mehrern Wers 
fe de actionibus; die aber den ProceB; die Gummen Aber 
denfelben Rechtstheil; die Gloffen gu Semfelben, etwa alle Vors 
Accurſiſche. Nicht nur wuͤrde hierdurch die Einſicht in die ge⸗ 
ſammte Art der Gloſſatoren und manche andre Benutzung dere 
ſelben durch leichten Ueberblick ſehr gewinnen; ſondern auch, bei 
der vielfachen genauen Beziehung einer Schrift auf die andre, 
manche Raums und Koſten Erſparung ſich anbringen laſſen. 
So ſollte, unmittelbar materielle Zwecke vor Augen ha⸗ 
bend, von vielen Seiten her tuͤchtig gearbeitet werden: dann 
Krit. Zeitſchr. II. 1. 4 


— 


160 ae Regtsgeſchichte . a 


gibt fid) der — und geiſtigere Nutzen zugleich mit. a) 
meine den, daß mange Punke ber literargeſchichtlichen Unter⸗ 
ſuchung weiter gefoͤrdert werden, und in helleres Licht treten; 
und beſonders, mas Savignp ſelbſt for. bas Didhtighte ets 
tlart, dag der gefammte Geift, nud die eigenthamliden Vorzuͤge 
jener intereffanten Zeit fo lebendig erlannt werden, dak fie wohl · 
tAtigen Einfluß aud anf das jetzige Geſchlecht dufern, = 

So viel Aber das widhtige Werki Ich fann es nicht dew 
laffen, obne den innigſten Wunſch auszuſprechen, daß die aw 
gegrifine Gefundpeit Deffen, Dem‘ wir auch dieſes oerdanfen, recht 
Bald in demſelben Ftalien, welchem er einen ſo großen Theil feiner 
Kraͤfte gewidmet hat, voͤllig wiederhergeſtellt werde, gu herzk 
cher Freude ſeiner Freunde, und großem Nutzen der Wiſſenſchaft 
welche noch ſo viel Bereidjering, — und ee von 
| — bofft. 
J— ae — 1 i, Sieden 








Kritiſche Zeitſchrift 
| BS — “ia “ t : : 


Rechtswiſſenſſchaft. — 





— Herausgegeben 

unter der Redaction . 
Ber Profefforen F 

R. Mohl, C Scheurlen, E. Schrader, 

CG. Waͤchter und K. Wächter 


— 
in 
Tubingenm 
Zweiten Bandes | 
| Zweites Heft. 





| Cibingen, 
in ber Laupp (hen Budhandlung: 
1827. | 
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| Viele unſerer Lefer werden auf bem Titel biefes 
Heftes Rogge's Namen ſchmerzlich vermiſſen. Uns, 
ſeine hinterbliebnen Freunde, erfuͤllet mit tiefem Schmerze 
bas unerwartet fruͤhe Ausſcheiden ded theuern Collegen 
und Freundes, deſſen unmittelbare Naͤhe und Mitwuͤr⸗ 
kumng uns ein ſchueller (am 12. Mai erfolgter) Lod ents 
PG Wie in allen, ſeinen Verhaͤltniſſen, fo wuͤrkte er 
auch fuͤr dieſe Zeitſchrift, ſowohl als Recenſent, tole als 
Specials Redactor eines Faches ‘und als Theilnehmer 
an den allgemeinen Berathungen und Velchlͤſſen, ſeine 
ſchoͤnen Talente, ſein tiefes Wiſſen mit dem regſien Ei⸗ 
fer und der ſtrengſten Gewiſſenhaftigkeit zu dem gemein⸗ 
ſchaftlichen Zwecke ſo anwendend, daß auch auf diefem - 
Wege bad wahre Gedeihen aͤchter Wiſſenſchaft, und vor 
Allem durch ſie das Rechte und Gute zu befoͤrdern in - 
hoͤchſtes und angelegentlifie Streben war. - 


aw 


‘ 7 
cs ————— > 4 —— 
— 


~ 


~ . Der nunmebrigen Nedactions « Geſellſchaft wird ef, 


ſowohl um der Sache ſelbſt willen, als um das Andenken 


ihres ausgeſchiedenen Freundes zu ehren, eine wichtige 
Angelegenheit ſeyn, die unter ſeiner Mitwuͤrkung anfges 
ſtellten und —— Grundſaͤtze feſtzuhalten, und ſo, 
als ob er noch tn ihrer Mitte waͤre, zu derbollfommnen, 
Unb aud) fie fein befondered Fad rad) Moglichkeit 3u 
leiſten, was er ſelbſt geleiſtet wuͤnſchen wuͤrde. Hierzu be⸗ 
buͤrfen wir vor Allem der chaͤtigen Unterſtuͤtzung derjenigen 
Mitarbeiter, weldje durch ihn unſerm Unternehmen geneigt 
wurden. Sie bitten wir daher beſonders, unſre Geſellſchaſt 
_ gleig freundlicher Theilnahme zu wuͤrdigen, als ob er 
voöch unter uns wares 











IL Recenftone th 


Zimmern (S. W. Prof. Jen.) ‘De indicio quod 
vocant rescindente ac rescissorio disputatio etc. 
Jenae 1826. typ. Fr. Frommanni, sumt. Mohr, 
Heidelb. 15 S. 8. (Preis g fro) 


Die befannte Controverfe, ob die in in integrum restitu- — 
tio jedesmal in einen doppelten Proceß, den, durch welchen die 
Uusfprechung der i. i, restitutio (ſ. g. iudicium rescindens) 
und ben, durch welchen die wirklide Wiederherſtellung des vos 
tigen Vermoͤgensſtandes (iudicium rescissorium) bewirkt wuts 
de, gerfallen fey, oder ob vielmehr bepde Streitpuntte nur Cine 
geridtlidhe Verhandiung eingenommen haben, hat immer etwas 
Untlares, wenn man bep ihe nicht das alte Verfahren mit dem 
ordo iudiciorum und dad neuere, in weldem praetor und 
index in Einer Perfon vereinigt waren, oon einander fondert. 
Sm alten Derfabren ift die Streitfrage diefes Wenn der Pras 
tor i.i. reftituitte, geſchah diefes dadurch, daß er in einem Bere 
fahren die MReftitution ausfprad und. in einem anbdern 
dem gemag eine rescifforifde oder reftitutorifde Kage ertheile 
te, welde dann in einem dritten Verfahren vor dem iudex vers 
banbelt wurde s ober waren jene erften Bepden Berfabren nur 
ein eingiges, das mit Extheilung der reftitutorifdyen Klage ſchloß 
und worauf gleid) dex Procef vor dem iudex folgte? Im {pas 

Krit. Zeitſchr. 11. 2. — 1 


© 7 
i... 


164 : Rh mifdes Recht. 
ſpaͤtern jetzt noch geltenden Verfahren dagegen, in welder es 


keine Verhandlung wegen der Klagertheilung mehr gab, fragt 


es ſich, ob die Reſtitution erſt in einem beſondern Verfahren 
ertheilt ſey, worauf dann in einem folgenden Proceſſe uͤber das 
reſtituirte Klagrecht erkannt worden, oder ob ſofort dieſes Rlag 
recht verhandelt und in der Entſcheidung daruͤber zugleich die 
Reſtitution enthalten geweſen ſey? — Wichtig wird aber die 
ganze Frage noch jetzt beſonders wegen der Verjaͤhrung der Re⸗ 
ſtitutionen; denn wenn die Reſtitution ſchon in dem iudicium 
rescindens liegt, dann braucht man nur dieſes innerhalb der 

gehoͤrigen Zeit anzuſtellen und in manchen Faͤllen zu beendigen; 
im entgegengeſetzten Fall muß auch das rescissorium ĩudicium 
ſelbſt binnen der geſetzten Friſt ſchon verhañdelt werden: 

Die ganze Sache war nun noch keineswegs aufs Reine ges 
bracht; am meiſten ſchien indeſſen in unſern Compendien die 
Meinuug gebilliget zu werden, daß es auf die Wahl des beein⸗ 
traͤchtigten ankomme, ſi ſich erſt reſtituiren zu laſſen und dann re⸗ 

ſtitutoriſch zu klagen, oder mit gleichzeitiger Bitte um i. i. re- 
stitutio ſogleich letzteres zu thun, wenn er nur ſtets innerhalb 
der Verjaͤhrungs⸗Friſt die reſtitutoriſche Klage anbringe. 
Der Verfaſſer obgenannter Schrift nun ſtellt andere Grund⸗ 


ſaͤtze auf und zwar — obgleich durch die unterlaffene Scheidung 
des ordinaͤren und eytraotdinaͤren Verfahrens ſeine Meinung 


nicht uͤberall klar hervortritt — folgende: 1) So oft bey den 
Alten Reſtitution Cf. g. iud. rescindens) und die demzufolge 
ſtatt findende alte Klage (iud. rescissorium) getrennt werden, 
iſt dieſe letztere keine actio restitutoria s. rescissoria, und ume 
gefebrt, fo oft eine reſtitutoriſche Klage im Ginne der Alten) 
eintritt, fann Feine davon ver{diedene poraufgebende Meflitution 
ſtatt finden, 2) Jn einigen tinter den 7 Grinden der i. i. re- 
stitutio, namentlich wegen metus, dolus, capitis deminutio 
und absenitia reip. causa hatte man nicht die Wahl, erſt ein 








— 





Zimmern, de judic. rescind. et resciss. 165 
iud. rescindens. und darauf ¢ein rescissorium anjuftellen, (or: 


dern der Prator reftituitte hier nur durch Ertheilung be8 iud. 


fescissorium$ und zwar dieſes deßwegen, weil et bey” diefen 
Reflitutionen im Edict nur hieß: actionem dabo. 3) Dage: 
gen. wegen minof aetas, ek clausula penerali und wegen Irr⸗ 
thums uͤber einest falſchen Bormund hatte man die Wahl, ſich 
erſt reſtituiren gu laſſen und darauf reſtitutoriſch gu klagen, 
oder ſofort mit dem Geſuch um Reſtitution bie alte Kage anz 
duftellen: denn hier fagte dee Praͤtor im Edict, uti quaeque 
fes erit, animadvettam; oder, in — restituam; nicht 
“aber actionem dabo. 

Da Vorſtehendes den Haupunhalt der Heinen Schrift aus. 
inact, fo -erlaube id) mie daruͤber erſt folgende — 
gu machen: 

1) Det erſte Sab iſt, fo viet id ſehe, offenbar — denn 
auch wenn eine beſondere Reſtitution erſt vorherging, wie ſoll⸗ 
te dann, wenn nachher geklagt wurde, anders geklagt wetder, 
als mit einem iudicium rescissorium (im Sinne der Alten)? 
3. B. ein minor hatte eine Sache veraͤußert, ward tefiituirt 
und flagte nun, konnte et anders klagen, als rescissa aliena- 
tione? Denn ipso iuré fann der Praͤtor dutch fein bloßes De: 
cret keine Klage hervorbringen. Det Verf. fuͤhrt freylich Stel⸗ 
fen an, beſonders L. 13. §. 1. de minot., wo es heißt, es 
werde vel cognitione praetoria vel rescissa alienatione in 
rent dato iudicio reſtituirt. Allein er verſteht dieſe Stellen 
gang unrichtig, wenn er die cognitio praetoria fir ein iudi- 
cium ..rescindens nimmt, wodurch blos ausgeſprochen worden: 
Klaͤger ſolle reſtituirt ſeyn. Vielmehr geht dieſer Ausdruck, wie 
immer, auf das Verfahren extra ordinem; und der Sinn iſt: 
Die Reſtitution koͤnne theils durch Verhandlung des ganzen Pros 
ceſſes, fuͤr die Reſtitution verlangt war, vor dem Praͤtor ſel⸗ 
ber, theilé durch Ertheilung einer Klage nebſt itidex bewerkſtel⸗ 

dss - 


166 "+ Romifdhes Rede. 
ligt werden. Vgl. L. 1. 6. 2 de R..V. L. 3. §. 3. de Lib. 
exhib. und befonders L. 39. pr. de evictt. 
) Die-andern bepden Behauptungen des Verfaſſers haben 
etwas Wahres. Wllerdings ‘ndmlic) fommt darauf Wiles an, 
was ser Praͤtor edicirt hat; denn ex edictis ius dicitur. Al- 
lein unrichtig iſt es a) wenn der Verf. den Unterſchied der bey⸗ 
den gedachten Galle auf das iud. rescindens und rescissorium 
bezieht; vielmehr iſt derfelbe darauf gu beziehen, ob der Pras 
tor andj. durch eigene Cognition oder blos durd Unwendung 
des ovdentlichen. Verfahrens den vorigen Rechtszuſtand wieders 
herſtellt (S. Bem. J.). Ferner b) thut er aud Unrecht, ven 
Ausdruck restituam in der clausula geueralis und dabo in | 
integrum restitutionem im @dift Aber ben falsus tutor mit 
dem Ausdruck: uti quaeque res erit animadvertam gleid)s 
guftellen. Sener iſt bon dem gewoͤhnlichen Verfahren, oon dem 
der Praͤtor ohne Grund fid) hicht entfernt, gu interpretiren (aud 
bep dev i. i. restitutio propter metum fagte ja der praetor 
nicht actionem dabo, fondern ratum non babebo und dod 
ging dieß nicht aud) auf praetoria cognitio, fondern nur auf 
actio und exceptio): die restitutio minorum dagegen verlang⸗ 
te eine ſolche befondere Gorgfalt des Prators; wie fie denn aud 
in andern Stiden vor den Abrigen Reſtitutionen ausgezeich⸗ 
net iſt. 

3) Dev Verf. bat nidt bewiefen, obgleich ex es bebauptet, 
bag in den uͤbrigen Killen (auger der rest. minorum u. ſ. w.) 
nie ein praͤtoriſches Deeret, wodurch in integrum reſtituirt wur⸗ 
be, getrennt son der Ertheilung des iudicii rescissorũ vorge⸗ 
fommen fey; die Natur der Gade und viele Stellen unſeres 
Rechts find aud. dagegen: Denn warum follte nidt, Oa bie 
Grinde der Reftitution mit dee rescifforifdhen Klage an fid 
nichts gu ſchaffen haben, erft dber die Zuſtaͤndigkeit der Reſti⸗ 
tution erlannt feyn, tie Parthey aber die Ertheilung dex Klage 





- 





~f 
Zimmern, de — ‘rescind. et resciss. 167 


fidy einftweilen nod) — haben? Wie gar, wenn der eg: 
ner das reftituirende Rect gar nicht beſtritt, fondern nus die, 
Reftitution? Fn ben Stellen aber. wird oft det Reſtitution ſelbſt 
als einer der Klag Ertheilung ober ‘cognitio praetoris vorgaͤngi⸗ 
gen Handlung gedacht (L.9. §. 3. quod met. caus. L. 46. 


3.. de procurat. L. 32. ſ. 4. de administr. de peric. etc.):: 


Nur verſteht es ‘fi th, daG durch diefe bloße Ertheilung Ser Im⸗ 
petrant ſeinen vorigen Zuſtand ſelbſt nod) nicht wieder bekam, 
ſondern nur die ſi ere Hoffnung darauf; die Verjaͤhrung der: 
i, i. restitutio ‘war alfo auch immer an bie — der ver⸗ 
lorenen Klage gefnipft. 

4) Bey diefer gangen Sireitfeage bebent. — aerobatic 
nidt, daß bep weitem nicht immer die i. i. restitutio auf Ere 
theilung einer reftitutorifden Rlage, oft auch nicht einmal auf 
einen Proceß hinausliuft, g. B. wenn man wegen abgelaufe 


ner Kriften, wegen ausgeſchlagener b. possessio, ; wegen missĩo 


in bona u. ſ. w. reftituiré wird. Das Weſen der? ReBitution 


beſteht aber immer Sarin: daß der Prator imperio einen vo⸗ 


tigen rechtlichen 3uftand wiederberftellt, welded alſo eine 
folde Handling von feiner Seite vorausſetzt, durch Me er dem 
CEivilrecht ſelbſt gemaͤß iura regit; 3. B. Bewirkung einer litis 
contestatio (actio, exceptio), eigene Cognition und Vollſtre⸗ 
dung, missio in bona. Durd) bas bloge Ausſprechen: resti- 
tuo te, fann er nur Zuſtaͤnde und gwar aud nur felde, wel⸗ 
de dem prdtorifden Rechte angebdren und workber ex deßwe⸗ 
gen Gewalt hat, wieder hervortufen, 3. B. — ber b. p. 
oder pratorifder Klagen. | 
5) Das Refultat ift alfo dieſes: In integrum restitutia 
heißt eine pratorifde Wiederherſtellung eines rechtlichen jetzt 
rechtlich nicht vorhandenen Zuſtandes durch rechtlich wirkende 
Thaͤtigkeit des Praͤtors, die aus gewißen Billigkeitsgroͤnden vor⸗ 
genommen wird und, binnen einer gewißen Zeit geſchieht. Ge⸗ 


168 : Romiſches Net. 


woͤhnlich erfennt nun der Praͤtor erft, ob ein Bidigheitsgrund 
Ga und folglid) gu reftituiren fey, was die Neuern iudicium 
rescindeng genannt haben; ‘diefes Erkenntniß wirkt aber an fid 
nod) nicht die Reftitution, fondern diefe tritt erft ein, went 
wirklich wieder durch rechtliches Wirken des Prators cin recht⸗ 
lider Zuſtand, gewoͤhnlich eine zweckgemaͤße Litis-Conteftation, 
ins Daſeyn gerufen iſt (iudicium rescissorium der Alten und 
der Neuern). Jedoch behielt ſich der Praͤtor bey der i. i. re- 
sututis minorum bor, nicht hlos auf dem Wege der Klager⸗ 
F theifung, fondern aud durch extraordinaria cognitio dem mi- 
nor gu belfem, weldes jegt, nad dem Wegfallen d¢6 ordo iu- 
' Gciorunt; dte -allgemeine Art des Verfahrens in allen i, i. re- 
stitationes: Ht. —> Im Allgemeinen iſt alfo dfe jest gangbare 
Anſicht richtig, und vom Verf. a Schrift obne 
@rund. angefocbten, | 
- Mager. diefent ——— behandelt nun uͤbrigens die 
vorliegende Abhandlung aud) nod) dia Frage, welche Magen eis 
gentlich gu ben i i, restitutiones gehoͤren. Stidtig wird ‘Bee 
bauptet, daß die i. i, restitutio propter dolum lod in-€rtheb 
lung ber doli exceptio beftebe, und daß die actio de dolo, 
quod metus causa, redhibitoria, in factum ob alienationem 
indicit: mutandi caussa und Paulliana feine eigentlichen i, i, 
restitutiones ſeyen. Wegen der Paulliana actiq erregt bekannt 
Ich ſ. 6. J, de action, Zweifel, die aber: der Verf. nidt lost, 
Fh glaube, ſie ldfen gu fhnnen, finde aber hier keinen Plag, 
meine Meinung auseinanderzuſetzen. — Die durch das Civil⸗ 
recht oder ſelbſt wieder durch praͤtoriſches Recht beylaͤufig vere 
anlaßten Reſtitutionen fuͤhrt Ser Verf. p. 13. zuruͤck auf die 
clausula generalis, obgleich er dieſe p. 10. blos auf unvorher⸗ 
geſehene Faͤlle der Abweſenheit zu beziehen ſcheint. Wie ver⸗ 
traͤgt ſich dieſes mit einander ? Ueberhaupt iſt das hieruͤber Ge⸗ 
ſagte ſehr unbefriedigend. Wud) beruht wohl auf einem Migs 
oe — 














Abpandl. aus dem Erdrecht. Maregoll. § 169 


, Gerftandniffe, was p. 9, 3, 8. Liber die Prafcriptionen gefagt 
mich. Cine ridtige Bemerkung ift aber p. 14., daß man die 
querela inofficiosi gewifer Mafen eine civilrechtliche i. ĩ. re- 
stitatio pennen Fdnnte, — Der · Styl ift ziemlich correct, 

| E. Huſ chke. 





1) Marezoll (Prof. in Siegen) aber | bes ſogenann⸗ 
te testamentum rusticorum; im Arch. f. d. civil. 
Prax. Bd. IX. (1826) Mr, 15, ©. 297— 315. 


Der Werf., der auch im J. — manche intereſſante Beis 
traͤge diber einzelne, in bad Erbrecht einſchlagende Gragen in. v. 
Zöhrs und v. Grolmans Magazin gab, unterwirft die drei 
Punkte, welche beim ſ. g. testamentum ruri conditum befons 


ders beſtritten find, einer naͤheren Unterfudung, adamlié oie; 


1) welde Perfonen von bem in. const, 31 de testamentis ge- 
flatteten Privileglum Sebraud machen duͤrfen; 2) worin ei⸗ 
gentlich das privilegium beſtehe; und 3) ob und was die in 
einem ſolchen Teſtamente Eingeſetzten gu beweiſen haben, um 
in formeller Ruͤckſicht ſeine Guͤltigkeit durchzuſetzen? oe 
Was den erfleren diefer Punlte betrifft, fo entſcheidet ſich 
ber Vetf. fae die. Anſicht, daß dig rusticani, welchen das Pris 
vilegium in der const. 31, cit, geftattet iff, nidt blos auf dem 


Lande lebende eigentliche Bauern, fondern alle, weldhe auf ; 
dem Lande, auſſer ben Stadten, leben, find, alfo nicht Stand 


oder Gewerbe, fondern lediglich dex. Aufenthalt auf dem Lande, 
her Ort, wo teftirt wird, entſcheide. Dieſe Anſicht iſt S. 298 
—304. fo tuͤchtig und Seergeugend, mit gum Theile neuen; uͤbri⸗ 


gens nicht wobl einen Auszug leldenden, Grinden durchgefuͤhrt 


und bewieſen, dap wenigſtens Ref., her bisher die entgegenges 
ſetzte Meinung vertheidigte, dadurch vdllig von der Richtigkeit 


4 
— — 
a 


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C 


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176 - RbMifches Recht. 


ber Anſicht des Verf's aͤberzeugt wurde, wad avd). glaubt, daß 
auf jene Ausfaͤhrung wohl von jetzt an wenig mehr uͤber ble 


Frage geftritien werden wird. 
Die gweite Hauptfrage entſcheldet der Verf. (S. —— 


dahin: Juſtinian will in der const. 31. locale Gewohnhei⸗ 


| ten, welde in Ruckſicht der dugeren Formen der Teftamente fid 
gebildet batten, fo beftdtigen, daG fie als Geſetz unter gewifs 
fen Beſchruͤnkungen und Modificativnen fort gelten follen. Er 
beſtimmt in diefer Hinſicht: 1) Der rusticanus hat -bet fetnem 


Veftamente die Formen gu beobachten, welde bie Ortsgewohn⸗ 


heit mit fic) bringt (cst. 31. verb. antiquam eorum consue- 
tudinem etc.); auf alle Fale mug er aber, 2) wenn es aud 
bie Orisgewohnheit nicht mit ſich bringt, regelmaͤßig 7 Zeugen, 
welche ausdruͤcklich gum Zeugniſſe gu berufen find (const. 31. 
verb. quos ad testimonium ete.), beiʒiehen; doch ſollen, wenn 
nicht 7 aufzutreiben ſind, auch weniger reichen, nie aber unter 
5. BI er ſchriftlich teſtiren, fo muß jeder Zeuge fir fich das 


Teſtament unterſchreiben. Kann ex aber nicht lauter / ſchreib⸗ 
kundige Zeugen bekommen, fo kdunen. die literati: (cheils fir 


ſich, theils) auch fix die itliteratos in deren Gegenwart unters 
ſchreiben, und wenn gar kein literatus: zu haben iſt, gilt das 
Teſtament ohne alle Unterſchrift. Rur muſſen die Miteratĩ mit 


dem Hauptinhalt bes Teſtaments gleich bekanmt gemacht wer⸗ 








+ Bett, und fi fie denfelben nach des Erblaſſers Tove eidlid) vor Gee . 
richt deponiren. Es fey fomit, behauptet der Verf. 3) den ru⸗ 


sticis Alles nachgelaſſen, was in der const. 31. nicht ausdruͤck 


lich hervorgehoben ſey, und was die Ortsgewohnheit nicht mit 


ſich bringe, und hiernach entſcheide ſich die Frage, ob Siegel, 
Unterſchrift des Teſtirers 2c. noͤthig ſeyen oder nicht. Es kom⸗ 
me hiebei gang auf die Ortsgewohnheit an; nur das 
ſey etwas zweifelhaft, ob Juſtinian die unitas actus et tem- 


poris auch allgemein fordere. — —W J 


t 


/ 





44 


Abhandi. asd dem Erbrecht. Marejoll. 171 


Mit dieſer Ausfuͤhrung — Ref. in Hinſicht auf bas 


unter nr. 2. Angefuͤhrte wieder vollfommen fberein. Der Verf. 
hat diefe von Fuftinian herausgebobenen Requiſi ite, burdaus 
mit dem Worte und Sinne bes GSeſetzes Abereinftimmend, und 
genauer, als es gewoͤhnlich geſchieht, feſtgeſtellt. Nur in Hin⸗ 
ſicht auf den unter ar. 1. behaupteten Punkt erlaubt fic) Ref. 
einige Zweifel. Zwar hat die Auslegung bes Verf's, wie es 
auf bem erſten Anblick ſcheint, viel fuͤr fic, Indeſſen ſcheint 
How aud cine entgegengeſetzte Auslegung vielleicht ebenſo moͤg 


lich zu ſeyn. Die Stellen der const. 31., auf welche es hier 


ankommt, find folgende zwei: In illis vero locis, in quibus 


Faro ‘inveniuntur homines literati, per praesentem legem 


yusticatiis. concedimus, antiquam eorum consuetudi~ 


nem legis vicem obtinere, ita tamen, ut, etc. und 


ter Schluß der const.: Quod igitur quisque rusticorum, 
sicut praedictum est, pro suis rebus disposuerit, hoc 
omiũmodo, legum subtilitate remissa, firmum vali- 
dumque consistat, Ließe fid) nun nidt hier aud) folgende Aus⸗ 
fegung ebenfogut denfen, wie die des Verf's? Es beflunden 
auf: dem Lande in Beziehung auf Zabl und Unterſchrift der Zeu⸗ 
gen Gewohnheiten, nad) welchen — veranlaßt aus Sfterem Mans 


gel an Zeugen und an literatis — nicht immer die volle Zeu⸗ 


gengabl gugegogen, noch fir die ndthigen: Unlerſchriften geſorgt 


wurde; Die ſe Gewohnheiten wollte Juſtinian theils beftatigen, 
theils , ‘weil fie vielleicht auch in Fallen beobachtet wurden, in 
denen nicht gerade Mangel an Perfonen war, reguliren und 


auf bas Beduͤrfniß beſchraͤnken. Er beſtimmt saber, 


| daß nur im Nothfalle 5 Beugen hinreichen follen u. ſ. w. 
Bon den Abrigen Mequifiten. der Teftamente ſagt er nidts, . weil 
bei diefen (Giegeln, unitas actus, Qualitdt der Zeugen ze.) nichts 


bon der Bahl und der Schreibkunde abbangt, alfo auch fein. 


* 


Grund vorhanden it, in Beziehung auf. diefe den rusticis ein 


\ 


172 Romiſches Ret. 


Privilegium gu geben. Hierdurch ecftirt es ſich, warum Ju⸗ 
ftinian aller diefer anderen’ Puntte nicht erwaͤhnte. Much der 
Einwand, dag ja gur Unter (drift bes Teſtators Schreib⸗ 
funde ndthig fep, iſt nicht dagegen. Denn wenn ber Teftator 
ein ſchriftliches Teſtament vorlegt, ſo war er entweder ſelbſt 
ſchreibkundig, ober kann ex den, der ihm das Teſtament ſchrieb, 
auch als subscriptor fir ſich gebrauchen. Der Verf. bemerkt 
zwar S. 307.: es gehe aus der ganzen Wortfigung der ers 
ſteren, oben abgedruckten Stelle hervor, dag die bon Juſtinian 
beſtaͤtigten alten Gewohnheiten nicht zunaͤchſt in den von ihm 
hervorgehobenen Punkten beſtehen. Allein einestheils . wuͤrde 
dieß gegen die Hon Ref. verſuchte Auslegung nicht ſtreiten, da 
nach ihr die Gewohnheiten nicht gerade in dieſen Puntten: bee 


ſtunden, ſondern ſich nur auf det Gegenſtand diefer Suntte 


(Beugens Zahl und. Unterſchrift) begogen, anderntheils fireites 


bie Wortfagung wohl nidt im Geringften gegen die.*hier ver⸗ 
ſuchte Auslegung. Deny. die erſteren Worte laſſen ſich wohl 


gang gut fo uͤberſetzene Gar die. Orte, wo, man wenige Sdreibs 
fundige befommen kann, -geftatten wir. den Landbewohnern, daß 
ihre alten Gewohnbeiten [in Veziebung auf Zeugen⸗Zahl und 
Unterſchrift] gefeglidbe Guͤltigkeit haben follen, aber nur ouf 
folgende Weife Codex unter folgender naͤheren Beftimmung), 
daß 2c, Chenfo duͤrften aud bie Schlußworte nidt gegen dies 
fe Auslegung feyn, indem fie hlos fagen: Wenn nun ein Zande 
bewohuer dat don ung hier Ungegebene (sicut praedic- 


sum est) beobachtet, fo foll feine Difpofition giltig und in jee 


nen Ruͤckſichten legum subtititas remissa ſeyn. 


Was dbrigens a8 praktiſche Reſultat fir. Teutfdland ber 


trifft, auf welded der Verf. hier ſich nicht fo genau, wie bei 
der erften Frage, und Hberhaupt nidt beftimmt genug einlaͤßt, 


fo dirfte e8 am Ende gleichguͤltig ſeyn, wefche der beiden Aus⸗ 


Aegungen man annimmt, Denn nimmt man aud av, Juſtinian 


{ 


⸗ 














Abhandl. aus dem Erbrecht. Marezoll. 123 


babe in allen nicht beruͤhrten Punkten die Ortsgewohnheiten bes 
flatigen wollen, fo laſſen fid) nur die 2 Kalle denken: Entwe⸗ 
der wollte er blos die zu ſeiner Zeit beſtandenen Ges 
wohnheiten beſtaͤtigen, was man wohl allein annehmen duͤrfte, 
da er ſagt: antiquam eorum consuetudinem obtinere con- 
cedimus, und was aud der Verf. nach manchen Stellen fem 
ner. Musfabrung gu ſchließen (3. B. S. 305., wo der Derf. ws 
A. fagt: Juſtinian beftatigte diefe Gewohnheiten in der Urt, 
daß fie an den Orten, wo fie fid bigher gebildet batten, als 
Geſetz fortgelten ſollten; ferner S. 306. 507. Lin. 7.,, G. 313» 
Zin, 16, 17.), anzunehmen ſcheint (wiewohl dev Berf. an mans 
Gen Orten, z. B. S. 307. unt, G, 313 —315. aud fo ſpricht, 
daß man glauben midte, er halte die gange Perordnung. far’ . 
nod) praktiſch.). Allein in dieſem Fale ift dann die Verord⸗ 
nung fae uns vein unpraktiſch, da fie fid) blos auf uns gang 
unbefannte Gewohnheiten von Juſtinians Zeit und Land bezieht. 
Oder wollte er auch kuͤnftige, von der gemeinen Teſtaments⸗ 
form. abweichende Localgewohnheiten unter ſeiner angegebenen 
Reſtriction beſtaͤtigen, ſo daß auch kuͤnftig Jeder unter Beob⸗ 
achtung der neuen Ortsgewohnheit und der Vorſchrift der est. 
31. giltig teſtiren fonne. Wein dann wird wohl biefe Bes 
flatigung fuͤr uns der Beftimmungen der Motariatdordnung v. 
1512. wegen unpraktiſch ſeyn. Denn dieſe ſcheint die const. 
31. in’ dieſem Sinne nicht aufgefaßt zu haben, und erwaͤhnt 
nirgends einer Beſtaͤtigung abweichender Ortsgewohnheiten. Frey⸗ 
lich meinen Mande (z. B. Stryck de testamento rusticor. 
cap. 3. a E.), eine ſolche Veftatigung fep gar nidt nbtbig,. 
weil ja aud) jebe consuetuda legi-contraria, wenn fie nicht 
 iprationabilis (eg, gefte, und diefe geben fogar foweit, daß fies: 
behaupten, ſelbſt eine cogsuetudo, die fid) Aber Juſtinians, in 
const. 31, cit. feſtgeſetzte Mequiftte wegſetze, und z. B. aug 
2-Zengen fdr hinreichend erklaͤre, fep ghltig. Allein die bangt 


‘ 


~ 


174 Romiſches Recht. 


dann nicht mit ber const. 31. und ihrer praktiſchen Galtigteit 
an fid), -fondern mit der Streitfrage Aber Kraft der consuetu= 
do legi contraria fiberhaupt gufammen, bei der freplidy die, 
weldhe Stry d's Anſicht find, behaupten muͤſſen, der Gefegges 
ber tonne uͤberhaupt gar nicht fir bie Zukunft gewife 
Gewohnbheiten, bie ſich bilden moͤchten, auf eine wirkſame 
Weife fir unguͤltig erfldren, da fie ja, fobald fie ſich gebildet 
batten, giltige, ienem Berbot entgegengefegte, und es aufhe⸗ 


, bende gi belie waren! 


In Hinſicht auf die dritte Hauptfrage entſcheidet der Verf. 
— gang richtig, daß, wenn nicht 7, oder nicht 7 ſchreib⸗ 


kundige Zeugen zugezogen waren, der eingeſetzte Erbe beweiſen 


muß, daß nicht mehr zu haben waren. Das Gegentheil wird 


freylich haͤufig behauptet, namentlich aud in den beiden Mono⸗ 
graphieen uͤber test. rust., welche allein dem Ref. bekannt find, 


naͤmlich in der gang ſchlechten Dissert. von Philippi und in der 


gon Strpd, aber eben blos aus dem Grunde, well auf dem 


Zande defectus personarum prafumirt werde. Der Verf. geigt 

aber, daf aber eine foldye praesumtio, als geſetzliche oder juri- 

ſtiſche, fic) nirgends nachweiſen und vertheidigen laſſe. 
} : 

a) v. Loͤhr (Prof. tn Gießen) Bemerkungen aus ber 
Lehre von den Subſtitutionen; im Arch. f. die ci⸗ 
vil, Prax. B. IX. Mr. 7. S. 99—116, 

Die erfte diefer ſchaͤtzbaren Bemerkungen (S. 99~— 110.) 
hegieht ſich auf die, namentlich in einigen frdberen Banden de6 


Mehivs fir civ. Pras. mehrfach beſprochene Streitfrage uͤber 


die Birfungen der ſ. g. quasi pupillaris substitutio,. 


ob fie ndmlid) fid) blos Aber da8 Vermoͤgen erfireden, welches 
ber ſubſtituirende Aſcendent dem geiftesfranten Kinde hinters 
laffen babe, oder ob fic ba8 gange, auch anderswober erwors 


Abhandl. ans dem Erbrecht. ebbr. 175 


— Vermoͤgen des Kindes umfaſſe. Bekanntlich vertheidigte 
Unterbolgner das Erſtere im Arch. fir civ. Praxis B. IT. 


S. 57. f. Fuͤr dieſelbe Anſicht ſprach ſich auch v. Loͤhr eben⸗ 


daſelbſt B. V. S. 114. f. aus. Dagegen nahm ebendaſ. B. 
V. S. 337. f. Thib aut die entgegengeſetzte Anſicht in Schutz, 
und nun vertheidigt v. Loͤhr hier wieder ſeine fruͤher ausge⸗ 
ſprochene, mit der Unter holzner'ſchen uͤbereinſtimmende, Ane 
ſicht gegen Thibauts Einwuͤrfe. Die Gruͤnde aber, welche 
hier der Verf. uͤber dieſe ſehr zweifelhafte Frage ſehr concis 
gibt, koͤnnen hier weder im Auszuge mitgetheilt werden, da ei⸗ 
gentlich beinahe die ganze Abhandlung abgeſchrieben werden muͤß⸗ 
te, noch kann Ref. hier in eine naͤhere Beurtheilung derſelben, 
eingehen, da er ſich dabei zu ſehr uͤber die angefuͤhrten fruͤhe⸗ 
ren, zur Beurtheilung fuͤr unſre Zeitſchrift nicht mehr geeigne⸗ 
ten, Abhandlungen verbreiten muͤßte. Nicht unintereſſant moͤch⸗ 
te aber manchen Leſer noch die Bemerkung ſeyn, daß fuͤr einen 
Staat Teutſchlands die von Unterholzner a. a. O. B. I. 
S. 66. angefuͤhrte Anſicht von Paulus Caſtrenſis, Si 
Mardus und Voöt die geſetzliche Ht, indem das Wuͤrttemb. 
Randredt, den gu der Beit feiner Entftehung Aber das Rdm. 
Recht herrſchenden Anſichten folgend, die const. 9. de impub. 
subst. gang in dem Sinne, den ihr Sidhardus beilegt, nabm, 

Jn der gweiten VSemerfung (S. 110—112,) geigt der Verf. 
befonders, daß die Unfidt derjenigen, welche bei der quasi pup. 
subst. einem der Ufcendenten vor Anderen einen Borgug geben, und 
Nicifubftituiren von Seiten gewifer Afcendenten gur Bedin⸗ 
gung der Galtigfcit der Subſtitution anderer madden, unridtig 
fep, und daß ebenfowenig die Behauptung, es koͤnne dem Kinde 
nur dann fubjtituirt werden, wenn es im ugenblide des To⸗ 
des des fubftituirenden BWfcendenten sui iuris fey, fic) vertheidi⸗ 
gen laſſen. Mur duͤrfte der Verf. gu weit gegangen feyn, wenn - 
ex meint, dap die eben angefibrte Behauptung nach der Thi⸗ 


~~. 


ave : | Kh mifdes Net. 


baut'ſchen Anſicht fiber die Wirknngen der quasi pup. —— 
mothwendig aufgeſtellt werden muͤßte. Denn daß bei der Frage, 
wer quaſipupillariſch ſubſtituiren koͤnne, und wem ſo ſubſti⸗ 
tuirt werden duͤrfe, die Grundſaͤtze ber pupillaris substitutio 
analog anzuwenden ſeyen, folgt aus jener Anſicht, nach welcher 
die Luͤcken der const. 9. de impub. subsi. nad) Analogie der 7 
pupill. substitutio ergangt werden follen, nidt, ba Aber ene 
Rragen die. const. 9. ſich ja beftimmt ausſpricht. 

J In der dritten Bemerkung (S. 112~-115.) zeigt der Beth, : 
{ehy richtig, daß gur pupillaris substitutio nicht erfordert 
werde, daß das Kind (don tm Mugenblide dee Errichtung 
des Teſtaments unmittelbar oder auch nur uͤberhaupt in der 
Gewalt des Subſtituirenden geſtanden habe, fondetn daß es 
vollkommen hinreiche, wenn das Kind ini Yugenblide bes Tos 
des Gubftituircendéen gu ibm im Berhaltniffe eines suus 
ober postumus suus ſich befinde. Viele find gwar gegen diefe 
Anſicht. Wein der Beef. beweist feine Behauptung vollfom- 
men theils dadurch, daß ja nad) den Gefegen aud) posthu- 
mis suis pupillariſch ſubſtituirt werden fann (fr. 2. pr. D. h. 
t. ſ. he J. eod.), und biefe ja gerade foldje sui find, bie der 
Teſtirer zur Zeit der Teſtamentserrichtung entweder noch gar 
nicht oder nicht unmittelbar in ſeiner Gewalt hatte, theils ins 
dem er zeigt, daß ſeine Anſicht aud) geradegu in manchen Stel⸗ 
len der Pandekten (fr. 2. pr. h. t. verb. sed et si eos pax 
‘tres praecedant etc, und verb. sed et si extraneum 
etc. fr. 44. §. 2. eod. verb, aut post testamientumi coe- 
pit etc.). ausgefproden iſt. Deßhalb fant aud, folgert der 
Verf. gang vidhtig, einent erſt nach Errichtung des Teſtamen⸗ 
es legitimirten Kinde pupillariſch ſubſtituirt werden. 

Die letzte Bemerkung endlich (S. 115. 116.) geigt, daß 
bas fr. 47. D. dé vulg. et pup. subst: dem Grundjage, dag 
ein Pupillarſubſtitut des zweiten Grades eintrete, wenn aud 


—ñi 


1 / 
 eepanel and dem Erbrecht. ————— 177 


ber Subftitut des erſten Grades vor dem Pupillen hinwegfalle, 
nicht im Geringſten im Wege ſtehe. Wud Thibaut (Pand. 
R. §. Zor. not. r.) deutet die richtige Auslegung dieſer Stelle 
an. — Nur duͤrfte wohl die Vermuthung des Verf's ſich nicht 
vertheidigen laſſen, daß in der angefuͤhrten Stelle in Hinſicht 
auf die Tochter gar nicht von einer pupillaris, ſondern von ei⸗ 
net fo genannten fideicommissaria substitutio die Rede 
fey, weil ja auf den Fall ſubſtituirt (ey, si filia, antequam 
nuberet, decessisset. /Denn einestheils ſagt die Stelle ohne 
naberen Beifag: filiae ... sororem substituit, ein Yusdrud, 
den auf dieſe Weife die Romer wohl nie far Erridjtung eines 
Sideicommiffes gebrauchten; anderntheils iſt der ganze Contest. 
der Stelle dagegen, indem von zwei unmuͤndigen Kindern 
(Sohn und Tochter) geſagt iſt, dem Sohn filiam subgti- 
tuit; sed filiae ... sororem substituit, wo dod in 
diefem Zuſammenhange das leptere Substituit unmiglid in ei⸗ 
nem total anderen Sinne genommen werden kann, als das Ere 
ſtere; und endlich haͤtte die Stelle, wenn von einem bloßen Fi⸗ 
deicommiſſe die Rede geweſen waͤre, nicht geſagt, daß auch die 
ſilia impubes geweſen und als impubes geſtorben ſey. 
Der Erblaſſer hatte ſich eben bei der Pupillarſubſtitution der 
Tochter etwas zu weit gefaßt (antequam nuberet geſetzt, ſtatt 
antequam hubeté posset), und da greift dann eben das 
fr. 14. ead. eins in pupillari substitutione, dicet longius 
| tempus comprehensumi fuerity tamen finietur substitutio 
| pupertate. me \ 


3) —— (Car. G. C. Jur. U. D) D. de 
successione furioso delata. Gotting. typ. Diete- , 
rich, 1825. VI. u. 45 ©. 8 ae 


Es ijt. dieß eine Diſſertation, welche, gelinde ausgedruͤct, 





178 ‘ 


RMotermund 


P. 3—6. 

p. .7—9. 
Pp. 10—12, 
p. 13—16, 

p- 18. 19. 
; pp. 20~26, 


Romifdes Rede 


gar wohl ungeſchrieben haͤtte bleiben koͤnnen und ſollen. Bei⸗ 
ndbe die gange Schrift ift naͤmlich nichts Anderes, als Abſchriſt 
tind Auszug aus der Diss. von G. B. Beemann de adqui- 
sitione hereditatis dementi delatae. Gott. 1772., wat freilich 
der Berf, nicht fagt, wiewopl er Becmann Hfters citirt. Um 
fid) von diefer Behauptung gu uͤberzeugen, vergleide man nut 


mit 


t 


Becmann ; 
ft 
§. 12. f. 

. 142 

§. 15. 16. 


9. 7. 8. 


f. 1922. 


und ſo geht es fort, nur hoͤchſt wenige Punkte ausgenommen, 
namentlich natitlidy die, welde Becntann — nicht beruͤhrt, 
wie die Frage uͤber Erwerbung von Singularvermaͤchtniſſen, 
welche einem Furioſus deferirt werden, und daruͤber, ob nicht 
in Teutſchland ein Curator fuͤr den Furioſus eine Erbſchaft vob 
fommen erwerben koͤnne, uͤber welde Fragen aber gerade die 
Ausfuͤhrung nidt eben gu rhhmen ift. Ref. will nur, um ein 
Beiſpiel gu geben, auf die legtere, ſehr beachtenswerthe, Frage 
etwas ndber cingeben. Der Berf. behauptet S. 44, und 45. 
mit Boͤhmer und Hellfeld, dag bei uns ein Curator eine 
ſeinem geiftesfranten Muͤndel deferirte Erbſchaft fuͤr denſelben 
antreten und voͤllig erwerben koͤnne, ſo daß der Geiſteskranke 
fie auch auf ſeine Erben transmittire, und daß daher die interi⸗ 
miſtiſche B. P. furiosi bei uns umoͤthig ſey. Seine Gruͤnde 
find 1) die Mim. Wortformeln bei manchen Geſchaͤften, durch 
welche Procuratoren ausgeſchloſſen wurden, gelten in Teutſch⸗ 
land ſo wenig als der Roͤm. Rechtsſatz, daß man durch freie 
Perſonen, ſo fern ſie unſrer Gewalt nicht unterworfen ſind, 
nichts erwerben tonne, Deßhalb koͤnne auch fuͤr Muͤndel, bel 


— 





, . 
a 


) eo \ 


Abhandl. aus dem Erbrecht. Motermund, 179 


Geſchaͤften, bei denen nad Mm, Meche der Mundel babe. mite 


Sandeln maffen, der Vormund:-alein handeln. 2) Die Teuts 
ſchen Juriſten nehmen an, daß wenn, nachdem der Curator file 
den Furioſus ſich bonor. poss. furiosi habe geben laſſen, der 
Furioſus geſund werde, ex die Exbſchaft auf ſeine Erben traus⸗ 
mittire, wenn er auch die Handlung des Curators nicht aus⸗ 


| dridlidy ratihabirt habe. 5) Der große Unterſchied, den das 
Rdm. Recht zwiſchen Tutor: und. Gurator mace, fey bei und 
aufgehoben; beyde haben gleiche auctoritas, heider yconsensys* 


beduͤrfe gleider Golennien, cuxatoribus igitur (1) aeque ac 


_ ‘tutoribus, hereditatem sine ulla pupilli minorisve concur- 


° # , 
eee 


rentia adeundi facultatem in Germanorum foro permissam 
esse accipimus. — Was den erftew diefer Grande detrifft, 
fo ift der Roͤm. Grundſatz, daß man durch freie Perſonen in 
der Regel nicht unmittelbar erwerben koͤnne, bei uns, wie in 


der neueren Zeit mit Recht wieder immer mehr angenommen 


wird, nicht aufgehoben, vielmehr gilt er noch im Weſentlichen 


mit den Modififationen, - die- das. Mdm. Recht ſelbſt machte. 
Denn der Umftand, daß bei uns bei mehr Geſchaͤften, als bei 
ben Roͤmern, Procuratoren zulaͤßig find, fann doch in der 
That in Hinfidht auf jene Vehauptung nichts beweifen, Na⸗ 
mentlid) lage ſich fein Grund dafuͤr anfibren, daß bei uns ein 
Freier Gtellvertreter ohne Wiſſen oder Auftrag oder Matihaditio 
des Principals diefem — gegen die VBeftimmungen des Rim. 
‘Rechts — unmittelbar Mechte erwerben koͤnne. Ebenſo wenig 


beweiſend iſt der mit jener Behauptung in Berbiudung gebrach⸗ 
- fe weltere Grund unter nr. I. ., welcher, wenn man ibn ndber | 


aufldst, ungefaͤhr dabin gehen wird: durch Procuratoren konn⸗ 


' te bei dem Romern keine Erbſchaft angetreten werden, alfo aud 


nicht durch Vormuͤnder; bet uns iſt das Erſtere gulagig, alfo 


auch das Letztere. Dem einestheils find die Praͤmiſſen nicht 


richtig, indem, wie der Verf. zugibt, wenigſtens eine bo⸗ 


Krit. Zeitſchr. II. 2. 2 


180 fo Ae RS mci fees Recht. 


notum possessio durch einen Procurator erworben werden, und 
ber Tutor fuͤr den pupillus infans ſogar eine hereditas erwers 
ben konnte; anderntheils foigt daraus, daß ein Procurater gue 
laͤßig iſt, nod) nicht aud, daß ein Vormund far einen Furie 
ſus antreten kann, wie der Perf, wieder ſelbſt S. 20. 21. aly 
nimmt. Denn fonft atte ja das Mom. Recht wenigitend di¢ 
bonorum: possessio durch Borminder miffen erwerben 
laffen. . Freilich war diefes Letztere bei den Alteren Rom. Sarb 
ften allerdings beſtritten (ein Streit aber, den der Verf. nicht 
einmal naͤher beruͤhrt); allein Juſtinian entſchied far bie-Negar 
tive, waͤhrend er doch Procuratoren bei der B. P. zuließ. Wenn 
nun das Roͤm. Recht Procuratoren bei der Agnitio zulaͤßt, 
wenn es fogar fir den willensloſen infans die hereditatis adi- 
tio durd) den Bormund geftattet, gugleid) aber fOr den ebenfo 
willenslofen Furioſus (infantia major) feine agnitio und Feine 
aditio guldgt, fo muß dieſes Nichtzulaſſen durd andere Gruͤnde 
motivirt geweſen ſeyn, als welche der Verf. ſupponirt. — Die 
beiden andern Gruͤnde, welche der. Verf. anfuͤhrt, find in der 
That etwas wunderlich. Denn wie ſoll daraus, daß man an⸗ 
nimmt, wenn der Vormund die interimiſtiſche B. P. furiosi 
ſich geben ließ und der Furioſus gefunde, aber ſich gar nicht 
Aber bie Sache erklaͤre, ex nun die Erbſchaft wirklich erworben 
habe, wie foll daraus folgen, daß fuͤr den Furioſus der Vor⸗ 
mund, wenn Jener auch nie geſund werde, ſogleich die Erb⸗ 
* ſchaft erwerben konne!! Gerade ſo muͤßte man ſagen koͤnnen: 
weil ein Nichtwahnſinniger eine Erbſchaft durch concludente 
Handlungen erwerben kann, alfo und deßwegen kann aud 

cin Vormund fuͤr einen Wahnſinnigen Erbſchaft antreten! Ue⸗ 
brigens behaupten das unter nr. 2. Geſagte nicht einmal ſo 
allgemein , nostri ICti“; und ſogar oon den Bwepen, welche 

per Berf, dafuͤr anfuͤhrt, iſt der Cine fuͤr das Gegentheil, 
Gleich wunderlidh ift des dritte Grund.  Ubgefehen davon, daß 


, 








Abbandl. aus bem Erbrecht. Simmern. 181 


. Bet uns dex Unterſchied zwiſchen Tutor und Curator nicht gang 


aufgehoben iſt, daß namentlich Beyder Zuſtimmung zu Hand⸗ 
lungen des Muͤndels nicht gleiche Solennien erfordert, was ſoll 
denn, wenn man dieß auch zugibt, daraus folgen?? Denn der 
Werf. gibt ja (elbft gu, bag weder Tutor (beim pupillus 
infantia major) nod) Curator nad) Roͤm. R. fir feinen Mine 
def allein eine Erbſchaft erwerben konnte. Der Spllogismus 
des Verf's iſt nun wirklich merkwuͤrdig, naͤmlich der: nach Roͤm. 
Recht kann weder Tutor noch Curator fuͤr den Muͤndel (mit 
Ausnahme des infans) eine Erbſchaft antretenz in ans 
dern Punkten kann aber der Tutor etwas mehr thun, als der 
Curator. Fn Teutſchland aber kann der Curator thun, was 
der Tutor fann, alſo — koͤnnen Beide fir ibre Maͤndel Erb⸗ 
ſchaften antreten!! — Endlich haͤtte der Verf., indem er ſich 


auf Boͤhmer und Hellfeld beruft, doch aud) bedenken fols 


fen, daß die Gruͤnde, welche. diefe fas- ihre Bebauptung anfuͤh⸗ 
ren, Langit {don von Andern (ſ. z. B. Odpfners Commens 
tat §. 543. Mot. 8) widerlegt ſi find. - J 
4) Zimmern S. W. Men Prof. in Jena): Ges 
hen die Erber des nad der Delation, aber vor der 
| Acquiſition verſtorbenen Legatars dem Subſtituten vor 
oder nicht? an einem Rechtsfall erlaͤutert; im Arch. 
f. d. civil, Prax, B. X. Nr. 18. S. 357—368. 


Den Hauptwerth dieſer (Hagbaren Abhandlung legt Ref. 
Sarein, daß in derfelben (bei Gelegenbeit eines von dem Berf. 
gewiß ſehr richtig entſchiedenen Rechtsfalles) ſehr gut gezeigt 
wird, welche Art von dies bei Vermaͤchtniſſen als dies certus, 
d. h. als ein folder, dex nicht die Etwerbung des Rechts auf 
das Legat, ſondern nur die Forderung der Auszahlung aufſchiebt 

zu behandeln iſt. Nachdem bes Werf, nachgewieſen hat, daß 
a 0 


182 TT” BN Fes BEES 
hieruͤber unfre Pandekten⸗Lehrbuͤcher weder gleichformige, noch 
durchaus genuͤgende Antwort geben, zeigt er, daß hier beinahe 
Alles eben auf Auslegung des Willens des Erblaſſers ankom⸗ 
me, indem ein dies certus dann anzunehmen iſt, wenn von 


der Zeitbeſtimmung der Erblaſſer nicht den Erwerb des 


Rechts, ſondern nur die Ausgahlung abhaͤngig machen woll⸗ 
te, und dag die Beſtimmungen des Rom. Rechts uͤber einzelne 


Faͤlle, in denen ein ſolcher dies certus angunehbmen (ey, z. B. 


wenn der Erblaſſer aufgibt, nach einer gewißen Zahl von Jah⸗ 
ren ein Vermaͤchtniß gu entrichten, nichts andres ſeyen, ald 
Praͤſumtionen jener Abſicht. Ebenſo weist der Verf. 
(S. 367.) ſehr gut die legislativ fo richtigen Gruͤnde nach, aus 
welchen nach Roͤm. Recht jedes nur uͤberhaupt transmiſſible 
und nicht von andern Umſtaͤnden, als von der Erbantretung 
abhaͤngige Vermaͤchtniß ſchon mit des Erblaſſers Tod abquirirt 
wird. Nur in Hinſicht auf eee erlaubt fic Nef. ein paar 
soiftnbe Bemerfungen 


' Der Berf. behauptet 6. 362.1 aber die Frage, ob der Gre 
werb des Rechtes ſelbſt vom dies abhaͤnge, entſcheide auch nicht 
die Ungewißheit, ob der Tag eintreten werde; denn, ſagt er, 


bei dex Clauſel: fofern A dad 2gqjaͤhrige Alter erreicht has 


ben wird, foll ex da8 und da8 erhalten, ift der Cintritt diefes 
Zeitpunkted ungewif, und dennoch fann bei froperem Code 
Cransmiffion eintreten muͤßen.“ Dieß moͤchte Ref. bezweifeln. 


~ 


Der dies incertus an d. h. bei welchem ungewiß, ob er je 


eintreten wird, iſt, wohl unbeftritien, einer wabren con- 


ditio gleich. Iſt nun aber ein Legat unter einer wahren Be⸗ 


dingung hinterlaſſen, fo kann es (wohl auch anerkannt) nicht 
vor Eintritt der Bedingung erworben werden, und das Gleiche 


muß daher aud) bei jenem dies incertus der Fall ſeyn. (D. 


quando dies ‘legator. fr. 21. pr. C. de caduc, tollend. cst, 


a 


Abhandl. * dem Edredt. Zimmern. 183 


un. s. 7.) Schwerlich wird eB ſich hier rechtfertigen laſſen, 
daß, wenn der Erblaſſer einen ſolchen ungewißen Umſtand 
oder Tag beſtimmt nicht als Bedingung, ſondern als Zahlungs⸗ 
termin feſtſetzen wollte, diefe Abſicht gu defolgen ſey, er muͤßte 
denn durch eine andere Erklaͤrung die fruͤhere aufgehoben, oder 
gviber Willen einen ſolchen djes -gufett haben, yoo dann allers 
dings anders. gu entſcheiden ware, .gerade -wie, .si- ‘conditionem 
addidit, dum nollet, die Bedingung nichts gilt, D.. de here~- 
dib. inst. fr, 9. J. 5. 6. Wein -eine ſolche Ahſicht oper. bag 
der Erblaffer wider feine Abſicht jenes ſetzte, muͤßte ſehr beſtimmt 
aus andern Umſtaͤnden und Erklaͤrungen hervorgehen, und 
dm Zweifel waͤre immer fir das Gegentheil zu entſcheiden. Nir⸗ 
gends erklaͤren — eben — die — eine ſolche Clouy 


— — * — far einen fies ionectos, ote dem die Mecptee 
erwerbung abbangt, D. quando dies legator. fr. 94. pre 
&, 29, Denn die. pom, Verf. far Genes citleten Seley. (D, 
‘quando dijes legator, fr. 26. §.:JnAd:6C..:Treb. fre 46. G. 
quando dies; hgator. st. 5.) -beddien:-fid gang⸗ andere qua. 
Man muͤßte Saber die Gade wohl, um alle Mißverſtaͤndniſſe 
gus beſeitigen, ‘fo darſtellen? Ob efx Vermaͤchtniß ſesletch oder 
erſt beim Eintritt eines Umſtandes oder Tages erinorken, werdq. 
chängt zwar im’ Allgrmeinen gang von hes. Eblaſſers Willen 
Ab; allein 1) wenn er eh van einem ungepißen Umſtande oder 
einem dies incertus an abhaͤngig machte, ſo haͤngt davon ime 
mer die Rechtterwerbung ab, augers der Erblaſſer haͤtte ſich wh 
der ſeinen Willen ſchief ausgedruͤckt, und dieß ließe ſich klar 
beweiſen; 2) wenn Sex dies certus an iſt und a) es iff gewif, 
daß der Legatar ihn erleben wird, fo ſchiebt ex nic, die Erwer⸗ 
bung auf; ift aber b) diefes ungewif, fo ift ebendadurch die 
Abſicht bes Srblaffers. etwas. gweifelhaft unity Saber bier Cund 
dieß ift, was bes Verf. fo gut ausfoͤhrt) auf (eine wahrſchein⸗ 


X 


183 ts. RIMPHes Recht. 


liche Abſicht zu ſehen, tnd — dieſe on in dubio 


folgende Prdfumtionen 2c. % 

‘- Pas den zweiten Zoeifeldpuntt betrift, fo glaubt Ref., 
daß bie ueberſchrift und Bezeichnung des Ynbalts der Abhand⸗ 
lung, wenn er ſo ſagen kann, reine juriſtiſche Unmoͤglichkeit (nad 
unſrem gemeinen Rechte) eüthaͤlt. Kann man wohl die Frage 
aufwerfen, ob die Erben des nach ber Delation aber vor det 
Adquifellsn-geftorbenen Legatars dem Subftituten’ vorge 
Fen? Es gibt ja bei Legaten keine Zeit zwiſchen der De 
Tation und: Adquiſition, in welder der Legatar ſterben koͤnnte, 
da ‘bet ihnen Delation und Wdquifition in Cinen Moment gw 
ſammenfallen (denn der Zeitpunkt, an. weldem dies venit, 
ift fa nicht erft der Zeitpunkt ber Erwerbung des Rechts auf 
das Legat), Ebendeßhalb ift es nidt, wie der Verf. S. 358. 
ſagt, auffallend, daß die Frage: ob aud) dem Subſtituten ee 
Ved Legatars dex vorzuziehen fey, auf welden ein bereits 
beferittes, aber nur nicht adquirirtes Legat transmit 


thet wird; —8 in unfrer Literntur gaͤnzlich vernachlaͤßigt iſt. Denn 


Pie ſolche Frage kann man nach unfrem gemeinen Rechte gar 


nicht aufwerfen. Chenbeppalb; weil bei Legaten Delation und | 
Adquiſttion zuſammenfallen, erklaͤrt es fid) natuͤrlich, warum, 
Wie der Verf. ©. 365. ſagt, es im Corpus juris, ganz an ei⸗ 


‘ner die Concurrenz deffen; aaf den ein Vermaͤchtmiß transferitt 


Te pe 


— mit des Legatars — — Stelle 


§. i. 5. 6. 6a.) Denn * der Legatar die Delation nicht, 


ſo trat nie Transmiſſion ein, erlebte er aber die Delation, die 


‘cessio diei, fo atte er aud) das Legat ad quirirt, und ſo 
konnt e bom Subſtituten keine Rede mehr ſeyn, ba es auf 
den dies veniens nichts ankommen konnte, indem von bits 


fem die Adquiſition des Rechts nicht im Geringſten abhaͤngt. 


CNicht entgegen iſt D. de legat. IL fr. 46. §. 1. ſ. Avera- 


iis. 





Ubpandl. aus dem Erbrecht. Hepp. . 4585 


nius interpretatt. IT. 16. nr..20.sq.)- Defbalb brauchten die 
Geſetze bios ben Grundſatz aufguftellen: ,,si post diem lega- 
ti cedentem legatarius decesserit, ad heredem suum trans- 
fert legatum (D. quando dies legator. fr. 5. pr.) und gu 
beftimmen, wann dies legati- cedit; ‘und damit war dann Al⸗ 
_ eB entſchieden, ‘ta bon einer Tranbmiſſion in dem Sinne, wie 
ſie bei -blos deferirten Erbſchaften aia bier gar 
vie bie: Rede ſevn kann. ne a 


5) Hepy & C. Th. webeidec zu Heidelb. uͤber L. 
3. §..7..D. de. adim. legat.; int Ard, f. d. toil. 


| Prax B , IX. Nr. 20, S. 377. 378. 


Den fo. vlelfach abgehandelten. und auch im ——— ee 
ive in mehreren Muffagen (Bi 1, Gi 457. fe SG. 466, f. B. 
TE. ©, 83. f.) befprodenen. Widerſpruch zwilchen Ary By Ge 7¢ 
de adim, logat. und fr; 10; pr.de reb. dub, hyn: Die Brogee 
ob, wenn Zweyen Legate ertheilt ſind, und dem Einen der Erb⸗ 
laſſer das Legat wieder adimirt, ſich aber babel fo. ungenau aus⸗ 
druͤct, dafi man pict weld, welchem er ef odimifen wollte, 
um die Ademtio far bepde Legate ~ oder fir feines port ‘beiden 
gelte, verſucht der Berf. auf eine febr einfache Weife ‘au heben. 

Er macht naͤmlich im fr. 3. Fo 7. cit, unter Beibehaltung der 
Leßeart Sex Florentina, nach debetur cin. Fragegeiden, fa 
daft das Fragment die Frage, 9b utrique debetur,, Seantware 
tet, mit. ceinem peutri — quemadmodum e¢t:.in dando, si 
nod appar¢at, cil datum ait, und dadurch dann alle Wntinos 
mie: zwiſchen ihm und fr. 20. cit. ſich hebt. Ohne ein foldes 
Fragezeichen, meint der Verf., fey pas. dicemus ſchleppend, 
befigleidhen “bas doppelte neutri. Allein das Letztere moͤchte 
Ref. dezweifeln; ex wenigſtens findet in dem digemus aud) oh⸗ 
ne. Fragezeichen nichts Schleppendet, und. was daß doppelte 


a 


186 - as Rimifdee Rede. pan 


neutri betrifft, fo ift e& eben gerade bie Frage, ob man. eit 
Doppeltes leſen fol, und auch bei deren Bejabung wirde es 
ihm nicht ſchleppend (deinen. Cin duferer Hauptzweifel gegen 
jenes Fragezeichen ift aber. dem Mef., daß es gewiß ſehr unge 
woͤhnlich iſt, wenn Get einer Wortfuͤgung, wie fie im fir 3. cit. 
- ft, obne alles. Fragewdrichen gefragt werden ſollte. Wenn 
bie Sprache nicht als ſehr nadlagig angenemmen werden ſoll, 
muͤßte nod vor utrique ein an geſetzt, werden, und. one -dies 
ſes an iff gewiß die Periode mit dem Fragezeichen (dleppender, 
als wenn fie obne Fragezeichen gzlgen wird: , ; nd dann Hangs 
apt ; abgeſehen bjevbn.,. die Grage, ob. man fi d, mit dem Fra⸗ 
gezeichen helfen duͤrfte, wohi inimet “nod davon “ab; ob am fr. 
3. (nad der Florentinifdyen Leſeatt) aberhaupt geholfen werden 
ſoll, und ob nicht im Er. Ao. de reb. dubiis bie Leſeart 
corrupt iſt, fo bag es wohl allein auf die innern Grunde ane 
fommen: wird, wie man: in Hiuſicht. auf/ utrique’ obes neutri 
eter in Hinßcht auf dad Fragezeichen — ol. — 


9 4 — vt. * — ae R 2 nas i a e 
% a 


6) Arndts. ‘Gindov:; Greitphalis) ad: — 25 
... Dig. de. liberatione legaia — Berol. 1825. 36 
G, 8 

wd 


Die vorliegende Diffittation: verdient fie — ahs 
wohl eine Haupiſchrift Aber“ bie Frage ,. die ſio behanhelt, ge⸗ 
iraimmt gu werden. Sie iſt cide ganz gediegene, gruͤndliche, Har 
geſchriebene, ihren Gegenſtand von - allen Seiten beleuchtende, 
und vollkonnnen genuͤgend entwickeinde, und die Hauptfrage fehr 
Aberzeugend und gang richtig entſcheidende Abhandlung. Es iſt 
beökannilich ſehr beſtritten, ob, wenn der Etblaſſer ded: was er 
oder ber Erbe yon Jemanden gu, fordern habe, ben Schuldner 


1 = ’ ‘ . 4 — al : — 
- * — 
wou + gre & 


legirt; und. den Hegenftand der Forderung genan bezeichnet, es 


ſich aber findet, daß der Regntay: ule ſchuldig WAX, nun das 





, Abbandl. oes dem Erbrecht. Mendes. ~ 4387 


Saget: gufammenfalle,. oder ob der Erbe den Betrag der a F 
Uchen-Forderung dem Legatar hinauszahlen muͤſſe 
Hauptanſtand machte immer das fr; 25. — 
Manche, welche die Frage verneinen, wollen in die(gm Braga 
mente Sun Hereinſetzen eines nan. Cporgrit ioc, no n- died 
ete.) beifen, um. einen Widerſtreit mit ander: Beagmentan: wid 
einen ſcheinbaren Hes iBrogmentes- emit: Gd ſalbſt zu heben Kes 
B. Cujacius ad Afficam,.\V.);. allein -opne Meth und auf: eint 
gen; unguldige Weile, botein Manfde,diees non if, Wades 
ve, tie: Averanius, -hegehen..das miki equaquana places apg 
die Hen den vorhergehenden: Perioden (von sQd-poterit hoe. alist 
cian), wodurch aber die: Stelle. ungemein gezwungen, momenta 
Fie) das ysed“ gar micht. ærlaͤrbar, und: die Gdreibart ibera 
haupt bs feine gute (ub zeigen wuͤrde Gis aud Avertning 
zugeſteht)3 auch: haͤßte ſich diefe Anficht ſchen deßhalb nicht vera 
theidigen, weil tie Stelſe tr mequaquam mihi planet; hur 
den beigefuͤgten Grund (cum dandi verbuai etc) -dfferdep 
blos auf: dad. gunhh{t Borangegangene (mice: auch auf dip. Pen 
riode ‘sed: poterit.— nonipetere) bezieht. Diele ziehen daher 
eine andere, auch aisfr sim Jaug anbedes Refultat fAbrende Wise 
[egnng vor. Sie wollen auf die Art: des Unshruds, deſſenfich 
der Grblaſſer bediente, ſehen, wnd behaupten, wenn der Grblafien 
ſoch negativ auszedrũcht habe, z. B. der Erbe folle midt: for⸗ 
dera u. Ogl., fo falle Kas: Legat zuſammen;: habe er ſich abet 
pofitio ausgebridt: 4. B mein Cree Fol bie 100 fl., welche ac 
mic ſchuldig ift, ihm zu⸗· gut lommen laſſen, fo rmoͤſſ⸗ Des GErbe⸗ 
menn der Legatar. tthe ſchulde, den Betrag ihm z ahemnt 
Daß int er ſte r meFalle auch das fF, 263 nicht gegen das Gus 
ſammenfallen des Legats iſt, ergibt ſich, wenn man nur vod: 
danmas esto, non peters, wie es Jene thun, ein Fragezei⸗ 
hen? macht, ‘was, man aud nad der: Structur ber Stelle und, 
~ nad) ihrem Berhaltniffe gu andern Stellen gang unbedeufih. 


inss ROMO Meme 
kann unid-niug, Unbegreiflich war- 8 aber immer bem. Unters 
zeichneten, wie man fat den legteren Sal (wenn Ser Erb⸗ 
laſſer ſich pofitin ausdruͤckte) die Entſcheidung, daß der Erbe 
bnauszahlen müſſe, auf das fr. 25. cit. ftigen fonnte, da 
gerade in dieſim Feagmente Paulus: oon dieſer Entſcheidung 
fagt:'nequaquaim mihi placet. Liest man ndmlidy die Stelle 
wibefangen, fo fann man nur: folgenbde’ in ihr finden. Paulus 
fagt:. wenn: der Legatar nichts ſchuldig iſt, poterit dici, 
quasi falsa ‘demonstratione adjecta, etiam peti, quod {in 
lgato] comprehensum ‘est, ‘posse;:: Hlesauf ftigen nan Bier 
le den Gay, der Erbe muͤſſe den Botxag pinauszablen. Allein 
dießz fagt ja bier Paulus feineswegs; er bemerkt nur: man 
Bnpte eh allenfalld ſagen, mankoönnte ſich etwa darauf 
beruſen, die Erwaͤhnung- See Schuld fep -blos eint falsa de- 
maonstratlo, die nichis fade, Allein ex: eutſcheidet nicht «fo, 
ſendern unterſucht im Folgenden of Frage genauer, indem er 
fie in ‘bie 2 auflést, . wie es gehe, wenu der Erblaſſer ſich nes 
galßv, ued wie, wenn er ſich pofitiv ansinidte (das dare i 
pick nicht im fiting. juriſtiſchen Sinne, ſondern bios ale cia 
pofitiver Uusirud: des Erblaſſers genommeny, Im erflern Fale 
verwirft er das Hintuszabhletiniffer; alt offenbar unbegrandet/ 
mild -tindt bloßen Fratge;: im zweiten Fall kommt er wieder auf 
das: Obige, und ſagt, da Knute man vlelleicht bon: einer. falaa 
demoustratio ſprechen und ſich fuͤt das Hinquszahlen⸗ entſchei⸗ 
den, aber: dieß fep ood 'fal(dy, imihi nequaguâm plaoes. ‘tnd 
_ dann geht en mit cinent;contre auf has legatum debiti aber, 
wo das Gegenthell ſtattfindet. So legte Nef. immer in ſeinen 
Pandektenvorleſungen das Fragment aus, und freute ſich num 
ſehr, bag der Verf. gang dieſelbe Auslegung tn ſeiner Schtift 
vertheidigt, thre Richtigkeit ſehr gut. nachweist und von: allen 
Seiten auf cine treffliche Welle g gegen mee, — 
rechtfertigt. — 


Abhandl. ats dem Erbrecht. Arndis. 489 


Er ſucht naͤmlich gu beweiſen, daß, weiin der Erblaſſen ei⸗ 
nem, der ihm oder dem Erben etwas ſchuldig ſepn foul , ; biefe 
Schuld mit genauer Beʒeichnung bes Objetts legitt, bas Aegat 
; zuſammenfalte und ber nichts ai zy abe, wet ‘Sit . 
negativ ausgedruͤckt abe: Defer - ci fabit er,- ‘tool er 
geigt, daß 1) der wahrſcheinliche Wille des Erblaſſers inſmer 
dafir ſpreche. Nur wenn aus ganz beſondern Umſtaͤnden 
bas Gegentheil erhelle, moͤſſe anders entſchieden werden . B. 
der Erblaſſer will jedem ſeiner 2 Bruͤder A und Bi 1000f. vet 
machen. Dem A fott det Erbe fie gablen, dem B cine Schuli 
bon 1000 fl. nachlaſſen. Er irrte fic), der B war nidts ſchul⸗ 
dig; bier miffe ‘aud ibm der’ Erbe gablen (aud) Beint’ snot 
petere®). Das fey aber nichts Befondres beim legatuth ‘libel 
rationis, fondern gelte aud) unter den gleichen Umſtaͤnden Belin 
legatum nominis, das ja doch ſonſt bei Nichtexiſtenz der Saul 
gufammenfalle. (S. ‘Q—11,) 2) daß die Unalogie beint nomen 
legatum dafir tty (og. aud) fr. 21. pr. de lib. Teg.) (S. al 
. 13.) 3) dap die Unalogie bes leg. debiti gar’ nicht bierder 
bezogen werden koͤnne S. 15—19.) H daß fr. 76902. 
‘91; pr. fr. 24. 31. pr. de liberat. leg. unf fr. 75. — de 
Tegat. IJ. durchaus dafuͤr ſeyen, (S. 2y-—25.) und 5): deff’ dab 
¥r. 26. cit. night: nur nicht dagegen, fondern’ auch durchaus “Gat 
Fhe (ep. Hier wird nun (S. 25—36.) die oben’ angedkuten 
Auslegung ves Fragments in allen feinen Punkten und: Begieh 
hungen auf eine’ ſehr lobenswerthe Weife —— aegebin 
und ihre — aachoewieſen. — 
ot _ Gon Sets wigun 





poor 
Backe in. G. E Prof Regiom:). — fidei 3 pos 
bessor quemadmodum,. fructus suos faciat.. Ex 


— 


190 Romiſches Recht. 


a fare ‘civilit dissertatio i inaug. Berolini 1828. ty- 
* pis Schadianis. 209 G, 8. (Preis rfl. str) 


Unterboljner (Profeffor in Breslan) vou der Er⸗ 
es werbnug des Eigenthums an ben Erzeugniſſen. (3m 
3 Arch. f, die ete Prax. —* VIII. Nr. 13. S. 

Wie rien | 


— —— ‘Siete bepben Sériften, welde bepde in 
Auafethen Sabre und anſcheinend ohne bag deren Berfaffer um 
aͤbre gleichzeitige Beſchaͤftigung mit demfelben Gegenftande wuß . 
teh; eiſchieyen ſind, fann defwegen ſehr wobl in ein’ gegogen 
werden, weil die erſte bey weitem mehr enthaͤlt als die Auf⸗ 
ſchrift gerſaricht und namentlich auch faſt das ganze Recht des 
Hrucht- Erwerbes abhandelt, bie zwepte dagegen, obgleich vom 
Fucht· Erwerbe. uͤber haupt handelnd, ſich meiſtens doch nur mit 
Rem, Feust-Crwerde, bes b. f, possessor beſcaͤftigt, uͤber wel⸗ 
ſhen dee, Verfaffer . ſchon in ſeinem Buche Aber, b die Verjaͤhrung 
Ne. 27. centhamliche Anſi ichten geaͤußert pate, bie er eben ‘in 
deſem Aufſatze weiter auefthren wollte, ew 
oh Weraleichen wir, nun — im, Allgemeinen die ast und 
Beiltas wie bepde, Verlaſſer ihren Gegenſt and behandelt haben, 
maranf bep einer aus ber, naturalis ratio herzuleitenden ‘Mater 
gigyja. fatt Alles ankommt. fo. muß in diefer Zeziehung das Ure 
aheil entſchiehen zu Gunſten von num, I. ausfallen, Der Reve 
faffer dieſen Gchrift zeigt ein ſehr lobenbwerthes Beſtreben, die 
bon ihm gewaͤhlte Rechtematerie nidt, blog mit einer neuen An⸗ 
ſicht unde Schrift gu berejchern, ſondern wo moͤglich aufs Reine 
zu bringen und wendet dazu alle Kraͤfte auf. Demgemaͤß hat 
er nicht nur alle auch nur entfernt in dieſen Gegenſtand ein⸗ 
ſchlagenden Steller. unſeter Quellen und die Sorzuͤglchern Mei⸗— 
vungen her Reucen datoͤher angefuͤhtt, Konden auch durch ei⸗ 


eee — 


- : 4q 


Backe “int Sucevaline, Eber Brus-ernertons. 191 


genes Forſchen in der Natur der Sade und gewiſſenhofte | 
terpretation der Stellen Ser Mabrheit moͤglichſt auf die- Spur 
gu fommen verſucht. Rur das moͤchte tadelnswuͤrdig ſeyn, daß 
der Verfaſſer oft gu rein logiſch, namentlich durch das Setzen 
prioriſtiſcher Moͤglichkeiten, und zu wenig mit unmittelbares 
Anſchauung des Gegenſtandes ſelbſt verfahren hat, ein Fehler, 


deſſen freylich die beruͤhmteren Civiliſten unſerer Zeit in noch 


weit hoͤherm Grade ſich ſchuldig machen, der aber auch vee 
Fortruͤckung unſerer Erkenntniß des Roͤmiſchen Rechts gar grove 


| Hinderniffe in den Weg legt. Wir duͤrfen uns nidt begnuͤgen/ 


das was unfere Quellen enthalten, blos aͤußerlich zuſammen⸗ 
ſtellen und durch allerley mit unſerm Berftandechingugethane 
Zuſammenhangs · Nachweiſungen den Leſer oder Hoͤrer mit deme 


So iſt es nun ein mal einer Materie gu verſoͤhnen, fandern 


wir muͤſſen dahin ſtreben, die Einſicht in ein jegliches Recht 
durch lebendige Erfahrung gleichſam gu reproduciren, fo daß wir 


auf die Ausſpruͤche der juriſtiſchen Claſſiker durch die Sache 


ſelbſt hingefuͤhrt werden und aud Aber deren Worte hinaus thy 
pen fidbern Schritt thun koͤnnen. Das geſchieht aber nicht durch 
das Aufſtellen von, todten Grundfagen aus, uns ſelbſt and Subs 
ſumtionen unter diefelben — bepdes defto gefaͤhrlicher, wenn es 


durch hiftorifden oder philoſophiſchen Schmuck den Schein der 
Gruͤndlichkeit annimmt, — ſondern allein durch unverroͤcktes 
Anſchauen und Inſinuation in die wirklichen Verhaͤltniſſe, wie 


ſie ſich in Schrift und Natur darlegen, beyde ſo lange fortge— 
ſetzt, bis in der vollen Beruhigung der Fund der Wahrheit ſich 


anfindigt, — Der Verfaſſer der zweyten Schrift made ſich 


der eben geruͤgten Fehler in der Behandlung in dieſer, wie in 
ſeinen andern Schriften, in nicht geringem Grade ſchuldig; uͤber⸗ 


haupt aber beweist er auc nicht den bep der erftén Abhand⸗ 
lung fo gerdbmten Ernſt, die Wahrheit aus allen Kraͤften gu 


erſorſchen, fondern ift faft Aberall {don mit etwas Wahrſchein⸗ 


— 


es ‘ 
992 7 8 ot Mb miſches Regn | 
Hem: zufrieden. So ſchaͤtzbar daber aud) bie eine ober andes 
ge Bemerfurg in feiner Schrift fepn. mag, ſo hat Sods die ber 
baridelte Lehre. durch Hr. Bade’s Differtation unvergleidlid 
mehr gewonnen.. Wir wollen. jest guerft die wichtigen Meis | 
nungen beyder Verfaſſer moͤglichſt kurz durchgehen, alédaun abet 
ein Reſultat uͤber den gegenwartigen Stand dieſer Lehre ziehen. 
Bacde veginnt in einer Borvede mit einer allgemeinen Yew 
berſicht der wichtigſten von neuern Juriſten uͤber den Fruchter⸗ 
werb des b. ſ. possessor aufgeſtellten Meivungen, worin gezeigt 
wird, daß die Gloſſatoren vollen Eigenthumserwerb des b. f. 
possessor: an den Fruͤchten mit her Berpflichtung das Eigenthum 
der ‘exstantes:officio iudicis dem Vindicanten gu reſtituiren, 
annahmen, ſpaͤter aber man den b. f. possessor tn dieſer Bez 
ziehung mehr und mehr beſchraͤnkte, bis endlich bon Savigny 
(Beſitz 6. 232. flg. vierte Unsgabe) die, wie der Verf. meint, 
auf pet entgegengeſetzten Gelte conſequente Meinung aufſtellte: 
~' Der b. fi: possessor erlange an den Fruͤchten, wie an der Gas 
che ſelbſt, auch nur b. f. possessio mit allen darqué herfließen⸗ 
— Pan: Rechten. Nachdem der Werf. hierauf erklaͤrt, daß ſeine 
eigene Meinunh feine neue, fondern nur die Ser Gloffatoren 
tiefer begruͤndet fey, Saf er alfo ein unwiderrufliches Eigenthum 
des b. f. possessor an ben Frddten Cund gwar an allen) mit 
ser Verpflichtung die exstantes dem: CigenthAmey bei der Bindi 
dication zuruͤckkzugeben annehme (7.) ſchließt ex mit einer nuͤtz⸗ 
Hien Zuſammenſtellung der Ausſpruͤche unferer Quellen Aber 
den FruchtErwerb des b. f. possessor (p. 9—13.). 
Die Abhandlung ſelbſt zerfaͤllt in vier Bader. Das erfte 
Buch. fuͤhrt durch Ynterpretation den VBeweis, daß der b. f. 
possessor nicht blos b. f, possessio, fondern wirkliches volles 
Eigenthunt an: den Fruͤchten erwerbe; denn 1) es heißt vom b. | 
f.. possessor faſt immer fructus suos facit, wap am natuͤrlich- 
ſten ‘auf Cigenthumserwerb gedeutet wird (die wenigen Stellen, 











ian, 





Bade und unterbolaner, Aber Frucht · Erwerbung. 193 
we es heißt: fr. consumptas suos facit muͤſſe man gu 
gleich bon einem bloßen Lucriren (xestituere non oportere) 
verſtehen) (cap. 1, P. 14—25.) 2) mebreve Stellen behaupten, 


daß der b. f. possessor percipiendo fructus guos faciat; | 


welches nur auf Eigenthum ait: den exiſtirenden Fruchtkoͤrpern 
begogen werden kann. 3) Mud). hatter die Romiſchen Juriſten, 
wenn das fructus suos facit nicht Eigenthumserwerb bezeichne⸗ 


te, ſich gewiß uͤber die ungewoͤhnlichere Bedeutung, welche ſie 


dem Ausdrucke beplegten, naͤher erllaͤrt, was dod) nicht geſchehn 


iſt. 4) Mehrere Stellen ſagen geradezu durch ihren Qufammene — 


bang ober durch ausdruͤckliche Worte, daf-der b. f. possessor 
Eigenthum an det Fruͤchten erwerbe, namentlich F. 35. J. de 
divis. rer., L, 25. pr. . 1. de usur., L. 48. pr. de acquis: 


ger. dom, 1.28, pr. de stg Li%. §, 19. de usurpat. 5} 


Mus L. 1. §. 2. de pignor. et hypoth. wenn .maw fie ridtig 
auslegt, gebt hervor, daß das Pfand eines Grundſtuͤcks ſich auf 
die vom b. £ possessor gegogenen Fruͤchte deßwegen nicht ere 
ſtreckt, weil dieſe von ihrer beſondern Exiſtenz an niemals dem 
Verpfaͤnder, ſondern ſogleich dem b. fF. possessor gebdrt haben. 
(cap.2. p. 29-45.) Im folgenden letzten Capitel dieſes Buchs 
nennt der Verfaſſer als Hauptſchwierigkeiten, welche ſich der 


Annahme bes Eigenthumserwerbes des b. f. possessor an den 


Fruͤchten entgegenzuſtellen ſcheinen, folgende drey: 1) daß dex 


BD. f. possessor die exstantes fructus an den Vindicanten wie⸗ 


der herausgeben -folls--Cdenn iſt bas’ der Kall, wozu dann der 
Erwerb?) 2) daß es heißt fructus consumptos suos facit h. 
f. possessor; und 3) daß dieſer Erwerb auf keine der allgemei⸗ 
nen natuͤrlichen Erwerbarten zuruͤckgebracht werden zu koͤnnen 


ſcheint. Indeſſen wird gezeigt, daß alle dieſe Schwierigkeiten 


ſich leicht wuͤrden beſeitigen laſſen, ſobald bewieſen werden fone 
te, dag dieſes Recht des b. £. possessor night auf gang abwei⸗ 
chenden Rechtsgrundſaͤtzen beruhe, ſondern theils mit dem uͤbri⸗ 


oe 


194 * dmiſchesGech, 
gen Rechtsſtande des ‘be f, possessor,‘ theits mit der: Matus tes 
Frucht· Erwerbes fberbaupt aͤbereinſtimme (ecap. 3. P. 46-61. P 
Qu dem Zwecke wird nun zunaͤchſt im zwopten Bude das 
Recht’ des b. f. possessor: in ſeinen ‘bre -Abrigen .Hauptentfals 
tungen — ſo viel ftellt der Berf. auf — ~.ysucapio, Publicians 
detio:umd--Grwerd: burdy den servus b. f. pdssessus durchge⸗ 
gangen und 1) bey der usucapio , uͤber weldye viet Gedachtes 
vorkomnmit, zu zeigen geſucht, daß fie a) gu Gunſten des b. f. 
possessor um ſeines gerechten Beſitzes willen und folglich ans 
Bitligkeit eingefibrt fep, und b) bag dieſe Billigkeit nidt 
etwa in-:feinem fortgeſetzten Befige, fondern in dem Erwerbe 
des -civifen Beſitzes der Gathe lege und der Zeitablauf vielmeby 
net aus billiger Ruͤckſicht auf. dab jetzt Dod‘ eigentlidy allein 
vorhandene Recht des Eigenthuͤmers hinzugefuͤgt ſey. (cap. 1s 
ps 52—75.)...2). Eben: ſo ift auch die ‘Publiciana. actio des 
be “possessor. Gus Billigkeit, well. er durch (einen civilen. Bes 
fig es verdient, gleich bem. Eigenthuͤmer von jedem Befiger fer 
te: Sade vindiciren zu duͤrfen, elngefAbrts nur daß aud pier 
wieder vor ter. tfucapion. das ſtaͤrkere Recht des Eigenthuͤmers 
durch· die exceptia. dominii ſich geltend madt-(cap. 2. P. 75 
5.): 3) Auch in dem Rechte durch, den servus h. £. pos- 
zus⸗ zu erwerben, ichoch nur ex, re sua und ex operis ser- 
vi, zeigt ſich cin: ſelbſtſtaͤndiges, jedoch dad Eigenthum nicht 
auoſchließendes, ſondern ibm aud wieder nur nahetretendes 
Necht des b. f. possessor (cap. 3. pi 85—90.). — Das drite 
te Bulh ſtellt darauf die Grundfike Aber den Fruchterwerb | 
uͤberhaupt, wie er fid) in allen uͤbrigen Vethaͤltniſſen auſſer dex 
b. f. possessio zeigt, auf. Hier wird. zuerſt die widtige Bez 
merkung gemadt daß die Frdchte keineswegs bloße Theile der 
Sache find, wie z. B. dee Arm einer Statue, ſondern als neue 
aus der. alten Gade entitehende Sachen angefehen werden moͤſ⸗ 
fen; welche vor ihrer Trennung gwar gu der Haupiſache gehoͤ⸗ 


\ 


“‘ 


Backe und Unterbolgnet, aber SrudtsSrperbung. · 195 


ren, nachher aber eine beſondere Sache zu bilben anfange, an 
Ser Saber aud gar wohl ein befondered mit ihrer Trennung 
entſtehendes Eigenthum beginnen kann (p. 92, 93). Um ‘nun 
aber gu fehen, ob dieß auch wirklich ‘ber Fall, werden die ein⸗ 


zelnen Fruchterwerber durchgenommen, wobey der Verf. auf 
das Reſultat kommt: 1) Der Uſufructuar, Inhaber des vec⸗ 


tigaliſchen Rechts und antichretiſche Pfandglaͤubiger erwerben 
die Fruͤchte nicht auf eine der gewdhnlichen Arten, namentlich 
nicht durch Tradition, ſondern auf eine eigenthimliche Weife, 


deren Grundfag ifts Wer die Fruͤchte einer Gade iurs perci⸗ 


pirt, wird durch die ‘Perception ſelbſt Eigenthuͤmer derſelben. 
(p. 1113) 2) Der Paͤchter dagegen erwirbt nach des Verf's 
Meinung zwar nicht durch ‘Tradition: aber doch durch. eine auf 
dem Willen bes CigenthAmerd berubende Perception, daher der 
Verfaſſer annimmt, daß wenn der Elgenthaͤmer ſeinen Willen, 
den Paͤchter die Sache nutzen zu laſſen, ausdruͤcklich widerrufen 
habe, nun aud) der Paͤchter die Fruͤchte niche mehr erwerbe (p. 


112— 1415.) — was gewiß, fo wie dieſe ganze Trennung oes 


Paͤchters ‘und Uſufructuars in dieſer Beziehung, unrichtig tft. 3) 
Auch der Eigenthuͤmer, obgleich bey dieſem es einerley ſcheinen 
midhte, ob man ⸗Erwerb durd bloge. Bertheifung ber Gade oder 
had) dem eigenthuͤmlichen Rechte der Fruͤchte annehmen will, 
erwirbt nach dem letztern und alſo, wie der Verf. meint, auch 


durch die iusta perceptio; was ſich 4) namentlich in dex Lehre 


Lom Uebergange de6 Pfandes auf die Fruͤchte ser verpfandeten 


Sache widtig geigts denn auch hier iſt die Frucht immer als 


eine beſondere Sache anzuſehn, auf welche die Verpfaͤndung der 
Hauptſache nicht an ſich, ſondern nur Folgeweiſe, als auf eine 
beſondere Sache, ſich erſtreckt, und zugleich nur unter der Vor⸗ 


ausſetzung eintritt, daß die Fruͤchte in das Eigenthum des Ver⸗ 


pfaͤnders kommen, weil ex ſonſt eine fremde Gace verpfaͤndet 
hat. Bey dieſer Gelegenheit macht ber Verf. außer dieſer nod 
Krit. Zeitſchr. II. 2. F 3 


— 


196 — Kh mifdes Rese. ee Ge 


mehrere andere gute Bemerfungen fiber dieſen Segenfiand, _& 
„B. dag Frichte einer verpfandeten Gace nur. ſubſi diariſch bere | 
pfaͤndet ſind, weil ſich der Schuldner das Recht. fi fie gu conſum⸗ 
miren gleichſam vorbehalten hat, wie, bey der. Generalhypothet 
das Recht gu manumittiren (LA 16. 9. 4. de pignor.. et hy- 
poth.); deßgleichen, daß L. II. ſ. 3. qui. potior⸗ (In fructi- 
bus si convenit ut sint pignori — quaeritur, an findus — 
conventionis tempore fuerit debitoris) blos fage, es fomme 
hierauf zunaͤchſt (nicht alleiny an, Auch iſt es eit ruͤhmlicher 
Beweis wiſſenſchaftlicher Rechtſchaffenheit, daß er hep mehrern 
Stellen, die er nicht befriedigend zu erklaͤren weiß, dieſes gera⸗ 
dezu eingeſteht (— p. 130.). Uebrigens iſt dieſes dvitte Bud 
mitunter unnoͤthig weitlaͤuftig, was hauptſaͤchlig daher ruͤhrt, 
daß der Verf. die Wahrheit nicht durch Anſchauung/ fondern 
durch Setzen mehrerer Moͤglichkeiten in jedem Fall, von wel⸗ 
chen eine wahr ſeyn muͤſſe, und-welde dann geptuͤft werden, 
zu gewinnen ſucht. So iſt namentlich bie Aufſtellung der dope 
pelten Anſicht, welche man von den Fruͤchten ſoll haben kdn⸗ 
tien, die (Savigny'ſche) haturalis ratio, wonad die Frucht 
bios als Stik der Gade angefepen wird und die domestica 
s. oeconomica ratio, wonach fie als bloßer Nugen ber Sache 
gilt, zu nichts nage und ertegt ſelbſt die Idre, als wenn jeng 
ſ. g. naturalis ratio wirklich die der naturalis ratis gemaͤße, 
die domestica aber eine politiſche waͤre. Noch dazu aber trifft 
keine von beyden Anſichten voͤllig das Wahre. 

Das vierte Buch macht endlich eine Auwendung von bey 
in den bender vorbergebenden ‘gefundenen Grundfager auf dex 
Fruchterwerb des b. f. possessor, Die Schlußfolgerung, durch 
welche der Beef. die Nothwendigkeit dieſes Erwerbes darzuthun 
ſucht, iſt ungefaͤhr dieſe: Seder, welcher die Fricte einer Gas 
de iure percipirt, erwirbt das Eigenthum derſelben (Bud) III.); 
ber b. f. possessor beſitzt die Sache rechtlich und gleichſam als 


—2 


/ 


Bake und Unterboliner, fiber Frucht⸗Erwerbung. 197 
Eigenthuͤmer (Bud) II.); daher mug er Eigenthum an deg 


Fruͤchten erwerben, und gwar ſchließt ex darin aud) den wirkli⸗ 


den Gigenthimer voͤllig aus; denn fo wie deffen Cigenthum in 
Beziehung auf die Gache felbft vor der Ufucapion: dem b. f. 


" possessor vorgebt, weil er bad Eigenthum {don hat, fo muͤſ⸗ 


fers die Fruͤchte, welche beym b. f. possessor erft in’ Cigens 
thum treten, in pari aéquitatis causa dem b, f possessor, ‘det 


ſie Sov dem Gigenthimer occupirt, gufallen. (cap. I. p. 131— 


139.) Sehr (dharffinnigs aber dod) noch nicht befriedigend : 
denn worin, liegt e8 denn am Ende, daß der b. f possessor fo. 
juste percipirt, daß er dadurch Cigenthum erlangt? — Im Cine, 


, gelnen wird ferner gegeigt, dag det b. £ possessor. volles, bo⸗ 


nitariſches und quiritarifdhes, Cigenthum erwerbe- und die Er⸗ 
-werbhandlung die perceptio (ep, die aber beym b. f. possessor 
wie bey den andern, welche die Cfremde) Sache ſelbſt beſitzen, 

ſchon durch die Trennung erfolge. (cap. 2. p. 139 - 142.) Bgl. 
auch p. 110. u. 111.) Hinſichtlich der Perſon iſt derjenige hier 
als b. f. possessor gu betrachten, welcher 1) iusto tittlo bes 
figt, was nach des Verf’'s Meinung gang fo, wie bey. der. Uſu⸗ 


capion gu beftimmen iff, und 2) bona fide; ob aber diefe nad 


der Beit. des Beſitzerwerbes der Gache oder jeder eingelnen 


Fruchtperception gu beftimmen fey, daruͤber if— Streit gwifhen — 


L 25. §. 2..de usur. und L, 23, §. 1. L. 40. 48.-de ac- 
quir. rer. dom., welchen der Verf. mit Einſicht in bie Sache. : 
felbft gu Gunſten der legtern Stellen entſcheidet. Wud) die li- 
tis contestatio flict an fid nicht, fondern nur wenn fie gugleid 
mala ‘fides des Beſihers wirkt, den Fruchterwerb des letztern. 
(cap. 3. p.. 142-158.) — Der b. f. possessor etwirht aber 
alle Fruͤchte, nicht blos nad) Pomponins Meinung in L. 46, 
de usur. die ſ. g. industrigles. Diefes ift ridtig, aber vom 
Verf. nicht gang durchſchaut. Much irrt derſelbe, wenn er L, 
G5. cit. don einer.res aliena ab uxore vel’ viro donata. 
23.. 


~ 


198 MRMyomiſches Recht. 
verſteht; wovon die Stelle ſelbſt nichts weiß. Denn fae: de 


Fruͤchte, welche. nicht aus dem Vermoͤgen bes andern Ehegatten, 


ſondern von der Sache kommen, gibt dieſe Schenkung eine iu— 


sta possessio (cap. 4. p.158—170.). — Wird die Gace evine- 


| cirt, fo mug der b. f. possessor die fructus exstantes an den 
Eigenthuͤmer, der erſt durch Tradition Eigenthoͤmer der Fruͤch⸗ 
te wird, herausgeben (cap. 5. p. 176—183.). Dieſes iſt 
der allerſchwaͤchſte Punkt der Meinung des Verf's. So ſehr 
ex ſich aud bemuͤht, dieſen Rechtsſatz gu rechtfertigen, — na⸗ 
mentlich mit der Behauptung: durch die Vindication entſtehe 
ein Kampf zwiſchen Ser fuͤr den b. f. possessor. und fuͤr den 


Eigenthuͤmer (predenden Billigfeit, den die Mdmer fo, daß dem 


Gigenthimer wenigſtens die fr. exstantes guridgeben werden 


follten, entſchieden haͤtten — ſo iſt doch immer, wenn hier blos | 


obligatoriſche Ruͤckſichten eintreten, wie der Verf. annimmt, nicht 
abzuſehn, warum gerade das noch Vorhandenſeyn der Fruͤchte 
und nicht die Bereicherung durch dieſelben entſcheiden ſoll. — 
Das ſechste Kapitel (p. 183—-188.) ſetzt noch den Erwerb des 


b. f. possessor durch den servus b. f. possessus auseinander, 
deſſen Analogieen und Verſchiedenheiten von dem Frucht Erwere: 


be des b. £ possessor gut dargethan werden, und das ſiebente 
endlid) (p. 188—209.) ſchließt mit einer ſpeciellen Juterpreta⸗ 


tion der in die Lehre vom bes b.-f. possessor- 


einfdlagenden Stellen. — 
‘Mir gehbn gu — ——— — Ser, 
deren grofere Kuͤrze und Mangel an eigener Nadforfdung in 


der naturalis ratio uns ebenfalls groͤßere Kuͤrze oer Relation 
geſtattet. Da Aber den Frucht⸗Erwerb des Cigenthimers (6. ; 


1.) und des Emphpteuta,. Ufufructuars und Paͤchters (99. 14 
— 16.) wenig mebr ald da8 Gewoͤhnliche geſagt wird — nur 


iſt zu bemerken, daß der Berf. S. 354. dem Ufufructiar gegen: 
die jetzt gewoͤhnlichere Meinung richtig auch die Jungen der 


— 


—& 


Backe und Unterbolzner, fiber Frucht Erwerbung. 199 


Thiere und S. 359. folg. dem Erwerber des Eigenthums an 
Fruͤchten ebenfalls richtig das volle Cigenthum zuſpricht — fo 
Fonnen wir uns ſogleich zu ſeiner Meinung uͤber den Frucht⸗ 
Erwerb des b. f. possessor wenden. Dieſe geht im Allgemei⸗ 
nen darauf hinaus: Der b. £ possesssor erwirbt durch Per⸗ 
ception d. h. Separation an den fructus industrialos volleb un⸗ 
widerrufliches Eigenthum und braucht dieſes auch dem Eigen⸗ 
ihuͤmer in keinem Falle gu reſtituiren; an den fructus natura- 
les dagegen:erwirbt er nur b. £ possessio, wird jedoch ˖ durch 
Conſumtion dieſer Fruͤchte von der Reſtitution befreyt. Das 
Einzelne aber iſt Folgendes. Mad allgemeinen- Mechtsanſi chten 
glaubt der Verf. , verdiene unter den verſchiedenen aufgeſtellten 
Theorieen des Fruchterwerbes des b. f. possessor. die von Gaz 
vignyꝰ ſche den Vorzug, weil an der Frucht als Theil der Sa⸗ 
de fein. anderes Recht als an dieſer ſelbſt flatt finden koͤnne. 
Dod) laffe 8 ſich als. cine beſondere Begünſtigung des b. f. 
possessor wobf denken, daß man thm Cigenthum an den Frid 
ten gegeben. habe, was fic) gum Voraus (don aus der Analo⸗ 
gie des Erwerbs durch einen servus b. f. possessus ex operis 
servi und ex re possessoris gu beftdtigen ſcheine (9. 3.. Die 
Interpretation der Stellen indeffen miffe das Nabere ergeben. 
Diefe lehrt aber nady dem Berf. zweyerley, 1) daß die Roͤmi⸗ 
fhen Juriſten nicht eine blofe b. f. possessio, fondern wirkli⸗ 
es Cigenthum und 2) daß' ſie aud ein fofortiges, alfo, ſchließt 
ber Berf., nidt blos widerruflides Cigenthum des b. f. posses- 
sor an den Fruͤchten angenommen haben, (ſ. 4.) Durch den 
erften Gag. ſpricht der Verf. ſeiner eigenen Meinung uͤber die 
fructus naturales zum Voraus ein gerechtes Todesurtheil; dem 
zwepten ſcheint L. 48. pr. de acquis. rer, dom. (fructus in- 
terim suos facit) gu widerfpredben, Daher erklaͤrt der Verf. 
dieſe Stelle im naͤchſten Gen, und gwar damit, sag er ſagt, 
Poullus habe hier fructus: naturales und indpstrigled vereinigt 


: RX 





meas. <i |. RO MEfdhes Recht. 


‘und nur bon dem gefprodjen, was wenigftens auf jeden Fall 
(sine dubio) angtnommen werden miffe; da nuy, wie (pater . 
werde gegeigt werden, der b. f. possessor etwerbe, was Pauls 
lus mit dem Ausdrucke, suos interim facit, habe bezeichnen 
wollen, fo widerſpreche diefe Stelle den Abrigen gar nidt. Aber 
welche Yntespretation! darf man bier wohl ausrufen. Offens 
bar fagt Paullus in diefer Stelle hinſichtlich des Erwerbs des 
b. f. possessor gang daffelbe bon ben fr. naturales was er 
bon den industriales fagt, und einftweilen erwerben heißt eben 
fo wenig blos b. f. possessor werden, al8 bon Jemandem, ber 
blos b. f. possessor iſt, blos gefagt werden fann (was 
aber Paulus 1. c. thut) er fey quoad “fructus pene domini 
loco; denn ex ware ja dann in Begichung auf die Fruͤchte nicht 
mehr als in Beziehung auf die Gade felbft domini loco; Ane 
Heres nidit.gu gedenken. — Um aber feine Meinung gu Halten, 
muß der Berf. aud) nod) diejenigen Steen gu entfernen ſu⸗ 
den, nad) ‘denen der b. f. possessor blos die confumirten Fruͤch⸗ 
te erwerben foll (L. 4, §. 2. fin, regund., L. 40. de acquir. 
rer. doin.; §. 35, J. de rer, divis., ſ. 2. J. de offic, iud., L, 
22, C. de R. V.). Diefe Entfernung unternimmt er denn 
-audy, aber auf eine Welle, Sie dem Borwurfe einer gezwunge⸗ 
nen Auslegung ſchwerlich entgehen moͤgte. Er ſagt: man duͤr⸗ 
fe dieſe Stellen nur auf ſolche Fruͤchte beziehen, an welchen der 
b. f. possessor (nad) des Verf's Anſicht) fein Eigenthum, ſon⸗ 
dern blos b. f. possessio erwirbt. Was berechtigt aber dazu, 
ba die Stellen gar. nicht zwiſchen fr. naturales und industria- 
les unterſcheiden? Erflens, (agt der Verf., miiften, wenn. man 
alle Fridte Aberhaupt verſtehen wollte, auch die uſucapirten 
mitverſtanden werden, was doch Niemand behaupten wird; ſo 
gut mun dieſe deßhalb ausgeſchloſſen find, weil daran der b. £ 
possessor Eigenthum erworben hat,, eben fo koͤnnen aud) bie 
industriales, an denen der b, £: possessor gleidhfalls Eigenthum 


/ 


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an) 


Bade und Unterbolzner, Aber Fruct-Erwerbung, — g01 
erwirbt, ‘ale ſtillſchweigend ausgeſchloſſen gedacht werden. Al⸗ 


fein dieſes ganze Argument ſinkt in ſich zuſammen, ſobald der... 


Verf. den Beweis nicht fuͤhrt, daß oer b. f. possessor irgend 
welche Fruͤchte uſucapire, welchen Beweis ex weder gefuͤhrt hat, 
‘nod ohne petitio principii je fuͤhren wird. Zweptens nimmt 
der Verf. alle. Stellen einzeln bor und fudt fir jede befondere 
Argumente hervor, weßhalb fie nicht gegen ihn beweiſe. Da 


aber alle Geſtaͤndniſſe, welche er von ibnen erlangt, mit der 
Interpreten · Tortur abgezwungen find, — leider it dieſe Anwen⸗ 
dung der Tortur noch nicht wie die andere aus unſerm Rechte 


verbannt — ſo muͤſſen wir von vornherein gegen deren Beweis⸗ 
kraft proteſtiren. — Im naͤchſten §. 7. wird bemerft, daß es 
zum Frucht: Erwerbe des b. f. possessor der conditia usuca~ 
piendi nicht beduͤrfe, nach L. 48, de A. R. D,, aber ohne alle 
Anfuͤhrung von Gruͤnden, die doch ſehr nothwendig geweſen 


waͤren, weil ſich aus dieſem im R. R, anerkannten Grundſatze 


eine Menge von Inconſequenzen gegen des Verf's Lehre herlei⸗ 


‘tem laſſen. Auſſerdem wird behauptet, daß da wo der b. f. 


possessor art den Fruͤchten blos b. £ possessio erwerbe, ef 
nod) einer befondern Befig-Ergreifung. bediefe; dieſes iſt aber 
aud) unridtig Caud) gegen alle Stellen); denn es ift nicht ab⸗ 
gufebn, watum die b. f. possessia an den Fruͤchten hier ſchwe⸗ 


rer entiteben fol als das Cigenthum. — Ws Beſchraͤnkungen 


bes Erwerbes dea b. f. possessor fuͤhrt ber Verf., welder fei- 
nem Aufſatze die. allgemeine Ueberſchrift „vom Erwerbe der Er⸗ 


zeugniſſe“ gegeben hat, zuerſt an, daß der b. f. possessor 


den partus ancillae nicht erhaͤlt, ohne jedoch einen triftigen 
Grund dieſer Beſtimmung angugebens ‘eben fo gehoͤrt ibm nicht 
bie Zuzucht bey Heerden, weil diefe Theil der Hauptfade und 
folglic) feine Frucht it, Der Verf. ift gwar vollftandiger, als 
Hr. Bade, welder den FrudhteErwerb bey Heerden nur geles 


gentlid) (p. 3638.) beruͤhrt jedoch nod) keineswegs erſchoͤpfend. 


202 Niemiſdes Recht. 

Drittens die Regel: fructus augent hereditatem, welche aber 
auch blos angefuͤhrt wird. „Eine vierte Beſchraͤnkung finden 
„wir bey, denjenigen Erzeugniſſen, welde\weniger als Natur Er⸗ 
„zeugniß, als vielmehr als Wirthſchafts-⸗Erzeugniß angeſehen wer⸗ 
„den muͤſſen.“ Der Verf. will das Umgekehrte ſagen, daß 
naͤmlich diejenigen Fruͤchte ebenfalls oem b. £ possessor nidt 
gehoren, welde ev nicht durch feinen Fleiß hervorgebracht hat. 
Er befennt fid alfo zur Meinung des Donellus, wonach ber 
b. f. possessor die fr. naturales nidjt erwirbt, und gwar fus 
fiend auf L. 45. de usur., die diefes allefdings ſagt. Wein der 
Perf. hat. dieſe Meinung weder in der Natur over Gace nad 
gewieſen, nod) die L. 48. de A. R. D. welde das offendare 
Gegentheil (agt, entfernts derſelbe bemuͤht fid vielmehr nue, 
ein Criterium angugeben, was fr. naturales, was industriales 
ſeyen; fo wie aber diefe gange Unterſcheidung dex Wahrheit nicht 
gemaͤß ift, fo ift aud ein Unterſcheidungsmerkmal aufzuſtellen 
nicht moͤglich, wie ſich ſelbſt erweifen fieBe. 

Sa §. 9. wird angenommen , daß der bP. f. possessor an 
den fr. naturales. durch Ufucapion oder Confumtion Cigenthis 
met werde, Was erftere betvifft, fo ftebt Diefe Meinung ves 
Berf's samit in nothwendigem Zuſammenhange, daß er das fr. 
interim suog facit (sc. naturales) ven einer b. £ possessio 
der Fridhte verfteht; fo. wie nun aber dieſes unrichtig angenom⸗ 
men iſt, ſo faͤllt damit von ſelbſt auch jene Uſucapion der Fruͤch⸗ 
te durch ben b. ſ. possessor, von der aud) keine einzige Stelle 
redet, diber ben Haufen, Wegen der Confumtion wird behaup⸗ 
t, daß dieſe nidt blos in einem koͤrperlichen Aufzehren beftes 
, fondern beſonders aud. im Veraͤußern. Dieſes iſt richtig 
— wohl allgemein angenommen; wenn aber der Verf. ein 
Argument dafuͤr darin ſucht, daß ſonſt der Ausdruck suos facit 
nicht paſſen wuͤrde, weil Niemand Eigenthuͤmer einer vernichte⸗ 
ten Sache ſeyn koͤnne, ſo hat er wohl nicht bedacht, daß eben 











Gade und Unterholzner, hber Frucht⸗Erwerbuns. 203 


ſo unmoͤglich Jemand Eigenthum an einer veraͤußerten Sache 
haben koͤnne. Auch iſt dee Verf. hier uͤber die Schwierigkeit 
hinweggegangen, daß keine der Stellen unſeres Rechts ſagt, blos 
bey den fr. naturales beduͤrfe es der Conſumtion, um den b. f. 
paossessor gum Eigenthuͤmer gu machen, vielmehr alle dieſes von 
Fruͤchten uͤberhaupt ſeyen, wie es denn aud allein richtig ift. 
— Jn f. 10. endlid) wird hinſichtlich der Zeit, in welder der 
P. f. possessor in bona fide gewefen fepn mug, der Wider⸗ 
ſpruch zwiſchen L. 25. §. 2. de usur. und L. 48. §. 1. de A. 
R. D. fo gu fen verfudt, daß die erfte Stelle fid) auf fr. in~ 
dusriales, weldje bom b, f. possessor fofort erworben werden, 
die letztere auf naturales,.an denen er bios b. f. possessio ex- 
wirbt, begieben fol, Wein auch dieſe Unterſcheidung wird zum 
Theil wieder in die Stellen hineininterpretirt, die nichts davon 
wiſſen, und daß bier cine Meinungs-Verſchiedenheit der Roͤmi⸗ 
ſchen Juriſten ſtatt gefunden habe, iſt offenbar, auch von Ba⸗ 
cke ſehr gut gezeigt. 
So viel auch von Unterholzners Abhandlung. Fra⸗ 
gen wir nun zum Schluß, wie weit die Erkenntniß dieſes 
Theils unſeres Rechts durch bie beyden durchgegangenen Schrif⸗ 
ten gefoͤrdert ſey jnd woran es noch fehle, ſo iſt 
1) negativ fo diel gewonnen, daß die bon v. Savigng 
aufgeſtellte Anſicht uͤber den Frucht-Erwerb des b. f. possessor 
obllig widerlegt iſt, fo daß ſich in Zukunft Niemand mehr, es 
ſey denn dolo oder culpa, zu ihr bekennen kann. Vielmehr 
ſieht unwiderleglich feſt, daß der b. f possessor volles Gigens 
thum an den Frddten Surd) Perception erwerbe und fie gar 
nicht uſucaviren koͤnne. 
2) Deßgleichen hat ſich Backe das Verdienſt erwor⸗ 
ben, nachgewieſen zu haben, daß der Frucht⸗ Erwerb nothwendig 
eine eigene, auf keine der uͤbrigen zurhczuführende, Erwerbart 


ſey. 


203 Rb mifhes Recht. , 
3) Man koͤnnte hinzufuͤgen, daß auch der Erwerb aller : 
Kridjte ourd dem b. f. possessor durch Bade’ villig ere 
wieſen fey, wenn nidt feine Erflarung des Urfprungs der ab- 
‘weidenden Meinung bes Pomponius gu ſchwach ware. Er 
meint ndmlid (p. 163, sqq.) es atte urſpruͤnglich einmal ein 
Roͤmiſcher Furift die Meinung fallen laffen, dag dem b. f. pos- 
‘séssor die Fruͤchte gebuͤhrten pro cura et cultura, nidt fowohl 
den Grund diefes Erwerbes, als die natuͤrliche, in beffen Gefolge 
Tiegende, Billigkeit bezeichnend. Dieſes Hatte aver ſpaͤterhin ein 
anderer mißverſtanden und fo ware die Meinung entftanden, 
daß det b. f. possessor blos die industriales fr, erwerbe. Wl 
lein mit fo wenig Nadbdenten ſchtieben bie Roͤmiſchen Juriſten 
. “nidt. Bielmebr beruben ihre Meinungs⸗Verſchiedenheiten immer 
auf einer beſtimmten abweichenden Auffaſſung des natuͤrlichen 
Verhaͤltniſſes ſelbſt, und hier war' die Sache wahrſcheinlich die⸗ 
ſe: Pomponius betrachtete die Fruͤchte, welche ja ein Arbeiten 
der Sache ſind, wie die Thatigkeit des b. fF beſeſſenen Sclaven, 
deren Bergleidhung uͤberhaupt die Erkenntniß des Frucht Erwer⸗ 
bes ſehr erleichtert (L. 25, de usur., L. 40. de A.B. D.) und 
die nur ex re possessoris und ex operis servi (was aber aud) 
gleidyfam ex re possessoris ift L. 23.-pr. de A. R. D.) dem 
‘b. f. possessor nuͤtzt; daber er denn meinte, daß aud die Frade. 
te nur, wenn fie ex re possessoris (cura et cultura eius) ents 
flanden waren, demfelben gehoͤrten. Paullus dagegen gab diefe 
Vergleichung gwar gir; bebauptete aber, daß gerade nad ibr 
alle §ridte der Cade tem b, f. possessor gehoren miffens | 
denn in allen operirt die Sache felbft, und find diefelben wie 
lauter Erwerbe ex operis rei gu betradten, Einen andern 
miglicjen Grund der’ abweidenden Meinung ded —— 
verbietet der Raum hier aus zufͤhren. 
4) Wirklich erwieſen hat Backe ferner, jedoch auch die⸗ 
ſes nicht mit vollkommener Einſicht in die Sache, daß es beym 


\ 


Bade und Untesholiner, uͤber Frucht⸗Crwerbung 205 - 


Erwerbe ber Fridte auf die b. f beb Beſttzers due Seit er 
Perception anfomme, | 
Obgleich nun.aber. dieſe und mehrere andere eingelne Sie 
Be aͤußerlich gang richtig ausgefproden und bewiefen find, fo 
fann Sod nicht behauptet werden, daß eine Cinfidt in die Naz 
tur des Frucht⸗Rechts (chon villig gewonnen fey; fo lange diefes 
aber nit geſchehn ift, tappen wir immer nod) im Finftern und 
werden nothwendig bey Beantwortung eingelner praktiſcher Fras 
gen ſchwanken ober in Srethum verfallen, Da ich Aber diefe 
Lehre ſelbſt einmal ausfuͤhrlicher gu ſchreiben gedenke, ingwifden 
aber dod aud eine Gelegenheit gur Unregung des Naddentens 
Anderer nidt ungenutzt vorbeylaffen mag, fo erlaube id es 
mir, hier wenigftens auf bie Hauptpunkte, auf denen die Nas 
tus dieſes Erwerbs beruht, vorlaͤufig hinzuweiſen. Freylich 
muß ich dazu mich des Schluͤſſels zur Erkenntniß des ganzen 
Roͤmiſchen Rechts bedienen und folglich etwas weit ausholen. 
Allein ohne den Hauptſchluͤſſel kommt man aud) nicht in das 
Heinfte Kanimerlein des Haufes, es fey denn auf unrechtmaͤßi⸗ 
gem Wege (Joh. 10, 1. 2.). 
1) Alles was iſt (im menſchlichen Recht alle Greaturen) 
‘bat ein doppeltes Rechts⸗Leben, in welches alle Freyheit und 
folglich auch alle Unfreyheit zerfaͤllt: Exiſtenz in ſich und Exi⸗ 
ſtenz in der Beziehung (Verhaͤltniß⸗Leben). Die erſte iſt das 
Daſeyn des Individuums fuͤr ſich ſelbſt genommen und bildet 
in der Freyheit das suum ius, welches bey Menſchen theils in⸗ 
dividuelle (oder Staats⸗) theils Gattungs⸗Freyheit, und, da die 
Menſchen gud andere Individuen fic) unterwerfen koͤnnen, theils 
wiederum perſoͤnliche, theils Vermoͤgens⸗-Frepheit iſt; in der 
nfrenbeit aber bas Eigenthum und bey Menſchen die servi- 
tus, Die gwepte ift das gegenfeitige Seyn der Individuen gu 
einander, wodurch fie fidy bevortheilen und. beſchraͤnken; und 
beſteht iure naturali; d. h. ohne Ruͤckſicht auf die befondere 


206 Mömiſches Recht. 


rechtliche Natur des Menſchen, in der. Beſchraͤnkung und Be 
vorthejlung durch bie phyſiſchen und geiſtigen Geſetze; iure gen- 
tium aber, welches Civitaͤt und Cigenthum (Unfeeppett mit 

ſich beingt, in Besiehung auf erftere in der Beſchraͤnkung und 
Bevortheilung durch die iura civilia, im Beziehung auf das 
letztere in den vermoͤgensrechtlichen Beſchraͤnkungen und Bevor, 
theilungen, ſowohl iure gentium als civili. 

2) Was dieſe letzteren betrifft, fo erzeugt a) das Verhaͤu⸗ 
niß Lon Menſchen gu Menſchen, ſofern fie vermoͤgensfaͤhig find, 
als nothwendige Beſchraͤnkung und folglich auch Bevortheilung 

die Obligation (debitum, creditum), die man alfo bas Verhält 
nif. Daſeyn der Vermoͤgens ⸗ Freyheit nennen kann, und welche wie⸗ 
der ihrem Inhalt nach in Hervorbringung theils eines vermoͤ⸗ 
gensrechtlichen Daſeyns in ſich (dare rem) theils eines bloßen 
Verhaͤltniſſes (facere) beſteht. b) Das Verhaͤltniß bon Sachen 
gu Menſchen dagegen ergeugt: aa) auf Seiten der Sachen gu 
Gunſten der Menſchen, daß ſie ebenfalls durch ſie beſchraͤnkt 
und zu deren Nutzen da ſind, welcher auch wieder in einem 
Praͤſtiren theils von Individuen (fructus {dare]) theild in blos 
ßem Verhaͤltniß (usus [facére]) beſteht; bb) auf Seiten der 
Menſchen zu Gunſten der Sachen die Beſchraͤnkung, daß jene 
dieſe erhalten und fordern muͤſſen (custodia et diligentia). 

3) Iſt nun die Sache in Jemandes Eigenthum, ſo treten 
gegen ihn dieſe Beſchraͤnkungen und Bevortheilungen nicht be 
ſonders hervor, weil fie in der voͤlligen Unterwerfung (domi 

~ nium) aufgebn. Jedoch iff a) die Praftation des Gebrauchs 
und der Frucht in der Gade natuͤrlich vorhanden, und eine 
Aeußerung der Gade, deren Freyheit voͤllig, alfo aud) hinfidte 
lid) ihres Begiehungd-Dafeyns, gu Gunſten bed Cigenthimerd 
aufgeboben it (= der Sclav und filius-familias find dem do- 
minus und parens naturaliter -obfigitt) "wenn daber die Frucht 
von der Sache gettenns wird; fo -liegt zwar hierin kein eigen⸗ 














— 


Backe and Untekholiner, Adel Frucht⸗Erwerbung. 207 
thuͤmlicher Erwerb der Frucht, dieſe gehoͤrt aber wie die Sache 
ſelbſt und als ein Theil derſelben (nur däß dieſer ſeine urſpruͤng⸗ 
liche Verhaͤltnißnatur beybehaͤlt) dem Eigenthuͤmer der Haupt⸗ 
ſache. by} Die Praftation der custodia (s. culpa) und diligen—' 
tia dagegen an feiner eigenen Sache ift in ber Natur nidt vore 
banden (= ber Vater, wenn er (einem filiusfam. verſpricht, 
wird ſelbſt nicht natura obligirtJ)J)J. 

4) Sobald aber Jemand mit einer fremden Sache 7 
mentrifft und Gebrauch und Fruͤchte davon zieht, ſo entſtehen 
aus jenen gegenſeitigen Bevortheilungen und Beſchraͤnkungen 
wirlliche beſondere Rechts⸗Formen — vorausgeſetzt nur, daß jenes 
Zuſammentreffen dem ius gentium gemaͤß iſt. Abgeſehn nuͤm⸗ 
lich von der custodia und diligentia Gurzel der Rebre sort? 
der culpa) befteht jene Bevortheilang bed Genießers der frem⸗ 
den Sache eben ſo in einer Unfreyheitsaͤußerung derſelben, (pax 
ti) 0. h. dag er fie gebraucht (usus) ober die Fruͤchte derſelben 


nimmt (fructuum perceptio), wie die Obligation in einer Unfrey⸗ 


heitsaͤußerung des Schuldners beſteht, und durch die Percep⸗ 
tion alſo muß er Eigenthuͤmer der Froͤchte werden. = 

5) Damit nun aber ein folder Erwerb wirklich eittteete, 
ift, wie gefagt, erforderlid), daß die Be(Hrantung ber Sache 
hurd) den dritten dem natuͤrlichen Rechte gemaͤß fey. Nad 
diefem aber reicht im Verhaͤltniß zu Gaden bloße Occupation 
hin, weil dem Menſchen die Herrſchaft Aber bie Erde und was 
darinnen it, gegeben it; im. Berhdltnig gu Menſchen dagegem 
bedarf es, um von ihrer Freyheit, welche fie in Sachen haber, 


etwas gu erwerben aud) bed Conſenſes derfelben (Tradition). 


Hiernad ift nun gum Frudt-Crwerbe, weil diefer von der Sa⸗ 
che und nicht von dem Cigenthimer derfelben gemadt wird, an 
fid) fein Confers des Cigenthimers: noͤthig (der Pachter 3. B. 


und ſelbſt der Afterpaͤchter erwirbt auch eine Frucht, von deren 
Exiſtenz der Verpaͤchter nicht einmal weiß). Allein da dad 


— 


4. 


208. Ro mefhes Rede. 


Verhaͤlt niß der Sache, aus welchem die Fruͤchte hervorgehn, 
aud) dem Eigenthuͤmer gehoͤrt, wie das Daſeyn derſelben in 
ſich, fo folgt, daß dieſes Verhaͤltniß⸗ Leben ſelbſt doch dem menſch⸗ 
lichen Rechte unterliegt und folglich naturali ratione, damit der 
Dritte erwerbe, auf irgend cine Weiſe durch Conſens zugeſtan⸗ 
den ſeyn muß, deſſen ſpaͤtere Wufhebung dann aber den Frucht⸗ 
Erwerb an ſich eben fo wenig ſtoͤrt, als das ganze Eigenthum 
einer Sache durch Widerruf des Tradenten zurückfaͤllt. Nutzt 
alſo Jemand ohne eit ſolches Zugeſtaͤndniß wiſſentlich eine frem⸗ 
de Sache, ſo wird er ſie nach dem natuͤrlichen Rechte nicht er⸗ 
werben, vielmehr wird er dem Eigenthuͤmer entweder in Bezie⸗ 
hung auf die ganze Sade ſammt deren Verhaͤltniß-Leben Un⸗ 
recht thun, wenn er dieſe innehat, oder wenigſtens in Bezie⸗ 
hung auf den gemachten Gebrauch und Frucht · Ziehung, wenn 

er die Sache nicht beſi itzt. 

236) So jedoch nur beym m, f. possessor. - Beſitzt Jemand. 
—— in der Ueberzeugung Gigenthamer geworden gu. fepn,. 
fo thut ex, wenn fein Irrthum nur nidt nad) dem menſchli⸗ 
den Rechte der mala fides gleid) ſteht, dem Gigenthimer vor. 
ber, Pindication mit ſeinem Befige fein Unrecht; vielmehr bes 
findet ſich jeRt die Sade bey ihm gleichſam in der Gefangen⸗ 
ſchaft, weldes ein dem natuͤrlichen Rechte gemager Zuftand ift, 
Per. Inhalt dieſes Zuſtandes iſt mer der, di hinſichtlich des 
da dieſer auch bef itt, bem menſchlichen Rec genug gethan 
iſt, und er alſo wirklich erwerben wird, wenn es nicht ander⸗ 
waͤrts noch fehlt. In dieſer Ruͤckſicht unterſcheiden ſich aber 
ſehr die Sache ſelbſt und das Begichungs-Leben oder die Fruͤchte 
derſelben. Was die Sache ſelbſt betrifft, ſo kann er dieſe nicht 
erwerben, weil er ſie nur vom Eigenthuͤmer erwerben koͤnnte, 
dieſer aber iure gentium gum Erwerbe eingewilligt haben muͤß 
te, was nicht geſchehen iſt. Die Fruͤchte dagegen mug ex vs 


f 


» 


⸗ — 


Backe und Unterholaner, fiber Seneht-Ermerbung. 209 
werben, weil 1) er felbft son feiner Seite fie iure perci⸗ 


pitt und 2) da er fie bon der Gache gewinnt und nidt bor 
-einer Perfon, (deren Berhaltnipleben gut: Sache durch die be 


f. possessio iure naturali aufgeboben iſt) auch kein Conſens 
zur Perception noͤthig iſt. Sein Frucht-Erwerb beruht demnach 
nicht, wie der des Paͤchters und Uſufructuars, auf einem Er⸗ 
werbe des Begiehungslebens der Sache, fondern darauf, daß er 
mit jeder Perception einer Frucht » ſo lange die Gefangenſchaft 
der Sache gerecht iſt, dem Eigenthuͤmer kein Unrecht und der 
Sache, auf die es zunãchſt ankommt, Recht thut, woraus denn 
folgt, bag jede mala fides superyeniens {einen Erwerd bins 


| dern witd. 


cy — 


7).Iſt die eben bemachte Bemerkung sabe, ‘bag ber Zrucht⸗ 
Erwerb des bf possessor’ darauf beruhe, daß der letztere in 
der fructuum perceptio die Frucht gleich einer res nullius pon 


‘det Sache felbft durd) Beli itz- Ergreifung erwerbe, ſo muß auch 


die ganze Sache ſelbſt alsdann bon einem b. f. possessor er⸗ 


worben werden, wenn deren Gebrauch darin beſteht, daß da⸗ 


durch die Sache ſelbſt ergriffen (conſumirt) wird. Dieſes er⸗ 
eignet ſich aber in zwey Faͤllen 1) beym Gelde; denn deſſen 
Gebrauch beſteht in der Benutzung zu abſolutem Vermoͤgens⸗ 
werihe (usu consumitur) und 2) bey den Sachen welche 
durch Verarbeitung ihre Exiſtenz veraͤndern. Daher denn in 
heyden Faͤllen an den vermiſchten Geldſtuͤcken wie an den neuen 
Species der b, f. possessor Eigenthum erwerben muß. Wer, 


dolo malo Geld vermiſchie ‘oder { (pecificirte, erwirbt nicht Ei⸗ 


genthum; bewirkt aber, dag er dolo desiit possidere oder daß | 
die Sache wenigiten’ gus Pindication nicht as ele “ae 
zuweiſen ſteht. 

8) Alle einzelnen Fragen im Frucht⸗Recht ſi nd nut — 
obigen Anſchauungen night ſchwer gu beantworten. Hier moͤge 


nur wed Hom aiid der Vindicat tion oe den ee: 


ae ee eae 


210 | Rb inifhes Recht. 


des b. f. possessor die’ Rede ſeyn. Wird lis mit dem b. f 
possessor conteſtirt, fo ift dieſes gu betrachten wie ein postli- 
minio reverti der res b. f, possessa und zwar in Beziehung 
auf den Gebrauch Geziehungs-Leben) ber Sache, welder aud 
im Cigenthuin liegt und worauf allein die Wirkung der gerech⸗ 
ten Gefangenſchaft ſich erſtreckkt (denn nach der Zeit der litis 
tontestatio wird nachher erkannt); folglich hoͤrt jetzt, obgleich 
wegen der Ungewißheit des Urtheils gleichſam sub conditione, 
bas gerechte Gebrauchs⸗ -Berhaltnig auf (weßhalb auch jetzt die 
Obligation quri omnis culpa ermadt). Sm Einzelnen ift aber 
gu unterfdyeidben: 1) Was die nod) vorhandenen gezogenen 
Fruͤchte betrifft, ſo ſind dieſe zwar Eigenthum des b. f. pos- 
sessor; allein wenn ſie noch als Fruͤchte bey ihm ſind, ſo faͤllt 
jetzt, weil fie nur mi der caussa, daß das postliminium nicht 
eintreten wuͤrde, erworben ſind, ihr Eigenthum ipso iure an 
den Gigenthimer der gangen Sache (das Beziehungs⸗Leben mit 
inbegriffen) eben fo suri, wie 3. B. bie res sub ‘conditione 
legata existente conditione bom Erben an den egatar, Sind — 
aber die Fruͤchte alé ſolche nicht mehr vorhanden (consampti), 
fo erſtreckt ſich das Eigeathum iure postliminii nicht mit auf 
fie. Daher: bof possessor fructus, interim suos facit, oder 
aud wobl consumptos suos facit, in welder letzten Nedensart 
guos cum eflectu geſagi iſt; Ausdruͤcke, welche weder 
Bakes nod) ‘Unterbolgners Theorieen erklaͤren. Auch 
wird erſt nach dieſer Aunſi icht ein Grund far; weßhalb die rei 
vindicatio, welde wegen Ser Sache angeſtellt wird, die in frem⸗ 
dem Eigenthum befindlichen Fruͤchte doch mit umfaßt. Uebri-· 
gens verſteht es ſich von ſelbſt, daß das Eigenthum der pen⸗ 
dente lite gezogenen Fruͤchte bis gum Urtheil bin, wenn die 
b. f. fortgedauert bat, ebenfalls in pendenti ift, was Bade 
gelaugnet bat, | : . | 

Bevor ig ſhüche, mug id noch mit wenigen Worten von 


~ 


— 


— 


Backe und Unterdolansr,: fiber, Fencht Erwerbung. 23s 
Sen. Stellen- Fnterpretationen. reden, welche in ben. angegfigten 
Schriften geliefert ſind. Backe zeigt ſich hierbey befonders 
groͤndlich und. {harfgnnig und ‘ig kann nicht umbin, Re fei ing 
teefflichen Exklaͤrungen namentlich von. L. L 9.2. de, - Pignor. 
et hypoth... (p..39; sqq. p. 122. 890) 9. deren. ‘Sing. pplfidas 


Wig ans Licht gebracht ift, und yon L. 26. 4. 1. de . fartia a | 


roby we das wewich deb Plusquamperfecis in: ut rimum 

decerptus esset, eius esse coepisset geltend gemacht wird, (Une 
tarholgners Emend ation interesset (S. 850.. if Alo ire 
tia); deßgleichen vom L. 4. §,19 de,usurpatt. (p. 35, sqq-) 
wo die richtige Jnterpunttion vollſtaͤndig begruͤndet with, ay Ue 
terholsnes,.S, 317, bat die falſche gorgegogen,) befondsrg 


aufmerkſam gy maden. 


Unterbolgner gebfibrt nertennung des Derblenilee, 


darauf aufmertfam gemadt gu haben, daß in L. 48: §. 5. de 
furtis und L. 4. §. 9. de usurpatt. der fetus pecorum und 


die Lammer. deßhalb von andern Frudhtergeugniffen gefchieden 
werden, weil. fie cig, der Regel bay Heerden vorkoppen und 


hep, biefen aur Hgupſſache gehdren tonnen (S. 519. fla. 
| 854. fig.). In exjtever Stelle bezweiftle id nit, ‘bab a 


in fructu). Denn jene Waorte fi ſind unvertraͤglich mit? dein Styl 
| (hes Roͤmiſchen Juriſten und obendrein begreift man ohne je⸗ 


quod ‘ in partu hu leſen ſey: que én fruetu (q tit’ HOA est 


we Emendatjon den _Qufammenbang poi, ſh. 5. und. 6 J und, sia 
mentlich das nicht, daß am Schluſſe. dou, F. 6, ‘b]9g, astden 
partes ancillae auridgegangen wird. Endlid find. zauch 
pecorum bey: weitem nicht in dep, Regel Theil der eia⸗ 
€L. 28. pr. de usar.) daber jener Zuſatz noͤthig war. sO 


unberſtaͤndlich geblieben iſt mir die Erklaͤrung von L. 78, de 


wordenen Uusleguagen eben fo wenig genigen, s, Die, Stelle. 


R. V. (S. 322.), ohgleich freylich alle mir fonft; betannt. gee 


| fiheint ebenfalls corrupt ynd man me Hielleicht leſen; Immo 


Krit. II. 2. 4 


~ 





1) Rordifdes Rede «2 
quaeritar; aliué (ſtatt haiud): fructus ideteoo fuctus est, quod 
is eum tuo (ftatt suo) nomine perceperit. Denn wenn z. B. 
der Beſitzer des Grundſtůcks verpachtet, fo wird der Paͤchter 
Eigenthuͤmer der Fruͤchte auf den Namen des Verpaͤchters hin, 
dieſer wiuß aher wegen dieſer Fruͤchte als B. F. possessor, bad 
nicht conſuinirte Pachtgeld geben, als’ mf. possessor felbf 
aud) das confumirte-und: dagu was Ser Cigent homer —— 

ten mehr hatte gleben koͤnnen. —— 
Schließlich iſt noch das fließende ſelten anſtoͤßige Latein: in 
Bades Abhandlung gu ruͤhmen; Dracd¥ehlet find. in dieſer 
izwar auch keine Seltenheit, UnterholzuersSchrift aber iſt 
bdadurch fo entſtellt, daß die Redaktion des Archivofuͤr die oz 
viliſtiſche Praxis bicrauf subbed pata a a 


werden verdient. 
E. — ste 





-~ 


Pants en, (auß. Prot. d. sR, in “Asi das Sto⸗ 
dium bes Nordiſchen Rechts im aAutgeinehnen und’ beb 
| Day Rechts inbbeſondere. Kiel 1826. be S. 


(Preis 36 fr.) 


Durch dle Ernennung des Verf's gum Pere in rt i 
sel Antritteſchrift veraulaßt worden, worin derſelbe, mit dem 
underkennbar ſehr angelegentlichen Wunſche gur Belebung oes 
Intereſſes fuͤr das Nordiſche Rechtsſtudium beizutragen, einige 
Bemerkungen daruͤber mittheilt. Eine naͤher beſtimmte Aufga⸗ 
be hat der Verf. weder ausgeſprochen noch verfolgt. Daher 
findet auch Ref. es nicht zwecknmaͤßig, ſich auf eine vollſtaͤndige 
Inhalts angabe oder Beurtheilung einzulaſſen, — nur Einzelnes, 
was in Bezug auf die wiſſenſchaftliche Geſinnung des Verf's 
oder auf das Nordiſche Rechtsſtudium ihm’ bemerkenswerth 

— 3 


3 


Panlfen, aber bas Gtndiem bes MW. R. 213 


fheiut will er hervorheben; zuvor jedoch eing kleine Strecke 
den Verf. begleiten, um von. der Art und dent Zuſammenhan⸗ 
ge. feiner Bemerkungen eine Anſchauung gu gewaͤhren. Zuerſt 
wird der Begriff der Nordiſchen Rechte, in engem Zuſammen⸗ 
hange mit dem Skandinaviſchen Sprachſtamme dahin feſtge⸗ 
geſtellt, daß fie den Gothiſchen Voͤlkerſchaften aagehbret, in 
deren Sprache det Artikel ant has Hauptwort angehaͤngt und 
die leidende Beit des Zeitworis durch Beugung gehildet wird. 
Dieſes ſcheide am ſchaͤrfſten die Nordiſchen und Getmaniſchen 
Voͤlker. Das Studium dieſes Nordiſchen Rechts habe far: ans 
deutſche Juriſten ein zweifaches Intereſſe; als ſtammserwandt 
befoͤrdere es unſte Einſicht in das Weſen unferd ciganen Rechts, 
und dann erweitere es den rechtswiſenſchaftlichen Bid und 
trage ſomit gut Auffaſſung allgemeiner Rechtsideen bei, tim 
aber frudjibringend gu werden, muͤſſe das. Studium bes. Nordi 
ſchen Rechts Surdidud geſchichtlich fein. Auſſer den gewoͤhnlich 
angefuͤhrten Gruͤnden fuͤr die. geſchichtliche Auffaſſung des Medes, 
wird beſonders noch hervorgehoben, daß fuͤr manche unſerer 
Rechtsſaͤtze tind Rechts verhaͤltniſſe der Einheitspunkt, der ihr 
Begreifen leicht sade, figs bei. det verwandten Redte nut in 
der Borgel finde; von wo an er ſich verliere, weit die vetſchiede⸗ 
nen Rechte auf ihren eignen Wegen Sem Ziele ber Rechtsvoll⸗ 
kommenheit entgegengehern. Dieſes Ziel, die Beſtimmung der 
Menſchheit aͤberhaupt, muͤſſe aufgefaßt werden, damit die Rechts⸗ 

geſchichte wahrhaft wiſſenſchaftlich werde; es ſei demnach die 
philoſophiſche mit ver hiſtoriſchen Betrachtung bed Rechts zu 
verbinden. „Bei dieſer Gelegenheit, faͤhrt der Verf. S, 10, 

fort, erlaube ich mix, meine Anſicht uͤber den gegenwaͤrtigen 
Zuſtand der Wiſſenſchaft der Rechtsgeſchichte in der Kuͤrze mit, 
zutheilen; indem ich davon: uͤberzeugt bin, daß Nichts Has tich⸗ 
tige Erkennen unſres Ziels mehr befoͤrdert, als oͤffentliche Be⸗ 
ſprechungen datuͤber u. ſ. wo.’ Sehr erfreulich iſt das Beſtre⸗ 

. * . ee. 


a 


a), mordifges Rede. 
ben des Berf. eine felbfifianbige Stellung im — zu 


— 


behaupten. Das Recht iſt ihm eine heilige Angelegenheit der 
Menſchheit Aberhaupt, welcher der Juriſt mit Begeiſterung le⸗ 
ben ſollte. Datum befriedigt ifn die gewodͤhnliche, mur ‘auf dag 


Rdmiſche und Germaniſche Recht beſchraͤnkte Auffaſſung der 


Rechtswiſſenſchaft unſrer hiſtoriſchen Juriſten nicht, und er tas. 
bert ſich der univerſalhiſtoriſchen Anſicht, die Gans in ſeinem 


Erbrecht in weltgeſchichtlicher Entwidlung, (und neuerdings iw. 


ber Berliner kritiſchen Zeitſchr. in ber Recenfion von Savige 
H's: Geſchichte des Roͤmiſchen Mechts) entwidelt hat, mit der 
Verwahrung jedod: S. 12. daß er nicht gang mit ihm eine 
verftanden fei; Senn er fei nicht Naturphilofoph, finde aud) die: 
Beurthellung Ser hiſtoriſchen — von Seiten mene — 
billig. 

In Betreff des Nordiſchen Rechteſtudiums ave verdient 
beſondre Aufmerkſamkeit, was der Verf. S. 20. ff, von der 
Wichtigkeit der Islaͤndiſchen Sagas, theils aus Muͤ llers Sas 
gabibliothek in Ucherfegung mittheilt, theils aus eigner Kennt⸗ 
niß dieſer Sagen in Anwendung auf das Recht vorbringt. ef 
findet ſich bier vieles gu dieſem Studium ſehr Anlockende. 

Den Beſchluß des die Nordiſche Rechtsgeſchichta Aberhaupt 
angehenden Theils macht eine Darlegung des Zuſtandes der 
Wiſſenſchaft derſelben, S. 31. ff. Als Nachtrag gu der in Kol⸗ 
derup· Roſenwings dan. Rechtsgeſch. F. 4. 5. u. 7. gegebenen Lis 
feratur, iſt hieraus gu bemerken: die Herausgabe bes Islaͤndi⸗ 
ſchen Geſetzbuchs, Gragas, mit lateinifder und daͤniſcher Ue⸗ 
berſetzung, welche die Arne⸗ Magnaͤaniſche Commiſſion in Ko⸗ 
penhagen beforgt, in 2° Cheilen, Cvgl. dieſe Zeitſchr. B. 2. H. 
1. S. 35.) und daß in Schweden die Doctoren Collin und 
Schlyter mit der Herausgade einer Sammlung der alter 
Schwediſchen Geſetze beaufteagt find, wovon der erfte Theil 
tiglid) erwartet werden duͤrfe. Es iſt dies wahrſcheinlich das 


Bom Juſtizmorde, ein Votum der Kirche. 215 


bereits vor 4 ober 5 Jahren ———— ia iuris Sveo- 
-gothici. | 

In einem eignen Abſchnitt S.4 4-81. fagt ber — noch 
Einiges Aber das Studium des daͤniſchen Rechts insbeſondere 
hinzu, Junaͤchſt for die Schleswiger und) Holſteiner. 

Ref. geftebt mit Vergnigen, daß ibm nad) Leſung diefer 
Schrift bas bisher ibm ziemlich fern gebliebene Studium des 
Nordiſchen Rechts in einem erneuerten Reize erſcheint, und daß 
er fuͤr den Wunſch der den geleitet hat, der beſten Hoffs 
nung febt, | 

Rogge. 





‘Vom Juſtizmorde, ein Votum der Kirche. Une 
terſuchung uͤber Zulaͤßigkeit der Todesfirafe aus bem 
driftliden Standpunkte. Leipzig bei J. Suͤhrins. 
1826. 110 S. 8. Peels x fl. 12 2 


| Die borliegende Shrift taͤuſchte die Erwastungen des Ref. 
auf eine ſehr erfrenliche Weiſe. Obſchon fie fic) naͤmlich als 
cin Votum ber Kirche uͤber einen dieſer ſtreng genommen 
fremden Gegenſtand ankuͤndigt, ſo bat doch ihr Verfaſſer (D. 
Hafe, befannt aus mehreren Schriften theologiſcher Tendenz, 
3 B. aus ſeiner Dogmatifs aus: Hes alten Pfarrers Teſta⸗ 

ment, u. ſ. w.] ſelbſt auf dem fremden Gebiete ſich bewandert 
gezeigt. ueberhaupt iſt es vorzuͤglich dreie rlei, was dieſe 
Schrift beifallswerth macht: 1) das allſeitige und meiſt er⸗ 
ſchopfende Umfaſſen des gu behandelnden Gegenſtandes. 
(Daf der Verf. aud viele poſitive Rechte kennen muß, ſieht 
der Leſer aus S. 33. 51. u. 89. f. Note 28.) 2) die ebenſo 
klare, als innige Philoſophie Hes Verfs, deren Wablſpruch 
Kleobul's Wort: acreoy — ai ſein Gein. ueber⸗ 








216 ; Strafrecht. 


all iſt ruhige Forſchung neben religidfer Warme. . 3) Die’ 
heut gu Lage fo feltene Begeifterung und Liebe fir den 
Gegenſtand, aus welder eine hervorftechende Lebendigheit in der 
Darftellung von ſelbſt hervorging. Strenge Lehre und friſches 
Leben finden wir hier dereinigt, ſo daß der Ideengang allers 
dings guweilen {wer in feiney Ordnung gu evfennen it, mits 
unter wohl aud) fat Poeti(des gefunden wird, (Bgl. S. 5 
im 8, S. 53. S. 65. S. 102. Note 46.) Dod) hat das. jus 
gendlide Kener hier dem Lichte nicht gefdabet, . = 
Wir kommen jetzt gur genaueren, jedod moͤglichſt — 
Darſtellung des Inhalts vorliegender Schrift. Der Verf. bes 
ginnt mit der allgemeinen Rechtfertigung des Unternehmens ei⸗ 
ver Reviſion der in der Geſchichte mannichfaltig veraͤnderten 
Stellung der Kirche zum peinlichen Rechte und Verfahren; ex 
kommt aber mit RAdfidt auf den heiligen Bund (S. 2.f.) und 
vermoͤge ſeiner Ynfidt, daß Chriflenthum und. Vernunft Eines 
und Daffelbe fri, Cogl. S. 16, unten, und S. 64, 08 Chris 
ftenthum, ſelbſt Vernunft“ 2c.) auf das Reſultat (S. 3.): daß 
bie Abſchaffang jedes den Vorſchriften des Chriſten⸗ 
thums widerfpredhender Staatsgeſetzes nicht aur 
durch die Vernunft, ſondern ſelbſt durch bie hoͤchſt en Gee 
walten der Erde verbuͤrgt fel, Die Kirche koͤnne hiernach vor 
Allem die hinſichtlich ihrer Rechtmaͤßigkeit allgemein in Zweifel 
gezogenen Staatégefege in Unterſuchnng ziehen. Ein foldes 
'Geſetz ſei dabjenige, welches die Todesſtrafe feſtſetze. (S. 4.) 
Es gilt das Leben von Chriſten!?. Darin liegt. bie unmittel⸗ 
Hare Torderung, daß die Kirche ihe Votum abgebe.““ Hierauf 
wird die gewoͤhnlich von Theologen angefuͤhrte Stelle des Moe 
ſaiſchen Rechts: „Wer Menſchenblut vergießet, deß Blut ſoll 
wieder durch Menſchen vergoſſen werden,” (fie ſteht 1B. Moſ. 
IX, 6, vꝗgl. and) 2BMoſ. XXI. 12.) durch exegetiſch⸗hiſtori⸗ 
ſche Gruͤnde abgelehnt (S. 5.)3 auch meint der Berk, die bis 





Bom Juſtizmorde, ein Votum der Kirche, 217 


fer Aber Mord und Todſchlag gegebenen Geſetze ſeien unzurei⸗ 
Gend zur Anwendung auf jene’ Moſaiſche Gebot, indem fie den 
Begriff des Todfchlags noc nicht einmal cafuiftifh genau: be 
flimmen. Dex Berf. fibrt nun (S. 5—8.) mehrere Beiſpiole 
abſichtlicher Ermordungen ohne boshafte Gefinnung an, die ab 
ſo weder auf den 450, Art. der P. G. H., wo befanntlid bon : 
ſtrafloſer Toͤdtung bie Rede iſt, noch auf. den 137. Art. derſel⸗ 
ben, wo von Mord gehandelt wird, paſſen. Bet dieſen Ermor⸗ 

dungen, welche mah homicidia dolo bono commissa nennen 
mipte, tann freilid die Zurechnungsfaͤhigkeit nicht vollkommen 
ſein, da ſie ſtets in der Perſon des Moͤrders einen hohen Grad 
von Wahn oder Schwaͤrmerei vorausſetzen. Uehrigens ſoollte 
Gu dieſem Orte nicht blos die P. G. O. beruͤcſichtigt werden, 
ba andre Strafgefepgedungen den Vegriff des Mordes und Tod⸗ 
ſchlags viel richtiger erklaͤrn. Gin von den Theologen ferner 
angefdbries Wort dex Heil, Schrift: „die Obrigheit tragt das 
Schwerdt nicht umfonft (Paulus an die Rimer XT. 4.) 
wird blos ſymboliſch von dem Verf. verftanden, 

Nad) Ablehnung oiefer Stellen’ wird nun (S. 10.) der. 
Grundfrein gue Unterfudung gelegt, in Bolgendem: „Bei 
der allgemeineri Anerkennung, daß die Wirfungen des Chrifters . 
thumé auf Staatsverhaͤltniſſe erft in ſpaͤteren Jahrhunderten 
erfolgten, und das Evangelium erſt dardber iſt, bie Welt mit 
bem heiligen Geift gu durchdringen, fann aud eine Beurthei⸗ 
lung der Todesſtrafe nad) chrifttidhem Geſichtspunkte keineswegs 
darauf finnen, ihre Zulaͤßigkeit durch Stellen der heiligen 
Schrift qu vertheidigen over anzugreifen; fondern aus anew 

fannten Grundfdgen des Chriftenthums ift durd fol- 
gerechten Schluß ein Urtheil gu finden, wie es geſchoͤpft worden 
iſt aus dem Geiſte des Chriſtenthums Aber die Sclavecei.“ Das 
beige alfo: die Berfaffer der beiligen Urfunden fonnten nite 
gends unmitielbax und. ausdruͤcklich auf den Staat Ruͤckſicht neh⸗ | 


X 





218 '  * 1 Strafredt. 


men, da eB Samals nod keinen wabren Staat. ab. Mithia 
fann auch nicht O46 Wort der Religion, fondern eingig und 
alkein Hee heilige Geiſt Serfelben die Staatsverhaͤltniſſe durde 
dringen; ſonach kann auch uͤber Zulaͤßigkeit dex Todesſtrafe nur 
ber Geift bes Chriſtenthums entſcheiden, welcher in anerkannten 
Grundſaͤtzen deſſelben beſtehen ſoll, nicht aber ace eine Stelle 
ber deil. Schrift. 

Der Verf. wuͤrdigt nun, the er - feine. Meinung ausipridt, 
weil Yon dex Grundanfidt bes Gangen jede eingeine Bebaups 
tung abbangt, die widhtigften fogenannten Strafrechtst heo⸗ 
rieen (S. 11—26.), die er ſaͤmmtlich als Gegenſaͤtze ſeiner 
Anſicht darflelt. Die Darſtellung der Kantifdhen Wieder 
vergeltungélebre iſt borgiglid) gelungen. Nad der eignen Ang 
ſicht des Berf’s (GS. 26.) iſt die Strafe blos cin nothwen de 
ges uebel, der Swed aller Strafgeſetzgebung „die Siderung 
bes States,” als der ,,duperlid) gewordenen Vernunft,“ (ale 
ſo zugleich de8 Shriftenthums,) und der Grund berfelben nue 
„ihre Nothwendigkeit.“ Hierdurd ſcheint dod. das Strafrecht 
zu ſehr zu einem bloßen Polizeirecht gemacht gu werden, 
Uebrigens wuͤrdigt Ser Verf. aud) die wahre Seite jeder der 
fruͤheren Strafrechtstheorieen (S. 27 — 41.) gebibrend. Spier 
iſt nebenbei uͤber — find Begnadigungsredt mandes 
Treffende gefagt. 

Hierauf werden bie unhaltbaren Gruͤnde gegen das Here 
temmen der Todesfirafe (S. 41— 43.) abgewiefen. Vielleicht 
founte hier genaucr auf Beccaria’s eingelne Behauptunges 
eingegangen werden; fie find: 1) die Todesftrafe iſt unmenſch⸗ 
tid) (& inumana la pena di morte) 2) fie iſt umodthig (non 
è necessaria) 3) fie iſt auch dem Staate nicht vortheilhaft 
(non é utile.) ©. dei del. ed. p. ſ. XXVIII. Jetꝶt whe 
berlegt der Berf. durch meift ſchlagende Gegewbeweife die gur 
Redhifertigung der Todesſtrafe angefuüͤhrten Gruͤnde. Auch 


⸗ 





a Vom Juftamorde, cin Votum ber Kirche. | 219 


HUB der Geſchichte der Gefeggebung wird die Meinung von der 
bedeutend abſchreckenden Kraft der Todesftrafe widerfegt. Es 
wird UWegypten unter Sabakos, China unter den Tſcheon, Ruß⸗ 
land unter Siſabeth gum Beweife angefuͤhrt, daß Ub(hafusg 
Der Tobdesfirafe die Bahl der Verbrecher feineswegs vermehrt, 
ſondern vermindert. (Ref. figt nod) Rußland unter Cathari- 
na II. hinzu; m. ſ. deren Inſtruction zur Verfertigung eines 
neuen Geſetzbuches, Cap. VII. §. 79. Cap. X. §, 210. Wud 
konnten die Nordamerikaniſchen Freiſtaaten in der neueſten Zeit 
angefuͤhrt werden, — Zu S. 54. mus Ref. bemerken, daß 
auch in Sachſen, wie in Baiern, ſelbſt der vollſtaͤndigſte Inbi⸗ 
cien· Beweis ohne eignes Geſtaͤndniß des Verbrechers zur Voll⸗ 
ſtreckung der Todesſtrafe nicht gendgt.) Aus allen bisherigen 
Erdrterungen geht dem Verf. (S. 57.) das Refultat pervor, 
daß die Rechtmäßigkeit der en fic. feines. 
weges dSarthun laffe. 

Bel der Wardigung. der Anſicht ber eathite, die fig auf 
bie Nothwendigteit der Beftrafung mit dem Lode ftige, 
unterfdeidet nun ber Beef. die abfolute Nothwendigkeit der 
Tobdesftrafe von der relativen oder der bloßen Nuͤtzlichkeit 
derfelben fie den Staat. Wbfolut nothwendig und eine uns 
vermeidliche, ſelbſt durch das Begnadigungsredt nidt abwends 
bare (S. 61.) Nothwehr des Staates fei die Thdtung nur: 
2) in Galle des die Exiſtenz des Gemeinwefens auf's Aeußer⸗ 
fie bedrohenden HNodoerraths (©. 58—60.), wo bei den 
Mimern des SCtum extremae necessitatis eintrat. 2) Yn ets 
nigen Fallen des Kriegredts, namlid) a) bei Berratherel 
durch Gpione, b) bet jedem Berbrechen ber Feighelt. Die 
andern Todesſtraf⸗Faͤlle nad herkoͤmmlichem Kriegsrecht, insbes 
fondere bei Guborbdinationsfeblern, weist der Berf. (S. 62.) 
ab, [Ref. meint, bag, wenn ein Subordinationsfebler gum 
Hbligen Ungehorfam wird, der Zuſtand dex Nothwehr oes 


_ 220 . Strafrecht. 


Staates wieder vorhanden fei, mithin die Widerſpenſtigen, als 
Feinde ihres BVaterlandes, gleidhfalls (dleunigft getddtet werden 
mafiten.] Hiſtoriſche Veftatigung feines Anſicht findet der Bf. 
bei den MImern in der gebildeteren Belt und bei den Teutſchen. 
Die Nuͤtzlich keit oer Todesftrafe wird (S. 63.) mit gehoͤri⸗ 
ger Ruͤckſicht auf das wirkliche Leben gurddgeiefen, da fie nue 
in Bermeidung der Unſicherheit dee eingelnen Birger oder des 
zu großen Aufwandes beſtehen fonne, 


Jetzt kommt der Verf. (S. 64. ff.) auf das Chriftens 
phum zuruͤck. Es ebre, fagt er, bie erhabene Nothwens 
digkeit des Blutvergießens; allein gegen bie bloße Nuͤtzlich⸗ 
Feit der Todesftrafe, — und im Frieden der Geſetze tonne fie 
Hberall nicht mehr (dr (id) aufbringen, — made es die unvere 
legliche Heiligheit Hes Menſchenlebens geltend, Durd) das Chris 
fienthum naͤmlich habe das weltliche Leben feinen Werth an fic 
verloren, eine defto hoͤhere Weiſe aber durdy die Erſcheinung 
des himmliſchen Lebens in demſelben erhalten. Hiernach muͤſſe 
fuͤr irgend eine Nothwendigkeit der Vernunft das Leben ohne 
Weiteres in Anſpruch genommen, keinesweges aber duͤrfe es ei⸗ 
hem blos irdiſchen Zwede Cingbefondre nicht ber bloßen Nuͤtz⸗ 
lichkeit) aufgeopfert werden, da es nun als Bedingung der Ver⸗ 
nunft, des chriſtlichen oder himmliſchen Lebens einen unendli⸗ 
chen Werth habe. Die Schlußſteine der Unterſuchung ſi ſind nun 
(S. 69.) folgende: „In der heidniſchen Anſi cht vom Leben 
erſcheint die Todesſtrafe gwar furchtbar, aber bedeutungsvoll; 
in der chriſtlichen Anſicht, nach welcher das Leben nicht der 
einzelnen Perſon, ſondern der Vernunft gehoͤrt, erſcheint ſie als 
Unſinn.“ Go kommt der Verf. auf den Ausſpruch: „in der 
chriſtlichen Kirche heißt jede ohne die Rechtfertigung der 
Nothwendigkeit feierlich vollzogene Todesſtrafe 
vin Juſtizmord;“ und „die Kirche Pies | die Fuͤrſten der 


XN 


Vom Suftiimorde, ein Botum der — 221 


Chriſtenheit, daß fie aus Achtung vor dem chriſilichen Gai 
bie Todesftrafe Aberhaupt abſchaf fen moͤgen.“ 

Hierauf giebt der Verf. (von 8. 10 — 75.) Undentungen 
gur Unsgleidung feiner Idee mit der Wirklichkeit. Nur 
ewer uͤber Recht und Chriſtenthum Mar ‘fei, koͤnne bei. Beurthei⸗ 
lung ſeiner Anſicht eine Stimme haben. Uebrigens wolle er 
keinesweges dieſer ſtrengen Verwerfung ber Todes ſtrafe irgend 
einen Einfluß auf die Thaͤtigkeit der Urtheilsverfaſſer, oder 
wohl gar dex unmittelbaren Diener der Kirche beigelegt haben; 
“nur an: bie chriſtlichen Sarften wendet fid) der Berf., ob: 
ſchon nicht vertennend, daß groge Dorficht hier anguwenden. und 
nichts vorſchnell gegen das allgemeine ſittliche Borurtheil eines 
Bolles anguordnen fei. Endlich ſpricht ex (S. 75.) mit Zuver⸗ 
ſicht aus: ,,€8 wird eine Zeit fommen, die Stunde weif nies 
mand, da man ergablen with don der Barbarei, welde mein⸗ 
te, Gott einen Dienft damit gu thun, daß die Gefege Menſchen⸗ 
und Chriftenblut vergoͤßen.“ 

Bon S. 76—110. folgen nun Noten gu der Schrift, in 
reichhaltiges Gupplement, deſſen Anordnung un’ gugleid lo⸗ 
benswerth ſcheint. J 

Dieß der Inhalt. Wir erlauben uns noch uͤber Plan, Idee 
and Einzelnheiten einige Bemerkungen. 

Wenn (nach S. 10.) die Beurtheilung der Todesſtrafe aus 
chriſtlichem Standpunkte nicht durch Stellen der heiligen 
Schrift, ſondern nach allgemein anerkannten Grundſaͤtzen des 
Chriſtenthums vorgenommen wurde, weil der chriſtliche Geiſt 
erſt in ſehr ſpaͤten Zeiten auch das Staats leben zu durchdrin⸗ 
gen. begonnen habe; fo iſt vorerſt dieſer Grund wohl in Zwei⸗ 
fel gu ziehen. Der gange Roͤmiſche Staat bis in die Heinften 
Theile des Privatredts wurde feit Cinfabrung ded Chrifters 
thums ein durchaus andeses, ſein Recht hirte auf aͤcht Mdmis 
ſches gu fein und’ wurde allgemein menſchliches Recht. Con⸗ 


~ 


N 


⸗ 


242 Strafredt, 
fantin 6. Gr. hefahl querft einen Sclavenmord, wie einen 


Buͤrgermord, nad) L. Cornelia de sicariis gu beftrafen; Con | 
ſtantin ſchaffte die uͤbermaͤhigen Rechte eines Roͤmiſchen Buͤr⸗ 


gers auf ſeine Kinder ab, ſelbſt bad Recht fie gu verkaufen, was 
ge nur nod bei liberis sanguinolentis geftattete, ({. L. 2. C. 
de patribus, qui-filios suos distraxerunt, IV. 43.) Con {tans 
tin fdafite den Concubinat, wenigſtens bel daneben beſtehender 
aͤchter Ehre, ab (ſ. L. um. C. de concubinis, V. 26.) und gab 
gur Bertilgung deffelben, welche jedoch erſt dem Leo Sapiens 
Cin Nov. 91.) gelang, die legitimatio per subsequens matri- 
monium; Conftantin hob ferner bie unchriftlide lex com- 
missoria bei’m Pfandrecht auf, (ſ. L. 3. C. de pactis pigno- 
rum, VIII. 35.); Conftantin endlid) bob jenes argliſtige 
und truͤgeriſche Formularredt der Romer mit einem Male auf 
(ourd L. 1. C. de formulis et impetrationibus actionum 
-gublatis, II. 58.). Freilich fann erſt nad und nad da8 Chri⸗ 


~ ftentbum alle Staatsverhaltniffe burdbdringen, ba das Ideal 


Zu groß ift. (Bgl. S. 3 bei'm Berf.) Was nun die Lehren 
der Heil. Schrift anlangt, ſo iſt zwar nicht zu leugnen, daß der 
Verkuͤnder des Heils ſelbſt ſagte: „Mein Reich iſt nicht von 
dieſer Welt.“ Wenn man aber, wie der Verf. (S. 69. S. 10.), 
den Geiſt des Chriſtethums als das hoͤchſte Geſetz chriſtlicher 
Staaten betrachtet; ſo fragt es ſich doch wieder: welches iſt 
die Quelle. jenes chriſtlichen Geiſtes, ba allgemein anerkannte 


Grupndſaͤtze des Chriſtenthums bei fo großer Dis harmonie un⸗ 
ter den chriſtlichen Religionspartheien ſich kaum denken laſſen? 


Kommt man bier nicht in Gefahr, ſubjektive Wahrheit fie 
objeftive gu geben? — Und woher anders, als aus dex heil. 
Schrift, iſt jenee chriſtliche Geift gulegt entleynt? — Woe 
durd) anders alfo ift er objectis gu begrinden? — Bir bee 


dauern daher um des widtigen Gegenſtandes willen, den diefe 
Schrift behandelt, daß ihr Verfaſſer nicht alle einzelne Stel⸗ 











\ 


Bom Juſtizmorde, ein Votum der Kirche, 223 


len des A. und N. Teſtaments vorgenommen und mit einan⸗ 
bir gum: wahren Reſultat zu vereinigen geſucht bat. G6. ware: 
bier mander Zweifel gu befeitigen gewefen.. (Bgl. 3. B.. 2 By 
Moſ. XXI. 15217. XX. 3. 8. 15. ), Hierdurch waͤre aug 
der unbedingt Bibelglaͤubige uͤberzeugt worden. 

Ein zweiter Puntt iſt der, dag der Verf. die — —— | 
Feit ber Abſchaffung der Todesſtrafe nur als ein ,,Botum der 
Kirche” darftellt, Diefer Uusdrud, fo wie ber gehaͤßige Na⸗ 
me: „Juſtiz mord“ moͤchte wohl bei manchem Juriſten ein 
Mißtrauen gegen des Verf's Anſicht erregen. Der Verf. ging 
‘aber vielmehr auf vigentlich juridiſchen Wege einher, dur. nib 
chriſtlichem Sinne. Uebrigens hat auch die neueſte Zeit rein 
juridiſche Verſuche, die Unftatthaftigteit ber Todes ſtrafe ‘Dargue 
huni, aufgurveifen, Cin folder findet fi ch in bes Ref. Sdyifts 
„die Wiſſenſchaft des Rechts us ſ. w. Lipzig 1825. > 175. 
| SHs_G. ff. “Die Anſicht des Ref. -trifft-n:-Refultat · mit des 
Berfs Anſicht gang gufanimen.: ‘Sodniin gebdet hieher die Ab⸗ 
handlung von Prof. Grohmann in Hamburg: Giebt es pent, 
Gruͤnde, welche das Mecht bes Staates, Todesſtrafen gu ver⸗ 
haͤngen, zweifelhaft machen? — (Neues. Ushio des Criminal⸗ 
wats Bd, VI. St, 3. no. H 16. Gizd70--530.) Fae die 
Todesſtrafe, doch ungendgend, ſpricht: W. G, Schirlitz, die 
— in miuriecaiuuur und — Bealebung. ar 
seen ea ie aa: + 

ee nun endlich das — — Sarift antangt, 
® demerkt Ref. nur/ daß det Verf. zuweilen ine altere Aus⸗ 
gabe citirt, wo bod eine viel verbeſſerte neue bq iſt, z. B. von 
TCitsmann’ B Sanbang: und Feuerbach's Lehrbud (S. 80. 
u. 83. )z daß bei Schreibung der Jahrszahlen Inconſequenz obe 
; waltet Gm, ſ. Note 3. 40, 44. S. 100. N. 49. S. 103.); bag 
ſtets Grolmann geſchrieben iſt ſtatt: Groͤlman (vgl. Note 
22. 3% u. ſ. w.); daß es Note 3.) faͤlſchlich heißt: dei delit- 


- 923. 6 Gaurafvecht·.. co 


‘thet della pene, fie; d. d. a:dellé pene: ielleicht iſt 


BA e. . a oer, wien t 
197 — ae . .3 ‘dead ae “ 


‘ 


dieß ein Drudfebler, wiewobl die a ih Buch 
— augeſtattet bate. J aoe 
Moͤge der Beef aus dieſer sBiuribeiting et evfennien; 
wie ie ſeht wir ſeine Pemshanges . sie wiſeuſcheti ſchatzen. 
— —* Sthaharde,, ts 


— e * . G = 22 c 
- cf aye Kn va : qd en ee a \ 
— J : — silt it 4 : * ea Tages Me @o ose 4 ny yi. 
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52 as ae 
ahs 4s Meir ay Bye Te 

Gh atin, eid Saeed ‘Speci inaug. — 
de" erimine raptus gecurdubſn jas Romanum, 


* Hodiernum ét Caronticuini: Toitiae!’ ex offal typ. | 


a, ty) — J t 


kath gb 


" Gasferman-Dieu, 1825, a3 6, 4 ; 


a „14 — aes 


S Imt der neuerengeit —— itt den Vieds lanen naw, 


oe ſehr· guée und beachtenswerthe Differtationer: hher Gegen⸗ 


ſtnde des Roͤmiſchen Rychts, auf: welcho hefonders dag. neue 


Archis ẽ des Crim. Rechts mit Rede aufterkſam machte, Mk 
ttn die vorliegende: Diſſertation uͤberndia Entfuͤhrung gehoͤrt 


wahrlich nicht zu?. dieſen.“ beffeem: Gepan ble -einfeitenden, 
Worte, ble dec Verf. ex  Differtatton, vorpnfthide..:, muͤf⸗ 
Be eine“ Hote ; Gewartung; etregen ,:hebentsits H. AG eden, 
ſelben bie Wichtigkeit. jenes Verbrechens unter Anderem bouts 
(atid burch Heletia’s Enifthrung und deters Folgen fir Tro⸗ 
4h und: durch den Raub dee Sabinerinnen: belegt, Juſt inian 


„legislatorum facile princeps“ (!) genannt, und geſagt wird, 


die cat. un. de raptu virg. fey eine nobilis admodumvet:quae 
a Justiniano condetetur dignissima constitutio, welches: Letz 
fere Referent gwar gelten laſſen moͤchte, aber ee it einem 


gang anderen Sinne, als Ser Berf. 8 tabme 
Die UWbhandlung nimmt cris nur, wenn man — in 


\ — 


ei, 














Chotin, de crim. raptus. 225. 


dle Seitenzabl des Buds eingeredmete Titel- und pas. Dedic. 
cationsblatt, die Theſes rc, wegrechnet, 12 Seiten, cin, Bon, 
biefen handeln die erſten 7 (p.7—14: pars‘ prior), som, Romie 
ſchen Rechte, und follen aud) nebenbei vom Canoniſchen bans 
deln, von welchem ader die Hauptpunkte und Hauptſtellen durch⸗ 

aus uͤbergangen ſind. Die folgenden. 5 Seiten (,parg alterac) 
Bevhbren (denn mehr kann man. nicht ſagen) das. Franzdßſche 

Recht, miſchen aber dabei wieder Manches herein, was gar 
nicht blos auf das Franz. Recht ſich bezieht. Im Ganzen fand 
Ref. keine neue Anſicht, keine gute, eigenthuͤmliche Begruͤndung 
alter Behauptuuger, uͤberhaupt keinen wiſſenſchaftlichen Werth. 
nicht einmal eine gute Recapitulation des Beſſern, was bis ietzt 
uͤber dieſes Verhrechen geſchrieben wurde, und man muß wohl 
die Abhandlung eine hoͤchſt duͤrftige, unvollſtaͤndige und geiſt⸗ 
loſe nennen, bei der nicht einmal grobe Widerſpruͤche vermieden 

ſind. Ref. begnuͤgt ſich, ein einziges Beiſpiel von der Uet, wis 

ber: Verf. ſeinen Gegenftand behandelt, anzufuoͤhren. --.520:55 
Machdem Gs. Hom Begrißßq und Thatbeſtande berate 
EBbeung bie Repe war, ſpricht der Derf, im ſ. 2. von. der 
Strafe derſelben. Hier erdriert er bani erft bie Frage, “ob aug 
ein Weib an einem Manne, ein Mann arr einein Manue, find 
ber Brdutigam’ an ſeiner Braut eme-Entfihrung begehen koͤn⸗ 

- NE, ohne gu bedenken,n daß dieſe Fragen offenbar gu fay, gee 
ybren. Ferner bejaht ex dieſe Fragen ſaͤmmtlich, ohne zu bes, 
denken, daß ex. dadurch in diveften Widerſpruch mit dem kammt, 
Was er in §. 45 ſagt. Denn in Gs tor deſinint ex, Entfuͤhrung 
nach Roni. Recht und namentlich. nach der est. un. de rapt. 
virg. durch violetita . mu lieris honestae asportatio, und 

ſagt bei ben Dtequifiten: „B. necessse est, ‘ut foetiind abdu- 
cta fuerit ete.“ Bie kann denn nun aud) die Wegfuͤhrung ei⸗ 

Heb Mantes EntfAprung ſeyn?! Gang wunderlich ſchien dem 

- Ref. aug der Grund, aus dem der Verf. die Frage, ob ob ein 





226. Bblkerrecht. 

Weib an einem Manne Eniftihrung begehen koͤnne, und Hag 
Ser ‘cst: pn. cit. gu beſtrafen ſey, bejabt. Er fagt uoͤmlich, die 
est, mA. beftimme ja, daß cine foemina: ‘KE optai. [d. h einet 
Mannes an einem MWeibe: begangen] ministerium prae- 
ben's aeque ac masculus mit, dem Lode. beſtraft werden ſol⸗ 
le; ; pietnus gehe denn dod! $erbor, daf-zinesioemina, welin fe 
violenũ amoris furore correpta juvenem ‘kbidénis xausai ra⸗ 
plat, ‘ebenfalls mit bem Code gu befledfen feos drun daß anch 
aii Mãnnern ein raptüs begangen werden kdune, ecbellé aus 

#2 6: ad Ve Jul, devi ‘publ. Es tit: weber noͤthig fea, 
dieſe Aigumentation zu wilentcgen, noch weitere — 





i - - ere ip 2 — ae 
aufdren, fo ae ngrhy - tae be i 
cg ei cee Georg migtin 4 
stay y 11. Aa — — F * pees ‘sid) Gree ee ee . FP ey 
egw aur’ — — en. ; . * 
44244. dd 4 Sd en ce 4 1 radi 454 4 ic ; = ol * 4, 
9G: THES Ee deen oo ses era ee am 


Observations sur sale passages: du Manuel: die 
“ plothatique de Mr le Bar. Ch. de Martens- Paris 


ch, “Ailland. 1825. V. und 90 G if 8. (pret 


us dy my Fi SONG Ed te . — SHG te gee 
A oc i eta pe ose 
vet pinnae zu⸗ Moabiens —— 
—*R& es hat ſich Jemand die kaum tzut uorwartende Mqhbe 
gegebin, die Ginloitung uͤber das Geſandtſchafterecht, welche, be | 
kantulich Bieler Schriftſteller ſeiner Beiſpielſammlung eben ſo | 
Hinbthige: als fluͤchtigerweiſe worausgeſchickt hat, mit:cines 
‘ theils widerlegenden, thette: weiter ausflihrenden Erlaͤuterung zu 
begleitenin Der Mann . war maͤmlich —.laͤut / ſeiner Vorrede 
der Anſicht, das Manuel diplomatique. ſei: „le livre. élémen- 
trite: dé’ la science ,“ “und. muͤße deßhalb auf: das genaueſte in 
jedem einzelnen Punkte berichtigt werden; eine Anſicht, gegen 
welche: Ref. lediglich nichts einzuwenden wuͤßte, wenn der, eden 





t — 
— ® 


Observ. s. 1. Man. diplom, de Martens, 2*7 
angeführle Uusdrud im Sinne von ABE Bud far Diplo— 
maten genonnnen ware: allein da es offenbar fuͤr Oraket 
oder Fabegriff aller Weisheit genommen ift, fo mug denn 
body im Namen der Wiſſenſchaft und der Literatar des Voͤlker⸗ 
rechteb gegen dieſes Lob “proteflict , und zugleich dem Com⸗ 
mentatot fuͤr kanftige Bille bir Nath ertheilt weiden, et moͤch⸗ 
te ſich erſt in der SiteFatur eines Baches etwas uinſehen, ebe 
et Sher dle Frage entideide, welches das Hauptwerk Th dem⸗ 
ſelben fri, uird welded einen Commentar ſowohl verdiene ald 
nothig habe? — Wer der Commentator aft,” daͤkoͤber wag 
Rif. blos dle (feeltiay etwas gewagte) Vermuthung aufgiflers 
len, daß es jener’ fratgdfij “ae Publicift fei, welcher vor einiger 
Zeit tn der Themis ſich mit der Frage bejcpaffigte warum Loe 
Anfang ves fuͤnfkzehnten Jahrhunderts⸗ keine Sammlungen 
von vdlkerrechtlichen Vertraͤgen gedruckt worden frien? So 
viel iſt wenigſtens gewiß, “tag bie borliegende Schrift son dies 
fem Vdtterrechtslehrer geſchrieben ſeyn Ednnte,indem ſich ibe 
Verf. doppeites vorgeſetzt gu haben ſcheint: 1) die unrichti⸗ 
gen Shige felines Schriftſtellers dazu gu benuͤtzen, um ſie gut 
beftdtigen und Hod) einige weitere: Unridtigteiten dazu zu fis 
gen; und ny bie rich tigen Anſichten bes Tertes zu widerle⸗ 
gen und die’ —— Repaiptinges an ee Stelle zu 
ſetzen. 

Ref. detift, dap wenig Beifpicte ‘Hine’ bennett 7 nm 
dieſes Urtheil gu rechtfertigen, indem ſchon fie den’ Gtandpunte 
genati bezeichnen dbuͤrften, auf welcher m die ſtaatswiſſenſchaftliche 
Bildung bes Commentators fich befindet. Vor jedem der als 
bezüichnelen Mißgriffe mag Em Beltg folgen. 

ad 1). Martens fagt G. 7. fig. des Man. dipt. cbenfo obers - 
flaͤchlich af unrichtig, der Minifter der auswartigen Angelegen-⸗ 
heiten fei: ‘far feine „allgemrine Geſchaͤftsfuͤhrung“ Niemand 
rechtlich verantwortlich, ſondern bios ſcinem Gewifien und oer 

Krit. Qeithhr. WT. 2. | | 5 





228. , — Bstkerreds, 


aTenttichey Me uyg unterworfen. Unffatt nung bie unbeSingte 
ſiaatsrechtliche Ga Gdeit Digfes Cages nachzuweiſen 5 antatt an 


— in confitutiouelien. Staaten » — "gegen ‘bie Kammer, au er 
innern, anſtatt die Beiſpiele aufzuſthren, in denen bie eine 
oder tic andre rt bon, Verantworllichkeit wirkl lip ſchon zur 
Yussoung grbrapt wurde: ſagt der Commentator „cette gb- 
servation est fort juste“, und ſpricht einige hochtrabende Worte 
oͤber die Nichtigkeit und apanteit ber, fiufgettgrien of, 
fentlichen Meinung! be, 
ad 2s Martens ſtellt S. 20. und 21. den hand greigig tie 

bigen Sak, auf, die verſchiedenen Caſſen der Geſandten ſeien 
rein poſitiven Urſprunges, und das piloſophiſche Voͤllerrecht 
kenne keinen ſolchen Uuterfdpied. in der Wuͤrde und den Rechten 
der Gefundten, +. Dieſe Bemerkung giebt bem Commentatgr 
Anlaß gu giver Sexzebn Seiten langeh Widerlegung, in welder 
fid) Unflarbeit i in ben Begriffen und gan glide Unbefannt(daft mit 
dem Pofitiven die Waage halten, Give genaue Auseinanderſetzung 
dieſer Deduction. ware wohl nicht gu entſchuldigen; Ref. will 
aber. nur, einige Probeftidden daraus geben. — Gleich zu An⸗ 
fang pestennt der Verf. die Begriffe allgemeines und poſiti— 
yes BM, fo ſehr, Safer jenes fuͤr das bei allen Voͤlkern guͤltige, 
dieſes fuͤr particulares BR. nimmt! — Dann deducirt er aus. 
„Vernunftprincipien“ dag es drei verſchiedene Claſſen von Geſand⸗ 
ten gebe, naͤmlich: a) Amhaſſ adeure, dab ſoll heißen, ſolche Ge⸗ 
ſandte, welche unmittelbar on ihrem Fuͤrſten ihr Beglaubigungse | 
(dreiben. erhalten haben, und dazu beſtimmt ſind, blos und un⸗ 
mittelbar mit dem befchidten Fuͤrſten gu verhandeln (21); b) auſ- 
{erordentlicbe Gefandte und bevollmaͤchtigte Minifter, welche zwar 
ihr Beglaubigungeſchreiben unmittelbar von ihrem Fuͤrſten er⸗ 
halten haben, aber nur mit dem Miniſter des fremben Staates 
verlehren daͤrfen (293 und endlich ¢) Gefhafes:riger, Mini⸗ 


| 


4 





Observ. 4. 1. Man. diplom, de Martens. 229, 


fies Reſidenten, Confuln mit diplomatiſchem Charafter u. ſ. w., 
d. h. folde, webhe nur bom Minifter an den Miniter beglane 
bigt find! — Sehr ſcharfſinnig iſt ein Folgeſatz, welchen der Verf. 
aus dieſer ſeiner Eintheilung der Geſandtſchafts · Claſſen ableitet, 
naͤmlich der, dag empoͤrte Kolonieen und Provinzen vor ihrer 
Anerkennung als ſelbſtſtaͤndige Staaten keine Geſandten der hoͤ⸗ 


heren Claſſen, ſondern blos Geſchaͤftstraͤger u. gl. ſchicken dirs 


fen, weil — (man hoͤre ihn!) — eine empoͤrte Kolonie gegen⸗ 


5 
uber oon einem anderen Staate hoͤchſtens verlangen koͤnne, 


ſie als ein Minifterium anerfannt werde!!! 
Dod) genug von diefem ſchlechten Produtte , beffen 


_ Ref. gar nicht erwahnt hatte, ware ihm nicht darum gu 
thun gewefen, feine Lefer vor demfelben gu warnen, und gue 


gleid) wieder einmal an einem augenfalligen Beifpiele gu geigen, 
welder entfeglide Unfug mit der Schriftſtellerei im dffentlichen 
Rechte getrieben wird, fuͤr welche ſich in unſeren Tagen Jeder 
Kenntniſſe und Verſtand genug zutraut, auch wenn er ſi ch mit 
noch ſo großem Rechte in beiden Beziehungen ein testimonium, 
paupertatis aueſtellen laſſen kann. — 
Me Mohl. 





\ 


Die bringendfien Gebredhen der vaterlandis 
ſchen Civilrechts pflege und Ideen, denfels - 
ben abzuhelfen. Von einem koͤniglich ſaͤchſiſchen 
Staatsdiener. (Geh. Ref. und Wp, R. Merbach) 
Dresden, bei Walther 1826, IV. and _ S. 8. 
(Preis 52 fr.) | 

Gin Wort, gu feiner Beit, bas mit ſeltner Linbefangenbeit . 
und Rube, mit wells Umfi dt und Klarheit, mit durchdringen⸗ 
er 


= 


2300 "Civile Mrocee | 


der Liefe und Gruͤndlichkeit -gefprodeh it! — Wer auc der 
Verfaſſer dieſer Schrift ſei, — gewiß aber iſt es ein in Saͤch⸗ 
ſiſchem Dienſt alt gewordner und bewaͤhrter Staatsmann, (wie 
aud) aus dem Vorwort S. 2. erbellt,) dem bas Wohl ſeines 
Vaterlandes wabhrhaft am Hergen liegt, und der nicht fo fir 
bas Baterlandifche eingenommen ift, daß ex far die Mangel 
deffelben blind ware, — wir find ibm aufridtigen Dank (duls 
dig, daß er auf die eigentlid) kranke Stelle, auf das aportoy 
wevidog der Civilrechtspfiege in Sadfen aufmertfam gemade 
bat, entfernt von falſcher Begeifterung fir da8 Neue und 
Kremde, frei bon jener Schreierſitte, die Aberall nur (daden, 
nicht nigen fann, und vertraut mit allen Mitteln, ben aufgez 
deckten Gebrechen abgubelfen, Mit groper Beſcheidenheit fagt 
der Verf. (GH. 3. f. des Borworts) „er vergichte freiwillig auf 
die Chre, mit biefer Arbeit die Wiſſenſchaft bereichern zu wol⸗ 
len. Er glaube aber auch, daß, wo ed auf Maͤngel in dem 
Mechanismus der Geſchaͤfte mehr, als auf Berichtigung von 
Irrthuͤmern ankomme, neben der Wiſſenſchaft vorzuͤglich aud.. 
bie Erfahrung mit vollem Rechte ihre Stimme hoͤren laffen- 
duͤrfe.“ Und ex hat hierin vollkommen Recht. Wohl aber 
moͤchten wir ſeine Schrift, bei der noch ſehr mangelhaften Be⸗ 
ſchaffenheit der buͤrgerlichen Rechtspflege in vielen Staaten, fuͤr 
eine wirklliche Bereicherung der Wiſſenſchaft, insbeſon⸗ 
dre der Geſetzgebungskunde anfeben; da fie ſich nicht nur uͤber 
bie Grundmaximen, fondern auc Aber die verſchiedenen Arten 
der Suftisverwaltung hoͤchſt lehrreich verbreitet. Da jedoch die 
Hauptrichtung dieſer Schrift und das Haupiintereſſe, welches 
ſie gewaͤhrt, particularredtlid iſt; fo wird Nef. bei Ves 
urtheilung derfelben fic) allerdings firger faffen maffen, 

Der Verf. befeitigt oor Whem (OS. 1-7.) die ſich von 
felbft fogleid) auforingende Frage abet die Einfuͤhrung des oͤf⸗ 
fentlid maindliden Berfahsens in Teutſchland, gumal in 

) | = 


7 ~ 


a ee ee eee Se 


— Gebrechen der vaterl. Civilrechtspflege. 231 


Sachſen, und zwar auf boͤchſt vernuͤnftige Weiſe. Wir ſtim⸗ 
men ihm vollkommen bei, wenn er (S. 3.) das glaͤcliche Ge⸗ 
deihen des muͤndlich oͤffentlichen Gerichtsverfahrens erſt in ein 
„Zeitalter der reifſten Eiviliſation“ fest, und daher ge⸗ 
genwaͤrtig nur Schaden von einer uͤbereilten Einfuͤhrung deſſel⸗ 
ben fuͤrchtet. Wiewohl nicht gu verſchweigen iſt, daß ja gerade 
das Zeitalter des erſten rohen Naturlebens bei unſern Altvor⸗ 
dern die Zeit des Wortes und des Lebens war, waͤhrend unſek 
bei weitem hoͤher civiliſirtes, ja vielſeitig verbildetes Zeitalter 
als die Zeit der Schrift und des todten Buchſtabens erſcheint. 
Allein es muß hier wohl beruͤckſichtiget werden, daß heut zu 
Tage, bei der einmal errungenen wiſſenſchaftlichen Hoͤhe und 
ſyſtematiſchen Vollſtaͤndigkeit des dogmatiſchen Rechts, die Schwie⸗ 
rigkeit der Aufgabe des muͤndlichen ———— in’s Une 
endliche potengirt worden iſt. 

„unterdeſſen (heißt es S. 7.) ſtelle man fi $ mit dem Ere 


fahrungsſatze gufrieden, daß da8 Gute immer nur gum Theil 


bon der Form, wefentlider von dem Geifte abbangt, mit 
weldbem man die Form braucht.“ Hierdurd) kommt der Werf. 
auf die Hauptabſicht fener Sdhrift, naͤmlich die Aufgabe prake 
tiſch gu loͤſen; „Wie laffen fidy die fühlbarſten Gebre- 
hen der vaterlandif(dhen Civiltrechtspflege ohne 


gaͤnzliche Umanderung ber beftehenden Procefform 


befeitigen?’’ — Sdon das Borwort fpridt (S. 3.) diefe 
Idee durch Overbed’s bekannten Zuruf aus: „Laßt uns bef 
fer- werden, dann wird’s beffer fein!” — Go wird nun der 
Berf. auf den eigentlicen Grundmangel des Saͤchſiſchen Ge⸗ 
richtsweſens hingefuͤhrt, nachdem er von S. 10. an im Allge⸗ 
meinen die gerechten Anſpruͤche an eine gute Gerichtsverfaſſung 
aufgeſtellt hat. Jener Grundmangel, der ſich in Berfchleis 


fung der Proceſſe (S. 16.), in zu gleichfoͤrmiger Behandlung 


der verſchiedenartigen Rechtsſachen (S. 23.), in gu großer Will⸗ 


N. 


232 ; Civils Droces. 


kuͤhr der Sachwalter und in berabwirdigender Stellung des Wd. 
vokatenſtandes unter die Zahl der Gewerbe (S. 17.), ſo wie 
in andern uͤblen Witkungen zeige, fei das bei'm Urtheilsſpruche 
gewoͤhnlich gewordene Formelweſen, (S. 29.) dieß ſei 
die Krankheit, aus welcher alles Uebel in der Rechtspflege 
Sachſens herruͤhre. Er verſteht unter dieſem Formelweſen „die 
Eigenthuͤmlichkeit des Urthelsſtyls, nach welcher bei interlocuto⸗ 
riſchen, den Proceßgang vorzeichnenden Decreten oder Gentene 
zen, ſtatt die Obliegenheiten der Partheien nach der Individua⸗ 
litaͤt des Falles und dem Ergebniſſe der verhandelten Akten ſpe⸗ 
cifiſch auszudruͤcken, blos allgemeine, auf jeder in dieſelbe Haupt⸗ 
Categorie gehoͤrenden Fall gleich anwendbare Formeln gebraucht 
werden, welche fir das individuelle Urtheil uͤber die Nothwen⸗ 
digkeit, Entbehrlichkeit, Zweckmaͤßigkeit oder Unzwedmaͤßigkeit 
der einzelnen Proceßhandlungen gu großen Spielraum offen lafs 
ſen.“ Die groͤßere Willkuͤhr der Advokaten, die hieraus ent⸗ 
ſpringt, fuͤhrt den Verf. auf den Preußiſchen Inſtruktionspro⸗ 
ceß (S. 31.), welcher dem richterlichen Amte ſeine volle Wuͤr⸗ 
de wiederzugeben ſuchte und ihm direkten Einfluß in die mate⸗ 
rielle Leitung und Eroͤrterung der Rechtsſachen uͤbertrug. 
*Nothwendig mufte nun, wie dieß denn auch geſchieht, tine 
Vergleichung bes Gadfifhen Verhandlungss und des 
Preugifden Unterfudungs> oder Inſtruktions⸗Proceſſes anges 
ftellt werden, um gu geigen, daß aud) diefe leptere Methode nee 
ben grofen Borgigen ihre grofen Mangel habe, indem font 
des Verf's Haupiſatz von dem Unnoͤthigen einer vdlligen Re⸗ 
form des Proceßganges im Vaterlande gefaͤhrdet war. Und wir 
fonnen bier nicht dem Abrigens febr gruͤndlichen Recenfenten in 
der Hall. Literaturgeitung no. 185. Nov. 1826, .deiftimmen, 
wenn ev dieß Unternehmen de8 Berf’s fir uͤberfluͤßig Galt, aud 
uͤberhaupt Alles fir unrichtig erklaͤrt, was der Verf. uͤber die Vor⸗ 
zuglichkeit der Berhandlungs-Methode vor dem Inſtruktionsber⸗ 


‘ 


Gebrechen der oaterl. Civilrechtspflege. 233 


fahren geſagt habe. Eigentlich hat der Verf. gar nie den Inſtructions⸗ 
proceß in Vergleich mit dem Verhandlungsproceß herabgeſetzt, 
ſondern blos im Allgemeinen auf die Schwaͤchen deſſelben (S. 31. 
ff.) aufmerkſam gemacht und behauptet, daß keine von beiden 
Methoden die unbedingt beſſere genannt werden koͤnne. 
Es iſt auc) nicht gu leugnen, daß im Preußiſchen Ge⸗ 
richts verfahren und Buͤrgerleben uͤberhaupt die Freiheit und 
Selbſtſtaͤndigkeit des Individuums faſt ganz in den Hintergrund 
tritt, waͤhrend die erhabne Idee des Staates und ſeine Heilig- 
keit alles Audre in ſich aufgehen laͤßt, in Sachſen hingegen die 
Willkuͤhr des Individuums vorwaliet, waͤhrend der Staat, als 
eine hoͤhere, leitende Einheit des Ganzen kaum exiſtirt. Hier⸗ 
aus laͤßt ſich auch erklaͤren, wie der Verf., ein Sachſe, den 
bon obengenannter Recenſion ſehr urgirten Satz (S. 48.) auf⸗ 
ſtellen konnte; „Die Partheien ſind im Civilproceſſe ſelbſt die 
Verwahrer ihrer Rechte, und der Staat hat fein Intereſſe dar⸗ 
an, wer von ihnen Recht oder Unrecht behalte; es iſt daher 
bedenklich, dem richterlichen Amte einen ſo unmittelbaren Ein⸗ 
fluß in den kuͤnftigen Ausfall der Sachen vom Anfange derſel⸗ 
ben an zu verſtatten,“ u. ſ. w. Man ſieht deutlich, daß der 
Verf. das rein privatrechtliche Leben der Buͤrger vor Augen 
hat, in dem der Einzelne mit dem Einzelnen, nicht der Staat, 
mit dem Einzelnen, wie im Strafrechte, handelt; und aller⸗ 
dings ſagt ſchon das Roͤm. Recht hiervon: invitus nemo rem 
cogitur defendere (L. 156. pr. D. de R. J.); im Uebrigen 
ſpricht der Verf. nur von dem unmittelbaren Intereſſe an den 
Gerechtſamen der Einzelnen; wie unendlich viel dem Staate 
daran gelegen ſeyn muͤſſe, mittelbar durch gute Proceßverord⸗ 
nungen das Privateigenthum zu ſchuͤtzen und die Rechte der 
Einzelnen aufrecht zu erhalten, das ſpricht der Verf. ſelbſt 
(S. 11.) mit Nachdruck aus, Es kann hinſichtlich der Preußi⸗ 
ſchen Proceßmaxime ſodann nicht geleugnet werden, daß bei ih⸗ 


X 


t 
~ 


234 Civil⸗Proceß. x 


sem ſehr ideqlen Charalter der Richter nur hoͤchſt ſelten genie 
gen wird, weshalb ſelbſt ausgezeichnete Colldgienmitglieder uͤber 
Weitlaͤuftigkeiten, Schwierigkeiten und Verlegenheiten klagen, 
in welche ſie durch das Verfahren ſich bie und da geſetzt ſehen. 


MRichtsdeſtoweniger (dhagt unfer Verf. gebuͤhrendermaßen 
die Preußiſche Gerichtsordnung ausgezeichnet hoch, ja ſeine 
Vorſchlaͤge find eigentlich meiſt eine Vereinigung des Saͤch—⸗ 
ſiſchen und des Preußiſchen Verfahrens; insbeſondere 
ſucht er den Lichtpunkt des Preußiſchen Civilproceſſes, die rich⸗ 
terliche Abfaſſung bes status causae et controversiae > Sem 
Saͤchſchſien Procefgang moͤglichſt einzuverleiben. (Vergl. ©, 73. 
u. 94.) 


Nach dieſer Zuſammenſtellung — der Verf. G. 39 
—44.) gur LSfung der eigentlichen Aufgabe, naͤmlich „fuͤr die 
ſpecielle Leitung der Proceſſe gewiſſe Huͤlfs mittel aufzufin⸗ 
den, wodurch es moͤglich und zugleich dem Richter und den 
Partheien zur Nothwendigkeit gemacht wird, unbeſchadet der 
geſetzlich vorgeſchriebenen Formen jeder Proceßart, in der An⸗ 
lage und Entwickelung des Proceßganges jeder Sache ſo viel 
als moͤglich beim Weſentlichen ſtehen gu bleiben, 
und keine Sache mit einer umfaͤnglicheren Eroͤrterung zu uͤber⸗ 
kaden, als es nach ihrer Beſchaffenheit gum Swed ber Grinds 
lichkeit erforderlich iſt.“ Dieſe ſeine Aufgabe lst nun dev 
Verf. von S. 45—134. mit ſo richtigem Takte und mit fo tie⸗ 
fer Rechtsweisheit, daß ſeinen Vorſchlaͤgen gewiß jeder, der es 
mit der Sache gut meint, beinahe durchgaͤngig beipflichten muß 
Es wird alſo das Weſentliche uud abſolut Nothwendige des 
ganzen Proceſſes herausgehoben und von allem uUnweſentlichen 
und Monfirdfen geſaͤubert. Hierbei nimmt per Verf. ftete Rid 
fidjt auf den im J. 1803 erfchienenen treffliden Entwurf 
einer neuen Geridtsorduung fir die Koͤnigl. Gags 


Bo 


¢ 


Gebrechen dex vaterl, Civilrechtspflege. 235 


ſiſchen Lande, (Vergl. S. 23. 27. u. f. f.) Einige wefente 
liche Veranderungen werden fir den Sadf. Proceß vorgeſchla⸗ 
gen, namentlid), daß ein einfaches rechtlides Berfabren mit 
Beweis und (wo miglih) Gegenbdeweis vor dem eigentliden 
Gitetermin (S. 70.) gebalten werden muͤßte, um theils 
den letztgenannten Termin wirklich) frudtreid) gu machen, theils 
auch die nuͤtzliche Regulirung des status causae et controver- 
siae nach Preuß. Rechte hierdurd gu erſetzen. Viel Treffendes 
iſt uͤber das Beweisverfahren, uͤber die Behandlung der Docu⸗ 
mente als Beweismittel (S. 59. ff.), uͤber die Ungehorſams⸗ 
beſchuldigungen (S. 83. ff.), Aber nachlaͤßige Verwerfung un⸗ 
ſchluͤſſiger Klaglibelle (S. 85.), uͤber die Ranglidh abzuſchaffen⸗ 
den Dilationen Ser Beweisfriſt (S. 89.), Aber den verderbli⸗ 
den Schlendrian bei der inquiſitionsartigen Abhoͤrung der Zeu⸗ 
gen in Sachſen (S. go. ff.) u. A. m. geſagt. Die große dif; 
fereng zwiſchen processus ordinarius und summarius wird 
moͤglichſt ausgeglichen (S. 115. ff-),.. bid gue einftigen ,, ins 
richtung einer eingigen auf alle vorfommende Falle anwends 
baren und dod) in ihrer Individualitaͤt zweckmaͤßig bleibenden 
Procepform.” Bon S. 121—134. wird nun Aber die Vols 
ſtreckung rechtstraftiger Entſcheidungen und Aber die ſchaͤdlichen 
Uppellationen gegen diefelbe mit quellenmaͤßiger Ruͤckſicht auf 
Roͤmiſches une Canonifdes Recht geſprochen. Die weife Cine 
tidjtung der execution provisoire im Code de proc. (§. 135. 
439. 457.) und die aͤhnliche Maasregel der Preuß. Gerichts⸗ 
ordnung (Tit. XIV. §.5—8.) wird auch far Sachſen empfohlen. 
Bei einer folden proviforifden Execution founen die Condems 
nirten mad) Lage dex. Gade durch Guecumbenggelder der Ob⸗ 
fiegenden ſicher geftelt werden, wabrend die fuspenfive Kraft 
des Rechtsmittels gegen die Crecution dadurd ReEnneTNerEne Ie | 
: — wird. 


236 Civil» Proce. 


In diefer trefflidien Sichtung und Durdarbeltung des gane 

gen Saͤchſ. ProceBganges ift Ref. mit villiger Beiftims 

aung dem Berf. gefolgt; nur folgende einzelne Punfte 
glaubt er bemerfen gu muͤſſen. Im °Allgemeinen wollte der 

Werf. geigen, daß nidt die Procesgefepe, fondern die, welche 

fie handbaben, Schuld fepen an den Gebrechen des Gerichtswe⸗ 
fend in Sachſen; died Hat ihm doch nidt durchgaͤngig gelingen 

‘wollen, indem ev fo oft gang Neues in legislatorifher 
Beziehung vorzuſchlagen ſich gendthigt fand. (Vergl. insbeſ. 

S. 85. ff. sub h. u. S. 91. ©, 121.) Sodann ſcheint die Be⸗ 

hauptung, (S. 56.) daß der artikulirte Beweis etwas 
dem Cöivilproceß Weſentliches und unbedingt Noͤthiges ſey, nicht 
ganz gegruͤndet. Mindeſtens muͤßte ein geiſtigeres Treiben in 
dieſes logiſche Monſtrum gebradt werden, als died bisher in 

Sachſen der Fall geweſen iſt. Rein factiſch, wie der Verf. 
will, koͤnnten uͤbrigens dieſe Beweisartikel nicht ſeyn, ohne ale 

les Gehalts verluſtig zu werden und als ein zuſammenhanglo⸗ 
ſes Geripp zu erſcheinen. Hier moͤchte wohl die Errichtung des 

status causae et controy. vorgezogen werden. Wenn ferner 

der Berf. (S. 75.) Rechts mittel gegen die von ihm ver⸗ 

langten, materiel in die Sache eingehenden Fnterlocute ge⸗ 

fiattet, fo ſcheint er ded Guten gu viel gu thun, indem die 

Definitivfenteng ja nod) gur matertell bollftandigen. Eroͤrterung 

und Entſcheidung des Rechtsſtreits vorbehalten bleibt. Etwas 
Andres iſt eS hei den rein formellen, freilich gang Aberfliffigen 

Snterlocuten, welche wohl den gangen Proceß ‘um viele Jahre 
verfahren koͤnnen. Endlich iſt wohl die Pietaͤt des Verf., mit 

welcher er (S. 108.) die Ableiſtung der Eide bis nach ein⸗ 

getretener Rechtskraft des Endurthels verſchiebt, zu weit gegan⸗ 
gen, indem oft nur ein einzelner, den weitern Gang des Pro⸗ 
ceſſes gar nicht beruͤhrender, Punkt Gegenſtand des Eides, oder 











4 


Gebrechen der vaterl. Tidilrechtspflege. | 237 


der Cid fo evident ,erheblid) in der Sache ift, daß gar fein 
Zweifel unter den Ssatereffenten obwalten fann, oder endlic ein 
Beweis gum ewigen Gedaͤchtniß die fruͤhere Ubleiftung bes Ei⸗ 
des unumgaͤnglich ndthig madt. 


Schließlich bemerken wir nur noch, daß kleine Unebenhei⸗ 
ten des StylB und der Schreibart, welche jedoch wohl oft Druck⸗ 
fehler ſeyn duͤrften, nicht ſelten vorkommen. (3. B. S. 16. 
3. 7. u. 16. ©. 17. 3.4. S. 66. 3. 4. S. 79. 3. 2. S. 89. 
3.4, u. 6. S. 93. 3. 7. S. 102. 3. 7.) 


Doch wir eilen zur wiederholten Anerkennung des wahren 
Verdienſtes, welches ſich der Verf. durch dieſe gruͤndliche Schrift 
um ſein Vaterland und die Rechtswiſſenſchaft erworben hat, 
mit ihm von Grund des Herzens ausrufend: „Laßt uns nur 
in der Rechtspflege ben todten Medhanismus abwerfen 
und mit mehr Lebendigkeit des Urtheils gu Werke gehn, — fo 
wird der Geiſt die uͤbrigen Maͤngel der Form beſiegen und ih⸗ 
rer ungeachtet unſre Rechtspflege beſſer von Statten gehen.“ 
(S. 136.) Und wir hoffen, es werde dieſe Stimme, nicht nur 
„neben vielen andern,“ wie der beſcheidne Verf. (S. 136.) 
ſich ausdruͤkt, ſondern gewiß vor vielen andern, „nicht gang 
ungehoͤrt verhallen.“ 


H.R. Stoͤckhardt. 


— 


1) Entwurf der Prozeßordnung in buͤrgerlichen Rechts⸗ 
ſtreitigkeiten. Muͤnchen 1825. | 

2) Puchta rc, uͤber bie burgerlidle Rechtspflege und 
Gerichtsverfaſſung Baierns ꝛc. Crlangen 1826. 








A 
at 


233° . | Givite Proce gf. 


3) Mtiller rc. die Oeffentlichkeit nnb Muͤndlichkeit 


des buͤrgerlichen Gerichts⸗Verfahrens wc. Muͤnchen 
1826. 


4) Mitter maier rc. der neve Entwurf der Civilpro⸗ 
zeß ⸗Ordnung fiir das Koͤnigreich Baiern zc. (im Ar⸗ 
dio fiir die civil. Praxis B. VIII. S. 409 — 440. 
B. IX. ©, 117—144. 


5) Zu⸗Rhein zc. der Beweidprozeß nad) den Beſtim⸗ 
mungen des neuen Entwurfs der Prozeß⸗Ordnung 2c. 


Cin ben „VBeitraͤgen zur Geſetzgebung and praltiſchen | 


nn 2. 2. I. S. 1—26, 


(Beſchluß der im 3ten Hefte bes Iften Bandes angefangenen 
Collectio» Recenfion.) 

Die Grérterangen unter Nro. IV—IX. in Puchta’s 
Sebrift haben die Geridtsverfaffung gum Gegenftande. 
Zuerſt fabrt 9. in Nr. IV. und Nr. V. aus, daß jede gute 
Geridtdverfafung auf das Princip der Collegialitdt der Ger 
rid@te, nnd auf das Princip der Whfonderung jedes fremdarti⸗ 
gen Berwaltungss Gegenftandes Hon dem Amte des Midhters 
gebaut ſeyn muͤſſe. Sofort gibt er eine Darſtellung der Ver⸗ 
faſſung ber Landgerichte in Baiern, weist die Nothwendig⸗ 
keit einer Verbeſſerung dieſer Gerichtsverfaſſung nach, (Nr. VI.) 
pruͤft die Frage, in wiefern eine Verbeſſerung derſelben aus- 
fuͤhrbar ſey (Nr. VII.), und ſtellt endlich den dem Entwurfe zu 
Grunde liegenden Vorſchlag der Geſetz⸗Vorberathungs⸗Commiſ⸗ 


fion: hieruͤber mit ſeinen Motiven und mit Widerlegung der. 


Einwendungen gegen denſelben dar, (Nr. VILL. und Nr. IX.) 


\ 


! 





Bairiſcher Entw. einer Civ. Proz. O. wf. 239 


VWon der Nothwendigkeit einer Verbeſſerung der Gerichts⸗ 
Verfaſſuug, und zunaͤchſt der Verfaſſung der Landgerichte in 
Baiern wird ſich gewiß jeder Vorurtheilsfreye uͤberzeugen, wenn 
er aus der (verhaͤltnißmaͤßig faſt zu ausfuͤhrlichen) Darſtellung 
dieſer Verfaſſung bey P. den Gefdhaftstreis eines. Landgerichtes 
kennen lernt. Zum Geſchaͤftskreiſe eines Landgerichtes in dem 


Umfange ſeines Bezirkes gehoͤren naͤmlich folgende Gegenſtaͤnde: 


1) die ganze ſtreitige Gerichtsbarkeit in buͤrgerlichen Rechtsſa⸗ 
chen, inſoweit die Einwohner des Bezirkes nicht einen privile⸗ 
girten Gerichtsſtand haben, oder einem gutsherrlichen Gerichte 
untergeben ſind. 2) die freywillige Gerichtsbarkeit mit dem Vor⸗ 
mundſchafsweſen und der Fuͤhrung des Hypothekenbuches, 3) 
die Unterſuchung, Urtheilsverkuͤndigung und Bollftredung in 
Strafrechtsſachen, und gwar bey Bergeben durchgaͤngig, bey 


Berbreden nur dann, wenn. da8 Geridht entweder mit zwey 
Alſſeſſoren, oder dod) mit einem Griminal » Mdjunkten beſezt iſtz 
4) bie Handhabung der Polizey nad) allen Zweigen; 5) alle 
fibrigen Gegenftinde der innern Udminiftration, blos mit Aus⸗ 


nabme der Finanz ⸗· Verwaltung ; insbefondere: die Uuffide uͤber 
die Juſtiz⸗ und Polizey⸗Verwaltung der Patrimonial-Geridtes 
die politiſche Leitung der Kirchen⸗ und Schul⸗Sachen; die 


Unter⸗-Curatel Aber die Gemeinden des Landgerichts⸗ Bezirks, 
alſo die Ertheilung und Bewirkung der obrigkeitlichen Conſenſe 
bey gemeindlichen (7) Erwerbungen, Veraͤußerungen und Cas 


pitals Uufnabmen , bie Aufſicht Aber die Berwaltung der Come 
munals Aminiftratoren , Abnahme ver Rednungen 2.3 das 


Militar Confcriptions < und Aushebungs⸗Weſen; die Geſchaͤfts⸗ 
pflege mit den Regimentern wegen Beurlaubung und Cinherus | 
fung, fo wie wegen Entlaſſung der eingereihten Goldaten; die 


politiſche Leitung bes Straßen⸗ und Waſſer⸗Bauweſens, und: 


= 


bes Sanitdiswefens; die Beforgung des Gewerbs, Conceffionse 


240 - Civil⸗Proceß. 


Weſens; die Veranſtaltungen zur Befoͤrderung Ser Landes Cul. 
tur, und das Brandverſicherungsweſen. — Es iſt gewif faum- - 

moͤglich fuͤr einen Mann, alles das zu leiſten, was er hier⸗ 

nach leiſten ſollte. Wenn / aber bey einem ſolchen Zuſammen⸗ 
fluſſe von verſchiedenartigen Geſchaͤften das eine oder das an⸗ 
dere faſt nothwendig vernachlaͤßigt werden muß, ſo liegt es in 
der Natur der Verhaͤltniſſe, und aud die Erſahrung hat es 
beftatigt, daß diefes Loos die Geſchaͤfte dee Juſtizpflege in der 
Regel trift. Bon diefer Erfahrung ausgebend, und in weiter 
rer Erwaͤgung, wie eine fo grofe Gewalt in eines Mannes 
Hand der Freiheit und, den Privatredten dex diefem untergebes 
nen Staatsbirger Gefahr drobe, hat die Geleg-Borberathungss 
Commiſſion mannigfache Abanderungen des beftehenden Geridhtss 
Organismus in Untrag gebradt. Ob diefelben aber durchaus 

gu billigen feyen, daruͤber hat Ref. nod) mandes Bedenfen. 


Die Vorſchlaͤge der Commiffion Aber den Geridts- Orgae 
nismus find gwar im Entwurfe ſelbſt nicht zuſammengeſtellt; 
indeſſen laſſen ſich durch Vergleichung der einzelnen Artikel die 
Grundzuͤge leicht etkennen. Mud) gibt Puchta (S. 256. ff.) 
eine Zuſammenſtellung der Commiffions - Borfdlage. | 


Der Geridts- Organismus ift hiernach folgender: Die un- 
mittelbaren Koͤniglichen Geridte (nur anf diefe beziehen ſich die 
Vorſchlaͤge) ſollen aus Unters und Ober. Gerichten beſtehen. Unterge⸗ 
richte ſind die Landgerichte und Bezirksgerichte. Obergerichte ſi nb 
die Uppellationsgerichte und das | Ober⸗Appellationsgericht. I.) Die. 
Landgerichte — mit einem Landrichter und einem oder zwey 
Actuarien beſezt — ſind, wie bisher, Behoͤrden gemiſchten Reſ⸗ 
ſorts, theils fuͤr Juſtiz⸗, theils fuͤr Adminiſtrativ⸗ Sachen. 
Cigentlide Civils Geridtebarfeit ſteht den Landridjtern, als 
Einzelrichtern, nur gu uͤber catisae minores d. h. uͤber ſolche 
——— welche eine Behandlung vor collegialiſch ae 


Bajr. Entw. einer Civ. Prog, Hed. u. ſ. . 241 


Gerichten entweder wegen ihrer Dringlidteit’ nicht geftatten, 
oder wegen ihrer Einfachheit oder wegen der Geringfuͤgigkeit ih⸗ 
res Betrags nicht fordern. Auſſerdem gehoͤrt zu ihrem Reſſort 
die Ausuͤbung der freywilligen Gerichtsbarkeit, und in Straf⸗ 
rechts⸗Sachen die Fuͤhrung dev General⸗VJInquiſition. IL) Je 
uͤber 5—-6 Landgerichte wird ein BezirvlssGeridt errichtet, 
mit einem ober zwey Direktoren, der noͤthigen Anzahl von Raͤ⸗ 
then oder Affefforen befegt, und mit dem erforderliden Canzley⸗ 
Perſonal verſehen. Dieſe Bezirks⸗Gerichte ſind entweder als 
Collegial⸗Gerichte oder in der Eigenſchaft ale Einzelrichter 
thatig. Wis CollegialsGeridte inftruiven und entſcheiden fie die 
wicptigeren Civilrechts⸗Sachen (causae majores) in erfter In⸗ 
ftang; fo wie die Eheſcheidungs⸗Sachen der Proteftanten, - Ws 
Einzelrichter, d. h. durch Commiffarien aus iver Mitte, ine. 
firuiven und entſcheiden fie geringere Civilproceß⸗Sachen, rück⸗ 
ſichtlich dee einen. befreiten Gerichtsſtand bei den bisherigen 
Kreis s und Stadt-Gerihten geniefenden Perfonen (der Adeligen, 
Geiſtlichen, wirklichen Collegial-Raͤthe) fo wie ruͤckſichtlich dee 
Bewohner der Stddte, wo die Bezirks⸗Gerichte ihren Sig ha⸗ 
ben, Unter gleider. Borausfegung beforgen fie die nichtſtreiti⸗ 
ger. Rechtsſachen, die Fahrung bes Hypothekenbuches und das 
Vormundſchaftsweſen. In Strafſachen liegt den Bezirks⸗Ge⸗ 
richten die Special⸗Unterſuchung bei Verbrechen, und Vergehen, 
und hei dieſen letztern auch die Entſcheidung in erſter Inſtanz ob. 
TIL.) Die Appellations⸗Gerichte find Gerichte erſter In⸗ 
ſtanz in Privatrechts⸗Streitigkeiten der Privilegirten hoͤherer 
Claſſe, Gerichte zweiter Inſtanz in Beziehung apf die causae 
majores, in welchen die Bezirks⸗Gerichte in erſter Inſtanz er⸗ 


kennt haben, und Gerichte lezter Inſtanz in Sachen, in wele. 


den die Land⸗ ober Bezirks⸗Gerichte in Ser Eigenſchaft als. 
Gingelidter erfannt, haben, Aufferdem find, die Appella⸗ 
tions» Gerichte zweite Inſtanz bei Vergehen, und erfte Inſtanz 


242 | — Cidil⸗Proceß. 


anf vorgaͤngige Unterſuchung der Bezirks⸗Gerichte in Verbrechens⸗ 
ſachen und in Vergehensfaͤllen der Privilegirten hoͤherer Claſſe. 
TV.) Das Ober Appellations gericht iſt dritte Inſtanz in Ei⸗ 
vilproceß⸗Sachen, worin ein Appellationsgeridy tn zweiter In⸗ 
ſtanz, und zweite Inſtanz in Sachen, worin ein folded als 
erſte Inſtanz ertannt hat. In Strafrechtsſachen tritt ſeine 

Competenz als BerufungsInſtanz nur bei Verbrechen und bei 
ſolchen Vergehen ein, aber welche bas Uppellationsgeridht th 

erfter Snftang erfannt bat, \ 

P. prift (S. 268—319.) die Binwendungen, welche gee 
gen diefe Vorſchlaͤge der Commiffion entweder: ſchon gemacht 
worden find, oder etwa gemadt werben-fonnten, Er iglaubt ,” 
daß mehrere derfelben ihren Grund in einer gewiſſen Aengſt⸗ 
lichkeit und in der Scheu vor allem Neuen und Ungewohnten, 
vielleicht in einer unvollſtaͤndigen Auffaſſung des Geiſtes des. 
ganzen Organismus, alſo mehr oder weniger in Vorurtheilen, 
haben; auch habe hin und wieder auf eine ſehr ſichtbare 
und unerfreuliche Weiſe Befangenheit und Leidenſchaft ihre 
Stimme erhoben. P. beſchaͤftigt fic im Einzelnen mit Wi⸗ 


derlegung folgender Einwendungen: 1.) den Landgerichten ſey 


datch die bloße Eximirung der wichtigeren Eivilrechtsſachen und” 
der Criminal. Unterſuchungen weſentlich nichtb geholfen, da ih⸗ 
nen im Uebrigen der bisherige Wirkungskreis bleibe, “die Gez - 
ſchaͤfts⸗Ueberlaſt alſo nach, wie vor, Gegenfland lauter Klagen 
ſeyn werde; 2.) die Scheidung der causae majores und minores’ 
fep. weder nothwendig. noch raͤthlich, weil die Rechtsſachen bei 
den Landgerichten gewoͤhnlich von minderer Bedeutung ſehen; 
32) dieſe Scheidung fey hoͤchſt ſchwierig, ja ſogar unpraktiſch, 
weil es keinen durchgreifenden Maasſtab dafuͤr gebe, und was 
wichtig oder unwichtig fey, durchaus auf relativen Begriffen be⸗ 
tube, auch man auf feinen Gall eine Regel finden: ‘werde, wo⸗ 
bare. alle Anſtaͤnde und. Zweifel im Boraus befeitigt, und Ref= 


¢ : \ " 
‘Baie. Entw. einer Civ. Proz. O. a. f. wv. 243 
fortfiveitigfeiten entfernt werdens 4) durch Zuweiſung der cau- 
sae minores an Einzelrichter fomme man in Widerſpruch 
mit der als Grundprinzip einer guten Rechtspflege angenom⸗ 
menen collegialiſchen Beſetzung der Gerichte; 3 5.) wegen des 
bisherigen Organismus der Untergerichte (Landgerichte und Stadt⸗ 
gerichte) treffe die Verfaſſung nicht der Vorwurf der Beguͤuſti⸗ 
gung einer Rechts⸗Ungleichheit, indem ſonſt dieſer Vorwurf 
Gud das Gemeinde⸗Edilt treffen muͤßte, welches in, den Ad⸗ 
miniſtrativ⸗Befugniſſen der gtoͤßern oder kleineren Gemeinden 
ebenfalls einen ſolchen Unterſchied mache; 6.) der Landmann 
ſey gewoͤhnt, in ſeinem Landrichter ſeine erſte Inſtanz in allen 
ſeinen Angelegenheiten gu ſehenz dieß wuͤrde bei Ausfuͤhrung 
ber Commiſſions⸗Vorſchlaͤge aufhoͤren muͤſſen. 7.) Die vor⸗ 
geſchlagene neue Gerichts⸗Verfaſſung ſey gegen die Verfaſſungs⸗ 
uUrkunde, welche beſtimme, daß die Rechtspflege durch eine ges 
eignete Zahl von Aemtern und Obergerichten in einer geſezlich 
beſtimmten Inſtanzen · Ordnung verwaltet werden ſolle. 8.) 
durch die Ausfuͤhrung der Vorſchlaͤge der Commiſſion wuͤrden 
entweder die verfaſſungſsmaͤßig begruͤndeten Rechte der Patri⸗ 
monial⸗Gerichtsbarkeits⸗Inhaber beeintraͤchtigt, oder es wuͤrde 
eine auffallende Anomalie in der Gerichtsverfaſſung eingefuͤhrt 
werden muͤſſen. Endlich wuͤrden 9) dem Staate dadurch neue 
Kaften aufgebuͤrdet. Buf dieſe Einwendungen hat P. mit vieler | 
Umſicht geantwortet, und diefelben, wenigitend nad, Anſicht ded 
Mef., groptentheils widerlegt. Indeſſen find dod) nod, wie bes 
merkt, einige Zweifel und Bedenken dem Ref, übrig geblieben. 
Es find nur Zweifel und Bedenken; denn, um mit Sicherheit 
eigentlice Einwendungen gegen die, die Gerichtsverfaſſung be⸗ 
treffenden, Commiffions Antraͤge maden gu koͤnnen, dazu bee 
darf es einer weit genauern Kenntuiß aller hier einſchlagenden 
Verhaͤltniſſe in Baiern, als ſie Ref. hat. 
Vor Allem glaubt Ref. 1) daß die Reformen in Sey Ges 
Arit. Zeitſcht. I c2c2. 6 


⸗ 


244 Civil⸗Proceß. 


richts⸗Verfaſſung ſich nicht blos auf die unmittelbaren koͤnig⸗ 
lichen Gerichte, ſondern auch auf die Patrimonial⸗ und Herr⸗ 
ſchaft⸗Gerichte begichen ſollten. Sodann begweifelt 2) Ref. 
auß mebreren Gruͤnden die Swedmagigteit der von der Come 
miffion vorgeſchlagenen Errichtung der Bezirkogerichte. 

Zu 1.) Die Ausdehnung der Reformen in Ser Gerichts⸗ 
verfaſſung auf die PatrimonialGeridte ſcheint nicht blos durch 
bie Geſezgebungspolitik geboten, fondern aud) rechtlidy durchaus 
zulaͤßig gu ſeyn. Es leuchtet oon ſelbſt cin, wie nachtheilig es 
ſeyn muͤßte, wenn die Buͤrger eines und deſſelben Staates, 
zumal wenn ſie in einem Bezirke wohnen, eine verſchie⸗ 


dene Rechtspflege genießen wuͤrden, “je nachdem die Po | 


trimonial⸗ Unterthanen ſind, oder nicht. Was aber die recht⸗ 
lide Zulaͤßigkeit einer foldjen Ausdehnung betrift, fo wird man 
nad dem, was Pudta S. 297 — 312. und Mittermaier 
(Archiv. VIIL S. 417.) hieruͤber bemerkt haben, die dagegen ges 


gemachten Einwendungen (namentlid) von v. Meller) als widers 
legt betradhteu koͤnnen. Denn gewiß ift in einem Staate, in wel | 


dem berfaffungsmafig ber Grundfag ausgefproden ift, „daß 


die gutsherrliche Gerichtsbarkeit nur von der Quelle aller | 


Gerichtsbarkeit im Reiche, dem Gouverain, ausgehen, 


und nur nach den dber die Suftigverfafang bes. Reiches 


im Allgemeinen feſtgeſezten Beſtimmungen ausgeuͤbt werden 


koͤnne“ die Staatsregierung, wenn fie die Nothwendigkeit einer 
neuen Juſtizverfaſſung als Grundlage einer beſſeren Proceßord⸗ 


nung erkennt, berechtigt, die Einrichtung dieſer Gerichte von 
yon den Inhabern der Patrimonial⸗Gerichtsbarkeit gu verlan⸗ 
gen (Mittermaier aa. S. 417.) 

Bu 2.) Die Commiffion iſt oon dem Grundfage ausge⸗ 
gangen, daß die Suftispflege durch eine hinlanglide Ungabl pon 
Collegials Gerichten gu verwalten fey, und daß von der cole 
legialen Behandlung nur folche Rechtsſachen ausgunehmen ſeyen, 


X 








aa Bait. Entw. einer Civ. Proc. O. a. ſ. w. 245 


wo die nothwendige Beſchleunigung oder die Einfachheit und 
Geringfuͤgigkeit der Sache ein eigentliches Proceßverfabren nicht 
zulaſſe, dieſes vielmebe- zwedhinderlich ſeyn wuͤrde. ( (Puchta 
S. 255.) Die Richtigkeit dieſes Princips an ſich bezweifelt Ref. 
keineswegs. Auch iſt es jetzt faſt allgemein anerkannt, daß nur 
die Form der Collegialgerichte den Forderungen der Geuechtigtei , 
vollſtaͤndig entipridt (5. v. Mittermater im gem. deutſchen 
Proceffe II, 5. ferner im Archiv 2c. VIII. 416, Puch) ta S.148 uf) 

Es fommt nur darauf an, wie diefes Princip ins Leben 
treten fol. In Baiern follen, gemaͤß demfelben, Bezirksge⸗ 
richte, von welchen eines je 6 Landgerichtsbezirke ungefabr ume 
faffen folle, erridytet werden. Die Zahl der gu ertichtenden 
Bezirksgerichte wuͤrde fid demnach, bey 207 Landgerichten, un⸗ 
gefaͤhr auf 34 belaufen, jedes mit einem oder zwei Directoren, 
der erforderlichen Anzahl von Raͤthen und Aſſeſſoren, (alſo et⸗ 
wa 5) und dem noͤthigen Canzleiperſonal. Hierdurch wuͤr⸗ 
de aber fuͤr die Staatskaſſe ein fo bedeutender Koften+ Wufs 
wand veranlaßt werden, daß Mef: (don aus diefem Grune 
de an der Zwedmaͤßigkeit des Vorſchlages zweifeln muß. 
Dieſe Ruͤcſſcht Hat gewiß die Commiſſion ſelbſt wohl erwo⸗ 
gen; ohne Zweifel aber, wenn fie Puchta's Anſicht (S. 313.) 
getheilt hat, dieſes Bedenken durch die Betrachtung beſeitigt, 
daß eine blos theilweiſe Verbeſſerung Ser Untergerichts⸗ Verfaſ⸗ 
ſung nicht genuͤge, daß vielmehr Hauptreformen vorgenommen 
werden muͤſſen, damit das Uebel von der Wurzel aus ausge⸗ 
rottet werde; hierbey aber koͤnne nicht mehr die Frage ſeyn, 
was es koſte, und aud) die Nation werde nicht nach den Koz 
ften fragen, fondern gerne fir einen fo hohen Zweck Opfer 
bringen, fir welche ihr durch eine gute Juſtizpflege fo reicher 
Erſaz geboten. werbde. Ref. glaubt dagegen, daß gu einer gus. 
ten Juſtizpflege nothwendig aud) gehoͤrt, daß fie die finanziel. 
len Rrafte de8 Landes . ue uͤbermaͤßig in Unfprudy nimmt. 

Ges 


Pa 


246 Cidil⸗Proceß. 


Auch ſcheint dem in mehreren teutſchen Laͤndern gefuͤhlten Be⸗ 
duͤrfniſſe einer Verbeſſerung des Juſtizweſens nicht ſowohl durch 
Errichtung neuer Stellen, als vielmehr durch Vereinfachung des 
Geſchaͤftsganges gruͤndlich geholfen werden gu koͤnnen. Ware 
aber auch hinſichtlich des Koſten⸗Aufwandes nichts gegen die 
Errichtung der Bezirksgerichte einzuwenden, ſo wuͤrde doch Ref. 
um deßwillen die Zweckmaͤßigkeit der vorgeſchlagenen Reformen 
noch bezweifeln, weil durch dieſelben das Princip der Collegia⸗ 
litaͤt nur ſehr unvollkommen ins Leben treten wuͤrde. Es giebt 
allerdings Rechtsſachen, wo die nothwendige Beſchleunigung 
“oder die Cinfadheit und -Geringfigigheit des Streit. Objects 
ein anderes, als das ordentliche Proceßverfahren, fordert; aber 
" MRef. traͤgt Bedenken, den Commiſſions⸗Antraͤgen darin beigue 
ſtimmen, daß alle und jede Rechtsſachen dieſer Art deßwegen auch 
bon der collegialen Behandlung auszunehmen und an Einzel⸗ 

tidjter gu verweifen find. Nimmt man diefen Puntt aus, — 
fo erſcheint im Uebrigen allerdings das abgekuͤrzte Berfahs 
ren, welded der Entwurf fir die Verhandlung dieſer Rechs- 
ſachen vorſchreibt §. 715—-726.), in feinen Grundgtigen als 
gang zweckgemaͤß. Die Kage fann muͤndlich ober ſchriftlich 
angemeldet werden; ſie wird dem Gegentheile mitgetheilt, und 
zugleich Tagfahrt zur muͤndlichen Verhandlung den Parthepen 
anberaumt; die Aſſiſtenz von Advokaten findet nicht Statt. 
Im Verhandlungstermine hat ſich der Richter uͤber den Streit 
vorerſt zu informiren, und ſodann einen Vergleichsverſuch zu 
machen. Schlaͤgt dieſer fehl, ſo hat der Richter ohne Zulaſſung 
eines Schriftenwechſels oder des Receſſirens, das Streitverhaͤlt⸗ 
niß nur in ſeinen Hauptmomenten, was naͤmlich zugeſtanden, 

oder noch ſtreitig iſt, zu Protocell zu nehmen. Den Beweis 
koͤnnen die Partheyen im Verhandlungstermine ſogleich antees 
‘treten, und wenn fie ihre Beweismittel an Zeugen oder Ure 
kunden gur Abkuͤrzung oer Gade fofort mit gue Stelle gebracht 














X \ 
/ 


Bair. Entw. ciner Civ. Yrop. 0. a. ſ. w. 247 


saben fo ft aud ſogleich die Beweismittel- Aufnahme vorgus 
nehmen. Auch die Verhandlungen uͤber den Beweis ſollen nur 
kurz gind nur ihrem weſentlichen Inhalte nach zu Protocoll 
niedergeſchrieben werden. Nach geſchloſſener Verhandlung wird 
das urtheil in der Regel ſogleich abgefaßt und in Gegenwart 
der Partheven mit kurzen Entſcheidungsgruͤnden zu Protocoll 
eroffnet. (Puchta 364. 365.) 


JWelches find denn nun diejenigen Rechtsſachen, welche 


+ bev Entwurf nad dem dngegebenen Gefidtspuntte an die 


Einzelrichter verweist? Der Entwurf fuͤhrt folgende auf: 
1) Alle Sachen, deren Gegenſtand die Summe von soo fi. 
thn. Wahrung, uicht Aberfteigt; 2) Ehediffidien, infoferne es - 
dabei nicht auf Trennung der Ehe ankommt; imgleiden Steels 
tigkeiten, welche die bduslide Rube und Ordnung der Familien 
- Hetreffens 3) Streitigkeiten zwiſchen den Dienftherren und Dienſt⸗ 
boten oder Urbeitern aus dem Dienfiverbaltniffes 4) Streitigs 
keiten zwiſchen Handwerlsmefftern und Gefellen oder Lehriun- 
gen hinſichtlich ihres Verhaͤltniſſes als ſolcher; 5) Streitigheiten 
unter Vermiethern und Miethsleuten von Wohnungen aus dem 
Micthaverhaltniffe und in Betreff de8 Miethgeldes,  infoferne 
dieſes nicht Sher da8 leztverfloſſene Miethjahr riditandig ijt; 
6) Streitigteiten der Reifenden, welde mit Gaftwirthen oder 
auch mit Dritten in Bezug auf die Reiſe oder aus Anlaß ders - 
felben entſtehen, und die Fortſetzung der Reiſe hindern; 7) Strei⸗ 
tigkelten auf Meſſen und Maͤrkten; 8) liquide Forderungen zwi⸗ 
ſchen Grundherren und Grundholden aus dem Grundbarkeits⸗ 
verbande; 9) Verbal⸗ und Real⸗Injurien⸗Sachen, wenn nur 
auf Abbitte, Widerruf oder Ehrenerklaͤrung geklagt wird; 10) 
Streitigkeitenn uͤber Beſchaͤdigungen an Feld⸗ und Gartenfruͤch⸗ 
ten, oder an Grundſtoͤcken durch Ueberackern, Ueberfahren, 
pi i Srofen und andere — der Fedtanuu 


~ 





248 Tivil-Procef. 


ferner fiber Hinderung oder Uenderiing von Waͤſſerungs⸗Anla⸗ 
gen am Laufe des wilden Waſſers u. dergl. foferne’ diefe Bes 
eintraͤchtigungen im Laufe bes lezten Sabres, bon Erhebung der 
Klage an zurückgerechnet, geſchehen find, Auſſerdem eignen 
ſich von den ſogenannten ſummariſchen Sachen des Entwurfes 
blos fuͤr die Einzelrichter 11) die ſelbſtſtaͤndig augebrachten Gee 
ſuche um proviſoriſche Verfuͤgungen; 12) die ſelbſtſtaͤndig an⸗ 
gebrachten Arreſtklagen; 13) die Klagen auf Erhaltung oder 
Wiedererlangung des Beſitzes, und 14) die gegen im Exe⸗ 
cutivproceſſe. 


Das geringfagige Saden — und bel Einzel⸗ 
richtern verhandelt und entſchieden werden ſollen, laͤßt ſich 
wohl rechtfertigen. Aber iſt eine Streitſache, bei der 
es ſich um roo fi. bandelt, eine Sache von geringem Pee 
trage? Sie kann es allerdings ſeyn; aber fie ſehr viele Men⸗ 


ſchen iſt ſie es nicht. 100 fl. finnen in Ruͤckſicht auf beftimme : 


te Yndividuen eine febr grofe Gumme fepn, Man wendet ein, 
aud) 10 fl. koͤnnen dieß ſeyn. Allerdings, aber nur fuͤr Wenige. 
Man kann offenbar nicht ſagen, ein Streitobiekt bon 100 fi. 


fep eine ſolche unbedeutende Sache, daß bei einer formlichen 


Verhandlung ein Mißverhaͤltniß zwiſchen Zwedk und Mittel 
eintreten wuͤrde. Wenn man freylich die Bezirksgerichte als noth⸗ 


wendig betrachtet, dann laͤßt es ſich auch rechtfertigen, daß der 


Entwurf geringfigige Sachen bis auf Sie Summe von 100 fi. 


annimmt. Denn elumal wirde, wenn man da8 maximum - 


geringfigiger Sadyen etwa blos auf 10—z0. fl. beftimmen wollte, 
die Bahl der Bezirksgerichte wegen vermebrter Geſchaͤfte vers 
mehrt werden miiffens fodann aber wuͤrde es gine grofe Bez 
(dywerde fr die Recht ſuchenden Barger fepn, wenn fie mit 
Umgebung der naben Landgeridte ſich an die entfernteren Bes 


zirksgerichte wenden muͤßten; baufig wuͤrde bas — des 


Bair. Entw. einer Cio. Pro. O. w. ſ. w. 249 


Mechtftreites - mit -bem Aufwande an Zeit und Koften, wenn 
aud nur, fir die unternommenen Reiſen, nicht im Verbaͤit⸗ 
niſſe ſtehen. ( Pudta S. 292.) . Was fofort die uͤbrigen 
Qn. Einzelrichter gewieſenen Rechtaſachen betrift, ſo ſi nd 
ſie allerdings von der Art, daß ſie ein ſchleunigeres Verfah⸗ 
sen, als bas bes ordentlichen Proceſſes, erheiſchen. Hiexvon 
unten.) Aber hleraus ergibt ſich noch nicht, daß ihre Ent⸗ 
ſceidung nicht durch Collegialgerichte erfolgen koͤnne. Ref. 
Moͤchte daher dieſe Rechtsſachen, wenigſtens zum Theile, nur 
als ſolche bezeichnet wiſſen, welche gwar von den ordentlichen 
Rollegialgeridjten, aber auf eine ſummariſche Verhandlung bin, 
au xutſcheiden find. Sollten fie freilid von ben entfernteren Bee 
girts-Geridten entſchieden werden miffen, ſo wirde der Swed 
einer ſchleunigen Mechts huͤlfe groͤßtentheils vereitelt werden. 
Cin weiterer Grund, weßwegen Ref. an dev Zwedmaͤßig⸗ 
deit der vorgeſchlagenen Reformen zweifelt, beſteht darin, daß 
in Criminalſachen den Landgerichten dic General⸗Unterſuchung 
und den Bezirksgerichten die Special⸗ Unterfudung aberwieſen 
werden foll. --Go: wichtig es dem Ref. ſcheint, daß die Generale 
Snquifition von der Special⸗Inquiſition gefondert Sn" td, fo un⸗ 
angemeffen {deint- es ihm, wenn dieſer Abſchnitt durch be 
ceichnet with, daß ein anderer Beamter die Special-Snquifi ition 
agucfabren bat, hauptſaͤchlich deßwegen, weil eine Sonderung 
dieſer Art nothwendig mit Zeit verluſt verbunden iſt, und panied 
nicht ſelten qudy, die Planmaͤßigkeit der Unterſuchung zerſtort 
wird. Fuͤr dieſe ſeine Anſicht kann ſich Ref. auf die Erfahrung 
berufen, welche in Wuͤrttemberg gemacht wurde. Die im J. 
1811. errichteten Eriminalaͤmter, welchen die Fuͤhrung der Spe⸗ 
cial. Unterfudung derjenigen Verbrechen oblag, uͤber welche die 
Obe raͤmter die General⸗ Unterſuchung gefuͤhrt hatten, wurden 
hauptſaͤchlich wegen des angefibrien Mißſtandes im J J. 1819 
aufgelost, und den: neuerrichteten Oberamtsgerichten ſofort 





in Begiehung auf dle von der Commiffion vorgeſchlagenen Re⸗ 


len Schrift von Puchta S. 217—252. gu entnehmen iſt, vers 
ſchiedene Vorſchlaͤge gu Verbeſſerung des Gerichts, Organismus 
mit gtoßer Umſicht gepruͤft und beſeitigt. Da keiner der von 


— 


250 : Civil. Procef. — 2 





bie Firhrung der ener: : und — unterſuchung ten : 
tragen. — 

In dem Vorſtehenden hat ſich Sef erlaubt, feine Zweifel 
formen in dem Gerichts⸗Organismus vorzutragen. Dabei miß 
kennt ex die Schwierigkeit nicht, wenn er auf die Frage ants 


worten foll, wie denn nach feiner Anſicht die fdr nothwendig 


erkannte Berbefferung der Civilgeridtdverfaffung gu bewerftellb 
gen mare. Die Commiffion ſelbſt hat, wie as dex gehaltvol 





ber Commiffion gepraften Vorſchlaͤge mit der Unfiche des Ref. 


vollkommen dbereinftimmt, fo glaubt Ref. dieſe feine Anſticht 


hier kurz ausſprechen zu duͤrfen. 
Aus den bisherigen Bemerkungen ergibt ſich, daß nach 
Ref. Anſicht die Civiljuſtiz durch Collegialgerichte der Regel nach 
aud) in erſter Inſtanz ausgeuͤbt werden ſollte, aber nicht durch 
bie von der Commiſſion vorgeſchlagenen Bezirksgerichte, fondern 
durch die Landgeridte ſelbſt. Es tame alfo darauf an, diefen 
legtern eine ſolche Einrichtung gu geben, daß auf der einen 
Seite eine wirkliche — nicht eine blos ſcheinbare — Collegiall⸗ 
tit. Statt finde, daß aber auf der andern Seite die Staath 
kaſſe durch diefe Einrichtung nicht gu ſehr befchwert wuͤrde, und 
aud) an die bei den Landgerichten Angeſtellten keine Anforde⸗ 





rungen gemacht wuͤrden, welche gu erfillen fie nidt vermoͤchten. 


Die Landgerichte waͤren nach der Idee des Ref. mit einem 
Landrichter und zwei Landgerichtsraͤthen zu beſetzen. Von die⸗ 
ſen wuͤrde jeder einen Hauptzweig der bisherigen landgericht⸗ 
lichen Geſchaͤfte ſelbſtſtaͤndig zu beſorgen haben; der Eine das 
Regiminalweſen, der Zweite die Criminaljuſtiz, und der Dritte 
bie Giviljuftig; dem einen oder dem andern warden gugleid die 


f 


x a 


Bair. Entw. ciner Civ, Proj. O. u. f. w. 251 


Geſchaͤfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit gu Aberweifen ſeyn. 
Dieſe drei Beamte wuͤrden das Collegialgericht bet wichtigeren 
Proceßhandlungen, wo die Geſetze ein collegialiſch⸗conſtituirtes 
Gericht verlangen, bilden. Da die Landgerichte gegenwaͤrtig 
ſchon auger dem Landrichter mit 2 Aſſeſſoren (Muchta S. 225.) 
beſezt ſind, ſo wuͤrde es nur einiger wenigen abaͤndernden Be⸗ 
ſtimmungen in Beziehung auf die Stellung dieſer leztern gegen 
den Landrichter bedoͤrfen, um die bei dem beſtehenden Abhaͤn⸗ 
gigteitsverbaltniffe bis jegt vorhanden gewefene blos ſcheinbare 
Collegialitat in eine wirkliche umzuwandeln. Dem Landrichter 
wiirde allerdings eine Direction tm Begiehung auf die Thaͤtig⸗ 
feit des Landgerichtes als eines Collegialgerichtes zuſtehen; aber 
im Uebrigen waͤren die Raͤthe ganz ſelbſtſtaͤndig, und nur gegen 
bie hoͤhere Behoͤrde verantwortlich. Natuͤrlich muͤßten fie’ auc 

in Beziehung auf Gehalt und Nang dem Landrichter beinahe 
gleichgeſtellt werden, (don aus bem Grunde, damit aud) altere 
und erfahrene Geſchaͤftsmaͤnner ſolche Stellen gu erhalten 
wuͤnſchten. Dieß whrde geſchehen Ebnnen, ohne dag die Staatse 
kaſſe beſchwert wuͤrde, durd) Verminderung der Gehalte der 
Landridter (verſteht fid, fir die Zukunft) und durch Zuweiſung 
‘eines gleichen Sportelnantheils. Auch das Canzleiperſonal wuͤr⸗ 
de fiir die Staatskaſſe nur eine gang unbedeutende Mehr⸗Aus⸗ 
gabe beranlaffen, da ſchon jezt manche Landgerichte, neben den 
beiden Aſſeſſoren, Actuare haben (Puchta S. 225.) und in den 
meiſten Landgerichten ſchon jezt immer mehrere Schreiber und 
Practicanten arbeiten (Puchta S. 227.). Nur muͤßte darauf 
geachtet werden, daß ſich bei jedem Landgerichte wenigſtens ein 
Actuar befaͤnde, der nbthigenfalls als Stellvertreter far ein 
Collegial» Mitglied gebraudt werden koͤnnte. Wenn fid Puch⸗ 
ta gegen das Zutheilen von eigenen Faͤchern an dte Landgerichts⸗ 
Aſſeſſoren ausfpridt (S. 229.), fo hat ex nur die jegt beſtehen⸗ 
be Landgeridtsverfaffung im Auge, nad) welder der Landrich⸗ 


1 o 


\ i ' : 
ap2 CivilProceß. 


ter fuͤrdie Beſorgang aller Geſchaͤſte verautwoxtlich iſt. Aber 


es wird keine Reform, mag fie ſeyn, welche fie will, etwas 
nuͤtzen, wenn fie nicht burd). . Berminderung bee Geſchaͤfte ſelbſt 
und Vereinfachung der Geſchaͤftsfuͤhrung unterſtuͤtzt wird. 
Hierauf muß, wie ſich Ref. obeu ſchon autgeſprochen hat, 
das Hauptaugenmerk gerichtet werden. Auch Puchta ecfennt 
Diep bollfommen an, nut glaubt et, daß die Ausfuͤhrung mit 


ſehr großen Schwierigkeiten verhunden ſey · Ref. mißkennt dieß 


nicht; aber der ernſte und feſte Willen geſchaͤfts kundiger Maͤn⸗ 
ner, welchen die Staatsregierung die Anordnung und Ausfuͤh⸗ 
rung ſolcher Reformen uͤbertragen wird, wird dieſe Schwierig⸗ 


keiten, wenigſtens zum Theile, zu beſiegen vermoͤgen. Eine 


Gehchaͤftsverminderung duͤrfte ſich dadurch ergeben, daß die 


Verwaltungsbefugniſe der Gemeinden erweitertr werden. Zwar 
ſind hierzu durch die Organiſation des Gemeindeweſens in 
Baiern bereits vor mehreren Jahren Schritte geſchehen, ohne 
daß dieß nach Puchta's Verſi icherung (S, 936. ) eine Erleich- 
terung der Landgerichte herbeigefuͤhrt haͤtte. Hier muͤßte eben 
im Einzelnen noch nadgebolfen werden s, es koͤnnte mamentlich 


(wie dieß in Wuͤrttemberg der Fall iſt) den Gemeinden die Muse 


houng der Orts policey uaͤberwieſen werden. Ref. gibt gerne 
gu, dag die Policey durch Gemeindebeamten weniger gut aus⸗ 
geuͤbt werden wird, als durch Staatsbeamte, Uber dieſer 
Nachtheil wird doch weit aberwogen durd). die Berminderung 
der. Staats ausgaben und durch die Geſchaͤfts Erleichterung der 
Staatsbehorden. Eine Vereinfachung der. Geſchaͤftsfuͤhrung fon: 
‘te bewirlt werden burch Verminderung bet. viefen Controllen 
und der Vielſchreiberei. Auch hier ſtellen ſich zwwedmaͤbigen Re⸗ 
formen nicht unbedeutende Hinderniffe entgegen. Die Viel⸗ 
ſchreiberei iſt, wie Puchta ſehr wahr bemertt, fo tief in den 
gangen Organismus des Geſchaͤftslebens verwachſen, daß ge⸗ 


ſchaͤftsthaͤtig ſeyn, und viele Tinte und Papier verbrauchen, ab 


a 


\ 





~ 


Bair. Entw. einer Civ. Prd. O. u. ſ. w. 253 


denthalben’ beinape identifche Begriffe geworden ſind. Indeſſen 
wird ſich doch hier bei ununterbrochener Aufmerkſambkeit und 
ernſtem Willem vieles vereinfachen laſſen; namentlich durch 
Verminderung der vielen Controllen. Die Vielſchreiberei wird 
dann von ſelbſt nachlaſſen, „wenn die Oberbehoͤrden weniger 
von den Unterbehdtden, ‘und. diefe weniger von jenen gu wiffen 
berlangen, went "de8 . Controllitens , WUnfrugens, Beſcheidens 
und Zurechtweiſens weniger wird. (Puchta S. 233.) Es iſt 
freilich leichter zu ſagen, der Controllen ſind zu viele, des Re⸗ 
gierens iſt zu viel, als die richtige Graͤnzlinie vorzuzeichnen 
zwiſchen dieſem Zuviel und einer Vernachlaͤgigung in der Wufs 
ſicht. Dieß gibt Refs zu, aber er glaubt, daß man von 
ibm nicht erft einen Beweis fir die Behauptung verlangen 
‘witb, daß man bon den Controllen mande aufhebden kann, ofe 
‘ne fid) dem Borwurfe des Vernachlaͤßigung der Aufſicht ausgus 
fegen. Ueberhaupt witd es der Controllen weniger beduͤrfen, 
je mehr die Staatésregierung - ibe Deftreben Sabin richtet, nur 
tuͤchtige und gewiſſenhafte Beamte anguftellen; und Ref, {timmt 
mit voller Seele Pudta (G. 232.) bei, wenn ev als Marine 
die Vorſchrift der heil. Schrift empfielt: Sehet Gud) um unter 
allem Bolfe nad redlidven Leuten, df Gott fuͤrchten, wahr⸗ 
haftig,, und dem Geize fremd find, — Die feget Aber das — 
zu Richtern. 
Detr' Xte Abſchnitt ‘in Pudtos. Schrift inte der Ru⸗ 
brif: „Ordnung des Berfahrens” gibt eine furge Uebere 
ſicht des Verfahrens ſelbſt in der Reihenfolge ſeiuer Handlun- 


gens guerft, A.) des ordentliden Proceffes, und gwar -— 


1) bei den Collegialgeridten (Verfahren in Schriftſaͤtzen 
— status causae und Giihneverfud) — Verfahren bet dem 
Beweife — Verfahren in der Wudieng) und 2) bei den Ein: 
gelridterns fodann B.) des fummarifden Proceffes, 
~{von dem ſummariſchen Verfahren Aberhaupt — von beſondern 


a 


254 a Cidil-Proces. 


ſummariſchen pus — vom EConcurfe der Glaͤubiger) ends 
lid) C4 des Verfahrens in der Inſtanz der Rechts mittel. 
Die widhtigeren derjenigen Beftimmungen des Entwurfes, wels 
che bier berührt werden, namentlich infofern fie Abaͤnderuũgen 
des Hisher giltigen baiernſchen Proceßrechtes enthalten, hat 
Ref. bereits oben angefiibrt und geprift. Es bleibt ihm daber 
nur brig, bier einzelne, in dem Bisherigen nod nicht beadhtete, 
Beſtimmungen ses Entwurfes- uͤber das Verfahren, welche in 
irgend einer Beziehung beſonders bemerkenswerth ſind, auszu⸗ 
heben. 


Zuerſt von der ————— in Rechtsſtreitigkeiten 
durch Andere. Bei den Collegialgerichten, vor welchen in 


in der Regel in Schriftſaͤtzen verhandelt wird, (Entw. ſ. 321.) 
ſollen der Regel nad) alle Schriftſaͤtze durch Advokaten einge⸗ 
reicht werden. ur Einreichung von Schriften in eigenen Rechts⸗ 


ſachen ſind ausnahmsweiſt nur befugt 1) diejenigen, welche 


verfaſſungsmaͤßig das Recht der Sigelmaͤßigkeit genießen; 2) 
Herſonen, welche das Richteramt ausuͤben, oder ausgeuͤbt ha⸗ 
"bens 3) Lehrer dex Rechte auf Univerſitaͤten; 4) Advokaten; 
5) alle, welche das Studium der Rechtswiſſenſchaft ordentlich 
abſolvirt, und die PrAfung zur Aufnahme in den Staatsdienſt 
erſtanden haben. (§. 150.) Der Entwurf iſt hier oon der An⸗ 
ſicht ausgegangen, daß denjenigen Perfonen, von. wefchen 
Aberhaupt gu evivarten ift, daß fie die Fabigheit dazu haben, 
geftattet feyn folle, ihre ProceBfachen in Schriftſaͤtzen ſelbſt gu 
verhandeln, Gegen bas Princip ſelbſt weif Ref, nidts zu be- 
. merfen, aber er flimmt der motivirten Anſicht von Mitter⸗ 
mater vollkommen bei, (Archiv. VIII. S. 430.) daß die Sum⸗ 
me ber Ausnahmen von der Regel, daß die Partheyen ſich der 
bei den Gerichten immatriculirten Advokaten zu bedienen haben, 
haͤtte vermehrt werden ſollen. Ausſsnahmsweiſe kommt bei den 
Eollegialgerichten die Verhandlung zu Protocoll dann vor, wenn 


+ 


a 

Bair, Entw. einer iv. theo: O. u. f. w. 255 
die Partheyen 8 ſelbſt verlangen. In Beziehung auf dieſe Ver⸗ 
handlungsart erſcheint als eine unndthige Beſchraͤnkung der Frei⸗ 
heit dem Ref. (wenigſtens theilweiſe) die Beſtimmung des Ente- 
wurfes (F. 152.), daß nur oͤffentliche Rechtsanwaͤlte als Beiſtaͤn⸗ 
de oder Bevollmaͤ chtigte erſcheinen koͤnnen. Indeſſen moͤch⸗ 


te doch aud) die bon P. (S. 322.) als zwed maͤßig allegirte 


Beſtimmung der preuſſiſchen Gerichtbordnung Th. I. Tit. Fe 
h. 21. wonach die Partheyen aud) andere Perfonen, als Advoka⸗ 
ten, mit bor Geridt als Rechts beiſtaͤnde bringen duͤrfen, nicht 
durchaus Bidigung verdienen, weil dadurch die Winkel. Advo⸗ 
katen zur Beſchwerde der Richter und zum Sone der Pare 
thepen, ſehr beginftigt werden, 
Diie Beſtimmungen bes Entwurfed Aber den — uch ber. 
Suͤhne (§. 267—273.) verdienen Veifall. Aus ben Worteu 
_ dev ff. 267, u. 273, gebt bervor, bag dev Entwurf nidt den 


te gar gu hoben Werth aufs Bergleidh  Stiften gelegt wiffen will, 





als man fonft wobl gethan hat. Sehr gu beachten ift, was - 
P. (S. 328.) dariber bemerkt, daß Vergleiche⸗Stiften bei 
weitem nicht das hoͤchſte Verdienſt ſey, welches ſich ein Richter 
um die Parthepen erwerben koͤnne. Der Entwurf unterſcheidet 
ſofort in Beziehung auf die Zeit der Vornahme des Verſuches 
gue Suͤhne 1) Fade, wo der Vergleichs verſuch aller Verhand⸗ 
lung vorangeben mug, und uͤberhaupt eine Klage gar nidt 

- angenommen werden darf, wenn nicht der Klage ein obrigkeit⸗ 
lies Zeugniß daruͤber, daß zur Abwendung des Streites ein 


Vergleich vergebens verſucht worden ſey, beigelegt wird, und 


2) Faͤlle, wo zur Aufhebung eines bereits in der Verhandlung 
begriffenen Rechtsſtreites die Suͤhne gu verſuchen iſt. Als Faͤlle 
Ser erſten Art werden bezeichnet die Rechtsſtreitigkeiten zwiſchen 
nahen Verwandten und Verſchwaͤgerten (zwiſchen Aſcendenten 
und Deſcendenten, zwiſchen Geſchwiſtern, zwiſchen Verſchwã⸗ 
gerien in und abſteigender Linie, dann zwiſchen — 


7 





‘ 
\ 


| 256 roe ee Efpile Praces. 


gerten in ber Geitenlinie bis gum zweiten Grade) zwiſchen Che- 
gatten, zwiſchen Pfarrern und Pfarvangebdrigen, zwiſchen Mit- 
gliedern Serfelben Muralgemeinde, uud fonft nod. die Streitige 
feiter fiber Grangiccungen und Dienftbarteiten , fiber geſtellte 
Rechnungen, Gemeinheits- und Gemeinſchafts⸗Theilungen und 
Erbſchafts⸗ Forderungen. Dergleichen Vergleichsverſuche vor 
Einleitung des Proceſſes ſinden jedoch nicht Statt in Sachen 
des juͤngſten Beſitzes, in Arreſtſachen und in andein Sachen, 
wo Gefahr auf dem Verzuge haftet. Zur Aufhebung eiues 
begonnenen Rechtsſtreites haben die Gerichte erſter Inſtanz in 
aller Sachen ohne Hemmung des ‘Medtslaufes einmal den 
Bergleid) unter den Parthepen gu verfudyen (die Einzelrichter 
dm Verhandlungstermin, die Collegialgeridte bet Regulirung 
der Streitverbaltniffe, .de8 status causae). In den. hdberen 
Inſtanzen dagegen findet ‘cin Vergleichsverſuch nur auf aus⸗ 
druͤckliches Berlangen: beider Cheile Sratts CSollte die Vornahs 
me eines Vergleichs verſuches nicht auch fix guldgig erEanat wer⸗ 
Sew, wenn auch mur die eine Parthei darum nachſucht) 

In Beziehung ‘aul bas Bewetsoerfabien macht Ref. 

auf folgente Beflimmungen be 8 Eniwurfes —— 


— “De Beweisantretung seldhiegt, ‘obne Unterſchied bes 
Berweismittels, nicht mehr durch Einreichung von Veweisarti 
tein, fondern durch Schriftlaͤte, iv wel jen nad der Natur der 
zu gebrauchenden Beweis mittel, mit Angabe derſelben, der Bee 
weis gu conſtruiren iſt. AC 399. 400, O) ‘Dev (disette) Gegens 
he weis ſteht fraft, des Geſetzes iehern. Probutten gu, wird al- 
fo weder auferlegt. noch vorbebalten; oud), wird dazu nieinats 
cine befondere Friſt gegeben, vielmehr iſt derſelbe mit der auf 
die Beweisantretungsſchrift abzugebenden Exklaͤrung zugleich an⸗ 
zutreten. Der Beweis der Einreden (inditefte Gegenbeweis> 
dastwen wird als ſelbſiſtandiger Beweis dom Rigter heſonders 











* 4 
Bair. Ent. einer Cie Proj. O. u ſ. v. 287 
auferlegt. — Bad dic Beweisfuͤhrung durch Augenſchein bes 


trift, ſo werden bei der kuͤnftigen Redaction des Geſezbuches 


“Mu dta’s beridjtigende und erlaͤuternde Bemerfungen fiber. die 


Folgen des Nicht Erſcheineneb der Partheien in Ser gut Augen⸗ 


ſcheins⸗Einnahme anberaumten Tagfahrt (S. 335. 336.) gu beach⸗ 
ten ſeyn. In Beziehung auf den Urkundenbeweis ſind vorerſt 
die eigenthuͤmlichen Beſtimmungen uͤber die Edition der Ur— 
funden (9. 507.) gu bemerken. Urfunden, welde Jemandens 
Perfon, Rechte oder Geſchaͤfte gang allein oder gemeinſchaftlich 
mit einem Andern betreffen, iſt ibe Beſitzer, wer er aud fer; 
demfelben bei Gericht vorzulegen verbunden; andere Urfanden 
iſt eine Parthei der andern nur in ſo ferne, als ſie ſich derſel⸗ 
ben in dieſem Proceffe bedient odet bedienen gu wollen erklaͤrt 
hat, — ein Dritter aber demjenigen, welcher fein Intereſſe 


beſcheinigt, nur dann, wenn er ſich durch deren Vorlegung 


nicht ſchadet, — vorzulegen ſchuldig. Der Dritte kann die Edi⸗ 
tion bon ſich ablehnen, wenn er'eidlid) erhaͤrtet, daß er dadurch 
ſich ſchaden wuͤrde. Perſonen, welche beſtellt find, Urkunden' 
aufzubewahren, um ſie denen, die ihrer beduͤrfen, borzulegen, 


ſind ſolche Urkunden denjenigen, welche ihr Intereſſe, ſie einzu⸗ 
ſehen, beſcheinigen, vorzulegen verpflichtet. P. hat die Moria 


be gu der hierin enthaltenen Abweichung bon dem geineinen 
teutſchen Prozeßrechte nicht angefuͤhrt.“ Ref. weiß ſich einen’ 


zureichenden Grund hierzu nicht anzugeben. — ‘Dem: Dif fete 


fionseide legt der Entwurf die Natur eines Schiedseives bei, 


und entſcheidet fo die ‘Coutroverfe des gemeinen Rechtes, nach: 


welchem dieſen Eid Einige fle einen ‘Schiedseid, Andere fix eb 
nett richterlichen Haupteid, und nod) Andere fir einen Calum⸗ 


nien⸗Eid halten. Angemeſſen iſt die Beſtimmung (§. 465.), daß 


zu Fuͤhrung bes. Beweiſes hinſichtlich ber Aechtheit einer Urs 
funde, welche flatt der Namens-⸗Unterſchrift des Wusftellers bios 
; x : isa — — . _ i . ts reg} 


f] * 


—X 


* 


rad 


258 Cibil⸗Proceß. 


ein Handzeichen enthaͤlt, der Dife ſonden nicht gebraucht wer⸗ 
den kann. — 
Der Zeugenbeweis wird — turd die Benens 


nung der Zeugen und durch die Ungeige Ser Thatumftdnde, 


woruͤber jeder Zeuge vorgenominen werden foll . (Beweis⸗ 
punkte). Dieſe Beweispunkte vertreten die Stelle der vor⸗ 
maligen Beweisartikel; es iſt bei ihnen das Eigenthuͤmliche zu 
bemerken, daß der Richter nicht gerade an ſie gebunden iſt, 
ſondern daß ſie ihm nur Veranlaſſung und Anleitung zu der 
etwa weiter noͤthigen Frageſtelluug geben ſollen. Ref. bezwei⸗ 
felt die Zweamaͤßigkeit dieſer Anorduung feineswegs, nur glaubt 
glaubt ex, daß dieſelbe mit dex Verhandlungs⸗Maxime nicht 
ganz in Einklang zu bringen iſt. Es iſt dieß ein weiterer Be⸗ 
leg fir die oben (Krit. Zeitſchr. B. J. H. 3. S. 89-91.) gee 
machte Bemerkung, daß es beſſer geweſen waͤre, wenn der Ent⸗ 


wurf der Maxime des Verfahrens nicht ausdruͤcklich Erwaͤh⸗ 
nung gethan batt. — Die untuͤchtigen Beugen find nach 


dem Entwurfe ((. 528 — 532.) entweder durchaus untidtig, 
oder bedingt untauglid)s iene find bon Amtswegen gu verwere 


fen, und follen niemals abgebdrt werden, diefe (alſo nicht _ 


wie P. S. 34a. fagt, die blos verdaͤchtigen Zeugen) find 
auf Unteag der Partheien verwerflich. — Der Entwurf (§. 567.) 
ordnet die Beeidigung her Seugen por der Vernehmung ſelbſt 
an. Dieß ſcheint dem Ref. aus dem Grunde ganz angemeſſen, 
weil dadurch ſpaͤteren Abaͤnderungen dex Zeugen · Ausſagen vor⸗ 


gebeugt wird. Woͤrden die Zeugen erſt nach der Abhodr beeis . 


digt, fo wuͤrde gewiß der Fall nicht felten borfommen, daf cin 
Zeuge anfangs unrictige Ungaben madte, und erft (pater, wenn 
ex fabe, daß ex wirklich ſchwoͤren muͤſſe, dicfelben abanderte.- 


P. (SG. 344.) glaubt, die Beftimmung, daß die Beugen Sen - 


Gid ſelbſt vor Beantwortung dex Generalfragen abguleiften as 
ben, moͤchte infoferne Bedenklichkeiten haben, als die Antworten 


! 


‘ 
iY 


Bair. Ente. biter’ Civ. Prop. O. u. ſ. . 259 


auf die allgemeinen Fragſtücke leicht Ergebniſſe liefern tdanen, 
die ben Zeugen (det nun‘ dod geſchworen bat) als untidtig 
darſtellen. Dieſer Fall duͤrfte aber doch wohl hoͤchſt ſelten vor⸗ 
kommen, da der Predukt mit ſeinen Erinnerungen gegen die 
Slaubwuͤrdigkeit der Zeugen ſtets vor ihrer Vernebmung gehoͤrt 
werden muß, und ein Verhaͤltniß, welches den Zeugen als un⸗ 
tuͤchtig erſcheinen ließe, dem Produkten ſelten ganz unbekannt 
bleiben wird. Hierbei wuͤnſchter indeſſen Ref.,. es moͤchte nod 
bie Beſtimmung aufgenommen werden, daß wenn eine. Parthes 
die Untauglichkeit eines Zeugen behaupten warde, aber den Be⸗ 
weis dafuͤr nicht ſogleich liefern loͤnnte, der Zeuge zwar abger 
Hort, aber ſeine Beeidigung auf bas Reſultat dee gu unter. 
rare Beweisfuͤhrung ausgeſetzt wuͤrde. In Wuͤrttemberg, 

wo dieſe Beſtimmung beſteht, hat die Erfahrung ihren wohl⸗ 
thaͤtigen Einfluß auf Beſchleunigung des Proceßgange⸗ erprobt. 
— Die Bemerkungen Pudta’s hinſi cilich dev Abkuͤrzung 
der Formel des Zeugeneides (S. 344.) verdienen Beach⸗ 
tung, — Wenn dex Catwurfeflimmet , daß von Chriſten dev 
Eid „unter Aufſtellung eines Krugifizes und Ungdn 
dung gweier Wad sterzsen” geleiftet werden foll (§. 616.), 
fo ſcheint diefe Anordnung in Beziehung auf. die Proteftanten 
nicht gang angemeſſen, weil nach dem Ritus three Kirche aud 
bei religidfen Handlungen von der hoͤchſten — dieſe Ce⸗ 
remonien ungewoͤhnlich ſind. 

Die Vorſchriften des Entwurfes uͤber — wi durch 
Eid, namentlich uͤber die Eides zuſchie bung, find ſehr zweck⸗ 
maͤßig. Ref. hebt nur eine ganz eigenthuͤmliche Beſtimmung aus. 
Mach h. 585. find die wegen Meineides: Perurtheilten zur Leiſtung 
eines Tides durchaus unfaͤhig; wenn nun ein ſolcher Verurtheilter 
in einen Rechtsſtteit geraͤth, fo ſoll ihm gu Foͤhrung deſſelben 
ein Curator beſtellt werden, durch welchen ſodann die vorkom⸗ 
menden. Eide zure leiſten ſind. Ref. vermag dieſe Beſtimmung 

Krit. Zeitſchr. 11. 2. 7 | 


“4 


⸗ 


260 Cavil⸗Proeeß. 


weide, wie es ſcheint, ous mlßberſtandener Humanitas bie 
nachiheiligen Folgen ber Infamie vermindert; nicht zu billigen, 
(Puchta S. 347... = 

teber den ſummariſchen Proceß bes Entwurfes ent 
Halt die Schrift von Puchta verhaͤltnißmaͤßig nur wenige Ve 
merkungen (von S. 365—399. mit Einſchluß des Concush 
proceffes). Vorzuͤgliche Beadtung gerade bey diefen Abſchnit 
einer Proceßordnung verdienen die gebaltvollen Eroͤrterungen 
Mittermater’s, Cher gem. deuiſche Proceß. 4. Beitr. 1826,) 
welche allenthalben auch auf die Beſtimmungen des baiernſchen 
Entwurfes Ruͤckſicht nehmen. 

Cin ſummariſches Verfahren findet nah dem Gntourfe ſo⸗ 
wohl bel den Collegialgeridhten, als bei den Einzelrichtern Statt, 
und zwar bei den Collegialgerichten (auſſer den Fallen: bee 
ſonderer fummariſcher Proceſſe) in vier Faͤllen: 1) Wenn bei 
de Partheien dieſes Verfahren auddruͤdlich verlangen; 2) in 
allen vorbereitenden und Incident⸗ Sacer, ſefern dieſe nicht 
in den gewoͤhnlichen Schriften des ordentlichen Proceſſes gus 
gieich mit der Hauptfade verhandelt werden; 3) wenn es fig) 
nad entſchiedener Hauptface, nod: um die Liquikation des Bes 
trages oder um die Richtigſtellung: von Nebenforderungen han: 
delt; 4) in der Erecutionsivfiang.. Diefes Berfabren unterſchel⸗ 
det ſich vom ordentlichen Verfahren theils durch die Verhand⸗ 
lung gu Protocoll, theils durch abgetirgte Friſten. Bei Einzel⸗ 
richtern -findet ſummariſches Verfahren Stott: 1) in Bagas 
tellſachen, d. h. wenn. der Streitobject nicht uͤber 25 fl. -bes 
traͤgt, und 2) in der Executionsinſtanz. — Als befondese 
ſummariſche Proceffe. fuͤhrt der Cntwurf aug: das Verfahren 
wegen Erwirkung Proviſoriſcher Verfuͤgungen, den Arreſtproceß, 
den poſſeſſoriſhen Proceß, Den Executivproceß, den Provoca⸗ 
tionsproceß, den Rechnungsproceß, den Conſiſtorialproceß (Pres 
ceß in Eheſcheidungsſachen). In den vier erſteren ſind nur 


we 24% * 
+ im 








a 


Bair. Entw. einer Cio! roy. O. uf. w. 261 


Einzelrichter competent; in dem Prowofations +! und Recnungs. 
sroceffe nad) Verſchiedenheit des Betrages eniweber dieſe oder die 
Collegialgeridte, int: Confifforialptoceffe nut emnige der Legterew, 

Der Entivurf ordnet alfo — gang abgefepett?bon Sem Bev 
fabren in den befondern: fummariſchen Proceffen — nag . 
Verſchiedenheit der Fade, ein dierfaches Berfibren -an, naͤmlich 


2) das ordentlide, und 2) das ſummariſche Verfahren vor den 


Sollegialgeridjten, 3) bas: ordentliche, und 4y das ſummaͤriſche 
Verfahren vor den Einzelrichtern. Ref. glaubt, daß durch 


Anordnung dieſer verſchiedenen Arten bes Verfahrens die einem 


Geſezbuche fo nothwendige Einfachheit beeintraͤchtigt wird. Des 


unterſchied zwiſchen ordentlichem und aufferordentlichem (ſum⸗ 


maͤriſchem) Proceſſe iſt im Zwecke des gerichilichen Verfahrent 
gegruͤndet; denn „nicht immer laͤßt ſich die Sicherheit des Rech⸗ 
tes oder bet lebhäfte Verkehr und der Credit im Staate mit det 
Tehdeng des ordentlichen Proceſſes auf einen peremtoriſchen 
Rechtszuſtand unter ben Partheyen vereinbaren, es iſt vielmehr 
in’ manchen Faͤllen nothwendig unter denſelben einen proviſo⸗ 
tifden Zuftand berguftellen, und nad) dieſem Swede ben Gang 
des Berfabrend, die Bertheidigungsgrinde und Bie Beweismit⸗ 
tel abgumeffen 5 auch’ ift nicht ‘Aberall ba, wo ber Streit einen | 


peremtoriſchen Rechtszuſtand herdeifabren foll, jenek-bedachtt 


ge und eigene Gang des ordentliden Verfahrens anwendbar, weil 
bald der hiervon untrennbdare Aufwand an Zeit und Koften nicht 
hu Verhaͤltniſſe gu dem Streitobjette ftebt, bald hoͤhere Rade’ 
ſichten oder die Eigenthuͤmlichkeit der Streitſache eine Abluͤrzung 
fordern, und bald ſeine Formen auf die Eigenthuͤmlichkeit eines 
Geſchaͤftes durchaus nicht paſſen. (v. Goͤnner's Motive zum 
Entwurfe eines Geſezbuches Aber das gerichtliche Verfahren 
in buͤrgerlichen Rechtsſachen. (Erl. 1817. G. 607.) “Eh 
wird alſo allerdings in einer Prsceßordnung dem ordentlideni 


Ptroceſſe: ein? famaarlfayed Verfahren, weiches aber dur. die 


doe 


- 96a | toy oc Civil⸗Procteh. 


Natur tee ſummariſchen Sachen beilhidene Modificesioven ety. 
pilt, entgegen zu ſtellen ſeyn; dadued nun wird es berfluͤſſg. 
neben dem ſummariſchen Verfahren noch beſonders ein, ordem . 
Sides. Verlahren vor Einzelrichtern, welches im Weſentlichen 
doch nidté anderes ift, als auch wieder ein fummarifdes Bers 
fabren, und, auſſerdem nod) e{nen processus summarissimus 
ader. cin ſummariſches Berfahren. ver Einzelrichtern aufzuſtellen, 
Sin dle Zahl der in der Proceßordnung im Einzelnen aufzufuͤh⸗ 
genden ſummariſchen Sachen waren daher aud) diejenigen aufzuneh⸗ 
mien, welche. der Entwurf als vor die Einzelrichter gehoͤrig be⸗ 
geichnet hat. Die treffenden Bemerkungen, welche Mitters 
maier angi. VIE. S. 421. ff.) gerade in Beziehung _ 
dieſe lezteren Rechtsfaden macht, ſind wohil zu beachten, 
ſoferne eb ſich bon dex Frage handel, ob. dieſelben zur * 
ſcheidung an Einzelrichter zu verweiſen fepens — eine, Frage, 
welde gewiß bei ben meiften gu verneinen ſeyn duͤrfte; alle 
aber find von dex Art, daß fic) bei denſelben ein ſummariſches 
-Berfabren aus einem dev kaum angffuͤhrten Grande wird recht⸗ 
fertigen laſſen. Als Grundgige des ſummariſchen Verlahrens 
im Allgemeinen moͤchte Ref. betrachtet wiſſen: protocollariſche 
Verhandlung, Verbindung des erſten Verfahrens mit dem Be⸗ 
weis verfahren, Albluͤrzung der Friſten und Termine,, und Ree 
gulirung, der Sireitverhoͤltniſſe (stat. causae et controvers.); 
eine Verhaydlung: in her Audienz moͤchte hier durch dle pros 
dtocollariſche Verhandlung Sbesfldfig werden. In Begichung 
auf den Beweis findet Mef. die Veftimmung oes Entwurfes. 
gang angemefien, daß bei Bagatellſachen, deren Gegenſtand 
nicht uͤber 10 fl. betraͤgt, die Stelle der ſonſt vorlommenden 
Gide der Partheien, Zeugen ume Sachverſtaͤndigen bloſe Hand⸗ 
/gxeldbniſſe vertreten. Was aber dex Entwurf hinſichtlich der an: 
die Stelle des vollen Beweiſes in einigen, wenigen Faͤllen, z. B. 
bei zum erſtenmal nachgeſuchter Friſtvexlaͤngerung, tretenden 


7 
1 
— i 


in. 


engi ee — — ——— —— 








f 


Beir, Ente, einer Cis. Pro}. O. u. fw. 985 
Befdheinigitig Cf. 734. 735+) ‘anbrbnet; dtiefle dwekmaͤßig auf 
Bie wort’ Purchta (G. 370.) vorgeſchlage ie Weiſe abgeandert 


werden. ‘Sut’ bel wenlgern Saigeit andchtt ‘and Gruͤnden die 


wobl kelulr Auführung bebdifert, Ble” “ehifpiloung Cirigebs 


tidhtetd Cid bent obigen Vorſihlagt Wer "dhit Weforgung det 
Ciniriiqhid veauftragten Landgetiches: Mmligidien ‘Wer Commi⸗ 


- fariett "ter Haberen Serisjtty dujitoeifi ſehn⸗ Ce nur ‘bet 


eigenilichen Bagatelſachein (die auf 10 (f:5,! ‘bet Pirntͤndigen 
Seſuchen um ein Speovifortam ober ‘unt irelivertidngiing, ‘bet 

Streitighttien uber den jangſtel Befis (Nür bei dieſer Urt von 
voffe ſoriſthen Sachen ſollt⸗ Nberdaupt nod) witht bis Refi’ 


, fun avtfepes Verfahren eintreten. Hiervolf ie. unten." 


rd 


” Unter den befonderti fife arrſche i Vrberfſen tommnt der 


Mandatsproces nicht bot: ‘Die Nicer Allfnahnie dieſer be⸗ 
ſondern Werfahrungsart, welche von den ebemãligen Reichsge⸗ 


| nchten in bie: Landegericht und’ von den Reighegeſehen in die 


Bandedgefege,, namenilich auch in den Baier. cba: jud. Mil 


1753. cap." ae §. 7. übergieng, ge’ (id, wie ‘bem ‘tee. | 
ſcheint, vollkommen rechtfertigen. Die Nechiferligung ere 


gibt ‘6 ‘oon felbft, wenn man die Fale ins Suge ‘Fade; tw’ 


| welchen gemeinrechtlich der Standatoyroces vorlorimi. Der 


Manðaidproceß hat entwider rut’ die Bewirtuiig’ eines proviſo⸗ 
riſchen Zuſtandes zum Ziele oder €8 foul dürch denfelben ban,’ 


wenn Jemand aus einer bffentlidjen tirfunde klagt, das mechta⸗ 
verhaͤltnig ſelbſt definitiv regulitt werden. “(Mattin, Lehrb. bes, a 


biirgerl. Prog, §. 334.) Zaſt in allen benjenigen “atten, wo: 


bigs ein ptoviſoriſcher Zuſtand herbeigefaͤhtt ierteh foul, kann 


bird) ein einfaches Geſuch um ein provissrium ganz ligt 
gebolfen werden, . Dies wird freilich nicht geſchehon tdnnen bet’ 


einai “factim nullo jure {justificabile; aber: es iſt weder in 


8 


die ſein | Balle, noch im Falle des detrimentu nt reipublicae, ‘ 


ein zureicheüber Grund j jim auſſerordentlichen Werfahren —* 


% 


264. sda, Cipil Braces. ——— 


Wandate porbanben, Denn. Perienige, der wegen dines. detri⸗ 
mentum. reipublicag, belangt, wird, ſollte pfienbar | bag, Rede 
bebens,.ceft gepbet gu werdent,.che ex. verurtheilt wird, rel bie 
Perfor def Berlegten gine Menderyng bes Verfabrens nicht ſollte 
dewirlen hnnen; 3 AN, picht, minder-follte. dieſes Regt bem wegen 
dines fact. null, jury justific, Belangten nicht entzogen werden. 
weil baͤußg eine. Handlung, Die wach des Klaͤgers Vorbdringen 
qls rechtzwidxig erſcheint, sine, gang andere Geftalt erhaͤlt, 
wenn der Beklagte geboͤrt wird, Waß ſofott die alle, betrift, 
in, welchen nach gemeinem Rechtf uf, den Grund einer oͤffent⸗ 
lichen Aste, durch Mandate fit, Definitiver Reghesguftand, 
ſchleunig herheigefuͤhrt werden kann, fo zann dieſelhe ſchleunſge 
Rechtshulfe durch pen Erecutivproses exreicht werden, wenn bie 
Geſezgebung die gemeinrechtliche Prozis, welde gewdhnlich ‘bem, 
Erecutinproces . nut auf ben Grund | bon Privaturkunden einge⸗ 
leitet wiſſen spill, bard), Gieidhftellung ber oͤfentlichen ijrtunden 
in, dieſer Hing Ht: abdnbert. Sp, findet nad) ber pre, See: 
rieptgorduung, wit. a8, Q. a, “auf. ben Grund ‘bon, “getichtligien, 


Documenten ber Gsecutivprocel Statt; ſo hat die Anhait. Pro⸗ 


czbordnung vop 4822, cap. IL. §, 4, unter Aufhebung peg 9 Manz. 
batsproce(fes, fuͤx, dicfen Fall den Erecutivproces. angeordnet, 
Auch bot {Gan v. Goͤnner in (einem Entwurfe einer Proceß⸗ 
ordnung den Mandatsproceß verworfen⸗ weil. er denſeiden blos 
als. einen eicenbhiſſer bei einer unvollſiandigen Geſezgebung ane 
fab, und mit Recht den in der pormaligen teutichen Neihe ver⸗ 
faſſung liegenden Grund {eines ‘en — ge bem , 


‘pre pis 


ten beginfligt, ‘weil durch Impeiration von Mandaten bie Sue 
ftrdigalinftang ber Immediaten beſchroͤntt, und Salle, weiche 
ſonſt nicht vor die Reichsgerichte gehoͤrt batten, vor dieſe gero⸗ 


gen werden tonnten, sta v. Sinner Motive ic. Ste athe | 


\ 


— 


— 


Bair, Entw. eier Eib. Prep O. u. ſ. w. 265 


6.’ 610. faabefehbdere ober Mitternvater ber — feet | 
— ater Beitr. ©. 131-155.) 2: 
Zu den Sefondern ſummariſchen Proceffen ‘abt berEnt 


— das Verfahren wegen Erwietung von provifos 


riſchen Rerfagungen, (F. 736 -250.) welded im gemei⸗ 
nen Proceßrechte nicht als. eine beſtimmt ſummariſche Proceß⸗ 
art aufgefuͤhrl wird. Nach: sem Entwurfe finden bei allen 
Sereitgegenſtaͤnden und in jeder Lage bes Vroceſſes — 
Verfuͤgungen Statt, wenn einem Cheie ein gar nicht, 

doch nur ſchwer zu erſetzender ESchaden bevorfieht, j ae nur 
burch eine noch/ vor; Ausgang eines Streites gu erlaſſendr rich⸗ 
terliche Anordnung abgewendet werden kann. Aber das Provi⸗ 
forium darf ant bishérigen Zuſtande nicht mehr abaͤndern, als 
Gen zur Abwendung der Gefahro nothwendig iſt; es muß in 
einer fax beide Theile moglichſt unſchaͤlichen Art getroffen wer 
dens auch mug dafuͤr geſorgt werden, daß es bie Vollſtreckung 
des Thnftiger’ Haupterkenntniſſet, nicht hindere, weßhalb der 
Impetrant nach Umſtaͤnden gu Leiſtung pinseichenter Sicherbeit 
anzuhalten iſt. Was das Verfahren ſelbſt bettift, fo fiadet 
daſfelbe nur Siatt auf ein von der Parthey angebrachtes Ge⸗ 


| ſuch um ein, Proviforium. Findet das Gericht dieſes Geſuch 


als offenbar ungegruͤndet, fo wird daſſelbe unter Anfuͤhrung ber 
Gruͤnde fofort verworfen, dem Imploranten iſi jedoch tw die⸗ 


ſem Galle erlaubt, das Geſuch gu’ wiederholen und beſſer gu 


begruͤnden; iſt aber das Geſuch nicht. Uffenbar ungegroͤndrt, ſo 


gf witd Tagfahrt zur protocollariſchen Berhandlung -anberaunth 
| cr dieſer Tagfahrt fann der Imploxat Cinwertbungeny gegen 
Zulaͤßigkeit, Nothwendigkeit, Art und Ausdehnung dez Movi⸗ 


ſoriums vorbringen. In dem auf dide Verhandlaug ‘tu arlaſ⸗ 
ſenden Decrete iſt entweder das Proviforium. gu verfuͤgen, oher 


noch gu verwerfen, oder das vorlaͤufig erlaſſene gu beſtaͤtigen, 


aufzuheben oder abzuaͤudern. Wenn naͤmlich bei Anbringung 


* 


_ 6b th YS Cietle Peace. — 


“bes: Beuhes mn ein Proviſorium tle Gefahr dringend und 
bas Gefud ſelbſt gebbrig befdeinigt war, ſo fonnte ſogleich 
die zur Abwendung Ser Gefahr erforderliche Verfuͤgung ere 
laſſer werden. Gegen das auf die Verhandlungen im Ter⸗ 
mine rergangehe richterliche Dierret findet Recuts, jedoch ohne 
Suſpenſivwirkung, Statt:: ine. proviforitche Derfigung bringt 
weder fuͤr einen gegenmaͤetigen, nech kuͤnftigen Rechtsſtreit ein 
Praͤjudiz, noch an den Rehten: ‘bes Beſitzes cine Veraͤnderung 
betver. Sie fann gu jeter Sekt abgeaͤndert and aufgeheben 
werden, wenn die Umſtaͤnde, welde fie veranlaßt haben, ſich 
Hevdndeen ; fie erliſcht mit der rechtskraͤftigen Entſcheidung dex 
Hauptfade, worin fic getroffer worden iff, Mad) den anges 
fabrter: Veftimmangen-find- inehefondere aud Gequeftratios 
new ſewehl id Anſehung des Verfahrens, als ihrer Wirkungen 
gu behandeln. Die ausgehobenen Grundzuͤge des. Verfahrens 
wegen. Erwirkung proviſoriſcher Berfigungen; find faſt durch⸗ 
gaͤngig aus dem v. Goͤnner'ſchen Entwurfe in den neuen Ente 
wurf fbergegangen, wad. ſinden ihre Rechtfertigung in v. Gd ne 
ners Motiven gu-feimem Eutwurfe. S. 653-669.) , 

Heber. den Arreſtproceß enthaͤlt der Entwurf swede 
nite Beſtimmungen. (ſ. 751 — 709.) Hierber: ift. zu xechnen 
der ſcharfe, im gemeinen Proceſſe gewoͤhnlich nicht ſo ſehr hervor⸗ 
gehobene Unterſchied zwiſchen Inlaͤndern und Auslaͤndern in Bee 
plehung aufdie Zulaͤſſigkeit dieſes auſſerordentlichen Verfahrens. Nach 
H 755. tritt der Perſonalarreſt ein a: -) gegen, Auslaͤnder allzeit, 
eB wire. denn, daß fie redlicher Weiſe auf Kredit, gehandelt hae 
ben, und: mit Vorbehalt der geſandſchaftlichen Exemtion; b.) 
gegen Inlaͤnder, 1) wenn fie auf der Flucht begriffen oder ders 
ſelben berdoͤhus, ober 2) wens fie keinen beftimmten Wohnſiz 


| haben, und von ſchlechtem Leumunde ſind. Der Arreſtpro⸗ | 


ceG enthale eine Verletzung des Pringips, daß vor gefadtem Er⸗ 
lonntniſſe in der Haupiſache keine eine Vollſtreckung anordneude 


i 


7- 


Bair. Entw. tines Civ, Prep O. u. ſ. w. 67 


Bexrfuͤgung eriefen werdenduͤrfe. ‘Boat dieſem Velnein tone 
trie. ann: cine. Ausnahme als gerechtfettigt erſcheinen / wenn der 
Seed her Rechtsſicherung dieſes durchaus gebielat. Wa daher 
eine ſchnelle und ſichere Huͤlfe auf dene Wege des erdentlichen 
Procefes zu arlangen iſt, “ba: follte der Arreſtproceß vicht vor⸗ 
kommen. Dieß it nun in der Regel bei Inlaͤndern der Fad | 
Rise dann, wenn her Inlaͤnder durch fein’ Benehmen (eH die 
Bargfchaft zerſtoͤrt welche dic Eigenſchaft eines Inlaͤnders fond 
Beofert, kann gegen thn das auſſerordentliche Verfahren bes Arreſt⸗ 
procefies zulaͤßig ſeyn. Sehr angemeffen ſcheint: es tem Mefi: zu 
ſeyn, daß in dem Entwurfe die Erhrbung der Arreſtklage gegen. ei⸗ 
Hen Auslaͤnder nicht avon abhangig gemacht iſt, daß vorerſt 
bas competente auslaͤndiſche Gericht angegangen worden, und 
wud dieſes die Juſtiz verweigert haben muͤſſe, (was ſchon in 
Anſehung des Bewesifoo jedenfalls mit groper Schwierigkeit vere 
bunden ſeyn wuͤrde) ſondern daß ſchon die Gefahr erſchwerter 
Mechts verfolgung als causa arresti gilt. (v. Soͤnner Motive 
S. 676.) Ebenſo kann die Vefilininung des: §. 768. gewiß nur 
gedilligt werden’, wonad) dad Berit; welded ben Arreſt bes 
ftdtigte, in ſeinem Decrete dem Yinpetranten befiehlt, binnen 
Der Frit von’ 3 Tagen beim Perfonalarrefte,, und von § Ta⸗ 
gen beim Mealarrefle: die Hauptklage anzuſtellen, unter Bes 
drohung init dem Nachtheile, daß ſonſt Ser Arreſt aufgehoben 
warde. (Mittermater a. a. O. S. 166.) Dagegen kann Ref. 
Der im §. 761. enthaltenen Beſtimmung nicht beitreten, dag in 
Hem. Fall, wenn ein unbegruͤndetes Arvefige(ud abgewieſen 
wird, dem Impetraten hiervon keine Mittheilung ga machen 
fey. Ullerdings tann hierdurch mande fonft entſtehende Feinds 
ſchaft oder Imutienklage unterdvide werden; auf der andern 
Seite aber kann es bem Finpetraten oon groger Widtigteit 
ſeyn, die Aufpruͤche des Impetranten und die Anſicht diefes 
Vegteren Aber: ſeine Vrrhaͤliniſſe kennen gir lernen. Wenn ‘aber 





268 7 1 & Cetivil⸗Proreß. rv. + 


bee Impeinaut dieſe butt. feine Urvefitioge. laut und Ment 
dudgefproden hat, fo follte bem Impetraten bas im Princip | 


der velativen Serichtsdfentlichkeit gegriindete Recht, hiervon, 
, fo wie: son Wem, was: bei Gericht uͤber ſeine Privatrects 


verhaͤlmiſſe verhandelt wird, eontni gn ethalnn, nicht ext ' 


bogen werden. 

- Mit Sea Srundfager, welche· der Eimwut aber den Be⸗ 
figpreceé: aufſtellt (§.' 770-784.) iſt Ref. night durdaug 
einverfianden, Rath dem ˖Ertwurfe ciguer ſich alle poffeffoct 


ſchen Riagen, mit Ausnahme dex interdicta adipiiscendae pos- 
_ sessionis, gu einem befondera ſammariſchen Proceffe aut ſchliez · 


lich bei den Ein zelrichern. Dieſer Proceß kann niee mit: dem 
Pelitorium cumulirt werden. Wer im Streit Aber den Boe 
fig mnterlegen iff, Fann. fein :welteres Recht nur im Petite 
sium gettend machen. Ea gibt-alfo keinen zweifachen poffeffor!» 
ſchen Proceß. Hat Sew Mager feinen -Befig und die Strung 
oder Entfegung beſcheinigt, fo; erlaͤßt dex Richter cin Manuteaenge 
resp. Reftitutions - Decret gegen den Imploraten, umd wenn 
biefer Teine Einwendungen dagegen vorbringt, fe iſt die Frage 
ber ben Beſiz ohne weiteres Verfahren erledigt, und das Dee 
cret wird gum Vollzug gebracht. Wird dagegen der Beſiz und 
bie Stoͤrung oder Entſetzung gue Erwirkung eines ſolchen Des 
crets nicht fofort befcheinigt, ober werden Einwendungen gegen 
den ridterlichen Befehl yergebrasht, fo wird das Verfahren nad 
den -allgemeinen Beftimmungen-dher den Proces bet Cingelride 
' tern eingeleitet. Iſt der Beſiz gweifelbaft, fo wird nad. den. 
Umflanden entweder derjenige, der die neueſte febterfeeie Belize 
handlung (den juͤngſten Beſiz): fae ſich hat, im Befige geſchuͤzt, 
ober wenn nicht auszumitteln iſt, wer den juͤngſten Beſiz fuͤr 
ſich hat, mit andern proviforifehen Magsregeln gur Erhaltung 
dex Rube, unter Vorbehalt des Petitorinma, serfahren, cats 

weber durch das Berbot bon Befighandlungen an beide Par⸗ 





e ~ 


theien, ober; durch Geflattung, der Ausoͤbnng bes Defies van 
beiden, amit Beſchraͤnkung nach Maas, Zeit “ober. Ort, oder 


durch Sequeftyation des. Streitgegenſtandes. (Puchta S. 371.) 


Daß der Entwurf bei den remediis adipiscendae, possessionis 
bea ſammaniſchen Proces nicht zulaͤt, if obne Zwelfel au, bile 
ligen. Denn es fehlt Mey augenſcheinlich an einem zureichep⸗ 
den; Grunde gut Anordnung eines .ausnabméwelle beſchleunig⸗ 
ten Verfahrens. Das: Recht des Klaͤgers zu beſitzen iſt in ei⸗ 
nem .genawen. Sufammenbange . mit ‘dem: Rechte deb , Rlagers 
Sbeshaupt , woraus cv. Hen. Befig: ableiten will. Der Ridges 
datze pad iteinen Befig,, es iſt keine Gefahr der Selbſthuͤlfe 
vorhanden, Aber gewiß verdient Mittermaiers motivirte 

Auſicht Beifall, daß nur de der ſummariſche Beſizproceß gue 
gelaſſen werden ſollte, wo durch Regulirung eines proviſori⸗ 
iden, Zuſtandes wud dard Schuz des janglten Tyhigen Veſitzers 
der Selbſthaͤlfe entgegengewirkt, cand, die Ungewißheit det fafti⸗ 
(den, Befiged vermiedey werden fave, — und daß bas gemein⸗ 
rechtliche possessorium, ordinarium, als Streit uͤber das Recht 


des Beſitzes, aufgehoben, und uͤber die Rechtmaͤbigteit des Bee... 


‘figes zugleich mit: dem Petitorium verhandelt werde. (Mit te re, 
mai¢r,, der gem. deutſche Proceß. 4. Beitt. S. 210. 241.), 
Shon die preuß. Gerichtsordnung (Tit, 31.) enthaͤlt dieſe Bes. 
fimmnng ynd ..GSuner hat ſie gleidfals in: (einen Cute. 
turf, aufgenommen. (ogtgl. Motive S. 654.) Sie wird auch 
um ſo -undedentli ider in Byiern eingefuͤhrt werden. finnen, als, 
had) den Zeugniffe 9, Rrsiteraie’s (in den, Anmerkungen 
gum. Judiciqr Coder ca. §, 4,-lit, 5.) das possessorium oF >, 


dinarium.in Baigrn faft nie apsfam, (, weil zwiſchen demſelben 
und dem Petitorium. ſowohl in modo probandi als proce-; 
dendi fein, Unterſchied ſey.“) Endlid) ftimmt Ref. Pudsa- 
(S. $77.)- volllemmen beb, wenn  desfelbe die Aufnahme bere, _ 
eigenthuͤmlichen Beſtimmung der preug. Gerichteordnung in des 


Bair. Entw. einer Cio Mt p. u. ſ. w. 269 





470  * Sfotle Precept. 
neue Geſezbuch wuͤnſcht, va? tad diurch ridtertidien’ Gprud 
in ber. Poffefforten s Sache Feftgefegte Interimiſtikum nur fo lo 
be’ gelten folk, bis biernuͤchſt im: Peiltorlum das erſte Urtheil in 
der Hauptſache erfolgt iſt, in, welchem zugleich bee Richter, 
wenn er wegen oes Befisftandes elite Aenderung noͤthig findes, 
das Erforderliche feſtzufetzen hat; bek welder Fliiſetzung es 
danmbis gu rechtskraͤftiger ‘Cut(iheiung ‘in ber Hauptſache ſein 
Berbleiben haben: ſoll. Durch bleſe Beſtimmung warde bie 
Sefahr entfernt, baß von einer inchr politeilichen ‘Mndtonakg 
As von “einem · eigentlich gerichtlichen · Erlenuentſſe ‘bas Schickt 
bis Beſitzers waͤbrend des ganzen Proceffes im Petitbrium ab⸗ 
haͤngt. Eine aͤhnliche Beſtimmung enthaͤlt auch bas nenere 
Waritembergiſche Proceed TV: Digan. ~~ v. — 
7 1 46. ) F to) hk a 
Es iſt in neuerer Beit! die drage — zur a 

gekommen, ob ¢8 zweckmaͤßig ſey ‘bei Cpecutivproces bed’ 
 gabrhalten, Die Geſetzvorberathrigs ⸗ Commiffion hat dieſe 
Frage bejaht, und den Etecutlvproeeß in den Entwurf . 78 
—04.) aufgenemmen, wie Ref. glaubt, mit Recht. Die Ein⸗ 
wendungen, welche ſich gegen bie Zweckmaͤßigkeit dieſes Bers 
fahrens, fo wie gegen bie: nidt erſchoͤpfenden Proceßarten uͤber⸗ 
haupt) machen laſſen, find. gewiß nicht von der Bedeutung, 

welche auf der andern Seite ‘die Re hidhe auf den oͤfſentlichen 
Gredit in Unfprud nimmt. ‘Der Erecutioprocep mus; nad 
v. Goͤnners richtiger Vemerfung, (Motive S. 705.) fuͤr den 
{Mien Verkehr des buͤrgerlichen Lebens das gewaͤbren, was fuͤr 
den Handelsverkehr der Wedhfelproces leiſtet. Ee kommt hierzu 
‘nod, daß der Entwurf ven Mändatsproceß nicht kennt, und 
daß der Executivproceß dieſen gum Theile gu erſetzen hat. — 
Det Entwurf verweist den Executibproceß ausſchließlich art die 
Einzelrichter. Das,: was Puchta €S, 378 — 383) gu Me 
tivirung dieſer Beſtimmung avfApet, verdient allerdings ſehr 





— 


Bair. Entw. tiner id. Prop. O. a. ſ. w. 271 


deachtet gu werden, Indeſſen wuͤrde doch Sef, nod) Beden- 
ken tragen, ſich geradezu fuͤr dieſe Anordnung gu erklaͤren. 
Man kann allerdings ſagen, daß die durch ben Executiv⸗ 


proceß bezweckte ſchleunige Mechtehalfe verzoͤgert wird, wenn der 


Klaͤger genoͤthigt iſt, ſich an ein entfernteres Bezirksgericht zu 


wenden. Geht man aber, wie Ref., Hon bee Auſicht aus, dag 


dieſe Bezirksgerichte Aberhaupt nidt errichtet werden ſollten, 
ſo faͤllt, wie es ſcheint, der Hauptgrund fuͤr die Zuweiſung des 


Executivproceſſes an vie Einzelrichter hinweg. Wenn man num 


auf der andern Seite erwaͤgt, daß aud) im Executivproceſſe, 
ſo einfach er der Regel nach iſt oder ſeyn ſollte, verwidelta: 
Fragen vorkommen koͤnnen, namenilich in Beziehung auf die 
Zulaͤßigkeit von Einreden, und dag aud in andern Fallen. deg 


grb fere ober geringere Getrag des Streitobjects die Norm fuͤr 


ein verſchledenes Verfabten gibt, fo moͤchte Ref. auch Streitige 
Heiten im Exekutivproceſſe an die Eollegialgerichte zur Entſchei⸗ 


dung gemicten wiſſen, inſoferne es ſich nicht von einer ganzen 


geringfuͤgigen Sache (Bagatellſache) handelt. Volle Billigung 
dagegen verdient die Beſtimmung des ſ. 785., daß der Erez 
cutivproceß nuc aus einſeitigen Vertraͤgen zugelaſſen wird, 
denn bei zweiſeitigen Vertraͤgen tritt, wie Mittermaier 
richtig bemerlt (am a ©. S. 115.) ſtets die Beſorg⸗ 
wif cin, daß des Beblagte bie Ginrede der. Nicht⸗Erfuͤllung 
von Seite des Klaͤgers, und, Gegenforderungen, welche aus dem 
Vertrage ſelbſt hervorgehen, emégedenfielle, Cs funn ferner 


_ war gebilligt werden, wenn der Entwurf 9. 897. blos ſolche, 


Einreden zulaͤßt, welche entweder offenbar gegruͤndet, oder durch 
ktare Brieſe und Sigel bewieſen find. Daß die Eidesdelation 
gum Beweiſe der Einreden nicht geſtattet iſt, findet- Ref. zweck⸗ 
maͤßig; denn durch Streitigheiten. uͤber Abfaſſung dex Cidesformel, 


durch die Gewiffensyartvetung tann dieſes Bewsismittel ein ſehr 


langwicriges werden. Warde freilich, wie Wits ermaist a. a. O. 


/ 


\ 

972 - ° “Ctotl-Proceg- 
S. 124. vorſchlagt, die Gewiffensvertretupg geſezlich entferntt, ſo 
ware weniger gegen die Zulaͤßigkeit der idesdelation cinguwenden, 
Provocationen last tee Cutwurf (§. 194— 197.) in 
ben befanten zwey Faͤllen gu; cB fanw 2)-derjenige, der eines 
gegempirtig klagbaren Auſpruches gegen den Andern, ohne im 
Befige gu ſeyn, fi ruͤhmt, von diefem anfgefordest werden, 
daß ex in einer von dem Gerichte anzuſetzenden Feit die Klagt 
erhebe, unter dem Rechtsnachtheile, daß außerdem der Unfprud 
ats nicht befiebend oder als erlofchen geachtet werde. 2) Wenn 
eine Einrede auf gewiffe Zeit beſchraͤnktt, oder fouft in Gefahr 
it, ihre Wirkſamleit gu verlieren, der: Klages aber mit Erhe⸗ 
. bung der Klage gigert, fo kann dieſer aufgefordert werden, die 
Klage in einer vom Geridhte gu beſtimmenden Friſt gu. erheben, 
Unter dem Redtsnadtheile, daß ſonſt die Einvede ‘fae fordau⸗ 
ernd und gu jeder Seit wirkſam erklaͤrt werde. Bekanntlich 
ſtellen mance Proceffuatifien (Sch we izer, Sdptiz; Gente 
fer) noch eine dritte Provofationsast auf. Sie dehnen die 
f. g. provocatio ex lege diffamari in der Wit aus, daß fia 
annebmen, wenn Semand fidy gwar nidt mit klagbaren Yas 
fpruͤchen an den Andern beruͤhmt, aber doth (olde Meuseruns 
gen gemadt babe, welche dieſem nachtheilig feyen, ſo finne | 
dieſer Legtere Hen’ Diffarhanten vor Gerke zur Vewahrhei⸗ 
tung ſeiner Aeußekungen ‘auffordern'; und demſelben, ſofern!er 
bdieſen Beweis in einer beſtimmien Zeit nicht liefern mrde, 
ewiges Stillſchweigen auferlegen laſſen. Ref. ſtimmt gang den 
, Groaͤnden bei, ans welchen Mittermaier (a. a, D. S. 172 
u.f.) dieſe Ausdehnung der provocatio ex lege diſſamari in 
eine neuen Proceßgeſezgebung nicht aufgenommen wiſſes nisl, 
Wenn aber Mittermaier weiter bie Anſicht ausſpricht; daß 
auch die beiden uͤbrigen Provocationen überfluͤſſig, daher in eine 
neve Proceßordnung nicht aufzunehmen ſeyen, ſo moͤchte ex hierin, 
wie es bem Ref. ſcheint, dod wohl. gu. welt gehen. In⸗ 


Bair. Entry. zines Civ. — O. u. fe w. 273 


— iſt ſeine Erdrterung bieruͤber (S. 177. u. f.) von je⸗ 
dem Geſezgeber wohl au erwaͤgen. Ref. moͤchte gegen den 
Entwurf (f.805— 809.) nus den Einwurf maden, daß Pro 
pocationen keine beſondere ſummariſche Proceßart bilden follten; 
denn ſi e ſind nichts anderes, als ein. praͤparatoriſcher Streit, | 
der nue zufaͤllig einen peremtoriſchen Zuſtand, entweder urd 
bie Erklaͤrung des Provecaten, daß ex fein Recht habe, oder 
in Folge des i sai sa a (>, Goͤnner arate, . 
©..609.). ee . | 
| Die Beftimmungen aber den ——— a | 
821.) find faſt durchgaͤngig aus temo, Sinner iden Ente - 
wurfe entnommen, und finden daher ihre Begruͤndung in My - 
Goͤnners Motiven 2: (S. 721- 734.) Ref. vermag aber 
die Anſicht nicht gu theilen, dag im Rechnungsproceſſe dexieni⸗ 
ge, dem Rechnung abgelegt werde, ſtets als Klaͤger, Dee Rede 
nangéfteller hingegen als Bellagter anzuſe hen ſey. Denn es wird 
der Rechnungafteller dann. als Klaͤger auftreten muͤſſen, wenn er 
Berghtung des angeblichen Mehrbetraga ſeiner Musgaben, fore, 
dert. Ferner kann Mef.. der Anſicht nicht beitzeten, daßz die 
Rechnung felbſt cls. Antwort; anf, die Klage, dle. dagegen ore 
gebrachten Erinseruagen ¢Rechaungs=Bebenfen ) als Replif, 
und die Beantwortuug der Rechnungs⸗Bedenken als Duwplik av 
betvachten ſeyen. Die Rechnung ſelbſt iſt ihrem Zwecke nach 
weder Klage noch Exceptionshandlung; fie, iſt nor ein 
det Mlage. vorgaͤngiges Ereigniß. Das . aber billigt Ref. 
bei ber Natur der Rechnungsſtreitigleiten volllonnmtn, deß 
ichriftliches Berfahren angeordnet iſtz das muͤndliche Verfahren 
se: Protocoll wurde die genaue Pruͤfung einer Rechnung und 
die: Abſaſſung gruͤndlicher. Erinnerungen kaum zulaſſen. J 
In Beziehung aufden ſogenannten Conſi ſtorial proceß(6— 
3—839.) wanihep Ref. daß ſtatt der Benennung Gon fiftorial 
Mook cine. andere etwa Ehegerichteproceß, oder Verfahren in 





ad 


aya 8 Cfotle Peverpe cr 


Eheſtreitigkeiten gebraucht werden moͤchte, da die Conſiſtorien 
nicht Die Behoͤrden find, vor welchen ble Eheſtreitigkeiten ia 
Balern verhandelt werden ſollen. Nach dem Entwurfe gehoͤren 
Eheſcheidungsſachen bor die hierzu befonders benannten Bes 
zieksgerichte, mit dem Uppellationssuge an die gleidfalls bes 
ſonders benanuten Appellationsgerichte. Ref., der davon aus⸗ 
gedt, dag bie Errichtung von Bezirksgerichten unletbleiben ſoll⸗ 
te,--ift dex Anſicht, daß den Appellationsgerichten die Funfties 
nen der Ehegerichte zuzuweiſen ſeyn moͤchten. Zweifelhaft (eink 
ihm ſodann die Frage, ob in Eheſcheidungsſachen Appellation 
zuzulaſſen ſey. Et moͤchte dieſe Frage aus dem Grunde eher 
verneinen, well es wahrſcheinlich auf das Volk — bei dem die 
Anſicht von dex Heilighelt der Che fo viel als moͤglich erhalten 
werden follte, einen nadytheiligen Eindruck machen mare, 
wenn es dad eheliche Verhaͤltniß wie jedes andere gemeine Streit 
Gdject: behandelt (abe, wenn von einem’ Gerichte die Che fir 
geſchieden erklaͤrt, von einem andern Gerichte aber. dieſe Schei⸗ 
dung wieder aufgehoben wuͤrde. Sehr gu billigen endlich @ die 
Beſtiminung im h. 834., wonach ſich das Eheſcheidungé, Urtheü 
dich ‘fides die Frage, weichem ber Ehegatten die, Hinder gu 


“Aberlaffen ſeyen, auszuſprechen hat. « Es waͤre lehr gu wuͤn⸗ 


ſchen, daß dieſe Beſtimmung in ſolchen Laͤndern, we Streitig⸗ 
kelten aber die beruͤhrte Frage erſt nach erfolgter Scheioung vor 
Sem Civilrichter verhandelt werden, Nachahmnng faͤnde. 
Ueber die Theorie des Concurſsproceſſes, wie fie der 
Entwurf (§. 840 — 790.) enthalt, gibt Pudta, wenigiens 
ben ‘wefentliden Puntten nach, eine gedraͤngte Ucherſicht. (S. 
380 — 399.) Der gegenwartig in Baiern beflebende Concarss 
proceß bat eine ‘ entidiedene, Lit - und Gadhatten - Seite. 


| Was ndmlidh: die Herftellung:-dee Paffiomaffe betrif€, fo 


verdient die Anordnung der: fogeriarinten ‘Goiatstage. vole -Bikk 
ligung. Die Vorladung der Glaͤubiger hued. Gbictaleir begieds 


t 


i 


Bair. Entw. einer Civ, Prog. O. u. ſ. w. 225 


ſich nicht bios auf die Liquidation der Forderungen, -fondern es 
werden zugleich auch Termine anberaumt zur Anfechtung der 
Anſpruͤche und zur weitern Berhandlang: eae uͤber die ‘igus 
ditaͤt als uͤber die Prioritaͤt. — 

Es werden in der Edictalcltation sugltis enbesaumat: per 
emtoriſche Termine 1) zur Liquidation, 2) zur Exception, 3) 
zur Replik, 4) zur Duplik, das Beweisverfahren mit: einge⸗ 
ſchloſſen. Hierdurch werden gum Voraus (don Termins⸗ und 
Friſtverlaͤngerungs⸗ Gefudhe, und Proceßverzoͤgerungen abge⸗ 
ſchnitten. Die Glaͤubiger koͤnnen bei dieſem Verfahren zum 
Veraus mit Wahrſcheinlichkeit berechnen, wenn das Locations⸗ 
Erkenntniß gefaͤllt werden koͤnne. Allein, wenn aud) das op 
| eations⸗Erkenntniß gefdllt ift, fo iſt damit der Proceß woh nicht 
zu Ende. Die Glaͤubiger haben vielleicht noch Jahre lang auf 
die Distribution. sey Maſſe gu warten, weil die Activmaſſe 
nod nicht hergeftellt iſt. Dies aber ift die SaHattenfeite des bite 
herigen baiern'ſchen Concursproceffes, und in diefer Beziehung 
gu verbeffern, war Aufgabe der Gefeggebung. Die Anordnun. 
gen nun, welche der Entwurf in Hinſicht auf moͤglichſt ſchleu— 
nige Herftellung. ung zweckmaͤßige Berwaltung der Uctivmaffe 
enthalt (§. 929. u. f.), begrinden eine wirtlide Berbefferung 
des bisherigen Verfabrens, Die Her flellung der Activmafe 
erfolgt hiernach durch die auf die erlaffene Gdictalcitation. unz 
mittelbar folgende Manifeſtation des Gemeinihutdners und {eis 
net Chefrau, durch Inventur und Schaͤtzung {eines Vermoͤgens, 
welche bis zum erſten Ediets tage beendigt ſeyn muß, durch Beis 
treibung der ‘inv den Haͤnden Dritter befindlichen Gegenſtaͤnde, 
durdy Widerruf pan Derfigungen des Gemeinſchuldners, wozu 
dieſer nicht berechtigt war. (Hierbei werden in §. 936 942. 
die. Grundſaͤtze der Panflianifden. Kage angegeben, weſche jee 
hod, “wie, Pudta GS, 397. sidtig hemerkt, nicht eigentlich in 
die Vwcoßordnung: sebisen,) | Die Verwa ltung bes, Ketiv⸗ 

Krit. Zeitſchr. IE. 2. 8 . & 


\ 


* 


576 a“, . CivileProce§g. 


maffe wird bom Gerichte geleitet. Bei Heinen Maffen werden 
die Verwaltungsgeſchaͤfte entweder bom Gerichte ſelbſt beforgt, 
oder einer taugliden Perfon fibertragen, (Hier follte dod 
wohl in Begichung auf diefe Perfon, welche nice eigentlich 
Maffeverwalter ift, eine Unordnung zur Sicherſtellung der Maffe 


getroffen werden, wad etwa durch. den Beiſatz: ,,isdocy unter | 


‘ 


Verantwortlihkeit des Geridhies” geſchehen koͤnnte.) Befinden 
ſich in dex Maffe folde Gater, welche einet -befondern fteten 


Muffidt und Adminiſtration beduͤrfen, ſo hat das Gericht bis 


‘gum erſten Edictstage proviſoriſche Anordnungen wegen ber 
Berwaltung zu treffen. Am erſten Edictstage tft ſodann durch 
die Glaͤubiger ein Maſſevertreter gu waͤhlen. Es iſt (ebe wich⸗ 
fig, uͤber das Inſtitut der Maſſecuratoren genaue Beſtimmane 
gen gu geben; denn die Erfahrung ſtellt dieſes Inſtitut als ve 
nes der bedcutendften Hinderniffe des ſchnellen Ausganges ber 
Goncurfe und Debitſachen dar; durch diefe Einrichtung wird 
nicht felten den Creditoren wenig gebolfen, det Schuldner 


aber gang gu Grunde geridtet. Es liegt im Intereſſe 


bes Maffecurators, daß te ihm Hbertragene Admiriftration 


nicht bald gu Ende gehe, und ihm: {eine Eintinfte dadurch ents 


gogen werden. Daher werden in den. meiften Killen alle Ad⸗ 


miniſtrations⸗ Gegenftdnde mit groͤßter Weitldufigtelt und Um⸗ 


ſtaͤndlichkeit Sebandelt; Saber die fteien Communitationen zwi⸗ 
fen dem Maffeverwalter und dem Gerichte und den Gldubs 
gernl Indeſſen ſieht Ref. nicht ein, wie es ausfuͤhrbar ſeyn 
ſollte, dieſes Inſtitut ganz aufzugeben. v. Goͤnner hat dieß 
bekanntlich in ſeinem Entwurfe vorgeſchlagen (Motive S. 803.) 


Die Commiſſion aber hat dieſen Vorſchlag nicht zu dem ihrigen 


gemacht, fondern nur geſucht, den Maſſecuratoren ſoviel moͤg⸗ 
lid die Macht, die Beendigung des Concursproceſſes gu. vere 
zoͤgern, gir entziehen. Yn diefer Hinfidt verdienen befonderd 
bie Beſtimmungen nusgeboben gu werden: a) daß ein Abvolat 


oo 


~« - ¢ ¥ : bcs 


Bair. Entw. ciwer Civ. Prey. O. a. f. w. . 277. 


in der Regel nicht als Moffeverwalter. beſtellt, vielmehe’ diefe 
Gunction einem dagu taugliden, am Orte des Gerichtes wohn⸗ 
haften Gidubiger, oder einem anbdern in Verwaltungsſachen er⸗ 
fabrenen Manne gegen hinreidhende Sicherheitsleiſtung und zaw 
gemeffene Belohnung Abertragen werden ſollez b) daß bed Im⸗ 
mobilien, Sabrifen, ober. veraͤußerlichen Gewerben, die zur 
Maſſe gebdren, das Gericht am erſten Edictetage die Glaͤubi⸗ 
ger uͤber die Benuͤtzung oder uͤber den Betrieb; “fo wie fiber die 
Urt der Verwaltung bis gum Bertaufe diefer® Sehenſtinde ver⸗ 
ger nach der Manai blerdiber beſchlieſſen, aud far die Min⸗ 
derzahl verbindlich ſeyn, und in Vollzug geſezt werden ſoſlez 
c) daß bei GConcurfen, gu welden grifere Maſſen, beſonders 
Guͤter gehoͤren, die einer eigenen Verwaltung beduͤrfen die 
Glaͤubiger gleich am erſten Edictstage aus ihrer Mitte einen 
Ausſchuß von 2—3 Mitgliedern gu waͤhlen haben, welde in 
allen Berwaltungs-Gegenftanden als Bevollmaͤchtigte ſaͤmtlicher 
Glaͤubiger gu handeln haben, und an welde fid der Maſſe⸗ 
curator in folder Gegenſtaͤnden um Math und Entſchlieſſung 
gu wenden bat. In befonders widtigen Fallen folk diefer auch - 
Bericht und Gutadten an das Concursgeridt erftatten koͤnnen, 
welded entweder den Ausſchuß oder. nad Wichtigkeit der Sa⸗ 
che, ingleichem, wenn der Ausſchuß ſelbſt Bericht erſtattet hat, 
die ſaͤmmtlichen Glaͤubiger in einer Tagfahrt zu vernehmen 
pat, Schließlich iff noch die ſehr zweckmaͤßige Anordnung des 
§. 958. bier auszuheben, wonach die Gerichte angewielen. find, 
alle Handlungen, weldye die Herſtellung, Verwaltung und Vere 
dugerung ber Maſſe betreffen, wenn nidt ohnehin beſtimmte 
Zeitpunkte gur Vornahme derſelben feſtgeſezt ſind, der Zeit 
nach ſo ſchicklich einzutheilen, daß immer, von einem Edicts⸗ 
‘ate gum — dacjenige, was die Goncursmaf] e angthi— 

F es 8.. 


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278 _» on t EChvtl-Meanedg.... : 
in Ordaung gehracht, und auf slefe Art Ser Ausgang eines 
zjeden Concurſes nad Moͤglichkeit beſchleunigt wird —⸗ 
WMS der Druck des gegenwartigen Aufſatzes beinahe {hon 
beendigt war, kam dem Ref. folgende auf den Entwurf ſich be⸗ 
siebende Schrift zu: vg 
_ Gebanten uͤber den —— einer — Ordnung 
uͤr Baiern v. 1825, Straubing 1825. bei Schor⸗ 


aah - tate (Gy 142. 8. Preis 48 Ke) ; 


Ref. fann daher hur noch mit wenigen Worten den Haupt⸗ 
AInhalt derſelben angeben. Sie zerfoͤllt in zwey Abtheilungen, 
von welchen die erſte mit der Gerichtsverfaſſung, die 
zweyte mit dem Verfahren ſich beſchaͤftigt. 
Die Abtheilung uͤber die Gerichtsverfaſſung handelt A.) bon 
den vorgeſchlagenen Bezirks gerichten. Dieſe Halt der Bete 
faſſer weder fuͤr nothwendig, nod fir nuͤzlich; er glaubt, nicht 
die Einrichtung von collegialen Untergerichten, ſondern die Tren⸗ 
mang der Arbeiten bei den Landgeridten thue Moth. B.) Bon 
‘Dem Advokaten⸗Weſen. Es wird getadelt, daß der Ent⸗ 
wurf auf alle Weife die Partheyen von der „Vormundſchaft der 
Advolkaten“ befrepen wolle, dug ex die Advokaten bei den Land. - 
gerichten gar nidt gulaffe, und es den Parthepen font frey⸗ 
ftefle, ob fie fid) eines Advofaten hedienen wollen, oder nit; 
endlich), daß er nichts enthalte, was diefen Stand in Flor 
bringen fonnte. Zugleich werden einige Grundf{age angegeben, 
auf welde eine Advokaten⸗Ordnung geſtuͤtzt werten follte, 
C.) Bon Ser innern Einridtung der Geridte. Das 
Accreſſiſtenweſen wird fir durdaus verwerflid) erklaͤrt; es wird 
gewuͤnſcht, daß alle Urtheilsfadhen von dem ObersUppellationss 
geridjte in corpore entidieden, und wenn ein Uppellationsges 
tidt in fegter Inſtanz entſcheide, alle andere gur Sicherung der 
NRechtmaͤßigkeit des Urtheils Sienenden Formen deſto genauer bee 


⸗ / 


Bair, Entw. einen Cio, Proz. O. u. ſ. wv. 279 


_ obadhtet werden moͤchten. Als Cautelen zur Gicherung der 
Rechtmaͤßigkeit dex Richterſpruͤche werden volksthuͤmliche Oef⸗ 
fentlichkeit und Coweiterurig des Wirkungskreiſes des Juſtizmi⸗ 
niſteriums bezeichnet. D.), Von der Zuſtaͤndigkeit der 
Gerichte. Zuerſt bezweifelt ber Verf. die Swemagigteit der 
Zulaſſung einer prorogatio fori; ſodann macht er einige, theils 
anerkennende, theils mißbilligende Bemerkungen ruͤber die beſon⸗ 
deren Gerichtsſtaͤnde, und nimmt hierbei Veranlaffung ſich 
fiber einzelne Beſtimmungen des Entwurfes hinſichtlich des Rech⸗ 
nungsproceſſes, namentlich daruͤber, daß der Rechnungsſtelley 
ſtets der Beklagte, und die Rechnung ſelbſt der Exceptionsſatz 
feyn folle, tadelnd auszuſprechen. Am Scheffe felt cr nod 
die Frage auf: wer bei einem Gompromif die: Zeugen verneh⸗ 
me? Cine Frage, die der Entwurf ſelbſt beantwortet; indem 6s 
im (. 70. verordnet, daß den Schiedsridtern nicht geftattet: ſey⸗ 
proceſſualiſche Verhandlungen zu pflegen, .und ihnen alſo blos 
die Faͤllung des Ausſpruches ohne ————— und ohne Bea 
meisverfabren zukomme. | 
Die gweite UAbtheilung, welche oon dem Derfabren bane : 
belt, enthaͤlt A.)-eine Betvachtung Aber da8 vorgeſchlagene 
Verfahren Aberhbaupt, und uͤber die ifm gu Grunge 
gelegten Principien. Der Verf. gibt zuerſs in einigen furs 
gen Saͤtzen die hauptſaͤchlichſten Unterſchiede des franzoͤſiſchen 
und. des preußiſchen Proceſſes von dem im Entwurfe vorge⸗ 
ſchlagenen an, und hebt hierauf die bedeutendſten allgemeinen 
Principien dieſes lezteren aus; ex ſpricht in dieſer Hiuſicht, und 
zwar · groͤßtentheils beiftimment:, vom Princip. der Derhandlung 
und: des ſuppletoriſchen Richteramtes, vom Prinzip Sex ſpe⸗ 
ciellen Kriegsbefeſtigung, von. dem Eventual.- und Simultan⸗ 
princip, von dem Princip: der Regulirung der Streitverbalte 
niffe, endlid) von dem, Princip der Parthey = OeffentlichFeit. 
B.) Bon dem fummarifden und ordentligen Pros 


— 


286 : CivileProces. 


ceffe. Der Berf. bemerkt bier guerft, ber im Emwurf — 
de Unterſchied zwiſchen dem Proceſſe vor Cingetridtern und 


bem Proceffe vor Eollegialgerichten koͤnnte auf den fummatis 


fchen und ordentlichen Proceß in ber Art Abertragen werden, 
daß der ſummariſche Proceß -derjenige ware, wo der status 
causae aus ben mindliden, und der ordentlidbe Proceß derje⸗ 
nige, wo der status causae aus ben ſchriftlichen Verhandlun⸗ 
gen gezogen würde. — Eine weitere Bemerfung bes Berfs 
begieht ſich darauf, daß mindeftend ein Streitobject von Zoofl, 
Werth gu Begruͤndung des ordentlichen Proceffes erfordert wees 
den ſollte. — Gaden, weldhe-Gile fordern, follten mad) bes 
PBerfaffers Anſicht auf protocollariſche Verhandlung, aber nicht 
immer auf den fummarifden Proceß Wnfprud) haben. — 
Schließlich wird die. vorgeſchlagene Entſcheidungsform im ov 
dentlichen Proceſſe als gu langweilig und gefaͤhrlich getadelt. — 
In einem Anbange gibt der Verf. die Geſchichte eines nach 
dem bis herigen baiern ichen Proceſſe — und ſehr ver⸗ 
—— Proceſſes. 

Schon die vorſtehende Inhalts⸗ ucderſccht zeigt, daß der 
— den! Entwurf einer umfaſſenden Kritik nicht unterworfen 


. pats es fag dieß auch wohl keineswegs in feiner Abſicht. 
“Wenn ſich alſo der Verf. bei Mittheilung ſeiner Bemerkungen 


fiber ben Entwurf auch keine eigentlich wiſſenſchaftliche Form 


zum Geſetze gemacht hat, fo find doch, was bas Materielle 


betrift, mehrere derfelben, namentlich diejenigen, welde (id 

auf. die Errichtung dex Bezirksgerichte begiehen, oon der Art, 

bag fie Beadtung von Seiten bes Gefesgebers verdienen. 
Sdeurten. 








Groves, Beding. des Jirſun. ae | 


Groos, (Di. Fr., Irrenarzt in Heidelb.) Unterſuchun⸗ 
gen uͤber die moraliſchen und organiſchen Bedingun⸗ 
gen des Srrfepnd und der Laſterhaftigkeit. Fir Aerzte 
und Rechtsphiloſophen. Heidelb. gud Leipz, bei Cress, ) 

1826. 88 ©. 8 (Preis 54 Kr.) 


| Der Titel der borliegenden Schrift ſpricht ihren Inhalt 
nicht genuͤgend aus. Die Unterſuchungen uͤber die Bedingun⸗ 
gen des Serfepns. und. der Laſterhaftigkeit geben nur als Mittel 
dem Zwecke voraus, die Zurechnungsfabigteit in Begiehung auf 
Todedſtrafe und die Zulaͤßigkeit der legtern gu ldugnen, Und 
eben die Tendeng, einen Beitrag gu den beftehenden Strafe 
rechtstheorien zu liefern, ober vielmehr fie insgeſammt uͤber den 
Haufen zu werfen, iſt es, was der Schrift einen Plaz zur Be 
urtheilung in diefen. Blaͤttern anweist. 


Herr Groos, durch EER 2 aus. dem Ges 
biete. der Metaphyfit bereits ruͤhmlich; bekannt, geht vom Stand. 
punfte des Gleptifers. aus, und. indem ex die Trope der Bers 
ſchiedenbeit dex Lehemeinungen. auf Pſychologie und Pipdiatrie 
und ihe Verhaͤltniß zur Rechtspflege bezieht, macht er ſich zur 
Aufgabe, einerſeits Naſſe und Heinroth. -als die Gruͤnder 
und Repraͤſentanten der herrſchenden verſchiedenen Meinungen 
bber' das aberſte Princip, der Pathologie der Geelenftirungen, 
andererſeits Grohm ann und Heinroth dher das Princip der, 
auf. Rechtspflege angemandten Pſychologie in. feiner, des Verſaſ⸗ 
fess, Anſicht gu vereinigen. — Dex erſte Abſchnitt handelt bon 
den, Bedingungen Hed Irrſeyns. Nachdem der Berfaffer-. die 
Hauptlaͤtze aus Heinroths und Naſſes Lehren gegen einan⸗ 
ber geſtellt, urtheilt ev. ſelbſt ungeſaͤhr folgendermaßen. Hein⸗ 
roth hat Recht: der Menſch muß immer, mie geſupd fo er⸗ 
krantt, zuoberſt vom: moraliſchen Standpuntt aus beurtheilt 


Da Serigtlicve Medizin. 


werhen. Aber es iſt ‘babel. zweierlei gu bedenken. Einmal, 
wenn es auch wahr iſt „daß der Menſch ſtets in Gott leben 
ſoll, daß er es kann, weil er frei iſt, und nur nicht will, 
wenn ex et nicht thut;“ fo iſt dieſes Streben nach einem Idra⸗ 
len offenbar nut Aufgabe far die Quinteſſenz der Menſchheit, 
nicht aber fuͤr iby Sediment. Mur Welle.nnen, aud in uns 
ridtigen Begriffen ergogen, das Willens vermoͤgen aus fic ſelbſt 
fultiviren, gegen die nit Auserwablten aber ware summum 
jus summa injuria. Und dann,‘ mit der Immoralitaͤt iſt das 
Srefeyn nod) nicht erklaͤrt noch gegeben; denn waͤre dieß, wo 
faͤnde ſich ein Grenzpunkt zwiſchen Seelengeſtoͤrten und Ver⸗ 
nuͤnftigen? Nad Heinrot h's abſoluter Freiheitslehre find wir 
alle Unfreie, SAndige, aber find wir aud) alle Irre? Auch iſt 
H-'s Unterſcheidung zwiſchen unfretent und gebundenem Zu⸗ 
fland nidt in Ser Natur gegrandet, denn z. B. beim Sieber 
delirium fann ex den einen fo gut, als den andern, zugeben. 
Es muß vielmehr ein Drettea, und. gwar-ein organiſches Moz 
ment dazu kommen; was die Grenze beſtammt und die Selbſt⸗ 
beftimmungsfapigteit aufgebt, und es folgt, daß die leztere mit 
ber adfoluten, metaphyfiſchen Freiheit nichts gu ſchaffen hat; 
und dag. nicht diefer., fond_ern jenes Gegenwart oder Mangel 
das Weſen der Seelenſtoͤrung ausmacht, und. das Criteriunt 
With fir ben bom Organiomus aus.gebundenen oder uns 
gebundenen Buftand. In erfterm folgt bas Denfen, Ribs 
fer und Wollen nad) cinem: koͤrperlichen Motive, in lezterm 
Hegt bad Motiv unmitteldar in der Seele ſelbſt und iſt geifite. 
ger Art. Heinroth felbfi mug in der Anwendung (einer Leb⸗ 
re untreu werden, indem er. durch Beſchraͤnkung von außen, 
alſo offenbar vom Organismus aus, ferner durch Wiederer⸗ 
weckung alter Leidenſchaften, d. h. homdopathiſch durch Immo⸗ 
ralitaͤt, das Moraliſche im Menſchen herſtellen will! — Yme 
moralitaͤt ware demnach bei. Seelenſtoͤrung nur dispouissnds 


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Grgos, Beding.. des Irrſeyns. 383 | 


Urſache, und weiter nod) gehoͤrt eine organiſche Bedingung bas 
gu, worunter aber dex Verf. nicht mebr etwas vein Koͤrperli⸗ 
ches verſteht, foudera etwas Pſpchiſch⸗Organiſches, gleichſam 
das caput mortuum dahin geflohener unmoraliſcher Handlun. 
gen. — Die Seele kann direct erkranken, aber nur in ne⸗ 
gativem Sinne, d. h. indem ſie der Sinnlichleit nachgebend in 
Paſſivitaͤt verſinkt, und es gidt alfo eine Selbſtperſchuldung, 
aber es liegt darin, wie ein factifdher, fo aud ein hypotheti⸗ 
ſcher Ginn. Yt naͤmlich Selbſtbeſtimmungsfaͤhigkeit gleid) mit 
abſoluter Freiheit, fo iſt auch Selbſtſchuld etwas Actives, und 
mit dem abſoluten Boͤſen im Bunde, iſt fie aber gleich Spon⸗ 
taneitaͤt, und das iſt fie, fo iſt Selbſtſchuld nur etwas Paſſi⸗ 
ves, d. h. ein minus des Guten. Unterfcheidet.man, nidt auf 
dieſe Weife, ſo wird man gu den ungeredte(ten. Urtheilen im 
practifden Leben verleitet, und der Pſychiatrie als Wiſſenſchaft 
hat Heinroth's Lehre eine willluͤhrliche, precaͤre Eintheilung 
der Seelenkrankheiten gegeben, waͤhrend Naſſe?s Annahme 
und Entwicklung des Gebundenſeyns der Seele vom Koͤrper 
(Hien, Bruſt, Bauch) aus eine — geiſtreiche, alt 
Gaſſification begruͤndete. — J 
Zweiter Abſchnitt: Von den Veriagungen bet Laſterhof⸗ | 
tigteit. — Gropmann’s befanate Lehrſaͤtze fint? aus feinen 
Ubhandlungen in Naſſe's Zeitſchrift for pſychiſche Mergte und 
far Anthropologie, Heinroth's aus feinem Gptem der pſy⸗ 
chiſch⸗ gerichtlichen Medicin entlehnt. Das fceinbare Recht, 
bas beide Manner fuͤr ſich, und die Anhaͤnger, die ſie gewon-⸗ 
nen haben, charalteriſ ren ihre Theoreme als Meinungen. 
Und. an Meinungen afe.. knuͤpft man den Uusfprud aber Zu⸗ 
rechnungsfaͤhigkeit! De nun Hr. Groos: weder das Princip — 
der moralifdhen Freiheit, fo wie es H., nod) das der Moth. 
wendigfeit, fo wie es G. aufftellt, gendgen Eonnte, ſo hat ex 
frober einem, wie er: ſich ausdruͤckt, hoͤhern Determinismus, 


( 


~ 


* 
4 


284 Se xrichtliche Medisin. 


und weiter gebend in ſeiner gegenwartigen GHrift bem Skepti⸗ 
cismus das Loos der Berbrecher vertrauen wollen. — In 
Heinroth s mobificirter: Freiheitslehre bleibt dex Verbrecher 
nad, wie bor, unfrei. Iſt es aber nicht moͤglich, ift es durd 
Ennemofer’s Section der Moͤrder Mol und Dieter nide 
entſchieden dargetban, daß die Organifation gur Bernunft, die 
Bafis, welde den Grad und die Art ihrer Witkſamkeit bee 
dingt, in manchem Menfden von der Norm abweide? Gibt 
es nidt Grade von Bewußtſeyn gwifden dem Simpel und dem 
Ideal? Heist „Entwicklung gur Vernunft“ nide flufenweife 
Annaͤherung gur Reife derfelben? — Der Menſch beſizt Freie 
beitstried, ex ift in ber Idee, aber nicht in ber That freis 
es folgt aus feinem FreibeitsgefAble nur,’ dag ex anders batte 
panteln follen, aber noch nicht, daf ex anders hatte handeln 
koͤnnen. Dieſen Kreibeltstrieh beurfundet aud belm Verbre⸗ 
der der nie feblende dunfle Vorſatz, einft beffer gu werden, 
aber Fleiſch und Blut, Sinnlichkein, unridtige Vorſtellungen 
binden denſelben. Es wollen alſo alle Menſchen das Gute, 
aber nus wenige durch guͤnſtige Verhaͤltniſſe Ungebundene v0 {ls 
bringen daſſelbe. Wenn Heinroth und Mittermaier, 
durch eine aͤhnliche Anſicht beſtimmt, ſich erklaͤren, nicht die 
unfreie Handlung, ſondern Ser Zwang gum Handeln (ep es, 
was dem Verbrecher imputirt werden muͤſſe; fo moͤgen fie bes 
denken, daß ſie damit nicht dem Muͤndigen, ſondern dem noch 
Unmuͤndigen, der den erſten Anfaͤngen ber Shunde nicht where 
fiand, das Berbreden zurechnen. — Das Wort Cin willis 
gung heißt mebr, als der blofe Wille Jes ift ein zuſammen⸗ 
gefegter Att aus dem Willen und dem ˖ Verſtande, (der Vere 
ſtand billigt in der Cinwilligung den Willen, und jenev tries 
dabei auf die Seite des Berflandes,) und wie ſehr wird alfo 
die Bedeutung diefes Wortes geſchmaͤlert beim ſchwachen Ver⸗ 
ſtande bes Unmandigen, beim. unkullivirten des Nohen! Und, 


Groes, Veding. des Srefepns. 285 


wenn e8 aud wabr wire, daf Schuld immer Schuld bleibe, 
foll fie der Unmuͤndige allein tragen , und nicht auch die Mite 
ſchuldigen, die Eltern, die Lehrer, die Freunde, die Umſtaͤnde? 
Wie kann der Richter richten, was nur ein Gott kann, wie 
viel eigener Schuld gehoͤrt, und welchen Antheil organiſche 
Verbildung, Temperament, Krankheit Erziehung, falſche Bee 
griffe, Moth ꝛc. haben? 

Dieß ſind im Allgemeinen die Zweikel, auf welche geſtuͤzt 
der Verf. in den drei folgenden Kapiteln unſere Anſichten uͤber 
Zurechnungsfaͤhigkeit laͤutern, unſere Gerechtigkeit verdaͤchtig 
machen, unſere Strafmittel rrorganiſiren will. Er ſagt: Zu⸗ 
rechnungsfabigteit if in Bejug auf Godesftrafe, auf ges 
feglidhe Made und Marter als Vergeltung , ‘ein. unphiloſophi⸗ 
ſcher, unmenſchlicher, frevelnder, vorgefaßter, wuͤrgender Be⸗ 
griff, den Grohmann, ftatt blos bie Todesſtrafe objectiv gu 
bekaͤmpfen, ſuhjectiv haͤtte nehmen, und gaͤnzlich verbannen 
ſollen. Eine ſolche Zurechnungsfaͤhigkeit exiſtirt nur gegen Gott, 
fuͤr den menſchlichen Richter aber dann, wenn fie das anato⸗ 
miſche Meſſer nachgewieſen hat. Aber eben damit iſt die Toe 
desſtrafe durch ſich aufgehoben. Dod) auch andere Ruͤckſichten 
bitten fie laͤungſt entfernen ſollen. Iſt es nicht ein greller Wi⸗ 
derſpruch, daß man den nad) der That wahnſinnig Geworde⸗ 
nen nicht toͤdtet, dagegen den frommen Reuigen? Aber auch 
wenn der Verbrecher nicht beſſer geworden, ſo ſtraft man ge⸗ 
gen Gottes Willen jezt ſchon mit der Hoͤlle, da doch der Schoͤ⸗ 
pfer noch Langmuth zeigte. Man ſanctionirt mit der Todes⸗ 
ſtrafe den Selbſtmord, man gibt damit dem Melancholiſchen 
Anlaß gum Triebe, Andere dem Tode gu weihen, uͤberhaupt 
man befriedigt und. naͤhrt die ohnedieß fo leicht entzuͤndbare 
Rachſucht der Menſchen. — Eine Geredtigteit, vie nicht 
ohne den Gegenſatz des Henkers exiſtiren will und kann, was 
iſt fie anders, als cin grauſames Spiel mit dein Worte Ger 


oe 


— 


286 Geridtlige Medisin. 7 


rechtigkeit. Gewiß ihr edelſter Begriff iſt: Schuͤzung dex Mene 
ſchen gegen den Verbrecher und gegen die Verbrechen, und 
Beſſerung des Verbrechers, wenn auch durch ſtrenge Heilmit⸗ 
fel. — Cine ſolche Strafe heiligt ihr Zweck, und ihre Aus⸗ 
fibung, die Behandlung der Verbrecher, fiele mit der dex Wahn⸗ 
ſennigen der Ubficht nad in Eins gufammen, Nur iv det Wah! 
der Befferungs » oder: Heilmittel liegt ein pofitiver Unterſchied. 
Brim Wabnfinnigen mug man den bimdenden Organiſsmus ans 
gebon , beim Berbrecher, deffen Selbſtbeſtimmungsfaͤhigkeit nicht 
fuspendizt, der aber nichts defto weniger unfrei ift, mug man 
zunaͤchſt auf bie Seele wirken, fein falſches Begriffsſyſtem lãu⸗ 
tern und ihn lehren, nichts fir ein Gut gu halten, wads nicht 
in ibm ſelbſt liegt, kurz ihn gum Stoiker, gum Freien bilden. 
— Hr. Groos wuͤnſcht, daß ein Mann von Genialitaͤt, wie 
Heinroth, uns bald eine Theorie ber Bebandlung der Sere 
brecher ſchenlen moͤge. Als Material fiir eine finftige. Weare 
bdeitung diefes Thema's fuͤhrt er eine Stelle aus einer Recen⸗ 
fon in Schulteß Simplicius’. Epictet an, welche entwidelt, 
bog man, um beim Menſchen. feſte Entſchließungen gum Gu⸗ 
ten zu bewirken, das Mittel dazu nicht in dee Deutlichkeit der 
Grlenniniß, noch in der Vorſtellung der Bewegungsgruͤnde ſu⸗ 
chen duͤrfe, ſondern in der Leitung der Neigungen, d. h. in 
“per. allmaͤhligen Gewoͤhnung gum Guten, Schlieglid bofft Or. 
Groos von New Regierungen, welde der Wufflarung unſerer 
Zeit uͤber das Weſen der Seelenftorungen folgenh, fo Bieles 
und Bwedmapiges: fuͤr die Heilung und Aufbewahrung der Fre 
ven getban, dag fie cine gleiche Theilnahme jenen andern un⸗ 
glidliden Unfreien, den Berbrechern, weihen werden, — | 
Ref. fonnte. des Kuͤtze wegen. iv. dieſer Angeige. nicht im⸗ 
mer die Worte und Sige des Verf. gehen, doch hofft er defjen 
Ginn bezeichnet, und in feinem Gedankengange vichts Wefents | 
liges waberiaprt gelafica gu haben. Auelia weder. ber. Bes 


4 
\ 


\ 
\ 


: | 
Groos, Beding. ded Srefepns. 987 


dandlungsweiſe des Gegenftandes fann Ref, unhedingt beitre, 


ten, nod alle einzelnen Urtheile des Verf. billigen; aber es 
ſcheinen ihm die betreffenden Einwendungen hieher nicht paffend, 
und uͤberhaupt, da es fid) um eine Schrift handelt, in welder 
die. Form: Nebenfache ſeyn, und alles nicht Weſentliche als jue 
Gorm gebdrig angefehen werdew arf, ſo ſehr nur oom unter | 
geordnetem Intereſſe, daß er fie gerne gurhdbalt, ob er gleidy 
fie gu redhtfertigen taum verlegen ſeyn duͤrfte. Dagegen erlaubt 
er ſich, einige Worte an das Reſultat der Abhandlung gu Ende 
pfen, bas um fo mebr jedem, auch dem geringen, Zweifel 
fieben muß, je grdfer die Bedeutung iff, die es gu gewinnen 
ſtrebt, je verfuͤhreriſcher die Sprache der Ucbergeugung und des 
edeln Eifers des geehrten Verfaſſers toͤnt, und je dringender 
es aud von anderwaͤrts, (ſo von Ganther, in Henke's 
Zeitſchrift fir Staatsargneifunde, on Mehring, in Naffers 
Zeitſchrift, und durch die Schrift: „Vom Fuftigmorde, ein 
Botum ber Kirche, Leipz. 1826.“) unterſtuͤzt worden iſt. — 
Daß Irrſeyn von Immoralitaͤt eſſentiell unterſchieden und durch 


einen organiſchen Factor bedingt ſey, iſt heute kaum eine Frage 
mehr, die durch Ralſonnement entſchieden zu werden braucht. 


Nak den Vorarbeiten eines Pinel, Gall, Spurzheim, 
Esquirol, allemand, Serres, Martinet, Roftan, 


Coindet, Bouilfaud, Gutton, Culmeil u. a. haben 


die Unterfudungen bon Bayle; befonders aber, und fruͤher, 
von Falvet, bis zur Gewißheit dargethan, daß die organiſch 
krankhaften Berdnderungen des grofen und Fleinen Gebirns, 
und ibrer Haute, die acuten und chroniſchen Entgindungen mit 
ihren mannigfaltigen Urbergangen in Verhaͤrtung und Erwei⸗ 


chung, namentlich am haͤufigſten die Stockungen in den Ge⸗ 


faͤßen de8 Hirns und der pia mater, die von der einfachen 
Ausdehnung der Gefaͤße an bis. zum blutig gefleckten, porphor⸗ 
artigen Autzſehen der Gehirnmaſſe ſich offenbaren, 49" ana⸗ 


— 


188 > Serichtliche Medizin. 
fog wie bei andern Organen, nicht det Effect, fondern die Ur⸗ 
face der Seelenftorungen find; und es laffen uns diefe grofen 
Foriſchritte in der pathologiſchen Unatomie, woburd wir krank⸗ 

1 “Pafte Verdandesungen fennen lernten, wo wit fie fonft nidjt abnes 
ten, erwarten, daß auch die kleine Bahl der anatomifd nod 
unenthidten Fale, namentlich die ſympatiſchen Seelenſtdrun⸗ 
gen, fruͤher oder. (pater werden orgquiſch nachgewieſen werden. 
— Nicht ſo entſchieden iſt es durch Beobachtungen, daß auch 


unmoraliſchen, verbrecheriſchen Handlungen eine Organiſation (eg 


dagu, oder eine franthafte Totalitaͤtserſcheinung zu Grunde 
liege, Hr. Groos. hat, wie ex die Urbeiten der frangdfifden 
Uergte fic den Beweis der organifden Bedingungen des Fre: 
fepns gang unbenuͤzt lief, aud) fiir feine gweite Brage viel gu 
einfeitig bios Ennemofer’s oben erwaͤhnte Sectionen anges 
fuͤhrt; allein wenn wir ihm aud) die Beobachtungen bon Gall 
und Spurgheim, bon Cleß umd Mutenrieth, von Claz 
tus, Weber ⁊c., welche eine eigenthimlice innormale Bils 
bung, ferner von Plather, Ofiander, Wigand, Peus 
fer und Anderer, welde franthafte Ledenserfdeinungen als 
Gaktoren ber betreffenden verbrecheriſchen Handlungen vermu⸗ 
then laſſen, mit in Rednung geben, fo geht aus allen hoͤchſtens 
nur hervor, daß in diefen Fallen Organifation. oder. Kranthelt 
die Handlurigsweife ver Behafteten mobdificirte, vielleicht ihre 
Freiheit unwirkſam made, allein es ift damit weder im All⸗ 
gemeinen das abſolute Caufalverhaltnif krankhafter Bildung 
‘oder Thaͤtigkeit gum Verbrechen beftimmt, weil taglid) von nor⸗ 
mal Organifirten und Gefunden Verbreden verdbt werden tda- 
fen, und verdbt werden, und weil umgefebrt abniide und 
gleiche koͤrperliche Fehler bei Nichtverbredern gefunden werden; 
nod) ift in concreto bargethan, daß cine gewiße koͤrperliche 
Verbildung oder Stimmung eine gewife Art von Verbrechen 
begruͤnde, weil jene Beobachtungen gerade hierin antec ſich 


~ 


\ 


r a’ 


| — Gens, Beding. des Ferfeyns. 289 
ſelbſt nicht uͤbereinſtimmen, und z. B. bei einer Moͤrder, Cleß 
ein auf Koſten des großen Gehirns bedeutend entwideltes kleines 
Gehirn und Rervenfpftem, ein kleines Gefaͤßſyſtem, ſchwache 
Muskeln und Ruochen, uͤberhaupt weibliche Bildung fand, 
waͤhrend En nemoſer's Moͤrder einen robuſten Koͤrperbau und 
eine wildthieraͤhnliche Kopfbildung hatte, bei Wopzeck nur im 
Herz einige Unomalie gu entdeden war rc. Wir wollen annelys 
men, daß da8 anatomiſche Meſſer cinft nod dieſe Disharshonien 
ausgleichen und die -beftimmteften Beziehungen zwiſchen den 
Qualen bes Koͤrpers und der Handlungsweife des Menſchen, 
vielleicht ſelbſt einer beſondern Handlung, darthun wird; allein 
aud) dann nicht, noch bis dahin, laͤßt ſich eine Beweisfuͤhrung, 
‘eine Methode des Beweiſes, gegen Zurechnungsfaͤhigkeit Aver: 
haupt, und in Beziehung auf Todesſtrafe insbeſondere, dare 
auf gruͤnden, denn immer wird man dagegen einwenden koͤn⸗ 
nen: die Grenze zwiſchen Immoralitaͤt und Verbrechen iſt nur 
eine aͤußere, keine innere, und wenn es daher eine Organifas 
tion zum Verbtechen gibt, fo muͤſſen wir alle zur Suͤnde ote 

~ ganifirt, und jene fann hoͤchſtens eine Steigerung diefer allge⸗ 
meinen Orgariifation ſeyn; wird alſo jene auch je anatomiſch 
dargethan werden, ſo wird wenigſtens nie das Meſſer den Tren⸗ 
nungspunkt. den der Richter braucht, beſtimmen koͤnnen, und 
indem man alſo genoͤthigt iſt, die kleinſte Abweichung von der 
Tugend mit dem groͤßten Verbrechen zuſammen zu werfen, um 
beide ald korperlich bedingt anzuſehen, fo mug man entweder 
alle Freiheit laͤugnen, oder eB aufgeben, auf dieſem Wege | 
‘ben Beweis gegen‘ die Statthaftigteit der Zurechuung und ihrer 
Folgen gu fuͤhren. — Ebenſo fan Hen. Groos fir dieſen 
wed auch die Zuziehung dugerer Berhdltniffe, dee Erziehung zc. 
nits nuͤtzen, denn wenn er nicht gleichzeitig organiſche Hins 
derniſſe annehmen darf, ſo wird er durch dieſe aͤußeren Verbaͤlt⸗ 
niſe immer⸗ hur das Wollen als beſchraͤnkt und. gebunden vers 


290 BSGerxichtliche Medizin, — 


daͤchtig maden, nie aber das anders Koͤnnen laͤugnen migen, 
Und wenn auch die Beſchraͤnkung des Willens beim Unmuͤndi⸗ 
gen anfangt, fo ift damit nod) nichi gegeben, bag beim Man⸗ 
digen, wenn er aud) nod) fo ungebildet ift, im Moment der 
verbrecheriſchen Handlung das Gewiffen nicht hatte wisken fone - 
ten, ba8 ibm dod) nad dex Bhat, wenn . die eae 
fHweigt, rege wird. — 

Wenn nun aber ole Bedingungen der Loſſerhaftigkeit im 
Allgemeinen als tdrperliche nicht erwieſen ſind, wenn es dage: 
gen eine ſtrenge Grenze zwiſchen Srefeyn und Nichtirrſeyn gibt, 
und diefe als in ſomaliſchen Berhaltniffen begruͤndet anerlannt 
iſt; fo duͤrfte es vielleicht nicht unpaſſend ſeyn, in allen Fallen, 
wo fomatifdhe Verhaͤltniſſe als bedingend bei einem Verbrechen 
Hirect ober indirect Sargetban werden fdnnen, Irrſeyn gu 
ſtatuiren, alfo etwa firen Trieb in jenen pſochiſch dunkleren 
Fallen, welcher darum nicht fo hdufig und dentlich, wie die 
fire Idee fid als ſolcher manifeftict, weil er nicht blos der Ex 
innerung, fondern eines aͤußeren anregenden Gegenflandes be⸗ 
barf, der felten, vielleicht nur einmal im Momente des Bere 
brechent ſich darbietet. Dann bliebe alſo fuͤr den forenſiſchen 
Arzt aud) in Zukunftebei der Frage Aber Zurechnungsfaͤhigkeit 
lediglich Aufgabe, zu entſcheiden, ob Irrſeyn oder Richtirrſeyn 
Gtatt findet. Je ſchwieriger aber die Loͤſang dieſer Aufgabe 
am noch Lebenden iſt, deſto mehr wird ſich der Richter huͤten, 
die hoͤchſte Strafe anderswo eintreten zu laſſen, als wo jeder 
Zweifel Aber den Beſiz des Bewußtſeyns und, dex Selbſibe ſtim⸗ 
mungsfaͤhigkeit gehoben it, wo durch dak klarſte Selbſtgeſtaͤnd⸗ 
nif der Abſicht zur That, oder, Sei vermeigertem Geſtaͤnd⸗ 
nis, durch ſeine Umſicht, Feinheit und Conſequenz im Laͤugnen 
und Luͤgen Ser Verbrecher ſelbſt fid. als nit iss, ue §. 4 
er beurkundet hat. ts, 

ECEine voritere. Folg⸗ ft. daß die Frage bes, —EE 





— 


— Gress; Beding. 9e4-Serlegns. (i. gor J 
der Tybreſtaafe eine objective bleibt, woruͤber Nef. in Begles 
hung aif: Sie. vom: Verf. beigelwachten wnterftigenten Druͤnde 
nur noch Weniges gu erinnern hat. Wie: triftig, aud dig uͤbri⸗ 
gen: fuͤr: die Buldgigheid, ber! Todesſtrafe angenommenen / Myinci⸗ 
pien beſtritten worden ſeyen, wie viel ſich ang: Wegen die 
Rechtlichkeit ber, HobeAltrale, fasen, laſſe: ihre xyoſche Noth⸗ 
— hat man te ae tzunen, und dieſe Dart fax 


Ca Ss, 


bingte ‘Borderung ‘ber Vernunft ‘ft, aud 
lecuenz, wie Hr. Groot meint, dag man 
Aberhaupt,, und aug ben nad der That irr 
tddtet, denn night bie ‘Tbdtung an ſi ch iſt 
ſhe Noſhwendigieit, auch nicht burg bas 


| Princip, der wſchetckuns tage man ‘fig dat 


bie GSteafe ‘mit bem Tove ift Zed, d. 

tes auf bie Vernunft bafi rten Staatzzwecs —F | 

nunft begabtes, in die Bertrdge bes Staats eingebended Mite 

aliep deſſelben. — Dem theologifien Cinwurfe gelte Folgens 

des; den Menſchen dds Lebe 

dingende Begiehung gum Leben | 

bat, ift ein Grevel gegen das — 

in egoiſuiſcher Ubfigt, oder mit 

ten Gingelnen ausibt ; aber. eß 

und ein ſolcher iſ vie Wohlfart 

haltung des Staats, fuͤr deren Foͤrderung ein Menſchenleben 

nicht heilig genug iſt, und ein ſuͤndiges Menſchenleben im Tode 

geheiligt wird. Sn diefem Ginne wird die vox reipyblicae 

vox Dei, darum erhebt fids feine mißbilligende Stimme gegen 

das polizeiliche Sterbenlafſen, g. B. in der Quarantaine 

bei Peften, darum Hegeiftert die Idee des Seloftmords fix ef. 

nen hoͤhern, nicht egoiſtiſchen Swed, dex Tod ford Baterland, 
Krit. Zeitſchr. Wea, 9 


— 4 


ꝛꝛ ꝛ Beerichtiche Media) 
autch, Oder Sichnebe gerade Ble-edelfien See Meuſchenberzen; 
und die ‘Natur’ ſeldſt, die‘ wahre, ſchaffende denugt in heen 
grofen univerſellen Sdhipfungsplanen den freien Eutſchluß eines 
* Gingigert;, ‘arte: tauſende ‘oon incheulelen in ae — 
in oeetigttit 
be Bhnle 28: bie Toberſiraſt werde sis bat der = phe 
verfdiwinbe’ ‘als die Kriege, aber wuͤnſchen 
jer Seele, fie moͤge nie ohne ‘Die umſichtigſte 
rnſten Bedeüutung aubgeſprochen werden, und 
z, wie der Verk., fondetn' et freut ſich be} 
n Eifers, die Organifation ber Strafanſtalten 
phyſi ſcher Raͤdſicht gu verbeſſeine Se erin⸗ 
cankreich ati bie’ Edriften ‘ton Billermé, 
ubier te, San’ dir fir” den genannten ebeln 
etketenẽ Gefeuſchaft unter dent Vorflbe des 
le bedeuttiden⸗ ſchon verwindetin Summen 
Millionen Francs, die nag ‘bein’ Moniten 
24 fuͤr die Lingeftattung ber Gefainginige bon 
oh Pelagle decretirt wurden; er  dritinert af 
ikten mi ſler haften Sirafanſialten tes Konig 
inde, ais ‘die ‘in ‘Bertin beſtebende teſellſchaft 
1d ‘alt’ iid tes Beilpiei an “Wie ‘Dielfatiger 
welche die t. wurtembergiſche Megietung Wy 
der idngfter Beit argebe hen ließ. | 


W. Leube. i 








Volteradofſa Sabrhah. 93 
Woltets does, CE. G., Prof: da Verlin) Jahrbuch vee 
geſammten Literaiur und Erelgniſſe betreffend die Erd⸗ 


beſchreibuug, Geſchlechter— Wappen ⸗ Mii; tind Gtads 
i Zeitrechnung, polis 


| . tiſche —* — und Deddologle von 1944 und 1825. 
Berlin bel. Oebmibe 1886. xau he e558 a gr. Be 


| CPreid: 5: fi 40 be) 


Ref. ectenni die vorllegende by 
zum Theile in. das Gebiet gehoͤrt soit 
ſchrift beſchaͤfigi, und trotz ihrer nicht 
— dod) als ein ſo bedeutendes Hulfs 
mann und. Sigatsgelehrten daß ek gin 
Jung deffelben den. Leſern ſchuldig iu, fea. 
genſtand derſelben iſt ein breifgcher: erfttigy and hauptſaͤchuch 
anthaͤlt fie in einer (freilich weiter unten naber ju befpre- 
denden) ſyſtematiſchen Ordnung die in den Jahren 1824 
und 25 in den gangbaren europaiſchen Sprachen erſchienenen 
Werke aud den auf dem Titel angegebenen Disciplinen; zwei⸗ 
tend weist ſie die verſchiedenen critiſchen Beurtheilungen dieſer 
Werke nach; und drittens giebt fi é, vermiſcht mit den Buͤcher⸗ 
titeln, einzelne kurze maierielle, “ namentlids ſlathſiſche und ge⸗ 
ſchichtliche, Notizen, — In mancher Hinſicht verdient dieſes 
maͤhevolle Unternehmen großes Rob’ uid: bolle Anerkennung; ale 
Tein in niehretn Puncten giebt eB duds! wie ſchon — zu 


higt unibedentendet Aueſtellungein Anlaßl Neapics ar, a 
eben ig bot a flee; ; b. B. 

| ber plan,. die famustliche, i aeibifen(cbafs | 
ten tind, der, _ bepiiedenen en in Sinem | 

Werke iu vereigigen⸗ ſo de soft, / “ats ‘Se : 


practiſche Geſchaͤtsmann, xerſehen Pann 
Qe. 


294 “Sirals ottGeoahen. 
wes.-in: Sen" oeichengg Habym and. Sprachen ; Her: eiaen 
beſtimmten Gegenſtand Reues esidieness, und alſo von ipm 
nachzuleſen iff Die Bequemlichkeit und Nazlichteit eines ſol⸗ 
chen Verzeichniſſes iſt fo" cinleudstend, daß Ref. nur far den 
pierbber eta’ gu bemerten· haͤtie, welcher citweber der Nei⸗ 
nung ware, ber Blichhawtlel'fep Aberall fo eingerichtet, wie in 
Fraukroich oder. Deutſchlacd, daß man mit leichter Moͤhe und 
mit Beſtimmtheit aus Meßcatalogen, Bibliographies uf, w. erfah⸗ 
erſchienen iſt; oder aber fuͤr den, welcher laͤugnen 
Stagatsmann in Sem VerhAltniffe ſicher fey, 
he Grundfige aufguftellen, oder practi nuͤzlich 
IS ex die Gedanfen Anderer Aber den fraglichen 
it, und er fid) alfo mit fremben Erfahrungen 
Auch muͤß namentlich die vom Verf. borges 
nommene ‘Berbindung der’ ſtaatewiſſenſchaftlichen mit den ge⸗ 
ſchichtlichen Disciplinen ‘al ſehr zweckmaͤßig geribmt werden, 
indem fie einander wie Theorie und Prazis gegen(eitig unter 
ſtuͤtzen, beide auch von demjenigen gekannt ſeyn muͤſſen, web 
cher ſich zunaͤchſt und unmiltelbar nur mit bee Einen Gattung 
beſchaͤftigt, und namentlid der, theoretiſche ſowohl ald practi 
(de, Staatsmann nie genug Geſchichte, Staaten» und Voͤlker⸗ 
*kunde treiben, nie vollſtaͤndi genug mit der Literatur dieſer 
Wiſſenſchafien bekannt ſeyn Fah, | 


. Seber. ungerecht waͤre ea ferner wenn man den wuͤrklich 
Gupendsn. Bieih,, mit welchem der Plan ausgefuͤhrt iſt, d. h. 
die ‘Bolltandigteit, mit welder. ſowohl die BAchertitel als die 
- 7 It find, nicht laut anerfennen wollte. Wer 
wie ſchwierig es iſt, ſich in mehreren 
nanientlidy det engliſchen, ‘gang auf. dem 
, dex witd mit Staunen bie Voliſtaͤndig⸗ 
perf. “gui errelchen gewuͤtt hat, Und wirb 


⸗ 
—4 


— 
A— ⸗— — 


| | 





| X (ters pord,, Sabri. : 295 
die angebeure: Muͤbe zu ſchaͤtzen miſſen. wel des, trofilofe 
Gecſchaͤfte eines folden Gammeins ifm machen mußte. Dies. 
fer. erfte Band euthalt allein bie große Sahl. von mehr als 
6 600 Rummern 3. die Recenfi ong = Radywelfuingen ſi fi nd aus mebr 
als 150, immer eingeln genannten Zeitſchriften genommen. Sets 


ten ſucht man daher ein Buch vergeblich, und beinahe immer 
tritt der Fall cin, daß man ſeine eigene Buͤcherkenntniß durch 


* 


die in einem ſpeciellen Abſchnitte zuſammengebraͤngten Schrif⸗ 
teu aus allen moͤglichen Sprachen uͤbertroffen ſieht. Daß alle 
in den Jahren 1824 und 1825 neu erfchieneri oder neuaufge⸗ 
legten groͤßeren und kleineren Schriften ohne Ausnahme aufge⸗ 
fuͤhrt ſeien, laͤßt ſich freilich nicht behaupten, allein wer wird 
fo undillig ſeyn, eine ſolche abſolute Vollſtaͤndigkeit zu verlan⸗ 


gen, oder auch nur far moͤglich gu halten? Mag daher auch der 


Eine dieſes, der Andere jenes ‘ihm bekannt gewordene Bud): 


vermiſſen, (wie denn aud Ref. mebrere: ibergangene Schriften 


anzufuͤhren wuͤßte,) ſo wird bod) gewiß Jeder fiberall Buͤcher, 
und zwar oft viele Buͤcher finder, deren Exiſtenz ihm unbe⸗ 
fannt geblieben twar, und Seder wird alfo dem Werf, Dank 
ſchuldig ſeyn. Es iff um fo weniger bei dieſen einzelnen Luͤcken 
zu verweilen, als der Verf. einen Nachtrag verſoricht⸗ ee 
dieſelden fo biel als moͤglich gusfällen folk. . 


ud das findet Ref. febe lobenswerth, daß bie — 


melten Notigen fpftematifd, und nicht alphabetifdy, ober nad F 
Sprachen u. dgl. geordnet finds fet aud) diefes Syſtem mane 


| gelhaft, wie es gewif die ſchwaͤchſte Seite: Ser Schrift ift,) fo 


erleichtert es Sod) nod) immer den ſchnellen Gebraud ſehr. 
Nur hat Ref., — was äbrigens der Verf. ſelbſt als einen 
Mangel anerkennt und int naͤchſten Bande: „wo moͤglich (war⸗ 
um nicht gewiß?) nachzuholen derſpricht — ſehr ungern ein 
Autoren Regiſter neben bit {offemasiher we shia ; 


4. 


i 


296 . Staatswiſſenſchaften. 
indem en ſolches oftenber = daͤden hurchans tment 
Ih it, 

Endlich it die, bei ‘einem Werte biefer Art * nothwendige 
Fehlerfreibeit des Drugs im ll gemeinen ruͤhmend anzuerken⸗ 
nen; es fehlt allerdings bei den 6—7000 Artikeln in fo vielen 
verſchiedenen Sprachen nicht an Entſtellung von Namen und 
Zahlen; allein es find ihrer verbaͤltnißmaͤbig wenige und un⸗ 
bedeutende, und da wir Deutſche in dieſem Puncte leider nicht 
verwoͤhnt ſind, ſo wird peste wohl nidt leicht Ciner etwas 
ausfegen, , ae 
Goweit tann Ref. nur Lobenswerthes: an der Série fine 
den, und ex mug daber diefelhe aus voller ueberzeugung alg 
eine febr nuͤzliche und verdienftlide preifen und empfehlen; als 
lein gu feinem Bedauern fieht er ſich aud. gendtbigt, auf mebs 
_ kere minder gelungene Seiten der Urbeit aufmerffam gu machen, 
welche in jedem Falle bedeutend genug ſind, um dem Werke 
das Praͤdikat/ eines vollkommen gelungenen nicht gufommen zu 
laſſen. Dieſe Puncte, welche er avders wuͤnſchte, ſind bout 


ſaͤchlich folgende : 

Vor allem die vom Verf. gewiͤhlie ſpſtematiſche Ordaung 
welche nicht nur dem Ref. ſo unlogiſch und unnatuͤrlich vor⸗ 
koͤmmt, daß er ſehr oft nur durch verdruͤßlich⸗langes Suchen 
‘gine beſtimmie Materie oder gar ein gewißes Buch au finden 
im Gtande ift, fondern welche aud durch ihre Maͤngel gu bes 
deutenden materiellen Feblern fuͤhrt. — um die Richtigteit die: 
ſes Vorwurfes, ſowohl in Beziehung auf die allgemeine , ot 
auf die Detail» Unordnung zu beweiſen, wird blos noͤthig ſeyn, 
die vom Verf. befolgte Eintheilung zu nennen. Der in dieſem 
erſten Bande gegebene Stoff zerfaͤllt in 34 einzelne Abſchnitte, 
welche in bunter Reihenfolge, und ohne alle Ruͤckſicht auf Cos 
ordination oder Subordination ber Materien bald mehrere Wiſ⸗ 








Woeltersdorf, Jerrsue | aor 


ſtuſchaften yifammen, bald nur ſehe nutergeorduete Stiete tie 
zelner Disciplinen-enthatten, naͤmlich: 1) Schriften uͤber ſaͤmmt⸗ 
liche hiſtoriſche Wiſſenſchaften3 2) rria theorrtiſche Staatswiſ⸗ 
ſenſchaften; 3)allgemeine Erdbeſchreibung; 4) allgemeine Dap 
festunde; 5) allgemeine Staatenlunde; 6) allgemeine Geſchichie⸗ 
kunde; 7 — 33) ſpecielle Statiſtil (die aber in dieſem Bande nicht 
beendigt iſt, 8) Alterthumslunde!! Yoder einzelne dieſer 34 


Abſchnitte it wieder in ſehr vlele Abtheilungen zerfaͤlt. 


Hier batten nun offenbar bor allem + um mit dem adel dee 
gewaͤhlten all ge meinen Anordnung zu beginner, —~ fe: Staats⸗ 


wiſſenſchaften ganz von den geſchichtlichen Disciplinen geſchieden, 


und ſie ſich als zwei Hauptheile des Buches einander enigegengeſezt 
werden muͤſſen. Dadurch waͤre ſchon viel gewonnen geweſen, es 
waͤre naͤmlich nothwendigerweiſe eine groͤßere wiſſenſchaftliche Orte 
nung in das Fachwerk gekommen, und vorzuͤglich'der Verf. 
Guf die Unſchicklichkeit aufmerkſam geworden, die ſaͤmmtlichen 
Siaatswiſſenſchaften durcheinander tir Cine Abtheilung zuſam⸗ 
menzuwerfen, waͤhrend eine einzige See hiſtoriſchen Didcipliner, 
bie Statiſtik, ihrer 27 einnimmt. Auch muͤßten ihm fodann 
bie Liden aufgefallen ſeyn, welche die Literatur ber Staats⸗ 
wiſſenſchaften verunzieren, indent itzt ganze Disciplinen, z. B, 
bas Voͤlkerrecht (philoſophiſches ſowohl als practiſches) vdl⸗ 
lig feblen, bel’ andern nug’dér’ geringete Theil spree Geble⸗ 
tes in das Jahrbuch aufgenommen iſt/ ſo z. B. bei der Polt, 
get und der ‘Polite. ¥ Mud) wirde dann wodl der Berl: vic ef 


- fenbar zweckmaͤtiige Einrichtung getroffen haben, dic Schriften 


ber bas pofitive Staatdrechte der einzelnen Lander’ He deh 


Siaatswiſſenſchaften aufzuzaͤhlen, nſtatt fie, wie it VerFall 


aft, in ben vielen Wſchnitten Aber Ipecielle Sratinat' gal peg. 


ftreuert, wo nur mit picler ‘Meibe eine Ueberficht uͤber dieſen, 
beg — — pidlicuiſhen Literate | 


——— ee fr sath ve ry? 


298°  Seaarenifentoetas 
farigt werden mag. Kerner Cirfte wohl, wenn fh der Dah 

— fidev den formellen Theil feines ‘Unternchasens: mehe Har ges 
worten-ware, oder er einen richtigeren logifthen Tact befafe, die 
kige ‘gels [bbe feblerbafte Reihenfolge und. Gintheilung ber — 
heſchichtlichen Disciplinen von ihm abgedndert, und z. B, oe | 
wbeh genannte Abſchnitt mr. 6 we nicht mit pr. 1 gang sep | 
einigt worden, doch ex. wenigſtens nidt, ſo unbegreifliden 
weiſe, gwifdien aligemeine und ſpecielle Statiftit in die Mitte | 
binein geworfen worden ſeyn; fo wie ex dann aud der Miter | 
thumsfunte, nr. 8, nicht den ganz feblerbaften Plag “in der 
Mitte ber Cin biefem Bande nod nldpt- beendigten) fpeciellea 

Statiſtik eingeraͤumt haͤtte. 

Eben ſo auffallend, wo nicht nod) unangenehmer ſloͤrend, 
find die Fehler und Principloſigkeiten, welche ſich der Verf. in 
Begiehung auf die Cintheilung, und dberhaupt bie Defonomie der 
eingelnen Abſchnitte gu Schulden fommen lage. - Ref. waͤhlt 
bas nadfte beſte Beiſpiel: dee Verf. theilt im Allgemeinen und 
gewoͤnlich feine ſpecielle Statiſtik nach großen Wetgegenden cin, 

alſo z. B. Novos Tiss Zone, Utlantifdes Hauptmeer, Mit 

teleurepa u. ſ. ty. (aͤbrigens, um es im Vorpeigehen zu be⸗ 

werken, cin Eintheilungs⸗Princip, welches wohl fuͤr die Erd⸗, 

aber nicht fuͤr die Staaten kunde paßt, )..und bei jeder dicfer 
Weltgegenden fibrt ex nun bie | Literatur der politiſch⸗ geſchie⸗ 
denen Langer einzeln und in ſehr manchfachen Unterabtheilun— 
Gen. quf. Allein dieſes Cintheilungs. Princip wird teineswegs 
confequent befolgt; Ser. Verf. reißt z. B. Großbritannien ein 
geln hexaus; die ſaͤmmtlichen deutſchen Laͤnder ebenſo, indem er 
fig weber gu Weſt⸗ nod gu Mittel⸗ Europa rechnet; aud) bie 
Taͤrkei wich weder bei Ghd» Europa, nod, beim Mittelmeere 
aufgefibrt , fondern allein, und wohlbemerkt getrennt von News 
ariechenland (7), welches einen eigenen Abſchnitt bildet. Wo 
iſt nun hier ein eee Princip ? Entweder muͤßte das 





— 





Po 


woalteredork, Jabrbuch. ae me 
groarmpbiiie, ober. das politiſche Princiy win banbeerebet fers 
fo wie es igt iſt, gebt: abes durch einander. — Dann moͤchte 


um nod) ndber einzugehen, fidy auch. wobl fein triftiger Grunh | 


nachweiſen laffen, warum der Berf. die Ki ften und. Inſeln 
bed Atlantiſchen Meered in Abſchnitt 8 und 9 von ihren. Laͤn 
dern trennt, und-alfo z. B. in Abſchn. 9 die Schriften una 
Karten uͤber die Orkneys, Sbettlandſchen Inſeln u. ſ. w. auf⸗ 
fuͤhrt, in Abſchn. 11 aber das uͤbrige Großbritannien; oder 
im gten Abſchn. die oben genannte ſpecielle Literatur von der 


Weſttuͤſſe von Amerika, die eigentliche amerikaniſche Statiſtif 


aber in dieſem erſten Bande nod gar nicht giebt! Cine Folge 
hiervon iſt alfo die, dag die vollſtaͤndige Literatur Aber die Ju⸗ 
feln jetzt (don gegeben iſt, ber gang nabe liegende keſt late 
diſche, vielltidt dazu gehoͤrige, Staaten abet nod) gar nichts, 


vaͤhrend weit entfernte Lander ſchon vollſtaͤndig aufgenommen 


find. Warum z. B. die ganze Literatur Aber Haiti, Cuba u. 
ſ. w., und nichts als Karten von Mejico und den V. St, vow 


RUF — Auch Aber’ gang fpecielle tinterabtheilungen liege 


ſich hice und da etwas hemerfen, fo ift z. B. eine (olde Unter 


abtheilung gemadt, welde die Aufſchrift: „Erdbeſchreibungen 
neuerer (7) Zeit in beſonderer Beziehung“ fuͤhrt, und die Auß⸗ 


zaͤblung der Orte enthaͤlt, welche — der koͤlniſche Carnevals. 
Aimanach zum Narrenxeiche rechnet, z. B. alſo Abdera. 
Sthoͤppenſtaͤdt u. dal.!! Stef. aeleht feine abfolute athlete 


dieſen Einfall gu begreifen ). 


Ein weiterer Haupipunct, mit welchem ſich Ref. nicht be 


. — faim, ſind die — meicriellen Notizen, —— ber 


Auch daruber bat ſich Ref. nicht wenig gewimdert, Shakespeare's 
> Hamlet (S. 353.) unter den- Biozraphieen berühmter Danen zu 
— fladen. Das eft ia eben fo arg, als die befannte Cinscibung 
*ven land's Jagern unter die forſtwiſſeufchaftlichen Werle. 


a 





ded  Seadedwiffenteafecn, 7 
Berk; bel ſehr ‘helen: Abthrilungen aater dic Bidhertitel unn 
Meeenſione Nachweiſangen gemiſcht hat, und welche theils gang 
Furge Aurzuͤge aus Dew angefuͤhrten Werken ſelbſt enthalten ; 
fhells anderiveltige Angaben, z. B. Aber Bevdlterung von Lane 
bern oder Staͤdten, aus Zeitſchriften n. f, w. mittheilen. Ges 
gen ibre Aufnabme in cin Wert, wie. da8 voritegende, (Heint 
hauptſaͤchlich Doppeltes gu ſtreiten: 1) thre, durch den Raum 
nothwendig gebotene, große Unvollſtaͤndigkeit ſowohl nad In⸗ 
halt als Umfang; von einer Sammlung aller. i ben Jahren 
1824 und 1825 vorgefallenen oder befannt gewordenen merk⸗ 
wuͤrdigen Thatſachen aus den vielen wiſſenſchaftlichen Gebieten, 
welche das Jahrbuch des Hrn. WW, umfaßt, kann natuͤrlich tei? 
Mle Rede ſeyn, bad gaͤbe ja allein ganze Idlianten; die einzel⸗ 
nren, abgeriſſenen, ohne allen Plan und Zufammenhang bald 

Zegebenen, halb verſagten Notizen koͤnnen aber offenbar nar zu 
Wenigem, oder eigentlich gu gar nichts dienen. Dann 2) abet 
find ſie in jedem Galle in einem Werke, wie: bas vorlliegeride; 
welded wenigftens gu‘ 72 Bibliogtaphie iſt, ganz am unrechten 
Orie. Riemand ſucht fie bier; wohl aber in Zeitſchriften, wie 
bie Hertha, der Hesperus u. dgl.; th Den -thelften Faden find 
fie alfo gewiß villig vergrabene Schaͤtze. Mach unſerem Urtheile 
wuͤrde ber Verf. bei weitem beffer daran thun, fie kuͤnftig gang 
wegzulaſſen; wogegen ihm bas Publicum nicht anders als dauk⸗ 
bar ſeyn finnte, wenn er NRotizen dieſer Wet , welche ihm bei 
ſeinen ausgehreiteten bibliographiſchen Arbeiten ſehr zahlreich in 
vie Haͤnde fallen muͤſſen, ‘gebdrigen Ortes mittheilen wollte. 
Dadurch wuͤrde er Aberdieß noch den weiteren Vortheil — 
Raum fir Regiſter u. ſ. w. gu gewinnen. 

Endlich noch kann Ref. nicht anders als mit Mißhilligung 
der fouderbaren Schreibart erwaͤhnen, welche eb dem Berk. ber 
liebt bet, angunefmen. Gr will. namlidy-«) die Unefprache 
auch der deutſchen Werte, fowohl durch gewiße hishes nie hb: 


Waltersdorf, Jahrbuh. set 
th geweſenen Zeichen, als auch durch cine - clgeuthhralige 
„Sqchreibung“ deutlich machenz er ſchreibt alle z. Bi wad, 
Artig, worden u. ſ. w. dagegen aber Stat, Far, wets 2) ſchreib⸗ 
ex fremde Worter, wie man fle ausſpricht, alle z. Ge Gheff 
flatt Chef, Sankzion ftatt Sanction u. dol. (wobri ex Abrigens 
nicht folgerecht bleibt, denn er ſchreibt z. B. S. 37 nicht ,,Srhro0e 
Reha’ ſondern Chevauxlegers). Ref. gehoͤrt nun gwar nicht gu 
denen, welche den „Goͤtzen Herkomannus anbeten“ (ein Abels 
gerathenes Bonmot!) und deshalh „alles Neue fir albern’’ vere 
ſchreien, allein ex fann dennoch weder Zweck, noch viel weniger 
aber Rugen bil diefer, ihn wenigitens deim Leſen ftdrenden und 
argernden Neucrung einſehen. Wozu immer ruͤtteln und Ane 
dern? Es waͤre wohl an den igigen verlhiedenen „Schreibun⸗ 
gen’? fattfam genug; 3 doch iſt wohl in dieſer Zeitſchrift nichi dex 
Ort nod) Naum, um alt dem Perf. Aber dieſet Steckenpferd⸗ 
Gen gu ſtreiten; allein fo viel glaubt Ref, wohl von der grofen 
Mehrzahl wou Leſern verſichern gu duͤrfen, daß ein — 
gon demſelben ihnen angenehm wate, 

Dieſes ſind die Maͤngel, welche dem Ref. hauptſaͤchlich tn 
dem Berke aufgefalten find, und welde ex fir feine Perfou 
uicht fy unbedeutend haͤlt. Jedoch will er gerne zugeben, da 

‘fle dow der Ut. ſind, bei dem folgenden Baͤnden leicht verbeſſert 
werden zu koͤnnen, er raͤumt ſogar ein, daß ſie der Brauchbar⸗ 
keit auch des erſten Bandes keineswegs in einem ho hen Grade 
ſchaden, und nur gu dem Urtheile berechtigen, es fey die vor⸗ 
liegende Schrift gwar nad dem allgemeinen Plane und wegen 
bes ſehr großen Fleißes ber. Ausfaͤhrung eine ſehr lobensmesthe, 
allein fie zeige in der formellen Bearbeitung einen auffallenden 
Mangel an Beurtheilung eder auch aur logiſchem Tacte. 

Der Verf. Hat in ſeiner Vorrede die critiſchen Inſtihute 
win ſchnelle Anzeige ſeiges Werles gebeten, weil die Fortſetzung 
deſſelben oon dem Nelanntwerden und Verlaufe dieſes ezſten 


“ . / \ 


— 
™= 


305 on Otaargretms! 
Xdeues abhaͤnge. Ref. bat — allecbings: auch aus Eigennutzen 
indem Memand eifriger als ex eine, namentlich tadelfreie, Jetty 

ſetung wuͤnſchen Sinn — dieſes Verſengen hiermit erfuͤllt, und 
es bleibt ihm nur noch abrig, den Wunſch auszudruͤken, do — 
fein:, freilich durch diefe NRuͤckſicht in keiner: Beziehung motivic 

tes, me die eae des Verf's befoͤrdern mage. 

J R. Moht. 


ay 





¢ 


Suaet, CF: F., eof. in Gießen,) Varag at ben 
Lehren von der Gewaͤhrleiſtung und der Redjtéber 
ſtaͤndigkeit der Handlungen eines Zwiſchenherrſchers. 
Gließen bei Heyer. 1826. 60 S. 8. (Preis 30 Kr.) 


ef. macht mit Bergniigen auf dieſes ebenſo umfichtig und 
gruͤndlich bearbeitete, als klar geſchriebene Gutachten des Gieß⸗ 
ner Spruchcollegiums aufmerkſam. Der Gegenſtand deſſelben 
iſt ein vor den Pariſer Tribunalen anhaͤngiger Rechtsſtreit zwi⸗ 
ſchen der Wittwe des ehemaligen Weſtphaͤllſchen Miniſters Gra⸗ 
ven von Fuͤrſtenſtein, und der Wittwe des Weſtphaͤliſchen Ober⸗ 
hofmarſchalls Freiherrn von Boudeporn' Aver die Verbindlich 
keit gu einer Evictions: Leiftung. Ym Yabr 1807 hatte vaͤm⸗ 
ie Kdnig Jerome von Weftphalen das durch Ausſterben det 
BWafallenfamilte evdffnete Lehen Fmmidenbayn an den Graves 
von Fuͤrſtenſtein wieder verliehen; 1808- aber allodificirte e 
der Lehensherr, und 1809 verkaufte es der nunmehrige freit 
Eigenthuͤmer um 200,000 Franken an den Baron Boucheporn, 
der es auch bis gu Anfang des Jahres 1814 in ruhigem Beſite 
hatte. Darin aber wurde es ihm“in Folge der ſatiſam bekann 
ten kurheſſiſchen Berordnung vom 18ten Jaͤnner 1814 dow 
furbeffifdhen Lehenhofe abgenommen;s und nun made. zwar det 


a 


- OU 











Stigel, Belles 3. Labrev. d. Genitet 908 


hifer ſelbſti eine: GutpGlbtyungs « Qorberang an bere Verloͤp⸗ 
fer, - wohl aber noth ſeinen Lobe die MWittwe, Das Parifer 
Tribunal eviter Inſtanz esfannte unter: bent: 27. dower: 1 Sag 
ge ihren Gunfier:,:: upd die Beklagte wendete ſich nun um eis 
— an das Sprucheollegium in Gießen. 3 
In her Mechts⸗Ausfuͤhrung geigt der Verf., daß ſich big 
——— auf sie, —— dreier ——— aus 
ruͤckfuhren laſſe, naͤmlich: 
1) Gehoͤrt der Fall gu ben arlgen — wols 
* her Verkaͤufer einſtehen muß? ene ee 
2) Iſt nicht gu Folge der befonteren — unter ben 
EContrahenten der Verkaͤufer von der Gewaͤhrleiſtung be⸗ 
freit, wenn er auch den Geſeben nach dazu verbunden ſeyn 
follte ? 
3) Iſt die Eingiehung des Gutes Immichenhain von Seiten 
| “deb Kurfarften bon SHeffen im Einklange mitt dem Staatte 
‘und Bilterrehte? 

Die erfle. und Saitte Frege verneint Ser Berfatfer,, de awei⸗ 
te bejabt er; bei 4) upd. 2) belegt ex feine. Meinung mit Grins - 
als Fajson, écrite —** und weil gerade in Bejichung auf 
bie Entwébeung ‘bas franzoͤſiſche Recht blos rdmiſche Grund⸗ 
{Abe enthaͤlt); ad 3) fuͤhrt er ſeinen Beweis aus den Grund⸗ 
ſaͤten /der Theorie hes zffentlichen Rechtes und aus der Ana⸗ 
logie aͤhnliicher Galle, und gwar gang in dev Art und Form, 
vale in bem, ebenfalls bon ihm verfaßten, gewiß allen anſern 
Leſern bekannten: „Uttheil der Juriſſenfacultaͤt der u. ſ. w. Uni⸗ 
venſitaͤt Gieſten in Betreff der Angelegenheitzen der weſtphaͤl⸗ 
Domainenkaͤufer. (Frankf. 1820. 8.)“ Ref. muͤßte bei der Come 
ciſion der Beweisfuͤhrung den groͤßten Theil des Schriftchens 
abſchreiben, wenn er die, wie ihm ſcheint, gang unwiderleglia 
chen, Gruͤnde des Berks anfuͤhren wolli, und ex wih auch 


a ae —E — 


den Refer bes Barguiigens night berauben fic: mit ter Schu 
fA belamt zu machtn. Cy iſt Dhexgengt, bag. dieſts Gutech 
Gat Sie Meinung ter: franghfifden: Juriſten pon dem Wiſſen fo) 
der Darftelluagsart: der: beutident. Rechts gale hries nicht vermia 
bert bat, und fiber es ſohr begreiflich, bap — rule die Bered⸗ 
befagt 08 G. Sprutheoilegium ein ſtimmig de Bnfidt 
bes Berf, beltrat. M6 practifde Arbeit Derdient das Gt 
adten gewiß den vollkommenſten Beifall „und das iſt ia: bis 
bie Vauptſache die Bereicherung tet Theorie und See Wiſſen⸗ 
ſchaft lag augerbalb, bes pee) on er “3 nicht leet 
antgegangen ſind. F 
—— cat ——— — Baa 


“eo, bye Ff eis — 
Biel cs bi — . a I) . é cow ]* tT] 





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sett tin, (3, She. — Rous Baler Mp. See, Sprit ) 

Staatsrecht der konſtitutionellen Monarchie. Ein Hand⸗ 
i hed: fle Geſchaͤftzmaͤnner, ſindirenbe Sanglinge und 
es rt ‘gtbilbete Birger: Nach bed Verfaſſers Rade fottgeſ. 

von K. v. Rott eck Prof. tt Frelburg.) Sricitit 
i BVandes aſte Abch. Altenburg it Rit. — ‘tv: ‘it 

zeg Ge gr. & ¢ (reid 4.f1.), ad 
— eiſie Band ber Bor tind — — 
ſchon nf, 18242" dee Bod deo Verfegz ovrhinorete bie Drew 
VBLNY deffelben; bis Us der Verlagshandlung gelang / in Hru 
OEP ot td dh cient Roeper gu finden, wilchet ane denne peer 
das Grgebniß feted Arbelt gum pad — 5. ba Slate? 
Bañdꝰ wird das Ganze beendigen. Fee WS 
SED ee: eefte Band liegt gwar, bee — — 

NH, außerhalb bee Grenzen dieſet SHAMIM! allein die Ww 
gabe’ fines’ Indaltes·iſt des Jufammen hanges wegen nothig: 








a 


| 


‘ 





6 : \ 
Aretin wm. Motted, fenkiimt:, Staatsr. ate? Bd. Bes 


Muf eine dem Unsfrnge nach bedoutende, tanh in laeraͤgeßhicht⸗ 
Neher Beziehung ſelbſt fuͤr den Mann wore Gach nicht uniuten 


eſſante Einleitung, folgte dex erſte Theil des konſututionellen 


— 


Staatsrechtes, naͤmlich die Lehre: Won sem Staate, base — 
Staats oberhaupte, und den Staatsbargern.im WL - 
gemeinen. Diefer: Theil zerfiel in acht Abſchnitte: 1): vow 
andes, 2) bom Volke; 3) von der konſt. Monarchie; 4) vem . 
t. Monardhen;s..5) won ſeinen Prdrogativens 6) von fainag 
Wheonfeigers 7) wen hen Staatebirgern; Aberhaupts g) soy 

ber Gnfuhrung unb — der —** — 
ſung. +t 

In dem dier — zwelten Theile ift wwe ent⸗ 
halten der zweite Theil bes k. Staalbrechtes, unter dem Titch 
Von Ser buͤrgerlichen Freihrit in ders. Monarchte 
Die Unterabtheilungen ud? 1) von ser Freiheit und dee Ge 
cherheit ber Perſon und bes Eigenihums, S. 5—-345:2):Denb . 


und Entwidlungss Freiheit, Erziehung und. Unterricht; Wiſſen⸗ 


ſchaft und Runt, S. 35—715 °3) Meligion, Kircha, Gealp 
fensfretheit, Cuttus, S.°72—118; 4). Leitung dee auswaͤrtigen 
Mngelegenheiten Sy 11) —1363 §) Militaͤre Verfaſſung se hes 
tonft. Monatchie, S. 1471763 von der: Polizei, -Sirzz—— 


1943 7) von der Gerichtsverfaſſung in der konſt. Monarchie 


S. 192 2503 8) vom Staatshauthalte, S. 251- 29839 
bom Staats haus halte im engern Sinnd, S. 298-+-38T Ben - 


dieſen neun Abſchnitten find die erſten ſechs mod) Hoi W retire 


und zwar find fie „vollſtaͤndig und unveraͤnder! abgedrudt,: Fe 
wie ferne die Arbeit Rottecks auf: allenfalls nachgelaſſene 


FSragmente bon A. gebaut Ht, oder gang Sie eigene Anlage Rep 


Foriſetzers enthalt, iſt nicht gu erſehen. — Che Ref. ſeine An 
ſicht Aber dieſen zweiten Band vorlegt, hat er -erft. einige wl} 
gemeine Bemerkungen, welche ſicht auf das Banie Unternehmen 
cai » dorausgu(iden, banat iad 


GH ‘Staatshe@a: ar i: 


Wer ausgeſprochene Qwed dex Serif Wr die reine, alo 
— keine pofitive Sefe apeditng eftes beſtimmten Staates mes 
Sificitte Theorle bes Staatsrechtes einer, veprdfentativen Meuer- 


_ ic, und zwar in xiner, aud: file. das grifiere gebilbete Publi: 


— 


eum verſliaͤndlichen Darfttdang, gu entiubfeln, — retin legte 
win? dbx großes Gewicht auf dieſes Unternepiien sev: hilt gs | 


fuͤr einen gang neuen Gedanfen, und Hoffte dadurd den nad 
der veprdfentativen Regierungsfosm eingerichteter Staaten einen 


for großen Dienſt gu leiſten; atid) det igige Fortſetzer ſcheiut 


vetſelben Anſicht gu feyn, indem et fogas::ba6. Weak: fir die 


wahre Meftauration der Staatswiſſenſchaften haͤlt. 
“ti Sef. geſteht, daß ihm die Berg, die Bedeutung ibres Planes 
Gist Mod) gang von den allenfallſigen Maͤngeln dex Wisfhhenng 
abgeſehen) viel. gu ſehr gu uͤberſchaͤtzen (Heinen. Einmal fepke 
v ſchon ſeit langer Zeit leinedivegs an Schriften, welder wep 
gefaͤhr daſſelbe gn. leiſten ſich bemuͤhten; fo iſt, um mur, die. dey 
dannteſten Werte dieſer Art aus den Literaturen yon vier gave 


ſchiebenen Vollexnzu nennen, Delolmpe’s: Verfaſſung ven 


Sp gland nicht viel anderes, als eine fold veine Theyrie der 


erpraͤſenativen Reglerung; der — bei uns freilich algumenig 
vekannte — Foͤderaliſt von A. Hamilton, Madifor ynd Say 
‘ebenfalls; nicht weniger, B. Conftwat’s Esquisse d'une con- 


wtitution, und ſelbſt Zadarid’s 40 Viger gehdten gum grigs 
nen Theile hierher. Bon Neuheit tes Gedantens und..der 
MothHwendigtedt ein ſolches Werk. gu verfaffen, ik alſo we⸗ 
wig zu ruͤhmen. Ment wren. aber aud davon · abſehen · und zu⸗ 
gehen mote, daß die ebengenannten Werke manches gu wuͤn⸗ 
ſchen aͤbrig iaſſen, ſo moͤchte doch in / jedem Falle die Wichtig⸗ 
Teit einer ſolchen reinen, Theorie der. repraͤſe Regierungekorm, 
ſewohl: vom: wiſſenſchaftlichen als vom practiſchen Stanhpusnete 
aus, bedeutend wiedertr ee als von ae My 
faffern wn ift. mi ee. Vee ee 


J 


‘ 


Aretin u. Rotteck, konſtitut. Staatsr. ater Bd. gor 


Allerdings ware in wiſſenſchaft licher Racſicht eine 
vorzuͤglich bearbeilete reine Theorie der beſprochenen Regierungse 
art ein dankenswerther Beitrag zum großen Gangen eines alle 
gemainen (d. h. alle Staatsarten und ihre verſchiedenen Regie» 
rungsformen umfaffenden) Staatsrechtes gewefen; allein weiter 
als ein Beitrag, und gwar ein im Berhaltniffe gum Ganzen 
dem Umfange nad) nicht febr bedeutender, und ein, bei der 
vielfachen fritheren Bearbeitung gerade diefer Regierungsform 
und der gangliden Berhaclapigung der uͤbrigen Staatéarten, 
dieſes Gange nicht ſehr viel weiter fordernder Beitrag gu dem 
ebenangedeuteten und nod) immer feblenden widtigen Werke 
Fonnte und kann es nie ſeyn. Daß unfere Zeit ſich ſo viel ge⸗ 
rade mit dieſer Regierungsform beſchaͤftigte und noch beſchaͤf⸗ 
tigt, aͤndert ihr allgemeines wiſſenſchaftliches Verhaͤltniß nicht. 
Zu andern Zeiten waren es andere Formen, um welche 
geſtritten wurde, und in kanftigen Jahrhunderten werden es 
wahrſcheinlich wieder andere, itzt vielleicht noch nicht einmal 
erfundene, ſeyn, ohne daß deßhalb ihre Bedeutung fuͤr die Wiſ⸗ 
ſenſchaft groͤßer geweſen waͤre, oder groͤßer werden wuͤrde. Man 
kann ſich mit Recht wundern, daß auch Rotteck, den doch 


ſeine Studien und Schriften gu einer hoͤheren,, gu einer welt⸗ 


hiſtoriſchen, Anſicht vou Staate fuͤhren mußten, ſich von der 
Ueberſchaͤtzuug einer einzelnen Form deſſelben nicht zu bewahren 
wußtt. fy : et ee — 
Was aber den großen practiſchen Werth einer ſolchen 
rein theoretiſchen, aprioriſirenden, und aud fir bas groͤßere 
Publicum berechneten Darſtellung der repraͤſentativen Monar⸗ 
chie betrift, ſo weiß ihn Ref. noch weniger zu finden, ja er iſt 
ſogar ſehr im Zweifel, ob nicht in unſerer Zeit Werke von der 


Art des vorliegenden eher ſchaͤdlich als nuͤzlich ſind. Seime 
Gruͤnde fuͤr dieſen Zweifel ſind folgende: Bei dem oben ange⸗ 


deuteten Ueberfluſſe von aprioriſchen Werken, bei dem ewigen 
Krit. Zeitſchr. II. 2. 10 


rf 


v 


308 Staatsrecht. 


Wiederkaͤuen der einzelnen Gage in allen Zeitungen, Flugſchrif⸗ 
ten und Staͤndeverſammlungen iſt eine nur gu große Neigung 
in alles Volk gekommen, die wirklichen Verhaͤltniſſe und Cins 

richtungen des einzelnen Staates, auch wenn beſtimmte Geſetze 

oder Gewohnheiten vorhanden ſind, nach ſolchen allgemeinen 

Saͤtzen zu beurtheilen, und ſie darnach ordnen und aͤndern zu 

wollen. Daß aber dieſe Ideologie, bei der ſo allgemein ver⸗ 

breiteten Unbekanntſchaft mit dem zu behandelnden Stoffe, naͤm⸗ 
lich den einzelnen poſitiven Staatseinrichtungen, und bei dem 
großen Mangel an Real⸗Kenntniſſen nichts taugt, daruͤber kann 
die ſchmerzliche Erfahrung der vorigen und der itzigen Genera⸗ 
tion keinen Zweifel uͤbrig laſſen. Es iſt daher gewiß nicht an 
der Zeit, dieſen — wo nicht gefaͤhrlichen doch hoͤchſt beſchwer⸗ 
/lichen — Geiſt der hohlen Verallgemeinerung nod mehr gu 
naͤhren, vielmehr im Gegentheile ſcheint es dringend nothwen⸗ 
dig, und wabre Pflicht eines jeden Publicifien gu ſeyn, durch 

Darſtellung pofitiver Staatseinridtungen, durch beftandige 

Belehrung Aber bas Beflehende, feine Gruͤnde und feinen Zu⸗ 

fammenhang, durch geſchichtliche und dogmatifde Erlaͤuterung 

den leeren allgemeinen Gagen Gonfifteng gu geben, um wo 
miglidy den Geiff, dex Zeit in eine andere Bahn gu leiten. 

Ref. vermag daher weder (dprififtellerifde Thatigheit im Gee 

biete der Staatsrechts - Metaphyfit als ein practifdes Verdienfk 

anguesfennen, nod viel weniger aber gar den Wunſch Are⸗ 
tin’s gu theilen, daß eigene Lehrſiuͤhle fie dieſes (reine) Fons 
ſtitutionelle Staatsrecht auf allen Hochſchulen moͤchten errichtet 
werden. Man forge fir ein beſſeres (alſo natuͤrlich von philo⸗ 

ſophiſchem Geiſte und. von dex Ruͤckſicht auf die allgemeinen 
theoretiſchen Grundlagen durdpdrungenes) Stusium der pofitiz 
ben Landesſtaatsrechte; datan thut es Moth fir den kuͤnftigen 

Staatsmann und Volfsvertreter, nicht aber an nod weiterer 


— 


Aretin u. Rotteck, konſtitut. Giaater. 2ter Bd, 30h 


Mnleitung gu bodenlofem Raifonnement und unfeligen ee 
. mit dem Beftehenden, | 

So weit die Bemerkungen uͤber den Werth des Planes im 
Allgemeinen; Ref. wendet ſich nun gu det Ausfuͤhrung deffel- 
ben, mit anderen Worten gu der Frage: ob wenigitend der ree 
lative Mugen, welchen eine Schrift diefer Ure immet nog habert 
fonnte, burdy eine vorzuͤgliche Bearbeitung des gewabhlten Stofs 
fed exreicht iſt? — Bei der wefentlichen Verſchiedenheit, welche 
zwiſchen der Arbeit der beiden Verff. in dieſer Beziehung ſtatt 
findet, muß erft jede derſelben abgeſondert durchgegangen wer . 

den, ehe ein Geſammt⸗ Urtheil gefaͤllt werden mag. 
| Bas nun guerft die bon Aretin bearbeiteten neun Ubs 
ſchuiue betrifft, fo kann Nef. nicht anders als einen beſtimm⸗ 
ten Tadel in mehr als einer Beziehung ausſprechen: Lobens— 
werthes dagegen hat er nur Weniges gefunden. 
Vor allem muß Jedem die große Magerkeit und Seichtig⸗ 
keit auffallen, mit welcher die ſaͤmmtlichen von A. behandelten 
Gegenſtaͤnde bearbeitet ſind. Es zeigt zwar derſelbe immer viele 
Beleſenheit; er redet int wuͤrdiger Sprache, nicht ſelten ſelbſt 
mit Begeiſterung; allein eine tiefere Kenntniß der Materien 
und namentlich eine eigenthaͤmliche Anſicht uͤber dieſelben fehlt 
ihm beinahe immer. Was in allen Zeitungen, in allen Flug⸗ 
ſchriften zu leſen iſt, das bringt er, auf wenige, magere Saͤtze 
zuruͤckgefuͤhrt, hier wieder; er giebt ebenfalls ein Staatsrecht 
nim Lichte unſerer Zeit’, mie ſich Poͤlitz fo naiv ausdruͤckt. 
Ref. geſteht offen’, daß ihm publiciſtiſche Schriften ſolcher Art 
unendich zuwider ſind, ſchon deßwegen > Weil er nicht einfehen 
kann, warum ſie nicht ungeſchrieben blieben. Denn fuͤr welche 
Claſſe von’ Lefer find fie eigentlich beftimmt? Der gebildete 
Publiciſt findet gar nichts, was er nicht ſchon hundertmal ge⸗ 
hoͤrt und geleſen hat, und was am Ende dod) nur halbwahr 
ift ; ber Anfaͤnger und das asthe Publicum kann aber aud 
10 4.6 


A 


310 Stoaatsrecht. 


ſolchen Wiederholungen der Alltags⸗ Saͤtze lediglich nichts ler⸗ 
nen, namentlich wenn die Darſtellung ſo aphoriſtiſch und ſo 
inhaltsleer iſt, wie W's Text. Bon einer Einleitung in den 
wahren Geift der Wiſſenſchaft, bon einer Erhebung auf einen 
Gtandpunct, vor bem aus ein groͤßerer, und alſo richtigerit 
Ueberblick uͤber das Gebiet der Staatswiſſenſchaften, oder auch 
nur det einzelnen Disciplin, erlangt werden koͤnnte, iſt be 
einer ſolchen Dilettantens Urbeit natuͤrlich nicht die Rede: Daß 
aber ein Mann von 2s. Kenntniſſen und von ſeinem' Geiſte 
nichts beſſeres lieferte, iſt und bleibt ein bedeutender Vorwurf 
fuͤr ihn. — Will Jemand dieſen batten Ausſpruch Aber den imme: 
ren Gehalt des Widen Theiles dem Ref. nicht auf das Wort ‘glaus 
ben, ſo ſchlage er den naͤchſten beftert ſ. aus der erſten Haͤlfte dieſch 


aten Bandes ‘auf, und urtheile ſelbſt. Ref. firdtetnidt be⸗ 


ſchuldigt zu werden, Ein Wort zu viel geſagt zu haben. 
Ein weiterer, nicht minder wichtiger Fehler der Bearbei 

tung A's iſt die durch alle Kapitel,“faſt durchvalle einzelnen 

Paragraphen fortlaufende Vermiſchung von Staats kun ft und 


Staats recht. Nirgends hat ſich der Verf. damit begnuͤgt, | 
blos die wefentliden Gage angugeben, welde fic) aus den obers 


ften Grundſaͤtzen der reprafentativen Regierungsform fuͤr diefes 
oder jenes flaatsbirgerliche Verhaͤltniß ergeben, ſondern uͤber⸗ 


all hat er ſeine Anſichten Aber die Yet und Weiſe, wie das ein- 


re 
ie 


gelne Inſtitut ‘dni zweckmaͤßigſten eingeridhtet und’ geleitet wees 
de, eingewoben. Solche Nath(dlige: find nen aber durchaus 
nidt Gace des Staatsrechts, ſondern der Politik, und ihre 
Aufnahme iſt nicht nur ein wiſſenſchaftlicher Fehler, fondern 
fie hat aud) nod) bei einem Werke der vorliegenden Art, wel⸗ 
ches zunaͤchſt fuͤr ein in der Unterſcheidang der verſchiedenen 
ſtaatswiſſenſchaftlichen Gebiete weniger feſtes Publicum beſtimmt 
iſt, den bedeutenden practiſchen Nachtheil, daß Mancher eine 
vom Verf. (vielleicht ganz unrichtig) als die beſte angenom⸗ 


| 





Weetin wg, Rotted, fonftitut. Staatsr. ater Bp, 311 
mete Einrichtung nun als einen Beſtandtheil feines ſtaatsbuͤr⸗ 
gerlichen Rechtes betrachten lernt, und ſie als ſolches fordert. 
In jedem Falle muß dieſe Vermiſchung Unklarheit und Verwir⸗ 
rung bei der Mehrzahl der Leſer erzeugen, und das iſt in poli⸗ 
tiſchen Materien Uebels genug, namentlich in unſerer Zeit. — 
Zur Rechtfertigung dieſes Urtheils moͤgen folgende Beiſpicle, die 
ſich ins Unendliche haͤtten vervielfaͤliigen laſſen, dienen: In dem 
zten Abſchnitte, von der Militaͤrverfaſſung handelnd ſpricht A. 
hur in den drei erſten und in den beiden leztern §§. uͤber Grund⸗ 
fage, welche dem Staatsredte angehoren, naͤmlich uͤber Wehr⸗ und 
Waffen ˖ Recht des Staates und des Einzelnen, uͤber Kriegsdienſt⸗ 
pflicht, uͤber den Verfaſſungseid des Heeres und uͤber ſeinen Ge⸗ 
richtsſtand; alle uͤbrigen ſh. enthalten eine, und zwar, wenn ſich 
Ref. nicht ſehr taͤuſcht, eine hoͤchſt mittelmaͤßige und oberflaͤchliche, 
Abhandlung uͤber die Heerbildung, uͤber ſtehende Heere, Landweh⸗ 
ren u. ſ.w. Aus welchem Recht s princip will nun z. B. Uretin. 
den Satz ableiten, daß die Uniformen einfach ſeyn ſollen, die vere 
ſchiedenen Waffengattungen verſchiedene Uebungszeit ndthig haben 
u.ſ. w.? — Wie gehoͤren, um. ein anderes Beiſpiel gu nehmen, 
die Rathſchlaͤge, wie ein Diplomatzeiner Koͤrper⸗ und Geijtes- 
Ausbildung nad beſchaffen ſeyn miffe CS. 129), in das Staaté- 
ret? — Wie die Borfdriften uͤber die Einrichtung der Whfiue 
fungen der Unterridtsanftalten (S. 49 fg.) u. f. w. 

Wis einen weiteren (ehr bedeutenden Fehler bezeichnet Ref. 
die durch Ars ganze Urbeit durdlaufende Tendeng, die reprdz 
fentative Monarchie als die eingig vernuͤnftige, eingig recht⸗ 
magige, einzig ded Menſchen? wuͤrdige Regierungsform dargue 
ſtellen. Um dieſen Zweck zu erreichen, werden — anſtatt blos 
die dieſer Regierungsform eigenthuͤmlichen Grundlaͤtze ſtreng 
und conſequent darzuſtellen, anftatt alſo blos darzuſtellen, wel⸗ 
che Folgen dieſe Art von Garantie der Volksrechte hat, welche 
Grundſaͤtze ſie leiten und welche aus ihr herfließen, — anſtatt, 





312 J Staatsrecht. 


ſagen wir, blos das dieſer Negierungsform Eigenthuͤmliche alt 
folded gu begeichnen, werden vine Menge ſtaatsrechtlicher Mas 
rimien bald ſtillſchweigend, bald ſelbſt ausdruͤcklich als ſolche 
aufgeſtellt, weiche der repraͤſentativen Monarchie eigenthamlid 
ſeien, waͤhrend dieſelben doch entweder bei jedem Rechtsſtaate, 
ober bet jeder Monarchie, ober endlich ſelbſit bet jeder moͤglichen 
Staatéart ihre Anwendung finden. Dieles Verfahren iſt nun 
aber wiſſenſchaftlich falſch und practiſch gefaͤhrlich. Was (oll 
man bom wiffen{daftliden Standpuncte aus fagen, wenn man 
Gage wie die folgenden findet: Ehrengerichte bei Studentenhaͤn⸗ 
dein entfpredjen „der konſtitutionellen Monarchie““; Landsmann-⸗ 
ſchaften und Burſchenſchaften ſeien „ihren““ Grundſaͤtzen zuwi⸗ 
ders eine Akademie der Wiſſenſchaften muͤſſe „in einer k. Me.” 
etwas leiſteu; die Uniformen muͤſſen ,,in einer k. M.“ einfach; 
der Dienſt des Militaͤrs „in ihr“ nicht uͤbertrieben pedantiſch 


ſeynz; einen Angriffskrieg duͤrfe „die k. M.“ nicht fuͤhren u. ſ. w. 


— Noch mehr aber hat Ref. von dem practiſchen Geſichts⸗ 

puncte aus gegen eine ſolche Ueberſchaͤtzung der einen, und Zu⸗ 
ruͤckſetzung der andern Regierungsformen gu bemerfen. Es if 
hier nidjt der Ort, die relative Vortrefflichkeit der reprdfentatis 
den Monardie gu erdrtern; Ref. will auch gerne gugeben, daf 
fie , (wie jede andere nicht abjolut unfinnige Otagtéart,) unter 
beflimmten Borausiegungen die beſtmoͤgliche Negierungsform if; 
allein ex fragt, 06 es nicht die Pflicht eines Staatsrechtslehrers 
war, diefe Bedingungen und Berhaltniffe, bet deren Porhane 
: ems pn allein fie ein Mugen und fein. Fluch for ein Bolf ift, 
deutlidy gu erwaͤhnen; ob er nidt auf den wirkliden Nutzen 
und Vortheil der von ihm dargeſtellten Form haͤtte aufmerkſam 
machen; ob er ihr nicht wenigſtens nie haͤtte Eigenſchaften aus⸗ 
ſchließend beilegen ſollen, die ſie entweder gar nicht, oder nicht 
ausilieBend hat? Ref. haͤlt es fir eigentliche Gewiſſenſache, 
eine fo practiſch wichtige Sache, als eine ———— iſt, 





4 


Aretin u. Rotted, fonititut. Staatsr. ater Bd. 313 


nie fo barguftellen, wie man fie fid) wuͤnſcht und ausmablen Fann, 
fondern fo, wie fi e witflid) ift, Zu diefer Wuͤrklichkeit der Re⸗ 
prafentation gehoͤren aber auch ſehr bedeutende, nothwendig 
mit ihr verbundene; Mangel und Unvollfommenbeiten; e& ge⸗ 
hoͤrt dagu die Erfillung vieler Bedingungen, die in manchem 
Lande gar nidht erfallt werden koͤnnen; es gehdrt das Geſtaͤnd⸗ 
niß Dagu, daß manche ihrer Vorzuͤge aud) bei diefer oder jener 
Regierungsform, gum Theile fogar nod beffer, erreidt werden — 
mogen, Ref. begweifelt feinen Augenblick WS guten Glauben 
bei fetner Darftellung der Gache, allein unvorfichtig und un: 
wiſſenſchaftlich it fie defivegen immer. 

Ferner hat. Ref. nod) gu mißbilligen, daß W. gar nicht fel- 
ten Cman vergl. 3, B. feine Bemerfungen Aber. Akademieen, 
' fiber Staatsprifungen, uͤber die Staatsaufſicht uͤber die protes 
ſtantiſche Kirche u. ſ. w.) auf die pofitiven baiern'ſchen Verhalts 
niffe Ruͤckſicht nimmt, ohne es zu ſagen, wodurch denn die 
ganze Darſtellung einſeitig und ſchielend wird. Dergleichen war 
entweder gang gu unterdruͤcken, ober i in eine Mote au bets, 
weifen, 

Endlich nod ift of, die. hoͤchſt principloſe formelle Anord⸗ 
nung des vorliegenden Bandes zur Laſt gu legen, welche R. 
als Fortſetzer vorfand und nur beibehielt, (obgleich Ref. nicht 
laͤugnen kann, der Meinung zu ſeyn, daß die Pflicht des Fort⸗ 
ſetzers nicht ſo weit gieng, eine ſo offenbar fehlerhafte Arbeit, 
als dieſe, welche uͤberdieß noch von Einfluß aud auf die Forts 
fepung fepn mußte, beigubebalten). - Mit diefer Anordnung 
der Materien verbdlt es ſich naͤmlich folgendermaßen: 

A. hatte im erſten Bande die drei erſten der vier Haupt⸗ 
theile jedes Verfaſſungsrechtes eroͤrtert, naͤmlich die Rechtsver⸗ 
haͤltniſſe in Beziehung auf das Gebiet, die Rechte bed Regies 
renden, und die der Regierten; nun waren alſo zu gaͤnzlicher 
Vollendung des Verfaſſungsrechtes nur nod) die Garantie Wns 








314 | Staatsredt. 


ftaften gu entwickeln, welche die Rechtsgebiete des Fuͤrſten und 
des Volkes von einander ſcheiden und gegen einander ſchuͤtzen, 

naͤmlich die ſtellvertretenden Koͤrper, die Staatsgerichtshoͤfe 
u. dergl. Auf das Verfaſſungsrecht folgend, allein getrennt 
bon denſelben, hatte alsdann das Verwaltungsrecht conſequent 
und zuſammenhaͤngend dargeſtellt werden moͤgen und ſollen, 
und gwar nad folgendem Schema: 1) Sorge fuͤr den Staat 
nach Außen: i) friedlide Einrichtungen; 2) Militars Cinrid: 

tungen ; IT) Sorge fir den Staat nad) Innen: 1) Erreichung 
bes Juſtiz-Zweckes; 2) Erreichung de8 Polizei-Zweckes; ITT) 
Herbeiſchaffung der pecunidren Mittel. — Diefe offenbar in der 
Natur der Sache liegende Ordnung, welde man nach der Une 
lage des erften, Bandes allen Grund hatte gu erwarten, berlage 
nun aber A. ploͤtzlich; er uͤbergeht den ruͤckſtaͤndigen Theil des 
Verfaſſungsrechtes ganglid), und handelt nun, wie oben aus 
fuͤhrlich angegeben ift, unter der Collectiv⸗Ueberſchrift „von der 
birgerliden Freibeit’’ zuerſt (in Abth. 1—3Z) einige Puncte des 
Staatsbuͤrgerrechtes, welche (don itm erften Bande, freilid) firs 
gere, Erwaͤhnung gefunden“ hatten, nod) einmal ausfihrlider 
ab, und geht dann, obne alle augere Trennung giweier fo wes 
fentlid) verfchiedener Haupttheile gu dem Berwaltungérerpte Aber, 
welded nun, allein ohne Ucberfidt und Ordnung, vollftandig 
‘entwidelt wird. Nef. it wuͤrklich im Zweifel, was er als die 
groͤßte Unrichtigkeit hierbei bezeichnen ſol; ob die Uebergehung 
der Garantie-Anſtalten; ob die Wiederholung einzelner anderer 
Theile des Verf. R's; ob die Vermiſchung der Verfaſſung und 
der Verwaltung, welche beſonders in einem repraͤſentativen 
Staate fo ſcharf auseinander gehalten werden muͤſſen; ob ends 
lid) die Ueberſchrift, welche auf den groͤßten Theil des im Bans 
de enthaltenen gar nidt paßt? Außerdem iſt ex ſehr auf die 
Einrichtung und den Inhalt des dritten Bandes begierig, fir 











é 


Aretin u. Rotteck, Fouftitut. Staatsr. ater Br. 315 


weldjen er außer den bier vergeßnen Garantie⸗Anſtalten, ſich 

gar keinen Stoff zu denken weiß. 

Ref. wird nach den bisherigen Bemerkungen nicht in bem 
Verdachte der Partheilidfeit ſtehen, wenn er nun aud) auf bie 


fobenswerthe Seite ber Uretin’ iden Arbeit aufmerkſam macht: 


VBor allem iſt die Sprache gu ruͤhmen, die nicht ſelten 


durch Liebe zum Gegenſtande bis zur ſchoͤnen Rede erwaͤrmt wird, 
aber auch in Beziehung auf Klarheit und Gemeinverſtaͤndlich⸗ 
keit als Muſter dienen kann. Richt weniger ruͤhmenswerth iſt 
die ruͤhmliche Freimuͤthigkeit des Verf's, mit welcher er 


feine Anſichten vortraͤgt und vertheidigt, auch dann, wenn er 


vermuthen mußte, daß ſie nur ungerne gehoͤrt werden moͤchte; 
in dieſer Beziehung erſcheint dann namentlich mancher Seiten⸗ 
blick auf (ein Baterland in einem andern Lichte, der oben vom 


allgemeinen Standpuncte aus als nicht zur Sache gehoͤrig und 


ſtoͤrend begeidmet werden -mufte. — Endlich nod fann die 
Belefenheit seffelben, befonders in der neuen franzoͤſiſchen 
Literatur, nicht anders als anertennend gedadyt werden; durch 
dieſeibe werden ſeine Noten nicht nur fuͤr die Mehrzahl der 
Leſer, ſondern auch fuͤr den Mann vom Fache intereſſant und 
des Nachſchlagens werth. 


Der ziemlich lodenden Verſuchung nach dieſen allgemeinen. 


Bemerkungen nun auch noch den Werth der einzelnen Saͤtze 


ars critiſch gu profen, mug Ref. ans Mangel an Naum wis 


derſtehen. Diejenigen, welche den Verf. gerne gelobt ſaͤhen, 
verlieren uaͤbrigens bei dieſer Unterlaſſung nicht viel, indem der 
Unterz. geſteht, daß er auch, wenn er ins Einzelne gebt, nur 


Weniges findet, was rer nad) Inhalt und Form zu loben im 


Stande waͤre, und daß ign: ‘Die genaueſte Unterſuchung des De⸗ 
tails nur in dem allgemeinen Urtheile beſtaͤrken konnte, Saf A's 
Arbeit nicht nur weit entfernt iſt, bas Große gu leiſten, was 


er ſich, freilicy verkchrterweiſe, vorſezte, fondern ſelbſt ſehr herab⸗ 


— 


316 Staatsrecht. 


geſtimmte Anſpruͤche aus mehr als Einer Urſache nicht befrie⸗ 
digt, und alfo keineswegs eine vollkommen brauchbare Dare 
ſtellung det reinen Theorie bes Staatsrechtes einer repraͤſenta⸗ 
tiven Monarchie gewaͤhrt, wenn ſchon mehrere lobenswerthe 
Seiten an dex Schrift nicht gu verfermen find. 

Ref. hat nun feine Wnfidt Hon dem Werthe der bon 
Rotted bearbeiteten Halfte de8, vorliegenden Banded angus 
geben; ex wird fid), da diefe Urbeit thes gu wenigeren Wus- 
ſtellungen Anlaß giebt, theils er ſeine Anſichten (don bei Ges 
legenheit der A'ſchen Haͤlfte ausfuͤhrlicher geaͤußert hat, hierbei 
weit kuͤrzer als bisher faſſen koͤnnen. — Gegen Ws Arbeit ge⸗ 
halten 'erſcheinen die drei bon R. bearbeiteten Kapitel auf den 
erſten Anblick“ etwas ſchwerfaͤllig, namentlich enthalten fie bei 
weitem mehr techniſche Ausdruͤcke und eine ſtrenger wiſſenſchaft⸗ 
lide Sprache, aud) moͤgen fie im Allgemeinen mit eines weni⸗ 
ger reidjen Literatur ausgeflattet ſeyn: allein man wird far diefe 
kleineren Maͤngel durch den bei weitem gehaltvolleren Inhalt 
entſchaͤdigt. Ot. geht viel beſonnener, ruhiger und mit ausge— 
breiteterer ſowohl, als tieferer Sachkenntniß zu Werke. Ref. 
kann zwar die Anſichten deſſelben, (z. B. uͤher Geſchwornen⸗ 
Gerichte, fiber den Beſteurungsgrund, uͤber Frohnden u. ſ. w.) 
nicht immer theilen, allein ſeinen Kenntniſſen und nicht ſelten 
auch der Selbſtſtaͤndigkeit ſeines Urtheiles laͤßt er alle Gerech⸗ 
tigkeit widerfahren, und erklaͤrt mit Vergnuͤgen, daß er einen 
großen Theil der drei von ihm bearbeiteten Kapitel mit Inter⸗ 
eſſe und Nutzen geleſen bat, und gwangigmal auf fie recurri⸗ 
ten wird, ebe er daran denkt, eines der Uretiniden nads 
zuſchlagen. Er fuͤr feine Perſon iſt, um es kurz gu ſagen, ſo 
weit davon entfernt, es gu bedauern, daß A. ſein Werk nicht 
ganz vollenden konnte, daß er vielmehr wuͤnſchte, R. haͤtte es. 
— wenn es doch geſchrieben werden mußte, was er freilich be⸗ 
merltermaßen ſehr ———— — von vorne — bearbeitet, 


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F 


Aretin a. Rottek, konſtitut. Staatsr. 2ter Bd. 317 


oder wenigſtens den von A. nachgelaſſenen Theil einer genauen 
Reviſion unterworfen, namentlich aber demſelben mehr Mate— 
tie und Gruͤndlichkeit gegeben. Der wiſſenſchaftliche und dev 
Anpendungs- Werth des Buches hatte nur gewinnen koͤnnen, 
und uͤberdieß waͤre dadurch groͤßere Gleichheit in die Bearbei⸗ 
tung gekommen. 


% ’ 
Um fo mebr — unter dieſen Umflanden Ref., daß 


ſich der Verf. von dem, oben ſchon bei A. geruͤgten Fehler, 
das repraͤſentative Staatsrecht nicht rein aufgefaßt, ſondern es 
mit ſo vielen Saͤtzen, welche mit dieſem Spſleme der Sicher⸗ 
ſlellung der Volksrechte gar nicht zuſammenhaͤngen, vermiſcht 
zu haben, ſo wenig frei zu halten wußte. Man ſtoßt zwar 
allerdings auf keine ſo laͤcherlichen Saͤtze, wie oben (S. 512.) 
einige von A. angefAbrt wurden, allein in der Sache ſelbſt hat 
er es wohl noch weiter getrieben, als ſelbſt ſein Vorgaͤnger. 
Es finden ſich ganze Lehren, in welchen gar keine Verbindung 
mit dem repraͤſentativ⸗ monarchiſchen Principe hergeſtellt iſt, und 
welche in dieſer Allgemeinheit in der Theorie beinahe jeder anz 
deren Staatsart ihre Stelle finden koͤnnten, z. B. die fj. von 
der Befbrderung ver Gnduftrie, , der Reitung des Handels u, ſ. 
w. Warum eine ſolche Behandlungsart aber dem Ref. nicht nur 
unwiſſenſchaftlich, ſondern ſelbſt practiſch bedenklich ſcheint, hat 
er oben ſchon erklaͤrt. 


Auch von dem Vorwurfe die Politik mit dem Staatsredte 
vermengt gu haben, vermag ber Unters. Ht. nicht freigufpres 
Gen; man lefe z. B. fein — an und fir fid) intereffantes und 
bon Sachkenntniß geugendes — RKapitel “pom Staatshaushalte, 
und berechne, wie biel von dem Inhalte der Politi’ und felbft 
ber Nationals Oefonomie, wile viel aber bem Staatsredte anz 
gehoͤre.“ Allerdings unterſtuͤtzen fid) glidliderweife Recht und 
wahrer Vortheil ſehr oft gegenſeitig; allein daß in der Wiſſen⸗ 


— 





318 _ Staatsredt. 


ſchaft ihre Borberungen aus einander gebalten werden maͤſen, 
darf Ref. wohl als zugegeben annehmen. 


Als ein in jeder Beziehung gelungernes Werk Fann fomit 
Ref. aud) die von R. bearbeitete Halfte nicht betrachten ; und 
er siaubt, auf feine bisherigen Bemerfungen geſtuͤtzt, Aber das 
Gange des vorliegenden Banded folgendes allgemeine Urthei 
fallen gu miffen: daß die Schrift nach ihrer Untage und ihrem 
Qwede ohne große wiffenfdaftlide Bedeutung, Lon mehr als 
zweifelhaftem practiſchem Mugen, und bon manchem bedeutens 
dem Kehler der Ausfuͤhrung entftellt (eis SaB alfo eine Fortſetzung 
derfelben nad) ded urſpruͤnglichen Verf's Tode Fein großes Be 
duͤrfniß geweſen gu ſeyn ſcheine; daß aber die Arbeit des-Fort 
ſetzers, einmal unternommen, den inneren Werth des Buches 
erhoͤht, und an Gruͤndlichkeit und Belehrung die nod) von Are⸗ 
tin herruͤhrenden Theile uͤbertreffe; daß endlich die formelle 
Anordnung fehlerhaft ſei. 


R. Mohl. 








WL Periodiſche Uebevfidten, . 
Puch dat, "Oe — i wae “ied 


~ 





eget liber ‘bte Literatur des deutſchen 


Bundesredtes. eas 
eb — oftenbat unbillig zu veriangen, bap {on igt bie. 

iffen(chafttie Aubbildung des deutſchen Bundesrechtes jene 

Hoͤhe erreicht haben ſolle, auf. welche eine jahrhundertelange 

Bearbeitung die Wiſſenſchaft der Pfeffinger, J. J. Mofe ty 

Pitter u. ſ. w. gehoben hatte. Obne der rara temporum 

felicitas und der officiellen Udweifung wiſſenſchaſtlicher Arbeiten 

nur zu gebenten, ſo gehoͤrte hierzu notbwendig geraumere Zeit, 

allgemeinere Theilnahme an dem Gegenſtande, und' wohl 

auch eine mindere Thoͤtigkeit der ſi ich erſt audbilden 

gebung, letzteres des halb, damit das ſchon Geleifte 

ſchnell wieder’ yeralte und wenigftens theilweife u 

werde. Da jedoch ‘die ſchriftſtelleriſche Thaͤtigkeit d 

ſten in Beziehung auf das Bundesrecht keineswegs gaͤnzlich ge⸗ 

ruht hat, wir vielmehr derſelben ſchon mehrere U 

lungen, Spfteme und Monographieen verdanten, 

fein Aberfliigiges Unternehmen, wenn der Unterg. 

wenigen Worten den itzigen Stand der Disciplin | 

wie er ibm erſcheint. Er wird zwar, dem Plani 

gemag, ſich baupt(adlig mit den Ergeugniffen der, neuefien Zeit 

d. h. dex Sabre 1825 bis aaa oe beſchaftigen; allein eini⸗ 


— 


~ 


320 Staarsregt. 


ge cinleitende Morte fiher das froper ſchon Vorhandene, an wels 
des ſich alfo die neueften Schriften anfdlogen, werden nicht gu 
Hermeiden feyn, wenn der Standpunct, von weldem aus Ref. 
die Wiffenfdaft und Literatur des d. Bundesrechtes betradtet, 
deutlich bervortreten fol; aud) wird es ibm erlaubt ſeyn, da 
und dort feine Bedenklichkeiten uͤber die Richtung zu aͤußern, 
welche die Bearheitung einiger Zweige des Bundesrechtes ge⸗ 
nommen hat. Er hofft, daß man ihm ſeine freimuͤthig ausge⸗ 
ſprochenen Anſichten nidt als Anmaaßung auslegen werde. Er 
erkennt febt gerne die großen anderweitigen Verdienſte manches 
Publiciſten an, deſſen Arbelten Aber bas VBundedvedt er als. 
miplungen angeben niuß, und er befcheidet ſich, in jeder ande⸗ 
rer Beziehung noch unter ihm zu ſtehen und vieles von ihm 
lernen zu koͤnnen und zu müuͤſſen: allein da er zufaͤllig bie Ge- 
legenbeit gebabt bat, fid) nicht blog’ theoretiſch, ſondern auch 
hinlaͤnglich lange eit practiſch mit dem d. BR. pu beſchaͤftigen, 
da er bei dieſer Gelegenheit vieles in der Naͤhe geſehen hat, 
fab Manchem, der in diefem Kade als Shriftſteller auftrat, 
unbekannt blieb, ſo glaubt er es der Sache ſchuldig au ſeyn, 
ſeine Meinung flar ‘und unumwunden gu fagen, auch wenn ſie 
bekannte Namen verletzen ſollte. 

Es ſcheint am zweckmaͤßigſten, erſt die verſchledenen Schrift 
gattungen abgeſondert zu betrachten, ehe ein allgemeiner Aus⸗ 
ſpruch auf dieſe Grundlage hin abgegeben wird. 


I, urkunden Sammlungen. 


Wir durchgehen dieſe Claſſe von Schriften zuerſt, weil Je⸗ 
ber zugeben muß, daß die genaue Kenntniß der Quellen die 
nothwendige Grundlage einer durchaus brauchbaren Bearbeitung 
des ganzen Bundesrechtes und ſeiner einzelnen Theile ift ; und 
weil ein etwaiger mangelbafter Zuſtand diefed Theiles der Lie 
teratur mande Erſcheinung in ihren — Zwelgen erllaͤren 


Literatur des deutſch. Bundes rechtees. 324 
duͤrfie. — Die Urkunden, bon denen hier die Rede iſt, ſind 


zweifacher Art, naͤmlich 1) Gefetze, wohin auch alle Arten. 


von Vertraͤgen und ſonſtigen Vereinbarungen gehdren/ welche 
als Norm fuͤr irgend ein Bundesverhaͤltniß gelten; und 2) ers 


lauternde UActenftide, alfo 3. B. die Protocolle der vers 


fdiedenen Verſammlungen und Berhandkungen, Dent (drifter P 


Cingaben u, ſ. w. Jede der —— iſt abgeſondert gu: 


betrachten. ae, | oo 
Was guer{t dfe Ger — betrift fo iſt wieder zu unter⸗ 
ſcheiden zwiſchen a) den Bundesgeſetzen im engeren Sinne; 
b) den allgemeinen eurepdifden: Vertraͤgen, infoferne dieſelbe 
oon Cinfluß auf das Bundesredt find; c) den Bertragen zwi⸗ 
fcben eingelnen Bundesſtaaten, welche ſich auf die nahere Cins 
richtung bon Bundesverhaliniffen beziehen, alfo 3. B. die Ue⸗ 
bereinfommen hinſichtlich ber Flußſchiffahrt, die Fabrung der 
Stimmen im engeren Rathe, ber innern Organifation der 
gemiſchten Urmentorps u. dgl. — Bon diefen gefeglidyen Nor⸗ 
men waren zu Anfang unſerer Periode die unter a). und b) 
genannien fang(t und. dielfach gefammelt und pollftandig bes 
fannt gemacht, ‘die unter c) geborigen bem groͤßeren Theile 
nad dem Publicum unzugaͤnglich. Es hatte naͤmlich hinſicht⸗ 
lid der eigentlidjen Bundesgefege nicht nur die Bundes verſamm⸗ 
lung felbjt bon Anfang an durch bie Hon’ ihr ausgehende Hers 
ausgabe der (Quart) Ausgabe iprer Protocole fir eine volls 
flandige Bekanntmachung der Bundesſchluͤſſe geſorgt; ſondern 


aud) eine Menge von Privatſchriftſtellern hatten dieſe Geſetze 


noch einmal abdrucken und wieder abdrucken laſſen, wobei ſie 
dann gewoͤhnlich, — der eine mehr, der andere mindervollſlaͤn⸗ 


dig, je nach ihrem beſondern Zwecke, — die unter b) genann⸗ 


ten Urkunden ebenfalls aufnahmen. In dieſe letztere Claſſe von 
Schriften gehoͤren: 1) die Quellen des oͤffentlichen Rechts. Karlsr. 
J. L.; 2) Meyers Corp. jur. confeder, German. Frankf, 


— 
J 


= 


322 BSGrtaatsrecht. 


I. II.; 3) dev vierte Theil der Archives diplomatiques, Stuttg. 


et Tub.; 4) Elvers Hauptquellen, Goͤtt.; 5) Emming⸗ 
haus, Corp, jur. German. tam publici quam privati; Jena 
J. ID.; ferner die fegten Bande bon Martens Supplémens, 
Rihber’s Staatdarhiv, und Schmid's deutſcher Bund, 
und alfenfalls nod die: Abhandlungen Aber Gegenflande aus 
dem allgemeinen Staatsrechte in Neudeutſchland. Carlsr. I. IT. 
— Jn Begichung auf die allgemeinen gefegliden Normen war 
alfo — wie denn das aud) natirlidjerweife nidt anders ſeyn 
fonnte — feine Schwierigkeit, ſich vollftandige Kenntniſſe von 
ihnen gu verſchaffen. Anders aber verhielt eB fich mit den 
oben unter c) naͤher bezeichneten Urkunden. Mit AUusnabme des 
Weſer⸗- und des Clb» Sdhiffabrts- Vesirages enthielten die ges 
nannten Gammlungen nidts oon diefer Art, und fonnte man 
ſich aud) Aber einige andere folde Actenſtuͤcke, z. B. uͤber einige 
Geridtsordnungen gemeinfdaftlider Oberappellationsgericte, 


ba oder dort Kenntniß verſchaffen, ſo blieb doch bei weitem die 


Mebrgahl Geheimniß der Archive. 

Diefem grogen Uebelſtande ift dann aud in | der legten Seit 
keineswegs abgebolfen worden: die Sabi dee Gefegfamminune 
gen wurde gwar in. diefer Beit um. gwei dermehrt, naͤmlich 
mit: oe _ 
Schmalz, Grundgefese des deutſchen Bundes, gum Hand. 
gebrauche bei Borlefungen, Gerlin 1825, 8. und 
Michaelis, Corpus: juris publici Germ.. academ. Lib. 

1825. gt. Be 3. 
allein feine bon beiden enthalt aud) nur Cine bither nod) nicht 
befannt gemachte Urfunde, und fie find daher auch beide als hoͤchſt 
Hberfdffig, und blos die Zahl ber Bader ohne allen Zweck und 
Mugen Lermehrend gu bezeichnen. Die Od) maly ide Chreftoe. 


mathie war, (wenn man denn dod, was aber Ref. durchaus miß⸗ 


biligt, dergleiden bet Vorleſungen gebraudjen will) wegen der bow 











: Literatur des deutſch. Bundesrechtes. 323 


zAvers fruüͤher ſchon herausgegebenen gang abnitifien’ Gamme 
ung vollkommen uͤberfluͤſig; und hidt minder umthig war 
8, daß Middelts die oben genannten eben fo vollihindigen 
und gum Theile fogar welt vollſtaͤndigern Sammlungen urd 
fie feinige vermehrte. Die in den fribern Privat⸗Sammlungen 
nod) nicht enthaltenen (vier hoͤch ſt unbedeutenden) Bundes⸗ 
ſchluͤſſe, welche hier: weiter gegeben find, werden nicht ald eine 
vollgoͤltige Entſchuldigung angefuͤhrt werden koͤnnen;“ und von 
der Wahrheit der in ber Borrede S. VI. gemachten Behaup⸗ 


tung, dag dieſer Sammlung Zweckmaͤßigkeit unt Brauchbarkeit 


zukomme, weil „eine ſelbſt ovbrrfͤchliche Vergleichung ergeben 
werde, daß er (der Heraissgeber) alle gu Berichtigung des Tex⸗ 


8 vorhandenen Huͤlfsmittet forgfam: benuͤtzt habe”, fonnite ſich 


Ref. nach einer nicht „blos oberflaͤchlichen unterſuchung bürch⸗ 


aus nicht aberzeugen, vielmehy hat · er im Gegentheile gefilnden, 


daß die Meyer'ſche und die Karlsruber Sammtung, und: alfd 
nicht einmal die Original, Autgaben der Urkunden, gerade zu 
bom Blatte abgedrudt ſind. i? Die aüzegebene “Roite ‘it alſo 


Kod) nicht ausgefuͤllt. — 


Noch weit ſchlimmer ſieht 28! aus mit der Hetant dabe der 
zweiten Claſſe von Urkunden, naͤmlich der ertaͤltreruden 
Actenftide. Obgieich es Jedein in die Augem!fallen mug, 
daß die — oft ſelbſt in Beziehung auf bie Anwendung ſo wich⸗ 
figt — Geſchichte eines Geſetzes gar: nicht, febr oft abet aud) nicht 
finmal die richtige dogmatifde Interpretation deſſelben gegeben 
werden mag, wenn man ‘nicht die ſaͤmmtlichen Actenſtuͤcke bee 
fit, weldye ſich auf daſſelbe beziehen, wenn man affo nidt ge: 
at nuchweiſen bann, aus welden Gronden ein Geſetzes ⸗Ent⸗ 
wurf zuerſt in Anregung kam, welchen Zweck man dabei vers 
Folgte, welche verſchiedene Faffngen verſucht wurden, welche 
duthentifyd Erktaͤrühgen uͤbet eingelné Puncte in den Protecole 









6 


Stit, Zeitſchr. II. 2 . 34 


— 


len enthalten find: obgleich, fage ich, dieſes Jedem in die Au⸗ 


* J Tee | 
— —— — — — — 


= 


42g F Staatsrecht. 


{ 


* 


‘gen falen muß, fo ift dod) fo gut als gar nichts geſchehen, 
um dieſe ſo wichtigen Materialien an das Tagesiicht zu foͤrdern. 
Außer Kluͤber's Acten des Wiener Congreſſes, welche doch 
nur zum geringen Theile hieher gehoͤren, und außer den tes 
nigſtens in ben fruͤhern Jahrgaͤrgen ziemlich vollſtaͤndigen Pro 
tocollen des Bundestages , die ‘man aud der Ouart+ Uusgabe, , 
qué Meyer's, nur gu bald unterbrodenem, Repertorium, und . 
aus Gravell wenigſtens nothduͤrftig kennen lernen konnte, ſind 
alle uͤbrigen Actenſtuͤcke dem grdgeren Publicum bid auf dieſe 
Stunde unguganglidys aud die neucfle Beit hat hieran nichts vets 
beſſert. Es ſind alſo immer noch einige nur loco dictaturae und 
blos fuͤr die betrefferiden Regierungen in gcringer Anzahl gedrudt, 
wie die (o viel vollſtaͤndigere Folio⸗ Ausgabe der BT?s⸗Ptro⸗ 
tocolle, und die Protocolle des glen Urmeeforps; andere find 
bios in tleiner Zahl lithographirt vorhanden, 3. B. die ſo hoͤchſt 
intereſſanten, und fir Geſchichte und Cnterptetation des widtig 
ſten aller Bundesgeſetze unentbebrliden Protocolle dex Wiener 
Miniferiale Conferenzen, bie des Darmſiadter Handels-Gon— 
greſſes und der ſpaͤteren Verhandlungen per ſuͤddeutſchen Staa⸗ | 
ten ber dieſen Gegenſtand; nog) andere endlidy, wie die, frei⸗ 
lid) minder wichtigen, Protocolle des Karlsbader Congreſſes, und 
die der Rheinſchifffahrts— Comniſſion, die Berichte der Central 

~ , Unterfudungs + Commilfjon x die Berhandlungen des r0ten Ar⸗ 
meecotps u. f. av. find immet nod) nut in Handſchrift vorhan⸗ 
den &) — Go lange ſich nun abet bie Renntnig cer in dicen 
Urkunden enthaltenen theils Quellen, theils Huͤlfsmittel des Buy 








— 


— as 


2) Neber die Befchaffenbeit mebreret anderer ebenfalls hieher gehi 
tiger Urkunden, z. Bs. der Verdandlungs-Protocolle wegen bet 
freien Eld⸗ und Weſer⸗ Schifffahrt, der Prptocolle des gten ot 
meecorps, weiß Ref. — da. fie ihm nic, zu Geſichte gelommen 
find — nichts beſtimmtes anzugeben. 


Oe | . hi 


— 11 








— beg pent. Bandesrececs. | 335 


besrechtes nicht erweitert, d. b. fo lange wir nicht alle Geſetze 
kennen, nicht alle erlaͤuternden Actenſtuͤcke in den Haͤnden des 
Privaiſchrifiſtellers ſind, ſo lange kann nach des Ref. innigſter 
Ueberzeugung nie von einer vollkommenen wiſſenſchaftlichen Be⸗ 
arbeitung des B.R's die Rede feyn, und ſollten z. B. die Ca⸗ 
binete je von ihrer Anſicht zuruͤkkommen, daß eine ſolche wife. 
ſenſchafiliche Bearbeitung uͤberfloͤſſig und ſogar ſchaͤdlich ſei, ſo 
muͤßte mit Herausgabe dieſer Actenſtuͤcke angefangen werden. 
Giebt man dem Ref. die factiſche Richtigkeit ſeiner bishes 
tigen Bemerfungen gu, fo wird man fid) aud mit ipm gu dem 
Urtheile Aber den gegenwaͤrtigen Stand dieſes Zweigs ber. bundess 
rechtlichen Literatur vereinigen, daß noch lange nicht das Noth⸗ 
wendige geleiſtet wurde, obgleich eine Menge von unnoͤthigen Buͤ⸗ 
chern vorhanden iſt, welche ſich mit einem Theile, und immer 
wieder demſelben Theile der Quellen befaſſen, was denn 
zwar fuͤr die Herausgeber aͤußerſt bequem, fir die Cade aber 
nit im mindeften foͤrderlich war. 


n. Syfteme des beutfd en Bun desverdtes, 


“Bei dem eben geſchilderten Zuſtande der Urkunden⸗ Riteras 
tur fann man ſich ſchon von vorne herein feine gu großen Ere, 
| wartungen von den ſyſtematiſchen Bearbeitungen des Bundes⸗ 
tedjted maden, Denn wenn dem Schriftſteller die Materialien | 
fn tinem fo betraͤchtlichen Umfange feblen, wie es hiet der Fall 
aft » fo wird und mug die Bearbeitung unvollfommen ſeyn 3 es 
= ware daher hoͤchſt unbillig, wenn man dem eingelnen Verfaſ⸗ 
ſer, der leiſtete, was er unter den gegebenen Umſtaͤnden gu lei 
flen vermodte, Aber das nod Seblende Borwarfe machen wolls 
te. Ref, will daber aud) eine Bemerfung, vie ex bei ijedem 
eingelnen Budge wiederholen thnnte,. lieber bier ein (de allemal 
vorausſchicken, naͤmlich die 7 daß es viele theiis mehr, theils 
miuter wichtige Puncte in tnt bem. Bundesredte giebt, gon deren 
very 





— 


$26 = Staatsrede 
Crittens, ‘Begrdndung und üniſcheidans unſere! bisherigen Bee 


arbeiter deſſelben keine Erwaͤbnung thün, noch thun konnten, 
ſo daß alſo, ſelbſt wenn das bon ihnen Gegebene richtig iſt 


(was natuͤrlich aud nicht immer der Fall ſeyn kann,) wenig⸗ 
flens Laden in der Darſtellung ſind. G3 iſt nicht der Ort hier 


ind Cingelne gu geben, allein Stef. fdr hiet keinen Widerſpruch 
Far ſeine Behauptung, daß z. B. bei der Darſtellung der Mi⸗ 
litair⸗ ⸗Organiſation, der Execution beiĩ inneren Unruhen, det 
Handelsverhaͤltniſſe, der Geſezgcbung hinſichtlich des Buͤcher⸗ 
weſens u. ſ. w. ſich aus den oberigenannten Urfunden Manches 
vind Wichtiges nadhtragen ließe. Eine eingige Schrift — die 
Kluͤber'ſche — macht von dieſer allgemeinen Magerkeit und 
Lidenhaftigteit eine bebdeutente Ausnahme, indem ihrem Verf., 


wie man ſogleich erkennt, wenigſtens ein Theil der geheimge⸗ 


haltenen Actenſtuͤcke zugaͤnglich war, und ſich daher auch ſeine 


Urbeit mehr als eine andere dex Voll ſtaͤndigkeit naͤhert; allein 
gewiß iſt auch, daß fie ſich dieſem Vorzug blos naͤhert und 
(aug) abgeſehen von dem.f pater Creigneten) nody manche Ere 
gingungen guliefe. Cine vollftandige, braudybare und gang tas 
Dellofe Arbeit fann nur in dem feltenen Falle entſtehen, daf 
ein Schriftſteller, Ser im Befige aller Quellen it, dod) nod 
alles fagen darf und will. 
/ Was — abgefeben bon diefer nothwendigen Folge des Zu⸗ 
ſtandes der Urkunden-Literatur — den ſonſtigen wiſſenſchafili- 
chen Zuſtand der Syſteme des BH pen fo ſcheint er dem 
Ref. folgender zu ſeyn: 

Die wiſſenſchaftlichen Bearbeitungen bes BN zerfielen 
gleich von Anfang an in zwei weſentlich verſchiedene Claſſen: 
in ſolche naͤmlich, welche nur dag reine ‘Bundesredt. mit Muse 


ſchluß jeder fremdartigen Veimiſhhung behandelten, und in die, 


welche daſſelbe mit dem fogenannten gugemeinen deutſchen Ter⸗ 
ritorial⸗ Staatsredite virniſchen. Unter dieſent lezteren derfteben 


* 
big 

thy 7 
Se Hts 


| Literatur des Dent. Bundesrechtes. J mia 


dieſe Schriſtſteller die ſtgatsrechtlichen Grundſaͤtze side 
geblid. in. allen einzeiden Bundedſtaaten gelten, 
einzelnen Landeseinrichtungen zu Grunde liegen | 

Gaffe beſteht aus den. Sehriften bon, Tittma 

und Rudhart; die zweite begreift (von bloßen 

z. Be bon Michaelis und. Haas abgeſehen) die. 

Schmid, S(hwargtopf), Kiiber, Bryne. es 
igt aud) nod Schmalz. — Ref. hat ſchon vor ciniger Zeit 
an einem anderen Orte (Sens Lit, Zeit. 1826, nr, 5.U. 4X 
ausfuͤhrlicher zu entwickeln verſucht, daß dieſes fogenannte alla 
gemeine deutſche Agrritorial. Staatsrecht jeder kactiſchen und 
wiſſenſchaftlichen Wahrheit entbehre, weil e8. wun einmal 58 
cingelne in ibyen Einrichtungen ſehr verſchiedene deutſche Stang 
ten und Ginen Bund, aber. Fein - weitefe prittes, figatéredytlis 
hes Verhaͤltniß in D., alſo auch keine wiſzvſchaftliche Day 
fitllung eines foldyen gebes er bat dort behguptet, upd, wile ex 
bofit, bewieſen, daß es dex. Geſchichte undjdep Logik gun Troge 
cfonnen ift, da feine Aufſtellung fuͤr Leben und Wihenſchaft 
gleich ſchaͤdlich wuͤrkt, und,.daf ſomit fein. Heil fir big. matericlle 
und formelle Yusbiloung des BN’ gu hoffen iſt, ſo lange niche 
jener Wechſelhalg aus der Reihe dev exiſtirenden Disciplinen 
wieder ausgeſtrichen, wird. Um, Wiederholungen und. Raum⸗ 
verluſt zu vermeiden, eilaubi. ſch Ref. au. ienen Aufſatz ay 
verweiſen, und nur uͤher sien, Cinwayd, Os ibm, feiidem er 
jenes ſchrieb, von einem unferer; berdbmtcfien Phpliciſten entge⸗ 
gen gehalten wurde, moͤgen dice. ejnige Porte. eine, Stelle fine 
den. Dieſer Einwand iſt: daß ein ſolches atlagmeines deutſches 
LSLR, , wenn es aud vicht als poſitives Gefe, pnd. iberall 
zu befolgende Norm vorhanden fei; doch wenigſtenß als wiſſen⸗ 
ſchaftliches Huͤlfe mittel und zwar deßhalb ruͤthiich und azulaͤßig fei, 
weil es cing. Einfejtung gum, {Stadium der Gries, deg. ringelnen 
Staats (ei, — ein saad Gerdlte, um die atte 


-_ 


t 


ip. 


*8* Pe, RE oo a. 
328 ; Srdatsrede. 


fireuten, unorganiſchen Einrichtungen und Geſetze des ſpeciellen 
Gtaates an den gehoͤrigen Ort des Syſtemes zu ordnen und zu 
befeſtigen; ohne eine ſolche allgemeine Ueberſicht wuͤrden die 
Landesgeſetze ein, fir den Anfaͤnger namentlich, unentwirrbares 
Chaos bilden. — Ref. kann ſich von der Haltbarkeit dieſer 
Saͤtze nicht uͤberzeugen. Allerdings iſt eS natuͤrlich und noth: 
wendig, daß man ſich eine allgemeine Ueberſicht Aber den Staots⸗ 


organismus verſchafft, ehe man das Studium des einzelnen 


Landesſtaatbͤrechtes beginnt: allein dieſe Ueberſicht kann unmoͤg⸗ 
lich durch eine Disciplin erworben werden, welche ſelbſt kein 
lebendiges Princip hat, kein organiſches Ganzes iſt, ſonderi 
nur ein forme vereinigtes bunt(dhadigtes Aggregat von nature 
rechtlichen Saͤtzen, ungebuͤrlich verallgemeinerten Geſetzen des 
einzelnen Landes, und geſchichtlichen Reminiſcenzen. Zu dieſer 
Einleitung iſt einzig das philoſophiſche Staatsrecht brauchbar. 
Dicles muß die Grundlage jedes ftaatsredtliden Studiums bil 
den, ſowohl materiell als ſormell; und dieß kann es auch, wenn 
es vernunftig und richtig gelehrt wird, d. h. wenn es nicht blot 


eine einzige Gtaatsart “als die allein: mdgliche und rechtmdfé | 


ge darſtellt, und nicht blos das ſchon bunbertmat bis gum Eckel 
Wiederdolte uͤber Verfaſſung nod) ¢inmal wiederkaͤut, ſondem 
wenn auch den Principien uͤher Siaatederwaltung die apices ges 


duͤhrende Stelle eingeraͤumt wird. 


Dicfe Ueberzeugung von “ber Nichtexiſtenz eines ſolchen alls 
gemeinen deutfdhen T. Si. R's beſtinmt denn natuͤrlich aud ble 
Anſicht des Ref. von dem relativen Werthe der einzelnen oben 
genanntén Schriften. Nur die in die erfte Claſſe' gehoͤrenden 


kann er als in der Grundlage richtig aufgefaßt anerkennen; die 
entgegenſtehenden haͤlt er nicht nur fuͤr wiſſenſchaftlich verfeblt, 


ſondern auch fuͤr practiſch ſe hr ſchaͤdlich. Dabel muß ex dem 
freilich zugeben, daß wir noch keine in die erſte Klaſſe gehoͤrige 
beſitzen, welche alle Anforderuͤngen, die man bei dem 








diteratur des deutſch. Bundesredtes. - $25 


fgigen Suftande der Quellen an ein vollkommen“ brauchbares 
Werk machen darf, erfuͤllte. Denn Tittmann suid Drefah’s 
Schriften, von denen namentlidy die leztere gur ‘Beit threr Crs 
ſcheinung ſehr verdienſtlich war, find ſchon bor ben Wiener 
Minifterials Conferenzen erſchienen, und alſo itzt zum großen 
Theile veraltet, weil ſie in ſehr weſentlichen Puncten luͤckenhaft 
ſeyn muͤſſen. Drefches Nachtrag fonnte diefem unverſchulde⸗ 
ten Mangel nur unvollitandig und unbequem abbelfen, Studs 
hart’s Fleine Schrift ift blos ein Leitfaden fot akademiſche 
Porlefungen, welder felter etwas anderes, als die Worte der 
Geſetze enthalt; und aud biefe wenigen eigenen: Semerfungen 
find nad des Ref. Anſicht oft materiel falſch, und namentlid 
darauf berednet, dieſen oder jenen einzelnen, nach richtigen 
Grundſaͤtzen nicht zu rechtfertigenden, poſi tiven Anſpruch mits 
Ttelbar gu vertheidigen. Wenn dem Verf., wie bem Hef: (Hon - 
verfichert wurde, von feiner Regierung die ſaͤmmnichen Quellen 
‘und Huͤlfsmittel zedffnet wurden, “fo bat er woͤrklich moͤglichſt 
wenig dieſelben benuͤzt; fo wie das Compendium vorliegt, konn⸗ 
te es recht gut aus der Quart⸗ Ausgabe der ‘BT's 2 Protocole — 
bearbeitet werden. — Ein blos das reine Bundedrecht darflellens 
des Syſtein ift Saber immer noch ein unbefriedigtes Bcduͤrfniß. 
Was die gu der gweiten oben tzaͤber begeidyneten Elaſſe ges 
Porigen Schriften betrifit, fo ware es febr ungerecht, wenn 
man fie alfe gleid) beurtheilen oder: vielmebe perurtheilen wells 
“tes fie zerfallen vielmehr in gwei weſentlich verſchledene Unter⸗ 
abtheilungen/ von denen zwar Ader die eine, nach des Ref. 
Anſicht, unbedingt der Stab su brechen it, bie andere aber 
‘nut, weil fie fi d mit einem unnoͤthigen und f haͤdlichen Balla⸗ 
ſte beſchwerte, als minder Mm, denn fie e ſeyn — erklaͤrt zu 
werden verdient. 
Zu dieſen lezteren naͤmlich die Darſtellufigen, wel⸗ 
‘ce zwar ein allgemeines deuiſches T.St. R. ſtatuiren, baſſelbe 


8 





40 ay 1 Gtaatsrecht. 4 


aber gang -gefrennt bon dem BR. behandeln, fo dag in dem 
Einen Bude eigentlich gwei mit einander nidt naͤher verwandte 
Disciplinen bearheitet find. In logiſcher Beziehung iſt dieß 
allerdings nicht ridtig, allein wateriell immer nod beer, als 
wenn fie durch einander gemifdp waren; denn fo haben die 
Perf. doch felb(t die Spreu vom Korne geſondert. Hieher ge⸗ 
hoͤren pie Schriften yon. Klaͤben und Brunnquell. Daß | 
die. Darſtellung, welche uns Klaͤber von bem BR, giebt, bei 
weitem das pollſtaͤndigſte iſt, was wir bis itzt daruͤber baben, 
iſt oben ſchon vorlaͤufig bemerkt worden; 3 eben fo iſt allgemeia 
anerfannt , daß andy noch in anderen Hinfidten, ie B. auf die 
reiche Literatur, ben zweckmaͤßigen Plan, die reichhaltige Cins 
leitung, das Wert ein vorgiglidhes gu nennen iſt: es ijt daber 
wuͤrklich ſehr gu. bedauern, daß diefem trefflidert erſten Theile 
der gang nuhrauchbare und ſchaͤdliche zweite beigegeben iſt. 
Ref. wuͤrde eB fuͤr einen großen Gewinn for das Bud und. fir 
die Wiffenfdaften..belten., wean bei einer neuen Ausgabe (mit 
Nachtrag des Meueſien) blos der erſte Theil bbe: bas reine 
Bundesrecht abgedruckt, der zweite aber, wie er perdient, ber 
Vergeſſen eit uͤbergeben wuͤrde. Dann rodre auch das. Bud 
gum Gebraude bei alademiſchen Borlefungen tanglider, 
mogu es in ſeinem igiggn Zuſtande zu theuer ift, .abgefeben 
nod davon, bas Ref. wenigſtens Anfaͤngern kein Wexk in 
die Hand geben moͤchte, welches das algemeine 8. T.St. R. 
enthalt, weil fie dieß gang Herwirren, und fuͤr immer gum 
Publiciſten verderben koͤnnte. — Brunnqu ells thrift ift wes 
niger bedentend,. {on deßwegen, weil. fie fein zuſammenhaͤn⸗ 
gendes, gleichfoͤrmig ausgebildetes Spſtem, ſondern mehr ein 
Alggtegat von einzelnen Abhandlungen iſt, amie fle denn auch 
ſchon der eigene Titel nur als einen Beitrag zu — Schriften 
Klibe v's und Dre (dhs angiebt, . 
Dle andere Abtheilung hilden die Werke. oon SGvarp 


~ 


Siteratur des deutſch. Bundesrechtes. 331 


Fp f) und Schmid, fo wie einige dem Ref belannt -gemors 
dene „Grundriſſe.“ Das characteriſtiſche bei dieſen Schriften 
aft, daß fie/ niche einmal die von ihnen angenommenen Grund⸗ 
ſaͤtze des Landesſtaatsrechtes und das Recht des deutſchen Bury 
des trennen, fondern nach Vorausſchickung einer, die allgemeis 
nen rechtsphiloſophiſchen Grundſaͤtze uͤber Staat u. ſ. w. ents 
daltenden, auch wohl, einer hiſtoriſchen Einleitung, nun, bag 
- Bundesredt und das Territorialſtaatsrecht als zwei Zweige Gi 
nes Stammes in gleichlaufender Darſtellung entwickein. Waͤh⸗ 
rend alſo die zuerſt erwaͤhnte Claſſe zwei verſ chiedene Dis⸗ 
ciplinen (von denen freilid) die Cine gar nicht exiſtirt,) neben⸗ 
einander in Einem Berke behandelt; vereinigen die leztgenann⸗ 
ten Schriften ſi e beide gu Einer Wiſſenſchaft. Hier ſcheint nun 
bem. Ref. unbefireithar zu ſeyn, daß nicht nur dex große matee 
tielle Bebler gang derfelbe iſt, fondern aud) nod) ein weiterex, 
Den Unfanger noihwendig ganz verwirrender, Mangel an Lo⸗ 
gik und richtiger Anficht des zu. behandelnden Stoffes dem Wer⸗ 
Abe, der Schriften beſonders nachtheilig wird. Sollten daher auch 
einzelne Abſchnitte, in ſolchen Werken. geſchichtlich oder dogma⸗ 
iſch ganz gut bearbeitet ſeyn, was Ref. nidt laugnen will, fo 
fran man dod) nicht umbin, das — als volllowmen in 
der Anlage verfehlt zu bezeichnen. 7 
Es iſt wuͤrklich gu beklagen, und —— Fein guteß Zeichen 
agi ſtaatswiſſenſchaftlichen Bildung, vielleicht aud ſelbſt. des 
politiſchen Zuſtandes von Dentſchland, daß trotz ded hisher. gee 
ſoliderlen Zuſtandes der wiffenfdhaftlihen Bearbeitung des BMG 
dod) in den legten drittehalb Jahren ſo wenig geſchehen iſt, um 
demſelben abzuhelfen. Es iſt zwar ein neues Syſtem — 
nen, naͤmlich: 
„Schmalz, das teutſche Staatsrecht, ein Handbuch — 4 Ges 
— brauche (bei) alademiſcher 2 Vorleſungen. Berlin 1825. 


3 
8.3 1 
| ’ — — — — — coe 
. ws 
. . * 





$32 Staatsrecht. 


allein Ref. beſinnt ſich keinen Augenblick gu erklaͤren, daß ſeiner 
Meinung nach die Wiſſenſchaft durch dieſes Buch nicht im min⸗ 
deſten gefoͤrdert wurde. Eiamal gehoͤrt es uͤberhaupt zu der 
lezten ebengeſchilderten, alſo zu der ſchlechteſten, Claſſe der Sp⸗ 
ſteme, dann aber enthaͤlt es gar nichts Neues und Eigenthuͤm⸗ 
liches. Der Verf. iſt hinter manchem ſeiner Vorgaͤnger, z. B. hin⸗ 
ter Dreſch, Mudhart, oder gar Kläber, weit zuruͤckgeblieben; 
e8 feblt an Bollftandigteit, an zweckmaͤßigen literariſchen Nache 
welfungen, an ridtiger Auffaſſung der Disciplin; es fi nd im 
Gingelnen ſehr viele Unrichtigkeiten: kurz, das Ganze ware 
weit beffer ungeſchrieben geblieben, wenn e6 (chon einige fore 
melle Vorzuͤge, z. B. die Klarheit der Sprache, haben mag. 
Ref. kann alſo auch dieſen Abſchnitt von bundesrechtlichen 
Schriften nicht verlaſſen, ohne auf ſehr erhehliche Maͤngel und 
Lücken in demſelben, urd auf dat Unbefriedigende der Ausbeu⸗ 
te der juͤngſten Zeit aufmetkſam gemacht zu haben. Auch hier 
iſt noch viel gu thun, und verdienter Dank gu erwerben; ob 
und mann dieſes gefcheben wird, dieß duͤrſte hauptſaͤchlich von 
der Vervollſtaͤndigung der Utkunden⸗-Literatur und bon der Bers 
bannung des allgemeinen deutſchen sd aa ae gleich⸗ 
maͤßig abhaͤngen. 
III. Monserepviene 
Bei hem leicht: erklaͤrlichen Mangel an Theilnahme von 
Seiten des Publicums auf der einen, und bei der pofitiven Ents 
muthigung ſchriftſtelleriſcher Beſchaͤftigung mit Vundedangele⸗ 
genheiten auf der andern Seite, iſt es kein Munder ,* das ſich 
bie Sahl Ser Monographieen in der bundesrechtlichen Literatur 
keineswegs fo ſehr vermehrt, wie man es ſonſt ven einer, bee 
ſonders uͤber ſtaatsrechtliche Gegenſtaͤnde, ſo ſchreibſeligen Zeit, 
und bei'ber Menge wichtiger nod) unentwirrter und unentſchie⸗ 
dener Puncte des oͤffentlichen Rechtes eines Ader 50 Millionen 
Menſchen umfaſſenden Bundes Grund baͤtte zu erwarten. Wer | 


i 


Literatur des deuiſch. Bundesrechtetz. 333 
wird uͤber eiwas ſchteiben, das Niemand Tefen will? Außer⸗ 
dbem wird natuůͤrlich bor allem die Bearbeitung einzelner Fra⸗ 
gen, bei denen in das Detgil eingegangen werden foll, die nad 
allen Seiten eroͤrtert und betrachtet werden muͤſſen, durch den 
Mangel der Quellen und Haͤlfsmittel ſehr erſchwert, oft ganz 
unmoͤglich ~ gemacht. [Bon den wenigen Monographieen aber, 
welche wir tro diefer ungünſtigen Verhaͤltniſſe beſitzen, iſt fibers 
dieß cin bedeutender Theil effectiv wieder abgugiehen, indem fi ie 
nur nod) pon Werth fir die Geſchichte dee Literatur ſeyn koͤn⸗ 
nen, entweder weil der Erfolg die Vorausſetzungen widerlegte, 
als fie Aber den Character, die Kraft und die Wuͤrkungen deb 
jungen Bundes ihre Hoffyungen duferten, (3. B. Dred, 


Heeren, Matter, Zachariä); oder weil ſpaͤtere poſitive 


Geſetze und authentiſche Auslegurigen bie Streitfragen, mit 
welchen fie fi ch beſchaͤftigt hatten, fuͤr immer entſchieden. (fo 
z. B. bei Dabelow, Dalwigk, Hoͤrnthal.) Auf dieſe Art 
ſind uns denn nur wenige Schriften uͤbrig geblieben, welche ale 
nod practifd braudibare ‘Bearbeitungen eingelner Theile des 
BRS ihren relativen Werth haben; hierher zaͤhlt Ref.’ (abge⸗ 
rechnet einzelne meiſtens unbebeutende’, Maffage in Zeitſchrif⸗ 
ten,) vorzuͤglich: Uretin’s Schrift aber die "Cenfur des Bun⸗ 
des; Behr’s rechtliche Granzen. deſſ elben; "pie Bonner Beitraͤ⸗ 
ge zur Wiſſenſchaft und Literatur deffelben; Dreads Beitraͤ⸗ 
ots Cid of f Aber ben Art. 19. ber ok) ae Vollgraff's 
Standesherrn; “die Frankfurter Unterſuchung fiber die Rechtz⸗ 
gleichheit der verſchiedenen Confeſſionen; auch fey es ihm evs 
laubt, an ſeine Rechtspflege bes d. Bis gu erinnern. 

Unter dieſen Umſſlaͤnden wird es nun weder einer Polernit, 
noch vieler Worte beduͤrfen, um gu geigen, daß durch eine ſol⸗ 
he geringe Anzahl von Schriften — und haͤtte auch jede der⸗ 
ſelben ihren Gegenſtand vollſtaͤndig erſchoͤpft, was nicht! ber 
Fall iſt, ag bei bert mangelhaften Sie — konnte, — 


a 


/ 4 


$24 — — 7 Staatsrecht. * 


doch nur der geringſte Theil derjenigen Puncte des BMS er⸗ 
oͤrtert ſei, welche eine naͤhere Unterſuchung ſowohl verdienen alg 
ndthig paben ; dag alfo bier noch cin reiches Feld fir die Thaͤ⸗ 
tigfeit ber beuiſchen Publiciſten unbebaut liege. Ebenſo wird 
leicht zugegeben werden, daß eine fleigige und tidstige Brbauy 
ung diefes Feldes wuͤnſchenswerth ware, weil nur bei einem 
Reichthum bon guten Pionographiedn eine in allen Theilen 
gruͤndliche Darſtellung einer Wiſſenſchaft moͤglich iſt. — Als ein 
ſehr guͤnſtiger Zufall ware es daber angufeben gewefen, dag 
der Streit Uber die Gotha'ſche Erbſchaft Anlaß geben mußte, 
aud) einen, und gwar einen wichtigen, Punct des BIS naͤber 
zu ——— naͤmlich den, ob ein Bundesſtaat als folder 
getheilt werden duͤrfe oder nicht? Allein leider hat die Wiſſen 
ſchaft durch die Schriften, welche ſich mit dieſer Seite def Gay 
tha’ iden Streites befagten, nidt diel gewonnen, indem weder 
die Gegner ned die Dertheidiges ber Theilbarkeit die Sache Gee 
nay und umfaffend unterſucht und unwiderleglich beantwortet 
haben, und, wenigſtens nad) des. Ref. Mnfidt , die Frage wif 
ſenſchaftlich noch ganz in integro iſt. Dieſes Reſultatwar 
um ſo weniger zu exwarten, indem ſich nicht weniger als ſechs 
kleine Schriften ausdruͤglich mit ber oben genannten Frage! be⸗ 
ſchäftigen, und nach. einige andere ihret wenigſtens gelegentlich 

Erwaͤhnung thun, Dig Titel, der exflern find: 

, 4) (2. Br unpqwell,) Staatt rechtliche Eroͤrterungen uͤbet 
den Vorzug der Lineal⸗Erbfolge n. ſ. We, und uͤber die 
Wefugniß ber Megenten hinſichtlich der. Veraͤußerung und 
Vertauſchung ihrer Lauder. Ilmenau 1823. 8. 

2) Zu dem Vertrage zwiſchen S. Gotha, S. Meiningen, 

S. Hildburghauſen und SG, Koburg, Roͤmhildt, 28. Full 
1791. Jena 1823. 8. 

es ? Log, Cinige Bemerfungen, uber /zwei lezthin exfpienene 

Gapriften i in der S. S· Gucreffions face 0, O. 1825- By 3 





— 


Literatur des deutſch. — 335 
4) (A. ‘Brunnquell,) Ucber die angeblide UngertrennLars 


feit und unveraͤußerlichkeit der Staaten gufolge der Sune 


desgeſetze. Erfurt 1825. 8. 


5 ueber die untheilbarkeit d. B. Staaten; ein hiſt. dogmat. 


Beirag gum d. St. Hannos. 1825. 8 . 
6) Die Rheilung des Herzogthums S. G. a. in rechtlider 
“und politi [cer Hinſi ae unterfudyt von E. G. Wahrlich. 
Lpz. 1825. 8. 
Auch beſchaͤftigt fi ſich Pf eiffer in ſeinem erie Werke 
gelégentlidy mit diefer Frage (Bd. J. S. 290-305.) und ends 


lid) haben Schmid und. Qadharia in ihren Necenfionen, dies 


fer in den Heidelberger Jahrbuͤchern 1823, „ener im Hermes 
XXII und XXVI, 1, ihrer wenigſtens bom kritiſchen Stand- 
puncte aus Ermabnung gethan ; wobei nicht anders als bes 


dauert werden kann daß ſich dieſe vollguͤltigen Richter nicht 


auch ex professo pamit beſchaͤftigten. — Von dieſen Schriflen 
behaupten nr. 3 und 4. die Zulaͤßigkeit der Theilung; nr. 1, 


aber Wohlbemerkt yon demſelben Vetf. wie nr. 4) 2, 5 und 


* 


b, verwerfen ſie; auch Pfeiffer iſt gegen fie, fo wie ihr 


endlich Zachariaͤ und Schmid, jedoch hauptſaͤchlich aus po⸗ 


litiſchen Gruͤnden, nicht gewogen ſcheinen. 

Die gegen bie Theilbarkeit vorgebrachten Gruͤnde zerfal⸗ 
len in vier. verſchiedene Claſſen, in moraliſche naͤmlich, politi⸗ 
ſche, rechts⸗ philofopbifde, und poſuiv⸗ -rechtliche. Hier ſi ſieht 
nun vorerft Jeder ein, daß die beiden erften Urter in biefem 
Falle, wo e8 fidy blos: von der Eroͤrterung und Anwendung der 


beſiehenden Bundes geſetze handelt, durchaus von keinem Gewich⸗ 


te ſeyn koͤnnen, auch wenn fie nicht aus fo leeren und ſinnloſen 


Dectainationen beſtehen, wie in nr..65 folde Ruͤckſichten ſollen 
und muͤſſen auf die Entwerfung neuer Geſetze, nicht aber auf die 


dogniatiſche Auslegung der [don gegebenen von Einfluß fepn. 


evn ließe fic Biel bei den aus dem philoſophiſchen Staais 


336 ; Staatsrecht. 


rechte genommenen Gruͤnden die Anwendbarkeit derſelben auf 
das meht als halb voͤlker rechtliche Verhaͤltniß des deutſchen 
Bundes in Zweifel ziehen: allein es waͤre um ſo weniger am 
Orte hier dieſe Frage zu unterſuchen, als der von den ſaͤmmt⸗ 
lichen hierauf eingehenden Berff., nadmlid) den von 1,2, 6, 
und ſelbſt von Pfeiffer, als Hauptgrund aufgeftedte Gav die 
Beleudtung der Critik dod) in feinem Kalle auslalten dirfte. 
Dieſe Schriftſteller fagen ndmlid), die Theilung eines (Rechts) 
Staates (ei unerlaubt, weil die Regierung beffelben fein Private 
recht der fuͤrſtlichen Familie ſei. Go gewiß nun auch die ſes 
Princip bei einem Rechtsſtaate unbeſtreitbar ijt, fo wenig farin 
es (was aud Pfeiffer einraumt) auf Patrimonialftaazen 
Anwendung finden: der Beweis aber, daß im deutſchen Bunde 
nur Rechtsſtaaten feien, war — wegen der gar zu offenbar 
widerſtrebeyden Wuͤrklichkeit — nicht zu fuͤhren *); und fo faut 
der Satz in ſich zuſammen. Der letzte Anker der Vertheldiger 
Der Untheilbarkeit der Bundesſtaaten als folder ware ſomit nue 
nod) die pofitive Geſetzgebung des deutſchen Bundes; und es iſt 
aud mehrfach verſucht worden, denfelben auszuwerfen. Da 
: ‘ 





2) Pfciffee allein bat den Verſuch gemacht, die Behauptung 
gründlicher gu erweiſen; daß alle d. Bandesfinaaten Redtsfaater 
{eien and ſeyn müſſen; allein Ref. geet, daß er fic) mit feinee 
Argumentarion durchaus nicht vereinigen fann. Denn wenn ee - 

" Die Mbglichfeie der Patrimonials Cigen(chaft deßhalb laugnen zu 
miffen glaubt, weil fonft die Mediatifirungen, Tauſche, Tren⸗ 
nungen den regterenden Familien und ibren Agnaren Unrecht ge 
than batten, und. weil fic) diefe Opcerationen nur aus hem Stands 
puncte eines (Rechts-) Seaates vechtfertigen laſſen: fo it einmel 
Dem Nef. nicht bekannt, daG der erfte Gag verneint wuͤrde, und 
zweitens kann aus dem Geſichtspuncte des Rechts ſtaates am al⸗ 
lerwenigſten ein ſolcher Tauſch u. ſ. We vertheidigt werdenz weit 


eher bei cinem Patrimonial ſtaate. — 





Literatur des dentſch. Bundesrechtes. 347 


aber. unglidligerieife feine auedruͤcliche Beflinimung vorhan⸗ 
den war, in welder. biefer Fall vorgefehen worden wire, fo 
mußte man ſich durd Inductionen und Schluͤſſe gu helfen ſu· 
chen. Der Verf. van nv. 5. verſuchte deßhalb ſich an die Stoͤ⸗ 

~ tung der Machtverhaltniffe im Bund anguflammern ; nr. 2 und 
5. nebmen bie bom Bunde gugefiderte Unverleglidhfeit der Bun 
desſtaaten in Anſpruch; dieſelben endlich nehmen als Zwed ves 
Bundes Befeſtigung des Zuſtandes der Volker an. Wiles vere 
gebens; der letztere Zweck ift nirgends ausgeſprochen; und was 
dfe beiden anderen Gruͤnde betrifft, ſo hat der Bund ˖ ſelbſt in 
mehreren Artikeln deb Bundes » und der Wiener Schluß⸗ Acte 
Beſi itz veraͤnderungen als moͤglich vorausgeſetzt. Der Beweis der 
Untheilbarkeit der Bundesſtaaten als er ift alfo in keinem 
Galle nod) gefuͤhrt. 

Wenden wit uns Sagegen. zu den J der 
Theilbarkeit, fo finden wir, daß nr. 3. gat nicht in Belrach⸗ 
tung kommen fann, als cine bloge, durchaus feine eigene Anſich⸗ 
fen entwidelnde Polemik gegen nx. 2, und gegen Badaria’s 
obengenannte Recenfion; und dag gwar nr. 4, die ridtige Une 
ſicht aufſtellt, allein ſie moͤglichſt fladtig und ſogar falſch be— 
gruͤndet. — Von keiner der beiden Seiten iſt babet der Wife 
{aft eine Befoͤrderung geworden, und Ref, wenightens ift der 
Anſicht, daß vas gange Ergebniß diefer Seite des S. Gothaſſchen 
Streites fuͤr das Bundesrecht nur das iſt, daß auf einen fruͤher 
nicht gehoͤrig beachteten Punct aufmerkſam gemacht wurde; daß 
aber die der Zahl der Monographieen bei dieſer Gelegenheit gewor⸗ 
dene Verſiaͤrkung die Wichtigkeit dieſer Claſſe von Schriften fuͤr 
die Wiſſenſchaft keineswegs vergrdßert hat. 


Mit Vergnuͤgen ſieht ſich Nef. am Schiuſſe dieſer Ueberficht, 
bef weldjer es ihm fo felten vergdnnt war, vollen Beifall aus⸗ 
zuſprechen, und welder kein ſehr befriedigended Bild von bem 
Zuſtande dieſes Zweiges der Wiſſenſchaft gegeben haben kann. 








338 Staatsrecht. 


Der ſachkundige Leſer moͤge entſcheiden, ob ins Schwarze gee 
mahlt, ob unbillig beurtheilt wurde. St aber die bisherige Schil 
Derung die ridhtige, fo ift alferdings per gange 3uftand ber wifes 
ſenſchaftlichen Bearbeitung bes Bundesredhtes in mehr até Ciner 
Beziehung gu beflagen, Cinmal ſchon im reinen Intereſſe der 
Wiſſenſchaft, indem fo Mandes nidt geleiftet wurde, was ‘def 
mehretem Fleiße, ridjtigerer Logif, befferen Anſichten im philof ophis 
{hen Staatsrechte , bier und da aud bet groͤßerer Rechtlichkeit 
Katte geleiſtet werden moͤgen; dann aber mug namentlich auch in 
politiſcher Beziehung dieſe große Gleidghttighelt, muͤſſen dieſe ſo⸗ 
gar pofitiven Hinderniſſe gegen eine vollkommen theoretiſche dubs 
bildung der Bandesverhalmiffe, das heißt der Rechte und dee 
Pflichten des Gangen und der einzelnen Theilnehmer, ſehr ernſt⸗ 
haft bedauert werden. So laͤcherlich eB ware, ven Einfluß der 
Theorie ſo ſehr zu uͤberſchaͤzen, daß man waͤhnte, ſo nur Vieles 
Ond Gutes uͤber den Bund und da8 von ihm Ungeordnete und Une 
Zuordnende geſchtieben ‘ware, wuͤrde (hon alles fir die Wuͤrklichkeit 
gewonnen, Feſtigkeit, Plan, Conſequenz, Einſicht erzeugt ſeyn: 
ebenſo gewiß laͤßt ſich die Ruͤkwuͤrkung dee Schrift auf die That 
nicht gang laͤugnen. Mit jedem Jahre waͤchst cine neue Gcneras 
tion mehr heran, und iſt e8 allenfalls, wenn ihr das Ruder wird 
zugefallen ſeyn, gleichguͤltig, wie und w a8 fie in der Zeit der lebs 
haften Eindruͤce und der unbderdorbenen Borfage gelehrt wurde? 
Ueberdieß ift dieſe wiſſenſchaftliche Nidtadtung eines Verhaͤltniſ⸗ 
ſes, welches nicht nur fuͤr Deutſchland, ſondern fuͤr ganz Europa 
von ſo großer Wichtigkeit iſt, auch als Wuͤrkung, als Zeichen des 
Mangels an innerer Anhaͤnglichkeit und folglich an Wahrſcheinlich⸗ 
keit der Stabilitaͤt ins Auge zu faſſen und zu bedauern. So lange 
des itzige Zuſtand der Bearbeitung des Bundesrechtes beſteht, fo 
lange kann die Theorie nicht von CinflugG auf die Waͤrklichlei 
— und fo lange it fie tein. gutes ee ber Wuͤrllichkeit. vu, 


—————— Re Mophi’e 


\ 


Drudfebler. 


Geite eile lies | ſtatt 

287 10 v. u. Calmeil Culmeil. 

tbend. 8 v. u. Falret Falvet. 

288 10 v. ob, Vitalitätserſcheinungen Totalitätserſcheinungen. 
289 Io. ob. dem Quale den Qualen. | 


chend. 9 v. u. Uund beide um heide. 








” 


am 


Sa 


“&, 





Kritiſche Zeitſchrift 
ey | 


Rechtswiſſenſchaft 





Hetausgegeben 
unter der Redaction 
- Profefforen 
RN. Mohl, fs SGeurlen, E. SHrader, 
C. G Wadter und K. Waͤchter 
tw 


| THbhinge th 


3weiten Banves 
im Drittes “Heft. 





Cibingen, . 
in ber Laupp'ſchen Buchhandlung. 
1827, 


‘- 


* 





6 


fa 


, 


eo 





i 


L Recenfionen 





Stekhardt (H. R. Phil. Dr. Jur. Baccal. Lips.) 
de coli vi in jure conspicua. Dissertationis de 
coeli in’ generis humani cultum vi ac potestate 
pars altera. Lips. 1 in com. Recl, 1826. 59 S. 4 
(Preis > fl, 40 Rr). . — 


Herr Stockhardt, ber ſich bereits der delehrten et 
durch . ein’ Raturrechts » Compendfum Codie Wiſſenſchaft oes 
Rechts u. ſ. we Leipzig 1825.) befannt gemacht hat (wie 
werden auf dieſe Schrift bei einer andern Gelegenbeit 
jutidtommen) ; giebt uns hier eine akademiſche Probe⸗ 
ſchrift, die, wie ſchon bee Titel angeigt, dee weite Theil 
einet Diſſertalion iſt, die ber Einſtuß des Clima auf die 
menſchliche Culture zum Gegenſtande hat. Der erſte Theil 
beſchaͤftigt ſich mit der Darſtellung dieſes Einfluſſes duf die 
Wiſſenſchaften und Kanſte, die Jurisprudenz ausgenommenʒ 
dieſer zweite Theil dagegen, der uns hier allein beruͤhrt, — 
hie der Verf. ſich ausdruͤdt, die ydulcissima operis pars‘, . 
die dee RKiinfiler gewoͤhnlich am liebſten zuletzt gebe — hat & 
mit dem Einfluſſe des Clima auf das Recht allein gu thun. 
Es iſt dekannt, daß Montesquieu e8-war, der haupt⸗ 
ſaͤhlich We Idee durchfuͤhrte;, die Begiehungen, in welder in 
den verſchiedenen Staaten Verfaſſung, Sitten, Religion und 
Clima-mit den Geſetzen ſtuͤnden, au entwickeln, ‘um auf dieſe 

Krit. Zeitſchr. I. 4 a 


4 





40 Rechtspbiloſoobite. 


Date ee 


Weife Principlen aufzufinden, bie dem Geſehaeber, nach der 


VWerſchiedenheit der Staaten, tauglich waren, Unſer Verf. fuͤhrt 


auch Montesquieu— und ‘Falconer (warum nicht aud) Boe 
din?) alé (eine, und gwar eingigen, Borganger an; es lag 
aber nicht in feinem Plane, alle jehe Beglehungen gum Gegens 
ftande ſeiner Unterfudung gu machen, ſondern er wablte das 
eingige Moment, das Clima, aus, um den Cinflug deffele 
Ben auf das Recht gu geigen. » 4 


—_ 


Es frugt fiG nun vor Wem, ob es gwedmagig war, aus. 


der Kette jener wirlenden Urfaden eine folche einzelne, und. ges 
rade diefe, herausgubeden, und abgefondert fir ſ ich ju bes 
trachten? ob nicht der Einfluß, den jene Umſtaͤnde gang unbes 
zweifelt zuſammen haben, wena man nur ‘biefen eingigen 
unterfudt, faft unter den Hunden gerrinnt, wie es Heilquellen 
giebt, deren Wirkſamkeit außer Zweifel iſt, und die doch dem 
Chemiter bei ber Analpſe keine Beftandtheile oder nur. fo ges 
ringe Partiteln berfelben geben, daß er fic dle Urfadyen der 
heilenden Kraft nicht zu erklaͤren vermag. Wil. man aber aud 


diefe Porfrage uͤbergehen, fo iſt doch fo biel gewiß daß es 


hoͤchſt ſchwierig iſt, bei ſolchen particulaͤren Unterſuchungen 
Einer Klippe — der Klippe ber Ginfeitigfeit — yu entges 
ben, und Nec. gefteht, daß ihm bei aͤhnlichen Unterfuduagen, 
Be bei, Dorn⸗Seiffe n’s Spuren des Nomadenlebens im 
rom. Rechte, und anderen , immer der Hauptmann in Goͤthe's 
Leben einfaͤllt, ber alle menſchlichen Laſter und alles menſchliche 
Ungluͤck mit großer Beredtſamkeit ſtets vom ſchlechten Ge⸗ 


dächtniſſe herleitet. Auch unſer Verf. hat dieſe gefaͤhrliche 


Klippe nicht ganz zu vermeiden gewußt, und ſeinem Clima 
nicht felten biel gu viel Ehre angethan, oder wenigſtens wo 


dev Natur der Sache nach fein Stoff unfrudibar war, die tide. 


durch, genauer beſehen, Nichthiehergehoͤriges autgefuͤllt. Er 
fdeint das Erfiere aud sum Boraus ein wenig — zu bas 


| 


Stoekhardt, de coeli vi in jure consp. | 941 


bens daber wohl gleich) in der Cinleitung (S. 8.) die Schuß⸗ 
rede: es haͤtten — dem Himmelbsſtrich fo viele ſonſtige Gruͤn⸗ 
de bei Bildung des Rechts eingewirlt, daß man felten allein 
dem Glima etwas zuſchreiben koͤnne; er meine deßhalb immer, 
wenn er ſage, dieſes habe etwas hervorgebracht, es vorzugs⸗ 
weiſe vor andern Urſachen. Indeß, wie wir gleich ſehen wer⸗ 
den, auch dieſes Praͤſervativ hat nicht immer geholfen. 

Die ganze Unterſuchung zerfaͤllt in zwei Theile, in einen 
spars generalis (bon S. g—46.), der „de vario singula- 
„rum legislationum pro coelorum varietate ingenio“, und 
_ einen ,,pars specialis“ (©, 47—58 ), der „de nonnullis ju- 
„risprudentiae locis, in quibus coeli vis, singularis est“ 
handelt. Der allgemeine Theil iſt, fieht man, dem Umfange 
wad) dem befondern ſehr Oberlegen ; Mec. wuͤnſcht, es moͤchte = 
bas Umgekehrte ſtattgefunden haben, und gewiß nicht zum 
Nachtheile der Schrift. Im letzteren Theile naͤmlich, wo der 
Einfluß auf die einzelnen Rechtsinſtitute gu zeigen war, war 
der Verf. genoͤthigt, ſeinen Gegenſtand weit ſchaͤrfer ins Yuge 
zu faſſen, hier fiel es weit mehr auf, wenn er unerwiefene 

Gage aufnahm; waͤhrend dagegen im evften Theile mandes : 
Erſchlichene, manches Nichthiehergehoͤrige mitunterlaufen konn⸗ 
te, ohne daß man es eben recht bemerkte. War nur der Geiſt 
der verſchiedenen Gefeggedungen gut geſchildert (und dieß ift 
großentheils der Fall), ſo vergaß man leicht, daß es eigentlich 
darauf ankomme zu zeigen, was das Clima in jeder oe 
thimlides bewirkt habe. 

Daf nun aber unfer Beef. bei feiner Darftelhung im erſten 
Theil ſelbſt fein Clima haufig vergeſſen habe, davon finden 
ſich fait auf jeder Seite Beweiſe. Mec. fann ſich weitigitens 
nur daraus erklaͤren, daft z. B. der Verf. die Eigenthumlichkei⸗ 
ten der verſchiedenen Geſetzgebungen bis in den Proceß hinein⸗ 
verfolgt, Dai ex den Code mapelsey n,. deſſen encine Lehren, 


342 Reirsphilofophic. . 


fo welt fie ihm beſonders gelungen ſcheinen, er (S. 55.) anf. 
zaͤhlt, und die Wartembergifde Confiitution ruͤhmend evs 
hebt. Slt denn jene Gefeggebung, iſt dje Wuͤrtembergiſche Bere 
faffung Golge des Clima? oder, wenn man aud) des Berf, 
Vorerinnerung beddtet, nur vorgugsweife Folge des Slimek — 
Der Verf. verfiedt nun das Auffallende folder Folgerungen 
haͤufig dadurch, daß ex anfangt, da8 Clima babe dem Bolfe, 
bon dem er ſpricht, ein ,,ingenium mobile, leve“, oder ,ani- 
mi gravitas“ u. f. w. gegeben, und daß ex dann aus dieſem 
Charatter bes Volks die Cigenthimlidteiten ſeiner Geſetzgebung 
herleitet. So ift den freilid) alles wenigſtens mittelbare Wire 
fung des Himmelsſtrichs; allein Rec. duͤnkt dieſer Schluß nicht 
viel anders, als wenn man behaupten wollte, weil Jemand 
bei ſchoͤnem Wetter leidhter arbeitet, und auf (dharffinnige Ideen 
fommt, da8 ſchoͤne Werter habe dieſe ſcharfſinnigen Ideen here 
vorgebracht. 

Auſſer dieſem einen Mangel, der durch das Ganze geht, 
finden ſich nun noch manche Unrichtigkeiten im Einzelnen. Rec. 
rechnet dahin, daß der Verf. (S. 17.) die Griechen zu den 
Voͤlkern des Occidents rechnet, wiewohl ex ſelhſt ſagt, daß 
fie „Asiae partem haud exiguam“ bewohnt patten, Dann 
die Behauptung (S. 26.), die Roͤmer haͤtten, weil ihr Geiſt 
geſchickter zum Auffaſſen des Einzelnen geweſen ſey, das oͤf⸗ 
fentliche Recht nicht, oder wenigſtens weniger gluͤcklich bearbei⸗ 
tet. Die ganze politiſche Laufbahn der Roͤmer hat gezeigt, daß 
ſie wohl im Stande waren, das Allgemeine gu umfaſſen. Die 

Urſache aber, warum nur das Privatrecht von ihnen ausgebil⸗ 
det wurde, iſt die, daß zur Zeit der — alle beſſeren Koͤpfe 
ſelbſtthaͤtig an der Verwaltung der oͤſſeetlichen Angelegenheiten 
Theil nahmen, und ſeine Zeit Hatten, died oder einen andern 
Zweig der Literatur gu bearbeiten. Qur Zeit der Kaifer war 
dieß nun anders; bier batten fie voll Muße; allein ein Nero, | 








J 


8 toe khardt, de vovli vii in jure consp, | 543 


‘ein Caligula, ein Commodus hatten es ſich wohi {hin verbe⸗ 
ten, wenn ed jenen Maͤnnern eingefallen waͤre, das oͤffentliche 
Recht (ohnehin ein ſehr unfruchtbares Feld in einer abſoluten 
Monarchie) zum Gegenſtand ihrer Schriftſtellerei zu machen. 
Was blieb ihnen alſo uͤbrig, als dem Privatrecht ihre Thaͤtig⸗ 
keit zu widmen? — Go .ift ferner bei der Schilderung der 
Franzoſen die Behauptung (S. 36.): die meiſten Geſchaͤfte 
(nad dem Zuſammenhange, in oͤffentlichen Angelegenheiten) 
wuͤrden bei ihnen den Frauen uͤberlaſſen, ſehr uͤbertrieben; ſo 
wie aud, was der Verf. (©. 57.) als Charaftergug. ber Leute 
ſchen anfibrt, ,mens nisi communi saluti intenta‘ niche 
eben iff, was man fonft an ihnen befonders gu ripmen pflegt. 
Die Bemerfung (S. 57.), daß Mom keine Berordnungen ges 
gen Selbftmord gu erlaffen ndthig gebabt babe, wie das nebligs 
te England fie ndthig babe, wird wohl richtiger aus ihrer be⸗ 
kannten moraliſchen Anſicht uͤber den Seibſtmord, als aus dem 
Clima erklaͤrt. Warum zwiſchen Voͤlkern ſehr verſchigdenen 
Himmeisſttiches, wie iWwiſchen Europa und Afien,, Afrika 
und Amerika u. ſ. w. eine odlkerrechtliche Berbindung 
nidt (enn fbune (S. 47), ſieht Mec. nicht ein, flebt ia 
g. B. tine bedeutende Strede Aſiens fogar in xiner ſt aat s⸗ 
rechtkich en Verbindung mit Europa (Rußland). Die Urſa⸗ 
“he, wariim die ſuͤdamerikaniſchen Staaten.fo lange nicht 
in den europaͤiſchen volterrechtlichen Verein aufgenommen wur⸗ 
den, iſt gewiß in Allem meht zu ſuchen, als im Clima, wie 
der Verf. (S. 48.) meint. Am auffallendſten war aber Rec. 
die Behauptung (auf derſelben Seite), ‘er Rheinbund habe’ 
nicht befteher finnen, weil er aus Staaten bon ſo verfchie⸗ 
denem Clima zuſammengeſetzt geweſen ſey; ebendeßhalb habe 
er zuſammenſtuͤrzen müſſen. Eben damit haͤtte der Verf. auch 
Dem teutſchen Bunde den Stab gebrodjen, den ey nidjt ets 
wabnt. Wohl mag das Clima den Umſturz des Rheinbundes 


344 . Rechsspsiloferdia. 

herbeigefuͤhrt Haber, nicht aber das teutſche, das ja bile o 
Jahrhunderte fein Hinderniß ſelbſt einer ſtaatsrechtlichen Ver⸗ 
sinigung geweſen iſt, ſondern das — ruſſiſche! 

Nec. bedauert, daß ber Umfang ſeiner Anzeige verhalenige 
maͤßig ſchon fo groß geworden iſt, daß es ihm nicht mehr moͤg · 
lich iſt, auch aus dem Guten und Schoͤnen, was die Wha 
bandlung, trot jeher Ausſtellungen, enthatt, Einiges auszu⸗ 
heben Er fann aAbrigens nidt umbin, den Fleiß und die Bes 
lefenbeit, bie der Derf. bet der im Gangen gutge(driebenen Ar⸗ 
“helt gegeigt Hat, wenigftens im Ullgemeinen gu loben. Die 
_ gute Latiniedt darf bei einer Leipziger Differtation nicht erſt au⸗ 
gefuͤhrt merden 
oe Karl Waͤchter. 


Castiau, (A. Peruwelsens.) de foenore appro- 
‘bando Diss. jur. Gande typ. Vandekerkhove. 
.36 ©. & | 


Ref. hat dieſe Differtation mit dem lebhafteſten Bedauern 
geleſen, daß der Berf. feinen, gum Theile ſehr ergoͤtzlichen, 
Scharfſinn, und ſeine Beleſenheit nicht auf ein anderes Thema 
verwendet bat, Die Frage, ob es uͤberhaupt erlaubt (ei, Bins 
“ew gua nebmen, und man alfo fein Geld nidt ſchuldig fet blos 
aus crijilider Liebe und gleidfam alé Mmofen umſonſt dar⸗ 
zuleihen, iſt atlerdings in der vorliegenden Heinen Schrift nad 
allen ihren Seiten (ede tag und (arf unterfudt worden; als. 
“fein sear es der Mabe werth, eine fo rein ungerndaftige, und 
uͤberdieß (chon fo off angegriffene, Meinung als die, daß Zinfen 
in jedeny Galle rechtlich unerlaubt feien, fo auéfibslid. gu wie 
deriegen Ref. bezweitelt es ſehr, und hatte liber geſehen, 








‘ 


Castiau, de foenore approbando. 343 


wenn der Werf. die viel (chwierigere und beftrittenere Frage | 
gum Segenftand feiner Unterfudang gemacht haͤtte, oh. dex 
Staat das Recht habe, einen gefeplidben Zinbfuß einzufuͤh⸗ 
ven, und wenn ex es habe, fir welche Faͤlle dieſer geſetz⸗ 
lide Zinsfuß beftimmt fepn muͤſſe? Hieriber find betanntlid 
die Meinungen febr verfdieden; hierdber die Prazis mit -den 
Gefegen oft im Widerfprude, namentlich auch bei den Anleihen 
bed Staates ſelbſt. — Die Wusfihrung des bom Verf. nun 
einmal gewablten Gegenftandes iſt ibrigens im Wdgemeinen 
ſehr gu loben; fie ift ſcharfſinnig, conci8, erſchoͤpfend; die 
Sprache fließend; ie Literatur gwar lange nicht vollftandig 
(indem die national dfonomifden Schriftſteller, welche das Beſte 
uͤber die Frage gefagt haben, mit Ausnahme von Dur got gang 
Abergangen find,) allein fie zeugt dennod don Fleiß und Bile 
dung. Kieinere Fleden migen ſeyn: die etwas ſchwache und 
oberflaͤchliche Beantwortung des pofititys religidfen Einwurfes 
gegen die Korderung von Zinſen; ferner die geringe Beruͤck⸗ 
ſichtigung dex national. Sfonomifden abjoluten Nothwendigkeit, 
Rinfen aus den Kaypitalien aller Art gu erhalten; endlidy die 
haͤufige Unfihrung Langer poetifder Stellen aus Moliere u. ſ. w., 

welche legtere Unſchicklichkeit ſich ͤherhaupt in den Genter Diſ⸗ 
ane ſehr baufig findet. 


R. Mohl. 








- 346 Ri mifdes Recht. 


‘Selliers, (Leonard. de, Broxell.) de ‘contrahenda | 


-emtione venditione secundum jus romanum, 
“Spec. inaug, Bruxellis, typ. de Mat et Remy. 
1826. 32 ©. 4. 


Der Verf. hat unter Pruͤfung und Verwerfung anderer 
Definitionen feiner Abhandlung ſelbſt eine Definition Aber ven 
Kaufoertrag vorangeſtellt. Sie lautet: _yemtio venditio est 
_¢ontractus consensualis de re pro certo pretio tradenda.“ 
Daß diefe Definition nidt genug verflaufulirt fet, indem nidt 
alle wichtigen Momente des Kaufpvertrags in fie aufgenommen 
wurden, dirfte auf den erſten Blid einfeuchten. Ref. wuͤrde 
uͤbrigens hierin nichts zu tadeln finden, da er auf ſchulgerechte 
Definitionen und die Kunſt, ſie recht ſcharf zu bilden, keinen 
hohen Werth legt. Wenn aber der Verf. andere Definitionen, 
z. B. ycontractus, quo id agitur ut res cum pretio com- 
mutetur““ abweist, weil in dem , commutare® bie Verpflich⸗ 
tung gur Uebertragung des Eigenthums liege; fo mußte er dod 
erkennen, daß mit dem ,,tradere® gu tvenig gefagt fey, und 
daß man folglid) bier wie dort nod) naͤhere Auseinanderſetzun⸗ 
gen geben maffe, um durch die Definition feinen Jerthum gu 
veranlaſſen. Denn obgleid) de8 Verfdufers Berpflidtung gus 
naͤchſt nidt dabin gebt, Cigenthum gu Abertragen, fo ift er 
dod) weiter als gu: einem blofen „tradere“‘ perbunden, dazu 
nehmlich, daß der Kaͤufer wenigftens die Sache bebalten darf 
(quamvis verum sit venditorem hactenus teneri > ut rem 
emtori habere liceat non ut ejus faciat. 1:30. §. 1. Dede 
‘act. emt.) ‘Dem Berf. (deine freilich das „tradere“ fo ſehr zu 
genigen, daf er fogar dq nod) einen Rauf annimmt, wo ber 
Verkaͤufer ausdruͤcklich erklaͤrt, dag er nicht das Eigenthum der 
Sache uͤbertragen wolle, vorausgeſetzt nur, er ſei ſelbſt in Wahr⸗ 
heit nicht Eigenthuͤmer. (S. 17.) — Der Verf. handelt ſofort 











Selliers, de contrah. emt. vendit. 4 342 | 


bon ben wefentliden Beftandtheilen’ bes Kaufoertrags, und 
gwar 1) vom Conſens und deſſen Eigenſchaften, bei dieſer Ge⸗ 
legenheit dann auch vom Einfluß einer vis, metus, eines er- 
ror und dolus; 2) vom Gegenftande (res), fofern er korperlich 
oder unkoͤrperlich, namentlich dann von der — eigentlich in die 
Lehre uͤber error gehoͤrigen — Bedeutung eines uͤber eine ganz oder 
theilweiſe zu Grunde gegangene Sache abgeſchloſſenen Kaufs, 
ferner von dem Verkauf einer hereditas und actio; 5) vom 
Preife (pretium) und +4) bon den Contrabenten, unter welder 
Rubrik der Verf. die Fragen abbanbdelt, welche Perſonen kei⸗ 
nen Kaufvertrag abſchließen koͤnnen, und von welder Wirkung 
ein Kauf fey, den man durch einen Dritten abſchließen ließ. — 
Unter ben natuͤrlichen Theilen des Kaufvertrags fpridt der 
Verf. von der Eviction. Hierauf behandelt er mehrere zufaͤl⸗ 
lige Nebenverabredungen (accidentalia), wie die addictio in 
diem, lex commissoria, bas pactum de retrovendendo, das 
in fremde Willkuͤhr gelegte pretium, die Fnterpretation einer 
zweydeutigen Uebereinlunft, die Nothwendigkeit einer Gcriptur, 
und die Arrha. Gin’ reichhaltiger Stoff fix etwa 23 Quartſei—⸗ 
ten! Man uͤberzeugt ſich leicht, daß man unter ſolchen Um⸗ 
ſtaͤnden keine ausfuͤhrlichen Eroͤrterungen ſuchen duͤrfe. Wich⸗ 
tige Fragen werden oft mit wenigen Worten abgethan, und 
die ganze Darſtellung erſcheint compendienartig, nur daß man 
ihr die vorausgegangene tiefere Forſchung weniger anſieht, als 
den beſſern Compendien. Selhſt die Ordnung kann nicht gang 
gelobt werden. Die Quellen erſcheinen nur kaͤrglich benutzt, 
und bon der Art, wie ſie benutzt ſind, moͤgen dem Ref. eini⸗ 
ge Proben geſtattet werden. Sn 1. 46. D. de contr. emt. fol 
(S, 12 — 13.) von einem wefentlidven Irrthum die Rede, 
und daber der Ausſpruch begriindet ſeyn: ,,venditia circa au- 
richalcum nulla est, et prestandum aureum,“ — 1.14. 
u, 1. 41. D: eod. werden durch die Bemerkung vereinigt (S. 13.) 


‘coopertum ſcheint ber Berf, gar nidt angunebmen, — Die - 


X 
/ 


348 Nomifdes Rede. 


baf jene bon eine Gade handle, die. gum groͤßern Theil aus 
Sold beſtehe. Zwar rede Ulpian von einer viriola, magna 


a 


‘ex parte aenea, allein bas hindere night, daß die magna pars 
bod) ,,multo minor quam dimidia“ geweſen fepn tonne. Gir | 


nen Unterſchied gwifhen inauratum und argento (auro) 


Riegel, daß der Vater mit dem Sohn — wobei uͤbrigens ver 
Gaterliden Gewalt gar nicht erwdhnt wird — keinen Kaufoer 
trag abfclieffen tonne, beſchraͤnkt der Verf. (SG, 22.), inden 
er fic) auf pr. J. quib. non est permiss, beruft, alſo: quod 
tamen non observandum, si agatur de peculio castrense vel 
quasi castrense, aut adventitio (in quo ultimo(!) 
ususfructus tantum’penes patrem est): tunc enim 
non rem sibi a filio adquisitam emit,“!! 


Ref. haͤtte gewunſcht, daß es in dem Plane des Berf. ge 


fegen ware, flatt des Bielen, das ex in furgen Ubriffen gab, 


uur einen oder cinige der wichtigeren Punkte aus der Lehre vom 


Kauf auszuheben, und dieſelben an der Hand der Quellen mit 


— 


Frommen und Foͤrdern der Wiſenſchaft dienen. 


\ 


fleter Madficht auf geſchichtliche Ausbildung und Bearbeitung 
zu eroͤrtern. Einzig Abhandlungen der Art ſind es, welche zum 


M. S. Mayer. 





| 











/ 


Roßbirt u. Albert, vow Beſitze. 349 


Roddt rt, (Prof. gu Heibelberg) zu der Rehre vom 
Beſitze und insbeſondere von ber quasi possessio. 
CIm We hiv far civil. Prarie Bd. VII. Hft. 1, 
©. 1-74.) ; 


Albert, (C., Meg. Rath in Bernburg) aber den Beſitz 
unkoͤrperlicher Sachen oder ſogenannter Gerechtigkei⸗ 
fen und die fuͤr ben Schutz deſſelben angeordneten 

Poſſeſſoriſchen Rechtsmittel. Nro. t. Verſuch einer 

ausfuͤhrlichen exegetiſch⸗ practiſchen Darſtellung des pofe 
ſeſſoriſchen interdictum de itinere actuque priva-: 
to. Leipzig 1826. bei Hartmann, 8 XIV. u. 250° 

S. CPreis 2 fl. 40 Kr.) 


Obwohl beide Schriflen dem Titel nag ouf dieſclbe * 
cielle Lehre bes Civilrechts ſich begieben , fo weichen fie doch 
durch die bei der Behandlung vorgeſteckten verſchiedenen Zwecke 
ſo ſehr von einander ab, daß fie ſelbſt nicht einmal den Gegen⸗ 
ſtand gemein behalten. Der Verf. der erſten Abhandlung giebt 
uns eine Reihe von allgemeinen, zum Theil in eine Art von 
Halbdunkel geſtellten und oft wahrſcheinlich dem Verf. ſelbſt 
nicht ganz deutlich gewordenen Betradtungen ‘fiber den Beſitz 
Aberhaupt. und nabmentlid) uͤber die juris quasi possessio, die, 
‘wie es ſcheint, mebr eine moͤgliche Behandlungsweife diefer 
Materie andeuten, als fie wirklidy geben follen, und faft nies. 
mals durch Herabgebn in da8 Gpecielle ipre Brauchbarkeit bes 
wabren, Ulbert dagegen, gerade der umgekehrten Methode, 
naͤhmlich der, guer(t bas Concrete gu entwideln und bon da 
gum Ullgemeinen fig gu erheben (Borr, S. VI.) gugethan, 
madt sor ber Aufſtellung einer allgemeinen Theorie der q. pos- 
 sesaio erſt ein ſpecielles Interdict, welches dieſelbe betrifft, zum 


(350' MBM Ges Recht. 
Gegenſtande ſeiner Unterſuchung, und beſchaͤftigt ſich fiberal 
mit, gang eingelnen theoretiid und practiſch unmittelbar .anz 
wendbaren Fragen. — Bei diefer Verſchiedenheit der genannten 
Schriften mug nun matuͤrlich die Anzeige derfelben, obſchon 
aͤußerlich verbunden, doch der Sache nach ſogleich getrennt were 
den. Wir beginnen mit der zuerſt exſchienenen bon Herrn WL 


bert bei Verfaſſung (eines Buches aud ſchon gefannten Schrift 


Roshires, 

Dieſer macht gu WAnfang (§. 1.) die richtige Bemerkung, 
dag Niebuhrs und v. Savigny's Behauptung die pos 
sessio habe fic) urſpruͤnglich allein auf den ager publicus bes 
gogen und fen erſt ſpaͤterhin auf den Beſitz der im Privateigen⸗ 
thum ſtehenden Sachen uͤbertragen worden, eigentlich ganz un⸗ 
erwieſen und den Zeugniſſen der Alten (L. 45, de V. 8. Fest. 
V. Possessiones) ſelbſt widerſprechend fep. Vielmehr gruͤnde 
ſich dieſes Inſtitut auf den ganz allgemein und auch im roͤmi⸗ 
{hen Rechte uͤberall vorkommenden Gegenſatz zwiſchen dem 


rechtlich und blos factiſch Vorhandenen, und muͤſſe alſo (don 
fae’ die aͤlteſte Zeit und gleid urſpruͤnglich aud) fir den aer 


privatus angenommen werden. Jedoch feblt der Verf. in zweier⸗ 
lei. Erſtens welst er die Wurgel der- possessio im jus gen⸗ 
tium nicht geborig nad), weshalb er durch feine uͤberhaupt nicht 
ſehr klare Deduction auch auf fein brauchbares Reſultat uͤber 
bie Natut ded Beli Hes ‘gefdhrt witd. Jene Wurgel ift aber bare 
id zu' ſuchen: Unter den beiden mbgliden Gegenſtaͤnden der 
Privatrechte, unfreien und freien Individuen zeichnen ſich jene 
etften, deren Angehdren auf dee Unterwerfung beruht, dadurch 
aus, daß fie auf doppelte Weiſt im Vermoͤgen feyn koͤnnen; 
denn theils it jene Untertwerfung Eigenthum, wenn naͤhmlich 


die Freiheit dee Sache yu Gunſten Jemandes nach dem- Bers 


hattnig der Menſchen unter einander, jure gentium: vel civili, 
aufgehoben ifts theils iſt fie Bejig, wenn die Sache blos als 


- Roppire.m Ui bert, vom Beſihe. | a5. 


ſelche oon Jemanden als ihm zugeboͤrig innegehabt wird; Senn: 
durch bas Cigenthum. verlichrt dic Gace ihre natuͤrliche Gelb. 
ſtuͤndigkeit nicht, und Fann als berr(chaftgeftattender Gegenftand. 
bon jedem innegebabt werden, welded Snnehaben daber, ob⸗ 
gleich dem Eigenthum als ſolchen zwar in der Regel feindlich 
gegenuͤberſtehend (da dieſes dad jus possidendi gewaͤhri), dod). 
ein eigenes wahrhaftes der Natur des Berhaltniffes. der Mena 
ſchen gu einander und gu den Sachen gemapes Vermoͤgens tic. 
(res) ausmacht. Zweitens nimmt der Berf. fuͤr die altefte eit 
cine Vermiſchung der verſchiedenen Verhaͤltniſſe des Innehabens 
und Gebrauchens einer Sache an, die erſt {pater ſich in klare 
Formen geſchieden Hatten. Als wenn die aͤlteſten Zeiten, be. 
gleidy die Sprache nod) nicht fo reich an Wusdrdden war, - doch 
in der unterfdeigenden Erkenntniß der Hauptredte nidt eben; 
fo einfidytsvoll gewefen waren, wie die (pdtern, und das Gee. 
menkorn nicht vollkommen ausgebildet ſeyn muͤßte, wenn es ei⸗ 
Wee ſchoͤnen Pflanze das Daſeyn geben fol! — 

Jnr §. 2. iſt zuerſt die Rede von dem fogenannten — 
leiteten Beſitze, welchen Ausdruck der Verf. nicht mit Unrecht 
tadelt, weil ex gu unrichtigen Nebenvorſtellungen Anlaß geben. 
fan. Uebrigend wird fiber df Ratur dieſes Beſitzes nits. 
Neues Horgebradt. Sodann van den juriſtiſchen Wirkungen. 
bes Defines (SG. 12—16.), wo behauptet wird, aud) die In⸗, 
tevbicte und bie Ufucapton, welthe v. Savigny nod) als Wir⸗ 
lungen des Beſitzes Abrig gelaffen hat, tonnten als folde nicht 
gelten. Meiner Meinung nad) iſt diefer Streit Aber die Wire. 
lungen des Befiges ein unniger Woriſtreit, wie Fenn faft alle, 
Ctreitigteiten Aber ſolche Dinge, far welde fid) im corpus ju- 
Tis. feine befondern Ausdruͤcke oder Unterſchlede hervorgehoben 
finden, Will man aber daruͤber zur Klarheit kommen, fo. 
Mug man ſich nur daruͤber verſtaͤndigen, was unter juriſti⸗ 
Gen Wirkungen des Vefiges verſtanden werden fol. Verſteht 





352 ; | Romifhes Rese. 


man darunter Rechte, welche man ourd den Beſitzerwerb 
eslangt, (wie man 3. B. von den Wistungen oer Cone’ 
tracte, Ufucapion, Tradition und aller figure juris ſpricht) fo 
ift Wirkung des erlangten Befigzes guweilen Cigenthum der 
Gace (z. B. bet der Occupation, Tradition, und felbft gre 
wiffermafjen bei der Ufucapion und dem Fruchterwerbe) immer 
aber der Beſitz ſelbſt, d, h. die factiſche Beherrſchung der Gas 
che. Verſteht man dagegen unter jenen Wirkungen Rechte, 
welche ſich far den Beſitzer durch die natuͤrliche Entwickelung 
der Verhaͤltniſſe aus ſeinem Beſitzerſtande erzeugen (wie man 
z B. die rei vindicatio eine Wittung des Eigenthums nennt), 
fo find rechtliche Wirkungen des Beſitzes die Ufucapion, die In 
terdicte, Erwerb der Frodte und Erwerb durch den befeffenen 
Sclaven und nod) Anderes; aud fat in dieſem Sinne der’ nas 
tuͤrliche Befig ebenfalls feine befondern Wirkungen, wohin z. B. 
bas Beklagtenverhaͤltniß in der rei vindic. nebft feinen Folgen 
und das Recht ber Selbftvectheidigung gehoͤrt. Nennt man 
endlich Wirkungen des Vefigesd das, twas ex Hetvorbringt ohne 
irgend einen etwas Neues ergeugenden Conflict der Verhalte 
niffe, fo bat er gar feine Wirkungen, fondern nur Aeußerungen 
oder eine Natur, theilt dann aber aud dieſes Shidfal hit al- 
[en Dingen in der Welt; denn ohne Hingutritt Neuer Verhaͤlt⸗ 
niſſe durch andere Dinge entſteht nie etwas Neues, fondern Wl. 
les bleibt, was es ift, Ynfofern hat denn aud unſer Verf. 
Recht (fo wollte er es aber gewif nidt haben!) wenn er dem 
Beſitze alle Wirtungen abfpricht. — Derfelbe wendet ſich deme 
nicht (S. 16—18.) gu der Betrachtung, daß der Beſitz gu 
feiner factiſchen Natur auch Vieles vom Recht entlehne, word 
bee aber wieder nichts Neues gefagt wird, und beſchließt dann 
. feine aligemeinen Unterfudungen mit ber Frage, was Gegene 
ftand des Befiges fey (S. 19 —26.). Die Beantwortung ders | 
felben tft aber, obgleld fis als Gundament ales Folgenden cin 


-~ 


Roßhirt u. — vom weit, 353 


beſonders tiefes Eingehn auf die Ratur des Beſitzes verlangt 
haͤtte, uͤder die Maßen unbefriedigend ausgefallen. Der Verf. 
nimmt hier zunaͤchſt eine allmaͤhlige Ausdehnung des Beſitzes 
von unbeweglichen auf bewegliche Sachen und datauf als Kri⸗ 
terium, der Beſitzbarkeit einer Sache das Stattfinden einer vina 
dicatio gur Einklagung derfelben an. Warum aber das Erfte, 
welded det natuͤrlichen Wahrſcheinlichkeit ſo ſehr entgegen iſt, 
dafuͤr ſucht man ſtichhaltige Gruͤnde vergebens, und Seim Zwei⸗ 
ten wird nicht erklaͤrt, warum z. B. filii- familias und Erbe 
ſchaften nicht Gegenſtaͤnde des Beſitzes ſind, obgleich wegen der⸗ 
ſelben in rem geklagt werden Fann. Son der superficies und 
-emphyteusis wird nur mit ein paar Worten geſagt, daß matt 
fie meiftens als jura in re aliena anfebe, die als ſolche auch be⸗ 
ſeſſen wuͤrden, obgleich dod) die Eroͤrterung der Frage, inwiefern 
bei ihnen eine corporis ober juris possessio anzunehmen ſey, vot 
Allem in eine Abhandlung uͤber die q. possessio gehoͤrt hatte. Weit⸗ 
laͤuftiger iſt der Verf. uͤber die pignoris possessio, kommt aber 
auch hier nach manchen unklaren Betrachtungen nur gu dem 
Reſultat, daß die possessio juris beim Pfande mit der posses= 
gio coyporis gufammenfalle » oder vielmehr gar nidt ndthig und 
folglid) (2) nidt vorhanden ſey. Nachdem ber Verf. Samit 
geſchloſſen, daß aus Allem hervorgehe,( 7) das bie Romer den 
Beſitz unkoͤrperlicher Sachen nur bei deh Servituten gu behan⸗ 
deln gehabt haͤtten, wendet er ſich darauf zu der ſpeciellen Be⸗ 
trachtung des Beſitzes der Servituten; und zwar zuerſt §. 3. 
gon der Quasipossessio tm Allgemeinen. Hier wird 
fo vieles ohne innern oder aͤußern Halt, bald treffend bald 
ſchief, hin und her bemerkt und philoſophirt, daß es ſchon 
ſchwer faͤllt, auch nur den einen oder andern Gedanken feſtzu⸗ 
halten, an eit (wahres ober falſches) Reſultat aber gar nicht 
zu denken iſt. Nur das will id) bemerken, daß der Verf. mit 
. Gavigny und den meiften Neuern hier behauptet, des Bef 8 
. Sit, Beitfae, Il. 35 wa oe 


| 


354 | Re mithes Ret. 


des superficiarius fei eine juris quasi possessio, wie der des 
Ufufructuars, . Diefe Meinung ift aber duschaus irrig. Der 
Superficiar beſitzt keine Beziehung zum fremden Grundfid 
“(denn eine folde laͤßt ſich nicht anders denn als Gervitut dene 
ten), fondern er befigt die superficies, welche etwas Koͤrperli⸗ 
es ift, und nur indem er fie befigt und nad dem Willen des 
Prdtors beſihen fol, hat er, wie der Pfandglaubiger, gleich⸗ 
fam ein jus in re aliena (universate fundi). Go wie alfo der 
unkoͤrperlichkeit des usufr. es nicht ſchadet, daß durch ibn ets 
was Koͤrperliches, die Fruͤchte, gewonnen wird (f. 2. J. de 
reb. corpor.), fo ſchadet es umgekehrt der Koͤrperlichkeit der 
superficies nicht, daß der Superficiar ſich etwas an einer frem⸗ 
den Sache vindiciren kann. Das Verhaͤltniß dieſes Beſitzes zu 
dem des Eigenthuͤmers iſt aber das, daß der Eigenthuͤmer die 
universitas fundi befigt, und, inſofern die superficies mit dar⸗ 
in enthalten it, aud dieſe: Baber ex auch das interd. uti pos- 
sidetis Hat, Die superficies als eine befondere Gade dagegen 
(als welde fie jure nicht, fondern nut utilitatis causa durd 
den praͤtoriſchen Schutz exiſtirt) befigt der dominus nidt, fon. 
‘Dern der Superficiar, der daher auch wegen dieſes Koͤrpers ein 
eigenes interd. retinendae ; possessionis hat, und durch ex- 
ceptio den dominus, welcher uti possidetis interdicirt, in ſei⸗ 
nem Befige beſchraͤnkt (L. 3. §. 7. Uti possid.), Det logiſche 
Ginwand alfo: plures eandem rem in solidum possidere 
non possunt ſcheitert an der natuͤrlichen Wahrheit, daß aller⸗ 
dings verſchiedene Etagen von Verſchiedenen innegehabt, gegen⸗ 
einander vertheidigt und inſofern auch beſeſſen werden koͤnnen, 
obgleich dtefes, wie geſagt, nad dem blofen Nechte, undenk⸗ 
bar ware, 
Der folgende §.4, bon ‘ten Interdicten in Bezug 
auf jura in re ſucht zuerſt mittelſt mancherlei theils richti⸗ 
ger theils falſcher Bemerkungen ben Satz durchzufuͤhren, daß 


— 


Roßbirt u. Albers, vom Beſitze. Sd 


die Interdicte namentlich die quaſipoſſeſſoriſchen, (nicht ſowohl 
um des Beſiztzes als) um bes oͤffentlichen Intereſſes willen cine 
gefdbrt fepen (S. 34 — 39.). Allein wenn man fid bierunter 
etwas Klares vorſtellen will, fo wird darhit offendar gu viel 


bewieſen, denn das gange pratorifdhe Edict und alle Juris 


diction find durch das oͤffentliche Intereſſe hervorgerufen und 
geleitet rhorden, und es warden. ſonach die Snterdicte in ihrem 
Einfuͤhrungsgrunde nidts Cigenthamlides, “was aber doc) dex 
Perf. nachweiſen will, bedalten, Wie unklar Abrigens ber 
Verf. ſich auch hier wieder geblieben, ſcheint daraus-hervorgue 
gehn, daß er in der Streitfrage, ob far alle Pradial» Gervitus 


ten mit Ausnahme ‘ber Wege s und Waſſer⸗Gerechtigkeiten ein 


 interd. uti possidetis utile angunebmen fep oder nicht, fiir die 
bejabende (Thibauts) Meinung gufolge feinee obigen Behaup⸗ 
tung ſich entſcheiden gu maffen glaubt, obgleid) man erwarten 


follte, daß dieſe ibn auf das Gegenthell hatte fahren muͤſſen; 


denn wenn die Fnterdicte nur um des oͤffentlichen Fntereffes 
Willen gegeben werden, fo find natuͤrlich Fale, wo ein foldes 
nidt eintritt — und das ift bei den Abrigen Pradialferdituten 
bet Fall — von ihnen ausgeſchloſſen, wahrend, wenn die In⸗ 
terdicte hier blos um der q. possessio willen ertheilt worden, 
find, fie aud) uͤberall ſtatt finden. muͤſſen, wo dieſe eintritt. 
— §.5. Bon der Anwendung der gq. possessio auf 
die den Roͤmern unbefannten deutſchen Rechte. Mes 
ben dem vielen gang Gewdhnliden, weldes man hier findet, 


wird auch bie, wie ich glaube, allgemein angenommene Mei- 


hung wiederholt, der Grund, wedbalb die Romer die q. pos- 
sessio, confessoria actio u. dergl. m. auf die eigentliden Sete 
vituten beſchraͤnkt haͤtten, liege darin, daß ihnen in faciendo 
beſtehende Grundrechte unbetannt gewelen ſeyen; ſo wie diefe 


im Mittelalter aufgefommen waren, habe man auch die Servis 


tutentbeorie — cera angewandt, und in dieſer An⸗ 
J ve 


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356 NImifches Reds. 


wendung liege Saber durchaus nichts Unroͤmiſches oder Tadelns 
werthes. Dieſe Meinung iſt aber unrichtig. Daß ein Gruud⸗ 
ſtuͤk, fo gu ſagen, gum Gubjecte einer Leiftung gemacht wurde’ 
(S. 54.), fam ſchon gur elt dey Republik vor; denn alle 
vectigalia, stipendia, decumae u, f. w. populi Rom. waren 
bon diefer Art; wie Antonius und Severus refcridicten: in 
vectigalibus ipsa praedia non personas conveniri (L.7. pr. 
de publicand. Cf, Tit. C. Sine censu vel reliquis.); und 


. wurde diefes Recht auf mancipes Abertragen, wie immer gez 


ſchah, fo ward es in ihrer Perfon aud gewiffermafen Privats 
recht; eben fo auc, wenn dergleichen Grundſtuͤcke Staͤdten, 
PrieftersCollegien und fpater Kloͤſtern und angefehenen Privaz 

ten geſchenkt wurden. Auch aus dem fogenannten Gommunals — 
werbande entwidelten ſich mande Grundlaften, wie 3. B. das 
clodcarium und viele andere Functionen (L. 27. 9. 3. de usufi. 
L. 39. §. 5. de leg. 1. L. 6. §, 5. de munerib.). Zehendge⸗ 
rechtigtciten kommen (don gur Beit der Republi bor (z. B. 

Sentent. de finib. int. Genuat, et Vitur. reg. dicta. Brisson.’ 

de form. V, 124. L. ult. §. 25. de munerib.) Die Gurisdiction 
war aud) von jeber cin Annexum bon Grund und Boden und | 
ftand den Golonien gu, die haufig genug fiber. deren Ausuͤbung 
in Streit fommen modjten (Sicul. Flacc. bei Goes. rei agrars - 


auot. p. 23, 24.). Dev Fropnden und Landesfolgen gab es in 
ben Kaiſerzeiten nicht minder eine grofe Menge (3. B. L. ult. 


§. 21. de munerib.). Das aud) die Landeshobeit bei den vie⸗ 
len reguli und civitates liberae des Roͤmiſchen Reichs vorge⸗ 
kommen imd haͤufig Gegenſtand rechtlicher Entſcheidung gewe⸗ 
ſen ſei, lehrt die Geſchichte und die Natur der Sache. So daß 


alſo faſt alle „Deutſchen Rechte“ ſchon fruͤher exiſtirt gu haben 


ſcheinen. Wenn man daher bei den Roͤmern die Servituten⸗ 
lehre darauf eben ſo wenig angewandt hat, wie auf die man⸗ 
cherlei Privilegien, welche unſere ſinnlos conſequente Jurispru⸗ 





® 


Roßbirt a. Albert, oom Beſize. 387 


Seng ebenfalls auf die Servituten zuruͤckzubringen pflegt, ſo hat 
dieſes wohl ſeinen Grund lediglich in der innern Unwahrheit 
Und Ungwedmagigheit jener Gleichſetzung, welche genauer nace 
zuweiſen hier der Raum nicht geſtattet. Daß aber nahmentlich 
nicht von ziner q. possessio dieſer Rechte die Rede ſeyn kann, 
wenn man die Natur dieſes Inſtituts nicht umkehren will, mugs 
Qus dem Wefen des Beſitzes erklaͤrt werden. Diefer enthale 
immer die Unterwerfung, natoͤrlich alfo eines unfreien Indivi⸗ 
duums, und fann demnad nur, entiweder possessio corporis, 
wenn bas Individuum des Koͤrpers in fidy innegehabt wird, 
oder possessio juris, wenn a8 Besiehungsleben des Korpers 
unterworfen ift, (enn. Will man hierdber hinausgehn, und 
aud) freie Handlungen von Menſchen gum Gegenftahde bes Be- 
ſitzes machen, (obgleich diefelben vielleicht mit dem Cigenthum 
koͤrperlicher Sachen verknuͤpft ſind) ſo wird dieſer zu einem 
runden Biereds ‘man muͤßte denn possessio in dem gang alle 
gemeinen Ginne nebmen, in weldem es einen Quftand bedeuz 
‘tet, wie man 3. B. possessor und petitor einander gegeniber 
fiellt, oder bei der hereditatis petitio bon einem juris posses+ 
gor redet. Nur das Ligt ſich freilich nicht in Abrede nehmen, 
daß trotz dieſer Unbeſitzbarkeit jener Realrechte doch die beim 
Beſitze vorfommenden Klagen durch Fietion irgend eines Civil⸗ 
rechts darauf angewandt werden koͤnnen, wie z. GB, auc auf 
den q. ust usfructus, obgleid) ex fein ususfructus, iſt und fepn 
kann (. 2. ſ. I. de usufr. ear. rer.), dod) manche Grundſaͤtze 
deſſelben angewandt ſind. Allein die Frage iſt dann, ob eine 
foldje Ausdehnung rathlid) und billig fey, wads im Ullgemeinen 
gewiß geldugnet werden mug, Haben dod) die Romer ſchon 
aus diefem Grunde den Beſitz und die Ufucapion der Erbſchaf⸗ 
ten verworfen! (Gai. 2,54.) Denn irgendwo, fo follte hier 
eine weife Geſetzgebung — von dex bloßen Muctoritat der Rechts» 
gelehrten iff bei cinem fo tief eingerourgelten Mißbrauche wenig 


' 358 Romifdhes Rede. 


gu erwarten — den ˖durch todtes Schließen a priori dem wirk⸗ 
lichen Leben aufgeladenen Ballaſt wieder hinwegzuſchaffer. Von 
einer quasi possessio, einem possessorium, einer actio con- 
fessoria und negativa, den eigenthuͤmlichen Erwerb⸗ und Ver⸗ 
luſtarten der Servituten, ſollte bei jenen Reallaſten nicht mehr 
die Rede ſeyn; ſondern uͤber das Vorhandenſeyn oder Nichtvor⸗ 
handenſeyn jener Rechte eine eigene Klage gegeben werden, de⸗ 
ren Nitur ſich nad der Natur des Rechts ſelbſt ridtete, und 
gu deren Exiſtenz es ja keines befondern Nahmens beduͤrfte, und 
uͤber Erwerb und Berluft muͤßte man ebenfalls die nide ſchwer 
Quagumittelnde Natur jener Mechte in diefer Beziehung entſchei⸗ 
den laſſen. Da nun unfer Vers. die ganze Vefigesiehre auf 
die deuiſchen Grundrechte Abertrdgt und ſogar dem dominus 
directus beim Lehn aud eine juris quasi possessio zuſpricht, 
fo handelt' er, feine Anſicht confequent verfolgend, im §. 6. 
aud die Lehre von dem Erwerbe und Berlufte bed Quaſibeſitzes, 
nahmentlich derjenigen deutſchen Reallaften, welche fic) in eis 
nem Thun dugern, ab (S. 66-—74.), worhber weitere Bemer⸗ 

fungen nad bem bereits Gefagten dberfldffig fepn warden, 
| Wir wenden uns Saber jet gu Wiberts Sarift. Da 
dieſe eine ſehr forgfaltige und vollftdandige Zuſammenſtellung des 
Inhalts der Yon dem interd. de itinere actuque privato (pres 
chenden Stellen des corpus i. c. giebt, fo will id) mid) um ber 
Kuͤrze willen bei dieſer Beurtheilung auf das Haupt(achlidere 
bon dem beſchraͤnken, worin dex Verf. die Erkenntniß diefes 
Rechtstheils weiter gefoͤrdert, eder worin er geirrt und ‘Unig 
tiges vorgebracht bat. 

2 §§.1—a1. Einleitung. Ucher dieſes Ynterdict fiberbaupt. — 
fi te wird bemerft, daß es von iter, actus, via ‘und aquae- 
ductus in unfern Quellen peige, fie feyen die servitutes pred. 

' rustic., bon allen Abrigen bagegen (jedoch nur in der Regel, 
ogi, L. 2. de serv, pr. rust.) bles, fie whrden mit dagu ge- 


‘f 





4 — roy = | 
Roshieeu. Albert, vom Belge. - 389 
rechnet. Es ware gewiß von Belang fir die gu erfldrenden 


Fnterdicte geweſen, den Grund diefer verſchiedenen Ausdruͤcke 


auszuforſchen, zumal da, was man bis jetzt immer uͤberſehen 


bat, jener Gegenſatz ein durchgreifender iſt, und bei (ebr. vies 
len Sunftituten des Roͤmiſchen Rechts, obgleich natuͤrlich nicht 
mit ſclaviſcher Beobachtung der Regel, vorkommt. Die Sache 
iſt aber dieſe: Esse aliquid heißt es von einer Sache, wenn ſie 
ihrer ganzen Natur nach in dem genus, welches ſie als species 
mitbilden ſoll, aufgeht, und folglich der Begriff udd Nahme dere 
ſelben durch fie entſtanden und als Erkenntniß mit ihr identiſch 
iſt. Dagegen connumerar?, videri, esse in aliquo u. ſ. w., 
wenn die Sache gwar ebenfalls gu einem genus gebirt, aber 
nur deshalb, weil die Merkmale oes Begriffs ſich bei ihr auch 
finden, wo alſo noch Nebenbeziehungen da ſind, die den Nah⸗ 
men uͤberſchreiten, und wo deßhalb der Nahme nicht durch ſie 
entſtanden iſt, ſondern nur durch einen logiſchen Act mit auf 
ſie bezogen wird. So ſind die unterworfenen Peregrinen dedi-. 
tĩcii, gewiſſe ihnen gleichgeſtellte Freigelaſſene dediticiorum 
numero; Peregrinen ſind nicht Roͤmiſche Voͤlker, die Latini 
veteres find peregrinorum numero, was man vom Felde eine 
erndtet, find Fruͤchte, das Faden des Pferdes est in fructu u. 
f, w. Demnad miffen jene vier Gervituten etwas an fic) tras 
“gen, wos die urſpruͤngliche Verhaͤltniß⸗ Natur ber praedia ru- 
stica gerade erſchoͤpft, und das iſt aud) fo. Dentngje Natur 
der laͤndlichen Grundſtuͤcke, fo fern fie den Menſchen unterwors 
fen find, befteht darin, daß der Menſch mit aliem Bewegliden 
auf ibnen lebe und fid) bewege (die bewegliden Sachen sages | 
gen follen nur gebraucht und verbraudt werden), und da nut 
die Erde ‘ein Individuum iit, durch deffen gam Pridateigens 
thumsrecht nothwendige Abtheilung, vermoͤge Grangen, es ſich 
ereignen mug, daß einer, um gum Geinigen gu gelangen- 
Gber ihm nidt gebdsige Stide gehe, fo find die dieraus 


ʒ60 Wdomiſches Recht. 


eniſtehenden Servituten zugleich die Verhaltnignatus Oe8 ver⸗ 
theilten Grundes und Bodens, ohne welche ſich dieſer niche 
denken laͤßt. Much if diefeg fuͤr das Baller nod) wahr, weil 

dieſes ebenfalls geht, obgleich es ſich dadurch on den uͤbrigen 
gehenden Gegenſtaͤnden unterſcheidet, daß feine Natur gugleid 
grundftidsartig iſt, weßhalb aber aud die servitus aquaedu- 
ctus manche Eigenthuͤmlichkeiten bat. Sobald nun aber cine 
Servitut darauf, daß man etwas vom andern Grundſtoͤcke — 
folglid) cine bewegliche Sade, die aber auch wieder Wafer 
feyn Fann (aquaechaustus) — nebmen und gum Beſten des 
herrſchenden Grundſtoͤks verwenden koͤnne, fo dient hier gwar 
aud nod cin Grunditid dem andern auf rufticale Weifes aber 
Res liegt nod) mehr darin, alé ein bloßes Dienen eines landliz 
den Grundſtuͤcks als. folhen, indem naͤwlich der Inhalt des - 
Dienens erft durd eine beweglidye Sade, in welder Form 
ein Theil bes GrundPids dargeftellt wird, hindurchgeht. — §- Be 
enthalt eine im Ganzen quellenmapige Cintheilung der viae; 
‘aber moͤchte fid der Verf. auf die Erklaͤrung dex Quellen ein⸗ 
gelaffen haben, namentlid ber nach ihrer jegigen Lesart finns 
lofen L. 2, §..23. Ne quid in loco publ, Diefe Stelle mug, 
wie id glaube, fo gelefen werden: Privatae viae dupliciter - 
accipi possunt: vel hae, quae sunt in agris, quibus impoe 
sifa est servitus, ut ad agrum alterius.ducant; vel hae quae 
ad agros ducupt, per quos (ſtqtt quas) omnibus permea- 
re liceaf (4. B. Grund und Boden einer colonia oder eines 
vicus) in quas exitur de via consulari, et sic post (0. h- 
postea) illas (ftatt illam) excipit via vel iter vel actus 
_ad villam ducens, has ergo, quae post consularem exci- 
piunt in vicos (ftatt villas) vel in alias colonias, ducep~ 
tes, putem etiam ipsas publicas esse, (Denn obgleid) ſolche 
Wege meiſtens von ben Eigenthuͤmern eines gewiffen Private 
grunditids gebraudt werden, fo mug ibe Rect doch darnach 


Roßbirt a, Albert, oom Belige. 3G 


beflimmt werden, auf was fir solum fie zunaͤchſt führen). 
Die Rectfertigung dieſer Emendation with einiges Nachdenken 
iedem bald liefern. 

Von der Abhandlung ſelbſt fit O48 erfte Capitel 
von den weſentlichen und allgemeinen Bedingungen dieſes In⸗ 
terdicts. Dieſe find A, Gebrauch des Weges. Was darunter 
gu verſtehen fei, iſt ſſ. 12 —21. mehr nach den Quellen, als 
mit aus denſelben geſchoͤpfter Einſicht richtig beftimmt, In das 
Weſen der Sache moͤchte folgende kurze Hinweiſung mehr ein⸗ 
fuͤhren. Eine Servitut iſt die Eigenthumsbeziehung zwiſchen 
zwei Grundſtuͤcken, welche eben ſo eine unkoͤrperliche Subſtanz 
bildet, wie das Grundſtuͤck in ſich eine koͤrperliche Subſtanz iſt. 
Exiſtirt nun dieſe Subſtanz jure civili, fo iſt fle ein Rect, 
wird fie bagegen blos nady dem Berhaltniffe des herrſchenden 
Menſchen zu der unterworfenen unkoͤrperlichen Sache inneges 
habt, ein Gebrauch. Cine ſcharfe Beobadtung diefes Gebrauchs 
aber wird “die in den Quellen vorfommendep Erforderniffe deſ⸗ 
ſelben leicht erklaͤren. — ſ6. 22 -26. Erforderliche Wieder⸗ 
holung dieſes Gebrauchs; 3 es ſoll nach Ulpians L. 1. § 2. 
h, t. wenigſtens an 30 Tagen im legten Sabre gebraucht feyn. 

Warum dieſes, da der Praͤtor fagt hoc anno? Der Rerf. exe 
klaͤrt dieſes nicht und ſcheint angunehmen, daß dle Roͤmiſchen 
Furiſten willluͤhrlich dieſe Beit feſtgeſetzt haben. Aber wie ließe 
ſich dad rechtfertigen? Die Sache haͤngt vielmehr ſo auſammen. 
Der Praͤtor ſagt nicht, wie lange im letzten Jahre gegangen 
ſeyn muͤſſe. Da nun nach der Natur der menſchlichen Bewe⸗ 
gung uͤber Grundſtuͤce und folglich aud nach der Natur der 
itin¢ra und actus dieſe nicht immerwaͤhrend, fondern uur bet 
entſtehendem Beduͤrfniß gebraucht werden (I. I. §. 2. h. t.), 
folglich immer nur ein Stuͤck von jenem Jahre der Dauer nach 
verſtanden werden kann, wenn aber ein Stuͤck hinlaͤnglich iſt, 
aud) das kleinſte genuͤgen muß, und das kleinſte (0. h. naͤchſt - 


362 / Romiſches Rest. 


fleinfte) Stuͤck des Jahres ein Monat it, fo mug ein Gebraud 
von Z0'Lagen hinreiden. Wenn alfo der Prator ſagt: boc 
anno, fo heißt dieſes foviel als binnen einem Sabre, eine ei⸗ 
nem Fabre nad der Natur hed Wege⸗Gebrauchs entſprechende 
Zeit bindurch (modico tempore). Auch das erklaͤrt unſer Verf. 


nicht, weßhalb das interd. de aqua blos einmaliges ducere 


aquam im letzten Jahre fordert; das naͤmlich deswegen, weil, 
wenn das Waſſer einmal geleitet iſt, es von ſelbſt immer fort⸗ 
fließt, biß man es wieder hindert (vgl. L. 1. §. 21. de aqua), 
weldemnad die Natur diefer Servitut nur eine einmal ute 
ſpruͤnglich vorhanden gewefene menſchliche Thaͤtigkeit mit fid 


bringt. — (§. 27—31. In dieſem Interdict kann aud) der 


Gebrauch des auctor mitgerechnet werden, nnd es ſchadet nicht, 


daß der Eigenthuͤmer des dienenden Grundſtuͤcks wechſelte. Hier 


ware eine genauere Beſtimmung des hier gu verſtehenden auctor 
wuͤnſchenswerth gewefen, z. B. ob aud) ein vi clam precario 
Hom vorigen Cigenthimer Befigender oder ein m. f. emptor des 
Borgingers Gebrauchtage mitgdhlen duͤrfe? ( Erfterer nidt, 
letzterer wohl.) Wud ift §. 28. der adel bes Paulus, web 
cher da8 Snterdict bes Kaͤufers aus bloßen Gebraudtagen fei: 
nes Vorgaͤngers ein interd. apiscenda possessiomis nennt, gang 
ungeredt und irrig, und dabei nidt bedacht, daf wenn aud 
der befeffene Gegenftand hier dem Grundftid anflebt, bod) der 
Beſitz felb(t immer factiſch von jeder Perfon, weldye ihn bee 
hauptet, erworben werden mus, — §§. 32 — 35. iſt die Lehre 
von dem Gebraud bes Weges durch andere Perfonen als den 
‘dominus , 5. B. ben Ufufeuctuar, Preciften, Paͤchter, Freun⸗ 
de ganz migverftanden, obgleid) Ser Inhalt der Quellen genau 
referirt wird. Die gange Gade erflart fid), wie von felbft,. 
wenn man bebdenft, daf aud bei Servituten ein Gebranden 
burd) ministri q. possessionis vorkommen kann, als folde 
aber eben nur diejenigen anzuſehen ſind, welche nicht als ſelbſt 


— 





Roßhirt u. Alb ett, vom Beſitze. 363 


gun Gebraud Berechtigte, wie der Ufufructuar und Preciſt, 
fondern nur im Nahmen des dominus, over eines andern suo 
nomine Berechtigten gebrauden; daß aber aud ein Precift deß 
Grundftids als minister possessionis domiini alsdann gelten 
mug, wenn er, da dem dominus dle Servitit zuſtand, diefe 
bom Nadbarn precario rogirte; denn ba suae rei'precarium 
‘non tenet, fo gebrandyt der Precift nun in Begiehung auf den 
dominus nidjt suo nomine, und da bem dominus ferner’ der 
Irrthum deffer, dem er gugeftanden hat, nidt ſchaden fann, 
Yo ift ber Precift nun fir ben dominus alé minister possés- 
sionis zu betrachten. — B. Berwebhrung des Gebrauchs. Hiers 
fiber ift Manches beffer als gewoͤhnlich gefagt; moͤchte nur der 
Verf. den unglidliden Ausdruck „Beſitzesſtoͤrung,“ deſſen die 
Neuern bei dieſem Interdict ftatt p» Sebraucdsverwehring’” ge⸗ 
woͤhnlich ſich bedienen, und deſſen Unpaſſendes er ſelbſt ſo wohl | 
eingefeben bat (F. 48.), nicht dod) felbft wieder beibehalten ha⸗ 
ben. Da wir in der Erkenntniß des Roͤmiſchen Rechts noch 
unmuͤndige Kinder find, ſo ziemt es uns vor Allem, erſt rich⸗ 
tig ſprechen zu lernen. — Was nun Wehrung des Gebrauchs 
ſey, das hat der Verf. aus den Quellen auch wieder ſehr ſorg⸗ 
faltig zuſammengeſtellt, aber, wie es ſcheint, ohne rechte Ein⸗ 
ſicht in die Sache ſelbſt. Namentlich weist er nit nad, weß⸗ 
halb dieſes Interdict nicht angeftellt werden kann, wenn auf 
dem dienenden Grundſtuͤcke gebaut oder Graͤben gezogen werden, 
obgleich in dieſem Falle das interd. de aqua ſtatt findet. Die⸗ 
ſes iſt folgendermaſſen zu erklaͤren. Die Ausſchließung dieſer 
q. possessio auf gewaltfame Weiſe mug natuͤrlich aud wieder 
gerade das, worin jene q. possessio beſteht, betreffen, Nun 
beſteht der Gebrauch der Wegegerechtigkeit in einer von dem 
Grundſtuͤck getrennt und nur auf demſelben ſtatt findenden Fort⸗ 
bewegung ‘der Menſchen ſelbſt oder koͤrperlicher Gegenſtaͤnde 
durch Menſchen. Folglich kann aud eine gewaltſame Verhin 


2 


364 | Remifhes Recht. 


derung deſſelben nur Sarin beftehen, dag cin entgegengefestes 
Werfiren von Menſchen (durch dieſe ſelbſt oder Ourd von ihnen 
in Bewegung gefegte Gachen) auf dem Grundftid jenes Fort: 
bewegen verwehrt 3 wogegen Hinderniſſe, welche Grund und Bos 
den ſelbſt darbietet, wenn ſie auch vielleicht zum Hindern her⸗ 
vorgebracht waren, keine gewaltſame in contrarium actio des 
Gebrauchs enthalten. Daher wuͤrden abſichtlich gelegte Fup 
angeln oder ein angeſtellter Kettenhund dieſes Interdict begruͤn⸗ 
ben, aber nicht irgend ein opus in fundo factum. Ganz an⸗ 
hers bei dem Wafferleitungsrechte ; denn dieſes befteht in dem 
Fortbewegen eiger mit dem Grund und Boden gerbundenen 
Gubftang, welded urd einen Menſchen nue urſpruͤnglich ein 
mal bewirlt iff; Saber bier die Hinderung darin liegt, wenn 
Has Individuum des Bachs {einer (Grundftids-) Natur nad 
gu geben gebindert wird, 6, h. aud von Grund und Boden 
aus. Was der Berf. § 41. von politiſchen Grinden des 
„Geſezgebers“ bei dieſer Gelegenpeit horbringt, ift gang unbe⸗ 
gruͤndet, ſo wie auch nur mangelhafte Einſicht der Sache ihn 
gu der Behauptung bewogen haben kann, daß die operis no- 
vi nunciatio bem Wegeberechtigten alsdaun zuſtehe, wenn bas 
novum opus fi fid) uber das gange Grundſtuͤck erſtrecke (S. 52.). 
Das zweite Capitel handelt von dem usus vitiosus, 

und zwar A. uͤber dieſen Gebrauch ſelbſt. Hier ſind vom Verf. 
die verſchiedenen vitia usus recht gut beſtimmt, aud jedesmal 
der feblerbafte Gebraud vom Nichtgebrauch wohl unterſchieden 
worden. Nur bemerke ich: 1) Unrichtig iſt es, wenn oer Verf. 
§. 65. S. 74. (vgl. q. 61.) mit den Neuern einen Widerſpruch 
zwiſchen Ulpians Ausſpruch gu dieſem Interdict: qui prohi- 
bitus utitur, clam utitur und der Aeußerung deffelden Juri⸗ 
ſten gu dem interd. quod vi aut clam, daß si quis contra 
quam prohiberetur fecerit, diefes ein usus violentus fey, an: 
himmt, und denfelben durd die angeblid berſchiedene Bedeu⸗ 


? 





Roßbirt u. Albert, om Beſitze 365 
tung der Gewalt bei einem Wege und bel einem opus gu be 
feitigen fucht. Vielmehr fagt Ulpfan an beiden Stellen etwas 
gang Verſchiedenes; an der einen naͤmlich, daß wenn Jemand, 
der verbindert worden: ift, dod) | gebraucht , diefes clandesti~ 
nus usus fey; an der andern dagegen, daß wenn Jemand, 
wabrend er verhindert wird, dod gebraucht, dieſes usus vio⸗ 
lentus ſey. Man achte nur auf die temporal 2) Obgleich 
die Unterſcheidung des usus precarius von dem ſ. g. usus ex 
jure facultatis und familiaritatis 9. 72— 75. ſehr richtig durch⸗ 
gefuͤhrt iſt, ſo wuͤrde doch der eigentliche Begriff des precarium 
erſt recht deutlich hervorgetreten ſeyn, wenn auf den Haupt⸗ 
punct mehr Gewicht gelegt worden waͤre, daß naͤmlich bei dem 
precarium nach dem Willen der Partheien immer die Sache 
ſelbſt zum Gebrauch widerruflich aberliefert und nicht blos der 
Gebrauch zugeſtanden wird welches letztere bei dem Gebrauch 
ex j. familiaritatis sefcicht Wud iſt die Uuterſcheidung des. 
Gebrauchs ex j. facultatis und ex j. familiaritatis eigentlich 
unbegruͤndet, weil beide in dem hier allein wichtigen Stuͤcke 
abereinkommen, daß fie auf dem wirklichen oder vorausgeſetz⸗ 
ten Wohlwollen gegen den Naͤchſten beruhen; ob dieſes durch 
beſondere Verhaͤltniſſe entſtanden iſt, oder nicht, macht nichts 
aus. 3) Der Verf. will §. 78. den usus vitiosus deutſch 
| „mangelhaften“ und nidt ,,feblerbaften’’ Gebraud . gegeben 


wiffen; aber gewiß unrichtig: denn mangelbaft ift, was nicht 


gang iſt, der usus vitiosus iſt aber ein ganzer, vollſtaͤndiger 
Gebrauch; fehlerhaft dagegen iſt die Eigenſchaft einer ganz vor⸗ 
handenen Sache, durch welche dieſe einen gewiſſen von ihr 
ſonſi zu erwartenden Effect nicht leiſtet, und eine ſolche Eigen⸗ ~ 
(Haft bat der usus vitiosus. Auf die Erlaubtheit oder Nicht⸗ 

erlaubtheit des Gebrauchs deutet zunaͤchſt weder vitiosus ‘nod 
feblerhaft ‘bin, 4) Gegen ben aud) vom Verf. immer kunſt⸗ 
maͤßig gebrauchten Ausdruck der — exceptio vitiosee pos 





366 *9. Ndmiſches Recht. 25 


sessionis abe th mich fon anderwarts erflart (Analect. lit- 
terar. ed. J. Huschke p. 155.) und wiederbole diefe Erklaͤrung 
bier, well jener falſche Gebraud aud) gu practifdy widtigen 
- Mifverftdndniffen fahren fann. Denn eine angebradite Inter⸗ 
dietsklage, worin der Klaͤger behauptet, gewaltſam gebraucht 
zu haben, muß ohne Weiteres zuruͤckgewieſen werden, waͤhrend, 
wenn der Gebrauchsfehler eine exceptio enthielte, die Mitthei⸗ 
Iung an ben Beklagten nidt unterlaffen werden duͤrfte. 5) Mud 
die Natur des Sufammentreffens eines usus rectus und eines 
usus vitiosus in bemfelben Sabre ift dem Verf. nicht recht klar 
geworden (ff. 84. 85.). Der Grund, warum ſelbſt ein nach⸗ 
folgender sus vitiosus nicht ſchadet, wenn man nur vorber in 
demfelben Sabre die geborige Zeit hindurch ordentlidy gebraucht 
| pat, liegt darin, dag der Prdtor hier nidt auf den gegenwars 
tigen Beſitz fieht, wie bet dem interd. uti possidetis, fondem 
auf das gange Jahr, und gerade deßhalb Quftande in eingelnen 


Kheilen dieſes Jahres fir den Beſitz gleichguͤltig ſind. Harte 


Semand 50 Tage hindurd) gebraudt, und darauf precario ſo 
-gebeten, daß nun der gange vorherige Befig nicht mehr , gelten 
folle, fo wuͤrde das Snterdict nun dod) nod) ſtatt finden, aber 
durch eine exc. pacti entirdftet werden, — Gin Unhang gu ben 
beiden erſten Capiteln Hber den Proceß des interg. de itinere 
ift fiberaus duͤrftig, was um fo mehr gu bedauern iſt, als nus 
durch die Erklaͤrung des alten bier gebraͤuchlichen Proceffes Bie 
les in dieſem Snterdict erſt volles Licht erhalten fann, 

Im dritten Capitel A, Aber die redtlige Natur 
des Beliges der Wegegeredhtighkeit Aberhaupt, ſtoſſen 
wir gleich Anfangs §. 95. auf einen nicht begruͤndeten Tadel 
o. Gavigny’s, welcher behauptet, daß einmaliger Gebrauch 

des Weges mit der Affection des Rechts den Beſitz deſſelben 
erwerbe, wogegen der Verf. einwendet, daß ja erſt Zotaͤgiger 
Gebrauch das Interdict arte Udlein etwas Anderes ift es ja, 


4 


— 











Rog hire u. albert, bom Veſihe. a 367 


Beli tz haben, etwas anderes denſelben durch Interdict ſchuͤtzen 
koͤnnen, wie man daraus ſehen kann, daß Jemand den Beſitz 
einer beweglichen Sache nach aͤlterm Rechte unſtreitig haben, 
dennoch aber das Interdict utrubi dann nicht gebranchen konn⸗ 
te, wenn in dieſem Jahre ſein Beſitz nicht der laͤnger dauernde 
‚war. Nur ſo viel iſt wahr, daß wo der Befig als dauernder | 
guſtand wirken ſoll, wie hier, nicht einmaliges Gebrauchen hin⸗ 
reicht, was ſich daraus erklaͤrt, daß uͤberhaupt hier kein eigent⸗ 
licher Beſitz vorliegt. Auch darin hat der Verf. ſehr Recht, 
daß bei ben Neuern dadurch viel Verwirrung in dieſe Lehre ge⸗ 
bracht worden iſt, daß ſie die von dem Beſi itze koͤrperlicher Sa⸗ 
chen geltenden Regeln meiſtens ohne Weiteres auf den Beſitz 
der Rechte bezogen haben. Wo ſi ich derſelbe aber uͤber den 
agers der Servituten durd Verjaͤhrung und Vertrag serbreis 
, bringt er fat nur die Irrthuͤmer der Neuern uͤber dieſen 
nile vor (ff. 96=-104.) — Unter B. wird mit Recht 
die Meinung derjenigen verworfen, welche behaupten, dem 
Klaͤger liege in dieſem Interdicte der Beweis der scientia et 
patientia domini fundi servientis ob ($$. 105 — 109.) — 
C. Det animus suo jure utendi mug vom Klaͤger bewieſen 
werden; dieſes iſt gegen Ley ſer in 5. 110 — 114. ſehr ſchoͤn 
vom Verf. dargethan. — D. Nochmalige Erlaͤuterung des Uns 
terſchiedes zwiſchen q. possessio nulla und vitiosa, hier nde 
mentlid) in Begiehung auf die Beweislaſt. 6§. 145— 118. — 
Unter E. endlich erweiſt der Verf. mit Scharfſinn und Wahre - 
Heit, daß Sem Befiger der Wegegerechtigteit keine gewaltfame 
Vertheidigung dserfelben gegen Gewalt zuſtehe (was jedoch da⸗ 
mit nicht verwechſelt werden darf, daß Jemand, der auf einem 
fremden Grundſtuͤck geht, dort wie anderwaͤrts ſich gegen ge⸗ 
waltſame Angriffe ſchuͤtzen kann). 
Das folgende vierte Capitel handelt noch mehrere te 
ſondere die Natur dieſes Interdicis betreffende Puncte ab. 


368: . Romifhes Rede. 

A. Das interd. de itinere ijt ea Interdictum sim- 
plex. Der. Grund davon wird ridtig dahin angegeben, weil 
mit bem Beſitz des Klaͤgers niemals dee Beſitz eines Andern 
an derfelben unkoͤrperlichen Sache geldugnet werde, (Sobald, 
wie beim Aquaͤduct eine koͤrperliche Sache mit in den Beſitz der 
unkdrperlichen Sache faͤllt, laͤßt ſich auch Duplicitaͤt des In⸗ 
terdicts denken.) §§.125—151. — B. Es kommt bei die 
ſem Interdict die bona fides des Klaͤgerb nicht zur 
Sprache. Jf. 132 —139, Dieſes iſt wahr und aus den Quel⸗ 
fen richtig dargethan, wie aud) der Unterſchied zwiſchen b. f. 
und nec vi nec clam nec precario uti gut nachgewieſen iff, 
Aber weßhalb bedarf es hier dee b. F. nicht, wohl aber bet dem 
interd, de aqua? Davon fagt der Verf. nits. Da cine voll 
ſtaͤndige Eroͤrterung hier gu wejt fibren wuͤrde, fo will id far 
eine gulinftige Bearbeitung des Ynterdicts de aqua, nur darauf 
aufmerkſam machen, daß civili ratione dle b, f gue Recht⸗ 
maͤßigkeit des Beſitzes nur gehdrt, wenn man frembe koͤrper⸗ 
liche Sachen wirklich, nicht auch wenn man eine nicht als Recht 
beſtehende unkoͤrperliche Sache uneigentlich beſitzt (denn hier be⸗ 
ſitzt man nichts Fremdes); bei der servitus eundi agendi hat 
man’nun blos den unkdrperlichen Gebrauch, dei der servitus 
aquaeductus aber außer dem jus \ducendi aud dfe frembde 
aqua, Jedoch wird die b. £ nur bei dem ducere etfordert, 
nidt auch bei Unftellung des Interdicts, wie der Werf. §. 137 


nach todtem Wortverſtaͤndniß meint, — Unter C. wird auszu— 


fibren verſucht das interd. de itinere untetſcheide ſich dinſicht · 
lich des Grundes ſeiner Einfuͤhrung namentlich von dem in⸗ 
terd. uti possidetis dadurch, daß dieſes letzlere auf einem 
maleficium beruhe, bef dex Einfuͤhrung des erſtern aber 
der Praͤtor von dex Idee der Nothwendigkeit eines vorlaͤufi⸗ 
gen Schutzes dex Wegegerechtigkeit und nebenbel der Mids 
fidt, daß diefer Schutz dem Gegner bei den feſtgeſetzten Be⸗ 


@ 





Roßhirt u. Albert, vom Beige, — 369 
dingungen nicht ſehr gue Beſchwerde gereidie, geleitet worden ~ 
ſey. «SS. 140—151 ) SH meinestheils glaube, daß der Grund 
der poſſeſſoriſchen Interdicte uͤberhaupt von den Neuern, die 
auf bas, wad Paullus L. 2 §. 2. de interds ſagt, nicht gehoͤ⸗ 
rig achten, noch ganz verkannt werde. Dieſe Interdicte wer⸗ 
den naͤmlich, wie denn aud) alle uͤbrigen, ſaͤmmtlich nicht 
odid maleficii gegeben, ſondern fle find die regelmaͤtige Klage 
aus dem Beſitze, welder eben fo gut, wie das Cigenthum, eine 
befondere res in patrimonio iſt (vergl. z. B. Fragm. Vatic. 
§. 1. L. 15. §. 1. de ‘cond. indeb. L. 34: §. 4. dé contrah, 
empt, L, 12. §. 1. de acquir; vel amitt. possi) und eine bes. 
fondere rt fireitig gemacht gu werden bat, weldye, fo wie beint 
Gigenthum in der Vorenthaltung des Befi itzes, fo bier. in der 
| Wegnahme (oder Stbrung) vi, clam, precario beſteht; denn 
wenn außerdem Jemand den Befig verlohren hat, fo bat ev 

ihn eben nicht mehr und fann aud feine Befigestlagen verlan- 
gen; daher die Interdicte, obgleich ſie wegen Sachen zuſtehen, 
doch ihrer Natur nad perſoͤnlich find. (L. 1. ſ. 3. de interd.). 
Dem gemaͤß ſtehen alſo die poſſeſſoriſchen Interdicte nicht we⸗ 
gen des Beſitzes gu, .d; h. fie find keine Rechtsmittel, wm das. 
aͤußere Verhaͤliniß oer Perfonen gu den Sachen gu reguliren, 
wie die missio in possessionem, pignoris captio u. ſ. w., was: | 
auch fon daraus bervorgeht, daß aus ibnen actiones entfles 
hen, fondern fie erzielen Gewabrung eines Vermoͤgensrechts, 
welches eben der Beſitz iſt (L. 2. §. 2. cit.) Dieſes gilt nun von 
dem Befige koͤrperlicher Sachen und des ususfructus gang alls - 
gemein, Bei den servitutes rusticag befigt eigenilid) Niemand 
continuirlich, daher man hier auch nicht behaupten kann, daß 
Jemand den Beſi ig gu irgend einer Zeit habe und derſelbe ihm 
gewaͤhrt werden muͤſſe; deßhalb hat hier der Praͤtor nur durch 
den großen Nutzen hewogen in. den norhwcndiaſten Faͤlen nae, 

Krit. Zeitſchr. I. 3. Pe 3° 


370 Ro mifdhes Reds. 


unter getviffen Bedingungen den Gebsaud) dem Beſitz gleich gee 
achtet und gewabrt, (o bag nun alfo aud) die interd. de itinere 
und de aqua proprietatis causam continent (L. 2. §, 2. cit.). 
Fuͤr die weitere Wusfihrung diefer Anſicht, welche ſehr viele 
ſonſt dunkeln Puncte in der Lehre von den Interdicten aufhellt, 
fehlt es hier an Naum. — Die ganze im folgenden Abſchnitt D. 
(Gf. 152 — 157.) audgefibrte Meinung des Verf. dad interd. 
de itinere gehe blos auf das iter als servitus pr. rustic., 
nicht aud als (vermeintliche) servitus pr. urb., berubt auf 
dem Irrthum, daß das iter Aberfaupt femalé servitus urbana 
ſeyn koͤnne; es ift aber ſtets servitus rustica; aud) wenn es 
Gebauden gufteht, was jedod ohne eine weitlduftige Auseinan⸗ 
derfegung nicht gegeigt werden. Fann, 


Im finften Gapitel redet der Beef. von Ser Kraft 
und Wirkung des in Otefem Interdict gu ſprechenden richterli⸗ 
chen Erkenntniſſes. A. Ueber die Kraft deſſelben im Allgemei⸗ 
nen ($§. 158 —168.). Hier wird wieder Wles unridtig dare 
geſtellt; namlid) behauptet, der Richter muͤſſe dem Klaͤger eine 
tempordre Wegefervitut gufpreden und gum Schutz - derfelben 
dem Beklagten eine Caution auflegens die gange Sache werde 
eigentlich erſt in petitorio gum Schluſſe verbandelt; vom in- 
terd. uti possidetis unter{deide fid) dieſes dadurd, daß bier 
das Snrereffe erſt bon Zeit der NlagefteHung an gefordert wer⸗ 
den koͤnne. Wllein 1) eine temporaͤre Wegefervitut iſt ein tins 
ding, vielmehr mug das richterliche Erkenntniß nichts enthal- 
ten, als ehewals Condemnation auf da8 Sntereffe Cdenn inter- 
. dicta prohibitoria . haben feine actio arbitraria), jest Berure 
theilung gu der promissio per te non fiert, quo minus A. A. 
. quamdiu de jure constet , eat agat, und zum Erſatz des In⸗ 
tereffe’ deswegen, weil der Klaͤger feit der Klagſtellung nidt hat 
geben thansn: -2)-Mitdens petitorium hat diefe Kage an ſich 


a 


) 








Rohdirt a. Albert, vow Beſitze. 372. 


gar nidts gu ſchaffen; denn cin Underes iſt Befig, ein Underes 
Cigenthum einer Cache, und koͤnnte gar. wohl diefes Snterdict 
mit der confessoria actio gugleid) angeſtellt werden. 3) Auch 
im interdict. uti possidetis fann a8 Imereſſe exit bon Zeit 
des interdictum editum verlangt werden ie in allen Inter 
dicten außer dem de vi. — Von den abrigen in dieſem Capi- 
tel (bis §. 186.) und im folgenden letzten (FF. 187 — 204.) 
noch vorkommenden und keineswegs uͤberall richtig abgehandel⸗ 
ten Puncten moͤge es aus Ruͤckſicht auf Kuͤrze geſtattet fen; 
nur noch die wichtige Frage hervorzuheben, ob der Sieg des 
Klaͤgers ‘in dem interd. de itinere denſelben ˖von ber Beweis⸗ 
Taft in dem nachher angefteliten petitotium befreye oder nicht: 
Der Verf. nimmt gegen die Meinung dev meiſton /Neuern das 
legtere an, und ſucht dieſes durch kuͤnſtliche Stelleninterpretae 
fiom und mancherlei Urgumente weithiuftig gu rechifertigen (4G. 
167— 186.) Geine Anſicht ift aber — wie adh der grofe 
Apparat von blos duferlid)-logifchen Nachweiſungen, defen er 
bedurfte, abnen laͤßt — durchaus falfh Die SGerdituteentla 
gen haben mit den Abrigen in rem actiones Sat gang gemein, 
daß aud) in ihnen bef dem einen oder andern der ſtreitenden 
Theile ſich ein Beſitzſtand befindet, den der Richter fo lange 
ungeftirt laſſen mug, bid ein entgegenſtehendes Recht dargethau 
iſt, und weichen nur darin bon den PBindicationen koͤrperlicher | 
Saden ab, daß in ihnen auch der Befiger lagen kann. Bei 
den seryitdtes urbanae nun iſt derjenige Beſitzer, deffen præ— 
dium im 3uftande der Herrſchaft uͤber das andere (possessor 
servitutis), ober der Freiheit von der angemaßten Beſchraͤn⸗ 
tung (possessor libertatis) {id befindet, Bei den servitutes 
Tusticae dagegen giebt es eigentlid) teinen dauernden Zuſtand 
der Servitut vind folglid auch nicht der Freiheit, fondern ver 
regelmaͤßige Zuſtand beſteht darin, daß die Servitut nicht ge⸗ 

3 ee 





372 Mbmiſches Rest 


braucht wird, woraus folgt, daß hier immer derjenige, welcher 
die Servitut behauptet, den Beweis fuͤhren mug. Nur in Ci 
nem Falle leidet dieſes cine Ausnahme; dann naͤmlich, wenn 
ber, welcher die Serpitut des Weges oder der Waſſerleitung 
behauptet, ſchon im, Interdict de itinere oder de aqua gefiegt 
hat; denn. altdann bat der Prator ihn gleichſam als Befiger 
anevfannt, wie auch die ihm geftellte Caution geigt, und diefe 
q. possessio. mug nach bem pratorifden Edicte daffelbe bewir⸗ 
fen, wie der wirklich dauernden Zuſtand bei den servitutes ur- 
banae, 

Naͤchden ait fo den Inhalt diefes mit Fleiß und Scharf⸗ 
ſinn ausgearbeneten Buchs. durchmuſtert haben, wird uns am 
Schluſſe dieſer Mecenfjon Her Verf. gewiß die freundliche Er⸗ 


mahnung nicht Hoel auslegen, bel der nicht gu uͤbereilenden 


Fortſezung ſeiner Unterfudung Aber die q. possessio fid) von 
der. bid. jetzt Sefolgten flare logifden Methode moͤglichſt loszu⸗ 
madden, und. ftatt des todten Zuſammentragens der eingelnen 


| QMisfpeddhe des Roͤmiſchen Rechts lieber das in denſelben ſchla⸗ 


fende Leben wiederzuerwecken zu ſuchen: wenn dieſes gelingt, 


ſo bedarf, e& des, mechaniſchen Zuſammenraͤckens und Schiebens 


- 


night mehr, deffen Kraft bod) immer mit fid) ſelbſt wieder aufs 


bets ſandern die Lodtengebeine fammeln fid) von (elber gu Ie 
bendigen Leibern zuſammen, und Jedermann hat ſeine Freude 
daran. a ee es 


* . 
a en ne ee E. Sufgte 
; — 





— * 


Sebierling, “de Jeguns abrogatione. 373 
Schierling, (Ww. W. Zuitphan.) ‘de legum abro- 
gatione, Gandavi. ap. Mahne, 1826. 36 S. 4. 

Rad einem’ die Beſcheidenheit des Werf. beurtundenden 


— - Borworte’ werden in der erften UHtheilurig, welche von 0. 1. 


bis G. 9. geht, die Abſchaffung der Geſetze im Allgemeinen, 


— 


und gwar in den 96.1—3. die Bedingungen und Nothwen⸗ 


digkeit einer je und je gu veranſtaltenden Gefewes = Nenderung, 
in den FF. 4—5 und 7— 8 df Wet und: Wirkſamkeit dee Ab⸗ 
ſchafung, endlidy in den §§. 6. u. g die Erkernbarkeit der Ubs 
ſchaffung und ‘der Werth eines abgeſchafften Geſetzes uͤberhaupt 


abgehandelt. Ref. Hat tu’ dieſer Abtheilung weder Neues ge⸗ 


funden, noch bemerkt, daß ſich dieſelbe etwa durch eine beſon⸗ 
ders treffende Zuſammenſtellung der bereits von andern geaͤuſ⸗ 


ferteh Anſichten ausgeidne.: Sehr beherzigenswerth iſt die War⸗ 


nung (5. 2.) dor haͤufigen und ohne ein: hohes Beduͤrfniß vor⸗ 
genommenen Aenderungen; wogegen uͤbrigens eine hie. und da 
(z. B. §. 1.) angederitete Bidigung never: Geſetzboͤcher ziemlich 
abſticht. Selten oder nie koͤnnen foldhe durchgreifende, uber 
bas ganze Gebiet des Privatrechts (ſeinen niateriellen oder: for⸗ 
mellen Rechtsnormen nad) ſich erſtrekende Neuerungen von cle 
nem wahren Beduͤrfniß erzeugt ſeyn, noch wird ihnen eine 


grͤndliche, das Ganze und Einzelne tief umfaſſende Erkeynt⸗· 
niß des vorhandenen Rechts und des herrſchenden Lebens, wo⸗ 
durch doch nothwendig das Gefuͤhl und das Bewußtſeyn jenes 


Beduͤrfniſſes bedingt if, vorausgehen. »Merkwuͤrdig war dem 
Ref.- auch das, Sag der⸗ Verf. die Regel: cessante ratione 
cessat lex -felbft in dem: Roͤmiſchen Recht zu finden ſcheint 
(§. 4.3, ob exc gletdy diefe Anſicht mebe andeutet und voraus⸗ 
ſetzt, als gu begruͤnden verſucht. Utlerdings verliert manches 
Geſetz nach und nach dadurch feine Kraft, daß fein. Werth vers 


ſchwindet, und ohne Zweifel ſtimmt. Jeder in: bie Frage: 


¢ 





374 . 2) mi ſche 8: eve 
ꝓquot enim leges vidtean utiliter hesterno die latas, poste- 


ro vero, milla tamen lege t tacite aut expresse abrogante, 
abrogatas? Sudeffen geht eine (olde Ubrogation von einer gang 
andern Quelle, der Gewohnheit qus. Um ſo mehr fiel es dem 
Ref. auf, daß der Verf. ein Aufbeben der Geſetze durch Gee 
wohnheitsrecht mißbilligt (F 5.. Der Grund ber Mißbilligung, 
daß man, wenn man eine Gewohnheit gegen das Geſetz wirken 
laſſe, das Volk zum Geſetzgeſetzgeber mache, und dadurch 
(verſteht ſich in monarchiſchen Staaten) zwei Perſonen erhalte, 
von denen die geſetzgebende Gewalt ahhaͤnge, und von denen 
bie cine entweder oͤberfluͤſſig oder der andere hinderlich fep, 
midte faum bor dex erften Prdfung Stic balten. 

Mit dem. §, 10, -beginnt bie gweite Abtheilung, Sie hane 
belt bon dem Verhaͤltniß der alten: Gefege gu neuen, und der 
ruͤckwirkenden Kraft der Geſetze, zuerſt im Allgemeinen (§. 13.), 
ſodann im Cingefnen in Ruͤckſicht des Status (§. 12.), der Tes 
fiamente und Snteftaterbfolge (F. 13 und 14.), der Vertraͤge 
und ridtesliden Entſcheidungen (§.1 5 u. 16.), neuer. Proceß⸗ 
einrichtungen, der Verjaͤhrung, und unerlaubter Handlungen 
(§. 17-—-19.)5 der letzte Paragraph iſt einigen Bemerkungen 
oͤber authentiſche Interpretation gewidmet. Dem Ref. wurden 
aud) .in dieſer Darſtellung ſeine Erwartungen nicht erfuͤllt. 
Daß erworbene Rechte durch neue Geſetze nicht verletzt werden 


follen; hiemit ſtimmt man nach gemeinrechtlichen Grundſaͤtzen 


wohl gerne uͤberein. Das Schwierigſte bleibt immer, zu be⸗ 
ſtimmen, was erworbenes Recht ſey. Hier duͤrfte man denn 
mit der allgemeinen Regel, welche der Verf. (S. 20.) giebt: 
jura acquisita dici arbitror, quae in alicujus dominio sunt, 
et quae tolli ab ea, qui dedit, non amplius valent..... 
minime yero lla, quae in arbitria alicujus sunt, vel quae 
facultatis dicuzitur , night ſehr weit reichen. — Dag der Sta⸗ 
gu ſich allegeit nach dem neueren Geſetze richte, und alſo ein 


nN 


Schicrling, de legum abrogatione. 825 


Wenſh z. B., weicher vermoͤge des Altern Rechts bereits dit 
Geoßiaͤhrigkeit erlangt bat, durch“ ein neueres Geſeß, 043 die 
Zeit der Großjaͤhrigkeit weiter hinaus ride, wieder in den Bap 
ſtand der Minderjaͤhrigkeit zuruͤckfalle (S. 2o—29.), darein tana 
Ref. nicht ſtimmen, obgleich der Werf. dieſe Behauptung mit 
gewichtigen Autoritaͤten zu unteiſtuͤtzen vermag. Des: Verf. 
giebt ſelbſt zu, daß Alles, was in dem Zuſtande jener tempo⸗ 
raͤren Großjaͤhrigkeit geſchah, eben ſo kraͤftig bleiben muͤſſe, als 
waͤre es von einem durchaus Großjaͤhrigen geſchehen. Liegt 
nun nicht ein Widerfprud Sarin, wenn ein folder Menfd, 
defen Selbfiftandigfett tod) durch ſeine Handlungen beurbunbet 
wird, ſpaͤter ohne weitern Vorgang und blos durch ein Geſetz, 
das die Zeit dey Großjaͤhrigkeit abaͤndert, wieder als unſelbſt⸗ 
ſtaͤndig erſcheinen foll? Den Werf, -oerleitere die irrige Unfidt, 
eB liege in der Großijaͤhrigkeit nur eine’ Rabigfeit gu handeln, 
~ fein durch eine Thatſache erworbenes Recht. Die Grofjabriga 
keit gewaͤhrt an ſich cin Recht, dad der buͤrgerlichen Selbſtſtaͤn⸗ 
digkeit, des ſelbſtſtaͤndigen Handelns; und ein Geſetz, welches 
ſie beſtimmt, gewaͤhtt die Faͤhigkeit, dieſes Recht zu erlangen. 
Die Faͤhigkeit wird an eine Zeit geknuͤpft, vor deren Eintritt 
ein / neues Geſetz, welches dieſe Zeit abaͤndert und hinausſchiebt, 
allerdings auf ſie einwirken mag, Allein, nachdem die Zeit 
eimnmal vorhanden war, und die Faͤhigkeit in das Recht ſelbſt 
—urngewandelt worden iſt, kann ein meues Geſetz nicht wohl 
mehr auf. das Recht: einfließen. Man ſete daß Jemand eine 
She: abſchloß in einem Alter, in welchan er fie nad dem 
herrſchenden Rechte abſchließen konnte, und ſotze ferner, daß 
ein fpdieres Geſetz jene Alterszeit anders beſtimmt; fo wird doch 
Niemand behaupten, daß die abgeſchloſſene Ehe deßhalb aufhoͤ⸗ 
te, eine wahre Che gu ſeyn, und daß dem, welder. das im 

" neuen Gefeg beftimmte Alter nod nicht erreicht hat, Ser ere 
wotbene Familienſtatus mit {einen Anbaͤngen a ® - ber vaͤter⸗ 


270 RXbmiſches Recht. 


lichen Gewalt wieder entzogen werde. Warum fol itm — 
her Großjaͤhrigkeit wieder verkuͤrzt werden? Geht dod der Beef, 
ſelbſt ſo weit, daß er die Wirkung eines neuen Geſetzes, wel⸗ 
ches hie Abſchließung Hon Ehevertraͤgen oder die Abaͤnderung 
derſelben nach vollzogener Che unterſagt, fir alle die Chen bee 
ſchraͤnkt, welche unter der Herrſchaft eines andern, jene Ube 
ſchließung oder Aenderung -geftattenden Gefeges eingegangen 
warden (S. 27—28.)! Und trop dem wird wohl Riemand 
Jeugnen, daß ein folded Geſetz nicht mehr als cine bloße Fae 
higkeit Vertrage abzuſchließen gewabrt, die folange in fein ere 
werbenes Recht verwandelt wurde, folange man, wie der Verf. 
felbft vorausſetzt, keinen Gebrauch davon mate, In diefem 
Grade debnt der Berf. einwal oie Rechte eines erlangten Stee 
tus. aus, waͤhrend ex ein anderes Ral den erworbenen Status 
ſelbſt nicht ald erworbenes Mecht gelten last. — Der Verf, 
glaubt einem neuem neuen Geſetz Aber den Proceß allen Cine 
fluß auf anbdngige Rechtsſachen, und fogar auf Handlungen, 
Bie bereits vorgenommen find, geſtatten gu miffen; was max 
gewiß nicht mit dem Scheingrunde gu vedtiertigen vermag. 
bag negotia, quae, pendent, dem neuen Gefege unterlieger 
(S. 30.) — Jn Betreff der Verjaͤhrung meint ber Berf. (§, 18.), 
daß die Berjdbrung einer Gache, welche vor Ublauf der Zeit, 
alſo ver der Vollendung fie unverjaͤhrbar erklaͤrt werde, aufe 
bore wirkfam gu feyn, wie die Verjaͤhrung einer que Zeit dew 
Beſitzeserlangung unverjaͤhrbaren Sache erſt mit dem Augen⸗ 
blick beginne, wo cin etwaiges Goſetz fie verjaͤhrbar mache. 
Hef. glaubt gegen den einen wie den anderen Satz gemeines 
rechtlich Zweifel hegen gu duͤrfen. Was den erſten Gug bee 
trifft, fo (deint die Unalogie des hona fides nad) roͤm. Recht, 
ſe wie der Verjaͤhrung fiscaliſcher Gachen, welche bor der Nuns 
ciation begann (§. 9.-F. de usuc, 1. 18. D. aod. tit.), Safir zu 
forechen, daß Alles⸗guf ben Anfang ber Verjaprung ankemme; 


N 


‘Schierling, de. leggm: ahrogatione, 377 

binſichtlich des zweiten Gages mbehte bie Analogie det res fur- 

tiva, fobald: man die moͤglichen Falle ſcharf fondert und auffaßt 

(1, 42. D. æod. tit. .L 8B4. D. de furtis}, ebenfalls dafuͤr ſpre⸗ 

chen, daß eine ſpaͤter eingetretene — — — den An⸗ 
fang des Beſitzes zuruͤckbezogen werde. J 

Zum Schluß kann Ref. -die Meinung nidt: ——— 


daß der Verf. wiel beſſer gethan haben wuͤrde, den Gegenſtand 


ber erſten eder zweiten Abtheilung allein, und um, fo. axtinds | 
licher und aſchopfender zu behandeln. 


M. S. Ma — 


1. Muhlenbruch (Chr. Fr; “Prof Halens)- do- 
ctrina pandectarum in usum’ | 
” Saxon, ap.. ‘Hemmerde et Schv 
pars generalis, 1823, XVI 4. « 
, et III. pars. specialis, 1824, 446 S. 1825, XXIV. 
4) a, 533 ©. 8. (Preis 8 fl.) | ) 
2. Deffelben Werkes ed. secunda emendatior, 1827, 
XI nu. 365; VII u. 3603 XVI u 494 S. 3 
Preis 8 fi.) 


Wis vor vier Jahren dieſes 8 Werk anfing —— 
haben gewiß Viele die Empfindungen bes Unterzeichneten gee 
theift: freudige Erwartung des Trefflichen, welches in dieſem 
Fache cin Mann. leiſten werde, der, herangebildet im der Zeit 
neuer Anregung und vielfacher Verbeſſerung unſerer juriſtiſchen 
Studien, fic). ſelbſt den tuͤchtigſten Foͤrderern diefes Strebens 
durch hoͤchſt ausgezeichnete Arbeiten, beſonders das vortrefflichs 
Werk Aber Ceſſion, in ſchͤnpem Wettkampf an die Seite geſtellt 


378 | Ro mi(hes- Rese. 


hatte, Vint ble Weforgnig blieb, daß cine gewiße Dunkelheit 
in Sprache und Darftelumg, welche jenem Werke anklebte, 
aud) in dem Lebrbuche fid) finden, und bier Sefonders nadthele 
lig einwuͤrken migte. Taͤglicher Umgang mit dieſem Bude, 
gu welchem Pandekten⸗ Dorlefungen mich fuͤhrten, Sie ich jest 
zum drittenmale uͤber daſſelbe halte, beftdtigten meine Hoffnun⸗ 
gen und widerlegten meine Befdedtungen auf eine ſehr erfreu⸗ 
liche Welfe. Das genauere Uethell, welches ih * fo gebildet, 
ift nun naͤher darzulegen. 

Das Streben der Beffern unſrer Zeit im civiliftifden Face, 
Aberall die wefentlidien Hauptpuncte in ihrem innern Zuſam⸗ 
menbange mit in ben Geift dex Witen tief cindringender Richtig⸗ 
keit aufgufaffen und darguftellen, ift das eigentliche Lebensprine 

clp dieſes Buches. Wie nun dieſe Midtung ſelbſt ſchon ory 
zoͤglich auf da8 wabrbaft Praktiſche gebt, als ein mit dem aͤcht⸗ 
wiſſenſchaftlichen in der innigſten Beruͤhtung und Wed) elite 
fung Stehendes : fo geigt ſich, befonders bef unſerm Verf. 
große Vertrautheit mit dem Leben, und die ſchoͤne Wuͤrkung, 
welche dieſe auf die ganze wiſſenſchaftliche Behandlung aͤußert. 
Hierin, wie in dem ganzen Werke, iſt zugleich die groͤßte 
Selbſtaͤndigkeit ſichtbar, die — was auch die Beſſem bei Lehr⸗ 
buͤchern haͤuũg nicht thaten — durchaus verſchmaͤhet Andern 
nur nachzugehen. Viele Vertrautheit mit der beſſern aͤltern 
und neuern Literatur, die beſonders der Verf. eines Lehrbuches 
nie entbehren kann, iſt allenthalber gu erkennen, aber ſtets nur 
als etwas Untergeordnetes, als Veranlaſſung und Hilfe far 
eigene Forſchung in ben adten Quellen, mit denen er vertraut 
ift, wie Wenige gleid) ihm. Gu der Auswahl defen, was von 
jeder Lehre kearbeitet wird, tritt gang beſonders der wiſſenſchaft⸗ 
lich-praktiſche Ginn hervor, den der Verf., als die Blithe des 
Strebens unſrer Zeit, in fo hohem Grade befigt. Nicht eine 
duͤrre geiftlofe Aufzaͤhlung bon Gingelubeiten fuͤhrt in die Wife 


Mihlenbruch, doct,: pandect, ed. I. Qe 379 


ſenſchaft cin, oder dient gu. einer. zweckmaͤßigen Fuͤhrexin in der 
Prazis, namentlid in unfern bon. ben Romiſchen fo vielfach 
verſchiedenen Verhaͤltniſſen: ſondern das tiefe Ergruͤnden des 
innern Zuſammenhangs und. Hauptwefens aller Inſtitute, und 
bas beftimmte Heroorheben der Hauptpuncte diefer Unterfudung, 
welde ſowohl gehoͤrig einleiten in den Zuftand, dex jetzt ijt, 
als dgn juriſtiſchen Sinn ſchaͤrfen, um in den Fragen, die das 
Leben darbietet, dem nod undbertroffenen Muſter der Roͤmer gee - 
maf. gu arbeiten, Dieſes find die ſehr ridtigen Anſichten, 
welde der Berf. in feiner Borrede aus(pridt; und ibnen ges 
mas it mit verhaͤltnißmaͤßiger Ausfuͤhrlichkeit das Geſchicht⸗ 
lige und in genaue Quellens Keyntnif Cinleitende behandelt, 
verhaͤlinißmaͤßig kuͤrzer das Beſondre, aber ſo, daß aus grinds 
lider Kenntniß Aberall die Hauptſaͤtze, die den, welder die 
Quellen ihrem gangen Geiſte nad) wobl tennt, . bid in dae fing 
fte Eingelne hinein fuͤhren und es erleuchten fonnen, aut zuhe⸗ 
ben geſtrebt iſt. F 

Die Anordnung iſt dem Berf., wie mebrere. ‘Stellen inn 
‘Buche ſelbſt und in der Vorrede zeigen, eine wichtige Angele⸗ 
genheit geweſen, und zwar in dem richtigen Sinne, daß im 
Roͤmiſchen Geiſte, doch mit einer auf den innern Zuſam⸗ 
menhang und die Beduͤrfniſſe der jetzigen Zeit gerichteten 
freien Selbſithaͤtigkeit dabei verfahren, und daß die Aufmerl⸗ 
ſamkeit auf gwedmagiges Ordnen bis in das feinfte Einzelne 
hinein erſtreckt werden muͤſſe. Hat er nun gleich auch in die⸗ 
ſen Beziehungen manches Treffliche geleiſtet, ſo zeigt ſich doch 
gerade darin nicht Weniges, was verfehlt ſcheint. Die allge⸗ 
meinern dahin gehoͤrigen Puncte ſind folgende. Dem Prooe= 
mium , weldyes die allgemeinften Gegriffe von Recht, Gerech⸗ 
tigleit u. dgl. entwickelt, und dann eine hiſtoriſch⸗ literariſche 
Einleitung iu die Quellenkunde und die Wiſſenſchaft des Roͤmi⸗ 
ſchen Rechtes gibt, folgt als exftes Bud des allgemeinen 


es 


* \ 


x 


’ 

380 — omiſches Rede. 

TChels eine Eebeterung de juris fontibus seu de jure ‘cBjecti- 
VO, hauptfaͤchlich die Grundaͤtze bom jus scriptum und non 
scriptum, bon Wuͤrkſamkeit der Geſetze (befonders von verbo⸗ 
tenér Ruͤckanwendung derfelben), ber Muslegung, Aber Colle 
fion verſchiedener Rechtsquellen enthaltend, Als Berbefferung 
mander friberer Unordnungen wird hier durchaus betradytet 
werden koͤnnen, daß diefe, gwar auf das Geſchichtliche vielfach 
gegruͤndeten, aber doch ſchon in das eigentlich Juriſtiſche tief 
eingehenden Erdorterungen, nicht mit jenen (dem Inhalte des 
Prooemium) gemiſcht vorgetragen werden: ber gu der pars 
generalis des Panbeltens Redts, d. h. einer privatrechtlichen 
Disciplin, gehdren fie doch aud nicht. Sie bilden vielmehr 


elnen zweiten Haupttheil der Einleitung (Prooemium), einen 
ſchon mede juriſtiſchen, namentlidy ſtaats- und voͤlkerrechtlichen 


(jenes, wo ſichs von der Art der Guͤltigkeit der Rechtsnormen 


im eignen Staate handelt; dieſes, wo die Rechtsnormen bers 


ſchiedener Staaten zuſammentreffen). Dieſe richtigere Betrach⸗ 
iung des Abfchnitiers wuͤrde aud dahin füͤhren, den ber An⸗ 
ordnung des Einzelnen gewidmeten §, 28, der an das Ende 
ber Einleitung gehoͤrt, dahin gu ſtellen, wo nun wuͤrklich das 
Einzelne beginnt, vor ſ. 74. Das zweite Buch der pars ge- 
heralis, weld nad) Mec. Anſicht eingig ben alfgemeinen | 


Theil bildet, handelt de jure subjectivo, cap. 1. generatim 


et de pracipuis ejus speciebus, cap. 2. de juris materia (re- 
bus, factis), cap. 3. de jurium et exercendorum et acqui- 


. rendorunr et conservandorum ratione, cap. 4. de juris 


persequendi ‘defendendique ratione, cap. 5° de rerum ju- 

riumque commioddis ‘et incommodis, cap. 6..de juribus vel 

concurrentibus. vel secum confligentibus. Wenn man bei 

ber zweifelhaften Borfrage, ob Aberall ein allgemeiner Theil 

fein, oder, nad) Weife der Romer, dad vielen eingelnen Lehren 

Semein(dafilice ba abgehandelt werden foll, wo et zum erſten 
\ — 


⸗ 


\ 
pighhenbreeN, doct. —— ed. I. 2. 383 


male vorkommt, fib nit bem Verf. §.° 28. fdr jenen, alé 
unfrer Geiftesriduung angemegen, und bei einer zweiten Bez 
(daftigung mit dem Roͤmiſchen Rechte hen ernenden wef 
verſtaͤndlich, im Allgemeinen eptſcheidet, dabei. aber viele Maͤßi⸗ 
gung in dieſer Beziehung fuͤr noͤthig halts fo wird bet den 
ganzen vorhin ausgehobenen Abſchnitten und ihrer Anordnung 


nichts Weſentliches zu erinnern ſein, indem namentlich die in 


neuerer Zeit eingetretene Sitte manche in das Privatrecht viel⸗ 


fad) eingreifenden Theile des Proceſſes im allgemeinen Theile 


mit abzuhandeln, beſonders bei dem großen Einfluſſe, welchen 
er auf das aus der Praxis geſchopfte Roͤmiſche Recht hatte, 
gang zwedmaͤßig ſcheint. Sogar hat unſer Verß, verſchiedne 
gewoͤhnlich im allgemeinen Theile abgehandelte Lehren, die von 


den Perſonen dem Beſitz und dex Verjaͤbrung, binansgersiefen : | 


ſehr zweckmaͤhig, indem nach: feiner Unordnung des fpeciellen 
. Theiles in dieſem gleich vorn von den Perfonen gehandelt wird, 
Ser andern beiden Lehren Hauptbeziehung aber auf das Eigen⸗ 
thum geht. Uber in der eingelnen Ausfuͤhrung iſt dod) fein 
allgemeiner Theil wieder oft gar ay reich, vorghglid durch Hers 
beiziehung vieler Feinheiten, namentlich des Obligationen ⸗Rechts, 
als im vierten Capitel, wo faſt die ganze Reftitutionen + Lehre 
(§. 168—175) und im’ 6ten, wo mande Abſchnitte aus dem 
Concursrechte abgebandelt werden, Beides ſcheint ſehr unpaß⸗ 
lich, vorzoͤglich das Erſte. Denn, wenn gleich die integri re- 
stitutio eine proceſſualiſche Seite hat, ſo iſt doch dieſe im neuern 
Roͤmiſchen Rechte gewiß nicht mehr bie haupiſaͤchliche, fo. bag 
es genigte, in dem proceffualifden Capitel diefer Lehre nut 
gang kurz gu arwaͤhnen. Hingegen die Hauptbeziehung derſel⸗ 
ben (die ſchwerlich geeignet iſt, nach Heiſes Vorgang, einen 
eignen Hanptabſchnitt gu bilden) iſt bod offenbar das Obligas 
tionentedt. Und, wenn, man ihr pier, eine§ Stelle anweist, 
_ wird anal dieſe (lesa Seb durch nando Mafndpfungss 


384 Rs mifdes Recht. 
Punote dem Verſtaͤndniſſe dex Lernenden naher gebracht. Daß 
aber dergleichen beim Pandetten: Collegium nicht mehr. ndthig 
dder winfdensweeth (i, migte der Verf. ſelbſt, wenigſtens 
in Beziehung auf ſo ſchwierige Lehren, bei genauerer Pruͤfung 
ſchwerlich ferner behaupten. — Der ſpecielle Theil iſt im Gan⸗ 
zen nad der Inſtitutionen⸗Ordnung, alſo nad) der von den 
Roͤmern ſelbſt aͤußetlich hervorgebobnen Weife, geftellt: gewiß 
eine ſehr brauchbare Anordnung, wenn gleich bie bon Sas 
vigny Befolgte, aus dem innern Wefen und Zufammenhange 
des Romiſchen Rechtes herrlid) hervorgegogene, den Vorzug vers 
dienen moͤgte. In der weiter Berfolgung dex Inſtitutionen⸗ 
Ordnung ſtoße id) aber bei gwei Puncten an. Der erfte ift, 
daß nidt, wie (hon Florentinus He Oronung feiner Bors 
gdnger verbeſſerte, bas Erbrecht, was, neben dem dingliden, 
fo viel Obligationens Medt enthalt, und in gangen Haupts 
Abſchnitten, wie bon den Legaten,- damit: auf bas Genauefte 
gufammenhangt, nach den Obligationen folgt; Ser andre und 
wichtigſte, daß die einzelnen Obligations.» Grande nicht Roͤ⸗ 
miſch, ſondern ſo, wie ſie unſerm Verf. am beſten zuſammen 
au gehoͤren ſcheinen, geotdnet ſind. 1-3. o. 3. de conventio- 
nibus quae alienandarum rerum causa fiunt; c. 4.. quibus 
ad reddendas res alter alteri obligatur; ¢. 5. de.alienis re- 
bus negotiisque ctirandis:.... c. 6.. quae ad rerum jurium— 
que communioitem spectant; c. 7... quae in aleae specient 
cadunt;' c. 8.. quibus cavetur creditoribus; c..9. de obliga- 
tionibus .. quae ad poenas solvendas damnaque resarcienda 
- potissimum spectant. Schon dieſen allgemeinen Ueberſchriften 
ſieht man es an, daß eine ſolche Anordnung dem gu behan⸗ 
delnden Stoffe wenig angemeſſen iſt; nod) mehr tritt dieſes 
hervor, wenn man nachſieht, wie das Einzelne eingetragen iſt, 
z. B. dle Miethe unter cap. 4, ba dod) bas retldere pier gar 
nicht Hauptgwed if, bet einer Art; ben | Operis locatis uͤberall 


f 


-Mihlenbruch, doct, pandect. ed, 1.2. 3f 


nicht vorzukommen pflegt, weit gettennt som Raufe, mit.d 
. fie dod) nad allen Roͤmiſchen Anſichten in innigſter Verwand 

ſchaft ſteht, Warum hat dod hier der Beef. den hiſtoriſche 

‘ Kaden abgeriffen, deri ex fonft allenthalben fo hoch actet? 
ift frellid) richtig, daß bie Suftitutionens Whtheilung der Ob! 
gations s Grinde.in Anſichten beruhet, die jegt wenig unmitte 
bar praktiſche Seiten darbieten: aber den fribern Roͤmern wx 
, ren fle aͤußerſt widtig, und daher bon griftem Cinfluffe ar 
die Ausbildung der gangen Lehre, die. wie nun eben, wen 
wit diefem Faden folgen, um fo viel leichter verfiehens dabir 
gegen von eines ſolchen ſelbſigeſchaffenen Ordnung, wie die ur 
fers Berf., gar fein Vortheil abgufeben iſt. Moͤge dod de 
Perf. bet einer neuen Wuflage diefen Theil feiner Anordnung 
ber fo ſehr gegen die Abrigen abſticht, erneuerter forgfaltig 
Prifung unterwerfen! Gie it um fo viel wuͤnſchenswerther 
ba der Lehrer, welder andre Ueberzeugungen hat, nicht obt 
befondre Muͤhe und Nachtheil Calle einzelnen Stucke auseinar 
der werfend und qu einem andern Gangen ordnend) dier da 
Compendium benugen fann; und decd) ſchien mis edly 
dieſes gu thun unumgaͤnglich nothwendig. 

Darſtellung und Schreibart des Verf. find von slices be 
fonders in dex Sprache, welder ex fid) bedlent, jetzt ſeltne 
Vortrefflichkeit. Vergleicht man dieſes Werk mit dem Deutfc 
gefdriebenen Aber. Ceffion Cobne gu bedenfen, daß det Abfa 
fung deffelben beſondre Umftdnde. einwuͤrken mogten), fo follt 
man glauben, es fet bier wiedergekehrt, was vor Sabrhundes 
ten manchmal ſtatt fand, daß ex fic) leichter in der alten Ge 
lehrien⸗ als ſeiner Mutter⸗Sprache bewege. Gerade hie Leich 
tigkeit, mit welder er die Roͤmiſche Sprache, ihrem wahre 
Geiſte gemaͤß, “als ihr Here und Meiſter behandelt, und ba 
durch in ſeine Darſtellung eine Klarheit legt, die beſonders ii 
einem Lehrbuche ‘hon hoͤchſter Wichtigkeit Hh, iſtdas eigentlic 


386 Romiſches Recht. 


Charakteriſtiſche. Dis fleine Flecken finden fa ‘allerbings bier 
und da (als 0. I. Votrede p. VI: haud scio an in nulla 
(fot ulla), und a8 bdufig- vorfommente doppelte quamyis 
licet z. B. §. 281): aber was wollen die gegen bas Gange (as 
gen, und wie leicht find fie weggewafden, dabingegen der uͤcht 
Mimifehe Geiſt, wo er bon Wafang fehlt, ſich nie hinein sorri⸗ 
given laͤßt. Es verlohnte ſich aber der Muͤhe, dieſem trefflich 
geſchriebnen Werke bei einer neuen Ausgabe aud) obllige Cor⸗ 
tectheit ber Sprache zu verſchaffen, wozu am einfachften (dp. 
ren wuͤrde, wenn der Verf., nach alter Leipziger Sitte, einen 
philologiſchen Freund um Durchſicht in dieſer Beziehung bate. — 
Daf das Bud. von einem folden Kenner der lateiniſchen Spra⸗ 
ce lateinifd verfaßt worden, ſcheint dem Rec. in mehrfacher 
Beziehung erwuͤnſcht. Theils fir den Gebrauch als Lehrbuch, 
indem er nie. det Paradozie beizuſtimmen wußte, daß man ded 
achten juriſtiſchen Lateme mehr aus deutſcher Behandlung 
Meiſter werde. Ein aͤchtroͤmiſch geſchriebnes Lehrbuch nimmt 
natuͤrlich in: ſich die wahren Kunflausdride auf; aber, indem 
es zugleich in der ganzen Darſtellung Roͤmiſch iſt, leitet es 
tuͤchtig ein in bas vielfach ſchwierige Berftdndnig. der Rechtt⸗ 
buͤcher, und in den Geiſt des Roͤmiſchen Rechtes ſelbſt, welches 
mit der Sprache ſo vielfach verbunden iſt. Ein andrer Gewinn 
ber Wahi: dieſer Sprache iſt, daß dadurch den Auslaͤndern, bee 
ſonders denen, welche Toͤchterſprachen des Lateiniſchen reden, 
fehr erleichtert iſt, von den gegenwaͤrtigen -deut(dhen Studien 
des Roͤmiſchen Rechts Mugen gu ziehen. Und gluͤcklich duͤrfen 
wir uns preiſen, wenn man, wie vormals aus des fuͤr ſeine 
Zeit vortrxefflichen, aber nun veralteten, Heineccius Werken, 
ſo jetzt beſonders aus Muͤhlenbruchs Lehrbuche unſere Stu⸗ 
dien kennen lernt und ſich aneignet: wir koͤnnen dadurch nur 
Eyre. aͤrnten und Stugen ftiften. ee eee ee 

Go vid: shee Sas Werlim Gangen, Ich laſſe jetzt nog 


~~ = Ob et 


) 


Mihlenbruch, doet. pandect. ed. J. 2. 387. 


eine Reihe einzelner Bemerkungen nach der Ordnung des Buches 
folgen, die hauptſaͤchlich beſtimmt ſind, Wuͤnſche in Beziehung 
auf folgende Ausgaben auszuſprechen. Wenn dieſe Bemerkungen 
faſt nur tadelnd ſind, ſo liegt die Erklaͤrung darin, daß man, um Lo⸗ 
benswerthes zu finden, faſt nur aufzuſchlagen braucht, und es un⸗ 
noͤthig waͤre, von dem, was die Regel iſt, einzelne Belege zu geben. 
Bel der geſchichtlichen Darſtellung der Rechts⸗Quellen 
kann Rec. ſich nicht damit vereinigen, daß die geraume Zeit 
von den 12 Tafein bis zu Valentinian III. ohne allen 
chronologiſchen Ruhepunet dargeſtellt wird. Durch nod eis 
| nen Wb(dnitt in dem fo grofe Berdnderungen umfaffenden 
fangen Zeitraum wuͤrde die Darſtellung gewiß an Belehrendem 
ungemein gewinnen; und einen ſolchen zu machen waͤre um 
deſto weniger gegen den Plan des Verf. geweſen, da ſeine Son⸗ 
derung der aͤlteſten Zeit, bis gu den 12 Tafeln einſchließlich, 
zeigt, daß er — und wohl mit bem beſten Grunde — denen. 
nicht beiſtimmt, welche ohne allgemeine Zeitabſchnitte die aͤußere 
Rechtsgeſchichte, in die einzelnen Gegenſtaͤnde zerlegt, durch die 
ganze lange Zeit Roms hindurch fuͤhren. — Einzelnes hierher 
Gehoͤriges betreffend. haͤtte moͤgen bei den leges die lex Papia 
Poppæa, ihrer umfaſſenden Wichtigkeit wegen, beſonders genannt; 
ferner die Conſtitutionen der Kaiſer nicht ſo geradezu zu den 
leges gezaͤhlt werden, indem ſie dieſen erſt ſpaͤter gleich zu ſtehen 
anfingen, und fruͤher (als Decrete und Reſcripte, ja ſelbſt als 
Edicte) mehr dem Rechte, welches laͤngſt von den Obrigkeiten 
ausgegangen war, aͤhnlich, eine Art Gewohnheitsrecht bildeten, 
welcher durch die ganze Geſchichte gegebnen Anſicht auch Cajus 
(I, 5.) nicht widerſpricht, indem er nur von der Gilfigteit fuͤr 
den einzelnen Fall zu reden ſcheint. — An wenig paßlicher 
Stelle find ſchon F. 4. die Conſtitutionen⸗ Gammlungen anges 
fuͤhrt, welche vielmehr in den Anfang der Periode der Rechts⸗ 
Sammlungen gehoͤren, “bei wel@er aud der Verf. wieder einen 
Krit. Zeitſchr. II. 3. 4 


de 


— 


388 iodmiſches Recht. a 
Abſchnitt made. — 6. 7. fldnde beſſer vor 5. 6, indem die 
Einwuͤrkung der prudentes Alter ift, als die der Obrigheiten, 
Die Verſchmelzung des Uedilen-Cdicts mit dem Praͤtoriſchen 
follte, naddem Cajus befannt geworden, nicht mehr der Julia⸗ 


niſchen Bearbeltung zugeſchrieben werden: denn I, 6, geigt, 


daß fie, felbft gu Cajus Zeit, erſt in einem Theile der Provins 
gen und aus gang andrer Beranlaffung eingetreten war, — Bei 
der Eroͤrterung Aber die Rechtsgelehrten warde ein Wort uͤber 
die verſchiedenen Formen ihrer Schriftſtellerei paßlich ſtehen; 
beſonders aber fehlt die namentliche Aufzaͤhlung der wichtigſten 
einzelnen Maͤnner, an welche der Lehrer muͤndlich eine kurze 
Characteriſirung derſelben anzuknuͤpfen haͤtte: denn, da man 
im Pandekten⸗Collegium es fo oft mit ben Ausſpruͤchen cine 


zelner Rechtsgelehrten gu thun bat, gebdren diefe rechtsge⸗ 


{Hidiliden Notigen gang befonders gu Senen, welche tm Colles 
gium ſelbſt gegeben oder aufgefriſcht werden maAffen. — Sn dem 
Abſchnitte von Juſtinians Sammlungen findet ſich nod §. 10. 
die chronologiſch ungenaue Stellung der 50 Deciſionen, nad 
den Pandekten, da ſie doch, als großentheils vor den Pan⸗ 
dekten erlaſſen, die Vorbereitung vielmehr zu dieſen als zum 
Coder waren, (Meine civ. Abhol. S. 2417). — §. 12, von 
den Movellen, wird nad Bieners claſſiſchem Werke eine Um⸗ 
arbeitung erfabten maffen, die ihm in der Qfen Wusgabe nod 
nit gu Theil geworden ift, — Bei der Geſchichte bes Roͤmi⸗ 
ſchen Rechts nad) Juſtinian ift mit Recht bas Haupt - Yugen- 
merk auf die Beranderungen gerichtet, die am Corp. juris sore 
giengen, Zu winfden ware. dabei nur gewefen genauere Gone 
derung Ser Zeiten, indem g. B. bon Haloanders Verdienften 
um die Novellen unpaßlich im §. 17, welder der Ueberſchrift 
nad) die Gloffatoren betrifft, gebandele witd; dann aud) Here 
vorheben nod) einiger wichtiger Puncte, als Son Ueberhand⸗ 
nehmen der Glorenger Lesarten in den Pandckten, oon Vers 


\@ 


Miihlenbruch, doct. pandect, ed. 1.2. — 389 


vollſtaͤndigung des Coder durch die Herausgeber, die Anwen⸗ 
dung des Grundſatzes quicquid non agnoscit glossa nec ag- 
noscit curia auf die eingelnen Theile, mit Vergeidniffen der 
nidt gloffizten Pandekten⸗ Codez- Nodellen-Stide. Die Yufs 
gablung ber widhtigften Gloffatoren wird bei einer neuen Muss 
gabe mit” Begichung auf Gavigny’s dten Band wobl einige 
Yenderung erleidens auc follte gu ibnen und nidt erft gu den 
Scholaſtikern Odofredus, der mit Accurſi us Gleichzeitige, ge⸗ 
ſtellt werden. — Der Grundſatz, nach welchem die neuern Ge⸗ 
lehrten zwiſchen F. 20, (Humaniſten) und §. 21. (Practiker und 
Methodiften) ‘gertheilt worden, ift bei manden Namen nicht 
recht klar: es moͤgte uͤberall beſſer ſein, nach allgemeiner An⸗ 
gabe der verſchiedenen Richtungen, die einzelnen Namen nach 
irgend einem aͤußern Kennzeichen, z. B. den Laͤndern, der Zeit, 
gu ordnen. — Bei der nun folgenden Aufzaͤhlung der widtige 

fien allgemeinen Werke Hatten moͤgen die Ausgaben des Corpus 
juris durchaus nach den einzelnen Theilen geordnet ſein, in⸗ 
dem alle wichtigen, beſonders alle aͤlteren, hiernach weſentlich 
verſchieden ſind. — Bei den Auslegern des Corpus juris gehoͤr⸗ 
te der Smallenburgiſche Schulting, eigentlich auch Hontmels 
corpus juris c. notis variorum, eingig gu den Pandekten. 
Bei den Inſtitutionen follte nicht die Hinweiſung auf Theophi⸗ 
lus, beim Codex nicht die auf ben Cod. Theod. und deſſen 
Herausgeber, als vorzuͤglich wichtige Auslegungs⸗-Huͤlfen, feh⸗ 
len. Vinnius Inſtitutionen⸗Commentar hatte nur als Bears 
beitung des Bachovius genannt werden ſollen: e8 ift genug, 
daß der gefallige Compilator bas grofe Publicum far fid habe, 
die Ehre der Erfindung darf tt nidt dem hoͤhern Geifte vers 
dunkeln, am wenigiten, wenn ex, wie Binnius, fein Original 
gu verſchweigen liebt. Bei den Pandeften verdienten mehr 
Ausleger eingelner Titel genannt gu werden, z. B. Alciatus, 
befonders Siphanius; aud) waren die Wuslegungen in oe 
bre 


* 
⸗ 


390 Romiſche⸗ Recht. 


nung der einzelnen Schriftſteller, namentlid) Cuiacii Afri- 
canus, Papihianus, nidt ‘mit Stillſchweigen zu uͤbergehen. 
Bei Pandekten und Coder war Mornacius, der nod) dviel Sdlede 
ter als Brunnemann iſt, entweder gar nicht oder nidt ohne 
Warnungszeichen zu nennen. Die Hauptſchriften fiber die 50 
Decifionen, aud) Muͤnters braucbarer index novellarum 
batten nod) eine Gtelle verdient. Die Aufzaͤhlung der Lehr⸗ 
bidet und aͤhnlicher Werke laͤßt, man fieht nicht recht warum, 
diejenigen aus, welde in Ordnung der Fnftitutionen gearbeitet 
find, aud) fonft einige widtige, als Wernher lectiss. com- 
ment., Domat, deh im Einzelnen mandmal gebraudte Mas 
— 
Im erſten Bude ded allgemeinen Theils (richtiger dem 
juriſtiſchen Abſchninte dex Einleitung ſ. oben) findet ſich beim 
Gewohnheitsrechte noch ein kleiner Reſt der dieſem unguͤnſtigen 
Anſicht fruͤherer Jahrzehende, indem §. 58. ein Gewohnheitss 
recht nicht' ſoll entſtehen koͤnnen gegen ein jus quod ad immu+ 
tandum nihil valet privatorum auctoritas, Uber wo: ware 
bod) ein Unterſchied in diefer Beziehung irgend im Roͤmiſchen 
Rechte gegtindet ? Die bom Verf. herbeigegognen Stellen gets - 
gen fo etwas gewiß nicht; und im gangen Roͤmiſchen Sinne 
wird dieſer Unterſchied nur als ein hineingetragner angufeben 
ſeyn. Gewiß ift aud) nicht jede Gewohnheit gegen cin eigents 
lid) gebietendes Geſetz unverndnftig (wobin unfer Verf. diefen 
Sats ordnet), fondern oft in dem Fortſchritte der menſchlichen 
Berhaltniffe, oder in Fehlern frdberer Geſetze auf das Befte 
gegruͤndet. Andre fir diefe neuere Unterſcheidung wohl anges 
faͤhrte Gruͤnde, namentlid) de Unwendung der Fiction der Niche 
tigkeit einer Handlung gegen das Geſetz auf diefes Gebiet, fdr 
_ welded diefelbe durchaus nicht aufgeſtellt worden, verſchmaͤhet 
unſer Verf. ſelbſt. — F. 40. 41. ſollten ihre Stellen vertau⸗ 
ſchen, da die Obſervanz, in ihren verſchiednen Bedeutungen, 


/ 
- Mihlenbruch, doct. “pandect. ed. 1, 2 301 
auch mit rebus judicatis zuſammentrifft 

ber im Romiſchen Rechte ſelbſt Vorkomm 

halten koͤnnte. Das Anſehen der res jt 

aud) ftreng juriſtiſch gewirdigt werden, 

faffung der befannten Pandetter und Ci 

dazu gedient haben wirde, ber’ Pratis e 

tat gufommen gu laſſen. — Die widhtig 

Ruckanwendung neuer Rechte ware wohl 

gu. bebandeln geweſen, wozu befonders’ Bergmanns treffliche 
Schrift, in Einzelnem auch die vom Verf. nicht etwaͤhnte 
Borſtiſche (1814) gute Fuͤhrer abgeben koͤnnen. — Das ge⸗ 
genſeitige Verhaͤltniß aͤlterer und neuerer Rechte! zu ‘cinander 
(§. 70. 71.) wuͤrde anſchaulicher behandelt ſein dürch Vorauf⸗ 
ſtellung aller allgemeinen Grundſaͤtze. In Anwendung auf das 
Singelne. (ollte wohl dem kanoniſchen Rechte im Allgekneinen 
der Vorzug vor dem Roͤmiſchen értbeitt werden’, hauptfachlich 
weil es auch als ein einheimiſches atzuſehen ‘ft, da gu ber 
Seit der Entſtehung des Corp. jur. ‘cation. Deuiſchlaud mit 
zu dem großen Reiche (der in das Weltliche tief eingreifenden 
Kirche) gehoͤrte, von welchem dieſes Recht ausging⸗ Wo ſi ſich, 
was dod) nur ſelten iſt, in der Anwendung das Gezentheil 
zeigt, hat dieſes beſondre Gruͤnde juriſtiſch genommen, inei⸗ 
nem noch neuern vom kanoniſchen zum Roͤmiſchen zurudkeh· 
renden (etwa nur Gewohnheitt) Rechte. Die geitdhnlich vor⸗ 
getragene Anſicht, gu welder ſich auch unſer ‘Werf Betenit, 
ermangelt ſo ſehr juriſtiſcher Schaͤrfe! Betreffend die Theile Bee 
Juſtinianiſchen Rechtsbuͤcher (mit Ausnahme dev Movellen), 
haͤtte follen. die in der Geſchichte derfelben tief begrimbete - An⸗ 
ſicht, daß ſie als ein Ganzes zu betrachten find, mehr als 
durchgreifendes Princip behandelt, und ſomit die geſammten 
hierher gehdrigen Zweifel in das Gebiet der Auslegung verwie⸗ 
fen werden, Die genauere Wardigung oes mehrfachen Zwecks 


⸗ 


393 a Momifoes Meds. 


ber Juſtinianiſchen Werke, und ihrer Verſchiedenbeit, bieten 
dann Hilfen bar, Gbnlid) denen, die man gewoͤhnlich angibt 
aber, als Autzlegungs/Regeln, verlieren ſie ihr Grelles im 
Ausdruck wie in der Anwendung, indem fie nun ur in Bere 
bindung mit, ben Abrigen Muslegungss Regeln, und mit dev 
Vorſicht ibe werden duͤrfen, welche dergleichen ia uͤber⸗ 
haupt fodern 

Im sweiten Vuche des aligemeinen Theiles — eigent⸗ 
lichen allgemeinen Theile) hebt Rec, folgende Punete aus. 
§. 88. follte die — freilid fo viel mir befannt nod bon nie⸗ 
manden oͤffentlich gerdgte — ſchlechte neuere Latinitaͤt res com- 
munes der aͤchtroͤmiſchen res communes omnium weichen, in⸗ 
dem res communes aud) die einigen Cingelnen gemeinſchaft⸗ 
lichen Sachen bedeuten, — §, 98. not. 3. ware deutlider gu 
begeichnen geweſen, weßwegen dem Verf. die von mir aufge⸗ 
ſtellte Monatsbeye gung (die ich noch immer fuͤr die richtige 
halte), unrichtig ſcheint. — §- 99. Die computatio civilis 
follte, mit Schweppe, als die Regel aufgeftellt werden. Cs 
iff der Arithmetik des gemeinen Lebens, die, namentlid) bei 
den unmathematifhen Mdmern natuͤrlich aud die juriſtiſche 
ee, durchaus angemeffen, die Zeit in der desis nur me 
voller Uebereinſtimmung „kommt die civilis computatio ſehr 
oft, und ohne alles Merkmal oon etwas Singuldvem in den 
Roͤmiſchen Rochtsbuͤchern vor; viel feltner dagegen, und in fol- 
Gen Ausdruͤken, daf man dabei weit eber an eine Ausnahme 
denfen Lana, die natuͤrliche Berechnung. — Nicht wohl ſcheint 
es gethan, dag ſ. 137 ff. Ciniges Aber temporis preescriptio 
horgetragen wird, indeffen der Hauptfig dieſer Lehre bei unferm 
Verf. an einer andern Stelle ft Denn die gefammte Ver⸗ 
jabrungs. Lehre, die ihrer Sehwierigheit wegen vor andern gee 
ſchichtlicher Behandlung bedarf, haͤngt aud) in ihren Mebenarten 


/ 


Mihlenbrich, doct. pandect, ed. 1. 2. 393 


bielfad) mit der Alteften und audgebildetften Urt, der Ufucapion 
nabe gufammen, fo daß ſchwerlich eine richtige Einſicht in die⸗ 
ſelbe anders erlangt wird, als wenn die ganze Lehre, wenig⸗ 
ſtens in ihren Hauptzuͤgen, an einer Stelle abgehandelt wird. 
Wohl mag dieſes, wie der Verf. zweckmaͤßig thut, die ſein, 
wo vom Eigenthume gehandelt wird: denn es ſchadet nichts, 
daß dabei Anhangsweiſe aud die Grundſaͤtze derjenigen Ver⸗ 
jabrungsasten abgehandelt werden, welche ſich auf andre Rechte 
begieben. — Den Cid, (5. 148.) unter den Gefidtspunct ded 
. Zwangs zu ſtellen, ſcheint an ſi ch wenig paßlich, und beſon⸗ 
ders durchaus unroͤmiſch. — g. 165. Die hergebrachte Annah⸗ 
me, dag der Interdicten⸗Proceß ein ſummariſcher geweſen fei 
(strictim atque breviter), welche mit Cajys Nachrichten ſo 
gar nicht zu vereinigen iſt „und fein Zeugniß aus dem Alter⸗ 
thume fuͤr ſich hat, ſollte wegbleiben. — Die Lehre von den 
Pertinenzen §. 177. wuͤrde an Deutlichkeit, und theilweiſe wohk 
auch an Richtigkeit gewinnen, wenn von dem in den Rechts⸗ 
buͤchern ausfuͤhrlich behandelten Falle, dem der Grundſtuͤcke, 
ausgegangen waͤre. Bei den Pertinenzen beweglicher Sachen 
moͤgte aus dem Beiſpielen der scapha zu raſch gefolgert ſein, 

daß hier durchaus phyſiſche Verbindung noͤthig ſei: denn bei 
jener iſt das Beſondre, daß ſie auch fuͤr ſich einen erheblichen 
Werth hat, was z. B. bei dem Schlauͤſſel eines Schrankes durch⸗ 
aus nicht der Fall iſt. — Bei den Fruͤchten (9. 178.) ſcheint 
das, wohl nur aus ben Feinheiten des Sklavenrechts gu loſen⸗ 
de Raͤthſel, warum Sllaventinder nicht gu den fructus gehoͤ⸗ 
ren, durch den Beiſatz humanitatis causa nidt von der rede 
ten- Seite aufgefagt. Denn ift es wobl weniger gegen die 
Menſchenwuͤrde gedraudt, denn als Frudt behandelt gu wers 
den? Obnedem aber, wie wenig ift es im Ginne der Alten, 
bier, nod) dagu wo in feinem Salle eine Schonung fir den 
Slaven damit gufammenhangt, auf fie Grundfage dev. huma- 


— * 


394 ~ Remifdhes Recht. 


nitas anzuwenden? — Die Lehre bom Berguge (§. 192.) wire 
be an Deutlidfe gewinnen, wenn von dem Hauptfalle, des 
Mahnens, ausgegangen wihrde. Die ganze Meuftetel(Hhe Theos 
rie, welder der Verf. in Vielem folgt, moͤge er einer neuen 
Prifung unterwerfen. Gie ſcheint, namentlid) was den Uns 
terſchied zwiſchen gefesliden und verabredeten Folgen betrifft, 
in die Stellen unfrer Rechtsbuͤcher mehr eine vorgefafte Mei⸗ 
nung bineingutragen, als das in ihnen Liegende herauszuneh⸗ 
men. — Die Darſtellung Ser Lehre vom Intereſſe §. 195 ff., 
die erfte mir befannte aͤcht⸗- roͤmiſche, von der Starrheit neues 
rer Kunflworte und gang fefter Gabe im einer dergleiden nicht 
zulaſſenden Lehre freie, ſollte nur nod) durd einen Blick auf 
bie bisher gewoͤhnliche Art dieſen Gegenftand gu bearbeiten 
vervollſtaͤndigt werden. Fm). 198, Juftinians Veraͤnderun⸗ 
gen in-diefer Lehre betreffend, moͤgte Magnus das — 
haben. 

Im Perſonen⸗ Rechte whrbde die Theorie ‘ber existimatio 
§. 221 ff. an Deutlichfeit gewinnen, wenn erſt bie gange Lebre 
bon der Infamie, als die ausgebildetite, abgehandelt, und dann 
die Nebenarten kurz angehaͤngt warden; eben fo die der fingir⸗ 
ten Perfonen §. 228 ff, wenn die alte Hauptart, die univer— 
sitates, guerft betradptet ware. Im §. 252. follte das Einzelne 
lichtvoller geordnet werden, etwa das ganze Conſtitutionsrecht 
ber Gemeinden zuſammengeſtellt, nad) num. 2, num, 6.9. 4. 5. 
Jn (. 235. not. 7. ift bie beFannte Stelle bom Erbrecht der 
Judengemeinden ſchwerlich richtig gedeutet. Sie moͤgte nichts 
Andres enthalten, als ein Ueberdleibſel des alien Satzes, daß 
Gemeinden, als persone incerta, fein Erbrecht haben, ‘welder 
in ſpaͤterer Zeit gwar in vielen Gallen, aber nirgend gang alls - 
gemein aufgehoben iſt. — Einen hinreichenden Grund, bas for 
génannte duplex vinculum von.der mehrfachen Verwandt( aft, 
als etwas wefentlid) Verſchiedenes gu trennen (fj, 239.), moͤgte 





Mihlenbruch, doet. pandect. ed. 1, 2 395. 


es wot nicht geben, indem die geſetzlichen Ausdruͤde utroque 
latere juncti darauf gat nicht hinweiſen. Eine praktiſche Wuͤr⸗ 
kung hiervon zeigt ſich bei zwei Kindern derſelben Mutter, die 
von demſelben Vater arrogirt find. Dieſe find allerdings utro- 
que latere juncti, und. alſo nad) der Novelle oor den halbbire 
tigen Geſchwiſtern berufen, aber, nad) dem neuern Begriffe 
bon Vollbuͤrtigkeit, nicht vollbuͤrtig, und alfo den halbbuͤrtigen 
nicht vorzuziehen. — Die Mebenarten der Schwaͤgerſchaft trennt 
and) unfer Berf. § 247. von den auf Verwandtſchaft gebau⸗ 
ten Chebinderniffen, als gu honestatis causa gehoͤrig: biel na⸗ 
tuͤrlicher ftanden fie bei diefen als Anhang, indem die hone- 
stas, bie auc) bei Verwandtſchaft und Schwaͤgerſchaft den Grund 
enthaͤlt, durchaus keinen Gegenſatz gegen diefelben bildet. ſ. 148. 
wird dex Unterſchied zwiſchen den relativ (privata) und abfoa 
fut (publica) vernidtenden Chebhinderniffen verworfen, und als 
len die Eigenſchaft dex letzten zugeſchrieben? und dod) liegt jee 
net Unterſchied ſo febr in ber Natur der Verhaltniffe, mit wels 

Gen die einzelnen Stellen wohl Abeteinftimmen. Zwiſchen dev 
bei Sdhnen und Tichtern noͤthigen vaͤterlichen Cinwilligung sft 
ſchwerlich ein weſentlicher Unterfchied, wie der Verf. §. 253. 
ihn annimmt, f. die Unmerfungen gu J. I, 10. d. nuptiis pr. 
im Prodrom. corp. juris. — Da bie Alten res uxoria mit dos 
gleichbebeutend gebrauchen, iff es nicht wohlgethan, wenn un⸗ 
fer Verf. jenem Worte §. 160. einen weitern Sinn beilegt. Die 
zwei Jahre nach abgeſchloßner Ehe bet verſprochner Dos wer 
den §. 263. ſchwerlich mit Recht ald eine Beguͤnſtigung des 

Schuldners der Dos behandelt, da ſie wol nur zum Beſten 
des Fodernden angeordnet ſind, als eine Zeit, wo Verzug ohne 
Mabnen: cintritt, Daf die gange Lehre. von der retentio pro- 

pter impensas in dotem aufgehoben fei, behauptet J. 276, 

ſchwerlich mit Recht, da die Pandeften fie enthalten, der Co. ~ 
der fie billigend erwaͤhnt, und die aufhebenden Worte nur auf 


396 Romifhes Rede. 

(uns unbekannte) Weitlaͤuftigkeiten des alten Rechts bei denfel- 
ben geben. Gang ftdrend zwiſchen dem Eherechte ſteht §. 250. 
bom Rechte dex Eltern Aber ihre Kinder, weldes paßlicher als 


| Einleitung gu der vaͤterlichen Gewalt geftellt wird. — Bei } 


der Lebre bon Adeptionen wird des alumnus an einer wenig 


paffenden Stelle, §.291. erwaͤhnt. Die richtige ſcheint gu fein 


gang 3u Anfang dex Lehre, gleichſam alé jus naturale bei ders 
ſelben, oder gang gu Cnde, als Anhang, — Warum der Verf. 
giaubt, daß im Ehebruche ergeugte Kinder durch nadfolgende 
Che legitimizt werden koͤnnen, war naber angugeben. Geine 
Citate, auf Sdriften gehend, die id glaube widerlegt gu ha⸗ 
ben, gendgen nidts und andre Gruͤnde, als die hauptſaͤchlich 
politiſchen, der Schweickartſchen, (oon ihm aud nidt an⸗ 

gefuͤhrten) Diſſertation wird er baben, wenn gleich ich, von 
meiner fruͤhern Anſicht noch vollig uͤberzeugt, an ihrer bewei⸗ 
ſenden Kraft zweifle. — Daß dem Vormunde die Rechnungs⸗ 
pflicht nicht erlaſſen werden koͤnne, behauptet §. 325. ſchwerlich 
mit Recht, indem D. XXXIV, 3. de liberatione legata L. 9. 
20. §. 1. 1.28. §. 4. L 81. §. 2. eines ſolchen Erlaſſes gang bil⸗ 
ligend erwdbnen. Mur liegt darin blos Erlaß der Herbeifdafe 
fung einer Grleidterung fir den gegen den Bormund klagenden 
Mandel; nicht irgend einer _materiellen vormund(daftliden 
Pflicht. Dieſes gibt auch das Erklaͤrungsmittel fir die Stellen, 
auf welde ber Berf. ſich beruft. 

Mei der ſehr zweckmaͤßig al’ Cinleitung gu der Lehre bom 
Gigenthum geftellten Befig- Cheorie follte dod) cin befondrer 
Abſchnitt bon der jurium quasi possessio nidt feblen. — Bon 
ben Servituten hatte lieber nad) Weiſe der Roͤmer bom Stand, 
puncte des Berechtigten aus geſprochen werden follen, wodurd 
z. B. §. 506, die Ubtheilung in affirmativas und negativas 
eine den Worten viel beffer anpaffende Erklaͤrung erhalten wire 


_ be. Donellus und in neuerer Zeit Stever ſchließen fid bier 








ie by 


Mihlénbruch, doct. pandect. ed. 1. 2 397 


der Rdmiſchen Sprachweiſe an; und unſer Verf. weiß ſehr wohl, | 


wie widhtig diefes fax das Verſtaͤndniß der Roͤmiſchen Sige — 


felbft gu fein pflegt. — Cin beſchraͤnkteres Ufusfeuctd- Recht in 
Beziehung auf Vergnigens»Unlagen ijt §. 395. wohl nicht 
nachgewieſen. Die Stelle, welche ſagt, daß man dergleichen 
Anlagen nicht wegnehmen duͤrfe, um einen Krautgarten anzu⸗ 
legen, verhietet wohl nur Aenderung der Hauptbeſtimmung, 
und geht fomit eben fo ſehr auf den Fall, wenn jemand ume 
gekehrt eintraͤgliche Unlagen in biog dem Bergnigen gewidmete 
verwandeln wollte. — Die Lehre vom usus, §. 398, wuͤrde 
gewinnen durch ſchaͤrferes Hervorheben defen, was ex urſpruͤng⸗ 
lid) (dem Wortfinne nad, im Gegenfage von ususfructus) 
war; was davon im neuern Rechte uͤbrig geblieben; was, um 
einen einmal beftellten usus aufrecht gu erhalten, uachgelaſſen 
iſt. — Die Erirterung oer geſetzlichen Pfandredte F. 421.. % 
wirde gewinnen durd den Fortſchritt von den aͤlteren ſpeciellen 
gu den neuern allgemeinern Fallen. Denn §,.428 gibt. wol 


gu viel fir fingulares-Redht bei eingelnen Urten des Pfandes 


aus, Das Recht der Snterdicte wird aud) dem hypothekariſchen 
Glaubiger, wenn er fid) den Befig verſchafft hat, nicht abzu⸗ 
ſprechen fein; die Evictions⸗Verbindlichkeit ſteht in gu genaues 
Verbindung mit den allgemeinen BVertrags-Grundfagen, als 
daß man fie auf das Fauftpfand befdranten duͤrfte; und ſelbſt 


das Zuruͤckbehalten wegen andrer Roderungen, an fic) freilich | 


hoͤchſt fingular, ift dod) in folden Ausdruͤcken angeordnet, daß, 
wie beſonders das princip. der Stelle geigt, die Hypothek mit 
gemeint fein wird. Hingegeu der rei abusus, deffen derſelbe S. 
' érwabnt, wird gu weit genommen fein, indem bei' Slaven, 
wovon die Beweisftelle redet, viel Ginguldresd war. Bon der 


antichresis expressa ſcheint der eigentlide durch dieſes ganze 


Verhaͤltniß fuͤhrende Faden nidt recht aufgefabt. Sie ift den 
Romern eine Pachtung des verpfandeten Guts far die Zinſen: 


398 ; Momifdes Recht. 


daher, ba aud webfeile Pachtungen guldfig find, hier die 
Sinsgefese im Roͤmiſchen Rechte feinen Einfluß dufern. Da 
deutſche Gefege jeden Zinswucher, gewif aud) mit Beziehung 
auf diefe Form desſelben, verdoten, ohne le Romiſche Anſicht 
im AUllgemeinen gu andern: fo ift nun hier wohlfeile Pachtung 
unzulaͤßig, fondern nur die geftattet, welche gum wahren Preife 
etfolgt. Aber dev wahee Pachtpreis tt {tets, wegen des dem 
- Pater gebdhrenden Bortheils, ein etwas geringerer alé der 
reine Ertrag; aud, wegen des hierin uͤberall ſtatt findenden 
Schwankens, cine mittlere, Durchſchnitts/Summe. Die Pra⸗ 
xis, welche ziemlich allgemein dahin gegangen ſein wird, klei⸗ 
ne Ueberſchuͤſſe des Ertrags ber die Zinſen nicht gu beachten, 
ſcheint im dunkeln Gefuͤhle etwas Aehnliches gewollt zu haben, 
wofuͤr im Obigen die rechtliche Begruͤndung enthalten ſein 

moͤgte. 
Inm Erbrechte wuͤrde die allgemeine Darſtellung ber bono- 
norum possessio §. 442, in einigen Puncten wol gewinnen, 
durch Benutzung ber bon mir in ber Recenſ. von Eajus ges 
gebenen im letzten Refultate mit Savign py ibereinftimmenden 
Erirterung, h. 454, not. 2. wlederbolt eine Verwechslung 
Glids. Mach dem SC. Tertullianum ſchließt nur der wahre 
Vater, nicht der adoptivus, die Mutter aus: daß nun dieſes, 
durch die Novelle aufgeboben ift, feidet wol gar feinen Zwei⸗ 
fel. Wenn §. 455. den halbbuͤrtigen Geſchwiſtern der einen 
Seite vor denen der andern in den von dort herruͤhrenden Guͤ⸗ 
tern wegen aͤlterer durch die Novelle nicht aufgebobner Geſetze 
een Vorzug ertheilt: fo ift dabei der Inhalt derfelben in Vere 
haltnig gu dem gangen damals geltenden Rechte {dwerlidd ge» 
- paw genug erwogen. Gie- (deinen, wie Fachinzus controv: 
6. 5. gut ausfuͤhrt, nichts Andres gu enthalten, als den An⸗ 
fang des erſt in der 118fen Novelle gang allgemein ertheilten 
Worgugs vollbArtiges oor halbbirtigen Ge(dhwifiern, und weis - 


Mihlenbruch, doct. pandect. ed. 1,2, 399 


Gen fo natuͤrlich der Novelle, — Mus der verloren gegangenen 
Juſtinianiſchen Conſtitution uͤber die incertas personas ſchließt 
aud unſer Verf. nod, ſ. 462, gar gu viel. Da die Nachricht 
fiber fie in den Inſtitutionen nur von Abaͤnderung, nicht bon 
Aufhebung des aͤlten Rechts ſpricht, ſcheint vielmehr mit Wabre 
ſcheinlichkeit angenommen werden gu maffen, daß das Cingelne 
in ben Rechtsbuͤchern Aber diefen Gegenftand Stehende, ohne 
Zweifel mit Ruͤckſicht auf Fuftinians Anſichten ausgewahlt, 
dienen koͤnne, feine Abſicht herauszubringen. Ohnedem aber 
iſt ja jene, laͤngſt verſchwundene, Verordnung bei uns nie zur 
Guͤltigkeit gekommen. — g. 483. waren meine civiliſtiſchen 
Abhandlungen ©, 221 ff. gu beadjten. Sie fibren in manchen 
Fallen zu einer ganz andern Bertheilungsart , als der gewoͤhn⸗ 
lich angenommenen. — In der Darſtellung vom Noth⸗Erbrechte 
ß. 492 ff. iſt nirgend beſtimmt genug hervorgehoben, want 
exheredatio noͤthig ſei, wann preeteritio genuͤge. — Unter die 
Codicill. Formen §. 500. ſollte, nad) Loͤhrs Vorgange, das ſo⸗ 
genannte fideicommissum heredi (presenti) injunctum aufs 
genommen fein. Gerade diefes ift es, wodurch Suftinian leis 
fet, was er im Fnflitutionens Titel 2, 25. d. codicillis vere, 
ſpricht, dieſes Recht wieder gu der Auguſtiſchen Formlofigteis 
juridgubringen. Die bisher gewohnlide abgefonderte Behand⸗ 
lung dieſes Gegenftandes mußte gu manden irrigen Unfidter 
fuͤhren. — Der allgemeine §, Aber Erbfdhafts- Erwerbung 505. 
enthatt gropentheils blos gu aditio gebivige Gage, fo daß hier 
cine anders ordnende Umarbeitung gu wuͤnſchen iſt. Im 9. 506. 
fdeint der Text fir Lagbergs Anſicht, indeffen die not. 2. 
fid) dagegen ausſpricht: pier iſt Saber groͤßere Beſtimmtheit zu 
wuͤnſchen, die, beſonders unter Beachtung von Cajus Il, 16, 
wohl gu Gunften Laßbergs ausfallen follte, — Die Gollae 
Hons» Lehre ((. 525 ff.) follte fo Sargeftelt werden, daß beide 
Arten getrennt gebalten, und dann unterfucht — ob ſie im 


‘. @ 





' 


4oo RB mifdhes Rede. 


neueften Rechte gu einem Gangen verſchmolzen worden (was, 
had meiner Ucbergeugung, gu verneinen iff), Da fie von 
den Roͤmern, bis auf ſehr neue Seiten gewiß, fo gang als zwei 
verſchiedene Arten behandelt worden, kann, beſonders bei der 
nicht geringen Schwierigkeit dieſer Lehre, ſchwerlich eine andre 
Behandlungsweiſe das rechte Licht gewaͤhren. — Bei den Le⸗ 
gaten von Sachen extra commercium war Gluͤcks Diſſerta⸗ 
tion Erlang. 1817. zu beachten. Die voͤllige Unhaltbarkeit der 
hier angenommenen Duareniſchen Anſicht moͤgte aus ihe hervor⸗ 
geben. — Fn der Legaten⸗-Lehre hatte nicht ſollen uͤbergangen 
werden die Frage von wahrſcheinlicher Willens-Auslegung 
fiber die helaſteten und hortorirten Perfonen, und bon Theilung 
des Rechts und der Laſt unter ihnen, woruͤber Donellus aus⸗ 


fuͤhrlich iſt, die Neuern gewoͤhnlich ſchweigen. Die vielen gum: 


Theil ſtreitigen Beſtimmungen daruͤber in den Rechtsbuͤchern 
auf das Klare zu bringen, iſt von erlaͤuterndem Einfluſſe auch 


auf die Lehre vom Praͤlegate. Auch die Grundſaͤtze von Agnition 


und Repudiation der Legate haͤtten eine naͤhere Eroͤrterung ver 
dient. Das Zuſammenfaſſen oder getrennte Betrachten mehrer 
ſich in einer Perſon vereinigenden Portionen in Beziehung auf 
das Falcidiſche Biertel (ſ. 541.) ſcheint am beſten dargeſtellt wer⸗ 
den zu koͤnnen, wenn, als Hauptregel, von dem Satze ausge⸗ 
gangen wird, daß man ſich nad) dem ſpaͤtern Zuſtande richte, 
alſo die verſchiednen Portionen zuſammen faſſe, wovon jedoch 
ausgenommen iſt, wenn einer Erbe des Andern wird, und bei 
Accretion, Vulgar⸗ und Pupillar⸗Subſtitution, wenn die ur 
ſpruͤngliche Portion nicht Abermagig belaftet it. §. 549, von 
Ausgleichung der Legate und. Fidei- Commiffe, moͤgte paplider 
gu Anfang Ser gangen Lehre von Legaten und Fidei: Com 
| miffert ſtehen; befonders, da fie ſich wobl aud) auf die Univeral 
Bidei- Commiffe begieht (Verſchmelzung derfelben mit Sem lega- 
tum, partitionis), — Die Lehre von Legaten in Beziehung auf 








e 2 : 1 


Miihlenbruch, doct. pandect. ed. 1.2. — aqu 


has Eigenthum (§. 550. 551.) gewinnt durch folgende Anordnung 
an Deutlichkeit. 1) Allgemeine Angabe. Die Sache gehoͤrt dem 
Erblaſſer, dem Legatar, einem Fremden. In den erſten beiden 
Faͤllen tritt vdllige Guͤltigkeit, im dritten Unguͤltigkeit cin, im 
vierten theils das Eine, theils das Andre. 2) Raͤhere Ausfuͤh⸗ 
tung zunaͤchſt bom vierten Falle (weil dieſer wieder auf das Ue⸗ 
brige Einfluß hat), dann von den uͤbrigen. — Die Grundſaͤtze. 
uͤber Auf hebung legtwilliger Anordnungen (f- 588.) [Heinen erſt 
dadurch ihr Lidt gu erhalten, wenn Hon dem alten Hauptgrund: 
fake ausgegangen wird, daß jedes auf diefelbe Art aufgehoben 
werden miffe, wie es erridtet ift: alfo ein Teſtament (Erbes⸗ 
Einſetzung), durd ein neues Teftament, das formloſe Codicill 
(Fidei » Commis) ohne alle Gorm, Dieſe Regel wurde nad und 
nad modificirt: durd) Unerlenntnif der koͤrperlichen Vernichtung, 
etwa nad) Analogic der Widhtigheit fdrperlider Handlungen bet 
Contracten (Real⸗Contr.), oder weil hierdurch oft der Beweis 
au feblen anfings; durch die Beſtimmung, daß fein Teftament 
langer al8 10 Sabre gelten ſolle. Hieran, als es aufgeboben 
ward, knuͤpfte ſich dann, daß nach 10 Jahren ein neues Teſta⸗ 
ment nicht mehr noͤthig ſein, ſondern ein recht foͤrmlicher Wis 
derruf genfigen folle, Vergl. Hiibner disputat. jur. civ. I, 1. 
Sn den allgemeinen Crdcterungen uͤber Obligationen vers 
miffer Rec. eine Fernhafte Darftellung der, hierher hauptfaͤchlich 
gebdrenden Ubtheilung in stricti juris und bone fidei actiones 
(obligationes) mit Radfidt auf Gans Unterfudhung und oes — 
Perf. eigne Berihtigungen derſelben in, den Heidelberger Sabre | 
bidern. Selbſt wenn man annimmt (was Rec, nicht ‘vermag), 
daß dicfer Unterſchied gang unprattifd) geworden, dient ex dod) 
in. ſehr Vielem zur Erlduterung, wegen feiner ohnftreitig ſehr 
Stofen Widhtigheit im alten Mom. — |. 634. erflart bei der 
donatio sub modo die Snfinuation far unnithig, die Zuridfos 
derung wegen Undanks fir unzulaͤßig: ſchwerlich mit Recht, da 


e 





402 No mifdes Recht. 


doch dieſes Geſchaͤft hauptſaͤchlich Schenkung iſt, und im Zwei⸗ 
fel nach deren Regeln beurtheilt werden muß. — Der Abſchnitt 
‘pon Uebertragung der Foderungsrechte auf Andre ſtaͤnde wohl 
am: beſten gang am Ende der einzelnen Obligationsfaͤlle, wegen 
feiner Schwierighett, und weil auger dem Rauf aud ad Mane 
dat Horaufgeben follte, Die Delegation aber, deren Haupthee 
ziehung die auf novatio ift, follte gang davon getrennt, bet 
der solutio abgehandelt, und bier nur darauf verwiefen were 
den. — Die Definition des Mtieth-= Contracts §. 642. ift wie 
gewoͤhnlich einigermafen unvollftdndig. Das Vermiethen von 
Sachen gur Vearbeitung oder fonftigen Beforgung Cres facien- 
dae neben utendae), wovon das opus nur ein Hauptfall ift, 
follte nehmlich, um die Rbmifde Anſicht gleih von. vorn here 
ein vollftandig gu geben, in die Erfldrung aufgenommen were 
den, — Bei der Zablung, wenn mehre Sdulden_ unter denfele 
ben Perfonen vorhanden find (703.), follte der Vorzug der Zine 
fen an. die Spike geftelt fein, weil er nad) Roͤmiſchen Gerunds 
fagen ein durchgreifender ift, flattfinden’ auch) wenn mehre Cas 
pitalien gefcpuldet werden, — Dads Sfnterufurium, weldes 
§. 705. nur erwaͤhnt wird, hatte, etwas tiefer eingebend, bei 
Sen Zinfen behandelt werden mogen, wo feine eigentliche Stolle 
it. | | 
Es ift nod ibrig Hom Verhaͤlltniſſe der beiden Ausgaben 
zu handeln. Sie ſind einander, wie auch die neue Vorrede 
ſagt, weſentlich gleich, indem der betraͤchtliche Unterſchied der 
Seitenzahlen nur vom veraͤnderten Druck herruͤhrt. Der Haupt⸗ 
Unterſchied beſteht in beſſerer Vertheilung der Inhalts⸗Anzeige 
in die einzelnen Bande, und Beifuͤgung eines bei der erſten 
Ausgabe Abel fehlenden alphabetifden Regifters. Auſſerdem 
find Eleinere Wenderungen, befonders in Beziehung auf neuere 
Literatur, hier und ba angebracht. Groͤßere waren, wie aud 
gun Theil aus dem Obigen Hervorgeht, und der Verf. ſelbſt 





Miblenbrpew, — paodyvei. ed, i. 2. 403 
clafuapt seqntmdnishen : abern er murde. vorhdat Meddrfait dex 


neuen: Autgobec vᷣberraſcht. Dap: dieſts aicha wieder der. Fall 


werde, dazu hat cr, laut der neuen Vorrede, die noͤthigen Ein⸗ 
leituugen getroffen. Moͤge ihm nun die noͤthige Muße gu cig 
ner recht: forgfaltigen Bearbeitung werden, damit dieles (doy 
fo audgeseidmete Buch einen. noc pdhern Grad oon Vortreffy 
lichkeit zum Beſten der Wilenlhaſt und zum Ruhme des Very 
— acelin ; 


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Pare ts ee — 

Aa: et ante sdnsu — non stilie. fando. open 
:. possit?’ ad LL: 15> et 19 D. de servitutib, Diss, 
inaus. ‘etc.’ auctore- Theoph. Henr one 
" Gaedcke, Rostochit 1836. arp. 4 _ 


teh Pee 


—** —** vfirat -vefio md iff Pi flit bee 
itiſchen Auſtalton, die: beffqren; unter jener Menge auszuzeich⸗ 

ven. Die .gegenwartige Jdaugural⸗Abhandlung muß dieſen 
beſſerrn unbedenblich beigezaͤhlt wreden. — umm, Befannt iſt dig 
Sehnnerigkeit, welche von · jeber- bie L, 19. de. servitut. den 
Unslegewn: gemacht hat, weik Geni Widerſpruch mit E, 15, 
ibid. gnd:-anit dem Wefen der; Sexvituten Aberhaupe. nuglofe 


Mealferbien. zuzuhaſſen ſcheinn. Dos dex Verf., um gu ſei⸗ 


vem Beek, der Erllaͤrumg dieſer Stellen: gu: gelangen, vorerſt 
bes; Breiteren von. ſeinet Anſicht Aber Servituten. uͤberhaupt res 
det, wollen: wit als eine -gemeinfame Eigenthaͤmlichkeit ſolcher 
Erſlings und Probeldhriften: hicht hod aufnehnen. unſeren 


Viricht abrr auf de. Sache, ſelbſt beſchraͤnlen — den ver⸗ 
Krit. Zeitſchr. IL. 3. 





——— — 


a7 


a) Lobb. GR Ami fares edn! vale 
ſchiebenen wind: vVom “Werf. eines» Krieit untendexferen ‘Gethic 
rangoverſuchen vnfrer Stellen find die zwei bedrutendſten die, 
welche ihren · Siz: ſchon in ber Gloſſe haben: die icine neuer⸗ 
tings bon Thibaut- Cctv. Abh. me. 5.) vertheidigte verſteht 
tie L. 19. bon ‘gang nutzloſen aber retinirten Serbituten, 
die andre, fuͤr welche jetzt Lhr˖ (Mag. B. 3 S. 489. f99:) 
ſich erklärt hat, von ſolchen Servituten, die ‘gmat dem Grund⸗ 
ſtuͤck allerdings vortheilhaft, aber nur fuͤr den jeweiligen Eigen⸗ 
thuͤmer nvgied find, wie 3. B. bem Blinden cine Ausſichts⸗ 
Dien(ibarteit. Go wenig aber die Zulaͤßigkeit folder Servi⸗ 
tuten bezweifelt werden kann, ſo muß doch Loͤhr zugeben, daß 
man alsdann immerhin „den Anfang unſrer Stelle als dun⸗ 
fel betrachten kann““, wo naͤmlich bon einer „ser vitus, etsi 
ubu! otttist vhlechtweg Ble Press Aftye⸗ ato yon emer? bank 
Srnnotad, nicht zufaͤlig iegend einem Eigenthoͤmer nugles 
fa Geroitut, wiih dadis gehbtt z. Ve aud eine Ausſichts⸗ 
Dienſibarkeit nie, die den Werth des Grundſtoͤcks allerdings 
erhoͤht, wenn auch der jebige. Cigenthimer fir die ſchoͤne Ras 
dur fdrperlith oder: geiftig unempfaͤnguch ift. Allein Thiffauts 
Meinung hat wieberum· gegen ſich daB eine vdttig unnuͤcze 
Gervitut ſchon in ſich ſelbſt zerſfaͤllt, ſo daß alfo-cine wenn 
auch retinirte: Servitut nicht mit eluent nutzloſen, aber deßhalb 
dennoch niche gu ettreiffenden Eigenthams recht in Patallelr ges 
fietit “werden ‘ for! Bevin’ dat vie Perſon dos Gigewrdimerd 
oh vince Sacht keinen Vortheit habe, ſtebt nicht rnitsoen Be 
griff des Cigenthums felb(t;- wohl "aber fieht es mit dem Begriff 
einer Realſervitut iv Widrrſpruch, ‘wena fie dem herrſchauben 
Grud Ave nides nuͤhl. mnſtrm Verf. aun if: gehinges, 
diurch eine inlel'better Meinungen verſchmelzende Aheorir died 
(cit ihm nidht“fremb gebliebenen Bedentlichleiten: zu sntgehen. 
Mit Huͤlfe ger’ bereits bekannten Stelle des Gajus rw. der 
Vatitaniſchen Fragmente: weist er nad, daß vas Math 


| 





Gaedcke, an serv, hot util. — + 4609 


niren (deducerę gervitutem) allerdings auf einem vom Be 
- ftellen verſchiedenen Geſi chtepuntt beruhe, daß es naͤmlich nus, 
ein Nidtverlieren fey, fo dag 3. SB: tie Gerdituten, wel⸗ 
De durch Maucipalion nicht conſtituirt, doch in inancipando 
fundo deducitt: werden konnten. Um aber. was man Hat zu 
verlieren, ſey, wie auch das Beiſpiel des Beſitzes zeige, 
ein in contrarium actum noͤthig. Ein ſolches contrarium 
Tage zwar darin,' daß eine Servitut als voͤllig und fdr alle Zur 
kunft nutzlos ſi ch darſtelle, und dieſe koͤnne mithin aud nidt 
retinirt werden; fobald fie aber nicht allein nur der oder jes 
ner Perfon,-fondern andy wirklidy dem Grundſtuͤcke felbſt teis 
nen Nugen gewaͤhre, wie in dem in der L. 19. cit. ſelbſt an⸗ 
zefuͤhrten Falle, wenn einem Grunbſtuͤck, das fuͤr jetzt Waſſer 
genug hat, eine servitus aque: vorbehalten bleiben: fol, abet 
obne dag dieſe Nuglofigteit far immer conftatirt fey, (o iſt nod 
nicht die Unindglichteit bes Behaltens begrindet, Es beruht 
alſo allerdings auf civiliſtif chem Grunde, daß unter ſolchen 
Umſtaͤnden cin deducere d. h. “ein Nichtaufgeben gulagig iſt, 
waͤhrend zum Beſtellen einer Servitut ein bereits jetzt ſchon 
| einleuchtender Vortheil erfoderlich iſt. Mit dieſer in ſich ſelbſt 
begrundeten Wifi at flimmen aud) ‘alle Worte der L. 19. voͤllig 
bberein: „ei fundo , quem ‘quis vendat (mancipirt) servitu= 
fem imponi, etsi non utilis sit, posse existimo — — 
queedam cnim habere possumus etc.“ Daß wir dem Verf. 
beiſtimmen, geben wir ſchon durch die Art gu erkennen, wie 
wir ſeine Anſicht Cobwopl nicht mit — gu wieder⸗ 
olen ver fucht babe, ; ‘ | 
88immern—. 


hob a ere We oe ites Modiete, y Para . ‘ 


®. x, bad teutſch rheiniſche Landrecht als Reſolint bef 
Kampfes zwiſchen dem preußiſchen Landrecht und der 
auf dem linken Rheinufer beftehenden Geſetzgebung. 
Ein cosmopolitiſcher Vorſchlag. Mannheim bei Loͤff⸗ 
ler. 1827. 68 S. gt. 8. (Preis: 48 — 


Die konigl. preußiſche Cabinets Ortye, som. 25. Ociober 


1826,:in welcher die Regierung ihre Abſicht ankandigte, in den 


preußiſchen Rheinlanden das franzoͤſiſche Recht abzuſchaffen und 
bad preußiſche Landrecht ejnzufuͤhren, ſcheint eine große Bewe⸗ 
gung der Gemuͤther in jenen Gegenden hervorgebracht zu ha⸗ 
ben. Wie aus der vorliegenden kleinen Schrift, der einzigen 
welche bipher dem Ref. uͤber dieſen Gegenſtand zugefommen, 
hervorgeht, werden die Debotten uͤber bie, Zweckmaͤßigkeit dieſer 
Regierungsmaßregel mit großer Bitterkeit und Leidenſchaftlich⸗ 
keit im Publikum gefuͤhrt, wenn ſchon (nad det Ginleitung) die 
große Mehrheit des Volks Beibehaltung bes Beflehenden, zum 
Theil unbedingt, zum Theil mit ſachgemaͤgen Modifikationen, 
wuͤnſcht, und nur ein ſehr kleiner Theil fuͤr die Einfuͤhrung 
des preußiſchen Landrechts ſeyn ſoll. unſer Verf. gehoͤrt i 
der exften Parthie, und gwar gu berjenigen Abtheilung, bie 
fid) Derbefferungen in dem Bis herigen gefallen laſſen will. Wenn 
er ſich nun durch das Letztere ſchon als einen Gemagigten zeigt, 
ſo ergiebt ſich dieß auch aus dem Tone der ganzen Ahhand⸗ 
lung, die, wenn man gleich ſieht, daß es dem Verf. recht 
ernſt iſt, doc) durchaus ohne Leidenſchaft, mit Anſtand und 
Maͤßigung gefdrieden iſt. Won der Partheiſucht und Bitterleit, 
Sber die der Verf. in dens ee Hagt, — fig hier 
auch keine Spur. — 


Allein darin beſteht aud) bad gange Berdienft dieſer Séuift 
Der materielle Gehalt ift fo unbedeutend, die Griinde fir 


\ 


a. 





v. R. dad teutſchy⸗rhein. Landr. ef. 


die Melnnrig , : ie: Leitheidigt wird, ‘find; (o: ohne: tigemearetey 
gehen ‘in die Sachegeſchoͤpft, bie Pruͤfung ber Gruͤndd ber 
Beguer’ ift'fo hoͤchſt oberſlaͤchlich, bas, Raͤſonneman,das ſich 
chne alle Ordnung und mit ſteten Wirderholungen fortbewegt; 
ſo leer: daßes witklich fir die Sache ſelbſt zu bedaueten it; 
daß die Parthie, Hie er vertritt, nicht einen kundigeren Wort⸗ 
faͤhrer gefunden hat. Denn zu welder: Anſicht man fad) auch 
bei dieſer Streitfrage bekenuen mag fo-mug doch Jedem, ſelbſ 
dev Regierung, alles daran lirgen, daß die Gruͤnde, die jede 
MParthie fir: ſich geltend machen kann, in ihrem vol len Lichte | 
erſcheinen. Rue fo it eß moͤglich, das Methte gu wahles! — 
BMher fo wenly “Ai Kiefer Ruͤckſicht die vorliegende Schrift ayy 
Begrlmdang ives vichtigen Uttheils Aber die Srreitfrage ſelbſt 
Wilifen fain!” fo durchaus verfehniſt auch der Bory hag, 
durch den- dev BEL. Ddie verſchiedenen Partheien ereinigen zu 
wollen ſcheiat and der als das aus dem Kampferder Meinum 
gen hervorgehende⸗ Reſultat ſchon auftdem Titel augekſndigt 
wird. Fh dleſor Beziehung wathensich:: und | gun Belegt oes 
ausgeſprochenen Uecheilo iſt noch ein naͤberes ene ‘in den 
Inhalt dev Schriſte nothwendig. “4 
Pach eingelhen’ rhapſodiſchen SBetnevfingen fiber die VBor⸗ 
Jage “und Maͤngel der beiden in Beage ſtehenden Geſetzgebungen 
im Allgemeinen, Jat ſich unſor Verf. noch uͤber die gwen Haupt⸗ 
witifte, die das Eigenthuͤmliche Ger. frauzbſtſchen i Rechtsverfaſ⸗ 
ſung, wie ffe fa deh Kheinprovinzen beſteht, gegendber. von det 
preußiſchen GeriGtsordnung ausmachen, idsbefondere verneh⸗ 
wen; fiber Oeffenrlichkeit und Muͤncgtichkeit (G 
36.) und? über: Geſchwornen⸗ Gerich te (S. 3754) Fa 
Beziehung duf Sew erften Punk erklaͤrt er fic) fuͤr unbedingte 
Beibehaltung und. begieht ſich hauptſaͤchlich auf gwei ganz new 


erlich erſchlenene (dem. Ref. nod unbefarmte) Schriften preußie⸗ 


ſther· Staatedeamten, die dei ben Gerichlen der —— an⸗ 





yes hr o8 ™ Goterits -'- .° | 
GURME find: und al6 (Soc) keineswegs unbediugte) Bereheidigns 
der hide: beſte henden Inſtitutionen aufgetretert.ga fepn (Heinen, 
8. Lombard und Beſſel, und auf tas Selanne. trehliche 
Bud oon Maurer. Das Beſte uͤbeigens, was ſich in diefery 
eibſchaitte ſindet, beſteht in den aus dieſen Sdriftey: autgahor 
benen Erellen. Hie und da werden and Mufichten : diefes 
Schriftſteller widerlegk; and unter diefen iſt Mef. le Widerkyr 
gung Lombard's mirkwuͤrdig gewefen, dex als einen Bore 
aug des preußiſchen Gerichtzordnung ruͤhmen ſoll: fie erfordere 
mehr Beamte und „die Jugend avamcive, alſo ſchneller“, und 
den ‘dex Verf. mit tem Ausſpruche FT Hi bauy’s- abfertigt: „dah 
jber: Birger nicht, -fAwiden Juriſten geſchaffen ſey, fo wenig 
„alt fix den Lehrer dex Shinurgie, um an fe. lehendigen Leis 
_ hed cnato miſche Vexſuche arfielien gu laffen,/’s Ly mbagd Lonnte 
” bie Goto dod wohl aur ir oniſch gemeint Jaben! — Uud in 
osm Abſchnitte aͤber dic. GefHwornensGesihie-wird fid 
bauptfachlid) auf. bie-erudhnten Schriften, und auderdem auf 
das fefannte Gutadten der. ImmediatoJuſtiz⸗Kommiſ⸗ 
.ſion von 1816 berufen (welches Letztere Gbeigens, beildufig ay - 
fagen, nicht wie der Verf. glaubt, in einer eben erſchienenen 
Schrift gum ‘evftenmal in extenso gedrudt,. fonder von dem 
Khoniin, Faby 2819. if Stuttgatt, ohne daß jedoch der Ort 
auf tym Titelblott genannt waͤre, etn: volſſtaͤndiger Abdryck 
arſchicnen iſt). Der Berfufelbft. ft nicht ein unbedingter An⸗ 
banger. dieſer Juſiitukion, fo- wie fie nah franzoͤſiſchem Rechte 
beet; und der’ Haupegrund iſt ibm , die Unfabigteit. dey 
„meiſten Srdreoiaen, ten Fall, aber denffe ihe Urtheil geben 
sfolled,; gu degecifen, Mamendlich nebft-der, Thatſache audy die 
„meiſtenz damit verbundene juridiſcher Foege an, veriiebea.!! 
Die Cinwohner ſelbſt, iſt ex Abergeagt, wanſchen, eine Aende⸗ 
rung; man duͤrfe nur t beobachtet haben, in melcher peinlichen 
—— bauflg befinben, wenn fie. bei, ada ———— = 


\ 


» 9 


0. R. bas rat eein fandr. 7 ' ae 


— mach Vage langer, bẽi ihrer· uc⸗uꝛynibeit i 
fay deſchwatchemn Aufmerkſamkeit, nicht wirſuen. wouvon dig 
Sebe: fp. Darum wids aber dex Verf. das Seſchmernengerich— 
ſelbſt nirht abgeſchafft wiffeit, ſondern er wunſcht'es mur ang. 
unabhaͤngiger Recht svrer ſtaͤndigen zuſammengrſetze - gh 
ef, Gbyefetien Hon dem Ginwurfe, den ex fich felbſt machn 
„daß freilich dig beengts Masmahl bie Wenigen gu fee anfirer 
gen witrbe’:, hatte ber Verf. ſchon von Fanesibad.; ten -e¢ 
aud) anfohrt, ſo wie aus idan erwühnten Gutachtinder Yeap 
mediat⸗Jaſti z⸗Kommi fſion (S. 233.) lernen Unnen, mit 
ex’ durch dieſe Aenderung einen Haupttheil dev: cigenthimliden 
Rllleens ven Me. Bertheidiger. des Geſchworirengerichts anfüh⸗ 
‘een Pſwſt czetſidet. Maw: will fa gerade hort it: Abſtraktienen 
vettorenen, kombinirenden, gruͤbelnden Scharfſinne des Nechts⸗ 
gelehrten aris dem Spiel haben; “Set geſanbe Menſchenver⸗ 
ſtand ee oes aia fot bie Dinge's oo —— 
ſehen. oD oh 
$i iin ———— foigt nun enti. (s. 54.). das 
Rifuttaty’ mad dem Titel der Kern dex ganze Schrift, Hee 
Leb monbd titiſche Vorſchlag. Und worin beſteht diefer? 
Vt nidhed. Anderem, als in dem Anttage, ſtatt des preußiſchen 
dandrechts, lieber fur die geſammten teutſchen Rheinlande,fuͤr 
Rhein⸗Preußen, Rhein⸗Baiern, Rhein⸗Heſſen und' die tins 
grenzenden „rein teutſchen⸗ Lander (wie es nach ˖ſpaͤteren Stel⸗ 
len ſcheint, verſteht der Verf. darunter hauptſaͤchlich Baden). 
tin ‘gemmeinfames teutſderheinifches Landrecht vérfaffen "gd 
laſſen. @ragt man nun’ aber nach Sem Mugen und nament⸗ 
Uch nach der: Ausfuͤhrbarkeit diefer Maßregel, fo antwortet’ ane 
for Verf. in aller Gile Cee widmet der Ausfuͤhrung abet = 
ſeinen Hauptpunkt nur’ ſieben Blatter): 
n) Bie Rhzein⸗ Baiern, die Roein sHeffen ws fw. “waren 
mit dem Aherage einverflandens alle werden bie Sand dieten 


qe oon... dpocites, * 


Gui cine Grantafiae Soſetabuche, webbed fic mit thera’ Aap 
bare web: DBehorra enges' vereinige; 2) Sprache, Steen, Sha ; 
racier, Biena, Sewohnheilen fepen ofachin gieich; es hasten 
fene Bewohner von iches cin Boll gebiivet; 3) finangich 
Gahwierighioen fepen auch nicht vorhanden ;: die Bemkgang: ber 
RMedhtSverwaltung zugleich als Finanjquelle koͤnnte :incdem eb 
een Lande bkeiben, ia dem andern .svegfallen;. 4) wirde bi 
Landes inbuſtrie und der wechſelſeitige Verkehr zwiſchen den yee 
ſchiedenan: Zheilen der Rbeinlande dadurch befdrdert ; (5) and 
Sic Moͤglichkeit der Ausfuͤhrung fep. verhanden. Es Habe gwar 
der , viel: gelehrte Here &. Gavdgne. in Berlin’ die Magligtcie 
awid Ruͤtziichtkejt rined allge meinen Geſetzbuches firigeng Tautſch⸗ 
band beſtricrren⸗ indeß bee in der geleſgeten Wels ſo ijei hinlichſt 
poelannte Hrs Beh. Nath Thibquit“ habe wit aͤberwiegenden 
Srunden dieſe Maflht bebaͤmpft. Sndem fey ia dor Verf. be 
Fdyeiben; uot vexlenge ne: flire bie ceutiGen Rheinlande cig fol 
hes Geſetzbuch. Endlich fep 6) aud) der Zeitpuntt der geeig⸗ 
uesfte, Es Jiegen vortxeffliche Daetsrialicn barrit, und. die Sw 
ſiz ⸗Minſſterien dev betreffenden Laͤnder fepsn fa guts beſetz 
auch ſonſt, von einheimiſchen und auswaͤrtigza Rechtsogelehrien, 
beſonders in ·Sachſen und Hannover, namentlich, dem licht⸗ 
„vollen GEoͤttingen“ fo viele Hote: zu ewe bag ne 
ans Werk, (dyrsiten birfe. 

Ref. glaubt einer naͤheren Prifung — Gruͤnde, fw 
der Urt, wie dex Derf, feine gemeinfame Geſetzgebung ins Lez 
hen zufen will, (Ernennung einer Geſetzgehungs-Kheamiſſion 
durch die verſchiedenen Regierungen und die verſchiedengen Stow 
deverſammlungen, weld)’ Letztert jener ihre Gewalt de lLegicen) 
aherboben gu ſeyn; ex Fann aber fein Pefremden daruͤber nicht 
unterdruͤcken, daß der Verf. wirklich glayben-fonnte, durch de 
fon Morſchlag feiner Sache einen guten Dieufi.an-thys.: Bas 
{ii Ker Grad, warum dic, preußiſche Regierung damit -amgeds 





7 v. R. das .seutfee Mein. Lande. . fai 
dle: Zaſtituticuen: Hee: Otheiuaroviazen auf zübeben ? Gewißß ig 
det Harpiſache nichts anderes, rals bie Abficht, ſie mit dem 
Stammlanderzu amalgamiren, thre Intereſſen feſter an diender 
Bewohner; des alten vandes gu ketten minden frauzbſiſchen 
Entiqaungen aud) die Erinnerung an bis. ebomedigen: Ber hulty 
miffe anit: Frankreich auszutilgen. “Gtatt oun jenen politifdrea — 
‘@eund zu⸗ſchwaͤchem; darch den ˖ Vtweis “Dug trotz de8 ur 
gleichern Medys He Yaterefpm. jener Provinzen mil tedensdon 
Wigs Pxgugen: invigft verflodten feyen oder verflodjten werden 
koͤnnen, daß eine Verwiſchung der Individualitaͤt der Nhein— 
lande in Beziehung auf Recht und Gerichts verfaſſung dazu nicht | 
nithig fey, daß der Swed auf andere Weife erveicht werden - 
fhnne u. ſ. w.; ftatt deſſen verſtaͤrkteder Beef. jene Gruͤnde, 
AGE HOV veK en: “wap ubldig Ary! De Keactiſchen DRG 
Maiidn chit den ddbigeunlingfi loath Foanireidy Josgesifinen 
nnd mit teutſchen Staaten verbundenen Provinzen enger  puigbete 
einigen, ihnen mit diefen Beftandtheifen aquswartiger Staaten — 
ein geivtinfanes: Rehr’ und ſelbſt ‘eth Analiwlich von dem ein⸗ 
pines Stante unabhangiges) gemeinſames ¶ Obergericht (G67) 
GH gyben. — Dacſeht ühr, werden die: Geguer triumphirend 
ausrufem, was ſie wollen!“ mit Fromden Cin Boll bilden 5: am 
dere Bitten, andetes Reds, andere Gesithte haben, ad bas 
Reid, Kem ſie -angebisen , uma oi: beveinh: als geſchloſſends 
Ganges: elo: leichten wieder: dabin zuruͤckkehren gu fennen ; wes 
ban Feihns teutſche Waffengluͤck nur, eben loagetrennt fats ' 

Mach dieſem Alem wird maw dent Verf. ſelbſt/ dem as 
ſichtbar nur um Sad Gute qu: thun iſt, nichts Beſſeres wins. 
ſenadurfen, aft bag ſein kobmopolisiſcher Vorſchlag, wie (pon 
for bike Soameapolisifde Ideen der: Arb, recht bald : verge(es. 
werden moͤge. Geta-guigemeintes Streben iſt vielleicht Harem 
doch nicht verloren; denn nach dem ganzen Tone der Schrißt 
lana e wenighend, ala: ch vert veadaͤchti ges Zugnige dafur 





— 


gfe | — Bolidit. see tg 


— daß bie Diffetborfer Berfamiitttueg Ser — 
e, indem fie der Regierung die: Biete um Beibehaltucg des 
fee vortrug, wirklich die Beblshim mer anegeſprs 
then bat. Die Volksfliame aber, wean Ke (hon nicht Sottes⸗ 
fimme ijt, kann und wird eine aufgellaͤrte Negicreng ;::tk 
Rie preufiide, da wo eB ſich vow einer voͤlligen Umgealfung 
oes Rechtssuftandes :banbelt, alfo wan etwas, was das ca 
Leben des Dolls: herdhet, wie ganz anbesPdfupeigt laſſen. 
Lt ean pate ns 7 ay ae Son — 
J SO Ee ee oe retin ges d yasreed 


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4 





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J ee ee Pa enndd 
Beat saciere: (MLA. de, Lawns) Sous sBOp 
oe —— — typ. Hout. 
oy “906: 4 uv : Pale Se eea 
SOR Me ae ES Re Mea Oe, ey eta iN 
Eiue — Arbeit, dahMef ſwonui Suit; te 

, er. — bas: Durdhlefen:verivenden mußie, herzlich Sedauvse, 
“amide daher frinesibeys im Sinne hat, ſich and- feinen Lefora 
aod): weilete Zeit durch cine lange. Nefation gu Kaubemsyeyt.9 
et) Dab Thera; “die Unterfuchuay ee bekanuten Sreelefesgs, 
vb: Luxus ſchaͤdlich oder nuͤtzlich ſei, und ober vont Staak vib 
Guten marden: dinfe; sbdtte: trot’ dtrisdelga ded Bearheitueaping 
ſelben immer noch Saoff. zu einer guéén’ Differtation: gebru tow 
Hen namenllich wenn die verſchiedenen p.of kt iven Luyas⸗Beſetze 
urdihre Wirkungen unterſucht worden waͤren: Allein unſct 
Doctorant war weder demnationaldlonomiſchen; noc): any 
bkhjeilichen Theile der Frage gewachſey, ore. ſich ‘aus fee: At 
und Weiſe, mit rere et — ssid bat, i — 
rergießkt.. DOME reset 
33uerſt Gat ev die’ polittige Celts dev: —2 vorjenem⸗ 


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Zz * 











— 


Braba nd eræ æde luzu. lg 
men; und grmmdnrder Mrt,1d06-meoomSy 2255 Alay. aller⸗ 


lei zu der Sacht ntehtsicmtfertt, quedrige JTheile der Mationelp - 
Hefonomie ſpricht, 3. B. uͤber Catflehung der Giter Aberhaupt — 


(weldye er bios der menſchlichen Arbeit zuſchreibt!), Aber Ente ~~ 


ftehung der Capitalien (eine Reminiicens ‘an Robinſon Crufoe) ; 
zwiſchen — kommen denn a audy alferdings Abſchaitte 


Ae ee Oe 


banten bape aber nichts⸗ — die — aufgetete Skee, 
vie'  hundértsal er ahlten Vinecdoten und’ Beiſpiele Jefunden. 
Beat nicht. tie: Alltaͤzlube Riterndat bed Kaches ſcheint dem 
RFerf. belannt gy [eopy denn anger, Hay und DERBI Dea te | 
cy, bie er Aberfegt bat, findet ‘fi id fein. Beywels vo Peleſen⸗ 
heit, man muͤßte denn die Citate von Lafontaine’s gabeln 
tnd Woltaire’s Geaichten dafeie potlaelafien wollen. we Nod - 
viel: ſchmmer -fiehties aber mit Sein yw hi Pifd en poder. vied 
meds dem “pol igel ltifen Theilo ldou Theina's; dieſer wird 
aufEiner C2) Seiter ib gefervigt; wad: gwar folgendermaßene 
gzuerſemwird⸗ uns erklaͤrt, ale: Luxusv Geſetze ſeien Mißbrauch dee 
Sauts gewalt,⸗weil⸗ ſicenden freirno Bebiedd des Eigenthumis 
beeintraͤchtigen, uͤberdieß heifen fie nichts: dann aber meinfß der 
Verf. doch Spett. wen em hema edaadarie der Stagtzgegen 
den Russ: anwegdan, ished wells ex: zugeben, daß nur dit 
wahre Bildung male Voilßclaſſen ung .guses Beiſpiel von Obey 
dem -Urhel gang eter Ende machen thane, Belge Logit — 
abgedroidene Saͤtzel cq a 

y\“¢ Rese munders dies Pah die Geatey Surifene Gacultee gin 
— falchets Geſchrtibe fhe: cinen Meweie -geken; laffen foandg, , dex 
Berl. fei, zum Decenrgrare: deg: Rechte, beiabigt? — Gn Pas 
pies und Druck iſt großex , Magus’ geteieden, allein Ref, iſt 
abe ees eutitent, SAbalh. gogen den Verſ. Spott oder gar 


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gna . xual sLQonegife: .: 

rife vordaͤngen gu noe, ‘da!:then<feine Arbeit, wwe 

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* Vinbantéa a, ‘Gander Spel: inang. ju- 
“Aid. ‘de Diyortio apud nos approbando. Gandg, 

typ. Steven 1824, AD Sargon Miao 

a. Gheysens CAngnye8. Harlebeke >. Spec. jnrid 
inaug. de Fhovi Separatione Fejicienda auti ejus 

 “effeictibus: nititandts Garde, Hp. Hondin. ohne 
Jahrsrahl) 23 G ‘ght GAY 2 


penis 26 — mare 
isis Muddy die heiden vernee nen ——— — 
eh: fidy< die Gentari; afademilhe ſugend suit, ihren Inaugural⸗ 
ſchriften· emlich deidde washes Durdrays i feiss tiefes Gingebes 
in die Gace, pick weniger cin, Geiihdnfemibas Khema 3 : tinge 


ne loſenan iemander gereihtez Bemerkungertur ohne den / wabren 


Eanſt der Mifengehafhs Dade ſomit Michn obser Gewinu,. fe, te 
Miſſeinſch aft. IEG 58 sip agpied Asiduses oon i598 
COR ENG! te PMA hlabelt AFR Ag bwflany in vier: Sette 


Hen WH Veter “MBE ſich nicht geriide BUA logiſche BHA 


empfiehlt. In der kiiſte a Sefiion ſoll Bewiefes wetden, daß 
die Eheſcheldungen nohwendig ſchen. Ge yee, heißt ed 
ein nothwendiges Uebel, ſo lange es boͤſe EEben gebe, und ‘tie 
Quellen gu Letzteten inl’ verſtopft atleddar: konnten. Die 
zweite Abth. zeigt dfe MA BIE bear veel Eheſcheibung, “abe 
gtfeben von dex Ruͤlkſicht auf den Grand Der Sleichſtellung e& 
fer Reiigionen durch die Nledetluͤndiſche Charie. Der Gedauke 


an die Auffosbarkeil mache: Dideedkpew andthe ertraͤgtch Sle (anf 


—— _ 








Van eanten et Gheysenw de divort. et sep. thor. OF 


nmertrdghiqy ives Man kduntt gwan eipinendens Jeder mſſe 
fein; Hauskreuz tragen, Allein bet, -gewiffen. Dingen gehe dieß 
one einmal wicht; an, naͤmlich 1): bei Ehebruch, 2) bet ſchwe⸗ 
ren Mißhandlungen, 3) bei der Vexrurtheilung zu einer infa⸗ 
mirenden Strafe. ‘Die drxit te Geltion ſtellt die Nothwendig⸗ 
felt ber Zulaſſung ter Cheſcheidung aus dem Geſichtspunkte 
dar, daß es, mag, der Niederlaͤndiſchen Verfaſſung leine herre 
ſchende Religion gebe. Damit fey, nothmendig gegeben, daß 
“bie, denen ihre Religion Scheidung exlaube, aus, die ſe m 
Grunde nicht gehindert werden duͤrften. Die vierte Abth. 
endlich giebt ben Begriff ber SaHeidung bon. Lid und 
Bett. Nachbem der unterſchieb _proiften dieſer und Set Ehes 
{deibiing aufgeſiellt iſt, werden die Nagtheile und Vortheile 
ber Erſteren aus einander ge(eet, wobei der Berf finden will, | 
bag die Nachtheile uͤberwiegend ſeyen. Die Gruͤnde beſiehen 
jedoch bier, wie überall, faft nur in Declamationen. Unter 
den eigentlichen Abrigens febr habe Tiegenden Grinden, bie dee 
Herf. anfibrt, iegi er immer ein Hauptgewigt auf die Nady 
theile fie die Rinder, Den Hauptooribeil aber, den man ges 
wibnlidh vafiie geltend. madi, die Erleichterung der Wieder · 
vereinigung der Ebegatten, rumt er durch die Vehauptung bin 
weg, es fep dieſe febr3felten. ‘Ucherhaupt ſeyen die Vortheile 
der Scheidung von Tiſch und Belt nut ſcheinbar; eine auf 
dieſe Art fortdauernde Ehe ſey bod mur eine Sdein ehe. 
Der Verf. von Nr. 2. entmaffuet gleich gum Voraus die 
Kritik in ſeinem Vorwort: „Er koͤnne zwar“, fagt er, „die 
Borreden nicht leiden, fep aber dod) gendibigt,. ein pant Worte | 

voranzuſchicken. Er habe ein ‘Specimen unter dem ‘Titel: 
wiles, Représentans du peuplet geſchrieben, das aber au fret 
audgekallen. Die Qatultat babe nun, feinen jugendlichen Irr⸗ 
Wum dadurch gut gemocht, daß ſie ſeinem Wertchen das im- 
primatur verwelden Er ertrage dieſe Eniſcheldunz mit Geigy 


4 


~ 


are ——— cdener oy Porte. re re a ee ry 
Huth aber man D8 AG ‘hun aud ulcht wundern, wenn bet 
der Turgen ‘eit, die ihm geblicben, feine Abhandlung fo klein 
geworden:“ — Klein ift fie nun wirküch; denn dle 14 “Octave 
Seiten, dle fie enthélt; (9 Geiten geben. ndmli fir Titel; 
Porrede tind die angehangten Theſes ab) find mit einem brei⸗ 
ten Mande verſehen, der dem cifrigiten Bibliomanen Sendge 
thun finnte. Go wie die Borrede, fo ift aud der Gang, ven 
der Berf. waͤhlt, um fein auf dem Titel. ——— Thema 
durchzufſihren, etwas eigen. 


um naͤmlich zu beweiſen, die — von Tiſc 
und Bett koͤnne nicht beſtehen, unterſucht er: ob der Grund⸗ 
{ag „pater est, quem juste nuptiae demonstrant “ (deffen 
Nothwendigteit er in der Cinleitung beweist) aud nad einer 
folden Scheidung nod fortbauern tonne. Daf vies nidt 
der Fall few’, ſucht er. durch mehrere Gréinde darguthun ; naz 
mentlich ſagt er, es ſtuͤtze ſich jene Praͤſumtion auf die Vor⸗ 
ausſetzung der ehelichen Beiwohnung (denn die Che fep fein 
Abſtrakium, und Kinder entfldnden nicht dadurd, dag man 
gor der Obrigheit ertlaͤre, einander heirathen gu wollen); diefe 
Borausfegung falle aber nad einer folden Sdeidung weg, 
u. ſ. w. Nun fibre er aber ein paar Galle auf, in welchen 
die Niederlaͤndiſche Gefepgebung bon diejer Praͤſumtion 
auigebe, z. B. es ſey nad) diefen Geſetzen die Unterſuchung 
der Vaterſchaft verboten; eine Frau, die nach der Scheidung 
von Tiſch und Bett ein Kind bekomme, koͤnnte deßhalb den 
Beweis, daß ſich ihe Mann mit ihr verſoͤhnt habe, nicht fii: 
ren, wenn jene Prdfumtion nidet galtig wire; denn diejer 
Beweis involvirte dann eine Paternitaͤtsunterſuchung, die doch 
verboten ſey. Eben ſo wuͤrden ohne die Fortdauer jener Pras 
fumtion nad der Sdheidung von Tiſch und Bett geborne Kine - 
der adulterini ſeyn, dieſe anzuerkennen fo niin bem Panne 


a’ eri” be 





Vansanten et Gheysens, de divort. et sep. thér. a2 


vexboten es wuͤrde alo . durch das Wegfallen-des Yrafumtion 

aud hier wieder die Wieberoereinung gehindert, u. dgl. 
Kdnne nun — dieß ‘dt fein Schiuß — die Průſumnon 
ünht fottðauren, weil dieß th ſich widetſxre hend waͤre, idnne 
fie! aber - auch micht · wegfallen, Ba die Wiedervereinigung der 
abelcuu⸗ (nach jenen pofitiven Geſetzei) abue fic verhindert wuͤr⸗ 
de: ſo muͤſſe die Scheidung von Tiſch une Bett verworfen 
oder es muͤßten ihre Wirkungen wenigſtens geaͤndert werden — 
ober, “fei Ref. binzu, und glaubt damit die ganze Beweis⸗ 
ſahrung umgeſtoſſen zu daben, es miffen die Beftimmungen! 
ber pifidiven Geſetze, ‘ble mit dent Wegfallen der Prafumbisn’ 
nidt gu vereinigen ſind, geaͤndert werden, indem man wenig⸗ 
ſtens fire jene Faͤlle Ausnahmen 'geſtattet, (wenn uͤberhaupt 
gegen jene ſophiſtiſche Gruͤnde eine. Huͤlfe ndhig iff), °°” 
— Sieht demnach aud) die Buͤndigkeit des Endreſultats keined⸗ 
wigs feſt: fo glaubt fid) Ref. doch' nicht zu irren, wenn er nady! 
bem ganzen originetfen Tone der Sdrijt, der fid) in vines kur⸗ 
jen Anzeige nicht wieder geben lage, den Verf. file einen gue 
ten Ropf halt; um ſo mehr ift gu bedauren, daß die in der’ 
orrede: erwabnte Jatatidt denſelben verhindert hat, etwas 
Bedeutenderes gu liefern. Wohl aud der dicrans entſpringen⸗ 
ben Eile “iit 8 zuzuſchreiben baß die Jahrszahl auf dem Titel⸗ 
ban vergeſſen iſt. Ref. Tan’ deßdalb icht dafoͤr ſtehen, obi 
bie Diſſertation auch wirklich in den Zenraum faͤllt, den ſich⸗ 
die kritiſche Zeitſchrift geſteckt bats er Halt ſich aber fir berech⸗ 
tigt;, ef einſtweilen anzunehmen, da’ ihm dieſelbe zugleich mit 
chem Buͤndel anderes’ Genter ae vom 3. 1825, zu⸗ 
— Ate ae ee — 4 

fee “Sed igen 


ua 


4 


ae 
£6. 3 ai cae s J sry GB tt a fee he ' "yy Rags we : ‘49 a8 - 


Abegg (3: F. Be Dr. us bed: Prof. ‘in Bitslan) 
, Spyftem der Criminal/Rechtas⸗ Wiſſenſchaft, als 

. Grundlage zu hiſtoriſch⸗ dogmat. Vorleſungen uͤber 
bad gem. und. Preuſſ. Crim. Recht. Koͤnigsberg be 
Mager 1826... —— ae = — 8. — 
fl. 36 Sr.) “7 


- Morliegended Wert bes als Saititele⸗ stb befanns 
ten Berfaffers, (ol, wie {don der Titel beſagt, nur als Grund⸗ 
riß fuͤr die eignen Lehrvortraͤge deg Berf. gelten, aber rals ſy⸗ 
ſtematiſche Anordnung der Strafrechiswiſſenſchaft iſt. es augleig 
von allgemeinerem Intereſſe. Voraufgeſchickt ift eine. 48 Seis 
ten lange Vorrede, theilé um bie Zubdrer bes Verf. ſogieih 
guf den richtigen Standpunkt in der Strafrechtswiſſenſchaft au 


ſtellen, theils aber aud, um oor bem groͤßeren Pudlicum das 
aukgeſtellte Syſtem gu rechtfertigen. Far einen Aufaͤnger moͤchte 


eb rindeß ſchwer ſeyn, ſogleich den Standpunct, auf weldyen 
ibn ber Verf. ſtellen wil, eingunebmen,. Denn et fennt nas 
wentlich nod) nicht das Berbdltnis der Philoſophie gum pofiti 
wen peinliden, Redjte 5" am wenigften jegt, wo bas Studium 
ber practiſchen Philoſophie unter den Studirenden leider! im⸗ 
mer mehr erlaltet. Eben fo mus den Unfanger das. zweite 
Element, Se Praxis, in ihrem bedeutenden Ginflug, anf das, 
poſitive peinlide Rest unverſtaͤndlich ſeyn. 

Fri der: BVorrede perbreitet fich der Werf. Aber bie — 
denen Behagdlungsweiſen der Sraftechtzmiſſenſchaft bia euf us. 
{ere Zeiten herab, und aber die Nachtheile und Vort heile, die 
fie geoͤußert Jaban, und nod) gegenwartig aͤußern. Dabei fome 


men mance, gewiß beadtungswerthe, Undeutungen vor. Se 
z. B. (S. V. u. VL mit S. 5. Anm.), daß man die Quellen 


bes rdm. Criminalrechts nicht auf die wenigen: Titel beſchraͤn⸗ 





Abegg, ent. Des sc Rechts. 419 | 


fen duͤrfe, wie dieß in den mehrſten vehrbuchern geſchehe, in⸗ 
dem ſich auch in vielen Titeln des Privatrechts criminaliſtiſche 
Gage faͤnden; daß (S. X.) in dem roͤmiſchen Rechte eine Menge 
heilſamer Rechtswahrheiten enthalten ſeien, die erſt durch wei⸗ 
tere Thaͤtigkeit an das Licht zu bringen waͤren. In der That 
iſt fuͤr das roͤmiſche Strafrecht noch fee menig geſchehen. — 
Rachdem der 'Verf. ſich uͤber die ausſchließlich philoſophiſche, 
einſeitig hiſtoriſche, umd eben fo einſeitig practiſche Behandlungs⸗ 
weiſe des Criminalrechts verbreitet hat, glaubt et, daß gegen⸗ 
waͤrtig der Zeitpunct fuͤr ihre Vereinigung gekommen, der Weg 
zu ihrer Verſoͤhnung offen liege (S. XXII.). Die Wahrheit 
liege hier, wie uͤberall, in der Mitte, Wer ſollte nicht ‘auf 
dieſe —— begierig ſeyn, —— ee breil ‘tinander 
bie Wahrheit in der ‘Mitte: liegen foll ? Det — * uri 
bindet fic) an dic Entwidelung des gegebenen Stoffes aus ges 
ſchichtlichen Momenten. Dagegen Philofophie und. Praxis ere 
heben fid) Aber die Beſtimmungen .de8 pofitiven Reis. Mur 
in dieſer: (aw ſich gufdlligen). Wirkung kommen beide mit ein⸗ 
ander uͤberein. Dagegen find ſie in ihrem Weſen durchaus 
verſchieden. Jede geht ihren eigent humlichen Weg, jede vers 
folgt ihre eigene Nidtung. Wie ware alfo eine Bereinigung ſo 
widerſtrebender Elemente zu hbeſchaffen ? Dieß ſoll geſchehen 
(®. XXIII) durch die Verbindung wahrer Philoſophie, die 
bas pofitive Recht als folded anerfennt und ſelbſt in ibm egis 
ſürt, der geſchichtlichen Methode, welche zugleich als ſolche eine 
philoſophiſche und practifehe ift, und einer wiſſenſchaftlichen Praxis, 
die auf den Grundlagen des interpretirten Rechts und einer gelaͤu⸗ 
terten philoſophiſchen Behandlung beruht.“ Man ſieht, der Verf. 
denkt ſich hier unter Philoſophie nur eine Philoſophie des po ſi⸗ 
tiven Rechts, und da laͤßt ſie ſich dann freilich nicht nur, ſon⸗ 
dern muß ſich auch mit den a bes pofitioen Rechts 
» Grit. Zeitchr. 11. 3. O° | 


XN 


410 Strafrecht. 


vereinigen laſſen, weil ſie eben aus dieſem ſtammt. Unter der 
Philoſophie des Strafrechts hat man ſich aber hither immer 
etwas anderes gedacht; und wir erwarteten in der That eiue 
Vereinigung diefer Philofophie mit dem Geſetz; das eigentliche 
Problem ift alfo damit nod nicht geldst, und dirfte aud 
ſchwerlich je geldst werden. Aber es verſteht fid bon felbft, 
daß der Berf. nur Fonte vereinigen wollen, was fic) vereinis 
gen ließ. Wud) die widerfirebende Praxis wird unter feinen 
Handen gur wiſſenſchaftlichen, gelduterten, auf Rechtsgruͤnden 
Berubenden Prazis. Dieß heißt mit a. W. die Praxis lage 
fid) mit dem pofitiben Redhte vereinigen, wenn fie mit dems 
ſelben Abereinflimmt, Gang recht! denn alsdann ift fie nur 
cine Anwendung des geitenden Rechts. Allein wozu nue ſie 
ans’ dann? Und wie fhwer moͤchte es ſeyn, die Praxis zu 
laͤutern! Hat fie ſich einmal ba oder dort fixirt, fo fragt es 

: Lat fie ſich denn dieſe Lduterung gefallen, und dringt 
bie Stimme des Theoretifers fo leidt, bis in die geſchloſſenen 
Gerichtsſaͤle? Die hiſtoriſche Methode erſcheint hier natdelidy 
blos al Hirtfemittel, indem fie dic Data hergiebt, mittelſt wet 
cher es der philoſophirenden Vernunft moͤglich werden ſoll, die 
Rechtsprinzipien, welche in dem penne Redte enthalten finb,, 
auszumitteln. 

Der Verf. (est den Plan ſeiner „Verbindung des Syſtems 
des dogmatiſch-practiſchen Rechts mit den philoſophiſchen, pi’ 
ſtoriſchen und politiſchen Elementen“ auseinander. Er findet 
es rathſamer „die drei Thelle, Philoſophie, Geſchichte und 
Syſtem des poſitiven Rechte⸗ bei jeder einzelnen Lehre in ih⸗ 
rem: gegen{eitigen Sneinandergreifen gu betrachten. Dadurch 
wird denn allerdings dem Subdrer das: fiat -applicatie . wels. 
ches nicht Sedermanns Sade ift, erfpart, Mit Recht erinnert 


per Berf. (S. XXVI. mit S. 17. Anmerk. 19.), daß man ver 


allgemeinen Theil des Eriminalrechts mit Unrecht aueſchliehend | 





- Abegsg, Ent. des Crim. Rechts. J aut 
den philoſophiſchen nenne, „da er dod) aud pofitin fel, und 
hiſtoriſch eben fo gu erdrtern, wie umgekrhrt ber befondere 
Sheil aud einer philoſophiſchen Wuͤrdigung bedurfe. ened 
thut 3. B. nod) Feuerbad Lehrb. §. 4. Man fain’ nad 
Verſchiedendeit ber Erkenntnißquellen (Vernunft' und pofitive 
Geſetzgebung) zwiſchen einem philoſophiſchen und efném poſiti 
ven Theile des Criminalrechts unterſcheiben, und nad Bere 

ſchiedenheit ded Gegenftandes zwiſchen einem allgemeinen und 
beſonderen Theile, ie nachdem cin eingelnes Verbrechen alb Ge⸗ 
genſtand der Strafrechtswißenſchaft vorgenommen wird, oͤder 
die Unterſuchung allgemeinerer Art iſt. Auf dieſe Weiſe koͤnnen 
die Gegenſtaͤnde des allgemeinen Theils ſowohl philoſephiſch a alé 
pofiti fepn, und umgefebrt. ©” - 

— Dem aligemeinen Theile ſendet der Verf. eine Eialeinceg 
(Prolegomenen) voraus, Aber deu Begriff des Criminalrechts, 
ſeine Verhaͤltniſſe gum Privatrecht, zur Criminalpoligei, gant 
dffentlichen Rechte u. ſ. w., fiber die Quellen ded gemrinen Cri⸗ 
minalrechts, deſſen Halfernitred Ue ſ. w. (S. 1+ 8). Dieſen“ 
folgen Andeutungen einer hiſtoriſchen Darſtellung des Ent⸗ 
wicklungsganges bes Criminalrechts und der Wifenfdjaft. dere 
felben (8. zefgg.); das vor ⸗ roͤmiſche Recht, das roͤmiſche, ca⸗ 
noniſche/ germaniſche Recht u. ſ, w. Auch Feuerbachs Lehrds 
§. a in der Anm. Hat jetzt gun Behuf des Lehrvortrags hie 
geſchichtliche Entwickelung es Strafrechts kurz angedentet, obs 
daß er ſie jedoch fuͤr eine ſichere Grundlage fuͤr die Wiſſen⸗ 
fthaft oder fir die Geſetzgebung Hal Deſto reichbaltiget 
iſt hierin der Verf. Gewiß werden feine Zuhoͤrer dadunch ei⸗ 
nen Shag oon Kenntniſſen gewinnen, ſo wie. (rp uͤberhauph 
jeder Gluͤck wuͤnſchen kann, die Ausfuͤhrung des GyfiemB: ig 
feinem gangen Umfange bei dem Verf. gu: hoͤren. Uns bleiben. 
hut die Andeutungen. Die ſtrafrechtlichen Theorien folgen erſt 
in dem alzemeinen Theile, welded gewiß ſehr zweckmaͤßig ip, 


423 Strafredt. 


damit das Mipverftdndnip gemieden werde, „als fei das po 
tive Recht blog eine Beflatigung biefer ober jener Theorie 
~ (&, XXVII.)“ dadurch wird es dem Zubdrer moͤglich, ſelbſt 
— “gu prifen.’ Der Verf. macht aud darauf aufmerkſam, daß 
bisher fo wenig geſchehen fei, um die ftrafredjtliden Principien 
(Theorien), welche dem gemeinen Rechte zum Grunde liegen, 
auszumitteln. Dieß iſt freilich wahr. Aber viel batten wit 
dod wah! von einer foldyen Arbeit nicht gu erwarten, Es it. 
ſchon haͤuſig erinnert worden, daß den Quellen des gemeinen 
peinlichen Rechts keine ſtrafrechtliche Theorie ausſchließlich zur 
Grundlage diene. Sie ſind nicht das Werk eines einzigen phi⸗ 
loſophiſchen Kopfes. Schon der gemeine Menſchenverſtand er⸗ 
kennt bald dieſen, bald jenen, bald mehrere Zwecke der Strafe 
an. Aber ſelbſt auf den Fall, daß derſelbe Eine Richtung aus⸗ 
ſchließlich billigen ſollte, ſo iſt er doch nicht im Stande, ſeine 
Theorie confequent, inſonderheit in Beziehung auf den Maaß⸗ 
flab (die. Bet und den Grad) der Strafe, weldyes ja eben bie 
" Sauptfrage in der Strafrechtswiſſenſchaft iſt, durchzufuͤhren. 
Den Beef, des gem. peinliden Rechts tinnen wir gewiß den 
gefunden Menſchenverſtand nicht abftreiten 5 aber philoſophiren⸗ 
de Vernunft hatten fie nicht. Des halb finden wir nirgend eine 
conſequente Durchfuͤhrung dieſer oder jener Theorie. Es mag 
daher eine ſolche Arbeit, wie fie der Berf. will, eine recht fleipige 
Arbeit genaunt werden S&rfen, auch nicht ohne Intereſſe ſeyn. 
Allein oer Wiſſenſchaft darfte fi e wobl tein Heil bringen, — 
Die verſchiedenen ſirafrechtlichen Theorien hat ber Verf. nad 
Bauer (Grundl. des phil. Criminalredts) in gewiße Claſſen 
gebracht, und rugt dabei (S. XXIX.) die neueren Lehrbuͤcher, 
welche einfeltig nur dis eine: oder andere Theorie vollſtaͤndig auf⸗ 
fuͤhrten, und ſi ſich mit einer bloßen Andeutung der uͤbrigen be⸗ 
gnuͤgten. Aullein gum Behuf des Lehrvortrags, wenn. nur ber 
Docent gewiſſenhaft iſt, reicht dieß doch volllommen hin. Der 








Abegs, Syft. des Crim. Rechts. | 423 


Verf. ſpricht in diefer Bezichung „von einem Vorzuge der bis 
ftorifden Methode.“ Die ſtrafrechtlichen Theorien ſollen naͤm⸗ 
lich in ihrem Zuſammenhange mit der ganzen Geſchichte der 
Philoſophie dargeftellt werden: 

Im allgemeinen Theile hat der Verf. drei „Hauptgeſichts⸗ 
puncte und Abtheilungen: die Lebre bom Strafgeſetz, ber Ues 
bertretung deffelben (dem Berbredyen), und der Beftrafung; bon 
welchen das erſte (bas Geſetz) den Oberſatz, das gweite (das 
Verbrechen) den Unterſatz, das dritte (die Strafe) den Sdluge 
ſatz bilde (S. XXXIV, fg.), Dieſe Ordnung fei logiſcher und 
methodi(der als die gewdhulide, nad welder bie Lehre bom 
Verbrechen vor dem Strafgefets eroͤrtert werde.“ Ref. ſcheint 
indeB aud) die letztere Methode feineswegs unlogiſch und un⸗ 
methodifd. Es fommt nur darauf an, welden Standpunct 
wir in der Strafrechtswiſſenſchaft einnehmen. Stellen wir uns 
auf den Standpunct des Geſetzgebers, ſo mug ‘dem Strafgeley 
die Lehre bom Berbrechen und von der Strafe nothweridig vore 
ausge(didt werden. Denn bas Werbreden ift die wage 
sine qua non der Gtrafe, und Berbrechen und Strafe, 
wechſelsweiſe durch einander bedingt, bilden eben das — 
ſetz. Stellen wir uns dagegen auf den Standpunct des Rich⸗ 
ters, ſo verhaͤlt ſich die Sache, wie ſie der Verf. darſtellt. 
Denn dieſer ſubſummirt die einzelne verdrecheriſche Handlung 
(als Unterſatz) unter das allgemeine Strafgeſetz (als Oberſatz)⸗ 
und ſpricht ſo das Strafurtheil (die Concluſion) aus. — Am 
eigenthuͤmlichſten iſt die Behandlung und Ordnung des Stuffs 
der Lehre vom Verbrechen oder der Uebertretung des Strafge⸗ 
ſetzes (S. XXXVI. fg). Hier iſt, ſagt der Verf., lediglich 
die Handlung ſelbſt (naͤher: die verbrecheriſche) nach ihren 
dre i Erforderniſſen — Subject, Willensbeſchaffenheit und (dus 
fere) Thatigfeit — gu betrachten; wozu nod), um die Hands 
tung als verbrecheriſch darzuſſtellen, der (oft zufaͤlllge) — | 


C 


44 Strafrecht. 
tes dex Wihberrechtlichkeit und Strafbarkeit kommt. Nur unter 
den drei angegebenen Bedingungen iſt die Handlung vollſtaͤn⸗ 
dig. Die fehlenden Momente begrinden das Nichtdaſeyn 
dex Handlung, 3. B. im Fall des casus, wo der Wille des 
Subjects fehlt. Haͤtte man ſich an den Begriff und die Matur 
ber Spandlung fireng gebalten, fo wuͤrde man uidt fo oft vou 
zufaͤlligen, unwilltibriiden, dugeren und inneren Handlungen 
ſprechen. — Die verbrecheriſche Handlung ift eine Art der Hands 
{ung Sbergaupt. Dad wird niemand laugnen. Uber zu bez 
zweifeln iſt dod), daß gum Begriff ber Handlung (gue Hands 
lung uͤberhaupt) die angegehenen drei Momente nothwendig er⸗ 
fordert werden. Denn fo 3. GB. gendgt gur moralifhen oder 
unmoraliſchen Handlung die bloße Geſinnung ohne aͤußere Thaͤ⸗ 
tigkeit. Weßhalb ſollten wir haber nicht von inneren Hand⸗ 
fungen reden duͤrfen, um durch diefe Bezeichnung anzudeuten, 
daß die bloße Immoralitaͤt nicht Gegenſtand der Strafrechts⸗ 
wiſſenſchaft iſt? In fic iſt fie vollendete Handlung, nur unter 
liegt ſie dem Strafgeſetze nicht. Auch das ſogenannte caſuelle 
Verbrechen iſt in ſich vollendete Handlung. Wer z. B. im 


| Dunteln mit der Hand um ſich (Hlagt, wm fic in der Finſter⸗ 


— 


niß vicht zu ſtoſſen, und dabei zufaͤllig einem Ungeſehenen eine 
Ohrfeige verſetzt: hat die Handlung (das Schlagen) gewollt, 
ſo gut, wie derjenige, welder durch ſeine Unachtſamkeit (cul- 
pa) dies bewirkte; ex Hat nur nidt den Erfolg gewollt. Wenn 
es alſo darauf anfommt, die Handlung unter das Rechtsgeſetz 
gu ſubſummiren, fo wird man fagen miffen: fie ift unzurech⸗ 
nungefaͤhig. Won einer Nichtigkeit der Handlung kann daher 
nicht die Rede ſeyn, ſondern nur bon ihrer Nichtzurechnungs- 
haͤhigkeit; daher deun aud die Strafe ausgeſchloſſen iſt. Wars 
be guy Handlung bie Ridtung des Willens auf den eingetrete⸗ 
ven Erfolg erfordert, ſo gaͤbe es auch keine culpoſen verbre⸗ 
heriſchen Handlungen. Dieſe find, wie die caſuellen Handluns 





Abegs, Spe. bet Grim. Rechte, 448 


gens aber zurechnungsfaͤhige, weil dex Erfolg. hates obgewandt 
werden Ebynen. Mur durch diefe Burechnungs » oder Ridtgue 
rechnungsfaͤhigkelt uuterſcheiden fid) casus und culpa,-und der 
Grund ihrer Strafbarkeit oder Nichtſtrafbarkeit liegt in, der 
Moͤglichkeit oder Nichtmoͤglichkeit bed Vorherſehens und Abwen⸗ 
dens des widerrechtlichen Erfolgs. — Dev Verf. ſogt · in dem 
Soſteme ſelbſt (S. 37.): „ohne Aeußerung des Widens burg. 
Thaͤtigkeit (im. weitern Sinn, alfo auch fogenannte Unter jung) 
iſt keine Handlung ba, und. hese Gedanten Gnd keine Vyrhre⸗ 
ens Nur das Letztere iſt wahr, fees aber (dan. hie Sohr 
‘fumtion ber Handlung (des Entſchluſſes zur That) unter. 46 
Strafgeſetz, alg nidt unter ihm enthalten, voraus. Zudem 
bem ift dle gange Beftimmung gu weit. Denn der Wille kann 
fic) aud) ohne dugere Handlung thatig erweifen, weldyes 
man gewiß eine Meugerung :de6 Begehrungsvermoͤgens, - cine 
Thaͤtigkeit deffelben nennen wird. Ohnc es alfo ſelbſt zu wole 
fen, erkennt dod ter Berf. mit uns innere Gendlungen, als 
Handfungen an. Gleichwohl wuͤrde das Praͤdicat: aͤußere zur 
„Thaͤtigkeit“ geſetzt, den Satz nicht erſchoͤpfen. Deun der 
Staat ſtraft auch innere Handlungen, naͤmlich die ſ. g. de- 
licta omissionis , wenigſtens theilweiſe. Hier iſt Ser Wille 
des Menſchen ohne aͤußere Offenbarung zur Nichtthaͤtigkeit bes 
ſtimmt, und deßhalb ſtrafbar. Aus dieſem Grunde ſpricht der 
Verf. von der Thaͤtigkeit ſchlechthin (nicht von der aͤußeren, 
wie doch in der Vorrede), dann ſind aber auch die innern 
Handlungen ‘der bloge unmoralifhe Entſchluß) Handlungen. 
Der Staat ſtraft alſo ſowohl aͤußere als innere Handlungenß 
mit a. W. es kommt bier. nue arf, die Ueberntretung des Ge⸗ 
ſetzes an. Was dieſes bei Sttafe.gebletet -obey verbietet, iſt 
buͤrgerlich ſtrafbares Verbrechen. Cine Handlung ſetzt bas Ges 
ſetz natuͤrlich voraus, aber nicht nothwendig eine aͤußere. — 
Damit die Handlung „zum Verbrechen werde, muß als 4tes 


/ 


' ) 
426 | Strafredt. 

un6 gtes Praͤdikat Rechtswidrigkeit und Strafbarkeit hinge 
kommen.“ Ohne Rechtswidrigkeit, ſagt der Verf. (S. 37.) iſt 
ten Verbrechen vorhanden, und ohne Strafbarfeit iſt nad uw 
ſerm Recht cine font verwerflidhe Handiung fein Verbrechen. 
Dies heißt wohl fo viel: bie Bedingung des buͤrgerlich ſtrafba⸗ 
ren Berbrechens iff die Wndrohung der Strafe. “Gang reche! 
Aber workin beftebt bie Mechiswidrigkeit der Handlung, vom 
richterlichen Standpuncte aus betrachtet? Fn der Uchertretung 
des Geſetzes. Buf diefe laͤuft alfo der Begriff der verbrecheri⸗ 
ſchen Handlung immer wieder hinaus. Der Gefrggeber beurs 
heilt riatirlig die Strafbarfeit der Handlung, die er beftsaft 
‘wiffen will, nad bdberen Pringipien. Ce wird nur die in fid 
ſelbſt rechtéwidrige Handlung ſtrafen. Aber dieſe Frage geht 
den Richter nichts an. ‘Gr wird daher aud) dann eine Hand 
lung als verbrecheriſch ſtrafen muͤſſen, wenn fie tn ſich ſelbſt 
nicht rechtswibrig iſt, gleichwohl durch dat Gefetz mit Strafe⸗ 
bedroht iſt. Diefe wird alfo. blos durch die Uebertretung gum 
Berbrechen. Das burgerliche (ſtrafbare) Verbrechen wird da- 
her hinlaͤnglich characteriſirt, wenn wir es als eine (aͤußere oder 
innere) dem Strafgeſetz widerſtrebende Handlung bezeichnen. — 
Der Verf. erfordert zur Handlung (dem Begriffe nach) cia 
„Individuum.“ Jn der Vorrede wird dagegen hon einem 
» Subject” geredet. Moraliſche Perſonen fing naͤmlich nag 
ſeinen Andeutungen (S. 38. 39.) keines Delicta faͤhig. Die 


| Unterſuchung dieſer Frage gebort nicht hieher, weil die Ausfuͤh⸗ 


rung derfelben’ im Spſtem fehlt. Aber zugeſtanden, die Be⸗ 
haudlung fey waht, folgt denn daraus, daß die moraliſche 
Perſon dberhaupt keiner Handlung fabig fey? Sie tann nach 
unferm Berf, feine vorbrecheüſche Handlung hegeben, weil ſchon 


zur -Handlung'— ein Judividuum erfordert wird. Mithia 


konnte fie fixh aud): nicht aus rechtlichen Geſchaͤften obfigiren, 
und andere Serpflidjten (!). Sollen die Crfordenrkffe der Gand, 





Abesgs, Sy; des Grim, Rete, «aay 
Lung dberhaupt angegeden werden: Cabgefeben dou der verbre⸗ 
cheriſchen, wie dies der Verf. thut): fo muͤßte es jederifallé 
ftatt. Jndividuum ,,Perfon’ oder „Subject“ heigen. Diefe 
Perſon fann dene fo gut eine moraliſche als phyſiſche fepn, 
Muu. fommen nod) Redtiswidrighett und .Strafbarfeit hinzu, 
aot die, Handtung gue verbrecheriſchen zu machen. Mithin 
- whrden mokalifthe Perſonen dennoch ein Berbreder. begehen 
xkoͤnnen. So waren wir genoͤthigt gw ſchließen gegen. den Berf. 
felbft, wenn die allgemeinen Merkmale oer Handlung auch uͤber 
die verbrecheriſche ent{chieden. Dieſe aligemeinen. Merkmale 
ſind aber, auch abgeſehen hievon, gar nicht richtig angegeben. 
Es kann keinesmegs die Abſicht des Ref. ſeyn, des Verf. 
Grundriß hier wieder in einem Grundriſſe abgekuͤrzt darzuſtel⸗ 
den. Ref. glaubt fich hauptſaͤchlich auf diejenigen Eigenthuͤm⸗ 
lichkeiten des Verf. beſchraͤnken gu duͤrfen, die dieſer ſelbſt in 
der Vorrede als die bedeutendſten hervorgehoben hat. Nur 
nod) einige Worte Aber die hin und wieder im allgemeinen 
Theile ſich findenden Anmerkungen! dann zur kurzen Darſtel⸗ 
lung’ des beſonderen Theils. Einige derſelben, gewiß beache 
tungswerthe, wurden ſchon oben erwaͤhnt. S. 41. Anm. 36. 
wird mit Recht erinnert, die Controverſe aber den socius spe~ 
cialis und generalis fey unnuͤtz, weil ſich jeder Criminaliſt et⸗ 
was Beliebiges darunter denke. — S. 47. Anm. 47. ertlart 
Ach dex Verf. fuͤr die præsumtio imputabilitatis aus aͤhnlichen 
Gruͤnden, aus welchen fic) jetzt auch Feuerbach (Lehrb. ſ. 86. 
ed. 9) fair dieſelbe entſchirden hat. Ref. mug geſtehen, dep 
ev an eine ſolche vermuthliche Zurechnungẽfaͤhigkeit nicht glaube. 
Er hoſſt ſeine Anſichten daruͤber naͤchſtens oͤffentlich ausſprechen 
gu koͤnnen, fo wie Aber Delicte und Beſtrafung moraliſcher Pers 
ſouen, welche unfer Berf. laͤugnet. — +S: 53. Anm. 43. wird 
bem Selbftmorde und ber Selbſtverſtuͤmmelung ein Plaͤtzchen 
in dem allgemeinen Theile angewieſen, and getadelt, dag. indie 





428 ‘ @teafee@e ou”: 

ben Gelbitmord gemeiniglich als Mubang ter Thetung tn Pars 
gpecialis aufftelle, . Aber die Selbſtverſtuͤmmelung iſt dod) cin 
" Berbrechen, welded ridptiger feinen Platz im beſonderen T heile 
fande. — Aum. 55. S. Zo. tadelt dey Verf., Saf man som 
richterlichen Spielraum rede — weil’ hier nichts gu ſpielen 
fep. Wer fidh Sas unter dicfam Ausdrud gedade hat, dem 
vergilt der Verf. in ber That mit gleiher Dingo! . - 

- Gb folgt (S. 92 fgg. des Spſtems; S. XXXVI fy 
ber Borr.) $48 Spſtem bes Hefonderen Theil’. „Die singe’ 
gen Verbrechen find in drei Abtheilungen claffificirt, deren erfte 
fid) init denjenigen gegen die individuelle Per gi lig feit 
(Giebt es aud) eine generelle? Sollte wohl heifen: gegen die 
Individualitaͤt oder Perſoͤnlichkeit) und Seren Rechte; die 
zweite mit den gegen ben Staats die dritte mit den gegen 
Religion und Kirche begangenen, im Staate ftrafbaren' wh 
derrechtlichen Handlungen beſchaͤftigt.“ (S. XLI, XLII.) Der 
Verf. unterſcheidet alfo zwiſchen einer Berlegung der individuel⸗ 
len Perſoͤnlichkeit, und einer Verletzung der beſonderen Rechte 
Mefer. individuellen Perſoͤnlichkeit. Sehr wahr wird bemerkt, 
daß die Form und Ordnung keineswegs etwas ſo Unbedeuten⸗ 
des ſey, wie manche glauben. (S. XLII. u. S. 93, 94. Anm.) 
Die Stellung der Delicte iſt im Gegentheil von großer practi⸗ 
ſcher Bedeutung. Wird z. B. die Entfuͤhrung als Eingriff in 
die rechtliche Freiheit des Menſchen (als allgemeines Vernunft⸗ 
und Menſchenrecht) aufgefaßt: ſo werden viele Faͤlle zu der⸗ 
ſelben gezaͤhlt werden muͤſſen, die ausgeſchloſſen bleiben, went 
fie als Eingriff in die pofestas bes Vaters oder Ehemannes 
(als hypothetiſches Recht) aufgefaßt wird. Bergh: Mätt ere 
mater Grundfebler S. 23. fg., und Ueber den: neveft. Buftand 
dex Strafrechtsw. S. 111. fg. Goͤnner Jahrb. der Geſetzg 
fir Baiern Th. I. Si 285 fg., wo durch mehrere Beiſpiele die 
Gace anjdaulid) gemacht iſt. it 


Sheag, Sof. des Cm. Rechte, gag 


Der Nerf. (S..95, tum.) erklaͤrt ſich wider „die Einthei⸗ 
lung ber Rechte in urſproͤngliche, angebohrne ne erworbne 
Rechte Edie beiden erfteren find identiſche Uusdride] , und dig 
theils zweideutige, theils unrichtige Benennung der Ver⸗ 
brechen gegen das Recht auf Leben (da die Toͤdtung das Leben 
ſeibſt aufhebt, nicht uux das Recht, wenn es ein ſolches giebt), 
gegen das Recht auf Gigenthum (da durch Diebſtahl Jeman⸗ 
den ſein Eigenthum, aber nicht bas Recht auf dieſes entzogen 
wird, weiches dex Beſtohlne vielmebe geltend macht).“ Ref, 
wunderte ſich, als ex dieß lad. „Wenn et ein Recht auf Les 
ben giebt.“ Gaͤbe es fein ſolches, ſo ware die Verletzung deſ⸗ | 
(eben quch fein Berbrechen. Ich habe ein Recht auf Leben 
heißt ja nichts Anderet, als:; ich habe Sen rechtlich begrindeten 
Anſpruch darauf, ‘dag Niemand mir das Leben nebme, Wer. 
es mir nimmt, verletzt daher mein Recht auf Leben, Eben fe 
wer ſtiehlt, verletzt das Recht des Andern auf Eigenthum, d. b, 
den rechtlich begrindeten Anſpruch, daß Niemand ſein Eigen⸗ 
thum autaſte. Es waͤre freilich ſchlimm, wenn, wie dieß der 
Verf. als Einwand vortraͤgt, durch den Diebſtahl dem Eigen⸗ 
thimer das Recht ayf Eigenthum entgogen wuͤrde, derſelbe 
alſo von jetzt an von Jedermann beſtohlen werden duͤrfte! „Der 
Beſtohlne macht fem Recht ſelbſt geltend Aber weßhalb? weil 
ex ein Recht hat auf den ungeſtoͤrten Beſitz und Gebrauch feie 
nes Eigenthums. Haͤtte er kein Recht, fo duͤrfte ex ſich auch 
nicht aͤber Unrecht beſchweren. Wenn es aur ein Recht an {ole 
Gen Dingen gabe, die gar nicht entgogen werden konnten, fo, 
gabe es gar keine Rechte. — Die Berlegung bes Mechts auf 
ein Object fann bon der Act jeyn, daß dadurd das gange Obe 
ject (5. B. a8 Yeben , die Gefundpeit, bie Freiheit) fair immer 
aufgeboben wird. Uber es gicbt ‘aud theilweife Verletzungen | 
bes. Objects. Diefe entzie hen nicht das Recht (elbft, fonder 
DUE einen Theil des Objects deſſelben (z. B. Eigenthum); und 


( 





430 _ ‘Strafredi. 


‘fo — aͤberhaupt die Perſdniichkeit im Menſchen nicht aufge⸗ 
hoben iſt, behaͤlt er ſeine Rechte nach wie vor. Mit dem Le⸗ 
ben hoͤren natuͤrlich alle Rechte auf. 
Der Verf. mag ſeine beſonderen Grunde gehabt haben, : 
weßhalb er die Cintheilung der Rechte in angebohrne und evs 
worbne, nad) welden man bisher eine Claffification der Bers 
brechen auffuͤhrte, verwirft. So z. B. iſt unter den Natar 
rechtslehrern noch immer beſtritten, ob es ein urſpruͤngliches 
Recht auf Ehre gebe? Feuerbach erkennt dieß indeß durch 
die Stellung, welche er den Ehrenverletzungen giebt, an. In 
dem erſten Theile des Syſtems (den Privatverbrechen) kommt 
die Hauptabtheilung vor: materielle und formelle Privatver⸗ 
brechen. Die materiellen Privatverbreden werden eingetbeilt 
1) in Verbrechen an der Perſonlichkeit als folder, 2) in 
Berbreden gegen Rechte der Perfon. Dieſe Cintheilung ‘has 
ben wir jet gu betradten! Wie fid) Verbrechen gegen die Pere 
ſoͤnlichkeit, von den Berbreden gegen Rechte der Perfon untere 
ſcheiden, daruͤber belehrt uns der Verf. ſelbſt (S. 96.) „Nicht 
irgend ein Recht, welches der Perſon zuſteht, und von ihr 
getrennt werden tdante, fo daß dieſe aud) ohne ſolches 
Recht ſeyn koͤnnte, iſt hier (im erſten Kapitel) Gegenſtand des 
WVerbrechens, ſondern die Perſoͤnlichkeit, als lebendige indis. 
— — Exiſtenz [yiebt es auch eine todte Exiſtenz?] iſt un 
mittelbarer Gegenſtand des Angriffs. Leben, Freiheit, 
Ehre find nidt bon der Perſon trennbar, und ſelb ſtſtaͤndi 
ge Rechte, welche eine Perfon hat; fondern fie machen die ges 
faminte geiftige und koͤrperliche Perf Dalia und in der be 
fondern Exiſtenz, die Sndividualitat aus, Die Exiſten; 
kann durch Verbrechen aufgehoben werden.“ Dieß wird 6. 
144, 45. nochmals eingefcharft, Die ſ. g. urſpruͤnglichen Regs 
te, Leben, Kreiheit, Ehre find nicht oom ſittlichen Daſeyn 
trennbare und verletzbare Rechte, ſondern machen eben 





— 
‘ 


oy bese, Spf. des Crim. Rechts. 431 
dieſe Perſodnlichkeit aus,” welde durd) da8 Verbrechen als ſolche 
unmittelbar aufgehoben, oder beſchraͤnkt und gekraͤnkt wird. 
Hingegen bie ſ. g. erworbenen Rechte ſind wirkliche, von der 
Perſon unabhaͤngige Rechte, welche derſelben zuſtehen koͤnnen, 


aber auch nicht, ohne daß der Begriff der Perſ on darunter 


leidet (wie z. B. viele Perlonen kein Eigenthum haben), und 
welche daher auch, ſofern ſie einer Perſon zuſiehen, einer ſelbſt⸗ 
ſtaͤndigen Verletzung unterworfen ſi nd, bohne dag ber Chas 
tacter ber Perſonlichkeit afficirt wird. “ Man mag inter der 
Perſoͤnlichkeit verſtehen, was man will (woruͤber bekanntlich 
die Anſichten der Naturrechtslehrer abweichen): ſo iſt doch aufs 
fallend, wenn man von Berlegungen der’ Perſoͤnlichkeit, im 
Gegenſatz gegen. Perlegungen der Rechte einer Perfon liest. 
Als wenn die Perſoͤnlichkeit (im Sinne des Verf.) nicht auch 
gu ben Rechten gehoͤrte! Gehoͤrte ſie nicht dazu, ſo wuͤrde ihre 
Verletzung auch nicht Rechts verletzung, Verbrechen ſeyn. Haͤtte 
daher der Verf. geſagt: Verletzung des Rechts auf Perfbntig. 
feit (d. h. auf Leben, Freiheit, Ehre), und im Gegenfage von 


Verletzungen anderer Rechte bes Moenſchen geſprochen: ſo 


ließe ſich die Sache noch hoͤren. Wher ev erkennt kein Recht 
auf Leben, Freiheit und Ehre, mithin aud) Fein Recht auf Per⸗ 
ſonlichkeit an. Allein weßhalb? weil Die PerfSnlichteit felbft, 
vidt dag Recht unmiltelbar afficirt werde. Aber verhaͤlt es 
ſich nicht eben ſo mit den Verletzungen der Rechte de 
wis ſie der Verf. nennt? Ich habe ein Recht auf Ei 
Wer es vexletzt, verletzt eben fo. unmittelbar mein & 
(die Materie des Rechts), wie derlenige, welcher m 
ſonlichkoit kraͤnkt. Soll die Verletzung meines Lebent 
Freiheit u. ſ. w..cine Rechtsverletzung, Verbrechen 
muß ich doch ein Recht auf Leben, Freiheit u. ſ. w. haben. 
Kaun id) ein foldhes, nicht nadweifen, fo, geſchieht mir aud nidt 
Unyedt, wenn ich in diefer Begichung verlezt werde, 





432 Srraftedt. 

* In den Anmittungen zur Lehre vom Morde — der 
Verf. I6. 104, ‘hob 97-) gegen Feuerbach: es fey fale, 
daß der gedungenen Toͤdtung der Bivollmidhtigungs vertety, 
dem Banditenmorde der. Miethvertrag zuͤm Grunde liege (dem 
mehr ſagt das: zur Anwendung kommen, nicht), weil nichts 
turpe Gegenſtand eines “piltigen Vertrags fen koͤnne, und kei⸗ 
ne Klagen daraus entſpruͤngen. Dieß iſt allerdings wahr. ‘Mb 
fein man mug dod)" zwiſchen der Form eines Bertrags, und 
deſſen buͤrgerlicher Goͤltigkeit unterſcheiden. Ein gefegridrigt 
Teſlament iſt nichts deſtoweniger ein letzter Wille; aber vs hat 
eine Wirkſamkeit por ben Gerichten. — S. 107. Anm. Tor wird 
init Recht der weite Begriff des Verwandtenmordes getadelt, als 
dem Sprachgebrauche guider, und well aus der Gleichheit 
bet. Strafe fat mebrere Salle nicht ver Gleidhheit three Begrif 
folge: — 6. 11%, Uri, 74. evinnert der Verf. mit Medyt, daß 
man nicht neben den Koͤrperverletzungen, cine Kaffe ber Gri- 
ſtesſidrungen, als eignes Verbrechen aunehmen koͤnne. Sebt 
zwedmaͤßis bungt er Beides unter — Geſandhein 
ſidrung. 
Minter den Verbrechen gegen die perſonliche geeihen S. 
aR fg.) findet man den Menſchenraub, ‘ote Entfuͤhrung und 
die Noͤthigung aufgefuͤhrt. Was die Entfdprung betrifft, fo 
tann dieſe geſetzlich (wie fchon ober gelegentlich erinnert wur⸗ 
de) mut als Eingriff in bie potestas aufgefaßt werden. Dat 
Delict fande aber, da dod der geſebliche Geſichtspunct an· 
ſcheidet, richtiger ſeinen Platz unter den. Verketzungen gegen se 
Rechte der Perfor. (d. h. die erworbenen), waͤhrend es He 
unter den Verbrechen gegen die Perfonlichkeit aufgefuͤhrt Birt 
Burd dieſe letztere Steuuns wird der Umfang Ses Delicts gry 
geſetzwidrig erweitert. Mothigung heißt det unſerm Virf. fo 
Hie als Nothzucht. Gewoͤhnlich weet! man etwas Anderes 
darunter, und Tittmann bat CEfreilich gefetzwidrig) “ub bit 








Abess, Sop. des Etim. Rechts. 433 


Noͤthigung ein eigenes Delict gebildet. Weßhalb hier einen an⸗ 


dern Sprachgebrauch aufſtellen? Aher auch wider die Sielung 


darfte manches einzuwenden ſeyn. Das Characteriſirende bes 
Delicts ift die BVerlegung ber „fraͤulichen oder jungfrduliden 
Ehre“ mithin wuͤrde es als Berlehung der (weiblichen) Ehre 
aufgefaßt werden muͤſſen, wiewohl Chrenverletzungen uns nut 


Snjurien u. ſ. w. heißen. Sehr wahr erinnert der Berfs S. 125 


Anm. 77. „daß dad ſ. Je — bier nig, in: — 
tracht komme.“ ee nr 
Im gweiten. Hapitel ‘find die fh g. Verbrechen eat 
Rechte Ser Perſon dargeſtellt (©. 144 fgg.). Der Berg. nengt 
fie. auch Privatrechtsverhaͤltniſſe der Perſon. Zu dieſen gable, re 
„nicht nur die eigentliden Bermigensredte, ſondern qurh..ayye 
bere Rechte, namentlich die aus dem. ebeliden Berhitiniffe ent⸗ 
ſpringenden, wie denn das Familienrecht mit dem Vermoͤgens⸗ 
recht, dem. es coordinixt wird, das Privatrecht ausmacht.* 
(Anm. 82.) Gegen Feuerbach wird wit Meche erinnert, bag 
ber; Ehebruch nicht unter die Berfogungen..der Vertraͤge geſtelt 


werden koͤnne. Aber zum Fawiljenrecht gehoͤrt dod auch aye | 


patria potestas. und Die porestas Des Mannes, deren Bers 
letzung unter gewiſſen Bedingungen: Saotfuͤhrung heißt. — “Mun 
83. S. 147). 48. wird ‘mit Recht bemerkt, das adulteriunt 


koͤnne nicht⸗ utiter: bie Pleifeesverdredjen, geftelit, werden, — weil | 


badurch noch wiht der criminalrechtliche Character deſſelben be⸗ 
ſtimmt werde, Auch: die Rithiguag ( Wofhancht), die En fb, 
tung,’ die Bigamie, der Inceſt, die einfache Shrwoddqung fete. 
nad) eigenthuͤmlichen Ruͤckſichten wntry Aang, verſchiedene Gee. 
ſichtspuncte weßhalb ſie nicht mit eingnder in complexu, bare, 
geftellt werden konnten. Ehebruch wd, Bigamie werden mit 
Recht als Berlegungen des — en azuſammen⸗ 
getettt, Wat 

Beim Dicbſtahl (G. —X flat per, 2 Ber. ber agg 


434 '  * -Berafrede. 


Wnt, baß ote Unterfhlagung nad) deutſchen Rehten v 
bemfelben ausgefhidffen fep. ef. hofft das Gegentheil nace 
ftens dus Abergeugenden Gruͤnden barguthun, Wuffallend iſt 
tiber die Soppelte Stellung des sacrileginm unter den Diebſtaͤh⸗ 
len (S. 170 fg.), Bad unter den Verbrechen gegen die Firdlis 
he Geſellſchaft (S. 285.) Wollte man jedes Berbreden nad 
ben verſchiedenen Geſichtspuncten, weldye daffelbe gulagt, im 
Soften aufſtellen, fo gabe es feine Grangen deſſelben. Und 
weßhalb gefdieht dieß blos beim sacrilegium? Es fragt fic 
aud nod, ob der ‘aufgeftellte Geſichtspunct dex ridtige fey. 
Mis unmittelbare Veleidigung der Gottheit fonnte die P. G. O. 
dad Delict wohl auffaffers of aber wir als Berlegung der 
——— Geſellſchaft, iſt eine andere Frage. 

In der zweiten Hauptabtheilung folgen die offentlichen 
Verbrechen (S. 200 fgs. ), oder die gegen den Staat und deſ⸗ 
fen Gewalten. Hier giebt ber Verf. Anm. 107. aud) gugleid 
bie Grande an, weßhalb ev: denfelben die Privatverbreden vor⸗ 
aufſchickt. Bon three Triftigkeit tonnte aber Ref. fic nicht 
fibergeugen. — Bet den Perbreden gegen. die einzelnen Gewal⸗ 
ten des Staats (S. &10 fg.) wird, bei Gelegenheil der Regie⸗ 
rungegewalt, zwiſchen Verbrechen gegen Bie Civiljuſtiz (S. 217.) 
und gegen die Triminaljuſtiz (S. 221.) unterſchieden. Zu den 
erſteren gehoͤrt die Selbſthaͤlfe und der Jweikampf; gu den letz⸗ 
teren: widerrechtliche Beguͤnſtigung der Miſſet haͤter, Selbſihe⸗ 
freiung eines Gefangenen / und Urfehdenbruch. — Die Seibſt⸗ 
Hilfe iin vo. Ginn’ beteift wes auch die Selbſtrache, und iſt 
in ſefern tin Eingriff in Be Triminaljuſtitz. ad in wiefern if: 
der Sweitampf ein Verbtechen gegen dle Civiliaſtiz? — Des. 
Landftiedenbruch iſt nur Betbrechen eae bie et Gee 
walt’ (S. 234 f3.). — or : 

In der dritten Hauptabtheilung — — na — 
brechen gegen die Religion und Kiedy aufgchuͤhrt. Der Verf. 


“ 





\ 


— = * F — 
Abess, She. des Ctlm. Neches, 434 


gerbroitet fics, Aber; pas. 9 
Sines ſehr langen, Rote (vs 
kaͤlt in awei, Apſchnitte. 
Pflichten und- der Religio 
undamipbrdudliges. Sap 
gE aereduet 7, Perlegus 


gegen bie. Linhlide, Geſell | 


FHA, ‘Dep, Bopleadienties sy 


(olden. np. arcpilesinmd, , ay ROB: ple. Perlzgzung der Eides⸗ 


pflidht, ice ipre Faellung findet, ynp niche unter den guafificte 


ten Detshaercien, <yvie nod) be Feuer had), ig geil, zu bile 


ligen. Die meee bes tigen Namens bei feierlidven ‘Gis 
den muͤß per utitt af be dein Ba Ptgefidtspunct auffaffen, Wud 


bic P. G. O. fiellt bas Delict unter die Berbrechen gegen 
Gott und die Religion, Miſtermaſer Hat an vielen Orten 


auf die bisherige verkehrte Stellung deffelben aufmerffam ge. 


—XRX Yadh able Rloeebeye AH. Pte — haa 


ee bad t nod) unter ie quglificirten njurien 
bat = pie bea liche Get —— ani⸗ 
mus —— * —2 Ba i ate bie —E Fehen 
Glide Blachte, und “oie “Lorde abrbrrrindir Shjetien 
an der Kirche (als moraliſche Perſon). Diefelbe Uist chat 
unser, Vefhua⸗ fh it er. fie, fpeciell nicht als urien auf; 
ras StRi6 Ay § f | iſt. Deni bet ; Gefbispuites ct bee mi 
zenkraͤnkung sy ⸗ if wohf —— —— ABH 
maiex neueſt. d &. “159. Sts 
be Ref. patie geoinist, nod ‘mance abet eae 
Feiten,. und. Borpige. Des Buds “pgiverbebein qu nnen wenn 
‘¢r ‘nit fardten migte,. bas ‘Maas. gu berfehreitens — 
ziczelnen Merbreden ift cine hihoriſche Darſtellurh BGs ai leren 
Gomiſchen, canopifdpen und deutſchen) degts bordufgé(cit, 
weldes gewis ein Vorzug der ‘Method bes Ber. ihe Eine 
Krit. Zeltſchr. I. 3, oo 7 


7 ve 





a- 


a6"  .” Straftechht. — 
68 Verbrechent a unentbehrlich ue 


orae 


effelben. ueberbaiwt iſt das Softem 
ig, und Ref.’ ‘mug bier noch einmal 





yu Anfang fagte, bap ide Dare 
itben id deu Lebrbottraͤgen des Bet 


em ’ Pewinn fepu mu, wenn gleich 
g din ‘und wieber YUusfiellungen ~ 
apt, * Die Veigetigte Cheeftortiatle von Bewelsftellerr aus (mat 
lichen Rechts gueulen iſt gleichfaus ein Vorzug bieſes Werts, 
Der Eruſt und!die ‘pict, mit weldjer det Verf. ſeine Wier 
Waft etre tant baer nus ſegenvolle Frachte tragen. 


_ Gerd Carl Theod, Hepp. 





— bee — und —E im ‘Be 
nigreichẽ Wurtemberg/ Yecandgegeben vom Oborjuſu⸗ 
xathe Qofader, Bb, 1, 405 G, %b, IT I, 4596. 


1 Be, — al Mrgler x24 27. ri des Bd, 
ie Sofi Coats — Sa a 


a 49° « 


De "gies ped” ziech ‘in’ der tang 5 — 
Sabrbdiern ein, ſehr grofes Geelet angewieſen iho nicht rth 
ſaͤumt, die "‘Rechisgelehrten darauf aufmerkſam qu ‘madden, dag 
ſich „das Unternehmen der Hope Genehmigung und Unter 
ſtaͤzung des Kinigl. Juſtizmini ſterium erfreue,”” Ref. with 
nun, indem ex die Bridie, | welde dieſes Unternehmen ge⸗ 
tragen, zu pruͤfen verfucht, diejenigen Abhindlungen, beret 
Pollendung der Ite Band nidyt liefert, von gegenwaͤrtiger Be⸗ 
urtheilung ausſchließen, diejenigen aber, die wenig wiſſenſchaft⸗ 
lichen oder — Werth an, oe ibrem ssajal 


ee - 





| Hofader, Sapebtcher, ~ au 
nach kurz angeigen, Su Seren der erſten Art gehdren nr. J. 
a. XVIII. — Nr. II. handeit bon ber geginſeitigen Behags 
niffen dex OASerichte und Semeinderdthe in Concirsfachen 
und enthalt dine doctrinelle interpretation ether Dt ganifationss 
bollslebumgtcommifion(?) — Nr. IIL. (bon ©. %. RSdhawm) 
in Berdindung mit einem Andang gx or. XI. deſoricht die 
AUnnahme von hobhern denn 5 pr. C. Zinſen,“ namentlich dle 
Annahme von 6 pr. C. bel Privatſchuldverſchreibuagen. Wet 
guten Gruͤnden, benen man die Zuſtimmung nicht verſagen 
kann, geigt ‘der: Verf. nad ; daß jene Annahme uncrlaubl fipe; 
und dag man in ihren Folgen zwiſchen Serafe! und kodrechts 
licher Wirkung cigentlidy micht unterſcheiden follte, — Nr. FV. 
(vom Heransgeber) gist in Verbindung mif den Forfegund 
gen nr. XIV. u, XTX. ;,cltte Ueberſicht Sex in Beindisnlfahed 
ergangenen Wartemb. Normalien,“ d. §. nach des Saif. Sprach 
gebrauch (G. 81.) folcher Gage; welche in Gyetow Lan den 
Criminalgerichtshof erlaſſenen) Refcripten uhh Oecresen / euchal⸗ 
ten find.” Indeſſen verſpricht der Verf. ſpaͤrer auig Se Pek. 
judicien, d. h. dinwiederum nach ſeinem Spradigebrariifye (.:0.) 
die Rechtsſaͤtze mitzutheilen, „welche ſtillſchweigenb von 'der Ne⸗ 
viſtondbehoͤrde und dem Regenten anetkanut wurden” Werden 
Rechiegrundſaͤtze bios in einzelne Erlaſſe an Michter niddosge 
gt und nidt durch Geſetze Sffentlidy bekannt gemacht; iſt 28 
dertammich geworden, daß man an einer ſolchen Art dad Mees 
it ſchaffen nichts Urges und es natuͤrlich findet, den Blrgern 
etſt durch die Wirtung der Gefetze die Keuntnig von Seren Das 
ſeyn gu gewaͤhren⸗ ſo wird man ſich dem gu deppeliem Dank 

verpflichtet foͤhlen, welcher ths dunlele Recht zuerſt an’s Licht 
zog. Es fann hier natuͤrlich nicht die Rebe ſeyn, in sine Pro⸗ 
fung der Normalien ſelbſt und der deigegebenen Anmerlungen 
einzugehen. Nur die Art, wie der Verf. ſein Vorhaben aus⸗ 
fuͤhrle, und einige in der gemachien Bemerlungen 
vay) 


\ 


auß mienaain ites Re | 
. fille, Manchalpreden.ayehep.; Inerſtem Vetzagt. glauht ih 
Veh. au aeung erakchtigte dag die Sammlung erſtlich 
vpueſi · ni Seitehich ar. fin J. M. Herl. oom zuten 
Muli aban He Matin Vhs ie RAN AS-sBHMg 4899,,;Gige; Vexordu. 
deroi EPIC BG cic Bs De Cel, Comte ceils ABE ite 
pesglreibiguelttirsOneh te Perl: Niele and .andeee. Resmouien 
us bean Anh PATE fpbtere — — ungedey dtc, Ge 
* GR augen Ribas lepisiet amen <' (O; 82.) Dodd wenn dep Verf⸗ 
der apedatentiin Nfchtawiſſenſchaft eigen pahren Dienft, ep meifen 
pocernauſo. -Purhen ch. anch ſolche Rermpaticre niſht weglaſten. 
DpeiUvx.hͤtiq⸗ eb! anf. Lefepapinen folen, shige nid bled 
Daa Recht bet Mugenblites Aandern, Hag Recht fo, anntn⸗ lexpen 
walle ny itrehgeſchichtlich cotRend; ph —** sail 
Reftey:Ritnissenn es ihnen gud Zuvaͤchtz apie um pas gerade 
oblteaa Haat ae Gut Wt. recitation, radon, Got 
ese mapriviad Gic(eaqenh diy SsFldrung Ref, verdraͤngenden 
haluuꝛ untrhiccradh, ones PANE ſebe fund. (Ibe, grufen · ¶ Det 
Boa wader Meriaion mochte palleicht. etwag mehr, Raun 
einnthmenaroneen fan. icing, Hing, Erſpargis bes Rand. 
bine amomendahen eytiuldjgens und. dana Ligh, fide Aca, Roum 
nlelleicht durch Hinpcglatung, cingelner. Yrunert angen. wieder 
exfelectn: Mey: dang, es z wizens nicht loben, daß Der Derg. 
wury,s dene weſeptlichen Smpalt, obgieich mit amb ligt, Bebes 
baloeng, drntartzomorte gpazben. bof,” TBAs JG Dad. meſernt 
Hieh ?: Sew with, dee Lefer, wuͤnſchen, dag ibm Pas cigene Up 
theil nicht apmo glich gemacht arate. — Wie viel iraͤgte right big 
Ginteitungs Des, innere Bau 3 Zuſammenhang und Ton einet 
Berpronung zu ihrem Bers} aͤndniſt bei: . Alles befien if ee Le⸗ 
fey. durch ejnen magern Pi beraubt, und man ‘berjtig 
ſich leicht, daß ein Extract nicht aK Gebrauch hinreichend⸗ 
ſep. — Mad. ben Bemerkungen in der Einleitung gu diefer Nore - 
matienfammiuug foll dadurch, daß im Jahre 1806 die Colles 








— Fe || er 
ain, deren dertomn 
der figcaliſch⸗ arcuſat 
— ſche Verfahren einge 
©, 2, ( Collegittm iter 
ſeyn: „einſtweilen, 
rechtspflege volito 
‘Guindung wird dan 
dern and. auf das J 
Betreff des Proceſſe 
ner Sdhilderung ett 
allen, 100 nad) be 
ſche Prpces, State fa 
teriell alles, ‘enthictt, 
riſchen Proces. gu e 
Breyer, comment. ‘ 
15). ; SGomit waren 
die naͤhere Enfwiclu 
in Wuͤrtemberg geg 
pen, tewsihen. Proce 
jaͤngſt befaunt war, 
-be8 wuͤrtemb. | Pro 
7 O. J. Collegiums Ye. 
; “qué nicht, Dig. Bett. ) 
Nod) weniger. ſchwif 
ſichtlich der moaterit 
abl, daß. Criminal 
elwa burgh dasIV. 
ARM On, RHE, a3 © 
ericydtesten.,, aff, da 
pert, wurde/ anid) tg 


Geirainadgesp  befhae 
Rechts, ber befonde.. wt, 


a} 


age Wastembergifaes Rede. 


enninens. Dig Erwerbung der Kewntinif von dicfem Herter 
gren mode etwas beſchwerlich ſeyn; dennoch zweifelt Def. fede, 
ob das O. J J. Collegium dieſe Muͤhe geſcheut, mit bem Herkom⸗ 
men zugleich die wuͤrtemberg. Geſetze und das gemeine Recht 
bintangeſetzt, und dafuͤr auf eigne Fault ſich Rechtsſaͤtze gebil⸗ 


det habe, denen ablos bie formellen Eigenſchaften gum wirkli⸗ 
Gen Geſetze fehlten.“ Freilich meynt der Verf., dag die vor 


bem O. 5. Collegium angewendeten Medisfage die Cigenfchaft 


von Geſetzen deßhalb erhielten, weil der Kdnig alle Fille, woz 


bei es ſich von einer Freiheitſtrafe Aber 3 Monate und einer 
Geldſtrafe uͤber 100 Thaler handelte, nad der Reviſion beſtaͤ⸗ 


tigte. tein, woher nabm das O. J. Collegium feinen Rechts: 


ag, wenn es fi ch von ciner Strafe unter 3 Donat oder 100 
Thaler pandelte? Woher nabm es ibn namentlid) dann, wenn 
3 fi von einer (olden geringen Strafe handelte bei einem 
Verbrechen, das in thesi ftarfer beftraft werden follte, das 


_ aber vielleicht gerade gum erjlen Male der Beurtheilung vor⸗ 


lag? Ferner, ijt es denn fo ausgemadt, daß der Regent hurd 
bie Entſcheidung eines einzelnen Galles unter affen Umſtaͤnden 
ein Geſetz mache? oder, daß die Beſtaͤtigung einer Strafe in 
bypothesi unter allen Umſtaͤnden der Entſcheidung eines Rechts⸗ 
ſatzes gleich gelte? Endlich, ſtimmt es wohl mit den geſunden 
Anſichten von Recht Aberein, daß man dieſes nur far jeden bee 
fondern Fal gleidfam hintendrein made, wie das O. J. Colles 
gium gethan haben muͤßte? Ref. glaubt vorausſetzen gu duͤrfen, 

daß ſich das O. J. Collegium ſtatt der gewagten Ehre, Schdpfer 
eines neuen Rechts geweſen zu ſeyn, ſich mit der beſcheidenern 
aber ſicherern begnuͤgen koͤnne, dag es das vorhandene Recht — 
wie es ſich in dem gem. Recht, ven wuͤrtemb. Geſthzen uno 
bem Herfommen darbot — ‘nach feinem Dafeyn und Sinn ges 
sige Poi und ridtig angewendet babe. — Nr. V. (von 
Ob. Trib. N. Gattler,) behandelt „die Location der Amts 








 Hofades, Jatrxehher ag 
und Paden Vorfandgelder in 7 

_ Ber Verf. bie Anſcht deren, 
Geber und Gautions- Empfin, 
, Ponenten -und, Depofitar ‘annef 
Hberzeugt, bag die Anſicht bet 
begruͤndet fey Haͤtte der Be 
Amfange behanbelt, fi ch von 
doß die Goution ein ſolcher Rel 
Gus. dem Hauproertrag Plog gi 
bmn ſelbſt gang richtig herautge 
Verbindlichteit der einzige, wel 
weiter Rerfolgt « fo. wuͤrde er zi 
ſetzen Sbereinftimmendern Reſul 
‘fprigt in nr. VI.,uͤber die 

Padhtfchitlinge 26! — nr. VIL. 
eine den wuͤrt. DOethobrigheiten, f 
Snfteuction’é enthaͤlt manche by 
Nr. VIII. (von, O. Tr. R. S 
aretum judieis bei Veraͤußerung 
Detreffenden Inhalte kann Nef, 
| bandelt von der. a Mufbewahrun 
Gemeinderegiſtraturen.“ — Nr. 
beſchaͤftigt fic) mit der Auslegung des 154ſten und. 157 ften | 
(genau nur des 154ften) §. des IV. Edicts,* Hiebei legt der 
Werf. die ſchon im Fake 1821. von. Bolley, in. einem. Bffente 
liden Blatte geaͤuſſerte Depnung gu Grunde. daß eine Parthie, | 
gegen weldhe unter dem Vorbehalt eines, Beweiſes erlaunt wur⸗ 
dey den porbebaltenen Beweis ſogleich, und bevor ſie die Be⸗ 
Spfung an ben hoͤhern Michter ergreife, labren muͤſſe. Daraus 
olgert dann der Perf. weiter, 1) daß eine Parthie, welche v vor⸗ 
bee die Berufung ergreife, auf den Beweis verzſchtet habe ⸗ 
und — Aftdgnn nicht zu ibm azurudtehren durfe, «wenn ſi ſie 


f 


oT: BA urbeegil es Weeds. 


' wieder aufgebe. Ref — FR ge elit, 
: Folzerunßz rinige Bedentuichteſnch zu sugera, 
von erie Parthie, welche teinen Verſuch dus 
tind oder will. Die Rolhwendigkeit, bet 
vorbehaitenen Beweiſes sie Berufung gu es 
adh” nicht blos auf ein Mit. Mien gettettt 
Vanhie fogleidy appellirt, 4 fagt-fie hiecnit 
haß fle nicht {nnd ober hit! wolles “Gh 
daraus nicht den Schluß sicher, dab jene 
pollt, d. b. ‘bas fie verzichtet Habe. | Dein 
— noch eine unbdere- Seite, ais ‘die “wes 
» folange barf fein Bergtehe vbraudgeſchi 
der Verf. ‘felt stint’ Zweiftt wird ges 
nfiffen, dag iene Parthie nur datum bie’ Be. 
abe, weil fee" gut Zeit Ser ‘Mnrtietoung derſtl⸗ 
haltenen Beweis Zu’ fibren’ nidt'tm Stith 
2 Mus ‘aber im Zweifel das ‘dhgeriomttien 
i man nit, womit der’ Sau ‘auf’ ben Ber- 
Vein aus Ser Ausmeldüng ‘Ser Berufung! he 
chtferige. Eine ganz aitdere Frage iſt allt. 
‘appettidédoen Parthie hit” ‘vithepengebattiu 
babe kecht wohl Tchort zut Zeit der Anmel⸗ 
“bung. einen Verſuch machen koͤnnen; ini iog: fie. e thin micht 
machte, fo habe (le uf Ht gewoltt, mithin’ vevgidhtet. #-attemn 


| biefe Frage welche mit: Der regen einer Re fittutittr: ja nicht bets 


*wedhfelt werderi barf, gehbrt nicht hiehet jf ar Wee’ En tſchli⸗ 
dung tegett ſich nach Bett’ gewthnilichen Glunbſtzen. Fn ibe 
Betracht darf rut’ nicht’ vergeſſen werdert, daß ett: Nichb⸗ Kit 
nen ‘diel ‘Geile ‘Sat, tthe Sbbjeetive und ent ſubjebtivbuulih 


bap eB” iichitg ft “tt wtſſen; ob bas Biflar dieltegtetseiMs 
ibltege” un An “BE ghancit im ERP SAMBA SH ‘Bie 
| Mugen babe.” De Buti d ~— J —— — 


Pe * 








J 
+ Hef oder, space cr 2 : mg. 
behaupteren ssieyegie nicht. cabo Mdew des Gefetses berufans 
„und wirkt 2. Set Appellant: fen abaͤnderndes Erfenninlf 
aus 20. ** ‘Deni das Goley ſpricht Get nur demienigen: ben 
Gebrauch Ses vorbehaltenen Beweiſes ab, welcher bib zum Ge 
kenntniß “fi ‘ber’ Appellation behav: Wer indeffen vorherdie 
‘Shion aufgeben und ‘germ porbipalteain. Beweiſe zuruͤcktebren 
Wolhe, dem ſtanden jene Worte — ſofern fein anderes Hinder⸗ 
‘nigavoridge nicht im Wege. Eine andere mbglithe: vitae 
rung dieſer Stille ‘gibt Ref.ded Raines dalber hier aͤber⸗ 
geben’ ats miffert, 2) Meynt der Berf. ,. daß cin abaͤnderuͤdes 
Erkenntniß (ethk- dem Wopellitentert’ wicht: belfe, fobald der vor⸗ 
behaltene Beweis add nur in ſeinen einzelnen -Xhatfachen noch 
pon Wetify ſeyn warde.Indeſſen ſtihen hier bie Worts: und 
wirke ... “ber AÄppektantkein abaͤnberndes Erkenntmiß aut zc.““ 
geradezu entgegen.! Denit Fe Red 639aus daß doch ndch ir⸗ 
genb ein Gebvaudy gemacht werden Whe ¥ nad dem: Verf. waͤbe 
dad unmbgtich -mithin hatte das Gee? vielen Gebrauch · abſo⸗ 
lut und nichtübedingi verwerfen ſollen.“ Ba’ Geſetz wollte vlel⸗ 
mehr nur bel Beweis, wie ex! votbéSalteh wurde, ausſchließen, 
nicht aber einen Beweis Aberhaupt.Sonſt ousfte 8 gar- wit 
von dem Aus wirken ‘eines addndernden Erkenntniſſes, d. he von 
einer Sache reden, die auf den ſpaͤtern Gebrauch des Beweifes 
lediglich ohne Einflaͤß iſt. Nady der Anſicht des Berf enue 
bas Gefey einfach ſagen, wer arwellive und bei der Bride: bee 
‘barre, fiir. den ſey der Gebvauch: des vorbebattenen Wewenes 
verloren, mag or! nun tin Gtkenntniß auswisten, welches or 
wolle. — Stef. hat ſich biher gang in die Anſicht des Beef. 
Aber den F. 154. hineingeſteüt, und von · demfelben -Standpuntt 
aus die Schiuſſe Ses Verf. gewürdigt. Indeſſen wilß Ref. west 
bergen, daß er Oh Erklaͤrung, welche der Berf vito B otdep 
‘Bon diefem Paragraphen geber, fir unbegruͤndet und fic) iti 
eat bate, dbs Genes’ ‘bab bie umnatuntiche Sbotne Vee ‘mahi: 


— / 


4 Bgeten bar ziſch e⸗s Rede. 


ten’ Beweis verluſtes nicht an -dte Mion, gelaipft, Doch vice 
Ueberzeugung bier autuſabren, febit eb dem Ref. gn Diag. — 
Von nr. XL, hatte Ref, gewuͤnſcht, dag. ihqps in den Jahr⸗ 
dichern keine Stelle cingerdumt: werden ware. — Nr. XII. 
„Ueber ben Umfang der richterlichen Gewalt mit. defondenesr Be⸗ 
giehbang auf Wartemberg.“ Mef. nimmt feinen Unfand, dieſe 
_ Mohandhung ſewohl prem Inhalte als ihrer Form nod fr die 
gtlungenfte den denen gu erklaͤren, welche ex bler gu beurthei⸗ 
lew unternemmen bal. Dig Mnfiche des Verf. geht gulege Oabin, 
daß der Richter weder mit bem Erlaffen pon Gefegen und Bers 
ordnungen, nod auc mit, ihrer Dollgchyng — als wire er 
eine wermaltende Behoͤrde — gu thua bebe, daß ex aber allen- 
thalben cintreten follte, wo Semand bel der Anwendung irgend 


eines Geſetzes obey einer Berordpung um fein Privateecht bee 


theiligt iſt, und fid) verfegt glaubdt; mag ibm nun blos ene 
Privatperfon odes aud, Ger Staat entgegen fieben, oder der 
legtere fic) wenigſiens ip den einzelnen Zweigen ſeiner Vollzie⸗ 
hungs⸗ Gewalt fix betheiligt halten. Genau genommen laͤßt 
fid dieſe Anſicht in dic Morte faſſen, daß der Richter überall 
augreifen tbune und moͤſſe, wo ifm eing Norm der Entfchebs 
bung bereits gegeben iſt. Ihrer Grundlage nad hat ſchon Mit 
Atermater einige Jahre friber (Ard. f, die cio, P. Bd. 4 
©. 311—320., G, 328 — 332., G. 354 ff.) diefe Unſecht ver⸗ 
tbeidigt; ob er fie gleich nicht mit, derfelben Scarfe und Folge 
richtigkeit, wie. der Verf. oorliegender Abhandlung, entwidelte 
und durchfuͤhrte. Was insbefondere Wuͤrtemberg betrifft, fe 
kann Ref. nicht umbin, der Erklaͤrung des Art, 95. dev Der 
faſſung vollen Veylall gu ſchenken, und er mng es yur be 
dauern, daß Se(ege und Herfommen damit nicht in Einklang 
ſehen, unh; jener Artitel fogar bei neuern Sefegen unbeachtet 
Mith.  Ref.--bitte Abvigens. gewuͤnſcht, daß des Verf. feinen 
Gegsfiend auch mebr hiſteriſch beleuchtet pate, wodurch er 


| 








“Hetedes, SoiAm 46 
vlelleicht vor einigen Irrthaͤmern vermabhrt geblicben, wars, <- 
Die Whpandlung nr, XIII. Coon O. J. R. GHhu mam) befpricht 
edie Unwendbarteit dex in deu RR. enthaltenen Beſchraͤnkutg 

ber aufgefhwollenen.3inft-quf. den Betrag Heb Capitals.” Ref. 
iſt mit dem Reſultate der Unterſuchung villig einderftandens 
body mite ex. cingelne MusRelungen und. Benestungen, nid 
unterdruͤcken. Die Aueſtellungen betreffen die Behauptung des 
Verf., daß der Reichsabſchied bon 1654. fuͤr Wartemberg kei⸗ 
me geſetzliche Kraft erlangt habe. Der Grande giebt der Verf. 
Sel, 2) Wartemberg habe ein Memorial. aͤbergeben, wonach 
es an bie Beſchluͤſſe des Reichſstags nicht gebunden ſeyn wollte, 
wenn man nicht alle aufgelaufenen Zinſe nachlaſſe und die zu⸗ 
unfligen ermaͤßige. Beides fey abet nicht geſchebhen. Indeſſen 
duͤrfte dieſer Grund vor einer genauen Erwaͤgung der Reidhas 
tagsverhaudlungen bald verſchwinden. Nicht dlos Wartemberg 
fuͤr den ſchwaͤbiſchen Kreis, ſondern auch andere Staͤnde, hatten 
far ‘den frantifden und oberrheiniſchen Kreis das bezeichnete Ge 
ſuch auf dieſelbe Weiſe geſtellt. Mande Stimmen waren da⸗ 
fuͤr; andere, beſonders unter den Churfuͤrſten, waren dagegen. 
Endlich vereinigte man ſich einſtimmig dahin, daß ein Nachiaß 
don der Zinſe Sie Regel bilden, ausnahmsweiſe aber denen, 
welche ihre Unvermoͤgenheit darthaͤten, auch das letztere Vier⸗ 
tel nachgelaſſen werden ſolle (le Meiern, act. com. Rat. lib: 
VII. §. XL. nr. 1—6.). Die Vereinigung ward dann auc in 
dem Reichsabſchied (§. 175. ur. 1.) aufgenommen, 2) Es fey 
in Wartemberg keine der. Anordnung des J. R. A. entfprechen- 
be Verfuͤgung evlaffen worden; dieſer M. UW. follte aber nur oa 
verbindende Kraft erhalten, wo ber Urt Verfuͤgungen getrofen 
werden wirden. Das Leptere folgert dee Verf. aus dem §. 171, 
namentlich aus der Beftimmung: „Zum Bweyten, demjenigan 
ebenmaͤßig nachgelebt werden folle ꝛc.“ Allein auch dieſe Qn 
Kids: beruht auf einem Miſlverſtand. Die: Gtimmen Adys den 


44 _ BRERA PES Res. 

Madlag wns" MAKE Maaß dex’ Jinſe water fo “gethelte, 
wbaß ſchon! die Deipination eine aͤhnliche Beſiimmung in thr Pros 
Het! akfnabm ‚wie wit’ fie jest tm G. 174: leſen. Wet Ver web 
extn Derbandlarty kamen noch veefthebehe Vorſchaͤge gu Spra⸗ 
‘he. Viele hielten es aber gulewe (RE OAs Belle, aud) den Ber 
ordnungen einzelner NReichtſtaͤnde Etwad aheim gu geben, und 
Tle nicht allzuſehr in Thren’ eigenen Rerritorlen durch dad Reichs⸗ 

geſetz zu binden. "Dive Anſicht trang’ dui) (Meiern, fc). 
Sie grigt zur Genuͤge; was der G: 171. ſagen wollte. Er will 
ſagen? es folfe den Standen nicht benömmen ſeyn, in: ihren 
Tevrritorien nach Lage ‘und Bebürfniß beſondere Anordningen 
zu kreffen.“ Jedoch moͤchten fie ſich wo moͤglich hath Sen: Bes 
ſtimmungen des R. A. conformiven.- Daher die Worte: „es 
ſolle eben maͤßrg nachgelebt werden,“ welche nach ber Deesis 
mung des Verf. keine ungezwungene Crfldrung zulaſſen. “Da 
nut in Wirtemberg keine befondere Berordnung erlaſſen wurde, 
Jo verſteht es ſich von ſelbſt, daß gerade deßhalb das Reichs⸗ 
geſetz hier in volle Kraft eintrat. — Bemerkungen hatte Ref, 
folgerde fu machen: 1) ſcheint eßs unpaſſend, wenn man, wes 
anch Der Beuf. that, ſagt: Sas R. R. fey in der Lehre vonmden 
Ain dürch: Vas reutſche und “eanonifde Recht abyeſchafft 
worden. (S. 26.) Bie Sache verhaͤlt ſich bielmehr umgekehri. 
‘Das R. RN. fend lange mit ſeinen Zinsbeſtimmungen keinen Ein⸗ 
gang, weil das aͤllere teutſche Recht allen Zinſen Aberhaupt ‘wie 
derfivebie. Erſt nach und rach: durch Gewehnheit dratig Hes 
Bt."RR. aud) Gierin durch; . fo dah Sas: R. cigenttidy abrogi⸗ 
rend ‘auf: dad Alters teut(the wieite 7 -and O48 neuere Recht date 
aſteut. Goew-heshald wiug-zs ader aud) als das neuere in? der 
ganzen Ausdehnung ſeiner recipivien, d. h⸗ ſeiner ty ſgloſſeeten 
Seellen enthaltenen Beſtimmungen · Kaͤftig ſeyn. Wie: ſebr bas 
Ahere teutſche Ste durch dns. cilia verbrngte nkdibey Se 
‘Pile Wafer: eH eRAD dor Fy, N. U. binen auffaleitben Veleg 








of ager, ne — 

Dic Reichs Depntation forad - in: ihreme Proect won. Zinnfen⸗ 
Darauf bemerlte waͤhrend her weitern, Perhandlung Deters 
vidi: ausuree waͤren de jue. verbqten, ober nicht. infere⸗m 
damvit ewerzentis et, luericassantiss, .peqnennte ·qlſo, fg andes 
Mi Genßitutjon nicht auf: fingiga inten phraguewrae, ſonderm 
evbidepidugeresde dnguripten/‘:: Min Meinwtit, anh derenh 
Life MRA ſicht, antl (e Wath im dam F. MoPl.. auch. dsr Rinks 
enedhuts; zam dentlichen: Meariſ i aeew hod altereoBedt, 
— (ids Oeſterreich lazog,nſchon. dxinala/als oespraugs ais 

fab. 123 Die etztine Demyvinnny <adigt ehcfalle dab dic Bini 
i Tebiſchland wihoimebecdie’ Matin dep NRo eſſe babeny aie 
veh Mets}: Denni Defierncih.geraderpod, denbunterſchied ania 
(MearFinks unds Faseneferqes fofra epdhenhept eine Beden 

WO bet —1 hewn ytd Mebabeit den Ctdndyiabes, wollte, qué 
die Bewwarfungcbers Bing dow widtrinarberes 3): Des Heichst 
tamergackbe sy innfeiremt Gutagten. ariggend. darquf an, 
Ne Reftipmung wegewt ded: alerum tanta namentlicd anfpais ’ 
bitzenzerbein bere Verhanbtaug beftauden! cingelae: Grande, Be : 
Mogeebigng chefs lth heseus ndok: won ndcchoſh ·etwas Pings 
dricliches: vorfehren Trotz fiers Megas raion tant, 
wot ermöhnt; rade) gewigenicht dafuͤriſſpricht, Adaß men, lt | 
lammergeriditlidien Anſicht bAd wal. M). Merlwuͤrdig 
cb herner x: daß: Dab: ReidhshannargrriGt) ſeſoſt die Behimung 
Sher ted aleerium tananig nidn.twedbeus: abgendert woͤnſchte, 
ſondenn: a,vornehmlich footet die im Reid erlaubte Guͤlttagl 
barifft, als welche ledaasweg in - opting gengu: pra, Use 
Tiss su. gui balteu” v:Dopans paafte mon wabl {iblesen, defi 
jenrs Meichegericht der shmifthen Weſticamung jnBetracht dex 
Ais(¢, wo fie etwa durch Gewobhnden ſchan damals erlauph 
waren, nicht eittgegem rebeten 5) Denfelben. EGluß begroͤndet 
die, Aeußerung Magdebung ar ..,, neil ned. wigen hed. alterins 
fagsk uber .effestus:: yom: stlidpen -uriacopgultis: got ai; wi· 


aa WA temlergthhes Rede. 

wif exténdirt werden 2.” Denn hieraus fotgt, daß 
doch irgend cin ‘effectus' nicht misbillige wurbe. Vergleicht man 
bleſes otum ſeinem gangen Juhalt nach mit dem GSutachten 
bes Reſchegerichte. for aberzeugt man ſich, daß cud) Magdeburg 
Stos' ‘die · Auodehnung anf Galen mißbiligte. Wie lage fid 
qdun nach dieſem allen ‘aanehmen , Saf die rhe, Aufiche vom 
altcrum: tantim ‘tn Betracht der Finfe wiht in den Aitern Zei⸗ 
ten {thon mit deh Sth, Snsbeftiaimungen zugleich herrſchend 
geworden ſey. = Nz. XV. (ven O. T. 8. Gatiler,) beſchaͤſ⸗ 
figt fid) mit „practiſchen Evdrteriagen” und gwar a) ob dex 
Bater sur Erndpvang des unehlichen Kindes feines Sohnes 
trot phAllidy verbunden fepM* b) ,dbtr ‘die  Regitimation sae 
jur Proceffabrung wegen Kirchenpfrunden 2.” Die Erbvtes | 
vung enthalt, wie Ref. mepnt, richtige Wemeriangen, e).,,Abes 
den 148 Urtitel Sek Carolina,” Des Erklaͤrung dieſes Uretets, 
die allerbings nicht new iſt, moͤchte man. web! vor Aadern dei⸗ 
fitten. Ihr gibt nun auch Feuerbad ten Vorzug. Redet 
derſelbe gleid von ter legten Berwendung,” fo fann man the 
doch nicht mißberſtehen, da ex den Musdend= „fonderliche Hand” 
durch „unminelbare Folge’ erklaͤrt, und ſich ebenfalls auf Lat 
¢. 3. D. ad leg. Aquil (9, 2.) beglehe (Jeuerbach, peint. 
Mecht, ote Ausg. 9. 226.). — Nr. XVI, „ein Criminatfat.“ 
Mef. kann dem Verf. (D. J. R. von Beeitfdwert) mis wels 
Gem’ er dbrigens nicht allenehatten fiiemen mochee, das Wap 
Hist verſagen, daß ex die Thatſachen wie die Beysthetlarsgen 
shit Ordnung and Klarheit vostragt, und. bie legtere Such tveff 
fiipe, pſochologiſche ordigung <ingelacr ‘Momente auszeich⸗ 
tiet, Ne. XVII, Wher Sle Defehurig bes Gerichts bel Sriffs 
nung eines oberamtstzerichtuichen Civilerlenntuiſſes.“ Ref. cette 
Mit voller Uchergeuguitg af die Seite bes: Verf. Eines O. Cs, 
H's, dag unter dem VDeridjte im §..248, bed IView Wartemb, 
Oig. Sdictd das GFafteuctionsgerihls gemeynt, un’ dap amitgin 














Bsfacker, Jabbcher.. a 
ke. Wefegung keine andere fey, alszweldhe der 9. 96. teffeltion 
Chicks hierdber vorſchreibt. — Nr: XM. (vow. 0; AM, Geers 
gii,) j,tiber die Beſchaͤftigung dee Gefangenen in: dey veges 
richnichen Gefangniffen,"* enthalt Vorſchlaͤge, die allerdinga 
einige Aufenerkſamkeit serbienten, — Ne. RXXI. (don O. T. Ro 
Sattler,) gibt: ,,Beinerkungea: und Bifage. gu einigen $f: ded 
IV. wuͤrtemb. D. Edicto,“ die nicht ohne Werth ſind. Weeiy 
Ref; auch in manchem Betracht, z. Bin Erllaͤrung oe8:§. 46., 
in der Bemerkung gu 6. 115. nF. HID. 4. in der gu §.1BS6 
und Ser Sovelle Gon 1822 von dem Verf. abweicht, fo glaubt 
& dod) den Bunih aueſprechen zu durfen daß der Bert. auf 
dbnlide Weiſe nod andere Paragrapber einer genauern Wuͤr⸗ 
digung unterziehen moͤchte. _on nr, XXII. (von O. J. R. 
Schumm)) iſt ein Choiteechtsfall bargeftellt, und in ar. XXIII, 
die proviſorifche Depoſitalordnung fuͤr das Rinigreld Woͤrtem · 
Berg mitgelbeit. Enblich ſucht ar. V. (oon. Shamim) 
Able Reaper ob nach wirtemd, Sache vines ton tines? Channa 
deſcoeochten, ledigen Weibsperfon die Ringe auf Privatgenugz⸗ 
thuung suede,” gu Gfens und. den, Verſuch ſcheint bem Ait | 
geluagen, und bie rage ‘suf befetignae — geist worder 
n fi po aoe Be 

SS Wenn es dein Binnie ter Jehrbacher, wit Sie. wots 
auſcht, wahrhaft inn: Forderung des wurtemdergiſchrur Mechte 
AM than tft: fo ſollte ‘ex ‘in Zukunft ſtrengere Auforderungen ran 
She imitzuthellenden Abhandlungen machen. Dev. rege Band 
euthäit nicht tude’ manche ihrem Segenſtanbe nad unbebeatevs 
be, ſondern et: enthaͤit Aberbaupt aͤußerſt wenige, von dence 
man ſagen tutte, daß fie ihren Stoff mit Umſicht, Gruͤnd⸗ 
lichteit, amd’ einer fein einzelnes Moment dernachlagigenden 
Veſonnenhelt verarbeitet haben. Manchetragen die Spur ibs 
ter Eniſtihung in det ſchnellen Propis allzuſehr au ſichz und 
— mh tam faſt tle Meynung, ale ob. ſich penne am 


f 








430 | Bheeenbergilhes Ret. 


arften Bont, ſoweit er hier beurtheilt wurde — cing einfuitign 
practHahe Richtung offenbare. Far .dns- Leben ſoll man {dah 
fou, abes witht vergeſſen, daß men auch im Leben nur dam 
etwas: Gediegenes leiftet, wenn mon bas Leben ſelbſt in ixgend 
aent (eter organifgen Theile, alfo. bigs ſtinem Rechts quſtarde 
mit regem und tiefem Sinn aufsefaßt Bat. Moge ger Hexaut⸗ 
gare in Sen Beinerangen hen Wold): picht, verkennen, del 
der. wuͤrtembe  Remerniflewlda(t dus; (ene Zsbrbͤcher. rede 


ee — — er | ico SS 34° a 
tearsz ap YE eed ve - . ——— 
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5 Des einen ves aten in Sande it ali ‘Sefte 





— ae , F — — 
Pea ee: oe NE ee ee Pl 
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diy. - 1 — ees eee . or : sa a Is, 1) Ses 4 vs aa aeidry 
efticay ; . ae 9G 7 203 7 : gg x 7 


— —E yu e Rees hes — 
anuud Eluredeuʒ far: andehende Rechttgelehrter Muͤe⸗ 
“eles 1867. “bee, F. Lentner Lelpzig Vei Sd Hurd 
Hartmann, % S- eS Aad ag Se.) 8 gra 


13035 SOnag SoG te Ld as Tse. te ahi 

Diefe Lehre pat fi fi ch in ber Zeit geftaltet ind win gett 
fchen pK Venennung Ligs? Conteſtation iit seta, hiſtoriſtpar vdh⸗ 
Sach Were Met: GA: — a i ae 


— —8 ‘hes —— bietet pie Reba at 
Miteconteftation und Einreden, der geſchihtſichen Gintieipung 


~entbebirend, weder grees Intexeſſt. noch xejche Musheute, “Biv | 
dings jeden angefteliten. Hlage wie vergehroch⸗ Cingede if, ak 


‘gus einer behaupteten Ihatfacht folgende. Recht gerihtlig gv 
tend gu madden. In, rwirfern, eine Thaiſqhe Aberhaupt Rete 
mtietetbor. alſo ey: ober ee und — fic. begediny 


Mm Loge, 





‘ 


y 


Sprengel, ber Ritidcont. tt. ‘int, | ast 


wird bei jeder eingelnen Rechtslehre aͤbgehandelt und kann es 
unnoͤglich dei dieſer werden, wenn man nicht das ganze Rechts⸗ 
ſyſtem pier nochmals durchnehmen will Man berhcfichtigt 
vielmehr bet derſelben vorgiglidy nur die ‘bon den ſtreitenben 


Theilen vorgebrachten Thatſachen, und will anweiſen, welche 


zum Grunde der Klage, welche zu dem der Einrede gehoͤren. 
Es laͤßt ſich aber in dieſer, wie in der nahe verwandten und 
ihr vorzuͤglich Bedeutung gebenden Lehre von der Beweislaft 
alles nut auf ein hoͤchſtes Princip bom Aſſerenten zuruͤck 


fuͤhren, deſſen concrete Anwendung dem geſunden Menſchen⸗ 


verſtande und ausgebildeten Rechtstacte gu uͤberlaſſen, und wie 


es unmoͤglich iſt, die einzelnen Faͤlle vorher zu beſtimmen, el. 
che der ridterlichen Entſcheidung unterftellt werden mogen, ſo 


unthunlich iſt es, im Voraus zeigen zu wollen, wer mn ee 
eingelnen Faden eigentlich der Ufferent few. - ; 
Indem ev gur Beurtheilung der vorliegenden Sarit fiber: 
geht, muß Recenfent, „daß man- ben grogen Ruben ber 
Medtsge(dhidte nicht fannte oder nicht fermen wollte’? ſ. 30s 
a. E., mit und fon derfelben bedauren, In den 69. 19, 


wird gebandelt bon factum und non factum, bon dem > was | 
dev Richter wiffen, bas Geſetz fingiten folle und fdnne,-fodann — 
im §. 10. mit’ den Meidhegefegen, und gwar, was dem Ver⸗ 


“faffeé dem Anſcheine nad) gleichbedeutend ſcheint, mit dem juͤng⸗ 
ſten Reichs⸗Abſchiede angefangen. Das iſt ungefaͤhr, als wollte 
man cine Geſchichte der Mediatiſirten in Deutſchland mit dem 


Reichs⸗Deputations · Haupiſchluſſe vom 25. Febr. 1803 begin⸗ 


nen. Der R. A. bon 1654 iſt bekanntlich lange und ausfuͤhr⸗ 


lich discutirt worden; wenn nun in den §§. 16-14. unſrer 
; Schrift, wo “pow der Auslegung des §. 37. deffelben gebandelt 


‘wird, felbft diefe Discuſſi ionen unberdeigigt bleiben, fo fann 

wohl dabei von ſonderlicher Gruͤndlichteit nicht die Rede ſeyn. 

Es wird §. 15. ff., zum Begriffe der knibconteſtauuen, ſodann 
— en | Oe | — 


~ 


nye} Chole Bence. , 
ber Sinredan ibergegangen. Hoͤtte ber Verf., flatt ſich die ns 


ſichten durch ewiges Einmiſchen der zu die ſen Begriffen nicht 
gehoͤrigen Folgen des Ungehorſams der Litiganten ſelbſt gu tri⸗ 


ben, ſolche, wie fie aus den verſchiedenen gu beachtenden Legis 


lationen folgen, rein aufgefaßt, ſo wuͤrden ſich ihm manche 
Fragen, man vergl. z. B. 9. 13, 18., mid ſeines Uusdrudes 
gu bedienen, nicht aufgedrungen, er wuͤrde gefunden haben, 
daß in der hauptſaͤchlichen Gegenhandlung, wie der 


J. R. A. die -Litisconteftation paſſend benennt, nie eine eigent 


liche Vertheidigung jiegt, daß mit derſelben die Einreden wee 
ber je etwas gemein haben, nod in dieſen ihrer rechtlichen 
Natur nach je ein Eingeſtaͤndniß des Klagegtundes liegen Fann, 


wonach, was die i). 19—21. enthalten, wenighens uͤberfluͤſig 


ſcheint. Freilich find hin und wieder Hon eingelnen Rechtsleh⸗ 
rern allerlei nuglofe, ja, verwirrende Cintheilungen, insbefons 
Ore der Ginreden, gemadt worden, allein diz Zeit der Diviſio⸗ 
nen und Diftinctionen ift, wenigſtens in der Wiſſenſchaft, bei 
uns ſo ziemlich voruͤber, und es fuͤhrt gu nidts, wenn gegen 
ſolche laͤngſt aus dem Felde geſchlagene, oder in Veegeſſenheit 
gerathene Meinungen will gu Feld gezogen werden, §. 24, 32, 


33, 42-851. Andre in ſich nice ungegruͤndete Eintheilungen 


der Eipreden ſind aber ohne Einfluß auf dieſelben ruͤckſichtlich 
ihrer proceßrechtlichen Natur und des Stand s und Geſichts⸗ 
guncts unfred Berfaffer’. 

Ob und wann ein behauptetes Recht (don ipso jure nidy 
itg war, oder erft ope exceptionis zunicht wird, beruͤhrt den 
juriſtiſchen, nicht den factiſchen Grund der Klage oder Einrede, 


da es uns hier aber, wie ſchon erinnert, einzig um letzteren 
gu thun ſeyn kann, fo gehoͤrt z. B. die Gintheilung in exceptio~ 


nes civiles et preetorias: , §. 25— 51., nicht hieher. So kam 


es, von unſrem Standpuncte aus betrachtet, Aedergeit. bei der 


es Scti — wenigſtens auf den Umſtand an, 


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{> aw : . rtitg 
' ra 





— 


\ 


. Spengel, aber Litiscont. w. Eine. 43 


daß der Beklagte wirklich ein filius familias war, wie bei der 
exceptio pacti conyenti de non petendo e8 auf den Umſtand 
anfam, daß ein foldes pactum witklich abgeſchloſſen worden, 
Erſtere war, wie legtere, immer Einrede, nie verneinende Litis- 
‘conteflation, wie §. 27. 29. irrig behauptet werden will, Fin⸗ 
den wir ja aud) beim Sto. Macedoniano, Velleiano, in den. 
Geſetzen immer bas Bort: exceptio, bon welchem wenigitens 
Recenſenten nicht bekannt it, daß es im roͤmiſchen Mechte je 
fir die ,gefammte Bertheidigungshandlung” was der 
Werf. §. 25. alB ausgemacht anfuͤhrt, gebraude worden, Es 
duͤrfte vielmebr im roͤmiſchen Proceffe eine Vertheibigungshand. 
Jung im Sinne des Verfaffers dberhaupt nidt wohl vorgefom- 
men fepn, da in det Regel die geridtlidhe Verhandlung theils 
Hor dem Prator, theils vor dem Suder geſchah, aud peremto- 
riſche Einreden mitunter, fo lange folde dauerte, vorgeſchuͤtzt 
werden konnten, und Aberhaupt beim dffentlichen Verfahren die 
Partheivortraͤge ſich nicht ſo ſcharf begraͤnzen laſſen, man vergl. 
Gaius Inst. IV, 15. | . 
_ - Die neue Cintheilung dee Cinreden in nominiatas und 
inniominatas ift fo wenig, als die Bebauptung, dof erſtere, 
die fruͤheren exceptiones et civiles et prætorice, am Ende 
ſammtlich zur verneinenden Litisconteftation gehdrten, §. 30, 
‘gu billigen, Mehrere Folgen des Unterſchiedes zwiſchen Litis: 
conteftation und Cinreden werden, ). 34-41, unnoͤthig auf. ; 
gezablt, da ed jedem uͤberlaſſen bleiben fann, die Unwendung 
richtig anfgefapter Begriffe (elb gu maden, wobei nod, ). 37, 
58, aͤberſehen ſcheint, dag grade die wichtigſten Folgen der Liz 
tisconteftation dermalen dem infinuirten erſten Dectete (don 
belgelegt werdeni. Dag e8 eine exceptio alibi gicbt, hat Rec. 
querft aus §. 33; 36, 49, 52. erfeben, ex hatte immer ge⸗ 
glaubt, das alibi gepdre nicht ind erfte, fondern ins Beweis 
verfahren. 

8.. 





4458 intl Proces. 
Wad die Schrift im Allgemeinen betrifft, fo mag der Um⸗ 
ſtand, daß ſie fuͤr angehende, und, wie es im Vorworte heißt, 
junge Rechtsgelehrie beſtimmt iſt, ihr zur Entſchuldigung ge⸗ 
reichen, wenn fie keine neuer: Reſultate liefert; gerade dieſer 
Umſtand gereicht ihr: jedoch, was bie Methode betrifft, gum 
nicht geringen Vorwurf. Der Verf. hat in der Gonneriden 
Manier gearbeitet; Gonner’s Ahhandlungen felbſt aber find, 
mit einigen Auſsnahmen, mehr fir aͤltere Geſchaͤfftsleute ges | 
ſchrieben, Ste, wenn fie folde in ben Berdauungs(tunden halb⸗ 
wadhend durchgeleſen, in gufriedener Selbſttaͤuſchung ftudirt | 
gu haben glauben. Dev jugendlide Geift mug an- der Ge⸗ 
{hidte, dieſen Baume. der Erkenntniß, aufranfen,. Yoll er 
Tridte tragen, im Dunfte rajſonnirenden Wortſchwalls wird 
er nie sur Reife gelangen. Auch das kann Rec. nicht billigen, 
daß der Verf. nirgendwo die Belege ſeiner Behauptungen giebt. 
Das Aufſuchen dieſer Belege iſt zuvoͤrderſt dem Autor ſelbtt 
erſprießtich, es fuͤhrt gu grindlidem Studium, zu ernſtem 
| Nachdenken, eB berichtigt irrige, und bringt auf richtigere Ue: 
ſichten. Sodann foll dte Jugend nichts auf Treu und Glauber. 
annehmen, vielmehr in den Stand geſetzt werden, ſelbſt die 
Graͤnde des Lehrers gu pruͤfen, und auf wie Weife ihn und 
ſich achten lernen. 

Recenſentens Abſicht war es ‘ai teineswegs, dent 
wohlmeinenden, wie es ſcheint, jugendliden Verfaſſer einzu⸗ 
ſchaͤchtern, ex glaubte vielmehr dee eigenen Einſicht und Ueber⸗ 
zeugung nach ihm die Richtung anzeigen zu duͤrfen, in welcher 
er oie’ betretene ones faufbapa mit Glad verfolgen 

tonne. 










Golofd mide. 


I Periodiſche Web — tem 





4 


ober fig iber die newe(ten Sofieme | beds 
Strafrechts. Sat oe ee 


¥ 


Die Geſetze dieſer Zeitſchrift erlauben bei Collectiv⸗ Anzei⸗ 


gen, nicht nur anf ſolche Schriften Ruͤckſicht zu nehmen, wel⸗ 
che hier oder an einem andern Orte von einem Mitarbeiter be⸗ 
relts angezeigt ſind, oder angezeigt werden ſollen, ſondern auch 
ein eigenes Werk des Recenſenten mit in den Umfang, der meh⸗ 


rere gleichartig literaͤriſche Erzeugniſſe uinfaſſenden, Anzeige auf⸗ 
zunehmen. Bow dieſer Befugniß macht dev Unterzeichnete Ge⸗ 
brauch, indem er ſich des Auftrages entledigt, von den in den 


letzten Jahren erſchienenen Lehrbuͤchern und Syſtemen der Cri⸗ 
minal-Rechtswiſſenſchaft Rechenſchaft gu geben. Der Zweck 


dieſer Anzeige fann aber eben darum weder eine. genaue Ana⸗ 


lyſe jedes einzelnen, der hier zu nennenden Werke; mit Ein⸗ 
gehung in ſpecielle Gage, welche gu pruͤſen oer zu beſtveiten 


waͤren, noch auch eine ausfuͤhrliche Relation ihres (dem Ge⸗ 
genſtand nach ohnedem bekannten) Inhalts ſeyn; ſondern es 


kann nur mehr eine allgemeine Ueberfidt des: Sytems 
und der Methode und eine’ Bergletdhung der eingelnen 


Werke mit einander und mit den Forderungen der Zeit, nach 


Standpunkte erwartet werden. 


Dieſe knuͤpft ſich am einfachſten an eine kurze Daritellung | 


der Behandlungsweiſe des Criminals Mechts “in neueren Zeiten, 


al 


X 





456 + “ Stratredt. 


ba im Gangen jedes Werk, fo fern ihm eine ſeibſtſtãndige wiſ⸗ 
ſenſchaftliche Bedeutung zugeſchrieben werden darf, als Repraͤ⸗ 
ſentant der Anſicht ſeiner Zeit, namentlich in der befolgten Me⸗ 
thode gu betrachten iſt. Dieß aͤußert ſich zunaͤchſt in dem Sy⸗ 
ſtem, in dem aͤußerlichen Sinn, d. h. der Anordnung bes gee 
gebenen Stoffs; allein Ste Folgen ver meihodiſchen confequen- 
ten Behandlung dufern fi aud) in der Art und Weife der 
Wuffaffung der eingelnen Nedhts-Wahrheiten, den Ab- 
leitungen weiterer Golgefage, vor allem aber aud gleid) ans 
fangs bei der Frage, was und wwieviel in den Umkreis der 
Wiſſenſchaft gu ziehen, oder was davon auszuſchlieſſen fey, in 
in fo fern nehmlich die Verfaſſer von Lehrbuͤchern es ſich nicht 


ſowohl im Allgemeinen gur Aufgabe gefegt Hatten, die Wiffewe 


ſchaft des Criminalrechts Gberhaupt, ſondern nad einer bes 
ſtimmten Raͤcſicht darzuſtellen, wobei gewoͤhnlich zwei 
in Verbindung vorkommen, welche abgeſehen von andern Cis 
genthuͤmlichkeiten der Methode hier die Art und Weiſe ber Dar⸗ 
ſtellung bedingen, nehmlich der Zweck der Lehre, beſonders der 
Gebrauch bei academiſchen Vortraͤgen, und dann der Zweck, 
bas bei wns geltende Criminal» Recht far den praktiſchen Ges 
brauch vorgutragen, oder wenigſtens eine Cinleitung in da8 
Studium des heutigen Mets gu geben. Es wird fid alfo 
aud hier die Richtigkeit der don Sem Unterzeichneten in ſeiner, 
der Encpclopddie und Methodologie der Rechte wiſ— 
ſenſchaft vorausgefhidten, Abhandlung aufgeſtellten Anſicht 
bewaͤhrt finden, daß das Syſtem und die Methode nicht etwas 
von der Wiſſenſchaft im Weſen Verſchiedenes und derſelben aͤuſ⸗ 
ſerlich Segenuͤberſtehendes wie ein leeres Fachwerk ſeyen, ſon⸗ 
dern Oa fie vielmehr mit ber Wiſſenſchaft ſelbſt eins find, wie 
denn auͤf einem hoͤbern Standpunct Form und Snbalt wes 
ſentlich identi(h find. Bud das Hiftorifde bat fir feinen 
gegebenen Stoff cine eben durch die hiſtoriſch⸗ nationalen Bere 


—_ 


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| ueberſ. Ab. diecaedAP Softee 457 
HAltniffe gegebene, fohglich nidys S00 wiltOprilive Forine Diefe 
Verwandtſchaft der Form Hisbem Indalt #igt Hdy-,. B. bet. 
einer Darftellung des RimifHert - Altionen⸗ Mesias ‘ober dev 
Bertrdge. Denn wenn mart gleid) zugeben müß, daß nad) all⸗ 
gemeiner Wuͤrdigung des Begriffs und Weſens des Vertrages 
und der beſondern Vertraͤge in ihrer unendlichen Manchfaltigkeit 
im buͤrgerlichen Verkehre, eine gang andeve Wet dev Claſſiſici⸗ 
rung erfordert wird, wie bie Roͤmiſche, fo ifte ouch, wie 8 
aud meift in unfern Lehrbuͤchern geſchieht, fir die hiſt driſche 
Darſtellung der Romiſchen Vertragslehre Sie Form eine 
nothwendige; nehmlich den, von ſo vielen praetiſchen Fol⸗ 
gen begleiteten Unterſchied der pacta und oontractus, und bei 
dieſen letztern wieder den der rein formellen, Son din an⸗ 
dern die Art der Leiſtung oder den Inhall bedingten, feſt⸗ 
zuhalten; eine Unlerſcheidung, welche fuͤr die Darſtellung des 
Germaniſchen Rechts ohne Ginn ſeyn wuͤrde. Giebt man 
nun gu, daB auch felbft bas Momiſche Recht in dieſer Lehre, 
wenn man es fuͤr die heutige Anwendbarkeit vortraͤgt, nicht 
mehr nothwendig an jene Form gebunden fey, und: daher. nicht 
unzwedmaͤßig aud) nad andern Geſichtspunkten dargeſiellt wer⸗ 
ben koͤnne, wie es z. B. Heiſe gethan hat, weil: fix ums dev 
Unterſchied von pacta und contractus bie Eigenthuͤmlichkeit der 
Stipulation rc. mit ihren proceſſualiſchen Folgen nicht mehr 
befteht, fo ift dieß mit obiger Behauptung nicht im Widerſpruch, 
fondern voͤllig vereinbar. Far uns hat nehmlich jene dem In⸗ 
balte des Roͤmiſchen Rechts cin nothwendige Form aufs 
gehoͤrt, eine nothwendige gu ſeyn, fie ift eine leere und gleich⸗ 
giltige, und nur nod) far die hiſtoriſche Darſtellung weſentlich; 
bingegen fir die Theorie des geltenden Mets ift eine andere 
aus dem Begriff und Inhalt des Bertrags hervorgebende Form 
gegeben, und jene fribere kommt nur nod in Betracht, in fo 
fern man beliebig cin aͤußeres Schema (uct, und. unter andern 


Cd 


“e5  -, a ae —— 

aud, aus mancherlei Gruͤnden, bei bem alten Geen bleibt. 
Das Hiſtoriſche iſt nehmlich nicht mehr jenes Gelten und Fort 
hefteben bed Fruͤhern, ſondern vielmehr deſſen Aufhoͤren abe 
mit den Gruͤnden, aus welchen dieſes geſchah und geſchehen 
mußte.Nicht minder hat das Criminal⸗Recht eines Volks, 
ſobald es beginnt Gegenſtand wiſſenſchaftlicher Behandlung zu 
werden, ſeine eigenchoͤmliche Form, ſo wie ihm ſein Inhalt 


Und der Inbegriff ſeiner Beſtimmungen ein eigenthuͤmlicher iſt. 


Es iſt ſo das Recht, welches dieſem Volke und dieſer Zeit 
angehoͤrt, und abgeſehen von der Nothwendigkeit gewiſſer aͤuſ⸗ 
ſerlicher Grenzbeſtimmungen, iſt darin nichts Willkuͤhrliches. 
So wuͤrde ſich eine Darſtellung des Roͤmiſchen Criminal 
Rechte, .ausgehend von. ſeiner urſpruͤnglichen Beſchraͤnktheit, 
beſonders durch die dem Roͤmiſchen Recht eigenthuͤmlichen Fae 


ſtitute, welche id) in. meiner Commentatio de antiquissimo 


Romanorum jure criminali gu entwideln verfucht babe, dann 
gu dee ſpaͤtern Erweiterung gelangend, durchaus an die pros 
ceffualifdhen Gefidtspuntte halten, und den Unterſchied der 
Faͤlle, we nad dem judicierum publicorum ordo, und wo 
extra ordinem verfahren wird, fo wie die Galle der Privats 
delicte, ferner die (ubfididre Nidtung einiger Leges de ju- 


. cio publico, im Verhaͤltniß gu andern befcranftern bis gu 


. Ben Umwandlungen ia der fpdtern Kaifers Zeit beadten miffen, 


waͤhrend das Canoniſche oder einheim iſche Criminal Redf, 


wenn man dieſe ſo ſelbſtſtaͤndig abhandeln koͤnnte, wie z. B. 
irgend ein neues Criminal⸗Recht eines Landes, eine ganz 
andere Form nicht nur fordern, ſondern weſentlich haben. 
Fir die aud nur practiſche Darſtellung unferes, aus jenen vets 


ſchiedenen Quellen berborgegangenen einheimiſchen Criminal⸗ 


Rechts, welches beſonders durch die fruͤhere Gewohnheit und | 


Praxis auf eine hiſtoriſch eigenthinvidhe Weife ſich geſtaltet bat, 


eniſteht, fol man fagen die Schwierigkeit codex der Bor 





a 9 Neberſ. ib. die nenern Sofeme, — 459 


tell? aud) gugleid jene fruͤhern pitoriſchen Momente nicht 
nur des Inhalts, ſondern auch der Form, oder eben beider 
verbunden, betidfidtigen gu muͤſſen. Nicht gu allen Zeiten iſt 
aber diefe Rothwendigheit auf gleiche Weife anerEannt wordens 
bielmebr haben neben einander und nach einander die verſchie⸗ 
denen Anſi chten fiber Swed und Beduͤrfniß der Zeit, die An- 
forderungen demſelben gu genuͤgen, und die Mittel, wodurd 
dieß am ficherften geſchehen koͤnne, die Kaͤmpfe gum Refultat 
gehabt, Seren, Folgen wir erfabren, und von denen id aus⸗ 
fuͤhrlich in meiner Ubhandlung uͤber bie wiffen(dhafte 
lide Behandlung des CriminalsRedtg, oor mebs 
nem Spftem, geſprochen habe. Hierauf mid) gu begiehen 
witd um fo eber geftattet werden, als das genannte Buch ſelbſt 
Unter die hier angugeigenden gehoͤrt. — a 
Indem wir nun dem vorgeſteckten Ziele naͤher treten, iſt 

von der Zeitfolge, in welcher die verſchiedenen gleich zu be⸗ 
trachtenden Werke erſchienen find, in fo fern ſcheinbar abjus 
geben, als nebmlid) die Werle, von Senen bier neue Wu fe , 
~ lagen gu erwaͤhnen find, zunaͤchſt von dem, Standpuntte dex 
Zeit au betradten find, wo ſio zuerſt entſtanden ſind. Dieß 
ſcheint nicht minder eine Forderung der Methode, als der 
Gerechtigkeit: wuͤrde man blos die neue Ausgabe, als bee 
fondere,. wie ſſe jegt votliegt, betrachten, ſo wuͤrde fie leicht 


als eine Holirte Erſcheinung des Sufammenhangs mit der — 


Anſicht dex Zeit enthehren, Darum ift zuerſt : 

1). de8 Lehrbuchs bon Feuerbad) dankbar gu gedenken. — 
Wit werfen guerft einen Blid auf den Zuftand der SEO aT 
Yor der Erſcheinung des Werkes. 

Die Wiſſenſchaft des Criminal. Reihte war in ibeet Bea 
bandlung dberall und bei den Teutſchen nicht minder, als bei 
deren Nachbarn zuruͤckgeblieben; wenige hatten ſie als einen 
dankharen Stoff, dem ihre Tharigtelt guguipenden fev, betray 


~ 





\ 


460 ; Girafredt. 


tet; das Berfahren und die Prazis war- gleidfalls nicht frei 


von vielen Gebrechen; die Theorie ein (dledter Dogmatismus ; 
tur in eingelnen Punften fand eine beffere Behandlung ftatt, 
eine Nachwirkung jener Zeit, wo aud) bon den benadbarten 


Laͤndern aus bas Augenmerk mehr auf das Beduͤrfniß geitge- 


maͤßer Berbefferungen gerichtet wurde, welche nothwendig aud) 
burd) die Theorie vorbereitet werden muster. Ob dex fruͤhern 
Praxis oder der Theorie ein groͤßerer Theil der Schuld an dem 
traurigen Zuſtand beizumeſſen war, laſſen wir hier unentſchie⸗ 
den; gewiß iſt es aber, daß die Theorie ſelbſt ſich nicht ent⸗ 
ſchuldigen fara, denn es war langft das Beffere vorbans 
den, was man nidt fab, weil man fic nist die Mahe gab, 


es gu erkennen; die Verbefferung hing nidt erft oon der Ente 


dedung neuer Wahrheiten ab; die alten waren ba, fie durften 
tur aufgefudt, von dem Irrthum, der fo oft neben der Wahr⸗ 
beit ſteht, geldutert, und dann in einer geitgemagen Form aus- 


geſprochen werden. Criminalrechtliche Grundſaͤtze fteben, an fid 


und in ihrer Unwendung, da der Menſch in feinen Handlungen, 
dem Gewebe feiner Triebfedern und Begierden, Wuͤnſche und 
Plane, Gegenftand der Betrachtung ift, und da deren Folgen 
fo unmittelbar die Perfon felbft betreffen, mehr mit den Ans 


ſtchten aller, wenigftend der gebildetern Menſchen in gewiffer 


Beziehung, daß ſich dieſe faft ſaͤmmtlich fuͤr die Sache intereſ⸗ 
ſiren, wenn irgend einmal die allgemeine Aufmerkſamkeit in 
einem beſtimmten Kreis hierauf gezogen iſt, ſey es durch ein⸗ 
zelne Vorfaäͤlle in ihrer Behandlung, ‘oder durch den Cinflug 


» und die Ridtung ber Zeit in der Philofophie und Politif, und 


anderer Lerwandten Lehren. Beides war der Fall in- unferer 
Wiſſenſchaft. Jene Veranlaffung des grdfern erwedten Inter⸗ 
effes an der Theorie unh Praris bes Criminals Rechts mit ih 


ten vortheilhaften und nadhtheiligen, begleitenden und nachfol⸗ 


genden Erſcheinungen, find nidt minder befannt, als die Um» 


we uneberſ. Ab. Die neuern Sofeme. 461 


geſtaltungen, welche feit den legten Jahrzehenden des vorigen 
Jahrhunderts in politiſcher Hinſicht wie in der Wiſſenſchaft der 
Philoſophie, ſonach auch der Rechts⸗Philoſophie eintraten, tind 

deren Folgen ſich hier gemeinſchaftlich wirlſam geigen mußten. 
Machte die politiſche Aenderung, namentlich zuerſt in Amerika, 
dann in Frankreich (neben vielen bedauernswuͤrdigen Irrthuͤ⸗ 
mern) auch viel Wahres, beſonders die allgemeinen Menſchen⸗ 
rechte geltend, welche jetzt erſt oͤffentlich zur Sprache kamen, 


fo. mußte dieſes bald far das Criminals Recht die Wirkung has 


ben, daß man mehr als fonft erfannte, dex Menſch, ſelbſt als 
miglider Verbrecher, duͤrfe feiner Willkuͤhr Preis gegeben werz 


den, fondern nur unter dem Recht und Geſetz ſtehen, und hie 


mit flimmt die Philofophie des Rechts poͤllig Aberein, fo daß 
wenigftens in diefer Hinſicht ein innerer Zuſammenhang der pos 


iY 


litifchen und philoſophiſchen Anſicht de8 Seitalters niche geleuge 


net werden kann. Die Behandlung ber Logit, ver Schluͤſſe, 
die Unterfudungen dber Gewißheit, Wahrheit, und deren Ge⸗ 
genſaͤtze, mugten die fribere Lehre der Zulaͤßigkeit der Falter 
in ihrer Nichtigkeit und Ungeredhtigteit offenbaren,, und fo bez 
reitete ſich beſonders in bem, wad den Gegenſtand bes all ges 
meinen Theils und des Criminal-Proceffes aus’madt, 
tine neue Geffaltung gor, waͤhrend bei dex Lebre der He fons 
bern Verbrechen nur in Wnfehung der Strafen eine. 
Neuerung’ ſtatt fand, die durch die Praris vorbereitet war, 
welde, indem fie die zeitgemaͤßen Anſichten auffagte. die Stra⸗ 
fen der Koͤrper- Verſtuͤmmlung nicht mebe zuließ, theile 
weife die Harte andrer Strafarten milderte, und auf. den Grund 
verbeſſerter polizeilicher Anſtalten die Freibeitsſtrafen aft 
regelmaͤßige einfuͤhrte. 


Fuͤr die Wiſſenſchaft war nun die Aufgabe, die neue nothe | 


Wendige Form auszuſprechen, wabrend die Gade felbft ſich bes 
reits gu bilden begonnen hatte, und die allgemeinen Principien 








42 Strafrecht. 


feſtzuſetzen, aus deren folgercchter Entwidiung ſich die beſon⸗ 
dern ergeben ſollten. Es war die Zeit einer freilich mehr for⸗ 
malen Philoſophie und der Politik; ſie war berufen, den fruͤ⸗ 
hern Gebrechen, die man erſt als ſolche erkennen mußte, abzu⸗ 
helfen, und dem Neuern fein Recht werden gu laſſen. Es be 
durfte eines Mannes, der den innern Beruf hiezu hatte, und 
als Wortfihrer der neuern Beit, und ihrer Anfpride und Bev 
rectigung, fv diefelbe auftrete. Diefer Maun war Feuer 
bad, und als folder wird er bon When anerfannt, die das 
Verhaͤltniß in diefer Art richtig auffaffen. War es nun Harpte 
ſaͤchlich Beduͤrfniß mit ver Fadel der Philofophie die Wiſſen⸗ 
ſchaft des Strafrechts gu erlenchten und gu reinigen, fo Fonnte, 
da ſich tiberall die Nothwendigheit geltend madt, in jener Beit 
eine hiſtoriſche Behandlungsweife, die bei jedem in der Beit ent 
ftandenen Rechte erforderlich iſt, beſonders einem aus fo vers 
fcbiedenen Quellen gufammengeftellten — und durch welde fo 
viel Gutes geleifiet werden farin — damals ihre Anſpruͤche nicht 
durchſetzen, ja kaum ausſprechen; und fo wurde denn in det 
Behandlung unſrer Wiſſenſchaft in jenem gehaltvollen Lehrbuche, 
wie in den meiſten andern, welche demſelben in auffallender 
Uebereinſtimmung der Methode folgten, das Hiſtoriſche ganz 
bei Seite geſetzt, was zunaͤchſt auger Andern, ſpaͤter gum Bes 
wußtſeyn gefommenen Nachtheilen, gleid) den Uebelftand mit 
ſich fuͤhrte, daß aud) das Dogmatiſche fo weit gum Theil 
mangelbaft behandelt wurde, ald es in eingeluen Lebren , obne 
eine hiſtoriſche Grundlage nicht ridtig dargeftellt und verſtanden 
werden fann, und wonach alfo Misgriffe. in Form und Inhall 
unvermeidlid) waren. Dad Werk ift wefentlid, wie die Aus 
ſicht der Zeit, dogmatiſch-praktiſch, fo daß der Philoſo⸗ 
phie und ber ſich am dogmatiſchen Stoff uͤbenden Geiſtesge⸗ 
wandtheit bier ein beſonderet Einfluß geſtattet iſt, nicht one 
einige Verkennung oder Natur des poſitiven Rechles ſelbſt. 


— 


| ueberſ. fib: die neuetn Syſteme. 468 
Was Daher jened Werk fo ruͤhmlichſt auszeichnet, ‘und { ihm (o 
allgemeinen Eingang verſchaffte, ift der Durd gebenbde e phis 
lofophiſche Scharfſinn, die Conſequenz der Behand—⸗ 
lung, die Beſtimmt heit der Begriffe, die Wuͤrde der 
Sprache und die praftifhe Tendenz des Gangen, 
nicht minder als det. meift -ridtige jurifti(d » politifde 
Takt, mit welchem befonders die Beftimmungen ber C.C:C .) 
weniger gut, aus den angefuͤhrten Grinden die ded sada den 
Rechts aufgefabrt und dargeftellt find. 

Dennod (cheint es nidt gu verkennen, dag die Philoſophie 
weniger nach ihrer allgemeinen wahren Seite, als vielmehr nur 
mehr formell hier ihren Einfluß aͤußert. Die Theorie des pfye 
chologiſchen Zwangs iſt von fo vielen Seiten mit mehr 
ober minder guͤmſtigem Erfolge angegriffen worden, daß hier 
eine neue Kritik unndthig iſt. Jedoch far unſern Zweck iſt zu 
erinnern, daß theils an die Stelle einer philofophifden 
Begrandung des Strafrechts d. h. einer ſolchen, welche daſ⸗ 
ſelbe als eine nothwendige Forderung der Vernunft, Sitte und 

| Gerechtigteit beweifet, vielmehr nur eine aͤußerliche poli⸗ 

tiſche der Zwecmaͤßigkeit trat, indem die Art, wie der 
Verfaſſer dieſelbe als rechimagig darſtellen will, nicht fuͤr 
haltbar angeſehen werden kann. Auch if Sberhaupt eine Ge 
rechtigkeit im hoͤhern als dem gewoͤhnlichen Sinne, nicht 
ein bloßes Recht nachzuweiſen. Ferner iſt die pſychologiſche 
Grundlage dieſer Theorie eine doppelt unrichtige, theils durch 
die Annahme, daß alle Verbrechen in der Sinnlichkeit. ihe 
ren Grund haben, theils durch die Behauptung, welche jeder 
Straffall widerlegt, daß nehmlich derjenige, der ein Verbrechen 
begehen wollte, die hier vorausgeſetzte Berechnung zwiſchen Gut 
und Uebel anſtellen, folglich ſich abhalten laſſen werde, was 
allemal bei wirklich begangenen Verbrechen nicht der Fall war, 
auf eulpele Verletzungen ohnehin nicht art Wendet man ein, 











464 1 \ Gteafredt. 

daß gegendber einem wirklichen Verbrecher, vielleicht viele ane 
dere Mbglide durch den pfpchologifdhen Zwang abgebalten 
werden, das Geſetz gu Gbertretten, ſo muͤßte man dtefer Theor | 
vie eine Soppelte Wirkſamkeit anweifen — einmal die natuͤrliche 
plrdologifhe Whhaltung for alle Nichtverbrecher, welche denn 
_ freilidy aus einem febr unwuͤrdigen Standpuntte betrachtet wer⸗ 
den, als wenn es nidt hoͤhere Gruͤnde gdbe, die den Menſchen 
auf dem redjten Weg erbielten, ald Furcht vor Strafe; — und 
dann die Beziehung auf die, ruͤckſichtlich deren die Theorie uns 
wirtfam war, und die dafuͤr bigen miffen, dag die Theo 
rie, oder der ihr folgte, in ihrer Berechnung ſich geirrt hat, ſo 
daß folglich bei jeder Strafzufuͤgung hiernach eine ungerechtfer⸗ 
tigte Maasregel ergriffen wird. 

Eben fo hat die fruͤher uͤbliche, und nur in einem gerviffen 
Sinne aber nicht algemein ridtige Trennung bes Rechts und 
der Gitte, fo wie die Begrindung bes erften auf die Natur 
des Bertrags gu manden Unrichtigkeiten gefhbrt, und gwar gu 
‘um ſo gefabviidern, je confequenter, folglid) dem Berftande 
einleuchtender die Folgerungen aus den aufgeftelten Praͤmiſſen 
waren, Dabin geboren bie Kalle, wo der Perfaffer Fein Vere 
brechen annimmt, weil der unmittelbare Gegenſtand deſſelben, 
irgend tin Sndividuum berbaupt Fein Recht, oder tin bez 
ſtimmtes Recht nidt habe oder darauf Verzicht leige, was 
allemal da falſch ift, wo ber Staat und fein ſittliches Recht 
und folgeweife deffen Geſetz ſelbſtſtaͤndig eine Wnerfennung for⸗ 
bern, wiewohl Kier in der neueſten Wusgabe manches Hefdrdatt 
worden iſt; ferner die Stellung und Betrachtung der Selbſtent⸗ 
leibung; die Unterſtellung des Staats, der Ehe, und ſelbſt der 
Kirche, unter den Geſichtspunkt blos vertragtmaͤßiger Ge⸗ 
ſerllſchaften. Nicht minder iſt in dem Criminal: Proceſſe 
die Lehre ber oe und — mit Unteripibungen, 


— 





Ueberſ. ib. die neuern Syſteme. 465 


die. ber Logik fremd ſind, auf eine zwar ſcharfſinnige, aber 
großen Bedenken unterliegende Weiſe behandelt worden. 


Auch der von dem Verfaſſer ſ. g. p philoſophiſche Theil iſt 


gu ſehr in einigen Lehren mit Beiſeiteſetzung der pofitiven Quel⸗ 
len dargeſtellt, worauf erſt in neuern Schriften mit Recht mehr 


aufmerkſam gemacht worden iſt, indem dieſe zugleich den fruͤ⸗ 
Her vernachlaͤßigten hiſtoriſchen Geſichtspunkt in fein Recht ein⸗ 
zuſetzen ſuchen. Was nun zuerſt dem Werke einen Theil der 


allgemeinen Geltung entzogen, wat weniger die fortſchreitende 
fpeculative Methode und deren Ginflug quf die pofitiven Wife 
fen(chaften, feitdem das Kantifde Spftem nicht mehr allgemein 
angenommen wurde, und nicht mehr Alles fir Philoſophie galt, 
was Refultat ber Berflandes - Confequeng if, als vielmehr da8 


ſtets vorhandene, aber, erſt weit fpdter gum Bewußtſeyn ges 


fommene, ‘und beſtimmter ausgeſprochene hiſt oriſche Princip 
im Rechte, welches allmablig aud) in unſerer Wiſſenſchaft feine 
Anſpruͤche geltend gu machen beginnt. Denn die meiften Lehr⸗ 
bidder des Criminal - Rechts hatten nad) dem Muſter des Feuer⸗ 
bachſchen die Form, daß in oder Hor dem allgemeinen Theile 
zuerſt irgend eine ſ. g. philoſophiſche Theorie, worin die Strafe 
entweder als Forderung der Gerechtigkeit, oder, was ſchlimm 
iſt, ohne Beruͤckſi idjtigung derſelben, als politiſches und durch 
die Beduͤrfniſſe gebotenes, zweckmaͤßiges Mittel zur Erreichung 
irgend elhes Vortheils oder Nuͤtzlichen, oft ſehr willkuͤhrlich hin⸗ 
geſtellt wurde, dann die Lehren des. allgemeinen Theils, bei deo 
nen man nicht zu ſehr an die Quellen gebunden war, oder zu 
ſeyn glaubt, in mehr oder minderer Conſequenz des angenome 
menen Geundprincips erdrtert wurden ; in dem befondern Theile 
aber, kleine Abweichungen im Spſtem und, der Stellung abges 
rechnet, cine ungemeine Ucbereinfimmung ftatt fand, da der 


Begriff bes Verbrechens, zuweilen mehr gus, bem Spradgee ! 


brauch = awas in fo fern nit gang gu mipbiliigen it, 


\ 


406 : Strafredt. 


als Ste mit Sem [ebendigen Recht verwandte Sprade, ber Muss 
druck ber volksmaͤßigen Anſichten Aber fivafwtirdige Handlungen 
iſt,) als aus den gemeinſchaftlichen Quellen hingeſtellt, aus dene 
felben dann wieder als Merkmal des Thatbeſtandes herausge⸗ 
nommen wurde, was man beliebig hineingelegt hatte, und nas 
mentlich die Strafbeftimmungen, oft mit nidt vollſtaͤndiger Bes 


.* ghdfictigung, befonders des RdmifHen und Canonifden Rechts 


angab, wobon als Beifpiel nur erinnert werden foll, wie der 
Werf, felhft in den neufien Ausgabe, die Grund(age aller fri 
bern, und mit Recht abandert, nad Gefegen, die nie utigus 
ginglid) waren, und alfo aud) laͤngſt batten benuge werden — 
fonnen, wenn man nidt Aberhaupt den Sinn fir quellenmagi- 
ge Behandlung gu ſehr Hem angeblich philophiſchen aufgeopfert 
hatte. Die hiedurch bewirkten Nachtheile beftehen unter andern 
in elner Unſicherheit, wodurch die Philofophie ſelbſt verdachtig 
gemadt, und gleid), bei dem grofen Einfluß des hiſtoriſchen 
Princips, wie es gu gefdeben pflegt, die Gefahr entfland, von 
Einigen bas entgegengefegte Extrem befofgt gu feben. — Hier: 
fiber und fiber da8 bisher Gefagte erlaubt ˖ſich der Mef. auf fei- 
ue bereits angefibrte Abbandlung, und auf die Noten in 
feinem Syſtem gu verweifen, : 
Se mehr nun aber bei fo verſchiedenen Richtungen, ſo fern. 
fie nicht Verirrungen, fondern zeitgemaͤße nothwendige Erſchei⸗ 
nungen ſind, eine Vermittlung und ein Fortſchreiten auf dem 
rechten Mittelwege gefordert werden mus, und je fidyerer man 
16 uͤberzeugt balten fonnte, daß feine bedeutende Erſcheinung 
“Gn der Wiſſenſchaft, | befonders wenn fie auf deren ganzes We⸗ 
“fen ihren Einfluß aufert, an einem foldjen Manne ‘unbemertt 
voruͤber geben fann, deſto mehr war man berechtigt gu erwar⸗ 
ten, daß aud) diefer Ser Zeit ibe Recht wiederfabren laffen, und 
daß diefes feinem Lehrbuch, bei der neuen Tange von ibm und 
Andern gewuͤnſchten Vearbeitung-gu. Gute fdininen werde, Reue 


* 


[od 





Ucberf. Gb. die neuern Syfteme. 462 


Anſichten oon Individuen bleiden itzt unbeachtet, weil es dieſen 
Qn Anerkennung fehlt, weil die Andern fie mißbilligen, oder 
vorneher feine Notiz davon nehmen, aber -bie Fordetungen der 
Hiftorifden, in Verbindung mit einer philofophifdeprak — 
tiſchen Methode, waren nicht aus der Anſicht einzelner In⸗ 
dividuen (und bekanntlich ſehr namhafter) allein, ſondern aüs 
Der Beit ſelbſt und ihrer wiſſenſchaftlichen Richtung hervorge⸗ 
gangen. Das Charakteriſtiſche ber ftruͤhern Anlagen des Werks 
iſt aber auch jetzt unveraͤndert geblieben; die Verbeſſerungen 
ſind nicht durchgreifende Anſichten und Methode, ſondern ein⸗ 
zelne ſehr zu billigende Berichtigungen, und indem dieſes Werk: 
in ſeiner jetzigen Geſtalt wieder ein treffliches und ſehr bedeu⸗ 
tendes genannt werden muß, kann es nicht mehr als Repraͤ⸗ 
ſentant des jetzi gen Zuſtandes der Criminal⸗Rechtswiſſenſchaft 
uͤderhaupt, ſondern nut noch einer, allerdings ſehr beachtungs⸗ 
werthen Richtung gelten. In die einzelnen Lehren einzugehen, 
verbietet ſowohl der Zweck dieſer Abhandlung, als aud) der Um⸗ 
fund, baf von einem der Herausgeber. diefes Blaͤtter eine aus. 
fuͤhrliche Anzeige des Werks gelicfert it. 

~ Kein Lehrbud) iſt neben dem ebengenannten mit grigeree 
ſelbſiſtaͤndiger Bedeutung aufgetreten, als 

2) das Groiman (he, das, gufolge feiner neuſten 

qten Yuflage (1825), ebenfalls in den Kreis diefer Betradtuns ~ 
gen gu ziehen iff. Beide, unabbangig von einander, -und doch 

wieder uͤbereinſtimmend in dem, was als charakteriſtiſches Mert. 
mal, auch des erſten, im Verhaͤltniß zu dem Standpunkte der 
Wiſſenſchaft zur Zeit des erſten Erſcheinens angegeben iſt, ſind 
in ihren ſpaͤtern Ausgaben von gegenſeitigem ſehr wichtigem 
Einfluß gewefen, und fir bie criminaliſtiſche Literaͤr⸗ und Dog. 

| —— a bie Vergleichuns beider in den no 


H S. Krit. Zeitſchr. B. 1. H. 1. S. 35 f. 
Krit. Zeitſchr. II.3. 9 





— 


468° Strafredt. 


verſchiedenen neuen Ausgaben ſehr lehrxeich. Beide Miner 


ihren Beruf fAblend, haben redlid) das Ihrige Deigetragen, bas 
Biel gu erreichen, das fie dem Criminals Redte unfrer Zeit bore. 
geſteckt glaubten. Jeder ließ dem Andern die gebuͤhrende An⸗ 
erkennung ſeiner Verdienſte zu Theil werden, und fo findet 
man bier, wie font nicht leidt in zwei Werken uͤber denſelben 
Gegenſtand, eine beſtaͤndige Beruͤckſichtigung der Grundſaͤtze des 
Andern, indem bald abweichende Anſichten kuͤrzer oder ausfuͤhr⸗ 
licher gerechtfertigt, und die des Andern beſtritten, oder auch 
mit loͤblichem Eifer fuͤr die Wahrheit, nach den Aberseugenden 
Grinden des wiſſenſchaftlichen Gegners aufgegeben, und die 
andern anerkannt werden. Go darf Feuerbach, in allen Muse 7 
gaben, die neueſte mit inbegriffen, bei der Dedication an Grok 
man da8 Motto hinfegen: 

Ayad) ig, quum invicem se mutuis exhorta- 

tionibus. amici ad amorem veritatis exgcuunt. 
Se feltenee leider die Exſcheinung iſt, deffo mehr ift es Pflicht, 
es wiederbolt als Beifpiel aufguftelien, mit welder, bon wah⸗ 
rer Liebe (Ax Wiſſenſchaft, Wahrheit und Recht zeugender Wuͤr⸗ 
de diefe beide gleid) firebenden Manner einen guten Kampf 
geftritten haben, der nicht nur einzelne Punkte in der Wiſſen⸗ 


ſchaft, ſondern die ganze, mit ihrer Grundlage betraf, und 


von dem gewiſſermaßen, wenn es auf aͤußere Ehre eines Sie⸗ 


ges ankam, und nicht vielmehr, wie jene anerkannten, die 


a 


wahre Ehre aud fuͤr den Vefiegten in dex Huldigung der Wahr⸗ 
Heit und der Gerechtigheit beſtoͤnde, die wiſſenſchaftliche Bedei 
tung eines jeden dex Streiter abbieng. 

Aber der Kampf, fo niplidy er der Mahe heit war, datte 
dieſe ſelbſt nicht zu ſeinem Reſultate: beide Theile ſind, aus 
dem unentſchiedenen, gleich ruͤhmlich zuruͤckgekehrt. Der Streit⸗ 
punkt, der nehmlich als der hauptſaͤchlichſte hervotzuheben it, 
betraf die hoͤchſte Begruͤndung des Rechis zu, ſtrafen, oder 








eberf. Nb, die neuern Syfteme. 469 
beſtimmter, es handelt ſich um den Vorzug ber Cbedrle des 
pſochologiſchen odet den der Cheariz..bes Praͤpentions⸗ 
Zwanges. Selbſt wenn ein Theil den andern Por. bet Un⸗ 
haltbarkeit der entgegengeſetzten Unfit gu überzeugen ver⸗ 
mocht hatte, fo whrde daraus nod) nicht bie Nothwendigkelt 
der Anerkennung der andern Theorie begraͤndet, und ſelbſt wenn 
dieſes det Gall geweſen wate, nigi fuͤr bie uͤbrigen naͤhern oder 
entferntern Theilnehmer und Zuſchauer des Streits bas Reſultat 
entſtanden ſeyn, daß fie, unter einander gleichfalls verſchlede 
mer Anſicht, dem obfiegendeh Theile atten beitreten muͤſſen/ 
weil darin wenigſtens Alle Abertinftimmten, dap keineßwegs 
nur zwiſchen jenen beiden Theorieen zu waͤhlen fey, und 
aͤberhaupt gar niche gu waͤhlen. Da ſich aber der Gegenſat 
und der daraus hervorgegangene Streit nicht auf die oben ers 
waͤhnte allgemeine Methode bezog, welche fidy feinedwegs auf 
bas Criminal. Redht beſchraͤnkt, bas bisher den geringſten Bors 
theil davon gegogen hat, ſondern die ganze Rechtswiſſenſchaft 
umfaßt; — da vielmehr jener Gegenſatz ſich innerhalb eines 
beſtimmten, von beiden Theilen in ſeiner Beſchraͤnkung anets · 
zannten Kreiſes bewegte: fo iſt es erklaͤrlich, wie auf dev einen 
Seite die allgemeine Wahrheit fuͤr unſere Wiſſenſchaft daraus 
gar nicht hervorgehen konnte, auf dee andern aber, neben dem 
Streit eine große Uebereinſtimmung im Ganzen und im Ein⸗ 
zelnen gum Vorſchein kommen mußte, indem viele, jetzt fir 
die. Wiſſenſchaft in Anregung gebradite Fragen, damals iii | 
beribrt wurden. | 

Sn Beziehung auf das gleide burg bie Seit gegebene Be 
duͤrfniß einer philofophifd « kritiſchen Darſtellung des vorhande⸗ 
nen poſitivvn Stoffs, den man ganz gu beſitzen glaubte, auf 

die gleiche damals gangbare Anſicht Aber die Natur und Ent⸗ 
ſtehung des pofitkven Media, und fiber ble Behandlung der 
Quellen⸗Zeugniſſe (fo mug mah nach der Ridtung des Stue 
: » ve 


avo : Strafreas. 


diums jener Brit fagen), find Oaber beide Wetle als aͤhnliche 
umd gegendber ben Anſichten unfrer Zeit, die einer allgemeinen 
Anerfernung aber aud) erft entgegenfeben, als gleide Er: 
ſcheinungen gu begeidiuen, Man wirde fid in Verlegenheit 
finden, Gem einen vor dem andern einen Vorzug eingurdumen, 
zumal auf einem Stanbpuntte, wo man fir fein eine Pars 
thie nimmt; indeß bat, wenigſtens nad der Zahl der Auflagen 
gu ſchließen, die fretlid) bon dem gufadigen Umſtande abbangen, 
ob mebr oder weniger academiſche Docenten. nad einem Leber: 
buche bortragen, welded dann fabrlich unter eine gewiffe Une 
zahl Zuhoͤrer verbreitet with, bas Lehrbuch von Feuerbach 
guͤnſtigere Aufnahme, als bas von Grolman erfahren; jes 
nes ift feit 1801 gum neunten, dieſes {eit 1797 gum vier⸗ 
ten Mak aufgelegt worden. Beide haben aud darin unter 
andern gleiche Unerfermung gefunden, daß fie an andern Gris 
“minalifien eifrige Anbanger und Vertheidiger erbielten; insbes 
ſondere hat Titt mann in feinem Handbude fid fir Grol. 
mans Unfichten erHart, wabrend Salchow, unbefdhadet ſei⸗ 
nex Selbſtſtaͤndigkeit, ſich mehr den Grundfagen und der Bee 
handlungsweiſe Feuer bachs anſchloß. Wenn ſpaͤtere Schrift⸗ 
ſteller die Lehre jener Maͤnner benutzend, ihren Werken in ein⸗ 
zelnen Theilen einen Grad von Trefflichkeit gaben, welche fie 
ſelbſt brauchbarer macht, ſo iſt dieſes fuͤr jene Vorgaͤnger eine 
Genugthuung, ſonſt aber uͤberhaupt eine bekannte Erſcheinung, 
daß dem ſpaͤtern, der die Erfahrung anderer benutzen und auf 
der einmal entdeckten Bahn fortſchreiten kann, ſeine Arbeit er⸗ 
leichtert et, und daß die Fortſchritte Ser Zeit den neuern Lei⸗ 
flungen Sod) aud) gu Gute kommen miffen, Hier tritt nod 
der beſondere Umſtand ein, dag jene beiden Manner, in andre 
hoͤchſt wichtige Geſchaͤftsverhaͤltniſſe gegogen, und bei der letzten 
Musgabe Beide langere Beit nicht mehr academiſche Lehrer, ihe 


— 








tebe ib. bie nenern So fee. qr 


ren Werken nicht jene Vollendung geben pastel: welche fe 
felbft minfdten, | na: 4 
Dem. Grofman (hen Werle. it — der — 
Verſtandes⸗ Conſequenz des andern eine groͤßere Frei⸗ 
beit und Annaͤherung an einen aligemeinern Standpunkt, 
als den des bloßen Rechts im gewoͤhnlichen Sinne, eigen. 
Dadurch findet ſich die Darſtellung oft unbefangenes, abet auch 
angreifbarer. Die gangbaren Theorieen der fruͤhern Recht $e 
Philoſophie, namentlich alles im Rechte auf Pertraͤge 
zu reduciren, mit den hieraus hervorgehenden Folgen, finden 
ſich aber auch bei Grolman, und es laſſen daher eine Men⸗ 
ge von Behauptungen die Ausſtellungen gu, die fruͤher ausge⸗ 
fproden find. Auch findet fic) virgends, auger ber eigenthime 
lichen Begrindung des Strafredhts, ein weſentlich verſchiedener 
durchgreifender Grundſatz uͤber die Behandlung des Ganzen aus⸗ 
geſprochen. Indeß verdienen unter andern zwei Punkte einer 
auszeichnenden Erwaͤhnung. Die fruͤher und aud von andern 
geruͤgte Gleichſtellung des philoſo phiſchen Theils des Crimi⸗ 
nal⸗Rechts und des allgemeinen Theils, welche wu fo vie⸗ 
len Mißverſtaͤndniſſen und falfden Mefultaten Anlaß giebt, hat 
Grolman wenigſtens der Form nach richtig vermieden, und 
wenn man aud) bie Trennung in der Art durchgefuüͤhrt, wie 
es bei ibm geſchehen, nicht fax nothwendig halten fann, fo iſt 
e8 dod (chon ſehr wichtig, da8 ridstige Princip fo beftimmt auss 
geſprochen zu finden. Daß wir nehmlich das Criminal⸗Recht 
aud) philoſophiſch behandeln, iſt nothwendig, und war. fir 
jene Zeit vorzugsweiſe eine unerlaͤßliche Fotderung; auch find 
gewiß trifftige Gruͤnde genug vorhanden, um. zugſeich mit dem 
poſi tiven Criminal⸗NRecht das allgemeine vorzutragen; aber in 
der Rechtsphiloſophie und im Staatsredt mus davon aud. die 
Rede feyn; und man koͤnnte bei dem Bortrag bes Strafrechts 
den Beweis, daß es ein Hope? gebe, aud) wohl als an 


| 7 | 


iu 





a7 Bera frecht. 


audern Orten bereits gefuͤhrt voraqusfegen duͤrfen. Nur im 
Criminal⸗Recht, dann dem Staats- und Kirchen⸗Recht 
pflegt man aud die rechtsphiloſophiſchen Grund{age mitvorzu⸗ 
tragen, waͤhrend bei ben Lehren des Privatredhts, denen dod 
aud ein allgemeiner Theil vorausgeſchickt wird, Niemand die 
ſ. 4. naturrechtlichen Lebren entwidelt *). Grolman hat 
wun in dem erſten Theile zwei, in ihren Unterabtheilungen ſo 
viel als moͤglich genau einander entſprechende Abtheilungen, 
deren eine das enthaͤlt, was Gegenſtand des ſ. g. philoſo⸗ 
poifden oder allgemeinen Criminal; Mets iſt; der ans 
dere aber den eigentliden allgemeinen Theil des pofiti- 
ven Criminal⸗NRechts darſtellen ſoll. Wlerdings finnte max 
aus der Ucbereinflimmung Ser Stubrifen in beiden Abtheilungen 
auf die Beſorgniß gefibrt werden, es midge dod der pofitive 
aligemeine Theil durch den Einfluß des andern fo beflimmt 
‘fepn, oder pingefebrt der philofopbhifde mage mehr aus dem 
pofitiven Stoff ab ſt ra birt ſeyn. Mach den verſchiedenen Rid» 
tungen der fruͤhern und neuern Zeit moͤchte man erſteres 
mehr bei dieſem, letzteres mehr bei neueren, angeblich 
bdiſtoriſchen Werken vermuthen. Gn der That ſichert die 
Trennung der Darſtellung der Lehren nicht gegen die Gefahr 
jenes oft unwillkuͤhrlichen Einraͤumens eines Einfluſſes, und es 
haͤtten, ware die Treanung. nicht blos formell, ſondern aud 
practiſch durchgefuͤhrt, ganz andere von den bisherigen ver⸗ 
ſchiedenen Reſultate gefoͤrdert werden muͤſſen. So alſo iſt, wie 
geſagt, nur die Anerkennung jenes Unterſchieds eine Ci 
genthuͤmlichkeit, aber bei der Ausfuͤhrung herrſcht bie vorge⸗ 
faßte philoſophiſch ˖ politiſche Anſicht and in dem poſitiven 
Chelle vor, wie ſich denn z. B. in dieſen keine Abhandlung dar⸗ 
Aber findet, ob Senn unſere Quellen auch von einem beſtimm ⸗ 


7) Mein Syſtem 8. 25. Not. 19, 


a 


ueberſ. fib. die neuern Spyſteme. | 4278 
ten Princip ausgehen, und welches dieſes ſey? Sichert nun jene 
außere Sonderung nicht gegen Verwechslung, fo kann man . 
aud) umgefehrt hoffen, daß die bon den Meiften nicht beobach⸗ | 
tete Unterſcheidung folder gwei Ubtheilungert audy nidt gefaͤhr⸗ 
licher ſey, da es hier auf die Sache, und nicht die bloße 
Form ankommt, jene aber “aud nicht erſt jetzt neu gu ente 
decken iſt. Das andere, was hervorzuheben iſt, beſteht in der 
meiſt grb fernsSorgfalt, mit weldyer die Lehren des befondern . 
Theils ruͤkſichtlich der Darſtellung nach allgemeinen und prak—⸗ 
tiſchen Geſi ichtspunkten, theils ruͤckſichtlich des Gebrauchs der 
Quellen behandelt ſind. So find uͤber die Che g B. viel 
wuͤrdigere, auch den Anſichten unſerer Geſetze entſprechendere 
Grundſaͤtze aufgeſtellt; eben ſo ſind die rein willkuͤhrlichen Be⸗ 
hauptungen Vieler, fiber das, was zur Vollendung gewiſſer 
Arten der Ungu dts: Bergehen gehirt, bier entfernt; und 
Aberhaupt find vorzuͤglich einzelne beftrittene Fragen mit eis. 
ner Umfidt behandelt, daß aud) da, wo man der Gefamints - 
darſtellung eines Andern ſich mehr anſchließt, doc) in den Ein⸗ 
zelnheiten, wo Grolman eine abweichende Anſicht aufſtellt, 
nicht ſelten diel ev beigutreten, ſich nad) reiferer Pruͤfung bere 
anlaßt finden wird. Uebrigens ſteht die neue Ausgabe zu der 
vorhergehenden keineswegs in dem Verhaͤltniſſe, wie die Fe uer⸗ 
bach'ſche; dieſe enthaͤlt eine Umarbeitung in vielen und wichti⸗ 
gen Punkten, eine bedeutende, zum Theil durch Martin ver⸗ 
anlaßte Berichtigung und Bereicherung in einzelnen Lehren und 
eine genauere Beachtung neuerer Forſchungen. Dieß iſt nicht 
ſo der Fall bei Grolman; es kann zugegeben werden, daß 
ſein Werk nicht ſo viel einzelner Aenderungen bedurfte; ſo wie 
natuͤrlich, da jeder Schriftſteller ſeine Anſi cht, und das, was 
er fir wahr haͤlt, aufſtellt, ihm aud allein hieruͤber das noth 
wendig ſubjective Urtheil aberlaſſen bleiben muß. Aber freilich 
ſtellt er dann nur ſeine Meinung —* die fi & dem pe 


N 





7 
/ 


474 Strafredt. \ 


fenden Urthell unterwirft. Auf nevere Literatur iſt weniger, 
als bei Feuerb ad Ruͤckſicht genommen, ohne daß es erbellt, 


ob dieſes ein durch aͤußere Veranlaſſung verurſachtes Ueberſehen 
ſey, was erklaͤrlicher iſt, oder ob dadurch ein indirektes Ver⸗ 
dammungs⸗Urtheil ausgeſprochen werden ſollte, worin cine Une 
gerechtigkeit laͤge. Das Werk iſt in der jetzigen Geſtalt, wie 
fruͤher, ein vorzuͤgliches, aber im Verhaͤltniß gu dem jetzigen 
Standpunkte der Wiſſenſchaft erſcheint es als eine bloße neue 
Ausgabe des fruͤhern, in ſeiner Grundlage, Methode und Wuse 
fabrung unveraͤndert gebliebenen Werkes. 
In die Reihe der neuſten hier anzuzeigenden Lehrbuͤcher 
gehoͤrt, nach der vorgeſteckten iat auf die hjuͤngſtver⸗ 
gangenen Sabre 
5) das Lehrbud von Roßhirt nicht. Da dieſe Anzeige 
aber ſelbſt einen hiſtoriſchen Standpunkt in Beziehung auf 
die Methode der Behandlung der Crim. R. W. angenommen, 
und hauptſaͤchlich gu ihrem Gegenftand die Unterfuddung bar, 
welden Einfluß die neuern Anſichten Aber das Verhaͤltniß oer 
Philoſophie zum poſitiven Nechte, und uͤber die Natur und Be— 
handlung dieſes letztern auf unſere Wiſſenſchaft hatten, ſo darf 
dieſes Buch, als eine bedeutende, von allen fruͤhern abweichende 
Erſcheinung, hier nicht mit Stillſchweigen uͤbergangen werden. 
Roßhirt hat das Verdienſt, dem Geſchichtlichen in einer mehr 
die Eigenthuͤmlichkeit der Quellen beruͤckſichtigenden Darſtellung 


die Anſpruͤche zuerſt eingeraͤumt zu haben, welche daſſelbe in 


unſerer, zu dem Verlaſſen des hiſtoriſchen Bodens, beſonderb 
in neuen Geſetzgebungen ſo ſehr geneigten Zeit, wenigſtens in 
der Wiſſenſchaft macht, und wonach Forderungen gemacht wer⸗ 
den, welche ſich nicht kurz abweiſen laſſen. Daß die Leiſtungen 
in dem Rim. Civile Recht an dem Criminal⸗-Recht unbeachtet 
borbeigingen, hat fid) nidt ungeftraft gelaffen, was Doctrin, 


-  Megislation und Praxis beweifen. Es ijt bereits bemerft wor⸗ 


a 





'. neberſ. Ab, die neuern Syfteme, 4785 


den, daß gewiſſe Nachtheile, welche aus der fruͤhern philofos 
ph-{hen Richtung auf Koften des Pofitiven entftanden | 
waren, dabin fuͤhren mußten, die Philoſophie (obwohl mit Une 
recht) in Mißeredit gu bringen, und es iſt eine bekannte Er⸗ 
ſcheinuug, daß im Streite ſich die Gegenſaͤtze eine Zeitlang auf 
bie Spitze ſtellen, und in ihre Extreme gerathen. Go kann 
mann es denn nicht laͤugnen, daß der Verfaſſer, freilich nicht 
ohne eben darin ſeinem Pruap treu zu bleiben, die philoſo⸗ 
phiſche Behandlung zu ſehr bei Seite geſetzt habe, indem er 
ihr uͤberhaupt nicht jenen Einfluß glaubte geſtatten zu duͤrfen. 
Und eben ſo hat er die mit den philoſophiſchen Forderungen 
innigſt vetbundenen: Ruͤckſichten der Methode wenigſtens nach 
Einer Seite hin unberuͤckſichtigt gelaſſen, und ſelbſt der Praxis 
hier mit groͤßerm Recht nur den Einfluß eingeraͤumt, der ſi ch 
durch geſchichtliche Momente rechtfertigt. Hingegen die geſchicht⸗ 
liche Methode findet ſich in ſo weit befriedigt, als ſie in. einer 
Wbfonderung von der wahrhaft philoſophiſchen befteben kann. 
Die oft oernadlagigte, hier guerft mit loblidem Cifer hervor⸗ 
gebobene geſchichtliche Entwidlung der eingelnen Lehren, dad 
felbft der Form nad), befonders aber bem Inhalte nad ſicht⸗ 
bare Anſchließen an die Quellen, auch in der, Ordnung und 
Stellung der einzelnen Lehren, die nicht ſelten ſehr gelungene 
Anknuͤpfung des einheimiſchen Rechts an die fremden, haven 
eine Menge lehrreicher Bemerkungen veranlaßt, und manchen 
pneuen Geſichtspunkt eroͤffnet. Lage ſich gleich Manches gegen 
die zu ſehr vorherrſchende eine Richtung, Manches gegen ein⸗ 
zelne Behauptungen und Anſi chten einwenden, ſo muß man 
doch, von allem andern abgefeben, ſchon diefes anerfennen, daß 
in der Beruͤckſichtigung des hiftorifden Elements eine Wahrheit 
liegt, ‘deren Bedeutung fo wenig wie das Verdienſt des Ber 
faſſers dadurch gemindert wird, daß er ein Extrem aufſtellte; 3 
im Gegentheil traͤgt dieſes zur — des Wahren weſent 


| 476 Strafeedt. 


lid) bel. Gor dient dieſes Lehrbuch weniger gum unmittelbar 


"prattif chen Gebraud, als vielmehr gu einer guten, jedod 


porfidtig gu benugenden Cinleitung in das Studium der Quel 
fen de8 gemeinen Criminals Rechts, Mie ridtig Mo Phirt die 
ſelbſtſtaͤndige biftorifde Bedeutung diefer Quellen aufgefaßt habe, 
die nidt blos in ihrer (ubfididren Cigen(daft fir unfer Recht 


- qufgunebmen find, lehren die Worte, mit denen er fein Werk 


ſchließt: „Um den Quellenreichthum (des roͤmiſchen Criminals 
Rechts) zu genießen, und im Genuſſe zu erkennen, muß man 
nicht das Kleid entzwey reiffen, um eine Bloͤße unſeres 
Rechts gu decken, ſondern man mug dem TotalEindrucke 
folgen, welcher die hiſtoriſche Darſtellung erhebt, und auch hier 
nur von jenem Standpunkt, wo das Hinuoͤberreichen des Cri⸗ 
minal⸗Rechts in Civile und Stgats⸗Recht treffend erfaßt wer⸗ 
den mag.“ 

| Folgende hier nod gu nennende Schriften find wenigftens 


| theiliveife bon einander unabhaͤngig, in furgen Zwiſchenraͤumen 


erſchienen, nebmlid) :  % | 

4) Henke's Nandbud bes Criminal-Redhts und der 
Criminals Politil, wovon der erfte Theil gwar fdon 
1823, der zweite aber, bon dem pier allein gu handeln 
waͤre, und mit welchem das Werk noch nicht beſchloſſen iſt, 
im Jahr 1826, 

5) Martin's Lehrbuch, deſſen erſter Theil bereits 1820, 

der andere aber 1825 erſchien; 

6) Widhters Lehrbuch, 1825 der erſte Theil, der andere 
im Mat 1826, fo daß bei der YWusarbeitung, die bereits frais 
her ftatt gefunden, der befondere Theil von Martin nur 
mittelſt gefalliger Privatmittheilung des Verfaffers, der von 
Henke gar nidt benuge werden fonnte. | . 

7) Ded Unterzeichneten Syſtem der Crim. M.W., wel 
es im Februar 1826 gedrudt wurde, bei weer fon dent- 





Ueberſ. ub, die — Stems 3 477 


Mart iwſchen Lehrbuche ganz, von dem Waͤchterſchen und 

Henke'ſchen aher nur in Anſehung der erſten Theile Ge⸗ 
brauch gemacht werden konnte, ſo wie umgekehrt die ihm zu 
ſeiner Belehrung wuͤnſchenswerthe Beruͤckſi ichtigung Un. 
bere hier noch gar nicht mbglidy war, 

In fo fern bier nun die Zeit nicht voͤllig entſcheidend iſt, 
ſcheint es zweckmaͤßig von dem Martin'ſchen, als dem zuerſt 
begonnenen und vollendeten Werke fruͤher, dann von dem Hen⸗ 
ke'ſchen zu handeln, die beiden juͤngſten und in ihrer Vollen-⸗ 
bung gleichzeitigen, aber auch deßhalb ſchließlich zuſammenzu⸗ 
ſtellen, weil ſie den andern ausgefuͤhrten Lehrbuͤchern gegenuͤber 
eine abweichende Form, durch eine nicht Aberall voͤllige Aus⸗ 
fuͤhrung, ſondern durch theilweiſe Andeutungen haben, und 
zwar untereinander wieder mit dem Unterſchiede, daß bel Wäch— 
ter in den §§. felbft nur die Rubrifen, von denen gehans 
ben werden foll, angegeben’, bingegen in den vielen Noten 
ein reicher Schatz bon Bemerfungen niedergelegt iſt, fo daß das 
Bud nicht als ein bloßer Grundriß im gewoͤhnlichen 
Sinne betrachtet werden darf; der Unterzeichneto aber hat, 
umgekehrt im Text zwar ſelten ganz ausfuͤhrliche Darſtellung, 
aber uͤberall nicht blos Rubriken, ſondern wenigſtens apho⸗ 
riſtiſche Saͤtze, welche den Inhalt, und ſeine Anſicht mehr 
oder minder beſtimmt angeben, oft nur fragende, um die 
Aufmerkſamkeit ber ſich vorbereitenden Zuhoͤrer darauf gu lene 
ken, geliefert, in den Noten aber nur die Rechtfertigung des 
von ihm befolgten Spſt em 8, oft in eignen Fleinen Abhandlun⸗ 
gen: mitgetheilt, und daher kann auch ſein Buch, wie ſeine 
aͤhnlichen aͤber Encpclopadie und Aber Criminals Proz 
ceB, nicht gu den gewdpnliden (, g. Grunodriff eni, welche 
nur die Ueberſchriften ber S§; angeben, gerechnet werden, 

. Das Lehrbuch von Martin it in mehr ald einer 
Hinſicht eine bedcutende Erſcheinung in der Literatur Ses Cri⸗ 


$ 


ars Strafredt. 


minal» Rechts. Schon die langere Zeit, welde ber Verfaſſer 
dem Studium dieſer Wiſſenſchaft gewidmet, ehe er ſich ent⸗ 


flog, fein Werk herausgugeben, erweckt die Vermuthung, 


welde binreidend beftatigt wird, daß hier viele neve Reſultate 
ſelbſiſtaͤndiger Forſchungen fic finden muͤßten. Das Cigens 
thuͤmliche beſteht bier aber nicht in eingeinen abweidenden Mei⸗ 
nungen allein, fondern hauptſaͤchlich in einer Methode, wel- 
de dad Dogmatiſch⸗Praktiſche mit kritiſchem Scharfſinn 
gum Hauptgegenttand der Thaͤtigkeit macht. Der friber ers 
ſchienene allgemeine Theil iſt, vielleicht eben weil er fo eingeln 
fiand, und man sod) nidt die confequente Durchfuͤhrung der 
Principien aud im befondern Theile fab, nicht aligemein, wie 
er es verdient, gewirdigt worden, Daß die aufgeſtellte Bes 
gruͤndung de Strafrechts, ober vielmehr die Theorie der 
analogen Nothwehr des Staats, wie fie der Verfaſſer 
ſelbſt nennt, nidt gugegeben wurde, war voransgufeben, nicht 
blos deBhalb, weil fat jeder Criminalift feine eigne Theorie hat, 
oder der eines Andern eine eigenthimliche Ausbildung gegeben 
gu haben - behauptet. 

Hud) die Anordnung der Lehren des allgemeinen Theils, fo 
biel aud fir dieſelbe ſich {agen Lat, giebt dennoch gu Gegens 
erinnerungen Gelegenbeit , bie bier aber nidt benugt werden 
foll, weil e8 {don von Andern geſchehen iſt, und uͤberhaupt 
der Zwed dieſer Anzeige mehr auf eine Ueberſicht der Me⸗ 
thoden geht. Daß der Verfaſſer der Philoſophie hier ihre 
Grenzen anweiſet, fann man nur billigen, vielleicht aber iſt er, 
indem er die Nachtheile der Vorgaͤnger meiden wollte, ſelbſt zu 
weit hierin gegangen. Sicherer iſt es, daß er um wirklichen 
oder angeblichen Nachtheilen der hiſt oriſchen Methode gu 
begegnen, uͤber dieſelbe ein unbilliges Urtheil faͤllt, was ſich we⸗ 
niger in den Worten der Vorrede, als in der Darſtellung ſelbſt 
zeigt, Wenn der Verfaſſer „mehrere Mißbraͤuche der gee 











Ucherf. ub. die neuern Spfteme. I “479 


ſchichtlichen Behandlung der Rechtswiſſenſchaft zu rdgen hat,“ 
fo will er damit, dod) eben nur die Mißbraͤuche, nicht den 
rechten Gebrauch der geſchichtlichen Methode mißbilligen, 
und es kann dann immer gefragt werden, warum er aud) diefe 
verſchmaͤht, da ja bier nidt bios dogmatiſch/ praktiſche Reful- 
tate geliefert, fondern wiſſenſchaftliche Entwidlungen, ein 
Lebrbud, alfo eine Anleitung gum wiffen(daftliden Studium 
gegeben werden follte, folglid) fein Punkt, Feine Seite der 
Wifenfchaft ausgeſchloſſen werden fann, und wenn es der Fall 
ift, fo liegt der Grund nidt in Sem Begriffe der Wiffens 
fdaft, fondern in dem ſpeciellen Plane, den ſich Jemand vor⸗ 
zeichnet. Eben ſo kann man nicht laͤugnen, daß die Verglei⸗ 
chung aͤlterer und neuerer Geſetzgebungen, fir welche Mitter⸗ 
maier ſo große Verdienſte ſich erworben hat, ſehr lehrreich 
und wichtig fey, und fir einen Grundfehler der Darſtellung 
fann man diefelbe, unpartheiiſch betrachtet, nicht halten. Das 
iſt freilich zuzugeben, daß ſie in Lehrbuͤcher, die zum erſten 
Unterricht beſtimmt find, nicht paſſe, und den Anfänger 
leicht verwirre. Aber wenn ſich auf jenes comparative 
Studium „manche Criminaliſten etwas zu Gute thun,“ ſo 
iſt eB wieder unbillig, und wenigſtens dod) nur ein Vorwurf, 
ber ein zelne Individuen, nicht bie Gade trifft, wenn 
der Verfaſſer meint, „es werde dadurch der Oberflaͤchlichkeit 
manches Lehrerés eine vielleidt, erwuͤnſchte Gelegenbett gegeben, 
fid hinter den Schein vielfeitiger Gelehrſamkeit gu verbergen.“ 
Solche allgemein unbeftimmte Seitenblide AberfAhren Miemand- 
und tragen nichts gur Entſcheidung des Streits uͤber die Me⸗ 
thode bei, wie z. B. ja mit demſelben Recht die Verfaſſer 
folder Vergleichungen fagen fonnten, daß dard) cin Ver⸗ 
| dammungs⸗ Urtheil Aber diefe Methode, oder durch die Nicht⸗ 
beobachtung der Forderungen dex geſchichtlichen Methode, noch 
nicht der Beweis gellefert ſey, daß man in der entgegengeſetzten 








480 Strafredt. 

Methode grindlidh verfahre, Der Sache koͤnnte in diefer eine 
feitigen Richtung diefer Borwurf eber gemacht werden, nicht 
der Perfon, denn das gange Bud zeugt an jeder Stelle von 
großer Grindlidfeit in Form und Fnbalt. Wenn Andere die 
Udtung vot dem Gefege, mehr formed, als ein allgemeines 
Princip eingefdarft haben, fie aber in der Art, wile fie das 
Geſetz, die Quellen behandelten, nidt auf gleide Welle an den 
Tag gelegt haben, fo beurkundet der Verfaſſer diefelbe durch 
die That, indem Aberall, mit einer gewiffenbaften, eben fo 
gelebrten, alé rechtlichen Gefinnung das Geſetz, gereinigt vor 
allen 3ufdgen der Willkuͤhr, ausgefproden und evdrtert wird, 
Mus dem gangen Bud geht, fo kann man, ohne Wndern gu 
mabe gu treten, hier vorzugsweiſe (agen, eine durchgreifende 
Rechtſchaffenheit hervor, wie dex Untergetdnete, dex feine 
Anſicht iber den Zufammenhang oon Recht-Wiſſen und 
Thun ſchon anderswo ausgefproden hat, dieſes audy in den 
Proceß⸗Lehrbuͤchern des Berfaffers findet, Wm gelure 
genfien (deint die Angabe dex Grundfage gu fepn, nad) wel 
chen fid) die Urtheiler bei unbeftimmten Strafgefegen gu 
richten haben; eine Ausfibrung, die in fid fo confequent, und 
aud mit dem gangen Geift de6 gemeinen Sirafrechts, ja ſelbſt 
mit jeder allgemeinen Theorie, bei der es auf Beſtimmung ete 
nes gerechten Maaßes Ser verdienten Strafe, eines richtigen 
Verhaͤltniſſes von der Strafe gu dem Verbredhen, und nidt auf 
Bewirfung irgend eines dugern Zweckes, wobei eben nad die. 
fem und nidt nad) dem Berbrechen die Strafe ermeffen wuͤrde 
— anfommt, fo gut, wenn gleid) nidt leidht, gu vereinigen 
ift, dag man hoffen Fann, diefe Anſichten werden fid), obner 
achtet aller Cimvendungen, als die richtigen geltend machen. 
Sn dem befondern Theile find die einzelnen Verbreden mit 
‘einer lobenswerthen Pracifion ausgefabrt, und Feine Darftellung 


ſcheiat gu einer ſcharfen Controle des eignen Quellenſtudiums 


~ 








Ueberſ. uͤb. die neuern ‘Softee, 481 


mehr empfohlen werden zu koͤnnen, als gerade dieſe; doch rech⸗ 
net der Verfaſſer zu den Quellen mit Recht, und dieſesmal 
eine wahrhaft geſchichtliche Methode befolgend, auch die fre 
; bern Landesgeſetze, in denen ſich die Anſi ichten der Zeit, wie ſi e 
die Praxis auffaßt, und auf welche die C, C. C. fo oft bets 
weist, ausgeſprochen finden. 

Dreierlei heben wir hervor, was die Ubhandlung deb 
hefondern Theils , aufer der bereits geſchilderten Grundanſicht 
des Verfaſſers Aber die Methode, vor andern Werken charak⸗ 
teriſirt: nehmlich di Anordnung der einzelnen Verbre— 
chens⸗Arten, die Eroͤrterung des Thatbeſtandes oor 
dem Begriffe des Verbrechens, und die groͤßere Bolle 
ſtaͤndigkeit durch Benutzung mander, wenigſtensi in den neuern 
Compendien uͤberſehenen Quellen, ſowohl der en ald det 
einheimiſchen. 

Was den erſten Punkt, das Syſtem anlangt, ſo pat 
es gewiß viel far fi fid), Saf der Verfaffer nicht nur die Unter2 
ſcheidung ‘der Privat+ und oͤffentlichen Verbrechen beibea 
behalt, fondern aud, daß er jene vor diefen abhandelt, und 
naͤchſt einer cignen Ueberzeugung hat befonders der Borgang des’ 
Verfaſſers den Untergeidneten veranlaßt, in. feinem S pftem dieſe 
beide Hauptabſchnitte in dieſer Ordnung vorzutragen. Weniger 
uͤber zeugend waren ihm die Gruͤnde der Abſonderung eines drit⸗ 
ten Theils, der Verbrechen gemiſchter Natur, welche der 
Verfaſſer unter Berufung auf Globigs Autoritaͤt, gegen die 
bisherige Art der Anordnung gemacht hat. Richtig iſt es, daß 
bei den hieher gerechneten Verbrechen, zu denen dann aber 
leicht nech andere gezaͤhlt werden koͤnnten, beiderlei Geſichts⸗ 
punkte vorkommen koͤnnen, aber es reicht hin, darauf aufmerk⸗ 
ſam, ohne deßhalb eine eigne Klaſſe von Verbrechen zu ma⸗ 
chen; wenn nun noch in dieſer Klaſſe weitere Unterabtheilun⸗ 
gen gemacht werden, und zwar daß den ſ. g. Unzuchtsvergehen 





482 Strafrecht. 


gemiſchte Verbrechen aus der Klaſſe nicht — 
Gewaltthaͤtigkeiten gegen Einzelne, entgegengeſetzt wer⸗ 
den, ſo iſt hier nicht der Begriff der Sache, wie es zu ei⸗ 
ner ſpſtematiſchen Ordnung verlangt wird, auch nicht ein aͤuße⸗ 
res Merkmal, wie bei gewiſſen Eintheilungen in der Nature 
geſchichte, z. B. nad dex Form der Klauen oder oes Sdnas 
bels, oder der Zabne der Xhiere, fonderm etwas der Gache 
felbft Fremdes gum Grund ber Gintheilung gemadt, wos 
nad dahin, wie bei den Roͤmern, in die Klaffe ber Ob li⸗ 
gationen, weldje “proprio quodam jure, ex variis causa⸗ 
rum figuris entſtehen, ſehr verſchiedene Faͤlle gerechnet werden 
koͤnnen. 
Die andere ſehr zu billigende Eigenthuͤmlichkeit liegt, wie 
geſagt, darin, daß vor der Entwicklung des Begriffs ſtets der 
Thatbeſtand nad) den geſetzlichen Beftimmungen fic) anges 
geben findet, und wie paffend ein foldyes Verfahren fey, um 
gewiſſe aus dem entgegengeſetzten leicht moͤgliche Nachtheile zu 
vermeiden, ergiebt z. B. die Vergleichung von dem beſondern 
Theil des angefuͤhrten Handbuches von Henke, der in der 
Befolgung (einer Willkuͤhr, und der Entfernung Som Gefepe, 
gu manden nidt gu rechtfertigenden Behauptungen gefommen 
ift. Der Verf. wollte durd) jene Methode eben der Gefabr ent- 
gehen, andere als die poliftindigen geſetzlichen Beftimmungen | 
in den Begriff aufzunehmen, und fudt gugleid) eine Controlle 
des Begriffes, und umgekehrt des Thatbeſtandes, „deſ⸗ 
ſen einzelne Theile doch nicht ohne Beweis aufgezaͤhlt werden 
duͤrfen,“ moͤglich gu machen. So ſicher nun dieſes Mittel iſt, 
und ſo zweckmaͤßig aud) nod) aus einem andern weiter unten gu 
erwaͤhnenden Grunde dieſes Voranſtellen des Strafge— 
ſetzes bleibt, ſo wuͤrde es doch eine Selbſttaͤuſchung und eine 
Un gerechtigkeit gegen das Verfahren anderer ſeyn, welche erſt 
den Begriff, und dann den — geben, wenn wir 


¢ 


~ 


Lh 





ueberſ. Ab. dit neuern Spffeme . 483 
jenes Verfahren, als v4 
nothwendig gefaͤhrlig 
der Weg, den man bei de 
fen einſchlagen muß, nicht 
die ermittelten Reſultate bi 
nidt erft darauf an, ba! 
wenn es gedruckt wird, 1 
haft eroͤrterten Sache nicht 
mathematiſchen Darſtellun 
trachtet· werden. duͤrfen, aa 
liefert, oder ob umgekehrt, 
and banad Ser’ Begriff’ bed 
Ferner iſt es zwar 
den Beweis und als Ref 
ergiebt, äber cB iſt oft 3 
ſchon ‘die’ *Prifung felbſt v 
dusguftetten damit ‘ber, 
durchmaͤchen ‘fell, {hon vi 
So wenig nun hn’ pofiti 
widluitg “aus ‘Set Natur‘ 
wo vietnight das Geſetz die 
fo muß ‘matt bod) zugeben 
~ in wiſſen (Biafelidyer Fort, 
feglihen Arordnungen vot 
ſchlag nicht erſt durch G 
id) abet in: einem beſtim 
Roͤmiſchen, davon, wise 
Handlurig da ‘fey imũffen 
nach ‘ben’ gefeplich: aufgeſtel 
koͤnnen; ſo kann man eben jv gut’ die Mertmaie) wilche funy’ 
Thathefians gebdreni, und welche ben Begriff Steed Verbrechen a 
ausſsmachen, als die beſondern er ‘det gefetzlichen 
Krit. ae n. 3. 10 


484 — Straftecht. — 


Strafe guſehen, wie denn aud ber. Untergeldpaste. ſeine An⸗ 
fst, (hon — bat, bof bier. wefentlid nur. die Gee 
* Ibe Handlung betrachtet wer⸗ 

felbit verfdieden ſey. Des 

as Verbrechen mit ſeinen, 

fpredenten Eigenthuͤmlichkei⸗ 

ngen der Strafe, find 

are es ja auch moͤglich, daß 

bes Thatbeſtandes nach dem 

der Begriff unrichtig gefaßt 


inaͤndigkeit ist fid bee 
Hen Verbrechen, nicht nur 
‘fonen, deren Amtsverdte⸗ 
fondern aud bei den Berge 
ne, Diefe Voliſtaͤndigkeit iſt 
ervorzuheben, weil ſie nicht 
r Arten bon ſtrafbaren Hand⸗ 
jebungs⸗Politik beruht, wie 
bud, und nun aud Henke 
bie wenigſtens burd dad ger 
den; fondern was Martin. 
n, um fo mehr, als er nach 
und ſtrafbare Handlungen, 
ung auniumts pts 
lichkeit iſt endlich, daß, wãb⸗ 
ſpaͤtern Auflagen, und den 
tigungen und Bertheie 
: vorfommen koͤnnen, Hier 
ſchon in ber (5 Sabre [pater als ber allgemeine Theil, au 
gleich mit dem beſondern Theile erſchienenen) Vorrede dieje⸗ 
nigen, wiie an, der Richtigkeit der Meihode, eer 


fy 








neberſ. fib. die neutrn Syſteme. | 485 


Theorie 2c. zweifeln, ‘ihre Untwort erhalten, Kaun man dabei 
die Art und Weiſe, wie dieſes geſchehen, nicht uͤberall billi⸗ 
gen, fo mug man fid) um fo mehr freuen, daß einer der Be, 
sheiligten, dec wirklich unſchonende Begegnung erfubr, auf eine 
thin gur Chre gereidende anftandige Art fic) gewif auch in den 
Mugen bes wuͤrdigen Verfaſſers ſelbſt gerechtfertigt habe. - 
Fast man Wiles gufammen, . fo ſcheint unter Boras: 
ſetzung einer nod) andersipeber gu. erlernenden biflasi (den 
Vorkenntniß der criminalrechtlichen Lehren, der berlchiche 
men Quellen, dieſes Werk vorzugsweiſe den prattilgen 
Gebraud geeignet zu ſeynn. 5. ———— 
Schließlich iſt gegen die Bemerkung der Vorrebe S, XVI | 
af. die Geſetze (bas Recht) der Altera teuthiben Battagdryns : 
durchaus unbrauchbar fepen, vim aud) nur-eines Sag der C, OC, 
gu begruoͤnden oder gu erldutern, die Erinnerung gui, machen 
das der Berfaffer, und mit Rect, das. Verbreden der Bers 
raͤtherei, und die harte Behandlumg defielben, aus ban. Cha⸗ 
rakter der teutſchen Nation, ihrer Offenheit, Ze cate. 
wand Redlidleit, mit Berufung auf Tacitus, und, die. 
Mitterlittew erklaͤtt; freilich jener eit, wo das  einbeimifthe 
Geſetz verfast wurde, aber — Gitte hatte ae bie, akte 
Grundlage. oe ce he et 
Das Hanbbud von Gente | ift nad einer get entges 
gengeſetzten, und in ihrer gangen Grundlage zur mißbilligenden 
Anficht gearbeitet ). Nehmlich ſchon bee Titel giebt gu erlen⸗ | 
nen, bag bier night das aemeine inated oui | 





” Cine ausfũbrliche Beurtheilung des atin Bandes bon Hentes: 
Handbuch if in’ dicfer Zeitſchrift B. J. H. 3. S. 46 fg. gegeden; 
J _ ber Hr. Berk. der gegenwartigen ueberſicht hatte fie — nis: 
en mie ſchrieb noch nicht geleſen. 
— Anm. es gelnn ae 


“10,4, 
I 


\ 


404 26trafrecht. 


ein beſtimmtes pofitives, nad) der Eigenthuͤmlichkeit ſeiner 
guile 4H (Aes geſchichtlichen ober pratsifden Geſtaltung dar⸗ 
geſiellt werten folte , ſondern es ſollte allgemeines Crimin al⸗ 

Recht mith Politik Segenſtand bed. Handbuches ſeyn. Ge⸗ 

tien Ninen·ſolchen Plan Liefle ſich von gewiffen. Standpuntten 

qué weniger einwenden, wean nur nicht die Art der Ausfuͤh⸗ 

tainty’ vlirin inconſequent ware, bag man dennoch annehmen 

thin | ber Verfaſſer habe: bas gemeine Recht entwideln wols 
tains! Hyp DRAG aber bed Ball fo mus eb jeneé Abſicht und der 

Sirkihully’ des Ziels offenbar bnderlidy ſeyn, daß haͤufig mit 
gaͤnzlicher Abſtrahirung von den Quellen, fos nach ſ. g. alk 
gedn’cinen Gruuden umd ber-Oatur.der. Gate, und nad 

deniſladſichten der Criminal⸗Politik, poßtive Lehren » ents 
widelt werden, wordnd ſich die Unbeſtimmtheit uud Unrichtig⸗ 
tet wancher Neſaltate erklaͤren (aft. Die Gewandeheit im Aus⸗ 
drudẽ, ‘die Milgerireliihels ber Auſichten, und. manches Undese, - 
wad Iradece Werte: dys? Perfalfers ruͤhmlich auszaichnet, were 
pon” aiid. ier vide eemifts aber faſt tein Griminalift . Hat 
mehre einandet aufhebende und widerſprechende Behaupiunger 
actrigieider Lebhaftigleit: vertheidigt, und dadurch ſich felbft im 
beſtaͤndigen Shwanten in einen: Rangel an Peacifion verſetzt, 
Als ber Verfaſſer. Die Leichtigkeit, feine Anſichten auszuſpre⸗ 
dep n.. und ſich mit fremden, ptrtraut zu machen., ſcheint Bere 
anfegung: eined Splanch und. der. ſchnellen Ausfoͤhrung geweſen 
gu. ſeyn, bel: welcher die Freunde der Wiſſenſchaft, und oes Bere 
“fafiens, sostdhe (einen, Seiftungen danlbare Anertennung werden 
laſſen, es nur bedauern muͤſſen, daß er nicht dieſen und jene 
graͤudlicher gefaßt habe. Da nehmlich uͤberhaupt die Abhand⸗ 
lung ſich Sber den Standpunkt des pofitiven Rechts hinweg⸗ 
ſet, und nach der allgemeinen, oft logenswerthen ,, oft wills 
Lahrliden Entwidlung, die Beftimmungen des gemeinen Medhts, 
und Heweres Particutars Geſetzgebungen enthalt, ſo lage fic) Hier 


Pal 








/ 


uUeberſ. ib. die neuern Syfteme. 487 


aud) nicht on einer. elgentliden, weder einer hiſt orifchen, 


nod) einer dogmatiſch-praktiſchen Behandlungsweiſe 
der Quellen ſprechen. Was erſtere betrifft, fo vermißt 


man ſie nicht nur ſgaͤnzlich an dem ganzen Werke, das eben 


darum in manchen Lehren der eigentlichen Grundlage entbehrt; 
denn das Anfuͤhren einiger Strafbeſtimmungen der orientalis 
ſchen Bolter, der Griehen, Roͤmer, alten Geemanen 
bis. gu ben neuern Voͤlkern fann man nit als wahrhaft 
piftorifhe Methode und Behandlungsweife gelten laſſen, am 
wenigſten bei einem Verfaſſer, der ſich auf eine fo entſchie⸗ 


dene, und das hiſtoriſche Princip. zugleich verkennen-⸗ 


He Weiſe, gegen: dieſelbe erklaͤrt hat, nehmlich, daß beſonders 
die academiſchen Lehrer und Pfleger des Criminals Rechts ſich 
nidt um die Gerechtigkeit kuͤmmern, fie Seren exfte Pflicht es 
ft, nidt geredt, nidt menſchlich, ſondern nur ge⸗ 
lehrt, und zwar gruͤndlich, d. h. geſchichtlich gelehrt, 
wie ihre Bruͤder die Civiliften gu ſeyn.“ Hobch. Th. J. Vor⸗ 
rede S. XII. wogegen zu vergleichen iſt des Untergeidnes 


ten Spftem, Borrede S. XVH. Not. *), Wie ungerecht 


ift gugleid) der Vorwurf, daß ‘bie academifden Lehrer die 


Gerechtigkeit nidt wollten, da ſo viele auch. gerade hier⸗ 
Aber ſich trefflich ausgeſprochen und eben fo gehandelt haben: 


wie unbillig gegen die hiſtoriſche Anſicht, von einem. Man⸗ 


ne, der ſelbſt cine Geſchichte des Sriminal- Rechts gelicfert hat, 
damals bon andern Grundſaͤten ausgehend. Uebrigens kann 


man wohl fragen, wo ‘fi denn, die academiſche Bruͤder⸗ 
Haft der Juriſten befindet, die fo viel gruͤndliche hiſt o⸗ 


riſche Gelehrſamkeit auf Koſten der Gerechtigkeit im Cris 


minal⸗Rochte geoffenbaret haͤtten, ba bekanntlich die hiſtori- 


fhe Behandlung des Criminal⸗Rechts erſt beginnt, und noch 
erwartet with, und die Zahl der ſ. g. hiſtoriſchen Criminaliſten 
ſo klein iſt. Es wuͤrde bier eben fo nothwendig als paſſend 


488 Strafrecht. 


ſeyn, auszuſuhren, daß dte hiſtoriſche Behandlung unferes aus 
den verſchiedenſten Quellen zu ſchoͤpfenden gemeinen Criminal⸗ 
| Medes, nicht nue unerlaͤßlich gum wiſſenſchaftlichen Verſtand⸗ 
mig, fondern aud) nothwendig eben fir die Gerechtigkeit fey, 
der jene Methode fo wenig widerſpricht, daß man vielmehr 
nidt abſieht, wie man gewiſſenhafte treue Darſtellungen zum 
Behuf einer gerechten Anwendung anders geben koͤnne, als mit- 
telſt gruͤndlicher, folglich auch ridtiger hiſtoriſcher Crdrterung 
ber Quellen⸗Rechte. Kann nun danach aud eine praktiſch⸗ 
dogmatiſche Behandlung ohne jene Grundlage nit ftatt fin: 
ben, fo mug man aud gugefieben, daß die Ubhandlung oer 
eingelnen Lehren des Hefondern Theils, mit dem wir uns, 

fo welt ex vorliegt, bier vorgugsweife beſchaͤftigen, bem Bee 
durfniſſe bes Praftifers nicht eniſpreche, und es iff m dieſer 
Hinfide das Werk von Titt mann, wie Manches aud darin 
anders gewuͤuſcht wird, bel weitem mebr gu empfeblen. An 
dev, der Form nad, meiſt guten, in eingelnen Parthieen ſehr 
gelungenen Darſtellung muf man aber wieder migbilligen, dag 
oft feitenlange wirtlide Abdraͤcke der Unfidhten Anderer an eine 
ander gereibt find, g. B. bei den Fajurien aus den Schriften 
bon Webet, Ulmendingen, Grolman, den Ungudtse 
Vergehen von Sella r., wogegen oft intereffante prats 
tiſche Befidtspuntte, wie fie Tittmann bervorbebt, oder 
ndtbige Erdsterungen fiber dle Quellen und Controverfen, . wie 
fie namentiiy Waͤcht er in ben Noten reichlich giebt, hier oft 
gang vermißt werden, oft aud anf eine unbdefsiedigende Weiſe 
furg abgemacht find. Dagegen ift es anguertennen, daß die 
Erdsterung dex Lehre von Berbreden und Strafen nach dem 
politiſchen Standpuntt, auf den ſich ber Verfaſſer Aberad 
ſtellt, indem bas Handbud befonders aud fir Criminals 
Politit beſtimmt it. fal durdygebends theils durch verftda- 
dige Venugung bes Borhandenen, theils durch eigne / gute Be⸗ 





a neber ub. die neuern “Syfeme, 489 


merkungen ſich vortheilhaft aus zeichne, und dap von dicſet Cité 
dem Werle ein hoher Grad von Broudbartett zuügeſchrieben 
werden muͤſſe. Auch fir bas Soſtem und ole Stellung if Treff· 
liches geleiſtet, wobei dem Verfaſſer, wie er Tp. II. S. 11. 
fagt, Tafinger ‘und ‘ber Entivurf: des Baleriſchen 
Strafgeſetzbuches, Mince 1822, gum Theil alt Leitfa⸗ 
den gedient haben. So iſt es nach des Ref. Meinung, gewiß 
richtiger, daß der Verfaſſer eine Rubrik der Verbrechen an der 


Perfon eines Andern aufſtellt, und darunter die Thoͤtung, 


Angriffe auf Geſundheit ‘zc. ſtellt, als wenn andere von Ver⸗ 
brechen gegen perſoͤnliche (ſ. g. angeborne) Rechte ſprechen 

und die Toͤdtung als Verletzung des Rechts auf Leben 2c. Deo 
acidnen, - ba dieſe nicht dad Recht auf Leben’ entzieht fons 
dern das Leben ſelbſt, das lebendige Daſeyn vernichtet/ 


wie denn der Ref. ſelbſt auch auf die hieraus entſtehenden 


Mißverhaͤltniſſe und ſchiefen Anſichten mehrfach aufmerkſam ge 
macht bat. Eben fo iſt es gu billigen, daß die ſ. g. Une 
zuchts⸗Verbrechen zunaͤchſt unter den Sefidhtspunte efit: 
Angriffs auf die Sittlichteit geſtellt werden, und daß bei BHA 
Lehre der Berlesnng der Familiens Rechte der ſittliche Chae - | 
rafter der Familien wenigſtens im Allgemeinen hier anerkannt, 
und nicht, wie oft geſchieht, der blos juriſtiſchen Seite aufge⸗ 
opfert wird. Was ſich ſonſt aber ruͤckſichtlich der An - und Un,’ 
ter- Ordnung einzelner Lehren bemerken lieſſe, hat der Unter⸗ 
zeichnete in ſeinem Syſtem, freilich aber nicht mit Beruͤckſich⸗ 


iigung des ihm erſt ſpaͤter eee —— von Venle, | J 


zu zeigen verſucht. 

Ueber die Form des Wadteriden Lehrbuches iſt 
fruͤher ſchon die ndthige Bemerkung gemacht ‘worden, Da die 
GF. ſelbſt nicht ausgefuͤhrt find, fo mug ſich diefe Ungeige um 
fo mebr auf Spſtem und Methode beſchraͤnken. Halten 
Wit wns zunaͤchſt an die gutgeſchriebene Vorrede zu dem erſten 





499 Ma Gtrafrecht. 


Theile, ſo. fisht man, . daß der Derfaffer ein Huͤlfsmittel fae 
bas Studium hes practiſchen Rechts, nicht nur waͤhrend bes 
Rlufenthalts auf der Uniderfi tat, fondern aud fir bie (patere 
raufbahn liefern wollte, und dieſen Zweck beſonders durch An⸗ 
fabrung der wichtigſten Belegſtellen und der aͤltern und neuern 
Sqrifiſteller hber die einzelneu Lehren, und ſelbſt uͤber einzel⸗ 
ne beſtrittene und ſchwierige Fragen, zu erreichen geſucht habe; 
fo daß ſelbſt gu einer Dogmengeſchichte des Criminal. Medes 
ſich pier Beitraͤge figden, wie fie in diefer Vollſtaͤndigkeit wohl 
in keiner andern Schrift vortommen. Giebt man nun gu, was 
man muß, daß das ſpaͤtere Studium des Prattiters ſich nicht 
darauf beſchraͤnken duͤrfe, in irgend einem dex groͤßern Havd. 
bucher bie Lehren nachzuleſen, deren er eben bedarf, ſondern 
ſich der theoretiſchen Werke nur qundgft ur Auleitung fir das 
weitere Ciydiim, der ae und Ziteratur gu bebdienen, fo 
gerabe far biefen Zwed bas Lehrbuch von Wa chter dem Seat 
titer febr branchbar fry, obgleid) er in den §§ felbft, und oft 
geppiß in ben Moten, nicht die Ausfuͤhrung und Darſtellung der 
praktiſchen Lehren ſindet. Allein, um dieß gleich hier gu be- 
meriew, ex ſfindet ſchon durch bie Stellung im Spftem und 
bie Verſuche ber Rechtfertigung derfelben fid auf mande ſehr 
lebrreiche Geſichtspunkte gefuͤhrt; ferner die widtigften Gefegs 
flellen fir dig einzeinen Fragen, deren Beantwortung er ver⸗ 
langt, meiſt volſtaͤndig zuſammengetragen, und — 
nicht nur im Allgemeinen citirt, ſondern theils mit einer, im 
Ganjen treffenden Unbefangenheit kurz chararakteriſirt, theils aud 
in geſchichtlicher Folge die. Hauptanfidten ver Theoretiker und 


Prattiter zuſammengeſtellt, und mit Bemerkungen des Besfale 


fers begleitet, dic, wenn aud nicht immer'gugeftanden, dod 
fiets fhe ‘beadtenswerth erfannt werden muͤſſen. Auf dieſe 
Weiſe erhaͤlt man eine Cinleitung in das weitere Studium, und 








* 


Ucherf. Hb. die wengen Syſteme. ap. 
ein Mittel dev. weitern Prifung der gefhipften Mefultate, 
wie man es nur von dem ausfuͤhrlichſten Handbuche fordern — 
Fann, wad der Ref. iſt nicht blos deßhalb, weil ex ein einiger⸗ 
mafen der Form nad. aͤhnliches Buch geſchrieben hat, der Ue⸗ 

berzeugung, daß es fuͤr die Zu hoͤrer aft gut ſey, fie nur ducrch 
Andeutungen vorlaͤufig auf den Vertrag vorzubereiten, uud 
ihrer Selbſtthaͤtigkeit etwas mehr zu uͤberlaſſen, ihre Aufmerk⸗ 
ſamlkeit reger gu machen rc., als, wie es oft. gu ſehen iſt, fie: 
durch ausfuͤhrliche —— zu einer genie Bequemlichkeit 
zu verleiten. 

. QBas nun bie vielen und oft aukabrlichen Noten des Ver⸗ 
faſſers betrifft, weil nun doch gleich anfangs oon denſelben 
Erwaͤhnung gethan it, ſo muͤſſen dieſe als das Wichtigſte an 
hem Werke wenigſtens wie es ſich dem Lefer darbietet, be⸗ 
trates. werden. Sie find ein Beweis ver großen Gorgfalt und 
Gruͤndlichlkeit, mit welcher dex Berfaffer. fein Ziel verfolgt bat: 
man wird faum einen irgend erheblichen Punkt, feine Frage 
Hon einiger Bedeutung. hier unerwaͤhnt, und ſelbſt nicht wenige, 
bdufig ibergangene Fragen, beruͤcſichtigt finden, Ref. hat-viele 
Giclegenbeit, die Hinweifungen gu profen, und kann das Zeus⸗ 
niß ihrer Richtigkeit um ſo zuverſichtlicher geben. 

Kehren mir aber gu der Vorrede zuruͤck, wo ber Berfaffer, 
bon feinem Plane fprigt, fo findet man allerdings niept ; daß 
ex bon eines Forderung ber Zeit, einer Verbindung der philo⸗ 
ſophiſchen und hiſtoriſchen mit dev praktiſchen Meiho⸗ 
de, uͤberhaupt von dem Verhaͤltniſſe dieſer Methoden, oder 
vielmehr den Geſtaltungen derſelben Methode Erwaͤhnung thut, 
allein man woͤrde doch dem Verfaſſer Unrecht thun, wenn man. 
daraut einen Schluß auf die Anſicht deſſelben machen, und als 
ſolche die Nichtachtung jener Methode annehmen wollte, obſchon 

, man ¢6 bedauern mug, daß er jenem moͤglichen Zweifel nicht 
entſchieden begeguet iſt. Rehmlic ſchon die bloße Angabe der 


a | 


494 Strdfrede. 
Ueberſchriften dee FF berechtigt eben fo febr gu ber Erwat⸗ 
tung, daß bei der Musfillung derfelben im Bortrage aud 
bem hiſtoriſchen Princip fein Recht wiebterfahren werde, ald 
man- wohl umgekehrt aus der ausgefprodenen practiſchen Ten⸗ 
Deng, und dem Nichtberühren der andern Anſicht auf eine Be⸗ 
ſchraͤnkung im Plane ſchließen koͤnnte. Jenes aber anzunehmen 
noͤthigt die angedeutete Darſtellung ſelbſt, welche nicht nur dem 
Geſchichllichen einzelne F6 aus(chlichiih in der Einleitung wit 
met, ſondern auch in den Noten daſſelbe berpdfidtigt , wobel 
fid), ba die Musfibrung eben fo, wie die Aufſtellung des Prine 
cips feblt, aus dem Bude felbjt nicht weiter erſehen laͤßt, ob 
und in wie fern cine wirklich philoſophiſch hiſtoriſche Methode, 
_ oder ein mehr aͤußerliches Nufftellen dev geſchichtlichen Notizen 
von bem Berfaffer fir das Ridtigere gehalten und darnad gw 
bandelt werde. Sicherer laͤßt feine gruͤndliche Einleitung in die 
Dogmengeſchichte der einzelnen Lehren, beſonders im beſon⸗ 
dern Theil (wie wir mit Recht feine Noten charakteriſiren koͤn⸗ 
neh) uns auf deſſen geſchichtlichen Sinn ſchließen; auch Hat der 
Verfaſſer von den wenigen hiſtoriſchen Arbeiten auf dem Ge⸗ 
biete dez Criminal⸗Rechts, auch von den Verſuchen bes Unter⸗ 
zeichneten, ſolche Notiz genommen, und ihr Princip gebilligt, 
daß man ihn geen. ale einen Gleichgeſinnten in der wiſſen⸗ 
ſchaftlichen Grundanſicht begrhft, zumal ba es hier nicht auf 
irgend cine Partheiſache, ſondern auf eine Umfaſſung und Ver⸗ 
bindung der weſentlichen Seiten der gangen Rechtswiſſenſchaft 
ankommt, welche man gerade im Criminal⸗NMecht am weniz⸗ 
ſten hat zugeſtehen wollen, die aber gewiß feo alé richtig am 
erfannt werden wird, 

Was aber nod mebr als Befkitigung gelten kann und gue 
gleich cin Beiſpiel der zwecmaͤßigen Behandlung, auch fir as 
geltende edt, giedt, it bie Darflellung der ſ. g.- Steal 
rechts⸗Theorien, indem hier nit, wie ſonſt wohl, irgend 


— 





: Hebert. ab. vie neuern Softeme. | 493 


eine Theorie hingeſtellt, und ohne Ruͤckſicht darauf, ob ſie Be⸗ 
ſtaͤtigung im poſitiven Rechte finde, im Spfteme fo gue als a 
als moͤglich, 6. h. mit HaAlfe einiger Inconſequenzen durchge⸗ 
führt, ſondern vielmehr in zwei verſchiedenen Capiteln erſt von 
den Anſichten der Rechts⸗Piloſophen, nach allgemeinen 
Gruͤnden, d. h. ohne Beruͤckſichtigung bes poſitiven Rechts, 
dann aber von der Frage gehandelt werden ſoll, wie fern das 
poſitive Recht in den for uns praktiſchen Quellen beſtimmte 
Anſichten ausſpreche. Freilich zeigt es fic) hier, daß dieſe lege 

tere gwar mancherlei uͤber Zweck und Beſtimmung der 
Strafe gelegentlich aufſtellen, aber eine Angabe bes Grundes, 
eine Begrindung bes Strafrechts, und Rechtferti⸗ 
gung deffelben, gegen moͤgliche Bweifel findet fid) nicht; aber 
diefe Verwedhslung von RedtssGen nd und 3wed der Straſe 
und vor moͤglichen Folgen derſelben findet ſich auch bei den mei⸗ 
ſten Strafrechts⸗Theorien ſo ſehr, daß man genau’ genommen 
durch dieſe Eine, nun einmal gebraͤuchliche Benennung, ſehr 
verſchiedene Begriffe bezeichnet findet. 


In dem allgemeinen Theile wird dann zuerſt von 
dem Strafgeſetze, dann den Verbrechen, hierauf der 
Strafe und, threr Unwendung auf das Berbrechen gehandelt; 
nur in und mit mebrern Abtheilungen. Mit diefer Unordnung 
wie fie hier im Allgemeinen angegeden it, mug fic) der Unter⸗ 
zeichnete um fo mehr einverftanden erfldren, al8 er, freilich 
wieder nad einem andern Gefidtspuntte, fie im Weſentlichen 
aud) annimmt: Aber eingelne Ubweidhungen pat er ſich in feis | 
nem Opftem erflact, und muß ſich fowohl in Unfehung ders 
felben, als aud) ber Redhtfertigung darauf beziehen. Daf 
Waͤcht er aud fir da8 Syſtem ſich Verdienſte erworben Habe, 
durch paffende, oft eigenthimlide Stelung mander Lebren, . 
lehrreiche Berbindung und Bereinfacung auf ber einen, zwec⸗ 


r 
\ 





594 = Strafrecht. 


mafige Sonderung auf der andern Seite, iſt auch bereits mit 
gebuͤhrender Unerfennung erwaͤhnt worden. . 

In dem gweiten Theile, welder die Lehre der Hers 
brecheriſchen Handlungen betrifft, iſt dagegen ein Plan 
befolgt, den der Ref. nicht durchgangig bifligen gu koͤnnen 
glaubt. Mad der Borrede wollte der Berfaffer ,,cine ausfuͤhr⸗ 
liche Darſtellung und Gritif der Claffificationen und Anordnung 
‘ber Berbrecpen, welde in den altern und neuern Syſtemen des 
Strafredts im befonderen Theile befolgt find, geben.” Er hat 
es aber auf cine andere Gelegenbeit verfdieben miffen, und 
ef laͤßt ſich, nach tem, was in diefer Borrede und in dem 
Bache ſelbſt, theils fiber und gegen mandhe Stelungen ges 
fagt, theils felb(t geleiftet ift, gewif erwarten, daß aud 
Manches beffer begrdndet und — werde, als es jetzt 
erſcheinen muß. 

Der Verfaſſer hat nehmlich jede mehr kuͤnſtliche Cintheis 
ting und Stellung vermieden, und dafuͤr allerdings dieſes fuͤr 
ſich, daß der Sinn mancher Eintheilungen und Gegenſaͤtze febr 
verſchieden genommen, und nod nidt ein allgemeiner techni⸗ 
(cher fey, daß die meifien, aud der ſcharfſinnigſt aufgeſtellten 
Unterſcheidungen der Vorwurf trifft, daß dadurch oennod ents 
“weber nidt alle Fale erſchoͤpft, ober ausſchließend claſſificirt 
ſeyen; einige fallen unter keine, andere unter mehrere der an⸗ 
genommenen Geſichtspunkte; er hat es Saber vorgezogen, eine. 
ſolche Ordnung gu befolgen, welche zunaͤchſt auf das Bedaͤrfniß 
des Vortrags, eine leichtere Verſtaͤndlichkeit und Deutlichkeit 
berechnet iſt, und daher, ohne Ruͤckſicht auf die ſtrengen For⸗ 
derungen des Syſtems, und einer conſequenten architektoniſchen 
Geſtaltung und Gliederung des Gangen die Ueber. Unters und 
G.eich⸗Ordnung der Theile, vlelmehr diefe, und demnary die 
eingelnen Lebren gewiffer Berbrechens-Arten ſo vorgetragen, bag 
bie alfgemcinen fubfidiacen, die, deren Grundſaͤtze auc bei an- 





rd 
Y 


~ = Meher. Ab. die neueſten Soſtene. 405 


dern moͤglicherweiſe sur Anwendung kommen, vorausgeſchickt 
und alſo die mehr ſelbſtſtaͤndigen: zuerſt, die andern, ie ($3 
ſtere verſtaͤndlichen ſpaͤter erwaͤhnt: werden. 

So nothwendig nun aber auch die moeß ht anf. be. OR oe 
thode | nd bm Vortrag Ht: fo ſcheint es doch, abb weng 
deren. F derungen auch auf eine ſolche Weiſe genuͤgt wenden 
koͤnne, die zugleich die Anſpruͤche des Spſtems anerkennt, wie 

auch andere, namentlich ber Ref., wet ev ſich hier nen⸗ 
nen darf, es verſucht haben, beide Geſichtspunete zu ——— 
gen, was bei ihm: zugleich aus der. bereits ausgefprochenen Ue⸗ 
berzeugung hervorgeht, daß Spſtem und, Methode weſen tlich 
Gives find. Ja die entgegengefesee Anſicht, und folglich die 
Bemuͤhung durch Aufopferung des Sopſtems, dee: Methode des 
Vertrags vollſtaͤndig gu genuͤgen, belohnt ſich nicht einmal durch 
das gaͤnzliche Gelingen dieſes Planes, und es dleihen aud hier 
wieder Galle Abrig, wo die Erlaͤuterung einer Lepre entweder 
ein einſtweiliges Verweiſen auf eine andere, ſpaͤter vorzulegen⸗ 
de, oder eine Anticipieung derſelbenanathwendig macht. Daxum 
it eb doch wohl vorguzieben, cin moͤglichſt einfaches, aber kunſt⸗ 
gerechtes Syſtem, im Gegenſat der hier geſchilderten Methode 
aufgeſtellen, wobei ſich nicht nur jene methodiſchen Ruͤcſichten 
aud) beobachten, fonder. auch gerade hurd die Cigenthuͤmlich⸗ 
keit der Zuſammenſtellung des weſentlich Verdundenen der Ent⸗ 
gegenſetzung bes Getrennten, yd; wiederum der Vexrglei⸗ 
chung des Vexſchiedenen, dex Unterſcheidung des Aehnlichen, 
recht gute Gelegenheit ergiebt, wichtige Geſichtspunkte kennen 
zu lernen, um fo wehr, als hier fo oft die Vergleichungs⸗ oder 
VUupterſcheidungs ⸗ Merkmale aus der Natur, Form, dem. Cre. 
folge zc. der menſchlichen Handlungen ſelbſt entnommen werden, 
und dadurch die Manchfaltigkeit und Beweglichkeit des Lebenta 
digenauch der Theorie gu Gute lommt. Bleiben dann freilich 
auch bei dieſem Spftews manche einzelne Maͤngel, und laſſen 


4900 BSGtrafrecht. ap | _# 
Gich nicht (lets Heide Anſpruͤche der Methode und des Syſiems 
vereint befriedigen, fo mug man bedenten, daß vielleicht ar 
dern in hoͤherm Grade gelingt, was wir dennody deßhalb nidt 
underſucht laſſen ddrfen, und daß aud in der Gace, dem Ges 
genftande felbft die Rothwendighelt einer gewiſſch Beſſhraͤnkung 
legt. Bei ciner nur philofophifdhen Enwicklung | 
die unmittelbare. Cinheit von Syſtem und Methobe 
fordern, und diefe Gorm iſt jedoch. die eingig wiſſenſchaftliche; 
aber wo der Stoff, wie in unferm Criminal⸗Recht, theils 
durch die bier gu betradtenden menſchlichen Handlung en eis 
febe vielfach geftalteter,- theile durch Ole pofitivben Quellen, 
nach denen jene beurthellt werden muͤſſen, ein beftimmet ge 
gebener, nidt ert bervorgubringender it, da muͤſſen 
nothwendig Zufaͤlligkeiten und Aeußerlichkeiten Abrig bleiben, 
veil weder die hiſt oriſche Gefialtung der Quellen⸗Rechte, die 
felbfiftandig aufzufaſſen find, die Mufgabe Hat, blos ſich der 
Methode unfers Vortrages gu figew, nod) die unendlide 
Bewegtheit ves menſchlichen Handelns fid) iberall einem 
Spfteme anpaft, Aber ohne Ordnung und innere Nothwen⸗ 
Sigteit find weder diefe, nod jene, und fo bleibt immer der 
Wiſſenſchaft die Aufgabe, dieſe nicht r..0% trem Wefen, fon 
dern aud ihrer Form: nach zu erkenen. 

Der beſondere Theil zerfaͤllt hier in zwei ſehr unglel⸗ 
che Abtheilungen (bem Umfange nad): deren erſte von ſ. g. 
unmittelbar bärgerlichen oder Rechts⸗Verbrechen, 
die andere bon Polizei⸗Berbrechen handelt. Fu der 
etften Abtheilung werden nun ohne. weitere Cintheilungss 
grande die Haupiclaſſen der Verbreden in einzeln Capiteln 
nebeneinander geſtellt. Die drei Berbredenss Merten, welde 
gugleich eine ſubſid iaͤre Ridtung haben, vis, falsum' und 
injuria werden aber nit nebeneinander, ſondern zuerſt 
vis, bann injuria, falsum aber erſt in dem ſechſsten 





— 








1 ; Paes 
\ | 2 
ueberſ. Ob, bie J aeuern Spfteme. 497. 


; Sapitel behandelt, damit an bas oxitte Capitel, weldhes von 
den Toͤdtungen handelt, ohne Unterbrechung die Gefunds 
Heitsverlegung, und gndere. mit. dieſer verwandte Bers 
Eegungen 3. B. Kinberaus(egung abgehandelt werden thus — 
we: hieran ſchließen ſich Verbrechen wider ſ. g. Vermoͤgens 
Rechte, Pertrags-Berlegungen, in Begichung auf Ve xe 
mbgents. und. Familien⸗Verhältniſſe, Amts⸗. Bers 
breden, widerrechtliche Kriegs dienſt Cntgiehung und J 
Befreiung eines Gefangenen;, den Beſchluß machen 
Majeſtaͤts⸗Verbrechen. Daß jedes dieſer Gapiteb- eing 
Menge heſonderer Halle unter ſich faſſe, laͤßt ſich denken; fo 
find namentlich unter den Gefi chispunkt ber Gewaltthaͤtig; 
Eciten eine Menge aud (older alle geſtellt, welche unfere 
Geſetze ald ſelbſtſtaͤndige Verbreechen betrachtet wifen woll⸗ 
ten, denen daher auch dex Verfaſſer in§. 123, eine eigene 
aus dieſem Umſtande entlehnte gemeinſchaftliche Rubrit ate 
weiſetʒ aͤhnliches geſchieht bei den Iniurien. §. 159; dog 
wicht gang in dem Sinne, wie F. 133; denn dieſe Faͤlle bieie 
hen Jajuri ed, und. find-aur bor der gemtinen Cheenbelels 
Digung Her porgebod en; die andere aber werden ſelbſt nicht 
als Gewalt betrachtet, vbſchon der Begriff dieſes Derbrechens, 
ſich durch die übrigen befonders Heroorgehobcnen Arten durche 
fahren Wat, was feinen Grund in der formellen Natur des, 
Verbrechend der Gewals hat; dieſem ſtellt man mit⸗Recht, 
nach dem Romiſchen Syſlem m der Ergdngung,. aud den Bee 
txug als formelles Verbrechen an die Seite: hingegen der 
Gnjucie, obgleich fie einen ſehr umfaffenden Begriff Hat, und. 
vielfach ſubſidiaͤr (jedoch mehr ꝓrivatrechtliche Aushilfe 
darbietet) kann, nady der Ast, wie ſich unſer Criminal. Recht 
diſtoxiſch-praftiſch gebildet Hat, diefelbe allgemeine 
formelle Richtung wiht gugcidyteben werden. Hat man nun 
gu fauͤrchten, daß die Anordnung, wie fie pier angegeden iſt, 





498 oe -Srtafeedber” — | 
Ben boppelten Machthell mit ſich füͤhren Foune, dle Forderungen 
be8 Sy tems abgewieſen zu haben, ohnr fn allen Theilen bet 
ber Methove gu entſchädigen, (6 muß man wieder einrdus 
fren, daß der Derfaffer bel ten efrrgelnen Lehren, fo weit 
mat aus den Hinweifungen in den Roten ſchließen kann, alles ges 
Han habe, was moͤglich iſt, um folchen Nachtheilen gu begege 
nen, indem hier auf Dieles, freilich nicht ohne dadurch: veran·⸗ 
laßte Weitlaͤuftigkelt, aufmerkſam gemacht wird, was ſonſt Set 
Gelegenheit der allgemeinen Stellung ſchon deutlich wird, z. B. 
der Unterſchied zwiſchen dffentlichen und Privat-Ver⸗ 
brechen x. — Der Begriff der Polizei⸗Verbrechen 
trder gweiten Abthetlung wird beſtimmt durch Uebertres 
ting ‘der Polizei⸗Seſetze: indem fidh dieſe unter andern 
auf Erhaltung der Neligiofitat, Gitte und Sittlidteit 
beziehen, werden’ bite 'mebrere weit Hd bere ſelbſtſtaͤndige Bere 
Hattniffe, unter den blos polizeilichen Geſichtspunkt geftelit, 
foogegen Ref. auf fein Spftem gw verweifen ſich erlaudt. Dak 
Cie Brauchdarkeit deb Buches bei bem Vortrage, durdydie’ Mit⸗ 
lichkeit einer unmitteibaren Verweiſung auf abgedruckte Quellen⸗ 
belege, und durch die Erlaͤnterung derſelben ſehr erhoͤht werde, 
wird jeder Docent zugeben, der aus Erfahrung den Rutzen der 
Verbindung der exegetiſchen mit der do gmariſch⸗ſyſte⸗ 
matiſchen Mrethode tennt; aud) thinen die Gegner noch auf 
det Nef. Vorrede gam Crimi Proges p: XXXI. verwirt⸗ 
ſen werben. “LUebrigens wuͤrde ein laͤngeres Eingehen det Bates 
zeichneten, ber dus dem Buche fo viel Gutes gelernt ju haben 
bekennt, von dem Plane dieſer Anzeige gu welt abfuͤhren, und 
fm auch gu ſehr, da er doch -feine' Anſichten ausſprechen foll, 
äuf fein eigenes / Syftem gurhdgubebed noͤrhigen, von welchemn 
er hier ‘nod, natuͤrlicherweiſe nur refczirend, nicht pruͤfend, cle 
nige Worte uu bemerlen — worben — 


1 oT 2* of > par : 








\ - 


. Weberf. ob. die memern: Eyſleme. 490. 


. Ron her Form des Dashes. if bereits. dis Mebe geweſen. 
Beflimmt gu dem Gebrauche bei Vorleſangen, nach dem 
jegigen Standpunkte unſrer Wiſſenſchaft, hat bop 
Bud, gleich jedem and ern Lehrbuche, einige aus. her indivig 
duellen Auſicht des Vortragenden hervorgehende Eigenthuͤmlich⸗ 
keiten, uͤber welche nach wiſſenſchaftlichen Principien ges, 
„ſtridtenn, da h. cine Unterſuchung angeſtellt und ein Beg 
weis gefordert werden kann, wiefern dieſe Auſichten uur cigens 
thimiide beſondere ſeyen, oder, was der Verf. woͤnſcht, 
. Ugfprade auf cine aliggmeinere Billigung machen dita 
fen. Golder Beweis iſt ſchwierig, weil theils die Mit tel 
und die Art ihrer Benudung. theils eben das concrete Bee 
meisthema ſelbſt, mit Gegenſt and des Streitet und dep 
ſchiebener Unfidten find. Go weit aber folder; Beweis migs 
lich ift, iſt e& verſucht worden, benfelben in einer ausfuͤhrlichen 
ecinleitendBen Abhandlung, und. ‘bet den einzelnen Rebs 
wert in koͤrzern oder, Jangern Unmerfungen gu fuͤhren, oder wes. 
yigftend angudeuten. Dieß begieht ſich aber. ſeltener anf dew 
Gupalt der im Te pte ausgefprodenen Gage, als vielmebr auf: 
die: {yflematif(dhe Bebandlungsweifes und indem der Bers, 
kaſſer eB: nit wagt, ſeinem Werke eine grdgere Beziehung auf. 
das gelebste Publikum gugufdreiben, hat..er ausdruͤcklich S. 
XLMI. extlaͤrt, dof er es nur als einen Beitrag. gu Bee: “8 
gtindung eines wiffen ſchaftlichen Soflems. des Gris, 
minal Rees hetrachtet gu, fehen wuͤnſcht. Seine Unfiche. : 
bat ex in ber Vorrede autfuͤhrlich, in Verhindung mit cincg, 
geſch icht lichen Darſtellung ber verſchiedenen wif, 
fenfdaftliden Behandlungtßarten des Criminal - Medes, 
in Glterer und neuerer Beit, cusgelproden, daß cine Wiedere, 
holung herfelben, und ein Auszug aus dem Bude hier am fy2 
weniger am Orte ware, alt in der. gegenwartigen Anzeige die, 
Qelegenheit des Entwicklung cigenes = aad bend at. 

Krit. Zeitſchr. 13. 


56a SH" BFetateewe, 


worden MRSA cate mie geflattet gu Demerkerr, daß mit 
Anerfermung’s WAG Vortheile / welche Nachtheile irgend einer 
du einer beſtiarmten Zeit vorherrſchenden einſeitigen Richtung 
nnd Merhode zuzeſchrieben werden muͤſſen — det blos dogmas 
tijd) praktiſchen, Ger diſtoriſchen, der philoſophiſchen, — bier 
Das Reſultat aͤusgeſprochen, und in der Ausfuͤhrung ſelbſt nod 
mehr zu begruͤnden verſucht iſt, wie die Nachtheile jeder Eins 
feitigteit vermieden, die Vortheile jeder Methode erreicht 
werden koͤnnen, went man fie verbindet. Dieſe Verbindung 
iſt aber nicht Forderung einer üußern Klugheit, Bwed mdf 
figkeit oder Nuͤtz lichkeit, “fonderti fie it die unmittelbare 
Pnerlennuiig’ see wiſſenſchaftlichen Eigenthaͤmlichkeit unferes pee 
fitiven Rechts weldyes die derſchiebenen Seiten der Philo fo 
phic, Geſchichte “und des beftependen Syſtems an fid hat, 
Sie theils ald Brafenfolge nadeinandes, theils in Be 
githung auf tie wiſſenſchaflliche Darftelung des Beehenden 
nebene inande v in Betracht kommen, snd deren keine ‘ohne 
Nachtheil Wegbleden darf. Man mag alſo einmal jeden 
Theile, der vielmehr nur eine Seite des Gamjen iſt, ſeim 
Schranke anwelſen, nicht ihn zum Ganzen und Auodſchlie genden 
machen, wie zuweilen geſchehen iſt, dann ober auch eben wie 
der jedem Theile [eine ihm geo prenoet Srelle’ wiht verweigern 
folglich ody: ſich zu Sex Anſicht erheben, daß wirkliche Philo. 
ſophie, Geſchichte und Spſtem des pofitloen Rechts nicht in 
einem gezenſeitigen friind fide Wwepaltnife um Kampf, 
ſondern in ciner téfentiihen" te Gere (ih ‘Befthtew, und dag! 
ble von: den Gegnetn -gemacheen Cinwendunged® theils daraus 
abguleiten find, daß man oft Son‘ Borne herein die Nothwem 
digkeit eines folden Gegenfa ges. wd der Unvertinbar 
Feit der verſchiedenen Methoden annahm, hells daß fle durch 
die Einſeitigkeit irgend einer vorherrſchenden Anſicht durch Mipe 
braͤuche, welche dem Priuicip, ſonbern drin oe 


se AL Saale, 


6 


Hebert. aͤb, die nenern Syfteme. boi 


duum see Lol fallen, ‘und endlich dadurch veramagt wurden, 


dah fic), Manches ‘ale philoſophiſcho⸗ hiſtoriſche ober prahiiſche 


Behandlungsweiſe augekundigt hatre, was dieſes hérhfiehs: in 


dies’ bios aͤußerlichen Bedeutung, alſo niche See Bahrheit nach 
at. Wenn ys farts cine ſchiwvie rigs Aufgabe ennpepe, (6 
HUB UNG dieſes nicht · abſchrecken, fonder ermuntert, gue Wd 
fling derſelben mitzuwicken. Denn hur vereinte Thaͤtigkeit kann 
hier, wie in andern Dingen, zum Biele fuüͤhlen, und die Bis 
cede druͤcti dic gewiß bon den entſchiedenſten Parthieen wngerd 
kennende und zumFrieden fibrenve’ Auſicht dus, daß Kber⸗ 
haupt jede redliche Thaͤtigkeit, auch mur nach einer beſtimniten 
Richtung, ihren Werth; als Beitrag gum Ganzen fates Wee 


«HHL fe Die Vevethigang aller Seiten iſt, mbge teen fle oie 


avBeiten ; ‘Die er al8? die wichtigern erlennt, — ex*wlird der 


Wiſſenſchaft natzen, who ſich den Dank: derer erwerben, welche 


dieſe und nicht Neußrres wollen, aber ex laſſe Andetn. gleided 
Recht wiederfahren, ‘und ſoll den Frieden in der Wiſſenſchaft zu 
befoͤrdern fudbem > Denn der Kampf iſt der Wahrheit nur bis 
zu vinem be flinemten Grade d. h. ſo weit firdertidy; ats: 

der Form und dem In halt nad wiſſenſchaftltchiſt: pee 
tvifft er aber ba8-Jadioiduunr, fo wird haͤufig gefeble;. und 
Dat In jedem Galle; abgefehen von ber fubjectiven Bere dy 
tigung der Strettenden fid gu vertheidigen, nue ein be⸗ 


ſchraͤuttes vorabergeheindes Intereſſe, allgemein aber meiſt nach⸗ 


theilige Wirkungen. Darum kann der Ton‘ der Vorrede eines 
hier nicht eiwaͤhnten Schriftchens, welches den Anfang einer 
Eriminal⸗ Rechts⸗ Cheoelé giebt, nicht gebilligt werden; ‘ud 
auf die Denko uid Hand lungs weiſe wuͤnſcht Sex Veifuſſer 
Vorredẽ S. XXIII. ſolle die Wiſſenſchaft nad cinem bekannten 
lceiniſchen Spruͤchſworte, veredelnden Ginftng quiets} 


| ST Was? dad⸗Syſt cath? ſelbſt betrifft, beffett Tharakteriſirunig 


cben gegeben ft, fodn feet | ‘von: dem vorlaͤufig anzugebenden 


iil ee 





62 ee Bat Gand ered en drs2a28 

Begriff-uad Quellen oes: Grindnal ¢ Hehis;, daun ber. ge 
(Pidslieen Dares lung: des Ent wid uvgsoGan ges 
ete Crtminnls Rees wank der. Wiffenfhaft deſſelben 
le Dhaba, le deren Mefeltat fid dee jepigr Stan dpunt 
Rye Mdaoſchaft ergiebt. Dieſe meiſt Abergangenen Raͤckſichtan 
bir cud in dem CrimivalsPropeffe, ehen ſo genommen 
find, glautee dee Verfeſſer ſeisen Subbrern, gleidy :bei dem iy 
trite in die Wiſſenſchaft bemerfbar machen zu muͤſſen. je 
dem aAlsemeinen Theil handelt vor dem, einzelnen Lehrern 
cine Einleitung opm des Begruͤndungund den ober 
fen Srundfigen des; Strafrechtẽ. Daß in der Try, 
wag dee philophiſchen und pofitinred@thiden, paufig 
Mergongenen, Darſtellung ior Waͤchn ar dat Beifpiel gegeber 
bobo,. hat ˖ der Verfaſſer anerkannt; die; Nothwendigkeit aber, 
das:haſtari ſch e Princip auch in der philefonbifdhen Dar 
ſtelang, woe -RACKHten , welche bev Gaf(higte der Phi 
lo ſop bie anbeimfalen,- durchzufuͤhren; iſt bier guerft ansge 
feroden nnd bee Berfalfer pat. ſich von Ser Wichtigkeit dieſer 
Pst Yer Behandlung um fo mehr dhergengt, als er diele alsere 
und neuerr Bebauptungen ber Rechtslehrex aus. dem Einfluß 
der verſchledenen philoſephiſchen Spſteme gu erklaͤren, und dar 
nach ˖ auch gu pruͤfen in Stand geſetzt worden iſt, und hofft 
bater davon noch getzauere Rechenſchaft geben gu koͤnnen. Das 
die Lehren des allgemeinen Thais in drei Hauptabtheilun 
gen, und gwar inter nicht willtabtlichen Ordnung ab⸗ 
gshandelt werden, wonach zuerſt voy dem: Sitrafgeſe te, 
dann Qes Uebertretung deffelban my den Berbredeg 
qublich ber-wothwandigen Folge dez Verbrechens, der An⸗ 
wendung bes Strafgeleges gehandelt wird, ſucht die eine 
leltende Abhandlung Aus innery Grinder au segtfertigen 


+ 


_ haffelbe it, reget des Recheeesp, —** Gib 


} 





‘ 
. ~ 
⸗ 


| neberſ. ad. die meAR-Epfteme. god > 
OMe Grundſtze HG der. Natur ber-Hanhiung) “uso Ape 
Her verbrewerifen tm inn ern Zuſammenhang, wndzhof 
Fentlid in logiſcher Conſequenz dargeftelit:: Ge viel alt nds. 
Eft ſchon hier Lek jeder Lehre bee hiſt or Tipe: Geſichts pantt Dems 
fenigen oder Serjenigen Quellen⸗NRechte vorangeſtellt, aus wel⸗ 
Bien’ erlaͤuternde Punkte fuͤr das geltende Recht, und dieſes 
ſelbſt abgeleitet werden. Fnsbefondere aber! hat ſich der-Ders 
faffer es angelegen ſeyn faffen, dieſes in bent! Befo d dete 
Theile bei defi n zelnen Verbrechen gu thun, und zwar in 
groͤßerer Ausfuͤhrlichkeit, als ed th Rechtsgeſchichten und 
criminaliſtiſchen Lebrbadern ‘gu geſchehem pflegt. Indem 
ex auf dieſe Weiſe Sie hiſtoriſche Roaͤckſicht mit ber dogmatiſchen 
vereinigt hat, iſt es ihm zugleich moͤglich: geweſen, mu feines 
Mefhode die bon Martin befolgte gu verbinden, nehmlich das 
Strafgeſetz vor der Darftelung ses Begtiffs gu vrdrterne Al⸗ 
lerdings fommt dant in Ser bogmatiſchen Darftellung! dee Bee 
griff vor der Entwicklung der eingelnen Beſtandtheile oes 
Thaibeſtandes, allein cheils iſt die mdtzliche Geſahr vermieden, 
da ſich die dogmatiſche Darſtellung and dex Beguiff- hier Hs Hes 
fultat der hiſtoriſchen Wuͤrbigung ergeben, theils iſt nach dem 
fraͤher bemerkten dieſe Gefahr boc. micht fo gegruͤndet ald es 
den Anſchein hat. Wo es nothwenbig ſchien, ‘find “phi foe 
phiſche oder politiſche Einleitungen gegeben. Dev He | 
ſondere Theil zerfaͤllt in drei Abtheilungen, die beiden 
erfien, Verbrechen gegen eingetne: 3 ndibidden 7° amd 
Verbrechen gegen den Staat,- find. faſt allgemetat angus 
nommen, nicht fo die dritte von den Verbrechen gegen Re⸗ 
ligion und Kirche, welche der Werfaſſ er fiir nothwendig 
hielt, da er ſich nicht zu uͤberzeugen vermag, daß Ole aaf hb» - 
bern Gruͤnden berubenden Verhaͤlt niſſe der Religion, unter den 
blos rechelith ely weltlichen, oft ſelbſi privatrechtlichen 


J 


— 


Seg Gteafeede:.:- 7 


Schtepuntt gegogen werden dhrfen. Wei den Priosh 
Berbrechen, welhe nab verſchiedenen Radfidten gu clase 
ficlven verſucht find, und wobei, wie die Darſtellung ſelbſt und 
bie Noten angeben, die Ruͤckſichten der Methodik mit denen 
des Spſtems in Verdindang gefest find, iſt bier als cigens 


thaͤmlich gu erwaͤhnen die Unterſcheidung der Verbrechen an 


ber Mer finlileit als folder, und an den der Perfon 
zuſte hen den Redtens dich it nothwendig, weil die Ane 
nabme ſ. g angeborues, Rechte, ober. urfpring lites 
im Gegenfage von exworbenen oder abgeleiteten zu falfden 
Saͤtzen fuͤhrt, und weil eben biefe ſ. g. urſpruͤnglichen Rechte 
bie Perfor ſelbſt find, und diefe ohne fie nicht iſt, fo daf 
4. B. die Perfon nidt ctwg .beftehr, und neben ſich rin 
Ret auf Leben hat, fondern weil fie Lebt, wie dean 
aud 5. B. Mie Thdtung nicht das Recht auf Leben, fondera 
bas Leben ſelbſt anfhebt, was. ſchon oben,,bemertt iſt. Bei 
ben Sffentliden Berbreden gegen ben Staat, ift dies 
ſer felbft, als Ganges, und reprafentirtiourd den Inha⸗ 
bev der Gtaatsgewalt, und als die Cinheit feiner Gewal 
tan, ven den legtern unterſchieden, und dieſe ſelbſt find au 
bers, als gewoͤhnlich, abgetbeilt, wobei in einigen Unterab⸗ 
theiluugen. bie durchdachte Anordnung bon Martin benugt 
worden iſt, fo wie in Anſehung der ſelbſiſtaͤndigen Stellung 
ber Religions⸗Verbrechen gum Theil RoPhirt als Bore 
Ghager genannt werden mug, ‘nur daß bei, diefem die Stele 
lung bet Perbrechen gegen die Gotthelt mehr nach dem Ge 
fidtspunti_e einer Anſchließung an die Ordnung der C. C. C. 
als nad) ben hier S. 271-276, ausgefabrten Gruͤnden ins 
never Nothwendigkeit bewirkt worden iff, Dem Duche ift eine 
Chreſtomathie der widhtigiten. Beweieſtellen . angebingt, 
welde der Verfaſſer in den Vorleſungen, die ex freilich in 








mehr widentliden Stunden Halt, als fonft meift bem Erimi⸗ 
mal⸗Rechte gewidmet werden, erlaͤutert, oder die wenigſtens 
durch unmittelbare Verbindung mit den Vortraͤgen deutlich 
werden, und dieſen ſelbſt eine Grundlage geben. Die Er⸗ 
fahrung hat ihn belehte, tapi dadutch nit! dur das Intereſſe 
der beſſern Zuhoͤrer ⸗vermehrt ſondern auch die Neigung gum 
weltem —— rai ides Quelenegewhri rund be⸗ 


foͤrdert werde.. 5 ste dagy 
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J. J. H. Abess. 
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der 


in ben ‘eputfen. RiterataesSeitungen Hon 1926. 


8. 


enthaltenen Recenſionen 
rechtswiſſenſchaftlicher Sa "). 


2 J e 


L Kritiſche Zeitſchriften. 


Sb. C. Schunck, Jahrbuͤcher der geſammten deutſchen Sis 
——— —X Palm u. Enke. 839 AI. iſce 


Wagner's Zeitſchr. III. S. 1113 VI. 270; IX. 370, ; 








©) Der Unters , ‘von ber Red. Geletiid. mit der Anfertiguag des verſyrochenen 


VelAAndigen Verzeichniſſes alter in den deutihen Liceraturs Bidtterngseetteens 


- ten Geurthellungen juridinver Schriften beauftragt, Gatte gehofit, dag ida 


/ 


das Aligemeine Repertorium der Critik, von Runpf nud Pe— 


Cet dieſer mühſeligen Arbeit überheben würde; allein ex fand bald, daß dieſes 


Machwerk kaum den dritten Theil des zu liefernden Materials enthielt, und 
mußte ſich alſo entſchließen, doc ein ſolches Verzeichniß zu entwerfen. Wene 
sun aber and feine Arbeit, wie er furchten mug, micht ganz voll@audig 
exfunden werden folite, ſo bitter ex ‘die — beffentlid auc undedentender — 
Lücken nidt cinem Mangel an Aufmerkſamkeit von ‘feiner Geite, ſondern 
mancherlei nicht fogleid zu entfernendens Hinderniſſen zuzucchreiben. Das 
allenfalis Fehlende ſoll wo möglich in dem folgenden Jahrsverzeichniſſe nade 
geliefert werden 
Damit jedoch das Verzeichniß nicht nnvesi@andiger erſcheine, af8 es wirklich 
ſeyn mag, bemerkt der Unterz., daß ex bei Entwerfung deffelben folgende 
Regein befolgen au muͤſſen gtanbees 
1) Es find bles ſolche Schriſten, welche im gaufe de8 Jahres 1826 ers 
ſchienen find, aufgenommen, mit einziger Musnabme der akademiſchen, und 
der in deutſchen Blättern beurtheilten fremden Schriften/ bet welaen 
auf 1825 zurückgegangen iſt, den Regeln dieſer Zeitſchriſft gemäß. 
&) Auch bei den Recenftonen tt ſtrenge darauf gehalten worden, vag 
nur ſolche, welche in den Seitunaen des Jahres 2626 ſtehen, vorge⸗ 
merkt wurden; ( wobel jedoch natüruich dieienigen Hefte einer eitfarite, 
weiche zwar eine andere Jagressahl fibres, aber sum Jahrgange 1806 gehoreny 
nicht ausgeſchloſſen wurden⸗ wie z. B. namentlich bei unſerer Zeitſchritt der 
Gal it). — SS find alſo in dem gegenwärtigen Verzeichniſſe weder Me im 
Jabre 1327 erſchienenen Rec. dev Werke vow 1824, nova auch die im Fabre 


— 











Cd 


Bering Der ‘Recenfionen: juriſt. Sarit 0, 1826, go? 
TL Naturrecht. | aa 
_ - | 1. Einleitende Schriften. oo 
H. R.Stö ckhart, de cœli vi.in jure pe Diss. Lips. 


Reclam. 
—— Zeitſch. IL 3. G. 339. 


=m Sopfſteme. 


6. gi f &baber, das Naturredt. Stuttg. Steinfoyf, oo: 
tit a thor. I. 2. G1. Schunck, Jadrb. IH. 2. 6. 24, 
HO &. 3. nr. 262. 

— W. v. Reidnig, Soſtematiſches Lehrgebaude des geſamm⸗ 
ten in Deutſchland geltenden gemeinen Rechts. or Bo. Kirchen⸗ 
recht, Criminalrecht, Naturrecht. Berl. Rader, 

Sdung, Jahrb. Ill. 3. ©. 313.5 


3, Monograpbiceen. | 


A. Castiau, dé foenare approbando, Diss. 185. Gandz 
‘Vandekerkhove. 
Krit. Zeitſchr. II. 3. S. 344. 
G. U. v. DroftesHAlshof, de Aristotelis —— univer- 
sali et particulari..Bonn. Habhicht. 
Krit. Zeitſchr. L 2. S. 24, - , 
Ww. Ww. Schierling, de legum srogaton. Gandayi. 
Mahne’ 1825. | 
\  Krite Beit(or. H. 3. 6. 373. 


IN. Privatrecht. 


1. Quellen und ihre Rete ad 


W. L. D. J. de Crassier, ‘de confectione Codicis Theo - 
dosiani, Diss. Leod. 1825. 
Krxit. Zeit ſcht. Lr, S. 15a. | 





1826 erſchienenen Veurtheilungen feiihever Schriten zu fuer. -Yene werden 
im nddften Jahresverzeichniſſe enthalten ſeyn; diefe anzuführen mus 
man ſich gang verſagen, ſoute eine fete Anfangss Grinie gewonnen 
‘. werden. ‘ 

3) Das sBerackdonit dau bie⸗ nriaicche Werle On engeren Sinne. 
Q) Ein zeUne Aufſätze aus Zeitſchriſten, Abhandlungenſammiungen u. ſ. w.· 
Nd unter dem ˖ Namen des Verhes einzeln genaunt, wenn fie getrennt von 
der fie enthaltenden Schriit und alfa alg ied Ganaes beur theiit 
wurden. 
x. Mohl. 


508 erdeichniß der Ahcenfenen 


C. W. E. Heimbach, de Basilicorum origine, fontibus; 
hodierna conditione atque nova edit. — Lips. 
- Tauchnitz. - F 

-Rrit. itqht. IL t. 6. 4g. 

J. F. Hunger, Crit. aliquot Observat. in — Institu- 
tionum Heilsbronnensem, Diss. Erl. 1826. 
Scunck, Jaded. UI. 2. S. 151. 

Institutionum libri IV. ad cod. ol. Heilsbr. nunc. Belay 

' , edid. C. Bucher. Erlang. Palm et Enke. 

-2 Sadun, Fabrd. Ul. 6. 136, Beds Repert. I. 6. ou. 

acl, Ung. nr. 126, 

C. Witte, Basilicorum Titulus de R. J. e-cod, Coish edit. 
Vratist. edit. 

Krit. Zeitſchr. I. 1. S. 48. 


3. Gefdiadte. 

C. F. Freiesleben, Beitrage sur Romiſchen Rechtsgeſchichte, 
< Heft. Bemerfungen ber einige Cigent pen eseegeli 
Schriften der alten Romiſchen Furiften, She Weigand, 

Beck's Repert. J. S. 422. 
A. A. T. Rudorf; de lege Cincia, Diss. Berol. 1825. -' 
Krit. Zeitſchr. J. I, S. 184. 


C. v. Savigny, Geſchichte des Romi Rechtes im Mit 
Paani ar Band. britelb. Mor. ie _ - 
Krit. zeirſchr. II, 1, S. 124. 


A. SHweppe, Roͤmiſche eſchichte und Re pate: 
° thdmer, 2e Aufl. Goit, b. Vandenhoͤck u. Rupr. 1826, 
Schunck, Jahrb. J. 3. S. 282. Gott. gel. Anz. nr. 46. 
S. W. Zimmern, Geſchichte des Roͤm. nratrechust bis J Ju⸗ 


ſtinian. Gd. I. A Wot, 1. u.2 Heid. Mohr, 
Sound, Sabet III. 3. S. 275. 


3. S p ft ¢ m 

H. Donelli Commentarii de jure civili. ed. 6. cur. Bu- 
- cher. Vol. IX. Norimb. Bauer et R. 

Schunck, Fabr. IL 3. S. 269. 
C. G. Haubold, institutionum jur. Rom. priv. historico- 

dogmaticarum lineamenta, ed. C. E. Otto. Tips. Hinrichs. 

Krit. Zeitſchr. 1. 3. S. 136. Gott. gel: Anz. ar. 197. 

G. Hugo, z0 kebrbuch des — tom. Tests, | 7te Muh 


eri. 1820. 
Schunck, Jahrb, II. 3. G. n⸗s. 





juriſtiſcher Schriften von 1626. ’ eg 
A. Schulting, Notæ ‘ad digesta ed. N. Smallenborg. 


Lugd. Batav. Luchtmanns 1825. 
Be d's Nepert: TJ, 5. ‘ 


“4.-Monogtaphicen and Gammlunagen you Abhand⸗ 
lungen deſſelben Verf. 
K.Albert, Ueber den Veſitz unkoͤrperlicher ae ober ſog. 
. Gerechtigkeilen. Leipz. Hartmann. 
Krit. Zeitſchr. II. 3. S. 340. 
Ii, Arndts Diss. inaug. ad Leg. 25. Dig. de liberatione 
legata. Berol. Briischke 1825. 0° 
Krit. Zeitſchr. Il. 2. S. 186. J. A. L. B. nr. 123. 
F. G. E. Backe,' bone fidei possessor quemadmodum fru- 
ctus suos faciat? Diss. inaug. Berol. 1825 
Mrit. Zeitſchr. IL. 2, S. 189. Shun, Fabrb. U. 3. S. 239. 
C. E. Berger, Unterricht fir Vormuͤnder. Hannov. Helvins· 
Leipy. Lit. 3. ur. 186. 
P. F. Deiters, dé civili cognatione. Bona, Habicht. 1895. 
Ge k's Repert. II. 2 
H.C. A. Eichstadius, Spicil. ad tit. D. de arbor. ca 


4 


‘dend. Jenz. Bran. 1825. 
Schunck, Jahrb. TL 1. S. 87. 


W. Frande, Civiliſtiſche Ubhandlungen, Goͤtt. Bandenb. u. R 
Gstt. gel. Ang. nv. 3. 
— — Ueber die vertragsmafige Beſtellung der Servituten Ga 
deſſen civ. Ubh ) F 
Krit. Zeitſchr. J. 2. S. 66. 
— — Beitrag zur Lehre bon der Pfandklag. (ebendaf. ). 
Krit. 3eitſchr. II. 1. S. 67. a 
Th. H.F. Gedke, an et quo sensu servitus non utilis fun- 
- do imponi possit? Diss. Rostock. 
Krit. Beitidr. IL 3. SG. 403. 
B. A. Gottschalk, selecta disceptationum forensium ca- 
pita. Tom. I. ed. 2. Dresd. Hilscher. 
Schunck, Jahrb. Ul. 2, ©. 183, H. A. &. B.7E. Ql. ur. 114. 
Halle, von der Befiellung der Gervituten durd) fimple Bere 
traͤge und Stipulationen. — n. Muſ. J. i, S. 64.). 
Grit. Zeitſchr. J. 2. S. 6 
U. v. Hennings, Datu der Rim. Gefege des Pfand- 
rechtes. Schlesw. Taudft. D : 
Krit. Zeitſchr. U1. S, 61. | ~ 





4 


‘Ste Grriianig der Aecenſtonen J 


C. F. Th. Hepp, Diss. ex quo tempore, hypothees bona 
dehbitoris affictat? Lips. 1825. 


Krit. Zeitſchr. 1. 6.67, Shunk, Feheb. Il. 3. S. 246. 


Aber J. 3. 37. D. de adim. legat. (Urd, civ. Pray. 
1K nr. 20.) 
Keit. Zeitſchr. I. 2. S. 185. 7 
_ & Loͤhr, fiber das geſetzliche Pfanbrecht Ser Kinder an dew 
Vermigen ihres Vaters u.ſ. — (Arch. cl. Prag, 1X. S. 71.) 
Krit. Zeitſchr. IL 1. &. 67. 
— —, Semerfun — aus der sa gon R (Arch 
civ. Prag. IX. 
Krit. Zeitſchr. i. : S. 174. 


Maregzoll, Aber da8 f. g. testamentum rusticorum oak 
civ. Peas. IX. nr. 15.) 
Krit. Zeitſchr. I. 2 S. 169. 
C.G.C. Rotermund, de successione furioso delata, Diss, 
’ Gétt. Dietrich. 
Krit. Zeitſchr. If. 2. G. 177. 
E. J. SHmibtlein, Aber die Crridtung bee Servituten bard 
Bertrag. (Usd. civ. Prag. IX. nr,g.) 
Krit. Zeitſchr. J. 1..6. 66. 
A. G. de Schrétér, Observationes juris civilis, Jenae 
a Croker. 
Krit. Zeitſchr. 1 . 2. ©. 80. 
I. de Selliers, de contrahenda ematione venditioné, Diss. 
Brux. de Mat. 1825. 
Grit, 3eitſchr. if 3. S. 346. . . 
A. — tting, de juribus nondum ——— Diss. Groningae , 
+ 282 
MN. Arch. fe Crim. R. IX. 1, S. 173. ; 
Ch. L. E. Stemann, de veteris dotis actionnm, rei uxo- 
riae atque ex stipulata differentiis, Diss, Hil, 1826, 
Sdhund, Sabrb. UL. 2. S. 169, : 


C. J. M. Balett, das Notherbenredht, Gort. Deuerlich 1826. 
verit Bett(he. Li. 6.1. Shun, Jahrb. Il. 3. ©. 253. 
Get. gel. Ang, nr. 163. 
S. W. Zimmern, d. jud, resciodente ac rescissorio, disp. 
Heidelb. Mohr 1826. 
Krit. Zeitſchrt. Il. 2. S, 163. Schunck, Jahrb. J. 3. S. 346. 
S. Zimmern, Gehen die Erben des nach der Delation, aber 
vor der YUcquifition yerftorbenen Legatars dem Subfiitutes 
yor? (Ard. civ, Prag. IX. nr. 18.) 
Krit. Zeitſchr. I. 2. S. 181. 5 fe Ta sees 


— 


! 











> a 


fiver. Schrit om.i8t6. 6 


— B. uikgemtines Dentlhes Pribatrecht — a 
F Oaelt{ten | 


E. wh. Gaupy, bag ait Magdeburgiſche. und Halliſche es 
_ Bred). Mar. ° | 
Pe — n.S. ‘eo; BWe@s Repert. HF. Or 4 
d. Jahrb. ar, 35. J. U..8.: Be BY. 222. feipi. oes : 
, ad Ae I 


— Syheme 


e# roe # 


C. ae Died, ee, Meet betes io § — des 


Sauad, —5 — 7 I. 6. 32,- ‘Beas — J. 6. 493. 
Gite. gel. Anz. or. 178. J. Us &. 3. nr. 183. . 
G. J. A. — Grundſaͤtze des gem. — * — peu 
vatrechtes u. ſ. w. ote ülufi. Landsh. b. Kruͤll. 1826. 
- §. A. 8. 3. E. Bl. ar. 32. J. A. x. Z. mr. 183. fg.. 
Weiske, ‘Genubfage de6 deatfcpen Privaterdhtes. ‘Mpg — 
* —B -2 ©. 31. © ed's Reports u “he = a. 3. 
f 9. — ns 
a _& Monogravbieen Pere J 
3 J. Kroll, die Aufloͤſung des Dien ſtver haͤltniſſes bev. ony | 
nenden oder der fog. Hofegartner. Berl. Korn’: J 
— — 
— -Bermif dte.. Sah riften. ae 
G..6. Dalwigt, .Graniew gum deutſchen — mit Mee: 
Bains ate Lief. Heidelb. Oswald. 
' Krit. Bettas, i. 1. GS: 29. 


IV. Rehenreds 


se Vermehren, de disor, inter jus revoeandi et jus 
- fetrahendi feudum, Diss.: Jenae.. 5 dae 1823. 
Schunck, Jahrb. III. 1. S. 97. 


Ve Handelsſs⸗ und BWeSfelvege,- : 


H 6 Queklen 


8 ¢. Biebhols, , Borfeordnungen der Stade Wien “un Bete 
Frankf. Sager. , 
a eit. FY n.-188, iS 
HU. Morig, Handbuch ſaͤmmtlicher Medel ⸗ ain Merfane 
til⸗Geſetze fir die alten ſieben Kreiſe des K. — Dito⸗ 
beuern b. Ganſer. 1320. - 
Schunck, Jabrb. ik 2. S. 202. 


J. M. v. Zimmert Sammlung ——— ha Stats 


ten beftebender W e von 2717 —1825, ain. © { 
in Bag ee “a Belifgne We 200. 211g 183 helen. 


— He 


» 


512 ( Verzeichnuiß dee Recenfionen' 


Zuſammenſtellung ſaͤmmtlicher im K. Baiern giltiger Wechſel⸗ 
“So uf. w. Méanden Lentner, 1826, 
anf, Sabrb. U. 2, G. 202. 
2. Monogravhicen. 
MN. Th. v. Sinner, von dew saad elt afte Abihel. 
aaa b. Biel ifgymann : 


VI. Bargerlider Proceß. 
1. Soſtem e. 
K. v. Grolmann, Theorie des Verfahrens in burgerlihe 
echtſſtreitigkeiten, ae Aufl Gießen. Heyer. 
Krit. Bettie. UW. 1. S. 119. 

Gh. Martin, —8 des teutſchen gemeinen burgerliha 
Proceffes. ote aes Heidelb, Winter. 1826. 

Krit. Zertſchr. Lr. S. 44. Schunck, Jahrb. Ik. 2. G. 185. 

Mittermaier, dee gem, deut. Proceß u. ſ. w.· Ae Beitrag. 
Bonn. Marcus. 

Shr. gel. Ung. oe. 153. H.W. 3. ©. Bhar. 19, 
E. F. Pfotenhauer, sia Sata es Germ. 
s. Sithring. ) 
ed's Repert. Wns oe 
2. ow 
er Brinkmann, Ucher die richterlichen' Urtheilsgrinde ned) 
ihrer. —8 und mee. Kiel Sati ed BoE 
Beds Repert. I. S. 180, : 

A. S. K ori, utrum —— in integrui quean partes li 
tigantes contra fatalia pretense? pean, concedi pos- 
ve eo Jenæ. Bran. * 

si 0 ad, Sabrb. ILL 1. S. 90 , 
omment. ad. 56. he et To comt, Vimar. d. L. . Dee 
1975. — Bran. = 
Sdund, Jahrb. lil. 1. S. 96. 

J. v. Miller, die Hefentlighteit find hati ded bits 
_geelichen Gerichtsverfahrens u.-f.t. . Manden. ae 

rit peitior. h 3. ©, 783 IL 2,6. 237%, 6, W. & 


— — ————— — 


¶gJaſſo ꝙ) Uphoridmen: sper buͤrgerliche Geſctert ueg und Resee 
pegs, — Me lew. , arr — — 
r ei I. } , , 
Bl. f. lit. —8 8 Lit ts —— 
Merfeld) Die dringendſten Gebr err, d land 
‘ rechtspflege. 5 Bee posi * Pate — 
Be 


Krit. Zeitſcht. IL 2. 6.2 
Repert. I, 1, £94. 2.3. arabs, — 2. ©, 16% 








— 


— i 


iuriltiſcher Schriften ven 1926, 81 


oy Wolderndorf u. Waradein, Un die Glaubiger der Gis 

-/ ter: Ranfam und Ahrnſchwang, Behufsts gaͤnzlicher Befeitis 
gung dex Rechtspflege, wie fie nicht fron: aa Bel, 1826, 

—— Me Bean 7. — 


ath 


— VII. Rireenrege 
1. Gefeggchung 


J. Sal das — u. ſ. w. Concilium von Trient; ’ i 
deſſen Betas e U. {. w. ber t. Luzern. Meper, — 
Katholi k, XIX. ’ Dob ls ſes 
Miniferial- Berfiigung (8. Preug.). Aber. Moſticismus, Pieti 
mus 'und Geparatismus, mit einigen ——— Bemechin- 

gen. Berlin. Oehmigke. . 
Beck's Repert. II. S. 146. 
F. Teuſcher, Zuſammenſtellung der Kirchen eſetze im 1G: 
Sachſen⸗ Weimar. Neuſt. o. O. b. Wa tb 7 i. # 
—— Jabrb. 2. ©. 156. Lit, l. d. ane aie 


a ae 


. Gofewe., 06: 


a 


So Blame, Grundriß Hes. Kirchenrechts fiir Sud Juden * é 
Aen in Doutidplaud. Holle. Anton. seit cee - 
rit. Beit{dr. L2G. 56, 
W. T. Krug, das Kirchenrecht nach den Grunig fer Bees . 


ft, .* Leipz . Baumgartner... 
OMB it Repert. a Pi 269. fyi. e 3. * 126, Rit, Bt, d. 


E. * v. — Syſtemat Lehrgebaͤude. Cr. Naturrede.y 

J.A. Sauter, Funda ris ecclesia ci catholicorum, 
Rotwil. Herder. 7 ar # % — 
Krit. ae 2 Gee tags 


* ioc get ie pract. xcang, Atengt 15, Th. Meigen 
%, rh nr. 142. Lit, BI. ding BERL ay ate 24. — 


11728 71] 


. Monosta p6 teenie ai, 0 3 
5. C. W. Augitt fe Boe gud, Seheifts nabere Erklaͤ⸗ 
yng fiber das Maj Recht. jon, b. Marcus, 
Be@'s Nepere Wap ice, Wa oa 
6. W. Bobmer, be bie, Ehegefetze ur lt. Rarls d. 
Gott. —88 u. R —* i 8 we 


GBGdtt. gel, Anz. rar. 124. — 
A. Gheysens, de thori —— cds Dios Coon 
dei Homan 898... y eo. das Ky — 


— Zeliſcht. ũ. 3. G4 a. Ge 





$14 VDerzeichniß der Necemfionen 


J. Hadschits, de causis matrimonium disseciantibus 
discipl. orthodoxee ecclesiz orientalis. Bude typogr. univ. 
. Wagner's Zeitſcht. VIL G. 250. | 
5. ined Darftelung der Rechte, welche in Mnfehung der 
beiligen Hand! eae dann der beiligen und religidfen Sachen, 
fowobl nad) kitchlichen als nad dſtert. ne Statt finden. 
Prag. Gerzabek. 1826. | ; 
Wagner's Zeitſchr. VI. S. 199. 
Kann ein katholiſcher Mann mit einer leet en eſchiede⸗ 
nen Krav eine guͤltige Ehe eingehen? Beesian: WN é ft : 
Krit. Zeirſchr. Lr. 6.71. Beate aur 1G. 93%. 
G. Riegler, dex Cid, im geſchichtlicher u. ſ. w. Begiehun 
Mugéed. Kraͤnzfeider. ziehung. 
Benkert's Relig.fr. J. 4. G. 409. 
J. Schuderoff, Ueber die oberbiſchoͤffliche Hoheit der — 
ten. Ronneburg. 
Bea's Repert. II. 3. Vl. f. lit. Unt. ar. ror. 
Stdudlin, ‘. Geſchichte der — en und Lehren 
oe ber Che. Gi iting. Mofenb. ’ b 
Gott. gel. Aaj. ar 
3. A. Theiner, Variæ doctorum cath. opiniones de j jure 
statuendi impedimenta matrimonii dirimentia, Vratisl. 


Max 
Spel. Quartal(de. WL. 6. 462, 
E. Vansanten, de divortio apud. nos —— Gon. 


dz. Steven. U 
Erit. Zeit ſchr. Il, 3. 6. 414. a - 


— i, alt 


VIII. Strafregst 
1. Cinleitende Schriften. — | 


2.4. v. Deofte- —8 Ginleitung in das deutſche Erim. 

Recht. Bonu. / b. Habidt. 

t . S. B —X IL. 

"eri —* ee 6 Nepert. IL 2, N. eee 
aa 2. GelGigete ee J 
—— — Sumo, Di No- 

Sdund, Jahrb. uüi. G. 186. — 

A. R. Frey, Observat. ad juris criminalis teutonici histo- 
iam, Diss. Heidelb.. Winter. 18325. 
Srit, Beitide. Ul. 4. 6. — = —* 9 erin.x mn | 
Oo bie eas 





e 











' | ; jusitifge Schriften pon 1826. 545 


— Oefeggebung, 
Karls V. peinliche Geridtsordnung, ebſt der —— und 
Brandenb. Halsgerichtsordnung. Jena. mone ; 

Shar ck, Saheb, III. 2. S. 210. — 
Entwurf eines Strafgeſetzbuches fir das g. Hannoves, mit 
Anmerk. von A. Bauer, Gott. Vandenhoͤck. 

Beck's Repert. I. GS. 262. are Zeitichr. Iw 6, 121. 
Ghee gel. Any, or. 5. 
F. Konig, Betrachtungen uͤber den Entwurf eines Straf⸗ 
—— fuͤr das Koͤnigr. Hannover (aus OS Hlater’s u. 
allis juriſt. Zeitung iſtes Erg. Heft. ) 

Gans, Zeitſchr. 1. 2. GS. 364. "s : 
v. Pfiger, Beitrage gum Behufe einer neuen , Stroh e⸗ 
bung. Ulm. Stettin. es 

$.% 22. E. Bl. nr. 106, , N. Med. ſ. Crim: R. 1X. 7. 6. 188, 


C. S. Baharia, Steafgefsous-Entwour ans Oswald. 
Leipi. Lit. 3. — oe a 
| Syt ¢ m e | 
J. g. 9. Abegg, Shnen der Lriminaltechts . Wiſenſcali 
Koͤnigsb. Unzer. 
Krit. Zeitſchr. I 3. S. 418. u. 499. 
A. v. Feuerbach, Lehrbuch bes peinlichen Rechts te Au 
‘a Heper. 1926, = ‘ f. 
t I. 5. u. IL 3. 6. 45 , 
6. Ah $igi 36. 9,103 o.i%, Sour —* 
K. v. Beoluian an, Grundfige, ber Seen 
—— II. 3. G. — 
E. Henkes dbuch des Criminalrechts und der Evimina 
alt, or en hes Nikolai. 


Krit. Zeitfchr. I. 3. G. 46. a S. 485. Bede's Ke ert. 
6. —— Gbtt. — Anz. nr A | - 


E. W. v. Reib nitz, Syftemat. —** (i. Naiurrecht.) 
5. Monographicen. 4 

A. Chotin, de crimine raptus, Diss, —— Tornaci. Ca- 
stermann— Dieu. 

Krit. Zeitſchr. IL 2. S. 224. 

. C, J. H. Mittermaier, de alienationibus mentis, quate- 


‘nus ad jus criminale spectant, » Diss. Heidelb, 1825. 
aber f. Crim. R. IX. 1. G. 182. Di Gig Seitfer. Vill, 


» 


, 


Krit. Zeitſchr. HL. 3. | 4a 


516 Verzeichniß Ser Necenfionen 


C.F.T. Sintenjs, de delictictis et penis universitatum, 
Reap Serv. Kummer, 1825. 


Saund, Jabrb. JIL 1. Gigoꝛ. 
6) Ueber Strafarten und Strafauſtalten. 
J. Bentham, Théorie des peines et des ee uae ed. 3. 
~ Par. Bossange. 1826. -  - . 
Krit. Zeitſchr. L 3.°6: 1. 
Friedlander, symbola ad carcerum — Regiom. 
Harmann: } 
"Beds Nepert. II, ee 
(Hartleben) AUllgemeine Fritifche — ber Wecbafu-, Straf⸗ 


und Beſſerungs⸗ Anſtalten u. f. w. nach Appert's Journ. des 
‘Prisons. Arꝰ Mite Dane ‘Steufird. as 


Wagner's Zeitſcht. UW, oz. WL 144. VIL. CK t69. I 


fi “or 


| or aah 0. som Suftiamorde,. ein Votum der — Leipz. 


gin aaa I 2. G25. 5 
C. B. Wins, qe supplicio ‘capitis tollendo. Lovanii ii 1825. 
N. Ard. f. Ct ith. VIII, 4. ©. 724: — F 
7. Einzelne merkwürdige Gtraffalte. 
Erfenninif des Ob. Land. Ger, gu vines twibes bie Mitglieder 
bes Siinglings-Bundes. Halle. nto 
— 34. —*ãſ 3. $. a. L. 3. 
r d. Pr d aber di 
v artery qe — in pu TI 


setae Gauerlander. 
SD. % a Se 3. nr. 28, 
J. v. Gork: Diplom Vent Aber: te — Dehbrieſe. Zerbſ. 
Kummer, . 
Be d's Repert MN: a. “Bk f. lit, Unteth. nr. 8. Lit. BL d. 
Morg. Bl. or. 72, , 
C. M. Marc, Die Burechiungs abi tet des Moͤrders Woyzed 
betreffend. Bambg. Dreſch a ia 
Beckeb Revert. J. S. 287. - 
Rapport de la commission — St. Petersb. Pluchart. 
eck's Repert. II. 3. 
Trials (celebrated) and remarkable cases of — juris- 
prudence. Lond. 1825.1—VI. 
Hermes XXV. 1, 


a Pa 





J = 
uritiſcher Schriften von 1826, J BI? 
F - 8 Bermif dete Schriſteh. — 


J. E Hitzig, Zeitſchrift fuͤr die Criminal⸗ -Rechtspflegte in den 
Preug. Staaten mit Ausſchluß der Rhein» Provingen, Berl. 
Dimmer. Bd. II-IV. 


Ghtt. gel. Anz. nr. 115. Bi. f. lit. Unt. ne. 45. u. Br. 7. 
Wagner's Zeitſchr. VIII. gio. u. X. a J 


“IX. Straf⸗Proceß. ey! 
1 Soe wre. 


Ch. &. v. Wendt, Grundzuͤge des teutſchen und beſonders 
baieriſchen Criminalproceſſes fir acad. Studium und ate 
vichtlichen Gebrauch. rl, Palm u. Enke. oe 


Sound, Jahrb. H. 2. S. 77. ie 


hy 


2. Monograpsieen- 


J. H. Mertens, de testimoniis in causis criminalibus, Diss. 
Gand 1825, + 


N. Ard. f. Crim. R. VIM. 4. S. 715. 
Rolin, de delictorum probatione, Diss. prem. orn. Gande. 
M. Meg. f. Crim, R WK 1. G, 126. 


X. Staatsrecht. ra 
A. Philoſophiſches Staatsredt 
wu Einleitende Schriften. | 


5. v. Raumer, Geſchichtliche Cniwidlung der Begriffe von 
Recht, Staat u. Politik. — Brockh. | 
£ Yi. £. 3. nh 303. ae a4 
| 2. S y ft ¢ tt e. 
J. Ch, v. Uretin Staatsrecht det fon(titutionetien Monars 


chie. Mad) des Verf's Tode fortgef, von K. Rotted. 
or Th. Aitenb. Lit. Compt. 


Krit. Zeitſchr. 7 2. S. 304. 


X. — ——— 40 —— vom Staate, ay xb: a, 
swald. 


Krit. Zeitſchr. M. 1. S. 1. 


* —B gran dices 


J. B. Hee, Griedenlands Entſtehen u. ſ. w. flaats- und vdl⸗ 
— betrachtet. Berl. Chriftiant. | : 
Krit. Zeitſchr. 1 2. S. 91. 
) 12.40 


518 Vereichaiz dee Mecenfionen = 


Ch. Hifs, du roi dans la monaroh. représ, Par. Ladvo- 
.cat. 1825. 


“2p3. 2. 3. mr. 201. 


Malté-Brun, Traité de la legitimité, cons. comme base 
du droit publ. de l'Europe chrétienne. Paris. Gosselin. 
1825. 4 

J. A. &. 8. ar. 32. 


F. F. Stidel, Beitrag gu dee Lehre von der Gewährleiſtung 
u. ſ. w. Gießen. Hoyer, 


Krit. Zeitſchr. IL. 2. S. 302. Beck's Repert. I. GS. 412. 
H. A. &. 3. ar. 55. 


- 


Meiler, uͤber Berwaltung und Juſtiz. Mannh. Schwan. 
Krit. Zeitſchr. 1. 1. S. 86, Heid. Jahrb. nr. 42. 


B. poſitives Staatsrecht. 

1. Baden. 
F. Rettig, die Polizeigeſetzgebung des G. H. Baden. Freib. 
Muͤller. 


Krit. Zeitſchr. J. 2. S. 108. 
2 Batern . 


R. v. Hol zſchuher, der Bayriſche Landtag von 1825. afte Abth. 
Erl. Dan Ende. om mere — 


Krit. Zeitſchr. J. 2, 6.8. Lit. Cond. BI. ar. 133. N. 
cost. Ephem. XIX. 9. 
Mud hart, Ueber die Cenſur der Zeitungen im allgemeinen und 
oppor — bem Bayriſchen Staatsrechte. Erlang. Palm 
u. Enfe. 1 


Krit. Zeitſcht. Lr. S. 128. Schunck, Jabrb. J. z. S. 201. 
AE oA nr. 99. a Jabr 


3. Deutſcher Band. 


W. Pfeiffer, Ueber die Ordnung der Regierungs⸗Nachfolge 
in den monarchiſchen Staaten des deutſchen Bunbdes’. Hans 

nov. Hahn. I. II. 

Hermes XXVI. 1. J. a. 8. 8. mr. 77. 

4 England. . 

- Stael-Holstein, Lettres sur Angleterre. Par. Treut. et. 
Wiirtz. 1895. 
H. A. &. 3. nr. 58. Lpy. Lit. 8. nr. 31 sq. ° 

A. v. Staͤel⸗Holſtein, Ucher die Berfagung, Berwaltung 


uf. w. Englands. A. d. Ke. vo. K. H. SGeheidler. Fena. - 
Gott. gel. Anz. ar. 7o. 8 K. 2 : 9 : * 


— 











*. 


juriſtiſcher Schriften von 1826. 319 


83. Griechenland. 
W. Wadsm Hellen. Alterthumskunde aus dem Geſichts. 
puncte des Staates. Halle. Hemmerde. 
Lets. Lit. 3. ar. 166. 


6. Serre ax 

A. Engelmaies, die UnterthanssBerfaffung des Ergh. Oe⸗ 
fterreich ob und unter der Ems. Wien, Gerold, I—T. 

Wagner’s Zeitſchr. X. S. 393. 
J. N. Fv. Hempel Kairfinger, Alphab. dronol. Ueberſicht 
der k.k. Geſetze und Berordnungen bom abr 1740 — 1821, 
als Haupt Mepertorium Aber die — in 79 Banden erſchie⸗ 
nenen politiſchen Geſetzſammlungen. Wien. Moͤsl e. 
Wagner's, Zeiticht. VIII. 2. S. 297. 

J. Winiwarter, Handbuch der politiſchen und Suttls Geſetz⸗ 
— fuͤr die K. Galizien und Lodomerien. iſte Abth. Dar⸗ 
ſtell. der Drganifat. eS Landes und der Verwaltung, Yemberg 
und Tarnow, Kuhn u. M. 


Wagners Zeitſchr. XH. G. 501. 


7. Predéer. 


C. T. Heinge, das preuß. Pag Geſetz, nebſt den dazu gehd. 
Ba ed und —— —ERE ate e Aufl. 
Liegn. Kuhlmey. 

Beds Repert. II. S. ta40. 
E. A. W. Schmalz, kleines Hand⸗ und eee, ſur 
| Gtadtverordnete. Liegn. Kulmey. 
Schunck, Jahrb. WL J. SG. 84. 

K. G.v. utter f, Handbud bes preußiſchen Militair⸗Rechts. 

III Berl. Rader. 
Beck's Repert. II. S. 124. 

8. Gadfen 

Entwidtung (Hiſtoriſche) der im H. Hauſe Sachſen beobachteten 
Grundſaͤtze der Erbfolge. Gotha. Perthes. 

H. A. 2. 3. E. Bl. or. 25. Hermes XXVI. I. . 

Roͤmhilder Reces (Ueber Den). Gott. Vandenhoͤck u. R. 


Beck's Repert. J. S. 61. Gott. gel, Ung. nr. 29. H. A. L. 
3. E. Bl. nr. 35. Heid. Jahrb. nr. 45. 


C. W. Schweitzer, Oeffentliches Recht des G. H. Sachſen⸗ 
Weimar-Eiſenach. Weimar. Colman 


H.W. 2. 3. mr. 238, 


$20 . Bersciguif der Necenflonen | 


CG Vermiſchte Schriften. 


E. M. Schilling, Archiv far Kameralrecht und Staatsver⸗ 
waltung. Leipz. Baumgaͤrtner. Heft J. 
Krit. Zeitſchr. 12 S. 93. 


XE Volkerrecht. 


1 Quellen. | 

Hi. C. de Reedtz, Répertoire historique et chronologique 

des traités conclus par la couronine de Danemarc. Gott. 

Dietrich. | 

Kets. Zeitſchr. I. 1. S. 133. 

2. Vermiſchte Schriften. 
Observations sur Je Manuel diplomatique de Martens. Par. 
Aillaud. | | 


Krit. Zeitſchr. U. 2. G. 226. 


VI. Particular⸗Rechte. 


Ir Baden. 


Ch. G. F. Fred, Ergreift das gefesli ; fandrecht Sex E 
ftau os Gemelfpafte-Liegen| porter? Brriby Hager 


Krit. Zeitſchr. Ls. S. 118. ie 
2 Batern 


. Mittermater, der neve Entwurf der Civitprogefordnung 
far das K. Baiern in prbfender Vergleidhung u, ſ. w. (Ard. 
civ. Prag. VIII. nr. 17; TX. nr, 8.) 

Krit. Zeit ſch. L 3. 6. 78 II. 2. 6, 237. 
W. H. Puchta, Ueber die buͤrgertiche Rechtspflege und Gee 
richts yerfaſſung Baierns. Erl. Palm u. Enke. 
Krit. Zeitſcht. J. 3. S. 77. u. I. 2. 237, Schunck, Jahrb. 
I. 1. ©. go. : ' : 
§. A. v. ZueRhein, der Beweisproces nach den Beftimmune 
gen des Entwurfes der Procefordnung fir Baiern. Cin 
deſſen: Beitraͤgen z. Geſetzgeb. 1.1.) Muͤnchen. Finſterlein. 
Krit. Zeitſchr. I. 3. S. 78. Ih 2. S. 237. 
3. Hannoven | 
S. P. Gans, Zeitſchrift fae Civil - und Criminal ⸗Rechtspflege 
im &. Hannover. Hann. Hellwing. 18 Hft. 


_ 3. A. 2.8. E. BE nr. 86. Hitzig, Zeitſcht. VIL G. 257° 
Wagner's Zeitſchr. VIII. 8* avg 8 itſchr. wae 








jure Séhriften 2 oon 1826. 321 


J. Plate, Bemerkungen fiber das Meyerrecht im —— 
Luneburg. ate Aufl. von Th. Hagemann, fe eters 


Goͤtt. gel. Anz. ar. 131, Gans, Zeitſchr. J. 2. G. 359. 
Sammlung (Zweite) der Gemein - Beſcheide Ausſchreiben und 


gerichtlichen Berordnungen der K. Hann. Ju izkanzlei ai | 

Celle, Schulz. ‘ - dis — oak 
Krit. Zeitſchr. J. 2. G. 49. 

E. Schluͤter u. L. Wallis, Juriſtiſche Zeit rift uͤr bas 

K. Hannov. Luͤneb. Herold, or i i 
J. A. &. 3. ar. 86. Gans, Zeitſchr. J. 2. S. 360. 

F. C. Willich, des Koͤnigr. Hannover Landesgeſetze und Ver⸗ 
ordnungen, in einen Ausz. nach alphab. eee Goͤt. 
— u. R. Zr Th. 

ioe H. A £. 3. €. B 1. nr. 33. ; 


4 Miederlande, | 
CA. den — en J. van Hall, — tot Regds- 


geleerdheid. terd. Gartman, 1896 — 
— «Spy 2. 3. mr. 136. 8q, 


5. Nordifche Staaten. 
— Maulfen, uͤber das Studium des nordiſchen Rechtes. Kiel. 
—— Zeitſcht. U2 S. 2122.. 
6. Oeſterrei ch. | 
IJ. C. de Mak ay, Opusculum de sessionibys oralibus, set 
de methodo assumendorum sala SUI AE Ore 
Leopoli. Schnayder. | , 
Wagner's Zeitſchr. VE. S. 254. ——— 
S. Ofner, Darſtellung der — (oͤſterr.) Gerrits und 
Concurs-Ordnung. at TH. Ollmuͤtz. Startig 
Wagners Zeitſchr. IL. ©. 103. 
X. Trager ov. Lonigenderg,. Claſſificixung der Concurs- 


* Glaͤubiger nach Vorſchrift der oͤſterreich. allgemeinen Concurés 
ordnung. Prag. Borroſch. 


Krit. Zeit ſcht. I, 2. S. 48. Wagner's Zeitſchr. IV. 146. 


Darſtellung dex wechſelſeitigen Verwandt-⸗ 
— — der ingen §§. des nlgeme se Ores) —— 
ra orro 
— Zeitſchr. Ik. 63. 
— — — Sovageber nad) Anleitung der (oͤſterr.) 
eſetze u. ſ. w.· alphab. verfaßt. Prag. Mayregg. 
Wagsner's Zeitſchr. 2II. * meen 


Qe 











é 





‘ 


522 Verscihath Dee Recenflonen 


B.A. Wagner, Zeiiſchrift far dſterreicht + Dtechesgeeh aunt 
und politifde Gefegtunde. Jahrg. ee 12 -Hefte, Wien. 
Geitinger. ; 

Shand, Jabrb. I. 1. S. 94. 
C. Wittig, de Jurisdictione civili in Galicia. ed. 2, -Leo- 
poli. Schnayder 1825. 
Wagner's Zeitſchr. VII. S. 291. | 
. Zlobigty, Uches Proviforien im ftreitigen Befige, nach dew 
8, evr, Gefegen. Wien. Mele. - . , 
Wagner's Zeitſchr. X. 3. S. 407, 
7. Polen. 

GCloil. Codex far bas Koͤnigreich Polen, iſtes Bud), uͤberſ. von 
C. G. Falz. Breslau. Goſohorsky. 8. 

Gott. gel. Wns. mr. 149. Wagner's Zeitſchr. I. S. 471. 

8. Preußen. 

Andeutungen (Kurze) uͤber das preußiſche Juſtizverfahren. Zerbſt. 
Kuͤmmer. 

\ grit. Zeitſche. U. 1, GS. 122, 

G. U. Bielig, practiſcher Commentar gum allgemeinen ands 
recht fir die preußiſchen Staaten, 4r Bd. Erf. Keyfer. 

Sdund, Babe. Il. 3. G. 309. 
v. Kamps, die Provingial « und flatuarifden Rechte in. der 
SBreupifchen Monarchie. re Th. Berl. Duͤmmler. 
Sdund, Sabrb. Il, 2. S. 175. : 
ene und Rechte Ser Herrſchaften und Dienenden, Berl, 
Flittner. 
Schunck, Jahrb. II. 1. S. 8a. H. A. £. 3. E. BL nr. 51, 
Leipz. L. 3. mr. 224. 

C. L. H. v. Rabe, Neues Huͤlfsbuch fuͤr pratt. Juriſten in 

at preug. Staaten. Berl. Naud, II. ae : 
Sdund, Jahrb. J. 2. S. 174. IL 3. S. 311. 

E, A. W. Schmalz, Rathgeber und Wegweiſer fir den preuß. 
Birger und Landmann in ſeinen Rechtsangelegenheiten. ate 
Aufl. Liegn. Kuhimey. a 

Leipz. g. 3. Dr. 237. 

E. F. Sonnenburg, Tabellariſche Berechnung des Zeitraums, 
innerhalb welches die Niederkunft der Geſchwaͤchten erfolgen 
muß. Berlin. 

Sch tad, Jahrb. Il. 3. G. 352. 











juriſtiſcher Schriftin von 1826. ee 533 


v. Stra mpf, Handbuch gemeinnuͤ iger Rechts wahrheiten 
ON ———— Ste sg, Berlin u. Stettin, Nilolai. 
1826. 


Schunck, Jahrb. I. 3. S. 313. — 


9. Rußland. 


3. Pi G. Ewers, oa8 Altefle Meche ber Rufin, — 
pirinsky. 


Hetd.- Sabet, or, 63. 








~ TV. 
Alphabeti(hes Verzeichniß 
to» der 
im zweiten Bande beurtheilten ober angegeigten 


Schriften. 





(Die eGmifche Ziffer zeigt das Heft, die arabiſche die Seite an) 


Wheas, Spſtem i Crim. Rechts⸗Wiſſenſch. rec. von Hepp III. 418 
— — — — — anges. von Abegs Il. 49 
Albert, uͤb. d. Bells unkbrperl. Gachen, rec. von Huſchke UE 349 
Andeutungen (furze) Giber die preuß. Sune Verf. rec. bon 


Gheutien 2. «© e « ; . 12 
Aretin, Konftitut. ———— forge von Rorted, rec. 
von Mohl . iI 


Arndts, ad 1. 25. D. de lib. legat., — oon. G. Badter II. 186 
Backe, bonae fidei poss. quemadm. fruct. fac. rec. on Tie 
ol 


Hufdhte 2. ©. «© «© © © 8 © 2 


‘Brabandore, de luxu, sec. von Mohl .  . . OI. gi 
Brunquell, flaatsredhtl. Erdrterungen Aber den ane ber 
. Zineal Grbfolge, rec. vow Mohbl . . II. 
— fieber die Ungertreanbarkeit der Destine Bundes⸗ 
Staaten, rec. von Mook . . —— 
Castiau, de foenore approbando, rec. bon Mohl . TIM. 34 


Chotin, de crimine raptus, rec, von C. G. Wadece . Ul. 22 
Dalwigt, Eranien jum Pena ———— rec. von 
Rogge - - -« » »«. » L 8 
Entwurf einer bargerl. Hrocefordn. far Baiern, rec. om 
Gceurlen . «© «© «© © © © « II. 237 
Tall, Eranien gum teutſchen Privatredchte, vec. von Rogse I. 28 
Ae Aa Lehrbud des peal eat: ote Mugg. rec. von ma 


Grande, Beitrag zur Lehre von ber Sandel cin f. i. 

Abh.) rec. von Mayer. . ‘ I. 67 
Fred, ee das geſetzl. andres ber Eeſtan tele 10.» 

vec. von Maper «.  . ‘ . Lis 


Sy 











Alphad. Verzeichniß der im aten Bande beurth. Sdriften. 


ge tae Observat. ad hist. jur. crim., tec. von C. G. 

t Cc r e oe e e@ e Co e e es 

.Gaedke, an servitus non utilis fundo ar: possit? rec. 
von 3 im m e r n 0 0 er 0 0 e 


L 


525 


36 


III. 403 


Gedanken uͤber den — gle —— dedn f. Baiern, 
II. 278 


rec. bon Scheurle ‘ — 
Gheysens, de thor separat reliclend, ‘te. von K. 
Waͤchter — 3 é Be - us 
GSrolman, Theorie des Verfabrens in saree Rechts⸗ 
Streitigkeiten. 4te Aufl. rec. von Scheurlen... 


— pel Aa der Criminal sees: Viſſenſchaft. zte Aufl. 
rec. von Abeg — 


J. 


III. 414 


+ 109 


. II 1. 467 


Groos, fiber die — bes Srefeons, tte. oon enbe IE. 2h 


C(Haſe,) Vom. Juſtizmorde, rec. oon Stoepardt.  . 

Heimbach, de Basilic. origine, rec. von Biener 

‘a des scala haa ibd a at yon 
eg 


6 4— — 


Sennings, Darflung ‘bed Nom. wind Ret, — oon 


° .@ o 


Hepp, ex quo — hypothece bona debit. ica. ree.” 
oon Drager . . < 


— I. 3s §. Ze D. ae adim. lege, tec. on €. 6. 
Hofader, Jabtb. der Geſctgebung i. secon in Bare 
temberg, ir Bd. rec. oon Maver . ‘ 


Ggife — Aphorismen sue buͤrgerl. ðelchochang/ rte. _ 


e 0 4 tf e 0 


bbe, ab. * gefegl. Pfandrecht der Sinber mf. (Bed. 


eiv. Prar. IX, G. 71,) tec. oon Mayer — 
— Bemerkungen a. d. Lehre von GubRitationen (Ard). 
cio. Prar. IX, ©. 99.) rec. von C. G. Waͤchter -. 
S08, Bemerkungen Aver. einige Sehriften in der Gath. Succ. 
Sade, rec, bon Mo bf e 0 v e oe : 0 
Marezoll, Bemerkungeun u. f. w. Aber einzelne Fragen a. d. 


Rom. Civil, R. (v. Gartmann’s. a. bias g Dragain IV. 2,). 


tec, pon Mayes 2. ww. : ,ie 8 
——— fiber testam. Seana (Ard). — eas. IX. 15.) . 
' gee. oon. ©. G Wd te ee eS . 
Martin, Lebrbucd des bate — Eriminclrahiet 
tec. vou Mhegg . Se es es 
Mayer, Commentar = arienb. fandsciees — tan 
Gdrader. 2 
— Berpfendung einer fremben Sade Cae. ci. ‘Wrap. 
IX. S. 246 fg.) von Schrader. ‘ 
ae A ae Gebredhen der vaterl. Juftippflege, — von 


Bis 
4, 


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67 


474 


67 


‘169 


III. 477 


I. 
I. 


61 


Stoͤckbar co ee ee aa 


of 


¢ 


{ 
526 Alpbhabetiſches Verjeichniß 


Michaélis, Corp. jar. publ, German. acad, rec. don Mohl Il. 322 
Miller, Aber Oeſſentlichkeit and Nandiicheen m. f, w. rec. 

con Scheurlen 237 
Mittermaier, der neae Caton einer Sibi Brocef-Oedn. 

fir Baiern, vec. ton Gceurlen 2. . . oe WL 239 
Mihlenbruch, Hea panei ae ed. I. et IT, rec. 


oon Schrader ae oo ae .  « UL 377 
Observations s. : Manuel oP de Martens, rec. oon 
’ No ol hd e 0 v Ii. 226 


— spa F wirheriche Bed tiege ues re. 
von Sear ? Tl. 237 
Top birt z. * com elite, Crd. civ. Peer, vm ar: t. 
n Hu fd Fe : ehh ele TAL, 949 
— faned des Criminatredytes res. yon begs . MIL 47% 
Rotermund, de success. furioso delat., rec. oon €. 6. 
Wachter — . « « Whiz 
Rotteck, Konftitat. Stonterede, (f. Wretin.) 
— | ee des Mom. Neches im — Alter, 
vou Schrader.. . « Lin 
_ Sehbierling, de leg. abrogatione, rec. von Maver - III. 373 


Saati, Grundeefege bet teutſchen Bundes, rt, ton ie 

— teutſches Etaatrecht, ree. von ‘Most . . « IL 331 

Boca de contrah, emt, vendit. rec. von Mayer . IIL. 356 

Spengel, jur are aber Sitiscontet. = Cinreden, rec. 

pon bal aqmmide.  . _ — .IIL 450 

Stickhardt, de coeli vi in jase compe bias con K. 
Waͤchter —— . « Fz, 339 


S o: iy l, weitra⸗ i. san ven be Centbrleittns * on 


— ees ‘bes Sendien bes wediſden Rechts, * 


II. 302 
Centhch s Ndeniſches Landrecht, — bon « Bichter Ill. 406 
Ueber. die ——— der D. ee Staaten, rec. von 
MoHl e e e 0 II. 334 
terbolzuer, von Erwerbung bes Cigenth. an Erzeug⸗ 
tinterbatin ely. Pray. VIII. or. 13.) tec. von Huſchke 1b. 189 
Vansanten, de divortio — — bid oon K. 
Widter. .«. . ~.  . FID 414 
Madter, Lehrbuch des —8 eaten —R 
tec, von Abegg III. 476 
Wahelieb, die Theilang des Siatd. Gotha, ree. von Mmobl II, 334 
Witte, Basilicor. titul, de R. 1, rec. von Giener . I. 48 
Woltersdorf, Jahrb. dex gefammten Liccratur der Staats⸗ 
wiſſenſch. a. ſ. w. re. von Mool . . . |. «| W298 


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Der im 2ten Bande beurth. od. angeſ. Schriften. 527 


— 40. Bade vom Staaie, gt Tp. vec. von K. : 


Zimmern, de ud. — resoiss. ret. von Huſchke I. 163 
gehen die Erben des u. ſ. w. Legatars den Subſtituten 

oor? (Arch. civ. Prax. IX. nr. 18.) vec, bon C. ©. Wadhter, I. 181 
Zu dem Vertrage zwiſchen Gotha, —— Hildburghau⸗ 

fen u. Koburg, rec. von Mohl.....III. 334, 


SB eRbein, der Bew. Proces nad) dem neuen Bair. Entw. 
Cin deſſen Beitr. 4. Geſetzgeb. I. 1.) rec, von Scheurlen Il. 237 


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