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Kriciſche Zeitſchrift
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Rechtswiſſenſchaft.
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RK. Mohl, C. Scheurlen, E. Schrader,
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Zweiter Band.
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in der Laupp'ſchen Budbandlung.
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Herausgegeben
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E. Schrader, Karl Georg Waͤchter, und des
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Erftes Heft.
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Zadharié (De K. S., Großherz. Bad. Geh. Rath,
ord. oͤff. Rechtslehrer a. d. Univ, Heidelb. u. ſ. w.)
vierzig Vuͤcher vom Staate. ater Band. Lauch uns
ter bem Titel: Regiexungslehre. iter Banb,) Hei⸗
delberg bel Oswald. 1826, X. und 390 ©, ate 8.
(Preis ofl. 42 kr.)
Die beiden, ſchon im Jahre 1820. erſchienenen, friberen
Bande diefes Werkes dem Publikum erſt befannt machen gut
wollen, ware wobl eine ſehr uͤberfluͤſige Mahe. Die gegenware
tige Anzeige wird fid) daber eingig auf den dritten Band bee
ſchraͤnken, mit weldjem der Berf., nad) einem giemlid) langen
Zwiſchenraume, die literaͤriſche Welt nun endlidy beſchenkt hat,
und welder obnebin aurh fir fid), al8 der Ite Band eined abe
gefonderten Werkes,. betradtet werden Fann.
Ueber den Werth jener Vorlaufer herrſcht gewiß unter den
Kennern der Staatswiſſenſchaften nur Eine Stimme, und es iſt
fein Zweifel, daß unter der ungeheuren Fluth politiſcher Schrif⸗
ten, mit welcher die entfeſſelte Preſſe in den erſten Zeiten des
Aufſchwungs, der eine Abſchuͤttlung des Jochs fremder Ober⸗
herrſchaft gu begleiten pflegt, Teutſchland ploͤtzlich uͤberſchwemm⸗
te, die vierzig Bidher vom Staate eine dex. wenigen
Schriften ſeyn werden, welche einft dap gegenwartige Zeital⸗
Krit. Zeitſchr. WH. 1.’ | I |
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4. . Stantswiffenfdatten-
ter, als die geiftige Frucht jener intereffanten Periode, der Nach⸗
welt gum Erbtheil binterlaffen wird. Gedacht und hervorge⸗
gangen unter ben Bewegungen jener Beit, in weldjer die Fuͤr⸗
fien Teutſchlands im Vereine mit ihren Voͤlkern die theils aufs
geldsten, theils verwirrten und. gerritteten Berhattniffe de8 ins
nern Staatslebens new au joidnen verfudten, jſt es natuͤrlich,
daß aud) diefes Werf ben Stempel der Gdeen, weldye damals
alle Gemuͤther erfuͤllten, ‘an fi trug, und 8 liegt, alfo kein
Verdienſt darin, daß es die Grundſaͤtze bargerlider Frei:
beit gerſocht, die man als den unmittelbaren Gewinn der un⸗
zaͤhligen vorangegangenen Leiden betrachtete und die damals
gleichfam ‘gon allen’ Daͤchern gepredigt wurden. Allein das iſt
ein unbeſtreitbarer Borges des Buches daß es die Refult a⸗
“t¢ einer durch blutige Umwaͤlzungen hindurchgegangenen Beit
darſtellte, ohne zugleich auch die Aus wuͤchſe des Zeitgei—
ſtes mit aufzunehmen; daß es mit einer Rube, Maͤßigung
und Beſonnenheit ſeinen Stoff behandelte und die neuen,
oder vlelmehr veriungten Ideen darauf anwandte, welche wirk.
lich in jenen Tagen gu Sen Ausnahmen gehoͤrte, und' die um
ſo lebhaftere Anerkennung verdient, fe mehr der Verf. allent⸗
balben Spuren einer Originalitaͤt verraͤth, die nur gar gu
haufig die enigegengefegten Cigen(daften in ihrem Gefolge gu
haben pflegt. Indeß dieſer Originalitat, der einen charatteris
ſtiſchen Haupteigenſchaft des vorliegenden Werkes, hielt eine ans
dere Eigenthuͤmlichkeit des Verf. da8 Gleichgewicht — ein ibere
aus’ Helter praktiſcher Blid. Dieſer geftattete dem Ges
nius nidjt, wenn er aud) Luft und Kraft haben modte aufgue -
fliegen und in den’Regionen metaphyfifher Spekulationen ſich
umherzutummeln, das Anwendbare aus dem Geſichtskreiſe
gu verlieren; und ſtatt dem Zuge zu folgen, den die Zeitgenoſ⸗
fen in Bildung abſtrakter Theorieen einmal genommen hatten,
Rast wie de namenlich im Gebiete des — und des
— Zacharia, bicqug Vucher o. Ptaate. é
unter jenen Umſtaͤnden befonders wichtigen Zweiges deſſelben,
des allgemeinen Staatsrechts, zur Regel ward, den Staat und
bas Staatsleben nad Vernunftprinzipien einſeitig zu konſtuiren,
ohne ſich um ihre Anwendung auf's wirkliche Leben weiter zu
bekuͤmmern, ſtiellte der Verf. in-feinem Werke Normen auf,
bie aus den innerſten Quellen der Rechtsphiloſophle geſchoͤpft,
body der dielfeitigften Prifung: nach den Gruͤnden der Zweck⸗
maͤßigkeit, der Ausfuͤhrbarkeit, der Harmonie. mit dem ganzen
Spſteme des ejumal Beſtehenden, nicht ermangelten. Dabei
unterſtuͤtzte ihn ein durch mannigfache Erfahrungen gedbter
politiſcher Takt und kritiſcher Scharfſinn das Rechte
gu finden; ung eine ſeltene Galle hiſtoriſ Her Kenntniffe, ein
teicher, durch) genaues und fortwabrendes Stubdium der
Ulten gebildeter Seiſt fesse ipn in ben Stand, feine politifden
Sage mit Beiſpielen aus der Geſchichte dee verſchiedenſten Zei⸗
fen und Diller” gu belegen, und ſeine Darftelung durch ftete
Beziehungen auf dig unſterblichen Meiſterwerke oes Haff (hen
Wlterthums gu beleben und intereffant gu machen. —
Wenn dieſe Vorzoͤge den erſten Baͤnden der 40 Buͤcher
vom Staat allgemeinen Beifall cawerbens mußten; fo iſt dieß
gewiß bei dem vorliegenden Bande noc in einem welt, hoͤheren
Grade der Fall, indem nicht nur die erwaͤhnten Porzuͤge in
demſelben weit reiner hervortreten, wovon gleich nachher die
Rede ſeyn wird, ſondern aud indem der Gegenſtand nod weit
wichtiger, wenigſtens weit zeitgemaͤßer iſt, als bei den fruͤher
erſchienenen Theilen des Werks. Darfte naͤmlich gleich an und
fuͤr ſich die Lehre von der Verfaſſung des Staats, womit
ſich jene (außer den Einleitungsbegriffen) beſchaͤftigen, als an
Wichtigkeit uͤberwiegend erſcheinen, indem ſie freilich die Grund⸗
einrichtungen des Staats darſtellt, durch welche alles uebrige
bedingt wird, in welchen ſich das Staatsleben entwickeln und
bewegen ſoll: fo iſt dod gu beruͤcſichtigen, daß jene erſten Baͤn⸗
Le.
6 Staats wiſſenſchaften. |
Ge im J. 1820. erſchienen. Hier waren fie nun in der einen
Beziehung aͤllerdings eine recht erfreulidhe Erſcheinung, daß fie
an einem anſchaulichen Beiſpiele zeigten, es ſey auch nach dem
Bundes geſetze vom 20ten Sept, 1819. eine anſtaͤndige, wenn
ſchon freimathige, Eroͤrterung politiſcher Gegenſtaͤnde, und dar⸗
unter ſehr delikater Materien (wie die im 2ten Bande S, 448. ff.),
felbft die Aufſtellung in jeder Hinſicht gewagter Sige (wie S.
450. des 2. G8), wenn fie nur aus rein wiſſenſchaftlichem
Intereſſe geſchehe, erlaubt wnd es fey alfo Swed jener Geſetz⸗
gebung gewefen, nur die Zigellofigteit, nidt die Freiheit der
Preffe gu unterdriden; allein in anderer Begichung famen fie
unldugbar gu ſpaͤt. Die meiſten Staaten Teuiſchlands hatten
bereits ihre Perfaffungsangelegenheiten geordnet, Sachſen⸗Wei⸗
mar hatte 1816., Bayern und Vaden Hatten 1818., Wuͤrtem⸗
berg nnd Hannover 1819., Heſſen im Laufe des Jahrs 1820,
ihre neuen Grundgefege erhalten, ein groper Sheil oer Heines
ten Staaten war ihrem Beiſpiele gefolgt, und von den zwei
madtigiten Staaten Teutſchlands war es hinlaͤnglich befannt,
daß dex eine feine Einrichtungen gang deigubebalten, der andere
aber fie nad. durchaus abweichenden Prinzipien zu ordnen ent⸗
ſchloſſen war: So konnte alſo der praktiſche Einfluß der in je⸗
nen erſten Baͤnden enthaltenen wiſſenſchaftlichen Unterſuchun⸗
gen auf die neuen Geſtaltungen, nicht groß ſeyn. Ganz anders
iſt es aber mit dieſem dritten Bande, der die Regierungs⸗
lehre umfaßt.
Schon in literaͤriſcher Hinſicht war hier vas Beduͤrfniß
weit dringender. Wenn wir an Werken der erſteren Art einen
vielleicht nur zu großen Ueberfluß haben, ſo iſt dagegen unſre
Literatur an philoſophiſch⸗politiſchen Werken uͤber Verwaltung
unlaͤugbar ſehr arm, und es iſt vielleicht unter ihnen Fein eine
ziges, das in die ſer Vollſtaͤndigkeit, — wie (don dieſer ate Band
der Zachariaͤ'ſchen Regierungslehre: Geſetzgebungstheorie,
Bachata; dientg' Wider v. Staate. 7
Berfahren in: buͤrgerlichen Richto⸗ wd in Strafſachen, Cibil⸗
recht, Strafrecht und Polizei — die ſaͤmmillchen Zweige der
Verwaltung · aimfaßte. Allein hogy glinMiger “Ut fle dieſen Theil
jones Bucs der Beltpuntt, in dein et an's ihe irliit. Durch
"ble ‘Crridhiang jener Konſtitulionen wor nur ein ſehr ‘Heiner
Theil hes groken: Meks Fey Wiederhetſtellung utd Crneverung
des Medhtsguflandes-in den Seadten Teutſchlands gefdrdert; das
Brdeutendere und zugleich Schwierigere blieb noch gu thun
‘Abrig:' die papiernen Monumente des Strebend “der NRegenten,
ibre Biller gluͤklich gu machen, wirklich in’s Leber Aberzutra⸗
gens die Grundgige, die in ihnen enthalten find, weiter gu ent
wickeln und and ibnen Normeh flr die eingelnen Ridtunz
‘gen des oͤffentlichen Lebens, insbeſondere flr die verſchiedenen
Richtungen der Thaͤtigkeit der Staategewalt, herzuleiten; vas
aus der Periode der Herrſchaft anderer Regierungsmarimer Ue⸗
briggebliebene und mit den konſtitutionellen Einrichtungen nicht
Vereinbare quezuſcheiden und fo Mites und Neues, bad Verwal⸗
tungsipftem mit der Berfaffung, iri Einklang gu bringen. In
dieſer Beziehung lied und bleibt noc) ein weites Feld gu bears
beiten ‘offen, Nicht als ob die Megierungen in Betreff derfelben
feit jenem Zeitpunkt fille geftanden Hatten; im Gegentheil ent⸗
widelten fie eine unglaublidhe Thatigheit, es ward’ organifirt
und wieder. organifirt, man rif allenthalben ein und baute wie⸗
bev ‘auf; aber es war dod) meby das Formelle, das ſolchen
Menderungen unterwotfen ward, Ser Organismus, dle Hierars
thie der Behoͤrden u. ſ. w.; im Materfiellen ward gwar dieß
tind jenes herausgenommen und gu beſſern verſucht, allein es
blieb bei Einzelnem, wo man gerade das Beduͤrfniß am drin⸗
gendſten fuͤhlte; etwas Durchgreifendes, etwas Ganzes kam
nirgends gu Stande. Namenilich zeigte fic) dieß in dem wid)-
tigſten Zweige der Verwaltung, in der Rechtsgeſetzgebung,
und wenn es auch hier, aus nicht ferne liegenden Gruͤnden,
8 , Staatswiſſenſeh a ften.
nicht befremden mag, dag bie Dorbereitingen: gu: —
Civil geſetzgebungen gu keinem irgend gedeihlicher Stefultat fuͤhr⸗
ten: fo iſt es dod) auffallend, daß die weit weniger ſchwierigen
Arbeiten fie Straf geſetzbuͤcher, welche der Zuſtand der Straf⸗
rechtopflege allenthalben .(o laut forderte, und bei denen der
Zwieſpalt des Alten wit dem Neuen beſanders hHyrvortrat, dos
gleiche Schidſal hatten, und daß unſrer Zeit das merkwuͤrdige
Phaͤnomen aufbehalten war, haf, waͤbrend mebyere-Gtaaten
damit umgiengen, das, was ein benadbarter Stact in dieſer
Beziehung erxungen hatte, aud fav ſich als Grundlage der Ge⸗
ſetzgebung gu benuͤtzen, dieſer ſchon wieder in Begriff: iF, jenes
Merk bei ſich ſelbſt gu zerſtͤren. — Cs -hemeist dieß auf's klar⸗
ſte, wie wenig man nod uͤher die Prinzipien einig iſt. Wie
dieß aber in dieſem einen Zweige der Staatsverwaltung, far
_ ben bop, in Beziebung auf Borarbeiten, febr- Vieles geſchehen
iſt, der Fall ſeyn konnte, ſo findet es ſich bei den uͤbrigen, na⸗
mentlich bei der geſammten Adminiſtration im engern Ginn, in
einem noch hoͤheren Grade, Willkuͤhr, prinziploſes Schwanken,
Unbeſtimmtheit iſt hier faſt zum Gewohnpeitsrepte geworden.
Unter ſolchen Auſpizien erſcheint das vorfisgende Buch und
bile, indem es, hauptſaͤchlich die Rechtspflege umd Rechtsgeſetz
gchung beruͤckſichtigend, dennod die Abrigen Verwaltungszweige
umfaßt, einem wahren Bedirfniffe ab, Mehr nod gu ruͤhmen
ift es aber hurd bie Urt, wie eb. diefes Beduͤrfniß bafriedigt.
Schon dle Form, in welder die wiſſenſchaftlichen Unters
ſuchungen -gegeben find, und. die ſchom aus, den ten Banden
befannt ift, it gewiß fein geringer Borgug dex Schrift. Seit
Montesquieu jenes glangende Mufter in folder. Beband-
lungsweiſe aufftellte, ift es hundertmal behauptet und hundert⸗
mal wiederbolt worden, es paffe jene Form. fae flreng wiſſen⸗
ſchaftliche Unterſuchungen nicht, ſie ſey wenigſtens dem teutſchen
Charakter, dem Gruͤndlichkeit einmal gus andern Natur gewor ⸗
—
i
Bachartd, were Dieher.o. Etaate. 0
ben ſev, zuwider. Allein trot dieſes Urthsile, troy des Mane
gels einer lesbaren Ueberſetzung bis anf den heutigen Tag, vej⸗
beeitete ſich der -,,Geift der Geletse!’ mit veiſſender Schnelli
aug: durch Teutſchland. wie durd: Franlreich und England, und
wane er auch dort. ſich sit hem Staube uniter gelebrten Gtys
dierſtuhen nicht eect vertzagen wollte, ſa fand er um-fo, fend,
lichere Aufnahme Geb Oen-Abrigen Standen, inphpfondere. bel den
hoͤheren Klaſſen deo Megerliden Geſellſchaft Wenn ‘yafer Merl
ſichthar aufgetlarter. if, als der dey frdheren. eit, rwennanfere
Großen fie Sig. Fortſchritte der politifden Wiſſenſchaften smd. far
die neuen: Jen, ; dig, ſich ſeit der letzten Halfte: des. vorigen
Jabrhundests -qmiwidelt haben, empfduglides.gemorden, find x: fo
gebuͤhrt fein. geringer, Theil des Verdienſtes jenem Buche, das
mit ſeiner geiſtteichen anmuthigen Form, und hauptſaͤchlich
durch dieſe, einen großeren Ginflug. auf die Welt ſich erwarb,
ais alle unfexe Kempendien und gelehrte Traktate mit ihrem
ſchwerfaͤlljgen Lapidarſtpſ. Wayum: fid) aber ſelbſt den Eingang
dahin verſchlirßen, woe god) der Centralpunkt des Wirkens iſt,
von wo aus doch nur, unſre Ideen ſich den Weg gue Wirklich⸗
keit bahnen? Bann manche Maͤngel jeneé unſterbliche Meiſter
werk · entſtellen, wenn hie und dn, ein wahrer philoſophiſcher
Geiſt darin vermißt wird, wenn hiſtoriſche Unrichtigkeiten ſich
finders, iſt dieß Fehler der Form? mug, wer dieſe Foun amoͤhlt,
auſh jene Fehlex begehen? kann nwicht ſelbſt dieſe Form, mit
Beibehaltung ihres Weſens, einige Modiſkatjonen erleiden, Hurd).
die fie dem Gang {nftematifcer wiſfenſchafflicher Unterſichungen
und etwa dem teutſchen Genius mehr. angepaßt wird? — Wrie
eillon hat in ſeinem neueſten Worke, daß dieß moͤglich fey,
durch die Rhat-bewiefens. auf: gleiche Weiſe in der gegenwaͤrti⸗
gen Schrift, fo. wie ſchon fruͤber in (einen ſtagts wiſſenſchaftlichen
Betrachtungen Aber Cicero's Republ., Zadarig.. Wea
auf - ahnliche Weiſe von anderen teutſchen da) fortge⸗
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10 3J Stantswilfenthatten::’ fi
arbeitet wird, wenn nicht ‘auf Unterſuchuugen, far Die es nicht
paßt/ ſondern nur ‘auf ſolche ptaktiſche, fir bas groͤßere gebil⸗
dete Pablitum intereſſante Gegenſtaͤnde blefe Form Anwendung
findet, wenn nicht Heine Geiſter ſich ibe’ bemaͤchtigen, dir ſie
gum Dedmantel ihrer Seichtigkeit und gum Spielzeug bev Mo⸗
Se Herabwirdigens'(a wird: dieß gewiß nur dazu dienen, unſere
philoſophiſch⸗politiſche Literatur zu heben, iby bei Regenten utd
Staatsmaͤnnern, die nicht die Zeit Haver ſich durch breite De⸗
duktionen durchzuarbeiten, Eingang zu verſchaffen, und vor Al⸗
fem. das Vorurtheil gu entfernen’, mit welchem Franzoſen und
Englaͤnder das Daſeyn, wenũgſtens einer politiſchen, teutſchen
Literatur entweder vornehm ignoriren, oder fie al’ einen abs
furden’ Kram melaphyſiſcher Gruͤbeleien und laͤcherlicher Subti⸗
litaͤten verabſcheuen. Daß unfere geruͤhmte Gruͤndlichkeit und
Tuͤchtigkeit dabei Schaden nehme, befurcht⸗ man nicht. Der
Teutſche hat noch weit dahin, bis man noͤthig haben wird, in
por allt grofer Leichtigkeit vor gu ſchnellem Abſpringen,! gor
ſchimmerndem Wie, aberhaupt eee biendenden
Weſen gu warne oe
Mit diefer angiehenden Form —— nun auch vollkom⸗
men der Inhalt, und alle die Vorzuͤge, die oben ‘von
‘den beiden erften Banden gerdbmt wurden, -gelten aud) von
dem 3ten, und in einem npd- hoͤheren Maafe, Es iſt naͤmlich
nicht gu laͤugnen, daß tiotz ber durchaus “prattifiben Richtung
jener fruͤheren Theile im Ganzen, ſie dennoch i im Einzelnen, na⸗
mentlich bei Entwicklung der Vorbegriffe im aten Bande, durch
manche allzu gekuͤnſtelte metaphyſiſche Spekulationen, die ‘Me
und da vielleicht ſogar in Spielereien ausarten, ihre teutſche
Abkunft verrathen. Dieß faͤllt nun in dem vorliegenden Bande
groͤſtentheils weg. Schon der rein prattifde Stoff, der hier gu
behandeln roar litt es weniger, und der Berf. felbft, der feit:
dem durch Theilnahme an bedeutenden legislativen Arbeiten,
!
Zachariaͤ, vlerjig Bucher v.Staate. 11
durch vielſeitige Thaͤtigkeit als Mitglied des repraͤſentativen Koͤr⸗
pers ſeines Baterlandes, ſichtbar mehr oom akademiſchen Ges
lehrten gum Staatsmanne ſich hervorgebildet hatte, mochte uͤber
ben Werth ſolcher unfruchtbaren Spekulationen wohl. anders
denken, als fruͤher. — Genug, wir haben, bier cin wahr haht
praktiſches Werk sor uns, und doch zugleich, was, hei wns
namentlid), ſelten. ſich zuſammen findet, ein ddsip bifefanbse
{hes Merl, Die Rechtsphiloſophie, welder, qher der
Perfs folgt, iſt nicht die, deren Beſtreben blos dahin giht, gus
ber Vernunft allgemeine Rechtsnormen aufguginden, welche ſchlecht⸗
hin und unter allen Umſtaͤnden gaͤltig und anwendbar feyen;
— folder allgemeinguͤltiger Grundſaͤtze giebt es (ehe wenige,
und, wie Feuerbach ſagt: „die Meinung, als wenn. die Vers
„nunft aufer der blofen Idee der Gerechtigheit cin gan ges
„Syſtem son Rechtsgeſetzen ‘in: fidy faſſe, gehoͤrt gu den
„Grundirrthuͤmern in bes Rechtsphiloſophie““ — fondern es iſt
diejenige, in welder’ Hugo unter uns Teutſchen die Bahn. ge⸗
brodjen Hat, welde Hand.in Hand mit ibrer Schweſterwiſſenſchaft,
der Pol itik, geht, Ueberall naͤmlich, wo unſer Verf. allgemeine
Normen aufſtellt, ſieht ex zugleich nicht nur auf ihre Anwend⸗
barkeit im Allgemeinen, ſondern aud unter hen beſonderen Pers
baltniffen und Umſtaͤnden, unter welchen ſie zur Anwendung
kommen ſollen; er unterſcheidet (nach ſeinem großen Borganger
Montes quien) die verſchiedenẽ phuſiſche, moraliſche ugd. ine
tellektuelle Lage bes Volles, oon dem die Rede iſt, insbeſondere
die verſchiedenen Verfaſſungsformen a, ſ. w., um die Tauglich⸗
keit ſeiner Rormen gu beurtheiles. Dabei iſt ihm ſtets Cand in
diefem Bande) die Gefchſchte die unzertrennliche Gefaͤhrtin,
die er, (unſtreitig in Erfahrungsdingen die beſte Lehrerin), wee
ablaͤßig zu Rathe zieht, und wobei ihm Die. fon: oben, geruͤhm⸗
te Kenntiniß der Begebenheiten alter und never Wolter, fo wie
ihrer urkundlichen Rechte, trefflich zu Statten fommt. Deßhalb
Wg Staatewifſenfchaften.
finden ſich Blicke auf die XII. Tafeln und die rom. und fort.
Geſedgebung niet weniger, alé auf ren Talmud, Koran und
Code chil; neben Moſes, Zaleufus, Lpfurg ſteht Napoleon und
‘Bolivar; “und der Verfaſſungszuſtand nicht nus den Griechen⸗
“Janb “utd Mom, Venedig und England, Rußland und Suͤdame⸗
‘ifa,' ſeloſt der. der Tarte, der von Japan und China, von Alt⸗
“peau und unter den Indianern in Nordamersfa giebt feinen Tri
but. Go erhaften wir denn eine wahre PHilofophie des
‘pofitiben Rechts, fm Hugo {hen Ginn, freilich minder
geiſtvoll und: nicht ſo durchaus originell, wie die des erwaͤhnten
Schriftſtellers, aber auc. vielleicht im Ganzen weniger parador
und in fofern ihr vorzuziehen, als fie nicht wie jene, faſt blos
bas Privatrecht, ſondern auf gleiche Weiſe eiteaes und Pri⸗
oattege umfapt,
Dieß die unldugbaren Vorzůge der Séuift indeg bie Pflicht
- Per Krifif erforbert 8, aud) die Od atten{ etten (wenn gleich
ber phyſiſche Grundſatz „wo viel Licht, da aud viel Sepat-
ten’ hier keineswegs anſchlaͤgt) nicht zu uͤbergehen. Schon die
Form der Darſtellung, ſo trefflich ſie auch unbezweifelt iſt, iſt
doch, nach Ref. Anſicht, nicht ohne alle kleine Flecken. Ref.
glaubt einiges Sprach widrige dahin rechnen gu duͤrfen, wie
das haͤufige Anfangen eines neuen Gages, nad einem Punkte,
mit „ſondern“ (3. B. S. 14. 69. 104, us f. w.) einzelne fons
derbare Ausdruͤcte, wie „ein Selbſtſtand“ (S. 70.) „das Kens
mahl“ (S. 79.), das oͤfters (z. B. S. 285.)⸗ vorlommende
yin Haft ent halten“ u, dgl.; einzelne Dunkelheiten (z. B.
S. 79. SG. 92.) und hie und da Wiederholungen (wie
z. B. S. 34. vergl. mit S. Au.; S. 73. mit S. 79. S. 375.
mit 389.). Doch find ſolche Dinge, deren Richtigkeit oder Un-
richtigkeit meiſt dazu nur auf individueller Anſicht beruht, kaum
“bee Rede werlh.“Ref. geht daher lieber gleich auf einige Maͤn⸗
gel Aber, die den In halt betreffen. Fu dieſer Hinſicht iſt wohl”
*
pg OF — J
a,
Bacharid, vierzig Bücher v. Staate. 13
zuerſt das Vorhandenſeyn mancher unhaltbarer Parabdoricen,
ferner einzelner Spitzfindigkeiten, ſelbſt, wiewohl ſehr ſel⸗
tn, wirklicher Un richtigkeiten und endlich unlaͤugbarer
Inkogſequenzen gu erwaͤhnen. Die Belege gu dieſem Ur⸗
theif finden indeß wohl am Beſten bei der Darſtellung O¢6 Cine,
zelnen, in welches naͤher einzugehen die Grundſaͤte unſres In⸗
ſtituts bei ſolchen wichtigen Werken ohnehin fotdern, ihre Stel⸗
le, und nur in Vetreff des zuletzt genannten Punktes (her In⸗
fonfequengert) iſt mod) Eines im Allgemeinen gu erwaͤhnen, mee,
burd das Gange gebt und mit der politifden Charatterifirnng
bed Lefteren in genauem Bufammenhange ſteht. Der Werf.
ſtellt ſehr Haufig einen allgemeinen Satz ꝛauf, und ſucht ign. mit
philoſophiſchen und politiſchen Gruͤnden zu erweiſen, und wenn
dieß denn gelungen ſcheint, ſo dreht er zuweilen, namentlich in
Fallen, wo fein allgemeiner Satz hie; buͤrgerliche Freiheit gu be⸗
guͤnſtigen ſcheint, auf einmal um und bemerkt, mit einem Rome
pliment vor der Staatsgewalt und dem-Beftebenden, 48 verſte⸗
he ſich Sbrigens von ſelbſt, daß dicfer Grundfag nicht autgzu⸗
führen fey, daß da8 ustundlide Recht, oder daß dat Not he
recht eine Abweichung verlange, Wud) hiegu werden. bie Bes
lege nachher vorfommen. Cinleudtend Ht es aber von ſelbſt,
daß, wenn es gleich unlaͤugbar viele allgemeine Ideen giebt,
de nicht ausfuͤhrbar ſind, viele Regeln, die nothwendig.Aus⸗
nahmen erleiden, doch immer auch die Gruͤnde angegeben wer⸗
ben muͤſſen, um die Ueberzeugung von dex Unausführbarkeit der
Maxime, Hon dee Nothwendigkeit der Ausſsnahme gu befeſtigen.
Mit dex Behauptung, dad Nothrecht fordere es, lage ſich ale
les, auch bas Ungexechteſte, vertheidigen, und daß jenes bei dem
Verf. cine ſo große Molle ſpielt, iſt ein um fo unangenehmerer
Flecken, je mehr derſelbe mit dem ganzen Geiſte des Buches
fontraftirt, welder fein anderer iſt, als det. einer Lie
ber alitaͤt ine aͤh ten Ginne des Worts, d. 5. einer
—
14 Staatéswiſſenſchaften.
Freiheitsliebe, verhunden mit Weiſsheit wid Ma,
ee :
Ref. wendet ſich, nach dieſen Umriſſen Aber da8 Gane,
gli dem Einzelnen, wobei 6 indeß feine Abſicht nicht feyn fann,
alles Neue Gutgedachte und Gutgefagte auszuheben, oder gar
Hoends jeden Gag, der mit {einen Anfidten nicht harmo⸗
nirt, mit ſeinen Zweifeln und Widerlegungen gu begleiten. Vet
Werken, ‘wie das vorliegende, kann der Hauptzweck einer kriti⸗
ſchen Anzeige Sod) nur eine Einladung ſeyn, felbſt gu leſen, und
deim Reſer vorlaͤufig otwa gu, ſagen, was ex im Allgemeinen fine
den werde. Ref. wird ſich deßhalb darauf beſchraͤnken, de
Plan und Inhalt ndher anzugeben, und ſich auf das Einzelne,
nur ſo weit es zur Charakteriſirung des Ganzen und zur Motivirung
des vorhin ausgeſprochenen Urtheils nothwendig iſt, einzulaſſen.
2 Die aͤußere Haupteintheilang des ganzen Werks iſt
ſchon itt ſeinem Titel ausgeſprochen. Von den 40 Buͤchern ent⸗
halten nun die beiden erſten Baͤnde die Haͤlfte, der vorliegen
de drktte bas arte bis 27 te Buch, alſo im Ganzen 7 Buͤ⸗—
cher, die wieder in zrdßere und kleinere Abſchnitte, unter dem
Name Theile, Hauptſtuͤcke us ſ. w. zerfallen.
ee Gleich das 21 teBuw, oder das rte Bud) der Regierungslehre,
mit der Ueber(dirifts ,vonder gefeggebenden Gewalt” enta
Hatt herrliche Ideen, bei denen Sem Ref. die Ausfuͤhrung (eines
Borfages, nicht gu ſehr in’s Detail gu geben, ſchon ſchwer wird,
Gn dem sten Haupttid: „von dem Beduͤrfniſſe eis
„ner Geſetzgebung,“ geigt der Verf. daß trog des Guten,
welches das Gewohnbettsredt mit ſich bringe, das „aus dem
„innern und aͤußern Leben des Volkes hervorgehend, mit dem
„Volke heranwachſend, mit oem Bolte alternd und ſich vers
„juͤngend,, ſchon feinem Wefen nach volksthuͤmlich“ ſey, eine
bom Staate ausgehende Geſetzgebung nicht entbehrt werden
konne, ber Einfachheit und Zugaͤnglichkeit wegen, Denn mit
Baharia, vierzig Bacher o Giant, 18
„der Zeit uͤberſteige die Menge der Urtunden, in welden das-
„Gewohnheitsrecht vergraben fey, bie Anſtrengungen auch des
„kuͤhnſten Fleißes.“ Und doch, ſagt er „iſt ein Volk in dem
„Verhaͤltniſſe moͤndiger, in welchem ein jeder einzelne Staatb⸗⸗
„genoſſe von ſeinen Rechten und Pflichten unterrichteter iſt.“
Nad mehreren anderen meiſt treffenden Bemerkungen uͤber Ge⸗
wohnheitsrecht, fuͤhrt er 5, Sage naͤher ous, daß man nicht
uandthige Geſetze geben, daß map nicht ſchnell das Veſtehende
dabern folle,; und. daß nicht jede Zeit — die Zeit innerer Unru⸗
ben — zur Geſetzgebung ginftig ſey. Dat. ate Hanptft Jans
belt „don dbem'® eſetzgeber, d. h. von dem, welder bab Ges
ſetz abfaßt.“ In dieſer Begiehung ſtellt der Verf. einer, Grund⸗
foo auf, welder. Maxime jeder Repierung | werden follte,.,,,bie
HOrganifgtion der. -prieggebenden Sewalt. darauf gu berechnen,
„daß die Geſetzgebung⸗ obwohl die Arbeit Mehrerer, dennoch
„im Ganzen und im Einzelnen, tines. und deſſelben Geiſtes und
„Sinnes eps” Er haͤlt x6 gy. B. ftir zwed maͤßig (Ref. fie
nothwendig) - ,,die Cittwerfung des Gefeges einem eingigen
„Manne, die vorlaͤufige Pruͤfung des Geſetzes einem engern
Aueſchuſe die endliche Berathung Aber das Geſetz einer groͤ⸗
nese: Verſammlung zu ibertpagen.”” Dabei koͤnnte immete
bin as, beobachtet-werden, was v. Pfizer Cin den Beitraͤgen
mnun Brhuf eines: neven Slrafgeſezgebung ate Aufl. Wim 1826.)
verſchlaͤt, daß Mehrere Materialien zum Gavrzen beitriigen,
zdaß ſelbſt die Hauptgrundſaͤtze vorher von Mehreren berathen
wuͤrden. Daß aber die Entwerfung ſelbſt bon Einem geſchez
he, ſcheint Ref. vnumgaͤnglich die innere Einheit, ſo wie die
Einheit der Form, au zefordern. — Nad beachtenswerthen Ber
merlungen aber--die-im Zten Hauptſt. behandelte Frage:
adic daͤe Geſetßze an-Faffen ſind?“ ſpricht der Verf. im
4ten Haupuͤſte „von dem Inhalte der Geſetze.“ Hier
wird bere dte — der Aufſtellung einer tigenen ay
16 Staats wiſſenſchaften.
ſetzgebenden Behoͤrde dargethan, „ohne welche ein Volk rere
hohfen duͤrfe, nach Grundfagen regiert . zu werden 7 ound es
wird dieſe Inſtitution zugleich benuͤtzt, um die ſchwierige ſtaatt⸗
rechtliche Frage: was iſt Geſetz? was Verordnung? dinweg ·
zuraͤumen, oder wenigſtens ihre Eautſcheidung durch Aufſtellung
eines fir Jeden erkennbaren duperen Merkmals ſehr leicht gn
machen. Was naͤmlich sow dieſer geſetzgebenden Behorde ante
geht, it Geſetz. “Es fragt ſich run aber freilich wieder! wel⸗
che Gegenſtaͤnde gehdren vor dieſelde? eine’ Frage, die der Verf.
durch Mufftettong ber Erforderniffe ber Geleke in Beireff —
Juhalts gu lbſen ſucht. Die Geſetze ſſollen naͤmlich ſepn: yx)
bielbende von Zeitbedingungen unabhaͤngige, Vorſchriften, 22)
allgemeine, 3) vollziehbare Normenẽ! Die Allgemeinheit fol
aber wieder beſtehen a) in ber Wortverfaſſuiig (Wortfaſſung)
‘unter den Gruͤnden iſt gewiß [HE {Hr auch der augegeben,
her Staat muͤſſe „das geiſtige Leben Der Beaten eke
„halten und ndbren” und * in der Ausſchließung von
Sondergeſetzen (Pridilegien) und Muisnabhyreyelesar (Diſpen⸗
ſationen). Bei dieſem letzten Punkt zeigi ſich zum erſtenmal
die oben geruͤgte Inkonſequenz. S. 16: werden Prinitegien als
widerrechtlich und die Macht des Staats ſchwaͤchend bezeich⸗
net; dennoch aber heißt es anf derſelben Seite ,,nad) den Grund⸗
i Atipen bes Nothrechts ſeyen fie: gu vertheidigen.“ Da'fie aber
widerrechtlich· ſeyen, ſo feyen fle — wird fortgefahren — wi-
derruflich und gwar ohne Entſchaͤdigung. Dabei ſolle man aber
nicht vergeſſen — wird endlich geſchloſſen — wenn man. die
Pribilegien antaſte, mache man das Eigenthum unſicher. Man
ſieht ber Verf. iſt der Anſicht, Privilegten ſeyen rechtswidrig,
und dod) findet er fie uͤberall, und fo dreht und windet oF ſich |
denn von einer Inkonſequenz zur andern, beweist, ſie ſepen Wie
berrechtlid) und widertuflidh, -fie ſehen abet doch vechtlich gu bere
theidigen und es ſey unrrqhtlich, We angutaPent -Hndes-if wept
’
t
| Bacharis, viersts Buͤcher v. Staate. 3 17
ber Grundgedanke, Son dem ‘der Verf. hier ausgebt, bas Rechts⸗
geſetz verlange cine voͤllige Gleichheit, cin Ueberbleibſel
der belobten Naturſtandsnaturrechte und des jakobiniſchen Ni⸗
vellirungsſyſtems, dem ja dod) gewiß der Verf. nicht bold iſt.
Privilegien ſind nur dann rechtswidrig, wenn die Freiheit der
Anderen dadurch unterbruͤckt wird, und wenn bloße Gunſt, nicht
politiſche Gruͤnde, bei ihrer Ertheilung eine Stimme führen.
Warum ſollte ber. Staak nicht durch Privilegien dee Kunſifleiß
aufmuntern, das Verdienſt belohnen duͤrfen? — Das ste’
Hptſt. handelt „von der Bekanntmachung ver Geſetze,“
wo der Verf. den Grundſatz aus ſpricht „ie leichter e8 dem Ein⸗
„zelnen iſt, ſich von ben Geſetzen gu unterrichten, defto recht⸗
„maͤßiger iſt die geſetzliche Verfaſſung des Staates.“ Unter
die Mittel der Erleichterung dieſes Selbſtunterrichis von Seiten
des Staates, haͤtte er. das eines Bolts s Katedisrnds ,' deſſen
Nothwendigkeit v. Pfizer (in der angef. Schrift) ſehr eins
leuchtend dargethan hat, aufnebmen ſollen. Mus sem 6ten
Hptſt. endlich, Sas die „Auslegung der Geſetze“ eroͤr⸗
tert, glaubt Ref. hauptſaͤchlich auf die Stelle (S. 26.) auf⸗
merkſam machen zu muͤſſen, in welcher der Verf. die Inkonvenienz
einer verſchiede nen Geſetzauslegung in demſelben Staate be⸗
ruͤhrt, worin bem Ref. einer der Haupigruͤnde,“ die gegen das
Provinzialſyſtem in kleineren Staaten angefabet werden koͤn⸗
nen, gu liegen ſcheint.
Das 22te Bud hat Se Ueberſchrift won der ridters
lichen Gewalt,” und fudt in cten Hptſt. die: ſchwieri⸗
ge Frage gh ldſen: „was find Rechtsſachen?“ Die Def.
des Derk. (Si27.) flimmet, nur nod in einer weiteren Musdehs
nung, mif dem Refultate. iberein, das Ref. in dem atken Hefte
des iten Bdes wdieſer Zeitſch. aufgeſtellt hat; eine Rechtsſache iſt ihm
„ein Streit uͤber cin Recht, in wie fern er eine vollziehbare Ent⸗
„ſcheidung bezwect“ und gehoͤrt, als ſolche, vor die Gerichte.
ene TI. 1. a
3 i Staatsweitſſenfchaften. 2
Noein da Fommt wieder S. 30. das Nothrecht, nad) welchem
es fic) vertheidigen Jaſſe, „wenn auch bei weitem micht alle Ga»
en, die Rechtsſalhen fepen, durch die Gerichte. entithieden
~
„werden.“ Es fomme mithin alles,:meint et, auf das u r⸗
kundliche Recht an; was, dieſes vor die Gerichte weiſe, das
ſey cine: Mechtsſache. Sm Zweifel jedoch — fegt. er hinzu —
fey cine jede Gace, die ihrem Weſen nad eine Rechteſache
fep, auch dem urkundlichen Rechte nach als eine foldje: gu bez >
trachten. Das ate Hptſt. faßt die „Verſchirdenheit der
„Rechtsſachen“ naͤher ins Auge, wo. zuerſt. eine Eintheilung
der Gerichtsbarkeit in die Ausgleichende, die üͤber Mein
und Dein, und in die austheilende, die ‘Aber Verdienſt ober
fiber Schuld ent(deidet, gegeben und dann ausgefibrt. wird, daß
hei beiden Arten dey GeridhtsLarkeit die Rechtspflege von det voll
giebenden Gewalt gu trennen ſey. Darauf wird die: Rothwen⸗
digkeit einer Eintheilung der Rechtsſachen in- gfring fa gige
und gthgeré beriibet, und. endlich von bem privileg. Ger
richt sſtande gefproden, wobsi der von bem Verf. (S. 37.)
angefuͤhrte Schluß „wenn der, Slaat einem gewiffert- Stande
„oder gew. Guͤtern Vorrechte verleihe, ſo muͤſſe er dieſen Stand J
„oder die Guͤter auch unter die Obhut eines bevorrechteten Ge⸗
„richtöſtandes ſtellen“ Ref. nicht einleuchten will, Kann denn
nicht der untere Nidter auch auf die Vorrechte Ruͤckſicht neh⸗
men? wie er ja auch ſonſt in fo vielen Faͤllen im Geſetze bez
gruͤndete. Wohlthaten, z. B. der Minderjaͤhrigen, zu ſchuͤtzen
bat? In dem Sten Hptſt. mit der Aufſchrift „on dem
„Rechtsgange oder dem Prozeſſe“? wird 4) fon den
Rechten der Parthieen im Allgem. und gwar, in buͤrgerlichen
Rechtsſachen und in Straffachen, 2) bon dem Angrifft und der |
Vertheidigung, 3) bon dem Beweiſe, 4) Lott dem Urtheile, 5)
bon der Vollziehung dex Urtheile und 6) von dem gerichtlichen
Verfahren (gehoͤrt denn das bisher Genannte nicht auch zum
⸗
Zacharid, vierrig Bader o. Staate. 19
gerichtlichen Verfahren?) gebandelt, Neben viclem Trefflichen,
wobin Ref. befonders da8 rechnet, was det Verf. S. 45. uͤber
ben Werth oer Klageformeln dex Ulien bemerkt, was er G. 46,
zur Rechtfertigung det fonderbaren Gitte der Englander, einen
Ungellagten lobzuſprechen, wenn it Der Anklageſchrift aud nuk
in einem einzigen Buchſtaben fein Name faiſch geſchrieben iſt,
und was er S. 52. Aber das Erliſten der Bekenntniſſe ſagt
(verhuͤllt oder verkleidet ſchleicht die Tortur noch immer her⸗
um ſtoͤßt man auf kine Reihe paradoxer Saͤtze. Bor. allem
faͤllt unter dieſen die Behauptung bed Verf. auf (S. 49. Rots |
36.)3 „ieder Eid bot Gericht, und zwar nicht nur ber vom
„Richter auferlegte, ſondern auch der de ferirte !) feb une
„rechtlichz felbft der Seugeneid. koͤnne entbehrt werden.“
Wer wuͤrde wohl. nod) Richter ſeyn wollen, wen dieß einges
fuͤhrt wuͤrde? — Auf gleiche Weiſe wird Feder, dex je eininal
init richterlichen Geſchaͤften su thin gehabt bat, auf's felerlich⸗
fle gegen deri Satz des Verf. (Ss 57. Not. 47.) proteſtireni
„daß deni AÄngeklagten auch dann, wenn er bird Laͤugnen die
„Beendigung der Gace verzdgert habe, die erlittene Haft bei
„der Strafe in, Anrechnung gu bringen fey.” Warde nicht jes
der groͤbere Verbrecher ſein Geſtaͤndniß verweigern, oder wenig⸗
fiend fo weis als moͤglich hinaubſchieben? Gin weiterer aufftils
lender Sab endlich iſt der, „daß jeder Schaden, der durch eit
„Vergehen verurſacht worden, wenn der Chater zahlungsun⸗
„faͤhig ſey, durch das Gemeinweſen verguͤtet werden ſollte.“
Es iſt nicht Har, ob der Verf. unter dem Gemeinweſen die ein⸗
zeine Gemeinde oder den Staat perſteht; allein in beiden Faz
leit, Wo laͤge der Rechtbgrund einer ſolchen Anordnung? Hat
denn de SGtaah: Garantie geleiſtet, hag gat tein Varbre⸗
dex. mehr vocfemmen koͤnne, oder bag ep, flit ledes Entſchaͤdi⸗
zung leiſten wolle?, oder. iſt ex zu einer folder Gargntie sets
pilighect Berpflidte. J er doch. nut, nach Krdften, fa¢-8 ‘bit
8 ba
20- — Staatswiſfenſchaften. |
Sicherheit - der Mechte zu forgen, und nur wenn ihm nachge⸗
wieſen wuͤrde, daß er nicht nach Kraͤften hiebei gehandelt habe,
daß den Staatsbehoͤrden cin Verſehen zur Laſt falle, koͤnnte vow
einer ſolchen Verbindlichkeit die Rede ſeyn. Allgemein ausge⸗
ſprochen wuͤrde fie aber politiſch ſehr ſchaͤdlich wirlen, indent
fie ein Motiv zu Abhaltung von Verbrechen, naͤmlich Sas Mit?
leid des Verbrechers mit dem Beſchaͤdigten, wegräumte, und ina
dem fie die Aufmerkſamkeit her Barger felbſt, ſich vor Cingrifs
fern Undever ſicher gu ftellen, ſehr verminderte, “Das Letztere
fande aud) flatt, wenn die Gemeinde gum Erſatz verbindlidy
gemacht wuͤrde, warn (don wieder hier der Nachtheil dadurch
‘einigermagen aufgewogen wirde, daß die Gemeindemitglicdes
felbft ſich gegenfeitig ftrenger beauffichtigen wuͤrden; was in -
Ftalien die Regierungert oͤfters veranlaßt bat, diefen Grund-
fat gu BVerhitung bon Raubereien eingufiibren, was fie aber —
[elbft wohl nicht anders, als etwa mit des Berl. Nothredt wer⸗
den vertheidigen wollen: Das Ate Hyptft. enthalt herrliche
Worte ,,gum Lobe einer guten Geredhtigheit spflege.
Ohne fie” ſchließt der Verf. „giebt es keine Sicherheit des
Eigenthums, keinen Credit im Handel und Wandel. An dem
Wohlſtande Englands duͤrfte die Trefflichkeit ſeiner Gerechtig⸗
keitspfiege ‘einen ſehr bedeutenden Antheil haben.“ Ref. will
hier nicht unterſuchen, ob England gerade ein treffendes Bets
ſpiel iſt; außerdem kann er aber auch die Behauptung in dieſem
Abſchnitt buß in Teutſchland dieOrganifation ber Rechtopflege
noch weit’ hinter der anderer Verwaltungs zweige zuruͤckſtehe⸗
wenigſtens in der Ausdehnung auf alle teutſche Staaten nicht
zugeſtehen, indem er, ſo viel auch noch in dieſem Zweige zu
Eun tebe mag, gerade: Ber: entgegengeſetzten ueberzeugung iſt.⸗
“Das 23 te Buch handelt „von dex vollziehenden
Gewalt, oder von der Regierung in-det engeren
„Bedeutung,“ und erbrtert im 1ten Hptſt. die Frage:
Baars, vierzig Bacher 0. Staate. 21
„was iſt die Regierung?“ Der Verf. umgeht aber hier
mehr dieſe Frage, als daß er fie aujlist, Die Scheidung zwi⸗
ſchen dem, was der geſetzgebenden. und vollziehenden
Gewalt, und ebenſo, was der richtenden und der vollzie⸗
henden angehoͤre, — iſt (eine Anſicht — laſſe ſich nur durch
das urfundliche Recht und dadurch, daß ſie verſchiedenen
Behoͤrden zur Ausuͤbung anvertraut werden, entſcheiden. Nad,
weldem Pringip aber das urfundlide Recht dabei. verfabren
folle, dDaydber bleiben wir im Dunkel, Dem Rechtsbegriffe
nad .umfaffe die vollgiehende Gewalt — gu diefer Seftimmung
fommt ex gulegt — die gefammten Rechte der Staatégewalt,
mit Ausſchluß -desjenigen, weldye befonderen, von der Regierung
unabbangigen Bebdrden Abertragen oder gu Abertragen feyen.
Nicht blos das Bollziehen, fondern aud das Geſetzgeben, auch
bas Richten fey Lie Gache der Regierung. Die gaͤnzliche Gone
derung dieſer drei Verridtungen ſey nur eine Idee;z aber
eine Idee, bie, obwohl wefentlid unerreid bar,. den⸗
nog einer jeden Berfaffung als Mufter Hild vorſchweben
folle. In der urfprdngliden Bedeutung fey jedod die voll:
ziehende Gewalt die, welde die Geſetze gu vollziehen habe, und
in diefer Bedeutung werde fie auch in dem Kolgenden genom⸗
men. — Auf die Inkonſequenzen in dieſer Gedankenreihe braucht
Ref. wohl nicht erſt aufmerkſam zu machen. Aus dem vielen
Schoͤnen, das in dem 2ten Hptſt. „von der Der(dhieden:
pbeit Der Regierungsge(dafte,” und dem Sten Hptft.
woon dex Regierungskunſt,“ vorfommt, begnuͤgt ſich Ref.
3 Sage auszuheben: eine Regierung koͤnne nie unterrichtet ge-
nug ſeyn (daher der unendliche Nutzen der Preßfreiheit gerade
fuͤr fie), jede Regierung muͤſſe ein Syſtem haben (darin
beſtehe gerade der Vorzug der fonftit, Monarchie, daß die Nez
gierung Faum obne ein Spftem befteben koͤnne) und daß es der
groͤſte Fehler ſey, den eine Negierung begehen koͤnne, zu viel
} *
22 | Staatéwifſenfchaften.
zu regieren. MWohl den — in denen on
extant werden !
Den Hauptthelf be8 Gangen, Sem umfang 6. 87. —
G. 250.) und her Wichtigkeit nach, begreift das 24te Budy
in fib, dak „die Staarsgewalt in bargerliden
„Kechtsſachen ober das buͤrgerliche Recht“ zum Ge⸗
genſtande hat. Man wird nun allerdings tn einem Werk uͤber —
die Regierungslehre das, was ung der Verf. hier glebt,
naͤmlich eine Philoſophie des "pet itiven Privatrechts, nicht ſu⸗
errs indeß ware es Undank, ſich nicht daruͤber gu freuen, daff
man mehr erhalten hat, alg man erwarten konnte, und ein um
ſo groͤberer Undank, je mehr ſich gerade dieſer Theil des Bus
ches durch Originalitds und Scharfſinn autzeichnet; wenn gleich
auch wieder die oben erwaͤhnten Schattenſeiten hier beſonders
ſtark hervortreten. Die Einleitung, mit welder Ser Verf.
beginnd, kann nicht uͤbergangen werden, weil ſich in ihe die
Warzel riner ſonderbaren Eintheilung ſeiner Darſtellung findet.
“Gr definirt die nathrlide Freiheit als „das phyſiſche Ber
„moͤgen, welches der Menſch von Natur hat, nach Gefallen
„uͤber die Sinnenwelt zu gebieten. Als die Bedingung der
„Wirkſamkeit dex ſittlichen Freiheit wird fie gum Recht.“ In⸗
dem ſie aber ſo zum Rechte erhoben werde, werde ſie 1) gewi⸗
ßen Einſchraͤnkungen unterworfen, welchen ſie von Natur
nicht unterworfen ſey. So ſeyen die Guͤter, die der Menſch
von Natur habe (weil ſie nur der ſittlichen Freiheit zu Gebot
ſtehen ſollen) unveraͤußerlich. Die natuͤrliche Freiheit werde
aber aud), indem fie gu einem Rechte erhoben werde, 2) kraft
der ſittlichen Freiheit des Menſchen, bon den Schranken bee
freit, welchen fie als natuͤrliche Freiheit unterworfen (ep. Mit⸗
telſt der Idee des Vermoͤgens (die aus der Einheit ſeines
| fittlidien Selbſtbewußtſeyns entſpringe) wberde das Recht des
Menſchen an ſeinen Guͤtern fogat Aber die Grenzen dieſes Le-
\ Zachariaͤ, dierzig Bucher d. Staate. 23
bend Hindus etſtrekt; der Menſch konne uͤber das Seinige auf
den Todesfall verfuͤgen. Dieſem gemaͤß theilt denn oer Verf.
auch die ganze Lehre in 2 Theile, wovon der erſte Theil,
„von dem Rechte, in wie fern es die natürliche Frei |
„heit beſchraͤnkt“ handelt, und wiedee in 2 Abſchnitte gers -
fillt, von denen Ser ite fid mit „den an gebornen, G az
,ter ne beſchaͤftigt. Gleid im’ Aufang dieſes Abſchnitts (dee
man wieder auf einen paradoren: Satz; „der Menſch habe in
„rechtlicher Hinſicht nur ein cingiges angebornes Gut — den
„Koͤrper“ (S. 98.). Als Grund warum nur dieſer, wird
angegeben, daß ein Gut nur in ſo fern der Gegenſtand eines
Rechtes fey, als es dem Menſchen gegen ſeinen Willen entzo⸗
gen oder verkuͤmmert werden koͤnne. Iſt denn aber das Letztere
nicht aud) bei den geiſtigen Kraͤften Ser Fal? Noch auffallen⸗
ber indeß iſt; was der Verf. ſpaͤter (S. 109.) als den Grund
des Schutzverhaͤltniſſes des weiblichen Geſchlechts anfuͤhrt, „es
ufth das dem Geiſte nach ſchwaͤchere,“ womit noch einige at
dere Aeußerungen gu vergleichen find, z. B. (S. 110.) ,,furge
„ſicht iger iſt dieſes Geſchlecht“ (S. 164.) „die Che fey dazu
„da, eine Ungerechtigkeit, welche die Natur ſelbſt begangen ha⸗
„be, wieder gut zu machen,“ und (S. 173.) wo die armen Damen
gar als mendfuͤchtig bezeichnet werden. Demungeachtet fuͤhrt
tt (S. 175.) als Grund an, warum Demofratie bei den Teute
(den nie habe gedeihben wollen, daß da8 weibliche Gefdlecht,
welches dev Einherrſchaft und Adelsherrſchaft guͤnſtiger, großen
Einfluß gehabt habe. Ein ſchlechtes Kompliment, das der Verf.
hier der Monarchie macht! Daß er uͤbrigens oon dem ſchoͤnen
Geſchlecht uͤberhaupt keine hohen Begriffe haben muß, beweist
auch eine andere Stelle (S. 110.), in welcher er den Erklaͤ⸗
rangégrund der befannten thm, Verordnung, daß einer Ehefrau
fle die Erftattung ihres Einbringens nicht Birgen beftellt wers
ben biiefen, darin findet daß die · Freundſchaft mit einem Wei⸗
' \
#
24 -Grantsaittentoatten
be leicht * — fep 3" waͤhrend doch gewis der. Grund
in der Unſchiclichkeit gner Mittelsperſon bei dem innigen Vey
haͤltniſſe dev Ehegatten, au fuden iſt. Bon oven vielen sect
ſchoͤnen Gedanken, die außerdem aber dieſes Kay. euthalt, und
die {einen Lefern mitzutheilen der Raum dieſer Blaͤtter verbie⸗
tet, kann Ref. die geiſtreiche Wuͤrdigung der Hugo'ſchen Ver⸗
theidigung der Sklaverei, die unſer Verf. in 2 Zeilen gibt, nide
unterdriden. Wie hat man. nidt uͤber jener Bertheidigung
Lar gefdlagen, wie ſtark hat fid nicht nod 9. Raumer in
feiner neueften, fonft intereffanten, Schrift darbber ausgeſpro⸗
en! Was fagt unfer Verf. daruͤber? „Auch die Stlayerei’’
heißt es S. 116, N. 42. „hat ihre Vertheidiger gefunden,’ da-
bei wird H's NRt. §. 141. ff. citirt. „Nun wohl! fest er
hinzu „das Recht der Vertheidigung hat billig cine grofe Gunſt
„fuͤr ſich; aud der ſchwerſte Berbreder foll nidt eines Bers
„theidigers entbehren,“ und beſchaͤm alle die Larmmader, die
ſich nue an die Worte hielte und feine Whnung davon Hatten,
wie nad bem gangen Geifte jenes genialifden Buches die
Tendeng des Berf. feine andere war, als gu geigen, daß die
Sklaverei Ser Alten nicht oie fraffe war, die man ſich unter
ibe dachte, daß er nur aud die guten Geiten, die trotz der
Sdattenparthieen ba waren, hervorheben wollte, daß er zeigen
wollte, wie ihe Zuſtand gegen den mander Klaſſen unfrer heu⸗
tigen buͤrgerlichen Gefellſchaft wohl nidt fo zuruͤckſtehe wf, w.,
wie aber ſeine Abſicht feineswegs war, fie alé Sdeal einer
guten Ginridtung, oder nur als mit dem verniinftigen Ide al
einer Rechtsordnung vereinhar darzuſtellen. — C8 ift feine ſchoͤ⸗
ne Gitte, die neuerlich unter den Teutſchen einreiffen gu wollen
ſcheint und die fid aud gegen Goͤt he gegeigt hat, verdienten
Mannern am Ziel ihrer Laufbahn den Ehrenfrang gu zerpfluͤcken.
Um fo etfreulider ift es, wenn Manner wie unfer Verf., ii
Ehre ihrer Beitgenoffen.vetien.und Cwie 3. aud S. 87.. N. 1.
Sacharia, vierzig Baͤcher d. State. 5
wo er ben. Ausſpruch Giceto’s Aber Sokrates anf H. ſehr iref⸗
fend anwenbet: ,,jus naturae a coelo ad terram revoca-
vit“) dem Verdienfte feine Krone. geben. Mef. ſchien es aber
um ſo mehr Pflicht, hier auf dieſe Stelle aufmerkſam gu mes
chen, :00. kuͤrzlich aus unfrer Nabe eine niedrige Verlaͤſterung
jenes berüͤhmten Mannes ausgegangen iſt.
Der ate Abſchn. bes 24. GB. handelt „von Sen inge
„ren Guͤtern“ und theilt ſich in 4 Ubtheilungen, die wieder
in Haupiſtuͤcke aerfallen, Die ate Abtheilung umfaßt „die
. prdingliden Rechte anGaden oder das Sachenrecht“
und erortert im iten Hptſt. da6\,,Cigenthumsredt ou
„Sachen,“ im aten Hptſt. das , Met der Dienſtbar⸗
test,” im Zten Hptſt. das „Pfandrecht“. In biefer gan:
gen Abtheilung ſcheint die S. 123. ff. aufgeftellte Theorie uͤber
die Entflehung des Cigenthums, wornad die Bearbe i⸗ :
tung der rechtliche Grund ſeyn foll, undaltbar, denn man fragt
mit Rect: wer giebt nun aber, da8 Ret gur Bearbeitung,
wenn, wie der Verf. felbft (S. 133. ) annimmt, die Guͤter ure
foranglid gemeinſchaftlich find? Die Definition ‘von Dienfts
barfeit (als „das dinglide Mecht, von einer fremden Sache
„einen gewißen Vortheil gu ziehen“ S. 138.) ſcheint Ref. un⸗
tichtig, da die negativen Servituten nicht darunter paſſen; ſehr
ſchoͤn dagegen iſt unſtreitig was er (S. 139.) uͤber .den Nugen
und die Zulafigfeit der Gervituten und (S. 142.) fiber die Gi-
gent huͤmlichkeit der Baller teutſchen Urfprungs, faft alle Rechte
und Pfliditen auf Grundftide gu radiziren, und Aber bas ents
gegengeſetzte Extrem unfrer Beit (agt. Sm Pfand redte ems -
pfieblt auch ex die Grundſaͤtze der Publigitdt und Spegialitat.
Die ate Adtheilung beſchaͤftigt ſich mit dem Cigenthue
„me an Geiſtes werken.“ Die Anſicht des Verf. uͤber die⸗
fen vielbeſtrittenen Punkt konzentrirt ſich am Ende auf die: „der
„Nachdruck ſey nicht unrechtlich, aber das Intereſſe der Natio»
\ _ .
26 — — “As
nalbildung exfordere fein Verbot;“ nur iſt fie in. —
prezioͤſen und ſpitzfindigen Formen und Saͤtzen vertheidigt; fo
wie uͤberhaupt wieder dieſe und dle ste Abtheilung vieles
Paradoxe enthaͤlt. Schon die Ueberſchrift dieſer Abtheil. „von
„dem Eigenthumsrechte an Menſchen () oder dem
„Haus rechte“ gebdrt dahin; nicht weniger der Gag, den
ber Verf. im aten Hptſt. in ,,dem Eberechte,“ (S. 161.)
voranſtellt: die Fortpflanzung des menſchlichen Geſchlechts
fey cine Rechts pflicht, was er aud) ©. 178. wiederholt, wo
et indeß dod) nod) fo billig ift, hinzuzufetzen: „fuͤr den, der
08 vermbge,” Ferner der Satz; ,,jede Geſchlechtsgemeinſchaft
„ſey don Rechtswegen (don eine Che (S. 164.), und der Ehe
koͤnne Fein Vertrag gu Geund liegen,“ wovon er aber wieder
CG. 169.) auf die ſchon mehrmals erwaͤhnte Weife. abweidt,
indem er ſagt, „das urkundliche Recht maffe von dem Begriff
eines Bertrags ausgehen.“ Der Beweis Ser Mehtswidrigtelt
der Vielehe ift der Kant’ (he Cwie fidh denn in dieſem und |
den anflofenden Rapiteln viel Kant’ (des findet) und aud) in
der Form, in der ihn dee Verf. giebt, nach Ref. Anſicht, ebens !
fo mißlungen. Sehr (chin it Sagegen, was Aber die Bedeu⸗
tung der Formlidfeiten bei Cingehung der Ehe, fo wie was in
dem aten Hptſt. „dem Welternredte,” von der Wechſel
wirkung der Kamilienderhaltniffe und der Religion CS. 183.)
geſagt iff. Eine ſehr wichtige Lehre macht den Gegenftand oer
Aten UWhtheilung aus, die ,,oon den Verträgen.“ Der
Werf. geigt auch hier, wie uͤberall, Scharfſinn und Eigenthuͤm⸗
lichkeit, und Ref. bedauert, ihm nicht ins Detail folgen zu kon⸗
-. mens dod) Fann er eine Anſicht des Berf., die ibm durch ben
gangen Abſchnitt nachtheilig gu wirken ſcheint, nicht Abergeben,
bie naͤmlich, wornach Vertraͤge nicht {chon als ſolche recht⸗
tid) verpflichtend ſeyn, wornach nur gewiße Arten von Vers
traͤgen aus be ſonderen Gruͤnden dieſen Charatter. haben
+
Zacharin, viernig Bucher v. State. - 27
follen (S. 189. ff.). Er rechnel zuletzteren 1) diejenige, “dt
auf die Erhaltung eines Rechtsverhaͤltniffes ſich beziehen, wel⸗
ches kraft Geſetzes beſtehen ſolle (Staatsvertraͤge und Bb
kervertraͤge); die abrigen Vertraͤge; nite 2) in ſo fern, als durch
ihre Erfuͤllung ‘ein WVerluſt abgewandt werden ſolle. Allein
die erſtere Ausnahme iſt offenbar willkührlich; und der Grund,
der fiir die ate Klaſſe von Vertraͤgen angefuͤhrt wird, ‘gilt fae
alles denn bef ‘jeder Vertrage Hat fic) Ser Kontrahent auf
Se Erfuͤlung von Seiten des Andern verlaſſen; wird er daa
tht getaͤuſcht, ſo iſt immer fir ibn ein Verluſt vorhanden. Ue⸗
berhaupt aber kann Ref, dem Verf. {einen Borderfag, der alle
buͤrgerliche und menfchliche Berhaltniffe umſtuͤrzen wirde, nicht
zugeben, und er iſt uͤberzeugt, Saf der Grundfat der Verbind⸗
lichkeit der Vettrͤge aus feinewablnenthehrlicdfeit fuͤr “eine ver⸗
ninftige Wechſelwirkung unter dey Menfden, und fomit fuͤr
die Erreidhung der ſittlichen Beftimmung des Menſchengeſchlechts,
als logiſch nothwendig exwiefen Werden kann. Uebrigens
handelt ter Verf. im cten Hptſt. von den Bertrdgen
„im Ulkgemeinen, und geht dann im aten Hptſt. die
„einzelnen A rten derſelben“ durch, wobei im rten Ube
(hn, „von den -wedfelfeitigen Erwerbungsvertrds
„gen“ (Tauſchvertraͤgen) im 2ten Abſchn. „von den ein
Acitigen Erwerbungs vertraͤgen“ (Sdenfung, Giidss
vertrag, Bevollmaͤchtigungsvertrag, Schenkleihe, Darlehn) ‘im
‘Sten Abſchn. „von den Sicherungsvertraͤgen,“ im
dten Abſchn. „von den Geſellſchaftsvertraͤgen“ gez
handelt wird.! Der dweite Theil des 24. Buds beſchaͤftigt
fid) mit ,dem Rechte, in. wie fern es die Sdranten,
„welche die Natur ber Freiheit geſetzt bat, aufhebt,“
und zerfaͤllt in 2 Abſchnitte, wobon der'aEte von „der Auf,
„hebung Der objektiven,“ der 2te bon „der Aufhebung
„der ſubjektiden Schranken“ handelt. Den Inhaͤlt jenes
J - 4 \
—Stg are miſſen ſchakten -
bildet die Eroͤrterung ober. vielmehr eine eigentliche Apotheoſe
des Begriffs vom Vermoͤgen, bas ald ein heil der Perſonlich⸗
Feit des Menſchen, ja am Ende als die Perſoͤnlichkeit {lb ges
ſchildert wird, und aus tem, unter anderen Folgerungen. aud
Has Meche: des Menſchen, nach ſeinem Tode uͤber ſein Eigen⸗
thum zu verfuͤgen, oder das Erbrecht, welches den Inhali
des aten oben angef. Abſchn. ausmacht, abgeleitet wird, Sieht
man von ſolchen Paradorieen ab, ſo enthaͤlt wieder dieſer Ab⸗
ſchn. viel Intereſſantes, worunter vornaͤmlich was uͤber die Sp.
ſteme des roͤm. und. des teutſchen Erbrechts geſagt iſt, gehoͤrt.
Ref. mug, um die (einer Anzeige geſteckten Grenzen nicht
au ——— darauf verzichten, dem Ref. auch ruͤcſichtlich
der nod) uͤbrigen 5 Buͤcher in's Einzelne au folgen. Auf bas
25te Bud, welded „das Strafredt”’ gum Gegenftande
pat, und wobei bon dem Standpuntte des Praltifers aus nicht
Meniges auszuſetzen it, ware es auch nur Aber dce Cigendeit
des Verf., wornadh ev die Gefdngnifftrafe als eingiges
Strafmittel gulagt (vermoͤge Nothrechts aber doch wieder
ſpaͤter Todesſtrafe und Geldfirafen: anerkennt), wird wohl befs
\ fer bei Beurtheilung des mit dem Bude gugleid) erſchienenen
Entwurfes eines Strafgeſetzbuches Ruͤckſicht genommen.
Das a6te Bud, oder „das Belohnungsrecht“ enthaͤlt
far den, der Bentham kennt, nicht viel. eigenthuͤmliches Neue.
Das 27te Bud) endlich, „das Schutz⸗ oder Polisets .
rect’ athmet den gleiden Geift, wie tas Gange. Schade,
daß unter dem Guten und Schoͤnen aud)’ bier wieder bis und
ba das leidige Nothredt feinen Spuck -treibt, und. 3. B. den
Verf. bis gut Sulaffung einer gebeimen Polizei Dringt!
Gin Anbang giebt alt einen Beitrag zur politiſchen Arith⸗
meriik eine Tabelle der ſeit 1809-22, bet den Großherz. Bad.
| Hofgerichten abgeurtheilten’ Berbrechen und ebenfo die Bahl der
in Qen J. 1814-17, in Frankreich, und 1815—21. in Eyg⸗
\
— Dalwigt, u. Falch, Cranien. 24,
awd verurtheilten Verbrecher. Aehnliche auf Anorduung des
K. Wart. Juſtiz-Mimiſterium entworfene und Hffenlig bekaunt
gemachte Zuſammenſtellungen ſcheinen nicht gue Keuniniß des
Verf. gekommen zu ſeyn. —
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Eranien zum deutſchen Privatrechte mit Urkunden von
& v. Dalwigt, und R. Falck. rr ,
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—21 i.
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⸗
ahaa baa GY aS ee eee ee ee
Ueber cine Handſchrift bes Schwabenſpiegels wit
einigen Bemerfungen’ uͤber dit Frage: Laſſen fid) mehrere Ori⸗
ginal⸗Handſchriften derſelben annchmen? von Dr. J.G. Fin«4
ler in Zürich .
In dee Hoffnung, gu welcher die ſonſtigen Fortſchritte der
deutſchen Rechtswiſſenſchaft in neuerer Zeit uns wohl betechti·
gen daͤrften, daß bald einer unter unſern Germaniſten ſich an
rine neue Ausgabe der deutſchen Rechtsbücher des Mittelalters
machen moͤchte, liefert Hr. Dr. F. hier als Beitrag: zu ſolchem
Unternehmen die Beſchreibung einer Handfchrift deb Schwaben ⸗
ſpiegels. Wis Zugabe {Ade er dieſer aber noch eigene Bemere
kungen vorangehen, ‘die (id) ihm. bet Collation ſeiner Handſchrift
mit einigen Ausgaben aufdraͤngten. „Es beziehen ſich dieſa
Bemerkungen: auf die Folgerungen, die man aus dem Umſtang
bie, dag die verſchiedenen Handſchriften ‘und Ausgaben des Gor
Sy. ſowohl im Stoeffe ſelbſt, als {einer Anordnung oft, Sou city
einander abweichen, igegogen hat.“ Jn. ber That: find fie cine
Kritié der verſchiedenen Mufidhten- Aber Sie Eniſtehung des Schwa⸗
benſpiegels. ECich horn und Bienxr werden als die Hatrotyertxee
\ \
30, Deutſches Recht.
ter derfelben einander gegenoͤbargeſtellt. Eichhorn will befaunts
Alich den Schwabenſpiegel nicht als ein eignes Rechtsbuch, fone
Geen nur alt cing Klaſſe oon. Handſchriften bes Repgowſchen
Rechtsbuches betrachtet wiſſen, die dad Eigenthamliche batten,
daße die hinzugefuͤgte Gloffe in. den Test ſelbſt dufgenommen
ware, bei denen daher auch nicht bon einem Verfaſſer, fore
dern nur bon fo vielen verſchiedenen Verfaſſern, als es eigen⸗
thuͤmliche Recenſionen des Schwabenſpiegels gebe, die Rede fein
finne, — Diefen lejten Theil der Cid horn’ fren Anſicht ebt
Hr. F. Zur nachherigen Prufung beſonders hervor. — “Die ents
gegengeſetzte Meinung findet unter den Handſchriften bes Schwa⸗
benſpiegels allerdings ſoviel Uebereinſtimmendes, und dod auch
ſoviel Verſchiedenheit vom Sachſenſpiegel, um ſie unter einem
heſondern Namen abs. ein eignes Rechtebuch zuſammenzufaſſen:
die in den. Handſchriften und. Ausgaben vorkommenden Abwei⸗
cthungen erſcheinen ihe nur ols. Einzelheiten die don. ben Ab⸗
ſchreibern und Herausgebern hetruͤhren. Die Pruͤfung jener
beiden Anfichten ſtellt Hr. Frſo an, daß er abwaͤget, ob unter
den Handſchriften init. Ausgaben ded. Schwabenſpiegels Ueber⸗
tinſtimmung ober Verſchiedenheit das Vorherrſchende (ei, &
werden’ hiezu bendigt 5. Ausgaben, 5 abgedructte inzelne Hands
ſchrr. und ver vom Berl. beſchriebene Zaͤtcher Coder. S, 2
20. wird dargelegt, daß in Hinſicht auf die Materienfoigé , auf
bie MeidHaitigheit des Juhalts und die Darſtellungsweiſe Ueber⸗
elaſtlmmimg vorhertſchez eine Erdrierung, bie ihren Rathi had)
keinen Gusgug zulaͤßt. Refr iſt Hon dex: NRichtigken dieſes gee
gognen Mefultats allerdings auch aͤberzeitggt. NRur hatte ek gto
wuͤnſcht, dag He De. Fereine bollftdndige tabellariſche Beoglets
chung dee verſchiedenen Terte ſich nicht hdue verdrießen Laffert,
— dieſe gechoͤrte weſentlich zut Vollendung der Hon ibm. umer⸗
nommenen Arbeit. Ref. iiefert hiezu nod. einen Beitrag in
bee Minheiſung, bap auch dien beiden bis jetzt nuuß durch Sem
Dalwigk u, ale, Eranien. 31
fenbexge kurze BefHreibung (Visiones dis. p. 87. sqq.) bee
kannten Basler Hoͤſchrr. des Schw. Sp. in einer gleiden Ue⸗
bereinſtimmung mit em Cod. Ambras. be. Senkenberg
Corp. jer.” Germ. To. II. erfcheinen, aber um febr viele Gas
pitel hersidhert. Durch sie Gite des Basler Univerfitats sSee
nate und des Bibliothekars Herrn Prof. Hubert ift es Ref,
moͤglich geworden ſelbſt eine Vergleichung anguftellen.
Der Verf. erflart fich in Folge diefes Ergebniffes gegen
Cid Horns Anfidht, und last fid nan ausfiprlid) dariiber
aus, wie bet der entgegengeſetzten Annahme urſpruͤnglicher ins
heit des Schwabenſpiegels in den verſchiednen Handſchriften, die
in den wirklichen Ausgaben und Codices vorkommenden Abwei⸗
chungen zu erklaͤren ſeien? Natuͤrlich werden hieruͤber nur Vers
muthungen gegeben, darunter einige recht ſcharfſinnige und fuͤr die
Kritik einem kuͤnftigen Herausgeber wohl gui empfehlende: z. B.
wie durch Verbindung mit einem Stadtrecht ein Coder einer
Veraͤnderung ſeines eignen Textes ausgeſetzt geweſen fei, die
dann ſpaͤler it die ——— eit ee S
28. ff.
Die ſehr ausfapeticoe Veſchreihung der Ziriher Hanbſchrift,
S. 38— 66. mit einem Facſimile und einer Anzahl Varianten,
— gibt-bet ermangelnder Einſicht in die Hoſchr. weder gu ei⸗
ner Beurtheilung Veranlaſſung, noch wan ein Musing 6 daraus
bee an — rte | .
ea. BH VI. — ae a. ont
Halbgeridtsvebnang Kaifers Rarimilians L, fee
die Stadt Madolphgell,
Gin Beitrag zur Geſchichte des Criminalrechts in Teutſch⸗
land. Aus der Original⸗ Urkunde vom J. 106., herausgege⸗
bent und mit Erklaͤrungen / und —— — von —
Walchner, Oberamtmann.
Q
‘ 4 : « N i —_
2 Deutfches Recht.
Riv bie Geſchichte bes deutſchen Criminalrechts, beſonders
— fruͤheren Mittelalter ſind die Rechte der Staͤdte und der
Dienſtmannſchaften oft eine ſehr intereſſante Quelle, indem ſich
hice großentheils criminaliſtiſche Grundſaͤtze weit. eer. entwickel⸗
ten und gu Geſetzen feſtſtellten, als in den freien Landgemein⸗
den und vor den umfaſſenderen Gerichten. — Aud der hier
mitgetheilten, von Maximilian als Erzherzog von Oeſtreich an
ſeiner Stadt Radolphzelle erlaſſenen Criminalgeſetzgebung fehlt
es nicht an einigen intereſſanten Punkten, beſonders fuͤr das
Verfahren in peinlichen Sachen. Nur dieſes erlaubt Ref. ſich
daraus hervorzuheben. Macy bem Eingange der Verordnung
war bis dahin das Malefiz⸗Gericht in der Vogtei und Stadt
„mit offner Thuͤre vor allermaͤnniglich gehalten und vollbracht
worden.“ Mad §. I. dieſer Maleſiz Ordnung dagegen ſoll die
Perhandlung und das Urtheil mit verſchloſſener Thuͤr geſchehen,
mit Ausſsnahme dee Sachen die Jemanden an Glimpf, Ehre
oder Fuͤgen (ſein Recht) gehen 7 bier. foll das Urtheil den
Partheien oͤffentlich verldndigt werden..— Merkwuͤrdig ift aud
§. V. die Erwaͤhnung des Stadtklagers, der mit Zuziehung
zweier Verordneten des Naths dem Torquenden, die Urgicht
abnabm. Er ſcheint an die Stelle des urfpringliden Private:
anflagers mit (einen Eideshelfern getreten gu fein. — Die von
dem Verf. vorausgeſchickten Bemerkungen. S. 67—-go, dienen
weniger zum Nachweiſe uud zur Erlaͤuterung des Individuellen
bei dieſer Urkunde, als daß ſie eine allgemeine hiſtoriſche Dar⸗
ſtellung der Lage des Criminalrechts in Deutſchland in der be-
hein und damaligen Belt zu bezwecken ſcheinen.
VII. Fg ⸗
UST EN NSD: uͤher den Begriff bes Eibes. Born
me; : + Herausgeber. - S. go—109, — qe
vi, Kine, Reihe bon Bemerkungen, denen der Hr. —
unter dieſen Beitraͤgen zum deutſchen Rechte ihren Play cane
ve
Dalwigls. Fale, Eranien. * 33
weifet, weil es far den Juriſten nothwendig fei, auch die Alteren
VBegriffe bom Cide, wie fie in den noch geltenden Gefegen und .
in den adbliden Eides verwarnungen klar am Rage liegen, ges
nau gu fennen. Zwar ſcheint diefer Geſichtspunkt Ref. in dem
Nachfolgenden nicht feſtgehalten zu ſein, doch freuet Ref. ſich,
einen Jeden dem es um anziehende Bemerkungen fiber den Cid
bon feiner aͤußerlichen Seite gu thun ift, zur Leftdre diefes Wufe
fages emladen gu duͤrfen.
Der Verf. verbreitet ſich folgendermafen uͤber ben — des
Eides. Das allgemein angenommene Ciceronianiſche Jusjuran-
dum est affirmatio religiosa erſchoͤpfe den Begriff noch nicht,
ſondern die Verbindung des Symboliſchen mit der woͤrtlichen
Erklaͤrung gehoͤre noch dazu. Wie man auch uͤber dieſe Anſicht
ſich erklaͤren mag, (ſofern der Verf. ſich unter dem Symboliſchen
etwas Andres dentt, als die aͤuſſere jedes, um fo mehr ein fo
feierliches Wort, als der Cid, von felbft begleitende Gebehr⸗
de,) ſo liegt dod gewiß ſehr tiefe Wahrheit in der daran atie
geſchloſſenen Behauptung, die aber diefer Begruͤndung gar nicht
bedarf, daß der Urfprung des Eides nicht herbeigefuͤhrt fei durch
ein Mißtrauen deſſen, der ſich ſchwoͤren laͤßt, ſondern durch die
Lebhaftigkeit der eigenen Ueberzeugung des Schwoͤrenden —
Sehr treffend unterſcheidet der Verf. eine natuͤrliche Symbolik,
die natuͤrliche Begleiterin der menſchlichen Rede, eine kuͤnſtliche,
abſichtlich erſonnene, und eine conventionelle, bei einem Bolle
gum Gebraud gewordenes —
Wis die dem Gide bei den Alten, namentlich bei den Mi:
mern gum Grunde liegende Idee, hebt dex Berf. cine Erecration
hervor, und knuͤpft bieran die Betrachtung der Befirafung eis
neé per genium principis geſchwornen falſchen Cides, als ets
Nes Majeſtaͤts⸗Verbrechens, indem Hier der Schwdrende nicht
nur auf fid) ſelbſt die Verwuͤnſchung bherabrufe, fondern aud
Arit. Zeitſchr. Ta. 5
z
34 Deutſches Rede.
den unter dem Schutze des genius ftehenden princeps durch
den Meineld ins Verderben ftirge, oder jenem Schutze entgiehe,
S. 103. ff. laͤßt der Verf. Aber einige CidessSpmbole Bee
merfungen folgen, mit befonderer Betweilung bei bem Gebrauch
dex zwei vorderen Finger, nod in ‘ben Zeiten ber Reformaz,
tion.
Den Bel dius S. 106. ff. machen Bemerfungen ber die
Cidesformulare, und die Ausfuͤhrung des Satzes, daß auch die
Gide der Rdmer ſich nur auf die Gottheit, und nicht, wie Eini⸗
ge gemeint, auf jeden ehrwuͤrdigen Gegenftand haben begiehen
birfen, |
| VIII. |
MeHtsfall, den Beweis durch Handelshider bes
treffend, Vom Herausgeber. S. 110-116,
Zu der auch im deutſchen Privatrecht gewoͤhnlich vorgetrae
genen Lehre bon der Veweisfraft ber Handelebicher, liefert die⸗
ſes, ohne alle Bemerkungen mitgetheilte, Aktenſtuͤck keinen Bei⸗
trag, ſondern es handelt ſich darin von der Feſtſtellung des Be⸗
weisthemas Ober eine Forderung, die nach dem Angeben des Klaͤ⸗
gers dieſem von einem drilten Handlungshaufe gegen den Bez
klagten war dberwiefen worden. |
1X. /
Ueber altnordifdes Urmenredt. Bon Dr. Michelſen
‘tn Kopenhagen. S. 117—183.
Ein durch den Gegenſtand und die Liebe, womit bipfer be⸗
handelt ift, gleidh angtebender Muffag. C8 ſcheint dem Bf. ein
beiterer Blick gegeden: gu fein, ber ihn die Spuren bon Licht,
Ordnung und menfdenfreundliden Cinvidtungen, woran es
aud in einer vorherrſchend dunkeln und verworrenen Zeit nicht
fehlt, leicht erkennen laͤßt, und der ihn Sor einſeitiger Lobred⸗
nerei des Mittelalters zugleich am ſicherſten bewahren wird.
Dalwigt u. Fald, Eranien. | 35
Denn dieſet ſich anzunehmen gegen ungegruͤndete Vorwuͤrfe don
Barbarei iſt die Abſicht, in der er hier aufzutreten erllaͤrt. Meh⸗
rere Aufſaͤtze uͤber polizeiliche Verhaͤltniſſe im Mittelalter gedenkt
er zu dieſem Ende zu liefern, und macht mit dem Armenweſen
den Anfang. Dem Hauptinhalte nad, ift diefe Ubhandlung :gus
glid) Ourd) die dem Pubdlifum gum erften Mal mehr ald dem
Titel nach nahe gebrachte aͤlteſte Quelle des Islaͤndiſchen Medes,
tie Graugans, merkwuͤrdig, von deren in Kopenhagen beforge
tet Ausgabe bereits ein Drittel die Preſſe verlaſſen hatte, und
vom Verf. venuͤtzt werden durfte.
Im fraͤnkiſchen Reiche und Deutſchland * bis zur Ree
formation das Urmenwefen in genauer Verbindung mit der Rite
des und kommt daber ald Gegenftand birgerlider Gefege wes
nig oor, Cinige ber merkwuͤrdigſten firdliden Wnordnunger
hieruͤber Tegt der Berf. guerft oor. Unders im Morden. Hier
hat sheild die Harte des Clima's von jeher eine groͤßere Fuͤr⸗
ſerge fuͤr die Armen geboten, theils iſt hier uͤberhaupt der Ein⸗
flug der Kirche auf die buͤrgerlichen Verhaͤltniſſe nie oon der
Bedeutung gewefen, als im uͤbtigen Europa. Daher eine gro—
be Ausfuͤhrlichkeit Ser altnordiſchen —— gerade hier⸗
uͤber.
Zuerſt und am ausfuͤhrlichſten ſtellt ber Merf. das altis⸗
laͤndiſche Armenweſen dar. ©. 130—173, Gs gab bei den Gee
laͤndern ſehr iné Einzelne gebende Beſuͤmmungen ſowohl zut
Verhoͤtung landesbeſchwerlicher Bettelei, als aud zur Unters
bringung ber Hilfsbeduͤrftigen. Ref. beabfichtigt hier weder ets
nen Musgug, Nod) eine Beurtheilung des Vorliegenden, ba es
ibm hiezu can: den' Quellen abgeht. Mur dutch Hervorhebung
von Einzel heiten moͤchte er gum Leſen bed Aufſatzes ſelbſt eine
laden. Um dem Landſtreichen vorzubeugen, hielt man mit gro⸗
fer Strenge darauf, daß jeder nicht mit Grundeigenthum ans
geſeſſene Bewohner oes Landes irgendwo dingfeſt waͤre durch
Sos
‘,
36 “a - GStrafreds
ein ordentliches Domicil, Wer durd ein foͤrmliches Verfahren
fir einen Herumgaͤnger erfldrt wurde, war hiemit friedlos. S.
135, Reichte Femand einem folchen friedlofen Bettler Speiſe,
ſo verfiel ex ſelbſt in die Friedloſigkeit. Hoͤchſt ausfuͤhrliche Bes
ſtimmungen der Alimentationspflicht der Familienglieder unter
einander ſorgten fix die Arbeitsunfaͤhigen. Die Verwandtſchaft
uͤberhaupt verpflichtete einen Jeden zur Aufnahme eines Hilfs⸗
beduͤrftigen, wenn er ſelbſt fuͤr ſich und diejenigen, fuͤr die er
zunaͤchſt gu ſorgen hatto, mehr als auf 2 Jahr gu leben hatte.
Wadmal (grobes Wollenzeug) diente zum Maasftabe des Bers
migens. — Gin befonders merkwuͤrdiges on einer ſehr edlen
Gefinnung zeugendes Ynftitut war die Rund fuͤhrung. S.
156, 166. Golde Beduͤrftige, deren Verwandte fie zu unter⸗
balten aud) gu arm waren, wurden der Reihe nad von den
Einwohnern Tag um Tag beberberget und geſpeiſet; und was
ren fie nicht im Stande ſich felbft umbergufapren, fo war jeder
Hauswirth hiezu verpflichtet. |
Wenn aud nidit fo forgfaltig, fo boch im Ganzen mit den
islaͤndiſchen Geſetzen uͤbereinſtimmend, waren die Einrichtungen
in Norwegen und Schweden; namentlich uͤberall das Inſtitut
der Armenrundfuͤhrung.
Mit Verguuͤgen ſieht Ref. den folgenden Hon Hrn. Mi is
ch el ſen verſprochenen Aufſaͤtzen entgegen.
Ro gge.
—
‘Frey, (A. R. Helv. Bas.) Observatt. ad juris cri-
minalis Teutonici, praesertim Caroli V. const. .
crim. historiam. Diss. etc. Heidelb. ap. Ch. F
Winter. 1825, 72 SG. 8. (Preis 36 fr.)
un
NN
Frey, Obs, ad jur. orim. histor, : : §7
Der Verf. diefer Fnauguraldiffertation gibt in deefelben in
XIII. Obferpationen eigentlid) einen furgen Abriß der, Geſchich⸗
te des T. Criminalrechts bis zur Carolina einſchließlich mit ein
paar, uͤber die Carolina hinausgehenden, Bemerkungen. Er
zeigt durch dieſe Schrift ein ſehr fleißiges Studium und viele
Belefenbeit. Auch kommt in ihr einiges Wenige, was Ref. neu
oder wenigitend nod) nicht (>, wie es bier geſchah, hervorgeho⸗
ben (cheint, bor . fo das Sufammenftellen einiger nicht unintes
reſſanter Belege uͤber Fortdauer der Blutrache und der Compo⸗
fitionen nod) in der ſpaͤteren Zeit des Mittelalters (©. 19. f.)
und ſelbſt nad) der Sarolina (S. 68—71.), ferner die Notie
gen, welde der Verf. ©. 25. f. von den an manden Orten im -
Mittelalter gefuͤhrten, fbr Geſchichte des Cr. Rechts gewiß wid).
tigen, f. g. Acht⸗, Tadel⸗ Todtens rothen oder (dywargen Bis
ern gibt; ferner da8, was er ©. 29—31. Aber den Urfprung
bed Inquiſitionsprozeſſes, fo wie’ was ex S. 53—56. gegen die
neverlid) bon Gerflader aufgeftellte Sehauptung, daß die
Carolina eine Inſtruktion fdr die —— Inquiſition zur
Quelle gehabt habe, ſagt.
Allein dieß iſt wohl Alles, was an ron Bude gu ruͤhmen
ſeyn duͤrfte. Es iſt keiner von allen den Punkten, welche der
Verf. beruͤhrt, genau, erſchoͤpfend und vollſtaͤndig durchgefuͤhrt;
kaum hat der Verf. einen Punkt beruͤhrt, ſo eilt er gleich zu
einem andern; alles iſt fragmentariſch; keine Observatio ents
haͤlt eine vollſtaͤndige Ausfuͤhrung irgend eines Hauptgedankens;
von einer der Vollſtaͤndigkeit ſich naͤhernden Veruͤdſi ichtigung ber
Literatur iſt nicht die Rede; das Meiſte iſt von Andern ſchon
ebenſo oder nod) beſſer geſagt; die Darſtellung iſt haͤufig flid-
tig, ungenau und etwas undeutlich; die verſchiedenen Zeiten ſind
haͤufig gar nicht ſcharf geſondert; manche Behauptungen ohne
allen genoͤgenden Beweis, mance ſo hingeſtellt, daß man gar
nicht recht weiß, was man aus ihnen machen ſoll; ſelbſt Wi⸗
at
~ .
i
38 Strafredt
derſpruͤche ſind niche gang vermicden, und die Sprache ift oft
unlateiniſch. Ref. wi nus ein pace Beifpiele for einige der
legtern Ausſtellungen bier anfoͤhren: Einige Altere Criminali⸗
ſten ſtuͤzten u. A. auf den Art. 21. der Bambergenſis (nach
welchem, wenn namentlich Fuͤrſten Jemanden anklagen, und
nicht gehoͤrige Buͤrgſchaft ftellen koͤnnen, nicht fie ſelbſt ſich der
Haft zu unterwerfen baben,. fondern andre Perfonen fdr fi ch
ſtellen koͤnnen) bie Behauptung Schwarzenberg habe eigente
lich einen Entwurf eines Geſetzbuchs fuͤr das ganze Teutſche
Reich ausarbeiten wollen. Dieſe, leicht zu widerlegende, und
von Loͤwenſtern Cin Plitts Repertor. B. II. nr, 1.) nur
gu weitlaͤuftig widerlegte Anſicht fuͤhrt der Verf. S, 49. mit
‘ben Worten an: „In const, Bamb, vel articulus 21. haud
injustam movet suspicionem, Schwarzbergium in ea elabo-
randa omnino adumbrationem constitutionis imperii spec-
tasse; und fagt dann bei: ,,Cum vero locus iste princi-
pes tantum imperii eorumque subditos respiciat , minime
vero ad Episcopum Bambergensem referri possit, scquitur. -
inde, locum Jaudatum in constitutione Bambergensi prox
mulganda ommissum [sic] fuisse.< Bas follen nun diefe
legteren Worte fagen? Collte man nidt aus der Saffung dex
Periode, und aus dex in dex Note beigefdgten Berufung auf
Lowenftern ſchließen, der Verf. halte dod) jene suspicia fair
nicht gang ridjtig? Wein bet genauerer Betrachtung fann man
dieß doch nicht annehmen. Der Verf. fceint jene suspicia
wirtlid) fix ridtig angunebmen, nut meint er, da jener Art.
bie Reichsfirften betreffe, fo miiffe er aus Berfehen in die
Bambergenſis aufgenommen, oder, wie er ſich ausdruͤckt,
bei der Promulgation berfelben Aberfehen worden fepn. Al⸗
fein pat” denn hiefuͤr die Berufung auf »Phitts [sic]
Repertor, P. II. p. 31.2 Harte ex ſich nicht vielmehr auf
Boehmer, elem. I, 1. ſ. 18. Mot. berufen follen? Oder hag
Frey, Obs. ad jar. erim, histor, 39
Ger Beef. bei Plitt blos bis S. 35, und nicht oie gleich Sate |
auf folgende Widerlegung alles deſſen, was bis S. 35. ange⸗
fuͤhrt iſt, gelefen? Und muß denn daraus, daß jener Art, der
Bamb. blos die Reichsfuͤrſten betrifft, folgen, daß dieſer Art. in
die B. nicht paſſe und daß Schwarzenberg einen Entwurf
fuͤr das T. Reich im Auge gebabt habe? Kann denn nicht
ber Biſchoff gon Bamberg fir den Fal, wenn Reichsfuͤrſten
yor feinen Gerichten Hagen follten, in feiner Geridtsordnung
Beſtimmungen treffen? — S. Go, 61, fagt der Verf., im Art.
104. der Carolina fep der Satz enthaltens Quando jus Roe
manum nullam corporis poenam praecipit, nec ‘ejusmodi
poena locum habeat“ und „ubi jure Romana capitis poe-
na baud statuitar, nec index’ Germanicus ea utatur, und
dann bemerft er in der Mote, eine Ausnahme finde ſtatt „in
crimine abortus‘ [was for ein. Berbrechen ift ,,abortus?],
wobei man eben annehmen muͤſſe, die Verfaſſer der Carolina has
ben entweder aus Unkenntniß de8 Rom, Rechts oder aus Mothe |
wendigfeit, Teutſches Recht gu beadten, hiebei blos T. Gee
wohnheiten hefolgt; eine weitere Ausnahme finde fid) aud) bei
ber Bigamie (Ausnahmen, die fid wohl Hatten yervielfaltigen
laffen). Wie fteht nun aber alles diefed im Einklange mit dem,
was der Verf. ©. 52. 53. fagt? Dort bebauptet der Berf.
» Legishtorem saltem jure Rom, tanquam fundamento ope-
ris sui uti noluisse, — Quodsi auctoris [Carolinae] haec
fuisset voluntas, ut jus Rom. respiceretur, majorem ‘dedis-
set operam, ut ICti judiciis adessent criminalibus.« St |
dieß nicht in direftem Widerfpruche mit dem uͤber den Art. 104,
Gefagten? Fa der Berf. fagt nod) weiter (CS. 53. Not. 1.):
„immo ex praefatione Carolinae colligi posse videtur, le-
gislatores coactos esse, — omni jure Rom. recede-
re, ejusque loco normas juris Germ, statuere, —— jus
Rom., ut in ipsa praefatione legitur, in judiciis nostris ‘cri-
go tt GS tea freee |
minalibus minime. introduei possit.“ Wenn diefe Ueberzeu⸗
gung der Gefeggeder hatte, wie fonnte ex dann im Art. 104.,
wie der Berf. ſelbſt S. 60. 61. behauptet, bas Rom. Recht in
vielen Puntten fo gang. gut Hauptnorm fir die Gerichte mas
- den?! — Aud in kleinern Punkten fommen mande nidt gu
billigende Flidhtigteiten vor. Go heißt 8 S. 63. ,,Schwarzen-
bergium hic illic Reformationem Wormatiensem, statuta
F riburgensia (a. 1524.) [wohl ein Drudfebler fae $520.] :
--- inspexisse verisimile est. Nam in multis poenis sta- -
tuta illa optime consentiebant [?]. Sic.... statuta Fribur-
gensia in lenocinium relegationis poenam, in perjurium di-
gitorum abscissionis poenam statuunt: easdem poenas con-
stituit Carolina.“ Wie fann aber SGHwargenberg aus den
Freiburger — von 1520. geſchoͤpft haben, da ſeine Bam⸗
bergenſis im J. 1507. erſchien?! Der Verf. moͤchte vielleicht
ſagen, Schwarzenberg habe ja aud) im J. 1521. als Mit.
glied des Reichsregiments an der Carolina gearbeitet, Allein
e6 konnten Sod) nidt da erft jene Punkte aus einer Inſpektion
der Freiburger Statuten gefloffen ſeyn, da fie fi id) ja gang fo
fdon in der Dambergenfis finden. — ©. 64. heißt es: „Quae
@itero loco posuimus interpretationis {Carolinae] adjumen-
ta continentur operibus practicorum illius aevi, Tengle-
ri, Durantti [sic], Damhouderi, aliorum, quos nemo pau-
lo humanior_ non novit. Wie fommt, mode Ref. bier fra”
gen, Durandus, der im dreizehnten Jahrhundert lebte, mite
ten unter Schriftſteller des ſechszehnten Fabrhunderts ?
Ref. bedauert, daß der Verf. fid) nidt auf eine eingelne von
einen XIII. Obss. beſchraͤnkte und diefe genau, vollftdndig und
erſchoͤpfend nad) allen ihren Beziehungen ausfuͤhrte. Dadurch
haͤtte er, da leider in Hinſicht auf Geſchichte unſres Teutſchen
Strafrechts nod) fo ungemein viel gu thun ift, nnd biebei ge-
rade eingelne grindlide Veitrage hoͤchſt ſchaͤtzbar ſind, gewiß
i
Aphorismen hber big. Gefenged. u. Rechtspfl. . 4t
etwas recht Verdienſtliches leiften koͤnnen, waͤhrend bei den Sore
Hegenden 72 Seiten die Ausbeute gar gu unbedeutend iſt.
Carl Georg Wadter.
*
Aphoris men aber buͤrgerliche Gefeggebung
und Redhtspflege, Aus ben Papleren ded Verf.
von Welt und Zeit (Dr. Jaßoy im Frankfurt).
Stuttgart, bei J. B. Metzler 1826. XIV. u. 374
©. 8. (Preis 2 fl. 45 Fr.) |
Die eigentliche Tendenz und Abſicht dieſer Schrift iſt die
Befoͤrderung einer ſelbſtſtaͤndigen Geſetzgebung
und Einführung des oͤffentlich-mündlichen Gerichts⸗
verfahrens in Teutſchland. Dieſer Zweck it jedoch auf hoͤchſt
ſonderbare Art verfolgt worden. Eine Menge abgeriſſener Saͤ⸗
tze von dem verſchiedenſten Inhalte und ſehr verſchiedenem Wer⸗
the find unter 234 Nummern zuſammengeſtellt, jedoch ſo, daß
ein innerer Zuſammenhang zu Erreichung des Haupt⸗
zweckes bei genauerer —— wohl kaum entgehen kann.
Der angebliche Heraus geber ſagt zu Anfang des Vorworts, dieſe
Aphorismen ſeien blos„Notizen zum Vergnugen, oderum dem Ges
daͤchtniß zu Huͤlfe zu kommen, auf einzelne Blaͤtter Papier von dem
Verfaſſer wahrſcheinlich in der Abſicht niedergeſchrieben, um dar⸗
aus in Zukunft ein eigenes Werk zu bilden, wozu (S. IV.)
es ihm jedoch in der Folge an Zeit und Luſt fehlte. Er ſagte
immer: ehe der alte Unrath aus dem ſchwerfaͤlligen Koͤrper un⸗
ſerer Geſetzgebung gefegt worden iſt, muͤſſen erſtlich lange Zeit
aufldfende Mittel gebraucht werden, und ehe die Schlacken fort
“find, laͤßt fit} an fein Syſtem denken.“ Welter folgt nun:
&
43 ; “Redesgditotd epic.
Wie es ſcheint, hielt der Berfaffer yegenwartige Aphorismen
fuͤr cine ſolche Gattung aufldfender Pillen,:. und diefes find fie
auch in dex That,” Mir fehen ſchon aus diefen Worten die
ſatyriſche Tendenz dieſer Schrift, und ©, 29. wiederholt
der Verf. feine guverfidittide Meinung oon dem großen Wer⸗
the einer foldjen ſatyriſchen Behandlung der Gade, mit folgens
den Morten; ,,Gine- ernſtliche Widerlegung - der menſchlichen
Thorheiten fleigert nur den Widerſtand derjenigen, welde daz
bei gewinnen, und verlangert dadurch ihre Dauer, . wabrend
das Salg des Wiges diefelben (nell aufldst!< — Ref, mddte
dod) ſehr bezweifeln, ob die ſalzigen Pitten des Wphorismenz
ſchreibers dasjenige, was ihm in der birgerliden Berfaffung
laͤſtig iſt, ſo ſchnell abfuͤhren werden. Vieimehr glaubt Ref.,
daß e eine ſo heftige, beißende und oft wirklich grobe Satyre, wie
wir hier zum großen Theil finden, in der ernſten Wiſſenſchaft
keineswegs an ihrem Platze iſt. Maͤnner von Geiſt wer⸗
den im heſten Falle mit einem mipbilligenden Laͤcheln daruͤber
hinſehen, die Thoren werden dadurch nicht bekehrt, am aller⸗
wenigſten aber kann ein ſolches Werk auf die legislatoriſche Thaͤ
tigkeit der Regenten auch nur einigen Einfluß gu gewinnen hof⸗
fen, da bei dieſer ſchon des Ernſten zu viel zu durchdenken, zu
pruͤfen, zu ermeſſen iſt, als daß man auf ſatyriſche Seitenhie⸗
be, die oft zwar das Zwerchfell erſchuͤttern, den Kopf aber nur
ſelten erleuchten, Ruͤckſicht nehmen koͤnnte. So zweifelt Ref.
keinen Augenblick, daß z. B. das meiſterhafte Werk von Feuer⸗
ach „Betrachtungen uͤber die Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit der
Gerechtigkeitspflege“ bei weitem eher die Einfuͤhrung einer vernuͤnfti⸗
gen Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit der Gerechtigteitd pflege in irgend
einem Theile Teuſchlands zur Folge haben koͤnnte, als unſre
Aphorismen. Dieß uͤber bie Form Hes Buches, welche faſt an
Sie Stredverſe oder Gedankenſpaͤne fo mancher neueren Dich⸗
terlinge erinnert, ‘und die in einer Wiſſenſchaft, wie
A
‘Sphortsmen Aber bara. Gefegscd. u. Rechter=, «4
bis Jurisprudenz iſt, ſchwerlich webl in eiwat —
—
Aus dieſer fonderharen. Form folgte nun gon ſelbſt, deg
auch der Inhalt des Buches hoͤchſt bunt und gemiſcht wer⸗
den mußle; denn wer auf 374 Seiten 234 Nummern adgefore
dexter Gegenftange behandeln will, dex wird Hheralther Stoff
zuſammenſuchen muͤſſen, wenn man uidt gon ibm fagen foll,
er wiederbole fid) au oft. Freilich founen wiry den Verf.
aud on dieſem legrern Borwurf nidt gang freifpreden, .indem
eine Menge Nummern ganz Gleiches enthalten. (Vgl. no. i.
mit no. 7. 9. 16. 29. 182.3 ſodann no, 32. mit mo. 35.
u. ſ. f-). Auch widerfipreden ſich oft die aphoriſtiſchen Sar
ge geradezu; und was der Verf. (in no, 32.) an den teutſchen
Gerichten tadelt, daß fie oft in denſelben Faͤllen zu verſchiede⸗
nen Malen pro und contra entſchieden batten, das [aft ex
ſich hier ſelbſt gu Schulden fommen, (Bgl, die Invelti
ven gegen die Philofophie in no, 2, mit den Sagen no. % S.
32. nas 31. S. 66, insbefondere no. 13. wo es heift: ,,Da,
wo ſich die Geſetzgebung gon den Principien dex Philofepbie
enffernt, berubt Alles auf bloßen Capitulationen mit der geſun⸗
den Vernunft und dem Intereſſe der Menſchen!“ —) Sollen
wir uͤberhaupt den Inhalt des Ganzen mit wenigen Worten
treffend bezeichnen; fo muͤſſen wir der Worte des Dichters uns
bedienen: sunt bona mixta malis.“ Alles naͤmlich, was
der Berf. fagt, hat einige Wahrheit, und wir ftimmen ſeinen
meiſten Saͤtzen in gewißer Hinſicht recht gern bei. Allein lei⸗
der iſt Alles auf unerhoͤrte Art aͤbertrieben, wodurch die
ausgeſprochenen Meinungen ihre urſpruͤngliche Wahrheit verlo⸗
ten haben. Wenn nun S. VI. und XIII. des Vorworts er⸗
wartet wird, dag „die zahlreichen literäͤriſchen Zuderbeder, Tins
cer und Scheidekuͤnſtler unfrer Beit’ Sem Uebelſtande, dex durch
die groben und gu flack aufgetragenen Farben entitanden iff, abe
44 | Rechtsphiloſophbie.
helfen werden, und wenn die Ausſtellungen des Ungefeilten und
Nachlaͤßigen, als einer hoͤchſt unbedeutenden Mangelhaftigkeit
an dem Werke, „recenſirenden Flickſchneidern“ uͤberlaſſen wer⸗
den, ſo liegt dieſer Erwartung ein großer Irrthum zum Grun⸗
de. Denn das Werk iſt nicht von fo allgemeiner Wichtlgkeit,
daß ſich „ein literaͤriſcher Zuckerbecker“ daran verſuchen ſollte,
und wenn auch „die recenſirenden Flickſchneider“ jene Ausſtel⸗
lungen nicht machen ſollten, ſo wuͤrde doch die Nachlaͤßigkeit in
ber Behandlung des Gegenſtandes immer als ein nicht wegzu⸗
ae Kebler dn dem Buche haften bleiben.
Da der Verf, das Beduͤrfniß -ciner cigenthimliden
und felbfiftdndigen Geſetzgebung in Teutſchland echt
fuͤhlbar machen wollte, ergoß ſich ſeine Galle vorzuͤglich gegon
| bie in Teutſchland recipirten fremden Redte. (Bgl. z. B.
no. 7. 12 u. ſ. w.) Er ſpricht daber viel bon „roͤmiſch jurie
ſtiſchen Reliquien,““ von ,,berfaulten Stiden“ der Geſetzge⸗
bung, die gleidhfam aus ber Erde gegraben wuͤrden, von „alt⸗
roͤmiſchem Geraͤth aus der ebemaligen Geſetzgebung“ (S. 3.),
bon „altroͤmiſchen Sdladen und aufgefundenen Mammuths⸗
knochen“ (S. 6.) bon „altroͤmiſchen Geſetzlappen und Varian⸗
ten“ (©. 54.). Die Civiliſten werden mit dem Ramen: „ju⸗
riſtiſche Maulwoͤrfe“ (S. IV.) „Juſuzpaffen des Mittelalters““
CGS. 35. 44.) u. ſ. w. beehrt. Und unter no. 89. ſteht Fol⸗
gendes: Wud) in ber Geſetzgebung wird oft von manchen ju⸗
riſtiſchen Donquiroten ein ausgegrabenes altroͤmiſches Bartbe⸗
den fir. Mambrins Helm ahgefindigt und ausgeſchrieen!“ —
Was an dergleichen uͤbertriebenen Aeußerungen nod) allenfalls
wahr iſt, kann mit Einfachheit und Maͤßigung viel beſſer geſagt
werden, wie dieß der Verf. auch an einem andern Orte (no.
174.) gethan hat. — Ebenſo findet dey Berf. kaum Ausdruͤcke
fuͤr die Erbaͤrmlichkeit aller unſrer bis herigen buͤrgerlichen
Geſetze und Gerichtsordnungen, (vgl. no. 12. 14. 16. 26. 30.
NX
— ee
Aphorismen Ader biirg, Geſetzgeh. u. Rechtspfl. 45
56. gg. 110. u. f. w.) und no. 7, heißt es: ,,faft i
allen teutfden Staaten hat man ſich effrig mit der Gefeggebung
be(Haftigt, und doch ift nod) nirgends ein Ganges erſchienen,
welded flare philofophifd) durchdachte Gefege und eine Procefie
orbnung enthalt, wodurch die ſichere (nelle Anwendung dieſes
Geſetzes verbirgt wuͤrde.“ Ref. meint, das Preußiſche Lands
recht fei dod) nicht fo gang Aber die Achſel angufeben; und doch
fonnte gerade der Preußiſche Staat den BVerf. am beften belebs
ren, daß fid) eine neue Geſetzgebung nidt fo leidt einfibrt, als
ſich dazu rathen laͤßt. Auch uͤber die Rechte der Frauen, meint
der Verf. (no. 114. S. 158. ff.) ſei noch kein vernuͤnftiges Ge⸗
ſetz vorhanden, weßhalb man bei dem Entwurf eines Geſetzbu⸗
ches auch ſie, wenigſtens uͤber das Eheſtandscapitel, (nach S.
167.) gu Protokoll vernehmen ſollte. Es genuͤgt auch hier blos
auf das Preuß. Landrecht ſich zu berufen, welches hoͤchſt ver⸗
nuͤnftige Diſpoſitionen uͤber die Rechte der Frauen enthaͤlt,
ohne doch eine ſo ſonderbare Huldigung ihnen dargebracht zu
haben. Noch eine Menge Kraftſpruͤche und salse dicta, die
fid) auf Geſetzgebung uͤberhaupt begieben, werden gufammenges
fiellt, befonders unter no. 222. wo ein „Allerlei, was. bei der
Geſetzgebung gu bebergigen fein duͤrfte gegeben wird. -
Der andre Zweck deß Buches, die Verbreitung der oͤffent⸗
lich⸗ muͤndlichen Rechts pflege in Teutſchland gu befdrs
dern, brachte es mit fich, daß der Verf. die ſchriftliche Vere
handlungsart der Rechtsſtreitigkeiten, welche er nicht anders,
als „die todte Rechtspflege““ nennt, (ogl. ©. 70. 225. u, a.)
von allen Seiten angreifen mußte. Er ſucht daher auf das
Richteramt bei der ſchriftlichen Gerechtigkeitspflege ellen nur
moͤglichen Verdade gu bringen, wabrend er behauptet, daß
bei offentlich⸗muͤndlicher Berhandlung von Partheilichkeit nicht
die Rede fein fonnes zugleich wird der Advocatenſtand vor jes
der Schuld an dem Schreien des Voils Aber die Juſtiz freige-
¥
46 - MKeechtsphiloſophie.
ſprochen. ‘Mus obigem Geſichtspunkte mußte mun auch Teutſch⸗
land nach Moͤglichkeit herabgeſetzt, Frankreich und England aber
ſer Beziehung wird auch die Ertichtung von beſondern Han⸗
Delsgerichten fuͤr unſtatthaft erklaͤrt. Wiel Intereſſantes iſt hier
von no. 42. bis 77. Aber das Handelsrecht in Teutſchland und
Frankreich, aber kaufmaͤnniſchen Credit und kaufmaͤnniſche Ehre,
uͤber die Beweiskraft ber Handelsbuͤcher (vgl. no. 66.), uͤber
Fallimente und Fallitenordnungen u. ſ. w. geſagt. Seine Bane
ze Hoffnung ſetzt der Verf. auf die Einfuͤhrung des oͤffentlichen
gerichtlichen Verfahrend, fo bag er. fogar (no. 30.) ausruft:
eryhoben werden. (Bgl. no. 160. 232. 234.) Der privilegirte —
Geridtsfiand wird von bem Verf. ebenfalls angegriffens in dies
» Die Einfuͤhrung des Sffentlichen Verfahren’ wird aud bet uns .
ber erfte Lebenshauch fir bie Geleggebung werden, ohne wels
chen diefelbe ewig todt bleibt!” — Wird ſind nun der Mei⸗
nung, daß, obfhon ein geiftigere3 Treiben in der juriftifden:
Welt durch die Oelfentlidkeit ded Verfabrens bewirkt werden
koͤnnte, dennoch mit großer Vorſicht bei Einfuͤhrung derfel-
ben gu Werke gegangen werden mößte. Diejenigen Perſonen,
welche nicht iu das offentliche Leben gehoͤren oder von dem Meche
te nichts verſtehen, als da find Frauen, Kinder u. dergl. muͤß⸗
ten faͤr immer von dem Zutritt ausgeſchloſſen bleiben, die Ges
ſchwornen muͤßten genaue Kenntniß Hon den Rechten haben, jt»:
be. Handlung des Verfahrens muͤßte gu Protokoll genommen
werden; und felt’ wenn dieſe und andre Vorſichtömaadregeln
angewendet wurden, bliebe dod) nod) die Frage, ob nicht die
Mortheile Ser dſentlichen Juſtiz von ben Schwierigkeiten dere -
felben dn unſern Tagen Hberwogen: werden moͤchten? Und wird
denn jenfest des Rheines mv Gerechtigkeit geuͤbt, als prs
deffelien? —
Um nun nod gu zeigen, wie ſehr derfchieden ber Wert h-
Der eingelnen Aphorismen unfers Verf's fet, madden wir auf
—
} ‘ \
Aphorismen ber, biirg. Geſetzgeb. uw. Rechtspfl. 42.
einige Eigenſchaften derſelben befonders aufmerkſam. Tieſe
Blicke in den Geiſt der Geſetze und treffende Bemerkungen.
uber die Gebrechen der juriſtiſchen Welt vermiſſen wir nicht
in dem Buche. Fu no. 93. heißt es: „Faſt die ganze bes
ruͤhmte Habeascorpusacte ber Englander iſt ſchon in L. 1083.
D. de R. J. enthalten!“ — (Fn dieſem Fragmente ſtellt bee.
geiſtreiche Paulus den Satz auf: nemo de domo sua extras
hi,debet.) . In no. 80, heißt es: „Anch dee Geſetzgeber muß,
wit der Schulmeiſter in dee Kirche, immer tin Paar Thue hd--
her fingent, als die Gemeinde! Wenn’ avirsaudy das Poetifefte
erdenfen; fo wird daffelbe nad zehn Jahren in ber Ausfub⸗
rung doch wieder proſaiſch genug!“ — (Man vergl. auc no,
56. 85. tind 172.) Mitunter iſt ber Verf. hoͤchſt witzig, z.
B. in no, 138. 147. beſonders no. 130. wo geſagt wird: „Ein
alter Advokat hatte feine Bibliothek in zwei Zimmern, und pflege
te oft gu den Glienten gu fagens Verlaßt Cud auf Niches!
Rad) den Autoren diefer Stube Herllert iby den Proves, wels
der nad) den Wutoren der andetn gewonnen wird!’ — Meben
folden Stellen fintet man freilid eine Menge blofer, aud ane
dern, befonders franzoͤſiſchen Schriftſtellern entlehnter, oft febt
langer Uusgige, z. B. in no, 216. 224. u. ſ. w. Ja ber Berf,
hat fid) felbft excerpirt, indem er von S. 223. bis 252. einen
Theil ſeiner fruͤheren Schrift: Welt ind Bett (nach’ Angabe
bes Vorworts S. XIV.) geradezu Hat wieder abdrucken laſſen.
Endlich giebt e8 aber aud eine große Summe don febr.trivta
len und flachen Gemeinplaͤtzen, wohin hie Nummern; ad. 62.
65. 68. 88. 96. 98. 125. 148. 164. 182, 206, Rog—Bi1. 214.
227, 228, geboren. 2um Bewweile . ‘iene insbeſondre no. 101.
felgenden Inhalts: „Ein Richter von Verſtand kann wohl ie
tin, aber er wird nie wie ein Pinſel entſcheiden!“ —
Unlangend die Sprache ves Berf., fo iſt dieſelde nicht
frei von en 3 (ogl. z. B. S. ira B. 3 unſert
4 ~,
48 | Romifdes Re ht.
neue philoſophiſche Syſteme“ 3. 2. v. u. „dieſelbe“ dnftatts
dieſelben ; ebenſo S. 4. 3. 7. S. 15. 3. 3. „die wahre Ent⸗
bedungen; m. ſ. aud) S417. 3. 6. v. o. 3.3. v. u. S. 19.
3. 8.). Gon Druckfehlern find nur wenige geblieben.
Aus Allem, was wir bisher angefuͤhrt haben, wird man
erſehen, daß da8 Sud eigentlid) mehr unter die amoenitates
juris gn zaͤhlen iff, und wit zweifeln nidt, dag es ſeinen Les
fern Kurgweil und Erheiterung verſchaffen wird, Moͤge uͤbri⸗
gens dex Verf. aus dieſer Beurtheilung erſehen, daß Ref. kei⸗
nesweges unter „die ſtechenden Inſekten boshafter Kritik““ ges
boͤrt, welche er (S. 61.) mit Recht der Verachtung werth
alt, .
H. KR. Stoͤkbardt.
1. Heimbach (C. W. E. Dr. jur. Lips.), de Ba-
silicorum origine, fontibus, hodierna conditione
atque nova editione adornanda. Dissertatio etc.,
Lipsiae 1825., ex off. C. Tauchnitii, XII. u. 164
S. uebft zwey Tabellen. 8. (Preis x fl.)
2. Witte, (Car., Prof. Vratistlav.), Basilicorum
titulus de diversis regulis juris antiqui nunc de-
mum integer, e Codice Coisliniano ed. Vratis-
laviae 1826. sumt. edit. XXVI. und 46 ©, nebſt
einem lithograpbhirten Facſimile. (Preis 2 fl. gofr.)
Diefe beyden Schriften, mit welchen ſich die folgende An⸗
zeige beſchaͤftigt, liefern einen erfreulichen Beweis, daß auch in
unſerer Zeit, wie in der bluͤhenden Zeit der franzoſiſchen civi⸗
liſtiſchen Schule, neben den bedeutenden Entdeckungen fuͤr die
‘Heimhach a, Witte, Basilic. ”»
Ante · Juſ inianiſche Jurispyxudenz, Sad Studinm ber Byzanti⸗
iden Bearbeitungen oes Juclivianiſchen Rechts nicht. gang. exe
nachluͤßigt wird. Gepde ſtehen guch in febr naber Verwande⸗
ſchaft. Die exits. enthdlt die-Riteratur der Baſililen aberhaupt
und den Plan gy einer neyen Ausgabe: herfelden, die anderr lie⸗
¥en Arggahe · eines ungedruckten Stuͤg es dev oe
dazu gehoͤrigen literariſchen Votizen ——
A) In der arſten angefoͤhrten Schrift haben die —
ſchnitte derſelben J. de Basilicis ja.wmiygrsum ©. tnn~nege BE
de.adoynagda Bag. editione,j. .245—264, einen: gang sees
ſchiebenen Ebaratter und find daber jeder aefmbert go betrach⸗
ben. Der-Plan, welchen der Verf. in dem evden Mefdhnitte
ausgefuͤhrt hat, gruͤndet ſich ohne, Zweifel auf die Betaachtung,
bag. Suarez notitia Pasilicornm, mit, ben Rota gon: Fa br i⸗
cius und Poot zwar das vollſtaͤndigſie iſt, was wig oͤber baa
Poh Juſtimaniſche Recht haben, daß / aber: ey, Gebrauch: dieses
Buches durch dew Mangel qn, Ordnung said, durch dig Devfitenr
ung dey Ungabenc in, Lert und verſchiedenen Moten dam Lefer
hoͤchſt unbequem iff.,., Dee Berf Hat: haher bad, mas Guareg
und (cine Commestatoyen gufanamengednaddt. baben, iv. eine. beſ⸗
ſere Unordnang zuſammengeſtellt, mancherley berichtigt znd aus
andern Schriftſtellern nachgetragen, auch, wo ſich Beranlaſſung
fand, die vorhandenen Unterſuchungen weiter fortgekuͤhrt, fo
daß gleichſam eine neue verbeſſerte Ausgabe des Suarez ge⸗
liefert iſt, welche $a8 Zuruͤkgehen auf die Pohitge Atisgabe
welche fix dieſes Material gewaͤhlt iſt, ergiebt ſich oie den Ue⸗
berſchriften der ſecht Kapitel des exfien Abſchnittes J. Historia
originis Basilicorum; II. Fontes Bas III.. Hodierna Bas; con.
Gitio.; IV. De. agholiis Bas.;. Y.. De-compendiis legum Ba-
_ gihi,. Leanis esRomani.; VI. .De reliquis juris Graeci. post-
Justinianei fontibug.. In der — ———— unter dieſe Ru⸗
Krit. Zeitſchr. II. .— — 4
—
‘in Sex Megel..dberfldsig madt. Die allgemeine Anardnung,
‘ (
⁊
Se | Wbmiſches Rede ·
briken — wohl manches Einzelne beffer geſtellt werden tine
nen, fogs: B. waren Heros Cadoring,. Heros: Pate’
teed: u. fF w., welche noch bot FJaſtinian⸗ Legislation lebten
undb im bierten Rap. S. 66*73. vorkommen, in das zweyte
RKapttel aufzunehmen und vor Theophitus und Thalelaͤus
zuvſtellen. Ft der Behandlung des Eingeknen ſelbſt hat. Mg
der Verf. Hfters begnuͤgt; dad, was die Vorgaͤnger aufgeſtellt
batter, einfach angeordnet wieder gu geben, wobei et aber ‘(ete
ne Quelle, Guareg; Moots; Meig u. ſ. werjederzeit genau
citirt hat z. B. S. 3. Grd. -Abet Baſils Anthell- an den Baz
filifen, ©. 36. §. 8. Theobbrus, S. 1352 §.'8. Harmenopu⸗
lub. Mebventheils find- cingeine Bemerkungen und Beridtis
gungen zugeſetzt, hie und da auch mdue zuſainmen haͤngende Aus⸗
fuͤhrungen gegeben. “Zarit Behuf der Nachtrãge Hat ‘der Berf:
befonders bon $ cub o 18" -manuale BasilicorérA und Lame
becii. commentarii’ Gebrauch gemaͤcht. Fubep-find manche
reichdaltige Werke night Senuitzt worden a. B. Bie Catatogen det
griechifgin Handſchriften in Florez, Turin; Venedig/ Muͤnchen,
welche genauere Defchteibuingen: liefern und durum widtiged
Find.” Die. Lebenbeſchreilung oes Eujacius Yon Betriat St.
Bri x:aſt ebenfalls nicht deruͤckſichtigt. Die nerariſchen Notizen
in: Haubold's Inſtitationen S. 148 -158. Sek Ausgabe von
1814. wuͤrden dud Hare Berichtigungen fdr G: 79:86. 1291
130.237. 141, 148s ergeben haben. - Cbenfalfs war dus Haus
Holdis epudine 1941. wicht -gu uͤberſehen, “bagi derſelbe deri
Euftathius beſtimmt nad der Leoniſchen und Sor die Conſtan⸗
tiniſche Recenſion der Bafiliten ſtellt. Sogar die reidhbaltige
Riterarnotig der leges Rhodiae in ote Td ee ‘thanuale ‘Bs
345: iſt S. 141. nicht bemeikſkt. U
Durch dieſen jest maͤher beſchriebenen tind-bon dem: Beef
| ——— Plan, welder dem erſten Abſchniite zum Grunde
fiegt ,nift- allerdings ein Bedeutendes fiir dic bequemere ‘Bens
i
— Pek. Ge me es
Heimbach ts :Witte, Basilie. — rn
dung dec bereits gefamuulien Motizen geſchehen, indeß last
fid) gegerdor.gangen, Pian; einwenden, dager nicht föͤrderlich
iſt fou Ras: Natereſſe der Wiſſenſchaft. Bop dean Mege; wie ex
ier: eingeſchlagen iſt, wird. eine Menges zuſammengeiragencb
Material; was gum Theil unnuͤtz iſt, iirmeri wieber omit forte
geſchleppt und escziſt bios: dent: Zufall uͤbertaffenn, ob hier and
da: cine: Vetichtigung ſich finden ſoll. Fruchtbriugender wire
unſtraitig ·gepeſer, menn idth: Beth: cinen lleinern Abſchnitt aus
der -MiQnodrifthesn Rechtsgeſchichte ausgewaͤhn und diefen cus
den Quellen hexaus bearbeitet haͤtte. Gin einzetaes Beyfpiele von
einem witht Qenwidelten Gegtafintd wird: dM aus geſprochnen
adel. des Wand leicht deutlich marhen. -Ynibenn zivepten Kay.
fe So‘ SangsrreBsr iſt auf drey SGeltam von BHaltkdus’ gehau⸗
Helts sofia Dieferd Patagraphen find: S waves! ſe h, einige ‘it
Mri gM betphalas S- 12400 citicte: Steleh, cand’ P oh F's Noten
04.1901 G:166 — GB. zuſammengeſtellt. Cingefaleas: far dabey -
beep heighe: Bemesiungen des Vorſaſſers; daß RDhalelaͤus nicht
untet bem: Pandeliencompilatoren yenionit +02 CUB Aa den Bie
ſiliken haͤufig Bemertungen bes Th. gu derrlheteseded der
Digefied voxkommen (iſt wight viehtig;- dee wetwt¥ne Stellen find
Noted gu Conflitationen);--untodup: dle Bafltienetiae in’ den
Sdoliens des. Thalelius: mente Zuſaͤtze find. Bas Mefusltar’ des
angen; Paragraphen: it,” dak CH Profeffer werter Juſtinian
near mnidy Congt, -Onmn exayi dap von denfelhen Roten gu Pan. -
determi Ejoepiund Nobellen geſchrieben ‘govrben’ find, aus Senen
1H Gdufige Excerpie in Heir BaliPen(Goliew sorfmden, endlich
daß ber Thalelaͤus, wrlcher nach Ricolaws: Eomnenus
‘Boer: ‘die Novellen Walle Feſchrieben hat, ein newerer (eon mus.
Dies MBeisiGufrigteis Ses / Paragraphen bey ‘fo geringen He (riltde
ten Bar aber ihren Grund. davin; weil aus din Vorgaͤngerin auf⸗
genemmen tied; daß Galpanwer, Balduin aad Sualem
beeY beh Thaſelaͤns eine griehiee Ucberfegung der Pantet,
Ae.
' $4 : Roͤmiſche⸗ Kemi en
ten zuſchreiben und Cuja cius an. den drey Rife’ ven Bure -
Te gscitinten Stelen nichts davone ſage, feenes-bap NMutzen ſtin
ſchon bie Bemerkung gemacht haf, Vhaleldus-fommerdis Pro-
feſſor im Goust::O mnem. sop u. fw, . Zu vinedquellenmid —
figen Bearbeitung: dieſes Gegenſtandes war weiter vidts nv
thig, als die, Andeutungen, welche: Mets im Thvophdasi,. be
ſonders im Excurs, XX. und. in der Dowedegu::Oekk Gow ihm
Herausgegebenen Wuͤchern der Baſitiken daruͤber gegeheni Fat, zu
verſolgen, und in den Baſuiken einige Titel, wilchrtobliſtändige⸗
te Scholien haben, namentlich das achte Bud: am Owes ranian’s
Theſaurus, in Text und Scholten durchzuſehen? Mit liichter
Muaͤhe wuͤrden ſich hieraus theilst aaus Beſt delgeanyer, thells Bee
richtigungen der oben angegebenen Refubtate, Urfenders aber eb
ne vollſtaͤndige Ueberſicht der Beſchaffen heit deq Conſmentars
ther den Coder und der Art, wie er in. den Boafliten fie Gert
und -Solies benutzt worden iſt, ergeben haben, und Die lite⸗
rariſchen Unterſuhungen uͤber Thabelaͤus woͤrden dudalnch um
ein bedeutandes bengerdadt ero. was: durche Ves Verf. Arbeit
mit geſchehen iſt, 0 0 oe aren carr nontidoms ip
Unter den eignen von tem Verf. gegebenen. Autfüchtungen
ift beſonders eine hervorzuheben/ welche (how Gane ‘ bie beyden
angehaͤngte, dazu gehoͤrigen⸗ Tabellen Aufmerkſamfeit erregt.
Der Verf.ſucht naͤmlich S. A6408. zu erweifen; Bafrapefege
d. h. die Fabroiſchen Bafilifen: nebſt den Supplementen sven.
Reiz, nicht die neueſee Medaktion son Conſtuntin;fadern die
aͤltere gon Leo enthalten. Gegen dieſe parabdoxe Mephudg luͤtſt
ſich zufoͤrdeyſt, im allgemeinen bemerken, daß es d6ch26in ſan⸗
derbarer. Zufall · waͤre, wenn die. gufbehaltenen aus Dewi zwoͤlf⸗
ten bis fuͤnfzehnten Jahrhundext herruͤhrenden Humſchriften
gerade aus Exemplaren der alten nicht mehr prüktiſchen Reeens
Gon abgeſchrieben worden waͤren, glam! da héyicdems: fFortwaͤh⸗
xenden Gebrauch/ des Juſtinmaniſchen Rechts Mebtn chet Pafill-
a
. 2
|
HeimBach-y; Witte, Basilic. 053
fan anfaͤnhlich: dieLegteren awohl· istdnt ſo (ebe hauftg abgefchrie⸗
ben worden ſind. Ferner -fnnte man wohl mit Rect verlan⸗
gen, daß unfee Sen’ verſchiedenen bon Fabrot benutzten Hand⸗
ſcriften “ep Unterſchied geniacht werde, indem daraus, daß ets
wa eine Handſchrift und die daraus abgedruckten Bacher er⸗
wieſen See Altern’ Recenfionangebdren ſollten, ein Gleiches noch
nicht fuͤr Ste Abtigen in gahg-andern Vexhaͤltniſſen geſchtiebenen
Codices folgt wie in einer nachher anzufuͤhrenden Stelle der
genaer Literatur-Seitung ‘bereits ſehr richtig bemerkt Ht. Indeß
kommt es! in folthen Dingen auf die: Beweiſe ‘an; und es wird
gut fepn, Bas Literar- hiſtoriſche Aber dieſen Gegenftand zufoͤr⸗
derſt vorzulegen. Zuerſt bat Samuel Petitus in ſeinen
Observdtiones. Paris, 1642. alſo ‘vor dem Erſcheinen ber Faz
brot ſchänꝰ Baſiliken, bemerkt, daß nad Balfamon der aͤchte
Text der Rovellen bey einem Lector acht Jahre erfordere, da⸗
gegen He avexditaocic d. h. die neueſte Recenſion der Baſi⸗
liten, ‘adjtgebn “Saber. Euſtathius gebe acht Jahr an und
miſſe alſo zwiſchen der erſten und gwepten Recenſion geſchrie⸗
ben haben, Dieß werde aud’ dadurch unterſtuͤtzt, daß Balſa⸗
mon und Euſtathius verſchiedne Kapitelzahlen in den Baſiliken
angeben. Mof fmann in der Histor. juris III. 3. §.4. macht
tine aͤhaliche Bemerkung, aber’ mit beftimmter Ruͤckſicht auf bie
Fabrotſche Ausgabe. Er macht geliend, daß Balfamons Citas
te ber Baſiliken oͤfters nicht ‘mit Fabrot flimmen und fogar
nach Balf. einige Stellen feblen follen, weldye wir dod ‘Dorfins
den, Da Balfamon bie neueſte Redattion der Bafiliten benutzt
habe, fo werde dadurch zweifelhaft, ob wit dieſe bep Fabrot
Patten, | Diefer Anſicht ift ebenfalls Pohl S. 52. beygetreten.
Eine Fehr leſenswerthe Recenſion von Suarez⸗Pohl in der
Jenack Lateratur⸗Zeitung 1813. Ergdng. Bl. n. 91. S.
323. Hat. dieſen Gegenſtand ebenfalls aufgefaßt, tadelt Pohl,
daß et Sesh Preifund Hoffmann gegebenen Andeutnu⸗
bo — Romitars. Rese. wo,
gen aid, genaner perfolgt: babe wad fees. ‘Mop: « „Die, fray⸗
slid. mdbfelige Arheit, Balfomea|ls und Euſt at hiuß, Hitate
„aus den Baßliken mit dieſen zu vergleichen, wuͤrde hiex wahre⸗
‘Aeinlich aum Siele fahren, Weiterhin wird, die Bebauptung
aufgeftellt, daß Euſt at hius dle Lzoniſche Metaltion “er: Bafie
liten, nidt, wie Balfamon, die-neuefle Conſtantinſche benugt
babe, und nady dem Vorgange d¢8. Petitus ein Beweis dafuͤr
beygebracht, der auch Haub old Hemogen. hat, den Euſtat hius
nad -diefes Unfit zu ſtellen. Unghhaͤngig von den letzteren
eben mitgetpeilten Bemertungen,, welche ihm unbekannt geblice
ben waren, pat der Verf. die Hoffmann'ſche Anſicht weiter
verfolgt und GS. 16—18. bie Behauptung aufgeftellt,, bag Bale
famon pod Euſtathius nad der neueſten Redaktion er Bas
filifen citiren, ihre Citate aber haͤufig bon ber Fabrot (hen
Ausgabe abpeidien, und daber. die letztere eine aͤltere Redaltion
egnthalten muͤße. Die muͤhſame Arbeit der Vergleichuvg hat er
wirllich durchgefuͤhrt und die Abweichungen der Gitate ſi nd in
den bepdon angebangten Tabellen aufgeſtellt. Dag Balfamoa
Die neuefte Redaftion benutzt hat, koͤnnen wie dem Perf. wels
cher dieß ©. 16..41. durch Gruͤnde belegt hat, unbedingt zuge⸗
ben, wenn. auch ˖ das Argument qué dem Worte GRAKEF Hoa
nicht beweiſend iſt, indem daſſelbe blos ganz einfach die Baſi⸗
liken bezeichnet. Alles kommt hier auf die Beweiſe ver Diffes
xenzen an und. deren hat der Verf. in der Balfamom gewid⸗
meten Labelle 44,.angegebert, ohne fie su numeriren. Um der
nothwendigen Kuͤrze wegen, bep diefer ihrer Natur nach weit⸗
laͤuftigen Erdeferung werden: jedoch dieſe angegebenen Differens
gen von uns nad, ihrer Reihefolge durch Nummern bezeichnet
werden, welche ſich derjenige, der. dieſe Unterſuchung gu con⸗
trolliren geneigt iſt, leicht in dex Tabelle am. Raude beyfuͤgen
kann. Vor allen Dingen müſſen zehn Nummern 24. 34. 25.
27. 32. 24. 37. 39. 41. ad. quegoſchuden weber, well hep gey
Heimbach u. Witte -Basilic, 55
nauerer Ewwͤghng Balfamous Angaben Simmen, - Ferner
fallen fi fi eben Mummern 4. 8. 10. 11, 12. 18, 218,..aus, . weil
uns die pier citisten Bacher dex Baſiliken nicht durch Handy
ſchriften Aberliefert, fondern oon Fabsot reftituixt find, Sige
ben Stellen 20. 22. 28, 30, 35. 36. 38. find qus dem. dgitten
Bude, was in neuern Handſchriften und eben fo in Fabrot’s
Ausgabe willkuͤhrlich abgekuͤrzt iſt, wie der Mec. an einem ane
dern Orte (Geſchichte der Mav. S. 152.) erwiefer ay baben
glaubt. Fuͤnf Stellen 1. 2. 3. 23, 26. ſind blos Abweichungen
in den Kapitelzahlen, auf welche dex Verf. ſelbſt S, 38., wenig
Merth legt, oq die Handſchriften in den Kapitelzahlen unter
einander oͤfterz abweichen. Jn vier Stellen 7. 29. 35 48 . zeigt
Balſamon uͤberhaupt Mangel an Genauigkeit. Namentlich
bey Num. 7. ſagt er, Dig. XXV. 7. fehle in den Baſiliken und
dod giebt ex eine Stelle daraus nach dem Baſilikentext. Bep
Num. 29. fagt-er, die 135. C. J. 7. feble in den Bafilifen: und
bagegen citirt er fle an einer and\ern Stelle (Voélli Bibl. p.
986.) als LX. 54. 25. wo fie aud), ſteht. Nummer. 33. citixt
et p. 1126, richtig als LIV.. Sey Num, 43, hat er ans Nace
lagigteit Basil. XXVIII. 7. angefAbrt, mo etwas aus Nov. 134.
ſteht, aber freylich nicht das von Photius gegebene Fragment.
In brey Stellen 5. 40. 22. find, die Gitate des Bal(amon
an fid) ſchon gweifelbaft. Wenn demnach dieſe ſechs und drey⸗
fig Differenzen abgelehnt find, fo bleiben drey 6. 9. 42. we bt.
ber Titelzahl eine Abweichung ift und fanf 15. 16. 17. 49. Ss.
wo Balfamon Stellen, als feblend. angiebt, welde. in- der Aus⸗
gabe. fid), vorfinden. Die. exften koͤnnen fuͤglich als: Schreibfeh
lev gelten und wir miffen uns wundern, dof in einer Maffe
Son mebreren hundert Citaten fo wenig dergleiden fid finden:
dle. leBteren find das cingige, was nicht leicht gu erklaͤren ift,
wenn man fie nicht Balfamons Nachlaͤßigkeit, von welder
een Proben gegeben find, zuſchreiben will. Aus bem bisherio
\
6 abi eg EH EL :
gett: ergiebt ſich alſo, batt He” hou dem Verf. “angefabeten Dif
ferengen que Balfamon ‘nist geniigen, den pow ihm aufge⸗
ſtelllen Gag gis erweiſen. Cine aͤhnliche Nachweiſung fiber ote -
Srelleri bes Euffathins gu lefern, wuͤrde wohl qué mehre⸗
gen Grunden aberfluͤßig feyn. Doch erfaudt fi ch der Ref. bep
Diefer Gelegenbeit, als eink’ Irrihum, ‘fine in der Geſchichte
der Novellen gemachte Bebauptung guriidgunebmen, daß Eu⸗
froth rics ‘bie Ynflitutionen nicht benutzt habe. |
Bee: gwepte Abſchritt tet Hetmbad fen Differtation,
welder an Umfang bedeutend Heiner iſt, als der erſte, enthalt
in fechs Rapitein des Berf, Bemerkungen uͤber kas, was bep
ciner-nenen Ausgabe Ser Bafiliten gu beobachten wire. Gin
volſſtaͤndiger Plan ift allerdings bier nit mitgetheilt. Zu die.
fem wirde namentlid eine genaue Ueberficht der handſchriftli⸗
chen Mitiel, welche Fab rot benutzt, und eine Pruͤfung deſſen,
was er wirklich geleiſtet hat, gehoͤren; deßgleichen eine zuſam⸗
menhaͤngende Aufzaͤhlung der bekannten Vaſiliken⸗ Handſchriften,
um zu aberſehen, welche nothwenig benutzt werden muͤßten.
Da jedoch an “eine neve Ausgabe der Bofilifen ernfthaft nicht
gedacht werden kann, war aud) Vollſtaͤndigkeit des Planes gar.
nicht nothwendig: der Verf. hat offenbar dieſe Form nur gee
waͤhlt, wit auf dieſe Weiſe theils ſeine Deſiderate ben: der Fa
brot WMen Ausgabe, theils allgemeine kritiſche Bemerkungen uͤber
die Baſiliken aubzuſprechen, welche er bey Gelegenheit Det er⸗
flen- heils ſeiner Arbeit geſammelt hatte.
2) Die zwepte hier anzuzeigende Serif iſt —
eines “bis jetzt ſeinem groͤßern Thoile nad) ungedruckten Titels
der Baſiliken aus einer Pariſer Handſchrift. Vekanntlich haben
die Kita dex Pandekten de V. S. et R. J. oon jeher bie be⸗
fondete Aufmerkſamkeit der Juriſten erregt, welches ſich durch
geſonderte Abdroͤke und Uusgaben Fund gethan hat, Dieſem
Umſtande iſt os zuzuſchreiben, Saf man bie griechiſche Barſtonen
‘
= } Heimback #2 Witté, Basillc. &
dieſer Titel / ofonserd® Gen ‘sBafuatentent,' oti thief
Dat. Dionpfias Gothofrediag ashy’ las Babkod iow
‘aber, fo welt eo ctte ‘bgeletteven® Qllellen obhe' sle Warititer
mdglich wat; bie gtiechiſche UcBebfeghiig peegeftettt. ‘aatY tah
Fabrot*s Musgabe-; vielleicht woth’ tal’ Sabi? 1203829 wllrden
die griechtſchen Hapefheied?’ ods Whiatiae ‘wlgdrdul AN ee
Brot gab’ nuimnend duis pore, “abey’ fea Vlrhaͤrveiten; GaHe
ſchriften dex Kintitidhedd wibliothet ven” gente! Mil Ser 19
filiten beraue! Baueben benutzte se hody dikes Coudd Hila.
“xii, welder ſpaͤter ‘auth in die Sonfiiche Vibllothet Jekonituch
iſt. Die Handſchtift Gls welcher Tabrot the eet Buüchte
der Bafilifen herausgad, Cod. ‘Batis, ‘1352: ruhrie von · Sage
gins her, der fle in Vehebdig gekauft HALE’ wat aber iim zwͤeh⸗
ten Buch durch Mangel ciniger ˖ Blaͤtiet Veteet!, fo daß bas Su,
be dep zweyten und dex Uinfang ded dritten Titels feptees wel.
dhe Me Titel de’ V. S. et Bo Rnthalien. Fabrunt in def
fen Plone! e& fag," aid ie Snide der Wh étiten, fie werpee
feine Handſchriften ‘hatte; zu veRawiven Pallte dieſe MY durch
‘feine fruͤhere Arbeit’ in dem Abbincke du. Nachher bat Mes,
‘tn zweyten Pande’ des Therophilus 19815" Wop! einmal Giefe
benders Titel grieh#p herausgegebeun! paves: war ſchon (eit -
1715. durch Moutfawe on ‘Bibltitteod! Coisliniana bekanat,
daß in dieſer Bibliothek eine Handfdrift von ben erfied neur
‘Bichern dev Bafilifen fic) befinde > Welche vellſtaͤndiger fey, als
die bon Fabrot gebravehte. Prosi thaucon paste ſogat eine
Anzahl Novelten: daraus abgeſchrieben, wetdhe Hombergl bep
ſeiner Rovellenuͤberſetzung in den Noten verglidven “pats Den⸗
noch nahmen die Juriſten, fAbft Mei z.nicht ausgenommen, tet:
ne Notiz von dieſer Handſchrift. Der erſte, welder ole Furie
‘Fler auf die fe wichtige Handſchuſt emma lapiaufimestfam gemucht bat,
iſt wohl Hugo tn dem Sint: Magazin AL'S. 417. im Fase
1797. Derſelbe hat abchun ·der Mehtso geſchichte 4e Busy. 1810
⸗
8
t
58: itgae Brwiloes Reds. pee by ;
—XR2 die te bem, Mec, pelannte Nachricht geliefert,
Milas dieſe Handfezilt, aym Bebuf..o der. Etgaͤn ung der na
Aifea, confeyit. babes fev Quelle afte ‘it ber it D. Mercur:
Hejtdeghiſt im Jabtq ABA Re. Dye) bie- Ktipin Lit, Beit. Pilar’ 8
Misty, dle, | bepden itel qs. der Goisl, Handſchriſt zu ediren,
gusfoͤhmich batennt Atnadty zahet nicht rraliſirt worden: viel-
wipby bat Pilg feng. Papiere daruͤber einem andern aberge⸗
Bette. In der iebty@aguacigenden Schrift hat deren Verf. eine
gollgoͤndige griechiſche Ausgabe des. Rites. de R. J.. geliefert,
gad. einer Abſchrift MDs 65 bey finem fraperen Aufenthalte
dre Paris. aus. der Coisl.H. gemacht pattey. Bon dem ver⸗
wmandten Ciel de V. S. hat. er. feine Abſſchrift genommen ,. jes
ho .am: Ende deh, argede, extlat ex ſich bereit, ibn aus Pi-
Jat's, Papieren herausgegeben, . — ihm den Gebrauch der⸗
ſelhen Sgrſtatiet dates, 33
14 Dex; Plan des. Verf. way auf tine votlféndige aipsgade
qngelegt, vund er beh/ babes, in der Vorrede uͤher ſeine Vorgaͤn⸗
ger, ſeine Quellen und, feine-cigne Arbeit berichtet. Hierauf
folgen die Vorreden frines:, Merganger, Gothofredus, Fa⸗
drot, Reiz, und, pie, Literaxnotizen uͤber die Coislin. Hande
drift. Dem Bude felbF iſt cin ‘Lithogrgpbistes Facfimile aus
der leizteren beygefuͤgt, —— 6 den Meld de6 herausgegebe⸗
gen: Titels enthaͤlt,
Der — gangen tele if nad ber Hands
Weh gegeben, doch mit Perbeſſerung der wenigen auffallende⸗
ren Fehler. Fuͤr die erſten 144 Fragmente iſt hier alſo zuerſt
ein. Abdrick des Bafilifentertes. nach einer Original⸗ Handſchrift
gelicferts : Bon 145 an, wo, die von Fabrot benutzte Hands
ſchrift nad, ber Laͤckze wieder anfangt, ift dee Fabrot he Tet
verglichen. Neben hifenibonpen; Originalguelien, hat. ber Verf.
fo. weit:-c8:-ihm, moquich: mak; auch dicienigen benngt, welde
den Baſililentext erſt aus deacgweyten Hand. liefern, unter wele
\
8
—RE Witte Basilic, | 59,
| chen ais. ble:Ggnopiftey Meta Hat an-T he absahe sm ogee
lites und Harmeno pul aus zeichnen inkem fie Zuſamem
haͤngenderes liefern wah, ont den Vorgaͤngern baupifaͤchlich bes
nutzt waren. Die Sonopſis enthaͤlt, wie dar Ree aus —
ner. HSobemetken lann / untor Aodan Fiteh weak xevoray,
awonu und untet M den ——— tie hey
ben find bie aiufgenommenen Fragmente, witderum · alphabetifch
angeorbnet ‘tobe. ober ba. Titel de R.- J.wenigeri genau: ift.
Per Verf, hat en Abdruck bey. Leunclav benust; WO die Orb-
nung ber Zablen aud: in -blefen Stein wiedechergeſtellt iſt. Daß
Uttaliata Quellh wax, hatte ver Perf. ous: Fulber ot erſthen.
bed) war. ihm nadyi@ VEC der Vorxede nicht klarx, wie dieß
udu verſteben ſey, wfile der Abdruck bey Leanclas: nits em
gab, Indeß fand⸗ der Werk. nachher eine Angabe bey Lambe
ius, haß cing Handſchrift/ des Attalfata in Wien einen une
gedruckten Titel: do Ay T.nenthatte, und dieß iſt nachtraͤglich am
Ende der Vorrede ©. MV. theanerft:: auf: einer Meife im Som⸗
mer 1826. hat ſeitdem desfelbe (nach: ſeinen briefliden: Mitthei⸗
fungelt) dieſe Handfchrift naͤher unterſucht, und in dem Mage
_ brudten Anhang hes: Attaliata eine Anzahl hierher ‘debdriges.
Stellen gefunden, unter andern L-14.:51, 269, bey denen ihe
nach S. EX, der Borrede iunflar geblieben war, wober fie Fay
brot: entlehnt hahen konne. Andy in Breslau: findet ſich ein
Handſchrift Hes Attaliata mit diefem Anhang, aus; wehHer,
ſich Hanbo Lo: febe. genane. Aus zuͤge gemacht “hatte; Dig Aus⸗
alge hat-der Rece fruͤher benutzt und. fic enthalten, nesen mete
sereh andern, ebenfrll, bie erxwaͤhnten Stellen. , Cine dritte, auch
vou Fabret denugte, Mbenquelle iſt Theohorus Heymoy
polites in einen Auszuͤgen aus: den. :20,-erhken, Puͤchern der
Baſuiken. Der. Deaf. hat dieſes ungsdindte. West: nady, einer
Bergleidung benugt, welde ibm der Rec. aus. ſeiner Handy
ſarift mitgetheilt: bate. Die--piesta, hapeutends Neben cuelle it
,
> ae
fo — RMA TAYE BM oh bos
Prarie nopal: in Beuw onpeydndten’ Vitel de RoJ. welder
bee Merf: “nad ser Gothofrediſchen wus nadyper neurſten Aus
vaber gebrauche dints vaher dopyelte Raragraphenzahlen ctist hati
Undeutlidy ift aber: bep elt Citaten aus Harm, daßrdie Babi
det: Wuches sovan fiche jund GB. Harch. Libs L tit. 18. Gs |
Hou fõ citict wid I: H. 16. F. 10. — Unter. dem Quellen, «wel
ye nds Cingelnes, Zerſtreutes tieférn, bat. ber Verf. mit athperrt
Genauigkeit, als higher geſchehen war, die/Scholien tes: Bate
Vtken nerglichen, welche galegentlich Steller aus dem Titel · ge
R. J. allegiren. Bey dieſer Arbeit Hat: fi and: her griechiſche
Tett. von mehreren Stellen ans bem Titel de V. S. gefunden,
bey welchen er bis ietzt fehlte: Dieſe Mid.G. XI. abgedrudt
and auf dieſe Weiſe ift zugleich einiges fay die Berticherung
des Titelé de “Vi. S geſchehen. Doch?iſt die], 146,'de Vz:S.
welde bier abgedvudt iſt, in der Synopſis nnd: ebenbaher *
herelts bey den fruͤheren Herausgebern. vorhanden.
Als lateiniſche Ueberſezung “har dex Verf. die ———
deyvehulten und: verbeſſert: bey mebreren. Stellen, welche Reiz
unbetannt gedlieben waren, gat ex (eine eigne gegeben. Jn den
Noten ift bey jeder Stelle bemerkt, inwiefern fie fic) in den Re:
venquellen vorfindet, und welche Borganger fie bereits im ihren
griechiſchen Musgaben ‘des Titels: geliefert haben.: Wo Ser grie
Hifche ‘Tert etwas fie die Kritik des dateiniſchen zu entſcheiden
ſchun, Hat: der Verf. die Lesarten set Pandekten verglichen und
dabey von alten Ausgaben das Digestem’ novuni Lugd. Sy-
Ber: 1422., Venet. Tortis 1499. und eine: s. I. et ‘as -benugt,
In dieſen dreyen glaubt der Beef. nade. XIII. Repraͤſen⸗
faite aller drey Familien, welche GA raver in den Abhand⸗
lungen angenommen' hat, verglichen gu haben, welches aber ip
Hg iſt, indem — all — we — ber oe
pio gehdren. SM a) .
Aus tery: Sieh pene teri etzelln, ong. Don : tm
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Mayer, Henin dy BR ba. 43 w. fiber Pfandrecht. 68 |
Refs Gat Mrshohuvs He We N 156t9 rales thdienige, Mes Gh
Deusen, dieſes Baltentitels-aeibrigahewngt morden JR imud
inp le, Anaginylne Desaleven. fat Hb aa ni Sore
fat sethehen, Cine apnlicbe Uysaqbe | ne e ¥, &..108 °
te daber gewiß git wuͤnſchen. es —
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Sun mapa) on seedy. 390m. RocundinmyyS Gan) Yon
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2 ten Sn Deffea,civilift Abhandl. Gotimen 18.26.
Bei 65 = 828.) hei aie a eae — ae
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Oh tegen sed Mimifdea ede 40 fee
6) beR5-Hig CBrofe dr. GRIM ai wiegen) uͤber bad gefettz⸗
a Pfandeccr bet! Kluber ni bee? Vermoten ihred
1 Walters Wig be Wet bona taatérna it. ‘inatertil “gene- :
me Chin Med —J cioit rar, hb. x ©. 73 76.)
7) Mare ne lh, (Profefor in Gießen) hae
Zuwelfel und Wermuthungen uͤber einzelne Fragen aus
dem ae peepee num. 9. (in v. Grols
i 23, Yy L5RE8 Mtapayin, hy, IV. Belt ay a
ane + BIB 2.3 Re 545 : yl sre i" —
TT Das iy. bem been e251 u, cas, welchen: die eben. genonn⸗
ten Schriften angehoren ⸗ pug ‘Rad: Hlgnpredhe atelfad, und ei⸗
rene 12%; oyeiſin Ue eRe genannten Hchriften.
zaug io e eingelne 24 uptfrage, oder. beſondre
mabe eae als —*—* pnd leitend in allen
diefen Schriften wit ſo beruͤhren ſich doch oferiibch in
| —E—— Gaanrdamgeauhd⸗ ye und da⸗tfoe bell aud pide! tie Zuſam⸗·
Möaf ajungr ihrrs mah ibs Ging PAetheilng, Ble indeſſen moohl
dean zwei Cuprarantibaceen) Raghſe auckußtk Wwenden foymte,, gab
lich ſchien. Cin cept, nad, Ribfaſſugg defer, Deurtbelfa f,,uns
Depp's im Ur ip foe
smal Benitheae —*
bind feinern Hbuͤptin·
Wwlrtkmbergiſched Hfund⸗
Mzchtk5motci ROW andern “Steeda” aus, tin, andresmel
ser self east td. fa Gupte es
di — nothroenp Me eee thindung unfree neuen Geſetze spit dem
at ten eg un erf Freude an in bas inhere Weſen
vie setae utenti niturlich ite fi —
tas aknichen Puntten das buͤrchdas⸗ neue Seley iri Martemberg
vielfach nicht abgeaͤnderte Roͤmiſche Recht, aids blos basiehungs-
Mayer, Hennings Hepy, iuſ. w. aber Pfandrecht. 67
weife, ſondern micht ſelten auch‘ ſeibſtſtaͤndig prifendi Drea
~ mugs damit daͤs Buds von deren “defen das WirtemBergis
ſche Recht ferne flebt, nicht uͤberſehen werde, hier hémiertt iwer⸗
den. Den Berf.'in alle: unterſuchnngeie diefer Ark” gu’ Folge,
erlaubt: freilidy ‘ber Naum’ nichts tur einige kdnnen gut Probe
—" werden. aap MOM ITT BING aT F
"5 Say waͤhle dazuofolgente. “Mb Bel FE
Brage, inwiefern Pfandrechte fir naturales ol
felen; weldje ‘thelfat® zuſammentriffr that
hom: 5. behandelten. «Bete Berth: Ginter
te therein, daß ſolche Pfandrethie night’ ‘ho
Seda; ſondern 548 bode Pfandrecht iainthtlt
begtiinben. . In der Blgeunduig wth Darle gung deſſelden geo
ben Pe,’ offettba Hang unabhangiy Hon emanber arbkitend, mehei
fach Verfſchiednes.“ Francke gebeS dhe! id fie ethérelngemle
Abhandlung béefonders- ziemt, auch ‘auf die aͤſtere Lilerdiut ein
welche Mandy nicht beraͤhrt; fteinch aur imit! ber gab zul kuu
zen Bemerkung, dle “wohl genalire Bafte. kaubgefuͤhrt and bed
legt sverden TARYN} daß die Hon WAY veriheidigte Menlug He
vormals allgemein Angenommene geidefen fel. Bae die Betgein⸗
deng aus rinzelnen Stellen det Rechtobaͤchen hat jbderẽſein · E
genthaͤniches:u Da per beruft Tg bw Buf D. XX, 1h
plant. 1. 5.- pre mit Bajarffidn Uns Michtigkeit Bett’ aller⸗
bin gb muß keh ‘bey? der Hybporhetl bet naburalis dbo ghdd
BIB Dave fe zu bekraͤttigen exrbfnd “ttt wohl gewbĩ AWE vie
hy pothecariaattid gebacht fei; mbem“ id Hypothekder Drege
nach⸗ ohne Beis” Ht. ‘ Dagegen poe B Fond?! ‘noi 0. WI,
33.-di laitione pignor, J. 2, bie aich deuͤtlich biecrher zeboͤrt.
Auch geht er befonters ‘in —E ber fAd' die entgea
getegefeste Anſicht *Beigebradhten tingetnen Grande etn! Die An⸗
knuͤpfung an’ deri! ganin Bufammenbarig’ bes Ndiniſchen Reis
gibt Mayer auf ‘eine ſeht tbergelidinbe Weife durch Bergtele
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wyng mit, Adeinssin, eonptitutum und dpnlighun Mertedgen, bei
dfhen niemand, zwetfeit noch, grmeiféln, kann, dap Ge flagbat
felen, ud, dann, wenn fied auf naturales obligationes ;
ff, ihre, Grumblage,, bazieben, Sronds hat hier wiht gleich
Vahfraeygendes zu waͤhlen aewußt, ißdemer intereſſante aber.
zweifelhafie Unterſuchungen gum Anknupfungs Punkte wablt,
(Hon dieſem, wie dem fonftigen Iubolte oes. Zrſchen Abhande
Bang MRE catatonia stat
Wenigkx gflungen tphaie,, ein andee Theil der Meſchen
Autfſhtung. ſeing. ¶ Wohl konnen bee Regel na. fuͤr naturales
obligationss. Pfandzechten guͤltig beſtellt wardern; aber bel Galler
det BG, Velleiqnum, it, eint. Autznahme ſchwerlich in Ahrede
sis alent, indem die, Behayptung,, dafrin, dieſen Fallen kelae
wehtt Baturalis obligation ath finde,..6c). nish. wiod rechtlece
Hatalollet, Denn in D. ME, 6, d. ingebiti condict. L 40.
Bis Yu Seki 9389,29 SC, ,Velleian. Ls. laͤßt ſich dic Erwaͤh⸗
wangudes. Frxihums Heb dex, Zuruͤckfodenung wohl nur dadurch
befriedigend exklaͤren, ANd auch. bier, (wie ber Regel gemaͤß iſt).
einige, alle des Frethiuunt zuruͤckgefodert werden kann; tees
Gash. Aare Me, allgemein, xedenden D. XVI. 1. ad SC, Vellei:
YBorGuidigch Phe §425.Milt fo oft der Fall if, als unbeltinnet
allgemehn aug jenen freclelinen Stellen gu erguͤnzen fistds:...
atin Vd Be Sy:,A2y! finbed ſich sine beachten gwerthe Grotesnng
She hen, Zeitpupkt dex hypothecaria actin x, welder (auch bel
ſaehlichet Dupothet) mide, durch die GAdigteit. bey goderung
hetinat, sein fol, In der That ſcheint es dey gewdhnlichen coe
erncvacieptan, Uquahme an, hinreichendem Bewtiſe zu fehlen.
-, G.. Ape Ale, fing, mehrtte Punkte aye, der Lebre, pon sue
possi ip, ius pignoris. mits Sdarffinn gue, Speahe -gebencht,
aug die indeſſen hier naͤher einzugehen der Raum verbjetes,
Moyt dag. Flue bemerfe. igh, dab die Beſtreitung -der gewahnlie
Garp Refit, ols ed oon mehteren ons, juß ſſerpugi anise
\
-_
«Mayer, Henning’, Sepp af. m. Gher Pfandrecht. 48
Senden - Pfandpifubigesa der aͤltere Yorgegogeniverhen:: wife,
beſſer begroͤndet ſcheint, als die an die Stelle gefeste' @uddei
dung, daß dex fich.:gulege: méldende den Botjug- exbabee: Ih
febe feing andee Entſcheidunig, als in Anwendung dex allgemei⸗
gen Negela ber Collifion. der Neste; von denen ‘er eine, ang
dee alg. die bes Oemeinſchaft unter wedreren. ale: Bercchilo⸗
en anwendbax ſcheint.
. Fn nny. ,2,, behqudelt betſeibe Berk sine Buage:bet ‘Mb
wilden Piondaedys, aus fuͤhrlicher, ſa wie in einer dieſem Ges’
genftande, ein zig gerplaneten Ubpandlung paflid) war, and zwar
fo, daß fide anf. eine recht erfreuliche Weiſe geigt, wie ſehr ex
bei, den NRomiſchen Rechtsgelehrten gu Hauſe iſt, und, gang tig
gentlidy in und mit ihnen lebt. Dev Hauptgedante, bie zwei⸗
{elbafte Frage von Warkſamkeit het Verpfaͤndung frembder. Sas
Gen -an das Roͤmiſche Klagen⸗ und: Eiareden· Suſtem— anzuknuͤ⸗
pfen, empfiehlt ſich gleich von voxn herein, als der Roͤmiſchen
Weiſe vodllig gemaͤß. Der Inhalt der daruͤber handelnden Stele
Ten ſelbſt beftasigt. dieſes fowobs...in, ihrer allgemeigen Faſſung
ale in ben zinzelnen Ausdruͤckem, namentlid in das Gediet ber
exceptĩo und: zeplica,doli verweiſend. D. XIII, 7. d. pine-
ratitia; actione 1, 41. improbe .. wt-ex suo mendacio argua-
tur), Wird nun hieraus der Sat hergeleitet, Daf; die Verpfaͤn⸗
bung fremder Sachen, weil fie. damals nicht in bonis des Bere
pfanders waren, ein wahres Pfandredt nicht bewuͤrken, daß
aber eine utilis pigneratitia, utilis perpecutio, beByggen ſo weit
fiatt finde, als die Grundfage ber exceptio oder replica doli
eb geftattens fo ertlart fid) hieraus der, groͤßte Iheil des In⸗
halts der einſchlagenden Stellen auf eine ſehr befriedigende Weis
fe. Der M'ſche Uuffag fuͤhrt diefes, bie bier denkbaren Fale ;
der Reihe nad .durchgebend, ſo aus, daß er Sberall erft entivic
elt, was die Theorie von der exceptio doli gibt, und dann
ben Inhalt ber eingelnen ena Stellen. damit vergleicht,
Srit, Zeitſchr. I. . 5
i. \
ne RS mifches. Regt: :. ee
Da. fh Hee in. allen Stellen (mit einziger —
ſich ſchlecht zuſammenhaͤngenden oder verdorbuen D. XIII, 7
d. pignerat. act. 1. 41.) die obllighte, oft uͤbetraſchende (ſ. bee
founders D. XX, 4. qui pétiores 1.9: §. 3.) Uebereinſtimmung
geigtes' ſo Zann um defto mehr Zutrauen aud dem geſchenkt
werden, was, wo ausdruͤckliche Stellen Aber das Pfandrecht
ſchweigen, blo8 aus der Theorie von exceptio doli- hergeleiset
wird. Dahin zaͤhle ich den Kall, wo derjenige, welchem fruͤher
ein Pfand an fremder Sache beſtellt iſt, gegen jemanden klagt,
welchem derſelde Verpfaͤnder ſpaͤter, nachdem er Eigenthuͤmer
geworben, das Pfand beſtellt hat. Daß ‘auch! hiet der Erſte,
inſofern ex in bona fide war, gegen den Letzten jeden Falls
auftommen mug, folgt aus D. XLIV, 4. d. doli et metus
exceptione’ I. 4. §. 30. allein (S. 255.), indem der Grund,
welcher hierfuͤr (S. 258.) aud) aus D. XX, 4. qui potiores
hg. §. 3. hergeleitet wird, gu kuͤnſtlich ſein moͤgte. Jn einem
Punkte iſt bas felbf—, was bie Theorie der exceptio doli
vill, ſchwerlich gang richtig aufgefaßt. Wenn der Verpfaͤnder
nicht das Eigenthum, fonder nur den Beſitz der von ihm ver⸗
pfaͤndeten Sache erworben hatte, foul gegen’ ‘ihn die Pfandklage
nicht augeftellt werden tSnnen, weil etwas Dolofes darin lege,
eine dem Berpfander nicht gebdrige Sache gur Sicherheit (einee
Koderung in Beſitz nehmen gu wollen. Aber ift diefes ein hier
gu beachtender dolus? ba nichts zwiſchen den Partheien Widere
rechtliches darin liegt, und fo flange Andre ſich nidt melden,
hur auf mala fides inter partes geachtet werden fol, D. XVI,
3. depositi J. 31. §. 1.3 und ohnedem ſich wohl denken laͤßt
daß derjenige, bon welchem der Klaͤger nur darthun kann, daß
er den Beſitz habe, wahrer Eigenthuͤmer ſei, oder werde, alſo
auch niche nothwendig etwas Widerrechtliches gegen Dritte in
dieſem Verlangen enthalten iſt. —
Ueber die, oben ſchon erwaͤhnte, I. Al. fomint eine bom
‘Mager, Hennings, Hepp, uw, f. w. Aber Pfandrede. 67
ixbrigen unabhaͤngige Eroͤrterung ber, cin Berfud fie durch
Emendation in fid) und wit der dbrigen Theorie gufammens
haͤngend gu maden; Surd den indeffen, wiewohl ex ſich keines⸗
wegs als gang verwerflich darſtellen laͤßt, die Schwierigkeiten
bei dieſer Stelle nicht gehoben ſcheinen. Textes· Verbeſſerungen
hurd bloſſe Conjectur fo gu begruͤnden, daß fie von Seiten der
Pent, und Mebe- Weife hed Verf., ver Geſchichte des. Tertes
und ſeiner denfbaren Gerunflaltungen und aller fibrigen dabei
gu nebmenden Ruͤcſichten vdilig gevechtfertigt ſeien, iſt uͤber⸗
haupt etwas en ‘Sewieriges! -
Ssrader
- 3) Hennings nenvt fein Werk (S, 7.) cine ,,vein rds
miſche Forſchung,“ wiewohl er aud unvermiſcht mit derſel⸗
ben aus unſerm jetzt geltenden gerichtlichen Verfahren in ver⸗
wandten Materien einige wichtige Gegenſtaͤnde zur Sprache ges
bracht“ habe. Alſo roͤmiſches Recht iſt es hauptſaͤchlich, was
ber Verf. darzuſtellen gedachte. Sein Zweck dabei war (S.
6), „die roͤmiſchen Begriffe in voͤlliger Reinhbeit und Abſon⸗
derung uͤberſehen“ gu laſſen, damit man „in der Anwendung
heurtheilen’’ koͤnne, ,was davon nad haltbar, und was, wenn
eb auffer Gebrauch gefommen feyn follte, wieder herftellig gu
machen’ ſey. Ucber die Art, wie ev feinen Zweck gu erreidhen
megne, ſpricht fid der Berf. (G. 6.) in fortleufender Rede als —
fo aus: „Dieſes (die roͤm. Begriffe) habe ich nicht im Sinne
geſetzlicher Vorſchriften, ſondern als Rechtstheorie oder Rechts⸗
litetatur gu entwerfen und gue praktiſchen Pruͤfung vorzulegen
geſucht.“ Damit wollte der Verf. gewiß nicht den Widerſinn
behaupten, daß er das roͤm. Pfandrecht nicht im Sinne der roͤm.
Geſetze entwideln werde; da ex ſich (S. 6.) gegen den Vor⸗
5..
/
é6 ss MRxmiſches Res. “Hv” o
wurf rechtfertigt, daß „er als emfiger jugendlider Doctorande
in der Vorzeit ſtehen geblieben und nicht mit den Fortſchritten
eines faſt adhtgigidhriges Richters in bem Geiſte der Zeit vor⸗
geruͤckt“ fey, und „das Alte aus Sem ſechsſten Jahrhundert ein⸗
zig zu bebergigen” ſtrebte. In ber Chat wird. übrigens Nie⸗
mand dem Verf. einen Vorwurf machen, daß er ſich an die im
ſechsten Jahrhundert geſammelten Quellen bes rom. Rechts hab
ten gu miffen glaubtes ob gleich nicht Jedermann darein ſtim⸗
men wird, daß „Autoritaͤten der Rechtslehrer die Eitſſicht ſto⸗
ren und die Ideen verwirren warden.” Mud Hat der Verß.
felbft fein Bedenken getragen, „achtungswuͤrdige Seugen (3. B.
Bdhmer, Hellfeld, Thibaut, Schweppe, u. a.m.) zur
Belraftigung ves richtigen Verſtaͤndniſſes“ hie und da anzufuͤh⸗
ten, — Gine geordnete Abhandlung darf man indeſſen in dem
Werke nicht ſuchen. Der Verf. hat vielmehr ſeine Meynungen
in einzelnen, abgeriſſenen Saͤtzen gegeben; fo daß das Ganze
beynahe wie eine Sammlung von Aphorismen erſcheint. Auch
bittet der Verf. ſelbſt um Nachſi cht, „wenn nicht Alles ſoritiſch
und ſonkretiſtiſch gerichtet ſeyn ſollte.“ Die erbetene Nachſicht
wuͤrde Ref. wenigftens gerne gewaͤhren, wenn n in Wahrheit ſich
zeigen ſollte, daß (S. 7.) ain bem Strudel der Fdeen ‘die
Methode mitergegangen”: iſt. — Die Sdreibart dea Beef, duͤrſ
te aus angefidrten und nod’ angufibrenden Stellen am Beften
bon ſelbſt hervorleuchten. —- Nef. wid nun nicht alle einzelnen
Bemerkungen bes Berf. wiederholen, fondern sur etliche derfee
ben, welche geeignet ſeyn mochten, eine ———— bas .
Werk zu begruͤnden.
Der Verf. beginnt mit rechts hiſtoriſchen Vetrachtungen.
„urſpruͤnglich,“ ſagt er ( g. 5.), „kannten die Roͤmer nur eine
Art Fauſtpfaͤnder, pignora, die dem Glaͤubiger unter der Bes
dingung dbergeben wurden, dap fie’ had der Bezahlung guriid’s
geliefert wurden. Dieß ‘nannte’ man pactum ‘fiduciae.” - Dies
1
—
_ Mager, Hennings, Hepp a, f. w. Aber Pfandreche. 69
fer Gah ift beinahe woͤrtlich ans. der, bon bem Berf. felbft gue
Bewaͤhre aufgefuͤhrten Schrift Rein hard s (vom Gante und
Gantverfahren, Stuttg. 1819. ſ. 26.) genommen. Ohne Zwei⸗
fel iſt es dem Verf. wie ſeinem Gewaͤhrsmann gang eigenthuͤm⸗
lid), die fiducia nut als Anhaͤngſel des pignus zu betrachten,
und die Nothwendigkeit der Ruͤkgabe auf den, Fall dee Zablung
vidt (don tn dem. Realcontrakt Aber das Pfandrecht fuͤr ſich
allein begruͤndet gu ſinden. Dennoch iſt die Pfandbeſtellung
hurd) pignus bon der durch fiducia weſentlich verſchieden. Das
nicht zu wiſſen, duͤrfte am Verf. vielleicht um ſo eher getadelt
werden, als er ſich aus dem ſchon aͤltern, aber trefflichen Con⸗
xobi (F. C. Conradi, de pacto fiduciae, exercit. I, §. 18.)
daruͤber vergewiſſern konnte 3 es můuͤßte denn ſeyn, daß iby ein
billig Denfender mit dem guten Glauden an Reinhard ent
ſchuldigen moͤchte. Warde Abrigens, aud) die fiducia dem pig-
aus gegeniber richtig beftimmt worden ſeyn, fo muͤßte man
immer uoch das ausſetzen, daß der Verf. im Jahr 1825. nicht
ettanntes es ſeyen urſpruͤnglich ſchon beyde neben einander ge⸗
ſtanden. — Die Meynung des Verf. bon dem Verhaͤltniß des
Pfandberechtigten und des Verpfaͤnders lerut man (S. 15.) in
Folgendem kennen: „der Glaͤubiger wird als Eigenthoͤmer und
der Schuldner, wenn er Befitzer und Nutznießer bleibt, blos als
- ein durch Gefaͤlligkeit oder bittweiſe, precario, zugelaſſener Be⸗
figer angeſehen; wobei jedoch cin Pfandgut inſofern gu ſeinen
Guͤtern gerechnet wird, daß, wenn es verloren geby, es ihm
umkommt, und dem Glaͤubiger die ꝓPerſoͤnliche Klage bleibt, J.
9. C. de pignor. act. Uebrigens iſt das wahre Cigenthumse
tect des Glaͤuhigers fo, unbezweifelt, dag, wenn er ein -Pfand-
put verkauft, fein Streit dagegen entftehen Fann. L.9, C. de
distr. pigne (8. 23.).“ Golde Unfidten tragen ihre Beurtheie
lung und deren: Motive in ſich felbſt. — Der (. 23. u. f. be⸗
ſprechen die actio. Pauliana. ‘aia Gewinn die Wiſſenſchaft
-
—
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ox: ~ °° MG MAES Rede rs
hievon gezogen hat, daruber moͤgen folgende Aeuſſerungen Auf·
Nlaͤrung geben, Um gu uͤberzeugen, daß die actio Pauliana det
a hypothecatia’ feinen Abbruch thun, ſtellt oer Beef. die ſ9. 6. u.
Te de act. (4, 6.) gufammen, und duffert in Ruͤcſicht des im:
§. 7. enthaltenen Gates: serviana autem experitut ete. (OG.
40.): „es ſcheine (ſtait serviana) heißen zu muͤßen salvia⸗
na.” Das Biel dieſer Abaͤnderung bezeichnet der Verf. ſpaͤter,
einmal (S. 44.): „Die vorhin angefuüͤhrte Stelle im L. IV.
Tit. 6. Q. 6. (9. 7.) J. de act, hat vermuthlich Anlaß gege⸗
ben, bie actio seriana mit der salviana zu verwechſeln. .....
Die actio serviana hat den Vorzug, daß fie gegen ben dritten
Befiger angeftellt werden Fann, nicht fo die salviana.”” So⸗
dann weiter CS, 46.): „Viele Gelehrte wollen den §. 67
de act. nicht don der Paulianiſchen Klage veritanden —
..... Soviel iſt gewiß, daß in den Irſtitutionen der Fehlgriff
gemacht iſt, die actio serviana mit der salyiana zu verwech⸗
ſeln, wodurch beruͤhmte Rechtslehrer irre gefuͤhrt ſind.“ Bis zu
welchem Grade der Verf. in das Weſen der actio Pauliana
und der Pfandklage eindrang, und beyde zu ſondern wußte, dar⸗
aber will Ref. eine Stelle, als Anhaltspunkt fdr die Ent{hes
Gung, herausheben. „Es iſt unſtreitig eine ſehr bedenkliche Sa⸗
che, eine civile Klage mit criminellen Ruͤckſichten gu verwickeln,
wie e8 aud mit der actio doli beſchaffen ſeyn mag, beſonderb
wenn nidjt ber dolus in der That felbft liegt, fondern wenn
erwieſen werden foll, daß eine an fid) gugelaffene Handlung aus
einer bolofen Yntention gefloffen feyn foll. Richtiger iſt es das
| per, criminede Klagen, fovtel als moͤglich von civilen zu tren⸗
fen, und jede fir ſich rein gu erhalten. Benigſtens lehrt uns
die Erlahtung, daß kein verletzter Glaͤubiger es uͤbernehmen
mag, erſt die malam fidem det Contrahenten zu beweiſen, ehe
er ſeine Anſpruͤche an ein’ perdugertes Pfandgut geltend: machen -
Yaun, ‘Daher denn audy dic Unterfuchung des criminis: stellio-
i
j ~
Mayer, Hennings, Sepp wif fiber Pfandrecht. 71
natus von Seth Concurs · Richter dem Eriminal Richter zu aͤber⸗
laſſen iſt. Wie ſehr ware dagegen zu wnſchen, die actio ser
\
viana ober utilis ware ihm unbenommen geblieben, welche -die
actioPanliana Aberfiigig magt"” ( S. 42-—-43.), — Ref. glaubt
dem Lefer ud nod eine Probe: von bet Cregefe dee Berf.-fipul-
tig gu ſeyn. Gn L. 1. C. de Iuit. pign. (8. 31.) ſindet der
Perf. (SG. 12.) den Grundſatz ausgelprodens „wenn eine
Pfandverbindlichkeit auf eines Erbmaſſe suet, barf fein eingel⸗
ner Erbe feinen Erbtheil herausnehmen, fo lange nicht die gare
de Schuld abgetragen iſt.“ Hievon weiß nun die angefihete
Conflitution gar nichts; wohl aber beftimmt fie, daß ber Erbe,
welder (einen Theil an der nach den Erbtheilen getheilten Schuld
‘abgegablt, Sarum nod nicht eine verhaͤltnißmaͤßige -RAdgave
der Herpfindeten Sachen verlangen mage. Wollte Ser Verf. in
Wahrheit allen nur aus den Quellen des ſechsten Gabrhunderts
ſchoͤpfen, fo mugte ex diefe Quellen beffer fennen gu lernen fit
den, Gin ſolches Bemuͤhen whrbe ihn durch bas einzige Wort:
recipere auf den wirklichen Sinn geleitet haben. Zum mine
deſten hatte ex ſich bey andern Rechtsgelehrten Maths: ergolen,
‘und, wo nidt neuere, fo dod aͤltere gu Huͤlfe rufen ſolloen.
Dieſe Huͤlfe „zur richtigen Berſtaͤndniß“ wuͤrde ihm alsbald
Cujaz (Observ. 1. V. nr. 23.) geleiſtet haben. — Jr einem
Mnhang: gibt der Berf. nod einiges Particularrechtliche uͤber das
Hypothekenweſen. Ref. konnte darin nichts Bemerkens werthet
finden, auſſer etwa den fiir die Aemier Gegederg, Mendsburg, |
und die Herrſchaft Pinneberg durch Verordnungen (aus, dem
lepten Biertel des vor. Jahrhunderts) feftgeftelten Sat, daß
bas Pfandredht an beweglidyen Sader; ob fie gleich Gegenftdne
be eider Sfentlichen Berpfindung ſind, erldſche, ſobald ſie aus
der Hand des Schuldners in dine andere uͤbergehen.
: 4) Der Ordnung und Gruͤndlichkeit nach bey weiter werih⸗
vollen — wenn. ſich anders wiſſenſchaftlich Gediegened unit
—
fe A Rhmiiges Rese: tiple
Ben hoftitdttebederrtenter ab⸗rhaupt — — i
bie Abhandiung Hepp’ s. She. Bwed iſt nachruweiſen, warn
bad Pfandrecht, je nach. dems, Grunde (eines Entehyng, und
ber. Art der verſicherten Veybindlifeit, den Unfang nehwe,
Seine, Gedanken weiß der Desf. mit Klarheit, und in cine
Srofentheyls fließenden Latein vorzutragen; ded) moͤchte wohl
ein claffifeh gebildetes Ohr Manches gu rigen haben. — Die
§§. 13. bilden gleichfam cine Art oon Einleitung, wovon der
God. €GiiD—7.) fid) mit der Wichtikeit des in, Unterfudung
genommenen Gegenſtandes beſchaͤftigt. „In der Regel entſchei⸗
de die Zeit aͤber den Vorzug unter inebrern. Pfandrechtens der 1
Zeitvoxrzug koͤnne aber nur nad dem Unfange des Pfandrechts
abgemeſſen werden. Jene Regel trete ein, welche Art von Pfanbde
rechten einander gegenuͤber ſtehen, ſeyen conventionelle, richterli⸗
che, geſetzliche, fuͤr ſich allein oder zuſammen vorhanden.“ Ref.
sbeilt biefe Unfids ebenfalls, fann es aber nicht billigen, daß
der Beef. die Wirkſamkeit bed regelmagigen Zeitvorzugs fuͤr den
Fall, Wo, die conventionelle Pfandrechte gegen geſetzliche ſtreiten,
fohalp..er: ihn eigmal erweiſen wollte, nur ungenuͤgend mit L. 1.
C...6i propt. publ. pens. (4. 46.) 1. 2, C. de priv. fisc, (7.
73d). exmieſen· hat. — Im §. 2. beftimme der Bert. den Wns
Fong. des Pfandvedts im Allgemeinen gang. treffen dabin, dag
ex auf den: Moment falle, wo die verfiderte Verbindlichkeit mit
der das ˖ dingliche Recht erzeugenden Kraft zuſammentreffe; und
ba bey -hem geſetzlichen Pfandrechte dieſe Kraft. soon im Geſetze
liege, ſo beginne daſſelbe mit. dem Augenblick, wo die Verbind⸗
Aichkeit vorhanden ift.. Det Rerf. geht jest. “auf bas Gingelne
Aer, wad. handelt in en. 66. 4*44. die ſtillſchweigenden Pfand⸗
rechten und ihren Anfangepunlt ab, in den ſſ. the u. 15. die
conventionellen, in den 9. 16. u. 17. die teſſamentariſchen und
groaͤtexiſchen. Vom ß. 18. au kommt der Rest. auf bie heding⸗
Sar — au, lprtchch· Soy Po Hoag oo wise
4 4a
*
| Maver, Hennings, Herp we few. über Vfaudrecht. 123
Der 6. 4. enthdtt chigediforifehe aligemeiieBentetuugen iberdee
Suiſte hung ber geſetzlichen Pfandrechte, als deren Reſultat man den
Sats hezeichnen faun, es (ep nicht moͤglich den Zeitpunkt angugebep,
wo die gaſetzlichen Pfandrechte und welche zuerſt entſtanden, weil fie
fic. durch cine ihrem, Anfangeenad: nicht wohl gu erforſcheüde
Gewohnheit hildeten. Wenn der Berk. pier eine beſtimmte Zeit
des Unfangs, g. B, ein beſtimmtes Jahr meynt, ſo ſtinent ihm
Ref. odilig bey. Sobald man aber groͤgere Zeitabſchnitie be
ruͤckſichtigt, und, wie man bey einem Rechte, das fo: gang aus
Ginn und Gitte. bes Volkes Hervorging, than mugs, fic. mit
dem Relativ. Aeltern begnuͤgt, fo glaubt Mef., daß die geſetzlichen
Pfandrechte gewiß keinen unfruchtbaren Stoff far die Geſchichte
darbirten. Es verſteht ſich oon ſelbſt, daß Mef.- hier eines
Verſuch dazu machen wird; doch glaubt er zur Bekraͤftigung
ſeiner Anſicht einige Andeutungen geben zu muͤßen. Da bey
Hem geſetzlichen Pfandrechte, wie ſich bon ſelbſt verſteht, dey
Glaͤubiger nicht in den Beſitz der Sache kommt, das Geſetz al⸗
ſo nur an die Stelle der bloßen Convention treten kann, ſo
geht das geſetzliche Pfandrecht mit dex Hypothek in fofern Hand
in Hand, als das ditefte gefeplide Pfandrecht nicht alter ſeyn
Fann, denn die Appothel, d. h. das durch blofen Vertrag ents
fiebende Pfandrecht. Solange mithin die Romer nosh feine
Hypothefen kannten, eben folange kannten fie aud). tein. Pfand⸗
; Regt, das ohne alles Wiffen und Zuthun See Parthieen vox
ſelbſt durch den, eiufaden Willen oes Geſetzes feine Entſtehung
erbiclt. Die erſte Hopothet kam ohne Zweifel da zu Kraft, wo
das Beduͤrfniß, gerade. eine Sicherheit am meiſten erheiſchte, oh⸗
ne daß man gu dem Realcontratt die Zuflucht nebmen mugte
Das, war, als ſich der Giterbefi ig mehrte, gumei(t und aud gue
erſt hep Berpadtungen der Fall. Hier fand man ef denn na⸗
tirlid,. dasienige,, was in das berpadhtete Gut eingebradht werd,
aud) buys. bloßen Becton verpfaͤnden zu laſſen. Dieß beweiet
'
m or J — RPwsi (ed Regs 1” CS. Be
Sle. der dinglichen Klage bey. Hypotheten ‘Aberhaupt gum Pro⸗
totpp dimende actio. serviana (9. 7. J. de action. 4, 6.), wel-
the nicht far bas geſetzliche Pfandrecht an. den Fridten, ſon⸗
dern fhe das erfte vertragsmagige an den elngefagrten Gegen⸗
fidnden gegeben wurde. Letzteves geht erſtlich aus dem Aus⸗
Ovid: „res coloni,~ als Gegenſatz von · fructus” (I. 24. §.
A4A. D. Ioc. cond.), gweptend aus. Theophilus hervor, der das
Verhaͤltniß, wie es der actio serviana gu Grunde lag, alſo
beſchreibt: sionyayes. da .. . KOU — pcetee tive, oiow int
MOUG ete. ... MAXTEVTAS WEE LOL TaUTa UTOxELTDaL Aoye@
tov pioPwuaroc. Bon bier aus war der Uebergang gu dem
geſetzlichen Pfahdrecht auf die Fruͤchte der naͤchſte und einfach
Hes indem es wohl gang in der Megel (Heinen mußte, daß das
fir die merces befonders hafte, was der colonus aus dem
Grund und Boden giebe, und weßhalb die merces ſelbſt gege⸗
ben wurde, Erſt yon hier aus fam man wieder auf das pig-
nus tacitum wegen der pensiones. Gie waren bad naͤchſte,
womit der inquilinus Sen dominus fidern modte, und fie
ſtanden daber den Fridten eines praedii rustici ziemlich gleich,
beſonders aud) datum, weil fie gleichſam mit der Wohnung
ſelbſt (ut perpetuo ibi sint) enger zuſammen zu haͤngen (dies
nen; Das Alter anbelangend, fo ſpricht nicht nur Sicero (don
von Hypotheken, fondern auch Labeo, der bem Eiceroniſchen
Zeitalter nabe ſteht und fdr feine Jugend ihm gewiß angehoͤrt,
kennt das durch Vertrag entſtehende dingliche Pfandredht ſowohl
bem erſten Gegenſtande (1. 14. D. quib. mod. pign. 20. 6.),
als ſeiner Ausdehnung nad E. ult. D. de pign:). Man durfte
alſo ſchwerlich irren, wenn man, die jener Zeit eigenthuͤmliche
Anebildung des Rechts in Betracht ziehend, das Inſtitut der
nuda conventione zu Stande kommenden Pfandrechte, in deni
Seitalter Sicero’s bereits als ein gang bekanntes vorauoſetzt.
Wir wiſſen aber ferner, daß nicht nur Neratius von dem ſtill-
~
Mayer, Heanings, Hepp w.'fi w. Aber Pfandrecht. ß8
moien Pfandrechte an den invecta und illata eines Mieth⸗
manns ‘auf eine Weiſe ſpricht, welde daſſelbe als ein ſchon laͤn⸗
ger gangbares bezeichnet (I. 4. D. 20. 2. Eo jure utimur),
ſondern auch, daß daſſelbe bereits bon Nerva (I. 9. D. eod.)
gtannt war, daß Nerva in bas Labeoniſche Zeitalter hine in⸗
reicht, daß mithin dieſes Pfandrecht nad dem Gang der frit:
hern Rechtsbildung mindeſtens ſchon in das Labeoniſche Zeital⸗
| ter, und daß folglich das aͤltere pignus tacitum an den fructus
nod) weiter hinauf gefegt werden muß. Beit jdnger denn deps
be erſcheint bas Pfandrecht, welches tacite denen verliehen ward,
bie gue Wiederherſtellung eines Gebaͤudes Geld angeliehen ha⸗
ben, Ohne Zweifel hat dieſes Pfandrecht dem unter Mark Au⸗
‘tel gemachten Sctum ſeinen Urſprung gu danken; da Papinian
tie Uusdehnung auf bas Anlehen an den redemptor als eine
Interpretation des Sctum gibt (I. 2. D. 20. 2.), was wobl
gewiß nicht der Fall geweſen waͤre, wenn dieſes Pfandrecht,
durch Gewohnheit und die Rechtsgelehrten ausgebildet, alſo
auch in ſeinen natuͤrlichen Verzweigungen ausgebildet, von dem
Sctum eine bloße Beſtaͤtigung erlangt haben wuͤrde; da ferner
Marc Aurel auch ſonſt bey den Vorzuͤgen folder Darleiher an⸗
geführt (I. 53. ſ. 10. D. pro socio. 1, 24. §. 1. D. de reb.
auct. jud. possid.), und es deßhalb wahrſcheinlich wird, daß
man ihm eine vollſtaͤndigere Anordnung Aber dieſe Sache ver⸗
dankt; da endlich der Grund mehr ein polizeylicher zu ſeyn
ſcheint, welcher in einem Imperator weit eher, als in den Gite
ten des Volkes entſtehen mochte. An dieſen Andeutungen moͤge
es hier zum Beweiſe genuͤgen, daß ein Verſuch, dem Alter der
ſtillſchweigenden Pfandrechte geſchichtlich nachzugehen, immer
noch der Maͤhe werth genannt werden duͤrfe, und daß man Un⸗
recht habe, einen Punkt in der Wiſſenſchaft fo leichthin aufzugeben.
Im (. 5. beginnt der Verf. bie allgem. geſetzlichen
Pfandrechte mit denen des Fiſcus, und laͤßt dann im 5. 6, mit
*
‘
26 = REmEfheseME:..
Mecht bas Pfandrecht an den: Guͤtern ber PAleger mit, der Ves |
* ecnahme, oder mit ber eit anfangen, wo die Uebernahme ge⸗
ſchehen ſollte. Weniger uͤbereinzukommen vermag Ref. damit,
daß der Verf. den Anfang des auf die Guͤter des Stiefvaterz
gegebenen Pfandrechts erſt da beginnen laͤßt, wo derſelbe eine
, ple Tutel ihrer Kinder’ fuͤhrende Frau heurathet, weil ex vor⸗
her nicht Stiefvater ſey. Denn das Geſetz ſagt, ſeine Guͤter
ſollen primitus in obligationem venire, und rationibus par-
-vuloyum obnoxia teneri (1. 2. C. quando mul, tut. 5. 35.).
Wo von Unfang an follen diefe Gites far. die rationes bafter,
Auch iſt der Grund des Geſetzes dem Verf. entgegen. Denn
bie Imperatoren geben als ſolchen an: ne facilis sit in eas
post tutelam susceptam irruptio, und ne frayde vel incur
ria quid depereat. Gerade dem wollte das Geſetz vorbeugen,
daß man folde Frauen nicht beftirme, und. fie nidt zu einer
_ weitern Heivath orange; weik gumeift in einer foldjen Lage fuͤr
die Frau gu firdten ift, fie moͤchte weniger forgfaltig, oder gar
:fo forglos handeln, daß ihre Sorgloſigkeit einer fraus gleicht.
Dieſe Beſtuͤrmung faͤllt aber zumeiſt in die Zeit vor der Heu-
rath. Das Vermoͤgen bes Manned fol deßhalb aud . fie die
Beit vor: der- Heurath haften. Dafuͤr zeugt denn weiter der
Umſtand, daß der Stiefvater nicht blos fuͤr das haftet, was
Hen Muͤndeln nad der Heurath geſchadet wird, ſondern fax Al⸗
les, was ihnen auch vorher Nachtheiliges gebracht werden war
d. 5, C. 8. 15 De gum Beweife, dah dad Geſetz die Verbind⸗
lichkeit des Stiefoaters. antedatirt, mit iby aber aud gur glefs
when Rage die auf. feinem Bermbgen laftende Verbindlichkeit. —
Eben fo wenig vermag Ref. bas gu unterſchreiben, dag. bas
Pfandsecht wegen der den Kindern verbfeibenden Ipcra secund.
nupt. erſt ex die matrimonii beginne, weil Sorber keine se-
cundae nuptiae vorbanden ſeyen. Denn das Geſetz ſagt: his
etiam, quae habet ;,.4.%-€@X ©0, die, quo eaedem res ad cama
| Rayer, Henniags, Hepp a. f. mw aber Pfaudrecht. #7
~ perventierint Hberis obligatis, ut si quis post traditas’, .- vel
detentas ... res contractum aliqnem cum: eadem muliers
inierit in vindicandis iisdem suppositis rebus posteriores
habeantur. Der Verf. beſtimmt - hingegen treffend (S. 2$-—~ -
54.) die Zeit, wo die Tutel je nach ihrer Art, und namentlich
nach teutſchen Grundſaͤten infofern deginnt, als man fae ein
Nichtthun verantwortlich werden foll. Fm §.7. wird das pig⸗
nus tacitum der Ehefrau abgehandelt, und der Anfang deſſel⸗
fen, wenn di¢ Dos nach der Che gegeben oder verſprochen wur⸗
be, auf den Moment de8 Gebens ‘der Verfpredens geftelit.
Ref. haste hier gewaͤnſcht, daß ber Verfaſſer den Grund -hievow
bey der dos promissa etwas {darfer beſümmt haben moͤchte.
L In Ge 8. fest der Werf; dew’ Anfang des der Kirche in den
Gitern des Emyphvyicdta:sufehenden Pfandrechts auf die Seit, woe
tin die Handlung fate, wodurch die Emphyteufe verſchlechiert
wurde. Nef. finder zwat in ver Novelle 7. co 3. §.-3.° ale
Beranlaſſung gum Pfandrecht hingeſtellt: si praedium dete-
rius fecerit; dod nirgends ſagt dieſelbe, daß jenes Recht be⸗
gine, ‘ex quo praedium detefius rédditum cif, Hat gleich
ter Emphyteuta ein eigenes Recht an dent Gute, fo bat ex ded)
auch durd) den Emphyteutvertrag ote Verbindlichkeit, das Gut
nicht zu verſchlechtern, und zwar von dem Augenblid —
er fein Recht gue Emphyteuſe erlangt.
Mitdem §. 10. gehl der Verf. auf bie fecietenfanbreite bet;
und zunaͤchſt anf das Anlehen zur Wiederherſtellung eines Gebaͤudes.
Bor allem verlangt der Verf. die Verwendung;: doch nur fuͤr das Pfand⸗
recht, nicht aud ft das privilegtum exigendi. Dem Ref.
dankt diefer Unterſchied nicht mit den Quellen aͤbereinzuſtimmen.
Die Fragmente der Pandekten reden bey bepden von einem An⸗
lehen ob restitutionem aedificii » oder aedificiorum (I. 1. D.
20. 2. 1,25. D. 12. 1. 124. §. 1. D. 42. 5.). Aus der Noe
Welle 97. c. 3. lernen wir die Bedeutung diefes Yusdrids um
4
—A Romifhes Met yee ce
| gar. nicht als etwas Befouderes fuͤr das Handresit, ſondern
als etwas ſich von ſelbſt verftebendes. Demnach muß man ats
nehmen, daß eigentlich der Ausdruck ob restitutionem aediſi-
cil {how nicht blos die dem Anlehen zu Gund liegende Abſicht
fandern, aud) deren Vollfaͤhrung vorausſetze. Denn aber, if
volle; Urſache dagegen, daß man ihn beym Pfandredt..anders,
und anders: bepm privilegium exigendi ertloͤre. Das Pfand⸗
tect foll nun anfangen, wenn das Gebdude seftituirt iſt. Ref.
vermißt hier eine genauere Beſtimmung. Muß die Reftitution
vollendet fepn, und hat nur der. cin Pfandrecht, mit deffen Gelh
fie vollendDet wurde, ober bat man bios “ den Unfeng des
NReſſitution gu feben? — :
s : Im Qe 23. gelangt der ‘Bef — den Segaterien
| und Gidcicommiffarien, Dag er Recht habe F dieſes Pfarrdy:
recht zu den fpeciellen, zu zahlen, duͤrfte fuͤglich bezweikelt
merden. Ueber den Anfang des Pfandrechts hat der Verf. fale
gende Anſicht. Man miaffe, meint ex, nachſehen, wann die. Vers
bindlichkeit beginne, wofir das Pfandredt gegeben wird. Sie
beginne nun ba, yo man fagen koͤnne, dies legati, (fideicom,
migsi) cedit, ober wie ex ſich ausdridt: in legatis et, fidei~
comaissis dies cessionis est digs i ipsius obligationis.. Legate
und Fideicommiſſe aber, welche im Allgemeinen auf Erben uͤber⸗
geben, haben ihren dies. cessionis mit dem Tode des Teftirers,
J Auch duͤrfe man den Antritt der Erbſchaft nicht als eine Art
Bedingung anſehen, die von Erben abhaͤnge, da der Antritt gar
nicht als Bedingung gelte. Dazu komme noch, daß die
Geſetze ohnehin die Zeit der Antretung und des Todes ver⸗
moͤge einer Fiction in einem und demſelben Moment zuſammen⸗
reffen laſſen. Ref. hatte an dieſer von S. 59-80. gehenden
Abhandlung, wie viel ſie auch im Einzelnen Wahres enthaͤlt,
nicht wenig auszuſtellen. Er begnuͤgt ſich aber hier den Grund⸗
gedanken uͤber den Anfang des Pfandrechts zu beſtreiten, und
—
t
\
Mapse, Hemmings Hepes. 72M Aber Pfandrecht. 79
toed boylaͤufig nie moch 608. Eine ober Andere ruͤgen. FOE
wian jenen Aufang richtig boſtimmen, ſo muß man bem · Geiſt
und hiſtoriſchen Sufammenhang der Juſtimaniſchen Sanktion
¢L 1. C. Comm, de leg.) wohl etwas. mehr Einfluß zugeſte⸗
hen. Mn zwey Dingen nahm Juſtinian beſeudern Anſtoß: crite
lich an der verſchiedeuen Form Ser Legata, und den verſchie⸗
denen daran gefndpften bald dinglichen bald perfdufigen Bes
vxechtigungen (Gaj. Comment. II. :f.193—-02g. pian: frag
| XIV. 9—12, Paulus rec. sent. ILE, 6. §. 17.)... Er wollte
baher omnibus tam legatariis quana fideiconsmissariis unama
aaãturam impdnere. Seine Verdnderung war daber zwiefach,
indem er einmal aud mit dem legatum yindicationis (Gaj.
IL. e. §. 194.) eine perſoͤnliche, mit: dew Abrigen Uriew (Gaj. L
6.:§f.' 204. 213, 221. und 229.) whe init den Fideicommiſſen
eimne dingliche Rlage verband. . Diefe. Uraderung Hat nakuͤrlich
bey dem damnationis ober sinendi niodo: legatuny ‘bie Folge
haben ‘miffer, Sag atid) fir eine res herédis legata Me binge
lide Kage mit Sem Untritt der Erbſchaft eintrat, je nad Ume
ſtaͤnden fogar far res aliena relicta. Unrichtig iſt dahrr (Gy
74.) des Verf. allgemeine Aeuſſerung: differunt tamen‘in eo
res testatoris atque heredfs legati nomine relictae, ut in. hié
non vero in illis dominium rei legatde recta via ad lega~
tarium transeat. Sweptens wollten dem Smperator die' wee
gen ber Legate und Fideicommiſſe Statt findenden missiones\ .
in bona nicht gefatlen, (Quis in rem missionis scripulosis
utatur ambagibus? Man vergl. nod 1 3. 9. 2. C. eod., wo
er Son einem missionis tenebrossissimus error, und Nov. 39.
pr.) wo ef von einer inopia redet), Mud) diefe Miffionen folls
ten nun aufhoͤren und an ihre Stelle ein pignus tacitum tres
ten (et insuper utilem servianam etc.), Daraus ergiedt ſich,
daß das ſtillſchweigende Pfand, wie es die Miſſionen erſetzen
ſollie, fo auch in Beireff oes dadurch geſicherten, obligatoriſchen
@ 4 1 Dbmefaes- Reda: --
WPA eB ſo wit des Aufangs gous — ber Natur unb
dem Weſen der fraͤhern Wiſſionen heurtheilt: werden muͤſſe.
Denn gerade fuͤr ſie warde es gu dem Zwecke eingefſhrt, daß
o8 anf zinfade Weiſe:ileiſte was die Miſſionen nme mit Schwie⸗
rigkeit leiſteten. Dieſe Miſſionen traten -frober ein, wenn. ein
Legat: ober Fideicommiß wegen irgend eines Hinderniffeh nicht
ſogleich ‘gefordert werden konnte, deßhalb Sicharheit gewaͤhrt: wer⸗
den ſfollte. (I. S. ‘1-2, I. 16. pr. D. 36; 3.3," ued: nicht gen
waͤhrt warde (L 1. 4. 1. Deut in poss, 36. —
ahber dafuͤr gewaͤhrt werden, daß der Erbe dasVerſchaffte abs’
reichen, und: bie Unmoͤglichleit ber Leiſtung — ſey es durch Be⸗
ſchaͤdigung oder Vernichtung/ und je nach Art des Verſchafften,
Cid Perdvferang deſſolhen; fep es durch Erſchoͤffung oer Melle
aleicht durch feine Schuld: weranlaſſen werde (1.2. D. 36/3...
Dir: Benpſlichtung dagu..trat erſt mit. dem Wotvitt ein/ da gag
ber Fein Erke. mithin aud fein Verpflichieter exiſtirte (Paul. ree,
spnts IV. 1, -). Uh db, Le §, 1. 2. N. 36% 34 42. Dy 36. 4., ang
1:10. 1, 13, D. 36 35. and. iſt L 14. ult. D. 35. 4. nicht ente
gegen); folglich mar vor ihm auch keins misziq dentbar, . Molla
te, nun Fuſtinian die migsio durd ein, Pfandrecht erfegen,. (0
mag daffelbe in dem, Augenblick anfangen.; mo frdber eine Gee
tisdatio oder Miffio verlangt werden mochte, d. h. mit dem Me
tritt, Doc) nidt vorhex, Denn. Juſtinian Zeigt nirgends die Ab⸗
ſicht, in dex Verleihung bes Gurrogats weiter. geben gu wollen,
a8 man. fonft Sep der. durch ibn verwandelten Miffio ging; ugd
wir moͤgen alſo nach der Natur der Sache das Erfepende nur
aué bem Erſetzten deuten, Cine merkwuͤrdige Beſtaͤtigung gibt
der Schluß der J. i. C. com. de leg. Das Pfandrecht ſoll blos
ro rata, und nur an den Gitern baften, weldye auf den Crs
a nad) feinem Untheil gefommen find. Hieraus ergiebt ſich
zunaͤchſt, daß das Pfandrecht auf der Maſſe vor dem Antritt
nicht laſtete, da man ſonſt einſehe, wie es die ganze
/
, 0
‘Mayer, Hennings, Hevp u. ſ. w. über wlandrecht. 81
gorderung nicht fortwaͤbrend auf jeder einzelnen Sache, und
jedem einzelnen Theil laſtete; man muͤßte denn annehmen, Ju⸗
ſünian babe ben Grundſatz ber Untheilbarkeit hier zerſtoͤren wole
len, Es ergiebt .fid) aber hieraus ferner der innigite Zuſam⸗
menhang diefes Pfandrechts mit der fruͤhern Miffio. Warum
haftet das Pfandrecht nidt an allen Erbſchaftsſachen, warum
nit aud) gur grofern Sicherheit an den Gachen des Erben?
Darum weil weder die Satisdatio friher Aber die rata pars
hinausging (1-1. §. 19. 1 17. D. 36. 3,), noch die Miffio
weiter als der Erbtheil (1. 5. §. 11. D. 36. 4.), nod Aber
baupt in den eigenen Gitern des Erben eine Miffio wegen ver:
weigerter Sicherheit (L lo. D. eod.), fondern nur wegen vere —
sbgerter Zablung (1. 5. §. 16—19. D. eod.) Statt fand (gez
gen v. LHe im Arch. fie die civ. Prop. Bd. V. GS, 518.).
Go Hbergeugt man fid), daß Juſtinian fein Pfandrecht genau
an die fribere Miffio anſchloß. Wie follte es nun fommen, :
daß wir weiter und obne a Berechtigung uͤber ſeine Abſicht
hinausgeben duͤrften? Hieraus zeigt es fic) am Leichteſten, daß
dieſes Pfandrecht auch fuͤr Univerſalfideicommiſſe gelte, gerade
weil auch fuͤr ſie Satisdatio nothwendig war, alſo auch fir fie
cine Miffio Plag greifen fonnte (i. 50. D. 31, 1. 14. pr.
D. 36.3, 1.4. C. 6. 54.).
Sm q. 14. werden die unbedingten conventionellen
Pfandrechte und ihr Anfang beſprochen. Gegenſtand des
J. 15. find Pfandbeſtellungen fuͤr kuͤnftige Berbindlidytei-
ten. Bey dieſer Gelegenheit handelt der Verf. auch Aber =
l. I. D. 20. des welde er im Gangen wohl ridtig erklaͤrt,
indem er annimmt, das Pfandrecht gelte darum von der Promiſ⸗
ſion an, weil die Verpflichtung zur Reftitution eine gegenwartige
ſey. Indeſſen geigt fic) hier der Einfluß des (don oben ges
thgten Mangels einer (charfen Seflimmung. Der Verf. nimmt
namlid) an, die Pflicht zur nae fey gegenwaͤrtig, weil
Krit. Zeitſchr. II. 1. 6
L2 | Roͤmiſches Rede. —
der Promitent der Dos auch ſogleich zur Entrichtung der Dos
verbunden -fey, Dev letzte Satz iſt richtig; allein ex begruͤndet
die Reſtitution nicht. Dieſe wird dadurch begruͤndet, daß eine
dos promissa, wahrhaft als dos gilt. Darum iſt auch der
Schluß auf das mutuum unrichtig. Denn ein verſprochenes
mutuum iſt nicht eben ſo — wie eine dos promissa
- aud) dos ifts
| Endlich werden im §. 17. bie praͤtoriſchen und rich⸗
terlichen Pfandredpte eroͤrtert. Ref. hat in Betreff derſelben
zu bezweifeln, daß die, welche aus verſchiedenen Gruͤnden die
Miſſion erlangt haben, nach der Zeit Ser verwirklichten Im⸗
miſſion — denn mit ihr faͤngt das Pfandrecht an — einander
bors oder nachſtehen und fo z. B. der rei servandae causa |
Immittirte mit dem legat. servandi causd Smmittirten in eiz
nem nad) per Zeit der Immiſſion gu regelnden Verhaͤltniſſe ſte⸗
be (S. 134. ff.). Diefer Sas ift eingig fuͤr das pignus judi-
ciale und conventionale in den Geſetzen nachzuweiſen (1. 2. C.
8. 18, L 3. C. 6. 54.)3 Bey dieſen hat er aber ſeinen guten
Grund, weil aud) mebrere ‘ex causa judicati $mmittirte unter
einander eben fo, wie mebrere conventionelle Glaubiger nad
der Ordnung der Beit beurtheilt werdens was det Verf. aner⸗
fennt (©, 140.). Dagegen ſcheint die Anſicht des Ref. in 1.
5. fc 4. Ds 36. 4: tine Stuͤtze gu finden, Ym Sinne der Gee
fee ift bie Mepnung (SG. 14i—143.), daß derjenige, welder
aus irgend einem Grunde nidt in den eſitz kam, auch kein
Pfandrecht erlange. Doch haͤtte Ref. gewuͤnſcht, daß dem Verf.
L. 15. §. 36. D. de damno inf. nicht entgangenwaͤre, und er
iby einige Aufmerkſamkeit geſchenkt hatte. Ganz mißlungen in
deſſen it dem Berf. die Erklaͤrung ber 1. 15; D. de reb: auct,
jud. possid. (42. 5.). Gr fegt the den Ginn unter: „is qui
prohibitus est rerum possessionem capere, cum aliis missis
jam ante in possessionem creditoribus in communione
.
4
Mayer, Hennings, Hepp a. f- w. fiber Pfandrecht. 83
quadam constituitur, atque perinde ac si possederit, ven-
ditionent bonorum .postulare potest.“ (©. 143.) Nicht nut
weiß das Geſei von keinen andern vorher immittirten Glaͤubi⸗
gern, ſondern es ſetzt ſogar den Fall, quia forte nihil fuerit
quod possideatur. Wie fann nun ein anderet da ſchon ims
mittirt ſeyn, wo nichts ift, bas beſeſſen werden fann ? Die
einfachſte Erklaͤrung doͤnkt dem Ref. folgende gu fepn. Nehmẽ
man an, es ſey wohl Bermdgen borhanden, aber fein ſoiches,
bas eines Beſitzes faͤbig waͤre, wie nomina; oder es ſeyen aud)
bes Beli itzes fabige Sachen dazu zu rechnen, allein fie ſi nd tod)
in Actionen borhanden, die erſt geltend gemacht werden mafe
fein : fo baben wir (don die im Gefep untetlegten umſtande
(quia forte niil fyerit; quod possideatur, aut sine
contro versia non possideatur étc.). Sollen nun die Glaus
biger hier feine Hilfe haben? Ullerdings baben fi e Halfe, ineint
Gaius. Haber fie naͤmlich des Pecretum missionis erhalten,
fo (ey e& unter ben vorausgeſetzten Umſtaͤnden eben fo gut, als
ob fie einen Bef itz erhalten haͤtten (creditor; qui missus est
in possessionem } perinde habetur ac si etiam bona | pos—
Sessa fuissent), Die Wirfungen ſollen dieſelben ſeyn. Die
Glaͤubiger treten mithin in Betreff der homina und actiones}
wie wenn eine wahre Miſſio vorhanden waͤre, in die Rechte
bes Schuidners, ind koͤnnen einen Curator beſtellen (1: 1s: pr:
D: eod.; 1: 2. 0. 1; D; de cur: bon: dand: 42: 7.). Sie koͤn⸗
nen aber auch (man bedenke; daß die Stelle pon Géjus ift)
sit bonorum venditio ſchreiten, und der emtor hat in Betreff
bet nomina und actiones die bey der bonorum venditic ge
woͤhnlichen Befugnif (Gaj. Comment. IV: 35.).
Mit. 18: kommt die Reihe an die bedingten Petpfindungen. Dee
§..18, befchaftigt ſi ch mit den bedingten conventionellen Pfandrech
ten; und zwar hauptſaͤchlich inſoweit die Bedingung keine (oz
genannte —— iſt. = Der 8. ig: fudt bas fOr eine be
és
813 Ryomiſches Recht.
dingte Verbindlichkeit entſtandene, praͤtoriſche Pfandrecht zu pruͤ⸗
fen. Ein ſolches praͤtoriſches Pfandrecht kann bey Legaten und
Fideicommiſſen vorhanden ſeyn, aber es Fann aud) bey der mis-
sio rei servandae causa gum Daſeyn gelangen, weil nad der
richtigen ‘Meinung, der der Berf. ebenfalls beptrttt, nach Um⸗
ftanden aud) wegen einer bedingten obligatio eine missio in
bona Staat finden mag, Dennod) rechnet man ba8 Pfandrecht
ohne weitere Ruͤckſicht ſogleich von der Ergreifung des Beſitzes
an, Der Berf. erklart fid) die Sache auf die Weife. Die Miſ⸗
fio trete allenthalben wegen mangelnder Caution tin, Die Pflicht
zur Caution fep eine gegenwartige ; ; daher werde durch die Mif-
~ fio fein Pfandrecht fir eine Einftige, fondern fur eine gegen⸗
wirtige Berbindlidfeit gegeben (S. 151—152.). Dem Mef.
wird es ſchwer, in diefe Gedanten eingugeben. Die Pflidht gur
Caution an ſich ift leer ohne Begiehung auf 6a8, was durch
die Caution gefidert werden ſoll. Erſcheint nun die zu ſichern⸗
de Verbindlichkeit als bedingt, ſo iſt die Caution ſelbſt aud) bee
bingt (J. 1. §. 14. D. ut legat. 36. 3.). Berweigert Semand
_ bie Caution, fo tritt an thre Stelle die missio mit bem Pfands
recht. Durch diefes Pfandreche wird nicht die Pflicht gur Gaus
tion, fondern das geſichert, was durch die Caution gefidvert wers
den follte. Wie mithin die Caution felbft durd das Bedingte
des Verficherten bedingt wird, ebenſo wird es auch das Pfand⸗
recht. Ref. glaubt daher, der Anfang des Pfandrechts mit der
Beſitz-Ergreifung muͤſſe einen andern Grund haben. Bey der
missio damni infecti nomine, welche der Verf. gang uͤber⸗
ging, faͤngt das Pfandrecht deßhalb ſogleich an, weil ja ſelbſt
der Glaͤubiger, welcher vorgehen moͤchte, zur Sicherheitsleiſtung
verbunden iſt, und der Immittirte den Pfandrechten uͤberhaupt
vorgeht (I. II. i2. D. de damno inf, 39. 2.). Rei ser-
vandae causa wird aber die Immissio vernuͤnftiger Weiſe nur
dann ſich ereignen, wenn die Bedingung der Verbindlichkeit und
\
5
Mayer, Sennings, Hepp, a, (."tb. Uber Pfandrecht. 85,
alfo aud) das Pfandrecht gurddbegogen werden mug. twas
ſchwieriger ift bie Gade der Legate und Fideicommiffe ; da erſt
mit der Erfuͤllung der VBedingung gefagt werden Fann: dies
cessit, Allein da8 Pfandrecht, weldhes durch die Immiſſion er⸗
zeugt wird, bezieht ſich eben ſo wenig als eine eiwa beſtellte
Caution unmittelbar auf das Legat. Ref. hat ſchon zu h. £3.
bemerkt, es beziehe ſich darauf, daß der Erde das Legat leiſten
und nichts thun werde, wodurch ibm die Leiſtung fn ihrem gol,
len Umfang unmoͤglich wuͤrde, alſo darauf, daß der Legatar ge⸗
ſichert ſey, wenn ſich der Erbe die Leiſtung durch eine Schuld,
wofuͤr er einzuſtehen hat, oder gar durch Dolus unmoͤglich ma⸗
chen ſollte. Tritt ſofort die Bedingung des Legats ein, fo war
er ridwarts fir Dolus und Culpa, folglid) gerade fir das vere
baftet, wofiir er Caution gab, odes wofuͤr die Miſſio mit -bem
an fie gefnipften Pfandrechte fidern foll, Chen Sarum Fann
aber aud) das Pfandrecht natirlider Weife anf den Szitpnnit
bes Befikes bezogen werden, weil, fobald. das Legat {pater ges
leiftet werden muß, dle Verbindlichleit des Erben, wofuͤr bas
Pfandrecht witfen ‘fol, damals ſchon vorhanden war.
Die Meynung des Verf. hat ihren Einfluß auf die Darſtellung
im 6. 20. geaͤußert, welche bon dem pignus tacitum ober te-
stamentarium fir ein bedingtes Legat handelt. Nachdem der
Berf. die entgegenftehenden Mepnungen aufgefuͤhrt, entſcheidet
er ſelbſt fidy dabin. „Werde die Conditio aud nidt zuruͤd⸗
begogen, fo habe der Honorirte dod) eine Caution fosdern moͤ⸗
gen, ne heres alienando vel supponendo causam obligatio-
nis deteriorem reddat. Wurde die Caution berweigert, ſo
fam es gur Miffio, Run habe Juͤſtinian die Miſſio mit dem
pignus tacitum vertauſcht; mithin muͤſſe dieſes Pfandrecht ſo
gut, als das fruͤhere durch missio in bona herbeygefuͤhrte pig-
nus praetorium, in dem Augenblick beginnen, wo die. Pflidt
aur Caution eigentlidy vorhanden war.’ Did Hieber Cann Ref.,
—
86 . Romiſches Recht.
hieen man die Wirkſamkeit der Cautiondpflicht richtig verſteht,
wohl Abereinftimmen. Bon jetzt an iſt er nicht mehr ganz im
Stande dem Hef. gu folgen, welder fortfaͤhrt (S. 157.): Quae
cautio licet heredi ante aditam hereditatem, cum ante he-
res | non sit, injungi nequeat ) attamen vel ‘mult post ad-
eunda hereditate statim defuncto successisse intelligitur, quo
7 fit, ut legatario statim ad praestandem cautionem obno-
xius censeatur , — et jura pignoris ex die mortis: te-
statoris incipiant Stimmt das mit den Quellen aberein, und
wie ſoli nun mit einemmal fie das an, die Stelle des jissig
getretene pignus tacitum etwas anderes gelten, als ſonſt far
die Miffio galt? Bey einem weiteren Grunde: „bona defun-
cti jam antequam heres hereditatem adierit recte pignori
| obnoxia redduntur, cum defunctus usque dum adita sit he-
| reditas ex legum fictione nondum obiisse intelligatur“ mugs
te dod ber Berl. fibien, bap bas Pfandrecht um ſo weniger
ante aditam hereditatem beginnen koͤnne, fobald man fingirt,
der Erblaſſer habe bis zur Antretung rod) gelebt, Der, Verf.
ſucht ferner ſeine Behaupiung daraus abzuleiten, daß dieſes
fandrecht „ad exemplum hypothecae testamentariae eins
gefuͤhrt ſey und ein teſtamentariſches Pfandrecht fuͤr ein
bedingtes Legat ſange ex die mortis an, cum in lo-
cum praestandae cautionis data intelligatur. ‘Man wun⸗
dert ſich, wie der Verf. bier den im §. 16. genommenen, nas
tuͤrlichen Standpunkt, von wo aus er das pignus legatum als
Legat uͤberhaupt behandelte, verlaſſen, und nun von einer Cau-
mebr, wie ev die Miſſi fo, an deren Stelle das pignus tacitum
frat, mit bem pignus testamentarium verwechſelte, da dod
Suftinian das pignus testamentarium nur. in bem Ginne ne-
ben den andern durch novellae constitutiones eingefAprten hy-
pothecae tacitae nennt, um damit gu geigen, daß er durd
4
N
\
tion, welche daſſelbe gu erfepen babe, ſprechen modte; nod)
i
‘
P.ger, Hennings, Hepp ua. f. w. Aber Pfandredt. 87
Ber ethung eines neuen pignus tacitum nicht gerade was Auſ⸗
fer Dentliches beftimme. Und ift es denn fo entſchieden, daß
das pignus testamentarium, welded fir ein anderes bedingtes
Legat verſchafft wurde, ex die mortis beginne? Mef. hatte
ben fribern Anfang nod) gu. begweifeln, und der Berf. follte
ibn defto mehr nicht begweifeln, nachdem er im §. 13, da8 pig-
nus tacitum wegen Legate, deren dies er(t adita hereditate
cedit, aud) erſt mit dem Untritt beginnen ließ, alfo ſelbſt das
pignus facitum, das gewiß die missio vertritt, nad) der ces-
sio diei beurtheilte, Gang anders verhaͤlt ſich die Sache bey
dem pignus facitum, das qn die Stelle der Miffio trat, nad)
Ref. erft adita hereditate beginnt, und dieſelbe Verbindlichkeit,
wofuͤr friber ein praͤtoriſches Pfandrecht moͤglich war, zur
Grundlage hat; folglich eine Verbindlichkeit, welche nach der
Bemerkung gu gy 19, rid warts ue zur eee vorhanden
war.
Der §. 21, enthait eine der wichtigſten Crdrterungen,
und betrifft die Bedingungen, quae invito debitore impleri
non possunt, Mit vieler Klarbheit hat dex Verf. die dabey gel⸗
tenden Grundſaͤtze im Sinne der Geſetze (S. 62 — 65.) entwi⸗
elt. Ref. hebt hievon den Sag aus, daß bie Bedingung nidt
in den Willen de8 zu Verpflichtenden gelegt worden ſey, welche,
ob ſie gleich ein ſonſt willkaͤhrliches Thun deſſelben enthaͤlt, ver⸗
moͤge einer Uebereinkunft rechtlich erfallt werden mug. Denn
fie ftebt in einem Widerſpruch mit der kurz darauf gebilligten
Behauptung, daß die unter der Bedingung des Erwerbs ge:
madte Berpfandung einer fremden Gache eine folde fey, quae
invito debitore nicht exfGllt werden koͤnne (ded Ref. Commens
tar des neuen wart. Pfandg. Thl. 2. S. 48 - 51.). Iſt folge
lich dieſer allgemeine Grund gegen das Antedatiren eines ſolchen
Pfandrechts beſeitigt, ſo bleibt nur noch die Pruͤfung der gewoͤhn⸗
lich dagegen angefuͤhrten Geſetze uͤbrig. Der Erdrterung vor⸗
s
88 Roͤmiſches Recht.
ans fendet der Verf. die ſehr begroͤndete Bemerfung, Sag dle
Frage far eine (pecielle, unter der Vedingung des Erwerbs gee
machte Berpfindung nicht weniger und nicht mehr gelte als
eine allgemeine Verpfaͤndung. Der Verf. mepnt, die fie das
Antedatiren (predyende 1. 11. §. 3. D. qui pot. in pign. (S.
167.) mit bem Gage gu befeitigen, Saf-eine res futura,; wie
fie jene Stelle bezeichne, die Verpfandung nicht gur bedingten
made, wie denn aud das Legat einer foldyen res futura nicht
als bedingted gelte, weil die conditio tacita Feine Wedingung
fepe. Ref. Fann wohl hier die Frage nicht erſchoͤpfen, nod in
die Crorterung der gum Theil ſcheinbar fuͤr den Verfaſſer ſpre⸗
chenden Geſetze eingehen, Dennoch will er einige Zweifel nicht
zuruͤckhalten. Iſt denn die conditio: si vivat bey legata an-
nua nicht ebenfalls ſtillſchweigend nur darin enthalten (1. 3. D.
de annuis leg. 33. 1.), und werden fie darum weniger als
conditionelle (1. 10 — 14. D. 36. 2.) behandelt? Auf der. an⸗
bern Seite begreift ja auch das Legat von Fruͤchten, partus
nascituri etc. nicht nur eine tacita conditio, ſofern fie uͤber⸗
haupt zu Daſeyn gelangen, ſondern auch dieſelbe, welche bey
annua legata vorausgeſetzt wird, ſofern der Legatar ihr Daſein
erleben dwerde. Eben fo gibt es aud) Ausſpruͤche der Recta
gelebrien, welche ber Art Legate gu den hedingten zaͤhlen (1, 1.
pr. D. 35. t. L. 16. pr. D. 36. 2.). Nicht weniger werden —
bey Bertragen conditiones tacitae haufig als wahre Conditio⸗
nen angefeben (1. 35. §.5. D. 18, lee. quia venditio qua-
si sub hac conditione videtur fieri). Mody) einen allgemeis
_ nen Grund gegen da8 Untedatiren nimmt der Verf. Saber, daß
man durch das Antedatiren dahin gelangte, ein von dem vori⸗
gen Eigenthuͤmer vor dem Erwerb aber nach der bedingten Ver⸗
pfaͤndung des Erwerbers verliehenes Pfand gegen das zuruͤck⸗
zuſetzen, welches der Erwerber vor dem Erwerb bedingt verlie⸗
‘ben hatte. „Quae sententia quam perversa esset vix est ut
\
Mayer, Hennings, Heny w. f, wv. Aber Pfandrecht. 80
eloquar.“ (S. 170-171.) Mllein Nef. glaubt, der Werf. hats
te Dem Zuruͤckziehen eine folde Deutung gar nidt unterlegen
follen, Denn war eine Sache ausdridlid oder. ſtillſchweigend
unter ber Bedingung ihres Erwerbs verpfandet, dex verpfaͤn⸗
det ſie ſo, wie er ſie erwerben wird. Hat nun der Eigenthuͤ⸗
mer vor der Vraͤuſſerung cin Pfandrecht auf die Sache gelegt,
fo exwirbt man fie nur mit diefem dinglichen Rect, und ter
bedingt Berechtigte Fann fein Pfandredht an det bereits belaftes
ten Gache nur fo wie fic it, gu Kraft gelangen fehen, Dav
Untedatiren hat folglich nur Sinn fuͤr die, welche von demſel⸗
ben Verpfaͤnder und nachherigen — hintereinander ein
Pfandrecht empfangen. Das Hauptgewicht legt der Berf., gang
natuͤrlich, auf I. 7. §.1. D. qui pot. in pign. (20. 4.). Die
Anſicht, welche fir die allgemeine und fpecielle, inh 7. ſ. 1.
vorausgeſetzte Berpfindung eine gleichzeitige Beſtellung vorauss
ſetzt, nennt er ei ,.merum figmentum, cujus nulla sana ra-
tio reddi potest.“ (©. 171.) Indeſſen ift da8 figmentum,
wohl mit nichts dargethan, Ref. mepnt uͤbrigens, dag fir die
Anſicht des. Werf. nits gewounen fey, wenn man audy feine
gleichzeitige Beſtellnng annehme. Denn“ in dem „concurrere“
liegt blos das Zuſammentreffen, nicht aber gerade das Zuſam⸗
mentreſſen mit gleichem Rechte. Wie man fagt: „quoties
concurrunt plures actiones ..., una quis experiri debet (I.
43. J. 1. D. 50. 17.), alfo das concurrere gerade einen Uus-
ſchluß der einen actio begruͤndet, eben ſo kann man auch ſa⸗
gen: quoties plura pignora diverso tempore data concur-
runt, alterum per alterum excluditur. Diefer, fon altern
Erklaͤrung laͤßt ſich nicht entgegenhalten, daß man keinen Zweck
in der Aeuſſerung finde. Denn man findet immerhin noch den⸗
felben drinn, welchen man bey Marcian J. 16. §. 7. D. 20. 1.)
findet, den naͤmlich zu zeigen, daß eine ſpecielle Verpfaͤndung
einer fremden Sache, wenn ſie unter einer Bedingung geſchehe,
go . RE mifches Recht.
eben fo kraͤftig fey, ald eine allgemeine, auf gufinftigen Erwerb
geridjtete. — Der Werf. hebt zu (einer. fernern Unterftiguug
die J. 34. §. 2, D. 20. 1, mit Geſterding (Pfandredht, S.
60.) beraus. Ref. will bier nicht wiederholen, was (don
Baumbach gegen das Argument dieſer Stelle treffend bemerkte
(Arch. fuͤr die civ, Prax. Th. 4. ©. 31-41 » Dod fann er -
¢inen Irrthum be8 Verf. nicht unerwaͤbnt laſſen. Der Verf.
ſagt von Baumbach: „valde errat, corpora pecuniae
dici de ea parte pecuniae quae adhuc supersit.< Diefe Aeuſ⸗
ferung berubt auf einen Mißverſtand. Baumbach gibt: cor-
pora pecuniae mit; „Geldſtuͤcke.“ Wie wenig Baumbach
das meynte, was er nach dem Verf. meynen ſoll, dafuͤr buͤrgen
deſſen Worte. Die Bedeutung von: corpora pecuniae bin:
gegen, weldye der Berf. gibt: corpus non de parte, sed de
complexu totius rei dici“ etc, (S. 172.) muß gegen die
Baumbachiſche durchaus zuruͤckſtehen. Corpora pecuniae
heißen: „Geldſtuͤcke“ im Gegenſatß von einer ideellen Quanti⸗
tit. So ſpricht Ulpian von corpora nummorum im Gee
genſatz gegen den quantitativen Werth derſelben im Allgemei⸗
nen (1. 13. § 2, D. de reb, cred. 12, 1); fo fpridt Papinian
Yon singuli nummi, als den individuellen Geldjtiden, und
unterſcheidet i in der pecunia die quantitas und bie corpora, um
damit ndber gu erfldren, was er unter „inguli nummi“ vers
ftebe. 1. 9. 4. ). 2. D. de solut. 46. 3.) Eben fo will Li.
C. de nox. act. (3, 41.) burd) corpus nummorum nicht im
Ginne des Berf. „das gange Geld begeichnen”’ und alfo nur
»Si exstat Corpus nummorum,~ wenn alles Gelb vorhan⸗
den ift, eine Vindication sefatten. Das Geles bezeichnet viels
mehr, dem Sprachgebraud) gemaͤß, die Vorausſetzung der Vin⸗
dication durch die Bedingung: „wenn die Geldſtuͤcke nod vor⸗
handen ſind;“ auf aͤhnliche Weiſe ſagt man ſonſt kuͤrzer: „gsi
nummi exstant. (I. II. §. 2,:1. 31. §.41. D. de reb. cre’, ~
Mayer, Hennings, Hepp a, f- m Aber Pfandredt, 94
) f. 1, J, quib. alien, lic.) Qus Unterfldgung des vom Mef.
F vertheidigten Srundſatzes bingegen hat man ſchon die 1, 21. D.
qui pot. in pign, angefuͤhrt. Dieſes Fragment beſchaͤftigt den
Verf. von ©. 74-81. Gang in die Fußſtapfen Gefterdings
(1, c. 6. 220-225.) tretend, will der Verf. die Stelle mit {ele
ner Anſicht durch zwep Bemerkungen in Einklaug bringen, durch
die naͤmlich, daß vor Juſtinian keine allgemeine Verpfaͤndung
ohne ausdruͤcliche Beziehung auf kuͤnftigen Erwerb ging, und
daß zu Zeiten des Scaevola ber Gifcus nod) fein pignus taci-
tum in den Guͤtern deſſen, der mit ihm contrahirte, gehabt
babe, Was nun die erfte Bemeriung betrifft, fo getraute fid
Ref. wenn es hier nicht zu weit fuͤhrte, nachzuweiſen, daß die
grammatifd-juridifche Uenderung Suftinians bep weitem nidt alle
Gormeln, de fraber bey allgemeinen Verpfaͤndungen gebraucht
wurden» umfaßte. Es gendigt ihm jedoch, die zweyte gu wi⸗
derlegen , wodurch die erſte gum Theil ebenfalls widerlegt wird.
Der Verf. hegt den Glauben, daß das pignus tacitum des
Bifcus unter Caracalla entſtand, und in 1.2. C. in quib. caus,
(8, 15.) guerft vorkomme, und freylich kdnnte er dieſen Glau⸗
ben ſogar mit rechtsgeſchichtlichen Autoritaͤten belegen (Schwep⸗
pe, Rechtsgeſchichte (von 1822.) §. 288.). Dennoch haͤtte
ibm ſchon der Eingang einige Zweifel beybringen ſollen. An⸗
toninus beginnt naͤmlich; „certum est etc, Go ſpricht man
eiwa, wenn man ſich auf eine befannte Sache begiebt, aber
nit, wenn man etwas Neues einzurichten gedentt, Und fine
den wir dieſes Pfandredht nidjt in einer andern Stelle erwahnt,
die nidjt Hon Antoninus allein, fondern aud) von feinem Bater
mit herruͤhrt, alfo gewiß Alter ift denn bie oben angefuͤhrte?
Ref. verweisſt zur Bekraͤftigung auf J. 2. C. de serv. pign.
dat. (7, 8.) Selbſt diefe Conftitution ‘Abrigens fpridt davon
nichts weniger als on etwas Neuem. Wufferdem hatte den
Verf. vie on ihm felbft erdsterte L 28. D. de jur. fisc. evins
Foal
40. 4. Weis man nun, daf Papinian und Paulus Zeitgenoſ⸗ |
/
— Admifches Recht. —
nern ſollen, daß ſchon Papinian jenes Pfandrecht kannte, und
zwar auch nicht gerade als etwas, was etwa gu ſeiner Zeit neu
war, Vielmehr ſcheint der von ihm. uͤber den Vorzug des Fiſ⸗
cus entſchiedene Streit anzudeuten, daß dab Pfandrecht ſelbſt
ſchon ſeit laͤnger beſtand. Daſſelbe laͤßt ſich von Paulus fagen,
nach J. 47. pr. D. de jur. fisc. und 1. 10. D. de manumiss.
fen waren (1. 40. D. de reb. credit.), und daß bepbe ebens
fos Zeitgenoffen des Sedvola (1. 38. ſ. ult. D. de. vulg. et
pup..subst, 23, 6. Aelii Spartiani Antonius Caracalla, cap.
8.) waten, fo duͤrfte man weder gu der Annahme geneigt ſeyn,
nod) wabhrſcheinlich finden, daß ein Recht, wovon Severus und
Antoninus, Papinian und Paulus als von einem (don bekann
ten fprecben, dem Cervidius Gcdvola und {einer eit unbe-
kannt gewefen fey. . Was indeffen bem Ref. befonders merfwir.
dig erſcheint, das ift, daß der Verf., welder dod) des §, 1. der:
felben 1. 21. D. qui pot. in pign. im Berlaufe (S. 183.)
ſelbſt erwaͤhnt, uͤberſehen konnte, wie in jenem §. 1. nicht von
cinem ausdruͤcklich beſtellten Pfandrecht geredet wird; ſondern
bem Inhalte nad) (idem debitor conductor horreorum Cae-
garis fuit) ein ſtillſchweigendes Pfandrecht des Fiſcus voraus.
geſetzt wird. Man wird fragen, was denn in J. 21. pr. D.
cit, die Worte bedeuten: ,,postea mutuatus a fisco pecuniam
pignori ei. res suas omnes obligavit? Sie heißen nicht:
„Titius entlehnte und verpfaͤndete,“ ſondern: „Titius ver⸗
pfaͤndete ſein ganzes Vermoͤgen indem er vom Fiſcus ent⸗
lehnte.“ Auf dieſe Weiſe handelt Scaevola von dem pignus
tacitum des Gifcus, und zieht trotz dem die Seia in allen Guͤ—
tern ohne Ausnahme vor! — Weiter kommt der Verf. auf J.
9. ſ. 3. Ds qui pot., welche Unterholzner geltend gemacht bat:
te, zu ſprechen. Ref, glaubt, ohne in die Interpretation der
iL §. 3. aa tiefer eingugeben, bod) nod auf einen andern
*
a i
~
Mayer, Hennings, Heppu. ſ. te Aber afandret 93
Haltpunkt ſeiner Ueberzeugung aufmerkſam machen zu muͤſſen
Sey es, daß der ſpaͤtere Glaͤubiger die Sache beſi itze und: von
einem fruͤhern belangt werde, ſey eb, daß beyde gegen den Ver⸗
pfaͤnder oder. einen dritten klagen, fo muͤßte der ſpaͤtere dem
fruͤhern, um ihn ganz — well, wo Mehreren eine Sache in’
solidum erpfindet wurde, possidentis causa melior iſt -
oder theilweife abgutreiben, bie Einrede entgegenbalten, das Pfands
recht fey in fo lange nicht vorhanden. gewefen, als die Gade
bem Berpfander nod) nicht gebdrte, nachher aber mit dem Ere
werd fep das Pfandredt de8 (patern mit dem des frithern gus
gleich entſtanden; er mipte ihm alfo entgegenbalten, es habe
vorher das Pfandrecht nicht kraͤftig ſeyn fonnen, weil die Gas
dhe nod) eine frembde geweſen. Ob nun dieſe Einrede nicht ei⸗
ne replicadoli begruͤnde, daruͤber glaubt Ref. kaum zweifel⸗
haft ſeyn gu duͤrfen. — Was die J. 28. D. de jur. fisc. be⸗
trifft, ſo gibt Ref. dem Verf. gerne zu, daß man nicht anneh⸗
men. koͤnne, dev Fiſcus Habe vor dem andern Pfandglaͤubiger
contrabirt, Wie uͤbrigens die Erflarung bes Verf. (S. 182 —
185.) ausreichen folle, vermag er eben fo wenig eingufebens
Denn annehmen, a8 Pfandredht des Fiſcus habe (don begon⸗
nen, „jam antequam (res) ad debitorem pervenerit, wabe
rend ſonſt das Pfandrecht erſt mit dem Erwerb beginnen ſoll,
und dem zu Folge das: praevenit enim causam pignoris fis
cus auf eiue gang natuͤrliche Weife deuten und behaupten wol⸗
ln, „non privilegium causae datur sed temporis,“ bas
heißt in der That aüf eine gewagte Weiſe exegeſiren. Wuͤrde
man mit dem Berf, annehmen, der Fiſcus habe ausnahmswei⸗
fe das Pfandrecht (don gehabt, als die Gade von dem Bers
pfander nod) nidjt erworben war; dann fame man erft in Bers
legenbeit, wenn etwa der fribere Eigenthuͤmer kurz vor der Bets
dufferung-ein Pfandrecht darauf beftellte, wo man nun nad
der Unfit des Cerf. gu entſcheiden haben muͤßte, welches
va
~
|
4 Romiſches Recht.
Pfandredht alter fey, bas vom GCigenthimer Hecliehene, ober Sas
gon dem Erwerber an den Fiſcus or dem Erwerb gegebene.
Auf jeden Fall beweist die 1. 28. D. cit. wenn aud) Hide far
den Ref., fo ebenfalls nidt fir die entgegengeſetzte Mepnung,
— Zum Schluſſe pati Nef. dafuͤr, daß es wohl nicht am un⸗
rechten Orte geweſen ſeyn moͤchte, wenn der Verf. auch noch
andere gegen ſeine Anſicht ſprechenden Geſetze einer Pruͤfung
unterworfen haͤtte. So hat man ſchon . 7. C. qui pot. her⸗
ausgehoben, eine Conſtitution, welche Gluͤck (Comment. Thl.
49. G. 233—235.) mit weniger Gruͤndlichkeit, als billig war;
durhd wigs } ; wabrend fie doch, genau erwogen, allerdingẽ ein Ge⸗
wicht in die Schale legt. Ref. glaubt aber auſſerdem auch noch
auf J. 6. §. 2. C. de secund. nupt. © 9-) und i. 7: C. 6.
61; aufmerkſam maden gu koͤnnen. — Der aete und letzie Pa⸗
ragraph enthaͤlt nut noch einige kurze allgemeine Anfuͤhrungen
(S. 187—193.) von privilegirten Pfandrechten.
Wie viel auch der Ref. von ueberzeugung gedrungen, den
WUnfi chten des Berf. entgegen treten mußte; fo fann er doch
nicht umhin, der Anordnung md dem allenthalben ſichtbaren
Streben nad) tieferer Forſchung das gebuͤhrende Lob gu zollen.
St er auf wenig Neues geſtoßen, fo fand er dog uͤberall das
orhandene benuͤtzt, oft treffend zufammengeftellt; Das bey je⸗
ber einzelnen Lehre hervorleuchtende, nicht ſelten glaͤklicht Quel⸗
lenſtudium hat, of man gleid hie ‘und ba auf hiſtoriſche Be⸗
merkungen trifft; eine gu ſehr dogmatiſche Richtung. Und doch
gibt es fuͤr das Resi nur Gine wahre, fir die Wiſſen⸗
ſchaft und deren Anwendung gleich fruchtbare Erfenntnig, ote
naͤmlich, welche fid) nie oon der Geſchichte losfagt, und das
Vorhandene hauptſaͤchlich nad) ſeinen geſchichilichen Momenten
fu erforſchen und gu erfaſſen ſucht:
5) Wegen des Hauptinhalts von Frande's Aibhandi. f:
oͤben S. 6z. Vom anderweiten Snbalte derſelben beruͤhre id
i
|
\
Mayer, Hennings, Hepp wu. f. w. aber Pfandrecht. 95
Felgendes: S. 73. kommt der Verf. auf 1.37. D. de fidej.
(46, 1.) gu ſprechen. Durd) Webers Cnat. Verbs (. 92.)
Vorſchlaͤge nicht befriedigt, verſucht er diefé Stee, und mit -
ihr gugleid eine andere, 1. 29. ); 6. D. mand, (17: aL), dete
mittelſt einer Beziehung auf die Lex Furia (Gaj. Comment:
THT. §. 121.) gu erklaͤren (S. 72- 74.). Wenn indeſſen nad
des Verf. eigenem (S. 74. S. 77—78.) Geſtaͤndniß, die Obs
ligation der Sponforen und Fidepromifforen nad zwey Jahren
durch die Lex Furia gang aufgehoben war und nidt einmal
tine dbligatio naturalis im roͤmiſchen Sinne uͤbrig blieb; ſo
konnte auch der Sponſor oder Fidepromiſſor das nachher Ges
zahlte zuruͤckfordern. Wie ſollte es nun geſchehen ſeyn, daß
man einem nach zwey Jahren zahlenden Sponſor dennoch die
actio mandati gegen den Hauptſchuldner verlieh, waͤhrend es
dem Sponſor frey ſtand das Gezahlte vom Glaͤubiger zuruͤck
zu verlangen? Und deutet nicht der Grund des Geſetzes (fide
tamen implevit) auf einen noch vorhandenen, naturellen Bes
ſtandiheil hin, der wenigſtens inſofern wirkt, als er die Rid
foderung ded Gegabiten. hindert? Mithin. kann wohl in 1: 99: ©
{. 6. D. mand; urfpringlid, weder Sponfor nod) Fidepromiſ⸗
for gelefen worden ſeyn. In 1. 37. D: de fidei; ift gar oor
frinem durch die Zeit befreyten acceſſoriſch Berbundnen;
ſondern umgekehrt bon einem fidejussor die Rede, welder fir
einen durch die Zeit befreyten Hauptſ chuld ner einzutreten
verſpricht. Was ſoll demnach die Lex Furia bier: helfen, int.
weldye Bedeutung e6 haben, daß man Statt fidejussor urfpitings
lid) sponsor obdet fidepromissor gelefen? — Der Betf. nimint -
aud) Veranlaſſung, die li 8. ſ. 1D: rate rem hab: (46. 8.)
zu beſprechen, und fie ebenfalls durch rechtshiſtoriſche Betrach
tungen dem Veiſtaͤndniß naber zu bringen. (S. 74-78.) Wie
weit es thm gelungen, das duͤnkt dem Ref. einer furgen Pris
fung: werth. Botangeftellt ift dex a „daß in aller Falleri;
9088 Mkd miſches Mecht.
wo die legitima judicia nach Verfluß von anderthalb Jahren
(Gajus, J. c. IV. §. 104.) die quae imperio continentur
nach Ablauf der Zeit des imperii (Gajus 1. c. §. 105.) erlo-
ſſhen waren, noc) eine naturalis obligatio hbrig geblieben fey
(G. 75.).“ Hiemit mug der Tadel verbunden werden, den
der Verf. (pater (CG. 101. not. 42.) ber Gajus aͤuſſert, daß
er dic litis contestatio unter die Wufhebungsarten der Obligas
tiouen rechnet. Allein diefer Radel gerade mug einigen 2weifel
gegen die Unfidt des Verf. erregen. Ref. will es verſuchen,
das nad feiner Unfi ht eingig wabre Verhaͤltniß darzuſtellen.
Es iſt nicht erſt durch Gajus bekannt, wohl aber beſtaͤtigt wor⸗
den, daß die litis contestatio die frahere obligatio aufhob.
Diefe Uufhebung hatte aud) gar nichts Unnatuͤrliches. . Denn,
ſobald dis contestata war, mufte innerhalb der geſetzlichen Seit
tine Genteng erfolgen.. War diefe fir den Klagenden abwei⸗
fend, fo war damit fetn Ret abgeurtheilt, und es konnte nicht
hlos feine Klage vernichtet, fondern auch die obligatio dbers
haupt nicht mehr wirkſam ſeyn. Ward der Beklagte verurs
theilt, ſo hatte, der Klaͤger die judicati actio, welder dbrigens
elle. die Nebenrechte anhingen, die mit der fruͤhern obligatio
verknuͤpft geweſen waren; weil ſeine Gade auf den Gall einer
guͤnſtigen Entſcheidung nicht ſchlimmer werden ſollte I. 29. D.
de novat.). Erfolgte inerhalb der geſetzlichen Zeit kein Urtheil,
ſo war das Rechtsverhaͤltniß auch voͤllig vernichtet, und die
obligatio wieder aufgehoben. Unter allen Umſtaͤnden konnte
alſo der Romer bie obligatio durch die litis contestatio aufbes
ben laſſen. Die eigentliche Wufhebung dev obligatio trat aber
nad Gaius nur bey legitima judicia ein (Gaj. 1. c. (. 180.
tee si modo legitimo judicio fuerit actum (G. 181.) und
gwar, wie hinzugeſetzt werden muß, in dem einzigen Fall, wenn
perfonlid) mit einer intemtio juris civilis geflagt war. Die
letztere Beſchraͤnkung. haͤngt damit zuſammen, bag blos unter
1
j
Mayer, Hennings, Francke uch w. fiber Pfandrecht. «97
Porausfegung einer perſonlichen age mit einer/Iſelchen Inten-
tio die alte Klage ipso jure nicht. mehr angeſtellt werden. konn⸗
te (Gaj. FV. G. 107.). War nicht -mit einer intentiea juris
civilis perſoͤnlich, oder nicht legitino jndicio gelhagt : monies, |
fo beftand das Rechtsverhaͤliaiß nach wie vor, wad. e¢-fonnte
die alte Kage, fogar aufs Neue angebracht werden, (Gaj. EV.
j. 106. u. 107.). Weil es aber hem gefunden. Sinne des Roͤ⸗
meré widerte, daß ein, abgewieſener Klaͤger etwa, gum. aweyien
Mal auftreten ſollte, fo half ex ſich mit einer Einxede.! Diefe
Einrede hatte zuletzt denſelben Erfolg, d. h. vermoͤge ihrer Sam
die Sade in: diefelbe Lage, in welcher fi fie ipso jrre..aldann
war, si legitima judicig actum fuerit ga formyla · quae. je
ris ciyilis habet intentionem (Gay,:l. c.). Dem⸗ durch fie
ward dfe gange. obligatio unwirkſam gemadt. Die Ginrede
war uͤbrigens von zweyerley Art, einmal: „exceptio reã ju-
dicatae“ und dann: „exceptio rei in litem deductae. Si Beye
‘te Urten werden nicht Mos: in den bereits angefuͤhrten, iſondern
aud) nod) in andern Stellen bon Gajus (Gaj. b §. -191,) eins
ander gegeniiber geftellt. Die erftere, als exceptio- rei ju di-
catae ift leicht verftdndlich. Nicht eben fo die. expeptio sei
in litem deductae. Daf fie nicht nad) gefalter Sentenz
erſt vorgeſchuͤtzt werden fol, beweist die andere neben, ihr fuͤr
dieſen Fall verliehene Einrede. Soll ſie hingegen vor gefaͤllter
Sentenz wirken, fo laͤßt fic). bad nur inſofern denken, .als das
in Streit gegogene Verhaͤltniß gu Grunde ging, nocd ebe und ©
ohne dag eine Genteng gefallt wurde. Cin in Streit liegendes .
Rechts verhaͤltniß vermag aber, fo viel wir- wiſſen, ohne. Gens
teng nur durch Ablauf dev Zeit, in welder die Sentenz gefaͤllt
werden ſollte, zu Grunde zu gehen. In dieſem Sinne entſpraͤ⸗
de die exceptio rei in litem deductae ganʒ dem, daß legiti-
ma judicia post annum et sex menses, und daß die judicia
‘quae imperio continentur nad) dem tempus imperil ailoſchen
Krit. Zeitſchr. II. 1. 7
-
BS RAMEE Medien
finds Dive. ——— ea formulas. quae juris civibßs
habet intewtionem, . verhandelt worden, fo wuͤrde man nad Whs
‘lanf son anderthalb Jahren gar: feine Cinrede mehr beduͤrfen.
Hieraus: ergiebt fid), dag dev. Ablauf der eit, einer unguͤnſtigen
Senienz gleich ſteht, daß jener wie dieſe ein Rechtspevhaͤltniß
und eine obligatio eutweder ipso. jure oder ope exceptionis
vodllig aufloͤſen. Jetzt erſt find die Worte von Gajus vey.
ſtaͤndlich wenn ex diefes Erldſchen mit dent. Ausdruck bezeich⸗
‘ett lig moritur. Dena „mori“ deutet offenbar auf ein Meh⸗
reres, als auf ein bloßes Mufheben der Klage. Jetzt erſt find
‘einige andere Stellen im corpus juris, worin offenbase Gpuren
dieſes Rechtsſatzes enthaiten find, thar geworden und dienen
ruͤckwaͤrts wieder gur Beflatigung ded hier Vorgetragenen. Daf
_ ber Romer bad Erloͤſchen der in einen Proceß gegogenen obli~
~gatio durch den Ublauf des legitimum tempus mit. dem Wort:
ymori begeidynet, daß dieſes Wort die hiefuͤr gebraͤuchliche Bee
nennung geweſen, bezeugt Gajus (IV., (. 104.) indem ex fagt:
-,et hoc est quod vulgo dicitur... litem anno et sex men-
-sibus mori.“ Ginden wir nun in L 3. §. 1. D. ‘quae in
fraud. cred. (42. 8.) 0a8 litem mori“ dem ,,tempore libe- _
rari® entgegengeſetzt, ſo geigt fic) fogleid), daß jened nicht wie
dieſes auf einen Berluft durch Verjabrung gebe, fondern jenes
gerade. einen Berluft bezeichne, wie ibn aud) Gajus unter det
Benennung litem mori beſchreibt; es geigt ſich aber auch
ſogleich, daß die Gegeichnung mit „mori“ einen ſtaͤrkern, in
den Folgen wichtigern Verluſt ausdruͤcke, als das gelindere
„tempore liberari. Sinden wir ferner in 1. 18. 9. 4. D...de
dolo (4. 3.) hohe Aengſtlichkeit des Trebatius eine durch den
Ablauf des legitimum tempus erloſchene obligatio zu reſtitui⸗
ten, fo moͤgen wir uun fo mehr auf die Strenge der lex (lie
Gen, welche dod) gewiß vielfaltig: umgangen werden Fonnte, for -
bald fie blow die Klage und nichts Mebreves aufgeboben hatte.
27
Mayer, Hennings, SF AEE, Hf. Uber Pfandrecht. 99
Gndfid iſt nan, auch deutlich, was Paulys unter „ito mor-
tua verſtehe, und was er mit den. Worten fagen wolle: „cum
hte morua nulle-res, sit,‘¢ i Amit dieſen Bemertunge wenn
He anders, richtig ſind/ fallt die. genze Anſicht des Beet. Allee
dings moͤgte ex gegen dieſelben ſich auf 1. 30. §. 1. D. ad. leg.
Aquil. (9. -2.).,figen, wenn, nur nicht aus dem, Bisherigen, exe
helte, da “Dig. Aimee den. Verluſt, wofuͤr der Uusbrds. lis
amoritur, nach Gajus gang und -gebe war, mit slitem. tery
pore amittere”: wohl ſchwerlich -begeidinet haben werden; da
fié das „tempore liberari gerade dem , litem mori entgegen
ſehen, und mit? litem meri’ einen: viel fldrtern Berfuft vere
Sinden. Entgegen ſteht dena dem Berf. weiter ein von ibm
ſelbſt flr feine Auſicht angefuͤhrtes Fragment, J. 2. D. de div.
temp: (44. 3.). Hier ſpricht Marcellus bon einem y;tempus
quo lis perit, und wenn es je nod) eines Beweiſes beduͤrfte,
hag „tempore perire mit ,,litem mori“ nicht gleidibedens
tend Jey, fo. warden ihn die bon Marcellus angefuͤhrten Bepe
Ppiele (veluti: si de usucapione sift’ quaestio, ant de actioni-
‘bus quae certo tempore finiuntur etc.) liefern. - Darf-man
demnach als gewiß annehmen, Saf ;,tempore liberari,~ „tem-
*
pore: periré, “¢ . tempore. finiri“. (1,29. D. de movat.) daſſel-
be und- etwas anderes begeidnete, als: lis moritur;“ ſo
tarf man dud, ohne fic) dem Borwurf der Kuͤhnheit aus zuſe⸗
then, annehmen, daf „tempore amittere“ dem; ꝓlis moritur“
niGt gleich fiche. Ohnehin moͤchte der Schluß des Verf., daß
ylitem amiserit m L8. §, I. D. rat, rem hab. fo piel heiße
als ,Jitem: tempore amiserit, weil in 1, 30, F. D. ad
deg. Aquil. beyde Ausdruͤcke vorfomme, etwas gewagt. fepn.
Biel. 8. §. 1. D. cit. fonft gu evtlaren? Ref. glaubt, daß
bie Erklaͤrung des Fragments nidt ſehr ſchwierig fey; ex glaubt
aber ee J er ſich hier nicht erlauben duͤrfe, weiter darauf
—
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wv 7
—
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udutfhe⸗ Heche FH Te”
eingugeben. - — Mody Pat Ref: deep’ wichtige bom Bef anges
fiellte Unterfudungen gu wordigen.
a) Die erſte beſchaͤftigt ſich mit der —— der E
‘59. D. ad Sctum Trebell. (36. 1). “Die Mepnung des Verf.
ift aber folgende: „Durch die Gucceffio in tmiversum jus hö⸗
ten die Forderungen des Erben an den Erblaſſer, wenn er, die
Erbſchaft reſtituiren muͤſſe, nicht ‘auf. Denn ‘der’ Fideicommiß⸗
ſar gelte in diefem Fall, mag der Erbe frepwillig oder gezwun⸗
“gen die Erbſchaft angetreten haben, als wahrer successor in
universum jus; et ſey heredis loco. Dennoch geite der Fe
duciar nad) dem jus civile allein als Erbe. Daher verliere er
feine Forderung gegen den Fideicommiffar, und es bleibe nur. ef:
we naturalis obligatio Abrig. Eben weil eine naturalis obli~
gatio brig bleibt, habe Paulus den Fiduciar ereditor nen⸗
nen, und das Pfandrecht aufrecht erhalten idnnen. Die: Wor⸗
te: ,quoniam hereditaria est actio“ fegen ſteeng wortlid zu
nebmen; denn der Siduciar fey nach dem jus civile eigentli⸗
cher heres. Den weitern Umſtand, daß dod ber Fideicommiſ⸗
far da8 Fideicommiß vom Fiduciar fordern fbane (quasi mi-
nus restituerit) befeitige Paulus bios mit bem Hinzufuͤgen:
possidet enim eam: rem. quasi creditor. (©. 86 —- 99. ).
Ref. erlaubt fid) hingegen folgende Zweifel gu erheben. Erſt⸗
lich geben ja die actiones hereditariae aud) fonft auf den Fi⸗
‘deicommiffar in der Regel ipso jure uͤber. Warum’ foll die
actio ‘pigneratitia nidt Abergehen? Die Worte: „quoniam
hereditaria est actio“ find alfo. durch den Verf. nod) nicht ers
Hart. 3 weytens fagt Paulus nidt: remanet ergo pignus
propter naturalem obligationem, fondern: remaanet ergo .
Propter pignus naturalis obligatio. Drittens haben die
roͤmiſchen Juriſten nirgens angedeutet, daß, obgleich die actio
Hurd) die Untretung confundirt- fey, dSennod eine, naturalis -ob-
Bsatio Abrig bleibe. Im Gegentheil {agen fies ,,aditione he-
\
ss
Mayer, Hennings, Frande u. f. w. ber Pfandrecht. 101
reditatis confusa obligatio interciderat (,.80; D. ad
Setum Trehell.).. Bierteng, nimmt ja Paulys. in dee bes
ſprochenen Stelle ebenfalls ale entſchie den an, daß die abliga~
tio felbft qufgebirt babe, indem er den Gag als gewif voran⸗
fiellt: ,,respondi: aditione quidem. hereditatis confusa- o b-
ligatio est,“ und indem er weiter, wo ex auf die Unterfus
dung abergeht, das Aufboten der naturalis obligatio nicht
im Mindeſten; fondera eingig bas Aufboͤren des Pfandrechte
beʒweifelt ( videamus autem ne et pignus liberatum sit sub-
lata naturali obligatione). Qanftens begreift man
nicht, warum Paulus fein Refultat erft; nach vielen Umſchwei⸗
fen Herguébringt, wabrend ex nad des Verf. Anſicht nur bes
metfes durfte: es fep bier die actio gwar nach dem. jus civile
confundist, aber frog Sem nod eine naturalis obligatio vor⸗
Fanden. Sep es dem Ref. Sarum geftattet auch ſeine Unfide
mitzutheilen. Ex madt gum Boraus mit dem Vers, feinen
Unterfehied, ob Jemand gezwungen oder ungezwungen antrat.
Dagegen nimmt ex an, daß durch die Antretung die ganze ob-
ligatio durch Confuſion erloſchen fep; die Gonfufion. ſiebt er
hinwiederum mit bem Verf. als eine fingirte Zahlung an.
Was folgt daraus? Es folgt, daß die Erbſchaft kleiner werde,
wenn Dev. Fiduciar Glaͤubiger, und daß fie groͤßer werbe, wenn
er Schuldner des Erblaſſers war; weil man in jenem Fall vor⸗
ausſetzt, er ſey aus der Erbſchaft gezahlt, in dieſem, die Erb⸗
ſchaft fey von ibm gezahlt worden, Dad it's, was Paulus
(i. 1. f. 18. D. ad leg, Falcid.) ſagt: „quamvis confusio-
ne. libexetur tamen locupletigrem hereditatem percipere vi~
detur.“ Hieraus folgt denn ferner, daß der Fiduciar im erſten
Gal weniger, im zweyten mehr gu reſtituiren habe, als die
Erbſchaft betragt, und gwar mehr oher weniger. je nad dew
Betvage {eines Schuld ynd feines Forderuyg. Reſtitulrt mit,
hin der Giduciag die Erbſchaft gerade fo wie ex fic, angret, {9
fag RL TS Kom kches het ta
bit a * ‘Balke “gtr ‘old ) itn’ zweyten gui wenig reſlituirt⸗
Bort tepetit | ‘ex ‘alfo ein indebite’ sdlutam. (quasixplas ‘resti~
tuerit);, ‘hier iſt er ex: éausi’ fdticbmalssé noch: werbafted
(quast minis ‘restituerit.y Obgleich deinnach dien:fruͤhere ob+
nuatiõ hanz erloſchen ‘wars ſo bat bod) :ber riviiſt iſcht Scharfe
ffnn bed MEG auf eine mit einen: Redhtogrundfigen überein⸗
ſtietimende Weiſe⸗ ben: Weg “gmt Bide gefunben?“ Mend ift Ddin
Entſcheiduns Papiniaus CG. 6GSgS. . Dyiad: Sctum Frebeli,)
deullich! “,quoniam actio eo confusa'/.... redint ari ‘not
pötest; peeuniae ‘upg ‘debitae dodrans ‘ex catisd
| fideiconimtssi petatur Richt als -ob-B Forderung ths
; tet Rlage: ‘Hecaubt auf ‘den Bideicommiffar uͤberginge (G.:934)}
fondern ‘Bex: Gebalt der Forderung macht einen Theil dev Erb⸗
[Hate ſelbſt aus. Mun iſt ebetifals die Entſchtidung von Claw
bis “1.80; D. eod. -tit) Maes: + ,aditione, enim “hereditatib
confisa ‘obligatio interciderat, sed fideicommissi:repe:
titio erat Um gu 1. 59..D.-cits zuruͤckzulchren ft. Paulus
unterſucht Ste Frage, ob — da die obligatio gang erloſchemiſt
— pat Pfandrecht nöch beſtehen koͤnne, von zwey Seiten, in⸗
dein er eftimal vorausſetzt; Ser Fiduciar habe die’ ganze’ Erb⸗
ſhaft ·reſtituirt und ‘Befinde ſich nur noch int Beſitze ded Pfane
bes, und indem er. bidwiederum annimmt, er babe awd diefon
Befitz nicht inehe, — Unter der erſten Vorausſetzung haͤlt er
den “Fiductit fir flier. Welche actio follte denn der Fideicom·
~ tniffar anſtellen? Die- pigneratitia? Allein bieſe iſt eine actio —
hereditaria.’ ‘ Det’ Fidelcommiſſar muͤßte folglich behaupten, ſie
ſey auf ihn Abergegangen und er heredis lode, Denuod): will
er die ConfA(id geltend madheh, indem ex behausitel, der Fiduciar
Pep Erbe.Er wuͤrde ſich alfo ſelbſt widerſprechen, und eine Ein⸗
rede gegen ſich begruͤnden. Auf der andern Seite kann ja der Erbe ftir
ſeme Verbindlichkeit of oerpfAndste Gace zuruͤckzugeben ebers
_ falls te Contufto: vorfchuͤtzen, und · ſofort durch eine Menus ble
|
*
Mayer, Hennings, grande. Kf. w. Uber andres. 103
eigenen Waffen’ bes Rideicommiffars gegen thn: gebrauchen. Goll
te indeffen der Fideicommiffar nidt pie Gadhe ex causa fidei-
cimmissi verlangen -finnen , ‘quasi minus restitutum’ fuerit?
Das ginge an, wenn bem Erben die Sache nicht verpfaͤnder
worden waͤre (quod eveniret ‘si nullum pignus intercessis-
set). Jetzt aber beſitzt ex fie als Creditor, dem (ie verpfaͤndet
wurde, und vom Creditor als ſolchen kann man Feine Reſtitu⸗
tion des Fideicommiſſes verlangen, 4) Fav ben: gwepten Fall
ift ber Fiduciar wieder gededt. Denn. ungweifelhaft suite er,
da er ben Betvag feiner Forderung nicht abzog, gerade diefen
Betrag guridfordern, quasi plus restifuerit. Wollte mithin
der Fideicommiſſar gegen die actio hypothecaria eine Confuſion
geltend machen, ſo wuͤrde ihm das in dem Weg ſeyn, daß in
Wahrheit noch nicht gezahlt ſey, (verum est enim, non esse
solutam pecuniam) und daß folglich eine Fiction, welche eine
ganz andere Wirklichkeit — naͤmlich bie Zahlung und ebendar⸗
um rine kleinere Erbſchaft — vorausſetzt, hier nur iniqué vor⸗
geſchuͤtzt werden moͤchte, und die Vorſchuͤzung demnach wieder
durch eine Replik entkraͤftei werden kͤnne. Der Fall, faͤhrt
Paulus ‘fort, hat viele Aehnlichkeit mit dem, wein die actio
verloren ift, aber die obligatio nod) eigentlidy beſteht. Wie da⸗
bey die actio hypothecaria wittfam iff, weil man aus dem
Verluft der actio feine wirkſame Ginrede ableiten duͤrfe; fo,
awalog, müſſe fie aud) hier fraftig bieiben, weil mam aug der
fingitten.— aber in Wahrheit nicht vorbandenen — Zablung,
confusio, keine rechtlich kraͤftige Ginrede Hilden duͤrfe (quem-
admodiim dicimus quum omissa est actio, propter Excep-
tionem). Alſo, ſchließt Paulus, ift Ser Glaubiger und Fidus
iat immerbin ſicher; und, da das Pfandrecht kraͤftig erſcheint,
fo fiebt es ſo aus, als ob wegen deſſelben hier eine naturalis
obligatio gurd€geblieben. (romanet ergo: propter pigaus na-
—
* . 7 . oe adie Pa ay
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og | ROME HES Recht.
turalis obligatio), waͤhrend ſonſt doch die ganze — —
die Antretung zu Grunde geht.
— Die Worte: „verum est, non esse solutam pecu-
© geben. dems: Berfaffer Gelegenbeit zu einer-andern Bes
peer Vermoͤge derſelben, vermoͤge aͤhnlicher Ausdruͤcke, wo⸗
tin auf pignus datum und. non sdluta pecunia Werth gelegt
wird (1. 13. §. I. D. ad Sctum Vellei. 1. 30. §. 1. D. de
except. rei jud.), und endlid) vermige der Bedeutung, welche
viele Stellen der Frage geben: an solutum sit? (J. 11. pr. §.
5. D. de pign. act. 1. 13. §. 4. D. de pign. 1 49. D. de
solut.) glaubt der Berf. gu der Meynung beredtigt gu fepn,
e8 babe die formula ber Pfandflage und gwar die intentio als
fo gelautet: ,,s! ‘paret pignus datum nec solutam esse pe-
cuniam.“ Die Momer Hatten, fo mepnt ex ferner, durch dfe
Aufnahme des „solutam“ in Verlegenheit gerathen muͤſſen,
weil es mehrere Faͤlle gebe, wo das Pfandrecht aufhoͤre, ohne
daß eine Solution erfolgte. Deßhalb ſeyen ſie genoͤthigt wor⸗
den, alle Arten, auf welche die obligatio gang aufgehoben wute
de, unter dem „solvere“ gu begreifen (1. 11. §. 5. D. de
pign. act. 1. 49. 1, 54. D. solut.); andere Fale, worin die
Obligation nicht aufgeboben ward, und der Glaubiger nur das.
Pfand liberirte, habe man mit dem Wusdrud_,,satisfactum“
beszg ichnet CL. 5. pr. ſ. 2. n. 3. D. quib. mod. pign. vy. hyp.
| solv. 1. 9.-§. 3. D. de pign. act.) und denfelben dem „solu-
tum gleidgefegt (1. 13. F. 4. D. de pigu. 1. 52. D. de so-
lut. 1. 176. D. de verb. signif.) (©. 99—124,). Auch bier
ſey es Sem Ref. geftattet, feine Bedentlidfeiten gu aͤußern. Cre
ſtens findet er den Umſtand, daß ſich die Roͤmer oft damit be⸗
ſchaͤftigen, an solutum sit, ganz natuͤrlich; weil durch die So⸗
lution die Hauptverbindlichkeit und mit ihr auch das Pfand-
recht erliſcht. Nach der Darſtellung des Verf. ſollte man faſt
glauben, dieſe Unterſuchung ſey nur in Betreff' der Pfandklage
—
Mayer, Hennings, Grande w. ſ. w. über Pfandrecht. 105
angefielt worden, teil ex fo viel Gewidt darauf fegt, um foe
gar den Inhalt der formula darnach au beftimmen. Dennoch
iſt es aufer Zweifel, daß die Romer nod fonft Berantaffung
genug batten, gu fragen, an solutum sit, und dag fie in Wahr⸗
heit darnach fragten. So beym Kauf, um gu wiſſen an pre-
‘tum solutum sit (1. 19. 1. 53. D. de contr. emt. 1. 38...
2. D. de liber. caus.); fo bep einem Derurtheilten fh Betreff
des judicatum solvi (I. 4. §. 3. u. §: ult. D. de re jud.).
Ueberhaupt enthielt die Solution einen Hauptmodus ‘tine Ohe |
- figafion aufgubeben. War e8 nicht natuͤrlich, bag man unter⸗
fudte, wad gehoͤrt zur Solution, wann iſt ſie vorhanden? Wirk⸗
lich iſt dann die Eroͤrterung ſehr oft im Allgemeinen angeſtellt
worden (Gaj. Lc. HT. ſ. 168. u. 169. J. 62. 1. 64. D. ra
solut. 1. 5. (. I. D. mun. J. 47. lL. 176. D. de solut.).-
ging daber nicht nur gang einfady gu, wenn man diefe a
aud beym Pfandrecht vornahm, fondern es ft fogar wabre
ſcheinlich, daß man die Grundfage der Solution, welche auf die
Hbligationenlehre Aberhaupt widtigen Einfluß hatte, aud) auf
bie dem Pfandrecht gu Grund liegende Obligation anwandte.
Darum ift es gar nicht nothwendig, daß in der formula etwas
von. ,,solvere vorkam. Ref. wird indeffen noch auf einen an⸗
dern Anſtand geleitet. Der Klager mußte feine intentio. und.
alles, was in iby an Thatſachen enthalten war, beweifen. Soll⸗
te ihm -nun aud) obgelegen feyn, darguthun: ,pecuniam non:
esse solutam?“ Und dody muͤßte es ifm obgelegen fepn, wenn,
biefe Worte in feiner intentio enthalten geweſen waͤren. Auſ⸗
ſerdem, was hat die intentio des Klaͤgers zunaͤchſt mit bem gu.
fhafen, daß nicht „ſolvirt“ (ep? Wenn die non soluta pecu-
nia zur intentio des Magers hier gehoͤrt hatte, fo mute fig
aud) bey allen Obligationen, die ja eben fo gut als eine dem,
Pfandrecht zu Grund fiegende, ourd) Solution erloſchen, zur
Si dd
intentio geboren, Nun. finden wir bey = formulae , ee
f
⸗
6 «Ro mifdhes Rede,
fi) auf obligatorifihe BerhAltniffe beziehen, aber feine Spur
yon ꝓnon soluta pecnnia (si paret Num. Neg. Aulo Ag.
gesterium millia dara oportere. Càj. IV. §. 34. u. 41.) Der
Klaͤger mußte ſeine intentio beweiſen; das hat der Verf. ſelbſt
(S. 105 — 106.) treffend ausgefuͤhrt, und dazu noch, daß der
Klaͤger ven Swed errricht habe, ſobald er dit intentio bewie⸗
fen, Nun wundern wir uns billig, einen Ausſpruch wie fols
genden gu lefen: quod-dicitur, creditorem probare debe-
re... rem im bonis debitoris fuisse (1.15. §. 1. D. de
pign.), wabrend tod hiebon keine Sylbe in der intentio der ;
®ormel borgefomment feyn ſoll. „Die Roͤmer haben das aus
der Pfandklage, ‘als einer utilis in rem actio aus dem Rechte:
bes Berpfaͤnders hergeleitet.“ (S. 105. not. 53.) Moͤge diese
fet Satz an fit) dahin geftellt bleiben, Soviel ift einmal ge
wif, daf der Klager nicht beweifen durfte, was nidt in der
intentio énthalten war : Daf aud) die intenfio alles enthalten
mufite, mas er beweifen follte. Mag nun die formula aud
nidt gerabe gefagt haben: si paret rem in bonis debitoris
fulsse quo tempore -pignus contrahebatur; ſo mug dod) iv
gend eine Beztehung darauf genommen worden feyn, Wie die
Formel wohl gefaft gewefen fey, dariber hat Ref, feine Vere
muthung, Nur fo viel glaubter Abergeugt ſeyn gu duͤrfen, daß
ihre Faffung, fair welche auch 11.G si pign. conv. nicht be⸗
weiſet, nicht die war, welche ſie nach dem Verf. geweſen ſeyn
ſoll. Gs bleiben demi Ref. nur nod) wenige Bemerkungen ser
Sen hie und ba gebrauchten Eutſcheidungsgrund: „non est so-
luta pecunia brig, Ref. findet den Gebraud) diefes Grins
es in allen Rallen fehr natuͤrlich, wo man ausſprechen wit).
eniweder das Pfandrecht fey an ſich hod) kraͤftig, weil keine
Solution erfolgte, oder es werde durch eine exceptio 3. B. do-
li aus derſelben Urfache aufrecht erhalten. Die letztere Beveur
tung iſt fit 2 59. D. ad Sctum Trebell. beteite nadgewies
Pa @
uehis micht durch den Erwerb- des Eigenthums ‘an ſich, ſondern
a
Mayer, Hennings,’ Fwanckeruef.ib. aber Pfandrecht. 107
fer, Fuͤt J. 13. ſ. 1. D ad Setum Vellei. laͤßt ſie ſich ſeicht
fadweifen, Went cine Frau fuͤr einen andern Schuldner durch
novatio eintrat, ſo hoͤrte die alte Verbindlichkeit voͤllig auf, |
Birgen ind Pfaͤnber wurden liberiet (Gaj. TIL. §. 176: 1. 18:
L30. D. de novat.). & blieb demnach aud feine naturals
bbligatio aͤbrig (gegen “den ‘Perf. ©. 118. not. 60.). ° Well
— fie neve’ Berbindlichkeit ebenfalls durchaus verworfen
, ſo ſollte der Glaͤnbiger gegen den alten Schuldner reſti⸗
* d. h. in die Lage geſetzt werden, als ob keine novatia
vorgegangen ware. Mun-fagt Gajus, der Glaͤubiger, welcher
ein Pfand habe, beduͤrfe wegen ber Pfandklage keiner beſonbern
Reſtitution. Denn gewiß fey, daß er ein Pfand erhielt, und
hidht gezahlt wurde. Wollte micthin der Schuldner die Tilgung
durch hovatio geltend machen, fo ſtuͤnde ihm die Einrede int
Meg, däß ja die Wirkung dex novatio durch Reſtitution der
perſonlichen Klage ausgemerzt ſey, und daß mithin auch die
durch novatio eingetretene Tilgung mit gutem Gewiſſen nicht
ängefuͤhrt werden duͤrfe. Die erſtere wird ſich ſpaͤter fuͤr L 30:
J. 1. D. de exc. rei jud. herausſtellen.
’ 5) Hiemit ift nun von felbft (don ein Uebergang an das
Berhdlmig bes. Eigenthums gum Pfandredt gewonnen, Daf
1. 90. §.°3. u. J. 29. D. de pign. act. nidt fir die durd den
Erwerb des Eigenthums eintretende Aufhoͤr des Pfandrechis ſpre
chen, erkennt der’ Verf. ſeibſt an. Indeſſen geht ſeine Anſicht
doch dahin, daß der Glaͤubiger, welcher die verpfaͤndete Sache
mit dem Bewußtſeyn des Pfandrechts kaufe, und ſich gegen ei⸗
nen Verzicht nicht wahre ober die Sache nicht eigentlich an
Zahlungs-Statt uͤbernahm, fein Pfandrecht durch einen voraus⸗
geſetzten Verzicht verliere (S. 122—125,) Ref, vermag ſich
mit ihr nicht zu vereinigen. Einmal iſt es entſchieden, daß
ein ‘Giiubiger; welder bie Sade an ſich bringt, {eines Pfand⸗
oS — Mom (hes Rade, -:- ae wt
durch cinen erſchloſſenen Verzicht verluſtig werden foll. Steht
aber Eigenthum und Pfandrecht einander nicht ſo entgegen, daß
Eines von dem andern nothwendig ausgeſchloſſen wird, ſo hat
man auch keinen Grund einen Verzicht auf das Pfandrecht aus
dem Erwerb bed Eigenthums gu ſchließen. Sodann ſieht
man nicht, wetßzhalb der von einem Glaͤubiger Kaufende des
Pfandrechts nicht verluſtig wird (1, 6. D. de distr. pign.),
und der vom Schuldner Erwerbende es werden fol? Ferner
ſprechen ausdruͤckliche Geſetze aud) beym Erwerb vom Schuld⸗
ner nicht Verluſt, ſondern Aufrechthaltung des Pfandrechts aus
(I. 1. C. si antiqn. cred. ... vel Vendiderit). Dagegen duͤrf⸗
fe die bom Verf. am Cnde feiner Ubpandlungen (S. 259—260.)
gegebene Erflarung der Worte: vel vendiderit und die dare
quf gebaute Unterſcheidung vor bem Richterſtuhle einer natuͤrli⸗
“gen Exegeſe ſchwerlich Gnade finden. Rehme man nur das:
„in solutum dederit“ genau in's Aug! Iſt denn bey dem
Glaͤubiger, welcher ſich mit der Sache befriedigen laͤßt, alſo doch
die Abſicht an den Tag legt, ſeines Forderungs⸗Verhaͤltniſſes
los zu werden, nicht eher anzunehmen, er habe ſein Pfandcedht
mit dem Gigenthun vertaufdt, alé der Glaubiger, welder den |
ganzen Kaufpreis zahlt? Weiter enthalt J. 30. §. 1. D. de
exc, rei jud. bod) wohl mehr, als der Verf. bineinlegt. Pause
lus entſcheidet, daß man fid) um den Erwerb des Gigenthums
nicht gu kuͤmmern babe; denn ein Pfandredt ſey einmal vor⸗
handen gewefen, burd jenen Erwerb nidt verloren, aud) durch
Tilgung der Forderung nicht ſelbſt getilgt worden, folglich muͤſſe
die Pfandklage Platz greifen (verum est enim et pignus da-
tum et satisfactum non esse). Ullerdings erwahnt der W nfragende
daß Mavius jus aviignorabat. Wein Paulus legt auf diefes Nicht⸗
wiſſen, das jener blos anfuͤhrt, fein Gewicht, nicht einmal in Bee
treff der exceptio rei judicatae, wobey er es anfibrts .. und
bonnte keines darauf legen. Er verwirft naͤmlich dieſe exceptio
Mayer, Hennings, Frances ſ. w. ber Pfandrecht. 10h
efngiy Dati’. well de’ jure- possessoris ‘hoi sit: quiaésitum,
Bare fiibrigens bas bet Fall gerbefert fo atte ein Michtwiſſen
nicht geholfen Cs II. 6. ‘Wy L. Iñ. ſ. I. D. de exe. rei jud.).
Eudlich Hat man isher die Entſcheidung ves Modeſtin in 1.
9. D. quib. mod. pign. solv. faft allgemein:verfannt..; Daf
Moveftinus vas Pfandrecht der Kaͤufer fir: erloſchen anſehe
Baran’ bat man nicht gezweifelt, urid nur uͤber fein: Moliv ‘gee
ſtriiten. Troh dem’; daͤrfte es nod nicht fo entſchieden: fepst,
daß das Pfandredit fͤr voͤllig erloſchen erklaͤrt wurde. ‘Mak
ſtelle fid) einmal vor,’ Titius Gabe dieſelbe Sache nad. Gajus
Sejus aud an Maͤvius Serpfindet. Warde nun das Pfand⸗
recht des Sempronius und de8 Gajus Sejus durd betx’ Rauf
erloͤſchen, fo muͤßte der ſpaͤtere Maͤvius (arg, 1. 19.:pr, De
eod.) gegen beyde obfi legen. Liegt aber dad im Geifte des Mo
deſtiniſchen Uisfprads ? Mod eſtinus ſagt: „invicem eos pige
neratitiam aotionem non: habero.“ Sie, Semprontus “und
Gajus Sejus, follen ſich wechſelſeilig nicht belangen thanen,
Barum nicht? Weil fie nad) der Vorausſetzung die verpfaͤn⸗
dete Sache gemeinſchaftlich erwarben; wollte nun der Eine ten
Andern mit der Pfandklage belangen, fo wuͤrde er ihn aothrttep
auf deſſen Theil — die Haͤlfte — belangen; denn’ die’ andexe
Haͤlfte gehort dem Mlager eigenthimlid). Far die Haͤlfte aber
hat jeder gu Gunflen. des Andern in die Berdufferung gewil⸗
ligt, mithin (ein Pfandrecht aufgegeben. Nicht alfo fir vie eb
thimlid) durch den Klaͤger felbft erworbene Halfte! Soweit
Gemproriius und Sejus die Gace evwarben, inſoweit hahen
fie wechſelſeitig das Pfandrecht aufgegeben; aber nicht weiter,
Kame demnach Maͤvius, und (price bepde gufammen, und jes
ben (ht die Halfte,-um die gange Sache, oder aud. Einen um
7
feine Halfte mit der Pfandklage ans fo flinde ibm bas beffers, —
nicht verlorene Pfandredyt immer im Wege. Nur wedfelfeitig
haben die Erwerber das Pfandredt aufgegeben; und wechſelſai⸗
1 * 1
—
⸗
* —
~ ' v *
AO yt Romiſches Bele ines lenge
tig. foanen, fie J ſich nicht helangen. Mehr, feat, Modeſtin nigh
Sielleicht. Sark man gerade aus der Art feiner Entſcheidang,
indem vee auf, die Frage: an’ pignus exstingtum, sit? nicht
- tiufady und unbedingt fagt:” jus. pignoris exstingtym @sseysfoey
dern wie gefliſſentlich eine. ſolche Antwort umgeht, und, bigs} da»
Div entſcheidet: iny icem ees agere, non posse, Dep: Sains
qishert.s tr. habe das Pfawdredht mit fax voͤllig exloſchen, fanr
dere nur infofern. fir aufgegeben. angefeben, in ſofern dex, WRify
aufer die Sache erwarb. Mngenommenz daß dieſe Intexpreta⸗
aiqn?richtig (ey, fo mache Modeftin: cin Barge weiter. fuͤr die
Michtigkeit der vom, Ref. ausgeſprochenen Meynuug ſeyn.
76) Das Pfandrecht wegen der bona/materna unk, mateyy
Al generis hatte man bisher durch J. 8. ſ. 6. C. de sec, nupt.
$<. 9). und durch Jl. 6. 1. 4. C. de bon. quae: lib,..€6. 61.)
zu begrinden geſucht. Loͤhr dagegen verbindet die beyden Pa
aagraphen 4. u. 5. dev erſten Stele, und bezieht ſofort den
ganzen §. 4. auf die lucra secund. nupt. Eben /damit wird
auch die in Wahrheit, nichts Neues anordnende zweyte Conte —
gation: ihrer Beweiskraft beraubt. Was Löhr gegen die frie
hers gemoͤhnliche Anſicht ſtimmte, und. gu dem Verſuch fuͤhrte,
Sled, 82°C. cits in anderm Sinne gu. erklaͤren, das (ind. folgeny
Se Schwierigkeiten, womit die gewoͤhnliche uf ein Pfandrecht
avegen dex bona materna und materni genpris hinleitende In⸗
terptttation gu kqaͤmpfen haben ſoll. Sie find entnommen: 21)
Her auf ein Vorhergegangenes hinweifenden, Woͤrtchen „talis ʒ
wide Uusdrud..,ex materna linea ad eos devolutam * 3)
der Bezeichnung: ,,easdem;“ 4) dem. Umſtande, dag die Con⸗
fiitation von einem ,,servare,“ ,,conseryare’ redet, und 5) ei-
ner ,,administratio matris erwaͤhnt. Die Schwierigkeit aber,
welde aus tem Titel, ‘worein die constitutio aufgenommen
wurde, erboben wird, fann wobl nidt im Ernſte eine Schwie⸗
ugkeit genannt werden, Wie unvestennbar nun aud der Scharf⸗
X
Mayer, Hennings, ‘epee mmf. w. Aber Pfandrecht. ALE
fine. ift, womit Loͤh -feing Meynung dugchfahrtt; {o. gloubs
Ref. dennoch, die gewoͤhnliche Anſicht dberitelen gu. fannen., Exr
will. daher vor Wem bie Einwuͤrfe, welde der. Derg. gegen fie
machte, _ bee eben..aufgegadlten Ordnung in, Betradytung
ziehen. ad 1) Ohue Zweifel bezieht fich..ntalis auf, ein, Bore
shergegangened. Was ift aber vorpergegangen ?.. Hie Sede bon
den filii ex priore.matrimonia nati, deren Mutter Wid mehr—
Jebt! Von ſolchen Kindern, d. h. Kindern, die. in einer lehern
She geboren wurden und deren Mutter nidt mehr lebt,, Sabet
mun Juſtinian fort. Denn daß die Hinder, denen. man, bona
‘materna im Wlgemeinen zuſchreibt, in einet fruͤhern, d. h. “night
mehr befiebenden Che geboren jeyn muͤſſen, zund deren |, Mutter
nicht mehr leben foune, verſteht ſich von. ſelbſt. ad 2) Die
,substantia ex materna linea ad eos devolytat fet wpirflig
neben der substantia maternaj x warum gerade . - yin Begens
Sege 2" Dod fep es aud im Gegenfagel Mehme man einmal
ap, dex mitterlide Gropvater fen geflorben,, 1 und bon den „i⸗
beri tales, “ b. h. ex priore matrimonio hati beerbt peter
{Arcad. u. Honor. in |. 2. C. de bon.. matern ); ſo ift, deß⸗
feu „substantia ad eos (tales liberos) devoluta.“ - Beng Gaye
flantin fogar von „res, quae ex matris. successione. 74 ad
filios devolutae etc.% (1. 1. C. de bon, matern.), rybet, p
orf man in der pier behandelten Stelle die Worte: pyel ex.
wmaterna linea ad eos deyolutas im. Gegenfage obsr neben :
dex substantia materna um fo weniger anſtoͤßig finden.. @dhe
bagegen nimmt an, die Stelle heiße eigevtlid: „lucra uptia- |
‘lia ex materna linea ad - nepotes devoluta® (S. 74.).
Ref, fiebt nicht, wad diefe Crflarung des Woͤrtchens: „devo-
luta® -por der gewoͤhnlicheu voraus · habe, wohl aber fiebs er,
in wiefern. fie. ibe wacbftehe. Diefe bleibt bey, „überi tales‘
ſtreng fteben, waͤhrend jene durch v. Loͤhr gegebene bald den
aſten (materna substantia), hald eines entferntern Grad (Gu
‘a Reba fees Rect. °°
fel) darunter begteift und: dadurch nit “mie ben natuͤrlichen
Qauf dex Rede gewiſſer Maſſen hemmt, fondern aud) das „ta-
‘tis ,“ dvelchesſi ch ouf-,,tiberos eben fo, wie auf ,,liberum*
beziehi nicht eben fo leicht gu erklaͤren vermag. Indeſſen hin.
bert rites; daß man auch, ohne die bisherige Meynung auf⸗
“gugeben, Unter -,,liberi die ,nepotes® begreife; wenn fie: je
gerade darunter begriffen ſeyn muͤßten. ad 3) Die v„easdem
‘ves beziehen ſich auf die tury. vorber erwaͤhnte materna ‘sub-
‘stantia, vel ex materna linea devoluta,, nidjt aber auf bie
‘weiter oben abgehandelten lucra nuptialia. Wir Teutſchen
toirden etwa fagen „Das Bermigen ves Vaters ‘welder den
Kindern die bon# materna vel materni generis aufbewabren
muͤſſe, ſey den Kindern fix die ebengenannte bona materna
vel materni generis verpfandet.” Gerad da8: ,ebengenanne™
— — Roͤmer ſeinem Sprachgebrauche gemaͤß mit:
‘ yidem.“ 4) Lobe ninimt Anſtoß an dem Gebrauch ber
Workers yservare conser vare s* wejl die bona matertia
und materni generis ‘den Rindern eigenthuͤmlich gehoͤrten. Den⸗
noch behauptet er ſelbſt, daß „zuweilen die Verpflichtung der
tern ‘aufgubebden fo bezeichnet wird, als haͤtten die Minder
bas Eigenthum, die Eltern den Uſusfruck.“ “Warum fell man
denn nidht aud) umgekehrt in dem Fall, ‘wo. die Kinder th
Wahtheit das Eigrũt hum und die Eltern- den Uſusfrnet ‘haben,
gurveilen fagen fonnen: „die Eltern miffen bie Guͤter, woran
ſie blos den Uſusfruct haben, den Kindern aufbewahren 2 Fer⸗
“wet! Konnte Conſtantin bey bona materna.dén Eltern aufle⸗
gen: „omnem debent tuendae rei diligentiam adhibereʒtè
konnten namentlich Arcadius und Honorius dem Vater in’ Bes
treff der bona materni generis gur Pflicht machen: ,,integra
‘illibataque custodiat; fo fonnte aud) wodl: Juſtinian key
ſolchen Guͤtern vor einem ,,servare,“. und „conservare,“ fire.
chen. Oder welchen —— man es etwa, ob man von
—
i
|
4
'
Maver, Hennl ngs, Roo tw, f. m. Aber Pfandrecht · 113
bem Bates: ſagt: tueri compellitar,“ ober: custodize,: sexe
vare compeilitar Pp -Muf. dex andern Seite with auch micht
uͤberall: von cinem , servare;“. fondern sit ‘wedhfeluden Begeida
natigen.:bald: vow. einem ,strénimnittant bald: von einem „ro⸗
Enquat% 1. 2. C. Thead. de sec. nupt. 3. 8.) geſprochen, um
damit das Beshiltnig: ver Neri’ gu ben Rindern in Rad fide
ber Incra ‘shuptidlia gu begeichnen. Ueberhaupt ddrfte:-die Gore
detung gewiß nicht ungeredt- ſeynn, daß man auf den Gebrauch
einzelner· Woͤrter — wo nicht ein entſchiedener, ſey es nun ‘ein
gewoͤhnlicher oder wiſſenſchaftlich⸗ kuͤnſtlicher Sprachgebrauch, eine
alleuthalben gleiche Beziehung damit verbindet — fein fo ſehr bedeus
tendes Gewicht lege. Mehr wuͤrde der Einwurf ad 5) auf ſich haben,
wenn micht von taleshypothecae“ i in der Mehrzahl geredet wurde⸗
und worn nicht daſſelbe Geſetz nach der gewdhnlichen Unficht verſchie⸗
dene Pfandrechte fo- wohl gegen Mutter und Vater, wegen der rors
nuptialia; als gegen den Bater wegen der bona materna und mae
terni..generis abbandelte; fo daß auc einer ,administratio
inatris® mit allem Recht gedacht werden fonnte, Bezieht man
nhinticy die tales hypothecae“ auf alle im Gefege beſproche⸗
nen Pfandrecte, fo wuͤrde Guftinian etwa ſagen: ,,dod) mis
gen: die Kinder in Betracht her hier verlichenen Hypotheken wes
der in die Adminiſtration des Waters (wo. er ihnen lucra nup-
tialia ober hona materna gu bewahren und. erhalten ſchuldig
Hh), hoch in die der Mutter (wo fie lucra nuptialia beſitzi)
ſtoͤrende Gingriffe thun.“ Ref. gibt zu, daß ex his jetzt die gre
woͤhnlicht Meynung nur erſt gegen Angriffe vertheidigt, aber
noech nicht gerechtfertigt, d. h. noch nicht nachgewieſen habe, daß
fie derjenigen, welde.2Abr gibt, vorzuziehen (ep. In der Ruͤck⸗
ſicht ſepen ihm zwey Bemerkungen geſtattet. Erſthich pat
man: vor Juſtinian keinen Unterſchied gekannt, ob der zur zwey⸗
ten Ehe ſchreitende Vater (eine Kinder aus erſter Ehe in der
Gewalt habe oder. nicht. Vielmehr hielt man ihn abgeſehen das
Krit. Zeitſchr. II. 1. 8
/ des
134 A tee tt re ke NE mwifches Rede. av) — wtetbinae
ven und. undedingt fie ſchuldig, (eines Kiadern die lucea’ nup-
‘tialia g<uerfatten.L 5. C. da secs nupt. Nun lonunt · Juſti ·
nian-undi verleiht (olden Kindern ein Pfandrecht. Mit Recht
muͤßte man daher aud) in Betreff dieſes Pfandaechts. jenen Un⸗
nerſchied ausſchließen; und in der That, wuͤrde eg,ſelbſt hne
daß mir den §: 5. haͤtten, Niemanden der L B. ſ. 4.5C.. cit,
unbefangen, lest, beykommen, jenen Unterſchied zu machen.
Wozu äalſo der §.. 5.? und smog, der Breite nach heſondext hee
ſtimmen, was ſich (don oon ſelbſt verſtand? wezu wiederbolen,
was man eigentlid) ſchon feſtgeſetzt bat? Dieſe Fragen fuͤhren
auf-ben natuͤrlichen Schluß, daß der ſ. 5. mit einem andern
Pfandrechte, als der §. 4. ſich beſchaͤftige. Zweytens ordnet
bie 1. 6. C. de bon. quae lib. (6. 61.) eine. Erweiterung drs
Abventitium an. Nicht bios die bona matetna,; und:-b06: har
corum maritale oder bie ex .causa nuptiali erworbe⸗
nen Dinge ſollen dahin gehoͤren. Es find aber. unter den rea
ex causa nuptiali quaesitae. nicht die lucra secund. nupt. ines
ftanden,. welche im Jahr 529 fowenig als im Jahr 58 au tem
Adventitium gebdrten, und von denen man auch nicht fogen
fonnte; „invenimus ... multas; esse res, quae extrinse-+
eus ad faliosf. veniunt, et minime patribus aoe
quiruntur.“ Dit causae nuptiales umfaffes vielmehr das,
was ſchon damals ywabrhaft ven bona materna gleich geſetzt
war, und wovon einige vorhergehende Conſtitutionen (J. 1. 1.3
—5. C. eod.) handeln. Nun dieſen bona materna und. ex
nuptiali causa quaesita ſollen auch Erwerbungen anderer Art,
wie fie dle Conſtitution naͤber beſtimmt, on die. Seite geſtell
werden. Doch fuͤgt fie (§. 1.) beſchraͤnkend bingu: ,sub hag —
tamen definitione hunc legis articulum inducintus, ut
.... jura eadem observentur, quae in maternis et naptias
libus rebus statuta sunt. §; 2; Non autem hypothe-
cam filiifam...... sperare audeant etc.“ Hier ſtehen dfe
\
Mayer, Hennings: Ox2 reysdl qr. liber Pfandrecht. us
geadem juraſt der hypotheoafſß ntgegen· Daby was wn yy
Reue gu dem UdoentMum gepihit wiry fol mit den hay mae
Wrha pind res huptigles gleidy beurtheilt: werden, aber amiadioh
er. Hypothek verſchhes ſepn. Woher nun.dée Crapdheangine —
Hwpothek, weun ſelbſt die: hone: materna frdben nid Anmié
begabt waren?.. Weher namentticp in hicfem Soh. Aye, Gegana
(ag zwiſchen: der Hypothek und dem amdern-jure deaafrkeren
Abventitium? Rach Loͤhrs Meynunge diuftere⸗ ſchwierig ſeyn, |
aus dieſer Verlegenheit berauszuſommen; wohl gber,inermag
die gewoͤhnliche Mepynung, welche iy, GC. 5.:95 068 §. Sn
won dem §. 4. fondert, und den Dona,materna ymh, maternt
generis ein Pfantredt gewabrt, aud die 1. 8 Ci cit. unſhwer
srievthiren. Daher glaubt Ref, gerechtfertigt auf fFeym mgnn
er ſich am dieſe gewoͤhnliche Meynung immer roc, auſchliet.
7) Ein anderes geſetzliches Pfandrecht, bas, in dey Guͤtern
eines Wittwers oder einer Wittwe, moelchen „unſer der Peding
gurg nicht wieder ian heurathen etryas, letztwillig hinterlaſſen,
usd auf Verlangen entrichtet wurde, hat Maregofl anf gaits |
velle Weiſe, wie, ſich pon ibm, erwqrten haͤßt, angefochten. Hei⸗
ke Waffen find theils: der Philologie, theils, dem Sinn unda bie
ſtoriſchen 3ufammenbang des Noy. 22.. 6. 44. entnommen. Dex
Reso der Ferſchung liegt in der, Bedeutung, welde man dey
Posten des griechiſchen Vertes: ,,cowro dase AaL CwANOUIE
& tovds tov vouau dopey beplegt, Maregoll wermirft
mit Med? die Ueberſetzungen, welche dad -,,covtd omeg ,“ wie
di vulgata: mit: .,,hoc quod, ober wie Hombetyt.54 Bad)
QNovʒ comistit, 1.284.) mit: „id, quod wieder geben. Dean:
le beyben Ueberſetzungen. thun der griechiſchen Sprache einige
Gewalt an; obgleich das ,,covra in. einem andern Zuſammen ·
hang ſelbſtſtaͤndig fir „noc“ oder id“ gebraucht wird (z. Bu
Mr. éeridogra) Hat man aber dem. Verf. zugegeben, bag
nian: 948 Komma wad ,,covto zu fetjrit, und..,,couzo fir
Boe
é
t
gr readin th sien Hees HOG: be ifs
jpeaiboe eeorohte “ober: “gud: ofwexere fuͤr — zu nehmen
babel Chat, ARdarotl ſelbſttandig ‘in: der Bedeutiing von: ,,ita*
ebenßalls gebraucht: wird, welche Bedeutung in dee vorliegenden
Stele: unſelheu Sinn mit vere rovro ergeugt); fo hat ment:
Shunt, woke ſich ſpaͤter zeigen wird, nod) keinen Fuß breit gegen
‘pas’ angeflihrie gefegiidhe: Pfandrecht gewonnen. Es muͤſſen
deßdalb auch die weitern Gruͤnde, welche Mart goll dagegen
anfuͤhrt “gerohrbigt werden, Was nuh den aus ‘der Epitome.
des Zhlian (welches die ſtillſchweigende Hypothek nicht erwaͤh⸗
ne) hekgenommenen Gruͤnd betrifft, ſo kann ihn Ref. fuͤglich
dahin geſtellt ſeyn laſſenz ba derſelbe, wenn er allein ſtehen
ſollte, wohl keine Hobe Beweiskraft haben duͤrfte. Allein Mas
rezoll. uͤberſezt das Worthen: „damus“ (didoper) durch:
„wir erlauben,“ fragt dann weiter: „was deun ſtillſchweigend
erlaubt fenn ſolle?“ und meynt endlich, es koͤnne bad nur dle
in dem Verfaͤnden beſtehende Handlung des Honorirten ſeyn,
nicht aber bab’ Verpfaͤndet ſeyn. Ferner behauptet Mares
a otf, es ſtoße gegen alle fonftige Analogie an, wenn mar einer
Perfon ‘gue Pflicht mache, ihe Bermdgen gu verpfaͤnden, waͤh⸗
rend maw gugleidh' das Pfandrecht aud) ſtillſchweigend zugeſte⸗
he. Das erſcheine um ſo auffallender, weil von einer jurates
riſchen Sicherheit ebenfalls die Rede (ey, welche dod) gewiß
nicht ſtillſchweigend angenommen werden koͤnne. Aus dieſen
Gruͤnden bezieht Marezoll das, was ſtiliſhweigend zu⸗
geſtanden wird, auf die Formel, daß naͤmlich der Honorirte,
durch (ein Cautions⸗Verſptechen ſich die Moͤglichkeit und. te
Befugniß, dennoch fpdterhin wieder gu heurathen, nicht gu-bes
nehmen brauche.“ Dagegen erlaubt ſich Ref. folgende Zweifel.
Mavegoll gibt ſelbſt zu, daß Yuftinian: hauptſaͤchlich mit de⸗
abſichtigte, die fruaͤhere Formel abgudndern, und namentlidy de
Grau. nidt mehr in die Lage gu bringen, bof fie ein eidliches
Verſprechen nicht gu: — ablegen muͤſſe ¶S. 991.44.
‘Mayer; Hemmings, Mire fark aif: w. sade Mandrecht. 117
222 —225.). Wie paht es nun dagu⸗ Sas Hafele von· dens,
Was er auddridtich und fo geſſiffontlich· anerdnce: tages fonnte,
‘ev geſtehe bad: ſtifchweigend zu? Wiachte manne 7:68: Fut
Pinian- den Auiſpruch / auf das: Hintetlaſſene: vor bvne Ab lauf eb
‘des Jahrs fat gong unſtatthaͤft? etklaͤrle, und Gap fbighey bas
‘Wefen ſeiner Neuerung, wenn “bab Legat nach dim' erlauf
eines Jahrs verlangt wird, ‘wie Inder’ Zuſage? eier Hypothot
“UND ˖ der Art des Verſprechens beſtehe;welches “bse auf: Roͤck.
gabe im Fall ‘einer Heurath nicht aber ace dus qhtheuratheun
ſelvſt gerichtet ſeyn ſoll! Zu Dem geri ſich noch foliperibe: Bee
venklichkeit. Nech Marejotl nite maw bods, dncg! wet
Arovro beziehen; “and 8a ,,rovr0s, moͤge inatl At xecnee- Girt
{gudenten ober nicht; ~ den theber ding: zur Fermẽfꝛeicitet· ſo
‘onde matt Jufrinian eigendich ſegen laſſen: .,,d12° Gt der tow.
‘nel, welche wit’ bier ausbriidlidy anfapien” und · feſtſetzen, fey
auch ftinfayrotigend® geſtaltet.“Liegt? wohl datin eine Barta,
und kein Zwang, ben man der Sprache wie dem Sinne zugleich
anthun wiirde? Ref. verbindet daher das orreg" mit „mo-
Pyxny tmorPavae welded das naͤchſt Borbergebende iſt,
tind erklatte of8Sb'en “mit? gBoncbdere §.\,/prachbre.42 fir
Refammenyeng lautete: bie Qpele 4hqa calf: .: nisi jurpmen-
tam | praestiterit; . et res: suas hoo modo suppapyegif- (quod
quidem ¢t, tafite ex hao. lege concedimus),: ut efc.. .. Kuftis
nian wuͤrde alfo fagen: „er gewaͤhre (nicht er erlange) das
Verpfaͤnden, auch wy es nigt ausdruͤcklich bor ſich ging ſchon
Pilifhiveigend vermoͤge des Geſetzes,“ und damit angeigen, daß
er den Willen des Honorirten durch das Geſetz fupplicen, .und
zugeſtehen wolle, daß man eft Verpfaͤnden, aud’ wo ies nicht
Statt fand, vorausfege und annehme, es habe Statt gefunden.
Bon einer bloßen Erlaubniß gu verpfaͤnden iſt Hier nicht die
Rede; fo wehig, als das Gewicht, welches Marezoll auf bas
Berpfinden im Gegenſatz von dom Verpfindetiege legt,
'
⸗
$08 ann BY essa f4 (an Bradite vs Pginateed tess om
fen: Dea Cstedipebreude aber show -Zufargmenbang der Cele |
- plea He Gifeatiqnnig: ſiadet.n Dawh-ader vehen dex DMG ay ay
druckſicher Varnfaͤndung / aacch nad ais, Wieodserbs. sermons, of
Befepasioanlieh en crabs to bahigetebdny: gutenhclarung, {phalp
marnepidtre MRE denkt,, Iya, das intertagene eta. ohne sine
nuadrockiicbe Berpiindingnadgesciht wrde,,,cinb, ſabald. man
mideh, bergibch, daß auch,gin gighidyes Derforechen, sux. Ridgahe,
hes; geradeavidit: ſtjllſchweigend jangenommen. werden, kann, qn
geordneh aed alfo natuͤrlich anit ihm tea dancin Berſxrcchen
einmal: auodrucklich que Rßicht gemacht werden mute = ous
pic PHS zut, Blogs cinenOppothes..verbynden wyrde,;--Ney
benben finde man in hen Queſlen hie und dg. -d¢8 Falls. gee
Hadty Ak, ein Pfandeecht, apgdyhidlidy, oon, Golden bedungen
werde⸗ benen ſchon nad, fap Seles cin, Mandrecht aufieht;
gam, Pemeile, mie, nach rm. Begriffen ela, ansdridlidjes unp
—— — fic pechſelfeitig gar night guechließen.
ugha 5, nee i 46 — nines gos “4 ; ferns M. S. Maye hey.
OY ge. (RVs yifat : . oe Oar a 5 —— .32 osc . ears rE fede’ 9 ty
a “ane dus’ mal’ fees s ned &:: —XXE ye 7) 4 vA —
Frech, (Sh: G. Gr. ashacdgbs ‘Dbexpaade doer big Fra⸗
uageruun ergreift Had ogefebliche Yofasimed) ty baw Ehafran
i auch bie Gemetn ihuftenkeegenfcheften- oder nicht 2: Greve
Bang Lg Wagner 18222 64S. 8. (Preib 24 kr.)
. C ame B eC COO Ok
sGaedemagie Bie ou Sem, Titel feingr Scrift ſchon ets
— und, in der Cinfeitung (6. 1.) naͤher bezelchnete Frage:
c0b bey einer Vermoͤgensunzulaͤnglichkeit des Ehemannt, und
> bey der: deßwegen gegen thn. ausgebrochenen Gant — der
Ehefrau, welche in Guͤtergemeinſchaft lebt, und weiche bers
ſelben entſagt hat, wegen ihrer Beibringens⸗ und andern Er⸗
ſatz⸗Fordexungen aud, ein Pfandrecht auf die Gemeinſchafts—
Liegenſchaften zuſtehe, oder nicht? - =
~ 4
i ‘ / \
Tred, Wandvedse der Ebeſfran. 439
sre Begonfend friteritotergahung.: De Froge ule dia Unter⸗
fuidung Pepeges, ich aber. pur znnerhalb der Grwyn 3G bas
difthen Landrechts. Der Verf. hat ſich, und wie Ref. dante,
quit callem:Reshe Far d bie Bejahung eniſchieden. h Peres wifs
Se Refs ia Giggeinen: Manches auszuſetenz; auch, Pat, cr di
Dagſtellimg micht allenthalben flor gefunden. Daf der Perfp
die, feangdfifdhe Jurisprudenz ES, 58.) mit derbepzleht, muß
ws -gabeht ;roashens da cin, Geſetz weldes.in Grankreldh onte
— Hanh, am ReGen: aud aus franzoͤſiſcher Surigpendens ertlaͤrt
wiade Indeſſen haͤtte Ref: gewoͤnſcht, daß der erly ſich pide
Sieh: nits. bee Benrextung· wie· man in Frankreich, die, oorselege
fe Frogs. hemnwyovte, begnagt haͤtze. Gin_auf- den biſtyxiſhen
Urfprung des Gefeges gerichtetes Forſchen wuͤrde hen Berg, ay
meiſt· an fol Riel gefuͤhrt habenr Ko zeigt her gon Dyve ys
sieran das Jrihnnat abgeſtottete Bericht qm, Peſten, Neha
Emneinſchati⸗· ier noch dem Sione dep Code bem Manne
eb dean fehald, die Gray. put. bie Gemeinſchaft. yergichtet (i
_ Fai femine yenonse, sa park dans, ja -commypeyts appartient
ison. amari),, i Shenfo leitet cine Vergleichung yes hen, Tribu⸗
moien: mitgetbeiltent, Projects (Tits. VI, art. 19. Tit. ꝛo. apt.
107-2] 1k.) mit Sen Betrachtungen oer Tribungle Anamentligg
bes. goni Reanes gu Lite 10; -Usts 144,)y;-gutd. dem, Eade,
wie ty jee Detlitgt (Act. 2117., 2118,, ad, 2131,) . unmitio)
bor gur-ividitigew · Loͤſang der Frage auf dem hiſtoriſchen, und
eben naan ficberften er — —— shin’: ——4
apa ee ey oe Teper; 4
MS gu SPR ce oo eae, Oo) — EtG ca ae ee
OE Po ME oo er ere MR a
nee reed ri * J (i ft" ‘ee . —
i ee ed
ae, : ‘in | hbrgerliggen ‘edhtdfieetighelten,. z on
é
- @bb i. -Chwi he Mroces. +;
Fgh bi Auflage. ‘Giefar, bt S. He. “Hives —
—— “te 444. S. Be | Pras Bf 36 ty”
Po te |
beg: wuftage Beer Sap — —— F
— —⏑⏑⏑⏑—⏑——— Praͤtiſton und: Klarheu ow Date
Tung ud geztichneten Schrift erſchien itn Sabre’ ¥8b0%' hfe: gud
te 4803.3 “pie dritte 1810.3 urd ole viere 1819. Die vor une
Uegende fainfte Mus gabe iſt zwar nur at wenigen Punkten son
der ihr zuinachſt vorangegangenen verſchleden, aber fie verditit
doch dub Ptavitat citer verbefferten Aufiage, inſoferne bieſe Wer
ſchieden heit ttl wirklichen Verbeſſerungen/ freatich fat: —
lich ‘nut von gormfeblern nihren! Beund Sat = tg. a + ®
$: 38. “30. ‘a9. ACCS SSE eG ONE ce Uae
Es ktinn nicht. ‘Ble Abſicht des Ref. ſeyni⸗ hier eine agin
Fafferive und. ing Gingetne’ gehende Beurcheilͤng dieſes Baches
Juͤ geben; ba ‘nut Bekanntes wiederholt werden muhte ‘Reh.
beſchrantt fig) dielmehr in Beglehrig aͤuf bie neue Uofage tur
auf din Benierkung, bag es ‘pur wuͤnſchen geweſen ware, der
Werf. hatte die newere Literatur ſorgfaͤltiger nachgeiragen, und
mehr berůckſichtigt. Eine Antwort hierauf⸗ liegt freilich zum
Theile ſchon in demjenigen, was der Verf. vor (26° Sabre,
gut Rechtfertigung des Mangels aw: vielen Auegaten in: ſeinem
Lehrbuche ‘gefagt bat, namlid,- daß ev durch baſſelbe ein Haudb⸗
buch nicht habe: unnoͤthig machen wollen, und daß die Litera⸗
tur⸗Kenntniſſe des Verfaſſers eines Buches aus dem: Inhalte
des Buches ſelbſt, keineswegs aus mit Allegaten ſchwangern
Noten beurtheilt werden muͤſſe, fo wie darin, daß, wie der
Verf. in der Vorrede bemerkt, die neue Auflage unter Verhaͤlt⸗
niſſen erſchienen iſt, die ihm keine Muſſe zu literariſchen Arbei⸗
ten geſtatteten. Wenn man aber auch dem Verf. zugeben woll ·
te, daß été ‘hufnabme bon zahlreichen Allegaten in: einem Lehr⸗
buche uͤberfluͤſſig (ep: (eine Auſicht, welcher Ref. am wenigſten
* ⸗
A
‘
SGrolman, Corerie hes ger. Verf. Ste aff. SRT
Pei rinſem Ewilproceßlcdrbuche beizutreten -neawmng): “for bike
doch an der Stelle, welche der Verf. bem, Mnfhipeen dex. Pros
sef Literatur ausdrulich wid met. .. $8 2 not,. 0) etwas forge
fAltiger gu Werte gegaugen ierden ſollen. "Ref. erlaubt fit in -
dieſer Beziehung im Einzelnen folgende Wemerlungen: von
Ohtz ens Anleitung Zuiogerichtlichen Praris Aft.1800, die zwei⸗
te Auflage; von Glaps DESS Einleitung inden: ard, buͤrg. ‘Sire
£08 2816—1817. in gry: Banden. die: vierte von D. C. Eb
Witti beſorgie Uasgobe, and von Claproths Einleitung
in die ſummariſchen Proceffe 1808. ebenfalls: die: ate Auegabr
erſchienen. (Der Verf. fuͤhrt blos aͤllere Ausgaben an.) Von
Soͤnnerns Hahdbhad des teutſchen gem: Proceſſes werden bles
S Baͤnde angegeben; von Rhein hardt s Handbuch des gem
euiſch. ogde Proceſſes wird murder erſte Theil angefuͤhrt, of
gleich der zweite ſchon 1323. erſchlenen if, Von Gens less
Eonmentar zu Martins Lehrbuch, berausgegeben von ‘Moxy
ſtadt, iſt gleichfals oer im J. 1825. erſchienene zweite Theil
nicht bemerkt; duch iſt nicht erwaͤhat, daß D. Guyet in Heo’
delberg daſſelbe Week in bemfelben Sabre’ herausgegeben hat,
He ffterd Inſtiiutionen des roͤmiſchen und des teutſchen Civifs
proceges: (Bonn 1825.) find gar nicht genannt. Wenn ferner dex
Berf, in h. 18. not. 2. nicht b los Lehr⸗ und Hanvbicer ves
Proceffed. auffuͤhren wellte Cwie ſich dieß daraus ergibt, daß ev
Hie allerbings fehr ſchaͤzbaren Abhandlungen aus dem teutſchi
gem. Civilproceſſe ton Linde (Bonn 1823.) aufgenommen hat):
fo Hatten gewiß aud C. Leop. Goldſchmidts Abbandlungen
aus dem deutſch. gem. Cidilproceffe und Martins und Walchs
Magazin fir den gem, teutſch. buͤrgerl. Proceffe hier eine Steve -
verdient. Ebenſo hatte Gens lers Anleitung gur gerichtlichen
Praxis (2 Thle. Heidelberg 1821. und 1825.) gewiß mit glei⸗
chem Rechte, wie die Schriften von Puͤtter und Mereau
her —_— — aufgefuͤhrt werden koͤnnen.
cheurlen.
ean J gt ol Civiba Prote *
Rake Audentungen bei der bevorſteheuden Umgeſtaltung
bet preuſſiſchen Jufti⸗Verfaſſung. Bon einer prak⸗
üſchen Juriſten. “Behe ‘bei Rint 1826. 16 6.
Dees 30° ty)
ist Die Abſicht des Veefaſſers der aad Blatter geht
dahin, diejenigen, welthe an dem widitigen Werle dee Reviſion
| dex preuſſiſchen Grſetzgebung zu arbeiten berufen find, auf ed
mige Punfte aufmerklam tzu machen; welche nad bed Berf. Da
farhalten- acaba tla ti hey ber — —
—— Yap eo es al
Als · ſvlchr Syunitte: wirden folgende — es 5 idl
#6: der gangen pPreuſſiſchen Monarchle serd ‘ein burch groifenos
Lbereintimmendes Geſetzbuch cin. wid daſſelbe Red gegebere wer⸗
Meh! 22) Halt der Berl Safir, daß far Preuſſen die allgdaty
nen · Puiacipien: Kés-Raidrechtes iminer Hoth die ‘Defite: gefeptige
Richtſchnut feyen-s 908 hierauf gebatlete neue Rawdwdt? was
de⸗ ohne: Absigens ku: febr in dad Debailiigg: gehen, alle Bin
Haliniffe. Ses rechtlichen Leben, Hadhided Verf's Anſicht, gu: and
fuſſen habeir, und jedes Provincial gefegbucyimdgte gaͤnzlich vers
ſchwinden.! 3) Scheint eß dem Verf.⸗hutchaus nothwendi, tog
tat Geſetzbuche überall bie beſtimmteſten Definit ionen tgegebesa
Werden. 4) Die hisherige Juſtiz ⸗Verfaſfungein Preuſſen ſollſe
beybehalten werden, ijedoch mit manchen Abaͤnderungen/ iwelcht
nomentlid auf: die·Veſchleunigung der Ptoerſſe ddgweden.. Zwar
werde die Verzoͤgerung nicht fowoht durch die Juſtiz⸗Verfafſung,
durch ‘dle: Vorſchrifteu dex Gerichts⸗Ordnung, veranlaßt “als
vielmehr durch Sie Menge der Rechisſtreitigkeiten, und durch
die Saumſeligkeit, womit die gefegtitven’ Vorſchriften befolgt
werden. Die Regiſtratoren, Kanzliſten, Boten, Suftig Cometh
favien, Deputirfen, Decernehten und MReferenten (een diekents
gen, welche faſt jedesinal die lange Dauer eines Proceſſes gu
| |
Karie Andent | HH: Reeth, Fubiy Ber. ~ . a8
seeantmorion habr;z Dehwegen ſcheint esis ahelondere ode
Gcxawonth, cued. Dieler ORC bE vane Pefchisuniguag: deg
Aroeiſſe seb. kxaͤttige Porkehcungen guy. deen: ie diegey iy
aiehung ampfieblt der Vrxf.daß die Borgande ber: Fellegien
ans Breniahen, Bomtrolle angewielen werden,..wnd, daß · die Regie
Bastyr Fanahrosepedition und Inſiguetien unter: di¢: Baengiie
Auficht der Derernenten geſtellt werde. Gy. Der Verf, haͤlt aß
Grner file, wuͤwſchenaweathe in allen Gachen, in welchen oſtiu⸗
Rowwmniffarien :banheler, G18 zum status causae- t cantroucur
siae ein: fepriftliges: Verfahren einanffibren: Dieſes Besfabyne
Loverkt der; Marfa wide den großen Voxzug beſſerer uederße⸗
uchteit (7 haben. Gp Bafondert Ruͤckſicht ſollte nach bea Bere
faffcxs Anſicht! ‘Deh Sahve · Werfuchtn gewidmet merdens Fndip
fer Beziehung ſchlaͤgt der Verf. vor, es ſollte geſetzlich beſtimmt
wmden HAG ind jeder Proteß · Sacha: eine befontere Taglahrt fuͤr
den Sithnes Verſuch abgehalen werden: muͤßte/ und daß den Ad⸗
orlaten, welchedoͤrig deun gloͤcklichen⸗Etfolge der, Verqleichs
Worſchlaͤge im. Wage ſiehen, eae. Gelingen deh Vergleies po
aniare Bortheilesbridue.. §) Der Verf. ſchlaͤgt rweiten in im
Fife: nuf: die Aeattonerm dig, Cinfülaung. pes: Viſchlaumigunad
printing or, ſo dn6; riafachero Rochlaſachen, deren Hbicte ung
teto5o, Mihlr⸗ betrdgt, ſpaͤteſtens sine -Mochen.,; bedeutendere in
ISP 2-7 6 Monatencerledigt werden. migten, - Qu-die(em, ox
bufe sfollte der Borland, des Gevidins: unter Mitwirkung des
Decarnenten: cine genaue; Controllr Aber: den Referenten fibres,
und Semfelben ben jedar neuen: Sadie, welde ihm zugetheilt
with, Pine. Friſt arbitriven, deren Nicht⸗Einhaltung unverzuͤglich
die nachdruͤcklichſte Ordnungsſtrafe zur Folge haben muͤßte. 9)
Yn der Gerichtsordnung im Ganzen raͤth uͤbrigens der Verf.
ſo wenig als moͤglich zu aͤndern, da ſich der Geiſt derſelben ſo
velfach als vortrefflich turd) bie Erfahrung bewaͤbrt habe; nur
ſalte fie, da, woe: o:fie gu recithaufig feo, namentlich in den zrhn
SEY, ot Tee Se
erten Titeln ves: erſten Thelied — werbenn Enn
Wh fpritht’-26): See Beef. den Wunfih vhs y* dag in Wey dhubh
auf die Ausbildung ex jAtigereit: Juriſten fo viel ws moͤglich
die bisherige Ordnung; namentlich ‘oe oreo Pruͤfungen beibe⸗
Vehälten werden moͤchteen.˖ Mur glaͤubt ees follten’, Bet Seth
genet groper Andrange zum⸗ Stauledieuſte im Juſtifache
Hut ſolche Subjelte zur erſten juriſtiſchen Pedfung zugelaſſen
wirden, welche ſich das Univerſitaͤts⸗Zeaguiß nr. 1. ober 2. edb
worben haben; and) ſollten wo miglich ate unvermoͤguchen
Vudauffallend mißgeſtalteten Per fotew vo? Rithteramte aus⸗
Veſchloſſen werden. Zum Saul: vewlet’ evi Wetfs-nody dard -
Niuf: bid, “wie eb an manden: Orten Aeicht ware; die fudged
Ppraktiker / ernſtlich und en, — —
Abe — —
Die vom Verf. —— cilia taint ab petty
— ſehr viele andere, zum Mindeſten ibenſo wichlige, beyfagen
ließen, verdienen allerdings eine ndbere Prafung von Seiten
betjenigen, welche bey der Reviſion der preußiſchen Geſetzge⸗
bung mitzuwirken berufen find. Indeſſen mochte Sod) oad Se
ſultat dieſer Pruͤfung, wie wenigſtens Ref. doffen gu. duͤrfen
glaͤubt, in manchen Punkten anders ausfüllen, gis der Beek
es wuͤnſcht. Naͤher hierauf edtpugehert, hazu ‘hat Ref. tebae
Veranlaſſung, da der Verf. nur Andeutung en liefern woll⸗
fe, und: daher ſeine Vorſchlaͤge auc nicht genauer motivirt bad
Es mag alſo genuͤgen, bie-Refer auſetet Zeitſchtift mit tem Yee
is diefer weenie: Slacker mee gemacht zu haben.
eee : —
Savigny (F. C. v.) Geſchichte bes Roͤmiſchen Reches
inm Mittelalter. 4ter Bo,, bas. 12te Jahrhundert.
Sarigny, Geld. des Ram. Rechtarim M. A ar Bd. ras
Hribelterg bi Mohr 1826. KX. — —
s3 fi — —
OS a as ee an,
- Dew Plan des wichtigen ‘Wertes, defen: nevefteese bell, -
int Gefchaftgt, it im Gangen, als bekannt vorausgzuſeten. Bate
ten: bie erſten beiden Bade. (1815-.:46u) die Abſicht die Art der
Sorthauer beh Rdmiſchen Rechts in den dunleln Jahrhunder⸗
ten des Drittelapers big. auf Irnegius in der Anwendung und
einzelnen wenig kraͤſtigen fiterarifeen, Erſcheinungen, nachzuwei⸗
ſen; ſo aͤnderte ſich die Aufgabe in den folgenden waſentlich,
nun auf grofe und. ſchr wuͤrkſame wiſſenſchaftliche Thaͤtigkeit
faſt ausſchlietend gerichtet. Der dritte (1822.) gab ben dies
fen literarhiſtoxiſchen Unterſuchungen das Algemeine; He ber vier⸗
beginnt die, einzelnen Eroͤrterungen, welche ein flnfter durch
| bab 13te, eit. ſecheter durch das 14te und ißzte Jahshundert
tortfuͤpren fell. Sinen befonders : anziehenden Abſchnitt dieſer
Zeit, den in roelchem. unſre Wiſſenſchaft einen, ſchoͤnen neuen
wiufſchwung nahm und durch vortyeffliche Leiftungen den großen
Ginflug begrdindets, den das Romiſche Recht in allen folgenden
Jahrhunderten auf die Europaͤiſchen Verhaͤltniſſe und Bildung
exhielt, ſtellt der Band bar, pn, meldem id) jetzt verſuchen
merde unfern Leſern Rechenſchaft gu gehen. Es ſoll geſchehen,
indem ih den Eindruck ſchildere, welchen ſowohl ein ſchnelles
um des geiſtigen Genuſſes willen angeſtelltes Leſen, als ein
fpdteres genaues Studinm des Buches bei mir hervorbrachte;
wid dann einen Blid werfe auf das Feld neuer literariſcher Ar⸗
beiten, zu welchen £6 Einleitung, an, und ——
terſtuͤtzung / darbietet.
Ohnerachtei Hugos und ———— — trefflicher Winle
— aber dieſe Zeit; ohnerachtet Gartis gruͤndlicher Untrerſu⸗
chungen und der ſchoͤnen Forſchungen in Wencks Vadarius,
jn Guy dev allge meinen Darſtellungen aus derſelben Zeit in Sas
—
re 01 YY, — — am pan
+ high dettiem Bande Ande .thix, id GARGS —EE
und ſchwerlich mir allein, das wichtige erſte Ear bund est aber
Gioffatoren-SGule, immer noc ein faft unbefanntes Land gee
Bebe oto te tay ader in Sicfer Lebendigen Darſteliang der
cit inert Welehrten· fee Zeit weiter ‘tas, fable ich müch im⸗
miet mehr heimiſch bel (hnin, and wae dn abe gi tive they
ſð anfchaäulichen Bilde ithe Zeit ‘helattql!”' At8boin einer “fietite
Sen Graves Am ber fey abvday: idinds “ahfestegiito” ‘elniget by
eit’ ille Heckmaßige Mitcet cangewandt alte; fle rechi Ferme’
a lernen.' Getb(t' in ‘det Besiehung’ pat Ber er gteidy, bd
wie ‘mah’ ſich leicht waͤhtendꝰ te erſten? Stukben vder Tage whi
heimiſch! it dinbr Feemoen Stadt faglee PE hil dieſe rinzel⸗
rien Schilderungen anfauigs trocken erſcheinen. bee wie ‘batt
virſchwinuen bas! wie grohein Genuß rlängt man, wenn mai⸗
nim eben durch diefe! Eürelnheilen linfaͤngt gahg tigertfily “i?
Havife zu“ werden ‘in vines far unſte Wiſſeiſchaft ſo lcbenbiglin
vind kraͤſtigen mit ‘ved! deſchraͤntteſten Homsinltluln ſo ‘viel fete
ſtenben Beit! ‘wad Savlfeſbſt (S. MEL)™ (opr richtig “ath
Ven ſchonſten Grivintl? waͤhret Riferar Geſchlchte atgibt , ‘ne
ganzen ſpaͤterhlu gewoͤhmnich vdllig gu’ ’ Srinbt! gigagnet wile
ſenfchaftilchen Charakter etner vergangnen Beit i feivien eigen⸗
thumlichen Borgiger’ ‘arid? Rachtheilen lebentiig aufgufaffen; um
ſich durch das Herrliche berfelberr ſo erwaͤtm⸗ und bélebt gu’.
faplen, daß dadurch aͤhnliche Vorzuge zu dem eigenthuͤmlichen Gu⸗
ten lieuerer Zeit hinzutreten nidgen? bas ift Bite bie erſtée BGloͤß⸗
ſororrũ · Zeit trefflich eingeleitet durch dieſes Bud; ; und ſomit
Dit geiſtige Genuß, welchen ed gewaͤhrt, dads einer det ſthöne
Fruͤchte far unſer Studium verheißt. Sehen wir nun ‘Heer
nach, wodurch dieſes ſchoͤne Refaltat erreicht Uy fe. geigt ſich
Cnargentlih. in Vergleichung mit, dem doch auch vortrefflichen
Sarti) als Hauptgrund der feſte Hinblick auf jenes Ziel, wels,
chem gemaͤß Alles bearbeitet und; dargeſtellt iſtz keine god. ſo
4.
ee.
Savigny, Geſch. dee Nige- Rs Aw M. A. ae Gd, rae,
kelmeniche Unterſuchung ahgelehat,mpo · ſu: wachtig war, wa⸗
durch beſonders die eigentlich wiſſt uſcheftliche nd: —*
ſche Dhatigheit oer Gloſſatoren ein · gang mues Licht gewornen
hats: dagegen nie: cine. blaßr Curioſitaͤt, was fo leicht den: Liter,
ratoren. begegnet, Lerfolgts die Darſtellung ſo, dG. alle. Haupt⸗
quellen in großer Vollſtaͤndigkeit an die: Spige geffelt, den Les:
fer gleich der alten Zeit ſelbſt recht nabe bringen, daß dann. die:
Hauptpuncte aus. dem: Leben jedes Gelehrlen ſorgfaͤltig gepruͤft,
wohlgeordnet in wuͤrdiger gedrangter Sprache erzaͤhlt, und end⸗
lich (im Unhange) reichliche Proben ſchrifiſtelleriſcher Thaͤtigkel
dieſer Gelehrten vorgelegt werden. Bei einer einzigen Darſtel⸗
lung moͤgte gegen einen dieſer Punkte, die zweckmaͤßige Anord⸗
nung, gefehlt fein. Die vier Doctoren (Bul garus, Martie
nus, Jacobus, Hugo) ſind ſo abgehandelt, dag, nad tie
net turgen. gemeinſchäftlichen Einleitung (S. 63*63.).in dew
meiſten widhtigen Beziehungen jeder einzoln vorgenommen, (S.
69- 150.), und Santi: unter der Ueberſchrift gem: cinfame
Ver hältniſſe einige. Begiehungen derfelben oder. zweier von,
ihuen guar Kaiſer dargeſtellt werden. (151 171.). Da num
dieſes Letzte gang vorherrſchend die. deiden Erſten betrifft, und
Hom Wichtigkeit iſt gu Vollendung tives richtigen Bildes ana
Gharafter und Einfluſſe der beiden Sedeutenden Manner : fo:
bleibt waͤhrend man oon jenen Beiden liest, einige Dunkelheit
iit Begiehung auf fie gurid, weldje wegfallen wuͤrde, wenn gue
erſt Bulgarus und Martinus aͤuſſere Berhaltniffe, foferni
fic eden eingeln betreffen, dann diefes Beiden Gemein(daftlic .
de, Oarauf das Literarifde bei Beiden abgehandelt ware; wos.
neben dann bei den folgenden bloge Zuruͤckverweiſung geniiges
fonnte, Z
Das demnaͤchſt folgende genauere Studium, mit vielfacher
Vergleichung der bei mir befindlichen Handſchriften und Muse
alge aus Handſchriften und der auf unfrer oͤffentlichen in vere ·
⸗
8000 Redtsactslate. — ot
ſchiednen Faͤchern gue verſehnen Bibtiot het: eovektbignn gebendten
Werke gewahrte: ein: night minder erfreuliches Reſultat. Der
bearbeitete Stoff findet ſich gu großem ‘Xhelle, namentlich ſo⸗
fern. er die Gufers Verhaͤltniſſe dex Gloſſadoren betrifft, faſt voll⸗
ſtaͤndig und mit ſehr guter Kritik bearbeitet, dei dem von Sav.
ſtets mit groͤßter Anerkennung benutzten Sarti: aber Alles
iſt hier von Neuem durdhgeforfdt, vielfach mit neuen aus den,
Quellen geſchoͤpften Griiaden belegt, oft berichtigt, ſtets zu ei⸗
nem diel lichtvolleren Gangen geordnet. Ein andrer bedeutender
Theil aber, namentlic, faſt jede genauere und vollſtaͤndigere Une.
terfuchung uͤber die ſchriftſtelleriſche Thaͤtigkeit dex Gloſſataren,
iſt: hier zuerſt gearbeitet, indem Sarti ſie ſehr, in ihrem bib⸗
liographiſchen Theile faſt ganz, zur Seite liegen fies, und Andre
(ein paar gang einzelne Ausnahmen abgerechnet) entweder dem.
Plane ihrer Werke gemaͤß hierauf nicht tief eingehen konnten,
oder es ganz ſchlecht und duͤrftig thaten. Auch in dieſem neuen
Theile nun ift, ein bei der Art Unterfudungen faſt unbegreifli⸗
cher Reidthum und Genauigkeit. erreidt. Go ſchließe ich we⸗
nigſtens daraus, daß aus meiner Handfdriften Kenntniß nur
ſehr wenig; aus dem mir von laͤngrer Beit ber nicht unbekanu⸗
ten und jegt gu dieſem Swede vielfach nachgeſehenen im Fade
der Gloſſatoren reichen *) hieſigen Buͤcher⸗Vorrathe nidt ein
cingiger nennendwerther Madtrag gu dem von Gav, Uufges
gezaͤhlten miglidy wurde. Mit groger Freude folgt man auch
den nicht ſelten nothwendigen ſchwierigen Unterſuchungen, we⸗
gen des großen Reichthums von Gruͤnden die aus der tiefſten
Kenntniß jener Zeit mit großem Scharfblick pflegen herbeigeholt,
und wegen großentheils uͤberzeugenden Richtigkeit oder doch
2 evs
) as aue von Sas, ale: gedrudtt aufgefuͤhrten Gloſſatoren⸗ Wette, mit
Ausnahme nur zweier, find hier, bie meiſten in mehr als eal |
einige in. allen yon ihm gefanntch Muggaben, —
X
Savigny, Geſch. des Rim. Rechts im M. A. ar Bd. 129
grofen Waghrſcheinlichkeit des daraus Hergeleiteten Reſultats.
Daß im Einzelnen in diefer Beziehung bier und ba Zweifel
fbrig bleiben, verftebt ſich.
Um diefes Urtheil gu Belegen Hebe id) nun, der Reibefolg
des Buches nad, eingetne Puntte heraus. Bon ver Rechts⸗
fdhule in Ravenna wird, haupt(adlid) aus Damianus (S. 4.)
ein beſtimmtes Bild entworfen, in weldem das eingige Stid,
daß diefe Schule den grammatifdhen Schulen abhnlid, weit ent.
fernt bon der Unabhangigfeit der Schiler in Bologna geweſen
fei, kaum hinlaͤnglich begruͤndet iſt. Da naͤmlich der ſehr be⸗
redte und ſeine Worte wenig wagende Damianus in dem Zu⸗
ſammenhange, daß er die Lehrer, die in der Schule herrſchen,
auffodert ſich, als religioͤs Irrende der disciplina ecclesiastica
qu unterwerfer, ben einer ferula der Lehrer fpridt, fo hat ex
dabei ſpeciell (hwerlid) an etwas Andres al’ an die.disciplina ~
ecclesiastica gedacht, und wird fomit jeder Schluß aus jenem
Worte auf die Verhaͤltniſſe der Nechtsſchule gewagt ſein. — Ue⸗
ber Pepo wird die geringe Zahl bisher bekannter Nachrichten
durch eine hier zum erſtenmale gedruckte Gloſſe Azos in einer
Bamberger Handſchrift vermehrt, und aus ihr gefolgert, er ha
be nichts geſchrieben. Autopſie derſelben macht mir einen an⸗
dern Sinn dieſer Gloſſe wahrſcheinlich, Es ſtehen naͤmlich, oh—
ne Verweiſungs⸗Zeichen, der ganzen Nachricht des Pomponius
uͤber Coruncanius die Worte gegenuͤber sic in doming Peppo
Az., die daber eber eine allgemeine Berfleidung des Pepo mit
Coruncanius, in Beziehung, auf alles von ihm: Gefagte, qui
primus profiteri coepit, cuius tumen nullum scriptum ex-
stat, sed responsa complura et memorabilia’ eius fuerunt,
als blos auf die mittleren Worte enthatt. Damit ware haupt⸗
ſaͤchlich gegeben, daß Ago dieſen Vorgaͤnger von Wenerius for
einen ausgezeichneten Mann erklaͤrte, womit auch Odofredus
befaunte Nachricht fid) wohl vereinigen lift, -uny-wopHw ar.fid
Krit. Zeitſchr. Ih . 9
-
\
130 Weoqhts geſchichte.
große Wahrſcheinlichkeit ſpricht, indem ſo haufig der großen Re
formatoren Manner voraufgehen, die, gu durchgreifender Mes
formation nidt fraftig genug, dod) fir diefe ben Boden tuͤchtig
bereiten. Dieſes fann dienen gur ‘Widerlegung von Sarti und
Andern, die den Pepo, was Sav, nicht thut, faft verfpotten.
Die erfte Hauptunterfudung betrifft den denkwuͤrdigen
„Stifter einer Sdule, welche in einem grogen Theile von Cus
ropa dex Rechtswiſſenſchaft eine neue Geftalt gegeben hat, und
in vielen Verzweigungen noch jetzt beſteht“, Irnerius. Das Aeuſ⸗
ſere betr. war bei dieſem allgemein genannten und von Vielen
behandelten Gelehrten beſonders Krijik erfoderlich zu Abweiſung
falſcher Behauptungen. Dieſe it denn auch, anf Garti forts
bauend, ibn mandmal beftreitend und beridtigend, reichlich und
forgfaltig angewandt. Ich bebe Folgendes aus, |
Die in Deutſchland vielfad, aud von Haubold, angenom:
mene Meinung, Irnerius fei cin geborner Deutſcher, wird vers
worfen; und gwar aus Grinden, denen id nichts entgegengus
ſetzen wuͤßte. Doc) bleibt mir, da ih Btt gers Vertheidigung je
ner Unnahme, der Haubold groped Gewicht beilegt, nicht
felbft nachſehen fonnte, nod) einiger Zweifel. — Fir die Nach⸗
richt zweier nidt gang verwerflider Schriftſteller, des Trithe⸗
mius und Diplovataccius, daß Irnerius aud) zu Rom gelehrt,
moͤgte man eine Erklaͤrung wuͤnſchen, um ſich bei ihrer Beſei⸗
tigung (S. 29.) voͤllig gu beruhigen. Koͤnnte fie nicht in Ir-
nerius unzweifelhaftem Aufenthalt in Rom in Staatsgeſchaͤften
liegen, welchem jene Schriftſteller einen andern Zweck irrig un⸗
terlegten?
Das, durch Sar. faft gang neu geſchaffne Hauptſtock die⸗
ſes Abſchnittes iſt die Unterſuchung fiber Irnerius Gloffen. Bors
hereitend:-ift die Frage, woran man fie erkenne. (G, 29. ff-)
Dag G und Y Siglea fir Irn. Gloſſen find, wird sAbergeus
gendidargethan; and J als Bezeichnung des Gen. bei foges
I
t
|
|
|
‘
4
nag
Savigny, Geld. des Rom. Rechts im M. A. gr Bd. 333
nannten Notabilien zugegeben; hingegen Yr nur wo Andre ihn
citiren; indem es als Sigle einzig den Henricus de Baila be-
zeichne. Alle Zweifel moͤgten hier noch nicht gehoben ſein. Ob
J je den Irnerius bezeichnet, fragt ſich: einmal, wie Sav.
ausfuͤhrt, gewiß einen Neuern, ewa Jacobus, und warum dies
ſes nicht immer? Die Abwechslung dieſes Zeichens mit G und
V nabe hintereinander ſollte doch eher auf Verſchiedenheit als
Adentitaͤt ded damit bezeichneten Gelehrten hindeuten. Beſon⸗
ers. zweifelhaft aber iſt das Zeichen Yr. Bon der einen Sel.
We naͤmlich iſt hoͤchſt unwahrſcheinlich, daß dieſe ſo natuͤrliche,
und, wenn Andre den Irnerius citiren, ſo gewoͤhnliche Be⸗
zeichnung, von. Sen Abſchreibern nie ‘als Sigle ſeiner Gloſſen
gebraucht fein ſollte; von der andern ſteht das Zeugniß des Ros
fredus, daß Heinrichs von Baila Gloſſen, mit dieſer Signatur
verſehen ſeien, durch die ton Gas. verglichnen Hdidr. und.
Ausgaben (audy noc eine der hicfigen Bibliothek sine-loco et
anno) ziemlich feft, nod beftatigt (wenn gleid) nicht dadurch, dag
fonft feine Gigle fir den befannten Gloſſator Heinrich ſich nach⸗
weiſen ließe (S. 95.): Denn Sarti I, 100. fand Hr, welche
Buchſtaben ex nur auf ihn gu beziehen weiß), dod) dadurdy,
daß es Yr bezeichnete Gloffen gibt, vie beftimmt juͤnger als. Ir⸗
herius find. Hier wird die Auflifung ſchwerlich in etwas An⸗
derm liegen als in der, aud) gang nafdrliden, Ynnapme:, daß
bie und da Zweideutigkeit bei den Gloſſen⸗-Unterſchriften ſtatt
fand. Dieſes und Uebereinſtimmung der Gloſſen⸗Sigle mit der
‘bei Citaten gebraͤuchlichen Abkuͤrzung wird um deſto eher bei
Irnerius anzunehmen fein, weil. ev,: als erſter Gloffator, ſchwer⸗
lid) Veranlaſſung hatte, ſich ſelbſt eine Sigle gu. wablend wur⸗
be fie aber. von Abſchreibern erſt erfunden, ſo hatten Spaͤtere
nicht ſo viel Scheu ſich auch derſelben zu bedienen, als wenn
fie authentiſch geweſen ware, Und laͤßt ſich nicht auch denken,
daß, wie die Literatur untergeſchobne Schriflen kennt, ſo auch
9 oe |
13223 J Rechtsgeſchichte. rr’
untergeſchobne Gloſſen vorkamen? und daß Rofredus Nachricht
eigentlich heißt, Heinrich von Baila habe ſeinen Gloſſen da
durch groͤßeres Anſehn gu verſchaffen geſucht, daß er fie mit
bem Zeichen des Irnerius unterſchrieben? Zum Beleg fir das
~ pier und da Schwankende der: Gloffens Siglen kann id mid
darauf berufen, daß aud) Y, ba8 gang guverlapige Seiden des
Senerius, in einer ſehr forgfaltigen Handſchrift, ber Stutigare
ter de8 Codes, beftimmt eined Neuern Gloffe bezeichnet, zu der
Friederichſchen Verordnung Sacramenta puherum, die dort im
Anhange ſteht. Das Refultat moͤgte alſo fein, daß — worauf
aud Sav. hinweiſt — auſſer den Siglen nor) beſonders anf
Snbalt,. Sprache, altere pder neuere Schrift, geachtet werden
mug, um bei den einem: beftimmten Gelebrten gugufdreibenden
Gloſſen ſichtr zu geben; daneben aber, daß wie Y, fo auc Yr,
wohl auf Irnerius gedeutet werden koͤnne. Go viel indeffen
gebe id) gern gu, dag bei Vr, weldyes allgemeine Nachrichten
und einzelne Beiſpiele Vorzugsweiſe auf (pdtere Zeit begiehen,
nod) mehr Vorſicht als bei Y-nodthig ift,
Say. gibt nun weiter — was jeden Freund diefes Theils der
Literatur ungemein freuen muß — as Gloſſen des Irn. aus
ben meiften Theilen bes Corp, iuris: die erſte nennenswerthe
und zuverlaͤtige Sammlung derſelben, welche gedruckt erſcheint,
indem was Fattorini. (bei Sarti Bd, II. S. 187. ff.) aus ei⸗
ner Hofer. des Coder gibt, an ſich wenig ſagend, und nod
dazu in. feiner Eigenſchaft als Irneriſch gang unverbirgt iſt.
Bon dem. When findet ſich in Gav. Gammlung das Gegens
Abeit, an deren Wuthentie. namentlich kaum irgendwo ein Zwei⸗
fel fein Fann (bei num. 37., wo diefes anders fcheinen koͤnnte,
fehlt nur mittelſt Drucdfebler das bei Odofredus: beſtimmt ſte⸗
hende Yr); nur unmittelbar oon Irn. iſt laͤngſt nicht Alles,
viele Stellen aus der Relation Andrer genommen (gleichſam
fragmenta citata). Auch die ausgewaͤhlten Stellen find gros
eo |
|
a
Sadigup, Geſch. des Rim. Rechts im M. A. gr Bd. 133
fientheils in inet ober andern Beziehung befonders -intereffant :
- denn freilic alles Irneriſche, was er fannte, wollte Gav. nae
tuͤrlich pier nicht geben, fo intereffant aud) fein migte, von dies
fem bedeutenden Manne Wes, was, ſich irgendwo nod) findet,
7 zuſammenzuſtellen. Die dafuͤr wichtige Aufzaͤhlung von Hoſch.,
in denen ſich dergl. findet, S. 37., laͤßt ſich natuͤrlich now
vermehren. Co weit meine jetzige Kenntniß reicht, im Digestum
vetus burdy Cod.: Lips. Paul. 873, ibid, 876; -und nod cine
dritte Serfelben Bibliothek, in der Jen. W. L. 3. i908, num.
6. ff..mit num.'3. bezeichnet; Bamb. D. I. .6; Rom. Vat.
2612; Palat. Vat. 737, in welchen allen 6 die’ bon Gav. fhe
zuverlaͤßig gebaltne Unterſchrift Y vorkommt; vielleicht aud in
Bamb. D. I. 13, und Monacens. sign. 187 235, wo ſich die
Unterſchrift Vr findet. In den Inſtitutionen in einer im Pro-
drom. corp. iur. ſ. 44. genannten, und zufolge neuerer Mads
richt von Wachsmuth, Vindoh. num. 25., wo Y, vielleicht
eine andre des Prodr. J. c. wo Vr unterſchrieben iſt. Im Goo
ber, Cod. Stuttgait. (Unterſchrift Y). ©) Bon gedrudten Huͤl⸗
fen weist Gav; ſelbſt, was Accurfius fir die Inſtitutionen
gibt, nah Biener, vollftandig nad) : natuͤrlich gibt er aud
in den andern Theilen Manches; und aud) Odofreds Folianten
werden auffer dem bon Savigny Ausgezognen noch Man⸗
wes; Andres Vacarius liefern. — 3u Charakteriſirung von
J Irn. Gloſſen werden S. 25. ff. theils Zeugniſſe andrer Alten
tbeils eignes urtheil gegeben. Dort wird, was fruͤhere Litera⸗
toren uͤberſahen, hervorgehoben, daß ihm beſonders dialcktiſche
Schaͤrfe zugeſchrieben wird; hingegen das defannte und vielfach
*) Ich gebe hier und bei den boldenden Gloſſatoren bei Dig. vet.
und Inſtitutionen was meine Handſchriften Kunde gewäaͤhrt, voll⸗
ſtaͤndig; bei den andern Theilen nue was mir gerade gegenwaͤr⸗
tig ift.
—R
34} Mec tegefmidta |
vorkommende Seugnif der Alen fiber ſeine deſondre Clegang,
ich ſehe nicht warum? uͤdergangen. Hier wird die Frage un⸗
terſucht, in wiefern ihm als Gloſſen⸗Verfaſſer Originalitaͤt zu⸗
zuſchreiben fei, und dabet zugegeben, daß einigetmaßen aͤhnliche
Gloſſen fruͤher geweſen ſein moͤgen, aber, wegen der ihm eigen⸗
thuͤmlichen Trefflichkeit und Kraft, dennoch Originalitaͤr behaup⸗
tet, beſonders in den ins innere Weſen des Rechts eindringen⸗
den ausfuͤhrlichern (Marginal) Gloſſen. Die! erſte dieſer Bee
hauptungen hatte, nod) beſtimmter als durch MRoß hirts Ver⸗
muthungen, durch den Inhalt des Prodr. C. Js S. 228. fi
belegt werden koͤnnen, wo von 4 Jnſtitutionen⸗Gloſſen bed 9.,
10., 1iten Jahrhunderte einige Verwandtſchaft mit. Accurfius
nachgiwieſen wird, und daher wahrſcheinlich iſt, dag Irnerius
die. ihm. ſo biel. naͤher ſtehenden Vorgaͤnger benutzt bat, und auf
dieſem Wege dergl. anUccurfius gelangt iſt. Gewuͤnſcht hatte
ih aud, daß Gav. den Anknuͤpfungs⸗Verſuch Sartis an die
Gloſſen der Theologen, die, ſowohl wegen Entſtehung der juris
ſtiſchen Studien aus einer Nadfrage Aber den as im neuen Ley
fiamente, als wegen Irn. fruͤherer Bildungsgeſchichte einige
Wahrſcheinlichkeit bat, durch Vergleichung theologiſcher Gloſſen
aus jener Zeit, hatte weiter verfolgen moͤgen. Trefflich wird
nod). hervorgeboben die beftimmt fidptbare kritiſche Richtung vow
Irnerius, ſeine Verſuche ſelbſt aus dem urſpruͤnglichen Zuſam⸗
menhange der Pandektenſtellen fie auszulegen. Ungern vermiffe
id) ndbere Nachweiſung Aber den Einfluß der Irneriſchen Glo
fen auf die fpatern Urbeiten, wofuͤr num. 8. der im Anhange
gegebnen Gloffen einen Anknuͤpfungspunkt gegeben hatte.
Naͤchſt Sen Gloffen werden die Wuthentifen, als Hauptpro⸗
dukt · bon Irn. ſchrifiſtelleriſcher Thaͤtigkeit ſorgfaͤltig eroͤrtert,
im Gangen mit Biener, aber vielfach deſſen Unterſuchungen
aus reichlicherer Handfcpriftens Kunde weiter fortfibrend, (eine
Savigny, Geſch. bed Nm, Rechts im M. a. 4v Bd. 135°
Refultate fefter begrindend. Dahin gehbrt befonders (S. 379.
ff.) die kritiſche Unterſuchung Aber die Lesart bei Gregorius an .
einer Stelle, in welder man geglaudt hatte ein Authentiken⸗Ci⸗
tat gu finden aus etwa 50 Hoſchr. und. vielen Uusgaben. Neu
hinzugefuͤgt ift bier hauptſaͤchlich der Abſchnitt von Authentiken
in ‘Movellens Handfdriften, die, fo viel befannt, vor Gav. von
niemandem nachgewieſen rontden. Er fand fie in zwei Hand-
ſchr., einer Muͤnchner und einer Wiener; der aͤußern Gorm
‘nad den friber befannten gleich (Ueberſchrift C. N.); bet die
Novellen geſchrieben, aus denen ſie gezogen ſind; meiſt ver⸗
wandt aber nicht identiſch mit denen des Codex; meiſt anonpm,
einmal M (Martinus) unterzeichnet. (Sch) fand in der Muͤnch⸗
ner Hd(dr. an noth gwei andern Stellen gu Coll. IL. const.
1. die Unterſchrift M) Diefe Enthedung benugt Sav. zu der
(vorlaͤufig allerdings wahrſcheinlichen) Annahme, daß hier der
Anfang der geſammten Authentifen gu ſuchen fei, indem fie,
bei den befreffenden Novellen felbft, nichts Underes als die aud _
ſonſt vorkommenden Notabilien ſind; daß ſie dann aber bei den
JInſtitutionen, beſonders bei dem Coder, als an der paßlichſten
Stelle. eingerhdt, nad und nad bei den minder paßlichen weg
blieben. Da nichis entgegenflebt, aud die, nur in ein paar
Musnabmsfallen M. untergeidneten Movellens Authentiten als
ihrem Hauptoeftande nod von Irnerius herrdbeend zu denken:
fo wird gud nach aͤußern Grinden dieſe Erklaͤrung wohl ste J
lnoͤßig fein. Ihre genaueſte Pruͤfung indeſſen moͤgte erſt hervor⸗
gehen aus der Zuſammenſtellung aller Authentiken in ihren nun
bekannten drei Hauptarten, indem ſich aus dieſer wohl einzelne
Anhalts punkte ergeben moͤgten, fuͤr die Frage ob fie unabhaͤn⸗
gig von einander entſtanden find? (in welchem Falle ſchwerlich
von allen drei Claſſen derſelbe Hauptverfaſſer moͤgte anzuneh⸗
men ſein) oder, im entgegengeſetzten Falle, welche Ciaſſe die ure
ſpruͤngliche ſei, aus welder ble andern gefloſſen fein fonnten ?
130 Rechtégeſchichte.
Eine —— derſelben in dieſer Form muͤßle auch in —
andern Beziehungen gewiß bon Intereſſe fein )
Ein formularium tabellionum, quaestiones, eine Schrift
de actionibus werden noch, theils aus gedrudten, theils hand⸗
ſchriftlichen Nachrichten dem Irnerius zugeſchrieben, fo dag ex
aAls cin far feine Zeit febr frudtbarer Schriftſteller erſcheint. |
Ueber die nadften Nadfolger bon Irnerius, Raymundus
de Gena und Walfredus bier der wichtige Nadtrag su Gare
ti, daß de6 Letzten Hoſchr. vom Dig. nove haufig bei kritiſchen
Gragen genannt wird. Was S, 68. von Veteres praecepto-
res ſagt, batte migen befonders hierher gezogen werden,
Ueber die vier Doctoren (S. 63—171,) werden die bez
fannten fie gemeinſchaftlich betreffenden Zeugniffe mit einem iv
teveffanten handſchriftlichen, vor einer Controverſen-Sammlung,
vermehrt, wo ſie quatuor legum lilia varios honosque odo-
res referentia heißen. Die eine der laͤngſt bekannten, nach
welder fie Schuͤlet des Irnerius, und von dieſen anf dem Too
tenbette in gwei Berfen charalterifirt feien, wird, af8 nur im
unddten Otto von Morena enthalten; und weil die Beit nidt
wohl ſtimme (von Irnerius die letzten Nachrichten 1118, von
dieſen die erſten 1154) gang verworfen, und daraus erflart,
daß man, weil zwiſchen Stnerius upd ihnen fein beruͤhmter
Name vorkomme, geglaubt babe fo anknuͤpfen gu ſollen. Of
fenbar ift nun aud bie gange Erzaͤhlung etwas Maͤhrchenhaft;
Wher won ber andern Seite gibt es doch aud untesfldgende
Gruͤnde fuͤr die Wahrheit wenigſtens eines Theils jener Erzaͤh⸗
9) Hier gelegentlich noch dieſe Nachricht. Die Muͤnchner Inſtit.
Hdſchr., vormals nach Benedict⸗Beuren gehdrig num. 92., bat zu
I, 12. quibus modis §. 4, cine Art Authentike aus Jullanus:
Corrumpitur a capitulo secundo libro Novella-.
" rum posito. C. N.
*
Savigny, Gefd. des Rim. Rechts. im M. A. gr Bd. 137
lung, die, wenn gleid) nicht gleidgeitig (im aͤchten © tto. fies
bend), dod alt fein fann (indem die in Handſchriften enthalts
ne Vermehrung deffelben vielleicht bald berfagt iff), Da nde
lid). Bulgarus 1166 vor Alter kindiſch ſtarb (Gav. S. 86. 87,
vixit tanto tempore quod. deductus est in infan-
tiam Odofr.-bei Gav, a. a. O. cit.), fs fonnte er xecht wobl
Irnerius Schoͤler ſen.
Sir Bulgarus wird als Name auch Bulgarinus, und eben
falls als eigentlicher Name, bei ſpaͤtern Schriftſtellern (S. 76.)
Os aureum, als Sigle der Gloſſen B. nachgewieſen. (Bul. fagt
ber in diejen Dingen dod) wohl nidt gang gu perwerfende, aber
bon Gab., fo piel id) bemertte, nidt gebrauchte Modus. le
gendi abbreviaturas in iure: aber B. iſt ſo haͤufig in Hand⸗
{cbriften, dag an dex Richtigkeit aud) diefer einfachen Sigle gee
wif nidjt gegweifelt werden kann.) Ueber. Bulg. duffered. Res
ben werden mebrere Sagen genaues Prdfung unterworfen, und,
aus der umfaffenditen Bader» und Handfdriften- Kunde fo wie
derlegt, daß fie jetzt als voͤllig beſeitigt angeſehen werden tine
nen. So die. Nachricht, B. ſei vicarius imperatoris geweſen
als ſpaͤter Erklaͤrungs⸗ Berfud) der mißverſtandnen curia Bul-
gari (Haus des Bulgarus, welches von der Stadt gekauft und
_ gum Rathhauſe gebraucht wurde); die, ex fei in weiter Ferne
geftorben, dadurch daß in det Stelle bei Uccurfius das Ausfal⸗
len eines secundum, beſonders auch durch Nachweiſung einer
unbeſtrittnen Parallelſtelle bei Odofredus, erwieſen wird, wo⸗
vad nun Bulg, nicht Beiſpiel, fondern Yutoritat it fie die
rechtliche Behandlung eines in weiter Ferne erfolgten Todesfal⸗
les. Ein paar (bekannte) Anekdoten aus Bulg. Leben were.
den ©, 85.. ſehr tidtig ald Beweiſe eines edeln Charatters ers
zaͤhlt. — Fir Martinus Gosia wird die Sigle M. nachgewieſen
(M. oder Mar. pat aud) ber modus leg. abbrey.), und der
Urſprung des laͤcherlichen Mißverſtaͤndniſſes, als ob feine Fami⸗
138 a Rechtsgeſchichte
lie in den Fuͤrſtenſtand erhoben ſei, gzezeigt. Das Rahthellige
Aber Martinus Charakter, was in einigen Erzaͤhlungen der Al⸗
ten vorkommt, wird nirgend zuſammengeſtellt, etwa weil Sav.
e8, wohl nicht ohne Grund, der Leidenſchaftlichkeit ſeiner Wi⸗
derſacher zuſchreibt? — Beiden gemeinſchaftlich find allerlei Bers
haͤltniſſe zum Kaiſer, wo ſie theils miteinander theils gegen ein⸗
ander handeln. Das bekannteſte hiervon, ihre Zuziehung zum
Roncaliſchen Reichstage (nebſt Jacobus und Hugo) wird S.
161, ff. forgfaltig beleudjtet. Das bekannte Rechts⸗Gutachten
fiber die Regalien wollten fie nicht anders als mit Zuziehung
ſtaͤdtiſcher Abgeordneter geben, deren 28 ihnen beigeordnet wur⸗
Sen, Dennoch wird es (hon von Placentinus ihnen vorgugte -
weife beigemeffen; und fie daruͤber ſowohl von ihm als von
Spdtern hart getadelt: bon Placentinus, weil fle das Roͤmiſche |
Recht nidt angewandt, und Saber eine falfche Entſcheidung gee
geben; von Meueren, weil fie in ſclaviſchem Ginne das hierher
gar nidt gebdrige Roͤmiſche Recht herbeigegogen haben. Ein.
folder gang widerfpredyender Tadel lage {don bermuthen, Saf
er auf Unfunde und Leiden(dhaftlidjteit berube, Diefes ift denn,
ſowohl gegen Placentinus als die Neuern, ſorgfaͤltig ausgefuͤhrt;
in dem Sinne ohngefaͤhr, wie es ſchon Hugo andeutete. So
iſt nun den Gefhidtidreibern, um hier bad Richtige gu geben,
nicht mebr ‘gugemuthet, daß fie ſelbſt wiffen follen, ob dad Mis
miſche Recht Regalien fenne, fondern nur, daß fie einige Geb
ten gruͤndlicher Forſchung und ſchoͤner Darftellung eines grofen
Gelehrten nidt undeadtet laffen. — Beide Manner ftanden eine
Zeitlang in naber perfdnlider Beruͤhrung mit dem Kaiſer, den
fie namentlid oft auf Spaglerritten begleiteten s doc Martinus
war der Beguͤnſtigtere. Bu Odofreds Erklaͤrung quia sciebat
melius applaudere figt Gav. eine andre, er tar vow adlis
hem Geſchlechte. Die fid). hier anſchließende Ergahlung von
dem Martinus geſchenkten Pferde, die auch, ganz dichteriſch ge⸗
— gee ee;
Savigny, Geſcho des Now. Rechts im M. A. 4r BH. 139
wandt, in eine alié itatieniſche Nodellen Sammlung fidergegans
gen ift, wird bier aus diel mehr Quellen ats bei Sarti im ih⸗
ren verſchiednen Foermen Vor. Augen gelegt, und (nit Gartiy
war ‘bei Azo und Lothavius fir wahr, bierger nur auch: maͤhr⸗
chenhaft begogen, aus gutem Grunde erklaͤrt. — Weber das auf
einen Streit zwiſchen Bulgarus urd Martinus ſich begiehende,
bon Biefém Legten veraͤnlaßte Geſetz Sacramenta puberum: ev
halten wir biel reichlichere QuellenNachwriſungen, gum Theü
Hither ungedruckte, ats bei allen Vorgaͤngern. Die Behauptung
bes Cynus, das Geſetz haͤnge mit dem Streite jener Gelehrten
gar nicht zuſammen, witd als zum Zwece einer eigenthuͤmlichen
Auslegung von jenem Schriftſteller erſonnen; die Angabeides
Aogerius, nad welder Martinus die gewoͤhnlich dem Bulge
tus, Jacobus die ghodprlid) dem Martinus zugeſchriebne Med
mung gehabt habe, -al8:‘auf einer. kritiſch nod) gar nicht feftea
ſtellten Schrift beruhend and allen andern ausfuͤhrlichen Ange
ben widerſprechend, mit gutem Grunde verworfen. Wie Mar
tinus dieſes Geſetz zu Wege brachte, erzaͤhlt am umſtaͤndlichſten
und wahrſcheinlichſten Mofredus in einer hier gum erftenmale
gebrudien Nadridt, dutch Hof-Cabale bes Martinus ſelbſt, fei
wes Sohnes, und ihrer Freunde: denn das, wie Odofredus bee
richtet, bad Geſetz eilight auf einem Spagierritte ausſsgemacht
worden, Hat gu wenig innere Wahrſcheinlichkeit. Qufoige einer
thenfalls bisher ungedsudten Nachricht des Guizgardini ft nun
aud) ber Ort: des Gefeged, und ſo mit Mabriheinlidfeit’ die
Beit beſtimmt. Mod werden die vielen harten Meufferungea
ber Sloffatoren uͤber dieſes Geſetz, die wohl: damit zuſammen⸗
haͤngen, daß fie baupttig Sulgasianer + waren, reichlich nade
gewiefen, .
Die gelehrten Streitigheiten beider Setaner, mit denen man
zwei vor ibnen geftiftete Secten in Verbindung fegt, ſchließen
ſich dieſem zunaͤchſt an. Darhber werden S. 114, ff. mande
⸗
140 * — —— *
— unbekannte Nachweiſungen ˖ gegebea;: die freilich nochkaj⸗
nesweges voͤllige Klarheit: hervorbringen. Wahrſcheinlich wird
daraus, haf Bulgaxus Anſichten, .etwa, wegen tieferen Eindrin⸗
gens in dat Techuiſch⸗Civiliſtiſche und. trefflicher Darſtellung
{os aureum) bei den eigentlichen Civiliſten am meiſten Cingang
fanden (dem ſpaͤtere Schriftſteller tadeln faſt immer die Maps
tiniſchen Meinungen); daß dagegen Martinus, etwa weil ex
. wmabe auf.da8 Materielle der Verhaͤltniſſe wit. Billigkeit achtete,
bei den Midt-Civiliften Sefonders galt, namentlich bei den. bay
gerliden und fanouifthes Gefetzgebern, welche (eine Anſichten
hier und da geſetzlich fanctionirten, und hei den Canoniſten,
welche dem Fadel. her Civilifien, ser bafonderd ſeine aequitas
(inirgalis ive. de propria bursa butt Porollelſtellen von Gas,
erllaͤrt) zur Zielſcheibe nimmt, groped Boh. entgegenſetzen (er
fei ein spiritualis homo, . der: divina lex gegen den rigor iu.
ris civilis gugethan). . Dieſem entſpricht aud), daß, ohnerach⸗
tet der > Rimmten Auffuͤhrung ton Gofianern, dod unter ber
Paͤtern bedeutenden Givilifien fa alle ‘gu Bulgarus Schule gr
Hiren, und bon den zweien (Placentinus. und Bacarius), dos
weldjen ſich vermuthen lagt, daß ſie Goſianer waren, der Ley
te’ gerade aud: bon Geiftliden gum Apoſtel de8 Civileechea in
England gewahit, fiets mit der See in bail Rewbine
‘dung ftand.
Bulgarus Schrifiſtellerei betr,. {i nb zuerſt (eine Gatoffen
machgewieſen, und. eine huͤbſche⸗Zahl (32) Proben gegeben,
(Gloffen mit feiner Signatur finden ſich auch nod). in Dig. vet.
Bamb. Hoſcht. D. Li 3, Douat num. 614, Codex Stattgars
ter Hoſchr.; ohne bie Signatur, aber nach Citaten Bulgariſche
in der Altern Straßburger Hoſchr. der Inſtitutionen. (Prodr.
§. 47-). 3u..ibrer Charattevifisung wird darauf aufmertfam
gemacht, daß B. auch bie Kritik des Textes beachtete, und
ſelbſt die Inſcriptionen zur Auslegung benugte. — Hiermit gus
' : 2
Savigny, Orit De: aim. Rees im OR. A. 4 Bd. MAT,
naͤchſt verwandt tft. fein Gommentar zum Panbettentitel de re-
gulis juris, bon weichem -12 Hdfdhr. und+a1- Ausgaben,deren
wenigftens 3 unniittelbas:. aus Hoſchr. gefloffen find, nachgewie⸗
fen werden, Daß wirklich Bulgarus der Verf. iſt (woruͤber
mehrere Herausgeber andre Anſi chten Hatten), wird vollſtaͤndig
erwieſen; und der große Werth des Buchs trefflich charalteri⸗
ſirt, als eines auf gruͤndliche Rechtskenntniß gebaueten zuſam⸗
menhaͤngenden Commentars ‘der Rechtsregeln aus den einzelnen
PRechtslehren, worauf fie ſich beziehen, die Darſtellung gedraͤngt,
auf das Intereſſante beſchraͤnkt, die Sprache rein und gut: ein
glaͤnzender Beweis, wie hod das Rechtsſtudium in, furger Belt
und mit geringen Huͤlfsmitteln geftiegen! — Nod wird dem
Bulg. nad Ucher(drift. zweier Hoſchr. und andern unter{ti gers
den Gruͤnden eine kleine Schrift de Audiciis gugefdrieben, die
| (hon einigemale als “Sheil fon Placentinus de varietate ace
tionum gebdrudt iſt.
Martinus. (cuiteteterifgfe Thaͤtigkeit beſchraͤnkte ſ b, fo
viel bekannt, auf Olofjen und Nuthentifen, Far jene ft wiee ,
der cin Hoſchr. Verzeichniß, in denen fie fid) finten, und Pres
ben gegeben, (Hingugnfagen weig id) som Dig. vet. auffer
Bamberg> D. I. 6.. die nur mittelft Drudfehlers ausgelaſſen
ſcheint, Batic, 1406., Palatino-Vatic, 737, Gent, bormals
Viglius gehoͤrig, Leipz. Paul, 876; von Inſtitutionen verſchied⸗
neſ. Prodr. S. 233—238. und ©..66. oben, aud, nad neuern
Nachrichten, von Wachsmuth, Wien 3738). Dieſe Gloſſen ſind
nach Sab, wohlbegruͤndetem Urtheile bon ungleicherm Werthe
als die des Bulgarus, manchmal weitlaͤuftig, oft ſchlecht ge⸗
ſchrieben. Vielfach iſt ſo große Uebereinſtimmung zwiſchen ſei⸗
nen und Irnerius Gloſſen, daß die Fiase von Plagiat ſein
fann. *
Von — werden a5 Gloſſen nachgewieſen, und Pro⸗
_ ;
qe. Meats gel ixgtes - *
ben gegeben. Sie finden ſich auch tit Dig. vet. Batit =
und ‘in einer Inſtitut. Hoſchr., ſ. Prodrom. P. 236.
Von Hugo Gloſſen, die ſich wud nod finden im Dig,
yet, Palat. Vat. 737: fparfamet als von andern. Gleiddgeith
gen, aud an innerm Werthe geringer, nach Gavignys Ales |
theile, weldyes freilid) mit dem. alten ſehr lobenden PrAdicate
mens legum wenig dbereinftimmt. Moch .ift Sav. geneigt eb
ne Dijtinctionen Sammlung diefem Gelehrten zuzuſchreiben: eb
ne arveifelbafte Frage, die ipre volle Entſcheidung wobl erft aus
nody mehr handſchriftlichen Nadridten, als hier nachgewieſen
“find, erhalten wird. Cine Parifer Hoſchr. derfelben nennt Hus
go den Unfinger, Wlhericus dem Vollender; alle Citate Andrer
begieben fid) auf Wlbericus, von weldem Odofredads gwei Di:
{tinctionen:Sammlungeh, die in Verhaͤltniß der erften und zwei⸗
ten Ausgabe gu ſtehen (deinen, nennt. Hiermit 186 fidy die
Ueberſchrift dex Parifer Hoſchr. wohl vereinigen, indem Wiberi
cus etwa, wie bei einem andern Werle Placentinus mit Moz
gerius that, zuerſt a8 altere Werk vollendete, nachher es gang
neu bearbeitete: aber immer ſpricht dod) nod febr wenig fuͤr
Hugo, Bum Zwede weitrer Nachforſchungen koͤnnen Gav,
Nachweiſungen pon Hoſchr. und Ausgaben dienen, in denen
cingelne Stuͤcke ver Sammlung, (aber ohne Bezeichnung bes
Verf.) ſtehen; und beſonders Proben aus der Pariſer Hand⸗
ſchrift und die geſammten Ueberſchriſten aus derſelben. Die
Tuͤbinger Hoſchr., in welchex Gav. einige der Pariſer Diſtinc⸗
tionen gefunden, enthaͤlt (gegen Ende, nach dem liber Martini
de formula honestae vitae) noch theils kirchenrechtliche theits
civilẽechtliche Aufſaͤtze, die ebenfalls vielleicht gu den vorber ges
ſchriebnen gebdrige Deflinctionen gu fein ſcheinen, aber der Pas
riſer Sammlung nidt entſprechen. Auch aus ihnen pete id
—_ liber den Gerf. herguleiten),
VUeber Rogerius S. 172. ff. aͤuſſere Verhaͤltniſſe iſt das Re⸗
— —— a —— —
Savigny, Gefch. des Rom. Rechts im M. A. ar Bd. 143
ſuliat der genauern Nachforſchungen hauptſaͤchlich negativ. Be-
neventanus, wie man zu nennen pflegt, war er nicht, denn,
wis Diplovataccius aus ganz unbaltbasen Gruͤnden vermuthe⸗
te, daß bei Nofredus, der oft ſeinen Lehrer R. und einmal R.
Beneventanus gu nennen ſcheint, anſtatt deſſen K (Karolus
de Tocco) gu leſen iſt, fteht jetzt durch kritiſche Grande feſt
genug. Go weiß man faſt nids von ibm, ald daß er wahr⸗
ſcheinlich fruͤh flarb, worans fid) bei einem Manne von fo gros
fem gelehrten Anſehn am erſten erklaͤren laͤßt, daß fo wenig
von ſeinen aͤußern Schickſalen bekannt iſt. — In Beziehung
auf ſeinen Namen und Sigle ‘atte aus dem mod. legendi ab-
brev. wohl nod hergeleitet werden koͤnnen, daß er in ſpaͤterer
Beit (freilid) unrichtig) gewoͤhnlich Roglerius hieß, und feb.
ne Sigle Rog.
Auch von ihm werden Gloſſen ———— und Proben
gegeben. Die Nachricht bei Odofredus, daß er zuerſt das In⸗
fortiatum gloſſirt, Fann wohl nur auf fleißigeres Gloſſiren dieſes
Theils gehen. Auch ſeine Gloſſen betreffen zum Theil Kritik,
und — kann zufolge der Proben hinzugefuͤgt werden — enthale
ten Beiſpiele ganz richtiger Anwendung alter Dichter, nament⸗
lich des Horatius. — Seine Summa Codicis, die erſte Arbeit
dieſer Art, die man vorher nur “aus Citaten kannte, iſt bon
Sav. in zwei Hae. nadygewiefen, und aus der eingigen dolls
flandigen; der Tabinger, Proben im Unbange gegeben. Große
Ungleichfoͤrmigkeit in der Bearbeitung charakteriſirt fie als evs
fen Berfud. — Drei Meine Sehriften de praescriptionibus
find blog in g Ausgaben (nur die erfte aus einer Hoſchr.) nace
gewieſen. Die mittlere derſelben, ein Dialogus zwiſchen der
iuris prudentia und Rogerius weist auf ibn, als Verf., bin;
und da die erjte summa de diversis praescriptionibus auf die
zweite berwelst, fo hat Sab. feinen Zweifel, fie fir Rogeriſch
zu oe Hingegen wegen der dritten, eines catalogus prae-
oo
144 Mechtsgeſchichte.
scriptionum (aͤhnlich der befannten Schrift des Euftathius)
. Zweifelt er, weil es an einem Anknuͤpfungspunkt fehle. Dieſer
wiidgte aber darin zu finden fein, daß dieſer Aufſatz nur eine
zweite vollſtaͤndigere Ausgabe des Stuͤcks der Rogeriſchen Gum
ma iſt, wovon Sav. ſelbſt (CAnhang VII. 4.) den Anfang gibt.
Die Vergleichung mit der Hodfdr. zeigt dieſes nod deutlicher.
Won der Schrift de dissensionibus dominorum werden nut
* one {don befannien ‘Busgaben ma cage
Leber Albericus S. ion t. ſind Sartis Angaben berate
Seitet, mit Aublaſſung der Vermuthung, daß er mit Hugo ver⸗
wandt (ei. Dieſe hat dod) wohl eine kleine Wabhrſcheinlichkeit
dadurch (was Garti anfuͤhrt, von Sav, not. 32. wol nicht
vollſtaͤndig beachtet), daß dieſer Name in Hugos Familie bors
kommt; und aud) weil er das Diftinctionens Werk, gleicdfam
ein ererbtes, fortſetzte. — Seine Sigle Al. gab wobl gu ber
in ſpaͤterer Beit haufigen (ſ. Mod. leg. abbrev. in iure). Ber
anbderung feines Namens in’ Albertus Veranlaſſung. — Die
durchaus unruͤhmlichen Unefdoten aus feinem Leben ftellt Gav.
bollftandiger als Wndre gufammen, — Wi. Schriftſtellerei be
fiand auffer gwei Diftinctionen;Sammlyngen, wovon bei Hugo
die Rede war, in Gloffen, die, nad) Biener, bei den Novel
Ten eine’ Hauptquelle far Accurſius bilden. Nachweiſungen und
Preben aus faſt allen Theilen gibt Sav. Ich fann hinzufuͤ⸗
gen, daß Albericus aud) lehnsrechtlicher Gloſſator ſcheint gewe⸗
fen gu fein, indem id) in der Tuͤbinger, Hoſchr., welche Roge⸗
rius summa. enthalt, bei einem lebnredtliden Werke, welches
zu unſern libris feudorum im Perhaltnis ‘von Bearbeitung
oder Quelle zu ſtehen ſcheint, zwei Gloſſen mit der Signatur
Al. bemerkte, deren eine, zu I Feud. 1. §. 3, Aliter in cu-
ria Mediolanensi jegt im Texte gelefen wird. Genauere Uns
terſuchung diefer Handſchrift von einem des Lehnrechts kundi⸗
|
|
|
|
Savigny, Geld. des Rips. Rechte im M. A. ae BO. 4
gen Gelehrten, ie nicht lange unterblejben smbats, tant, bie
deicht 34 interefjanten. Refultaten. fuͤhren. ——
F Daß Aldrigus, wie man wegen der Namen boli i
aleicher Zeit leicht annehmen koͤnnte, nicht eine Perſon mit, ui
Aericus, wer, wird; S. 199. f. bawptfacblich aus, ungedrydte
Gloffen, me beide neben ecinander vorkommen, bewieſen. ©
sor ſchwarlich, Serif eer, _ dude die ajnfabeungy: Andrer fi
auf — Porleſungen bezieben koͤnnen.
Bei Withelmus de Cabriano (S. 204. 9 bat ned
pain Ueberriaſlimmung don Zeit unp Namen, Saxrtis Verm
thang, er, fei in ſpaͤterer Zeit Erzbiſchof von Ravenna eepeles
einige Wahrſcheinlichkeit. Gloffen von ihm swerden- nadgewi
fea, und Proben gegeben; (fie finden, fid auch in Dig. ve
Palat. Vatic. 787) die Aber. den Godeg, welde er, Casus nant
te, find beſonders oft, gebraucht, fen yon, Odofregus: aber b
merkt, daß fie nicht Casus, fondern wobre Commentarien ſeier
Noch wird, aus hendſchriftlichen Gitaten, eine — oe
aum Dig, povum, nadgewiele je 8
Odericus wird. nur bon. Andern, etwa que — Bo
Aefangen, citirt, war ſchwerlich ſelbſt Schriftſtelleer.
11 Gin wichtiger Gelebrice iſt wieder Placentinus, iͤber de
Sav. (Si2ingfh)-ans genauer Kenntniß ſeiner Schriften, g
wucter und ungedruckter, manches ſchon fruͤher Behandelte g
nauer feſtſtet, manchee Nene gibt. Gals Nome, wie er ſelb
in: ciner bisher-dbes(ehnen Stelle ſeiner Eſhriften faat. von fi
(het: Vaterſtedt hergenommen, degwindes die Vermathung, de
jer Hom njedzigem Stande war, jndem zahſt ſchwerlich (ein u
ſpruͤnglicher Name gang verſchwunden wore, Der gewoͤhnlich
Annahme, er fei Aehiler des Maytinindy: werden Gedmoe-ente
Gengtſetzt, die faſt her auf Bulgarus ſchließen legen,....D.
Meſultal iſt, daß man, wie wohl sr einigermaßen als Mofian
uuſehen ik (aad ſeinen Schriften), -feingy Rebeer nie. tery
Keit. Zeitſchr. II. 1. 10
—
— ectsbeſcichte.
Seine Wanderungen als Lehrer, von Mantua nach Bolognaä,
Montpellier, Bologna, Piacenza, Montpellier, werden aus zum
: 'Thett Hier zuerſt gedrudten Quellen und genauer Auslegung der
{cou gedruckten ſorgfaͤltig nachgewieſen; ſo auch der zufaͤllige
Umſtand, welder ſeine Ernennung gum Biſchofe hinderte. Dann
folgt eine, aus genauer Kenntniß geſchoͤpfte, ruͤhmende Schilde—
rung des Werths ſeiner Schriften, in denen ſich ein achtend⸗
werther wiſſenſchaftlicher Geiſt und nicht unbedeutende VBefannt-
ſchaft mit den alten Schriftſtellern, beſonders Dichtern, zeige;
aber aud cin uͤbertriebnes Selbſtgefuͤhl und ſchneidende Ast uͤber
Andte zu urtheilen. In ſeiner Schriftſtellerei ſcheint ſich aufe
ſerdein noch beſonderes ein Auſchließen an Bulgarus und Roge-
rius gu’ offenbaren (die er auch in der Summa Codicis eingty
gebraucht), indem er des Erſtem Commenttar des Pandekten⸗
Titels de reégulis juris vermehrte, und dem Letzten ſeine Haupt
Schriftſtellerei, Summen, nachbildete. Freilich geſchah dieſes
nicht wie von einem Rachahmer, ſondern init Dervollfommelis
der Racheiferung. Go in den Summen; fo in vee Art wie ar
die Turisprudentia redend einflibet, was von Mogeriusiauf cine ſehr
nuͤchterne, bon Placentinus, in der bei Gav, zuerſt gedruckten
Vorrede zu dir summa de actionibus, mit’ dal Phantaſie und
in Blbender Sprache geidiegt. — Wad! Garti-S, 69. Aber
Placenfins:- Cober und Tadler bemerkt, mbðgte man aud). wins
ſchen genauerausgefabrt gu feben, Go iviel {heint fdon-asw
Bartis Anfahrungen hervorzugehen, daß die Emmoniſten mehr
G18 ble Civiliſten ihn anerlennen: in guter Uebereinſtimmung
damit, daß er reli faner a qu ein: ſchein. hit oben
oe: —
“Bon Blac, ' exguingains sparen bie toni, weil eg: —
——— ſchrieb, wohl das“ winder: Bedeutende. ugu
den Nachweiſungen und Proͤben, die Gas; aud hier gibt, find
ety · betzufgen zwei Juſtitukkonen · Hoſchr. ſ. Prodrom. edry.
an | on
|
a ren et NN aR Oe SE et
. . i i
Savigny, Geld. des Rim. Rechts im M. A. gr BY 147
ur, S. 236.8. — Ueber ſeine Schrift de varietate actionum
ieine forgfaltige Unterſuchung, die ſich .an die reichlich aufgezaͤhl⸗
ten. Ausgaben, welche alle aus einer Handſchrift gefloffen find,
zweckmaͤßig anſchließt. Aus einer Parifer Handſchrift wird die
| dn den. Ausgaben feblende Vorrede im Anhange gegeben, unp
daraus Placentins u. A. haͤufige Citate einer summa incipiens
‘com. essem Mantuae, odes summa Mantuana als, hierher ges
porig feſtgeſtelt. Dann wird aus der Parifer Hoſchr., bie nur
zwei Buͤcher enthalt, aus’ Diplovataccius Beſchreibung ver Schrift
als einer fleinen, aus dem Snbalte, und ſelbſt aus der Art, wie
der erſte Herausgeber don fetner Hoͤſchr. ſpricht, nachgewiefen,
daß nur die erſten zwei der gedruckten 6 Buͤcher dieſe Placen⸗
tiniſche Schrift bilden; dann aber von den andern 4 Buͤchern
gehandelt. Die 8 eyſten Titel des zten hatte Sav. ſchon oben dem
Bulgarus vindicirt: aber die folgenden, mit dem Anfange cum
gecundum diversitatem actionem et diligentia- desideretur
et negligentia puniatur, ‘worin ohngefaͤhr in der Ordnung der
erſten beiden Bacher erſt bei dinglichen, dann bei perſonlichen
Klagen von culpa, nachher aud) bon mora gehandelt wird,
fonnten gang gut einen Whang gu Placentins Klagen-Werke
bilden, “fo: daß in Nicol, MRbhodius: Handſchrift, wie micht felten.
vorkolnnt, die Balgariſche Schrift? de. judicüs fehlerhaft zwi⸗
‘fen geſchoben waͤre. Daf, wir es ſcheint, diePariſer Hdſchr.
nichts davon hat, ſteht dem nicht im Wegen indem gar wohl
dieſer Auhang bald ausgelaſſen, bald mit:: abgeſchrieben ſein
Rounte..— Vom Aten Buche der Ausgabe finde: id. die Vor⸗
rede gewiß genug in der aͤltern Straßburger Inſtitutionen Hoͤſchr.
wie meine Auszuge aus derſelben zeigen, indem Unfangsworte
und Inhalt genau uͤbereinſtimmen. Der Zweifel, welchen Sav.
daran aͤußert, berubet auf einer. Verſchiedenheit ber Wnfangs-
Morte, dle et. ans meiner Mittheilung angibt, welche· aber
ſelbſt aud irgend einem — herborgegangen fein; mug, Ue
404%
- r : A *
148 KRechisgeſchichte. ⸗
brigens paßt dieſe Vorrede ſchlecht zum Alten, deſto beſſer gts
ben erſten 8 Titeln des dritten Buchs, welches ſich an den
Schluß der Vorrede, sive iudex .4 sive causidicus ...mit
feinem de ‘arbitris et iudictbus .. de advocatis unmittelbar
anſchließt. Betrachtet man nun auch den Inhalt der erſten 6
Titel des dritteu, und den bes. vierten Buchs, deren erſte faſt
blos Hon den im Proceſſe vorkommenden Perſonen, bas lege
bom Materiellen des Procelfes handelt, fo iſt die Bermuthung,
daß beide cin Ganges bilden 1) die Borrede des 4ten Buches,
1) B. 3. F.1—-8,, 5) Bud 4. wohl nicht gu gewagt. Denn
foldje Unordnungen fommen in Hdſchr., fei es aus Sduld- dex
Budhbinder oder Abſchreiber, befanntlid) nidt felten yor; urd
Sav. Annahme B. 3. und 4. feien gwei verſchiedne Werke
fiber den Proceß, ſteht entgegen, daß jedes derfelben ded) gar
gu mangelbaft ware, indeffen fie fid), nady der bier Dorgettag:
nen Bermuthung, gegen(eitig, ohne Wiederholung, ergangen.
Natuͤrlich ift indeFfen gu wuͤnſchen, daß fid) mehr hierher gehoͤ⸗
rige Hoſchr. finden, um die borgetragne Vermuthung gu widers
legen’ oder gu beflatigen. Dag in der Pasifer Handſchr. (S.
Sav. S. 105. 6.), dex Lert de8 Sten Buchs fic), mit BWuslafe
ſung der Vorrede unmittelbat einer Dedication anfdlieft,, und
bom dierten nichts folgt, fann, da in den Eingaͤngen«lche va⸗
tlirt wird, und. oft eine Schrift nur Theilweiſe abgeſchrieben
‘wurde, nod nicht fie widerlegent gelten, Ym Falle der Bee
‘fldtigung waͤre fuͤr die geſchichtlichen Proceßſtudien, vom Dpite
telalter. her, eine fine alte Grundlage, an einem einigesmagen
umfaſſenden Proceßwerke Hes quégegeidyneten Bulgarus .gewoye
‘nen, — Pom gies Bude, de SCtis: find dxei Handſchr., zwei
mit, aber verſchiednen, Borveden,: machgewieſen, Die eine dere
-felben in ter Tuͤbinger Hoſche, nag. Rogerid suguna Codicis
Endpft an dieſe an, woraus eine: Vermuthung fir Rogerius als
Werf. emaftebe, — iſt aud. denkbar, daß * Vorrede
$
»
Sadignd, Geſch. des Rom. Rechts im M. a. ar Bd. 149
vom Schreiber Ser Tuͤbinger Hoſchr. herruͤhrt, welder aus der
bon einem. andern Verf. herruͤhrenden Schrift einen. Auszug,
mit Weglaſſung der in Rogerius summa: (don. vorkommenden
Scte, fuͤr ſeine Hoſchr. machte. Sade, daß Sav, die ane
dre Vorrede nicht gibt, in der: leicht cin Grund fuͤr die eine,
aber andre diefer Vermuthungen enthalten fein koͤnnte. — Das
6te Bud, de accusationibus, woven 2, nur eingelne Stide
liefernde, Hoſchr. nachgewieſen werden, [apt nod) weniger eine
Vermuthung dber den Verf. zu. In der Tuͤbinger Hoſchr. fine
bet ſich nur cin herausgerißnes Stuͤck, was einigermaßen gegen
die erſte der beim 5ten Buche-aufgeftelten Bermuthungen ſpre-⸗
gen moͤgte — Den Schluß diefer Unterfudung maden- Bee
merfungen Aber Alter und Wichtigkeit der Placentinifden Schrift
de dctionibus, welche letzte, als der erſte Verſuch das Roͤmiſche
Recht unabhaͤngig von der Ordnung der Quellen zu hearbeiten,
wohl etwas zu hoch angeſchlagen wird, indem doch Bulgarus
Schrift uͤber den Proceß eine aͤltere aͤhnliche iſt.
Von der summa Codicis werden 6 Hoſchr. und 1 Aus⸗
gabe nachgewieſen, die aus einer ſehr ſchlechten Hoſchr. gefloſſen
zu fein ſcheint. Mus den Hoſchr. gibt Gav. eine Vorrede,
weist andre daraus gu nehmende Ergdngungen nad, und geigt
an Beiſpielen, wie haͤufig der Tert aus ihnen berichtigt wer⸗
den koͤnne. Dann folgt Wuͤrdigung des Buds und ſeines Ver⸗
| haͤltniſſes zu andern; wovon id) das Eine aushebe, daß dieſe
Schrift beſonders hohen Werth habe wegen umfaſſender Kennt⸗
| nig des Stoffs und vielen wiſſenſchaftlichen Sinnes, welches
Urtheil mit Beiſpielen uͤberzeugend belegt wird. —-Bon der.
' Summa Institutionum 4, Handſchr., 3 Ausgaben, Zeit» und
Werth⸗Beſtimmung. Die Hoſchr. haben Borrede und Ginleiz
tung, die in den Uusgaben fehlt. — Won der nur angefange
_ wen Summa trium libr. Cod. 2.Hoſchr. und viele Ausgaben
Gait 230), — Die Jufige gu Bulgarus ad tit. d. reg. iuris
\
/
150 — Rechtsgeſchichte—
tragen hauptſaͤchlich Ausnahmen und Parallelſtellen wad. —
Endlich nod) Notizen von allerlei kleinern Schriften bes Plax
centinus, bauptfaͤclich aus ſeinen eignen Citaten. Unter dieſen
ſind aud) Carmina, nad ben davou gegebnen Proben eben fo
ſteif als die noc jetzt hie und da vom Mittelalter her circuli⸗
renden Gedaͤchtniß · Verſe, fo daß ex deren Haupt · Verfafſer fein
koͤnnte. Gin ſteifer Verſemacher war er freilichꝛ aber auch Cie
ceros Verſe ſind ja viel weniger gut als ſeine Proſa.
_. Henricus de Baila, ein wenig bedeutender Mann,
Lon dem Gloffen, aud eine Spur, daß ex vielleicht de actio⸗
bus geſchrieben hat, nachgewieſen werden.
ueber Joannes Bassianus dußere Verhaͤltniſſe it aus,
einer bisher ungedrudien Gloſſe gegeigt, daß ex cine Seitlang
- in Mantua lebte und tort aud fried. Als Gelehrter geichues
te er ſich durd das Beftreden aus, (eine Gedanten in gedrdngs
ter Ueberſicht mitguibeilen, was ibn gu ſinnreichen Crfindunges |
fibrte, aber aud) zuweilen dunfel werden lief. Auch von ihm
werden’ Geffen nadgewiefen, und Proben gegeben. (Sie finden
ſich aud im Dig. vet.. Bamberg 1,6. Leipg. Paul. 876 Man⸗
den sign. 187-235, Turin 333 B, Batic. 1408, Douay 614,
und mebrern, Fnftiutionen Hoſchr. ſ. Prodr. ©. 233—239.)
— Yon der fir die Gefdidte des liber. Authenticorum before
ders widtigen Summa Auth. werden 4 Hoſchr. nadgerwiefen,
und bie altefte Ausgabe (mit Azo). — Bom arbor actionum
5 Hoͤſchr. und 1 Ausgabe. Die finnvethe Einrichtung wird
genau beſchrieben, was um deffo dantenswerther ift, je feltner
fid diefe Arbeit findet. Die Summa mit dem Anfangsworte
Quicumque vult, einige proceſſualiſche Fragen behandelnd, wird
in zwei Hoſchr. ee et im Anhange abgedbrudt, um
bie fonderbaren Mißverſtaͤndniſſe, welde in Begiehung auf die⸗
ſelhe eingetreten find, gu heben. Einigermaßen dunkel bleibt
immer tod) was Odofredus, ſtark ſchmaͤhend, uͤb er ſie ſagt, es |
(
- Gavigny, Mele. des Nom. Neches im M. Mgr Bd. 151 -
nec) man nur durch dfe Annahme, daß er den den geheimen
Beweggruͤnden dieſer Schrift und dem, was dabei geſprochen
‘fai, sede, die Vermuthung wird befeitigen koͤnnen, daß er cine.
andre Stebattion derfelben or ſich hatte. — Nod von 8 an⸗
dern Schriften dieſes Gelehrten, die bisher nicht aufgefunden,
wird Nachricht gegeben. Wurden ſie etwa wenig abgeſchrieben,
weil ſeine Anſichten beſonders reichlich bon Accurſius angers
men find?
. Pillius auſſere Rebensverbdltnise werbden groͤhtenthells
= Sarti dargefiellt; fein Geburtéort, Medicina, durch ges,
naue Kritik der betreffenden Stelle erſt gang felt begruͤndet;
aud durch genaue Aublegung ber Haupiſtelle, Sartis Vorwurf,
als ſei ex hei ſeinem Umguge mad Modena meineidig ian Boe
logna geworden, beſeitigt. Die Chronologie ſeines Lebens if
nod) Zweifeln unterworfen. Gah, will, daß fen Umgug nach
Modena nicht. nach 2182 falle, weil er ia diefem Jahre das,
ſelbſt ale Zeuge vorkommt. Dem ſteht aber entgegen, daß et
in ſeiner Selbſtbiographie den, offenbar ſchon verſtorbnen, Pla⸗
centinus ſich erſcheinen laͤßt, in der Zeit, in welcher ex um des
Eides willen in Modena ohne Vorleſungen war, d. h. in den
erſten zwei Jahren ſeines dortigen Aufenthalts; Placentinus
aber 1192 ſtarb. So wird vielmehr angenommen werden muͤſ⸗
‘fer, daß ex erſt nach 1190 Bologna verließ, und als Zeuge in
Modena bei einem gelegentlichen dortigen Aufenthalte auftfat
(wie umgekehrt in Bologna 1207, gu einer Zeit, wo er in Mo⸗
dena wohnte). Hiermit ſtehen auch die ſonſtigen Angaben, wel⸗
che man uͤber den Anfang(von Pillius Lehrthaͤtigkeit in Bolog⸗
na und von dem allen. nen auftretenden Lehrern auferlegten Ei
de hat, in. hinlaͤnglicher Ucbereinftimmung, fo namemlich dag
, Pillius auc) nicht fange nad) 1190 nad Modena gegogen fein.
‘ Faun. Schwer laͤßt fich mit dieſem Allen vereinigen, daß ſchon
1169 ein Pillius de Medicina als Zeuge vorlommt, indem er,
-
i a“
a Rees geſchichted
wenn nan fin ba auch nur ein Alter von 20: Jahren beilegt,
doch 1190 nicht mehr; wie⸗ er“ſich nennt, iuvenis ware: abet
kann nicht dieſer Zeige: tin Audrer geweſen fen? — Als ſchrift⸗
ſtelleriſche Eigenthuͤmlichleit kann man nicht, mit Sarti, ge⸗
ſchmackvole Behandlung nennen, indem ihm dieſe nicht mehr
als ſeinen Vorgaͤngern eigen iſt; Sav. hebt dagtgen mit gu⸗
tem Gruude hervor einen hohen Grad von Selbſtgefaͤlligkeit,
und die gang vorherrſchende Form von Frage und Wntwost,
Befouderd die des Geſpraͤches zwiſchen der Jurisprudentia und
ſich. Wie ex dieſe dem Rogerius entlehnte, fo -faan leicht and:
einmal ein Andrer fis Beiben nachgemacht haben, fo daß Sav.
wohl etwas 3u weit gabt, wenn er diefe Form allein als Bee
weis will gelten laffen, daß etwas von Pitlius (ei; blos als. -
wichtigen Unterſtuͤtzungsgrund wird man. 8 gelten laſſen fone. -
nen. Bon Schriftſtellenei werden zunaͤchſt Gloſſen nachgewie⸗
ſen und Proben berfeloen!: gegeben. (Sle finden fid aud im
Dig. vet, Lips, Paul. 876, untergeidmet pi und s. (secun+
dum pi.) Dann folgt eine genaue Unterſuchung Aber (eine
quaestiones, disputationes, brocarda, bon denen nad) Gitafen
und Beſchreibungen befonders des Diplovataccius, der fie vov
fic) gehabt haben muß, fefigefegt wird, daß disputationes
und’ brocanda verfthiedne Titeh-derfelben Schrift, die quae-
stiones eine Sabon verſchiedue Arbeit feien, Won den Qudftios
nen werden 5 Hd(dr. und eben fo viele Ausgaben nachgewie⸗
fen, deven erſte die Grundlage aller folgenden, aus zwei Hdſchr.
gearbeitet, febr berftandig angelegt iff. Von den Disputatios
ten find bis jest weber Hoſchr. noch Ausgaben gefunden. —
Bei Pillius Fortſetzung see summa trium librorum Codieig
wire das eingemifdte Fremde bezeichnet. — Bon der Schrift
de ordine ludiciorum werden drei Hoſchr. und eine Ausgabe
aufgefuͤhrt, wad jene mehr haben (Vorrede und Eintheilung in
bvel Bacher) nadgewiefen; aud bas Verhaͤltniß dieſes Werles
Garigny, Geld. hes Rote. Nees im M. A. gr B. 163
zu Dor’ fleinen Schrift des Johannes mit den Mnfangswortenr
Quicumque vult, und einer andern, welche, mit den Worten
cum essem Mutinae-anfangend, in einer Pariſer Hdſchr. ſich
ſtadet, wo ſie dem Otto zugeſchrieben wird. Beide find naͤm⸗
lich, umgearbeitet, in jenes Werk verſchmolzen. Gab. will,
daß dieſe letzte Schrift von Pillius ſelbſt fei, ſowohl wegen des
Aufenthalts in Modena, als wegen der auch hier ſich findenden
Form der Unterredung mit der Jurisprudentia. Hieran moͤg⸗
te ich zweifeln, indem wer regelmaͤßig in Modena lebt, wie Pil⸗
Hus ſeit ſeiner Verpflanzung dorthin, ſchwerlich cum essem Mu-
tinae ſagen kann; die angegebne Dialogsform aud von wenig⸗
ftens einem andern Schrifiſteller angewandt wurde; und Pils
fins, wie das Verhaͤltniß ſeiner Schrift gu der erſten Abhands
flung zeigt, Fremdes mit dem Seinigen zu verſchmelzen nicht
verſchmaͤhete; wegen welcher Gruͤnde am wenigſten von einem
ausdruͤcklichen handſchriftlichen Zeugniſſe ſollte abgewichen wer⸗
en. — Von ſeinen Diſtinctionen, ſeinen lehnrechtlichen Schrif⸗
ten und andern, die man ſaͤmmtlich noch nicht gefunden hat,
werden die von Andern gegebnen Nachrichten aufgefuͤhrt.
Bon Cyprianus wird. unter Andern als Sigle Cy mit
gutem Grunde nachgewieſen. Der Modus leg. abbreviatur
gibt freilidy diefem die Bedeutung Cynus: aber der altere Gee
lehrte war gur elt der Abfaſſung dieſes Buches wohl (don
groͤßtentheild vergeffen. Geine Gloffen werden nadgewiefen und
Proben davon gegeben. (Sie fommen aud) bor in Dig. vet.
Minden sign. 187—235, und beſonders haufig Leipzig, Paul,
876, bier fo geg. daß zwiſchen Cy oder Sy Zweifel bleibt).
Dieſe Gloffen geben auch Notizen von unglofficten Novelten,
entbalten Wuthentifen gu den 3 letzten Buͤchern und anderes
Merfwirdige. Ob daraus die, ſehr eingelne Nachricht, er id
eee verfaͤlſcht, gu erflaren iſt? 7
S. 513. ff. wird das Mndenten des Galgosius, eines
{
154 | Rechtsgeſchihte. ,
bon den neuern Literatoren vergeßnen Mannes, aus gedruckten
und ungedruckten Nachrichten wieder aufgefriſcht. Dieſe alle
lauten nachtheilig, indem Hagolinns, Accurſius, Rofredus, Ue
bericus von Roſate ihm; Hugolinus ihm und Cyprianus die
eigne Verfertigung von angeblichen Geſeten vorwerfen. Die⸗
ſes ſagen ſie theils gelegentlich im Allgemeinen, theils bei einer
Stelle der Lombarda und ein paar Stellen des Coder, von
welden die eine in Hoſchr. ſelten iſt, in den gewdpnlidven Buse
gaben feblt; die andre C. II], 12. de feriis 1. 2. in Hdſchr.
theils fehlt (ſo auch in der Stuttgarter) theils ſich findet (fe
aud) in einer mir gebdrigen), und in den gewoͤhnlichen Ausga⸗
ben durchaus ftebt. Bon diefer fonnte Savy, den. Urſprung
nachweiſen: fie ift aus zwei Stellen der Weſtgothiſchen Inter⸗
pretation gum Cod. Theodos. zuſammengeſetzt, — Bei dieſen
auffallenden Dingen entſteht der Wunſch, ihren wahren Zuſam⸗
menhang genauer zu uͤberſehen. Fragt man dabei zunaͤchſt nach
dem Zeitalter des Mannes, welches fuͤr die richtige Wuͤrdigung
des Ganzen von Wichtigkeit ſein kann, ſo laͤßt ſich mit Be⸗
ſtimmtheit nur annehmen, daß er nicht juͤnger als Hugolinus
iſt; mit Wahrſcheinlichkeit, Slice als Cpprianus, indem ibn Hus
golinus gor diefem nennt: aber von der entgegengeſetzten Seite
findet ſich gar nichts Begraͤnzendes, fo daß nicht unmoͤglich waͤ⸗
re, er habe gleichzeitig oder ſelbſt vor Irnerius gelebt. Fragen
wir weiter, in welcher Abſicht die angebliche Verfaͤlſchung ge⸗
ſchehen fei, fo folgt auß dem Unwillen der alten Zeugen keines⸗
wegs boͤſe Abſicht, die auch bei dem Inhalte der angefuͤhrten
Stellen: faum denkbar iſt. Hingegen gibt die eingige Stelle,
“welder nachgeforſcht werden kann, Veranlaſſung zu der Verx
muthung, daß Galgoſius in dem Llobenswerthen Eifer, das Cor-
pus iuris zu vervollſtaͤndigen (etwa ſo wie im 16ten Jahrhun⸗
derte Contius) gu weit gegangen ſei, und nicht mit der gehoͤri⸗
gen Kritik verfahren habe. Wie leicht konnte aber dieſetß in
Savigny, Sel. des Rm. Rechts im M. A. qr Bd. 55
jenen Seiten einen Gloſſator begegnen, dem etwa der Weſtgo⸗
thiſche Cod. Thead. in die Haͤnde fiel! beſonders wenn er frie
her lebte, in einer Brit, die mabe grangte an die, wo Geiſtli⸗
de in ihre Gammlungen Roͤmiſches Recht in jeder Form, auf⸗
gunebmen pflegten. Schade, daß nidt vor Wien Sav. ſelbſt
bleſe Puntte unterſucht hat!
Otto’s Gloffen finden fid) aud im Dig. vet. Bamberg
I, 6., Rom Palat, Vatic. 737; und im Coder, Stuttgart. Bon
feinem, Ordo iudiciar. weist Gav. 2 Hoſchr., freilich ohne
Ramen bes Verf., Sagegen mit den im Bude citirten Beweis⸗
ſtellen und dazu gehdrigen Sloffen; und 4 Ausgahen mit Ras
men des Berf. abel ohne Verdeisfellen und Gloſſen nad; zwei⸗
felt aber nicht, daß Eins aus bem Andern gu ergaͤnzen ſei.
(Daf man vom erſten Herausgeber Aber die Beſchaffenheit ſei⸗
ner Handſchrift nichts erfahre, ſollte wohl heißen, faſt nichts,
indem die Vorrede es an einer Klage uͤber ihre Schlechtigkeit⸗
exemplar non undequaque sibi constare, nicht fehlen laͤßt).
— Ein paar Ottoſche Diſtinctionen, in der bei Hugo erwaͤhn⸗
ten Sammlung und Aehnliches wird kurz beruͤhrt.
- on Lotharius und Bandinus werden Gloſſen nade
gewieſen; ; des Letzten Hoſchr. vom Dig. vet. wat ben Gloſſa⸗
_ toren wegen Lesarten wichtig.
Bei Burgundio wird als unerklaͤrlich der Beiname Ber-
nardus Cremonensis in einer Bamberger Hoſchr. angegeben.
Die eigne Anſi cht der Stelle in dieſer Hoſchr. translatum Pi-
sis a Burgundio Bernardo. Cremonensi gibt mir die Ver⸗
muthung, daß diefe Worte gar nidt gu Burgundio gebdren,
, fondern den begeidynen, fir weldyen Burgundio die Ueberfegung
” madhte: Sab. gibt ein großes Verzeichniß von Ueberſetzungen
Burgundios aus dem Griechiſchen, mit Bezeichnung der Hand⸗
ſchriften, welche ſolche Ueberſetzungen enthalten. Aber dieſe alle
ſtehen von Jurisprudenz weit ab. Was fuͤr dieſe Burgundio
156 Mechtsgeſchichte.
gethan, rediicitt ſich ‘auf-febr Weniges. Von den Novellen
kann bei ihm nicht die Rede fein; indem ex, wie Sav. aus
der C(handſchriftlichen) Borrede einer ſeiner andern Ueberſetzun⸗
gen nachweist, in der Meinung ftand, daß das Latein der Noe
vellen Hon Fuftinian felbft herruͤhre. Auch im Coder und den
Inſtitutionen ift feine Spur feiner Thatighett. CDort fand Hach
den uͤbrigens gang unbefannten Petrus de Cordona einmal alt
Ueber(eger aufgefuͤhrt). Selbft in den Pandekten ſcheidet Gav.
bie vielen Modeſtiniſchen Stellen des 27ten Buches aus, von.
denen Ucurfius glaubte, dag Modeſtin ſelbſt fie Aberſetzt habe,
und wogzu es (don Irneriſche SGloffen gu geben ſcheint; pie dar,
her in frober Zeit von einem gang Unbefannten uͤberſetzt gu-
fein ſcheinen. (So neu diefe Vebauptung if, fo cidig mag
fie fein: dod) ware gu wuͤnſchen, dag gu ihrer voͤlligen Befla-
tigung oder etwaigen Beridtigung alte Hoͤſchr. des Infortia-
tum hieroͤber forgfaltig verglidben worden, was in Beziehung
auf diefen Punkt S.as. nicht (Heint gethan gu haben). Da,
hingegen eine Reihe andrer Stellen nicht von Bulgarus oder
Bergolinus, ſondern von Burgundio uͤberſetzt iſt, wird, auſſer
den bekannten allgemeinen Gruͤnden, nod durch eine Reihe von
Signaturen in Hoſchr. bewieſen. Die Erwartung, daß Gav,
aus ſeiner ausgebreiteten Handſchriften⸗-Kenntniß bei dieſer Ge⸗
legenheit die geſammte Art, wie im Mittelalter das Griechiſche
in den Pandeften behandelt worden, wohin Gehdriges Clossius
descript. codd. Dig. vet. p. 131. sq. bat, einer Pruͤfung uns
terworfen hatte, ift leider nicht in Erfilung gegangen. Die
Vergleichung deffen, was er / gibt, mit dem von Cloffius Ausge⸗
fäͤhrten beſtaͤrkt mid) in der Anſicht, daß man eigentlid und
hauptſaͤchlich in diefen eingelnerr Stellen da8 Griechiſche ſelbſt
wollte, weldyes fidy nur durch die Ungeſchicklichkeit der Ubfdreis
ber nad) und nad) verlor; und daß blos bier und da wo man
gerade cine Stelle befonders gu verſtehen wuͤnſchte, Befiger von
‘ —
‘ \
Savigny, Geſch. bed Nom, Rechts im M. A. ar Bb. 257
Hoſchr. (3. B.Bernardus Cremonensis, ſ. oben) den Bur⸗
gundio (vielleicht auch Andre) veranlaßten eine Ueberſetzung zu
geben; die dann etwa wie beſonders wichtige Gloſſen, etwa
ben Authentiken gu. vergleichen, behandelt wurden; daher man
ſie ſo oft aur am Rande findet.
Ueber Vacarius erhalten wir eine ſehr lichtvolle Erdrte⸗
thing, hauptſaͤchlich nach Wend. Die Zahl der Hd(hri von
Bacarius widtigem Werke ift um eine vermehrt, die Ne llee
in Bruͤgge fand. Der Titel de8 Werks wird etwas genauer
als bon Wend beſtimmt (liber, nicht libri). Zu naͤherer Cha⸗
tafterifirung des Schriftſtellers und feines Werkes hatte moͤgen
nicht Abergangen werden; was Wend S. 152. mit vieler Wahr⸗
ſcheinlichkeit von ſeinem Berhaleniffe zu den Gelten beibringt.
Bon der durch Bacarius, geſtifteten Orxforder Schule weist
Sav. verſchiednes bisher Ueberſehnes nach: den, wahtſcheinlich
aus Vacarius Werke entſtandnen, Namen pauperistae; einen
in den neuern Gloſſen zu dem Werke vorkommenden Namen
Robertus, der einem Nachfolger von Vacarius an dieſer Schu⸗
le gehoͤren mag. Ihr gehoͤrt auch der gelehrte Joannes Sa~
resberiensis an, deffen Schriften, namentlid) fein Policraticus,
bier in Beziehung auf den darin vorfommenden offendar Cine
ſichts vollen Gebraud) des Roͤmiſchen Rechts trefflich charakteri⸗
ſirt werden. Andre minder bedeutende Nachrichten Aber Eng⸗
laͤnder und Franzoſen jener Zeit, welche das Roͤmiſche Recht
kannten oder als Renner deſſelben betrachtet ſi nd, wie auch aber
Romiſchen Rechtsunterricht in Paris, und Verbreitung des Roe
miſchen Rechts nach Itland Gueen den eienittchen Lert bide
ſes Bandes.
Ben den Stobinger: iſt ſchon gelegentiign bie bide gew⸗e⸗
ſen. Die darauf folgenden reichlichen Radtedge zu den erſten
drei Vnden fonnen - —— nls ins Gingelne bineip
Ragu, ewes en aie 9
ili,
/
158 | WRechtsg eſch ichte. a
verfolgt werden. (Zu S. 483. Digestum vetus iſt nod) gu
citiren Clossius descript. codd. Dig. vet. p. 151. sq.) .- -
Wenden wit, nad) biefer Erwagung deſſen, was uns fo
reichlich und- (din gegeben worden, den Blick nod) auf die Site
tin fiegende WUnfoderung an das juriſtiſche Publikum: ſo iſt fie,
wie bei jedem bedeutenden, neue Bahnen oͤffnenden Werte, tei.
ne geringe. Wir find hier wohl geladen gu geniefen, und
ſchon, daß recht Viele nit moͤgen durch den allererſten Cine
druck abgeſchreckt werden, ſondern ſich die Freude verſchaffen,
einer ſo tief in das Innere jener Zeit hineinfuͤhrenden, exuften,
kraͤftigen Forſchung und wuͤrdigen, ſchoͤnen Darſtellung mit ſtets
ſteigendem Intereſſe zu folgen, iſt ein Gewinn, indem ſolch ein
Genuß ſowohl durch die Betrachtung deſſen, was, als der, Art,
wie es dargeſtellt iſt, ſelbſt unbewußt, kraͤftiger und taͤchtiger
macht. Aber bliebe dabei unſer Geſchlecht ſtehen, ſo waͤrde es
doch laͤngſt nicht dem trefflichen Geber den rechten Dank bate
bringen, laͤngſt nidt, was jetzt die Wiſſenſchaft fodert’, Teiften.
Es foll vielmehr jeder das hier Gebotne bei {einen eignen Let»
flungen nad Moglidfeit benugen, nicht Wenige, fo wie Ume
ſtaͤnde und Verhaͤltniſſe es geſtatten, ſich angelegen fein laſſei,
'dg8, Gegebne und Gingeleitete weiter gu fordern, und fo au
wieder der grdgern Zahl Derer, welde es nut gebrauchen thd,
tig. in bie Hande gu arbeiten, Ich erflaré mid naber. Die
Erforſ chung von Fragen des jetzt geltenden Rechts iſt ſteis Haupt⸗
Aufgabe der- Mehrzahl unſrer Rechtegelehiten, Cheoreliter und
Prattiter, Recht geldst werden fann dieſe nie ohne geldichtlte
he Erforſchung: daruͤber iſt man jetzt wol einig. Aber die geſchichtli.
che Bearbeitung muß vollſtaͤndig alle wichtige Seiten der Fra⸗
ge behandeln, wenn fie eine wahrhaft klare Erkenntniß begruu—
ven und fo das leiſten ſoll, was man von. ihe gu erwarfen bes
‘sechtigt iſt. Wllerdings mug daber: auf das alte Mom: der· ge⸗
ſchichtliche Blick vielfach gerichtet werden; aber ja nit det
dabin, fondern befonders aud auf die Einwuͤrkung des Mittel⸗
\
Gavigny, Geld. Ses Rdm. Nechts im M. A. ar Bd. 159
ters, durch welche wir das Alte erhalten haben; der neuern
Zeit, welche fortgehend modificirend eingreift. Denke man uͤber
Werth und Guͤltigkeit der Praxis, wie man wolle: die Aufga⸗
be ift uns geftellt, auch. ihr in. ipren Hauptfaden gu! folgen, fei
e& nun, um bas bei. uns geltende Refultat derſelben geborig auf
‘gufaffen, fei es um nidt unbewußt von ibe auf falſche Wege
gelettet gu werden. In dieler Beziehung nun, wit wollen’s uns’
nicht verbeblen, leiſtet im Durchſchnitte die ietzige, faſt ganz
dem fruͤhern Alterthume zugewandte, Zeit noch weniger als fruͤ⸗
bere Jahrzehnde, in welchen doch regelmaͤßige Gitte war, die
Literatur der aufgeworfnen Frage mit einer gewigen (oft frei⸗
Hid) ſehr Geiftlofen) Vollſtaͤndigkeit gu behandeln, und was Pros:
rid bet derfelben fei, angugebens bon weldyem Beiden jetzt im⸗
mer weniger die Rede iſt. Wir wollen ja nicht das Fruͤhere
in ſeiner Cinfeitigheit und Geiftlofigteit wieder hervorrufens denn
wogu elfen trodne Auszuͤge aus 10, 20 Planlos gewaͤhlten,
oft ſchlecht geordneten und har halb verſtandnen Buͤchern? wo⸗
zu die’ bloße off auf. ſehr einſeitige Auffaſſung gegruͤndete Bers
ſicherung, etwas fei Praxis, gemeine Meinung u. ogl.?.- Uber
eine verſtaͤndige Geſchichte der Anſichten uͤber eine abgehandelte
Frage und ihrer Schickſale (Dogmen · Geſchichte), von den An⸗
faͤngen der Wiſſenſchaft herunter bis. auf unfere Zeit, allente
balben Planmaͤßig ‘an der Hand der Tuͤchtigſten jedes Zeital⸗
ters fort(dreitend; eine Geſchichte, welche leicht aud) det’ Fas
ben darbietet fir die Ummandfungen der Praxis in deh ves.
fthiednen Zeiten: biefe ware ein wichtiges -Crgingungs- Stuͤck
far jede auf cine fruͤhere Zeit geridptete Geſchichtsforſchung. Sie
gerade ift es, die jeder, welder Beruf. hat, Aber beſtimmte
Rechtsfragen nachzuforſchen, ſich gu einer widhtigen Aufgabe
machen ſollte. Den erſten und zwar einen eben fo wichtigen
als ſchwierigen Theil dieſer Aufgabe, den welcher in das erſte
Jahrhundert unſrer Rechtswiſſenſchaft hinaufgeht, zu loͤſen, gibt
™
16D - 4 Rechtageſchichte.
Gav. Ar Band die beſten Hilfen, indem er das sae - frie
Maͤnner, ihre Schriften charefterifire und nachweist. We
fie, mit-diefer Halfe, zu Gebote ſtehen, verfdume nicht, .fidh, mit
nen befannt gu maden, und, wie die cingelnen Fragen iba
fabren, gu ihnen guridgufebren, wo er. manchen dogmengy
ſchichtlichen Unfangspuntt gewinnen wird, der dann durch pie
ſchon zugaͤnglichern und bekanntern folgenden, Jahrhunderte, fo
‘piel thunlidy weiter fortgefuͤhrt wetde, Leicht iſt die Aufgabe
aud jetzt nicht: man muß ſich erſt zurechtfinden in, Anprd⸗
nung, Sprech⸗ und Denk⸗Weiſe jener Jahrhunderte, und wisd
manchmal vergeblich ſuchen, bis hier und da Goldkoͤrner ſich
zeigen: aber wo ware denn ein wichtiges Reſultat ohne groge
Muͤhe? und erleidhtert it fie (chon febr, durch die wichtigen UW.
haltspunkte, welde Gad. gibt. Was hier iin UU gemeinen. Gte
fagt wurde, gilt’ Borgugsweife den Proceſſualiſten, indem ibe
Fad, in. weldem die: Praxis vom Mittelalter, her, ſo wichtige
Gage. gegrindet, ja ganze Lehren neu geſchaffen hat, in many
chen Begiehungen im 12ten Gabrhunderte , dem an proceſſuali⸗
ſcher Literatur aud befonders. reichen, die —— gu neutn
‘widtigen Lehren erhalten hat. a: a
Dem Hier gewuͤnſchten und empfobtnen Streben wird. {id
freilid) oft nod) ein ſehr materielles Hinderniß entgegenfegen,
der Bier Mangel. Diefem abgubelfen iſt eine andre Aufga⸗
be an unſre Zeit. Wem Handſchriften von ungedruckten Bere
Jen der Gloſſatoren gu Gehote ſtehen, mace fi fie, durch zweck⸗
maͤßige Ausgaben; wenn das unthunlich ift, wenigſtens dur
verſtaͤndig angelegte Auszuͤge zugaͤnglichen. Auch die, (chon .ges
druckten Bader find gewoͤhnlich fo felten, dag man neue Yule
lagen derſelben ſehr gu wuͤnſchen bat, die nur, wo es ixgend
angeht, bafondess bei den aus (dledten Hoſchr. herausgegeh⸗
nen, mit Benutzung neuer handſchriftlicher Huͤlfen veranſtaltet
werden moͤgen; auch fae Sammilungen aus mebrern Hoſchr.
a VW
| Eavigny, Geſch bes! Rorn⸗ Rechts im M. A. 4r Bd. 163
“and andern Werken, befonders um die Gloffen der Bebeutendern
Gelehrten in moͤglichſter Vollſtaͤndigkeit gu haben,’ iſt ein nuͤtz⸗
lider’ Spielraum. Das’ r6te Jahrhundert, dem die jetzige Zeit
in Manchem mit Erfolge an die Seite tritt, iſt in dieſer Bes
ziehung dem unfeigen noch ſehr uͤberlegen. Alle Ausgaben Sey
oben durchgegangnen Schrifiſteller, mit ſehr geringen Ausnab⸗
men, gehoͤren ihm an: das unſcige kennt, auſſer dem neuen
Abdrucke eines Rogeriſchen Werkchens, einzig die Auszuͤge aus
Bacarius und was Savigny in dieſem Bande, freilich Manch⸗
faches, aber, ſeinem Plane gemaͤß, doch nur in kleinen Proben
lieferte. Es iſt alſo wohl Zeit, daß wir auch hier rhpmliden
Werteifer wit jener Zeit beginnen. Mber vexſtaͤndig ſei der Bett.
aifer, das leiſtend was dic oorgeriidte und gufammenbingende
Einſicht in Weſen und Wichtigkeit jener Zeit jetzt fodert; nicht
nur Einzelnes, Abgerißnes, ohne gehoͤrige Ruͤckſi dt auf die bere ,
haͤltnißmaͤßigye Widhtigheit Wufgegriffnes gebend, wie es jener
Zeit wohl vergiehen werden fonnte, Hiervor zu bewahren ift
Gab, Werk, in weldhem auc hier und da trefflidhe Winke
unmittelbar in Begiehung auf neve Ausgaben vorfommen, von
vorzuͤglicher Widhtighcit, —Binemadgig migte mandmal aud
fein, Zuſammengehoͤriges in Verbindung mit einander gu beare |
beiten. Go — wovon ſchon oben die Rede war — die drei
nun befannten Hauptarten von Authentiken; die mehrern Wers
fe de actionibus; die aber den ProceB; die Gummen Aber
denfelben Rechtstheil; die Gloffen gu Semfelben, etwa alle Vors
Accurſiſche. Nicht nur wuͤrde hierdurch die Einſicht in die ge⸗
ſammte Art der Gloſſatoren und manche andre Benutzung dere
ſelben durch leichten Ueberblick ſehr gewinnen; ſondern auch, bei
der vielfachen genauen Beziehung einer Schrift auf die andre,
manche Raums und Koſten Erſparung ſich anbringen laſſen.
So ſollte, unmittelbar materielle Zwecke vor Augen ha⸗
bend, von vielen Seiten her tuͤchtig gearbeitet werden: dann
Krit. Zeitſchr. II. 1. 4
—
160 ae Regtsgeſchichte . a
gibt fid) der — und geiſtigere Nutzen zugleich mit. a)
meine den, daß mange Punke ber literargeſchichtlichen Unter⸗
ſuchung weiter gefoͤrdert werden, und in helleres Licht treten;
und beſonders, mas Savignp ſelbſt for. bas Didhtighte ets
tlart, dag der gefammte Geift, nud die eigenthamliden Vorzuͤge
jener intereffanten Zeit fo lebendig erlannt werden, dak fie wohl ·
tAtigen Einfluß aud anf das jetzige Geſchlecht dufern, =
So viel Aber das widhtige Werki Ich fann es nicht dew
laffen, obne den innigſten Wunſch auszuſprechen, daß die aw
gegrifine Gefundpeit Deffen, Dem‘ wir auch dieſes oerdanfen, recht
Bald in demſelben Ftalien, welchem er einen ſo großen Theil feiner
Kraͤfte gewidmet hat, voͤllig wiederhergeſtellt werde, gu herzk
cher Freude ſeiner Freunde, und großem Nutzen der Wiſſenſchaft
welche noch ſo viel Bereidjering, — und ee von
| — bofft.
J— ae — 1 i, Sieden
Kritiſche Zeitſchrift
| BS — “ia “ t : :
Rechtswiſſenſſchaft. —
— Herausgegeben
unter der Redaction .
Ber Profefforen F
R. Mohl, C Scheurlen, E. Schrader,
CG. Waͤchter und K. Wächter
—
in
Tubingenm
Zweiten Bandes |
| Zweites Heft.
| Cibingen,
in ber Laupp (hen Budhandlung:
1827. |
or ae
ae
*
—
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.
‘
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\
| Viele unſerer Lefer werden auf bem Titel biefes
Heftes Rogge's Namen ſchmerzlich vermiſſen. Uns,
ſeine hinterbliebnen Freunde, erfuͤllet mit tiefem Schmerze
bas unerwartet fruͤhe Ausſcheiden ded theuern Collegen
und Freundes, deſſen unmittelbare Naͤhe und Mitwuͤr⸗
kumng uns ein ſchueller (am 12. Mai erfolgter) Lod ents
PG Wie in allen, ſeinen Verhaͤltniſſen, fo wuͤrkte er
auch fuͤr dieſe Zeitſchrift, ſowohl als Recenſent, tole als
Specials Redactor eines Faches ‘und als Theilnehmer
an den allgemeinen Berathungen und Velchlͤſſen, ſeine
ſchoͤnen Talente, ſein tiefes Wiſſen mit dem regſien Ei⸗
fer und der ſtrengſten Gewiſſenhaftigkeit zu dem gemein⸗
ſchaftlichen Zwecke ſo anwendend, daß auch auf diefem -
Wege bad wahre Gedeihen aͤchter Wiſſenſchaft, und vor
Allem durch ſie das Rechte und Gute zu befoͤrdern in -
hoͤchſtes und angelegentlifie Streben war. -
aw
‘ 7
cs ————— > 4 ——
—
~
~ . Der nunmebrigen Nedactions « Geſellſchaft wird ef,
ſowohl um der Sache ſelbſt willen, als um das Andenken
ihres ausgeſchiedenen Freundes zu ehren, eine wichtige
Angelegenheit ſeyn, die unter ſeiner Mitwuͤrkung anfges
ſtellten und —— Grundſaͤtze feſtzuhalten, und ſo,
als ob er noch tn ihrer Mitte waͤre, zu derbollfommnen,
Unb aud) fie fein befondered Fad rad) Moglichkeit 3u
leiſten, was er ſelbſt geleiſtet wuͤnſchen wuͤrde. Hierzu be⸗
buͤrfen wir vor Allem der chaͤtigen Unterſtuͤtzung derjenigen
Mitarbeiter, weldje durch ihn unſerm Unternehmen geneigt
wurden. Sie bitten wir daher beſonders, unſre Geſellſchaſt
_ gleig freundlicher Theilnahme zu wuͤrdigen, als ob er
voöch unter uns wares
IL Recenftone th
Zimmern (S. W. Prof. Jen.) ‘De indicio quod
vocant rescindente ac rescissorio disputatio etc.
Jenae 1826. typ. Fr. Frommanni, sumt. Mohr,
Heidelb. 15 S. 8. (Preis g fro)
Die befannte Controverfe, ob die in in integrum restitu- —
tio jedesmal in einen doppelten Proceß, den, durch welchen die
Uusfprechung der i. i, restitutio (ſ. g. iudicium rescindens)
und ben, durch welchen die wirklide Wiederherſtellung des vos
tigen Vermoͤgensſtandes (iudicium rescissorium) bewirkt wuts
de, gerfallen fey, oder ob vielmehr bepde Streitpuntte nur Cine
geridtlidhe Verhandiung eingenommen haben, hat immer etwas
Untlares, wenn man bep ihe nicht das alte Verfahren mit dem
ordo iudiciorum und dad neuere, in weldem praetor und
index in Einer Perfon vereinigt waren, oon einander fondert.
Sm alten Derfabren ift die Streitfrage diefes Wenn der Pras
tor i.i. reftituitte, geſchah diefes dadurch, daß er in einem Bere
fahren die MReftitution ausfprad und. in einem anbdern
dem gemag eine rescifforifde oder reftitutorifde Kage ertheile
te, welde dann in einem dritten Verfahren vor dem iudex vers
banbelt wurde s ober waren jene erften Bepden Berfabren nur
ein eingiges, das mit Extheilung der reftitutorifdyen Klage ſchloß
und worauf gleid) dex Procef vor dem iudex folgte? Im {pas
Krit. Zeitſchr. 11. 2. — 1
© 7
i...
164 : Rh mifdes Recht.
ſpaͤtern jetzt noch geltenden Verfahren dagegen, in welder es
keine Verhandlung wegen der Klagertheilung mehr gab, fragt
es ſich, ob die Reſtitution erſt in einem beſondern Verfahren
ertheilt ſey, worauf dann in einem folgenden Proceſſe uͤber das
reſtituirte Klagrecht erkannt worden, oder ob ſofort dieſes Rlag
recht verhandelt und in der Entſcheidung daruͤber zugleich die
Reſtitution enthalten geweſen ſey? — Wichtig wird aber die
ganze Frage noch jetzt beſonders wegen der Verjaͤhrung der Re⸗
ſtitutionen; denn wenn die Reſtitution ſchon in dem iudicium
rescindens liegt, dann braucht man nur dieſes innerhalb der
gehoͤrigen Zeit anzuſtellen und in manchen Faͤllen zu beendigen;
im entgegengeſetzten Fall muß auch das rescissorium ĩudicium
ſelbſt binnen der geſetzten Friſt ſchon verhañdelt werden:
Die ganze Sache war nun noch keineswegs aufs Reine ges
bracht; am meiſten ſchien indeſſen in unſern Compendien die
Meinuug gebilliget zu werden, daß es auf die Wahl des beein⸗
traͤchtigten ankomme, ſi ſich erſt reſtituiren zu laſſen und dann re⸗
ſtitutoriſch zu klagen, oder mit gleichzeitiger Bitte um i. i. re-
stitutio ſogleich letzteres zu thun, wenn er nur ſtets innerhalb
der Verjaͤhrungs⸗Friſt die reſtitutoriſche Klage anbringe.
Der Verfaſſer obgenannter Schrift nun ſtellt andere Grund⸗
ſaͤtze auf und zwar — obgleich durch die unterlaffene Scheidung
des ordinaͤren und eytraotdinaͤren Verfahrens ſeine Meinung
nicht uͤberall klar hervortritt — folgende: 1) So oft bey den
Alten Reſtitution Cf. g. iud. rescindens) und die demzufolge
ſtatt findende alte Klage (iud. rescissorium) getrennt werden,
iſt dieſe letztere keine actio restitutoria s. rescissoria, und ume
gefebrt, fo oft eine reſtitutoriſche Klage im Ginne der Alten)
eintritt, fann Feine davon ver{diedene poraufgebende Meflitution
ſtatt finden, 2) Jn einigen tinter den 7 Grinden der i. i. re-
stitutio, namentlich wegen metus, dolus, capitis deminutio
und absenitia reip. causa hatte man nicht die Wahl, erſt ein
—
Zimmern, de judic. rescind. et resciss. 165
iud. rescindens. und darauf ¢ein rescissorium anjuftellen, (or:
dern der Prator reftituitte hier nur durch Ertheilung be8 iud.
fescissorium$ und zwar dieſes deßwegen, weil et bey” diefen
Reflitutionen im Edict nur hieß: actionem dabo. 3) Dage:
gen. wegen minof aetas, ek clausula penerali und wegen Irr⸗
thums uͤber einest falſchen Bormund hatte man die Wahl, ſich
erſt reſtituiren gu laſſen und darauf reſtitutoriſch gu klagen,
oder ſofort mit dem Geſuch um Reſtitution bie alte Kage anz
duftellen: denn hier fagte dee Praͤtor im Edict, uti quaeque
fes erit, animadvettam; oder, in — restituam; nicht
“aber actionem dabo.
Da Vorſtehendes den Haupunhalt der Heinen Schrift aus.
inact, fo -erlaube id) mie daruͤber erſt folgende —
gu machen:
1) Det erſte Sab iſt, fo viet id ſehe, offenbar — denn
auch wenn eine beſondere Reſtitution erſt vorherging, wie ſoll⸗
te dann, wenn nachher geklagt wurde, anders geklagt wetder,
als mit einem iudicium rescissorium (im Sinne der Alten)?
3. B. ein minor hatte eine Sache veraͤußert, ward tefiituirt
und flagte nun, konnte et anders klagen, als rescissa aliena-
tione? Denn ipso iuré fann der Praͤtor dutch fein bloßes De:
cret keine Klage hervorbringen. Det Verf. fuͤhrt freylich Stel⸗
fen an, beſonders L. 13. §. 1. de minot., wo es heißt, es
werde vel cognitione praetoria vel rescissa alienatione in
rent dato iudicio reſtituirt. Allein er verſteht dieſe Stellen
gang unrichtig, wenn er die cognitio praetoria fir ein iudi-
cium ..rescindens nimmt, wodurch blos ausgeſprochen worden:
Klaͤger ſolle reſtituirt ſeyn. Vielmehr geht dieſer Ausdruck, wie
immer, auf das Verfahren extra ordinem; und der Sinn iſt:
Die Reſtitution koͤnne theils durch Verhandlung des ganzen Pros
ceſſes, fuͤr die Reſtitution verlangt war, vor dem Praͤtor ſel⸗
ber, theilé durch Ertheilung einer Klage nebſt itidex bewerkſtel⸗
dss -
166 "+ Romifdhes Rede.
ligt werden. Vgl. L. 1. 6. 2 de R..V. L. 3. §. 3. de Lib.
exhib. und befonders L. 39. pr. de evictt.
) Die-andern bepden Behauptungen des Verfaſſers haben
etwas Wahres. Wllerdings ‘ndmlic) fommt darauf Wiles an,
was ser Praͤtor edicirt hat; denn ex edictis ius dicitur. Al-
lein unrichtig iſt es a) wenn der Verf. den Unterſchied der bey⸗
den gedachten Galle auf das iud. rescindens und rescissorium
bezieht; vielmehr iſt derfelbe darauf gu beziehen, ob der Pras
tor andj. durch eigene Cognition oder blos durd Unwendung
des ovdentlichen. Verfahrens den vorigen Rechtszuſtand wieders
herſtellt (S. Bem. J.). Ferner b) thut er aud Unrecht, ven
Ausdruck restituam in der clausula geueralis und dabo in |
integrum restitutionem im @dift Aber ben falsus tutor mit
dem Ausdruck: uti quaeque res erit animadvertam gleid)s
guftellen. Sener iſt bon dem gewoͤhnlichen Verfahren, oon dem
der Praͤtor ohne Grund fid) hicht entfernt, gu interpretiren (aud
bep dev i. i. restitutio propter metum fagte ja der praetor
nicht actionem dabo, fondern ratum non babebo und dod
ging dieß nicht aud) auf praetoria cognitio, fondern nur auf
actio und exceptio): die restitutio minorum dagegen verlang⸗
te eine ſolche befondere Gorgfalt des Prators; wie fie denn aud
in andern Stiden vor den Abrigen Reſtitutionen ausgezeich⸗
net iſt.
3) Dev Verf. bat nidt bewiefen, obgleich ex es bebauptet,
bag in den uͤbrigen Killen (auger der rest. minorum u. ſ. w.)
nie ein praͤtoriſches Deeret, wodurch in integrum reſtituirt wur⸗
be, getrennt son der Ertheilung des iudicii rescissorũ vorge⸗
fommen fey; die Natur der Gade und viele Stellen unſeres
Rechts find aud. dagegen: Denn warum follte nidt, Oa bie
Grinde der Reftitution mit dee rescifforifdhen Klage an fid
nichts gu ſchaffen haben, erft dber die Zuſtaͤndigkeit der Reſti⸗
tution erlannt feyn, tie Parthey aber die Ertheilung dex Klage
-
~f
Zimmern, de — ‘rescind. et resciss. 167
fidy einftweilen nod) — haben? Wie gar, wenn der eg:
ner das reftituirende Rect gar nicht beſtritt, fondern nus die,
Reftitution? Fn ben Stellen aber. wird oft det Reſtitution ſelbſt
als einer der Klag Ertheilung ober ‘cognitio praetoris vorgaͤngi⸗
gen Handlung gedacht (L.9. §. 3. quod met. caus. L. 46.
3.. de procurat. L. 32. ſ. 4. de administr. de peric. etc.)::
Nur verſteht es ‘fi th, daG durch diefe bloße Ertheilung Ser Im⸗
petrant ſeinen vorigen Zuſtand ſelbſt nod) nicht wieder bekam,
ſondern nur die ſi ere Hoffnung darauf; die Verjaͤhrung der:
i, i. restitutio ‘war alfo auch immer an bie — der ver⸗
lorenen Klage gefnipft.
4) Bey diefer gangen Sireitfeage bebent. — aerobatic
nidt, daß bep weitem nicht immer die i. i. restitutio auf Ere
theilung einer reftitutorifden Rlage, oft auch nicht einmal auf
einen Proceß hinausliuft, g. B. wenn man wegen abgelaufe
ner Kriften, wegen ausgeſchlagener b. possessio, ; wegen missĩo
in bona u. ſ. w. reftituiré wird. Das Weſen der? ReBitution
beſteht aber immer Sarin: daß der Prator imperio einen vo⸗
tigen rechtlichen 3uftand wiederberftellt, welded alſo eine
folde Handling von feiner Seite vorausſetzt, durch Me er dem
CEivilrecht ſelbſt gemaͤß iura regit; 3. B. Bewirkung einer litis
contestatio (actio, exceptio), eigene Cognition und Vollſtre⸗
dung, missio in bona. Durd) bas bloge Ausſprechen: resti-
tuo te, fann er nur Zuſtaͤnde und gwar aud nur felde, wel⸗
de dem prdtorifden Rechte angebdren und workber ex deßwe⸗
gen Gewalt hat, wieder hervortufen, 3. B. — ber b. p.
oder pratorifder Klagen. |
5) Das Refultat ift alfo dieſes: In integrum restitutia
heißt eine pratorifde Wiederherſtellung eines rechtlichen jetzt
rechtlich nicht vorhandenen Zuſtandes durch rechtlich wirkende
Thaͤtigkeit des Praͤtors, die aus gewißen Billigkeitsgroͤnden vor⸗
genommen wird und, binnen einer gewißen Zeit geſchieht. Ge⸗
168 : Romiſches Net.
woͤhnlich erfennt nun der Praͤtor erft, ob ein Bidigheitsgrund
Ga und folglid) gu reftituiren fey, was die Neuern iudicium
rescindeng genannt haben; ‘diefes Erkenntniß wirkt aber an fid
nod) nicht die Reftitution, fondern diefe tritt erft ein, went
wirklich wieder durch rechtliches Wirken des Prators cin recht⸗
lider Zuſtand, gewoͤhnlich eine zweckgemaͤße Litis-Conteftation,
ins Daſeyn gerufen iſt (iudicium rescissorium der Alten und
der Neuern). Jedoch behielt ſich der Praͤtor bey der i. i. re-
sututis minorum bor, nicht hlos auf dem Wege der Klager⸗
F theifung, fondern aud durch extraordinaria cognitio dem mi-
nor gu belfem, weldes jegt, nad dem Wegfallen d¢6 ordo iu-
' Gciorunt; dte -allgemeine Art des Verfahrens in allen i, i. re-
stitationes: Ht. —> Im Allgemeinen iſt alfo dfe jest gangbare
Anſicht richtig, und vom Verf. a Schrift obne
@rund. angefocbten, |
- Mager. diefent ——— behandelt nun uͤbrigens die
vorliegende Abhandlung aud) nod) dia Frage, welche Magen eis
gentlich gu ben i i, restitutiones gehoͤren. Stidtig wird ‘Bee
bauptet, daß die i. i, restitutio propter dolum lod in-€rtheb
lung ber doli exceptio beftebe, und daß die actio de dolo,
quod metus causa, redhibitoria, in factum ob alienationem
indicit: mutandi caussa und Paulliana feine eigentlichen i, i,
restitutiones ſeyen. Wegen der Paulliana actiq erregt bekannt
Ich ſ. 6. J, de action, Zweifel, die aber: der Verf. nidt lost,
Fh glaube, ſie ldfen gu fhnnen, finde aber hier keinen Plag,
meine Meinung auseinanderzuſetzen. — Die durch das Civil⸗
recht oder ſelbſt wieder durch praͤtoriſches Recht beylaͤufig vere
anlaßten Reſtitutionen fuͤhrt Ser Verf. p. 13. zuruͤck auf die
clausula generalis, obgleich er dieſe p. 10. blos auf unvorher⸗
geſehene Faͤlle der Abweſenheit zu beziehen ſcheint. Wie ver⸗
traͤgt ſich dieſes mit einander ? Ueberhaupt iſt das hieruͤber Ge⸗
ſagte ſehr unbefriedigend. Wud) beruht wohl auf einem Migs
oe —
Abpandl. aus dem Erdrecht. Maregoll. § 169
, Gerftandniffe, was p. 9, 3, 8. Liber die Prafcriptionen gefagt
mich. Cine ridtige Bemerkung ift aber p. 14., daß man die
querela inofficiosi gewifer Mafen eine civilrechtliche i. ĩ. re-
stitatio pennen Fdnnte, — Der · Styl ift ziemlich correct,
| E. Huſ chke.
1) Marezoll (Prof. in Siegen) aber | bes ſogenann⸗
te testamentum rusticorum; im Arch. f. d. civil.
Prax. Bd. IX. (1826) Mr, 15, ©. 297— 315.
Der Werf., der auch im J. — manche intereſſante Beis
traͤge diber einzelne, in bad Erbrecht einſchlagende Gragen in. v.
Zöhrs und v. Grolmans Magazin gab, unterwirft die drei
Punkte, welche beim ſ. g. testamentum ruri conditum befons
ders beſtritten find, einer naͤheren Unterfudung, adamlié oie;
1) welde Perfonen von bem in. const, 31 de testamentis ge-
flatteten Privileglum Sebraud machen duͤrfen; 2) worin ei⸗
gentlich das privilegium beſtehe; und 3) ob und was die in
einem ſolchen Teſtamente Eingeſetzten gu beweiſen haben, um
in formeller Ruͤckſicht ſeine Guͤltigkeit durchzuſetzen? oe
Was den erfleren diefer Punlte betrifft, fo entſcheidet ſich
ber Vetf. fae die. Anſicht, daß dig rusticani, welchen das Pris
vilegium in der const. 31, cit, geftattet iff, nidt blos auf dem
Lande lebende eigentliche Bauern, fondern alle, weldhe auf ;
dem Lande, auſſer ben Stadten, leben, find, alfo nicht Stand
oder Gewerbe, fondern lediglich dex. Aufenthalt auf dem Lande,
her Ort, wo teftirt wird, entſcheide. Dieſe Anſicht iſt S. 298
—304. fo tuͤchtig und Seergeugend, mit gum Theile neuen; uͤbri⸗
gens nicht wobl einen Auszug leldenden, Grinden durchgefuͤhrt
und bewieſen, dap wenigſtens Ref., her bisher die entgegenges
ſetzte Meinung vertheidigte, dadurch vdllig von der Richtigkeit
4
— —
a
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C
_— |
176 - RbMifches Recht.
ber Anſicht des Verf's aͤberzeugt wurde, wad avd). glaubt, daß
auf jene Ausfaͤhrung wohl von jetzt an wenig mehr uͤber ble
Frage geftritien werden wird.
Die gweite Hauptfrage entſcheldet der Verf. (S. ——
dahin: Juſtinian will in der const. 31. locale Gewohnhei⸗
| ten, welde in Ruckſicht der dugeren Formen der Teftamente fid
gebildet batten, fo beftdtigen, daG fie als Geſetz unter gewifs
fen Beſchruͤnkungen und Modificativnen fort gelten follen. Er
beſtimmt in diefer Hinſicht: 1) Der rusticanus hat -bet fetnem
Veftamente die Formen gu beobachten, welde bie Ortsgewohn⸗
heit mit fic) bringt (cst. 31. verb. antiquam eorum consue-
tudinem etc.); auf alle Fale mug er aber, 2) wenn es aud
bie Orisgewohnheit nicht mit ſich bringt, regelmaͤßig 7 Zeugen,
welche ausdruͤcklich gum Zeugniſſe gu berufen find (const. 31.
verb. quos ad testimonium ete.), beiʒiehen; doch ſollen, wenn
nicht 7 aufzutreiben ſind, auch weniger reichen, nie aber unter
5. BI er ſchriftlich teſtiren, fo muß jeder Zeuge fir fich das
Teſtament unterſchreiben. Kann ex aber nicht lauter / ſchreib⸗
kundige Zeugen bekommen, fo kdunen. die literati: (cheils fir
ſich, theils) auch fix die itliteratos in deren Gegenwart unters
ſchreiben, und wenn gar kein literatus: zu haben iſt, gilt das
Teſtament ohne alle Unterſchrift. Rur muſſen die Miteratĩ mit
dem Hauptinhalt bes Teſtaments gleich bekanmt gemacht wer⸗
+ Bett, und fi fie denfelben nach des Erblaſſers Tove eidlid) vor Gee .
richt deponiren. Es fey fomit, behauptet der Verf. 3) den ru⸗
sticis Alles nachgelaſſen, was in der const. 31. nicht ausdruͤck
lich hervorgehoben ſey, und was die Ortsgewohnheit nicht mit
ſich bringe, und hiernach entſcheide ſich die Frage, ob Siegel,
Unterſchrift des Teſtirers 2c. noͤthig ſeyen oder nicht. Es kom⸗
me hiebei gang auf die Ortsgewohnheit an; nur das
ſey etwas zweifelhaft, ob Juſtinian die unitas actus et tem-
poris auch allgemein fordere. — —W J
t
/
44
Abhandi. asd dem Erbrecht. Marejoll. 171
Mit dieſer Ausfuͤhrung — Ref. in Hinſicht auf bas
unter nr. 2. Angefuͤhrte wieder vollfommen fberein. Der Verf.
hat diefe von Fuftinian herausgebobenen Requiſi ite, burdaus
mit dem Worte und Sinne bes GSeſetzes Abereinftimmend, und
genauer, als es gewoͤhnlich geſchieht, feſtgeſtellt. Nur in Hin⸗
ſicht auf den unter ar. 1. behaupteten Punkt erlaubt fic) Ref.
einige Zweifel. Zwar hat die Auslegung bes Verf's, wie es
auf bem erſten Anblick ſcheint, viel fuͤr fic, Indeſſen ſcheint
How aud cine entgegengeſetzte Auslegung vielleicht ebenſo moͤg
lich zu ſeyn. Die Stellen der const. 31., auf welche es hier
ankommt, find folgende zwei: In illis vero locis, in quibus
Faro ‘inveniuntur homines literati, per praesentem legem
yusticatiis. concedimus, antiquam eorum consuetudi~
nem legis vicem obtinere, ita tamen, ut, etc. und
ter Schluß der const.: Quod igitur quisque rusticorum,
sicut praedictum est, pro suis rebus disposuerit, hoc
omiũmodo, legum subtilitate remissa, firmum vali-
dumque consistat, Ließe fid) nun nidt hier aud) folgende Aus⸗
fegung ebenfogut denfen, wie die des Verf's? Es beflunden
auf: dem Lande in Beziehung auf Zabl und Unterſchrift der Zeu⸗
gen Gewohnheiten, nad) welchen — veranlaßt aus Sfterem Mans
gel an Zeugen und an literatis — nicht immer die volle Zeu⸗
gengabl gugegogen, noch fir die ndthigen: Unlerſchriften geſorgt
wurde; Die ſe Gewohnheiten wollte Juſtinian theils beftatigen,
theils , ‘weil fie vielleicht auch in Fallen beobachtet wurden, in
denen nicht gerade Mangel an Perfonen war, reguliren und
auf bas Beduͤrfniß beſchraͤnken. Er beſtimmt saber,
| daß nur im Nothfalle 5 Beugen hinreichen follen u. ſ. w.
Bon den Abrigen Mequifiten. der Teftamente ſagt er nidts, . weil
bei diefen (Giegeln, unitas actus, Qualitdt der Zeugen ze.) nichts
bon der Bahl und der Schreibkunde abbangt, alfo auch fein.
*
Grund vorhanden it, in Beziehung auf. diefe den rusticis ein
\
172 Romiſches Ret.
Privilegium gu geben. Hierdurch ecftirt es ſich, warum Ju⸗
ftinian aller diefer anderen’ Puntte nicht erwaͤhnte. Much der
Einwand, dag ja gur Unter (drift bes Teſtators Schreib⸗
funde ndthig fep, iſt nicht dagegen. Denn wenn ber Teftator
ein ſchriftliches Teſtament vorlegt, ſo war er entweder ſelbſt
ſchreibkundig, ober kann ex den, der ihm das Teſtament ſchrieb,
auch als subscriptor fir ſich gebrauchen. Der Verf. bemerkt
zwar S. 307.: es gehe aus der ganzen Wortfigung der ers
ſteren, oben abgedruckten Stelle hervor, dag die bon Juſtinian
beſtaͤtigten alten Gewohnheiten nicht zunaͤchſt in den von ihm
hervorgehobenen Punkten beſtehen. Allein einestheils . wuͤrde
dieß gegen die Hon Ref. verſuchte Auslegung nicht ſtreiten, da
nach ihr die Gewohnheiten nicht gerade in dieſen Puntten: bee
ſtunden, ſondern ſich nur auf det Gegenſtand diefer Suntte
(Beugens Zahl und. Unterſchrift) begogen, anderntheils fireites
bie Wortfagung wohl nidt im Geringften gegen die.*hier ver⸗
ſuchte Auslegung. Deny. die erſteren Worte laſſen ſich wohl
gang gut fo uͤberſetzene Gar die. Orte, wo, man wenige Sdreibs
fundige befommen kann, -geftatten wir. den Landbewohnern, daß
ihre alten Gewohnbeiten [in Veziebung auf Zeugen⸗Zahl und
Unterſchrift] gefeglidbe Guͤltigkeit haben follen, aber nur ouf
folgende Weife Codex unter folgender naͤheren Beftimmung),
daß 2c, Chenfo duͤrften aud bie Schlußworte nidt gegen dies
fe Auslegung feyn, indem fie hlos fagen: Wenn nun ein Zande
bewohuer dat don ung hier Ungegebene (sicut praedic-
sum est) beobachtet, fo foll feine Difpofition giltig und in jee
nen Ruͤckſichten legum subtititas remissa ſeyn.
Was dbrigens a8 praktiſche Reſultat fir. Teutfdland ber
trifft, auf welded der Verf. hier ſich nicht fo genau, wie bei
der erften Frage, und Hberhaupt nidt beftimmt genug einlaͤßt,
fo dirfte e8 am Ende gleichguͤltig ſeyn, wefche der beiden Aus⸗
Aegungen man annimmt, Denn nimmt man aud av, Juſtinian
{
⸗
Abhandl. aus dem Erbrecht. Marezoll. 123
babe in allen nicht beruͤhrten Punkten die Ortsgewohnheiten bes
flatigen wollen, fo laſſen fid) nur die 2 Kalle denken: Entwe⸗
der wollte er blos die zu ſeiner Zeit beſtandenen Ges
wohnheiten beſtaͤtigen, was man wohl allein annehmen duͤrfte,
da er ſagt: antiquam eorum consuetudinem obtinere con-
cedimus, und was aud der Verf. nach manchen Stellen fem
ner. Musfabrung gu ſchließen (3. B. S. 305., wo der Derf. ws
A. fagt: Juſtinian beftatigte diefe Gewohnheiten in der Urt,
daß fie an den Orten, wo fie fid bigher gebildet batten, als
Geſetz fortgelten ſollten; ferner S. 306. 507. Lin. 7.,, G. 313»
Zin, 16, 17.), anzunehmen ſcheint (wiewohl dev Berf. an mans
Gen Orten, z. B. S. 307. unt, G, 313 —315. aud fo ſpricht,
daß man glauben midte, er halte die gange Perordnung. far’ .
nod) praktiſch.). Allein in dieſem Fale ift dann die Verord⸗
nung fae uns vein unpraktiſch, da fie fid) blos auf uns gang
unbefannte Gewohnheiten von Juſtinians Zeit und Land bezieht.
Oder wollte er auch kuͤnftige, von der gemeinen Teſtaments⸗
form. abweichende Localgewohnheiten unter ſeiner angegebenen
Reſtriction beſtaͤtigen, ſo daß auch kuͤnftig Jeder unter Beob⸗
achtung der neuen Ortsgewohnheit und der Vorſchrift der est.
31. giltig teſtiren fonne. Wein dann wird wohl biefe Bes
flatigung fuͤr uns der Beftimmungen der Motariatdordnung v.
1512. wegen unpraktiſch ſeyn. Denn dieſe ſcheint die const.
31. in’ dieſem Sinne nicht aufgefaßt zu haben, und erwaͤhnt
nirgends einer Beſtaͤtigung abweichender Ortsgewohnheiten. Frey⸗
lich meinen Mande (z. B. Stryck de testamento rusticor.
cap. 3. a E.), eine ſolche Veftatigung fep gar nidt nbtbig,.
weil ja aud) jebe consuetuda legi-contraria, wenn fie nicht
iprationabilis (eg, gefte, und diefe geben fogar foweit, daß fies:
behaupten, ſelbſt eine cogsuetudo, die fid) Aber Juſtinians, in
const. 31, cit. feſtgeſetzte Mequiftte wegſetze, und z. B. aug
2-Zengen fdr hinreichend erklaͤre, fep ghltig. Allein die bangt
‘
~
174 Romiſches Recht.
dann nicht mit ber const. 31. und ihrer praktiſchen Galtigteit
an fid), -fondern mit der Streitfrage Aber Kraft der consuetu=
do legi contraria fiberhaupt gufammen, bei der freplidy die,
weldhe Stry d's Anſicht find, behaupten muͤſſen, der Gefegges
ber tonne uͤberhaupt gar nicht fir bie Zukunft gewife
Gewohnbheiten, bie ſich bilden moͤchten, auf eine wirkſame
Weife fir unguͤltig erfldren, da fie ja, fobald fie ſich gebildet
batten, giltige, ienem Berbot entgegengefegte, und es aufhe⸗
, bende gi belie waren!
In Hinſicht auf die dritte Hauptfrage entſcheidet der Verf.
— gang richtig, daß, wenn nicht 7, oder nicht 7 ſchreib⸗
kundige Zeugen zugezogen waren, der eingeſetzte Erbe beweiſen
muß, daß nicht mehr zu haben waren. Das Gegentheil wird
freylich haͤufig behauptet, namentlich aud in den beiden Mono⸗
graphieen uͤber test. rust., welche allein dem Ref. bekannt find,
naͤmlich in der gang ſchlechten Dissert. von Philippi und in der
gon Strpd, aber eben blos aus dem Grunde, well auf dem
Zande defectus personarum prafumirt werde. Der Verf. geigt
aber, daf aber eine foldye praesumtio, als geſetzliche oder juri-
ſtiſche, fic) nirgends nachweiſen und vertheidigen laſſe.
} :
a) v. Loͤhr (Prof. tn Gießen) Bemerkungen aus ber
Lehre von den Subſtitutionen; im Arch. f. die ci⸗
vil, Prax. B. IX. Mr. 7. S. 99—116,
Die erfte diefer ſchaͤtzbaren Bemerkungen (S. 99~— 110.)
hegieht ſich auf die, namentlich in einigen frdberen Banden de6
Mehivs fir civ. Pras. mehrfach beſprochene Streitfrage uͤber
die Birfungen der ſ. g. quasi pupillaris substitutio,.
ob fie ndmlid) fid) blos Aber da8 Vermoͤgen erfireden, welches
ber ſubſtituirende Aſcendent dem geiftesfranten Kinde hinters
laffen babe, oder ob fic ba8 gange, auch anderswober erwors
Abhandl. ans dem Erbrecht. ebbr. 175
— Vermoͤgen des Kindes umfaſſe. Bekanntlich vertheidigte
Unterbolgner das Erſtere im Arch. fir civ. Praxis B. IT.
S. 57. f. Fuͤr dieſelbe Anſicht ſprach ſich auch v. Loͤhr eben⸗
daſelbſt B. V. S. 114. f. aus. Dagegen nahm ebendaſ. B.
V. S. 337. f. Thib aut die entgegengeſetzte Anſicht in Schutz,
und nun vertheidigt v. Loͤhr hier wieder ſeine fruͤher ausge⸗
ſprochene, mit der Unter holzner'ſchen uͤbereinſtimmende, Ane
ſicht gegen Thibauts Einwuͤrfe. Die Gruͤnde aber, welche
hier der Verf. uͤber dieſe ſehr zweifelhafte Frage ſehr concis
gibt, koͤnnen hier weder im Auszuge mitgetheilt werden, da ei⸗
gentlich beinahe die ganze Abhandlung abgeſchrieben werden muͤß⸗
te, noch kann Ref. hier in eine naͤhere Beurtheilung derſelben,
eingehen, da er ſich dabei zu ſehr uͤber die angefuͤhrten fruͤhe⸗
ren, zur Beurtheilung fuͤr unſre Zeitſchrift nicht mehr geeigne⸗
ten, Abhandlungen verbreiten muͤßte. Nicht unintereſſant moͤch⸗
te aber manchen Leſer noch die Bemerkung ſeyn, daß fuͤr einen
Staat Teutſchlands die von Unterholzner a. a. O. B. I.
S. 66. angefuͤhrte Anſicht von Paulus Caſtrenſis, Si
Mardus und Voöt die geſetzliche Ht, indem das Wuͤrttemb.
Randredt, den gu der Beit feiner Entftehung Aber das Rdm.
Recht herrſchenden Anſichten folgend, die const. 9. de impub.
subst. gang in dem Sinne, den ihr Sidhardus beilegt, nabm,
Jn der gweiten VSemerfung (S. 110—112,) geigt der Verf.
befonders, daß die Unfidt derjenigen, welche bei der quasi pup.
subst. einem der Ufcendenten vor Anderen einen Borgug geben, und
Nicifubftituiren von Seiten gewifer Afcendenten gur Bedin⸗
gung der Galtigfcit der Subſtitution anderer madden, unridtig
fep, und daß ebenfowenig die Behauptung, es koͤnne dem Kinde
nur dann fubjtituirt werden, wenn es im ugenblide des To⸗
des des fubftituirenden BWfcendenten sui iuris fey, fic) vertheidi⸗
gen laſſen. Mur duͤrfte der Verf. gu weit gegangen feyn, wenn -
ex meint, dap die eben angefibrte Behauptung nach der Thi⸗
~~.
ave : | Kh mifdes Net.
baut'ſchen Anſicht fiber die Wirknngen der quasi pup. ——
mothwendig aufgeſtellt werden muͤßte. Denn daß bei der Frage,
wer quaſipupillariſch ſubſtituiren koͤnne, und wem ſo ſubſti⸗
tuirt werden duͤrfe, die Grundſaͤtze ber pupillaris substitutio
analog anzuwenden ſeyen, folgt aus jener Anſicht, nach welcher
die Luͤcken der const. 9. de impub. subsi. nad) Analogie der 7
pupill. substitutio ergangt werden follen, nidt, ba Aber ene
Rragen die. const. 9. ſich ja beftimmt ausſpricht.
J In der dritten Bemerkung (S. 112~-115.) zeigt der Beth, :
{ehy richtig, daß gur pupillaris substitutio nicht erfordert
werde, daß das Kind (don tm Mugenblide dee Errichtung
des Teſtaments unmittelbar oder auch nur uͤberhaupt in der
Gewalt des Subſtituirenden geſtanden habe, fondetn daß es
vollkommen hinreiche, wenn das Kind ini Yugenblide bes Tos
des Gubftituircendéen gu ibm im Berhaltniffe eines suus
ober postumus suus ſich befinde. Viele find gwar gegen diefe
Anſicht. Wein der Beef. beweist feine Behauptung vollfom-
men theils dadurch, daß ja nad) den Gefegen aud) posthu-
mis suis pupillariſch ſubſtituirt werden fann (fr. 2. pr. D. h.
t. ſ. he J. eod.), und biefe ja gerade foldje sui find, bie der
Teſtirer zur Zeit der Teſtamentserrichtung entweder noch gar
nicht oder nicht unmittelbar in ſeiner Gewalt hatte, theils ins
dem er zeigt, daß ſeine Anſicht aud) geradegu in manchen Stel⸗
len der Pandekten (fr. 2. pr. h. t. verb. sed et si eos pax
‘tres praecedant etc, und verb. sed et si extraneum
etc. fr. 44. §. 2. eod. verb, aut post testamientumi coe-
pit etc.). ausgefproden iſt. Deßhalb fant aud, folgert der
Verf. gang vidhtig, einent erſt nach Errichtung des Teſtamen⸗
es legitimirten Kinde pupillariſch ſubſtituirt werden.
Die letzte Bemerkung endlich (S. 115. 116.) geigt, daß
bas fr. 47. D. dé vulg. et pup. subst: dem Grundjage, dag
ein Pupillarſubſtitut des zweiten Grades eintrete, wenn aud
—ñi
1 /
eepanel and dem Erbrecht. ————— 177
ber Subftitut des erſten Grades vor dem Pupillen hinwegfalle,
nicht im Geringſten im Wege ſtehe. Wud Thibaut (Pand.
R. §. Zor. not. r.) deutet die richtige Auslegung dieſer Stelle
an. — Nur duͤrfte wohl die Vermuthung des Verf's ſich nicht
vertheidigen laſſen, daß in der angefuͤhrten Stelle in Hinſicht
auf die Tochter gar nicht von einer pupillaris, ſondern von ei⸗
net fo genannten fideicommissaria substitutio die Rede
fey, weil ja auf den Fall ſubſtituirt (ey, si filia, antequam
nuberet, decessisset. /Denn einestheils ſagt die Stelle ohne
naberen Beifag: filiae ... sororem substituit, ein Yusdrud,
den auf dieſe Weife die Romer wohl nie far Erridjtung eines
Sideicommiffes gebrauchten; anderntheils iſt der ganze Contest.
der Stelle dagegen, indem von zwei unmuͤndigen Kindern
(Sohn und Tochter) geſagt iſt, dem Sohn filiam subgti-
tuit; sed filiae ... sororem substituit, wo dod in
diefem Zuſammenhange das leptere Substituit unmiglid in ei⸗
nem total anderen Sinne genommen werden kann, als das Ere
ſtere; und endlich haͤtte die Stelle, wenn von einem bloßen Fi⸗
deicommiſſe die Rede geweſen waͤre, nicht geſagt, daß auch die
ſilia impubes geweſen und als impubes geſtorben ſey.
Der Erblaſſer hatte ſich eben bei der Pupillarſubſtitution der
Tochter etwas zu weit gefaßt (antequam nuberet geſetzt, ſtatt
antequam hubeté posset), und da greift dann eben das
fr. 14. ead. eins in pupillari substitutione, dicet longius
| tempus comprehensumi fuerity tamen finietur substitutio
| pupertate. me \
3) —— (Car. G. C. Jur. U. D) D. de
successione furioso delata. Gotting. typ. Diete- ,
rich, 1825. VI. u. 45 ©. 8 ae
Es ijt. dieß eine Diſſertation, welche, gelinde ausgedruͤct,
178 ‘
RMotermund
P. 3—6.
p. .7—9.
Pp. 10—12,
p. 13—16,
p- 18. 19.
; pp. 20~26,
Romifdes Rede
gar wohl ungeſchrieben haͤtte bleiben koͤnnen und ſollen. Bei⸗
ndbe die gange Schrift ift naͤmlich nichts Anderes, als Abſchriſt
tind Auszug aus der Diss. von G. B. Beemann de adqui-
sitione hereditatis dementi delatae. Gott. 1772., wat freilich
der Berf, nicht fagt, wiewopl er Becmann Hfters citirt. Um
fid) von diefer Behauptung gu uͤberzeugen, vergleide man nut
mit
t
Becmann ;
ft
§. 12. f.
. 142
§. 15. 16.
9. 7. 8.
f. 1922.
und ſo geht es fort, nur hoͤchſt wenige Punkte ausgenommen,
namentlich natitlidy die, welde Becntann — nicht beruͤhrt,
wie die Frage uͤber Erwerbung von Singularvermaͤchtniſſen,
welche einem Furioſus deferirt werden, und daruͤber, ob nicht
in Teutſchland ein Curator fuͤr den Furioſus eine Erbſchaft vob
fommen erwerben koͤnne, uͤber welde Fragen aber gerade die
Ausfuͤhrung nidt eben gu rhhmen ift. Ref. will nur, um ein
Beiſpiel gu geben, auf die legtere, ſehr beachtenswerthe, Frage
etwas ndber cingeben. Der Berf. behauptet S. 44, und 45.
mit Boͤhmer und Hellfeld, dag bei uns ein Curator eine
ſeinem geiftesfranten Muͤndel deferirte Erbſchaft fuͤr denſelben
antreten und voͤllig erwerben koͤnne, ſo daß der Geiſteskranke
fie auch auf ſeine Erben transmittire, und daß daher die interi⸗
miſtiſche B. P. furiosi bei uns umoͤthig ſey. Seine Gruͤnde
find 1) die Mim. Wortformeln bei manchen Geſchaͤften, durch
welche Procuratoren ausgeſchloſſen wurden, gelten in Teutſch⸗
land ſo wenig als der Roͤm. Rechtsſatz, daß man durch freie
Perſonen, ſo fern ſie unſrer Gewalt nicht unterworfen ſind,
nichts erwerben tonne, Deßhalb koͤnne auch fuͤr Muͤndel, bel
—
, .
a
) eo \
Abhandl. aus dem Erbrecht. Motermund, 179
Geſchaͤften, bei denen nad Mm, Meche der Mundel babe. mite
Sandeln maffen, der Vormund:-alein handeln. 2) Die Teuts
ſchen Juriſten nehmen an, daß wenn, nachdem der Curator file
den Furioſus ſich bonor. poss. furiosi habe geben laſſen, der
Furioſus geſund werde, ex die Exbſchaft auf ſeine Erben traus⸗
mittire, wenn er auch die Handlung des Curators nicht aus⸗
| dridlidy ratihabirt habe. 5) Der große Unterſchied, den das
Rdm. Recht zwiſchen Tutor: und. Gurator mace, fey bei und
aufgehoben; beyde haben gleiche auctoritas, heider yconsensys*
beduͤrfe gleider Golennien, cuxatoribus igitur (1) aeque ac
_ ‘tutoribus, hereditatem sine ulla pupilli minorisve concur-
° # ,
eee
rentia adeundi facultatem in Germanorum foro permissam
esse accipimus. — Was den erftew diefer Grande detrifft,
fo ift der Roͤm. Grundſatz, daß man durch freie Perſonen in
der Regel nicht unmittelbar erwerben koͤnne, bei uns, wie in
der neueren Zeit mit Recht wieder immer mehr angenommen
wird, nicht aufgehoben, vielmehr gilt er noch im Weſentlichen
mit den Modififationen, - die- das. Mdm. Recht ſelbſt machte.
Denn der Umftand, daß bei uns bei mehr Geſchaͤften, als bei
ben Roͤmern, Procuratoren zulaͤßig find, fann doch in der
That in Hinfidht auf jene Vehauptung nichts beweifen, Na⸗
mentlid) lage ſich fein Grund dafuͤr anfibren, daß bei uns ein
Freier Gtellvertreter ohne Wiſſen oder Auftrag oder Matihaditio
des Principals diefem — gegen die VBeftimmungen des Rim.
‘Rechts — unmittelbar Mechte erwerben koͤnne. Ebenſo wenig
beweiſend iſt der mit jener Behauptung in Berbiudung gebrach⸗
- fe weltere Grund unter nr. I. ., welcher, wenn man ibn ndber |
aufldst, ungefaͤhr dabin gehen wird: durch Procuratoren konn⸗
' te bei dem Romern keine Erbſchaft angetreten werden, alfo aud
nicht durch Vormuͤnder; bet uns iſt das Erſtere gulagig, alfo
auch das Letztere. Dem einestheils find die Praͤmiſſen nicht
richtig, indem, wie der Verf. zugibt, wenigſtens eine bo⸗
Krit. Zeitſchr. II. 2. 2
180 fo Ae RS mci fees Recht.
notum possessio durch einen Procurator erworben werden, und
ber Tutor fuͤr den pupillus infans ſogar eine hereditas erwers
ben konnte; anderntheils foigt daraus, daß ein Procurater gue
laͤßig iſt, nod) nicht aud, daß ein Vormund far einen Furie
ſus antreten kann, wie der Perf, wieder ſelbſt S. 20. 21. aly
nimmt. Denn fonft atte ja das Mom. Recht wenigitend di¢
bonorum: possessio durch Borminder miffen erwerben
laffen. . Freilich war diefes Letztere bei den Alteren Rom. Sarb
ften allerdings beſtritten (ein Streit aber, den der Verf. nicht
einmal naͤher beruͤhrt); allein Juſtinian entſchied far bie-Negar
tive, waͤhrend er doch Procuratoren bei der B. P. zuließ. Wenn
nun das Roͤm. Recht Procuratoren bei der Agnitio zulaͤßt,
wenn es fogar fir den willensloſen infans die hereditatis adi-
tio durd) den Bormund geftattet, gugleid) aber fOr den ebenfo
willenslofen Furioſus (infantia major) feine agnitio und Feine
aditio guldgt, fo muß dieſes Nichtzulaſſen durd andere Gruͤnde
motivirt geweſen ſeyn, als welche der Verf. ſupponirt. — Die
beiden andern Gruͤnde, welche der. Verf. anfuͤhrt, find in der
That etwas wunderlich. Denn wie ſoll daraus, daß man an⸗
nimmt, wenn der Vormund die interimiſtiſche B. P. furiosi
ſich geben ließ und der Furioſus gefunde, aber ſich gar nicht
Aber bie Sache erklaͤre, ex nun die Erbſchaft wirklich erworben
habe, wie foll daraus folgen, daß fuͤr den Furioſus der Vor⸗
mund, wenn Jener auch nie geſund werde, ſogleich die Erb⸗
* ſchaft erwerben konne!! Gerade ſo muͤßte man ſagen koͤnnen:
weil ein Nichtwahnſinniger eine Erbſchaft durch concludente
Handlungen erwerben kann, alfo und deßwegen kann aud
cin Vormund fuͤr einen Wahnſinnigen Erbſchaft antreten! Ue⸗
brigens behaupten das unter nr. 2. Geſagte nicht einmal ſo
allgemein , nostri ICti“; und ſogar oon den Bwepen, welche
per Berf, dafuͤr anfuͤhrt, iſt der Cine fuͤr das Gegentheil,
Gleich wunderlidh ift des dritte Grund. Ubgefehen davon, daß
,
Abbandl. aus bem Erbrecht. Simmern. 181
. Bet uns dex Unterſchied zwiſchen Tutor und Curator nicht gang
aufgehoben iſt, daß namentlich Beyder Zuſtimmung zu Hand⸗
lungen des Muͤndels nicht gleiche Solennien erfordert, was ſoll
denn, wenn man dieß auch zugibt, daraus folgen?? Denn der
Werf. gibt ja (elbft gu, bag weder Tutor (beim pupillus
infantia major) nod) Curator nad) Roͤm. R. fir feinen Mine
def allein eine Erbſchaft erwerben konnte. Der Spllogismus
des Verf's iſt nun wirklich merkwuͤrdig, naͤmlich der: nach Roͤm.
Recht kann weder Tutor noch Curator fuͤr den Muͤndel (mit
Ausnahme des infans) eine Erbſchaft antretenz in ans
dern Punkten kann aber der Tutor etwas mehr thun, als der
Curator. Fn Teutſchland aber kann der Curator thun, was
der Tutor fann, alſo — koͤnnen Beide fir ibre Maͤndel Erb⸗
ſchaften antreten!! — Endlich haͤtte der Verf., indem er ſich
auf Boͤhmer und Hellfeld beruft, doch aud) bedenken fols
fen, daß die Gruͤnde, welche. diefe fas- ihre Bebauptung anfuͤh⸗
ren, Langit {don von Andern (ſ. z. B. Odpfners Commens
tat §. 543. Mot. 8) widerlegt ſi find. - J
4) Zimmern S. W. Men Prof. in Jena): Ges
hen die Erber des nad der Delation, aber vor der
| Acquiſition verſtorbenen Legatars dem Subſtituten vor
oder nicht? an einem Rechtsfall erlaͤutert; im Arch.
f. d. civil, Prax, B. X. Nr. 18. S. 357—368.
Den Hauptwerth dieſer (Hagbaren Abhandlung legt Ref.
Sarein, daß in derfelben (bei Gelegenbeit eines von dem Berf.
gewiß ſehr richtig entſchiedenen Rechtsfalles) ſehr gut gezeigt
wird, welche Art von dies bei Vermaͤchtniſſen als dies certus,
d. h. als ein folder, dex nicht die Etwerbung des Rechts auf
das Legat, ſondern nur die Forderung der Auszahlung aufſchiebt
zu behandeln iſt. Nachdem bes Werf, nachgewieſen hat, daß
a 0
182 TT” BN Fes BEES
hieruͤber unfre Pandekten⸗Lehrbuͤcher weder gleichformige, noch
durchaus genuͤgende Antwort geben, zeigt er, daß hier beinahe
Alles eben auf Auslegung des Willens des Erblaſſers ankom⸗
me, indem ein dies certus dann anzunehmen iſt, wenn von
der Zeitbeſtimmung der Erblaſſer nicht den Erwerb des
Rechts, ſondern nur die Ausgahlung abhaͤngig machen woll⸗
te, und dag die Beſtimmungen des Rom. Rechts uͤber einzelne
Faͤlle, in denen ein ſolcher dies certus angunehbmen (ey, z. B.
wenn der Erblaſſer aufgibt, nach einer gewißen Zahl von Jah⸗
ren ein Vermaͤchtniß gu entrichten, nichts andres ſeyen, ald
Praͤſumtionen jener Abſicht. Ebenſo weist der Verf.
(S. 367.) ſehr gut die legislativ fo richtigen Gruͤnde nach, aus
welchen nach Roͤm. Recht jedes nur uͤberhaupt transmiſſible
und nicht von andern Umſtaͤnden, als von der Erbantretung
abhaͤngige Vermaͤchtniß ſchon mit des Erblaſſers Tod abquirirt
wird. Nur in Hinſicht auf eee erlaubt fic Nef. ein paar
soiftnbe Bemerfungen
' Der Berf. behauptet 6. 362.1 aber die Frage, ob der Gre
werb des Rechtes ſelbſt vom dies abhaͤnge, entſcheide auch nicht
die Ungewißheit, ob der Tag eintreten werde; denn, ſagt er,
bei dex Clauſel: fofern A dad 2gqjaͤhrige Alter erreicht has
ben wird, foll ex da8 und da8 erhalten, ift der Cintritt diefes
Zeitpunkted ungewif, und dennoch fann bei froperem Code
Cransmiffion eintreten muͤßen.“ Dieß moͤchte Ref. bezweifeln.
~
Der dies incertus an d. h. bei welchem ungewiß, ob er je
eintreten wird, iſt, wohl unbeftritien, einer wabren con-
ditio gleich. Iſt nun aber ein Legat unter einer wahren Be⸗
dingung hinterlaſſen, fo kann es (wohl auch anerkannt) nicht
vor Eintritt der Bedingung erworben werden, und das Gleiche
muß daher aud) bei jenem dies incertus der Fall ſeyn. (D.
quando dies ‘legator. fr. 21. pr. C. de caduc, tollend. cst,
a
Abhandl. * dem Edredt. Zimmern. 183
un. s. 7.) Schwerlich wird eB ſich hier rechtfertigen laſſen,
daß, wenn der Erblaſſer einen ſolchen ungewißen Umſtand
oder Tag beſtimmt nicht als Bedingung, ſondern als Zahlungs⸗
termin feſtſetzen wollte, diefe Abſicht gu defolgen ſey, er muͤßte
denn durch eine andere Erklaͤrung die fruͤhere aufgehoben, oder
gviber Willen einen ſolchen djes -gufett haben, yoo dann allers
dings anders. gu entſcheiden ware, .gerade -wie, .si- ‘conditionem
addidit, dum nollet, die Bedingung nichts gilt, D.. de here~-
dib. inst. fr, 9. J. 5. 6. Wein -eine ſolche Ahſicht oper. bag
der Erblaffer wider feine Abſicht jenes ſetzte, muͤßte ſehr beſtimmt
aus andern Umſtaͤnden und Erklaͤrungen hervorgehen, und
dm Zweifel waͤre immer fir das Gegentheil zu entſcheiden. Nir⸗
gends erklaͤren — eben — die — eine ſolche Clouy
— — * — far einen fies ionectos, ote dem die Mecptee
erwerbung abbangt, D. quando dies legator. fr. 94. pre
&, 29, Denn die. pom, Verf. far Genes citleten Seley. (D,
‘quando dijes legator, fr. 26. §.:JnAd:6C..:Treb. fre 46. G.
quando dies; hgator. st. 5.) -beddien:-fid gang⸗ andere qua.
Man muͤßte Saber die Gade wohl, um alle Mißverſtaͤndniſſe
gus beſeitigen, ‘fo darſtellen? Ob efx Vermaͤchtniß ſesletch oder
erſt beim Eintritt eines Umſtandes oder Tages erinorken, werdq.
chängt zwar im’ Allgrmeinen gang von hes. Eblaſſers Willen
Ab; allein 1) wenn er eh van einem ungepißen Umſtande oder
einem dies incertus an abhaͤngig machte, ſo haͤngt davon ime
mer die Rechtterwerbung ab, augers der Erblaſſer haͤtte ſich wh
der ſeinen Willen ſchief ausgedruͤckt, und dieß ließe ſich klar
beweiſen; 2) wenn Sex dies certus an iſt und a) es iff gewif,
daß der Legatar ihn erleben wird, fo ſchiebt ex nic, die Erwer⸗
bung auf; ift aber b) diefes ungewif, fo ift ebendadurch die
Abſicht bes Srblaffers. etwas. gweifelhaft unity Saber bier Cund
dieß ift, was bes Verf. fo gut ausfoͤhrt) auf (eine wahrſchein⸗
X
183 ts. RIMPHes Recht.
liche Abſicht zu ſehen, tnd — dieſe on in dubio
folgende Prdfumtionen 2c. %
‘- Pas den zweiten Zoeifeldpuntt betrift, fo glaubt Ref.,
daß bie ueberſchrift und Bezeichnung des Ynbalts der Abhand⸗
lung, wenn er ſo ſagen kann, reine juriſtiſche Unmoͤglichkeit (nad
unſrem gemeinen Rechte) eüthaͤlt. Kann man wohl die Frage
aufwerfen, ob die Erben des nach ber Delation aber vor det
Adquifellsn-geftorbenen Legatars dem Subftituten’ vorge
Fen? Es gibt ja bei Legaten keine Zeit zwiſchen der De
Tation und: Adquiſition, in welder der Legatar ſterben koͤnnte,
da ‘bet ihnen Delation und Wdquifition in Cinen Moment gw
ſammenfallen (denn der Zeitpunkt, an. weldem dies venit,
ift fa nicht erft der Zeitpunkt ber Erwerbung des Rechts auf
das Legat), Ebendeßhalb ift es nidt, wie der Verf. S. 358.
ſagt, auffallend, daß die Frage: ob aud) dem Subſtituten ee
Ved Legatars dex vorzuziehen fey, auf welden ein bereits
beferittes, aber nur nicht adquirirtes Legat transmit
thet wird; —8 in unfrer Literntur gaͤnzlich vernachlaͤßigt iſt. Denn
Pie ſolche Frage kann man nach unfrem gemeinen Rechte gar
nicht aufwerfen. Chenbeppalb; weil bei Legaten Delation und |
Adquiſttion zuſammenfallen, erklaͤrt es fid) natuͤrlich, warum,
Wie der Verf. ©. 365. ſagt, es im Corpus juris, ganz an ei⸗
‘ner die Concurrenz deffen; aaf den ein Vermaͤchtmiß transferitt
Te pe
— mit des Legatars — — Stelle
§. i. 5. 6. 6a.) Denn * der Legatar die Delation nicht,
ſo trat nie Transmiſſion ein, erlebte er aber die Delation, die
‘cessio diei, fo atte er aud) das Legat ad quirirt, und ſo
konnt e bom Subſtituten keine Rede mehr ſeyn, ba es auf
den dies veniens nichts ankommen konnte, indem von bits
fem die Adquiſition des Rechts nicht im Geringſten abhaͤngt.
CNicht entgegen iſt D. de legat. IL fr. 46. §. 1. ſ. Avera-
iis.
Ubpandl. aus dem Erbrecht. Hepp. . 4585
nius interpretatt. IT. 16. nr..20.sq.)- Defbalb brauchten die
Geſetze bios ben Grundſatz aufguftellen: ,,si post diem lega-
ti cedentem legatarius decesserit, ad heredem suum trans-
fert legatum (D. quando dies legator. fr. 5. pr.) und gu
beftimmen, wann dies legati- cedit; ‘und damit war dann Al⸗
_ eB entſchieden, ‘ta bon einer Tranbmiſſion in dem Sinne, wie
ſie bei -blos deferirten Erbſchaften aia bier gar
vie bie: Rede ſevn kann. ne a
5) Hepy & C. Th. webeidec zu Heidelb. uͤber L.
3. §..7..D. de. adim. legat.; int Ard, f. d. toil.
| Prax B , IX. Nr. 20, S. 377. 378.
Den fo. vlelfach abgehandelten. und auch im ——— ee
ive in mehreren Muffagen (Bi 1, Gi 457. fe SG. 466, f. B.
TE. ©, 83. f.) befprodenen. Widerſpruch zwilchen Ary By Ge 7¢
de adim, logat. und fr; 10; pr.de reb. dub, hyn: Die Brogee
ob, wenn Zweyen Legate ertheilt ſind, und dem Einen der Erb⸗
laſſer das Legat wieder adimirt, ſich aber babel fo. ungenau aus⸗
druͤct, dafi man pict weld, welchem er ef odimifen wollte,
um die Ademtio far bepde Legate ~ oder fir feines port ‘beiden
gelte, verſucht der Berf. auf eine febr einfache Weife ‘au heben.
Er macht naͤmlich im fr. 3. Fo 7. cit, unter Beibehaltung der
Leßeart Sex Florentina, nach debetur cin. Fragegeiden, fa
daft das Fragment die Frage, 9b utrique debetur,, Seantware
tet, mit. ceinem peutri — quemadmodum e¢t:.in dando, si
nod appar¢at, cil datum ait, und dadurch dann alle Wntinos
mie: zwiſchen ihm und fr. 20. cit. ſich hebt. Ohne ein foldes
Fragezeichen, meint der Verf., fey pas. dicemus ſchleppend,
befigleidhen “bas doppelte neutri. Allein das Letztere moͤchte
Ref. dezweifeln; ex wenigſtens findet in dem digemus aud) oh⸗
ne. Fragezeichen nichts Schleppendet, und. was daß doppelte
a
186 - as Rimifdee Rede. pan
neutri betrifft, fo ift e& eben gerade bie Frage, ob man. eit
Doppeltes leſen fol, und auch bei deren Bejabung wirde es
ihm nicht ſchleppend (deinen. Cin duferer Hauptzweifel gegen
jenes Fragezeichen ift aber. dem Mef., daß es gewiß ſehr unge
woͤhnlich iſt, wenn Get einer Wortfuͤgung, wie fie im fir 3. cit.
- ft, obne alles. Fragewdrichen gefragt werden ſollte. Wenn
bie Sprache nicht als ſehr nadlagig angenemmen werden ſoll,
muͤßte nod vor utrique ein an geſetzt, werden, und. one -dies
ſes an iff gewiß die Periode mit dem Fragezeichen (dleppender,
als wenn fie obne Fragezeichen gzlgen wird: , ; nd dann Hangs
apt ; abgeſehen bjevbn.,. die Grage, ob. man fi d, mit dem Fra⸗
gezeichen helfen duͤrfte, wohi inimet “nod davon “ab; ob am fr.
3. (nad der Florentinifdyen Leſeatt) aberhaupt geholfen werden
ſoll, und ob nicht im Er. Ao. de reb. dubiis bie Leſeart
corrupt iſt, fo bag es wohl allein auf die innern Grunde ane
fommen: wird, wie man: in Hiuſicht. auf/ utrique’ obes neutri
eter in Hinßcht auf dad Fragezeichen — ol. —
9 4 — vt. * — ae R 2 nas i a e
% a
6) Arndts. ‘Gindov:; Greitphalis) ad: — 25
... Dig. de. liberatione legaia — Berol. 1825. 36
G, 8
wd
Die vorliegende Diffittation: verdient fie — ahs
wohl eine Haupiſchrift Aber“ bie Frage ,. die ſio behanhelt, ge⸗
iraimmt gu werden. Sie iſt cide ganz gediegene, gruͤndliche, Har
geſchriebene, ihren Gegenſtand von - allen Seiten beleuchtende,
und vollkonnnen genuͤgend entwickeinde, und die Hauptfrage fehr
Aberzeugend und gang richtig entſcheidende Abhandlung. Es iſt
beökannilich ſehr beſtritten, ob, wenn der Etblaſſer ded: was er
oder ber Erbe yon Jemanden gu, fordern habe, ben Schuldner
1 = ’ ‘ . 4 — al : —
- * —
wou + gre &
legirt; und. den Hegenftand der Forderung genan bezeichnet, es
ſich aber findet, daß der Regntay: ule ſchuldig WAX, nun das
, Abbandl. oes dem Erbrecht. Mendes. ~ 4387
Saget: gufammenfalle,. oder ob der Erbe den Betrag der a F
Uchen-Forderung dem Legatar hinauszahlen muͤſſe
Hauptanſtand machte immer das fr; 25. —
Manche, welche die Frage verneinen, wollen in die(gm Braga
mente Sun Hereinſetzen eines nan. Cporgrit ioc, no n- died
ete.) beifen, um. einen Widerſtreit mit ander: Beagmentan: wid
einen ſcheinbaren Hes iBrogmentes- emit: Gd ſalbſt zu heben Kes
B. Cujacius ad Afficam,.\V.);. allein -opne Meth und auf: eint
gen; unguldige Weile, botein Manfde,diees non if, Wades
ve, tie: Averanius, -hegehen..das miki equaquana places apg
die Hen den vorhergehenden: Perioden (von sQd-poterit hoe. alist
cian), wodurch aber die: Stelle. ungemein gezwungen, momenta
Fie) das ysed“ gar micht. ærlaͤrbar, und: die Gdreibart ibera
haupt bs feine gute (ub zeigen wuͤrde Gis aud Avertning
zugeſteht)3 auch: haͤßte ſich diefe Anficht ſchen deßhalb nicht vera
theidigen, weil tie Stelſe tr mequaquam mihi planet; hur
den beigefuͤgten Grund (cum dandi verbuai etc) -dfferdep
blos auf: dad. gunhh{t Borangegangene (mice: auch auf dip. Pen
riode ‘sed: poterit.— nonipetere) bezieht. Diele ziehen daher
eine andere, auch aisfr sim Jaug anbedes Refultat fAbrende Wise
[egnng vor. Sie wollen auf die Art: des Unshruds, deſſenfich
der Grblaſſer bediente, ſehen, wnd behaupten, wenn der Grblafien
ſoch negativ auszedrũcht habe, z. B. der Erbe folle midt: for⸗
dera u. Ogl., fo falle Kas: Legat zuſammen;: habe er ſich abet
pofitio ausgebridt: 4. B mein Cree Fol bie 100 fl., welche ac
mic ſchuldig ift, ihm zu⸗· gut lommen laſſen, fo rmoͤſſ⸗ Des GErbe⸗
menn der Legatar. tthe ſchulde, den Betrag ihm z ahemnt
Daß int er ſte r meFalle auch das fF, 263 nicht gegen das Gus
ſammenfallen des Legats iſt, ergibt ſich, wenn man nur vod:
danmas esto, non peters, wie es Jene thun, ein Fragezei⸗
hen? macht, ‘was, man aud nad der: Structur ber Stelle und,
~ nad) ihrem Berhaltniffe gu andern Stellen gang unbedeufih.
inss ROMO Meme
kann unid-niug, Unbegreiflich war- 8 aber immer bem. Unters
zeichneten, wie man fat den legteren Sal (wenn Ser Erb⸗
laſſer ſich pofitin ausdruͤckte) die Entſcheidung, daß der Erbe
bnauszahlen müſſe, auf das fr. 25. cit. ftigen fonnte, da
gerade in dieſim Feagmente Paulus: oon dieſer Entſcheidung
fagt:'nequaquaim mihi placet. Liest man ndmlidy die Stelle
wibefangen, fo fann man nur: folgenbde’ in ihr finden. Paulus
fagt:. wenn: der Legatar nichts ſchuldig iſt, poterit dici,
quasi falsa ‘demonstratione adjecta, etiam peti, quod {in
lgato] comprehensum ‘est, ‘posse;:: Hlesauf ftigen nan Bier
le den Gay, der Erbe muͤſſe den Botxag pinauszablen. Allein
dießz fagt ja bier Paulus feineswegs; er bemerkt nur: man
Bnpte eh allenfalld ſagen, mankoönnte ſich etwa darauf
beruſen, die Erwaͤhnung- See Schuld fep -blos eint falsa de-
maonstratlo, die nichis fade, Allein ex: eutſcheidet nicht «fo,
ſendern unterſucht im Folgenden of Frage genauer, indem er
fie in ‘bie 2 auflést, . wie es gehe, wenu der Erblaſſer ſich nes
galßv, ued wie, wenn er ſich pofitiv ansinidte (das dare i
pick nicht im fiting. juriſtiſchen Sinne, ſondern bios ale cia
pofitiver Uusirud: des Erblaſſers genommeny, Im erflern Fale
verwirft er das Hintuszabhletiniffer; alt offenbar unbegrandet/
mild -tindt bloßen Fratge;: im zweiten Fall kommt er wieder auf
das: Obige, und ſagt, da Knute man vlelleicht bon: einer. falaa
demoustratio ſprechen und ſich fuͤt das Hinquszahlen⸗ entſchei⸗
den, aber: dieß fep ood 'fal(dy, imihi nequaguâm plaoes. ‘tnd
_ dann geht en mit cinent;contre auf has legatum debiti aber,
wo das Gegenthell ſtattfindet. So legte Nef. immer in ſeinen
Pandektenvorleſungen das Fragment aus, und freute ſich num
ſehr, bag der Verf. gang dieſelbe Auslegung tn ſeiner Schtift
vertheidigt, thre Richtigkeit ſehr gut. nachweist und von: allen
Seiten auf cine treffliche Welle g gegen mee, —
rechtfertigt. —
Abhandl. ats dem Erbrecht. Arndis. 489
Er ſucht naͤmlich gu beweiſen, daß, weiin der Erblaſſen ei⸗
nem, der ihm oder dem Erben etwas ſchuldig ſepn foul , ; biefe
Schuld mit genauer Beʒeichnung bes Objetts legitt, bas Aegat
; zuſammenfalte und ber nichts ai zy abe, wet ‘Sit .
negativ ausgedruͤckt abe: Defer - ci fabit er,- ‘tool er
geigt, daß 1) der wahrſcheinliche Wille des Erblaſſers inſmer
dafir ſpreche. Nur wenn aus ganz beſondern Umſtaͤnden
bas Gegentheil erhelle, moͤſſe anders entſchieden werden . B.
der Erblaſſer will jedem ſeiner 2 Bruͤder A und Bi 1000f. vet
machen. Dem A fott det Erbe fie gablen, dem B cine Schuli
bon 1000 fl. nachlaſſen. Er irrte fic), der B war nidts ſchul⸗
dig; bier miffe ‘aud ibm der’ Erbe gablen (aud) Beint’ snot
petere®). Das fey aber nichts Befondres beim legatuth ‘libel
rationis, fondern gelte aud) unter den gleichen Umſtaͤnden Belin
legatum nominis, das ja doch ſonſt bei Nichtexiſtenz der Saul
gufammenfalle. (S. ‘Q—11,) 2) daß die Unalogie beint nomen
legatum dafir tty (og. aud) fr. 21. pr. de lib. Teg.) (S. al
. 13.) 3) dap die Unalogie bes leg. debiti gar’ nicht bierder
bezogen werden koͤnne S. 15—19.) H daß fr. 76902.
‘91; pr. fr. 24. 31. pr. de liberat. leg. unf fr. 75. — de
Tegat. IJ. durchaus dafuͤr ſeyen, (S. 2y-—25.) und 5): deff’ dab
¥r. 26. cit. night: nur nicht dagegen, fondern’ auch durchaus “Gat
Fhe (ep. Hier wird nun (S. 25—36.) die oben’ angedkuten
Auslegung ves Fragments in allen feinen Punkten und: Begieh
hungen auf eine’ ſehr lobenswerthe Weife —— aegebin
und ihre — aachoewieſen. —
ot _ Gon Sets wigun
poor
Backe in. G. E Prof Regiom:). — fidei 3 pos
bessor quemadmodum,. fructus suos faciat.. Ex
—
190 Romiſches Recht.
a fare ‘civilit dissertatio i inaug. Berolini 1828. ty-
* pis Schadianis. 209 G, 8. (Preis rfl. str)
Unterboljner (Profeffor in Breslan) vou der Er⸗
es werbnug des Eigenthums an ben Erzeugniſſen. (3m
3 Arch. f, die ete Prax. —* VIII. Nr. 13. S.
Wie rien |
— —— ‘Siete bepben Sériften, welde bepde in
Auafethen Sabre und anſcheinend ohne bag deren Berfaffer um
aͤbre gleichzeitige Beſchaͤftigung mit demfelben Gegenftande wuß .
teh; eiſchieyen ſind, fann defwegen ſehr wobl in ein’ gegogen
werden, weil die erſte bey weitem mehr enthaͤlt als die Auf⸗
ſchrift gerſaricht und namentlich auch faſt das ganze Recht des
Hrucht- Erwerbes abhandelt, bie zwepte dagegen, obgleich vom
Fucht· Erwerbe. uͤber haupt handelnd, ſich meiſtens doch nur mit
Rem, Feust-Crwerde, bes b. f, possessor beſcaͤftigt, uͤber wel⸗
ſhen dee, Verfaffer . ſchon in ſeinem Buche Aber, b die Verjaͤhrung
Ne. 27. centhamliche Anſi ichten geaͤußert pate, bie er eben ‘in
deſem Aufſatze weiter auefthren wollte, ew
oh Weraleichen wir, nun — im, Allgemeinen die ast und
Beiltas wie bepde, Verlaſſer ihren Gegenſt and behandelt haben,
maranf bep einer aus ber, naturalis ratio herzuleitenden ‘Mater
gigyja. fatt Alles ankommt. fo. muß in diefer Zeziehung das Ure
aheil entſchiehen zu Gunſten von num, I. ausfallen, Der Reve
faffer dieſen Gchrift zeigt ein ſehr lobenbwerthes Beſtreben, die
bon ihm gewaͤhlte Rechtematerie nidt, blog mit einer neuen An⸗
ſicht unde Schrift gu berejchern, ſondern wo moͤglich aufs Reine
zu bringen und wendet dazu alle Kraͤfte auf. Demgemaͤß hat
er nicht nur alle auch nur entfernt in dieſen Gegenſtand ein⸗
ſchlagenden Steller. unſeter Quellen und die Sorzuͤglchern Mei⸗—
vungen her Reucen datoͤher angefuͤhtt, Konden auch durch ei⸗
eee —
- : 4q
Backe “int Sucevaline, Eber Brus-ernertons. 191
genes Forſchen in der Natur der Sade und gewiſſenhofte |
terpretation der Stellen Ser Mabrheit moͤglichſt auf die- Spur
gu fommen verſucht. Rur das moͤchte tadelnswuͤrdig ſeyn, daß
der Verfaſſer oft gu rein logiſch, namentlich durch das Setzen
prioriſtiſcher Moͤglichkeiten, und zu wenig mit unmittelbares
Anſchauung des Gegenſtandes ſelbſt verfahren hat, ein Fehler,
deſſen freylich die beruͤhmteren Civiliſten unſerer Zeit in noch
weit hoͤherm Grade ſich ſchuldig machen, der aber auch vee
Fortruͤckung unſerer Erkenntniß des Roͤmiſchen Rechts gar grove
| Hinderniffe in den Weg legt. Wir duͤrfen uns nidt begnuͤgen/
das was unfere Quellen enthalten, blos aͤußerlich zuſammen⸗
ſtellen und durch allerley mit unſerm Berftandechingugethane
Zuſammenhangs · Nachweiſungen den Leſer oder Hoͤrer mit deme
So iſt es nun ein mal einer Materie gu verſoͤhnen, fandern
wir muͤſſen dahin ſtreben, die Einſicht in ein jegliches Recht
durch lebendige Erfahrung gleichſam gu reproduciren, fo daß wir
auf die Ausſpruͤche der juriſtiſchen Claſſiker durch die Sache
ſelbſt hingefuͤhrt werden und aud Aber deren Worte hinaus thy
pen fidbern Schritt thun koͤnnen. Das geſchieht aber nicht durch
das Aufſtellen von, todten Grundfagen aus, uns ſelbſt and Subs
ſumtionen unter diefelben — bepdes defto gefaͤhrlicher, wenn es
durch hiftorifden oder philoſophiſchen Schmuck den Schein der
Gruͤndlichkeit annimmt, — ſondern allein durch unverroͤcktes
Anſchauen und Inſinuation in die wirklichen Verhaͤltniſſe, wie
ſie ſich in Schrift und Natur darlegen, beyde ſo lange fortge—
ſetzt, bis in der vollen Beruhigung der Fund der Wahrheit ſich
anfindigt, — Der Verfaſſer der zweyten Schrift made ſich
der eben geruͤgten Fehler in der Behandlung in dieſer, wie in
ſeinen andern Schriften, in nicht geringem Grade ſchuldig; uͤber⸗
haupt aber beweist er auc nicht den bep der erftén Abhand⸗
lung fo gerdbmten Ernſt, die Wahrheit aus allen Kraͤften gu
erſorſchen, fondern ift faft Aberall {don mit etwas Wahrſchein⸗
—
es ‘
992 7 8 ot Mb miſches Regn |
Hem: zufrieden. So ſchaͤtzbar daber aud) bie eine ober andes
ge Bemerfurg in feiner Schrift fepn. mag, ſo hat Sods die ber
baridelte Lehre. durch Hr. Bade’s Differtation unvergleidlid
mehr gewonnen.. Wir wollen. jest guerft die wichtigen Meis |
nungen beyder Verfaſſer moͤglichſt kurz durchgehen, alédaun abet
ein Reſultat uͤber den gegenwartigen Stand dieſer Lehre ziehen.
Bacde veginnt in einer Borvede mit einer allgemeinen Yew
berſicht der wichtigſten von neuern Juriſten uͤber den Fruchter⸗
werb des b. ſ. possessor aufgeſtellten Meivungen, worin gezeigt
wird, daß die Gloſſatoren vollen Eigenthumserwerb des b. f.
possessor: an den Fruͤchten mit her Berpflichtung das Eigenthum
der ‘exstantes:officio iudicis dem Vindicanten gu reſtituiren,
annahmen, ſpaͤter aber man den b. f. possessor tn dieſer Bez
ziehung mehr und mehr beſchraͤnkte, bis endlich bon Savigny
(Beſitz 6. 232. flg. vierte Unsgabe) die, wie der Verf. meint,
auf pet entgegengeſetzten Gelte conſequente Meinung aufſtellte:
~' Der b. fi: possessor erlange an den Fruͤchten, wie an der Gas
che ſelbſt, auch nur b. f. possessio mit allen darqué herfließen⸗
— Pan: Rechten. Nachdem der Werf. hierauf erklaͤrt, daß ſeine
eigene Meinunh feine neue, fondern nur die Ser Gloffatoren
tiefer begruͤndet fey, Saf er alfo ein unwiderrufliches Eigenthum
des b. f. possessor an ben Frddten Cund gwar an allen) mit
ser Verpflichtung die exstantes dem: CigenthAmey bei der Bindi
dication zuruͤckkzugeben annehme (7.) ſchließt ex mit einer nuͤtz⸗
Hien Zuſammenſtellung der Ausſpruͤche unferer Quellen Aber
den FruchtErwerb des b. f. possessor (p. 9—13.).
Die Abhandlung ſelbſt zerfaͤllt in vier Bader. Das erfte
Buch. fuͤhrt durch Ynterpretation den VBeweis, daß der b. f.
possessor nicht blos b. f, possessio, fondern wirkliches volles
Eigenthunt an: den Fruͤchten erwerbe; denn 1) es heißt vom b. |
f.. possessor faſt immer fructus suos facit, wap am natuͤrlich-
ſten ‘auf Cigenthumserwerb gedeutet wird (die wenigen Stellen,
ian,
Bade und unterbolaner, Aber Frucht · Erwerbung. 193
we es heißt: fr. consumptas suos facit muͤſſe man gu
gleich bon einem bloßen Lucriren (xestituere non oportere)
verſtehen) (cap. 1, P. 14—25.) 2) mebreve Stellen behaupten,
daß der b. f. possessor percipiendo fructus guos faciat; |
welches nur auf Eigenthum ait: den exiſtirenden Fruchtkoͤrpern
begogen werden kann. 3) Mud). hatter die Romiſchen Juriſten,
wenn das fructus suos facit nicht Eigenthumserwerb bezeichne⸗
te, ſich gewiß uͤber die ungewoͤhnlichere Bedeutung, welche ſie
dem Ausdrucke beplegten, naͤher erllaͤrt, was dod) nicht geſchehn
iſt. 4) Mehrere Stellen ſagen geradezu durch ihren Qufammene —
bang ober durch ausdruͤckliche Worte, daf-der b. f. possessor
Eigenthum an det Fruͤchten erwerbe, namentlich F. 35. J. de
divis. rer., L, 25. pr. . 1. de usur., L. 48. pr. de acquis:
ger. dom, 1.28, pr. de stg Li%. §, 19. de usurpat. 5}
Mus L. 1. §. 2. de pignor. et hypoth. wenn .maw fie ridtig
auslegt, gebt hervor, daß das Pfand eines Grundſtuͤcks ſich auf
die vom b. £ possessor gegogenen Fruͤchte deßwegen nicht ere
ſtreckt, weil dieſe von ihrer beſondern Exiſtenz an niemals dem
Verpfaͤnder, ſondern ſogleich dem b. fF. possessor gebdrt haben.
(cap.2. p. 29-45.) Im folgenden letzten Capitel dieſes Buchs
nennt der Verfaſſer als Hauptſchwierigkeiten, welche ſich der
Annahme bes Eigenthumserwerbes des b. f. possessor an den
Fruͤchten entgegenzuſtellen ſcheinen, folgende drey: 1) daß dex
BD. f. possessor die exstantes fructus an den Vindicanten wie⸗
der herausgeben -folls--Cdenn iſt bas’ der Kall, wozu dann der
Erwerb?) 2) daß es heißt fructus consumptos suos facit h.
f. possessor; und 3) daß dieſer Erwerb auf keine der allgemei⸗
nen natuͤrlichen Erwerbarten zuruͤckgebracht werden zu koͤnnen
ſcheint. Indeſſen wird gezeigt, daß alle dieſe Schwierigkeiten
ſich leicht wuͤrden beſeitigen laſſen, ſobald bewieſen werden fone
te, dag dieſes Recht des b. £. possessor night auf gang abwei⸗
chenden Rechtsgrundſaͤtzen beruhe, ſondern theils mit dem uͤbri⸗
oe
194 * dmiſchesGech,
gen Rechtsſtande des ‘be f, possessor,‘ theits mit der: Matus tes
Frucht· Erwerbes fberbaupt aͤbereinſtimme (ecap. 3. P. 46-61. P
Qu dem Zwecke wird nun zunaͤchſt im zwopten Bude das
Recht’ des b. f. possessor: in ſeinen ‘bre -Abrigen .Hauptentfals
tungen — ſo viel ftellt der Berf. auf — ~.ysucapio, Publicians
detio:umd--Grwerd: burdy den servus b. f. pdssessus durchge⸗
gangen und 1) bey der usucapio , uͤber weldye viet Gedachtes
vorkomnmit, zu zeigen geſucht, daß fie a) gu Gunſten des b. f.
possessor um ſeines gerechten Beſitzes willen und folglich ans
Bitligkeit eingefibrt fep, und b) bag dieſe Billigkeit nidt
etwa in-:feinem fortgeſetzten Befige, fondern in dem Erwerbe
des -civifen Beſitzes der Gathe lege und der Zeitablauf vielmeby
net aus billiger Ruͤckſicht auf. dab jetzt Dod‘ eigentlidy allein
vorhandene Recht des Eigenthuͤmers hinzugefuͤgt ſey. (cap. 1s
ps 52—75.)...2). Eben: ſo ift auch die ‘Publiciana. actio des
be “possessor. Gus Billigkeit, well. er durch (einen civilen. Bes
fig es verdient, gleich bem. Eigenthuͤmer von jedem Befiger fer
te: Sade vindiciren zu duͤrfen, elngefAbrts nur daß aud pier
wieder vor ter. tfucapion. das ſtaͤrkere Recht des Eigenthuͤmers
durch· die exceptia. dominii ſich geltend madt-(cap. 2. P. 75
5.): 3) Auch in dem Rechte durch, den servus h. £. pos-
zus⸗ zu erwerben, ichoch nur ex, re sua und ex operis ser-
vi, zeigt ſich cin: ſelbſtſtaͤndiges, jedoch dad Eigenthum nicht
auoſchließendes, ſondern ibm aud wieder nur nahetretendes
Necht des b. f. possessor (cap. 3. pi 85—90.). — Das drite
te Bulh ſtellt darauf die Grundfike Aber den Fruchterwerb |
uͤberhaupt, wie er fid) in allen uͤbrigen Vethaͤltniſſen auſſer dex
b. f. possessio zeigt, auf. Hier wird. zuerſt die widtige Bez
merkung gemadt daß die Frdchte keineswegs bloße Theile der
Sache find, wie z. B. dee Arm einer Statue, ſondern als neue
aus der. alten Gade entitehende Sachen angefehen werden moͤſ⸗
fen; welche vor ihrer Trennung gwar gu der Haupiſache gehoͤ⸗
\
“‘
Backe und Unterbolgnet, aber SrudtsSrperbung. · 195
ren, nachher aber eine beſondere Sache zu bilben anfange, an
Ser Saber aud gar wohl ein befondered mit ihrer Trennung
entſtehendes Eigenthum beginnen kann (p. 92, 93). Um ‘nun
aber gu fehen, ob dieß auch wirklich ‘ber Fall, werden die ein⸗
zelnen Fruchterwerber durchgenommen, wobey der Verf. auf
das Reſultat kommt: 1) Der Uſufructuar, Inhaber des vec⸗
tigaliſchen Rechts und antichretiſche Pfandglaͤubiger erwerben
die Fruͤchte nicht auf eine der gewdhnlichen Arten, namentlich
nicht durch Tradition, ſondern auf eine eigenthimliche Weife,
deren Grundfag ifts Wer die Fruͤchte einer Gade iurs perci⸗
pirt, wird durch die ‘Perception ſelbſt Eigenthuͤmer derſelben.
(p. 1113) 2) Der Paͤchter dagegen erwirbt nach des Verf's
Meinung zwar nicht durch ‘Tradition: aber doch durch. eine auf
dem Willen bes CigenthAmerd berubende Perception, daher der
Verfaſſer annimmt, daß wenn der Elgenthaͤmer ſeinen Willen,
den Paͤchter die Sache nutzen zu laſſen, ausdruͤcklich widerrufen
habe, nun aud) der Paͤchter die Fruͤchte niche mehr erwerbe (p.
112— 1415.) — was gewiß, fo wie dieſe ganze Trennung oes
Paͤchters ‘und Uſufructuars in dieſer Beziehung, unrichtig tft. 3)
Auch der Eigenthuͤmer, obgleich bey dieſem es einerley ſcheinen
midhte, ob man ⸗Erwerb durd bloge. Bertheifung ber Gade oder
had) dem eigenthuͤmlichen Rechte der Fruͤchte annehmen will,
erwirbt nach dem letztern und alſo, wie der Verf. meint, auch
durch die iusta perceptio; was ſich 4) namentlich in dex Lehre
Lom Uebergange de6 Pfandes auf die Fruͤchte ser verpfandeten
Sache widtig geigts denn auch hier iſt die Frucht immer als
eine beſondere Sache anzuſehn, auf welche die Verpfaͤndung der
Hauptſache nicht an ſich, ſondern nur Folgeweiſe, als auf eine
beſondere Sache, ſich erſtreckt, und zugleich nur unter der Vor⸗
ausſetzung eintritt, daß die Fruͤchte in das Eigenthum des Ver⸗
pfaͤnders kommen, weil ex ſonſt eine fremde Gace verpfaͤndet
hat. Bey dieſer Gelegenheit macht ber Verf. außer dieſer nod
Krit. Zeitſchr. II. 2. F 3
—
196 — Kh mifdes Rese. ee Ge
mehrere andere gute Bemerfungen fiber dieſen Segenfiand, _&
„B. dag Frichte einer verpfandeten Gace nur. ſubſi diariſch bere |
pfaͤndet ſind, weil ſich der Schuldner das Recht. fi fie gu conſum⸗
miren gleichſam vorbehalten hat, wie, bey der. Generalhypothet
das Recht gu manumittiren (LA 16. 9. 4. de pignor.. et hy-
poth.); deßgleichen, daß L. II. ſ. 3. qui. potior⸗ (In fructi-
bus si convenit ut sint pignori — quaeritur, an findus —
conventionis tempore fuerit debitoris) blos fage, es fomme
hierauf zunaͤchſt (nicht alleiny an, Auch iſt es eit ruͤhmlicher
Beweis wiſſenſchaftlicher Rechtſchaffenheit, daß er hep mehrern
Stellen, die er nicht befriedigend zu erklaͤren weiß, dieſes gera⸗
dezu eingeſteht (— p. 130.). Uebrigens iſt dieſes dvitte Bud
mitunter unnoͤthig weitlaͤuftig, was hauptſaͤchlig daher ruͤhrt,
daß der Verf. die Wahrheit nicht durch Anſchauung/ fondern
durch Setzen mehrerer Moͤglichkeiten in jedem Fall, von wel⸗
chen eine wahr ſeyn muͤſſe, und-welde dann geptuͤft werden,
zu gewinnen ſucht. So iſt namentlich bie Aufſtellung der dope
pelten Anſicht, welche man von den Fruͤchten ſoll haben kdn⸗
tien, die (Savigny'ſche) haturalis ratio, wonad die Frucht
bios als Stik der Gade angefepen wird und die domestica
s. oeconomica ratio, wonach fie als bloßer Nugen ber Sache
gilt, zu nichts nage und ertegt ſelbſt die Idre, als wenn jeng
ſ. g. naturalis ratio wirklich die der naturalis ratis gemaͤße,
die domestica aber eine politiſche waͤre. Noch dazu aber trifft
keine von beyden Anſichten voͤllig das Wahre.
Das vierte Buch macht endlich eine Auwendung von bey
in den bender vorbergebenden ‘gefundenen Grundfager auf dex
Fruchterwerb des b. f. possessor, Die Schlußfolgerung, durch
welche der Beef. die Nothwendigkeit dieſes Erwerbes darzuthun
ſucht, iſt ungefaͤhr dieſe: Seder, welcher die Fricte einer Gas
de iure percipirt, erwirbt das Eigenthum derſelben (Bud) III.);
ber b. f. possessor beſitzt die Sache rechtlich und gleichſam als
—2
/
Bake und Unterboliner, fiber Frucht⸗Erwerbung. 197
Eigenthuͤmer (Bud) II.); daher mug er Eigenthum an deg
Fruͤchten erwerben, und gwar ſchließt ex darin aud) den wirkli⸗
den Gigenthimer voͤllig aus; denn fo wie deffen Cigenthum in
Beziehung auf die Gache felbft vor der Ufucapion: dem b. f.
" possessor vorgebt, weil er bad Eigenthum {don hat, fo muͤſ⸗
fers die Fruͤchte, welche beym b. f. possessor erft in’ Cigens
thum treten, in pari aéquitatis causa dem b, f possessor, ‘det
ſie Sov dem Gigenthimer occupirt, gufallen. (cap. I. p. 131—
139.) Sehr (dharffinnigs aber dod) noch nicht befriedigend :
denn worin, liegt e8 denn am Ende, daß der b. f possessor fo.
juste percipirt, daß er dadurch Cigenthum erlangt? — Im Cine,
, gelnen wird ferner gegeigt, dag det b. £ possessor. volles, bo⸗
nitariſches und quiritarifdhes, Cigenthum erwerbe- und die Er⸗
-werbhandlung die perceptio (ep, die aber beym b. f. possessor
wie bey den andern, welche die Cfremde) Sache ſelbſt beſitzen,
ſchon durch die Trennung erfolge. (cap. 2. p. 139 - 142.) Bgl.
auch p. 110. u. 111.) Hinſichtlich der Perſon iſt derjenige hier
als b. f. possessor gu betrachten, welcher 1) iusto tittlo bes
figt, was nach des Verf’'s Meinung gang fo, wie bey. der. Uſu⸗
capion gu beftimmen iff, und 2) bona fide; ob aber diefe nad
der Beit. des Beſitzerwerbes der Gache oder jeder eingelnen
Fruchtperception gu beftimmen fey, daruͤber if— Streit gwifhen —
L 25. §. 2..de usur. und L, 23, §. 1. L. 40. 48.-de ac-
quir. rer. dom., welchen der Verf. mit Einſicht in bie Sache. :
felbft gu Gunſten der legtern Stellen entſcheidet. Wud) die li-
tis contestatio flict an fid nicht, fondern nur wenn fie gugleid
mala ‘fides des Beſihers wirkt, den Fruchterwerb des letztern.
(cap. 3. p.. 142-158.) — Der b. f. possessor etwirht aber
alle Fruͤchte, nicht blos nad) Pomponins Meinung in L. 46,
de usur. die ſ. g. industrigles. Diefes ift ridtig, aber vom
Verf. nicht gang durchſchaut. Much irrt derſelbe, wenn er L,
G5. cit. don einer.res aliena ab uxore vel’ viro donata.
23..
~
198 MRMyomiſches Recht.
verſteht; wovon die Stelle ſelbſt nichts weiß. Denn fae: de
Fruͤchte, welche. nicht aus dem Vermoͤgen bes andern Ehegatten,
ſondern von der Sache kommen, gibt dieſe Schenkung eine iu—
sta possessio (cap. 4. p.158—170.). — Wird die Gace evine-
| cirt, fo mug der b. f. possessor die fructus exstantes an den
Eigenthuͤmer, der erſt durch Tradition Eigenthoͤmer der Fruͤch⸗
te wird, herausgeben (cap. 5. p. 176—183.). Dieſes iſt
der allerſchwaͤchſte Punkt der Meinung des Verf's. So ſehr
ex ſich aud bemuͤht, dieſen Rechtsſatz gu rechtfertigen, — na⸗
mentlich mit der Behauptung: durch die Vindication entſtehe
ein Kampf zwiſchen Ser fuͤr den b. f. possessor. und fuͤr den
Eigenthuͤmer (predenden Billigfeit, den die Mdmer fo, daß dem
Gigenthimer wenigſtens die fr. exstantes guridgeben werden
follten, entſchieden haͤtten — ſo iſt doch immer, wenn hier blos |
obligatoriſche Ruͤckſichten eintreten, wie der Verf. annimmt, nicht
abzuſehn, warum gerade das noch Vorhandenſeyn der Fruͤchte
und nicht die Bereicherung durch dieſelben entſcheiden ſoll. —
Das ſechste Kapitel (p. 183—-188.) ſetzt noch den Erwerb des
b. f. possessor durch den servus b. f. possessus auseinander,
deſſen Analogieen und Verſchiedenheiten von dem Frucht Erwere:
be des b. £ possessor gut dargethan werden, und das ſiebente
endlid) (p. 188—209.) ſchließt mit einer ſpeciellen Juterpreta⸗
tion der in die Lehre vom bes b.-f. possessor-
einfdlagenden Stellen. —
‘Mir gehbn gu — ——— — Ser,
deren grofere Kuͤrze und Mangel an eigener Nadforfdung in
der naturalis ratio uns ebenfalls groͤßere Kuͤrze oer Relation
geſtattet. Da Aber den Frucht⸗Erwerb des Cigenthimers (6. ;
1.) und des Emphpteuta,. Ufufructuars und Paͤchters (99. 14
— 16.) wenig mebr ald da8 Gewoͤhnliche geſagt wird — nur
iſt zu bemerken, daß der Berf. S. 354. dem Ufufructiar gegen:
die jetzt gewoͤhnlichere Meinung richtig auch die Jungen der
—
—&
Backe und Unterbolzner, fiber Frucht Erwerbung. 199
Thiere und S. 359. folg. dem Erwerber des Eigenthums an
Fruͤchten ebenfalls richtig das volle Cigenthum zuſpricht — fo
Fonnen wir uns ſogleich zu ſeiner Meinung uͤber den Frucht⸗
Erwerb des b. f. possessor wenden. Dieſe geht im Allgemei⸗
nen darauf hinaus: Der b. £ possesssor erwirbt durch Per⸗
ception d. h. Separation an den fructus industrialos volleb un⸗
widerrufliches Eigenthum und braucht dieſes auch dem Eigen⸗
ihuͤmer in keinem Falle gu reſtituiren; an den fructus natura-
les dagegen:erwirbt er nur b. £ possessio, wird jedoch ˖ durch
Conſumtion dieſer Fruͤchte von der Reſtitution befreyt. Das
Einzelne aber iſt Folgendes. Mad allgemeinen- Mechtsanſi chten
glaubt der Verf. , verdiene unter den verſchiedenen aufgeſtellten
Theorieen des Fruchterwerbes des b. f. possessor. die von Gaz
vignyꝰ ſche den Vorzug, weil an der Frucht als Theil der Sa⸗
de fein. anderes Recht als an dieſer ſelbſt flatt finden koͤnne.
Dod) laffe 8 ſich als. cine beſondere Begünſtigung des b. f.
possessor wobf denken, daß man thm Cigenthum an den Frid
ten gegeben. habe, was fic) gum Voraus (don aus der Analo⸗
gie des Erwerbs durch einen servus b. f. possessus ex operis
servi und ex re possessoris gu beftdtigen ſcheine (9. 3.. Die
Interpretation der Stellen indeffen miffe das Nabere ergeben.
Diefe lehrt aber nady dem Berf. zweyerley, 1) daß die Roͤmi⸗
fhen Juriſten nicht eine blofe b. f. possessio, fondern wirkli⸗
es Cigenthum und 2) daß' ſie aud ein fofortiges, alfo, ſchließt
ber Berf., nidt blos widerruflides Cigenthum des b. f. posses-
sor an den Fruͤchten angenommen haben, (ſ. 4.) Durch den
erften Gag. ſpricht der Verf. ſeiner eigenen Meinung uͤber die
fructus naturales zum Voraus ein gerechtes Todesurtheil; dem
zwepten ſcheint L. 48. pr. de acquis. rer, dom. (fructus in-
terim suos facit) gu widerfpredben, Daher erklaͤrt der Verf.
dieſe Stelle im naͤchſten Gen, und gwar damit, sag er ſagt,
Poullus habe hier fructus: naturales und indpstrigled vereinigt
: RX
meas. <i |. RO MEfdhes Recht.
‘und nur bon dem gefprodjen, was wenigftens auf jeden Fall
(sine dubio) angtnommen werden miffe; da nuy, wie (pater .
werde gegeigt werden, der b. f. possessor etwerbe, was Pauls
lus mit dem Ausdrucke, suos interim facit, habe bezeichnen
wollen, fo widerſpreche diefe Stelle den Abrigen gar nidt. Aber
welche Yntespretation! darf man bier wohl ausrufen. Offens
bar fagt Paullus in diefer Stelle hinſichtlich des Erwerbs des
b. f. possessor gang daffelbe bon ben fr. naturales was er
bon den industriales fagt, und einftweilen erwerben heißt eben
fo wenig blos b. f. possessor werden, al8 bon Jemandem, ber
blos b. f. possessor iſt, blos gefagt werden fann (was
aber Paulus 1. c. thut) er fey quoad “fructus pene domini
loco; denn ex ware ja dann in Begichung auf die Fruͤchte nicht
mehr als in Beziehung auf die Gade felbft domini loco; Ane
Heres nidit.gu gedenken. — Um aber feine Meinung gu Halten,
muß der Berf. aud) nod) diejenigen Steen gu entfernen ſu⸗
den, nad) ‘denen der b. f. possessor blos die confumirten Fruͤch⸗
te erwerben foll (L. 4, §. 2. fin, regund., L. 40. de acquir.
rer. doin.; §. 35, J. de rer, divis., ſ. 2. J. de offic, iud., L,
22, C. de R. V.). Diefe Entfernung unternimmt er denn
-audy, aber auf eine Welle, Sie dem Borwurfe einer gezwunge⸗
nen Auslegung ſchwerlich entgehen moͤgte. Er ſagt: man duͤr⸗
fe dieſe Stellen nur auf ſolche Fruͤchte beziehen, an welchen der
b. f. possessor (nad) des Verf's Anſicht) fein Eigenthum, ſon⸗
dern blos b. f. possessio erwirbt. Was berechtigt aber dazu,
ba die Stellen gar. nicht zwiſchen fr. naturales und industria-
les unterſcheiden? Erflens, (agt der Verf., miiften, wenn. man
alle Fridte Aberhaupt verſtehen wollte, auch die uſucapirten
mitverſtanden werden, was doch Niemand behaupten wird; ſo
gut mun dieſe deßhalb ausgeſchloſſen find, weil daran der b. £
possessor Eigenthum erworben hat,, eben fo koͤnnen aud) bie
industriales, an denen der b, £: possessor gleidhfalls Eigenthum
/
—
gq
an)
Bade und Unterbolzner, Aber Fruct-Erwerbung, — g01
erwirbt, ‘ale ſtillſchweigend ausgeſchloſſen gedacht werden. Al⸗
fein dieſes ganze Argument ſinkt in ſich zuſammen, ſobald der...
Verf. den Beweis nicht fuͤhrt, daß oer b. f. possessor irgend
welche Fruͤchte uſucapire, welchen Beweis ex weder gefuͤhrt hat,
‘nod ohne petitio principii je fuͤhren wird. Zweptens nimmt
der Verf. alle. Stellen einzeln bor und fudt fir jede befondere
Argumente hervor, weßhalb fie nicht gegen ihn beweiſe. Da
aber alle Geſtaͤndniſſe, welche er von ibnen erlangt, mit der
Interpreten · Tortur abgezwungen find, — leider it dieſe Anwen⸗
dung der Tortur noch nicht wie die andere aus unſerm Rechte
verbannt — ſo muͤſſen wir von vornherein gegen deren Beweis⸗
kraft proteſtiren. — Im naͤchſten §. 7. wird bemerft, daß es
zum Frucht: Erwerbe des b. f. possessor der conditia usuca~
piendi nicht beduͤrfe, nach L. 48, de A. R. D,, aber ohne alle
Anfuͤhrung von Gruͤnden, die doch ſehr nothwendig geweſen
waͤren, weil ſich aus dieſem im R. R, anerkannten Grundſatze
eine Menge von Inconſequenzen gegen des Verf's Lehre herlei⸗
‘tem laſſen. Auſſerdem wird behauptet, daß da wo der b. f.
possessor art den Fruͤchten blos b. £ possessio erwerbe, ef
nod) einer befondern Befig-Ergreifung. bediefe; dieſes iſt aber
aud) unridtig Caud) gegen alle Stellen); denn es ift nicht ab⸗
gufebn, watum die b. f. possessia an den Fruͤchten hier ſchwe⸗
rer entiteben fol als das Cigenthum. — Ws Beſchraͤnkungen
bes Erwerbes dea b. f. possessor fuͤhrt ber Verf., welder fei-
nem Aufſatze die. allgemeine Ueberſchrift „vom Erwerbe der Er⸗
zeugniſſe“ gegeben hat, zuerſt an, daß der b. f. possessor
den partus ancillae nicht erhaͤlt, ohne jedoch einen triftigen
Grund dieſer Beſtimmung angugebens ‘eben fo gehoͤrt ibm nicht
bie Zuzucht bey Heerden, weil diefe Theil der Hauptfade und
folglic) feine Frucht it, Der Verf. ift gwar vollftandiger, als
Hr. Bade, welder den FrudhteErwerb bey Heerden nur geles
gentlid) (p. 3638.) beruͤhrt jedoch nod) keineswegs erſchoͤpfend.
202 Niemiſdes Recht.
Drittens die Regel: fructus augent hereditatem, welche aber
auch blos angefuͤhrt wird. „Eine vierte Beſchraͤnkung finden
„wir bey, denjenigen Erzeugniſſen, welde\weniger als Natur Er⸗
„zeugniß, als vielmehr als Wirthſchafts-⸗Erzeugniß angeſehen wer⸗
„den muͤſſen.“ Der Verf. will das Umgekehrte ſagen, daß
naͤmlich diejenigen Fruͤchte ebenfalls oem b. £ possessor nidt
gehoren, welde ev nicht durch feinen Fleiß hervorgebracht hat.
Er befennt fid alfo zur Meinung des Donellus, wonach ber
b. f. possessor die fr. naturales nidjt erwirbt, und gwar fus
fiend auf L. 45. de usur., die diefes allefdings ſagt. Wein der
Perf. hat. dieſe Meinung weder in der Natur over Gace nad
gewieſen, nod) die L. 48. de A. R. D. welde das offendare
Gegentheil (agt, entfernts derſelbe bemuͤht fid vielmehr nue,
ein Criterium angugeben, was fr. naturales, was industriales
ſeyen; fo wie aber diefe gange Unterſcheidung dex Wahrheit nicht
gemaͤß ift, fo ift aud ein Unterſcheidungsmerkmal aufzuſtellen
nicht moͤglich, wie ſich ſelbſt erweifen fieBe.
Sa §. 9. wird angenommen , daß der bP. f. possessor an
den fr. naturales. durch Ufucapion oder Confumtion Cigenthis
met werde, Was erftere betvifft, fo ftebt Diefe Meinung ves
Berf's samit in nothwendigem Zuſammenhange, daß er das fr.
interim suog facit (sc. naturales) ven einer b. £ possessio
der Fridhte verfteht; fo. wie nun aber dieſes unrichtig angenom⸗
men iſt, ſo faͤllt damit von ſelbſt auch jene Uſucapion der Fruͤch⸗
te durch ben b. ſ. possessor, von der aud) keine einzige Stelle
redet, diber ben Haufen, Wegen der Confumtion wird behaup⸗
t, daß dieſe nidt blos in einem koͤrperlichen Aufzehren beftes
, fondern beſonders aud. im Veraͤußern. Dieſes iſt richtig
— wohl allgemein angenommen; wenn aber der Verf. ein
Argument dafuͤr darin ſucht, daß ſonſt der Ausdruck suos facit
nicht paſſen wuͤrde, weil Niemand Eigenthuͤmer einer vernichte⸗
ten Sache ſeyn koͤnne, ſo hat er wohl nicht bedacht, daß eben
Gade und Unterholzner, hber Frucht⸗Erwerbuns. 203
ſo unmoͤglich Jemand Eigenthum an einer veraͤußerten Sache
haben koͤnne. Auch iſt dee Verf. hier uͤber die Schwierigkeit
hinweggegangen, daß keine der Stellen unſeres Rechts ſagt, blos
bey den fr. naturales beduͤrfe es der Conſumtion, um den b. f.
paossessor gum Eigenthuͤmer gu machen, vielmehr alle dieſes von
Fruͤchten uͤberhaupt ſeyen, wie es denn aud allein richtig ift.
— Jn f. 10. endlid) wird hinſichtlich der Zeit, in welder der
P. f. possessor in bona fide gewefen fepn mug, der Wider⸗
ſpruch zwiſchen L. 25. §. 2. de usur. und L. 48. §. 1. de A.
R. D. fo gu fen verfudt, daß die erfte Stelle fid) auf fr. in~
dusriales, weldje bom b, f. possessor fofort erworben werden,
die letztere auf naturales,.an denen er bios b. f. possessio ex-
wirbt, begieben fol, Wein auch dieſe Unterſcheidung wird zum
Theil wieder in die Stellen hineininterpretirt, die nichts davon
wiſſen, und daß bier cine Meinungs-Verſchiedenheit der Roͤmi⸗
ſchen Juriſten ſtatt gefunden habe, iſt offenbar, auch von Ba⸗
cke ſehr gut gezeigt.
So viel auch von Unterholzners Abhandlung. Fra⸗
gen wir nun zum Schluß, wie weit die Erkenntniß dieſes
Theils unſeres Rechts durch bie beyden durchgegangenen Schrif⸗
ten gefoͤrdert ſey jnd woran es noch fehle, ſo iſt
1) negativ fo diel gewonnen, daß die bon v. Savigng
aufgeſtellte Anſicht uͤber den Frucht-Erwerb des b. f. possessor
obllig widerlegt iſt, fo daß ſich in Zukunft Niemand mehr, es
ſey denn dolo oder culpa, zu ihr bekennen kann. Vielmehr
ſieht unwiderleglich feſt, daß der b. f possessor volles Gigens
thum an den Frddten Surd) Perception erwerbe und fie gar
nicht uſucaviren koͤnne.
2) Deßgleichen hat ſich Backe das Verdienſt erwor⸗
ben, nachgewieſen zu haben, daß der Frucht⸗ Erwerb nothwendig
eine eigene, auf keine der uͤbrigen zurhczuführende, Erwerbart
ſey.
203 Rb mifhes Recht. ,
3) Man koͤnnte hinzufuͤgen, daß auch der Erwerb aller :
Kridjte ourd dem b. f. possessor durch Bade’ villig ere
wieſen fey, wenn nidt feine Erflarung des Urfprungs der ab-
‘weidenden Meinung bes Pomponius gu ſchwach ware. Er
meint ndmlid (p. 163, sqq.) es atte urſpruͤnglich einmal ein
Roͤmiſcher Furift die Meinung fallen laffen, dag dem b. f. pos-
‘séssor die Fruͤchte gebuͤhrten pro cura et cultura, nidt fowohl
den Grund diefes Erwerbes, als die natuͤrliche, in beffen Gefolge
Tiegende, Billigkeit bezeichnend. Dieſes Hatte aver ſpaͤterhin ein
anderer mißverſtanden und fo ware die Meinung entftanden,
daß det b. f. possessor blos die industriales fr, erwerbe. Wl
lein mit fo wenig Nadbdenten ſchtieben bie Roͤmiſchen Juriſten
. “nidt. Bielmebr beruben ihre Meinungs⸗Verſchiedenheiten immer
auf einer beſtimmten abweichenden Auffaſſung des natuͤrlichen
Verhaͤltniſſes ſelbſt, und hier war' die Sache wahrſcheinlich die⸗
ſe: Pomponius betrachtete die Fruͤchte, welche ja ein Arbeiten
der Sache ſind, wie die Thatigkeit des b. fF beſeſſenen Sclaven,
deren Bergleidhung uͤberhaupt die Erkenntniß des Frucht Erwer⸗
bes ſehr erleichtert (L. 25, de usur., L. 40. de A.B. D.) und
die nur ex re possessoris und ex operis servi (was aber aud)
gleidyfam ex re possessoris ift L. 23.-pr. de A. R. D.) dem
‘b. f. possessor nuͤtzt; daber er denn meinte, daß aud die Frade.
te nur, wenn fie ex re possessoris (cura et cultura eius) ents
flanden waren, demfelben gehoͤrten. Paullus dagegen gab diefe
Vergleichung gwar gir; bebauptete aber, daß gerade nad ibr
alle §ridte der Cade tem b, f. possessor gehoren miffens |
denn in allen operirt die Sache felbft, und find diefelben wie
lauter Erwerbe ex operis rei gu betradten, Einen andern
miglicjen Grund der’ abweidenden Meinung ded ——
verbietet der Raum hier aus zufͤhren.
4) Wirklich erwieſen hat Backe ferner, jedoch auch die⸗
ſes nicht mit vollkommener Einſicht in die Sache, daß es beym
\
Bade und Untesholiner, uͤber Frucht⸗Crwerbung 205 -
Erwerbe ber Fridte auf die b. f beb Beſttzers due Seit er
Perception anfomme, |
Obgleich nun.aber. dieſe und mehrere andere eingelne Sie
Be aͤußerlich gang richtig ausgefproden und bewiefen find, fo
fann Sod nicht behauptet werden, daß eine Cinfidt in die Naz
tur des Frucht⸗Rechts (chon villig gewonnen fey; fo lange diefes
aber nit geſchehn ift, tappen wir immer nod) im Finftern und
werden nothwendig bey Beantwortung eingelner praktiſcher Fras
gen ſchwanken ober in Srethum verfallen, Da ich Aber diefe
Lehre ſelbſt einmal ausfuͤhrlicher gu ſchreiben gedenke, ingwifden
aber dod aud eine Gelegenheit gur Unregung des Naddentens
Anderer nidt ungenutzt vorbeylaffen mag, fo erlaube id es
mir, hier wenigftens auf bie Hauptpunkte, auf denen die Nas
tus dieſes Erwerbs beruht, vorlaͤufig hinzuweiſen. Freylich
muß ich dazu mich des Schluͤſſels zur Erkenntniß des ganzen
Roͤmiſchen Rechts bedienen und folglich etwas weit ausholen.
Allein ohne den Hauptſchluͤſſel kommt man aud) nicht in das
Heinfte Kanimerlein des Haufes, es fey denn auf unrechtmaͤßi⸗
gem Wege (Joh. 10, 1. 2.).
1) Alles was iſt (im menſchlichen Recht alle Greaturen)
‘bat ein doppeltes Rechts⸗Leben, in welches alle Freyheit und
folglich auch alle Unfreyheit zerfaͤllt: Exiſtenz in ſich und Exi⸗
ſtenz in der Beziehung (Verhaͤltniß⸗Leben). Die erſte iſt das
Daſeyn des Individuums fuͤr ſich ſelbſt genommen und bildet
in der Freyheit das suum ius, welches bey Menſchen theils in⸗
dividuelle (oder Staats⸗) theils Gattungs⸗Freyheit, und, da die
Menſchen gud andere Individuen fic) unterwerfen koͤnnen, theils
wiederum perſoͤnliche, theils Vermoͤgens⸗-Frepheit iſt; in der
nfrenbeit aber bas Eigenthum und bey Menſchen die servi-
tus, Die gwepte ift das gegenfeitige Seyn der Individuen gu
einander, wodurch fie fidy bevortheilen und. beſchraͤnken; und
beſteht iure naturali; d. h. ohne Ruͤckſicht auf die befondere
206 Mömiſches Recht.
rechtliche Natur des Menſchen, in der. Beſchraͤnkung und Be
vorthejlung durch bie phyſiſchen und geiſtigen Geſetze; iure gen-
tium aber, welches Civitaͤt und Cigenthum (Unfeeppett mit
ſich beingt, in Besiehung auf erftere in der Beſchraͤnkung und
Bevortheilung durch die iura civilia, im Beziehung auf das
letztere in den vermoͤgensrechtlichen Beſchraͤnkungen und Bevor,
theilungen, ſowohl iure gentium als civili.
2) Was dieſe letzteren betrifft, fo erzeugt a) das Verhaͤu⸗
niß Lon Menſchen gu Menſchen, ſofern fie vermoͤgensfaͤhig find,
als nothwendige Beſchraͤnkung und folglich auch Bevortheilung
die Obligation (debitum, creditum), die man alfo bas Verhält
nif. Daſeyn der Vermoͤgens ⸗ Freyheit nennen kann, und welche wie⸗
der ihrem Inhalt nach in Hervorbringung theils eines vermoͤ⸗
gensrechtlichen Daſeyns in ſich (dare rem) theils eines bloßen
Verhaͤltniſſes (facere) beſteht. b) Das Verhaͤltniß bon Sachen
gu Menſchen dagegen ergeugt: aa) auf Seiten der Sachen gu
Gunſten der Menſchen, daß ſie ebenfalls durch ſie beſchraͤnkt
und zu deren Nutzen da ſind, welcher auch wieder in einem
Praͤſtiren theils von Individuen (fructus {dare]) theild in blos
ßem Verhaͤltniß (usus [facére]) beſteht; bb) auf Seiten der
Menſchen zu Gunſten der Sachen die Beſchraͤnkung, daß jene
dieſe erhalten und fordern muͤſſen (custodia et diligentia).
3) Iſt nun die Sache in Jemandes Eigenthum, ſo treten
gegen ihn dieſe Beſchraͤnkungen und Bevortheilungen nicht be
ſonders hervor, weil fie in der voͤlligen Unterwerfung (domi
~ nium) aufgebn. Jedoch iff a) die Praftation des Gebrauchs
und der Frucht in der Gade natuͤrlich vorhanden, und eine
Aeußerung der Gade, deren Freyheit voͤllig, alfo aud) hinfidte
lid) ihres Begiehungd-Dafeyns, gu Gunſten bed Cigenthimerd
aufgeboben it (= der Sclav und filius-familias find dem do-
minus und parens naturaliter -obfigitt) "wenn daber die Frucht
von der Sache gettenns wird; fo -liegt zwar hierin kein eigen⸗
—
Backe and Untekholiner, Adel Frucht⸗Erwerbung. 207
thuͤmlicher Erwerb der Frucht, dieſe gehoͤrt aber wie die Sache
ſelbſt und als ein Theil derſelben (nur däß dieſer ſeine urſpruͤng⸗
liche Verhaͤltnißnatur beybehaͤlt) dem Eigenthuͤmer der Haupt⸗
ſache. by} Die Praftation der custodia (s. culpa) und diligen—'
tia dagegen an feiner eigenen Sache ift in ber Natur nidt vore
banden (= ber Vater, wenn er (einem filiusfam. verſpricht,
wird ſelbſt nicht natura obligirtJ)J)J.
4) Sobald aber Jemand mit einer fremden Sache 7
mentrifft und Gebrauch und Fruͤchte davon zieht, ſo entſtehen
aus jenen gegenſeitigen Bevortheilungen und Beſchraͤnkungen
wirlliche beſondere Rechts⸗Formen — vorausgeſetzt nur, daß jenes
Zuſammentreffen dem ius gentium gemaͤß iſt. Abgeſehn nuͤm⸗
lich von der custodia und diligentia Gurzel der Rebre sort?
der culpa) befteht jene Bevortheilang bed Genießers der frem⸗
den Sache eben ſo in einer Unfreyheitsaͤußerung derſelben, (pax
ti) 0. h. dag er fie gebraucht (usus) ober die Fruͤchte derſelben
nimmt (fructuum perceptio), wie die Obligation in einer Unfrey⸗
heitsaͤußerung des Schuldners beſteht, und durch die Percep⸗
tion alſo muß er Eigenthuͤmer der Froͤchte werden. =
5) Damit nun aber ein folder Erwerb wirklich eittteete,
ift, wie gefagt, erforderlid), daß die Be(Hrantung ber Sache
hurd) den dritten dem natuͤrlichen Rechte gemaͤß fey. Nad
diefem aber reicht im Verhaͤltniß zu Gaden bloße Occupation
hin, weil dem Menſchen die Herrſchaft Aber bie Erde und was
darinnen it, gegeben it; im. Berhdltnig gu Menſchen dagegem
bedarf es, um von ihrer Freyheit, welche fie in Sachen haber,
etwas gu erwerben aud) bed Conſenſes derfelben (Tradition).
Hiernad ift nun gum Frudt-Crwerbe, weil diefer von der Sa⸗
che und nicht von dem Cigenthimer derfelben gemadt wird, an
fid) fein Confers des Cigenthimers: noͤthig (der Pachter 3. B.
und ſelbſt der Afterpaͤchter erwirbt auch eine Frucht, von deren
Exiſtenz der Verpaͤchter nicht einmal weiß). Allein da dad
—
4.
208. Ro mefhes Rede.
Verhaͤlt niß der Sache, aus welchem die Fruͤchte hervorgehn,
aud) dem Eigenthuͤmer gehoͤrt, wie das Daſeyn derſelben in
ſich, fo folgt, daß dieſes Verhaͤltniß⸗ Leben ſelbſt doch dem menſch⸗
lichen Rechte unterliegt und folglich naturali ratione, damit der
Dritte erwerbe, auf irgend cine Weiſe durch Conſens zugeſtan⸗
den ſeyn muß, deſſen ſpaͤtere Wufhebung dann aber den Frucht⸗
Erwerb an ſich eben fo wenig ſtoͤrt, als das ganze Eigenthum
einer Sache durch Widerruf des Tradenten zurückfaͤllt. Nutzt
alſo Jemand ohne eit ſolches Zugeſtaͤndniß wiſſentlich eine frem⸗
de Sache, ſo wird er ſie nach dem natuͤrlichen Rechte nicht er⸗
werben, vielmehr wird er dem Eigenthuͤmer entweder in Bezie⸗
hung auf die ganze Sade ſammt deren Verhaͤltniß-Leben Un⸗
recht thun, wenn er dieſe innehat, oder wenigſtens in Bezie⸗
hung auf den gemachten Gebrauch und Frucht · Ziehung, wenn
er die Sache nicht beſi itzt.
236) So jedoch nur beym m, f. possessor. - Beſitzt Jemand.
—— in der Ueberzeugung Gigenthamer geworden gu. fepn,.
fo thut ex, wenn fein Irrthum nur nidt nad) dem menſchli⸗
den Rechte der mala fides gleid) ſteht, dem Gigenthimer vor.
ber, Pindication mit ſeinem Befige fein Unrecht; vielmehr bes
findet ſich jeRt die Sade bey ihm gleichſam in der Gefangen⸗
ſchaft, weldes ein dem natuͤrlichen Rechte gemager Zuftand ift,
Per. Inhalt dieſes Zuſtandes iſt mer der, di hinſichtlich des
da dieſer auch bef itt, bem menſchlichen Rec genug gethan
iſt, und er alſo wirklich erwerben wird, wenn es nicht ander⸗
waͤrts noch fehlt. In dieſer Ruͤckſicht unterſcheiden ſich aber
ſehr die Sache ſelbſt und das Begichungs-Leben oder die Fruͤchte
derſelben. Was die Sache ſelbſt betrifft, ſo kann er dieſe nicht
erwerben, weil er ſie nur vom Eigenthuͤmer erwerben koͤnnte,
dieſer aber iure gentium gum Erwerbe eingewilligt haben muͤß
te, was nicht geſchehen iſt. Die Fruͤchte dagegen mug ex vs
f
»
⸗ —
Backe und Unterholaner, fiber Seneht-Ermerbung. 209
werben, weil 1) er felbft son feiner Seite fie iure perci⸗
pitt und 2) da er fie bon der Gache gewinnt und nidt bor
-einer Perfon, (deren Berhaltnipleben gut: Sache durch die be
f. possessio iure naturali aufgeboben iſt) auch kein Conſens
zur Perception noͤthig iſt. Sein Frucht-Erwerb beruht demnach
nicht, wie der des Paͤchters und Uſufructuars, auf einem Er⸗
werbe des Begiehungslebens der Sache, fondern darauf, daß er
mit jeder Perception einer Frucht » ſo lange die Gefangenſchaft
der Sache gerecht iſt, dem Eigenthuͤmer kein Unrecht und der
Sache, auf die es zunãchſt ankommt, Recht thut, woraus denn
folgt, bag jede mala fides superyeniens {einen Erwerd bins
| dern witd.
cy —
7).Iſt die eben bemachte Bemerkung sabe, ‘bag ber Zrucht⸗
Erwerb des bf possessor’ darauf beruhe, daß der letztere in
der fructuum perceptio die Frucht gleich einer res nullius pon
‘det Sache felbft durd) Beli itz- Ergreifung erwerbe, ſo muß auch
die ganze Sache ſelbſt alsdann bon einem b. f. possessor er⸗
worben werden, wenn deren Gebrauch darin beſteht, daß da⸗
durch die Sache ſelbſt ergriffen (conſumirt) wird. Dieſes er⸗
eignet ſich aber in zwey Faͤllen 1) beym Gelde; denn deſſen
Gebrauch beſteht in der Benutzung zu abſolutem Vermoͤgens⸗
werihe (usu consumitur) und 2) bey den Sachen welche
durch Verarbeitung ihre Exiſtenz veraͤndern. Daher denn in
heyden Faͤllen an den vermiſchten Geldſtuͤcken wie an den neuen
Species der b, f. possessor Eigenthum erwerben muß. Wer,
dolo malo Geld vermiſchie ‘oder { (pecificirte, erwirbt nicht Ei⸗
genthum; bewirkt aber, dag er dolo desiit possidere oder daß |
die Sache wenigiten’ gus Pindication nicht as ele “ae
zuweiſen ſteht.
8) Alle einzelnen Fragen im Frucht⸗Recht ſi nd nut —
obigen Anſchauungen night ſchwer gu beantworten. Hier moͤge
nur wed Hom aiid der Vindicat tion oe den ee:
ae ee eae
210 | Rb inifhes Recht.
des b. f. possessor die’ Rede ſeyn. Wird lis mit dem b. f
possessor conteſtirt, fo ift dieſes gu betrachten wie ein postli-
minio reverti der res b. f, possessa und zwar in Beziehung
auf den Gebrauch Geziehungs-Leben) ber Sache, welder aud
im Cigenthuin liegt und worauf allein die Wirkung der gerech⸗
ten Gefangenſchaft ſich erſtreckkt (denn nach der Zeit der litis
tontestatio wird nachher erkannt); folglich hoͤrt jetzt, obgleich
wegen der Ungewißheit des Urtheils gleichſam sub conditione,
bas gerechte Gebrauchs⸗ -Berhaltnig auf (weßhalb auch jetzt die
Obligation quri omnis culpa ermadt). Sm Einzelnen ift aber
gu unterfdyeidben: 1) Was die nod) vorhandenen gezogenen
Fruͤchte betrifft, ſo ſind dieſe zwar Eigenthum des b. f. pos-
sessor; allein wenn ſie noch als Fruͤchte bey ihm ſind, ſo faͤllt
jetzt, weil fie nur mi der caussa, daß das postliminium nicht
eintreten wuͤrde, erworben ſind, ihr Eigenthum ipso iure an
den Gigenthimer der gangen Sache (das Beziehungs⸗Leben mit
inbegriffen) eben fo suri, wie 3. B. bie res sub ‘conditione
legata existente conditione bom Erben an den egatar, Sind —
aber die Fruͤchte alé ſolche nicht mehr vorhanden (consampti),
fo erſtreckt ſich das Eigeathum iure postliminii nicht mit auf
fie. Daher: bof possessor fructus, interim suos facit, oder
aud wobl consumptos suos facit, in welder letzten Nedensart
guos cum eflectu geſagi iſt; Ausdruͤcke, welche weder
Bakes nod) ‘Unterbolgners Theorieen erklaͤren. Auch
wird erſt nach dieſer Aunſi icht ein Grund far; weßhalb die rei
vindicatio, welde wegen Ser Sache angeſtellt wird, die in frem⸗
dem Eigenthum befindlichen Fruͤchte doch mit umfaßt. Uebri-·
gens verſteht es ſich von ſelbſt, daß das Eigenthum der pen⸗
dente lite gezogenen Fruͤchte bis gum Urtheil bin, wenn die
b. f. fortgedauert bat, ebenfalls in pendenti ift, was Bade
gelaugnet bat, | : . |
Bevor ig ſhüche, mug id noch mit wenigen Worten von
~
—
—
Backe und Unterdolansr,: fiber, Fencht Erwerbung. 23s
Sen. Stellen- Fnterpretationen. reden, welche in ben. angegfigten
Schriften geliefert ſind. Backe zeigt ſich hierbey befonders
groͤndlich und. {harfgnnig und ‘ig kann nicht umbin, Re fei ing
teefflichen Exklaͤrungen namentlich von. L. L 9.2. de, - Pignor.
et hypoth... (p..39; sqq. p. 122. 890) 9. deren. ‘Sing. pplfidas
Wig ans Licht gebracht ift, und yon L. 26. 4. 1. de . fartia a |
roby we das wewich deb Plusquamperfecis in: ut rimum
decerptus esset, eius esse coepisset geltend gemacht wird, (Une
tarholgners Emend ation interesset (S. 850.. if Alo ire
tia); deßgleichen vom L. 4. §,19 de,usurpatt. (p. 35, sqq-)
wo die richtige Jnterpunttion vollſtaͤndig begruͤndet with, ay Ue
terholsnes,.S, 317, bat die falſche gorgegogen,) befondsrg
aufmerkſam gy maden.
Unterbolgner gebfibrt nertennung des Derblenilee,
darauf aufmertfam gemadt gu haben, daß in L. 48: §. 5. de
furtis und L. 4. §. 9. de usurpatt. der fetus pecorum und
die Lammer. deßhalb von andern Frudhtergeugniffen gefchieden
werden, weil. fie cig, der Regel bay Heerden vorkoppen und
hep, biefen aur Hgupſſache gehdren tonnen (S. 519. fla.
| 854. fig.). In exjtever Stelle bezweiftle id nit, ‘bab a
in fructu). Denn jene Waorte fi ſind unvertraͤglich mit? dein Styl
| (hes Roͤmiſchen Juriſten und obendrein begreift man ohne je⸗
quod ‘ in partu hu leſen ſey: que én fruetu (q tit’ HOA est
we Emendatjon den _Qufammenbang poi, ſh. 5. und. 6 J und, sia
mentlich das nicht, daß am Schluſſe. dou, F. 6, ‘b]9g, astden
partes ancillae auridgegangen wird. Endlid find. zauch
pecorum bey: weitem nicht in dep, Regel Theil der eia⸗
€L. 28. pr. de usar.) daber jener Zuſatz noͤthig war. sO
unberſtaͤndlich geblieben iſt mir die Erklaͤrung von L. 78, de
wordenen Uusleguagen eben fo wenig genigen, s, Die, Stelle.
R. V. (S. 322.), ohgleich freylich alle mir fonft; betannt. gee
| fiheint ebenfalls corrupt ynd man me Hielleicht leſen; Immo
Krit. II. 2. 4
~
1) Rordifdes Rede «2
quaeritar; aliué (ſtatt haiud): fructus ideteoo fuctus est, quod
is eum tuo (ftatt suo) nomine perceperit. Denn wenn z. B.
der Beſitzer des Grundſtůcks verpachtet, fo wird der Paͤchter
Eigenthuͤmer der Fruͤchte auf den Namen des Verpaͤchters hin,
dieſer wiuß aher wegen dieſer Fruͤchte als B. F. possessor, bad
nicht conſuinirte Pachtgeld geben, als’ mf. possessor felbf
aud) das confumirte-und: dagu was Ser Cigent homer ——
ten mehr hatte gleben koͤnnen. ——
Schließlich iſt noch das fließende ſelten anſtoͤßige Latein: in
Bades Abhandlung gu ruͤhmen; Dracd¥ehlet find. in dieſer
izwar auch keine Seltenheit, UnterholzuersSchrift aber iſt
bdadurch fo entſtellt, daß die Redaktion des Archivofuͤr die oz
viliſtiſche Praxis bicrauf subbed pata a a
werden verdient.
E. — ste
-~
Pants en, (auß. Prot. d. sR, in “Asi das Sto⸗
dium bes Nordiſchen Rechts im aAutgeinehnen und’ beb
| Day Rechts inbbeſondere. Kiel 1826. be S.
(Preis 36 fr.)
Durch dle Ernennung des Verf's gum Pere in rt i
sel Antritteſchrift veraulaßt worden, worin derſelbe, mit dem
underkennbar ſehr angelegentlichen Wunſche gur Belebung oes
Intereſſes fuͤr das Nordiſche Rechtsſtudium beizutragen, einige
Bemerkungen daruͤber mittheilt. Eine naͤher beſtimmte Aufga⸗
be hat der Verf. weder ausgeſprochen noch verfolgt. Daher
findet auch Ref. es nicht zwecknmaͤßig, ſich auf eine vollſtaͤndige
Inhalts angabe oder Beurtheilung einzulaſſen, — nur Einzelnes,
was in Bezug auf die wiſſenſchaftliche Geſinnung des Verf's
oder auf das Nordiſche Rechtsſtudium ihm’ bemerkenswerth
— 3
3
Panlfen, aber bas Gtndiem bes MW. R. 213
fheiut will er hervorheben; zuvor jedoch eing kleine Strecke
den Verf. begleiten, um von. der Art und dent Zuſammenhan⸗
ge. feiner Bemerkungen eine Anſchauung gu gewaͤhren. Zuerſt
wird der Begriff der Nordiſchen Rechte, in engem Zuſammen⸗
hange mit dem Skandinaviſchen Sprachſtamme dahin feſtge⸗
geſtellt, daß fie den Gothiſchen Voͤlkerſchaften aagehbret, in
deren Sprache det Artikel ant has Hauptwort angehaͤngt und
die leidende Beit des Zeitworis durch Beugung gehildet wird.
Dieſes ſcheide am ſchaͤrfſten die Nordiſchen und Getmaniſchen
Voͤlker. Das Studium dieſes Nordiſchen Rechts habe far: ans
deutſche Juriſten ein zweifaches Intereſſe; als ſtammserwandt
befoͤrdere es unſte Einſicht in das Weſen unferd ciganen Rechts,
und dann erweitere es den rechtswiſenſchaftlichen Bid und
trage ſomit gut Auffaſſung allgemeiner Rechtsideen bei, tim
aber frudjibringend gu werden, muͤſſe das. Studium bes. Nordi
ſchen Rechts Surdidud geſchichtlich fein. Auſſer den gewoͤhnlich
angefuͤhrten Gruͤnden fuͤr die. geſchichtliche Auffaſſung des Medes,
wird beſonders noch hervorgehoben, daß fuͤr manche unſerer
Rechtsſaͤtze tind Rechts verhaͤltniſſe der Einheitspunkt, der ihr
Begreifen leicht sade, figs bei. det verwandten Redte nut in
der Borgel finde; von wo an er ſich verliere, weit die vetſchiede⸗
nen Rechte auf ihren eignen Wegen Sem Ziele ber Rechtsvoll⸗
kommenheit entgegengehern. Dieſes Ziel, die Beſtimmung der
Menſchheit aͤberhaupt, muͤſſe aufgefaßt werden, damit die Rechts⸗
geſchichte wahrhaft wiſſenſchaftlich werde; es ſei demnach die
philoſophiſche mit ver hiſtoriſchen Betrachtung bed Rechts zu
verbinden. „Bei dieſer Gelegenheit, faͤhrt der Verf. S, 10,
fort, erlaube ich mix, meine Anſicht uͤber den gegenwaͤrtigen
Zuſtand der Wiſſenſchaft der Rechtsgeſchichte in der Kuͤrze mit,
zutheilen; indem ich davon: uͤberzeugt bin, daß Nichts Has tich⸗
tige Erkennen unſres Ziels mehr befoͤrdert, als oͤffentliche Be⸗
ſprechungen datuͤber u. ſ. wo.’ Sehr erfreulich iſt das Beſtre⸗
. * . ee.
a
a), mordifges Rede.
ben des Berf. eine felbfifianbige Stellung im — zu
—
behaupten. Das Recht iſt ihm eine heilige Angelegenheit der
Menſchheit Aberhaupt, welcher der Juriſt mit Begeiſterung le⸗
ben ſollte. Datum befriedigt ifn die gewodͤhnliche, mur ‘auf dag
Rdmiſche und Germaniſche Recht beſchraͤnkte Auffaſſung der
Rechtswiſſenſchaft unſrer hiſtoriſchen Juriſten nicht, und er tas.
bert ſich der univerſalhiſtoriſchen Anſicht, die Gans in ſeinem
Erbrecht in weltgeſchichtlicher Entwidlung, (und neuerdings iw.
ber Berliner kritiſchen Zeitſchr. in ber Recenfion von Savige
H's: Geſchichte des Roͤmiſchen Mechts) entwidelt hat, mit der
Verwahrung jedod: S. 12. daß er nicht gang mit ihm eine
verftanden fei; Senn er fei nicht Naturphilofoph, finde aud) die:
Beurthellung Ser hiſtoriſchen — von Seiten mene —
billig.
In Betreff des Nordiſchen Rechteſtudiums ave verdient
beſondre Aufmerkſamkeit, was der Verf. S. 20. ff, von der
Wichtigkeit der Islaͤndiſchen Sagas, theils aus Muͤ llers Sas
gabibliothek in Ucherfegung mittheilt, theils aus eigner Kennt⸗
niß dieſer Sagen in Anwendung auf das Recht vorbringt. ef
findet ſich bier vieles gu dieſem Studium ſehr Anlockende.
Den Beſchluß des die Nordiſche Rechtsgeſchichta Aberhaupt
angehenden Theils macht eine Darlegung des Zuſtandes der
Wiſſenſchaft derſelben, S. 31. ff. Als Nachtrag gu der in Kol⸗
derup· Roſenwings dan. Rechtsgeſch. F. 4. 5. u. 7. gegebenen Lis
feratur, iſt hieraus gu bemerken: die Herausgabe bes Islaͤndi⸗
ſchen Geſetzbuchs, Gragas, mit lateinifder und daͤniſcher Ue⸗
berſetzung, welche die Arne⸗ Magnaͤaniſche Commiſſion in Ko⸗
penhagen beforgt, in 2° Cheilen, Cvgl. dieſe Zeitſchr. B. 2. H.
1. S. 35.) und daß in Schweden die Doctoren Collin und
Schlyter mit der Herausgade einer Sammlung der alter
Schwediſchen Geſetze beaufteagt find, wovon der erfte Theil
tiglid) erwartet werden duͤrfe. Es iſt dies wahrſcheinlich das
Bom Juſtizmorde, ein Votum der Kirche. 215
bereits vor 4 ober 5 Jahren ———— ia iuris Sveo-
-gothici. |
In einem eignen Abſchnitt S.4 4-81. fagt ber — noch
Einiges Aber das Studium des daͤniſchen Rechts insbeſondere
hinzu, Junaͤchſt for die Schleswiger und) Holſteiner.
Ref. geftebt mit Vergnigen, daß ibm nad) Leſung diefer
Schrift bas bisher ibm ziemlich fern gebliebene Studium des
Nordiſchen Rechts in einem erneuerten Reize erſcheint, und daß
er fuͤr den Wunſch der den geleitet hat, der beſten Hoffs
nung febt, |
Rogge.
‘Vom Juſtizmorde, ein Votum der Kirche. Une
terſuchung uͤber Zulaͤßigkeit der Todesfirafe aus bem
driftliden Standpunkte. Leipzig bei J. Suͤhrins.
1826. 110 S. 8. Peels x fl. 12 2
| Die borliegende Shrift taͤuſchte die Erwastungen des Ref.
auf eine ſehr erfrenliche Weiſe. Obſchon fie fic) naͤmlich als
cin Votum ber Kirche uͤber einen dieſer ſtreng genommen
fremden Gegenſtand ankuͤndigt, ſo bat doch ihr Verfaſſer (D.
Hafe, befannt aus mehreren Schriften theologiſcher Tendenz,
3 B. aus ſeiner Dogmatifs aus: Hes alten Pfarrers Teſta⸗
ment, u. ſ. w.] ſelbſt auf dem fremden Gebiete ſich bewandert
gezeigt. ueberhaupt iſt es vorzuͤglich dreie rlei, was dieſe
Schrift beifallswerth macht: 1) das allſeitige und meiſt er⸗
ſchopfende Umfaſſen des gu behandelnden Gegenſtandes.
(Daf der Verf. aud viele poſitive Rechte kennen muß, ſieht
der Leſer aus S. 33. 51. u. 89. f. Note 28.) 2) die ebenſo
klare, als innige Philoſophie Hes Verfs, deren Wablſpruch
Kleobul's Wort: acreoy — ai ſein Gein. ueber⸗
216 ; Strafrecht.
all iſt ruhige Forſchung neben religidfer Warme. . 3) Die’
heut gu Lage fo feltene Begeifterung und Liebe fir den
Gegenſtand, aus welder eine hervorftechende Lebendigheit in der
Darftellung von ſelbſt hervorging. Strenge Lehre und friſches
Leben finden wir hier dereinigt, ſo daß der Ideengang allers
dings guweilen {wer in feiney Ordnung gu evfennen it, mits
unter wohl aud) fat Poeti(des gefunden wird, (Bgl. S. 5
im 8, S. 53. S. 65. S. 102. Note 46.) Dod) hat das. jus
gendlide Kener hier dem Lichte nicht gefdabet, . =
Wir kommen jetzt gur genaueren, jedod moͤglichſt —
Darſtellung des Inhalts vorliegender Schrift. Der Verf. bes
ginnt mit der allgemeinen Rechtfertigung des Unternehmens ei⸗
ver Reviſion der in der Geſchichte mannichfaltig veraͤnderten
Stellung der Kirche zum peinlichen Rechte und Verfahren; ex
kommt aber mit RAdfidt auf den heiligen Bund (S. 2.f.) und
vermoͤge ſeiner Ynfidt, daß Chriflenthum und. Vernunft Eines
und Daffelbe fri, Cogl. S. 16, unten, und S. 64, 08 Chris
ftenthum, ſelbſt Vernunft“ 2c.) auf das Reſultat (S. 3.): daß
bie Abſchaffang jedes den Vorſchriften des Chriſten⸗
thums widerfpredhender Staatsgeſetzes nicht aur
durch die Vernunft, ſondern ſelbſt durch bie hoͤchſt en Gee
walten der Erde verbuͤrgt fel, Die Kirche koͤnne hiernach vor
Allem die hinſichtlich ihrer Rechtmaͤßigkeit allgemein in Zweifel
gezogenen Staatégefege in Unterſuchnng ziehen. Ein foldes
'Geſetz ſei dabjenige, welches die Todesſtrafe feſtſetze. (S. 4.)
Es gilt das Leben von Chriſten!?. Darin liegt. bie unmittel⸗
Hare Torderung, daß die Kirche ihe Votum abgebe.““ Hierauf
wird die gewoͤhnlich von Theologen angefuͤhrte Stelle des Moe
ſaiſchen Rechts: „Wer Menſchenblut vergießet, deß Blut ſoll
wieder durch Menſchen vergoſſen werden,” (fie ſteht 1B. Moſ.
IX, 6, vꝗgl. and) 2BMoſ. XXI. 12.) durch exegetiſch⸗hiſtori⸗
ſche Gruͤnde abgelehnt (S. 5.)3 auch meint der Berk, die bis
Bom Juſtizmorde, ein Votum der Kirche, 217
fer Aber Mord und Todſchlag gegebenen Geſetze ſeien unzurei⸗
Gend zur Anwendung auf jene’ Moſaiſche Gebot, indem fie den
Begriff des Todfchlags noc nicht einmal cafuiftifh genau: be
flimmen. Dex Berf. fibrt nun (S. 5—8.) mehrere Beiſpiole
abſichtlicher Ermordungen ohne boshafte Gefinnung an, die ab
ſo weder auf den 450, Art. der P. G. H., wo befanntlid bon :
ſtrafloſer Toͤdtung bie Rede iſt, noch auf. den 137. Art. derſel⸗
ben, wo von Mord gehandelt wird, paſſen. Bet dieſen Ermor⸗
dungen, welche mah homicidia dolo bono commissa nennen
mipte, tann freilid die Zurechnungsfaͤhigkeit nicht vollkommen
ſein, da ſie ſtets in der Perſon des Moͤrders einen hohen Grad
von Wahn oder Schwaͤrmerei vorausſetzen. Uehrigens ſoollte
Gu dieſem Orte nicht blos die P. G. O. beruͤcſichtigt werden,
ba andre Strafgefepgedungen den Vegriff des Mordes und Tod⸗
ſchlags viel richtiger erklaͤrn. Gin von den Theologen ferner
angefdbries Wort dex Heil, Schrift: „die Obrigheit tragt das
Schwerdt nicht umfonft (Paulus an die Rimer XT. 4.)
wird blos ſymboliſch von dem Verf. verftanden,
Nad) Ablehnung oiefer Stellen’ wird nun (S. 10.) der.
Grundfrein gue Unterfudung gelegt, in Bolgendem: „Bei
der allgemeineri Anerkennung, daß die Wirfungen des Chrifters .
thumé auf Staatsverhaͤltniſſe erft in ſpaͤteren Jahrhunderten
erfolgten, und das Evangelium erſt dardber iſt, bie Welt mit
bem heiligen Geift gu durchdringen, fann aud eine Beurthei⸗
lung der Todesſtrafe nad) chrifttidhem Geſichtspunkte keineswegs
darauf finnen, ihre Zulaͤßigkeit durch Stellen der heiligen
Schrift qu vertheidigen over anzugreifen; fondern aus anew
fannten Grundfdgen des Chriftenthums ift durd fol-
gerechten Schluß ein Urtheil gu finden, wie es geſchoͤpft worden
iſt aus dem Geiſte des Chriſtenthums Aber die Sclavecei.“ Das
beige alfo: die Berfaffer der beiligen Urfunden fonnten nite
gends unmitielbax und. ausdruͤcklich auf den Staat Ruͤckſicht neh⸗ |
X
218 ' * 1 Strafredt.
men, da eB Samals nod keinen wabren Staat. ab. Mithia
fann auch nicht O46 Wort der Religion, fondern eingig und
alkein Hee heilige Geiſt Serfelben die Staatsverhaͤltniſſe durde
dringen; ſonach kann auch uͤber Zulaͤßigkeit dex Todesſtrafe nur
ber Geift bes Chriſtenthums entſcheiden, welcher in anerkannten
Grundſaͤtzen deſſelben beſtehen ſoll, nicht aber ace eine Stelle
ber deil. Schrift.
Der Verf. wuͤrdigt nun, the er - feine. Meinung ausipridt,
weil Yon dex Grundanfidt bes Gangen jede eingeine Bebaups
tung abbangt, die widhtigften fogenannten Strafrechtst heo⸗
rieen (S. 11—26.), die er ſaͤmmtlich als Gegenſaͤtze ſeiner
Anſicht darflelt. Die Darſtellung der Kantifdhen Wieder
vergeltungélebre iſt borgiglid) gelungen. Nad der eignen Ang
ſicht des Berf’s (GS. 26.) iſt die Strafe blos cin nothwen de
ges uebel, der Swed aller Strafgeſetzgebung „die Siderung
bes States,” als der ,,duperlid) gewordenen Vernunft,“ (ale
ſo zugleich de8 Shriftenthums,) und der Grund berfelben nue
„ihre Nothwendigkeit.“ Hierdurd ſcheint dod. das Strafrecht
zu ſehr zu einem bloßen Polizeirecht gemacht gu werden,
Uebrigens wuͤrdigt Ser Verf. aud) die wahre Seite jeder der
fruͤheren Strafrechtstheorieen (S. 27 — 41.) gebibrend. Spier
iſt nebenbei uͤber — find Begnadigungsredt mandes
Treffende gefagt.
Hierauf werden bie unhaltbaren Gruͤnde gegen das Here
temmen der Todesfirafe (S. 41— 43.) abgewiefen. Vielleicht
founte hier genaucr auf Beccaria’s eingelne Behauptunges
eingegangen werden; fie find: 1) die Todesftrafe iſt unmenſch⸗
tid) (& inumana la pena di morte) 2) fie iſt umodthig (non
è necessaria) 3) fie iſt auch dem Staate nicht vortheilhaft
(non é utile.) ©. dei del. ed. p. ſ. XXVIII. Jetꝶt whe
berlegt der Berf. durch meift ſchlagende Gegewbeweife die gur
Redhifertigung der Todesſtrafe angefuüͤhrten Gruͤnde. Auch
⸗
a Vom Juftamorde, cin Votum ber Kirche. | 219
HUB der Geſchichte der Gefeggebung wird die Meinung von der
bedeutend abſchreckenden Kraft der Todesftrafe widerfegt. Es
wird UWegypten unter Sabakos, China unter den Tſcheon, Ruß⸗
land unter Siſabeth gum Beweife angefuͤhrt, daß Ub(hafusg
Der Tobdesfirafe die Bahl der Verbrecher feineswegs vermehrt,
ſondern vermindert. (Ref. figt nod) Rußland unter Cathari-
na II. hinzu; m. ſ. deren Inſtruction zur Verfertigung eines
neuen Geſetzbuches, Cap. VII. §. 79. Cap. X. §, 210. Wud
konnten die Nordamerikaniſchen Freiſtaaten in der neueſten Zeit
angefuͤhrt werden, — Zu S. 54. mus Ref. bemerken, daß
auch in Sachſen, wie in Baiern, ſelbſt der vollſtaͤndigſte Inbi⸗
cien· Beweis ohne eignes Geſtaͤndniß des Verbrechers zur Voll⸗
ſtreckung der Todesſtrafe nicht gendgt.) Aus allen bisherigen
Erdrterungen geht dem Verf. (S. 57.) das Refultat pervor,
daß die Rechtmäßigkeit der en fic. feines.
weges dSarthun laffe.
Bel der Wardigung. der Anſicht ber eathite, die fig auf
bie Nothwendigteit der Beftrafung mit dem Lode ftige,
unterfdeidet nun ber Beef. die abfolute Nothwendigkeit der
Tobdesftrafe von der relativen oder der bloßen Nuͤtzlichkeit
derfelben fie den Staat. Wbfolut nothwendig und eine uns
vermeidliche, ſelbſt durch das Begnadigungsredt nidt abwends
bare (S. 61.) Nothwehr des Staates fei die Thdtung nur:
2) in Galle des die Exiſtenz des Gemeinwefens auf's Aeußer⸗
fie bedrohenden HNodoerraths (©. 58—60.), wo bei den
Mimern des SCtum extremae necessitatis eintrat. 2) Yn ets
nigen Fallen des Kriegredts, namlid) a) bei Berratherel
durch Gpione, b) bet jedem Berbrechen ber Feighelt. Die
andern Todesſtraf⸗Faͤlle nad herkoͤmmlichem Kriegsrecht, insbes
fondere bei Guborbdinationsfeblern, weist der Berf. (S. 62.)
ab, [Ref. meint, bag, wenn ein Subordinationsfebler gum
Hbligen Ungehorfam wird, der Zuſtand dex Nothwehr oes
_ 220 . Strafrecht.
Staates wieder vorhanden fei, mithin die Widerſpenſtigen, als
Feinde ihres BVaterlandes, gleidhfalls (dleunigft getddtet werden
mafiten.] Hiſtoriſche Veftatigung feines Anſicht findet der Bf.
bei den MImern in der gebildeteren Belt und bei den Teutſchen.
Die Nuͤtzlich keit oer Todesftrafe wird (S. 63.) mit gehoͤri⸗
ger Ruͤckſicht auf das wirkliche Leben gurddgeiefen, da fie nue
in Bermeidung der Unſicherheit dee eingelnen Birger oder des
zu großen Aufwandes beſtehen fonne,
Jetzt kommt der Verf. (S. 64. ff.) auf das Chriftens
phum zuruͤck. Es ebre, fagt er, bie erhabene Nothwens
digkeit des Blutvergießens; allein gegen bie bloße Nuͤtzlich⸗
Feit der Todesftrafe, — und im Frieden der Geſetze tonne fie
Hberall nicht mehr (dr (id) aufbringen, — made es die unvere
legliche Heiligheit Hes Menſchenlebens geltend, Durd) das Chris
fienthum naͤmlich habe das weltliche Leben feinen Werth an fic
verloren, eine defto hoͤhere Weiſe aber durdy die Erſcheinung
des himmliſchen Lebens in demſelben erhalten. Hiernach muͤſſe
fuͤr irgend eine Nothwendigkeit der Vernunft das Leben ohne
Weiteres in Anſpruch genommen, keinesweges aber duͤrfe es ei⸗
hem blos irdiſchen Zwede Cingbefondre nicht ber bloßen Nuͤtz⸗
lichkeit) aufgeopfert werden, da es nun als Bedingung der Ver⸗
nunft, des chriſtlichen oder himmliſchen Lebens einen unendli⸗
chen Werth habe. Die Schlußſteine der Unterſuchung ſi ſind nun
(S. 69.) folgende: „In der heidniſchen Anſi cht vom Leben
erſcheint die Todesſtrafe gwar furchtbar, aber bedeutungsvoll;
in der chriſtlichen Anſicht, nach welcher das Leben nicht der
einzelnen Perſon, ſondern der Vernunft gehoͤrt, erſcheint ſie als
Unſinn.“ Go kommt der Verf. auf den Ausſpruch: „in der
chriſtlichen Kirche heißt jede ohne die Rechtfertigung der
Nothwendigkeit feierlich vollzogene Todesſtrafe
vin Juſtizmord;“ und „die Kirche Pies | die Fuͤrſten der
XN
Vom Suftiimorde, ein Botum der — 221
Chriſtenheit, daß fie aus Achtung vor dem chriſilichen Gai
bie Todesftrafe Aberhaupt abſchaf fen moͤgen.“
Hierauf giebt der Verf. (von 8. 10 — 75.) Undentungen
gur Unsgleidung feiner Idee mit der Wirklichkeit. Nur
ewer uͤber Recht und Chriſtenthum Mar ‘fei, koͤnne bei. Beurthei⸗
lung ſeiner Anſicht eine Stimme haben. Uebrigens wolle er
keinesweges dieſer ſtrengen Verwerfung ber Todes ſtrafe irgend
einen Einfluß auf die Thaͤtigkeit der Urtheilsverfaſſer, oder
wohl gar dex unmittelbaren Diener der Kirche beigelegt haben;
“nur an: bie chriſtlichen Sarften wendet fid) der Berf., ob:
ſchon nicht vertennend, daß groge Dorficht hier anguwenden. und
nichts vorſchnell gegen das allgemeine ſittliche Borurtheil eines
Bolles anguordnen fei. Endlich ſpricht ex (S. 75.) mit Zuver⸗
ſicht aus: ,,€8 wird eine Zeit fommen, die Stunde weif nies
mand, da man ergablen with don der Barbarei, welde mein⸗
te, Gott einen Dienft damit gu thun, daß die Gefege Menſchen⸗
und Chriftenblut vergoͤßen.“
Bon S. 76—110. folgen nun Noten gu der Schrift, in
reichhaltiges Gupplement, deſſen Anordnung un’ gugleid lo⸗
benswerth ſcheint. J
Dieß der Inhalt. Wir erlauben uns noch uͤber Plan, Idee
and Einzelnheiten einige Bemerkungen.
Wenn (nach S. 10.) die Beurtheilung der Todesſtrafe aus
chriſtlichem Standpunkte nicht durch Stellen der heiligen
Schrift, ſondern nach allgemein anerkannten Grundſaͤtzen des
Chriſtenthums vorgenommen wurde, weil der chriſtliche Geiſt
erſt in ſehr ſpaͤten Zeiten auch das Staats leben zu durchdrin⸗
gen. begonnen habe; fo iſt vorerſt dieſer Grund wohl in Zwei⸗
fel gu ziehen. Der gange Roͤmiſche Staat bis in die Heinften
Theile des Privatredts wurde feit Cinfabrung ded Chrifters
thums ein durchaus andeses, ſein Recht hirte auf aͤcht Mdmis
ſches gu fein und’ wurde allgemein menſchliches Recht. Con⸗
~
N
⸗
242 Strafredt,
fantin 6. Gr. hefahl querft einen Sclavenmord, wie einen
Buͤrgermord, nad) L. Cornelia de sicariis gu beftrafen; Con |
ſtantin ſchaffte die uͤbermaͤhigen Rechte eines Roͤmiſchen Buͤr⸗
gers auf ſeine Kinder ab, ſelbſt bad Recht fie gu verkaufen, was
ge nur nod bei liberis sanguinolentis geftattete, ({. L. 2. C.
de patribus, qui-filios suos distraxerunt, IV. 43.) Con {tans
tin fdafite den Concubinat, wenigſtens bel daneben beſtehender
aͤchter Ehre, ab (ſ. L. um. C. de concubinis, V. 26.) und gab
gur Bertilgung deffelben, welche jedoch erſt dem Leo Sapiens
Cin Nov. 91.) gelang, die legitimatio per subsequens matri-
monium; Conftantin hob ferner bie unchriftlide lex com-
missoria bei’m Pfandrecht auf, (ſ. L. 3. C. de pactis pigno-
rum, VIII. 35.); Conftantin endlid) bob jenes argliſtige
und truͤgeriſche Formularredt der Romer mit einem Male auf
(ourd L. 1. C. de formulis et impetrationibus actionum
-gublatis, II. 58.). Freilich fann erſt nad und nad da8 Chri⸗
~ ftentbum alle Staatsverhaltniffe burdbdringen, ba das Ideal
Zu groß ift. (Bgl. S. 3 bei'm Berf.) Was nun die Lehren
der Heil. Schrift anlangt, ſo iſt zwar nicht zu leugnen, daß der
Verkuͤnder des Heils ſelbſt ſagte: „Mein Reich iſt nicht von
dieſer Welt.“ Wenn man aber, wie der Verf. (S. 69. S. 10.),
den Geiſt des Chriſtethums als das hoͤchſte Geſetz chriſtlicher
Staaten betrachtet; ſo fragt es ſich doch wieder: welches iſt
die Quelle. jenes chriſtlichen Geiſtes, ba allgemein anerkannte
Grupndſaͤtze des Chriſtenthums bei fo großer Dis harmonie un⸗
ter den chriſtlichen Religionspartheien ſich kaum denken laſſen?
Kommt man bier nicht in Gefahr, ſubjektive Wahrheit fie
objeftive gu geben? — Und woher anders, als aus dex heil.
Schrift, iſt jenee chriſtliche Geift gulegt entleynt? — Woe
durd) anders alfo ift er objectis gu begrinden? — Bir bee
dauern daher um des widtigen Gegenſtandes willen, den diefe
Schrift behandelt, daß ihr Verfaſſer nicht alle einzelne Stel⸗
\
Bom Juſtizmorde, ein Votum der Kirche, 223
len des A. und N. Teſtaments vorgenommen und mit einan⸗
bir gum: wahren Reſultat zu vereinigen geſucht bat. G6. ware:
bier mander Zweifel gu befeitigen gewefen.. (Bgl. 3. B.. 2 By
Moſ. XXI. 15217. XX. 3. 8. 15. ), Hierdurch waͤre aug
der unbedingt Bibelglaͤubige uͤberzeugt worden.
Ein zweiter Puntt iſt der, dag der Verf. die — —— |
Feit ber Abſchaffung der Todesſtrafe nur als ein ,,Botum der
Kirche” darftellt, Diefer Uusdrud, fo wie ber gehaͤßige Na⸗
me: „Juſtiz mord“ moͤchte wohl bei manchem Juriſten ein
Mißtrauen gegen des Verf's Anſicht erregen. Der Verf. ging
‘aber vielmehr auf vigentlich juridiſchen Wege einher, dur. nib
chriſtlichem Sinne. Uebrigens hat auch die neueſte Zeit rein
juridiſche Verſuche, die Unftatthaftigteit ber Todes ſtrafe ‘Dargue
huni, aufgurveifen, Cin folder findet fi ch in bes Ref. Sdyifts
„die Wiſſenſchaft des Rechts us ſ. w. Lipzig 1825. > 175.
| SHs_G. ff. “Die Anſicht des Ref. -trifft-n:-Refultat · mit des
Berfs Anſicht gang gufanimen.: ‘Sodniin gebdet hieher die Ab⸗
handlung von Prof. Grohmann in Hamburg: Giebt es pent,
Gruͤnde, welche das Mecht bes Staates, Todesſtrafen gu ver⸗
haͤngen, zweifelhaft machen? — (Neues. Ushio des Criminal⸗
wats Bd, VI. St, 3. no. H 16. Gizd70--530.) Fae die
Todesſtrafe, doch ungendgend, ſpricht: W. G, Schirlitz, die
— in miuriecaiuuur und — Bealebung. ar
seen ea ie aa: +
ee nun endlich das — — Sarift antangt,
® demerkt Ref. nur/ daß det Verf. zuweilen ine altere Aus⸗
gabe citirt, wo bod eine viel verbeſſerte neue bq iſt, z. B. von
TCitsmann’ B Sanbang: und Feuerbach's Lehrbud (S. 80.
u. 83. )z daß bei Schreibung der Jahrszahlen Inconſequenz obe
; waltet Gm, ſ. Note 3. 40, 44. S. 100. N. 49. S. 103.); bag
ſtets Grolmann geſchrieben iſt ſtatt: Groͤlman (vgl. Note
22. 3% u. ſ. w.); daß es Note 3.) faͤlſchlich heißt: dei delit-
- 923. 6 Gaurafvecht·.. co
‘thet della pene, fie; d. d. a:dellé pene: ielleicht iſt
BA e. . a oer, wien t
197 — ae . .3 ‘dead ae “
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dieß ein Drudfebler, wiewobl die a ih Buch
— augeſtattet bate. J aoe
Moͤge der Beef aus dieſer sBiuribeiting et evfennien;
wie ie ſeht wir ſeine Pemshanges . sie wiſeuſcheti ſchatzen.
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52 as ae
ahs 4s Meir ay Bye Te
Gh atin, eid Saeed ‘Speci inaug. —
de" erimine raptus gecurdubſn jas Romanum,
* Hodiernum ét Caronticuini: Toitiae!’ ex offal typ. |
a, ty) — J t
kath gb
" Gasferman-Dieu, 1825, a3 6, 4 ;
a „14 — aes
S Imt der neuerengeit —— itt den Vieds lanen naw,
oe ſehr· guée und beachtenswerthe Differtationer: hher Gegen⸗
ſtnde des Roͤmiſchen Rychts, auf: welcho hefonders dag. neue
Archis ẽ des Crim. Rechts mit Rede aufterkſam machte, Mk
ttn die vorliegende: Diſſertation uͤberndia Entfuͤhrung gehoͤrt
wahrlich nicht zu?. dieſen.“ beffeem: Gepan ble -einfeitenden,
Worte, ble dec Verf. ex Differtatton, vorpnfthide..:, muͤf⸗
Be eine“ Hote ; Gewartung; etregen ,:hebentsits H. AG eden,
ſelben bie Wichtigkeit. jenes Verbrechens unter Anderem bouts
(atid burch Heletia’s Enifthrung und deters Folgen fir Tro⸗
4h und: durch den Raub dee Sabinerinnen: belegt, Juſt inian
„legislatorum facile princeps“ (!) genannt, und geſagt wird,
die cat. un. de raptu virg. fey eine nobilis admodumvet:quae
a Justiniano condetetur dignissima constitutio, welches: Letz
fere Referent gwar gelten laſſen moͤchte, aber ee it einem
gang anderen Sinne, als Ser Berf. 8 tabme
Die UWbhandlung nimmt cris nur, wenn man — in
\ —
ei,
Chotin, de crim. raptus. 225.
dle Seitenzabl des Buds eingeredmete Titel- und pas. Dedic.
cationsblatt, die Theſes rc, wegrechnet, 12 Seiten, cin, Bon,
biefen handeln die erſten 7 (p.7—14: pars‘ prior), som, Romie
ſchen Rechte, und follen aud) nebenbei vom Canoniſchen bans
deln, von welchem ader die Hauptpunkte und Hauptſtellen durch⸗
aus uͤbergangen ſind. Die folgenden. 5 Seiten (,parg alterac)
Bevhbren (denn mehr kann man. nicht ſagen) das. Franzdßſche
Recht, miſchen aber dabei wieder Manches herein, was gar
nicht blos auf das Franz. Recht ſich bezieht. Im Ganzen fand
Ref. keine neue Anſicht, keine gute, eigenthuͤmliche Begruͤndung
alter Behauptuuger, uͤberhaupt keinen wiſſenſchaftlichen Werth.
nicht einmal eine gute Recapitulation des Beſſern, was bis ietzt
uͤber dieſes Verhrechen geſchrieben wurde, und man muß wohl
die Abhandlung eine hoͤchſt duͤrftige, unvollſtaͤndige und geiſt⸗
loſe nennen, bei der nicht einmal grobe Widerſpruͤche vermieden
ſind. Ref. begnuͤgt ſich, ein einziges Beiſpiel von der Uet, wis
ber: Verf. ſeinen Gegenftand behandelt, anzufuoͤhren. --.520:55
Machdem Gs. Hom Begrißßq und Thatbeſtande berate
EBbeung bie Repe war, ſpricht der Derf, im ſ. 2. von. der
Strafe derſelben. Hier erdriert er bani erft bie Frage, “ob aug
ein Weib an einem Manne, ein Mann arr einein Manue, find
ber Brdutigam’ an ſeiner Braut eme-Entfihrung begehen koͤn⸗
- NE, ohne gu bedenken,n daß dieſe Fragen offenbar gu fay, gee
ybren. Ferner bejaht ex dieſe Fragen ſaͤmmtlich, ohne zu bes,
denken, daß ex. dadurch in diveften Widerſpruch mit dem kammt,
Was er in §. 45 ſagt. Denn in Gs tor deſinint ex, Entfuͤhrung
nach Roni. Recht und namentlich. nach der est. un. de rapt.
virg. durch violetita . mu lieris honestae asportatio, und
ſagt bei ben Dtequifiten: „B. necessse est, ‘ut foetiind abdu-
cta fuerit ete.“ Bie kann denn nun aud) die Wegfuͤhrung ei⸗
Heb Mantes EntfAprung ſeyn?! Gang wunderlich ſchien dem
- Ref. aug der Grund, aus dem der Verf. die Frage, ob ob ein
226. Bblkerrecht.
Weib an einem Manne Eniftihrung begehen koͤnne, und Hag
Ser ‘cst: pn. cit. gu beſtrafen ſey, bejabt. Er fagt uoͤmlich, die
est, mA. beftimme ja, daß cine foemina: ‘KE optai. [d. h einet
Mannes an einem MWeibe: begangen] ministerium prae-
ben's aeque ac masculus mit, dem Lode. beſtraft werden ſol⸗
le; ; pietnus gehe denn dod! $erbor, daf-zinesioemina, welin fe
violenũ amoris furore correpta juvenem ‘kbidénis xausai ra⸗
plat, ‘ebenfalls mit bem Code gu befledfen feos drun daß anch
aii Mãnnern ein raptüs begangen werden kdune, ecbellé aus
#2 6: ad Ve Jul, devi ‘publ. Es tit: weber noͤthig fea,
dieſe Aigumentation zu wilentcgen, noch weitere —
i - - ere ip 2 — ae
aufdren, fo ae ngrhy - tae be i
cg ei cee Georg migtin 4
stay y 11. Aa — — F * pees ‘sid) Gree ee ee . FP ey
egw aur’ — — en. ; . *
44244. dd 4 Sd en ce 4 1 radi 454 4 ic ; = ol * 4,
9G: THES Ee deen oo ses era ee am
Observations sur sale passages: du Manuel: die
“ plothatique de Mr le Bar. Ch. de Martens- Paris
ch, “Ailland. 1825. V. und 90 G if 8. (pret
us dy my Fi SONG Ed te . — SHG te gee
A oc i eta pe ose
vet pinnae zu⸗ Moabiens ——
—*R& es hat ſich Jemand die kaum tzut uorwartende Mqhbe
gegebin, die Ginloitung uͤber das Geſandtſchafterecht, welche, be |
kantulich Bieler Schriftſteller ſeiner Beiſpielſammlung eben ſo |
Hinbthige: als fluͤchtigerweiſe worausgeſchickt hat, mit:cines
‘ theils widerlegenden, thette: weiter ausflihrenden Erlaͤuterung zu
begleitenin Der Mann . war maͤmlich —.laͤut / ſeiner Vorrede
der Anſicht, das Manuel diplomatique. ſei: „le livre. élémen-
trite: dé’ la science ,“ “und. muͤße deßhalb auf: das genaueſte in
jedem einzelnen Punkte berichtigt werden; eine Anſicht, gegen
welche: Ref. lediglich nichts einzuwenden wuͤßte, wenn der, eden
t —
— ®
Observ. s. 1. Man. diplom, de Martens, 2*7
angeführle Uusdrud im Sinne von ABE Bud far Diplo—
maten genonnnen ware: allein da es offenbar fuͤr Oraket
oder Fabegriff aller Weisheit genommen ift, fo mug denn
body im Namen der Wiſſenſchaft und der Literatar des Voͤlker⸗
rechteb gegen dieſes Lob “proteflict , und zugleich dem Com⸗
mentatot fuͤr kanftige Bille bir Nath ertheilt weiden, et moͤch⸗
te ſich erſt in der SiteFatur eines Baches etwas uinſehen, ebe
et Sher dle Frage entideide, welches das Hauptwerk Th dem⸗
ſelben fri, uird welded einen Commentar ſowohl verdiene ald
nothig habe? — Wer der Commentator aft,” daͤkoͤber wag
Rif. blos dle (feeltiay etwas gewagte) Vermuthung aufgiflers
len, daß es jener’ fratgdfij “ae Publicift fei, welcher vor einiger
Zeit tn der Themis ſich mit der Frage bejcpaffigte warum Loe
Anfang ves fuͤnfkzehnten Jahrhunderts⸗ keine Sammlungen
von vdlkerrechtlichen Vertraͤgen gedruckt worden frien? So
viel iſt wenigſtens gewiß, “tag bie borliegende Schrift son dies
fem Vdtterrechtslehrer geſchrieben ſeyn Ednnte,indem ſich ibe
Verf. doppeites vorgeſetzt gu haben ſcheint: 1) die unrichti⸗
gen Shige felines Schriftſtellers dazu gu benuͤtzen, um ſie gut
beftdtigen und Hod) einige weitere: Unridtigteiten dazu zu fis
gen; und ny bie rich tigen Anſichten bes Tertes zu widerle⸗
gen und die’ —— Repaiptinges an ee Stelle zu
ſetzen.
Ref. detift, dap wenig Beifpicte ‘Hine’ bennett 7 nm
dieſes Urtheil gu rechtfertigen, indem ſchon fie den’ Gtandpunte
genati bezeichnen dbuͤrften, auf welcher m die ſtaatswiſſenſchaftliche
Bildung bes Commentators fich befindet. Vor jedem der als
bezüichnelen Mißgriffe mag Em Beltg folgen.
ad 1). Martens fagt G. 7. fig. des Man. dipt. cbenfo obers -
flaͤchlich af unrichtig, der Minifter der auswartigen Angelegen-⸗
heiten fei: ‘far feine „allgemrine Geſchaͤftsfuͤhrung“ Niemand
rechtlich verantwortlich, ſondern bios ſcinem Gewifien und oer
Krit. Qeithhr. WT. 2. | | 5
228. , — Bstkerreds,
aTenttichey Me uyg unterworfen. Unffatt nung bie unbeSingte
ſiaatsrechtliche Ga Gdeit Digfes Cages nachzuweiſen 5 antatt an
— in confitutiouelien. Staaten » — "gegen ‘bie Kammer, au er
innern, anſtatt die Beiſpiele aufzuſthren, in denen bie eine
oder tic andre rt bon, Verantworllichkeit wirkl lip ſchon zur
Yussoung grbrapt wurde: ſagt der Commentator „cette gb-
servation est fort juste“, und ſpricht einige hochtrabende Worte
oͤber die Nichtigkeit und apanteit ber, fiufgettgrien of,
fentlichen Meinung! be,
ad 2s Martens ſtellt S. 20. und 21. den hand greigig tie
bigen Sak, auf, die verſchiedenen Caſſen der Geſandten ſeien
rein poſitiven Urſprunges, und das piloſophiſche Voͤllerrecht
kenne keinen ſolchen Uuterfdpied. in der Wuͤrde und den Rechten
der Gefundten, +. Dieſe Bemerkung giebt bem Commentatgr
Anlaß gu giver Sexzebn Seiten langeh Widerlegung, in welder
fid) Unflarbeit i in ben Begriffen und gan glide Unbefannt(daft mit
dem Pofitiven die Waage halten, Give genaue Auseinanderſetzung
dieſer Deduction. ware wohl nicht gu entſchuldigen; Ref. will
aber. nur, einige Probeftidden daraus geben. — Gleich zu An⸗
fang pestennt der Verf. die Begriffe allgemeines und poſiti—
yes BM, fo ſehr, Safer jenes fuͤr das bei allen Voͤlkern guͤltige,
dieſes fuͤr particulares BR. nimmt! — Dann deducirt er aus.
„Vernunftprincipien“ dag es drei verſchiedene Claſſen von Geſand⸗
ten gebe, naͤmlich: a) Amhaſſ adeure, dab ſoll heißen, ſolche Ge⸗
ſandte, welche unmittelbar on ihrem Fuͤrſten ihr Beglaubigungse |
(dreiben. erhalten haben, und dazu beſtimmt ſind, blos und un⸗
mittelbar mit dem befchidten Fuͤrſten gu verhandeln (21); b) auſ-
{erordentlicbe Gefandte und bevollmaͤchtigte Minifter, welche zwar
ihr Beglaubigungeſchreiben unmittelbar von ihrem Fuͤrſten er⸗
halten haben, aber nur mit dem Miniſter des fremben Staates
verlehren daͤrfen (293 und endlich ¢) Gefhafes:riger, Mini⸗
|
4
Observ. 4. 1. Man. diplom, de Martens. 229,
fies Reſidenten, Confuln mit diplomatiſchem Charafter u. ſ. w.,
d. h. folde, webhe nur bom Minifter an den Miniter beglane
bigt find! — Sehr ſcharfſinnig iſt ein Folgeſatz, welchen der Verf.
aus dieſer ſeiner Eintheilung der Geſandtſchafts · Claſſen ableitet,
naͤmlich der, dag empoͤrte Kolonieen und Provinzen vor ihrer
Anerkennung als ſelbſtſtaͤndige Staaten keine Geſandten der hoͤ⸗
heren Claſſen, ſondern blos Geſchaͤftstraͤger u. gl. ſchicken dirs
fen, weil — (man hoͤre ihn!) — eine empoͤrte Kolonie gegen⸗
5
uber oon einem anderen Staate hoͤchſtens verlangen koͤnne,
ſie als ein Minifterium anerfannt werde!!!
Dod) genug von diefem ſchlechten Produtte , beffen
_ Ref. gar nicht erwahnt hatte, ware ihm nicht darum gu
thun gewefen, feine Lefer vor demfelben gu warnen, und gue
gleid) wieder einmal an einem augenfalligen Beifpiele gu geigen,
welder entfeglide Unfug mit der Schriftſtellerei im dffentlichen
Rechte getrieben wird, fuͤr welche ſich in unſeren Tagen Jeder
Kenntniſſe und Verſtand genug zutraut, auch wenn er ſi ch mit
noch ſo großem Rechte in beiden Beziehungen ein testimonium,
paupertatis aueſtellen laſſen kann. —
Me Mohl.
\
Die bringendfien Gebredhen der vaterlandis
ſchen Civilrechts pflege und Ideen, denfels -
ben abzuhelfen. Von einem koͤniglich ſaͤchſiſchen
Staatsdiener. (Geh. Ref. und Wp, R. Merbach)
Dresden, bei Walther 1826, IV. and _ S. 8.
(Preis 52 fr.) |
Gin Wort, gu feiner Beit, bas mit ſeltner Linbefangenbeit .
und Rube, mit wells Umfi dt und Klarheit, mit durchdringen⸗
er
=
2300 "Civile Mrocee |
der Liefe und Gruͤndlichkeit -gefprodeh it! — Wer auc der
Verfaſſer dieſer Schrift ſei, — gewiß aber iſt es ein in Saͤch⸗
ſiſchem Dienſt alt gewordner und bewaͤhrter Staatsmann, (wie
aud) aus dem Vorwort S. 2. erbellt,) dem bas Wohl ſeines
Vaterlandes wabhrhaft am Hergen liegt, und der nicht fo fir
bas Baterlandifche eingenommen ift, daß ex far die Mangel
deffelben blind ware, — wir find ibm aufridtigen Dank (duls
dig, daß er auf die eigentlid) kranke Stelle, auf das aportoy
wevidog der Civilrechtspfiege in Sadfen aufmertfam gemade
bat, entfernt von falſcher Begeifterung fir da8 Neue und
Kremde, frei bon jener Schreierſitte, die Aberall nur (daden,
nicht nigen fann, und vertraut mit allen Mitteln, ben aufgez
deckten Gebrechen abgubelfen, Mit groper Beſcheidenheit fagt
der Verf. (GH. 3. f. des Borworts) „er vergichte freiwillig auf
die Chre, mit biefer Arbeit die Wiſſenſchaft bereichern zu wol⸗
len. Er glaube aber auch, daß, wo ed auf Maͤngel in dem
Mechanismus der Geſchaͤfte mehr, als auf Berichtigung von
Irrthuͤmern ankomme, neben der Wiſſenſchaft vorzuͤglich aud..
bie Erfahrung mit vollem Rechte ihre Stimme hoͤren laffen-
duͤrfe.“ Und ex hat hierin vollkommen Recht. Wohl aber
moͤchten wir ſeine Schrift, bei der noch ſehr mangelhaften Be⸗
ſchaffenheit der buͤrgerlichen Rechtspflege in vielen Staaten, fuͤr
eine wirklliche Bereicherung der Wiſſenſchaft, insbeſon⸗
dre der Geſetzgebungskunde anfeben; da fie ſich nicht nur uͤber
bie Grundmaximen, fondern auc Aber die verſchiedenen Arten
der Suftisverwaltung hoͤchſt lehrreich verbreitet. Da jedoch die
Hauptrichtung dieſer Schrift und das Haupiintereſſe, welches
ſie gewaͤhrt, particularredtlid iſt; fo wird Nef. bei Ves
urtheilung derfelben fic) allerdings firger faffen maffen,
Der Verf. befeitigt oor Whem (OS. 1-7.) die ſich von
felbft fogleid) auforingende Frage abet die Einfuͤhrung des oͤf⸗
fentlid maindliden Berfahsens in Teutſchland, gumal in
) | =
7 ~
a ee ee eee Se
— Gebrechen der vaterl. Civilrechtspflege. 231
Sachſen, und zwar auf boͤchſt vernuͤnftige Weiſe. Wir ſtim⸗
men ihm vollkommen bei, wenn er (S. 3.) das glaͤcliche Ge⸗
deihen des muͤndlich oͤffentlichen Gerichtsverfahrens erſt in ein
„Zeitalter der reifſten Eiviliſation“ fest, und daher ge⸗
genwaͤrtig nur Schaden von einer uͤbereilten Einfuͤhrung deſſel⸗
ben fuͤrchtet. Wiewohl nicht gu verſchweigen iſt, daß ja gerade
das Zeitalter des erſten rohen Naturlebens bei unſern Altvor⸗
dern die Zeit des Wortes und des Lebens war, waͤhrend unſek
bei weitem hoͤher civiliſirtes, ja vielſeitig verbildetes Zeitalter
als die Zeit der Schrift und des todten Buchſtabens erſcheint.
Allein es muß hier wohl beruͤckſichtiget werden, daß heut zu
Tage, bei der einmal errungenen wiſſenſchaftlichen Hoͤhe und
ſyſtematiſchen Vollſtaͤndigkeit des dogmatiſchen Rechts, die Schwie⸗
rigkeit der Aufgabe des muͤndlichen ———— in’s Une
endliche potengirt worden iſt.
„unterdeſſen (heißt es S. 7.) ſtelle man fi $ mit dem Ere
fahrungsſatze gufrieden, daß da8 Gute immer nur gum Theil
bon der Form, wefentlider von dem Geifte abbangt, mit
weldbem man die Form braucht.“ Hierdurd) kommt der Werf.
auf die Hauptabſicht fener Sdhrift, naͤmlich die Aufgabe prake
tiſch gu loͤſen; „Wie laffen fidy die fühlbarſten Gebre-
hen der vaterlandif(dhen Civiltrechtspflege ohne
gaͤnzliche Umanderung ber beftehenden Procefform
befeitigen?’’ — Sdon das Borwort fpridt (S. 3.) diefe
Idee durch Overbed’s bekannten Zuruf aus: „Laßt uns bef
fer- werden, dann wird’s beffer fein!” — Go wird nun der
Berf. auf den eigentlicen Grundmangel des Saͤchſiſchen Ge⸗
richtsweſens hingefuͤhrt, nachdem er von S. 10. an im Allge⸗
meinen die gerechten Anſpruͤche an eine gute Gerichtsverfaſſung
aufgeſtellt hat. Jener Grundmangel, der ſich in Berfchleis
fung der Proceſſe (S. 16.), in zu gleichfoͤrmiger Behandlung
der verſchiedenartigen Rechtsſachen (S. 23.), in gu großer Will⸗
N.
232 ; Civils Droces.
kuͤhr der Sachwalter und in berabwirdigender Stellung des Wd.
vokatenſtandes unter die Zahl der Gewerbe (S. 17.), ſo wie
in andern uͤblen Witkungen zeige, fei das bei'm Urtheilsſpruche
gewoͤhnlich gewordene Formelweſen, (S. 29.) dieß ſei
die Krankheit, aus welcher alles Uebel in der Rechtspflege
Sachſens herruͤhre. Er verſteht unter dieſem Formelweſen „die
Eigenthuͤmlichkeit des Urthelsſtyls, nach welcher bei interlocuto⸗
riſchen, den Proceßgang vorzeichnenden Decreten oder Gentene
zen, ſtatt die Obliegenheiten der Partheien nach der Individua⸗
litaͤt des Falles und dem Ergebniſſe der verhandelten Akten ſpe⸗
cifiſch auszudruͤcken, blos allgemeine, auf jeder in dieſelbe Haupt⸗
Categorie gehoͤrenden Fall gleich anwendbare Formeln gebraucht
werden, welche fir das individuelle Urtheil uͤber die Nothwen⸗
digkeit, Entbehrlichkeit, Zweckmaͤßigkeit oder Unzwedmaͤßigkeit
der einzelnen Proceßhandlungen gu großen Spielraum offen lafs
ſen.“ Die groͤßere Willkuͤhr der Advokaten, die hieraus ent⸗
ſpringt, fuͤhrt den Verf. auf den Preußiſchen Inſtruktionspro⸗
ceß (S. 31.), welcher dem richterlichen Amte ſeine volle Wuͤr⸗
de wiederzugeben ſuchte und ihm direkten Einfluß in die mate⸗
rielle Leitung und Eroͤrterung der Rechtsſachen uͤbertrug.
*Nothwendig mufte nun, wie dieß denn auch geſchieht, tine
Vergleichung bes Gadfifhen Verhandlungss und des
Preugifden Unterfudungs> oder Inſtruktions⸗Proceſſes anges
ftellt werden, um gu geigen, daß aud) diefe leptere Methode nee
ben grofen Borgigen ihre grofen Mangel habe, indem font
des Verf's Haupiſatz von dem Unnoͤthigen einer vdlligen Re⸗
form des Proceßganges im Vaterlande gefaͤhrdet war. Und wir
fonnen bier nicht dem Abrigens febr gruͤndlichen Recenfenten in
der Hall. Literaturgeitung no. 185. Nov. 1826, .deiftimmen,
wenn ev dieß Unternehmen de8 Berf’s fir uͤberfluͤßig Galt, aud
uͤberhaupt Alles fir unrichtig erklaͤrt, was der Verf. uͤber die Vor⸗
zuglichkeit der Berhandlungs-Methode vor dem Inſtruktionsber⸗
‘
Gebrechen der oaterl. Civilrechtspflege. 233
fahren geſagt habe. Eigentlich hat der Verf. gar nie den Inſtructions⸗
proceß in Vergleich mit dem Verhandlungsproceß herabgeſetzt,
ſondern blos im Allgemeinen auf die Schwaͤchen deſſelben (S. 31.
ff.) aufmerkſam gemacht und behauptet, daß keine von beiden
Methoden die unbedingt beſſere genannt werden koͤnne.
Es iſt auc) nicht gu leugnen, daß im Preußiſchen Ge⸗
richts verfahren und Buͤrgerleben uͤberhaupt die Freiheit und
Selbſtſtaͤndigkeit des Individuums faſt ganz in den Hintergrund
tritt, waͤhrend die erhabne Idee des Staates und ſeine Heilig-
keit alles Audre in ſich aufgehen laͤßt, in Sachſen hingegen die
Willkuͤhr des Individuums vorwaliet, waͤhrend der Staat, als
eine hoͤhere, leitende Einheit des Ganzen kaum exiſtirt. Hier⸗
aus laͤßt ſich auch erklaͤren, wie der Verf., ein Sachſe, den
bon obengenannter Recenſion ſehr urgirten Satz (S. 48.) auf⸗
ſtellen konnte; „Die Partheien ſind im Civilproceſſe ſelbſt die
Verwahrer ihrer Rechte, und der Staat hat fein Intereſſe dar⸗
an, wer von ihnen Recht oder Unrecht behalte; es iſt daher
bedenklich, dem richterlichen Amte einen ſo unmittelbaren Ein⸗
fluß in den kuͤnftigen Ausfall der Sachen vom Anfange derſel⸗
ben an zu verſtatten,“ u. ſ. w. Man ſieht deutlich, daß der
Verf. das rein privatrechtliche Leben der Buͤrger vor Augen
hat, in dem der Einzelne mit dem Einzelnen, nicht der Staat,
mit dem Einzelnen, wie im Strafrechte, handelt; und aller⸗
dings ſagt ſchon das Roͤm. Recht hiervon: invitus nemo rem
cogitur defendere (L. 156. pr. D. de R. J.); im Uebrigen
ſpricht der Verf. nur von dem unmittelbaren Intereſſe an den
Gerechtſamen der Einzelnen; wie unendlich viel dem Staate
daran gelegen ſeyn muͤſſe, mittelbar durch gute Proceßverord⸗
nungen das Privateigenthum zu ſchuͤtzen und die Rechte der
Einzelnen aufrecht zu erhalten, das ſpricht der Verf. ſelbſt
(S. 11.) mit Nachdruck aus, Es kann hinſichtlich der Preußi⸗
ſchen Proceßmaxime ſodann nicht geleugnet werden, daß bei ih⸗
X
t
~
234 Civil⸗Proceß. x
sem ſehr ideqlen Charalter der Richter nur hoͤchſt ſelten genie
gen wird, weshalb ſelbſt ausgezeichnete Colldgienmitglieder uͤber
Weitlaͤuftigkeiten, Schwierigkeiten und Verlegenheiten klagen,
in welche ſie durch das Verfahren ſich bie und da geſetzt ſehen.
MRichtsdeſtoweniger (dhagt unfer Verf. gebuͤhrendermaßen
die Preußiſche Gerichtsordnung ausgezeichnet hoch, ja ſeine
Vorſchlaͤge find eigentlich meiſt eine Vereinigung des Saͤch—⸗
ſiſchen und des Preußiſchen Verfahrens; insbeſondere
ſucht er den Lichtpunkt des Preußiſchen Civilproceſſes, die rich⸗
terliche Abfaſſung bes status causae et controversiae > Sem
Saͤchſchſien Procefgang moͤglichſt einzuverleiben. (Vergl. ©, 73.
u. 94.)
Nach dieſer Zuſammenſtellung — der Verf. G. 39
—44.) gur LSfung der eigentlichen Aufgabe, naͤmlich „fuͤr die
ſpecielle Leitung der Proceſſe gewiſſe Huͤlfs mittel aufzufin⸗
den, wodurch es moͤglich und zugleich dem Richter und den
Partheien zur Nothwendigkeit gemacht wird, unbeſchadet der
geſetzlich vorgeſchriebenen Formen jeder Proceßart, in der An⸗
lage und Entwickelung des Proceßganges jeder Sache ſo viel
als moͤglich beim Weſentlichen ſtehen gu bleiben,
und keine Sache mit einer umfaͤnglicheren Eroͤrterung zu uͤber⸗
kaden, als es nach ihrer Beſchaffenheit gum Swed ber Grinds
lichkeit erforderlich iſt.“ Dieſe ſeine Aufgabe lst nun dev
Verf. von S. 45—134. mit ſo richtigem Takte und mit fo tie⸗
fer Rechtsweisheit, daß ſeinen Vorſchlaͤgen gewiß jeder, der es
mit der Sache gut meint, beinahe durchgaͤngig beipflichten muß
Es wird alſo das Weſentliche uud abſolut Nothwendige des
ganzen Proceſſes herausgehoben und von allem uUnweſentlichen
und Monfirdfen geſaͤubert. Hierbei nimmt per Verf. ftete Rid
fidjt auf den im J. 1803 erfchienenen treffliden Entwurf
einer neuen Geridtsorduung fir die Koͤnigl. Gags
Bo
¢
Gebrechen dex vaterl, Civilrechtspflege. 235
ſiſchen Lande, (Vergl. S. 23. 27. u. f. f.) Einige wefente
liche Veranderungen werden fir den Sadf. Proceß vorgeſchla⸗
gen, namentlid), daß ein einfaches rechtlides Berfabren mit
Beweis und (wo miglih) Gegenbdeweis vor dem eigentliden
Gitetermin (S. 70.) gebalten werden muͤßte, um theils
den letztgenannten Termin wirklich) frudtreid) gu machen, theils
auch die nuͤtzliche Regulirung des status causae et controver-
siae nach Preuß. Rechte hierdurd gu erſetzen. Viel Treffendes
iſt uͤber das Beweisverfahren, uͤber die Behandlung der Docu⸗
mente als Beweismittel (S. 59. ff.), uͤber die Ungehorſams⸗
beſchuldigungen (S. 83. ff.), Aber nachlaͤßige Verwerfung un⸗
ſchluͤſſiger Klaglibelle (S. 85.), uͤber die Ranglidh abzuſchaffen⸗
den Dilationen Ser Beweisfriſt (S. 89.), Aber den verderbli⸗
den Schlendrian bei der inquiſitionsartigen Abhoͤrung der Zeu⸗
gen in Sachſen (S. go. ff.) u. A. m. geſagt. Die große dif;
fereng zwiſchen processus ordinarius und summarius wird
moͤglichſt ausgeglichen (S. 115. ff-),.. bid gue einftigen ,, ins
richtung einer eingigen auf alle vorfommende Falle anwends
baren und dod) in ihrer Individualitaͤt zweckmaͤßig bleibenden
Procepform.” Bon S. 121—134. wird nun Aber die Vols
ſtreckung rechtstraftiger Entſcheidungen und Aber die ſchaͤdlichen
Uppellationen gegen diefelbe mit quellenmaͤßiger Ruͤckſicht auf
Roͤmiſches une Canonifdes Recht geſprochen. Die weife Cine
tidjtung der execution provisoire im Code de proc. (§. 135.
439. 457.) und die aͤhnliche Maasregel der Preuß. Gerichts⸗
ordnung (Tit. XIV. §.5—8.) wird auch far Sachſen empfohlen.
Bei einer folden proviforifden Execution founen die Condems
nirten mad) Lage dex. Gade durch Guecumbenggelder der Ob⸗
fiegenden ſicher geftelt werden, wabrend die fuspenfive Kraft
des Rechtsmittels gegen die Crecution dadurd ReEnneTNerEne Ie |
: — wird.
236 Civil» Proce.
In diefer trefflidien Sichtung und Durdarbeltung des gane
gen Saͤchſ. ProceBganges ift Ref. mit villiger Beiftims
aung dem Berf. gefolgt; nur folgende einzelne Punfte
glaubt er bemerfen gu muͤſſen. Im °Allgemeinen wollte der
Werf. geigen, daß nidt die Procesgefepe, fondern die, welche
fie handbaben, Schuld fepen an den Gebrechen des Gerichtswe⸗
fend in Sachſen; died Hat ihm doch nidt durchgaͤngig gelingen
‘wollen, indem ev fo oft gang Neues in legislatorifher
Beziehung vorzuſchlagen ſich gendthigt fand. (Vergl. insbeſ.
S. 85. ff. sub h. u. S. 91. ©, 121.) Sodann ſcheint die Be⸗
hauptung, (S. 56.) daß der artikulirte Beweis etwas
dem Cöivilproceß Weſentliches und unbedingt Noͤthiges ſey, nicht
ganz gegruͤndet. Mindeſtens muͤßte ein geiſtigeres Treiben in
dieſes logiſche Monſtrum gebradt werden, als died bisher in
Sachſen der Fall geweſen iſt. Rein factiſch, wie der Verf.
will, koͤnnten uͤbrigens dieſe Beweisartikel nicht ſeyn, ohne ale
les Gehalts verluſtig zu werden und als ein zuſammenhanglo⸗
ſes Geripp zu erſcheinen. Hier moͤchte wohl die Errichtung des
status causae et controy. vorgezogen werden. Wenn ferner
der Berf. (S. 75.) Rechts mittel gegen die von ihm ver⸗
langten, materiel in die Sache eingehenden Fnterlocute ge⸗
fiattet, fo ſcheint er ded Guten gu viel gu thun, indem die
Definitivfenteng ja nod) gur matertell bollftandigen. Eroͤrterung
und Entſcheidung des Rechtsſtreits vorbehalten bleibt. Etwas
Andres iſt eS hei den rein formellen, freilich gang Aberfliffigen
Snterlocuten, welche wohl den gangen Proceß ‘um viele Jahre
verfahren koͤnnen. Endlich iſt wohl die Pietaͤt des Verf., mit
welcher er (S. 108.) die Ableiſtung der Eide bis nach ein⸗
getretener Rechtskraft des Endurthels verſchiebt, zu weit gegan⸗
gen, indem oft nur ein einzelner, den weitern Gang des Pro⸗
ceſſes gar nicht beruͤhrender, Punkt Gegenſtand des Eides, oder
4
Gebrechen der vaterl. Tidilrechtspflege. | 237
der Cid fo evident ,erheblid) in der Sache ift, daß gar fein
Zweifel unter den Ssatereffenten obwalten fann, oder endlic ein
Beweis gum ewigen Gedaͤchtniß die fruͤhere Ubleiftung bes Ei⸗
des unumgaͤnglich ndthig madt.
Schließlich bemerken wir nur noch, daß kleine Unebenhei⸗
ten des StylB und der Schreibart, welche jedoch wohl oft Druck⸗
fehler ſeyn duͤrften, nicht ſelten vorkommen. (3. B. S. 16.
3. 7. u. 16. ©. 17. 3.4. S. 66. 3. 4. S. 79. 3. 2. S. 89.
3.4, u. 6. S. 93. 3. 7. S. 102. 3. 7.)
Doch wir eilen zur wiederholten Anerkennung des wahren
Verdienſtes, welches ſich der Verf. durch dieſe gruͤndliche Schrift
um ſein Vaterland und die Rechtswiſſenſchaft erworben hat,
mit ihm von Grund des Herzens ausrufend: „Laßt uns nur
in der Rechtspflege ben todten Medhanismus abwerfen
und mit mehr Lebendigkeit des Urtheils gu Werke gehn, — fo
wird der Geiſt die uͤbrigen Maͤngel der Form beſiegen und ih⸗
rer ungeachtet unſre Rechtspflege beſſer von Statten gehen.“
(S. 136.) Und wir hoffen, es werde dieſe Stimme, nicht nur
„neben vielen andern,“ wie der beſcheidne Verf. (S. 136.)
ſich ausdruͤkt, ſondern gewiß vor vielen andern, „nicht gang
ungehoͤrt verhallen.“
H.R. Stoͤckhardt.
—
1) Entwurf der Prozeßordnung in buͤrgerlichen Rechts⸗
ſtreitigkeiten. Muͤnchen 1825. |
2) Puchta rc, uͤber bie burgerlidle Rechtspflege und
Gerichtsverfaſſung Baierns ꝛc. Crlangen 1826.
A
at
233° . | Givite Proce gf.
3) Mtiller rc. die Oeffentlichkeit nnb Muͤndlichkeit
des buͤrgerlichen Gerichts⸗Verfahrens wc. Muͤnchen
1826.
4) Mitter maier rc. der neve Entwurf der Civilpro⸗
zeß ⸗Ordnung fiir das Koͤnigreich Baiern zc. (im Ar⸗
dio fiir die civil. Praxis B. VIII. S. 409 — 440.
B. IX. ©, 117—144.
5) Zu⸗Rhein zc. der Beweidprozeß nad) den Beſtim⸗
mungen des neuen Entwurfs der Prozeß⸗Ordnung 2c.
Cin ben „VBeitraͤgen zur Geſetzgebung and praltiſchen |
nn 2. 2. I. S. 1—26,
(Beſchluß der im 3ten Hefte bes Iften Bandes angefangenen
Collectio» Recenfion.)
Die Grérterangen unter Nro. IV—IX. in Puchta’s
Sebrift haben die Geridtsverfaffung gum Gegenftande.
Zuerſt fabrt 9. in Nr. IV. und Nr. V. aus, daß jede gute
Geridtdverfafung auf das Princip der Collegialitdt der Ger
rid@te, nnd auf das Princip der Whfonderung jedes fremdarti⸗
gen Berwaltungss Gegenftandes Hon dem Amte des Midhters
gebaut ſeyn muͤſſe. Sofort gibt er eine Darſtellung der Ver⸗
faſſung ber Landgerichte in Baiern, weist die Nothwendig⸗
keit einer Verbeſſerung dieſer Gerichtsverfaſſung nach, (Nr. VI.)
pruͤft die Frage, in wiefern eine Verbeſſerung derſelben aus-
fuͤhrbar ſey (Nr. VII.), und ſtellt endlich den dem Entwurfe zu
Grunde liegenden Vorſchlag der Geſetz⸗Vorberathungs⸗Commiſ⸗
fion: hieruͤber mit ſeinen Motiven und mit Widerlegung der.
Einwendungen gegen denſelben dar, (Nr. VILL. und Nr. IX.)
\
!
Bairiſcher Entw. einer Civ. Proz. O. wf. 239
VWon der Nothwendigkeit einer Verbeſſerung der Gerichts⸗
Verfaſſuug, und zunaͤchſt der Verfaſſung der Landgerichte in
Baiern wird ſich gewiß jeder Vorurtheilsfreye uͤberzeugen, wenn
er aus der (verhaͤltnißmaͤßig faſt zu ausfuͤhrlichen) Darſtellung
dieſer Verfaſſung bey P. den Gefdhaftstreis eines. Landgerichtes
kennen lernt. Zum Geſchaͤftskreiſe eines Landgerichtes in dem
Umfange ſeines Bezirkes gehoͤren naͤmlich folgende Gegenſtaͤnde:
1) die ganze ſtreitige Gerichtsbarkeit in buͤrgerlichen Rechtsſa⸗
chen, inſoweit die Einwohner des Bezirkes nicht einen privile⸗
girten Gerichtsſtand haben, oder einem gutsherrlichen Gerichte
untergeben ſind. 2) die freywillige Gerichtsbarkeit mit dem Vor⸗
mundſchafsweſen und der Fuͤhrung des Hypothekenbuches, 3)
die Unterſuchung, Urtheilsverkuͤndigung und Bollftredung in
Strafrechtsſachen, und gwar bey Bergeben durchgaͤngig, bey
Berbreden nur dann, wenn. da8 Geridht entweder mit zwey
Alſſeſſoren, oder dod) mit einem Griminal » Mdjunkten beſezt iſtz
4) bie Handhabung der Polizey nad) allen Zweigen; 5) alle
fibrigen Gegenftinde der innern Udminiftration, blos mit Aus⸗
nabme der Finanz ⸗· Verwaltung ; insbefondere: die Uuffide uͤber
die Juſtiz⸗ und Polizey⸗Verwaltung der Patrimonial-Geridtes
die politiſche Leitung der Kirchen⸗ und Schul⸗Sachen; die
Unter⸗-Curatel Aber die Gemeinden des Landgerichts⸗ Bezirks,
alſo die Ertheilung und Bewirkung der obrigkeitlichen Conſenſe
bey gemeindlichen (7) Erwerbungen, Veraͤußerungen und Cas
pitals Uufnabmen , bie Aufſicht Aber die Berwaltung der Come
munals Aminiftratoren , Abnahme ver Rednungen 2.3 das
Militar Confcriptions < und Aushebungs⸗Weſen; die Geſchaͤfts⸗
pflege mit den Regimentern wegen Beurlaubung und Cinherus |
fung, fo wie wegen Entlaſſung der eingereihten Goldaten; die
politiſche Leitung bes Straßen⸗ und Waſſer⸗Bauweſens, und:
=
bes Sanitdiswefens; die Beforgung des Gewerbs, Conceffionse
240 - Civil⸗Proceß.
Weſens; die Veranſtaltungen zur Befoͤrderung Ser Landes Cul.
tur, und das Brandverſicherungsweſen. — Es iſt gewif faum- -
moͤglich fuͤr einen Mann, alles das zu leiſten, was er hier⸗
nach leiſten ſollte. Wenn / aber bey einem ſolchen Zuſammen⸗
fluſſe von verſchiedenartigen Geſchaͤften das eine oder das an⸗
dere faſt nothwendig vernachlaͤßigt werden muß, ſo liegt es in
der Natur der Verhaͤltniſſe, und aud die Erſahrung hat es
beftatigt, daß diefes Loos die Geſchaͤfte dee Juſtizpflege in der
Regel trift. Bon diefer Erfahrung ausgebend, und in weiter
rer Erwaͤgung, wie eine fo grofe Gewalt in eines Mannes
Hand der Freiheit und, den Privatredten dex diefem untergebes
nen Staatsbirger Gefahr drobe, hat die Geleg-Borberathungss
Commiſſion mannigfache Abanderungen des beftehenden Geridhtss
Organismus in Untrag gebradt. Ob diefelben aber durchaus
gu billigen feyen, daruͤber hat Ref. nod) mandes Bedenfen.
Die Vorſchlaͤge der Commiffion Aber den Geridts- Orgae
nismus find gwar im Entwurfe ſelbſt nicht zuſammengeſtellt;
indeſſen laſſen ſich durch Vergleichung der einzelnen Artikel die
Grundzuͤge leicht etkennen. Mud) gibt Puchta (S. 256. ff.)
eine Zuſammenſtellung der Commiffions - Borfdlage. |
Der Geridts- Organismus ift hiernach folgender: Die un-
mittelbaren Koͤniglichen Geridte (nur anf diefe beziehen ſich die
Vorſchlaͤge) ſollen aus Unters und Ober. Gerichten beſtehen. Unterge⸗
richte ſind die Landgerichte und Bezirksgerichte. Obergerichte ſi nb
die Uppellationsgerichte und das | Ober⸗Appellationsgericht. I.) Die.
Landgerichte — mit einem Landrichter und einem oder zwey
Actuarien beſezt — ſind, wie bisher, Behoͤrden gemiſchten Reſ⸗
ſorts, theils fuͤr Juſtiz⸗, theils fuͤr Adminiſtrativ⸗ Sachen.
Cigentlide Civils Geridtebarfeit ſteht den Landridjtern, als
Einzelrichtern, nur gu uͤber catisae minores d. h. uͤber ſolche
——— welche eine Behandlung vor collegialiſch ae
Bajr. Entw. einer Civ. Prog, Hed. u. ſ. . 241
Gerichten entweder wegen ihrer Dringlidteit’ nicht geftatten,
oder wegen ihrer Einfachheit oder wegen der Geringfuͤgigkeit ih⸗
res Betrags nicht fordern. Auſſerdem gehoͤrt zu ihrem Reſſort
die Ausuͤbung der freywilligen Gerichtsbarkeit, und in Straf⸗
rechts⸗Sachen die Fuͤhrung dev General⸗VJInquiſition. IL) Je
uͤber 5—-6 Landgerichte wird ein BezirvlssGeridt errichtet,
mit einem ober zwey Direktoren, der noͤthigen Anzahl von Raͤ⸗
then oder Affefforen befegt, und mit dem erforderliden Canzley⸗
Perſonal verſehen. Dieſe Bezirks⸗Gerichte ſind entweder als
Collegial⸗Gerichte oder in der Eigenſchaft ale Einzelrichter
thatig. Wis CollegialsGeridte inftruiven und entſcheiden fie die
wicptigeren Civilrechts⸗Sachen (causae majores) in erfter In⸗
ftang; fo wie die Eheſcheidungs⸗Sachen der Proteftanten, - Ws
Einzelrichter, d. h. durch Commiffarien aus iver Mitte, ine.
firuiven und entſcheiden fie geringere Civilproceß⸗Sachen, rück⸗
ſichtlich dee einen. befreiten Gerichtsſtand bei den bisherigen
Kreis s und Stadt-Gerihten geniefenden Perfonen (der Adeligen,
Geiſtlichen, wirklichen Collegial-Raͤthe) fo wie ruͤckſichtlich dee
Bewohner der Stddte, wo die Bezirks⸗Gerichte ihren Sig ha⸗
ben, Unter gleider. Borausfegung beforgen fie die nichtſtreiti⸗
ger. Rechtsſachen, die Fahrung bes Hypothekenbuches und das
Vormundſchaftsweſen. In Strafſachen liegt den Bezirks⸗Ge⸗
richten die Special⸗Unterſuchung bei Verbrechen, und Vergehen,
und hei dieſen letztern auch die Entſcheidung in erſter Inſtanz ob.
TIL.) Die Appellations⸗Gerichte find Gerichte erſter In⸗
ſtanz in Privatrechts⸗Streitigkeiten der Privilegirten hoͤherer
Claſſe, Gerichte zweiter Inſtanz in Beziehung apf die causae
majores, in welchen die Bezirks⸗Gerichte in erſter Inſtanz er⸗
kennt haben, und Gerichte lezter Inſtanz in Sachen, in wele.
den die Land⸗ ober Bezirks⸗Gerichte in Ser Eigenſchaft als.
Gingelidter erfannt, haben, Aufferdem find, die Appella⸗
tions» Gerichte zweite Inſtanz bei Vergehen, und erfte Inſtanz
242 | — Cidil⸗Proceß.
anf vorgaͤngige Unterſuchung der Bezirks⸗Gerichte in Verbrechens⸗
ſachen und in Vergehensfaͤllen der Privilegirten hoͤherer Claſſe.
TV.) Das Ober Appellations gericht iſt dritte Inſtanz in Ei⸗
vilproceß⸗Sachen, worin ein Appellationsgeridy tn zweiter In⸗
ſtanz, und zweite Inſtanz in Sachen, worin ein folded als
erſte Inſtanz ertannt hat. In Strafrechtsſachen tritt ſeine
Competenz als BerufungsInſtanz nur bei Verbrechen und bei
ſolchen Vergehen ein, aber welche bas Uppellationsgeridht th
erfter Snftang erfannt bat, \
P. prift (S. 268—319.) die Binwendungen, welche gee
gen diefe Vorſchlaͤge der Commiffion entweder: ſchon gemacht
worden find, oder etwa gemadt werben-fonnten, Er iglaubt ,”
daß mehrere derfelben ihren Grund in einer gewiſſen Aengſt⸗
lichkeit und in der Scheu vor allem Neuen und Ungewohnten,
vielleicht in einer unvollſtaͤndigen Auffaſſung des Geiſtes des.
ganzen Organismus, alſo mehr oder weniger in Vorurtheilen,
haben; auch habe hin und wieder auf eine ſehr ſichtbare
und unerfreuliche Weiſe Befangenheit und Leidenſchaft ihre
Stimme erhoben. P. beſchaͤftigt fic im Einzelnen mit Wi⸗
derlegung folgender Einwendungen: 1.) den Landgerichten ſey
datch die bloße Eximirung der wichtigeren Eivilrechtsſachen und”
der Criminal. Unterſuchungen weſentlich nichtb geholfen, da ih⸗
nen im Uebrigen der bisherige Wirkungskreis bleibe, “die Gez -
ſchaͤfts⸗Ueberlaſt alſo nach, wie vor, Gegenfland lauter Klagen
ſeyn werde; 2.) die Scheidung der causae majores und minores’
fep. weder nothwendig. noch raͤthlich, weil die Rechtsſachen bei
den Landgerichten gewoͤhnlich von minderer Bedeutung ſehen;
32) dieſe Scheidung fey hoͤchſt ſchwierig, ja ſogar unpraktiſch,
weil es keinen durchgreifenden Maasſtab dafuͤr gebe, und was
wichtig oder unwichtig fey, durchaus auf relativen Begriffen be⸗
tube, auch man auf feinen Gall eine Regel finden: ‘werde, wo⸗
bare. alle Anſtaͤnde und. Zweifel im Boraus befeitigt, und Ref=
¢ : \ "
‘Baie. Entw. einer Civ. Proz. O. a. f. wv. 243
fortfiveitigfeiten entfernt werdens 4) durch Zuweiſung der cau-
sae minores an Einzelrichter fomme man in Widerſpruch
mit der als Grundprinzip einer guten Rechtspflege angenom⸗
menen collegialiſchen Beſetzung der Gerichte; 3 5.) wegen des
bisherigen Organismus der Untergerichte (Landgerichte und Stadt⸗
gerichte) treffe die Verfaſſung nicht der Vorwurf der Beguͤuſti⸗
gung einer Rechts⸗Ungleichheit, indem ſonſt dieſer Vorwurf
Gud das Gemeinde⸗Edilt treffen muͤßte, welches in, den Ad⸗
miniſtrativ⸗Befugniſſen der gtoͤßern oder kleineren Gemeinden
ebenfalls einen ſolchen Unterſchied mache; 6.) der Landmann
ſey gewoͤhnt, in ſeinem Landrichter ſeine erſte Inſtanz in allen
ſeinen Angelegenheiten gu ſehenz dieß wuͤrde bei Ausfuͤhrung
ber Commiſſions⸗Vorſchlaͤge aufhoͤren muͤſſen. 7.) Die vor⸗
geſchlagene neue Gerichts⸗Verfaſſung ſey gegen die Verfaſſungs⸗
uUrkunde, welche beſtimme, daß die Rechtspflege durch eine ges
eignete Zahl von Aemtern und Obergerichten in einer geſezlich
beſtimmten Inſtanzen · Ordnung verwaltet werden ſolle. 8.)
durch die Ausfuͤhrung der Vorſchlaͤge der Commiſſion wuͤrden
entweder die verfaſſungſsmaͤßig begruͤndeten Rechte der Patri⸗
monial⸗Gerichtsbarkeits⸗Inhaber beeintraͤchtigt, oder es wuͤrde
eine auffallende Anomalie in der Gerichtsverfaſſung eingefuͤhrt
werden muͤſſen. Endlich wuͤrden 9) dem Staate dadurch neue
Kaften aufgebuͤrdet. Buf dieſe Einwendungen hat P. mit vieler |
Umſicht geantwortet, und diefelben, wenigitend nad, Anſicht ded
Mef., groptentheils widerlegt. Indeſſen find dod) nod, wie bes
merkt, einige Zweifel und Bedenken dem Ref, übrig geblieben.
Es find nur Zweifel und Bedenken; denn, um mit Sicherheit
eigentlice Einwendungen gegen die, die Gerichtsverfaſſung be⸗
treffenden, Commiffions Antraͤge maden gu koͤnnen, dazu bee
darf es einer weit genauern Kenntuiß aller hier einſchlagenden
Verhaͤltniſſe in Baiern, als ſie Ref. hat.
Vor Allem glaubt Ref. 1) daß die Reformen in Sey Ges
Arit. Zeitſcht. I c2c2. 6
⸗
244 Civil⸗Proceß.
richts⸗Verfaſſung ſich nicht blos auf die unmittelbaren koͤnig⸗
lichen Gerichte, ſondern auch auf die Patrimonial⸗ und Herr⸗
ſchaft⸗Gerichte begichen ſollten. Sodann begweifelt 2) Ref.
auß mebreren Gruͤnden die Swedmagigteit der von der Come
miffion vorgeſchlagenen Errichtung der Bezirkogerichte.
Zu 1.) Die Ausdehnung der Reformen in Ser Gerichts⸗
verfaſſung auf die PatrimonialGeridte ſcheint nicht blos durch
bie Geſezgebungspolitik geboten, fondern aud) rechtlidy durchaus
zulaͤßig gu ſeyn. Es leuchtet oon ſelbſt cin, wie nachtheilig es
ſeyn muͤßte, wenn die Buͤrger eines und deſſelben Staates,
zumal wenn ſie in einem Bezirke wohnen, eine verſchie⸗
dene Rechtspflege genießen wuͤrden, “je nachdem die Po |
trimonial⸗ Unterthanen ſind, oder nicht. Was aber die recht⸗
lide Zulaͤßigkeit einer foldjen Ausdehnung betrift, fo wird man
nad dem, was Pudta S. 297 — 312. und Mittermaier
(Archiv. VIIL S. 417.) hieruͤber bemerkt haben, die dagegen ges
gemachten Einwendungen (namentlid) von v. Meller) als widers
legt betradhteu koͤnnen. Denn gewiß ift in einem Staate, in wel |
dem berfaffungsmafig ber Grundfag ausgefproden ift, „daß
die gutsherrliche Gerichtsbarkeit nur von der Quelle aller |
Gerichtsbarkeit im Reiche, dem Gouverain, ausgehen,
und nur nach den dber die Suftigverfafang bes. Reiches
im Allgemeinen feſtgeſezten Beſtimmungen ausgeuͤbt werden
koͤnne“ die Staatsregierung, wenn fie die Nothwendigkeit einer
neuen Juſtizverfaſſung als Grundlage einer beſſeren Proceßord⸗
nung erkennt, berechtigt, die Einrichtung dieſer Gerichte von
yon den Inhabern der Patrimonial⸗Gerichtsbarkeit gu verlan⸗
gen (Mittermaier aa. S. 417.)
Bu 2.) Die Commiffion iſt oon dem Grundfage ausge⸗
gangen, daß die Suftispflege durch eine hinlanglide Ungabl pon
Collegials Gerichten gu verwalten fey, und daß von der cole
legialen Behandlung nur folche Rechtsſachen ausgunehmen ſeyen,
X
aa Bait. Entw. einer Civ. Proc. O. a. ſ. w. 245
wo die nothwendige Beſchleunigung oder die Einfachheit und
Geringfuͤgigkeit der Sache ein eigentliches Proceßverfabren nicht
zulaſſe, dieſes vielmebe- zwedhinderlich ſeyn wuͤrde. ( (Puchta
S. 255.) Die Richtigkeit dieſes Princips an ſich bezweifelt Ref.
keineswegs. Auch iſt es jetzt faſt allgemein anerkannt, daß nur
die Form der Collegialgerichte den Forderungen der Geuechtigtei ,
vollſtaͤndig entipridt (5. v. Mittermater im gem. deutſchen
Proceffe II, 5. ferner im Archiv 2c. VIII. 416, Puch) ta S.148 uf)
Es fommt nur darauf an, wie diefes Princip ins Leben
treten fol. In Baiern follen, gemaͤß demfelben, Bezirksge⸗
richte, von welchen eines je 6 Landgerichtsbezirke ungefabr ume
faffen folle, erridytet werden. Die Zahl der gu ertichtenden
Bezirksgerichte wuͤrde fid demnach, bey 207 Landgerichten, un⸗
gefaͤhr auf 34 belaufen, jedes mit einem oder zwei Directoren,
der erforderlichen Anzahl von Raͤthen und Aſſeſſoren, (alſo et⸗
wa 5) und dem noͤthigen Canzleiperſonal. Hierdurch wuͤr⸗
de aber fuͤr die Staatskaſſe ein fo bedeutender Koften+ Wufs
wand veranlaßt werden, daß Mef: (don aus diefem Grune
de an der Zwedmaͤßigkeit des Vorſchlages zweifeln muß.
Dieſe Ruͤcſſcht Hat gewiß die Commiſſion ſelbſt wohl erwo⸗
gen; ohne Zweifel aber, wenn fie Puchta's Anſicht (S. 313.)
getheilt hat, dieſes Bedenken durch die Betrachtung beſeitigt,
daß eine blos theilweiſe Verbeſſerung Ser Untergerichts⸗ Verfaſ⸗
ſung nicht genuͤge, daß vielmehr Hauptreformen vorgenommen
werden muͤſſen, damit das Uebel von der Wurzel aus ausge⸗
rottet werde; hierbey aber koͤnne nicht mehr die Frage ſeyn,
was es koſte, und aud) die Nation werde nicht nach den Koz
ften fragen, fondern gerne fir einen fo hohen Zweck Opfer
bringen, fir welche ihr durch eine gute Juſtizpflege fo reicher
Erſaz geboten. werbde. Ref. glaubt dagegen, daß gu einer gus.
ten Juſtizpflege nothwendig aud) gehoͤrt, daß fie die finanziel.
len Rrafte de8 Landes . ue uͤbermaͤßig in Unfprudy nimmt.
Ges
Pa
246 Cidil⸗Proceß.
Auch ſcheint dem in mehreren teutſchen Laͤndern gefuͤhlten Be⸗
duͤrfniſſe einer Verbeſſerung des Juſtizweſens nicht ſowohl durch
Errichtung neuer Stellen, als vielmehr durch Vereinfachung des
Geſchaͤftsganges gruͤndlich geholfen werden gu koͤnnen. Ware
aber auch hinſichtlich des Koſten⸗Aufwandes nichts gegen die
Errichtung der Bezirksgerichte einzuwenden, ſo wuͤrde doch Ref.
um deßwillen die Zweckmaͤßigkeit der vorgeſchlagenen Reformen
noch bezweifeln, weil durch dieſelben das Princip der Collegia⸗
litaͤt nur ſehr unvollkommen ins Leben treten wuͤrde. Es giebt
allerdings Rechtsſachen, wo die nothwendige Beſchleunigung
“oder die Cinfadheit und -Geringfigigheit des Streit. Objects
ein anderes, als das ordentliche Proceßverfahren, fordert; aber
" MRef. traͤgt Bedenken, den Commiſſions⸗Antraͤgen darin beigue
ſtimmen, daß alle und jede Rechtsſachen dieſer Art deßwegen auch
bon der collegialen Behandlung auszunehmen und an Einzel⸗
tidjter gu verweifen find. Nimmt man diefen Puntt aus, —
fo erſcheint im Uebrigen allerdings das abgekuͤrzte Berfahs
ren, welded der Entwurf fir die Verhandlung dieſer Rechs-
ſachen vorſchreibt §. 715—-726.), in feinen Grundgtigen als
gang zweckgemaͤß. Die Kage fann muͤndlich ober ſchriftlich
angemeldet werden; ſie wird dem Gegentheile mitgetheilt, und
zugleich Tagfahrt zur muͤndlichen Verhandlung den Parthepen
anberaumt; die Aſſiſtenz von Advokaten findet nicht Statt.
Im Verhandlungstermine hat ſich der Richter uͤber den Streit
vorerſt zu informiren, und ſodann einen Vergleichsverſuch zu
machen. Schlaͤgt dieſer fehl, ſo hat der Richter ohne Zulaſſung
eines Schriftenwechſels oder des Receſſirens, das Streitverhaͤlt⸗
niß nur in ſeinen Hauptmomenten, was naͤmlich zugeſtanden,
oder noch ſtreitig iſt, zu Protocell zu nehmen. Den Beweis
koͤnnen die Partheyen im Verhandlungstermine ſogleich antees
‘treten, und wenn fie ihre Beweismittel an Zeugen oder Ure
kunden gur Abkuͤrzung oer Gade fofort mit gue Stelle gebracht
X \
/
Bair. Entw. ciner Civ. Yrop. 0. a. ſ. w. 247
saben fo ft aud ſogleich die Beweismittel- Aufnahme vorgus
nehmen. Auch die Verhandlungen uͤber den Beweis ſollen nur
kurz gind nur ihrem weſentlichen Inhalte nach zu Protocoll
niedergeſchrieben werden. Nach geſchloſſener Verhandlung wird
das urtheil in der Regel ſogleich abgefaßt und in Gegenwart
der Partheven mit kurzen Entſcheidungsgruͤnden zu Protocoll
eroffnet. (Puchta 364. 365.)
JWelches find denn nun diejenigen Rechtsſachen, welche
+ bev Entwurf nad dem dngegebenen Gefidtspuntte an die
Einzelrichter verweist? Der Entwurf fuͤhrt folgende auf:
1) Alle Sachen, deren Gegenſtand die Summe von soo fi.
thn. Wahrung, uicht Aberfteigt; 2) Ehediffidien, infoferne es -
dabei nicht auf Trennung der Ehe ankommt; imgleiden Steels
tigkeiten, welche die bduslide Rube und Ordnung der Familien
- Hetreffens 3) Streitigkeiten zwiſchen den Dienftherren und Dienſt⸗
boten oder Urbeitern aus dem Dienfiverbaltniffes 4) Streitigs
keiten zwiſchen Handwerlsmefftern und Gefellen oder Lehriun-
gen hinſichtlich ihres Verhaͤltniſſes als ſolcher; 5) Streitigheiten
unter Vermiethern und Miethsleuten von Wohnungen aus dem
Micthaverhaltniffe und in Betreff de8 Miethgeldes, infoferne
dieſes nicht Sher da8 leztverfloſſene Miethjahr riditandig ijt;
6) Streitigteiten der Reifenden, welde mit Gaftwirthen oder
auch mit Dritten in Bezug auf die Reiſe oder aus Anlaß ders -
felben entſtehen, und die Fortſetzung der Reiſe hindern; 7) Strei⸗
tigkelten auf Meſſen und Maͤrkten; 8) liquide Forderungen zwi⸗
ſchen Grundherren und Grundholden aus dem Grundbarkeits⸗
verbande; 9) Verbal⸗ und Real⸗Injurien⸗Sachen, wenn nur
auf Abbitte, Widerruf oder Ehrenerklaͤrung geklagt wird; 10)
Streitigkeitenn uͤber Beſchaͤdigungen an Feld⸗ und Gartenfruͤch⸗
ten, oder an Grundſtoͤcken durch Ueberackern, Ueberfahren,
pi i Srofen und andere — der Fedtanuu
~
248 Tivil-Procef.
ferner fiber Hinderung oder Uenderiing von Waͤſſerungs⸗Anla⸗
gen am Laufe des wilden Waſſers u. dergl. foferne’ diefe Bes
eintraͤchtigungen im Laufe bes lezten Sabres, bon Erhebung der
Klage an zurückgerechnet, geſchehen find, Auſſerdem eignen
ſich von den ſogenannten ſummariſchen Sachen des Entwurfes
blos fuͤr die Einzelrichter 11) die ſelbſtſtaͤndig augebrachten Gee
ſuche um proviſoriſche Verfuͤgungen; 12) die ſelbſtſtaͤndig an⸗
gebrachten Arreſtklagen; 13) die Klagen auf Erhaltung oder
Wiedererlangung des Beſitzes, und 14) die gegen im Exe⸗
cutivproceſſe.
Das geringfagige Saden — und bel Einzel⸗
richtern verhandelt und entſchieden werden ſollen, laͤßt ſich
wohl rechtfertigen. Aber iſt eine Streitſache, bei der
es ſich um roo fi. bandelt, eine Sache von geringem Pee
trage? Sie kann es allerdings ſeyn; aber fie ſehr viele Men⸗
ſchen iſt ſie es nicht. 100 fl. finnen in Ruͤckſicht auf beftimme :
te Yndividuen eine febr grofe Gumme fepn, Man wendet ein,
aud) 10 fl. koͤnnen dieß ſeyn. Allerdings, aber nur fuͤr Wenige.
Man kann offenbar nicht ſagen, ein Streitobiekt bon 100 fi.
fep eine ſolche unbedeutende Sache, daß bei einer formlichen
Verhandlung ein Mißverhaͤltniß zwiſchen Zwedk und Mittel
eintreten wuͤrde. Wenn man freylich die Bezirksgerichte als noth⸗
wendig betrachtet, dann laͤßt es ſich auch rechtfertigen, daß der
Entwurf geringfigige Sachen bis auf Sie Summe von 100 fi.
annimmt. Denn elumal wirde, wenn man da8 maximum -
geringfigiger Sadyen etwa blos auf 10—z0. fl. beftimmen wollte,
die Bahl der Bezirksgerichte wegen vermebrter Geſchaͤfte vers
mehrt werden miiffens fodann aber wuͤrde es gine grofe Bez
(dywerde fr die Recht ſuchenden Barger fepn, wenn fie mit
Umgebung der naben Landgeridte ſich an die entfernteren Bes
zirksgerichte wenden muͤßten; baufig wuͤrde bas — des
Bair. Entw. einer Cio. Pro. O. w. ſ. w. 249
Mechtftreites - mit -bem Aufwande an Zeit und Koften, wenn
aud nur, fir die unternommenen Reiſen, nicht im Verbaͤit⸗
niſſe ſtehen. ( Pudta S. 292.) . Was fofort die uͤbrigen
Qn. Einzelrichter gewieſenen Rechtaſachen betrift, ſo ſi nd
ſie allerdings von der Art, daß ſie ein ſchleunigeres Verfah⸗
sen, als bas bes ordentlichen Proceſſes, erheiſchen. Hiexvon
unten.) Aber hleraus ergibt ſich noch nicht, daß ihre Ent⸗
ſceidung nicht durch Collegialgerichte erfolgen koͤnne. Ref.
Moͤchte daher dieſe Rechtsſachen, wenigſtens zum Theile, nur
als ſolche bezeichnet wiſſen, welche gwar von den ordentlichen
Rollegialgeridjten, aber auf eine ſummariſche Verhandlung bin,
au xutſcheiden find. Sollten fie freilid von ben entfernteren Bee
girts-Geridten entſchieden werden miffen, ſo wirde der Swed
einer ſchleunigen Mechts huͤlfe groͤßtentheils vereitelt werden.
Cin weiterer Grund, weßwegen Ref. an dev Zwedmaͤßig⸗
deit der vorgeſchlagenen Reformen zweifelt, beſteht darin, daß
in Criminalſachen den Landgerichten dic General⸗Unterſuchung
und den Bezirksgerichten die Special⸗ Unterfudung aberwieſen
werden foll. --Go: wichtig es dem Ref. ſcheint, daß die Generale
Snquifition von der Special⸗Inquiſition gefondert Sn" td, fo un⸗
angemeffen {deint- es ihm, wenn dieſer Abſchnitt durch be
ceichnet with, daß ein anderer Beamter die Special-Snquifi ition
agucfabren bat, hauptſaͤchlich deßwegen, weil eine Sonderung
dieſer Art nothwendig mit Zeit verluſt verbunden iſt, und panied
nicht ſelten qudy, die Planmaͤßigkeit der Unterſuchung zerſtort
wird. Fuͤr dieſe ſeine Anſicht kann ſich Ref. auf die Erfahrung
berufen, welche in Wuͤrttemberg gemacht wurde. Die im J.
1811. errichteten Eriminalaͤmter, welchen die Fuͤhrung der Spe⸗
cial. Unterfudung derjenigen Verbrechen oblag, uͤber welche die
Obe raͤmter die General⸗ Unterſuchung gefuͤhrt hatten, wurden
hauptſaͤchlich wegen des angefibrien Mißſtandes im J J. 1819
aufgelost, und den: neuerrichteten Oberamtsgerichten ſofort
in Begiehung auf dle von der Commiffion vorgeſchlagenen Re⸗
len Schrift von Puchta S. 217—252. gu entnehmen iſt, vers
ſchiedene Vorſchlaͤge gu Verbeſſerung des Gerichts, Organismus
mit gtoßer Umſicht gepruͤft und beſeitigt. Da keiner der von
—
250 : Civil. Procef. — 2
bie Firhrung der ener: : und — unterſuchung ten :
tragen. —
In dem Vorſtehenden hat ſich Sef erlaubt, feine Zweifel
formen in dem Gerichts⸗Organismus vorzutragen. Dabei miß
kennt ex die Schwierigkeit nicht, wenn er auf die Frage ants
worten foll, wie denn nach feiner Anſicht die fdr nothwendig
erkannte Berbefferung der Civilgeridtdverfaffung gu bewerftellb
gen mare. Die Commiffion ſelbſt hat, wie as dex gehaltvol
ber Commiffion gepraften Vorſchlaͤge mit der Unfiche des Ref.
vollkommen dbereinftimmt, fo glaubt Ref. dieſe feine Anſticht
hier kurz ausſprechen zu duͤrfen.
Aus den bisherigen Bemerkungen ergibt ſich, daß nach
Ref. Anſicht die Civiljuſtiz durch Collegialgerichte der Regel nach
aud) in erſter Inſtanz ausgeuͤbt werden ſollte, aber nicht durch
bie von der Commiſſion vorgeſchlagenen Bezirksgerichte, fondern
durch die Landgeridte ſelbſt. Es tame alfo darauf an, diefen
legtern eine ſolche Einrichtung gu geben, daß auf der einen
Seite eine wirkliche — nicht eine blos ſcheinbare — Collegiall⸗
tit. Statt finde, daß aber auf der andern Seite die Staath
kaſſe durch diefe Einrichtung nicht gu ſehr befchwert wuͤrde, und
aud) an die bei den Landgerichten Angeſtellten keine Anforde⸗
rungen gemacht wuͤrden, welche gu erfillen fie nidt vermoͤchten.
Die Landgerichte waͤren nach der Idee des Ref. mit einem
Landrichter und zwei Landgerichtsraͤthen zu beſetzen. Von die⸗
ſen wuͤrde jeder einen Hauptzweig der bisherigen landgericht⸗
lichen Geſchaͤfte ſelbſtſtaͤndig zu beſorgen haben; der Eine das
Regiminalweſen, der Zweite die Criminaljuſtiz, und der Dritte
bie Giviljuftig; dem einen oder dem andern warden gugleid die
f
x a
Bair. Entw. ciner Civ, Proj. O. u. f. w. 251
Geſchaͤfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit gu Aberweifen ſeyn.
Dieſe drei Beamte wuͤrden das Collegialgericht bet wichtigeren
Proceßhandlungen, wo die Geſetze ein collegialiſch⸗conſtituirtes
Gericht verlangen, bilden. Da die Landgerichte gegenwaͤrtig
ſchon auger dem Landrichter mit 2 Aſſeſſoren (Muchta S. 225.)
beſezt ſind, ſo wuͤrde es nur einiger wenigen abaͤndernden Be⸗
ſtimmungen in Beziehung auf die Stellung dieſer leztern gegen
den Landrichter bedoͤrfen, um die bei dem beſtehenden Abhaͤn⸗
gigteitsverbaltniffe bis jegt vorhanden gewefene blos ſcheinbare
Collegialitat in eine wirkliche umzuwandeln. Dem Landrichter
wiirde allerdings eine Direction tm Begiehung auf die Thaͤtig⸗
feit des Landgerichtes als eines Collegialgerichtes zuſtehen; aber
im Uebrigen waͤren die Raͤthe ganz ſelbſtſtaͤndig, und nur gegen
bie hoͤhere Behoͤrde verantwortlich. Natuͤrlich muͤßten fie’ auc
in Beziehung auf Gehalt und Nang dem Landrichter beinahe
gleichgeſtellt werden, (don aus bem Grunde, damit aud) altere
und erfahrene Geſchaͤftsmaͤnner ſolche Stellen gu erhalten
wuͤnſchten. Dieß whrde geſchehen Ebnnen, ohne dag die Staatse
kaſſe beſchwert wuͤrde, durd) Verminderung der Gehalte der
Landridter (verſteht fid, fir die Zukunft) und durch Zuweiſung
‘eines gleichen Sportelnantheils. Auch das Canzleiperſonal wuͤr⸗
de fiir die Staatskaſſe nur eine gang unbedeutende Mehr⸗Aus⸗
gabe beranlaffen, da ſchon jezt manche Landgerichte, neben den
beiden Aſſeſſoren, Actuare haben (Puchta S. 225.) und in den
meiſten Landgerichten ſchon jezt immer mehrere Schreiber und
Practicanten arbeiten (Puchta S. 227.). Nur muͤßte darauf
geachtet werden, daß ſich bei jedem Landgerichte wenigſtens ein
Actuar befaͤnde, der nbthigenfalls als Stellvertreter far ein
Collegial» Mitglied gebraudt werden koͤnnte. Wenn fid Puch⸗
ta gegen das Zutheilen von eigenen Faͤchern an dte Landgerichts⸗
Aſſeſſoren ausfpridt (S. 229.), fo hat ex nur die jegt beſtehen⸗
be Landgeridtsverfaffung im Auge, nad) welder der Landrich⸗
1 o
\ i ' :
ap2 CivilProceß.
ter fuͤrdie Beſorgang aller Geſchaͤſte verautwoxtlich iſt. Aber
es wird keine Reform, mag fie ſeyn, welche fie will, etwas
nuͤtzen, wenn fie nicht burd). . Berminderung bee Geſchaͤfte ſelbſt
und Vereinfachung der Geſchaͤftsfuͤhrung unterſtuͤtzt wird.
Hierauf muß, wie ſich Ref. obeu ſchon autgeſprochen hat,
das Hauptaugenmerk gerichtet werden. Auch Puchta ecfennt
Diep bollfommen an, nut glaubt et, daß die Ausfuͤhrung mit
ſehr großen Schwierigkeiten verhunden ſey · Ref. mißkennt dieß
nicht; aber der ernſte und feſte Willen geſchaͤfts kundiger Maͤn⸗
ner, welchen die Staatsregierung die Anordnung und Ausfuͤh⸗
rung ſolcher Reformen uͤbertragen wird, wird dieſe Schwierig⸗
keiten, wenigſtens zum Theile, zu beſiegen vermoͤgen. Eine
Gehchaͤftsverminderung duͤrfte ſich dadurch ergeben, daß die
Verwaltungsbefugniſe der Gemeinden erweitertr werden. Zwar
ſind hierzu durch die Organiſation des Gemeindeweſens in
Baiern bereits vor mehreren Jahren Schritte geſchehen, ohne
daß dieß nach Puchta's Verſi icherung (S, 936. ) eine Erleich-
terung der Landgerichte herbeigefuͤhrt haͤtte. Hier muͤßte eben
im Einzelnen noch nadgebolfen werden s, es koͤnnte mamentlich
(wie dieß in Wuͤrttemberg der Fall iſt) den Gemeinden die Muse
houng der Orts policey uaͤberwieſen werden. Ref. gibt gerne
gu, dag die Policey durch Gemeindebeamten weniger gut aus⸗
geuͤbt werden wird, als durch Staatsbeamte, Uber dieſer
Nachtheil wird doch weit aberwogen durd). die Berminderung
der. Staats ausgaben und durch die Geſchaͤfts Erleichterung der
Staatsbehorden. Eine Vereinfachung der. Geſchaͤftsfuͤhrung fon:
‘te bewirlt werden burch Verminderung bet. viefen Controllen
und der Vielſchreiberei. Auch hier ſtellen ſich zwwedmaͤbigen Re⸗
formen nicht unbedeutende Hinderniffe entgegen. Die Viel⸗
ſchreiberei iſt, wie Puchta ſehr wahr bemertt, fo tief in den
gangen Organismus des Geſchaͤftslebens verwachſen, daß ge⸗
ſchaͤftsthaͤtig ſeyn, und viele Tinte und Papier verbrauchen, ab
a
\
~
Bair. Entw. einer Civ. Prd. O. u. ſ. w. 253
denthalben’ beinape identifche Begriffe geworden ſind. Indeſſen
wird ſich doch hier bei ununterbrochener Aufmerkſambkeit und
ernſtem Willem vieles vereinfachen laſſen; namentlich durch
Verminderung der vielen Controllen. Die Vielſchreiberei wird
dann von ſelbſt nachlaſſen, „wenn die Oberbehoͤrden weniger
von den Unterbehdtden, ‘und. diefe weniger von jenen gu wiffen
berlangen, went "de8 . Controllitens , WUnfrugens, Beſcheidens
und Zurechtweiſens weniger wird. (Puchta S. 233.) Es iſt
freilich leichter zu ſagen, der Controllen ſind zu viele, des Re⸗
gierens iſt zu viel, als die richtige Graͤnzlinie vorzuzeichnen
zwiſchen dieſem Zuviel und einer Vernachlaͤgigung in der Wufs
ſicht. Dieß gibt Refs zu, aber er glaubt, daß man von
ibm nicht erft einen Beweis fir die Behauptung verlangen
‘witb, daß man bon den Controllen mande aufhebden kann, ofe
‘ne fid) dem Borwurfe des Vernachlaͤßigung der Aufſicht ausgus
fegen. Ueberhaupt witd es der Controllen weniger beduͤrfen,
je mehr die Staatésregierung - ibe Deftreben Sabin richtet, nur
tuͤchtige und gewiſſenhafte Beamte anguftellen; und Ref, {timmt
mit voller Seele Pudta (G. 232.) bei, wenn ev als Marine
die Vorſchrift der heil. Schrift empfielt: Sehet Gud) um unter
allem Bolfe nad redlidven Leuten, df Gott fuͤrchten, wahr⸗
haftig,, und dem Geize fremd find, — Die feget Aber das —
zu Richtern.
Detr' Xte Abſchnitt ‘in Pudtos. Schrift inte der Ru⸗
brif: „Ordnung des Berfahrens” gibt eine furge Uebere
ſicht des Verfahrens ſelbſt in der Reihenfolge ſeiuer Handlun-
gens guerft, A.) des ordentliden Proceffes, und gwar -—
1) bei den Collegialgeridten (Verfahren in Schriftſaͤtzen
— status causae und Giihneverfud) — Verfahren bet dem
Beweife — Verfahren in der Wudieng) und 2) bei den Ein:
gelridterns fodann B.) des fummarifden Proceffes,
~{von dem ſummariſchen Verfahren Aberhaupt — von beſondern
a
254 a Cidil-Proces.
ſummariſchen pus — vom EConcurfe der Glaͤubiger) ends
lid) C4 des Verfahrens in der Inſtanz der Rechts mittel.
Die widhtigeren derjenigen Beftimmungen des Entwurfes, wels
che bier berührt werden, namentlich infofern fie Abaͤnderuũgen
des Hisher giltigen baiernſchen Proceßrechtes enthalten, hat
Ref. bereits oben angefiibrt und geprift. Es bleibt ihm daber
nur brig, bier einzelne, in dem Bisherigen nod nicht beadhtete,
Beſtimmungen ses Entwurfes- uͤber das Verfahren, welche in
irgend einer Beziehung beſonders bemerkenswerth ſind, auszu⸗
heben.
Zuerſt von der ————— in Rechtsſtreitigkeiten
durch Andere. Bei den Collegialgerichten, vor welchen in
in der Regel in Schriftſaͤtzen verhandelt wird, (Entw. ſ. 321.)
ſollen der Regel nad) alle Schriftſaͤtze durch Advokaten einge⸗
reicht werden. ur Einreichung von Schriften in eigenen Rechts⸗
ſachen ſind ausnahmsweiſt nur befugt 1) diejenigen, welche
verfaſſungsmaͤßig das Recht der Sigelmaͤßigkeit genießen; 2)
Herſonen, welche das Richteramt ausuͤben, oder ausgeuͤbt ha⸗
"bens 3) Lehrer dex Rechte auf Univerſitaͤten; 4) Advokaten;
5) alle, welche das Studium der Rechtswiſſenſchaft ordentlich
abſolvirt, und die PrAfung zur Aufnahme in den Staatsdienſt
erſtanden haben. (§. 150.) Der Entwurf iſt hier oon der An⸗
ſicht ausgegangen, daß denjenigen Perfonen, von. wefchen
Aberhaupt gu evivarten ift, daß fie die Fabigheit dazu haben,
geftattet feyn folle, ihre ProceBfachen in Schriftſaͤtzen ſelbſt gu
verhandeln, Gegen bas Princip ſelbſt weif Ref, nidts zu be-
. merfen, aber er flimmt der motivirten Anſicht von Mitter⸗
mater vollkommen bei, (Archiv. VIII. S. 430.) daß die Sum⸗
me ber Ausnahmen von der Regel, daß die Partheyen ſich der
bei den Gerichten immatriculirten Advokaten zu bedienen haben,
haͤtte vermehrt werden ſollen. Ausſsnahmsweiſe kommt bei den
Eollegialgerichten die Verhandlung zu Protocoll dann vor, wenn
+
a
Bair, Entw. einer iv. theo: O. u. f. w. 255
die Partheyen 8 ſelbſt verlangen. In Beziehung auf dieſe Ver⸗
handlungsart erſcheint als eine unndthige Beſchraͤnkung der Frei⸗
heit dem Ref. (wenigſtens theilweiſe) die Beſtimmung des Ente-
wurfes (F. 152.), daß nur oͤffentliche Rechtsanwaͤlte als Beiſtaͤn⸗
de oder Bevollmaͤ chtigte erſcheinen koͤnnen. Indeſſen moͤch⸗
te doch aud) die bon P. (S. 322.) als zwed maͤßig allegirte
Beſtimmung der preuſſiſchen Gerichtbordnung Th. I. Tit. Fe
h. 21. wonach die Partheyen aud) andere Perfonen, als Advoka⸗
ten, mit bor Geridt als Rechts beiſtaͤnde bringen duͤrfen, nicht
durchaus Bidigung verdienen, weil dadurch die Winkel. Advo⸗
katen zur Beſchwerde der Richter und zum Sone der Pare
thepen, ſehr beginftigt werden,
Diie Beſtimmungen bes Entwurfed Aber den — uch ber.
Suͤhne (§. 267—273.) verdienen Veifall. Aus ben Worteu
_ dev ff. 267, u. 273, gebt bervor, bag dev Entwurf nidt den
te gar gu hoben Werth aufs Bergleidh Stiften gelegt wiffen will,
als man fonft wobl gethan hat. Sehr gu beachten ift, was -
P. (S. 328.) dariber bemerkt, daß Vergleiche⸗Stiften bei
weitem nicht das hoͤchſte Verdienſt ſey, welches ſich ein Richter
um die Parthepen erwerben koͤnne. Der Entwurf unterſcheidet
ſofort in Beziehung auf die Zeit der Vornahme des Verſuches
gue Suͤhne 1) Fade, wo der Vergleichs verſuch aller Verhand⸗
lung vorangeben mug, und uͤberhaupt eine Klage gar nidt
- angenommen werden darf, wenn nicht der Klage ein obrigkeit⸗
lies Zeugniß daruͤber, daß zur Abwendung des Streites ein
Vergleich vergebens verſucht worden ſey, beigelegt wird, und
2) Faͤlle, wo zur Aufhebung eines bereits in der Verhandlung
begriffenen Rechtsſtreites die Suͤhne gu verſuchen iſt. Als Faͤlle
Ser erſten Art werden bezeichnet die Rechtsſtreitigkeiten zwiſchen
nahen Verwandten und Verſchwaͤgerten (zwiſchen Aſcendenten
und Deſcendenten, zwiſchen Geſchwiſtern, zwiſchen Verſchwã⸗
gerien in und abſteigender Linie, dann zwiſchen —
7
‘
\
| 256 roe ee Efpile Praces.
gerten in ber Geitenlinie bis gum zweiten Grade) zwiſchen Che-
gatten, zwiſchen Pfarrern und Pfarvangebdrigen, zwiſchen Mit-
gliedern Serfelben Muralgemeinde, uud fonft nod. die Streitige
feiter fiber Grangiccungen und Dienftbarteiten , fiber geſtellte
Rechnungen, Gemeinheits- und Gemeinſchafts⸗Theilungen und
Erbſchafts⸗ Forderungen. Dergleichen Vergleichsverſuche vor
Einleitung des Proceſſes ſinden jedoch nicht Statt in Sachen
des juͤngſten Beſitzes, in Arreſtſachen und in andein Sachen,
wo Gefahr auf dem Verzuge haftet. Zur Aufhebung eiues
begonnenen Rechtsſtreites haben die Gerichte erſter Inſtanz in
aller Sachen ohne Hemmung des ‘Medtslaufes einmal den
Bergleid) unter den Parthepen gu verfudyen (die Einzelrichter
dm Verhandlungstermin, die Collegialgeridte bet Regulirung
der Streitverbaltniffe, .de8 status causae). In den. hdberen
Inſtanzen dagegen findet ‘cin Vergleichsverſuch nur auf aus⸗
druͤckliches Berlangen: beider Cheile Sratts CSollte die Vornahs
me eines Vergleichs verſuches nicht auch fix guldgig erEanat wer⸗
Sew, wenn auch mur die eine Parthei darum nachſucht)
In Beziehung ‘aul bas Bewetsoerfabien macht Ref.
auf folgente Beflimmungen be 8 Eniwurfes ——
— “De Beweisantretung seldhiegt, ‘obne Unterſchied bes
Berweismittels, nicht mehr durch Einreichung von Veweisarti
tein, fondern durch Schriftlaͤte, iv wel jen nad der Natur der
zu gebrauchenden Beweis mittel, mit Angabe derſelben, der Bee
weis gu conſtruiren iſt. AC 399. 400, O) ‘Dev (disette) Gegens
he weis ſteht fraft, des Geſetzes iehern. Probutten gu, wird al-
fo weder auferlegt. noch vorbebalten; oud), wird dazu nieinats
cine befondere Friſt gegeben, vielmehr iſt derſelbe mit der auf
die Beweisantretungsſchrift abzugebenden Exklaͤrung zugleich an⸗
zutreten. Der Beweis der Einreden (inditefte Gegenbeweis>
dastwen wird als ſelbſiſtandiger Beweis dom Rigter heſonders
* 4
Bair. Ent. einer Cie Proj. O. u ſ. v. 287
auferlegt. — Bad dic Beweisfuͤhrung durch Augenſchein bes
trift, ſo werden bei der kuͤnftigen Redaction des Geſezbuches
“Mu dta’s beridjtigende und erlaͤuternde Bemerfungen fiber. die
Folgen des Nicht Erſcheineneb der Partheien in Ser gut Augen⸗
ſcheins⸗Einnahme anberaumten Tagfahrt (S. 335. 336.) gu beach⸗
ten ſeyn. In Beziehung auf den Urkundenbeweis ſind vorerſt
die eigenthuͤmlichen Beſtimmungen uͤber die Edition der Ur—
funden (9. 507.) gu bemerken. Urfunden, welde Jemandens
Perfon, Rechte oder Geſchaͤfte gang allein oder gemeinſchaftlich
mit einem Andern betreffen, iſt ibe Beſitzer, wer er aud fer;
demfelben bei Gericht vorzulegen verbunden; andere Urfanden
iſt eine Parthei der andern nur in ſo ferne, als ſie ſich derſel⸗
ben in dieſem Proceffe bedient odet bedienen gu wollen erklaͤrt
hat, — ein Dritter aber demjenigen, welcher fein Intereſſe
beſcheinigt, nur dann, wenn er ſich durch deren Vorlegung
nicht ſchadet, — vorzulegen ſchuldig. Der Dritte kann die Edi⸗
tion bon ſich ablehnen, wenn er'eidlid) erhaͤrtet, daß er dadurch
ſich ſchaden wuͤrde. Perſonen, welche beſtellt find, Urkunden'
aufzubewahren, um ſie denen, die ihrer beduͤrfen, borzulegen,
ſind ſolche Urkunden denjenigen, welche ihr Intereſſe, ſie einzu⸗
ſehen, beſcheinigen, vorzulegen verpflichtet. P. hat die Moria
be gu der hierin enthaltenen Abweichung bon dem geineinen
teutſchen Prozeßrechte nicht angefuͤhrt.“ Ref. weiß ſich einen’
zureichenden Grund hierzu nicht anzugeben. — ‘Dem: Dif fete
fionseide legt der Entwurf die Natur eines Schiedseives bei,
und entſcheidet fo die ‘Coutroverfe des gemeinen Rechtes, nach:
welchem dieſen Eid Einige fle einen ‘Schiedseid, Andere fix eb
nett richterlichen Haupteid, und nod) Andere fir einen Calum⸗
nien⸗Eid halten. Angemeſſen iſt die Beſtimmung (§. 465.), daß
zu Fuͤhrung bes. Beweiſes hinſichtlich ber Aechtheit einer Urs
funde, welche flatt der Namens-⸗Unterſchrift des Wusftellers bios
; x : isa — — . _ i . ts reg}
f] *
—X
*
rad
258 Cibil⸗Proceß.
ein Handzeichen enthaͤlt, der Dife ſonden nicht gebraucht wer⸗
den kann. —
Der Zeugenbeweis wird — turd die Benens
nung der Zeugen und durch die Ungeige Ser Thatumftdnde,
woruͤber jeder Zeuge vorgenominen werden foll . (Beweis⸗
punkte). Dieſe Beweispunkte vertreten die Stelle der vor⸗
maligen Beweisartikel; es iſt bei ihnen das Eigenthuͤmliche zu
bemerken, daß der Richter nicht gerade an ſie gebunden iſt,
ſondern daß ſie ihm nur Veranlaſſung und Anleitung zu der
etwa weiter noͤthigen Frageſtelluug geben ſollen. Ref. bezwei⸗
felt die Zweamaͤßigkeit dieſer Anorduung feineswegs, nur glaubt
glaubt ex, daß dieſelbe mit dex Verhandlungs⸗Maxime nicht
ganz in Einklang zu bringen iſt. Es iſt dieß ein weiterer Be⸗
leg fir die oben (Krit. Zeitſchr. B. J. H. 3. S. 89-91.) gee
machte Bemerkung, daß es beſſer geweſen waͤre, wenn der Ent⸗
wurf der Maxime des Verfahrens nicht ausdruͤcklich Erwaͤh⸗
nung gethan batt. — Die untuͤchtigen Beugen find nach
dem Entwurfe ((. 528 — 532.) entweder durchaus untidtig,
oder bedingt untauglid)s iene find bon Amtswegen gu verwere
fen, und follen niemals abgebdrt werden, diefe (alſo nicht _
wie P. S. 34a. fagt, die blos verdaͤchtigen Zeugen) find
auf Unteag der Partheien verwerflich. — Der Entwurf (§. 567.)
ordnet die Beeidigung her Seugen por der Vernehmung ſelbſt
an. Dieß ſcheint dem Ref. aus dem Grunde ganz angemeſſen,
weil dadurch ſpaͤteren Abaͤnderungen dex Zeugen · Ausſagen vor⸗
gebeugt wird. Woͤrden die Zeugen erſt nach der Abhodr beeis .
digt, fo wuͤrde gewiß der Fall nicht felten borfommen, daf cin
Zeuge anfangs unrictige Ungaben madte, und erft (pater, wenn
ex fabe, daß ex wirklich ſchwoͤren muͤſſe, dicfelben abanderte.-
P. (SG. 344.) glaubt, die Beftimmung, daß die Beugen Sen -
Gid ſelbſt vor Beantwortung dex Generalfragen abguleiften as
ben, moͤchte infoferne Bedenklichkeiten haben, als die Antworten
!
‘
iY
Bair. Ente. biter’ Civ. Prop. O. u. ſ. . 259
auf die allgemeinen Fragſtücke leicht Ergebniſſe liefern tdanen,
die ben Zeugen (det nun‘ dod geſchworen bat) als untidtig
darſtellen. Dieſer Fall duͤrfte aber doch wohl hoͤchſt ſelten vor⸗
kommen, da der Predukt mit ſeinen Erinnerungen gegen die
Slaubwuͤrdigkeit der Zeugen ſtets vor ihrer Vernebmung gehoͤrt
werden muß, und ein Verhaͤltniß, welches den Zeugen als un⸗
tuͤchtig erſcheinen ließe, dem Produkten ſelten ganz unbekannt
bleiben wird. Hierbei wuͤnſchter indeſſen Ref.,. es moͤchte nod
bie Beſtimmung aufgenommen werden, daß wenn eine. Parthes
die Untauglichkeit eines Zeugen behaupten warde, aber den Be⸗
weis dafuͤr nicht ſogleich liefern loͤnnte, der Zeuge zwar abger
Hort, aber ſeine Beeidigung auf bas Reſultat dee gu unter.
rare Beweisfuͤhrung ausgeſetzt wuͤrde. In Wuͤrttemberg,
wo dieſe Beſtimmung beſteht, hat die Erfahrung ihren wohl⸗
thaͤtigen Einfluß auf Beſchleunigung des Proceßgange⸗ erprobt.
— Die Bemerkungen Pudta’s hinſi cilich dev Abkuͤrzung
der Formel des Zeugeneides (S. 344.) verdienen Beach⸗
tung, — Wenn dex Catwurfeflimmet , daß von Chriſten dev
Eid „unter Aufſtellung eines Krugifizes und Ungdn
dung gweier Wad sterzsen” geleiftet werden foll (§. 616.),
fo ſcheint diefe Anordnung in Beziehung auf. die Proteftanten
nicht gang angemeſſen, weil nach dem Ritus three Kirche aud
bei religidfen Handlungen von der hoͤchſten — dieſe Ce⸗
remonien ungewoͤhnlich ſind.
Die Vorſchriften des Entwurfes uͤber — wi durch
Eid, namentlich uͤber die Eides zuſchie bung, find ſehr zweck⸗
maͤßig. Ref. hebt nur eine ganz eigenthuͤmliche Beſtimmung aus.
Mach h. 585. find die wegen Meineides: Perurtheilten zur Leiſtung
eines Tides durchaus unfaͤhig; wenn nun ein ſolcher Verurtheilter
in einen Rechtsſtteit geraͤth, fo ſoll ihm gu Foͤhrung deſſelben
ein Curator beſtellt werden, durch welchen ſodann die vorkom⸗
menden. Eide zure leiſten ſind. Ref. vermag dieſe Beſtimmung
Krit. Zeitſchr. 11. 2. 7 |
“4
⸗
260 Cavil⸗Proeeß.
weide, wie es ſcheint, ous mlßberſtandener Humanitas bie
nachiheiligen Folgen ber Infamie vermindert; nicht zu billigen,
(Puchta S. 347... =
teber den ſummariſchen Proceß bes Entwurfes ent
Halt die Schrift von Puchta verhaͤltnißmaͤßig nur wenige Ve
merkungen (von S. 365—399. mit Einſchluß des Concush
proceffes). Vorzuͤgliche Beadtung gerade bey diefen Abſchnit
einer Proceßordnung verdienen die gebaltvollen Eroͤrterungen
Mittermater’s, Cher gem. deuiſche Proceß. 4. Beitr. 1826,)
welche allenthalben auch auf die Beſtimmungen des baiernſchen
Entwurfes Ruͤckſicht nehmen.
Cin ſummariſches Verfahren findet nah dem Gntourfe ſo⸗
wohl bel den Collegialgeridhten, als bei den Einzelrichtern Statt,
und zwar bei den Collegialgerichten (auſſer den Fallen: bee
ſonderer fummariſcher Proceſſe) in vier Faͤllen: 1) Wenn bei
de Partheien dieſes Verfahren auddruͤdlich verlangen; 2) in
allen vorbereitenden und Incident⸗ Sacer, ſefern dieſe nicht
in den gewoͤhnlichen Schriften des ordentlichen Proceſſes gus
gieich mit der Hauptfade verhandelt werden; 3) wenn es fig)
nad entſchiedener Hauptface, nod: um die Liquikation des Bes
trages oder um die Richtigſtellung: von Nebenforderungen han:
delt; 4) in der Erecutionsivfiang.. Diefes Berfabren unterſchel⸗
det ſich vom ordentlichen Verfahren theils durch die Verhand⸗
lung gu Protocoll, theils durch abgetirgte Friſten. Bei Einzel⸗
richtern -findet ſummariſches Verfahren Stott: 1) in Bagas
tellſachen, d. h. wenn. der Streitobject nicht uͤber 25 fl. -bes
traͤgt, und 2) in der Executionsinſtanz. — Als befondese
ſummariſche Proceffe. fuͤhrt der Cntwurf aug: das Verfahren
wegen Erwirkung Proviſoriſcher Verfuͤgungen, den Arreſtproceß,
den poſſeſſoriſhen Proceß, Den Executivproceß, den Provoca⸗
tionsproceß, den Rechnungsproceß, den Conſiſtorialproceß (Pres
ceß in Eheſcheidungsſachen). In den vier erſteren ſind nur
we 24% *
+ im
a
Bair. Entw. einer Cio! roy. O. uf. w. 261
Einzelrichter competent; in dem Prowofations +! und Recnungs.
sroceffe nad) Verſchiedenheit des Betrages eniweber dieſe oder die
Collegialgeridte, int: Confifforialptoceffe nut emnige der Legterew,
Der Entivurf ordnet alfo — gang abgefepett?bon Sem Bev
fabren in den befondern: fummariſchen Proceffen — nag .
Verſchiedenheit der Fade, ein dierfaches Berfibren -an, naͤmlich
2) das ordentlide, und 2) das ſummariſche Verfahren vor den
Sollegialgeridjten, 3) bas: ordentliche, und 4y das ſummaͤriſche
Verfahren vor den Einzelrichtern. Ref. glaubt, daß durch
Anordnung dieſer verſchiedenen Arten bes Verfahrens die einem
Geſezbuche fo nothwendige Einfachheit beeintraͤchtigt wird. Des
unterſchied zwiſchen ordentlichem und aufferordentlichem (ſum⸗
maͤriſchem) Proceſſe iſt im Zwecke des gerichilichen Verfahrent
gegruͤndet; denn „nicht immer laͤßt ſich die Sicherheit des Rech⸗
tes oder bet lebhäfte Verkehr und der Credit im Staate mit det
Tehdeng des ordentlichen Proceſſes auf einen peremtoriſchen
Rechtszuſtand unter ben Partheyen vereinbaren, es iſt vielmehr
in’ manchen Faͤllen nothwendig unter denſelben einen proviſo⸗
tifden Zuftand berguftellen, und nad) dieſem Swede ben Gang
des Berfabrend, die Bertheidigungsgrinde und Bie Beweismit⸗
tel abgumeffen 5 auch’ ift nicht ‘Aberall ba, wo ber Streit einen |
peremtoriſchen Rechtszuſtand herdeifabren foll, jenek-bedachtt
ge und eigene Gang des ordentliden Verfahrens anwendbar, weil
bald der hiervon untrennbdare Aufwand an Zeit und Koften nicht
hu Verhaͤltniſſe gu dem Streitobjette ftebt, bald hoͤhere Rade’
ſichten oder die Eigenthuͤmlichkeit der Streitſache eine Abluͤrzung
fordern, und bald ſeine Formen auf die Eigenthuͤmlichkeit eines
Geſchaͤftes durchaus nicht paſſen. (v. Goͤnner's Motive zum
Entwurfe eines Geſezbuches Aber das gerichtliche Verfahren
in buͤrgerlichen Rechtsſachen. (Erl. 1817. G. 607.) “Eh
wird alſo allerdings in einer Prsceßordnung dem ordentlideni
Ptroceſſe: ein? famaarlfayed Verfahren, weiches aber dur. die
doe
- 96a | toy oc Civil⸗Procteh.
Natur tee ſummariſchen Sachen beilhidene Modificesioven ety.
pilt, entgegen zu ſtellen ſeyn; dadued nun wird es berfluͤſſg.
neben dem ſummariſchen Verfahren noch beſonders ein, ordem .
Sides. Verlahren vor Einzelrichtern, welches im Weſentlichen
doch nidté anderes ift, als auch wieder ein fummarifdes Bers
fabren, und, auſſerdem nod) e{nen processus summarissimus
ader. cin ſummariſches Berfahren. ver Einzelrichtern aufzuſtellen,
Sin dle Zahl der in der Proceßordnung im Einzelnen aufzufuͤh⸗
genden ſummariſchen Sachen waren daher aud) diejenigen aufzuneh⸗
mien, welche. der Entwurf als vor die Einzelrichter gehoͤrig be⸗
geichnet hat. Die treffenden Bemerkungen, welche Mitters
maier angi. VIE. S. 421. ff.) gerade in Beziehung _
dieſe lezteren Rechtsfaden macht, ſind wohil zu beachten,
ſoferne eb ſich bon dex Frage handel, ob. dieſelben zur *
ſcheidung an Einzelrichter zu verweiſen fepens — eine, Frage,
welde gewiß bei ben meiften gu verneinen ſeyn duͤrfte; alle
aber find von dex Art, daß fic) bei denſelben ein ſummariſches
-Berfabren aus einem dev kaum angffuͤhrten Grande wird recht⸗
fertigen laſſen. Als Grundgige des ſummariſchen Verlahrens
im Allgemeinen moͤchte Ref. betrachtet wiſſen: protocollariſche
Verhandlung, Verbindung des erſten Verfahrens mit dem Be⸗
weis verfahren, Albluͤrzung der Friſten und Termine,, und Ree
gulirung, der Sireitverhoͤltniſſe (stat. causae et controvers.);
eine Verhaydlung: in her Audienz moͤchte hier durch dle pros
dtocollariſche Verhandlung Sbesfldfig werden. In Begichung
auf den Beweis findet Mef. die Veftimmung oes Entwurfes.
gang angemefien, daß bei Bagatellſachen, deren Gegenſtand
nicht uͤber 10 fl. betraͤgt, die Stelle der ſonſt vorlommenden
Gide der Partheien, Zeugen ume Sachverſtaͤndigen bloſe Hand⸗
/gxeldbniſſe vertreten. Was aber dex Entwurf hinſichtlich der an:
die Stelle des vollen Beweiſes in einigen, wenigen Faͤllen, z. B.
bei zum erſtenmal nachgeſuchter Friſtvexlaͤngerung, tretenden
7
1
— i
in.
engi ee — — ——— ——
f
Beir, Ente, einer Cis. Pro}. O. u. fw. 985
Befdheinigitig Cf. 734. 735+) ‘anbrbnet; dtiefle dwekmaͤßig auf
Bie wort’ Purchta (G. 370.) vorgeſchlage ie Weiſe abgeandert
werden. ‘Sut’ bel wenlgern Saigeit andchtt ‘and Gruͤnden die
wobl kelulr Auführung bebdifert, Ble” “ehifpiloung Cirigebs
tidhtetd Cid bent obigen Vorſihlagt Wer "dhit Weforgung det
Ciniriiqhid veauftragten Landgetiches: Mmligidien ‘Wer Commi⸗
- fariett "ter Haberen Serisjtty dujitoeifi ſehn⸗ Ce nur ‘bet
eigenilichen Bagatelſachein (die auf 10 (f:5,! ‘bet Pirntͤndigen
Seſuchen um ein Speovifortam ober ‘unt irelivertidngiing, ‘bet
Streitighttien uber den jangſtel Befis (Nür bei dieſer Urt von
voffe ſoriſthen Sachen ſollt⸗ Nberdaupt nod) witht bis Refi’
, fun avtfepes Verfahren eintreten. Hiervolf ie. unten."
rd
” Unter den befonderti fife arrſche i Vrberfſen tommnt der
Mandatsproces nicht bot: ‘Die Nicer Allfnahnie dieſer be⸗
ſondern Werfahrungsart, welche von den ebemãligen Reichsge⸗
| nchten in bie: Landegericht und’ von den Reighegeſehen in die
Bandedgefege,, namenilich auch in den Baier. cba: jud. Mil
1753. cap." ae §. 7. übergieng, ge’ (id, wie ‘bem ‘tee. |
ſcheint, vollkommen rechtfertigen. Die Nechiferligung ere
gibt ‘6 ‘oon felbft, wenn man die Fale ins Suge ‘Fade; tw’
| welchen gemeinrechtlich der Standatoyroces vorlorimi. Der
Manðaidproceß hat entwider rut’ die Bewirtuiig’ eines proviſo⸗
riſchen Zuſtandes zum Ziele oder €8 foul dürch denfelben ban,’
wenn Jemand aus einer bffentlidjen tirfunde klagt, das mechta⸗
verhaͤltnig ſelbſt definitiv regulitt werden. “(Mattin, Lehrb. bes, a
biirgerl. Prog, §. 334.) Zaſt in allen benjenigen “atten, wo:
bigs ein ptoviſoriſcher Zuſtand herbeigefaͤhtt ierteh foul, kann
bird) ein einfaches Geſuch um ein provissrium ganz ligt
gebolfen werden, . Dies wird freilich nicht geſchehon tdnnen bet’
einai “factim nullo jure {justificabile; aber: es iſt weder in
8
die ſein | Balle, noch im Falle des detrimentu nt reipublicae, ‘
ein zureicheüber Grund j jim auſſerordentlichen Werfahren —*
%
264. sda, Cipil Braces. ———
Wandate porbanben, Denn. Perienige, der wegen dines. detri⸗
mentum. reipublicag, belangt, wird, ſollte pfienbar | bag, Rede
bebens,.ceft gepbet gu werdent,.che ex. verurtheilt wird, rel bie
Perfor def Berlegten gine Menderyng bes Verfabrens nicht ſollte
dewirlen hnnen; 3 AN, picht, minder-follte. dieſes Regt bem wegen
dines fact. null, jury justific, Belangten nicht entzogen werden.
weil baͤußg eine. Handlung, Die wach des Klaͤgers Vorbdringen
qls rechtzwidxig erſcheint, sine, gang andere Geftalt erhaͤlt,
wenn der Beklagte geboͤrt wird, Waß ſofott die alle, betrift,
in, welchen nach gemeinem Rechtf uf, den Grund einer oͤffent⸗
lichen Aste, durch Mandate fit, Definitiver Reghesguftand,
ſchleunig herheigefuͤhrt werden kann, fo zann dieſelhe ſchleunſge
Rechtshulfe durch pen Erecutivproses exreicht werden, wenn bie
Geſezgebung die gemeinrechtliche Prozis, welde gewdhnlich ‘bem,
Erecutinproces . nut auf ben Grund | bon Privaturkunden einge⸗
leitet wiſſen spill, bard), Gieidhftellung ber oͤfentlichen ijrtunden
in, dieſer Hing Ht: abdnbert. Sp, findet nad) ber pre, See:
rieptgorduung, wit. a8, Q. a, “auf. ben Grund ‘bon, “getichtligien,
Documenten ber Gsecutivprocel Statt; ſo hat die Anhait. Pro⸗
czbordnung vop 4822, cap. IL. §, 4, unter Aufhebung peg 9 Manz.
batsproce(fes, fuͤx, dicfen Fall den Erecutivproces. angeordnet,
Auch bot {Gan v. Goͤnner in (einem Entwurfe einer Proceß⸗
ordnung den Mandatsproceß verworfen⸗ weil. er denſeiden blos
als. einen eicenbhiſſer bei einer unvollſiandigen Geſezgebung ane
fab, und mit Recht den in der pormaligen teutichen Neihe ver⸗
faſſung liegenden Grund {eines ‘en — ge bem ,
‘pre pis
ten beginfligt, ‘weil durch Impeiration von Mandaten bie Sue
ftrdigalinftang ber Immediaten beſchroͤntt, und Salle, weiche
ſonſt nicht vor die Reichsgerichte gehoͤrt batten, vor dieſe gero⸗
gen werden tonnten, sta v. Sinner Motive ic. Ste athe |
\
—
—
Bair, Entw. eier Eib. Prep O. u. ſ. w. 265
6.’ 610. faabefehbdere ober Mitternvater ber — feet |
— ater Beitr. ©. 131-155.) 2:
Zu den Sefondern ſummariſchen Proceffen ‘abt berEnt
— das Verfahren wegen Erwietung von provifos
riſchen Rerfagungen, (F. 736 -250.) welded im gemei⸗
nen Proceßrechte nicht als. eine beſtimmt ſummariſche Proceß⸗
art aufgefuͤhrl wird. Nach: sem Entwurfe finden bei allen
Sereitgegenſtaͤnden und in jeder Lage bes Vroceſſes —
Verfuͤgungen Statt, wenn einem Cheie ein gar nicht,
doch nur ſchwer zu erſetzender ESchaden bevorfieht, j ae nur
burch eine noch/ vor; Ausgang eines Streites gu erlaſſendr rich⸗
terliche Anordnung abgewendet werden kann. Aber das Provi⸗
forium darf ant bishérigen Zuſtande nicht mehr abaͤndern, als
Gen zur Abwendung der Gefahro nothwendig iſt; es muß in
einer fax beide Theile moglichſt unſchaͤlichen Art getroffen wer
dens auch mug dafuͤr geſorgt werden, daß es bie Vollſtreckung
des Thnftiger’ Haupterkenntniſſet, nicht hindere, weßhalb der
Impetrant nach Umſtaͤnden gu Leiſtung pinseichenter Sicherbeit
anzuhalten iſt. Was das Verfahren ſelbſt bettift, fo fiadet
daſfelbe nur Siatt auf ein von der Parthey angebrachtes Ge⸗
| ſuch um ein, Proviforium. Findet das Gericht dieſes Geſuch
als offenbar ungegruͤndet, fo wird daſſelbe unter Anfuͤhrung ber
Gruͤnde fofort verworfen, dem Imploranten iſi jedoch tw die⸗
ſem Galle erlaubt, das Geſuch gu’ wiederholen und beſſer gu
begruͤnden; iſt aber das Geſuch nicht. Uffenbar ungegroͤndrt, ſo
gf witd Tagfahrt zur protocollariſchen Berhandlung -anberaunth
| cr dieſer Tagfahrt fann der Imploxat Cinwertbungeny gegen
Zulaͤßigkeit, Nothwendigkeit, Art und Ausdehnung dez Movi⸗
ſoriums vorbringen. In dem auf dide Verhandlaug ‘tu arlaſ⸗
ſenden Decrete iſt entweder das Proviforium. gu verfuͤgen, oher
noch gu verwerfen, oder das vorlaͤufig erlaſſene gu beſtaͤtigen,
aufzuheben oder abzuaͤudern. Wenn naͤmlich bei Anbringung
*
_ 6b th YS Cietle Peace. —
“bes: Beuhes mn ein Proviſorium tle Gefahr dringend und
bas Gefud ſelbſt gebbrig befdeinigt war, ſo fonnte ſogleich
die zur Abwendung Ser Gefahr erforderliche Verfuͤgung ere
laſſer werden. Gegen das auf die Verhandlungen im Ter⸗
mine rergangehe richterliche Dierret findet Recuts, jedoch ohne
Suſpenſivwirkung, Statt:: ine. proviforitche Derfigung bringt
weder fuͤr einen gegenmaͤetigen, nech kuͤnftigen Rechtsſtreit ein
Praͤjudiz, noch an den Rehten: ‘bes Beſitzes cine Veraͤnderung
betver. Sie fann gu jeter Sekt abgeaͤndert and aufgeheben
werden, wenn die Umſtaͤnde, welde fie veranlaßt haben, ſich
Hevdndeen ; fie erliſcht mit der rechtskraͤftigen Entſcheidung dex
Hauptfade, worin fic getroffer worden iff, Mad) den anges
fabrter: Veftimmangen-find- inehefondere aud Gequeftratios
new ſewehl id Anſehung des Verfahrens, als ihrer Wirkungen
gu behandeln. Die ausgehobenen Grundzuͤge des. Verfahrens
wegen. Erwirkung proviſoriſcher Berfigungen; find faſt durch⸗
gaͤngig aus dem v. Goͤnner'ſchen Entwurfe in den neuen Ente
wurf fbergegangen, wad. ſinden ihre Rechtfertigung in v. Gd ne
ners Motiven gu-feimem Eutwurfe. S. 653-669.) ,
Heber. den Arreſtproceß enthaͤlt der Entwurf swede
nite Beſtimmungen. (ſ. 751 — 709.) Hierber: ift. zu xechnen
der ſcharfe, im gemeinen Proceſſe gewoͤhnlich nicht ſo ſehr hervor⸗
gehobene Unterſchied zwiſchen Inlaͤndern und Auslaͤndern in Bee
plehung aufdie Zulaͤſſigkeit dieſes auſſerordentlichen Verfahrens. Nach
H 755. tritt der Perſonalarreſt ein a: -) gegen, Auslaͤnder allzeit,
eB wire. denn, daß fie redlicher Weiſe auf Kredit, gehandelt hae
ben, und: mit Vorbehalt der geſandſchaftlichen Exemtion; b.)
gegen Inlaͤnder, 1) wenn fie auf der Flucht begriffen oder ders
ſelben berdoͤhus, ober 2) wens fie keinen beftimmten Wohnſiz
| haben, und von ſchlechtem Leumunde ſind. Der Arreſtpro⸗ |
ceG enthale eine Verletzung des Pringips, daß vor gefadtem Er⸗
lonntniſſe in der Haupiſache keine eine Vollſtreckung anordneude
i
7-
Bair. Entw. tines Civ, Prep O. u. ſ. w. 67
Bexrfuͤgung eriefen werdenduͤrfe. ‘Boat dieſem Velnein tone
trie. ann: cine. Ausnahme als gerechtfettigt erſcheinen / wenn der
Seed her Rechtsſicherung dieſes durchaus gebielat. Wa daher
eine ſchnelle und ſichere Huͤlfe auf dene Wege des erdentlichen
Procefes zu arlangen iſt, “ba: follte der Arreſtproceß vicht vor⸗
kommen. Dieß it nun in der Regel bei Inlaͤndern der Fad |
Rise dann, wenn her Inlaͤnder durch fein’ Benehmen (eH die
Bargfchaft zerſtoͤrt welche dic Eigenſchaft eines Inlaͤnders fond
Beofert, kann gegen thn das auſſerordentliche Verfahren bes Arreſt⸗
procefies zulaͤßig ſeyn. Sehr angemeffen ſcheint: es tem Mefi: zu
ſeyn, daß in dem Entwurfe die Erhrbung der Arreſtklage gegen. ei⸗
Hen Auslaͤnder nicht avon abhangig gemacht iſt, daß vorerſt
bas competente auslaͤndiſche Gericht angegangen worden, und
wud dieſes die Juſtiz verweigert haben muͤſſe, (was ſchon in
Anſehung des Bewesifoo jedenfalls mit groper Schwierigkeit vere
bunden ſeyn wuͤrde) ſondern daß ſchon die Gefahr erſchwerter
Mechts verfolgung als causa arresti gilt. (v. Soͤnner Motive
S. 676.) Ebenſo kann die Vefilininung des: §. 768. gewiß nur
gedilligt werden’, wonad) dad Berit; welded ben Arreſt bes
ftdtigte, in ſeinem Decrete dem Yinpetranten befiehlt, binnen
Der Frit von’ 3 Tagen beim Perfonalarrefte,, und von § Ta⸗
gen beim Mealarrefle: die Hauptklage anzuſtellen, unter Bes
drohung init dem Nachtheile, daß ſonſt Ser Arreſt aufgehoben
warde. (Mittermater a. a. O. S. 166.) Dagegen kann Ref.
Der im §. 761. enthaltenen Beſtimmung nicht beitreten, dag in
Hem. Fall, wenn ein unbegruͤndetes Arvefige(ud abgewieſen
wird, dem Impetraten hiervon keine Mittheilung ga machen
fey. Ullerdings tann hierdurch mande fonft entſtehende Feinds
ſchaft oder Imutienklage unterdvide werden; auf der andern
Seite aber kann es bem Finpetraten oon groger Widtigteit
ſeyn, die Aufpruͤche des Impetranten und die Anſicht diefes
Vegteren Aber: ſeine Vrrhaͤliniſſe kennen gir lernen. Wenn ‘aber
268 7 1 & Cetivil⸗Proreß. rv. +
bee Impeinaut dieſe butt. feine Urvefitioge. laut und Ment
dudgefproden hat, fo follte bem Impetraten bas im Princip |
der velativen Serichtsdfentlichkeit gegriindete Recht, hiervon,
, fo wie: son Wem, was: bei Gericht uͤber ſeine Privatrects
verhaͤlmiſſe verhandelt wird, eontni gn ethalnn, nicht ext '
bogen werden.
- Mit Sea Srundfager, welche· der Eimwut aber den Be⸗
figpreceé: aufſtellt (§.' 770-784.) iſt Ref. night durdaug
einverfianden, Rath dem ˖Ertwurfe ciguer ſich alle poffeffoct
ſchen Riagen, mit Ausnahme dex interdicta adipiiscendae pos-
_ sessionis, gu einem befondera ſammariſchen Proceffe aut ſchliez ·
lich bei den Ein zelrichern. Dieſer Proceß kann niee mit: dem
Pelitorium cumulirt werden. Wer im Streit Aber den Boe
fig mnterlegen iff, Fann. fein :welteres Recht nur im Petite
sium gettend machen. Ea gibt-alfo keinen zweifachen poffeffor!»
ſchen Proceß. Hat Sew Mager feinen -Befig und die Strung
oder Entfegung beſcheinigt, fo; erlaͤßt dex Richter cin Manuteaenge
resp. Reftitutions - Decret gegen den Imploraten, umd wenn
biefer Teine Einwendungen dagegen vorbringt, fe iſt die Frage
ber ben Beſiz ohne weiteres Verfahren erledigt, und das Dee
cret wird gum Vollzug gebracht. Wird dagegen der Beſiz und
bie Stoͤrung oder Entſetzung gue Erwirkung eines ſolchen Des
crets nicht fofort befcheinigt, ober werden Einwendungen gegen
den ridterlichen Befehl yergebrasht, fo wird das Verfahren nad
den -allgemeinen Beftimmungen-dher den Proces bet Cingelride
' tern eingeleitet. Iſt der Beſiz gweifelbaft, fo wird nad. den.
Umflanden entweder derjenige, der die neueſte febterfeeie Belize
handlung (den juͤngſten Beſiz): fae ſich hat, im Befige geſchuͤzt,
ober wenn nicht auszumitteln iſt, wer den juͤngſten Beſiz fuͤr
ſich hat, mit andern proviforifehen Magsregeln gur Erhaltung
dex Rube, unter Vorbehalt des Petitorinma, serfahren, cats
weber durch das Berbot bon Befighandlungen an beide Par⸗
e ~
theien, ober; durch Geflattung, der Ausoͤbnng bes Defies van
beiden, amit Beſchraͤnkung nach Maas, Zeit “ober. Ort, oder
durch Sequeftyation des. Streitgegenſtandes. (Puchta S. 371.)
Daß der Entwurf bei den remediis adipiscendae, possessionis
bea ſammaniſchen Proces nicht zulaͤt, if obne Zwelfel au, bile
ligen. Denn es fehlt Mey augenſcheinlich an einem zureichep⸗
den; Grunde gut Anordnung eines .ausnabméwelle beſchleunig⸗
ten Verfahrens. Das: Recht des Klaͤgers zu beſitzen iſt in ei⸗
nem .genawen. Sufammenbange . mit ‘dem: Rechte deb , Rlagers
Sbeshaupt , woraus cv. Hen. Befig: ableiten will. Der Ridges
datze pad iteinen Befig,, es iſt keine Gefahr der Selbſthuͤlfe
vorhanden, Aber gewiß verdient Mittermaiers motivirte
Auſicht Beifall, daß nur de der ſummariſche Beſizproceß gue
gelaſſen werden ſollte, wo durch Regulirung eines proviſori⸗
iden, Zuſtandes wud dard Schuz des janglten Tyhigen Veſitzers
der Selbſthaͤlfe entgegengewirkt, cand, die Ungewißheit det fafti⸗
(den, Befiged vermiedey werden fave, — und daß bas gemein⸗
rechtliche possessorium, ordinarium, als Streit uͤber das Recht
des Beſitzes, aufgehoben, und uͤber die Rechtmaͤbigteit des Bee...
‘figes zugleich mit: dem Petitorium verhandelt werde. (Mit te re,
mai¢r,, der gem. deutſche Proceß. 4. Beitt. S. 210. 241.),
Shon die preuß. Gerichtsordnung (Tit, 31.) enthaͤlt dieſe Bes.
fimmnng ynd ..GSuner hat ſie gleidfals in: (einen Cute.
turf, aufgenommen. (ogtgl. Motive S. 654.) Sie wird auch
um ſo -undedentli ider in Byiern eingefuͤhrt werden. finnen, als,
had) den Zeugniffe 9, Rrsiteraie’s (in den, Anmerkungen
gum. Judiciqr Coder ca. §, 4,-lit, 5.) das possessorium oF >,
dinarium.in Baigrn faft nie apsfam, (, weil zwiſchen demſelben
und dem Petitorium. ſowohl in modo probandi als proce-;
dendi fein, Unterſchied ſey.“) Endlid) ftimmt Ref. Pudsa-
(S. $77.)- volllemmen beb, wenn desfelbe die Aufnahme bere, _
eigenthuͤmlichen Beſtimmung der preug. Gerichteordnung in des
Bair. Entw. einer Cio Mt p. u. ſ. w. 269
470 * Sfotle Precept.
neue Geſezbuch wuͤnſcht, va? tad diurch ridtertidien’ Gprud
in ber. Poffefforten s Sache Feftgefegte Interimiſtikum nur fo lo
be’ gelten folk, bis biernuͤchſt im: Peiltorlum das erſte Urtheil in
der Hauptſache erfolgt iſt, in, welchem zugleich bee Richter,
wenn er wegen oes Befisftandes elite Aenderung noͤthig findes,
das Erforderliche feſtzufetzen hat; bek welder Fliiſetzung es
danmbis gu rechtskraͤftiger ‘Cut(iheiung ‘in ber Hauptſache ſein
Berbleiben haben: ſoll. Durch bleſe Beſtimmung warde bie
Sefahr entfernt, baß von einer inchr politeilichen ‘Mndtonakg
As von “einem · eigentlich gerichtlichen · Erlenuentſſe ‘bas Schickt
bis Beſitzers waͤbrend des ganzen Proceffes im Petitbrium ab⸗
haͤngt. Eine aͤhnliche Beſtimmung enthaͤlt auch bas nenere
Waritembergiſche Proceed TV: Digan. ~~ v. —
7 1 46. ) F to) hk a
Es iſt in neuerer Beit! die drage — zur a
gekommen, ob ¢8 zweckmaͤßig ſey ‘bei Cpecutivproces bed’
gabrhalten, Die Geſetzvorberathrigs ⸗ Commiffion hat dieſe
Frage bejaht, und den Etecutlvproeeß in den Entwurf . 78
—04.) aufgenemmen, wie Ref. glaubt, mit Recht. Die Ein⸗
wendungen, welche ſich gegen bie Zweckmaͤßigkeit dieſes Bers
fahrens, fo wie gegen bie: nidt erſchoͤpfenden Proceßarten uͤber⸗
haupt) machen laſſen, find. gewiß nicht von der Bedeutung,
welche auf der andern Seite ‘die Re hidhe auf den oͤfſentlichen
Gredit in Unfprud nimmt. ‘Der Erecutioprocep mus; nad
v. Goͤnners richtiger Vemerfung, (Motive S. 705.) fuͤr den
{Mien Verkehr des buͤrgerlichen Lebens das gewaͤbren, was fuͤr
den Handelsverkehr der Wedhfelproces leiſtet. Ee kommt hierzu
‘nod, daß der Entwurf ven Mändatsproceß nicht kennt, und
daß der Executivproceß dieſen gum Theile gu erſetzen hat. —
Det Entwurf verweist den Executibproceß ausſchließlich art die
Einzelrichter. Das,: was Puchta €S, 378 — 383) gu Me
tivirung dieſer Beſtimmung avfApet, verdient allerdings ſehr
—
Bair. Entw. tiner id. Prop. O. a. ſ. w. 271
deachtet gu werden, Indeſſen wuͤrde doch Sef, nod) Beden-
ken tragen, ſich geradezu fuͤr dieſe Anordnung gu erklaͤren.
Man kann allerdings ſagen, daß die durch ben Executiv⸗
proceß bezweckte ſchleunige Mechtehalfe verzoͤgert wird, wenn der
Klaͤger genoͤthigt iſt, ſich an ein entfernteres Bezirksgericht zu
wenden. Geht man aber, wie Ref., Hon bee Auſicht aus, dag
dieſe Bezirksgerichte Aberhaupt nidt errichtet werden ſollten,
ſo faͤllt, wie es ſcheint, der Hauptgrund fuͤr die Zuweiſung des
Executivproceſſes an vie Einzelrichter hinweg. Wenn man num
auf der andern Seite erwaͤgt, daß aud) im Executivproceſſe,
ſo einfach er der Regel nach iſt oder ſeyn ſollte, verwidelta:
Fragen vorkommen koͤnnen, namenilich in Beziehung auf die
Zulaͤßigkeit von Einreden, und dag aud in andern Fallen. deg
grb fere ober geringere Getrag des Streitobjects die Norm fuͤr
ein verſchledenes Verfabten gibt, fo moͤchte Ref. auch Streitige
Heiten im Exekutivproceſſe an die Eollegialgerichte zur Entſchei⸗
dung gemicten wiſſen, inſoferne es ſich nicht von einer ganzen
geringfuͤgigen Sache (Bagatellſache) handelt. Volle Billigung
dagegen verdient die Beſtimmung des ſ. 785., daß der Erez
cutivproceß nuc aus einſeitigen Vertraͤgen zugelaſſen wird,
denn bei zweiſeitigen Vertraͤgen tritt, wie Mittermaier
richtig bemerlt (am a ©. S. 115.) ſtets die Beſorg⸗
wif cin, daß des Beblagte bie Ginrede der. Nicht⸗Erfuͤllung
von Seite des Klaͤgers, und, Gegenforderungen, welche aus dem
Vertrage ſelbſt hervorgehen, emégedenfielle, Cs funn ferner
_ war gebilligt werden, wenn der Entwurf 9. 897. blos ſolche,
Einreden zulaͤßt, welche entweder offenbar gegruͤndet, oder durch
ktare Brieſe und Sigel bewieſen find. Daß die Eidesdelation
gum Beweiſe der Einreden nicht geſtattet iſt, findet- Ref. zweck⸗
maͤßig; denn durch Streitigheiten. uͤber Abfaſſung dex Cidesformel,
durch die Gewiffensyartvetung tann dieſes Bewsismittel ein ſehr
langwicriges werden. Warde freilich, wie Wits ermaist a. a. O.
/
\
972 - ° “Ctotl-Proceg-
S. 124. vorſchlagt, die Gewiffensvertretupg geſezlich entferntt, ſo
ware weniger gegen die Zulaͤßigkeit der idesdelation cinguwenden,
Provocationen last tee Cutwurf (§. 194— 197.) in
ben befanten zwey Faͤllen gu; cB fanw 2)-derjenige, der eines
gegempirtig klagbaren Auſpruches gegen den Andern, ohne im
Befige gu ſeyn, fi ruͤhmt, von diefem anfgefordest werden,
daß ex in einer von dem Gerichte anzuſetzenden Feit die Klagt
erhebe, unter dem Rechtsnachtheile, daß außerdem der Unfprud
ats nicht befiebend oder als erlofchen geachtet werde. 2) Wenn
eine Einrede auf gewiffe Zeit beſchraͤnktt, oder fouft in Gefahr
it, ihre Wirkſamleit gu verlieren, der: Klages aber mit Erhe⸗
. bung der Klage gigert, fo kann dieſer aufgefordert werden, die
Klage in einer vom Geridhte gu beſtimmenden Friſt gu. erheben,
Unter dem Redtsnadtheile, daß ſonſt die Einvede ‘fae fordau⸗
ernd und gu jeder Seit wirkſam erklaͤrt werde. Bekanntlich
ſtellen mance Proceffuatifien (Sch we izer, Sdptiz; Gente
fer) noch eine dritte Provofationsast auf. Sie dehnen die
f. g. provocatio ex lege diffamari in der Wit aus, daß fia
annebmen, wenn Semand fidy gwar nidt mit klagbaren Yas
fpruͤchen an den Andern beruͤhmt, aber doth (olde Meuseruns
gen gemadt babe, welche dieſem nachtheilig feyen, ſo finne |
dieſer Legtere Hen’ Diffarhanten vor Gerke zur Vewahrhei⸗
tung ſeiner Aeußekungen ‘auffordern'; und demſelben, ſofern!er
bdieſen Beweis in einer beſtimmien Zeit nicht liefern mrde,
ewiges Stillſchweigen auferlegen laſſen. Ref. ſtimmt gang den
, Groaͤnden bei, ans welchen Mittermaier (a. a, D. S. 172
u.f.) dieſe Ausdehnung der provocatio ex lege diſſamari in
eine neuen Proceßgeſezgebung nicht aufgenommen wiſſes nisl,
Wenn aber Mittermaier weiter bie Anſicht ausſpricht; daß
auch die beiden uͤbrigen Provocationen überfluͤſſig, daher in eine
neve Proceßordnung nicht aufzunehmen ſeyen, ſo moͤchte ex hierin,
wie es bem Ref. ſcheint, dod wohl. gu. welt gehen. In⸗
Bair. Entry. zines Civ. — O. u. fe w. 273
— iſt ſeine Erdrterung bieruͤber (S. 177. u. f.) von je⸗
dem Geſezgeber wohl au erwaͤgen. Ref. moͤchte gegen den
Entwurf (f.805— 809.) nus den Einwurf maden, daß Pro
pocationen keine beſondere ſummariſche Proceßart bilden follten;
denn ſi e ſind nichts anderes, als ein. praͤparatoriſcher Streit, |
der nue zufaͤllig einen peremtoriſchen Zuſtand, entweder urd
bie Erklaͤrung des Provecaten, daß ex fein Recht habe, oder
in Folge des i sai sa a (>, Goͤnner arate, .
©..609.). ee . |
| Die Beftimmungen aber den ——— a |
821.) find faſt durchgaͤngig aus temo, Sinner iden Ente -
wurfe entnommen, und finden daher ihre Begruͤndung in My -
Goͤnners Motiven 2: (S. 721- 734.) Ref. vermag aber
die Anſicht nicht gu theilen, dag im Rechnungsproceſſe dexieni⸗
ge, dem Rechnung abgelegt werde, ſtets als Klaͤger, Dee Rede
nangéfteller hingegen als Bellagter anzuſe hen ſey. Denn es wird
der Rechnungafteller dann. als Klaͤger auftreten muͤſſen, wenn er
Berghtung des angeblichen Mehrbetraga ſeiner Musgaben, fore,
dert. Ferner kann Mef.. der Anſicht nicht beitzeten, daßz die
Rechnung felbſt cls. Antwort; anf, die Klage, dle. dagegen ore
gebrachten Erinseruagen ¢Rechaungs=Bebenfen ) als Replif,
und die Beantwortuug der Rechnungs⸗Bedenken als Duwplik av
betvachten ſeyen. Die Rechnung ſelbſt iſt ihrem Zwecke nach
weder Klage noch Exceptionshandlung; fie, iſt nor ein
det Mlage. vorgaͤngiges Ereigniß. Das . aber billigt Ref.
bei ber Natur der Rechnungsſtreitigleiten volllonnmtn, deß
ichriftliches Berfahren angeordnet iſtz das muͤndliche Verfahren
se: Protocoll wurde die genaue Pruͤfung einer Rechnung und
die: Abſaſſung gruͤndlicher. Erinnerungen kaum zulaſſen. J
In Beziehung aufden ſogenannten Conſi ſtorial proceß(6—
3—839.) wanihep Ref. daß ſtatt der Benennung Gon fiftorial
Mook cine. andere etwa Ehegerichteproceß, oder Verfahren in
ad
aya 8 Cfotle Peverpe cr
Eheſtreitigkeiten gebraucht werden moͤchte, da die Conſiſtorien
nicht Die Behoͤrden find, vor welchen ble Eheſtreitigkeiten ia
Balern verhandelt werden ſollen. Nach dem Entwurfe gehoͤren
Eheſcheidungsſachen bor die hierzu befonders benannten Bes
zieksgerichte, mit dem Uppellationssuge an die gleidfalls bes
ſonders benanuten Appellationsgerichte. Ref., der davon aus⸗
gedt, dag bie Errichtung von Bezirksgerichten unletbleiben ſoll⸗
te,--ift dex Anſicht, daß den Appellationsgerichten die Funfties
nen der Ehegerichte zuzuweiſen ſeyn moͤchten. Zweifelhaft (eink
ihm ſodann die Frage, ob in Eheſcheidungsſachen Appellation
zuzulaſſen ſey. Et moͤchte dieſe Frage aus dem Grunde eher
verneinen, well es wahrſcheinlich auf das Volk — bei dem die
Anſicht von dex Heilighelt der Che fo viel als moͤglich erhalten
werden follte, einen nadytheiligen Eindruck machen mare,
wenn es dad eheliche Verhaͤltniß wie jedes andere gemeine Streit
Gdject: behandelt (abe, wenn von einem’ Gerichte die Che fir
geſchieden erklaͤrt, von einem andern Gerichte aber. dieſe Schei⸗
dung wieder aufgehoben wuͤrde. Sehr gu billigen endlich @ die
Beſtiminung im h. 834., wonach ſich das Eheſcheidungé, Urtheü
dich ‘fides die Frage, weichem ber Ehegatten die, Hinder gu
“Aberlaffen ſeyen, auszuſprechen hat. « Es waͤre lehr gu wuͤn⸗
ſchen, daß dieſe Beſtimmung in ſolchen Laͤndern, we Streitig⸗
kelten aber die beruͤhrte Frage erſt nach erfolgter Scheioung vor
Sem Civilrichter verhandelt werden, Nachahmnng faͤnde.
Ueber die Theorie des Concurſsproceſſes, wie fie der
Entwurf (§. 840 — 790.) enthalt, gibt Pudta, wenigiens
ben ‘wefentliden Puntten nach, eine gedraͤngte Ucherſicht. (S.
380 — 399.) Der gegenwartig in Baiern beflebende Concarss
proceß bat eine ‘ entidiedene, Lit - und Gadhatten - Seite.
| Was ndmlidh: die Herftellung:-dee Paffiomaffe betrif€, fo
verdient die Anordnung der: fogeriarinten ‘Goiatstage. vole -Bikk
ligung. Die Vorladung der Glaͤubiger hued. Gbictaleir begieds
t
i
Bair. Entw. einer Civ, Prog. O. u. ſ. w. 225
ſich nicht bios auf die Liquidation der Forderungen, -fondern es
werden zugleich auch Termine anberaumt zur Anfechtung der
Anſpruͤche und zur weitern Berhandlang: eae uͤber die ‘igus
ditaͤt als uͤber die Prioritaͤt. —
Es werden in der Edictalcltation sugltis enbesaumat: per
emtoriſche Termine 1) zur Liquidation, 2) zur Exception, 3)
zur Replik, 4) zur Duplik, das Beweisverfahren mit: einge⸗
ſchloſſen. Hierdurch werden gum Voraus (don Termins⸗ und
Friſtverlaͤngerungs⸗ Gefudhe, und Proceßverzoͤgerungen abge⸗
ſchnitten. Die Glaͤubiger koͤnnen bei dieſem Verfahren zum
Veraus mit Wahrſcheinlichkeit berechnen, wenn das Locations⸗
Erkenntniß gefaͤllt werden koͤnne. Allein, wenn aud) das op
| eations⸗Erkenntniß gefdllt ift, fo iſt damit der Proceß woh nicht
zu Ende. Die Glaͤubiger haben vielleicht noch Jahre lang auf
die Distribution. sey Maſſe gu warten, weil die Activmaſſe
nod nicht hergeftellt iſt. Dies aber ift die SaHattenfeite des bite
herigen baiern'ſchen Concursproceffes, und in diefer Beziehung
gu verbeffern, war Aufgabe der Gefeggebung. Die Anordnun.
gen nun, welche der Entwurf in Hinſicht auf moͤglichſt ſchleu—
nige Herftellung. ung zweckmaͤßige Berwaltung der Uctivmaffe
enthalt (§. 929. u. f.), begrinden eine wirtlide Berbefferung
des bisherigen Verfabrens, Die Her flellung der Activmafe
erfolgt hiernach durch die auf die erlaffene Gdictalcitation. unz
mittelbar folgende Manifeſtation des Gemeinihutdners und {eis
net Chefrau, durch Inventur und Schaͤtzung {eines Vermoͤgens,
welche bis zum erſten Ediets tage beendigt ſeyn muß, durch Beis
treibung der ‘inv den Haͤnden Dritter befindlichen Gegenſtaͤnde,
durdy Widerruf pan Derfigungen des Gemeinſchuldners, wozu
dieſer nicht berechtigt war. (Hierbei werden in §. 936 942.
die. Grundſaͤtze der Panflianifden. Kage angegeben, weſche jee
hod, “wie, Pudta GS, 397. sidtig hemerkt, nicht eigentlich in
die Vwcoßordnung: sebisen,) | Die Verwa ltung bes, Ketiv⸗
Krit. Zeitſchr. IE. 2. 8 . &
\
*
576 a“, . CivileProce§g.
maffe wird bom Gerichte geleitet. Bei Heinen Maffen werden
die Verwaltungsgeſchaͤfte entweder bom Gerichte ſelbſt beforgt,
oder einer taugliden Perfon fibertragen, (Hier follte dod
wohl in Begichung auf diefe Perfon, welche nice eigentlich
Maffeverwalter ift, eine Unordnung zur Sicherſtellung der Maffe
getroffen werden, wad etwa durch. den Beiſatz: ,,isdocy unter |
‘
Verantwortlihkeit des Geridhies” geſchehen koͤnnte.) Befinden
ſich in dex Maffe folde Gater, welche einet -befondern fteten
Muffidt und Adminiſtration beduͤrfen, ſo hat das Gericht bis
‘gum erſten Edictstage proviſoriſche Anordnungen wegen ber
Berwaltung zu treffen. Am erſten Edictstage tft ſodann durch
die Glaͤubiger ein Maſſevertreter gu waͤhlen. Es iſt (ebe wich⸗
fig, uͤber das Inſtitut der Maſſecuratoren genaue Beſtimmane
gen gu geben; denn die Erfahrung ſtellt dieſes Inſtitut als ve
nes der bedcutendften Hinderniffe des ſchnellen Ausganges ber
Goncurfe und Debitſachen dar; durch diefe Einrichtung wird
nicht felten den Creditoren wenig gebolfen, det Schuldner
aber gang gu Grunde geridtet. Es liegt im Intereſſe
bes Maffecurators, daß te ihm Hbertragene Admiriftration
nicht bald gu Ende gehe, und ihm: {eine Eintinfte dadurch ents
gogen werden. Daher werden in den. meiften Killen alle Ad⸗
miniſtrations⸗ Gegenftdnde mit groͤßter Weitldufigtelt und Um⸗
ſtaͤndlichkeit Sebandelt; Saber die fteien Communitationen zwi⸗
fen dem Maffeverwalter und dem Gerichte und den Gldubs
gernl Indeſſen ſieht Ref. nicht ein, wie es ausfuͤhrbar ſeyn
ſollte, dieſes Inſtitut ganz aufzugeben. v. Goͤnner hat dieß
bekanntlich in ſeinem Entwurfe vorgeſchlagen (Motive S. 803.)
Die Commiſſion aber hat dieſen Vorſchlag nicht zu dem ihrigen
gemacht, fondern nur geſucht, den Maſſecuratoren ſoviel moͤg⸗
lid die Macht, die Beendigung des Concursproceſſes gu. vere
zoͤgern, gir entziehen. Yn diefer Hinfidt verdienen befonderd
bie Beſtimmungen nusgeboben gu werden: a) daß ein Abvolat
oo
~« - ¢ ¥ : bcs
Bair. Entw. ciwer Civ. Prey. O. a. f. w. . 277.
in der Regel nicht als Moffeverwalter. beſtellt, vielmehe’ diefe
Gunction einem dagu taugliden, am Orte des Gerichtes wohn⸗
haften Gidubiger, oder einem anbdern in Verwaltungsſachen er⸗
fabrenen Manne gegen hinreidhende Sicherheitsleiſtung und zaw
gemeffene Belohnung Abertragen werden ſollez b) daß bed Im⸗
mobilien, Sabrifen, ober. veraͤußerlichen Gewerben, die zur
Maſſe gebdren, das Gericht am erſten Edictetage die Glaͤubi⸗
ger uͤber die Benuͤtzung oder uͤber den Betrieb; “fo wie fiber die
Urt der Verwaltung bis gum Bertaufe diefer® Sehenſtinde ver⸗
ger nach der Manai blerdiber beſchlieſſen, aud far die Min⸗
derzahl verbindlich ſeyn, und in Vollzug geſezt werden ſoſlez
c) daß bei GConcurfen, gu welden grifere Maſſen, beſonders
Guͤter gehoͤren, die einer eigenen Verwaltung beduͤrfen die
Glaͤubiger gleich am erſten Edictstage aus ihrer Mitte einen
Ausſchuß von 2—3 Mitgliedern gu waͤhlen haben, welde in
allen Berwaltungs-Gegenftanden als Bevollmaͤchtigte ſaͤmtlicher
Glaͤubiger gu handeln haben, und an welde fid der Maſſe⸗
curator in folder Gegenſtaͤnden um Math und Entſchlieſſung
gu wenden bat. In befonders widtigen Fallen folk diefer auch -
Bericht und Gutadten an das Concursgeridt erftatten koͤnnen,
welded entweder den Ausſchuß oder. nad Wichtigkeit der Sa⸗
che, ingleichem, wenn der Ausſchuß ſelbſt Bericht erſtattet hat,
die ſaͤmmtlichen Glaͤubiger in einer Tagfahrt zu vernehmen
pat, Schließlich iff noch die ſehr zweckmaͤßige Anordnung des
§. 958. bier auszuheben, wonach die Gerichte angewielen. find,
alle Handlungen, weldye die Herſtellung, Verwaltung und Vere
dugerung ber Maſſe betreffen, wenn nidt ohnehin beſtimmte
Zeitpunkte gur Vornahme derſelben feſtgeſezt ſind, der Zeit
nach ſo ſchicklich einzutheilen, daß immer, von einem Edicts⸗
‘ate gum — dacjenige, was die Goncursmaf] e angthi—
F es 8..
r
Ge
278 _» on t EChvtl-Meanedg.... :
in Ordaung gehracht, und auf slefe Art Ser Ausgang eines
zjeden Concurſes nad Moͤglichkeit beſchleunigt wird —⸗
WMS der Druck des gegenwartigen Aufſatzes beinahe {hon
beendigt war, kam dem Ref. folgende auf den Entwurf ſich be⸗
siebende Schrift zu: vg
_ Gebanten uͤber den —— einer — Ordnung
uͤr Baiern v. 1825, Straubing 1825. bei Schor⸗
aah - tate (Gy 142. 8. Preis 48 Ke) ;
Ref. fann daher hur noch mit wenigen Worten den Haupt⸗
AInhalt derſelben angeben. Sie zerfoͤllt in zwey Abtheilungen,
von welchen die erſte mit der Gerichtsverfaſſung, die
zweyte mit dem Verfahren ſich beſchaͤftigt.
Die Abtheilung uͤber die Gerichtsverfaſſung handelt A.) bon
den vorgeſchlagenen Bezirks gerichten. Dieſe Halt der Bete
faſſer weder fuͤr nothwendig, nod fir nuͤzlich; er glaubt, nicht
die Einrichtung von collegialen Untergerichten, ſondern die Tren⸗
mang der Arbeiten bei den Landgeridten thue Moth. B.) Bon
‘Dem Advokaten⸗Weſen. Es wird getadelt, daß der Ent⸗
wurf auf alle Weife die Partheyen von der „Vormundſchaft der
Advolkaten“ befrepen wolle, dug ex die Advokaten bei den Land. -
gerichten gar nidt gulaffe, und es den Parthepen font frey⸗
ftefle, ob fie fid) eines Advofaten hedienen wollen, oder nit;
endlich), daß er nichts enthalte, was diefen Stand in Flor
bringen fonnte. Zugleich werden einige Grundf{age angegeben,
auf welde eine Advokaten⸗Ordnung geſtuͤtzt werten follte,
C.) Bon Ser innern Einridtung der Geridte. Das
Accreſſiſtenweſen wird fir durdaus verwerflid) erklaͤrt; es wird
gewuͤnſcht, daß alle Urtheilsfadhen von dem ObersUppellationss
geridjte in corpore entidieden, und wenn ein Uppellationsges
tidt in fegter Inſtanz entſcheide, alle andere gur Sicherung der
NRechtmaͤßigkeit des Urtheils Sienenden Formen deſto genauer bee
⸗ /
Bair, Entw. einen Cio, Proz. O. u. ſ. wv. 279
_ obadhtet werden moͤchten. Als Cautelen zur Gicherung der
Rechtmaͤßigkeit dex Richterſpruͤche werden volksthuͤmliche Oef⸗
fentlichkeit und Coweiterurig des Wirkungskreiſes des Juſtizmi⸗
niſteriums bezeichnet. D.), Von der Zuſtaͤndigkeit der
Gerichte. Zuerſt bezweifelt ber Verf. die Swemagigteit der
Zulaſſung einer prorogatio fori; ſodann macht er einige, theils
anerkennende, theils mißbilligende Bemerkungen ruͤber die beſon⸗
deren Gerichtsſtaͤnde, und nimmt hierbei Veranlaffung ſich
fiber einzelne Beſtimmungen des Entwurfes hinſichtlich des Rech⸗
nungsproceſſes, namentlich daruͤber, daß der Rechnungsſtelley
ſtets der Beklagte, und die Rechnung ſelbſt der Exceptionsſatz
feyn folle, tadelnd auszuſprechen. Am Scheffe felt cr nod
die Frage auf: wer bei einem Gompromif die: Zeugen verneh⸗
me? Cine Frage, die der Entwurf ſelbſt beantwortet; indem 6s
im (. 70. verordnet, daß den Schiedsridtern nicht geftattet: ſey⸗
proceſſualiſche Verhandlungen zu pflegen, .und ihnen alſo blos
die Faͤllung des Ausſpruches ohne ————— und ohne Bea
meisverfabren zukomme. |
Die gweite UAbtheilung, welche oon dem Derfabren bane :
belt, enthaͤlt A.)-eine Betvachtung Aber da8 vorgeſchlagene
Verfahren Aberhbaupt, und uͤber die ifm gu Grunge
gelegten Principien. Der Verf. gibt zuerſs in einigen furs
gen Saͤtzen die hauptſaͤchlichſten Unterſchiede des franzoͤſiſchen
und. des preußiſchen Proceſſes von dem im Entwurfe vorge⸗
ſchlagenen an, und hebt hierauf die bedeutendſten allgemeinen
Principien dieſes lezteren aus; ex ſpricht in dieſer Hiuſicht, und
zwar · groͤßtentheils beiftimment:, vom Princip. der Derhandlung
und: des ſuppletoriſchen Richteramtes, vom Prinzip Sex ſpe⸗
ciellen Kriegsbefeſtigung, von. dem Eventual.- und Simultan⸗
princip, von dem Princip: der Regulirung der Streitverbalte
niffe, endlid) von dem, Princip der Parthey = OeffentlichFeit.
B.) Bon dem fummarifden und ordentligen Pros
—
286 : CivileProces.
ceffe. Der Berf. bemerkt bier guerft, ber im Emwurf —
de Unterſchied zwiſchen dem Proceſſe vor Cingetridtern und
bem Proceffe vor Eollegialgerichten koͤnnte auf den fummatis
fchen und ordentlichen Proceß in ber Art Abertragen werden,
daß der ſummariſche Proceß -derjenige ware, wo der status
causae aus ben mindliden, und der ordentlidbe Proceß derje⸗
nige, wo der status causae aus ben ſchriftlichen Verhandlun⸗
gen gezogen würde. — Eine weitere Bemerfung bes Berfs
begieht ſich darauf, daß mindeftend ein Streitobject von Zoofl,
Werth gu Begruͤndung des ordentlichen Proceffes erfordert wees
den ſollte. — Gaden, weldhe-Gile fordern, follten mad) bes
PBerfaffers Anſicht auf protocollariſche Verhandlung, aber nicht
immer auf den fummarifden Proceß Wnfprud) haben. —
Schließlich wird die. vorgeſchlagene Entſcheidungsform im ov
dentlichen Proceſſe als gu langweilig und gefaͤhrlich getadelt. —
In einem Anbange gibt der Verf. die Geſchichte eines nach
dem bis herigen baiern ichen Proceſſe — und ſehr ver⸗
—— Proceſſes.
Schon die vorſtehende Inhalts⸗ ucderſccht zeigt, daß der
— den! Entwurf einer umfaſſenden Kritik nicht unterworfen
. pats es fag dieß auch wohl keineswegs in feiner Abſicht.
“Wenn ſich alſo der Verf. bei Mittheilung ſeiner Bemerkungen
fiber ben Entwurf auch keine eigentlich wiſſenſchaftliche Form
zum Geſetze gemacht hat, fo find doch, was bas Materielle
betrift, mehrere derfelben, namentlich diejenigen, welde (id
auf. die Errichtung dex Bezirksgerichte begiehen, oon der Art,
bag fie Beadtung von Seiten bes Gefesgebers verdienen.
Sdeurten.
Groves, Beding. des Jirſun. ae |
Groos, (Di. Fr., Irrenarzt in Heidelb.) Unterſuchun⸗
gen uͤber die moraliſchen und organiſchen Bedingun⸗
gen des Srrfepnd und der Laſterhaftigkeit. Fir Aerzte
und Rechtsphiloſophen. Heidelb. gud Leipz, bei Cress, )
1826. 88 ©. 8 (Preis 54 Kr.)
| Der Titel der borliegenden Schrift ſpricht ihren Inhalt
nicht genuͤgend aus. Die Unterſuchungen uͤber die Bedingun⸗
gen des Serfepns. und. der Laſterhaftigkeit geben nur als Mittel
dem Zwecke voraus, die Zurechnungsfabigteit in Begiehung auf
Todedſtrafe und die Zulaͤßigkeit der legtern gu ldugnen, Und
eben die Tendeng, einen Beitrag gu den beftehenden Strafe
rechtstheorien zu liefern, ober vielmehr fie insgeſammt uͤber den
Haufen zu werfen, iſt es, was der Schrift einen Plaz zur Be
urtheilung in diefen. Blaͤttern anweist.
Herr Groos, durch EER 2 aus. dem Ges
biete. der Metaphyfit bereits ruͤhmlich; bekannt, geht vom Stand.
punfte des Gleptifers. aus, und. indem ex die Trope der Bers
ſchiedenbeit dex Lehemeinungen. auf Pſychologie und Pipdiatrie
und ihe Verhaͤltniß zur Rechtspflege bezieht, macht er ſich zur
Aufgabe, einerſeits Naſſe und Heinroth. -als die Gruͤnder
und Repraͤſentanten der herrſchenden verſchiedenen Meinungen
bber' das aberſte Princip, der Pathologie der Geelenftirungen,
andererſeits Grohm ann und Heinroth dher das Princip der,
auf. Rechtspflege angemandten Pſychologie in. feiner, des Verſaſ⸗
fess, Anſicht gu vereinigen. — Dex erſte Abſchnitt handelt bon
den, Bedingungen Hed Irrſeyns. Nachdem der Berfaffer-. die
Hauptlaͤtze aus Heinroths und Naſſes Lehren gegen einan⸗
ber geſtellt, urtheilt ev. ſelbſt ungeſaͤhr folgendermaßen. Hein⸗
roth hat Recht: der Menſch muß immer, mie geſupd fo er⸗
krantt, zuoberſt vom: moraliſchen Standpuntt aus beurtheilt
Da Serigtlicve Medizin.
werhen. Aber es iſt ‘babel. zweierlei gu bedenken. Einmal,
wenn es auch wahr iſt „daß der Menſch ſtets in Gott leben
ſoll, daß er es kann, weil er frei iſt, und nur nicht will,
wenn ex et nicht thut;“ fo iſt dieſes Streben nach einem Idra⸗
len offenbar nut Aufgabe far die Quinteſſenz der Menſchheit,
nicht aber fuͤr iby Sediment. Mur Welle.nnen, aud in uns
ridtigen Begriffen ergogen, das Willens vermoͤgen aus fic ſelbſt
fultiviren, gegen die nit Auserwablten aber ware summum
jus summa injuria. Und dann,‘ mit der Immoralitaͤt iſt das
Srefeyn nod) nicht erklaͤrt noch gegeben; denn waͤre dieß, wo
faͤnde ſich ein Grenzpunkt zwiſchen Seelengeſtoͤrten und Ver⸗
nuͤnftigen? Nad Heinrot h's abſoluter Freiheitslehre find wir
alle Unfreie, SAndige, aber find wir aud) alle Irre? Auch iſt
H-'s Unterſcheidung zwiſchen unfretent und gebundenem Zu⸗
fland nidt in Ser Natur gegrandet, denn z. B. beim Sieber
delirium fann ex den einen fo gut, als den andern, zugeben.
Es muß vielmehr ein Drettea, und. gwar-ein organiſches Moz
ment dazu kommen; was die Grenze beſtammt und die Selbſt⸗
beftimmungsfapigteit aufgebt, und es folgt, daß die leztere mit
ber adfoluten, metaphyfiſchen Freiheit nichts gu ſchaffen hat;
und dag. nicht diefer., fond_ern jenes Gegenwart oder Mangel
das Weſen der Seelenſtoͤrung ausmacht, und. das Criteriunt
With fir ben bom Organiomus aus.gebundenen oder uns
gebundenen Buftand. In erfterm folgt bas Denfen, Ribs
fer und Wollen nad) cinem: koͤrperlichen Motive, in lezterm
Hegt bad Motiv unmitteldar in der Seele ſelbſt und iſt geifite.
ger Art. Heinroth felbfi mug in der Anwendung (einer Leb⸗
re untreu werden, indem er. durch Beſchraͤnkung von außen,
alſo offenbar vom Organismus aus, ferner durch Wiederer⸗
weckung alter Leidenſchaften, d. h. homdopathiſch durch Immo⸗
ralitaͤt, das Moraliſche im Menſchen herſtellen will! — Yme
moralitaͤt ware demnach bei. Seelenſtoͤrung nur dispouissnds
i
~
“
Grgos, Beding.. des Irrſeyns. 383 |
Urſache, und weiter nod) gehoͤrt eine organiſche Bedingung bas
gu, worunter aber dex Verf. nicht mebr etwas vein Koͤrperli⸗
ches verſteht, foudera etwas Pſpchiſch⸗Organiſches, gleichſam
das caput mortuum dahin geflohener unmoraliſcher Handlun.
gen. — Die Seele kann direct erkranken, aber nur in ne⸗
gativem Sinne, d. h. indem ſie der Sinnlichleit nachgebend in
Paſſivitaͤt verſinkt, und es gidt alfo eine Selbſtperſchuldung,
aber es liegt darin, wie ein factifdher, fo aud ein hypotheti⸗
ſcher Ginn. Yt naͤmlich Selbſtbeſtimmungsfaͤhigkeit gleid) mit
abſoluter Freiheit, fo iſt auch Selbſtſchuld etwas Actives, und
mit dem abſoluten Boͤſen im Bunde, iſt fie aber gleich Spon⸗
taneitaͤt, und das iſt fie, fo iſt Selbſtſchuld nur etwas Paſſi⸗
ves, d. h. ein minus des Guten. Unterfcheidet.man, nidt auf
dieſe Weife, ſo wird man gu den ungeredte(ten. Urtheilen im
practifden Leben verleitet, und der Pſychiatrie als Wiſſenſchaft
hat Heinroth's Lehre eine willluͤhrliche, precaͤre Eintheilung
der Seelenkrankheiten gegeben, waͤhrend Naſſe?s Annahme
und Entwicklung des Gebundenſeyns der Seele vom Koͤrper
(Hien, Bruſt, Bauch) aus eine — geiſtreiche, alt
Gaſſification begruͤndete. — J
Zweiter Abſchnitt: Von den Veriagungen bet Laſterhof⸗ |
tigteit. — Gropmann’s befanate Lehrſaͤtze fint? aus feinen
Ubhandlungen in Naſſe's Zeitſchrift for pſychiſche Mergte und
far Anthropologie, Heinroth's aus feinem Gptem der pſy⸗
chiſch⸗ gerichtlichen Medicin entlehnt. Das fceinbare Recht,
bas beide Manner fuͤr ſich, und die Anhaͤnger, die ſie gewon-⸗
nen haben, charalteriſ ren ihre Theoreme als Meinungen.
Und. an Meinungen afe.. knuͤpft man den Uusfprud aber Zu⸗
rechnungsfaͤhigkeit! De nun Hr. Groos: weder das Princip —
der moralifdhen Freiheit, fo wie es H., nod) das der Moth.
wendigfeit, fo wie es G. aufftellt, gendgen Eonnte, ſo hat ex
frober einem, wie er: ſich ausdruͤckt, hoͤhern Determinismus,
(
~
*
4
284 Se xrichtliche Medisin.
und weiter gebend in ſeiner gegenwartigen GHrift bem Skepti⸗
cismus das Loos der Berbrecher vertrauen wollen. — In
Heinroth s mobificirter: Freiheitslehre bleibt dex Verbrecher
nad, wie bor, unfrei. Iſt es aber nicht moͤglich, ift es durd
Ennemofer’s Section der Moͤrder Mol und Dieter nide
entſchieden dargetban, daß die Organifation gur Bernunft, die
Bafis, welde den Grad und die Art ihrer Witkſamkeit bee
dingt, in manchem Menfden von der Norm abweide? Gibt
es nidt Grade von Bewußtſeyn gwifden dem Simpel und dem
Ideal? Heist „Entwicklung gur Vernunft“ nide flufenweife
Annaͤherung gur Reife derfelben? — Der Menſch beſizt Freie
beitstried, ex ift in ber Idee, aber nicht in ber That freis
es folgt aus feinem FreibeitsgefAble nur,’ dag ex anders batte
panteln follen, aber noch nicht, daf ex anders hatte handeln
koͤnnen. Dieſen Kreibeltstrieh beurfundet aud belm Verbre⸗
der der nie feblende dunfle Vorſatz, einft beffer gu werden,
aber Fleiſch und Blut, Sinnlichkein, unridtige Vorſtellungen
binden denſelben. Es wollen alſo alle Menſchen das Gute,
aber nus wenige durch guͤnſtige Verhaͤltniſſe Ungebundene v0 {ls
bringen daſſelbe. Wenn Heinroth und Mittermaier,
durch eine aͤhnliche Anſicht beſtimmt, ſich erklaͤren, nicht die
unfreie Handlung, ſondern Ser Zwang gum Handeln (ep es,
was dem Verbrecher imputirt werden muͤſſe; fo moͤgen fie bes
denken, daß ſie damit nicht dem Muͤndigen, ſondern dem noch
Unmuͤndigen, der den erſten Anfaͤngen ber Shunde nicht where
fiand, das Berbreden zurechnen. — Das Wort Cin willis
gung heißt mebr, als der blofe Wille Jes ift ein zuſammen⸗
gefegter Att aus dem Willen und dem ˖ Verſtande, (der Vere
ſtand billigt in der Cinwilligung den Willen, und jenev tries
dabei auf die Seite des Berflandes,) und wie ſehr wird alfo
die Bedeutung diefes Wortes geſchmaͤlert beim ſchwachen Ver⸗
ſtande bes Unmandigen, beim. unkullivirten des Nohen! Und,
Groes, Veding. des Srefepns. 285
wenn e8 aud wabr wire, daf Schuld immer Schuld bleibe,
foll fie der Unmuͤndige allein tragen , und nicht auch die Mite
ſchuldigen, die Eltern, die Lehrer, die Freunde, die Umſtaͤnde?
Wie kann der Richter richten, was nur ein Gott kann, wie
viel eigener Schuld gehoͤrt, und welchen Antheil organiſche
Verbildung, Temperament, Krankheit Erziehung, falſche Bee
griffe, Moth ꝛc. haben?
Dieß ſind im Allgemeinen die Zweikel, auf welche geſtuͤzt
der Verf. in den drei folgenden Kapiteln unſere Anſichten uͤber
Zurechnungsfaͤhigkeit laͤutern, unſere Gerechtigkeit verdaͤchtig
machen, unſere Strafmittel rrorganiſiren will. Er ſagt: Zu⸗
rechnungsfabigteit if in Bejug auf Godesftrafe, auf ges
feglidhe Made und Marter als Vergeltung , ‘ein. unphiloſophi⸗
ſcher, unmenſchlicher, frevelnder, vorgefaßter, wuͤrgender Be⸗
griff, den Grohmann, ftatt blos bie Todesſtrafe objectiv gu
bekaͤmpfen, ſuhjectiv haͤtte nehmen, und gaͤnzlich verbannen
ſollen. Eine ſolche Zurechnungsfaͤhigkeit exiſtirt nur gegen Gott,
fuͤr den menſchlichen Richter aber dann, wenn fie das anato⸗
miſche Meſſer nachgewieſen hat. Aber eben damit iſt die Toe
desſtrafe durch ſich aufgehoben. Dod) auch andere Ruͤckſichten
bitten fie laͤungſt entfernen ſollen. Iſt es nicht ein greller Wi⸗
derſpruch, daß man den nad) der That wahnſinnig Geworde⸗
nen nicht toͤdtet, dagegen den frommen Reuigen? Aber auch
wenn der Verbrecher nicht beſſer geworden, ſo ſtraft man ge⸗
gen Gottes Willen jezt ſchon mit der Hoͤlle, da doch der Schoͤ⸗
pfer noch Langmuth zeigte. Man ſanctionirt mit der Todes⸗
ſtrafe den Selbſtmord, man gibt damit dem Melancholiſchen
Anlaß gum Triebe, Andere dem Tode gu weihen, uͤberhaupt
man befriedigt und. naͤhrt die ohnedieß fo leicht entzuͤndbare
Rachſucht der Menſchen. — Eine Geredtigteit, vie nicht
ohne den Gegenſatz des Henkers exiſtiren will und kann, was
iſt fie anders, als cin grauſames Spiel mit dein Worte Ger
oe
—
286 Geridtlige Medisin. 7
rechtigkeit. Gewiß ihr edelſter Begriff iſt: Schuͤzung dex Mene
ſchen gegen den Verbrecher und gegen die Verbrechen, und
Beſſerung des Verbrechers, wenn auch durch ſtrenge Heilmit⸗
fel. — Cine ſolche Strafe heiligt ihr Zweck, und ihre Aus⸗
fibung, die Behandlung der Verbrecher, fiele mit der dex Wahn⸗
ſennigen der Ubficht nad in Eins gufammen, Nur iv det Wah!
der Befferungs » oder: Heilmittel liegt ein pofitiver Unterſchied.
Brim Wabnfinnigen mug man den bimdenden Organiſsmus ans
gebon , beim Berbrecher, deffen Selbſtbeſtimmungsfaͤhigkeit nicht
fuspendizt, der aber nichts defto weniger unfrei ift, mug man
zunaͤchſt auf bie Seele wirken, fein falſches Begriffsſyſtem lãu⸗
tern und ihn lehren, nichts fir ein Gut gu halten, wads nicht
in ibm ſelbſt liegt, kurz ihn gum Stoiker, gum Freien bilden.
— Hr. Groos wuͤnſcht, daß ein Mann von Genialitaͤt, wie
Heinroth, uns bald eine Theorie ber Bebandlung der Sere
brecher ſchenlen moͤge. Als Material fiir eine finftige. Weare
bdeitung diefes Thema's fuͤhrt er eine Stelle aus einer Recen⸗
fon in Schulteß Simplicius’. Epictet an, welche entwidelt,
bog man, um beim Menſchen. feſte Entſchließungen gum Gu⸗
ten zu bewirken, das Mittel dazu nicht in dee Deutlichkeit der
Grlenniniß, noch in der Vorſtellung der Bewegungsgruͤnde ſu⸗
chen duͤrfe, ſondern in der Leitung der Neigungen, d. h. in
“per. allmaͤhligen Gewoͤhnung gum Guten, Schlieglid bofft Or.
Groos von New Regierungen, welde der Wufflarung unſerer
Zeit uͤber das Weſen der Seelenftorungen folgenh, fo Bieles
und Bwedmapiges: fuͤr die Heilung und Aufbewahrung der Fre
ven getban, dag fie cine gleiche Theilnahme jenen andern un⸗
glidliden Unfreien, den Berbrechern, weihen werden, — |
Ref. fonnte. des Kuͤtze wegen. iv. dieſer Angeige. nicht im⸗
mer die Worte und Sige des Verf. gehen, doch hofft er defjen
Ginn bezeichnet, und in feinem Gedankengange vichts Wefents |
liges waberiaprt gelafica gu haben. Auelia weder. ber. Bes
4
\
\
\
: |
Groos, Beding. ded Srefepns. 987
dandlungsweiſe des Gegenftandes fann Ref, unhedingt beitre,
ten, nod alle einzelnen Urtheile des Verf. billigen; aber es
ſcheinen ihm die betreffenden Einwendungen hieher nicht paffend,
und uͤberhaupt, da es fid) um eine Schrift handelt, in welder
die. Form: Nebenfache ſeyn, und alles nicht Weſentliche als jue
Gorm gebdrig angefehen werdew arf, ſo ſehr nur oom unter |
geordnetem Intereſſe, daß er fie gerne gurhdbalt, ob er gleidy
fie gu redhtfertigen taum verlegen ſeyn duͤrfte. Dagegen erlaubt
er ſich, einige Worte an das Reſultat der Abhandlung gu Ende
pfen, bas um fo mebr jedem, auch dem geringen, Zweifel
fieben muß, je grdfer die Bedeutung iff, die es gu gewinnen
ſtrebt, je verfuͤhreriſcher die Sprache der Ucbergeugung und des
edeln Eifers des geehrten Verfaſſers toͤnt, und je dringender
es aud von anderwaͤrts, (ſo von Ganther, in Henke's
Zeitſchrift fir Staatsargneifunde, on Mehring, in Naffers
Zeitſchrift, und durch die Schrift: „Vom Fuftigmorde, ein
Botum ber Kirche, Leipz. 1826.“) unterſtuͤzt worden iſt. —
Daß Irrſeyn von Immoralitaͤt eſſentiell unterſchieden und durch
einen organiſchen Factor bedingt ſey, iſt heute kaum eine Frage
mehr, die durch Ralſonnement entſchieden zu werden braucht.
Nak den Vorarbeiten eines Pinel, Gall, Spurzheim,
Esquirol, allemand, Serres, Martinet, Roftan,
Coindet, Bouilfaud, Gutton, Culmeil u. a. haben
die Unterfudungen bon Bayle; befonders aber, und fruͤher,
von Falvet, bis zur Gewißheit dargethan, daß die organiſch
krankhaften Berdnderungen des grofen und Fleinen Gebirns,
und ibrer Haute, die acuten und chroniſchen Entgindungen mit
ihren mannigfaltigen Urbergangen in Verhaͤrtung und Erwei⸗
chung, namentlich am haͤufigſten die Stockungen in den Ge⸗
faͤßen de8 Hirns und der pia mater, die von der einfachen
Ausdehnung der Gefaͤße an bis. zum blutig gefleckten, porphor⸗
artigen Autzſehen der Gehirnmaſſe ſich offenbaren, 49" ana⸗
—
188 > Serichtliche Medizin.
fog wie bei andern Organen, nicht det Effect, fondern die Ur⸗
face der Seelenftorungen find; und es laffen uns diefe grofen
Foriſchritte in der pathologiſchen Unatomie, woburd wir krank⸗
1 “Pafte Verdandesungen fennen lernten, wo wit fie fonft nidjt abnes
ten, erwarten, daß auch die kleine Bahl der anatomifd nod
unenthidten Fale, namentlich die ſympatiſchen Seelenſtdrun⸗
gen, fruͤher oder. (pater werden orgquiſch nachgewieſen werden.
— Nicht ſo entſchieden iſt es durch Beobachtungen, daß auch
unmoraliſchen, verbrecheriſchen Handlungen eine Organiſation (eg
dagu, oder eine franthafte Totalitaͤtserſcheinung zu Grunde
liege, Hr. Groos. hat, wie ex die Urbeiten der frangdfifden
Uergte fic den Beweis der organifden Bedingungen des Fre:
fepns gang unbenuͤzt lief, aud) fiir feine gweite Brage viel gu
einfeitig bios Ennemofer’s oben erwaͤhnte Sectionen anges
fuͤhrt; allein wenn wir ihm aud) die Beobachtungen bon Gall
und Spurgheim, bon Cleß umd Mutenrieth, von Claz
tus, Weber ⁊c., welche eine eigenthimlice innormale Bils
bung, ferner von Plather, Ofiander, Wigand, Peus
fer und Anderer, welde franthafte Ledenserfdeinungen als
Gaktoren ber betreffenden verbrecheriſchen Handlungen vermu⸗
then laſſen, mit in Rednung geben, fo geht aus allen hoͤchſtens
nur hervor, daß in diefen Fallen Organifation. oder. Kranthelt
die Handlurigsweife ver Behafteten mobdificirte, vielleicht ihre
Freiheit unwirkſam made, allein es ift damit weder im All⸗
gemeinen das abſolute Caufalverhaltnif krankhafter Bildung
‘oder Thaͤtigkeit gum Verbrechen beftimmt, weil taglid) von nor⸗
mal Organifirten und Gefunden Verbreden verdbt werden tda-
fen, und verdbt werden, und weil umgefebrt abniide und
gleiche koͤrperliche Fehler bei Nichtverbredern gefunden werden;
nod) ift in concreto bargethan, daß cine gewiße koͤrperliche
Verbildung oder Stimmung eine gewife Art von Verbrechen
begruͤnde, weil jene Beobachtungen gerade hierin antec ſich
~
\
r a’
| — Gens, Beding. des Ferfeyns. 289
ſelbſt nicht uͤbereinſtimmen, und z. B. bei einer Moͤrder, Cleß
ein auf Koſten des großen Gehirns bedeutend entwideltes kleines
Gehirn und Rervenfpftem, ein kleines Gefaͤßſyſtem, ſchwache
Muskeln und Ruochen, uͤberhaupt weibliche Bildung fand,
waͤhrend En nemoſer's Moͤrder einen robuſten Koͤrperbau und
eine wildthieraͤhnliche Kopfbildung hatte, bei Wopzeck nur im
Herz einige Unomalie gu entdeden war rc. Wir wollen annelys
men, daß da8 anatomiſche Meſſer cinft nod dieſe Disharshonien
ausgleichen und die -beftimmteften Beziehungen zwiſchen den
Qualen bes Koͤrpers und der Handlungsweife des Menſchen,
vielleicht ſelbſt einer beſondern Handlung, darthun wird; allein
aud) dann nicht, noch bis dahin, laͤßt ſich eine Beweisfuͤhrung,
‘eine Methode des Beweiſes, gegen Zurechnungsfaͤhigkeit Aver:
haupt, und in Beziehung auf Todesſtrafe insbeſondere, dare
auf gruͤnden, denn immer wird man dagegen einwenden koͤn⸗
nen: die Grenze zwiſchen Immoralitaͤt und Verbrechen iſt nur
eine aͤußere, keine innere, und wenn es daher eine Organifas
tion zum Verbtechen gibt, fo muͤſſen wir alle zur Suͤnde ote
~ ganifirt, und jene fann hoͤchſtens eine Steigerung diefer allge⸗
meinen Orgariifation ſeyn; wird alſo jene auch je anatomiſch
dargethan werden, ſo wird wenigſtens nie das Meſſer den Tren⸗
nungspunkt. den der Richter braucht, beſtimmen koͤnnen, und
indem man alſo genoͤthigt iſt, die kleinſte Abweichung von der
Tugend mit dem groͤßten Verbrechen zuſammen zu werfen, um
beide ald korperlich bedingt anzuſehen, fo mug man entweder
alle Freiheit laͤugnen, oder eB aufgeben, auf dieſem Wege |
‘ben Beweis gegen‘ die Statthaftigteit der Zurechuung und ihrer
Folgen gu fuͤhren. — Ebenſo fan Hen. Groos fir dieſen
wed auch die Zuziehung dugerer Berhdltniffe, dee Erziehung zc.
nits nuͤtzen, denn wenn er nicht gleichzeitig organiſche Hins
derniſſe annehmen darf, ſo wird er durch dieſe aͤußeren Verbaͤlt⸗
niſe immer⸗ hur das Wollen als beſchraͤnkt und. gebunden vers
290 BSGerxichtliche Medizin, —
daͤchtig maden, nie aber das anders Koͤnnen laͤugnen migen,
Und wenn auch die Beſchraͤnkung des Willens beim Unmuͤndi⸗
gen anfangt, fo ift damit nod) nichi gegeben, bag beim Man⸗
digen, wenn er aud) nod) fo ungebildet ift, im Moment der
verbrecheriſchen Handlung das Gewiffen nicht hatte wisken fone -
ten, ba8 ibm dod) nad dex Bhat, wenn . die eae
fHweigt, rege wird. —
Wenn nun aber ole Bedingungen der Loſſerhaftigkeit im
Allgemeinen als tdrperliche nicht erwieſen ſind, wenn es dage:
gen eine ſtrenge Grenze zwiſchen Srefeyn und Nichtirrſeyn gibt,
und diefe als in ſomaliſchen Berhaltniffen begruͤndet anerlannt
iſt; fo duͤrfte es vielleicht nicht unpaſſend ſeyn, in allen Fallen,
wo fomatifdhe Verhaͤltniſſe als bedingend bei einem Verbrechen
Hirect ober indirect Sargetban werden fdnnen, Irrſeyn gu
ſtatuiren, alfo etwa firen Trieb in jenen pſochiſch dunkleren
Fallen, welcher darum nicht fo hdufig und dentlich, wie die
fire Idee fid als ſolcher manifeftict, weil er nicht blos der Ex
innerung, fondern eines aͤußeren anregenden Gegenflandes be⸗
barf, der felten, vielleicht nur einmal im Momente des Bere
brechent ſich darbietet. Dann bliebe alſo fuͤr den forenſiſchen
Arzt aud) in Zukunftebei der Frage Aber Zurechnungsfaͤhigkeit
lediglich Aufgabe, zu entſcheiden, ob Irrſeyn oder Richtirrſeyn
Gtatt findet. Je ſchwieriger aber die Loͤſang dieſer Aufgabe
am noch Lebenden iſt, deſto mehr wird ſich der Richter huͤten,
die hoͤchſte Strafe anderswo eintreten zu laſſen, als wo jeder
Zweifel Aber den Beſiz des Bewußtſeyns und, dex Selbſibe ſtim⸗
mungsfaͤhigkeit gehoben it, wo durch dak klarſte Selbſtgeſtaͤnd⸗
nif der Abſicht zur That, oder, Sei vermeigertem Geſtaͤnd⸗
nis, durch ſeine Umſicht, Feinheit und Conſequenz im Laͤugnen
und Luͤgen Ser Verbrecher ſelbſt fid. als nit iss, ue §. 4
er beurkundet hat. ts,
ECEine voritere. Folg⸗ ft. daß die Frage bes, —EE
—
— Gress; Beding. 9e4-Serlegns. (i. gor J
der Tybreſtaafe eine objective bleibt, woruͤber Nef. in Begles
hung aif: Sie. vom: Verf. beigelwachten wnterftigenten Druͤnde
nur noch Weniges gu erinnern hat. Wie: triftig, aud dig uͤbri⸗
gen: fuͤr: die Buldgigheid, ber! Todesſtrafe angenommenen / Myinci⸗
pien beſtritten worden ſeyen, wie viel ſich ang: Wegen die
Rechtlichkeit ber, HobeAltrale, fasen, laſſe: ihre xyoſche Noth⸗
— hat man te ae tzunen, und dieſe Dart fax
Ca Ss,
bingte ‘Borderung ‘ber Vernunft ‘ft, aud
lecuenz, wie Hr. Groot meint, dag man
Aberhaupt,, und aug ben nad der That irr
tddtet, denn night bie ‘Tbdtung an ſi ch iſt
ſhe Noſhwendigieit, auch nicht burg bas
| Princip, der wſchetckuns tage man ‘fig dat
bie GSteafe ‘mit bem Tove ift Zed, d.
tes auf bie Vernunft bafi rten Staatzzwecs —F |
nunft begabtes, in die Bertrdge bes Staats eingebended Mite
aliep deſſelben. — Dem theologifien Cinwurfe gelte Folgens
des; den Menſchen dds Lebe
dingende Begiehung gum Leben |
bat, ift ein Grevel gegen das —
in egoiſuiſcher Ubfigt, oder mit
ten Gingelnen ausibt ; aber. eß
und ein ſolcher iſ vie Wohlfart
haltung des Staats, fuͤr deren Foͤrderung ein Menſchenleben
nicht heilig genug iſt, und ein ſuͤndiges Menſchenleben im Tode
geheiligt wird. Sn diefem Ginne wird die vox reipyblicae
vox Dei, darum erhebt fids feine mißbilligende Stimme gegen
das polizeiliche Sterbenlafſen, g. B. in der Quarantaine
bei Peften, darum Hegeiftert die Idee des Seloftmords fix ef.
nen hoͤhern, nicht egoiſtiſchen Swed, dex Tod ford Baterland,
Krit. Zeitſchr. Wea, 9
— 4
ꝛꝛ ꝛ Beerichtiche Media)
autch, Oder Sichnebe gerade Ble-edelfien See Meuſchenberzen;
und die ‘Natur’ ſeldſt, die‘ wahre, ſchaffende denugt in heen
grofen univerſellen Sdhipfungsplanen den freien Eutſchluß eines
* Gingigert;, ‘arte: tauſende ‘oon incheulelen in ae —
in oeetigttit
be Bhnle 28: bie Toberſiraſt werde sis bat der = phe
verfdiwinbe’ ‘als die Kriege, aber wuͤnſchen
jer Seele, fie moͤge nie ohne ‘Die umſichtigſte
rnſten Bedeüutung aubgeſprochen werden, und
z, wie der Verk., fondetn' et freut ſich be}
n Eifers, die Organifation ber Strafanſtalten
phyſi ſcher Raͤdſicht gu verbeſſeine Se erin⸗
cankreich ati bie’ Edriften ‘ton Billermé,
ubier te, San’ dir fir” den genannten ebeln
etketenẽ Gefeuſchaft unter dent Vorflbe des
le bedeuttiden⸗ ſchon verwindetin Summen
Millionen Francs, die nag ‘bein’ Moniten
24 fuͤr die Lingeftattung ber Gefainginige bon
oh Pelagle decretirt wurden; er dritinert af
ikten mi ſler haften Sirafanſialten tes Konig
inde, ais ‘die ‘in ‘Bertin beſtebende teſellſchaft
1d ‘alt’ iid tes Beilpiei an “Wie ‘Dielfatiger
welche die t. wurtembergiſche Megietung Wy
der idngfter Beit argebe hen ließ. |
W. Leube. i
Volteradofſa Sabrhah. 93
Woltets does, CE. G., Prof: da Verlin) Jahrbuch vee
geſammten Literaiur und Erelgniſſe betreffend die Erd⸗
beſchreibuug, Geſchlechter— Wappen ⸗ Mii; tind Gtads
i Zeitrechnung, polis
| . tiſche —* — und Deddologle von 1944 und 1825.
Berlin bel. Oebmibe 1886. xau he e558 a gr. Be
| CPreid: 5: fi 40 be)
Ref. ectenni die vorllegende by
zum Theile in. das Gebiet gehoͤrt soit
ſchrift beſchaͤfigi, und trotz ihrer nicht
— dod) als ein ſo bedeutendes Hulfs
mann und. Sigatsgelehrten daß ek gin
Jung deffelben den. Leſern ſchuldig iu, fea.
genſtand derſelben iſt ein breifgcher: erfttigy and hauptſaͤchuch
anthaͤlt fie in einer (freilich weiter unten naber ju befpre-
denden) ſyſtematiſchen Ordnung die in den Jahren 1824
und 25 in den gangbaren europaiſchen Sprachen erſchienenen
Werke aud den auf dem Titel angegebenen Disciplinen; zwei⸗
tend weist ſie die verſchiedenen critiſchen Beurtheilungen dieſer
Werke nach; und drittens giebt fi é, vermiſcht mit den Buͤcher⸗
titeln, einzelne kurze maierielle, “ namentlids ſlathſiſche und ge⸗
ſchichtliche, Notizen, — In mancher Hinſicht verdient dieſes
maͤhevolle Unternehmen großes Rob’ uid: bolle Anerkennung; ale
Tein in niehretn Puncten giebt eB duds! wie ſchon — zu
higt unibedentendet Aueſtellungein Anlaßl Neapics ar, a
eben ig bot a flee; ; b. B.
| ber plan,. die famustliche, i aeibifen(cbafs |
ten tind, der, _ bepiiedenen en in Sinem |
Werke iu vereigigen⸗ ſo de soft, / “ats ‘Se :
practiſche Geſchaͤtsmann, xerſehen Pann
Qe.
294 “Sirals ottGeoahen.
wes.-in: Sen" oeichengg Habym and. Sprachen ; Her: eiaen
beſtimmten Gegenſtand Reues esidieness, und alſo von ipm
nachzuleſen iff Die Bequemlichkeit und Nazlichteit eines ſol⸗
chen Verzeichniſſes iſt fo" cinleudstend, daß Ref. nur far den
pierbber eta’ gu bemerten· haͤtie, welcher citweber der Nei⸗
nung ware, ber Blichhawtlel'fep Aberall fo eingerichtet, wie in
Fraukroich oder. Deutſchlacd, daß man mit leichter Moͤhe und
mit Beſtimmtheit aus Meßcatalogen, Bibliographies uf, w. erfah⸗
erſchienen iſt; oder aber fuͤr den, welcher laͤugnen
Stagatsmann in Sem VerhAltniffe ſicher fey,
he Grundfige aufguftellen, oder practi nuͤzlich
IS ex die Gedanfen Anderer Aber den fraglichen
it, und er fid) alfo mit fremben Erfahrungen
Auch muͤß namentlich die vom Verf. borges
nommene ‘Berbindung der’ ſtaatewiſſenſchaftlichen mit den ge⸗
ſchichtlichen Disciplinen ‘al ſehr zweckmaͤßig geribmt werden,
indem fie einander wie Theorie und Prazis gegen(eitig unter
ſtuͤtzen, beide auch von demjenigen gekannt ſeyn muͤſſen, web
cher ſich zunaͤchſt und unmiltelbar nur mit bee Einen Gattung
beſchaͤftigt, und namentlid der, theoretiſche ſowohl ald practi
(de, Staatsmann nie genug Geſchichte, Staaten» und Voͤlker⸗
*kunde treiben, nie vollſtaͤndi genug mit der Literatur dieſer
Wiſſenſchafien bekannt ſeyn Fah, |
. Seber. ungerecht waͤre ea ferner wenn man den wuͤrklich
Gupendsn. Bieih,, mit welchem der Plan ausgefuͤhrt iſt, d. h.
die ‘Bolltandigteit, mit welder. ſowohl die BAchertitel als die
- 7 It find, nicht laut anerfennen wollte. Wer
wie ſchwierig es iſt, ſich in mehreren
nanientlidy det engliſchen, ‘gang auf. dem
, dex witd mit Staunen bie Voliſtaͤndig⸗
perf. “gui errelchen gewuͤtt hat, Und wirb
⸗
—4
—
A— ⸗— —
| |
| X (ters pord,, Sabri. : 295
die angebeure: Muͤbe zu ſchaͤtzen miſſen. wel des, trofilofe
Gecſchaͤfte eines folden Gammeins ifm machen mußte. Dies.
fer. erfte Band euthalt allein bie große Sahl. von mehr als
6 600 Rummern 3. die Recenfi ong = Radywelfuingen ſi fi nd aus mebr
als 150, immer eingeln genannten Zeitſchriften genommen. Sets
ten ſucht man daher ein Buch vergeblich, und beinahe immer
tritt der Fall cin, daß man ſeine eigene Buͤcherkenntniß durch
*
die in einem ſpeciellen Abſchnitte zuſammengebraͤngten Schrif⸗
teu aus allen moͤglichen Sprachen uͤbertroffen ſieht. Daß alle
in den Jahren 1824 und 1825 neu erfchieneri oder neuaufge⸗
legten groͤßeren und kleineren Schriften ohne Ausnahme aufge⸗
fuͤhrt ſeien, laͤßt ſich freilich nicht behaupten, allein wer wird
fo undillig ſeyn, eine ſolche abſolute Vollſtaͤndigkeit zu verlan⸗
gen, oder auch nur far moͤglich gu halten? Mag daher auch der
Eine dieſes, der Andere jenes ‘ihm bekannt gewordene Bud):
vermiſſen, (wie denn aud Ref. mebrere: ibergangene Schriften
anzufuͤhren wuͤßte,) ſo wird bod) gewiß Jeder fiberall Buͤcher,
und zwar oft viele Buͤcher finder, deren Exiſtenz ihm unbe⸗
fannt geblieben twar, und Seder wird alfo dem Werf, Dank
ſchuldig ſeyn. Es iff um fo weniger bei dieſen einzelnen Luͤcken
zu verweilen, als der Verf. einen Nachtrag verſoricht⸗ ee
dieſelden fo biel als moͤglich gusfällen folk. .
ud das findet Ref. febe lobenswerth, daß bie —
melten Notigen fpftematifd, und nicht alphabetifdy, ober nad F
Sprachen u. dgl. geordnet finds fet aud) diefes Syſtem mane
| gelhaft, wie es gewif die ſchwaͤchſte Seite: Ser Schrift ift,) fo
erleichtert es Sod) nod) immer den ſchnellen Gebraud ſehr.
Nur hat Ref., — was äbrigens der Verf. ſelbſt als einen
Mangel anerkennt und int naͤchſten Bande: „wo moͤglich (war⸗
um nicht gewiß?) nachzuholen derſpricht — ſehr ungern ein
Autoren Regiſter neben bit {offemasiher we shia ;
4.
i
296 . Staatswiſſenſchaften.
indem en ſolches oftenber = daͤden hurchans tment
Ih it,
Endlich it die, bei ‘einem Werte biefer Art * nothwendige
Fehlerfreibeit des Drugs im ll gemeinen ruͤhmend anzuerken⸗
nen; es fehlt allerdings bei den 6—7000 Artikeln in fo vielen
verſchiedenen Sprachen nicht an Entſtellung von Namen und
Zahlen; allein es find ihrer verbaͤltnißmaͤbig wenige und un⸗
bedeutende, und da wir Deutſche in dieſem Puncte leider nicht
verwoͤhnt ſind, ſo wird peste wohl nidt leicht Ciner etwas
ausfegen, , ae
Goweit tann Ref. nur Lobenswerthes: an der Série fine
den, und ex mug daber diefelhe aus voller ueberzeugung alg
eine febr nuͤzliche und verdienftlide preifen und empfehlen; als
lein gu feinem Bedauern fieht er ſich aud. gendtbigt, auf mebs
_ kere minder gelungene Seiten der Urbeit aufmerffam gu machen,
welche in jedem Falle bedeutend genug ſind, um dem Werke
das Praͤdikat/ eines vollkommen gelungenen nicht gufommen zu
laſſen. Dieſe Puncte, welche er avders wuͤnſchte, ſind bout
ſaͤchlich folgende :
Vor allem die vom Verf. gewiͤhlie ſpſtematiſche Ordaung
welche nicht nur dem Ref. ſo unlogiſch und unnatuͤrlich vor⸗
koͤmmt, daß er ſehr oft nur durch verdruͤßlich⸗langes Suchen
‘gine beſtimmie Materie oder gar ein gewißes Buch au finden
im Gtande ift, fondern welche aud durch ihre Maͤngel gu bes
deutenden materiellen Feblern fuͤhrt. — um die Richtigteit die:
ſes Vorwurfes, ſowohl in Beziehung auf die allgemeine , ot
auf die Detail» Unordnung zu beweiſen, wird blos noͤthig ſeyn,
die vom Verf. befolgte Eintheilung zu nennen. Der in dieſem
erſten Bande gegebene Stoff zerfaͤllt in 34 einzelne Abſchnitte,
welche in bunter Reihenfolge, und ohne alle Ruͤckſicht auf Cos
ordination oder Subordination ber Materien bald mehrere Wiſ⸗
Woeltersdorf, Jerrsue | aor
ſtuſchaften yifammen, bald nur ſehe nutergeorduete Stiete tie
zelner Disciplinen-enthatten, naͤmlich: 1) Schriften uͤber ſaͤmmt⸗
liche hiſtoriſche Wiſſenſchaften3 2) rria theorrtiſche Staatswiſ⸗
ſenſchaften; 3)allgemeine Erdbeſchreibung; 4) allgemeine Dap
festunde; 5) allgemeine Staatenlunde; 6) allgemeine Geſchichie⸗
kunde; 7 — 33) ſpecielle Statiſtil (die aber in dieſem Bande nicht
beendigt iſt, 8) Alterthumslunde!! Yoder einzelne dieſer 34
Abſchnitte it wieder in ſehr vlele Abtheilungen zerfaͤlt.
Hier batten nun offenbar bor allem + um mit dem adel dee
gewaͤhlten all ge meinen Anordnung zu beginner, —~ fe: Staats⸗
wiſſenſchaften ganz von den geſchichtlichen Disciplinen geſchieden,
und ſie ſich als zwei Hauptheile des Buches einander enigegengeſezt
werden muͤſſen. Dadurch waͤre ſchon viel gewonnen geweſen, es
waͤre naͤmlich nothwendigerweiſe eine groͤßere wiſſenſchaftliche Orte
nung in das Fachwerk gekommen, und vorzuͤglich'der Verf.
Guf die Unſchicklichkeit aufmerkſam geworden, die ſaͤmmtlichen
Siaatswiſſenſchaften durcheinander tir Cine Abtheilung zuſam⸗
menzuwerfen, waͤhrend eine einzige See hiſtoriſchen Didcipliner,
bie Statiſtik, ihrer 27 einnimmt. Auch muͤßten ihm fodann
bie Liden aufgefallen ſeyn, welche die Literatur ber Staats⸗
wiſſenſchaften verunzieren, indent itzt ganze Disciplinen, z. B,
bas Voͤlkerrecht (philoſophiſches ſowohl als practiſches) vdl⸗
lig feblen, bel’ andern nug’dér’ geringete Theil spree Geble⸗
tes in das Jahrbuch aufgenommen iſt/ ſo z. B. bei der Polt,
get und der ‘Polite. ¥ Mud) wirde dann wodl der Berl: vic ef
- fenbar zweckmaͤtiige Einrichtung getroffen haben, dic Schriften
ber bas pofitive Staatdrechte der einzelnen Lander’ He deh
Siaatswiſſenſchaften aufzuzaͤhlen, nſtatt fie, wie it VerFall
aft, in ben vielen Wſchnitten Aber Ipecielle Sratinat' gal peg.
ftreuert, wo nur mit picler ‘Meibe eine Ueberficht uͤber dieſen,
beg — — pidlicuiſhen Literate |
——— ee fr sath ve ry?
298° Seaarenifentoetas
farigt werden mag. Kerner Cirfte wohl, wenn fh der Dah
— fidev den formellen Theil feines ‘Unternchasens: mehe Har ges
worten-ware, oder er einen richtigeren logifthen Tact befafe, die
kige ‘gels [bbe feblerbafte Reihenfolge und. Gintheilung ber —
heſchichtlichen Disciplinen von ihm abgedndert, und z. B, oe |
wbeh genannte Abſchnitt mr. 6 we nicht mit pr. 1 gang sep |
einigt worden, doch ex. wenigſtens nidt, ſo unbegreifliden
weiſe, gwifdien aligemeine und ſpecielle Statiftit in die Mitte |
binein geworfen worden ſeyn; fo wie ex dann aud der Miter |
thumsfunte, nr. 8, nicht den ganz feblerbaften Plag “in der
Mitte ber Cin biefem Bande nod nldpt- beendigten) fpeciellea
Statiſtik eingeraͤumt haͤtte.
Eben ſo auffallend, wo nicht nod) unangenehmer ſloͤrend,
find die Fehler und Principloſigkeiten, welche ſich der Verf. in
Begiehung auf die Cintheilung, und dberhaupt bie Defonomie der
eingelnen Abſchnitte gu Schulden fommen lage. - Ref. waͤhlt
bas nadfte beſte Beiſpiel: dee Verf. theilt im Allgemeinen und
gewoͤnlich feine ſpecielle Statiſtik nach großen Wetgegenden cin,
alſo z. B. Novos Tiss Zone, Utlantifdes Hauptmeer, Mit
teleurepa u. ſ. ty. (aͤbrigens, um es im Vorpeigehen zu be⸗
werken, cin Eintheilungs⸗Princip, welches wohl fuͤr die Erd⸗,
aber nicht fuͤr die Staaten kunde paßt, )..und bei jeder dicfer
Weltgegenden fibrt ex nun bie | Literatur der politiſch⸗ geſchie⸗
denen Langer einzeln und in ſehr manchfachen Unterabtheilun—
Gen. quf. Allein dieſes Cintheilungs. Princip wird teineswegs
confequent befolgt; Ser. Verf. reißt z. B. Großbritannien ein
geln hexaus; die ſaͤmmtlichen deutſchen Laͤnder ebenſo, indem er
fig weber gu Weſt⸗ nod gu Mittel⸗ Europa rechnet; aud) bie
Taͤrkei wich weder bei Ghd» Europa, nod, beim Mittelmeere
aufgefibrt , fondern allein, und wohlbemerkt getrennt von News
ariechenland (7), welches einen eigenen Abſchnitt bildet. Wo
iſt nun hier ein eee Princip ? Entweder muͤßte das
—
Po
woalteredork, Jabrbuch. ae me
groarmpbiiie, ober. das politiſche Princiy win banbeerebet fers
fo wie es igt iſt, gebt: abes durch einander. — Dann moͤchte
um nod) ndber einzugehen, fidy auch. wobl fein triftiger Grunh |
nachweiſen laffen, warum der Berf. die Ki ften und. Inſeln
bed Atlantiſchen Meered in Abſchnitt 8 und 9 von ihren. Laͤn
dern trennt, und-alfo z. B. in Abſchn. 9 die Schriften una
Karten uͤber die Orkneys, Sbettlandſchen Inſeln u. ſ. w. auf⸗
fuͤhrt, in Abſchn. 11 aber das uͤbrige Großbritannien; oder
im gten Abſchn. die oben genannte ſpecielle Literatur von der
Weſttuͤſſe von Amerika, die eigentliche amerikaniſche Statiſtif
aber in dieſem erſten Bande nod gar nicht giebt! Cine Folge
hiervon iſt alfo die, dag die vollſtaͤndige Literatur Aber die Ju⸗
feln jetzt (don gegeben iſt, ber gang nabe liegende keſt late
diſche, vielltidt dazu gehoͤrige, Staaten abet nod) gar nichts,
vaͤhrend weit entfernte Lander ſchon vollſtaͤndig aufgenommen
find. Warum z. B. die ganze Literatur Aber Haiti, Cuba u.
ſ. w., und nichts als Karten von Mejico und den V. St, vow
RUF — Auch Aber’ gang fpecielle tinterabtheilungen liege
ſich hice und da etwas hemerfen, fo ift z. B. eine (olde Unter
abtheilung gemadt, welde die Aufſchrift: „Erdbeſchreibungen
neuerer (7) Zeit in beſonderer Beziehung“ fuͤhrt, und die Auß⸗
zaͤblung der Orte enthaͤlt, welche — der koͤlniſche Carnevals.
Aimanach zum Narrenxeiche rechnet, z. B. alſo Abdera.
Sthoͤppenſtaͤdt u. dal.!! Stef. aeleht feine abfolute athlete
dieſen Einfall gu begreifen ).
Ein weiterer Haupipunct, mit welchem ſich Ref. nicht be
. — faim, ſind die — meicriellen Notizen, —— ber
Auch daruber bat ſich Ref. nicht wenig gewimdert, Shakespeare's
> Hamlet (S. 353.) unter den- Biozraphieen berühmter Danen zu
— fladen. Das eft ia eben fo arg, als die befannte Cinscibung
*ven land's Jagern unter die forſtwiſſeufchaftlichen Werle.
a
ded Seadedwiffenteafecn, 7
Berk; bel ſehr ‘helen: Abthrilungen aater dic Bidhertitel unn
Meeenſione Nachweiſangen gemiſcht hat, und welche theils gang
Furge Aurzuͤge aus Dew angefuͤhrten Werken ſelbſt enthalten ;
fhells anderiveltige Angaben, z. B. Aber Bevdlterung von Lane
bern oder Staͤdten, aus Zeitſchriften n. f, w. mittheilen. Ges
gen ibre Aufnabme in cin Wert, wie. da8 voritegende, (Heint
hauptſaͤchlich Doppeltes gu ſtreiten: 1) thre, durch den Raum
nothwendig gebotene, große Unvollſtaͤndigkeit ſowohl nad In⸗
halt als Umfang; von einer Sammlung aller. i ben Jahren
1824 und 1825 vorgefallenen oder befannt gewordenen merk⸗
wuͤrdigen Thatſachen aus den vielen wiſſenſchaftlichen Gebieten,
welche das Jahrbuch des Hrn. WW, umfaßt, kann natuͤrlich tei?
Mle Rede ſeyn, bad gaͤbe ja allein ganze Idlianten; die einzel⸗
nren, abgeriſſenen, ohne allen Plan und Zufammenhang bald
Zegebenen, halb verſagten Notizen koͤnnen aber offenbar nar zu
Wenigem, oder eigentlich gu gar nichts dienen. Dann 2) abet
find ſie in jedem Galle in einem Werke, wie: bas vorlliegeride;
welded wenigftens gu‘ 72 Bibliogtaphie iſt, ganz am unrechten
Orie. Riemand ſucht fie bier; wohl aber in Zeitſchriften, wie
bie Hertha, der Hesperus u. dgl.; th Den -thelften Faden find
fie alfo gewiß villig vergrabene Schaͤtze. Mach unſerem Urtheile
wuͤrde ber Verf. bei weitem beffer daran thun, fie kuͤnftig gang
wegzulaſſen; wogegen ihm bas Publicum nicht anders als dauk⸗
bar ſeyn finnte, wenn er NRotizen dieſer Wet , welche ihm bei
ſeinen ausgehreiteten bibliographiſchen Arbeiten ſehr zahlreich in
vie Haͤnde fallen muͤſſen, ‘gebdrigen Ortes mittheilen wollte.
Dadurch wuͤrde er Aberdieß noch den weiteren Vortheil —
Raum fir Regiſter u. ſ. w. gu gewinnen.
Endlich noch kann Ref. nicht anders als mit Mißhilligung
der fouderbaren Schreibart erwaͤhnen, welche eb dem Berk. ber
liebt bet, angunefmen. Gr will. namlidy-«) die Unefprache
auch der deutſchen Werte, fowohl durch gewiße hishes nie hb:
Waltersdorf, Jahrbuh. set
th geweſenen Zeichen, als auch durch cine - clgeuthhralige
„Sqchreibung“ deutlich machenz er ſchreibt alle z. Bi wad,
Artig, worden u. ſ. w. dagegen aber Stat, Far, wets 2) ſchreib⸗
ex fremde Worter, wie man fle ausſpricht, alle z. Ge Gheff
flatt Chef, Sankzion ftatt Sanction u. dol. (wobri ex Abrigens
nicht folgerecht bleibt, denn er ſchreibt z. B. S. 37 nicht ,,Srhro0e
Reha’ ſondern Chevauxlegers). Ref. gehoͤrt nun gwar nicht gu
denen, welche den „Goͤtzen Herkomannus anbeten“ (ein Abels
gerathenes Bonmot!) und deshalh „alles Neue fir albern’’ vere
ſchreien, allein ex fann dennoch weder Zweck, noch viel weniger
aber Rugen bil diefer, ihn wenigitens deim Leſen ftdrenden und
argernden Neucrung einſehen. Wozu immer ruͤtteln und Ane
dern? Es waͤre wohl an den igigen verlhiedenen „Schreibun⸗
gen’? fattfam genug; 3 doch iſt wohl in dieſer Zeitſchrift nichi dex
Ort nod) Naum, um alt dem Perf. Aber dieſet Steckenpferd⸗
Gen gu ſtreiten; allein fo viel glaubt Ref, wohl von der grofen
Mehrzahl wou Leſern verſichern gu duͤrfen, daß ein —
gon demſelben ihnen angenehm wate,
Dieſes ſind die Maͤngel, welche dem Ref. hauptſaͤchlich tn
dem Berke aufgefalten find, und welde ex fir feine Perfou
uicht fy unbedeutend haͤlt. Jedoch will er gerne zugeben, da
‘fle dow der Ut. ſind, bei dem folgenden Baͤnden leicht verbeſſert
werden zu koͤnnen, er raͤumt ſogar ein, daß ſie der Brauchbar⸗
keit auch des erſten Bandes keineswegs in einem ho hen Grade
ſchaden, und nur gu dem Urtheile berechtigen, es fey die vor⸗
liegende Schrift gwar nad dem allgemeinen Plane und wegen
bes ſehr großen Fleißes ber. Ausfaͤhrung eine ſehr lobensmesthe,
allein fie zeige in der formellen Bearbeitung einen auffallenden
Mangel an Beurtheilung eder auch aur logiſchem Tacte.
Der Verf. Hat in ſeiner Vorrede die critiſchen Inſtihute
win ſchnelle Anzeige ſeiges Werles gebeten, weil die Fortſetzung
deſſelben oon dem Nelanntwerden und Verlaufe dieſes ezſten
“ . / \
—
™=
305 on Otaargretms!
Xdeues abhaͤnge. Ref. bat — allecbings: auch aus Eigennutzen
indem Memand eifriger als ex eine, namentlich tadelfreie, Jetty
ſetung wuͤnſchen Sinn — dieſes Verſengen hiermit erfuͤllt, und
es bleibt ihm nur noch abrig, den Wunſch auszudruͤken, do —
fein:, freilich durch diefe NRuͤckſicht in keiner: Beziehung motivic
tes, me die eae des Verf's befoͤrdern mage.
J R. Moht.
ay
¢
Suaet, CF: F., eof. in Gießen,) Varag at ben
Lehren von der Gewaͤhrleiſtung und der Redjtéber
ſtaͤndigkeit der Handlungen eines Zwiſchenherrſchers.
Gließen bei Heyer. 1826. 60 S. 8. (Preis 30 Kr.)
ef. macht mit Bergniigen auf dieſes ebenſo umfichtig und
gruͤndlich bearbeitete, als klar geſchriebene Gutachten des Gieß⸗
ner Spruchcollegiums aufmerkſam. Der Gegenſtand deſſelben
iſt ein vor den Pariſer Tribunalen anhaͤngiger Rechtsſtreit zwi⸗
ſchen der Wittwe des ehemaligen Weſtphaͤllſchen Miniſters Gra⸗
ven von Fuͤrſtenſtein, und der Wittwe des Weſtphaͤliſchen Ober⸗
hofmarſchalls Freiherrn von Boudeporn' Aver die Verbindlich
keit gu einer Evictions: Leiftung. Ym Yabr 1807 hatte vaͤm⸗
ie Kdnig Jerome von Weftphalen das durch Ausſterben det
BWafallenfamilte evdffnete Lehen Fmmidenbayn an den Graves
von Fuͤrſtenſtein wieder verliehen; 1808- aber allodificirte e
der Lehensherr, und 1809 verkaufte es der nunmehrige freit
Eigenthuͤmer um 200,000 Franken an den Baron Boucheporn,
der es auch bis gu Anfang des Jahres 1814 in ruhigem Beſite
hatte. Darin aber wurde es ihm“in Folge der ſatiſam bekann
ten kurheſſiſchen Berordnung vom 18ten Jaͤnner 1814 dow
furbeffifdhen Lehenhofe abgenommen;s und nun made. zwar det
a
- OU
Stigel, Belles 3. Labrev. d. Genitet 908
hifer ſelbſti eine: GutpGlbtyungs « Qorberang an bere Verloͤp⸗
fer, - wohl aber noth ſeinen Lobe die MWittwe, Das Parifer
Tribunal eviter Inſtanz esfannte unter: bent: 27. dower: 1 Sag
ge ihren Gunfier:,:: upd die Beklagte wendete ſich nun um eis
— an das Sprucheollegium in Gießen. 3
In her Mechts⸗Ausfuͤhrung geigt der Verf., daß ſich big
——— auf sie, —— dreier ——— aus
ruͤckfuhren laſſe, naͤmlich:
1) Gehoͤrt der Fall gu ben arlgen — wols
* her Verkaͤufer einſtehen muß? ene ee
2) Iſt nicht gu Folge der befonteren — unter ben
EContrahenten der Verkaͤufer von der Gewaͤhrleiſtung be⸗
freit, wenn er auch den Geſeben nach dazu verbunden ſeyn
follte ?
3) Iſt die Eingiehung des Gutes Immichenhain von Seiten
| “deb Kurfarften bon SHeffen im Einklange mitt dem Staatte
‘und Bilterrehte?
Die erfle. und Saitte Frege verneint Ser Berfatfer,, de awei⸗
te bejabt er; bei 4) upd. 2) belegt ex feine. Meinung mit Grins -
als Fajson, écrite —** und weil gerade in Bejichung auf
bie Entwébeung ‘bas franzoͤſiſche Recht blos rdmiſche Grund⸗
{Abe enthaͤlt); ad 3) fuͤhrt er ſeinen Beweis aus den Grund⸗
ſaͤten /der Theorie hes zffentlichen Rechtes und aus der Ana⸗
logie aͤhnliicher Galle, und gwar gang in dev Art und Form,
vale in bem, ebenfalls bon ihm verfaßten, gewiß allen anſern
Leſern bekannten: „Uttheil der Juriſſenfacultaͤt der u. ſ. w. Uni⸗
venſitaͤt Gieſten in Betreff der Angelegenheitzen der weſtphaͤl⸗
Domainenkaͤufer. (Frankf. 1820. 8.)“ Ref. muͤßte bei der Come
ciſion der Beweisfuͤhrung den groͤßten Theil des Schriftchens
abſchreiben, wenn er die, wie ihm ſcheint, gang unwiderleglia
chen, Gruͤnde des Berks anfuͤhren wolli, und ex wih auch
a ae —E —
den Refer bes Barguiigens night berauben fic: mit ter Schu
fA belamt zu machtn. Cy iſt Dhexgengt, bag. dieſts Gutech
Gat Sie Meinung ter: franghfifden: Juriſten pon dem Wiſſen fo)
der Darftelluagsart: der: beutident. Rechts gale hries nicht vermia
bert bat, und fiber es ſohr begreiflich, bap — rule die Bered⸗
befagt 08 G. Sprutheoilegium ein ſtimmig de Bnfidt
bes Berf, beltrat. M6 practifde Arbeit Derdient das Gt
adten gewiß den vollkommenſten Beifall „und das iſt ia: bis
bie Vauptſache die Bereicherung tet Theorie und See Wiſſen⸗
ſchaft lag augerbalb, bes pee) on er “3 nicht leet
antgegangen ſind. F
—— cat ——— — Baa
“eo, bye Ff eis —
Biel cs bi — . a I) . é cow ]* tT]
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4
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sett tin, (3, She. — Rous Baler Mp. See, Sprit )
Staatsrecht der konſtitutionellen Monarchie. Ein Hand⸗
i hed: fle Geſchaͤftzmaͤnner, ſindirenbe Sanglinge und
es rt ‘gtbilbete Birger: Nach bed Verfaſſers Rade fottgeſ.
von K. v. Rott eck Prof. tt Frelburg.) Sricitit
i BVandes aſte Abch. Altenburg it Rit. — ‘tv: ‘it
zeg Ge gr. & ¢ (reid 4.f1.), ad
— eiſie Band ber Bor tind — —
ſchon nf, 18242" dee Bod deo Verfegz ovrhinorete bie Drew
VBLNY deffelben; bis Us der Verlagshandlung gelang / in Hru
OEP ot td dh cient Roeper gu finden, wilchet ane denne peer
das Grgebniß feted Arbelt gum pad — 5. ba Slate?
Bañdꝰ wird das Ganze beendigen. Fee WS
SED ee: eefte Band liegt gwar, bee — —
NH, außerhalb bee Grenzen dieſet SHAMIM! allein die Ww
gabe’ fines’ Indaltes·iſt des Jufammen hanges wegen nothig:
a
|
‘
6 : \
Aretin wm. Motted, fenkiimt:, Staatsr. ate? Bd. Bes
Muf eine dem Unsfrnge nach bedoutende, tanh in laeraͤgeßhicht⸗
Neher Beziehung ſelbſt fuͤr den Mann wore Gach nicht uniuten
eſſante Einleitung, folgte dex erſte Theil des konſututionellen
—
Staatsrechtes, naͤmlich die Lehre: Won sem Staate, base —
Staats oberhaupte, und den Staatsbargern.im WL -
gemeinen. Diefer: Theil zerfiel in acht Abſchnitte: 1): vow
andes, 2) bom Volke; 3) von der konſt. Monarchie; 4) vem .
t. Monardhen;s..5) won ſeinen Prdrogativens 6) von fainag
Wheonfeigers 7) wen hen Staatebirgern; Aberhaupts g) soy
ber Gnfuhrung unb — der —** —
ſung. +t
In dem dier — zwelten Theile ift wwe ent⸗
halten der zweite Theil bes k. Staalbrechtes, unter dem Titch
Von Ser buͤrgerlichen Freihrit in ders. Monarchte
Die Unterabtheilungen ud? 1) von ser Freiheit und dee Ge
cherheit ber Perſon und bes Eigenihums, S. 5—-345:2):Denb .
und Entwidlungss Freiheit, Erziehung und. Unterricht; Wiſſen⸗
ſchaft und Runt, S. 35—715 °3) Meligion, Kircha, Gealp
fensfretheit, Cuttus, S.°72—118; 4). Leitung dee auswaͤrtigen
Mngelegenheiten Sy 11) —1363 §) Militaͤre Verfaſſung se hes
tonft. Monatchie, S. 1471763 von der: Polizei, -Sirzz——
1943 7) von der Gerichtsverfaſſung in der konſt. Monarchie
S. 192 2503 8) vom Staatshauthalte, S. 251- 29839
bom Staats haus halte im engern Sinnd, S. 298-+-38T Ben -
dieſen neun Abſchnitten find die erſten ſechs mod) Hoi W retire
und zwar find fie „vollſtaͤndig und unveraͤnder! abgedrudt,: Fe
wie ferne die Arbeit Rottecks auf: allenfalls nachgelaſſene
FSragmente bon A. gebaut Ht, oder gang Sie eigene Anlage Rep
Foriſetzers enthalt, iſt nicht gu erſehen. — Che Ref. ſeine An
ſicht Aber dieſen zweiten Band vorlegt, hat er -erft. einige wl}
gemeine Bemerkungen, welche ſicht auf das Banie Unternehmen
cai » dorausgu(iden, banat iad
GH ‘Staatshe@a: ar i:
Wer ausgeſprochene Qwed dex Serif Wr die reine, alo
— keine pofitive Sefe apeditng eftes beſtimmten Staates mes
Sificitte Theorle bes Staatsrechtes einer, veprdfentativen Meuer-
_ ic, und zwar in xiner, aud: file. das grifiere gebilbete Publi:
—
eum verſliaͤndlichen Darfttdang, gu entiubfeln, — retin legte
win? dbx großes Gewicht auf dieſes Unternepiien sev: hilt gs |
fuͤr einen gang neuen Gedanfen, und Hoffte dadurd den nad
der veprdfentativen Regierungsfosm eingerichteter Staaten einen
for großen Dienſt gu leiſten; atid) det igige Fortſetzer ſcheiut
vetſelben Anſicht gu feyn, indem et fogas::ba6. Weak: fir die
wahre Meftauration der Staatswiſſenſchaften haͤlt.
“ti Sef. geſteht, daß ihm die Berg, die Bedeutung ibres Planes
Gist Mod) gang von den allenfallſigen Maͤngeln dex Wisfhhenng
abgeſehen) viel. gu ſehr gu uͤberſchaͤtzen (Heinen. Einmal fepke
v ſchon ſeit langer Zeit leinedivegs an Schriften, welder wep
gefaͤhr daſſelbe gn. leiſten ſich bemuͤhten; fo iſt, um mur, die. dey
dannteſten Werte dieſer Art aus den Literaturen yon vier gave
ſchiebenen Vollexnzu nennen, Delolmpe’s: Verfaſſung ven
Sp gland nicht viel anderes, als eine fold veine Theyrie der
erpraͤſenativen Reglerung; der — bei uns freilich algumenig
vekannte — Foͤderaliſt von A. Hamilton, Madifor ynd Say
‘ebenfalls; nicht weniger, B. Conftwat’s Esquisse d'une con-
wtitution, und ſelbſt Zadarid’s 40 Viger gehdten gum grigs
nen Theile hierher. Bon Neuheit tes Gedantens und..der
MothHwendigtedt ein ſolches Werk. gu verfaffen, ik alſo we⸗
wig zu ruͤhmen. Ment wren. aber aud davon · abſehen · und zu⸗
gehen mote, daß die ebengenannten Werke manches gu wuͤn⸗
ſchen aͤbrig iaſſen, ſo moͤchte doch in / jedem Falle die Wichtig⸗
Teit einer ſolchen reinen, Theorie der. repraͤſe Regierungekorm,
ſewohl: vom: wiſſenſchaftlichen als vom practiſchen Stanhpusnete
aus, bedeutend wiedertr ee als von ae My
faffern wn ift. mi ee. Vee ee
J
‘
Aretin u. Rotteck, konſtitut. Staatsr. ater Bd. gor
Allerdings ware in wiſſenſchaft licher Racſicht eine
vorzuͤglich bearbeilete reine Theorie der beſprochenen Regierungse
art ein dankenswerther Beitrag zum großen Gangen eines alle
gemainen (d. h. alle Staatsarten und ihre verſchiedenen Regie»
rungsformen umfaffenden) Staatsrechtes gewefen; allein weiter
als ein Beitrag, und gwar ein im Berhaltniffe gum Ganzen
dem Umfange nad) nicht febr bedeutender, und ein, bei der
vielfachen fritheren Bearbeitung gerade diefer Regierungsform
und der gangliden Berhaclapigung der uͤbrigen Staatéarten,
dieſes Gange nicht ſehr viel weiter fordernder Beitrag gu dem
ebenangedeuteten und nod) immer feblenden widtigen Werke
Fonnte und kann es nie ſeyn. Daß unfere Zeit ſich ſo viel ge⸗
rade mit dieſer Regierungsform beſchaͤftigte und noch beſchaͤf⸗
tigt, aͤndert ihr allgemeines wiſſenſchaftliches Verhaͤltniß nicht.
Zu andern Zeiten waren es andere Formen, um welche
geſtritten wurde, und in kanftigen Jahrhunderten werden es
wahrſcheinlich wieder andere, itzt vielleicht noch nicht einmal
erfundene, ſeyn, ohne daß deßhalb ihre Bedeutung fuͤr die Wiſ⸗
ſenſchaft groͤßer geweſen waͤre, oder groͤßer werden wuͤrde. Man
kann ſich mit Recht wundern, daß auch Rotteck, den doch
ſeine Studien und Schriften gu einer hoͤheren,, gu einer welt⸗
hiſtoriſchen, Anſicht vou Staate fuͤhren mußten, ſich von der
Ueberſchaͤtzuug einer einzelnen Form deſſelben nicht zu bewahren
wußtt. fy : et ee —
Was aber den großen practiſchen Werth einer ſolchen
rein theoretiſchen, aprioriſirenden, und aud fir bas groͤßere
Publicum berechneten Darſtellung der repraͤſentativen Monar⸗
chie betrift, ſo weiß ihn Ref. noch weniger zu finden, ja er iſt
ſogar ſehr im Zweifel, ob nicht in unſerer Zeit Werke von der
Art des vorliegenden eher ſchaͤdlich als nuͤzlich ſind. Seime
Gruͤnde fuͤr dieſen Zweifel ſind folgende: Bei dem oben ange⸗
deuteten Ueberfluſſe von aprioriſchen Werken, bei dem ewigen
Krit. Zeitſchr. II. 2. 10
rf
v
308 Staatsrecht.
Wiederkaͤuen der einzelnen Gage in allen Zeitungen, Flugſchrif⸗
ten und Staͤndeverſammlungen iſt eine nur gu große Neigung
in alles Volk gekommen, die wirklichen Verhaͤltniſſe und Cins
richtungen des einzelnen Staates, auch wenn beſtimmte Geſetze
oder Gewohnheiten vorhanden ſind, nach ſolchen allgemeinen
Saͤtzen zu beurtheilen, und ſie darnach ordnen und aͤndern zu
wollen. Daß aber dieſe Ideologie, bei der ſo allgemein ver⸗
breiteten Unbekanntſchaft mit dem zu behandelnden Stoffe, naͤm⸗
lich den einzelnen poſitiven Staatseinrichtungen, und bei dem
großen Mangel an Real⸗Kenntniſſen nichts taugt, daruͤber kann
die ſchmerzliche Erfahrung der vorigen und der itzigen Genera⸗
tion keinen Zweifel uͤbrig laſſen. Es iſt daher gewiß nicht an
der Zeit, dieſen — wo nicht gefaͤhrlichen doch hoͤchſt beſchwer⸗
/lichen — Geiſt der hohlen Verallgemeinerung nod mehr gu
naͤhren, vielmehr im Gegentheile ſcheint es dringend nothwen⸗
dig, und wabre Pflicht eines jeden Publicifien gu ſeyn, durch
Darſtellung pofitiver Staatseinridtungen, durch beftandige
Belehrung Aber bas Beflehende, feine Gruͤnde und feinen Zu⸗
fammenhang, durch geſchichtliche und dogmatifde Erlaͤuterung
den leeren allgemeinen Gagen Gonfifteng gu geben, um wo
miglidy den Geiff, dex Zeit in eine andere Bahn gu leiten.
Ref. vermag daher weder (dprififtellerifde Thatigheit im Gee
biete der Staatsrechts - Metaphyfit als ein practifdes Verdienfk
anguesfennen, nod viel weniger aber gar den Wunſch Are⸗
tin’s gu theilen, daß eigene Lehrſiuͤhle fie dieſes (reine) Fons
ſtitutionelle Staatsrecht auf allen Hochſchulen moͤchten errichtet
werden. Man forge fir ein beſſeres (alſo natuͤrlich von philo⸗
ſophiſchem Geiſte und. von dex Ruͤckſicht auf die allgemeinen
theoretiſchen Grundlagen durdpdrungenes) Stusium der pofitiz
ben Landesſtaatsrechte; datan thut es Moth fir den kuͤnftigen
Staatsmann und Volfsvertreter, nicht aber an nod weiterer
—
Aretin u. Rotteck, konſtitut. Giaater. 2ter Bd, 30h
Mnleitung gu bodenlofem Raifonnement und unfeligen ee
. mit dem Beftehenden, |
So weit die Bemerkungen uͤber den Werth des Planes im
Allgemeinen; Ref. wendet ſich nun gu det Ausfuͤhrung deffel-
ben, mit anderen Worten gu der Frage: ob wenigitend der ree
lative Mugen, welchen eine Schrift diefer Ure immet nog habert
fonnte, burdy eine vorzuͤgliche Bearbeitung des gewabhlten Stofs
fed exreicht iſt? — Bei der wefentlichen Verſchiedenheit, welche
zwiſchen der Arbeit der beiden Verff. in dieſer Beziehung ſtatt
findet, muß erft jede derſelben abgeſondert durchgegangen wer .
den, ehe ein Geſammt⸗ Urtheil gefaͤllt werden mag.
| Bas nun guerft die bon Aretin bearbeiteten neun Ubs
ſchuiue betrifft, fo kann Nef. nicht anders als einen beſtimm⸗
ten Tadel in mehr als einer Beziehung ausſprechen: Lobens—
werthes dagegen hat er nur Weniges gefunden.
Vor allem muß Jedem die große Magerkeit und Seichtig⸗
keit auffallen, mit welcher die ſaͤmmtlichen von A. behandelten
Gegenſtaͤnde bearbeitet ſind. Es zeigt zwar derſelbe immer viele
Beleſenheit; er redet int wuͤrdiger Sprache, nicht ſelten ſelbſt
mit Begeiſterung; allein eine tiefere Kenntniß der Materien
und namentlich eine eigenthaͤmliche Anſicht uͤber dieſelben fehlt
ihm beinahe immer. Was in allen Zeitungen, in allen Flug⸗
ſchriften zu leſen iſt, das bringt er, auf wenige, magere Saͤtze
zuruͤckgefuͤhrt, hier wieder; er giebt ebenfalls ein Staatsrecht
nim Lichte unſerer Zeit’, mie ſich Poͤlitz fo naiv ausdruͤckt.
Ref. geſteht offen’, daß ihm publiciſtiſche Schriften ſolcher Art
unendich zuwider ſind, ſchon deßwegen > Weil er nicht einfehen
kann, warum ſie nicht ungeſchrieben blieben. Denn fuͤr welche
Claſſe von’ Lefer find fie eigentlich beftimmt? Der gebildete
Publiciſt findet gar nichts, was er nicht ſchon hundertmal ge⸗
hoͤrt und geleſen hat, und was am Ende dod) nur halbwahr
ift ; ber Anfaͤnger und das asthe Publicum kann aber aud
10 4.6
A
310 Stoaatsrecht.
ſolchen Wiederholungen der Alltags⸗ Saͤtze lediglich nichts ler⸗
nen, namentlich wenn die Darſtellung ſo aphoriſtiſch und ſo
inhaltsleer iſt, wie W's Text. Bon einer Einleitung in den
wahren Geift der Wiſſenſchaft, bon einer Erhebung auf einen
Gtandpunct, vor bem aus ein groͤßerer, und alſo richtigerit
Ueberblick uͤber das Gebiet der Staatswiſſenſchaften, oder auch
nur det einzelnen Disciplin, erlangt werden koͤnnte, iſt be
einer ſolchen Dilettantens Urbeit natuͤrlich nicht die Rede: Daß
aber ein Mann von 2s. Kenntniſſen und von ſeinem' Geiſte
nichts beſſeres lieferte, iſt und bleibt ein bedeutender Vorwurf
fuͤr ihn. — Will Jemand dieſen batten Ausſpruch Aber den imme:
ren Gehalt des Widen Theiles dem Ref. nicht auf das Wort ‘glaus
ben, ſo ſchlage er den naͤchſten beftert ſ. aus der erſten Haͤlfte dieſch
aten Bandes ‘auf, und urtheile ſelbſt. Ref. firdtetnidt be⸗
ſchuldigt zu werden, Ein Wort zu viel geſagt zu haben.
Ein weiterer, nicht minder wichtiger Fehler der Bearbei
tung A's iſt die durch alle Kapitel,“faſt durchvalle einzelnen
Paragraphen fortlaufende Vermiſchung von Staats kun ft und
Staats recht. Nirgends hat ſich der Verf. damit begnuͤgt, |
blos die wefentliden Gage angugeben, welde fic) aus den obers
ften Grundſaͤtzen der reprafentativen Regierungsform fuͤr diefes
oder jenes flaatsbirgerliche Verhaͤltniß ergeben, ſondern uͤber⸗
all hat er ſeine Anſichten Aber die Yet und Weiſe, wie das ein-
re
ie
gelne Inſtitut ‘dni zweckmaͤßigſten eingeridhtet und’ geleitet wees
de, eingewoben. Solche Nath(dlige: find nen aber durchaus
nidt Gace des Staatsrechts, ſondern der Politik, und ihre
Aufnahme iſt nicht nur ein wiſſenſchaftlicher Fehler, fondern
fie hat aud) nod) bei einem Werke der vorliegenden Art, wel⸗
ches zunaͤchſt fuͤr ein in der Unterſcheidang der verſchiedenen
ſtaatswiſſenſchaftlichen Gebiete weniger feſtes Publicum beſtimmt
iſt, den bedeutenden practiſchen Nachtheil, daß Mancher eine
vom Verf. (vielleicht ganz unrichtig) als die beſte angenom⸗
|
Weetin wg, Rotted, fonftitut. Staatsr. ater Bp, 311
mete Einrichtung nun als einen Beſtandtheil feines ſtaatsbuͤr⸗
gerlichen Rechtes betrachten lernt, und ſie als ſolches fordert.
In jedem Falle muß dieſe Vermiſchung Unklarheit und Verwir⸗
rung bei der Mehrzahl der Leſer erzeugen, und das iſt in poli⸗
tiſchen Materien Uebels genug, namentlich in unſerer Zeit. —
Zur Rechtfertigung dieſes Urtheils moͤgen folgende Beiſpicle, die
ſich ins Unendliche haͤtten vervielfaͤliigen laſſen, dienen: In dem
zten Abſchnitte, von der Militaͤrverfaſſung handelnd ſpricht A.
hur in den drei erſten und in den beiden leztern §§. uͤber Grund⸗
fage, welche dem Staatsredte angehoren, naͤmlich uͤber Wehr⸗ und
Waffen ˖ Recht des Staates und des Einzelnen, uͤber Kriegsdienſt⸗
pflicht, uͤber den Verfaſſungseid des Heeres und uͤber ſeinen Ge⸗
richtsſtand; alle uͤbrigen ſh. enthalten eine, und zwar, wenn ſich
Ref. nicht ſehr taͤuſcht, eine hoͤchſt mittelmaͤßige und oberflaͤchliche,
Abhandlung uͤber die Heerbildung, uͤber ſtehende Heere, Landweh⸗
ren u. ſ.w. Aus welchem Recht s princip will nun z. B. Uretin.
den Satz ableiten, daß die Uniformen einfach ſeyn ſollen, die vere
ſchiedenen Waffengattungen verſchiedene Uebungszeit ndthig haben
u.ſ. w.? — Wie gehoͤren, um. ein anderes Beiſpiel gu nehmen,
die Rathſchlaͤge, wie ein Diplomatzeiner Koͤrper⸗ und Geijtes-
Ausbildung nad beſchaffen ſeyn miffe CS. 129), in das Staaté-
ret? — Wie die Borfdriften uͤber die Einrichtung der Whfiue
fungen der Unterridtsanftalten (S. 49 fg.) u. f. w.
Wis einen weiteren (ehr bedeutenden Fehler bezeichnet Ref.
die durch Ars ganze Urbeit durdlaufende Tendeng, die reprdz
fentative Monarchie als die eingig vernuͤnftige, eingig recht⸗
magige, einzig ded Menſchen? wuͤrdige Regierungsform dargue
ſtellen. Um dieſen Zweck zu erreichen, werden — anſtatt blos
die dieſer Regierungsform eigenthuͤmlichen Grundlaͤtze ſtreng
und conſequent darzuſtellen, anftatt alſo blos darzuſtellen, wel⸗
che Folgen dieſe Art von Garantie der Volksrechte hat, welche
Grundſaͤtze ſie leiten und welche aus ihr herfließen, — anſtatt,
312 J Staatsrecht.
ſagen wir, blos das dieſer Negierungsform Eigenthuͤmliche alt
folded gu begeichnen, werden vine Menge ſtaatsrechtlicher Mas
rimien bald ſtillſchweigend, bald ſelbſt ausdruͤcklich als ſolche
aufgeſtellt, weiche der repraͤſentativen Monarchie eigenthamlid
ſeien, waͤhrend dieſelben doch entweder bei jedem Rechtsſtaate,
ober bet jeder Monarchie, ober endlich ſelbſit bet jeder moͤglichen
Staatéart ihre Anwendung finden. Dieles Verfahren iſt nun
aber wiſſenſchaftlich falſch und practiſch gefaͤhrlich. Was (oll
man bom wiffen{daftliden Standpuncte aus fagen, wenn man
Gage wie die folgenden findet: Ehrengerichte bei Studentenhaͤn⸗
dein entfpredjen „der konſtitutionellen Monarchie““; Landsmann-⸗
ſchaften und Burſchenſchaften ſeien „ihren““ Grundſaͤtzen zuwi⸗
ders eine Akademie der Wiſſenſchaften muͤſſe „in einer k. Me.”
etwas leiſteu; die Uniformen muͤſſen ,,in einer k. M.“ einfach;
der Dienſt des Militaͤrs „in ihr“ nicht uͤbertrieben pedantiſch
ſeynz; einen Angriffskrieg duͤrfe „die k. M.“ nicht fuͤhren u. ſ. w.
— Noch mehr aber hat Ref. von dem practiſchen Geſichts⸗
puncte aus gegen eine ſolche Ueberſchaͤtzung der einen, und Zu⸗
ruͤckſetzung der andern Regierungsformen gu bemerfen. Es if
hier nidjt der Ort, die relative Vortrefflichkeit der reprdfentatis
den Monardie gu erdrtern; Ref. will auch gerne gugeben, daf
fie , (wie jede andere nicht abjolut unfinnige Otagtéart,) unter
beflimmten Borausiegungen die beſtmoͤgliche Negierungsform if;
allein ex fragt, 06 es nicht die Pflicht eines Staatsrechtslehrers
war, diefe Bedingungen und Berhaltniffe, bet deren Porhane
: ems pn allein fie ein Mugen und fein. Fluch for ein Bolf ift,
deutlidy gu erwaͤhnen; ob er nidt auf den wirkliden Nutzen
und Vortheil der von ihm dargeſtellten Form haͤtte aufmerkſam
machen; ob er ihr nicht wenigſtens nie haͤtte Eigenſchaften aus⸗
ſchließend beilegen ſollen, die ſie entweder gar nicht, oder nicht
ausilieBend hat? Ref. haͤlt es fir eigentliche Gewiſſenſache,
eine fo practiſch wichtige Sache, als eine ———— iſt,
4
Aretin u. Rotted, fonititut. Staatsr. ater Bd. 313
nie fo barguftellen, wie man fie fid) wuͤnſcht und ausmablen Fann,
fondern fo, wie fi e witflid) ift, Zu diefer Wuͤrklichkeit der Re⸗
prafentation gehoͤren aber auch ſehr bedeutende, nothwendig
mit ihr verbundene; Mangel und Unvollfommenbeiten; e& ge⸗
hoͤrt dagu die Erfillung vieler Bedingungen, die in manchem
Lande gar nidht erfallt werden koͤnnen; es gehdrt das Geſtaͤnd⸗
niß Dagu, daß manche ihrer Vorzuͤge aud) bei diefer oder jener
Regierungsform, gum Theile fogar nod beffer, erreidt werden —
mogen, Ref. begweifelt feinen Augenblick WS guten Glauben
bei fetner Darftellung der Gache, allein unvorfichtig und un:
wiſſenſchaftlich it fie defivegen immer.
Ferner hat. Ref. nod) gu mißbilligen, daß W. gar nicht fel-
ten Cman vergl. 3, B. feine Bemerfungen Aber. Akademieen,
' fiber Staatsprifungen, uͤber die Staatsaufſicht uͤber die protes
ſtantiſche Kirche u. ſ. w.) auf die pofitiven baiern'ſchen Verhalts
niffe Ruͤckſicht nimmt, ohne es zu ſagen, wodurch denn die
ganze Darſtellung einſeitig und ſchielend wird. Dergleichen war
entweder gang gu unterdruͤcken, ober i in eine Mote au bets,
weifen,
Endlich nod ift of, die. hoͤchſt principloſe formelle Anord⸗
nung des vorliegenden Bandes zur Laſt gu legen, welche R.
als Fortſetzer vorfand und nur beibehielt, (obgleich Ref. nicht
laͤugnen kann, der Meinung zu ſeyn, daß die Pflicht des Fort⸗
ſetzers nicht ſo weit gieng, eine ſo offenbar fehlerhafte Arbeit,
als dieſe, welche uͤberdieß noch von Einfluß aud auf die Forts
fepung fepn mußte, beigubebalten). - Mit diefer Anordnung
der Materien verbdlt es ſich naͤmlich folgendermaßen:
A. hatte im erſten Bande die drei erſten der vier Haupt⸗
theile jedes Verfaſſungsrechtes eroͤrtert, naͤmlich die Rechtsver⸗
haͤltniſſe in Beziehung auf das Gebiet, die Rechte bed Regies
renden, und die der Regierten; nun waren alſo zu gaͤnzlicher
Vollendung des Verfaſſungsrechtes nur nod) die Garantie Wns
314 | Staatsredt.
ftaften gu entwickeln, welche die Rechtsgebiete des Fuͤrſten und
des Volkes von einander ſcheiden und gegen einander ſchuͤtzen,
naͤmlich die ſtellvertretenden Koͤrper, die Staatsgerichtshoͤfe
u. dergl. Auf das Verfaſſungsrecht folgend, allein getrennt
bon denſelben, hatte alsdann das Verwaltungsrecht conſequent
und zuſammenhaͤngend dargeſtellt werden moͤgen und ſollen,
und gwar nad folgendem Schema: 1) Sorge fuͤr den Staat
nach Außen: i) friedlide Einrichtungen; 2) Militars Cinrid:
tungen ; IT) Sorge fir den Staat nad) Innen: 1) Erreichung
bes Juſtiz-Zweckes; 2) Erreichung de8 Polizei-Zweckes; ITT)
Herbeiſchaffung der pecunidren Mittel. — Diefe offenbar in der
Natur der Sache liegende Ordnung, welde man nach der Une
lage des erften, Bandes allen Grund hatte gu erwarten, berlage
nun aber A. ploͤtzlich; er uͤbergeht den ruͤckſtaͤndigen Theil des
Verfaſſungsrechtes ganglid), und handelt nun, wie oben aus
fuͤhrlich angegeben ift, unter der Collectiv⸗Ueberſchrift „von der
birgerliden Freibeit’’ zuerſt (in Abth. 1—3Z) einige Puncte des
Staatsbuͤrgerrechtes, welche (don itm erften Bande, freilid) firs
gere, Erwaͤhnung gefunden“ hatten, nod) einmal ausfihrlider
ab, und geht dann, obne alle augere Trennung giweier fo wes
fentlid) verfchiedener Haupttheile gu dem Berwaltungérerpte Aber,
welded nun, allein ohne Ucberfidt und Ordnung, vollftandig
‘entwidelt wird. Nef. it wuͤrklich im Zweifel, was er als die
groͤßte Unrichtigkeit hierbei bezeichnen ſol; ob die Uebergehung
der Garantie-Anſtalten; ob die Wiederholung einzelner anderer
Theile des Verf. R's; ob die Vermiſchung der Verfaſſung und
der Verwaltung, welche beſonders in einem repraͤſentativen
Staate fo ſcharf auseinander gehalten werden muͤſſen; ob ends
lid) die Ueberſchrift, welche auf den groͤßten Theil des im Bans
de enthaltenen gar nidt paßt? Außerdem iſt ex ſehr auf die
Einrichtung und den Inhalt des dritten Bandes begierig, fir
é
Aretin u. Rotteck, Fouftitut. Staatsr. ater Br. 315
weldjen er außer den bier vergeßnen Garantie⸗Anſtalten, ſich
gar keinen Stoff zu denken weiß.
Ref. wird nach den bisherigen Bemerkungen nicht in bem
Verdachte der Partheilidfeit ſtehen, wenn er nun aud) auf bie
fobenswerthe Seite ber Uretin’ iden Arbeit aufmerkſam macht:
VBor allem iſt die Sprache gu ruͤhmen, die nicht ſelten
durch Liebe zum Gegenſtande bis zur ſchoͤnen Rede erwaͤrmt wird,
aber auch in Beziehung auf Klarheit und Gemeinverſtaͤndlich⸗
keit als Muſter dienen kann. Richt weniger ruͤhmenswerth iſt
die ruͤhmliche Freimuͤthigkeit des Verf's, mit welcher er
feine Anſichten vortraͤgt und vertheidigt, auch dann, wenn er
vermuthen mußte, daß ſie nur ungerne gehoͤrt werden moͤchte;
in dieſer Beziehung erſcheint dann namentlich mancher Seiten⸗
blick auf (ein Baterland in einem andern Lichte, der oben vom
allgemeinen Standpuncte aus als nicht zur Sache gehoͤrig und
ſtoͤrend begeidmet werden -mufte. — Endlich nod fann die
Belefenheit seffelben, befonders in der neuen franzoͤſiſchen
Literatur, nicht anders als anertennend gedadyt werden; durch
dieſeibe werden ſeine Noten nicht nur fuͤr die Mehrzahl der
Leſer, ſondern auch fuͤr den Mann vom Fache intereſſant und
des Nachſchlagens werth.
Der ziemlich lodenden Verſuchung nach dieſen allgemeinen.
Bemerkungen nun auch noch den Werth der einzelnen Saͤtze
ars critiſch gu profen, mug Ref. ans Mangel an Naum wis
derſtehen. Diejenigen, welche den Verf. gerne gelobt ſaͤhen,
verlieren uaͤbrigens bei dieſer Unterlaſſung nicht viel, indem der
Unterz. geſteht, daß er auch, wenn er ins Einzelne gebt, nur
Weniges findet, was rer nad) Inhalt und Form zu loben im
Stande waͤre, und daß ign: ‘Die genaueſte Unterſuchung des De⸗
tails nur in dem allgemeinen Urtheile beſtaͤrken konnte, Saf A's
Arbeit nicht nur weit entfernt iſt, bas Große gu leiſten, was
er ſich, freilicy verkchrterweiſe, vorſezte, fondern ſelbſt ſehr herab⸗
—
316 Staatsrecht.
geſtimmte Anſpruͤche aus mehr als Einer Urſache nicht befrie⸗
digt, und alfo keineswegs eine vollkommen brauchbare Dare
ſtellung det reinen Theorie bes Staatsrechtes einer repraͤſenta⸗
tiven Monarchie gewaͤhrt, wenn ſchon mehrere lobenswerthe
Seiten an dex Schrift nicht gu verfermen find.
Ref. hat nun feine Wnfidt Hon dem Werthe der bon
Rotted bearbeiteten Halfte de8, vorliegenden Banded angus
geben; ex wird fid), da diefe Urbeit thes gu wenigeren Wus-
ſtellungen Anlaß giebt, theils er ſeine Anſichten (don bei Ges
legenheit der A'ſchen Haͤlfte ausfuͤhrlicher geaͤußert hat, hierbei
weit kuͤrzer als bisher faſſen koͤnnen. — Gegen Ws Arbeit ge⸗
halten 'erſcheinen die drei bon R. bearbeiteten Kapitel auf den
erſten Anblick“ etwas ſchwerfaͤllig, namentlich enthalten fie bei
weitem mehr techniſche Ausdruͤcke und eine ſtrenger wiſſenſchaft⸗
lide Sprache, aud) moͤgen fie im Allgemeinen mit eines weni⸗
ger reidjen Literatur ausgeflattet ſeyn: allein man wird far diefe
kleineren Maͤngel durch den bei weitem gehaltvolleren Inhalt
entſchaͤdigt. Ot. geht viel beſonnener, ruhiger und mit ausge—
breiteterer ſowohl, als tieferer Sachkenntniß zu Werke. Ref.
kann zwar die Anſichten deſſelben, (z. B. uͤher Geſchwornen⸗
Gerichte, fiber den Beſteurungsgrund, uͤber Frohnden u. ſ. w.)
nicht immer theilen, allein ſeinen Kenntniſſen und nicht ſelten
auch der Selbſtſtaͤndigkeit ſeines Urtheiles laͤßt er alle Gerech⸗
tigkeit widerfahren, und erklaͤrt mit Vergnuͤgen, daß er einen
großen Theil der drei von ihm bearbeiteten Kapitel mit Inter⸗
eſſe und Nutzen geleſen bat, und gwangigmal auf fie recurri⸗
ten wird, ebe er daran denkt, eines der Uretiniden nads
zuſchlagen. Er fuͤr feine Perſon iſt, um es kurz gu ſagen, ſo
weit davon entfernt, es gu bedauern, daß A. ſein Werk nicht
ganz vollenden konnte, daß er vielmehr wuͤnſchte, R. haͤtte es.
— wenn es doch geſchrieben werden mußte, was er freilich be⸗
merltermaßen ſehr ———— — von vorne — bearbeitet,
é
\ ’ q ~
F
Aretin a. Rottek, konſtitut. Staatsr. 2ter Bd. 317
oder wenigſtens den von A. nachgelaſſenen Theil einer genauen
Reviſion unterworfen, namentlich aber demſelben mehr Mate—
tie und Gruͤndlichkeit gegeben. Der wiſſenſchaftliche und dev
Anpendungs- Werth des Buches hatte nur gewinnen koͤnnen,
und uͤberdieß waͤre dadurch groͤßere Gleichheit in die Bearbei⸗
tung gekommen.
% ’
Um fo mebr — unter dieſen Umflanden Ref., daß
ſich der Verf. von dem, oben ſchon bei A. geruͤgten Fehler,
das repraͤſentative Staatsrecht nicht rein aufgefaßt, ſondern es
mit ſo vielen Saͤtzen, welche mit dieſem Spſleme der Sicher⸗
ſlellung der Volksrechte gar nicht zuſammenhaͤngen, vermiſcht
zu haben, ſo wenig frei zu halten wußte. Man ſtoßt zwar
allerdings auf keine ſo laͤcherlichen Saͤtze, wie oben (S. 512.)
einige von A. angefAbrt wurden, allein in der Sache ſelbſt hat
er es wohl noch weiter getrieben, als ſelbſt ſein Vorgaͤnger.
Es finden ſich ganze Lehren, in welchen gar keine Verbindung
mit dem repraͤſentativ⸗ monarchiſchen Principe hergeſtellt iſt, und
welche in dieſer Allgemeinheit in der Theorie beinahe jeder anz
deren Staatsart ihre Stelle finden koͤnnten, z. B. die fj. von
der Befbrderung ver Gnduftrie, , der Reitung des Handels u, ſ.
w. Warum eine ſolche Behandlungsart aber dem Ref. nicht nur
unwiſſenſchaftlich, ſondern ſelbſt practiſch bedenklich ſcheint, hat
er oben ſchon erklaͤrt.
Auch von dem Vorwurfe die Politik mit dem Staatsredte
vermengt gu haben, vermag ber Unters. Ht. nicht freigufpres
Gen; man lefe z. B. fein — an und fir fid) intereffantes und
bon Sachkenntniß geugendes — RKapitel “pom Staatshaushalte,
und berechne, wie biel von dem Inhalte der Politi’ und felbft
ber Nationals Oefonomie, wile viel aber bem Staatsredte anz
gehoͤre.“ Allerdings unterſtuͤtzen fid) glidliderweife Recht und
wahrer Vortheil ſehr oft gegenſeitig; allein daß in der Wiſſen⸗
—
318 _ Staatsredt.
ſchaft ihre Borberungen aus einander gebalten werden maͤſen,
darf Ref. wohl als zugegeben annehmen.
Als ein in jeder Beziehung gelungernes Werk Fann fomit
Ref. aud) die von R. bearbeitete Halfte nicht betrachten ; und
er siaubt, auf feine bisherigen Bemerfungen geſtuͤtzt, Aber das
Gange des vorliegenden Banded folgendes allgemeine Urthei
fallen gu miffen: daß die Schrift nach ihrer Untage und ihrem
Qwede ohne große wiffenfdaftlide Bedeutung, Lon mehr als
zweifelhaftem practiſchem Mugen, und bon manchem bedeutens
dem Kehler der Ausfuͤhrung entftellt (eis SaB alfo eine Fortſetzung
derfelben nad) ded urſpruͤnglichen Verf's Tode Fein großes Be
duͤrfniß geweſen gu ſeyn ſcheine; daß aber die Arbeit des-Fort
ſetzers, einmal unternommen, den inneren Werth des Buches
erhoͤht, und an Gruͤndlichkeit und Belehrung die nod) von Are⸗
tin herruͤhrenden Theile uͤbertreffe; daß endlich die formelle
Anordnung fehlerhaft ſei.
R. Mohl.
WL Periodiſche Uebevfidten, .
Puch dat, "Oe — i wae “ied
~
eget liber ‘bte Literatur des deutſchen
Bundesredtes. eas
eb — oftenbat unbillig zu veriangen, bap {on igt bie.
iffen(chafttie Aubbildung des deutſchen Bundesrechtes jene
Hoͤhe erreicht haben ſolle, auf. welche eine jahrhundertelange
Bearbeitung die Wiſſenſchaft der Pfeffinger, J. J. Mofe ty
Pitter u. ſ. w. gehoben hatte. Obne der rara temporum
felicitas und der officiellen Udweifung wiſſenſchaſtlicher Arbeiten
nur zu gebenten, ſo gehoͤrte hierzu notbwendig geraumere Zeit,
allgemeinere Theilnahme an dem Gegenſtande, und' wohl
auch eine mindere Thoͤtigkeit der ſi ich erſt audbilden
gebung, letzteres des halb, damit das ſchon Geleifte
ſchnell wieder’ yeralte und wenigftens theilweife u
werde. Da jedoch ‘die ſchriftſtelleriſche Thaͤtigkeit d
ſten in Beziehung auf das Bundesrecht keineswegs gaͤnzlich ge⸗
ruht hat, wir vielmehr derſelben ſchon mehrere U
lungen, Spfteme und Monographieen verdanten,
fein Aberfliigiges Unternehmen, wenn der Unterg.
wenigen Worten den itzigen Stand der Disciplin |
wie er ibm erſcheint. Er wird zwar, dem Plani
gemag, ſich baupt(adlig mit den Ergeugniffen der, neuefien Zeit
d. h. dex Sabre 1825 bis aaa oe beſchaftigen; allein eini⸗
—
~
320 Staarsregt.
ge cinleitende Morte fiher das froper ſchon Vorhandene, an wels
des ſich alfo die neueften Schriften anfdlogen, werden nicht gu
Hermeiden feyn, wenn der Standpunct, von weldem aus Ref.
die Wiffenfdaft und Literatur des d. Bundesrechtes betradtet,
deutlich bervortreten fol; aud) wird es ibm erlaubt ſeyn, da
und dort feine Bedenklichkeiten uͤber die Richtung zu aͤußern,
welche die Bearheitung einiger Zweige des Bundesrechtes ge⸗
nommen hat. Er hofft, daß man ihm ſeine freimuͤthig ausge⸗
ſprochenen Anſichten nidt als Anmaaßung auslegen werde. Er
erkennt febt gerne die großen anderweitigen Verdienſte manches
Publiciſten an, deſſen Arbelten Aber bas VBundedvedt er als.
miplungen angeben niuß, und er befcheidet ſich, in jeder ande⸗
rer Beziehung noch unter ihm zu ſtehen und vieles von ihm
lernen zu koͤnnen und zu müuͤſſen: allein da er zufaͤllig bie Ge-
legenbeit gebabt bat, fid) nicht blog’ theoretiſch, ſondern auch
hinlaͤnglich lange eit practiſch mit dem d. BR. pu beſchaͤftigen,
da er bei dieſer Gelegenheit vieles in der Naͤhe geſehen hat,
fab Manchem, der in diefem Kade als Shriftſteller auftrat,
unbekannt blieb, ſo glaubt er es der Sache ſchuldig au ſeyn,
ſeine Meinung flar ‘und unumwunden gu fagen, auch wenn ſie
bekannte Namen verletzen ſollte.
Es ſcheint am zweckmaͤßigſten, erſt die verſchledenen Schrift
gattungen abgeſondert zu betrachten, ehe ein allgemeiner Aus⸗
ſpruch auf dieſe Grundlage hin abgegeben wird.
I, urkunden Sammlungen.
Wir durchgehen dieſe Claſſe von Schriften zuerſt, weil Je⸗
ber zugeben muß, daß die genaue Kenntniß der Quellen die
nothwendige Grundlage einer durchaus brauchbaren Bearbeitung
des ganzen Bundesrechtes und ſeiner einzelnen Theile ift ; und
weil ein etwaiger mangelbafter Zuſtand diefed Theiles der Lie
teratur mande Erſcheinung in ihren — Zwelgen erllaͤren
Literatur des deutſch. Bundes rechtees. 324
duͤrfie. — Die Urkunden, bon denen hier die Rede iſt, ſind
zweifacher Art, naͤmlich 1) Gefetze, wohin auch alle Arten.
von Vertraͤgen und ſonſtigen Vereinbarungen gehdren/ welche
als Norm fuͤr irgend ein Bundesverhaͤltniß gelten; und 2) ers
lauternde UActenftide, alfo 3. B. die Protocolle der vers
fdiedenen Verſammlungen und Berhandkungen, Dent (drifter P
Cingaben u, ſ. w. Jede der —— iſt abgeſondert gu:
betrachten. ae, | oo
Was guer{t dfe Ger — betrift fo iſt wieder zu unter⸗
ſcheiden zwiſchen a) den Bundesgeſetzen im engeren Sinne;
b) den allgemeinen eurepdifden: Vertraͤgen, infoferne dieſelbe
oon Cinfluß auf das Bundesredt find; c) den Bertragen zwi⸗
fcben eingelnen Bundesſtaaten, welche ſich auf die nahere Cins
richtung bon Bundesverhaliniffen beziehen, alfo 3. B. die Ue⸗
bereinfommen hinſichtlich ber Flußſchiffahrt, die Fabrung der
Stimmen im engeren Rathe, ber innern Organifation der
gemiſchten Urmentorps u. dgl. — Bon diefen gefeglidyen Nor⸗
men waren zu Anfang unſerer Periode die unter a). und b)
genannien fang(t und. dielfach gefammelt und pollftandig bes
fannt gemacht, ‘die unter c) geborigen bem groͤßeren Theile
nad dem Publicum unzugaͤnglich. Es hatte naͤmlich hinſicht⸗
lid der eigentlidjen Bundesgefege nicht nur die Bundes verſamm⸗
lung felbjt bon Anfang an durch bie Hon’ ihr ausgehende Hers
ausgabe der (Quart) Ausgabe iprer Protocole fir eine volls
flandige Bekanntmachung der Bundesſchluͤſſe geſorgt; ſondern
aud) eine Menge von Privatſchriftſtellern hatten dieſe Geſetze
noch einmal abdrucken und wieder abdrucken laſſen, wobei ſie
dann gewoͤhnlich, — der eine mehr, der andere mindervollſlaͤn⸗
dig, je nach ihrem beſondern Zwecke, — die unter b) genann⸗
ten Urkunden ebenfalls aufnahmen. In dieſe letztere Claſſe von
Schriften gehoͤren: 1) die Quellen des oͤffentlichen Rechts. Karlsr.
J. L.; 2) Meyers Corp. jur. confeder, German. Frankf,
—
J
=
322 BSGrtaatsrecht.
I. II.; 3) dev vierte Theil der Archives diplomatiques, Stuttg.
et Tub.; 4) Elvers Hauptquellen, Goͤtt.; 5) Emming⸗
haus, Corp, jur. German. tam publici quam privati; Jena
J. ID.; ferner die fegten Bande bon Martens Supplémens,
Rihber’s Staatdarhiv, und Schmid's deutſcher Bund,
und alfenfalls nod die: Abhandlungen Aber Gegenflande aus
dem allgemeinen Staatsrechte in Neudeutſchland. Carlsr. I. IT.
— Jn Begichung auf die allgemeinen gefegliden Normen war
alfo — wie denn das aud) natirlidjerweife nidt anders ſeyn
fonnte — feine Schwierigkeit, ſich vollftandige Kenntniſſe von
ihnen gu verſchaffen. Anders aber verhielt eB fich mit den
oben unter c) naͤher bezeichneten Urkunden. Mit AUusnabme des
Weſer⸗- und des Clb» Sdhiffabrts- Vesirages enthielten die ges
nannten Gammlungen nidts oon diefer Art, und fonnte man
ſich aud) Aber einige andere folde Actenſtuͤcke, z. B. uͤber einige
Geridtsordnungen gemeinfdaftlider Oberappellationsgericte,
ba oder dort Kenntniß verſchaffen, ſo blieb doch bei weitem die
Mebrgahl Geheimniß der Archive.
Diefem grogen Uebelſtande ift dann aud in | der legten Seit
keineswegs abgebolfen worden: die Sabi dee Gefegfamminune
gen wurde gwar in. diefer Beit um. gwei dermehrt, naͤmlich
mit: oe _
Schmalz, Grundgefese des deutſchen Bundes, gum Hand.
gebrauche bei Borlefungen, Gerlin 1825, 8. und
Michaelis, Corpus: juris publici Germ.. academ. Lib.
1825. gt. Be 3.
allein feine bon beiden enthalt aud) nur Cine bither nod) nicht
befannt gemachte Urfunde, und fie find daher auch beide als hoͤchſt
Hberfdffig, und blos die Zahl ber Bader ohne allen Zweck und
Mugen Lermehrend gu bezeichnen. Die Od) maly ide Chreftoe.
mathie war, (wenn man denn dod, was aber Ref. durchaus miß⸗
biligt, dergleiden bet Vorleſungen gebraudjen will) wegen der bow
: Literatur des deutſch. Bundesrechtes. 323
zAvers fruüͤher ſchon herausgegebenen gang abnitifien’ Gamme
ung vollkommen uͤberfluͤſig; und hidt minder umthig war
8, daß Middelts die oben genannten eben fo vollihindigen
und gum Theile fogar welt vollſtaͤndigern Sammlungen urd
fie feinige vermehrte. Die in den fribern Privat⸗Sammlungen
nod) nicht enthaltenen (vier hoͤch ſt unbedeutenden) Bundes⸗
ſchluͤſſe, welche hier: weiter gegeben find, werden nicht ald eine
vollgoͤltige Entſchuldigung angefuͤhrt werden koͤnnen;“ und von
der Wahrheit der in ber Borrede S. VI. gemachten Behaup⸗
tung, dag dieſer Sammlung Zweckmaͤßigkeit unt Brauchbarkeit
zukomme, weil „eine ſelbſt ovbrrfͤchliche Vergleichung ergeben
werde, daß er (der Heraissgeber) alle gu Berichtigung des Tex⸗
8 vorhandenen Huͤlfsmittet forgfam: benuͤtzt habe”, fonnite ſich
Ref. nach einer nicht „blos oberflaͤchlichen unterſuchung bürch⸗
aus nicht aberzeugen, vielmehy hat · er im Gegentheile gefilnden,
daß die Meyer'ſche und die Karlsruber Sammtung, und: alfd
nicht einmal die Original, Autgaben der Urkunden, gerade zu
bom Blatte abgedrudt ſind. i? Die aüzegebene “Roite ‘it alſo
Kod) nicht ausgefuͤllt. —
Noch weit ſchlimmer ſieht 28! aus mit der Hetant dabe der
zweiten Claſſe von Urkunden, naͤmlich der ertaͤltreruden
Actenftide. Obgieich es Jedein in die Augem!fallen mug,
daß die — oft ſelbſt in Beziehung auf bie Anwendung ſo wich⸗
figt — Geſchichte eines Geſetzes gar: nicht, febr oft abet aud) nicht
finmal die richtige dogmatifde Interpretation deſſelben gegeben
werden mag, wenn man ‘nicht die ſaͤmmtlichen Actenſtuͤcke bee
fit, weldye ſich auf daſſelbe beziehen, wenn man affo nidt ge:
at nuchweiſen bann, aus welden Gronden ein Geſetzes ⸗Ent⸗
wurf zuerſt in Anregung kam, welchen Zweck man dabei vers
Folgte, welche verſchiedene Faffngen verſucht wurden, welche
duthentifyd Erktaͤrühgen uͤbet eingelné Puncte in den Protecole
6
Stit, Zeitſchr. II. 2 . 34
—
len enthalten find: obgleich, fage ich, dieſes Jedem in die Au⸗
* J Tee |
— —— — — — —
=
42g F Staatsrecht.
{
*
‘gen falen muß, fo ift dod) fo gut als gar nichts geſchehen,
um dieſe ſo wichtigen Materialien an das Tagesiicht zu foͤrdern.
Außer Kluͤber's Acten des Wiener Congreſſes, welche doch
nur zum geringen Theile hieher gehoͤren, und außer den tes
nigſtens in ben fruͤhern Jahrgaͤrgen ziemlich vollſtaͤndigen Pro
tocollen des Bundestages , die ‘man aud der Ouart+ Uusgabe, ,
qué Meyer's, nur gu bald unterbrodenem, Repertorium, und .
aus Gravell wenigſtens nothduͤrftig kennen lernen konnte, ſind
alle uͤbrigen Actenſtuͤcke dem grdgeren Publicum bid auf dieſe
Stunde unguganglidys aud die neucfle Beit hat hieran nichts vets
beſſert. Es ſind alſo immer noch einige nur loco dictaturae und
blos fuͤr die betrefferiden Regierungen in gcringer Anzahl gedrudt,
wie die (o viel vollſtaͤndigere Folio⸗ Ausgabe der BT?s⸗Ptro⸗
tocolle, und die Protocolle des glen Urmeeforps; andere find
bios in tleiner Zahl lithographirt vorhanden, 3. B. die ſo hoͤchſt
intereſſanten, und fir Geſchichte und Cnterptetation des widtig
ſten aller Bundesgeſetze unentbebrliden Protocolle dex Wiener
Miniferiale Conferenzen, bie des Darmſiadter Handels-Gon—
greſſes und der ſpaͤteren Verhandlungen per ſuͤddeutſchen Staa⸗ |
ten ber dieſen Gegenſtand; nog) andere endlidy, wie die, frei⸗
lid) minder wichtigen, Protocolle des Karlsbader Congreſſes, und
die der Rheinſchifffahrts— Comniſſion, die Berichte der Central
~ , Unterfudungs + Commilfjon x die Berhandlungen des r0ten Ar⸗
meecotps u. f. av. find immet nod) nut in Handſchrift vorhan⸗
den &) — Go lange ſich nun abet bie Renntnig cer in dicen
Urkunden enthaltenen theils Quellen, theils Huͤlfsmittel des Buy
—
— as
2) Neber die Befchaffenbeit mebreret anderer ebenfalls hieher gehi
tiger Urkunden, z. Bs. der Verdandlungs-Protocolle wegen bet
freien Eld⸗ und Weſer⸗ Schifffahrt, der Prptocolle des gten ot
meecorps, weiß Ref. — da. fie ihm nic, zu Geſichte gelommen
find — nichts beſtimmtes anzugeben.
Oe | . hi
— 11
— beg pent. Bandesrececs. | 335
besrechtes nicht erweitert, d. b. fo lange wir nicht alle Geſetze
kennen, nicht alle erlaͤuternden Actenſtuͤcke in den Haͤnden des
Privaiſchrifiſtellers ſind, ſo lange kann nach des Ref. innigſter
Ueberzeugung nie von einer vollkommenen wiſſenſchaftlichen Be⸗
arbeitung des B.R's die Rede feyn, und ſollten z. B. die Ca⸗
binete je von ihrer Anſicht zuruͤkkommen, daß eine ſolche wife.
ſenſchafiliche Bearbeitung uͤberfloͤſſig und ſogar ſchaͤdlich ſei, ſo
muͤßte mit Herausgabe dieſer Actenſtuͤcke angefangen werden.
Giebt man dem Ref. die factiſche Richtigkeit ſeiner bishes
tigen Bemerfungen gu, fo wird man fid) aud mit ipm gu dem
Urtheile Aber den gegenwaͤrtigen Stand dieſes Zweigs ber. bundess
rechtlichen Literatur vereinigen, daß noch lange nicht das Noth⸗
wendige geleiſtet wurde, obgleich eine Menge von unnoͤthigen Buͤ⸗
chern vorhanden iſt, welche ſich mit einem Theile, und immer
wieder demſelben Theile der Quellen befaſſen, was denn
zwar fuͤr die Herausgeber aͤußerſt bequem, fir die Cade aber
nit im mindeften foͤrderlich war.
n. Syfteme des beutfd en Bun desverdtes,
“Bei dem eben geſchilderten Zuſtande der Urkunden⸗ Riteras
tur fann man ſich ſchon von vorne herein feine gu großen Ere,
| wartungen von den ſyſtematiſchen Bearbeitungen des Bundes⸗
tedjted maden, Denn wenn dem Schriftſteller die Materialien |
fn tinem fo betraͤchtlichen Umfange feblen, wie es hiet der Fall
aft » fo wird und mug die Bearbeitung unvollfommen ſeyn 3 es
= ware daher hoͤchſt unbillig, wenn man dem eingelnen Verfaſ⸗
ſer, der leiſtete, was er unter den gegebenen Umſtaͤnden gu lei
flen vermodte, Aber das nod Seblende Borwarfe machen wolls
te. Ref, will daber aud) eine Bemerfung, vie ex bei ijedem
eingelnen Budge wiederholen thnnte,. lieber bier ein (de allemal
vorausſchicken, naͤmlich die 7 daß es viele theiis mehr, theils
miuter wichtige Puncte in tnt bem. Bundesredte giebt, gon deren
very
—
$26 = Staatsrede
Crittens, ‘Begrdndung und üniſcheidans unſere! bisherigen Bee
arbeiter deſſelben keine Erwaͤbnung thün, noch thun konnten,
ſo daß alſo, ſelbſt wenn das bon ihnen Gegebene richtig iſt
(was natuͤrlich aud nicht immer der Fall ſeyn kann,) wenig⸗
flens Laden in der Darſtellung ſind. G3 iſt nicht der Ort hier
ind Cingelne gu geben, allein Stef. fdr hiet keinen Widerſpruch
Far ſeine Behauptung, daß z. B. bei der Darſtellung der Mi⸗
litair⸗ ⸗Organiſation, der Execution beiĩ inneren Unruhen, det
Handelsverhaͤltniſſe, der Geſezgcbung hinſichtlich des Buͤcher⸗
weſens u. ſ. w. ſich aus den oberigenannten Urfunden Manches
vind Wichtiges nadhtragen ließe. Eine eingige Schrift — die
Kluͤber'ſche — macht von dieſer allgemeinen Magerkeit und
Lidenhaftigteit eine bebdeutente Ausnahme, indem ihrem Verf.,
wie man ſogleich erkennt, wenigſtens ein Theil der geheimge⸗
haltenen Actenſtuͤcke zugaͤnglich war, und ſich daher auch ſeine
Urbeit mehr als eine andere dex Voll ſtaͤndigkeit naͤhert; allein
gewiß iſt auch, daß fie ſich dieſem Vorzug blos naͤhert und
(aug) abgeſehen von dem.f pater Creigneten) nody manche Ere
gingungen guliefe. Cine vollftandige, braudybare und gang tas
Dellofe Arbeit fann nur in dem feltenen Falle entſtehen, daf
ein Schriftſteller, Ser im Befige aller Quellen it, dod) nod
alles fagen darf und will.
/ Was — abgefeben bon diefer nothwendigen Folge des Zu⸗
ſtandes der Urkunden-Literatur — den ſonſtigen wiſſenſchafili-
chen Zuſtand der Syſteme des BH pen fo ſcheint er dem
Ref. folgender zu ſeyn:
Die wiſſenſchaftlichen Bearbeitungen bes BN zerfielen
gleich von Anfang an in zwei weſentlich verſchiedene Claſſen:
in ſolche naͤmlich, welche nur dag reine ‘Bundesredt. mit Muse
ſchluß jeder fremdartigen Veimiſhhung behandelten, und in die,
welche daſſelbe mit dem fogenannten gugemeinen deutſchen Ter⸗
ritorial⸗ Staatsredite virniſchen. Unter dieſent lezteren derfteben
*
big
thy 7
Se Hts
| Literatur des Dent. Bundesrechtes. J mia
dieſe Schriſtſteller die ſtgatsrechtlichen Grundſaͤtze side
geblid. in. allen einzeiden Bundedſtaaten gelten,
einzelnen Landeseinrichtungen zu Grunde liegen |
Gaffe beſteht aus den. Sehriften bon, Tittma
und Rudhart; die zweite begreift (von bloßen
z. Be bon Michaelis und. Haas abgeſehen) die.
Schmid, S(hwargtopf), Kiiber, Bryne. es
igt aud) nod Schmalz. — Ref. hat ſchon vor ciniger Zeit
an einem anderen Orte (Sens Lit, Zeit. 1826, nr, 5.U. 4X
ausfuͤhrlicher zu entwickeln verſucht, daß dieſes fogenannte alla
gemeine deutſche Agrritorial. Staatsrecht jeder kactiſchen und
wiſſenſchaftlichen Wahrheit entbehre, weil e8. wun einmal 58
cingelne in ibyen Einrichtungen ſehr verſchiedene deutſche Stang
ten und Ginen Bund, aber. Fein - weitefe prittes, figatéredytlis
hes Verhaͤltniß in D., alſo auch keine wiſzvſchaftliche Day
fitllung eines foldyen gebes er bat dort behguptet, upd, wile ex
bofit, bewieſen, daß es dex. Geſchichte undjdep Logik gun Troge
cfonnen ift, da feine Aufſtellung fuͤr Leben und Wihenſchaft
gleich ſchaͤdlich wuͤrkt, und,.daf ſomit fein. Heil fir big. matericlle
und formelle Yusbiloung des BN’ gu hoffen iſt, ſo lange niche
jener Wechſelhalg aus der Reihe dev exiſtirenden Disciplinen
wieder ausgeſtrichen, wird. Um, Wiederholungen und. Raum⸗
verluſt zu vermeiden, eilaubi. ſch Ref. au. ienen Aufſatz ay
verweiſen, und nur uͤher sien, Cinwayd, Os ibm, feiidem er
jenes ſchrieb, von einem unferer; berdbmtcfien Phpliciſten entge⸗
gen gehalten wurde, moͤgen dice. ejnige Porte. eine, Stelle fine
den. Dieſer Einwand iſt: daß ein ſolches atlagmeines deutſches
LSLR, , wenn es aud vicht als poſitives Gefe, pnd. iberall
zu befolgende Norm vorhanden fei; doch wenigſtenß als wiſſen⸗
ſchaftliches Huͤlfe mittel und zwar deßhalb ruͤthiich und azulaͤßig fei,
weil es cing. Einfejtung gum, {Stadium der Gries, deg. ringelnen
Staats (ei, — ein saad Gerdlte, um die atte
-_
t
ip.
*8* Pe, RE oo a.
328 ; Srdatsrede.
fireuten, unorganiſchen Einrichtungen und Geſetze des ſpeciellen
Gtaates an den gehoͤrigen Ort des Syſtemes zu ordnen und zu
befeſtigen; ohne eine ſolche allgemeine Ueberſicht wuͤrden die
Landesgeſetze ein, fir den Anfaͤnger namentlich, unentwirrbares
Chaos bilden. — Ref. kann ſich von der Haltbarkeit dieſer
Saͤtze nicht uͤberzeugen. Allerdings iſt eS natuͤrlich und noth:
wendig, daß man ſich eine allgemeine Ueberſicht Aber den Staots⸗
organismus verſchafft, ehe man das Studium des einzelnen
Landesſtaatbͤrechtes beginnt: allein dieſe Ueberſicht kann unmoͤg⸗
lich durch eine Disciplin erworben werden, welche ſelbſt kein
lebendiges Princip hat, kein organiſches Ganzes iſt, ſonderi
nur ein forme vereinigtes bunt(dhadigtes Aggregat von nature
rechtlichen Saͤtzen, ungebuͤrlich verallgemeinerten Geſetzen des
einzelnen Landes, und geſchichtlichen Reminiſcenzen. Zu dieſer
Einleitung iſt einzig das philoſophiſche Staatsrecht brauchbar.
Dicles muß die Grundlage jedes ftaatsredtliden Studiums bil
den, ſowohl materiell als ſormell; und dieß kann es auch, wenn
es vernunftig und richtig gelehrt wird, d. h. wenn es nicht blot
eine einzige Gtaatsart “als die allein: mdgliche und rechtmdfé |
ge darſtellt, und nicht blos das ſchon bunbertmat bis gum Eckel
Wiederdolte uͤber Verfaſſung nod) ¢inmal wiederkaͤut, ſondem
wenn auch den Principien uͤher Siaatederwaltung die apices ges
duͤhrende Stelle eingeraͤumt wird.
Dicfe Ueberzeugung von “ber Nichtexiſtenz eines ſolchen alls
gemeinen deutfdhen T. Si. R's beſtinmt denn natuͤrlich aud ble
Anſicht des Ref. von dem relativen Werthe der einzelnen oben
genanntén Schriften. Nur die in die erfte Claſſe' gehoͤrenden
kann er als in der Grundlage richtig aufgefaßt anerkennen; die
entgegenſtehenden haͤlt er nicht nur fuͤr wiſſenſchaftlich verfeblt,
ſondern auch fuͤr practiſch ſe hr ſchaͤdlich. Dabel muß ex dem
freilich zugeben, daß wir noch keine in die erſte Klaſſe gehoͤrige
beſitzen, welche alle Anforderuͤngen, die man bei dem
diteratur des deutſch. Bundesredtes. - $25
fgigen Suftande der Quellen an ein vollkommen“ brauchbares
Werk machen darf, erfuͤllte. Denn Tittmann suid Drefah’s
Schriften, von denen namentlidy die leztere gur ‘Beit threr Crs
ſcheinung ſehr verdienſtlich war, find ſchon bor ben Wiener
Minifterials Conferenzen erſchienen, und alſo itzt zum großen
Theile veraltet, weil ſie in ſehr weſentlichen Puncten luͤckenhaft
ſeyn muͤſſen. Drefches Nachtrag fonnte diefem unverſchulde⸗
ten Mangel nur unvollitandig und unbequem abbelfen, Studs
hart’s Fleine Schrift ift blos ein Leitfaden fot akademiſche
Porlefungen, welder felter etwas anderes, als die Worte der
Geſetze enthalt; und aud biefe wenigen eigenen: Semerfungen
find nad des Ref. Anſicht oft materiel falſch, und namentlid
darauf berednet, dieſen oder jenen einzelnen, nach richtigen
Grundſaͤtzen nicht zu rechtfertigenden, poſi tiven Anſpruch mits
Ttelbar gu vertheidigen. Wenn dem Verf., wie bem Hef: (Hon -
verfichert wurde, von feiner Regierung die ſaͤmmnichen Quellen
‘und Huͤlfsmittel zedffnet wurden, “fo bat er woͤrklich moͤglichſt
wenig dieſelben benuͤzt; fo wie das Compendium vorliegt, konn⸗
te es recht gut aus der Quart⸗ Ausgabe der ‘BT's 2 Protocole —
bearbeitet werden. — Ein blos das reine Bundedrecht darflellens
des Syſtein ift Saber immer noch ein unbefriedigtes Bcduͤrfniß.
Was die gu der gweiten oben tzaͤber begeidyneten Elaſſe ges
Porigen Schriften betrifit, fo ware es febr ungerecht, wenn
man fie alfe gleid) beurtheilen oder: vielmebe perurtheilen wells
“tes fie zerfallen vielmehr in gwei weſentlich verſchledene Unter⸗
abtheilungen/ von denen zwar Ader die eine, nach des Ref.
Anſicht, unbedingt der Stab su brechen it, bie andere aber
‘nut, weil fie fi d mit einem unnoͤthigen und f haͤdlichen Balla⸗
ſte beſchwerte, als minder Mm, denn fie e ſeyn — erklaͤrt zu
werden verdient.
Zu dieſen lezteren naͤmlich die Darſtellufigen, wel⸗
‘ce zwar ein allgemeines deuiſches T.St. R. ſtatuiren, baſſelbe
8
40 ay 1 Gtaatsrecht. 4
aber gang -gefrennt bon dem BR. behandeln, fo dag in dem
Einen Bude eigentlich gwei mit einander nidt naͤher verwandte
Disciplinen bearheitet find. In logiſcher Beziehung iſt dieß
allerdings nicht ridtig, allein wateriell immer nod beer, als
wenn fie durch einander gemifdp waren; denn fo haben die
Perf. doch felb(t die Spreu vom Korne geſondert. Hieher ge⸗
hoͤren pie Schriften yon. Klaͤben und Brunnquell. Daß |
die. Darſtellung, welche uns Klaͤber von bem BR, giebt, bei
weitem das pollſtaͤndigſte iſt, was wir bis itzt daruͤber baben,
iſt oben ſchon vorlaͤufig bemerkt worden; 3 eben fo iſt allgemeia
anerfannt , daß andy noch in anderen Hinfidten, ie B. auf die
reiche Literatur, ben zweckmaͤßigen Plan, die reichhaltige Cins
leitung, das Wert ein vorgiglidhes gu nennen iſt: es ijt daber
wuͤrklich ſehr gu. bedauern, daß diefem trefflidert erſten Theile
der gang nuhrauchbare und ſchaͤdliche zweite beigegeben iſt.
Ref. wuͤrde eB fuͤr einen großen Gewinn for das Bud und. fir
die Wiffenfdaften..belten., wean bei einer neuen Ausgabe (mit
Nachtrag des Meueſien) blos der erſte Theil bbe: bas reine
Bundesrecht abgedruckt, der zweite aber, wie er perdient, ber
Vergeſſen eit uͤbergeben wuͤrde. Dann rodre auch das. Bud
gum Gebraude bei alademiſchen Borlefungen tanglider,
mogu es in ſeinem igiggn Zuſtande zu theuer ift, .abgefeben
nod davon, bas Ref. wenigſtens Anfaͤngern kein Wexk in
die Hand geben moͤchte, welches das algemeine 8. T.St. R.
enthalt, weil fie dieß gang Herwirren, und fuͤr immer gum
Publiciſten verderben koͤnnte. — Brunnqu ells thrift ift wes
niger bedentend,. {on deßwegen, weil. fie fein zuſammenhaͤn⸗
gendes, gleichfoͤrmig ausgebildetes Spſtem, ſondern mehr ein
Alggtegat von einzelnen Abhandlungen iſt, amie fle denn auch
ſchon der eigene Titel nur als einen Beitrag zu — Schriften
Klibe v's und Dre (dhs angiebt, .
Dle andere Abtheilung hilden die Werke. oon SGvarp
~
Siteratur des deutſch. Bundesrechtes. 331
Fp f) und Schmid, fo wie einige dem Ref belannt -gemors
dene „Grundriſſe.“ Das characteriſtiſche bei dieſen Schriften
aft, daß fie/ niche einmal die von ihnen angenommenen Grund⸗
ſaͤtze des Landesſtaatsrechtes und das Recht des deutſchen Bury
des trennen, fondern nach Vorausſchickung einer, die allgemeis
nen rechtsphiloſophiſchen Grundſaͤtze uͤber Staat u. ſ. w. ents
daltenden, auch wohl, einer hiſtoriſchen Einleitung, nun, bag
- Bundesredt und das Territorialſtaatsrecht als zwei Zweige Gi
nes Stammes in gleichlaufender Darſtellung entwickein. Waͤh⸗
rend alſo die zuerſt erwaͤhnte Claſſe zwei verſ chiedene Dis⸗
ciplinen (von denen freilid) die Cine gar nicht exiſtirt,) neben⸗
einander in Einem Berke behandelt; vereinigen die leztgenann⸗
ten Schriften ſi e beide gu Einer Wiſſenſchaft. Hier ſcheint nun
bem. Ref. unbefireithar zu ſeyn, daß nicht nur dex große matee
tielle Bebler gang derfelbe iſt, fondern aud) nod) ein weiterex,
Den Unfanger noihwendig ganz verwirrender, Mangel an Lo⸗
gik und richtiger Anficht des zu. behandelnden Stoffes dem Wer⸗
Abe, der Schriften beſonders nachtheilig wird. Sollten daher auch
einzelne Abſchnitte, in ſolchen Werken. geſchichtlich oder dogma⸗
iſch ganz gut bearbeitet ſeyn, was Ref. nidt laugnen will, fo
fran man dod) nicht umbin, das — als volllowmen in
der Anlage verfehlt zu bezeichnen. 7
Es iſt wuͤrklich gu beklagen, und —— Fein guteß Zeichen
agi ſtaatswiſſenſchaftlichen Bildung, vielleicht aud ſelbſt. des
politiſchen Zuſtandes von Dentſchland, daß trotz ded hisher. gee
ſoliderlen Zuſtandes der wiffenfdhaftlihen Bearbeitung des BMG
dod) in den legten drittehalb Jahren ſo wenig geſchehen iſt, um
demſelben abzuhelfen. Es iſt zwar ein neues Syſtem —
nen, naͤmlich:
„Schmalz, das teutſche Staatsrecht, ein Handbuch — 4 Ges
— brauche (bei) alademiſcher 2 Vorleſungen. Berlin 1825.
3
8.3 1
| ’ — — — — — coe
. ws
. . *
$32 Staatsrecht.
allein Ref. beſinnt ſich keinen Augenblick gu erklaͤren, daß ſeiner
Meinung nach die Wiſſenſchaft durch dieſes Buch nicht im min⸗
deſten gefoͤrdert wurde. Eiamal gehoͤrt es uͤberhaupt zu der
lezten ebengeſchilderten, alſo zu der ſchlechteſten, Claſſe der Sp⸗
ſteme, dann aber enthaͤlt es gar nichts Neues und Eigenthuͤm⸗
liches. Der Verf. iſt hinter manchem ſeiner Vorgaͤnger, z. B. hin⸗
ter Dreſch, Mudhart, oder gar Kläber, weit zuruͤckgeblieben;
e8 feblt an Bollftandigteit, an zweckmaͤßigen literariſchen Nache
welfungen, an ridtiger Auffaſſung der Disciplin; es fi nd im
Gingelnen ſehr viele Unrichtigkeiten: kurz, das Ganze ware
weit beffer ungeſchrieben geblieben, wenn e6 (chon einige fore
melle Vorzuͤge, z. B. die Klarheit der Sprache, haben mag.
Ref. kann alſo auch dieſen Abſchnitt von bundesrechtlichen
Schriften nicht verlaſſen, ohne auf ſehr erhehliche Maͤngel und
Lücken in demſelben, urd auf dat Unbefriedigende der Ausbeu⸗
te der juͤngſten Zeit aufmetkſam gemacht zu haben. Auch hier
iſt noch viel gu thun, und verdienter Dank gu erwerben; ob
und mann dieſes gefcheben wird, dieß duͤrſte hauptſaͤchlich von
der Vervollſtaͤndigung der Utkunden⸗-Literatur und bon der Bers
bannung des allgemeinen deutſchen sd aa ae gleich⸗
maͤßig abhaͤngen.
III. Monserepviene
Bei hem leicht: erklaͤrlichen Mangel an Theilnahme von
Seiten des Publicums auf der einen, und bei der pofitiven Ents
muthigung ſchriftſtelleriſcher Beſchaͤftigung mit Vundedangele⸗
genheiten auf der andern Seite, iſt es kein Munder ,* das ſich
bie Sahl Ser Monographieen in der bundesrechtlichen Literatur
keineswegs fo ſehr vermehrt, wie man es ſonſt ven einer, bee
ſonders uͤber ſtaatsrechtliche Gegenſtaͤnde, ſo ſchreibſeligen Zeit,
und bei'ber Menge wichtiger nod) unentwirrter und unentſchie⸗
dener Puncte des oͤffentlichen Rechtes eines Ader 50 Millionen
Menſchen umfaſſenden Bundes Grund baͤtte zu erwarten. Wer |
i
Literatur des deuiſch. Bundesrechtetz. 333
wird uͤber eiwas ſchteiben, das Niemand Tefen will? Außer⸗
dbem wird natuůͤrlich bor allem die Bearbeitung einzelner Fra⸗
gen, bei denen in das Detgil eingegangen werden foll, die nad
allen Seiten eroͤrtert und betrachtet werden muͤſſen, durch den
Mangel der Quellen und Haͤlfsmittel ſehr erſchwert, oft ganz
unmoͤglich ~ gemacht. [Bon den wenigen Monographieen aber,
welche wir tro diefer ungünſtigen Verhaͤltniſſe beſitzen, iſt fibers
dieß cin bedeutender Theil effectiv wieder abgugiehen, indem fi ie
nur nod) pon Werth fir die Geſchichte dee Literatur ſeyn koͤn⸗
nen, entweder weil der Erfolg die Vorausſetzungen widerlegte,
als fie Aber den Character, die Kraft und die Wuͤrkungen deb
jungen Bundes ihre Hoffyungen duferten, (3. B. Dred,
Heeren, Matter, Zachariä); oder weil ſpaͤtere poſitive
Geſetze und authentiſche Auslegurigen bie Streitfragen, mit
welchen fie fi ch beſchaͤftigt hatten, fuͤr immer entſchieden. (fo
z. B. bei Dabelow, Dalwigk, Hoͤrnthal.) Auf dieſe Art
ſind uns denn nur wenige Schriften uͤbrig geblieben, welche ale
nod practifd braudibare ‘Bearbeitungen eingelner Theile des
BRS ihren relativen Werth haben; hierher zaͤhlt Ref.’ (abge⸗
rechnet einzelne meiſtens unbebeutende’, Maffage in Zeitſchrif⸗
ten,) vorzuͤglich: Uretin’s Schrift aber die "Cenfur des Bun⸗
des; Behr’s rechtliche Granzen. deſſ elben; "pie Bonner Beitraͤ⸗
ge zur Wiſſenſchaft und Literatur deffelben; Dreads Beitraͤ⸗
ots Cid of f Aber ben Art. 19. ber ok) ae Vollgraff's
Standesherrn; “die Frankfurter Unterſuchung fiber die Rechtz⸗
gleichheit der verſchiedenen Confeſſionen; auch fey es ihm evs
laubt, an ſeine Rechtspflege bes d. Bis gu erinnern.
Unter dieſen Umſſlaͤnden wird es nun weder einer Polernit,
noch vieler Worte beduͤrfen, um gu geigen, daß durch eine ſol⸗
he geringe Anzahl von Schriften — und haͤtte auch jede der⸗
ſelben ihren Gegenſtand vollſtaͤndig erſchoͤpft, was nicht! ber
Fall iſt, ag bei bert mangelhaften Sie — konnte, —
a
/ 4
$24 — — 7 Staatsrecht. *
doch nur der geringſte Theil derjenigen Puncte des BMS er⸗
oͤrtert ſei, welche eine naͤhere Unterſuchung ſowohl verdienen alg
ndthig paben ; dag alfo bier noch cin reiches Feld fir die Thaͤ⸗
tigfeit ber beuiſchen Publiciſten unbebaut liege. Ebenſo wird
leicht zugegeben werden, daß eine fleigige und tidstige Brbauy
ung diefes Feldes wuͤnſchenswerth ware, weil nur bei einem
Reichthum bon guten Pionographiedn eine in allen Theilen
gruͤndliche Darſtellung einer Wiſſenſchaft moͤglich iſt. — Als ein
ſehr guͤnſtiger Zufall ware es daber angufeben gewefen, dag
der Streit Uber die Gotha'ſche Erbſchaft Anlaß geben mußte,
aud) einen, und gwar einen wichtigen, Punct des BIS naͤber
zu ——— naͤmlich den, ob ein Bundesſtaat als folder
getheilt werden duͤrfe oder nicht? Allein leider hat die Wiſſen
ſchaft durch die Schriften, welche ſich mit dieſer Seite def Gay
tha’ iden Streites befagten, nidt diel gewonnen, indem weder
die Gegner ned die Dertheidiges ber Theilbarkeit die Sache Gee
nay und umfaffend unterſucht und unwiderleglich beantwortet
haben, und, wenigſtens nad) des. Ref. Mnfidt , die Frage wif
ſenſchaftlich noch ganz in integro iſt. Dieſes Reſultatwar
um ſo weniger zu exwarten, indem ſich nicht weniger als ſechs
kleine Schriften ausdruͤglich mit ber oben genannten Frage! be⸗
ſchäftigen, und nach. einige andere ihret wenigſtens gelegentlich
Erwaͤhnung thun, Dig Titel, der exflern find:
, 4) (2. Br unpqwell,) Staatt rechtliche Eroͤrterungen uͤbet
den Vorzug der Lineal⸗Erbfolge n. ſ. We, und uͤber die
Wefugniß ber Megenten hinſichtlich der. Veraͤußerung und
Vertauſchung ihrer Lauder. Ilmenau 1823. 8.
2) Zu dem Vertrage zwiſchen S. Gotha, S. Meiningen,
S. Hildburghauſen und SG, Koburg, Roͤmhildt, 28. Full
1791. Jena 1823. 8.
es ? Log, Cinige Bemerfungen, uber /zwei lezthin exfpienene
Gapriften i in der S. S· Gucreffions face 0, O. 1825- By 3
—
Literatur des deutſch. — 335
4) (A. ‘Brunnquell,) Ucber die angeblide UngertrennLars
feit und unveraͤußerlichkeit der Staaten gufolge der Sune
desgeſetze. Erfurt 1825. 8.
5 ueber die untheilbarkeit d. B. Staaten; ein hiſt. dogmat.
Beirag gum d. St. Hannos. 1825. 8 .
6) Die Rheilung des Herzogthums S. G. a. in rechtlider
“und politi [cer Hinſi ae unterfudyt von E. G. Wahrlich.
Lpz. 1825. 8.
Auch beſchaͤftigt fi ſich Pf eiffer in ſeinem erie Werke
gelégentlidy mit diefer Frage (Bd. J. S. 290-305.) und ends
lid) haben Schmid und. Qadharia in ihren Necenfionen, dies
fer in den Heidelberger Jahrbuͤchern 1823, „ener im Hermes
XXII und XXVI, 1, ihrer wenigſtens bom kritiſchen Stand-
puncte aus Ermabnung gethan ; wobei nicht anders als bes
dauert werden kann daß ſich dieſe vollguͤltigen Richter nicht
auch ex professo pamit beſchaͤftigten. — Von dieſen Schriflen
behaupten nr. 3 und 4. die Zulaͤßigkeit der Theilung; nr. 1,
aber Wohlbemerkt yon demſelben Vetf. wie nr. 4) 2, 5 und
*
b, verwerfen ſie; auch Pfeiffer iſt gegen fie, fo wie ihr
endlich Zachariaͤ und Schmid, jedoch hauptſaͤchlich aus po⸗
litiſchen Gruͤnden, nicht gewogen ſcheinen.
Die gegen bie Theilbarkeit vorgebrachten Gruͤnde zerfal⸗
len in vier. verſchiedene Claſſen, in moraliſche naͤmlich, politi⸗
ſche, rechts⸗ philofopbifde, und poſuiv⸗ -rechtliche. Hier ſi ſieht
nun vorerft Jeder ein, daß die beiden erften Urter in biefem
Falle, wo e8 fidy blos: von der Eroͤrterung und Anwendung der
beſiehenden Bundes geſetze handelt, durchaus von keinem Gewich⸗
te ſeyn koͤnnen, auch wenn fie nicht aus fo leeren und ſinnloſen
Dectainationen beſtehen, wie in nr..65 folde Ruͤckſichten ſollen
und muͤſſen auf die Entwerfung neuer Geſetze, nicht aber auf die
dogniatiſche Auslegung der [don gegebenen von Einfluß fepn.
evn ließe fic Biel bei den aus dem philoſophiſchen Staais
336 ; Staatsrecht.
rechte genommenen Gruͤnden die Anwendbarkeit derſelben auf
das meht als halb voͤlker rechtliche Verhaͤltniß des deutſchen
Bundes in Zweifel ziehen: allein es waͤre um ſo weniger am
Orte hier dieſe Frage zu unterſuchen, als der von den ſaͤmmt⸗
lichen hierauf eingehenden Berff., nadmlid) den von 1,2, 6,
und ſelbſt von Pfeiffer, als Hauptgrund aufgeftedte Gav die
Beleudtung der Critik dod) in feinem Kalle auslalten dirfte.
Dieſe Schriftſteller fagen ndmlid), die Theilung eines (Rechts)
Staates (ei unerlaubt, weil die Regierung beffelben fein Private
recht der fuͤrſtlichen Familie ſei. Go gewiß nun auch die ſes
Princip bei einem Rechtsſtaate unbeſtreitbar ijt, fo wenig farin
es (was aud Pfeiffer einraumt) auf Patrimonialftaazen
Anwendung finden: der Beweis aber, daß im deutſchen Bunde
nur Rechtsſtaaten feien, war — wegen der gar zu offenbar
widerſtrebeyden Wuͤrklichkeit — nicht zu fuͤhren *); und fo faut
der Satz in ſich zuſammen. Der letzte Anker der Vertheldiger
Der Untheilbarkeit der Bundesſtaaten als folder ware ſomit nue
nod) die pofitive Geſetzgebung des deutſchen Bundes; und es iſt
aud mehrfach verſucht worden, denfelben auszuwerfen. Da
: ‘
2) Pfciffee allein bat den Verſuch gemacht, die Behauptung
gründlicher gu erweiſen; daß alle d. Bandesfinaaten Redtsfaater
{eien and ſeyn müſſen; allein Ref. geet, daß er fic) mit feinee
Argumentarion durchaus nicht vereinigen fann. Denn wenn ee -
" Die Mbglichfeie der Patrimonials Cigen(chaft deßhalb laugnen zu
miffen glaubt, weil fonft die Mediatifirungen, Tauſche, Tren⸗
nungen den regterenden Familien und ibren Agnaren Unrecht ge
than batten, und. weil fic) diefe Opcerationen nur aus hem Stands
puncte eines (Rechts-) Seaates vechtfertigen laſſen: fo it einmel
Dem Nef. nicht bekannt, daG der erfte Gag verneint wuͤrde, und
zweitens kann aus dem Geſichtspuncte des Rechts ſtaates am al⸗
lerwenigſten ein ſolcher Tauſch u. ſ. We vertheidigt werdenz weit
eher bei cinem Patrimonial ſtaate. —
Literatur des dentſch. Bundesrechtes. 347
aber. unglidligerieife feine auedruͤcliche Beflinimung vorhan⸗
den war, in welder. biefer Fall vorgefehen worden wire, fo
mußte man ſich durd Inductionen und Schluͤſſe gu helfen ſu·
chen. Der Verf. van nv. 5. verſuchte deßhalb ſich an die Stoͤ⸗
~ tung der Machtverhaltniffe im Bund anguflammern ; nr. 2 und
5. nebmen bie bom Bunde gugefiderte Unverleglidhfeit der Bun
desſtaaten in Anſpruch; dieſelben endlich nehmen als Zwed ves
Bundes Befeſtigung des Zuſtandes der Volker an. Wiles vere
gebens; der letztere Zweck ift nirgends ausgeſprochen; und was
dfe beiden anderen Gruͤnde betrifft, ſo hat der Bund ˖ ſelbſt in
mehreren Artikeln deb Bundes » und der Wiener Schluß⸗ Acte
Beſi itz veraͤnderungen als moͤglich vorausgeſetzt. Der Beweis der
Untheilbarkeit der Bundesſtaaten als er ift alfo in keinem
Galle nod) gefuͤhrt.
Wenden wit uns Sagegen. zu den J der
Theilbarkeit, fo finden wir, daß nr. 3. gat nicht in Belrach⸗
tung kommen fann, als cine bloge, durchaus feine eigene Anſich⸗
fen entwidelnde Polemik gegen nx. 2, und gegen Badaria’s
obengenannte Recenfion; und dag gwar nr. 4, die ridtige Une
ſicht aufſtellt, allein ſie moͤglichſt fladtig und ſogar falſch be—
gruͤndet. — Von keiner der beiden Seiten iſt babet der Wife
{aft eine Befoͤrderung geworden, und Ref, wenightens ift der
Anſicht, daß vas gange Ergebniß diefer Seite des S. Gothaſſchen
Streites fuͤr das Bundesrecht nur das iſt, daß auf einen fruͤher
nicht gehoͤrig beachteten Punct aufmerkſam gemacht wurde; daß
aber die der Zahl der Monographieen bei dieſer Gelegenheit gewor⸗
dene Verſiaͤrkung die Wichtigkeit dieſer Claſſe von Schriften fuͤr
die Wiſſenſchaft keineswegs vergrdßert hat.
Mit Vergnuͤgen ſieht ſich Nef. am Schiuſſe dieſer Ueberficht,
bef weldjer es ihm fo felten vergdnnt war, vollen Beifall aus⸗
zuſprechen, und welder kein ſehr befriedigended Bild von bem
Zuſtande dieſes Zweiges der Wiſſenſchaft gegeben haben kann.
338 Staatsrecht.
Der ſachkundige Leſer moͤge entſcheiden, ob ins Schwarze gee
mahlt, ob unbillig beurtheilt wurde. St aber die bisherige Schil
Derung die ridhtige, fo ift alferdings per gange 3uftand ber wifes
ſenſchaftlichen Bearbeitung bes Bundesredhtes in mehr até Ciner
Beziehung gu beflagen, Cinmal ſchon im reinen Intereſſe der
Wiſſenſchaft, indem fo Mandes nidt geleiftet wurde, was ‘def
mehretem Fleiße, ridjtigerer Logif, befferen Anſichten im philof ophis
{hen Staatsrechte , bier und da aud bet groͤßerer Rechtlichkeit
Katte geleiſtet werden moͤgen; dann aber mug namentlich auch in
politiſcher Beziehung dieſe große Gleidghttighelt, muͤſſen dieſe ſo⸗
gar pofitiven Hinderniſſe gegen eine vollkommen theoretiſche dubs
bildung der Bandesverhalmiffe, das heißt der Rechte und dee
Pflichten des Gangen und der einzelnen Theilnehmer, ſehr ernſt⸗
haft bedauert werden. So laͤcherlich eB ware, ven Einfluß der
Theorie ſo ſehr zu uͤberſchaͤzen, daß man waͤhnte, ſo nur Vieles
Ond Gutes uͤber den Bund und da8 von ihm Ungeordnete und Une
Zuordnende geſchtieben ‘ware, wuͤrde (hon alles fir die Wuͤrklichkeit
gewonnen, Feſtigkeit, Plan, Conſequenz, Einſicht erzeugt ſeyn:
ebenſo gewiß laͤßt ſich die Ruͤkwuͤrkung dee Schrift auf die That
nicht gang laͤugnen. Mit jedem Jahre waͤchst cine neue Gcneras
tion mehr heran, und iſt e8 allenfalls, wenn ihr das Ruder wird
zugefallen ſeyn, gleichguͤltig, wie und w a8 fie in der Zeit der lebs
haften Eindruͤce und der unbderdorbenen Borfage gelehrt wurde?
Ueberdieß ift dieſe wiſſenſchaftliche Nidtadtung eines Verhaͤltniſ⸗
ſes, welches nicht nur fuͤr Deutſchland, ſondern fuͤr ganz Europa
von ſo großer Wichtigkeit iſt, auch als Wuͤrkung, als Zeichen des
Mangels an innerer Anhaͤnglichkeit und folglich an Wahrſcheinlich⸗
keit der Stabilitaͤt ins Auge zu faſſen und zu bedauern. So lange
des itzige Zuſtand der Bearbeitung des Bundesrechtes beſteht, fo
lange kann die Theorie nicht von CinflugG auf die Waͤrklichlei
— und fo lange it fie tein. gutes ee ber Wuͤrllichkeit. vu,
—————— Re Mophi’e
\
Drudfebler.
Geite eile lies | ſtatt
287 10 v. u. Calmeil Culmeil.
tbend. 8 v. u. Falret Falvet.
288 10 v. ob, Vitalitätserſcheinungen Totalitätserſcheinungen.
289 Io. ob. dem Quale den Qualen. |
chend. 9 v. u. Uund beide um heide.
”
am
Sa
“&,
Kritiſche Zeitſchrift
ey |
Rechtswiſſenſchaft
Hetausgegeben
unter der Redaction
- Profefforen
RN. Mohl, fs SGeurlen, E. SHrader,
C. G Wadter und K. Waͤchter
tw
| THbhinge th
3weiten Banves
im Drittes “Heft.
Cibingen, .
in ber Laupp'ſchen Buchhandlung.
1827,
‘-
*
6
fa
,
eo
i
L Recenfionen
Stekhardt (H. R. Phil. Dr. Jur. Baccal. Lips.)
de coli vi in jure conspicua. Dissertationis de
coeli in’ generis humani cultum vi ac potestate
pars altera. Lips. 1 in com. Recl, 1826. 59 S. 4
(Preis > fl, 40 Rr). . —
Herr Stockhardt, ber ſich bereits der delehrten et
durch . ein’ Raturrechts » Compendfum Codie Wiſſenſchaft oes
Rechts u. ſ. we Leipzig 1825.) befannt gemacht hat (wie
werden auf dieſe Schrift bei einer andern Gelegenbeit
jutidtommen) ; giebt uns hier eine akademiſche Probe⸗
ſchrift, die, wie ſchon bee Titel angeigt, dee weite Theil
einet Diſſertalion iſt, die ber Einſtuß des Clima auf die
menſchliche Culture zum Gegenſtande hat. Der erſte Theil
beſchaͤftigt ſich mit der Darſtellung dieſes Einfluſſes duf die
Wiſſenſchaften und Kanſte, die Jurisprudenz ausgenommenʒ
dieſer zweite Theil dagegen, der uns hier allein beruͤhrt, —
hie der Verf. ſich ausdruͤdt, die ydulcissima operis pars‘, .
die dee RKiinfiler gewoͤhnlich am liebſten zuletzt gebe — hat &
mit dem Einfluſſe des Clima auf das Recht allein gu thun.
Es iſt dekannt, daß Montesquieu e8-war, der haupt⸗
ſaͤhlich We Idee durchfuͤhrte;, die Begiehungen, in welder in
den verſchiedenen Staaten Verfaſſung, Sitten, Religion und
Clima-mit den Geſetzen ſtuͤnden, au entwickeln, ‘um auf dieſe
Krit. Zeitſchr. I. 4 a
4
40 Rechtspbiloſoobite.
Date ee
Weife Principlen aufzufinden, bie dem Geſehaeber, nach der
VWerſchiedenheit der Staaten, tauglich waren, Unſer Verf. fuͤhrt
auch Montesquieu— und ‘Falconer (warum nicht aud) Boe
din?) alé (eine, und gwar eingigen, Borganger an; es lag
aber nicht in feinem Plane, alle jehe Beglehungen gum Gegens
ftande ſeiner Unterfudung gu machen, ſondern er wablte das
eingige Moment, das Clima, aus, um den Cinflug deffele
Ben auf das Recht gu geigen. » 4
—_
Es frugt fiG nun vor Wem, ob es gwedmagig war, aus.
der Kette jener wirlenden Urfaden eine folche einzelne, und. ges
rade diefe, herausgubeden, und abgefondert fir ſ ich ju bes
trachten? ob nicht der Einfluß, den jene Umſtaͤnde gang unbes
zweifelt zuſammen haben, wena man nur ‘biefen eingigen
unterfudt, faft unter den Hunden gerrinnt, wie es Heilquellen
giebt, deren Wirkſamkeit außer Zweifel iſt, und die doch dem
Chemiter bei ber Analpſe keine Beftandtheile oder nur. fo ges
ringe Partiteln berfelben geben, daß er fic dle Urfadyen der
heilenden Kraft nicht zu erklaͤren vermag. Wil. man aber aud
diefe Porfrage uͤbergehen, fo iſt doch fo biel gewiß daß es
hoͤchſt ſchwierig iſt, bei ſolchen particulaͤren Unterſuchungen
Einer Klippe — der Klippe ber Ginfeitigfeit — yu entges
ben, und Nec. gefteht, daß ihm bei aͤhnlichen Unterfuduagen,
Be bei, Dorn⸗Seiffe n’s Spuren des Nomadenlebens im
rom. Rechte, und anderen , immer der Hauptmann in Goͤthe's
Leben einfaͤllt, ber alle menſchlichen Laſter und alles menſchliche
Ungluͤck mit großer Beredtſamkeit ſtets vom ſchlechten Ge⸗
dächtniſſe herleitet. Auch unſer Verf. hat dieſe gefaͤhrliche
Klippe nicht ganz zu vermeiden gewußt, und ſeinem Clima
nicht felten biel gu viel Ehre angethan, oder wenigſtens wo
dev Natur der Sache nach fein Stoff unfrudibar war, die tide.
durch, genauer beſehen, Nichthiehergehoͤriges autgefuͤllt. Er
fdeint das Erfiere aud sum Boraus ein wenig — zu bas
|
Stoekhardt, de coeli vi in jure consp. | 941
bens daber wohl gleich) in der Cinleitung (S. 8.) die Schuß⸗
rede: es haͤtten — dem Himmelbsſtrich fo viele ſonſtige Gruͤn⸗
de bei Bildung des Rechts eingewirlt, daß man felten allein
dem Glima etwas zuſchreiben koͤnne; er meine deßhalb immer,
wenn er ſage, dieſes habe etwas hervorgebracht, es vorzugs⸗
weiſe vor andern Urſachen. Indeß, wie wir gleich ſehen wer⸗
den, auch dieſes Praͤſervativ hat nicht immer geholfen.
Die ganze Unterſuchung zerfaͤllt in zwei Theile, in einen
spars generalis (bon S. g—46.), der „de vario singula-
„rum legislationum pro coelorum varietate ingenio“, und
_ einen ,,pars specialis“ (©, 47—58 ), der „de nonnullis ju-
„risprudentiae locis, in quibus coeli vis, singularis est“
handelt. Der allgemeine Theil iſt, fieht man, dem Umfange
wad) dem befondern ſehr Oberlegen ; Mec. wuͤnſcht, es moͤchte =
bas Umgekehrte ſtattgefunden haben, und gewiß nicht zum
Nachtheile der Schrift. Im letzteren Theile naͤmlich, wo der
Einfluß auf die einzelnen Rechtsinſtitute gu zeigen war, war
der Verf. genoͤthigt, ſeinen Gegenſtand weit ſchaͤrfer ins Yuge
zu faſſen, hier fiel es weit mehr auf, wenn er unerwiefene
Gage aufnahm; waͤhrend dagegen im evften Theile mandes :
Erſchlichene, manches Nichthiehergehoͤrige mitunterlaufen konn⸗
te, ohne daß man es eben recht bemerkte. War nur der Geiſt
der verſchiedenen Gefeggedungen gut geſchildert (und dieß ift
großentheils der Fall), ſo vergaß man leicht, daß es eigentlich
darauf ankomme zu zeigen, was das Clima in jeder oe
thimlides bewirkt habe.
Daf nun aber unfer Beef. bei feiner Darftelhung im erſten
Theil ſelbſt fein Clima haufig vergeſſen habe, davon finden
ſich fait auf jeder Seite Beweiſe. Mec. fann ſich weitigitens
nur daraus erklaͤren, daft z. B. der Verf. die Eigenthumlichkei⸗
ten der verſchiedenen Geſetzgebungen bis in den Proceß hinein⸗
verfolgt, Dai ex den Code mapelsey n,. deſſen encine Lehren,
342 Reirsphilofophic. .
fo welt fie ihm beſonders gelungen ſcheinen, er (S. 55.) anf.
zaͤhlt, und die Wartembergifde Confiitution ruͤhmend evs
hebt. Slt denn jene Gefeggebung, iſt dje Wuͤrtembergiſche Bere
faffung Golge des Clima? oder, wenn man aud) des Berf,
Vorerinnerung beddtet, nur vorgugsweife Folge des Slimek —
Der Verf. verfiedt nun das Auffallende folder Folgerungen
haͤufig dadurch, daß ex anfangt, da8 Clima babe dem Bolfe,
bon dem er ſpricht, ein ,,ingenium mobile, leve“, oder ,ani-
mi gravitas“ u. f. w. gegeben, und daß ex dann aus dieſem
Charatter bes Volks die Cigenthimlidteiten ſeiner Geſetzgebung
herleitet. So ift den freilid) alles wenigſtens mittelbare Wire
fung des Himmelsſtrichs; allein Rec. duͤnkt dieſer Schluß nicht
viel anders, als wenn man behaupten wollte, weil Jemand
bei ſchoͤnem Wetter leidhter arbeitet, und auf (dharffinnige Ideen
fommt, da8 ſchoͤne Werter habe dieſe ſcharfſinnigen Ideen here
vorgebracht.
Auſſer dieſem einen Mangel, der durch das Ganze geht,
finden ſich nun noch manche Unrichtigkeiten im Einzelnen. Rec.
rechnet dahin, daß der Verf. (S. 17.) die Griechen zu den
Voͤlkern des Occidents rechnet, wiewohl ex ſelhſt ſagt, daß
fie „Asiae partem haud exiguam“ bewohnt patten, Dann
die Behauptung (S. 26.), die Roͤmer haͤtten, weil ihr Geiſt
geſchickter zum Auffaſſen des Einzelnen geweſen ſey, das oͤf⸗
fentliche Recht nicht, oder wenigſtens weniger gluͤcklich bearbei⸗
tet. Die ganze politiſche Laufbahn der Roͤmer hat gezeigt, daß
ſie wohl im Stande waren, das Allgemeine gu umfaſſen. Die
Urſache aber, warum nur das Privatrecht von ihnen ausgebil⸗
det wurde, iſt die, daß zur Zeit der — alle beſſeren Koͤpfe
ſelbſtthaͤtig an der Verwaltung der oͤſſeetlichen Angelegenheiten
Theil nahmen, und ſeine Zeit Hatten, died oder einen andern
Zweig der Literatur gu bearbeiten. Qur Zeit der Kaifer war
dieß nun anders; bier batten fie voll Muße; allein ein Nero, |
J
8 toe khardt, de vovli vii in jure consp, | 543
‘ein Caligula, ein Commodus hatten es ſich wohi {hin verbe⸗
ten, wenn ed jenen Maͤnnern eingefallen waͤre, das oͤffentliche
Recht (ohnehin ein ſehr unfruchtbares Feld in einer abſoluten
Monarchie) zum Gegenſtand ihrer Schriftſtellerei zu machen.
Was blieb ihnen alſo uͤbrig, als dem Privatrecht ihre Thaͤtig⸗
keit zu widmen? — Go .ift ferner bei der Schilderung der
Franzoſen die Behauptung (S. 36.): die meiſten Geſchaͤfte
(nad dem Zuſammenhange, in oͤffentlichen Angelegenheiten)
wuͤrden bei ihnen den Frauen uͤberlaſſen, ſehr uͤbertrieben; ſo
wie aud, was der Verf. (©. 57.) als Charaftergug. ber Leute
ſchen anfibrt, ,mens nisi communi saluti intenta‘ niche
eben iff, was man fonft an ihnen befonders gu ripmen pflegt.
Die Bemerfung (S. 57.), daß Mom keine Berordnungen ges
gen Selbftmord gu erlaffen ndthig gebabt babe, wie das nebligs
te England fie ndthig babe, wird wohl richtiger aus ihrer be⸗
kannten moraliſchen Anſicht uͤber den Seibſtmord, als aus dem
Clima erklaͤrt. Warum zwiſchen Voͤlkern ſehr verſchigdenen
Himmeisſttiches, wie iWwiſchen Europa und Afien,, Afrika
und Amerika u. ſ. w. eine odlkerrechtliche Berbindung
nidt (enn fbune (S. 47), ſieht Mec. nicht ein, flebt ia
g. B. tine bedeutende Strede Aſiens fogar in xiner ſt aat s⸗
rechtkich en Verbindung mit Europa (Rußland). Die Urſa⸗
“he, wariim die ſuͤdamerikaniſchen Staaten.fo lange nicht
in den europaͤiſchen volterrechtlichen Verein aufgenommen wur⸗
den, iſt gewiß in Allem meht zu ſuchen, als im Clima, wie
der Verf. (S. 48.) meint. Am auffallendſten war aber Rec.
die Behauptung (auf derſelben Seite), ‘er Rheinbund habe’
nicht befteher finnen, weil er aus Staaten bon ſo verfchie⸗
denem Clima zuſammengeſetzt geweſen ſey; ebendeßhalb habe
er zuſammenſtuͤrzen müſſen. Eben damit haͤtte der Verf. auch
Dem teutſchen Bunde den Stab gebrodjen, den ey nidjt ets
wabnt. Wohl mag das Clima den Umſturz des Rheinbundes
344 . Rechsspsiloferdia.
herbeigefuͤhrt Haber, nicht aber das teutſche, das ja bile o
Jahrhunderte fein Hinderniß ſelbſt einer ſtaatsrechtlichen Ver⸗
sinigung geweſen iſt, ſondern das — ruſſiſche!
Nec. bedauert, daß ber Umfang ſeiner Anzeige verhalenige
maͤßig ſchon fo groß geworden iſt, daß es ihm nicht mehr moͤg ·
lich iſt, auch aus dem Guten und Schoͤnen, was die Wha
bandlung, trot jeher Ausſtellungen, enthatt, Einiges auszu⸗
heben Er fann aAbrigens nidt umbin, den Fleiß und die Bes
lefenbeit, bie der Derf. bet der im Gangen gutge(driebenen Ar⸗
“helt gegeigt Hat, wenigftens im Ullgemeinen gu loben. Die
_ gute Latiniedt darf bei einer Leipziger Differtation nicht erſt au⸗
gefuͤhrt merden
oe Karl Waͤchter.
Castiau, (A. Peruwelsens.) de foenore appro-
‘bando Diss. jur. Gande typ. Vandekerkhove.
.36 ©. & |
Ref. hat dieſe Differtation mit dem lebhafteſten Bedauern
geleſen, daß der Berf. feinen, gum Theile ſehr ergoͤtzlichen,
Scharfſinn, und ſeine Beleſenheit nicht auf ein anderes Thema
verwendet bat, Die Frage, ob es uͤberhaupt erlaubt (ei, Bins
“ew gua nebmen, und man alfo fein Geld nidt ſchuldig fet blos
aus crijilider Liebe und gleidfam alé Mmofen umſonſt dar⸗
zuleihen, iſt atlerdings in der vorliegenden Heinen Schrift nad
allen ihren Seiten (ede tag und (arf unterfudt worden; als.
“fein sear es der Mabe werth, eine fo rein ungerndaftige, und
uͤberdieß (chon fo off angegriffene, Meinung als die, daß Zinfen
in jedeny Galle rechtlich unerlaubt feien, fo auéfibslid. gu wie
deriegen Ref. bezweitelt es ſehr, und hatte liber geſehen,
‘
Castiau, de foenore approbando. 343
wenn der Werf. die viel (chwierigere und beftrittenere Frage |
gum Segenftand feiner Unterfudang gemacht haͤtte, oh. dex
Staat das Recht habe, einen gefeplidben Zinbfuß einzufuͤh⸗
ven, und wenn ex es habe, fir welche Faͤlle dieſer geſetz⸗
lide Zinsfuß beftimmt fepn muͤſſe? Hieriber find betanntlid
die Meinungen febr verfdieden; hierdber die Prazis mit -den
Gefegen oft im Widerfprude, namentlich auch bei den Anleihen
bed Staates ſelbſt. — Die Wusfihrung des bom Verf. nun
einmal gewablten Gegenftandes iſt ibrigens im Wdgemeinen
ſehr gu loben; fie ift ſcharfſinnig, conci8, erſchoͤpfend; die
Sprache fließend; ie Literatur gwar lange nicht vollftandig
(indem die national dfonomifden Schriftſteller, welche das Beſte
uͤber die Frage gefagt haben, mit Ausnahme von Dur got gang
Abergangen find,) allein fie zeugt dennod don Fleiß und Bile
dung. Kieinere Fleden migen ſeyn: die etwas ſchwache und
oberflaͤchliche Beantwortung des pofititys religidfen Einwurfes
gegen die Korderung von Zinſen; ferner die geringe Beruͤck⸗
ſichtigung dex national. Sfonomifden abjoluten Nothwendigkeit,
Rinfen aus den Kaypitalien aller Art gu erhalten; endlidy die
haͤufige Unfihrung Langer poetifder Stellen aus Moliere u. ſ. w.,
welche legtere Unſchicklichkeit ſich ͤherhaupt in den Genter Diſ⸗
ane ſehr baufig findet.
R. Mohl.
- 346 Ri mifdes Recht.
‘Selliers, (Leonard. de, Broxell.) de ‘contrahenda |
-emtione venditione secundum jus romanum,
“Spec. inaug, Bruxellis, typ. de Mat et Remy.
1826. 32 ©. 4.
Der Verf. hat unter Pruͤfung und Verwerfung anderer
Definitionen feiner Abhandlung ſelbſt eine Definition Aber ven
Kaufoertrag vorangeſtellt. Sie lautet: _yemtio venditio est
_¢ontractus consensualis de re pro certo pretio tradenda.“
Daß diefe Definition nidt genug verflaufulirt fet, indem nidt
alle wichtigen Momente des Kaufpvertrags in fie aufgenommen
wurden, dirfte auf den erſten Blid einfeuchten. Ref. wuͤrde
uͤbrigens hierin nichts zu tadeln finden, da er auf ſchulgerechte
Definitionen und die Kunſt, ſie recht ſcharf zu bilden, keinen
hohen Werth legt. Wenn aber der Verf. andere Definitionen,
z. B. ycontractus, quo id agitur ut res cum pretio com-
mutetur““ abweist, weil in dem , commutare® bie Verpflich⸗
tung gur Uebertragung des Eigenthums liege; fo mußte er dod
erkennen, daß mit dem ,,tradere® gu tvenig gefagt fey, und
daß man folglid) bier wie dort nod) naͤhere Auseinanderſetzun⸗
gen geben maffe, um durch die Definition feinen Jerthum gu
veranlaſſen. Denn obgleid) de8 Verfdufers Berpflidtung gus
naͤchſt nidt dabin gebt, Cigenthum gu Abertragen, fo ift er
dod) weiter als gu: einem blofen „tradere“‘ perbunden, dazu
nehmlich, daß der Kaͤufer wenigftens die Sache bebalten darf
(quamvis verum sit venditorem hactenus teneri > ut rem
emtori habere liceat non ut ejus faciat. 1:30. §. 1. Dede
‘act. emt.) ‘Dem Berf. (deine freilich das „tradere“ fo ſehr zu
genigen, daf er fogar dq nod) einen Rauf annimmt, wo ber
Verkaͤufer ausdruͤcklich erklaͤrt, dag er nicht das Eigenthum der
Sache uͤbertragen wolle, vorausgeſetzt nur, er ſei ſelbſt in Wahr⸗
heit nicht Eigenthuͤmer. (S. 17.) — Der Verf. handelt ſofort
Selliers, de contrah. emt. vendit. 4 342 |
bon ben wefentliden Beftandtheilen’ bes Kaufoertrags, und
gwar 1) vom Conſens und deſſen Eigenſchaften, bei dieſer Ge⸗
legenheit dann auch vom Einfluß einer vis, metus, eines er-
ror und dolus; 2) vom Gegenftande (res), fofern er korperlich
oder unkoͤrperlich, namentlich dann von der — eigentlich in die
Lehre uͤber error gehoͤrigen — Bedeutung eines uͤber eine ganz oder
theilweiſe zu Grunde gegangene Sache abgeſchloſſenen Kaufs,
ferner von dem Verkauf einer hereditas und actio; 5) vom
Preife (pretium) und +4) bon den Contrabenten, unter welder
Rubrik der Verf. die Fragen abbanbdelt, welche Perſonen kei⸗
nen Kaufvertrag abſchließen koͤnnen, und von welder Wirkung
ein Kauf fey, den man durch einen Dritten abſchließen ließ. —
Unter ben natuͤrlichen Theilen des Kaufvertrags fpridt der
Verf. von der Eviction. Hierauf behandelt er mehrere zufaͤl⸗
lige Nebenverabredungen (accidentalia), wie die addictio in
diem, lex commissoria, bas pactum de retrovendendo, das
in fremde Willkuͤhr gelegte pretium, die Fnterpretation einer
zweydeutigen Uebereinlunft, die Nothwendigkeit einer Gcriptur,
und die Arrha. Gin’ reichhaltiger Stoff fix etwa 23 Quartſei—⸗
ten! Man uͤberzeugt ſich leicht, daß man unter ſolchen Um⸗
ſtaͤnden keine ausfuͤhrlichen Eroͤrterungen ſuchen duͤrfe. Wich⸗
tige Fragen werden oft mit wenigen Worten abgethan, und
die ganze Darſtellung erſcheint compendienartig, nur daß man
ihr die vorausgegangene tiefere Forſchung weniger anſieht, als
den beſſern Compendien. Selhſt die Ordnung kann nicht gang
gelobt werden. Die Quellen erſcheinen nur kaͤrglich benutzt,
und bon der Art, wie ſie benutzt ſind, moͤgen dem Ref. eini⸗
ge Proben geſtattet werden. Sn 1. 46. D. de contr. emt. fol
(S, 12 — 13.) von einem wefentlidven Irrthum die Rede,
und daber der Ausſpruch begriindet ſeyn: ,,venditia circa au-
richalcum nulla est, et prestandum aureum,“ — 1.14.
u, 1. 41. D: eod. werden durch die Bemerkung vereinigt (S. 13.)
‘coopertum ſcheint ber Berf, gar nidt angunebmen, — Die -
X
/
348 Nomifdes Rede.
baf jene bon eine Gade handle, die. gum groͤßern Theil aus
Sold beſtehe. Zwar rede Ulpian von einer viriola, magna
a
‘ex parte aenea, allein bas hindere night, daß die magna pars
bod) ,,multo minor quam dimidia“ geweſen fepn tonne. Gir |
nen Unterſchied gwifhen inauratum und argento (auro)
Riegel, daß der Vater mit dem Sohn — wobei uͤbrigens ver
Gaterliden Gewalt gar nicht erwdhnt wird — keinen Kaufoer
trag abfclieffen tonne, beſchraͤnkt der Verf. (SG, 22.), inden
er fic) auf pr. J. quib. non est permiss, beruft, alſo: quod
tamen non observandum, si agatur de peculio castrense vel
quasi castrense, aut adventitio (in quo ultimo(!)
ususfructus tantum’penes patrem est): tunc enim
non rem sibi a filio adquisitam emit,“!!
Ref. haͤtte gewunſcht, daß es in dem Plane des Berf. ge
fegen ware, flatt des Bielen, das ex in furgen Ubriffen gab,
uur einen oder cinige der wichtigeren Punkte aus der Lehre vom
Kauf auszuheben, und dieſelben an der Hand der Quellen mit
—
Frommen und Foͤrdern der Wiſenſchaft dienen.
\
fleter Madficht auf geſchichtliche Ausbildung und Bearbeitung
zu eroͤrtern. Einzig Abhandlungen der Art ſind es, welche zum
M. S. Mayer.
|
/
Roßbirt u. Albert, vow Beſitze. 349
Roddt rt, (Prof. gu Heibelberg) zu der Rehre vom
Beſitze und insbeſondere von ber quasi possessio.
CIm We hiv far civil. Prarie Bd. VII. Hft. 1,
©. 1-74.) ;
Albert, (C., Meg. Rath in Bernburg) aber den Beſitz
unkoͤrperlicher Sachen oder ſogenannter Gerechtigkei⸗
fen und die fuͤr ben Schutz deſſelben angeordneten
Poſſeſſoriſchen Rechtsmittel. Nro. t. Verſuch einer
ausfuͤhrlichen exegetiſch⸗ practiſchen Darſtellung des pofe
ſeſſoriſchen interdictum de itinere actuque priva-:
to. Leipzig 1826. bei Hartmann, 8 XIV. u. 250°
S. CPreis 2 fl. 40 Kr.)
Obwohl beide Schriflen dem Titel nag ouf dieſclbe *
cielle Lehre bes Civilrechts ſich begieben , fo weichen fie doch
durch die bei der Behandlung vorgeſteckten verſchiedenen Zwecke
ſo ſehr von einander ab, daß fie ſelbſt nicht einmal den Gegen⸗
ſtand gemein behalten. Der Verf. der erſten Abhandlung giebt
uns eine Reihe von allgemeinen, zum Theil in eine Art von
Halbdunkel geſtellten und oft wahrſcheinlich dem Verf. ſelbſt
nicht ganz deutlich gewordenen Betradtungen ‘fiber den Beſitz
Aberhaupt. und nabmentlid) uͤber die juris quasi possessio, die,
‘wie es ſcheint, mebr eine moͤgliche Behandlungsweife diefer
Materie andeuten, als fie wirklidy geben follen, und faft nies.
mals durch Herabgebn in da8 Gpecielle ipre Brauchbarkeit bes
wabren, Ulbert dagegen, gerade der umgekehrten Methode,
naͤhmlich der, guer(t bas Concrete gu entwideln und bon da
gum Ullgemeinen fig gu erheben (Borr, S. VI.) gugethan,
madt sor ber Aufſtellung einer allgemeinen Theorie der q. pos-
sesaio erſt ein ſpecielles Interdict, welches dieſelbe betrifft, zum
(350' MBM Ges Recht.
Gegenſtande ſeiner Unterſuchung, und beſchaͤftigt ſich fiberal
mit, gang eingelnen theoretiid und practiſch unmittelbar .anz
wendbaren Fragen. — Bei diefer Verſchiedenheit der genannten
Schriften mug nun matuͤrlich die Anzeige derfelben, obſchon
aͤußerlich verbunden, doch der Sache nach ſogleich getrennt were
den. Wir beginnen mit der zuerſt exſchienenen bon Herrn WL
bert bei Verfaſſung (eines Buches aud ſchon gefannten Schrift
Roshires,
Dieſer macht gu WAnfang (§. 1.) die richtige Bemerkung,
dag Niebuhrs und v. Savigny's Behauptung die pos
sessio habe fic) urſpruͤnglich allein auf den ager publicus bes
gogen und fen erſt ſpaͤterhin auf den Beſitz der im Privateigen⸗
thum ſtehenden Sachen uͤbertragen worden, eigentlich ganz un⸗
erwieſen und den Zeugniſſen der Alten (L. 45, de V. 8. Fest.
V. Possessiones) ſelbſt widerſprechend fep. Vielmehr gruͤnde
ſich dieſes Inſtitut auf den ganz allgemein und auch im roͤmi⸗
{hen Rechte uͤberall vorkommenden Gegenſatz zwiſchen dem
rechtlich und blos factiſch Vorhandenen, und muͤſſe alſo (don
fae’ die aͤlteſte Zeit und gleid urſpruͤnglich aud) fir den aer
privatus angenommen werden. Jedoch feblt der Verf. in zweier⸗
lei. Erſtens welst er die Wurgel der- possessio im jus gen⸗
tium nicht geborig nad), weshalb er durch feine uͤberhaupt nicht
ſehr klare Deduction auch auf fein brauchbares Reſultat uͤber
bie Natut ded Beli Hes ‘gefdhrt witd. Jene Wurgel ift aber bare
id zu' ſuchen: Unter den beiden mbgliden Gegenſtaͤnden der
Privatrechte, unfreien und freien Individuen zeichnen ſich jene
etften, deren Angehdren auf dee Unterwerfung beruht, dadurch
aus, daß fie auf doppelte Weiſt im Vermoͤgen feyn koͤnnen;
denn theils it jene Untertwerfung Eigenthum, wenn naͤhmlich
die Freiheit dee Sache yu Gunſten Jemandes nach dem- Bers
hattnig der Menſchen unter einander, jure gentium: vel civili,
aufgehoben ifts theils iſt fie Bejig, wenn die Sache blos als
- Roppire.m Ui bert, vom Beſihe. | a5.
ſelche oon Jemanden als ihm zugeboͤrig innegehabt wird; Senn:
durch bas Cigenthum. verlichrt dic Gace ihre natuͤrliche Gelb.
ſtuͤndigkeit nicht, und Fann als berr(chaftgeftattender Gegenftand.
bon jedem innegebabt werden, welded Snnehaben daber, ob⸗
gleich dem Eigenthum als ſolchen zwar in der Regel feindlich
gegenuͤberſtehend (da dieſes dad jus possidendi gewaͤhri), dod).
ein eigenes wahrhaftes der Natur des Berhaltniffes. der Mena
ſchen gu einander und gu den Sachen gemapes Vermoͤgens tic.
(res) ausmacht. Zweitens nimmt der Berf. fuͤr die altefte eit
cine Vermiſchung der verſchiedenen Verhaͤltniſſe des Innehabens
und Gebrauchens einer Sache an, die erſt {pater ſich in klare
Formen geſchieden Hatten. Als wenn die aͤlteſten Zeiten, be.
gleidy die Sprache nod) nicht fo reich an Wusdrdden war, - doch
in der unterfdeigenden Erkenntniß der Hauptredte nidt eben;
fo einfidytsvoll gewefen waren, wie die (pdtern, und das Gee.
menkorn nicht vollkommen ausgebildet ſeyn muͤßte, wenn es ei⸗
Wee ſchoͤnen Pflanze das Daſeyn geben fol! —
Jnr §. 2. iſt zuerſt die Rede von dem fogenannten —
leiteten Beſitze, welchen Ausdruck der Verf. nicht mit Unrecht
tadelt, weil ex gu unrichtigen Nebenvorſtellungen Anlaß geben.
fan. Uebrigend wird fiber df Ratur dieſes Beſitzes nits.
Neues Horgebradt. Sodann van den juriſtiſchen Wirkungen.
bes Defines (SG. 12—16.), wo behauptet wird, aud) die In⸗,
tevbicte und bie Ufucapton, welthe v. Savigny nod) als Wir⸗
lungen des Beſitzes Abrig gelaffen hat, tonnten als folde nicht
gelten. Meiner Meinung nad) iſt diefer Streit Aber die Wire.
lungen des Befiges ein unniger Woriſtreit, wie Fenn faft alle,
Ctreitigteiten Aber ſolche Dinge, far welde fid) im corpus ju-
Tis. feine befondern Ausdruͤcke oder Unterſchlede hervorgehoben
finden, Will man aber daruͤber zur Klarheit kommen, fo.
Mug man ſich nur daruͤber verſtaͤndigen, was unter juriſti⸗
Gen Wirkungen des Vefiges verſtanden werden fol. Verſteht
352 ; | Romifhes Rese.
man darunter Rechte, welche man ourd den Beſitzerwerb
eslangt, (wie man 3. B. von den Wistungen oer Cone’
tracte, Ufucapion, Tradition und aller figure juris ſpricht) fo
ift Wirkung des erlangten Befigzes guweilen Cigenthum der
Gace (z. B. bet der Occupation, Tradition, und felbft gre
wiffermafjen bei der Ufucapion und dem Fruchterwerbe) immer
aber der Beſitz ſelbſt, d, h. die factiſche Beherrſchung der Gas
che. Verſteht man dagegen unter jenen Wirkungen Rechte,
welche ſich far den Beſitzer durch die natuͤrliche Entwickelung
der Verhaͤltniſſe aus ſeinem Beſitzerſtande erzeugen (wie man
z B. die rei vindicatio eine Wittung des Eigenthums nennt),
fo find rechtliche Wirkungen des Beſitzes die Ufucapion, die In
terdicte, Erwerb der Frodte und Erwerb durch den befeffenen
Sclaven und nod) Anderes; aud fat in dieſem Sinne der’ nas
tuͤrliche Befig ebenfalls feine befondern Wirkungen, wohin z. B.
bas Beklagtenverhaͤltniß in der rei vindic. nebft feinen Folgen
und das Recht ber Selbftvectheidigung gehoͤrt. Nennt man
endlich Wirkungen des Vefigesd das, twas ex Hetvorbringt ohne
irgend einen etwas Neues ergeugenden Conflict der Verhalte
niffe, fo bat er gar feine Wirkungen, fondern nur Aeußerungen
oder eine Natur, theilt dann aber aud dieſes Shidfal hit al-
[en Dingen in der Welt; denn ohne Hingutritt Neuer Verhaͤlt⸗
niſſe durch andere Dinge entſteht nie etwas Neues, fondern Wl.
les bleibt, was es ift, Ynfofern hat denn aud unſer Verf.
Recht (fo wollte er es aber gewif nidt haben!) wenn er dem
Beſitze alle Wirtungen abfpricht. — Derfelbe wendet ſich deme
nicht (S. 16—18.) gu der Betrachtung, daß der Beſitz gu
feiner factiſchen Natur auch Vieles vom Recht entlehne, word
bee aber wieder nichts Neues gefagt wird, und beſchließt dann
. feine aligemeinen Unterfudungen mit ber Frage, was Gegene
ftand des Befiges fey (S. 19 —26.). Die Beantwortung ders |
felben tft aber, obgleld fis als Gundament ales Folgenden cin
-~
Roßhirt u. — vom weit, 353
beſonders tiefes Eingehn auf die Ratur des Beſitzes verlangt
haͤtte, uͤder die Maßen unbefriedigend ausgefallen. Der Verf.
nimmt hier zunaͤchſt eine allmaͤhlige Ausdehnung des Beſitzes
von unbeweglichen auf bewegliche Sachen und datauf als Kri⸗
terium, der Beſitzbarkeit einer Sache das Stattfinden einer vina
dicatio gur Einklagung derfelben an. Warum aber das Erfte,
welded det natuͤrlichen Wahrſcheinlichkeit ſo ſehr entgegen iſt,
dafuͤr ſucht man ſtichhaltige Gruͤnde vergebens, und Seim Zwei⸗
ten wird nicht erklaͤrt, warum z. B. filii- familias und Erbe
ſchaften nicht Gegenſtaͤnde des Beſitzes ſind, obgleich wegen der⸗
ſelben in rem geklagt werden Fann. Son der superficies und
-emphyteusis wird nur mit ein paar Worten geſagt, daß matt
fie meiftens als jura in re aliena anfebe, die als ſolche auch be⸗
ſeſſen wuͤrden, obgleich dod) die Eroͤrterung der Frage, inwiefern
bei ihnen eine corporis ober juris possessio anzunehmen ſey, vot
Allem in eine Abhandlung uͤber die q. possessio gehoͤrt hatte. Weit⸗
laͤuftiger iſt der Verf. uͤber die pignoris possessio, kommt aber
auch hier nach manchen unklaren Betrachtungen nur gu dem
Reſultat, daß die possessio juris beim Pfande mit der posses=
gio coyporis gufammenfalle » oder vielmehr gar nidt ndthig und
folglid) (2) nidt vorhanden ſey. Nachdem ber Verf. Samit
geſchloſſen, daß aus Allem hervorgehe,( 7) das bie Romer den
Beſitz unkoͤrperlicher Sachen nur bei deh Servituten gu behan⸗
deln gehabt haͤtten, wendet er ſich darauf zu der ſpeciellen Be⸗
trachtung des Beſitzes der Servituten; und zwar zuerſt §. 3.
gon der Quasipossessio tm Allgemeinen. Hier wird
fo vieles ohne innern oder aͤußern Halt, bald treffend bald
ſchief, hin und her bemerkt und philoſophirt, daß es ſchon
ſchwer faͤllt, auch nur den einen oder andern Gedanken feſtzu⸗
halten, an eit (wahres ober falſches) Reſultat aber gar nicht
zu denken iſt. Nur das will id) bemerken, daß der Verf. mit
. Gavigny und den meiften Neuern hier behauptet, des Bef 8
. Sit, Beitfae, Il. 35 wa oe
|
354 | Re mithes Ret.
des superficiarius fei eine juris quasi possessio, wie der des
Ufufructuars, . Diefe Meinung ift aber duschaus irrig. Der
Superficiar beſitzt keine Beziehung zum fremden Grundfid
“(denn eine folde laͤßt ſich nicht anders denn als Gervitut dene
ten), fondern er befigt die superficies, welche etwas Koͤrperli⸗
es ift, und nur indem er fie befigt und nad dem Willen des
Prdtors beſihen fol, hat er, wie der Pfandglaubiger, gleich⸗
fam ein jus in re aliena (universate fundi). Go wie alfo der
unkoͤrperlichkeit des usufr. es nicht ſchadet, daß durch ibn ets
was Koͤrperliches, die Fruͤchte, gewonnen wird (f. 2. J. de
reb. corpor.), fo ſchadet es umgekehrt der Koͤrperlichkeit der
superficies nicht, daß der Superficiar ſich etwas an einer frem⸗
den Sache vindiciren kann. Das Verhaͤltniß dieſes Beſitzes zu
dem des Eigenthuͤmers iſt aber das, daß der Eigenthuͤmer die
universitas fundi befigt, und, inſofern die superficies mit dar⸗
in enthalten it, aud dieſe: Baber ex auch das interd. uti pos-
sidetis Hat, Die superficies als eine befondere Gade dagegen
(als welde fie jure nicht, fondern nut utilitatis causa durd
den praͤtoriſchen Schutz exiſtirt) befigt der dominus nidt, fon.
‘Dern der Superficiar, der daher auch wegen dieſes Koͤrpers ein
eigenes interd. retinendae ; possessionis hat, und durch ex-
ceptio den dominus, welcher uti possidetis interdicirt, in ſei⸗
nem Befige beſchraͤnkt (L. 3. §. 7. Uti possid.), Det logiſche
Ginwand alfo: plures eandem rem in solidum possidere
non possunt ſcheitert an der natuͤrlichen Wahrheit, daß aller⸗
dings verſchiedene Etagen von Verſchiedenen innegehabt, gegen⸗
einander vertheidigt und inſofern auch beſeſſen werden koͤnnen,
obgleich dtefes, wie geſagt, nad dem blofen Nechte, undenk⸗
bar ware,
Der folgende §.4, bon ‘ten Interdicten in Bezug
auf jura in re ſucht zuerſt mittelſt mancherlei theils richti⸗
ger theils falſcher Bemerkungen ben Satz durchzufuͤhren, daß
—
Roßbirt u. Albers, vom Beſitze. Sd
die Interdicte namentlich die quaſipoſſeſſoriſchen, (nicht ſowohl
um des Beſiztzes als) um bes oͤffentlichen Intereſſes willen cine
gefdbrt fepen (S. 34 — 39.). Allein wenn man fid bierunter
etwas Klares vorſtellen will, fo wird darhit offendar gu viel
bewieſen, denn das gange pratorifdhe Edict und alle Juris
diction find durch das oͤffentliche Intereſſe hervorgerufen und
geleitet rhorden, und es warden. ſonach die Snterdicte in ihrem
Einfuͤhrungsgrunde nidts Cigenthamlides, “was aber doc) dex
Perf. nachweiſen will, bedalten, Wie unklar Abrigens ber
Verf. ſich auch hier wieder geblieben, ſcheint daraus-hervorgue
gehn, daß er in der Streitfrage, ob far alle Pradial» Gervitus
ten mit Ausnahme ‘ber Wege s und Waſſer⸗Gerechtigkeiten ein
interd. uti possidetis utile angunebmen fep oder nicht, fiir die
bejabende (Thibauts) Meinung gufolge feinee obigen Behaup⸗
tung ſich entſcheiden gu maffen glaubt, obgleid) man erwarten
follte, daß dieſe ibn auf das Gegenthell hatte fahren muͤſſen;
denn wenn die Fnterdicte nur um des oͤffentlichen Fntereffes
Willen gegeben werden, fo find natuͤrlich Fale, wo ein foldes
nidt eintritt — und das ift bei den Abrigen Pradialferdituten
bet Fall — von ihnen ausgeſchloſſen, wahrend, wenn die In⸗
terdicte hier blos um der q. possessio willen ertheilt worden,
find, fie aud) uͤberall ſtatt finden. muͤſſen, wo dieſe eintritt.
— §.5. Bon der Anwendung der gq. possessio auf
die den Roͤmern unbefannten deutſchen Rechte. Mes
ben dem vielen gang Gewdhnliden, weldes man hier findet,
wird auch bie, wie ich glaube, allgemein angenommene Mei-
hung wiederholt, der Grund, wedbalb die Romer die q. pos-
sessio, confessoria actio u. dergl. m. auf die eigentliden Sete
vituten beſchraͤnkt haͤtten, liege darin, daß ihnen in faciendo
beſtehende Grundrechte unbetannt gewelen ſeyen; ſo wie diefe
im Mittelalter aufgefommen waren, habe man auch die Servis
tutentbeorie — cera angewandt, und in dieſer An⸗
J ve
J
NY
Fad
f
356 NImifches Reds.
wendung liege Saber durchaus nichts Unroͤmiſches oder Tadelns
werthes. Dieſe Meinung iſt aber unrichtig. Daß ein Gruud⸗
ſtuͤk, fo gu ſagen, gum Gubjecte einer Leiftung gemacht wurde’
(S. 54.), fam ſchon gur elt dey Republik vor; denn alle
vectigalia, stipendia, decumae u, f. w. populi Rom. waren
bon diefer Art; wie Antonius und Severus refcridicten: in
vectigalibus ipsa praedia non personas conveniri (L.7. pr.
de publicand. Cf, Tit. C. Sine censu vel reliquis.); und
. wurde diefes Recht auf mancipes Abertragen, wie immer gez
ſchah, fo ward es in ihrer Perfon aud gewiffermafen Privats
recht; eben fo auc, wenn dergleichen Grundſtuͤcke Staͤdten,
PrieftersCollegien und fpater Kloͤſtern und angefehenen Privaz
ten geſchenkt wurden. Auch aus dem fogenannten Gommunals —
werbande entwidelten ſich mande Grundlaften, wie 3. B. das
clodcarium und viele andere Functionen (L. 27. 9. 3. de usufi.
L. 39. §. 5. de leg. 1. L. 6. §, 5. de munerib.). Zehendge⸗
rechtigtciten kommen (don gur Beit der Republi bor (z. B.
Sentent. de finib. int. Genuat, et Vitur. reg. dicta. Brisson.’
de form. V, 124. L. ult. §. 25. de munerib.) Die Gurisdiction
war aud) von jeber cin Annexum bon Grund und Boden und |
ftand den Golonien gu, die haufig genug fiber. deren Ausuͤbung
in Streit fommen modjten (Sicul. Flacc. bei Goes. rei agrars -
auot. p. 23, 24.). Dev Fropnden und Landesfolgen gab es in
ben Kaiſerzeiten nicht minder eine grofe Menge (3. B. L. ult.
§. 21. de munerib.). Das aud) die Landeshobeit bei den vie⸗
len reguli und civitates liberae des Roͤmiſchen Reichs vorge⸗
kommen imd haͤufig Gegenſtand rechtlicher Entſcheidung gewe⸗
ſen ſei, lehrt die Geſchichte und die Natur der Sache. So daß
alſo faſt alle „Deutſchen Rechte“ ſchon fruͤher exiſtirt gu haben
ſcheinen. Wenn man daher bei den Roͤmern die Servituten⸗
lehre darauf eben ſo wenig angewandt hat, wie auf die man⸗
cherlei Privilegien, welche unſere ſinnlos conſequente Jurispru⸗
®
Roßbirt a. Albert, oom Beſize. 387
Seng ebenfalls auf die Servituten zuruͤckzubringen pflegt, ſo hat
dieſes wohl ſeinen Grund lediglich in der innern Unwahrheit
Und Ungwedmagigheit jener Gleichſetzung, welche genauer nace
zuweiſen hier der Raum nicht geſtattet. Daß aber nahmentlich
nicht von ziner q. possessio dieſer Rechte die Rede ſeyn kann,
wenn man die Natur dieſes Inſtituts nicht umkehren will, mugs
Qus dem Wefen des Beſitzes erklaͤrt werden. Diefer enthale
immer die Unterwerfung, natoͤrlich alfo eines unfreien Indivi⸗
duums, und fann demnad nur, entiweder possessio corporis,
wenn bas Individuum des Koͤrpers in fidy innegehabt wird,
oder possessio juris, wenn a8 Besiehungsleben des Korpers
unterworfen ift, (enn. Will man hierdber hinausgehn, und
aud) freie Handlungen von Menſchen gum Gegenftahde bes Be-
ſitzes machen, (obgleich diefelben vielleicht mit dem Cigenthum
koͤrperlicher Sachen verknuͤpft ſind) ſo wird dieſer zu einem
runden Biereds ‘man muͤßte denn possessio in dem gang alle
gemeinen Ginne nebmen, in weldem es einen Quftand bedeuz
‘tet, wie man 3. B. possessor und petitor einander gegeniber
fiellt, oder bei der hereditatis petitio bon einem juris posses+
gor redet. Nur das Ligt ſich freilich nicht in Abrede nehmen,
daß trotz dieſer Unbeſitzbarkeit jener Realrechte doch die beim
Beſitze vorfommenden Klagen durch Fietion irgend eines Civil⸗
rechts darauf angewandt werden koͤnnen, wie z. GB, auc auf
den q. ust usfructus, obgleid) ex fein ususfructus, iſt und fepn
kann (. 2. ſ. I. de usufr. ear. rer.), dod) manche Grundſaͤtze
deſſelben angewandt ſind. Allein die Frage iſt dann, ob eine
foldje Ausdehnung rathlid) und billig fey, wads im Ullgemeinen
gewiß geldugnet werden mug, Haben dod) die Romer ſchon
aus diefem Grunde den Beſitz und die Ufucapion der Erbſchaf⸗
ten verworfen! (Gai. 2,54.) Denn irgendwo, fo follte hier
eine weife Geſetzgebung — von dex bloßen Muctoritat der Rechts»
gelehrten iff bei cinem fo tief eingerourgelten Mißbrauche wenig
' 358 Romifdhes Rede.
gu erwarten — den ˖durch todtes Schließen a priori dem wirk⸗
lichen Leben aufgeladenen Ballaſt wieder hinwegzuſchaffer. Von
einer quasi possessio, einem possessorium, einer actio con-
fessoria und negativa, den eigenthuͤmlichen Erwerb⸗ und Ver⸗
luſtarten der Servituten, ſollte bei jenen Reallaſten nicht mehr
die Rede ſeyn; ſondern uͤber das Vorhandenſeyn oder Nichtvor⸗
handenſeyn jener Rechte eine eigene Klage gegeben werden, de⸗
ren Nitur ſich nad der Natur des Rechts ſelbſt ridtete, und
gu deren Exiſtenz es ja keines befondern Nahmens beduͤrfte, und
uͤber Erwerb und Berluft muͤßte man ebenfalls die nide ſchwer
Quagumittelnde Natur jener Mechte in diefer Beziehung entſchei⸗
den laſſen. Da nun unfer Vers. die ganze Vefigesiehre auf
die deuiſchen Grundrechte Abertrdgt und ſogar dem dominus
directus beim Lehn aud eine juris quasi possessio zuſpricht,
fo handelt' er, feine Anſicht confequent verfolgend, im §. 6.
aud die Lehre von dem Erwerbe und Berlufte bed Quaſibeſitzes,
nahmentlich derjenigen deutſchen Reallaften, welche fic) in eis
nem Thun dugern, ab (S. 66-—74.), worhber weitere Bemer⸗
fungen nad bem bereits Gefagten dberfldffig fepn warden,
| Wir wenden uns Saber jet gu Wiberts Sarift. Da
dieſe eine ſehr forgfaltige und vollftdandige Zuſammenſtellung des
Inhalts der Yon dem interd. de itinere actuque privato (pres
chenden Stellen des corpus i. c. giebt, fo will id) mid) um ber
Kuͤrze willen bei dieſer Beurtheilung auf das Haupt(achlidere
bon dem beſchraͤnken, worin dex Verf. die Erkenntniß diefes
Rechtstheils weiter gefoͤrdert, eder worin er geirrt und ‘Unig
tiges vorgebracht bat.
2 §§.1—a1. Einleitung. Ucher dieſes Ynterdict fiberbaupt. —
fi te wird bemerft, daß es von iter, actus, via ‘und aquae-
ductus in unfern Quellen peige, fie feyen die servitutes pred.
' rustic., bon allen Abrigen bagegen (jedoch nur in der Regel,
ogi, L. 2. de serv, pr. rust.) bles, fie whrden mit dagu ge-
‘f
4 — roy = |
Roshieeu. Albert, vom Belge. - 389
rechnet. Es ware gewiß von Belang fir die gu erfldrenden
Fnterdicte geweſen, den Grund diefer verſchiedenen Ausdruͤcke
auszuforſchen, zumal da, was man bis jetzt immer uͤberſehen
bat, jener Gegenſatz ein durchgreifender iſt, und bei (ebr. vies
len Sunftituten des Roͤmiſchen Rechts, obgleich natuͤrlich nicht
mit ſclaviſcher Beobachtung der Regel, vorkommt. Die Sache
iſt aber dieſe: Esse aliquid heißt es von einer Sache, wenn ſie
ihrer ganzen Natur nach in dem genus, welches ſie als species
mitbilden ſoll, aufgeht, und folglich der Begriff udd Nahme dere
ſelben durch fie entſtanden und als Erkenntniß mit ihr identiſch
iſt. Dagegen connumerar?, videri, esse in aliquo u. ſ. w.,
wenn die Sache gwar ebenfalls gu einem genus gebirt, aber
nur deshalb, weil die Merkmale oes Begriffs ſich bei ihr auch
finden, wo alſo noch Nebenbeziehungen da ſind, die den Nah⸗
men uͤberſchreiten, und wo deßhalb der Nahme nicht durch ſie
entſtanden iſt, ſondern nur durch einen logiſchen Act mit auf
ſie bezogen wird. So ſind die unterworfenen Peregrinen dedi-.
tĩcii, gewiſſe ihnen gleichgeſtellte Freigelaſſene dediticiorum
numero; Peregrinen ſind nicht Roͤmiſche Voͤlker, die Latini
veteres find peregrinorum numero, was man vom Felde eine
erndtet, find Fruͤchte, das Faden des Pferdes est in fructu u.
f, w. Demnad miffen jene vier Gervituten etwas an fic) tras
“gen, wos die urſpruͤngliche Verhaͤltniß⸗ Natur ber praedia ru-
stica gerade erſchoͤpft, und das iſt aud) fo. Dentngje Natur
der laͤndlichen Grundſtuͤcke, fo fern fie den Menſchen unterwors
fen find, befteht darin, daß der Menſch mit aliem Bewegliden
auf ibnen lebe und fid) bewege (die bewegliden Sachen sages |
gen follen nur gebraucht und verbraudt werden), und da nut
die Erde ‘ein Individuum iit, durch deffen gam Pridateigens
thumsrecht nothwendige Abtheilung, vermoͤge Grangen, es ſich
ereignen mug, daß einer, um gum Geinigen gu gelangen-
Gber ihm nidt gebdsige Stide gehe, fo find die dieraus
ʒ60 Wdomiſches Recht.
eniſtehenden Servituten zugleich die Verhaltnignatus Oe8 ver⸗
theilten Grundes und Bodens, ohne welche ſich dieſer niche
denken laͤßt. Much if diefeg fuͤr das Baller nod) wahr, weil
dieſes ebenfalls geht, obgleich es ſich dadurch on den uͤbrigen
gehenden Gegenſtaͤnden unterſcheidet, daß feine Natur gugleid
grundftidsartig iſt, weßhalb aber aud die servitus aquaedu-
ctus manche Eigenthuͤmlichkeiten bat. Sobald nun aber cine
Servitut darauf, daß man etwas vom andern Grundſtoͤcke —
folglid) cine bewegliche Sade, die aber auch wieder Wafer
feyn Fann (aquaechaustus) — nebmen und gum Beſten des
herrſchenden Grundſtoͤks verwenden koͤnne, fo dient hier gwar
aud nod cin Grunditid dem andern auf rufticale Weifes aber
Res liegt nod) mehr darin, alé ein bloßes Dienen eines landliz
den Grundſtuͤcks als. folhen, indem naͤwlich der Inhalt des -
Dienens erft durd eine beweglidye Sade, in welder Form
ein Theil bes GrundPids dargeftellt wird, hindurchgeht. — §- Be
enthalt eine im Ganzen quellenmapige Cintheilung der viae;
‘aber moͤchte fid der Verf. auf die Erklaͤrung dex Quellen ein⸗
gelaffen haben, namentlid ber nach ihrer jegigen Lesart finns
lofen L. 2, §..23. Ne quid in loco publ, Diefe Stelle mug,
wie id glaube, fo gelefen werden: Privatae viae dupliciter -
accipi possunt: vel hae, quae sunt in agris, quibus impoe
sifa est servitus, ut ad agrum alterius.ducant; vel hae quae
ad agros ducupt, per quos (ſtqtt quas) omnibus permea-
re liceaf (4. B. Grund und Boden einer colonia oder eines
vicus) in quas exitur de via consulari, et sic post (0. h-
postea) illas (ftatt illam) excipit via vel iter vel actus
_ad villam ducens, has ergo, quae post consularem exci-
piunt in vicos (ftatt villas) vel in alias colonias, ducep~
tes, putem etiam ipsas publicas esse, (Denn obgleid) ſolche
Wege meiſtens von ben Eigenthuͤmern eines gewiffen Private
grunditids gebraudt werden, fo mug ibe Rect doch darnach
Roßbirt a, Albert, oom Belige. 3G
beflimmt werden, auf was fir solum fie zunaͤchſt führen).
Die Rectfertigung dieſer Emendation with einiges Nachdenken
iedem bald liefern.
Von der Abhandlung ſelbſt fit O48 erfte Capitel
von den weſentlichen und allgemeinen Bedingungen dieſes In⸗
terdicts. Dieſe find A, Gebrauch des Weges. Was darunter
gu verſtehen fei, iſt ſſ. 12 —21. mehr nach den Quellen, als
mit aus denſelben geſchoͤpfter Einſicht richtig beftimmt, In das
Weſen der Sache moͤchte folgende kurze Hinweiſung mehr ein⸗
fuͤhren. Eine Servitut iſt die Eigenthumsbeziehung zwiſchen
zwei Grundſtuͤcken, welche eben ſo eine unkoͤrperliche Subſtanz
bildet, wie das Grundſtuͤck in ſich eine koͤrperliche Subſtanz iſt.
Exiſtirt nun dieſe Subſtanz jure civili, fo iſt fle ein Rect,
wird fie bagegen blos nady dem Berhaltniffe des herrſchenden
Menſchen zu der unterworfenen unkoͤrperlichen Sache inneges
habt, ein Gebrauch. Cine ſcharfe Beobadtung diefes Gebrauchs
aber wird “die in den Quellen vorfommendep Erforderniffe deſ⸗
ſelben leicht erklaͤren. — ſ6. 22 -26. Erforderliche Wieder⸗
holung dieſes Gebrauchs; 3 es ſoll nach Ulpians L. 1. § 2.
h, t. wenigſtens an 30 Tagen im legten Sabre gebraucht feyn.
Warum dieſes, da der Praͤtor fagt hoc anno? Der Rerf. exe
klaͤrt dieſes nicht und ſcheint angunehmen, daß dle Roͤmiſchen
Furiſten willluͤhrlich dieſe Beit feſtgeſetzt haben. Aber wie ließe
ſich dad rechtfertigen? Die Sache haͤngt vielmehr ſo auſammen.
Der Praͤtor ſagt nicht, wie lange im letzten Jahre gegangen
ſeyn muͤſſe. Da nun nach der Natur der menſchlichen Bewe⸗
gung uͤber Grundſtuͤce und folglich aud nach der Natur der
itin¢ra und actus dieſe nicht immerwaͤhrend, fondern uur bet
entſtehendem Beduͤrfniß gebraucht werden (I. I. §. 2. h. t.),
folglich immer nur ein Stuͤck von jenem Jahre der Dauer nach
verſtanden werden kann, wenn aber ein Stuͤck hinlaͤnglich iſt,
aud) das kleinſte genuͤgen muß, und das kleinſte (0. h. naͤchſt -
362 / Romiſches Rest.
fleinfte) Stuͤck des Jahres ein Monat it, fo mug ein Gebraud
von Z0'Lagen hinreiden. Wenn alfo der Prator ſagt: boc
anno, fo heißt dieſes foviel als binnen einem Sabre, eine ei⸗
nem Fabre nad der Natur hed Wege⸗Gebrauchs entſprechende
Zeit bindurch (modico tempore). Auch das erklaͤrt unſer Verf.
nicht, weßhalb das interd. de aqua blos einmaliges ducere
aquam im letzten Jahre fordert; das naͤmlich deswegen, weil,
wenn das Waſſer einmal geleitet iſt, es von ſelbſt immer fort⸗
fließt, biß man es wieder hindert (vgl. L. 1. §. 21. de aqua),
weldemnad die Natur diefer Servitut nur eine einmal ute
ſpruͤnglich vorhanden gewefene menſchliche Thaͤtigkeit mit fid
bringt. — (§. 27—31. In dieſem Interdict kann aud) der
Gebrauch des auctor mitgerechnet werden, nnd es ſchadet nicht,
daß der Eigenthuͤmer des dienenden Grundſtuͤcks wechſelte. Hier
ware eine genauere Beſtimmung des hier gu verſtehenden auctor
wuͤnſchenswerth gewefen, z. B. ob aud) ein vi clam precario
Hom vorigen Cigenthimer Befigender oder ein m. f. emptor des
Borgingers Gebrauchtage mitgdhlen duͤrfe? ( Erfterer nidt,
letzterer wohl.) Wud ift §. 28. der adel bes Paulus, web
cher da8 Snterdict bes Kaͤufers aus bloßen Gebraudtagen fei:
nes Vorgaͤngers ein interd. apiscenda possessiomis nennt, gang
ungeredt und irrig, und dabei nidt bedacht, daf wenn aud
der befeffene Gegenftand hier dem Grundftid anflebt, bod) der
Beſitz felb(t immer factiſch von jeder Perfon, weldye ihn bee
hauptet, erworben werden mus, — §§. 32 — 35. iſt die Lehre
von dem Gebraud bes Weges durch andere Perfonen als den
‘dominus , 5. B. ben Ufufeuctuar, Preciften, Paͤchter, Freun⸗
de ganz migverftanden, obgleid) Ser Inhalt der Quellen genau
referirt wird. Die gange Gade erflart fid), wie von felbft,.
wenn man bebdenft, daf aud bei Servituten ein Gebranden
burd) ministri q. possessionis vorkommen kann, als folde
aber eben nur diejenigen anzuſehen ſind, welche nicht als ſelbſt
—
Roßhirt u. Alb ett, vom Beſitze. 363
gun Gebraud Berechtigte, wie der Ufufructuar und Preciſt,
fondern nur im Nahmen des dominus, over eines andern suo
nomine Berechtigten gebrauden; daß aber aud ein Precift deß
Grundftids als minister possessionis domiini alsdann gelten
mug, wenn er, da dem dominus dle Servitit zuſtand, diefe
bom Nadbarn precario rogirte; denn ba suae rei'precarium
‘non tenet, fo gebrandyt der Precift nun in Begiehung auf den
dominus nidjt suo nomine, und da bem dominus ferner’ der
Irrthum deffer, dem er gugeftanden hat, nidt ſchaden fann,
Yo ift ber Precift nun fir ben dominus alé minister possés-
sionis zu betrachten. — B. Berwebhrung des Gebrauchs. Hiers
fiber ift Manches beffer als gewoͤhnlich gefagt; moͤchte nur der
Verf. den unglidliden Ausdruck „Beſitzesſtoͤrung,“ deſſen die
Neuern bei dieſem Interdict ftatt p» Sebraucdsverwehring’” ge⸗
woͤhnlich ſich bedienen, und deſſen Unpaſſendes er ſelbſt ſo wohl |
eingefeben bat (F. 48.), nicht dod) felbft wieder beibehalten ha⸗
ben. Da wir in der Erkenntniß des Roͤmiſchen Rechts noch
unmuͤndige Kinder find, ſo ziemt es uns vor Allem, erſt rich⸗
tig ſprechen zu lernen. — Was nun Wehrung des Gebrauchs
ſey, das hat der Verf. aus den Quellen auch wieder ſehr ſorg⸗
faltig zuſammengeſtellt, aber, wie es ſcheint, ohne rechte Ein⸗
ſicht in die Sache ſelbſt. Namentlich weist er nit nad, weß⸗
halb dieſes Interdict nicht angeftellt werden kann, wenn auf
dem dienenden Grundſtuͤcke gebaut oder Graͤben gezogen werden,
obgleich in dieſem Falle das interd. de aqua ſtatt findet. Die⸗
ſes iſt folgendermaſſen zu erklaͤren. Die Ausſchließung dieſer
q. possessio auf gewaltfame Weiſe mug natuͤrlich aud wieder
gerade das, worin jene q. possessio beſteht, betreffen, Nun
beſteht der Gebrauch der Wegegerechtigkeit in einer von dem
Grundſtuͤck getrennt und nur auf demſelben ſtatt findenden Fort⸗
bewegung ‘der Menſchen ſelbſt oder koͤrperlicher Gegenſtaͤnde
durch Menſchen. Folglich kann aud eine gewaltſame Verhin
2
364 | Remifhes Recht.
derung deſſelben nur Sarin beftehen, dag cin entgegengefestes
Werfiren von Menſchen (durch dieſe ſelbſt oder Ourd von ihnen
in Bewegung gefegte Gachen) auf dem Grundftid jenes Fort:
bewegen verwehrt 3 wogegen Hinderniſſe, welche Grund und Bos
den ſelbſt darbietet, wenn ſie auch vielleicht zum Hindern her⸗
vorgebracht waren, keine gewaltſame in contrarium actio des
Gebrauchs enthalten. Daher wuͤrden abſichtlich gelegte Fup
angeln oder ein angeſtellter Kettenhund dieſes Interdict begruͤn⸗
ben, aber nicht irgend ein opus in fundo factum. Ganz an⸗
hers bei dem Wafferleitungsrechte ; denn dieſes befteht in dem
Fortbewegen eiger mit dem Grund und Boden gerbundenen
Gubftang, welded urd einen Menſchen nue urſpruͤnglich ein
mal bewirlt iff; Saber bier die Hinderung darin liegt, wenn
Has Individuum des Bachs {einer (Grundftids-) Natur nad
gu geben gebindert wird, 6, h. aud von Grund und Boden
aus. Was der Berf. § 41. von politiſchen Grinden des
„Geſezgebers“ bei dieſer Gelegenpeit horbringt, ift gang unbe⸗
gruͤndet, ſo wie auch nur mangelhafte Einſicht der Sache ihn
gu der Behauptung bewogen haben kann, daß die operis no-
vi nunciatio bem Wegeberechtigten alsdaun zuſtehe, wenn bas
novum opus fi fid) uber das gange Grundſtuͤck erſtrecke (S. 52.).
Das zweite Capitel handelt von dem usus vitiosus,
und zwar A. uͤber dieſen Gebrauch ſelbſt. Hier ſind vom Verf.
die verſchiedenen vitia usus recht gut beſtimmt, aud jedesmal
der feblerbafte Gebraud vom Nichtgebrauch wohl unterſchieden
worden. Nur bemerke ich: 1) Unrichtig iſt es, wenn oer Verf.
§. 65. S. 74. (vgl. q. 61.) mit den Neuern einen Widerſpruch
zwiſchen Ulpians Ausſpruch gu dieſem Interdict: qui prohi-
bitus utitur, clam utitur und der Aeußerung deffelden Juri⸗
ſten gu dem interd. quod vi aut clam, daß si quis contra
quam prohiberetur fecerit, diefes ein usus violentus fey, an:
himmt, und denfelben durd die angeblid berſchiedene Bedeu⸗
?
Roßbirt u. Albert, om Beſitze 365
tung der Gewalt bei einem Wege und bel einem opus gu be
feitigen fucht. Vielmehr fagt Ulpfan an beiden Stellen etwas
gang Verſchiedenes; an der einen naͤmlich, daß wenn Jemand,
der verbindert worden: ift, dod) | gebraucht , diefes clandesti~
nus usus fey; an der andern dagegen, daß wenn Jemand,
wabrend er verhindert wird, dod gebraucht, dieſes usus vio⸗
lentus ſey. Man achte nur auf die temporal 2) Obgleich
die Unterſcheidung des usus precarius von dem ſ. g. usus ex
jure facultatis und familiaritatis 9. 72— 75. ſehr richtig durch⸗
gefuͤhrt iſt, ſo wuͤrde doch der eigentliche Begriff des precarium
erſt recht deutlich hervorgetreten ſeyn, wenn auf den Haupt⸗
punct mehr Gewicht gelegt worden waͤre, daß naͤmlich bei dem
precarium nach dem Willen der Partheien immer die Sache
ſelbſt zum Gebrauch widerruflich aberliefert und nicht blos der
Gebrauch zugeſtanden wird welches letztere bei dem Gebrauch
ex j. familiaritatis sefcicht Wud iſt die Uuterſcheidung des.
Gebrauchs ex j. facultatis und ex j. familiaritatis eigentlich
unbegruͤndet, weil beide in dem hier allein wichtigen Stuͤcke
abereinkommen, daß fie auf dem wirklichen oder vorausgeſetz⸗
ten Wohlwollen gegen den Naͤchſten beruhen; ob dieſes durch
beſondere Verhaͤltniſſe entſtanden iſt, oder nicht, macht nichts
aus. 3) Der Verf. will §. 78. den usus vitiosus deutſch
| „mangelhaften“ und nidt ,,feblerbaften’’ Gebraud . gegeben
wiffen; aber gewiß unrichtig: denn mangelbaft ift, was nicht
gang iſt, der usus vitiosus iſt aber ein ganzer, vollſtaͤndiger
Gebrauch; fehlerhaft dagegen iſt die Eigenſchaft einer ganz vor⸗
handenen Sache, durch welche dieſe einen gewiſſen von ihr
ſonſi zu erwartenden Effect nicht leiſtet, und eine ſolche Eigen⸗ ~
(Haft bat der usus vitiosus. Auf die Erlaubtheit oder Nicht⸗
erlaubtheit des Gebrauchs deutet zunaͤchſt weder vitiosus ‘nod
feblerhaft ‘bin, 4) Gegen ben aud) vom Verf. immer kunſt⸗
maͤßig gebrauchten Ausdruck der — exceptio vitiosee pos
366 *9. Ndmiſches Recht. 25
sessionis abe th mich fon anderwarts erflart (Analect. lit-
terar. ed. J. Huschke p. 155.) und wiederbole diefe Erklaͤrung
bier, well jener falſche Gebraud aud) gu practifdy widtigen
- Mifverftdndniffen fahren fann. Denn eine angebradite Inter⸗
dietsklage, worin der Klaͤger behauptet, gewaltſam gebraucht
zu haben, muß ohne Weiteres zuruͤckgewieſen werden, waͤhrend,
wenn der Gebrauchsfehler eine exceptio enthielte, die Mitthei⸗
Iung an ben Beklagten nidt unterlaffen werden duͤrfte. 5) Mud
die Natur des Sufammentreffens eines usus rectus und eines
usus vitiosus in bemfelben Sabre ift dem Verf. nicht recht klar
geworden (ff. 84. 85.). Der Grund, warum ſelbſt ein nach⸗
folgender sus vitiosus nicht ſchadet, wenn man nur vorber in
demfelben Sabre die geborige Zeit hindurch ordentlidy gebraucht
| pat, liegt darin, dag der Prdtor hier nidt auf den gegenwars
tigen Beſitz fieht, wie bet dem interd. uti possidetis, fondem
auf das gange Jahr, und gerade deßhalb Quftande in eingelnen
Kheilen dieſes Jahres fir den Beſitz gleichguͤltig ſind. Harte
Semand 50 Tage hindurd) gebraudt, und darauf precario ſo
-gebeten, daß nun der gange vorherige Befig nicht mehr , gelten
folle, fo wuͤrde das Snterdict nun dod) nod) ſtatt finden, aber
durch eine exc. pacti entirdftet werden, — Gin Unhang gu ben
beiden erſten Capiteln Hber den Proceß des interg. de itinere
ift fiberaus duͤrftig, was um fo mehr gu bedauern iſt, als nus
durch die Erklaͤrung des alten bier gebraͤuchlichen Proceffes Bie
les in dieſem Snterdict erſt volles Licht erhalten fann,
Im dritten Capitel A, Aber die redtlige Natur
des Beliges der Wegegeredhtighkeit Aberhaupt, ſtoſſen
wir gleich Anfangs §. 95. auf einen nicht begruͤndeten Tadel
o. Gavigny’s, welcher behauptet, daß einmaliger Gebrauch
des Weges mit der Affection des Rechts den Beſitz deſſelben
erwerbe, wogegen der Verf. einwendet, daß ja erſt Zotaͤgiger
Gebrauch das Interdict arte Udlein etwas Anderes ift es ja,
4
—
Rog hire u. albert, bom Veſihe. a 367
Beli tz haben, etwas anderes denſelben durch Interdict ſchuͤtzen
koͤnnen, wie man daraus ſehen kann, daß Jemand den Beſitz
einer beweglichen Sache nach aͤlterm Rechte unſtreitig haben,
dennoch aber das Interdict utrubi dann nicht gebranchen konn⸗
te, wenn in dieſem Jahre ſein Beſitz nicht der laͤnger dauernde
‚war. Nur ſo viel iſt wahr, daß wo der Befig als dauernder |
guſtand wirken ſoll, wie hier, nicht einmaliges Gebrauchen hin⸗
reicht, was ſich daraus erklaͤrt, daß uͤberhaupt hier kein eigent⸗
licher Beſitz vorliegt. Auch darin hat der Verf. ſehr Recht,
daß bei ben Neuern dadurch viel Verwirrung in dieſe Lehre ge⸗
bracht worden iſt, daß ſie die von dem Beſi itze koͤrperlicher Sa⸗
chen geltenden Regeln meiſtens ohne Weiteres auf den Beſitz
der Rechte bezogen haben. Wo ſi ich derſelbe aber uͤber den
agers der Servituten durd Verjaͤhrung und Vertrag serbreis
, bringt er fat nur die Irrthuͤmer der Neuern uͤber dieſen
nile vor (ff. 96=-104.) — Unter B. wird mit Recht
die Meinung derjenigen verworfen, welche behaupten, dem
Klaͤger liege in dieſem Interdicte der Beweis der scientia et
patientia domini fundi servientis ob ($$. 105 — 109.) —
C. Det animus suo jure utendi mug vom Klaͤger bewieſen
werden; dieſes iſt gegen Ley ſer in 5. 110 — 114. ſehr ſchoͤn
vom Verf. dargethan. — D. Nochmalige Erlaͤuterung des Uns
terſchiedes zwiſchen q. possessio nulla und vitiosa, hier nde
mentlid) in Begiehung auf die Beweislaſt. 6§. 145— 118. —
Unter E. endlich erweiſt der Verf. mit Scharfſinn und Wahre -
Heit, daß Sem Befiger der Wegegerechtigteit keine gewaltfame
Vertheidigung dserfelben gegen Gewalt zuſtehe (was jedoch da⸗
mit nicht verwechſelt werden darf, daß Jemand, der auf einem
fremden Grundſtuͤck geht, dort wie anderwaͤrts ſich gegen ge⸗
waltſame Angriffe ſchuͤtzen kann).
Das folgende vierte Capitel handelt noch mehrere te
ſondere die Natur dieſes Interdicis betreffende Puncte ab.
368: . Romifhes Rede.
A. Das interd. de itinere ijt ea Interdictum sim-
plex. Der. Grund davon wird ridtig dahin angegeben, weil
mit bem Beſitz des Klaͤgers niemals dee Beſitz eines Andern
an derfelben unkoͤrperlichen Sache geldugnet werde, (Sobald,
wie beim Aquaͤduct eine koͤrperliche Sache mit in den Beſitz der
unkdrperlichen Sache faͤllt, laͤßt ſich auch Duplicitaͤt des In⸗
terdicts denken.) §§.125—151. — B. Es kommt bei die
ſem Interdict die bona fides des Klaͤgerb nicht zur
Sprache. Jf. 132 —139, Dieſes iſt wahr und aus den Quel⸗
fen richtig dargethan, wie aud) der Unterſchied zwiſchen b. f.
und nec vi nec clam nec precario uti gut nachgewieſen iff,
Aber weßhalb bedarf es hier dee b. F. nicht, wohl aber bet dem
interd, de aqua? Davon fagt der Verf. nits. Da cine voll
ſtaͤndige Eroͤrterung hier gu wejt fibren wuͤrde, fo will id far
eine gulinftige Bearbeitung des Ynterdicts de aqua, nur darauf
aufmerkſam machen, daß civili ratione dle b, f gue Recht⸗
maͤßigkeit des Beſitzes nur gehdrt, wenn man frembe koͤrper⸗
liche Sachen wirklich, nicht auch wenn man eine nicht als Recht
beſtehende unkoͤrperliche Sache uneigentlich beſitzt (denn hier be⸗
ſitzt man nichts Fremdes); bei der servitus eundi agendi hat
man’nun blos den unkdrperlichen Gebrauch, dei der servitus
aquaeductus aber außer dem jus \ducendi aud dfe frembde
aqua, Jedoch wird die b. £ nur bei dem ducere etfordert,
nidt auch bei Unftellung des Interdicts, wie der Werf. §. 137
nach todtem Wortverſtaͤndniß meint, — Unter C. wird auszu—
fibren verſucht das interd. de itinere untetſcheide ſich dinſicht ·
lich des Grundes ſeiner Einfuͤhrung namentlich von dem in⸗
terd. uti possidetis dadurch, daß dieſes letzlere auf einem
maleficium beruhe, bef dex Einfuͤhrung des erſtern aber
der Praͤtor von dex Idee der Nothwendigkeit eines vorlaͤufi⸗
gen Schutzes dex Wegegerechtigkeit und nebenbel der Mids
fidt, daß diefer Schutz dem Gegner bei den feſtgeſetzten Be⸗
@
Roßhirt u. Albert, vom Beige, — 369
dingungen nicht ſehr gue Beſchwerde gereidie, geleitet worden ~
ſey. «SS. 140—151 ) SH meinestheils glaube, daß der Grund
der poſſeſſoriſchen Interdicte uͤberhaupt von den Neuern, die
auf bas, wad Paullus L. 2 §. 2. de interds ſagt, nicht gehoͤ⸗
rig achten, noch ganz verkannt werde. Dieſe Interdicte wer⸗
den naͤmlich, wie denn aud) alle uͤbrigen, ſaͤmmtlich nicht
odid maleficii gegeben, ſondern fle find die regelmaͤtige Klage
aus dem Beſitze, welder eben fo gut, wie das Cigenthum, eine
befondere res in patrimonio iſt (vergl. z. B. Fragm. Vatic.
§. 1. L. 15. §. 1. de ‘cond. indeb. L. 34: §. 4. dé contrah,
empt, L, 12. §. 1. de acquir; vel amitt. possi) und eine bes.
fondere rt fireitig gemacht gu werden bat, weldye, fo wie beint
Gigenthum in der Vorenthaltung des Befi itzes, fo bier. in der
| Wegnahme (oder Stbrung) vi, clam, precario beſteht; denn
wenn außerdem Jemand den Befig verlohren hat, fo bat ev
ihn eben nicht mehr und fann aud feine Befigestlagen verlan-
gen; daher die Interdicte, obgleich ſie wegen Sachen zuſtehen,
doch ihrer Natur nad perſoͤnlich find. (L. 1. ſ. 3. de interd.).
Dem gemaͤß ſtehen alſo die poſſeſſoriſchen Interdicte nicht we⸗
gen des Beſitzes gu, .d; h. fie find keine Rechtsmittel, wm das.
aͤußere Verhaͤliniß oer Perfonen gu den Sachen gu reguliren,
wie die missio in possessionem, pignoris captio u. ſ. w., was: |
auch fon daraus bervorgeht, daß aus ibnen actiones entfles
hen, fondern fie erzielen Gewabrung eines Vermoͤgensrechts,
welches eben der Beſitz iſt (L. 2. §. 2. cit.) Dieſes gilt nun von
dem Befige koͤrperlicher Sachen und des ususfructus gang alls -
gemein, Bei den servitutes rusticag befigt eigenilid) Niemand
continuirlich, daher man hier auch nicht behaupten kann, daß
Jemand den Beſi ig gu irgend einer Zeit habe und derſelbe ihm
gewaͤhrt werden muͤſſe; deßhalb hat hier der Praͤtor nur durch
den großen Nutzen hewogen in. den norhwcndiaſten Faͤlen nae,
Krit. Zeitſchr. I. 3. Pe 3°
370 Ro mifdhes Reds.
unter getviffen Bedingungen den Gebsaud) dem Beſitz gleich gee
achtet und gewabrt, (o bag nun alfo aud) die interd. de itinere
und de aqua proprietatis causam continent (L. 2. §, 2. cit.).
Fuͤr die weitere Wusfihrung diefer Anſicht, welche ſehr viele
ſonſt dunkeln Puncte in der Lehre von den Interdicten aufhellt,
fehlt es hier an Naum. — Die ganze im folgenden Abſchnitt D.
(Gf. 152 — 157.) audgefibrte Meinung des Verf. dad interd.
de itinere gehe blos auf das iter als servitus pr. rustic.,
nicht aud als (vermeintliche) servitus pr. urb., berubt auf
dem Irrthum, daß das iter Aberfaupt femalé servitus urbana
ſeyn koͤnne; es ift aber ſtets servitus rustica; aud) wenn es
Gebauden gufteht, was jedod ohne eine weitlduftige Auseinan⸗
derfegung nicht gegeigt werden. Fann,
Im finften Gapitel redet der Beef. von Ser Kraft
und Wirkung des in Otefem Interdict gu ſprechenden richterli⸗
chen Erkenntniſſes. A. Ueber die Kraft deſſelben im Allgemei⸗
nen ($§. 158 —168.). Hier wird wieder Wles unridtig dare
geſtellt; namlid) behauptet, der Richter muͤſſe dem Klaͤger eine
tempordre Wegefervitut gufpreden und gum Schutz - derfelben
dem Beklagten eine Caution auflegens die gange Sache werde
eigentlich erſt in petitorio gum Schluſſe verbandelt; vom in-
terd. uti possidetis unter{deide fid) dieſes dadurd, daß bier
das Snrereffe erſt bon Zeit der NlagefteHung an gefordert wer⸗
den koͤnne. Wllein 1) eine temporaͤre Wegefervitut iſt ein tins
ding, vielmehr mug das richterliche Erkenntniß nichts enthal-
ten, als ehewals Condemnation auf da8 Sntereffe Cdenn inter-
. dicta prohibitoria . haben feine actio arbitraria), jest Berure
theilung gu der promissio per te non fiert, quo minus A. A.
. quamdiu de jure constet , eat agat, und zum Erſatz des In⸗
tereffe’ deswegen, weil der Klaͤger feit der Klagſtellung nidt hat
geben thansn: -2)-Mitdens petitorium hat diefe Kage an ſich
a
)
Rohdirt a. Albert, vow Beſitze. 372.
gar nidts gu ſchaffen; denn cin Underes iſt Befig, ein Underes
Cigenthum einer Cache, und koͤnnte gar. wohl diefes Snterdict
mit der confessoria actio gugleid) angeſtellt werden. 3) Auch
im interdict. uti possidetis fann a8 Imereſſe exit bon Zeit
des interdictum editum verlangt werden ie in allen Inter
dicten außer dem de vi. — Von den abrigen in dieſem Capi-
tel (bis §. 186.) und im folgenden letzten (FF. 187 — 204.)
noch vorkommenden und keineswegs uͤberall richtig abgehandel⸗
ten Puncten moͤge es aus Ruͤckſicht auf Kuͤrze geſtattet fen;
nur noch die wichtige Frage hervorzuheben, ob der Sieg des
Klaͤgers ‘in dem interd. de itinere denſelben ˖von ber Beweis⸗
Taft in dem nachher angefteliten petitotium befreye oder nicht:
Der Verf. nimmt gegen die Meinung dev meiſton /Neuern das
legtere an, und ſucht dieſes durch kuͤnſtliche Stelleninterpretae
fiom und mancherlei Urgumente weithiuftig gu rechifertigen (4G.
167— 186.) Geine Anſicht ift aber — wie adh der grofe
Apparat von blos duferlid)-logifchen Nachweiſungen, defen er
bedurfte, abnen laͤßt — durchaus falfh Die SGerdituteentla
gen haben mit den Abrigen in rem actiones Sat gang gemein,
daß aud) in ihnen bef dem einen oder andern der ſtreitenden
Theile ſich ein Beſitzſtand befindet, den der Richter fo lange
ungeftirt laſſen mug, bid ein entgegenſtehendes Recht dargethau
iſt, und weichen nur darin bon den PBindicationen koͤrperlicher |
Saden ab, daß in ihnen auch der Befiger lagen kann. Bei
den seryitdtes urbanae nun iſt derjenige Beſitzer, deffen præ—
dium im 3uftande der Herrſchaft uͤber das andere (possessor
servitutis), ober der Freiheit von der angemaßten Beſchraͤn⸗
tung (possessor libertatis) {id befindet, Bei den servitutes
Tusticae dagegen giebt es eigentlid) teinen dauernden Zuſtand
der Servitut vind folglid auch nicht der Freiheit, fondern ver
regelmaͤßige Zuſtand beſteht darin, daß die Servitut nicht ge⸗
3 ee
372 Mbmiſches Rest
braucht wird, woraus folgt, daß hier immer derjenige, welcher
die Servitut behauptet, den Beweis fuͤhren mug. Nur in Ci
nem Falle leidet dieſes cine Ausnahme; dann naͤmlich, wenn
ber, welcher die Serpitut des Weges oder der Waſſerleitung
behauptet, ſchon im, Interdict de itinere oder de aqua gefiegt
hat; denn. altdann bat der Prator ihn gleichſam als Befiger
anevfannt, wie auch die ihm geftellte Caution geigt, und diefe
q. possessio. mug nach bem pratorifden Edicte daffelbe bewir⸗
fen, wie der wirklich dauernden Zuſtand bei den servitutes ur-
banae,
Naͤchden ait fo den Inhalt diefes mit Fleiß und Scharf⸗
ſinn ausgearbeneten Buchs. durchmuſtert haben, wird uns am
Schluſſe dieſer Mecenfjon Her Verf. gewiß die freundliche Er⸗
mahnung nicht Hoel auslegen, bel der nicht gu uͤbereilenden
Fortſezung ſeiner Unterfudung Aber die q. possessio fid) von
der. bid. jetzt Sefolgten flare logifden Methode moͤglichſt loszu⸗
madden, und. ftatt des todten Zuſammentragens der eingelnen
| QMisfpeddhe des Roͤmiſchen Rechts lieber das in denſelben ſchla⸗
fende Leben wiederzuerwecken zu ſuchen: wenn dieſes gelingt,
ſo bedarf, e& des, mechaniſchen Zuſammenraͤckens und Schiebens
-
night mehr, deffen Kraft bod) immer mit fid) ſelbſt wieder aufs
bets ſandern die Lodtengebeine fammeln fid) von (elber gu Ie
bendigen Leibern zuſammen, und Jedermann hat ſeine Freude
daran. a ee es
* .
a en ne ee E. Sufgte
; —
— *
Sebierling, “de Jeguns abrogatione. 373
Schierling, (Ww. W. Zuitphan.) ‘de legum abro-
gatione, Gandavi. ap. Mahne, 1826. 36 S. 4.
Rad einem’ die Beſcheidenheit des Werf. beurtundenden
— - Borworte’ werden in der erften UHtheilurig, welche von 0. 1.
bis G. 9. geht, die Abſchaffung der Geſetze im Allgemeinen,
—
und gwar in den 96.1—3. die Bedingungen und Nothwen⸗
digkeit einer je und je gu veranſtaltenden Gefewes = Nenderung,
in den FF. 4—5 und 7— 8 df Wet und: Wirkſamkeit dee Ab⸗
ſchafung, endlidy in den §§. 6. u. g die Erkernbarkeit der Ubs
ſchaffung und ‘der Werth eines abgeſchafften Geſetzes uͤberhaupt
abgehandelt. Ref. Hat tu’ dieſer Abtheilung weder Neues ge⸗
funden, noch bemerkt, daß ſich dieſelbe etwa durch eine beſon⸗
ders treffende Zuſammenſtellung der bereits von andern geaͤuſ⸗
ferteh Anſichten ausgeidne.: Sehr beherzigenswerth iſt die War⸗
nung (5. 2.) dor haͤufigen und ohne ein: hohes Beduͤrfniß vor⸗
genommenen Aenderungen; wogegen uͤbrigens eine hie. und da
(z. B. §. 1.) angederitete Bidigung never: Geſetzboͤcher ziemlich
abſticht. Selten oder nie koͤnnen foldhe durchgreifende, uber
bas ganze Gebiet des Privatrechts (ſeinen niateriellen oder: for⸗
mellen Rechtsnormen nad) ſich erſtrekende Neuerungen von cle
nem wahren Beduͤrfniß erzeugt ſeyn, noch wird ihnen eine
grͤndliche, das Ganze und Einzelne tief umfaſſende Erkeynt⸗·
niß des vorhandenen Rechts und des herrſchenden Lebens, wo⸗
durch doch nothwendig das Gefuͤhl und das Bewußtſeyn jenes
Beduͤrfniſſes bedingt if, vorausgehen. »Merkwuͤrdig war dem
Ref.- auch das, Sag der⸗ Verf. die Regel: cessante ratione
cessat lex -felbft in dem: Roͤmiſchen Recht zu finden ſcheint
(§. 4.3, ob exc gletdy diefe Anſicht mebe andeutet und voraus⸗
ſetzt, als gu begruͤnden verſucht. Utlerdings verliert manches
Geſetz nach und nach dadurch feine Kraft, daß fein. Werth vers
ſchwindet, und ohne Zweifel ſtimmt. Jeder in: bie Frage:
¢
374 . 2) mi ſche 8: eve
ꝓquot enim leges vidtean utiliter hesterno die latas, poste-
ro vero, milla tamen lege t tacite aut expresse abrogante,
abrogatas? Sudeffen geht eine (olde Ubrogation von einer gang
andern Quelle, der Gewohnheit qus. Um ſo mehr fiel es dem
Ref. auf, daß der Verf. ein Aufbeben der Geſetze durch Gee
wohnheitsrecht mißbilligt (F 5.. Der Grund ber Mißbilligung,
daß man, wenn man eine Gewohnheit gegen das Geſetz wirken
laſſe, das Volk zum Geſetzgeſetzgeber mache, und dadurch
(verſteht ſich in monarchiſchen Staaten) zwei Perſonen erhalte,
von denen die geſetzgebende Gewalt ahhaͤnge, und von denen
bie cine entweder oͤberfluͤſſig oder der andere hinderlich fep,
midte faum bor dex erften Prdfung Stic balten.
Mit dem. §, 10, -beginnt bie gweite Abtheilung, Sie hane
belt bon dem Verhaͤltniß der alten: Gefege gu neuen, und der
ruͤckwirkenden Kraft der Geſetze, zuerſt im Allgemeinen (§. 13.),
ſodann im Cingefnen in Ruͤckſicht des Status (§. 12.), der Tes
fiamente und Snteftaterbfolge (F. 13 und 14.), der Vertraͤge
und ridtesliden Entſcheidungen (§.1 5 u. 16.), neuer. Proceß⸗
einrichtungen, der Verjaͤhrung, und unerlaubter Handlungen
(§. 17-—-19.)5 der letzte Paragraph iſt einigen Bemerkungen
oͤber authentiſche Interpretation gewidmet. Dem Ref. wurden
aud) .in dieſer Darſtellung ſeine Erwartungen nicht erfuͤllt.
Daß erworbene Rechte durch neue Geſetze nicht verletzt werden
follen; hiemit ſtimmt man nach gemeinrechtlichen Grundſaͤtzen
wohl gerne uͤberein. Das Schwierigſte bleibt immer, zu be⸗
ſtimmen, was erworbenes Recht ſey. Hier duͤrfte man denn
mit der allgemeinen Regel, welche der Verf. (S. 20.) giebt:
jura acquisita dici arbitror, quae in alicujus dominio sunt,
et quae tolli ab ea, qui dedit, non amplius valent.....
minime yero lla, quae in arbitria alicujus sunt, vel quae
facultatis dicuzitur , night ſehr weit reichen. — Dag der Sta⸗
gu ſich allegeit nach dem neueren Geſetze richte, und alſo ein
nN
Schicrling, de legum abrogatione. 825
Wenſh z. B., weicher vermoͤge des Altern Rechts bereits dit
Geoßiaͤhrigkeit erlangt bat, durch“ ein neueres Geſeß, 043 die
Zeit der Großjaͤhrigkeit weiter hinaus ride, wieder in den Bap
ſtand der Minderjaͤhrigkeit zuruͤckfalle (S. 2o—29.), darein tana
Ref. nicht ſtimmen, obgleich der Werf. dieſe Behauptung mit
gewichtigen Autoritaͤten zu unteiſtuͤtzen vermag. Des: Verf.
giebt ſelbſt zu, daß Alles, was in dem Zuſtande jener tempo⸗
raͤren Großjaͤhrigkeit geſchah, eben ſo kraͤftig bleiben muͤſſe, als
waͤre es von einem durchaus Großjaͤhrigen geſchehen. Liegt
nun nicht ein Widerfprud Sarin, wenn ein folder Menfd,
defen Selbfiftandigfett tod) durch ſeine Handlungen beurbunbet
wird, ſpaͤter ohne weitern Vorgang und blos durch ein Geſetz,
das die Zeit dey Großjaͤhrigkeit abaͤndert, wieder als unſelbſt⸗
ſtaͤndig erſcheinen foll? Den Werf, -oerleitere die irrige Unfidt,
eB liege in der Großijaͤhrigkeit nur eine’ Rabigfeit gu handeln,
~ fein durch eine Thatſache erworbenes Recht. Die Grofjabriga
keit gewaͤhrt an ſich cin Recht, dad der buͤrgerlichen Selbſtſtaͤn⸗
digkeit, des ſelbſtſtaͤndigen Handelns; und ein Geſetz, welches
ſie beſtimmt, gewaͤhtt die Faͤhigkeit, dieſes Recht zu erlangen.
Die Faͤhigkeit wird an eine Zeit geknuͤpft, vor deren Eintritt
ein / neues Geſetz, welches dieſe Zeit abaͤndert und hinausſchiebt,
allerdings auf ſie einwirken mag, Allein, nachdem die Zeit
eimnmal vorhanden war, und die Faͤhigkeit in das Recht ſelbſt
—urngewandelt worden iſt, kann ein meues Geſetz nicht wohl
mehr auf. das Recht: einfließen. Man ſete daß Jemand eine
She: abſchloß in einem Alter, in welchan er fie nad dem
herrſchenden Rechte abſchließen konnte, und ſotze ferner, daß
ein fpdieres Geſetz jene Alterszeit anders beſtimmt; fo wird doch
Niemand behaupten, daß die abgeſchloſſene Ehe deßhalb aufhoͤ⸗
te, eine wahre Che gu ſeyn, und daß dem, welder. das im
" neuen Gefeg beftimmte Alter nod nicht erreicht hat, Ser ere
wotbene Familienſtatus mit {einen Anbaͤngen a ® - ber vaͤter⸗
270 RXbmiſches Recht.
lichen Gewalt wieder entzogen werde. Warum fol itm —
her Großjaͤhrigkeit wieder verkuͤrzt werden? Geht dod der Beef,
ſelbſt ſo weit, daß er die Wirkung eines neuen Geſetzes, wel⸗
ches hie Abſchließung Hon Ehevertraͤgen oder die Abaͤnderung
derſelben nach vollzogener Che unterſagt, fir alle die Chen bee
ſchraͤnkt, welche unter der Herrſchaft eines andern, jene Ube
ſchließung oder Aenderung -geftattenden Gefeges eingegangen
warden (S. 27—28.)! Und trop dem wird wohl Riemand
Jeugnen, daß ein folded Geſetz nicht mehr als cine bloße Fae
higkeit Vertrage abzuſchließen gewabrt, die folange in fein ere
werbenes Recht verwandelt wurde, folange man, wie der Verf.
felbft vorausſetzt, keinen Gebrauch davon mate, In diefem
Grade debnt der Berf. einwal oie Rechte eines erlangten Stee
tus. aus, waͤhrend ex ein anderes Ral den erworbenen Status
ſelbſt nicht ald erworbenes Mecht gelten last. — Der Verf,
glaubt einem neuem neuen Geſetz Aber den Proceß allen Cine
fluß auf anbdngige Rechtsſachen, und fogar auf Handlungen,
Bie bereits vorgenommen find, geſtatten gu miffen; was max
gewiß nicht mit dem Scheingrunde gu vedtiertigen vermag.
bag negotia, quae, pendent, dem neuen Gefege unterlieger
(S. 30.) — Jn Betreff der Verjaͤhrung meint ber Berf. (§, 18.),
daß die Berjdbrung einer Gache, welche vor Ublauf der Zeit,
alſo ver der Vollendung fie unverjaͤhrbar erklaͤrt werde, aufe
bore wirkfam gu feyn, wie die Verjaͤhrung einer que Zeit dew
Beſitzeserlangung unverjaͤhrbaren Sache erſt mit dem Augen⸗
blick beginne, wo cin etwaiges Goſetz fie verjaͤhrbar mache.
Hef. glaubt gegen den einen wie den anderen Satz gemeines
rechtlich Zweifel hegen gu duͤrfen. Was den erſten Gug bee
trifft, fo (deint die Unalogie des hona fides nad) roͤm. Recht,
ſe wie der Verjaͤhrung fiscaliſcher Gachen, welche bor der Nuns
ciation begann (§. 9.-F. de usuc, 1. 18. D. aod. tit.), Safir zu
forechen, daß Alles⸗guf ben Anfang ber Verjaprung ankemme;
N
‘Schierling, de. leggm: ahrogatione, 377
binſichtlich des zweiten Gages mbehte bie Analogie det res fur-
tiva, fobald: man die moͤglichen Falle ſcharf fondert und auffaßt
(1, 42. D. æod. tit. .L 8B4. D. de furtis}, ebenfalls dafuͤr ſpre⸗
chen, daß eine ſpaͤter eingetretene — — — den An⸗
fang des Beſitzes zuruͤckbezogen werde. J
Zum Schluß kann Ref. -die Meinung nidt: ———
daß der Verf. wiel beſſer gethan haben wuͤrde, den Gegenſtand
ber erſten eder zweiten Abtheilung allein, und um, fo. axtinds |
licher und aſchopfender zu behandeln.
M. S. Ma —
1. Muhlenbruch (Chr. Fr; “Prof Halens)- do-
ctrina pandectarum in usum’ |
” Saxon, ap.. ‘Hemmerde et Schv
pars generalis, 1823, XVI 4. «
, et III. pars. specialis, 1824, 446 S. 1825, XXIV.
4) a, 533 ©. 8. (Preis 8 fl.) | )
2. Deffelben Werkes ed. secunda emendatior, 1827,
XI nu. 365; VII u. 3603 XVI u 494 S. 3
Preis 8 fi.)
Wis vor vier Jahren dieſes 8 Werk anfing ——
haben gewiß Viele die Empfindungen bes Unterzeichneten gee
theift: freudige Erwartung des Trefflichen, welches in dieſem
Fache cin Mann. leiſten werde, der, herangebildet im der Zeit
neuer Anregung und vielfacher Verbeſſerung unſerer juriſtiſchen
Studien, fic). ſelbſt den tuͤchtigſten Foͤrderern diefes Strebens
durch hoͤchſt ausgezeichnete Arbeiten, beſonders das vortrefflichs
Werk Aber Ceſſion, in ſchͤnpem Wettkampf an die Seite geſtellt
378 | Ro mi(hes- Rese.
hatte, Vint ble Weforgnig blieb, daß cine gewiße Dunkelheit
in Sprache und Darftelumg, welche jenem Werke anklebte,
aud) in dem Lebrbuche fid) finden, und bier Sefonders nadthele
lig einwuͤrken migte. Taͤglicher Umgang mit dieſem Bude,
gu welchem Pandekten⸗ Dorlefungen mich fuͤhrten, Sie ich jest
zum drittenmale uͤber daſſelbe halte, beftdtigten meine Hoffnun⸗
gen und widerlegten meine Befdedtungen auf eine ſehr erfreu⸗
liche Welfe. Das genauere Uethell, welches ih * fo gebildet,
ift nun naͤher darzulegen.
Das Streben der Beffern unſrer Zeit im civiliftifden Face,
Aberall die wefentlidien Hauptpuncte in ihrem innern Zuſam⸗
menbange mit in ben Geift dex Witen tief cindringender Richtig⸗
keit aufgufaffen und darguftellen, ift das eigentliche Lebensprine
clp dieſes Buches. Wie nun dieſe Midtung ſelbſt ſchon ory
zoͤglich auf da8 wabrbaft Praktiſche gebt, als ein mit dem aͤcht⸗
wiſſenſchaftlichen in der innigſten Beruͤhtung und Wed) elite
fung Stehendes : fo geigt ſich, befonders bef unſerm Verf.
große Vertrautheit mit dem Leben, und die ſchoͤne Wuͤrkung,
welche dieſe auf die ganze wiſſenſchaftliche Behandlung aͤußert.
Hierin, wie in dem ganzen Werke, iſt zugleich die groͤßte
Selbſtaͤndigkeit ſichtbar, die — was auch die Beſſem bei Lehr⸗
buͤchern haͤuũg nicht thaten — durchaus verſchmaͤhet Andern
nur nachzugehen. Viele Vertrautheit mit der beſſern aͤltern
und neuern Literatur, die beſonders der Verf. eines Lehrbuches
nie entbehren kann, iſt allenthalber gu erkennen, aber ſtets nur
als etwas Untergeordnetes, als Veranlaſſung und Hilfe far
eigene Forſchung in ben adten Quellen, mit denen er vertraut
ift, wie Wenige gleid) ihm. Gu der Auswahl defen, was von
jeder Lehre kearbeitet wird, tritt gang beſonders der wiſſenſchaft⸗
lich-praktiſche Ginn hervor, den der Verf., als die Blithe des
Strebens unſrer Zeit, in fo hohem Grade befigt. Nicht eine
duͤrre geiftlofe Aufzaͤhlung bon Gingelubeiten fuͤhrt in die Wife
Mihlenbruch, doct,: pandect, ed. I. Qe 379
ſenſchaft cin, oder dient gu. einer. zweckmaͤßigen Fuͤhrexin in der
Prazis, namentlid in unfern bon. ben Romiſchen fo vielfach
verſchiedenen Verhaͤltniſſen: ſondern das tiefe Ergruͤnden des
innern Zuſammenhangs und. Hauptwefens aller Inſtitute, und
bas beftimmte Heroorheben der Hauptpuncte diefer Unterfudung,
welde ſowohl gehoͤrig einleiten in den Zuftand, dex jetzt ijt,
als dgn juriſtiſchen Sinn ſchaͤrfen, um in den Fragen, die das
Leben darbietet, dem nod undbertroffenen Muſter der Roͤmer gee -
maf. gu arbeiten, Dieſes find die ſehr ridtigen Anſichten,
welde der Berf. in feiner Borrede aus(pridt; und ibnen ges
mas it mit verhaͤltnißmaͤßiger Ausfuͤhrlichkeit das Geſchicht⸗
lige und in genaue Quellens Keyntnif Cinleitende behandelt,
verhaͤlinißmaͤßig kuͤrzer das Beſondre, aber ſo, daß aus grinds
lider Kenntniß Aberall die Hauptſaͤtze, die den, welder die
Quellen ihrem gangen Geiſte nad) wobl tennt, . bid in dae fing
fte Eingelne hinein fuͤhren und es erleuchten fonnen, aut zuhe⸗
ben geſtrebt iſt. F
Die Anordnung iſt dem Berf., wie mebrere. ‘Stellen inn
‘Buche ſelbſt und in der Vorrede zeigen, eine wichtige Angele⸗
genheit geweſen, und zwar in dem richtigen Sinne, daß im
Roͤmiſchen Geiſte, doch mit einer auf den innern Zuſam⸗
menhang und die Beduͤrfniſſe der jetzigen Zeit gerichteten
freien Selbſithaͤtigkeit dabei verfahren, und daß die Aufmerl⸗
ſamkeit auf gwedmagiges Ordnen bis in das feinfte Einzelne
hinein erſtreckt werden muͤſſe. Hat er nun gleich auch in die⸗
ſen Beziehungen manches Treffliche geleiſtet, ſo zeigt ſich doch
gerade darin nicht Weniges, was verfehlt ſcheint. Die allge⸗
meinern dahin gehoͤrigen Puncte ſind folgende. Dem Prooe=
mium , weldyes die allgemeinften Gegriffe von Recht, Gerech⸗
tigleit u. dgl. entwickelt, und dann eine hiſtoriſch⸗ literariſche
Einleitung iu die Quellenkunde und die Wiſſenſchaft des Roͤmi⸗
ſchen Rechtes gibt, folgt als exftes Bud des allgemeinen
es
* \
x
’
380 — omiſches Rede.
TChels eine Eebeterung de juris fontibus seu de jure ‘cBjecti-
VO, hauptfaͤchlich die Grundaͤtze bom jus scriptum und non
scriptum, bon Wuͤrkſamkeit der Geſetze (befonders von verbo⸗
tenér Ruͤckanwendung derfelben), ber Muslegung, Aber Colle
fion verſchiedener Rechtsquellen enthaltend, Als Berbefferung
mander friberer Unordnungen wird hier durchaus betradytet
werden koͤnnen, daß diefe, gwar auf das Geſchichtliche vielfach
gegruͤndeten, aber doch ſchon in das eigentlich Juriſtiſche tief
eingehenden Erdorterungen, nicht mit jenen (dem Inhalte des
Prooemium) gemiſcht vorgetragen werden: ber gu der pars
generalis des Panbeltens Redts, d. h. einer privatrechtlichen
Disciplin, gehdren fie doch aud nicht. Sie bilden vielmehr
elnen zweiten Haupttheil der Einleitung (Prooemium), einen
ſchon mede juriſtiſchen, namentlidy ſtaats- und voͤlkerrechtlichen
(jenes, wo ſichs von der Art der Guͤltigkeit der Rechtsnormen
im eignen Staate handelt; dieſes, wo die Rechtsnormen bers
ſchiedener Staaten zuſammentreffen). Dieſe richtigere Betrach⸗
iung des Abfchnitiers wuͤrde aud dahin füͤhren, den ber An⸗
ordnung des Einzelnen gewidmeten §, 28, der an das Ende
ber Einleitung gehoͤrt, dahin gu ſtellen, wo nun wuͤrklich das
Einzelne beginnt, vor ſ. 74. Das zweite Buch der pars ge-
heralis, weld nad) Mec. Anſicht eingig ben alfgemeinen |
Theil bildet, handelt de jure subjectivo, cap. 1. generatim
et de pracipuis ejus speciebus, cap. 2. de juris materia (re-
bus, factis), cap. 3. de jurium et exercendorum et acqui-
. rendorunr et conservandorum ratione, cap. 4. de juris
persequendi ‘defendendique ratione, cap. 5° de rerum ju-
riumque commioddis ‘et incommodis, cap. 6..de juribus vel
concurrentibus. vel secum confligentibus. Wenn man bei
ber zweifelhaften Borfrage, ob Aberall ein allgemeiner Theil
fein, oder, nad) Weife der Romer, dad vielen eingelnen Lehren
Semein(dafilice ba abgehandelt werden foll, wo et zum erſten
\ —
⸗
\
pighhenbreeN, doct. —— ed. I. 2. 383
male vorkommt, fib nit bem Verf. §.° 28. fdr jenen, alé
unfrer Geiftesriduung angemegen, und bei einer zweiten Bez
(daftigung mit dem Roͤmiſchen Rechte hen ernenden wef
verſtaͤndlich, im Allgemeinen eptſcheidet, dabei. aber viele Maͤßi⸗
gung in dieſer Beziehung fuͤr noͤthig halts fo wird bet den
ganzen vorhin ausgehobenen Abſchnitten und ihrer Anordnung
nichts Weſentliches zu erinnern ſein, indem namentlich die in
neuerer Zeit eingetretene Sitte manche in das Privatrecht viel⸗
fad) eingreifenden Theile des Proceſſes im allgemeinen Theile
mit abzuhandeln, beſonders bei dem großen Einfluſſe, welchen
er auf das aus der Praxis geſchopfte Roͤmiſche Recht hatte,
gang zwedmaͤßig ſcheint. Sogar hat unſer Verß, verſchiedne
gewoͤhnlich im allgemeinen Theile abgehandelte Lehren, die von
den Perſonen dem Beſitz und dex Verjaͤbrung, binansgersiefen : |
ſehr zweckmaͤhig, indem nach: feiner Unordnung des fpeciellen
. Theiles in dieſem gleich vorn von den Perfonen gehandelt wird,
Ser andern beiden Lehren Hauptbeziehung aber auf das Eigen⸗
thum geht. Uber in der eingelnen Ausfuͤhrung iſt dod) fein
allgemeiner Theil wieder oft gar ay reich, vorghglid durch Hers
beiziehung vieler Feinheiten, namentlich des Obligationen ⸗Rechts,
als im vierten Capitel, wo faſt die ganze Reftitutionen + Lehre
(§. 168—175) und im’ 6ten, wo mande Abſchnitte aus dem
Concursrechte abgebandelt werden, Beides ſcheint ſehr unpaß⸗
lich, vorzoͤglich das Erſte. Denn, wenn gleich die integri re-
stitutio eine proceſſualiſche Seite hat, ſo iſt doch dieſe im neuern
Roͤmiſchen Rechte gewiß nicht mehr bie haupiſaͤchliche, fo. bag
es genigte, in dem proceffualifden Capitel diefer Lehre nut
gang kurz gu arwaͤhnen. Hingegen die Hauptbeziehung derſel⸗
ben (die ſchwerlich geeignet iſt, nach Heiſes Vorgang, einen
eignen Hanptabſchnitt gu bilden) iſt bod offenbar das Obligas
tionentedt. Und, wenn, man ihr pier, eine§ Stelle anweist,
_ wird anal dieſe (lesa Seb durch nando Mafndpfungss
384 Rs mifdes Recht.
Punote dem Verſtaͤndniſſe dex Lernenden naher gebracht. Daß
aber dergleichen beim Pandetten: Collegium nicht mehr. ndthig
dder winfdensweeth (i, migte der Verf. ſelbſt, wenigſtens
in Beziehung auf ſo ſchwierige Lehren, bei genauerer Pruͤfung
ſchwerlich ferner behaupten. — Der ſpecielle Theil iſt im Gan⸗
zen nad der Inſtitutionen⸗Ordnung, alſo nad) der von den
Roͤmern ſelbſt aͤußetlich hervorgebobnen Weife, geftellt: gewiß
eine ſehr brauchbare Anordnung, wenn gleich bie bon Sas
vigny Befolgte, aus dem innern Wefen und Zufammenhange
des Romiſchen Rechtes herrlid) hervorgegogene, den Vorzug vers
dienen moͤgte. In der weiter Berfolgung dex Inſtitutionen⸗
Ordnung ſtoße id) aber bei gwei Puncten an. Der erfte ift,
daß nidt, wie (hon Florentinus He Oronung feiner Bors
gdnger verbeſſerte, bas Erbrecht, was, neben dem dingliden,
fo viel Obligationens Medt enthalt, und in gangen Haupts
Abſchnitten, wie bon den Legaten,- damit: auf bas Genauefte
gufammenhangt, nach den Obligationen folgt; Ser andre und
wichtigſte, daß die einzelnen Obligations.» Grande nicht Roͤ⸗
miſch, ſondern ſo, wie ſie unſerm Verf. am beſten zuſammen
au gehoͤren ſcheinen, geotdnet ſind. 1-3. o. 3. de conventio-
nibus quae alienandarum rerum causa fiunt; c. 4.. quibus
ad reddendas res alter alteri obligatur; ¢. 5. de.alienis re-
bus negotiisque ctirandis:.... c. 6.. quae ad rerum jurium—
que communioitem spectant; c. 7... quae in aleae specient
cadunt;' c. 8.. quibus cavetur creditoribus; c..9. de obliga-
tionibus .. quae ad poenas solvendas damnaque resarcienda
- potissimum spectant. Schon dieſen allgemeinen Ueberſchriften
ſieht man es an, daß eine ſolche Anordnung dem gu behan⸗
delnden Stoffe wenig angemeſſen iſt; nod) mehr tritt dieſes
hervor, wenn man nachſieht, wie das Einzelne eingetragen iſt,
z. B. dle Miethe unter cap. 4, ba dod) bas retldere pier gar
nicht Hauptgwed if, bet einer Art; ben | Operis locatis uͤberall
f
-Mihlenbruch, doct, pandect. ed, 1.2. 3f
nicht vorzukommen pflegt, weit gettennt som Raufe, mit.d
. fie dod) nad allen Roͤmiſchen Anſichten in innigſter Verwand
ſchaft ſteht, Warum hat dod hier der Beef. den hiſtoriſche
‘ Kaden abgeriffen, deri ex fonft allenthalben fo hoch actet?
ift frellid) richtig, daß bie Suftitutionens Whtheilung der Ob!
gations s Grinde.in Anſichten beruhet, die jegt wenig unmitte
bar praktiſche Seiten darbieten: aber den fribern Roͤmern wx
, ren fle aͤußerſt widtig, und daher bon griftem Cinfluffe ar
die Ausbildung der gangen Lehre, die. wie nun eben, wen
wit diefem Faden folgen, um fo viel leichter verfiehens dabir
gegen von eines ſolchen ſelbſigeſchaffenen Ordnung, wie die ur
fers Berf., gar fein Vortheil abgufeben iſt. Moͤge dod de
Perf. bet einer neuen Wuflage diefen Theil feiner Anordnung
ber fo ſehr gegen die Abrigen abſticht, erneuerter forgfaltig
Prifung unterwerfen! Gie it um fo viel wuͤnſchenswerther
ba der Lehrer, welder andre Ueberzeugungen hat, nicht obt
befondre Muͤhe und Nachtheil Calle einzelnen Stucke auseinar
der werfend und qu einem andern Gangen ordnend) dier da
Compendium benugen fann; und decd) ſchien mis edly
dieſes gu thun unumgaͤnglich nothwendig.
Darſtellung und Schreibart des Verf. find von slices be
fonders in dex Sprache, welder ex fid) bedlent, jetzt ſeltne
Vortrefflichkeit. Vergleicht man dieſes Werk mit dem Deutfc
gefdriebenen Aber. Ceffion Cobne gu bedenfen, daß det Abfa
fung deffelben beſondre Umftdnde. einwuͤrken mogten), fo follt
man glauben, es fet bier wiedergekehrt, was vor Sabrhundes
ten manchmal ſtatt fand, daß ex fic) leichter in der alten Ge
lehrien⸗ als ſeiner Mutter⸗Sprache bewege. Gerade hie Leich
tigkeit, mit welder er die Roͤmiſche Sprache, ihrem wahre
Geiſte gemaͤß, “als ihr Here und Meiſter behandelt, und ba
durch in ſeine Darſtellung eine Klarheit legt, die beſonders ii
einem Lehrbuche ‘hon hoͤchſter Wichtigkeit Hh, iſtdas eigentlic
386 Romiſches Recht.
Charakteriſtiſche. Dis fleine Flecken finden fa ‘allerbings bier
und da (als 0. I. Votrede p. VI: haud scio an in nulla
(fot ulla), und a8 bdufig- vorfommente doppelte quamyis
licet z. B. §. 281): aber was wollen die gegen bas Gange (as
gen, und wie leicht find fie weggewafden, dabingegen der uͤcht
Mimifehe Geiſt, wo er bon Wafang fehlt, ſich nie hinein sorri⸗
given laͤßt. Es verlohnte ſich aber der Muͤhe, dieſem trefflich
geſchriebnen Werke bei einer neuen Ausgabe aud) obllige Cor⸗
tectheit ber Sprache zu verſchaffen, wozu am einfachften (dp.
ren wuͤrde, wenn der Verf., nach alter Leipziger Sitte, einen
philologiſchen Freund um Durchſicht in dieſer Beziehung bate. —
Daf das Bud. von einem folden Kenner der lateiniſchen Spra⸗
ce lateinifd verfaßt worden, ſcheint dem Rec. in mehrfacher
Beziehung erwuͤnſcht. Theils fir den Gebrauch als Lehrbuch,
indem er nie. det Paradozie beizuſtimmen wußte, daß man ded
achten juriſtiſchen Lateme mehr aus deutſcher Behandlung
Meiſter werde. Ein aͤchtroͤmiſch geſchriebnes Lehrbuch nimmt
natuͤrlich in: ſich die wahren Kunflausdride auf; aber, indem
es zugleich in der ganzen Darſtellung Roͤmiſch iſt, leitet es
tuͤchtig ein in bas vielfach ſchwierige Berftdndnig. der Rechtt⸗
buͤcher, und in den Geiſt des Roͤmiſchen Rechtes ſelbſt, welches
mit der Sprache ſo vielfach verbunden iſt. Ein andrer Gewinn
ber Wahi: dieſer Sprache iſt, daß dadurch den Auslaͤndern, bee
ſonders denen, welche Toͤchterſprachen des Lateiniſchen reden,
fehr erleichtert iſt, von den gegenwaͤrtigen -deut(dhen Studien
des Roͤmiſchen Rechts Mugen gu ziehen. Und gluͤcklich duͤrfen
wir uns preiſen, wenn man, wie vormals aus des fuͤr ſeine
Zeit vortrxefflichen, aber nun veralteten, Heineccius Werken,
ſo jetzt beſonders aus Muͤhlenbruchs Lehrbuche unſere Stu⸗
dien kennen lernt und ſich aneignet: wir koͤnnen dadurch nur
Eyre. aͤrnten und Stugen ftiften. ee eee ee
Go vid: shee Sas Werlim Gangen, Ich laſſe jetzt nog
~~ = Ob et
)
Mihlenbruch, doet. pandect. ed. J. 2. 387.
eine Reihe einzelner Bemerkungen nach der Ordnung des Buches
folgen, die hauptſaͤchlich beſtimmt ſind, Wuͤnſche in Beziehung
auf folgende Ausgaben auszuſprechen. Wenn dieſe Bemerkungen
faſt nur tadelnd ſind, ſo liegt die Erklaͤrung darin, daß man, um Lo⸗
benswerthes zu finden, faſt nur aufzuſchlagen braucht, und es un⸗
noͤthig waͤre, von dem, was die Regel iſt, einzelne Belege zu geben.
Bel der geſchichtlichen Darſtellung der Rechts⸗Quellen
kann Rec. ſich nicht damit vereinigen, daß die geraume Zeit
von den 12 Tafein bis zu Valentinian III. ohne allen
chronologiſchen Ruhepunet dargeſtellt wird. Durch nod eis
| nen Wb(dnitt in dem fo grofe Berdnderungen umfaffenden
fangen Zeitraum wuͤrde die Darſtellung gewiß an Belehrendem
ungemein gewinnen; und einen ſolchen zu machen waͤre um
deſto weniger gegen den Plan des Verf. geweſen, da ſeine Son⸗
derung der aͤlteſten Zeit, bis gu den 12 Tafeln einſchließlich,
zeigt, daß er — und wohl mit bem beſten Grunde — denen.
nicht beiſtimmt, welche ohne allgemeine Zeitabſchnitte die aͤußere
Rechtsgeſchichte, in die einzelnen Gegenſtaͤnde zerlegt, durch die
ganze lange Zeit Roms hindurch fuͤhren. — Einzelnes hierher
Gehoͤriges betreffend. haͤtte moͤgen bei den leges die lex Papia
Poppæa, ihrer umfaſſenden Wichtigkeit wegen, beſonders genannt;
ferner die Conſtitutionen der Kaiſer nicht ſo geradezu zu den
leges gezaͤhlt werden, indem ſie dieſen erſt ſpaͤter gleich zu ſtehen
anfingen, und fruͤher (als Decrete und Reſcripte, ja ſelbſt als
Edicte) mehr dem Rechte, welches laͤngſt von den Obrigkeiten
ausgegangen war, aͤhnlich, eine Art Gewohnheitsrecht bildeten,
welcher durch die ganze Geſchichte gegebnen Anſicht auch Cajus
(I, 5.) nicht widerſpricht, indem er nur von der Gilfigteit fuͤr
den einzelnen Fall zu reden ſcheint. — An wenig paßlicher
Stelle find ſchon F. 4. die Conſtitutionen⸗ Gammlungen anges
fuͤhrt, welche vielmehr in den Anfang der Periode der Rechts⸗
Sammlungen gehoͤren, “bei wel@er aud der Verf. wieder einen
Krit. Zeitſchr. II. 3. 4
de
—
388 iodmiſches Recht. a
Abſchnitt made. — 6. 7. fldnde beſſer vor 5. 6, indem die
Einwuͤrkung der prudentes Alter ift, als die der Obrigheiten,
Die Verſchmelzung des Uedilen-Cdicts mit dem Praͤtoriſchen
follte, naddem Cajus befannt geworden, nicht mehr der Julia⸗
niſchen Bearbeltung zugeſchrieben werden: denn I, 6, geigt,
daß fie, felbft gu Cajus Zeit, erſt in einem Theile der Provins
gen und aus gang andrer Beranlaffung eingetreten war, — Bei
der Eroͤrterung Aber die Rechtsgelehrten warde ein Wort uͤber
die verſchiedenen Formen ihrer Schriftſtellerei paßlich ſtehen;
beſonders aber fehlt die namentliche Aufzaͤhlung der wichtigſten
einzelnen Maͤnner, an welche der Lehrer muͤndlich eine kurze
Characteriſirung derſelben anzuknuͤpfen haͤtte: denn, da man
im Pandekten⸗Collegium es fo oft mit ben Ausſpruͤchen cine
zelner Rechtsgelehrten gu thun bat, gebdren diefe rechtsge⸗
{Hidiliden Notigen gang befonders gu Senen, welche tm Colles
gium ſelbſt gegeben oder aufgefriſcht werden maAffen. — Sn dem
Abſchnitte von Juſtinians Sammlungen findet ſich nod §. 10.
die chronologiſch ungenaue Stellung der 50 Deciſionen, nad
den Pandekten, da ſie doch, als großentheils vor den Pan⸗
dekten erlaſſen, die Vorbereitung vielmehr zu dieſen als zum
Coder waren, (Meine civ. Abhol. S. 2417). — §. 12, von
den Movellen, wird nad Bieners claſſiſchem Werke eine Um⸗
arbeitung erfabten maffen, die ihm in der Qfen Wusgabe nod
nit gu Theil geworden ift, — Bei der Geſchichte bes Roͤmi⸗
ſchen Rechts nad) Juſtinian ift mit Recht bas Haupt - Yugen-
merk auf die Beranderungen gerichtet, die am Corp. juris sore
giengen, Zu winfden ware. dabei nur gewefen genauere Gone
derung Ser Zeiten, indem g. B. bon Haloanders Verdienften
um die Novellen unpaßlich im §. 17, welder der Ueberſchrift
nad) die Gloffatoren betrifft, gebandele witd; dann aud) Here
vorheben nod) einiger wichtiger Puncte, als Son Ueberhand⸗
nehmen der Glorenger Lesarten in den Pandckten, oon Vers
\@
Miihlenbruch, doct. pandect, ed. 1.2. — 389
vollſtaͤndigung des Coder durch die Herausgeber, die Anwen⸗
dung des Grundſatzes quicquid non agnoscit glossa nec ag-
noscit curia auf die eingelnen Theile, mit Vergeidniffen der
nidt gloffizten Pandekten⸗ Codez- Nodellen-Stide. Die Yufs
gablung ber widhtigften Gloffatoren wird bei einer neuen Muss
gabe mit” Begichung auf Gavigny’s dten Band wobl einige
Yenderung erleidens auc follte gu ibnen und nidt erft gu den
Scholaſtikern Odofredus, der mit Accurſi us Gleichzeitige, ge⸗
ſtellt werden. — Der Grundſatz, nach welchem die neuern Ge⸗
lehrten zwiſchen F. 20, (Humaniſten) und §. 21. (Practiker und
Methodiften) ‘gertheilt worden, ift bei manden Namen nicht
recht klar: es moͤgte uͤberall beſſer ſein, nach allgemeiner An⸗
gabe der verſchiedenen Richtungen, die einzelnen Namen nach
irgend einem aͤußern Kennzeichen, z. B. den Laͤndern, der Zeit,
gu ordnen. — Bei der nun folgenden Aufzaͤhlung der widtige
fien allgemeinen Werke Hatten moͤgen die Ausgaben des Corpus
juris durchaus nach den einzelnen Theilen geordnet ſein, in⸗
dem alle wichtigen, beſonders alle aͤlteren, hiernach weſentlich
verſchieden ſind. — Bei den Auslegern des Corpus juris gehoͤr⸗
te der Smallenburgiſche Schulting, eigentlich auch Hontmels
corpus juris c. notis variorum, eingig gu den Pandekten.
Bei den Inſtitutionen follte nicht die Hinweiſung auf Theophi⸗
lus, beim Codex nicht die auf ben Cod. Theod. und deſſen
Herausgeber, als vorzuͤglich wichtige Auslegungs⸗-Huͤlfen, feh⸗
len. Vinnius Inſtitutionen⸗Commentar hatte nur als Bears
beitung des Bachovius genannt werden ſollen: e8 ift genug,
daß der gefallige Compilator bas grofe Publicum far fid habe,
die Ehre der Erfindung darf tt nidt dem hoͤhern Geifte vers
dunkeln, am wenigiten, wenn ex, wie Binnius, fein Original
gu verſchweigen liebt. Bei den Pandeften verdienten mehr
Ausleger eingelner Titel genannt gu werden, z. B. Alciatus,
befonders Siphanius; aud) waren die Wuslegungen in oe
bre
*
⸗
390 Romiſche⸗ Recht.
nung der einzelnen Schriftſteller, namentlid) Cuiacii Afri-
canus, Papihianus, nidt ‘mit Stillſchweigen zu uͤbergehen.
Bei Pandekten und Coder war Mornacius, der nod) dviel Sdlede
ter als Brunnemann iſt, entweder gar nicht oder nidt ohne
Warnungszeichen zu nennen. Die Hauptſchriften fiber die 50
Decifionen, aud) Muͤnters braucbarer index novellarum
batten nod) eine Gtelle verdient. Die Aufzaͤhlung der Lehr⸗
bidet und aͤhnlicher Werke laͤßt, man fieht nicht recht warum,
diejenigen aus, welde in Ordnung der Fnftitutionen gearbeitet
find, aud) fonft einige widtige, als Wernher lectiss. com-
ment., Domat, deh im Einzelnen mandmal gebraudte Mas
—
Im erſten Bude ded allgemeinen Theils (richtiger dem
juriſtiſchen Abſchninte dex Einleitung ſ. oben) findet ſich beim
Gewohnheitsrechte noch ein kleiner Reſt der dieſem unguͤnſtigen
Anſicht fruͤherer Jahrzehende, indem §. 58. ein Gewohnheitss
recht nicht' ſoll entſtehen koͤnnen gegen ein jus quod ad immu+
tandum nihil valet privatorum auctoritas, Uber wo: ware
bod) ein Unterſchied in diefer Beziehung irgend im Roͤmiſchen
Rechte gegtindet ? Die bom Verf. herbeigegognen Stellen gets -
gen fo etwas gewiß nicht; und im gangen Roͤmiſchen Sinne
wird dieſer Unterſchied nur als ein hineingetragner angufeben
ſeyn. Gewiß ift aud) nicht jede Gewohnheit gegen cin eigents
lid) gebietendes Geſetz unverndnftig (wobin unfer Verf. diefen
Sats ordnet), fondern oft in dem Fortſchritte der menſchlichen
Berhaltniffe, oder in Fehlern frdberer Geſetze auf das Befte
gegruͤndet. Andre fir diefe neuere Unterſcheidung wohl anges
faͤhrte Gruͤnde, namentlid) de Unwendung der Fiction der Niche
tigkeit einer Handlung gegen das Geſetz auf diefes Gebiet, fdr
_ welded diefelbe durchaus nicht aufgeſtellt worden, verſchmaͤhet
unſer Verf. ſelbſt. — F. 40. 41. ſollten ihre Stellen vertau⸗
ſchen, da die Obſervanz, in ihren verſchiednen Bedeutungen,
/
- Mihlenbruch, doct. “pandect. ed. 1, 2 301
auch mit rebus judicatis zuſammentrifft
ber im Romiſchen Rechte ſelbſt Vorkomm
halten koͤnnte. Das Anſehen der res jt
aud) ftreng juriſtiſch gewirdigt werden,
faffung der befannten Pandetter und Ci
dazu gedient haben wirde, ber’ Pratis e
tat gufommen gu laſſen. — Die widhtig
Ruckanwendung neuer Rechte ware wohl
gu. bebandeln geweſen, wozu befonders’ Bergmanns treffliche
Schrift, in Einzelnem auch die vom Verf. nicht etwaͤhnte
Borſtiſche (1814) gute Fuͤhrer abgeben koͤnnen. — Das ge⸗
genſeitige Verhaͤltniß aͤlterer und neuerer Rechte! zu ‘cinander
(§. 70. 71.) wuͤrde anſchaulicher behandelt ſein dürch Vorauf⸗
ſtellung aller allgemeinen Grundſaͤtze. In Anwendung auf das
Singelne. (ollte wohl dem kanoniſchen Rechte im Allgekneinen
der Vorzug vor dem Roͤmiſchen értbeitt werden’, hauptfachlich
weil es auch als ein einheimiſches atzuſehen ‘ft, da gu ber
Seit der Entſtehung des Corp. jur. ‘cation. Deuiſchlaud mit
zu dem großen Reiche (der in das Weltliche tief eingreifenden
Kirche) gehoͤrte, von welchem dieſes Recht ausging⸗ Wo ſi ſich,
was dod) nur ſelten iſt, in der Anwendung das Gezentheil
zeigt, hat dieſes beſondre Gruͤnde juriſtiſch genommen, inei⸗
nem noch neuern vom kanoniſchen zum Roͤmiſchen zurudkeh·
renden (etwa nur Gewohnheitt) Rechte. Die geitdhnlich vor⸗
getragene Anſicht, gu welder ſich auch unſer ‘Werf Betenit,
ermangelt ſo ſehr juriſtiſcher Schaͤrfe! Betreffend die Theile Bee
Juſtinianiſchen Rechtsbuͤcher (mit Ausnahme dev Movellen),
haͤtte follen. die in der Geſchichte derfelben tief begrimbete - An⸗
ſicht, daß ſie als ein Ganzes zu betrachten find, mehr als
durchgreifendes Princip behandelt, und ſomit die geſammten
hierher gehdrigen Zweifel in das Gebiet der Auslegung verwie⸗
fen werden, Die genauere Wardigung oes mehrfachen Zwecks
⸗
393 a Momifoes Meds.
ber Juſtinianiſchen Werke, und ihrer Verſchiedenbeit, bieten
dann Hilfen bar, Gbnlid) denen, die man gewoͤhnlich angibt
aber, als Autzlegungs/Regeln, verlieren ſie ihr Grelles im
Ausdruck wie in der Anwendung, indem fie nun ur in Bere
bindung mit, ben Abrigen Muslegungss Regeln, und mit dev
Vorſicht ibe werden duͤrfen, welche dergleichen ia uͤber⸗
haupt fodern
Im sweiten Vuche des aligemeinen Theiles — eigent⸗
lichen allgemeinen Theile) hebt Rec, folgende Punete aus.
§. 88. follte die — freilid fo viel mir befannt nod bon nie⸗
manden oͤffentlich gerdgte — ſchlechte neuere Latinitaͤt res com-
munes der aͤchtroͤmiſchen res communes omnium weichen, in⸗
dem res communes aud) die einigen Cingelnen gemeinſchaft⸗
lichen Sachen bedeuten, — §, 98. not. 3. ware deutlider gu
begeichnen geweſen, weßwegen dem Verf. die von mir aufge⸗
ſtellte Monatsbeye gung (die ich noch immer fuͤr die richtige
halte), unrichtig ſcheint. — §- 99. Die computatio civilis
follte, mit Schweppe, als die Regel aufgeftellt werden. Cs
iff der Arithmetik des gemeinen Lebens, die, namentlid) bei
den unmathematifhen Mdmern natuͤrlich aud die juriſtiſche
ee, durchaus angemeffen, die Zeit in der desis nur me
voller Uebereinſtimmung „kommt die civilis computatio ſehr
oft, und ohne alles Merkmal oon etwas Singuldvem in den
Roͤmiſchen Rochtsbuͤchern vor; viel feltner dagegen, und in fol-
Gen Ausdruͤken, daf man dabei weit eber an eine Ausnahme
denfen Lana, die natuͤrliche Berechnung. — Nicht wohl ſcheint
es gethan, dag ſ. 137 ff. Ciniges Aber temporis preescriptio
horgetragen wird, indeffen der Hauptfig dieſer Lehre bei unferm
Verf. an einer andern Stelle ft Denn die gefammte Ver⸗
jabrungs. Lehre, die ihrer Sehwierigheit wegen vor andern gee
ſchichtlicher Behandlung bedarf, haͤngt aud) in ihren Mebenarten
/
Mihlenbrich, doct. pandect, ed. 1. 2. 393
bielfad) mit der Alteften und audgebildetften Urt, der Ufucapion
nabe gufammen, fo daß ſchwerlich eine richtige Einſicht in die⸗
ſelbe anders erlangt wird, als wenn die ganze Lehre, wenig⸗
ſtens in ihren Hauptzuͤgen, an einer Stelle abgehandelt wird.
Wohl mag dieſes, wie der Verf. zweckmaͤßig thut, die ſein,
wo vom Eigenthume gehandelt wird: denn es ſchadet nichts,
daß dabei Anhangsweiſe aud die Grundſaͤtze derjenigen Ver⸗
jabrungsasten abgehandelt werden, welche ſich auf andre Rechte
begieben. — Den Cid, (5. 148.) unter den Gefidtspunct ded
. Zwangs zu ſtellen, ſcheint an ſi ch wenig paßlich, und beſon⸗
ders durchaus unroͤmiſch. — g. 165. Die hergebrachte Annah⸗
me, dag der Interdicten⸗Proceß ein ſummariſcher geweſen fei
(strictim atque breviter), welche mit Cajys Nachrichten ſo
gar nicht zu vereinigen iſt „und fein Zeugniß aus dem Alter⸗
thume fuͤr ſich hat, ſollte wegbleiben. — Die Lehre von den
Pertinenzen §. 177. wuͤrde an Deutlichkeit, und theilweiſe wohk
auch an Richtigkeit gewinnen, wenn von dem in den Rechts⸗
buͤchern ausfuͤhrlich behandelten Falle, dem der Grundſtuͤcke,
ausgegangen waͤre. Bei den Pertinenzen beweglicher Sachen
moͤgte aus dem Beiſpielen der scapha zu raſch gefolgert ſein,
daß hier durchaus phyſiſche Verbindung noͤthig ſei: denn bei
jener iſt das Beſondre, daß ſie auch fuͤr ſich einen erheblichen
Werth hat, was z. B. bei dem Schlauͤſſel eines Schrankes durch⸗
aus nicht der Fall iſt. — Bei den Fruͤchten (9. 178.) ſcheint
das, wohl nur aus ben Feinheiten des Sklavenrechts gu loſen⸗
de Raͤthſel, warum Sllaventinder nicht gu den fructus gehoͤ⸗
ren, durch den Beiſatz humanitatis causa nidt von der rede
ten- Seite aufgefagt. Denn ift es wobl weniger gegen die
Menſchenwuͤrde gedraudt, denn als Frudt behandelt gu wers
den? Obnedem aber, wie wenig ift es im Ginne der Alten,
bier, nod) dagu wo in feinem Salle eine Schonung fir den
Slaven damit gufammenhangt, auf fie Grundfage dev. huma-
— *
394 ~ Remifdhes Recht.
nitas anzuwenden? — Die Lehre bom Berguge (§. 192.) wire
be an Deutlidfe gewinnen, wenn von dem Hauptfalle, des
Mahnens, ausgegangen wihrde. Die ganze Meuftetel(Hhe Theos
rie, welder der Verf. in Vielem folgt, moͤge er einer neuen
Prifung unterwerfen. Gie ſcheint, namentlid) was den Uns
terſchied zwiſchen gefesliden und verabredeten Folgen betrifft,
in die Stellen unfrer Rechtsbuͤcher mehr eine vorgefafte Mei⸗
nung bineingutragen, als das in ihnen Liegende herauszuneh⸗
men. — Die Darſtellung Ser Lehre vom Intereſſe §. 195 ff.,
die erfte mir befannte aͤcht⸗- roͤmiſche, von der Starrheit neues
rer Kunflworte und gang fefter Gabe im einer dergleiden nicht
zulaſſenden Lehre freie, ſollte nur nod) durd einen Blick auf
bie bisher gewoͤhnliche Art dieſen Gegenftand gu bearbeiten
vervollſtaͤndigt werden. Fm). 198, Juftinians Veraͤnderun⸗
gen in-diefer Lehre betreffend, moͤgte Magnus das —
haben.
Im Perſonen⸗ Rechte whrbde die Theorie ‘ber existimatio
§. 221 ff. an Deutlichfeit gewinnen, wenn erſt bie gange Lebre
bon der Infamie, als die ausgebildetite, abgehandelt, und dann
die Nebenarten kurz angehaͤngt warden; eben fo die der fingir⸗
ten Perfonen §. 228 ff, wenn die alte Hauptart, die univer—
sitates, guerft betradptet ware. Im §. 252. follte das Einzelne
lichtvoller geordnet werden, etwa das ganze Conſtitutionsrecht
ber Gemeinden zuſammengeſtellt, nad) num. 2, num, 6.9. 4. 5.
Jn (. 235. not. 7. ift bie beFannte Stelle bom Erbrecht der
Judengemeinden ſchwerlich richtig gedeutet. Sie moͤgte nichts
Andres enthalten, als ein Ueberdleibſel des alien Satzes, daß
Gemeinden, als persone incerta, fein Erbrecht haben, ‘welder
in ſpaͤterer Zeit gwar in vielen Gallen, aber nirgend gang alls -
gemein aufgehoben iſt. — Einen hinreichenden Grund, bas for
génannte duplex vinculum von.der mehrfachen Verwandt( aft,
als etwas wefentlid) Verſchiedenes gu trennen (fj, 239.), moͤgte
Mihlenbruch, doet. pandect. ed. 1, 2 395.
es wot nicht geben, indem die geſetzlichen Ausdruͤde utroque
latere juncti darauf gat nicht hinweiſen. Eine praktiſche Wuͤr⸗
kung hiervon zeigt ſich bei zwei Kindern derſelben Mutter, die
von demſelben Vater arrogirt find. Dieſe find allerdings utro-
que latere juncti, und. alſo nad) der Novelle oor den halbbire
tigen Geſchwiſtern berufen, aber, nad) dem neuern Begriffe
bon Vollbuͤrtigkeit, nicht vollbuͤrtig, und alfo den halbbuͤrtigen
nicht vorzuziehen. — Die Mebenarten der Schwaͤgerſchaft trennt
and) unfer Berf. § 247. von den auf Verwandtſchaft gebau⸗
ten Chebinderniffen, als gu honestatis causa gehoͤrig: biel na⸗
tuͤrlicher ftanden fie bei diefen als Anhang, indem die hone-
stas, bie auc) bei Verwandtſchaft und Schwaͤgerſchaft den Grund
enthaͤlt, durchaus keinen Gegenſatz gegen diefelben bildet. ſ. 148.
wird dex Unterſchied zwiſchen den relativ (privata) und abfoa
fut (publica) vernidtenden Chebhinderniffen verworfen, und als
len die Eigenſchaft dex letzten zugeſchrieben? und dod) liegt jee
net Unterſchied ſo febr in ber Natur der Verhaltniffe, mit wels
Gen die einzelnen Stellen wohl Abeteinftimmen. Zwiſchen dev
bei Sdhnen und Tichtern noͤthigen vaͤterlichen Cinwilligung sft
ſchwerlich ein weſentlicher Unterfchied, wie der Verf. §. 253.
ihn annimmt, f. die Unmerfungen gu J. I, 10. d. nuptiis pr.
im Prodrom. corp. juris. — Da bie Alten res uxoria mit dos
gleichbebeutend gebrauchen, iff es nicht wohlgethan, wenn un⸗
fer Verf. jenem Worte §. 160. einen weitern Sinn beilegt. Die
zwei Jahre nach abgeſchloßner Ehe bet verſprochner Dos wer
den §. 263. ſchwerlich mit Recht ald eine Beguͤnſtigung des
Schuldners der Dos behandelt, da ſie wol nur zum Beſten
des Fodernden angeordnet ſind, als eine Zeit, wo Verzug ohne
Mabnen: cintritt, Daf die gange Lehre. von der retentio pro-
pter impensas in dotem aufgehoben fei, behauptet J. 276,
ſchwerlich mit Recht, da die Pandeften fie enthalten, der Co. ~
der fie billigend erwaͤhnt, und die aufhebenden Worte nur auf
396 Romifhes Rede.
(uns unbekannte) Weitlaͤuftigkeiten des alten Rechts bei denfel-
ben geben. Gang ftdrend zwiſchen dem Eherechte ſteht §. 250.
bom Rechte dex Eltern Aber ihre Kinder, weldes paßlicher als
| Einleitung gu der vaͤterlichen Gewalt geftellt wird. — Bei }
der Lebre bon Adeptionen wird des alumnus an einer wenig
paffenden Stelle, §.291. erwaͤhnt. Die richtige ſcheint gu fein
gang 3u Anfang dex Lehre, gleichſam alé jus naturale bei ders
ſelben, oder gang gu Cnde, als Anhang, — Warum der Verf.
giaubt, daß im Ehebruche ergeugte Kinder durch nadfolgende
Che legitimizt werden koͤnnen, war naber angugeben. Geine
Citate, auf Sdriften gehend, die id glaube widerlegt gu ha⸗
ben, gendgen nidts und andre Gruͤnde, als die hauptſaͤchlich
politiſchen, der Schweickartſchen, (oon ihm aud nidt an⸗
gefuͤhrten) Diſſertation wird er baben, wenn gleich ich, von
meiner fruͤhern Anſicht noch vollig uͤberzeugt, an ihrer bewei⸗
ſenden Kraft zweifle. — Daß dem Vormunde die Rechnungs⸗
pflicht nicht erlaſſen werden koͤnne, behauptet §. 325. ſchwerlich
mit Recht, indem D. XXXIV, 3. de liberatione legata L. 9.
20. §. 1. 1.28. §. 4. L 81. §. 2. eines ſolchen Erlaſſes gang bil⸗
ligend erwdbnen. Mur liegt darin blos Erlaß der Herbeifdafe
fung einer Grleidterung fir den gegen den Bormund klagenden
Mandel; nicht irgend einer _materiellen vormund(daftliden
Pflicht. Dieſes gibt auch das Erklaͤrungsmittel fir die Stellen,
auf welde ber Berf. ſich beruft.
Mei der ſehr zweckmaͤßig al’ Cinleitung gu der Lehre bom
Gigenthum geftellten Befig- Cheorie follte dod) cin befondrer
Abſchnitt bon der jurium quasi possessio nidt feblen. — Bon
ben Servituten hatte lieber nad) Weiſe der Roͤmer bom Stand,
puncte des Berechtigten aus geſprochen werden follen, wodurd
z. B. §. 506, die Ubtheilung in affirmativas und negativas
eine den Worten viel beffer anpaffende Erklaͤrung erhalten wire
_ be. Donellus und in neuerer Zeit Stever ſchließen fid bier
ie by
Mihlénbruch, doct. pandect. ed. 1. 2 397
der Rdmiſchen Sprachweiſe an; und unſer Verf. weiß ſehr wohl, |
wie widhtig diefes fax das Verſtaͤndniß der Roͤmiſchen Sige —
felbft gu fein pflegt. — Cin beſchraͤnkteres Ufusfeuctd- Recht in
Beziehung auf Vergnigens»Unlagen ijt §. 395. wohl nicht
nachgewieſen. Die Stelle, welche ſagt, daß man dergleichen
Anlagen nicht wegnehmen duͤrfe, um einen Krautgarten anzu⸗
legen, verhietet wohl nur Aenderung der Hauptbeſtimmung,
und geht fomit eben fo ſehr auf den Fall, wenn jemand ume
gekehrt eintraͤgliche Unlagen in biog dem Bergnigen gewidmete
verwandeln wollte. — Die Lehre vom usus, §. 398, wuͤrde
gewinnen durch ſchaͤrferes Hervorheben defen, was ex urſpruͤng⸗
lid) (dem Wortfinne nad, im Gegenfage von ususfructus)
war; was davon im neuern Rechte uͤbrig geblieben; was, um
einen einmal beftellten usus aufrecht gu erhalten, uachgelaſſen
iſt. — Die Erirterung oer geſetzlichen Pfandredte F. 421.. %
wirde gewinnen durd den Fortſchritt von den aͤlteren ſpeciellen
gu den neuern allgemeinern Fallen. Denn §,.428 gibt. wol
gu viel fir fingulares-Redht bei eingelnen Urten des Pfandes
aus, Das Recht der Snterdicte wird aud) dem hypothekariſchen
Glaubiger, wenn er fid) den Befig verſchafft hat, nicht abzu⸗
ſprechen fein; die Evictions⸗Verbindlichkeit ſteht in gu genaues
Verbindung mit den allgemeinen BVertrags-Grundfagen, als
daß man fie auf das Fauftpfand befdranten duͤrfte; und ſelbſt
das Zuruͤckbehalten wegen andrer Roderungen, an fic) freilich |
hoͤchſt fingular, ift dod) in folden Ausdruͤcken angeordnet, daß,
wie beſonders das princip. der Stelle geigt, die Hypothek mit
gemeint fein wird. Hingegeu der rei abusus, deffen derſelbe S.
' érwabnt, wird gu weit genommen fein, indem bei' Slaven,
wovon die Beweisftelle redet, viel Ginguldresd war. Bon der
antichresis expressa ſcheint der eigentlide durch dieſes ganze
Verhaͤltniß fuͤhrende Faden nidt recht aufgefabt. Sie ift den
Romern eine Pachtung des verpfandeten Guts far die Zinſen:
398 ; Momifdes Recht.
daher, ba aud webfeile Pachtungen guldfig find, hier die
Sinsgefese im Roͤmiſchen Rechte feinen Einfluß dufern. Da
deutſche Gefege jeden Zinswucher, gewif aud) mit Beziehung
auf diefe Form desſelben, verdoten, ohne le Romiſche Anſicht
im AUllgemeinen gu andern: fo ift nun hier wohlfeile Pachtung
unzulaͤßig, fondern nur die geftattet, welche gum wahren Preife
etfolgt. Aber dev wahee Pachtpreis tt {tets, wegen des dem
- Pater gebdhrenden Bortheils, ein etwas geringerer alé der
reine Ertrag; aud, wegen des hierin uͤberall ſtatt findenden
Schwankens, cine mittlere, Durchſchnitts/Summe. Die Pra⸗
xis, welche ziemlich allgemein dahin gegangen ſein wird, klei⸗
ne Ueberſchuͤſſe des Ertrags ber die Zinſen nicht gu beachten,
ſcheint im dunkeln Gefuͤhle etwas Aehnliches gewollt zu haben,
wofuͤr im Obigen die rechtliche Begruͤndung enthalten ſein
moͤgte.
Inm Erbrechte wuͤrde die allgemeine Darſtellung ber bono-
norum possessio §. 442, in einigen Puncten wol gewinnen,
durch Benutzung ber bon mir in ber Recenſ. von Eajus ges
gebenen im letzten Refultate mit Savign py ibereinftimmenden
Erirterung, h. 454, not. 2. wlederbolt eine Verwechslung
Glids. Mach dem SC. Tertullianum ſchließt nur der wahre
Vater, nicht der adoptivus, die Mutter aus: daß nun dieſes,
durch die Novelle aufgeboben ift, feidet wol gar feinen Zwei⸗
fel. Wenn §. 455. den halbbuͤrtigen Geſchwiſtern der einen
Seite vor denen der andern in den von dort herruͤhrenden Guͤ⸗
tern wegen aͤlterer durch die Novelle nicht aufgebobner Geſetze
een Vorzug ertheilt: fo ift dabei der Inhalt derfelben in Vere
haltnig gu dem gangen damals geltenden Rechte {dwerlidd ge»
- paw genug erwogen. Gie- (deinen, wie Fachinzus controv:
6. 5. gut ausfuͤhrt, nichts Andres gu enthalten, als den An⸗
fang des erſt in der 118fen Novelle gang allgemein ertheilten
Worgugs vollbArtiges oor halbbirtigen Ge(dhwifiern, und weis -
Mihlenbruch, doct. pandect. ed. 1,2, 399
Gen fo natuͤrlich der Novelle, — Mus der verloren gegangenen
Juſtinianiſchen Conſtitution uͤber die incertas personas ſchließt
aud unſer Verf. nod, ſ. 462, gar gu viel. Da die Nachricht
fiber fie in den Inſtitutionen nur von Abaͤnderung, nicht bon
Aufhebung des aͤlten Rechts ſpricht, ſcheint vielmehr mit Wabre
ſcheinlichkeit angenommen werden gu maffen, daß das Cingelne
in ben Rechtsbuͤchern Aber diefen Gegenftand Stehende, ohne
Zweifel mit Ruͤckſicht auf Fuftinians Anſichten ausgewahlt,
dienen koͤnne, feine Abſicht herauszubringen. Ohnedem aber
iſt ja jene, laͤngſt verſchwundene, Verordnung bei uns nie zur
Guͤltigkeit gekommen. — g. 483. waren meine civiliſtiſchen
Abhandlungen ©, 221 ff. gu beadjten. Sie fibren in manchen
Fallen zu einer ganz andern Bertheilungsart , als der gewoͤhn⸗
lich angenommenen. — In der Darſtellung vom Noth⸗Erbrechte
ß. 492 ff. iſt nirgend beſtimmt genug hervorgehoben, want
exheredatio noͤthig ſei, wann preeteritio genuͤge. — Unter die
Codicill. Formen §. 500. ſollte, nad) Loͤhrs Vorgange, das ſo⸗
genannte fideicommissum heredi (presenti) injunctum aufs
genommen fein. Gerade diefes ift es, wodurch Suftinian leis
fet, was er im Fnflitutionens Titel 2, 25. d. codicillis vere,
ſpricht, dieſes Recht wieder gu der Auguſtiſchen Formlofigteis
juridgubringen. Die bisher gewohnlide abgefonderte Behand⸗
lung dieſes Gegenftandes mußte gu manden irrigen Unfidter
fuͤhren. — Der allgemeine §, Aber Erbfdhafts- Erwerbung 505.
enthatt gropentheils blos gu aditio gebivige Gage, fo daß hier
cine anders ordnende Umarbeitung gu wuͤnſchen iſt. Im 9. 506.
fdeint der Text fir Lagbergs Anſicht, indeffen die not. 2.
fid) dagegen ausſpricht: pier iſt Saber groͤßere Beſtimmtheit zu
wuͤnſchen, die, beſonders unter Beachtung von Cajus Il, 16,
wohl gu Gunften Laßbergs ausfallen follte, — Die Gollae
Hons» Lehre ((. 525 ff.) follte fo Sargeftelt werden, daß beide
Arten getrennt gebalten, und dann unterfucht — ob ſie im
‘. @
'
4oo RB mifdhes Rede.
neueften Rechte gu einem Gangen verſchmolzen worden (was,
had meiner Ucbergeugung, gu verneinen iff), Da fie von
den Roͤmern, bis auf ſehr neue Seiten gewiß, fo gang als zwei
verſchiedene Arten behandelt worden, kann, beſonders bei der
nicht geringen Schwierigkeit dieſer Lehre, ſchwerlich eine andre
Behandlungsweiſe das rechte Licht gewaͤhren. — Bei den Le⸗
gaten von Sachen extra commercium war Gluͤcks Diſſerta⸗
tion Erlang. 1817. zu beachten. Die voͤllige Unhaltbarkeit der
hier angenommenen Duareniſchen Anſicht moͤgte aus ihe hervor⸗
geben. — Fn der Legaten⸗-Lehre hatte nicht ſollen uͤbergangen
werden die Frage von wahrſcheinlicher Willens-Auslegung
fiber die helaſteten und hortorirten Perfonen, und bon Theilung
des Rechts und der Laſt unter ihnen, woruͤber Donellus aus⸗
fuͤhrlich iſt, die Neuern gewoͤhnlich ſchweigen. Die vielen gum:
Theil ſtreitigen Beſtimmungen daruͤber in den Rechtsbuͤchern
auf das Klare zu bringen, iſt von erlaͤuterndem Einfluſſe auch
auf die Lehre vom Praͤlegate. Auch die Grundſaͤtze von Agnition
und Repudiation der Legate haͤtten eine naͤhere Eroͤrterung ver
dient. Das Zuſammenfaſſen oder getrennte Betrachten mehrer
ſich in einer Perſon vereinigenden Portionen in Beziehung auf
das Falcidiſche Biertel (ſ. 541.) ſcheint am beſten dargeſtellt wer⸗
den zu koͤnnen, wenn, als Hauptregel, von dem Satze ausge⸗
gangen wird, daß man ſich nad) dem ſpaͤtern Zuſtande richte,
alſo die verſchiednen Portionen zuſammen faſſe, wovon jedoch
ausgenommen iſt, wenn einer Erbe des Andern wird, und bei
Accretion, Vulgar⸗ und Pupillar⸗Subſtitution, wenn die ur
ſpruͤngliche Portion nicht Abermagig belaftet it. §. 549, von
Ausgleichung der Legate und. Fidei- Commiffe, moͤgte paplider
gu Anfang Ser gangen Lehre von Legaten und Fidei: Com
| miffert ſtehen; befonders, da fie ſich wobl aud) auf die Univeral
Bidei- Commiffe begieht (Verſchmelzung derfelben mit Sem lega-
tum, partitionis), — Die Lehre von Legaten in Beziehung auf
e 2 : 1
Miihlenbruch, doct. pandect. ed. 1.2. — aqu
has Eigenthum (§. 550. 551.) gewinnt durch folgende Anordnung
an Deutlichkeit. 1) Allgemeine Angabe. Die Sache gehoͤrt dem
Erblaſſer, dem Legatar, einem Fremden. In den erſten beiden
Faͤllen tritt vdllige Guͤltigkeit, im dritten Unguͤltigkeit cin, im
vierten theils das Eine, theils das Andre. 2) Raͤhere Ausfuͤh⸗
tung zunaͤchſt bom vierten Falle (weil dieſer wieder auf das Ue⸗
brige Einfluß hat), dann von den uͤbrigen. — Die Grundſaͤtze.
uͤber Auf hebung legtwilliger Anordnungen (f- 588.) [Heinen erſt
dadurch ihr Lidt gu erhalten, wenn Hon dem alten Hauptgrund:
fake ausgegangen wird, daß jedes auf diefelbe Art aufgehoben
werden miffe, wie es erridtet ift: alfo ein Teſtament (Erbes⸗
Einſetzung), durd ein neues Teftament, das formloſe Codicill
(Fidei » Commis) ohne alle Gorm, Dieſe Regel wurde nad und
nad modificirt: durd) Unerlenntnif der koͤrperlichen Vernichtung,
etwa nad) Analogic der Widhtigheit fdrperlider Handlungen bet
Contracten (Real⸗Contr.), oder weil hierdurch oft der Beweis
au feblen anfings; durch die Beſtimmung, daß fein Teftament
langer al8 10 Sabre gelten ſolle. Hieran, als es aufgeboben
ward, knuͤpfte ſich dann, daß nach 10 Jahren ein neues Teſta⸗
ment nicht mehr noͤthig ſein, ſondern ein recht foͤrmlicher Wis
derruf genfigen folle, Vergl. Hiibner disputat. jur. civ. I, 1.
Sn den allgemeinen Crdcterungen uͤber Obligationen vers
miffer Rec. eine Fernhafte Darftellung der, hierher hauptfaͤchlich
gebdrenden Ubtheilung in stricti juris und bone fidei actiones
(obligationes) mit Radfidt auf Gans Unterfudhung und oes —
Perf. eigne Berihtigungen derſelben in, den Heidelberger Sabre |
bidern. Selbſt wenn man annimmt (was Rec, nicht ‘vermag),
daß dicfer Unterſchied gang unprattifd) geworden, dient ex dod)
in. ſehr Vielem zur Erlduterung, wegen feiner ohnftreitig ſehr
Stofen Widhtigheit im alten Mom. — |. 634. erflart bei der
donatio sub modo die Snfinuation far unnithig, die Zuridfos
derung wegen Undanks fir unzulaͤßig: ſchwerlich mit Recht, da
e
402 No mifdes Recht.
doch dieſes Geſchaͤft hauptſaͤchlich Schenkung iſt, und im Zwei⸗
fel nach deren Regeln beurtheilt werden muß. — Der Abſchnitt
‘pon Uebertragung der Foderungsrechte auf Andre ſtaͤnde wohl
am: beſten gang am Ende der einzelnen Obligationsfaͤlle, wegen
feiner Schwierighett, und weil auger dem Rauf aud ad Mane
dat Horaufgeben follte, Die Delegation aber, deren Haupthee
ziehung die auf novatio ift, follte gang davon getrennt, bet
der solutio abgehandelt, und bier nur darauf verwiefen were
den. — Die Definition des Mtieth-= Contracts §. 642. ift wie
gewoͤhnlich einigermafen unvollftdndig. Das Vermiethen von
Sachen gur Vearbeitung oder fonftigen Beforgung Cres facien-
dae neben utendae), wovon das opus nur ein Hauptfall ift,
follte nehmlich, um die Rbmifde Anſicht gleih von. vorn here
ein vollftandig gu geben, in die Erfldrung aufgenommen were
den, — Bei der Zablung, wenn mehre Sdulden_ unter denfele
ben Perfonen vorhanden find (703.), follte der Vorzug der Zine
fen an. die Spike geftelt fein, weil er nad) Roͤmiſchen Gerunds
fagen ein durchgreifender ift, flattfinden’ auch) wenn mehre Cas
pitalien gefcpuldet werden, — Dads Sfnterufurium, weldes
§. 705. nur erwaͤhnt wird, hatte, etwas tiefer eingebend, bei
Sen Zinfen behandelt werden mogen, wo feine eigentliche Stolle
it. | |
Es ift nod ibrig Hom Verhaͤlltniſſe der beiden Ausgaben
zu handeln. Sie ſind einander, wie auch die neue Vorrede
ſagt, weſentlich gleich, indem der betraͤchtliche Unterſchied der
Seitenzahlen nur vom veraͤnderten Druck herruͤhrt. Der Haupt⸗
Unterſchied beſteht in beſſerer Vertheilung der Inhalts⸗Anzeige
in die einzelnen Bande, und Beifuͤgung eines bei der erſten
Ausgabe Abel fehlenden alphabetifden Regifters. Auſſerdem
find Eleinere Wenderungen, befonders in Beziehung auf neuere
Literatur, hier und ba angebracht. Groͤßere waren, wie aud
gun Theil aus dem Obigen Hervorgeht, und der Verf. ſelbſt
Miblenbrpew, — paodyvei. ed, i. 2. 403
clafuapt seqntmdnishen : abern er murde. vorhdat Meddrfait dex
neuen: Autgobec vᷣberraſcht. Dap: dieſts aicha wieder der. Fall
werde, dazu hat cr, laut der neuen Vorrede, die noͤthigen Ein⸗
leituugen getroffen. Moͤge ihm nun die noͤthige Muße gu cig
ner recht: forgfaltigen Bearbeitung werden, damit dieles (doy
fo audgeseidmete Buch einen. noc pdhern Grad oon Vortreffy
lichkeit zum Beſten der Wilenlhaſt und zum Ruhme des Very
— acelin ;
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Aa: et ante sdnsu — non stilie. fando. open
:. possit?’ ad LL: 15> et 19 D. de servitutib, Diss,
inaus. ‘etc.’ auctore- Theoph. Henr one
" Gaedcke, Rostochit 1836. arp. 4 _
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—** —** vfirat -vefio md iff Pi flit bee
itiſchen Auſtalton, die: beffqren; unter jener Menge auszuzeich⸗
ven. Die .gegenwartige Jdaugural⸗Abhandlung muß dieſen
beſſerrn unbedenblich beigezaͤhlt wreden. — umm, Befannt iſt dig
Sehnnerigkeit, welche von · jeber- bie L, 19. de. servitut. den
Unslegewn: gemacht hat, weik Geni Widerſpruch mit E, 15,
ibid. gnd:-anit dem Wefen der; Sexvituten Aberhaupe. nuglofe
Mealferbien. zuzuhaſſen ſcheinn. Dos dex Verf., um gu ſei⸗
vem Beek, der Erllaͤrumg dieſer Stellen: gu: gelangen, vorerſt
bes; Breiteren von. ſeinet Anſicht Aber Servituten. uͤberhaupt res
det, wollen: wit als eine -gemeinfame Eigenthaͤmlichkeit ſolcher
Erſlings und Probeldhriften: hicht hod aufnehnen. unſeren
Viricht abrr auf de. Sache, ſelbſt beſchraͤnlen — den ver⸗
Krit. Zeitſchr. IL. 3.
——— —
a7
a) Lobb. GR Ami fares edn! vale
ſchiebenen wind: vVom “Werf. eines» Krieit untendexferen ‘Gethic
rangoverſuchen vnfrer Stellen find die zwei bedrutendſten die,
welche ihren · Siz: ſchon in ber Gloſſe haben: die icine neuer⸗
tings bon Thibaut- Cctv. Abh. me. 5.) vertheidigte verſteht
tie L. 19. bon ‘gang nutzloſen aber retinirten Serbituten,
die andre, fuͤr welche jetzt Lhr˖ (Mag. B. 3 S. 489. f99:)
ſich erklärt hat, von ſolchen Servituten, die ‘gmat dem Grund⸗
ſtuͤck allerdings vortheilhaft, aber nur fuͤr den jeweiligen Eigen⸗
thuͤmer nvgied find, wie 3. B. bem Blinden cine Ausſichts⸗
Dien(ibarteit. Go wenig aber die Zulaͤßigkeit folder Servi⸗
tuten bezweifelt werden kann, ſo muß doch Loͤhr zugeben, daß
man alsdann immerhin „den Anfang unſrer Stelle als dun⸗
fel betrachten kann““, wo naͤmlich bon einer „ser vitus, etsi
ubu! otttist vhlechtweg Ble Press Aftye⸗ ato yon emer? bank
Srnnotad, nicht zufaͤlig iegend einem Eigenthoͤmer nugles
fa Geroitut, wiih dadis gehbtt z. Ve aud eine Ausſichts⸗
Dienſibarkeit nie, die den Werth des Grundſtoͤcks allerdings
erhoͤht, wenn auch der jebige. Cigenthimer fir die ſchoͤne Ras
dur fdrperlith oder: geiftig unempfaͤnguch ift. Allein Thiffauts
Meinung hat wieberum· gegen ſich daB eine vdttig unnuͤcze
Gervitut ſchon in ſich ſelbſt zerſfaͤllt, ſo daß alfo-cine wenn
auch retinirte: Servitut nicht mit eluent nutzloſen, aber deßhalb
dennoch niche gu ettreiffenden Eigenthams recht in Patallelr ges
fietit “werden ‘ for! Bevin’ dat vie Perſon dos Gigewrdimerd
oh vince Sacht keinen Vortheit habe, ſtebt nicht rnitsoen Be
griff des Cigenthums felb(t;- wohl "aber fieht es mit dem Begriff
einer Realſervitut iv Widrrſpruch, ‘wena fie dem herrſchauben
Grud Ave nides nuͤhl. mnſtrm Verf. aun if: gehinges,
diurch eine inlel'better Meinungen verſchmelzende Aheorir died
(cit ihm nidht“fremb gebliebenen Bedentlichleiten: zu sntgehen.
Mit Huͤlfe ger’ bereits bekannten Stelle des Gajus rw. der
Vatitaniſchen Fragmente: weist er nad, daß vas Math
|
Gaedcke, an serv, hot util. — + 4609
niren (deducerę gervitutem) allerdings auf einem vom Be
- ftellen verſchiedenen Geſi chtepuntt beruhe, daß es naͤmlich nus,
ein Nidtverlieren fey, fo dag 3. SB: tie Gerdituten, wel⸗
De durch Maucipalion nicht conſtituirt, doch in inancipando
fundo deducitt: werden konnten. Um aber. was man Hat zu
verlieren, ſey, wie auch das Beiſpiel des Beſitzes zeige,
ein in contrarium actum noͤthig. Ein ſolches contrarium
Tage zwar darin,' daß eine Servitut als voͤllig und fdr alle Zur
kunft nutzlos ſi ch darſtelle, und dieſe koͤnne mithin aud nidt
retinirt werden; fobald fie aber nicht allein nur der oder jes
ner Perfon,-fondern andy wirklidy dem Grundſtuͤcke felbſt teis
nen Nugen gewaͤhre, wie in dem in der L. 19. cit. ſelbſt an⸗
zefuͤhrten Falle, wenn einem Grunbſtuͤck, das fuͤr jetzt Waſſer
genug hat, eine servitus aque: vorbehalten bleiben: fol, abet
obne dag dieſe Nuglofigteit far immer conftatirt fey, (o iſt nod
nicht die Unindglichteit bes Behaltens begrindet, Es beruht
alſo allerdings auf civiliſtif chem Grunde, daß unter ſolchen
Umſtaͤnden cin deducere d. h. “ein Nichtaufgeben gulagig iſt,
waͤhrend zum Beſtellen einer Servitut ein bereits jetzt ſchon
| einleuchtender Vortheil erfoderlich iſt. Mit dieſer in ſich ſelbſt
begrundeten Wifi at flimmen aud) ‘alle Worte der L. 19. voͤllig
bberein: „ei fundo , quem ‘quis vendat (mancipirt) servitu=
fem imponi, etsi non utilis sit, posse existimo — —
queedam cnim habere possumus etc.“ Daß wir dem Verf.
beiſtimmen, geben wir ſchon durch die Art gu erkennen, wie
wir ſeine Anſicht Cobwopl nicht mit — gu wieder⸗
olen ver fucht babe, ; ‘ |
88immern—.
hob a ere We oe ites Modiete, y Para . ‘
®. x, bad teutſch rheiniſche Landrecht als Reſolint bef
Kampfes zwiſchen dem preußiſchen Landrecht und der
auf dem linken Rheinufer beftehenden Geſetzgebung.
Ein cosmopolitiſcher Vorſchlag. Mannheim bei Loͤff⸗
ler. 1827. 68 S. gt. 8. (Preis: 48 —
Die konigl. preußiſche Cabinets Ortye, som. 25. Ociober
1826,:in welcher die Regierung ihre Abſicht ankandigte, in den
preußiſchen Rheinlanden das franzoͤſiſche Recht abzuſchaffen und
bad preußiſche Landrecht ejnzufuͤhren, ſcheint eine große Bewe⸗
gung der Gemuͤther in jenen Gegenden hervorgebracht zu ha⸗
ben. Wie aus der vorliegenden kleinen Schrift, der einzigen
welche bipher dem Ref. uͤber dieſen Gegenſtand zugefommen,
hervorgeht, werden die Debotten uͤber bie, Zweckmaͤßigkeit dieſer
Regierungsmaßregel mit großer Bitterkeit und Leidenſchaftlich⸗
keit im Publikum gefuͤhrt, wenn ſchon (nad det Ginleitung) die
große Mehrheit des Volks Beibehaltung bes Beflehenden, zum
Theil unbedingt, zum Theil mit ſachgemaͤgen Modifikationen,
wuͤnſcht, und nur ein ſehr kleiner Theil fuͤr die Einfuͤhrung
des preußiſchen Landrechts ſeyn ſoll. unſer Verf. gehoͤrt i
der exften Parthie, und gwar gu berjenigen Abtheilung, bie
fid) Derbefferungen in dem Bis herigen gefallen laſſen will. Wenn
er ſich nun durch das Letztere ſchon als einen Gemagigten zeigt,
ſo ergiebt ſich dieß auch aus dem Tone der ganzen Ahhand⸗
lung, die, wenn man gleich ſieht, daß es dem Verf. recht
ernſt iſt, doc) durchaus ohne Leidenſchaft, mit Anſtand und
Maͤßigung gefdrieden iſt. Won der Partheiſucht und Bitterleit,
Sber die der Verf. in dens ee Hagt, — fig hier
auch keine Spur. —
Allein darin beſteht aud) bad gange Berdienft dieſer Séuift
Der materielle Gehalt ift fo unbedeutend, die Griinde fir
\
a.
v. R. dad teutſchy⸗rhein. Landr. ef.
die Melnnrig , : ie: Leitheidigt wird, ‘find; (o: ohne: tigemearetey
gehen ‘in die Sachegeſchoͤpft, bie Pruͤfung ber Gruͤndd ber
Beguer’ ift'fo hoͤchſt oberſlaͤchlich, bas, Raͤſonneman,das ſich
chne alle Ordnung und mit ſteten Wirderholungen fortbewegt;
ſo leer: daßes witklich fir die Sache ſelbſt zu bedaueten it;
daß die Parthie, Hie er vertritt, nicht einen kundigeren Wort⸗
faͤhrer gefunden hat. Denn zu welder: Anſicht man fad) auch
bei dieſer Streitfrage bekenuen mag fo-mug doch Jedem, ſelbſ
dev Regierung, alles daran lirgen, daß die Gruͤnde, die jede
MParthie fir: ſich geltend machen kann, in ihrem vol len Lichte |
erſcheinen. Rue fo it eß moͤglich, das Methte gu wahles! —
BMher fo wenly “Ai Kiefer Ruͤckſicht die vorliegende Schrift ayy
Begrlmdang ives vichtigen Uttheils Aber die Srreitfrage ſelbſt
Wilifen fain!” fo durchaus verfehniſt auch der Bory hag,
durch den- dev BEL. Ddie verſchiedenen Partheien ereinigen zu
wollen ſcheiat and der als das aus dem Kampferder Meinum
gen hervorgehende⸗ Reſultat ſchon auftdem Titel augekſndigt
wird. Fh dleſor Beziehung wathensich:: und | gun Belegt oes
ausgeſprochenen Uecheilo iſt noch ein naͤberes ene ‘in den
Inhalt dev Schriſte nothwendig. “4
Pach eingelhen’ rhapſodiſchen SBetnevfingen fiber die VBor⸗
Jage “und Maͤngel der beiden in Beage ſtehenden Geſetzgebungen
im Allgemeinen, Jat ſich unſor Verf. noch uͤber die gwen Haupt⸗
witifte, die das Eigenthuͤmliche Ger. frauzbſtſchen i Rechtsverfaſ⸗
ſung, wie ffe fa deh Kheinprovinzen beſteht, gegendber. von det
preußiſchen GeriGtsordnung ausmachen, idsbefondere verneh⸗
wen; fiber Oeffenrlichkeit und Muͤncgtichkeit (G
36.) und? über: Geſchwornen⸗ Gerich te (S. 3754) Fa
Beziehung duf Sew erften Punk erklaͤrt er fic) fuͤr unbedingte
Beibehaltung und. begieht ſich hauptſaͤchlich auf gwei ganz new
erlich erſchlenene (dem. Ref. nod unbefarmte) Schriften preußie⸗
ſther· Staatedeamten, die dei ben Gerichlen der —— an⸗
yes hr o8 ™ Goterits -'- .° |
GURME find: und al6 (Soc) keineswegs unbediugte) Bereheidigns
der hide: beſte henden Inſtitutionen aufgetretert.ga fepn (Heinen,
8. Lombard und Beſſel, und auf tas Selanne. trehliche
Bud oon Maurer. Das Beſte uͤbeigens, was ſich in diefery
eibſchaitte ſindet, beſteht in den aus dieſen Sdriftey: autgahor
benen Erellen. Hie und da werden and Mufichten : diefes
Schriftſteller widerlegk; and unter diefen iſt Mef. le Widerkyr
gung Lombard's mirkwuͤrdig gewefen, dex als einen Bore
aug des preußiſchen Gerichtzordnung ruͤhmen ſoll: fie erfordere
mehr Beamte und „die Jugend avamcive, alſo ſchneller“, und
den ‘dex Verf. mit tem Ausſpruche FT Hi bauy’s- abfertigt: „dah
jber: Birger nicht, -fAwiden Juriſten geſchaffen ſey, fo wenig
„alt fix den Lehrer dex Shinurgie, um an fe. lehendigen Leis
_ hed cnato miſche Vexſuche arfielien gu laffen,/’s Ly mbagd Lonnte
” bie Goto dod wohl aur ir oniſch gemeint Jaben! — Uud in
osm Abſchnitte aͤber dic. GefHwornensGesihie-wird fid
bauptfachlid) auf. bie-erudhnten Schriften, und auderdem auf
das fefannte Gutadten der. ImmediatoJuſtiz⸗Kommiſ⸗
.ſion von 1816 berufen (welches Letztere Gbeigens, beildufig ay -
fagen, nicht wie der Verf. glaubt, in einer eben erſchienenen
Schrift gum ‘evftenmal in extenso gedrudt,. fonder von dem
Khoniin, Faby 2819. if Stuttgatt, ohne daß jedoch der Ort
auf tym Titelblott genannt waͤre, etn: volſſtaͤndiger Abdryck
arſchicnen iſt). Der Berfufelbft. ft nicht ein unbedingter An⸗
banger. dieſer Juſiitukion, fo- wie fie nah franzoͤſiſchem Rechte
beet; und der’ Haupegrund iſt ibm , die Unfabigteit. dey
„meiſten Srdreoiaen, ten Fall, aber denffe ihe Urtheil geben
sfolled,; gu degecifen, Mamendlich nebft-der, Thatſache audy die
„meiſtenz damit verbundene juridiſcher Foege an, veriiebea.!!
Die Cinwohner ſelbſt, iſt ex Abergeagt, wanſchen, eine Aende⸗
rung; man duͤrfe nur t beobachtet haben, in melcher peinlichen
—— bauflg befinben, wenn fie. bei, ada ———— =
\
» 9
0. R. bas rat eein fandr. 7 ' ae
— mach Vage langer, bẽi ihrer· uc⸗uꝛynibeit i
fay deſchwatchemn Aufmerkſamkeit, nicht wirſuen. wouvon dig
Sebe: fp. Darum wids aber dex Verf. das Seſchmernengerich—
ſelbſt nirht abgeſchafft wiffeit, ſondern er wunſcht'es mur ang.
unabhaͤngiger Recht svrer ſtaͤndigen zuſammengrſetze - gh
ef, Gbyefetien Hon dem Ginwurfe, den ex fich felbſt machn
„daß freilich dig beengts Masmahl bie Wenigen gu fee anfirer
gen witrbe’:, hatte ber Verf. ſchon von Fanesibad.; ten -e¢
aud) anfohrt, ſo wie aus idan erwühnten Gutachtinder Yeap
mediat⸗Jaſti z⸗Kommi fſion (S. 233.) lernen Unnen, mit
ex’ durch dieſe Aenderung einen Haupttheil dev: cigenthimliden
Rllleens ven Me. Bertheidiger. des Geſchworirengerichts anfüh⸗
‘een Pſwſt czetſidet. Maw: will fa gerade hort it: Abſtraktienen
vettorenen, kombinirenden, gruͤbelnden Scharfſinne des Nechts⸗
gelehrten aris dem Spiel haben; “Set geſanbe Menſchenver⸗
ſtand ee oes aia fot bie Dinge's oo ——
ſehen. oD oh
$i iin ———— foigt nun enti. (s. 54.). das
Rifuttaty’ mad dem Titel der Kern dex ganze Schrift, Hee
Leb monbd titiſche Vorſchlag. Und worin beſteht diefer?
Vt nidhed. Anderem, als in dem Anttage, ſtatt des preußiſchen
dandrechts, lieber fur die geſammten teutſchen Rheinlande,fuͤr
Rhein⸗Preußen, Rhein⸗Baiern, Rhein⸗Heſſen und' die tins
grenzenden „rein teutſchen⸗ Lander (wie es nach ˖ſpaͤteren Stel⸗
len ſcheint, verſteht der Verf. darunter hauptſaͤchlich Baden).
tin ‘gemmeinfames teutſderheinifches Landrecht vérfaffen "gd
laſſen. @ragt man nun’ aber nach Sem Mugen und nament⸗
Uch nach der: Ausfuͤhrbarkeit diefer Maßregel, fo antwortet’ ane
for Verf. in aller Gile Cee widmet der Ausfuͤhrung abet =
ſeinen Hauptpunkt nur’ ſieben Blatter):
n) Bie Rhzein⸗ Baiern, die Roein sHeffen ws fw. “waren
mit dem Aherage einverflandens alle werden bie Sand dieten
qe oon... dpocites, *
Gui cine Grantafiae Soſetabuche, webbed fic mit thera’ Aap
bare web: DBehorra enges' vereinige; 2) Sprache, Steen, Sha ;
racier, Biena, Sewohnheilen fepen ofachin gieich; es hasten
fene Bewohner von iches cin Boll gebiivet; 3) finangich
Gahwierighioen fepen auch nicht vorhanden ;: die Bemkgang: ber
RMedhtSverwaltung zugleich als Finanjquelle koͤnnte :incdem eb
een Lande bkeiben, ia dem andern .svegfallen;. 4) wirde bi
Landes inbuſtrie und der wechſelſeitige Verkehr zwiſchen den yee
ſchiedenan: Zheilen der Rbeinlande dadurch befdrdert ; (5) and
Sic Moͤglichkeit der Ausfuͤhrung fep. verhanden. Es Habe gwar
der , viel: gelehrte Here &. Gavdgne. in Berlin’ die Magligtcie
awid Ruͤtziichtkejt rined allge meinen Geſetzbuches firigeng Tautſch⸗
band beſtricrren⸗ indeß bee in der geleſgeten Wels ſo ijei hinlichſt
poelannte Hrs Beh. Nath Thibquit“ habe wit aͤberwiegenden
Srunden dieſe Maflht bebaͤmpft. Sndem fey ia dor Verf. be
Fdyeiben; uot vexlenge ne: flire bie ceutiGen Rheinlande cig fol
hes Geſetzbuch. Endlich fep 6) aud) der Zeitpuntt der geeig⸗
uesfte, Es Jiegen vortxeffliche Daetsrialicn barrit, und. die Sw
ſiz ⸗Minſſterien dev betreffenden Laͤnder fepsn fa guts beſetz
auch ſonſt, von einheimiſchen und auswaͤrtigza Rechtsogelehrien,
beſonders in ·Sachſen und Hannover, namentlich, dem licht⸗
„vollen GEoͤttingen“ fo viele Hote: zu ewe bag ne
ans Werk, (dyrsiten birfe.
Ref. glaubt einer naͤheren Prifung — Gruͤnde, fw
der Urt, wie dex Derf, feine gemeinfame Geſetzgebung ins Lez
hen zufen will, (Ernennung einer Geſetzgehungs-Kheamiſſion
durch die verſchiedenen Regierungen und die verſchiedengen Stow
deverſammlungen, weld)’ Letztert jener ihre Gewalt de lLegicen)
aherboben gu ſeyn; ex Fann aber fein Pefremden daruͤber nicht
unterdruͤcken, daß der Verf. wirklich glayben-fonnte, durch de
fon Morſchlag feiner Sache einen guten Dieufi.an-thys.: Bas
{ii Ker Grad, warum dic, preußiſche Regierung damit -amgeds
7 v. R. das .seutfee Mein. Lande. . fai
dle: Zaſtituticuen: Hee: Otheiuaroviazen auf zübeben ? Gewißß ig
det Harpiſache nichts anderes, rals bie Abficht, ſie mit dem
Stammlanderzu amalgamiren, thre Intereſſen feſter an diender
Bewohner; des alten vandes gu ketten minden frauzbſiſchen
Entiqaungen aud) die Erinnerung an bis. ebomedigen: Ber hulty
miffe anit: Frankreich auszutilgen. “Gtatt oun jenen politifdrea —
‘@eund zu⸗ſchwaͤchem; darch den ˖ Vtweis “Dug trotz de8 ur
gleichern Medys He Yaterefpm. jener Provinzen mil tedensdon
Wigs Pxgugen: invigft verflodten feyen oder verflodjten werden
koͤnnen, daß eine Verwiſchung der Individualitaͤt der Nhein—
lande in Beziehung auf Recht und Gerichts verfaſſung dazu nicht |
nithig fey, daß der Swed auf andere Weife erveicht werden -
fhnne u. ſ. w.; ftatt deſſen verſtaͤrkteder Beef. jene Gruͤnde,
AGE HOV veK en: “wap ubldig Ary! De Keactiſchen DRG
Maiidn chit den ddbigeunlingfi loath Foanireidy Josgesifinen
nnd mit teutſchen Staaten verbundenen Provinzen enger puigbete
einigen, ihnen mit diefen Beftandtheifen aquswartiger Staaten —
ein geivtinfanes: Rehr’ und ſelbſt ‘eth Analiwlich von dem ein⸗
pines Stante unabhangiges) gemeinſames ¶ Obergericht (G67)
GH gyben. — Dacſeht ühr, werden die: Geguer triumphirend
ausrufem, was ſie wollen!“ mit Fromden Cin Boll bilden 5: am
dere Bitten, andetes Reds, andere Gesithte haben, ad bas
Reid, Kem ſie -angebisen , uma oi: beveinh: als geſchloſſends
Ganges: elo: leichten wieder: dabin zuruͤckkehren gu fennen ; wes
ban Feihns teutſche Waffengluͤck nur, eben loagetrennt fats '
Mach dieſem Alem wird maw dent Verf. ſelbſt/ dem as
ſichtbar nur um Sad Gute qu: thun iſt, nichts Beſſeres wins.
ſenadurfen, aft bag ſein kobmopolisiſcher Vorſchlag, wie (pon
for bike Soameapolisifde Ideen der: Arb, recht bald : verge(es.
werden moͤge. Geta-guigemeintes Streben iſt vielleicht Harem
doch nicht verloren; denn nach dem ganzen Tone der Schrißt
lana e wenighend, ala: ch vert veadaͤchti ges Zugnige dafur
—
gfe | — Bolidit. see tg
— daß bie Diffetborfer Berfamiitttueg Ser —
e, indem fie der Regierung die: Biete um Beibehaltucg des
fee vortrug, wirklich die Beblshim mer anegeſprs
then bat. Die Volksfliame aber, wean Ke (hon nicht Sottes⸗
fimme ijt, kann und wird eine aufgellaͤrte Negicreng ;::tk
Rie preufiide, da wo eB ſich vow einer voͤlligen Umgealfung
oes Rechtssuftandes :banbelt, alfo wan etwas, was das ca
Leben des Dolls: herdhet, wie ganz anbesPdfupeigt laſſen.
Lt ean pate ns 7 ay ae Son —
J SO Ee ee oe retin ges d yasreed
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Beat saciere: (MLA. de, Lawns) Sous sBOp
oe —— — typ. Hout.
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Eiue — Arbeit, dahMef ſwonui Suit; te
, er. — bas: Durdhlefen:verivenden mußie, herzlich Sedauvse,
“amide daher frinesibeys im Sinne hat, ſich and- feinen Lefora
aod): weilete Zeit durch cine lange. Nefation gu Kaubemsyeyt.9
et) Dab Thera; “die Unterfuchuay ee bekanuten Sreelefesgs,
vb: Luxus ſchaͤdlich oder nuͤtzlich ſei, und ober vont Staak vib
Guten marden: dinfe; sbdtte: trot’ dtrisdelga ded Bearheitueaping
ſelben immer noch Saoff. zu einer guéén’ Differtation: gebru tow
Hen namenllich wenn die verſchiedenen p.of kt iven Luyas⸗Beſetze
urdihre Wirkungen unterſucht worden waͤren: Allein unſct
Doctorant war weder demnationaldlonomiſchen; noc): any
bkhjeilichen Theile der Frage gewachſey, ore. ſich ‘aus fee: At
und Weiſe, mit rere et — ssid bat, i —
rergießkt.. DOME reset
33uerſt Gat ev die’ polittige Celts dev: —2 vorjenem⸗
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Braba nd eræ æde luzu. lg
men; und grmmdnrder Mrt,1d06-meoomSy 2255 Alay. aller⸗
lei zu der Sacht ntehtsicmtfertt, quedrige JTheile der Mationelp -
Hefonomie ſpricht, 3. B. uͤber Catflehung der Giter Aberhaupt —
(weldye er bios der menſchlichen Arbeit zuſchreibt!), Aber Ente ~~
ftehung der Capitalien (eine Reminiicens ‘an Robinſon Crufoe) ;
zwiſchen — kommen denn a audy alferdings Abſchaitte
Ae ee Oe
banten bape aber nichts⸗ — die — aufgetete Skee,
vie' hundértsal er ahlten Vinecdoten und’ Beiſpiele Jefunden.
Beat nicht. tie: Alltaͤzlube Riterndat bed Kaches ſcheint dem
RFerf. belannt gy [eopy denn anger, Hay und DERBI Dea te |
cy, bie er Aberfegt bat, findet ‘fi id fein. Beywels vo Peleſen⸗
heit, man muͤßte denn die Citate von Lafontaine’s gabeln
tnd Woltaire’s Geaichten dafeie potlaelafien wollen. we Nod -
viel: ſchmmer -fiehties aber mit Sein yw hi Pifd en poder. vied
meds dem “pol igel ltifen Theilo ldou Theina's; dieſer wird
aufEiner C2) Seiter ib gefervigt; wad: gwar folgendermaßene
gzuerſemwird⸗ uns erklaͤrt, ale: Luxusv Geſetze ſeien Mißbrauch dee
Sauts gewalt,⸗weil⸗ ſicenden freirno Bebiedd des Eigenthumis
beeintraͤchtigen, uͤberdieß heifen fie nichts: dann aber meinfß der
Verf. doch Spett. wen em hema edaadarie der Stagtzgegen
den Russ: anwegdan, ished wells ex: zugeben, daß nur dit
wahre Bildung male Voilßclaſſen ung .guses Beiſpiel von Obey
dem -Urhel gang eter Ende machen thane, Belge Logit —
abgedroidene Saͤtzel cq a
y\“¢ Rese munders dies Pah die Geatey Surifene Gacultee gin
— falchets Geſchrtibe fhe: cinen Meweie -geken; laffen foandg, , dex
Berl. fei, zum Decenrgrare: deg: Rechte, beiabigt? — Gn Pas
pies und Druck iſt großex , Magus’ geteieden, allein Ref, iſt
abe ees eutitent, SAbalh. gogen den Verſ. Spott oder gar
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rife vordaͤngen gu noe, ‘da!:then<feine Arbeit, wwe
fen aide mit Nutzen —— Bed
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* Vinbantéa a, ‘Gander Spel: inang. ju-
“Aid. ‘de Diyortio apud nos approbando. Gandg,
typ. Steven 1824, AD Sargon Miao
a. Gheysens CAngnye8. Harlebeke >. Spec. jnrid
inaug. de Fhovi Separatione Fejicienda auti ejus
“effeictibus: nititandts Garde, Hp. Hondin. ohne
Jahrsrahl) 23 G ‘ght GAY 2
penis 26 — mare
isis Muddy die heiden vernee nen ——— —
eh: fidy< die Gentari; afademilhe ſugend suit, ihren Inaugural⸗
ſchriften· emlich deidde washes Durdrays i feiss tiefes Gingebes
in die Gace, pick weniger cin, Geiihdnfemibas Khema 3 : tinge
ne loſenan iemander gereihtez Bemerkungertur ohne den / wabren
Eanſt der Mifengehafhs Dade ſomit Michn obser Gewinu,. fe, te
Miſſeinſch aft. IEG 58 sip agpied Asiduses oon i598
COR ENG! te PMA hlabelt AFR Ag bwflany in vier: Sette
Hen WH Veter “MBE ſich nicht geriide BUA logiſche BHA
empfiehlt. In der kiiſte a Sefiion ſoll Bewiefes wetden, daß
die Eheſcheldungen nohwendig ſchen. Ge yee, heißt ed
ein nothwendiges Uebel, ſo lange es boͤſe EEben gebe, und ‘tie
Quellen gu Letzteten inl’ verſtopft atleddar: konnten. Die
zweite Abth. zeigt dfe MA BIE bear veel Eheſcheibung, “abe
gtfeben von dex Ruͤlkſicht auf den Grand Der Sleichſtellung e&
fer Reiigionen durch die Nledetluͤndiſche Charie. Der Gedauke
an die Auffosbarkeil mache: Dideedkpew andthe ertraͤgtch Sle (anf
—— _
Van eanten et Gheysenw de divort. et sep. thor. OF
nmertrdghiqy ives Man kduntt gwan eipinendens Jeder mſſe
fein; Hauskreuz tragen, Allein bet, -gewiffen. Dingen gehe dieß
one einmal wicht; an, naͤmlich 1): bei Ehebruch, 2) bet ſchwe⸗
ren Mißhandlungen, 3) bei der Vexrurtheilung zu einer infa⸗
mirenden Strafe. ‘Die drxit te Geltion ſtellt die Nothwendig⸗
felt ber Zulaſſung ter Cheſcheidung aus dem Geſichtspunkte
dar, daß es, mag, der Niederlaͤndiſchen Verfaſſung leine herre
ſchende Religion gebe. Damit fey, nothmendig gegeben, daß
“bie, denen ihre Religion Scheidung exlaube, aus, die ſe m
Grunde nicht gehindert werden duͤrften. Die vierte Abth.
endlich giebt ben Begriff ber SaHeidung bon. Lid und
Bett. Nachbem der unterſchieb _proiften dieſer und Set Ehes
{deibiing aufgeſiellt iſt, werden die Nagtheile und Vortheile
ber Erſteren aus einander ge(eet, wobei der Berf finden will, |
bag die Nachtheile uͤberwiegend ſeyen. Die Gruͤnde beſiehen
jedoch bier, wie überall, faft nur in Declamationen. Unter
den eigentlichen Abrigens febr habe Tiegenden Grinden, bie dee
Herf. anfibrt, iegi er immer ein Hauptgewigt auf die Nady
theile fie die Rinder, Den Hauptooribeil aber, den man ges
wibnlidh vafiie geltend. madi, die Erleichterung der Wieder ·
vereinigung der Ebegatten, rumt er durch die Vehauptung bin
weg, es fep dieſe febr3felten. ‘Ucherhaupt ſeyen die Vortheile
der Scheidung von Tiſch und Belt nut ſcheinbar; eine auf
dieſe Art fortdauernde Ehe ſey bod mur eine Sdein ehe.
Der Verf. von Nr. 2. entmaffuet gleich gum Voraus die
Kritik in ſeinem Vorwort: „Er koͤnne zwar“, fagt er, „die
Borreden nicht leiden, fep aber dod) gendibigt,. ein pant Worte |
voranzuſchicken. Er habe ein ‘Specimen unter dem ‘Titel:
wiles, Représentans du peuplet geſchrieben, das aber au fret
audgekallen. Die Qatultat babe nun, feinen jugendlichen Irr⸗
Wum dadurch gut gemocht, daß ſie ſeinem Wertchen das im-
primatur verwelden Er ertrage dieſe Eniſcheldunz mit Geigy
4
~
are ——— cdener oy Porte. re re a ee ry
Huth aber man D8 AG ‘hun aud ulcht wundern, wenn bet
der Turgen ‘eit, die ihm geblicben, feine Abhandlung fo klein
geworden:“ — Klein ift fie nun wirküch; denn dle 14 “Octave
Seiten, dle fie enthélt; (9 Geiten geben. ndmli fir Titel;
Porrede tind die angehangten Theſes ab) find mit einem brei⸗
ten Mande verſehen, der dem cifrigiten Bibliomanen Sendge
thun finnte. Go wie die Borrede, fo ift aud der Gang, ven
der Berf. waͤhlt, um fein auf dem Titel. ——— Thema
durchzufſihren, etwas eigen.
um naͤmlich zu beweiſen, die — von Tiſc
und Bett koͤnne nicht beſtehen, unterſucht er: ob der Grund⸗
{ag „pater est, quem juste nuptiae demonstrant “ (deffen
Nothwendigteit er in der Cinleitung beweist) aud nad einer
folden Scheidung nod fortbauern tonne. Daf vies nidt
der Fall few’, ſucht er. durch mehrere Gréinde darguthun ; naz
mentlich ſagt er, es ſtuͤtze ſich jene Praͤſumtion auf die Vor⸗
ausſetzung der ehelichen Beiwohnung (denn die Che fep fein
Abſtrakium, und Kinder entfldnden nicht dadurd, dag man
gor der Obrigheit ertlaͤre, einander heirathen gu wollen); diefe
Borausfegung falle aber nad einer folden Sdeidung weg,
u. ſ. w. Nun fibre er aber ein paar Galle auf, in welchen
die Niederlaͤndiſche Gefepgebung bon diejer Praͤſumtion
auigebe, z. B. es ſey nad) diefen Geſetzen die Unterſuchung
der Vaterſchaft verboten; eine Frau, die nach der Scheidung
von Tiſch und Bett ein Kind bekomme, koͤnnte deßhalb den
Beweis, daß ſich ihe Mann mit ihr verſoͤhnt habe, nicht fii:
ren, wenn jene Prdfumtion nidet galtig wire; denn diejer
Beweis involvirte dann eine Paternitaͤtsunterſuchung, die doch
verboten ſey. Eben ſo wuͤrden ohne die Fortdauer jener Pras
fumtion nad der Sdheidung von Tiſch und Bett geborne Kine -
der adulterini ſeyn, dieſe anzuerkennen fo niin bem Panne
a’ eri” be
Vansanten et Gheysens, de divort. et sep. thér. a2
vexboten es wuͤrde alo . durch das Wegfallen-des Yrafumtion
aud hier wieder die Wieberoereinung gehindert, u. dgl.
Kdnne nun — dieß ‘dt fein Schiuß — die Průſumnon
ünht fottðauren, weil dieß th ſich widetſxre hend waͤre, idnne
fie! aber - auch micht · wegfallen, Ba die Wiedervereinigung der
abelcuu⸗ (nach jenen pofitiven Geſetzei) abue fic verhindert wuͤr⸗
de: ſo muͤſſe die Scheidung von Tiſch une Bett verworfen
oder es muͤßten ihre Wirkungen wenigſtens geaͤndert werden —
ober, “fei Ref. binzu, und glaubt damit die ganze Beweis⸗
ſahrung umgeſtoſſen zu daben, es miffen die Beftimmungen!
ber pifidiven Geſetze, ‘ble mit dent Wegfallen der Prafumbisn’
nidt gu vereinigen ſind, geaͤndert werden, indem man wenig⸗
ſtens fire jene Faͤlle Ausnahmen 'geſtattet, (wenn uͤberhaupt
gegen jene ſophiſtiſche Gruͤnde eine. Huͤlfe ndhig iff), °°”
— Sieht demnach aud) die Buͤndigkeit des Endreſultats keined⸗
wigs feſt: fo glaubt fid) Ref. doch' nicht zu irren, wenn er nady!
bem ganzen originetfen Tone der Sdrijt, der fid) in vines kur⸗
jen Anzeige nicht wieder geben lage, den Verf. file einen gue
ten Ropf halt; um ſo mehr ift gu bedauren, daß die in der’
orrede: erwabnte Jatatidt denſelben verhindert hat, etwas
Bedeutenderes gu liefern. Wohl aud der dicrans entſpringen⸗
ben Eile “iit 8 zuzuſchreiben baß die Jahrszahl auf dem Titel⸗
ban vergeſſen iſt. Ref. Tan’ deßdalb icht dafoͤr ſtehen, obi
bie Diſſertation auch wirklich in den Zenraum faͤllt, den ſich⸗
die kritiſche Zeitſchrift geſteckt bats er Halt ſich aber fir berech⸗
tigt;, ef einſtweilen anzunehmen, da’ ihm dieſelbe zugleich mit
chem Buͤndel anderes’ Genter ae vom 3. 1825, zu⸗
— Ate ae ee — 4
fee “Sed igen
ua
4
ae
£6. 3 ai cae s J sry GB tt a fee he ' "yy Rags we : ‘49 a8 -
Abegg (3: F. Be Dr. us bed: Prof. ‘in Bitslan)
, Spyftem der Criminal/Rechtas⸗ Wiſſenſchaft, als
. Grundlage zu hiſtoriſch⸗ dogmat. Vorleſungen uͤber
bad gem. und. Preuſſ. Crim. Recht. Koͤnigsberg be
Mager 1826... —— ae = — 8. —
fl. 36 Sr.) “7
- Morliegended Wert bes als Saititele⸗ stb befanns
ten Berfaffers, (ol, wie {don der Titel beſagt, nur als Grund⸗
riß fuͤr die eignen Lehrvortraͤge deg Berf. gelten, aber rals ſy⸗
ſtematiſche Anordnung der Strafrechiswiſſenſchaft iſt. es augleig
von allgemeinerem Intereſſe. Voraufgeſchickt ift eine. 48 Seis
ten lange Vorrede, theilé um bie Zubdrer bes Verf. ſogieih
guf den richtigen Standpunkt in der Strafrechtswiſſenſchaft au
ſtellen, theils aber aud, um oor bem groͤßeren Pudlicum das
aukgeſtellte Syſtem gu rechtfertigen. Far einen Aufaͤnger moͤchte
eb rindeß ſchwer ſeyn, ſogleich den Standpunct, auf weldyen
ibn ber Verf. ſtellen wil, eingunebmen,. Denn et fennt nas
wentlich nod) nicht das Berbdltnis der Philoſophie gum pofiti
wen peinliden, Redjte 5" am wenigften jegt, wo bas Studium
ber practiſchen Philoſophie unter den Studirenden leider! im⸗
mer mehr erlaltet. Eben fo mus den Unfanger das. zweite
Element, Se Praxis, in ihrem bedeutenden Ginflug, anf das,
poſitive peinlide Rest unverſtaͤndlich ſeyn.
Fri der: BVorrede perbreitet fich der Werf. Aber bie —
denen Behagdlungsweiſen der Sraftechtzmiſſenſchaft bia euf us.
{ere Zeiten herab, und aber die Nachtheile und Vort heile, die
fie geoͤußert Jaban, und nod) gegenwartig aͤußern. Dabei fome
men mance, gewiß beadtungswerthe, Undeutungen vor. Se
z. B. (S. V. u. VL mit S. 5. Anm.), daß man die Quellen
bes rdm. Criminalrechts nicht auf die wenigen: Titel beſchraͤn⸗
Abegg, ent. Des sc Rechts. 419 |
fen duͤrfe, wie dieß in den mehrſten vehrbuchern geſchehe, in⸗
dem ſich auch in vielen Titeln des Privatrechts criminaliſtiſche
Gage faͤnden; daß (S. X.) in dem roͤmiſchen Rechte eine Menge
heilſamer Rechtswahrheiten enthalten ſeien, die erſt durch wei⸗
tere Thaͤtigkeit an das Licht zu bringen waͤren. In der That
iſt fuͤr das roͤmiſche Strafrecht noch fee menig geſchehen. —
Rachdem der 'Verf. ſich uͤber die ausſchließlich philoſophiſche,
einſeitig hiſtoriſche, umd eben fo einſeitig practiſche Behandlungs⸗
weiſe des Criminalrechts verbreitet hat, glaubt et, daß gegen⸗
waͤrtig der Zeitpunct fuͤr ihre Vereinigung gekommen, der Weg
zu ihrer Verſoͤhnung offen liege (S. XXII.). Die Wahrheit
liege hier, wie uͤberall, in der Mitte, Wer ſollte nicht ‘auf
dieſe —— begierig ſeyn, —— ee breil ‘tinander
bie Wahrheit in der ‘Mitte: liegen foll ? Det — * uri
bindet fic) an dic Entwidelung des gegebenen Stoffes aus ges
ſchichtlichen Momenten. Dagegen Philofophie und. Praxis ere
heben fid) Aber die Beſtimmungen .de8 pofitiven Reis. Mur
in dieſer: (aw ſich gufdlligen). Wirkung kommen beide mit ein⸗
ander uͤberein. Dagegen find ſie in ihrem Weſen durchaus
verſchieden. Jede geht ihren eigent humlichen Weg, jede vers
folgt ihre eigene Nidtung. Wie ware alfo eine Bereinigung ſo
widerſtrebender Elemente zu hbeſchaffen ? Dieß ſoll geſchehen
(®. XXIII) durch die Verbindung wahrer Philoſophie, die
bas pofitive Recht als folded anerfennt und ſelbſt in ibm egis
ſürt, der geſchichtlichen Methode, welche zugleich als ſolche eine
philoſophiſche und practifehe ift, und einer wiſſenſchaftlichen Praxis,
die auf den Grundlagen des interpretirten Rechts und einer gelaͤu⸗
terten philoſophiſchen Behandlung beruht.“ Man ſieht, der Verf.
denkt ſich hier unter Philoſophie nur eine Philoſophie des po ſi⸗
tiven Rechts, und da laͤßt ſie ſich dann freilich nicht nur, ſon⸗
dern muß ſich auch mit den a bes pofitioen Rechts
» Grit. Zeitchr. 11. 3. O° |
XN
410 Strafrecht.
vereinigen laſſen, weil ſie eben aus dieſem ſtammt. Unter der
Philoſophie des Strafrechts hat man ſich aber hither immer
etwas anderes gedacht; und wir erwarteten in der That eiue
Vereinigung diefer Philofophie mit dem Geſetz; das eigentliche
Problem ift alfo damit nod nicht geldst, und dirfte aud
ſchwerlich je geldst werden. Aber es verſteht fid bon felbft,
daß der Berf. nur Fonte vereinigen wollen, was fic) vereinis
gen ließ. Wud) die widerfirebende Praxis wird unter feinen
Handen gur wiſſenſchaftlichen, gelduterten, auf Rechtsgruͤnden
Berubenden Prazis. Dieß heißt mit a. W. die Praxis lage
fid) mit dem pofitiben Redhte vereinigen, wenn fie mit dems
ſelben Abereinflimmt, Gang recht! denn alsdann ift fie nur
cine Anwendung des geitenden Rechts. Allein wozu nue ſie
ans’ dann? Und wie fhwer moͤchte es ſeyn, die Praxis zu
laͤutern! Hat fie ſich einmal ba oder dort fixirt, fo fragt es
: Lat fie ſich denn dieſe Lduterung gefallen, und dringt
bie Stimme des Theoretifers fo leidt, bis in die geſchloſſenen
Gerichtsſaͤle? Die hiſtoriſche Methode erſcheint hier natdelidy
blos al Hirtfemittel, indem fie dic Data hergiebt, mittelſt wet
cher es der philoſophirenden Vernunft moͤglich werden ſoll, die
Rechtsprinzipien, welche in dem penne Redte enthalten finb,,
auszumitteln.
Der Verf. (est den Plan ſeiner „Verbindung des Syſtems
des dogmatiſch-practiſchen Rechts mit den philoſophiſchen, pi’
ſtoriſchen und politiſchen Elementen“ auseinander. Er findet
es rathſamer „die drei Thelle, Philoſophie, Geſchichte und
Syſtem des poſitiven Rechte⸗ bei jeder einzelnen Lehre in ih⸗
rem: gegen{eitigen Sneinandergreifen gu betrachten. Dadurch
wird denn allerdings dem Subdrer das: fiat -applicatie . wels.
ches nicht Sedermanns Sade ift, erfpart, Mit Recht erinnert
per Berf. (S. XXVI. mit S. 17. Anmerk. 19.), daß man ver
allgemeinen Theil des Eriminalrechts mit Unrecht aueſchliehend |
- Abegsg, Ent. des Crim. Rechts. J aut
den philoſophiſchen nenne, „da er dod) aud pofitin fel, und
hiſtoriſch eben fo gu erdrtern, wie umgekrhrt ber befondere
Sheil aud einer philoſophiſchen Wuͤrdigung bedurfe. ened
thut 3. B. nod) Feuerbad Lehrb. §. 4. Man fain’ nad
Verſchiedendeit ber Erkenntnißquellen (Vernunft' und pofitive
Geſetzgebung) zwiſchen einem philoſophiſchen und efném poſiti
ven Theile des Criminalrechts unterſcheiben, und nad Bere
ſchiedenheit ded Gegenftandes zwiſchen einem allgemeinen und
beſonderen Theile, ie nachdem cin eingelnes Verbrechen alb Ge⸗
genſtand der Strafrechtswißenſchaft vorgenommen wird, oͤder
die Unterſuchung allgemeinerer Art iſt. Auf dieſe Weiſe koͤnnen
die Gegenſtaͤnde des allgemeinen Theils ſowohl philoſephiſch a alé
pofiti fepn, und umgefebrt. ©” -
— Dem aligemeinen Theile ſendet der Verf. eine Eialeinceg
(Prolegomenen) voraus, Aber deu Begriff des Criminalrechts,
ſeine Verhaͤltniſſe gum Privatrecht, zur Criminalpoligei, gant
dffentlichen Rechte u. ſ. w., fiber die Quellen ded gemrinen Cri⸗
minalrechts, deſſen Halfernitred Ue ſ. w. (S. 1+ 8). Dieſen“
folgen Andeutungen einer hiſtoriſchen Darſtellung des Ent⸗
wicklungsganges bes Criminalrechts und der Wifenfdjaft. dere
felben (8. zefgg.); das vor ⸗ roͤmiſche Recht, das roͤmiſche, ca⸗
noniſche/ germaniſche Recht u. ſ, w. Auch Feuerbachs Lehrds
§. a in der Anm. Hat jetzt gun Behuf des Lehrvortrags hie
geſchichtliche Entwickelung es Strafrechts kurz angedentet, obs
daß er ſie jedoch fuͤr eine ſichere Grundlage fuͤr die Wiſſen⸗
fthaft oder fir die Geſetzgebung Hal Deſto reichbaltiget
iſt hierin der Verf. Gewiß werden feine Zuhoͤrer dadunch ei⸗
nen Shag oon Kenntniſſen gewinnen, ſo wie. (rp uͤberhauph
jeder Gluͤck wuͤnſchen kann, die Ausfuͤhrung des GyfiemB: ig
feinem gangen Umfange bei dem Verf. gu: hoͤren. Uns bleiben.
hut die Andeutungen. Die ſtrafrechtlichen Theorien folgen erſt
in dem alzemeinen Theile, welded gewiß ſehr zweckmaͤßig ip,
423 Strafredt.
damit das Mipverftdndnip gemieden werde, „als fei das po
tive Recht blog eine Beflatigung biefer ober jener Theorie
~ (&, XXVII.)“ dadurch wird es dem Zubdrer moͤglich, ſelbſt
— “gu prifen.’ Der Verf. macht aud darauf aufmerkſam, daß
bisher fo wenig geſchehen fei, um die ftrafredjtliden Principien
(Theorien), welche dem gemeinen Rechte zum Grunde liegen,
auszumitteln. Dieß iſt freilich wahr. Aber viel batten wit
dod wah! von einer foldyen Arbeit nicht gu erwarten, Es it.
ſchon haͤuſig erinnert worden, daß den Quellen des gemeinen
peinlichen Rechts keine ſtrafrechtliche Theorie ausſchließlich zur
Grundlage diene. Sie ſind nicht das Werk eines einzigen phi⸗
loſophiſchen Kopfes. Schon der gemeine Menſchenverſtand er⸗
kennt bald dieſen, bald jenen, bald mehrere Zwecke der Strafe
an. Aber ſelbſt auf den Fall, daß derſelbe Eine Richtung aus⸗
ſchließlich billigen ſollte, ſo iſt er doch nicht im Stande, ſeine
Theorie confequent, inſonderheit in Beziehung auf den Maaß⸗
flab (die. Bet und den Grad) der Strafe, weldyes ja eben bie
" Sauptfrage in der Strafrechtswiſſenſchaft iſt, durchzufuͤhren.
Den Beef, des gem. peinliden Rechts tinnen wir gewiß den
gefunden Menſchenverſtand nicht abftreiten 5 aber philoſophiren⸗
de Vernunft hatten fie nicht. Des halb finden wir nirgend eine
conſequente Durchfuͤhrung dieſer oder jener Theorie. Es mag
daher eine ſolche Arbeit, wie fie der Berf. will, eine recht fleipige
Arbeit genaunt werden S&rfen, auch nicht ohne Intereſſe ſeyn.
Allein oer Wiſſenſchaft darfte fi e wobl tein Heil bringen, —
Die verſchiedenen ſirafrechtlichen Theorien hat ber Verf. nad
Bauer (Grundl. des phil. Criminalredts) in gewiße Claſſen
gebracht, und rugt dabei (S. XXIX.) die neueren Lehrbuͤcher,
welche einfeltig nur dis eine: oder andere Theorie vollſtaͤndig auf⸗
fuͤhrten, und ſi ſich mit einer bloßen Andeutung der uͤbrigen be⸗
gnuͤgten. Aullein gum Behuf des Lehrvortrags, wenn. nur ber
Docent gewiſſenhaft iſt, reicht dieß doch volllommen hin. Der
Abegs, Syft. des Crim. Rechts. | 423
Verf. ſpricht in diefer Bezichung „von einem Vorzuge der bis
ftorifden Methode.“ Die ſtrafrechtlichen Theorien ſollen naͤm⸗
lich in ihrem Zuſammenhange mit der ganzen Geſchichte der
Philoſophie dargeftellt werden:
Im allgemeinen Theile hat der Verf. drei „Hauptgeſichts⸗
puncte und Abtheilungen: die Lebre bom Strafgeſetz, ber Ues
bertretung deffelben (dem Berbredyen), und der Beftrafung; bon
welchen das erſte (bas Geſetz) den Oberſatz, das gweite (das
Verbrechen) den Unterſatz, das dritte (die Strafe) den Sdluge
ſatz bilde (S. XXXIV, fg.), Dieſe Ordnung fei logiſcher und
methodi(der als die gewdhulide, nad welder bie Lehre bom
Verbrechen vor dem Strafgefets eroͤrtert werde.“ Ref. ſcheint
indeB aud) die letztere Methode feineswegs unlogiſch und un⸗
methodifd. Es fommt nur darauf an, welden Standpunct
wir in der Strafrechtswiſſenſchaft einnehmen. Stellen wir uns
auf den Standpunct des Geſetzgebers, ſo mug ‘dem Strafgeley
die Lehre bom Berbrechen und von der Strafe nothweridig vore
ausge(didt werden. Denn bas Werbreden ift die wage
sine qua non der Gtrafe, und Berbrechen und Strafe,
wechſelsweiſe durch einander bedingt, bilden eben das —
ſetz. Stellen wir uns dagegen auf den Standpunct des Rich⸗
ters, ſo verhaͤlt ſich die Sache, wie ſie der Verf. darſtellt.
Denn dieſer ſubſummirt die einzelne verdrecheriſche Handlung
(als Unterſatz) unter das allgemeine Strafgeſetz (als Oberſatz)⸗
und ſpricht ſo das Strafurtheil (die Concluſion) aus. — Am
eigenthuͤmlichſten iſt die Behandlung und Ordnung des Stuffs
der Lehre vom Verbrechen oder der Uebertretung des Strafge⸗
ſetzes (S. XXXVI. fg). Hier iſt, ſagt der Verf., lediglich
die Handlung ſelbſt (naͤher: die verbrecheriſche) nach ihren
dre i Erforderniſſen — Subject, Willensbeſchaffenheit und (dus
fere) Thatigfeit — gu betrachten; wozu nod), um die Hands
tung als verbrecheriſch darzuſſtellen, der (oft zufaͤlllge) — |
C
44 Strafrecht.
tes dex Wihberrechtlichkeit und Strafbarkeit kommt. Nur unter
den drei angegebenen Bedingungen iſt die Handlung vollſtaͤn⸗
dig. Die fehlenden Momente begrinden das Nichtdaſeyn
dex Handlung, 3. B. im Fall des casus, wo der Wille des
Subjects fehlt. Haͤtte man ſich an den Begriff und die Matur
ber Spandlung fireng gebalten, fo wuͤrde man uidt fo oft vou
zufaͤlligen, unwilltibriiden, dugeren und inneren Handlungen
ſprechen. — Die verbrecheriſche Handlung ift eine Art der Hands
{ung Sbergaupt. Dad wird niemand laugnen. Uber zu bez
zweifeln iſt dod), daß gum Begriff ber Handlung (gue Hands
lung uͤberhaupt) die angegehenen drei Momente nothwendig er⸗
fordert werden. Denn fo 3. GB. gendgt gur moralifhen oder
unmoraliſchen Handlung die bloße Geſinnung ohne aͤußere Thaͤ⸗
tigkeit. Weßhalb ſollten wir haber nicht von inneren Hand⸗
fungen reden duͤrfen, um durch diefe Bezeichnung anzudeuten,
daß die bloße Immoralitaͤt nicht Gegenſtand der Strafrechts⸗
wiſſenſchaft iſt? In fic iſt fie vollendete Handlung, nur unter
liegt ſie dem Strafgeſetze nicht. Auch das ſogenannte caſuelle
Verbrechen iſt in ſich vollendete Handlung. Wer z. B. im
| Dunteln mit der Hand um ſich (Hlagt, wm fic in der Finſter⸗
—
niß vicht zu ſtoſſen, und dabei zufaͤllig einem Ungeſehenen eine
Ohrfeige verſetzt: hat die Handlung (das Schlagen) gewollt,
ſo gut, wie derjenige, welder durch ſeine Unachtſamkeit (cul-
pa) dies bewirkte; ex Hat nur nidt den Erfolg gewollt. Wenn
es alſo darauf anfommt, die Handlung unter das Rechtsgeſetz
gu ſubſummiren, fo wird man fagen miffen: fie ift unzurech⸗
nungefaͤhig. Won einer Nichtigkeit der Handlung kann daher
nicht die Rede ſeyn, ſondern nur bon ihrer Nichtzurechnungs-
haͤhigkeit; daher deun aud die Strafe ausgeſchloſſen iſt. Wars
be guy Handlung bie Ridtung des Willens auf den eingetrete⸗
ven Erfolg erfordert, ſo gaͤbe es auch keine culpoſen verbre⸗
heriſchen Handlungen. Dieſe find, wie die caſuellen Handluns
Abegs, Spe. bet Grim. Rechte, 448
gens aber zurechnungsfaͤhige, weil dex Erfolg. hates obgewandt
werden Ebynen. Mur durch diefe Burechnungs » oder Ridtgue
rechnungsfaͤhigkelt uuterſcheiden fid) casus und culpa,-und der
Grund ihrer Strafbarkeit oder Nichtſtrafbarkeit liegt in, der
Moͤglichkeit oder Nichtmoͤglichkeit bed Vorherſehens und Abwen⸗
dens des widerrechtlichen Erfolgs. — Dev Verf. ſogt · in dem
Soſteme ſelbſt (S. 37.): „ohne Aeußerung des Widens burg.
Thaͤtigkeit (im. weitern Sinn, alfo auch fogenannte Unter jung)
iſt keine Handlung ba, und. hese Gedanten Gnd keine Vyrhre⸗
ens Nur das Letztere iſt wahr, fees aber (dan. hie Sohr
‘fumtion ber Handlung (des Entſchluſſes zur That) unter. 46
Strafgeſetz, alg nidt unter ihm enthalten, voraus. Zudem
bem ift dle gange Beftimmung gu weit. Denn der Wille kann
fic) aud) ohne dugere Handlung thatig erweifen, weldyes
man gewiß eine Meugerung :de6 Begehrungsvermoͤgens, - cine
Thaͤtigkeit deffelben nennen wird. Ohnc es alfo ſelbſt zu wole
fen, erkennt dod ter Berf. mit uns innere Gendlungen, als
Handfungen an. Gleichwohl wuͤrde das Praͤdicat: aͤußere zur
„Thaͤtigkeit“ geſetzt, den Satz nicht erſchoͤpfen. Deun der
Staat ſtraft auch innere Handlungen, naͤmlich die ſ. g. de-
licta omissionis , wenigſtens theilweiſe. Hier iſt Ser Wille
des Menſchen ohne aͤußere Offenbarung zur Nichtthaͤtigkeit bes
ſtimmt, und deßhalb ſtrafbar. Aus dieſem Grunde ſpricht der
Verf. von der Thaͤtigkeit ſchlechthin (nicht von der aͤußeren,
wie doch in der Vorrede), dann ſind aber auch die innern
Handlungen ‘der bloge unmoralifhe Entſchluß) Handlungen.
Der Staat ſtraft alſo ſowohl aͤußere als innere Handlungenß
mit a. W. es kommt bier. nue arf, die Ueberntretung des Ge⸗
ſetzes an. Was dieſes bei Sttafe.gebletet -obey verbietet, iſt
buͤrgerlich ſtrafbares Verbrechen. Cine Handlung ſetzt bas Ges
ſetz natuͤrlich voraus, aber nicht nothwendig eine aͤußere. —
Damit die Handlung „zum Verbrechen werde, muß als 4tes
/
' )
426 | Strafredt.
un6 gtes Praͤdikat Rechtswidrigkeit und Strafbarkeit hinge
kommen.“ Ohne Rechtswidrigkeit, ſagt der Verf. (S. 37.) iſt
ten Verbrechen vorhanden, und ohne Strafbarfeit iſt nad uw
ſerm Recht cine font verwerflidhe Handiung fein Verbrechen.
Dies heißt wohl fo viel: bie Bedingung des buͤrgerlich ſtrafba⸗
ren Berbrechens iff die Wndrohung der Strafe. “Gang reche!
Aber workin beftebt bie Mechiswidrigkeit der Handlung, vom
richterlichen Standpuncte aus betrachtet? Fn der Uchertretung
des Geſetzes. Buf diefe laͤuft alfo der Begriff der verbrecheri⸗
ſchen Handlung immer wieder hinaus. Der Gefrggeber beurs
heilt riatirlig die Strafbarfeit der Handlung, die er beftsaft
‘wiffen will, nad bdberen Pringipien. Ce wird nur die in fid
ſelbſt rechtéwidrige Handlung ſtrafen. Aber dieſe Frage geht
den Richter nichts an. ‘Gr wird daher aud) dann eine Hand
lung als verbrecheriſch ſtrafen muͤſſen, wenn fie tn ſich ſelbſt
nicht rechtswibrig iſt, gleichwohl durch dat Gefetz mit Strafe⸗
bedroht iſt. Diefe wird alfo. blos durch die Uebertretung gum
Berbrechen. Das burgerliche (ſtrafbare) Verbrechen wird da-
her hinlaͤnglich characteriſirt, wenn wir es als eine (aͤußere oder
innere) dem Strafgeſetz widerſtrebende Handlung bezeichnen. —
Der Verf. erfordert zur Handlung (dem Begriffe nach) cia
„Individuum.“ Jn der Vorrede wird dagegen hon einem
» Subject” geredet. Moraliſche Perſonen fing naͤmlich nag
ſeinen Andeutungen (S. 38. 39.) keines Delicta faͤhig. Die
| Unterſuchung dieſer Frage gebort nicht hieher, weil die Ausfuͤh⸗
rung derfelben’ im Spſtem fehlt. Aber zugeſtanden, die Be⸗
haudlung fey waht, folgt denn daraus, daß die moraliſche
Perſon dberhaupt keiner Handlung fabig fey? Sie tann nach
unferm Berf, feine vorbrecheüſche Handlung hegeben, weil ſchon
zur -Handlung'— ein Judividuum erfordert wird. Mithia
konnte fie fixh aud): nicht aus rechtlichen Geſchaͤften obfigiren,
und andere Serpflidjten (!). Sollen die Crfordenrkffe der Gand,
Abesgs, Sy; des Grim, Rete, «aay
Lung dberhaupt angegeden werden: Cabgefeben dou der verbre⸗
cheriſchen, wie dies der Verf. thut): fo muͤßte es jederifallé
ftatt. Jndividuum ,,Perfon’ oder „Subject“ heigen. Diefe
Perſon fann dene fo gut eine moraliſche als phyſiſche fepn,
Muu. fommen nod) Redtiswidrighett und .Strafbarfeit hinzu,
aot die, Handtung gue verbrecheriſchen zu machen. Mithin
- whrden mokalifthe Perſonen dennoch ein Berbreder. begehen
xkoͤnnen. So waren wir genoͤthigt gw ſchließen gegen. den Berf.
felbft, wenn die allgemeinen Merkmale oer Handlung auch uͤber
die verbrecheriſche ent{chieden. Dieſe aligemeinen. Merkmale
ſind aber, auch abgeſehen hievon, gar nicht richtig angegeben.
Es kann keinesmegs die Abſicht des Ref. ſeyn, des Verf.
Grundriß hier wieder in einem Grundriſſe abgekuͤrzt darzuſtel⸗
den. Ref. glaubt fich hauptſaͤchlich auf diejenigen Eigenthuͤm⸗
lichkeiten des Verf. beſchraͤnken gu duͤrfen, die dieſer ſelbſt in
der Vorrede als die bedeutendſten hervorgehoben hat. Nur
nod) einige Worte Aber die hin und wieder im allgemeinen
Theile ſich findenden Anmerkungen! dann zur kurzen Darſtel⸗
lung’ des beſonderen Theils. Einige derſelben, gewiß beache
tungswerthe, wurden ſchon oben erwaͤhnt. S. 41. Anm. 36.
wird mit Recht erinnert, die Controverſe aber den socius spe~
cialis und generalis fey unnuͤtz, weil ſich jeder Criminaliſt et⸗
was Beliebiges darunter denke. — S. 47. Anm. 47. ertlart
Ach dex Verf. fuͤr die præsumtio imputabilitatis aus aͤhnlichen
Gruͤnden, aus welchen fic) jetzt auch Feuerbach (Lehrb. ſ. 86.
ed. 9) fair dieſelbe entſchirden hat. Ref. mug geſtehen, dep
ev an eine ſolche vermuthliche Zurechnungẽfaͤhigkeit nicht glaube.
Er hoſſt ſeine Anſichten daruͤber naͤchſtens oͤffentlich ausſprechen
gu koͤnnen, fo wie Aber Delicte und Beſtrafung moraliſcher Pers
ſouen, welche unfer Berf. laͤugnet. — +S: 53. Anm. 43. wird
bem Selbftmorde und ber Selbſtverſtuͤmmelung ein Plaͤtzchen
in dem allgemeinen Theile angewieſen, and getadelt, dag. indie
428 ‘ @teafee@e ou”:
ben Gelbitmord gemeiniglich als Mubang ter Thetung tn Pars
gpecialis aufftelle, . Aber die Selbſtverſtuͤmmelung iſt dod) cin
" Berbrechen, welded ridptiger feinen Platz im beſonderen T heile
fande. — Aum. 55. S. Zo. tadelt dey Verf., Saf man som
richterlichen Spielraum rede — weil’ hier nichts gu ſpielen
fep. Wer fidh Sas unter dicfam Ausdrud gedade hat, dem
vergilt der Verf. in ber That mit gleiher Dingo! . -
- Gb folgt (S. 92 fgg. des Spſtems; S. XXXVI fy
ber Borr.) $48 Spſtem bes Hefonderen Theil’. „Die singe’
gen Verbrechen find in drei Abtheilungen claffificirt, deren erfte
fid) init denjenigen gegen die individuelle Per gi lig feit
(Giebt es aud) eine generelle? Sollte wohl heifen: gegen die
Individualitaͤt oder Perſoͤnlichkeit) und Seren Rechte; die
zweite mit den gegen ben Staats die dritte mit den gegen
Religion und Kirche begangenen, im Staate ftrafbaren' wh
derrechtlichen Handlungen beſchaͤftigt.“ (S. XLI, XLII.) Der
Verf. unterſcheidet alfo zwiſchen einer Berlegung der individuel⸗
len Perſoͤnlichkeit, und einer Verletzung der beſonderen Rechte
Mefer. individuellen Perſoͤnlichkeit. Sehr wahr wird bemerkt,
daß die Form und Ordnung keineswegs etwas ſo Unbedeuten⸗
des ſey, wie manche glauben. (S. XLII. u. S. 93, 94. Anm.)
Die Stellung der Delicte iſt im Gegentheil von großer practi⸗
ſcher Bedeutung. Wird z. B. die Entfuͤhrung als Eingriff in
die rechtliche Freiheit des Menſchen (als allgemeines Vernunft⸗
und Menſchenrecht) aufgefaßt: ſo werden viele Faͤlle zu der⸗
ſelben gezaͤhlt werden muͤſſen, die ausgeſchloſſen bleiben, went
fie als Eingriff in die pofestas bes Vaters oder Ehemannes
(als hypothetiſches Recht) aufgefaßt wird. Bergh: Mätt ere
mater Grundfebler S. 23. fg., und Ueber den: neveft. Buftand
dex Strafrechtsw. S. 111. fg. Goͤnner Jahrb. der Geſetzg
fir Baiern Th. I. Si 285 fg., wo durch mehrere Beiſpiele die
Gace anjdaulid) gemacht iſt. it
Sheag, Sof. des Cm. Rechte, gag
Der Nerf. (S..95, tum.) erklaͤrt ſich wider „die Einthei⸗
lung ber Rechte in urſproͤngliche, angebohrne ne erworbne
Rechte Edie beiden erfteren find identiſche Uusdride] , und dig
theils zweideutige, theils unrichtige Benennung der Ver⸗
brechen gegen das Recht auf Leben (da die Toͤdtung das Leben
ſeibſt aufhebt, nicht uux das Recht, wenn es ein ſolches giebt),
gegen das Recht auf Gigenthum (da durch Diebſtahl Jeman⸗
den ſein Eigenthum, aber nicht bas Recht auf dieſes entzogen
wird, weiches dex Beſtohlne vielmebe geltend macht).“ Ref,
wunderte ſich, als ex dieß lad. „Wenn et ein Recht auf Les
ben giebt.“ Gaͤbe es fein ſolches, ſo ware die Verletzung deſ⸗ |
(eben quch fein Berbrechen. Ich habe ein Recht auf Leben
heißt ja nichts Anderet, als:; ich habe Sen rechtlich begrindeten
Anſpruch darauf, ‘dag Niemand mir das Leben nebme, Wer.
es mir nimmt, verletzt daher mein Recht auf Leben, Eben fe
wer ſtiehlt, verletzt das Recht des Andern auf Eigenthum, d. b,
den rechtlich begrindeten Anſpruch, daß Niemand ſein Eigen⸗
thum autaſte. Es waͤre freilich ſchlimm, wenn, wie dieß der
Verf. als Einwand vortraͤgt, durch den Diebſtahl dem Eigen⸗
thimer das Recht ayf Eigenthum entgogen wuͤrde, derſelbe
alſo von jetzt an von Jedermann beſtohlen werden duͤrfte! „Der
Beſtohlne macht fem Recht ſelbſt geltend Aber weßhalb? weil
ex ein Recht hat auf den ungeſtoͤrten Beſitz und Gebrauch feie
nes Eigenthums. Haͤtte er kein Recht, fo duͤrfte ex ſich auch
nicht aͤber Unrecht beſchweren. Wenn es aur ein Recht an {ole
Gen Dingen gabe, die gar nicht entgogen werden konnten, fo,
gabe es gar keine Rechte. — Die Berlegung bes Mechts auf
ein Object fann bon der Act jeyn, daß dadurd das gange Obe
ject (5. B. a8 Yeben , die Gefundpeit, bie Freiheit) fair immer
aufgeboben wird. Uber es gicbt ‘aud theilweife Verletzungen |
bes. Objects. Diefe entzie hen nicht das Recht (elbft, fonder
DUE einen Theil des Objects deſſelben (z. B. Eigenthum); und
(
430 _ ‘Strafredi.
‘fo — aͤberhaupt die Perſdniichkeit im Menſchen nicht aufge⸗
hoben iſt, behaͤlt er ſeine Rechte nach wie vor. Mit dem Le⸗
ben hoͤren natuͤrlich alle Rechte auf.
Der Verf. mag ſeine beſonderen Grunde gehabt haben, :
weßhalb er die Cintheilung der Rechte in angebohrne und evs
worbne, nad) welden man bisher eine Claffification der Bers
brechen auffuͤhrte, verwirft. So z. B. iſt unter den Natar
rechtslehrern noch immer beſtritten, ob es ein urſpruͤngliches
Recht auf Ehre gebe? Feuerbach erkennt dieß indeß durch
die Stellung, welche er den Ehrenverletzungen giebt, an. In
dem erſten Theile des Syſtems (den Privatverbrechen) kommt
die Hauptabtheilung vor: materielle und formelle Privatver⸗
brechen. Die materiellen Privatverbreden werden eingetbeilt
1) in Verbrechen an der Perſonlichkeit als folder, 2) in
Berbreden gegen Rechte der Perfon. Dieſe Cintheilung ‘has
ben wir jet gu betradten! Wie fid) Verbrechen gegen die Pere
ſoͤnlichkeit, von den Berbreden gegen Rechte der Perfon untere
ſcheiden, daruͤber belehrt uns der Verf. ſelbſt (S. 96.) „Nicht
irgend ein Recht, welches der Perſon zuſteht, und von ihr
getrennt werden tdante, fo daß dieſe aud) ohne ſolches
Recht ſeyn koͤnnte, iſt hier (im erſten Kapitel) Gegenſtand des
WVerbrechens, ſondern die Perſoͤnlichkeit, als lebendige indis.
— — Exiſtenz [yiebt es auch eine todte Exiſtenz?] iſt un
mittelbarer Gegenſtand des Angriffs. Leben, Freiheit,
Ehre find nidt bon der Perſon trennbar, und ſelb ſtſtaͤndi
ge Rechte, welche eine Perfon hat; fondern fie machen die ges
faminte geiftige und koͤrperliche Perf Dalia und in der be
fondern Exiſtenz, die Sndividualitat aus, Die Exiſten;
kann durch Verbrechen aufgehoben werden.“ Dieß wird 6.
144, 45. nochmals eingefcharft, Die ſ. g. urſpruͤnglichen Regs
te, Leben, Kreiheit, Ehre find nicht oom ſittlichen Daſeyn
trennbare und verletzbare Rechte, ſondern machen eben
—
‘
oy bese, Spf. des Crim. Rechts. 431
dieſe Perſodnlichkeit aus,” welde durd) da8 Verbrechen als ſolche
unmittelbar aufgehoben, oder beſchraͤnkt und gekraͤnkt wird.
Hingegen bie ſ. g. erworbenen Rechte ſind wirkliche, von der
Perſon unabhaͤngige Rechte, welche derſelben zuſtehen koͤnnen,
aber auch nicht, ohne daß der Begriff der Perſ on darunter
leidet (wie z. B. viele Perlonen kein Eigenthum haben), und
welche daher auch, ſofern ſie einer Perſon zuſiehen, einer ſelbſt⸗
ſtaͤndigen Verletzung unterworfen ſi nd, bohne dag ber Chas
tacter ber Perſonlichkeit afficirt wird. “ Man mag inter der
Perſoͤnlichkeit verſtehen, was man will (woruͤber bekanntlich
die Anſichten der Naturrechtslehrer abweichen): ſo iſt doch aufs
fallend, wenn man von Berlegungen der’ Perſoͤnlichkeit, im
Gegenſatz gegen. Perlegungen der Rechte einer Perfon liest.
Als wenn die Perſoͤnlichkeit (im Sinne des Verf.) nicht auch
gu ben Rechten gehoͤrte! Gehoͤrte ſie nicht dazu, ſo wuͤrde ihre
Verletzung auch nicht Rechts verletzung, Verbrechen ſeyn. Haͤtte
daher der Verf. geſagt: Verletzung des Rechts auf Perfbntig.
feit (d. h. auf Leben, Freiheit, Ehre), und im Gegenfage von
Verletzungen anderer Rechte bes Moenſchen geſprochen: ſo
ließe ſich die Sache noch hoͤren. Wher ev erkennt kein Recht
auf Leben, Freiheit und Ehre, mithin aud) Fein Recht auf Per⸗
ſonlichkeit an. Allein weßhalb? weil Die PerfSnlichteit felbft,
vidt dag Recht unmiltelbar afficirt werde. Aber verhaͤlt es
ſich nicht eben ſo mit den Verletzungen der Rechte de
wis ſie der Verf. nennt? Ich habe ein Recht auf Ei
Wer es vexletzt, verletzt eben fo. unmittelbar mein &
(die Materie des Rechts), wie derlenige, welcher m
ſonlichkoit kraͤnkt. Soll die Verletzung meines Lebent
Freiheit u. ſ. w..cine Rechtsverletzung, Verbrechen
muß ich doch ein Recht auf Leben, Freiheit u. ſ. w. haben.
Kaun id) ein foldhes, nicht nadweifen, fo, geſchieht mir aud nidt
Unyedt, wenn ich in diefer Begichung verlezt werde,
432 Srraftedt.
* In den Anmittungen zur Lehre vom Morde — der
Verf. I6. 104, ‘hob 97-) gegen Feuerbach: es fey fale,
daß der gedungenen Toͤdtung der Bivollmidhtigungs vertety,
dem Banditenmorde der. Miethvertrag zuͤm Grunde liege (dem
mehr ſagt das: zur Anwendung kommen, nicht), weil nichts
turpe Gegenſtand eines “piltigen Vertrags fen koͤnne, und kei⸗
ne Klagen daraus entſpruͤngen. Dieß iſt allerdings wahr. ‘Mb
fein man mug dod)" zwiſchen der Form eines Bertrags, und
deſſen buͤrgerlicher Goͤltigkeit unterſcheiden. Ein gefegridrigt
Teſlament iſt nichts deſtoweniger ein letzter Wille; aber vs hat
eine Wirkſamkeit por ben Gerichten. — S. 107. Anm. Tor wird
init Recht der weite Begriff des Verwandtenmordes getadelt, als
dem Sprachgebrauche guider, und well aus der Gleichheit
bet. Strafe fat mebrere Salle nicht ver Gleidhheit three Begrif
folge: — 6. 11%, Uri, 74. evinnert der Verf. mit Medyt, daß
man nicht neben den Koͤrperverletzungen, cine Kaffe ber Gri-
ſtesſidrungen, als eignes Verbrechen aunehmen koͤnne. Sebt
zwedmaͤßis bungt er Beides unter — Geſandhein
ſidrung.
Minter den Verbrechen gegen die perſonliche geeihen S.
aR fg.) findet man den Menſchenraub, ‘ote Entfuͤhrung und
die Noͤthigung aufgefuͤhrt. Was die Entfdprung betrifft, fo
tann dieſe geſetzlich (wie fchon ober gelegentlich erinnert wur⸗
de) mut als Eingriff in bie potestas aufgefaßt werden. Dat
Delict fande aber, da dod der geſebliche Geſichtspunct an·
ſcheidet, richtiger ſeinen Platz unter den. Verketzungen gegen se
Rechte der Perfor. (d. h. die erworbenen), waͤhrend es He
unter den Verbrechen gegen die Perfonlichkeit aufgefuͤhrt Birt
Burd dieſe letztere Steuuns wird der Umfang Ses Delicts gry
geſetzwidrig erweitert. Mothigung heißt det unſerm Virf. fo
Hie als Nothzucht. Gewoͤhnlich weet! man etwas Anderes
darunter, und Tittmann bat CEfreilich gefetzwidrig) “ub bit
Abess, Sop. des Etim. Rechts. 433
Noͤthigung ein eigenes Delict gebildet. Weßhalb hier einen an⸗
dern Sprachgebrauch aufſtellen? Aher auch wider die Sielung
darfte manches einzuwenden ſeyn. Das Characteriſirende bes
Delicts ift die BVerlegung ber „fraͤulichen oder jungfrduliden
Ehre“ mithin wuͤrde es als Berlehung der (weiblichen) Ehre
aufgefaßt werden muͤſſen, wiewohl Chrenverletzungen uns nut
Snjurien u. ſ. w. heißen. Sehr wahr erinnert der Berfs S. 125
Anm. 77. „daß dad ſ. Je — bier nig, in: —
tracht komme.“ ee nr
Im gweiten. Hapitel ‘find die fh g. Verbrechen eat
Rechte Ser Perſon dargeſtellt (©. 144 fgg.). Der Berg. nengt
fie. auch Privatrechtsverhaͤltniſſe der Perſon. Zu dieſen gable, re
„nicht nur die eigentliden Bermigensredte, ſondern qurh..ayye
bere Rechte, namentlich die aus dem. ebeliden Berhitiniffe ent⸗
ſpringenden, wie denn das Familienrecht mit dem Vermoͤgens⸗
recht, dem. es coordinixt wird, das Privatrecht ausmacht.*
(Anm. 82.) Gegen Feuerbach wird wit Meche erinnert, bag
ber; Ehebruch nicht unter die Berfogungen..der Vertraͤge geſtelt
werden koͤnne. Aber zum Fawiljenrecht gehoͤrt dod auch aye |
patria potestas. und Die porestas Des Mannes, deren Bers
letzung unter gewiſſen Bedingungen: Saotfuͤhrung heißt. — “Mun
83. S. 147). 48. wird ‘mit Recht bemerkt, das adulteriunt
koͤnne nicht⸗ utiter: bie Pleifeesverdredjen, geftelit, werden, — weil |
badurch noch wiht der criminalrechtliche Character deſſelben be⸗
ſtimmt werde, Auch: die Rithiguag ( Wofhancht), die En fb,
tung,’ die Bigamie, der Inceſt, die einfache Shrwoddqung fete.
nad) eigenthuͤmlichen Ruͤckſichten wntry Aang, verſchiedene Gee.
ſichtspuncte weßhalb ſie nicht mit eingnder in complexu, bare,
geftellt werden konnten. Ehebruch wd, Bigamie werden mit
Recht als Berlegungen des — en azuſammen⸗
getettt, Wat
Beim Dicbſtahl (G. —X flat per, 2 Ber. ber agg
434 ' * -Berafrede.
Wnt, baß ote Unterfhlagung nad) deutſchen Rehten v
bemfelben ausgefhidffen fep. ef. hofft das Gegentheil nace
ftens dus Abergeugenden Gruͤnden barguthun, Wuffallend iſt
tiber die Soppelte Stellung des sacrileginm unter den Diebſtaͤh⸗
len (S. 170 fg.), Bad unter den Verbrechen gegen die Firdlis
he Geſellſchaft (S. 285.) Wollte man jedes Berbreden nad
ben verſchiedenen Geſichtspuncten, weldye daffelbe gulagt, im
Soften aufſtellen, fo gabe es feine Grangen deſſelben. Und
weßhalb gefdieht dieß blos beim sacrilegium? Es fragt fic
aud nod, ob der ‘aufgeftellte Geſichtspunct dex ridtige fey.
Mis unmittelbare Veleidigung der Gottheit fonnte die P. G. O.
dad Delict wohl auffaffers of aber wir als Berlegung der
——— Geſellſchaft, iſt eine andere Frage.
In der zweiten Hauptabtheilung folgen die offentlichen
Verbrechen (S. 200 fgs. ), oder die gegen den Staat und deſ⸗
fen Gewalten. Hier giebt ber Verf. Anm. 107. aud) gugleid
bie Grande an, weßhalb ev: denfelben die Privatverbreden vor⸗
aufſchickt. Bon three Triftigkeit tonnte aber Ref. fic nicht
fibergeugen. — Bet den Perbreden gegen. die einzelnen Gewal⸗
ten des Staats (S. &10 fg.) wird, bei Gelegenheil der Regie⸗
rungegewalt, zwiſchen Verbrechen gegen Bie Civiljuſtiz (S. 217.)
und gegen die Triminaljuſtiz (S. 221.) unterſchieden. Zu den
erſteren gehoͤrt die Selbſthaͤlfe und der Jweikampf; gu den letz⸗
teren: widerrechtliche Beguͤnſtigung der Miſſet haͤter, Selbſihe⸗
freiung eines Gefangenen / und Urfehdenbruch. — Die Seibſt⸗
Hilfe iin vo. Ginn’ beteift wes auch die Selbſtrache, und iſt
in ſefern tin Eingriff in Be Triminaljuſtitz. ad in wiefern if:
der Sweitampf ein Verbtechen gegen dle Civiliaſtiz? — Des.
Landftiedenbruch iſt nur Betbrechen eae bie et Gee
walt’ (S. 234 f3.). — or :
In der dritten Hauptabtheilung — — na —
brechen gegen die Religion und Kiedy aufgchuͤhrt. Der Verf.
“
\
— = * F —
Abess, She. des Ctlm. Neches, 434
gerbroitet fics, Aber; pas. 9
Sines ſehr langen, Rote (vs
kaͤlt in awei, Apſchnitte.
Pflichten und- der Religio
undamipbrdudliges. Sap
gE aereduet 7, Perlegus
gegen bie. Linhlide, Geſell |
FHA, ‘Dep, Bopleadienties sy
(olden. np. arcpilesinmd, , ay ROB: ple. Perlzgzung der Eides⸗
pflidht, ice ipre Faellung findet, ynp niche unter den guafificte
ten Detshaercien, <yvie nod) be Feuer had), ig geil, zu bile
ligen. Die meee bes tigen Namens bei feierlidven ‘Gis
den muͤß per utitt af be dein Ba Ptgefidtspunct auffaffen, Wud
bic P. G. O. fiellt bas Delict unter die Berbrechen gegen
Gott und die Religion, Miſtermaſer Hat an vielen Orten
auf die bisherige verkehrte Stellung deffelben aufmerffam ge.
—XRX Yadh able Rloeebeye AH. Pte — haa
ee bad t nod) unter ie quglificirten njurien
bat = pie bea liche Get —— ani⸗
mus —— * —2 Ba i ate bie —E Fehen
Glide Blachte, und “oie “Lorde abrbrrrindir Shjetien
an der Kirche (als moraliſche Perſon). Diefelbe Uist chat
unser, Vefhua⸗ fh it er. fie, fpeciell nicht als urien auf;
ras StRi6 Ay § f | iſt. Deni bet ; Gefbispuites ct bee mi
zenkraͤnkung sy ⸗ if wohf —— —— ABH
maiex neueſt. d &. “159. Sts
be Ref. patie geoinist, nod ‘mance abet eae
Feiten,. und. Borpige. Des Buds “pgiverbebein qu nnen wenn
‘¢r ‘nit fardten migte,. bas ‘Maas. gu berfehreitens —
ziczelnen Merbreden ift cine hihoriſche Darſtellurh BGs ai leren
Gomiſchen, canopifdpen und deutſchen) degts bordufgé(cit,
weldes gewis ein Vorzug der ‘Method bes Ber. ihe Eine
Krit. Zeltſchr. I. 3, oo 7
7 ve
a-
a6" .” Straftechht. —
68 Verbrechent a unentbehrlich ue
orae
effelben. ueberbaiwt iſt das Softem
ig, und Ref.’ ‘mug bier noch einmal
yu Anfang fagte, bap ide Dare
itben id deu Lebrbottraͤgen des Bet
em ’ Pewinn fepu mu, wenn gleich
g din ‘und wieber YUusfiellungen ~
apt, * Die Veigetigte Cheeftortiatle von Bewelsftellerr aus (mat
lichen Rechts gueulen iſt gleichfaus ein Vorzug bieſes Werts,
Der Eruſt und!die ‘pict, mit weldjer det Verf. ſeine Wier
Waft etre tant baer nus ſegenvolle Frachte tragen.
_ Gerd Carl Theod, Hepp.
— bee — und —E im ‘Be
nigreichẽ Wurtemberg/ Yecandgegeben vom Oborjuſu⸗
xathe Qofader, Bb, 1, 405 G, %b, IT I, 4596.
1 Be, — al Mrgler x24 27. ri des Bd,
ie Sofi Coats — Sa a
a 49° «
De "gies ped” ziech ‘in’ der tang 5 —
Sabrbdiern ein, ſehr grofes Geelet angewieſen iho nicht rth
ſaͤumt, die "‘Rechisgelehrten darauf aufmerkſam qu ‘madden, dag
ſich „das Unternehmen der Hope Genehmigung und Unter
ſtaͤzung des Kinigl. Juſtizmini ſterium erfreue,”” Ref. with
nun, indem ex die Bridie, | welde dieſes Unternehmen ge⸗
tragen, zu pruͤfen verfucht, diejenigen Abhindlungen, beret
Pollendung der Ite Band nidyt liefert, von gegenwaͤrtiger Be⸗
urtheilung ausſchließen, diejenigen aber, die wenig wiſſenſchaft⸗
lichen oder — Werth an, oe ibrem ssajal
ee -
| Hofader, Sapebtcher, ~ au
nach kurz angeigen, Su Seren der erſten Art gehdren nr. J.
a. XVIII. — Nr. II. handeit bon ber geginſeitigen Behags
niffen dex OASerichte und Semeinderdthe in Concirsfachen
und enthalt dine doctrinelle interpretation ether Dt ganifationss
bollslebumgtcommifion(?) — Nr. IIL. (bon ©. %. RSdhawm)
in Berdindung mit einem Andang gx or. XI. deſoricht die
AUnnahme von hobhern denn 5 pr. C. Zinſen,“ namentlich dle
Annahme von 6 pr. C. bel Privatſchuldverſchreibuagen. Wet
guten Gruͤnden, benen man die Zuſtimmung nicht verſagen
kann, geigt ‘der: Verf. nad ; daß jene Annahme uncrlaubl fipe;
und dag man in ihren Folgen zwiſchen Serafe! und kodrechts
licher Wirkung cigentlidy micht unterſcheiden follte, — Nr. FV.
(vom Heransgeber) gist in Verbindung mif den Forfegund
gen nr. XIV. u, XTX. ;,cltte Ueberſicht Sex in Beindisnlfahed
ergangenen Wartemb. Normalien,“ d. §. nach des Saif. Sprach
gebrauch (G. 81.) folcher Gage; welche in Gyetow Lan den
Criminalgerichtshof erlaſſenen) Refcripten uhh Oecresen / euchal⸗
ten find.” Indeſſen verſpricht der Verf. ſpaͤrer auig Se Pek.
judicien, d. h. dinwiederum nach ſeinem Spradigebrariifye (.:0.)
die Rechtsſaͤtze mitzutheilen, „welche ſtillſchweigenb von 'der Ne⸗
viſtondbehoͤrde und dem Regenten anetkanut wurden” Werden
Rechiegrundſaͤtze bios in einzelne Erlaſſe an Michter niddosge
gt und nidt durch Geſetze Sffentlidy bekannt gemacht; iſt 28
dertammich geworden, daß man an einer ſolchen Art dad Mees
it ſchaffen nichts Urges und es natuͤrlich findet, den Blrgern
etſt durch die Wirtung der Gefetze die Keuntnig von Seren Das
ſeyn gu gewaͤhren⸗ ſo wird man ſich dem gu deppeliem Dank
verpflichtet foͤhlen, welcher ths dunlele Recht zuerſt an’s Licht
zog. Es fann hier natuͤrlich nicht die Rebe ſeyn, in sine Pro⸗
fung der Normalien ſelbſt und der deigegebenen Anmerlungen
einzugehen. Nur die Art, wie der Verf. ſein Vorhaben aus⸗
fuͤhrle, und einige in der gemachien Bemerlungen
vay)
\
auß mienaain ites Re |
. fille, Manchalpreden.ayehep.; Inerſtem Vetzagt. glauht ih
Veh. au aeung erakchtigte dag die Sammlung erſtlich
vpueſi · ni Seitehich ar. fin J. M. Herl. oom zuten
Muli aban He Matin Vhs ie RAN AS-sBHMg 4899,,;Gige; Vexordu.
deroi EPIC BG cic Bs De Cel, Comte ceils ABE ite
pesglreibiguelttirsOneh te Perl: Niele and .andeee. Resmouien
us bean Anh PATE fpbtere — — ungedey dtc, Ge
* GR augen Ribas lepisiet amen <' (O; 82.) Dodd wenn dep Verf⸗
der apedatentiin Nfchtawiſſenſchaft eigen pahren Dienft, ep meifen
pocernauſo. -Purhen ch. anch ſolche Rermpaticre niſht weglaſten.
DpeiUvx.hͤtiq⸗ eb! anf. Lefepapinen folen, shige nid bled
Daa Recht bet Mugenblites Aandern, Hag Recht fo, anntn⸗ lexpen
walle ny itrehgeſchichtlich cotRend; ph —** sail
Reftey:Ritnissenn es ihnen gud Zuvaͤchtz apie um pas gerade
oblteaa Haat ae Gut Wt. recitation, radon, Got
ese mapriviad Gic(eaqenh diy SsFldrung Ref, verdraͤngenden
haluuꝛ untrhiccradh, ones PANE ſebe fund. (Ibe, grufen · ¶ Det
Boa wader Meriaion mochte palleicht. etwag mehr, Raun
einnthmenaroneen fan. icing, Hing, Erſpargis bes Rand.
bine amomendahen eytiuldjgens und. dana Ligh, fide Aca, Roum
nlelleicht durch Hinpcglatung, cingelner. Yrunert angen. wieder
exfelectn: Mey: dang, es z wizens nicht loben, daß Der Derg.
wury,s dene weſeptlichen Smpalt, obgieich mit amb ligt, Bebes
baloeng, drntartzomorte gpazben. bof,” TBAs JG Dad. meſernt
Hieh ?: Sew with, dee Lefer, wuͤnſchen, dag ibm Pas cigene Up
theil nicht apmo glich gemacht arate. — Wie viel iraͤgte right big
Ginteitungs Des, innere Bau 3 Zuſammenhang und Ton einet
Berpronung zu ihrem Bers} aͤndniſt bei: . Alles befien if ee Le⸗
fey. durch ejnen magern Pi beraubt, und man ‘berjtig
ſich leicht, daß ein Extract nicht aK Gebrauch hinreichend⸗
ſep. — Mad. ben Bemerkungen in der Einleitung gu diefer Nore -
matienfammiuug foll dadurch, daß im Jahre 1806 die Colles
— Fe || er
ain, deren dertomn
der figcaliſch⸗ arcuſat
— ſche Verfahren einge
©, 2, ( Collegittm iter
ſeyn: „einſtweilen,
rechtspflege volito
‘Guindung wird dan
dern and. auf das J
Betreff des Proceſſe
ner Sdhilderung ett
allen, 100 nad) be
ſche Prpces, State fa
teriell alles, ‘enthictt,
riſchen Proces. gu e
Breyer, comment. ‘
15). ; SGomit waren
die naͤhere Enfwiclu
in Wuͤrtemberg geg
pen, tewsihen. Proce
jaͤngſt befaunt war,
-be8 wuͤrtemb. | Pro
7 O. J. Collegiums Ye.
; “qué nicht, Dig. Bett. )
Nod) weniger. ſchwif
ſichtlich der moaterit
abl, daß. Criminal
elwa burgh dasIV.
ARM On, RHE, a3 ©
ericydtesten.,, aff, da
pert, wurde/ anid) tg
Geirainadgesp befhae
Rechts, ber befonde.. wt,
a}
age Wastembergifaes Rede.
enninens. Dig Erwerbung der Kewntinif von dicfem Herter
gren mode etwas beſchwerlich ſeyn; dennoch zweifelt Def. fede,
ob das O. J J. Collegium dieſe Muͤhe geſcheut, mit bem Herkom⸗
men zugleich die wuͤrtemberg. Geſetze und das gemeine Recht
bintangeſetzt, und dafuͤr auf eigne Fault ſich Rechtsſaͤtze gebil⸗
det habe, denen ablos bie formellen Eigenſchaften gum wirkli⸗
Gen Geſetze fehlten.“ Freilich meynt der Verf., dag die vor
bem O. 5. Collegium angewendeten Medisfage die Cigenfchaft
von Geſetzen deßhalb erhielten, weil der Kdnig alle Fille, woz
bei es ſich von einer Freiheitſtrafe Aber 3 Monate und einer
Geldſtrafe uͤber 100 Thaler handelte, nad der Reviſion beſtaͤ⸗
tigte. tein, woher nabm das O. J. Collegium feinen Rechts:
ag, wenn es fi ch von ciner Strafe unter 3 Donat oder 100
Thaler pandelte? Woher nabm es ibn namentlid) dann, wenn
3 fi von einer (olden geringen Strafe handelte bei einem
Verbrechen, das in thesi ftarfer beftraft werden follte, das
_ aber vielleicht gerade gum erjlen Male der Beurtheilung vor⸗
lag? Ferner, ijt es denn fo ausgemadt, daß der Regent hurd
bie Entſcheidung eines einzelnen Galles unter affen Umſtaͤnden
ein Geſetz mache? oder, daß die Beſtaͤtigung einer Strafe in
bypothesi unter allen Umſtaͤnden der Entſcheidung eines Rechts⸗
ſatzes gleich gelte? Endlich, ſtimmt es wohl mit den geſunden
Anſichten von Recht Aberein, daß man dieſes nur far jeden bee
fondern Fal gleidfam hintendrein made, wie das O. J. Colles
gium gethan haben muͤßte? Ref. glaubt vorausſetzen gu duͤrfen,
daß ſich das O. J. Collegium ſtatt der gewagten Ehre, Schdpfer
eines neuen Rechts geweſen zu ſeyn, ſich mit der beſcheidenern
aber ſicherern begnuͤgen koͤnne, dag es das vorhandene Recht —
wie es ſich in dem gem. Recht, ven wuͤrtemb. Geſthzen uno
bem Herfommen darbot — ‘nach feinem Dafeyn und Sinn ges
sige Poi und ridtig angewendet babe. — Nr. V. (von
Ob. Trib. N. Gattler,) behandelt „die Location der Amts
Hofades, Jatrxehher ag
und Paden Vorfandgelder in 7
_ Ber Verf. bie Anſcht deren,
Geber und Gautions- Empfin,
, Ponenten -und, Depofitar ‘annef
Hberzeugt, bag die Anſicht bet
begruͤndet fey Haͤtte der Be
Amfange behanbelt, fi ch von
doß die Goution ein ſolcher Rel
Gus. dem Hauproertrag Plog gi
bmn ſelbſt gang richtig herautge
Verbindlichteit der einzige, wel
weiter Rerfolgt « fo. wuͤrde er zi
ſetzen Sbereinftimmendern Reſul
‘fprigt in nr. VI.,uͤber die
Padhtfchitlinge 26! — nr. VIL.
eine den wuͤrt. DOethobrigheiten, f
Snfteuction’é enthaͤlt manche by
Nr. VIII. (von, O. Tr. R. S
aretum judieis bei Veraͤußerung
Detreffenden Inhalte kann Nef,
| bandelt von der. a Mufbewahrun
Gemeinderegiſtraturen.“ — Nr.
beſchaͤftigt fic) mit der Auslegung des 154ſten und. 157 ften |
(genau nur des 154ften) §. des IV. Edicts,* Hiebei legt der
Werf. die ſchon im Fake 1821. von. Bolley, in. einem. Bffente
liden Blatte geaͤuſſerte Depnung gu Grunde. daß eine Parthie, |
gegen weldhe unter dem Vorbehalt eines, Beweiſes erlaunt wur⸗
dey den porbebaltenen Beweis ſogleich, und bevor ſie die Be⸗
Spfung an ben hoͤhern Michter ergreife, labren muͤſſe. Daraus
olgert dann der Perf. weiter, 1) daß eine Parthie, welche v vor⸗
bee die Berufung ergreife, auf den Beweis verzſchtet habe ⸗
und — Aftdgnn nicht zu ibm azurudtehren durfe, «wenn ſi ſie
f
oT: BA urbeegil es Weeds.
' wieder aufgebe. Ref — FR ge elit,
: Folzerunßz rinige Bedentuichteſnch zu sugera,
von erie Parthie, welche teinen Verſuch dus
tind oder will. Die Rolhwendigkeit, bet
vorbehaitenen Beweiſes sie Berufung gu es
adh” nicht blos auf ein Mit. Mien gettettt
Vanhie fogleidy appellirt, 4 fagt-fie hiecnit
haß fle nicht {nnd ober hit! wolles “Gh
daraus nicht den Schluß sicher, dab jene
pollt, d. b. ‘bas fie verzichtet Habe. | Dein
— noch eine unbdere- Seite, ais ‘die “wes
» folange barf fein Bergtehe vbraudgeſchi
der Verf. ‘felt stint’ Zweiftt wird ges
nfiffen, dag iene Parthie nur datum bie’ Be.
abe, weil fee" gut Zeit Ser ‘Mnrtietoung derſtl⸗
haltenen Beweis Zu’ fibren’ nidt'tm Stith
2 Mus ‘aber im Zweifel das ‘dhgeriomttien
i man nit, womit der’ Sau ‘auf’ ben Ber-
Vein aus Ser Ausmeldüng ‘Ser Berufung! he
chtferige. Eine ganz aitdere Frage iſt allt.
‘appettidédoen Parthie hit” ‘vithepengebattiu
babe kecht wohl Tchort zut Zeit der Anmel⸗
“bung. einen Verſuch machen koͤnnen; ini iog: fie. e thin micht
machte, fo habe (le uf Ht gewoltt, mithin’ vevgidhtet. #-attemn
| biefe Frage welche mit: Der regen einer Re fittutittr: ja nicht bets
*wedhfelt werderi barf, gehbrt nicht hiehet jf ar Wee’ En tſchli⸗
dung tegett ſich nach Bett’ gewthnilichen Glunbſtzen. Fn ibe
Betracht darf rut’ nicht’ vergeſſen werdert, daß ett: Nichb⸗ Kit
nen ‘diel ‘Geile ‘Sat, tthe Sbbjeetive und ent ſubjebtivbuulih
bap eB” iichitg ft “tt wtſſen; ob bas Biflar dieltegtetseiMs
ibltege” un An “BE ghancit im ERP SAMBA SH ‘Bie
| Mugen babe.” De Buti d ~— J —— —
Pe *
J
+ Hef oder, space cr 2 : mg.
behaupteren ssieyegie nicht. cabo Mdew des Gefetses berufans
„und wirkt 2. Set Appellant: fen abaͤnderndes Erfenninlf
aus 20. ** ‘Deni das Goley ſpricht Get nur demienigen: ben
Gebrauch Ses vorbehaltenen Beweiſes ab, welcher bib zum Ge
kenntniß “fi ‘ber’ Appellation behav: Wer indeffen vorherdie
‘Shion aufgeben und ‘germ porbipalteain. Beweiſe zuruͤcktebren
Wolhe, dem ſtanden jene Worte — ſofern fein anderes Hinder⸗
‘nigavoridge nicht im Wege. Eine andere mbglithe: vitae
rung dieſer Stille ‘gibt Ref.ded Raines dalber hier aͤber⸗
geben’ ats miffert, 2) Meynt der Berf. ,. daß cin abaͤnderuͤdes
Erkenntniß (ethk- dem Wopellitentert’ wicht: belfe, fobald der vor⸗
behaltene Beweis add nur in ſeinen einzelnen -Xhatfachen noch
pon Wetify ſeyn warde.Indeſſen ſtihen hier bie Worts: und
wirke ... “ber AÄppektantkein abaͤnberndes Erkenntmiß aut zc.““
geradezu entgegen.! Denit Fe Red 639aus daß doch ndch ir⸗
genb ein Gebvaudy gemacht werden Whe ¥ nad dem: Verf. waͤbe
dad unmbgtich -mithin hatte das Gee? vielen Gebrauch · abſo⸗
lut und nichtübedingi verwerfen ſollen.“ Ba’ Geſetz wollte vlel⸗
mehr nur bel Beweis, wie ex! votbéSalteh wurde, ausſchließen,
nicht aber einen Beweis Aberhaupt.Sonſt ousfte 8 gar- wit
von dem Aus wirken ‘eines addndernden Erkenntniſſes, d. he von
einer Sache reden, die auf den ſpaͤtern Gebrauch des Beweifes
lediglich ohne Einflaͤß iſt. Nady der Anſicht des Berf enue
bas Gefey einfach ſagen, wer arwellive und bei der Bride: bee
‘barre, fiir. den ſey der Gebvauch: des vorbebattenen Wewenes
verloren, mag or! nun tin Gtkenntniß auswisten, welches or
wolle. — Stef. hat ſich biher gang in die Anſicht des Beef.
Aber den F. 154. hineingeſteüt, und von · demfelben -Standpuntt
aus die Schiuſſe Ses Verf. gewürdigt. Indeſſen wilß Ref. west
bergen, daß er Oh Erklaͤrung, welche der Berf vito B otdep
‘Bon diefem Paragraphen geber, fir unbegruͤndet und fic) iti
eat bate, dbs Genes’ ‘bab bie umnatuntiche Sbotne Vee ‘mahi:
— /
4 Bgeten bar ziſch e⸗s Rede.
ten’ Beweis verluſtes nicht an -dte Mion, gelaipft, Doch vice
Ueberzeugung bier autuſabren, febit eb dem Ref. gn Diag. —
Von nr. XL, hatte Ref, gewuͤnſcht, dag. ihqps in den Jahr⸗
dichern keine Stelle cingerdumt: werden ware. — Nr. XII.
„Ueber ben Umfang der richterlichen Gewalt mit. defondenesr Be⸗
giehbang auf Wartemberg.“ Mef. nimmt feinen Unfand, dieſe
_ Mohandhung ſewohl prem Inhalte als ihrer Form nod fr die
gtlungenfte den denen gu erklaͤren, welche ex bler gu beurthei⸗
lew unternemmen bal. Dig Mnfiche des Verf. geht gulege Oabin,
daß der Richter weder mit bem Erlaffen pon Gefegen und Bers
ordnungen, nod auc mit, ihrer Dollgchyng — als wire er
eine wermaltende Behoͤrde — gu thua bebe, daß ex aber allen-
thalben cintreten follte, wo Semand bel der Anwendung irgend
eines Geſetzes obey einer Berordpung um fein Privateecht bee
theiligt iſt, und fid) verfegt glaubdt; mag ibm nun blos ene
Privatperfon odes aud, Ger Staat entgegen fieben, oder der
legtere fic) wenigſiens ip den einzelnen Zweigen ſeiner Vollzie⸗
hungs⸗ Gewalt fix betheiligt halten. Genau genommen laͤßt
fid dieſe Anſicht in dic Morte faſſen, daß der Richter überall
augreifen tbune und moͤſſe, wo ifm eing Norm der Entfchebs
bung bereits gegeben iſt. Ihrer Grundlage nad hat ſchon Mit
Atermater einige Jahre friber (Ard. f, die cio, P. Bd. 4
©. 311—320., G, 328 — 332., G. 354 ff.) diefe Unſecht ver⸗
tbeidigt; ob er fie gleich nicht mit, derfelben Scarfe und Folge
richtigkeit, wie. der Verf. oorliegender Abhandlung, entwidelte
und durchfuͤhrte. Was insbefondere Wuͤrtemberg betrifft, fe
kann Ref. nicht umbin, der Erklaͤrung des Art, 95. dev Der
faſſung vollen Veylall gu ſchenken, und er mng es yur be
dauern, daß Se(ege und Herfommen damit nicht in Einklang
ſehen, unh; jener Artitel fogar bei neuern Sefegen unbeachtet
Mith. Ref.--bitte Abvigens. gewuͤnſcht, daß des Verf. feinen
Gegsfiend auch mebr hiſteriſch beleuchtet pate, wodurch er
|
“Hetedes, SoiAm 46
vlelleicht vor einigen Irrthaͤmern vermabhrt geblicben, wars, <-
Die Whpandlung nr, XIII. Coon O. J. R. GHhu mam) befpricht
edie Unwendbarteit dex in deu RR. enthaltenen Beſchraͤnkutg
ber aufgefhwollenen.3inft-quf. den Betrag Heb Capitals.” Ref.
iſt mit dem Reſultate der Unterſuchung villig einderftandens
body mite ex. cingelne MusRelungen und. Benestungen, nid
unterdruͤcken. Die Aueſtellungen betreffen die Behauptung des
Verf., daß der Reichsabſchied bon 1654. fuͤr Wartemberg kei⸗
me geſetzliche Kraft erlangt habe. Der Grande giebt der Verf.
Sel, 2) Wartemberg habe ein Memorial. aͤbergeben, wonach
es an bie Beſchluͤſſe des Reichſstags nicht gebunden ſeyn wollte,
wenn man nicht alle aufgelaufenen Zinſe nachlaſſe und die zu⸗
unfligen ermaͤßige. Beides fey abet nicht geſchebhen. Indeſſen
duͤrfte dieſer Grund vor einer genauen Erwaͤgung der Reidhas
tagsverhaudlungen bald verſchwinden. Nicht dlos Wartemberg
fuͤr den ſchwaͤbiſchen Kreis, ſondern auch andere Staͤnde, hatten
far ‘den frantifden und oberrheiniſchen Kreis das bezeichnete Ge
ſuch auf dieſelbe Weiſe geſtellt. Mande Stimmen waren da⸗
fuͤr; andere, beſonders unter den Churfuͤrſten, waren dagegen.
Endlich vereinigte man ſich einſtimmig dahin, daß ein Nachiaß
don der Zinſe Sie Regel bilden, ausnahmsweiſe aber denen,
welche ihre Unvermoͤgenheit darthaͤten, auch das letztere Vier⸗
tel nachgelaſſen werden ſolle (le Meiern, act. com. Rat. lib:
VII. §. XL. nr. 1—6.). Die Vereinigung ward dann auc in
dem Reichsabſchied (§. 175. ur. 1.) aufgenommen, 2) Es fey
in Wartemberg keine der. Anordnung des J. R. A. entfprechen-
be Verfuͤgung evlaffen worden; dieſer M. UW. follte aber nur oa
verbindende Kraft erhalten, wo ber Urt Verfuͤgungen getrofen
werden wirden. Das Leptere folgert dee Verf. aus dem §. 171,
namentlich aus der Beftimmung: „Zum Bweyten, demjenigan
ebenmaͤßig nachgelebt werden folle ꝛc.“ Allein auch dieſe Qn
Kids: beruht auf einem Miſlverſtand. Die: Gtimmen Adys den
44 _ BRERA PES Res.
Madlag wns" MAKE Maaß dex’ Jinſe water fo “gethelte,
wbaß ſchon! die Deipination eine aͤhnliche Beſiimmung in thr Pros
Het! akfnabm ‚wie wit’ fie jest tm G. 174: leſen. Wet Ver web
extn Derbandlarty kamen noch veefthebehe Vorſchaͤge gu Spra⸗
‘he. Viele hielten es aber gulewe (RE OAs Belle, aud) den Ber
ordnungen einzelner NReichtſtaͤnde Etwad aheim gu geben, und
Tle nicht allzuſehr in Thren’ eigenen Rerritorlen durch dad Reichs⸗
geſetz zu binden. "Dive Anſicht trang’ dui) (Meiern, fc).
Sie grigt zur Genuͤge; was der G: 171. ſagen wollte. Er will
ſagen? es folfe den Standen nicht benömmen ſeyn, in: ihren
Tevrritorien nach Lage ‘und Bebürfniß beſondere Anordningen
zu kreffen.“ Jedoch moͤchten fie ſich wo moͤglich hath Sen: Bes
ſtimmungen des R. A. conformiven.- Daher die Worte: „es
ſolle eben maͤßrg nachgelebt werden,“ welche nach ber Deesis
mung des Verf. keine ungezwungene Crfldrung zulaſſen. “Da
nut in Wirtemberg keine befondere Berordnung erlaſſen wurde,
Jo verſteht es ſich von ſelbſt, daß gerade deßhalb das Reichs⸗
geſetz hier in volle Kraft eintrat. — Bemerkungen hatte Ref,
folgerde fu machen: 1) ſcheint eßs unpaſſend, wenn man, wes
anch Der Beuf. that, ſagt: Sas R. R. fey in der Lehre vonmden
Ain dürch: Vas reutſche und “eanonifde Recht abyeſchafft
worden. (S. 26.) Bie Sache verhaͤlt ſich bielmehr umgekehri.
‘Das R. RN. fend lange mit ſeinen Zinsbeſtimmungen keinen Ein⸗
gang, weil das aͤllere teutſche Recht allen Zinſen Aberhaupt ‘wie
derfivebie. Erſt nach und rach: durch Gewehnheit dratig Hes
Bt."RR. aud) Gierin durch; . fo dah Sas: R. cigenttidy abrogi⸗
rend ‘auf: dad Alters teut(the wieite 7 -and O48 neuere Recht date
aſteut. Goew-heshald wiug-zs ader aud) als das neuere in? der
ganzen Ausdehnung ſeiner recipivien, d. h⸗ ſeiner ty ſgloſſeeten
Seellen enthaltenen Beſtimmungen · Kaͤftig ſeyn. Wie: ſebr bas
Ahere teutſche Ste durch dns. cilia verbrngte nkdibey Se
‘Pile Wafer: eH eRAD dor Fy, N. U. binen auffaleitben Veleg
of ager, ne —
Dic Reichs Depntation forad - in: ihreme Proect won. Zinnfen⸗
Darauf bemerlte waͤhrend her weitern, Perhandlung Deters
vidi: ausuree waͤren de jue. verbqten, ober nicht. infere⸗m
damvit ewerzentis et, luericassantiss, .peqnennte ·qlſo, fg andes
Mi Genßitutjon nicht auf: fingiga inten phraguewrae, ſonderm
evbidepidugeresde dnguripten/‘:: Min Meinwtit, anh derenh
Life MRA ſicht, antl (e Wath im dam F. MoPl.. auch. dsr Rinks
enedhuts; zam dentlichen: Meariſ i aeew hod altereoBedt,
— (ids Oeſterreich lazog,nſchon. dxinala/als oespraugs ais
fab. 123 Die etztine Demyvinnny <adigt ehcfalle dab dic Bini
i Tebiſchland wihoimebecdie’ Matin dep NRo eſſe babeny aie
veh Mets}: Denni Defierncih.geraderpod, denbunterſchied ania
(MearFinks unds Faseneferqes fofra epdhenhept eine Beden
WO bet —1 hewn ytd Mebabeit den Ctdndyiabes, wollte, qué
die Bewwarfungcbers Bing dow widtrinarberes 3): Des Heichst
tamergackbe sy innfeiremt Gutagten. ariggend. darquf an,
Ne Reftipmung wegewt ded: alerum tanta namentlicd anfpais ’
bitzenzerbein bere Verhanbtaug beftauden! cingelae: Grande, Be :
Mogeebigng chefs lth heseus ndok: won ndcchoſh ·etwas Pings
dricliches: vorfehren Trotz fiers Megas raion tant,
wot ermöhnt; rade) gewigenicht dafuͤriſſpricht, Adaß men, lt |
lammergeriditlidien Anſicht bAd wal. M). Merlwuͤrdig
cb herner x: daß: Dab: ReidhshannargrriGt) ſeſoſt die Behimung
Sher ted aleerium tananig nidn.twedbeus: abgendert woͤnſchte,
ſondenn: a,vornehmlich footet die im Reid erlaubte Guͤlttagl
barifft, als welche ledaasweg in - opting gengu: pra, Use
Tiss su. gui balteu” v:Dopans paafte mon wabl {iblesen, defi
jenrs Meichegericht der shmifthen Weſticamung jnBetracht dex
Ais(¢, wo fie etwa durch Gewobhnden ſchan damals erlauph
waren, nicht eittgegem rebeten 5) Denfelben. EGluß begroͤndet
die, Aeußerung Magdebung ar ..,, neil ned. wigen hed. alterins
fagsk uber .effestus:: yom: stlidpen -uriacopgultis: got ai; wi·
aa WA temlergthhes Rede.
wif exténdirt werden 2.” Denn hieraus fotgt, daß
doch irgend cin ‘effectus' nicht misbillige wurbe. Vergleicht man
bleſes otum ſeinem gangen Juhalt nach mit dem GSutachten
bes Reſchegerichte. for aberzeugt man ſich, daß cud) Magdeburg
Stos' ‘die · Auodehnung anf Galen mißbiligte. Wie lage fid
qdun nach dieſem allen ‘aanehmen , Saf die rhe, Aufiche vom
altcrum: tantim ‘tn Betracht der Finfe wiht in den Aitern Zei⸗
ten {thon mit deh Sth, Snsbeftiaimungen zugleich herrſchend
geworden ſey. = Nz. XV. (ven O. T. 8. Gatiler,) beſchaͤſ⸗
figt fid) mit „practiſchen Evdrteriagen” und gwar a) ob dex
Bater sur Erndpvang des unehlichen Kindes feines Sohnes
trot phAllidy verbunden fepM* b) ,dbtr ‘die Regitimation sae
jur Proceffabrung wegen Kirchenpfrunden 2.” Die Erbvtes |
vung enthalt, wie Ref. mepnt, richtige Wemeriangen, e).,,Abes
den 148 Urtitel Sek Carolina,” Des Erklaͤrung dieſes Uretets,
die allerbings nicht new iſt, moͤchte man. web! vor Aadern dei⸗
fitten. Ihr gibt nun auch Feuerbad ten Vorzug. Redet
derſelbe gleid von ter legten Berwendung,” fo fann man the
doch nicht mißberſtehen, da ex den Musdend= „fonderliche Hand”
durch „unminelbare Folge’ erklaͤrt, und ſich ebenfalls auf Lat
¢. 3. D. ad leg. Aquil (9, 2.) beglehe (Jeuerbach, peint.
Mecht, ote Ausg. 9. 226.). — Nr. XVI, „ein Criminatfat.“
Mef. kann dem Verf. (D. J. R. von Beeitfdwert) mis wels
Gem’ er dbrigens nicht allenehatten fiiemen mochee, das Wap
Hist verſagen, daß ex die Thatſachen wie die Beysthetlarsgen
shit Ordnung and Klarheit vostragt, und. bie legtere Such tveff
fiipe, pſochologiſche ordigung <ingelacr ‘Momente auszeich⸗
tiet, Ne. XVII, Wher Sle Defehurig bes Gerichts bel Sriffs
nung eines oberamtstzerichtuichen Civilerlenntuiſſes.“ Ref. cette
Mit voller Uchergeuguitg af die Seite bes: Verf. Eines O. Cs,
H's, dag unter dem VDeridjte im §..248, bed IView Wartemb,
Oig. Sdictd das GFafteuctionsgerihls gemeynt, un’ dap amitgin
Bsfacker, Jabbcher.. a
ke. Wefegung keine andere fey, alszweldhe der 9. 96. teffeltion
Chicks hierdber vorſchreibt. — Nr: XM. (vow. 0; AM, Geers
gii,) j,tiber die Beſchaͤftigung dee Gefangenen in: dey veges
richnichen Gefangniffen,"* enthalt Vorſchlaͤge, die allerdinga
einige Aufenerkſamkeit serbienten, — Ne. RXXI. (don O. T. Ro
Sattler,) gibt: ,,Beinerkungea: und Bifage. gu einigen $f: ded
IV. wuͤrtemb. D. Edicto,“ die nicht ohne Werth ſind. Weeiy
Ref; auch in manchem Betracht, z. Bin Erllaͤrung oe8:§. 46.,
in der Bemerkung gu 6. 115. nF. HID. 4. in der gu §.1BS6
und Ser Sovelle Gon 1822 von dem Verf. abweicht, fo glaubt
& dod) den Bunih aueſprechen zu durfen daß der Bert. auf
dbnlide Weiſe nod andere Paragrapber einer genauern Wuͤr⸗
digung unterziehen moͤchte. _on nr, XXII. (von O. J. R.
Schumm)) iſt ein Choiteechtsfall bargeftellt, und in ar. XXIII,
die proviſorifche Depoſitalordnung fuͤr das Rinigreld Woͤrtem ·
Berg mitgelbeit. Enblich ſucht ar. V. (oon. Shamim)
Able Reaper ob nach wirtemd, Sache vines ton tines? Channa
deſcoeochten, ledigen Weibsperfon die Ringe auf Privatgenugz⸗
thuung suede,” gu Gfens und. den, Verſuch ſcheint bem Ait |
geluagen, und bie rage ‘suf befetignae — geist worder
n fi po aoe Be
SS Wenn es dein Binnie ter Jehrbacher, wit Sie. wots
auſcht, wahrhaft inn: Forderung des wurtemdergiſchrur Mechte
AM than tft: fo ſollte ‘ex ‘in Zukunft ſtrengere Auforderungen ran
She imitzuthellenden Abhandlungen machen. Dev. rege Band
euthäit nicht tude’ manche ihrem Segenſtanbe nad unbebeatevs
be, ſondern et: enthaͤit Aberbaupt aͤußerſt wenige, von dence
man ſagen tutte, daß fie ihren Stoff mit Umſicht, Gruͤnd⸗
lichteit, amd’ einer fein einzelnes Moment dernachlagigenden
Veſonnenhelt verarbeitet haben. Manchetragen die Spur ibs
ter Eniſtihung in det ſchnellen Propis allzuſehr au ſichz und
— mh tam faſt tle Meynung, ale ob. ſich penne am
f
430 | Bheeenbergilhes Ret.
arften Bont, ſoweit er hier beurtheilt wurde — cing einfuitign
practHahe Richtung offenbare. Far .dns- Leben ſoll man {dah
fou, abes witht vergeſſen, daß men auch im Leben nur dam
etwas: Gediegenes leiftet, wenn mon bas Leben ſelbſt in ixgend
aent (eter organifgen Theile, alfo. bigs ſtinem Rechts quſtarde
mit regem und tiefem Sinn aufsefaßt Bat. Moge ger Hexaut⸗
gare in Sen Beinerangen hen Wold): picht, verkennen, del
der. wuͤrtembe Remerniflewlda(t dus; (ene Zsbrbͤcher. rede
ee — — er | ico SS 34° a
tearsz ap YE eed ve - . ———
sty 3 iG
5 Des einen ves aten in Sande it ali ‘Sefte
— ae , F — —
Pea ee: oe NE ee ee Pl
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diy. - 1 — ees eee . or : sa a Is, 1) Ses 4 vs aa aeidry
efticay ; . ae 9G 7 203 7 : gg x 7
— —E yu e Rees hes —
anuud Eluredeuʒ far: andehende Rechttgelehrter Muͤe⸗
“eles 1867. “bee, F. Lentner Lelpzig Vei Sd Hurd
Hartmann, % S- eS Aad ag Se.) 8 gra
13035 SOnag SoG te Ld as Tse. te ahi
Diefe Lehre pat fi fi ch in ber Zeit geftaltet ind win gett
fchen pK Venennung Ligs? Conteſtation iit seta, hiſtoriſtpar vdh⸗
Sach Were Met: GA: — a i ae
— —8 ‘hes —— bietet pie Reba at
Miteconteftation und Einreden, der geſchihtſichen Gintieipung
~entbebirend, weder grees Intexeſſt. noch xejche Musheute, “Biv |
dings jeden angefteliten. Hlage wie vergehroch⸗ Cingede if, ak
‘gus einer behaupteten Ihatfacht folgende. Recht gerihtlig gv
tend gu madden. In, rwirfern, eine Thaiſqhe Aberhaupt Rete
mtietetbor. alſo ey: ober ee und — fic. begediny
Mm Loge,
‘
y
Sprengel, ber Ritidcont. tt. ‘int, | ast
wird bei jeder eingelnen Rechtslehre aͤbgehandelt und kann es
unnoͤglich dei dieſer werden, wenn man nicht das ganze Rechts⸗
ſyſtem pier nochmals durchnehmen will Man berhcfichtigt
vielmehr bet derſelben vorgiglidy nur die ‘bon den ſtreitenben
Theilen vorgebrachten Thatſachen, und will anweiſen, welche
zum Grunde der Klage, welche zu dem der Einrede gehoͤren.
Es laͤßt ſich aber in dieſer, wie in der nahe verwandten und
ihr vorzuͤglich Bedeutung gebenden Lehre von der Beweislaft
alles nut auf ein hoͤchſtes Princip bom Aſſerenten zuruͤck
fuͤhren, deſſen concrete Anwendung dem geſunden Menſchen⸗
verſtande und ausgebildeten Rechtstacte gu uͤberlaſſen, und wie
es unmoͤglich iſt, die einzelnen Faͤlle vorher zu beſtimmen, el.
che der ridterlichen Entſcheidung unterftellt werden mogen, ſo
unthunlich iſt es, im Voraus zeigen zu wollen, wer mn ee
eingelnen Faden eigentlich der Ufferent few. - ;
Indem ev gur Beurtheilung der vorliegenden Sarit fiber:
geht, muß Recenfent, „daß man- ben grogen Ruben ber
Medtsge(dhidte nicht fannte oder nicht fermen wollte’? ſ. 30s
a. E., mit und fon derfelben bedauren, In den 69. 19,
wird gebandelt bon factum und non factum, bon dem > was |
dev Richter wiffen, bas Geſetz fingiten folle und fdnne,-fodann —
im §. 10. mit’ den Meidhegefegen, und gwar, was dem Ver⸗
“faffeé dem Anſcheine nad) gleichbedeutend ſcheint, mit dem juͤng⸗
ſten Reichs⸗Abſchiede angefangen. Das iſt ungefaͤhr, als wollte
man cine Geſchichte der Mediatiſirten in Deutſchland mit dem
Reichs⸗Deputations · Haupiſchluſſe vom 25. Febr. 1803 begin⸗
nen. Der R. A. bon 1654 iſt bekanntlich lange und ausfuͤhr⸗
lich discutirt worden; wenn nun in den §§. 16-14. unſrer
; Schrift, wo “pow der Auslegung des §. 37. deffelben gebandelt
‘wird, felbft diefe Discuſſi ionen unberdeigigt bleiben, fo fann
wohl dabei von ſonderlicher Gruͤndlichteit nicht die Rede ſeyn.
Es wird §. 15. ff., zum Begriffe der knibconteſtauuen, ſodann
— en | Oe | —
~
nye} Chole Bence. ,
ber Sinredan ibergegangen. Hoͤtte ber Verf., flatt ſich die ns
ſichten durch ewiges Einmiſchen der zu die ſen Begriffen nicht
gehoͤrigen Folgen des Ungehorſams der Litiganten ſelbſt gu tri⸗
ben, ſolche, wie fie aus den verſchiedenen gu beachtenden Legis
lationen folgen, rein aufgefaßt, ſo wuͤrden ſich ihm manche
Fragen, man vergl. z. B. 9. 13, 18., mid ſeines Uusdrudes
gu bedienen, nicht aufgedrungen, er wuͤrde gefunden haben,
daß in der hauptſaͤchlichen Gegenhandlung, wie der
J. R. A. die -Litisconteftation paſſend benennt, nie eine eigent
liche Vertheidigung jiegt, daß mit derſelben die Einreden wee
ber je etwas gemein haben, nod in dieſen ihrer rechtlichen
Natur nach je ein Eingeſtaͤndniß des Klagegtundes liegen Fann,
wonach, was die i). 19—21. enthalten, wenighens uͤberfluͤſig
ſcheint. Freilich find hin und wieder Hon eingelnen Rechtsleh⸗
rern allerlei nuglofe, ja, verwirrende Cintheilungen, insbefons
Ore der Ginreden, gemadt worden, allein diz Zeit der Diviſio⸗
nen und Diftinctionen ift, wenigſtens in der Wiſſenſchaft, bei
uns ſo ziemlich voruͤber, und es fuͤhrt gu nidts, wenn gegen
ſolche laͤngſt aus dem Felde geſchlagene, oder in Veegeſſenheit
gerathene Meinungen will gu Feld gezogen werden, §. 24, 32,
33, 42-851. Andre in ſich nice ungegruͤndete Eintheilungen
der Eipreden ſind aber ohne Einfluß auf dieſelben ruͤckſichtlich
ihrer proceßrechtlichen Natur und des Stand s und Geſichts⸗
guncts unfred Berfaffer’.
Ob und wann ein behauptetes Recht (don ipso jure nidy
itg war, oder erft ope exceptionis zunicht wird, beruͤhrt den
juriſtiſchen, nicht den factiſchen Grund der Klage oder Einrede,
da es uns hier aber, wie ſchon erinnert, einzig um letzteren
gu thun ſeyn kann, fo gehoͤrt z. B. die Gintheilung in exceptio~
nes civiles et preetorias: , §. 25— 51., nicht hieher. So kam
es, von unſrem Standpuncte aus betrachtet, Aedergeit. bei der
es Scti — wenigſtens auf den Umſtand an,
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{> aw : . rtitg
' ra
—
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. Spengel, aber Litiscont. w. Eine. 43
daß der Beklagte wirklich ein filius familias war, wie bei der
exceptio pacti conyenti de non petendo e8 auf den Umſtand
anfam, daß ein foldes pactum witklich abgeſchloſſen worden,
Erſtere war, wie legtere, immer Einrede, nie verneinende Litis-
‘conteflation, wie §. 27. 29. irrig behauptet werden will, Fin⸗
den wir ja aud) beim Sto. Macedoniano, Velleiano, in den.
Geſetzen immer bas Bort: exceptio, bon welchem wenigitens
Recenſenten nicht bekannt it, daß es im roͤmiſchen Mechte je
fir die ,gefammte Bertheidigungshandlung” was der
Werf. §. 25. alB ausgemacht anfuͤhrt, gebraude worden, Es
duͤrfte vielmebr im roͤmiſchen Proceffe eine Vertheibigungshand.
Jung im Sinne des Verfaffers dberhaupt nidt wohl vorgefom-
men fepn, da in det Regel die geridtlidhe Verhandlung theils
Hor dem Prator, theils vor dem Suder geſchah, aud peremto-
riſche Einreden mitunter, fo lange folde dauerte, vorgeſchuͤtzt
werden konnten, und Aberhaupt beim dffentlichen Verfahren die
Partheivortraͤge ſich nicht ſo ſcharf begraͤnzen laſſen, man vergl.
Gaius Inst. IV, 15. | .
_ - Die neue Cintheilung dee Cinreden in nominiatas und
inniominatas ift fo wenig, als die Bebauptung, dof erſtere,
die fruͤheren exceptiones et civiles et prætorice, am Ende
ſammtlich zur verneinenden Litisconteftation gehdrten, §. 30,
‘gu billigen, Mehrere Folgen des Unterſchiedes zwiſchen Litis:
conteftation und Cinreden werden, ). 34-41, unnoͤthig auf. ;
gezablt, da ed jedem uͤberlaſſen bleiben fann, die Unwendung
richtig anfgefapter Begriffe (elb gu maden, wobei nod, ). 37,
58, aͤberſehen ſcheint, dag grade die wichtigſten Folgen der Liz
tisconteftation dermalen dem infinuirten erſten Dectete (don
belgelegt werdeni. Dag e8 eine exceptio alibi gicbt, hat Rec.
querft aus §. 33; 36, 49, 52. erfeben, ex hatte immer ge⸗
glaubt, das alibi gepdre nicht ind erfte, fondern ins Beweis
verfahren.
8..
4458 intl Proces.
Wad die Schrift im Allgemeinen betrifft, fo mag der Um⸗
ſtand, daß ſie fuͤr angehende, und, wie es im Vorworte heißt,
junge Rechtsgelehrie beſtimmt iſt, ihr zur Entſchuldigung ge⸗
reichen, wenn fie keine neuer: Reſultate liefert; gerade dieſer
Umſtand gereicht ihr: jedoch, was bie Methode betrifft, gum
nicht geringen Vorwurf. Der Verf. hat in der Gonneriden
Manier gearbeitet; Gonner’s Ahhandlungen felbſt aber find,
mit einigen Auſsnahmen, mehr fir aͤltere Geſchaͤfftsleute ges |
ſchrieben, Ste, wenn fie folde in ben Berdauungs(tunden halb⸗
wadhend durchgeleſen, in gufriedener Selbſttaͤuſchung ftudirt |
gu haben glauben. Dev jugendlide Geift mug an- der Ge⸗
{hidte, dieſen Baume. der Erkenntniß, aufranfen,. Yoll er
Tridte tragen, im Dunfte rajſonnirenden Wortſchwalls wird
er nie sur Reife gelangen. Auch das kann Rec. nicht billigen,
daß der Verf. nirgendwo die Belege ſeiner Behauptungen giebt.
Das Aufſuchen dieſer Belege iſt zuvoͤrderſt dem Autor ſelbtt
erſprießtich, es fuͤhrt gu grindlidem Studium, zu ernſtem
| Nachdenken, eB berichtigt irrige, und bringt auf richtigere Ue:
ſichten. Sodann foll dte Jugend nichts auf Treu und Glauber.
annehmen, vielmehr in den Stand geſetzt werden, ſelbſt die
Graͤnde des Lehrers gu pruͤfen, und auf wie Weife ihn und
ſich achten lernen.
Recenſentens Abſicht war es ‘ai teineswegs, dent
wohlmeinenden, wie es ſcheint, jugendliden Verfaſſer einzu⸗
ſchaͤchtern, ex glaubte vielmehr dee eigenen Einſicht und Ueber⸗
zeugung nach ihm die Richtung anzeigen zu duͤrfen, in welcher
er oie’ betretene ones faufbapa mit Glad verfolgen
tonne.
Golofd mide.
I Periodiſche Web — tem
4
ober fig iber die newe(ten Sofieme | beds
Strafrechts. Sat oe ee
¥
Die Geſetze dieſer Zeitſchrift erlauben bei Collectiv⸗ Anzei⸗
gen, nicht nur anf ſolche Schriften Ruͤckſicht zu nehmen, wel⸗
che hier oder an einem andern Orte von einem Mitarbeiter be⸗
relts angezeigt ſind, oder angezeigt werden ſollen, ſondern auch
ein eigenes Werk des Recenſenten mit in den Umfang, der meh⸗
rere gleichartig literaͤriſche Erzeugniſſe uinfaſſenden, Anzeige auf⸗
zunehmen. Bow dieſer Befugniß macht dev Unterzeichnete Ge⸗
brauch, indem er ſich des Auftrages entledigt, von den in den
letzten Jahren erſchienenen Lehrbuͤchern und Syſtemen der Cri⸗
minal-Rechtswiſſenſchaft Rechenſchaft gu geben. Der Zweck
dieſer Anzeige fann aber eben darum weder eine. genaue Ana⸗
lyſe jedes einzelnen, der hier zu nennenden Werke; mit Ein⸗
gehung in ſpecielle Gage, welche gu pruͤſen oer zu beſtveiten
waͤren, noch auch eine ausfuͤhrliche Relation ihres (dem Ge⸗
genſtand nach ohnedem bekannten) Inhalts ſeyn; ſondern es
kann nur mehr eine allgemeine Ueberfidt des: Sytems
und der Methode und eine’ Bergletdhung der eingelnen
Werke mit einander und mit den Forderungen der Zeit, nach
Standpunkte erwartet werden.
Dieſe knuͤpft ſich am einfachſten an eine kurze Daritellung |
der Behandlungsweiſe des Criminals Mechts “in neueren Zeiten,
al
X
456 + “ Stratredt.
ba im Gangen jedes Werk, fo fern ihm eine ſeibſtſtãndige wiſ⸗
ſenſchaftliche Bedeutung zugeſchrieben werden darf, als Repraͤ⸗
ſentant der Anſicht ſeiner Zeit, namentlich in der befolgten Me⸗
thode gu betrachten iſt. Dieß aͤußert ſich zunaͤchſt in dem Sy⸗
ſtem, in dem aͤußerlichen Sinn, d. h. der Anordnung bes gee
gebenen Stoffs; allein Ste Folgen ver meihodiſchen confequen-
ten Behandlung dufern fi aud) in der Art und Weife der
Wuffaffung der eingelnen Nedhts-Wahrheiten, den Ab-
leitungen weiterer Golgefage, vor allem aber aud gleid) ans
fangs bei der Frage, was und wwieviel in den Umkreis der
Wiſſenſchaft gu ziehen, oder was davon auszuſchlieſſen fey, in
in fo fern nehmlich die Verfaſſer von Lehrbuͤchern es ſich nicht
ſowohl im Allgemeinen gur Aufgabe gefegt Hatten, die Wiffewe
ſchaft des Criminalrechts Gberhaupt, ſondern nad einer bes
ſtimmten Raͤcſicht darzuſtellen, wobei gewoͤhnlich zwei
in Verbindung vorkommen, welche abgeſehen von andern Cis
genthuͤmlichkeiten der Methode hier die Art und Weiſe ber Dar⸗
ſtellung bedingen, nehmlich der Zweck der Lehre, beſonders der
Gebrauch bei academiſchen Vortraͤgen, und dann der Zweck,
bas bei wns geltende Criminal» Recht far den praktiſchen Ges
brauch vorgutragen, oder wenigſtens eine Cinleitung in da8
Studium des heutigen Mets gu geben. Es wird fid alfo
aud hier die Richtigkeit der don Sem Unterzeichneten in ſeiner,
der Encpclopddie und Methodologie der Rechte wiſ—
ſenſchaft vorausgefhidten, Abhandlung aufgeſtellten Anſicht
bewaͤhrt finden, daß das Syſtem und die Methode nicht etwas
von der Wiſſenſchaft im Weſen Verſchiedenes und derſelben aͤuſ⸗
ſerlich Segenuͤberſtehendes wie ein leeres Fachwerk ſeyen, ſon⸗
dern Oa fie vielmehr mit ber Wiſſenſchaft ſelbſt eins find, wie
denn auͤf einem hoͤbern Standpunct Form und Snbalt wes
ſentlich identi(h find. Bud das Hiftorifde bat fir feinen
gegebenen Stoff cine eben durch die hiſtoriſch⸗ nationalen Bere
—_
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| ueberſ. Ab. diecaedAP Softee 457
HAltniffe gegebene, fohglich nidys S00 wiltOprilive Forine Diefe
Verwandtſchaft der Form Hisbem Indalt #igt Hdy-,. B. bet.
einer Darftellung des RimifHert - Altionen⸗ Mesias ‘ober dev
Bertrdge. Denn wenn mart gleid) zugeben müß, daß nad) all⸗
gemeiner Wuͤrdigung des Begriffs und Weſens des Vertrages
und der beſondern Vertraͤge in ihrer unendlichen Manchfaltigkeit
im buͤrgerlichen Verkehre, eine gang andeve Wet dev Claſſiſici⸗
rung erfordert wird, wie bie Roͤmiſche, fo ifte ouch, wie 8
aud meift in unfern Lehrbuͤchern geſchieht, fir die hiſt driſche
Darſtellung der Romiſchen Vertragslehre Sie Form eine
nothwendige; nehmlich den, von ſo vielen praetiſchen Fol⸗
gen begleiteten Unterſchied der pacta und oontractus, und bei
dieſen letztern wieder den der rein formellen, Son din an⸗
dern die Art der Leiſtung oder den Inhall bedingten, feſt⸗
zuhalten; eine Unlerſcheidung, welche fuͤr die Darſtellung des
Germaniſchen Rechts ohne Ginn ſeyn wuͤrde. Giebt man
nun gu, daB auch felbft bas Momiſche Recht in dieſer Lehre,
wenn man es fuͤr die heutige Anwendbarkeit vortraͤgt, nicht
mehr nothwendig an jene Form gebunden fey, und: daher. nicht
unzwedmaͤßig aud) nad andern Geſichtspunkten dargeſiellt wer⸗
ben koͤnne, wie es z. B. Heiſe gethan hat, weil: fix ums dev
Unterſchied von pacta und contractus bie Eigenthuͤmlichkeit der
Stipulation rc. mit ihren proceſſualiſchen Folgen nicht mehr
befteht, fo ift dieß mit obiger Behauptung nicht im Widerſpruch,
fondern voͤllig vereinbar. Far uns hat nehmlich jene dem In⸗
balte des Roͤmiſchen Rechts cin nothwendige Form aufs
gehoͤrt, eine nothwendige gu ſeyn, fie ift eine leere und gleich⸗
giltige, und nur nod) far die hiſtoriſche Darſtellung weſentlich;
bingegen fir die Theorie des geltenden Mets ift eine andere
aus dem Begriff und Inhalt des Bertrags hervorgebende Form
gegeben, und jene fribere kommt nur nod in Betracht, in fo
fern man beliebig cin aͤußeres Schema (uct, und. unter andern
Cd
“e5 -, a ae ——
aud, aus mancherlei Gruͤnden, bei bem alten Geen bleibt.
Das Hiſtoriſche iſt nehmlich nicht mehr jenes Gelten und Fort
hefteben bed Fruͤhern, ſondern vielmehr deſſen Aufhoͤren abe
mit den Gruͤnden, aus welchen dieſes geſchah und geſchehen
mußte.Nicht minder hat das Criminal⸗Recht eines Volks,
ſobald es beginnt Gegenſtand wiſſenſchaftlicher Behandlung zu
werden, ſeine eigenchoͤmliche Form, ſo wie ihm ſein Inhalt
Und der Inbegriff ſeiner Beſtimmungen ein eigenthuͤmlicher iſt.
Es iſt ſo das Recht, welches dieſem Volke und dieſer Zeit
angehoͤrt, und abgeſehen von der Nothwendigkeit gewiſſer aͤuſ⸗
ſerlicher Grenzbeſtimmungen, iſt darin nichts Willkuͤhrliches.
So wuͤrde ſich eine Darſtellung des Roͤmiſchen Criminal
Rechte, .ausgehend von. ſeiner urſpruͤnglichen Beſchraͤnktheit,
beſonders durch die dem Roͤmiſchen Recht eigenthuͤmlichen Fae
ſtitute, welche id) in. meiner Commentatio de antiquissimo
Romanorum jure criminali gu entwideln verfucht babe, dann
gu dee ſpaͤtern Erweiterung gelangend, durchaus an die pros
ceffualifdhen Gefidtspuntte halten, und den Unterſchied der
Faͤlle, we nad dem judicierum publicorum ordo, und wo
extra ordinem verfahren wird, fo wie die Galle der Privats
delicte, ferner die (ubfididre Nidtung einiger Leges de ju-
. cio publico, im Verhaͤltniß gu andern befcranftern bis gu
. Ben Umwandlungen ia der fpdtern Kaifers Zeit beadten miffen,
waͤhrend das Canoniſche oder einheim iſche Criminal Redf,
wenn man dieſe ſo ſelbſtſtaͤndig abhandeln koͤnnte, wie z. B.
irgend ein neues Criminal⸗Recht eines Landes, eine ganz
andere Form nicht nur fordern, ſondern weſentlich haben.
Fir die aud nur practiſche Darſtellung unferes, aus jenen vets
ſchiedenen Quellen berborgegangenen einheimiſchen Criminal⸗
Rechts, welches beſonders durch die fruͤhere Gewohnheit und |
Praxis auf eine hiſtoriſch eigenthinvidhe Weife ſich geſtaltet bat,
eniſteht, fol man fagen die Schwierigkeit codex der Bor
a 9 Neberſ. ib. die nenern Sofeme, — 459
tell? aud) gugleid jene fruͤhern pitoriſchen Momente nicht
nur des Inhalts, ſondern auch der Form, oder eben beider
verbunden, betidfidtigen gu muͤſſen. Nicht gu allen Zeiten iſt
aber diefe Rothwendigheit auf gleiche Weife anerEannt wordens
bielmebr haben neben einander und nach einander die verſchie⸗
denen Anſi chten fiber Swed und Beduͤrfniß der Zeit, die An-
forderungen demſelben gu genuͤgen, und die Mittel, wodurd
dieß am ficherften geſchehen koͤnne, die Kaͤmpfe gum Refultat
gehabt, Seren, Folgen wir erfabren, und von denen id aus⸗
fuͤhrlich in meiner Ubhandlung uͤber bie wiffen(dhafte
lide Behandlung des CriminalsRedtg, oor mebs
nem Spftem, geſprochen habe. Hierauf mid) gu begiehen
witd um fo eber geftattet werden, als das genannte Buch ſelbſt
Unter die hier angugeigenden gehoͤrt. — a
Indem wir nun dem vorgeſteckten Ziele naͤher treten, iſt
von der Zeitfolge, in welcher die verſchiedenen gleich zu be⸗
trachtenden Werke erſchienen find, in fo fern ſcheinbar abjus
geben, als nebmlid) die Werle, von Senen bier neue Wu fe ,
~ lagen gu erwaͤhnen find, zunaͤchſt von dem, Standpuntte dex
Zeit au betradten find, wo ſio zuerſt entſtanden ſind. Dieß
ſcheint nicht minder eine Forderung der Methode, als der
Gerechtigkeit: wuͤrde man blos die neue Ausgabe, als bee
fondere,. wie ſſe jegt votliegt, betrachten, ſo wuͤrde fie leicht
als eine Holirte Erſcheinung des Sufammenhangs mit der —
Anſicht dex Zeit enthehren, Darum ift zuerſt :
1). de8 Lehrbuchs bon Feuerbad) dankbar gu gedenken. —
Wit werfen guerft einen Blid auf den Zuftand der SEO aT
Yor der Erſcheinung des Werkes.
Die Wiſſenſchaft des Criminal. Reihte war in ibeet Bea
bandlung dberall und bei den Teutſchen nicht minder, als bei
deren Nachbarn zuruͤckgeblieben; wenige hatten ſie als einen
dankharen Stoff, dem ihre Tharigtelt guguipenden fev, betray
~
\
460 ; Girafredt.
tet; das Berfahren und die Prazis war- gleidfalls nicht frei
von vielen Gebrechen; die Theorie ein (dledter Dogmatismus ;
tur in eingelnen Punften fand eine beffere Behandlung ftatt,
eine Nachwirkung jener Zeit, wo aud) bon den benadbarten
Laͤndern aus bas Augenmerk mehr auf das Beduͤrfniß geitge-
maͤßer Berbefferungen gerichtet wurde, welche nothwendig aud)
burd) die Theorie vorbereitet werden muster. Ob dex fruͤhern
Praxis oder der Theorie ein groͤßerer Theil der Schuld an dem
traurigen Zuſtand beizumeſſen war, laſſen wir hier unentſchie⸗
den; gewiß iſt es aber, daß die Theorie ſelbſt ſich nicht ent⸗
ſchuldigen fara, denn es war langft das Beffere vorbans
den, was man nidt fab, weil man fic nist die Mahe gab,
es gu erkennen; die Verbefferung hing nidt erft oon der Ente
dedung neuer Wahrheiten ab; die alten waren ba, fie durften
tur aufgefudt, von dem Irrthum, der fo oft neben der Wahr⸗
beit ſteht, geldutert, und dann in einer geitgemagen Form aus-
geſprochen werden. Criminalrechtliche Grundſaͤtze fteben, an fid
und in ihrer Unwendung, da der Menſch in feinen Handlungen,
dem Gewebe feiner Triebfedern und Begierden, Wuͤnſche und
Plane, Gegenftand der Betrachtung ift, und da deren Folgen
fo unmittelbar die Perfon felbft betreffen, mehr mit den Ans
ſtchten aller, wenigftend der gebildetern Menſchen in gewiffer
Beziehung, daß ſich dieſe faft ſaͤmmtlich fuͤr die Sache intereſ⸗
ſiren, wenn irgend einmal die allgemeine Aufmerkſamkeit in
einem beſtimmten Kreis hierauf gezogen iſt, ſey es durch ein⸗
zelne Vorfaäͤlle in ihrer Behandlung, ‘oder durch den Cinflug
» und die Ridtung ber Zeit in der Philofophie und Politif, und
anderer Lerwandten Lehren. Beides war der Fall in- unferer
Wiſſenſchaft. Jene Veranlaffung des grdfern erwedten Inter⸗
effes an der Theorie unh Praris bes Criminals Rechts mit ih
ten vortheilhaften und nadhtheiligen, begleitenden und nachfol⸗
genden Erſcheinungen, find nidt minder befannt, als die Um»
we uneberſ. Ab. Die neuern Sofeme. 461
geſtaltungen, welche feit den legten Jahrzehenden des vorigen
Jahrhunderts in politiſcher Hinſicht wie in der Wiſſenſchaft der
Philoſophie, ſonach auch der Rechts⸗Philoſophie eintraten, tind
deren Folgen ſich hier gemeinſchaftlich wirlſam geigen mußten.
Machte die politiſche Aenderung, namentlich zuerſt in Amerika,
dann in Frankreich (neben vielen bedauernswuͤrdigen Irrthuͤ⸗
mern) auch viel Wahres, beſonders die allgemeinen Menſchen⸗
rechte geltend, welche jetzt erſt oͤffentlich zur Sprache kamen,
fo. mußte dieſes bald far das Criminals Recht die Wirkung has
ben, daß man mehr als fonft erfannte, dex Menſch, ſelbſt als
miglider Verbrecher, duͤrfe feiner Willkuͤhr Preis gegeben werz
den, fondern nur unter dem Recht und Geſetz ſtehen, und hie
mit flimmt die Philofophie des Rechts poͤllig Aberein, fo daß
wenigftens in diefer Hinſicht ein innerer Zuſammenhang der pos
iY
litifchen und philoſophiſchen Anſicht de8 Seitalters niche geleuge
net werden kann. Die Behandlung ber Logit, ver Schluͤſſe,
die Unterfudungen dber Gewißheit, Wahrheit, und deren Ge⸗
genſaͤtze, mugten die fribere Lehre der Zulaͤßigkeit der Falter
in ihrer Nichtigkeit und Ungeredhtigteit offenbaren,, und fo bez
reitete ſich beſonders in bem, wad den Gegenſtand bes all ges
meinen Theils und des Criminal-Proceffes aus’madt,
tine neue Geffaltung gor, waͤhrend bei dex Lebre der He fons
bern Verbrechen nur in Wnfehung der Strafen eine.
Neuerung’ ſtatt fand, die durch die Praris vorbereitet war,
welde, indem fie die zeitgemaͤßen Anſichten auffagte. die Stra⸗
fen der Koͤrper- Verſtuͤmmlung nicht mebe zuließ, theile
weife die Harte andrer Strafarten milderte, und auf. den Grund
verbeſſerter polizeilicher Anſtalten die Freibeitsſtrafen aft
regelmaͤßige einfuͤhrte.
Fuͤr die Wiſſenſchaft war nun die Aufgabe, die neue nothe |
Wendige Form auszuſprechen, wabrend die Gade felbft ſich bes
reits gu bilden begonnen hatte, und die allgemeinen Principien
42 Strafrecht.
feſtzuſetzen, aus deren folgercchter Entwidiung ſich die beſon⸗
dern ergeben ſollten. Es war die Zeit einer freilich mehr for⸗
malen Philoſophie und der Politik; ſie war berufen, den fruͤ⸗
hern Gebrechen, die man erſt als ſolche erkennen mußte, abzu⸗
helfen, und dem Neuern fein Recht werden gu laſſen. Es be
durfte eines Mannes, der den innern Beruf hiezu hatte, und
als Wortfihrer der neuern Beit, und ihrer Anfpride und Bev
rectigung, fv diefelbe auftrete. Diefer Maun war Feuer
bad, und als folder wird er bon When anerfannt, die das
Verhaͤltniß in diefer Art richtig auffaffen. War es nun Harpte
ſaͤchlich Beduͤrfniß mit ver Fadel der Philofophie die Wiſſen⸗
ſchaft des Strafrechts gu erlenchten und gu reinigen, fo Fonnte,
da ſich tiberall die Nothwendigheit geltend madt, in jener Beit
eine hiſtoriſche Behandlungsweife, die bei jedem in der Beit ent
ftandenen Rechte erforderlich iſt, beſonders einem aus fo vers
fcbiedenen Quellen gufammengeftellten — und durch welde fo
viel Gutes geleifiet werden farin — damals ihre Anſpruͤche nicht
durchſetzen, ja kaum ausſprechen; und fo wurde denn in det
Behandlung unſrer Wiſſenſchaft in jenem gehaltvollen Lehrbuche,
wie in den meiſten andern, welche demſelben in auffallender
Uebereinſtimmung der Methode folgten, das Hiſtoriſche ganz
bei Seite geſetzt, was zunaͤchſt auger Andern, ſpaͤter gum Bes
wußtſeyn gefommenen Nachtheilen, gleid) den Uebelftand mit
ſich fuͤhrte, daß aud) das Dogmatiſche fo weit gum Theil
mangelbaft behandelt wurde, ald es in eingeluen Lebren , obne
eine hiſtoriſche Grundlage nicht ridtig dargeftellt und verſtanden
werden fann, und wonach alfo Misgriffe. in Form und Inhall
unvermeidlid) waren. Dad Werk ift wefentlid, wie die Aus
ſicht der Zeit, dogmatiſch-praktiſch, fo daß der Philoſo⸗
phie und ber ſich am dogmatiſchen Stoff uͤbenden Geiſtesge⸗
wandtheit bier ein beſonderet Einfluß geſtattet iſt, nicht one
einige Verkennung oder Natur des poſitiven Rechles ſelbſt.
—
| ueberſ. fib: die neuetn Syſteme. 468
Was Daher jened Werk fo ruͤhmlichſt auszeichnet, ‘und { ihm (o
allgemeinen Eingang verſchaffte, ift der Durd gebenbde e phis
lofophiſche Scharfſinn, die Conſequenz der Behand—⸗
lung, die Beſtimmt heit der Begriffe, die Wuͤrde der
Sprache und die praftifhe Tendenz des Gangen,
nicht minder als det. meift -ridtige jurifti(d » politifde
Takt, mit welchem befonders die Beftimmungen ber C.C:C .)
weniger gut, aus den angefuͤhrten Grinden die ded sada den
Rechts aufgefabrt und dargeftellt find.
Dennod (cheint es nidt gu verkennen, dag die Philoſophie
weniger nach ihrer allgemeinen wahren Seite, als vielmehr nur
mehr formell hier ihren Einfluß aͤußert. Die Theorie des pfye
chologiſchen Zwangs iſt von fo vielen Seiten mit mehr
ober minder guͤmſtigem Erfolge angegriffen worden, daß hier
eine neue Kritik unndthig iſt. Jedoch far unſern Zweck iſt zu
erinnern, daß theils an die Stelle einer philofophifden
Begrandung des Strafrechts d. h. einer ſolchen, welche daſ⸗
ſelbe als eine nothwendige Forderung der Vernunft, Sitte und
| Gerechtigteit beweifet, vielmehr nur eine aͤußerliche poli⸗
tiſche der Zwecmaͤßigkeit trat, indem die Art, wie der
Verfaſſer dieſelbe als rechimagig darſtellen will, nicht fuͤr
haltbar angeſehen werden kann. Auch if Sberhaupt eine Ge
rechtigkeit im hoͤhern als dem gewoͤhnlichen Sinne, nicht
ein bloßes Recht nachzuweiſen. Ferner iſt die pſychologiſche
Grundlage dieſer Theorie eine doppelt unrichtige, theils durch
die Annahme, daß alle Verbrechen in der Sinnlichkeit. ihe
ren Grund haben, theils durch die Behauptung, welche jeder
Straffall widerlegt, daß nehmlich derjenige, der ein Verbrechen
begehen wollte, die hier vorausgeſetzte Berechnung zwiſchen Gut
und Uebel anſtellen, folglich ſich abhalten laſſen werde, was
allemal bei wirklich begangenen Verbrechen nicht der Fall war,
auf eulpele Verletzungen ohnehin nicht art Wendet man ein,
464 1 \ Gteafredt.
daß gegendber einem wirklichen Verbrecher, vielleicht viele ane
dere Mbglide durch den pfpchologifdhen Zwang abgebalten
werden, das Geſetz gu Gbertretten, ſo muͤßte man dtefer Theor |
vie eine Soppelte Wirkſamkeit anweifen — einmal die natuͤrliche
plrdologifhe Whhaltung for alle Nichtverbrecher, welche denn
_ freilidy aus einem febr unwuͤrdigen Standpuntte betrachtet wer⸗
den, als wenn es nidt hoͤhere Gruͤnde gdbe, die den Menſchen
auf dem redjten Weg erbielten, ald Furcht vor Strafe; — und
dann die Beziehung auf die, ruͤckſichtlich deren die Theorie uns
wirtfam war, und die dafuͤr bigen miffen, dag die Theo
rie, oder der ihr folgte, in ihrer Berechnung ſich geirrt hat, ſo
daß folglich bei jeder Strafzufuͤgung hiernach eine ungerechtfer⸗
tigte Maasregel ergriffen wird.
Eben fo hat die fruͤher uͤbliche, und nur in einem gerviffen
Sinne aber nicht algemein ridtige Trennung bes Rechts und
der Gitte, fo wie die Begrindung bes erften auf die Natur
des Bertrags gu manden Unrichtigkeiten gefhbrt, und gwar gu
‘um ſo gefabviidern, je confequenter, folglid) dem Berftande
einleuchtender die Folgerungen aus den aufgeftelten Praͤmiſſen
waren, Dabin geboren bie Kalle, wo der Perfaffer Fein Vere
brechen annimmt, weil der unmittelbare Gegenſtand deſſelben,
irgend tin Sndividuum berbaupt Fein Recht, oder tin bez
ſtimmtes Recht nidt habe oder darauf Verzicht leige, was
allemal da falſch ift, wo ber Staat und fein ſittliches Recht
und folgeweife deffen Geſetz ſelbſtſtaͤndig eine Wnerfennung for⸗
bern, wiewohl Kier in der neueſten Wusgabe manches Hefdrdatt
worden iſt; ferner die Stellung und Betrachtung der Selbſtent⸗
leibung; die Unterſtellung des Staats, der Ehe, und ſelbſt der
Kirche, unter den Geſichtspunkt blos vertragtmaͤßiger Ge⸗
ſerllſchaften. Nicht minder iſt in dem Criminal: Proceſſe
die Lehre ber oe und — mit Unteripibungen,
—
Ueberſ. ib. die neuern Syſteme. 465
die. ber Logik fremd ſind, auf eine zwar ſcharfſinnige, aber
großen Bedenken unterliegende Weiſe behandelt worden.
Auch der von dem Verfaſſer ſ. g. p philoſophiſche Theil iſt
gu ſehr in einigen Lehren mit Beiſeiteſetzung der pofitiven Quel⸗
len dargeſtellt, worauf erſt in neuern Schriften mit Recht mehr
aufmerkſam gemacht worden iſt, indem dieſe zugleich den fruͤ⸗
Her vernachlaͤßigten hiſtoriſchen Geſichtspunkt in fein Recht ein⸗
zuſetzen ſuchen. Was nun zuerſt dem Werke einen Theil der
allgemeinen Geltung entzogen, wat weniger die fortſchreitende
fpeculative Methode und deren Ginflug quf die pofitiven Wife
fen(chaften, feitdem das Kantifde Spftem nicht mehr allgemein
angenommen wurde, und nicht mehr Alles fir Philoſophie galt,
was Refultat ber Berflandes - Confequeng if, als vielmehr da8
ſtets vorhandene, aber, erſt weit fpdter gum Bewußtſeyn ges
fommene, ‘und beſtimmter ausgeſprochene hiſt oriſche Princip
im Rechte, welches allmablig aud) in unſerer Wiſſenſchaft feine
Anſpruͤche geltend gu machen beginnt. Denn die meiften Lehr⸗
bidder des Criminal - Rechts hatten nad) dem Muſter des Feuer⸗
bachſchen die Form, daß in oder Hor dem allgemeinen Theile
zuerſt irgend eine ſ. g. philoſophiſche Theorie, worin die Strafe
entweder als Forderung der Gerechtigkeit, oder, was ſchlimm
iſt, ohne Beruͤckſi idjtigung derſelben, als politiſches und durch
die Beduͤrfniſſe gebotenes, zweckmaͤßiges Mittel zur Erreichung
irgend elhes Vortheils oder Nuͤtzlichen, oft ſehr willkuͤhrlich hin⸗
geſtellt wurde, dann die Lehren des. allgemeinen Theils, bei deo
nen man nicht zu ſehr an die Quellen gebunden war, oder zu
ſeyn glaubt, in mehr oder minderer Conſequenz des angenome
menen Geundprincips erdrtert wurden ; in dem befondern Theile
aber, kleine Abweichungen im Spſtem und, der Stellung abges
rechnet, cine ungemeine Ucbereinfimmung ftatt fand, da der
Begriff bes Verbrechens, zuweilen mehr gus, bem Spradgee !
brauch = awas in fo fern nit gang gu mipbiliigen it,
\
406 : Strafredt.
als Ste mit Sem [ebendigen Recht verwandte Sprade, ber Muss
druck ber volksmaͤßigen Anſichten Aber fivafwtirdige Handlungen
iſt,) als aus den gemeinſchaftlichen Quellen hingeſtellt, aus dene
felben dann wieder als Merkmal des Thatbeſtandes herausge⸗
nommen wurde, was man beliebig hineingelegt hatte, und nas
mentlich die Strafbeftimmungen, oft mit nidt vollſtaͤndiger Bes
.* ghdfictigung, befonders des RdmifHen und Canonifden Rechts
angab, wobon als Beifpiel nur erinnert werden foll, wie der
Werf, felhft in den neufien Ausgabe, die Grund(age aller fri
bern, und mit Recht abandert, nad Gefegen, die nie utigus
ginglid) waren, und alfo aud) laͤngſt batten benuge werden —
fonnen, wenn man nidt Aberhaupt den Sinn fir quellenmagi-
ge Behandlung gu ſehr Hem angeblich philophiſchen aufgeopfert
hatte. Die hiedurch bewirkten Nachtheile beftehen unter andern
in elner Unſicherheit, wodurch die Philofophie ſelbſt verdachtig
gemadt, und gleid), bei dem grofen Einfluß des hiſtoriſchen
Princips, wie es gu gefdeben pflegt, die Gefahr entfland, von
Einigen bas entgegengefegte Extrem befofgt gu feben. — Hier:
fiber und fiber da8 bisher Gefagte erlaubt ˖ſich der Mef. auf fei-
ue bereits angefibrte Abbandlung, und auf die Noten in
feinem Syſtem gu verweifen, :
Se mehr nun aber bei fo verſchiedenen Richtungen, ſo fern.
fie nicht Verirrungen, fondern zeitgemaͤße nothwendige Erſchei⸗
nungen ſind, eine Vermittlung und ein Fortſchreiten auf dem
rechten Mittelwege gefordert werden mus, und je fidyerer man
16 uͤberzeugt balten fonnte, daß feine bedeutende Erſcheinung
“Gn der Wiſſenſchaft, | befonders wenn fie auf deren ganzes We⸗
“fen ihren Einfluß aufert, an einem foldjen Manne ‘unbemertt
voruͤber geben fann, deſto mehr war man berechtigt gu erwar⸗
ten, daß aud) diefer Ser Zeit ibe Recht wiederfabren laffen, und
daß diefes feinem Lehrbuch, bei der neuen Tange von ibm und
Andern gewuͤnſchten Vearbeitung-gu. Gute fdininen werde, Reue
*
[od
Ucberf. Gb. die neuern Syfteme. 462
Anſichten oon Individuen bleiden itzt unbeachtet, weil es dieſen
Qn Anerkennung fehlt, weil die Andern fie mißbilligen, oder
vorneher feine Notiz davon nehmen, aber -bie Fordetungen der
Hiftorifden, in Verbindung mit einer philofophifdeprak —
tiſchen Methode, waren nicht aus der Anſicht einzelner In⸗
dividuen (und bekanntlich ſehr namhafter) allein, ſondern aüs
Der Beit ſelbſt und ihrer wiſſenſchaftlichen Richtung hervorge⸗
gangen. Das Charakteriſtiſche ber ftruͤhern Anlagen des Werks
iſt aber auch jetzt unveraͤndert geblieben; die Verbeſſerungen
ſind nicht durchgreifende Anſichten und Methode, ſondern ein⸗
zelne ſehr zu billigende Berichtigungen, und indem dieſes Werk:
in ſeiner jetzigen Geſtalt wieder ein treffliches und ſehr bedeu⸗
tendes genannt werden muß, kann es nicht mehr als Repraͤ⸗
ſentant des jetzi gen Zuſtandes der Criminal⸗Rechtswiſſenſchaft
uͤderhaupt, ſondern nut noch einer, allerdings ſehr beachtungs⸗
werthen Richtung gelten. In die einzelnen Lehren einzugehen,
verbietet ſowohl der Zweck dieſer Abhandlung, als aud) der Um⸗
fund, baf von einem der Herausgeber. diefes Blaͤtter eine aus.
fuͤhrliche Anzeige des Werks gelicfert it.
~ Kein Lehrbud) iſt neben dem ebengenannten mit grigeree
ſelbſiſtaͤndiger Bedeutung aufgetreten, als
2) das Groiman (he, das, gufolge feiner neuſten
qten Yuflage (1825), ebenfalls in den Kreis diefer Betradtuns ~
gen gu ziehen iff. Beide, unabbangig von einander, -und doch
wieder uͤbereinſtimmend in dem, was als charakteriſtiſches Mert.
mal, auch des erſten, im Verhaͤltniß zu dem Standpunkte der
Wiſſenſchaft zur Zeit des erſten Erſcheinens angegeben iſt, ſind
in ihren ſpaͤtern Ausgaben von gegenſeitigem ſehr wichtigem
Einfluß gewefen, und fir bie criminaliſtiſche Literaͤr⸗ und Dog.
| —— a bie Vergleichuns beider in den no
H S. Krit. Zeitſchr. B. 1. H. 1. S. 35 f.
Krit. Zeitſchr. II.3. 9
—
468° Strafredt.
verſchiedenen neuen Ausgaben ſehr lehrxeich. Beide Miner
ihren Beruf fAblend, haben redlid) das Ihrige Deigetragen, bas
Biel gu erreichen, das fie dem Criminals Redte unfrer Zeit bore.
geſteckt glaubten. Jeder ließ dem Andern die gebuͤhrende An⸗
erkennung ſeiner Verdienſte zu Theil werden, und fo findet
man bier, wie font nicht leidt in zwei Werken uͤber denſelben
Gegenſtand, eine beſtaͤndige Beruͤckſichtigung der Grundſaͤtze des
Andern, indem bald abweichende Anſichten kuͤrzer oder ausfuͤhr⸗
licher gerechtfertigt, und die des Andern beſtritten, oder auch
mit loͤblichem Eifer fuͤr die Wahrheit, nach den Aberseugenden
Grinden des wiſſenſchaftlichen Gegners aufgegeben, und die
andern anerkannt werden. Go darf Feuerbach, in allen Muse 7
gaben, die neueſte mit inbegriffen, bei der Dedication an Grok
man da8 Motto hinfegen:
Ayad) ig, quum invicem se mutuis exhorta-
tionibus. amici ad amorem veritatis exgcuunt.
Se feltenee leider die Exſcheinung iſt, deffo mehr ift es Pflicht,
es wiederbolt als Beifpiel aufguftelien, mit welder, bon wah⸗
rer Liebe (Ax Wiſſenſchaft, Wahrheit und Recht zeugender Wuͤr⸗
de diefe beide gleid) firebenden Manner einen guten Kampf
geftritten haben, der nicht nur einzelne Punkte in der Wiſſen⸗
ſchaft, ſondern die ganze, mit ihrer Grundlage betraf, und
von dem gewiſſermaßen, wenn es auf aͤußere Ehre eines Sie⸗
ges ankam, und nicht vielmehr, wie jene anerkannten, die
a
wahre Ehre aud fuͤr den Vefiegten in dex Huldigung der Wahr⸗
Heit und der Gerechtigheit beſtoͤnde, die wiſſenſchaftliche Bedei
tung eines jeden dex Streiter abbieng.
Aber der Kampf, fo niplidy er der Mahe heit war, datte
dieſe ſelbſt nicht zu ſeinem Reſultate: beide Theile ſind, aus
dem unentſchiedenen, gleich ruͤhmlich zuruͤckgekehrt. Der Streit⸗
punkt, der nehmlich als der hauptſaͤchlichſte hervotzuheben it,
betraf die hoͤchſte Begruͤndung des Rechis zu, ſtrafen, oder
eberf. Nb, die neuern Syfteme. 469
beſtimmter, es handelt ſich um den Vorzug ber Cbedrle des
pſochologiſchen odet den der Cheariz..bes Praͤpentions⸗
Zwanges. Selbſt wenn ein Theil den andern Por. bet Un⸗
haltbarkeit der entgegengeſetzten Unfit gu überzeugen ver⸗
mocht hatte, fo whrde daraus nod) nicht bie Nothwendigkelt
der Anerkennung der andern Theorie begraͤndet, und ſelbſt wenn
dieſes det Gall geweſen wate, nigi fuͤr bie uͤbrigen naͤhern oder
entferntern Theilnehmer und Zuſchauer des Streits bas Reſultat
entſtanden ſeyn, daß fie, unter einander gleichfalls verſchlede
mer Anſicht, dem obfiegendeh Theile atten beitreten muͤſſen/
weil darin wenigſtens Alle Abertinftimmten, dap keineßwegs
nur zwiſchen jenen beiden Theorieen zu waͤhlen fey, und
aͤberhaupt gar niche gu waͤhlen. Da ſich aber der Gegenſat
und der daraus hervorgegangene Streit nicht auf die oben ers
waͤhnte allgemeine Methode bezog, welche fidy feinedwegs auf
bas Criminal. Redht beſchraͤnkt, bas bisher den geringſten Bors
theil davon gegogen hat, ſondern die ganze Rechtswiſſenſchaft
umfaßt; — da vielmehr jener Gegenſatz ſich innerhalb eines
beſtimmten, von beiden Theilen in ſeiner Beſchraͤnkung anets ·
zannten Kreiſes bewegte: fo iſt es erklaͤrlich, wie auf dev einen
Seite die allgemeine Wahrheit fuͤr unſere Wiſſenſchaft daraus
gar nicht hervorgehen konnte, auf dee andern aber, neben dem
Streit eine große Uebereinſtimmung im Ganzen und im Ein⸗
zelnen gum Vorſchein kommen mußte, indem viele, jetzt fir
die. Wiſſenſchaft in Anregung gebradite Fragen, damals iii |
beribrt wurden. |
Sn Beziehung auf das gleide burg bie Seit gegebene Be
duͤrfniß einer philofophifd « kritiſchen Darſtellung des vorhande⸗
nen poſitivvn Stoffs, den man ganz gu beſitzen glaubte, auf
die gleiche damals gangbare Anſicht Aber die Natur und Ent⸗
ſtehung des pofitkven Media, und fiber ble Behandlung der
Quellen⸗Zeugniſſe (fo mug mah nach der Ridtung des Stue
: » ve
avo : Strafreas.
diums jener Brit fagen), find Oaber beide Wetle als aͤhnliche
umd gegendber ben Anſichten unfrer Zeit, die einer allgemeinen
Anerfernung aber aud) erft entgegenfeben, als gleide Er:
ſcheinungen gu begeidiuen, Man wirde fid in Verlegenheit
finden, Gem einen vor dem andern einen Vorzug eingurdumen,
zumal auf einem Stanbpuntte, wo man fir fein eine Pars
thie nimmt; indeß bat, wenigſtens nad der Zahl der Auflagen
gu ſchließen, die fretlid) bon dem gufadigen Umſtande abbangen,
ob mebr oder weniger academiſche Docenten. nad einem Leber:
buche bortragen, welded dann fabrlich unter eine gewiffe Une
zahl Zuhoͤrer verbreitet with, bas Lehrbuch von Feuerbach
guͤnſtigere Aufnahme, als bas von Grolman erfahren; jes
nes ift feit 1801 gum neunten, dieſes {eit 1797 gum vier⸗
ten Mak aufgelegt worden. Beide haben aud darin unter
andern gleiche Unerfermung gefunden, daß fie an andern Gris
“minalifien eifrige Anbanger und Vertheidiger erbielten; insbes
ſondere hat Titt mann in feinem Handbude fid fir Grol.
mans Unfichten erHart, wabrend Salchow, unbefdhadet ſei⸗
nex Selbſtſtaͤndigkeit, ſich mehr den Grundfagen und der Bee
handlungsweiſe Feuer bachs anſchloß. Wenn ſpaͤtere Schrift⸗
ſteller die Lehre jener Maͤnner benutzend, ihren Werken in ein⸗
zelnen Theilen einen Grad von Trefflichkeit gaben, welche fie
ſelbſt brauchbarer macht, ſo iſt dieſes fuͤr jene Vorgaͤnger eine
Genugthuung, ſonſt aber uͤberhaupt eine bekannte Erſcheinung,
daß dem ſpaͤtern, der die Erfahrung anderer benutzen und auf
der einmal entdeckten Bahn fortſchreiten kann, ſeine Arbeit er⸗
leichtert et, und daß die Fortſchritte Ser Zeit den neuern Lei⸗
flungen Sod) aud) gu Gute kommen miffen, Hier tritt nod
der beſondere Umſtand ein, dag jene beiden Manner, in andre
hoͤchſt wichtige Geſchaͤftsverhaͤltniſſe gegogen, und bei der letzten
Musgabe Beide langere Beit nicht mehr academiſche Lehrer, ihe
—
tebe ib. bie nenern So fee. qr
ren Werken nicht jene Vollendung geben pastel: welche fe
felbft minfdten, | na: 4
Dem. Grofman (hen Werle. it — der —
Verſtandes⸗ Conſequenz des andern eine groͤßere Frei⸗
beit und Annaͤherung an einen aligemeinern Standpunkt,
als den des bloßen Rechts im gewoͤhnlichen Sinne, eigen.
Dadurch findet ſich die Darſtellung oft unbefangenes, abet auch
angreifbarer. Die gangbaren Theorieen der fruͤhern Recht $e
Philoſophie, namentlich alles im Rechte auf Pertraͤge
zu reduciren, mit den hieraus hervorgehenden Folgen, finden
ſich aber auch bei Grolman, und es laſſen daher eine Men⸗
ge von Behauptungen die Ausſtellungen gu, die fruͤher ausge⸗
fproden find. Auch findet fic) virgends, auger ber eigenthime
lichen Begrindung des Strafredhts, ein weſentlich verſchiedener
durchgreifender Grundſatz uͤber die Behandlung des Ganzen aus⸗
geſprochen. Indeß verdienen unter andern zwei Punkte einer
auszeichnenden Erwaͤhnung. Die fruͤher und aud von andern
geruͤgte Gleichſtellung des philoſo phiſchen Theils des Crimi⸗
nal⸗Rechts und des allgemeinen Theils, welche wu fo vie⸗
len Mißverſtaͤndniſſen und falfden Mefultaten Anlaß giebt, hat
Grolman wenigſtens der Form nach richtig vermieden, und
wenn man aud) bie Trennung in der Art durchgefuüͤhrt, wie
es bei ibm geſchehen, nicht fax nothwendig halten fann, fo iſt
e8 dod (chon ſehr wichtig, da8 ridstige Princip fo beftimmt auss
geſprochen zu finden. Daß wir nehmlich das Criminal⸗Recht
aud) philoſophiſch behandeln, iſt nothwendig, und war. fir
jene Zeit vorzugsweiſe eine unerlaͤßliche Fotderung; auch find
gewiß trifftige Gruͤnde genug vorhanden, um. zugſeich mit dem
poſi tiven Criminal⸗NRecht das allgemeine vorzutragen; aber in
der Rechtsphiloſophie und im Staatsredt mus davon aud. die
Rede feyn; und man koͤnnte bei dem Bortrag bes Strafrechts
den Beweis, daß es ein Hope? gebe, aud) wohl als an
| 7 |
iu
a7 Bera frecht.
audern Orten bereits gefuͤhrt voraqusfegen duͤrfen. Nur im
Criminal⸗Recht, dann dem Staats- und Kirchen⸗Recht
pflegt man aud die rechtsphiloſophiſchen Grund{age mitvorzu⸗
tragen, waͤhrend bei ben Lehren des Privatredhts, denen dod
aud ein allgemeiner Theil vorausgeſchickt wird, Niemand die
ſ. 4. naturrechtlichen Lebren entwidelt *). Grolman hat
wun in dem erſten Theile zwei, in ihren Unterabtheilungen ſo
viel als moͤglich genau einander entſprechende Abtheilungen,
deren eine das enthaͤlt, was Gegenſtand des ſ. g. philoſo⸗
poifden oder allgemeinen Criminal; Mets iſt; der ans
dere aber den eigentliden allgemeinen Theil des pofiti-
ven Criminal⸗NRechts darſtellen ſoll. Wlerdings finnte max
aus der Ucbereinflimmung Ser Stubrifen in beiden Abtheilungen
auf die Beſorgniß gefibrt werden, es midge dod der pofitive
aligemeine Theil durch den Einfluß des andern fo beflimmt
‘fepn, oder pingefebrt der philofopbhifde mage mehr aus dem
pofitiven Stoff ab ſt ra birt ſeyn. Mach den verſchiedenen Rid»
tungen der fruͤhern und neuern Zeit moͤchte man erſteres
mehr bei dieſem, letzteres mehr bei neueren, angeblich
bdiſtoriſchen Werken vermuthen. Gn der That ſichert die
Trennung der Darſtellung der Lehren nicht gegen die Gefahr
jenes oft unwillkuͤhrlichen Einraͤumens eines Einfluſſes, und es
haͤtten, ware die Treanung. nicht blos formell, ſondern aud
practiſch durchgefuͤhrt, ganz andere von den bisherigen ver⸗
ſchiedenen Reſultate gefoͤrdert werden muͤſſen. So alſo iſt, wie
geſagt, nur die Anerkennung jenes Unterſchieds eine Ci
genthuͤmlichkeit, aber bei der Ausfuͤhrung herrſcht bie vorge⸗
faßte philoſophiſch ˖ politiſche Anſicht and in dem poſitiven
Chelle vor, wie ſich denn z. B. in dieſen keine Abhandlung dar⸗
Aber findet, ob Senn unſere Quellen auch von einem beſtimm ⸗
7) Mein Syſtem 8. 25. Not. 19,
a
ueberſ. fib. die neuern Spyſteme. | 4278
ten Princip ausgehen, und welches dieſes ſey? Sichert nun jene
außere Sonderung nicht gegen Verwechslung, fo kann man .
aud) umgefehrt hoffen, daß die bon den Meiften nicht beobach⸗ |
tete Unterſcheidung folder gwei Ubtheilungert audy nidt gefaͤhr⸗
licher ſey, da es hier auf die Sache, und nicht die bloße
Form ankommt, jene aber “aud nicht erſt jetzt neu gu ente
decken iſt. Das andere, was hervorzuheben iſt, beſteht in der
meiſt grb fernsSorgfalt, mit weldyer die Lehren des befondern .
Theils ruͤkſichtlich der Darſtellung nach allgemeinen und prak—⸗
tiſchen Geſi ichtspunkten, theils ruͤckſichtlich des Gebrauchs der
Quellen behandelt ſind. So find uͤber die Che g B. viel
wuͤrdigere, auch den Anſichten unſerer Geſetze entſprechendere
Grundſaͤtze aufgeſtellt; eben ſo ſind die rein willkuͤhrlichen Be⸗
hauptungen Vieler, fiber das, was zur Vollendung gewiſſer
Arten der Ungu dts: Bergehen gehirt, bier entfernt; und
Aberhaupt find vorzuͤglich einzelne beftrittene Fragen mit eis.
ner Umfidt behandelt, daß aud) da, wo man der Gefamints -
darſtellung eines Andern ſich mehr anſchließt, doc) in den Ein⸗
zelnheiten, wo Grolman eine abweichende Anſicht aufſtellt,
nicht ſelten diel ev beigutreten, ſich nad) reiferer Pruͤfung bere
anlaßt finden wird. Uebrigens ſteht die neue Ausgabe zu der
vorhergehenden keineswegs in dem Verhaͤltniſſe, wie die Fe uer⸗
bach'ſche; dieſe enthaͤlt eine Umarbeitung in vielen und wichti⸗
gen Punkten, eine bedeutende, zum Theil durch Martin ver⸗
anlaßte Berichtigung und Bereicherung in einzelnen Lehren und
eine genauere Beachtung neuerer Forſchungen. Dieß iſt nicht
ſo der Fall bei Grolman; es kann zugegeben werden, daß
ſein Werk nicht ſo viel einzelner Aenderungen bedurfte; ſo wie
natuͤrlich, da jeder Schriftſteller ſeine Anſi cht, und das, was
er fir wahr haͤlt, aufſtellt, ihm aud allein hieruͤber das noth
wendig ſubjective Urtheil aberlaſſen bleiben muß. Aber freilich
ſtellt er dann nur ſeine Meinung —* die fi & dem pe
N
7
/
474 Strafredt. \
fenden Urthell unterwirft. Auf nevere Literatur iſt weniger,
als bei Feuerb ad Ruͤckſicht genommen, ohne daß es erbellt,
ob dieſes ein durch aͤußere Veranlaſſung verurſachtes Ueberſehen
ſey, was erklaͤrlicher iſt, oder ob dadurch ein indirektes Ver⸗
dammungs⸗Urtheil ausgeſprochen werden ſollte, worin cine Une
gerechtigkeit laͤge. Das Werk iſt in der jetzigen Geſtalt, wie
fruͤher, ein vorzuͤgliches, aber im Verhaͤltniß gu dem jetzigen
Standpunkte der Wiſſenſchaft erſcheint es als eine bloße neue
Ausgabe des fruͤhern, in ſeiner Grundlage, Methode und Wuse
fabrung unveraͤndert gebliebenen Werkes.
In die Reihe der neuſten hier anzuzeigenden Lehrbuͤcher
gehoͤrt, nach der vorgeſteckten iat auf die hjuͤngſtver⸗
gangenen Sabre
5) das Lehrbud von Roßhirt nicht. Da dieſe Anzeige
aber ſelbſt einen hiſtoriſchen Standpunkt in Beziehung auf
die Methode der Behandlung der Crim. R. W. angenommen,
und hauptſaͤchlich gu ihrem Gegenftand die Unterfuddung bar,
welden Einfluß die neuern Anſichten Aber das Verhaͤltniß oer
Philoſophie zum poſitiven Nechte, und uͤber die Natur und Be—
handlung dieſes letztern auf unſere Wiſſenſchaft hatten, ſo darf
dieſes Buch, als eine bedeutende, von allen fruͤhern abweichende
Erſcheinung, hier nicht mit Stillſchweigen uͤbergangen werden.
Roßhirt hat das Verdienſt, dem Geſchichtlichen in einer mehr
die Eigenthuͤmlichkeit der Quellen beruͤckſichtigenden Darſtellung
die Anſpruͤche zuerſt eingeraͤumt zu haben, welche daſſelbe in
unſerer, zu dem Verlaſſen des hiſtoriſchen Bodens, beſonderb
in neuen Geſetzgebungen ſo ſehr geneigten Zeit, wenigſtens in
der Wiſſenſchaft macht, und wonach Forderungen gemacht wer⸗
den, welche ſich nicht kurz abweiſen laſſen. Daß die Leiſtungen
in dem Rim. Civile Recht an dem Criminal⸗-Recht unbeachtet
borbeigingen, hat fid) nidt ungeftraft gelaffen, was Doctrin,
- Megislation und Praxis beweifen. Es ijt bereits bemerft wor⸗
a
'. neberſ. Ab, die neuern Syfteme, 4785
den, daß gewiſſe Nachtheile, welche aus der fruͤhern philofos
ph-{hen Richtung auf Koften des Pofitiven entftanden |
waren, dabin fuͤhren mußten, die Philoſophie (obwohl mit Une
recht) in Mißeredit gu bringen, und es iſt eine bekannte Er⸗
ſcheinuug, daß im Streite ſich die Gegenſaͤtze eine Zeitlang auf
bie Spitze ſtellen, und in ihre Extreme gerathen. Go kann
mann es denn nicht laͤugnen, daß der Verfaſſer, freilich nicht
ohne eben darin ſeinem Pruap treu zu bleiben, die philoſo⸗
phiſche Behandlung zu ſehr bei Seite geſetzt habe, indem er
ihr uͤberhaupt nicht jenen Einfluß glaubte geſtatten zu duͤrfen.
Und eben ſo hat er die mit den philoſophiſchen Forderungen
innigſt vetbundenen: Ruͤckſichten der Methode wenigſtens nach
Einer Seite hin unberuͤckſichtigt gelaſſen, und ſelbſt der Praxis
hier mit groͤßerm Recht nur den Einfluß eingeraͤumt, der ſi ch
durch geſchichtliche Momente rechtfertigt. Hingegen die geſchicht⸗
liche Methode findet ſich in ſo weit befriedigt, als ſie in. einer
Wbfonderung von der wahrhaft philoſophiſchen befteben kann.
Die oft oernadlagigte, hier guerft mit loblidem Cifer hervor⸗
gebobene geſchichtliche Entwidlung der eingelnen Lehren, dad
felbft der Form nad), befonders aber bem Inhalte nad ſicht⸗
bare Anſchließen an die Quellen, auch in der, Ordnung und
Stellung der einzelnen Lehren, die nicht ſelten ſehr gelungene
Anknuͤpfung des einheimiſchen Rechts an die fremden, haven
eine Menge lehrreicher Bemerkungen veranlaßt, und manchen
pneuen Geſichtspunkt eroͤffnet. Lage ſich gleich Manches gegen
die zu ſehr vorherrſchende eine Richtung, Manches gegen ein⸗
zelne Behauptungen und Anſi chten einwenden, ſo muß man
doch, von allem andern abgefeben, ſchon diefes anerfennen, daß
in der Beruͤckſichtigung des hiftorifden Elements eine Wahrheit
liegt, ‘deren Bedeutung fo wenig wie das Verdienſt des Ber
faſſers dadurch gemindert wird, daß er ein Extrem aufſtellte; 3
im Gegentheil traͤgt dieſes zur — des Wahren weſent
| 476 Strafeedt.
lid) bel. Gor dient dieſes Lehrbuch weniger gum unmittelbar
"prattif chen Gebraud, als vielmehr gu einer guten, jedod
porfidtig gu benugenden Cinleitung in das Studium der Quel
fen de8 gemeinen Criminals Rechts, Mie ridtig Mo Phirt die
ſelbſtſtaͤndige biftorifde Bedeutung diefer Quellen aufgefaßt habe,
die nidt blos in ihrer (ubfididren Cigen(daft fir unfer Recht
- qufgunebmen find, lehren die Worte, mit denen er fein Werk
ſchließt: „Um den Quellenreichthum (des roͤmiſchen Criminals
Rechts) zu genießen, und im Genuſſe zu erkennen, muß man
nicht das Kleid entzwey reiffen, um eine Bloͤße unſeres
Rechts gu decken, ſondern man mug dem TotalEindrucke
folgen, welcher die hiſtoriſche Darſtellung erhebt, und auch hier
nur von jenem Standpunkt, wo das Hinuoͤberreichen des Cri⸗
minal⸗Rechts in Civile und Stgats⸗Recht treffend erfaßt wer⸗
den mag.“
| Folgende hier nod gu nennende Schriften find wenigftens
| theiliveife bon einander unabhaͤngig, in furgen Zwiſchenraͤumen
erſchienen, nebmlid) : % |
4) Henke's Nandbud bes Criminal-Redhts und der
Criminals Politil, wovon der erfte Theil gwar fdon
1823, der zweite aber, bon dem pier allein gu handeln
waͤre, und mit welchem das Werk noch nicht beſchloſſen iſt,
im Jahr 1826,
5) Martin's Lehrbuch, deſſen erſter Theil bereits 1820,
der andere aber 1825 erſchien;
6) Widhters Lehrbuch, 1825 der erſte Theil, der andere
im Mat 1826, fo daß bei der YWusarbeitung, die bereits frais
her ftatt gefunden, der befondere Theil von Martin nur
mittelſt gefalliger Privatmittheilung des Verfaffers, der von
Henke gar nidt benuge werden fonnte. | .
7) Ded Unterzeichneten Syſtem der Crim. M.W., wel
es im Februar 1826 gedrudt wurde, bei weer fon dent-
Ueberſ. ub, die — Stems 3 477
Mart iwſchen Lehrbuche ganz, von dem Waͤchterſchen und
Henke'ſchen aher nur in Anſehung der erſten Theile Ge⸗
brauch gemacht werden konnte, ſo wie umgekehrt die ihm zu
ſeiner Belehrung wuͤnſchenswerthe Beruͤckſi ichtigung Un.
bere hier noch gar nicht mbglidy war,
In fo fern bier nun die Zeit nicht voͤllig entſcheidend iſt,
ſcheint es zweckmaͤßig von dem Martin'ſchen, als dem zuerſt
begonnenen und vollendeten Werke fruͤher, dann von dem Hen⸗
ke'ſchen zu handeln, die beiden juͤngſten und in ihrer Vollen-⸗
bung gleichzeitigen, aber auch deßhalb ſchließlich zuſammenzu⸗
ſtellen, weil ſie den andern ausgefuͤhrten Lehrbuͤchern gegenuͤber
eine abweichende Form, durch eine nicht Aberall voͤllige Aus⸗
fuͤhrung, ſondern durch theilweiſe Andeutungen haben, und
zwar untereinander wieder mit dem Unterſchiede, daß bel Wäch—
ter in den §§. felbft nur die Rubrifen, von denen gehans
ben werden foll, angegeben’, bingegen in den vielen Noten
ein reicher Schatz bon Bemerfungen niedergelegt iſt, fo daß das
Bud nicht als ein bloßer Grundriß im gewoͤhnlichen
Sinne betrachtet werden darf; der Unterzeichneto aber hat,
umgekehrt im Text zwar ſelten ganz ausfuͤhrliche Darſtellung,
aber uͤberall nicht blos Rubriken, ſondern wenigſtens apho⸗
riſtiſche Saͤtze, welche den Inhalt, und ſeine Anſicht mehr
oder minder beſtimmt angeben, oft nur fragende, um die
Aufmerkſamkeit ber ſich vorbereitenden Zuhoͤrer darauf gu lene
ken, geliefert, in den Noten aber nur die Rechtfertigung des
von ihm befolgten Spſt em 8, oft in eignen Fleinen Abhandlun⸗
gen: mitgetheilt, und daher kann auch ſein Buch, wie ſeine
aͤhnlichen aͤber Encpclopadie und Aber Criminals Proz
ceB, nicht gu den gewdpnliden (, g. Grunodriff eni, welche
nur die Ueberſchriften ber S§; angeben, gerechnet werden,
. Das Lehrbuch von Martin it in mehr ald einer
Hinſicht eine bedcutende Erſcheinung in der Literatur Ses Cri⸗
$
ars Strafredt.
minal» Rechts. Schon die langere Zeit, welde ber Verfaſſer
dem Studium dieſer Wiſſenſchaft gewidmet, ehe er ſich ent⸗
flog, fein Werk herausgugeben, erweckt die Vermuthung,
welde binreidend beftatigt wird, daß hier viele neve Reſultate
ſelbſiſtaͤndiger Forſchungen fic finden muͤßten. Das Cigens
thuͤmliche beſteht bier aber nicht in eingeinen abweidenden Mei⸗
nungen allein, fondern hauptſaͤchlich in einer Methode, wel-
de dad Dogmatiſch⸗Praktiſche mit kritiſchem Scharfſinn
gum Hauptgegenttand der Thaͤtigkeit macht. Der friber ers
ſchienene allgemeine Theil iſt, vielleicht eben weil er fo eingeln
fiand, und man sod) nidt die confequente Durchfuͤhrung der
Principien aud im befondern Theile fab, nicht aligemein, wie
er es verdient, gewirdigt worden, Daß die aufgeſtellte Bes
gruͤndung de Strafrechts, ober vielmehr die Theorie der
analogen Nothwehr des Staats, wie fie der Verfaſſer
ſelbſt nennt, nidt gugegeben wurde, war voransgufeben, nicht
blos deBhalb, weil fat jeder Criminalift feine eigne Theorie hat,
oder der eines Andern eine eigenthimliche Ausbildung gegeben
gu haben - behauptet.
Hud) die Anordnung der Lehren des allgemeinen Theils, fo
biel aud fir dieſelbe ſich {agen Lat, giebt dennoch gu Gegens
erinnerungen Gelegenbeit , bie bier aber nidt benugt werden
foll, weil e8 {don von Andern geſchehen iſt, und uͤberhaupt
der Zwed dieſer Anzeige mehr auf eine Ueberſicht der Me⸗
thoden geht. Daß der Verfaſſer der Philoſophie hier ihre
Grenzen anweiſet, fann man nur billigen, vielleicht aber iſt er,
indem er die Nachtheile der Vorgaͤnger meiden wollte, ſelbſt zu
weit hierin gegangen. Sicherer iſt es, daß er um wirklichen
oder angeblichen Nachtheilen der hiſt oriſchen Methode gu
begegnen, uͤber dieſelbe ein unbilliges Urtheil faͤllt, was ſich we⸗
niger in den Worten der Vorrede, als in der Darſtellung ſelbſt
zeigt, Wenn der Verfaſſer „mehrere Mißbraͤuche der gee
Ucherf. ub. die neuern Spfteme. I “479
ſchichtlichen Behandlung der Rechtswiſſenſchaft zu rdgen hat,“
fo will er damit, dod) eben nur die Mißbraͤuche, nicht den
rechten Gebrauch der geſchichtlichen Methode mißbilligen,
und es kann dann immer gefragt werden, warum er aud) diefe
verſchmaͤht, da ja bier nidt bios dogmatiſch/ praktiſche Reful-
tate geliefert, fondern wiſſenſchaftliche Entwidlungen, ein
Lebrbud, alfo eine Anleitung gum wiffen(daftliden Studium
gegeben werden follte, folglid) fein Punkt, Feine Seite der
Wifenfchaft ausgeſchloſſen werden fann, und wenn es der Fall
ift, fo liegt der Grund nidt in Sem Begriffe der Wiffens
fdaft, fondern in dem ſpeciellen Plane, den ſich Jemand vor⸗
zeichnet. Eben ſo kann man nicht laͤugnen, daß die Verglei⸗
chung aͤlterer und neuerer Geſetzgebungen, fir welche Mitter⸗
maier ſo große Verdienſte ſich erworben hat, ſehr lehrreich
und wichtig fey, und fir einen Grundfehler der Darſtellung
fann man diefelbe, unpartheiiſch betrachtet, nicht halten. Das
iſt freilich zuzugeben, daß ſie in Lehrbuͤcher, die zum erſten
Unterricht beſtimmt find, nicht paſſe, und den Anfänger
leicht verwirre. Aber wenn ſich auf jenes comparative
Studium „manche Criminaliſten etwas zu Gute thun,“ ſo
iſt eB wieder unbillig, und wenigſtens dod) nur ein Vorwurf,
ber ein zelne Individuen, nicht bie Gade trifft, wenn
der Verfaſſer meint, „es werde dadurch der Oberflaͤchlichkeit
manches Lehrerés eine vielleidt, erwuͤnſchte Gelegenbett gegeben,
fid hinter den Schein vielfeitiger Gelehrſamkeit gu verbergen.“
Solche allgemein unbeftimmte Seitenblide AberfAhren Miemand-
und tragen nichts gur Entſcheidung des Streits uͤber die Me⸗
thode bei, wie z. B. ja mit demſelben Recht die Verfaſſer
folder Vergleichungen fagen fonnten, daß dard) cin Ver⸗
| dammungs⸗ Urtheil Aber diefe Methode, oder durch die Nicht⸗
beobachtung der Forderungen dex geſchichtlichen Methode, noch
nicht der Beweis gellefert ſey, daß man in der entgegengeſetzten
480 Strafredt.
Methode grindlidh verfahre, Der Sache koͤnnte in diefer eine
feitigen Richtung diefer Borwurf eber gemacht werden, nicht
der Perfon, denn das gange Bud zeugt an jeder Stelle von
großer Grindlidfeit in Form und Fnbalt. Wenn Andere die
Udtung vot dem Gefege, mehr formed, als ein allgemeines
Princip eingefdarft haben, fie aber in der Art, wile fie das
Geſetz, die Quellen behandelten, nidt auf gleide Welle an den
Tag gelegt haben, fo beurkundet der Verfaſſer diefelbe durch
die That, indem Aberall, mit einer gewiffenbaften, eben fo
gelebrten, alé rechtlichen Gefinnung das Geſetz, gereinigt vor
allen 3ufdgen der Willkuͤhr, ausgefproden und evdrtert wird,
Mus dem gangen Bud geht, fo kann man, ohne Wndern gu
mabe gu treten, hier vorzugsweiſe (agen, eine durchgreifende
Rechtſchaffenheit hervor, wie dex Untergetdnete, dex feine
Anſicht iber den Zufammenhang oon Recht-Wiſſen und
Thun ſchon anderswo ausgefproden hat, dieſes audy in den
Proceß⸗Lehrbuͤchern des Berfaffers findet, Wm gelure
genfien (deint die Angabe dex Grundfage gu fepn, nad) wel
chen fid) die Urtheiler bei unbeftimmten Strafgefegen gu
richten haben; eine Ausfibrung, die in fid fo confequent, und
aud mit dem gangen Geift de6 gemeinen Sirafrechts, ja ſelbſt
mit jeder allgemeinen Theorie, bei der es auf Beſtimmung ete
nes gerechten Maaßes Ser verdienten Strafe, eines richtigen
Verhaͤltniſſes von der Strafe gu dem Verbredhen, und nidt auf
Bewirfung irgend eines dugern Zweckes, wobei eben nad die.
fem und nidt nad) dem Berbrechen die Strafe ermeffen wuͤrde
— anfommt, fo gut, wenn gleid) nidt leidht, gu vereinigen
ift, dag man hoffen Fann, diefe Anſichten werden fid), obner
achtet aller Cimvendungen, als die richtigen geltend machen.
Sn dem befondern Theile find die einzelnen Verbreden mit
‘einer lobenswerthen Pracifion ausgefabrt, und Feine Darftellung
ſcheiat gu einer ſcharfen Controle des eignen Quellenſtudiums
~
Ueberſ. uͤb. die neuern ‘Softee, 481
mehr empfohlen werden zu koͤnnen, als gerade dieſe; doch rech⸗
net der Verfaſſer zu den Quellen mit Recht, und dieſesmal
eine wahrhaft geſchichtliche Methode befolgend, auch die fre
; bern Landesgeſetze, in denen ſich die Anſi ichten der Zeit, wie ſi e
die Praxis auffaßt, und auf welche die C, C. C. fo oft bets
weist, ausgeſprochen finden.
Dreierlei heben wir hervor, was die Ubhandlung deb
hefondern Theils , aufer der bereits geſchilderten Grundanſicht
des Verfaſſers Aber die Methode, vor andern Werken charak⸗
teriſirt: nehmlich di Anordnung der einzelnen Verbre—
chens⸗Arten, die Eroͤrterung des Thatbeſtandes oor
dem Begriffe des Verbrechens, und die groͤßere Bolle
ſtaͤndigkeit durch Benutzung mander, wenigſtensi in den neuern
Compendien uͤberſehenen Quellen, ſowohl der en ald det
einheimiſchen.
Was den erſten Punkt, das Syſtem anlangt, ſo pat
es gewiß viel far fi fid), Saf der Verfaffer nicht nur die Unter2
ſcheidung ‘der Privat+ und oͤffentlichen Verbrechen beibea
behalt, fondern aud, daß er jene vor diefen abhandelt, und
naͤchſt einer cignen Ueberzeugung hat befonders der Borgang des’
Verfaſſers den Untergeidneten veranlaßt, in. feinem S pftem dieſe
beide Hauptabſchnitte in dieſer Ordnung vorzutragen. Weniger
uͤber zeugend waren ihm die Gruͤnde der Abſonderung eines drit⸗
ten Theils, der Verbrechen gemiſchter Natur, welche der
Verfaſſer unter Berufung auf Globigs Autoritaͤt, gegen die
bisherige Art der Anordnung gemacht hat. Richtig iſt es, daß
bei den hieher gerechneten Verbrechen, zu denen dann aber
leicht nech andere gezaͤhlt werden koͤnnten, beiderlei Geſichts⸗
punkte vorkommen koͤnnen, aber es reicht hin, darauf aufmerk⸗
ſam, ohne deßhalb eine eigne Klaſſe von Verbrechen zu ma⸗
chen; wenn nun noch in dieſer Klaſſe weitere Unterabtheilun⸗
gen gemacht werden, und zwar daß den ſ. g. Unzuchtsvergehen
482 Strafrecht.
gemiſchte Verbrechen aus der Klaſſe nicht —
Gewaltthaͤtigkeiten gegen Einzelne, entgegengeſetzt wer⸗
den, ſo iſt hier nicht der Begriff der Sache, wie es zu ei⸗
ner ſpſtematiſchen Ordnung verlangt wird, auch nicht ein aͤuße⸗
res Merkmal, wie bei gewiſſen Eintheilungen in der Nature
geſchichte, z. B. nad dex Form der Klauen oder oes Sdnas
bels, oder der Zabne der Xhiere, fonderm etwas der Gache
felbft Fremdes gum Grund ber Gintheilung gemadt, wos
nad dahin, wie bei den Roͤmern, in die Klaffe ber Ob li⸗
gationen, weldje “proprio quodam jure, ex variis causa⸗
rum figuris entſtehen, ſehr verſchiedene Faͤlle gerechnet werden
koͤnnen.
Die andere ſehr zu billigende Eigenthuͤmlichkeit liegt, wie
geſagt, darin, daß vor der Entwicklung des Begriffs ſtets der
Thatbeſtand nad) den geſetzlichen Beftimmungen fic) anges
geben findet, und wie paffend ein foldyes Verfahren fey, um
gewiſſe aus dem entgegengeſetzten leicht moͤgliche Nachtheile zu
vermeiden, ergiebt z. B. die Vergleichung von dem beſondern
Theil des angefuͤhrten Handbuches von Henke, der in der
Befolgung (einer Willkuͤhr, und der Entfernung Som Gefepe,
gu manden nidt gu rechtfertigenden Behauptungen gefommen
ift. Der Verf. wollte durd) jene Methode eben der Gefabr ent-
gehen, andere als die poliftindigen geſetzlichen Beftimmungen |
in den Begriff aufzunehmen, und fudt gugleid) eine Controlle
des Begriffes, und umgekehrt des Thatbeſtandes, „deſ⸗
ſen einzelne Theile doch nicht ohne Beweis aufgezaͤhlt werden
duͤrfen,“ moͤglich gu machen. So ſicher nun dieſes Mittel iſt,
und ſo zweckmaͤßig aud) nod) aus einem andern weiter unten gu
erwaͤhnenden Grunde dieſes Voranſtellen des Strafge—
ſetzes bleibt, ſo wuͤrde es doch eine Selbſttaͤuſchung und eine
Un gerechtigkeit gegen das Verfahren anderer ſeyn, welche erſt
den Begriff, und dann den — geben, wenn wir
¢
~
Lh
ueberſ. Ab. dit neuern Spffeme . 483
jenes Verfahren, als v4
nothwendig gefaͤhrlig
der Weg, den man bei de
fen einſchlagen muß, nicht
die ermittelten Reſultate bi
nidt erft darauf an, ba!
wenn es gedruckt wird, 1
haft eroͤrterten Sache nicht
mathematiſchen Darſtellun
trachtet· werden. duͤrfen, aa
liefert, oder ob umgekehrt,
and banad Ser’ Begriff’ bed
Ferner iſt es zwar
den Beweis und als Ref
ergiebt, äber cB iſt oft 3
ſchon ‘die’ *Prifung felbſt v
dusguftetten damit ‘ber,
durchmaͤchen ‘fell, {hon vi
So wenig nun hn’ pofiti
widluitg “aus ‘Set Natur‘
wo vietnight das Geſetz die
fo muß ‘matt bod) zugeben
~ in wiſſen (Biafelidyer Fort,
feglihen Arordnungen vot
ſchlag nicht erſt durch G
id) abet in: einem beſtim
Roͤmiſchen, davon, wise
Handlurig da ‘fey imũffen
nach ‘ben’ gefeplich: aufgeſtel
koͤnnen; ſo kann man eben jv gut’ die Mertmaie) wilche funy’
Thathefians gebdreni, und welche ben Begriff Steed Verbrechen a
ausſsmachen, als die beſondern er ‘det gefetzlichen
Krit. ae n. 3. 10
484 — Straftecht. —
Strafe guſehen, wie denn aud ber. Untergeldpaste. ſeine An⸗
fst, (hon — bat, bof bier. wefentlid nur. die Gee
* Ibe Handlung betrachtet wer⸗
felbit verfdieden ſey. Des
as Verbrechen mit ſeinen,
fpredenten Eigenthuͤmlichkei⸗
ngen der Strafe, find
are es ja auch moͤglich, daß
bes Thatbeſtandes nach dem
der Begriff unrichtig gefaßt
inaͤndigkeit ist fid bee
Hen Verbrechen, nicht nur
‘fonen, deren Amtsverdte⸗
fondern aud bei den Berge
ne, Diefe Voliſtaͤndigkeit iſt
ervorzuheben, weil ſie nicht
r Arten bon ſtrafbaren Hand⸗
jebungs⸗Politik beruht, wie
bud, und nun aud Henke
bie wenigſtens burd dad ger
den; fondern was Martin.
n, um fo mehr, als er nach
und ſtrafbare Handlungen,
ung auniumts pts
lichkeit iſt endlich, daß, wãb⸗
ſpaͤtern Auflagen, und den
tigungen und Bertheie
: vorfommen koͤnnen, Hier
ſchon in ber (5 Sabre [pater als ber allgemeine Theil, au
gleich mit dem beſondern Theile erſchienenen) Vorrede dieje⸗
nigen, wiie an, der Richtigkeit der Meihode, eer
fy
neberſ. fib. die neutrn Syſteme. | 485
Theorie 2c. zweifeln, ‘ihre Untwort erhalten, Kaun man dabei
die Art und Weiſe, wie dieſes geſchehen, nicht uͤberall billi⸗
gen, fo mug man fid) um fo mehr freuen, daß einer der Be,
sheiligten, dec wirklich unſchonende Begegnung erfubr, auf eine
thin gur Chre gereidende anftandige Art fic) gewif auch in den
Mugen bes wuͤrdigen Verfaſſers ſelbſt gerechtfertigt habe. -
Fast man Wiles gufammen, . fo ſcheint unter Boras:
ſetzung einer nod) andersipeber gu. erlernenden biflasi (den
Vorkenntniß der criminalrechtlichen Lehren, der berlchiche
men Quellen, dieſes Werk vorzugsweiſe den prattilgen
Gebraud geeignet zu ſeynn. 5. ————
Schließlich iſt gegen die Bemerkung der Vorrebe S, XVI |
af. die Geſetze (bas Recht) der Altera teuthiben Battagdryns :
durchaus unbrauchbar fepen, vim aud) nur-eines Sag der C, OC,
gu begruoͤnden oder gu erldutern, die Erinnerung gui, machen
das der Berfaffer, und mit Rect, das. Verbreden der Bers
raͤtherei, und die harte Behandlumg defielben, aus ban. Cha⸗
rakter der teutſchen Nation, ihrer Offenheit, Ze cate.
wand Redlidleit, mit Berufung auf Tacitus, und, die.
Mitterlittew erklaͤtt; freilich jener eit, wo das einbeimifthe
Geſetz verfast wurde, aber — Gitte hatte ae bie, akte
Grundlage. oe ce he et
Das Hanbbud von Gente | ift nad einer get entges
gengeſetzten, und in ihrer gangen Grundlage zur mißbilligenden
Anficht gearbeitet ). Nehmlich ſchon bee Titel giebt gu erlen⸗ |
nen, bag bier night das aemeine inated oui |
” Cine ausfũbrliche Beurtheilung des atin Bandes bon Hentes:
Handbuch if in’ dicfer Zeitſchrift B. J. H. 3. S. 46 fg. gegeden;
J _ ber Hr. Berk. der gegenwartigen ueberſicht hatte fie — nis:
en mie ſchrieb noch nicht geleſen.
— Anm. es gelnn ae
“10,4,
I
\
404 26trafrecht.
ein beſtimmtes pofitives, nad) der Eigenthuͤmlichkeit ſeiner
guile 4H (Aes geſchichtlichen ober pratsifden Geſtaltung dar⸗
geſiellt werten folte , ſondern es ſollte allgemeines Crimin al⸗
Recht mith Politik Segenſtand bed. Handbuches ſeyn. Ge⸗
tien Ninen·ſolchen Plan Liefle ſich von gewiffen. Standpuntten
qué weniger einwenden, wean nur nicht die Art der Ausfuͤh⸗
tainty’ vlirin inconſequent ware, bag man dennoch annehmen
thin | ber Verfaſſer habe: bas gemeine Recht entwideln wols
tains! Hyp DRAG aber bed Ball fo mus eb jeneé Abſicht und der
Sirkihully’ des Ziels offenbar bnderlidy ſeyn, daß haͤufig mit
gaͤnzlicher Abſtrahirung von den Quellen, fos nach ſ. g. alk
gedn’cinen Gruuden umd ber-Oatur.der. Gate, und nad
deniſladſichten der Criminal⸗Politik, poßtive Lehren » ents
widelt werden, wordnd ſich die Unbeſtimmtheit uud Unrichtig⸗
tet wancher Neſaltate erklaͤren (aft. Die Gewandeheit im Aus⸗
drudẽ, ‘die Milgerireliihels ber Auſichten, und. manches Undese, -
wad Iradece Werte: dys? Perfalfers ruͤhmlich auszaichnet, were
pon” aiid. ier vide eemifts aber faſt tein Griminalift . Hat
mehre einandet aufhebende und widerſprechende Behaupiunger
actrigieider Lebhaftigleit: vertheidigt, und dadurch ſich felbft im
beſtaͤndigen Shwanten in einen: Rangel an Peacifion verſetzt,
Als ber Verfaſſer. Die Leichtigkeit, feine Anſichten auszuſpre⸗
dep n.. und ſich mit fremden, ptrtraut zu machen., ſcheint Bere
anfegung: eined Splanch und. der. ſchnellen Ausfoͤhrung geweſen
gu. ſeyn, bel: welcher die Freunde der Wiſſenſchaft, und oes Bere
“fafiens, sostdhe (einen, Seiftungen danlbare Anertennung werden
laſſen, es nur bedauern muͤſſen, daß er nicht dieſen und jene
graͤudlicher gefaßt habe. Da nehmlich uͤberhaupt die Abhand⸗
lung ſich Sber den Standpunkt des pofitiven Rechts hinweg⸗
ſet, und nach der allgemeinen, oft logenswerthen ,, oft wills
Lahrliden Entwidlung, die Beftimmungen des gemeinen Medhts,
und Heweres Particutars Geſetzgebungen enthalt, ſo lage fic) Hier
Pal
/
uUeberſ. ib. die neuern Syfteme. 487
aud) nicht on einer. elgentliden, weder einer hiſt orifchen,
nod) einer dogmatiſch-praktiſchen Behandlungsweiſe
der Quellen ſprechen. Was erſtere betrifft, fo vermißt
man ſie nicht nur ſgaͤnzlich an dem ganzen Werke, das eben
darum in manchen Lehren der eigentlichen Grundlage entbehrt;
denn das Anfuͤhren einiger Strafbeſtimmungen der orientalis
ſchen Bolter, der Griehen, Roͤmer, alten Geemanen
bis. gu ben neuern Voͤlkern fann man nit als wahrhaft
piftorifhe Methode und Behandlungsweife gelten laſſen, am
wenigſten bei einem Verfaſſer, der ſich auf eine fo entſchie⸗
dene, und das hiſtoriſche Princip. zugleich verkennen-⸗
He Weiſe, gegen: dieſelbe erklaͤrt hat, nehmlich, daß beſonders
die academiſchen Lehrer und Pfleger des Criminals Rechts ſich
nidt um die Gerechtigkeit kuͤmmern, fie Seren exfte Pflicht es
ft, nidt geredt, nidt menſchlich, ſondern nur ge⸗
lehrt, und zwar gruͤndlich, d. h. geſchichtlich gelehrt,
wie ihre Bruͤder die Civiliften gu ſeyn.“ Hobch. Th. J. Vor⸗
rede S. XII. wogegen zu vergleichen iſt des Untergeidnes
ten Spftem, Borrede S. XVH. Not. *), Wie ungerecht
ift gugleid) der Vorwurf, daß ‘bie academifden Lehrer die
Gerechtigkeit nidt wollten, da ſo viele auch. gerade hier⸗
Aber ſich trefflich ausgeſprochen und eben fo gehandelt haben:
wie unbillig gegen die hiſtoriſche Anſicht, von einem. Man⸗
ne, der ſelbſt cine Geſchichte des Sriminal- Rechts gelicfert hat,
damals bon andern Grundſaͤten ausgehend. Uebrigens kann
man wohl fragen, wo ‘fi denn, die academiſche Bruͤder⸗
Haft der Juriſten befindet, die fo viel gruͤndliche hiſt o⸗
riſche Gelehrſamkeit auf Koſten der Gerechtigkeit im Cris
minal⸗Rochte geoffenbaret haͤtten, ba bekanntlich die hiſtori-
fhe Behandlung des Criminal⸗Rechts erſt beginnt, und noch
erwartet with, und die Zahl der ſ. g. hiſtoriſchen Criminaliſten
ſo klein iſt. Es wuͤrde bier eben fo nothwendig als paſſend
488 Strafrecht.
ſeyn, auszuſuhren, daß dte hiſtoriſche Behandlung unferes aus
den verſchiedenſten Quellen zu ſchoͤpfenden gemeinen Criminal⸗
| Medes, nicht nue unerlaͤßlich gum wiſſenſchaftlichen Verſtand⸗
mig, fondern aud) nothwendig eben fir die Gerechtigkeit fey,
der jene Methode fo wenig widerſpricht, daß man vielmehr
nidt abſieht, wie man gewiſſenhafte treue Darſtellungen zum
Behuf einer gerechten Anwendung anders geben koͤnne, als mit-
telſt gruͤndlicher, folglich auch ridtiger hiſtoriſcher Crdrterung
ber Quellen⸗Rechte. Kann nun danach aud eine praktiſch⸗
dogmatiſche Behandlung ohne jene Grundlage nit ftatt fin:
ben, fo mug man aud gugefieben, daß die Ubhandlung oer
eingelnen Lehren des Hefondern Theils, mit dem wir uns,
fo welt ex vorliegt, bier vorgugsweife beſchaͤftigen, bem Bee
durfniſſe bes Praftifers nicht eniſpreche, und es iff m dieſer
Hinfide das Werk von Titt mann, wie Manches aud darin
anders gewuͤuſcht wird, bel weitem mebr gu empfeblen. An
dev, der Form nad, meiſt guten, in eingelnen Parthieen ſehr
gelungenen Darſtellung muf man aber wieder migbilligen, dag
oft feitenlange wirtlide Abdraͤcke der Unfidhten Anderer an eine
ander gereibt find, g. B. bei den Fajurien aus den Schriften
bon Webet, Ulmendingen, Grolman, den Ungudtse
Vergehen von Sella r., wogegen oft intereffante prats
tiſche Befidtspuntte, wie fie Tittmann bervorbebt, oder
ndtbige Erdsterungen fiber dle Quellen und Controverfen, . wie
fie namentiiy Waͤcht er in ben Noten reichlich giebt, hier oft
gang vermißt werden, oft aud anf eine unbdefsiedigende Weiſe
furg abgemacht find. Dagegen ift es anguertennen, daß die
Erdsterung dex Lehre von Berbreden und Strafen nach dem
politiſchen Standpuntt, auf den ſich ber Verfaſſer Aberad
ſtellt, indem bas Handbud befonders aud fir Criminals
Politit beſtimmt it. fal durdygebends theils durch verftda-
dige Venugung bes Borhandenen, theils durch eigne / gute Be⸗
a neber ub. die neuern “Syfeme, 489
merkungen ſich vortheilhaft aus zeichne, und dap von dicſet Cité
dem Werle ein hoher Grad von Broudbartett zuügeſchrieben
werden muͤſſe. Auch fir bas Soſtem und ole Stellung if Treff·
liches geleiſtet, wobei dem Verfaſſer, wie er Tp. II. S. 11.
fagt, Tafinger ‘und ‘ber Entivurf: des Baleriſchen
Strafgeſetzbuches, Mince 1822, gum Theil alt Leitfa⸗
den gedient haben. So iſt es nach des Ref. Meinung, gewiß
richtiger, daß der Verfaſſer eine Rubrik der Verbrechen an der
Perfon eines Andern aufſtellt, und darunter die Thoͤtung,
Angriffe auf Geſundheit ‘zc. ſtellt, als wenn andere von Ver⸗
brechen gegen perſoͤnliche (ſ. g. angeborne) Rechte ſprechen
und die Toͤdtung als Verletzung des Rechts auf Leben 2c. Deo
acidnen, - ba dieſe nicht dad Recht auf Leben’ entzieht fons
dern das Leben ſelbſt, das lebendige Daſeyn vernichtet/
wie denn der Ref. ſelbſt auch auf die hieraus entſtehenden
Mißverhaͤltniſſe und ſchiefen Anſichten mehrfach aufmerkſam ge
macht bat. Eben fo iſt es gu billigen, daß die ſ. g. Une
zuchts⸗Verbrechen zunaͤchſt unter den Sefidhtspunte efit:
Angriffs auf die Sittlichteit geſtellt werden, und daß bei BHA
Lehre der Berlesnng der Familiens Rechte der ſittliche Chae - |
rafter der Familien wenigſtens im Allgemeinen hier anerkannt,
und nicht, wie oft geſchieht, der blos juriſtiſchen Seite aufge⸗
opfert wird. Was ſich ſonſt aber ruͤckſichtlich der An - und Un,’
ter- Ordnung einzelner Lehren bemerken lieſſe, hat der Unter⸗
zeichnete in ſeinem Syſtem, freilich aber nicht mit Beruͤckſich⸗
iigung des ihm erſt ſpaͤter eee —— von Venle, | J
zu zeigen verſucht.
Ueber die Form des Wadteriden Lehrbuches iſt
fruͤher ſchon die ndthige Bemerkung gemacht ‘worden, Da die
GF. ſelbſt nicht ausgefuͤhrt find, fo mug ſich diefe Ungeige um
fo mebr auf Spſtem und Methode beſchraͤnken. Halten
Wit wns zunaͤchſt an die gutgeſchriebene Vorrede zu dem erſten
499 Ma Gtrafrecht.
Theile, ſo. fisht man, . daß der Derfaffer ein Huͤlfsmittel fae
bas Studium hes practiſchen Rechts, nicht nur waͤhrend bes
Rlufenthalts auf der Uniderfi tat, fondern aud fir bie (patere
raufbahn liefern wollte, und dieſen Zweck beſonders durch An⸗
fabrung der wichtigſten Belegſtellen und der aͤltern und neuern
Sqrifiſteller hber die einzelneu Lehren, und ſelbſt uͤber einzel⸗
ne beſtrittene und ſchwierige Fragen, zu erreichen geſucht habe;
fo daß ſelbſt gu einer Dogmengeſchichte des Criminal. Medes
ſich pier Beitraͤge figden, wie fie in diefer Vollſtaͤndigkeit wohl
in keiner andern Schrift vortommen. Giebt man nun gu, was
man muß, daß das ſpaͤtere Studium des Prattiters ſich nicht
darauf beſchraͤnken duͤrfe, in irgend einem dex groͤßern Havd.
bucher bie Lehren nachzuleſen, deren er eben bedarf, ſondern
ſich der theoretiſchen Werke nur qundgft ur Auleitung fir das
weitere Ciydiim, der ae und Ziteratur gu bebdienen, fo
gerabe far biefen Zwed bas Lehrbuch von Wa chter dem Seat
titer febr branchbar fry, obgleid) er in den §§ felbft, und oft
geppiß in ben Moten, nicht die Ausfuͤhrung und Darſtellung der
praktiſchen Lehren ſindet. Allein, um dieß gleich hier gu be-
meriew, ex ſfindet ſchon durch bie Stellung im Spftem und
bie Verſuche ber Rechtfertigung derfelben fid auf mande ſehr
lebrreiche Geſichtspunkte gefuͤhrt; ferner die widtigften Gefegs
flellen fir dig einzeinen Fragen, deren Beantwortung er ver⸗
langt, meiſt volſtaͤndig zuſammengetragen, und —
nicht nur im Allgemeinen citirt, ſondern theils mit einer, im
Ganjen treffenden Unbefangenheit kurz chararakteriſirt, theils aud
in geſchichtlicher Folge die. Hauptanfidten ver Theoretiker und
Prattiter zuſammengeſtellt, und mit Bemerkungen des Besfale
fers begleitet, dic, wenn aud nicht immer'gugeftanden, dod
fiets fhe ‘beadtenswerth erfannt werden muͤſſen. Auf dieſe
Weiſe erhaͤlt man eine Cinleitung in das weitere Studium, und
*
Ucherf. Hb. die wengen Syſteme. ap.
ein Mittel dev. weitern Prifung der gefhipften Mefultate,
wie man es nur von dem ausfuͤhrlichſten Handbuche fordern —
Fann, wad der Ref. iſt nicht blos deßhalb, weil ex ein einiger⸗
mafen der Form nad. aͤhnliches Buch geſchrieben hat, der Ue⸗
berzeugung, daß es fuͤr die Zu hoͤrer aft gut ſey, fie nur ducrch
Andeutungen vorlaͤufig auf den Vertrag vorzubereiten, uud
ihrer Selbſtthaͤtigkeit etwas mehr zu uͤberlaſſen, ihre Aufmerk⸗
ſamlkeit reger gu machen rc., als, wie es oft. gu ſehen iſt, fie:
durch ausfuͤhrliche —— zu einer genie Bequemlichkeit
zu verleiten.
. QBas nun bie vielen und oft aukabrlichen Noten des Ver⸗
faſſers betrifft, weil nun doch gleich anfangs oon denſelben
Erwaͤhnung gethan it, ſo muͤſſen dieſe als das Wichtigſte an
hem Werke wenigſtens wie es ſich dem Lefer darbietet, be⸗
trates. werden. Sie find ein Beweis ver großen Gorgfalt und
Gruͤndlichlkeit, mit welcher dex Berfaffer. fein Ziel verfolgt bat:
man wird faum einen irgend erheblichen Punkt, feine Frage
Hon einiger Bedeutung. hier unerwaͤhnt, und ſelbſt nicht wenige,
bdufig ibergangene Fragen, beruͤcſichtigt finden, Ref. hat-viele
Giclegenbeit, die Hinweifungen gu profen, und kann das Zeus⸗
niß ihrer Richtigkeit um ſo zuverſichtlicher geben.
Kehren mir aber gu der Vorrede zuruͤck, wo ber Berfaffer,
bon feinem Plane fprigt, fo findet man allerdings niept ; daß
ex bon eines Forderung ber Zeit, einer Verbindung der philo⸗
ſophiſchen und hiſtoriſchen mit dev praktiſchen Meiho⸗
de, uͤberhaupt von dem Verhaͤltniſſe dieſer Methoden, oder
vielmehr den Geſtaltungen derſelben Methode Erwaͤhnung thut,
allein man woͤrde doch dem Verfaſſer Unrecht thun, wenn man.
daraut einen Schluß auf die Anſicht deſſelben machen, und als
ſolche die Nichtachtung jener Methode annehmen wollte, obſchon
, man ¢6 bedauern mug, daß er jenem moͤglichen Zweifel nicht
entſchieden begeguet iſt. Rehmlic ſchon die bloße Angabe der
a |
494 Strdfrede.
Ueberſchriften dee FF berechtigt eben fo febr gu ber Erwat⸗
tung, daß bei der Musfillung derfelben im Bortrage aud
bem hiſtoriſchen Princip fein Recht wiebterfahren werde, ald
man- wohl umgekehrt aus der ausgefprodenen practiſchen Ten⸗
Deng, und dem Nichtberühren der andern Anſicht auf eine Be⸗
ſchraͤnkung im Plane ſchließen koͤnnte. Jenes aber anzunehmen
noͤthigt die angedeutete Darſtellung ſelbſt, welche nicht nur dem
Geſchichllichen einzelne F6 aus(chlichiih in der Einleitung wit
met, ſondern auch in den Noten daſſelbe berpdfidtigt , wobel
fid), ba die Musfibrung eben fo, wie die Aufſtellung des Prine
cips feblt, aus dem Bude felbjt nicht weiter erſehen laͤßt, ob
und in wie fern cine wirklich philoſophiſch hiſtoriſche Methode,
_ oder ein mehr aͤußerliches Nufftellen dev geſchichtlichen Notizen
von bem Berfaffer fir das Ridtigere gehalten und darnad gw
bandelt werde. Sicherer laͤßt feine gruͤndliche Einleitung in die
Dogmengeſchichte der einzelnen Lehren, beſonders im beſon⸗
dern Theil (wie wir mit Recht feine Noten charakteriſiren koͤn⸗
neh) uns auf deſſen geſchichtlichen Sinn ſchließen; auch Hat der
Verfaſſer von den wenigen hiſtoriſchen Arbeiten auf dem Ge⸗
biete dez Criminal⸗Rechts, auch von den Verſuchen bes Unter⸗
zeichneten, ſolche Notiz genommen, und ihr Princip gebilligt,
daß man ihn geen. ale einen Gleichgeſinnten in der wiſſen⸗
ſchaftlichen Grundanſicht begrhft, zumal ba es hier nicht auf
irgend cine Partheiſache, ſondern auf eine Umfaſſung und Ver⸗
bindung der weſentlichen Seiten der gangen Rechtswiſſenſchaft
ankommt, welche man gerade im Criminal⸗NMecht am weniz⸗
ſten hat zugeſtehen wollen, die aber gewiß feo alé richtig am
erfannt werden wird,
Was aber nod mebr als Befkitigung gelten kann und gue
gleich cin Beiſpiel der zwecmaͤßigen Behandlung, auch fir as
geltende edt, giedt, it bie Darflellung der ſ. g.- Steal
rechts⸗Theorien, indem hier nit, wie ſonſt wohl, irgend
—
: Hebert. ab. vie neuern Softeme. | 493
eine Theorie hingeſtellt, und ohne Ruͤckſicht darauf, ob ſie Be⸗
ſtaͤtigung im poſitiven Rechte finde, im Spfteme fo gue als a
als moͤglich, 6. h. mit HaAlfe einiger Inconſequenzen durchge⸗
führt, ſondern vielmehr in zwei verſchiedenen Capiteln erſt von
den Anſichten der Rechts⸗Piloſophen, nach allgemeinen
Gruͤnden, d. h. ohne Beruͤckſichtigung bes poſitiven Rechts,
dann aber von der Frage gehandelt werden ſoll, wie fern das
poſitive Recht in den for uns praktiſchen Quellen beſtimmte
Anſichten ausſpreche. Freilich zeigt es fic) hier, daß dieſe lege
tere gwar mancherlei uͤber Zweck und Beſtimmung der
Strafe gelegentlich aufſtellen, aber eine Angabe bes Grundes,
eine Begrindung bes Strafrechts, und Rechtferti⸗
gung deffelben, gegen moͤgliche Bweifel findet fid) nicht; aber
diefe Verwedhslung von RedtssGen nd und 3wed der Straſe
und vor moͤglichen Folgen derſelben findet ſich auch bei den mei⸗
ſten Strafrechts⸗Theorien ſo ſehr, daß man genau’ genommen
durch dieſe Eine, nun einmal gebraͤuchliche Benennung, ſehr
verſchiedene Begriffe bezeichnet findet.
In dem allgemeinen Theile wird dann zuerſt von
dem Strafgeſetze, dann den Verbrechen, hierauf der
Strafe und, threr Unwendung auf das Berbrechen gehandelt;
nur in und mit mebrern Abtheilungen. Mit diefer Unordnung
wie fie hier im Allgemeinen angegeden it, mug fic) der Unter⸗
zeichnete um fo mehr einverftanden erfldren, al8 er, freilich
wieder nad einem andern Gefidtspuntte, fie im Weſentlichen
aud) annimmt: Aber eingelne Ubweidhungen pat er ſich in feis |
nem Opftem erflact, und muß ſich fowohl in Unfehung ders
felben, als aud) ber Redhtfertigung darauf beziehen. Daf
Waͤcht er aud fir da8 Syſtem ſich Verdienſte erworben Habe,
durch paffende, oft eigenthimlide Stelung mander Lebren, .
lehrreiche Berbindung und Bereinfacung auf ber einen, zwec⸗
r
\
594 = Strafrecht.
mafige Sonderung auf der andern Seite, iſt auch bereits mit
gebuͤhrender Unerfennung erwaͤhnt worden. .
In dem gweiten Theile, welder die Lehre der Hers
brecheriſchen Handlungen betrifft, iſt dagegen ein Plan
befolgt, den der Ref. nicht durchgangig bifligen gu koͤnnen
glaubt. Mad der Borrede wollte der Berfaffer ,,cine ausfuͤhr⸗
liche Darſtellung und Gritif der Claffificationen und Anordnung
‘ber Berbrecpen, welde in den altern und neuern Syſtemen des
Strafredts im befonderen Theile befolgt find, geben.” Er hat
es aber auf cine andere Gelegenbeit verfdieben miffen, und
ef laͤßt ſich, nach tem, was in diefer Borrede und in dem
Bache ſelbſt, theils fiber und gegen mandhe Stelungen ges
fagt, theils felb(t geleiftet ift, gewif erwarten, daß aud
Manches beffer begrdndet und — werde, als es jetzt
erſcheinen muß.
Der Verfaſſer hat nehmlich jede mehr kuͤnſtliche Cintheis
ting und Stellung vermieden, und dafuͤr allerdings dieſes fuͤr
ſich, daß der Sinn mancher Eintheilungen und Gegenſaͤtze febr
verſchieden genommen, und nod nidt ein allgemeiner techni⸗
(cher fey, daß die meifien, aud der ſcharfſinnigſt aufgeſtellten
Unterſcheidungen der Vorwurf trifft, daß dadurch oennod ents
“weber nidt alle Fale erſchoͤpft, ober ausſchließend claſſificirt
ſeyen; einige fallen unter keine, andere unter mehrere der an⸗
genommenen Geſichtspunkte; er hat es Saber vorgezogen, eine.
ſolche Ordnung gu befolgen, welche zunaͤchſt auf das Bedaͤrfniß
des Vortrags, eine leichtere Verſtaͤndlichkeit und Deutlichkeit
berechnet iſt, und daher, ohne Ruͤckſicht auf die ſtrengen For⸗
derungen des Syſtems, und einer conſequenten architektoniſchen
Geſtaltung und Gliederung des Gangen die Ueber. Unters und
G.eich⸗Ordnung der Theile, vlelmehr diefe, und demnary die
eingelnen Lebren gewiffer Berbrechens-Arten ſo vorgetragen, bag
bie alfgemcinen fubfidiacen, die, deren Grundſaͤtze auc bei an-
rd
Y
~ = Meher. Ab. die neueſten Soſtene. 405
dern moͤglicherweiſe sur Anwendung kommen, vorausgeſchickt
und alſo die mehr ſelbſtſtaͤndigen: zuerſt, die andern, ie ($3
ſtere verſtaͤndlichen ſpaͤter erwaͤhnt: werden.
So nothwendig nun aber auch die moeß ht anf. be. OR oe
thode | nd bm Vortrag Ht: fo ſcheint es doch, abb weng
deren. F derungen auch auf eine ſolche Weiſe genuͤgt wenden
koͤnne, die zugleich die Anſpruͤche des Spſtems anerkennt, wie
auch andere, namentlich ber Ref., wet ev ſich hier nen⸗
nen darf, es verſucht haben, beide Geſichtspunete zu ———
gen, was bei ihm: zugleich aus der. bereits ausgefprochenen Ue⸗
berzeugung hervorgeht, daß Spſtem und, Methode weſen tlich
Gives find. Ja die entgegengefesee Anſicht, und folglich die
Bemuͤhung durch Aufopferung des Sopſtems, dee: Methode des
Vertrags vollſtaͤndig gu genuͤgen, belohnt ſich nicht einmal durch
das gaͤnzliche Gelingen dieſes Planes, und es dleihen aud hier
wieder Galle Abrig, wo die Erlaͤuterung einer Lepre entweder
ein einſtweiliges Verweiſen auf eine andere, ſpaͤter vorzulegen⸗
de, oder eine Anticipieung derſelbenanathwendig macht. Daxum
it eb doch wohl vorguzieben, cin moͤglichſt einfaches, aber kunſt⸗
gerechtes Syſtem, im Gegenſat der hier geſchilderten Methode
aufgeſtellen, wobei ſich nicht nur jene methodiſchen Ruͤcſichten
aud) beobachten, fonder. auch gerade hurd die Cigenthuͤmlich⸗
keit der Zuſammenſtellung des weſentlich Verdundenen der Ent⸗
gegenſetzung bes Getrennten, yd; wiederum der Vexrglei⸗
chung des Vexſchiedenen, dex Unterſcheidung des Aehnlichen,
recht gute Gelegenheit ergiebt, wichtige Geſichtspunkte kennen
zu lernen, um fo wehr, als hier fo oft die Vergleichungs⸗ oder
VUupterſcheidungs ⸗ Merkmale aus der Natur, Form, dem. Cre.
folge zc. der menſchlichen Handlungen ſelbſt entnommen werden,
und dadurch die Manchfaltigkeit und Beweglichkeit des Lebenta
digenauch der Theorie gu Gute lommt. Bleiben dann freilich
auch bei dieſem Spftews manche einzelne Maͤngel, und laſſen
4900 BSGtrafrecht. ap | _#
Gich nicht (lets Heide Anſpruͤche der Methode und des Syſiems
vereint befriedigen, fo mug man bedenten, daß vielleicht ar
dern in hoͤherm Grade gelingt, was wir dennody deßhalb nidt
underſucht laſſen ddrfen, und daß aud in der Gace, dem Ges
genftande felbft die Rothwendighelt einer gewiſſch Beſſhraͤnkung
legt. Bei ciner nur philofophifdhen Enwicklung |
die unmittelbare. Cinheit von Syſtem und Methobe
fordern, und diefe Gorm iſt jedoch. die eingig wiſſenſchaftliche;
aber wo der Stoff, wie in unferm Criminal⸗Recht, theils
durch die bier gu betradtenden menſchlichen Handlung en eis
febe vielfach geftalteter,- theile durch Ole pofitivben Quellen,
nach denen jene beurthellt werden muͤſſen, ein beftimmet ge
gebener, nidt ert bervorgubringender it, da muͤſſen
nothwendig Zufaͤlligkeiten und Aeußerlichkeiten Abrig bleiben,
veil weder die hiſt oriſche Gefialtung der Quellen⸗Rechte, die
felbfiftandig aufzufaſſen find, die Mufgabe Hat, blos ſich der
Methode unfers Vortrages gu figew, nod) die unendlide
Bewegtheit ves menſchlichen Handelns fid) iberall einem
Spfteme anpaft, Aber ohne Ordnung und innere Nothwen⸗
Sigteit find weder diefe, nod jene, und fo bleibt immer der
Wiſſenſchaft die Aufgabe, dieſe nicht r..0% trem Wefen, fon
dern aud ihrer Form: nach zu erkenen.
Der beſondere Theil zerfaͤllt hier in zwei ſehr unglel⸗
che Abtheilungen (bem Umfange nad): deren erſte von ſ. g.
unmittelbar bärgerlichen oder Rechts⸗Verbrechen,
die andere bon Polizei⸗Berbrechen handelt. Fu der
etften Abtheilung werden nun ohne. weitere Cintheilungss
grande die Haupiclaſſen der Verbreden in einzeln Capiteln
nebeneinander geſtellt. Die drei Berbredenss Merten, welde
gugleich eine ſubſid iaͤre Ridtung haben, vis, falsum' und
injuria werden aber nit nebeneinander, ſondern zuerſt
vis, bann injuria, falsum aber erſt in dem ſechſsten
—
1 ; Paes
\ | 2
ueberſ. Ob, bie J aeuern Spfteme. 497.
; Sapitel behandelt, damit an bas oxitte Capitel, weldhes von
den Toͤdtungen handelt, ohne Unterbrechung die Gefunds
Heitsverlegung, und gndere. mit. dieſer verwandte Bers
Eegungen 3. B. Kinberaus(egung abgehandelt werden thus —
we: hieran ſchließen ſich Verbrechen wider ſ. g. Vermoͤgens
Rechte, Pertrags-Berlegungen, in Begichung auf Ve xe
mbgents. und. Familien⸗Verhältniſſe, Amts⸗. Bers
breden, widerrechtliche Kriegs dienſt Cntgiehung und J
Befreiung eines Gefangenen;, den Beſchluß machen
Majeſtaͤts⸗Verbrechen. Daß jedes dieſer Gapiteb- eing
Menge heſonderer Halle unter ſich faſſe, laͤßt ſich denken; fo
find namentlich unter den Gefi chispunkt ber Gewaltthaͤtig;
Eciten eine Menge aud (older alle geſtellt, welche unfere
Geſetze ald ſelbſtſtaͤndige Verbreechen betrachtet wifen woll⸗
ten, denen daher auch dex Verfaſſer in§. 123, eine eigene
aus dieſem Umſtande entlehnte gemeinſchaftliche Rubrit ate
weiſetʒ aͤhnliches geſchieht bei den Iniurien. §. 159; dog
wicht gang in dem Sinne, wie F. 133; denn dieſe Faͤlle bieie
hen Jajuri ed, und. find-aur bor der gemtinen Cheenbelels
Digung Her porgebod en; die andere aber werden ſelbſt nicht
als Gewalt betrachtet, vbſchon der Begriff dieſes Derbrechens,
ſich durch die übrigen befonders Heroorgehobcnen Arten durche
fahren Wat, was feinen Grund in der formellen Natur des,
Verbrechend der Gewals hat; dieſem ſtellt man mit⸗Recht,
nach dem Romiſchen Syſlem m der Ergdngung,. aud den Bee
txug als formelles Verbrechen an die Seite: hingegen der
Gnjucie, obgleich fie einen ſehr umfaffenden Begriff Hat, und.
vielfach ſubſidiaͤr (jedoch mehr ꝓrivatrechtliche Aushilfe
darbietet) kann, nady der Ast, wie ſich unſer Criminal. Recht
diſtoxiſch-praftiſch gebildet Hat, diefelbe allgemeine
formelle Richtung wiht gugcidyteben werden. Hat man nun
gu fauͤrchten, daß die Anordnung, wie fie pier angegeden iſt,
498 oe -Srtafeedber” — |
Ben boppelten Machthell mit ſich füͤhren Foune, dle Forderungen
be8 Sy tems abgewieſen zu haben, ohnr fn allen Theilen bet
ber Methove gu entſchädigen, (6 muß man wieder einrdus
fren, daß der Derfaffer bel ten efrrgelnen Lehren, fo weit
mat aus den Hinweifungen in den Roten ſchließen kann, alles ges
Han habe, was moͤglich iſt, um folchen Nachtheilen gu begege
nen, indem hier auf Dieles, freilich nicht ohne dadurch: veran·⸗
laßte Weitlaͤuftigkelt, aufmerkſam gemacht wird, was ſonſt Set
Gelegenheit der allgemeinen Stellung ſchon deutlich wird, z. B.
der Unterſchied zwiſchen dffentlichen und Privat-Ver⸗
brechen x. — Der Begriff der Polizei⸗Verbrechen
trder gweiten Abthetlung wird beſtimmt durch Uebertres
ting ‘der Polizei⸗Seſetze: indem fidh dieſe unter andern
auf Erhaltung der Neligiofitat, Gitte und Sittlidteit
beziehen, werden’ bite 'mebrere weit Hd bere ſelbſtſtaͤndige Bere
Hattniffe, unter den blos polizeilichen Geſichtspunkt geftelit,
foogegen Ref. auf fein Spftem gw verweifen ſich erlaudt. Dak
Cie Brauchdarkeit deb Buches bei bem Vortrage, durdydie’ Mit⸗
lichkeit einer unmitteibaren Verweiſung auf abgedruckte Quellen⸗
belege, und durch die Erlaͤnterung derſelben ſehr erhoͤht werde,
wird jeder Docent zugeben, der aus Erfahrung den Rutzen der
Verbindung der exegetiſchen mit der do gmariſch⸗ſyſte⸗
matiſchen Mrethode tennt; aud) thinen die Gegner noch auf
det Nef. Vorrede gam Crimi Proges p: XXXI. verwirt⸗
ſen werben. “LUebrigens wuͤrde ein laͤngeres Eingehen det Bates
zeichneten, ber dus dem Buche fo viel Gutes gelernt ju haben
bekennt, von dem Plane dieſer Anzeige gu welt abfuͤhren, und
fm auch gu ſehr, da er doch -feine' Anſichten ausſprechen foll,
äuf fein eigenes / Syftem gurhdgubebed noͤrhigen, von welchemn
er hier ‘nod, natuͤrlicherweiſe nur refczirend, nicht pruͤfend, cle
nige Worte uu bemerlen — worben —
1 oT 2* of > par :
\ -
. Weberf. ob. die memern: Eyſleme. 490.
. Ron her Form des Dashes. if bereits. dis Mebe geweſen.
Beflimmt gu dem Gebrauche bei Vorleſangen, nach dem
jegigen Standpunkte unſrer Wiſſenſchaft, hat bop
Bud, gleich jedem and ern Lehrbuche, einige aus. her indivig
duellen Auſicht des Vortragenden hervorgehende Eigenthuͤmlich⸗
keiten, uͤber welche nach wiſſenſchaftlichen Principien ges,
„ſtridtenn, da h. cine Unterſuchung angeſtellt und ein Beg
weis gefordert werden kann, wiefern dieſe Auſichten uur cigens
thimiide beſondere ſeyen, oder, was der Verf. woͤnſcht,
. Ugfprade auf cine aliggmeinere Billigung machen dita
fen. Golder Beweis iſt ſchwierig, weil theils die Mit tel
und die Art ihrer Benudung. theils eben das concrete Bee
meisthema ſelbſt, mit Gegenſt and des Streitet und dep
ſchiebener Unfidten find. Go weit aber folder; Beweis migs
lich ift, iſt e& verſucht worden, benfelben in einer ausfuͤhrlichen
ecinleitendBen Abhandlung, und. ‘bet den einzelnen Rebs
wert in koͤrzern oder, Jangern Unmerfungen gu fuͤhren, oder wes.
yigftend angudeuten. Dieß begieht ſich aber. ſeltener anf dew
Gupalt der im Te pte ausgefprodenen Gage, als vielmebr auf:
die: {yflematif(dhe Bebandlungsweifes und indem der Bers,
kaſſer eB: nit wagt, ſeinem Werke eine grdgere Beziehung auf.
das gelebste Publikum gugufdreiben, hat..er ausdruͤcklich S.
XLMI. extlaͤrt, dof er es nur als einen Beitrag. gu Bee: “8
gtindung eines wiffen ſchaftlichen Soflems. des Gris,
minal Rees hetrachtet gu, fehen wuͤnſcht. Seine Unfiche. :
bat ex in ber Vorrede autfuͤhrlich, in Verhindung mit cincg,
geſch icht lichen Darſtellung ber verſchiedenen wif,
fenfdaftliden Behandlungtßarten des Criminal - Medes,
in Glterer und neuerer Beit, cusgelproden, daß cine Wiedere,
holung herfelben, und ein Auszug aus dem Bude hier am fy2
weniger am Orte ware, alt in der. gegenwartigen Anzeige die,
Qelegenheit des Entwicklung cigenes = aad bend at.
Krit. Zeitſchr. 13.
56a SH" BFetateewe,
worden MRSA cate mie geflattet gu Demerkerr, daß mit
Anerfermung’s WAG Vortheile / welche Nachtheile irgend einer
du einer beſtiarmten Zeit vorherrſchenden einſeitigen Richtung
nnd Merhode zuzeſchrieben werden muͤſſen — det blos dogmas
tijd) praktiſchen, Ger diſtoriſchen, der philoſophiſchen, — bier
Das Reſultat aͤusgeſprochen, und in der Ausfuͤhrung ſelbſt nod
mehr zu begruͤnden verſucht iſt, wie die Nachtheile jeder Eins
feitigteit vermieden, die Vortheile jeder Methode erreicht
werden koͤnnen, went man fie verbindet. Dieſe Verbindung
iſt aber nicht Forderung einer üußern Klugheit, Bwed mdf
figkeit oder Nuͤtz lichkeit, “fonderti fie it die unmittelbare
Pnerlennuiig’ see wiſſenſchaftlichen Eigenthaͤmlichkeit unferes pee
fitiven Rechts weldyes die derſchiebenen Seiten der Philo fo
phic, Geſchichte “und des beftependen Syſtems an fid hat,
Sie theils ald Brafenfolge nadeinandes, theils in Be
githung auf tie wiſſenſchaflliche Darftelung des Beehenden
nebene inande v in Betracht kommen, snd deren keine ‘ohne
Nachtheil Wegbleden darf. Man mag alſo einmal jeden
Theile, der vielmehr nur eine Seite des Gamjen iſt, ſeim
Schranke anwelſen, nicht ihn zum Ganzen und Auodſchlie genden
machen, wie zuweilen geſchehen iſt, dann ober auch eben wie
der jedem Theile [eine ihm geo prenoet Srelle’ wiht verweigern
folglich ody: ſich zu Sex Anſicht erheben, daß wirkliche Philo.
ſophie, Geſchichte und Spſtem des pofitloen Rechts nicht in
einem gezenſeitigen friind fide Wwepaltnife um Kampf,
ſondern in ciner téfentiihen" te Gere (ih ‘Befthtew, und dag!
ble von: den Gegnetn -gemacheen Cinwendunged® theils daraus
abguleiten find, daß man oft Son‘ Borne herein die Nothwem
digkeit eines folden Gegenfa ges. wd der Unvertinbar
Feit der verſchiedenen Methoden annahm, hells daß fle durch
die Einſeitigkeit irgend einer vorherrſchenden Anſicht durch Mipe
braͤuche, welche dem Priuicip, ſonbern drin oe
se AL Saale,
6
Hebert. aͤb, die nenern Syfteme. boi
duum see Lol fallen, ‘und endlich dadurch veramagt wurden,
dah fic), Manches ‘ale philoſophiſcho⸗ hiſtoriſche ober prahiiſche
Behandlungsweiſe augekundigt hatre, was dieſes hérhfiehs: in
dies’ bios aͤußerlichen Bedeutung, alſo niche See Bahrheit nach
at. Wenn ys farts cine ſchiwvie rigs Aufgabe ennpepe, (6
HUB UNG dieſes nicht · abſchrecken, fonder ermuntert, gue Wd
fling derſelben mitzuwicken. Denn hur vereinte Thaͤtigkeit kann
hier, wie in andern Dingen, zum Biele fuüͤhlen, und die Bis
cede druͤcti dic gewiß bon den entſchiedenſten Parthieen wngerd
kennende und zumFrieden fibrenve’ Auſicht dus, daß Kber⸗
haupt jede redliche Thaͤtigkeit, auch mur nach einer beſtimniten
Richtung, ihren Werth; als Beitrag gum Ganzen fates Wee
«HHL fe Die Vevethigang aller Seiten iſt, mbge teen fle oie
avBeiten ; ‘Die er al8? die wichtigern erlennt, — ex*wlird der
Wiſſenſchaft natzen, who ſich den Dank: derer erwerben, welche
dieſe und nicht Neußrres wollen, aber ex laſſe Andetn. gleided
Recht wiederfahren, ‘und ſoll den Frieden in der Wiſſenſchaft zu
befoͤrdern fudbem > Denn der Kampf iſt der Wahrheit nur bis
zu vinem be flinemten Grade d. h. ſo weit firdertidy; ats:
der Form und dem In halt nad wiſſenſchaftltchiſt: pee
tvifft er aber ba8-Jadioiduunr, fo wird haͤufig gefeble;. und
Dat In jedem Galle; abgefehen von ber fubjectiven Bere dy
tigung der Strettenden fid gu vertheidigen, nue ein be⸗
ſchraͤuttes vorabergeheindes Intereſſe, allgemein aber meiſt nach⸗
theilige Wirkungen. Darum kann der Ton‘ der Vorrede eines
hier nicht eiwaͤhnten Schriftchens, welches den Anfang einer
Eriminal⸗ Rechts⸗ Cheoelé giebt, nicht gebilligt werden; ‘ud
auf die Denko uid Hand lungs weiſe wuͤnſcht Sex Veifuſſer
Vorredẽ S. XXIII. ſolle die Wiſſenſchaft nad cinem bekannten
lceiniſchen Spruͤchſworte, veredelnden Ginftng quiets}
| ST Was? dad⸗Syſt cath? ſelbſt betrifft, beffett Tharakteriſirunig
cben gegeben ft, fodn feet | ‘von: dem vorlaͤufig anzugebenden
iil ee
62 ee Bat Gand ered en drs2a28
Begriff-uad Quellen oes: Grindnal ¢ Hehis;, daun ber. ge
(Pidslieen Dares lung: des Ent wid uvgsoGan ges
ete Crtminnls Rees wank der. Wiffenfhaft deſſelben
le Dhaba, le deren Mefeltat fid dee jepigr Stan dpunt
Rye Mdaoſchaft ergiebt. Dieſe meiſt Abergangenen Raͤckſichtan
bir cud in dem CrimivalsPropeffe, ehen ſo genommen
find, glautee dee Verfeſſer ſeisen Subbrern, gleidy :bei dem iy
trite in die Wiſſenſchaft bemerfbar machen zu muͤſſen. je
dem aAlsemeinen Theil handelt vor dem, einzelnen Lehrern
cine Einleitung opm des Begruͤndungund den ober
fen Srundfigen des; Strafrechtẽ. Daß in der Try,
wag dee philophiſchen und pofitinred@thiden, paufig
Mergongenen, Darſtellung ior Waͤchn ar dat Beifpiel gegeber
bobo,. hat ˖ der Verfaſſer anerkannt; die; Nothwendigkeit aber,
das:haſtari ſch e Princip auch in der philefonbifdhen Dar
ſtelang, woe -RACKHten , welche bev Gaf(higte der Phi
lo ſop bie anbeimfalen,- durchzufuͤhren; iſt bier guerft ansge
feroden nnd bee Berfalfer pat. ſich von Ser Wichtigkeit dieſer
Pst Yer Behandlung um fo mehr dhergengt, als er diele alsere
und neuerr Bebauptungen ber Rechtslehrex aus. dem Einfluß
der verſchledenen philoſephiſchen Spſteme gu erklaͤren, und dar
nach ˖ auch gu pruͤfen in Stand geſetzt worden iſt, und hofft
bater davon noch getzauere Rechenſchaft geben gu koͤnnen. Das
die Lehren des allgemeinen Thais in drei Hauptabtheilun
gen, und gwar inter nicht willtabtlichen Ordnung ab⸗
gshandelt werden, wonach zuerſt voy dem: Sitrafgeſe te,
dann Qes Uebertretung deffelban my den Berbredeg
qublich ber-wothwandigen Folge dez Verbrechens, der An⸗
wendung bes Strafgeleges gehandelt wird, ſucht die eine
leltende Abhandlung Aus innery Grinder au segtfertigen
+
_ haffelbe it, reget des Recheeesp, —** Gib
}
‘
. ~
⸗
| neberſ. ad. die meAR-Epfteme. god >
OMe Grundſtze HG der. Natur ber-Hanhiung) “uso Ape
Her verbrewerifen tm inn ern Zuſammenhang, wndzhof
Fentlid in logiſcher Conſequenz dargeftelit:: Ge viel alt nds.
Eft ſchon hier Lek jeder Lehre bee hiſt or Tipe: Geſichts pantt Dems
fenigen oder Serjenigen Quellen⸗NRechte vorangeſtellt, aus wel⸗
Bien’ erlaͤuternde Punkte fuͤr das geltende Recht, und dieſes
ſelbſt abgeleitet werden. Fnsbefondere aber! hat ſich der-Ders
faffer es angelegen ſeyn faffen, dieſes in bent! Befo d dete
Theile bei defi n zelnen Verbrechen gu thun, und zwar in
groͤßerer Ausfuͤhrlichkeit, als ed th Rechtsgeſchichten und
criminaliſtiſchen Lebrbadern ‘gu geſchehem pflegt. Indem
ex auf dieſe Weiſe Sie hiſtoriſche Roaͤckſicht mit ber dogmatiſchen
vereinigt hat, iſt es ihm zugleich moͤglich: geweſen, mu feines
Mefhode die bon Martin befolgte gu verbinden, nehmlich das
Strafgeſetz vor der Darftelung ses Begtiffs gu vrdrterne Al⸗
lerdings fommt dant in Ser bogmatiſchen Darftellung! dee Bee
griff vor der Entwicklung der eingelnen Beſtandtheile oes
Thaibeſtandes, allein cheils iſt die mdtzliche Geſahr vermieden,
da ſich die dogmatiſche Darſtellung and dex Beguiff- hier Hs Hes
fultat der hiſtoriſchen Wuͤrbigung ergeben, theils iſt nach dem
fraͤher bemerkten dieſe Gefahr boc. micht fo gegruͤndet ald es
den Anſchein hat. Wo es nothwenbig ſchien, ‘find “phi foe
phiſche oder politiſche Einleitungen gegeben. Dev He |
ſondere Theil zerfaͤllt in drei Abtheilungen, die beiden
erfien, Verbrechen gegen eingetne: 3 ndibidden 7° amd
Verbrechen gegen den Staat,- find. faſt allgemetat angus
nommen, nicht fo die dritte von den Verbrechen gegen Re⸗
ligion und Kirche, welche der Werfaſſ er fiir nothwendig
hielt, da er ſich nicht zu uͤberzeugen vermag, daß Ole aaf hb» -
bern Gruͤnden berubenden Verhaͤlt niſſe der Religion, unter den
blos rechelith ely weltlichen, oft ſelbſi privatrechtlichen
J
—
Seg Gteafeede:.:- 7
Schtepuntt gegogen werden dhrfen. Wei den Priosh
Berbrechen, welhe nab verſchiedenen Radfidten gu clase
ficlven verſucht find, und wobei, wie die Darſtellung ſelbſt und
bie Noten angeben, die Ruͤckſichten der Methodik mit denen
des Spſtems in Verdindang gefest find, iſt bier als cigens
thaͤmlich gu erwaͤhnen die Unterſcheidung der Verbrechen an
ber Mer finlileit als folder, und an den der Perfon
zuſte hen den Redtens dich it nothwendig, weil die Ane
nabme ſ. g angeborues, Rechte, ober. urfpring lites
im Gegenfage von exworbenen oder abgeleiteten zu falfden
Saͤtzen fuͤhrt, und weil eben biefe ſ. g. urſpruͤnglichen Rechte
bie Perfor ſelbſt find, und diefe ohne fie nicht iſt, fo daf
4. B. die Perfon nidt ctwg .beftehr, und neben ſich rin
Ret auf Leben hat, fondern weil fie Lebt, wie dean
aud 5. B. Mie Thdtung nicht das Recht auf Leben, fondera
bas Leben ſelbſt anfhebt, was. ſchon oben,,bemertt iſt. Bei
ben Sffentliden Berbreden gegen ben Staat, ift dies
ſer felbft, als Ganges, und reprafentirtiourd den Inha⸗
bev der Gtaatsgewalt, und als die Cinheit feiner Gewal
tan, ven den legtern unterſchieden, und dieſe ſelbſt find au
bers, als gewoͤhnlich, abgetbeilt, wobei in einigen Unterab⸗
theiluugen. bie durchdachte Anordnung bon Martin benugt
worden iſt, fo wie in Anſehung der ſelbſiſtaͤndigen Stellung
ber Religions⸗Verbrechen gum Theil RoPhirt als Bore
Ghager genannt werden mug, ‘nur daß bei, diefem die Stele
lung bet Perbrechen gegen die Gotthelt mehr nach dem Ge
fidtspunti_e einer Anſchließung an die Ordnung der C. C. C.
als nad) ben hier S. 271-276, ausgefabrten Gruͤnden ins
never Nothwendigkeit bewirkt worden iff, Dem Duche ift eine
Chreſtomathie der widhtigiten. Beweieſtellen . angebingt,
welde der Verfaſſer in den Vorleſungen, die ex freilich in
mehr widentliden Stunden Halt, als fonft meift bem Erimi⸗
mal⸗Rechte gewidmet werden, erlaͤutert, oder die wenigſtens
durch unmittelbare Verbindung mit den Vortraͤgen deutlich
werden, und dieſen ſelbſt eine Grundlage geben. Die Er⸗
fahrung hat ihn belehte, tapi dadutch nit! dur das Intereſſe
der beſſern Zuhoͤrer ⸗vermehrt ſondern auch die Neigung gum
weltem —— rai ides Quelenegewhri rund be⸗
foͤrdert werde.. 5 ste dagy
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J. J. H. Abess.
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hada ie heal
der
in ben ‘eputfen. RiterataesSeitungen Hon 1926.
8.
enthaltenen Recenſionen
rechtswiſſenſchaftlicher Sa ").
2 J e
L Kritiſche Zeitſchriften.
Sb. C. Schunck, Jahrbuͤcher der geſammten deutſchen Sis
——— —X Palm u. Enke. 839 AI. iſce
Wagner's Zeitſchr. III. S. 1113 VI. 270; IX. 370, ;
©) Der Unters , ‘von ber Red. Geletiid. mit der Anfertiguag des verſyrochenen
VelAAndigen Verzeichniſſes alter in den deutihen Liceraturs Bidtterngseetteens
- ten Geurthellungen juridinver Schriften beauftragt, Gatte gehofit, dag ida
/
das Aligemeine Repertorium der Critik, von Runpf nud Pe—
Cet dieſer mühſeligen Arbeit überheben würde; allein ex fand bald, daß dieſes
Machwerk kaum den dritten Theil des zu liefernden Materials enthielt, und
mußte ſich alſo entſchließen, doc ein ſolches Verzeichniß zu entwerfen. Wene
sun aber and feine Arbeit, wie er furchten mug, micht ganz voll@audig
exfunden werden folite, ſo bitter ex ‘die — beffentlid auc undedentender —
Lücken nidt cinem Mangel an Aufmerkſamkeit von ‘feiner Geite, ſondern
mancherlei nicht fogleid zu entfernendens Hinderniſſen zuzucchreiben. Das
allenfalis Fehlende ſoll wo möglich in dem folgenden Jahrsverzeichniſſe nade
geliefert werden
Damit jedoch das Verzeichniß nicht nnvesi@andiger erſcheine, af8 es wirklich
ſeyn mag, bemerkt der Unterz., daß ex bei Entwerfung deffelben folgende
Regein befolgen au muͤſſen gtanbees
1) Es find bles ſolche Schriſten, welche im gaufe de8 Jahres 1826 ers
ſchienen find, aufgenommen, mit einziger Musnabme der akademiſchen, und
der in deutſchen Blättern beurtheilten fremden Schriften/ bet welaen
auf 1825 zurückgegangen iſt, den Regeln dieſer Zeitſchriſft gemäß.
&) Auch bei den Recenftonen tt ſtrenge darauf gehalten worden, vag
nur ſolche, welche in den Seitunaen des Jahres 2626 ſtehen, vorge⸗
merkt wurden; ( wobel jedoch natüruich dieienigen Hefte einer eitfarite,
weiche zwar eine andere Jagressahl fibres, aber sum Jahrgange 1806 gehoreny
nicht ausgeſchloſſen wurden⸗ wie z. B. namentlich bei unſerer Zeitſchritt der
Gal it). — SS find alſo in dem gegenwärtigen Verzeichniſſe weder Me im
Jabre 1327 erſchienenen Rec. dev Werke vow 1824, nova auch die im Fabre
—
Cd
Bering Der ‘Recenfionen: juriſt. Sarit 0, 1826, go?
TL Naturrecht. | aa
_ - | 1. Einleitende Schriften. oo
H. R.Stö ckhart, de cœli vi.in jure pe Diss. Lips.
Reclam.
—— Zeitſch. IL 3. G. 339.
=m Sopfſteme.
6. gi f &baber, das Naturredt. Stuttg. Steinfoyf, oo:
tit a thor. I. 2. G1. Schunck, Jadrb. IH. 2. 6. 24,
HO &. 3. nr. 262.
— W. v. Reidnig, Soſtematiſches Lehrgebaude des geſamm⸗
ten in Deutſchland geltenden gemeinen Rechts. or Bo. Kirchen⸗
recht, Criminalrecht, Naturrecht. Berl. Rader,
Sdung, Jahrb. Ill. 3. ©. 313.5
3, Monograpbiceen. |
A. Castiau, dé foenare approbando, Diss. 185. Gandz
‘Vandekerkhove.
Krit. Zeitſchr. II. 3. S. 344.
G. U. v. DroftesHAlshof, de Aristotelis —— univer-
sali et particulari..Bonn. Habhicht.
Krit. Zeitſchr. L 2. S. 24, - ,
Ww. Ww. Schierling, de legum srogaton. Gandayi.
Mahne’ 1825. |
\ Krite Beit(or. H. 3. 6. 373.
IN. Privatrecht.
1. Quellen und ihre Rete ad
W. L. D. J. de Crassier, ‘de confectione Codicis Theo -
dosiani, Diss. Leod. 1825.
Krxit. Zeit ſcht. Lr, S. 15a. |
1826 erſchienenen Veurtheilungen feiihever Schriten zu fuer. -Yene werden
im nddften Jahresverzeichniſſe enthalten ſeyn; diefe anzuführen mus
man ſich gang verſagen, ſoute eine fete Anfangss Grinie gewonnen
‘. werden. ‘
3) Das sBerackdonit dau bie⸗ nriaicche Werle On engeren Sinne.
Q) Ein zeUne Aufſätze aus Zeitſchriſten, Abhandlungenſammiungen u. ſ. w.·
Nd unter dem ˖ Namen des Verhes einzeln genaunt, wenn fie getrennt von
der fie enthaltenden Schriit und alfa alg ied Ganaes beur theiit
wurden.
x. Mohl.
508 erdeichniß der Ahcenfenen
C. W. E. Heimbach, de Basilicorum origine, fontibus;
hodierna conditione atque nova edit. — Lips.
- Tauchnitz. - F
-Rrit. itqht. IL t. 6. 4g.
J. F. Hunger, Crit. aliquot Observat. in — Institu-
tionum Heilsbronnensem, Diss. Erl. 1826.
Scunck, Jaded. UI. 2. S. 151.
Institutionum libri IV. ad cod. ol. Heilsbr. nunc. Belay
' , edid. C. Bucher. Erlang. Palm et Enke.
-2 Sadun, Fabrd. Ul. 6. 136, Beds Repert. I. 6. ou.
acl, Ung. nr. 126,
C. Witte, Basilicorum Titulus de R. J. e-cod, Coish edit.
Vratist. edit.
Krit. Zeitſchr. I. 1. S. 48.
3. Gefdiadte.
C. F. Freiesleben, Beitrage sur Romiſchen Rechtsgeſchichte,
< Heft. Bemerfungen ber einige Cigent pen eseegeli
Schriften der alten Romiſchen Furiften, She Weigand,
Beck's Repert. J. S. 422.
A. A. T. Rudorf; de lege Cincia, Diss. Berol. 1825. -'
Krit. Zeitſchr. J. I, S. 184.
C. v. Savigny, Geſchichte des Romi Rechtes im Mit
Paani ar Band. britelb. Mor. ie _ -
Krit. zeirſchr. II, 1, S. 124.
A. SHweppe, Roͤmiſche eſchichte und Re pate:
° thdmer, 2e Aufl. Goit, b. Vandenhoͤck u. Rupr. 1826,
Schunck, Jahrb. J. 3. S. 282. Gott. gel. Anz. nr. 46.
S. W. Zimmern, Geſchichte des Roͤm. nratrechust bis J Ju⸗
ſtinian. Gd. I. A Wot, 1. u.2 Heid. Mohr,
Sound, Sabet III. 3. S. 275.
3. S p ft ¢ m
H. Donelli Commentarii de jure civili. ed. 6. cur. Bu-
- cher. Vol. IX. Norimb. Bauer et R.
Schunck, Fabr. IL 3. S. 269.
C. G. Haubold, institutionum jur. Rom. priv. historico-
dogmaticarum lineamenta, ed. C. E. Otto. Tips. Hinrichs.
Krit. Zeitſchr. 1. 3. S. 136. Gott. gel: Anz. ar. 197.
G. Hugo, z0 kebrbuch des — tom. Tests, | 7te Muh
eri. 1820.
Schunck, Jahrb, II. 3. G. n⸗s.
juriſtiſcher Schriften von 1626. ’ eg
A. Schulting, Notæ ‘ad digesta ed. N. Smallenborg.
Lugd. Batav. Luchtmanns 1825.
Be d's Nepert: TJ, 5. ‘
“4.-Monogtaphicen and Gammlunagen you Abhand⸗
lungen deſſelben Verf.
K.Albert, Ueber den Veſitz unkoͤrperlicher ae ober ſog.
. Gerechtigkeilen. Leipz. Hartmann.
Krit. Zeitſchr. II. 3. S. 340.
Ii, Arndts Diss. inaug. ad Leg. 25. Dig. de liberatione
legata. Berol. Briischke 1825. 0°
Krit. Zeitſchr. Il. 2. S. 186. J. A. L. B. nr. 123.
F. G. E. Backe,' bone fidei possessor quemadmodum fru-
ctus suos faciat? Diss. inaug. Berol. 1825
Mrit. Zeitſchr. IL. 2, S. 189. Shun, Fabrb. U. 3. S. 239.
C. E. Berger, Unterricht fir Vormuͤnder. Hannov. Helvins·
Leipy. Lit. 3. ur. 186.
P. F. Deiters, dé civili cognatione. Bona, Habicht. 1895.
Ge k's Repert. II. 2
H.C. A. Eichstadius, Spicil. ad tit. D. de arbor. ca
4
‘dend. Jenz. Bran. 1825.
Schunck, Jahrb. TL 1. S. 87.
W. Frande, Civiliſtiſche Ubhandlungen, Goͤtt. Bandenb. u. R
Gstt. gel. Ang. nv. 3.
— — Ueber die vertragsmafige Beſtellung der Servituten Ga
deſſen civ. Ubh ) F
Krit. Zeitſchr. J. 2. S. 66.
— — Beitrag zur Lehre bon der Pfandklag. (ebendaf. ).
Krit. 3eitſchr. II. 1. S. 67. a
Th. H.F. Gedke, an et quo sensu servitus non utilis fun-
- do imponi possit? Diss. Rostock.
Krit. Beitidr. IL 3. SG. 403.
B. A. Gottschalk, selecta disceptationum forensium ca-
pita. Tom. I. ed. 2. Dresd. Hilscher.
Schunck, Jahrb. Ul. 2, ©. 183, H. A. &. B.7E. Ql. ur. 114.
Halle, von der Befiellung der Gervituten durd) fimple Bere
traͤge und Stipulationen. — n. Muſ. J. i, S. 64.).
Grit. Zeitſchr. J. 2. S. 6
U. v. Hennings, Datu der Rim. Gefege des Pfand-
rechtes. Schlesw. Taudft. D :
Krit. Zeitſchr. U1. S, 61. | ~
4
‘Ste Grriianig der Aecenſtonen J
C. F. Th. Hepp, Diss. ex quo tempore, hypothees bona
dehbitoris affictat? Lips. 1825.
Krit. Zeitſchr. 1. 6.67, Shunk, Feheb. Il. 3. S. 246.
Aber J. 3. 37. D. de adim. legat. (Urd, civ. Pray.
1K nr. 20.)
Keit. Zeitſchr. I. 2. S. 185. 7
_ & Loͤhr, fiber das geſetzliche Pfanbrecht Ser Kinder an dew
Vermigen ihres Vaters u.ſ. — (Arch. cl. Prag, 1X. S. 71.)
Krit. Zeitſchr. IL 1. &. 67.
— —, Semerfun — aus der sa gon R (Arch
civ. Prag. IX.
Krit. Zeitſchr. i. : S. 174.
Maregzoll, Aber da8 f. g. testamentum rusticorum oak
civ. Peas. IX. nr. 15.)
Krit. Zeitſchr. I. 2 S. 169.
C.G.C. Rotermund, de successione furioso delata, Diss,
’ Gétt. Dietrich.
Krit. Zeitſchr. If. 2. G. 177.
E. J. SHmibtlein, Aber die Crridtung bee Servituten bard
Bertrag. (Usd. civ. Prag. IX. nr,g.)
Krit. Zeitſchr. J. 1..6. 66.
A. G. de Schrétér, Observationes juris civilis, Jenae
a Croker.
Krit. Zeitſchr. 1 . 2. ©. 80.
I. de Selliers, de contrahenda ematione venditioné, Diss.
Brux. de Mat. 1825.
Grit, 3eitſchr. if 3. S. 346. . .
A. — tting, de juribus nondum ——— Diss. Groningae ,
+ 282
MN. Arch. fe Crim. R. IX. 1, S. 173. ;
Ch. L. E. Stemann, de veteris dotis actionnm, rei uxo-
riae atque ex stipulata differentiis, Diss, Hil, 1826,
Sdhund, Sabrb. UL. 2. S. 169, :
C. J. M. Balett, das Notherbenredht, Gort. Deuerlich 1826.
verit Bett(he. Li. 6.1. Shun, Jahrb. Il. 3. ©. 253.
Get. gel. Ang, nr. 163.
S. W. Zimmern, d. jud, resciodente ac rescissorio, disp.
Heidelb. Mohr 1826.
Krit. Zeitſchrt. Il. 2. S, 163. Schunck, Jahrb. J. 3. S. 346.
S. Zimmern, Gehen die Erben des nach der Delation, aber
vor der YUcquifition yerftorbenen Legatars dem Subfiitutes
yor? (Ard. civ, Prag. IX. nr. 18.)
Krit. Zeitſchr. I. 2. S. 181. 5 fe Ta sees
—
!
> a
fiver. Schrit om.i8t6. 6
— B. uikgemtines Dentlhes Pribatrecht — a
F Oaelt{ten |
E. wh. Gaupy, bag ait Magdeburgiſche. und Halliſche es
_ Bred). Mar. ° |
Pe — n.S. ‘eo; BWe@s Repert. HF. Or 4
d. Jahrb. ar, 35. J. U..8.: Be BY. 222. feipi. oes :
, ad Ae I
— Syheme
e# roe #
C. ae Died, ee, Meet betes io § — des
Sauad, —5 — 7 I. 6. 32,- ‘Beas — J. 6. 493.
Gite. gel. Anz. or. 178. J. Us &. 3. nr. 183. .
G. J. A. — Grundſaͤtze des gem. — * — peu
vatrechtes u. ſ. w. ote ülufi. Landsh. b. Kruͤll. 1826.
- §. A. 8. 3. E. Bl. ar. 32. J. A. x. Z. mr. 183. fg..
Weiske, ‘Genubfage de6 deatfcpen Privaterdhtes. ‘Mpg —
* —B -2 ©. 31. © ed's Reports u “he = a. 3.
f 9. — ns
a _& Monogravbieen Pere J
3 J. Kroll, die Aufloͤſung des Dien ſtver haͤltniſſes bev. ony |
nenden oder der fog. Hofegartner. Berl. Korn’: J
— —
— -Bermif dte.. Sah riften. ae
G..6. Dalwigt, .Graniew gum deutſchen — mit Mee:
Bains ate Lief. Heidelb. Oswald.
' Krit. Bettas, i. 1. GS: 29.
IV. Rehenreds
se Vermehren, de disor, inter jus revoeandi et jus
- fetrahendi feudum, Diss.: Jenae.. 5 dae 1823.
Schunck, Jahrb. III. 1. S. 97.
Ve Handelsſs⸗ und BWeSfelvege,- :
H 6 Queklen
8 ¢. Biebhols, , Borfeordnungen der Stade Wien “un Bete
Frankf. Sager. ,
a eit. FY n.-188, iS
HU. Morig, Handbuch ſaͤmmtlicher Medel ⸗ ain Merfane
til⸗Geſetze fir die alten ſieben Kreiſe des K. — Dito⸗
beuern b. Ganſer. 1320. -
Schunck, Jabrb. ik 2. S. 202.
J. M. v. Zimmert Sammlung ——— ha Stats
ten beftebender W e von 2717 —1825, ain. © {
in Bag ee “a Belifgne We 200. 211g 183 helen.
— He
»
512 ( Verzeichnuiß dee Recenfionen'
Zuſammenſtellung ſaͤmmtlicher im K. Baiern giltiger Wechſel⸗
“So uf. w. Méanden Lentner, 1826,
anf, Sabrb. U. 2, G. 202.
2. Monogravhicen.
MN. Th. v. Sinner, von dew saad elt afte Abihel.
aaa b. Biel ifgymann :
VI. Bargerlider Proceß.
1. Soſtem e.
K. v. Grolmann, Theorie des Verfahrens in burgerlihe
echtſſtreitigkeiten, ae Aufl Gießen. Heyer.
Krit. Bettie. UW. 1. S. 119.
Gh. Martin, —8 des teutſchen gemeinen burgerliha
Proceffes. ote aes Heidelb, Winter. 1826.
Krit. Zertſchr. Lr. S. 44. Schunck, Jahrb. Ik. 2. G. 185.
Mittermaier, dee gem, deut. Proceß u. ſ. w.· Ae Beitrag.
Bonn. Marcus.
Shr. gel. Ung. oe. 153. H.W. 3. ©. Bhar. 19,
E. F. Pfotenhauer, sia Sata es Germ.
s. Sithring. )
ed's Repert. Wns oe
2. ow
er Brinkmann, Ucher die richterlichen' Urtheilsgrinde ned)
ihrer. —8 und mee. Kiel Sati ed BoE
Beds Repert. I. S. 180, :
A. S. K ori, utrum —— in integrui quean partes li
tigantes contra fatalia pretense? pean, concedi pos-
ve eo Jenæ. Bran. *
si 0 ad, Sabrb. ILL 1. S. 90 ,
omment. ad. 56. he et To comt, Vimar. d. L. . Dee
1975. — Bran. =
Sdund, Jahrb. lil. 1. S. 96.
J. v. Miller, die Hefentlighteit find hati ded bits
_geelichen Gerichtsverfahrens u.-f.t. . Manden. ae
rit peitior. h 3. ©, 783 IL 2,6. 237%, 6, W. &
— — ————— —
¶gJaſſo ꝙ) Uphoridmen: sper buͤrgerliche Geſctert ueg und Resee
pegs, — Me lew. , arr — —
r ei I. } , ,
Bl. f. lit. —8 8 Lit ts ——
Merfeld) Die dringendſten Gebr err, d land
‘ rechtspflege. 5 Bee posi * Pate —
Be
Krit. Zeitſcht. IL 2. 6.2
Repert. I, 1, £94. 2.3. arabs, — 2. ©, 16%
—
— i
iuriltiſcher Schriften ven 1926, 81
oy Wolderndorf u. Waradein, Un die Glaubiger der Gis
-/ ter: Ranfam und Ahrnſchwang, Behufsts gaͤnzlicher Befeitis
gung dex Rechtspflege, wie fie nicht fron: aa Bel, 1826,
—— Me Bean 7. —
ath
— VII. Rireenrege
1. Gefeggchung
J. Sal das — u. ſ. w. Concilium von Trient; ’ i
deſſen Betas e U. {. w. ber t. Luzern. Meper, —
Katholi k, XIX. ’ Dob ls ſes
Miniferial- Berfiigung (8. Preug.). Aber. Moſticismus, Pieti
mus 'und Geparatismus, mit einigen ——— Bemechin-
gen. Berlin. Oehmigke. .
Beck's Repert. II. S. 146.
F. Teuſcher, Zuſammenſtellung der Kirchen eſetze im 1G:
Sachſen⸗ Weimar. Neuſt. o. O. b. Wa tb 7 i. #
—— Jabrb. 2. ©. 156. Lit, l. d. ane aie
a ae
. Gofewe., 06:
a
So Blame, Grundriß Hes. Kirchenrechts fiir Sud Juden * é
Aen in Doutidplaud. Holle. Anton. seit cee -
rit. Beit{dr. L2G. 56,
W. T. Krug, das Kirchenrecht nach den Grunig fer Bees .
ft, .* Leipz . Baumgartner...
OMB it Repert. a Pi 269. fyi. e 3. * 126, Rit, Bt, d.
E. * v. — Syſtemat Lehrgebaͤude. Cr. Naturrede.y
J.A. Sauter, Funda ris ecclesia ci catholicorum,
Rotwil. Herder. 7 ar # % —
Krit. ae 2 Gee tags
* ioc get ie pract. xcang, Atengt 15, Th. Meigen
%, rh nr. 142. Lit, BI. ding BERL ay ate 24. —
11728 71]
. Monosta p6 teenie ai, 0 3
5. C. W. Augitt fe Boe gud, Seheifts nabere Erklaͤ⸗
yng fiber das Maj Recht. jon, b. Marcus,
Be@'s Nepere Wap ice, Wa oa
6. W. Bobmer, be bie, Ehegefetze ur lt. Rarls d.
Gott. —88 u. R —* i 8 we
GBGdtt. gel, Anz. rar. 124. —
A. Gheysens, de thori —— cds Dios Coon
dei Homan 898... y eo. das Ky —
— Zeliſcht. ũ. 3. G4 a. Ge
$14 VDerzeichniß der Necemfionen
J. Hadschits, de causis matrimonium disseciantibus
discipl. orthodoxee ecclesiz orientalis. Bude typogr. univ.
. Wagner's Zeitſcht. VIL G. 250. |
5. ined Darftelung der Rechte, welche in Mnfehung der
beiligen Hand! eae dann der beiligen und religidfen Sachen,
fowobl nad) kitchlichen als nad dſtert. ne Statt finden.
Prag. Gerzabek. 1826. | ;
Wagner's Zeitſchr. VI. S. 199.
Kann ein katholiſcher Mann mit einer leet en eſchiede⸗
nen Krav eine guͤltige Ehe eingehen? Beesian: WN é ft :
Krit. Zeirſchr. Lr. 6.71. Beate aur 1G. 93%.
G. Riegler, dex Cid, im geſchichtlicher u. ſ. w. Begiehun
Mugéed. Kraͤnzfeider. ziehung.
Benkert's Relig.fr. J. 4. G. 409.
J. Schuderoff, Ueber die oberbiſchoͤffliche Hoheit der —
ten. Ronneburg.
Bea's Repert. II. 3. Vl. f. lit. Unt. ar. ror.
Stdudlin, ‘. Geſchichte der — en und Lehren
oe ber Che. Gi iting. Mofenb. ’ b
Gott. gel. Aaj. ar
3. A. Theiner, Variæ doctorum cath. opiniones de j jure
statuendi impedimenta matrimonii dirimentia, Vratisl.
Max
Spel. Quartal(de. WL. 6. 462,
E. Vansanten, de divortio apud. nos —— Gon.
dz. Steven. U
Erit. Zeit ſchr. Il, 3. 6. 414. a -
— i, alt
VIII. Strafregst
1. Cinleitende Schriften. — |
2.4. v. Deofte- —8 Ginleitung in das deutſche Erim.
Recht. Bonu. / b. Habidt.
t . S. B —X IL.
"eri —* ee 6 Nepert. IL 2, N. eee
aa 2. GelGigete ee J
—— — Sumo, Di No-
Sdund, Jahrb. uüi. G. 186. —
A. R. Frey, Observat. ad juris criminalis teutonici histo-
iam, Diss. Heidelb.. Winter. 18325.
Srit, Beitide. Ul. 4. 6. — = —* 9 erin.x mn |
Oo bie eas
e
' | ; jusitifge Schriften pon 1826. 545
— Oefeggebung,
Karls V. peinliche Geridtsordnung, ebſt der —— und
Brandenb. Halsgerichtsordnung. Jena. mone ;
Shar ck, Saheb, III. 2. S. 210. —
Entwurf eines Strafgeſetzbuches fir das g. Hannoves, mit
Anmerk. von A. Bauer, Gott. Vandenhoͤck.
Beck's Repert. I. GS. 262. are Zeitichr. Iw 6, 121.
Ghee gel. Any, or. 5.
F. Konig, Betrachtungen uͤber den Entwurf eines Straf⸗
—— fuͤr das Koͤnigr. Hannover (aus OS Hlater’s u.
allis juriſt. Zeitung iſtes Erg. Heft. )
Gans, Zeitſchr. 1. 2. GS. 364. "s :
v. Pfiger, Beitrage gum Behufe einer neuen , Stroh e⸗
bung. Ulm. Stettin. es
$.% 22. E. Bl. nr. 106, , N. Med. ſ. Crim: R. 1X. 7. 6. 188,
C. S. Baharia, Steafgefsous-Entwour ans Oswald.
Leipi. Lit. 3. — oe a
| Syt ¢ m e |
J. g. 9. Abegg, Shnen der Lriminaltechts . Wiſenſcali
Koͤnigsb. Unzer.
Krit. Zeitſchr. I 3. S. 418. u. 499.
A. v. Feuerbach, Lehrbuch bes peinlichen Rechts te Au
‘a Heper. 1926, = ‘ f.
t I. 5. u. IL 3. 6. 45 ,
6. Ah $igi 36. 9,103 o.i%, Sour —*
K. v. Beoluian an, Grundfige, ber Seen
—— II. 3. G. —
E. Henkes dbuch des Criminalrechts und der Evimina
alt, or en hes Nikolai.
Krit. Zeitfchr. I. 3. G. 46. a S. 485. Bede's Ke ert.
6. —— Gbtt. — Anz. nr A | -
E. W. v. Reib nitz, Syftemat. —** (i. Naiurrecht.)
5. Monographicen. 4
A. Chotin, de crimine raptus, Diss, —— Tornaci. Ca-
stermann— Dieu.
Krit. Zeitſchr. IL 2. S. 224.
. C, J. H. Mittermaier, de alienationibus mentis, quate-
‘nus ad jus criminale spectant, » Diss. Heidelb, 1825.
aber f. Crim. R. IX. 1. G. 182. Di Gig Seitfer. Vill,
»
,
Krit. Zeitſchr. HL. 3. | 4a
516 Verzeichniß Ser Necenfionen
C.F.T. Sintenjs, de delictictis et penis universitatum,
Reap Serv. Kummer, 1825.
Saund, Jabrb. JIL 1. Gigoꝛ.
6) Ueber Strafarten und Strafauſtalten.
J. Bentham, Théorie des peines et des ee uae ed. 3.
~ Par. Bossange. 1826. - - .
Krit. Zeitſchr. L 3.°6: 1.
Friedlander, symbola ad carcerum — Regiom.
Harmann: }
"Beds Nepert. II, ee
(Hartleben) AUllgemeine Fritifche — ber Wecbafu-, Straf⸗
und Beſſerungs⸗ Anſtalten u. f. w. nach Appert's Journ. des
‘Prisons. Arꝰ Mite Dane ‘Steufird. as
Wagner's Zeitſcht. UW, oz. WL 144. VIL. CK t69. I
fi “or
| or aah 0. som Suftiamorde,. ein Votum der — Leipz.
gin aaa I 2. G25. 5
C. B. Wins, qe supplicio ‘capitis tollendo. Lovanii ii 1825.
N. Ard. f. Ct ith. VIII, 4. ©. 724: — F
7. Einzelne merkwürdige Gtraffalte.
Erfenninif des Ob. Land. Ger, gu vines twibes bie Mitglieder
bes Siinglings-Bundes. Halle. nto
— 34. —*ãſ 3. $. a. L. 3.
r d. Pr d aber di
v artery qe — in pu TI
setae Gauerlander.
SD. % a Se 3. nr. 28,
J. v. Gork: Diplom Vent Aber: te — Dehbrieſe. Zerbſ.
Kummer, .
Be d's Repert MN: a. “Bk f. lit, Unteth. nr. 8. Lit. BL d.
Morg. Bl. or. 72, ,
C. M. Marc, Die Burechiungs abi tet des Moͤrders Woyzed
betreffend. Bambg. Dreſch a ia
Beckeb Revert. J. S. 287. -
Rapport de la commission — St. Petersb. Pluchart.
eck's Repert. II. 3.
Trials (celebrated) and remarkable cases of — juris-
prudence. Lond. 1825.1—VI.
Hermes XXV. 1,
a Pa
J =
uritiſcher Schriften von 1826, J BI?
F - 8 Bermif dete Schriſteh. —
J. E Hitzig, Zeitſchrift fuͤr die Criminal⸗ -Rechtspflegte in den
Preug. Staaten mit Ausſchluß der Rhein» Provingen, Berl.
Dimmer. Bd. II-IV.
Ghtt. gel. Anz. nr. 115. Bi. f. lit. Unt. ne. 45. u. Br. 7.
Wagner's Zeitſchr. VIII. gio. u. X. a J
“IX. Straf⸗Proceß. ey!
1 Soe wre.
Ch. &. v. Wendt, Grundzuͤge des teutſchen und beſonders
baieriſchen Criminalproceſſes fir acad. Studium und ate
vichtlichen Gebrauch. rl, Palm u. Enke. oe
Sound, Jahrb. H. 2. S. 77. ie
hy
2. Monograpsieen-
J. H. Mertens, de testimoniis in causis criminalibus, Diss.
Gand 1825, +
N. Ard. f. Crim. R. VIM. 4. S. 715.
Rolin, de delictorum probatione, Diss. prem. orn. Gande.
M. Meg. f. Crim, R WK 1. G, 126.
X. Staatsrecht. ra
A. Philoſophiſches Staatsredt
wu Einleitende Schriften. |
5. v. Raumer, Geſchichtliche Cniwidlung der Begriffe von
Recht, Staat u. Politik. — Brockh. |
£ Yi. £. 3. nh 303. ae a4
| 2. S y ft ¢ tt e.
J. Ch, v. Uretin Staatsrecht det fon(titutionetien Monars
chie. Mad) des Verf's Tode fortgef, von K. Rotted.
or Th. Aitenb. Lit. Compt.
Krit. Zeitſchr. 7 2. S. 304.
X. — ——— 40 —— vom Staate, ay xb: a,
swald.
Krit. Zeitſchr. M. 1. S. 1.
* —B gran dices
J. B. Hee, Griedenlands Entſtehen u. ſ. w. flaats- und vdl⸗
— betrachtet. Berl. Chriftiant. | :
Krit. Zeitſchr. 1 2. S. 91.
) 12.40
518 Vereichaiz dee Mecenfionen =
Ch. Hifs, du roi dans la monaroh. représ, Par. Ladvo-
.cat. 1825.
“2p3. 2. 3. mr. 201.
Malté-Brun, Traité de la legitimité, cons. comme base
du droit publ. de l'Europe chrétienne. Paris. Gosselin.
1825. 4
J. A. &. 8. ar. 32.
F. F. Stidel, Beitrag gu dee Lehre von der Gewährleiſtung
u. ſ. w. Gießen. Hoyer,
Krit. Zeitſchr. IL. 2. S. 302. Beck's Repert. I. GS. 412.
H. A. &. 3. ar. 55.
-
Meiler, uͤber Berwaltung und Juſtiz. Mannh. Schwan.
Krit. Zeitſchr. 1. 1. S. 86, Heid. Jahrb. nr. 42.
B. poſitives Staatsrecht.
1. Baden.
F. Rettig, die Polizeigeſetzgebung des G. H. Baden. Freib.
Muͤller.
Krit. Zeitſchr. J. 2. S. 108.
2 Batern .
R. v. Hol zſchuher, der Bayriſche Landtag von 1825. afte Abth.
Erl. Dan Ende. om mere —
Krit. Zeitſchr. J. 2, 6.8. Lit. Cond. BI. ar. 133. N.
cost. Ephem. XIX. 9.
Mud hart, Ueber die Cenſur der Zeitungen im allgemeinen und
oppor — bem Bayriſchen Staatsrechte. Erlang. Palm
u. Enfe. 1
Krit. Zeitſcht. Lr. S. 128. Schunck, Jabrb. J. z. S. 201.
AE oA nr. 99. a Jabr
3. Deutſcher Band.
W. Pfeiffer, Ueber die Ordnung der Regierungs⸗Nachfolge
in den monarchiſchen Staaten des deutſchen Bunbdes’. Hans
nov. Hahn. I. II.
Hermes XXVI. 1. J. a. 8. 8. mr. 77.
4 England. .
- Stael-Holstein, Lettres sur Angleterre. Par. Treut. et.
Wiirtz. 1895.
H. A. &. 3. nr. 58. Lpy. Lit. 8. nr. 31 sq. °
A. v. Staͤel⸗Holſtein, Ucher die Berfagung, Berwaltung
uf. w. Englands. A. d. Ke. vo. K. H. SGeheidler. Fena. -
Gott. gel. Anz. ar. 7o. 8 K. 2 : 9 : *
—
*.
juriſtiſcher Schriften von 1826. 319
83. Griechenland.
W. Wadsm Hellen. Alterthumskunde aus dem Geſichts.
puncte des Staates. Halle. Hemmerde.
Lets. Lit. 3. ar. 166.
6. Serre ax
A. Engelmaies, die UnterthanssBerfaffung des Ergh. Oe⸗
fterreich ob und unter der Ems. Wien, Gerold, I—T.
Wagner’s Zeitſchr. X. S. 393.
J. N. Fv. Hempel Kairfinger, Alphab. dronol. Ueberſicht
der k.k. Geſetze und Berordnungen bom abr 1740 — 1821,
als Haupt Mepertorium Aber die — in 79 Banden erſchie⸗
nenen politiſchen Geſetzſammlungen. Wien. Moͤsl e.
Wagner's, Zeiticht. VIII. 2. S. 297.
J. Winiwarter, Handbuch der politiſchen und Suttls Geſetz⸗
— fuͤr die K. Galizien und Lodomerien. iſte Abth. Dar⸗
ſtell. der Drganifat. eS Landes und der Verwaltung, Yemberg
und Tarnow, Kuhn u. M.
Wagners Zeitſchr. XH. G. 501.
7. Predéer.
C. T. Heinge, das preuß. Pag Geſetz, nebſt den dazu gehd.
Ba ed und —— —ERE ate e Aufl.
Liegn. Kuhlmey.
Beds Repert. II. S. ta40.
E. A. W. Schmalz, kleines Hand⸗ und eee, ſur
| Gtadtverordnete. Liegn. Kulmey.
Schunck, Jahrb. WL J. SG. 84.
K. G.v. utter f, Handbud bes preußiſchen Militair⸗Rechts.
III Berl. Rader.
Beck's Repert. II. S. 124.
8. Gadfen
Entwidtung (Hiſtoriſche) der im H. Hauſe Sachſen beobachteten
Grundſaͤtze der Erbfolge. Gotha. Perthes.
H. A. 2. 3. E. Bl. or. 25. Hermes XXVI. I. .
Roͤmhilder Reces (Ueber Den). Gott. Vandenhoͤck u. R.
Beck's Repert. J. S. 61. Gott. gel, Ung. nr. 29. H. A. L.
3. E. Bl. nr. 35. Heid. Jahrb. nr. 45.
C. W. Schweitzer, Oeffentliches Recht des G. H. Sachſen⸗
Weimar-Eiſenach. Weimar. Colman
H.W. 2. 3. mr. 238,
$20 . Bersciguif der Necenflonen |
CG Vermiſchte Schriften.
E. M. Schilling, Archiv far Kameralrecht und Staatsver⸗
waltung. Leipz. Baumgaͤrtner. Heft J.
Krit. Zeitſchr. 12 S. 93.
XE Volkerrecht.
1 Quellen. |
Hi. C. de Reedtz, Répertoire historique et chronologique
des traités conclus par la couronine de Danemarc. Gott.
Dietrich. |
Kets. Zeitſchr. I. 1. S. 133.
2. Vermiſchte Schriften.
Observations sur Je Manuel diplomatique de Martens. Par.
Aillaud. | |
Krit. Zeitſchr. U. 2. G. 226.
VI. Particular⸗Rechte.
Ir Baden.
Ch. G. F. Fred, Ergreift das gefesli ; fandrecht Sex E
ftau os Gemelfpafte-Liegen| porter? Brriby Hager
Krit. Zeitſchr. Ls. S. 118. ie
2 Batern
. Mittermater, der neve Entwurf der Civitprogefordnung
far das K. Baiern in prbfender Vergleidhung u, ſ. w. (Ard.
civ. Prag. VIII. nr. 17; TX. nr, 8.)
Krit. Zeit ſch. L 3. 6. 78 II. 2. 6, 237.
W. H. Puchta, Ueber die buͤrgertiche Rechtspflege und Gee
richts yerfaſſung Baierns. Erl. Palm u. Enke.
Krit. Zeitſcht. J. 3. S. 77. u. I. 2. 237, Schunck, Jahrb.
I. 1. ©. go. : ' :
§. A. v. ZueRhein, der Beweisproces nach den Beftimmune
gen des Entwurfes der Procefordnung fir Baiern. Cin
deſſen: Beitraͤgen z. Geſetzgeb. 1.1.) Muͤnchen. Finſterlein.
Krit. Zeitſchr. I. 3. S. 78. Ih 2. S. 237.
3. Hannoven |
S. P. Gans, Zeitſchrift fae Civil - und Criminal ⸗Rechtspflege
im &. Hannover. Hann. Hellwing. 18 Hft.
_ 3. A. 2.8. E. BE nr. 86. Hitzig, Zeitſcht. VIL G. 257°
Wagner's Zeitſchr. VIII. 8* avg 8 itſchr. wae
jure Séhriften 2 oon 1826. 321
J. Plate, Bemerkungen fiber das Meyerrecht im ——
Luneburg. ate Aufl. von Th. Hagemann, fe eters
Goͤtt. gel. Anz. ar. 131, Gans, Zeitſchr. J. 2. G. 359.
Sammlung (Zweite) der Gemein - Beſcheide Ausſchreiben und
gerichtlichen Berordnungen der K. Hann. Ju izkanzlei ai |
Celle, Schulz. ‘ - dis — oak
Krit. Zeitſchr. J. 2. G. 49.
E. Schluͤter u. L. Wallis, Juriſtiſche Zeit rift uͤr bas
K. Hannov. Luͤneb. Herold, or i i
J. A. &. 3. ar. 86. Gans, Zeitſchr. J. 2. S. 360.
F. C. Willich, des Koͤnigr. Hannover Landesgeſetze und Ver⸗
ordnungen, in einen Ausz. nach alphab. eee Goͤt.
— u. R. Zr Th.
ioe H. A £. 3. €. B 1. nr. 33. ;
4 Miederlande, |
CA. den — en J. van Hall, — tot Regds-
geleerdheid. terd. Gartman, 1896 —
— «Spy 2. 3. mr. 136. 8q,
5. Nordifche Staaten.
— Maulfen, uͤber das Studium des nordiſchen Rechtes. Kiel.
—— Zeitſcht. U2 S. 2122..
6. Oeſterrei ch. |
IJ. C. de Mak ay, Opusculum de sessionibys oralibus, set
de methodo assumendorum sala SUI AE Ore
Leopoli. Schnayder. | ,
Wagner's Zeitſchr. VE. S. 254. ———
S. Ofner, Darſtellung der — (oͤſterr.) Gerrits und
Concurs-Ordnung. at TH. Ollmuͤtz. Startig
Wagners Zeitſchr. IL. ©. 103.
X. Trager ov. Lonigenderg,. Claſſificixung der Concurs-
* Glaͤubiger nach Vorſchrift der oͤſterreich. allgemeinen Concurés
ordnung. Prag. Borroſch.
Krit. Zeit ſcht. I, 2. S. 48. Wagner's Zeitſchr. IV. 146.
Darſtellung dex wechſelſeitigen Verwandt-⸗
— — der ingen §§. des nlgeme se Ores) ——
ra orro
— Zeitſchr. Ik. 63.
— — — Sovageber nad) Anleitung der (oͤſterr.)
eſetze u. ſ. w.· alphab. verfaßt. Prag. Mayregg.
Wagsner's Zeitſchr. 2II. * meen
Qe
é
‘
522 Verscihath Dee Recenflonen
B.A. Wagner, Zeiiſchrift far dſterreicht + Dtechesgeeh aunt
und politifde Gefegtunde. Jahrg. ee 12 -Hefte, Wien.
Geitinger. ;
Shand, Jabrb. I. 1. S. 94.
C. Wittig, de Jurisdictione civili in Galicia. ed. 2, -Leo-
poli. Schnayder 1825.
Wagner's Zeitſchr. VII. S. 291. |
. Zlobigty, Uches Proviforien im ftreitigen Befige, nach dew
8, evr, Gefegen. Wien. Mele. - . ,
Wagner's Zeitſchr. X. 3. S. 407,
7. Polen.
GCloil. Codex far bas Koͤnigreich Polen, iſtes Bud), uͤberſ. von
C. G. Falz. Breslau. Goſohorsky. 8.
Gott. gel. Wns. mr. 149. Wagner's Zeitſchr. I. S. 471.
8. Preußen.
Andeutungen (Kurze) uͤber das preußiſche Juſtizverfahren. Zerbſt.
Kuͤmmer.
\ grit. Zeitſche. U. 1, GS. 122,
G. U. Bielig, practiſcher Commentar gum allgemeinen ands
recht fir die preußiſchen Staaten, 4r Bd. Erf. Keyfer.
Sdund, Babe. Il. 3. G. 309.
v. Kamps, die Provingial « und flatuarifden Rechte in. der
SBreupifchen Monarchie. re Th. Berl. Duͤmmler.
Sdund, Sabrb. Il, 2. S. 175. :
ene und Rechte Ser Herrſchaften und Dienenden, Berl,
Flittner.
Schunck, Jahrb. II. 1. S. 8a. H. A. £. 3. E. BL nr. 51,
Leipz. L. 3. mr. 224.
C. L. H. v. Rabe, Neues Huͤlfsbuch fuͤr pratt. Juriſten in
at preug. Staaten. Berl. Naud, II. ae :
Sdund, Jahrb. J. 2. S. 174. IL 3. S. 311.
E, A. W. Schmalz, Rathgeber und Wegweiſer fir den preuß.
Birger und Landmann in ſeinen Rechtsangelegenheiten. ate
Aufl. Liegn. Kuhimey. a
Leipz. g. 3. Dr. 237.
E. F. Sonnenburg, Tabellariſche Berechnung des Zeitraums,
innerhalb welches die Niederkunft der Geſchwaͤchten erfolgen
muß. Berlin.
Sch tad, Jahrb. Il. 3. G. 352.
juriſtiſcher Schriftin von 1826. ee 533
v. Stra mpf, Handbuch gemeinnuͤ iger Rechts wahrheiten
ON ———— Ste sg, Berlin u. Stettin, Nilolai.
1826.
Schunck, Jahrb. I. 3. S. 313. —
9. Rußland.
3. Pi G. Ewers, oa8 Altefle Meche ber Rufin, —
pirinsky.
Hetd.- Sabet, or, 63.
~ TV.
Alphabeti(hes Verzeichniß
to» der
im zweiten Bande beurtheilten ober angegeigten
Schriften.
(Die eGmifche Ziffer zeigt das Heft, die arabiſche die Seite an)
Wheas, Spſtem i Crim. Rechts⸗Wiſſenſch. rec. von Hepp III. 418
— — — — — anges. von Abegs Il. 49
Albert, uͤb. d. Bells unkbrperl. Gachen, rec. von Huſchke UE 349
Andeutungen (furze) Giber die preuß. Sune Verf. rec. bon
Gheutien 2. «© e « ; . 12
Aretin, Konftitut. ———— forge von Rorted, rec.
von Mohl . iI
Arndts, ad 1. 25. D. de lib. legat., — oon. G. Badter II. 186
Backe, bonae fidei poss. quemadm. fruct. fac. rec. on Tie
ol
Hufdhte 2. ©. «© «© © © 8 © 2
‘Brabandore, de luxu, sec. von Mohl . . . OI. gi
Brunquell, flaatsredhtl. Erdrterungen Aber den ane ber
. Zineal Grbfolge, rec. vow Mohbl . . II.
— fieber die Ungertreanbarkeit der Destine Bundes⸗
Staaten, rec. von Mook . . ——
Castiau, de foenore approbando, rec. bon Mohl . TIM. 34
Chotin, de crimine raptus, rec, von C. G. Wadece . Ul. 22
Dalwigt, Eranien jum Pena ———— rec. von
Rogge - - -« » »«. » L 8
Entwurf einer bargerl. Hrocefordn. far Baiern, rec. om
Gceurlen . «© «© «© © © © « II. 237
Tall, Eranien gum teutſchen Privatredchte, vec. von Rogse I. 28
Ae Aa Lehrbud des peal eat: ote Mugg. rec. von ma
Grande, Beitrag zur Lehre von ber Sandel cin f. i.
Abh.) rec. von Mayer. . ‘ I. 67
Fred, ee das geſetzl. andres ber Eeſtan tele 10.»
vec. von Maper «. . ‘ . Lis
Sy
Alphad. Verzeichniß der im aten Bande beurth. Sdriften.
ge tae Observat. ad hist. jur. crim., tec. von C. G.
t Cc r e oe e e@ e Co e e es
.Gaedke, an servitus non utilis fundo ar: possit? rec.
von 3 im m e r n 0 0 er 0 0 e
L
525
36
III. 403
Gedanken uͤber den — gle —— dedn f. Baiern,
II. 278
rec. bon Scheurle ‘ —
Gheysens, de thor separat reliclend, ‘te. von K.
Waͤchter — 3 é Be - us
GSrolman, Theorie des Verfabrens in saree Rechts⸗
Streitigkeiten. 4te Aufl. rec. von Scheurlen...
— pel Aa der Criminal sees: Viſſenſchaft. zte Aufl.
rec. von Abeg —
J.
III. 414
+ 109
. II 1. 467
Groos, fiber die — bes Srefeons, tte. oon enbe IE. 2h
C(Haſe,) Vom. Juſtizmorde, rec. oon Stoepardt. .
Heimbach, de Basilic. origine, rec. von Biener
‘a des scala haa ibd a at yon
eg
6 4— —
Sennings, Darflung ‘bed Nom. wind Ret, — oon
° .@ o
Hepp, ex quo — hypothece bona debit. ica. ree.”
oon Drager . . <
— I. 3s §. Ze D. ae adim. lege, tec. on €. 6.
Hofader, Jabtb. der Geſctgebung i. secon in Bare
temberg, ir Bd. rec. oon Maver . ‘
Ggife — Aphorismen sue buͤrgerl. ðelchochang/ rte. _
e 0 4 tf e 0
bbe, ab. * gefegl. Pfandrecht der Sinber mf. (Bed.
eiv. Prar. IX, G. 71,) tec. oon Mayer —
— Bemerkungen a. d. Lehre von GubRitationen (Ard).
cio. Prar. IX, ©. 99.) rec. von C. G. Waͤchter -.
S08, Bemerkungen Aver. einige Sehriften in der Gath. Succ.
Sade, rec, bon Mo bf e 0 v e oe : 0
Marezoll, Bemerkungeun u. f. w. Aber einzelne Fragen a. d.
Rom. Civil, R. (v. Gartmann’s. a. bias g Dragain IV. 2,).
tec, pon Mayes 2. ww. : ,ie 8
——— fiber testam. Seana (Ard). — eas. IX. 15.) .
' gee. oon. ©. G Wd te ee eS .
Martin, Lebrbucd des bate — Eriminclrahiet
tec. vou Mhegg . Se es es
Mayer, Commentar = arienb. fandsciees — tan
Gdrader. 2
— Berpfendung einer fremben Sade Cae. ci. ‘Wrap.
IX. S. 246 fg.) von Schrader. ‘
ae A ae Gebredhen der vaterl. Juftippflege, — von
Bis
4,
ITY, |
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1H,
215
, 48
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Il. 934
I.
II,
he.
67
474
67
‘169
III. 477
I.
I.
61
Stoͤckbar co ee ee aa
of
¢
{
526 Alpbhabetiſches Verjeichniß
Michaélis, Corp. jar. publ, German. acad, rec. don Mohl Il. 322
Miller, Aber Oeſſentlichkeit and Nandiicheen m. f, w. rec.
con Scheurlen 237
Mittermaier, der neae Caton einer Sibi Brocef-Oedn.
fir Baiern, vec. ton Gceurlen 2. . . oe WL 239
Mihlenbruch, Hea panei ae ed. I. et IT, rec.
oon Schrader ae oo ae . « UL 377
Observations s. : Manuel oP de Martens, rec. oon
’ No ol hd e 0 v Ii. 226
— spa F wirheriche Bed tiege ues re.
von Sear ? Tl. 237
Top birt z. * com elite, Crd. civ. Peer, vm ar: t.
n Hu fd Fe : ehh ele TAL, 949
— faned des Criminatredytes res. yon begs . MIL 47%
Rotermund, de success. furioso delat., rec. oon €. 6.
Wachter — . « « Whiz
Rotteck, Konftitat. Stonterede, (f. Wretin.)
— | ee des Mom. Neches im — Alter,
vou Schrader.. . « Lin
_ Sehbierling, de leg. abrogatione, rec. von Maver - III. 373
Saati, Grundeefege bet teutſchen Bundes, rt, ton ie
— teutſches Etaatrecht, ree. von ‘Most . . « IL 331
Boca de contrah, emt, vendit. rec. von Mayer . IIL. 356
Spengel, jur are aber Sitiscontet. = Cinreden, rec.
pon bal aqmmide. . _ — .IIL 450
Stickhardt, de coeli vi in jase compe bias con K.
Waͤchter —— . « Fz, 339
S o: iy l, weitra⸗ i. san ven be Centbrleittns * on
— ees ‘bes Sendien bes wediſden Rechts, *
II. 302
Centhch s Ndeniſches Landrecht, — bon « Bichter Ill. 406
Ueber. die ——— der D. ee Staaten, rec. von
MoHl e e e 0 II. 334
terbolzuer, von Erwerbung bes Cigenth. an Erzeug⸗
tinterbatin ely. Pray. VIII. or. 13.) tec. von Huſchke 1b. 189
Vansanten, de divortio — — bid oon K.
Widter. .«. . ~. . FID 414
Madter, Lehrbuch des —8 eaten —R
tec, von Abegg III. 476
Wahelieb, die Theilang des Siatd. Gotha, ree. von Mmobl II, 334
Witte, Basilicor. titul, de R. 1, rec. von Giener . I. 48
Woltersdorf, Jahrb. dex gefammten Liccratur der Staats⸗
wiſſenſch. a. ſ. w. re. von Mool . . . |. «| W298
\
oO
Der im 2ten Bande beurth. od. angeſ. Schriften. 527
— 40. Bade vom Staaie, gt Tp. vec. von K. :
Zimmern, de ud. — resoiss. ret. von Huſchke I. 163
gehen die Erben des u. ſ. w. Legatars den Subſtituten
oor? (Arch. civ. Prax. IX. nr. 18.) vec, bon C. ©. Wadhter, I. 181
Zu dem Vertrage zwiſchen Gotha, —— Hildburghau⸗
fen u. Koburg, rec. von Mohl.....III. 334,
SB eRbein, der Bew. Proces nad) dem neuen Bair. Entw.
Cin deſſen Beitr. 4. Geſetzgeb. I. 1.) rec, von Scheurlen Il. 237
—
as
“A
—
Digitized by Google
Digitized by Google
Digitized by Google